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Full text of "Deutsche Militärärztliche Zeitschrift 24.1895 Michigan"

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Deutsche 


Militärärztliche Zeitschrift 


Herausgegeben 


▼on 


Prof. Dr. R. JLeuthold, an d Dr. O. J^enliartz, 

Generalarzt. Oberstabsarzt. 



24. Jahrgang. 


Berlin 1895. 

Ernst Siegfried Mittler und Sohn 
Königliche Hofbachhandlang 
Kochstrasse 68—71. 


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'- 2 . 0 - 2 .") 


Inhalt des vierundzwanzigsten Jahrgangs (1895).*) 

I. Original-Abhandlungen und Berichte. 

Seite 

Landgraf, Dr., Stabsarzt, Ueber gespaltene Herztöne bei gesunden Personen 1 
Gebrauchsanweisung för das Behringsche Diphtherieheilserum auf Grund der 

bisherigen Erfahrungen zusammengestellt. 8 

Lesshafft, Johannes, Dr. med., Assistenzarzt 2. Klasse, Ueber einen Fall von 
subperiostaler Total-Exstirpation des rechten Schulterblatts wegen Nekrose. 

Regeneration des Schulterblatts.14. 116 

Gutjabr, Dr., Oberstabsarzt, Ein Fall von schwerer Verletzung des Unterleibes 

durch Lanzenstich mit Ausgang in Heilung.19 

Zuntz, N., Professor Dr., und Schumburg, Stabsarzt, Vorläufiger Bericht über 
die zur Gewinnung physiologischer Merkmale für die zulässige Belastung 
des Soldaten auf Märschen im thierphysiologischen Laboratorium der 
landwirtschaftlichen Hochschule angestellten wissenschaftlichen Versuche 49 
Nicolai, H., Dr., Oberstabsarzt, Ueber eine osteoplastische Resektion der 


Fasswurzelknochen.82 

Pfuhl, A., Oberstabsarzt 1. Kl., Beobachtungen über Influenza.97 

Port, Dr., Generalarzt, Rathschläge für den ärztlichen Dienst auf den Truppen¬ 
verbandplätzen .145 

Binz, C., Professor, Ueber Anwendung des Chinins gegen Hitzschlag . . . 161 

Staecker, Dr., Oberstabsarzt, Ueber die dosimetrische Methode der Chloro- 

fbrm-Narkose.193 


Linden, Dr. K. E., dirigirender Arzt des Garnison-Krankenhauses in Helsing- 

fors, Finland, Die Epidemiebaracke des finnischen Militärs zu Helsingfors 204 
Nie bergall, Oberstabsarzt, Ueber ungewöhnlich lokalisirte Muskelkrämpfe . 241 

Schlick, Karl, Dr., Marine-Assistenzarzt 1. Klasse, Ein Beitrag zur Heilung 

durch Hypnose.255 

Schum bürg, Dr., Stabsarzt, Zur Methodik der Unterkleideruntersuchung 267.312. 384 

*) Ausführliche Sach- und Personal - Register am Schlüsse des VI. und 
XII. Jahrgangs; für Jahrgang XIII bis XVIII ist ein solches Register mit Heft 2 
des XIX. Jahrgangs ausgegeben. — Der Roth’sche Jahresbericht hat eigenes Register. 


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YI 


Seite 


Thurn, Dr., Oberstabsarzt 1. Kl., Die Wärmeabfuhr in ihrer Beziehung zum 

Hitzschlag, zur Kleidung, zur Herzermüdung und Herzdehnung .... 289 
Panienski, Dr., Kreisphysikus, Die Epidemie von Genickstarre in der 

Garnison Karlsruhe während des Winters 1892/93 . 337 

Hecker, Adolph, Dr., Oberstabsarzt, Erheblichere Erkrankung nach der An¬ 
wendung des Behringschen Diphtherie-Heilserums.359 

Hart mann, Oberstabsarzt, Erworbene Ektopia perinealis eines Hodens . . 365 

Jacoby, Eugen, Dr., Stabs- und Bataillonsarzt, Weitere Beiträge auf dem 

Gebiete moderner feldärztlicher Technik. 369 

Hamann, Dr., Assistenzarzt, Ein Beitrag zur Entlarvung erheuchelter ein¬ 
seitiger Blindheit.378 

Kubier, Dr., Stabsarzt, Der Verlauf der Cholera in Deutschland während 

der Jahre 1893 und 1894 . 417 

Burchhardt, Oberstabsarzt 1. Kl., Ueber Skiaskopie und die Grenzen ihrer 

Verwendbarkeit. 431 

Overweg, Dr., Stabsarzt, Ueber einen Fall von angeborenem Defekt der 

Brustmuskeln.440 

Seydel, Dr., Oberstabsarzt, Ein Fall von Hysteria virilis.465 

Herrmann, Dr., Oberstabsarzt, Zur Kasuistik der Pankreascysten .... 473 

Müller, Dr., Stabsarzt, Zwei Halswirbelluxationen durch Muskelzug . . . 513 

Brecke, Dr., Stabsarzt, Ueber einen Fall von schwerer Unterleibsquetscbung 519 
Barth, Dr., Stabsarzt, Ueber die Beeinflussung fieberhafter Temperaturen 

durch Einpinselungen auf die Haut.527 

II. Referate und Kritiken. 

Schleich, C. L., Dr., Schmerzlose Operationen.22 

Maximow, W. W., Das antiseptische Verbandmaterial der französischen und 

der deutschen Armee und die Herstellungsweise desselben.23 

Länderer, Professor, Mechanotberapie.23 

Bum, Anton, Mechanotherapeutische Mittheilungen.24 

Bum, Anton, Mechanotberapie ..24 

Prausnitz, W., Professor, Grundzüge der Hygiene.24 

Tob old, Dr., Assist.-Arzt, Anleitung zur Gesundheitspflege für den Soldaten 25 
Ebermann, A. A., Ueber die desinflzirenden Eigenschaften des völlig wasser¬ 
löslichen Theeres nach Dr. I. Ph. Raptschewskij.25 


Lunkiewitsch, Dr., Bericht über eine Kommandirung in das transkaspische 
Gebiet infolge des Auftretens der Cholera dortselbst, sowie nach Persien wegen 
der Gerüchte über das Auftreten von menschlicher Pest in diesem Lande 25 

Dieudonne, A., Dr., Beiträge zur Kenntniss der Anpassungsfähigkeit der 


Bakterien an ursprünglich ungünstige Temperaturverhältnisse .... 26 

Spengler, A., Zur Frage über die Magen-Darm-Krankheiten zur Zeit der 

Cholera-Epidemien.27 

Solomonow, M., Zur Behandlung der algiden Cholera.27 

Seibert, Ueber Milchernährung bei Typhus.27 

Blucket, Die Ursachen der Brustkrankheiten in der Armee und die Mittel 

zu deren Einschränkung.28 


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1 


VII 


8eite 

Bürkner, K., Prof. Dr., Die Behandlung der Krankheiten der Eustachischen 

Röhre.29 

Kessel, Prof., Ueber die vordere Teuotomie, Mobilisirung und Extraktion 

des Steigbügels.29 

Strümpell, Lehrbuch der speziellen Pathologie und Therapie der inneren 

Krankheiten.31 

Myrdacz, Pani, Dr., Handbuch für k. und k. Militärärzte.31 

Makiewicz, M4d. maj. 2. cl., Das Dienstalter der tuberkulösen Soldaten nebst 
Bemerkungen über deren Brustumfang, Gewicht und KörperkonBtitution zur 

Zeit der Einstellung.87 

Hart, Reginald C., Sanitation and Health. A lecture delivered to the troops 

at Ranikhet, India.89 

Stoi te, Dr., Assistenzarzt 1. Kl., Anleitung zur Gesundheitspflege beim Soldaten 90 
Schüller (Berlin), Ueber Temperaturdiflerenzen beider Körperhälften in Folge 

von bestimmten Verletzungen des Gehirns.90 

Golebiewski (Berlin), Studien über die Ausdehnungsfähigkeit des mensch¬ 
lichen Fusses. 91 

Militär-statistisches Jahrbuch lür das Jahr 1893 . . . 128 

Widerhofer (Wien): Ueber 100 mit Behrings Heilserum behandelte Fälle von 

Diphtherie.130 

Soltmann, O., (Leipzig): Die Serumbehaudlung der Diphtherie.131 

Heim, L., Lehrbuch der bakteriologischen Untersuchung und Diagnostik . . 132 

Schimmelbusch, C., (Berlin): Die Aufnahme bakterieller Keime von frischen, 

blutenden Wunden aus.133 

Ribbert (Zürich): Die neueren Untersuchungen über Krebs-Parasiten . . . 134 

Wagner, C., Erfolg der Behandlung von Knochen- und Gelenktuberkulose 

der Extremitäten mit Stauungshyperämie nach Bier.134 

Riegel, F. (Giessen), Ueber Megalogastrie und Gastrektasie.135 

Statistischer .Sanitätsbericht über die Kaiserlich Deutsche Marine für den 

Zeitraum vom 1. April 1891 bis 31. März 1893'.166 

Hausenblas: Der Sanitätsdienst bei einer Infanterie-Truppen-Division . . 175 

v. Reitzenstein, Freiherr: Ueber Anstalten zur Verleihung von Krankenpflege- 

Geräth schäften.176 

Weibgen, C.: Zur Diphtheriebehandlung.176 

Richter, Kreis-Physikus: Diphtheritis - Epidemie, bekämpft mit Behrings 

Heilserum.177 

Treymann, O.: Ein Fall von akuter hämorrhagischer Nephritis nach An¬ 
wendung des Behringseben Diphtherieheilserums.177 

Schwalbe, J. (Berlin): Akute hämorrhagische Nephritis bei Diphtherie (ohne 

Serumbehandlung).177 

Goebel, C.: Diphtherierezidiv bei Behandlung mit Behrings Heilserum. . . 178 

Fürbringer: Die neuesten experimentellen Grundlagen der Händedesinfektion 178 
Oppenheim, H.: Die Prognose der akuten, nicht eitrigen Encephalitis . . 178 

Villaret, Oberstabsarzt: Gesundheitsschädigende Einflüsse beim Gewerbe¬ 
betriebe .179 

Oberländer—Zuelzer: Klinisches Handbuch der Ham- und Sexualorgane. 180 


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vm 


Seite 

Neisser, £.: Ueber die Züchtung der Gonokokken bei einem Falle Ton 

Arthritis gonorrhoica.18$ 

Habart: Der erste Verband auf dem Schlachtfelde.208 

DemoBthen: La question des hernies inguinales et crurales dans l’armee avec 

une revue de 53 operations.209 

Dreser (Bonn): Ueber ein bedenkliches Narkotisirungsverfahren .... 210 

Vogel (Berlin): Entgegnung darauf.210 

Die Abnahme der Infektionskrankheiten in der französischen Armee in den 

Jahren 1892 bis 1894 211 

Scheurlen, Dr., Stabs- und Bataillonsarzt, Eine Instruktion über Gesundheits¬ 
pflege für Unteroffiziere und Mannschaften.21 & 

Blasius und Büsing: Die Städtereinigung (Weyl’s Handbuch).210 

Richter: Strassenbygiene (Weyl’s Handbuch).216 

Santini: Tuberkulose und Marine.216 

Jaeger: Zur Aetiologie der Meningitis cerebrospinalis epidemica.217 

Kossel, H.: Weitere Beobachtungen über die Wirksamkeit des Behringschen 

Heilserums.218 

Krause, P.: Erfahrungen aus der Praxis über das Kochscbe Tuberkulin . . 220 
Oppler, B.: Zur Kenntniss des Mageninhalts bei Carcinoma ventriculi. . . 220 
Haab, 0., Atlas und Grundriss der Ophthalmoskopie und ophthalmoskopischen 

Diagnostik.221 

White, J. William, Dr, Castration in Hypertrophy of the prostate gland 221 

Kall mann: Grundzüge der Sicherheitstechnik für elektrische Licht- und Kraft¬ 
anlagen (Weyl’s Handbuch).222 

Burgerbtein und Netolitzky: Handbuch der Schulhygiene (Weyl’s Handbuch) 222 
Roth, Bluhm und Kraft: Gewerbebygiene Theil I., allgemeine Gewerbehygiene 

und Fabrikgesetzgebung (Weyl’s Handbuch).223 

Sjögren, T., Einige Schiessversuche mit dem 6^ mm Gewehr.273 

Getreide und Hölsenfrüchte, allgemeiner Theil.. 273 

Schellong, Akklimatisation und Tropenhygiene.274 

Bau- und Wöhnungshygiene, Allgemeiner Theil, Weyl’s Handbuch (01 den- 
dorff: Einfluss der Wohnung auf die Gesundheit, — Albrecht: 
Wohnungsstatistik, — Weber: Beleuchtung der Wohnungen, — Rosen- 

boom: Gasbeleuchtung).273 

Albrecht, H., Dr., Handbuch der praktischen Gewerbe-Hygiene . . . , . 276 

Kann durch den Genuss des Fleisches oder der Milch der an Tuberkulose 

leidenden Thiere Tuberkulose erzeugt werden?.276 

CaraBso, Dr., Oberstabsarzt, Eine neue Methode der Behandlung der 

Lungentuberkulose..279 

Baginsky, Die Serumtherapie der Diphtherie.281 

Mendel, E., Drei Fälle von geheiltem Myxödem.282 

Pall eske, Heilung eines operativ entstandenen Myxödems durch Fütterung 

mit Schafschilddrüse.282 

Viquerat, Das Staphylokokkenheilserum.283 

Pöhl, A., Die Tmmunitäts- und Immunisationstheorien vom biologisch¬ 
chemischen Standpunkt betrachtet.283 


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IX 


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Seite 


Petruschky, Untersuchungen über Infektion mit pyogenen Kokken . . . 284 

Pi stör, M., Dr., Geh. Medizinalrath, Das Gesundheitswesen in Prenssen nach 

deutschem und preussischem Landrecht.284 

Boas, Diagnostik und Therapie der Magenkrankheiten. Zweiter Theil: 

Spezielle Diagnostik und Therapie.285 

Schweigger, C., Seh-Proben.285 

Faisst, O., Dr., Assistenzarzt 1. Klasse, Ueber die Unterbindung der Vena 

saphena magna nach Trendelen bürg bei Unterschenkel varicen.318 

Senger-Crefeld, Ueber den Versuch einer blutlosen Oberkieferresektion durch 

temporäre Konstriktion der isolirten Carotis.318 

Senn, Chirurgie des Unterleibes auf dem Schlachtfelde.319 

Baccelli, Ein neuer Fall von Heilung des Tetanus.319 

Emmerich, R. und Scholl, H., Klinische Erfahrungen über die Heilung 

des Krebses durch Krebsserum (Erysipelserum).320 

Bruns, P., Zur Krebsbehandlung mit Erysipelserum.320 

Petersen, W., Einige kritische Bemerkungen zur Krebsheilserumtherapie von 

Emmerich und Scholl.320 

Freymutb, Zur Behandlung des Krebses mit Erysipelserum.320 

Operazioni cbimrgiche state praticale negli stabilimenti sanitari militari durante 

l’anno 1892 . 322 

Randone, Osservazioni e note di un triennia di servizio chirurgico nell’ 

ospedale militare di Torino.323 

Breslauer, Ueber die antibakterielle Wirkung der Salben, mit besonderer 

Berücksichtigung des Einflusses der Konstituentien auf den Desinfektionswerth 325 
Gräber, Ueber die bakteriologische Diagnostik der Cholera uud des Cholera¬ 
vibrio .326 

Weiss, Ueber das Verhalten der Cholera-Erreger bei niedrigen Temperaturen 326 
Pfeiffer, Weitere Untersuchungen über das Wesen der Cholera-Immunität 

und über spezifisch baktericide Prozesse.326 

Clemow, The Cholera Epidemie of 1892 in the russian empire.327 

Woskressensky, N., Ueber Nachtblindheit.327 

Abbamondi e Cipollone, Ein Fall von Anämie nach Anchylostomum 

duodenale mit Anwesenheit von Dipterenlarven.329 

Kratschmer, Ueber Beschaffung von gesundem Trinkwasser im Lager und 

während des Marsches mit Rücksicht auf die Filtrirungsmethoden . . . 330 

Hermann, F., Dr., Professor und Rüdel, Otto, cand. med., Die Lage der 

Eingeweide ..394 

Hänel, Friedr., Zur Frage der Desinfektionsfähigkeit der Wunden .... 394 

Nauwerck, Aethernarkose und Pneumonie.395 

Wach holz, L., Ueber Veränderungen der Athmungsorgane infolge von 

Karbolsäure Vergiftung.396 

Köster, K., Ueber muskulären Schiefhals.396 

Dardignac, Reflexions sur l’ongle incarne.397 

Kaufmann, Die traumatische Knochen- und Gelenktuberkulose in ihren Be¬ 
ziehungen zur Unfallpraxis.397 

Dunbar, Zum Stande der bakteriologischen Choleradiagnose, unter besonderer 

Berücksichtigung der Pfeifferschen spezifischen Cholerareaktion .... 398 


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X 


Seite 


Klemperer, 6., Die Bedeutung der Milchsäure für die Diagnose des Magen¬ 
karzinoms ...399 

Mendelsohn, M., Die Verschiedenheit des Problems der Harnsäureauflösung 

bei gichtischen Ablagerungen und bei Konkretionen in den Harnwegen . 399 

Senator, H., Ueber Peptonurie.400 

Flatau, £., Ueber Färbung von Nervenpräparaten . . . 401 

A n t o n y, L’Etat sanitaire des Armees Fran^aise, Allemande, Anglaise, Autrichienne, 

Beige, Espagnole et Italienne.444 

Gould, Observations on the action of the Lee-Metford bullet on bone and 

soft tissues in the human body.447 

Knaggs, Gunshot injuries produced by the Lee-Metford rifle.447 

Ziegler, Schussverletzung des Unterleibs.448 

Schaffer, E., Trauma und Tuberkulose.448 

Schaeffer, R., Ueber die Desinfektion der Hände.449 

Fowler, A new operative method in the treatment of fracture of the patella 449 
Bier, Weitere Mittheilungen über tragfähige Amputationsstümpfe im Bereiche 

der Diaphysen.450 

Müller, M., Ueber den Einfluss von Fiebertemperaturen auf die Wachsthums¬ 
geschwindigkeit und die Virulenz des Typhusbazillus.461 

Krüger, S., Ueber die chemische Wirkung der Elektrolyse auf toxische und 

immunisirende Substanzen.461 

Dieudonne, Eine einfache Vorrichtung zur Erzeugung von strömenden 

Formaidehyd-Dämpfen für Desinfektionszwecke.452 

Die emetinfreie Ipecacuanha-Wurzel.452 

Reinicke, H., Ein Fall von chemischer TrionalVergiftung.453 

Harnack,E., Ein Fall von akuter Vergiftung nach gleichzeitiger externer 

Anwendung von Tannin und Kaliumpermanganat.453 

Filehne, W., Beitrage zur Lehre von der akuten und chronischen Kupfer¬ 
vergiftung .453 

Albrecht, H., Dr., Handbuch der praktischen Gewerbehygiene.454 

Schill, Oberstabsarzt, Jahresbericht über die Fortschritte der Diagnostik im 

Jahre 1894 455 

Liebreich, Oskar, Dr., Encyklopädie der Therapie.455 

Schwalbe, Jul., Jahrbuch der praktischen Medizin.455 

Joseph, Max, Dr., Lehrbuch der Haut- und Geschlechtskrankheiten für Aerzte 

und Studirende.456 

Sir Douglas Galton, Healthy Hospitals, Observations on some points 

connected with hospital construction.457 

Rettig, W., Neue Sohulbank. 459 

Die Cholera im Deutschen Reiche im Herbst 1892 und Winter 1892/93 . . 459 

Kocher, Theodor, Dr., Professor, Zur Lehre von den Schusswunden durch 

Kleinkalibergeschosse.484 

Schönwerth, Dr., Geheilter Fall von Stich Verletzung des Zwerchfells. . . 490 
Perthes, G., Operation der Unterschenkel-Varicen nach Trendelenburg . . 490 

Nicolai, H., Dr., Ein Fall von Vereiterung des Nierenzellgewebes . . . 492 

Kocher, Th. (Bern), Methode und Erfolge der Magenresektion wegen Carcinom 493 


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Beite 

Kocher, Theodor, Dr. ? Chirurgische Operatiouslehre.493 

Lenhartz, Hermann, Dr., Professor, Mikroskopie und Chemie am Krankenbett 494 

Kleen, Emil, Dr., Handbuch der Massage.495 

Weiss, Leopold, Dr., Professor, Sehprobe-Tafeln.496 

Groenouw (Breslau), Ephedrin-Homatropinlösung, ein Mydriatikum von rasch 

vorübergehender Wirkung.496 

Schwabe, Q. (Leipzig), Die Heilung der trachomatösen und skrophulösen 

Keratitis durch Lidlockerung (Blepharochalasis).496 

Jacob, Chr., Dr., Atlas des gesunden und des kranken Nervensystems, nebst 

Grundriss der Anatomie, Pathologie und Therapie desselben.497 

Lode, Alois, Dr., Wien, Die Gewinnung von keimfreiem Wasser durch Zusatz 

von Chlorkalk.498 

Berthold (Berlin), Die Diphtherie, Sammelforschung der Deutschen medi¬ 
zinischen Wochenschrift.498 

Vierordt, Oswald (Heidelberg), Erfahrungen über Diphtherie seit der An¬ 
wendung von Behrings Heilserum.499 

Bokai, J., (Budapest), Meine Erfolge mit Behrings Diphtherie-Heilserum . . 499 

Johannessen, Axel (Christiania), Ueber Immunisirung bei Diphtherie. . . 500 

Schottmüller, H. (Greifswald), Ein Fall von Wunddiphtherie mit Diphtherie¬ 
bazillen bei gleichzeitigem Vorhandensein von Diphtheriebazillen im gesunden 

Rachen.500 

Behring, E. (Marburg) und Ransom, F. (Halle a. S.), Choleragift nnd 

Cholera-Antitoxin.500 

Eulenburg, A. (Berlin), Ueber den Missbrauch der Thyroidin-Tabletten . . 601 

Kalischer, S. (Berlin), Ein Fall von Tabes dorsalis mit Kiefernekrose . . 501 

Getreide und Hülsenfrüchte. II. Theil.502 

Myrdacz, Paul, Dr., Stabsarzt, Handbuch für k. u. k. Militärärzte. II. Band 536 
Seipka, Adolf, Militär-Intendant, Die Militär-Bekleidungsstoffe und deren 

Beurtheilung.542 

Berneg au, L., Korpsstabsapotheker, ChemischeStreifzüge durch das Kouserven- 

gebiet unter besonderer Berücksichtigung von Konserven für Massenverpflegung 545 
Spalinger, Ueber die Endresultate der Hydrocelenoperation durch Punktion 

mit Jodinjektion.546 

Ruotte, Quelques cas de traumatismes eräniens.546 

Schröter, Einiges über Schuss Verletzungen des Magens.546 

De Santi, La questiou des premiers secours sur le champ de bataille et le 

paquet de pansement.547 

Port, Dr., Generalarzt, Ueber den Transport bei Brüchen des Oberschenkels 551 
Nikolai, Dr., Oberstabsarzt, Frankfurt a. O., Ein Fall von Schleimgeschwulst 

im Becken.551 

Loewy, A., und Richter, P. F. (Berlin), Ueber Aenderungen der Blut- 

alkaleszenz bei Aenderungen im Verhalten der Leukocyten.553 

Loewy, A., und Richter, P. F. (Berlin), Ueber den Einfluss von Fieber und 

Lenkocytose auf den Verlauf von Infektionskrankheiten.553 

Biva-Rocci, S., und Cavallero, G. (Turin), Zur Frage der Wasserretention 

im Fieber.554 


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XII 


Seite 


Treupel, 6. (Freiburg i. B.), Beiträge zur Kenntnis» der Antipyretica und 

Antalgicft.555 

▼. Kahl den, C., Dr., Technik der histologischen Untersuchung pathologisch¬ 
anatomischer Präparate.556 

Günther, Carl,Dr., Privatdozent, Einführung in das Studium der Bakteriologie 556 
Ohlmüller, W., Dr., Die Untersuchung des Wassers.557 


III. Mittheilungen. 

Berliner militärärztliche Gesellschaft. 32. 136. 403. 504 

Korsch: Kranken Vorstellung. — A Ibers: Naht bei Luxationen im 
Akromio-Klavikular-Gelenke. — Müller: Demonstration eines von 
J. Wickersbeim präparirten Rumpfes. — Landgraf: Ueber ge¬ 
spaltene Herztöne. — Korsch: Veränderungen am Herzen nach Hitz- 
schlag. — Sperling: Modell für Krankentransport auf Lazarethzügen. 

— Nicolai: Ueber eine osteoplastische Resektion der Fusswurzel- 
knochen. — Roth: Ueber Astigmatismus. — Seil erbeck: Ueber 
Lepra. — Tilmann: Ueber Knochenschussverletzungen. — G rawitz: 

Ueber Sandbäder. — Hamann: Beitrag zur Entlarvung einseitig 
erheuchelter Blindheit. — Kübler: Verlauf der Cholera in Deutsch¬ 
land 1893/94. — Barth: Beeinflussung fieberhafter Temperaturen 
durch Einpinselungen auf die Haut. — Bnrchardt: Ueber 
Skiaskopie und die Grenzen ihrer Verwendbarkeit. — Heyse: Pseudo¬ 
leukämie.— Schaper: Ueber einige Krankenhäuser des Auslandes. 

—Schmidt: Streckapparat bei Radialislähmung. — Korsch: Schulter- 


gelenkserschlaffuug infolge von Drucklähmung. — Bassenge: Her¬ 
stellung keimfreien Trinkwassers durch Zusatz von Chlorkalk. 

66. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte (Militärsanitätswesen) . 35 

Salzmann, H., Dr., Neuere Arzneimittel...40 

Rho, Dr., Ichthyol bei Augenkrankheiten.44 

Pasquale, Untersuchungen über Cholera.44 

Ajello, Ueber Purpura hämorrhagica.46 

Lastaria, Ueber Krampfadern.47 

Guerra, Leistenbruch, nach Bassini operirt.48 

Mendelsohn, M., Dr., Harninfiltration, Harnabszess und Harnfisteln ... 48 

Steuer, Ueber Thioform. 48 

Brosius, Die Verkennung des Irreseins.48 

Hartmann, Dr., Die Reform des medizinischen Unterrichts.48 

Aus dem Inhalt der Archive» de Medecine et de Pbarmacie militaires . 92. 462 

Ballaud, Aluminiumgefässe für Karbolsäure. 92. —Wissemans, 


Ohrkrankbeiten vom Nasenrachenraume. 92. — Delmas, Geschichte 
des Hotel Dien von Poitiers. 93. — Remlinger, Erblichkeit der 
Tuberkulose 93. — Sander, Helminthiasis in der russischen 
Armee. 94. — Matton, Impfung durch Kratzen. 95. — Lecuye, 
Tod nach Vipembiss. 95. — Kelsch, Hypoderm. Chinin-Injektionen 
462. — Rullier, Bubonen-Behandluug mit Jodoformvaselin. 462. 
— Messerer und Gasser, Typhusbazillen im Hoden. 463. — 


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XIII 


Seite 

Nimier, Ueber durchbohrte Geschosse. 463. — Ecot, Improvisations¬ 
technik in der bayerischen Armee. 463. — Matthias und Gasser, 
Phlegmone am Ohr bei Ruhr. 463. 

Wieblitz, Dr., Ueber Verwendung getrockneten Kaffeesatzes zur Füllung der 

Spncknäpfe.95 

Der viernndzwanzigste Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie . . 96 

Grün ert, Otto, Dr., Berlin, Ueber Obturatoren.138 

Dr. Krebs +.138 

Dr. Paak f.139 

Minuten-Thermomcter mit Aluminium-Skala.141 

Kier, Die Ausbildung der Militärärzte.139 

Raon, Revierkrankenstuben in Seeforts.139 

Kier, die Genfer Konvention.139 

Laub, Sanitätsformätionen auf dem Schlachtfelde.140 

Kier, Geschichte des Dänischen Rothen Kreuzes.141 

Gordon Norrie, Soldaten-Katechismus.141 

Kohl, Kaserne des 2. Artillerie-Regiments (dän.).141 

Petersen, Kaserne der Ingenieure (dän.). .141 

Flankenbewegung in dänischen Garnisonen.143 

Salzmann, H., Dr., Neuere Arznei- und Desinfektionsmittel . . 183. 238. 407 

Lazarethelend während der Belagerung Torgaus im Jahre 1813.189 

Weg eie. Die atonische Magenerweiterung und ihre Behandlung.192 

67. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte.192 

XXIV. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie zu Berlin, Ver¬ 
handlungen . 224. 464 

Brendel, Der Alkohol ein Völkergift.240 

Stiftungsfeier des Friedrich-Wilbelms-Instituts, Ankündigung. 286. 336 

Rekruthmng 1892 in Schweden.286 

Holmberg, Zur Gesundheitspflege des Soldaten. 286 

Hügel, Frhr. v., Major, Ueber die Verwendung von Zelten im Winter . . 287 

Fuchs, Robert, Dr., Hippokrates’ sämmtliche Werke, 1. Ins Deutsche übersetzt 

und ausführlich kommentirt.288 

Morton, W. J., Dr , Memoranda relating to the „Discovery of Anaesthesia" 288 

Das Taschenbuch des ärztlichen Fortbildungs-Unterrichts.288 

Gerster, Aerztliche Stimmen über und gegen Behring und sein Heilserum 288 

Ekeroth, Carl, Vorschlag zu einer Kriegssanitätsorduung.331 

Grunert, Otto, Dr., Ueber die Methoden bezw. die Mittel, die Zähne vor dem 

Verfall zu schützen.335 

Ulmasche Pflastermulle bei der Truppe.335 

Die militärärztliche Schule zu Lyon.404 

Miethke, Dr., Assistenzarzt 1. Kl., Ein neues Thermometer sowohl zum 

Festetellen der Lufttemperatur als auch der Körperwärme zu gebrauchen 415 

Dr. Valentini f.462 

Borntraeger, J., Diät-Vorschriften für Gesunde und Kranke jeder Art . . 464 

Kaliski, F., Dr., Therapeutisches Vademecum.464 

Dr. Paul Börners Reichsmedizinalkalender für Deutschland 1896 .... 464 


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XIV 


Seite 

K öh ler, Albert, Adolf v. Bardel eben, Nachruf.. . 502 

Die 31. Sektion (Militärsanitätswesen) der 67. Versammlung deutscher Natur¬ 
forscher und Aerzte zu Lübeck.508 

Tappeiner, Lehrbuch der Arzneimittellehre und Arzneiverordnungslehre . . 512 

Schreiber, Dr., Die Arzneitaxe für Aerzte.512 

v. Döbeln, Wilhelm, Regimentsarzt, Historische Uebersicht über das Sanitäts- 

wesen bei der Königlich Schwedischen Flotte.558 

Guttmann, P., Gesundheitspolizeiliche Maassnahmen gegen Entstehung und 

Verbreitung von Malariaerkrankungen.560 

Therapeutische Monatshefte, Augustheft 1895 . 560 

IV. Allerhöchste Kabinets-Ordres, Ministerial-Verfügungen, General* 

Rapporte und Familien-Nachrichten. 

(Amtliches Beiblatt.) 

Personal-Veränderungen im Sanitätskorps 4. 13. 24. 34. 41. 53. 63. 72. 

78. 96. 107 

Ordensverleihungen ... 7. 18. 27. 37. 45. 58. 67. 76. 88. 99. 111 

Familiennachrichten . . 8. 20. 28. 38. 46. 58. 68. 76. 90. 100. 112 


Behringsche8 Diphtherieheilserum, Bestimmungen über Abgabe.. 1 

„ „ Bestimmungen bei dem Gebrauche.... 9 

Einjahrig-Freiwillige, Einstellung am 1. April 1895. ... 2 

Marineordnung (12. November 1894), Ausgabe. 2 

Militärkrankenwärter-Entlassungsanzüge. 3 

Kommunionkosten für Lazarethkranke, Verrechnung. 4 

A. K. O.. „An Mein Heer“ (27. Januar 1895). 9 

Maximumthermometer, Beschaffung für Feldsanitätsformationen und Truppen- 

Arzneibehältnisse. 11 

Revierdienst-Zulage, Zahlung an Assistenzärzte betr.11 

Lebensversicherungsanstalt für Armee und Marine, Zeugnisse für dieselben 11 

Operationskurse für Assistenzärzte 1. Klasse des Beurlaubtenstandes .... 12 

Familienunterstützung, Zahlung in Erkrankungsfällen einberufener Mannschaften 12 

Wittwen- und Waisengeld, Zahlung betr.13 

Militärärztliche Bildungsanstalten, neue Aufnahmebestimmungen.13 

Prüfungskommission für die militärärztlichen Prüfungen 1895 . 21 

Messer und Gabeln in Lazarethen, bei Bedarf sind solche mit vernickelten 

Griffen zu beschaffen.21 

Esslöffel von Blech sind bei Neubeschafiung für Feldsanitätsformationen durch 

solche von Britanniametall zu ersetzen.21 

Gesundheitsbüchlein des Gesundheitsamtes zur Verwendung bei der Ausbildung 

der Lazarethgehülfen.22 

Lampen sind nur für den nächsten Bedarf zu beschaffen.22 

Medizinisch-chirurgischer Etat, Bescheinigung über die Führung desselben . . 22 

Spiele zur Beschäftigung rekonvaleszenter Mannschaften im Freien können 

beschafft werden.23 

Beköstigung der Kranken hat nach der Beköstigungsübersicht zu erfolgen . . 23 


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XV 


Seite 

Beköstigung der Kranken, im Sommer ist thunüchst oft frisches Dörrgemüse 

zu verwenden.31 

Litewka, Einführung bei Pionieren und Fussartillerie.23 

Sanitätsämter sind eine dauernde Einrichtung.24 

Gänge im Waffendienst sind alle Wege im Interesse des Dienstes .... 24 
Wäschebestände der Feldlazarethe sind nach der Traindepotordnung zu erhalten 29 

Todtentragen für Lazarethe betr.29 

Ersatzreserrieten können nicht kapituliren.30 

Kohlenvorräthe, Selbstentzündung derselben betr. 30 

Kassenprüfung und Lokalrevision sind zwei verschiedene Amtshandlungen 31 

Schriftstücke, erledigte und bei den Lazarethen verbleibende sind erst mit dem 

ausdrücklichen Vermerke „Z. d. A.“ vor der Deponiruug zu versehen 31 

Bekleidungsvorschrift für Offiziere und Sanitätsoffiziere.32 

Schnellzugsbenutzung durch beurlaubte Mannschaften. 32 

Waschbecken können für jeden Mann beschafft werden .33 

Formationsänderungen aus Anlass des Etats 1895/96 . . 33 

Xereswein, Begriffsbestimmung.39 

Ausbildungszeit für Feldlazarethaufseher ist auf drei Monate zu beschränken . 40 

Beköstigungsrechnungen werden vereinfacht.40 

Arzneigläser, Beschaffung (sechseckige).47 

Jüngere Sanitätsoffiziere sind im chefärztlichen Dienste auszubilden .... 47 

Fubrkosten-Ent8chädigungen für Gänge im Revierdienst.48 

Badekuren-Unterstützungen für Invalide.43 

Torfmullfüllung der Spucknäpfe in Lazarethen hetr.49 

Unterstützungsgesuche für Militärärzte des Beurlaubtenstandes sind dem General¬ 
kommando vorzulegen.49 

Mannschaftsschränke für das Lazarethpflegepersonal.49 

Meldetafel im Aufnahmezimmer der Garnisonlazarethe. 50- 

BescbwerdefÜhrung, Bestimmungen über dieselbe.50 

Meldetafel in Kasemenräumen.50 

Werthpapier-Niederlegung bei der General-Militärkasse.51 

Staatsschuldbuch-Benutzung bei Führung des Vermögensnachweises .... 51 

Bade- und Brunnenkuren, Aenderung der Bestimmungen.52 

Papierlieferungs-Verträge.53 

Arzneibuch für das Deutsche Reich, Nachtrag.53 

Rechnungslegung bei Rückeinnahmen und dergl. in Lazarethen.59 

Grünkern in der Krankenbeköstigung.59 

Mohrrüben, gedörrte, in der Krankenbeköstigung. 69 

Dörrobst.69 

UeberfÜhrung Kranker in andere Lazarethe und Anordnungen über Larareth- 
kranke mit mehr als zweimonatlicher Behandlungsdauer sind nicht mehr 

zu melden.59 

Zuntz-Schumburgscher Bericht über zulässige Marschbelastung.60 

Wäschestücke sind für die Medizinal-Abtheilung nicht besonders zu beschaffen 60 

„In des Königs Rock a kann für Lazarethe beschafft werden.61 

Ansrüstungs- und Bekleidungsstücke, Einführung neuer Proben.61 


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XVI 


Seit« 

Lazarethgehülfen-Beforderung (Verleihung des Offizier-Seitengewehrs) ... 62 

Inaktivitäts-Abzeichen, Anlegung derselben.62 

Lampenschirme in Krankenstuben.69 

Lazarethgehülfen-Unterricht, Beschaffung plastischer Modelle.70 

Unterrossärzte haben Anspruch auf Wachtmeister-Krankenlöhnung .... 71 

Flaschenverrechnung (für grössere Flaschen).71 

Militärkrankenwärter, Bekleidung und Ausrüstung.71 

Garnisonbeschreibungen betr., Verrechnung der Pläne etc. für dieselben ... 77 

Stempel für Feldsanitätsformationen sind K. G. zu zeichnen.77 

Fortbildungskurs für Stabsärzte Herbst 189$.77 

Beurlauhungs Vorschriften.78 

Verfahren bei Wiederanstellung pensionirter Beamten hei der Militärverwaltung 78 
Gnadenbeweise für Sanitätsoffiziere (12. September 1895)........ 78 

Kursus, hygienischer für Sanitätsoffiziere ..93 

Krankenträger-Ordnung, Aenderung.93 

Wittwen und Waisen (des Soldatenstandes) Fürsorge.94 

Zeugnisse über Militärpflichtige in Argentinien, Uruguay und Paraguy ... 94 

Klasseneinteilung der Militärbeamte?).95 

Getreide und Hülsenfrächte, Ausgabe des Werkes.95 

Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 2. Dezember 1895 101 

Telegramm aus Frankfurt a. O. vom 2. Dezember 1895, 11 Uhr vormittags . 101 

Bruchband für Invaliden.102 

Medizinalfonds, Nachweisung über die verfügbaren Bestände.102 

Badekuren, Nachweisung von Vorkehrungen in Bädern.103 


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Deutsche 


Militärärztliche Zeitschrift 

Redaction: 

Prof. Dr. 3t. <£tstff0fb, Generalarzt, 

Berlin W-, Tnnbensinroe ö, 

n. Dr. «feMftrf» Oberstabsarzt, 

Berlin N<., Chansseestrasae 27. 

Monatlich erscheint ein Heft von mindestens 3 Druckbogen; dazu ein „Amtliches Beiblatt“. Der 
Zeitschrift wird das Werk: „W. Roth’s Jahresbericht über die Fortschritte anf dem Gebiete 
des Militär- S&nitatswesens“ unentgeltlich bei gageben. Bestellungen nehmen alle Postämter und 
Bnchhandlnngen an. Preis des Jahrgangs 16 Mark. 

XXIV. Jahrgang. 1895. 


Ueber gespaltene Herztöne bei gesunden Personen. 

Vortrag, gehalten in der Sitzung der Berliner railitärärztlichen 
Gesellschaft am 20. Oktober 1894 
von 

Stabsarzt Dr. Landgraf. 

Meine Herren, ich würde es nicht wagen, ein Thema wie das vor¬ 
liegende vor Ihnen zu besprechen, wenn ich nicht bei dem Studium der 
Litteratur die Ueberzeugung gewonnen hätte, dass auch in dieser Frage 
noch manche Widersprüche unter den Autoren herrschen, und wenn mich 
andererseits nicht die Erfahrung gelehrt hätte, dass häufiger, als man 
denkt, die Unbekanntschaft mit völlig in den Bereich des Gesunden 
fallenden Erscheinungen am Herzen zu falschen Schlüssen verleitet. Für 
alle Aerzte, denen die Aufgabe zufallt, über das Gesund- oder Kranksein 
einer Person endgültige Entscheidung zu treffen, Entscheidungen, von 
denen oft nicht nur das Lebensglück jener einzelnen Person, sondern das 
ganzer Familien abhängt — ich erinnere an die grosse Rolle, welche die 
Lebensversicherungen in wirtschaftlicher Beziehung spielen —, für alle 
Aerzte sage ich, in Sonderheit auch für uns Militärärzte, ist es Pflicht, 
sich genau Rechenschaft zu geben von den Grenzen, wo Krankheit und 
Gesundheit sich scheiden. Aus dieser Ueberzeugung heraus, und da ich 
das Material meiner Beobachtungen dem Saldatenleben entnommen habe, 
erlaube ich mir gerade an dieser Stelle das Wort zu nehmen. 

Meine Herren! Ueberall, wo man über der Herzgegend das Hörrohr 
aufsetzt, hört man am gesunden Körper zwei gewöhnlich als Töne be- 
zeichnete Schallerscheinungen während der Dauer einer Herzevolution. 

Militär ärztliche Zeitschrift. 1895. J 


Heft 1. 


Verlag: 

f. §. ptttfe* k $*f«, 

Königliche Hofbuchhandlung, 

Berlin, Kochetraase 68—70. 


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2 


Der erste Ton beginnt genau mit der Systole und dauert fast bis zu 
ihrem Ende. Ihm folgt eine kurze Pause und dieser der mit dem Beginn 
der Diastole einsetzende zweite Ton. Der letztere ist wesentlich kürzer 
als die Diastole, so dass zwischen ihm und dem nächstfolgenden ersten 
Ton eine längere Pause liegt. 

Was die Bildungsstätten und den Mechanismus der Tonbildung an¬ 
langt, so geht die allgemeine Annahme dahin, dass der erste Ton über 
der Herzspitze und der dreizipfligen Klappe dem Schlüsse der Atrio¬ 
ventrikularklappen seine Entstehung verdankt, wobei noch der Muskelton 
des tetanisch sich kontrahirenden Herzmuskels mitspielt. Gerhardt drückt 
dies so aus, „dass ein höherer Oberton des Muskeltons Schallherrscher 
am Herzen wird und die gespannten Atrioventrikularklappen in seiner 
Tonart zu schwingen zwingt“. Der erste Ton über Aorta und Pulmonalis 
entsteht in diesen Gefassen nach Anschauung der Einen in der plötzlich 
in Spannung versetzten Gefässwand, nach Meinung Anderer in der plötz¬ 
lich in die Gefasse einströmenden Flüssigkeitssäule. Der zweite Ton über 
Aorta und Pulmonalis verdankt seine Entstehung der Anspannung der 
halbmondförmigen Klappen dieser Gefässe. Ueber den Oeffnungen 
zwischen Yorhof und Ventrikel wird kein zweiter Ton gebildet. Der 
hier gehörte zweite Ton ist der fortgeleitete zweite Ton der Aorta bezw. 
Pulmonalis. Im Ganzen also werden im Verlauf einer Herzbewegung 
sechs Töne gebildet. 

Verzeihen Sie, meine Herren, diese Erinnerung an ganz bekannte 
Dinge, die ich aber für die Deutung des vorliegenden Phänomens für 
geboten hielt. 

Das Vorkommen gespaltener Herztöne bei gesunden Personen — die 
sogenannte funktionelle Form der Spaltung — ist seit langer Zeit bekannt, 
und zwar soll entweder der erste oder der zweite Ton oder auch beide 
Töne jeder in zwei durch eine kurze Pause getrennte Schallmomente 
zerlegt wahrgenommen werden. Uneinigkeit indess besteht sowohl hin¬ 
sichtlich der Frage, welcher von beiden Tönen am häufigsten die 
Spaltung zeige, als auch hinsichtlich des diagnostischen Werthes der Er¬ 
scheinung und endlich in der Deutung des Mechanismus derselben. 

Potain, der erste genauere Bearbeiter der Frage, hat sich für die 
grössere Häufigkeit der Spaltung des ersten Tones ausgesprochen. Unter 
99 Fällen fand er 61 Spaltungen des ersten, 30 des zweiten, 8 beider 
Töne. Bei Gerhardt verschiebt sich das Verhältniss noch mehr zu 
Gunsten des ersten gespaltenen Tons. Auf 112 Spaltungen des ersten 
kamen nur 11 Spaltungen des zweiten Tons, 7 mal waren beide Töne 


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gespalten. Stokes und mit ihm viele Andere treten dafür ein, dass der 
zweite Ton häufiger die Spaltung zeige. 

Die diagnostische Bedeutung der Spaltungen anlangend, so spricht 
sich Leube dahin aus, dass er es für einen Fehler halte, auf unreine 
oder gespaltene Töne Werth zu legen oder gar diagnostische Schlüsse zu 
bauen, wahrend Dehio, welcher letzthin die Spaltung des zweiten Tons 
eingehend studirt hat, dahin kommt, dass man berechtigt sei, aus einer 
Spaltung des zweiten Tons entweder auf eine Erhöhung d#s Blutdrucks 
im kleinen Kreislauf oder auf eine Schwäche des rechten Ventrikels zu 
schliessen. 

Angesichts dieser Differenzen — auf die dritte Frage der Erklärung 
werde ich später eingehen — hielt ich mich für berechtigt und ver¬ 
pflichtet, da mir in den Soldaten meines Bataillons ein einwandfreies 
Material gesunder Leute zur Verfügung stand, ein Material, welches den 
früheren Untersuchern, die ihre Erfahrungen meist an ambulanten Kranken 
gemacht hatten, gefehlt hatte, die Verhältnisse nachzuprüfen, und ich 
mochte mir erlauben, Ihnen das Resultat mehrjähriger Untersuchungen 
heute vorzulegen. 

Dasselbe ist gewonnen an im Ganzen 594 Mann. Ich bemerke, dass 
ich für die Gesundheit der von mir untersuchten Leute jede Garantie 
übernehmen kann, da es sich nicht um einmaliges Zuhören handelt, und 
ich alle diejenigen, welche während einer mindestens zweijährigen Dienst¬ 
zeit überhaupt an einem inneren Leiden krank gewesen sind, von der 
Zusammenstellung ausgeschlossen habe. Die Untersuchung selbst wurde 
stets in stehender Stellung vorgenommen. 

Bei keinem einzigen dieser 594 Leute habe ich eine Spaltung des 
zweiten Tons auffinden können, und ich möchte daraus schliessen, dass 
dieselbe bei ganz gesunden Leuten, dieser Altersklasse wenigstens, über¬ 
haupt nicht vorkommt. Eine wesentliche Stütze für diese Ansicht finde 
ich in dem Bambergersehen Ausspruch, der bei seiner überreichen Er¬ 
fahrung angiebt, dass er sich nicht entsinne, jemals bei ganz Gesunden 
die Spaltung des zweiten Tons gehört zu haben, sondern nur bei Kranken 
der verschiedensten Art, bei denen eine Verminderung des vitalen Tonus 
der Arterie keine allzu gewagte Annahme sei. Bamb er ger erklärt sich 
nämlich abweichend von den meisten anderen Autoren, welche die 
Spaltung des zweiten Tons auf ungleichzeitigen Klappenschluss der Aorta- 
und Pulmonalklappen zurückführen, den gespaltenen zweiten Ton so, dass 
sich die Arterie, statt sich bei ihrer Systole rasch und mit einem Male 
zu kontrahiren, in mehreren Absätzen zusammenziehe, und stützt diese 

1 * 


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4 


Ansicht darauf, dass der zweite Ton nicht nur als einfach gespalten, 
sondern als drei- und mehrfach gespalten wahrgenommen werden könne. 
Die Folgerung, die sich aus dem Nichtvorkommen eines gespaltenen 
zweiten Tones bei einer so grossen Anzahl gesunder Leute für die 
Praxis ergiebt, ist ja eine sehr naheliegende. Der oben erwähnte Leube- 
sche Satz scheint mir demnach, was den zweiten Ton betrifft, nicht 
begründet, vielmehr die Schlussfolgerung Dehios die richtige. Eine 
Spaltung des* zweiten Tons muss uns immer, auch bei anscheinend ganz 
gesunden Personen, stutzig machen. Auf die truppenärztlichen Ver¬ 
hältnisse übertragen, würde ich jeden Rekruten, der eine Spaltung des 
zweiten Tons aufweist, nicht etwa zur Entlassung eingeben, wohl aber im 
Auge behalten und mir in kurzen Zwischenräumen vorstellen lassen. 

Ganz anders wie mit dem zweiten verhält es sich mit dem ersten 
Ton. Der gespaltene erste Herzton lässt sich unter gleich näher zu er¬ 
wähnenden Bedingungen in 55 bis 60 % aller Fälle auffinden, und es ist 
ganz richtig, wenn Gerhardt sagt, dass man der Spaltung um so 
häufiger begegne, je schärfer man seine Aufmerksamkeit darauf richte. 
Ich fand die Spaltung unter jenen 594 Leuten 318 mal und zwar bei 
62 Mann ständig, d. h. jedesmal bei mindestens dreimaliger Untersuchung. 
Bei den übrigen handelte es sich um ein „Kommen und Gehen“, je nach¬ 
dem die Bedingungen zutrafen oder nicht. 

Unter Spaltung des ersten Tons verstehe ich eine Gehörswahrnehmung, 
bei welcher im Verlauf der Systole des Herzens zwei durch eine kurze 
Pause getrennte Schallmomente unterschieden werden, von denen über 
der Herzspitze stets das erste Tonmoment das lautere ist. Ueber der 
Herzbasis trägt in der Regel auch das erste Tonmoment den Accent, doch 
kommen auch Fälle vor, in denen hier ein deutlicher Unterschied in der 
Stärke nicht zu machen ist. Die Angabe Gerhardts, dass bei ge¬ 
spaltenem ersten Ton über der linken Kammer das erste, über der 
rechten Kammer das zweite Schallmoment lauter sei, habe ich nicht be¬ 
stätigt gefunden, höchstens war der Unterschied überhaupt ein minimaler, 
aber immer noch zu Gunsten der Stärke des ersten Momentes über beiden 
Klappen. 

Von wesentlichem Einfluss auf die Wahrnehmbarkeit der Erscheinung ist: 

1. Die Frequenz der Herzthätigkeit. Am günstigsten ist eine langsame 
Herzaktion. Steigt die Zahl der Herzzusammenziehungen z. B. unter dem 
Einflüsse einer körperlichen Anstrengung, so verschwindet in vielen Fällen 
die vorher sehr deutliche Spaltung und macht einem einfachen Schall 
Platz. In der Minderzahl bleibt auch bei erhöhter Herzfrequenz die 
Spaltung deutlich. 


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5 


In zweiter Linie ist maassgebend der Einfluss der Athmung. Wie 
schon Potain hervorgehoben hat, hört man die Spaltung am deutlichsten 
gegen den Schluss der Ausathmung, während der sogenannten Athemr 
pause und im Beginn der Einathmung. Im weiteren Verlauf der Ein- 
athmung, auf der Höhe derselben und während der ersten Zeit der 
Ausathmung hört man die Spaltung nicht. 

3. In den meisten Fällen ist die Spaltung am deutlichsten über der 
Herzspitze und der Tricuspidalklippe. Fast stets ist die hier deutliche 
Erscheinung auch über den grossen Gefässen der Basis ebenso ausgesprochen. 
Wie gross die Zahl der Fälle ist, bei welchen man ausser an den ange¬ 
gebenen Orten auch noch über der Carotis die Spaltung des ersten Tons 
wahrnimmt, vermag ich nicht genau anzugeben, da, ich auf dieses Vor- 
kommniss erst im weiteren Verlauf meiner Untersuchungen aufmerksam 
geworden bin. Ich schätze die Häufigkeit auf V>o der Fälle. 

Es ist eine höchst auffällige Thatsache, dass der Umstand, dass man 
in der Carotis ganz deutlich, allerdings sehr viel leiser als über dem 
Herzen, drei Schallmomente unterscheiden kann, von denen zwei auf die 
Diastole der Arterie, einer auf die Systole derselben fallen, sich bisher 
völlig der Beobachtung entzogen hat. Gerade dieses Phänomen aber ist 
es, auf welches ich hinsichtlich der Erklärung des gespaltenen ersten 
Tones überhaupt grossen Werth lege. 

Das Thatsächliche wäre damit erschöpft, wenden wir uns nun zu 
dem dritten Differenzpunkt, der Deutung des Mechanismus der in Frage 
stehenden Erscheinung. 

Potain nahm, gestützt auf den unleugbaren und stets hervortretenden 
Einfluss der Athmung, an, dass der Schluss der Bi- und Tricuspidalklappe 
nicht gleichzeitig erfolge, dass vielmehr unter der Wirkung der Aus¬ 
athmung eine Verspätung des Tricuspidalschlusses statthabe, da die 
Ausathmung die Blutzirkulation im Gebiet der Pulmonalarterie verlangsame. 
Abweichend davon plaidirt Gerhardt dafür, dass nicht eine Verspätung 
des Tricuspidalklappenschlusses, sondern eine Beschleunigung des Mitral- 
klappenschlussetf die Erscheinung hervorrufe. Im Wesentlichen kommt 
es auf dasselbe hinaus, da unter beiden Voraussetzungen der Mitralton 
dem Tricuspidalton vorangeht. Ich möchte gegen beide Erklärungen die 
oben erwähnte von mir zuerst entdeckte Thatsache geltend machen, dass 
man in einer Reihe von Fällen auch in der Carotis während ihrer Diastole 
zwei durch eine kurze Paus$ getrennte Schallmomente wahrnehmen kann, 
da es doch nicht angängig erscheint, den an der Tricuspidalklappe ent¬ 
standenen Spaltton sich bis zur Carotis fortgeleitet vorzustellen. 


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6 


Ich habe vorhin der Bamberg ersehen Auffassung von dem Zustande¬ 
kommen des zwei- oder mehrfach gespaltenen zweiten Tons durch 
absatzweise Kontraktion der Arterie Erwähnung gethan, eine Auffassung, 
die in etwas modifizirter Weise neuerdings von Rosenbach vertreten 
wird. Eine sehr ähnliche Vorstellung findet sich nun auch in der Litteratur 
in Betreff der Spaltung des ersten Tons. Man nimmt an, dass der Herz¬ 
muskel in diesen Fällen seine Arbeit nicht in einer erschöpfenden 
Kontraktion leiste, sondern sich in zwei Absätzen kontrahire. Dass eine 
derartige Kontraktions weise vorkommt, ist nicht wohl zu bezweifeln und 
namentlich von Huchard in seinem grossen Werk über die Erkrankungen 
des Herzens und der grossen Gefasse betont. Dieser Autor hält 
die absatzweise Zusammenziehung des Herzmuskels für einigermaassen 
charakteristisch für die Zustände von Hypertension im arteriellen Gefäss- 
system, dem Anfangsstadium der Arteriosklerose. Indess in unseren Fällen 
kann von einer Hypertension im Aortensystem keine Rede sein. Es fehlt 
bei ihnen auch der zu jenem Symptomenkomplex der Hypertension gehörige 
verstärkte zweite Aortenton. Dazu kommt, dass bei dieser absatz weisen 
Kontraktion der Ventrikel der Accent nicht wie beim gespaltenen ersten 
Ton auf dem ersten, sondern auf dem zweiten Schallmoment liegt, 
w w, bruit du trot der Franzosen. 

Der letzterwähnte Grund lässt sich auch gegen die fernere Möglich¬ 
keit geltend machen, dass das erste Schallmoment beim gespaltenen ersten 
Ton von der Vorhofskontraktion herrühre. Diese muss natürlich unter 
normalen Verhältnissen immer schwächer sein und auch eine schwächere 
Schallerscheinung bedingen als die Ventrikelkontraktion. Auch diese 
Auffassung ist abzuweisen, ganz abgesehen davon, dass wir es dann 
nicht mehr mit einem im systolischen Theil der Herzthätigkeit sich ab¬ 
spielenden Vorgang zu thun hätten, sondern mit einem präsystolischen. 

Liefern uns somit die angeführten Erklärungen keine befriedigende 
Lösung der Frage, so müssen wir uns nach einer anderen Deutung 
umsehen. 

Mir scheint, dass eine solche möglich ist auf dem Boden der dürch 
die Martiussehen Untersuchungen geschaffenen Auffassung des Ablaufs 
der Herzthätigkeit. 

Alle bisherigen Erklärungen machen die stillschweigende Annahme, 
dass der erste Ton der grossen Gefässe zeitlich Zusammenfalle mit den 
ersten Tönen der Mitralis bezw. Tricuspidalis. Diese Annahme trifft für 
eine sehr grosse Zahl Menschen sicherlich zu. Es liegt aber durchaus 
kein Grund vor, der diese Gleichzeitigkeit als absolut nothwendig er- 


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7 


scheinen lassen müsste. Wir müssen nach den Martiussehen Unter¬ 
suchungen annehmen, dass der Spitzenstoss, mit dem zusammen der Ton 
der Atrioventrikularklappen gebildet wird, bereits in dem Moment endigt, 
in welchem der Arterieneinstrom erst beginnt. Bei nur einigermaassen 
langer Verschluss2eit, d. h. der Zeit, in welcher sowohl die segelformigen 
Klappen wie auch die Mündungen der grossen Gefasse verschlossen sind, 
kann der erste von den segelformigen Klappen gebildete Ton schon ab¬ 
geklungen sein, wenn der durch den Blateinstrom veranlasste Gefässton 
erst gebildet wird. Dann haben wir also zwei durch eine kurze Pause 
getrennte Schallmomente in der Systole, von denen der erste der stärkere 
ist und deren Fortleitung auch nach der Carotis hin keinerlei Schwierig¬ 
keiten macht. Damit würde auch stimmen, dass wir die Spaltuug nur 
wahmehmen bei relativ langsamer Herzthätigkeit, während bei schneller 
Berzaktion, in der auch jeder einzelne Akt sich rascher vollzieht, die 
Pause zwischen Klappen ton und Gefässton so kurz ist, dass sie sich 
unserer Wahrnehmung entzieht. Man kann dies auch so ausdrücken, dass 
man sagt, die Wahrnehmbarkeit der zeitlichen Differenz zwischen Klappen ton 
der Mitralis und Tricuspidalis einerseits und den ersten Gefässtönen 
andererseits ist eine Funktion der Verschlusszeit. 

Es bleibt zu erörtern der Einfluss der Athmung. Hier liegen zwei 
Möglichkeiten vor. Erstens kann die Deutlichkeit der immer vorhandenen 
Erscheinung durch die Athmung beeinflusst sein, und dafür spräche, dass 
gerade während des Schlusses der Ausathmung, in der sogenannten Athem- 
pause, im Beginn der Inspiration jedenfalls die für die Hörbarkeit der 
Herzerscheinungen günstigsten Bedingungen herrschen. Eine Beobachtung, 
die ich an mir selbst machen kann, lässt mich vermuthen, dass das Ver¬ 
schwinden der Spaltung während der Inspiration auf der schlechteren 
Fortleitung beruht während der theilweisen Ueberlagerung des Herzens 
durch die Lunge. Ich kann nämlich in ruhigen Nächten meinen ge¬ 
spaltenen ersten Ton in jeder Athemphase hören. Die zweite Möglichkeit 
wäre die, dass die Ausathmung in irgend einer noch näher zu ergründenden 
Weise die Verschlusszeit verlängere. Ich gebe gern zu, dass weitere 
Untersuchungen entscheiden müssen, welcher von beiden Möglichkeiten 
man den Vorzug geben will. 

Ich resumire mich also dahin: 

1. Eine Spaltung des zweiten Tons kommt bei gesunden Leuten im 
Anfang der zwanziger Jahre nicht vor. 

2. Die Spaltung des ersten Tones ist eine sehr häufige Erscheinung. 


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3. Die Spaltung des ersten Tones hat keine diagnostische Bedeutung. 
Eine etwaige Spaltung des zweiten Tons bei anscheinend ganz 
gesunden Personen muss zur Vorsicht mahnen. 

4. Es ist am wahrscheinlichsten, dass die Spaltung des ersten Tones 
auf einer zeitlichen Different beruht zwischen den Klappentonen 
der Mitralis und Tricuspidalis und den ersten Tönen der Aorta 
und Pulmonalis. 


Gebrauchsanweisung 

fflr das Behringsche Diphtherieheilserum 

auf Grund der bisherigen Erfahrungen zusammengestefit. 

1. Das Behringsche Diphtherieheilmittel, wie es zur Zeit von den 
Höchster Farbwerken hergestellt wird, ist das klare Blutserum von Pferden 
und Schafen, welche durch geeignete Vorbehandlung mit Diphtheriegift 
hochgradig gegen das letztere immunisirt worden sind. 

2. Das Mittel soll, in genügender Menge unter die Haut gespritzt, an 
Diphtherie erkrankte Personen heilen und noch nicht von der Krankheit 
Befallene gegen die Infektion schützen. 

3. Es ist ein spezifisches Mittel, indem es sich einzig und allein 
gegen den von den Löfflersehen Diphtheriebazillen im Körper erzeugten 
Krankheitsprozess richtet. 

4. Seine Wirkung beruht darauf, dass es zwar nicht die Diphtherie¬ 
bazillen tödtet, aber das von ihnen in den Pseudomembranen erzeugte 
Diphtheriegift, welches von hier aus in die Körpersäfte übergeht und die 
schweren Krankheitserscheiuungen bewirkt, unschädlich macht. 

5. Das Mittel wird von den Höchster Farbwerken 1 ) in kleinen 
Fläschchen; die etwa 10 ccm Serum enthalten, abgegeben. Das Diphtherie¬ 
antitoxin ist in denselben, im Serum gelöst, in verschiedener Konzentration 
enthalten, die durch Bezeichnung der Fläschchen als No. 1, 2 und 3 
kenntlich gemacht ist 

6. Die Konzentration, berechnet danach, in welchen Mengen das 
Antitoxin im Stande ist, im Reagenzglase bestimmte Quantitäten des 
Diphtheriegiftes zu zerstören, wird durch sogenannte „Antitoxinnormal¬ 
einheiten“ ausgedrückt. 

*) Die Beschaffung des Diphtherieheilserums für Lazarethe u. s. w. ist durch 
Verf. v. 20/11. 94. No. 1303/11. 94. M. A. und v. 14/12. 94. No. 773/12. 94. M. A. 
geregelt; dasselbe kann somit aus den Sanitätsdepots oder aus Zivil-Apotheken 
bezogen werden. 


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7. Fläschchen No. 1 (grünes Etikett) enthält 600 Antitoxinnormal- 
einheiten. Diese Dosis hat sich bei den Versuchen am Menschen als aus¬ 
reichend zur Behandlung solcher Diphtheriefälle herausgestellt, die ohne 
Komplikationen einhergehen. Sie wird daher als einfache Heildosis 
bezeichnet. 

Fläschchen No. 2 (weisses Etikett) enthält etwa in der gleichen 
Menge Serum 1000 Antitoxinnormaleinheiten. 

Fläschchen No. 3 (rothes Etikett) enthält 1500 Antitoxinnormal¬ 
einheiten. 

8. Dem Serum ist behufs seiner Konservirung 0,5 % Karbolsäure 
hinzugesetzt. So hält sich dasselbe in den Fläschchen, vor Luft und 
Licht geschützt, bei kühler Zimmertemperatur oder im Keller auf bewahrt, 
ohne zu verderben, oder an seiner Wirksamkeit Einbusse zu erfahren, 
zum mindesten sechs Monate lang. 

9. Die Einverleibung des Diphtherieheilserams bei den Diphtherie¬ 
kranken oder bei den zu Immunisirenden erfolgt durch subkutane 
Injektion am besten mit einer Koch sehen, 10 ccm fassenden Ballonspritze. 

10. Als Injektionsstellen sind wegen der günstigen Resorptions¬ 
verhältnisse besonders empfehlenswerth die vorderen und seitlichen Thorax¬ 
gegenden und die Haut der Schenkel. Bei gleichzeitiger Erkrankung der 
Brustorgane sind die Brustgegenden für die Injektion zu veipmeiden, auch 
sind die Stellen des Körpers, welche einem Druck ausgesetzt sind, nicht 
zu Injektionen zu benutzen. 

11. Die für die Injektion in Aussicht genommenen Hautstellen sind 
vorher sorgfältig antiseptisch zu reinigen. 

12. Ebenso haben der die Injektion ausführende Arzt sowie die 
assistirenden Personen eine sorgfältige antiseptische Reinigung ihrer Hände 
vorzunehmen. 

13. Eine besonders sorgfältige Reinigung und Desinfektion hat die 
Koch sehe Ballonspritze vor und nach der Behandlung zu erfahren. 

Man verfahrt dabei am besten in folgender Weise: 

Nachdem die Spritze 1 ) in ihre drei Theile zerlegt ist, reinigt man 
zunächst die Glaskanüle mit Hülfe eines Federbartes und die Injektions- 

9 Beim Bezug der Spritze ist darauf zu achten, dass der Gummiballon gut 
auf die Glaskanüle und auf letztere die Tnjektionsnadel passt, so dass, wenn die 
drei Theile zusammengesetzt sind, und bei geöffnetem Hahn Luft oder Wasser durch 
die Spritze bei Kompression des Ballons und gleichzeitigem Verschluss des kleinen 
Loches im Ballon gespritzt wird, an den Verbindungsstellen weder Luft noch 
Wasser heraustritt. 


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nadel mit Hülfe des Mandrins mit kaltem Wasser. Darauf bringt man 
die Glaskanüle und die Nadel mit eingeführtem Mandrin in ein weites 
Reagenzglas, kocht in demselben die beiden Theile mit Wasser 5 Minuten 
lang ü{)er einer Spiritusflamme und kühlt das Reagenzglas durch Eintauchen 
in kaltes Wasser ab. 

Der Ballon selbst bedarf meist keiner Desinfektion, ist derselbe aber 
doch verunreinigt, so reinigt man ihn durch Einlegen in kaltes sterilisirtes 
Wasser und saugt solches mehrfach hindurch; die Metalltheile trocknet 
man dann sorgfältig mit einem sterilisirten Mullläppchen. 

Nach Reinigung der einzelnen Bestandteile und Entfernung des 
Mandrins der Kanüle setzt man die Spritze zusammen. Bei den nun 
folgenden Manipulationen ebenso wie beim Gebrauch der Spritze ist 
darauf zu achten, dass der Gummiballon stets nach oben gerichtet 
ist. Nach Oeffnung des Hahns saugt man — mittelst Kompression des 
Gummiballons (unter gleichzeitigem Verschluss des Loches in demselben) 
und demnächstigen Nachlassens mit der Kompression — durch die 
Injektionsnadel absoluten Alkohol in die Spritze, schliesst aber 
sofort den Hahn, sobald die Flüssigkeit die Glaskanüle fast angefüllt 
hat. Durch erneute Kompression des Ballons treibt man nach Oeffnung 
des Hahns die Flüssigkeit wieder aus. Der Uebertritt von Alkohol in 
den Ballon ist zu verhindern, da derselbe das Gummi angreift. 

In dieser Weise durchspült man die Spritze dreimal. Darauf ent¬ 
fernt man die Reste des Alkohols aus der Spritze dadurch, dass man drei¬ 
mal 0,5prozentige Karbollosung aufsaugt und wieder ausspritzt. 

Nunmehr ist die Ballonspritze gereinigt und sterilisirt. Jetzt öffnet man 
das mit Pergamentverschluss und Korkstopfen versehene Fläschchen, dessen 
Seruminhalt man injiziren will, indem man mit einem durch die Flamme 
gezogenen Messer das Papier abschneidet und den Pfropfen mit einem 
ebenso sterilisirten Korkzieher entfernt. 

Aus dem Fläschchen saugt man entweder unmittelbar oder nach 
Eingiessen in ein sterilisirtes Reagenzgläschen aus diesem den Inhalt 
durch die Injektionsnadel langsam in die Glaskanüle. Ist sämmtlicher 
Inhalt übergetreten, so schliesst man den Hahn. 

Nun erhebt man mit zwei Fingern der linken Hand an der für die 
Injektion bestimmten Stelle eine Hautfalte, sticht an der Basis derselben 
die Nadel so in die Unterhaut, dass die Spitze frei in derselben beweg¬ 
lich ist, öffnet den Hahn und treibt unter sehr allmählicher Kompression 
des Ballons den gesammten Inhalt der Spritze in das Unterhautbinde¬ 
gewebe. Das Miteinblasen von Luft ist dadurch zu vermeiden, dass man 


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den Hahn der Spritze in dem Moment schliesst, in welchem der letzte 
Tropfen des Serums die Injektionsnadel passirt. Jetzt zieht man die 
ganze Spritze schnell heraus, verschliesst sofort die Einstichöffnung mit 
dem Finger, um ein Heraustreten des Serums zu verhindern, und bedeckt 
die Wunde mit Watte und Jodoformkollodium. Das injizirte Serum 
bildet eine kleine Anschwellung in der Unterhaut Die Aufsaugung des 
Serums erfolgt aber sehr schnell, so dass ein Massiren der Haut, wodurch 
leicht eine stärkere Schmerzhaftigkeit an der Injektionsstelle entsteht, 
nicht nothwendig ist. 

14. Sofort nach Beendigung der Injektion wird die Spritze gereinigt 
und zwar, um die an den Wandungen derselben und in der Nadel haf¬ 
tenden Theilchen des Serums zu entfernen, durch mehrmaliges Aufsaugen 
und Wiederausspritzen zunächst von kaltem Wasser und dann noch 
von absolutem Alkohol. Nach vollkommener Trocknung der Spritzen- 
theile und Einführung des Mandrins wird die Spritze verpackt. 

Die Verwendung von heissem Wasser, Alkohol oder 5 prozentiger 
Karbolsäure zur Reinigung der Spritze unmittelbar nach der‘Injektion ist 
zu vermeiden, da durch Berührung mit diesen Flüssigkeiten die noch 
vorhandenen Reste von Serum gerinnen würden. 

15. Bei mehrfachen, unmittelbar hintereinander bei derselben Person 
vorzunehmenden Injektionen braucht die Spritze nicht jedesmal neu 
gereinigt und desinfizirt zu werden; es genügt, die Nadel mit einem 
Karbolläppchen abzuwischen. 

16. Bei an Lues, Scarlatina, Morbilli u. dergl. leidenden Personen 
hat man für jeden Patienten eine besondere Nadel zU verwenden. 

17. Die Injektionen selbst sind wenig schmerzhaft, jedoch stellt sich 
meist nach einigen Stunden das Gefühl von schmerzhafter Spannung und 
eine leichte Röthung ein. Beides pflegt aber nach 24 Stunden verschwunden 
zu sein. 

Tritt stärkere Infiltration oder Entzündung an der Injektionsstelle auf, 
so ist, da das Serum steril ist, bei der Injektion ein Fehler begangen. 

18. Schädliche Folgen schwererer Art sind nach den Seruminjektionen 
bisher nicht beobachtet; doch tritt nicht selten ein meist nicht juckender 
Urticariaausschlag auf, der gelegentlich ein masern- oder scharlachähnliches 
Aussehen gewinnen kann. Auch sind in einigen Fällen Gelenkschmerzen 
beobachtet worden. 

Diese Folgeerscheinungen sind vermuthlich nicht durch das Antitoxin 
bedingt, sondern durch gewisse im Blute der Thiere enthaltene Acria, die 
auf das Futter der Thiere zu beziehen sind. Hat die Karbolsäure noch 


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nicht mindestens 14 Tage auf das Serum nach dessen Gewinnung ein¬ 
gewirkt, so sind die Acria häufiger vorhanden. 

Es wird jetzt von den Höchster Werken nur noch Serum abgegeben, 
welches mindestens 14 Tage lang mit der Karbolsäure in Berührung 
gewesen ist 

19. Besonders ist darauf zu achten, ob nach den Injektionen etwa 
Krankheitserscheinungen auftreten, deren Entstehung auf das Serum zurück¬ 
geführt werden kann. 

20. Bei an Diphtherie erkrankten Kindern unter 10 Jahren ist 
das Serum No. 1 anzuwenden, wenn die Krankheit keine schwereren 
Erscheinungen zeigt, und der Erkrankte sich am ersten oder zweiten 
Krankheitstage befindet. Eine einmalige Injektion wird meist genügen. 

Treten von vornherein schwerere Erscheinungen auf, oder tritt der 
Erkrankte erst am dritten Tage oder später in die Behandlung, so sind 
Serum No. 2 oder No. 3 oder, falls Serum No. 2 und No. 3 nicht zur 
Verfügung stehen, sofort zwei Dosen No. 1 zu verwenden. Auch hier wird 
häufig eine einmalige Gabe ausreichend sein. 

Ist in allen Fällen aber nach 24 Stunden weder eine Besserung der 
lokalen noch allgemeinen Erscheinungen zu konstatiren, so ist je nach 
Befinden noch einmal die gleiche oder eine höhere Dosis einzuspritzen. 

Der Inhalt jedes Fläschchens ist auf einmal zu injiziren, 
kleine, mehrfache, verzettelte Dosen sind nutzlos. 

Je früher man das Serum an wendet, um so wirksamer ist es, 

und mit um so kleineren Dosen kommt man aus. Je grössere Mengen man 
bei der verhältnissmässigen UnSchädlichkeit % des Mittels verwendet, um 
so sicherer darf man zwar auf Erfolg rechnen, aber die oben angegebene 
Behandlungsart wird meist genügen. 

21. Bei an Diphtherie erkrankten Personen im Alter von über 
10 Jahren sind sofort Serum No. 2 oder No. 3 oder entsprechend mehr¬ 
fache Gaben von Serum No. 1 (also 2 bis 3 Fläschchen auf einmal) zu 
verwenden. Bei der Weiterbehandlung ist im Sinne von No. 20 zu ver¬ 
fahren. 

Es wird jedoch ausdrücklich betont, dass diese Vorschriften in keiner 
Weise das ärztliche Handeln bestimmen, sondern nur den Sanitäts¬ 
offizieren einen Ueberblick über das bisher als zweckmässig erkannte 
Verfahren beim Gebrauch des Heilserums geben sollen. 


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22. Zur Iromunisinmg yon gesunden Personen jedes Alters genügt 
nach den bisherigen Erfahrungen die Injektion von 150 Antitoxinnormal- 
einheiten, also der 4. Theil des Inhalts von Fläschchen No. I. 1 ) * 

Bei bereits infizirten Individuen, welche noch keine manifesten 
Krankheitserscheinungen zeigen, sich also im Inkubationsstadium befinden, 
verhütet eine Immunisirung zwar nicht den Ausbruch der Krankheit, 
mildert aber ihren Verlauf. 

23. Beim Auftreten einer Diphtherieepidemie in Kadettenhäusem und . 
ünteroffiziervorschulen wird es je nach den örtlichen Verhältnissen an¬ 
gezeigt sein können, sämmtliche Insassen in dieser Art zu immunisiren. 
Der dadurch verliehene Schutz dürfte etwa 6 bis 10 Wochen Vorhalten. 

Die Injektion grösserer Dosen erhöht zwar die Immunität und ver¬ 
leiht etwas längeren Schutz, doch steht die Dauer des Schutzes zur 
Menge des Serums nicht im proportionalen Verhältnisse. 

24. Bei Diphtherieerkrankungen in Kasernen kann in Betracht 
kommen, die Mitinsassen einer Stube sowie solche Personen, welche 
erwiesenermaassen mit den Erkrankten in Berührung gekommen sind, zu 
immunisiren. In gleicher Weise dürfte mit Mitgliedern einer Familie, die 
eine Kasernen- oder Lazarethwohnung etc. innehat, in der Diphtherie 
Torgekommen ist, sowie mit dem ärztlichen und Wartepersonal, welches 
im Lazareth mit schweren Diphtheriefällen zu thun hat, zu ver¬ 
fahren sein. 

25. Die bisherigen lokalen Behandlungsmethoden bei Diphtherie können 
die spezifische Heilserumbehandlung unterstützen und sind deshalb neben 
ihr statthaft, doch würde von energischen Aetzungen Abstand zu nehmen sein. 

26. Die spezifischen Wirkungen der Serumbehandlung beziehen sich, 
soweit bis jetzt beobachtet ist, sowohl auf den lokalen Krankheitsprozess 
als auf das Allgemeinbefinden. 

24 bis 48 Stunden nach einer wirkungsvollen Injektion erfolgt meist, 
eine beschleunigte Ablösung der Membranen. Ein Weiterschreiten der¬ 
selben kann jedoch Vorkommen, wenn zur Zeit der Injektion die Diphtherie¬ 
bazillen bereits auf der Schleimhaut eine entzündliche Veränderung hervor¬ 
gerufen hatten, ohne dass schon eine Membranbildung erfolgt war. Auch 
die übrigen-lokalen Erscheinungen, wie Mandel- und Drüsenschwellungen, 
pflegen schneller wie bei anderer Behandlungsart zurückzugehen. Als 
besondere Wirkung erfolgreicher Dosen wird hervorgehoben, dass das 

*) In einiger Zeit werden von den Höchster Farbwerken für die Immunisirung 
Antitoxindosen von besonderer Stärke ausgegeben werden, so dass alsdann zur Immu- 
nisirung nur 1 ccm injizirt zu werden braucht. 


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Allgemeinbefinden, Temperatur, Puls, Athemfrequenz und etwaige fie- 
nommenheit günstig beeinflusst werden. Vorzunehmende Tracheotomien 
kontraindiziren nicht die Serumbehandlung. 

27. Andere, nicht durch die Diphtheriebazillen erzeugte, diphtherie¬ 
ähnliche Halsaflektionen werden durch das Mittel nicht beeinflusst. 
Daher ist der möglichst frühzeitige Nachweis der Löf fl ersehen 
Diphtheriebazillen ausserordentlich wichtig. 

28. Dagegen werden die bei Diphtherie vorkommenden pathologischen 
Zustände, welche durch andere pathogene Bakterien (wie besonders 
Strepto- und Pneumococcen) bedingt werden, insofern durch das Mittel 
günstig beeinflusst, als diesen Komplikationen eine besondere Malignität 
auf der Basis des im Körper bestehenden Diphtherieprozesses zukommt. 

29. Eine Kontraindikation für die Verwendung des Serums ist bis 
jetzt nicht bekannt geworden. 

30. Da die Diphtheriebazillen in den Membranen durch die Serum¬ 
injektionen in ihrer Lebensfähigkeit in keiner Weise "beeinflusst werden 
und dieselben sich, wie bekannt, auch nach Ueberstehen einer Diphtherie 
im Munde noch längere Zeit (mehrere Wochen) in einem infektionstüchtigen 
Zustande befinden können, so ist die Verwendung von desinfizirenden 
Mundwässern auch in der Rekonvaleszenz durchaus angezeigt und kein 
Rekonvaleszent aus der Behandlung zu entlassen, bei welchem die bakterio¬ 
logische Untersuchung noch Diphtheriebazillen nachweist. 

lieber einen Fall von snbperiostaler Total-Exstirpation des rechten 
Schulterblatts wegen Nekrose. Regeneration des Schulterblatts. 

(Mit 3 Abbildungen.) 

Von 

Dr. med. Johannes Lesshafft. 

Assistenzarzt 2. Klasse im Hnsaren-Regiment König Wilhelm I. (1. Rhein.) No. 7. 

Im Jahre 1878 äusserte v. Adel mann auf dem V1L Kongress der 
deutschen Gesellschaft für Chirurgie 1 ): 

„Ich glaube Ihre Aufmerksamkeit für eine kurze Zeit nicht ganz 
unfruchtbar in Anspruch zu nehmen, wenn ich mit Ihnen einen Rück¬ 
blick auf eine grosse chirurgische Operation werfe, welch» in diesem 
Jahre ihr siebenzigstes Wiegenfest feiert und die bis jetzt nur verhält- 
nissmässig selten ausgeführt worden ist. Es ist dieses die blutige Ent¬ 
fernung der ganzen Scapula“. 

x ) Zur Geschichte und Statistik der totalen Entfernung des Schulterblatts. Ver* 
handlungen der deutschen Gesellschaft für ‘Chirurgie VII. Kongress Berlin 1878. 
S. 137 ff. 


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Sind auch seit 1878 eine ganze Reihe von Total-Exstirpationen der 
Scapula veröffentlicht worden (s. u.), so gehört auch heutzutage diese 
Operation noch immer nicht zu den alltäglich vorkommenden; es 
erscheint deshalb die Veröffentlichung eines jeden Falles dieses grossen 
operativen Eingriffes wohl gerechtfertigt, zumal da in dem vom Verfasser 
im Folgenden mitgetheilten Falle — die Operation wurde subperiostal 
ausgefuhrt — die Scapula sich fast vollständig neu bildete. Schon 
Miculicz 1 ) ist in seiner Arbeit der Ansicht, dass sich die Frage der Neu¬ 
bildung der Knochen im Laufe der Zeit durch die klinische Forschung 
besser lösen lassen werde, als durch Thierexperimente und zwar dadurch, 
dass man, eine grosse Reihe exakter Beobachtungen systematisch zusammen¬ 
stellend, aus diesen wie bei einer Folge von Experimenten gültige Schlüsse 
wird ableiten können. 

In diesem Sinne sei der folgende Fall mitgetheilt, welcher am 
13. November 1893 durch den Oberstabsarzt 1. Klasse und Regimentsarzt 
des Husaren-Regiments König Wilhelm 1 (1. Rhein.) No. 7 Dr. Peters 
operirt wurde. 

Der zwanzigjährige Husar H. (im 2. Jahre dienend) stammt aus 
schwerbelasteter Familie. Sein Vater und zwei seiner Geschwister starben 
an der Schwindsucht. Er selbst hat ausser im zehnten Jahre an Scharlach 
und Diphtherie an anderen Krankheiten nie gelitten. Am 1. Oktober 1892 
wurde derselbe als Freiwilliger eingestellt; machte indess über seine 
erbliche Belastung keine Angaben. Im zweiten Dienstjahre traten ohne 
äossere Veranlassung mehrere epileptische Anfälle auf, welche ihn im 
Stalle überraschten. — Ueber die Entstehungsgeschichte seines jetzigen 
Leidens giebt er Folgendes an: er habe sich schon seit dem 29. September 
1893 unwohl gefühlt und leicht gefroren; übrigens habe er schon seit 
längerer Zeit und zwar seit einem Transporte von Bettstellen aus einer 
Stube in die andere, während des Manövers, zwecks Reinigung derselben, 
Schmerzen in der rechten Schulter verspürt Hierbei habe er sich, als er 
zu gleicher Zeit zwei Bettstellen trug, die Schulter beschädigt und, wie er 
angiebt, „verrenkt“. Es trat gleich nachher ein heftiger Schmerz auf; er 
meldete sich jedoch nicht krank, da er in der Kantine beschäftigt war. 
In der Nacht vom 29. bis 30. September wurden seine Schmerzen noch 
heftiger, dieselben dauerten auch am Tage fort und wurden am 31. 
so stark, dass H. sich ein Senfpflaster legte und das Bett hütete. — 
Heute, am 2. Oktober, fühlte er sich so matt in allen Gliedern, dass er 

Laugenbeck’s Archiv für klin. Chirurgie Bd. 24. S. 192 ff. 


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glaubte, „er wäre ganz lahm“, dabei hatte er intensive Schüttelfröste. Er 
meldete sich morgens krank und ging sofort dem Lazareth zu. 

Die Untersuchung ergab: H. ist ein massig kräftiger Mann mit guter 
Muskulatur und Fettpolster, auffallend blasser Gesichtsfarbe, wenig 
gefärbten Schleimhäuten. 

Patient vermag den rechten Arm nur mit der allergrössten Anstren¬ 
gung und unter heftigen Schmerzen zu bewegen. Die rechte Schulter¬ 
gegend erscheint etwas geschwollen. Die Untersuchung der Lungen und 
des Herzens ergiebt keine Abweichungen vom Normalen. H. hat heftige 
Durchfälle. Appetit ist nicht vorhanden. Temperatur 40,0°. 

Es wird die Diagnose auf akuten Gelenkrheumatismus gestellt. 
Natr. salicyl. bringt keine Besserung. 

3. und 4. X. Auf dem Rücken über der rechten Scapula ist heute, 
besonders am Angulus inferior der Scapula eine Schwellung zu bemerken, die 
undeutliche Fluktuation zeigt. Die Haut darüber ist verschieblich, etwas 
geröthet und fühlt sich heiss au. Temperatur 40,0°. Diagnose: „Abszess 
auf dem Rücken“. Inzision, Entleerung eines anfangs dünnflüssigen, dann 
zähen festen Eiters. Eine Hohlsonde lässt sich etwa 5 cm lang unter der 
Haut einführen. Die Wund höhle wird ausgespült, drainirt und ein 
feuchter Verband angelegt. 

5. X. Ueber der rechten Scapula zeigt sich heute auf der Schulter¬ 
höhe eine neue Anschwellung. Keine deutliche Fluktuation. 

6. X. Die Anschwellung auf der rechten Schulterhöhe ist heute etwas 
kleiner geworden, auf Druck immer noch sehr schmerzhaft; sie 
erstreckt sich bis in die rechte Achselhöhle. Einschnitt in der Gegend 
der rechten Schulterhöhe und Anlegung einer Gegenöffnung in der vorderen 
Axillarlinie. Entleerung von nur wenig Eiter, meist Blut. Beide Oeffnungen 
werden durch ein Drain verbunden. Abends 39 °. 

8. bis 12. X. Täglich zweimaliger Verbandwechsel. Ausspülen der 
Inzisionswunden mit 3 prozentiger Karbolsäurelösung. 

13. X. Die Beweglichkeit des Armes hat bedeutend abgenommen; 
aktiv kann H. den Arm nur bis zur Horizontalen erheben, passive, Ver¬ 
suche, ihn höher zu bringen, verursachen grosse Schmerzen. In der 
rechten Obergrätengrube zeigt sich heute eine tauben- bis hühnereigrosse 
Geschwulst. Durch dieselbe ist die ganze Grube verstrichen und gegen 
die linke Seite deutlich verschieden. Rechts absolute Dämpfung des 
Anschlagsschalles, welche sich nach abwärts bis zur Spina scapulae erstreckt. 
Deutliche Fluktuation. Temperatur 39,9°; 3 cm langer Einschnitt parallel 
der Spina scapulae in die Fossa supraspinata. Entleerung von etwa 


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l 1 /* Liter dickrahmig-gelben Eiters. Nach der Entleerung desselben und 
Eingehen mit dem Finger gelangt man in eine sehr grosse Hohle, 
welche sich nach unten und der Wirbelsäule zu nicht fortsetzt, auch mit 
dem rechten Schultergelenk in keinem unmittelbaren Zusammenhang zu 
stehen scheint. Das Acromion ist deutlich zu fühlen, dasselbe ist vom 
Periost vollständig entblösst, seine Oberfläche raub, auf Druck sehr 
schmerzhaft. Es wird 10 cm von der ersten Inzisionswunde, unter Leitung 
der Hohlsonde, eine Gegenöffnung in der Nähe des Acromion an der 
tiefsten Stelle der Eiterhöhle angelegt, die Wundhöhle gründlichst mit 
Sublimatlösung ausgespült, drainirt und ein antiseptischer Verband angelegt. 

16. X. Das Fieber ist heute verschwunden, der Appetit im Zunehmen 
begriffen: Die Wunde wird täglich ausgespült, drainirt und antiseptisch 
verbunden. 

17. X. Heute Abend wiederum 39,5°. Verbandwechsel. 

18. X. Morgens 37,6°. Beim Verbandwechsel gelingt es heute, von 
der am unteren Winkel des Schulterblattes befindlichen Einschnittsöffnung 
nach oben gegen die Spina scapulae vorzudringen; beim Zerreissen des 
hier sehr brüchigen Gewebes der mm. infraspinatus, teres minor, unter 
die man mit Leichtigkeit gelangen kann, eröffnet man eine Höhle, aus 
welcher sich wiederum etwa vier Esslöffel grünen, dickflüssigen Eiters 
entleeren; von einem weiteren Eingriff wird abgesehen, da Patient sehr 
empfindlich ist. Gemütlisstimmung deprimirt. Appetit schlecht. Abends 
stets über 39,5°. 

20. X. Heute werden in Chloroformnarkose in der vorderen Axillar¬ 
linie zwei etwa 5 cm lange Einschnitte gemacht; beim Einschneiden entleert 
sich nur wenig Eiter; ebenso in der hinteren Axillarlinie Anlegung zweier 
ebenso langer Einschnitte. Hierbei zeigt sich an einer fünfmarkstück¬ 
grossen Stelle, welche man von einer der Einschnittswunden erreichen 
kann, unter der überaus morschen und brüchigen Muskulatur die Scapula 
vollständig frei vom Perioste und von rauher Beschaffenheit. 

In Uebereinstimmung mit dem Befunde vom 13. X. wird nunmehr 
die Diagnose auf „Nekrose des rechten Schulterblattes“ gestellt 

Die Einschnittswunden werden untereinander durch 6 etwa .10 cm 
lange Drains verbunden, die Wunden ausgespritzt und verbunden. 
Abends 40,0 °. In den folgenden Tagen Entfernung mehrerer, zwei Finger 
langer und apfelgrosser nekrotischer Stücke, welche sich makro- wie 
mikroskopisch als Muskelgewebe erweisen. 

Militfträrztliehe Zeitschrift. 1895. 2 


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Es würde für den Leser ermüdend sein, wollten wir von jedem einzelnen 
Tage die Befunde, wie sie im Krankenblatte vermerkt sind, angeben, das 
Schlussergebnisss sei deshalb kurz zusammengefasst. 

Trotz der recht zahlreichen (im Ganzen 10) und an den verschie¬ 
densten Stellen angelegten ausgiebigen Inzisionen hörte die Eiterung nicht 
auf und stiessen sich täglich grosse Fetzen Muskelgewebes ab. Daneben 
abends stets hohes Fieber, nicht unter 39,5. Abnahme des Körpergewichts, 
der Kräfte und des Appetites. Fehlender Schlaf. Deprimirte Gemüths- 
stimmung. Die mikroskopische Untersuchung des Eiters, welche wir am 
3. XI. Vornahmen, ergab: die Anwesenheit überaus zahlreicher Streptococcen, 
reichlicher weisser, überwiegend mehrkemiger Blutkörperchen im Stadium 
der Fettmetamorphose; vereinzelte Knochenpartikelchen und reichliche 
rothe Blutkörperchen. Auffallend war auch beim täglichen Verband¬ 
wechsel der Geruch des Eiters nach saurem Kleister, wie er für Osteomyelitis 
als charakteristisch beschrieben wird. 1 ) 

Am 11. XI. machten wir die Beobachtung, dass die Rinnen im Acromion 
sich bedeutend vertieft hatten; es trat deshalb gebieterisch die Noth- 
wendigkeit an uns heran, mittelst eines grösseren operativen Eingriffes 
die Eiterung zu beseitigen, um dadurch das bedrohte Leben des Patienten 
zu retten. In Frage kamen hierbei: 

1. entweder die umfangreiche Resektion der nekrotischen Theile 
(Spina, Acromion und 3 /s des Scapula-Körpers) oder 

2. Die Total-Exstirpation der ganzen rechten Scapula. 

Lies äussert sich in seiner Abhandlung „Beiträge zu den Operationen 
an der Scapula“ 3 ) über diese Frage folgendermaassen: „Aus den Ergebnissen 
der Statistik, wonach die gleiche Brauchbarkeit des Armes nach totaler 
Exstirpation, als nach Amputation der Scapula resultirt, accidentelle 
Wundkrankheiten, wie Pyämie, im Gefolge von totaler Exstirpation gar 
nicht beobachtet wurden, dagegen nach Amputation dreimal, ebensowenig 
Tod infolge Hämorrhagie bei der ersteren, hingegen einmal bei den 
Amputationen, so scheint es uns, nach dem Vprgehen von Roy er s, 
Schneider, Mazzoni u. A. ganz und gar gerechtfertigt, wenn man an Stelle 
der Amputation meistens die Total-Exstirpation setzt.“ Auch andere 
angesehene Chirurgen wie Syeme, Jones, Poinsot, v. Adelmann sind 
der Ansicht, dass die Total-Exstirpation der umfangreichen Resektion 
vorzuziehen sei. v. Adelmann hält die Total-Exstirpation der Scapula 


*) Centralblatt für Chirurgie. 1S84 No. 7 S. 106 ff. 

2 ) Deutsche Zeitschrift für Chirnrgie B. XII. S. 588 ff. 


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für eine Operation, die den übrigen grossen Operationen durch ihre 
Erfolge dreist an die Seite gestellt werden dürfe und noch mehr verall¬ 
gemeinert zu werden verdiente. 1 ) In unserem Falle konnte aber nur von 
einer sehr umfangreichen Resektion (vergl. oben) die Rede sein. 

_ (Schluss folgt.) 


Ein Fall von schwerer Verletzung des Unterleibes dnrch Lanzen¬ 
stich mit Ansgang in Heilung 

mitgetheilt von 
Dr. Gutjahr, 

Oberstabs- nnd Regimentsarzt des Kürassier-Regiments Königin 
(Pommerechen) No. 2. 


Bei dem Exerziren der 3. Kavallerie-Brigade am 17. August d. J. war 
bei dem Nehmen der Hürde ein Ulan des 2. Pommerschen Ulanen- 
Regiments No. 9 jenseits des Hindernisses gestürzt und hatte hierbei 
seine Lanze verloren. In dem durch Regengüsse aufgeweichten Boden 
war die Lanze mit dem Lanzenschuh in der Erde fest stecken geblieben, 
die Spitze der Lanze schräg gegen die Hürde gerichtet. 

Das Kürassier-Regiment Königin folgte dem Ulanen-Regiment, Hierbei 
drang die Spitze der Lanze, als der Kürassier H. im Galoppsprunge 
landete, zunächst dem Pferde desselben zwischen den Vorderbeinen in die 
Brust ein, links vom Widerrist wieder aus, traf dann 10 cm Unterhalb 
des vorderen Rippenbogens in der Verlängerung der rechten Warzenlinie 
den Unterleib von H., durchbohrte in einer Ausdehnung von 22 cm dessen 
Körper und drang hinten im achten Zwischenrippenraum zwischen 
Schulterblattwinkel und hinterer Achsellinte, von letzterer 2 cm abbleibend, 
zum Körper so heraus, dass die Spitze der Lanze noch etwa 10 cm den 
Rücken von H. überragte. Da ich während des Springens neben der 
Hürde gehalten hatte, veranlasste ich zunächst, dass das schwergetroffene 
Pferd gehalten und gestützt wurde, 2 ) um, eine weitere Schädigung des 
durchgespiessten Mannes zu verhüten, und konnte demnächst mit Hülfe 
eines Unteroffiziers den im Sattel aufrecht und etwas nach rückwärts 
geneigt sitzenden Kürassier H. von der Lanze und Lanzenflagge nach 
hinten und oben abstreifen, was, da die blutdurchtränkte Lanzenflagge 

x ) Trottmann. Ueber die Exstirpation der Scapula. D. J. Bonn 1887. S. 14 ff. 

*) Das Pferd ist nach 12 Tagen an Verblutung eingegangen, die Obduktion 
ergab Arrodirung der grossen Schulterschlagader. 

2 * 


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20 


um die Lanzenösen sich herumgewickelt hatte, ohne besondere Schwierig¬ 
keit gelang. Nunmehr Hessen wir H. über die Hinterhand des Pferdes 
herabgleiten. 

Inzwischen war auch der Lazarethgehülfe vom Dienst, welcher an 
dem zweiten Hindernisse, dem Wassergraben, mit dem Krümperwagen 
gehalten hatte, an der Unglücksstelle mit dem Verbandkasten erschienen; 
ich konnte daher H. unmittelbar nach dem Abheben einen SubHmat-Mull- 
Watte-Verband anlegen und innerlich 20 Tropfen Tinct. opii simpl. reichen. 
Demnächst wurde der Verunglückte auf der Krankentrage gelagert und 
auf dem mit Strohschüttung versehenen Krümperwagen in das Garnison- 
Lazareth übergeführt. 

Bei der Ankunft im Lazareth, etwa eine Stunde nach der Verletzung, 
zählt man einen sehr kleinen Puls von etwa 60 Schlägen, der Verletzte 
klagt über lebhafte Schmerzen in der rechten Brustseite, dagegen ist Be¬ 
rührung des Unterleibes nicht empfindlich. Ordination: 0,oi5g Morphium 
mur., Eisstückchen zum Durstlöschen, Verbot jeglicher Nahrungsaufnahme, 
abgesehen davon, dass dem drohenden Kollaps durch Darreichung von 
schwerem Ungarwein, event. Aether-Injektionen zu begegnen versucht 
wird. 

Etwa 2*/, Stunden nach der Verletzung erhält H., der über vermehrte 
Beschwerden klagt, 2,5 g Chloral. hydrat., danach tritt mehrstündiger 
ziemlich ruhiger Schlaf auf. 

Abends 24 ziemlich tiefe Athemzüge, Temperatur 37,3 ° C., 72 Pulse, 
Puls etwas kräftiger. 

18. August. Morgens 7 Uhr. Patient hat die Nacht ziemlich ruhig 
schlafend zugebracht und heute früh keine ernsteren Klagen. Der Puls 
ist noch klein, 70 Schläge, Athmung und Temperatur normal. Ordination: 
Tinct. opii simpl. 15 Tropfen.' Da der Verband an einzelnen Stellen 
etwas blutig durch tränkt ist, wird er durch Sublimatwatte verstärkt. 

Nachmittags 5 Uhr. Patient fiebert erheblich: 39,6° C., 90 Pulse, 
30 Athemzüge, klagt über Kopfschmerzen. 

19. August morgens. Patient hat die Nacht im Allgemeinen ruhig 
schlafend zugebracht, seine Hauptklage ist, dass seit der zweiten Hälfte 
der Nacht mehrfach diarrhoischer Stuhl aufgetreten sei und dass auch 
gegenwärtig noch fortdauernd Drang zum Stuhl bestehe. Temperatur 
39,3 °C., 90 Pulse, 28 Athemzüge; Verbandwechsel. Die Umgebungen der 
Ein- und Ausstichstelle sind bei Berührung ganz ausserordentHch empfind¬ 
lich. Die Oberbauchgegend ist aufgetrieben, Mittel- und Unterbauchgegend 
zwar etwas empfindlich, doch nicht gespannt. Diagnose: Oertlich be- 


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grenzte Bauchfellentzündung in der rechten Oberbauchgegend. Ordination: 
Tinct. opii simpl. zweimal täglich 15 Tropfen. 

19. August mittags 12 Uhr. Temperatur 39,8 ° C. 106 Pulse, 
28 Athemzüge; diarrhoische Stuhlgänge sind noch mehrfach aufgetreten, 
ebenso besteht der lästige Stuhldrang fort. 

Abends 5 Uhr. Temperatur 39,2 ° C., 90 Pulse, 22 Athemzüge. 

Abends 9 Uhr. Weiterer Temperaturrückgang bis auf 38,8 °C. 

20. August morgens. Nacht verlief gut. Fieber- und schmerzfreies 
Verhalten, doch besteht der Stuhldrang noch fort. Unter- und Mittel¬ 
bauchgegend weich und nicht empfindlich. 

Im Laufe des Tages tritt noch zwei Mal diarrhoischer Stuhl auf. 

21. August. Fieber- und schmerzfreies Verhalten dauert an. Patient 
aussert starkes Hungergefühl. 

24. August. Verbandwechsel. 

29. August. Verbandabnahme. Die äusseren Wunden sind vernarbt. 

3. September. Der Kranke fängt an auf kurze Zeit das Bett zu ver¬ 
lassen, und ist sein Befinden auch weiterhin ungestört geblieben. Subjektive 
Klagen äussert H. allerdings gegenwärtig noch insofern, als er angiebt, 
bei tiefen Athemzügen Schmerzen „tief im Leibe“ (die angeblich schmerz¬ 
hafte Stelle entspricht äusserlich dem Kreuzungspunkte des vorderen 
Rippenbogens mit der rechten Warzenlinie) und in der Umgebung der 
Ausstich stelle zu haben. Es ist anzunehmen, dass es sich hierbei um 
Zerrungen einerseits des in der Unterleibshöhle befindlichen Narbenstranges, 
andererseits des von der Stichverletzung betroffenen Rippentheiles des 
Zwerchfelles handelt. 

Untersucht man die Einstichstelle, so fühlt man unterhalb der Bauch¬ 
decken einen in die Tiefe ziehenden narbigen Strang, während man an 
der Ausstichstelle eine Verdickung der neunten Rippe wahrnimmt, welche 
von der Knochenhaut der Innenfläche dieser Rippe herrührt. 

Dass der Darm unverletzt geblieben, dürfte H. dem Umstande zu 
danken haben, dass er vor dem Ausrücken nur Kaffee getrunken und die 
letzte feste Mahlzeit bereits abends zuvor um Uhr zu sich genommen 
hatte. 

H. wurde als invalide eingegeben. 


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— '22 


Referate und Kritiken. 

Schleich, Dr. C. L. Schmerzlose Operationen. — Oertliche Be¬ 
täubung mit indifferenten Flüssigkeiten, Psychophysik des natürlichen 
und künstlichen Schlafes. 32 Abbildungen. Berlin 1894. Julius Springer. 

Schleich bespricht zunächst die allgemeine Narkose oder Inhalations¬ 
anästhesie, deren Gefahren er in etwas lebhaften Farben ausmalt, dabei 
sich mit Recht gegen die bisher übliche Statistik der Narkosen energisch 
wendend; er versucht eine Analyse der allgemeinen Narkose auf psycho- 
physikalischer Basis zu geben und macht Mittheilungen über Versuche, 
welche deutlich Beziehungen zwischen dem Siedepunkte des Narkotikums 
und der Körpertemperatur erkennen lassen. Die Narkosen verlaufen um 
so schwerer, je weiter sich der Siedepunkt des Narkotikums von dem 
„Temperaturcentrum“ des Betäubten entfernt und zwar sowohl nach oben 
als nach unten hin. Diesen allgemeinen Grundsatz fand Schleich bei 
65 Narkosen mit abgepasstem Siedepunkte des Narkotikums einfach 
bestätigt; bei kurzdauernder Narkose soll das betreffende Gemisch in 
Höhe der Körpertemperatur sieden, um rasch durch einige Athemzüge 
völlig entfernt werden zu können, — bei längeren und tieferen Narkosen 
empfiehlt Schleich höheren Siedepunkt, weil dann tiefer Schlaf mit 
möglichst kleiner Dosis erzeugt werden kann. — Zur Handhabung der 
Narkose mit Chloroform und temperirtem Gemische stellt Schleich 15, 
für die Aethernarkose 6 Thesen auf und fordert mit Emst und in durchaus 
richtiger Würdigung der Gefahren, welche die leider oft vorkommende 
Leitung einer Narkose durch unerfahrenes Personal mit sich bringt, eine 
gehörige Schulung der Lernenden. 

Im zweiten Theile seines Werkes erörtert Schleich in ebenso lebhafter 
Darstellungsart die örtliche Narkose, die Anästhesie durch Infiltration 
(Theorie — Infiltration und künstliches Oedem — scheinbare Gefahren). 
Zur Anästhesie verwendet Schleich drei Cocainlösungen („starke, mittlere 
und schwache“ = 0,20 0,10 und 0,010%,) denen Morphium, Kochsalz und 
zwei Tropfen öprozentiger Karbolsäure-Lösung auf 100,0 Flüssigkeit zugesetzt 
werden; ausserdem gehören Pravaz’sche Spritzen mit einer grösseren 
Anzahl von zum Theil gebogenen Kanülen zur Ausrüstung. — Die 
Technik der von ihm ausgeführten Operationen erläutert Schleich 
bis in das kleinste Detail, in der verständlichen Absicht, die Vorurtheile 
gegen seine Methode gründlichst al&uthun. Letztere hat Schleich 
ohne Frage in ganz hervorragender Weise ausgebildet; durch die 
Verwendung sehr schwacher Dosen hat er die Cocainanästhesie der 
Gefahren entkleidet, welche dieselbe früher hatte. — Es sei hier hervor¬ 
gehoben, dass Oberstabsarzt A Ibers -Saarlouis einer der ersten und 
wärmsten Anhänger der Cocainanästhesie auch bei grösseren Operationen 
war; derselbe benutzte Cocain (allerdings in 5 prozentiger Lösung, 
aber doch im Maximum für eine längere Operation nur 0,32 Cocain) in 
ganz ähnlicher Weise seit 1885 (diese Zeitschrift 1889, Seite 524 ff.) wie 
Schleich es jetzt empfiehlt. 

Für seine Methode, bezüglich deren Details wir auf das Werk verweisen 
müssen, tritt Schleich äusserst warm ein; es giebt nichts Besseres, 
zumal für den praktischen Arzt, der jetzt ohne Scheu vor den Gefahren 
der allgemeinen Narkose Frühoperationen in seiner Sprechstunde vornehmen 


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kann, an welche er bislang nicht denken konnte. — 90 % aller operativen 
Falle werden der allgemeinen Narkose durch die örtliche Anästhesie 
entrissen, meint Schleich überzeugungstreu. Ltz. 

W. W. Maximow, Das antiseptische Verbandmaterial der fran¬ 
zösischen und der deutschen Armee und die Herstellungs¬ 
preise desselben. 

Auf dem X. Internationalen medizinischen Kongress zu Berlin 1890 
war die Frage angeregt worden, „ob für den Krieg eine einheitliche Methode 
der antiseptischen Wundbehandlung anzuwenden und ob es wohl erreichbar 
sei, dass die Aerzte einer Armee mit dem Verbandmaterial einer anderen 
einen aseptischen Verlauf der Wundheilung zu erzielen vermöchten.“ 

Diese Frage hat bekanntlich eine grosse Anzahl von Vorträgen im 
Gefolge gehabt, deren Zweck meist darin bestand, den Zuhörerkreis mit 
dem Verbandmaterial und der Wundbehandlungsart bei der Armee des 
Vortragenden bekannt zu machen. 

Maximow findet, dass es sehr wohl zu erwarten sei, dass die Aerzte 
einer Armee sich erfolgreich der Verbandmittel einer anderen Armee be¬ 
dienen, da nicht durch die Verbandmittel dem Stoffe nach, sondern in der 
Zuverlässigkeit der Zubereitung derselben, sowie durch die Kenntniss der 
Grundsätze der anti- und aseptischen Methode der Erfolg bedingt sei. 
Nothwendig sei nur, dass die Aerzte sich schon in Friedens¬ 
zeiten mit den Verbandmitteln und deren Anwendungsweise bei 
anderen Armeen vertraut machten, was um so leichter sei, da diese 
Dinge, wie der ganze Sanitätsdienst nirgends zu den geheim gehaltenen 
gehören. 

Im Weiteren beschreibt der Verfasser die Verbandmittel und die 
Verbandmethoden der französischen und der deutschen Armee. 

Nicolai. 


Länderer, Professor, Mechanotherapie, ein Handbuch der Orthopädie, 
Gymnastik und Massage. Leipzig bei F. C. W. Vogel 1894. 

Das vorliegende Werk verdankt seine Entstehung der wohlberechtigten 
Ueberzeugung des Verfassers, dass von allen Vertretern einzelner Fächer 
der Medizin der Chirurg noch der Berufenste ist, um das wirklich 
Brauchbare aus dem sehr umfangreichen Materiale der mechanischen Be¬ 
handlungsmethoden herauszuschälen und „so dem praktischen Arzte, dem 
Studirenden ein Führer zu sein, der die kritiklose Ueberschätzung dieser 
Heilmethoden ebenso vermeidet, wie die in gewissen Kreisen leider übliche 
Vernachlässigung derselben“. 

Bei der Bearbeitung haben den Verfasser Fachmänner unterstützt: 
so hat der bekannte Direktor des medico - mechanischen Instituts zu 
Berlin Dr. G. Schütz den Abschnitt „maschinelle Gymnastik und 
Massage“, sowie die Verwerthung der mechanischen Therapie in der 
inneren Medizin behandelt, während die Massage in der Augenheilkunde, 
bei Ohrenkrankheiten und gynäkologischen Erkrankungen von Fischer, 
Kobitzsch und Sänger in Leipzig bearbeitet wurde. 

Das Buch ist für den Praktiker geschrieben; deshalb sind vorzugs¬ 
weise die einfachsten, jedem Arzte zugänglichen und mit den bescheidensten 
Mitteln durchzuführenden Verfahren berücksichtigt. 

Der allgemeine Theil des Werkes giebt nach kurzer Einleitung über 
die geschichtliche Entwickelung der mechanischen Behandlungsmethoden 


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eine Darstellung der Technik und Physiologie derselben; im speziellen 
Theile werden die mechanische Behandlung chirurgischer Leiden (Ver¬ 
letzungen, Entzündungen etc.) die Massage und Gymnastik bei inneren 
Leiden, fepier die Orthopädie bei Verkrümmungen und Deformitäten be¬ 
schrieben. 

Zahlreiche Abbildungen erläutern in zweckmässiger Weise die Aus¬ 
führungen, welche dem eben ausgesprochenen Grundsätze gemäss erfolgen. 
Sehr dankenswerth ist die recht ausführliche Erörterung der Verkrümmungen 
der Wirbelsäule, welche fast den vierten Theil des Werkes einnimmt. Ein 
ausführliches Register erleichtert die Benutzung; die Ausstattung ist vor¬ 
züglich. Ltz. 


Bum, Anton, Mechanotherapeutische Mittheilungen. Sonder¬ 
abdruck der Wiener med. Presse. 

Derselbe, Mechanotherapie (Massage und Gymnastik). Sonderabdruck 
aus Therapeutisches Lexikon, zweite Auflage. Urban und Schwarzenberg. 

In dem ersten Aufsatze behandelt B. die physiologische Wirkung 
der Bauchmassage, von welcher „die Erfahrung uns lehrt, dass wir in 
der überwiegenden Mehrzahl der Fälle bei chronischer Obstipation dauernde 
Heilung durch methodische Anwendung der Massage und Gymnastik zu 
erzielen vermögen“. B. will die Muskulatur der Bauchdecken sowohl 
wie die Muscularis des Dickdarms durch seine Methode in erster Linie 
kräftigen, hält es aber auch für möglich, den Dickdarminhalt mechanisch 
fortzuschieben. Weiterhin erörtert B. die physiologische Wirkung der 
Massage auf den Stoffwechsel. 

In der Mechanotherapie giebt B. eine genauere Beschreibung der 
Massage und Gymnastik. Die mit 81 Holzschnitten versehene Abhandlung 
erscheint recht gut geeignet, rasch über die Methoden zu unterrichten, auch 
die Handgriffe und ihre Verwendung an den einzelnen Körperstellen zu 
erlernen. Ltz. 


Prausnitz, W. Professor der Hygiene an der Universität Graz. — Grund¬ 
züge der Hygiene. Für Studirende, Aerzte, Ingenieure und Ver¬ 
waltungsbeamte. München und Leipzig. Verlag von J. F. Lehmann 1895. 

Prausnitz hatte 1891 die Aufforderung erhalten, in möglichster 
Kürze die gesammte wissenschaftliche Hygiene zu behandeln, um den 
Lernenden Gelegenheit zu geben, das in Vorlesungen und dergl. auf¬ 
genommene Bild zu vervollständigen. — In der vorliegenden zweiten 
Auflage sind unter Berücksichtigung der Forschungen der letzten Zöit 
sämmtliche Kapitel gründlich durchgearbeitet worden. Die zahlreichen 
Abbildungen sind rein schematisch gehalten und geben nur das wieder, 
was zum Verständniss durchaus nothwendig ist; es ist dies ein grosser 
Vorzug, da hierdurch die einfachen Bilder klar sind und auf den ersten 
Blick das Wesentliche zeigen. Die deutschen — auf die Gesundheits¬ 
pflege sich beziehenden — Reichs-Gesetze haben überall Verwerthung ge¬ 
funden und sind, falls wörtlich entnommen, in Schrägdruck besonders kennt¬ 
lich gemacht. — Die Darstellung ist dem Zwecke entsprechend, überall sehr 
kurz, aber trotzdem klar; alles Wichtige wird behandelt. — Die Ausstattung 
des Werkes ist eine vortreffliche. 


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Tobold, Dr. Assistenzarzt. Anleitung zur Gesundheitspflege für 
den Soldaten. Berlin 1894. Otto Enslin. 

Das Büchlein, eingeführt zum Dienstgebräuche beim 2. Garde- 
Regiment z. F. und auch bereits weiterhin empfohlen, bietet in 100 Fragen 
und Antworten, welche letzteren kurz und leicht fasslich gehalten sind, 
eine Anleitung zur Gesundheitspflege für den Soldaten. 

Den einzelnen Abschnitten über Körper-, Kleidungs-, Wohnungspflege 
sind kurze allgemeine Bemerkungen vorausgeschickt, welche auf die 
Wichtigkeit der betr. Maassnahmen hin weisen. — ln den Abschnitten 
4 bis 6 werden die häufiger vorkommenden Erkrankungen, die Vorsichts¬ 
maassregeln beim Baden, im Manöver und gegen den Hitzschlag, endlich 
die erste Hülfe bei plötzlichen Unglücksfallen behandelt. 

Das Büchlein kann nur warm zum Handgebrauche der Mannschaften 
empfohlen werden. Ltz. 


Ebermann, A. A., Ueber die desinfizirenden Eigenschaften des 
völlig wasserlöslichen Theeres nach Dr. I. Ph. Raptschewskij. 
(Aus dem bakteriologischen Laboratorium der Haupt-Mifitär-Medizinal- 
Verwaltung.) Woj. med. Journal Januar 1893. 

Die vielen aus Steinkohlentheer hergestellten, zum Theil sehr guten 
Desinfektionsmittel sind für den Gebrauch im Grossen für Russland zu 
theuer, während doch dortselbst eine bedeutende einheimische Theer- 
industrie vorhanden ist und bei Angabe einer guten Methode auch ein 
gutes Desinfektionsmittel sich aus dem einheimischen Theer herstellen 
lassen müsste. Diese Aufgabe hat Raptschewskij in vollem Umfange 
gelöst, indem er durch Bearbeitung des Holztheeres mit Laugen und 
Kaliseife ein völlig wasserlösliches Präparat hergestellt hat, welches er 
Pixol nennt. 

Die im bakteriologischen Institut der Haupt - Militär - Medizinal- 
Verwaltung angestellten Versuche über die Desinfektionskraft des Mittels 
sind ausserordentlich zufriedenstellend ausgefallen. Zum Schluss der 
Arbeit wird noch die Zubereitungsweise des neuen Desinfektionsmittels, 
welches bei seiner Billigkeit den umfassendsten Gebrauch gestattet, 
mitgetheilt. Nicolai. 


Lunkiewitsch, Dr., Direktor des militär-medizinischen Laboratoriums für 
den kaukasischen Militärbezirk. Bericht über eine Kommandirung 
in das transkaspische Gebiet infolge des Auftretens der 
Cholera dortselbst, sowie nach Persien, wegen der Gerüchte 
über das Auftreten von menschlicher Pest in diesem Lande. 
Woj. med. Journal Januar 1893. 

Berichterstatter erhielt zu Anfang Mai 1892 von dem Haupt-Militär- 
Medizinal-Inspektor den Befehl, die in der Aufschrift bezeichnete Reise 
auszuführen, um die nöthigen Feststellungen vorzunehmen. Am 23. Mai 
traf der Verfasser in dem 120 Werst östlich von Aschabad gelegenen 
Dorfe Kachka ein und stellte bei zwei Kindern von 13 bezw. 7 Jahren, 
welche zwischen dem 20. und 22. Mai erkrankt waren, klinisch und 
bakteriologisch sowie auch an nachfolgenden Fällen durch Leichenöffnung 
das Vorhandensein der asiatischen Cholera in Transkaspien fest. Im 
Weiteren bespricht der Verfasser die umfassenden Maassregeln, welche zur 
Bekämpfung der Seuche beschlossen und ausgefuhrt wurden. 


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— 26 — 


Das Gerücht, dass in der persischen Provinz Sabsewar die Pest 
herrsche, erwies sich als auf Verwechselung mit Cholera beruhend. Bericht¬ 
erstatter nebst zwei ihm unterstellten Aerzten durchforschten auf das 
Genaueste die Gegend von Sabsawar, indem sie die grosse Verkehrsstrasse 
von Mesched nach Teheran über Schagrun, Mesinan, Sabsawar und 
Nischapur sowie zwei Seitenstrassen und die sämmtlichen in diesen 
Gegenden liegenden Ortschaften einer genauen Untersuchung unterzogen. 
Es stellte sich heraus, dass zwar die Cholera in sehr schweren Formen, 
nirgends jedoch die Pest oder auch nur eine ähnliche Krankheit geherrscht 
hatte. Der Verfasser nahm eine grosse Reihe bakteriologischer Unter¬ 
suchungen der örtlichen Trink- und Gebrauchswässer in Aschabad und 
Kachka vor, welche er als unverdächtig erklärte, aber doch zu filtriren 
empfahl. Nicolai. 


Dieudonn^, Dr. A. Beiträge zur Keuntniss der Anpassungs¬ 
fähigkeit der Bakterien an ursprünglich ungünstige Tem¬ 
peraturverhältnisse. (Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamt, 
Band IX, Seite 492 bis 508.) 

Die Kenntniss des Anpassungsvermögens der Lebewesen bezw. der 
durch äussere Einflüsse in ihnen hervorgerufenen Veränderungen stellt 
eine der grössten Errungenschaften der Biologie dar. Die Bakterien mit 
ihrer schnellen Vermehrung eignen sich besonders gut zu diesbezüglichen 
Studien, und da sowohl in der allgemeinen Epidemiologie, wie beim 
Einzelnen in der Fieberreaktion vielfach den Temperatur Verhältnissen ein 
gewisser Einfluss auf die Mikroorganismen zugeschrieben wird, hat der 
Verfasser es unternommen, experimentell festzustellen, inwieweit unter 
sonst gleichbleibenden Bedingungen das Wachsthum und die Eigenschaften 
einiger Bakterien durch Temperaturveränderungen beeinflusst werden. 

Zunächst wählte er Farbstoffbildner (Bac. pyocyaneus putridus, Bac. 
lactis erythrogenes, Microc. prodigiosus und Bac. pyocyaneus), um neben 
der Ueppigkeit des Wachsthums noch einen leicht erkennbaren Index für 
die erzielte Anpassung zu haben. Typisch für die Ergebnisse ist die 
Versuchsreihe mit Bac. fluorescens putridus. Dessen Temperatur-Optimum 
liegt bei 22°; bei 35° wächst er noch gut, aber ohne Farbstoff- und 
Trimethylaminbildung; bei 37,5° hört jedes Wachsthum auf. Dieudonne 
züchtete nun diesen Bacillus fortgesetzt bei 35°, bis bei der 15. Generation 
sich die ersten Spuren von Pigment- und Trimethylaminbildung zeigten 
und die 18. Generation keinen Unterschied von einer bei 22° gewachsenen 
Kultur mehr aufwies. Bei allmählichem Weitergehen wuchsen Kulturen 
auch bei 37,5°, bei 38,6°, 40,5° und 41,5° — zwar ohne Pigmentbildung, 
aber in üppiger Entwickelung, was nicht der Fall war, wenn die Kulturen 
ohne Vermittelung von 35° oder von 38,6° auf 41,5° gebracht wurden. 
Die obere Grenze war mit 41,5° erreicht; Microc. prodigiosus wuchs sogar 
noch bei 43,5°, allerdings ohne Farbstoff; Bac. pyocyaneus mit Farbstoff 
bei 42,3° sehr üppig. 

Nicht weniger interessant erscheinen Dieudonn4s Versuche vom 
zeitlichen Standpunkt aus betrachtet, d. h. hinsichtlich der Schnelligkeit, 
mit welcher die Bakterien sich den neuen Temperaturen anpassten. Hier 
sind erhebliche Schwankungen zu erkennen: die endgültige Anpassung 
war frühestens bei der 10. Generation erreicht (eine Generation zu 
24 Stunden gerechnet), andere Male erst bei der 22. oder gar 35. Kultur. 
Bestimmte Zahlen lassen sich überhaupt nicht erwarten; denn es handelt 


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sich dabei ja um Qualitäten und keineswegs um Quantitäten, bei denen 
nach irgend welchen Einheiten zu zählen wäre. 

Ueberraschend sind die Ergebnisse, welche der Verfasser mit an¬ 
gepasstem Milzbrand bei Fröschen und Tauben erhielt: die ersteren, mit 
Milzbrand, der bei 12° gezüchtet war, geimpft, starben sämmtlich nach 
48 bis 56 Stunden. Von den 13 Tauben, welche mit an 42° angepassten 
Kulturen infizirt wurden, starben 5; 8 überstanden die Infektion, aber erst 
nach Tiertägigem, heftigem Kranksein, wobei sich reichliches Wachsthum 
der Milzbrandfäden im Oedem der Impfstelle nachweisen Hess. Am vierten 
Tage trat Entwickelungshemmung und Zerfall der Bakterien ein. 

Der Verfasser ist sich klar darüber, dass diese Temperaturverhältnisse 
nur einen Faktor von den vielen darstellen, deren Zusammentreffen als 
Resultat die Immunität ergiebt. Diese Auffassung, aus der heraus, wie 
Referent persönlich mit erlebt hat, die ganze Arbeit entstanden ist, kann 
nicht genug betont werden im Gegensatz zu jenen Bestrebungen, welche 
ausschliesslich ein Moment im Auge haben. 

Dieudonnes Arbeit gehört zu den schönsten, welche die biologische 
Forschung der letzten Zeit hervorgebracht hat. 

Buttersack — Stuttgart. 

Spengler, A., Zur Frage über die Magen-Darm-Krankheiten 
zur Zeit der Cholera-Epidemien. Woj. med. Journal, 1894, II. 

Der Verfasser sucht die bisher trotz ihrer Gewöhnlichkeit noch wenig 
in der Litteratur besprochene Erscheinung, dass die nur zur Zeit von 
Cholera-Epidemien gleichfalls epidemisch auftretenden akuten Magen-Darm- 
katarrhe, welche man früher als 'Cholerine oder dergleichen bezeichnete, 
obwohl bei ihnen Cholerabazillen nicht gefunden werden, dadurch zu er¬ 
klären, dass die befallenen Individuen keine lebensfähigen Cholerakeime, 
sondern nur Choleragift in den Verdauungskanal aufgenommen haben. 
Hierdurch würde sich sowohl das Fehlen der Cholerabazillen als auch 
die immunisirende Wirkung dieser Cholerinen erklären. 

Nicolai. 


Solomonow, M. Zur Behandlung der algiden Cholera. Woj. 
med. Journal, 1894, II. 

Der Verfasser hält zwei Anzeigen für besonders wichtig: die Stärkung 
der Herzkraft und die Versorgung des Blutes mit Wasser. Zur Erfüllung 
der letzteren Anzeige will der Verfasser — neben subkutaner Eingiessung 
von Wasser — die Aufsaugefähigkeit der um diese Zeit leeren Blase in 
Anspruch nehmen. Die Blase wird erst ausgespült, dann das freie Ende 
des Doppelkatheters mit einem Schenkel eines Quecksilbermanometers 
verbunden und endlich die Blase mit einem Druck von etwa 30 mm. Hg. 
mit Wasser von 35 bis 38 ° Celsius gefüllt. Das Wasser soll von der Blase 
schnell aufgesogen werden, ausserdem soll dasselbe nach S. sogar in die 
Harnleiter, ja bis in die Nieren dringen und hier unmittelbar von den 
Haargefässen aufgenommen werden. Nicolai. 


Seibert, New York. Ueber Milchernährung bei Typhus. — Zeit¬ 
schrift für Krankenpflege, Oktober 1894. 

Ausgehend von dem Satze, dass die Milch zu den am leichtesten 
zersetzbaren Flüssigkeiten gehört und einen guten Nährboden für Typhus¬ 
bazilien darstellt, reicht S. seit 5 Jahren während der Dauer des Fiebers 


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beim Typhus seinen Kranken keine Milch mehr, um die Vermehrung der 
Bazillen durch diese beliebte Nahrung nicht zu begünstigen, S. betrachtet 
es als erste Pflicht des Klinikers bei Infektion des Verdauungskanals, „so 
viele von den Infektionsstoffen und Infektionsprodukten wie nur möglich, 
so schnell und so oft wie möglich fortzuschaffen und davon abzustehen, 
seinen darmkranken Patienten Milch zu verabreichen, welche sich stets 
in einem mehr oder minder vorgeschrittenen Stadium der Zersetzung 
befindet und selbst in sterilem Zustand durch Vermehrung der Eiweissgifte 
im Darm und als Nährboden der Typhusbazillen in jedem Falle nicht den 
Patienten, sondern die Bakterien füttert.“ 

S. giebt in den ersten zwei Tagen kleine Dosen Calomel, später 
Salzsäure, sonst kein Medikament; gebadet wurde niemals; keine kalten 
Einwickelungön. Ein grosses Gewicht legt S. während des Fiebers 
systematischen Mastdarmausspülungen bei. Alkohol erhielten nur Potatoren, 
alta Uebrigen nur schwarzen Kaffee und Thee. — Den Kranken wurde 
Wasser in grossen Mengen gereicht, dreistündlich eine Tasse von Gersten¬ 
oder Haferschleim mit Fleischbrühe, „der am dritten Tage abwechselnd 
mit Erbsensuppe gegeben wurde“. 

S. hatte stets, falls nicht Komplikationen Vorlagen, sehr günstige 
Erfolge. ‘ Ltz. 


Blucket, jüngerer Arzt beim Alexander-Hospital in Warschau. Die 
Ursachen der Brustkrankheiten in der Armee und die Mittel 
zu deren Einschränkung. Woj. med. Journal 1894, II. 

In einem umfangreichen Aufsatz versucht der Verfasser eine Dar¬ 
stellung der Aetiologie und Prophylaxis der Brustkrankheiten. 

Die militärmedizinische Statistik zeigt, dass die besten Erfolge in der 
Verringerung der Krankenzahl und der Sterblichkeit in Deutschland, die 
geringsten hingegen bis jetzt in Spanien und Russland erzielt worden 
sind. Die hohe Krankenzahl, welche nach Hertzenstein in dem Jahrfünft 
1880 bis 1884 und 1888 bis 1889 für die einzelnen Militär-Bezirke zwischen 
521,54 bis 1871,7 °/ 0 o schwankt, d. h. in der Proportion von 100 : 859, 
sowie auch die hohe Sterblichkeit, welche nach denselben Angaben zwischen 
5,66 und 12,3, d. h. wie 100:218, schwankt, ist zum allergrössten Theile 
durch die Krankheiten der Athemwerkzeuge bedingt. 

Die Krankenzahl infolge von Brustkrankheiten hält sich in zwölf 
russischen Militär-Bezirken, darunter im Warschauer, höher als 50 °/<k>, d. h. 
1 von 20 im Jahr; im Warschauer Bezirk 69,03 °/ 0 o. Die Sterblichkeit 
infolge von Brustkrankheiten ist nicht unter 1,0 %o, im Warschauer Bezirk 
3,62 °/oo, die Schwere der Krankheitsgruppe, d. h. das Verhältnis der 
Gestorbenen zu den aus dem Hospital Entlassenen = 5,25 %o. 

Nach eingehender Behandlung der Ursachen der Katarrhe, namentlich 
aber der Lungenentzündungen und der Tuberkulose, gelangt der Verfasser 
zu folgenden Ausführungen. 

1. Die Brustkrankheiten stehen in engem Zusammenhang mit der 
Eigenart des Militärdienstes und sind daher zu den Armeekrankheiten zu 
zählen. 

2. Die Grund- (spezifischen) Ursachen der Brustkrankheiten sind erst 
nur für wenige derselben bekannt (Pneumonie und Tuberkulose), doch 
scheinen auch noch für die Mehrzahl der übrigen solche Grundursachen 
vorhanden zu sein. 


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3. Die Hülfsursachen der Brustkrankheiten umfassen alle die vielen 
schädlichen Einflüsse des Soldatenlebens im Freien und in der Wohnung, 
sowie auch die in der individuellen Veranlagung des Soldaten belegenen. 

4. Die Schwankungen des natürlichen Klimas beeinflussen die Gesund¬ 
heit der Soldaten ausserordentlich stark; eine Akklimatisation der Soldaten 
ist nicht möglich. 

5. Eine noch viel grössere Rolle spielt jedoch das Hausklima als 
ätiologisches Moment für die Brustkrankheiten. 

6. Die Wohnung wirkt schädlich auf den Soldaten durch a) die dichte 
Belegung und den kleinen Luftwürfel, ungenügenden Luftwechsel, hierdurch 
bedingte Unreinlichkeit, b) Verunreinigung des Füllbodenraumes und 
c) durch unpraktische Anlage der Nebengelasse und Gebäude der Kasernen. 

7. Die Nahrung wird schädlich durch mangelhafte Zubereitung, 
unzeitige Ausgabe und durch spezifische Einflüsse. 

8. Die Kleidung und Ausrüstung wirken dadurch schädlich, dass die 
erstere häufig dem Klima nicht entspricht, die letztere die Athmung 
beengt. 

9. Der zu niedrige Anspruch an die zur Tauglichkeit der Rekruten 
nöthigen Eigenschaften und der zu geringe Spielraum für die Aerzte, um 
die Unbrauchbaren auszumerzen, ein in Russland sehr fühlbarer Umstand. 

10. Die mit dem Dienstbetrieb häufig verbundenen Erkältungen sind 
ein sehr wichtiger Entstehungsgrund für die Brustkrankheiten. Die 
Erkältung fuhrt zum chronischen Lungenkatarrh, dieser zur Schwindsucht. 

11. Die Waffengattung ist nicht ohne Einfluss auf die Häufigkeit der 
Brustkrankheiten. 

12. Gedrückte Gemüthsstimmung und ein grober Charakter der Ver¬ 
gnügungen ist ein sehr wichtiges ätiologisches Moment. 

13. ln dem Kampfe gegen die Grundursachen hat sich besonders der 
gegen die Schwindsucht einzuschlagende Weg aufgeklärt: a) es ist von 
Seiten der Aerzte zuerst festzustellen, wieviele Schwindsüchtige in ihrer 
Truppe frei umhergehen (durch Untersuchung des Auswurfes auf Tuberkel- 
bazillen — Mann für Mann), Ausscheidung der als tuberkulös Be¬ 
fundenen in ein besonderes Kommando, oder noch besser (nein, einzig 
richtig! Ref) baldmöglichste Entlassung derselben als dienstunbrauchbar. 

14. Zum Kampfe gegen die Hülfsursachen wünscht der Verfasser die 
Einsetzung besonderer Sanitätskommissionen mit einem Arzte an der Spitze, 
welche auf die Erfüllung der hygienischen Bedingungen für die Gesundheit 
der Soldaten in der Kaserne und ira Dienst zu achten hätten. 

In Bezug auf die Aushebung wünscht der Verfasser, dass die Ansprüche 
an die Körperbeschaffenheit, namentlich den Brustumfang, im Allgemeinen 
höher gestellt, im Besonderen aber nach den verschiedenen Gegenden dem 
Charakter der Bevölkerung entsprechend bemessen würden. Ferner sollte 
der Soldat seiner Dienstpflicht möglichst in der Heimath genügen können, 
um nicht eineiU allzuschroffen Wechsel des Klimas ausgesetzt zu sein. 

Nicolai. 


Bürkner, Prof. Dr. K. „Die Behandlung der Krankheiten der 
Eustachischen Röhre“. Jena, 1894. Gustav Fischer. 0,80 Mk. 
Kessel, Prof. „Ueber die vordere Tenotomie, Mobilisirung und 
Extraktion des Steigbügels“ Jena, 1894. Gustav Fischer. 0,80M. 
Beide Abhandlungen, knapp und übersichtlich gehalten, bringen auch 
für den Nichtspezialisten mancherlei Interessantes; für den Militärarzt ist 


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30 


besonders die Bürknersche Schrift lesenswerth. Pathologische Ver¬ 
änderungen des Nasenrachenraumes und der Eustachischen Röhre sind 
oft genug von nachtheiligem Einfluss auf die Funktionen der Nase, des 
Gehörorgans und demgemäss auf das Allgemeinbefinden; dass sie die 
Diensttauglichkeit daher direkt oder indirekt beeinträchtigen können, ist 
hinlänglich bekannt. Und doch werden Krankheiten jener Theile noch 
immer nicht genügend gewürdigt; ihre Behandlung wird oft vernachlässigt. — 
Bür kn er empfiehlt den häufigeren und ausgiebigeren Gebrauch des 
Tubenkatheters und meint, dass viele Paukenhöblenerkrankungen einen 
schnelleren und günstigeren Verlauf nehmen würden, wenn der Katheterismus 
allgemeine Anwendung fände. Dass durch den Katheter in der Hand des 
Ungeübten und Unerfahrenen Schaden angerichtet werden kann, ist selbst¬ 
verständlich. Ferner bespricht Bürkner die Anbringung von Medi¬ 
kamenten auf die Tubenschleimhaut und räth bei Auswahl der Mittel znr 
Vorsicht. — Die innere Massage der Tube bei Verschluss oder abnormem 
Offenstehen wird mit Erfolg nur vom Spezialisten ausgeübt werden können, 
die einfacher zu bewerkstelligende äussere Massage der Tube, schon von 
Politzer empfohlen, wirkt nach Ansicht des Verfassers bei leichteren 
Schwellungszuständen der Tube günstig. — Zum Schluss bringt'Bürkner 
einen kurzen Ueberblick über die Behandlung der krankhaften Prozesse 
der Nase und des Nasenrachenraumes, so weit sie von Einfluss für die 
Tube sein können. Bei dieser Gelegenheit wendet er sich energisch gegen 
das planlose und unsinnige Ausbrennen der Nase, wie es bis in die neueste 
Zeit Mode gewesen; dass die Galvanokaustik bei Behandlung der Nasen¬ 
erkrankungen, richtig angewandt von grossem Nutzen ist, erkennt er 
natürlich voll an. 

Kessel bespricht von Neuem eine Reihe von Behandlungsmethoden, 
denen er schon seit langen Jahren besondere Aufmerksamkeit geschenkt 
hat. Für die vordere Tenotomie Durchschneidung des Tensor tympani, 
hat er seiner Zeit folgende Indikationen gestellt: 1. Bei Lähmungen des 
M. stapedius und unbehinderter Funktion des Tensor tymp.; 2. bei an¬ 
dauerndem Spasmus des Tensor tymp. (Hyrtl); 3. bei Perforationen am 
Lichtkegel und bei den Perforationen von nieren- und herzförmiger Gestalt; 
4. bei den Schwellkatarrhen, # so lange der Steigbügel noch beweglich 
ist und der Ueberdruck im Labyrinth noch herabgesetzt werden kann, 
„Wenn die Geräusche kontinuirlich geworden sind, und der Ueberdruck 
im Labyrinth nachweislich von der Veränderung der Binnenmuskeln ab¬ 
hängt.“ — Schwärtze meint dazu, dass die Diagnose der sub 1 und 2 
erwähnten Veränderungen nach unseren jetzigen Untersuchungsmethoden 
schwerlich mit Sicherheit zu stellen sei, dass aber die Kesselschen 
Vorschläge für die unter 3 und 4 aufgezählten Krankheitszustände zu 
weiteren Versuchen auffordern. — Kessel präzisirt seinen Standpunkt 
jetzt dahin, dass er zwar die Giltigkeit der obigen Indikationen aufrecht 
erhält, mehr als bisher aber Gewicht darauf legt, dass frühzeitig operirt 
wird. Gute Erfolge seien nur zu erzielen, wenn das Nervenendorgan 
erhalten sei. 

Die Annahme, dass durch Extraktion des Steigbügels schwere All¬ 
gemeinerscheinungen hervorgerufen würden, hat Kessel schon Anfang der 
siebziger Jahre durch das Thierexperiment widerlegt. Extraktionen beim 
Menschen sind ausser von Kessel, der sie zuerst 1877 ausführte, von 
Schw r artze, Starke und Anderen vorgenommen worden. — Dass auch 
nach Entfernung des Steigbügels ein, wie sich Kessel ausdrückt „eben 


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ausreichendes Sprachverständniss erhalten bleiben kann, ist erwiesen. — 
Kessel hofft, dass die Hörfähigkeit sich dermaleinst noch durch geeignete 
Korrektionsapparate verbessern Hesse, und hofft, dass er durch seine 
Schrift Mitarbeiter wirbt. — Die Zahl der unter günstigen Verhältnissen 
Operirten ist nur gering, und so giebt denn der Verfasser selbst sein 
Urtheil dahin ab, dass man, soweit die Funktionsbehandlung in Frage 
ist, zunächst von den drei Operationsmethoden nur die Tenotomie 
empfehlen könne. 

In demselben Verlage ist ein grösseres Werk erschienen, „Die Lehren 
von den Funktionen der einzelnen Theile des Ohrlabyrinths“, zusammen¬ 
gestellt von v. Stein, aus dem Russischen übersetzt und bearbeitet von 
Krzywicki. Ladenpreis 15 Mk. — 


Strümpell, Lehrbuch der speziellen Pathologie und Therapie 
der inneren Krankheiten. Für Studirende und Aerzte. Achte 
neu bearbeitete Auflage. Leipzig bei F. C. W. Vogel 1894. 

Dem ersten Bande (cf. d. Zeitschr. 1894 S. 270; des vortrefflichen 
Lehrbuches (8. Auflage) sind rasch die beiden andern gefolgt, welche 
(zweiter Band) die Erkrankungen der Digestions-, Ham- und Bewegungs¬ 
organe, die Konstitutionskrankheiten und Vergiftungen, endlich (dritter 
Band) die Krankheiten des Nervensystems enthalten. Eine Empfehlung 
des Werkes ist für die Leser der Zeitschrift überflüssig; hervorgehoben sei 
nur, dass die vorliegende 8. Auflage neu bearbeitet und erhebUch umfang¬ 
reicher geworden ist, so der dritte Band allein um etwa sechs Bogen. 

Ltz. 


Myrdacz, Paul, Dr., Handbuch für k. und k. Militärärzte. — 
Zweite vermehrte und verbesserte Auflage. Wien bei Josef SafaL — 
1893. 

Mit unermüdlichem Fleisse hatte 1890 der litterarisch wohlbekannte 
Verf., ordentliches Mitglied des Militär-Sanitäts-Komitees und zugetheilt 
dem technischen administrativen Militär-Komitee, in seinem Handbuche 
alle „in Kraft stehenden Vorschriften, Zirkular-Verfügungen, Reichs-Kriegs- 
Ministerial-Erlässe u. s. w. über das k. und k. Militär-Sanitätswesen und 
die persönlichen Verhältnisse der Militärärzte“ gesammelt und systematisch 
geordnet. Zugleich war durch alljährliche „Nachträge“ die dauernde 
Verwendbarkeit des Werkes sichergestellt. ; 

An Anerkennung fehlte es nicht; bereits nach zwei Jahren wurde 
eine Neuauflage nöthig, in welcher der Verf. alle Nachträge verarbeitete 
und zugleich Alles ausschied, was inzwischen ausser Kraft getreten. Einiges 
ist gegen früher erhebhch umgearbeitet. 

Auf den Inhalt, welcher in 22 Abschnitten (4 Theilen) angeordnet 
ist, hier näher einzugehen, erscheint nicht möglich; überflüssig ist es, auf 
die Bedeutung des Werkes gerade für den deutschen Sanitätsoffizier hin¬ 
zuweisen. Ltz. 


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Mittheilungen. 


Berliner militärärztliche Gesellschaft. 

Sitzung am 21. Juli 1894. 

Herr Korsch stellt vier Fälle von Verletzungen der unteren Glied- 
maassen vor, die er im Lazareth Tempelhof mit Gehverbänden be¬ 
handelt hat 

1. Schrägbruch des r linken Oberschenkels zwischen mittlerem und 
unterem Drittel durch Fall am 2. April 1894. Ex tensionsverband aus 
äusseren Gründen bis zum 16. April. Erster Gehverband am 17. April, 
Wechsel am 1. Mai verbunden mit passiven Bewegungen im Kniegelenk. 
In Folge zu energisch geübter Bewegungen nach Abnahme des Verbandes 
entwickelte sich ein Erguss ins Kniegelenk. Durch Bettruhe erfolgte die 
Resorption. Darauf Beweglichkeit bis zum rechten Winkel und voll¬ 
kommen sicherer Gang, Patient wurde zum Kurgebrauch nach 'Wies¬ 
baden geschickt. 

2. Bruch des linken inneren Knöchels durch Fall am 28. Juni 1894. 
Am 30. Juni Gehverband in Varusstellung, 7. Juli Wechsel, 17. Juli Ab¬ 
nahme. Starke Callusbildung, freie Beweglichkeit des Gelenks. 

3. Unvollkommene Verrenkung des rechten Unterschenkels nach aussen 
am 1. Juni 1894. Condylus ext. femor. steht auf dem condyl. int. tibiae; 
Unterschenkel nach aussen rotirt und leicht flektirt. Kein Erguss im 
Gelenk. Nach Reposition tritt leicht Wieder Verrenkung ein, daher gleich 
(zwei Stunden nach der Verletzung) Kontentiv-Verband in Gestalt eines 
Gehverbandes, in welchem Patient bald ohne Stütze sicher geht. Wechsel 
am 9. und 18. Juni, verbunden mit passiven Bewegungen und Massage 
des muscul. quadriceps., Abnahme des Verbandes am 28. Juni; Anlegung 
eines Beugeverbandes nach Alber s (Verhandlungen der freien Vereinigung 
der Chirurgen Berlins 1893 Jahrgang VI Seite 97). Zur Zeit Beugung 
über einen rechten Winkel. 

4. Komplizirter Bruch des linken Unterschenkels zwischen mittlerem 
und unterem Drittel durch Fall vom Querbaum am 24. Mai 1894. Das 
3 cm lange flötenschnabelförmige zentrale Bruchstück ragt aus einer 
Hautwunde hervor. 19 Stunden nach der Verletzung (25. Mai) Geh¬ 
verband. Wechsel am 1., 9. und 18. Juni. 26. Juni Abnahme. Wunde 
noch nicht geheilt, starker Callus; Patient thut seit dem 7. Juli Feld¬ 
webeldienst. 

Derselbe Kranke hatte am 23. Februar 1889 ebenfalls durch Fall vom 
Querbaum einen subkutanen Splitterbruch des rechten Unterschenkels 
an der korrespondirenden Stelle erlitten. Die damalige Behandlung ohne 
Geh verband dauerte 21 Wochen, und daran schoss sich noch ein sechs¬ 
wöchentlicher Erholungsurlaub. 

Vortragender glaubt auch nach diesen Resultaten eine wesentliche 
Beschränkung der Behandlungsdauer dem Gehverbande zusprechen zu 
müssen. 

Zum Schluss berichtet Vortragender über einen Fall von Verschwärung 
und Durchbohrung des proc. vermiform. in Folge von Einklemmung einer 
weissen Bohne, der nach vier Tagen (Operation verweigert) tödtlich 
endete. Die Sektion ergab ausser obigem Befunde ein abgesacktes 


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perityphly tisch es Exsudat, welches sich in das kleine Becken gesenkt 
hatte. Der Vortragende tritt für die von Sonnenburg aufgestellten 
Indikationen ein. 

Herr Alb er s hält den angekündigten Vortrag über Naht bei Luxationen 
im Akromio-Clavicular-Gelenk. 

Die supraakromiale Luxation ist die häufigste der am Schlüsselbein 
vorkommenden Verrenkungen. Gurlt und Krönlein berechnen ihre 
Frequenz auf 2,4 bis 2,7 % aller Luxationen, Defranceschi findet für die 
Wölflersche Klinik in Graz eine Frequenz von 6 %. Auf der chirur¬ 
gischen Klinik der Charite sind vom 1. Januar 1880 bis 31. März 1892 
unter 191 Luxationen sechs Fälle von supraakromialer Schlüsselbein - 
Verrenkung beobachtet; in den letzten beiden, bei dieser Statistik nicht 
berücksichtigten Jahren nahm die Frequenz erheblich zu, es wurden 
nämlich vier derartige Luxationen behandelt, die der Vortragende als 
Assistent der Klinik zu beobachten Gelegenheit hatte. Bei der Luxation 
ist zwischen vollständigen und unvollständigen Formen zu unterscheiden; 
bei ersteren ist der zwischen Schulterblatt und Clavicula ausgespannte 
Bandapparat vollständig zerrissen, und besteht deshalb auch eine be¬ 
deutende 6 cm und mehr betragende Diastase der Gelenkflächen, bei 
unvollständigen Luxationen zerreisst der Bandapparat nur theilweise, die 
Diastase ist daher auch weit geringer. Die unvollständigen Luxationen 
pflegen mit geringer Deformität ohne erhebliche Funktionsstörungen zu 
heilen, wenn sie mit geeigneten Verbänden behandelt werden; die voll¬ 
ständigen sind dagegen durch Verbände sehr schwer dauernd reponirt zu 
erhalten, sie heilen daher bei unblutiger Behandlung mit mehr oder 
weniger grosser Deformität, d. h. Diastase der Gelenkflächen, und hinter¬ 
lassen demnach auch mehr oder weniger bedeutende Funktionsstörungen. 
Dieser ' Umstand legt es nahe, in solchen Fällen die Vereinigung der 
Gelenkenden durch die Naht zu versuchen. Baum uud Helferich haben 
die subkutane Naht empfohlen, Cooper wandte 1861 zuerst die Draht¬ 
naht nach Freilegung der Knochenenden an. Diese Naht ist in voranti¬ 
septischer Zeit nicht öfter ausgeführt, erst Agostino P aci brachte sie 
1889 wieder in Erinnerung, ihm folgten Poirier und Rieffel, Jul. 
Wolff und Le Bec. 

Die auf der Klinik des Herrn Geh. Raths v. Bardeleben vom Vor¬ 
tragenden beobachteten Fälle waren zur Hälfte unvollständige Luxationen, 
davon eine komplizirt. Letztere, durch einen Messerstich entstanden, 
welcher das Lig. acromioclaviculare glatt durchtrennt hatte, wurde durch 
fortlaufende Katgutbander und Hautnaht geschlossen, heilte in kurzer 
Zeit ohne Dislokation und ohne Funktionsstörung. Die einfache unvoll¬ 
ständige Verrenkung hinterliess eine unerhebliche Diastase. Die voll¬ 
ständigen Luxationen waren subkutane Fälle. Eine wurde ausschliesslich 
mit Verbänden behandelt, heilte mit erheblicher 2 bis 3 cm betragender 
Diastase, die andere wurde am 7. Krankheit»tage vom Vortragenden ge¬ 
näht. Längsschnitt von 5 cm Länge, Freileguug der Gelenkflächen, 
Silberdrahtnaht nach Durchbohrung der Knochen, fortlaufende Katgutnaht,’ 
welche die Weichtheile schichtweise vereinigt. Verband nach Velpe au. 
Vier Tage später Mitelle und vorsichtige passive und aktive Bewegungen; 
glatte Heilung. Nach Ablauf der 4. Krankheitswoche wird Patient ge¬ 
heilt entlassen. Der Silberdraht ist reizlos eingeheilt. Dieser Patient 
wird vorgestellt. Seit dem Unfall ist ein volles Vierteljahr vergangen, 

Milit&rftrztliche Zeitschrift. 1895. Q 


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Patient hat seine Beschäftigung als Friseur ohne Störungen von Seiten 
der rechten Schulter ausüben können; auch jetzt funktionirt das rechte 
Schultergelenk normal, eine Dislokation besteht nicht. Auf Grund des 
günstigen Erfolges tritt der Vortragende für diese Naht bei vollständiger 
supraakromialer Luxation ein. (Selbstbericht.) 

Herr Korsch hat in gleicher Weise einen Dragoner operirt, der am 
2. Juni 1894 eine solche Verrenkung durch Sturz mit dem Pferde 
sich zugezogen hatte. Der Geheilte, welcher bereits Dienst thut, wird 
vorges teilt. 

Herr Müller demonstrirt ein von J. Wickersheimer kunstvoll 
angefertigtes anatomisches Präparat des menschlichen Rumpfes, welches 
die mit Wickersh eimerscher Flüssigkeit konservirten Organe der Brust¬ 
höhle in ihrer natürlichen Lage zeigt. (Das werthvolle Präparat ist 
Eigenthum des Friedrich Wilhelms-Instituts.) 

Sitzung am 20. Oktober 1894. 

Herr Landgraf hält den angekündigten Vortrag: „Ueber gespaltene 
Herztöne bei gesunden Personen“ (wird in diesem Hefte veröffentlicht). 

Herr Korsch spricht: „Ueber Veränderungen am Herzen nach 
Hitzschlag“ und sucht an einem Falle von Hitzschlag nachzuweisen, dass 
in der Aetiologie desselben den Veränderungen am Herzen bis jetzt zu 
wenig Werth beigemessen worden ist. 

Eb handelt sich um einen Grenadier, der nach einer angestrengten 
Uebung auf dem Rendezvousplatze unter den Erscheinungen eines Hitz- 
schlages erkrankte. Vorher ganz gesund, sehr kräftig; vor dem Marsch 
hatte er gefrühstückt; Exzesse waren nicht vorhergegangen. Im Lazareth 
wiederholte sich ein tonischer Krampf der ganzen Muskulatur bei be¬ 
schleunigter Athmung, kaum fühlbarem Pulse und theilweise erhaltenem 
Sensorium. Am anderen Tage ein gleicher Anfall, Herztöne verschwommen, 
noch drei leichtere Anfälle an den beiden folgenden Tagen. Verbreiterter 
Spitzenstoss; Herzdämpfung nach links 1 cm über die Mammillarlinie 
hinaus, reicht nach rechts bis zur Mitte des Brustbeins. Herztöne ausser¬ 
halb des Anfalles rein, Puls 72, regelmässig. Am 9. Krankheitstage, 
nachdem er bereits für kurze Zeit das Bett verlassen hatte, fiel der sÄr 
frequente Puls von 128 auf, der sofort beim Uebergang in die liegende 
Stellung auf 88 herabsank. Dabei trat grosse Unregelmässigkeit in der 
Aufeinanderfolge der einzelnen Schläge ein. Andauernde Bettlage, Digitalis 
und Strophantus ohne nennenswerthe Einwirkung. Ja sogar beim Liegen 
vermag ein Hustenstoss sofort die Frequenz von 84 auf 120 Pulse zu 
erhöhen. Dieser Zustand hat nun schon wochenlang angedauert; bis¬ 
weilen scheint es, als ob die Unregelmässigkeit geschwunden sei, um ebenso 
ohne besondere Ursache wiederzukehren. Bei der Demonstration bestand 
gerade eine aussergewöhnliche Unregelmässigkeit. Die geringfügigsten 
Arbeiten rufen Herzklopfen, Brustbeklemmung und eine gewisse Cyanose 
hervor, die sich auch an den Händen und Unterarmen immer findet. 

Es handelt sich um die bisher sogenannte „Herzform“ des Hitz- 
schlages. Es bestand eine Dilatation der Ventrikel, die in einigen Wochen 
zurück gegangen war. Geblieben ist eine sehr bemerkenswerthe Störung 
in der Herzinnervation. — Es erscheint nicht richtig, unter den vielen 
Fällen von Hitzschlag nur einige, so wie diesen, als die Herzform zu 
bezeichnen; vielmehr würde der Hitzschlag zweckmässiger nur als eine 
akute Herzkrankheit — Ueberanstrengung des Herzmuskels unter dem 
Einflüsse ungünstiger äusserer Verhältnisse — aufzufassen sein. 


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Der Vortragende geht dann noch des Näheren ein auf die Ver¬ 
änderung der Herzdämpfung, der Töne und der Bewegung in Folge von 
LagewechseL Ueber die Differenzen des Perkussionsschalles finden sich 
in der Litteratur Angaben von Rollet und Gerhardt; die Beeinflussung 
der Pulsfrequenz hat Da Costa in mehreren Arbeiten der amerikanischen 
Litteratur behandelt. Die Unregelmässigkeit des Herzschlages im Gefolge 
von Typhus, Gelenkrheumatismus, Brustfell- und Herzbeutelentzündung 
findet sich meistens gleichmässig in jeder Lage, hauptsächlich aber tritt 
sie nach Bewegung ein. Im vorgestellten Falle ist es aber gerade 
umgekehrt, die Verlangsamung tritt auch beim Uebergang in die 
liegende Stellung ein, damit aber auch eine ausserordentliche Unregel¬ 
mässigkeit, für die der Vortragende Analoga nicht gefunden hat Auch 
eine befriedigende Erklärung dieser Erscheinung ist nicht gelungen. 

Dieselben Erscheinungen, nur in geringerem Maasse, ist Vortragender 
in der Lage vorzuführen bei einem Reservisten, bei welchem die Ursache 
auch eine Ueberanstrengung des Herzens ist die nur nicht in dem be- 
kannteu Bilde des Hitzschlages geendet hat 

In der darauf folgenden Diskussion kommen verschiedene Theorien 
des Hitzschlags zum Ausdruck. Einerseits wird der Hitzschiag mit 
seinen Folgezuständen als eine Herz-Insuffizienz (Dilatation) aufgefasst, 
welche mit einer Eindickung des Blutes nichts zu thun habe; Bestimmungen 
des spezifischen Gewichts vom Blut eines derartig Erkrankten ergaben 
keine Abweichungen. Andererseits wird an der Erklärung des Hitz¬ 
schlages durch Veränderung des Blutes (Eindicken) festgehalten. Das 
Krankheitsbild des schweren Hitzschlags lasse sich nicht durch eine isolirte 
Herzkrankheit erklären, sondern sei ein sehr komplizirter Symptomen- 
komplex, in welchem die vasomotorischen Störungen eine grosse Rolle 
spielen. Unter Anderem wurde auf das eigenthümliche Verhalten des 
Blutserums bei Herzfehlern hingewiesen, wo das Hämoglobin nur lose an 
die Blutkörperchen gebunden ist. In stehendem Blut solcher Kranken 
setzt sich ein Hämoglobin-Serum ab. Es sei denkbar, dass derartige 
BlutveräDderungen auch dem Hitzschiag vorangingen, so dass für dessen 
Zustandekommen die Venosität des Blutes eine grosse Rolle spiele. 

Herr Sperling zeigt ein neues französisches Modell des Kranken- 
Transports auf Lazarethzügen. 

66. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte. 

Bericht über die 36. Abtheilung: 

Militär -Sanität9 wesen 

von Regimentsarzt Dr. Kirchenberger. 

(Nach dem „Tagblatt der -66. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in 
Wien“, 1894, No. 1 bis. 7.) 

1. Sitzung: 24. September, nachmittags 3 Uhr. 

Herr Oberstabsarzt Professor Dr. F. Kratschmer begrüsste als 
Einführender die Versammlung, welche hierauf Herrn General-Stabsarzt 
Dr. H. Riedl (Wien) zum Präsidenten wählt. 

1. Hierauf hält Regimentsarzt Dr. Myrdacz (Wien) einen Vortrag: 
„Ueber die neueren Fortschritte der Militär-Sanitäts- 
Statistik in Oesterreich-Ungarn. tt 

Vortragender betont, dass nebst der Morbiditäts- und Mortalitäts- 
Statistik stets auch die Statistik der Rekrutirung gepflegt und im militär¬ 
statistischen Jahrbuch ausführlich veröffentlicht wird. Die Methode der 

3 * 


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letzteren ist im Laufe der 25 Jahre im Allgemeinen gleich geblieben, es 
wurden nur die Tabellen successive vereinfacht bis zu der im Jahre 1894 
eingeführten Form. Die Statistik der Krankheiten hat hingegen wieder¬ 
holt wesentliche Aenderungen erfahren, so im Jahre 1873 mit der Ein¬ 
führung der Zahlblätter, im Jahre 1876 mit der theilweisen Auflassung, 
im Jahre 1884 mit der gänzlichen Abschaffung der letzteren, bis endlich 
mit 1. Januar 1894 ein neues System der Statistik eingeführt wurde, 
dessen wesentliches Merkmal in der Schaffung der bis dahin gänzlich 
fehlenden Garnisons-Statistik besteht. Die zeitliche Yertheilung der Er¬ 
krankungen ist darin auf den Zugang basirt, und finden schliesslich die 
Krankentage bei der Truppe und in Heilanstalten eine eingehende sta¬ 
tistische Verwerthung. 

2. Sodann hält Regimentsarzt Dr. Kirchenberger (Olmütz) einen 
V ortrag: 

„Ueber die fortschreitende Besserung der Gesundheits¬ 
verhältnisse in den grossen europäischen Armeen.“ 

B<Hm Studium der Sanitätsberichte der grossen europäischen Armeen 
aus den letzten zwei Jahrzehnten gelangt man zu dem erfreulichen Er¬ 
gebnisse, dass die Gesundheits-Verhältnisse derselben sich gegen früher 
nicht unwesentlich gebessert haben; diese Besserung ist keine zu¬ 
fällige, sondern vielmehr die Folge aller jener zielbewussten 
sanitären und hygienischen Maassnahmen, welche in den 
letzten zwei Jahrzehnten allenthalben in den Armeen durch¬ 
geführt wurden. Der Krankenzugang uud die Sterblichkeit im Allge¬ 
meinen, die Morbidität und Mortalität am Infektionskrankheiten: an Darm¬ 
typhus, Pocken, Malaria u. s. w. im Besonderen wurden geringer, wie aus 
den nachfolgenden Zahlen hervorgeht: 

Der Krankenzugang verminderte sich: in der deutschen Armee 
von 1350 °/oo K.’) im Mittel der Jahre 1867 bis 1872 auf 830°/ O o K. im 
Mittel der Jahre 1883 bis 1890; in der Österreichisch-ungarischen Armee 
von 1589 %o K. während des Zeitraums 1870 bis 1882 auf 938 %o K. im 
Mittel der Jahre 1888 bis 1892; in der italienischen Armee von 1145 %o K. 
im Jahre 1872 auf 758 %o K. im Jahre 1891/92 und in der russischen 
Armee von 1063,7 °/ 0 o K. Revierkranken und 540,2 %o K. Lazareth- 
zugängen in den siebziger Jahren auf 528,4 %o K. der Offiziere und 
468 °/ioo K. der Mannschaft im Jahre 1890. 

Die Sterblichkeit infolge von Krankheiten sank in der deutschen 
Armee von 3,2 %o K. im Jahre 1877/78, auf 2,31 %o K. im Jahre 1889/90; 
in der österreichisch-ungarischen Armee von 13,6 °/oo K. im Jahre 1871 
auf 4,0 %o K. im Jahre 1891; in der französischen Armee von 11,41 %oK. 
vor dem Feldzuge 1870/71 auf 6,2 °/oo K. im Jahre 1889 (mit Einschluss 
der Selbstmorde etc.); in der englischen Armee (insoweit sie in Gross¬ 
britannien vertheilt ist) von 9,41 %o K. im Jahre 1869 auf 4,90 %o K. 
im Jahre 1891; in der italienischen Armee von 10,73 K. im Jahre 1871 
auf 7,10 %o K. im Jahre 1891/92 (mit Einschluss der Selbstmorde etc.) 
und in der russischen Armee von 12,88%o K. im Mittel der Jahre 
1872 bis 1875 auf 7,11 %o K. im Jahre 1890. 

Die Typhus-Morbidität verringerte sich: in der deutschen Armee 
von 7,9 %o K. im Jahre 1874/75 auf 3,2 %o K. im Jahre 1889/90; in der 
österreichisch-ungarischen Armee von 10,6 %o K. im Jahre 1882 auf 


x ) K. = Kopfstarke. 


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4,6 %© K. im Jahre 1890; in der französischen Armee von 16,4 %o K. im 
Jahre 1882 auf ll,6°/ooK. im Jahre 1890; in der italienischen Armee von 
6,3°/oo K. im Jahre 1877/78 auf 4,8 %o K. im Jahre 1889/90 und in der 
russischen Armee von 14,0 %o K. im Jahre 1873 auf 12,6 %o im Jahre 1890. 

Die Typhus-Sterblichkeit verminderte sich: in der deutschen 
Armee von 0,55 %o K. im Jahre 1882/83 auf 0,21 %o K. im Jahre 1889/90; 
in der österreichisch-ungarischen Armee von 2.5 %o K. im Jahre 1882 
auf 0,70 %o K. im Jahre 1890; in der französischen Armee von 4,8 %o K. 
im Jahre 1882 auf 1,95 %o K. im Jahre 1890; in der italienischen Armee 
von 2,37 %o IL im Jahre 1877/78 auf 1,26 %o K. im Jahre 1891/92 und 
in der russischen Armee von 2,0 %o K. im Jahre 1880 auf 1,83 %o K. 
im Jahre 1890. 

In ähnlicher Weise verringerten sich auch die Erkrankungen und 
Sterbefälle an Pocken, Malaria und anderen Krankheiten. 

3. Zum Schlüsse der Sitzung folgte die Demonstration der neuen 
Feldtrage von Regimentsarzt Dr. Myrdacz im Ausstellungsraum. 

2. Sitzung, 25. September, nachmittags 3 Uhr: 

Generalstabsarzt Dr. Riedl eröffnet die Sitzung und schlägt als 
Wahlmänner für den wissenschaftlichen Ausschuss Oberstabsarzt 
Kratschmer und die beiden Schriftführer der Abtheilung, Regimentsärzte 
Dr. Schöfer und Dr. Habart, vor, die per acclamationem gewählt werden. 

4. Oberstabsarzt Dr. Janchen (Wien) hält einen Vortrag: 

„Ueber Geisteskrankheiten in der Armee.“ 

Vortragender gelangt hierbei zu folgenden Schlüssen: 

a) Nach dem zehnjährigen Durchschnitte 1882 bis 1892 erkrankten 
in der österreichisch-ungarischen Armee 0,3 %o an Geistesstörungen gegen 
0,9%o der Zivilbevölkerung der österreichischen Reichshälfte. 

b) Eine Zunahme der Geistesstörungen in der Armee ist im Ganzen 
genommen nicht nachzuweisen. 

c) Ein Einfluss der Waffengattung ist ebensowenig feststellbar, als 
ein solcher des Militärlebens auf das Auftreten von Geisteskrankheiten 
im Allgemeinen. 

d) Unter den geistesgestörten Militärs ist der Offizier (Beamte) 
unverhältnissmässig stark vertreten, und stellt derselbe das Hauptkontingent 
der progressiven Paralyse. 

e) Einer sachgemässen Verwerthung der Irren-Statistik steht die 
häufig mangelhafte Beschaffenheit der gebotenen Daten im Wege, welche 
die Aufnahme der Psychiatrie unter die obligaten Lehrfächer an den 
Universitäten dringend wünschenswerth erscheinen lässt. 

5. Regimentsarzt Dr. Hollerung (Pressburg) spricht über: 

„Der Militärarzt als Erzieher in den Militärbildungs¬ 
anstalten.“ 

Dadurch, dass in Oesterreich-Ungarn die Aerzte dieser Anstalten 
zugleich als Lehrer fungiren, nehmen sie auch an der Erziehung der 
Zöglinge theil. Auf Grund einer elfjährigen Erfahrung in Militärschulen 
findet der Vortragende die Beziehungen zwischen Pädagogik und ärzt¬ 
lichem Fachwissen viel enger, als sie bisher allgemein angenommen 
wurden. Der pädagogischen Diätetik (physischen Erziehung) hat sich 
ohnehin bereits die Schulhygiene bemächtigt. Die von der Kultur ge¬ 
forderten, gesteigerten Ansprüche an den Unterricht haben die Ueber- 
bürdungsfrage geschaffen, welche schon in ihrer Rückwirkung auf den 
sich entwickelnden jugendlichen Organismus die ärztliche Intervention 


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herausfordert. Durch die Erkenntniss der psychopathischen Minder- 
werthigkeiten greift aber die ärztliche Wissenschaft auch in das Gebiet 
der pädagogischen Führung über. Neben der im Laufe der Jahre dem 
Vortragenden sich aufdrängenden Thatsache, dass ungemein zahlreiche 
krankhafte Affektionen der Jugend einer Wachsuggestion weichen, ge¬ 
langte der Vortragende im Einklänge mit der Nancyer Schule ebenfalls 
zu der Ueberzeugung, dass die gesammte geistige Erziehung auf Wach¬ 
suggestion beruht. 

6. Regimentsarzt Dr. Kerneny (Komorn) spricht: 

- „Zur Trachomfrage.“ 

Der Vortragende tritt der hier und da geäusserten Anschauung ent¬ 
gegen, dass dermalen in Oesterreich-Ungarn das Trachom vom Militär in die 
Zivilbevölkerung getragen würde; dies wird bewiesen, wenn man das 
Schicksal einer an Trachom erkrankten Person beim Militär und jener 
im Zivil speziell auf dem Lande verfolgt. 

Er kommt zu dem Resultate, dass die Trachomkranken beim Militär 
stets gründlich und streng behandelt und beaufsichtigt werden, im Zivil 
aber, namentlich auf dem Lande, ist es aus vielen Gründen unmöglich, 
den Trachomkranken einer rationellen Behandlung zu unterziehen. 

Um das Trachom möglichst einzudämmen, sind nach der Ueber¬ 
zeugung des Vortragenden Trachomkasernen nothwendig; bei dem stetigen 
Verkehre zwischen Zivil und Militär wären dieselben aber fast illusorisch, 
wenn nicht auch für die Zivilbevölkerung Trachomspitäler errichtet 
würden. 

Von grosser Bedeutung ist es, dass das Trachom in seinem Beginne 
von anderen, einfachen nicht infektiösen Katarrhen kaum zu unterscheiden 
ist, wodurch zum Nachtheile der Umgebung das Trachom sich ausbreitet 
bevor dasselbe erkannt wird. 

3. Sitzung 26. September, nachmittags 3 Uhr, 

gemeinschaftlich mit der 31. und 32. Abtheilung (Hygiene und Medizinal¬ 
polizei). 

7. Regimentsarzt Dr. Schardinger (Wien) hält einen Vortrag: 

„Beiträge zur hygienischen Beurtheilung des Trink¬ 
wassers.“ 

Die Schwierigkeiten des Nachweises der spezifischen Erreger der 
hauptsächlichsten durch das Trinkwasser vermittelten Infektionskrank¬ 
heiten, wie Typhus, Cholera, haben sich in letzter Zeit durch das Auf¬ 
finden schwer differenzirbarer Arten so erhöht, dass es praktisch genügen 
dürfte, im betreffenden Falle die Infektionsmöglicbkeit durch den Nachweis 
der Verschmutzung mit Darmbakterien sicherzustellen. 

Vortragender tritt für den Gebrauch der sogenannten Vorkulturen bei 
Wasseruntersuchungen ein, die eine Anreicherung mit etwa vorhandenen 
Gährungs- und Fäulnissorganismen und deren Isolirung ermöglichen; er 
bespricht die Bedeutung des dabei eventuell auftretenden fäkulenten Ge¬ 
ruches, der Bildung von Schwefelwasserstoff und Indol und zeigt an einer 
Versuchsreihe den Einfluss etwaigen Salpetergehaltes auf den Eintritt 
und die Intensität obiger Reaktionen. 

8. Regimentsarzt Dr. Karlinski (Sarajewo) spricht: 

„Zur Armeefilterfrage.“ 

Vortragender verlangt mit Rücksicht auf die Umstände, dass die 
wahrhaft krankheitserregenden Mikroorganismen sehr selten im Trink- 


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wasser Vorkommen, und die schnelle Durchführung einer vollkommen 
keimfreien Filtration undurchführbar ist, von einem für die marschirende 
oder lagernde Truppe bestimmten Filter 1. Zurückhaltung der groben 
und ekelerregenden Verunreinigungen, 2. verlässliche Reduktion ad minimum 
der im Wasser vorhandenen Keime, 3. leichte Transportabilität, leichte 
Reinigung des Filters und 4. dessen Billigkeit. 

Verfasser erklärt sich gegen individuelle Filter pro Mann, ist aber 
für Versorgung geschlossener Abtheilungen mit grösseren Filtern. Unter 
den untersuchten Filtern erwies sich der Kuhn sehe Asbestfilter als un¬ 
brauchbar, ebenso wie der englische Bühring-Filter, da ersterer nur grobe 
Verunreinigungen zurückhält, letzterer sär bald verschlammt und 
unbrauchbar wird. Relativ die besten Resultate ergab der französische 
Armeefilter System Maignen, welcher imstande ist, bei ununterbrochener 
Arbeit die Anzahl der Keime dermaassen zu verringern, dass z. B. von 
180 000 Keimen pro 1 ccm nur 70 durch den Filter durchgingen. Vor¬ 
tragender zeigt die vorliegenden Filter und deren Thätigkeit. 

Diskussion: 

Ingenieur Brey er (Wien) wendet sich gegen eine Bemerkung des 
Reghnentsarztes Dr. Karlinski, dass man mit Hülfe von Filtern kein 
baaterienfreies Wasser erhalten könne. Er weist auf die Vorzüge des 
von ihm erfundenen Asbestfilters hin, der den hygienischen Anforderungen 
völlig entspreche. 

Oberstabsarzt Prof. Kratschmer präzisirt die Forderungen an ein 
Anneefilter dahin, dass dasselbe 1. vor Infektionen schützen muss, welche 
vom Trinkwasser her drohen, und 2. rasch genügende Quantitäten Wasser 
beschaffen muss. Das leiste das Berkefeld-Kieselguhrfilter, welches zu 
Versuchen im grossen Maassstabe in feldmässiger Ausrüstung bei den 
Manövern erprobt wurde und sich im Ganzen bewährt hat. 

Die Angabe Traubes über die eminent keimtödtende Wirkung des 
unterchlorigsauren Kalks bestätigt Redner und kann anführen, dass dieselbe 
auch bezüglich der Keime der Cholera, des Typhus und des Milzbrandes 
gilt. Bromwasser wirkt ähnlich. 

Regimentsarzt Schöfer will durchaus nicht für die Leistungsfähigkeit 
des Kuhn sehen Schwarmfilters in bakteriologischer Hinsicht ein treten, 
aber darauf aufmerksam machen, dass die mitgetheilten Versuche nicht 
nach der dem Filter beigegebenen, Vorschrift durch geführt wurden. 
Danach ist nicht der trockene Asbest auf dem Siebe auszubreiten, 
sondern bei geschlossenem Ablaufrohr mittels eines Stabes in Wasser 
au fzu sch wem men; nach einer halben bis einer Minute läuft das Filtrat 
vollkommen klar ab, auch wenn das Wasser durch feinsten Thon 
getrübt war. 

Professor Bujwid (Krakau): Die besten Resultate ergaben die 
Chamberland- und Berkefeld-Filter; durch die Chamberlandsche 
Kerze wachsen die Bakterien viel langsamer durch als durch die Berke- 
feldsche; für die Armee wäre es, um viel sterilisirtes Wasser zu be¬ 
kommen, am zweckmässigsten, -womöglich die Abessynischen Brunnen 
anzuwenden. 

Ingenieur Brey er weist auf den Umstand hin, dass zu dem von 
Traube angegebenen AbtÖdtungsverfahren der Keime ein Gefass noth- 
wendig sei, dessen Beschaffung Schwierigkeiten bieten könne. 

Generalstabsarzt Dr. Kraus (Wien) weist darauf hin, dass die Be¬ 
schaffung eines Gelasses wohl keine Schwierigkeiten bieten könne, da 


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doch der Soldat immer seinen Kochkessel bei sich habe, und bemerkt, 
dass bereits seit längerer Zeit Schlagbrunnen bei der Armee in Gebrauch 
stehen, ja dass die Verwendung derselben schon in den siebziger Jahren 
angeregt wurde. 

Die maassgebenden Kreise der Armee wenden diesem hochwichtigen 
Punkte durch fortwährende Prüfungen der verschiedenen Filter unaus¬ 
gesetzt die grösste Aufmerksamkeit zu. 

4. Sitzung: 27. September, nachmittags 3 Uhr.. 

9. Regimentsärzte Dr. Faulhaber (Wien) und Dr. Habart (Wien) 
besprechen an der Hand von zahlreichen Schusspräparaten und mikro¬ 
skopischen Präparaten, die Ergebnisse ihrer ausgedehnten Schiessversuche: 

„Ueber den Keimgehalt frischer Schusswunden.“ 

Es wurden sterile Gelatinbüchsen mit normalen Gewehrgeschossen 
beschossen, und hierbei gelangte man zur Ueberzeugung, dass die 
Schusskanäle steril geblieben sind. Mit Montursorten überzogene Büchsen 
zeigten in den Schusskanälen stets zahlreichen Detritus von den Kleidungs¬ 
stoffen nebst den in denselben enthaltenen Bakterien. Waren letztere 
künstlich mit Bakterien infizirt, so fand man auch die jeweilige 
Mikrobenart in dem Schusskanale. Künstlich intizirte Geschosse haben 
stets die Schusskanäle infizirt. Bei eingeschalteten Holz-, Glas- und 
Pappe widerständen fand man stets auch Fremdkörper dieser Art in den 
Schusswunden. Schliesslich wurden die zahlreichen Thierversuche mit 
Einpflanzung von Monturstücken vorgeführt, wobei sich besonders Bacillus 
pyocyaneus für Kaninchen virulent erwies. Die Experimente sind geeignet, 
jene von A. Frankel (Wien), Pfuhl, Messner und Lagarde zu 
ergänzen. 

Diskussion: 

Regimeutsarzt Dr. Karlinski hat — unabhängig von den Unter¬ 
suchungen Faulhaber-Habart — ähnliche Versuche angestellt und bei 
36 Versuchen immer feststellen können, dass in den Schusskanal durch 
das Geschoss sowohl Partikeln der Kleidungsstoffe, wie auch immer 
Bakterien hineingebracht werden, letztere oft auf 5 bis 6 cm vom Schuss¬ 
kanale entfernt. 

Der Präsident dankt der Versammlung für die rege Theilnahme und 
schliesst die Verhandlungen der Abtheilung. 

Regimentsarzt Dr. Kirchenberger dankt im Namen der Abtheilung 
dem Präsidenten, dem Einführenden und den beiden Schriftführern für 
ihre Bemühungen. 


Neuere Arzneimittel. 1 ) 

Von Dr. H. Salzmann — Berlin. 

Loretin ist die von Professor Claus dargestellte Metajodortho- 
oxychinolinanasulfonsäure und soll als Ersatz des Jodoforms dienen. 

Das Loretin ist im Aussehen dem Jodoform ähnlich, indem es ein 
krystallinisches, schwefelgelbes Pulver vorstellt, welches jedoch vollkommen 
geruchlos ist und sich in Wasser und Weingeist nur sehr wenig, in 
Aether und Oelen gar nicht löst. Mit Oelen und Kollodium giebt dasselbe 
jedoch haltbare, zu manchen therapeutischen Zwecken vorzüglich geeignete 
Emulsionen, 


’) Siehe Heft 12, 1894, Seite 555. 


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Das Loretin ist zuerst von Schinzinger geprüft und als Antiseptikum 
empfohlen worden. Bei seinen werthvollen antiseptischen Eigenschaften 
hat es gegenüber dem Jodoform den Vorzug der völligen Ungiftigkeit. 
Es findet allein oder mit Magnesia usta oder Rhizoma iridis gemengt 
Anwendung als Streupulver auf Wundflächen, zum Einblasen in Wund¬ 
kanäle, auf Brandwunden, Geschwüre u. s. w. Die oben erwähnte 
Collodiumemulsion empfiehlt sich bei Erysipel, Ekzem, Lupus u. s. w. 
Mit Watte zusammen giebt es einen für Wunden geeigneten Deckverband, 
ln Form von Stäbchen wendet man das Loretin bei eiternden Fistelgängen 
an. Auch das Natrium-, Wismuth- und Calciumsalz, von denen das 
erstere mit orangerother Farbe in Wasser löslich ist, findet therapeutische 
Verwendung. 

Nach Bluhm und Bärwald ist das Loretiu physiologisch als ein 
starkes Jodpräparat zu betrachten, dessen antiseptische Kraft auf der 
allmählichen Abspaltung von Jod beruht, und zwar tritt im Vergleich mit 
Jodoform die Jodabspaltung schneller ein. Die Gefahr einer Intoxikation 
ist nach den genannten Autoren bei dem Wismuthloretin geringer als bei 
dem Loretin. Das neutrale Loretincalcium soll keine antiseptische Kraft 
besitzen. 

Entgegen der Ansicht von Blum und Bärwald theilte F. Stohr 
auf der diesjährigen Naturforscherversammlung mit, dass das Loretin 
kein Jod abspalte, weshalb Jodintoxikationen bei Anwendung des Mittels 
ausgeschlossen seien. Nach demselben Autor wirken Loretinlösungen von 
1:2000 noch stark antibakteriell. 

Lycetol ist das weinsaure Salz des Dimethylpiperazins. Es wird 
auf Grund der von Wittzack erhaltenen günstigen Versuchsergebnisse 
von den Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co. als neues Harnsäure 
lösendes Mittel in den Handel gebracht. 

Das Lycetol bildet ein klein granulirtes Pulver, das bei 243 ° schmilzt 
und in Wasser leicht löslich ist. Der Geschmack ist etwas säuerlich, 
hu Organismus wird das Lycetol gespalten; das abgespaltene Dimethyl- 
piperazin bildet mit Harnsäure ein leicht lösliches Salz; die Weinsäure 
verbrennt zu Kohlensäure und macht das Blut alkalischer. 

Wittzack rühmt die gute Wirkung des Lycetols als Gichtmittel und 
stellt es hinsichtlich seiner diuretischen Wirkung über das Piperazin des 
Handels. Die Verabreichung erfolgt in Pulvern oder in Lösung. Die 
Dosirung durfte die gleiche wie beim Piperazin sein. Zur subkutanen 
Injektion scheint sich das Mittel nicht zu eignen. 

Lysidin ist gleich dem Lycetol ein harnsäurelösendes Mittel. Nach 
Mittheilungen von Professor Ladenburg ist unter Lysidin das Methyl- 
glyoxalidin oder Aethylenäthenylamidin zu verstehen. Es wird im 
Grossen von den Höchster Farbwerken durch Erhitzen von Aethylen- 
diaminchlorhydrat mit essigsaurem Natrium dargestellt und aus dem so 
erhaltenen Chlorhydrat in Freiheit gesetzt. 

Das Lysidin bildet eine sehr hygroskopische, weissröthliche krystal- 
linische Substanz von eigentümlichem Geschmack, der indessen in 
wässrigen Lösungen, zumal wenn dieselben sehr kalt sind, nicht unangenehm 
empfunden werden soll. Die wässrige Lösung des Lysidins stellt nach 
Ladenburgs Angabe ein vorzügliches Lösungsmittel für Harnsäure dar. 
Auf diese Eigenschaft stützt sich die therapeutische Verwendung des 
Körpers, der nach den angestellten klinischen Versuchen durchaus 


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unschädlich ist und zu einem wichtigen Heilmittel bei allen Krankheiten, 
die auf Harnsäureabscheidung beruhen, zu werden verspricht. 

Auch Grawitz hat das Lysidin geprüft und gefunden, dass dasselbe 
bei akuten Gichtanfällen von vortheilhafter Wirkung ist. Schmerzen und 
Schwellungen der Gelenke gingen nach Gaben von 2 bis 5 g prompt 
zurück. 

Es wird zweckmässig in kohlensaurem Wasser gegeben, und zwar 
zu 1 bis 5 g täglich. 

Migränin, das mit Aufwendung vieler Reklame in den Handel 
gebrachte Mittel, besteht nach Hoffm ann aus einer Mischung von 91 Theilen 
Antipyrin und 9 Theilen Coffeinum citricum, nach Ewald aus85Theileu 
Antipyrin, 9 Theilen Coffeinum purum und 6 Theilefc Acidum citricum. 
Indessen sollen nach Mittheilungen von auderer Seite Mischungen, die 
nach einer dieser Vorschriften bereitet wurden, alsbald feucht werden, 
während das Höchster Präparat sich trocken hält. 

Neurodin ist Acetylparaoxyphenylurethan und wird von E. Merck 
in Darmstadt fabrikmässig hergestellt. 

Es bildet färb- und geruchlose Krystalle und ist in kaltem Wasser 
nur sehr wenig (1: 1400), in heissem Wasser leichter (1 : 140) löslich. Es 
schmilzt bei 87 °. 

Das Neurodin ist nach v. Me ring ein Antipyreticum, besonders 
aber em Antineuralgicum. Es setzt in Gaben von 0,5 g die Temperatur 
um 2,5 bis 3,0 ° herab. Als schmerzstillendes Mittel bei Neuralgien wirkt 
es in Gaben von 1,0 bis 1,5 g. Nachtheilige Wirkungen waren nicht zu 
beobachten. 

Salacetol, früher auch Sa]icylacetol'genannt, ist der Salicylsäure- 
ester des Acetols und wird durch Erhitzen von Monochloraceton mit 
Natriumsalicylat dargestellt. Es ist mit der Absicht in den Arzneischatz 
eingeführt, das Salol, welches im Organismus Phenol abspaltet, zu 
ersetzen. 

Es bildet feine, leichte, glänzende Nadeln, ist schwer in kaltem und 
auch nur wenig in heissem Wasser löslich. Von heissem Alkohol und 
Aether wird es leicht gelöst. Der Geschmack ist schwach bitter. 

Bourget und Babey halten das Salacetol für eines der besten und 
sichersten Desinficientien des Verdauungskanals und haben es mit aus¬ 
gezeichnetem Erfolge bei choleraähnlichen Diarrhöen angewandt. Auch 
bei akutem und chronischem Rheumatismus hat das Mittel gute Dienste 
geleistet. 

Das Salacetol wird bei Erwachsenen zu 2 bis 3 g täglich gegeben, 
und zwar bei Diarrhöen am ersten Tage in Rizinusöl, an den folgenden 
Tagen ohne dieses. 

Salophen ist Acetylparaamidophenolsalicylsäureester und soll gleich 
dem Salacetol ein Ersatzmittel für das Salol sein. 

Es bildet kleine dünne, in kaltem Wasser fast unlösliche, in heissem 
Wasser etwas leichter lösliche Blättchen. Warmer Alkohol und Aether 
lösen das Mittel leicht. 

Bei der inneren Anwendung wird das Salophen durch den alkalischen 
Darmsaft in Salicylsäure und Acetylparaamidophenol gespalten. Dem 
Ersteren kommen antiseptische, dem Letzteren antipyretische Eigenschaften 
zu. Guttmann hat gute Erfolge mit 3 bis 5 g Salophen pro die bei 
akutem Gelenkrheumatismus mit hohem Fieber gesehen. Das Präparat ist 


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nach Siebei relativ ungiftig und dürfte überall da angewendet werden 
können, wo bisher Salol gegeben wurde. 

i Drewes hat das Salophen in der Kinderpraxis angewandt und kommt 
auf Grund seiner Versuche zu dem Ergebniss, dass dasselbe ein sehr 
gutes Antirheumaticum bei akutem Gelenkrheumatismus ist, welches in 
der Kinderpraxis allen anderen Mitteln vorgezogen zu werden verdient, 
dass es ein brauchbares Antipyretikum und ein recht gutes Neuralgicum 
ist. Die Einzeldosis beträgt 0,3 bis 0,5 g. 

Tannigen ist ein Acetyltannin, in dem zwei Essigsäurereste enthalten, 
drei Hydroxylgruppen aber nicht angegriffen sind. Das Präparat wird auf 
Anregung von Professor Hans Meyer von den Farbenfabriken vorm. 
Bayer & Co. in Elberfeld im Grossen dargestellt und soll vorzugsweise 
ein Adstringens für den Darm sein. 

Es bildet ein gelblichgraues, geruch- und geschmackloses, kaum 
hygroskopisches Pulver, das in kaltem Wasser kaum und in heissem 
Wasser auch nur in Spuren löslich ist. 

Das Tannigen kommt erst im Darm allmählich zur Wirkung, während 
es im Magen ungelöst bleibt. 

Nach Mittheilung von F. Müller ist das Tannigen, in Mengen von 
0,2 bis 0,5 g dreimal täglich verabreicht, für gewöhnlich hinreichend, um 
eine Wirkung bei chronischen Durchfällen zu erzielen. Indessen konnten 
auch grössere Mengen ohne schädliche Nebenwirkung gegeben werden, 
so dass die Verordnung und Verabreichung des Mittels messerspitzenweise 
erfolgen kann. 

Thermodin ist Acetylparaaethoxyphenylurethan und wird gleich 
dem oben erwähnten Neurodin ebenfalls von E. Merck in Darmstadt in 
den Handel gebracht. 

Das Thermodin krystallisirt in weissen Nadeln, ist geruch- und fast 
geschmacklos, schmilzt bei 86 bis 88° C. und lösst sich in kaltem Wasser 
sehr wenig (1 : 2600), in kochendem etwas mehr (1 : 450). 

Nach v. Mering tritt auf Gaben von 0,5 g bei Fiebertemperaturen 
von 39 bis 40° in der Regel eine Temperaturherabsetzung um 2,0 bis 2,5° 
ein. Die Einzelgabe beträgt 0,5 bis 0,7 g, für Phthisiker 0,3 g. v. Mering 
empfiehlt, das Thermodin nur als Fiebermittel, nicht als Antineuralgicum 
zu verwenden. (Vergleiche Neurodin.) 

Thioform. Mit diesem Namen wird das basisch dithiosalicylsaure 
Wismuth bezeichnet. Das Präparat wird von der Firma Speyer & Grund 
io Frankfurt a. M. in den Handel gebracht. 

Das Thioform stellt ein geruchloses, gelbbraunes, in Wasser, Spiritus 
und Aether unlösliches Pulver mit einem Gehalt von etwa 71 % Wismuth- 
oxyd dar. 

Die neue Verbindung soll ebenso wie das oben schon behandelte Loretin 
als Ersatz für das Jodoform dienen. Nach Untersuchungen von Professor 
L. Hoffmann kann das Mittel in der Chirurgie, sowohl bei frischen 
Wunden, wie bei der Behandlung von Geschwüren, ferner auch bei Haut- 
und Augenkrankheiten die höchste Beachtung beanspruchen. Es vermag 
in vielen Fällen das Jodoform vollständig zu ersetzen und verdient in 
solchen Fällen vor diesem den Vorzug, weil es geruchlos und ungiftig 
ist. Die letztere Eigenschaft ist daraus zu schliessen, dass Hunde bis 
zu 10 g, Pferde bis zu 100 g innerlich ohne Störung ihres Wohlbefindens 
ertrugen. Das Thioform wirkt nach Hoffmann auch blutstillend, wenn 
man die blutenden Wunden reichlich damit einpudert. Schliesslich ist es 


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auch als theilweiser Ersatz des Cocains zum Einpudem in das Auge 
empfohlen worden wegen seiner anästhesirenden Wirkung. 

Tussol ist mandelsaures Antipyrin. Es wird von Kehn als spezi¬ 
fisches Keuchhustenmittel empfohlen. Die Prüfung des Präparats in etwa 
60 Fällen von Keuchhusten ergab für die Mehrzahl eine rasche güustige 
Beeinflussung der convulsiven Hustenanfälle sowie des Erbrechens und 
der Appetitlosigkeit. Die Verabreichung erfolgt am besten in wässeriger 
Lösung. Eine Geschmacksverbesserung wird zweckmässig durch Zusatz 
von Sirupus cort aurant herbeigeführt. 

Die Einzelgabe ist je nach dem Alter der Kinder auf 0,05 bis 0,5 g 
zu bemessen und 2 bis 4 mal täglich zu wiederholen. Die gleichzeitige 
Verordnung von Milch und Alkalien ist zu vermeiden. 

Aus dem Giornale medico del Ro. esercito e della Ra. marina. 

L’Ittiolo nella cura di alcuni morbi oculari e specialmente 
della blefarite cigliare. Septemberheft. 

» Dr. Rho empfiehlt die Behandlung der blepharitts ciliaris mit lOprozen- 
tigem Ichthyollanolin Er hat dieses Mittel bisher in 9 Fällen angewendet 
und ist von seiner guten Wirkung überrascht gewesen, selbst dort, wo er von 
der Pagenstecherschen Salbe und den sonst gebräuchlichen Quecksilber¬ 
präparaten keinen Erfolg gesehen hatte. Auch in vernachlässigten Fällen, 
nach jahrelangem Bestehen des Leidens, wenn schon Geschwüre und 
Borken vorhanden waren, trat in 1 bis 3 Wochen Heilung ein. Rho wandte 
eine Lanolinsalbe mit 10 bis 15% Ammon, sulfoichthyol. an und verrieb 
dieselbe nicht im Auge und auf den Lidern, sondern strich sie ins 
Auge, um sie dort sich selbst zur Verreibung durch die Lidbewegung 
zu überlassen. Daneben sorgte er nur für Reinlichkeit an den Augen 
und Entfernung der Borken. Diese Therapie sei einfach, angenehm 
und wirkungsvoll. Dieselben guten Resultate batte er mit der Anwendung 
des Ichthyols gegen Gerstenkörner, besonders bei den an steten Rezidiven 
leidenden Personen und auch (mit 1% bis 2prozentigen Lösungen des 
Ichth.) in der Behandlungein facher und phlyktänuläref Bindehautentzün¬ 
dungen. Diese Wirkungen des Medikaments stehen mit den Ergebnissen der 
Untersuchungen über die pharmakodynamischen Eigenschaften des Ichthyols 
völlig im Einklänge. 

Ricerche sul colera del 1893 nel secondo dipartimento militare 
marittimo. Augustheft. 

A. Pasquale veröffentlicht die Ergebnisse seiner Untersuchungen 
über die im Sommer 1893 unter den Marinemannschaften zu Neapel 
vorgekommenen Cholerafällle. Einen kurzen Bericht darüber hatte er 
bereits in der 14. Sektion des XI. internationalen Kongresses zu Rom 
gegeben. 

Nachdem im Herbst 1892 unter der Zivilbevölkerung Neapels zwei 
sporadische Todesfälle an Cholera vorgekommen waren, erkrankten vom 
12. bis 29. November 1892 von der Besatzung des Panzers „Re Umberto“, 
der schon mehr als drei Monate im Kriegshafen lag, 21 Mann an leichten 
Durchfällen. Bei einem von diesen (dem zuletzt Erkrankten), der ins 
Lazareth aufgenommen wurde, wurden die Dejektionen bakteriologisch 
untersucht und Choleravibrionen gefunden. Der Mann war nach drei 
Tagen gesund. Dank den sogleich vorgenommenen gründlichen Desin¬ 
fektionen und sanitären Maassnahmen kam nun bis Mitte Juli 1893 kein 


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Fall mehr vor. Am 14. Juli 1893 brach in der Stadt wieder die Cholera 
aus, und es wurde auch auf dem „Re Umberto“ ein verdächtiger Fal) 
beobachtet, der nach drei Tagen geheilt war. Von nun an bis Mitte 
Oktober 1893 kamen 18 Erkrankungen an Cholera an Bord der im Hafen 
liegenden Kriegsschiffe und unter den Mannschaften der Arsenale vor, und 
zwar so vertheilt, dass nur auf ein Schiff 3, auf ein anderes 2 Falle 
kamen. Alle wurden im Lazareth behandelt, und P. hat aus den Unter¬ 
suchungen der Dejektionen, des Urins und der Leichen folgende zum Theil 
wichtige Resultate erhoben. 

Es sind 52 Entleerungen von 17 Kranken untersucht worden. Elf 
Mann von diesen siebzehn wurden gesund. Unter den Entleerungen 
waren nur 16 wirkliche Reisw f asserstühle. Die übrigen waren verschieden, 
einige von ihnen fest, geformt und von normaler Farbe. Nur drei Stühle 
reagirten sauer. In allen klinisch als Cholera bezeichnetcn Fällen, ausser 
einem, wurden Kommabazillen gefunden (Kultur). Der eine negative Fall 
betraf einen Rekonvaleszenten. In den Reiswasserstühlen fälten die 
Spirillen nie. Sie wurden aber auch in den Fäces von bräunlicher, grün¬ 
licher, fleischwasserfarbener und fester Beschaffenheit gefunden, und zwar 
bei den Stühlen von normalem Aussehen stets nur in dem Schleimüberzug 
der Scybala. In den sauer reagirenden Stühlen wurden sie vermisst. 
Ein völlig Gesundeter entleerte noch 27 Tage nach dem Auftreten der 
ersten Krankheitserseheinungen vollgiftige Choleraspirillen. Bei den 
meisten Kranken verschwanden die Kommabazillen nach 3 bis 8 Tagen. 
Einmal konnten sie schon einen Tag nach dem Auftreten der Krankheit nicht 
mehr gefunden werden. Dieser Kranke starb sehr bald. Viermal wurden 
die Bakterien in Reinkulturen gefunden (ganz frische Erkrankungen), sonst 
daneben meist bewegliche Bazillen aus der Gruppe des bact. coli comm. 
oder der bac. neapolit. Emmerich. Sowohl im Verlaufe der einzelnen 
Erkrankungen wie in einem in sterilem Gefässe aufbewahrten Cholerastuhle 
überwucherten mit der Zeit die anfangs scheinbar fehlenden oder seltenen 
Nebenbakterien die Spirillen, so dass diese schliesslich verschwanden. 
Die beweglichen Bazi 11 S\ aus der Gruppe des bact. coli comm. gaben 
gleichfalls die Indolreaktion. 

Im Urin wurden nie Choleraspirillen gefunden. Die Eiweissprozente 
verhielten sich nicht gerade, sondern umgekehrt proportional zur Schwere 
der Erkrankung. P. erklärt das dadurch, dass die Nieren, welche viel 
Gift ausscheiden, den Körper also entlasten, auch stärker entzündet 
werden. 

Die Autopsie ergab ausser den Zeichen einer akuten Darmentzündung 
so geringe Veränderungen im Körper, dass man das schwere Bild der 
Erkrankung daraus nicht zu erklären vermag. Die Cholerabazillen wurden 
mit einer Ausnahme nur im Darm gefunden. Einmal fanden sich dagegen 
(22 Stunden p. mort.) die Bazillen in Reinkultur auch in einem Wenig 
fadenziehender, gallig aussehender Peritonealflüssigkeit. 

Ueber die muthmaasslichen Verbreitungswege dieser kleinen Epidemie 
äussert sich Verfasser dahin, dass nach den bakteriologischen Unter¬ 
suchungen und den erhobenen Thatsachen eine Infektion des städtischen 
Trinkwassers, mit dem auch die Schiffe versorgt wurden, und des Hafen¬ 
wassers auszuschliessen sei. P. fand aber unter 12 Untersuchungen der 
Dejektionen von Leuten, die während dieser Epidemie an einfachen, leichten 
Darmkatarrhen zu leiden schienen, einmal echte Cholerabazillen. Da nun 
von der Zeit an, zu welcher im Herbst 1892 die ersten wenigen Cholera- 


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falle beobachtet wurden, bis zum Ausbruch der eigentlichen Epidemie im 
Spätsommer 1893 in Neapel die Zahl der an Durchfallen Erkrankten 
auffällig gross gewesen ist, und sowohl im Herbst 1892 wie im Sommer 1893 
bei solchen leichten Durchfallen theilweise Spirillen nachgewiesen worden 
sind, so schliesst P., dass die Infektion zu Neapel in der Zwischenzeit 
nicht erloschen gewesen sei, sondern dass das Virus, aus besonderen 
Gründen abgeschwächt, fast unschädlich unter der Einwohnerschaft zirkulirte 
und so in den Leibern der Träger' überwinterte 1 )* Die Verbreitung der 
Infektionsträger wird durch die Leichtigkeit der von ihnen erzeugten Krank¬ 
heiten sehr begünstigt. 

Nach P. kann der Befund der Choleraspirillen wohl die klinische 
Diagnose Cholera bestätigen, doch können Leute, deren Dejekte die Mikro¬ 
organismen enthalten, dabei ganz gesund sein. 

Es besteht keine Beziehung zwischen der Zahl der Vibrionen und 
der Schwere der Erkrankung. Diese hängt allein von dem Grade der 
Virulenz und einer eventuellen sekundären Infektion ab. Wahrscheinlich 
bestehen morphologische und biologische Varietäten der Vibrionen. Die 
Choleranephritis ist eine toxische. Die Anurie kann fünf Tage dauern, 
ohne dass das Leben dadurch gefährdet wird. Die Cholera ist eine 
Toxicämie. 


Contributo alle patogeuesi della porpora emorragica. Juliheft. 

Salvatore Ajello schliesst an den Bericht über einen sehr genau 
studirten Fall von Purpura haemorrhagica eine Erörterung seiner Ansichten 
über die bisher noch dunkle Pathogenese dieser Krankheit. Der Befund 
bei der physikalischen, chemischen und bakteriologischen Untersuchung 
von Blut, Mageninhalt, Urin, Stuhl sowie die Krankheitsgeschichte bringen 
den Verfasser zu der Ueberzeugung, dass die Krankheit, wie schon früher 
besonders für die schwereren Fälle mit typhösem Habitus angenommen*), 
toxischen Ursprungs sei. Er hatte Grund zur Annahme, dass das Primäre 
eine Vermehrung der Fermentationsprozesse im Verdauungskanal sei, was 
sich in den subjektiven und objektiven Störungen der Mngendarmfunktion 
äussere. Die Folge davon sei eine vermehrte Produktion von Toxinen 
und anderen schädlichen organischen Verbindungen der regressiven Meta¬ 
morphose im Körper, und diese Autointoxikation bedinge dann das eigent¬ 
liche ens morbi, die Veränderung der Blutbeschaffenheit (Hämatolyse) und 
zuweilen selbst der Gefässwände. So erklärten sich sämmtliche Symptome, 
auch die nervösen, und dem Bilde einer Vergiftung käme die Krankheit 
tkatsächlich auch am nächsten. Die Untersuchungen in dem beobachteten 
Falle sind sehr eingehende und stellen der Fähigkeit des Untersuchenden 
sowohl wie der Ausstattung und Benutzung der in jedem grösseren 
Garnisonlazareth in Italien vorhandenen Untersuchungsstationen ein glän¬ 
zendes Zeugniss aus. Die Chlorose und die Anämie sind übrigens schon 
lange auf die oben beschriebene Weise zu erklären versucht worden. Das 
aus der Ueberzeugung des Verfassers hergeleitete und in Anwendung 
gezogene therapeutische Verfahren, Antisepsis des Darmkanals mittels 
Salzsäure, Pepsin, warmen Tannin-Enteroklysmen, Calomel, Naphthalin, 
beseitigte die Krankheit, die schon längere Zeit mit anderen Medikamenten 
erfolglos behandelt war, schnell, während die Befunde der Blut-, Urin- und 


*) Krell, Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankheiten Bd. XVIII. 
2 ) Strümpell, Bd. 3 S. 248 u. ff. 


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Stuhluntersuchungen normale wurden. Ein zweiter Fall bestätigte die 
Ansichten des Verfassers und verlief unter gleicher Behandlung identisch; 
ein dritter, sehr leichter, ähnlich. Den Anstoss zur Erkrankung gaben 
zweimal Erkältungen, das dritte Mal ein Diätfehler. 


Sulla resezione e legatura della safena interna nel trattamento 
delle varici. Augustheft. 

Lastaria spricht seine Ueberzeugung über den Entstehungsmodus 
der Krampfadern dahin aus, dass die mechanischen Storungen der Blut¬ 
zirkulation in den Venen der unteren Extremitäten und besonders in der 
saphena major in der bei Weitem grosseren Zahl der Fälle das Primäre 
sei; es konnten dann allerdings, durch Mitbetheiligung der vasa vasorum, 
vasomotorische Storungen, Mangel der Klappen u. a. Veränderungen der 
Wandungen der Blutadern ein treten, die die Krankheit verschlimmerten. 
Bei Gichtikern möge zuweilen die umgekehrte Reihenfolge statthaben. 
Die Therapie müsse darum gleichfalls eine eminent mechanische sein. 
Das Meiste leiste jedenfalls die Operation. Man befinde sich in einem 
Irrthum, wenn man sich vorstelle, dass man durch dieselben den meter¬ 
hohen Blutdruck der ven. iliaca und cava inf. von den Venen der unteren 
Extremitäten abhalte. Höchstens könne man den direkten Druck durch 
die Saphena in einen auf Umwegen indirekt und gemildert ein wirken den 
Timändern. Der wahre Grund der durch die Operation erreichten Besse¬ 
rungen sei vielmehr darin zu suchen, dass erstens nach der Ausschaltung 
der saphena maj. das venöse Blut vornehmlich durch die tieferen, unter 
der Wirkung der Muskelkontraktion stehenden Venen zurückgeführt werde, 
während die im lockeren subkutanen Bindegewebe liegenden Saphena- 
Aeste mit dem Stamme zu soliden Strängen atrophirten, und dann zweitens 
vor Allem darin, dass durch die Ausschaltung eines so beträchtlichen 
Theiles dos venösen Gesammtlumens in den unteren Extremitäten, nach 
einem bekannten physiologischen Gesetze die Zirkulation in den übrigen 
Theilen des Lumens eine schnellere würde. Lastaria bevorzugt die 
Resektion eines Theiles der Vene als Operationsmethode. Er hält sie in 
allen Fällen, auch bei einfachen Varicen, welche erhebliche Beschwerden 
machen, indizirt und meint, man könne für gute Resultate garantiren, wenn 
die Saphena deutlich sichtbar erweitert und insuffizient sei. Ein von ihm 
mit der Resektion eines Theiles der ven. saphen. maj. und eines 
grossen Venen-Packetes unter Blutleere behandelter 26jähriger Reservist 
war von seinen Beschwerden und von seinen Krampfadern, trotzdem er 
stehend schwer hatte arbeiten müssen, noch nach einem Jahre befreit 

Man sieht aus dieser Arbeit recht deutlich, wie unklar noch die 
Ansichten über die Pathogenese der anscheinend so leicht zu verstehenden 
Krampfaderkrankheit sind. Dass durch Abschlüssen selbst der klappen¬ 
losen Saphena der Blutdruck in den peripher gelegenen Venen nicht 
verringert wird, ist klar. Andererseits ist auch L. sicherlich in einem 
Irrthume, wenn er meint, dass der schnellere Blutlauf in den nach der 
Operation restirenden Venen etwas an sich Günstigeres wäre. Der Druck 
in den Venen, nach Verfasser die mechanische Ursache der Varicen, wird 
dadurch nicht geringer. Andererseits wird ein Militärarzt nach seinen 
Erfahrungen am allerwenigsten geneigt sein, mechanische Verhältnisse als 
Hauptursache der Krampfadern auszuschliessen. 


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48 


Ernia inguinale congenita operata col metodo Bassini, seguita 
da influenza. Juniheft. 

Guerra erzählt einen Fall von angeborenem Leistenbruch, der nach 
der Methode Bassinis radikal operirt worden war und bei dem das 
Resultat ein vorzügliches blieb, trotzdem der Operirte am zweiten Tage 
nach der Operation an einem Influenzaanfall mit heftigem, dauernden 
und Opiaten sowie Morphium nicht weichenden Husten erkrankte. Die 
Wunde heilte per primam. Von Rezidiven ist nicht die Rede. Immerhin 
ist der Fall ein Beweis dafür, dass die auch von v. Bergmann empfohlene 
Methode einem abnormen intraabdominalen Drucke genügende Wider¬ 
stande schafft und zwar hauptsächlich dadurch, dass ein, wie beim 
Gesunden schräg durch die Bauchwand verlaufender Leistenkanal her- 
gestellt wird, so dass der intraabdominale Druck selbst den Eingeweiden 
den Weg nach aussen verlegt. Brecht. 


Mendelsohn, Dr. M., Harninfiltration, Harnabszess und Harn¬ 
fisteln. Sonderabdruck aus dem diagnostischen Lexikon. Urban und 
Schwarzenberg. 

M. giebt auf wenigen Seiten eine Uebersicht über die oben be¬ 
zeichnten Leiden, wohl geeignet zur schnellen Orientirung, wie solche 
gelegentlich der vielbeschäftigte praktische Arzt, für den die Aufstellung 
gemacht ist, wünscht. 


Steuer, Ueber Thioform. (Aus dem k. und k. Garnisonspitale zu 
Krakau.) Wiener med. Wochenschr. 1894 No. 40. 

Steuer empfiehlt auf das Wärmste das ungiftige, geruch- und ge¬ 
schmacklose Thioform bei der Behandlung des Favus (10% Vaselin-Salbe), 
nässender Ekzeme, und der Mittelohreiterungen ohne tuberkulöse Basis. 
Das Mittel wirkt vorzüglich austrocknend und sekretionsbeschränkend 
und kaun seiner Ungiftigkeit wegen in grosser Menge aufgestreut werden. 


Brosius, Die Verkennung des Irreseins. Leipzig bei P. Friesenhahn, 
1894. 

Brosius wünscht durch seine Abhandlung zur Aufklärung des 
Publikums in Sachen des Irrenwesens beizutragen und die Meinung, dass 
auch Laien über praktische, irren ärztliche Fragen zu entscheiden vermögen, 
als eine irrige zu erweisen. Man kann nur wünschen, dass ihm seine 
gute Absicht gelingt. 


Hartmann, Dr., D ie Reform des medizinischen Unterrichts. 
Berlin, Fischers mediz. Buchhdlg. 1894. 

Hart mann tritt warm für eine Reform des medizinischen Unterrichts 
in Deutschland ein, welcher seiner Meinung nach nicht genügend der 
praktischen Ausbildung Rechnung trägt. Seine Ausführungen enthalten 
so manches Bemerke ns werth e, dass auch hier auf dieselben hingewiesen sei. 

Gedrückt in der Königlichen Hofbuchdruckerei von fi. 8. Mittler ft Sohn, Berlin SW., Kochstr. 68—70. 


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Deutsch© 


Militärärztliche Zeitschrift 


Redactfon: 

Prof. Dr. 3*. Generalarzt, 

Berlin W M Tanbenstraese 5, 

u. Dr. $• (^en9ar|, Oberstabsarzt, 

Berlin N«., Chansseestraase 27. 


Verlag: 

#. $. aaituet & $•*«, 

Königliche Hofbachhandlnng, 
Berlin, Kochetraeee 68—70. 


Monatlich erscheint ein Heft von mindestens 3 Druckbogen; dazu ein „Amtliches Beiblatt“. Der 
Zeitschrift wird das Werk: „W. Koth’s Jahresbericht Ober die Fortschritte auf dem Gebiete 
des Militär - Sanitfitswesens“ unentgeltlich beigegeben. Bestellungen nehmen alle Postämter und 
Buchhandlungen an. Preis des Jahrgangs 16 Mark. 


XXIV. Jahrgang. 1895. Heft 2. 


Vorläufiger Bericht 

über die zur Gewinnung physiologischer Merkmale für die zu¬ 
lässige Belastung des Soldaten auf Märschen im thierphysiologischen 
Laboratorium der landwirtschaftlichen Hochschule angestellten 
wissenschaftlichen Versuche^ 

Von 

Dr. N. Zuntz, und Dr. Schumburg, 

Professor der Physiologie an der land- Stabsarzt beim medizinisch*chirurgischen 
wirtschaftlichen Hochschule zu Berlin. Friedrich-Wilhelms-Institut. 


Durch Verfügung des Kriegsministeriums — 1354/4. 94. M. A. — 
wurde zur Gewinnung physiologischer Merkmale für die zulässige Be¬ 
lastung des Soldaten auf Märschen die Anstellung wissenschaftlicher 
Versuche angeordnet Zu diesen stellten sich den Berichterstattern fünf 
Studirende des Friedrich-Wilhelms-Instituts zur Verfügung, die Herren 
Bassenge, Pochhammer, Collin, Funke und Schmidt. 

Durch Uebernahme einzelner Spezialaufgaben beteiligten sich an den 
Untersuchungen folgende Herren, ohne deren Thätigkeit, die oft in sehr 
kurzer Zeit und gleichzeitig auszuführenden vielartigen Beobachtungen 
nicht möglich gewesen wären: Herr Professor Dr. Immanuel Munk 
für die Bestimmungen der Mineralbestandtheile in den Ausscheidungen 
während des Bilanzversuches, Herr Dr.P. F. Richter für die Bestimmungen 
der Extraktivstoffe Und des Ammoniaks im Harn, Herr Dr. J. Frentzel 
bei den Respirationsversuchen und den Analysen der Nahrungsmittel und 
Stoffwechselprodukte, Herr cand. ehern. Falk und Herr cand. med. Nehring 
bei den Gas-Analysen, Herr cand. med. Tornow und Herr cand. med. 

Milit&r&rztliche Zeitschrift 1895. 4 


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Fischer für die Bestimmung des spezifischen Gewichts des Blutes und 
die Zählung der Blutkörperchen, Herr cand. mcd. Gerönne für die 
tägliche qualitative Prüfung des Urins und der einjährig-freiwillige Militär- 
Apotheker Herr Math es für die Analysen der Nahrungsmittel und 
Stoffwechselprodukte. 

Es lag nun in der Absicht, mit den als Soldaten eingekleideten 
Studirenden Märsche auszuführen, um durch möglichst vielseitige Unter¬ 
suchungen des Verhaltens der Herren vor und nach dem Marsch vielleicht 
den Einfluss einer verschieden hohen Belastung zu erkennen. 

Die Belastung eines marschirenden Soldaten ist so lange als zulässig 
zu erachten, als seine Leistungsfähigkeit beim Marschiren durch die 
Belastung nicht zu sehr herabgesetzt wird und die physiologischen 
Funktionen, wie Athmung, Blutkreislauf, Verdauungs-, Muskel- und Nerven- 
Thätigkeit nicht erheblich sich verschlechtern. Zunächst war deshalb zu 
untersuchen, welche Veränderungen durch Belastung auf dem Marsche 
eintreten, zweitens, wo die Grenze der Zulässigkeit der beobachteten 
Veränderung liegt Letzteres lässt sich dadurch erreichen, dass man 
nach dem Marsch, falls ganz bedeutende Erschöpfungszustände eintreten 
sollten, die einzelnen Funktionen prüft und die nun erhaltenen Ver¬ 
änderungen als Grenze der Leistungsfähigkeit auffasst. Dies ist uns mehrere 
Male gelungen. 

Die Schädigungen der physiologischen Funktionen des belasteten 
marschirenden Soldaten sind aber nur theilweise eine Folge der Be¬ 
lastung allein, sie werden ebenso hervorgebracht durch vermehrte Marsch¬ 
leistung, drittens auch durch hohe Temperatur und grossen Feuchtigkeits¬ 
gehalt der Atmosphäre, viertens durch individuelle Erschlaffungszustände 
und auch durch oft nur geringe körperliche Leiden (z. B. wunde Füsse). 

Diese vier Faktoren führen durch erhöhte Anforderungen an die ver¬ 
schiedensten Organe Veränderungen der Thätigkeit derselben, schliesslich 
Erschlaffung des Soldaten, im schlimmsten Fall ernstere Schädigung der 
Gesundheit und sogar Gefährdung des Lebens herbei. 

Die Thatsache ist Jedem, der Soldaten beobachtete, längst bekannt. 
Jedoch existiren für diese längst bekannte Thatsache keine ziffernmässigen 
Beläge, vor Allem ist der Einfluss eines jeden einzelnen der vier Faktoren 
unbekannt. Weiter weiss man nicht, welche der physiologischen Funktionen 
(Athmung, Blutkreislauf, Verdauungs-, Muskel- und Nerventhätigkeit) und 
wie sie durch jede einzelne der Schädlichkeiten verändert wird. 

Im Folgenden soll zunächst der Einfluss der Belastung studirt 
werden. Dazu ist nöthig, dass man den Einfluss der anderen Faktoren 


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nach Möglichkeit ausschliesst. Das ist leicht in Bezug auf die Weglänge 
und meist möglich in Rücksicht auf die individuelle Disposition, dagegen 
wird sich die Einwirkung der atmosphärischen Erscheinungen nie ganz 
eliminiren lassen; deshalb können nur grosse Versuchsreihen Licht in die 
Frage des Einflusses der Belastung bringen. 

Der Plan unserer Untersuchungen war nun folgender. Die fünf 
Stndirenden des Friedrich-Wilhelms-Instituts, welche sich uns mit auf¬ 
opfernder Bereitwilligkeit zur Verfügung gestellt haben, wurden vollständig 
militärisch eingekleidet, sie sollten dann Märsche von bestimmter Weg- 
länge (später stets 24,75 km) ausführen und zwar bei verschiedener Be¬ 
lastung. Hauptsächlich wurden drei Belastungsstufen innegehalten, 22 kg, 
27 kg, 31 kg. Vor und nach jedem Marsch wurden nun im thier¬ 
physiologischen Institut, wo der Marsch begann und endete, aber auch 
soweit es nothig und angängig war, während der Märsche auf den Halte¬ 
punkten Untersuchungen angestellt. Dieselben waren folgende: 

• 1. Untersuchung des Stoffwechsels, d. h. des durch die Arbeit be¬ 
dingten Verbrauchs an Körper- und N ahrun gsbestandth eilen. 

2. Untersuchung der Funktionen aller derjenigen Organe, von denen 
man annehmen konnte, dass ihre Thätigkeit durch das schwere Gepäck 
leiden konnte. 

a) Messung des Luftfassungsvermögens (Vitalkapazität) der Lunge; 

b) Beobachtung der Respirationsfrequenz; 

c) Beobachtung des Pulses und Zeichnung sphygmographischer Puls¬ 
kurven; 

d) Zählung der rothen und weissen Blutkörperchen und Bestimmung 
des spezifischen Gewichts des Blutes; 

e) Temperatur-Messungen; 

f) Untersuchung des Herzens und der Leber; 

g) Untersuchung des Urins auf Abweichung seiner Beschaffenheit von 
der Norm; 

h) Ermittelung der Promptheit und Sicherheit, mit der das Nerven¬ 
system messbare einfache Leistungen vermittelte, und der dazu 
erforderlichen Zeit; 

i) Messung der Einwirkung des Marsches auf die Leistungsfähigkeit 
auch solcher Muskeln, welche nicht direkt in Anspruch genommen 
waren. 

Ehe wir zu den Einzelheiten übergehen, möge im Allgemeinen kurz 
vorausgeschickt sein, dass die Herren, abgesehen von der Zeit, wo einzelne 
derselben einer vollständigen Untersuchung aller Einnahmen und Aus- 

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gaben unterworfen wurden, absichtlich in keiner Weise bezüglich ihrer 
Ernährung und ihrer sonstigen Thätigkeit beschränkt waren; soweit es 
die nach den schweren Märschen oft beträchtliche Nachwirkung (grosse 
Mattigkeit, schlechter Schlaf, kein Appetit) zuliess, lagen sie eifrig ihrem 
Studium ob. Vor dem Beginn der Versuche und nach Schluss derselben 
(also im April und Juli) wurde das Ergebniss einer genauen körperlichen 
Untersuchung zu Protokoll gegeben, deren Vergleich hauptsächlich nur 
den Schwund des Fettpolsters zahlenmässig beweist. 

Im Uebrigen sind störende Zwischenfalle auf den Märschen und durch 
die Märsche nicht beobachtet worden, wenn man von den allerdings auf¬ 
fallend häufigen Fussleiden absieht, die zwar am häufigsten im Beginn der 
Marschperiode, doch bis zum Schluss noch recht häufig die kleine Schaar 
der Marschirenden verringerten. 

Im Folgenden sollen nun die .Untersuchungen, vorbehaltlich einer 
späteren, das ganze umfangreiche wissenschaftliche Material verwerthenden 
Darlegung, in knapper Form bezüglich der Untersuchungsmethode, der 
Ergebnisse und der daraus zu ziehenden wissenschaftlichen wie besonders 
praktischen Schlussfolgerungen niedergelegt werden. 

I. Stoffwechsel. 

Die dauernde Leistungsfähigkeit des menschlichen Körpers ist ab¬ 
hängig von der Integrität seiner Organe. Jede Arbeit und jede Leistung 
erfolgt nun unter Verbrauch von Organsubstanz, deren Ersatz durch die 
Nahrung zu geschehen hat. — Der Verbrauch vollzieht sich in der Weise, 
dass die organischen Substanzen sich fast so wie bei der Verbrennung im 
Ofen mit dem durch die Athmung stetig zugeführten Sauerstoff der Luft 
zu Kohlensäure und Wasser vereinigen, neben welchen noch aus den 
Eiweisskörpern Harnstoff und andere stickstoffhaltige Produkte entstehen 
und durch Harn, Koth und Schweiss ausgeschieden werden. 

Wie im Ofen Wärme entsteht, welche durch geeignete Maschinen in 
mechanische Kraft umgesetzt w'erden kann, so entsteht auch bei der 
Spaltung und Oxydation der Organbestaudtheile Wärme und mechanische 
Kraft (Muskelleistungen). Nach dem Prinzip von der Erhaltung der 
Energie ist die Wärmemenge bezw. deren Aequivalent an mechanischer 
Energie, welche eine gegebene Substanz bei ihrer Verbrennung erzeugt, 
eine ganz konstante, unter welchen Bedingungen auch die Verbrennung 
erfolgen mag. Diese Verbrennungswärme, ausgedrückt in Wärmeeinheiten, 
„Calorien“, bezw. in Krafteinheiten, „Kilogrammmetem“, ist nun für die 


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einzelnen Bestandtheile des Körpers und der zum Ersatz dienenden 
Nahrung durch genaue Versuche festgestellt. Kennt man daher die Art 
und die Menge der im Körper umgesetzten Stoffe, so weiss man auch, wie 
gross die zur Verfügung stehende Kraftmenge ist, und erfahrt, wenn man 
diese mit der wirklich geleisteten Arbeit vergleicht, wie ökonomisch der 
Körper als Bewegungsmaschine gearbeitet hat. 

Durch frühere Versuche wissen wir, dass der Nutzeffekt unter gün¬ 
stigen Umstanden etwa 33 % des Energiewerthes der umgesetzten 
Stoffe betragt, aber auoh erheblich, bis auf die Hälfte dieses Werthes, 
sinken kann. 

Je geringer der mechanische Nutzeffekt, desto grösser ist die ent¬ 
stehende 'Wärmemenge und mit ihr bei bedeutender Arbeit die Gefahr 
der Ueberhitzung des Körpers. 

Ungünstig beeinflusst wird der mechanische Nutzeffekt, wie frühere 
Versuche gelehrt haben, durch übermässige Beanspruchung einzel ner 
Muskeln. Wenn die stärkere Belastung solche herbeiführt, wird der 
Schaden dadurch messbar sein, dass der Stoffverbrauch, berechnet auf die 
Arbeitseinheit, ein grösserer wird. Eine solche Steigerung des Stoff¬ 
verbrauchs verdient also, wie ebenfalls aus älteren Studien an arbeitenden 
Menschen bekannt ist, deshalb alle Beachtung, weil bei Fortdauer und 
Steigerung der Ueberanstrengung sich an diese quantitative Aenderung 
des Stoffwechsels im thätigen Muskel eine qualitative anschliesst, dadurch 
bedingt, dass die Blutzufuhr zum Muskel mit dem Bedarf nicht mehr 
Schritt hält und nun eine tiefergreifende Zersetzung seiner Substanz, 
welche für lange Zeit die Leistungsfähigkeit mindert, Platz greift 
(Overtraining). 

Aber auch für den Fall, dass es nicht zu dieser extremen Schädigung 
des Körpers kommt, und sie wurde in unseren Versuchen selbst¬ 
verständlich vermieden, muss man daran denken, dass der Stoffverbrauch 
deä angestrengt marschirenden Soldaten an der oberen Grenze dessen 
steht, was er durch Nahrungsaufnahme wieder ersetzen kann. Jede er¬ 
hebliche Mehrbeanspruchung wird daher auf Kosten des Bestandes der 
Organe erfolgen. 

Dies sind die wesentlichsten Momente, welche es nothwendig machten, 
in unseren Versuchen den Stoffverbraudh des marschirenden Soldaten zu 
ermitteln; der scheinbar einfachste Weg hierzu, die Messung der Nahrungs¬ 
aufnahme bei Kontrole des Körpergewichts, führt nicht zum Ziele. 

Das Gewicht ändert sich mit dem Wasservorrath des Körpers, der 
gerade bei Arbeitenden bedeutende Schwankungen erleidet, wie 


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unsere Bestimmungen der Dichte des Blutes vor und nach dem Marsch 
gelehrt haben. Es kann ferner Vorkommen, dass ein Bestandteil der 
Nahrung, etwa Eiweiss, im Körper angesetzt wird und dafür ein anderer 
Stoff, etwa Fett, von den Vorräten des Körpers entnommen und ver¬ 
braucht wird. Sicheren Entscheid über die Aenderungen, welche unter 
der Einwirkung der Märsche im Körper vor sich gehen, liefert daher nur 
der sogenannte Bilanzversuch mit vollständiger Kontrole aller Einnahmen 
und Ausgaben. — Bei einem solchen „Bilanzversuch“ lehrt der Vergleich 
der Eiweisszufuhr in der Nahrung mit der Stickstoffausscheidung in Ham, 
Koth und Schweiss, wie sich der Ei weissbestand des Körpers geändert 
hat, während die Kohlensäureausscheidung durch die Atmung und die 
Sauerstoffaufnahme die Grundlagen einer relativ einfachen Rechnung 
liefern, welche ergiebt, in welchen Mengen die neben dem Eiweiss noch 
in Betracht kommenden zwei Nährstoffe, die Kohlehydrate und die Fette, 
an dem Umsatz theilnehmen. Die Berechnung stützt sich auf die That- 
sache, dass bei der Verbrennung der Fette auf einen Raumtheil ver¬ 
brauchten Sauerstoffs nur 0,7 Raumtheile Kohlensäure entstehen, während 
bei der Verbrennung der Kohlehydrate das Volum beider Gase das 
gleiche ist. 

Die Messung des Einflusses der Arbeit auf den Eiweissumsatz wird 
nun noch dadurch erschwert, dass die in Folge der Arbeit gebildeten 
stickstoffhaltigen Stoffwechselprodukte nicht unmittelbar in den Aus¬ 
scheidungen erscheinen, sondern erst, wie Argutinsky gefunden hat, im 
Verlaufe einiger Tage. Als Beleg hierfür sei die an Herrn Pochhammer 
beobachtete Stickstoffausscheidung im Ham bei Ruhe, während und nach 
anstrengenden Märschen mit 31 kg Belastung angeführt. Die Kost war 
alle Tage dieselbe, genau analysirte. 


24. Juni 

Ruhe. 

12,36 g 

Stickstoff, 

25. „ 

Ruhe. 

12,43 „ 

75 

26. „ 

erster Marschtag . 

13,45 „ 

15 

27. „ 

zweiter „ 

15,37 „ 

r> 

28. „ 

dritter „ 

15,6ü,„ 

75 

29. „ 

erster Ruhetag 

15 f o# „ 

75 

30. , 

zweiter „ 

13,73 „ 

75 

1. Juli 

dritter „ * 

12,85 „ 

75 


Wir sehen, dass erst am dritten Ruhetage die durch die Märsche be¬ 
dingte Mehrausscheidung von Stickstoff ihr Ende gefunden hat und wieder 
annähernd der frühere Ruhewerth erreicht ist. 


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Ganz anders steht es mit den gasförmigen Produkten: Die Sauer¬ 
stoffaufnahme und die Kohlensäureausscheidung ist schon in der ersten 
Minute der Arbeit mächtig gesteigert und erreicht in der zweiten, längstens 
in der dritten Minute jenen hohen Werth, welchen sie weiterhin wahrend 
der ganzen Arbeit beibehält. Ebenso rasch, wie er angestiegen, kehrt aber 
auch nach der Arbeit der Gas Wechsel wieder zur Norm zurück, und 10, 
längstens 15 Minuten nach einem vielstündigen Marsch wird nicht mehr 
und nicht weniger Sauerstoff verbraucht, als auch sonst in der Ruhe. 
Dieses für eine genaue Messung der durch die Arbeit bedingten Aenderungen 
des Gaswechsels sehr günstige Verhalten erklärt sich daraus, dass der 
Körper keinen nennenswerthen Vorrath an Sauerstoff aufspeichem kann. 
Hort die Sauerstoffzufuhr durch die Athmung auf, so tritt schon nach 
wenigen Minuten der Tod durch Erstickung ein, zum Beweise, dass keine 
Sauerstoffreserve vorhanden ist. Analog verhält es sich mit der Kohlen¬ 
säure; der Körper beherbergt zwar stets grössere Mengen von diesem 
Gase als von Sauerstoff, aber immerhin ist auch die Möglichkeit der Auf¬ 
speicherung von Kohlensäure eine sehr beschränkte und daher ihre Aus¬ 
scheidung ein ziemlich genaues Maass der gleichzeitigen Bildung. Da 
nun alle im Körper umgesetzten Materialien Sauerstoff verbrauchen und 
Kohlensäure bilden, und da die dem Verbrauch einer bestimmten Sauer¬ 
stoffmenge entsprechende Kraft bei Verbrennung der verschiedenen Nähr¬ 
stoffe annähernd gleich gross ist (die höchste Differenz beträgt 13 °/ 0 des 
ganzen Werthes), hat man, auch ohne gleichzeitig die Stickstoffausscheidung 
zu kennen, in dem durch die Kohlensäureausscheidung kontrolirten Sauer¬ 
stoffverbrauch ein ziemlich genaues Maass des gesammtcn Stoffwechsels 
und der Kraftproduktion., Deshalb wurden während der ganzen Ver¬ 
suchsreihe von Ende April bis Anfang Juli möglichst zu Beginn und zu 
Ende eines jeden Marsches je zwei Respirationsversuche gemacht, welche 
die dem Marsche unter den gegebenen Verhältnissen entsprechende Grösse 
der Sauerstoffaufnahme und Kohlensäureausscheidung feststellten. — Auf 
die Einzelheiten der Versuchsanordnung kann in diesem kurzen Berichte 
nicht eingegangen werden; es genüge die Angabe, dass dem zu Unter¬ 
suchenden, mit Hülfe eines Gurtes, Schlauchleitungen, welche mit Ventilen 
zur Regelung des Luftstroms versehen waren, angeschnallt wurden, und 
dass diese Schlauchleitungen in ein bequem zwischen Lippen und Zahn¬ 
reihen sich einschmiegendes Mundstück endeten, durch welches bei ver¬ 
schlossener Nase geathmet wurde; die ausgeathmete Luft passirte eine 
Gasuhr, in welcher ihr Volum gemessen wurde, während gleichzeitig eine 
Durchschnittsprobe zur Analyse aufgefangen wurde. Die Verminderung 


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des Sauerstoffgehalts und die Vermehrung an Kohlensäure, welche diese 
Analysenprobe gegenüber der eingeathmeten atmosphärischen Luft erfahren 
hat, giebt zusammen mit der Messung der Gesammtmenge der Luft die 
Grundlage zur genauen Berechnung der Sauerstoffaufnahme und Kohlensäure- 
ausscheidung. Um diese Messungen bequem ausführen zu können, befand 
sich der Marschirende während derselben auf einer aus Holzbohlen gebildeten 
Bahn, welche die obere Fläche einer elliptischen, in sich geschlossenen, 
auf Rollen gleitenden Gliederkette bildet. Diese Bahn wurde während des 
Marschirens durch Maschinenkraft mit derselben Geschwindigkeit rück¬ 
wärts bewegt, mit welcher der Marschirende vorwärts schritt. Der 
letztere bleibt daher, trotzdem er ganz unbehindert und mit nicht mehr 
noch weniger Anstrengung als auf gewöhnlicher, guter Strasse marschirt, 
immer an derselben Stelle. Sein Athemschlauch kann daher auch ohne 
Schwierigkeit mit den feststehenden Apparaten ^zur Messung der Athmung 
verbunden werden. Die Dimensionen der Bahn gestatteten es, zwei 
Menschen gleichzeitig hintereinander marschiren zu lassen; dem ent¬ 
sprechend waren zwei Gasuhren zur Messung der ausgeathmeten Luft und 
zwei Apparate zu deren Analyse bereit gestellt. 

Im Ganzen wurden an Herrn Pochhammer 146, an Herrn 
Bassenge 120 tadellose Respirationsversuche ausgeführt. Bei jedem 
Versuche wurden mindestens zwei einander kontrolirende Analysen 
der ausgeathmeten Luft ausgeführt. — Als das auffälligste Ergebniss 
aller Versuche ist zunächst hervorzuheben, dass zur Zurücklegung eines 
bestimmten, stets gleichen Weges am Schlüsse eines längeren Marsches, 
also im Zustande der Ermüdung, fast immer eine grössere Sauerstoffmenge 
erforderlich war als im frischen Zustande. Im Anschluss an frühere Er¬ 
fahrungen kann dies wohl nur so gedeutet werden, dass die ermüdeten 
Muskeln weniger zweckmässig und darum mit grösserem Stoffverbrauch 
arbeiten. 

Die Grösse des Mehrverbrauchs im ermüdeten Zustande giebt uns 
ein brauchbares Maass der Ermüdung und lässt uns auch mit ziemlicher 
Sicherheit taxiren, welchen Grad von Schädigung der Organismus durch 
den Stoffverlust erleiden würde, wenn unter solchen Umständen die an¬ 
strengende Arbeit noch länger fortgesetzt würde. — Es würde viel zu 
weit führen, wollten wir in diesem vorläufigen Bericht alle Versuche auch 
nur von diesem einen Gesichtspunkte aus erörtern, es sollen deshalb hier 
zunächst nur die Ergebnisse der letzten, auf der Höhe der Uebung und 
Gewöhnung an das schwere Gepäck angestellten Versuche aufgeführt 
werden. Am 26., 27. und 28. Juni wurde drei Tage hintereinander mit 


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schwerem Gepäck (Belastung des Mannes = 31,2 kg), dann nach vier 
Ruhetagen am 3., 4. und 5. Juli mit leichterem Gepäck (Belastung 
= 22,o kg) marschirt. Leider wurden die Vortheile der Belastung theil- 
weise dadurch ausgeglichen, dass an den letzten drei Tagen, besonders 
aber am 3. Juli, druckende Hitze herrschte, während die Märsche mit 
schwerem Gepäck durch kühle Witterung erleichtert waren. Für die 
folgenden Tabellen wurde durch Division der Weglänge und des Gewichts 
des Marschirenden einschliesslich allen Gepäcks in die — als Mittel 
mehrerer Versuche gefundene — Grosse des Sauerstoffverbrauchs diejenige 
Sauerstoffinenge berechnet, welche der Mann brauchte, während er ein 
Kilo seines Gewicht einen Kilometer weit in horizontaler Richtung bewegte. 
Diese Sauerstoffmenge betrug bei Herrn Pochhammer, dessen Beobachtung 
durch keinerlei Zwischenfall gestört wurde: 


Sauerstoffverbrauch pro Kilo und Kilometer. 


Marschtag 

Zu Beginn des Marsches 
mitschweremj mit leichtem 
Gepäck 

ccm ccm 

Zum Schluss des Marsches 
mit schwerem | mit leichtem 
Gepäck 

ccm ccm 


1 

157 

— 

166 

162 


2 

151 

151 

176 

159 


3 

175 

149 

185 

156 



Der Sinn vorstehender Zahlen ergiebt sich ohne Weiteres; 
bei schwerem Gepäck ist zunächst ein etwas grösseres Sauer¬ 
stoffquantum nöthig, um dieselbe Masse gleich weit zu bewegen, 
d. h. der Sauerstoffverbrauch steigert sich bei wachsender 
Belastung nicht dieser resp. dem grösseren zu bewegenden 
Gewichte proportional, sondern in stärkerem Verhältniss. — 
Zweitens zeigt sich, dass bei schwerem Gepäck die durch die 
Ermüdung bedingte Steigerung des Verbrauchs gegen Schluss 
des Marsches eine sehr viel grössere ist, und drittens sehen 
wir bei dem schweren Gepäck eine Nachwirkung der An¬ 
strengung der vorangehenden Tage, welche sich darin äussert, 
dass am 3. Tage die Menge des verbrauchten Sauerstoffs schon 
zu Anfang eine ungewöhnlich hohe ist, eine höhere sogar als 
am ersten Tage beim Schluss des Marsches. Von dieser Kumu- 


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lation der Wirkung zeigt sich bei den Märschen mit leichtem 
Gepäck keine Spur, im Gegentheil es hat den Anschein, als 
ob die Muskeln mit jedem Tage besser fungirten, der Sauerstoff- 
Verbrauch ist am 3. Marschtage am niedrigsten. Dies hat seinen 
Grund in den Temperaturverhältnissen. Am ersten Marschtage mit leichtem 
Gepäck herrschte, wie gesagt, eii^e ganz ungewöhnliche Hitze, und diese 
steigerte offenbar die Ermüdung und damit den Sauerstoffverbrauch ganz 
erheblich. Auch an den beiden folgenden Marschtagen mit leichtem 
Gepäck war die Temperatur noch sehr hoch. Ohne diesen störenden 
Umstand würden die Resultate noch viel augenfälliger hervorgetreten sein. 

Bei Herrn Bassenge erlitt gerade dieser entscheidende Versuch eine 
unliebsame Störung durch eine Entzündung des Bandapparates an einem 
Fusse, welche dazu zwang, bei ihm in der Mitte des Marsches eine 
längere Ruhepause eintreten zu lassen, den Weg um etwa 4 km zu ver¬ 
kürzen und ausserdem den zweiten Marschtag ganz ausfallen zu lassen. 
Infolgedessen trat bei ihm die kumulirende Wirkung der Schädigung 
durch das schwere Gepäck nicht zu Tage, auch war bei ihm die üble 
Wirkung der gewaltigen Hitze am ersten Marschtage mit leichtem Gepäck 
in Folge seiner Fusskrankheit besonders fühlbar. 

Die Tabelle entspricht ganz der vorstehenden. 


Sauerstoffverbrauch pro Kilo und Kilometer. 



Zu Beginn des Marsches 

Zum Schluss 

des Marsches 

Marschtag 

mit schwerem 

mit leichtem 

mit schwerem 

1 mit leichtem 


Gepäck 

ccm ccm 

Gepäck 

ccm ccm 

1 

167 

_ 

177 

180 

2 


Ruhe 


3 

169 

163 

187 

177 


Sehr frappant tritt noch in drei anderen Marschtagen, 19., 20. und 21. Juni, 
der Effekt einer geringen Verminderung der Belastung um nur vier Kilo 
an dem mittleren der drei Tage in die Erscheinung. An diesen Tagen 
war die Athmung nicht wie sonst unter denselben Umständen, welche 
beim Marsch innegehalten waren, geprüft, vielmehr athmeten die Herren 
nach Ablegung des Gepäcks indem sie auf der schräg gestellten Tret¬ 
bahn bergauf marschirten, wobei die Steigung 3° 44' = 6,5% betrug. 
Eine solche Entlastung wird stets als Erleichterung empfunden, und dem 
entsprechend trat auch trotz des Steigens die Ermüdung in der Erhöhung 


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des Sauerstoffverbrauchs nicht so stark zu Tage wie sonst. Trotzdem 
und obwohl auch hier zufällig der 20. Juni, der Tag des Marsches mit 
leichterem Gepäck, sehr viel heis9er und sonniger war als die beiden 
Vergleichstage, machte sich die Verminderung der Belastung sehr deutlich 
bemerkbar. Der Sauerstoffverbrauch pro Kilometer Weg und Kilo Ge¬ 
wicht betrug im Mittel 

vor den Märschen.= 264 ccm, 

nach den Märschen mit 31,2 kg Belastung = 284 „ , 

nach dem Marsch mit 27,0 kg Belastung . = 261 „ . 

Im letzteren Falle war also trotz der grösseren Hitze jegliche 
Steigerung des Verbrauchs ausgeblieben, bei der schweren Be¬ 
lastung war sie nicht unerheblich. 

Dem Sinne nach gleich, wenn auch nicht so erheblich, zeigt sich an 
den gleichen Tagen bei Herrn Bassenge die Wirkung der Belastung. 

Der Sauerstoffverbrauch betrug unter den gleichen Verhältnissen 
wie oben 

vor den Märschen im Mittel = 266 ccm, 

nach den zwei Märschen mit 31,2 kg „ = 279 „ , 

nach dem Marsch mit 27,0 kg „ = 275 „ . 

Zur Ergänzung und Vervollständigung der Einblicke, welche die 
Untersuchung der Athmung in die Stoffwechselvorgänge beim Marsche 
gewährt, wurden, wie oben schon erwähnt, drei Wochen lang bei beiden 
Herren sämmtliche festen und flüssigen Einnahmen und Ausgaben des 
Körpers gemessen und analysirt. 

Hieraus ergab sich der Einfluss des Marsches auf die Verdauung der 
Nahrungsmittel, welche möglichst regelmässig zur selben Zeit und in 
genau gleicher Qualität und Quantität während der ganzen Versuchsreihe 
aufgenommen wurden. Die Nahrung wurde so weit thunlich dem Ge- 
schmacke der Herren angepasst, und es gelang, sie während der ganzen 
Versuchszeit ohne Widerwillen und ohne erheblichere Verdauungsstörungen 
aufzunehmen. Die Nahrung musste eine reichliche sein, um den erheb¬ 
lichen Stoffverbrauch an den Arbeitstagen zu decken und zu verhüten, 
dass die Eiweiss- und Fettvorräthe des Körpers durch die Arbeit zu 
sehr in Anspruch genommen würden. Auf der anderen Seite durfte der 
Eiweissgehalt der Nahrung kein allzu reichlicher sein, weil es galt, die 
Wirkung der Arbeit auf den Eiweissumsatz zu. studiren, diese Wirkung 
aber deutlicher hervortreten musste, wenn dem Körper kein Uebersehuss 
von Eiweiss in der Nahrung geboten wurde. Dadurch, dass wir vorher 
mehrere Tage lang bei gänzlich der freien Neigung überlassener Er- 


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60 


nährung die Stickstoffausscheidung durch den Harn bestimmten, gewannen 
wir einen wichtigen Anhalt zur richtigen Bestimmung der einzufuhrenden 
Stickstoffmenge. 

Die tägliche Nahrung wurde nun wie folgt normirt: 

125 g mageres Rindfleisch, 

150 g Cervelatwurst, 

350 g Brot, 

50 g Eidotter, 

100 g Butter, 

50 g Orangenmarmelade, 

30 g Zucker, 

1750 g Bier, 

320 g Kaffeeaufguss aus 13 g Kaffeebohnen, 

20 g Kognak. 

Zu dieser von beiden Herren gleichmässig genommenen Nahrungs¬ 
menge wurde bei Herrn Pochhammer, dessen Stoffwechsel lebhafter 
und dessen Gewicht ausserdem um 5 kg höher war, noch hinzugefugt 
50 g Reis und 

300 ccm sterilisirte Milch täglich. 

Auf den ersten Blick dürften die ziemlich erheblichen Biermengen, 
welche wir verabreichten, befremden. Wir fanden aber, dass es nicht 
möglich war, das nöthige Quantum stickstofffreier Nährstoffe etwa durch 
Vermehrung der Brotmenge zuzuführen* und auch bei Erhöhung der Fett¬ 
zufuhr war zu fürchten, dass mit der Zeit Verdauungsstörungen eintreten 
würden. Besonders nach dem Marsche war der Appetit, wie die Vor¬ 
versuche gelehrt hatten, oft vermindert; die Aufnahme einer grösseren 
Menge fester Stoffe wäre unmöglich gewesen, während das Bier gerade 
an diesen Tagen wegen des starken durch den Marsch geweckten Durstes 
besonders willkommen war. Um der Gefahr abnormer Zersetzungen und 
dadurch bedingter Verdauungsstörungen, die den ganzen Versuch ruinirt 
hätten, vorzubeugen, wurde ein besonders gutes Exportbier (Münchener 
Löw'enbräu) als Getränk gewählt. Auch der Kognak WTirde im Hinblick 
auf die durch die Sommerhitze nahe gelegte Möglichkeit auftretender 
Verdauungsstörungen der Diät von vorn herein einverleibt. 

Der Versuchstag wurde regelmässig morgens mit vollständiger Ent¬ 
leerung der Blase begonnen, im 24 ständigen Urin wurde der gesammte 
Stickstoff nach Kjeldahl’s Methode bestimmt, ausserdem wurde im Urin 
jeder einzelnen Periode das Verhältniss des Gesammtstickstoffs zu den 
Stickstoffmengen, welche in Form von Ammoniak bezw. in Form von 


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Harnstoff gebunden waren, ermittelt. Diese Untersuchungen, welche Herr 
Dr. Richter zu übernehmen die Güte hatte, zeigten, dass an den 
Marschtagen die Ammoniakmenge im Ham und auch die Masse der 
Extraktivstoffe im Verhältnis zum gesammten Stickstoff vermindert 
war, ein Ergebnis, welches ein Belag dafür ist, dass tiefere Störungen 
des Stoffwechsels durch die Märsche nicht herbeigeführt wurden. Man 
hätte an die Möglichkeit denken können, dass Milchsäure und ähnliche 
Produkte unvollkommener Verbrennung in den thätigen Muskeln gebildet 
und nicht vollständig zu Kohlensäure und Wasser verbrannt würden, 
dann wären diese Säuren an Ammoniak gebunden im Harn erschienen. 
Dies ist durch die Verminderung der Ammoniakmenge im Harn ausge¬ 
schlossen, ein Effekt der schwereren oder leichteren Belastung konnte 
nach dieser Richtung demnach nicht gefunden werden. 

Der gesammte Stickstoff war im Ham der Arbeitsperiode vermehrt, 
und zwar wuchs diese Vermehrung mit jedem folgenden Marsche, sie 
erreichte ihr Maximum am ersten Ruhetage nach der Arbeit. Einen 
Ueberblick der Stickstoffbilanz giebt die folgende Tabelle, in welcher die 
mit der Nahrung aufgenommene Stickstoffmenge, abzüglich des Verlustes 
durch den Koth, der im Harn und Schweiss ausgeschiedenen gegenüber 
gestellt ist. 

Aus dem am Körper angesetzten bezw. dem in Verlust gegangenen 
Stickstoff wurde die entsprechende Fleischmenge berechnet, da man an¬ 
nehmen darf, dass die Muskeln als die grösste am Körper vorhandene 
stickstoffhaltige Masse auch den Haupttheil des Stickstoffansatzes bezw. 
-Verlustes vermitteln. 


Bilanz des Stoffwechsels berechnet auf 1 Tag = 24 Stunden. 


Ver¬ 

suchs¬ 

reihe 

| Pochhammer | 

| Bassenge j 


Stickstoff | 

Aue dem 
Stickstoff 

Körper- 

Stickstoff 

Aus dem 
Stickstoff 

Körper- 

Be- 

6 

0 
9- « 

I? 
<3 5 

im 

Ver¬ 

dauten 

im Harn 
| und 
Schweiss 

berech¬ 

neter 

Fleisch- 

ansatB=g 

ge wich ts- 
ttnderung 

im 

Ver¬ 

dauten 

im Harn 
und 

Schweiss 

berech¬ 

neter 

Fleiscb- 

ansatz=g 

gewichts- 

änderung 

merkungen. 

1 

3. 

15,59 

13,44 

-f 63 

+ 280 

14,22 

9,98 

124,8 

-f-320,o 

Ruhe. 

2 

3 

15,40 

15,53 

— 3,6 

— 473 

13,55 

11,52 

59,7 

— 67,o 

Schweres 

Gepäck. 

3 

4 

16,03 

13,92 

+ 62,o 

+ 307 

12,28 

11,61 

19,9 

+ 80,o 

Ruhe. 

4 

3 

15,05 

16,69 

— 48,2 

— 150 

13,80 

12,43 

40,2 

+ 40,o 

Leichtes 

Gepäck. 

5 

3 

15,43 

14,98 

+ 12,9 


10,67 

10,46 | 

6,2 


•) 


*) Der Harn des 1. Tages dieser Reihe ging bei Herrn B. verloren; am letzten Tage at.s B. kein Fleisch. 


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62 


Die Tabelle zeigt, dass die Aenderungen des Körpergewichts gleichsinnig, 
aber stets sehr viel erheblicher sind, als die Aenderungen der Frisch¬ 
masse. Es muss so sein weil neben dem Eiweiss immer erhebliche 
Mengen von Fett an gesetzt oder verbraucht werden. Dazu kommt«, dass 
die Märsche, welche den Eiweiss- und Fettverbrauch steigern, auch grössere, 
nicht momentan sich ersetzende Wasserverluste im Gefolge haben. 

Der Eiweiss Verlust ist, wie man sieht, in der 4. Reihe bei dem 
Marsch mit leichtem Gepäck aber quälender Hitze grösser als in der 
2. Reihe bei schwerem Gepäck aber günstigeren Temperaturverhältnissen. 
— Auch frühere Untersuchungen haben dargethan, dass die Grösse des 
durch Arbeit bewirkten Eiweisszerfalles nicht der Arbeit parallel geht, 
sondern durch Nebenumstände (Athemnotb, ungenügende Blutzirkulation 
und Aehnliclies) beeinflusst wird. Gerade deshalb schien es wichtig, den 
Stickstoffumsatz zu studiren, um zu erkennen, ob die Schwere der Be¬ 
lastung auch zu dieser Art von Schädlichkeiten gehört Nach den hier 
gewonnenen Erfahrungen dürfen wir sagen, dass sie nur in Ver¬ 
bindung mit anderen ungünstigen Momenten, in erster Linie 
wohl in Verbindung mit Schwüle und Hitze, im Stande sein 
dürfte, erhebliche und durch die Ernährung nicht alsbald zu 
ersetzende Eiweissverluste zu bewirken. 

ln vorstehender Tabelle ist bei Berechnung des Stickstoffansatzes 
resp. des Verlustes auch noch die Menge in Anschlag gebracht, welche 
durch den Schweiss verloren ging. Zu ihrer Bestimmung wurde ähnlich 
verfahren, wie dies Argutinsky in seiner auf Pflügers Anregung 
unternommeneu Untersuchung über die im Schweisse ausgeschiedene 
Stickstoffmeuge angegeben hat. 

Aus leichtem Wollstoffe wurde ein vollständiger Anzug, bestehend 
aus Hemd, Unterhose und Strümpfen, beschafft, aus demselben Stoff ein 
Futter in den Helm und unter die Halsbinde genäht. Der Anzug war 
vorher viele Tage lang in fliessendem Wasser ausgewaschen worden, 
worauf er bei mehrtägigem Liegen in schwach saurem Nasser an dieses 
nur noch einige Milligramme Stickstoff abgab. 

Herr Pochhammer legte diesen Anzug drei Mal bei Märschen an. 
Die angesammelten Schweissbestandtheile wurden dann mit mehrfach 
erneuertem sauren Wasser vollständig ausgezogen und im Extrakt der 
Stickstoffgehalt bestimmt. 

Es fand sich nach Anbringung einer aus Argutinskys Versuchen 
sich ableitenden Korrektur für die Stickstoffmengen, welche auf der Haut 


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sitzen bleiben, und für diejenigen, welche in die äusseren Kleidungsstücke 
eindringen, 

am 19. Juni = 637 mg, 
i> 26. * = 735 „, 

„ 3. Juli = 837 „. 

Die beiden ersten Versuche betrafen Märsche mit schwerem Gepäck, 
der letzte war der schon mehrfach erwähnte mit leichtem Gepäck bei 
drückender Hitze. 

Dass die Hitze den Stoffverlust durch den Schweiss mehr noch 
fordert, als die schwere Belastung, geht auch aus den Wägungen der 
Marschirenden am Anfang und am Ende der Märsche hervor, wobei man 
natürlich die inzwischen erfolgte Aufnahme von Speisen und Getränken 
und Abgabe von Urin event. Koth in Rechnung ziehen muss. Der so 
ermittelte Gewichtsverlust, die „Perspiratio insensibilis“, beruht, wie eine 
Ueberschlagsrechnung leicht ergiebt, nur zu etwa i/ 2 o des ganzen Werthes 
auf der Abgabe von Kohlenstoff in Form ausgeathmeter Kohlensäure, 
’Vio etwa ist bedingt durch die Verdunstung von Wasser. Hiervon ver¬ 
dampft kaum Vio in der Lunge, indem sich die Athemluft mit Wasser¬ 
dampf sättigt, 9 ho wird von der Haut Oberfläche in Form von Schweiss 
und Hautdunst geliefert. 

Die Schweisssekretion muss daher der „Perspiratio insensibilis“ 
annähernd proportional gehen, ein Vergleich der Stickstoffausscheidung 
durch die Haut mit dem gleichzeitigen Wasserverlust muss lehren, ob 
der prozentische Gehalt des Schweisses an Stickstoff grösseren Schwan¬ 
kungen unterliegt. 

Wir fanden bei Herrn Pochhammer: 


Datum 

Perspiratio 

insensibilis 

g 

Stickstoflausscheidung 

durch die Haut 

i 

mg 

Stickstoffausscheidung 
pro Liter Schweiss 

mg 

16. Juni 

2384 

637 

267 

26. , 

2805 

735 

262 

3. Juli 

3675 

837 

228 



Mittel = 

252 mg 


Man sieht, dass bei Herrn Pochhammer der Schweiss nur wenig in 
seinem Stickstoffgehalt schwankte; es ist darum wohl zulässig, die bei 
dun gefundene Durchschnittszahl für den Stickstoffgehalt des Schweisses 
iu der Art bei Herrn Bassenge anzuwenden, dass man annimmt, auch 


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bei ihm seien auf 1 Liter verdunsteten Wassers 252 mg Stickstoff aus¬ 
geschieden worden. Die so berechneten Werthe sind bei Anfertigung der 
oben gegebenen Stoffwechseltabelle benutzt. 

Noch erscheint es bedeutungsvoll, die Höhe der Wasser Verdunstung 
ins Auge zu fassen. 


Sie beträgt bei Herrn Pochhammer: 



bei 31 kg Belastung 


bei 22 kg Belastung 

26. Juni 

2805 g 

3. Juli 

3675 g 

27. „ 

2514 „ 

4- n 

2570 „ 

28. „ 

3259 „ 

5- » 

2505 „ 


bei Herrn Bassenge: 



bei 31 kg Belastung 


bei 22 kg Belastung 

26. Juni 

1940 g 

3. Juli 

2425 g 

28. „ 

2215 „ 

5. „ 

2320 „ 


Wenn wir bedenken, dass am 3. Juli excessive Hitze herrschte, am 
4. und 5. Juli aber immer noch die Temperatur sehr viel höher war als 
an den korrespondirenden Tagen mit schwerem Gepäck, so sieht mau 
sofort, dass die Belastung die Grösse des Wasserverlustes durch die Haut 
in ähnlicher Weise wie die Hitze steigert. Wo diese beiden Schädlich¬ 
keiten, starke Belastung und hohe Temperatur, Zusammenwirken, durfte 
es leicht dazu kommen, dass der Wasserverlust jene bedenkliche Höhe 
erreicht, welche Anlass zur bedeutenden Steigerung der Eigenwärme giebt. 

Wir haben schliesslich noch kurz der qualitativen Untersuchungen 
des Urins Erwähnung zu thun, welche von Herrn Gerönne regelmässig 
an allen Marschtagen und häufig auch an Ruhetagen ausgeführt wurden. 

Da sich Störungen der Nierenthätigkeit wohl zuerst durch Auftreten 
geringer Mengen Eiweiss im Urin verrathen, wurde regelmässig auf 
dessen Anwesenheit geprüft. Die gewöhnlichen in der Klinik üblichen 
Methoden liessen niemals weder vor noch nach den Märschen Eiweiss in 
dem Urin der gesunden jungen Männer entdecken. Als wir dann später 
zur Verwendung feinerer Methoden übergingen, indem der Urin nach der 
Vorschrift von Posner mit Essigsäure etwa auf l / 3 des Volums ein¬ 
gedampft wurde, erhielten wir bei Zusatz von Ferrocyankalium fast 
regelmässig eine Trübung oder einen deutlichen Niederschlag, der dann 
mit Hülfe des Mil Ion sehen Reagens häufig die für Eiweiss charakte- 


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65 


ristische Rothfarbung ergab, oft aber auch dieselbe vermissen Hess. Nur 
im ersteren Falle erachteten wir die Anwesenheit von Eiweiss als er¬ 
wiesen. In einer nicht kleinen Zahl von Fällen wurde vor dem Marsch 
Eiweiss gefunden und fehlte in dem am Schluss gelassenen Urin. Das 
Umgekehrte kam nicht vor. 

Wir können hieraus schliessen, dass auch die stärksten 
Anstrengungen, welchen die Marschirenden in unseren Ver¬ 
suchen ausgesetzt waren, noch keinen schädlichen Einfluss 
auf die Nieren ausübten. Man möchte eher sagen, dass die energische 
körperliche Bewegung kleine vorhandene Störungen günstig beeinflusste. 

Die Untersuchung des Urins auf Zucker ergab niemals ein positives 
Resultat. 

Während des Bilanzversuches wurde von Herrn Immanuel Munk 
im Ham auch der Schwefel quantitativ bestimmt und die Vertheilung 
desselben auf die drei Formen: freie Schwefelsäure, Aetherschwefelsäure 
und sogenannter neutraler Schwefel ermittelt. Es trat dabei nichts 
Charakteristisches in Bezug auf die Wirkung der verschieden hohen Be- ' 
lastung zu Tage, ebenso negativ in Bezug auf diese Hauptfrage 
blieben die nach anderer Richtung sehr bedeutungsvollen, von Herrn 
Munk ausgefuhrten Untersuchungen über die Ausscheidungen der Mineral- 
bestandtheile durch Ham und Koth. 

* II. Funktionen der einzelnen Organe. 

Ypn jeher ist man darauf bedacht gewesen, besonders die athmende 
Brust des Soldaten zu entlasten, in der nicht immer ganz zutreffenden 
Annahme, dass dadurch die Aktion der Athemmuskeln eine freiere werde. 
Indess der Soldat athmet für gewöhnlich nur mit dem Zwerchfell, und 
deshalb wäre es von vornherein zweckentsprechender, der Vorwölbung 
des Bauches kein Hinderniss entgegenzusetzen. Erst bei grösserem Athem- 
bedürfhiss hebt sich auch der Brustkorb, und dieses grössere Athem- 
bedürfniss tritt gerade bei grösserer Belastung auf Märschen in sein Recht. 
Demnach lag uns daran, festzustellen, ob durch die grössere Belastung 
des marschirenden Soldaten die Ausdehnungsfähigkeit des Brust¬ 
korbes beeinträchtigt wird. Die Beeinträchtigung kann nun dadurch zu 
Stande kommen, dass über die Brust laufende Riemen und die Last des 
die Wirbelsäule beschwerenden Tornisters der Ausdehnung der Rippen 
ein mechanisches Hindern iss entgegensetzen oder dass die durch die Trag- 
nnd Marschleistung ermüdeten Athemmuskeln nicht mehr ihre frühere 
Kraft entwickeln können. Um diese Frage entscheiden zu können, 

Militlrlntliehe Zeitschrift» 1695. 5 


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mussten wir deshalb die Ausdehnungsfähigkeit des Brustkorbes in un¬ 
belastetem sowie in belastetem Zustand untersuchen. Zu diesem Zweck 
athmeten die Herren nach Verschluss der Nase und maximaler Inspiration 
in eine Experimentir-Gasuhr bis zur völligen Exspiration aus, mehrere 
Male hintereinander; jedesmal wurde der Stand des Zeigers abgelesen 
und notirt. Her daraus gewonnene Mittelwerth für die auf einmal aus- 
geathmete Luft wurde als Vitalkapazität angesehen. Wir verfügen 
im Ganzen über 216 Vitalkapazitätsbestimmungen vor und nach Märschen, 
und 71 an Ruhetagen. 

Wenn wir von den ersten neun vorbereitenden Märschen, bei denen 
in unregelmässiger Weise bald eine geringe Abnahme, oft auch eine 
Zunahme der Vitalkapazität ein trat, absehcn, so konnten wir für die 
Mehrzahl aller Märsche eine messbare Abnahme des Luftfassungsvermögens 
der Lunge konstatiren. 

Hie Grösse dieser Abnahme hing von der Schwere der Belastung ab. 
Während nach Märschen mit 31 kg Belastung die Vitalkapazität, geprüft 
am noch bepackten Thorax, sich um 200 bis 750 ccm verringert hatte, 
betrug die entsprechende Zahl nach Märschen mit 22 oder 27 kg Gepäck 
selten über 200 ccm. Wurde die Messung nach abgelegtem Tornister aus¬ 
geführt, so betrug die Abnahme der Athemgrösse nur noch etwa die Hälfte. 
Zuweilen beobachtete man statt der Abnahme eine Vermehrung der Athem- 
luftmenge (Ursache: Schlaffheit vor dem Marsch infolge ungenügender 
Ruhe oder von Anstrengung am Tage vorher). 

Bei der ersten Reihe von Märschen (mit 31 kg Belastung) trat nur 
selten eine Zunahme der Vitalkapazität nach dem Marsch zu Tage (in 
etwa 7 %>), bei den Märschen mit leichterem Gepäck dagegen in etwa 
28 %. Für die Messung ohne Gepäck nähern sich diese Zunahmewerthe 
einander: 20 °/o für die schwere Belastung, 36 % für die leichte. 

Aus diesen Beobachtungen darf man den Schluss ziehen, 
dass durch eine schwere Belastung (31 kg) dem marschirenden 
Infanteristen etwa 500 ccm der Athemmöglichkeit, das ist 
ein Sechstel seiner Vitalkapazität, vorenthalten wird; die eine 
Hälfte dieses Ausfalles ist auf Rechnung der mechanischen 
Behinderung durch das schwere Gepäck (besonders Tornister 
und Koppel) zu setzen, die andere ist eine Folge der allgemeinen 
Muskel ermü düng. 

Märsche mit 22 oder 27 kg Belastung vermindern die Vital¬ 
kapazität nur etwa halb so sehr wie die Märsche mit 31 kg 
Gepäck. 


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67 


Die Zählung der Athemfrequenz wurde von den Herren selbst 
vorgenommen und zwar während des Marschirens kurz vor einem Halte¬ 
punkt. Wenn auch die Marschirer durch längere Uebung die Ausschaltung 
des Willens auf die Athmung erlernt hatten, so wurde dieselbe doch gerade 
besonders leicht durch die Bewegung des Marschirens erreicht Unmittelbar 
nach Beendigung der Ruhepause wurden die Athemzuge wieder gezählt. 

Bei diesen Feststellungen fiel es zunächst auf, dass zwei der Herren 
sich durch besonders hohe Athemziffer auszeichneten (um 30 herum), 
während bei den Uebrigen nur sehr ausnahmsweise die letzten Zwanziger¬ 
erreicht wurden. 

Stellen wir nun die notirten Ziffern tabellenmässig für die Märsche 
mit hoher auf der einen, für die mit mittlerer und niederer Belastung auf 
der anderen Seite zusammen und suchen daraus für die einzelnen Herren 
Mittelwerthe zu gewinnen, so finden wir, dass bei den Märschen mit 
schwerem Gepäck die Respirationsfrequenz fast stets eine höhere ist als 
bei denen mit leichtem. 

Als besonderer Hervorhebung werth ist noch anzuführen, dass bei 
schwerer Belastung, also auch grösserer Muskelarbeit, die hohe Respirations¬ 
frequenz nicht so schnell wieder absinkt wie bei 22 kg Gepäck, welches 
zwar oft eine fast gleiche Höhe der Athemhäufigkeit im Gefolge hat, aber 
nach wenigen Minuten Rast wieder den normalen Respirationsrhythmus 
zulässt. Für diese Thatsache liefern die Spalten der Marschprotokolle 
einige interessante Beweise. 

Dem Verhalten des Pulses vor, während und nach dem Marsch wurde 
besondere Aufmerksamkeit zugewendet. Nicht nur wurde durch Tasten 
vor dem Marsch, wie vor, mehrmals während und nach einer Ruhepause 
und am Ende der Uebung die Pulsfrequenz bestimmt, sondern es wurde 
auch vor dem Ausrücken, im Beginn der halbstündigen Rast und un¬ 
mittelbar nach der Rückkehr die Pulsbewegung graphisch mit dem 
Richards on sehen Pulszeichner auf berusste Papierstreifen fixirt. Letztere 
wurden zu dem Zweck auf dem Marsch, in einem Kästchen befestigt, vor 
dem Verwischen geschützt. 

Was zunächst die Pulsfrequenz betrifft, so sind bis zum 12. Marsch 
die gewonnenen Zahlen meist nur zweistellig, sie bewegen sich zwischen 
90 und 100, nur Herr Funke hatte gleich nach dem ersten Marsch ohne 
Tornister die abnorm hohe Pulszahl von 154, es wurden dann bei ihm 
auch regelmässig bis zum 18. Marsch fast stets über 120 Pulse notirt, 
ohne dass er je besondere Beschwerden empfand, abgesehen von einer erst 

5 * 


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am Ende einer Ruhepause aufgetretenen, eine Viertelstunde anhaltenden 
Herzarhythmie. Beim 13. Marsch und dann vom 15. ab (hohe Belastung) 
schnellte die Pulszahl in die Höhe, es finden sich sehr häufig Pulse über 
100, bis 156, auch schon nach den ersten 7 Kilometern; stets war dies bei 
Herrn Funke der Fall, während bei Herrn Schmidt die Herzthätigkeit 
am Schluss des Marsches nur zweimal die Zahl 106 in der Minute und 
während des Marsches nur siebenmal überstieg. 

Bei der Vergleichung der einzelnen Märsche zeigt sich dann, dass 
. starke Belastung und hohe Aussentemperaturen in fast gleicher 
Weise die Pulsfrequenz steigern, dieselbe Weglänge vorausgesetzt. 

Fassen wir jetzt speziell die Wirkung der Belastung ins 
Auge, so zeigt sich ein erheblicher Unterschied zwischen der 
ersten Marschperiode (bis zum 14. Marsch) bei leichter, all¬ 
mählich bis zu 25 kg steigender Belastung und der zweiten 
Marschperiode (vom 15. bis 28. Marsch), wo schweres Gepäck 
(27 oder meist 31 kg) oder tropische Hitze die Märsche fast 
unerträglich machte. 

Auffallend war es noch, dass gerade bei den schwereren Märschen 
(schon bei 27 kg und angenehmem Marschwetter) die Pulszahl sich auf 
abnormer Höhe längere Zeit hielt, während bei weniger die Kräfte 
anspannenden Leistungen nach 10 Minuten Rast das Herz wieder oder 
beinahe wieder in gewohnter Geschwindigkeit schlug. 

Diese Andeutungen zeigen, welche Veränderungen schon eine Be¬ 
lastung von 27 kg ohne Mitwirkung hoher Hitzegrade in der Herzthätigkeit 
hervorbringen kann; eine durch Leistung schwerer Muskelarbeit bedingte 
Steigerung der Pulsfrequenz auf 140 bis 150 dürfte ohne Schädigung 
nicht lange ertragen werden. Wir haben erfreulicherweise keine solche 
zu beklagen gehabt. 

An Sphygmogrammen sind im Ganzen 407 aufgenommen worden. 

Die Veränderung dieser Pulskurven durch die Anstrengung des 
Marschirens ist in mehrfacher Richtung interessant, vorerst bezüglich des 
zeitlichen Ablaufs der einzelnen Phasen. Zunächst wurde zu dem Zweck 
die zeitliche Dauer des aufsteigenden Schenkels berechnet, zweitens die 
Zeit der Systole. Ala Systole wurde der Theil der Kurve von dem Fuss- 
punkt der primären Erhebung bis zur Rückstosselevation aufgefasst. 
Drittens wurde die Zeitdauer der Diastole gemessen. Der Werth für die 
Systole zusammen mit dem für die Diastole giebt den zeitlichen Ablauf 
einer ganzen Periode der Herzthätigkeit. Diese ist naturgemäss um so 


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kürzer, je hoher die Pulszahl ist, und sie erfordert hier keine gesonderte 
Betrachtung, da die Pulsfrequenz ja schon für sich erörtert wurde. 

Der Zeitraum der primären Erhebung ist von den berechneten Werthen 
der konstanteste, er verlässt nur selten weder bei den verschiedenen Herren 
noch bei verschiedenartigen Marschleistungen die Ziffer von 0,06 Sekunden; 
nach Märschen mit schwerem Gepäck, besonders aber bei grosser Hitze 
erhob sich die Zahl auf 0,09, ja einmal auf 0,12 Sekunden. Doch lässt 
sich eine regelmässige Beziehung zwischen Leistung und Steigerung der 
Zeitdauer der primären Erhebung aus den bis jetzt berechneten Sphygmo- 
grammen noch nicht erkennen. 

Dagegen erscheint gerade die Zeit der Systole bei den Märschen mit 
schwerem Gepäck verlängert, während bei den Märschen mit nur 22 kg 
Belastung eher eine schnellere Kontraktion des Herzmuskels nach dem 
Marsch, auch an den Tagen mit grosser Hitze, erfolgt. 

Da nun aus physiologischen Experimenten längst bekannt ist, dass 
die Ermüdung sich zunächst in einer Verlängerung der Kontraktionszeit 
des Muskels im Allgemeinen kundgiebt, so liegt es nahe, anzunehmen, 
dass wir in der länger dauernden Systole ein Merkmal für die Ermüdung 
des Herzens des marschirenden Soldaten gefunden haben. Abnorm hohe 
Werthe haben wir indess bis jetzt nicht zu verzeichnen. 

Grossere Unterschiede ergiebt dagegen die Berechnung der Zeit der 
Ausdehnung des Herzens. Dieselbe verkleinert sich nach den Märschen 
oft bis auf ein Drittel, ja die Hälfte ihrer ursprünglichen Dauer. Man 
kann daher behaupten, dass die Verkürzung der ganzen Herzarbeit fast 
ausschliesslich durch Verkürzung der Diastole hervorgebracht wird. Trotz 
der Verkürzung der Diastole nimmt das erschlaffte Herz deshalb genügend 
Bhit auf, weil die Füllung des Venensystems erheblich vermehrt ist; diese 
wird wieder dadurch begünstigt, dass der Abfluss des Blutes aus den 
grossen Arterien in die durch die Arbeit des Marschirens stark erweiterten 
Muskelgefasse erleichtert ist. 

Der Grad der Verkürzung der Diastole springt nun dann besonders 
klar in die Augen, wenn man den zeitlichen Verlauf der Systole und 
denjenigen der Diastole in ein Verhältnis zu einander bringt, in welchem 
man S *= 1 sein lässt Hier drückte die hohe Belastung von 31 kg den 
Kenner meist unter 1,5 herab, während leichteres Gepäck meist Nenner 
über 1,5, öfter bis 2,0 zur Folge hatte. Hierbei machte sich nun in 
gleicher "Weise wie der schwere Tornister auch der Einfluss hoher 
Thennometerstände geltend. So verkleinerte die tropische Hitze des 
26. Marsches bei Herrn Co 11 in den Bruch bis auf yg, bei Herrn Funke 


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bis auf g-jg, ein Marsch, der achtzehnte, im Gegensatz dazu, an einem 
kühlen Tage aber mit 31 kg Last, allerdings sogar auf ^ Auf Grund 
des gleichzeitig beobachteten Gesammtverhaltens dürften Werthe von ^ 
die Grenze des noch Unbedenklichen bezeichnen. 

Es ist dann noch zweier Eigenschaften mancher Sphygmogramme zu 
gedenken, der sogenannten Eiastizitatselevationen und der Dikrotie. Wir 
haben aus einer grösseren Anzahl hier nicht ausführlich zu erörternder 
Sphygmogramme berechtigten Grund zu der Annahme, dass die sogenannten 
Elastizitätsschwankungen Veränderungen der Pulskurven darstellen, welche 
durch unwillkürliche Vibrationen der gewaltig angestrengten Muskeln 
hervorgebracht sind. 

Dikrotie beobachteten wir meist nur am Schluss anstrengender Märsche, 
wo infolge vermehrten Blutabflusses in die erweiterten Muskelgefasse 
der Blutdruck im Arteriensystem ein sehr niedriger war. Für den Ueber- 
gang der sogenannten Rückstosselevation in ausgesprochene Dikrotie auf 
demselben Sphygmogramm liegen uns mehrere beweisende Beispiele vor. 

Doch auch vor dem Marsch und in der Ruhe erhielten wir zuweilen 
dikrote Pulskurven; oft Hess sich für den zu Grunde liegenden niederen 
Blutdruck in der Beschäftigung des Abends vor dem Marsch der Grund 
finden, die Dikrotie machte dann öfter während des Marsches oder nach 
dem Marsch einem kräftigen Rückstoss Platz; zuweilen aber war kein 
äusserer Einfluss auf das Zustandekommen der Doppelschlägigkeit nach¬ 
zuweisen. 

Die Zählung der Blutkörperchen wurde möglichst bei jedem 
einzelnen Herrn vor und nach dem Marsch mittels der Thoma-Zeis8sehen 
Zählapparate unternommen. Im Ganzen wurden 149 gültige Zählungen 
der rothen und 227 ebensolche der weissen Zellen an den Marschtagen 
notirt. An Ruhetagen wurden 105 Blutuntersuchungen ausgeführt. 

Dabei stellte sich, einige Schwankungen bei den ersten Märschen 
abgerechnet, bald für jeden der Herren für die rothen Blutkörperchen in 
der Ruhe eine ziemlich konstante Zahl ein, während für die weissen sich 
grössere Differenzen ergaben, die sich öfter durch die Thätigkeit vor der 
Zählung erklärten. 

Durch die Marschleistung wurde nun sowohl die Zahl der rothen wie 
die der weissen regelmässig, oft beträchtlich, vermehrt. Für die rothen > 
bewegte sich diese Zunahme zwischen */b bis 4 U einer Million im cmm. 
Eine Abhängigkeit dieser Unterschiede von dem Gewicht der Belastung 
fiel nicht sehr auf, doch erscheinen die Zahlen an denjenigen Marschtagen, 


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wo bei schwerem Gepäck starker Schweiss auftrat, erheblich höher als 
an jenen, wo tropische Hitze fast allein die Schweisssekretion anregte. 

Die Zahl der Leucocyten vermehrte sich in unregelmässiger Weise 
ohne deutlich nachweisbaren Einfluss der einzelnen Faktoren, des Gepäcks, 
der meteorologischen Einflüsse und der Weglänge. Die Zunahme steigerte 
sich zuweilen bis nahe auf 100%. 

Um nun einen Einblick zu gewinnen, welche Arten der Leucocyten 
bei dieser Vermehrung vornehmlich betheiligt waren, wurden während der 
letzten sechs Märsche (3 mit 31 kg, 3 mit 22 kg Belastung) bei Herren 
Bassenge und Pochhammer, welche zu dieser Zeit in ganz gleich- 
massiger Weise sich ernährten und lebten, Trockenpräparate des Blutes 
nach der Ehrl ich sehen Methode gefärbt und darin das prozentische 
Verhältniss der vielkeraigen, der Lymphocyten, und der sich mit Eosin 
färbenden Elemente zu einander bestimmt. Dabei ergab sich das Resultat, 
dass durch die Marschleistung die Zahl der vielkernigen Leucocyten 
zunahm, während der Lymphocyten relativ weniger wurden; die an sich 
geringe Menge der eosinophilen Zellen blieb dieselbe. Aus diesem Ergebniss 
mag der Schluss gerechtfertigt erscheinen, dass die Zunahme der weissen 
Blutkörperchen durch grössere Marschübungen nicht aus dem Lymphsystem 
zumal der Därme stammt, sondern dass sich an der Vermehrung haupt¬ 
sächlich Knochenmark und Milz, die Entstehungsstätten der vielkernigen 
Leucocyten, betheiligen. 

Das spezifische Gewicht des Blutes wurde, abgesehen von zahlreichen 
misslungenen Versuchen, 84 Mal in der Ruhe und 206 Mal an Marsch¬ 
tagen fest gestellt und zwar in jedem Einzelfall vor und nach dem Marsch. 
Die Methode der Wägung des Blutes in Kapillar-Pyknometern musste 
als unzweckmässig sehr bald verlassen werden. Dafür wurde nach der 
Angabe von Hammerschlag die Ermittelung des spezifischen Gewichtes 
einer Benzin-Chloroform-Mischung ausgefuhrt, welche durch Zufugen von 
Benzin oder Chloroform so eingestellt worden war, dass ein Tropfen des 
zu untersuchenden Blutes weder Neigung zum Emporsteigen noch zum 
Sinken zeigte. 

Auch bei der Feststellung des spezifischen Gewichts des Blutes der 
einzelnen Herren in der Ruhe ergaben sich wieder für die Einzelnen 
charakteristische Mittelzahlen, von 1057 bis 1061,5. 

Nach dem Marsche erhöhte sich das spezifische Gewicht des 
Blutes regelmässig und zwar bis um 6,5 Einheiten; Steigerungen 
um 8,0 und 10,2, die je einmal im Anfang gewonnen wurden, dürfen auf 
Untersuchungsfehler zurückgeführt werden. Wenn mai* nun an den Tagen 


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der hohen Differenzen in dem Marschprotokollbuch nachschlägt, so 
findet sich regelmässig, dass an diesem Tage der Marsch den Betreffenden 
sehr anstrengte, sei es durch Erschlaffung vom Vortage her, sei es durch 
Wundlaufen, sei es durch die Hitze. Abgesehen hiervon finden sich, doch 
nicht in ausgesprochener und regelmässiger Weise, etwas höhere Zahlen 
bei den Märschen mit schwerer Belastung; die Mittelzahlen verhalten sich 
bei zwei Marschirenden zum Beispiel wie 2,7 :4,1 bezw. 2,9:4,5. 

Hohem spezifischen Gewicht entsprechen nicht immer Störungen des 
Allgemeinbefindens. Auch für die Richtigkeit der umgekehrten Beziehung 
haben wir ein namentlich in seinen Konsequenzen für das Wesen des Hitz- 
schlages nicht uninteressantes Beispiel: Auf dem 15. Marsch, dem ersten 
mit maximaler Belastung (31 kg), konnte einer der Herren bei starker 
Cyanose nur mit Aufbietung aller Energie die letzten Kilometer zurück- 
legen. Die sofort nach dem Einrücken angestetlte Untersuchung des 
spezifischen Blutgewichts ergab nur eine Steigerung um 4,5 Einheiten, 
ein Werth, wie wir ihn auch sonst nach geringeren Anstrengungen zu 
sehen gewohnt waren. Einen ähnlichen Fall hatten wir nach dem 18. Marsch 
zu beobachten Gelegenheit. Von einer „Eindickung des Blutes“ 
können demnach solche Zustände keinesfalls regelmässig abgeleitet werden; 
auch von einer Wärmestauung nicht, denn die sofort festgestellte Eigen¬ 
wärme lag um 38°. 

Auf die Messung der Körperwärme im After haben wir verzichtet 
auch aus dem Grunde, weil durch die bei vollem Gepäck schon an sich 
schwer zu bewerkstelligende Entblössung eine unkontrolirbare Abkühlung 
entsteht. Derselbe Grund machte auch das Einlegen der Thermometer in 
die Achselhöhle unmöglich. Wir stellten deshalb im Anfang unserer Versuche 
die Temperatur des Mundes unter der Zunge fest mittels besonderer Minuten¬ 
thermometer mit breitem Bassin, deren jedes einzelne von der physikalisch¬ 
technischen Reichsanstalt geprüft war. Später, vom 8. Marsch an, zogen 
wir die Messung im Harnstrahl vor, nachdem wir uns durch physikalische 
und praktische Versuche von der absoluten Zuverlässigkeit der Methode 
überzeugt hatten. Die Temperaturbestimmungen wurden thunlichst vor, 
während und nach jedem Marsche vorgenommen. 50 ccm Urin reichen 
zur Gewinnung eines sicheren Werthes aus; die so gewonnene Eigenwärme 
liegt etwa 0,4 bis 0,5° höher als die der Achselhöhle. 

Seitdem Bich die Ansicht Bahn gebrochen hat, dass der Hitzschlag 
die Folge der Einwirkung excessiv hoher Eigenwärme auf die inneren 
Organe sei, ist von verschiedenen Seiten die Temperatur des marschirenden 
Soldaten untersucht worden, und es wurden selbst nach nur 7 bis 8 km 


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langen Märschen Temperaturen von 39,3 ° bis 39,9 ° bei Messung im 
After beobachtet (Hiller). Solche Grade haben wir nur ausnahms¬ 
weise konstatiren können, so bei Herrn Funke am 13. und 14. Marsch 
39,3° und 40,5°, Steigerungen, die nach dem Marschprotokollbuch un¬ 
zweifelhaft auf Indisposition zu beziehen gewesen sind. Sonst stieg die 
Eigenwärme bei den Märschen mit 12, 17, 20, 22 und 24 kg Belastung 
und Wegstrecken von 15 bis 21 km bei angenehmem Marschwetter nur 
wenige Zehntel über 37° im Harnstrahl, ausnahmsweise auf 37,6° und 
37,7°. Dagegen trieb eine Belastung von 27 kg bei sonst ähnlichen Marsch¬ 
bedingungen die Temperatur schon recht häufig auf 37,9° und 38°, eine 
Belastung von 31 kg hei 25 km Weglänge auf 38° und darüber bis 38,9°, 
ausnahmsweise auf 39,9°, gleiche meteorologische Verhältnisse vorausgesetzt. 
Interessant ist die Beobachtung, dass schweres Gepäck (31 kg) bei 
günstigem Marschwetter ungefähr die gleiche Temperatur¬ 
steigerung (38° bis 39,7°) bewirkt wie leichte Belastung (22 kg) 
bei tropischer Hitze. Da bei Zahlen von 39,7° die Gesichter der 
Marschirenden hochroth, cyanotisch, der Blick oft theilnahmlos erschien, 
so dürfte man diese Zahlen als Grenzwerthe des Zulässigen zunächst 
festhalten. 

Die in der Neuzeit vielfach gemachte Beobachtung, dass bei Soldaten 
durch maximale Marschleistungen Schädigungen des Herzmuskels, 
insbesondere akute Erweiterungen gesetzt wurden, legte uns die Pflicht 
auf, dem Verhalten des Herzens auf den Märschen eine erhöhte Auf¬ 
merksamkeit zuzuwenden. Wir hatten dabei zunächst vornehmlich den 
linken Ventrikel im Auge. 

Vor jedem Marsch wurden die Herzgrenzen genau perkutirt und 
mit dem Fettstift auf die Brustwand gezeichnet; nach dem Marsche wurde 
die Perkussion wiederholt 

Gleich nach den ersten Märschen fiel es uns nun auf, dass sich that- 
sächlicb deutlich eine Verbreiterung der Herzdämpfung nachweisen liess, 
aber zu unserer Ueberraschung weniger nach links als nach rechts hin. 
Dadurch veranlasst, wurde die Untersuchung durch Perkussion auch auf 
die Lebergrenzen ausgedehnt, und da fand sich nun fast noch regelmässiger 
nach den Märschen eine Verbreiterung der Leberdämpfung. Diese konnte 
nur durch zwei verschiedene Ursachen zu Stande kommen: Entweder besass 
infolge der Marschleistung die Lunge ein geringeres Volumen als vorher und 
entblösste auf diese Weise einen Theil des Herzens und der Leber, der sonst 
mit Lungengewebe bedeckt war, oder beide Organe hatten sich vergrössert 


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und zwar infolge von Stauung. Dass keine Zurückziehung der Lunge, keine 
Entblössung der Organe (Denudation) vorlag, liess sich dadurch beweisen, 
dass die Perkussion bei maximaler Inspiration und Exspiration vorgenommen 
wurde, sowohl vor wie nach dem Marsch. Es stellte sich dann heraus, 
dass die Lunge am Rücken stets die vor dem Marsch aufgezeichneten 
Grenzen wieder erreichte und dass trotzdem sich die Herz- und Leber¬ 
verbreiterung nachweisen liess. Hierdurch war auch zugleich der Einwurf 
entkräftet, dass die vergrosserte Dämpfung von einer durch Emporsteigen 
des Zwerchfells zu Stande gekommenen Lageveränderung der beiden Organe 
abhängig sei. 1 ) So bleibt wohl nur die Annahme einer Vergrosserung des 
rechten Herzens, einer akuten Marschdilatation des rechten 
Ventrikels übrig, mit der eine Vergrosserung der Leber durch 
Stauung stets Hand in Hand ging. Es wurde häufig Vergrosserung 
der Leber ohne Vergrosserung des Herzens beobachtet, aber nie das Um¬ 
gekehrte. 

Der perkutorische Nachweis einer Milzvergrösserung unterliegt leider 
technischen Schwierigkeiten und ist deshalb unzuverlässig. 

Die Herz- und Leberverbreiterung trat nun nicht bei allen Herren 
gleichmässig auf. Während bei drei der Herren dieselbe nur in 60 bis 65% 
der Untersuchungen vorhanden war, war sie bei Herrn Funke häufiger 
zu finden und fehlte nie bei Herrn Schmidt. Die Belastung übt auf 
die Grösse der Herz- und Leberverbreiterung einen unzweifelhaften Einfluss, 
weniger — mit Ausnahme bei Herrn Schmidt — die Hitze: Wahrend 
bei leichtem Gepäck und kurzem Weg (15 bis 21 km) oft keine Veränderung 
des Dämpfungsbezirks des Herzens oder höchstens zuweilen um 1 cm 
notirt wurde — Herr Schmidt ausgenommen — sehen wir vom 15. Marsch 
(31 kg) ab Verbreiterungen um 2 bis 3 cm nach rechts sehr häufig, einmal 
auch um 2 cm nach links, bis schliesslich in den drei Schlussmärschen 
mit nur 22 kg Gepäck wieder nur niedrige Werthe erscheinen. Eine 
Verbreiterung der Herzdämpfung um 2 cm hauptsächlich nach rechts 
beim marschirenden Soldaten ist wohl als bedenklich anzusehen. 

Von langer Dauer sind diese Marschdilatationen nicht: 
Ohne Ausnahme waren sie am andern Morgen nach dem Marsch tage oder 
schon am Abend des Marschtages, ja schon 2 bis 3 Stunden nach dem 
Einrücken wieder ausgeglichen. 


1 ) Aus der verminderten Vitalkapacität lässt sich eine Retraktion der Lunge 
nicht folgern, da die sicherlich vorhandene starke Füllung aller Lungengefasse eine 
Verkleinerung des der Luft zur Verfügung stehenden Raumes zur Folge haben muss. 


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Die Leistungsfähigkeit eines Soldaten hängt nicht nur von der Ent¬ 
wickelung seiner Muskulatur und der schnelleren oder langsameren 
Ermüdung derselben ab, sondern zum grossen Theil auch von seiner 
Fähigkeit, schnell Sinneseindrücke wahrzunehmen und die 
entsprechende Muskelthätigkeit durch Willenseinfluss in 
Gang zu setzen. 

Um nun für die Grosse dieser Reaktionsthätigkeit einen zahlen- 
mässigen Ausdruck zu finden, wurde folgende Versuchsanordnung ge« 
troffen. Es sollte diejenige Zeit gemessen werden, die nach einem 
elektrischen Schlage an der Fingerspitze nötbig ist, um eine vorher 
verabredete Bewegung zu Stande zu bringen. Genau in dem Moment, 
ho der elektrische Reiz die Fingerspitze traf, begann ein elektro- 
ta&gnetischer Schreibhebel eine Zackenlinie auf einen berussten, rotirenden 
Cylinder zu schreiben, und zwar so lange, bis die verabredete Muskel¬ 
bewegung den zeichnenden Strom unterbrach. 

In späteren Versuchen wurde eine etwas komplizirtere Bewusstseins- 
thätigkeit gefordert, indem der Versuchsperson der elektrische Reiz bald 
von der Stirn, bald von der Hand zugeführt wurde, es sollte nur dann 
auf diesen Reiz reagirt (das ist, der Zeichenstrom unterbrochen) werden, 
wenn er von einer dieser beiden Stellen, die vorher bestimmt war, her¬ 
stammte, z. B. von der Stirn; in diesem Falle durfte auf Handreiz nicht 
reagirt werden; geschah es trotzdem, so wurde dies als Fehler registrirt. 

Bei dieser Versuchsanordnung liess sich auf dem berussten Cylinder 
in Hundertstel Sekunden — jede Zacke war gleich y IO o Sekunde — ab¬ 
lesen, wie lange es gedauert hatte, bis ein peripherer Reiz die gewollte 
Thätigkeit ausgelöst hatte. Je weniger leistungsfähig das Nervensystem 
war, desto höher musste diese Zahl ausfallen, und desto häutiger waren 
die Fehlreaktionen. Bei jedem einzelnen Versuch trafen etwa 30 elek¬ 
trische Reize in unregelmässiger Folge bald von der Stirn und bald von 
der Hand die Versuchsperson; von den ausgezählten Zeitwerthen wurden 
die Mittel genommen. So sind im Ganzen 98 psychische Reaktionen in 
der Ruhe und 220 an Marschtagen protokollirt, deren jede sich aus etwa 
30 Einzelreizungen kombinirt. 

Auch hier sind die Ruhewerthe ziemlich konstant; nur konnte man 
bemerken, dass am Tage nach anstrengenden Märschen schon vor dem 
Ausrücken die Reaktion eine oft erheblich langsamere war, und dass 
Fehlreaktionen, die sonst in der Ruhe zu den Ausnahmen gehörten, sich 
einstellten; auch Unregelmässigkeiten in der Lebensweise spiegelten sich 
getreulich in den Ergebnissen der psychischen Reaktionen. Durch die 


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auf solche Weise zu Stande kommende langsame Reaktion vor den Märschen 
ist es oft zu erklären, weshalb, wenn man die vor und nach dem Marsche 
notirten Reaktionszeiten vergleicht, auch bei anstrengenderen Märschen 
nicht immer eine Verlängerung dieser Zeiten gefunden wurde: Nur das 
Zusammenhalten der Ziffern nach dem Marsch mit den aus vielen Ruhe¬ 
versuchen erhaltenen giebt einen gewissen Anhalt für den schädigenden 
Einfluss excessiver Muskelarbeit auf das Nervensystem. 

Genau jene Einzelfalle, welche wir schon bei der Besprechung der 
anderen Funktionen anzogen, treten auch hier wieder durch besondere 
Ausschläge hervor* Herr Coli in auf dem 15. Marsch mit einer Ver¬ 
längerung von 0,18 Sekunden (ohne Fehlreaktion) auf 0,35 Sekunden (mit 
2 Fehlreaktionen), Herr Funke auf dem 18. Marsch von 0,27 auf 
0,37 Sekunden. Die Erfrischung durch den Platzregen auf Marsch 22 
äusserte sich im Gegensatz hierzu durch Verkürzung der Reaktionszeit. 
Im Uebrigen lieferten die Märsche mit schwerer (31 kg) Be¬ 
lastung längere Kurven als die im Anfang mit leichtem 
Tornister (17 bis 25 kg) ausgeführten. Tropische Hitze bringt 
ähnliche Veränderungen bei geringer Last (22 kg) hervor, wie 
31 kg Gepäck bei kühlem, zum Marsch geeigneten Wetter. 

Grenzwerthe des Zulässigen lassen sich noch nicht aufstellen. 

Eine durch einfache Methoden zu prüfende Leistung des Gehirns 
besteht darin, Erinnerungsbilder festzuhalten. Wir wählten zu dieser 
Prüfung das Wiederholen vorgesprochener Zahlen. Es wird dem zu Unter¬ 
suchenden eine einstellige Zahl genannt; er spricht sie nach; es wird 
eine zweite genannt; er wiederholt zunächst die erste, dann die zweite; 
er hört eine dritte; nun zählt er die erste, dann die zweite und die neue 
dritte auf; jetzt folgt eine vierte, die er, die ersten drei wiederholend, 
der Reihe anschliesst und so fort, bis bei einer gewissen Menge von 
Zahlwörtern die Erinnerungsbilder sich verwirren. In der Anzahl der 
in richtiger Folge gesprochenen Zahlen hat man so ein Maass für die 
Gedächtnisskraft des Untersuchten. Diese Anzahl war naturgemäss um 
so kleiner, je mehr der Betreffende seine Fähigkeit, Eindrücke zu fixiren, 
eingebüsst hatte. 

In der Ruhe sammelten wir wieder für die Einzelnen Mittelwerthe, 
sie lagen bei 9 bis 11, und waren aus 76 Untersuchungen gewonnen, 
deren jede einzelne wieder das Mittel aus 3, manchmal 4 Zahlenreihen 
darstellt. 

Wie alle übrigen Untersuchungen, wurde auch thunlichst bei jedem 
der Herren die Gedächtnisskraft vor und nach jedem Marsch festzustellen 


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versucht. Die so aus 107 hauptsächlich Doppelbeobach tun gen erhaltenen 
Unterschiede sind nicht sehr erheblich, sie betragen meist 0 bis minus 3, 
zuweilen aber auch plus 1 bis 3. 

Diese Zunahme erklärt sich einmal durch die anregende Wirkung 
nicht zu anstrengender Märsche, welche wir auch bei den gleich zu 
besprechenden ergographischen Studien konstatirten, zweitens aber durch 
eine gewisse Schlaffheit, welche nach dem sehr frühen Aufsteben oder den 
Anstrengungen des Vortages sich zunächst bemerkbar machte und die 
Zahlenreihe, welche sich nun ergab, kürzer ausfallen liess, als die zu 
späterer Stunde an Ruhetagen notirten Mittelwerthe. Diese Thatsache 
war besonders bei Herrn Co 11 in auffällig. 

Abgesehen hiervon findet sich im Allgemeinen bei leichten Märschen 
(bis zum 14.) eine Verkürzung der Gedächtnisszahlenreihe um höchstens 
1 Stelle, bei den nun folgenden Märschen, meist mit 31 kg Belastung, 
stossen uns häufig Differenzen von 2 bis 3 Zahlen auf, bis bei den drei 
letzten sehr leichten Märschen (22 kg Gepäck) nur ein einziges Mal — 1, 
sonst 0 und ein Mal -4- 1 verzeichnet steht. 

Die Prüfung des Grades der Muskelermüdung geht von der 
durch Mossos Untersuchungen wahrscheinlich gemachten Thatsache aus, 
dass, gleichviel welche Muskelgruppen des Körpers bis zur Ermüdung thätig 
waren, die Erschlaffung sich sämmtlichen übrigen Muskeln des Organismus 
mittheilt und zwar, wie Mosso hypothetisch meint, veranlasst durch 
die von den angestrengten Muskeln herrührenden Ermüdungsprodukte. 

Zur Prüfung der Frage, welche Leistungsfähigkeit einem Muskel noch 
zukomme, dient ein sehr einfacher Apparat, der von Mosso angegebene 
Ergograph. In diesen Ergographen kann der Unterarm eines Mannes 
(bei uns stets der rechte) in horizontaler Richtung mit der Handfläche 
nach oben so eingespannt und fixirt werden, dass der Betreffende nur im 
Stande ist, seinen Mittelfinger zu beugen und zu strecken. An diesem 
Mittelfinger ist nun das eine Ende einer Schnur befestigt. An dem 
andern Ende, das über eine Rolle am Tischrande läuft, hängt ein Gbwicht 
(bei uns 4 kg). Beugt sich der Mittelfinger, so hebt er dies Gewicht. 
An der Schnur ist nun noch ein Schreibhebel befestigt, der auf einer 
elektromagnetisch in bestimmten Zwischenräumen (bei uns 2 Sekunden) 
fortbewegten berussten Platte die Höhe der alle zwei Sekunden erfolgen¬ 
den Hübe als Linien aufzeichnet. Diese Linien oder Hubhöhen addirt 
und mit dem gehobenen Gewicht, 4 kg, multiplizirt, drücken die Arbeit 
der beiden Beuger des Mittelfingers in Kilogrammmetern aus; diese Zahl 
hinwiederum giebt uns, da man von der Ermüdung einer Muskelgruppe 


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auf die der Gesammtmuskulatur schliessen darf, einen vergleichbaren 
Maassstab für die Muskelerschöpfung der betreffenden Versuchsperson. 

Vom 9. Marsch ab haben wir mit dem Mossosehen Ergogr&phen 
von jedem Herrn vor und nach dem Marsch ein solches Ergogramm 
zeichnen lassen; ebenso von dieser Zeit ab an den Ruhetagen. Im Ganzen 
besitzen wir 160 Marsch- und 78 Ruhe-Ergogramme. 

Bei der Betrachtung der Ruhe-Ergogramme fallt zunächst auf, 
dass fast bei allen Herren die MuskelleistungsfÜhigkeit von Woche zu 
Woche stieg, bis zum Schluss der zweimonatlichen Versuchsperiode das 
Doppelte des anfänglich Geleisteten erreicht wurde, Werthe bis zu 
10 Kilogrammmetern, welche diejenigen der Italiener meist um das 
Doppelte übertrafen. Wahrscheinlich ist die Ursache dieser erhöhten 
Muskelkraft, abgesehen von der sich ja anfänglich steigernden Einübung 
auf den Apparat, eine durch die Märsche selbst bewirkte Zunahme der 
Muskulatur, die zumal bei Herrn Pochhammer recht augenfällig bei 
der Körperuntersuchung war. 

Die Mittel werthe für die Ruhe bewegen sich für die fünf Herren 
zwischen 5,365 kgm und 7,419 kgm. Dabei sind allerdings, namentlich 
im Anfang, die Unterschiede der einzelnen Kurven recht erhebliche; 
später werden durch die Uebung die Resultate konstanter. 

Vergleicht man nun die Ergogramme vor und nach jedem Marsch, 
so findet man bei 77 Vergleichen 43 Mal eine Abnahme, 30 Mai eine 
Zunahme und 4 Mal keines von beiden. Eine Zunahme findet sich haupt¬ 
sächlich bei den Märschen mit leichtem und mässig schwerem Gepäck 
(22 kg und 27 kg). Auch hier wie schon bei der Gedächtnissprüfung, 
ist die Zunahme zu erklären durch die Mattigkeit, die sich, besonders 
wenn schon tags vorher grössere Marscharbeit geleistet war, morgens in 
der Frühe nach dem Aufstehen einzustellen pflegte und erst durch 
den Marsch selbst nach und nach schwand. 

Mässige Temperatur (etwa 13 °), nicht ohne Wind, regt gleichfalls die 
Muskelleistungsfähigkeit an. In besonderem Grade trat dies in die 
Erscheinung durch einen Platzregen, welcher bei dem 22. Marsch 
während der letzten 5 Kilometer nach beschwerlichem Marsch mit 31 kg 
Gepäck, das durch den Regen noch um 2 bis 3 kg vermehrt wurde, auf 
uns niederströmte: Der Regen wirkte auch nach den Aussagen aller 
Marschirenden wie ein erfrischendes Bad. 

Die Abnahme der Ergogramme findet sich einmal an den 
Tagen mit tropischer Hitze (26,9 °), dann ganz offenbar an 
den Tagen der Märsche mit 31 kg, nicht ohne dass sich auch 


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hier und da eine noch nicht ganz zu motivirende Ausnahme 
einstellt; ferner an Tagen mit herabgesetzter individueller 
Widerstandsfähigkeit, die besonders durch körperliche Leiden, wie 
heftige Fussschmerzen, verursacht wurde. So sank, um einige Beispiele 
anzufuhren, bei Herrn Bassenge, der infolge einer Entzündung des 
Bandapparates der kleinen Fussgelenke sich nur mit Aufbietung aller 
Energie bis zum Schluss fortschleppen konnte, das Ergogramm von 
6,7 auf 3,812 Kilogrammmeter, bei Herrn Coli in, als er zum ersten Mal 
die hohe Belastung (31 kg) trug, von 7,524 auf 4,112, bei Herrn Funke, 
der sich schon beim Ausmarsch nicht ganz wohl fühlte, von 4,996, einer 
schon unter dem Mittelwerth liegenden Zahl, auf das Minimum von 3,896, 
bei Herrn Pochhammer, welcher an diesem Tage recht wunde Füsse 
hatte, von 6,240 auf 4,848 Kilogrammmeter. Da in allen diesen zitirten 
Fällen die Herren beim Schluss des Marsches an der Grenze der Leistungs¬ 
fähigkeit angelangt waren, so kann man vielleicht, unter Beobachtung 
individueller Unterschiede, Herabminderungen der Muskelkraft wie die 
angeführten als Grenzwerthe für die Muskelerschlaffung im Auge behalten. 

Einige Versuche, die einen von Mosso behaupteten, die Muskel¬ 
ermüdung hemmenden Einfluss des Zuckers darthun sollten, sind vor¬ 
läufig noch nicht zu übersehen. 

Die für die Praxis nicht unbedeutsamen Ergebnisse der vorstehend 
skizzirten Untersuchungen lassen sich nun kurz dahin zusammenfassen: 

1. Bei massiger Belastung (bis zu 22 kg) und nicht zu hoher 
Aussentemperatur traten keinerlei schädliche Wirkungen eines 
nicht über 25 bis 28 km hinausgehenden Marsches hervor, im 
Gegentheil, es zeigte sich, dass anderweitig erzeugte Erschlaffungs¬ 
zustände und geringfügige Schädigungen der Funktion einzelner 
Organe durch den Marsch selbst beseitigt wurden. 

Bei sehr heisser und schwüler Luft war allerdings eine Reihe 
von Schädigungen leichterer Art nachweisbar. (Abnahme der 
Vitalcapacität, erheblicher Wasserverlust des Körpers, hohe Puls- 
und Athemfrequenz, Stauung des Blutes.) Indess schwanden 
diese bald nach dem Marsch und waren jedenfalls bis zum andern 
Tage wieder vollkommen beseitigt, so dass eine Kumulation der 
Schädlichkeiten bei Märschen an mehreren Tagen hintereinander 
nicht zur Beobachtung kam. 

2. Bei der zweiten Stufe der Belastung (27 kg) war bei günstigem 
Wetter und derselben Marschleistung kein Nachtheil bemerkbar. 


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80 


Dagegen bewirkte heisses Wetter bei dieser Belastung schon 
Veränderungen, welche selbst bis zum andern Tage noch nicht 
ausgeglichen waren. Der zweite Marsch wurde also schon unter 
ungünstigeren Bedingungen angetreten als der erste. 

Jedenfalls ist ein Marsch von 25 bis 28 km die Grenze dessen, 
was mit 27 kg Gepäck vom Durchschnittssoldaten bei einiger- 
maassen heissein Wetter noch gut ertragen werden konnte. 

3. Die Belastung von 31 kg griff selbst bei kühler Witterung und 
derselben Marschleistung unzweifelhaft störend in gewisse Körper¬ 
funktionen ein. 

4. Bezüglich der Gewöhnung an das Gepäck (Trainirung) liess sich 
beobachten, dass leichtes Gepäck (bis 22 kg) schon nach wenigen 
Märschen bei allmählicher Steigerung der Anforderungen nicht 
mehr nachtheilig wdrkte; bei schwerem (31 kg) war auch nach 
längerer Uebungszeit nur eine sehr geringe Abnahme der 
Schädigungen nachweisbar. 

Im Anschluss an diese von Studirenden des Friedrich-Wilhelms- 
Instituts ausgeführten Belastungs-Versuchsmärsche wurde nun noch, soweit 
das angängig war, eine Prüfung der erhaltenen Resultate unternommen 
an einer grösseren Anzahl von Soldaten, welche längere Zeit dem Dienste 
entzogen gewesen waren. 

Zu diesem Zweck wurde bei Landwehr-Mannschaften, welche in der 
Zeit vom 4. bis 17. Juli 1894 beim Garde-Füsilier-Regiment eingezogen 
waren, das Allgemeinbefinden, die Körperwärme, das Verhalten des Pulses 
und der Respiration sowie die Breite der Herz- und Leberdämpfung vor 
und nach den dienstlichen Anstrengungen untersucht. Indess wurden in 
jenen Tagen den formirten Landwehr-Kompagnien grössere Strapazen 
nicht zugemuthet, zumal keine pausenlosen Marsche von längerer Dauer 
und mit schwerem Gepäck. Dem entsprechend fielen auch die Resultate 
der Untersuchungen aus: Die Exerzirübungen hatten keine dauernde 
Schädigung irgend welcher Funktionen zur Folge; die für kurze Zeit und 
nur in ganz geringem Maasse aus dem gewohnten Gleichgewicht gebrachten 
Lebensverrichtungen kehrten bald zur normalen Thätigkeit zurück. Selbst 
bei heissem "Wetter trieben jene Exerzirübungen die Eigenwärme der 
Landwehrleute höchstens um einige Zehntel eines Grades hinauf, Herz 
und Leber fanden sich nur sehr selten verbreitert. Die Pulszahl steigerte 
sich nur unerheblich, auffallend mehr dagegen die Athemfrequenz bei 
jenen längere Zeit dem Dienst ferngebliebenen Soldaten, zumal bei 


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81 


solchen, deren ziviler Beruf die Anwendung besonderer Muskelkraft nicht 
verlangt. 

Um deshalb gelegentlich ausgedehnterer Märsche ein Urtheil über die 
Marschleistungsfähigkeit unter dem Einfluss der Belastung bei dem in 
geschlossener Truppe marschirenden und dem Dienst entwöhnten Soldaten 
zu gewinnen, wurden auch im Manöver 1894 vom 30. August bis 
15. September acht eingezogene Reservisten sowie zehn aktive Leute 
bezüglich der auch bei den Landwehrleuten im Juli beobachteten Funk¬ 
tionen täglich, besonders nach dem Marsche, untersucht. 

Die Untersuchungen wurden genau nach den im Sommer erprobten 
und bewährt gefundenen Methoden ausgeführt. Die Hauptresultate lassen 
sich in folgenden Sätzen kurz zusammenfassen. 

Die Reservisten wurden bezüglich des Zirkulations- und Respirations¬ 
apparats stärker auch schon von mittleren Marschleistungen angegriffen 
als die an dergleichen gewöhnten aktiven Mannschaften. Zwischen der 
Häufigkeit des Vorkommens der Pulssteigerung über 100, der Erhöhung 
der Athmungszahl über 24, sowie der durch Stauung im Venensystera 
bedingten Verbreiterung der Herz- und Leberdämpfung in Abhängigkeit 
von bestimmten Marschleistungen bestand keine regelmässige Ueberein- 
stimmung. Nur bei drei Reservisten liess sich ein Zusammenhang zwischen 
exzessiver Arbeit des Zirkulationsapparates und Dilatation des rechten 
Ventrikels beobachten. Die Verbreiterung der Herz- und Leberdämpfung 
schien direkt von der Länge und Art des zurückgelegtcn Weges abzuhängen. 
Aehnlich verhielten sich Athmung und Puls: Wegstrecken auf gutem Boden 
von fünf Stunden und darunter steigerten sehr selten die Respirationsziffer 
über 23 bis 24; bei Märschen von über fünf Stunden Dauer stieg diese Ziffer 
erheblich; dieselbe Wirkung brachten kürzere Märsche hervor, wenn sie 
durch grosse Hitze und schnelles Marschtempo sowie schwieriges Gelände 
(Berge, tiefer Sand, Sturzacker) komplizirt waren; dies gelang ziffern- 
mässig zu erhärten. — Dasselbe galt für die Pulsbeschleunigung. — Selbst 
mehrstündige, unter hoher Gepäckbelastuug und oft bei brennender 
Sonnenhitze ausgeführte Märsche erhöhten nur sehr selten die Eigenwärme 
über 37,9 °. 

Das Gesammtgepäck wog bei unseren Versuchspersonen 24 bis 26 kg, 
erreichte also noch nicht die Mittelstufe der im Sommer von den Stu- 
direnden getragenen Last (27 kg). 


liilitärtr/.tliche Zeitschrift. 1895. 


6 


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82 


Ueber eine osteoplastische Resektion der Fnsswurzelknochen. 

Mit vier Abbildungen und zwei Figuren im Texte. 

Vortrag mit Kranken Vorstellung, 

gehalten in der Sitzung der Berliner militärärztlichen Gesellschaft 
am 20. November 1894 
. von Oberstabsarzt Dr. H. Nicolai. 

Meine Herren! Der Füsilier S. vom Grenadier-Regiment Prinz Carl 
von Preussen (No. 12) erlitt beim Umsetzen von Schränken am 21. März 1894 
eine Quetschung des linken Fussrückens, dessen schmerzhafte Anschwellung 
die Aufnahme des Verletzten in das Garnisonlazareth Frankfurt a. O. 
bereits am 23. März nothwendig machte. 

Der etwa 160 cm grosse Mann von zierlichem Körperbau war bei 
der Aufnahme bis auf sein örtliches Leiden gesund, vorher nie krank 
und stammte aus gesunder Familie. 

Auf dem linken Fussrücken war die Gegend des Kahn- und I. Keil¬ 
beins in Thalerumfang geschwollen, geröthet, auf Druck sehr schmerzhaft, 
eine Lage Veränderung der Fusswurzelknochen jedoch nicht vorhanden. 

Es wurden Bleiessigumschlag und Hochlagerung verordnet, worauf 
auch eine Besserung eintrat, die jedoch am 3. April einer Wiederzunahme 
der Schmerzen Platz machte. Trotz aller Gegenmittel nahm die Schmerz¬ 
haftigkeit zu, es trat am 5. April geringes Fieber auf, welches unter 
gleichzeitiger Zunahme der Schwellung, Schmerzhaftigkeit und Röthung 
des Fussrückens bis auf 39,7 stieg. Am 11. April war der Fuss sehr 
geschwollen, teigig, aber ohne nachweisbare Fluktuation. Das Fussgelenk 
war in der Beweglichkeit etwas beschränkt, auf Druck wenig schmerzhaft. 
Auf dem Fussrucken waren zwei ausgesprochene Schmerzpunkte nach¬ 
weisbar: der eine auf dem Kahnbein und I. bis II. Keilbein, der andere 
auf dem Würfelbein. 

Krankheitsbezeichnung: Osteomyelitis acuta. 

Unter Chloroformnarkose und Esmarch scher Blutleere machteich zunächst 
in explorativer Absicht, jedoch mit dem Vorbedacht denselben zur Exstir¬ 
pation der Fusswurzelknochen benutzen zu können, einen Einschnitt, welcher 
auf dem Kopfe des Sprungbeines begann, an der Innenseite der Zehen¬ 
strecksehnen entlang, über das Kahnbein und I. Keilbein verlaufend noch 
2 cm auf den I. Mittelfussknochen reichte und gleich bis auf den Knochen 
eindrang. Das Kahnbein und L Keilbein wurden blossgelegt und in 
osteomyelitischer Erweichung, die Knorpel zwischen beiden gelöst, vor¬ 
gefunden. Beide Knochen wurden ohne grosse Miihe herausgenommen, 
ebenso das in gleichem Zustande befindliche II. Keilbein. 


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83 


Darauf wurde ein paralleler Schnitt an der Aussenseite der Streck¬ 
sehnen, auf dem Fersenbein beginnend und über das Würfelbein noch 
2 cm auf den IV. Mittelfussknocben reichend und ebenfalls gleich auf 
den Knochen dringend, angelegt 

Von diesem Schnitte aus wurde das ebenfalls erweichte Würfelbein 
und zuletzt das III. Keilbein herausgeschält und die entstandene Höhle 
unter möglichster Schonung des Periostes geglättet und verputzt Die 
Gelenkflächen des Chopartscben und des Lisfrancschen Gelenkes zeigten 
ein völlig gesundes Aussehen. Ich beschloss deshalb, eine Vereinigung 
dieser Gelenke zu versuchen, und schnitt zu diesem Zwecke die Gelenk¬ 
fläche des Sprungbeines sowie die des Fersenbeines in einer nach vorn 




etwas gewölbten Schnittlinie mit der Säge ab. (Siehe Abbildung.) Die 
Gelenkflächen der Mittelfussknochen entfernte ich mit dem Messer und 
dem scharfen Löffel, so dass sie eine nach oben hohlgebogene Schnittlinie 
bildeten. Um den Erfolg der anzulegenden Knochennaht nicht durch 
eine Nachblutung gefährdet zu sehen, stopfte ich zunächst die Wunde 
vorläufig aus und legte einen Druckverband an. Darauf wurde der 
Esmarchsche Schlauch gelöst. Eine Blutung stellte sich nicht ein, 
obwohl keine einzige Unterbindung gemacht war. Der Verband wurde 
vervollständigt, das Glied in eine Schwebe gehängt. 

6 * 


k 


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84* — 


Nach vier Tagen, am 14. April, schritt ich zur Knochennaht, welche 
ich, mittelst des Ihnen von mir bereits vor zwei Jahren gezeigten 
Knochenbohrers, mit starkem Silberdraht ausführte. 

Es wurde das Sprungbein mit dem I., das Fersenbein mit dem 
IV. Mittelfussknochen vereinigt. 

Zu diesem Zwecke war ein kräftiges Aneinanderdrücken der Knochen¬ 
schnittflächen nothig, wodurch natürlich die Weichtheile des Fussrückens 
und der Sohle starke Falten bildeten. Mit einer langen Sonde wurde 
im Inneren der Wunde noch ein Druck auf die Weichtheile nach oben 
und nach unten ausgeübt, um eine Zwischenlagerung von Weichtheilen 
zwischen die Knochen zu verhüten. 

Nach der Knochennaht wurde die Stauchung des Fusses in der be¬ 
absichtigten Weise aufrecht erhalten, indem einige Bindengänge durch 
die ausgepolsterten Zehenzwischenräume und um die Ferse herum gezogen 
und dann die Weichtheilwunden vernäht wurden. Diese hatten bei der 
Stauchung eine unregelmässige Rautenform angenommen und mussten 
daher so vernäht w T erden, dass die einander, am nächsten gegenüber¬ 
liegenden Theile der Wundränder vereinigt w r urden. Die Wunden bekamen 
daher etwa folgende Gestalt — v \ » In der Mitte blieb eine kleine 
Lücke, wo die Haut nicht reichte und somit erste Vereinigung nicht 
stattfinden konnte. 

Hierauf wurden die Wunden mit Jodoformmull, dann mit keimfreiem 
weissem Mull bedeckt, und bei dem Anlegen der Bindengänge immer die 
Verstärkung und Erhaltung der Stauchung und der durch die Knochen¬ 
naht bewirkten Lage des Vorfusses beachtet 

Ueber das Ganze wurde ein Gypsschutzverband angelegt und das 
Glied wieder in die Schwebe gehängt. 

Die Vereinigung des 1. Mittelfussknochens mit dem Kopfe des Sprung¬ 
beines war deshalb nothig, weil das Sprungbein bedeutend höher steht 
als der Kopf des I. Mittelfussknochens. Will man also eine knöcherne 
Vereinigung Beider anstreben, so muss man die Schnittflächen aneinander 
befestigen, sonst kommt der Kopf des I. Mittelfussknochens im Verbände 
zu tief zu stehen, und es würde, selbst wenn die Aufrechterhaltung der 
Stauchung gelingen sollte, zum Mindesten eine nur lockere Verbindung 
und Plattfussstellung erzielt werden. — Ausserdem wird durch die Be¬ 
festigung der beiden Knochen aneinander wieder ein Fussgewölbe herge¬ 
stellt, zu dessen Bildung die Vereinigung des Fersenbeines mit dem 
IV. Mittelfussknochen erheblich beiträgt, weil hierdurch der äussere Rand 
des Fusses tiefer gestellt wird. Sorgt man dann beim Verbände dafür, 


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85 


dass der Grosszehenballen etwas gesenkt bleibt, so sind alle Bedingungen 
für die Wiederherstellung der Architektur des Fussgewölbes und damit 
der Tragfähigkeit des Fusses erfüllt 

Der erste Verband blieb 25 Tage liegen. Der Kranke war sofort 
nach der Operation und später dauernd fieberfrei und hatte vortreffliche 
Esslust; sein Aussehen besserte sich in dieser Zeit ganz bedeutend. 

Nach Abnahme des Verbandes fand sich unter demselben eine massige 
Eiteransammlung, von den nicht vereinbaren Hautstellen herrührend; 
im Uebrigen war die ganze Operationswunde in der Tiefe und auf der 
Oberfläche — bis auf die Mittelstellen der Wunden — durch erste Ver¬ 
einigung geheilt, die Vereinigung der Knochen schon ziemlich fest. An 
der Innenseite hatte sich, wohl durch den Gegendruck der zusammen¬ 
gestauchten Weichtheile, das eine Ende der Silberdrahtklammer 
aufgerichtet. Dieselbe wurde entfernt. — Die starke Faltung der 
Weichtheile, welche zuerst einige Besorgniss gemacht hatte, war fast 
ausgeglichen. 

Der Stauchverband wurde wieder angelegt, darüber wieder ein 
Gypsschutzverband; der Schwebehang fiel fort 

Die Heilung vollzog sich weiter in der günstigsten Weise; nur 
an der Stelle wo die Silbernaht gelegen hatte, welche entfernt 
worden war, musste eine Jodoformemulsion-Einspritzung gemacht 
werden, um die kleine Höhle, welche etwa 1,5 cm tief noch vor¬ 
handen war, zum Verscliliessen zu bringen. Am 20. Juni waren die 
Weichtheilfalten völlig ausgeglichen und es stellte sich sogar schon eine 
geringe aktive Beweglichkeit der Zehen ein. Die Wunden waren bis auf 
eine oberflächliche Granulationsstelle geheilt und wurden nur noch mit 
einem Pflaster bedeckt. Der Fuss wurde mit einer Flanellbinde umwickelt. 

Am 21. Juni wurde dem Kranken ein Schuh verabfolgt, welcher aus 
Tuch gefertigt und mit einer Holzsohle versehen war, deren Innenfläche 
die Form einer gesunden Fusssohle — mit Wiedergabe des Gewölbes 
und geringem Abfall nach aussen — in verkürztem Maasse wiederholte. 
Dadurch, dass der Fuss mittelst der Schnürung des Schuhes fest auf 
diese Sohle gebunden war, sollte die plastische Form des Fussgewölbes 
erhalten, sowie ein Biegen des Fusses in der Gegend des Spannes ver¬ 
hütet und die völlig knöcherne Vereinigung der Knochenwunde gesichert 
werden. Zu diesem Zwecke ist nöthig, dass die Spitze der Holzsohle an 
der unteren Fläche von der Mitte nach vorn sich verjüngt, d. h. dass die 
Spitze hoch steht, wenn der Fuss auf der vollen Fläche ruht. Beim 
Gehen senkt sich dann die Spitze, und es ist ein Heben der Ferse ohne 
Druck auf den Spann möglich. 


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Mit diesem Schuh, welchem entsprechend auch die Sohle des rechten 
Schuhes verdickt sein musste, machte S. am 21. Juni, also neun Wochen 
- nach der Operation, die ersten Gehversuche, welche befriedigend aus¬ 
fielen. Schon in wenigen Tagen gelangen die Gehversuche immer besser* 
die Kräftigung der Unterschenkelmuskulatur wurde durch Massage unter¬ 
stützt, die Beweglichkeit der Zehen nahm in erfreulichster Weise zu und 
erreichte ziemlich die normale. Das Fussgelenk war bald vollkommen 
beweglich, und der Gang wurde sicherer und zuversichtlicher. Der Silber¬ 
draht zwischen Fersenbein und IY. Mittelfussknochen ist eingeheilt und 
macht keinerlei Erscheinungen. 

Am 30. September 1894 wurde S. als Invalide entlassen und schied 
aus der Behandlung. 

Gegenwärtig, Ende November 1894, (siehe Abbildungen) ist der Zu¬ 
stand des Kranken folgender: 

Derselbe ist gut genährt, sieht kräftig und blühend aus, ist den ganzen 
Tag auf den Füssen und bedient sich nur eines gewöhnlichen Spazier¬ 
stockes, mehr zur Sicherheit und aus Gewohnheit, als aus Bedürfhiss. 
Beim Gehen schwingt er den Stock in der bekannten Weise, so dass er 
denselben nur bei einem Schritt um den andern anf die Erde stützt. Er 
kann stundenlang gehen, ohne zu ermüden und ohne dass der Fuss an¬ 
schwillt. Die Mittelfussknochen sind mit dem Sprung- und Fersenbein 
fest, knöchern verwachsen, die Weichtheilnarben sind fest, derb und 
unempfindlich. Es ist ein Fussgewölbe vorhanden (Fig. 1), und der innere 
Fussrand w T ird nicht belastet, wohl aber ruht der Ballen richtig auf dem 
Boden (Fig. 2). Die Zehen können in normaler Weise gehoben (Fig. 3) 
und gesenkt werden (Fig. 1); ebenso kann auch das Fussgelenk unter 
gleichzeitiger Beugung und Streckung der Zehen gebeugt und gestreckt 
werden (Fig. 4 und Fig. 2 und 3). 

Beim Gehen mit blossen Füssen kann infolgedessen S. bei voller Be¬ 
lastung des operirten Fusses die Fusssohle in völlig normier Weise von 
dem Fussboden abwickeln. Seit etwa einem Monat trägt er an beiden 
Füssen gleiche, gewöhnliche Schnürschuhe. 

Es sind zwar viele Fälle auch ausgedehnter Exstirpationen von Fuss- 
w’urzelknochen bekannt, doch habe ich in der Literatur nirgend einen 
Vorschlag finden können, den entstandenen Defekt zu decken. Die Noth- 
wendigkeit, sämmtliche Fussw’urzelknochen zu entfernen, ist dahingegen 
eine häufige Anzeige für die Ausführung der Chopartschen Exartikulation. 
Die Ergebnisse der Entfernung mehrerer, ja selbst nur eines wichtigeren 
Fusswurzelknochens sind dementsprechend bisher meist recht unbefriedigend. 


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Daher dürfte diese Operation, welche ich hier vorzustellen und zu be¬ 
schreiben die Ehre habe und welche meines Wissens, sowie nach den 
Erkundigungen, welche ich darüber ein geholt habe, noch nicht anderweitig 
ausgeführt ist, in solchen Fällen mehr Erfolg versprechen und daher zu 
empfehlen sein. 

Auch bei Schussverletzungen oder anderen Beschädigungen der Fuss- 
wurzelknochen dürfte diese osteoplastische Resektion der Fuss- 
wurzel in denjenigen Fällen zu empfehlen sein, wo das Lisfrancsche und 
Chopartsche Gelenk gesund geblieben sind, und ebenso gute Erfolge liefern, 
wie in diesem Falle von osteomyelitischer oder auch in Fällen von 
tuberkulöser Erkrankung der in Rede stehenden Knochen und somit als 
ein Fortschritt im Sinne der erhaltenden chirurgischen Therapie gelten 
dürfen. 


Anmerkung der Redaktion. 

Die im Januarhefte gegebene „Gebrauchsanweisung für das 
Behringsche Diphtherieheilserum“, welche zu der in diesem Hefte 
veröffentlichten kriegsministeriellen Verfügung gehört, war der Redaktion 
von der Medizinal-Abtheilung des Kriegsministeriums behufs schnellerer 
Allgemeinverbreitung zur Veröffentlichung überlassen. 


Referate und Kritiken. 

Das Dienstalter der tuberkulösen Soldaten nebst Bemerkungen 
über deren Brustumfang, Gewicht und Körperkonstitution 
zur Zeit der Einstellung. Von Makiewicz, Med. maj. 2. cl. Archiv 
de Med. et de Pharm, milit. 1894 Band *24, S. 194. 

Im Jahre 1892 berichtete Verfasser über 120 au Tuberkulose gestorbene 
bezw. dieser Krankheit wiegen entlassene Soldaten der Garnison Verdun. 
Er hatte Folgendes gefunden: Von den Erkrankten hatten bei ihrer 
Einstellung 24% einen Exspirationsbrustumfang unter 80. (Von allen Ein¬ 
gestellten 11%) In 40% blieb der Brustumfang unter der Hälfte der 
Körperlänge; (unter allen Eingestellten bei 35%). Das Körpergewicht 
betrug unter 56 kg bei 40 o / o (unter allen Eingestellten bei 16°/ 0 ). Im 
Ganzen also hat mehr als die Hälfte jener Erkrankten (60%) zur Zeit 
der Einstellung eine durchaus mittlere Körperentwickelung gezeigt. Daraus 
wurde damals der Schluss gezogen, dass die Krankheit in der Armee 
sehr viel häufiger erworben als mitgebracht sei. 

Inzwischen ist die Frage der Erblichkeit doch wieder mehr in den 
Vordergrund des Interesses getreten. Dazu haben wesentlich die Erfahrungen 
beigetragen, welche sich auf die tuberkulöse Erkrankung im ersten Dienst¬ 
jahre beziehen. Die Tuberkulose ist hier, wie sich leider nicht leugnen 


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1 


— 88 — 


lässt, in Zunahme begriffen. Der Grund dafür wird nicht mit Unrecht 
in deu ganz enorm gesteigerten Anforderungen gefunden, die heutzutage 
die Ausbildung an den Mann stellt. Diese Periode kann geradezu als 
ein Prüfstein für die Konstitution der mit erblicher Belastung Eingestellten 
gelten. Daraus erwächst der Militärgesundheitspflege, die mit der Aus¬ 
hebung beginnt, die besondere Aufgabe, die mit latenter Tuberkulose 
Behafteten und die Verdächtigen zu erkennen, vor der Einstellung zu 
bewahren (bezw. so früh wie möglich wieder zu entlassen 1 ) Ref.). Er¬ 
wägungen dieser Art haben den Verfasser veranlasst, seine Untersuchungen 
über das Verhältnis der Messungsergebnisse zur Morbidität an Tuber¬ 
kulose an einem wesentlich grösseren Material wieder aufzunehmen. Die 
Sache hat auch für uns ein derart lebendiges Interesse, dass eine aus¬ 
führliche Wiedergabe des Wichtigsten keiner Rechtfertigung bedürfen 
wird. Es handelt sich um 771 tuberkulöse Individuen. Von diesen 
wurden krank befunden: 

a) bei der Einstellung .... 89 = 116 auf 1000 Tuberkulöse berechnet 

b) in den ersten 6 Monaten 154 = 197 „ „ „ „ 

c) vom 7. bis 12. Monat . . 214 *= 278 „ „ _ 2 _ „ 

Summe im 1. Dienstjahre 457 = 591 „ „ „ „ 

<1) * * 2. „ 195 = 254 „ „ 

e) „nach dem 2. „ 119 = 155 „ „ „ „ 

Verfasser hat in einer mühsamen Aufstellung für jede der vorgenannten 
Kategorien und innerhalb derselben für jede Grösse von 1,54 bis 1,86 
die Messungsergebnisse verzeichnet. Er versteht unter genügendem Brust¬ 
raaass mindestens 80 cm Exspirationsumfang bis zu 1,60 Grösse, darüber 
hinaus mindestens die Hälfte der Länge. Unter genügendem Gewicht 
mindestens 53 kg bis 1,63 Grösse; darüber hinaus die Kilogramm zahl, 
welche den Centimetem über 1 m Körperlänge, weniger 10, entspricht 
Zum Vergleich sind die Messungswerthe von 2448 nicht tuberkulösen 
Rekruten herangezogen Ich gebe in Folgendem nur die Summen jeder 
Tabelle; für die Einzelheiten muss auf das Original verwiesen werden. 


Kate¬ 

gorien 

Summe 

mit genü¬ 
gendem 
Brust¬ 
umfang 

mit genü¬ 
gendem 
Gewicht 

mit genii-lmit genü¬ 
gendem genderall- 
Brustuw- | gemeiner 
fang und Ivräftig- 
Gewicbt i keit 

in allen in keinen 
vor- | der vor¬ 
genannten genannten 
Qualitäten Qualitäten 
genügend genügend 

a) 

89 

48 

47 

34 

49 

27 

21 

b) 

154 

114 

97 

86 

115 

75 

15 

c) 

214 

157 

140 

121 

183 

118 

13 

d) 

195 

159 

| 147 

128 

173 

118 

8 

e) 

119 

98 

98 

86 

109 

85 

4 

Summe 

771 

576 

| 529 

465 

629 

423 

61 

Gesunde 

Rekruten 

2448 

2250 

2176 

2080 

1 2249 

| 2047 

72 


Vergl. Körting. Wann können Schwindsüchtige zur Entlassuu 
kommen? Deutsche militärärztüche Zeitschrift 1893, No. 5. Die Arbeit ist leider 
in der französischen Uebersetzung der Archives de Med. et de Pharm, milit. in 
wesentlichen Sätzen arg entstellt worden. 


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89 


Von den 771 tuberkulösen Individuen vorstehender Tabelle wurden 
11,6% sofort nach der Einstellung als unbrauchbar erkannt und entlassen; 
46,5% schieden aus oder starben im ersten Dienstjahre; 41% im zweiten 
Jahre. Es befanden sich in jener Gesammtzahl: 

Manifeste Tuberkulosen 10% 

. Latente „ 50 % 

Verdächtige *) 40 % 


Davon hatten 

Tuberkulöse 

Verdächtige 


manifeste 

latente 

genügenden Brustumfang. 

rund 50% 

rund 75% 

rund 80% 

genügendes Gewicht. 

„ ÖOO/o 

. eoo/o 

» 800/o 

genügenden Brustumfang und Gewicht 

. 40% 

* 500/0 

» 70% 

genügende allgemeine Kräftigkeit . . . 

, 500/ 0 

» 80 0/o 

* 90% 

genügende Beschaffenheit nach allen 
vorgenannten Qualitäten. 

— 

, 33</s°/o 

. 700/o 

zweifelhafte Konstitution. 

. 500/o 

„ 40 o/o 

„ 250/o 

schlechte Konstitution.. . 

1 „ 250/ 0 

. 10°/o 

„ 4% 


Zum Vergleich boten die 2448 gesunden bezw. unverdächtigen 
Rekruten eine genügende Kräftigkeit in 80% 

zweifelhafte „ „10% 

ungenügende „ „3% 

Verfasser kommt schliesslich zu folgenden interessanten Sätzen: 

Die Tuberkulose iu der Armee stammt ganz überwiegend aus der 
Zeit vor der Einstellung. 

Brustumfang, Gewicht und allgemeine Kräftigkeit sind bei den 
Tnberkulösen, manifesten wie latenten, in der Regel minderwerthig. 

Dagegen bieten die Verdächtigen (zu den^i auch die hereditär Belasteten 
zu zählen sind, Ref.) kaum eine Differenz gegen die Gesunden. 

Aus Letzterem speziell folgt die prognostische Unzuverlässigkeit 

jener Maassergebnisse hinsichtlich der Beurtheilung der Belasteten. Immer¬ 
hin soll eine merkliche Minderwerthigkeit der Maassergebnisse die Auf¬ 
merksamkeit des Militärarztes auf die qu. Mannschaften gerichtet erhalten. 

Dass diese Gesichtspunkte in der deutschen Armee volle Würdigung 
finden, geht aus den neueren Bestimmungen mit genügender Deutlichkeit 
hervor. Die §§. 12,5 und 25,2 der Friedens Sanitätsordnung, wie §§. 4,1, 
6,2, 12,4 und 63Ai der Dienstanweisung zeigen, wie sehr der Sanitätsleitung 
unserer Armee sowohl die frühzeitige Feststellung erblicher Krankheits¬ 
anlagen als die laufende ärztliche Ueberwachung der Schwachen und 
Verdächtigen am Herzen liegt. Körting. 

Sanitation and Health. A lecture delivered to the troops at 
Ranikhet, Ifidia; by Col. Reginald C. Hart, revised by Brig. 
Surg. Lt Col. Henley. London. William Clowes and Sons. 1894. 57 S. 

Eine Reihe von Vorträgen über alle Gebiete der Gesundheitspflege, 
welche für d e n Soldaten, speziell im tropischen Klima in Betracht kommen 

*) Französisch: Tuberculeux confirmes; (bakteriologisch nachgewiesene Tuber' 
knlose) T. latente (Spitzendämpfungen oder Katarrhe, ohne jenes Kriterium). Futurs 
contagionn£s. Letzterer Ausdruck ist nicht ganz zutreffend mit ein oder zwei 
Worten zu übersetzen. Vielleicht käme „Habitus phthisicus“ unserer alten Aus- 
beburigsnomenklatur diesem Begriff am nächsten. 


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können. Das Buchlein giebt eine kurze Darstellung der Kraukheitslehre 
nebst Regeln zur möglichsten Vorbeugung der wichtigsten Infektions¬ 
krankheiten. Es folgt die Lehre von der ersten Hülfe in Unglücksfallen 
sowie bei Verletzungen. Ausführlich wird die Bedeutung guter Ernährung 
und die Prüfung der Nahrungsmittel sowie des Trinkwassers behandelt 
Gerade im Hinblick auf das Tropenklima und die nicht seltene Unmässigkeit 
europäischer Soldaten wird auf die Gefahren des Missbrauchs geistiger 
Getränke aufmerksam gemacht, daneben aber auch vor_völliger Abstinenz 
gewarnt. Einer richtigen Wohnungsanlage und deren gesundheitlicher Er¬ 
haltung ist besondere Aufmerksamkeit zügewandt. Knapp und volks¬ 
tümlich in der Sprache, frei von theoretischen Erwägungen, darf das 
Buch als ein für seinen Zweck brauchbarer Leitfaden bezeichnet werden. 
Seine praktische Anlage und Durchführung macht die Lektüre auch für 
den deutschen Militärarzt anziehend und lehrreich. Papier und Druck 
sind hervorragend gut; besser als bei den meisten ähnlichen deutschen 
Publikationen. Körting. 

Anleitung zur Gesundheitspflege beim Soldaten. Zum Gebrauch 
bei der Truppe zusammengestellt von Assistenzarzt 1. Klasse 
Dr. Stolte. Strassburg i. E. bei Kayser. 1894. 16 S. 

Das Büchlein ist aus den Vorträgen über erste Hülfe entstanden, die 
Verfasser bei seinem Truppentheile zu halten hat. Es enthält eine kurze 
Darstellung der wichtigsten Gesundheitsregeln unter spezieller Berück¬ 
sichtigung der Körperpflege des Mannes. Daran schliesst sich eine 
gedrängte Wiedergabe der bekannten Grundsätze für erste Hülfe. Es kann 
sowohl dem jüngeren Militärarzt wie dem Offizier von Nutzen sein. 
Der billige Preis wird auch die Anschaffung in der Kompagnie 
erleichtern. Ktg. . 

Schüller (Berlin). Ueber Temperaturdifferenzen beider Körper¬ 
hälften in Folge von bestimmten Verletzungen des Gehirns. 
— Ihre diagnostische und forensische Bedeutung. (Aerztlicher Central¬ 
anzeiger, Wien 1894, No. 32 und 33). 

Gleich nach Mittheilung der Thierversuche von Landois und Eulen¬ 
burg über ein thermisches Rindenzentrum im Jahre 1876 beobachtete 
Schüller (Deutsche Ztschr. f. Chir. IX. Seite 238 ff.) eine Impressions¬ 
fraktur des linken Stirnbeins nahe der Haargrenze beim Menschen, wobei 
die Temperatur der rechten Körperhälfte vom Kopfe bis zu den Füssen 
um 2° C. höher als links war. Späterhin hatte er noch mehrfach Ge¬ 
legenheit, dieselbe Beobachtung zu machen bei Schädel Verletzung in der 
Stirnscheitelbeingegend. 

Diese konstante Ungleichheit in der Temperatur kann niemals will¬ 
kürlich erzeugt oder simulirt werden; sie ist am stärksten unmittelbar 
nach der Verletzung und wird gewöhnlich nach einigen Monaten geringer, 
bezw. hört auf; ihr längeres Bestehen lässt auf eine dauernde Hirn¬ 
verletzung schliessen, und es ist wohl zu verstehen, dass hierdurch auch 
die gelegentlich geklagten Schwindel- und Erregungszustände ihre physio¬ 
logische Begründung finden können. 

Schüller ist nach seinen Beobachtungen geneigt, das thermische 
Rindenzentrum des Menschen für Extremitäten, Rumpf und Kopf auf den 
der vorderen Zentralwindung zugewendeten Theil der zweiten Stirn- 
windung zu verlegen. 


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Den Anlass zur Veröffentlichung bot ein Fall, in welchem die Tem¬ 
peraturdifferenz noch drei Jahre nach der Verletzung nachweisbar war: 
der betr. Mann hatte durch eine .herabfallende Axt eine Wunde an der 
linksseitigen behaarten Kopfhaut erlitten; kurze Bewusstlosigkeit, glatte 
Heilung; bei Wiederaufnahme der Arbeit häufige Schwindelanfälle besonders 
beim Bücken, bei Anstrengungen und Aufregungen; dabei Ohrensausen, 
Zittern der Hände, auch Brechreiz; Klagen über eine gewisse allgemeine 
Mattigkeit und Schwäche im rechten Arme. — Der Mann war sehr ver¬ 
schieden ärztlicherseits beurtheilt. Schüller sah eine 4 cm lange, blasse 
glatte Narbe, die 2 1 /* cm von der Pfeilnaht entfernt fast parallel mit ihr 
über der vorderen Hälfte des linken Scheitelbeins verlief, mit dem 
Knochen verwachsen und druckempfindlich war. Ein Basisbruch war 
auszuschliessen. (Schüller macht hierbei auf die Bedeutung der Störung, 
bezw. Aufhebung der Knochenleitung für die Diagnose vorausgegangener 
Basisbrüche aufmerksam, Deutsche Ztschr. für Chir. IX. Seite 235.) Beim 
Stehen mit geschlossenen Augen zeigte sich starkes Schwanken des ganzen 
Körpers. — „Die Temperatur der rechten Körperhälfte w r ar durchgehends 
um mehrere Zehntel höher wie die der linken' 4 und zwar fortgesetzt bei 
etwa über zwei Wochen hin täglich mehrmals wiederholten Messungen. 
— Der Mann w r urde demgemäss günstig beschieden. Ltz. 


Golebiewski, Berlin. Studien über die Ausdehnungsfähigkeit 
des menschlichen Fusses. Mit 57 in den Text gedruckten Ab¬ 
bildungen. Zeitschrift für orthopädische Chirurgie, III. Band. 

Verfasser kommt auf Grund sehr eingehender Untersuchungen an 
einem 29-jährigen Kutscher, „dessen Füsse durch Schuh werk noch sehr 
wenig verdorben waren“, (gelegentlich sind auch noch andere Personen 
entsprechend untersucht), zu folgenden Schlüssen: 

1. Der menschliche Fuss hat die Fähigkeit, sich in Länge und Breite 
auszudehnen. 

2. Es giebt eine aktive und passive Ausdehnungsfähigkeit, — erstere 
im ruhenden Zustande durch willkürliche Muskelaktion, letztere beim 
Stehen und Gehen unter dem Einflüsse der Körperschwere. 

3. Die Ausdehnung erfolgt unter Rotationsbewegung der Fussknochen, 
und zwar kommt ausser der allgemeinen Senkung der Fussknochen beim 
Stehen und Gehen noch ein Schub nach vorne und eine Aussenrotation 
beim Stand (Hebung des inneren, Senkung des äusseren Fussrandes), 
eine Innenrotation beim Schritt zu Stande. 

4. Die Rotationen der einzelnen Knochen erfolgen gemäss ihrem Bau 
und ihren Verbindungen, sowie gemäss der Einwirkung der Körperschwere. 

5. Die gute Beschaffenheit und Höbe des Fussgewölbes ist nicht 
allein von entscheidender Wichtigkeit für die Ausdehnungsfähigkeit, 
sondern auch seine durch Uebung erlernte und erlangte Tragfähigkeit. 
Ein Fuss mit gutem Gewölbe dehnt sich nur dann besser als ein Fuss 
mit weniger gutem und niederem Gewölbe aus, wenn er kräftiger ent¬ 
wickelt und besser geübt ist. 

6. Die Ausdehnungsfähigkeit des Fusses wird durch die erlernte 
Gewohnheit und Uebung begrenzt. Eine wesentliche Einschränkung kann 
die Grtenze der Ausdehnungsfähigkeit in der Zeit erfahren, so dass selbst 
längeres Stehen zur Muskelkontraktion und Verkleinerung des Fusses 
führen kann. 


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7. Die Fussmuskeln befinden sieh beim Stand, noch mehr beim 
Schritt im Zustande tonischer Erregung; letzterer geht in deutliche 
Kontraktion über bei einer für den Körper ungewohnten, daher zu 
schweren Belastung, — der Fuss wird kleiner. 

8. Eine plötzliche, allzuschwere Belastung des Körpers hat leicht eine 
Zerreissung von Bändern und Muskeln am Innenrande des Fusses zur 
Folge. 

9. Die Fusssohle betheiligt sich nur sehr wenig an der Ausdehnung 
des Fu9ses, am wenigsten die harte, betretene, am meisten die weiche 
Fusssohlenfläche am Innenrande. 

10. Die Ausdehnung des Fusses hat eine Formveränderung desselben 
zur Folge. 

11* An der Ausdehnung betheiligt sich auch das Sprunggelenk, so 
dass den Stellungen entsprechend Durchmesser und Umfang desselben zu- 
und abnehmen können. Ltz. 


Mittheihmgen. 


Aus dem Inhalt der Archives de Medecine et de Pharmacie mili- 
taires. Band 24. Juli bis Dezember 1894. 

S. 43. Aluminiumbehälter für die Aufbewahrung der Karbol¬ 
säure von Bailand. 

Verfasser hat durch mehrjährige Versuche festgestellt, dass Aluminium 
durch konzentrirte Karbolsäure nicht im Mindesten angegriffen wird. Er 
empfiehlt deshalb Aluminiumflaschen mit Schraubverschluss für die 
Aufbewahrung der Mobilmachungsbestände in den Depots. 

S. 53. Die Krankheiten des Gehörorgans, welche den Affek¬ 
tionen des Nasenrachenraumes entstammen. Von Wissemans. 

Nach Nimier erreicht die Erkrankungsziffer des Gehörorgans in der 
französischen Armee etwa 12°/ 00 . Von diesen wird der vierte Theil dienst¬ 
unbrauchbar. Näher untersucht wurden 265 Erkrankungen, die nahezu 
ausschliesslich auf das erste Dienstjahr entfallen. Davon liess sich der 
Ursprung bei 92 erweisen, während bei den 153 anderen nur festgestellt 
werden konnte, dass der Beginn des Leidens in die Zeit vor der Ein¬ 
stellung zurückreicht. 25 Mal. gaben Verletzungen (einschliesslich Fremd¬ 
körper) die Veranlassung; 16 Mal Allgemeinerkrankungen (Tuberkulose, 
Typhus, akute Exantheme, Syphilis etc.); 51 Mal Erkrankungen des 
Nasenrachenraumes. Das sehr beträchtliche Vorwiegen der letztgedachten 
Ursache sieht Verfasser in speziell dienstlichen Verhältnissen. Allen 
Unbilden der Witterung ausgesetzt, meist in jähem Wechsel zu ihrer 
bisherigen Lebensweise, müssen die jungen Mannschaften bis zu ihrer 
Anpassung den katarrhalischen Einflüssen natürlich viel mehr unterworfen 
sein als ihre Altersgenossen, die im bürgerlichen Leben stehen. W. kommt 
deshalb zu der Ansicht, dass eine spezielle. Gesundheitspflege der Nase 
und des Rachens viel zur Verhütung der konsekutiven Erkrankungen des 
Gehörorgans beitragen werde. (Das ist möglich. Dabei darf aber nicht 
ausser Acht gelassen werden, dass der Soldat sich wegen eines Schnupfens 
oder Racheukatarrlies nur höchst ausnahmsweise krank meldet, ja dass 
die Ueberstehung dieser Primär-Affektionen nur zur ärztlichen Kenntniss 
kommt, wenn dieselben gelegentlich der Aufnahme der Anamnese bei 


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Larynx- oder Bronchialkatarrben oder bei Ohraffektionen erwähnt werden. 
Wollte man aber bei den regelmässigen Gesundheitsrevisionen diese Dinge 
in den Kreis der Untersuchung ziehen, so würde man bei den militärischen 
Kommandobehörden wahrscheinlich wenig Zustimmung finden, wenn man 
dieserhalb eine sicherlich sehr grosse Anzahl von Rekruten ins Revier 
nehmen würde. Ref.) Der grössere Theil der Studie W.’s ist mit einer 
klinischen Analyse derjenigen katarrhalischen Erkrankungsformen ausgefüllt, 
welche zu den Erkrankungen des Gehörorgans in Beziehung treten können. 
Besonderer Werth ist auf die rhinoskopische bezw. pharyngoskopische 
Untersuchung und auf die Behandlung gelegt. Verfasser behandelt 1) den 
akuten, 2. den chronischen, 3. den hypertrophischen Schnupfen; 4. die 
atrophische Ozaena; 5. die Syphilis; 6. die Abweichungen im Bau der x 
Nase, besonders der Nasenscheidewand; 7. die Schleimpolypen; 8. die 
Tonsillarhypertropbie; 9. die adenoiden Wucherungen des Rachens; 10. den 
chronischen Rachenkatarrh; 11. die chronische granulöse Pharyngitis. 
Viele der geschilderten Krankheitsbilder gehen so ineinander über, dass 
die Differenzirung zu weit getrieben erscheint. 

S. 79. Geschichte des Hotel Dieu von Poitiers und der 
militärischen Krankenpflege daselbst von 1202 bis 1894. Von 
Delmas, Med. principal. 1893. 

Diese ungemein interessante geschichtlich-medizinische Studie zeigt 
uns die wahrscheinlich einzig dastehende Thatsache, dass die Wirksamkeit 
eines Wohlthätigkeitsinstituts sich durch noch vorhandene Aufzeichnungen 
auf Jahrhunderte zurück genau verfolgen lässt. Gegründet als „Aumos- 
nerie“ zu einer Zeit, in der der Insasse als paoure (pauvre) und malade 
durcheinander bezeichnet wird, entwickelt sich das Haus erst seit dem 
Ende des 16. Jahrhunderts langsam zu einem Krankenhause. Die erste 
Erwähnung einer Militär kranken Versorgung rührt aus 1568, dem Jahre der 
Belagerung von Poitiers durch die Hugenotten. Genaue Statistiken über 
die Stärke und die Erkrankungen der Garnison haben sich seit 1688 
erbringen lassen. Die gegebenen Zahlen über die Mortalität sind recht 
interessant; ich w’ill deshalb nicht unterlassen, dieselben mitzutheilen. Die 
Sterblichkeit stellt sich nämlich 

Unter dem ancien Regime auf 8,2 %o 

erste Republik und erstes Kaiserreich „ 13 %o 
1815 bis 1870 „ 10,5 %o 

1872 bis 1893 * 7,5 %o 

Das Sterblichkeitsverhältniss für Poitiers ist im Ganzen höher als in 
den meisten anderen Garnisonen Frankreichs. Das liegt aber lediglich 
in den exzeptionell ungünstigen örtlichen Verhältnissen. So hat Poitiers 
seit mehr als 300 Jahren alljährlich Ruhr; seit 100 Jahren alljährlich 
Typhus und Pneumonie von schwerem Charakter. Die Sterblichkeit an 
ersterem überschreitet die an Tuberkulose um das Dreifache; die an 
Pneumonie kommt ihr gleich. Nehmen wir diese an sich wenig günstige 
Grundlage - der statistischen Betrachtung als gegeben an, so bleibt nichts¬ 
destoweniger die überraschende Thatsache bestehen, dass die Entwickelung 
der Hygiene für Poitiers nur einen auffallend geringen Einfluss auf die 
Verminderung der Sterblichkeit gehabt hat. 

S. 269. Die Erblichkeit der Tuberkulose von Remlinger. 

So sehr das Gebiet der Aetiologie der Tuberkulose durch die neuen 
Arbeiten aufgehellt worden ist, so wenig ist es bis jetzt gelungen, das 


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Wesen der Erblichkeit verständlicher zu machen. Dass dieselbe in der 
Armee nach wie vor eine grosse und verhängnissvolle Rolle spielt, zeigt 
jeder Armee-Sanitätsbericht. Im Heere wird der Hereditäre von dem 
durch Kontagion Erkrankten schon durch die Frage nach seiner Alters¬ 
klasse unterschieden. Bei der überwiegenden Mehrzahl der im ersten 
Dienstjahre Erkrankten lässt sich die Erblichkeit erweisen. R. hat 
320 Fälle darauf untersucht und giebt folgende Zusammenstellung, die für 
sich selber spricht: 


Tuberkulöse 

erblich belastet 

nicht erblich 
belastet 

0 bis 5 Monate Dienstzeit 

31 

14 

6 bis 9 „ „ 

9 

1 

9 bis 12 „ „ 

6 

5 

Summe: erstes Dienstjahr 

46 

20 

„ zweites Dienstjahr 

4 

24 

„ drittes Dienstjahr 

0 

26 


S. 369. Ueber den Einfluss der Zeit auf die spontane 
Reinigung der Glyzerinlymphe von Mikroorganismen. Zwei 
Arbeiten von Vaillard und Antony. 

Im Aufträge der obersten Militär-Sanitätsbehörde wurden am Val de 
Gräce bakteriologische Untersuchungen über diesen nicht unwichtigen 
Gegenstand angestellt. Getrennt gewonnen, zeigen die Resultate in allen 
wesentlichen Punkten völlige Uebereinstimmung. Von 26 Kulturen in den 
ersten fünf Monaten nach der Abnahme der Lymphe gaben vier keine 
Kolonien; 22 zeigten Wachsthum unschädlicher Bakterien, darunter viermal 
von Verunreinigungen accidenteller Art Von 29 Aussaaten nach dem 
fünften Monate blieben 23 steril; 6 zeigten Verunreiniguugskolonien. 
Eine Reihe von frischen Lymphportionen wurde mit pathogenen Bakterien 
gemischt. Dazu wählte man den Pyocyaueus, den Staphylococcus aureus, 
den Septichaemiebazillu8 und den Tetanusbazillus, letztere beide mit Sporen. 
Aufbewahrung im Dunkeln. Die Pyocyaneusmischung ergab nach 36 Tagen 
kein Wachsthum mehr, obwohl diejenige Kultur noch volle Virulenz zeigte, 
von welcher der Lymphe zugesetzt war. Staphylococcus aureus hatte seine 
Vitalität in der Lymphe mit zwei Monaten zum grösseren Theile, mit 
fünf Monaten völlig eingebüsst. Dagegen hatten der Septichämie- und 
der Tetanusbazillus in der Lymphe binnen acht Monaten ihre Virulenz 
noch nicht im Geringsten verloren. Da diese beiden Vibrionen in den 
Ställen der Lymphgewinnungsstationen Vorkommen können, so ist die 
ausserordentlichste Reinlichkeit bei allen Manipulationen streng geboten. 
Dies vorausgeschickt, zeigen die Versuche, dass die Lymphe sich bis zum 
vierten Monat von allen gewöhnlichen Bakterien reinigt. So gering an 
sich das Risiko einer Infektion bei einer sorgfältig abgenommenen und 
behandelten, frischen Lymphe ist, so ist es doch interessant zu wissen, 
dass auch dieses geringe Risiko bei einer Lymphe von viermonatlichen 
Alter verschwindet. 

S. 434. Die Helminthiasis in der russischen Armee, von 
Sander. (Referat.) 

Verfasser hat die Faeces von 1000 Kranken auf Helminthen unter¬ 
sucht Nur Einer dieser Kranken war um dieses Leidens willen auf- 


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genommen, von allen anderen hatte keiner diesbezügliche Klagen geäussert. 
Es wurden 257 Mal Würmer gefunden und zwar 146 Mal Triebocephalus 
dispar; 94 Mal Ascaris lumbricoides; 35 Mal Bothriocephalus latus; 
5 Mal Taenia solium und 4 Mai Oxyurus vermicularis. Im Vergleich 
zur Zivilbevölkerung zeigte sich die Helminthiasis in der Armee stärker 
verbreitet Kranke und Gesunde waren ohne Unterschied befallen; allen¬ 
falls liess sich ein Ueberwiegen der Helminthen bei Anämischen, Skor- 
butischen und sonstwie chronisch Leidenden feststellen. Bothriocephalus 
ist im Norden Russlands häufiger; Trichocephalus und Ascaris hauptsächlich 
in russisch Polen. 

S. 513. Impfung durch Kratzen, von Matton. 

Verfasser hat seit einiger Zeit bei seinen militärischen Impfungen 
die Stich- bezw. Schnitfcmethode verlassen und nur mit der flachgehaltenen 
Spitze der Lanzette die Epidermis leicht aufgekratzt. Er hat die Be¬ 
merkung gemacht, dass die Lymphe auf solchen Stellen besser haftete 
als auf den üblichen Skarifikationen, und bezieht dies wohl nicht mit 
Unrecht auf den Umstand, dass bei diesen eben nur das Corium streifenden 
Verletzungen jede Blutung, also jedes Wegschwemmen von Lymphe, sicher 
vermieden wird. Die Pusteln kamen in gewöhnlicher Grösse zur Ent¬ 
wickelung. Referent kann das bestätigen. Er hat bei der Rekrutenein¬ 
stellung im Oktober 1894 die venerisch befundenen Rekruten mit neuen 
Stecknadeln durch Kratzen impfen und die Nadeln nachher sofort 
vernichten lassen. Die Entwickelung der Impfpusteln unterschied sich 
nicht, namentlich nicht in der Grösse von der durch Skarifikation mit 
4er Lanzette gewonnenen. 

S. 523. Tod nach Vipernbiss von Löcuye, 

Dass Alkohol ein Gegengift gegen Schlangengift ist, darf als allgemein 
bekannt gelten; dass seine Darreichung höchst deletär werden kann, zeigt 
folgender Fall: Ein Mann wurde nach Vipernbiss ins Hospital gebracht. 
Der verletzte Mittelfinger linker Hand stark geschwollen, ebenso die Hand 
bis zum Handgelenk. Der Mann selber nahezu sinnlos betrunken. Starkes 
Erbrechen mit intensivem Geruch nach Absynth. Bald Verlust des Bewusst¬ 
seins, andauerndes Sinken der Eigenwärme, Lungenödem und Tod, 
sieben Stunden nach der Verletzung, ca. eine nach der Aufnahme. Die 
Sektion zeigt das Bild einer akuten Alkoholvergiftung. Alle Eingeweide, 
vom Gehirn bis zu den Baucheingeweiden waren blutüberfüllt, der Inhalt 
des Verdauungstraktes roch stark nach Absynth. Die Zeugen gaben die 
Aufklärung. Mau hatte dem Manne als Gegengift enorme Mengen des 
genannten Schnapses eiugeflösst, ohne an mögliche üble Folgen dieses 
Heilmittels zu denken. Körting. 

lieber Verwendung getrockneten Kaffeesatzes zur Füllung der 
Spucknäpfe. Von Dr. Wieblitz. 

In dem amtlichen Beiblatt zu Heft 12 der Deutschen militärärztlichen Zeit¬ 
schrift von 1894 finden sich zwei kriegsministerielle Verfügungen vom 21/9.94 
No. 1188/7. 94. M. A. und vom 9/12. 93 Nachrichtlich No. 1180/10. 94. M.A. 
betreffend Verwendung von Torfmüll zur Füllung der Spucknäpfie. — In 
der letzten Verfügung wird Bericht u. a. auch darüber verlangt, welche 
Kosten durch Beschaffung des Torfmülls entstanden sind. 

Der letzte Satz veranlasst mich, auf ein Material zur Füllung der 
Spucknäpfe aufmerksam zu machen, welches ganz ähnlich wirkt wie 


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Torfmull, keine Kosten verursacht und sich mir im eignen Haushalt, seit 
dessen Begründung bis jetzt, und im Garnison-Lazareth Stralsund bis 
zum Erlass der Verfügung, durch welche die Füllung der Spucknäpfe mit 
Wasser befohlen worden, durchaus bewährt hat. — Es ist das ge¬ 
trockneter Kaffeesatz. 

Ich liess den Kaffeesatz auf Papier ausbreiten, auf dem Küchenherd 
trocknen und mit dem trocknen Kaffeepulver die Spucknäpfe 2 bis 2 1 /» cm 
# hoch anfüllen. Das in diese Pulvermasse hineingelangende Sputum ballt 
sich in der Regel zu einer an ihrer Oberfläche überall mit Kaffetheilchen 
besetzten Kugel zusammen, welche allmählich zu einer mit Kaffeepulver be¬ 
deckten und von der lockeren Unterlage des übrigen Kaffeepulvers sich 
leicht abhebenden Scheibe eintrocknet. Diese kann, ohne dass ein Zer¬ 
stäuben des Auswurfs zu befürchten ist, abgehoben und ins Feuer ge¬ 
worfen werden. Gelangen grössere Mengen Auswurfs in den Spucknapf, 
so dass er nicht völlig eintrocknet, so wird jede Gefahr durch Aufstreuen 
anderen Kaffeepulvers beseitigt. — Fäulniss des Auswurfs habe ich bei 
dem erwähnten Verfahren, niemals beobachtet. Eine Erneuerung des 
Kaffepulvers ist nicht früher erforderlich als in den in der Verfügung vom 
9/12. 93. a. a. 0. für Torfmüll angegebenen Zeiträumen. — Material auch 
für häufigere Füllung war bei Sammlung des im Lazarethhaushalt des 
Garnisonlazareths Stralsund gebrauchten und gesammelten Kaffeepulvers 
stets reichlich vorhanden. 


Der vierundzwanzigste Kongress der Deutschen Gesell¬ 
schaft für Chirurgie findet vom 17. bis 20. April d. J. in Berlin statt 

Die Begrüssung der zum Kongresse sich versammelnden Mitglieder 
geschieht am 16. April abends von 8 Uhr ab im Hotel de Rome (Char- 
lottenstr. No. 44/45). 

Während der Dauer des Kongresses, und auch bereits am Mittw r och, 
den 17. April, finden Morgensitzungen von 10 bis 1 Uhr und Nach¬ 
mittagsitzungen von 2 bis 4 Uhr im grossen Hörsaale des Langenbeck- 
hauses statt. 

Von auswärts kommende Kranke können im Königlichen Klinikum 
(Berlin N., Ziegelstrasse No. 5 bis 9) Aufnahme finden, auch können 
Präparate, Bandagen, Instrumente etc. ebendahin gesandt werden. 

Ankündigungen von Vorträgen und Demonstrationen bitte ich, so 
bald als möglich dem ständigen Schriftführer, Herrn Geh. Med.-Rath 
Prof. Dr. Gurlt (Berlin W., Keithstrasse No. 6) zugehen zu lassen. 

Das gemeinsame Mittagsmahl ist auf Donnerstag, den 18. April, 
5 Uhr abends, im Hotel de Rome angesetzt. Für die Theilnehmer wird 
ein Bogen zur Einzeichnung ihrer Namen ebendaselbst am Abend d$s 
16. April und am 17. April während der Sitzung im Langenbeckhause 
ausliegen. 

Herr Anders ist beauftragt und ermächtigt, Beiträge zum Besten 
des „Langenbeck-Hauses“ sowie die regelmässigen Zahlungen der Mit¬ 
glieder entgegenzunehmen. 

Wien, den 10. Januar 1895. 

Professor Dr. C. Gussenbauer, 
Vorsitzender für das Jahr 1895. 


Gedruckt in der Königlichen Hof buclidruckerei von E. S. Mittler & Sohn, Berlin 8W., Kochstr. C8—70. 


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Deutsche 

Militärärztliche Zeitschrift 

Redaction: t Verlag: 

Prot Dr. 9 . <#«•<!•», Generalarzt, ajlttfrr 

Berlin W., Taubojwtrwoe 6, ^ 

o. Dr. $. c*«*«*, Oberstabsarzt, Königliche Hofbnchhandlung. 

Berlin K*, Chnoueeitnne 27. ! B ‘ rlin - Kochatraa8e «S“ 70 - 

Monatlich eracheint ein Heft von mindestens 8 Druckbogen; dazu ein „Amtliches Beiblatt**. Der 
Zeitschrift wird das Werk: „W. Both*a Jahresbericht über die Fortschritte auf dem Gebiete 
4es Militir-Sanitttswesens* unentgeltlich beigegeben. Bestellungen nehmen alle Post&mter and 
Bachhandlangen an. Preis des Jahrgangs 15 Mark. 

XXIV. Jahrgang. 1895. Heft 3. 

Beobachtungen Über Influenza. 

Vortrag, 

gehalten im Verein der Militärärzte zu Hannover am 28. Februar 1894 

von 

A. Pfuhl, Oberstabsarzt 1. Kl. 

M. H.! Angesichts der in diesem Winter zum dritten Male seit 1889 
auch unsere Garnison wieder in epidemischer Ausbreitung überziehenden 
Influenza möchte ich mir erlauben, Ihnen unsere augenblicklichen Kennt¬ 
nisse über das Wesen dieser Krankheit sowie meine eigenen, bereits in 
Cassel gemachten bezüglichen Beobachtungen summarisch vorzuführen. 
Wenn es sich dabei hauptsächlich um bakteriologische Dinge handelt, so 
bitte ich Sie, mir dies als dem ältesten ehemaligen Vertreter dieses 
Spezialgebiets in der Armee nicht verübeln zu wollen. 

Sie wissen, dass die epidemische Erscheinungsweise der Grippe 
?on allen seitherigen Schriftstellern als das Gewöhnliche, so zu sagen 
Regelrechte betrachtet wird. Ja, Hirsch stellt sogar in seinem 
«Handbuch der historisch-geographischen Pathologie“ *) folgende Sätze auf: 
»Die Influenza tritt stets als epidemische Krankheit auf und zwar entweder 
auf engere Kreise, mitunter auch wohl nur auf einzelne Orte beschränkt, 
oder in allgemeiner Verbreitung über weite Landstriche, ganze Kontinente, 
nicht selten sogar als wahre Pandemie über einen grossen Theil der Erd- 

l ) Band I, Seite 14. 

MiliUrftrztliehe Zeitschrift 1895. 7 


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Oberfläche vorherrschend. Gerade in dieser letzteren Beziehung nimmt sie 
eine Ausnahmestellung unter allen andern akuten Infektionskrankheiten 
ein, von welchen auch nicht eine jemals einen so ausgesprochen pan- 
demischen Charakter getragen hätte wie die Influenza“. M. H.! Ich kann 
diese Sätze nur mit gewissen Einschränkungen als richtig anerkennen. 
Denn sie treffen, ebenso wie alle späteren Ausführungen Hirschs und der 
früheren Autoren, nur einen Theil der Sache und tragen nur der sekun¬ 
dären Erscheinungsweise der Influenza ganz im Allgemeinen Rechnung. 
Das hat sich mit der Entdeckung des Krankheitskeimes selbst, genau so 
wie bei dem Typhus und der Cholera, mit einem Schlage geändert, und 
wir übersehen nunmehr die bis dahin so dunklen epidemiologischen Ver¬ 
hältnisse der Krankheit im hellen Lichte des Thatsächlichen. 

Beim scheinbaren Erlöschen der Epidemie bleibt an verschiedenen 
Orten immer eine Anzahl ungeheilter Fälle übrig, bei denen die 
Krankheit sich über Wochen und Monate iu einfacher, reiner Form 
erhält, d. h. chronisch wird. Derartig erkrankte Individuen stellen 
gewissermaassen Depots oder den „eisernen Bestand“ an Krankheitsgift 
dar, von denen aus dasselbe bei günstiger Gelegenheit von IJeuem auf 
andere Individuen übertragen wird. In zweiter Linie sind diejenigen 
Menschen zu nennen, die, mit andern chronischen Lungenkrankheiten 
behaftet (Emphysematiker, Phthisiker und dergleichen), während des 
Herrschens der Epidemie ebenfalls infizirt wurden und das Krankheitsgift 
auf ihrer kranken Bronchialschleimhaut, in ihren Lungenkavernen u. s. w. 
in derselben Weise wie die erste Gruppe auf ungemessene Zeiten 
hinaus konserviren. Nun kommt entweder die rauhe Jahreszeit oder 
ein aussergewöhnlich heisser oder feuchter Sommer mit allen ihren be¬ 
kannten schädigenden Einwirkungen auf die Athmungsorgane. Das von 
jenen vereinzelten Trägern des Krankheitsgiftes von der letzten Epidemie 
her aufbewahrte und verschleppte Virus, das auf den Strassen, in den 
Wohnräumen, Schulen, Kasernen, auf Wäsche, Gebrauchsgegenständen 
u. 8. w., beim Schnauben, Niesen oder mit dem Auswurf herausgefördert 
und verstreut wurde, gelangt nunmehr auf die „eigens disponirten“ 
Nasen-, Rachenschleimhäute u. s. w. der Umgebung, und die frische In¬ 
fektion ist geschehen. Wie alsdann die Weiterverbreitung der Krankheit 
bei der bekannten, an sich schon vorhandenen grossen Empfänglichkeit 
des Menschen für dieselbe in ungemessenen Progressionen stattfindet, haben 
wir an den beiden letzten Epidemien erfahren und sehen wir jetzt von 
Neuem. 


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Dass die Sache sich aber thatsächlich so verhält, wie ich eben an¬ 
gegeben, und wir durchaus keiner neuen Einschleppung der Krankheit aus 
fernen Ländern zur Erklärung der vorigen und jetzigen Epidemie bedürfen, 
habe ich an einer Menge sehr lehrreicher Beispiele kennen gelernt. Ich 
untersuchte im Frühjahr und Sommer 1892 den Auswurf verschiedener 
Kranker des Garnisonlazareths Kassel, von denen eine Anzahl mit der 
Diagnose „Lungen-, Kehlkopfs-, Rachenkatarrh 44 und dergleichen sich in 
Behandlung befand. Bei einzelnen derselben fand ich den Auswurf nahezu 
bakterienfrei, oder er enthielt mehr oder minder zahlreiche verschiedene 
Bakterienarten (Diplo- und Streptokokken, Fränkelsche und Fried- 
ländersehe, sowie gewöhnliche Bakterien der Mundhöhle in wechselnder 
Menge und verschiedenen Mischungsverhältnissen). Bestimmte Fälle 
aber zeigten, mitunter fast in Reinkultur, eine kleinste Stäbchenform, 
die durchaus dem Erreger der Influenza entsprach. Aus dem klinischen 
Bilde wäre Niemand im Stande gewesen, über die wahre Natur des be¬ 
treffenden Leidens ein Urtheil abzugeben oder auch nur auf die Idee 
gekommen, dass es sich um Influenza handele. 

Aehnliches habe ich hier auf der inneren Station beobachtet. Bereits 
im September 1893 wurden im Auswurf einzelner, mit „Lungenkatarrh 44 
zugegangener Kranker Influenzabazillen festgestellt, als an eine Grippe¬ 
epidemie noch Niemand dachte. 

Undso wirdes sich gewiss in andern Garnisonen ebenfalls verhalten haben. 

Meine Beobachtungen lehren also, dass die Influenza seit ihrer ersten 
Invasion im Winter 1 889 in unseren Breiten thatsächlich überhaupt 
noch nicht völlig erloschen war, sondern vielmehr durch einzelne 
Individuen von einer Explosion bis zur andern konservirt und weiter 
geschleppt worden ist. Da wir nun die eventuellen Existenzbedingungen 
des Grippeerregers ausse.rhalb des menschlichen Körpers noch nicht 
kennen, auch zunächst gar keinen Grund haben, an einer solchen Lebens¬ 
weise desselben festzuhalteD, so müssen wir eben, bis zum Beweise des 
Gegentheils, lediglich den Menschen selbst als den wirklichen dauernden 
Träger des spezifischen Keimes betrachten. Die eigentliche Urheimath 
der Krankheit ist uns freilich, wie Sie wissen, ebenfalls noch unbekannt, 
wenn auch einzelne Epidemien auf das mittlere Asien hinzuweisen 
scheinen. 1 ) Nach alledem besitzt auch die Grippe, wie alle übrigen 

*) Im August 1894 kamen wiederum die ersten vereinzelten Influenzafalle im 
hiesigen Garnisonlazareth zur Aufnahme. Seit Oktober beginnen dieselben sich zu 
häufen, und wir können uns, wie es scheint, abermals auf eine epidemische Aus¬ 
breitung der Krankheit im kommenden Winter gefasst machen. 

7 * 


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Infektionskrankheiten, eine Art „Latenzstadium* und tritt eben nur 
unter gewissen Bedingungen und keineswegs immer, wie Hirsch 
will, in epidemischer Verbreitung auf. 

Die Influenza ist ein Proteus! Obwohl die überwältigende Mehrzahl 
der Fälle auf die AthmungsorgaDe beschränkt bleibt und einen gutartigen 
Charakter besitzt, so haben uns doch schon die beiden früheren Epidemien 
gezeigt, dass das durchaus nicht immer der Fall ist, und dass vielmehr 
unter Umständen alle möglichen Organsysteme mehr oder minder schwer 
ergriffen werden können, die Mischinfektionen und Nachkrankheiten 
ungerechnet. Es ist Ihnen bekannt, dass namentlich Kinder, Greise, 
Phthisiker, Herzkranke u. s. w. oft genug der Krankheit erliegen, und 
dass wir deshalb gerade bei allen geschwächten Menschen beim Herein¬ 
brechen der Seuche besonders aufmerksam und in unserer Prognose 
vorsichtig sein müssen. 

Man hat die Grippe bekanntlich schon seit lange in eine „katarrha¬ 
lische, gastrische und nervöse“ Form eingetheilt, und namentlich 
Renvers hat sich neuerdings hierfür erwärmt. Ja, Hennig (Königs¬ 
berg i. Pr.) ist selbst hiermit noch nicht zufrieden und unterscheidet, um, 
wie er sich ausdrückt, „die richtige Rubricirung jedes Falles“ zu erleichtern, 
sogar 4 Hauptgruppen der Krankheit mit besonderen Unterabtheilungen: 1 ) 

1. Die Influenza der Luftwege, mit a) der rhino-pharyngealen, 
b) der laryngealen, c) der broncho-pulmonären Form; 

2. Die Influenza des Herzens und des Cirkulationsapparates; 

3. Die gastro-intestinale Influenza, mit a) der katarrhalischen, 
b) der choleraäbnlichen, c) der dysenterischen Form; 

4. Die Influenza des Nervensystems, a) der Centralorgane, b) der 
peripherischen Nerven. 

Meiner Meinung nach sind derartige Klassifikationen oder besser 
Schablonen, gerade besonders gefährlich, denn sie tragen im Wesentlichen 
nur zur Verdunkelung des Thatbestandes bezw. der'Diagnose bei und 
können, namentlich auch während der Latenzperiode der Krankheit, 
auf bedenkliche Irrwege führen. 

Um mit zwei Worten noch den Charakter der diesjährigen Grippe¬ 
erkrankungen in unserer Garnison zu kennzeichnen, bemerke ich, dass sich 
dieselben, wenigstens die schwereren, fieberhaften Fälle, durch eine hervor¬ 
ragende Neigung zum Uebergreifen auf das Herz und die Nieren aus¬ 
zeichnen. Endo- und Pericarditis, sowie parenchymatöse Nephritis, selbst 

*) Allgem. Medizin. Central-Zeitung 93/91. 


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die hämorrhagische Form, war daher bei unseren Kranken ein überaus 
häufiges £reigniss. Ja, bei einem tödtlich verlaufenen Falle fanden wir 
bei der Sektion sogar Folgendes: Doppelseitige, zellige Lungenentzündung, 
blutigen Erguss in beiden Brustfellsäcken und in dem verdickten, stark 
ausgedehnten Herzbeutel, MilzvergrÖsserung, hämorrhagische Nephritis 
und trübe Schwellung der Leber. 

Während des Höhestadiums der ersten Epidemie im Winter 1889/90 
konnte ich mich aus verschiedenen Gründen mit dem Studium der Influenza 
nicht eingehender befassen. Im Dezember und Januar 1891/92 dagegen 
war ich in der Lage, das Versäumte nachzuholen. 

Es kamen nämlich in dieser Zeit unter zahlreichen andern Krankheiten 
der Athmungsorgane im Gamisonlazareth Kassel 9 Fälle vor, die ich nach 
allen Unterscheidungsmerkmalen für unzweifelhafte Grippeerkrankungen 
auffassen musste; und zwar handelte es 9ich um sechs frische, reine Er¬ 
krankungen und 3 Komplikationen, zweimal mit Lungen- und Brustfell¬ 
entzündung, einmal mit Lungentuberkulose. Hierzu kommen noch zwei 
Kranke eines Privatkrankenhauses, leichte, einfache Fälle betreffend. 

Der Auswurf der acht unkomplicirten Fälle hatte die Ihnen 
wohlbekannte Beschaffenheit: Gelbgrünliche, zähe, oft mit Blut vermengte, 
stark eitrige Ballen in schleimiger Grundsubstanz, mit fibrinösen Bröckeln, 
Fäden und Klümpchen vermischt. Trockenpräparate aus solchen 
eitrigen Ballen, mit verdünnter Ziehlscher Lösung (Karbolfuchsin) 
gefärbt, boten ein sehr charakteristisches Bild dar: zahllose, feinste, oft 
in der Mitte sanduhrförmig eingezogene, gerade Kurzstäbchen lagen in 
der Grundsubstanz zwischen den Zellenmassen, theils in Haufen, theils 
mehr gleichmässig gelagert, einzeln und zu Zweien, seltener zu Dreien 
hintereinander. Sie erinnerten in ihren Grössen Verhältnissen am meisten 
an die Bazillen der Mäusesepticämie, doch waren sie noch dünner und 
namentlich viel kürzer als diese. Auch eine Anzahl Zellen selbst enthielten 
in ihrem Protoplasmaleibe mehr oder minder grosse Mengen des Bazillus, 
und nur der Kern blieb überall frei. Neben diesen kleinsten Stäbchen 
waren nur ganz vereinzelte andere Bakterienarten vorhanden. Mir war 
bisher ein solches Sputum noch nie vorgekommen, und ich fühlte mich 
geradezu zu der Annahme gezwungen, dass diese Stäbcheumassen nicht 
bloss etwas rein Accidentelles sein könnten, sondern vielmehr mit der 
Entstehung der Grippe an sich in unmittelbarer Beziehung stehen 
müssten. 

Die charakteristischen Bazillen nahmen mit dem Fieber allmählich 
ab, hielten sich aber doch in dem Auswurf des Phthisikers viele Wochen 


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hindurch. Während die Bazillen beim Beginn der Krankheit hauptsächlich 
in der schleimigen Grundsubstanz lagen, fanden sie sich später immer 
häufiger und in immer grösserer Anzahl in den Eiterzellen selbst* 
Bei den beiden Lungenentzündungskranken traten mit dem rostfarbenen 
Auswurf gleichzeitig FränkeIsche Doppelkokken auf. (Demonstration 
von Photogrammen.) 

In sehr zahlreichen Präparaten aus Blutproben von sechs Kranken 
habe ich niemals Mikroorganismen, am wenigsten den feinen Sputumbazillus, 
gefunden. 

Gleichzeitig mit den mikroskopischen Sputumuntersuchungen nahm 
ich Züchtungsversuche mit Auswurf und Blut meiner Kranken vor. 
Ich benutzte von Anfang an das öprozentige Glycerin-Agar in Petri¬ 
schälchen und besäte es mittelst Nadel oder Oese tbeils mit eitrigen 
Massen, in denen sich reichlich die charakteristischen Stäbchen gefunden 
hatten, theils mit 8 bis 10 Tropfen Fingerblut. Bei 30 bis 37° im 
Brütschrank gehalten, waren in den Sputumschälchen nach ein 
bis zweimal 24 Stunden ausser einigen grösseren, weisslichen oder 
gelblichen, noch sehr kleine, nur mit schwacher Vergrösserung gut 
erkennbare, meist kreisrunde, wasserhelle, scharfbegrenzte und fast 
strukturlose Kolonien angegangen, die nicht weiter auswuchsen. Sie 
bestanden aus sehr feinen Kurz Stäbchen, die den in den Trocken¬ 
präparaten bereits beobachteten zum Verwechseln ähnlich sahen. Und 
doch hatte ich es wiederum mit zwei ganz verschiedenen Bakterienarten 
zu thun! Denn die eine (No. I) wuchs auf allen mir bekannten Nährböden, 
wenn auch auf einzelnen nur kümmerlich, während die andere (No. II), 
die noch kürzere und feinere Stäbchen darbot, als No. I, jedem 
Züchtungsversuche trotzte — alle weiteren Aussaaten blieben einfach steriL 
Dies wiederholte sich bei dem Auswurf sämmtlicher Kranken. 

Auch die Blutschälchen Hessen, mit einer einzigen Ausnahme, 
nur einige wenige, sofort als Verunreinigungen zu erkennende Kolonien 
entstehen. Die aus dem Blut eines Kranken in jenem Schälchen an¬ 
gegangenen Kolonien erwiesen sich dagegen mit denen des Sputumbazillus II 
völlig identisch, d. h. auch sie waren vor allen Dingen nicht weiter 
zu züchten. Beide Bazillenarten besassen übrigens keine Eigenbewegung, 
Hessen sich nach der Gramschen Methode nicht färben und zeigten 
keine Sporenbildung. 

So weit waren meine Untersuchungen gediehen, als ich am 
17. Januar 1892 Kenntniss von den Veröffentlichungen von R. Pfeiffer, 
Kitasato und Canon in No. 2 und 3 der Deutschen Medizinischen 
Wochenschrift erhielt. 


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Ich ersah aus ihnen, dass nur Pfeiffer zu einem mit dem meinigen 
übereinstimmenden Resultate gekommen war, und zwar insofern, als der 
von ihm aus dem Auswurf seiner Kranken gezüchtete und für den 
wirklichen Erreger der Influenza erklärte Bazillus vollkommen 
dieselben Eigenschaften besass wie mein Bazillus II. Auch er hatte 
sich namentlich nicht über die erste Generation hinaus fortzüchten lassen. 
Beide waren also für identisch anzusehen. Die Kitasatoschen und 
Ca non sehen Bakterienarten hatten dagegen mit den soeben genannten 
nichts gemein, nicht einmal mit meinem Bazillus I, da sie ohne Weiteres 
auf allen Nährböden gediehen. 

Aus diesen Beobachtungen ging also zunächst die wichtige Mahnung 
hervor, dass bei allen zweifelhaften mikroskopischen Befunden im Auswurf, 
d. h. bei dem Vorhandensein von dem neuentdeckten Bazillus ähnlichen 
Stäbchen formen, stets zum Kultur verfahren geschritten werden muss, 
um nicht in Irrthümer zu verfallen. Hiergegen wird leider auch heute 
noch vielfach gefehlt. 

Meine Thierversuche mit Bazillus I übergehe ich und bemerke nur, 
dass 2 ccm einer Bouillonaufschwemmung von Bazillus II, eiuem Kaninchen 
in tra-abdominell einverleibt, nur eine Störung des Allgemeinbefindens von 
kurzer Dauer (das Thier sass einige Stunden still in einer Ecke und frass 
nicht), aber keine deutliche Temperaturerhöhung hervorriefen. 

Als ich gerade meine Untersuchungen über den Influenzaerreger, 
abgeschlossen am 2. März 1892, dem Centralblatt für Bakteriologie und 
Parasitenkunde zur Veröffentlichung übergeben hatte, trat an mich eine 
neue Aufgabe heran, deren Ergebniss ein für mich im höchsten Grade 
lehrreiches war. 

In Mainz waren nämlich im 1. Vierteljahr 1892 rasch hintereinander 
bei einem Truppentheil und in einer Kaserne verschiedene Erkrankungen 
vorgekommen, die der Mehrzahl nach als Influenza aufgefasst wurden. 

Sie Hessen sich in vier Gruppen eintheilen: leichte, mittelschwere, 
schwere und sehr schwere Erkrankungen. Die vierte Gruppe umfasste 
sieben Fälle und war anfangs ausgezeichnet durch die hochgradigsten 
Störungen von Seiten der Athmungs- und Verdauungsorgane, 
während im weiteren Verlauf das Krankheitsbild völlig durch die 
schwersten nervösen Symptome beherrscht wurde. — In den Lungen 
fanden sich ausgedehnte lobäre Entzündungen unter mehr oder minder 
starker Betheiligung des Brustfells. Der reichliche, eitrige Auswurf war 
oft stark bluthaltig. Es bestanden völHge Appetitlosigkeit, wiederholtes 
Erbrechen, Schmerzhaftigkeit des Unterleibes, dauernd Stuhlverstopfung 


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sowie besonders in einem Falle heftige kardialgische Beschwerden. Die 
nervösen Erscheinungen gaben sich zu erkennen durch Schlaf¬ 
losigkeit, mehr oder minder lebhafte Delirien, oft heiterer Art (lautes 
Singen, Schwatzen), grosse Unruhe (Jactationen), die heftigsten Kopf- und 
Nackenschmerzen, Schlafsucht und Krampferscheinungen, (Verziehungen 
der Wirbelsäule nach verschiedenen Richtungen, Nackenstarre, Einge¬ 
zogenheit des Bauches, schmerzhafte Steifigkeit und Zuckungen einzelner 
Glieder, Ungleichheit der Pupillen u. s. w.). 

Mehr oder minder hohes Fieber war, mit einer Ausnahme, bei allen 
Fällen der Gruppe 3 und 4 vorhanden gewesen, hatte jedoch keinen 
bestimmten Typus, sondern war durch die mannigfachen Komplikationen 
verschiedentlich beeinflusst. — Von den sieben Fällen der Gruppe 4 
verliefen bis zum 13. April drei Fälle tödtlich; ein vierter Kranker, 
der Ende März zugegangen war, starb am 6. Juni. 

Bei der Leichenöffnung fanden sich in den ersten drei Fällen fast « 
genau übereinstimmende Veränderungen am Zentralnervensystem, speziell 
am Gehirn: Bei Allen volle Leichenstarre, gewölbte Brust, kahnförmig 
eingezogener Leib, venöse Blutüberfüllung der Hirnhautgefasse, gelblich- 
weisse Exsudatmassen im Verlauf der Sinus und der Hirnwindungen, 
Verwachsungen zwischen weicher und harter Hirnhaut; an der Basis an 
verschiedenen Stellen gelbliche, ’sulzige Massen (an den Riechnerven, der 
Sejinervenkreuzung, der Brücke u. s. w). Im Schädelgrunde freie, 9eröse 
Flüssigkeit, Abplattung der Hirnwindungen, Oedem des Gehirn¬ 
gewebes, Erweiterung der Ventrikel, Ansammlung reichlichen Serums in 
denselben. Der dritte Fall zeichnete sich noch dadurch aus, dass das 
rechte Kleinhirn in einen grossen, aus vielen kleinen zusammengesetzten 
Abszess umgewandelt war. Fall I. zeigte dieselbe Beschaffenheit der 
Rückenmarkshäute, wie von den Hirnhäuten der Uebrigen erwähnt. 
Die mittleren Theile derselben waren in einer Ausdehnung von 12 cm in 
eine hämorrhagisch-sulzige Masse verwandelt. Das Rückenmarksgewebe 
selbst matschig. Im dritten Fall bindegewebige Verwachsung der ganzen 
rechten Lungenoberfläche und des hinteren unteren Abschnittes der linken. 
Blutüberfüllung der Leber, Nieren und der vergrösserten Milz. Im zweiten 
Falle konnte nur die Eröffnung der Schädelhöhle vorgenommen werden. 

Dief Diagnose war, wie Sie zugeben werden, in diesen Fällen 
keine so einfache. Während ein Theil der Kollegen an einer 
„typischen Cerebrospinalmeningitis“ festhielt, entschied sich der 
andere für eine „Meningitis cerebrospinalis ab Influenza“. Erstere 
Annahme stützte sich besonders darauf, dass auch unter der Zivil- 


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bevölkerung in Mainz Fälle mit meningitischen Erscheinungen aufgetreten 
waren, die von den behandelnden Aerzten als „gewöhnliche Cerebrospinal- 
meningitis“ aufgefasst wurden. Die Untersuchungsstation des Garnison- 
lazareths Kassel erhielt den Auftrag, das wahre Sachverhältniss auf¬ 
zuklären. 

Zu diesem Zwecke wurden von Fall I Stücke vom Gehirn und 
Rückenmark sowie Flüssigkeit aus den Seitenveutrikeln; von Fall II 
Hirnhaut von beiden Hemisphären sowie Ventrikelflüssigkeit; von Fall III 
Grosshirn, Mittelhirn, das vereiterte kleine Gehirn, Stücke von Leber, 
Nieren und Milz sowie in Reagenzgläschen Cerebrospinalflüssigkeit und 
Herzblut der Station übersandt. (Die festen Theile von Fall I und II 
waren leider bei der Sektion sofort in 80 %> Spiritus eingelegt worden, 
konnten daher nur zur mikroskopischen Untersuchung gelangen.) — Es 
wurde unmittelbar nach dem Eintreffen des Leichenmaterials zur Ver¬ 
arbeitung der einzelnen Theile desselben geschritten; und zwar nach 
denselben Grundsätzen, wie ich sie vom Auswurf und Blut der mir zur 
Verfügung gesteUten Kranken auseinandergesetzt habe. 

Meine Herren! Ich will Sie mit den betreffenden Einzelheiten nicht 
ermüden, — genug, es gelang mir, sowohl in sämmtlichen flüssigen 
(Kammerwasser, Eiter, Blut), als auch festen Leichentheilen (Hirn, 
Rückenmark, Milz, Leber u. s. w.) eine Bazillenart nachzuweisen, die 
dem Pfeifferschen und meinem Bazillus II in jeder Beziehung 
glich. Vor allen Dingen gelang es nicht, denselben über die erste 
Generation hinaus fortzuzüchten. Neben diesem Bazillus wurden noch 
kapsellose Kokken in geringer Menge sowie verschieden grosse 
Fäulnissbazillen gefunden. 

Besonders wichtig war, dass in den fribrinös-eitrigen Infiltraten 
der Hirnhäute der Bazillus sich schon in Ausstrichpräparaten in grosse^ 
Hassen feststellen liess. Nicht minder fand er sich in allen Fällen im 
Kammerwasser bezw. der Cerebrospinalflüssigkeit in denselben 
Präparaten. — In dem ausgesäten Material gingen überall zwischen denen 
der Fäulnissbakterien die winzigen Kolonien des spezifischen 
Bazillus an, am reichlichsten iu den Eiter- und Blutschälchen von 
Fall UL Aber auch die Cerebrospinalflüssigkeit aller drei Fälle enthielt 
dieselben in grossen Mengen. 

In den Schnittpräparaten aus den gehärteten Gehirn- und Rücken- 
marksstücken und Hirnhäuten von Fall H lagen die Bazillen stets 
innerhalb der Gefässe, meist vereinzelt oder unregelmässig verstreut. 
Doch gelang es mir auch bei Fall III, regelrechte Gefässthrombosen 


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aufzufinden. Namentlich waren die Kapillaren der Grosshirnrinde reich 
daran. Die Thromben bestanden entweder aus feinsten Stäbchen 
allein oder aus diesen und einem kapsellosen Kokkus zusammen. Die 
Ganglien und Gliazellen dagegen waren durchweg frei von Bazillen. 
Die Leberschnitte in Fall III zeigten, was mir im höchsten Grade 
auffiel, genau dieselben Bildungen, wie sie beim Abdominaltyphus regel¬ 
mässig gefunden werden, in grosser Zahl: nämlich 1. unregelmässige, 
verschieden grosse Anhäufungen von kleinen Rundzellen in den Leber¬ 
läppchen und 2. richtige sogenannte „Lymphome“, d. h. also mehr 
oder minder kreisrunde, oft ziemlich scharf gegen die Umgebung abge¬ 
grenzte Gebilde, die aus einem feinen, netzartigen Balkengewebe bestehen, 
dessen Maschen kleine Rundzellen, ähnlich den farblosen Blutkörperchen, 
sowie vereinzelte feine Kapillaren enthalten. Daneben Trübung und 
körnige Beschaffenheit der Leberzellen selbst. 

Mit je einem halben ccm. Kammerwasser von Fall I war ein 
Kaninchen subkutan, ein anderes in die Bauchhöhle inficirt worden. Beide 
verhielten sich dauernd normal, Hessen wenigstens keine deutlichen 
Störungen ihres Allgemeinbefindens erkennen. 

Auf Grund dieser Befunde gab ich (auszüglich) mein Urtheil 
dahin ab, dass alle drei in Rede stehenden, tödtlich verlaufenen Fälle 
auf eine primäre Influenzainfektion zurückzuführen seien. Bei dem 
völligen Fehlen des gewöhnlichen Erregers der typischen Meningitis 
cerebrospinalis — nämlich des A. Fränkelschen Doppelkokkus — in 
sämmtlichen Leichentheilen, besonders den Exsudaten der Hirnhäute, 
könne es sich selbstverständlich auch nicht um diese Krankheitsform 
gehandelt haben. Andernfalls würden auch die für den Fränkelschen 
Kokkus überaus empfänglichen Kaninchen sicherlich in dieser oder jener 
Weise (mit Krankheit oder Tod) auf die betreffende Einverleibung . ge¬ 
antwortet haben. 

In pathologisch-anatomischer Beziehung stimmten alle drei 
Falle ferner so genau überein (bei Fall III kam allerdings noch der Ab- 
scess im Kleinhirn hinzu), wie es eben nur bei einer gemeinsamen 
Krankheitsursache möglich sei. 

Sie sehen aus alledem, meine Herren, dass es bei allen zweifelhaften, 
mit schweren Störungen von Seiten des Zentralnervensystems einher¬ 
gehenden akuten und subakuten Krankheiten unbedingt nothwendig 
ist, mehr als bisher die ätiologische Seite der Frage zu berücksichtigen 
und sich niemals mit der rein klinischen Deutung derselben zu be¬ 
gnügen. Denn nur so dürfte es uns gelingen, auch ganz vereinzelt vor 


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Beginn und bald nach scheinbarer Beendigung einer Influenzaepidemie 
auftretende bezügliche Fälle in ihrem eigentlichen Wesen zu erkennen. 

Ich zweifle keinen Augenblick, dass die zahlreichen, während der beiden 
letzten Grippeepidemien veröffentlichten Fälle von Hirn- und Rücken- 
markserkrankungen mit besonders auffälligen Erscheinungen durchaus in 
die Klasse der in Mainz beobachteten gehören. Es muss daher um so 
mehr auffallen, dass von Keinem der betreffenden Autoren, trotz der 
inzwischen erfolgten Entdeckung des Influenzaerregers, selbst 
nicht in den zur Autopsie gelangten Fällen, die wirkliche Krankheits¬ 
ursache festgestellt worden ist. — 

Da mir auch meine letzten Beobachtungen wichtig genug erschienen, 
so übergab ich sie am 21. Mai 1892 der „Berliner Klinischen Wochen¬ 
schrift“ zur Veröffentlichung. Mittlerweile aber hatten auch Pfeiffer und 
sein Assistent Beck eine Arbeit „Weitere Mittheilungen über den 
Erreger der Influenza“ in No. 21 der „Deutschen Medizinischen 
Wochenschrift“ erscheinen lassen. Ich konnte diese jedoch nicht mehr 
berücksichtigen, da sie mir erst am 3. Juni zugingen, und bemerke nur 
Folgendes: Die Pfeifferschen Mittheilungen änderten zunächst an 
meinen früheren Beobachtungen nichts, ergänzten sie aber aller¬ 
dings hinsichtlich des Lungenbefundes bei Influenzapneumonie, der 
Züchtungsmethode und Widerstandsfähigkeit des betreffenden Bazillus 
gegenüber desinfizirenden Einwirkungen. Das Wichtigste war die Be¬ 
schreibung des von Pfeiffer weiter ausgebildeten Züchtungsverfahrens 
des neu entdeckten Krankheitserregers. Pfeiffer fand nämlich, dass der 
Influenzabazillus zu seinem Wachsthum unbedingt des Blutes, und zwar 
nur des zelligen Antheils desselben, im Besonderen des Hämo¬ 
globins, bedarf. Will man also den Bazillus sicher in Reinkultur ge¬ 
winnen und weiter züchten, so muss man sich einen Blutagarnähr¬ 
boden herstellen. Dies geschieht am besten so, dass man aus dem 
sterilisirten Ohrläppchen (nicht den in der Regel stark beschmutzten 
Fingerspitzen) einige Tropfen Blut auf eine Agaroberfläche, entweder im 
Reagenzgläschen, oder besser in einem Petrischälchen, mit einem Platin¬ 
draht ausbreitet. Sät man jetzt auf einen derartigen Nährboden ein 

Sputumflöckchen oder Saft aus bronchopneumonischen Herden, welche • 
verdächtige Bazillen bei. der vorherigen mikroskopischen Untersuchung 
enthalten haben, aus, so sieht man die Iufluenzabazillen auf demselben 
auf das Ueppigste wachsen und kann sie nunmehr in beliebigen Ge¬ 
nerationen fortpflanzen. 


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Pfeiffer verreibt ein solches Partikelchen aus dem Auswurf zunächst 
mit einem Kubikzentimeter steriler Bouillon und verstreicht dann von 
dieser Emulsion eine Platin ose voll auf einem Blutagarröhrchen, nimmt 
dann von der Oberfläche des ersten Röhrchens mit frisch ausgeglühter 
Oese ein neues Theilchen und verreibt dieses auf einem zweiten Röhrchen, 
womit eine möglichste Isolirung der einzelnen Keime erzielt wird. Nun¬ 
mehr kommen die Röhrchen in den Brütschrank, und man bemerkt schon 
nach 24 Stunden die charakteristischen Kolonien auf der Agaroberfläche. 
Da die Kulturen schnell absterben, so ist es nöthig, sie etwa alle vier 
bis fünf Tage auf frischen Nährboden zu übertragen, wenn man sich in 
dauernden Besitz von’ Probeobjekten setzen will. — Sie sehen, eine im 
Ganzen recht mühevolle Prozedur. — 

Gegen Eintrocknung sind die Influenzabazillen sehr empfindlich 
und sterben, in Reinkultur auf Glasflächen angetrocknet, bei Zimmer¬ 
temperatur innerhalb 24 Stunden sicher ab. Im Sputum können sie sich 
dagegen bis zu 14 Tagen virulent erhalten, wenn es vor Eintrocknung 
geschützt ist. Dasselbe gilt von Nährbouillon. — (Demonstration von 
Reinkulturen und Photogrammen.) 

Wie ich Ihnen schon oben mittheilte, gelangte ich durch den am 
6. Juni erfolgten Tod eines vierten Kranken, aus Gruppe 4 der Mainzer 
Fälle, in den erwünschten Besitz von weiterem Untersuchungsmaterial. 
Ihm folgte endlich am 26. Juni ein 5. Fall. Der Sektionsbefund war 
in beiden Fällen derselbe: Brust gewölbt, Bauch kahnförmig; hochgradige 
Blutüberfüllung der Gefasse der harten und weichen Hirnhaut. Ab¬ 
plattung der Hirnwindungen. Eiteransammlung längst der Gefasse 
an der Konvexität und Basis. Freier wässriger Erguss in der Schädel¬ 
höhle. Ventrikel erweitert und mit röthlicher, trüber Flüssigkeit an¬ 
gefüllt Hirnmasse ödematös, weich, (Eröffnung anderer Körperhöhlen 
nicht gestattet.) — Sie sehen also wiederum die völligste Ueberein- 
stimmung des anatomischen Befundes mit dem der drei ersten 
Fälle. 

Der 5. Fall ist insofern noch besonders interessant, als er einen 
Mann betrifft, der nicht in Mainz selbst, sondern in seinem Heimathsorte, 
0 Thalheim, wo er sich bis zum 7. Juni auf Urlaub aufgehalten hatte, 
erkrankt war. Er kehrte am 7. Juni abends nach Mainz zurück und fühlte 
sich, nachdem er bereits seit dem 6. heftige Kopf- und Nacken schmerzen 
empfunden und mehrmaliges Erbrechen gehabt hatte, unfähig zu jedem 
Dienst, so dass er am 9. Juni ins Lazareth aufgenommen werden musste. 
Nach seiner Aussage herrschte damals in seiner Heimath die Grippe mit 


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Krampfzuständen, Betäubungen und Fieberphantasien, also 
offenbar Erscheinungen, die auf eine starke Betheiligung des Zentral¬ 
nervensystems bezogen werden müssen. Der Krankheitsverlauf glich voll¬ 
kommen dem, wie er bei den in Mainz selbst erkrankten Leuten der 
Gruppe 4 beobachtet worden war, doch trat bereits am 24. Juni der 
Tod ein. 

In sämmtlichen, den beiden Leichen entnommenen festen und 
flüssigen Bestandtheilen stellten wir mikroskopisch und durch das 
Kulturverfahren dieselbe feinste Kurzstäbchenart fest, wie bei 
den drei früheren Fällen. Es war daher nunmehr jeder etwa noch auf¬ 
tauchende Zweifel ausgeschlossen, dass wir es mit etwas Anderem, als 
mit dem echten Influenzaerreger zu thun gehabt hätten. 

Ganglien- und Zwischensubstanzzellen erwiesen sich abermals frei 
von Bazillen, und nur in den Blutgefässen, speziell den Kapillaren, 
fanden sie sich stets, entweder einzeln oder zu Häufchen gelagert. 
Durch den Bazillus gebildete Thromben, und zwar sehr ausgedehnte, 
konnte ich nur in Kapillaren von Hirntheilen des Falles 5 feststellen. 
Sie fielen schon bei schwacher Vergrösserung als rothe, baumformig ver¬ 
zweigte Figuren auf. Neben dem spezifischen Bazillus waren noch einige 
Faulnissbazillenarten vorhanden: von Kokken nur spärliche Doppel- und 
Traubenkokken ohne Kapsel. 

Ueber diese beiden Fälle berichtete ich in einem „Nachtrage“ zu 
meiner 2. Arbeit über Influenza am 21. Juli 1892 in der oben genannten 
Wochenschrift. 

Von unseren Beobachtungen hatte damals nur ein verdienter Autor, 
Kollege M. Kirchner, in seinem „Grundriss der Militärgesundheits¬ 
pflege“ Notiz genommen. Neuerdings wird über dieselben auch in dem 
Jahresbericht von Baumgarten, 8. Jahrgang, 1892 von A. Freuden-, 
berg eingehend berichtet. Pfeiffer dagegen übergeht dieselben in seiner 
letzten Arbeit „Die Aetiologie der Influenza“ in der Zeitschrift für 
Hygiene und Infektionskrankheiten, 13. Band, 1893, völlig mit Still¬ 
schweigen. Ja, er sagt sogar auf Seite 380, als er sich über die 
»gastrische und nervöse Influenza“ äussert, wörtlich: „Es könnte 
sich (hierbei) um atypische Intoxikationserscheinungen oder auch um 
Lokalisationen der Krankheitserreger im Darmkanal und im Zentralnerven¬ 
system handeln. Es muss späteren Untersuchungen Vorbehalten bleiben, 
Mer Klarheit zu verschaffen.“ 

Das sieht ganz so aus, als ob Pfeiffer meine zweite Arbeit über¬ 
haupt nicht gelesen hätte oder unsere fünf Fälle, trotz der oben angegebenen 


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klinischen Symptome, die ihm andernfalls doch unmöglich entgangen seiu 
können, nicht zur gastrischen und nervösen Influenza rechnete. 
Dann weiss ich aber nicht, was wir überhaupt unter diesen beiden Be¬ 
zeichnungen verstehen sollen. Ich muss ja allerdings zugeben, dass das 
von mir beigebrachte Beobachtungsmaterial ein viel zu spärliches ist, um 
allgemein gültige Schlüsse zu gestatten, und behaupte auch keineswegs, 
dass unsere Kenntnisse über das Auftreten und die Verbreitungsweise des 
Krankheitserregers im Zentralnervensystem nicht noch erweiterungsfähig 
sein sollten. Im Gegentheil — ich betrachte sogar meine Befunde nur 
als die ersten Anfänge unseres Wissens auf diesem überaus schwierigen 
Forschungsgebiet, das gar nicht eingehend genug bearbeitet werden kann. 

Die Verhältnisse im Magen-Darmkanal konnte ich dagegen aus 
Mangel an Untersuchungsmaterial damals überhaupt nicht prüfen, zweifle 
aber nicht im Mindesten, dass auch hier die spezifischen Krankheitserreger 
sich — (wahrscheinlich in den Kapillaren der Darmschleimhaut oder den 
Ernährungsgefassen der betreffenden Nerven) — gefunden haben würden. 
Denn wenn ich auch mit Pfeiffer darin überein stimme, dass „in der 
Regel während des Influenzaanfalles die spezifischen Mikro¬ 
organismen nicht im Blute kreisen .... die Allgemeinerscheinungen 
bei der Grippe demnach nicht durch eine Blutinfektion, wie beim 
febris recurrens, sondern durch Intoxikation und Resorption von Influenza¬ 
toxinen bedingt sind,“ so giebt es doch hiervon auch gewichtige Aus¬ 
nahmen, deren Häufigkeit uns eben bisher noch nicht bekannt ist 
Namentlich gilt dies für die späteren Stadien der Krankheit. Dass 
derartige Ausnahmen aber in gewissen Epidemien oder Massen¬ 
erkrankungen aus zunächst noch nicht zu übersehenden Gründen sich 
jedenfalls auffällig mehren können, dafür liefern die Mainzer Fälle 
meiner Meinung nach ein geradezu klassisches Beispiel. Auch der 
Sanitätsbericht über die Grippeepidemie im deutschen Heere 1889/90, 
nach welchem unter 55 263 Erkrankungen die Komplikationen von 
Seiten des Nervensystems mit 295 Fällen = 0,53%, die zweite Stelle 
einnehmen, weistallein 29 Erkrankungen des Gehirns und Rücken¬ 
marks auf, mit zwei Todesfällen, darunter ein Fall von Eiterherd im 
linken Stirnlappen. 1 ) Dass aber jene schweren nervösen Störungen im 
Gefolge der Krankheit nicht lediglich als Fernwirkungen, d. h. etwa 
als rein toxischer Natur, aufgefasst werden dürfen, sondern vielmehr 
auf die gleichzeitigeAnwesenheit des Pilzes in dem betreffenden 
Organsystem selbst zurückgeführt werden müssen, steht für 

i) S. 39. 


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mich ausser jedem Zweifel. Wie die Keime aber in das Zentralnerven¬ 
system gelangt sind, das lässt sich freilich nicht sicher beweisen. Es 
giebt da, glaube ich, dreiHauptwege, die berücksichtigt werden 
müssen: einmal den Uebertritt in die Blutmasse von den Lungen und 
Pleuren aus; zweitens ein Ueberwandern von der Schleimhaut der Nasen¬ 
höhle und des Nasenrachenraumes durch die Lamina cribrosa und 
drittens eine Verschleppung durch die Lymphkapillaren vom 
mittleren Ohr aus in die SchädelkapseL Dass alle diese Ereignisse als 
mali ominis aufzufassen sind, bedarf keiner Erörterung. 

Wir werden daher, wie gesagt, der Blutuntersuchung in allen 
dunklen Fällen mit Hirnsymptomen nicht entrathen können, wenn 
wir uns vor Ueberraschungen bewahren wollen. Ich habe daher zuletzt 
das Blut mittelst Schröpfköpfen zu beiden Seiten der Wirbelsäule 
entnommen, weil man nur bei der Auäsaat reichlicherer Mengen desselben 
auf einen positiven Erfolg rechnen darf. Natürlich ist hierbei auf strengste 
Asepsis und Sterilisation der Gebrauchsgegenstände im bakteriologischen 
Sinne ganz besonders zu achten. 

Es ist übrigens hervorzuheben, dass Pfeiffer in seiner letzten 
Publikation Kirchners gedenkt, dessen Sputumpräparate aus dem 
Jahre 1889/90 Pfeiffer „gewisse Anhaltspunkte darboten und seinen 
Untersuchungen sofort eine bestimmte Richtung gaben“. Er fand nämlich 
in ihnen, nach Auffärbung mit Karbolfuchsin, das oben erwähnte charak¬ 
teristische Bild feinster Stäbchen in enormer Menge, wie auch er es früher 
im Auswurf nie gesehen hatte. Da er die Stäbchen mit der Influenza in 
ursächlichen Zusammenhang bringen zu müssen glaubte, so machte er von 
geeigneten Stellen dieser Präparate photographische Aufnahmen, von denen 
eine von Kirchner in seiner Arbeit über Influenza veröffentlicht ist*) 

Ferner ist aus der jüngsten Pfeifferschen Arbeit noch nachzuholen, 
dass die Influenzabazillen nicht nur auf menschlichem Blut, sondern, 
überhaupt auf sämmtlichen Blutarten (Kaninchen-, Meerschweinchen-, 
Tauben- und selbst Fischblut) gedeihen, am besten auf Taubenblut. 

Von Thieren zeigten nur Affen bei Uebertragung von Influenza¬ 
sputum und Reinkulturen auf die Athmungsorgane einen der menschlichen 
Influenz* ähnlichen Infektionsprozess. Die Kaninchen sind dagegen 
nur für die Influenzatoxine sehr empfänglich. Sie boten bei intra¬ 
venöser Injektion von Reinkulturen deutlich Dyspnoe und höchst auf¬ 
fällige Muskelschwäche sowie Fieber dar. Bei grossen Dosen gingen 
die Thiere zu Grunde. 

] ) Zeitschrift für Hygiene, Band 9, Seite 529 (Photogramm II). 


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112 


Endlich hat Pfeiffer noch eine Bazillenart gefunden, die dem echten 
Influenzaerreger in vielen Beziehungen gleicht, und die er daher 
mit dem Namen „Pseudoinfluenzabazillen“ belegt hat. In Kulturen 
auf menschlichem Blutagar unterscheiden sich diese aber durch ihre Grösse 
und die ausgesprochene Neigung zur Bildung längerer Scheinfaden von 
dem echten Influenzabazillus ohne Weiteres. 

Meine Herren! Die Pfeifferschen Angaben sind von verschiedenen 
Seiten bestätigt worden, und auch ich habe auf dem Blutagarnähr¬ 
boden seit Herbst 1892 aus dem Auswurf aller mir zugänglichen 
Grippefälle den spezifischen Bazillus züchten können. Ueber einen 
derselben, der unter fast den gleichen Erscheinungen, wie die oben mit- 
getheilten Fälle, tödtlich verlief, will ich, als sechsten in der Reihe, 
des allgemeinen Interesses wegen hier noch in aller Kürze berichten. 

Der betreffende Mann ging am 26. November 1892 dem Garnison- 
lazareth Kassel zu, nachdem er bereits am 24. November Stiche in der 
linken Brustseite empfunden, aber noch Dienst gethan hatte. Am 25. 
abends heftiger Schüttelfrost. Bei der Aufnahme hohes Fieber. Doppel¬ 
seitige Broncho-Pneumonie mit charakteristischem, stark bluthaltigem 
Auswurf, der zahllose Influenzabazillen enthielt. Am 27. November 
linksseitige Pleuritis. Am 30. November heftige Kopfschmerzen, grosse 
Unruhe, Delirien, beginnende Somnolenz und Cyanose. Am 1. Dezember 
so heftige Delirien, dass der Kranke kaum im Bett zu halten war. 
Lungenoedem. Gegen Mittag lautes, ununterbrochenes Schwatzen, klonische 
Krämpfe der Extremitäten. 3 Uhr, 40 Minuten nachmittags Tod au 
Herzlähmung. 

Die Obduktion, 18 Stunden nach dem Tode, ergab folgendes 
Wesentliche: 

Todtenstarre, Brustkorb gut gewölbt, Bauchdecken fast in der Höhe 
der Brust. 

Harte Hirnhaut glatt, weiss glänzend, fast vollkommen undurchsichtig. 
Sämmtliche Blutgefässe, auch die grossen Sinus, bis in die kleinsten 
Aeste prall gefüllt, stark über die umgebenden Flächen hervortretend. — 
Beiderseits von der Mitte des Längsblutleiters in einer Länge von 2 cm, 
einer Breite von l /* cm fettträubchenähnliche, gelbliche Massen *in etwa 
2 mm dicker Schicht, die Dura und Pia mater fest an einander heften. 

•Ausgedehnte milchige Trübungen entlang den Gefässen der Pia. In den 
hinteren Schädelgruben 3 bis 4 ccm leicht trüber, gelblicher, wässriger 
Flüssigkeit. Pia au der Basis entlang der Gefässe weisslich getrübt. 
Von der Sehnervenkreuzung ab eitrige Infiltration des Gewebes bis zur 


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Mitte der Brücke. Grosshirn derb, zeigt an seiner Oberfläche zahlreiche, 
durch Wasser nicht abzuspülende Blutpunkte. In den Seitenventrikeln 
wenige Kubikzentimeter einer röthlichen, fast klaren Flüssigkeit. Gewebe 
der Hemisphären derb, feucht, mit wenig Blutpunkten; übriges Hirn¬ 
gewebe ebenso. Im vierten Yentrikel geringe Mengen röthlicher, ziemlich 
klarer Flüssigkeit. Kleinhirn, Brücke und Medulla oblongata derb und 
stark feucht 

Linke Lunge, mit Ausnahme der Spitze, von gelben, speckigen, 
leicht zerreibbaren, bis 1 ! /s cm dicken Massen bedeckt. Nur die Spitze 
noch ein wenig lufthaltig und elastisch; die übrige Lunge blauroth und 
teigig, wie Milzgewebe. Schnittfläche blauroth, im Ganzen ziemlich glatt, 
nur an einigen Stellen körnig, sehr bluthaltig. Bronchien mit zähen, 
braunrothen Schleimmassen angefullt Schleimhaut blaugrau. Rechte 
Lunge mit dünnen weisslichen, faserigen Schichten und Strängen bedeckt 
Oberlappen lufthaltig. Mittel- und Unterlappen derb, wie Lebergewebe, 
braunroth. Auf dem Durchschnitt tritt aus dem Oberlappen blutiger 
Schaum aus; Mittel- und Unterlappen stark körnig, wenig feucht, luftleer. 
Bronchien wie links. Im Kehlkopf und in der Luftröhre braunrother, 
zäher Schleim. Milz vergrössert, schlaff, sehr bluthaltig. Malpighische 
Körperchen gross, Pulpe blauroth, An den übrigen Organen nichts 
Besonderes. 

Sinusblut, Kammerwasser, Hirnhautinfiltrate und Pleura¬ 
schwarten enthielten mikroskopisch hauptsächlich Influenzabazillen, 
daneben Streptokokken und Fränkelsche Kapselkokken in geringer 
Menge. In den gallertigen Pleuraschwarten lagen erstere in der fibrinösen 
Zwischensubstanz und den jungen^ Rundzellen. Lungensaft und 
Bronchialsekret enthielten fast ausschliesslich zahllose Influenzabazillen 
und nur spärliche Fränkelsche Doppelkokken. Flimmerzellen durchweg 
frei von Bazillen. 

Jn den Aussaaten aus Sinusblut und Kammerwasser auf 
Blutagar zahlreiche Kolonien des Influenzabazillus und des Fränkel- 
schen Kokkus. Ersteren habe ich aus diesem Material bis zur dritten 
Generation fortgezüchtet. — Die mikroskopische Untersuchung der ge¬ 
härteten Organstücke konnte ich damals leider nicht zu Ende führen. 
Die Lungenschnitte ergaben jedoch dieselben Verhältnisse, wie sie 
Pfeiffer in seiiier letzten Arbeit (Seite 374 bis 376) ausführlich beschreibt. 

Mein Vortrag war bereits zu Papier gebracht, als im Band 15, 
Heft 3, 1893 der „Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankheiten“ 
eine Arbeit vom Assistenzarzt Huber aus der bakteriologischen Untfcr- 

Mffittrtrztlich® Zeitschrift. 1896. ß 


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suchungsstelle des Gardekorps erschien, die in mehrfacher Beziehung von 
Interesse ist. 

Zunächst werden in derselben die oben beschriebenen Beobachtungen 
von Pfeiffer und mir hinsichtlich des Auswurfs der Influenzakranken 
bestätigt Meine Arbeiten scheint Verfasser jedoch uicht.zu kennen, da 
er einleitend bemerkt, ausser durch Weichselbaum hätten die Pfeiffer¬ 
schen Veröffentlichungen über den Krankheitserreger der Influenza in der 
medizinischen Litteratur bisher keine allgemeine Bestätigung erfahren. 

Im Blute von 14 Grippekranken, die bei der Entnahme der Proben 
sich ausnahmslos mitten im Anfalle befanden, konnte Huber mittelst des 
Kulturverfahrens niemals den Krankheitserreger nachweisen, stimmt 
also hierin mit Pfeiffer überein. Er hat jedoch den Fehler begangen, 
das Blut in viel zu geringer Menge (nur zu je 1 bis 3 Tropfen) aus- 
. zusäen, wodurch natürlich die Resultate wesentlich an Werth verlieren. 

Mit Recht betont Verfasser dagegen, dass das Pfeiffersche 
Kulturverfahren mittelst Blutagar dadurch erschwert wurde, .dass trotz 
aller Sorgfalt und Uebung bei der Blutübertragung ein Theil der Röhrchen 
durch Verunreinigungen unbrauchbar werde. Huber hat daher mit 
dem bekannten „Haematogen“ von Dr. Hommel Versuche gemacht und 
schliesslich einen vollkommen durchsichtigen Nährboden von blut- 
rother Farbe gewonnen, der in der That nach verschiedenen Richtungen 
hin Vorzüge vor dem Pfeifferschen besitzt und uns weitere wichtige 
Aufklärungen über die Wachsthumsbedinguugen und Lebensverhältnisse 
des Influenzabazillus giebt. Auf diesem Nährboden hat Huber die be¬ 
treffenden Bazillen bis zur 7. Generation ununterbrochen fortgezüchtet. 
Das Wachsthum ist allerdings ein viel langsameres, als auf dem Blutagar, 
und man sieht mitunter erst 8 bis 10 Tage nach der Impfung mit der 
Lupe jene oben beschriebenen typischen, kleinsten Kolonien auf der Ober¬ 
fläche des schräg erstarrten Nährbodens. Dagegen besitzen sie auf dem¬ 
selben eine erheblich grössere Lebensdauer, als die auf * dem 
Pfeifferschen Blutagar gewachsenen, und konnten selbst nach 40 Tagen 
noch mit Erfolg weitergeimpft werden. Auch in Stichkultur gedeihen 
die Influenzabazillen in dem Haematogenagar, trotz ihres sonstigen 
starken Sauers toffbedürfnisses. Sie wachsen aber auch hier sehr 
langsam und gleichen bei vollendeter Entwickelung einer jungen Typhus¬ 
stichkultur ziemlich genau, abgesehen natürlich von dem Farbenunter- 
schiede. Ihre Lebensdauer ist hier eine noch grössere, da sie selbst 
nach 67 Tagen noch weiter verimpft werden konnten. 

Da nach spektroskopischen Untersuchungen Hubers das Oxy- 
haemoglobin in dem Haematogenagar nicht oder wenigstens nicht in 


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nachweisbarer Menge vorhanden ist, so kann man mit ihm an nehmen, dasp 
das Haemoglobin nicht in seiner Eigenschaft als Sauerstoffträger, sondern 
wahrscheinlich wohl infolge seines Eisengehaltes der für das Gedeihen 
der Influenzakolonien unentbehrliche Faktor ist. — Haematogenbouillon 
eignet sich ebenfalls zur Züchtung des Bazillus. 

Auch Huber konnte endlich, in Uebereinstimmung mit uns, weder 
in Fällen von Lungenentzündung (d. h. genuiner, fibrinöser) noch von 
Bronchialkatarrh dem typischen Influenzabazillus gleiche Bakterienarten, 
weder im mikroskopischen Sputumpräparat, noch in der Blutagar¬ 
verreibung (also kulturell), noch endlich im Blute nachweisen. >) 

Meine Herren! Ich kann nicht schliessen, ohne nochmals auf die 
grosse Wichtigkeit der systematischen, mikroskopisch-bakterio¬ 
logische ^Untersuchung schwerer, den oben mitgetheilten ähnlicher Fälle 
hinzu weisen, um endlich Klarheit in die fraglichen Verhältnisse zu 
bringen. 2 ) Es ist meine feste Ueberzeugung, dass, wenn man sich nicht 
auf die Untersuchung der Lungensekrete beschränken, sondern stets 
auch das Blut und bei Autopsien da3 Zentralnervensystem sowie 
die übrigen inneren Organe besonders berücksichtigen wollte, sich bald 
herausstellen würde, dass der Erreger der Influenza seine Eingangspforten 
doch weit häufiger überschreitet, als wir bisher annahmen, Die Klinik 
muss eben mit der Bakteriologie Hand in Hand gehen, und die 
Epidemiologie sich auf dem Fundamente der Mikrobenlehre bewegen, 
wenn anders unsere Forschungen zu einem erspriesslichen Ende führen sollen. 

Hannover, 22. März 1894. 

^ Zu denselben Ergebnissen sind, wir mir nach längerem Abschluss der Arbeit 
bekannt wird, ferner noch Borchhardt und in jüngster Zeit Pielicke und 
0. Voges (Berliner klinische Wochenschrift 1894, No. 2, 23 und 38), sowie 
W. Kruse und M. Richter (Referate im Zentralblatt für Bakteriologie und 
Parasitenkunde 1894, XVI. Band, No. 20) gekommen. — Pielicke vertritt 
jedoch auf Grund seiner Beobachtungen die Ansicht, dass der Pfeiffersche 
»Pseudoinfluenzabazillus“ mit dem echten Influenzabazillus identisch 
lei, da zwischen beiden „nur Grössen unterschiede“ beständen, wie sie bei 
anderen Bakterien, z. B. den Cholerabazillen, in eben solchem Grade vorkämen. 

*) Bezüglich der Arbeit von Buxbnum „Zur Influenza cerebralis* 
(Wiener medizinische Wochenschrift 1894, No. 6), die ich ebenfalls nur aus dem 
Referat von Voges in der letztgenannten Nummer des Centralblatts für Bak¬ 
teriologie u. s. w. kenne, stimme ich deshalb mit dem Schlusssatz des Referenten 
äberein,: »Nur das Auffinden des Krankheitserregers — welches B. nicht gelungen 
sein scheint — entscheidet über die wahre Natur eines mit Cerebralerscheinungen 
verlaufenden zweifelhaften Falles, denn „ohne den Influenzabazillus keine 
Influenza“. — 


8 * 


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Ueber einen Fall Ton subperiostaler Total-Exstirpation des rechten 
Scbnlterblatts wegen Nekrose. Regeneration des Schulterblatts. 

(Mit 3 Abbildungen.) 

Von 

Dr. med. Johannes Lesshalft 

Assistenzarzt 2. Klasse im Husaren-Regiment König Wilhelm I. (1. Rhein.) No. 7. 
(Schloss aus Heft 1, Seite 14 bis 19.) 


Es wurde deshalb die Total-Exstirpation des rechten Schulterblatts 
ins Auge gefasst und am 13. November 1893 in folgender Weise ausgeführt: 
Nach gründlicher Desinfektion des ganzen Operationsfeldes wird, während 
Patient auf der linken Seite liegt, unter massig starker Abduktion des 
rechten Armes in tiefer Chloroformnarkose ein - Längsschnitt von etwa 
20 cm auf dem medialen Rande der rechten Scapula bis auf den 
Knochen gemacht und senkrecht zu diesem ein etwa 18 cm langer Schnitt 
auf der Spina Scapulae bis zum äussersten Ende des Acromion ebenfalls 
gleich bis auf den Knochen angelegt. Bei dem ersten Schnitt wurde die 
am unteren Schulterblattwinkel schon vorhandene 3 cm lange Einschnitts¬ 
wunde benutzt. Mit Hakenpinzette und Messer wurde zunächst am 
ersten Schnitt das Periost etwas abgelöst, bis man mit einem stumpfen 
und allenfalls einem halbscharfen Elevatorium unter das Periost ein- 
und Vordringen und dasselbe mit den darüber liegenden Weichtheilen 
zurückschieben konnte. Beim zweiten Schnitt wurde ebenso verfahren 
und auf diese Weise die an der Spina haftenden Muskeln (deltoideus und 
cucullaris) und die Muskeln aus der Ober- und Untergräten grübe mit dem 
Periost von der hinteren Fläche abgehebelt Am unteren blossliegenden 
rauhen Winkel der Scapula wurde der Teres major und weiter aufwärts 
am äusseren Rande der Teres minor mit dem Elevatorium losgelöst; 
desgleichen am oberen Winkel der lev. ang. scap. und am hinteren Rande 
die beiden mm. rhomboidei und der serrat. ant. maj. 

Nunmehr liess sich das Schulterblatt theilweise umklappen, und es 
wurde jetzt an der innern (vorderen) Flache der m. subscapularis sammt 
Periost mit dem Elevatorium abgehebelt Nachdem die Ablösung des 
Periostes an der hinteren und inneren vorderen Fläche bis ungefähr zur 
Mitte des äusseren Randes vorgeschritten war, wurde gerade an der Stelle, 
wo die art. circumflexa scapulae sich um den äusseren Rand des Schulter¬ 
blattes herumschlingt, die Ablösung des Periostes mit besonderer Vorsicht 
vorgenommen und auf diese Weise eine Verletzung dieser Arterie vermieden. 


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Ebenso wurde bei der Ablösung des Periostes in der Obergratengrube 
an der incisura scapulae verfahren, und man konnte hier, nachdem 
der m. omohyoideus und das die incisura scapulae überbrückende liga- 
mentum transversum abgelöst waren, die art. transversa scapulae, die 
hier unter dem Ligamentum durchtrat, ohne Verletzung derselben, 
hervorheben. 

Die Spina scapulae war völlig morsch und brüchig und das acromion 
ganz abgebrochen. Nachdem die subperiostale Abhebelung bis zum Collum 
scapulae gelangt war und der sich direkt unterhalb der Gelenkfläche 
ansetzende lange Kopf des Triceps abgelöst war, wurde das Gelenk von 
unten eröffnet und mit dem halbscharfen Elevatorium die Gelenkkapsel 
von der Gelenkgrube abgehebelt, und dann die lange Sehne des Biceps 
abgetrennt. Es blieb nur noch der processus coracoideus herauszugraben 
und die an demselben befindlichen drei Muskeln m. biceps, coracobracchialis 
und pectoralis minor abzutrennen, welches dann auch, nach Ablösung der 
ligg. coraco-claviculare, coraco-acromiale mittelst eines geknöpften Messers, 
welches unter dem Schutze des linken Zeigefingers eingeführt wurde, 
trotz der erheblichen Schwierigkeiten, glücklich gelang. Nachdem nun 
noch das morsche abgebrochene Acromion abgelöst war, war die Operation 
in 40 Minuten vollendet. Die sämmtlichen an das Schulterblatt ansetzenden 
16 Muskeln mit 17 Anheftungsstellen waren glücklich abgetrennt. Keine 
einzige Arterie spritzte. Die parenchymatöse Blutung stand auf Berieselung 
mit kaltem Wasser, 'dem Eisstückchen zugesetzt waren, bis auf zwei 
Stellen im m. infraspinatus, wo eine kleine Quelle weiter rieselte, welche 
zwei Umstechungen mit Catgut erforderlich machte. Eine kleine Haut¬ 
arterie wurde mittelst Schiebers torquirt. 

Wenn die Chirurgen behaupten, z. B. Hueter-Lossen 1 )» dass die Art. 
subscapularis die wichtigste der zu trennenden Arterien sei und vor ihrer 
Durchschneidung erkannt und doppelt ligirt werden müsse, so bemerkt 
Verfasser hierzu, dass eine Durchschneidung dieser Arterie durchaus nicht 
nöthig ist. Dieselbe kann sehr gut umgangen werden, indem man bei 
der Abhebelung des Periostes gerade an dieser Stelle mit der grössten 
Vorsicht zu Werke geht und die Arterie welche hier gerade sich in die 
circumflexa scapulae und die thoracico-dorsalis theilt, mit dem Periost 
vom Knochen abhebelt und vor Verletzung schützt. Gleichfalls kann 
man durch dieselbe Vorsicht eine Verletzung der Art. transversa-scapulae 
an der Stelle, wo sie entweder oberhalb oder, wie im vorliegenden Falle, 

*) Hueter-Lossen. Lehrbach II. Band. Spezieller Theil. S. 36 ff. 


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unterhalb des über die incisura scapulae gespannten ligamentum trans- 
Yersum zur oberen Schultergräten grabe geht, vermeiden und auf diese 
Weise sich vor grosseren Blutverlusten schützen. 

■ Die Muskeln und das Periost wurden mit 6 Neuberschen versenkten 
Catgutnähten vereinigt. Darauf wurde die Wunde gründlichst mit einer 
warmen Sublimatlösung ausgespült, nachgesehen, ob noch Knochenreste 
zurückgeblieben waren, unter den durch Nähte vereinigten m. deltoideus 
ein 20 cm langes Drain von Fingerdicke geschoben, entsprechend der 
äusseren und ein anderes entsprechend der inneren Kante des exstirpirten 
Schulterblattes, und zwei andere Drains entsprechend der Spina scapulae 
tief in die Muskulatur hineingeschoben und nach aussen geleitet, worauf 
die Hautwunde durch 20 geknöpfte Seidennähte vereinigt wurde. 

Der Arm wird durch einen in die Achselhöhle gelegten Wattebausch 
vom Rumpfe mässig abducirt und ein Verband angelegt, welcher den 
Arm mit einschliesst. Dauer der ganzen Operation bis zu dem Augen¬ 
blick, da Patient ins Bett gelegt wird, 1 Stunde und 20 Minuten. Während 
der Chloroformnarkose mehrmaliges Erbrechen gelblich bräunlicher Massen. 
Aus der Narkose ist Patient nur schwer zu erwecken; er schläft viel 
und klagt über grossen Durst, der Puls an der Radialis kaum zu fühlen, 
an der Halsschlagader beträgt er 108 Schläge. Alles Genossene wird 
wieder erbrochen. 

14. XI. Um 1 Va Uhr morgens ist der Puls immer noch sehr klein 
und setzt zeitweise (zwischen dem 4 und 5 Schlage) aus; 136 Schläge 
in der Minute. Morgens 9 Uhr 39,0°, nachmittags 4 Uhr 39,1°. Klagen 
über Erbrechen und Drang zum Stuhl. Bei dem um 6 Uhr vorgenommenen 
Verbandwechsel zeigte die Wunde nirgends Schwellung: aus den Drains 
entleerte sich nur eine geringe Menge blutigen Sekrets; nach dem 
Verbandwechsel Temperatur 38,7°. Puls immer noch sehr unregelmässig, 
stolpernd und aussetzend. H schläft fortwährend. 

15. XI. Verbandwechsel. Entfernung von vier Nähten. Aus einem 
der oberen Drains entleert sich eine massige Menge Eiters. Der Puls ist 
immer noch klein, leicht unterdrückbar, ab und zu aussetzend. 3 Uhr 
nachmittags Temperatur 39,0°. 

17. X. Verbandwechsel. Der Verband ist vollständig mit Flüssigkeit 
durchtränkt, am unteren Wundwinkel entleert sich viel Eiter. Die Nadeln 
an der Querwunde werden zum Theil entfernt und mit der Sonde der 
obere äussere Wundwinkel wieder eröffnet. Hierbei macht Patient eine 
unvorsichtige Bewegung, so dass die obere Wunde auf die Entfernung von 
4 cm wieder aufbricht. Einführung eines Drains hierselbst. Die Nadeln 
in der Längswunde werden entfernt, dieselbe ist vollständig verheilt. Zu¬ 
nehmender Appetit. 


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18. XI. Temperatur 37,2. Unter den pectoralis minor wird wiederum 
ein Drain eingeführt.. Starkes Kribbeln in der rechten Hand. — Seit 
dem 18. XI. trat Fieber nicht mehr auf, am 3. Dezember wurden die 
Drains fortgelassen und am selben Tage die ersten Bewegungen mit dem 
rechten Arm vorgenommen und zwar zuerst Bewegungen nach vorne und 
rückwärts. Am 8. Dezember 1893 und ebenso am 27. Januar 1894 hatte 
Patient je einen epileptischen Anfall. Die Wunde heilte unterdessen mit 
geringer Eiterung, Fieber trat nicht wieder auf. 

Was die Heilung durch Eiterung anbetrifft, so konnten wir von vorn 
herein auf eine prima intentio nicht rechnen, da das Periost, welches wir 
ja im Körper zurückliessen, nothgedrungen die Eiterung noch eine Weile 
unterhalten musste. 

Am 15. Dezember wurde die Elektrizität zur Erregung der etwas 
atrophisch gewordenen Muskulatur des rechten Armes angewendet, daneben 
andauernd aktive und passive Bewegungen gemacht. 

Am 20. Dezember vermochte Patient seinen rechten Arm bis zur 
Horizontalen zu erheben, die Hand ohne Hülfe des anderen Armes bis 
zum Munde zu fuhren, auch konnte er ohne Schmerzen mit dem operirten 
Arme an einem Stock hängen. Die elektrische Erregbarkeit der Muskeln 
war immer noch eine geringe. Anfang Januar 1894 fühlten wir zum 
ersten Male in der Gegend der früheren fossa infraspinata eine deutliche 
Verhärtung, welche nur von neugebildetem Knochen herrühren konnte; 
dieselbe wird medianwärts durch die mit der Unterlage zum Theil fest ver¬ 
wachsene Narbe begrenzt und hat annähernd die Gestalt des Schulter¬ 
blattes, wie man durch Abtasten herausfühlen kann. Unterdessen heilte 
die Wunde fast vollständig zu bis auf die am 17. XI. wiederum aufgerissene 
Partie; diese war am 6. März 1894 ebenfalls vollständig verheilt. Am 
1. April 1894 wurde H. als geheilt in seine Heimath entlassen. Das 
Körpergewicht betrug am Tage der Operation 109 Pfund, bei seiner Ent¬ 
lassung 141 Pfund. 

Betrachten wir noch das funktionelle Schlussergebniss bei unserem 
Patienten, so i9t dasselbe folgendes. Passive Bewegungen sind nach 
allen Richtungen mit dem rechten Arm möglich, dieselben sind ganz 
schmerzlos; aktiv vermag H. mit dem rechten Arme alle Bewegungen 
in guter Weise auszufuhren; er isst, trinkt und schreibt mit diesem Arme 
und verrichtet alle leichteren Arbeiten; nur die vollständige Erhebung 
des Armes macht Schwierigkeiten und reicht wie die photographische 
Abbildung zeigt, nur wenig über einen Winkel von 90°. Die Grenzen 
des neu gebildeten Schulterblatts sind in der Photographie durch die 
punktirte Linie angegeben. H. vermag ferner die rechte Hand an das 


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linke Ohr zu bringen; will er den rechten Arm vollständig erheben, so 
bedient er sich hierzu der Hülfe des gesunden Armes. Die Muskulatur des 
rechten und linken Armes zeigen keinen Unterschied voneinander. Was 
die gewonnenen Präparate anbetrifft, so sind dieselben nach der Natur 
gezeichnet und dieser Arbeit beigegeben. (S. 122.) 

Figur 2 und 3 zeigen ein von der Spina scapulae ohne jede Anwen¬ 
dung von Gewalt während der Operation, beim Gebrauche des stumpfen 
Raspatoriums abgebrochenes Stück in verschiedenen Ansichten. Letzteres 
haftete sehr lose an dem Knochen und zwar an der Stelle, wo die 
Spina sich zum Acromion 
wendet. Jedenfalls hätte sich 
dasselbe binnen kurzer Zeit als 
Sequester abgestossen. Die 
ganze Innenfläche dieses 
Stückes war roth gefärbt; an 
der Stelle, wo sich in der 
Zeichnung (mit a. und Pfeil 
bezeichnet) ein zehnpfennig¬ 
stückgrosses Loch im Mark des 
Knochens befindet, konnte man 
einen kleinen dicken Pfropf 
weichen Gewebes herausziehen, 
welcher sich mikroskopisch als 
ein Gewebe erwies, dessen 
zellige Elemente in fetter De¬ 
generation begriffen waren. 

An der Stelle, wo dieser Pfropf 
herausgezogen war, erschien die 
Oberfläche nicht wie beim 
normalen Knochen eben, son¬ 
dern rauh und porös. (Einschmelzende Zellterritonen 1 ). Ein interessantes 
Präparat ist Figur 1, die entfernte Scapula. Der untere Winkel war voll¬ 
ständig nekrotisch, ebenso die Spina. Ein wesentlicher Befund ergab sich 
bei der mikroskopischen [Untersuchung des exstirpirten Schulterblattes 
nicht und zwar deshalb, weil die Operation subperiostal ausgeführt worden 
war, und das Periost an der entfernten Scapula fehlte. Es mag nur 
hervorgehoben werden, dass Riesenzellen fehlten. Auf den Knochen selber 

*) Virchow, s. Cellular-Patbologie 1871. S. 522 ff. 



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als Ausgangspunkt des Prozesses weist indessen das gleichzeitige Auf¬ 
treten der Eiterung an der Spina und am unteren Winkel hin, welche Theile gar 
nicht miteinander kommunicirten. Am 7. Januar, also nach sieben Wochen, 
fühlten wir zum ersten Male an Stelle des entfernten Schulterblattes eine von 
neugebildetem Knochen herrührende deutliche Verhärtung. Ueber den Zeit¬ 
punkt, an welchem man an Stelle der entfernten Scapula ein knochenähnliches 
Gewebe fühlt, weichen die Angaben der verschiedenen Autoren etwas von¬ 
einander abj so giebt Ceci 1 ) an, dass er schon in der dritten Woche an 
Stelle der entfernten Scapula ein Gewebe von knochenähnlicher Härte 
gefühlt habe; in der siebenten Woche war nach ihm die neue Scapula 
gebildet, welcher Zeitpunkt mit dem von uns angegebenen übereinstimmen 
würde. In dem ,Billrothsehen Falle war die entfernte Scapula nach 
3 V* Monaten in ihrem ganzen Umfange wieder hergestellt. 

Was die Regenerationsfähigkeit der Scapula überhaupt anbetrifft, so 
sagt Miculicz*) darüber Folgendes: „Es ist interessant, dass die Scapula 
derjenige Knochen ist, welcher sich auch bei Thierexperimenten als 
besonders geeignet für den Nachweis eines hohen Grades von Regenerations¬ 
fähigkeit erwiesen hat.“ 0liier 3 ) äussert sich über die Regenerationsfähigkeit 
des Schulterblatts bei eitrigen Prozessen wie folgt: Quand on operera 
pour des ostöites suppurees, on pourra obtenir des reproductions osseuses 
analogues ä celles, que nous avons observees chez les animaux. Die 
durch vielfache Versuche an Thieren bewiesene Thatsache, dass wesentlich 
das Periost es ist, welches im Stande sei, neuen Knochen zu bilden, 
führte schon frühzeitig Bernhard Heine 1830 — 1837, B. v. Langenbeck 
1844, Olli er 1858 dazu, Resektionen subperiostal auszuführen. Nach 
Hueter-Lossen 4 ) sichert die subperiostale Resektion vor Allem eine Neu¬ 
bildung des Gelenkes. Dass jedoch die Knochensubstanz nicht nur aus 
dem Perioste, sondern auch aus dem Knochenmark hervorwachsen könne, 
dafür lieferte uns T. Hashimoto 5 ) einen Beweis. Er entfernte ein 
Schulterblatt mit Zurücklassung des Acromion und des processus corjjcoideus 
wegen Caries unter Entfernung eines grossen Theils des Periostes, welches 
mit tuberkulösen Granulationen bedeckt war. Sieben Jahre nach der 
Operation starb Patient an ausgedehnter Tuberkulose, und es zeigte sich, 
dass das entfernte Stück Knochen von einer neuen 11 cm langen und 

0 Exstirpazione totale della scapola con conservazione del braccio. Chir. 1887. 

*) 1. c. Seite 198. 

*) Traite des reseetiona T. III. p. 918 ff. 

*) Allgemeine Chirurgie, Lehrbuch. Bd. II, S. 137 ff. 

6 ) Archiv für klm. Chirurgie. Bd. 37, p. 217 bis 220. 


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122 





5,5 cm breiten, an den 
Rändern etwas 
dünnen und mehr 
knorpelartigen, im 
Zentrum aber voll¬ 
kommen knöchernen 
Platte ersetzt worden 
war, welche mit den 
bei der Resektion 
zurück gehl i ebenen 
Knochenfortsätzen ein 
einziges zusammen¬ 
hängendes Stück 
bildete. Derartige 
Beobachtungen stehen 
allerdings nur ver¬ 
einzelt da, während 
die Regeneration des 
Schulterblattes bei 
Erhaltung des 
Periostes durch gute 
und sichere Beobach¬ 
tungen erwiesen ist. 
Zuerst erfolgte nach 
der Total-Exstir- 
pation der Scapula 
— und von dieser 
wollen wir hier nur 
sprechen — voll- 
stäudigeRegeneration 
des Knochens in dem 
von v. Linhart 
(1870) >) beschrie¬ 
benen Falle, welcher 
einen elfjährigen 
Knaben betraf, dem 
wegen Nekrose die 
rechte Scapula total 
entfernt w T urde; so- 


x ) Compendium der chirurg. Operationslehre I. S. 464 ff. 


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123 


dann in dem von Miculicz beschriebenen Falle Billroths; ferner beob¬ 
achteten Regenerationen des Schulterblattes Ceci 1886, 0liier 1889, 

Jabonlay 1891, und endlich trat auch in unserem Falle Regeneration 
des Knochens zum grössten Theile ein. 

Was ferner die Frage anbetrifft, was man unter einer Total-Exstir- 
pation zu verstehen hat, so ist der Begriff der letzteren gerade beim 
Schulterblatt absolut noch kein feststehender. Poinsot 1 ) weist darauf 
hin, dass von den verschiedenen Autoren unter einer „Total-Exstirpation 
der Scapula“ Verschiedenes verstanden wird. Er möchte als wesentliches 
Kriterium der Total-Exstirpation die Entfernung des Schulterblattkörpers 
und die Durchtrennung im Schultergelenke betrachtet wissen. Nach 

Doll*) können der* processus acromialis und processus coracoideus 
im Körper Zurückbleiben, v. Adelmann, 3 ) gelangt zu dem Kom¬ 

promisse, diejenigen Fälle zu den totalen zu rechnen, in welchen ein 
Fortsatz des Schulterblattes im Körper des Patienten zurückgelassen 
werde, z. B. der processus glenoidalis, um dem Arm eine normale 

Gelenkhöhle, oder der proc. coracoideus, um dadurch dem m. coraco- 
bracchialis seine Funktion zu erhalten, oder der proc. acromialis, um % dmn 
Oberarmkopf eine Bedachung zu gewähren. Es sind dieses nach v. Adel¬ 
mann rein physiologische Motive, wodurch die Operation ein wissen¬ 
schaftlicheres Gewand erhält und die Deformität vermieden wird. 
Dieser Auffassung tritt auch Gies 4 ) bei. Wir können uns dieser Ansicht 
nicht anschliessen. Es ist dies auch keine rein theoretische Frage; 
denn über einen so grossen operativen Eingriff kaun man nur wirklich 
genaue statistische Zahlen gewinnen, wenn man eben nur die Fälle, in 
denen einerseits die Technik der Operation und infolgedessen die 
Bedeutung als operativer Eingriff, andererseits die Verhältnisse für die 
Wutidheilung und die spätere Funktion für den Arm des Patienten 
dieselben sind, in Rechnung stellt. Auch Ol Her 5 ) ist der Ansicht, dass 
das funktionelle Schlussergebniss wesentlich abhängig ist von der Technik 
der Operation, und dass es nicht nur, wie v. Adelmann meint, physiologisch- 
wissenschaftliche Momente sind, welche uns zur Schonung z. B. der cavitas 
glenoidalis veranlassen sollten. Er äussert sich darüber folgendermaassen: 

l ) Revue de Chirurgie 1885 p. 201 ff. 

*) Archiv für klin. Chirurgie. Bd. 37, S. 131 ff. 

3) 1. c. S. 138. 

*) Ueber Exstirpation der Scapula mit und ohne Entfernung des Armes. Deutsche 
Zeitschrift für Chirurgie. Bd. 12, S. 588 ff. 

5 ) Lyon medical Tome 68. 1891 p. 328. # 


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124 


Quand on enlevera l’omoplate pour des panosteites aigues avec invasion 
de l’articulation scapulo-humerale, mais sans lesion de la tete de rhumärus, 
on obtiendra des resultats fonctionels remarquables. 

Bekanntlich bereitet gerade der processus coracoideus bei seiner 
Entfernung ganz erhebliche Schwierigkeiten, da er sehr tief (etwa 10 cm) 
ins Gewebe hineingeht, wie sich Verfasser an der Leiche und am Lebenden 
zu überzeugen Gelegenheit hatte. Trottmann, *) und dies ist auch offenbar 
die Ansicht Trendelenburgs, schreibt darüber: „Die grösste Schwierigkeit 
beruht in der Auslösung des proc. coracoideus; von oben und von unten 
ist demselben nicht beizukommen, wegen der gefährlichen Nachbarschaft der 
grossen Gefasse.“ Bei der Ausgrabung dieses Fortsatzes ist unter 
Umstanden ein grösserer Blutverlust nicht zu vermeiden, auch dauert die 
Narkose länger, beides Umstande, welche auf den Operationserfolg 
wiederum rückwärtigen Einfluss haben. Deshalb rechnet Verfasser zu 
den Total-Exstirpationen nur die, in welchen das Schulterblatt mit 
sämmtlichen Fortsätzen entfernt wurde, und möchte es sich empfehlen, 
dieselben als „reine Total-Exstirpationen“ zu bezeichnen, wobei wiederum 
zwei Unterabtheilungen zu machen wären. Der ersteren würden angehören 
die Fälle, in denen die Scapula mit dem Periost entfernt wurde, der 
letzteren die subperiostal ausgefuhrten Total-Exstirpationen; ohne Frage 
haben wir, wie ich später beweisen werde, wenigstens bei der 
Scapula durch die subperiostale Operationsmethode glänzendere Resultate 
erzielt, namentlich in funktioneller Beziehung, als durch die Entfernung 
der Scapula mit dem Perioste; vergleiche auch Olli er 2 ) welcher sagt: 
„C’est chez les jeunes sujets, et en particulier entre 10 et 18 ans, que 
Texstirpation de Tomoplate par la methode sousperiost^e, soigneusement 
pratiqu4e, nous promet ces excellents resultats fonctionels.“ 

Auch diejenigen Fälle rechnet Verfasser nicht zu den reinen Total- 
Exstirpationen, in denen die Fürsorge des Operateurs aus rein kosmeti¬ 
schen Rücksichten noch ein grösseres oder kleineres Stück der Clavicula 
mit entfernte. Roser, Bardeleben und Fergusson stellen als Regel auf, 
wenigstens einen Theil der, wenn auch gesunden Clavicula, mit fortzunehmen. 
Nach der Operation steht allerdings das Acromialende der Clavicula etwas 
hervor; indessen bei der Reposition des Armes wird diese gefährliche 
Prominenz fast vollständig aufgehoben, welche Thatsache auch Trendelen¬ 
burg veranlasste, von der Resektion Abstand zu nehmen. Eine Deformität 


1) 1. c. S. 27 ff. 

2) Traite des resections Tome III p. 918 ff. 


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125 


infolge Abstehens des Schlüsselbeins der operirten Seite infolge Muskel¬ 
zuges des m. sterno-cleido-mastoideus am stemalen Ende tritt hierdurch 
wohl nur selten ein. Vielmehr ist Verfasser ganz der Ansicht Trottmanns *) 
welcher sagt: „Ist die Clavicula nicht resecirt, so gewährt ihre Erhaltung 
vielleicht den Vortheil, dass der Oberarmkopf durch Narbenbildung an das 
Schlüsselbein herangezogen wird und dadurch einen Haltepunkt findet, 
wodurch die Bildung eines neuen Gelenkes erleichtert und die Gebrauchs- 
fahigkeit noch erhöht wird*, welche Ansicht durch die anatomische Unter¬ 
suchung der Veränderungen, die sich nach der Exstirpation der Scapula 
ausbilden, von Po llack*), weicherden Oberarmkopf dem Acromialende der 
Clavicula angelagert fand, eine wesentliche Stütze erhält. 

Auch in unserem Falle war durch die stehen gebliebene Clavicula 
absolut keine Deformität bedingt, auch zeigte das acromiale Ende der 
Clavicula, selbst kurz nach der Operation, niemals Druckschmerzhaftigkeit, 
so dass man einen Dekubitus hätte befürchten müssen, 

Gies*) stellt in seiner im Jahre 1879 erschienenen Arbeit 37 Fälle 
von Total-Exstirpationen im Sinne von v. Adelmanns auf. Aus dieser 
Tabelle würden nach Verfassers Ansicht als nicht unter den Begriff der 
reinen Total-Exstirpation fallend auszuscheiden sein 13 Fälle und zwar 
Fall 1, 2, 3, 6, 8, 9, 21, 22, 25, 28, 30, 32 und 35. Aus der Litteratur 
nach 1879 hat Verfasser die ihm zugängigen Fälle von reinen Total- 
Exstirpationen zusammengestellt. Dieselben umfassen 11 Fälle und sind 
in beifolgender Tabelle aufgefuhrt. In vielen Fällen stand dem Verfasser 
das Original, namentlich bei den ausländischen Autoren, nicht zur Ver¬ 
fügung und bittet er deswegen allenfalls vorgekommene Irrthümer 
entschuldigen zu wollen. 

Im Ganzen würden somit bis heute 35 Fälle von reinen Total- 
Exstirpationen in unserem Sinne ausgeführt worden sein. 

Von diesen 35 Operationen ist bei einem Falle der Erfolg nicht 
vermerkt 

i Verbleiben 34 Fälle 

es leben 24 
starben 10. 

Todesursache unbekannt bei 2. 

*) 1. c. Seite 10 ff. 

*) St. Georges Hospital-Reports Vol. IV. p. 223. 

*) Beiträge zu den Operationen der Scapula. Deutsche Zeitschrift für Chirurgie* 
Bd. XII S. 564. 


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126 


In unmittelbarem Zusammenhang mit der Operation starben nur 3: 

1 an Erysipel, 

1 an Erschöpfung nach 7 Tagen, 

1 innerhalb der ersten 24 Stunden, 

Nekrose gab 6 mal Veranlassung zur Vornahme der reinen Total* 
Exstirpation, alle 6 Patienten leben; 

Subperiostal wurde 7 mal operirt, kein einziger Patient starb. 

Bei diesen 35 Fällen ist das funktionelle Schlussergebniss wie folgt 
verzeichnet: 

erfolgreich 18 mal, 
unbrauchbarer Arm 5 „ 

> ohne Angaben 12 „ 

Bei den subperiostalen Operationen ist in einem Falle über den 
Erfolg nichts angegeben, in den 6 anderen Fällen ist der Erfolg mit «gut“, 
zum Theil „sehr gut“ bezeichnet. 

Es erscheint uns deshalb die Ansicht mehrerer Chirurgen, welche die 
subperiostale Operationsmethode für eiue kaum nennenswerthe Modifikation 
erklären 1 )» wenigstens für das Schulterblatt und ganz besonders für die 
wegen Nekrose vorgeuommenen Total-Exstirpationen nicht gerechtfertigt; 
ohne Zweifel ist das funktionelle Schlussergebniss bei den subperiostal 
ausgeführten Schulterblatt-Exstirpationen ein bedeutend günstigeres als bei 
den übrigen Total-Exstirpationen. 

Was endlich die Frage der Blutung betrifft, so wird dieselbe von den 
verschiedenen Autoren verschieden beantwortet. G. Eider und Esmarch 
bezeichnen dieselbe als beträchtlich, ebenso hat Trendelenburg, nach An¬ 
gabe Trottmanns, 100 Unterbindungen gemacht. Andere Autoren geben 
an, dass die Blutung in keinem Verhältniss steht zur Grösse des operativen 
Eingriffes, welchem Urtheile wir nur beipflichten können. Auch hat Ver¬ 
fasser oben gezeigt, auf welcbe Weise es möglich ist, stärkere Blutungen 
aus der Art. subscapularis und transversa scapulae ohne Unterbindung 
derselben zu vermeiden, unter der Voraussetzung subperiostaler Ausführung 
der Operation. 

Zum Schlüsse sei es mir gestattet, meinem verehrten Oberstabsarzt 
Herrn Dr. Peters für die gütige Ueberlassung des Materials sowie für die 
freundliche Anregung zu dieser Arbeit meinen besten Dank auszusprechen. 


*) Trott mann 1. c. S. 22 ff. 


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J ) Trottmann: Ueber die Exstirpation des Seapula. D. J. 1887 Bonn. *) Communicac. alla adunanza della soc. ehir. ital. 
Roma 1886. C. f. Chir., 1887. 3)Centralblatt für Chirurgie 1887 No. 51 S. 952 ff. 4 ) desgl. 5 ) Archiv für klin. Chir. Bd. 38. 2 
S. 300 1889. 6 ) Lyon medical No. 50 p. 515 7 ) Soz. med. chir. di Bulogne Rif. med. 1891. 8) C. f. Chirurgie 1891 S. 622 ff. 
*9 Lyon medical Tpme 68. 1891 p. 328 ff. 









128 




Referate and Kritiken. 


Militär-statistisches Jahrbuch für das Jahr 1893. Ueber An¬ 
ordnung des k. und k. Reichs-Kriegsministeriums bearbeitet und heraus¬ 
gegeben von der III. Sektion des technischen und administrativen 
Militär-Komite. Gr. 4°, 409 und LII Seiten. Wien 1894. 

Das vorstehende Jahrbuch enthält die statistischen Ergebnisse der 
Stellung in der österreichisch-ungarischen Monarchie im Jahre 1893, sowie 
der Standes- und Sanitäts-Verhältnisse des k. und k. Heeres in diesem 
Jahre. In einem Anhänge sind die monatlichen Uebersichten der Er¬ 
gebnisse der hydrometrischen Beobachtungen in 49 Stationen der 
österreichisch-ungarischen Monarchie und in fünf Stationen des Okku¬ 
pationsgebietes beigeschlossen. 

Nach dem ersten Theile gelangten während des Berichtjahres in den 
ersten drei Altersklassen 746222 Stellungspflichtige zur ärztlichen Unter¬ 
suchung. Hiervon wurden tauglich befunden 251 %» gegen 224 °/o© im 
Voijahre und 247 %o im Jahre 1891; zurückgestellt a) bei nicht erreichter 
Körperlänge von 153 cm 23%©, b) wegen körperlicher Gebrechen bei erreichter 
Körperlänge von 153 cm 517 °/oo; waffenunfahig erklärt oder als offenkundig 
zu jedem Dienste untauglich gelöscht a) bei nicht erreichter Minimal- 
Körperlänge 12 %o, b) wegen Körpergebrechen bei erreichter Minimal- 
Körperlänge 197 %o. 

Das Promille-Verhältniss der Tauglichen schwankte in den einzelnen 
Militär-Territorialbezirken zwischen 188 in Josefstadt und 314 in Hermann- 
stadt. Mit Ausnahme der Territorial bezirke Zara, Josefstadt und Press¬ 
burg zeigten alle übrigen ebenso wie die Gesammtmonarchie günstigere 
Tauglichkeits-Verhältnisse als im Vorjahre. 

159 °/oo der als tauglich Assentirten waren Mindertaugliche gegen 
179°/oo im Voijahre und 177 %o im Jahre 1891. In den Territorial¬ 
bezirken schwankte das Vorkommen der Mindertauglichen zwischen 102%© 
in Graz und 238 %o in Wien. Die meisten Mindertauglichen hatte der 
Ergänzungsbezirk No. 49 (St. Pölten), die wenigsten jener No. 101 
(Bekes-Csaba). 

Die vorgeschriebene Körperlänge von 153 cm hatten 36 %© der 
ärztlich untersuchten Wehrpflichtigen nicht erreicht; die wenigsten Unter- 
mässigen kamen vor im Territorialbezirk Zara (7 °/o 0 ), die meisten in 
jenem von Przemysl (67 %©). 

Von den ärztlich untersuchten Wehrpflichtigen mit der vorgeschriebenen 
Körperlänge waren untauglich wegen: allgemeiner Körperschwäche 519 %<► 
gegen 542 %o im Voijahre und 523 %o im Jahre 1891; Skrophulose 4,9 %©, 
Augenkrankheiten 19,8 °/oo, Krampfadern 26,6 %o, Kropf 23,9 %©, Hernien 
22,i °/oo, Varicocele 8,i °/oo, Kniebohrer 16,9 % 0 , Plattfuss 14,4 %o und 
Missbildungen am Brustkörbe, an der Wirbelsäule und am Becken 21,8 %o» 

In den einzelnen Territorialbezirken schwankte das Promille der 
wegen allgemeiner Körperschwäche untauglich Befundenen zwischen 375 
in Innsbruck und 595 in Agram; die meisten wegen Körperschwäche Un¬ 
tauglichen hatte der Ergänzungsbezirk No. 66 (Ungvär), die wenigsten jener 
No. 13 (Krakau). In der ersten Altersklasse wurden 527 %©, in der 
zweiten 578 %© und in der dritten 430%© wegen allgemeiner Körper¬ 
schwäche untauglich befunden. 


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129 


Was die physische Beschaffenheit der Stellungspflichtigen bei den 
einzelnen Nationalitäten anbelangt, so waren unterraässig 16 °/oo Kroaten, 
26 °/oo Magyaren, 28 %>o Deutsche, 35 %>o Tschechen, 43 %o Rumänen, 
67 °/<m> Polen und 70 %o Ruthenen; tauglich waren: 222 °/oo Polen, 
238%oTschechen, 242 °/ooDeutsche, 257°/oo Ruthenen, 267 0 /<m> Magyaren,274 %o 
Kroaten und 348 °/oo Rumänen; wegen Körperschwäche wurden untauglich 
befunden: 447°/ 0 o »Deutsche, 463°/oo Tschechen, 476 °/©o Polen, 481 °/oo 
Rumänen, 560 %o Ruthenen, 575 °/ 0 o Magyaren und 614 %o Kroaten; 
untauglich waren wegen: Skrophulose 12,l °/oo Polen, Tuberkulose 2,5 % 0 
Polen. — 

Aus dem zweiten Theile des militär-statistischen Jahrbuches, welcher 
die Standesverhältnisse des k. und k. Heeres behandelt, sei nur das 
Folgende hervorgehoben: Der Grundbuchsstand des militärärztlichen 
Offizierkorps bestand mit Jahresschluss 1893 aus: 972 aktiven, 967 Reserve- 
und 4 mit Wartegebuhr beurlaubten Aerzten. Der natürliche und zufällige 
Abgang im militärärztlichen Offizierkorps betrug in diesem Jahre 3,2 °/<>. 

Was nun die .Sanitätsverhältnisse des k. und k. Heeres betrifft, so 
sind im Berichtjahre 879 %o des durchschnittlichen Präsenzstandes erkrankt 
gegen 911 %o im Vorjahre und 891 °/oo im Jahre 1891 und wurden an 
Heilanstalten abgegeben 329 %o des Präsenzstandes gegen 327 %o im Vor¬ 
jahre und 325 °/oo im Jahre 1891. 

Das Erkrankungspromille schwankte in den einzelnen Territorial¬ 
bezirken zwischen 7l6 in Przemysl und 1158 in Zara; das Promille der 
an Heilanstalten Abgegebenen bewegte sich zwischen 260 in Innsbruck 
nnd 431 in Hermannstadt Die meisten Erkrankungen — 93 %o — wurden 
während des Berichtjahres im Monat Januar, die wenigsten — 52°/oo — 
im September beobachtet. Seit dem Jahre 1881 ist in letzterem Monate 
(Waffenruhe, Beurlaubung der dreijährigen Mannschaft) stets der geringste 
Krankenzugang. 

Die Abgaben an Heilanstalten waren 1893 am häufigsten bei der 
Sanitätstruppe — 450 %x> - , am seltensten bei der Jägertruppe — 284 °/oo —. 
Das Erkrankungspromille stellte sich bei den einzelnen Nationalitäten 
wie folgt: Magyaren 772, Ruthenen 919, Deutsche 959, Kroaten 967, 
Polen 995, Tschechen 1025 und Rumänen 1053; an Sanitätsanstalten 
wurden abgegeben: Magyaren 286 °/<>o, Deutsche 305 °/o 0 , Tschechen 320 %o, 
Kroaten 341 °/oo Ruthenen 353 %>o, Polen 389 % 0 und Rumänen 452 °/oo. 
Die Rumänen hatten demnach die grösste Erkrankungs-Intensität und 
-Extensität 

Auf jeden Mann des durchschnittlichen Präsenzstandes entfielen 14,2 
Krankentage, wie im Vorjahre, gegen 14,7 im Jahre 1891; die Behand¬ 
lungsdauer eines Krankheitsfalles betrug durchschnittlich 15,5 Tage gegen 
14,9 Tage im Vorjahre und 15,9 Tage im Jahre 1891; die durchschnittliche 
Bebandlungsdauer eines Spitalskranken betrug 27,9 Tage gegen 27,8 im 
Vorjahre und 29,8 im Jahre 1891. 

Im Berichtjahre sind infolge von Krankheiten gestorben 1172 dem 
Präsenzstande angebörende Personen, entsprechend 3,9 %>o des durch¬ 
schnittlichen Präsenzstandes gegen 4,5 %o im Vorjahre, 4,o °/oo im Jahre 
1891 und 7,6 %o im Durchschnitte des zwanzigjährigen Zeitraums 1873 
bis 1892: Die Sterblichkeit schwankte nach Territorialbezirken von 2,2 °/o© 
in Prag bis 5,5 %o in Lemberg, nach Truppengattungen von 0,6 °/©o im 
Eisenbahn- und Telegraphen-Regiment bis 6,1 °/oo in der Sanitätstruppe. 
Die meisten Todesfälle infolge Krankheiten kamen im April, die wenigsten 

MiliUr&rztliche Zeitschrift 1895. 9 


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130 


im August vor. Von den einzelnen Chargen gruppen trugen die Soldaten 
ohne Chargengrad und die Gagisten mehr zu den Todesfällen nach Krank¬ 
heiten bei als die Unteroffiziere. 

Vor den im Berichtjahre vom Krankenstände der Heilanstalten in 
Abgang gebrachten 109913 Mann wurden 843,6 %o als genesen und dienst¬ 
tauglich entlassen und sind 9,6 %o gestorben. Die Behandlungserfolge 
waren am günstigsten im Territorial bezirke Sarajevo (918%o Genesene), 
am ungünstigsten in Lemberg (803 %o Genesene); die meisten Todesfälle 
nach den in Heilanstalten Behandelten zeigte der Territorialbezirk Wien, 
die wenigsten jener von Prag, 14 %o bezw. 6 %©. 

An der Gesammt-Morbidität waren nachstehende Krankheitsformeu 
mit folgenden Zahlen betheiligt: Skorbut 2,3 %o des durchschnittlichen 
Präsenzstandes, akuter Gelenk-Rheumatismus 8,i %o, Cholera (41 Er¬ 
krankungen mit 21 Todesfällen), Darmtyphus 4,0 %o, Malaria 34,7%«, 
Blattern (34 Erkrankungen und ein Todesfall), Skropheln 1,3 %o, Lungen¬ 
tuberkulose 3,a %o, Bindehautkatarrh 26,8 0 /0 o, Trachom 7,7 %o, Lungen¬ 
entzündung 8,6 °/oo, Rippenfellentzündung 4,4 °/oo, Angina 45,9 °/oo, venerische 
und syphilitische Erkrankungen 64,5 %o und Hautkrankheiten 215,8 %o, 
darunter Schuhdruck mit 28,7 %o. 

Schliesslich sind im Berichtjahre vorgekommen: 321 Selbstmorde 
(1,07 °/oo des Präsenzstandes) 109 Selbstmordversuche und 76 Selbst¬ 
verstümmelungen. 

Mit dem vorliegenden Bande des militär-statistischen Jahrbuches 
schliesst insofern eine Epoche der Sanitätsstatistik des k. und k. Heeres 
ab, als dieselbe mit dem nächstfolgenden Jahre nach den in der neuen 
„ Vorschrift über die sanitäts-statistischen Eingaben im k. und k. Heere* 
enthaltenen Grundsätzen eine Neubearbeitung erfahren wird. 

Kirchenberger. 


Widerhofer (Wien): UeberlOO mit Behrings Heilserum behandelte 
Fälle von Diphtherie. Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, 
No. 2. 

Widerhofer hat in dem St Annen-Kinderhospital (Klinik) zu Wien 
100 nur schwerere und schwerste Fälle von Diphtherie, möglichst schon im 
Beginn der Erkrankung, mit Heilserum behandelt. Es starben 24, 
genasen 75, es verblieb 1. In dem entsprechenden Zeitraum der früheren 
Jahre betrug die Mortalität: 1891 = 34,2%, 1892 = 39,8%, 1893 = 
44,6%» Der Tod erfolgte bei den mit Serum behandelten Kindern 
12mal an absteigendem Croup, fünfmal an Sepsis, je einmal an Glottis- 
oedem, Scharlach mit Bronchitis capillaris, Diphtherie-Rezidiv, katarrha¬ 
lischer Pneumonie und Tuberkulose, zweimal an Masern-Pneumonie. In 
fast der Hälfte der Fälle war also der Tod bedingt durch Komplika¬ 
tionen bezw. Mischinfektionen (Sepsis, Tuberkulose, Scharlach, 
Masern). „Ob die letzten vier Fälle, einer Scharlach, zwei Morbilli, einer 
Tuberkulosis, zu den Serumtodten gezählt werden sollen, bleibt fraglich; 
wir werfen sie zu den Todten, um ja sicher ein statistisch reines Serum¬ 
gewissen zu behalten.* 

Im Uebrigen werden die Behringschen Voraussetzungen fast in allen 
Einzelheiten bestätigt: Das Serum hat eine spezifische Heilwirkung auf 
die Diphtherie; diese Wirkung ist um so deutlicher und eklatanter, je 
reiner die diphtherische Infektion des Körpers ist und je frühzeitiger das 
Heilserum zur Anwendung gelangt. Ueber deü dritten oder gar vierten 


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131 


Krankheitstag hinausgeschoben, wird die Wirkung des Serums zweifelhaft; 
doch sah Widerhofer selbst in vorgeschrittenen Fällen, in welchen der 
Larynx bereits ergriffen war, nicht selten noch günstige Erfolge von 
der Seruminjektion. Schädliche Folgen von der Einspritzung wurden, 
abgesehen von leichtem Erythem und je zweimal Urticaria und Abszess¬ 
bildung an der Injektionsstelle, nicht beobachtet. Widerhofer spricht 
schliesslich die Ueberzeugung aus, dass Behrings Serumtherapie 
entschieden berufen ist, die Mortalität der Diphtherie um ein 
Bedeutendes herabzudrücken. A. Hiller (Breslau). 

0.Soltmann (Leipzig): Die Serumbehandlung der Diphtherie. — 
Aus dem Kinderkrankenhause in Leipzig. — Deutsche medizinische 
Wochenschrift 1895, No. 4. 

Soltmann hält die Angelegenheit zwar noch nicht für spruchreif, 
theilt aber seine bisherigen Erfahrungen deshalb mit, weil er vom Rathe 
der Stadt Leipzig behufs Bewilligung neuer Geldmittel für Serumbeschaffung 
zu einem Bericht hierüber aufgefordert worden war. 

In den neun Monaten, vom 1. April bis 31. Dezember 1894, kamen 
193 Kinder mit echter Diphtherie in Behandlung, wovon 50 d. i. 27 % 
starben. In den ersten vier Monaten dieser Periode, wo die Serum¬ 
behandlung noch nicht in Anwendung kam, betrug die Mortalität 39,8 % 
(von 71 Kindern + 28), in den letzten fünf Monaten hingegen, wo die 
Mehrzahl der Kinder mit Serum behandelt wurden, nur 18 % (von 
122 Kindern + 22). Genauer geschieden, hatten die nicht mit Serum 
behandelten Kinder der letzten fünf Monate 27,2 % Todesfälle, die mit 
Serum behandelten dagegen nur 14,6%. Der Unterschied ist also ein 
sehr erheblicher. Es ist noch in Betracht zu ziehen, dass Soltmann 
nur selten in der Lage war, das Serum bereits in den ersten drei 
Krankheitstagen, an welchen allein es nach Behring seine „spezifische“ 
Wirkung entfalten kann, in Anwendung zu ziehen. 

Von den verschiedenen Krankheitsformen war die kombinirte 
Rachenkehlkopfdiphtherie die bei Weitem vorherrschende. In den 
ersten vier Monaten kamen 40 Fälle davon in Behandlung; 34 derselben 
wurden „intubirt“, es starben 21 = 60 %. ln den letzten fünf Monaten 
wurden 60 Fälle behandelt, davon 48 intubirt; von 41 mit Serum be¬ 
handelten und intubirten Kindern starben 11 = 27 %; von 7 ohne 
Serum intubirten starben 7 = 100%. Auch wenn man berücksichtigt, 
dass der Charakter der Epidemie in den ersten vier Monaten ungleich 
bösartiger war als in den letzten fünf Monaten, so sprechen die Er¬ 
gebnisse doch augenscheinlich zu Gunsten der Serumbehandlung. Allein 
bei einer genauen Beobachtung der einzelnen Fälle trägt Soltmann 
dennoch Bedenken, schon jetzt ein Urtheil über die Wirksamkeit und 
den Heilwerth des Serums abzugeben, weil so günstige Resultate gelegent¬ 
lich auch bei anderer Behandlung beobachtet wurden, und manche Er¬ 
scheinungen, die man als spezifische Serumwirkung betrachtet hat, z. B. 
die beschleunigte Ablösung der Beläge und Membranen in Nase, Rachen 
und Kehlkopf, das schnelle Absinken der Körpertemperatur, die Hebung 
und Kräftigung des Pulses, von Soltmann auch in anderen, ohne Serum 
behandelten Fällen bisweilen gesehen worden sind. Ausserdem erwies 
sich gerade die frühzeitige Serum-Injektion als wenig erfolgreich; von den 
13 „Serumtodesfallen“ gekörten 6 solchen Kindern an, die mit annähernder 
Sicherheit in den ersten vier Krankheitstagen injicirt waren. — Den 

9* 


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132 


Karbolzusatz zum Heilserum hält Soltmann für schädlich, da Kinder 
bekanutlich in den ersten Lebensjahren ausserordentlich empfindlich 
dagegen sind, wie die zahlreichen Intoxikationsfälle schon bei Anwendung 
schwacher Lösungen beweisen. Da das Serum 0,5 % Phenol euthält, so 
wird den Kindern mit jeder Injektion von 10 oder 20 ccm Serum 
0,05 bezw. 0,1 gKarbolsäure — d. L die Maximaldosis für Erwachsene! — 
einverleibt. Jedenfalls ist diese Nebenwirkung des Heilserums nicht 
gleichgültig. _A. Hiller (Breslau). 

L. Heim: Lehrbuch der bakteriologischen Untersuchung und 
Diagnostik. Eine Anleitung zur Ausführung bakteriologischer Arbeiten, 
Sr. Excellenz dem Generalstabsärzte der KönigL Bayer. Armee, Herrn 
Dr. Karl Ritter v. Lotzbeck, gewidmet. 

Ein Lehrbuch liegt uns hier vor, welches in Anordnung x und Be¬ 
handlung des Stoffes von einem ganz anderen Gesichtspunkt ausgeht als 
die bisherigen für das Studium der Bakteriologie dargebotenen Kompendien. 
Dasselbe will nicht eine systematisch-botanische Darstellung der 
einzelnen bekannten oder besonders wichtigen Bakterien geben, sondern 
stellt, überall von dem Bedürfniss des Praktikers ausgehend, den Nachweis 
von Krankheitserregern und ihre Unterscheidung von begleitenden gleich¬ 
falls parasitischen oder saprophytischen „Kleinwesen“ in den einzelnen 
Organen bezw. in pathologischen Sekreten und Exkreten in den Vorder¬ 
grund der Darstellung. So finden wir hier z. B. den Diphtheriebazillus 
in dem Abschnitte: „Mund“ Unterabtheilung „Untersuchung von Belägen 
der Mandeln und ihrer Nachbarschaft“, oder wir treffen im Abschnitte 
„Magen- und Darminhalt“ die wichtigsten normalen mit den pathogenen 
Darmbakterien vereinigt besprochen, so dass gleich hier die Gelegenheit 
geboten wird, auf alle Schwierigkeiten der bakteriologischeu Differential¬ 
diagnose aufmerksam zu machen. Diese werden denn auch auf Grund 
umfassender, durch reiche eigene Erfahrung belebter Detailkenntnisse in 
belehrenderund den Gegenstand erschöpfend behandelnder Weise besprochen. 
Nur bei dieser Anordnung des Stoffes war eben ein solches Eingehen auf 
die tausend Fragen möglich, vor welche bei der Vielgestaltigkeit des zur 
Untersuchung gelangenden Materials der Praktiker jeden Augenblick 
gestellt ist. So steht also das Heim sehe Buch den bekannten Lehr¬ 
büchern der Bakteriologie als ein Ergänzungswerk unentbehrlich auf dem 
Arbeitstisch und im Laboratorium zur Seite. Wenn Referent hier gerade 
die bakteriologische Diagnostik, welche den Abschnitt III des Buches 
bildet, vorangestellt hat, so geschah das deshalb, weil dieser gerade etwas 
Neues, bisher in dieser Weise noch nicht Versuchtes darstellt 

Aber schon im ersten Abschnitt des Buches: „Die Ausführung der 
bakteriologischen Untersuchungen im Allgemeinen und ihre Hilfsmittel* 
finden wir dieselbe Eigenart, welche das ganze Buch so glücklich durch¬ 
zieht, dass nämlich die zahllosen Dinge, welche sich meist nur auf dem 
Wege der Tradition erhalten oder doch mühsam aus den überall zerstreuten 
Publikationen zusammengesucht werden müssen, so die Färbemethoden, die 
so mannigfaltig gewordenen Rezepte für Herstellung von Nährsubstraten, 
in sorgsamer Auswahl und mit bewundernswertem Fleiss zusammen¬ 
gestellt sind. Besonders werden auch diejenigen Aerzte, welche mit 
chemischen Arbeiten wenig vertraut sind, dem Verfasser Dank wissen, 
wie er sie in die einfacheren chemischen Arbeiten, soweit als sie für den 
Bakteriologen unerlässlich sind, einführt und gleichsam jeden einzelnen 


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Handgriff des Untersuchenden berathend überwacht. Referent'hat in den 
von ihm geleiteten bakteriologischen Kursen Gelegenheit, zu beobachtet, 
wie wenig gewandt sich in chemischen Hantirungen die Mediziner gegenüber 
Pharmaceuten verhalten, er kann deshalb dem näheren Eingehen auf die 
chemische Technik nur das Wort reden. 

Aber das Lehrbuch beschränkt sich nicht darauf, den Anfängern die 
ersten Kenntnisse beizubringen oder zu befestigen, sondern dasselbe giebt 
auch die Methoden der Untersuchung der Bakterien auf ihre Eigen¬ 
schaften an, die Methoden der Gewinnung von Bakterien-Proteinen sowie 
die Immunisirung von Thieren und Darstellung von Serum aus denselben. 

Endlich sind die bakteriologischen Untersuchungen, soweit sie die 
Umgebung des Menschen betreffen (Luft, Wasser, Boden, Nahrungsmittel, 
Kleidung) gründlich erörtert* 

Der Abschnitt IV. bringt zum Schluss eine sorgfältig durchdachte 
Anleitung zur Einrichtung bakteriologischer Arbeitsstätten mit einem 
auf verschieden hohe Kosten berechneten Inventar für bakteriologische 
Laboratorien sowie einige Winke für mikrophotographische Aufnahmen. 
Die trefflichen Mikrophotogramme, womit der Verfasser sein Buch aus¬ 
gestattet hat, zeigen, dass seine Winke alle wohl erprobt sind. 

„Ein Lehrer und ein Führer soll das Buch sein“ sagt Verfasser in 
der Vorrede, und als ein solches möchten auch wir es allen angehenden 
Bakteriologen, ganz besonders aber denjenigen Herrn Kameraden empfehlen, 
welche durch Kommando zu den Kursen am hygienischen Institute in 
Berlin in die bakteriologische Technik eingefuhrt worden sind. Nicht 
minder unentbehrlich erscheint das Buch auch dem erfahrenen Bakterio¬ 
logen, welchem ein treffliches Nachschlagebuch mit unerschöpflichen 
Littemtu ran gaben in die Hand gegeben ist. Referent möchte das Buch 
besonders als unentbehrlich für die hygienisch-chemischen Untersuchungs- 
Stationen der Armeekorps bezeichnen. H. Jaeger-Stuttgart. 

C. Schimmelbusch (Berlin): Die Aufnahme bakterieller Keime 
von frischen, blutenden Wunden aus. (Aus der I. chirurgischen 
Universitäts-Klinik.) Deutsche medizinische Wochenschrift 1894, 
Seite 575. 

Schimmelbußch hatte gefunden, dass bei Thieren mit frisch an¬ 
gelegten Schnittwunden, welche mit Kulturen oder septischem Gewebssaft 
bestrichen wurden, die sofort eingeleitete Wunddesinfektion mit den 
kräftigsten Mitteln die tödtiiche Allgemeininfektion nicht zu hindern 
vermag. Selbst die Amputation des Gliedes kurze Zeit nach der Infektion 
blieb erfolglos. In einem Falle von Milzbrand konnte Nissen (Chirurg. 
Klinik in Halle) bereits l 1 /« Stunden nach der Vergiftung die Bazillen 
in den benachbarten grösseren Lymphdrüsen nachweisen. Schimmel- 
busch untersuchte daher genauer, wie schnell Bakterien von frischen 
Kunden in die grösseren inneren Organe, in das Herz, die 
Lunge, die Leber, die Milz und die Nieren, gelangen. ' 

Es wurden Mäuse auf dem Rücken oder Schwanz mit Milzbrand¬ 
kulturen oder Gewebssaft geimpft und bestimmte Zeit danach getödtet; 
die inneren Organe wurden sodann vorsichtig herausgenommen und in 
Agarplatten zerkleinert. Um selbst vereinzelte in das Organ eingedrungene 
Bazillen nachweisen zu können, wurden stets die ganzen Organe zur 
Züchtung benutzt und auf das Sorgfältigste zerkleinert. Auf diese Weise 
gelang es, schon 7a Stunde nach vollzogener Wundinfektion die 


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Milzbrandkeime in der Lunge, der Leber, der Milz und Nieren 
der betreffenden Mäuse nachzuweisen. Ob sporenhaltiges oder 
sporenfreies Impfmaterial benutzt wurde, war dabei gleichgültig. 

Versuche mit saprophy tischen Keimen (Rosahefe, Bacillus 
mycoides, Bac. pyocyaneus, Schimmelsporen) ergaben ganz das gleiche 
Resultat. In vielen Fällen gelang es schon nach der kürzesten Zeit, 
d. h. fünf Minuten nach der Wundinfektion (!), die Keime (Bac. 
pyocyaneus) in den inneren Organen in wechselnder Menge nachzuweisen. 
— Zur Erklärung dieser überraschend schnellen Bakterien-Resorption von 
frischen Wunden erinnert Schimmelbusch an die schon vor Dezennien 
festgestellte Erfahrung, dass zinnoberhaltige Fetttröpfchen in fünf 
Minuten ihren Weg von der Markhöhle des Knochenmarks zum Herzen 
und zu den Lungen finden. A. Hiller (Breslau). 


Ribbert (Zürich): Die neueren Untersuchungen über Krebs- 
Parasiten. Deutsche medizinische Wochenschrift 1894, No. 15. 

Ribbert bespricht die in den letzten Jahren erschienenen, zum Theil 
umfangreichen Arbeiten über Krebsparasiten von Wickham, Borrel, 
Ruffer, .Walker, Korotneff, Cattle und Miliar, L. Pfeiffer 
Burchardt, Sawtschenko, Adamkiewicz u. A. und kommt, 
ähnlich, wie in seiner früheren Besprechung der einschlägigen Arbeiten 
(ebenda 1891, Seite 1179) auf Grund eigener Nachprüfungen und Er: 
Währungen zu dem Ergebniss, dass den als Protozoen, Sporozoiten, 
Coccidien, Amöben, Larven u. s. w. beschriebenen Gebilden alles für 
organisirte Lebewesen Typische fehlt, und dass sie sehr wohl aus Zell- 
und Kerndegenerationen erklärt werden können. Zu gleichem Er¬ 
gebniss sind auch mehrere andere Untersucher, wie Steinhaus, 
Petersen, Hansemann, v.Müller, Claessen, Noeggerath und Unna, 
gelangt. _ A. Hiller (Breslau). 

C. Wagner: Erfolg der Behandlung von Knochen- und Gelenk¬ 
tuberkulose der Extremitäten mit Stauungshyperämie nach 
Bier. (Aus der chirurgischen Klinik zu Breslau.) — Dissertation, 
Januar 1895. 50 Seiten. 

Das Bi ersehe Verfahren gründet sich auf die bekannte Erfahrung, 
dass Personen mit Stauungshyperämie der Lungen, z. B. bei Mitralfehlern, 
fast immun gegen Lungentuberkulose sind, und dass eine schon bestehende 
Tuberkulose in einer Stauungslunge leichter heilt als sonst, während 
andererseits Personen mit blutleeren Lungen (Pulmonalstenose, Anämie) 
in hohem Grade der Gefahr einer Lungeuphthise ausgesetzt sind. Bier 
hat daher auch bei Kranken mit Knochen- und Gelenktuberkulose der 
Gliedmaassen durch elastische Umschnürung oberhalb der kranken Stelle, 
in der Art der künstlichen Blutleere, wocheu- und monatelang Stauungs¬ 
hyperämie im Bereich der Erkrankung unterhalten und damit in einer 
grossen Zahl von Fällen der v. Esmarch sehen Klinik ausserordentlich 
günstige Erfolge, in der Mehrzahl der Fälle vollständige Heilung erzielt. 
— Aehnliche günstige Erfolge hatten Zeller und Buschke, weniger 
günstige (in nur vier Fällen) Rotter. 

Wagner berichtet nun über 27 genau beobachtete Fälle gleicher Art, 
welche Geheimrath Mikulicz auf der Breslauer chirurgischen Klinik nach 
Bierscher Methode behandelt hat, zum Theil in Verbindung mit Jodoform¬ 
glyzerin-Injektionen. In acht von diesen Fällen wurde vollständige 


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Ileilung, in 12 Fällen wesentliche Besserung, in vier Fällen (davon 
einer noch in Behandlung) einige Besserung, und in drei Fällen keine 
Aenderung bezw. Verschlimmerung erzielt. Am wirksamsten ist das 
Verfahren, wenn es in einem frühzeitigen Stadium der Erkrankung zur 
Anwendung gelangt. Doch leistet es selbst in vorgeschrittenen Fällen 
oft noch Ueberraschendes. In mehreren Fällen, in welchen die Stauungs¬ 
hyperämie allein anfangs wirkungslos war, konnte durch gleichzeitige 
Anwendung von Jodoformglyzerin-Injektionen rasche Besserung bezw. 
Heilung herbeigeführt werden. Die in der Regel bald eintretende Ver¬ 
minderung der Schmerzhaftigkeit ermöglicht, wie schon Bier, Zellerund 
Mikulicz hervorheben, den Patienten schon frühzeitig die ambulatorische 
Behandlung und den Gebrauch der erkrankten Arme, wodurch den sonst 
so häufig eintretenden Kontrakturen, Ankylosen und Muskelatrophien 
entgegen gewirkt wird. 

In einem Falle gelang es, durch mikroskopische Untersuchung und 
durch Impfversuche nachzuweisen, dass nach sechs Monate langer An¬ 
wendung der Bierschen Umschnürung keine färbbaren und vermehrungs¬ 
fähigen Bazillen mehr im Erkrankungsherd vorhanden waren. 

A. Hill er (Breslau). 

F. Riegel (Giessen): Ueber Megalogastrie und Gastrektasie. 

Deutsche medizinische Wochenschrift 1894, No. 15. 

Einen grossen Magen (Megalogastrie), dessen untere Grenze nach 
der Aufblähung durch Kohlensäure (Brausepulver) fast drei Finger breit 
über den Nabel hinabreichte, beobachtete Riegel zufällig bei einem 
39jährigen Mann, welcher gesunden Appetit und vollkommen normale 
Verdauung hatte. Selbst die genaue Prüfung des chemischen und 
motorischen Verhaltens des Magens, durch Untersuchung des aus¬ 
geheberten Mageninhalts zu verschiedenen Zeiten nach der Mahlzeit, ergab 
keinerlei Abweichungen von der normalen Verdauung. Der Magen war 
bereits vier Stunden nach der Mahlzeit vollständig leer. 

Es giebt also Fälle von beträchtlicher Magenerweiterung ohne 
Schwächung der motorischen und chemischen Funktion des Magens, 
während bekanntlich bei der gewöhnlichen Gastrektasie beide Funk¬ 
tionen beträchtlich daniederliegen (Atonie). Es ist natürlich nicht aus¬ 
geschlossen, dass Fälle der ersteren Art allmählich in die letztere über¬ 
gehen können. — Daneben beobachtete Riegel öfter noch eine dritte 
Form der Störung, nämlich Fälle, in welchen der Magen die normalen 
Grössen Verhältnisse durchaus nicht überschreitet, aber den Mageninhalt 
länger als normal im Magen zurückbehält (motorische Schwäche, Atonie 
oder Insuffizienz des Magens). Solche Fälle können aber bei längerem 
Bestehen, wie O. Rosenbach früher schon nachgewiesen hat, leicht zur 
Magenektasie führen. In solchen Fällen ist also die ursprüngliche Atonie 
des Magens die alleinige Ursache der Ektasie. — Ganz verschieden davon 
verhalten sich die infolge von Pylorusstenose entstandenen Ektasien, 
bei welchen die Atonie und damit die eigentlichen Beschwerden der 
Magenerweiterung erst sekundär hinzutreten. 

Dieser ätiologische Unterschied bedingt auch ein verschiedenes 
therapeutisches Handeln. Die letzteren, durch Verengerung des 
Pförtners hervorgerufenen Ektasien gehören nach Riegel in das Gebiet 
der Chirurgie. Dagegen erfordern die „atonischen Gastrektasien“ eine 
möglichst frühzeitige interne Behandlung, und zwar eine rationelle, dem 


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Einzelfalle sorgfältig angepasste Diät, Einschränkung der Flüssigkeits¬ 
zufuhr, Bekämpfung der gasbildenden GärungsVorgänge, genaue Regelung 
des Verhältnisses zwischen Arbeit und Ruhe des Magens durch zweck¬ 
mässige zeitliche Vertheilung der Mahlzeiten, ferner auch Tragen einer 
elastischen Binde, Anwendung der Elektrizität und Massage. 

A. Hi Iler (Breslau). 


Mittheilungen. 


Berliner militarärztliche Gesellschaft. 

Sitzung am 23. November 189*. 

Gäste: Oberstabsarzt I. Klasse Dr. Herter und Oberstabsarzt H.Klasse 
Dr. Nicolai. 

Nach erfolgter Rechnungslegung und Wiederwahl des bisherigen Vor¬ 
stands machte Herr Generalarzt Gras nick Mittheilung über die für den 
14. Dezember 1894 festgesetzte Gedächtnissfeier für H. v, Helmholtz, 
veranstaltet von 15 wissenschaftlichen Vereinen, darunter die Berliner 
militärärztliche Gesellschaft. Für Letztere waren 20 Karten bestimmt, 
welche nach den Verhältnisszahlen der Chargen der Mitglieder vertheilt 
wurden. 

Herr Nicolai: Ueber eine osteoplastische Resektion der Fusswurzel- 
knochen. — Der Vortrag ist in Heft 2 dieses Jahrgangs, Seite 82 ff. ver¬ 
öffentlicht. 

Herr Roth: Ueber Astigmatismus. Vortragender betont die 
Wichtigkeit des Astigmatismus für die Armee auf Grund der statistischen 
Angabe, dass nach den neuesten Untersuchungen 3 % aller Menschen 
einen Astigmatismus von 2 Dioptrien und mehr haben, sowie auf Grund 
der eigenen Untersuchung von 356 Studenten des Friedrich Wilhelms- 
Institute. 

Von Letzteren sind 21 mit Astigmatismus eines Auges, 14 beiderseits 
behaftet gewesen. Unter 100 Studenten bedurften etwa 3 einer Zylinder¬ 
brille. 

Für die Diagnose des Astigmatismus legt Vortragender besonderen 
Werth auf die Besichtigung mit Placidos Keratoskop in jedem Fall von 
mangelhafter Sehschärfe. Vortragender zeigt ein solches Keratoskop, 
welches man so weit biegen kann, dass das beim astigmatischen Auge 
gesehene elliptische Hornhautbildchen rund erscheint. Aus dem Grade der 
Krümmung der Scheibe kann man den Grad des Astigmatismus er¬ 
kennen. Ferner zeigte Vortragender, wie man die elliptische Figur rund 
machen kann durch Vorsetzen von Cylindergläsern vor das Auge. Der 
Astigmatismus ist doppelt so stark als das betreffende Cylinderglas. Die 
genauesten Messungsresultate giebt das Astigmometer von Javal-Schiöfcz, 
welches gezeigt wurde. Vortragender verwirft die Untersuchung mit 
stenop. Spalt, auch die mit den bekannten Sternfiguren und empfiehlt, 
nur mit Gläsern zu prüfen. Dabei ist nicht nur das Cylinderglas, sondern 
auch das sphärische Kombinationsglas häufig probirend zu wechseln. 

Selbstbericht. 

Sitzung am 21. Dezember 1894. 

Herr Seil erb eck über Lepra. Vortragender schildert die Leprar 
Verhältnisse in Norwegen, welche durch die strenge Sonderung der Er- 


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krankten in Lepra-Krankenhäusern eine stetige Abnahme der Erkrankungen 
von Jahr zu Jahr deutlich erkennen lassen und dadurch zweifellos zu 
der Annahme fuhren, dass es sich bei Lepra, ähnlich wie bei Tuberkulose, 
nicht um eine fortgeerbte, sondern um eine durch Infektion verbreitete 
Krankheit handelt. 

Sitzung am 21. Januar 1895. 

Nach Beschlussfassung über die wie bisher zu erfolgende Feier defe 
Stiftungsfestes hält Herr Tilmann seinen Vortrag über Knochenschuss- 
Verletzungen. 

Am 20. Februar feierte die Berliner militärärztliche Gesell¬ 
schaft ihr Stiftungsfest durch ein Festessen in Arnims Hotel. 

Die Gesellschaft hatte die Freude, mehrere Kameraden aus anderen 
Armeekorps als Gäste begrüssen zu können. Das Königlich sächsische 
(XH.) Armeekorps war durch den Korpsgeneralarzt Herrn Dr. Jacobi 
und die Herren Oberstabsarzt Dr. Langer, Stabsarzt Dr. Fichtner 
und Assistenzarzt Dr. Kiessling, desgleichen das II. Armeekorps durch 
die Herren Korpsgeneralarzt Dr. Grün dl er, Oberstabsarzt Dr. Boehr, 
Assistenzarzt Dr. Boehncke vertreten. Ferner sahen wir mehrere andere 
auswärtige Sanitätsoffiziere als liebe Gäste; nicht zu vergessen fünf jüngere 
türkische Militärärzte. 

Nach dem begeistert aufgenommenen Hoch, welches auf Seine Majestät 
den Kaiser von dem Generalstabsarzt der Armee Dr. v. Coler Excellenz, 
ausgebracht wurde, ergriff Herr Geheimrath v. Bardeleben das Wort 
Nach einem kurzen Rückblick auf einige nicht mehr lebende hervor¬ 
ragende Mitglieder der Gesellschaft: v. Langenbeck, Grimm, v. Lauer, 
Löffler, Böger, Roth, zu welchen Redner in freundschaftlichen Be¬ 
ziehungen gestanden, leitete er zu dem Nachfolger Roths über, welcher 
durch sein persönliches Erscheinen den besten Beweis geliefert habe von 
seiner Absicht, das kameradschaftliche Verhältniss zwischen den sächsischen 
und preussischen Sanitätsoffizieren auch fernerhin zu pflegen. Herrn 
Korpsgeneralarzt Gründler feierte v. Barde leben sodann als alten 
Waffen gelahrten, welcher in seiner Eigenschaft als Assistenzarzt beim 
Armee-Generalarzt auch dem Redner als wirklicher Assistent treu zur 
Seite gestanden habe. Mit einem Hoch auf die Gäste schloss v. Barde¬ 
leben seinen mit grossem Beifall aufgenommenen Toast. 

Herr Generalarzt Jacobi dankte im Namen der Gäste, feierte in 
herzlichen Worten das Andenken Roths, in dessen Sinne er das freund¬ 
schaftliche Verhältniss zwischen den sächsischen und preussischen Sanitäts¬ 
offizieren auch fernerhin pflegen würde, und schloss mit einem Hoch auf 
die Berliner militärärztliche Gesellschaft. 

Herr Generalarzt Sch aper feierte in beredten Worten die Lehrer 
der medizinisch-chirurgischen Akademie für das Militär, insbesondere die 
mit der Leitung der Fortbildungskurse betrauten Herren; vor Allen die 
beiden grossen Chirurgen v. Bardeleben und v. Bergmann, Ersteren 
als treuen kriegschirurgischen Berather in allen Kriegen der letzten 
Jahrzehnte, Letzteren als den Führer der russischen Kriegs-Chirurgie, 
v. Bergmann betonte in seiner Erwiderung den historischen Standpunkt, 
welcher bei derartigen Festen wie dem heutigen, stets hochgehalten werde, 
und bedauerte, dass nicht v. Bardeleben, sondern ihm der Dank für 
den Toast auf die Lehrer zu gefallen sei. In Bardeleben sähe er den 
grossen deutschen Chirurgen, dessen Lehrbuch der Chirurgie als das erste 


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grosse deutsche chirurgische Werk unzählige Auflagen erlebt habe. Ihm 
wünsche er ein langes Leben in gleicher Rüstigkeit und Frische und 
hoffe, dass die deutsche Chirurgie noch manche Neuerung von seinem 
Geist und seiner Hand erhalten werde. Jede Epoche der Medizin, so 
führte y. Bergmann weiter aus, zeige uns als Mitarbeiter und Förderer 
deutsche Militärärzte. Er sähe daher mit Vertrauen in die Zukunft 
denn jeder Zeit würden im Ernstfall die Militärärzte auf der Hohe des 
medizinischen Wissens und Könnens stehen. Ein Hoch auf die militär¬ 
ärztliche Gesellschaft beschloss die schwungvollen, besonders in ihrem 
ersten, Geheimrath v. Bardeleben betreffenden Theil mit stürmischem 
Beifall aufgenommenen Worte. 

Noch einmal ergriff Herr v. Bardeleben das Wort, um dem 
Vorredner zu dankeu, lehnte bescheiden die ihm zuerkannten Verdienste 
ab und hob die eifrige Mitarbeit seiner Assistenten hervor, welche ihm 
stets als hervorragend tüchtige Männer seitens der Militär Medizinal- 
Verwaltung zur Verfügung gestellt worden seien, ohne dass er erst die 
Mühe gehabt habe, nach ihnen zu suchen. Des Weiteren ging Redner 
auf die jüngeren Generationen im Allgemeinen über und feierte mit einem 
kräftigen Hoch die chirurgischen „Rekruten* 4 . 

Im Anschluss an das Festessen erfolgte ein kameradschaftliches Zu¬ 
sammensein beim Glase Bier in den wohnlichen Räumen des Kasinos im 
Friedrich-Wilhelms-Institut. — Ein von Herrn Generalarzt Sch aper 
kommandirter Salamander auf den leider durch Krankheit an der Theil- 
nahrae am Fest verhinderten „Hausherrn“ Generalarzt Gras nick leitete 
den zweiten Theil des bis in die späte Nachtstunde ausgedehnten Festes 
ein, welches noch durch manchen humoristischen und ernsteren Gesangs¬ 
vortrag einzelner jüngerer Herren gewürzt wurde. Sch. 

Dr. Otto Grunert, Berlin. Ueber Obturatoren. Sonderabdruck aus 
Scheffs Sammelwerk „Handbuch der Zahnheilkunde“. 28 S. 

Die vorliegende kleine Schrift behandelt eine nicht nur für den Zahn¬ 
arzt sondern vielleicht mehr noch für den praktischen Arzt wichtige 
Frage; haben sich doch die Anschauungeu, ob bei Gau men defekten die 
operative Methode oder die Prothese den Vorzug verdient, heute in ganz 
beträchtlichem Maasse der letzteren zugeneigt. Es sind hier, zum ersten 
Male in der Litteratur, die verschiedenen Methoden, nach welchen eine 
Prothese zum Verschluss eines Gaumenspaltes bezw. zum Ersatz des theil- 
weise oder ganz fehlenden Velums hergestellt werden kann, kurz und 
übersichtlich abgehandelt und einander gegenübergestellt, ohne Anführung 
überflüssigen kasuistischen Ballastes; ein Umstand, der dazu beiträgt, das 
Studium der Arbeit zu einem lehrreichen und interessanten zu machen. 

Dr. Jung—Berlin. 


Das Königl. Sächs. Sanitätsoffizierkorps hat im Lauf weniger Wochen 
zwei liebe und tüchtige Kameraden verloren. Am 11. Januar d. Js.. starb 
der Stabsarzt und Referent der Königlichen Sanitätsdirektion Df. Krebs 
an einer Influenza-Pneumonie, welche er sich ohne Zweifel bei seiner 
Thätigkeit als ordinirender Sanitätsoffizier der inneren Station desGarnison- 
lazareths Dresden zugezogen hatte. Wenige Wochen darauf, am 8. Februar, 
starb sein Nachfolger in der obengenannten Funktion, der Stabs- und 
Bataillonsarzt des 2. Grenadier-Regiments No. 101 Kaiser Wilhelm, König 


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Ton Preussen, Dr. Saak an einer Septicämie infolge einer Verletzung bei 
einer Sektion. 

Die beiden Verstorbenen sind gelegentlich ihres Kommandos zur 
Charite bezw. zum Kaiserl. Gesundheitsamt einer grösseren Zahl von 
Kameraden der preussischen Armee nahegetreten. Die Verblichenen 
wurden unter regster Theilnahme der sächsischen Sanitätsoffiziere und 
des der Offizierkorps der Garnison Dresden mit den ihrem Range ent¬ 
sprechenden militärischen Ehren und unter Abgabe von Ehrensalven am 
Grabe bestattet. Schill. 


Von dem dänischen „Militärarzt“ (Militaerlaegen) 1 ) sind im 
Jahre 1894 vier Hefte erschienen, welche eine Reibe von Vorträgen und 
wissenschaftlichen Arbeiten bringen, die des allgemeineren Interesses wohl 
werth sind. Besonders beachtenswerth erscheinen die ira 2. Heft mit- 
getheilten umfangreichen Besprechungen über die Sanitäts-Formationen 
auf dem Schlachtfelde und die im 4. Heft gegebenen Beschreibungen 
einiger neuen Kasernen, welche in bautechnischer und hygienischer Be¬ 
ziehung manches Neue und Mittheilenswerthe enthalten. Die im 3. Heft 
enthaltene Neuorganisation des Aerztekorps zeigt eine erfreuliche Weiter¬ 
entwickelung des Sanitätswesens. 

Heft 1 enthält die Arbeit von Kier: „Die Ausbildung der Militär¬ 
ärzte.“ In einem Vortrage wird die Ausbildung nach zwei Richtungen hin 
verfolgt, einmal die Vor- und Ausbildung der angehenden Militärärzte und 
dann die Fortbildung der Mitglieder der Sanitätskorps. Der Verfasser 
bespricht die nach diesen Richtungen hin in England, Frankreich, Spanien, 
Italien, Schweiz, Preussen, Bayerp, Sachsen, Oesterreich, Holland, Belgien, 
Russland, Schweden und Norwegen bestehenden Einrichtungen und streift 
dabei auch die militärärztlichen Zeitschriften, Bibliotheken und Gesellschaften; 
die in Sachsen bestehenden Einrichtungen glaubt er besonders hervorheben 
zu sollen. Er schliesst mit dem Wunsche, dass es auch den dänischen 
Militärärzten vergönnt sein möge, bald einen regelmässig wiederkehrenden 
Fortbildungskursus und Sanitäts-Manöver gelegentlich der jährlichen 
Kantonnements-Uebungen zu haben. 

Ravn theilt seine Erfahrungen über die Revierkrankenstuben in den 
Seeforts mit, die er gelegentlich seiner Thätigkeit beim 1. Artillerie- 
Bataillon gewonnen hat. Seine Beobachtungen erstrecken sich ausschliesslich 
auf die Sommermonate; es kamen nur leichte Erkrankungen vor. 

Kier bespricht die Genfer Konvention, theilt die Erfahrungen 
mit, welche im Kriege 1870/71 mit derselben gewonnen sind, und hält 
eine gründliche Revision derselben für erforderlich. Nachdem die Vor¬ 
schläge von Luder (Erlangen 1876) und ebenso russische und belgische 
Abänderungsanträge erfolglos geblieben sind, erwartet er von dem 
Rerisionsentwurf der Schweizer Militärärzte (1892) einen günstigen Ein¬ 
fluss. Er stimmt diesem Entwurf zu, hofft, dass derselbe von einem glück¬ 
lichen Erfolg gekrönt sein möge, und bedauert nur, dass Bestimmungen 
über den Seekrieg in demselben fehlen. 

Besprechungen über Arbeiten aus dieser Zeitschrift (z. B. über 
Hillers Aufsatz: „Ein Vorschlag hinsichtlich der Gesundheitspflege der 
Soldaten“ 1892 Heft 9, Rossbach „Hitzschlag“ 1893 Heft 7), Mittheilungen 
aus dem deutschen (Armeevermebrung), spanischen und dänischen Sanitäts¬ 
wesen fällen den Rest des Heftes. 

*) Vergl. diese Zeitschrift 1893, 22. Jahrgang Seite 191 und 559 u. ff. 


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Heft 2. Laub hält in seinem Vortrag „DieSanitäts-Formationen 
auf dem Schlachtfelde“ eine Neuordnung der Vorschriften über die 
Organisation und Thätigkeit derselben für erforderlich wegen der in den 
letzten Jahren veränderten chirurgischen Anschauungen (aseptische und 
antiseptische Deck- und Immobilisationsverbände) und wegen der veränderten 
Taktik (Feuerwirkung auf bisher unbekannte Entfernungen, grosse Verluste 
in einzelnen Schlachtmomenten). Den Hauptscbwerpunkt der ärztlichen 
Thätigkeit auf dem Schlachtfelde der Zukunft legt er auf den Verband¬ 
platz der Truppenärzte. Die Ambulanzen sollen nur eine Art Reserve 
sein, die dem Truppenarzt Hülfe bringen oder nach beendeter Schlacht 
eiugreifen. Sie müssen viel zu weit der Feuerwirkung wegen nach hinten 
verlegt werden, um noch energisch eingreifon zu können. Zur reichlichen 
Zufuhr des Verbandmaterials in die erste Linie und zur Evakuation 
empfiehlt er zweirädrige Karren. 

Bondcsen geht besonders auf die historische Entwickelung dieser 
Frage ein, während v. Harten, der inzwischen auf dem Kongress in 
Budapest 1 ) einen ausführlichen Vortrag über den gleichen Gegenstand 
gehalten hat, sich gegen die Möglichkeit des erfolgreichen Wirkens auf 
den Truppenverbandplätzen wendet. 

Denn 1. wird es schwer sein, einen schusssicheren Verbandplatz zu 
finden, wo man eine grössere Anzahl Verwundeter sammeln und w ? o man 
— unter 2500 m von der Gefechtslinie — operiren kann; 

2 wird es schwer, w r enn nicht unmöglich sein, die Verwundeten 
während des Kampfes aus der Gefechtslinie zum Verbandplatz zu bringen; 

3. wird es nöthig sein, eine bedeutende Sanitätshülfe bereit zu halten, 
sobald das Schlachtfeld zugäugig wird. 

Im Gegensatz zu Laubs Ansicht rechnet er in Zukunft weniger auf 
den Nutzen der Truppenverbandplätze als früher, da 

a) zur richtigen Entfaltung ihrer Wirksamkeit die Entfernung des 
Truppenverbandplatzes von der kämpfenden Truppe so gross sein muss, 
dass eine unmittelbare Wechselwirkung aufhört; 

b) der Truppenverbandplatz während des Kampfes nicht wesentlich 
in Wirksamkeit treten kann und 

c) der Truppenverbandplatz ohnmächtig sein wird gegenüber den 
Ahforderung$n, welche an die Sanitätshülfe gestellt werden, wenn der 
Augenblick zum Eingreifen gekommen ist. 

Nach seiner Ansicht muss der Schwerpunkt auf die Ambulanzen 
gelegt werden. 

An der erregten Debatte betheiligten sich noch Generalarzt Möller, 
Oberarzt Lorck und Andersen, Korpsarzt Kicr, Bondesen und 
Andere. 

Breun in g-Storm giebt einen Nachtrag zu dem im 1. Heft ent¬ 
haltenen Vortrag von Kier über die Ausbildung der Militärärzte. 
Danach haben die dänischen Marineärzte seit 1387 alljährlich in einem 
Zweige der Wissenschaft, Chirurgie, Bakteriologie oder Hygiene u. s. w., 
einen Fortbildungskursus gehabt, der der Initiative der Marineärzte 
selbst zu danken ist. 


v. Harten, Systematisirung der ersten Hülfe auf dem Schlachtfelde mit 
Rücksicht auf die heutigen Heeresmassen und die modernen Waffen. Vortrag, ge¬ 
halten auf dem VIII. internationalen Kongress für Hygiene und Demographie in 
Budapest September 1894. 


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Am Schluss des Heftes finden sich Notizen über Wasserfilter (Chamber- 
land und Nordtmeyer), über die fünfte internationale Konferenz des 
Rothen Kreuzes in Rom, über die tragbare Zeltausrüstung in der deutschen 
Armee, über Personalien und dergleichen. 

Heft 3 bringt v. Härtens Mitteilungen über den XI. internationalen 
medizinischen Kongress in Rom und von Kier einen kurzen Abriss de 
Geschichte des Rothen Kreuzes, insbesondere der Geschichte der dänischen 
Gesellschaft „Das Rothe Kreuz“, welche am 27. April 1876 gegründet 
wurde. 

Vogelius, der sich speziell mit der Hygiene der Kleidung der 
Soldaten beschäftigt hat, veröffentlicht seine Beobachtungen über die 
Brauchbarkeit des Schuhzeugs, welches die Wehrpflichtigen zum Dienst 
mitbringen. 

Das neue Gesetz vom 13. April 1894, welches 1895 in Wirk¬ 
samkeit tritt, bestimmt die Vermehrung des Aerztekorps um einen 
Oberarzt und einen Korpsarzt, Die älteste Gebaltsklasse der Oberärzte 
wird „Stabsärzte“ genannt. Der Chef des Korps, welcher bisher Stabsarzt 
hiess, erhält den Namen „Generalarzt“. Die Beförderung zum Stabsarzt 
geschieht durch Wahl. Es wird daher in Zukunft in der dänischen Armee 
geben: 1 Generalarzt (Chef), 5 Stabsärzte, 10 Oberärzte, 25 Korpsärzte, 
Reserveärzte (16) und Unterärzte. 

Durch diese Aenderung wird das Sanitätskorps in Dänemark den 
Auditeuren und Intendanturbeamten analog formirt, so dass jetzt dem 
General-Auditeur und General-Intendanten der Generalarzt entsprechen 
wird. 

Korpsarzt Gordon Norrie, dessen „Soldaten-Katechismus: Was 
der Doktor dem Jens erzählte, damit er sich im Dienste frisch erhalten 
könne“, zur Besprechung kommt, hat eine zweckentsprechende, leicht 
fassliche Gesundheitslehre für die Mannschaften verfasst. 

Heft 4 enthält die Beschreibung der Kaserne des 2. Artillerie- 
Regiments auf dem Amager Feld vom Ingenieur-Kapitain Kohl. Dieselbe 
wurde für 800 000 Kronen für den Regimentsstab und drei Batterieen 
erbaut und enthält 1 Wachtlokal, 1 Offizier-, 1 Unteroffizierhaus, 3 Batterie- 
Ställe und -Wohnungen, 1 Latrine, Fouragemagazin, Schmiede- und 
Sattlerwerkstatt, Exerzirhaus, Reithaus, Krankenstall, 3 Magazine, Wagen¬ 
haus, Stall für die Stabspferde, Reitbahn u. s. w. Die Mannschaftsstuben 
befinden sich über den Ställen. Die Zwischendecken bestehen aus eisernen 
Trägern mit gemauerten Kappen, dazwischen Cementfüllung und darüber 
künstlicher Asphalt, auf dem l 1 /* Zoll starke Dielen liegen. Schlaf-, 
Wasch- und Wohnräume der Mannschaften sind getrennt. 

Petersen, Premierlieutenant im Ingenieurkorps, schildert die 
Ingenieurkaserne in Vognmandsmarken uuter Beigabe eines Lageplans. 
Biese Kaserne ist bisher noch nicht ganz fertig gestellt, aber in dem 
vollendeten Theil bereits belegt. Sie ist für 1 verheirateten Stabsoffizier, 
2 verheiratete, 8 unverheiratete Lieutenants, 57 Sergeanten, 52 Korporale 
und Unterkorporale und 563 Mann bestimmt. Im Allgemeinen ist das 
Pavillonsystem durchgeführt Die Mannschaften und die unverheirateten 
Unteroffiziere sind so untergebracht, dass jede Rekrutenkompagnie und 
jede Kompagnie älterer Mannschaften ihre vollständig isolirte Hälfte eines 
Hauses inne hat Die verheirateten Unteroffiziere bewohnen Gebäude 
für sich, ebenso die verheirateten Offiziere. Die Revierkrankenstube und 
Wannenbäder sollen in einem Gebäude mit der Kantine untergebracht 


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142 


werden, allerdings mit getrenntem Eingang und auch sonst abgesondert. 
Die Krankenstube wird für 10 Kranke eingerichtet, daneben sind Arzt- 
und Wartezimmer, Waschraum und Kloset geplant. Für die Mannschaften 
werden Brausebäder mit besonderem Ankleideraum eingerichtet, für die 
Vorgesetzten, die Familien und die Kranken sind 3 Wannenbäder im 
Keller vorhanden. Jeder Mann soll mindestens einmal in der Woche 
baden. Für die Rekruten sind 3 Gebäude aufgeführt. Die einzelnen 
Kompagnien sind in den Hälften der Gebäude vollständig getrennt. In 
jedem Halbtheil eines Erdgeschosses ist eine Schlafstube für 20 Mann, 

1 Waschraum, 1 Versammlungsraum für die ganze Kompagnie und 

2 Zimmer für unverheirathete Sergeanten. In der oberen Etage sind 
2 Schlafzimmer für je 20 Mann und 1 Waschraum. Im Bodenraum 
befindet sich die Montirungs- und Kleiderkammer (Putzraum). Die Treppe 
ist nach Monier-Art hergestellt die Stufen wurden mit Eichenholz belegt. 
Die Trennung der Etagen erfolgte ebenfalls nach Monier-Art, die Decken 
sind gewölbt. Die Fussböden wurden der leichteren Reinigung und 
Desinfektion wegen mit Linoleum belegt, das in den oberen Etagen direkt 
auf Monier-Wölbungen ruht, nachdem diese mit Betonschicht ausgefüllt 
und mit Cement geputzt wurden. Im Erdgeschoss ist der Fussböden aus 
Lehm mit darauf liegender Betonschicht hergestellt, dann folgt Va Zoll 
Asphalt und Linoleum. Nur die Fenster, die Thüren und der Treppen¬ 
belag sind aus Holz hergestellt. Die Schlafzimmer nehmen die ganze 
Breite des Gebäudes ein, so dass sie durch Gegenzug bequem gelüftet 
werden können. Im Waschraum hat der aus Asphalt gebildete Fussböden 
Fall nach einem Abzugsgitter. An Stelle der sonst üblichen Waschschüsseln 
sind versuchsweise nach v. Härtens Angaben glatte Schiefertische an¬ 
gebracht, über denen sich Brausen befinden, so dass das Wasser zum 
Waschen unmittelbar den Brausen entströmt und auf der offenen glatten, 
etwas geneigten Schieferplatte abfliesst. Auf diese Weise werden die 
Waschschüsseln, die selbst unter guter Kontrole leicht von den Mannschaften 
vertauscht und die Quelle ansteckender Krankheiten werden können, 
vermieden. Unter den Waschtischen sind — 1 Elle über dem Fussböden — 
Brausen angebracht zum Reinigen und Waschen der Füsse. Die Mann¬ 
schaften sollen sich, nach einer dem Referenten mitgetheiJten Ansicht, sehr 
bald mit der neuen Einrichtung vertraut gemacht haben, und es besteht, so 
viel bekannt, die Absicht, sobald genügende Erfahrungen über die Höhe, 
in der die Brausen und Schieferplatten anzubringen sind, vorliegen, die 
Einrichtung derselben zu einer allgemeinen zu machen. Im Speisezimmer 
kommen auf den Kopf 8oFuss, ebenso verhält sich die Grösse in den 
Wohnzimmern. In den Schlafzimmern sind für den Mann 34nFuss be¬ 
rechnet, im Waschraum ist für je 3 Mann ein 2 Fuss breiter Raum zum 
Waschen bestimmt 

Kier giebt über Entstehung und Verlauf eines durch Muskeleinwirkung 
hervorgerufenen Oberarmbruchs Auskunft Beim Prüfungsturnen machte 
ein Sergeant Lufthiebe mit einem schweren Kavalleriesäbel. Er hatte 
soeben einen kräftigen Quarthieb ausgefubrt, als er plötzlich, gerade 
zur Zeit wo der Oberarm vor dem Körper sich befand, ein Knacken hörte 
und ihm der Arm kraftlos herabfiel. Von Schmerz fast betäubt wurde er 
ins Lazareth gebracht, wo ein Querbruch des Oberarms festgestellt wurde. 
Es lag keine allgemeine oder spezielle Knochenerkrankung vor. 6 Monate 
regelrechter Trainirung und Uebung im Fechten und Turnen waren der 
Prüfung vorausgegangen. Die Heilung erfolgte ohne Störung und ohne 
Hinterlassung irgend welcher Beschwerden oder Nachtheile. 


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I'flr die 


143 


Zum Schluss sei ein Auszug aus der in den Heften des „Militär¬ 
arztes“ gegebenen statistischen Uebersicht über die Krankenbewegung in 
den dänischen Garnisonen und der dänischen Armee beigefugt. 

Tabelle A. 


Monat. 


September 

Oktober 

November 

Dezember 

Januar 

Februar 

März 

April 

Mai 

Juni 

Juli 

August 


«e 


J3 

u 

es 




September 

Oktober 

November 

Dezember 

Januar 

Februar 

März 

April 

Mai 

Juni 

Juli 

August 


September 

Oktober 

November 

Dezember 

Januar 

Februar 

März 

April 

Mai 

Juni 

Juli 

August 



Zugang 

Rev. Laz. 

Abgang*) 

i 

Rev. Laz. 

Tagt Durchschnitts¬ 
zahl der Kranken auf 
100 Mann (berechnet 
nach dem Verhältniss 
zwischen Kranken- 
und Diensttagen im % 
dieser letzteren). 

Rev. ^ Laz. | zus. 

Ge- 

sammt- 
dienst- 
tage im 
Monat 

Ge¬ 
sa mm t- 
kranken« 
tage im 
Monat 

1893 

985 

501 

1005 1 

4702 

0,87 

2,50 

1 3,37 

307792 

10373 

n 

218 

181 

237 1 

2964 

0,61 

2,55 

; 3,16 

156173 

4936 

n 

261 

224 

250 

2001 

0,99 

3,47 

1 4,46 

117498 

5242 

* 

217 

180 

233 1 

233* 

0,93 

2,97 

3,90 

123067 

4801 

1894 

339 

286 

332 1 

202 3 

1,41 

3,41 

4,82 

118963 

5732 

y> 

219 

154 

235 

1811 

0,91 

3.90 

4,81 

109350 

5257 

i» 

128 

119 

130 

1702 

0,66 

2,87 

3,53 

117885 

4160 

9 

217 

321 

218 1 

226» 

0,63 

2,73 

3,35 

161792 

5422 

9 

527 

596 

456 1 

4436 

1,01 

3,34 

4,36 

224821 

9794 

9 

511 

615 

541 55 

587 4 

0,93 

5,15 

6,08 

225301 

13694 

9 

449 

427 

4572 

536 7 

0,79 

4,65 

5,44 

229208 

12471 

9 

378 

296 

377’ 

3741 

0,72 

1 3,10 

3,83 

217129 

8307 

1893 

34 

74 

33 

85 

0,36 

1,65 

2,01 

49491 

995 

» 

16 

23 

17 

34 

0,41 

1,40 

1,81 

26991 

483 

9 

23 

57 

22 

42 

0,39 

1 2,07 

2,46 

23415 

576 

9 

24 

50 

24 

67 

0,82 

2,65 

3,47 

22384 

777 

1894 

21 

60 

22 

46 

0,62 

1 2,25 

2,88 

21966 

632 

9 

19 

71 

18 1 

54 2 

0,67 

1 3,95 

4,62 

22479 

1039 

9 

11 

63 

11 

72 

0,42 

4,18 

4,61 

23322 

1075 

n 

30 

78 

28 

67 

0,64 

i 3,06 | 

3,70 

34098 

1260 

9 

56 

98 

56 

871 

0,73 

1 2,47 

3,20 

43964 

1408 

9 

34 

130 

37 

1253 

0 59 

1 3,60 

4,19 

43430 

1818 

0 

27 

84 

23 1 

100 

0,31 

2,81 

3,12 

44644 

1392 

9 

16 

78 

14 

84 

0,40 

2,16 

2,56 

44507 

1140 

1893 

1447 

1153 

1434 1 

1137 4 

0,68 

2,23 ! 

2,90 

668519 

19412 

9 

274 

295 

3262 

567 6 

0.53 

2,12 1 

2,65 

310768 

8226 

9 

331 

526 

318 

I 433 1 

0,71 

293 

3,64 

236918 

8617 

9 

304 

! 381 

314 1 

1 4952 

0.87 

2,83 1 

3,71 

236489 

8767 

1894 

444 

I 577 

4313 

431‘ 

1,23 

3,15 

4,38 

225850 

98 S6 

9 

290 

485 

3093 

1 4714 

0,88 

3,76 1 

4,65 

216477 

10059 

9 

188 

372 

195 

( 4712 

0,68 j 

3,10 ; 

3,79 

231219 

8760 

9 

333 

870 

33121 

621 6 

0,52 

2,75 ; 

3.27 

356509 

11671 

9 

710 

1223 

6441 

1018 7 

0,69 

3,26 

3,95 

462984 

18292 

9 

644 

1286 

676 2 i 

1283« 

0,63 1 

4,46 

5,09 

453226 

23072 

0 

554 t 

935 

5583 

1143 7 

0,54 1 

3,96 1 

4,51 

464032 

20907 

9 

463 

805 

4512| 

888 2 

0,55 1 

2,90 ; 

3,45 

447262 

15447 


*) Die hochstehenden Zahlen bedeuten Todesfälle. 


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144 


Tabelle B. 




Zahl 

der in die Militärlazarethe gekommenen Kranken. 


Krankheit 

ü J 
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3 ® i 

O) 

CO i 

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o 2 ? 

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3 00 

Pocken 

_ 1 


___ 

_ 

_ 

_ 


_ 

___ 

_ 



Masern 

15 1 

— 

— 

— 

— 

2 

6 

3 

16 

30 

9 

— 

Scharlach 


9 

15 

7 

19 

7 

9 

19 

50 

56 

19 

16 

Diphtherie 

40 

14 

22 

12 

10 

18 

18 

27 

27 

60 

49 

43 

Gastr. Fieber 

6 

2 

3 

— 

— 

— 

2 

2 

3 

9 

16 

7 

Typhös. Fieber 

11 

4 

1 

1 

! — 

8 

& 

— 

— 

2 

3 

7 

Exanth. Typhus 
Cerebrospinal- 

) 

— 

■— 



— 

— 


— 


*”• 


Meningitis 

1 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Cholera 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

! — 

Kaltes Fieber 
Akuter Hals- 

— 

— 

— 

1 


— 

— 

— 

— 

■ 

— 

1 _ 

katarrh 
Akuter Luft¬ 
röhren- und 

107 

25 

52 

43 

47 

38 

42 

42 

116 

122 

72 

53 

Brustkatarrh 

Katarrhalische 

Lungen¬ 

70 

19 

47 

28 

60 

31 

23 

45 

60 

42 

25 

36 

entzündung . 
Kroupöse 
Lungen¬ 



1 

4 

4 

1 

3 

3 

2 

1 

2 

1 

entzündung 

Brustfell¬ 

15 

11 

13 

7 

21 

9 

14 

34 

43 

20 

23 

12 

entzündung 
Akuter Magen¬ 

5 

2 

1 

1 

— 

2 

2 

3 

3 

5 

1 

6 

katarrh 

Cholerine und 

21 

6 

8 

1 

6 

4 

3 

12 

17 

17 

20 

24 

akute Diarrh. 
Gesichts- u. a. 

35 

7 

8 

4 

2 

2 

1 

6 

11 

7 

16 

22 

Wanderrosen 

13 

13 

5 

6 

1 

6 

12 

19 

15 

29 

15 

16 

Konjunktivitis 
Schwere Ver¬ 

16 

8 

10 

5 

8 

5 

3 

15 

32 

21 

2 

19 

letzungen 

21 

7 

6 

4 

1 

5 

6 

4 

13 

15 

18 

13 

Gonorrhoe 

46 

11 

17 

‘ 9 

15 

10 

13 

20 

20 

26 

21 

13 

Schanker 

3 

— 

2 

— 

2 

1 

— 

4 

3 

— 

3 

5 

Syphilis 

10 

2 

2 

1 

— 

3 

2 

6 

6 

— 

1 

2 


- Schj. 

Yon der Firma Wilhelm Uebe—Zerbst werden Minuten-Thermo- 
mefcer mit Aluminium-Skala, sonst ganz aus Glas, gefertigt, denen eine 
durch Vergleichung mit einem von der Kaiserlichen Normal-Aichungs- 
Kommission bezogenen Normal-Thermometer gewonnene Prüfungs-Be¬ 
scheinigung bedient. — Für den gewöhnlichen Gebrauch am Krankenbette 
werden diese billigen Thermometer genügen, welche allerdings öfters auf 
ihre Genauigkeit mit einem Normal-Thermometer zu vergleichen sein 
dürften. 

Den Uebescben ärztlichen Thermometern wurde auf der internationaler 
Ausstellung zu Antwerpen die silberne Medaille zuerkannt. 

Oedruckt in der Königlichen Hof buchdruckerei von E. S. Mittler ft Sohn, Berlin SW., Kochstr. 68—70. 


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Deutsche 


Militärärztliche Zeitschrift 


Redaction: S 

Prof. Dr. 3*. <£etti9ofb, Generalarzt, \ 

Berlin W., Taubenstrasse ö, 

u. Dr. <£ett9at4, Oberstabsarzt, \ 

Berlin N«., Chaussee strasse 27. > 

Verlag: 

$. §. ptttfcr * $o*it, 

Königliche Hofbuchhandlung, 

Berlin, Eochstrasee 68—70. 

Monatlich encheint ei# Heft von mindestens 8 Druckbogen; dazu ein „Amtliches Beiblatt“. Der 
Zeitschrift wird das Werk: „W. Both's Jakreabericht über die Fortechritte anf dem Gebiete 
des MiHtir-Sanit&tsrwesens* 4 unentgeltlich beigegehen. Bestellungen nehmen alle Postämter und 
Buchhandlnngen an. Preis des Jahrgangs 15 Mark. 

XXIV. Jahrgang. 1895. 

Heft 4. 


Rathschläge für den ärztlichen Dienst anf den 
Truppenverbandplätzen 

von 

Generalarzt Dr. Port. 

I. Wahl des Truppenverbandplatzes. 

Auf den Schlachtfeldern der Zukunft wird die Auffindung geeigneter 
Punkte für die Truppenverbandplätze in hohem Grade erschwert sein, 
und doch ist künftighin bei den voraussichtlich grossen Verlusten die 
Nähe der ärztlichen Hülfe an der vordersten Linie mehr als je ein 
dringendes Bedürfhiss. Verheerendes Infanteriefeuer bestreicht die Ge¬ 
fechtsfelder bis auf eine Entfernung von 2 km, und die neuen Geschosse 
der Artillerie entfalten ihre furchtbare Wirkung auf die doppelte Ent¬ 
fernung; zu dem Flachfeuer der verbesserten Granate, die beim Krepiren 
nicht mehr in Hunderte, sondern in Tausende von Sprengstücken zerrissen 
wird, gesellt sich das senkrechte Steilfeuer des neuen Schrapnells, vor 
welchem jede vertikale Deckung nutzlos wird. 

Die Grösse der bestrichenen Räume lässt den Gedanken nicht auf- 
kommen, sich mit dem Truppenverbandplätze ausserhalb des Gewehr¬ 
feuers halten zu wollen. Es kann sich also nur darum handeln, im 
Bereich der Infanteriegeschosse solche Stellen aufzusuchen, die von den 
Flachbahnprojektilen (Gewehrkugeln und Granaten) nicht getroffen werden 
können, und die gleichzeitig für das Schrapnellfeuer voraussichtlich keine 
Anziehungskraft ausüben werden. Das letztere richtet sich vor Allem auf 
die Schützenlinie und die dahinter befindlichen Unterstützungen und 
Reserven. Zwischen Schützenlinie und Reserven ist kein Punkt, der 

Milit&rlrztliche Zeitschrift. 1895. 


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146 


"1 


für einen dem Geschosshagel glücklich entrissenen Verwundeten eine 
annehmbare Sicherheit gewährt. Der Ort für den Truppenverbandplatz 
muss also hinter den Reserven sich befinden, und zwar, um die Schrapnell* 
Wirkung möglichst zu vermeiden, ungefähr 200 m nach rückwärts. Da 
die Reserven höchstens 800 m hinter der Schützenlinie stehen, so würde 
der Truppenverbandplatz nicht leicht weiter als 1 km hinter letzterer sich 
befinden. Die Aerzte sind dabei noch ganz gut im Stande, sich über die 
Stellung ihres Regiments bezw. Bataillons fortwährend orjpntirt zu erhalten, 
so dass sie Vorwärts- und Seitwärtsbewegungen derselben sich recht¬ 
zeitig anschliessen können. 

Für die engere Wahl des Platzes kommen fast ausschliesslich natür¬ 
liche Deckungen in Betracht: tiefere Mulden, Bodeneinschnitte, Dämme. 
Mauern sind gefährlich wegen der Steinsplitter, Baumgruppen und Wald¬ 
stücke wegen der Holzsplitter und abgerissenen Aeste; wenn man sich 
soweit davon entfernt hält, dass die Splitter nicht mehr schaden können, 
sind diese Deckungen übrigens nicht ganz zu verachten. Gebäude sind 
unter allen Umständen zu vermeiden, da sie das Artilleriefeuer auf sich 
ziehen: ein einziger Schuss könnte den ganzen Verbandplatz begraben 
oder in Brand stecken. Sehr wichtig ist es, einen weichen Boden aus¬ 
zusuchen, welcher die Wirkung der Granaten abschwächt; harte Land¬ 
strassen, felsiger, steiniger, kiesiger Boden ist in dieser Beziehung höchst 
ungünstig; am besten ist Acker- oder Wiesehboden. 

Der Medizinwagen wird nur in den seltensten Fällen auf den Truppen¬ 
verbandplatz gebracht werden können; er bildet ein zu grosses Objekt 
und würde beim Ueberschreiten eines bestrichenen Geländes in kürzester 
Zeit in ein Wrack verwandelt sein. Man wird sich daran gewöhnen 
müssen, ihn wie die Patronenwagen im Hintergründe an einem gedeckten 
Orte aufzustellen, und die erforderlichen Gegenstände auf den Verband¬ 
platz tragen zu lassen; die Musiker werden als ärztliche Munitionsholer 
zu verwenden sein. 

Ob Wasser, Stroh u. s. w. sich in der Nähe befinden, ist eine Frage, 
die neben den auf die Sicherheit der Verwundeten zu nehmenden Rück¬ 
sichten kaum mehr in Betracht kommen wird. Die Chirurgie des 
Truppenverbandplatzes muss auf Wasser nahezu verzichten; der Inhalt 
des Wasserfasses kann den geringen Bedarf zu chirurgischen Zwecken 
leicht decken; um den Verwundeten die Zunge zu befeuchten, muss der 
Inhalt der Labeflaschen ausreichen. Ob die Verwundeten etwas härter 
oder weicher liegen, muss neben der einzig brennenden Frage der Lebens¬ 
rettung als unwesentlich betrachtet werden. Bei dem immer grösser 


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werdenden Missverhältnis zwischen der Zahl der Verwundeten und der 
Zahl der Helfer treten die Rücksichten auf Labung und Lagerung immer 
mehr in den Hintergrund. Der Krieg wird eben immer roher und 
scheusslicher, und daran können die Aerzte mit dem besten Willen nichts 
ändern. Uebrigens vermag ein Glas voll Morphiumlösung eine ganze 
Wagenladung Stroh zu ersetzen. Man muss es mit angesehen haben, 
wie göttlich ein armer Kerl, der stöhnend und röchelnd mit einem Brust- 
schuss hereingebracht wurde, 10 Minuten nach einer Morphiumeinspritzung, 
auf dem blanken Boden liegend, zu schlafen vermag, um die Unentbehr¬ 
lichkeit dieses Mittels für den Truppenverbandplatz gebührend zu würdigen. 

Es ist selbstverständlich, dass die Truppenverbandplätze häufig 
verlegt werden müssen, bevor von der erstmals eingenommenen Stelle die 
dort angesammelten Verwundeten rückwärts geschafft werden konnten. 
Bei wiederholter Vorverlegung einer grösseren Anzahl von Truppen¬ 
verbandplätzen verbleiben rückwärts eine Menge von Verwundetennestern, 
die erst nach und nach von den Krankenträgern der Sanitätsdetachements 
ausgehoben werden können. Bei jedem solchen Nest einen Lazareth- 
gehülfen zurückzulassen, geht natürlich nicht an. Man könnte allenfalls 
«in Genfer Fähnchen bei jeder Gruppe aufstecken, um die Auffindung 
durch die Sanitätsdetachements zu erleichtern; aber besonders wirksam 
ist diese Maassregel nicht, denn die hereinbrechende Nacht macht auch 
die Fähnchen unsichtbar. Ich habe immer gefunden, dass die Kranken¬ 
träger diese Depots auch ohne weitere Kennzeichnung mit demselben 
Spürsinn aufzufinden wissen, wie die Kinder die Ostereier. 

Viel wichtiger ist die Rücksicht auf die Gefahr, welche den Ver¬ 
wundeten droht, von vor- oder zurückstürmeuden Truppen überritten, 
überfahren oder überrannt zu werden. Dagegen könnte sie natürlich auch 
«in zurück gelassener Lazarethgehülfe nicht schützen. Es müssen für 
jedes Verwundetennest, wenn natürliche Annäberungshindemisse (Graben, 
Bach, Hecke u. s. w.) nicht gegeben sind, künstliche Hindernisse ge¬ 
schaffen werden. Am wirksamsten sind gefällte Bäumchen, die um das 
Nest herumgelegt werden; im Nothfall wären Aeste, Sträucher, Pflöcke 
wenigstens auf der meist gefährdeten Seite in den Boden zu stecken; 
unter Umständen könnte man aus benachbarten Gebäuden Pflüge, Möbel, 
Stangen, Bretter zur Errichtung einer flüchtigen Schutzwehr herbei- 
schaffen lassen. Wenn der günstige Fortgang des Gefechtes gesichert 
«rscheint, können diese Vorsichtsmaassregeln in Wegfall kommen. 

10 * 


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II* Wie sollen die einfachen Schusswunden behandelt werden? 

•Mit dem Wundverbande geht es in gewisser Beziehung wie mit der 
Ernährung. Beiden pflegt man, wo es irgend angeht, einen besonderen 
Aufwand von zeremonieller Umständlichkeit zu widmen, die unter ruhigen 
Verhältnissen durchaus nicht zu beanstanden ist, mit der man aber zu 
brechen wissen muss, wenn die Verhältnisse es erfordern. Seinen Bedarf 
an Eiweiss, Fett und Kohlehydraten kann man nicht bloss an einer reich 
besetzten, üppigen Tafel decken; es geht auch in ganz zufriedenstellender 
Weise, wenn der Mensch in Kriegszeiten auf Erbsen und Speck oder auf 
Schwarzbrot und Wurst angewiesen ist, die er, von allem Friedens¬ 
komfort entblösst, aus einem russigen Feldkessel oder aus der Faust 
verzehren muss. Kein Mensch denkt daran, die lukullischen Gewohnheiten 
des Friedens auf den Krieg übertragen zu wollen. Man weiss, dass mit 
dem Tag des Ausmarsches eine andere Verpflegung Platz greift, und fügt 
sich gutwillig in das Unabänderliche. Nicht so klar ist man sich im 
Allgemeinen darüber, dass auch der Wundverband im Kriege einer ähn¬ 
lichen Vereinfachung fähig sein muss, ohne dass deswegen das Grund¬ 
prinzip der Pilz Widrigkeit aufzugeben wäre. 

Den ungeheuren Erfolg, den v. Bergmann im bulgarischen Feldzug 
mit seinem äussert einfachen Verfahren des Wundverbandes bei Knie¬ 
schüssen erreicht hat, können noch heute Manche gar nicht begreifen, 
vor 18 Jahren aber war die Sache geradezu räthselhaft. Von jenen 
Chirurgen, welche noch niemals etwas Anderes gesehen, gehört oder ge¬ 
dacht hatten als das in den Kliniken übliche nasse Verfahren bei der 
Wundbehandlung, musste das Vorgehen v. Bergmanns geradezu als 
inkorrekt bezeichnet werden, denn wenn mit ungereinigten Händen auf 
eine ungereinigte Wundumgebung und auf eine unbespülte Wunde einfach 
trockene Watte aufgetragen wird, so widersprach dies eben Punkt für 
Punkt dem chirurgischen Glaubensbekenntniss. Wären diese Knieschüsse, 
statt in wunderbarer Weise unter Watte und Gypsverband zu heilen, 
zufällig gestorben, so hätte es an schweren Verurtheilungen nicht gefehlt» 
Der verblüffende Erfolg des durch v. Bergmann zuerst angewandten 
austrocknenden Verbandes bei Verletzungen, welche nach den Lehren der 
Schule eigentlich die Amputation oder wenigstens energische Spaltungen 
und Auswaschungen erforderten, hat gezeigt, dass der austrocknende 
Verband trotz seiner unglaublichen Einfachheit in Bezug auf Pilzwidrig¬ 
keit die ganze Pedanterie und Umständlichkeit des nassen Verfahrens 
aufwiegt. Bei der trockenen Behandlung der Wunden kommen eben die 
etwa in den Verband miteingeschlossenen Pilze nicht zur Entwickelung, 


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— 149 — 


sondern sie gehen in dem eingedickten Blute entweder zu Grunde oder 
verhalten sich wenigstens unschädlich. 

Das Verständniss für die Vorzüge des austrocknenden Verbandes ist 
erst in neuester Zeit weiteren Kreisen aufgegangen. Ich darf wohl daran 
erinnern, dass ich schon 1884 in meinem Taschenbuch der feldärztlichen 
Improvisationstechnik auf Seite 63 sagte: „Die Zeiten, wo man das 
Listersche Verfahren als das allein antiseptische bezeichnete, sind 
vorbei. Die Chirurgie hat zur Konservirung der Wundsekrete bereits 
alle jene Methoden mit Erfolg versucht, welche auch sonst zur Kon¬ 
servirung eiweissreicher Substanzen, z. B. des Fleisches, dienen, nämlich 
die Verwendung flüchtiger sowohl als fixer Antiseptika und ausserdem 
noch die Austrocknungsmethode“: ferner Seite 71: „die Austrocknungs- 
methode scheint wegen ihrer überraschenden Einfachheit diejenige anti¬ 
septische Methode zu sein, welche zum Feldgebrauch am meisten 
geeignet ist.“ 

Die Militärärzte wissen seit dem Vorgänge v. Bergmanns, wie sie 
in einem künftigen Kriege mit frischen Wunden, die keines operativen 
Eingriffes, sondern nur einer Deckung bedürfen, zu verfahren haben: 
reichliche Ein Wickelung mit aseptischer Watte so frühzeitig als möglich 
nach der Verletzung und unter Vermeidung jeder Benetzung der Wunde. 
Reichliche Ein Wickelung ist noth wendig wegen der Verschiebung, welcher 
die Deckverbände beim Transport ausgesetzt sind. Unter dem Einfluss 
dieser Verschiebung könnte bei spärlichem Watteverbrauch leicht eine 
nachträgliche Enlblössung der Wunde zu Stande kommen. Die Gefahr 
der Verschiebung und nachträglicher Entblössung der Wunde steht be¬ 
kanntlich einer ausgedehnteren Verwendung des Inhaltes des Verband¬ 
päckchens entgegen; mit einer kleinen Kompresse und einer kurzen Binde 
lässt sich nur an ganz wenigen Körpertheilen ein genügend fest sitzender 
Deck verband an legen. 

Nachdem das bei Manchen noch vorhanden gewesene Bedenken wegen 
einer Infektion der Schusswunden durch mitgerissene Kleidungsstücke, 
deren Unschädlichkeit übrigens auch bereits durch v. Bergmanns Er¬ 
fahrungen nachgewiesen war, insbesondere durch die schönen Versuche 
von Pfuhl endgültig beseitigt ist, handelt es sich bloss noch um die 
Frage, woher die enormen Quantitäten von Watte und Binden zu nehmen 
sind, welche der trockene Wundverband im Kriege voraussetzt. Die von 
den Sanitätsformationen mitgeführten Vorräthe an diesen Artikeln sind 
gegenüber dem wirklichen Bedarf kaum der Rede werth. Die Erhöhung 
der Vorräthe bis zur Deckung des Bedarfes erscheint unmöglich. Die 


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Militärärzte stehen also trotz der prinzipiellen Losung dieser kriegs¬ 
chirurgischen Frage immer noch vor einer grossen praktischen Schwierigkeit. 

Weil die Schusswunden im Allgemeinen als aseptisch bezeichnet 
werden können, so hat bekanntlich Langenbuch in No. 18 der deutschen 
medizinischen Wochenschrift vom Jahre 1892 und dann wiederholt in den 
No.. 9, 10 und 12 vom Jahre 1894 den Vorschlag gemacht, die Wunden 
entweder zu vernähe d oder einfach mit einem Stück Heftpflaster zu 
bedecken. 

Ich halte die Ein wände, welche gegen diesen Vorschlag auf dem 
Chirurgenkongress von 1893 gemacht wurden, nicht für stichhaltig und 
würde mich besonders für die Heftpflasterbehandlung unbedingt ent¬ 
scheiden, wenn das vorräthig gehaltene Heftpflaster, selbst das Kautschuk¬ 
pflaster, nicht verhältnissmässig rasch unbrauchbar würde. Die erforder¬ 
lichen Mengen frischen Kautschukheftpflasters würden bei Ausbruch eines 
Krieges nicht aufzubringen sein; man müsste also im Frieden Vorräthe 
davon einlegen und von Zeit zu Zeit erneuern. Das setzt amtliche Regelung 
der Angelegenheit voraus, die vielleicht nicht zu Stande kommt. Kurzum 
mit dem pharmazeutischen und Handelsheftpflaster stösst man auf 
Schwierigkeiten. Diese lassen sich jedoch augenblicklich beseitigen, wenn 
man sich seinen Heftpflasterbedarf im Felde selbst herstellt, was viel 
einfacher ist, als man glauben möchte. 

Wir haben in der Sanitätsausrüstung einen wasserdichten Verband¬ 
stoff, der aus einseitig gummirtem Schirting besteht. Wie alle Kautschuk¬ 
sachen unterliegt derselbe einer regelmässigen Auffrischung, so dass stets 
ältere Bestände zum Friedensverbrauch abgegeben werden können. Wenn 
man die gummirte Seite dieses Stoffes mit Guttaperchalösung anstreicht, 
so hat man augenblicklich ein vorzüglich klebendes Heftpflaster. Man 
braucht sich also vor einem Ausmarsch nur mit einem gehörigen Vorrath 
von etwa thalergrossen oder etwas grösseren Scheiben des wasserdichten 
Verbandstoffes und mit einem Glas voll Guttaperchalösung zu versehen, 
(mit Pinsel im Korkstöpsel), um überall und augenblicklich die allerbesten 
Kleb Verschlüsse für Wunden anfertigen zu können. 

Die Guttapercha kann entweder in Chloroform oder Schwefelkohlen¬ 
stoff (10:125) gelöst werden. Da mit Chloroform bei Ausbruch eines 
Krieges sparsam umgegangen werden muss, so wäre wohl dem Schwefel¬ 
kohlenstoff, der nebenbei viel wohlfeiler ist, der Vorzug zu geben. 

Damit wäre jedem Militärarzt die Möglichkeit gegeben, das Pflaster¬ 
verfahren im Kriege zur Anwendung zu bringen. Es ist einleuchtend, 
dass dieses Verfahren noch einfacher ist als die Wattedeckung. Beide 


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Verfahren sind übrigens nicht berufen, sich Konkurrenz zu machen, sondern 
haben sich gegenseitig zu ergänzen. Bei kleinen regelmässigen Schuss¬ 
wunden wäre das Pflaster, bei grosseren, unregelmässigen oder an solchen 
Körpertheilen sitzenden Wunden, welche für die Pflasterbehandlung 
ungünstig sind, wäre die Wattedeckung am Platz. Bei dieser beschränk¬ 
teren Verwendung der Watte würden die in den Medizin wagen, bei den 
Sanitätsdetachements und Feldlaz^rethen mitgeführten Vorräthe sich viel¬ 
leicht als ausreichend erweisen. 

Dass die Pflasterbehandlung auf einem anderen antiseptischen Prinzip 
beruht als die Wattebehandlung, bedarf keiner näheren Auseinander¬ 
setzung. Bei der ersteren werden die Pilze, welche sich etwa auf der 
die Wunde umgebenden Haut befinden, fest geklebt und dadurch unschädlich 
gemacht, bei der letzteren können sie, wie oben erörtert, wegen der im 
Verband herrschenden Trockenheit nicht zur Wirkung kommen. Gegen 
Pilze, die bereits in die Wunde hineingerathen sind, bietet der Pflaster¬ 
verband keinen Schutz, während der Watteverband auch hier durch 
Austrocknung des Blutes deren Entwickelung zu hindern im Stande ist. 
Ob dieser Punkt sehr wichtig ist, wage ich nicht zu entscheiden; 
immerhin muss man auf diesen Einwand gefasst sein. Es wäre daher 
vielleicht nützlich, dem Pflasterverband gleichzeitig die Vorzüge des 
Watteverbandes zu verschaffen, was auf folgende Weise ohne allzu grosse 
Umständlichkeit geschehen kann. 

Man macht sich aus dem wasserdichten Verbandstoff Scheiben von 
ungefähr 6 cm Durchmesser und versieht dieselben in der Mitte mit einem 
Fenster von ungefähr 1 cm Durchmesser. Man klebt dann auf die 
Schirtingseite des Fensters mittelst Kollodium ein die Ränder des Fensters 
nur wenig überragendes Stückchen Mull. Auf diesen Mull wird ein 
Wattekuchen von etwa 2 cm Durchmesser gelegt. Zum Schluss wird ein 
zweites, aber grösseres Stückchen Mull über den Wattekuchen und die 
Verbandstoffscheibe ausgebreitet und auf letzterer mit Kollodium befestigt. 
Die Verpflasterung der Wunde geschieht gerade so wie mit den unge- 
gefensterten Scheiben, indem man die gummirte Fläche der Scheibe 
anstreicht und dann das Ganze auf der Wundumgebung festdrückt. Man 
bat jetzt einen Miniatur-Watte verband, der auf der Wunde unverrückbar 
befestigt ist. Auch von diesen mit Watte versehenen Scheiben müsste 
man sich natürlich einen entsprechenden Vorrath anlegen, so dass auf 
dem Verbandplatz nur das Festkleben auf die Wundumgebung auszu- 
fnhren„wäre. Sollte nachträglich Blut durch den Wattekuchen durch- 


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dringen, so wäre durch Aufkleben eines zweiten Kuchens mittelst 
Kollodium leicht Abhülfe zu schaffen. 

Ich möchte zur persönlichen Ausrüstung jedes Arztes ein um die 
Taille zu tragendes Blechkästchen in Vorschlag bringen, in welchem sich 
drei Gläser ä 100 g für Guttaperchalösung, Morphiumlösung und Kollodium 
befinden, und in welchem ausserdem noch Raum für eine erhebliche 
Anzahl von präparirten Scheiben des wasserdichten Verbandstoffes vor¬ 
handen ist. Für Kollodium wird noch weiter unten eine besondere 
Verwendung angegeben werden. 

Ul. Können auf dem Truppenverbandplatz Operationen 
ausgeführt werden und welche? 

Mit der unerlässlichen Forderung, dass die Truppenverbandplätze in 
fortwährender Fühlung mit ihren Truppentheilen zu bleiben und sich 
allen Bewegungen derselben anzuschliessen haben, erscheint deren Ein¬ 
richtung für blutige Operationen nicht wohl vereinbar. Diese Einrichtungen 
bedingen Sesshaftigkeit, während die Truppenverbandplätze in ganz her¬ 
vorragender Weise mobil sein sollen. 

In einer sehr lesenswerthen, preisgekrönten Arbeit im Jahrgang 1894 
der Archives de medecine militaire hatForgue seine Gedanken über die 
Vereinfachungen niedergelegt, welche die operative Antiseptik erfahren 
muss, je nachdem sie auf den Truppenverbandplätzen, den Hauptverband¬ 
plätzen oder in den Lazarethen ausgeübt wird. So sehr sich Forgue 
bemüht hat, mit den gegebenen Verhältnissen zu rechnen und die anti¬ 
septischen Anforderungen für den Dienst in der vorderen Linie zu 
ermässigen, so bleibt doch eine solche Fülle von umständlichen Vor¬ 
bereitungen übrig, dass dadurch den Truppenverbandplätzen die unerträg¬ 
lichsten Fesseln angelegt werden. Forgue giebt für die antiseptische 
Einrichtung des Truppenverbandplatzes nachstehende Anleitung. 

In erster Linie ist mittelst einiger Spatenstiche ein Feldherd für 
fünf Blechkessel herzustellen. In zwei dieser Kessel wird heisses Wasser 
bereitet für die Reinigung der Hände, der Umgebung der Wunden und 
für die erforderlichen antiseptischen Lösungen. Im dritten Kessel werden 
einige Dutzend grosse Leinwandkompressen ausgekocht, welche theils zur 
Bedeckung der Körpertheile dienen, an welchen operirt werden soll, theils 
als Tischtücher, auf welchen das Verbandmaterial und die Operations- 
geräthschaften ausgebreitet werden. Im vierten Kessel wird eine grosse 
Zahl von kleineren Leinwand- und Gazekompressen zum Gebrauche als 
Schwämme und als Deck mittel für die Ränder der Operationswunde, 
ausserdem eine möglichst grosse Zahl von Tupfern, endlich die Seiden- 


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faden und Drains ausgekocht. Im fünften Kessel werden die Instrumente 
in Sodalosung erhitzt. 

Sodann werden drei Tische improvisirt: der eine für die Anlegung 
der Verbände, der zweite für die Operationen, beide werden mit wasser¬ 
dichtem Stoff überkleidet; der dritte Tisch dient zur Ausbreitung der 
Verbandstoffe, der Instrumente,,Fäden, Drains u. s. w. sowie zur Auf¬ 
stellung der Waschschüsseln und antiseptischen Losungen. 

Wenn sich endlich noch die Aerzte und ihre Gehülfen mit frisch 
gewaschenen Schürzen versehen und ihre Hände sorgfältig gereinigt haben, 
so kann die Arbeit beginnen. 

Dass diese Vorbereitungen mindestens eine Stunde Zeit in Anspruch 
nehmen, wird Niemand bestreiten wollen. Das Wasser allein braucht fast 
so lange, um auf einem gewöhnlichen Feldherd unter einigermaassen 
ungünstigen Witterungsverhältnissen zum Sieden zu kommen. Es muss 
auch in Erwägung gezogen werden, dass man im Freien arbeitet, und 
dass jeder Windstoss, welcher eine Staubwolke über den Truppenverband¬ 
platz hinwegführt, dieses ganze antiseptische Kartenhaus einwirft, indem 
er alle mühsam ausgekochten Gegenstände, die Hände und Schürzen 
wieder schmutzig macht. Wenn aber unter besonders günstigen 
Verhältnissen schliesslich doch alle Vorbereitungen glücklich zu Ende ge¬ 
führt sind, so werden die Truppen unterdessen wahrscheinlich Terrain 
gewonnen haben, und man steht nun vor der peinlichen Frage, ob man 
den getroffenen Einrichtungen zu Liebe bleiben, oder ob man Alles im 
Stich lassen und an einem weiter vorwärts gelegenen Punkte die umständ¬ 
liche Arbeit von Neuem beginnen soll. 

Forgue verhehlt sich die Schwierigkeit dieser Sachlage keineswegs. 
Fm ihr einigermaassen zu begegnen, giebt er den Rath, sich mit der 
Einrichtung der ersten Operationsstation nicht zu übereilen, sondern erst 
einmal zuzusehen, wie sich die Gefechtsverhältnisse gestalten. Hat das 
Gefecht einen stehenden Charakter angenommen, so sollen von den 
Aerzten eines Regiments zunächst nur diejenigen eines einzigen Bataillons 
die antiseptischen Einrichtungen treffen. Rücken die Truppen später 
wieder vor, so bleibt die erste Station auf ihrem Platze, und es wird 
weiter vom von den Aerzten eines anderen Bataillons eine zweite Station 
eingerichtet; zuletzt können auch die Aerzte des dritten Bataillons an 
einer noch weiter nach vorn gelegenen Stelle das Gleiche thun. 

Dieser Plan sieht recht annehmbar au9, aber bei näherer Betrachtung 
zeigt sich doch, dass alle drei Stationen nicht wohl in die Lage koinmen 
werden, einen sehr ausgiebigen Gebrauch von ihren Einrichtungen zu 


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machen. Die beiden hintersten Stationen werden sehr bald nichts mehr 
zu thun bekommen, weil die Verwundeten den bis auf die Höhe dieser 
Stationen herangekommenen Hauptverbandplätzen und Lazarethen direkt 
zugeführt werden; die vorderste Station wird ihre Einrichtungen gerade 
zu der Zeit beendet haben, wo die einbrechende Nacht der chirurgischen 
Thätigkeit auf den Truppenverbandplätze^ ein Ende bereitet 

Wenn man noch bedenkt, welche Storungen dem Betriebe einer im 
Freien errichteten Operationsstation durch die Ungunst der Witterung 
bereitet werden können, durch den schon erwähnten Staub, durch den 
Wind, der das Verbandmaterial von den Tischen wegfuhrt, durch den 
Regen, welcher zuerst auf den Kopf und die Kleider des Operateurs und 
von da auf die Wunde tropft, so wird man zugeben müssen, dass es 
vergebliche Liebesmühe ist, die Truppenverbandplätze zu regelrechten 
Operationsstationen einrichten zu wollen. Wenn in früheren Kriegen auf 
den Truppenverbandplätzen thatsächlich operirt wurde, so konnte dies 
deshalb geschehen, weil man damals die antiseptischen Rücksichten noch* 
nicht kannte; auch konnte man damals noch ziemlich ungestraft die 
Truppenverbandplätze in Gebäuden aufschlagen. An Letzteres ist heute 
nicht mehr zu denken; ein Haus ist ein verderbenbringender Raum geworden. 
Truppenverbandplätze können nur unter freiem Himmel existiren; im 
Freien lässt sich aber, wie gezeigt, nur sehr ausnahmsweise antiseptisch 
operiren. 

Glücklicherweise ist das Bedürfniss zur Vornahme blutiger Operationen 
auf den Truppenverbandplätzen ein sehr beschränktes. Es kann überhaupt 
nur Unterbindung von Arterien bei stärkeren Blutungen und der Luft¬ 
röhrenschnitt bei Schussverletzungen des Rachens und Kehlkopfes in 
Frage kommen. 

Blutungen können auch viel einfacher zum Stehen gebracht werden 
als durch Unterbindung. Ich erinnere an die Arbeit von Gehrmann 
über Blutstillung durch heisses Wasser und Druck (Langenbecks Archiv 
31. Band, 2. Heft, 1884), an die Versuche über Blutstillung durch heisse 
Wasserdämpfe (Deutsche medizinische Wochenschrift 1894 Seite 747) und 
an die allgemein bekannte Anwendung der heissen Douche bei Gebär¬ 
mutterblutungen. Gehrmann konnte am Kaninchen selbst eine aus den 
geöffneten Femoralgefassen kommende Blutung durch den Druck eines 
in heisses Wasser getauchten Tampons in allen Fällen ganz sicher zum 
Stehen bringen, ein Verfahren, das für den Truppenverbandplatz ganz 
gut passen würde. Heisses Wasser lässt sich in drei bis vier Minuten 
im Freien bei jeder Witterung gewinnen, wenn man ein mit Wasser 


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« 


gefülltes Blechgefäss von beliebiger Grösse und Weite in einen doppelt 
so weiten und um l / 3 höheren Biechzylinder stellt, der oben und unten 
offen ist, in »/a seiner Höhe einen Rost trägt und am unteren Rande 
grosse Ausschnitte hat, durch welche Reisig eingeschoben und in Brand 
gesteckt werden kann. Die Flamme schlägt zwischen Kessel und Cylinder 
in die Höhe und bringt den Inhalt des überall vom Feuer umgebenen 
Kessels ausserordentlich rasch zum Kochen. Die Mitführung eines solchen 
Schnellkochers, der ja ziemlich klein sein darf, und einiger Hand voll 
Reisig könnte man sich unbedingt leisten. 

Bei engen Wunden, welche die Einführung eines Tampons nicht 
gestatten, könnte man am Ende einen erweiternden Einschnitt auch ohne 
ganz regelrechte Aseptik riskiren, wenn die Verhältnisse nicht gestatten 
sollten, durch Anlegung eines elastischen Schlauches und beschleunigte 
Rückschaffung des Verwundeten den operativen Eingriff hinauszuschieben. 

Der Luftröhrenschnitt muss bei dringender Erstickungsgefahr auch 
im Frieden manchmal ohne antiseptische Vorbereitung ausgeführt werden, 
um so weniger wäre dies im Kriege zu beanstanden. 

Wegen dieser beiden Operationen braucht man sich also nicht in 
grosse antiseptische Unkosten zu stürzen. Heisses Wasser zur noth- 
dürftigsten Reinigung der Hände und der Wundumgebung kann man 
sich ja, wie erwähnt, verschaffen. Ich will jetzt nur noch ein sehr ein¬ 
faches Mittel erwähnen, um eine tadellose Reinheit der Instrumente auch 
unter den schwierigsten Verhältnissen sicher zu stellen. 

Ich habe schon vor 11 Jahren (Improvisationstechnik Seite 62) darauf 
aufmerksam gemacht, dass eines der wirksamsten pilzwidrigen Verfahren 
im Firnissen der pilzrein zu machenden Flächen besteht. Ein in wasser¬ 
unlöslichen Klebstoff eingebetteter Pilz ist das unschädlichste Ding von 
der Welt. Es ist gewiss kein geringer Vortheil dieses Verfahrens, dass 
auch die widerstandsfähigsten Pilze, welche durch stundenlanges Kochen 
nicht um gebracht werden, mit einem Pinselstrich eben so sicher abgethan 
*ind als die schwachlebigsten. 

Ein Klebstoff, der dem Chirurgen immer zur Hand ist, und der 
schon früher zum Schutz gegen das Rosten der Instrumente empfohlen 
^lirde, ist das Kollodium. Durch Kollodiumbepinselung und nachheriges 
Entfernen des Kollodiumüberzuges mittelst Essigäther kann man die 
Instrumente in der wirksamsten Weise reinigen. Selbst der Innenraum von 
metallischen Kathetern lässt sich mittelst eines geeigneten Wischers der 
Kollodiumbehandlung sehr gut unterziehen. Der Materialverbrauch 
ist ein äusserst geringer. Man braucht natürlich den Kollodiumüberzug 


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für gewöhnlich nur von den schneidendeu Rändern wieder zu entfernen, 
an allen anderen Theilen kann er ruhig sitzen bleiben. Mit diesem 
Sterilisirungsverfahren werden die der Desinfektion bisher so ungünstigen 
Holzgriffe mit geriefter Oberfläche bei den Chirurgen wieder Gnade Anden. 
Die Sache ist so einfach und sicher, dass sie wohl auch im Frieden sich 
Eingang verschaffen wird. Das Kollodium muss im Bedarfsfälle durch 
Essigäther verdünnt werden, damit der Ueberzug recht zart und dünn 
ausfallt. Da der Kollodiumüberzug, wie erwähnt, auch gegen Rost ein sehr 
sicheres Mittel ist, so werden damit zwei Fliegen auf einmal geschlagen. 

Bei der Desinfektion der Hände ist die Reinigung des Untemagel¬ 
raumes und des Nagelfalzes der umständlichste Theil. Auch hier lasst 
sich mit Kollodium eine Vereinfachung erzielen. Wenn die Hände gut 
abgebürstet und wieder abgetrocknet sind, so bestreicht man die kurz 
gehaltenen Nägel mit dem Klebmittel. 

Wenn man eine Morphiuminjektion oder Inzision machen will, so 
wird das Ueberstreichen der betreffenden Hautstelle mit dem Kollodium¬ 
pinsel dasselbe leisten, als die sonst üblichen, umständlicheren Reinigungs¬ 
methoden. 

Zur Behandlung der akuten Anämie nach Blutverlusten wird auf dem 
Truppenverbandplatz nicht selten Gelegenheit gegeben sein. Ein operativer 
Eingriff auch der einfachsten Art ist hier vollständig entbehrlich. Es 
genügen lauwarme Salzwassereingiessungen in den Mastdarm ( l /* Esslöffel 
auf einen Liter). Dieselben haben sich vielfach als sehr wirksam be¬ 
währt. Von dem wasServerarmten Körper des Soldaten werden öfter 
wiederholte kleine Eingiessungen jedenfalls sehr rasch aufgesaugt 

IV. Wie sollen Knochenbrüche auf dem Truppenverbandplatz 
behandelt werden? 

Rinnen oder Lagerungsapparate für Unterschenkelbrüche oder Knie¬ 
schüsse müssen vorräthig gehalten werden. Der Medizinwagen bietet 
hierzu den erforderlichen Raum. Zeit und Arbeit dürfen diese viel¬ 
gebrauchten Apparate auf den Truppenverbandplätzen nicht in Anspruch 
nehmen. Es sind das also Improvisationen, welche in den gefechtsfreien 
Perioden auszuführen sind. 

Für die Oberschenkelbrüche sind derartige Vorbereitungen leider 
nicht möglich. Zu den Stuhlbahren (siehe meine Anleitung zu Im¬ 
provisationsarbeiten Seite 29), welche für diese Art von Verletzungen in 
erster Linie zu empfehlen sind, kann nur die Leinwandschwebe mit einem 
Hohlsaum am oberen uud unteren Rande vorräthig gehalten werden. Es 


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ist nicht daran zu denken, auf dem Truppenverbandplatz Gypsverbände 
oder Gehapparate nach Hessing, Liermann u. s. w. anzulegen. Es ist 
auch gar kein Bedürfniss zu solchen komplizirten Verbänden ‘vorhanden, 
denn was der kunstvollste und umständlichste Verband im günstigen 
Falle leistet, nämlich Schmerzlosigkeit beim Transport, das bringt man 
mit der Stuhlbahre ohne grosse Kunst und Umständlichkeit ebenso gut 
fertig. Biese Ueberzeugung wird Jedermann gewinnen ans einem Vor- 
kommniss bei den letztjährigen Herbstmanövern, über welches mir Ober¬ 
stabsarzt Dr. Leitenstorfer Nachstehendes mittheilte: 

„Bei einem nächtlichen Ueberfall sprang ein Mann einen steilen 
Bachrand hinab, erreichte den jenseitigen Uferrand schlecht und stürzte 
zurück. Dabei war der rechte Oberschenkel in der Mitte gebrochen. 
Der Mann erhielt in einer nahen Mühle um Mitternacht einen Noth- 
Terband, in welchem er eine 9ehr schmerzhafte Nacht verbrachte. Am 
anderen Morgen wurde ich gerufen und begann ohne Weiteres den Bau 
einer Stuhlbahre, ufir den Mann zu dem fünf Wegstunden entfernten 
Spital auf einem Mistwagen (etwas Anderes gab es nicht) transportiren 
m können. Der Müller, den die Sache aufs Höchste interessirte, ging 
mit mir in den nahen Wald und fällte die schönsten Buchenstämmchen, 
Fichtenstangen hatte er nicht. An Leinen fehlte es gänzlich, weshalb die 
Querstangen eingelassen und mit langen Drahtstiften angenagelt wurden. 
Aus einem benachbarten Hofe wurde ein Bodenläufer entlehnt, der die 
Stelle der Leinwandschwebe vertrat und gleichfalls angenagelt wurde. 
Die Zuschauer, der grosse Train und eine ausser Gefecht gesetzte halbe 
Eskadron harrten neugierig des Endes. In der Zeit von zwei Stunden 
stand der Apparat fertig, von einer Vertrauen erweckenden Festigkeit. 
Nun kam der entscheidende Moment, die Ueberlagerung des Verletzten. 
Es war merkwürdig und für alle Umstehenden Staunenswerth: Von dem 
Augenblick an, als der Körper des Patienteu auf dem Apparat lag und 
das Gesäss in die Tiefe sank, fühlte er sich schmerzlos und behaglich. Er 
konnte anstandslos auf den Wagen gehoben werden, woselbst die Enden 
des Gestelles an Querstangen aufgehängt wurden. Ich begleitete den 
Wagen eine Strecke weit und überzeugte mich, dass der Kranke auch 
beim Fahren gut lag und keine Schmerzen hatte. Abends meldete mir 
der Lazarethgehülfe, welcher dem Wagen beigegeben war, dass der 
Transport vollkommen gut verlaufen sei, und der Patient meist geschlafen 
habe.“ 

Ein Patient mit Oberschenkel bruch, der auf einem Mistwagen 
fransportirt wird und dabei schläft, das ist ein Bild, an dem man seine 


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Freude haben kann. Es lag hier eine echt kriegsmässige Aufgabe vor, 
die mit den denkbar einfachsten Mitteln in so vollkommener Weise gelost 
wurde, dass es unmöglich wäre, die Leistung zu überbieten. Die Her¬ 
stellung des Apparates dauerte ja etwas lange; aber wenn die Leinwand - 
schwebe vorräthig gewesen wäre, und wenn Stricke und geeignetes 
Handwerkszeug zur Verfügung gestanden hätte, so hätte sich der Zeit¬ 
aufwand auf die Hälfte, vielleicht auf ein Viertel vermindern lassen. 

Wenn der Verletzte einmal auf einer Stuhlbahre liegt, so ist er 
natürlich nicht bloss für die nächsten Stunden, sondern auf Tage und 
Wochen hinaus gut geborgen. Wenn er auf einem Mistwagen fünf Stunden 
weit ohne Schmerz transportirt werden kann, so hält er eben so gut eine 
mehrtägige Eisenbahnfahrt nach der Heimath aus. Dort wird es am Platze 
sein, ihn mit einem Gehapparat zu versehen; vorher ist derselbe durchaus 
entbehrlich. 

Die Oberschenkelbrüche, die bisher zu den intransportablen Ver¬ 
letzungen in erster Linie zählten, sind mit Hülfe der Stuhlbahre leicht 
transportabel geworden. Man muss nur dafür sorgen, dass das ungestörte 
Liegenbleiben des Patienten auf seinem Lager durch Einschneiden eines 
Defakationsschlitzes in die Leinwandschwebe ermöglicht wird. 

V. Sind ausser der chirurgischen Hülfe noch weitere 
Maassnahmen erforderlich? 

Die Aerzte der Truppenverbandplätze müssen von allem Anfang 
darauf bedacht sein, für den Weitertransport der Verwundeten nach den 
rückwärtigen Stationen, der von den Krankenträgern der Sanitäts¬ 
detachements nur sehr langsam und allmählich ausgeführt werden kann, 
geeignete Vorkehrungen zu treffen. Hierzu müssen, wenn irgend möglich, 
Vorspänner und leere Armeefuhrwerke benutzt werden, was allerdings 
nur selten gelingen wird. Hauptsächlich aber müssen einige der best¬ 
unterrichteten Lazarethgehülfen dazu verwendet werden, aus Vorgefundenen 
Handkarren oder Pflugvordergestellen Transportfuhrwerke anzufertigen. 

Die chirurgische Hülfe ist nur eine halbe Hülfe. Die andere Hälfte 
der Hülfe ist die Weiterbeförderung. Der Aufenthalt auf dem Schlacht¬ 
feld ist so gefährlich, dass die Fortschaffung aus dem Bereiche der Gefahr 
eine noch viel grössere Wohlthat für die Verwundeten bildet als der 
Wundverband und die Einrichtung der gebrochenen Knochen. Man mag 
die Verwundeten noch so gut hinter einem Damm oder in einer Schlucht 
geborgen haben, man mag sie noch so gut gegen die Gefahr des Ueber- 
ranntwerdens verschanzt haben, im nächsten Augenblick kann eine 


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— 159 — 


Schrapnellgarbe auf sie niedersausen und Alles vernichten. Also fort mit 
den Verwundeten um jeden Preis! 

Am allerdringendsten wird die Aufgabe der Rückbeförderung der 
Verwundeten bei einem Rückzug, denn hier kommt zu allen anderen 
Gefahren noch die Raserei der Menschen hinzu. In der Hitze des Ge¬ 
fechtes werden die Verwundeten nicht geschont. Durch die körperliche 
Ueberanstrengung, durch die Entbehrungen, durch die furchtbaren 
seelischen Eindrücke, welche der Entscheidung vorausgehen, werden die 
meisten Menschen so aus ihrem psychischen Gleichgewicht gebracht, in 
eine aus Wuth und Verzweiflung gemischte Stimmung versetzt, dass man 
es schliesslich fast nur noch mit einer Horde von Wahnsinnigen zu thun 
hat Sehr richtig bemerkt Fritz Hoenig in seiner Taktik der Zukunft 
Seite 140: „Wer jemals in die Gesichtszüge solcher Menschen ipit Verstand 
geschaut hat, der weiss, wie furchtbar sie sich einprägen, denn sie 
erinnern an den Ausdruck des Wahnsinns.“ Die Mania transitoria ist 
der normale Zustand der Menschen im Augenblick des Sturmes. Blind, 
toll und sinnlos brechen sie in die Stellung des Gegners ein, Alles 
niedermachend und vernichtend, was ihnen unter die Hände kommt. Bis 
wieder etwas Ruhe und Besonnenheit in die Gemüther eingekehrt ist, 
sind schreckliche Dinge begangen worden. Man lese nur die Geschichten 
von Niedermetzelung Verwundeter durch deutsche Soldaten, welche die 
französischen Militärärzte gesammelt haben (Gavoy: Service de sante 
militaire en 1870). Es mag ja Vieles in erklärlicher Bitterkeit gegen die 
Sieger übertrieben geschildert sein, aber ein wahrer Kern wird diesen 
Erzählungen doch zu Grunde liegen. Es wäre für Jeden, der den Krieg 
in der Nabe gesehen hat, ein Wunder, wenn solche Dinge nicht vor¬ 
gekommen wären. Wenn nun aber so etwas am deutschen Holze 
möglich ist, so kann man sich denken, was vom fremden Holze zu er-' 
warten ist. Es ist eine der albernsten Illusionen, zu glauben, dass die 
Verwundeten in der Schlacht mit Zartgefühl behandelt werden. Wenn 
sie einmal in die Hände von Aerzten gelangt sind, dann liegt ja die 
Sache ganz günstig: aber dorthin kommen sie nicht so schnell; zuerst 
kommen sie in die Hände des rasenden Kriegsvolkes. 

Es wäre eigentlich Aufgabe der Ejriegsverwaltungen, den Aerzten die 
Mittel zu gewähren, um möglichst viele Verwundete bei einem Rückzug 
mitnehmen zu können, und es wäre tief zu beklagen, wenn diese Mittel 
fortgesetzt verweigert würden. Einstweilen müssen die Aerzte suchen, 
sich selbst so gut als möglich zu helfen. Recht viel wird ja dabei nicht 
herauskommen, aber es ist doch immer noch ein schönes Bewusstsein, 


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160 


zur Ehre des Sanitätsdienstes und zum Wohle der Verwundeten die 
äussersten Anstrengungen gemacht zu haben. 

* VI. Schlusswort. 

Aus den geschilderten, gewiss nicht unwichtigen Leistungen, welche 
sich auf den Truppenverbandplätzen ausführen lassen, dürfte sich ergeben, 
dass die letzteren nicht nur während der Anfangsperiode eines Gefechtes 
ein flüchtiges Dasein gemessen, sondern dass sie während der ganzen 
Dauer des Gefechtes bestehen bleiben müssen. Ferner wird sich aus dem 
geschilderten Dienstbetriebe ergeben, dass die Beorderung eines Theiles 
der Aerzte und Lazarethgehülfen in die Schützenlinie, wenn dies überhaupt 
mit der bisherigen Vorschrift gemeint war, hinfort besser zu unterbleiben 
hat, da die Truppenverbandplätze sich stets in solcher Nähe der Gefechts¬ 
linie halten werden, als mit einer überlegten und geordneten IJülfs- 
thätigkeit verträglich ist. Die Vereinigung aller Hülfskräfte eines 
Bataillons oder Regiments auf einem Punkt ist allein geeignet, ein plan- 
mässiges Handeln und eine die Arbeit fördernde Vertheilung der Rollen 
zu ermöglichen. 

Um die erste Hülfeleistung noch wirksamer zu gestalten, möchte es 
sich empfehlen, die Hülfskrankenträger statt mit der Aderpresse, die 
Niemand, nicht einmal ein Arzt, so anzulegen vermag, dass während des 
Transportes zum Truppenverbandplatz die Wiederkehr einer gestillten 
Blutung sicher verhütet wird, mit Gummischläuchen oder elastischen 
Gurten auszurüsten. Einen Schlauch zweckmässig um die Wurzel der 
oberen oder unteren Gliedmaasse herumzuschlingen, ist den Kranken¬ 
trägern leicht beizubringen. Mit einem solchen Hülfsmittel ausgerüstet, 
können sie einen in Verblutungsgefahr befindlichen Verwundeten sicher 
und wohlbehalten aus der Gefechtslinie auf den Truppenverbandplatz 
verbringen, ohne dass sie zu dieser einfachen Hülfeleistung der Mit¬ 
wirkung eines Arztes bedürfen. 

Dass die Ausstattung des Medizinwagens mit Handwerkszeug, Stricken, 
Nägeln und Leinwandschweben dringend erforderlich ist, damit auf den 
Truppenverbandplätzen Stuhlbahren für die Lagerung der Oberschenkel¬ 
brüche angefertigt und Fuhrwerke zur beschleunigten Rückbringung der 
Verwundeten hergerichtet, damit ferner in den gefechtsfreien Zeiten Rinnen 
und sonstige Lagerungsapparate für die Unterschenkelbrücbe bereitet 
werden können, dürfte nicht widersprochen werden. 

Auch die Ausstattung des Medizinwagens mit einem Schnellkocher 
wird nicht überflüssig erscheinen. 


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161 


Die Anfertigung von fahrbaren Gestellen zur schwebenden Unterbringung 
von Tragen oder Stuhlbahren für weitere Transporte als Ersatz für die 
dringend benöthigten, aber für die vordere Linie noch nicht genehmigten 
Radbahren oder Handkarren würde ausserordentlich vereinfacht, wenn 
eine Anzahl von Achsen und Rädern zu sicherer Verfügung stände. Es 
wäre gewiss ausführbar, auf jedem Patronenwagen eine Achse mit zwei 
massig hohen Rädern unterzubringen. Auf dem Marsche könnten dieselben 
nicht als nennenswerthe Belastung der Patronenwagen gelten, und bei 
Beginn eines Gefechtes würden sie ja ohnehin von dem Wagen genommen 
und nach dem Truppenverbandplatz geschafft werden. Vielleicht Hesse 
sich auf diese Weise zwischen den nothgedrungenen Ansprüchen der 
Aerzte und zwischen den strategischen Bedenken gegen eine weitere 
Vermehrung des Gefechtstrains ein Kompromiss zu Stande bringen. 


Ueber Anwendung des Chinins gegen Hitzschlag. 

Von 

Professor C. Binz. 

Die nachstehenden Zeilen machen keinen Anspruch, etwas Neues zu 
bringen, sondern bescheiden sich, die militärärztlichen Kollegen auf ein 
Chininpräparat aufmerksam zu machen, das sich zur Prüfung des Gegen¬ 
standes besser eignet als die bisher angewandten. 

Ueber günstige Wirkung des Chinins im Hitzschlag liegen mehrere 
ausländische Berichte vor. Theoretisch darf man sie annehmbar finden. 
Der Hitzschlag ist offenbar nichts weiter als eine eigenartige schwere 
Stoffwechselstörung, die durch zu hohe Körperwärme verursacht wird. 
Die eiweissumsetzenden Zellen erzeugen Produkte, welche das Blut ver¬ 
ändern, die Nervencentren vergiften und damit die bekannte Symptomen¬ 
grappe schaffen. Vom Chinin ist heute, ohne dass ein Widerspruch 
noch geltend gemacht wird, bekannt, dass es die Thätigkeit von Zellen 
herabsetzt, wie das mässige Gaben unter Anderem durch die starke Herab¬ 
setzung der Menge der stickstoffhaltigen Exkrete im Harn darthun. Bei 
höheren Wärmegraden des Körpers, also im Fieber, geschieht das noch 
leichter als bei denen des gesunden Menschen, Die überhitzten Zellen 
des Hitzschlagkranken dürften dem nämlichen Gesetze unterliegen. Das 
Chinin kühlt sie ab, d. h. schränkt ihre Verbrennung merkbar ein und 
unterdrückt damit die bösartigen Folgen. 1 ) 

*) Vergl. meine Abhandlung Chinarinde und Chinin in A. Eulenburgs Real- 
Encyklopädie der gesammten Heilkunde. 3. Auflage. 1894. IV. 460 bis 488. 

XTIit&rärztiiche Zeitschrift. 1895. 11 


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162 


Doch es ist klar, der letzte Satz bedarf für uns erst des genauen 
erfahrungsgemässen Beweises. Anhalt dafür, dass dieser vielleicht gelinge, 
gehen ausser der theoretischen Erwägung die Berichte englisch-indischer 
Militärärzte. 1 ) 

Hall sagt: „Die Erfahrung mehrerer Militärärzte in Indien reicht 
jetzt offenbar aus, um zu beweisen, dass die subkutane Einspritzung von 
Chinin beim Hitzschlag die erfolgreichste Art der Behandlung ist, die 
man kennt. Ich hatte darüber mancherlei Besprechungen mit solchen, 
die sie angewandt hatten, und einer meiner Freunde, ein Regimentsarzt, 
der kürzlich nach England zurückgekehrt ist, sagte mir, wenn es in der 
praktischen Heilkunde irgend etwas gäbe, das man als magisch bezeichnen 
dürfe, so sei es die Wirkung subkutaner Einspritzungen von Chinin im 
Hitzschlag.“ Es folgen nun Berichte, die Hall als Sanitätsoffizier des 
Kriegsministeriums zu Gebote standen, und ein Fall den er selbst erlebte. 

Anderson, Brigade-Arzt in Indien, erzählt dies: 

„Ich glaube annehmen zu dürfen, dass wir im Chinin, subkutan 
angewandt, ein kräftiges Heilmittel für solche Fälle besitzen, wenigstens 
habe ich es in meiner Erfahrung oft erprobt. Meines Erachtens würde 
sein grösserer Gebrauch eine geringere Sterblichkeit zur Folge haben, als 
bisher. Ich sah Kranke, die durch Hitzschlag komatös waren, nach der 
subkutanen Einspritzung von Chinin in 10 bis 15 Minuten so weit besser 
werden, dass sie imstande waren, auf Verlangen die Zunge vorzustrecken 
oder durch Zeichen oder Worte darzuthun, dass sie eine an sie gerichtete 
Frage verstanden. Genau erinnere ich mich des Folgenden: Eines Tages 
behandelte ich mit solchen Einspritzungen 14 Fälle von Hitzschlag, 
während wir im Choleralager von Mian Mir lagen und die heisse Julisonne 
von Punjab auf unsere Zelte hemiederbrannte, die von keinem Baum 
geschützt wurden. Nur ein Fall verlief tödtlich. Alle waren von einer 
Heftigkeit, die die Kranken bewusstlos machte. Die von mir gebrauchte 
Gabe ist von 2 bis 4 Gran (0,12 bis 0,24 Gramm), und diese Gabe kann 
wiederholt werden in solchen Zwischenräumen, wie es der Zustand des 
Kranken erfordert. Ich habe eine zweite Gabe eine halbe Stunde nach 
der ersten gegeben, eine dritte in zwei, drei oder vier Stunden näch der 
zweiten. Wenn wir bedenken, wie schmal die Linie zwischen Leben und 
Tod in diesen Fällen von Uebererhitzung ist und dass bei einer Körper- 
wärme von 107 0 F. (41,6 ° C.) das Leben’ noch gerettet werden kann, 

*) A. R. Hall, The Practitioner. London. 1876. XVI. 196. — E. L. Fox, Lancet 
1876. II. 154. — Dr. J. Andereon, Laneet 1887. II. 856. Ein Vortrag, gehalten 
in der militär-medizinischen Abtheilung des Internationalen Kongresses zu Washington. 


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163 


während bei 111 F. (43,9 C.) der Tod erfolgt, so heisst es sehr' viel, ein 
Heilmittel zu besitzen, das die Temperatur in wenigen Minuten erniedrigt. 
Ich beanspruche diese Eigenschaft für den subkutanen Gebrauch des 
Chinins im Hitzschlag.“ 

Der Verfasser geht dann über zur Besprechung des Präparates. Dass 
mit der Darreichung des Chinins durch den Mund im Hitzschlag nichts 
anzufangen ist, brauche ich nicht ausein an derzu setzen. Es sei nur an 
die Bewusstlosigkeit, das Erbrechen und an die Krämpfe mit. Kiefer¬ 
klemme erinnert Ein Chininsalz aber, das subkutan gebraucht wird, 
muss vor Allem leicht löslich sein, und darum empfiehlt Anderson, als 
in seiner Hand bewährt gefunden, jdas doppeltbromwasserstoffsaure 
Chinin, das sich in 1 zu 6 Tbeilen destillirten Wassers bei gewöhnlicher 
Wärme glatt löse. 

Es ist mir nicht bekannt, dass diese Einspritzungen in den deutschen 
Armeen nachgeprüft worden sind. Jacubasch sagt in seiner bekannten 
Monographie von 1876, S. 133: „Ich selbst habe keine Erfahrungen über 
Chinineinspritzungen und werde wohl auch schwerlich von ihnen Gebrauch 
machen, da ich mir beim Hitzschlag zu wenig davon verspreche“; und 
Hiller in seinem Vortrag von 1887, S. 160: „Medikamente sind in der 
Regel entbehrlich.“ Dieser Mangel an Nachprüfung der englisch-indischen 
angeblichen Erfahrungen mag in der Skepsis gegen Arzneiwirkungen 
beruhen, die bei uns nicht mit Unrecht grösser ist als unter den 
englischen Aerzten; oder er mag beruhen in dem Mangel eines bei uns 
genügend bekannten und erprobten Chininpräparates, das sich zu 
Unterhauteinspritzungen gut eignet. Das bei uns meist innerlich gebräuch¬ 
liche salzsaure Chinin bedarf immerhin 34 Theile destillirten Wassers zur 
Lösung, und das schwefelsaure, das am besten ganz aus dem Gebrauch 
verbannt würde, gar 800 Theile. Diesen beiden Salzen so viel freie Säure 
znzusetzen, dass ihre Löslichkeit ausreichend gross wurde, scheute man 
sich, weil man in und unter der Haut Schmerz, Eiweissgerinnung und 
brandige Zerstörung durch die freie Mineralsäure fürchtete. 

Eine gute Zahl meiner früheren Thierversuche mit Chinin wurde 
vermittelst sauer reagirender subkutaner Einspritzungen angestellt, und 
es bestand für mich seit lange kein Zweifel, dass dieser Weg zum Er¬ 
zielen einer sicheren und raschen Wirkung sehr gangbar sei. In neuester 
Zeit wurde die Frage, wie sich der Mensch zu dieser Methode verhalte, 
hier in Bonn von Ungar und seinen Schülern und von v. Fleischl in 
Rom aufgenommen und so durchgeprüft, dass jetzt gut verwerthbare 

11 * 


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164 


Resultate'vorliegen. l ) Der Kürze halber gehe ich auf die Entwickelung 
der Einzelheiten nicht ein, sondern gebe nur das, was zur praktischen 
weiteren Anregung und Yerwerthung dienen kann. 

D oppeltsalz saures phinie (ftfeAfliumn bixu^rj^ticuni) ist das an- 
zuwenaende JPräparat. Es besteht aus feinen, farblosen Krystallen, die in 
weniger als ihrem eigenen Gewichte destillirten Wassers von Zimmerwärme 
gut löslich sind und so eine sirupdicke hellgelbe Flüssigkeit geben. 

Die Lösung reagirt stark sauer, macht aber merkwürdigerweise, an 
nicht zu empfindlichen Stellen ein gespritzt, keinen Schmerz, keine Ent¬ 
zündung und wird rasch resorbirt. Als Vorbedingung für diese Erträglich¬ 
keit gilt, dass die Ei n spritz ung in das Unterhautzeilgewelje gemacht wird 
und nicht in das Corium. Dieses darf nicht mehr als die feine Einstich¬ 
wunde haben. Meine Mahnung ist nicht überflüssig, denn die Erfahrung 
lehrt, dass es Aerzte genug giebt, die beim Anstellen von Unterhaut¬ 
einspritzungen das Corium zerfleischen und sich dann wundern, dass die 
Kranken Abszesse bekommen. 

Betreffs der Dosirung gilt dasselbe wie von dem gebräuchlichen 
salzsauren Chinin. Die Zusammensetzung von diesem ist C f <> H* 4 Nt 
0 9 . HCl *+* 2H a O. Die Zusammensetzung des sauren Salzes ist C* 0 
H-m Na 0*. 2HC1. Das Molekül des einen ist 396,5 und das des andern 
397; beide enthalten also die fast ganz gleiche Menge des wasserfrei 
gedachten Chinins. 

Auf dem Marsche an heissen Tagen wäre vorräthig zu halten eine 
absolut klare Lösung des Chininum bimuriaticum, die so angefertigt ist, 
dass die Pravazsche Spritze des Arztes 0,25 des Chininsalzes enthält. 
Diese Gabe wird dem Krankeneingespritzt und je nach Befund einige Mal 
jwiederholt. Da die Alkaloidsalze in subkutaner Einspritzung stärker 
'wirken als vom Magen aus (weil sie eben rascher aufgesaugt werden), 
so würde vor dem Anstellen der 3. und 4. Einspritzung, bis genauere 
Erfahrungen vorliegen, der Zustand der Athmung und des Herzens in 
Betracht zu ziehen sein. 

Man lasse sich die vorräthig auf den Marsch mitzunehmende Lösung 
so anfertigen, wie ich es nach Maass und Gewicht ausprobirt habe: 
Rp. Chinin. bimuriat._10, 0 solye in 

i) H. Laubinger, Ueber subkutane Injektionen von Chininum bimuriaticum 
bei Kenchbusten. Jahrbuch für Kinderheilkunde. 1895. XXXIX. 141. — Hier auch 
die ältere Litteratur. 

O. v. Fleisch 1, Ueber subkutane Chinininjektionen. Experimentelles und Er¬ 
fahrungen aus der Praxis. Fortschritte der Medizin. 1895. XIII. 145. 



vitro epist. vitreo cl. ß. suo nom. — Bei der Lösung des Salzes in Wasser 
wächst das Volumen so, dass gerade 40 ccm aus der Torstehenden 
Wägung hervorgehen. Da man nun erwarten darf, dass jede gut konstruirte 
Pravazsqfry fi ft fftp auf 1 qcm geaicht ist, so sind 0,25 des doppelt- 
salzsauren Chinins in der gefüllten vorhanden,' also die jedesmalige 
Gabe für den Hit^chtagkranken. 

Das genannte Salz kann durch den Apotheker . von den vereinigten 
Chininfabnken Zimmer u. Comp, in Fra nkfurt a. M. bezogen werden. 
Ans dem Preisverzeichnisse vom letzten August ersehe ich, dass damals 
100 g 6 Mk. 25 PfL kosteten. Ich habe das Präparat der genannten 
Firma durch meinen chemischen Assistenten Dr. A. Kreutz untersuchen 
lassen. Er fand einen Chlorgehalt von 17,4%, was dem der Formel 
entsprechenden Gehalt von 17,8 nahe genug liegt. 

Wenn es richtig ist, was ich überall lese, die beste Behandlung des 
frischen Hitzschlages sei, dass der Körper mittelst starker Wärmeabfuhr 
durch äussere Anwendung von Wasser abgekühlt werde, so muss ein 
Herabsetzen der Wärme durch Einschranken der Wärmebildung von 
innen heraus der Wärmeabfuhr wirksam entgegenkommen. Das Verringern 
der Verbrennung in dem überhitzten Körper wird in den meisten Fällen 
das Bequemere und das Erste sein können. Welche schlagenden Erfolge 
das Chinin in dem Herabstimmen der Thätigkeit von Zellen aufweist, 
lehren die gewöhnlichen Malariafieber, nur mit dem Unterschiede, dass 
es hier die Schmarotzerzellen der Malariaamöbe sind, die das Chinin 
binnen weniger Stunden so lähmt, dass ihre Fortpflanzung unmöglich 
wird. 1 ) Im Hitzschlag haben wir es nicht mit Parasiten zu thun, sondern 
mit den normalen Körperzellen, die im Zustande der Ueberhitzung 
arbeiten. Die Berührung mit dem im Blute kreisenden Chinin mag wohl 
geeignet sein, auch sie in ihrer Thätigkeit merkbar einzuschränken. 

Der Versuch, das in der angegebenen Weise am Menschen vorsichtig 
zu erproben, kann jedenfalls keinen Schaden stiften. Ueber den nach 
Angabe englisch-indischer Aerzte zu erwartenden Nutzen wird das 
Thermometer, das nach preussischer Vorschrift vom Arzte „auf grösseren 

*) Vergl. darüber Deutsche medizinische Wochenschrift 1894, S. 122 oder 
Centralblatt für die medizinische Wissenschaft 1894, S. 18. Die gleichlautende 
Wirkung auf die Auswanderung der Leukocyten ist abermals in ausführlicher Arbeit 
bestätigt worden von L. Schumacher in Dorpat, siehe Roberts Arbeiten des 
Pharmakol. Instituts zu Dorpat. 1894, Bd. 10 S. 1—80, und zwar in dem von mir 
erwiesenen Sinne, dass die betreffende Wirkung eine unmittelbar auf die genannten 
Zellen gerichtete ist 


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166 


und anstrengenden Märschen in heisser Jahreszeit“ mitzuführen ist 1 ), bald 
Aufschluss geben, abgesehen von der Besserung des Allgemeinbefindens 
des Kranken. Nur wolle man beim Misslingen in Fällen allerschwerster 
Art die Versuche nicht gleich aufgeben und verwerfen, wie das manche 
Aerzte so gerne thun, um den überlegenen kritischen Geist zu doku¬ 
mentären. Es giebt bekanntlich auch Fälle von Malariafieber, welche 
das darin sonst so souveräne Chinin nicht heilt oder auch nur bessert. 


Referate und Kritiken. 

Statistischer Sanitätsbericht über die Kaiserlich Deutsche 
Marine für den Zeitraum vom 1. April 1891 bis 31. März 1893. 
(Beilage zum Marineverordnungsblatt No. 23 für 1894.) 

Der vorliegende Bericht erstreckt sich, wie die vier vorhergegangenen, 
über einen zweijährigen Zeitraum und schliesst sich in seiner Anordnung 
denselben an. Der I. Theil behandelt die Kränklichkeit, den Abgang 
durch Dienstunbrauchbarkeit und Invalidität, sowie die Sterblichkeit im 
Allgemeinen, der II. Theil die KrankheitsVerhältnisse auf den verschiedenen 
Schiffsstationen im Auslande, in den heimischen Gewässern und bei den 
Marinetheilen am Lande im Speziellen, und im III. Theil folgen tabellarische 
Krankheitsübersichten. 

Nachstehende Zusammenstellung (S. 167) ergiebt die wichtigsten 
Zahlen der Krankenbewegung. 

Der Gesammt-Krankenzugang zeigte gegen das Vorjahr im 
1. Berichtjahre eine geringe Steigerung, um 17,1 °/ 00 , bedingt durch einen 
um 49,4 °/oo gesteigerten Zugang an Bord, wogegen am Lande sogar eine 
Abnahme um 17,7 %0 eingetreten war. An der Abnahme von 36,1 °loo 
im 2. Berichtjahre waren sowohl die Schiffe — mit 29,7 %>o — als auch 
die Marinetheile am Lande — mit 42,9 %> 0 — betheiligt. Seit 1879/80 
hatte nur das Jahr 1888/89 einen geringeren Krankenzugang (882,4 °/oo)- 

Die durchschnittliche Behandlungsdauer stellte sich überhaupt 
in der Marine 1891/92 auf 12,3 und 1892/93 auf 14,1 Tage; dieselbe war 
in beiden Berichtjahren an Bord um 0,1 bezw. 2,6 Tage länger als am 
Lande. Die längste durchschnittliche Behandlungsdauer hatten im 
1. Jahre die Schiffe in Westindien und Amerika (16,4 Tage), im 2. die¬ 
jenigen in der Südsee (20,9 Tage). 

Der tägliche Krankenstand — im Ganzen 1891/92 34,0 %o 
und 1892/93 34,3 °/oo — war an Bord um 5,7 bezw. 7,3 °/oo höher als am 

*) Siebe Amtliches Beiblatt zu dieser Zeitschrift 1889, No. 10. — Der 
darin ebenfalls vorgeschriebene Aether dürfte besser durch den offizineilen Essig¬ 
äther ersetzt werden. Der Aether geräth vielleicht bei den heissen Marschtemperaturen 
ins Sieden (35° C.), der Essigäther nicht (75° C.), und der Essigäther wirkt, wenigstens 
bei Thieren, entschieden besser und uugefahrlicher erregend als der Aether. Vergl. 
die experimentelle Arbeit aus meinem Institute von P. Krautwig im Centralblatt 
für klinische Medizin 1893, S. 393. — Auch darüber möge die Prüfung am Menschen 
entscheiden. 


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167 






An Bord 



Am Lande 

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Abgang »/» 













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51,5 

25,5 

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26,7 


Lande. Am höchsten war er im 1. Jahre auf den Schiffen in Afrika 
(72,6 %k>), im 2. auf denen in Ostasien (58,9 %o). 

An Bord wurden 1891/92 im Durchschnitt 1,6 %>o und 1892/93 2,0 %o 
der Iststärke auf Krankenkost täglich verpflegt. 

Unter den allgemeinen Erkrankungen — 81,7 bezw. 54,9 %o — 
waren eigentliche akute Infektionskrankheiten 34,1 bezw. 24,5 °/oo und 
zwar auf den Schiffen im Auslande 148,9 bezw. 94,2 %o, auf denen in 
der Heimath 10,9 bezw. 12,0 °/oo und am Lande 13,7 bezw. 8,0 %©♦ Im 
1. Berichtjahre hatten die hierher gehörigen Erkrankungen im Vergleich 
zum Vorjahre überhaupt in der Marine eine geringe Steigerung (um 1,7 %o), 
im 2. eine Abnahme (um 9,6 o/oo) erfahren; an Bord im Auslande stand 
einer Vermehrung um 89,1 %o im 1. Jahre eine Abnahme um 54,6 %o 
im 2. Jahre gegenüber; am Lande trat in beiden Jahren eine Verminderung 
am 9,1 bezw. 5,7, im Ganzen also um 14,8 %o ein. Am schwersten waren 
auch in diesen beiden Jahren die Schiffe in Afrika (672,1 bezw. 183,7 %o) 
betroffen, am leichtesten dies Mal die in Westindien und Amerika (8,6 
bezw. 4,1 % 0 ). In beiden Jahren zeigten die allgemeinen Erkrankungen 
gegen das Vorjahr eine Abnahme und zwar um 0,5 bezw. 26,8 %o. — 
Von akuten Exanthemen kam Scharlach 39 mal an Bord der Schiffe 
in der Heimath und 26 mal am Lande vor; ein Fall endete tödtlich. — 
Von 48 Masernerkrankungen betrafen 13 die Schiffe und 35 die Marine¬ 
theile am Lande. — Rose wurde in je 21 Fällen auf den Schiffen und 


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168 


am Lande beobachtet. — Von acht mit je vier auf die Schiffe und die 
Marinetheile am Lande sich vertheilenden Erkrankungen an Diphtherie 
endeten zwei tödtlich. — An Unterleibstyphus erkrankten im Ganzen 
36 Mann, davon 15 auf den Schiffen in der Heimath, 12 an Bord im 
Auslande (sieben in Ostasien, drei im Mittelmeer, zwei in der Südsee) 
und neun am Lande; auf jede der drei Gruppen entfallt ein Todesfall. — 
Malariafieber (25,1 bezw. 18,4 %o) zeigten 1891/92 gegen das Vorjahr 
eine Zunahme um 4,4 °/oo. Die erheblichste Zunahme hatten die Schiffe 
im Auslande (um 83,8 °/oo) erfahren; einer Abnahme auf den Schiffen in 
der Heimath um 5,4 °/m stand ein um 0,8 %<> erhöhter Zugang am Lande 
gegenüber. Im 2. Berichtjahre zeigten die Malariafieber fast überall eine 
Abnahme, am erheblichsten an Bord im Auslande — um 47,7 °/oo, ins- 
gesammt um 6,7 °/oo. Am häufigsten waren die Erkrankungen in beiden 
Berichtjahren in Afrika (657,8 bezw. 181,7 %o), am seltensten im 1. in 
der Heimath (3,3 %o) im 2. in Amerika (1,0 °/oo). Von den insgesammt 
771 Fällen endeten drei in Afrika tödtlich. — Von den 23 Erkrankungen 
an Ruhr kam ein Fall am Lande, 22 auf den Schiffen im Auslande (10 
in der Südsee, sieben in Afrika, drei in Ostasien und zwei in Amerika) 
vor. — Die zwei Fälle asiatischer Cholera, je einer in Ostasien und 
in der Südsee, endeten tödtlich, ebenso ein Fall epidemischer Genick¬ 
starre (am Lande). 

Die Zahl der katarrhalischen Fieber war 1891/92 noch ziemlich 
erheblich, 22,8 %©, bedingt durch vielfache Influenza-Erkrankungen; 1892/93 
betrug sie nur 4,8 %o. — Akuter Gelenkrheumatismus war im 
1. Berichtjahr am häufigsten auf den Schiffen in der Heimath (16,4 •/«•), 
während auf denen im Auslande und am Lande die Erkrankungszahlen 
fast gleich waren (13,8 bezw. 13,6 %o). 1892/93 machte sich überall eine 
Steigerung bemerkbar, am stärksten auf den Schiffen in der Heimath, 
um 4,8 %o (21,2 °/ 00 ), sodann auf denen im Auslande, um 4,1 °/oo (17,9 %©). 
ein Fall (Heimath) endete tödtlich. — Skorbut wurde nur 1 mal 1892/93 
in der Südsee beobachtet. — Hitzschlag trat im Ganzen in 25 Fällen 
auf; von diesen betrafen 15 die Schiffe im Auslande, acht die in der 
Heimath und zwei die Marinetheile am Lande. 

Krankheiten der Athmungsorgane — 115,5 bezw. 93,6 %o — 
waren am Lande und auf den Schiffen in der Heimath weit häufiger als 
an Bord im Auslande. N 

Krankheiten der Ernährungsorgane «— 143,1 bezw. 167,7 %* 
— kamen in beiden Jahren bei Weitem überwiegend an Bord im Auslande 
vor; besonders gilt dies für die akuten und chronischen Katarrhe der 
Verdauungsorgane; dies Verhältnis steigert sich noch ganz beträchtlich 
nach Abzug der Mandelentzündungen. 

Der Zugang an venerischen Leiden belief sich 1891/92 auf 109,7 °/oo 
(6,7 °/oo höher als im Vorjahre) und 1892/93 auf 105,1 °/©i>; am zahlreichsten 
waren dieselben, wie in früheren Jahren, auf den Schiffen in Ostasien 
(279,4 bezw. 367,2 °/oo), am wenigsten zahlreich bei der Ostseestation 
(4,2 bezw. 5,9 °/oo). 

Mechanische Verletzungen erlitten 1891/92 im Ganzen 193,6 e /oo 
und 1892/93 187,8 °/ 0 o der Iststärke. Die schweren Verletzungen waren, 
wie früher, an Bord häufiger als am Lande; von 177 Knochenbrüchen 
und Verrenkungen kamen 119 an Bord und 58 am Lande, von 3294 Quet¬ 
schungen und Zerreissungen 2218 an Bord und 1076 am Lande in Zugang. 


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169 


Als dienstunbrauchbar kamen in beiden Jabren zusammen 
847 Mann (23,7 %o) zur Entlassung, davon 465 (13,0 °/oo) sofort nach 
der Einstellung oder innerhalb der nächsten drei Monate. Den häufigsten 
Anlass zu Dienstunbrauchbarkeit gaben wieder die Leiden der Augen und 
der Sehfähigkeit, dann folgten Krankheiten der Bewegungsorgane und 
des Herzens, allgemeine Körperschwäche, Leiden des Gehörs. 

Als halbinvalide wurden 113 Mann (3,2 %«) und als ganzinvalide 
282 Mann (7,9 %o) entlassen. Vorwiegend waren die Ursache Leiden 
der Bewegungsorgane bezw. des Herzens, Unterleibsbrücbe und Tuberkulose. 
Die Invalidität war 193 mal durch äussere, 154 mal durch innere Dienst¬ 
beschädigung, 1 mal durch Verwundung im Gefecht und 47 mal durch 
langjährige Dienstzeit' entstanden; in 125 Fällen wurden dieselbe als 
zeitig, in 270 Fallen als dauernd ausgesprochen. 

Die Sterblichkeit belief sich auf 112 Todesfälle (3,1 °/o© gegen 
5.1 %o in den beiden Voijahren), von denen 70 (3,8 °/oo) auf die Schiffe 
and 42 (2,4 %o) auf die Marinetheile am Lande entfielen. An Bord 
starben durch Krankheit 32, durch Unglücksfall 35 und durch Selbstmord 
drei Mann, an Land 31,7 bezw. vier Mann; die Sterblichkeit durch Un¬ 
glücksfall war somit an Bord erheblich grösser als am Lande. Die häufigste 
Ursache für die Todesfälle durch Krankheit war Tuberkulose (22 mal), 
Lungen- und Brustfellentzündung (15 mal), dann Pyämie, Abdominal¬ 
typhus und Malariafieber (je 3 mal). Sämmtliche durch Pyämie und 
Malaria bedingten Todesfälle betrafen die Schiffe — Durch Selbstmord 
endeten sieben Mann ihr Leben und zwar fünf durch Erschiessen und je einer 
durch Ertränken bezw. Erhängen. — Durch Unglücksfall gingen 42 Mann 
zu Grunde und zwar 22 durch Ertrinken, neun durch Sturz aus der Takelung 
oder anderweitig, acht durch Verbrennung, zwei durch Vergiftung, einer 
durch Erschiessen. 

Aus dem II. Theile, welcher die speziellen Krankheitsverhältnisse auf 
den einzelnen Schiffen und am Lande behandelt, kann nur das Wichtigste 
im Auszuge wiedergegeben werden. Für die jüngeren Schiffsärzte werden 
die vielfachen litterarischen Hinweise bei Besprechung der für die einzelnen 
Stationen wichtigsten Krankheiten von grossem Werthe sein. 

In Asien befanden sich zwei Kriegsschiffe, einschliesslich der Ablösungs- 
dumpfer mit 508 — auf Zeit reduzirt 381 Mann Besatzung. Der Kranken¬ 
zugang betrug 1891/92 216 (1058,8 %*>) und 1892/9* 229 Mann (1293,8 %o), 
von denen im Ganzen vier Mann (10,5 °/oo) starben (einer an Bord, drei 
inLandlazarethen). — Unterleibstyphus wurde 2 mal auf „Wolf“, 5 mal 
auf „Iltis“ beobachtet; ein mit doppelseitiger Lungenentzündung komplizirter 
Fall endete tödtüch. — Wechselfieber gingen im Ganzan in 34 Fällen 
(28 Neuerkrankungen) zu, sämmtlich intermittirenden Charakters. Auf 
«Iltis“ trat 1891/92 zu gleicher Zeit mit 17 theils auf Shanghai, theils 
auf Tschifu zurückzuführenden Neuerkrankungen eine grössere Anzahl 
heftigerer Darmkatarrhe auf, welche der Berichterstatter als gleichfalls 
von Malariainfektion berrührend ansieht. Ausserdem kamen Milzschmerzen, 
Frösteln und Appetitlosigkeit zu jener Zeit bei einem grossen Theil der 
Mannschaft vor, ohne dass in allen Fällen deutliche Milzvergrösserung 
oder Temperatursteigerung nachzuweisen war. Zwei Nebenhodenent¬ 
zündungen zeigten tertiane Verschlimmerungen welche sich stets auf 
Chinin besserten; in einem Falle von Tertianfieber trat 4 mal hinterein¬ 
ander mit dem Ansteigen der Temperatur eine Anschwellung des Neben¬ 
hodens bis zu Hühnereigrösse auf. Ferner wurden mehrere Fälle von 


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Hüftweh und Furunkel auf Malariainfektion zurückgeführt. — Die ka¬ 
tarrhalische Form der Ruhr wurde 3 mal beobachtet; zwei Fälle verliefen 
leicht, der dritte war mit Afterfissur und innerer Mastdarmfistel kom- 
plizirt. — Ein Fall von asiatischer Cholera, (Infektionsort Shanghai) 
endete nach elfstündiger Krankheitsdauer tödtlicb — Von drei katar¬ 
rhalischen Fiebern boten zwei (Infektionsort Shanghai, woselbst die 
Grippe stark verbreitet war) das charakteristische Bild der epidemischen 
Grippe mit stark ausgeprägten nervösen Erscheinungen^ 

In dem Marinelazareth zu Yokohama wurden im Ganzen 
222 Mann mit 5654 Verpflegungstagen behandelt; von diesen stammten 
105 von deutschen, zwei von österreichischen und drei von russischen 
Kriegsschiffen; von den übrigen Kranken waren 29 Angehörige des 
Deutschen Reiches, 23 Engländer, 11 Amerikaner, 5 Russen, 4 Italiener, 
9 andere Europäer, endlich 31 Asiaten. 

Die Südsee war mit zwei Kriegsschiffen besetzt, welche einschliesslich 
der Ablösungsdampfer eine Besatzung von 650 — auf Zeit reduzirt 5 7 1 Mann 
hatten. Im Ganzen wurden behandelt 1891/92 308 Mann (1019,9 °/©o) 
und 1892/93 185 Mann (687,7 %o), von denen zwei in Landlazarethen 
starben. — Abdominaltyphus wurde in zwei typischen Fällen (In¬ 
fektion sort Apia bezw. Auckland) beobachtet — Wechselfieber kam in 
neun Fällen (5 Neuerkrankungen) zur Behandlung. Zwei schwere Erst¬ 
erkrankungen auf „Sperber“ stammten aus Finschhafen, wo kurz vor dem 
Eintreffen des Schiffes eine sehr schwere Malariaepidemie geherrscht hatte, 
welcher 17 Europäer, darunter auch der Arzt, zum Opfer gefallen waren. 
Nur fünf Europäer waren am Leben geblieben; in der Folge wurde die 
Station bis auf einen zurückgebliebenen Unterbeamten aufgehoben. — In 
sieben Zugangsfallen von Ruhr wurde die Krankheit auf den unvorsichtigen 
Genuss von Früchten zurückgeführt. — Von Cholera wurde in Batavia, 
wo unter den Eingeborenen Cholerafälle vorgekommen waren, ein Mann 
befallen, der bei seinem dienstlichen Aufenthalte an Land entgegen dem 
strengen Verbot von einem einheimischen Händler Melonen gekauft und 
diese gegessen hatte Am Abend desselben Tages setzte die Krankheit 
ein, am nächsten Nachmittage verschied der Mann im Landlazareth. — 
Grippe wurde in acht Fällen (Kiel fünf, Auckland einer, Apia zwei) 
beobachtet; in allen Fällen waren die nervösen Symptome stark ausgeprägt. 

— Von fünf Fällen von Blutarmuth verlief einer todtlich; zu den 
Allgemeinerscheinungen gesellten sich bald Blutungen aus Zahnfleisch 

' und Nase; die mikroskopische Untersuchung des hellrothen wässerigen 
Blutes ergab Zerfall und Form Veränderungen der rothen Blutkörperchen; 
der Tod erfolgte im Hospital zu Sydney an Herzschwäche. — Ein ver¬ 
einzelter Fall von Skorbut kam bei sonst gutem Gesundheitszustände 
der übrigen Mannschaft und durchaus guten BeköstigungsVerhältnissen 
auf „Bussard“ im Anschluss an eine dreitägige Arreststrafe zur Beobachtung. 

— Unter vier Fällen von nervösem Herzklopfen ist einer insofern 
von Interesse, als die Krankheit sich infolge Ueberanstrengung des Herzens 
durch zweistündiges Tauchen im Suezkanal bei 39 c C Aussenternperatur 
entwickelte; die Wirkung der Digitalis war nur vorübergehend. — In 
21 Fällen von Entzündung der Leistendrüsen handelte es sich um kli¬ 
matischen Bubo, dessen Entstehung in allen Fällen auf Apia zurück¬ 
zuführen war, wo dieselbe Erkrankung auch unter den Samoanem 
häufig vorkommt. Diese klimatischen Bubonen gehen nur selten zurück, 
meist kommt es schnell zur Eiterung. — Die Erscheinungen einer beginnenden 


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171 


syphilitischen Lähmung (hochgradige Aufregung, heftiges Druck- und 
Hitzegefühl im Kopfe, lallende Sprache, Abweichung der Zunge nach 
rechts, Kribbeln in der rechten Zungenhälfte und im rechten Arm bis zu 
den Fingerspitzen) bildeten sich unter Schmierkur und Jodkalium in 
27 Tagen zurück. 1 

Auf der amerikanischen Station befanden sich acht Kriegs¬ 
schiffe, deren Gesammtbesatzung einschliesslich des Ablösungsdampfers 3376 
— auf Zeit reduzirt 2606 Mann betrug. 1891/92 gingen 1839 Kranke 
(1132,4 °/oo), 1892/93 1124 Eiranke (1144,6 °/oo) zu, im Ganzen starben 
6 Mann (2,3 %o). — In einem Falle von Masern musste die Infektion 
trotz der alsdann ausserordentlich langen Inkubationszeit von 17 Tagen 
auf Kiel zurückgeführt werden. — Unter acht Wechaelfiebererkran- 
kungen waren drei auf Porto Grande zurückzufuhrende Neuerkrankungen 
mit Entzündung der Leistendrüsen verbunden, welche zweimal eine 
Eröffnung mit dem Messer erforderten. Eine gleiche Beobachtung ist im 
Statistischen Sanitätsbericht für 1887/89, Seite 44 niedergelegt. — Von 
zwei Fällen von Ruhr wurde der eine auf zu reichlichen Obstgenuss, der 
andere auf den Genuss schlechten Wassers am Lande (Norfolk) zurück- 
geführt — Sieben leichte Erkrankungen an Hitzschlag bei Heizern, 
Schiffsjungen und einem Schiffskoch waren bedingt durch starke Hitze 
in der Maschine bezw; grosse Sonnenhitze an Deck. An Schlagfluss, 
wahrscheinlich infolge von Beratung eines syphilitisch erkrankten Gehira- 
gefasses, starb ein Unteroffizier, welcher früher mehrfach an Syphilis be¬ 
handelt worden war. Ausserordentliche Kopfschmerzen, an welchen er 
seit längerer Zeit litt, Hessen auf tertiäre Veränderungen im Gehirn 
schliessen; dieser Verdacht wurde durch die günstige Wirkung anti- 
syphilitischer Medikamente, besonders des Jodkali, verstärkt. Eines 
Morgens meldete sich der Mann wieder wegen heftiger Kopfschmerzen 
krank, legte sich in die Hängematte und wurde nach einigen Minuten 
todt aufgefunden. Die Leichenöffnung musste aus äusseren Gründen 
unterbleiben. — Von 175 akuten Darmkatarrhen entfallen 45 auf 
„Arkona“, 77 auf „Moltke“; von letzteren gingen in Norfolk 24 zu, ohne 
Zweifel bedingt durch den Genuss des dortigen schlechten Wassers. Eine 
nicht ganz aufgeklärte, nur die Mitglieder der Offiziermesse und deren 
Stewards betreffende Massenerkrankung von 20 Fällen auf „Gneisenan“ 
ist der Berichterstatter geneigt auf eine Fleischvergiftung bezw. auf den 
Genuss durch verdorbenes Fleisch verunreinigten Eises zurückzuführen: 
in zwei Tagen trat überall Genesung ein. — Unter 408 (156,5 %o) 
Quetschungen war eine Zerreissung der Harnröhre dadurch ent¬ 
standen, dass der Mann bei stark schlingerndem Schiff, rittlings auf eine 
eiserne Reelingstütze zu sitzen kam: boutonniere, Einlegen eines Katheters, 
völlige Heilung. — Von 21 (8,1 °/oo) Knochenbrüchen betrafen drei den 
Schädel; in einem Falle (Sturz aus der Takelung an Deck) erfolgte der 
Tod sofort, die anderen wurden völlig wiederhergestellt. — Ein Mann 
erlitt durch ein chilenisches Messer (durch ihre Grösse und Schärfe aus¬ 
gezeichnet) in der Magengegend eine Stichwunde; das vorgefallene Netz 
mit den Händen zurückhaltend, begab er sich in eine nahegelegene Wirth- 
schaft, wo er zunächst von einem chilenischen Arzte verbunden wurde. 
Im Landhospital wurde dann das stark beschmutzte Netz abgetragen, der 
Stampf unterbunden und in die Bauchhöhle versenkt, Heilung in 
30 Tagen. 


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172 


Im Mittelmeer hatten zwei Schiffe eine Besatzung von 448 Mann. 
Der Krankenzugang betrug 1891/92 63 Mann (1016,1 °/ 0 o), 1892/93 

460 Mann (1191,7 %o); im Ganzen starb ein Mann (2,2 °/oo)» — Von drei 
Typhusfällen erfolgte je einmal die Ansteckung in Constantinopel bezw. 
Neufahrwasser; im 3. Falle, wiederum den Schinsarzt der „Loreley“ be¬ 
treffend, war der Infektionsort nicht bestimmt nachzuweisen. Genesung 
trat in allen Fällen ein, ein Mal nach Ueberstehen eines wohl ch&rak- 
terisirten Rezidivs. — Unter 16 Erkrankungen an Malaria waren neun 
Neuerkrankungen (acht Therapia, einer goldenes Horn). — Eine tödtliche 
Vergiftung mit arseniger Säure kam dadurch zu Stande, dass ein 
Mann, um die Krankmeldung zu vermeiden, sich an Land gegen Fieber¬ 
rückfälle Arsenikpillen und Fowlersche Lösung verschafft hatte. An zwei 
aufein anderfolgenaen Tagen hatte er jedes Mal ausser 0,3 g der Lösung 
in den Pillen noch 0,025 g acidi arsenicosi und 0,15 g acidi carbolici 
crystallisati zu sich genommen. — An Denguefieber, dössen Inkuba¬ 
tionszeit nach den während der grossen Dengueepidemie 1889/90 in 
Konstantinopel gemachten Erfahrungen ein bis vier Tage beträgt, erkrankte 
der Schiffsarzt von „Loreley“. Als Ansteckungsorte kamen Piräus und 
Syra in Betracht, welche Orte das Schiff 48 bezw. 24 Stunden vor Aus¬ 
bruch der Krankheit verlassen hatte. Zu den All gemein-Erscheinungen 
traten am zweiten Tage Beschwerden von Seiten des Magen-Darmkanals, 
Erythem des Gesichts, Steigerung der Temperatur bis auf 39 ° C. und 
Schmerzen in den Handgelenken, von denen das rechte stark anschwoll. 
Ein allmählich über den ganzen Körper sich ausbreitender Ausschlag von 
rothen, linsen- bis zehn pfennigstückgrossen, die Hautoberfläche wenig 
überragenden Flecken verschwand vom 6. Tage ab mit dem Aufhören 
des Fiebers ohne Abschuppung binnen drei Tagen. Erst am 11. Tage 
waren die Gelenkschmerzen (seit dem 5. Tage auch in den Fussgelenkeo) 
verschwunden. Die Behandlung war rein abwartend. 

Auf der afrikanischen Station befanden sich auf längere bezw. 
kürzere Zeit acht Kriegsschiffe, welche einschliesslich der verschiedenen 
Ablösungsdampfer mit 3011 — auf Zeit reduzirt mit 1963 Mann besetzt 
waren, der grössere Theil der Schiffe war an der Ostküste stationirt. Der 
Gesammtkrankenzugang betrug an der Westküste im ersten Jahr 443 Manu 
(1808 o)t im zweiten Jahre ^90 M&dd (1043,2 ^/oo), an der Ostkuste 515 
(2119,3 °/oo) bezw. 1763 Mann (1196,6 °/oo). Im Ganzen starben neun Mann 
(4,6 %o) und zwar fünf durch Krankheit, einer durch Selbstmord, drei 
durch Unglücksfall. — Drei Fälle von Diphtherie, sämmtlich zwar mit 
Nierenentzündung komplizirt aber in Genesung übergebend, kamen an der 
Ostküste in Zugang. — Die Zahl der Malarialeiden verhielt sich in 
Westafrika in den beiden Berichtjahren etwa wie 3:1 (559,2 °/oo : 176,3•/<»); 
wiederum entfielen die meisten Erkrankungen auf die Uebergangszeit 
von der trocknen zur nassen beziehungsweise von der nassen zur 
trocknen Jahreszeit. Von 143 Fällen auf den stationären Schiffen 
waren 97 Neuerkrankungen; in 43 der letzteren Fälle trat die Erkrankung 
im Anschluss an Boots- oder kleinere Landungsexpeditionen auf. Wo 
sich dies ermitteln Hess, betrug die Inkubationsdauer zwischen 6 und 
24 Tagen. Der Krankheitsverlauf war im Allgemeinen leicht An 
Komplikationen wurden beobachtet: Nasenbluten, Bronchialkatarrh, Leber¬ 
entzündung sowie motorische Störungen leichterer und schwererer Art, 
letztere in einem Falle mit krampfhaftem Weinen verbunden. Ein leichter 
Fall von Schwarzwasserfieber wurde auf Kamerun zurückgeführt Rück- 


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173 


falle waren im Ganzen selten, zu den Neuerkrankungen im Verhältnis» 
yon 0,7:1 (1891/92) bezw. 0,13:1 (1892/93). Wiederum wurde die 
schon früher gemachte Beobachtung bestätigt, dass die Kamerun-Malaria 
verhältnissmässig selten zu erheblichen Milzschwellungen führt. Die 
Gutartigkeit fast sämmtlicber Fälle in diesem Berichtzeitraum sowie difc 
geringe Zahl von Erkrankungen im Anschluss an eine im Aboflusse zur 
ungünstigen Jahreszeit (Oktober) und unter bedeutenden Gefechts- 
Strapazen unternommene 36stündige Expedition (28,8 % gegenüber 50 % 
mit 2,8 % Todesfällen bei einer ähnlichen Expedition 1887) lässt den 
Schluss gerechtfertigt erscheinen, dass in den berüchtigten Fieberherden 
des Kamerun flu ssgebietes starke Schwankungen in der Giftigkeit des 
Malariavirus Vorkommen. — An der Ostküste erkrankten an Malaria 
1891/92 184 Mann (757,2 o/oo), 1892/93 216 Mann (180,5 %o); auf den 
beiden Stationären betrugen die Zahlen für „Möwe“ 581,4 bezw. 524,2 % 0 , 
für „Schwalbe“ 991,2 %o bezw. 646,0 %>o. Entsprechend den Erfahrungen 
der am Lande wohnenden Europäer fallen die meisten Fiebererkrankungen 
in die im Allgemeinen von April bis Juni dauernde grosse Regenzeit. 
Interessante Beobachtungen wurden in Bezug auf relative Immunität 
länger auf der Station befindlicher Leute gemacht. Die Inkubationsdauer 
wird im Allgemeinen auf 6 bis 20 Tage angegeben. Der Verlauf war, 
wie an der Westküste, zumeist leicht; reine Intermittenten waren, ent¬ 
gegen den an Land bei Europäern gemachten Beobachtungen, verhältniss¬ 
mässig häufig. Von acht Leuten, welche brackiges Wasser aus einem 
von den Eingeborenen als Fieberbrunnen bezeichneten Brunnen genossen 
hatten und sämmtlich, der erste schon nach 36 Stunden, schwer erkrankten, 
starben 2, der eine bei 43 ° C. im Koma, der andere in der Rekonvaleszenz 
am 25. Tage unter allgemeinen Muskelkrämpfen infolge Herzlähmung. 
Zweimal wurden klonische Krämpfe des Zwerchfells beobachtet, die mit 
Wadenmuskelkrämpfen verbunden . bezw. von hauptsächlich Nachts auf- 
treten Angstzuständen gefolgt waren; einmal trat für 24 Stunden völlige 
Aphasie ein; in einem weiteren Falle bestanden echte psychische Ver¬ 
wirrungszustände. An Mitkrankheiten von Malaria wurden ferner noch 
beobachtet Luftröhren- bezw. Bronchialkatarrh, Brustfellentzündung, 
Magen-Darmkatarrh, Ruhr, Malariabubonen, Muskelabszess und beider¬ 
seitige Hodenentzündung. Ein dritter todtlich verlaufender Fall betraf 
einen durch Alkoholmissbrauch und Morphiumgenuss widerstandslosen 
Kranken. Milzschwellung war fast in allen Fällen mit Sicherheit nach¬ 
weisbar. Die Rückfalle verhielten sich zu den Neuerkrankungen wie 

0,4:1,0. Die Behandlung bestand im Wesentlichen in Verabreichung 

von kräftiger Diät und Cninin; Antipyrin (auf „Sophie“ ein schwerer 
Kollaps nach insgesammt 2,0 g) wurde an der Ostküste selten, häufiger 
an der Westküste zum Herabdrücken übermässig hoher Temperaturen 
bezw. Milderung sehr heftiger Kopfschmerzen gegeben. Wenn hohe 

Temperaturen bedrohlich lange oder plötzlich abnorm hoch auftraten, 
wurden auf „Moewe“ mit Erfolg kühle Darmeingiessungen oder kalte 
Bader verabfolgt. Versuche mit Phenocoll wurden sehr bald eingestellt, 
da schon nach 4 g als Tagesgabe schwarzer Harn und Kollapszustände 
auftraten. Von der prophylaktischen Darreichungvon Fowlerscher Lösung 
wurde auf „Habicht“ kein Erfolg, auf „Alexandrine“ ein zweifelhafter 
gesehen; auf „Möwe“ erkrankten trotz des bei Rückkehr von Land 

verabfolgten Chininschnapses (0,2 g chin. hydrochl.) sämmtliche so Be¬ 
handelten. Von den an der Expedition im Aboflusse betheiligten Leuten 


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174 


erhielt die Mannschaft von „Hyäne“ vom 10. Tage, vom Beginn der 
Expedition ab gerechnet an jedem 2. Tage 1 g Chinin, im Ganzen bis 
zum 22. Tage 6 g; die Leute von „Habicht“ erhielten keins; von ersterer 
Gruppe erkrankten 10,5 %, von letzterer 37,5 °/o. Dieser Versuch ist 
jedoch insofern nicht völlig ein wandsfrei, als die „Habicht“-J-eute in jener 
regnerischen Nacht sehr viel ungünstiger (in den Booten) untergebracht 
waren als das Landungskorps von „Hyäne“ (Negerhütten). — An Ruhr 
wurden, abgesehen von vier als Mitkrankheit von Wechselfieber be¬ 
obachteten Fällen, sieben Mann behandelt. — Von insgesammt 32 Fällen 
von katarrhalischem Fieber bezw. Grippe kamen 13 Fälle epidemisch 
auf „Möwe“ vor; ein Regierungsbeamter hatte sich auf einem Postdampfer 
infizirt und übertrug nun die Krankheit weiter auf das genannte Schiff. 

— Infolge Hitzschlages (im Ganzen sechs Fälle) musste ein Offizier 
in die Heimath zurück gesandt werden. 

In den heimatblichen Gewässern befand sich eine grosse Anzahl 
von Schiffen in Dienst; die Besatzung derselben betrug 20795 — auf 
Zeit reduzirt 12555. Es wurden behandelt 1891/92 4859 Mann (791,1 %o) 
und 1892/93 4726 Mann (736,9 %o), von denen im Ganzen 48 (3,8 %o) 
starben und zwar 19 durch Krankheit, 27 durch Unglücksfall (davon 
durch Ertrinken 11, infolge Brandwunden acht, in der Chloroform- 
Narkose einer) und zwei durch Selbstmord. Am häufigsten waren 
wiederum in beiden Jahren mechanische Verletzungen, dann folgten 
Eirankheiten der Ernährungsorgane und solche der äusseren Bedeckungen. 

— Von Scharlach wurde in einem Falle Ansteckung durch eine gesunde 
Mittelsperson beobachtet. 

Die Durchschnittsstärke der Marinetheile am Lande betrug 1891/92 
8175 und 1892/93 9077 Mann. Im Ganzen wurden behandelt im ersten 
Berichtjahr 7531 Mann (921,2 %o) und im zweiten 7972 (878,3 °/©o); im 
Vergleich zum Vorjahre hatte der Krankenzugang 1891/92 um 17,7 %o, 
1892/83 um weitere 42,9 %o abgenommen; derselbe war bei der Ostsee- 
Station um 95,1 bezw. 131,0 %o höher als bei der Nordsee-Station. Der 
Abgang durch Tod betrug in beiden Jahren 42 Mann (2,4 %<>)* von denen 
31 durch Krankheit, sieben durch Unglücksfall (sechsmal durch Ertrinken) 
und vier durch Selbstmord starben. — Allgemeine Erkrankungen 
waren in beiden Jahren auf der Nordsee-Station (54,5 bezw. 36,7 %©) bei 
Weitem häufiger als auf der Ostsee-Station (42,1 bezw. 24,0 %o). — Von 
neun Typhusfallen war zweimal die Infektion im Lazareth bei der 
Pflege eines Typhuskranken erfolgt. — Von Wechselfieber werden nur 
drei Neuerkranknngen auf Wilhelmshaven zurückgefuhrt. Wie sehr sich 
dort die Verhältnisse nach dieser Richtung hin gebessert haben, erhellt 
am besten daraus, dass bei den stationären Marinetheilen (Matrosen- 
Artillerie und See-Bataillon) überhaupt keine Erkrankungen an Wechsel¬ 
fieber in den zwei Jahren vorgekommen sind. Die in Wilhelmshaven 
ausgeführte Untersuchung des Blutes (Infektionsort vorsugsweise Kamerun 
und Zanzibar) brachte vier verschiedene Formen bezw. Kombinationen 
von Blutparasiten zur Anschauung. Im Gefolge einer schweren Malaria¬ 
erkrankung entwickelte sich in einem Falle Melancholie, in einem zweiten 
Falle linksseitiges Hüftweh. — Bezüglich der Krankheiten der 
Athmungsorgane bestätigt auch dieser Bericht, dass das Klima der 
Nordsee-Station günstiger als das der Ostsee-Station ist; es erkrankten 
1891/93 auf der Ostsee-Station an Katarrhen der Luftwege 128,8 %x>, an 
Lungenentzündung 12,9 °/oo, an Brustfellentzündung 8,2 %o; für die 


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— 175 — 


Nordsee-Station sind die entsprechenden Zahlen 113,1 bezw. 3,1 bezw. 4,4 %o. 
— Fnrnnkel waren wiederum bei der Marine-Infanterie (speziell am 
Halse bezw. Nacken) bei Weitem häufiger als bei den anderen Marine¬ 
theilen. — Die Gesammtzahl der bei den Marinetheilen am Lande aus¬ 
schliesslich mit Thierlymphe vorgenommenen Wiederimpfungen betrug 
1891/92 5021 und 1892/93 6282; 828,1 bezw. 830,9 %o wurden mit Erfolg 
geimpft. _ Brunhoff. 


Hausenblas: Der Sanitätsdienst bei einer Infanterie-Trupp en- 
Division. Streffleurs Oesterreichische militärische Zeitschrift, Wien 1894. 

Hausenblas (Oberstlieutenant im k. uud k. Generalstabskorps) be¬ 
zweckt mit seiner voranstehenden Arbeit, den Dienstbetrieb bei einer 
Dirision8-Sanitäts-Anstalt im Kantonnement, auf dem Marsche, während 
und nach dem Gefechte an einem konkreten Beispiele zur Durchführung 
und Besprechung zu bringen unter Berücksichtigung der in den ver¬ 
schiedenen Dienstbüchern und Vorschriften enthaltenen Bestimmungen 
über den Sanitätsdienst bei der Armee im Felde. 

Hierbei wird die Thätigkeit des gesammten Sanitätspersonals einer 
Infanterie-Truppen-Division und der Sanitäts-Formationen derselben ein¬ 
schliesslich eines derselben zugetheilten Feldspitals am Abende vor einem 
Gefechtstage und an diesem selbst, — das siegreiche Vorgehen der 
Division vorausgesetzt —- von Stunde zu Stunde, von einer Gefechtsphase 
zur anderen bis in alle Einzelheiten mit grösster Genauigkeit verfolgt 
und das Ineinandergreifen der hierbei betheiligten Organe sowie die 
nothwendige Befehlsgebung der leitenden Aerzte und Offiziere ganz be¬ 
sonders berücksichtigt. 

Eine Inhaltsangabe vorstehender Arbeit ist nicht gut möglich; 
diese muss vielmehr selbst mit der beigegebenen Karte und an der Hand 
der einschlägigen Dienstbücher genauestens verfolgt werden und dürfte 
auch — wenngleich zunächst * für Österreich-ungarische Verhältnisse 
geschrieben — für die Aerzte anderer Armeen von grossem Interesse 
sein. Es wird aus dieser ganz ausgezeichneten Arbeit ersichtlich, wie 
schwer und verantwortungsvoll der Dienst der Aerzte während und nach 
einem Gefechte ist, und dass es, dringend nothwendig erscheint, die 
Aerzte und das übrige Sanitätspersonal schon im Frieaen mit diesem 
Dienste genauestens vertraut zu machen. Die Verantwortlichkeit der 
Aerzte der Österreich-ungarischen Armee ist gegenwärtig um so grösser, 
als sie auch im Felde Kommandanten der Sanitäts-Anstalten sind und 
zu beweisen haben werden, dass sie hinreichend geschult sind, um auch 
als Kommandanten fungiren zu können. 

Verfasser knüpft an seine Arbeit folgende Schlussbemerkungen: Die 
Eintheilung der Aerzte der Truppen zu den Hülfs- und Verbandplätzen 
ist stets mit Berücksichtigung der taktischen Gruppirung der Division 
für den Vormarsch zu treffen. Bei jedem Truppenkörper sollte auch im 
Gefechte ein Theil der Aerzte verbleiben, um provisorische Hülfsplätze 
zu bilden; noch besser wäre es, an Stelle der beiden bisherigen Brigade- 
Hülfsplätze Regiments-Hülfsplätze (analog den deutschen Truppen-Verband¬ 
plätzen) zu bilden. Die Aerzte der Fusstruppen, die im Frieden selten 
Gelegenheit zum Reiten haben, daher im Kriege zu Pferde nur mit 
grosser physischer Anstrengung fortkommen, sollten im Kriege auf leichten, 
einspännigen Wagen fahren. Zum Verwundeten-Transport wären nicht 
requirirte Fuhrwerke der Landesbewohner, sondern die Proviantwagen 


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der Truppen und die leeren Wagen der Verpflegungs-Staffeln zu ver¬ 
wenden. Die Blessirten-Transport-Kolonnen der Feldspitäler sollten an 
Gefechtstagen nebst einer Sektion des Feldspitals mit dem Gefecktstr&in 
der Division marschiren. Der Stand der Feldsanitätsabtheilung der 
Divisions-Sanitäts-Anstalt wäre an Offizieren, Unteroffizieren und Mann¬ 
schaft zu vermehren und der Verbandplatz in zwei Sektionen theilbar 
zu machen. Schliesslich wären der Kavallerie berittene Blessirtenträger 
beizugeben. Kirchenberger. 


Freiherr v. Reitzenstein (Freiburg i. B.): Ueber Anstalten zur 
Verleihung von Krankenpflege-Geräthschaften. Deutsche 
medizinische Wochenschrift 1895, No. 6. 

Verfasser plaidirt für die Errichtung von Krankenmobilien-Magazinen 
in den grosseren Städten, aus welchen unbemittelten Eiranken die zu 
ihrer Pflege und Behandlung nothwendigen Gerätschaften, als Bade¬ 
wannen, Irrigatoren, Thermometer, Bettstücke, Lagerungsapparate, 
Tragen. Sitzgeräthe, Fahrstühle, Eisbeutel, Stechbecken, wasserdichte 
Unterlagen, Bettwäsche u. s. w. unentgeltlich oder gegen geringe Ent¬ 
schädigung geliehen werden können. Als Muster werden die in der 
Schweiz bereits bestehenden Magazine dieser Art beschrieben, insbesondere 
das Krankenmobilien-Magazin der Stadt Zürich, die älteste und grösste 
Anstalt dieser Art, welche aus freiwilligen Beiträgen und Liebesgaben 
hervorgiug. Die segensreiche Wirksamkeit und die Erfolge dieser Anstalt 
fanden in der Schweiz bald Nachahmung. Im Jahre 1885 bestanden 
18 derartige Anstalten. Im Jahre 1890 waren bereits 95 Gemeinden mit 
einem solchen Magazin versehen. 

Nachdem 1883 Dr. Beck (Bern) auf der Naturforscherversammlung 
in Freiburg schon mit dem Vorschläge zur allgemeinen Einführung solcher 
Magazine hervorgetreten war, aber nur eine kühle Aufnahme damit ge¬ 
funden hatte, ist neuerdings wieder Medizinalrath Dr. Roth in seiner 
Schrift „Armenfürsorge und Armenkrankenpflege“ (Berlin, 1893) mit 
Wärme für die Errichtung von Krankenmobilien Magazinen eingetreten. 

A. Hiller (Breslau). 


C. Weibgen (Berlin): Zur Diphtheriebehandlung. Aus der 
chirurgischen Abtheilung des Krankenhauses am Friedrichshain. Deutsche 
medizinische Wochenschrift, 1894, No. 29. 

Im Februar und März D94 wurden auf oben genannter Abtheilung 
65 diphtheriekranke Kinder im Alter von 1 bis 12 Jahren mit Diphtherie¬ 
heilserum behandelt, mit dem Resultat von 7*2 °/ 0 Heilungen. Von 
16 tracheotomirteu Kindern wurden 7 = 44 % geheilt. 

Weibgen schreibt das günstige Ergebniss noch nicht dem Heilserum 
zu. Dazu sind die Zahlen noch zu klein und die Beobachtungszeit im 
Jahre zu kurz. Auch zeigte die Epidemie um jene Zeit in der Stadt 
einen ausgesprochenen leichten Charakter. Ein Vergleich mit zwei gleich 
günstigen Monaten der früheren Jahre ergab in der That Überraschend 
ähnliche Heilerfolge, nämlich 74 % bezw. 62 und 65 %>, ja bei den 
operirten Kiudern sogar noch bessere Heilungserfolge (56 %, 62 %>, 52°/o). 
Ueberhaupt ist innerhalb der letzten 14 Jahre (1880 bis 1894) im Kranken¬ 
haus Friedrichshain die jährliche Heilungsziffer bei der Diphtheritis 
allmählich mehr und mehr gestiegen, von 44 % bis auf durchschnittlich 
62 %, bei den tracheotomirten Kindern von 21 % auf 43 %. Je früher 


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die Kinder nach Beginn der Erkrankung in die Anstalt kamen, desto 
grösser war die Aussicht auf Heilung. So betrug z. B. in den letzten 
drei Jahren die Heilungsziffer bei Beginn der Behandlung innerhalb der 
ersten 36 Stunden 70 °/<^ am 3. Tage 64 %, am 4. Tage 57 %, am 
5. Tage 54 •/<>, am 6. Tage 38 %• — Die in den letzten 14 Jahren ge¬ 
machten ärztlichen Erfahrungen auf der chirurgischen Abtheilung haben, 
wie Weibgen ausfuhrt, von einer spezifischen Behandlung der Diphtheritis 
ganz abkommen lassen und allmählich einer Therapie zugefuhrt, welche 
in hygienisch diätetischen Maassnahmen ihr vornehmstes Ziel hat. 

A. Hi 11 er (Breslau). 

Richter (Kreis-Physikus, Marienburg): Diphtheritis-Epidemie be¬ 
kämpft mit Behrings Heilserum. Deutsche medizinische Wochen¬ 
schrift 1895, No. 7. 

Während einer Epidemie in Mielenz und Wernersdorf—Schönau, 
welche vorzugsweise die Schulkinder befiel, wurden auf Kreiskosten sechs 
Heil- und 72 Schutzimpfungen mit Höchster Serum ausgefuhrt. 
Heilgeimpft wurden nur die schwersten Fälle, bei welchen eine unmittel¬ 
bare Lebensgefahr vorzuliegen schien; alle sechs Kinder genasen. Die 
Schutzimpfung hatte den Erfolg, dass die Seuche alsbald zum Stehen 
kam. Ausser Nesselausschlag bei acht Kindern wurden gesundheitliche 
Störungen von den Schutzimpfungen nicht beobachtet. Keines dieser 
72 Kinder erkrankte während der Epidemie an Diphtheritis. 

Dagegen erkrankten neun Wochen später sieben von diesen Kindern 
bei erneuter Einschleppung der Krankheit an leichter Diphtheritis. 
Der absolute Impfschutz hatte also nur neun Wochen gedauert. — Verf. 
bedauert, dass der ungewöhnlich hohe Preis des Mittels die wirksame 
Anwendung desselben zur Unterdrückung der Seuche in befallenen Ort¬ 
schaften meistens unmöglich mache. A. Hi 11 er (Breslau). 

O.Treymann (Frankfurta.O.): EinFallvon akuter hämorrhagischer 
Nephritis nach Anwendung des Behringschen Diphtherie¬ 
heilserums. Deutsche medizinische Wochenschrift 1894, No. 51., 

J. Schwalbe (Berlin): Akute hämorrhagische Nephritis bei 
Diphtherie (ohne Serumbehandlung). Ebenda. 

Treymann theilt einen Fall mit, in welchem bei einem dreijährigen 
Knaben mit mittelschwerer, langsam verlaufender Diphtherie, nachdem am 
4., 5. und 11. Krankheitstage je eine Injektion von Höchster Heilserum 
No. H, HI und I gemacht worden war, am 13. Krankheitstage eine 
akute hämorrhagische Nierenentzündung auftrat, welche nach vier Tagen 
in Genesung endete. 

Der hier naheliegenden Deutung, dass diese Komplikation durch die 
Seruminjektion hervorgerufen sei, tritt Schwalbe entgegen mit dem 
Hinweise, dass die akute hämorrhagische Nephritis, wenn auch höchst 
selten, ohne Serumeinwirkung bei der Diphtherie auftreten könne, wovon 
er einen Fall im Städtischen Krankenhause am Friedrichshain im 
Jahre 1890 beobachtete und hier mittheilt In der That deckt sich die 
Krankheitsgeschichte fast in allen Einzelheiten (plötzliches Auftreten in 
der Rekonvalescenz hämorrhagischer, Charakter der Nierenaffektion, kurzer 
gutartiger Yerlauf derselben) vollständig mit der Treymannschen. 
Schwalbe macht noch darauf aufmerksam, wie sich gegenwärtig dieselbe 
Erscheinung in der Litteratur wiederhole, wie vor einigen Jahren bei 

Milittrintliche Zeitschrift. 1895 . 12 


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Gelegenheit der Tuberkulin-Injektionen, nämlich dass man eine ganze 
Anzahl von Komplikationen und Nachkrankheiten dem Diphtherieheil¬ 
serum zur Last legt, welche dem Krankheitsbilde der Diphtherie an sich 
angehören und als mehr oder weniger häufige Vorkommnisse bei derselben 
längst bekannt sind. A. Hi 11 er (Breslau). 

C. Goebel (Hamburg): Diphtherierezidiv bei Behandlung mit 
Behrings Heilserum. (Chirurgische Abtheilung des Neuen Allgemeinen 
Krankenhauses.) Deutsche medizinische Wochenschrift, 1895, No. 2. 

Fünf Wochen nach der Behandlung der ersten sehr schweren Er¬ 
krankung mit 1500 J. u. E. (Höchster Serum No. III), am zweiten 
Krankheitstage injizirt, trat bei einem zweijährigen Knaben eine neue 
Rachendiphtherie auf, welche auch bakteriologisch als solche festgestellt 
und durcn zwei neue Injektionen von Serum No. II und I geheilt wurde. 

In einem zweiten, anhangsweise mitgetheilten Falle trat ebenfalls 
vier Wochen nach der Injektion von 1000 J. — E. (No. H) am vierten 
Krankheitstage ein leicht verlaufendes Rezidiv auf. 

A. Hill er (Breslau). 

Fürbringer (Berlin); Die neuesten experimentellen Grundlagen 
der Händedesinfektion. Deutsche medizinische Wochenschrift, 
1895, No. 3. 

Fürbringer hatte vor Jahren in einer Schrift (Wiesbaden, 1888) auf 
Grund bakteriologischer Versuche folgendes Verfahren ^empfohlen: Be¬ 
arbeitung der Hände je eine Minute lang mit Seifenwasser, alsdann 
mit Alkohol (als fettlösendem Mittel) und nachher mit Sublimatlösung 
von 2 °/oo oder mit Karbollösung von 3 %• — Neuerdings hat nun 
E. A. Re in icke (Centralblatt für Gynäkol. 1894, No. 47) durch eine 
grössere Anzahl von Versuchen (Abimpfung aus dem Unternagelraum) ge¬ 
funden, dass man durch Alkohol ganz allein schon die Hände keimfrei 
machen und die bisher gebräuchlichen Antiseptika dabei vollständig 
entbehren kann. Selbst Bearbeitung der infizirten Hände während fünf 
Miiyiten mit Alkohol allein, ohne vorheriges Waschen mit Seife und 
Wasser, ergab eine nahezu sichere „Schnelldesinfektion“. Fürbringer 
kann, als Vater der Methode, die ausgezeichneten Leistungen des Alkohols 
bei der Händedesinfektion zwar voll bestätigen, hält jedoch, da dem 
Alkohol mehr eine lösende und mechanisch abschwemmende Wirkung zu¬ 
komme, seine bakterizide Kraft aber keine bedeutende sei, die nach¬ 
trägliche Anwendung eines starken Antiseptikums immer noch für nützlich. 
Jedenfalls ist die Gepflogenheit mancher Chirurgen, sich vor den Opera¬ 
tionen auf das Bürsten der Hände mit Seife und Wasser zu beschränken, 
unzulänglich. Beachtenswerth ist der Vorschlag Reinickes, die Bürste, 
welche bisweilen schmerzhafte Rhagaden und Exkoriationen veranlasst, 
durch Loofahsch wämme zu ersetzen. A. Hi Iler (Breslau). 

H. Oppenheim (Berlin): Die Prognose der akuten, nicht eitrigen 
Encephalitis. Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, No. 6. 

Durch die Beobachtungen Wernickes (1881), welche seitdem 
mannigfach bestätigt worden sind, steht es fest, dass es eine akute 
hämorrhagische Hirnentzündung giebt, welche vom Boden des III. Ventrikels 
durch die Wandungen des Aquaeductus Sylvii bis in die IV. Himkammer 
und eventuell darüber hinaus sich erstreckt, eine Hirnentzündung, welcher 


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179 


«in gut charakterisirtes Symptomenbild entspricht Etwas abweichend 
in klinischer und anatomischer Beziehung ist die von Strümpell 
(1890/91), Leichtenstern u. A. neuerdings beschriebene Form der 
akuten Encephalitis. — In der Aetiologie spielen vor Allem der 
chronische Alkoholismus und infektiöse fcrankheitsprozesse, 
besonders Influenza, epidemische Cerebrospinal-Meningitis, Endocarditis 
ulcerosa und auch'das Puerperium eine Rolle. — Nach der Akuität seiner 
Entwickelung und seines Verlaufs und dem bedrohlichen Charakter seiner 
Erscheinungen muss das Hirnleiden als eines der schwersten bezeichnet 
werden. Gleichwohl ist die Prognose der Krankheit, wie sie durch 
Mittheilung sechs eigener Beobachtungen mit Ausgang in Heilung be¬ 
stätigt wird, durchaus nicht ungünstig; vielmehr ist das Leiden, im 
Gegensatz zur Mehrzahl der anderen Hirnkrankheiten, einer vollständigen 
Rückbildung fähig. ______ A. Hill er (Breslau). 


Villaret, Oberstabsarzt. Gesundheitsschädigende Einflüsse beim 
Gewerbebetriebe. — Sonderabdruck aus dem Handbuch der prak¬ 
tischen Gewerbehygiene von Dr. Albrecht. — Berlin 1894. 
Robert Oppenheim. 

Villaret behandelt die gesundheitsschädigenden Einflüsse beim Ge¬ 
werbebetriebe in der Art, dass nicht nur der Arzt, sondern auch der 

f ebildete Nichtmediziner den Zusammenhang zwischen den hier in Frage 
ommenden Ursachen und Wirkungen begreifen kann; er geht deshalb 
an einzelnen Stellen auf den Bau und die Lebensäusserung des menschlichen 
Organismus ein, um das Verständniss schädigender Einflüsse auch dem 
Laien zu ermöglichen. 

Alle Arbeiter werden von gewissen Gefahren bedroht, die lediglich 
aus ihrer Umgebung herrühren: von der Luft, der Beleuchtung und der 
Temperatur; dem einzelnen Arbeiter können noch besondere Gefahren 
erwachsen aus der Art des jeweiligen Betriebes oder des zu verarbeitenden 
Materials. 

Nach kurzer Vorbemerkung über Athmung und Blutkreislauf des 
Menschen betont Villaret bei der Erörterung über die Einwirkung der 
Luft des Arbeitsraumes die Nothwendigkeit der Lüftung geschlossener, 
dem Menschen zum Aufenthalt dienender Räume. Um hier eine reine 
Athmungsluft zu erhalten, müssen wir die Zufuhr frischer Luft regeln, 
vorab aber dafür sorgen, dass der Staub — welcher in keinem Raume 
fehlt — beseitigt werde, nicht durch Ventilation, deren Verwendung gegen 
vermeidliche Luftverunreinigung ein vergebliches und thörichtes Be¬ 
mühen ist; am Orte der Entstehung sollen die Quellen der Ver¬ 
unreinigung abgefangen werden. 

Unvermeidliche Quellen der Verunreinigung der Athemluft werden 
in Wohnräumen durch die Athmung, die Bodenluft und den Auftrieb der 
Luft in den Häusern, durch die künstliche Beleuchtung, die Heizung, 
endlich die Hautausdünstung gesetzt. Ais Maassstab für die Luft¬ 
verunreinigung gilt die Kohlensäure, mit welcher die anderen luftverder¬ 
benden Elemente zu- und abnehmen. Es erhellt hieraus, dass wir 
gelegentlich eine besondere Ventilation nicht entbehren können; letztere soll 
thunlichst einfach und von der Heizung getrennt sein; am zweckmässigsten 
ist die Eintreibung frischer und reiner Luft auf dem kürzesten Wege 
in den betreffenden Raum. 

12 * 


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180 


Ausführlich erörtert Villaret sodann die Schädigung der Arbeiter 
durch mechanisch verunreinigte Luft (Vorkommen und Menge des 
Staubes, seine Zusammensetzung, Art der Einverleibung und Schutz der 
Athmungswege gegen letztere; Zimmer- und Strassenstaub in der Lunge; 
Staub beim Gewerbebetriebe; krankhafte Veränderung der Lunge durch 
Staub), — um in dem Abschnitte: Staubkrankheiten und Tuberkulose zu 
folgenden Schlüssen zu gelangen: 

1. Niemals kann Einathmung irgend einer Staubart an sich allein 

Lungenschwindsucht erzeugen; 

2. Lungenschwindsucht kann nur hervorgerufen werden, wenn — etwa 

mit dem Staube — Tuberkelbazillen in die Lungen gelangen; 

3. Die letztere Möglichkeit ist ausserordentlich häufig gegeben, da 

a} eine grosse Anzahl von Arbeitern tuberkulös ist, — 

b) bei Betrieben mit Staubentwickelung der Staub die Lungenschleim¬ 
haut wund macht . . ., 

c) bei vielen Arbeitern erbliche Anlage besteht, 

d) bei dem engen Zusammenarbeiten katarrhalisch Erkrankter mit 
tuberkulös Erkrankten die Gelegenheit zur Ansteckung sehr 
gross ist. 

Die Wirkung des Staubes in mechanischer Beziehung ist bei den 
einzelnen Industrien verschieden, je nach der Gestalt der Staubtheilchen; 
chemisch kann der Staub durch Lösung nach Einathmung oder Ver¬ 
schlucken seine schädigende Wirkung äussern. — Zahlreiche Industrie¬ 
zweige werden angeführt unter Beschreibung der bezüglichen Schädlich¬ 
keiten und unter Angabe verständiger Abhülfe; erwähnt sind als Beispiele 
für chemisch wirkenden Staub: Ca- (Thomasschlacke), Ba-, Pb-, Cu-, 
Tabak- etc. Staub. 

Ein grösserer Abschnitt ist der Wirkungsweise gasförmiger Produkte 
(F1H, C1H, SO,, H,S, H 3 N, HN0 3 , P, As, CO„ CO, CS,, CHN, Zn, Hg) 
gewidmet, wobei interessante Angaben über die Entstehung derselben in 
den verschiedenen Industrien gemacht werden; kurz berührt Verfasser 
auch einige wesentliche organische Verbindungen. 

Nach Besprechung der Erkrankungen in Folge von Parasiten bezw. 
von Mikroorganismen (Ankylostoma duodenale, Actinomyces, Anthrax etc.) 
sowie der äusseren Krankheiten und Schädigungen in Folge der Arbeit 
(Hautkrankheiten, Augen- und Ohrenleiden, Muskel- und Sehnen¬ 
erkrankungen, Knochenverkrümmungen u. dergl.) schliesst die lehrreiche 
und interessant geschriebene Abhandlung mit einer warmen Anerkennung 
des Segens, welchen die Arbeiterschutzgesetze in Deutschland bringen. 

__ Ltz. 

Klinisches Handbuch der Harn- und Sexualorgane. Heraus¬ 
gegeben von weil. Prof. Dr. W. Zuelz er, redigirt von F. M. Ober¬ 
länder in Dresden. Vier Abtheilungen. Leipzig, 1894, Verlag von 
F. C. W. Vogel. 

Das vorliegende Werk verdankt seine Entstehung dem im Juni 1893 
in Berlin verstorbenen Prof. Dr. Zuelzer. Die Verlagsbuchhandlung 
übertrug die Fertigstellung des noch unvollendeten Werkes dem auf dem 
Gebiete der Urologie unermüdlich tbätigen Dr. Oberländer in Dresden. 

Das Ganze ist ein Sammelwerk von Dozenten und Spezialärzten des 
In- und Auslandes. Den einzelnen Kapiteln haben die Autoren ein über¬ 
sichtliches Litteraturverzeichniss vorausgeschickt. 


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Erste Abtheilung, 436 Seiten mit 45 in den Text gedruckten Ab¬ 
bildungen. 

Dieser Band bringt zunächst Arbeiten (I.) über die Entwickelungs¬ 
geschichte und die Anatomie der Harnorgane (Professor Dr. Solger- 
* Greifswald), ferner (II.) über die Anatomie des Geschlechtsapparates (Privat¬ 
dozent Dr. C. Benda-Berlin), (III.) die spezielle Neurophysiologie der 
Niere (Stabsarzt Dr. E. Sehrwald-Freiburg i. Br.) und (IV.) die ein¬ 
schlägige pathologische Anatomie sowie Bakteriologie (Prosektor 
Dr. R. Beneke-Braunschweig, Privatdozent für patholog. Anatomie in 
Gottingen). 

Der klinische Theil, welcher sich in diesem Bande an die ana¬ 
tomische Einleitung anreiht, behandelt Folgendes: (V) die Krankheiten 
der Nebennieren, (XII.) die funktionellen Albuminurien, (XIII.) die Hämaturie 
und Hämoglobinurie von Dr. L. Goldstein-Aachen, ferner von Professor 
Dr. M. Litten-Berlin (VI.) die physikalische Untersuchung der Nieren, 
(VIII.) die Besprechung des hämorrhagischen Infarktes, (X.) die Anwendung 
der Zentrifuge bei Harnuntersuchungen. E. Hurry Fenwick, F. R. C. S., 
Surgeon to the London Hospital and to St. Peters Hospital for urinary 
diseases London, bespricht (VII.) die Verletzungen der Nieren und Ureteren; 
Dr. C. Meyer-Dresden hat (IX.) eine ausserordentlich fleissig zusammen¬ 
gestellte und vortrefflich gelungene Semiologie des Harns geliefert; (XI.) die 
aktive und passive Hyperämie und Ischämie der Niere von Dr. Joh. 
Prior-Köln, (XIV.) die Phosphaturie von Oberstabsarzt Dr. v. Linstow- 
Göttingen. Stabsarzt Dr. Sehrwald-Freiburg i. B. bespricht (XV.) zum 
Schlüsse dieses Bandes die Lipurie. 

Zweite Abtheilung. 406 Seiten mit einer in den Text gedruckten 
Abbildung. In dieser Abtheilung sind fast ausschliesslich die Erkran¬ 
kungen der Nieren behandelt. 

(I.) Prof. Dr. Pel-Amsterdam bespricht im allgemeinen Theil die 
unter dem Namen „Morbus Brigthii“ zusammengefasstenNierenerkrankungen, 
im speziellen Theil die diffuse akute und die diffuse chronische Nieren¬ 
entzündung; Stabsarzt Dr. Sehrwald-Freiburg i. B. (II.) die eitrige Nieren¬ 
entzündung, (XI.) die Pyelitis und Pyelonephritis, (XII.) die Hydronephrose; 
Oberstabsarzt Dr.v. Lin stow-Göttingen (IIL)die Fettniere; Prof.Dr. Litten- 
Berlin (IV.) die amyloide Degeneration der Nieren; Prof. Dr. Strübing- 
Greifswald (V.) die Neubildungen der Nieren, (VI.) die Cysten, (VII.) die 
Tuberkulose, (VIII.) die thierischen Parasiten der Nieren, (XIII.) die Urämie; 
Dr.J. Prior-Köln (IX ) die normale Lage der Nieren,(X.) die Perinephritis 
und Paranephritis; Prof. Dr. Reczcy-Budapest (XIV.) die Steinkrankheiten 
der Niere und Blase (XV.); Dr. Hurry Fenwick aus London die chirur¬ 
gischen Operationen an der Niere. 

Dritte Abtheilung. 413 Seiten mit 67 in den Text gedruckten 
Abbildungen. 

Der vorliegende Band fuhrt die Besprechung der Krankheiten der 
Hamorgane im engeren Sinne zu Ende und behandelt diejenigen der 
Sexualorgane. Der Inhalt des Buches ist folgender: 

Dr. Egon Hoffmann-Greifswald (I.), Die Krankheiten der 
Prostata; (XII.) Die Verletzungen des Hodens. 

Dr. Hugo Feleki-Budapest (II.), Medizinische Klinik der 
Blasenkrankheiten; Dr.Emil Burckhardt-Basel(HL),Chirurgische 
Klinik der Blasenkranheiten; (IV.), Die moderne Cystoskopie; 
Prof. Dr. J. Englisch-Wien (V.), Die chirurgischen Krankheiten 


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der männlichen Urethra; (XI.) Die Krankheiten der Hüllen des 
Hodens. Dozent Dr. M. v. Zeissl-Wien (VI.), Die akuten Krank¬ 
heiten der männlichen Harnröhre. Einzig steht bis jetzt in der 
einschlägigen Litteratur hinsichtlich Klarheit und Logik das Kapitel da, 
in welchem v. Zeissl entscheidet, wann eine Verehelichung nach vorher-* 
gegangener Gonorrhoe erlaubt werden kann. 

Dr. F. M. Oberlaender-Dresden (VII.), Die chronischen Er¬ 
krankungen der männlichen Harnröhre. Vielen Lesern wird 
Oberlaender in dieser Arbeit vollständig Neues bringen. Den Kennern 
seiner Methode und seiner bisherigen literarischen Veröffentlichüngen erfüllt 
die vorliegende Besprechung einen langersehnten Wunsch. Kollmanns- 
Leipzig galvanokaustische und elektrolytische Eingriffe ergänzen vortheil- 
haft diese gelungene Studie. (VIII.) Endoskopie der männlichen 
Harnröhre. 

Dr. M. Horovitz-Wien (IX.), Die Krankheiten der Samen¬ 
blasen, (X.)Die Krankheiten der Cowper’schen Drüsen. 

Dozent Dr. E. Finger-Wien (XIII.), Krankheiten der Hoden 
und Nebenhoden. 

Dr. A. Ebermann sen.- St. Petersburg (XIV.), Die Untersuchung 
der weiblichen Harnorgane, Die Krankheiten der weiblichen 
Urethra und diejenigen der Blase bei Frauen. 

Vierte (Schluss-) Abtheilung. 318 Seiten. 

Prof. A. Eulenburg-Berlin erörtert einleitend, welche Gesichtspunkte 
er seiner Bearbeitung der Neuropathia sexualis virorum (I.) zu 
Grunde gelegt hat, und wie sachgemäss es ist, in Berücksichtigung der 
Verschiedenheit des sexualen Lebens beider Geschlechter, auch die neuro- 
pathischen Erscheinungen jeden Geschlechts für sich zu besprechen. 
Charakteristisch für den Standpunkt des Autors sind sein Axiom: „Man 
wird in den meisten Fällen nicht zum Neurastheniker, sondern man ist 
es a » und seine trefflich begründete Warnung vor der Ueberschätzung der 
„Abstinenzkrankheiten 44 . Verfasser würdigt vollauf die Priorität 
v. Krafft-Ebings auf diesem Gebiete, bevorzugt jedoch die Namens¬ 
bezeichnung, welche v. Schrenck-Notzing eingerührt hat. 

Prof. R. v. Krafft-Ebing-Wien (II.), Neuropathia sexualis 
feminarum. Nachdem Eulenburg das v. Krafft-Ebing ureigent- 
lich gehörende Gebiet bearbeitet hat, ist man überrascht, welch’ imgeahnte 
Fülle von Beobachtungen letztgenannter Autor noch niederiulegen vermag. 

Prof. Dr. R. Lepine-Lyon bespricht (III.) Diabetes insipidus, 
(IV.) Diabetes mellitus. 

Dr. G. Letzel-München (V.), Das venerische Geschwür. Letzel, 
durchaus Dualist, vertritt, ganz auf dem Standpunkte von Prof. A. Wolff- 
Strassburg stehend, die Spezifität der Erkrankung. 

Rr. M. Horovitz-Wien (VI.), Syphilis der männlichen Harn- 
und Geschlechtsorgane. 

Dr. Alexander Peyer-Zürich (VH.), Die nervösen Erkrankungen 
der Uro-Genitalorgane. Diese letzte Arbeit des ganzen Werkes beginnt 
mit den nervösen Funktionsanomalien der Nieren, bespricht dann die 
Neurosen der Blase, der Harnröhre, der Haut des Urogenitalsystems, die 
Neuralgie des Hodens und Samenstranges; hieran reiht sich die Auf¬ 
führung der Masturbation, der Pollution, der Spermatorrhoe, der Impotentia 
coeundi, des Aspermatismus, der Azoospermie, der Impotentia generandi, 
des Priapismus und zum Schluss die Schilderung der Prostataneurosen. 


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183 


Ein General-Register für sämmtliche Abtheilungen ist zur Ausgabe 
gelangt 

Der Plan, die Erkrankungen der Harn- und Sexualorgane in ein 
Werk zusammenzufassen, war gewiss ein sehr zeitgemässer, da bisher in 
der deutschen medizinischen Litteratur eine zusammenhängende Bearbeitung 
des Urogenitalsystems in anatomischer, physiologischer und alle klinischen 
Gebiete berührender Beziehung noch nicht ausgefuhrt worden war. Als 
einen besonderen Vorzug des Werkes betrachte ich nicht minder die Viel¬ 
seitigkeit in der Wahl der Autoren — Dozenten und Spezialärzte des 
In- und Auslandes —, welchen die Bearbeitung der einzelnen Kapitel 
übertragen war, wie den Umstand, dass Männer, die auf dem ein¬ 
schlägigen Gebiete so reiche Erfahrungen zu gewinnen Gelegenheit hatten, 
wie Zuelzer und Oberlaender, da9 Ganze geschickt und glücklich zu 
einem Sammelwerk vereinten, um welches uns die ausländische Litteratur 
beneiden kann. 

Die Verlagsbuchhandlung hat in Druck und Ausstattung, wie immer, 
Vorzügliches geleistet. 

Sedlmayr-Strassburg i. E. 

E. Neisser (Königsberg): Ueber die Züchtung der Gonokokken 
bei einem Falle von Arthritis gonorrhoica. Deutsche medizi¬ 
nische Wochenschrift 1895, No. 15. 

Es gelang Neisser, in dem durch Punktion entnommenen weisslich 
trüben Exsudat des kranken Gelenks massenhaft Gonokokken mittels 
Methylenblau-Eosin-Färbung nachzuw'eisen und auch auf Blutserumagar, 
hergestellt aus Aderlassblut (Wertheim), in ausgiebiger Weise zu 
züchten. Auf anderen Nährböden gediehen sie nicht. 

_ A. Hill er (Breslau). 


Mittheilungen. 


Neuere Arznei- und Desinfektionsmittel. 

Von Dr. H. Salzmann — Berlin. 

Airol, Wismutoxyjodidgallat ist von F. Lüdy als Ersatzmittel 
für das Jodoform dargestellt. Das Präparat ist als Dermatol, Bism. 
subgallicum, in welches Jod eingeführt ist, anzusehen und wird von der 
chemischen Fabrik Hoffmann, Traub & Co. in Basel unter Patent¬ 
schutz in den Handel gebracht. 

Airol stellt ein graugrünes feines voluminöses Pulver dar, welches 
geruch- und geschmacklos und lichtbeständig ist. Feuchter Luft aus¬ 
gesetzt, geht es allmählich in ein rothes Pulver, eine noch basischere 
Wismutoxyjodidverbindung von geringerem Jodgehalt über. Feuchtes 
Lackmuspapier wird von Airol schwach geröthet. In den gewöhnlichen 
Lösungsmitteln ist Airol unlöslich, löst sich dagegen leicht in Natronlauge 
zu einer durch Aufnahme von Luftsauerstoff rasch rothwerdenden Flüssig¬ 
keit. Verdünnte Mineralsäuren lösen es ebenfalls auf. Durch längeres 
Behandeln mit viel kaltem Wasser zersetzt es sich nach und nach und 
geht in die schon oben erwähnte rothe Verbindung über; noch rascher 
zersetzt es sich beim Schütteln mit heissem Wasser. 


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Mit wenig Wasser und Glyzerin giebt Airol eine Emulsion, die auch 
nach längerer Zeit die Farbe nicht ändert. Ebenso giebt es mit Vaseline 
und wasserfreiem Schmalz haltbare Salben; auch mit Cac&obutter ver¬ 
arbeitet, ändert es seine Farbe nicht. 

Aerztlicherseits ist das Präparat von R. und W. Howald mit sehr 
gutem Erfolg angewandt. Dieselben empfehlen das Mittel besonders als 
Streupulver. Auch von anderen Aerzten ist das Airol mit gutem Erfolg 
bei Brandwunden, frischen Wunden, Dammrissen, Quetschungen, Unter¬ 
schenkelgeschwüren, Schankern u. s. w. angewandt worden. 

Alpha-Guajacol. Mit diesem Namen bezeichnet eine französische 
Firma (L* Frere, A. Champigny & Co. in Paris) das synthetisch her- 
gestellte krystallisirte Guajacol, um es von dem gewöhnlichen Guajacol 
zu unterscheiden. 

Das Guajacol wird seit etwa einem Jahre von deutschen Fabriken, 
v. Heyden Nachfolger, E. Merck u. A., in grosser Reinheit und zwar in 
Krystallen dargestellt, die nach R. Seifert bei 32° C. schmelzen. Thoms 
konnte bei verschiedenen Präparaten jedoch nur einen Schmelzpunkt von 
28,25 bis 28,50° C. finden. 

Dass das synthetisch hergestellte Präparat Vorzüge vor dem reinsten 
durch Ausscbleudern aus stark abgekühltem unreinem Guajacol ge¬ 
wonnenen Guajacol hat, scheint nicht erwiesen zu sein. 

Alpha-Kreosot wird nach Angabe derselben Firma, L. Frere, 
A. Champigny & Co., durch Mischen der im gewöhnlichen Kreosot vor¬ 
kommenden Bestandteile in der Weise hergestellt, dass das Produkt 
25 % krystallisirtes Guajacol enthält. 

Asaprol, das nebenbei bemerkt identisch mit dem zur Konservirung 
des Weines empfohlenen Abras toi sein soll, ist die Calciumverbindung 
des ß-Naphtholschwefelsäureäthers, wird von den Fabriken chemischer 
Produkte zu Thann und Mülhausen dargestellt und von E. Merck in 
Darmstadt in den Handel gebracht. 

Das Asaprol bildet ein weisses bis leicht röthlich gefärbtes, geruch¬ 
loses Pulver von anfänglich bitterem, später süsslichem Geschmack. Es 
ist unlöslich in Aether, dagegen leicht löslich in Wasser und in Alkohol. 

Nach Untersuchungen von Bompart, Dujardin-Beaumetz und 
Stackler eutfaltet das Asaprol bei vielen Krankheiten treffliche anti¬ 
pyretische und analgetische Wirkungen. 

Antiparasitin. Unter diesem Namen wird von einer Stettiner 
Fabrik durch die Berliner Aeskulap-Apotheke ein ^Mittel in den Handel 
gebracht, das angeblich sicher und schnell gegen Krätze, Kopfausschlag, 
Flechten, Schweissfuss, u. s. w. wirkt. 

Die gelbliche, schwach salzig schmeckende Flüssigkeit stellt ein 
Dinitrokresolpräparat dar. Es liegt somit mindestens nahe Ver¬ 
wandschaft mit dem Antinonnin vor, dem von der Farbenfabrik vorm. 
F. Bayer & Co. in Elberfeld dargestellten und als Desinfektionsmittel, 
Antiseptikum u. s. w. empfohlenen Orthodinitrokresolkalium in Pastenform. 

Antitetraizin soll ein Chininabkömmling sein. Das Mittel mit 
dem phantastischen Namen wird von Zambeletti in Mailand gegen 
rheumatische und neuralgische Schmerzen, Influenza u. s. w. in Gaben 
von 0,75 bis 1,5 g in 24 Stunden, in Einzelgaben von 0,2 bis 0,25 g 
empfohlen. 

Bismutum sulfurosum, Wismutsulfit. Die therapeutische Ver¬ 
wendung dieser durch Umsetzung von neutralem Wismutnitrat mit 


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Natriumsulfit hergestellt« Verbindung wurde von Cesaris und Racchetti 
empfohlen. 

Und zwar gründet sich diese Empfehlung auf die Thatsache, dass 
Schwefelwasserstoff von dem Wismutsulfit gebunden wird unter Frei¬ 
werden der schwefligen Säure. Diese ist aber bei Gegenwart von Wasser 
ein vorzügliches Antiseptikum und Verhinderungsmittel von Gährungs- 
ttnd Fäulnissprozessen. Die Anwendung des Wismutsulfits ist nach den 
Verfassern daher besonders bei abnormen Gährungs Vorgängen im Magen 
und Darmkanal an gezeigt. 

Borsalicylglycerin. Der Ausscheidung von Borsäure und Salicyl- 
säure aus ihrer Lösung in heissem Glycerin lässt sich durch einen kleinen 
Zusatz von gebrannter Magnesia Vorbeugen. Man kann so ein konzentrirtes 
Borsalicylglycerin darstellen, in welchem die Säuren nur zum kleinen 
Theile an Magnesia gebunden sind und das in jedem Verhältniss mit 
"Wasser klar mischbar ist. Die Vorschrift lautet: 

Acid. bor. 10 g 

Acid. salicyl. 10 „ 

Aqua dest 10 „ 

Glycerin 40 „ 

bringt man in einem Kolben zum Sieden, fügt Magn. usta 1 g hinzu und 
lasst bis auf 50 g bei mässigem Feuer verdampfen. 

Brassikon, ein neues Mittel gegen Kopfschmerzen, besteht aus einer 
grün gefärbten Mischung von 2 g Pfefferminzöl, 6 g Campher, 4 g Aether, 
12 g Alkohol und 6 Tropfen Senföl. Das Mittel soll einen Ersatz des 
Po-ho Oels darstellen. 

Bromalin, von Bardet unter der Bezeichnung Bromaethylformin 
als Ersatz der Bromalkalien empfohlen, ist ein Hexamethylentetramin- 
bromäthylat Es bildet farblose Blättchen oder ein kristallinisches Pulver, 
welches in Wasser leicht und fast geschmacklos löslich ist und in Einzel¬ 
gaben von 2 bis 4 g an Stelle der Bromalkalien gegeben werden soll, da 
es die unangenehmen Nebenwirkungen dieser letzteren nicht besitzt. 

Carniferrin wird eine Eisenverbindung der Phosphorfleischsäure 
genannt. Die Verbindung bildet ein geschmackloses, 30 % Eisen ent¬ 
haltendes, in verdünnten Säuren und Alkalien lösliches Pulver, das 
vollständig resorbirbar und unschädlich ist Tagesgabe 0,5 g, für 
Kinder 0,2 bis 0,3 g. 

Chlorälose ist eine Verbindung von Glukose mit Chloral. Man 
gewinnt den Körper durch Erhitzen eines Gemisches gleicher Mengen 
Chloralanhydrid und Traubenzucker auf 100 ° C u. 8. w. Die Chlorälose 
bildet bei 184 bis 187 ° schmelzende Krystalle, die in Wasser und Aether 
kaum, leichter in Alkohol löslich sind. 

Nach Hanriot und Riebet ist die Chlorälose ein sehr brauchbares 
Hypnoticum, das in Gaben von 0,5 selbst bei solchen Personen, bei 
welchen andere Hypnotica unwirksam blieben, einen tiefen ruhigen Schlaf 
erzeugt Toxische Eigenschaften wurden nicht beobachtet 

Während die Genannten eine Spaltung der Chlorälose in ihre 
Componenten nicht zugeben, haben Petit und Polonowski nachgewiesen, 
dass dieselbe sich mit grosser Leichtigkeit unter dem Einfluss verdünnter 
Säuren, ja selbst von Wasser in Chloral und Glukose zerlegen lässt 

Chlorojodolipol ist ein Chlorsubstitutionsprodukt von Phenol, 
Ejreosotund Guajacol, welches von Zambelettiin Mailand zu Inhalationen 
gegen chronische Leiden der Luftwege angewendet wird. 


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Chlorolin ist eine von Weirich liergestellte und als Desinfektions¬ 
mittel und Antiseptikum empfohlene Flüssigkeit, deren "Wirksamkeit 
vorzugsweise auf dem Gehalt an Mono- und Trichlorphenolen beruht. 
In der Chirurgie und Gynäkologie soll Chlorolin in zwei- bis dreiprozentiger, 
zu Gurgelwässern in 0,5- bis einprozentiger, zu Inhalationen in 0,5- 
prozentiger Losung angewendet werden. 

Der mol ist nach Torjescu chrysophansaures Wismut. Die Ver¬ 
bindung stellt ein amorphes gelbes Pulver dar und wird gegen Psoriasis, 
Herpes und Pityriasis empfohlen. Nach Mercks Untersuchungen ist 
das Dermol indessen keine chemische Verbindung, sondern ein Gemenge 
aus Chrysarobin und Wismuthydroxyd oder einem Wismutsalze. 

Dihydroresorcin wird nach einem den Höchster Farbwerken 
patentirten Verfahren durch Einwirkung von Natriumamalgam und 
feohlensäure auf die siedende wässrige Lösung von Resorcin dargestellt. 
Der gereinigte Körper bildet glänzende Prismen von 104 bis 106 ° C. 
Schmelzpunkt, ist in Wasser, Alkohol und Chloroform leicht, in wasser¬ 
freiem Aether, Schwefelkohlenstoff und Ligroin sehr schwer löslich. 

Das Dihydroresorcin soll als Antiseptikum Verwendung finden. 

Extrait cannabis, Hanfsamenextrakt. Unter diesem Namen wird 
ein Präparat in Deutschland einzufuhren gesucht, das mit einem phar¬ 
mazeutischen Extrakt im gewöhnlichen Sinne des Wortes nichts gemein 
hat und das insbesondere nicht mit dem früher offizinellen Extractum 
cannabis indicae zu verwechseln ist. Vielmehr handelt es sich um ein 
von J. Barthelson in Hjerpen dargestelltes diätetisches Präparat, welches 
bei Lungenleiden, Schwächezuständen und Abmagerung Verwendung 
finden soll. Nach dem Aussehen und Geschmack des Präparats besteht 
dasselbe aus Hanfmehl, das von Schalen und Bitterstoffen befreit ist. 
Zum Gebrauch soll ein Esslöffel voll mit einem halben Liter Milch ge¬ 
kocht und eventuell durch Kochsalzzusatz schmackhaft gemacht werden. 
Nach der im Pharmakologischen Institut der Berliner Universität aua- 
geführten Analyse besteht das Mittel aus: 

Stärke 51,0% 

Eiweisskörper 29,5 % 

Fett (Hanföl) 8,0 % 

Asche 1,0% 

Wasser 10,5 % 

Das Präparat wird von H. Schütte & Co., Berlin in den Handel gebracht. 

Ferripyrin ist eine Doppel Verbindung von Eisenchlorid und Antipyrin, 
welche von den Höchster Farbwerken fabrikmässig dargestellt wird. Das 
Präparat bildet ein orangefarbenes feines Pulver, welches sich in kaltem 
Wasser mit dunkelrother Farbe leicht löst. 

Nach Hedderich wird das Ferripyrin in 20 prozentiger Lösung zum 
Tamponiren der blutenden Wunden angewendet und besitzt dann vor Eisen¬ 
chloridlösungen den Vortheil, dass es nicht wie diese ätzend wirkt und 
Schorfbildung erzeugt. Besonders bei Anwendung auf die Nasenschleim¬ 
haut soll sich das Mittel gut bewährt haben. Auch ist die Verwendung 
als Streupulver möglich. Innerlich zu 0,5 g gegeben, verspricht man 
sich Erfolg bei Magenblutungen. 

Eine Verbindung der gleichen Zusammensetzung wird auch von der 
chemischen Fabrik Knoll & Co. in Ludwigshafen unter der Bezeichnung 
Ferropyrin (Antipyrinum cum Ferro) hergestellt. Dieses Präparat ist von 
Cuba sch auf seine therapeutische Wirksamkeit untersucht worden. 


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Nach Mittheilungen von Hasse soll das Mittel bei Anaemie, Chlorose, 
Migräne, Neuralgien u. s. w. Verwendung finden, da es die Eigenschaften 
seiner Componenten in günstiger Weise verbindet. 

Formaldehydum solutum. Der schon im Jahre 1868 von Hof- 
mann dargestellte Formaldehyd wird seit etwa zwei Jahren von der 
Chemischen Fabrik auf Aktien vorm. E. Schering als 40 prozentige 
'wässerige Losung unter dem Namen Formalin in den Handel gebracht. 

Das Präparat hat während dieser Zeit die verschiedenartigste An¬ 
wendung und so grosse Anerkennung gefunden, dass es in den vor 
Kurzem erschienenen Nachtrag zum Deutschen Arzneibuch aufgenommen ist. 

Die desinfizirenden und desodorirenden Wirkungen des Mittels sind 
von verschiedenen Seiten anerkannt worden. Nach Versuchen von 
Tri Hat sowie von Cambier und Brochet in Frankreich und G. Philipp 
in Deutschland scheint es nicht mehr zweifelhaft zu sein, dass durch die 
Formaldehyddämpfe die vollständige Desinfektion von Krankenzimmern u. s.w. 
nebst ihrem Inhalt ausführbar ist. Dabei konnte eine nachtheilige 
Wirkung auf die Möbel, Tapeten u. s. w. nur bei Seidenstoffen, die mit 
Anilin- und Azofarbstoffen gefärbt waren, wahrgenommen werden. Der 
gasförmige Formaldehyd wird von Trillat erst am Orte des Bedarfs aus 
Methylalkohol in einem besonderen Apparat, der auch für Deutschland 
zum Patent angemeldet worden ist, entwickelt. 

Auch in der Therapie der Athmungswege soll der Formaldehyd mit 
Erfolg angewandt worden sein. Zu Konservirungszwecken findet derselbe 
schon jetzt die mannigfachste Anwendung. Ob die Eigenschaft des 
Formaldehyds, auf die thierische Haut lederbildend einzuwirken, thera¬ 
peutische Verwerthung gefunden hat, ist bisher nicht bekannt geworden. 
Vermuthlich wird das Mittel auf Grund der letztgenannten Eigenschaft 
mit Erfolg zur Behandlung von Schweissfüssen u. s. w. herangezogen 
werden können. 

Glycerinphosphorsäure, Acidum glycerino-phosphoricum. Der 
therapeutischen Verwendung dieser an sich nicht neuen Verbindung stand 
bisher der theure Preis derselben entgegen. Nachdem dieselbe nunmehr 
durch anhaltendes Erhitzen von Glycerin und Phosphorsäure erhalten 
worden ist, steht zu erwarten, dass sie in Form ihres Calciumsalzes eine 
nicht unwichtige Rolle in der Therapie spielen wird. 

Das Lecithin, der wichtigste phosphorhaltige Bestandtheil der 
Nahrungsmittel wird nach de Pasqualis beim Verdauungsprozess in 
Cholin und Glycerinphosphorsäure gespalten. Da der Phosphor somit in 
Form der letzteren in den Organismus eintritt, erscheint die Verwendung 
der Glycerinphosphorsäure sowie ihres Calciumsalzes da angezeigt, wo 
es sich darum handelt, eine Hebung des Phosphorgehalts im Organismus 
herbeizuführen. Sowohl die freie Säure wie auch das Calciumsalz werden 
vom Menschen ohne alle Beschwerden vertragen. Möglicherweise ist in 
der Glycerinphosphorsäure ein Ersatz für die immerhin nicht ungefährlichen 
Lösungen des Phosphors in Oel geboten. 

Die Glycerin phosphorsäure bildet eine schwach gelbe, geruchlose, 
ölartige Flüssigkeit von rein saurem Geschmack, löslich in Wasser und 
Alkohol. Der glycerinphosphorsaure Kalk stellt ein weisses krystalli- 
nisches Pulver dar, welches in kaltem Wassser leicht, in heissem dagegen 
fast unlöslich ist. 

Die Präparate werden von E. Merck in Darmstadt in den Handel 
gebracht. 


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Haemol, Haemogallol und Haemolpräparate. Unter dem 
Namen Haemol und Haemogallol werden von E. Merck zwei neue 
organische Eisenpräparate in den Handel gebracht, welche von Kobert 
zuerst dargestellt und physiologisch geprüft worden sind. Beide Präparate 
werden erhalten durch Einwirkung von Reduktionsmitteln auf Blutfarb¬ 
stoff, und zwar wird das Haemol durch Einwirkung von Zinkstaub, 
das Haemogallol durch Einwirkung von Pyrogallol dargestellt. Die so 
hergestellten Präparate zeichnen sich vor anderen Eisenpräparaten durch 
ihre grössere Resorptionsfahigkeit aus, was darauf zurückgeführt wird, 
dass diese Körper dem Reduktionsprozess, welchen andere Eisenpräparate 
im Darmkanale erst noch durchzumachen haben, bereits unterworfen waren. 
Die grosse Resorptionsfahigkeit wurde von Sch mul durch das allmähliche 
Auftreten von fast einem Viertel des als Hamogallol innerlich gegebenen 
Eisens im Harn nach gewiesen. 

Das Haemol ist ein schwarzbraunes Pulver, während das Haemogallol 
ein Pulver von schön rothbrauner Farbe darstellt. Beide Präparate sind 
mit bestem Erfolg bei Chlorose angewandt worden, ohne dass unangenehme 
Nebenwirkungen beobachtet wurden, und werden zu 0,1 bis 0,5 g dreimal 
täglich in Oblaten oder mit Zucker gemischt gegeben. Die Präparate 
gelangen auch als Chokoladeplätzchen in den Handel. Jedes Plätzchen 
enthält etwas mehr als 1 mg Eisen. Man lässt hiervon dreimal täglich 
ein Stück und zwar eine Viertelstunde vor den Mahlzeiten nehmen. 

Aus dem Haemol ist eine Reihe von Präparaten dargestellt worden, 
Welche Metalle u. s. w. in organischer Bindung enthalten. 

a) Zinkhämol enthält eine kleine, stets gleich bleibende Menge 
organisch gebundenen Zinks, welches in dieser Form weder ätzend, noch 
brechenerregend wirkt. 

b) Cuprobämol enthält organisch gebundenes Kupfer und soll 
an Stelle anderer Kupferpräparate zum innerlichen Gebrauch verwandt 
werden. Es stellt ein dunkelbraunes Pulver dar. 

c) Ferrohämol enthält Eisen in zweierlei Form. Der eine Theil 
ist ganz fest gebunden und daher für Reagentien erst nach Zerstörung 
der Verbindung zugängig. Der andere Theil ist ebenfalls organisch 
gebunden, und zwar auch noch so fest, dass Ammoniak ihn nicht ausfallt. 

d) Haemolum bromatum und jodatum sind als Ersatzmittel für 
die gebräuchlichen innerlich verabreichten Jod- und Brompräparate in 
Aussicht genommen. 

e) Haemolum hydrargyro-jodatum ist für die syphilidologische 
Praxis bestimmt. 

Kreosotsaft ist ein von Schweissinger in Dresden dargestellter 
und in den Handel gebrachter Sirup, der 10% Kreosot in Form des 
Magnesiumsalzes enthält. Das Kreosot soll in dieser Form fast geschmacklos 
sein und hat vor dem Guajacolcarbonat und Kreosotal den Vorzug der 
Billigkeit. 

Indessen ist ein Vergleich des Kreosotsaftes mit dem Guajacol- 
carbonat und dem Kreosotal nicht wohl zulässig, da es sich bei den 
letztgenannten beiden Körpern um ganz bezw. verhältnissmässig unschäd¬ 
liche Ersatzmittel des Kreosots handelt, während im Kreosotsaft doch 
das unveränderte Kreosot im Organismus zur Wirkung kommen dürfte. 


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Lazarethelend wShrend der Belagerung Torgaus im Jahre 1813. 

Schwere Wechselfalle des Krieges hatte die im Jahre 1811 auf Drängen 
Napoleons zur Festung umgewandelte Stadt Torgau in der zweiten Hälfte 
des Jahres 1813 durchzumachen. Nach Napoleons Absicht sollte die 
neue Festung ein Stützpunkt der französischen Armee werden. Am 
10. Mai 1813 hatte der König von Sachsen, Napoleons Drohungen nach- 

f ebend, den Befehl erlassen, Torgau den Franzosen zu öffnen. Französischer 
estungskommandant wurde General Graf Narbonne, ein Neben Sprössling 
de9 Bourbonengeschlechtes. Die frühere sächsische Besatzung wurde 
allmählich ganz aus der Festung herausgezogen, so dass letztere, beim 
Beginn der Belagerung durch die Alliirten, ausschliesslich von Franzosen 
besetzt und vertheidigt war. 

Im Bereiche der jungen, kaum erst vollendeten Festung häuften sich 
Massen von Menschen in bedenklichster Weise zusammen. Namentlich 
schien sie ausersehen zu sein, ein Sammelort für Kranke und Verwundete 
zu werden. Bereits Ney hatte bei seinem Aufenthalt in Torgau die 
.Errichtung eines Evakuationshospitals auf dem Schlosse Hartenfels befohlen 
und die Kosten für Anlage und Unterhaltung desselben dem Magistrat 
anfgebürdet. Nach kurzer Zeit indessen war es schon nicht mehr aus¬ 
reichend. Täglich kamen starke Krankentransporte an, und am 19. Juli 
erhielt der Gouverneur Graf Narbonne sogar Befehl, noch für 3000 Kranke 
und 1000 Rekonvaleszenten in Torgau, wohin sie von Hubertusburg 
geschickt werden sollten, Unterkommen zu beschaffen. Eine vom Magistrat 
zur Abwendung dieser Belastung nach Dresden entsandte Deputation 
erhielt statt des erhofften Erfolges die strenge Weisung, sofort Anstalten 
zur Aufnahme der Kranken zu treffen. 

Nach den Tagen von Grossbeeren und Dennewitz strömten grosse 
Massen fliehender, halbverhungerter Franzosen nach Torgau hinein, wo 
alle Häuser schon mit gesunden und kranken Truppen angefüllt waren, 
so dass die neu ankommenden auf den Strassen sich lagern mussten, ohne 
den Hunger und Durst stillen zu können, Am 7. September und in der 
darauf folgenden Nacht weilten allein gegen 40 französische Generale in 
der Stadt, deren Einwohnerschaft von der ungeheuren Last der Ein¬ 
quartierung fast erdrückt wurde. Dem in der Festung sich bergenden 
Feinde folgten die Truppen der Verbündeten auf dem russe nach. Ein 
starkes preussisches Observationskorps unter General v. Wobeser zog sich 
um Torgau auf dem rechten Eibufer zusammen und schnitt der Stadt 
jegliche Verbindung nach dieser Seite hin ab. Bald war sie auch auf 
dem linken Elbufer von der Brigade Linden au und den bei Leipzig zu 
den Verbündeten übergegangenen sächsischen Truppen unter General 
v. Ryssel umschlossen. General Tauenzien, der kommandirende General 
des Belagerungskorps, hatte sein Hauptquartier in Dommitzsch genommen. 

Furchtbar waren die Verheerungen, die der Typhus in der Festung 
anrichtete, wo es an einer gesundheitsgemässen Verpflegung der Kranken 
vollständig gebrach und die Preise der Lebensmittel zu einer unerschwing¬ 
lichen Höne stiegen. Täglich raffte die Seuche gegen 300 Menschen, im 
Monat November allein 8000 hinweg. Nach sicheren Kirchenbuchnachrichten 
sind in Torgau vom Mai 1813 bis Ende März 1814 gegen 29 000 Militär¬ 
personen gestorben. Viele Leichen wurden in die Elbe geworfen, andere 
hatte man, weil man nicht wusste, wohin damit, sogar in die Abtritte 
hinabgestürzt. Das Maass des Elendes war voll geworden, als Mitte 


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— 190 — 


Oktober auch noch ein gegen 6000 Kranke zählendes Lazareth auf Elb¬ 
schiffen von Dresden nach Torgau verbracht ward. Die Kirchen der 
Stadt, alle übrigen öffentlichen Gebäude sowie 82 Bürgerhäuser, aus denen 
die Bewohner vertrieben wurden, mussten zur Aufnahme der Kranken 
dienen. Torgau war in dieser Zeit nichts Anderes, als ein grosses, 
allgemeines Lazareth, dessen entsetzliche Zustände ein glaubwürdiger 
Zeuge, der weiland Oberstabsarzt beim preussischen Belagerungskorps 
Dr. G. A. Richter, drastisch geschildert hat. Er hatte während der 
Belagerung der Festung Torgau in der seiner ärztlichen Leitung über¬ 
tragenen Quarantaineanstalt vor der Stadt, nach welcher alle aus letzterer 
kommenden Einwohner und Ueberläufer gebracht wurden, hinreichend 
Gelegenheit gehabt, die innerhalb ihrer Mauern herrschende Krankheit 
kennen zu lernen, wie ihm denn auch nach der Einnahme der Festung 
die ärztliche Direktion aller Lazarethe und Ueberwachung der Sanitäts¬ 
verhältnisse Torgaus anvertraut wurde. In seiner 1814 erschienenen Schrift: 
„Medizinische Geschichte der Belagerung und Einnahme der Festung 
Torgau und Beschreibung der Epidemie, welche daselbst in den Jahren 
1818 und 1814 herrschte , sagte er: 

„Besonders wurde in der Festung Torgau durch ein Zusammentreffen 
mehrerer unglücklicher Umstände diese, allerdings an allen von französischen 
Truppen durchzogenen Orten herrschende Typhusepidemie zu einer ausser¬ 
ordentlichen Höhe gesteigert und nahm eine besondere Bösartigkeit an. 
Die Verwüstungen, welche sie hier unter den Fransosen und auch 
unter den Einwohnern (von letzteren starben 1813 und in den vier ersten 
Monaten des folgenden Jahres 1122, von 78 Familien wurden die Väter 
und Mütter weggerafft, einige Familien erloschen ganz) anrichtete, waren 
schrecklich. Dreist kann man behaupten, innerhalb der Mauern Torgaus 
erreichte das Elend, welches in diesem Kriege sich in so vollem Maasse 
über die französischen Krieger wie ein Strafgericht Gottes ergoss, den 
höchsten Grad, und die französischen Lazarethe in dieser Stadt stellten 
Greuelscenen dar, vor denen die Menschheit zurück schaudert, und die 
man in der Nähe gesehen haben muss, um ihre ganze Schrecklichkeit zu 
empfinden. Die unglücklichen Kranken lagen in diesen Lazarethen so nahe 
zusammen, dass sie fast einander berührten. Es fehlte an Lagerstroh, 
Lazarethutensilien, Krankenwärtern, hinlänglichen Aerzten, gesunden 
Nahrungsmitteln, und ganz besonders an Ordnung und gehöriger Aufsicht. 
Die Lazarethbeamten, in den Zustand einer völligen Erschlaffung ver¬ 
sunken, nahmen sich, zu sehr mit ihrem eigenen Elend beschäftigt, der 
leidenden Soldaten nicht mit demjenigen regen Eifer an, der hier allein 
etwas auszurichten vermocht hätte. Umsonst suchte der Kommandant der 
Festung Graf von Narbonne, ein menschenfreundlicher Mann, für die 
Unglücklichen zu wirken; selbst ein wiederholtes persönliches, ihm selbst 
schliesslich den Tod bringendes Besuchen dieser verpesteten Orte fruchtete 
nichts. Das Charakteristische der Krankheit bestand in einem kolliquativen, 
aashaft stinkenden Durchfall. Bei dem gänzlichen Mangel an gehöriger 
Aufsicht nahm hierdurch die Unsauberkeit bald so überhand, dass die 
Kranken sich in ihrem eigenen Unrath wälzten und bei lebendigem Leibe 
verfaulten. Es soll in den Lazarethen zu den gewöhnlichen Vorkommnissen 
gehört haben, dass der von einem brennenden Durst gequälte Kranke, 
aus Mangel an Trinkwasser, den Urin seines Nachbars gierig verschlungen 
hat. Die Todten blieben häufig tagelang bei ihren noch lebenden 
Kameraden, nicht selten sogar in dem nämlichen Bette liegen. Die nocht 


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- 191 — 


etwas stärkeren Kranken entrissen den schwächeren und sterbenden 
Lagerstroh, Decken und andere Gerätschaften, um sich ihre Lage nur 
einigermaassen zu erleichtern. Eine Menge von Kranken verliess m den 
Anfällen eines Deliriums, oder um dem grenzenlosen Elend in den Lazarethen 
zu entfliehen, diese Höhlen des Jammers und durchirrte die Strassen und 
Plätze der Stadt. Eiuige von diesen starben auf offener Strasse, andere 
verkrochen sich in Ställe, Höfe, Kuchen, wo sie entweder unbemerkt und 
hülflos verschmachteten oder, von den Bewohnern der Häuser aufgefunden, 
in die Lazarethe, denen sie hatten entrinnen wollen, zurückgeschickt wurden. 
Für Reinigung der Abtritte in den Lazarethen wurde in keiner Weise Sorge 
getragen. Die meisten waren bis an den Rand gefüllt, übergelaufen, und 
eine ekelhafte Jauche floss die Treppen hinab und rieselte an den Wänden 
entlang. Häufig hatte man selbst Leichname in die Latrinen gestürzt. 
Ganz besonders im Schlosse Hartenfels war jetzt beinahe jedes Fenster 
ein Abtritt geworden, menschlicher Unrath klebte daher an allen Wänden 
und hatte sich zu ungeheuren Haufen m den Höfen angesammelt In 
mancher Krankenstube konnte man vor Koth die Thüren kaum öffnen, 
musste in diesem bis an die Knöchel waten und über Leichname weg¬ 
schreiten, um zu den noch Lebenden zu gelangen. Durch das Bombardement 
waren alle Fenster zersprengt worden, und dabei weder Holz zur 
Erwärmung der Krankenzimmer vorhanden, noch in diesen die Oefen 
gehörig im Stande. Die armen, mangelhaft bedeckten Kranken lagen also 
bei der damals sehr strengen Frostkälte wie auf offener Strasse, häufig er¬ 
froren ihnen die Hände und Füssse, und ihre Arzneien und Getränke, soweit 
dergleichen überhaupt vorhanden, wurden neben ihren Lagerstellen in Eis 
verwandelt. Wegen des Mangels an Brennholz konnten auch warme 
Speisen für die Kranken nicht bereitet werden; ihre Suppen erhielten sie 
stets ganz kalt“ 

Im November nahm das Sterben in den Lazarethen so zu, dass vier 
Wagen, in welchen die völlig entkleideten Leichname wie Holz bis oben 
aufgeschichtet und häufig, um recht viele fortzubringen, von den als 
Fuhrleute fungirenden Soldaten niedergetreten lagen, täglich vom Morgen 
bis zum Abend zu fahren hatten, um alle Verstorbenen nach der hinter 
dem neuen Kirchhof belegenen ehemaligen Sandgrube zu bringen, wo 
man sie in dichter Reihe, Mann an Mann ynd Schicht auf Schicht legte 
und jede Schicht mit Kalk und Erde nothdürftig überschüttete. Immerhin 
ging bei der Menge der Todten dies Beerdigungsverfahren so langsam, 
dass oft halbe Tage lang ganze Haufen nackter Leichname dort liegen 
blieben und den Vorübergehenden nicht nur einen abschreckenden Anblick 
darboten, sondern auch einen pestilenzialischen Geruch verbreiteten. 
Bürgerliche Verstorbene konnten noch auf dem gewöhnlichen Begräbniss- 
platze beerdigt werden. Wie hier auf dem Gottesacker, so sah man auch 
in der Stadt in den Häusern, wo die Verstorbenen zum Wegfahren 
zusammengetragen wurden, an jedem Morgen hochaufgescbichtete nackte 
Leichen, und es war nichts Seltenes, an weniger frequentirten Orten, ja 
selbst auf offener Strasse, des Morgens verstorbene Franzosen zu finden. 

Nach begonnenem Bombardement der Stadt musste von der Beerdigung 
der Militärleichen in jener Sandgrube • Abstand genommen werden, weil 
dieselbe gerade in der Schussrichtung der Belagerer lag und wiederholt 
bei Begräbnissen Kugeln dicht neben den Leichenwagen einschlugen. 
In Ermangelung eines andern Platzes wurde befohlen, die in den Lazarethen 
Verstorbenen forthin in die Elbe zu werfen. Es wurde auch wirklich mit 


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einigen Fuhren solcher Leichen vom Aufzuge der Elbbrücke aus so 
verfahren; allein es machte diese Begräbnissart, zumal alle Leichname 
völlig entkleidet waren, auf das Publikum einen so empörenden Eindruck, 
dass der Magistrat Vorstellungen dagegen beim Gouverneur der Festung 
machte, worauf jenseits der Elbe zwischen Brückenkopf und Elbufer ein 
Platz zum Verscharren der Leichen angewiesen wurde. 

Am Typhus starb im November auch der französische Kommandant 
Graf Narbonne. Er ward auf Bastion 8 der Festung begraben, wo man 
heute noch seinen Grabstein sieht mit der Inschrift: ^Honneur — Vertu 
— Courage.“ Sein Herz brachte sein Adjutant Fernand de Chahot nach 
Frankreich. 

Zu den Schrecken des Typhus kamen für die unglückliche Stadt 
noch die Gefahren der Belagerung. Während der Zeit vom 24. November 1813 
bis zum 10. Januar 1814 wurden in die enggebaute und, wie berührt, 
damals in allen Winkeln mit Menschen überfüllte Stadt 7500 Bomben 
und Granaten geworfen, die 200 Häuser ganz oder theilweise zerstörten. 
Die Preise aller Lebensmittel stiegen zu enormer Höhe, da jegliche Zufuhr 
von aussen abgeschnitten war. Am 10. November bereits bezahlte man 
für eine Kanne Butter = zwei Pfund drei Thaler. Das Bierbrauen hörte 
ganz auf, Pferdefleisch galt schliesslich als kaum zu bezahlende Leckerei, 
selbst gefallenes Vieh fand unter den Franzosen seine Liebhaber. 

Endlich am 10. Januar 1814 zogen die preussischen Truppen unter 
allgemeinem Jubel als Sieger ein. Sie betraten die Stadt und Festung; 
wie eine Pesthöhle, es war ihnen befohlen worden, beim Einmarsch 
Wachholderbeeren zu kauen. Seitdem ist Torgau, jetzt nicht mehr Festung, 
preussisch. _ 


Wegele. Die atonische Magenerweiterung und ihre Behandlung. 

München bei J. F. Lehmann. 

Wegele bespricht die Diagnose, Aetiologie und Therapie der atonischen 
Magenerweiterung, ohne etwas Neues vorzubringen. Von besonderer 
Wichtigkeit erscheint auch ihm die Regelung der Nahrung, welche möglichst 
trocken sein soll; die nöthige Flüssigkeitsmenge kann durch Eingiessungen 
event. dem Körper geboten werden. 


67. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte. 

Lübeck, 16. bis 21. September 1895. Im Einverständnisse mit den 
Geschäftsführern der 67. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte 
haben wir die Vorbereitungen für die Sitzungen der Abtheilung No 31, 
Militär-Sanitätswesen, übernommen und beehren uns hiermit, die 
Herren Vertreter des Faches zur Theilnahme an den Verhandlungen 
dieser Abtheilung ganz ergebenst einzuladen. Gleichzeitig bitten wir, 
Vorträge und Demonstrationen frühzeitig — bis Ende Mai — bei dem 
Unterzeichneten Einführenden anmelden zu wollen, da die Geschäftsführer 
beabsichtigen, zu Anfang Juli allgemeine Einladungen zu versenden, 
welche eine vorläufige Uebersicbt der Abtheilungs-Sitzungen enthalten 
sollen. Der Einfuhrende: Stabsarzt Dr. med. Koch, Moislinger Allee 2c. 

Der Schriftführer: Dr. med. Busch, Hüxstrasse. 

Gedruckt in der Königlichen Hofbnchdmckerei touE. S. Mittler & Sohn. Berlin SW., Kochstr. 68—70. 


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Deutsch© 


Militärärztliche Zeitschrift 


Redaetion: 

Prof. Dr. 9" Generalarzt, 

Berlin W-, Taabenstrasee 6, 

u. Dt. <£enQar$, Oberstabsarzt, 

Berlin Nö., Ch&asseestrasse 27. 


Verlag: 

#. äRtttto * 

Königliche Hofbnchhsndlnng, 

Berlin, Kochstrasse 68— 71. 


Monatlich erscheint ein Heft von mindestens 8 Druckbogen; dazu ein „Amtliches Beiblatt**. Der 
Zeitschrift wird das Werk: n W. Both’s Jahresbericht über die Fortschritte auf dem Gebiete 
des HilitAr - SanitStsweeens** unentgeltlich beigegeben. Bestellungen nehmen alle Postämter and 
Bachhandlangen an. Preis des Jahrgangs 16 Mark. 


XXIV. Jahrgang. 1895. Heft 5. 


lieber die dosimetrische Methode der Chloroform-Narkose. 

Von 

Oberstabsarzt Dr. Staecker in Danzig. 


Die Narkotika haben in der Geschichte der Medizin schon seit den 
ältesten Zeiten stets eine hervorragende Rolle gespielt. Es sind im 
AJlgemeinen Arzneimittel, welche betäubend wirken, d. h., die gesammte 
Tbätigkeit des Grosshirns vermindern und lähmen. Im Besonderen ver¬ 
steht man unter ihnen jene Mittel, welche das natürliche Schlafbedürfnis 
unterstützen oder Vorgänge hervorrufen, welche dem physiologischen 
Schlaf ähnlich sind. 

Die Funktionen des Grosshirnes können durch sie soweit herabgesetzt 
werden, dass vollkommene Anästhesie eintritt. Diese ist eine lokale, 
wenn nur die sensiblen, peripheren Nerven vorübergehend direkt 
gelähmt, oder eine allgemeine, wenn auch die sensiblen Nervenzentren 
ausser Thätigkeit gesetzt werden. Das Letztere erfolgt erst durch die 
Aufnahme der Anästhetika ins Blut Dieser Grad von Narkotismus wird 
nur durch Substanzen aus der Gruppe deß Alkohols und Chloroforms 
und durch Stiekstoffoxydul hervorgerufen, obwohl auch durch grosse 
Dosen mancher anderer Narkotika, z. B. durch Morphium, das Bewusst¬ 
sein und auch die Empfindung vollständig aufgehoben werden kann. 
Indess sind letztere Mittel zur Erzeugung von Anästhesie nicht verwend¬ 
bar, nicht allein wegen ihrer grossen Gefährlichkeit, sondern auch aus 
anderen Gründen. Angewandt können nur solche Substanzen werden, 
welche leicht und flüchtig von den Schleimhäuten aus rasch ins Blut gelangen. 

MUittrtrstlicbe Zeitschrift 1806. 23 


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194 - 


Die Resorption derselben erfolgt durch die Lungen, durch welche sie 
auch zum grössten Theil wieder unverändert ausgeschieden werden. 
Chloroform und Aether werden jedoch auch von anderen Schleimhäuten 
und vom Unterhautzellgewebe aus absorbirt, im Organismus zum Theil 
zerstört und deren Zersetzungsprodukte in Form gepaarter Verbindungen 
durch den Ham ausgeschieden. Behufs Erzeugung von Narkotismus 
wurde der Aether in die chirurgische Praxis im Jahre 1846 durch den 
Amerikaner Jackson, hauptsächlich aber durch seinen Freund den Zahn¬ 
arzt Morton eingefuhrt. Am 10. November 1847 veröffentlichte sodann 
Professor Simpson in Edinburg seine Untersuchungen über Narkose 
durch Chloroform, das viel rascher und sicherer wirken sollte. Todes¬ 
fälle infolge beider Arten von Anästhesirung spalteten bald das Lager 
der betreffenden Anhänger, «nd es folgten in rascher Aufeinanderfolge 
Entdeckungen neuer Anästhetika — bis jetzt im Ganzen etwa 35 Mittel —, 
welche jedoch alle den alten Mitteln allmählich werden weichen müssen. 7Ar 
Zeit steht die Verbreitung der verschiedenen Narkosen so, dass in 
Deutschland hauptsächlich Chloroform, in Oesterreich dasselbe mit Alko¬ 
hol und Aether gemischt, in Amerika und England sowohl Aether wie 
Chloroform verwandt wird. 

Ein bei Augen Operationen in England häufig angewandtes Anästhetikum 
ist die 1, 2, 3 Mixtur, welche sehr schnell und sicher wirken soll. Die¬ 
selbe enthält 1 Theil Alkohol, 2 Theile Chloroform, 3 Theile Aether. 

Das Stickstoffoxydul eignet sich nur für kurz dauernde Operationen 
und wird deshalb auch fast nur noch bei Zahnextractionen benutzt 

Die Chloroformirung ruft je nach der verschiedenen Individualität 
verschiedene, hochgradige Veränderungen im Körper hervor. Man unter¬ 
scheidet das Stadium der 'Willkür, der Excitation und der Toleranz. In 
den beiden ersten ist der Puls gewöhnlich um 10 bis 20 Schläge frequen¬ 
ter, im Stadium der Toleranz wird er wieder langsamer und kann sogar 
bis auf 50 und etwas darunter herabgehen. 

Die Respiration zeigt ebenfalls die grössten individuellen Verschieden¬ 
heiten. Konstant ist bei langer Einwirkung des Chloroforms die Abnahme 
der Frequenz und auch der Intensität der Athcmzüge. Nicht selten wird 
das Athmen insuffizient, und es tritt alsbald Cyanose — ein höchst 
beachtenswerthes Symptom — ein. 

Die Pupillen sind anfangs erweitert, doch niemals ad maximum, 
verengern sich dann im Stadium der Erschlaffung allmählich bis unter 
das normale Verhalten, reagiren aber noch träge auf Stechen und Kneifen 
der Haut, noch später nur auf Berührung der Cornea. Nach Rupprecht 


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soll die Prüfung des kornealen Lidreflexes das beste Kriterium für eine 
noch gefahrlose Narkose sein, weil eine deletäre Wirkung des Chloroforms 
nicht zu befurchten ist, so lange noch bei Berührung der Hornhaut das 
untere Augenlid zuckt, welche Erscheinung als Reflexwirkung des 
Trigeminus aufzufassen ist. Bei plötzlichem Erwachen tritt wieder 
öfters eine plötzliche maximale Erweiterung der Pupillen ein, bei lang¬ 
samem Erwachen geht diese gewöhnlich nur allmählich vor sich. 

In den meisten Fällen ruft die reizende Wirkung der Chloroform- • 
Dampfe auf die Mund- und Respirationsschleimhäute reichliche Schleim¬ 
absonderung und dadurch heftiges Ausspeien und Husten hervor. Ganz 
besonders intensiv treten diese üblen Zufälle auf, wenn man bei Gas¬ 
licht oder Petroleumlicht chloroformirt Alsbald werden alle Anwesenden 
von einem sehr starken Hustenreiz befallen. Diese Störungen beruhen 
darauf, dass nach Langenbeck die Verbrennungsprodukte des Gases 
mit ‘ dem verdunstenden Chloroform das irrespirable Chlorkohlenoxyd 
erzeugen. In nicht seltenen Fällen entwickeln sich hierdurch in der 
Folge bei den Narkotisirten schwere katarrhalische Pneumonieen. 

Aehnlich wirken die Chloroformdämpfe auf die Magenschleimhaut, 
Zuweilen und zwar in allen Stadien tritt Würgen und Erbrechen auf, 
besonders wenn kurz vor der Inhalation Nahrung eingefuhrt ist. Ein 
sehr gefahrdrohender Zustand ist das plötzliche Eintreten von Apnoe. 
Dieselbe tritt sowohl im 2. wie im 3. Stadium auf. In ersterem Falle 
besteht vollständiger Respirationsstillstand in Exspirationsstellung des 
Zwerchfells, während die Zunge durch tonischen Krampf vergrössert gegen 
die hintere Pharynxwand angedrängt wird. 

Hier genügt der Handgriff vonHeiberg nicht allein; man muss viel¬ 
mehr nicht nur den Unterkiefer nach vorne drängen, sondern auch zu¬ 
gleich beide Zeigefinger auf die untere Zahnreihe setzen und denselben 
Dach unten drücken, um gleich genügend Luft zu schaffen. 

Im Stadium der Erschlaffung folgt die Zunge dem Gesetze der 
Schwere und versperrt hierdurch die Luftzufuhr. Der Ho ward sehe 
Handgriff, Elevation des Thorax und Rückwärtsbewegung des Kopfes 
und des Halses, und nöthigenfalls die künstliche Athmung reichen hier 
gemeinhin aus. Das Hervorziehen der Zunge mit besonders angefertigten 
Zangen oder gar Hakenzangen kann man wohl schon jetzt als ein obso¬ 
letes Verehren bezeichnen. In neuester Zeit hat indess Kappeier noch 
io verzweifelten Fällen empfohlen, das Zungenbein mit einem scharfen 
Haken rasch und kräftig vorzuziehen. 

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Die erstere Form von Apnoe nennt man die spastische, die letztere 
die paralytische Asphyxie. Der gefährlichste Zufall, der in allen Stadien 
eintreten und raschen Tod zur Folge haben kann, ist die plötzliche Er¬ 
lahmung der Herzthätigkeit (Synkope). Manchmal, schon nach kurzen 
Einatbmungen von Chloroform, setzt auf einmal der Puls aus und bei 
noch fortgehender Respiration nimmt das Gesicht eine kadaveröse Blässe 
an, die Pupillen werden ad maximum /erweitert, der Unterkiefer sinkt 
herab, die Arterien bluten nicht mehr, und in Kurzem schliessen einige 
schnappende oder seufzende Respirationen die Scene. Ein solcher Kollaps 
kommt bei schwächlichen Individuen unter dem Einfluss der Angst vor, 
tritt aber vorzugsweise bei akuter und chronischer Anämie und vor Allem 
bei Degeneration des Herzmuskels ein. 

Die Narkose durch Aether unterscheidet sich nur in einigen wesent¬ 
lichen Punkten von der durch Chloroform. Das zweite Stadium ist 
markirter und protrahirter, im drittten Stadium ist die Muskelerschlaffung 
nicht immer konstant, überhaupt ist die Wirkung des Aethers entschieden 
langsamer und weniger nachhaltig, besonders lästig sind aber die häufigen 
Schluckbewegungen uud die starke Salivation. Wegen seiner grosssen 
Flüchtigkeit muss das Einathmen mittelst besonderer Apparate geschehen, 
welche den Zutritt von Luft gänzlich abschliessen; auch seine leichte 
Brennbarkeit erfordert stets die grösste Vorsicht. Endlich fehlen bei ihm 
die werthvollen Aufschlüsse, welche die Pupillenreaktion für die Chloroform¬ 
narkose hat. 

Besonders kontraindizirt ist seine Anwendung bei Lungenleiden. 

Die Narkose durch Stickstoffoxydul ist relativ ungefährlich, aber am 
wenigsten nachhaltig und kann daher nur bei ganz kurz dauernden 
Operationen angewandt werden. Sobald der Puls klein wird und sich 
Leichenblässe einstellt, genügt es, diese Erscheinungen zum Schwinden 
zu bringen, wenn schnell wieder Luft zugefuhrt wird. 

Die grösste Zukunft scheint die gemischte Narkose zu haben. Das 
englische Chloroformkomitee, sowieBillroth undLinhart sind der Ansicht^ 
dass dieselbe deshalb weniger gefährlich ist als die reinen Flüssigkeiten, 
weil Aether und Alkohol als Stimulantien die deprimirende Wirkung des 
Chloroforms auf das Herz aufhalten oder wenigstens vermindern. Man 
macht aber gegen diese Methode den Einwand, dass die einzelnen Flüssig¬ 
keiten entsprechend ihren Siedepunkten sehr ungleich verdunsten.. Praktisch 
von grossem Nutzen soll sie sich erwiesen haben bei Potatoren und bei 
solchen Individuen, weiche an Herzschwäche leiden. 


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Die Art des Chloroformirens war bisher im Ganzen eine sehr ver¬ 
schiedene. Vor nicht gar zu langer Zeit war es noch allgemeiner Gebrauch, 
dass mindestens zwei Aerzte zu dieser Operation erforderlich waren, der 
eine fühlte den Puls, der andere übernahm die Inhalation. Nach hori¬ 
zontaler Lagerung des Patienten auf dem Operationstisch wurde ihm zuerst 
die Mundgegend mit Salben eingerieben, das Herz besonders untersucht 
und dann mit dem Einathmen begonnen. Wenn Assistenten in genügender 
Zahl vorhanden waren, wurden noch zwei zum Festhalten der Arme 
bestimmt. In gewissen Zwischenräumen wurden dann 20 bis 30 Tropfen 
Chloroform auf die Maske wieder aufgeschüttet Die steigende Unruhe 
des Patienten hoffte man durch grosse Dosen Chloroform beseitigen zu 
können. Auf die Athmung richtete man nicht sein besonderes Augenmerk 
sondern nur auf den Puls und die Pupillenreaktion. 

Dass bei diesem brüsken Verfahren noch so wenig Todesfälle überhaupt 
vorgekommen sind, grenzt ans Wunderbare. 

Ein um so mehr gerechtfertigtes Aufsehen erregte daher die Schrift 
von L6on Labbe, welcher zuerst im Jahre 1882 seine dosimetrische 
Methode in der Pariser medizinischen Akademie vortrug. Neben der 
langsamen, gleichmässigen Zufuhr des Anästhetikums legte derselbe noch 
besonderen Werth auf die absolute Ruhe im Krankenzimmer — besonders 
bis zum Eintritte des Schlafes. 

Er machte daher auch den Vorschlag, im Operationszimmer einen 
Anschlag zu machen, welcher mit grossen Buchstaben versehen die Auf¬ 
schrift trug: „Defense ä parier au chloroformiseur!“ Ferner verlangte 
er, dass der mit dem Inhaliren beschäftigte Arzt nur auf das Gesicht und 
die Respiration zu achten habe. Den Zustand des Pulses hielt er für 
irrelevant, da derselbe später schlecht wird als die Athmung, weil die 
Chloroform-Asphyxie nur respiratorischen Ursprungs ist. 

Im Wesentlichen dieselben Anschauungen vertritt die Hyderabad- 
Kommission in ihrem letzten Jahresbericht. Hehir weist ausserdem in 
demselben noch darauf hin, dass es einen Chloroformtod infolge primärer 
Herzlähmung nicht giebt. Zuerst leide immer die Respiration, und es 
komme nur darauf an, letztere regelmässig zu erhalten. Ganz besonders 
wichtig sei es bei jeder Respirationspause, sofort die Maske zu lüften, 
weil sonst der Kranke beim nächsten tiefen Athemzug übermässig viel 
Chloroform bekommen würde. Ebenso müsse man bei heftigen Wider¬ 
standsbewegungen immer einige Athemzüge frischer Luft thun lasssn. 

Hehir hat sogar bei Eklampsie, Tetanus und Hydrophobie in 
sechs Fälleu mehr als zwölf Stunden lang die Narkose mit gutem Erfolge 
unterhalten. 


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Die Chloroformstatistik der deutschen Gesellschaft für Chirurgie für 
das Jahr 1892 gebietet über ein grossartiges Material. Gurlt berichtet 
hier über 111 788 Narkosen mit 41 Todesfällen. Je ein Todesfall kam 
auf nachstehende Narkosen: Mit Aether 8433, Aetherchloroform 2969, 
Chloroform 2574, gemischte Narkose 2461, Bromäthyl 2460, Pental 219. 
Der Aether übertrifft also bei Weitem das Chloroform. Trotzdem hat sich 
nach Gurlt der Aether noch keineswegs dieselbe Anerkennung und 
Vorliebe, die ihm in Amerika gezollt wird, in Deutschland zu erwerben 
gewusst 

Ferner hat er feststellen können, dass bei den Todesfällen durch 
Chloroformnarkose meist pathologische Veränderungen vorgefunden wurden: 
Schlaffheit und fettige Entartung der Herzmuskulatur, Verwachsungen des 
Herzbeutels mit dem Herzen und der Pleura, Klappenfehler des Herzens, 
atheromatöse Entartung der Arterien, pleuritische Verwachsungen, Tuber¬ 
kulose der Lungen, Erkrankungen der Leber und Nieren. 

Eine von der Hufelandschen Gesellschaft gekrönte Preisschrift 
über die Narkose hat Born träger geliefert Nach ihm ist es noch nicht 
sicher erwiesen, ob Chloroform oder Aether häufiger den Tod herbeiführt; 
diese Frage befinde sich vielmehr noch im Stadium des Experiments. 
Soviel stünde indess fest, dass Eisteres so gut wie nie versage, während 
dieses bei Aether öfters vorkäme. Sodann müsste man bei letzterem 
komplizirtere Apparate in Anwendung bringen. 

Aus allen Berichten geht indess zur Genüge hervor, dass die Methode 
des tropfen weisen, langsamen, aber ununterbrochenen Verabreichens von 
Chloroform ihre unverkennbaren Vorzüge hat und deshalb immer mehr 
Anhänger findet. Ganz besonders aber wird mau nach dieser Richtung 
noch in weiteren Kreisen Versuche machen müssen, weil gerade in letzter 
Zeit und zwar in rascher Aufeinanderfolge vier Todesfälle infolge von Narko¬ 
sen vorgekommen sind. 

In drei Fällen war Aether, in einem Bromäthyl angewandt worden. 

Auch auf der hiesigen äusseren Station sind seit mehreren Jahren 
Versuche nach dieser Richtung hin von mir gemacht worden, aber erst 
nach Anwendung der Schimmelbuschschen Maske konnte die dosi- 
metrische Methode mit vollem und befriedigendem Erfolge in Anwendung 
gebracht werden. Diese Maske hat in erster Linie den grossen Vortheil, dass 
man zu jeder Narkose einen neuen antiseptischen Bezug anwenden kann. 
Die unten ringsum angebrachte Metallrinne schützt sehr gut vor etwaigem 
Verbrennen der Gesichtshaut durch das herabfliessende Chloroform, so dass 
man nicht mehr nöthig hat, die Gesichtshaut mit Vaselin oder dergleichen 
zu bestreichen. 


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Statt der Chloroformflasche genügt ein gewöhnliches dunkles Tropfglas, 
wie man solche jetzt allgemein für einen billigen Preis aus den Apotheken 
erhalten kann. Ist das Glas mit einer entsprechenden Skala versehen, 
so ist dieses sehr angenehm, weil man dann die Menge des verbrauchten 
Chloroforms gleich ablesen kann. 

Zweckmässig ist es, schon tags zuvor den Patienten genau zu unter¬ 
suchen und zwar nicht allein Herz und Lungen, sondern auch die Mund¬ 
höhle und den Urin. Namentlich hat man auf künstliche Zähne und 
Kautabak sein Augenmerk zu lichten, da diese schon häufig den Erstickungs¬ 
tod während der Narkose herbeigeführt haben. Eine genaue chemische 
Prüfung des Chloroforms ist nicht nöthig und auch zu weitschweifig, da 
man gewisse Zeichen hat, welche eine schädliche Verunreinigung desselben 
in kürzester Zeit und ohne besondere Vorbereitung erkennen lassen. Es 
muss klar sein, neutral reagiren und einen scharfen Geruch haben. Auf 
die Hand gegossen soll es schnell verdunsten, ohne einen Rückstand 
zurückzulassen und in ein Glas Wasser geträufelt, soll es in Form von 
Perlen zu Boden sinken. Vier bis sechs Stunden vor der Narkose dürfen 
die Patienten nichts essen, höchstens ist einige Stunden vorher eine Tasse 
Kaffee oder Thee erlaubt. 

Vor Beginn und während des Chloroformirens ist die grösste Ruhe 
«forderlich. Man wird stets richtig handeln, wenn man im ersten 
Stadium den Patienten so behandelt, als wenn derselbe sich eben zur 
Ruhe begeben hat und einschlafen will, während man im zweiten Stadium 
ihn wie einen sinnlos Betrunkenen behandeln muss, der durch den 
geringsten Widerstand oder durch ein grelles Geräusch wieder leicht 
nüchtern werden kann. Zweckmässig ist es daher auch, entweder die 
Thür des Operationszimmers abzuschHessen, oder wenigstens einen Lazareth- 
gehülfen vor die Thür zu stellen, um jede Störung von aussen her fern 
zu halten. 

Alle beengenden Kleidungsstücke werden gelüftet, auch die Hose 
der Kopf darf nicht durch ein Kopfkissen unterstützt werden, weil er 
dadurch gegen die Brust gedrängt und so die Athmung behindert wird. 
Für den Chloroformireuden bleibt es die erste und wichtigste Regel, dass 
er stets seine volle Aufmerksamkeit der Narkose zuwendet. Er ist mit 
dem Steuermann zu vergleichen, der ruhig, kaltblütig und mit Sach- 
kenntniss sein mit den Wogen kämpfendes Schiff sicher dem rettenden 
Gestade entgegenlenkt. 

Dem Patienten ist dann zuerst die trockene Maske derart auf das 
Gesicht zu legen, dass nur die Nase bedeckt wird und zwar so, dass 


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200 


nebenbei noch genügend Luft einströmen kann. Hierauf wird langsam 
mit dem Träufeln begonnen, so dass in der Minute etwa zwölf Tropfen 
auf die Maske fallen, bis der Patient einschläft. Ist dieses eingetreten, 
dann wird langsamer geträufelt — etwa fünf Tropfen in der Minute. 
Zur Beruhigung des Patienten und zur gleichmässigen Athmung trägt es 
wesentlich bei, wenn man ihn gleich anfangs auffordert, ruhig und langsam 
zu zählen. Bei grosser Aufregung im zweiten Stadium darf man nicht 
zu viel Gewalt anwenden, um ihn zu bändigen. Es genügt vollkommen, 
den Bewegungen nur einen ganz leichten Widerstand entgegenzusetzen 
und mit denselben gleichsam mitzugehen. Sobald das Athmen insuffizient 
wird, oder sobald sich leichte Cyanose bemerkbar macht, ist die Maske 
sofort zu entfernen, bis die Athmung wieder regelmässig geworden ist, 
worauf sogleich wieder mit dem Aufträufeln begonnen werden kann. 

Mit dem Rasiren und der Reinigung des Operationsfeldes darf nicht 
eher angefangen werden, als bis die vollständige Narkose eingetreten ist. 
Diesen Zeitpunkt zu bestimmen, ist manchmal schwierig. Von dem jetzt 
so sehr beliebten Verfahren, diesen Moment durch das Schwinden des 
Kornealreflexes festzustellen, muss ich nach meinen Erfahrungen abrathen, 
da in den meisten Fällen die Narkose durch dasselbe zu leicht wieder 
aufgehoben wird. 

Von grossem Nutzen ist aber die Prüfung des Kornealreflexes in 
solchen Fällen, in welchen das Bewusstsein zu tief gesunken und 
die Gefahr der Synkope zu befurchten ist. Wenn nämlich in diesem 
Falle nicht mehr die geringste Reaktion ein tritt, d. h. wenn das untere 
Augenlid nicht mehr zuckty dann ist es immer die höchste Zeit, mit der 
künstlichen Respiration sofort zu beginnen. 

Die beste Methode zur Feststellung, ob mit der Operation begonnen 
werden kann, scheint bis jetzt diejenige zu sein, dass man einen Arm 
wiederholt hochhebt und ihn dann plötzlich loslässt. Wenn dabei der 
Arm wie eine todte Masse niederfällt, so kann man ohne Bedenken mit 
der Operation beginnen. Von jetzt an muss der Chloroformirende nicht 
allein auf die Respiration, sondern auch auf das Verhalten der Pupillen 
seine Aufmerksamkeit richten. Für gewöhnlich erweitern sich dieselben 
kurz vor dem Erschlaffen der Muskulatur, bei vollständiger Narkose aber 
werden sie enger und sollen so während der ganzen Narkose bleiben. 
Tritt plötzlich eine Erweiterung der Pupillen ad maximum ein, nachdem 
sie vorher verengt waren, so ist die grösste Gefahr vorhanden; die Maske 
ist sofort zu entfernen und mit der künstlichen Athmung zu beginnen. 


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Die Anwendung der Elektrizität wird von Vielen eher für gefährlich 
als nützlich erachtet, weil die Reizung des Phrenicus nur die halbe 
Athmung, d. h. die Inspiration besorgt, während die Reizung der Nasen¬ 
schleimhaut durch den elektrischen Strom öfters noch von Erfolg sein kann. 

Die Kontrolle des Pulses tritt immer mehr in den Hintergrund. 
Peraire behauptet sogar, dass man denselben überhaupt gar nicht mehr 
zu kontroliren braucht, weil er noch ruhig weiter schlagen kann, nachdem 
die Athmung schon ganz aufgehört hat. Zu erwähnen ist hier noch, dass 
im Beginn des Inhalirens der Puls zuweilen ganz aussetzt und derart 
schwach wird, dass man ihn kaum mehr fühlen kann. Dies kommt vor, 
wenn sich Brechneigung einstellt. 

Nach vollendeter Operation darf man den Patienten nicht mit gewalt¬ 
samen Mitteln^ aus seiner Betäubung erwecken. Man muss ihn vielmehr 
jetzt derart behandeln, als wenn er sich einen tüchtigen Rausch angetrunken 
hat, welchen er gründlich ausschlafen muss. Das laute Anrufen, das 
Besprengen des Gesichts und der Herzgrube mit kaltem Wasser, das 
Schlagen in6 Gesicht mit einem nassen Tuch, das Abklatschen des Unter¬ 
leibs mit flacher Hand sind Mittel, die durchaus zu verwerfen sind. 

Am besten ist es, w'enn Patient aus seiner Betäubung von selbst 
erwacht, nachdem er sich vollständig ausgeschlafen hat. Der Chloroformirende 
muss ihn aber auch jetzt noch aufmerksam beobachten, weil gerade kurz 
vor dem Eiwachen noch manches Mal Erbrechen eintritt. Zu warnen ist 
auch davor, dass Narkotisirte sich nach der Operation aufrichten — es 
sind mehrfach Fälle bekannt, in welchen gerade in diesem Moment ein 
plötzlicher Tod eingetreten ist, trotzdem die Patienten schon längere Zeit 
vorher kein Chloroform mehr bekommen hatten. 

Die Vorzüge der dosimetrischen Methode bestehen im Wesentlichen 
darin, dass das Excitationsstadium entweder gar nicht auftritt oder viel 
kürzer ist als bei der früheren Verabreichungsweise, vor allen Dingen 
aber darin, dass entschieden weniger Chloroform verbraucht wird. Hier¬ 
durch wird natürlich auch die Intoxikationsgefahr vermindert. 

Während früher etwa 100 g in einer Stunde verbraucht wurden, 
genügen jetzt 15 bis 20 g. Das Erbrechen tritt daher jetzt auch viel 
seltener auf, ja Baudouin behauptet, dass es bei seiner Methode überhaupt 
nicht mehr vorkommt. 

Posset hat gegen hartnäckiges Erbrechen das Ausspülen des Magens 
mit 2prozentiger warmer Sodalösung empfohlen, Joos will dasselbe, 
sobald pich Brechbewegungen einstellen, schon im Keim unterdrückt haben, 
indem er vermittelst eines Handgriffes den Phrenicus und Vagus oberhalb 


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des stemalen Endes der Clavicula komprimirt. Dieser Druck soll noch 
kurze Zeit nach Aufhoren der Brechbewegungen fortgesetzt werden. 

Nach dem alten Grundsatz: „Quo simplicius, eo felicius“ — habe 
ich in letzter Zeit, um den im Munde und Magen angesammelten Schleim 
zu entfernen und zugleich auch die Mundhöhle abzukühlen, Ausspülungen 
des Mundes mit kaltem Wasser ausführen und dann kleine Portionen 
hinunterschlucken lassen. Der Erfolg war bis dahin ein befriedigender, 
das Erbrechen,hörte meistenteils sogleich auf. 

Hauptsächlich wird man sich aber darauf beschränken müssen, dem 
Patienten das Erbrechen zu erleichtern und der Aspiration des Erbrochenen 
vorzubeugen. 

Für gewöhnlich wurde bis jetzt nur der Kopf zu diesem Zwecke 
stark nach vorn und zur Seite gebogen. Hierdurch wird aber nicht aHein 
das IJerausbefördern des Erbrochenen erschwert, sondern auch die 
Aspiration erleichtert. Es ist vielmehr notwendig, dass beim Wenden 
des Kopfes zugleich auch der ganze Körper mitbewegt und auf die Seite 
gelegt wird. 

An dieser Stelle möchte ich noch einige Worte über den sogenannten, 
späten Chloroformtod erwähnen. 

Käst, Thiem, Fischer und Bastianelli haben neuerdings über 
vier derartige Fälle berichtet. 

Von diesen gingen zwei ungefähr 46 Stunden nach 3- bis 4stündiger, 
der dritte 18 Tage nach einer 3stündigen und der vierte 5 Tage nach 
einer 2 72»tündigen Narkose zu Grunde. Besonders auffallend war der 
pathologische Befund am Herzen, an der Leber und an den Nieren. 

Diese Veränderungen bestanden hauptsächlich in nekrotischen Vor¬ 
gängen in den spezifischen Parenchymzellen jener Organe. Ausserdem 
befand sich konstant in den Nieren, zumeist in den Henleschen Schleifen, 
körniges oder scholliges Pigment in solchen Mengen, wie es selbst bei 
älteren, an schweren Kachexieen zu Grunde gegangenen Individuen nie 
vorgefunden wird. Die Veränderungen am Herzfleisch bestanden in 
Schwund der Querstreifung und Zerklüftung der kontraktilen Substanz. 
Ausserdem bestand Verfettung in allen drei Organen. 

Bastianelli hält es daher für die Pflicht eines jeden Arztes, eine 
zweite Narkose an ebendemselben Patienten erst dann vorzunehmen, 
wenn die Folgeerscheinungen der ersten vollständig überwunden sind. 

Namentlich wird man in der Zwischenzeit sorgfältig uud wiederholt 
den Urin untersuchen müssen, da nach längeren Narkosen Eiweiss und 
Zylinder im Harn aufzutreten pflegen. 


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Bei rationeller Anwendung der dosimetrischen Methode werden 
hoffentlich solche Fälle nicht mehr Vorkommen, weil erstens das Blut 
weniger mit Chloroform übersättigt und weil auch durch die regelmässige 
Athmung der grösste Theil desselben gleich wieder 'ausgeathmet wird. 

Im Interesse des Sanitätsdienstes ist es aber in hohem Grade 
nothwendig, dass diese Methode schon im Frieden, als der langen 
ununterbrochenen Schule für den Krieg, geübt und dass für die Armee, 
um mich so auszudrücken, eine Einheits-Narkose geschaffen wird. 

Zum Schluss wäre noch die Frage zu erörtern, ob man sich vor der 
Narkose ebenso wie zu jeder erheblichen, chirurgischen Operation der Ein¬ 
willigung des Patienten zu versichern hat oder nicht. Dieselbe muss ent¬ 
schieden bejaht werden. Bei ruhigem Zureden wird gewöhnlich in den 
meisten Fällen sogleich und nur selten kurz vor der Operation hierauf 
eingegangen werden, — zumal die Narkose überhaupt nur bei grösseren 
Operationen und bei langdauernden, schmerzhaften Untersuchungen 
angezeigt erscheint. 

Als Kontraindikation gelten hauptsächlich Herz- und Lungenkrank¬ 
heiten, ferner atherom^töse Entartung der Arterien, weitverbreitete pleuri- 
tische Verwachsungen, Erkrankungen der Leber und Nieren, hochgradige 
Anämie und kachektische Zustände. 

Bei kompensirten Herzfehlern und Lungenkrankheiten geringeren 
Grades ist die Chloroformnarkose ausnahmsweise zulässig, beim Inhaliren 
ist dann aber die grösste Vorsicht geboten. 

Die Frage „Chloroform oder Aether“ ist besonders in den letzten 
Jahren Gegenstand der lebhaftesten Diskussion gewesen, die vorliegenden 
Narkosen-Statistiken berücksichtigen dabei aber die Spättodesfalle entweder 
gar nicht oder erwähnen sie nur nebenbei. Nachdem aber gerade in letzter 
Zeit besonders nach den Aethernarkosen nicht allein vielfach Zufälle be¬ 
obachtet wurden, welche der gepriesenen Ungefährlichkeit des Mittels 
widersprachen, sondern auch wiederholte Todesfälle vorgekommen sind, 
sind viele Chirurgen zum Chloroform wieder zurückgekehrt. 

Poppert kommt zu dem Resultat, dass dem Aether Gefahren iune- 
wohnen, die bei der bisherigen Statistik nicht berücksichtigt worden sind, 
Mik ulicz ist nach seinen Erfahrungen jetzt ein entschiedener Gegner 
des Aethers geworden, während König der Aethernarkose zwar noch 
gewisse Vorzüge einräumt, aber schliesslich eingesteht, dass das Chloro¬ 
form als Anästhesirungsmittel dem Aether fast durchweg überlegen ist. 

Auf Grund obiger Auseinandersetzungen komme ich in Kürze zu 
folgendem Resultat: 


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204 - 


1. Die dosimetrische Methode bei Ausübung der Narkose wird 
voraussichtlich noch immer mehr vervollkommnet werden und 
weitere Anhänger finden. 

2. Die obligatorische Einführung derselben in den Sanitätsdienst 
unserer Armee ist nothwendig, weil sie nicht allein im Frieden, 
sondern ganz besonders im Kriege durch Ersparniss von Personal 
von grossem Nutzen sein wird. 

3. Es ist erforderlich, dass in den Jahresrapporten der Garnison- 
lazarethe ausführliche Berichte über die stattgehabten Narkosen 
abgestattet werden, damit auf Grund dieser Sammelforschungen 
eine Einheits-Narkose geschaffen werden kann. 


Die Epidemiebaracke des finnischen Militärs zn Helsingfors. 

von 

Dr. K. E. Lindln, 

dirigirender Arzt des Garnison-Krankenhauses in Helsingfors, Finland. 


Als sich die Choleraepidemie 1892 immer mehr und mehr über 
Russland ausgebreitet und am Schlüsse des Sommers St Petersburg erreicht 
hatte, lag die Vermuthung nahe, dass dieselbe auch in Finland auftreten 
würde, und da Helsingfors sowohl durch die Eisenbahn als auch durch 
den Seeweg täglich in Berührung mit St. Petersburg steht, bereiteten sich 
sowohl die Zivil- als auch die Militär-Behörden vor, einer ausbrechenden 
Epidemie zu begegnen. 

Unterzeichneter erhielt den Befehl, für das hiesige finnische Militär 
Zelte zur Aufnahme etwaiger Cholerafälle aufzustellen. 

Da zu der Zeit nur kleinere Zelte zur Verfügung standen, fand ich 
es für die Krankenpflege am praktischsten, dieselben auf einen gemeinsamen, 
asphaltirten Fussboden in zwei Reihen zu beiden Seiten eines Mittelganges 
aufzuschlagen. Da aber zu einer zweckmässigen Krankenpflege Küche 
und Badezimmer unumgänglich nothwendig sind, und dieselben nicht 
ohne Schwierigkeit in Zelten untergebracht werden können, wurde in Ver¬ 
bindung mit den Zelten eine kleinere Holzbaracke geplant, welche zugleich 
ein Aufwaschzimmer und eine Verwabrungsstelle für unreine und infizirte 
Kleider enthielt. 

Diesem Plane gemäss wurden von dem Herrn Architekten Ny ström 
Entwürfe und Zeichnungen gemacht. Derselbe überwachte auch das 


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Auffahren der Baracke und legte sowohl bei dieser Arbeit als auch bei 
der praktischen und zweckmässigen Anordnung der Zelte grosses Verdienst 
ein. Auf der hygienischen Ausstellung zu St. Petersburg im Jahre 1893 
wurden Photographien und Pläne der Baracke ausgestellt; da es den¬ 
selben gelang, dort Anerkennung zu finden, und sie mit der grossen, 
goldenen Medaille ausgezeichnet wurden, habe ich gedacht, dass eine 
nähere Beschreibung dieser kombinirten Anlage far die Leser der Zeit¬ 
schrift von Interesse sein konnte. 

Dicht neben einem Bergrücken und von demselben vor nördlichen 
Winden geschützt, wurden die Zelte und eine kleinere Holzbaracke von 
Osten nach Westen zu auf einem gemeinsamen 24 m langen asphaltirten 
Fussboden, dessen Breite far die Zeltabtheilung 7,5 m und für die 
Baracke 8,5 m ausmachte, aufgestellt. Infolge der Abschüssigkeit des 
Geländes betrug die Entfernung des Fussbodens von der Erde 0,2 bis 
1,25 m; letzterer ruhte auf aus Ziegeln gemauerten Grundpfeilern, wodurch 
die Luft frei unter ihm durch streichen konnte. Jetzt wurden vierzehn 
Offizierzelte aus doppeltem Zelttuche aufgestellt, sieben auf jeder Seite 
eines 2,5 m breiten Mittelganges, so dass die Eingänge zu den Zelten 
auf denselben führten. Des geringen Raumes wegen konnten die Zelte 
nicht wie gewöhnlich so aufgestellt werden, dass die Wände abschüssig 
gewesen wären; man stellte sie dicht nebeneinander und befestigte die 
Zeltwände senkrecht an Latten, die längs der äusseren und inneren Seite 
des Fussbodens hinliefen. Von der äusseren Seite der Zelte wurden von 
den Zeltstangen aus Stricke an die in den Boden eingeschlagenen Stützen 
gespannt, und an der inneren Seite die Stangen mittelst grober Eisen- 
dräbte aneinander befestigt, welche sich von den Kranzleisten quer über 
den Mittelgang hinzogen. Also aufgestellt nimmt jedes Zelt die Fläche 
eines Quadratmeters ein. Um mehr Platz zu erhalten und um die Pflege 
der Kranken zu erleichtern, wurden von acht Zelten je zwei und zwei 
zusammengeschlagen, indem das Zelttuch der Zwischenwände aufgeschlagen 
und an die äussere Wand befestigt wurde. Um das Eindringen des 
Regenwassers in die Zelte zu verhindern, wurde es ausserdem nothwendig, 
jede Zeltreihe mit einem gemeinsamen äusseren Zeltdacbe zu versehen, 
welches auf drei Dachstühlen ruhte, die zugleich dem Ganzen Halt und 
Festigkeit gaben. Diese äusseren Dächer wurden mit Stricken an den 
Fussboden befestigt und trugen ebenso, wie die stellenweise vierfachen 
äusseren Wände wesentlich dazu bei, die Wärme in den Zelten zu ver¬ 
mehren. Inwendig waren die Zelte bis zu einer Höhe von 0,85 m vom 
Fussboden mit geöltem Tuche bekleidet, welches nicht allein das Zelttuch 


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206 


vor Verunreinigung schützte, sondern auch dazu beitrug den Zug in den 
Zelten zu vermindern. Um das Ausrinnen von Spül- und Waschwasser 
aus den Zelten auf den Boden oder Mittelgang zu verhindern, läuft längs 
den äusseren und ‘inneren Seiten der ZeltfussbÖden eine Asphaltleiste, 
und das Wasser wird direkt durch eine Röhrenleitung, die auf Ziegelpfeilem 
ruht, zu einem in einer Entfernung von 34 m von den Zelten aufgefuhrten 
Schuppen abgeleitet, wo dasselbe in einer grossen Eisencisteme gekocht 
wird, ehe es in einen nahe gelegenen Abflussgraben ausfliessen darf; die 
festen Exkremente werden in einem zu dem Zwecke eingerichteten Ofen 
verbrannt. Hierdurch wird der umgebende Boden vor Verunreinigung 
geschützt, und die Möglichkeit einer Ausbreitung des Ansteckungsstoffes 
verringert. Das Regenwasser von dem offenen Gange zwischen den Zelt¬ 
reihen dagegen wird durch gewöhnliche glasirte Thonröhren direkt in 
offene Gräben abgeleitet. 

Die äussersten Zelte auf beiden Seiten des Ganges, die 1 bis 2 Betten 
enthalten, sind zur Beobachtung ungewisser Krankheitsfälle bestimmt; in 
den darauf folgenden vier Doppelzelten, zwei auf jeder Seite, können im 
Ganzen 12 bis 15 Betten aufgestellt werden. Die übrigen vier sind 
bestimmt: eins für den Arzt, zwei für die Feldscheerer und Lazareth- 
diener und ein viertes als Aufbewahrungsort reiner Kleider und sonstiger 
Gebrauchsgegenstände. Aus dem Zeltgange kommt man durch Doppel¬ 
teren in die Baracke, welche durch einen 6 m langen Mittelgang, von 
derselben Breite wie der Zeltgang, gctheilt ist. Das nöthige Licht erhält 
dieser Gang durch die Thürfenster und durch Fenster oberhalb der Thüren. 
Im Dache sind zwei Ventilationsröhren angebracht worden. Doppelthüren 
und eine Treppe führen aus der Baracke ins Freie. Die eine Seite der 
Baracke enthält die Küche mit einem Feuerherde, der mit einer Herd¬ 
platte versehen ist, und ein Aufwaschzimmer, die andere Seite enthält 
ein Badezimmer, ein Kloset und eine kleinere, Nebenkammer- Das Auf¬ 
waschzimmer und die Küche stehen nur durch eine Luke in der Zwischen¬ 
wand in Verbindung miteinander. Im zuerst genannten Zimmer sind zum 
Aufstellen des Materials zur Krankenpflege Fächer angebracht; ausserdem 
enthält dasselbe eine grössere Zinkkufe zum Desinfiziren der Speisegeschirre. 
Das Badezimmer enthält einen Badekamin und eineBadewanne mitDouche; 
auch in der Nebenkammer, welche zum Aufbewahrungsraum für schmutzige 
Kleider bestimmt ist, befindet sich eine grössere Zinkkufe^ in welcher 
mau die Kleider desinfizirt, ehe dieselben zum Waschen abgegeben werden. 
In allen Zimmern sind Wandventile angebracht; die Baracke ist aus 
doppelten Brettern mit dazwischenliegender Pappe aufgefiihrt. Sowohl am 


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207 


Küchenherde wie im Badezimmer giebt es Plattenschornsteine, deren 
Platten durch Asbestpapier isolirt sind, um das Dach vor Feuersgefahr 
zu schützen. Aus der nahegelegenen Wasserleitung der Stadt ist Wasser 
in die Küche, das Aufwaschzimmer, das Bade- und Klosetzimmer hin¬ 
geleitet worden. Um den Boden wo möglich trocken zu legen und sta- 
gnirendes Wasser abzuleiten, ist derselbe mit Gräben versehen und drainirt 
worden. 

Obgleich man keine praktische Erfahrung, was die Zweckmässigkeit 
dieses kombinirten Systems einer Holz- und Zeltbaracke betrifft, hat 
machen können, da keine Cboleraepidemie hier auftrat, scheint dasselbe 
doch für die Krankenpflege viele Vortheile darzubieten, besonders bei 
ansteckenden Krankheiten, aber auch wohl für Feldlazarethanlagen. 
Wenn die Holzbaracke aus leicht transportablem Material gemacht würde, 
wäre es für eine rationelle Feldkrankenpflege besonders vortheilhaft, die¬ 
selbe in Verbindung mit Zelten aufzustellen, die etwa die oben aufgezählten 
Räume enthielten. Um Zug zu verhindern und um grössere Wärme in 
den Zelten hervorzubringen, kann ^der Asphaltfussboden direkt auf den 
Boden gelegt werden mit einer Unterlage, bestehend aus Sand, kleinen 
Steinen und Cement. 

i 

Die Vortheile, die dieses System darbietet, sind folgende: Zur Zelt¬ 
abtheilung sind keine besonders zu diesem Zwecke eingerichteten Zelte 
nothwendig; es können gewöhnliche Offizierzelte aus Doppeltuch dazu 
verwandt'werden; der Transport derselben ist leicht und bequem, und 
kann rasch eine grössere oder geringere Anzahl, je nach Bedarf, aufgestellt 
werden. Vermittelst des gemeinsamen äusseren Daches, mittelst des Auf- 
stellens der Zelte nahe aneinander und der dadurch erhaltenen mehrfachen 
äusseren Wand sammt der Bekleidung der Wände von innen mit geöltem 
Tuche halten sich die Zelte auch bei kühlerer Witterung ziemlich warm 
und sind einem einzigen grösseren Zelte vorzuziehen. Das Aufstellen 
mehrerer kleinerer Zelte gewährt auch den Vortheil, dass sowohl verschiedene 
Krankheitsfälle und Schwerkranke als auch das Krankenwartungspersonal 
voneinander abgesondert werden können, ohne dass die Pflege der 
Kranken dadurch leidet oder erschwert wird. Zelte, die für Infektions¬ 
kranke verwandt worden sind, können leicht von den übrigen losgebrochen 
werden, um sie, wenn es nothwendig sein sollte, rasch einer gründlichen 
Desinfektion entweder durch Kochen oder vermittelst des Dampfes zu 
unterwerfen. 


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208 


Referate und Kritiken. 


Habart: Der 'erste Verband auf dem Schlachtfelde. Vortrag, 
gehalten in der XII. Sektion (Militär-Hygiene) des VII. internationalen 
Kongresses für Hygiene und Demographie in Budapest. Der Militär¬ 
arzt, 1894, No. 17 und ff. 

Habart erörterte auf dem Hygiene-Kongresse zu Budapest das 
Thema »Der erste Verband auf dem Schlachtfelde“ und gelangte 
hierbei zu nachstehenden Schlussfolgerungen: 

1. Die Anlegung des ersten Verbandes auf dem Schlachtfelde wird 
den Militärärzten zur Pflicht und erfolgt auf dem Verbandplätze, während 
die Blessirtenträger (Hülfskrankenträger etc.) bestimmt sind, den Ver¬ 
wundetentransport nach Thuulichkeit binnen 12 Stunden nach eingetretener 
Feuerpause zu besorgen. 

2. Die erste Hülfe auf dem Gefechtsplatze hat sich auf Labung und 
Bergung der Blessirten zu beschränken, und ist das Hülfs-Sanitätspersonal 
zu belehren, dass jede Berührung der Wunde mit unreinen Händen und 
Stoffen für die Verwundeten nachtheilig ist und das Leben derselben in 
Gefahr bringen kann. 

3. Behufs Ueberwachung, Unterweisung und Unterstützung der 
Blessirtenträger erscheint es geboten» die Truppen von einem höheren 
HülfspersonaJe und der einen Hälfte der Truppenärzte begleiten zu lassen, 
während die andere Hälfte der Militärärzte auf den Verbandplätzen 
zusammen gezogen wird. 

4. Sowohl die Ausrüstung dieses Sanitätspersonals (Taschen der 
Militärärzte, der Blessirtenträger und der Lazarethgehülfen), als auch 
jene der Feldtragen und der Packkörbe in den Medizin wagen oder der 
Verband- und Bandagentornister eines jeden Bataillons erheischt ein¬ 
heitliches, für die verschiedenen Verbandarten fertiges Okklusionsmaterial 
in sterilisiftem Zustande, als welches sich besonders aseptische Typen¬ 
verbände eignen, da sie einen internationalen Feldverband darstelleu. 

5. Nachdem Verwundete mit Schussfrakturen, gefahrdrohenden Blutungen 
und Darmvorfällen ohne vorausgegangene Schienung, Blutstillung und 
Wundbedeckung untransportabel sind, wird dem Sanitäts-Hülfspersonale 
ausnahmsweise gestattet, einen Nothverband auf dem Schlachtfelde 
ohne Berührung der Wunden anzulegen, um den Transport zu 
ermöglichen. Diese Ausnahme tritt auch in Kraft bei detachirteu 
Abtheilungen ohne Aerzte und bei Lostrennung kämpfender Truppentheile 
von den Verbandplätzen. 

6. Der erste provisorische Verband aus sterilen — aseptischen — 
trockenen und für Ein- und Ausschuss zubereiteten Mullkompressen als 
unmittelbare Wundbedeckung und aus entfetteter sterilisirter Baumwolle 
nebst Mull- oder Kalikobinden ist ein austrocknender Verband bester 
Art und kann durch Moos, Holzwatte- oder Holzwollekissen in den 
Ambulanzen und Feldlazarethen zu einem Dauerverbande ergänzt werden. 

7. Der Charakter heutiger Schusswunden erheischt aseptische Maas&- 
nabmen bei Bedeckung derselben, weshalb in allen Packbehältnissen 
ausser Seife auch Bürsten zur Desinfektion der Hände des Sanitäts¬ 
personals einzustellen sind, während für Verbandplätze und Ambulanzen 
Kochgeschirre, emaillirte Waschbecken und Sterilisationsapparate für 


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809 — 


Instrumente, in den Feldlazarethen auch solche für Verbandstoffe er¬ 
forderlich sind. 

8. In allen diesen Sanitätsstationen sind die Militärärzte verpflichtet, 
eigenhändig die Okklusivverbände anzulegen, 'während das untergeordnete 
Sanitätspersonal hierbei bloss Hülfsdienste zu verrichten hat Als Regel 
bei Anlegung des ersten Verbandes im Felde hat zu gelten: Antiseptik 
für die Hände, Aseptik für die Wunde. 

Kirchenberger. 


La Question des hernies inguinales et crurales dans l’armee 
avec une revue de 53 Operations par leProfesseur Demosthen, 
Chirurgien en chef de l’hopital central de l’armee. Bukarest. 
Carol Gobi. 1894, 47 Seiten. 

Der auf dem Gebiete des Militär-Sanitätswesens sehr verdiente und 
rührige Verfasser bespricht in vorliegendem Werke die Bedeutung der 
Hernien fiir die Armee. Er weist zunächst darauf hin, welche grosse 
Anzahl kräftiger Soldaten den Armeen dadurch verloren gehen, dass 
Hernien einen Grund zur Dienstunbrauchbarkeit abgeben. Er berechnet 
die Zahl der Hernien bei Militärpflichtigen pro Jahr für Frankreich auf 
7345,5, für Deutschland 7337, Italien 5414,6, Russland 6844, endlich 
für Rumänien auf 1162. Werden dann die Unterleibsbrüche, wie 
gewöhnlich bei der arbeitenden Bevölkerung, vernachlässigt oder 
falsch behandelt, so wird später eine Einklemmung zur Todesursache, oder 
der Bruch selbst wird so gross, dass der Träger arbeitsunfähig wird. 
In beiden Fällen muss der Sohn die Sorge für die Familie übernehmen, 
und wird bei der Aushebung reklamirt.r Auf diese Weise kostet jede 
Hernie der Armee zwei Soldaten. Von diesem Gesichtspunkt aus empfiehlt 
Verfasser eine Verallgemeinerung der Radikal-Operation der Hernien, 
wenigstens bei den bereits eingestellten Mannschaften. Er selbst hat bei 
aktiven Offizieren und Soldaten in 53 Fällen von Leistenhernien die 
Radikal-Operation gemacht mit dem sehr günstigen Resultat von 
51 Heilungen und zwei Todesfällen, einer an Tetanus, einer an Peritonitis, 
die von dem Katgutfaden ausging, mit welchem das Netz abgebunden 
war. Ob die Hernien ohne Rezidiv blieben, lässt sich nicht ersehen, da 
alle Operationen in den Jahren 1892 bis 1894 gemacht sind, und die 
Beobachtungszeit doch wohl eine zu kurze ist 

Ueber die Einzelheiten der Operationen, die sämmtlich angeführt 
sind,, sei nur kurz Folgendes erwähnt: 

30'mal war die Leistenhernie rechtsseitig, 21 mal links-, einmal 
doppelseitig, 50 Fälle waren äussere, nur drei innere Leistenbrüche; 
10 waren angeboren, die übrigen 15 Tage bis 10 Jahre alt. — Die 
Wundbehandlung war antiseptisch; die Bruchoperation selbst wurde nach 
den von L. Championiere gegebenen Vorschriften gemacht; Isolation 
des Bruchsackes, Oeffnung desselben, Abbinden und Resektion etwa vor¬ 
gefallenen Netzes, Versenken des Stumpfes; dann Ligatur des Bruch¬ 
sackes in Höhe des hinteren Leistenringes, Abschneiden und Versenken 
des Stumpfes in die Bauchhöhle; endlich Naht der Vorderwand des 
Leistenkanals sowie der vorher angefrischten Pfeiler, event. noch Exstir¬ 
pation eines dreieckigen Stückes aus der vorderen Kanalwand. Die 
Haut wurde bis auf zwei Fälle, bei denen drainirt wurde, stets voll¬ 
ständig durch Naht mit fil de Florence geschlossen. 46 mal trat Heilung 

MüiUrirztliche Zeitschrift. 1895. 14 


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210 


g er primam ein, fünfmal Eiterung, zweimal lokalisirte Phlegmone. Die 
[eilungsdauer schwankte zwischen 8 und 68 Tagen. 

Bemerkenswerth ist die Thatsache, dass alle Geheilten dienstfähig 
blieben; Verfasser weist mit Recht darauf hin, welchen grossen Nutzen er 
mit diesen Operationen den Soldaten und der Armee geschaffen habe. 

Tilmann. 


Dreser (Bonn): Ueber ein bedenkliches Narkotisirungsverfahren. 

Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, No. 2. 

Vogel (Berlin): Entgegnung darauf. Ebenda No. 6. 

Dreser hat die in neuerer Zeit wieder mehrfach für Aethernarkose 
empfohlene Wanschersche Maske in der Weise auf ihre Gefährlichkeit 
geprüft, dass er bei 24 Bromäthylnarkosen, die für kurzdauernde Opera¬ 
tionen angewendet wurden, in dem Moment, wo die Betäubung erreicht 
war, eine Gasprobe von 100 ccm aus der Maske entnahm und analysirte. 
Die Analyse ergab eine mit der Dauer der Einathmung rasch 
steigende Vermehrung der Kohlensäure und Verminderung 
des Sauerstoffs schon nach wenigen Minuten bis zu lebens¬ 
gefährlichen Graden. So fanden sich z. B. nach 1 bis l l /t Minuten 
bereits 2,2°/o CO* und nur 12,4% 0, nach drei bis vier Minuten 
sogar 12,0% CO* und nur 7,1 % 0 (!). Sträubten sich die Kranken 
während der Narkose, so trat dies Missverhältnis noch viel früher ein; 
so in einem Falle schon nach einer Minute 3,8 % CO* und 10,6 % 0. 
Durch Kontrolversuche an Gesunden wies Dreser nach, dass lediglich 
die Muskelthätigkeit beim Sträuben an dem viel stärkeren O-Verbrauch 
und der Vermehrung der Kohlensäure Schuld ist. — Weitere Versuche 
an gesanden Menschen ergaben, dass nicht die Anhäufung der CO«, 
sondern vielmehr die Verarmung an 0 in der Athmungsluft das 
Gefährliche bei jener Narko tisirungsart ist. Leider werde bei 
der Aether-Narkotisirung mittels der Wanscherschen Maske in jdieser 
Beziehung viel zu sorglos verfahren. — Als weiterer Uebelstand kommt 
hinzu, dass der Prozentgehalt der Luft in der Maske an Aether 
ein ausserordentlich wechselnder ist; er schwankte in Dresers Versuchen 
zwischen 4 % und 34 %, je nach dem Stadium der Athmung und je 
nach Ruhe oder Schütteln des den Aether enthaltenden Gummibeutels. 
Da die Temperatur unter der Maske schon nach einer Minute auf 31 ° C. 
und mehr steigt, so wächst natürlich auch der Prozentgehalt der Luft an 
Aetherdampf während der Narkotisirung kontinuirlich. Versuche an 
gesunden Personen ergaben, dass ein Gehalt der Luft von 7 % Aether¬ 
dampf schon stark reizend auf die Kehlkopfschleimhaut wirkt 
und Hustenstösse hervomift. — Weit günstigere Resultate ergiebt die 
Aetherisirung mittelst der Ju 11 iardsehen Maske, jedoch ohne die vielfach 
übliche Umhüllung mit einem trocknen oder nassen Tuch. — Das als 
wünschenswerth zu erstrebende Ziel wäre die Betäubung mit Aether- 
dampfmischungen von regulirbarem und konstant zu erhaltendem Gehalt, 
wobei ein bestimmter Partiardruck des Anaestheticums (Maximaldosis) 
nicht überschritten werden dürfe. — Vogel giebt zwar zu, dass man 
mit der Gummibeutelmaske jeden Menschen ersticken könne, behauptet 
aber, dass die von Dreser benutzte Maske von der eigentlichen 
Wan sch ersehen verschieden sei, und dass Dreser die von Vogel 
(Berliner klinische Wochenschrift, 1894, No. 17) geforderten Bedingungen 
(reichlicher Zutritt von Luft, allmähliche Verstärkung der Aetherdampfe, 


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211 


Verminderung jeder Ueberdosirung) bei seinen Versuehen ganz ausser 
Acht gelassen habe. Dresers Einwände passten viel besser für die 
aspbyxirende Julliardsche Methode. A. Hiller (Breslau). 


Die Abnahme der Infektionskrankheiten in der französischen 
Armee in den Jahren von 1892 bis 1894. 

Der No. 20 der „Semaine medicale“ vom 17. 4. 1895 entnehmen wir 
Folgendes: 

Von 1889 bis 1892 hatte der Kriegsminister Frey einet alljährlich dem 
Präsidenten der Republik einen Bericht über die Abnahme der Fälle Ton 
Abdominaltyphus in der französischen Armee eingereicht (welche Berichte 
auch in dieser Zeitschrift reproduzirt worden sind. Ref.). Seitdem 
unterblieb diese Berichterstattung, und wenn der Kriegsminister dieselbe 
in dem jetzigen Zeitpunkt wieder aufnimmt, so geschieht das wohl, um 
Öffentlich der von einigen Abgeordneten bei der letzten Budgetberatbung 
geäusserten Kritik verschiedener den gesundheitlichen Zustand der Armee 
betreffenden Verhältnisse entgegenzutreten. Ganz besonders hatten jene 
Abgeordneten auf den in hygienischer Jlinsicht ausserordentlich mangel¬ 
haften Zustand gewisser militärischer Baulichkeiten hingewiesen. Der 
daraufhin erstattete neue kriegsministerielle Bericht soll nun den Beweis 
liefern, dass kein Grund für irgendwelche Besorgniss vorliegt, dass viel¬ 
mehr die Abnahme der Infektionskrankheiten auch noch nach 1892 recht 
merklich fortgedauert hat. 

Aus dem neuen Bericht giebt die Sem. med. einen Auszug, welcher 
nur die Abnahme der Infektionskrankheiten enthält, schickt aber voraus, 
dass die Zahlen welche der jetzige Kriegsminister Zurlinden 
für die Jahre vor 1892 angiebt, nicht mit denen der Freycinet- 
achen Berichte übereinstimmen. Der Berichterstatter des genannten 
Journals fugt sehr richtig hinzu, dass eine Statistik nur dann von Werth 
sein kann, wenn die Zahlen genau und unveränderlich sind. Es bestehen 
nämlich folgende Differenzen: 

Bericht Freycinet Bericht Zurlinden 

Zahl der Infektions- Todesfälle: Zahl der Infektions- Todesfälle: 
krankheiten: krankheiten: 

1889 .... 4412 641 4274 701 

1890 ... . 3491 572 3901 607 

1891 .... 3225 ~ 534 3603 561 

Man sieht daraus, fugt die Sem. med. hinzu, welches Vertrauen man 

in die von den kriegsministeriellen Büreaus gelieferten Zahlen setzen 
kann. *) 

Abdominaltyphus (fievre typhoide oder dothienenterie) 8 ): die fort¬ 
schreitende Entwickelung der Quellwasserversorgung bezw. der Einführung 


J ) Die Differenzen können auch nicht etwa dadurch erklärt werden, dass in 
dem einen Bericht eine bestimmte Krankheit vielleicht zu den Infektionskrankheiten 
gerechnet wurde, die in dem andern nicht mit hinzugenommen worden ist. 
Denn, wäre dies der Fall, so müssten in dem einen Bericht durchgehende alle 
Zahlen grösser sein als in dem anderen, was aber nicht zutrifft. Immerhin 
haben trotzdem die einzelnen Zahlenreihen in sich einen vollen Vergleichs¬ 
werth. Ref. 

*) Von 3o&ujv Geschwür und 'kvnQov Eingeweide. 

14* 


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212 


von Filterapparatten hat eine mehr und mehr hervortretende Abnahme 
der Typhusmorbidität zur Folge gehabt, wie die folgenden Zahlen be¬ 
weisen : 


1892 . . 

1893 . . 

1894 . . 


Zugang: 
. . 4820 
. . 3314 
. . 3060 


Todesfälle: 0 
739 
550 
530 


(Hiernach wäre also von 91 zu 92 ein Rückschlag eingetreten, der nach 
den obigen Ziffern noch weit über das Jahr 1889 hinausgeht. Re£) 

Es war von Interesse, einen besonderen Blick auf die Typhusmorbidität 
derjenigen Garnisonen zu werfen, in denen der Abdominaltyphus endemisch 
war und eine gefürchtete Plage darstellte. So erreichte in der Pariser 
Garnison die 1888 sich auf 824 Fälle belaufende Zahl der Typhuskranken 
1889 die Höhe von 1179, sank dann aber, nachdem das Wasser der Yanne 
an Stelle desjenigen der Seine gesetzt war, successive auf 299, 276, 293, 258 
in den folgenden Jahren. Im verflossenen Jahre wurde die Yanne zu¬ 
fällig infizirt; sofort liefern alle Bezirke, welche Yanne-Wasser beziehen, 
zahlreiche Tynhusfalle, die Garnison hat wieder 310, während in den 
beiden ersten Monaten des Jahres 1895 im Ganzen nur 8 Fälle zugehen. 

In Avesnes steigerte eine Infektion des als Trinkwasser benutzten 
Quellwassers die während dreier Jahre nur zwei bis drei alljährlich 
betragende Zahl der Typhusfalle auf 105 Fälle im Jahre 1891; man 
richtete Filter ein, und sofort sank die Zahl bis auf einen Fall im Jahre, 
für die drei nächstfolgenden auf drei. 

Dasselbe Resultat wurde 1892 bezüglich der Garnison in Auxerre 
beobachtet. 


In Beauvais war eine Typhussterblichkeit von 20, 96 und 72 pro Jahr 
in drei aufeinanderfolgenden Jahren gewesen, man führte Quellwasser zu 
und hatte in den nächstfolgenden vier Jahren eine Typhusmorbidität von 
zwei, neun, acht und fünf Fällen. 

In Melun fiel die Typhusmorbidität von 122 Fällen im Jahre 1889 
nach Einführung der tinamberland-Filter für die Garnison auf 15 im 
Jahre 1890, sechs in 1891, zwei in 1892, sieben in 1893, sieben in 1894. 
In diesem Jahre trat dort eine Typhus-Epidemie auf, welche 28 Dragoner 
heimsuchte, ein Infanterie-Bataillon aber, welches in ein und derselben 
Kaserne mit den Dragonern lag, vollkommen frei liess. Es wurde nun 
unumstÖ8slich bewiesen, dass die erkrankten Kavalleristen, welche sämmtlich 
aus zwei noch dazu der besten Mannschaftszimmer derTCaserne stammten, 
trotz des formellsten Verbots zu einer Zeit, als die Filter gefroren waren, 
und nur der vorgeschriebene Thee-Aufguss zu trinken gestattet war, Seine¬ 
wasser getrunken hatten. 

In Cherbourg, Dinan, Lorient, Montpellier, Perpignan, Yendöme, 
Blois, Clermont-Ferrand, Chamböry, Avignon etc. ist nach Einführung der 
Chamberland-Filter in den Kasernen die Typhusmorbidität wesentlich 
gesunken. Im 15. Armeekorps, in dem durchschnittlich ein jährlicher 
Zugang an Typhus von 1018 Fällen vorkam, beträgt derselbe pro Jahr nur 
noä 337; im 12. Armeekorps hat analoger Weise ein Sinken von 616 auf 68 
stattgefunden, im 18. Korps endlich beobachtete man 1888 292 Typhus¬ 
fälle, jetzt nur noch 38 pro Jahr. 


*) Hier müsste man wissen, ob die Fälle von „lievre continue“, die Bezeichnung 
der Franzosen für die leichten Typhusfalle (unsere echte febris gastriea etwa), mit¬ 
einbegriffen sind oder nicht Ref. 


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— 213 — 


In Summa betrug der Zugang an Abdominal typhus im Jahre 1886 in 
der französischen Armee 7771 Fälle, 1894 noch 3060, und während die 
Zahl der Todesfälle in Folge von Unterleibstyphus vor 1886 jährlich 843 
im Durchschnitt betrug, belief sie sich im Durchschnitt der Jahre 1888/94 
auf nur noch 590, betrug aber im Jahre 1894 selbst nur 530 Fälle. 

Die Ruhr konnte nicht in gleicher Weise beeinflusst werden. Man 
beobachtete: 

im Jahre: einen Zugang von Fällen: mit Todesfällen: 

1888 . 2953 . 73 


1889 . 3870 117 

1890 .. 3451 74 

1891 . 2843 60 

1892 . 5580 96 

1893 . 4950 88 

1894 . 3800 77 


eine allerdings nicht hohe Mortalität. Trotz alledem bleibt die Ruhr 
eine schlimme Gefahr für die Feldarmee, welche mit allen Mitteln der 
Hygiene, deren strengste Durchführung gefordert werden muss, zu be¬ 
kämpfen ist. Entsprechende Maassregeln bezüglich der Hygiene der Ka¬ 
sernen, der Ueberwachung der täglichen Desinfektion der Latrinen etc» 
hat der Minister angeordnet. 

Die Cholerastatistik für 1893 und 1894 ist für die Fortschritte, 
welche die Armeehygiene gemacht, besonders beweisend. So blieb in 
Lorient die Garnison völlig verschont; in Marseille erkrankten nur 
19 Mann, von denen drei starben. In Brest endlich erkrankten nur 
zwei Leute, trotzdem gleichzeitig die Zivilbevölkerung schwer unter der 
Seuche litt. 

Flecktyphus (typhus) kam nur in sechs Fällen zur Beobachtung, 
darunter zwei Lazarethgehülfen (von dreien, welche sich freiwillig zur 
Pflege flecktyphuskranker Zivilisten auf der Insel Tudy erboten hatten) 
und ein Gensdarm, der mit Personen in Berührung gekommen war, die 
sich im Inkubationsstadium des Flecktyphus befanden. 

Masern und Scharlach treten in der Armee mit unveränderter 
Heftigkeit auf, wie folgende Uebersicht zeigt: 

Im Jahre erkrankten an Masern: Scharlach: 


1887 . 4893 1621 

1888 . 6637 2586 

1889 . 4219 2089 

1890 . 5649 1966 

1891 . 8078 2413 

1892 . 2932 2088 

1893 . 3994 2533 

1894 . 5428 2984 


Es sind dies allerdings ganz kolossale Ziffern, welche für die Masern 
im Durchschnitt der acht Jahre einen Zugang von 5228 pro Jahr, für 
Scharlach einen solchen von 2285 ergeben, d. h. den absoluten Zahlen 
nach ist der Zugang an Masern in Frankreich über zehn Mal, an Scharlach 
über sechseinhalb Mal grösser als in der deutschen Armee, in der er 
im Durchschnitt der Jahre 1884/1890 für Masern 453, für Scharlach 334 
pro Jahr betrug. Um diese Zahlen richtig beurtheilen zu können, muss 
man freilich auch die örtlichen Verhältnisse kennen,» muss z. B. wissen, 
welche Epidemien in der Zivilbevölkerung geherrscht haben,'wie eng der 


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214 


Verkehr der Truppe mit der letzteren ist, ob die Truppen kasernirt sind 
oder in Bürgerquartieren liegen etc. 

Die Diphtherie scheint dagegen abzunehmen. An Diphtherie 


Im Jahre: erkrankten: starben: 

1888 . 422 ... 41 

1889 . 441 ... 25 

1890 . 434 ... 54 

1891 . 679 ... 84 

1892 . 463 ... 57 

1893 . 663 ... 64 

1894 . 344 ... 45 


Hierin steht die deutsche Armee den absoluten Zahlen nach der 
französischen schon naher, da sich für die letztere ein siebenjähriger 
Durchschnitt von 492 Fällen mit 53 Todesfällen ergiebt, für die deutsche 
Armee für die sechs Jahre von 1884/1890 ein solcher von 418 Fällen aber 
mit nur 15 bis 16 Todesfällen pro Jahr. 

Die Grippe wird für 1895, wie in den Jahren 1890 und 1891 und 
wie für alle Altersklassen der Zivilbevölkerung die Mortalität der Armee 
erhöhen. Im Uebrigen wird sehr richtig darauf hingewiesen, dass das 
zahlreiche und so allgemeine Auftreten der Grippe für die Armee eine 
ebenso grosse Gefahr involvirt wie Cholera, Genickstarre und Diphtherie. 

Trotzdem verschiedene Epidemieen sich immer wieder erneuern und die 
Morbidität der Armee stark beeinflussen, so hat doch die Armeehygiene 
in Frankreich grosse unbestreitbare Fortschritte gemacht. Die allgemeine 
Sterblichkeit der Armee betrug von 1880 bis 1886 im Mittel 8,43 pro mille 
und ging für <lie folgenden sieben Jahre herunter auf 6,63, sie wird aber für 
1894 6,20 pro mille nicht übersteigen, während die Mortalität der 
entsprechenden Altersklasse der Bevölkerung (doch wohl nur der männ¬ 
lichen? Ref.) 11 pro mille beträgt. 

Letzterer Vergleich ist nun zwar kein unbedingt stichhaltiger. Denn 
der Umstand, dass das militärische Leben manche Gefahrsmomente mit 
sich bringt, denen der junge Mann in seinem bürgerlichen Erwerb nicht 
ausgesetzt ist, wiegt im Frieden nicht so schwer, um das Moment aus¬ 
zugleichen, dass die Armee die in körperlicher Hinsicht auserlesene beste 
Bevölkerung, thatsächlich die Blüthe der Nation darstellt, so dass in der 
gleichaltrigen Zivilbevölkerung alle Schwachen und Kränklichen Zurück¬ 
bleiben. Ja es werden die misslichen Chancen, welche das militärische 
Leben auch im Frieden in sich birgt, schon zum Theil durch recht erheblich 
schlimmere Gefahren ausgeglichen, denen ein grosser Theil der arbeitenden 
Bevölkerung heutzutage ausgesetzt ist, wobei wir nur an die industriellen 
Betriebe und ihre mannigfachen Gefahren erinnern wollen. 

Ferner fallt — zwar bei den einen Krankheiten mehr (Masern, Scharlach, 
Diphtherie), bei anderen (Abdominaltyphus) weniger — der Verkehr, die 
Berührung mit der Zivilbevölkerung immerhin wesentlich ins Gewicht, 
wie oben schon angedeutet. Geht die Zivilverwaltung nicht mit der der 
Armee Hand in Hand, so werden gewisse Krankheiten aus der Armee 
gar nicht auszurotten sein, da das Krankheitsvirus, wenn auch in der 
Armee immer wieder unschädlich gemacht, doch immer wieder aus der 
Zivilbevölkerung von Neuem in die Kasernen hinein verschleppt wird. 
So geht es auch bei uns mit Masern, Scharlach, Rose etc., und scheint 
dies Moment auch bei den enorm zahlreichen Masern- und Scharlachkranken 
der französischen Armee wirksam zu sein. Jedenfalls sehen wir unsere fran- 


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zwischen Herren Kollegen eifrig und mit Erfolg an der Arbeit. Noch 
wollen wir auf den bei einem Vergleich der französischen Armeestatistik 
mit der unsrigen oft übersehenen Punkt hin weisen, dass in Frankreich 
— wie auch in Oesterreich und Italien — die Offiziere in der Statistik 
enthalten sind, bei uns aber nicht. Es muss sich dadurch in der Regel 
die allgemeine Mortalitätsziffer verschlechtern, was bei Vergleichen zu 
berücksichtigen ist, für die deutsche Armee aber nach einer ungefähren 
Berechnung doch erst in der Dezimalstelle zum Ausdruck kommt. Betrug 
also unsere Mortalität im Berichtsjahre 1890/91 3,3 pro mille, so steigt die 
Mortalität unter Hinzurechnung einer Anzahl von rund 100 Todesfällen 
aktiver Offiziere (excl. Reserve und Landwehr, incl. der Offiziere z. D.) 
und einer Kopfstärke der Offiziere von etwa 13000 auf höchstens 3,4 
pro mille. Villaret. 

Eine Instruktion über Gesundheitspflege für Unteroffiziere 
und Mannschaften von Dr. Scheurlen, Stabs- und Bataillonsarzt 
beim H. Bataillon Infanterie-Regiments No. 126. Dritter Abdruck. 
Strassburg 1895, Du Mont-Schauberg. 

In kurzer Zeit sind drei Büchlein über Gesundheitspflege für den 
Soldaten erschienen (To bold-Berlin, Stoite-Strassburg, Scheurlen- 
Strassburg), abgesehen von der Veröffentlichung Kirchners im Militär- 
Wochenblatt. Es hat immer etwas Missliches, Regeln für die Gesundheits¬ 
pflege für Soldaten aufzustellen. Dieses Missliche liegt begründet in den 
mangelhaften Vorkenntnissen, welche bei Soldaten für das Verständniss 
einer Gesundheitspflege vorhanden zu sein pflegen. Und ohne solche 
Vorkenntnisse sind Belehrungen in dieser Wissenschaft recht schwer. 
Je nachdem nun der einzelne Sanitätsoffizier gute oder üble Erfahrungen 
bei der ja verschieden sich ersetzenden Truppe gesammelt hat, pflegt er 
die Grenze des dem Soldaten zu Instruirenaen weit oder eng zu zienen; 
jeder Einzelne fast hat über diesen Grenzpunkt andere Ansichten. 
Deshalb behagt auch zumeist die Gesundheitspflege des Einen dem 
Andern nicht. 

Scheurlen hat nun in seinem kleinen Büchlein die Grenze eng ge¬ 
steckt „Es versteht sich von selbst, dass militärischen Zwecken alle 
hygienischen Grundsätze, auch wenn sie ihnen direkt gegenüberstehen, 
weichen müssen; auch soll durch allzu starke Betonung der zu vermeidenden 
Gefahren der Laie nicht ängstlich werden.“ So hat Scheurlen that- 
sächlich auf neun kleinen Druckseiten in 50 Artikeln nur das Mögliche 
verlangt; dies Mögliche durchzuführen, verlangt er aber mit aller Energie 
des Ausdrucks. Neue Forderungen finden sich unter den 50 Thesen 
eigentlich nicht, doch bemüht sich Scheurlen, dem Soldaten „wenn auch 
nur einen dunklen Begriff davon beizubringen, dass und wie für ihn 
gesorgt wird, dass er beispielsweise nicht ins Zimmer spucken darf, nicht 
weil es befohlen ist, sondern weil er dies seiner Gesundheit und derjenigen 
seiner Kameraden schuldig ist“. Von den 50 Thesen nimmt Scheurlen 
mit Sicherheit an, dass jeder Arzt mit ihm übereinstimmen müsse. — 
Das scheint doch nur bedingt richtig; denn Experimente, die beweisen, 
dass ohne Appetit gegessene Speisen verdaut (d. h. so gut wie mit Appetit 
genossene assimilirt) werden (Punkt 14), liegen meines Wissens nicht 
vor. Auch die Ansicht, dass (Punkt 22) das lästige Uebel des über¬ 
mässigen Fussschweisses eine Folge von mangelhafter Reinlichkeit sei, 
theilt nicht jeder Arzt Ebenso, glaube ich, giebt es noch Therapeuten, 


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die im Gegensatz zu der 41. These Scheurlens Glühwein und Grog 
bei Husten oder Schnupfen für gar nicht so «ganz unzweckmässig“ halten« 
Die im Uebrigen ihrem praktischen Zweck vollauf entsprechende 
Instruktion wird durch einen vor dem Offizierkorps gehaltenen Vortrag 
über Entwickelung und Bedeutung der Hygiene eingeleitet. 

______ Schumburg. 

Blasius und Büsing: Die Städtereinigung. (13. Lieferung von 
Weyls Handbuch der Hygiene.) 

Weyls Handbuch bringt in seiner 13. Lieferung die Städtereinigung, 
in deren Bearbeitung sich Prof. Blasius in Braunschweig und Prof. 
Büsing in Berlin in der Weise getheilt haben, dass, während der Erstere 
eine sehr weit ausholende, aber sehr interessante historische Entwickelung 
der Städtereinigung mit daran geschlossenen meist statistischen Angaben 
über Art, Menge, Bestandtheile und Werth der städtischen Abfall Stoffe 
und über Nutzen der Abfuhr und dann eine Beschreibung der ver¬ 
schiedenen Abfuhrsysteme mit einer sehr vollständigen Litteratur, vielen 
Beispielen ausgefuhrter Anlagen gegeben hat, Prof. Büsing die Kanalisation 
schildert: Zunächst die Gattungen und Mengen der abzuföhrenden Wässer, 
die Regenüberfälle, die Beschaffenheit der Kanäle und die generelle An¬ 
ordnung des Kanalnetzes, Einsteigeschächte, Einlässe, Kanalspülung, den 
Luftwechsel in den Kanälen, die Hausentwässerung, schliesslich die 
Unterhaltung, (die Angaben über Kosten). Es dürfte nicht leicht ein voll¬ 
ständigeres Werk über Städtereinigung geben; dass es dabei seine Ueber- 
sichtlichkeit gewahrt hat, ist ein besonderer Vorzug. 

Schumburg. 

Richter: Strassenhygiene, d. i. Strasseupflasterung, -Reinigung 
und -Besprengung sowie Beseitigung der festen Abfälle. 
(10. Lieferung des Weyl’schen Handbuchs für Hygiene.) 

Unter dem neuen Begriff „Strassenhygiene“ hat Bauinspektor 
Richter die bisher an verschiedenen Stellen untergebrachte Pflasterung, 
Reinigung und Besprengung der Strassen sowie die Beseitigung der 
festen Abfälle zusammengefasst. Es werden zunächst die Forderungen 
an eine ideale Strassenbefestigung aufgestellt, dann folgt eine Besprechung 
der einzelnen Pflasterarten auf Fahr-, Reit- und Fusswegen in recht 
kurzer und übersichtlicher Form, hierauf eine Zusammenstellung der in 
der Neuzeit gebräuchlichen Arten der Strassenreinigung und Besprengung, 
schliesslich die Erfahrungen über die Bauart öffentlicher Bedürfnisanstalten 
und die Sammlung und Beseitigung der Hausabfälle, des Strassenkehrichts 
und der festen gewerblichen Abfalle, wobei die Verbrennung recht in 
den Vordergrund gerückt wird durch gute Abbildungen englischer und 
belgischer Destruktoren und Crematoren. 

* Schumburg. 

Santini. Tuberkulose und Marine. 1 ) Militärarzt No. 18 bis 20. 1894« 
Verfasser fasst zuerst Alles das zusammen, was nach seiner Ansicht 
zu geschehen hat, um aus dem Ersätze alle schwindsüchtigen oder der 
Schwindsucht verdächtigen Leute fern zu halten. Seine Rathschläge 

*) Vortrag, gehalten auf dem XI. internationalen medizinischen Kongresse 
in Korn. 


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haben insoweit auch für die Landannee Bedeutung. Santini als 
Schüler der eminent praktischen Richtung Baccellis hebt dabei als v 
bedeutsame Anfangssymptome mancherlei hervor, was theils in unserer 
schnell lebenden Zeit vergessen, theils nicht genügend gewürdigt worden 
war. Er will zunächst jeden mit Syphilis Behafteten als der Tuberkulose 
„Verdächtigen* angesehen wissen, bann beurtheilt er die Bedeutung der 
Veränderungen des physikalischen Untersuchungsbefundes über den Lungen, 
wie z. B. des saccadirten Athmens und des verlängerten Exspiriums, weist 
auf die werthvollen Zeichen der Differenz der Kopfnickermuskeln und der 
Weite der Halsgefässe auf beiden Seiten, länger dauernder leichter 
Heiserkeit u. a. hin. Alle als „verdächtig* erkannten Rekruten sollen, 
wie es bei uns schon geschieht, immer von Neuem untersucht werden. 
Auch unserer Vorschrift über die Berücksichtigung hereditärer Verhältnisse 
geschieht alle Würdigung. Zur Aufdeckung geringfügiger Schalldifferenzen 
bei der Untersuchung Verdächtiger empfiehlt Santini das Baccellische 
Resonanzplessimeter und macht auf die Fortleitung der Herztöne in 
infiltrirtem, noch nicht erweichtem Lungengewebe aufmerksam. 

Santini verlangt, dass auch die zur Schwindsucht Disponirten 
vom Dienste ausgeschlossen werden sollen. Wie er sich den Nachweis 
der Disposition im Speziellen denkt, sagt er allerdings nicht. Von den 
vorher aufgezählten Verdachtsmomenten müssten jedenfalls eine ganze 
Anzahl vorhanden sein, denn Referent hat beispielsweise von den bei den 
Einstellungen als „Verdächtige* bezeichneten und später noch oft 
untersuchten Rekruten noch keinen später wegen Tuberkulose ent¬ 
lassen müssen. Santini meint, mau könne in der Ausschliessung ver¬ 
dächtigen Materials im Interesse des Staates, der Armee und der Individuen 
nicht leicht zu weit gehen; melius est abundare quam deficere. Es 
bandle sich um die Schlagfertigkeit der Armee und um die Gefahr der 
Ansteckung für die Kameraden. Die Bezeichnung der Verdächtigen 
sollte nach Verfasser schon in den Handnationalen bei den Musterungen 
bezw. Aushebungen beginnen. Die „Verdächtigen“ sollten isolirt und 
— für die Marine — niemals bei der Maschine, auf Torpedobooten und 
als Krankenwärter verwendet werden. Zum Schlüsse spricht Santini 
über die Maassnahmen, welche zu treffen sind, wenn bei einem Marine¬ 
angehörigen nach seiner Einschiffung Tuberkulose ausbricht. Auch hier 
bleibt baldmöglichste Entfernung erstes Erforderniss. Im Uebrigen ver¬ 
langt er Spitalsschiflfe, Isolirräume, Desinfektionsapparate an Bord. Auch 
weist er bei der Besprechung der Hygiene der Tuberkulosen Station 
auf die Bedeutung der Phthisikerschweisse als Uebertragungs- 
mittel hin. Alles in Allem eine verdienstvolle, eingehende und für uns 
Deutsche schmeichelhafte Arbeit des Vielen von uns bekannten und 
von vielen geschätzten Verfassers. Brecht. 

Jaeger, Zur Aetiologie der Meningitis cerebrospinalis 
epidemica. Zeitschrift für Hygiene, Band XIX. Seite 351 bis 370. 

Verfasser hat eine Reihe von Fällen, die sich zwischen Januar 1893 
und Herbst 1894 in verschiedenen Garnisonen Württembergs ereigneten, 
bakteriologisch untersucht und dabei jedesmal den schon 1887 von 
Weich selb aum beschriebenen diplococcus intracellularis aufgefunden, 
sowohl im Gehirn und Rückenmark, als intra vitam im Nasenschleim. 

Die Menge der Organismen war allerdings mitunter so spärlich, dass ihr 
Nachweis manchmal nur durch das Kulturverfahren möglich war. 


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218 


Als charakteristische Merkmale des Meningococcus fuhrt Jaeger an: 
die breitgedrückte, quer durchschnittene Semmelgestalt (gegenüber der 
ovoiden Form des Pneumococcus Frankel), seine unscheinbare Kapsel, 
seine Neigung zu Tetradenanordnung, was sich aus einer Theilung des 
in Ketten wachsenden Mikroorganismus sowohl parallel als senkrecht zur 
Kette erklärt. Gegenüber dem Pneumococcus Frankel wäre dann noch 
seine grössere Lebensfähigkeit, seine leichtere Züchtbarkeit und seine 
Unschädlichkeit für Mäuse und Meerschweinchen zu erwähnen. 

Von dem Standpunkt aus, dass dieser intracelluläre Meningococcus 
die Ursache der Meningitis cerebrospinalis epid., und der Pneumococcus 
Frankel jene der Pneumonie sei, lehnt Jaeger im Prinzip jede epidemio¬ 
logische Beziehung zwischen diesen beiden Krankheiten ab, wenn auch 
im Einzelfall wohl der eine Keim in das Gebiet des anderen hinüber¬ 
greifen mag. Die Uebertragung dürfte, wie Verfasser schon beim XI. in- 
ternat. med. Kongress hervorgehoben hat, durch Vermittelung des den 
Meningococcus enthaltenden Nasenschleims zu denken sein. 

Buttersack — Stuttgart. 

H. Kossel (Berlin): Weitere Beobachtungen über die Wirk¬ 
samkeit des Behringschen Heilserums. (Aus dem Institut für 
Infektionskrankheiten.) Deutsche medizinische Wochenschrift 1894, No. 51. 

Der Bericht umfasst 117 Falle von Diphtherie bei Kindern, welche 
in dem Zeitraum vom 15. März bis 1. Dezember 1894 im genannten 
Institut mit Heilserum behandelt wurden. Es starben 13 = 11,1 %, 
104 wurden geheilt. Die Mehrzahl der Kinder, nämlich 73, kam 
innerhalb der ersten drei Krankheitstag^ zur Behandlung; 72 davon 
genasen, eins starb. Mithin betrug die Mortalität in diesem 
frühen Stadium der Krankheit nur 1,4%. Zwischen dem 3. und 
6. Krankheitstage begann die Behandlung bei 26 Kindern; davon starben 
6 = *23,0 %. Zwischen dem 6. und 9. Krankheitstage befanden sich 
12 Kinder, von welchen 5 = 41,7% starben. 

Bezüglich des Alters der behandelten Kinder giebt Kossel nach 
einer Uebersioht an: „Es fallt auch hier wieder die hohe Heilungsziffer 
der Kinder unter zwei Jahren auf“. Die Uebersicht selbst lässt aber ein 
solches Verhältniss gar nicht erkennen; vielmehr betrug die Heilun^s- 
ziffer bei den Kindern unter zwei Jahren 85,7 %, bei den Kindern im 
3. bis 5. Lebensjahre 84,6 %, bei den Kindern im 5. bis 8. Lebens¬ 
jahr 93,5 %, bei den im 9. bis 13. Lebensjahre stehenden 92,6 %. 
Somit ist die Heilungsziffer gerade umgekehrt bei den über fünf Jahre 
alten Kindern grösser als bei solchen unter fünf bezw. zwei Jahren. 

Bei 44 Kindern bestand bei der Aufnahme bereits Lary nxdiphtherie. 
Der grösste Theil dieser Fälle wurde von den Aerzten in die Charite 
geschickt, weil nach ihrer Ansicht die drohende Erstickungsgefahr einen 
operativen Eingriff erforderte. Trotzdem genasen 21, also last die Hälfte, 
ohne dass es zur Tracheotomie kam. Von den 23 Kindern, bei welchen 
die Tracheotomie nicht mehr zu umgehen war, genasen unter der Serum¬ 
behandlung 11, also 47,S %. Im Ganzen genasen von den 44Kindern 
mit Kehlkopfdiphtherie 32 = 72,7%. 

Den Einfluss der Serumbehandlung auf die Sterblichkeit bei der 
Diphtherie lässt auch eine Vergleichung derselben in den einzelnen Jahr¬ 
gängen der Charite deutlich erkennen. Es starben an Diphtherie 
auf der Kinderklinik der Charite im Berichtsjahre 1889/90 =■ 52%, 


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1890/91 * 60 , 1 %, 1891/92 = 60 , 8 %, 1892/93 « 56,4%; 1894 seit 
Einführung der Serumbebandlung im Institut für Infektionskrankheiten 
11 , 1 % (mit Hinzurechnung von zwei moribund eingelieferten, nicht mit 
Serum behandelten Kindern 12 , 6 %). 

Bezüglich des Nachweises der Diphtheriebazillen bei den Erkrankten 
fuhrt Kossel an, dass dieselben in zwei Fällen, in welchen sie in den 
Krankheitsprodukten des Rachens nicht gefunden werden konnten, in 
dem Ohreiter, der sich infolge von Otitis media gebildet hatte, nach¬ 
weisbar waren. 

Die Wirkung der Seruminiektionen kennzeichnet sich nach 
Kossel durch die Besserung des Allgemeinbefindens, Verminderung und 
bisweilen kritischen Abfall des Fiebers, Stillstand des diphtherischen 
Prozesses in der Schleimhaut sowie Abgrenzung und allmähliche Ab- 
stossung der Membranen (meist ein bis fünf Tage nach der Injektion). 
Ein schädigender Einfluss des Serums auf die Nieren war in keinem 
einzigen Falle nachzuweisen. Der Harn der Kranken wurde täglich 
untersucht. Albuminurie war bei der Serumbehandlung nicht häufiger, 
als sonst bei der Diphtherie und schien sogar in den geheilten Fällen 
weit schneller zu verschwinden. 

Lähmungen wurden unter den 104 geheilten Fällen 19 mal 
beobachtet, bestehend in Lähmungen des Gaumensegels, einmal verbunden 
mit Lähmung der unteren Gliedmaassen, Akkommodationsstörungeu, 
andauernder Heiserkeit und leichter Ataxie der unteren Gliedmaassen. 

Storungen der Herzthätigkeit sah Kossel fünfmal bei Diphtherien 
des 5. und 7. Krankheitstages, die sämmtlich von Anfang au unter 
starker Albuminurie verliefen. Drei dieser Kinder starben nach zwei bis 
drei Wochen, zwei genasen. Störungen der Herzthätigkeit im unmittel¬ 
baren Anschluss an die Seruminjektion wurden nicht beobachtet. 

Ein Rezidiv von Diphtherie trat, soweit es Kossel bekannt wurde, 
nur in einem Falle vier Wochen nach der Entlassung auf. Die Krankheit 
verlief leicht; Kossel sagt, dass man sich wundern müsse, dass bei 
früh behandelten Kindern Rezidive nicht häufiger Vorkommen, da man 
durch die Seruminjektion allerdings die Krankheit, aber damit auch den 
Selbstimmunisirungsprozess bei den Kranken künstlich ab bricht. Dem¬ 
gegenüber ist aber daran zu erinnern, dass nach der Angabe des Er¬ 
finders das Heilserum selbst immunisirende Wirkung und zwar 
in erster Linie haben soll; also muss mau sich doch mit Recht wundern, 
wenn schon vier Wochen nach der Seruminjektion ein Rückfall eintritt. 

Die Dosis des Mittels anlangend, so ist Kossel in ganz frischen 
Fällen, mit 600 J. E. (Höchst No. 1) ausgekomraen, bei zweifelhafter 
Prognose wurden sofort 1000 J. E. (Höchst No. II), bei verschleppten Fällen 
mindestens 1500 J. E. (Höchst No. III) eingespritzt. 

Das Schlussurtheil lautet: Wenn man auch nicht erwarten 
kann, jeden Fall von Diphtherie mit Serum zu heilen, so muss 
es aber bei frischen, unkomplizirten Fällen von Rachen- 
dipbtherie gelingen, durch eine genügende Dosis mit Sicher¬ 
heit Heilung zu erzielen. Auch bei der Behandlung der 
späteren Stadien der Krankheit ist die Prognose bedeutend 
besser als ohne Serumbehandlung. A. Hiller (Breslau). 


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220 


P. Krause (Vietz): Erfahrungen aus der Praxis über dasKochsche 
Tuberkulin. Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, No. 6, 7 und 8. 

Krause hat, angeregt durch die neueren Erfahrungen im Institut 
für Infektionskrankheiten, von Neuem Versuche mit der Tuberkulin- 
behandlung gemacht und dabei die für diese Behandlung geeigneten Fälle 
schärfer von den ungeeigneten abgesondert, als es früher nach dem Be¬ 
kanntwerden des Mittels von den meisten Aerzten geschah. Krause 
unterscheidet drei Gruppen von Kranken: 1. solche, bei welchen weder 
durch die Untersuchung der Brust, noch durch die bakteriologische Unter¬ 
suchung des Auswurfs Tuberkulose nachweisbar ist. Bei diesen bildet 
die Probeinjektion von Tuberkulin bezw. die darauf folgende Reaktion 
nach Krause ein diagnostisches Hülfsmittel von grossem Werthe. 
2. Kranke, bei welchen zwar die Diagnose durch jene beiden Methoden 
mit Sicherheit zu stellen ist, welche aber nicht fiebern. Nur solche 
Kranke, sowie die als tuberkulös Erkannten der ersten Gruppe sind zur 
Tuberkulinbehandlung geeignet. Bei diesen wird durch eine methodische 
Tuberkulinanwendung der Krankheitsprozess nach Krause in evidenter 
Weise günstig beeinflusst bezw. zum Stillstand gebracht: die Dämpfungen 
auf der Brust hellten sich auf, die Rasselgeräusche verschwanden, Nacnt- 
schweisse, Husten und Auswurf verloren sich und das Körpergewicht 
stieg. Sechs Fälle dieser Art werden zum Belege ausführlich mitgetheilt, 
— Die dritte Gruppe bilden die fiebernden Phthisiker. Bei diesen 
besteht immer eine Mischinfektion. Am häufigsten sind Streptococcen 
die Ursache des Fiebers und der Vereiterung der Lunge. Bei solchen 
Kranken ist die Tuberkulinanwendung nicht nur nutzlos, sondern häufig 
auch, wie Krause in mehreren Fällen wahrgenommen hat, geradezu 
schädlich. Bei fiebernden Phthisikern ist daher von der Tuberkulin¬ 
behandlung dringend abzurathen. Solche Fälle sind es nach Krause 
gewesen, welche die zahlreichen Misserfolge bei der Massenanwendung 
vor vier Jahren verschuldet und das Tuberkulin unverdienter Weise in 
Misskredit gebracht haben. 

Nur wenn es gelingt, in Fällen der III. Gruppe der Mischinfektion 
Herr zu werden und eine reine Tuberkulose herzustellen, wird auch 
bei diesen Kranken das Tuberkulin mit Nutzen angewendet. Krause 
hat nach dem Beispiele von Petruschky (im Koch sehen Institut für 
Infektionskrankheiten) fünf solcher Phthisiker möglichst den ganzen Tag 
über bei Bettruhe Inhalationen von Aether camphoratus (1:10 und 1 : 5) 
mittelst der Curschmanu sehen Maske machen lassen — der Aether 
muss vorher verdunsten aus der Maske — und drei derselben von ihren 
Streptococcen befreit. Bei diesen wurde durch nachfolgende Tuberkulin¬ 
anwendung der tuberkulöse Prozess günstig beeinflusst. 

Alles in Allem kommt Krause zu dem Ergebniss, dass wir im 
Tuberkulin ein Heilmittel von hohem Werthe besitzen, welches bei 
richtiger Anwendung und Beschränkung nur auf die geeigneten Fälle auch 
glänzende Wirkungen entfaltet. „Ich stehe nicht an zu sagen: Jeder 
Kollege, welcher sich weiter gegen seine Anwendung sträubt, begeht eine 
Unterlassungssünde.“ _A. Hiller (Breslau). 

B. Oppler (Breslau): Zur Kenntniss des Mageninhalts bei 
Carcinoma ventriculi. Deutsche medizinischeWochenschriftl895,No.5. 

Oppler fasst, nach Mittheilung einschlägiger Beobachtungen, die 
Kennzeichen des Mageninhalts bei Carcinoma ventriculi in folgenden 
Sätzen zusammen: 


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221 


1. Bei intakter motorischer Funktion (Carcinome der Curvaturen 
und Magenwände) fehlt häufig die freie Salzsäure; in seltenen Fällen 
findet man Milchsäureproduktion, mitunter Geschwulstpartikel, Bakterien¬ 
rasen, nie Sarcine. 

2, Bei stark gestörter motorischer Funktion: 

a) freie Salzsäure ist noch vorhanden (beginnende Pylorus- 
carcinome); dann finden sich auch Sarcine und mitunter Geschwulst¬ 
partikel etc., nie Milchsäure und fadenbildende Bakterien. 

b) Freie Salzsäure ist geschwunden (vorgeschrittene Pylorus- 

und Magenwand-Karzinome); man findet dann starke Milchsäureproduktion 
und zahlreiche Bakterien ketten, mitunter Geschwulstpartikel, eventuell 
Neigung zur Gasgährung, nie Sarcine. A. Hill er (Breslau). 


Atlas und Grundriss der Ophthalmoskopie und ophthalmo¬ 
skopischen Diagnostik von 0. Haab (Zürich). München 1895. 
J. F. Lehmann. Preis 10 Mk.* 

Haabs Atlas und Grundriss bildet den siebenten Band einer Reibe 
von medizinischen Handatlanten. Das Werk hat das für Atlanten bisher 
nicht gebräuchliche, jedoch augenscheinlich praktische Oktavformat. Im 
ersten Theil wird auf 69 Seiten eine Anleitung zur Augenspiegelunter¬ 
suchung gegeben, die alle Themata umfasst, welche der Lehrer im Augen¬ 
spiegelkursus zu besprechen hat. Auch die Schattenprobe findet kurze 
Berücksichtigung. Der Atlas selbst giebt auf 64 Tafeln 102 farbige Ab¬ 
bildungen des Augenbintergrundes, die durchweg sehr gut gezeichnet sind. 
Der ausführlich beschreibende Text ist jeder Tafel einzeln beigedruckt, 
eine Anordnung, die die Handhabung des Atlas sehr bequem macht. 
Inhaltlich vermissen wir nichts Wesentliches. Eine Reihe von Bildern 
wird auch für den Vorgeschrittenen neu und belehrend sein. Der für 
einen so vollständigen Atlas sehr geringe Preis wird dazu beitragen, dem 
Werk diejenige Verbreitung zu sichern, welche es verdient. 

A. Roth. 


Castration in Hypertrophy of the prostate gland. Von 
Dr. J. William White. University medical Magazine of Penn¬ 
sylvania. 1894. 

Die Therapie der Prostatahypertrophie war bisher eine rein 
symptomatische, und alle Methoden, das Leiden selbst auf operativem 
Wege zu beseitigen, die Cauterisation, die Prostatectomia lateralis und 
suprapubica haben sich nicht zu behaupten vermocht. 

Grossen Erfolg verspricht dagegen die Castration. Sie ist von White 
eingefuhrt, und durch Versuche an Hunden begründet, bei denen drei bis 
sechs Wochen nach der Castration die Prostata auf Va bis */« ihrer 
normalen Grosse zurückging. Heute kann der Erfinder dieser Operations¬ 
methode schon über 18 von den Chirurgen aller Länder ausgeführte 
Castrationen bei Prostatahypertrophie berichten. In allen Fällen trat die 
erwartete Schrumpfung der Prostata ein, in keinem Falle hatte die 
Operation selbst nachtheilige Folgen. Zum Schluss räth der Verfasser, 
die Operation nur bei reiner Hypertrophie zu machen, da sie bei Prostatitis, 
Prostataabscess und bei malignen Tumoren der Prostata oder be¬ 
nachbarter Organe völlig wirkungslos sei. Tilmann. 


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222 


Kallmann: Grundzüge der Sicherheitstechnik für elektrische 
Licht- und Kraftanlagen. (Weyls Handbuch der Hygiene. 
15. Lieferung.) 

Der neu ernannte Stadtelektriker von Berlin, Ingenieur Kallmann, 
stellt die Grundzüge der Sicherheitstechnik für elektrische Licht- und 
Kraftanlagen dar. Wenn man die Kontrole von Licht- und Kraftanlagen 
ausüben oder wenigstens verstehen soll, so muss die Anlage selbst völlig 
klar in ihrem Aufbau vor Augen stehen. Und elektrische Betriebe 
laienfasslich zu schildern glückt zumal dem Elektrotechniker selten. 
Kall mann ist dies in bewunderswerther Weise gelungen. Die Erzeugung 
des elektrischen Stromes, die Stromsysteme, die Begriffe und die Unter¬ 
schiede von Spannung, Stromstärke und Widerstand, sowie der Einfluss 
dieser Faktoren und die Art der Messung ihrer Grösse wird mit scharfer 
Kürze und seltener Klarheit entwickelt. In den folgenden Kapiteln 
werden dann die Sicherheitsvorkehrungen auf den Kraftstationen, an dem 
Leitungsnetz und den Hausinstallationen einer Kritik unterzogen, und 
schliesslich in einem besonderen Kapitel die elektrischen Lichtanlagen 
bezüglich des Kostenpunkts und der Rentabilität, der Herstellung und 
der verschiedenen Konstruktionen der Beleuchtungskörper eingehend und 
vor Allem einfach und klar erörtert. 

Gerade, w T as dem Sanitätsoffizier und dem beamteten Arzt voii 
elektrischen Kraft- und Lichtanlagen zu wissen nöthig ist, findet er in 
diesem das ganze Wey Ische Werk nicht unwichtig vervollständigenden 
Bändchen. Schumburg. 


Burgerstein und Netolitzky: Handbuch der Schulhygiene. 

(16. Lieferung von Weyls Handbuch der Hygiene.) 

Die Auswahl des Materials in dieser durch Gründlichkeit der Be¬ 
arbeitung und eine jedem Gebildeten verständliche Darstellung sowie 
eine lückenlose Litteraturangabe sich auszeichnenden Arbeit ist so ge¬ 
troffen, dass das Buch innerhalb des grossen Wey Ischen Werkes einen 
selbständigen, alle Theile der Schulhygiene behandelnden Band, ein 
abgerundetes Ganzes, vorstellt. Um diesem Zweck zu entsprechen, ist es 
natürlich nicht zu vermeiden, dass sich Manches, was sich schon in dem 
allgemeinen oder einem andern speziellen Th eil der Wey Ischen Sammlung 
findet (z. B. in den Büchern über Bauhygiene, Heizung, Ventilation, 
Abtritte, Bäder, Feuerschutz, Infektionskrankheiten), hier manchmal 
wiederholt, oft in erfreulich kompendiöser Form, die dem Schularzt und 
Schulmann gewiss nicht unerwünscht sein wird. Das Werk behandelt 
in gleich gründlicher Weise die Verhältnisse der einklassigen Schule des 
Gebirgsdoifes bis zur grossen, vielklassigen der Millionenstadt und be¬ 
rücksichtigt die Verhältnisse des ärmsten wie des reichsten Schulhalters. 
Die historische Entwickelung der Schulhygiene in den letzten 40 Jahren 
wird bei den einzelnen Kapiteln gelegentlich behandelt; als besonders 
werthvolles Material wurden hierbei die amtlichen Verordnungen einzelner 
Kulturstaaten verwerthet. 

* Der erste Abschnitt beschäftigt sich auf 216 Seiten mit dem Bau 
und der Einrichtung des Schulhauses, Schulzimmers und der Nebenräume 
(Abtritte, Kleiderablagen, Erholungsplätze, Schulbäder, Wohnungen), in 
einem Nebenabschnitt auch Internate zur Beobachtung heranziehend. 
Sehr werthvoll erscheint uns in diesem Abschnitt die grosse Sammlung 
von Schulhaus-Grundrissen zweckmässiger und oft zum Vergleich dazu 


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223 


udz weck massiger Konstruktion aus den verschiedensten Ländern, interessant 
besonders diejenigen auB London, Stockholm und Frankreich. Der 
Subsellienfrage wird ein grosser Raum gewährt, ebenso der nöthigen lucht¬ 
menge. Der Abriss über Ventilation und Heizung giebt weder zu viel, 
noch zu wenig und zeichnet sich durch recht übersichtliche Skizzen aus. 

Das nächste grosse Kapitel bespricht die Hygiene des Unterrichts: 
von dem Beginn der Schulpflicht, der Trennung der Geschlechter, die 
der Verfasser nicht so ohne Weiteres als unzweckmässig abweist, der 
Schülerzahl der Klasse, bei welcher die Zahl 50 als keineswegs zu über¬ 
schreitendes Maximum festgehalten werden soll, dem Schulweg und der 
Kleidung der Kinder, weiter von dem Stundenplan, wobei als Grundsatz 
gefordert wird, dass die Länge einer Lektion niemals mehr als 
V 4 Stunden betragen solle, gefolgt von i / 4 Stunde Pause. Es 
folgen dann Kapitel über Schreiben und Schrift, Zeichnen, Hand¬ 
arbeiten, totale Belastung, Strafen, Ferien und Unterricht in der 
Hygiene, für dessen Notwendigkeit für die Volksschulbevölkerung 
eingetreten wird, ferner ein der Bedeutung dieses Gegenstandes ent¬ 
sprechend vollständig und nachdrucksvoll gehaltener Abschnitt über die 
körperliche Erziehung der Schuljugend durch Turnen, Schulspiele, 
Wanderungen, Baden. 

In dem letzten grossen, rein ärztlichen, von Netolitzky bearbeiteten 
Theil vrird von den Krankheiten (Masern, Rötbein, Scharlach, Schweiss- 
fieber, Schafblattern, Blattern, Diphtherie, Keuchhusten, kontagiöse 
Bindehautkrankheiten, epidemische Hirnhautentzündung, Mumps, 
Influenza), und Krankheitszuständen (Kurzsichtigkeit, Verkrümmungen 
der Wirbelsäule, Ueberbürdung, abnorme Nerven- und Geistes¬ 
zustände, Epilepsie, Chorea, Hysterie, Sprach gebrechen, Gehör¬ 
störungen, Ozäna, Haarausfall, Kropf, geschlechtliche Verirrungen) in ihren 
Beziehungen zur Schule gehandelt. Es schwebte in diesem Theil dem 
Verfasser die Absicht vor, nicht etwa eine eingehende fachwissenschaftlich 
gehaltene Beschreibung der Symptome der sogenannten Schulkrankheiten 
zu liefern, sondern nur das Charakteristischste und das Nothwendigste 
in Bezug auf das Erkennen derselben zu erwähnen, um Nichtärzten das 
Erspries 8 liche der Durchführung sanitärer Maassnahmen in den Schulen * 
klar zu machen. Im Allgemeinen ist dies sicherlich ungemein schwer zu 
erreichende Ziel getroffen; doch wird die Gemeinfasslichkeit noch immer 
durch eine grosse Zahl Fachausdrücke und vorausgesetzter Fachanschauungen 
erschwert sein. Dem Schularzt bietet aber der auch durch vollständige 
Litteraturangabe sich auszeichnende Abschnitt alles Wünschenswerthe. 
Ben Beschluss bildet der ärztliche Dienst in der Schule. 

__ Schumburg. 

Roth, Bluhm und Kraft: Gewerbehygiene Theil I., allgemeine 
Gewerbehygiene und Fabrikgesetzgebung. ( 12 . Lieferung von 
Weyls Handbuch der Hygiene.) 

Weyl schickt der speziellen Gewerbehygiene in seinem hygienischen 
Sammelwerk einen aus vier Abschnitten bestehenden, allgemeinen Theil 
vorweg. — Roth weist zunächst den Einfluss von Industrie und Gewerbe 
auf die Gesundheit der Bevölkerung nach (Tuberkulose- und allgemeine 
Sterblichkeit, Erkrankungshäufigkeit, Mortalitätstabellen), dann die be¬ 
sonderen Gefahren im Gewerbebetrieb (Unfälle, Betriebsgefahren), 
schliesslich die Schutzmaassnahmen und in einem besonderen Kapitel 


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224 


die Fabrikgesetzgebung und Gewerbesanitätspolizei auch in ausserdeutechen 
Ländern. 

Im zweiten Abschnitt „Hygienische Fürsorge für Arbeiterinnen und 
deren Kinder von Dr. Agnes Bluhm“ erörtert die Verfasserin zunächst, 
weshalb die Arbeiterin einer besonderen Fürsorge bedürfe, und knüpft 
daran bestimmte Forderungen, die der Staat oder der Arbeitgeber zum 
Schutze der Arbeiterinnen und ihrer Kinder gewähren müsse. Bann 
werden in einem Schluss- und Hauptkapitel die wirklichen Leistungen 
des Staates oder vielmehr der meisten europäischen Staaten (Arbeiterinnen¬ 
schutz-Gesetzgebung) gegenüber gestellt 

Der dritte Theil, maschinelle Einrichtungen gegen Unfälle von 
Prof. Kraft in Brünn, ist wohl mehr für Fachmänner des Fabrikbetriebes 
berechnet Er beschreibt, durch 90 nicht allzu schnell verständliche 
Abbildungen unterstützt, die Sicherheitseinrichtungen bei Dampfkesseln 
wie die Speisewasserreinigung, die Konstruktion und Wartung der Kessel 
bei Motoren der verschiedensten Art, ferner der Transmissionen, Hebe- 
und Fördereinrichtungen, schliesslich Vorrichtungen gegen Feuersgefahr. 
Einzelheiten auch nur zu erwähnen, ist hier unmöglich. 

Derselbe Autor bearbeitete ferner die Lüftung der Werkstätten. Die 
hohe Bedeutung einer reinen Luft für den Arbeiter, in Sonderheit der 
Staub- und Metallarbeiter, rechtfertigt ohne Weiteres die gesonderte 
Bearbeitung dieses Themas, obschon recht häufig auf die allgemeine 
Ventilationslehre verwiesen wird. Nach einer einleitenden Besprechung 
über die Verunreinigung der Luft in Werkstätten werden die Mittel 
gegen die gasförmigen und staubförmigen Verunreinigungen der Luft 
sowie gegen ihre hohe Temperatur geschildert, zunächst überhaupt gegen 
ihre Entstehung, dann zu ihrer Verdünnung und Ableitung, zur Filtration, 
Kondensation und Vernichtung. Auch in diesem Theil sind die Abbildungen 
nicht gleich auf den ersten Blick verständlich. Schumburg. 


Mitteilungen. 


Verhandlungen des XXIV. Kongresses der Deutschen Gesellschaft 
für Chirurgie zu Berlin. 

Vom 17. bis 20. April 1895 im Langenbeck-Hause. 

Berichterstatter: Stabsarzt Dr. Tilmann (Berlin). 

Erster Sitzungstag: Mittwoch, den 17. April. 

Der diesjährige Vorsitzende, Herr Gussenbauer (Wien) gedachte 
zunächst aller im Laufe des vergangenen Jahres der Gesellschaft durch 
den Tod entrissenen Mitglieder. Besonders warm empfunden war der 
Nachruf für den verstorbenen Generalstabsarzt Prof. Dr. v. Beck, dessen 
unsterbliche Verdienste um die Kriegschirurgie gebührend hervorgehoben 
wurden. 

Darauf erstattete Herr v.Bergmaun den Bericht über die Bibliothek, 
die sich durch Schenkungen von Aerzten und Verlagsbuchhandlungen 
bedeutend vergrössert hatte. Von den weiteren geschäftlichen Mittheilungen 
sei nur hervorgehoben, dass von Amerika die Anregung zu einem alle 


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- 225 — 


fünf Jahre zu wiederholenden internationalen Chirurgen-Kongress aus¬ 
gegangen ist, und dass der Ausschuss der Gesellschaft die Vollmacht 
erhielt, über einen event Beitritt zu diesem Gedanken sich zu entscheiden, 
sobald die Ansicht der Chirurgen anderer Länder bekannt geworden sei. 
Dann wurde die Genehmigung zur Beschaffung von Gemälden der Vor¬ 
sitzenden und Ehrenmitglieder der Gesellschaft zur Ausschmückung des 
Langenbeck-Hauses ertheilt 

Als Erster der Tagesordnung gab Herr v. Bergmann (Berlin) ein 
Referat über einige Fortschritte im Gebiete der Hirn-Chirurgie. 
Trotz der grossen Fortschritte auf diesem Gebiete, die schon zur rein 
expiratorischen Trepanation geführt hätten, müsse als oberster Grundsatz 
bei allen Operationen am Gehirn noch bestehen bleiben «Viel Kritik und 
noch mehr Vorsicht“. Von den Fortschritten der Technik fuhrt der Vor¬ 
tragende hauptsächlich die elektrische Kreissäge an, welche die vielen 
Meisseischläge unnötbig mache und es ermögliche, in zwei Minuten den 
Schädel nach der Wagnersehen Methode zu eröffnen, und geht dann zu 
den Krankheiten über, die ein chirurgisches Eingreifen anzeigen. 

Von den Hirngeschwülsten sind höchstens 6 %> der klinischen 
Diagnose und operativen Entfernung zugänglich, und meist nur dann, 
wenn sie in der motorischen Region ihren Sitz haben. 

Bei Epilepsie, selbst bei reiner Jacksonscher Rindenepilepsie, 
sind die Resultate auch noch sehr zweifelhaft. Allerdings pflegen nach 
dem Eingriff die Anfälle zu verschwinden, aber nach einigen Wochen 
oder Monaten kehren sie in der Regel wieder. Geheilt werden gewöhn¬ 
lich nur die Fälle, bei denen ein Tumor oder eine Cyste über einem 
Rindenzentrum als Ursache gefunden wird. 

Sehr gross sind dagegen die Fortschritte, die in der Behandlung der 
Hirnabszesse und der Lep tomeningitis purulenta gemacht sind. 
Die Diagnose ist hier häufig abhängig von der Aetiologie. Die meisten 
eitrigen Prozesse gehen jedenfalls vom Ohr aus, und zwar meist bei 
chronischen Ohreiterungen Erwachsener, bei Polypen und Cholesteatomen, 
selten bei Kindern und akuten Entzündungen. Die Entzündung der 
Hirnhäute beginnt gewöhnlich da, wo der Knochen am dünnsten ist, am 
Tegmen tympani, sei es, dass er durch nekrotische Prozesse oder durch 
ein Trauma bei Basisfraktur zerstört wird; der Abszess kann extradural 
oder intradural sitzen und zieht meist den Sinus in Mitleidenschaft, über 
dessen topographische Lage der Vortragende an der Hand von Karten 
und Präparaten ausführliche Erläuterungen giebt. Danach entspricht er 
der Mitte des Proc. mast., und kann von jedem Punkt des Felsenbeines 
leicht erreicht werden. Am besten sägt man oberhalb des hinteren Endes 
des Proc. zygomaticus etwa zwischen den zwei Vertikalen des A. Köhler- 
schen Encephalocraniömeters ein viereckiges Stück aus der Schuppe des 
Schläfenbeins, um alle Verhältnisse übersehen zu können. Ist der Sinus 
affizirt, so ist die vorherige Unterbindung der vena iugularis zu empfehlen, 
um eine Allgemeininfelrtion zu hindern. Blutungen aus dem Sinus 
werden durch Tamponade mit Jodoformgaze sicher gestillt Die bisher 
hei Sinusthrombose ausgefuhrten Operationen haben schon vielen Menschen 
das Leben gerettet. 

Die zur Linderung des Hirndrucks bei Meningitis tuberculosa, 
Hydrocephalus, Ventrikelfullung in Folge Hirntumors gemachten Punk¬ 
tionen geben keine gute Prognose. Wohl tritt bei Tuberkulose eine 
Besserung ein, die aber nicht lange vorhält. Diagnostisch von sehr 

XilitftrSrztlicho Zeitschrift 1895. 15 


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grosser Bedeutung ist dagegen die Quinckesche Punktion, da sie die 
Erkennung der Meningitis tuberculosa, vor Allem aber der Lepto- 
meningitis purulenta ermöglicht. 

ln der Behandlung der Geisteskrankheiten ist von einem 
operativen Eingreifen nur ein Erfolg zu erwarten bei akutem Wahnsinn 
nach Kopfverletzungen oder bei einzelnen Formen des epileptischen 
Irreseins. — Im Anschluss hieran berichtet 

Herr Graser (Erlangen) über einen 45 Jahre alten Mann, der plötzlich 
beim Bücken eine Lähmung des rechten fünften Fingers bemerkte, die 
auf den Mittelfinger, dann auf die Hand, schliesslich auf den Arm über- 
ging; dann zeigten sich Paralyse des Beins und etwa am Ende der vierten 
Woche Anfälle von Bewusstlosigkeit. Objektiv war sonst nur eine 
Stauungspapille links festzustellen. Bei der Trepanation fand sich dicht 
unter dem Armzentrum eine Cyste, aus der sich wasserhelle Flüssigkeit 
entleerte. Sofort nach der Operation waren alle Lähmungserscheinungen 
verschwunden, kehrten aber nafch acht Tagen wieder, ohne dass an der 
normal aussehenden Wunde etwas Abnormes zu bemerken war. Nach 
vier Wochen Exitus. Bei der Obduktion fand sich im Stirnhirn noch 
eine zweite Cyste, ebenso glattwandig wie die erste, ohne besondere 
Membran, am Boden derselben kleine Geschwulsttheilchen, die sich als 
sehr gefassreiches Sarkom erwiesen. 

Herr Ledderhose (Strassburg) hat einen Fall von kollateraler 
Lähmung der Extremitäten bei subduralem Bluterguss nach Misshandlung 
durch Fusstritte beobachtet. Er trepanirte auf der der Lähmung entgegen¬ 
gesetzten Seite und fand dort nichts, bei der Obduktion dagegen einen 
grossen Bluterguss an der Basis und der Convexität des Hirns derselben 
Seite. Anknüpfend an die von Brown-Söquard zusammengestellten 
200 Fälle berichtet er über weitere 13 und rätn, für die Diagnose Werth 
zu legen auf die Stauungspapille, die stets auf der Seite des Blutergusses 
bezw. des Tumors nachzuweisen ist. 

Herr Nicoladoni (Innsbruck) theilt eine Modifikation der König- 
schen Knochenplastik mit, die darin besteht, dass er mit der Kreissäge 
nur ein viereckiges Stück der Compacta abschält und überpflanzt. 

Herr Freiherr v. Eiseisberg (Utrecht) spricht über Deckung bei 
Schädel-Defekten und auäsert sich dahin, dass natürlich die Auto¬ 
plastik stets vorzuziehen sei, da der bei Heteroplastik eingepflanzte Körper 
eben stets ein Fremdkörper bleibe, der jeden Moment Veranlassung zu 
Störungen geben könne. Aber es gebe oft Fälle, z. B. bei Knochen¬ 
tuberkulose, wo man zu letzterer greifen müsse; auch kann die 
Autoplastik gefährlich sein, wie ein Kranker zeige, bei dem er zur 
Königschen Schädelplastik eine grosse Yene der Diploe angeschlagen 
habe, aus der sich der Kranke schliesslich verblutete. Unter seinen 
acht Fällen, bei denen er einen Schädeldefekt geschlossen habe, wandte 
er dreimal eine Celluloidplatte an, die in einem Falle 2'/*, im anderen 
4*/a Jahre ohne Störung getragen wurde. Er legte sie nur sekundär ein 
und übernähte sie vollständig. — Nach ihm trat auch 

Herr Alexander Fraenkel (Wien) für die von ihm angegebene 
Methode der Deckung von Schädeldefekten mit Celluloidplatten 
ein, denen er vor Allem den Vorzug vindizirt, dass sie nicht mit der 
Dura verwachsen, was, wie er an replantirten Stücken aus dem Hunde¬ 
schädel beweist, bei Autoplastik stets der Fall sei. Die drei von ihm 
selbst operirten Kranken sind alle gesund und arbeitsfähig geblieben. 


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Auf Grund dieser und der zahlreichen in der Litteratur veröffentlichten 
Fälle kommt er zum Schluss, dass die Anwendung der Celluloidplatten 
namentlich hei pathologischen Schädel-Defekten dann den Vorzug verdiene, 
wenn es gelte, so rasch als möglich und so einfach als möglich einen 
Defekt zu schliessen. 

In der Diskussion über diese Vorträge stellt zunächst Herr Janssen 
(Berlin) eine grosse Anzahl von ihm operirter zum Theil sehr interessanter 
Fälle von Sinusthrombose vor. Unter 24 Operirten, die ohne Eingriff 
sicher gestorben wären, bat er 13 Heilungen erzielt Herr Doyen (Reims) 
demonstrirt in französischer Sprache mehrere sehr praktische Instrumente 
zur Trepanation. Herr Czerny (Heidelberg) hat mit Celluloidplatten in 
zwei Fällen kein. Glück gehabt, da sie zwar einheilten, aber später wieder 
entfernt werden mussten. Er empfiehlt Transplantation von Knochen¬ 
stücken aus der vorderen Tibiafiäche, die ihm zweimal gute Dienste 
gethan, und giebt Einzelheiten der Operationsmethode. Er bezweifelt die 
Angabe Fraenkels, dass die Dura mit implantirten Knochenstücken 
stets verwachse, auf Grund einer gegenteiligen Erfahrung. — Herr 
v. Bramann (Halle) stellt einen Patienten vor, dein er vor drei Jahren 
einen Tumor von 280 g aus dem rechten Grosshirn entfernte. Die 
Lähmung des Arms besteht noch, des Beines nicht mehr. Der Kranke 
sieht gesund aus und tragt eine Platte auf dem kolossalen Defekt, der 
fast den halben Schädel einnimmt — Herr Barth hat vom physiologischen 
Standpunkt aus, die Deckung von Knochendefekten studirt Er hat aus¬ 
geglühte Knochenstücke implantirt und gefunden, dass diese ebenso gut 
Knochenneubildung bewirken wie intakte Knochenstücke, und weist auf 
die wichtige Rolle hin, die Kalksalze bei der Knochenneubildung 
spielen. Nach Schluss der Debatte über Gehirn-Chirurgie stellte 

Herr Cramer (Köln) eiü Mädchen vor, bei dem Bardenheuer von 
einem dorsalen Querschnitt aus alle Fusswurzelknochen mit sehr gutem 
funktionellen Resultat resezirt hatte, und empfahl zur Behandlung des 
Ellbogen-Schlottergelenks einen winkeligen Einschnitt des Humerus, in 
welchen die keilförmig zurechtgesägte Ulna hineinpasst. 

Die Nachmittagssitzung eröffnete Herr Mikulicz (Breslau) mit 
einem Vortrag über die Behandlung der Basedowschen Krankheit. Er 
hat 11 Fälle operirt. Bei allen handelte es sich um echte Basedowsche 
Krankheit, und legt der Vortragende für die Diagnose das Hauptgewicht 
auf die psychoneurotischen Störungen, Angst, Unruhe, Schlaflosigkeit. 
7mal bandelte es sich um akute Hyperplasie der Schilddrüse, 1 mal um sehr 
blutreichen Kropf, 3mal um Kropfcysten. Alle 11 Operirten sind von der 
Operation genesen, sechs von ihnen vollständig geheilt, vier gebessert. Auf 
Grund seiner Erfahrungen kommt der Vortragende zum Schluss, dass alle 
Operationen, welche die Schilddrüse zu verkleinern im Stande 
sind, auch günstig auf den Basedow ein wirken. Als Eingriff bevorzugt 
er die Auslösung von Knoten nach Socin, in zweiter Linie nennt er die 
Unterbindung der vier Arterien, hilft das auch nichts, dann erst macht er 
die Resektion. — Der Erfolg der Operation tritt regelmässig ein; zuerst 
gehen die neurotischen Erscheinungen zurück, später die Störungen des 
Zirkulationsapparats, zuletzt der Exophthalmos, der oft als einziges 
Symptom bleibt Bezüglich der Erklärung des Einflusses der Operation 
steht der Vortragende auf dem Standpunkt, die Basedowsche Krankheit 
sei eine echte primäre Neurose. Die Folge dieser Neurose ist die 
Hyperplasie der Schilddrüse, die dann ihrerseits wieder verschlimmernd 

15 * 


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auf das Allgemeinbefinden einwirkt Durch die Operation wird der 
letztere Einfluss aufgehoben, daher die Besserung. 

Sodann erstattet Herr Kocher (Bern) Bericht über 1000 Kropf- 
Excisionen. Zunächst behauptet er gegenüber Reverdin die Priorität 
betreffs Einführung des Krankheitsbegriffs der Cachexia strumipriva. — 
Unter den letzten 900 Fällen von, Kropfexstirpationen hat er nur einmal 
Cachexie beobachtet, da er nie Total-Exstirpationen gemacht hat In 
diesem einen Fall war die andere Hälfte der Schilddrüse atrophisch. 
Derselbe ist jedoch unter Schilddrüsenfutterung auch geheilt In 7% 
beobachtete er nachträgliche Stimmstörung, die bei allen gutartigen Kröpfen 
zurückging. Von den 1000 Operirten starben 11 = 1,1%; von dieser 
Zahl sind jedoch die schweren malignen Kröpfe mit Resektion der Trachea 
und des Oesophagus ausgenommen. Einer kam erstickend zur 'Klinik 
und starb bald. Bei einem handelte es sich um ein intrathoracisches 
Struma, 3 mal um schweren Basedow, zwei starben an Influenza-Pneumonie, 
einer an Schrumpfniere, einer infolge der Aethernarkose an eitriger Bron¬ 
chitis, zwei an den Folgen von Infektion bei der Operation. Schliesslich 
weist der Vortragende darauf hin, dass man zweifellos durch rationelle 
Ernährung einerseits das Auftreten von Kröpfen hindern, andererseits 
bestehende Kröpfe heilen kann. Er hat durch Verabfolgung von gutem 
Trinkwasser sowie durch längere Fütterung mit Schilddrüse und Verab¬ 
folgung von Phosphaten Kröpfe zum Schwinden, sogar bis zur Atrophie 
gebracht 

In der Diskussion treten Herr Rehn (Frankfurt), Herr Trendelen¬ 
burg (Bonn), Herr Rydygier (Krakau) und Herr Krönlein (Zürich) 
für operative Behandlung der Basedowschen Krankheit ein. Letzterer 
hat in acht Fällen durch Resektion des Kropfs dauernde Heilung erzielt 
Im Uebrigen hat er 400 Kropfoperationen gemacht, die letzten 200 
sämmtlich geheilt Herr-Mikulicz glaubt mit Thymusdrüse dasselbe zu 
erreichen wie mit Schilddrüsenfutterung, was Herr v. Eiseisberg be¬ 
zweifelt 

Herr Bier (Kiel) macht weitere Mittheilungen über trag fähige 
Amputationsstümpfe im Bereich der Diaphysen, im Anschluss an 
seine Ausführungen beim Kongress 1893. Er ist von den langen, um¬ 
zuklappenden Stümpfen abgekoramen und legt nur noch Werth darauf, 
dass das untere Ende des Knochen Stumpfs mit Periost und Weichtheilen 
im Zusammenhang bleibt Die vorgestellten Amputationsstümpfe waren 
schmerzlos, wurden zum Aufstützen benutzt und zeigten keine Atrophie. 

Herr Petersen (Kiel) stellte einen Patienten vor, bei dem er zwei 
Strikturen der Speiseröhre nach Verbrennung mit Kalilauge durch 
Olivenbehandlung zur Heilung brachte, nachdem die Ernährung wochen¬ 
lang durch eine Magenfistel erfolgt war. 

Herr Schuch ardt (Stettin) berichtet über zwei Fälle von Perforations- 
Peritonitis infolge runden Magengeschwürs, die er operativ behandelte. 
Ein Fall, der erst am 12. Tage operirt wurde, endete letal, der zweite, 
der geheilt wurde, ist dadurch bemerkenswerth, dass der Operateur von 
der rerforationsstelle aus zwei dicke Drainrohre seitlich unterhalb der 
Achselhöhle durch besondere Inzisionen nach aussen leitete. 

Als letzter Redner stellte Herr Albert Köhler (Berlin) zw’ei Kranke 
vor, bei denen wegen Pylorusstenose und konsekutiver Magenerweiterung 
die Pyloroplastik nach Heineke-Mikulicz gemacht war. Bei einer 
der Kranken, einer Frau von 20 Jahren, war das schon fünf Jahre 


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anhaltende gute Resultat bemerkens werth, bei dem zweiten, einem Offizier 
der hiesigen Feuerwehr, war die Operation möglich, trotzdem der Pylorus 
durch Verwachsungen und Adhaesionen fixirt war. Einen weiteren Bei¬ 
trag zu dieser Operation lieferte 

Herr Albers (Berlin), der einen Mann vorstellte, bei dem vor drei 
Wochen dieselbe Operation gemacht war, die eine unerwartete Komplikation 
dadurch erhielt, dass der Magen in einem solchen Grade — jedenfalls 
infolge der Salzsäureanätzung — erweicht war, dass der palpirende 
Finger des Operateurs (v. Bardeleben), ohne es zu bemerken, die Hinter¬ 
wand des Magens durchbohrte. Das Loch wurde übernäht. Weiterhin 
berichtet der Vortragende über alle auf der v. Bardelebenschen Klinik 
nach Heineke-Mikulicz operirten Fälle. Von sieben Fällen starben 
zwei, einer an Lungengangrän, einer an Kollaps bald nach der Operation. 
Alle Uebrigen sind geheilt 

* Donnerstag den 18. April. 

In der heutigen Vormittagssitzung kamen nur zwei Gegenstände 
zur Besprechung, die Aetiologie der Nierenverletzung und die 
operativen Eingriffe am Magendarmkanal. 

Das erste Thema leitete Herr Küster (Marburg) ein. Er glaubt, 
dass die bisher bestehenden Theorien über die Entstehung der subkutanen 
Nieren Verletzungen nicht mehr haltbar seien, jedenfalls nicht auf alle 
Fälle passten. Die Mehrzahl dieser Verletzungen führt er auf Quetschung 
durch den unteren Rippenrand, den Rest auf hydraulische Pressung zurück. 
Zu letzterer Annahme veranlassten ihn Leichenversuche. Eine Niere, deren 
Becken mit Wasser gefüllt war, zeigte beim Auffallen auf die Erde, 
sowie in der Leiche bei Schlägen auf die untere Rippengegend die 
verschiedensten Risse, während die nicht gefüllte Niere unverletzt 
blieb. Auch die Wanderniere ist Redner geneigt auf ein -Trauma zu 
beziehen, entweder auf ein chronisches Trauma (Schnüren) oder ein akutes, 
z. B. Fall auf die Füsse etc.; demnach würde also ein Trauma beim 
Manne eher eine Nierenruptur, beim Weibe dagegen Wanderniere im 
Gefolge haben. — Herr Lindner (Berlin) tritt dagegen, mit Hinweis 
auf die bei Wandernieren vorhandene Verlängerung der Gefässe, für die 
Oppolzersche Ansicht ein, dass hier angeborene Verhältnisse eine Rolle 
spielen. — Im Anschluss hieran stellt Herr Koelliker (Leipzig) einen 
12 Jahre alten Knaben vor, bei dem er eine Nierenruptur mit Erhaltung 
des Organs zur Heilung brachte. Am 10. Tag nach der Verletzung machte 
er die Laparotomie und tamponirte den Riss in der Niere. 

Die Verhandlungen über Operationen am Magen wurden eingeleitet 
durch einen Bericht von Mikulicz (Breslau) über 103 Operationen am 
Magen, die er in Königsberg und Breslau gemacht hatte, mit insgesammt 
23 Todesfällen = 22%. 23 Operationen wurden wegen gutartiger Neu¬ 
bildungen vorgenommen mit 2 Todesfällen, 6 wegen Blutungen bei Ulcus 
ventriculi mit 5, endlich 73 bei Carcinom mit 16 Todesfällen. Als Todes¬ 
ursache ergab sich Kollaps (8 mal), Inanition (2 mal), Lungenentzündung 
(6mal), Infektion (2mal). Für die Technik giebt Redner den Rath, zuerst 
eine Probeincision von 2 bis 4 cm Länge in der Linea alba zu machen, dann 
mit dem Finger sich zu orientiren. Man bekomme in der Palpation mit 
dem Zeigefinger eine solche Fertigkeit, dass man in der Lage sei schnell 
zu entscheiden, ob ein Tumor operabel sei oder nicht. Wenn nicht, könne 
man den kleinen Einschnitt schnell wieder schliessen. Sei der Kräftezustand 
ein schlechter, so könne man eine Kochsalzinfusion vorausschicken. In der 


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Behandlung des Magenkrebses sind die Aussichten zur Zeit noch trübe. 
Von 34 Kranken, die an Carcinom der Cardia litten, haben 28 die Operation 
(Gastrostomie)überstanden; bei Resectio pylori in 18 Fällen sind 5 gestorben, 
13 geheilt. Ton letzteren sind 8 über 1 Jahr bis zu 2 7* ohne Recidiv 
geblieben; die Gastroenterostomie hat das Leben etwa 6 bis 9 Monate 
verlängert. — Der Vortragende schließet daraus, dass die Resectio pylori, 
wenn sie ausführbar ist, stets den Vorzug verdient. Sind dagegen schon 
Metastasen vorhanden, so soll man, sobald die Pylorusstenose dieselbe 
indicirt, die Gastroenterostomie machen. Zum Schluss spricht der Vor¬ 
tragende seine Ueberzeugung aus, dass wir uns betreffs der Technik der 
Resection des Pylorus der Grenze chirurgischen Könnens nähern, und dass 
weitere Fortschritte nur noch in der Vervollkommnung der frühzeitigen 
Diagnose und in der möglichst frühzeitigen Ausführung der Operation zu 
suchen seien. 

Herr Freiherr von Ei sei sb erg glaubt, das Wachsthum des 
Carcinoms weniger zu beschleunigen, vor Allem aber die Schmerzanfälle 
zu lindern, wenn er das Carcinom des Pylorus ausschaltet, indem er den 
Magen vor dem Carcinom abschneidet, beide Enden zunäht und dann 
die Gastroenterostomie macht, da der Mageninhalt dann das Carcinom 
nicht reizen kann. Letztere Operation hat er 13mal nach Hacker mit 
3 und 8 mal nach Wolfler mit ebenfalls 3 Todesfällen gemacht. 

Herr Plettner (Dresden) empfahl die Kochersche Methode der 
Gastroenterostomie, die darin besteht, dass der Schnitt im Darm in 
querer Richtung gemacht und möglichst hoch am Magen angenäht wird, 
und den Vortheil hat, dass aus dem zufuhrenden Darmstück kein Inhalt 
in den Magen und umgekehrt treten kann. Dasselbe will Wölfl er (Inns¬ 
bruck) dadurch erreichen, dass er das Darmstück vor dem Magen senk¬ 
recht stellt,- indem er es zugleich am obern Magentheil durch einige Nähte 
befestigt. — Löbker (Bochum) und König sprechen gegen alle Arten von 
Klappenbildung bei Gastroenterostomie, da die bisher bekannten Obduk¬ 
tionsbefunde beweisen, dass man nachher immer nur ein glattes Loch 
linde, gleichgültig welche Operationsmethode man angewandt habe. 

Die Pylorusresektion wegen Carcinom hat Krön lein 12 mal gemacht 
mit drei Todesfällen, Kocher 13mal ohne Todesfall, Löbker hat einen 
Fall beobachtet, der vier Jahre ohne Rezidiv blieb, dann aber schnell 
einem solchen erlag. Diese beiden Operateure machen ebenso wie Hahn 
(Berlin), Kocher (Bern) und Wölfler zuerst die Ausschneidung des 
Carcinoms, nähen die Enden des Magens und des Duodenums zu und 
schliessen dann erst die Gastroenterostomie an. Hahn legt Werth darauf, 
dass die Peristaltik der angenähten Schlinge der des Magens gleich 
gerichtet sei, sowie dass der Schnitt im Darm gegenüber dem Mesenterial¬ 
ansatz gemacht werde. Schuchardt (Stettin) zeigt die Photographie 
eines Magens, welche die Grenzen der möglichen Exstirpation angeben 
soll, bei dessen Entfernung der Vortragende sich von der Leichtigkeit 
der Annähung des Pylorus an die Cardia überzeugte. 

Herr Körte (Berlin) demonstrirte noch mehrere Fremdkörper (Me¬ 
daillen, Schraubenmuttern), die im Oesophagus dicht oberhalb der Cardia 
steckengeblieben waren und durch Gastrostomie und anschliessende 
Sondirung von unten per os entfernt wurden, ferner einen Fall, der dadurch 
tödtlich endete, dass eine Zahnplatte durch ein Loch im Rachen neben 
der Speiseröhre bis in die rechte Lunge gestossen war und Lungen¬ 
gangrän veranlasst hatte. 


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Eine schonendere Art der Mageufistelbildung schlug Herr Fritz 
Fischer (Strassburg) vor, in Fällen, bei denen sich der Magen schwer 
vorziehen lässt Er befestigte den Magen nur an der Bauchwunde und 
punktirte zunächst mit einer Pravazscnen Spritze, führte dann in dasselbe 
Loch konsequent dickere Nadeln und schliesslich ein Drain ein. 

Herr Doyen (Reims) will die Indikationen der Gastroenterostomie 
erweitern, da er mehrere Fälle von äusserst schmerzhaften spastischen 
Koptrakturen des Pylorus durch diese Operation ohne Todesfall heilte. 

Ueber Operationen am Darm, speziell über Behandlung der Darm- 
invagination sprach dann Herr Rydy gier (Krakau). Er hat die Braun sehe 
Statistik um weitere 75 Fälle vermehrt, die ihm von zahlreichen Chirurgen 
zur Verfügung gestellt sind) denen er seinen Dank ausspricht Die 
auffallend hohe Mortalität der Darminvagination von 75% hat ihren Grund 
allein darin, dass die Fälle zu spät dem Chirurgen überwiesen werden. 
Unter den operirten Fällen fand der Vortragende bei akuter In vagination 
59%, bei chronischer 25% Mortalität Bei akuter In vagination will 
Rydygier die Anlegung eines Anus praeternaturalis ganz ausgeschlossen 
wissen, da kein Fall durch diese Operation gerettet worden ist. Dagegen 
soll man die Desinvagination versuchen; gelingt sie nicht, dann ist die 
Resektion des Invaginatums indizirt, die bei Gangrän selbstverständlich 
ist Er näht zuerst am Ring, öffnet dann den Darm durch einen Längs¬ 
schnitt und resezirt — Bei chronischer In vagination soll man 
zunächst versuchen, auf unblutigem Wege auszukommen, dann in der 
anfallsfreien Zeit zuerst die Desinvagination versuchen, die noch nach 
neun Monaten möglich ist, und dann erst sich zur Resektion entschliessen. 

In der Nachmittagssitzung stellte Herr Hoffa (Würzburg) eine grosse 
Anzahl von Kindern und jungen Mädchen vor, welche von ihm nach 
seiner Methode wegen angeborener Hüftgelenksverrenkung operirt 
waren. Dieselben zeigten einen verhältnissmässig guten Gang mit be¬ 
weglichem Hüftgelenk. Der Vortragende hat seine Operationsmethode 
insofern geändert, als er ebenso wie Lorenz die Reduktion des Schenkel¬ 
kopfes durch maschinelle Schraubenextension bewirkt. 

Ihm schloss sich Herr Lorenz (Wien) an, der ebenfalls mehrere 
Kinder vorstellte, welche nach seiner Methode operirt waren, die sich von 
der Hoffaschen Methode im Wesentlichen dadurch unterscheidet, dass 
Lorenz im Gegensatz zu Hoffa die absolute Schonung sämmtlicher 
Muskelinsertionen erstrebt. Bei den Operirten war das Hüftgelenk aktiv 
und passiv beweglich, nur die Rotation schien wenig behindert zu sein* 
Betreffs Einzelheiten seiner Operationsmethode verweist er auf sein eben 
erschienenes Werk über diesen Gegenstand. — Herr Heusner (Barmen) 
beweist durch Vorstellung eines Kindes, dass man bei angeborener Hüft¬ 
gelenksverrenkung auch durch orthopädische Apparate mit Spiraldraht 
einen guten Gang erzielen kann. Die Herren Mikulicz und Schede 
beharren selbst diesen günstigen Resultaten der operativen Behandlung 
gegenüber auf ihrem im vorigen Jahr präzisirten Standpunkt, man solle 
zunächst versuchen, mit den von ihnen angegebenen Apparaten auf 
unblutigem Wege den Schenkelkopf zu reponiren und nur, falls diese 
Art der Behandlung erfolglos ist, event. zur Operation schreiten. 

Herr Rincheval (Köln) stellt zwei von Bardenheuer operirte 
Fälle von Hüftgelenksresection wegen Tuberkulose des Gelenks vor. 
Bei denselben war von einem vorderen Schnitt aus der Schenkelkopf 
und die ganze Pfanne entfernt. Es war vollständige Heilung eingetreten 


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unter Ankylose des Gelenks; sonst boten die Fälle, wie auch Herr König 
(Göttingen; betonte, nichts Besonderes. 

Als Letzter hielt Herr Krönlein (Zürich) einen Vortrag über 
Pankreas-Chirurgie. Wahrend schon über 42 Fälle operativer Be¬ 
handlung von Pankreas-Cysten in der Litteratur bekannt sind, fehlen 
ausführliche Veröffentlichungen über Exstirpation von soliden Geschwülsten 
der Bauchspeicheldrüse. An der Hand eines von ihm operirten, am 
5. Tag nach der Operation verstorbenen Patienten erörtert er die topo¬ 
graphischen Verhältnisse des Pankreas unter besonderer Betonung seiner 
Gefassversorgung. 

Freitag, den 19. April. 

Auf der Tagesordnung stehen noch 66 Vorträge und Demonstrationen. 
Der Vorsitzende richtet deshalb an alle Vortragenden die Bitte, sich 
möglichst kurz zu fassen, sowie besonders die Diskussion nach Möglichkeit 
einzuschränken. Deshalb gaben auch die meisten nur Auszüge und kurze 
Referate über den Inhalt ihres Themas. 

Herr Krause (Altona) berichtet über die Resultate des von ihm vor 
drei Jahren beschriebenen Verfahrens der intrakraniellen Trigeminus- 
Resection mit Herausnahme des Ganglion Gasseri bei unheilbarer Trigeminus- 
Neuralgie. Er entfernte in allen Fällen das Ganglion und 22 mm vom 
Stamm des Nerven. Die Hauptgefahr der Operation besteht in der 
Blutung, die auch in einem Falle infolge Verletzung des Sinus cavernosus 
akut wurde, aber doch keine weiteren Folgen nach sich zog. Zwei geheilte 
Patienten, eine Frau von 70 und ein Mann von 40 Jahren werden vor¬ 
gestellt — Herr v. Beck (Heidelberg) theilt drei Fälle, die von Czerny 
operirt sind, mit Bei zwei musste die Art mening. media verletzt werden. 
Einer verlief schliesslich letal, da die Blutung nach Entfernung des 
Tampons jedesmal wiederkehrte. — Herr König hat den ersten Patienten, 
den er nach der Kraus eschen Methode operirte, an schwerer Blutung 
verloren und deshalb die Operation nicht wieder gemacht. 

Es folgte ein Vortrag von Tillmanns (Leipzig) über die Aetiologie 
und Histogenese des Carcinoms. Betreffs der Entstehung des 
Krebses geht der Redner zunächst ausführlich auf die Waldeyersehe 
Ansicht ein, der eine epitheliale Infektion in nicht epithelialem Gewebe 
als Ursache betrachtet, derart, dass von den Epithelzellen führenden 
Schichten her Theile von Epithel zellen in das tieferliegende Bindegewebe 
gerathen und dort eine atypische Wucherung und Entartung hervorbringen. 
Werden nun einzelne Epithelzellen versprengt, so können sie selbständig 
weiter wuchern und z. B. in die Lymphgefasse hineinwachsen, ähnlich 
wie bei einer parasitären Infektion. Das führte dann dazu, nach 
Bakterien als Ursache des Carcinoms zu suchen. Da man diese nicht 
fand, wurde auf Protozoen gefahndet, insbesondere aus der Gruppe der 
Sporozoen. Es ist zwar gelungen Carcinom vom Menschen auf den 
Menschen, vom Hund auf den Hund, von der Ratte auf die Ratte zu 
übertragen durch Einimpfung krebsigen Gewebes. Aber die Reinzüchtung 
des event. Schmarotzers und die Uebertragung der Krankheit aus ^ der 
Reinzucht ist noch nicht gelungen. Der Vortragende glaubt auch nicht, 
dass das mit unsem alten Untersuchungsmethoden gelingen werde, 
namentlich da zweifellos noch eine gewisse Empfänglichkeit des Individuums 
hinzukäme. Von dieser wissen wir nur, dass sie oft durch langdauernde 
Einwirkungen physikalischer und chemischer Art auf eine Körperstelle 
erzeugt würden, z. B. Rauchen, Branntweintrinken, Ulcerationen von Zahn- 


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Stümpfen. Eine Aufklärung über die Aetiologie des Krebses sei um so 
wünschenswerther, als eine Zunahme der Erkrankungen an Krebs ein* 
getreten sei, so dass in Europa und Amerika jetzt Tiermal so viel Menschen 
an Krebs sterben als früher. — Im Anschluss hieran zeigt Herr Geissler 
(Berlin) Präparate, die Ton einer gelungenen Krebsübertragung vom 
Menschen auf einen Hund herrühren. In allen Organen desselben bildeten 
sich metastatische Krebsknoten, die auf einen zweiten Hund übertragen, 
auch bei diesem zwei harte verschiebliche Knoten erzeugten. — Die 
Herrn Hansemann (Berlin) und Israel (Berlin) bezweifeln, dass es sich 
bei allen mikroskopischen Präparaten um Krebs handele. 

Auf dasselbe Thema bezog sich eine Mittheilung des Herrn Friedrich 
(Leipzig), der in der Klinik von Thiersch die Versuche von Coley nach- 
gepiüft hat, durch Injektion von Bakteriengemischen maligne Geschwülste 
zur Heilung zu bringen. Seine Versuche erstrecken sich auf 13 Carcinome 4 
und 4 Sarkome. Bei ersteren fand er wohl leukocytäre Infiltrate oder auch 
fettige Degeneration von Geschwulstzellen, sonst aber keine Einwirkung. 
Bei Sarkomen lassen die Erfolge noch Zweifel zu. —Auch Herr Lauenstein 
hat nach Injektion der Coley sehen Brühe wohl Schüttelfröste, sonst aber 
keinen Erfolg gesehen. 

Herr Lassar (Berlin) stellt zwei Kranke vor, bei denen er flache Haut¬ 
krebse durch innerliche Behandlung mit arseniger Säure zur Heilung 
gebracht hat. — Herr v. Bergmann (Berlin) und Herr König (Göttingen) 
halten dafür, dass es sich in beiden Fällen um Talgdrüsen adenome gehandelt 
hat, und Letzterer warnt dringend davor, Heilungen von Carcinom ins Publi¬ 
kum zu bringen, da dann gewöhnlich die schwereren Fälle von Carcinom, die 
in die Krankenhäuser kommen, sich mehren. Auch Herr Kocher stimmt 
dem bei, und führt aus, dass es wohl Mittel giebt, durch die man Ge¬ 
schwülste zur Verkleinerung*bringen kann, dass aber stets später Recidive 
auftreten, an denen die Kranken zu Grunde gehen. 

In Zusammenhang mit dieser Diskussion stand auch noch der Vortrag 
des Herrn v. Esmarch (Kiel): Wie lassen sich die syphilitischen Sarkome 
und Symptome von anderen Sarkomen und Symptomen unterscheiden? 
Er glaubt, dass die syphilitischen Sarkome viel häufiger seien, als man 
bisher geglaubt habe, und führt aus, dass schnelle Recidive, Wirkung von 
Arsenik, Heilung nach Erysipel oder Injektion des Coleysehen Gemisches 
für Syphilis spreche. Herr Rose (Berlin) stimmt dem mit Bezugnahme 
auf seine Erfahrungen in der Schweiz zu, während die Herren König und 
Krause glauben, dass die Syphilis unter der Seebevölkerung Kiels wohl 
eine besonders schwere sei. 

Als letzter Redner der Morgensitzung gab Herr König eine Kritik 
unserer therapeutischen Bestrebungen bei der Tuberkulose des Knie¬ 
gelenkes, auf Grund der pathologischen Anatomie des Gelenks und der 
statistischen Erhebungen aus der Göttinger Klinik. Er führte zunächst 
die Schlüsse an, die er aus der Untersuchung von 300 Kniegelenken ge¬ 
zogen habe. Der Hydrops tuberculosus sei nicht eine Form der Synovial¬ 
tuberkulose, sondern ist als die erste Krankheitsäusserung anzusehen. Er 
kann sich zurückbilden, oder es schlagen sich aus dem Erguss Faserstoff¬ 
gerinnsel auf der Synovia niedfer, die dann durch Gefässneubildung 
organisirt werden, später eitrig zerfallen und schliesslich den Knochen 
angreifen. In zweiter Linie berichtet er über die Endresultate der auf 
der Klinik behandelten 750 Kniegelenkstuberkulosen. Ueber 615 von diesen 
liegen Endresultate vor, und zwar leben noch 410. 33°/ 0 sind gestorben; 


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von diesen 31% an Tuberkulose, nur 18 oder 2,5% an anderen Krank¬ 
heiten. Die Behandlung war bei 191, also bei 27% konservativ, und 
wurde bei 111 ein bewegliches Gelenk erzielt. 36 Fälle wurden mit 
Karbolinjektionen behandelt, davon 25 geheilt und zwar 21 mit beweglichem 
Gelenk; Jodoforminjektionen wurden 40mal mit nur 13 Heilungen gemacht 
Bei 150 Kranken machte König die Arthrectomie mit 79% Heilungen, bei 
300 die Resectio genu mit 68 % Heilung und endlich 91 mal wurde amputirt 
Hiernach gaben die Karbolinjektionen ein besseres Resultat als die mit 
Jodoform, und die Arthrectomie ein besseres als die Resektion. 

Die Nachmittagssitzung begann Herr v. Bardeleben (Berlin) mit 
einem Bericht über die Erfahrungen, die seit dem letzten Kongress über 
die Behandlung der Knochenbrüche der unteren Extremitäten mit 
Gehverbänden gemacht sind. Diese Art der Behandlung ist, ent¬ 
sprechend der Empfehlung auf dem leffcten Kongress auf der Klinik 
konsequent bei allen Kranken durchgeführt, wenn nicht die Schwere der 
Verletzung, die eher an Amputation denken lässt, sonstige schwere innere 
Erkrankungen, Altersschwäche oder endlich der Wille des Kranken ein 
Hinderniss war. Im Laufe des letzten Jahres sind 58 Kranke (45 M., 
11 W., 2 K.), von denen 17 an Oberschenkel-, 39 an Unterschenkel- 
und 2 an Kniescheibenbrüchen litten, ambulatorisch behandelt, so dass 
jetzt Erfahrungen über 181 Frakturen der Beine, und zwar 135 Unter¬ 
schenkel-, 7 Patellar-, 38 Oberschenkelbrüche und einen Fall von kom- 
plizirter Fraktur des Ober- und Unterschenkels an demselben Beine 
vorliegen. In keinem Falle traten Nachtheile der Methode ein, während 
die Vortheile für das verletzte Glied und das Allgemeinbefinden des 
Kranken andauernd und regelmässig sehr grosse waren: freie Beweglichkeit 
bei der Verletzung nicht beteiligter Gelenke, keine Muskelatrophie, 
Ausbleiben von Delirium und Alterskatarrhen, endlich Verkürzung der 
Heilungsdauer. Eine grössere Anzahl mit dieser Behandlung geheilter 
Frakturen wird vorgeführt. 

Sodann demonstrirte Herr Mikulicz (Breslau) zwei interessante Fälle 
von ausgedehnter Resektion langer Röhrenknochen wegen maligner 
Geschwülste. Bei einem Mann hatte er ein 10cm langes Stück des 
unteren Radiusendes wegen eines zentralen Sarkoms resezirt; der Mann 
konnte mit einer Lederbandage seinen Dienst als Heizer versehen. Bei 
einem Mann von 20 Jahren hatte Mikulicz ein 20 cm langes Stück des 
unteren Femurendes wegen eines periostalen Sarkoms resezirt, und dabei 
auch die Tibia angefrischt. Bei dem — vorgestellten — Patienten ist 
knöcherne Verwachsung eingetreten und die Verkürzung durch extreme 
Sjritzfussstellung ausgeglichen. — Herr König will diese Resektionen der 
Diaphysen nur auf Riesenzellensarkome ausgedehnt wissen, die er für 
relativ gutartige Bildungen hält. 

Dann sprach Herr Czerny (Heidelberg) über die Behandlung der 
chronischen Entzündung des Wurmfortsatzes. Er trat für früh¬ 
zeitige operative Behandlung ein. Gleich ihm bezeichneten Schuchardt 
(Stettin), Kümmell (Hamburg), Rosenbach (Würzburg), Sendler 
(Magdeburg), Rotter (Berlin) die Operation der Appendicitis als eine 
ausserordentlich dankbare, Küster ''(Marburg), Krönlein (Zürich), 
Körte und Israel haben in einzelnen Fällen Kothfisteln danach auftreten 
sehen. 

Herr Hildebrand (Göttingen) berichtete über die Fortführung seiner 
Versuche am Pankreas zur Erregung von Fettnekrose. Es ist uim ge- 


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fangen, durch Eingriffe am Pankreas, die entweder eine einfache Sekret¬ 
stauung oder eine Sekret- und Blutstauung im Pankreas hervorriefen, 
oder die einen Abfluss von Pankreassaft in die Bauchhöhle zur Folge 
batten, typische Fettnekrosen im Pankreas selbst im Netz und im Mesen¬ 
terium hervorzurufen. — Im Anschluss hieran demonstrirt Herr Körte 
ein Präparat von Fettnekrose nach „akuter Pankreatitis“, und Herr Rosen - 
bach (Göttingen) verweist auf die Dissertation des Herrn Jung, „Beitrag 
zur Pathogenese der akuten Pankreatitis“, die aus seinem Laboratorium 
hervorgegangen sei. Er fand, dass die Fettnekrosen bei dieser Krankheit 
Folge des durchgebrochenen Pankreassaftes seien, ebenso wie die Zer¬ 
störungen, Nekrose und Blutungen. Der tödtliche Ausgang ist meist durch 
Infektion vom Darm bedingt. 

Sonnabend, den 20. April. 

Die letzte Sitzung des Chirurgen-Kongresses leitete der Vorsitzende 
mit der Mittheilung ein, dass der frühere Präsident der Gesellschaft der 
gegenwärtig schwer erkrankte Geheimrath Thier sch (Leipzig) am 
oitzungstage seinen 72. Geburtstag begeht. Die Versammlung beschloss, 
den verdienten Chirurgen zum Ehrenmitglied zu ernennen und ihm 
drahtlich ihre Glückwünsche zu übermitteln. 

Zum Vorsitzenden der Gesellschaft für Chirurgie wurde für das nächste 
Jahr Herr v. Bergmann (Berlin) gewählt, der die Wahl annahm mit 
dem Hinweis, dass er sie als einen besonderen Vertrauensbeweis betrachte, 
da die Gesellschaft im nächsten Jahre ihre silberne Hochzeit feiere. 
Zugleich wurde beschlossen, den nächsten Kongress nicht in der Oster- 
sondem in der Pfingstwoche abzuhalten. 

Sodann gab Herr Wölfl er (Prag) iu einem sehr interessanten 
Vortrag eine Uebersicht über die abnormen Ausmündungen der Ureteren, 
die für die Blasen- und Nierenchirurgie von grosser Bedeutung sind. 

Herr Trendelenburg (Bonn) gab anschliessend an die Veröffent¬ 
lichung von Popp ert (Giessen) ein klinisches Bild von dem als Blasen¬ 
klappe benannten Leiden. Er bezeichnet den Zustand als angeboren, der 
dadurch Beschwerden verursache, dass sich hinter der Schleimhautfalte ge¬ 
wöhnlich eine Aussackung und Ausbuchtung entwickele. Die Kranken 
haben starke Urinbeschwerden, können nur im Liegen und nur dann 
Urin lassen, wenn in der Blase nur wenig Urin ist. Die Behandlung 
bestand in Oeffnung der Blase von der Sectio alta aus und querer Ver- 
nähung der gespaltenen Blasenklappe, ähnlich wie bei der Pyloroplastik. 
Beide Fälle wurden geheilt. 

Dann hat derselbe Operateur bei einem Mädchen wegen Urogenital- 
tuberkulöse die Harnröhre, die ganze Blase und die linke Niere 
exstirpirt, so dass die Patientin nur noch die rechte Niere und den 
rechten Ureter hatte. Letzteren pflanzte er in die Flexura sigmoidea 
ein, indem er die Einmündungsstelle aus der Blasenwand exstirpirte 
und in den Darm einnähte. Es trat Heilung und ungestörte Funktion 
dm* Plastik ein. 

Herr Re hn (Frankfurt) berichtet über Blasentumoren beiFuchsin- 
arbeitern. Er geht davon aus, dass bekannt sei, dass Reize, welche 
die Blasenschleimhaut treffen, häufig die Ursache von Tumoren geworden 
seien. Er bringt neue Beispiele von Fuchsinarbeitem und demonstrirt 
das sehr interessante Präparat eines exstirpirten Blasensarkoms, das 
deutliche schwarze Färbung zeigt, die von Anilin herrührt Die Blasen- 
krankheiten, Harndrang, Blasenblutung bei allgemeiner Mattigkeit und 


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Cyanose, die Redner in den Höchster Farbwerken beobachtete, vermehren 
also die Zahl der bisher bekannten Gewerbekrankheiten. 

Herr Kümmel 1 (Hamburg) hat ein Wirbelsäulensarkom zur Heilung 
gebracht. Zuerst bildete sich bei dem Kranken ein Rundzellensarkom 
des Kreuzbeins aus, das exstirpirt wurde. Ein Halbjahr lang fühlte 
sich der Kranke wohl, dann bildete sich eine Lähmung beider Beine aus, 
zugleich liess sich am dritten Brustwirbel eine neue Geschwulst nach- 
weisen. Nach einem Längsschnitt und Freilegung des Rückenmarks 
wurde festgestellt, dass der Tumor vom Wirbelkörper ausging, und dass 
das Rückenmark in 2 cm Länge komprimirt war. Der Tumor wurde 
ausgeschält, die Lähmung ging zurück und Patient wurde geheilt. 

Herr Narath (Wien) demonstrirt kurz drei Geschwülste: eine 
retroperitoneale Lymphcyste, eine Cyste, die zwischen den Flexoren und 
Adductoren des Oberschenkels sass, sowie ein Angio-Endotheliom, das vom 
Malleolus ext. ausging, multiple Metastasen in den Arterien des Fusses 
gesetzt hatte und durch Amputation entfernt wurde. 

Herr Czerny (Heidelberg) gab einen nach unten bogenförmigen 
Schnitt zur Eröffnung der Stirnhöhle an, empfahl eine einfache Schnitt¬ 
führung zur Operation der Sattelnase, und berichtete dann über eine Art 
von Plastik der Mamma bei einer Schauspielerin, der er nach Entfernung 
der Brustdrüse ein Lipom des Gefässes noch warm an Stelle der Brust¬ 
drüse implantirte. Dasselbe heilte per primam ein. 

Im Anschluss hieran stellten Israel (Berlin), Friedrich (Leipzig), 
Cramer (Köln) mehrere Fälle von Rhinoplastik vor. Ersterer nahm die 
Unterlage aus dem Arm, die Auflage aus der Stirn, letzterer bildete als 
Stütze aus dem Septum einen nach vorn umzuschlagenden Lappen. Be¬ 
sonders interessant waren die leider nur im Auszug vorgetragenen Aus¬ 
führungen Schimmelbuschs (Berlin), der die auf der v. Bergmann- 
Sehen Klinik übliche Methode demonstrirte. Nach derselben bildet man 
zunächst einen Haut-Periost-Knochenlappen aus der Stirn, schlägt ihn 
nach unten und lässt ihn zunächst frei hängend granuliren; dann schliesst. 
man den Stirndefekt durch Lappen Verschiebung nach grossen, über den 
ganzen Schädel bis hinter die Ohren geführten Schnitten. Jetzt bildet 
man das Septum aus den vorderen Rändern des seitlichen Nasenstumpfes, 
indem man die wunden Flächen vereinigt. Endlich sägt man in den 
Knochenlappen eine Längsrinne behufs Bildung des Nasenrückens, und 
transplantirt den Lappen. Zu diesen Fällen von Rhinoplastik bemerkt 
König, dass es ihm jetzt besser scheine, auf die Bildung eines Septums 
zu verzichten, da dann die Athmung freier bleibe. 

Herr Lauen stein (Hamburg) hat die Frage der Katgut-Eiterung 
einer genauen Untersuchung unterzogen. Er hat 216 Proben untersucht, 
und unter 139 der käuflichen Sorten 35 mal, unter 107 trocken sterilisirten 
Sorten 29 mal Keime gefunden, und zwar den Bazillus subtilis, den 

» lococcus albus, den Micrococcus tetragenus. Er schliesst daraus, 
alle von Wundinfektion durch Katgut Vorkommen, da das im 
Handel käufliche Katgut Bakterien enthalte. Ob im einzelnen Falle das 
Katgut die Ursache der Eiterung sei, ist nicht zu beweisen; Herr Kocher 
(Bern) hat das Katgut vollständig abgeschafft und operirt nur noch mit 
Seide, die er durch Kochen sterilisirt; während er früher nur 35 °/© Heilung 
per primam hatte, stieg diese Zahl seit der Seidenanwendung auf 85 %• 
Er hält antiseptische Seide für das Beste und schlägt zur Klärung dieser 
wichtigen Frage vor, eine Sammelforschung zu veranstalten, derart, dass 


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alle Chirurgen, die sich betheiligen wollen, ein halbes Jahr lang nur mit 
antiseptischer Seide operiren und nach einem halben Jahr über ihre 
Resultate berichten. Die Gesellschaft beschliesst darauf hin, die Frage 
auf die Tagesordnung des nächsten Chirurgenkongresses zu setzen und 
die Herren Kocher und Lau enstein zu Referenten zu ernennen. 

Grösseres Interesse vermochte noch die Diskussion über die Narkosen¬ 
frage zu erwecken. Herr Gurlt (Berlin) trug die Resultate der Sammel¬ 
forschung vor. 1 Er verfügt jetzt über 266151 Narkosen mit 100 Todes¬ 
fällen. Beim Chloroform kommt auf 2300 Narkosen, 'beim Aether auf 
6004 ein Todesfall. Betreffs der Chloroformnarkosen haben die Er¬ 
hebungen nichts Neues ergeben, beim Aether dagegen sind stärkere und 
zahlreichere unangenehme Nachwirkungen beobachtet worden, die der 
Vortragende mit Wahrscheinlichkeit meist auf unreine Präparate zurück¬ 
fuhrt, so dass dieselben bei grösserer Sorgfalt in der Aetheruntersuchung 
zu vermeiden seien. Unter 13000 Aethernarkosen waren 30 von Pneumonien 
gefolgt, die 15 mal letal endeten; 13 von diesen betrafen Fälle von 
Briichoperationen, was dadurch erklärt wird, dass die betreffenden Kranken 
sich scheuen zu expectoriren, so dass der angesammelte Schleim zu einer 
hypostatischen Pneumonie Veranlassung giebt. Man soll deshalb bei 
Bauchoperationen Aether vermeiden. 

Herr Dreser (Bonn) demonstrirte einen von Eschbaum in Bonn 
hergestellten Apparat zur Bildung dosirter Aetherdampf-Luftmischungen. 
Ein Gehalt von 6°/o genügt meist, um eine ausreichende Narkose zu 
unterhalten; 10% reizt meist schon stark zum Husten^ Der allerdings 
sehr komplizirte Apparat funktionirte sehr gut, und wies Herr Trendelen¬ 
burg (Bonn) darauf hin, dass es unbedingt nöthig sei, bei einem Gift, 
dag man dem Körper einverleibe, zu wissen, in welcher Dosis man es 
anwende, was bisher allein durch den Dreserschen Apparat möglich sei. — 
In das gleiche Gebiet gehörte der Vortrag des Herrn Schleich (Berlin). 
Derselbe will nur Narkotika anw'enden, die in ihrem Siedepunkt mit 
der Körpertemperatur übereinstimmen und glaubt, dass dann die Narkose 
eine gefahrlose werde. Als Erklärung deutet er an, dass eine Evacuation 
des Narkotikums in den Lungenalveolen am leichtesten stattfinden müsse, 
wenn sein Siedepunkt mit der Temperatur des Blutes Zusammenfalle. — 
Herr Rosenberg (Berlin) führte seine bekannten Untersuchungen über 
Anaesthesirung der Nasenschleimhaut behufs Herabsetzung der Narkoti- 
sirungsgefahr an, Herr Landau glaubt mit der Wanscherschen Maske 
auazukommen, Herr Conrad beantragt, in die Narkotisirungsstatistik die 
Untersuchung des Urin6 mit aufzunehmen. Die Diskussion schloss mit 
dem von der Gesellschaft angenommenen Antrag des Herrn Trendelen¬ 
burg, die Narkotisirungsstatistik fortzusetzen. 

ln der Nachmittagssitzung wurde eine grosse Anzahl von Vorträgen 
in fliegender Eile erledigt Nur einzelne derselben seien hervorgehobeu. 

Herr Joachimsthal (Berlin) stellte eine Mutter mit ihren 4 Kindern 
vor, welche sämmtlich die verschiedenartigsten Missbildungen der oberen 
Extremitäten zeigten. 

Herr Graser (Erlangen) glaubt auf Grund ausführlicher Unter¬ 
suchungen über die erste Verklebung der serösen Häute schliessen 
zu dürfen, dass der Zelltod der Epitbelien die Ursache der Ausscheidung 
von Fibrin abgiebt, welche wiederum von den Nucleinsubstanzen ausgeht 
Der Zelltod tritt durch Antiseptika, durch Eintrocknung, lange Entblössung 
und endlich durch entzündliche Reizung ein. 


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Herr Leopold Landau (Berlin) berichtet über 263 Falle von 
Hystereetomia vaginalis nach dem von ihm empfohlenen Klemm¬ 
verfahren. Er hat 110 Carcinome mit 8 Todesfällen, 57 Myome mit 3, 
zwei Fälle von Sepsis mit einem Todesfall operirt; bei 105 Adnex- 
Operationen, zum Theil grosse Pyosalpinxsäcke und komplizirte Becken¬ 
eiterungen erlebte er keinen Todesfall. Von Einzelheiten der Operations¬ 
methode erwähnte er nur, dass er nach der Hysterectomie das Peritoneum 
stets offen lasse. 

Herr Müller (Aachen) beantwortete die Frage, ob nach Myomotomie 
noch Konzeption erfolgen könne auf Grund eines Falles positiv. 

Herr Doyen (Reims) giebt genaue Einzelheiten seiner Operations¬ 
methode der Hysterotomie und der Hysterectomie ohne präventive 
Haemostase unter Demonstration der dabei verwandten Instrumente. 
Ob man die Hysterectomie per vaginam oder nach Laparatomie mache, 
hänge von dem einzelnen Fall ab und man könne allgemeine Vorschriften 
darüber nicht geben. 

Herr von Zöge—Manteuffel demonstrirt ein sehr interessantes 
Präparat von Aneurysma arterioso-venosum ossificans der Arteria femoralis 
profunda nach Trauma (Stoss eines Baumes gegen den Oberschenkel). 

Herr Schede (Hamburg) schliesst an die über die Behandlung des 
strikturirenden Mastdarmgeschwürs in der Freien Vereinigung der Chirurgen 
Berlins stattgehabte Diskussion an und wundert sich über die so wenig 
guten, durch Resectio recti erzielten Resultate. Er selbst hat diese 
Operation 9 mal, seine Assistenten 5mal wegen strikturirenden Mastdarm¬ 
geschwürs gemacht. Alle Kranken sind geheilt, nur einer ist später 
an den Folgen eines hochsitzenden Geschwürs gestorben. Auch die 
Funktion — Sphinkter-Wirkung meist erhalten — war meist gut. Der 
Vortragende gesteht allerdings zu, dass die Operation wegen der lang¬ 
dauernden, vorhergehenden Entzündungserscheinungen meist sehr 
schwierig sei. 

Damit war die Zeit des Kongresses abgelaufen, und etwa 30 ange¬ 
kündigte Vorträge konnten nicht mehr erledigt werden, unter andern 
auch die von Herrn Ernst Reger (Hannover) angemeldeten neuen 
Beobachtungen über Weiterverbreitung der Eiterkrankheiten, sowie über 
die Beziehungen der Eitererreger zur Verbreitung der Diphtherie. Der 
unermüdliche Forscher demonstrirte indess seine Tabellen unter grossem 
Interesse der Kongressbesucher in der Bibliothek des Langenbecknauses. 

Mit einem Hoch auf den Präsidenten Herrn Gussenbauer ging 
der XXIV. Chirurgenkongress auseinander. 


Neuere Arznei- und Desinfektionsmittel. 

Von Dr. H. Salzmann — Berlin. 

Liquor anthracis simplex und compositus. 

Liquor anthracis simplex ist eine Steinkohlentheerlösung, während 
im Liquor anthracis compositus noch Salicylsäure, Resorcin und Schwefel¬ 
kalium enthalten sind. Nach Fischei ist das Herstellungsverfahren des 
Liquor anthracis compositus, das von Wentzel zum Patent angemeldet 
worden ist, das folgende: 100 g Steinkohlentheer werden in 200 g Benzol 
gelöst, mit 200 g Spiritus (90 °/o) versetzt. Dieses Gemisch wird unter 
häufigem Umschütteln längere Zeit einer Temperatur von 35 ° C* aus¬ 
gesetzt Andererseits werden 50 g Schwefelkalium in 40 g heisser 


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officineller Natronlauge gelost und mit 200 g Spiritus längere Zeit erhitzt. 
Diese letztere Lösung und eine weitere Lösung von 100 g Resorcin und 
20 g Salicylsäure in 200 g Spiritus werden der obigen Theerlösung zu¬ 
gefugt Die ganze Mischung wird gut durchgeschüttelt und zum Ab¬ 
setzen bei Seite gestellt. Schliesslich werden einige Tropfen Ricinusöl 
tmd wohlriechendes ätherisches Oel zugesetzt 

Liqu. anthr. simpl. wird in derselben Weise hergestellt, nur bleiben 
das Resorcin, die Salicylsäure und das Schwefelkalium fort; diese Be- 
standtheile werden durch gleiche Gewichtsmengen Alkohol ersetzt 

Liqu. anthr. comp, ist bei schuppenden und juckenden Haut¬ 
erkrankungen mit Erfolg angewandt. Kontraindizirt ist er bei allen akut 
entzündlichen und nässenden Affektionen. Besonders bewährt hat er sich 
bei Pityriasis versicolor, ferner bei chronischem Ekzem und bei Herpes 
tonsurans. (Vergleiche auch Tinct lithanthracis.) 

Marrol. Unter diesem Namen wird in England von der Liau. 
Carnis Company ein neues diätetisches Präparat in den Handel gebracht, 
welches aus Malzextrakt, Rinderknochenmark und Calcium phosphat 
besteht Das Mittel ist nach Professor Fraser von guter Wirkung bei 
Anämie und schlechten Ernährungszuständen. 

Myronin ist eine neue Salbengrundlage, die durch Mischen von 
Carnaubawaclis, Daeglingthran und Kaliumcarbonatlösnng erhalten wird. 
Das Gemisch wird von der Firma Eggert & Haeckel in Berlin in den 
Handel gebracht. 

Pasta peptonata, Pasta serosa, Serumpulver. Alle drei 
Präparate werden nach Schleiche Vorschrift von Kohlmeyer in Berlin 
hergestellt 

Die Peptonpaste dient als Ersatz für Collodium zur Befestigung von 
Verbandstoffen (Gazen) ohne Binden. Das Präparat hält den Verband¬ 
stoff fest, soll die Haut nicht reizen, und wird beim Wechsel des Ver¬ 
bandes durch Wasser abgelöst Die Darstellung des Präparats scheint 
bisher nicht bekannt gegeben zu sein. 

Die Serumpaste besteht aus sterilisirtem Rinderblutserum und 
25% Zinkoxyd. Sie dient als Deckmittel und als Träger für andere 
Arzneistoffe. Die Paste bildet nach dem Eintrocknen auf der Haut einen 
festen elastischen Ueberzug, in welchem der natürliche Blutschorf nacb- 
geahmt ist und der sich durch Abwaschen leicht wieder entfernen lässt. 

Serumpulver wird aus der Serumpaste dargestellt, indem man diese 
auf Glasplatten streicht, trocknen lässt und pulvert. Dasselbe wird für 
sich allein oder mit Jodoform u. s. w. gemischt als Streupulver gebraucht. 

Phenolsulfosaures Magnesium wird von Tarozzi als abführendes 
und gleichzeitig antiseptisch wirkendes Mittel empfohlen. 

Salactol (nicht zu verwechseln mit Salacetol) ist eine Lösung von 
milchsaurem und salicylsaurem Natrium in einer einprozentigen Wasser- 
stoffeuperoxydlösung. 

Das Mittel wird von Dr..Walle gegen Diphtherie empfohlen und 
von einer Bremer Firma mit vieler Reklame in den Handel gebracht. 
Die Lösung wird zum Pinseln und in verdünntem Zustand zum Gurgeln 
benutzt. 

Salifebrin oder Salicylanilid ist ein von Radlauer in den 
Handel gebrachtes Präparat, das aus Antifebrin und Salicylsäure her¬ 
gestellt wird. Anscheinend handelt es sich nur um eine Mischung der 
beiden Körper. 


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240 


Spermin-Poebl. Das Spermin-Poehl stellt das wirksame Prinzip 
des Brown-S^quardschen Mittels dar, wird im chemischen Laboratorium 
des Professors A. Poehl in Petersburg gewonnen und durch E. Merck in 
Darmstadt in den Handel gebracht 

Für die subkutane Injektion wird das Spermin in zweiprozentiger 
Lösung, für den innerlichen Gebrauch in der Form des gelösten Spermin- 
natriumdoppelsalzes vertrieben. 

Das Spermin soll ein ausgezeichnetes allgemeines Tonikum sein. 

Salubrin, ein in Schweden patentirtes Mittel, soll die folgende 
Zusammensetung haben: 2 Theile Essigsäure, 24 Theile Essigäther, 
50 Theile Alkohol, 23 Theile Wasser. Dem Mittel, welches mit Wasser 
verdünnt zur Anwendung kommen soll, wird antiseptische und blut¬ 
stillende Wirkung zugeschrieben. 

Thiosapole. Unter diesem Namen werden die von J. D. Eiedel 
in Berlin nach einem patentirten Verfahren dargestellten schwefelhaltigen 
Seifen verstanden, welche den Schwefel chemisch gebunden enthalten, 
und zwar in einer Form, in welcher er sich nach den bisherigen Be¬ 
obachtungen als besonders wirksam auf die Haut erweist. 

Die Darstellung dieser Thiosapole erfolgt derart, dass man Fette und 
Oele oder Fett- und Harzsäuren, welche ungesättigten Kohlenwasserstoff¬ 
reihen angehören, mit Schwefel auf 120 bis 160° erhitzt^ wobei eine 
Addition des Schwefels stattfindet. Die so geschwefelten Produkte werden 
unter Vermeidung höherer Temperatur mit Basen verseift. 

Tinctura lithanthracis ist eine Steinkohlentheerlösung, die nach 
Leistikow und Mielk nach der folgenden Vorschrift hergestellt wird: 
Steinkohlentheer 3 Theile, Spiritus (95 %) 2 Theile, Aether 1 Theil. 
(Vergleiche Liqu. anthracis.) 

Das Präparat soll juckenstillender, dabei energischer und nachhaltiger, 
als die übrigen Theerpräparate (Ol. Fagi, Ru sei und cadinum) wirken. 

Traumatol. Mit diesem Namen wird ein Ersatzmittel des Jodoforms 
bezeichnet, das durch Einwirkung von Jodjodkaliumlösung auf eine 
Emulsion von Kresol in Wasser dar gestellt wird. Bei dieser Einwirkung 
fallt das Traumatol als ein rötlhich violetter, geruchloser Niederschlag 
aus, der gewaschen und getrocknet wird. 

Unguentum vegetabile ist eine von der Firma Koch & Becker 
in Berlin nach patentirtem Verfahren hergestellte und in den Handel 
gebrachte Salbengrundlage, die nach Mittheilung der genannten Fabrik 
aus der Emulsion eines vegetabilischen Wachses (Carnaubawachs?) mit 
Oel und einer verdünnten Boraxlösung besteht. 


Brendel. Der Alkohol ein Völkergift. München bei J. F. Lehmann. 

(s. A -) 

Brendel glaubt, dass eine spätere Zeit vielleicht die Jetztzeit als 
„Alkoholperiode“ bezeichnen dürfte, da der unmässige Gebrauch des 
Alkohols zeitig ganz erschreckenden Umfang angenommen. Der Al¬ 
kohol ist nach ihm entbehrlich, bezw. kann er — wo er förderlich scheinen 
sollte — durch andere Mittel ersetzt werden; er bringt physische Nach- 
theile(Strümpell, Bollinger, Damme) mit sich, schädigtaber auch schwer 
das geistige und ethische Leben. Brendel tritt warm für Temperenz- 
vereine ein, von denen er ein Beispiel aus England anführt und hofft, 
dass sich immer mehr die Ueberzeugung Bahn breche: »Der Alkohol ist 
ein Völkergift“. 

Gedruckt in der Königlichen Hofbuchdruckerei todE. S. Mittler k Sohn, BerlinSW., Kochstr. 68—TI. 


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Deutsche 

Militärärztliche Zeitschrift 


Retfaction: 

Prof. Br. Jl. Generalarzt, 

Berlin W n Tenbenstnase 6, 

n. Br. $• £tu)ax% f Oberstabsarzt, 

Berlin N*., Chansseestruse 27. 


Verlag: 

f. $. SRittfer k $*5a, 
Königliche Hofbachhandlang, 

Berlin, Kochstraese 68—71. 


Monatlich erscheint ein Heft ron mindestens 8 Druckbogen: dazu ein „Amtliches Beiblatt 1 *. Der 
Zeitschrift wird das Werk: „W. Both’s Jahresbericht über die Fortschritte auf dem Gebiete 
des MilHir - Sanitatswesens 44 unentgeltlich beigegeben. Bestellungen nehmen alle Postlroter und 
Buchhandlungen an. Preis des Jahrgangs 16 Mark. 


XXIV. Jahrgang. 1895. Heft 6. 


lieber ungewöhnlich lokalisirte Muskelkrämpfe. 

von 

Oberstabsarzt Niebergall, Halberstadt. 

Tonische und klonische Krämpfe im Gebiete einzelner Nerven werden 
nicht gerade selten beobachtet. Als die bekanntesten Repräsentanten 
dieser Zustände führe ich nur an die lokalen Krämpfe im Bereiche des 
motorischen Trigeminusastes (den Trismus und mastikatorischen Gesichts¬ 
krampf), die klonischen Krämpfe im Facialisgebiet, welche als tic convulsif 
oder mimischer Gesichtskrampf bezeichnet werden, ferner die klonischen 
Krämpfe im Gebiete des ramus externus des nervus accessorius, die 
sogenannten Nick- oder Salaamkrämpfe und die tonische Krampfform 
im gleichen Nerven, welche die Ursache für das caput obstipum spasticum 
abgiebt Hingegen gehören isolirte und für sich bestehende Krämpfe im Muskel¬ 
bereiche der Gliedmaassen zu den grossen Seltenheiten; dies gilt besonders 
für die unteren Extremitäten, wo, abgesehen von den bekannten tonischen 
Krämpfen in der Wadenmuskulatur, selbständige Krämpfe in den vom 
plexus lumbalis und plexus sacralis aus innervirten Muskeln kaum Vor¬ 
kommen. In diesem Sinne wird in dem von Ziemssen 1 ) herausgegebenen 
Handbuch der speziellen Pathologie und Therapie besonders hervorgehoben, 
dass die Litteratur weder darüber eine erhebliche Casuistik aufweise, noch 
dass diese Krämpfe in irgend welcher erheblichen Zahl dem beschäftigten 
Praktiker vor die Augen kämen. Was man davon zu sehen bekomme, 

*) Handbuch der speziellen Pathologie and Therapie, bearbeitet von Geigel, 
Hirt u. s. w. heraasgegeben von H. v. Ziemssen, Bd. XII. Handbuch des Nerven¬ 
systems 2. Aufl. 1876/77. 

MiUt&rftrztliche Zeitschrift. 1895. 


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242 


sei meist Theilerscheinung der verschiedenartigsten ausgebreiteten Krampf¬ 
formen (Tetanie, Tetanus, Hysterie, Chorea, Epilepsie), theils und am 
häufigsten Symptom gewisser zentraler (besonders spinaler) Erkrankungen. 

Namentlich sind isolirte Krampfe im Bereiche des quadriceps femoris 
selten. Ein klonisches Zucken dieses Muskels sah Erb in einem Falle 
von Gelenkhyperästhesie bei jeder Berührung der Kniescheibe. A. Eulen¬ 
burg beschreibt in seinem Lehrbuche über Nervenkrankheiten (1. Auflage) 
S. 700 einen klonischen Krampf des Quadriceps, der bei jedem Versuche, 
zu stehen oder zu gehen, eintrat und durch Elektrizität geheilt wurde. Bei 
Durchsicht eines umfangreichen Stosses an in den letzten Jahren erschienener 
Litteratur habe ich nur einen Fall (welcher im Nachstehenden auch auf- 
gefühtt ist) von Krämpfen im musculus quadriceps verzeichnet gefunden. 
Jch halte daher einen in den letzten Monaten im hiesigen Gamisonl&zareth 
zur Beobachtung gelangten Fall von isolirten, für sich bestehenden Krämpfen 
im Bereiche eines musculus quadriceps femoris und tensor fasciae latae 
der erwähnten grossen Seltenheit wegen wohl für geeignet zur eingehenden 
Mittheilung: 

Am 11. 10. 1894 wurde der Musketier S. zum aktiven Heeresdienst 
eingestellt. Derselbe stammte, wie die angestellten Nachforschungen in 
der Heimath ergeben haben, aus gesunder Familie. Der Vater ist stets 
gesund gewesen, war dem Alkoholgenuss nicht ergeben, die Mutter ist 
ebenfalls gesund, hat niemals irgendwelche schweren Krankheiten durch¬ 
gemacht Die Ehe beruht nicht auf Verwandtschaft; auch die Geschwister 
(2 Brüder) sind völlig gesund. S. selbst ist in seiner Jugend nie krank 
gewesen. In seinem 10. Lebensjahre stürzte er von einer Treppe und 
will sich einen Bruch im linken Kniegelenk zugezogen haben, ohne dass 
dafür jetzt irgendwelche Anhaltspunkte wie Bewegungsbeschränkung, 
anatomische Abweichungen im Gelenk, Callusbildung oder schwächere 
Muskulatur u. s. w. aufzufinden wären. Aerztliche Behandlung hat, wie 
die Nachforschungen ergeben haben, damals nicht stattgefunden, jedoch 
will S. seit jener Zeit bemerkt haben, dass das linke Bein nicht so 
leistungsfähig gewesen sei als das rechte, sowie dass oft Gefühl von Er¬ 
müdung in demselben sich bemerkbar gemacht habe. Bei seiner Ein¬ 
stellung zeigte sich S. als ein kräftiger, mit gleichmässig gut entwickelter 
Muskulatur ausgestatteter Mann, von 172 cm Körpergrösse und einem 
Brustumfänge von 89 bis 98 cm. Das Körpergewicht betrug 65 kg. 
Haut und sichtbare Schleimhäute waren von durchaus guter Farbe; die 
Pupillen, von gleicher Weite, reagirten prompt auf Lichtreiz und 
Akkommodation. In den Augenmuskeln waren keine Zuckungen (Nystagmus) 


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bemerkbar, Schieistellung bestand auf keinem Auge. Augenhintergrund 
bot beiderseits regelrechte Verhältnisse, auf beiden Augen bestand regel¬ 
rechtes Sehvermögen. Die Stirn konnte gut gerunzelt, auch konnten alle 
anderen Bewegungen im Gesicht gut ausgeführt werden. Zuckungen in 
den mimischen Gesichtsmuskeln bestanden nicht. Geruchs- und Geschmacks¬ 
sinn zeigten keine krankhaften Veränderungen. Die an ihren Rändern 
völlig glatte Zunge wurde ohne Zuckungen gerade herausgestreckt. Das 
Zäpfchen hing gerade nach unten. Störungen in der Sprache bestanden 
nicht. Die Gemüthsstimmung war eine gleichmässig ruhige, bot nichts 
Auffälliges. Intelligenz war dem Bildungsgrade (Kohlenschlepper) ent¬ 
sprechend. Greifen nach Gegenständen geschah ohne Zittern und ohne 
irgendwelche Hindernisse. Die Glieder konnten nach allen Richtungen 
hin frei bew;egt werden, auch zeigten sich die Gelenke bei passiven Be¬ 
wegungen überall unbehindert. Nirgends Zittern, die "Wirbelsäule verlief 
gerade. Druck auf die Domfortsätze der Halswirbel, bzw. der übrigen 
Wirbel erzeugte keine Schmerzen oder irgendwelche Sensationen. 
Steifigkeit der Wirbelsäule bestand in keinem Abschnitte. Die Brust¬ 
eingeweide zeigten sich in jeder Beziehung gesund. Die Verdauungs¬ 
organe boten keine Regelwidrigkeiten, nach den gemachten Angaben war 
der Stuhl regelmässig, der Appetit gut. 

S. machte somit einen völlig gesunden Eindruck, bot vor allen Dingen 
kein Anzeichen für ein Nervenleiden oder irgendwelche erbliche Be¬ 
lastung in dieser Beziehung. 

Kurz nach seiner Einstellung bereits begann derselbe Klagen darüber 
zu fuhren, dass er beim Springen Schmerzen im linken Bein verspüre, 
auch gab er an, dass er, wenn Wendungen geübt würden, dieselben auf 
dem linken Absätze nicht schnell ausführen könne, auch fiel es auf, dass 
er beim Laufschritt zurückblieb. Mehrfach vorgenommene ärztliche 
Untersuchung konnte am linken Beine irgendwelche sachlichen Anhalts¬ 
punkte für die erbrachten Klagen, bezw. für die angeblich herabgesetzte 
Gebrauchsfähigkeit nicht feststellen. Nach einem am 16. 11.1894 zurück¬ 
gelegten Uebungsmarsch ohne Gepäck bezw. nach der in den an¬ 
schliessenden Tagen stattgehabten dienstlichen Beschäftigung verspürte S. 
im linken Knie Schmerzen und „Zucken“ im linken Oberschenkel, so dass 
er beim Ausschreiten stark behindert wurde. Es erfolgte Krankmeldung 
und sogleich Ueberführung in das hiesige Garaisonlazareth, auf dessen 
innerer Krankenabtheilung ich. Gelegenheit hatte, den Fall zu beobachten. 
Ausweislich des daselbst geführten Krankenblattes, welches ich auszugs? 

16* 


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244 


weise mit Genehmigung meiner Vorgesetzten Sanitätsbehörde mittheile, 
war der Befand bei der Aufnahme folgender: 

Im Bereiche des quadriceps femoris und tensor fasciae latae bestanden 
unwillkürliche, mit Entspannung schnell wechselnde schmerzhafte Zusammen¬ 
ziehungen (klonische Krämpfe). Dieselben sind stärker, sobald irgend 
eine Bewegung des Beines vorgenommen wird, sind geringer in voller 
Ruhe; sie erfolgen so oft in der Minute, dass sie nicht zu zahlen sind; 
psychische Erregung steigert die Kontraktionen nicht. Am linken Ober¬ 
schenkel sind an der Innenseite zwei aus frühester Kindheit stammende 
Brandnarben der Haut zu sehen; beide Bind ungefähr 8 cm lang, 4 cm breit. 
Eine Knochenverdickung ist am ganzen linken Bein nirgends zu fühlen. 
Schmerzpunkte im Verlaufe des nervus cruralis sind nicht vorhanden, auch 
ist derselbe an keiner Stelle irgendwie druckempfindlich. Hüft- Knie- 
und Fassgelenke sind in ihren Bewegungen völlig frei und unbehindert. 
Am linken Bein fällt die etwas schlaffe Haltung des Fusses in der Bett¬ 
lage auf, indem derselbe nicht in annähernd rechtem Winkel zur Unter¬ 
schenkelachse steht, sondern in abgeflachter stumpfer Winkelstellung, 
entgegen der aktiven Stellung des rechten Fussgelenks. 


Ein Unterschied in den Maassverhältnissen des rechten und linken 
Beines bestand nicht. Die Maasse ergaben: 

21 cm oberhalb des oberen Randes der Kniescheibe links 45,25 cm rechts 46 cm, 
am oberen Rand „ „ „ 34,0 „ „ 34,0 „ 

Mitte » r> n 34,5 „ „ 34,5 „ 

Spitze „ „ * 24,5 „ „ 24,5 „ 

14 cm unterhalb der „ „ „ „ 35,0 „ „ 35,0 „ 


Die rohe Muskelkraft des linken Beines ist etwas herabgesetzt, was 
man durch Beuge- und Streck versuche feststellen kann, indem man S. auf- 
giebt, möglichst grossen Widerstand bei Ausführung der entsprechenden 
Versuche zu leisten. Auf dem Gebiete des Gefuhlssinnes sind keine 
Regelwidrigkeiten am linken Beine nachzuweisen Tast-, Orts-, Druck-, 
Wärme-, Schmerz- und Kraftsinn sowie Lagegefuhl sind gut ausgebildet. 
Die oben beschriebenen klonischen Krämpfe nehmen schon an Stärke zu, 
sobald man die bezeichneten Muskeln hart anfasst. Beim Gehen wird 
das linke Knie weniger als das rechte durchgedrückt, wobei jedesmal im 
linken Oberschenkel kräftige klonische Zuckungen ausgelöst werden. 
Innere Eingeweide waren gesund, Ham war klar, in seiner Menge nicht 
verändert, frei von Eiweiss und Zucker, zeigte beim Mikroskopiren keine 
abnormen Bestandteile. Die Behandlung bestand zunächst in Bettruhe. 


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245 


22. 11. 94. Die Zuckungen im Bereiche des qu&driceps femoris und 
tensor fasciae latae bestehen fort und nehmen zu, sobald S. im Bette 
irgendwelche Muskelanspanpung bei Lageveränderung, Aufrichten u. s w. 
vornimmt. Dabei befindet sich die Kniescheibe in einer ununterbrochenen 
Bewegung. Bei jeder Muskelzusammenziehung wird sie nach oben gezogen, 
um bei eintretender momentaner Muskelerschlaffung wieder in ihre natur- 
gemässe Lage zurückzusinken. Die Zusammenziehungen gehen mit einer 
derartigen Kraft vor sich, dass die firstförmig gebildete Unterfläche der 
Kniescheibe unter starkem Knirschen über die überknorpelte Vertiefung 
zwischen den Oberschenkelknorren fortgeschleift wird. Der Mann hat 
Schmerzen bei den Zusammenziehungen und giebt an, dass sie so heftig 
seien, dass sie ihn am Einschlafen hinderten, sei er aber erst einmal 
eingeschlafen, dann würde er von Krämpfen nicht geweckt, wahrscheinlich 
„weil die Krämpfe aufhörten“. Beim Erwachen beginne das Spiel der 
Zusammenziehungen sogleich wieder. 

23. 11. 94. Heisst man den Mann allein auf dem linken Bein 
stehen, so nehmen wohl die Zuckungen an Anzahl ab, die einzelnen 
Kontraktionen werden jedoch stärker. Die Reflexe sind links erhöht: 
Streicht man mit dem Finger oder mit dem Stiele des Perkussionshammers 
die Bauchhaut, so erhält man eine lebhafte Kontraktion der linksseitigen 
Bauchmuskeln (Bauchdeckenreflex); desgleichen erhält man lebhaftes Auf¬ 
steigen des linken Hodens, wenn man die Innenseite des Oberschenkels 
streicht oder handbreit oberhalb des condylus internus des Schenkel¬ 
knochens einen stärkeren Druck ausübt (Cremasterreflex). Der Fuss- 
sohlenreflex ist nicht nachweisbar. Von den Sebnenreflexen ist der 
Patellarreflex links stark erhöht, so dass man bei Beklopfung des linken 
Kniescheibenbandes geradezu schleudernde Bewegungen des Unterschenkels 
erzeugen kann; ähnlich verhält sich der Achillessehnenreflex links. 
Patellarklonus ist links sehr stark. Der Fussklonus ist nicht deutlich. 
In den oberen Extremitäteu sind keine Periostreflexe vorhanden; irgend¬ 
welche Erhöhung der Refiexthätigkeit besteht hier nicht. 

26. 11. 94. Die Zuckungen haben trotz mehrtägiger Bettruhe nicht 
aufgehört, haben im Gegentheil an Zahl und Grösse zugenommen. An- 
wendung von Elektrizität (faradischer Strom) und zwar sowohl durch 
direkte Applikation auf den Muskel als auch durch indirekte Reizung 
des letzteren vom Nerven (nerv, cruralis, glutaeus) aus, ungefähr fünf 
Minuten lang; darauf nehmen die Zuckungen wohl an Zahl zu, sind aber 
an sich kleiner. 


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27. 11. 94. Die Zuckungen sind allerdings noch vermehrt, sind aber 
qualitativ nicht gesteigert. Stärkere Schmerzen sollen in der Quadriceps- 
Muskulatur während der Zuckungen bestehen. 

28. 11. 94. In der vergangenen Nacht wurde S. schlafend gefunden. 
Die Zuckungen fehlten, die Muskeln waren vollkommen ruhig (auch bei 
Krämpfen in anderen Muskeln, z. B. im Kopfhickermuskel, herrscht 
während der Nacht in der Kegel Ruhe). In dem linksseitigen Quadiiceps 
bezw. tensor fasciae latae besteht erhöhte Erregbarkeit und grössere 
Schmerzhaftigkeit beim Elektrisiren, wie sich bei Prüfung analoger 
Punkte, die beim Gesunden annähernd gleiche Erregbarkeit zeigen (nervus 
peroneus zwischen Kniekehle und capitulum fibulae) ergiebt Reflexe 
erhöht. 

29. 11. 94. Schmerzhaftigkeit und Reizbarkeit beim Elektrisiren 
bestehen noch fort. Heute machen sich nach dem Elektrisiren nur 
langsame und geringe Zuckungen bemerkbar. 

2. 12. 94. Die Zuckungen nehmen an Zahl und Grösse augenfällig 
ab. Die Unterschiede in der elektrischen Erregbarkeit zwischen rechts 
und links sind nicht mehr so gross. Reflexe immer noch stärker 
wie rechts. 

3. 12. 94. Seit gestern Abend haben die Zuckungen fast vollkommen 
aufgehört, nur ab und zu erfolgt eine langsame, träge Kontraktion im 
Bereiche des quadriceps femoris, nicht mehr im tensor fasciae latae. 

4. 12. 94. Heute sind gar keine Zuckungen mehr vorhanden. 
Aufgefordert, mit den Muskeln willkürlich zu zucken, vermag S. keine 
Zuckungen mehr hervorzubringen. Reflexerhöhung links hat sehr ab¬ 
genommen. 

12. 12. 94. Zuckungen sind nicht wieder eingetreten; in den letzten 
Tagen ist S. je 4 bis 6 Stunden ausser Bett gewesen, Reflexe zeigen sich 
auf der linken Seite nicht mehr erhöht. Es wird nur über Schwere im 
linken Bein und grosses Mattigkeitsgefühl in demselben geklagt 

16. 12. 94. Nachdem S. bis jetzt den ganzen Tag über aufgewesen 
ist und, abgesehen von Schwäche und Ermüdungsgefühl im linken Beine, 
keine Beschwerden mehr gehabt hat, klagte er gestern Nachmittag wieder 
über Schmerzen im linken Oberschenkel, auch waren leise Zuckungen 
im linken quadriceps femoris vorhanden; dieselben sind allerdings nicht so 
stark wie früher. Die Reflexe zeigen sich links wieder erhöht. Elektrisiren 
wird am linken Oberschenkel schmerzhaft empfunden, während der gleich¬ 
starke Strom am rechten Oberschenkel als nicht schmerzhaft bezeichnet 
wird. (Elektrizität, Bromkali.) 


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25. 12. 94. Nachdem unter diesen Maassnahmen die Krampfe all¬ 
mählich immer mehr abgenommen haben, sind sie heute gänzlich ge¬ 
schwunden, ebenso auch die erhöhte Reflexerregbarkeit. S. hat keine 
Schmerzen mehr im linken Bein, nur das schon früher erwähnte Gefühl 
von Schwäche in demselben. Bromkali wird weiter gegeben, Elektrizität 
abgesetzt 

28. 12. 94. S. steht den ganzen Tag über auf, beim Gehen wird 
das linke Bein etwas nachgeschleppt, auch vermag er nicht lat ge auf 
demselben zu stehen, weil es sonst einknickt Zuckungen sind nicht 
wieder eingetreten. 

3. 1. 95. Die Muskulatur am linken Oberschenkel fühlt sich etwas 
schlaffer und welker an wie rechts, Maassunterschiede zwischen beiden Ober¬ 
schenkeln bestehen aber nicht. Die Reflexe zeigen auf beiden Seiten 
gleiche Stärke. Zuckungen sind nicht wieder eingetreten, jedoch wird 
weiter über Schwäche- und schnell eintretendes Ermüdungsgefühl im 
ganzen linken Bein geklagt. S. ist seit dieser Zeit den ganzen Tag 
umhergegangen, ist Treppen auf und ab gestiegen. Entlassung in das 
Revier, wo ich den Mann bis zu seinem am 26. 1. 95 erfolgten 
Ausscheiden aus dem aktiven Militärdienste beobachten konnte. Krämpfe 
sind nicht wieder aufgetreten; der Gang war völlig frei und unbehindert. 
Bei der Schlussuntersuchung war nichts Krankhaftes am linken Bein zu 
finden, nur soll das Gefühl von Schwäche und zwar etwas stärker, als 
zur Zeit der Einstellung — also vor Einsetzen der Krampferscheinungen — 
noch vorhanden sein. 

Anschlüssen möchte ich hier noch einen anderen in der Litteratur 
erwähnten Fall, den einzigen, wie schon hervorgehoben, welchen ich von 
isolirten Krämpfen im Bereiche der in Rede stehenden Muskeln Anden 
konnte: 

In demselben 1 ) handelte es sich um tonische Muskelkrämpfe im 
Bereiche der beiden tensores fasciae latae und den Streckern der Ober¬ 
schenkel sowie in den geraden Bauchmuskeln. Infolge des über sechs¬ 
jährigen Bestehens des Leidens war es zu einfacher, aber erheblicher 
Muskelhypertrophie gekommen. Der Erkankte war ein 21jähriger, 
blühend aussehender Fabrikarbeiter, frei von erblicher nervöser Belastung. 
Derselbe gab an, dass sich die Störung in seinen Muskeln etwa im 

*) Fr. Schulze. Deutsche Zeitschrift für Nervenheilkunde. Vortrag auf der 
XVII. Wanderversammlung der südwestdeutschen Neurologen und Irrenärzte: 
Teber ungewöhnlich lokalisirte Muskelkrämpfe mit Hypertrophie der betreffenden 
Muskeln. 


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15. Lebensjahre eingestellt habe. Während seines Schulbesuches will 
er von jeden Beschwerden vollkommen frei' gewesen sein. Erst als er 
mit Aufhoren des Schulunterrichts gezwungen war, in einer Wollfabrik 
stehend lange zu arbeiten, sollen sich besonders nachts krampfhafte 
Zustände in den Muskeln seiner Beine entwickelt haben. Bald sollen sich 
auch nach stärkeren körperlichen Anstrengungen und zwar besonders 
nach dem Heben schwerer Gegenstände diese Krämpfe eingestellt haben. 
Später 'traten sie angeblich schon ein, sobald er sich aus der horizontalen 
Rückenlage in die sitzende brachte. Die Untersuchung ergab beiderseits 
in der Gregend der tensores fasciae latae erhebliche Anschwellungen, 
die sich bei näherer Besichtigung als hypertrophische Muskeln erwiesen. 
Auch in der Ruhe fühlten sich diese hypertrophischen Muskeln härter 
an als die übrige Muskulatur des Mannes. Beim Aufrichten im Bette 
traten sie stark hervor und verkürzten sich erheblich. Beim Beklopfen 
der hypertrophischen Schenkelbindenspanner traten rasch und leicht 
Zusammenziehungen ein. Die elektrische Untersuchung ergab nichts 
Regelwidriges. Während für gewöhnlich der Gang des Kranken nicht 
behindert war, trat nach mehrstündigem Gehen stärkeres Ermüdungs¬ 
gefühl in der Tensorengegend ein. Jedesmal wenn der Kranke sich 
im Bette aufrichtete, traten unter heftigen Schmerzen spastische Zusammen¬ 
ziehungen der Tensoren ein, ebenso auch nach längerem Stehen und 
Bücken sowie Hantieren in dieser Stellung; desgleichen auch in der 
Nacht, so dass der Kranke öfters aufstehen musste, um dadurch die 
Schmerzen zu vertreibet. Aber auch in anderen Muskeln traten nach 
längerem Arbeiten und Stehen gelegentlich Schmerzen und Zusammen¬ 
ziehungen ein, nämlich in den quadricipites femoris, besonders dem vastus 
internus und dann vorzugsweise beim Bücken, z. B. Stiefelanziehen, in den 
recti abdominis und zwar in der Gegend zwischen Nabel und Symphyse. 
Die Wadenmuskeln blieben frei. Die Untersuchung dieser Muskeln 
ebenso wie diejenige der übrigen ergab keine deutliche Veränderung. 
Der Wadenumfang betrug an seiner dicksten Stelle rechts 35 cm, links 
33Va cm. Nirgends fibrilläre Zuckungen, nirgends (ausser in den Exten¬ 
soren) Hypertrophie oder Atrophie. Auch die Gesichts- und Kaumuskeln, 
wie besonders die Rücken-, Schulter- und Armmuskeln waren nach allen 
Richtungen hin regelrecht. Die Kraft sämmtlicher Muskeln war intakt. 
Die Reflexe waren nicht erhöht Intelligenz, Gehimfunktionen überhaupt, 
Pupillen und Sensibilität regelrecht. Der Berichterstatter weist darauf 
hin, dass als auslösende Ursache für das Leiden der Eintritt des Kranken 
in die geschilderte, ungewohnte Beschäftigung in der Wollfabrik angesehen 


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werden könne, so dass demnach eine Analogie mit den eigentlichen 
Beschäftigungsneurosen yorliegen würde, wobei es freilich schwierig bleibe, 
gerade die vorzugsweise Betheiligung der Fascientensoren zu erklären. 

Zunächst möchte ich hervorheben, dass in unserem Falle ein will¬ 
kürliches Hervorbringen der Muskelzuckungen vollkommen ausgeschlossen 
ist. Abgesehen davon, dass kein Muskel überhaupt eine nur durch die 
Nachtruhe unterbrochene, über Wochen sich erstreckende Thätigkeit 
hätte leisten können, ohne die hochgradigste Ermüdung schon bald zu 
zeigen, so spricht auch dagegen das Verhalten der Reflexe, welche, 
wenigstens in dem hier beobachteten Falle, während der Krampfzeiten 
erhöht waren, sowie die in dem Falle von Schulze unter dem Einflüsse 
der spastischen anhaltenden Erscheinungen entstandene Hypertrophie der 
betreffenden Muskeln. Thomsen’sche Krankheit — Myotonia congenita — 
die namentlich in dem zweiten Falle in Betracht kommen würde, ist 
bestimmt auszuschliessen. Bei dieser handelt es sich meist um ein 
angeborenes oder wenigstens bis in die früheste Kindheit zurückreichendes 
Leiden, welches darin besteht, dass jeder willkürlich bewegte Muskel, 
.welcher vorher eine Zeit lang in Ruhe war, bei seiner Kontraktion in 
einen mehr oder weniger lange dauernden Kontraktionszustand, in einen 
leichten Tetanus, geräth. In beiden beschriebenen Fällen trat das Leiden 
aber erst nach dem 15. Lebensjahre bezw. erst nach Erreichung der 
Militärpflichtigkeit auf, war in dem einen Falle nur auf eine Extremität, 
in dem anderen allerdings auf beide ausgedehnt, umfasste jedoch jedes¬ 
mal nur ganz bestimmte Muskeln bezw. Muskelgruppen. Die fast immer 
an den oberen Extremitäten beginnende, dann erst auf die unteren 
fortschreitende Tetanie ergreift fast immer beide Körperhälften in sym¬ 
metrischer Weise, betrifft vorzugsweise die Beugemuskeln und erzeugt 
die charakteristischen Kontrakturstellungen an Fingern und Zehen. Von 
Alledem sehen wir in beiden Fällen nichts. Krankheiten, die mit allge¬ 
meinen Konvulsionen sonst einbergehen, Epilepsie, Hysterie, Chorea u. s. w. 
sind mit Bestimmtheit auszuschliessen. Es handelt sich demgemäss um 
isolirte, für sich bestehende Muskelkrämpfe in zwei Muskelgebieten, die 
noch dazu von verschiedenen Nerven versorgt werden: den quadriceps vom 
nervus cruralis aus dem plexus lumbalis und den tensor fasciae latae 
vom nervus glutaeus aus dem plexus sacralis. 

Unser Wissen über die Entstehung der Krämpfe ist noch sehr lücken¬ 
haft und in mancherlei Hinsicht Stückwerk, namentlich was die Natur 
und Beschaffenheit der auf motorische Bahnen ausgeübten Reize betrifft, 
die wir doch als die Ursache der krampfhaften Zusammenziehungen 




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anseben müssen. leb erinnere nur an das wohl am meisten umforsebte 
Krankbeitsbild, die Epilepsie, wo auch beute noch drei Entstehungs-Theorien, 
die corticale, die medulläre, die cortico-medulläre durch namhafte Forscher 
vertreten werden und wo die widersprechendsten Ansichten lebhafteste Ver- 
theidigung finden, so dass es dem Leser kaum möglich ist, in dem Wider¬ 
streit der Meinungen Partei zu ergreifen. 1 ) Wir begeben uns demgemäss 
auf ein noch sehr hypothetisches Gebiet, wenn wir uns über den vermuth- 
lichen Sitz und spezielle Ursache dieser isolirten Muskelkrämpfe aussprechen; 
dennoch will es scheinen, als ob für beide geschilderten Fälle die gleiche 
Veranlassung wenigstens bestände. 

Es drängen sich zunächst verschiedene Fragen auf: Liegt die Ursache 
des isolirten Muskelkrampfes in einer funktionellen, oder in einer ana¬ 
tomischen Erkrankung des zentralen Nervensystems, besteht also hier 
aus irgend welchem Grunde eine direkte abnorme Erregung motorischer 
Nervenelemente besonders im Gehirn? Sind etwa zentrale Herderkrankungen, 
namentlich im Bereiche der motorischen Rindenfelder, vorhanden? Oder 
liegt für die Krämpfe eine periphere Veranlassung vor, indem irgend 
ein Reiz, welcher die sensiblen Bestandteile des Nervenstammes (nerv, 
cruralis, glutaeus) getroffen hat, sich auf die motorischen Bahnen übertrug 
und die Erscheinungen des Krampfes hervorrief? (Reflexkrämpfe peri¬ 
pheren Ursprunges.) Lassen sich ferner aus der Art der Krämpfe, 
tonischen oder klonischen, irgend welche Schlüsse ziehen? 

Was zunächst den letzten Punkt betrifft, so wissen wir, dass die 
cerebralen und spinalen Ganglien sowohl der klonischen wie tonischen 
Erregung in gleicher Weise fähig sind, und dass ein prinzipieller Unter¬ 
schied zwischen Tonus und Klonus überhaupt nicht besteht. Beide 
Krampfformen unterscheiden sich nicht qualitativ, sondern nur quantitativ, 
indem im tonischen Krampf uns nur eine Steigerung desselben physio¬ 
logischen Vorganges entgegentritt wie er auch beim Klonus in Betracht 
kommt. Wir sprechen daher vom Klonus eines Muskels, so lange es noch 
gelingt, die einzelnen Zuckungen isolirt zu erkennen, und wir nennen die 
Kontraktion tonisch, wenn dies nicht mehr der Fall ist. Die Art der 
Krämpfe giebt also keinen Aufschluss darüber, auf welcher Strecke des 
Nervensystems die Ursache für die motorischen Reizerscheinungen zu 
suchen ist. 

Wenn man die Möglichkeit zentraler Veranlassung in Betracht zieht, 
so liegt es wohl am nächsten, an eine cerebrale Erkrankung zu denken, 

*) vergl. Unverricht: Ueber tonische und klonische Muskelkrämpfe. Deutsches 
Archiv für klinische Medizin. 46. Bd. Leipzig 1890. 


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welche in der Nähe des motorischen Feldes für die linke Unterextremität, 
bezw. in zugehörigen Bahnen lokalisirt wäre. Aber ganz abgesehen davon, 
dass für das Bestehen einer Gehiraaffektion in der Anamnese und im 
Krankheitsbefunde überhaupt jeder Anhalt fehlt, müsste es doch bei 
den unzählig reichen Zellenverbindungen in der Hirnrinde geradezu 
wunderbar und unbegreiflich erscheinen, wenn die Erkrankung gerade nur 
in den für den quadriceps femoris bezw. tensor fasciae latae bestimmten 
Zellen lokalisirt wäre, wahrend die in unmittelbarer Nähe gelegenen, 
für Muskeln derselben Extremität zuständigen Zellen ganz und gar 
nicht in Mitleidenschaft gezogen würden. Ausserdem spricht gegen eine 
organische Veränderung in der motorischen Rindenregion der Umstand 
mit, dass bei wirklich bestehenden anatomischen Abweichungen völlige 
Heilung und Wiederkehr fast unbeschränkter Gebrauchsfähigkeit wohl nicht 
wieder eingetreten wäre. Man könnte ferner auch daran denken, dass in 
dem Beinzentrum, ähnlich wie bei gewissen Fällen von Tic convulsif im 
Facialiszentrum (corticale Form des tic convulsif) 1 ) pathologische Erregungs¬ 
zustände sich geltend machen könnten, welche klonische bezw. tonische 
Krämpfe in den betreffenden Muskel gebieten auslösten; jedoch auch 
dagegen spricht wiederum nach meiner Ansicht die ganz umschriebene 
motorische Reizerscheinung in dem linken Oberschenkel. 

Für zentrale Herderkrankung im Rückenmark liegen ebenfalls keine 
Anhaltspunkte vor; ebensowenig haben wir Veranlassung, eine direkte 
abnorme Erregung in den motorischen Elementen desselben anzunehmen, 
weil es wiederum gar nicht zu verstehen sein würde, warum gerade für 
gewisse motorische Elemente ein abnormer Erregungszustand bestehen 
sollte, während sonst nirgends im ganzen Rückenmark eine Spur davon 
zu bemerken ist. Ich glaube, dass man das Richtige trifft, wenn man 
die Ursache für die Krämpfe in den befallenen Muskeln selbst, bezw. in 
den in denselben liegenden Nervenendigungen sucht, also eine periphere 
Entstehung der Krämpfe annimmt. Bei Schilderung unseres Falles sahen wir, 
dass zur Zeit des Bestehens der klonischen Krämpfe in den beiden genann¬ 
ten Muskeln die Reflexe (Cremaster-, Bauchdecken-, Patellarreflex u. A.) 
auf der linken Seite erhöht waren, sowie dass diese Reflexsteigerung wieder 
zurückging, sobald die Krämpfe in den Muskeln schwanden. Da die 
Reflexthätigkeit der Ausdruck für eine unwillkürliche Umsetzhng eines 
sensiblen Reizes in Bewegung ist und letztere sowohl in einmaliger oder 
wiederholter Zuckung bezw. gar im tonischen Krampfe gewisser Muskeln 
eich äussern kann, so kann man sich vorstellen, dass durch irgend welche 

*) Die Myoclonie von Un verricht. Leipzig & Wien 1891. 


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von der Peripherie aus angreifende, in kurzen Zwischenräumen rasch 
wiederkehrende Reize infolge ihrer SummationsefFekte die im zentralen 
Nervensystem (basale Himtheile, Lumbalmark des Rückenmarks) ange¬ 
nommenen Hemmungsvorrichtungen, welche den übermässigen Reflexen 
in den äusseren Skelett-Muskeln entgegenarbeiten, überwunden werden, 
und dass infolge davon eine Steigerung der Erregbarkeit in den 
motorischen Ganglienzellen, indem dieselben in ihrer Thätigkeit freigegeben 
sind, und damit auch eine Steigerung der Reflexe hervorgerufen wird. 
Die Bahnen, auf welchen diese Vorgänge sich abspielen, liegen natürlich 
im sogenannten Reflexbogen. Von der Reizstelle im Muskel aus geht 
der Reiz durch die sensiblen Fasern der gemischten Nerven in die 
hinteren Wurzeln — wahrscheinlich zu den Ganglienzellen des Hinter- 
horaes im Rückenmark 1 ), dann durch die graue Substanz desselben zu 
den motorischen Ganglienzellen des Vorderhorn es und von da durch die 
vorderen Wurzeln und die motorischen Fasern des betreffenden Nerven 
zum Muskel. Zu denjenigen Ursachen nun, welche von der Peripherie 
au8 die Veranlassung zum Ausbruch des Erampfes abgeben können, 
gehören nach allgemeiner Annahme auch Ueberanstrengungen bezw. 
stärkere oder ungewohnte Anstrengungen von Muskeln oder Muskelgruppen. 
Im Laufe der Zeit kann es infolge der alltäglich sich wiederholenden 
Reizung, welche bei anhaltenden stärkeren Kontraktionen der Muskeln 
die sensiblen Fasern erfahren, zu motorischen Reizerscheinungen in den ent¬ 
sprechenden Muskeln auf obenbezeichnetem Wege kommen. Das bekann¬ 
teste Beispiel dafür bieten die schmerzhaften Wadenkrämpfe, welche nament¬ 
lich bei grösseren Muskelanstrengungen (wie z. B. Bergtouren, Tanzen) und 
nach länger ein gehaltenen ungewöhnlichen Gliederstellungen auftreten. Hier 
sind auch anzuführen jene mangels bis jetzt aufgefundener anatomischer 
Veränderungen im Nervensystem noch wenig aufgeklärten Motilitäts¬ 
störungen in einzelnen Muskelgruppen, welche im Zusammenhänge und 
als direkte Folge gewisser Berufsarbeiten beobachtet werden (Beschäftigungs¬ 
krämpfe). Mag man auch bezüglich der Pathologie und Natur derartiger 
Zustände noch nicht zu einem einheitlichen Urtheil gelangt sein, wird 
speziell von Einigen die periphere Entstehung, von Andern der zentrale 
Ausgang betont, so steht dass doch fest, dass überall die Ausübung der 
Berufsarbeit die alleinige Krankheitsursache abgiebt, mag es sich nun 
um Schreibkrämpfe, Klavier-, Violin-, Schneider-, Schuster-, Schmiede-, 
Melke- oder Telegraphistenkrämpfe u. s. w. handeln; ebenso steht auch 
fest, dass in einer grossen Reihe derartiger Berufskrämpfe Besserung 

*) Hficke 1. Lehrbuch der Krankheiten des Nervensystems. Leipzig & Wien 1891. 


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bezw. Heilung eintritt, wenn nur frühzeitig die entsprechende, den 
schädigenden Einfluss ausübende Beschäftigung aufgegeben wird. . Bezüg¬ 
lich der unteren Extremitäten sind die Beschäftigungskrämpfe, da sie 
bei technischen Beschäftigungen weniger betheiligt sind, naturgemäss 
viel seltener als an den oberen. Die Kasuistik ist in dieser Beziehung 
sehr sparsam: Duchenne 1 ) beobachtete bei einem Drechsler jedesmal eine 
krampfhafte Zusammenziehung der Fussbeuger, so oft er das Bein auf 
das Trittbrett setzte, um das Rad gehen zu lassen. Einen Krampf in den 
Beugemuskeln des Kniegelenks, welcher auch reflektorisch hervorgerufen 
werden konnte, sah Eulenburg bei einem Silberarbeiter, der den ganzen 
Tag an der Walze stehend zubrachte. Auch das lange Arbeiten an 
Nähmaschinen, welche getreten werden, hat ähnliche Zustände zur Folge 
(Scheerenschleiferkrampf). Yon besonderem Interesse ist schliesslich 
der von B. Schulz beschriebene Tänzer- bezw. Tänzerinnenkrampf (Solo¬ 
tänzerinnen) und zwar ausschlieslich infolge Ausübung der sogenannten 
„Spitzenpas“. Bei letzteren ruht die ganze Körperlast vorübergehend auf 
der Spitze der zweiten Phalanx der völlig aufrecht stehenden und zu einem 
beweglichen Stativ umgewandelten grossen Zehe. Es handelt sich bei den ge¬ 
nannten Krämpfen wesentlich um abnorme Spannungen von Seiten des das 
Nagelglied fixirenden musculus flexor hallucis sowie anderer vom nervus 
tibialis innervirter Muskeln (flexor brevis, adductor und abductor hallucis), 
welche von Schmerzgefühl, wie bei titanischen Kontraktionen und von vor¬ 
übergehendem Verluste des eigentlichen Muskelgefühles (völliges Versagen 
des Fusses im Gebrauch) begleitet erscheinen. 

In dem den Musketier S. betreffenden Falle handelte es sich um 
einen sonst gesunden Mann, welcher vor seiner Einstellung infolge 
eines Sturzes eine, wenn auch zunächst nicht auffallende Schwäche des 
linken Beines zurückbehalten haben wollte. Bei Muskelanstrengungen 
wie sie der militärische Dienst als sein derzeitiger Beruf mit sich brachte, 
traten Schmerzen im linken Bein ein, so dass gewisse Aufgaben (Springen, 
schnelle Wendungen u. 8. w.) nicht, bezw. nur unter Schwierigkeiten 
erfüllt werden konnten. Im weiteren Fortgange kommt es dann zu klo¬ 
nischen Krämpfen im Bereiche des linksseitigen quadriceps femoris bezw. 
tensor fasciae latae. Dass das linke Bein gerade betroffen wird, kann 
nicht anffallend erscheinen; es war das früher beschädigte, in seinen 
Leistungen schwächere, seine rohe Muskelkraft — vergl. oben — war 
herabgesetzt. Wollte es daher in seiner Leistungsfähigkeit mit dem 
rechten Bein mitkommen, so mussten stärkere Muskelkontraktionen durch 

x ) Eulen bürg. Lehrbuch der Nervenkrankheiten. 2. Aufl. Berlin 1878. 


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willkürliche Innervation aufgewandt werden. Durch diese wurden aber 
die in den betreffenden Muskeln liegenden sensiblen Nervenfasern gereizt, 
und schliesslich kam es unter dem Einflüsse der erhöhten Muskel* 
thätigkeit und des dadurch unterhaltenen Reizes auf genannte Fasern zu 
reflektorischen Krämpfen. Auch das Betroffensein gerade der beiden 
genannten Muskeln kann nicht wunderbar erscheinen: Ist es doch gerade 
der quadriceps femoris, welcher zur Streckung des Unterschenkels, zur 
Absteifung des Beines gebraucht und bei Einnahme der militärischen 
Haltung unter den übrigen Schenkelmuskeln am meisten angestrengt wird, 
ebenso wie der tensor fasciae latae als Fascienspanner. In dem aus 
der Litteratur angeführten Falle traten die Krämpfe auf^ als der Eiranke 
gezwungen wurde, in einer Wollfabrik länger stehend zu arbeiten. 

Zur Bekräftigung der Ansicht, dass durch Anstrengungen isolirte 
Muskelkrämpfe ausgelöst werden können, führe ich noch einen von 
Hochhaus 1 ) mitgetheilten Fall an: Hier handelte es sich um einen sonst 
gesunden Einaben, der ein eifriger Turner war. Plötzlich bemerkte er, 
dass ihm bei dieser Beschäftigung der rechte Arm viel eher ermüdete ab 
der linke, und nach einer anstrengenden Uebung am Reck war er nicht mehr 
im Stande, weiter zu turnen. Zwei Tage später bemerkte er am rechten Ober¬ 
arm Zuckungen. Die Muskeln waren gut entwickelt, rechts und links in 
gleichem Maasse vorhanden. Am rechten Oberarm bestanden in regel¬ 
mässigen Zwischenräumen Zuckungen des musculus triceps und musculus 
supinator longus; dieselben sind bald gleichzeitig, bald altemirend; jeder 
Muskel zuckte 40 bis 50 Mal in der Minute. Die beiden Muskeln waren 
gut entwickelt, auf Druck nicht empfindlich, ebenso war auch der nervus 
radialis nicht druckempfindlich. Die übrigen Muskeln zeigen keine 
Krämpfe. Die galvanische und faradische Erregbarkeit der befallenen 
Muskeln ist normal. Bei willkürlichen Bewegungen, z. B. Festhalten 
von Gegenständen, hörten die Zuckungen aufanglich fast auf, kehrten 
aber trotz willkürlicher Innervation wieder. Während der ersten drei 
Tage der Beobachtung blieb das Krankheitsbild unverändert, von da ab 
wurden die Zuckungen allmählich seltener und langsamer, um nach 
13 Tagen völlig zu schwinden. Die Behandlung bestand in Galvanisation 
und Gebrauch von Bromkali. Verfasser spricht sich für eine Ueber- 
reizung des Radialnerven beim Turnen aus. Aehnliche motorische Reiz¬ 
erscheinungen im Bereiche einzelner Muskeln bezw. Muskelgruppen 
% beschreibt G u i n o n. 9 ) 

1) H och haus: Traumatischer Tic convulsif im Gebiete des nervus radialis. 
Deutsche medizinische Wochenschrift. 1886 No. 47. 

s ) Guinon: Maladie des tics convulsifs. Revue de medecine. 1886 vol. I. 


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Es lasst sich nicht verkennen, dass sowohl die vorstehend erwähnten 
Beschäftigungskrampfe, namentlich aber der oben geschilderte Hoch- 
haussche Fall mit dem den Musketier S. betreffenden grosse Aehnlich- 
keiten bieten; auch hier giebt die zeitweilige Berufsarbeit, die Ausübung 
des militärischen Dienstes (ebenso wie in dem aus der Litteratur ent¬ 
nommenen Falle das ungewohnte Stehen bei der Arbeit in der Wollfabrik) 
die Krankheitsursache ab, wobei wohl in unserem Falle das nach früher 
vorausgegangener Beschädigung im linken Beine zurückgebliebene Schwäche¬ 
gefühl ein besonders begünstigendes Moment darstellt. Auch in seinem 
Ablaufe bietet das Leiden, wenigstens in unserem Falle, ein gleiches 
Verhalten, wie die Beschäftigungsneurose: bei dem frühzeitig den schä¬ 
digenden Einflüssen entzogenen Manne nehmen unter absoluter Ruhe und 
geeigneter Behandlung (Elektrizität und Bromkali) die motorischen Reiz¬ 
erscheinungen nach und nach ab, um nach kurzem Aufflackem gänzlich zu 
schwinden, und zwar derartig, dass bei der Entlassung des Mannes aus 
dem aktiven Militärdienst auch nicht die Spur irgend welcher Reizbar¬ 
keit in den befallen gewesenen Muskeln zurückblieb. Dass nach Ablauf 
des Krampfes eine Schwäche noch bestand, hat nichts Wunderbares an 
sich, da nach Krämpfen oft lokale Erschöpfung zurückbleibt. 

Wir müssen demnach die zur Beobachtung gekommenen, auf den 
quadricep8 femoris und tensor fasciae latae lokalisirten Muskelkrämpfe 
auf gleiche Stufe stellen mit den Krampferscheinungen, wie sie bei Aus¬ 
übung bestimmter Berufsarten (Beschäftigungsneurosen) Vorkommen. 


Ein Beitrag zur Heilung durch Hypnose. 

Vortrag, gehalten im marineärztlichen Vereine zu Wilhelmshaven 

von 

Dr. Karl Schlick, 

Marine-Assistenzarzt 1. Klasse. 

Die Hypnose, so jung und neu sie als Heilmethode ist, lenkt doch 
schon durch die Grossartigkeit der erzielten Resultate die Aufmerksamkeit 
der ärztlichen Welt immer mehr und mehr auf sich. Wie allem Neuen, 
so sind auch dieser Methode viele Gegner und Zweifler erstanden, welche 
den Hypnotismus als wissenschaftlichen Heilfaktor auf alle Weise anfeinden 
und ihm den Boden entziehen wollen. Theils werden der Hypnose 
Gefahren zugeschrieben, welche sie in Wirklichkeit nicht in sich birgt, 
theils die unter gewissen Bedingungen vorhandenen geringen Fährlichkeiten 
in ungerechtfertigter Weise übertrieben. 


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Einige weisen dieselbe als unheimlich und mystisch und deshalb für 
den Arzt unwürdig zurück; andere wieder verlachen dieselbe als 
Charlatanerie. 

Es können dies nur Leute sein, welche sich mit Hypnotismus noch 
nicht beschäftigt und auch eine Hypnose noch nicht gesehen haben. 
Wer sich mit seinen eigenen Augen einmal davon überzeugt hat* in 
welche Willensabhängigkeit der hypnotisirte Patient zu seinem Arzte tritt, 
wie er in jeder Weise zu unbedingtem Gehorsam gezwungen ist und wie 
zugänglich und empfänglich die Psyche des Hypnotisirten für die heilsamen 
Suggestionen des Arztes ist, der kann leicht beurtheilen, wie diese Sache 
ad bonam — aber auch ad malam partem ausgenutzt werden kann. Die 
bona pars dieses eigenthümlichen Zustandes hat schon viele grossartige 
Heilerfolge gezeitigt, und ich bin in der angenehmen Lage, die Zahl dieser 
wunderbaren Heilungen um zwei weitere vermehren zu können. 

Der erste Fall betrifft den der II. Werft-Division angehörigen Heizer S. 
Seine Krankengeschichte ist in Kürze folgende: 

S. ist 25 Jahre alt, seit Februar 1892 verheirathet und Vater eines 
gesunden Mädchens. In seiner Jugend will er nur die Rötheln gehabt 
haben, sonst stets gesund gewesen sein. Seine Eltern leben und sind 
gesund, desgleichen seine Geschwister. Nervenkrankheiten sind in seiner 
Familie angeblich niemals vorgekommen, auch will er an sich selbst nie 
Nervenschwäche, noch andere krankhafte Nervenstörungen bemerkt haben. 

S. ist auch im Zivilleben Heizer und hat seinem schweren Berufe stets 
zur vollen Zufriedenheit seiner Vorgesetzten obgelegen. 

S. ist am 2. Februar 1893 in den aktiven Dienst getreten und hat 
bis März 1894, also ein ganzes Jahr lang, seinen Dienst ohne jede 
Schwierigkeiten verrichtet. Am 17. März 1894 sollen sich plötzlich 
angeblich durch eine Erkältung bei „Reinschiff“ heftige Schmerzen im 
Kreuz und im ganzen linken Beine eingestellt haben. S. wurde deshalb 
am 19. desselben Monats in das Stationslazareth zu Wilhelmshaven auf¬ 
genommen. Hier konstatirte man heftige Schmerzen im linken Kreuz, 
Knie- und Fussgelenk. Die betreffenden Gelenke waren jedoch nicht 
geschwollen. 

S. giebt über die Entstehung seines Leidens an, dass, als er sich 
beim Waschen einmal niedergebeugt habe, er sich plötzlich wegen heftiger 
Schmerzen im Kreuze nicht wieder habe aufrichten können; auch seien 
mit diesem Momente heftige Schmerzen im linken Beine aufgetreten, so 
dass es ihm unmöglich gewesen sei, dasselbe zu strecken. 


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S. wurde im Lazareth vom 19. März bis 2. Juli 1894 mit Salicyl, 
Ichthyol, Antipyrin, heissen Bädern, Elektrizität, Massage und Einreibungen 
von Chloroformöl, jedoch ohne jeden Erfolg, behandelt 

Am 2. Juli, also nach 4 V* Monaten, wurde er ungeheilt seinem Marine¬ 
theile überwiesen mit folgendem Befunde: der Zustand des S. ist un- 
gebessert. Er kann das linke Bein noch immer nicht zum Gehen gebrauchen. 
Die Schmerzen im Gebiete des linken Nervus ischiadicus bestehen in 
ungeminderter Stärke fort 

Ein am 9. Juli desselben Jahres über ihn ausgestelltes Attest ver¬ 
zeichnet folgenden Befund: S. klagt über starke, manchmal blitzartig auf¬ 
tretende Schmerzen im linken Beine, in der linken Hüfte und im Kreuz; 
ferner über Unfähigkeit, sein linkes Bein beim Gehen und Stehen zu 
benutzen. 

S. ist ein kräftig gebauter Mann mit gut entwickelter Muskulatur 
und genügendem Fettpolster, welcher bei einer Grösse von 173 cm einen 
Brustumfang von 86 bis 91 cm hat. In aufrechter Stellung stützt er sich 
auf einen Stock in der linken Hand und auf das rechte Bein, während 
er das linke leicht nach aussen gerollt und im Knie gebeugt hält, so dass 
die Spitze des Fusses den Boden nur berührt. Beim Gehen, wozu er den 
Stock als Hülfe benutzt, schleppt er in dieser Haltung das linke Bein an 
dem rechten vorbei; ohne ersteres zu belasten. Auf dem Bette nimmt er 
immer wieder Rückenlage ein, da ihm jede andere Lage Schmerzen im 
linken Beine und im Kreuz bereitet. Bei Rückenlage liegt das Becken 
gleichmässig gerade; das linke Bein ist im Kniegelenk in einem Winkel 
von 130 0 gebeugt und leicht nach aussen gerollt. Yergleichende 
Maasse geben in den Umfangen der Oberschenkel und in den Längen 
der Beine keine Unterschiede. Jeder Versuch, selbstthätig oder durch 
Andere das linke Bein gerade zu stellen, nach aussen oder innen bewegen 
zu lassen, verursacht starke Schmerzen, die von der Fusssohle zu beiden 
Seiten der Wade in die Kniekehle, die hintere Seite des Oberschenkels 
entlang bis zum Kreuz ziehen. Soweit die Schmerzen einen Versuch, die 
Gelenke zu bewegen, gestatten, werden letztere frei beweglich gefunden. 
Die Schmerzempfindung der Haut ist am linken Bein bedeutend höher 
als am rechten. Sehnenreflexe und Fussklonus sind normal. Ausser- 
gewöhnlich schmerzhaft ist Druck auf die Fusssohle, die Gegend hinter 
dem Köpfchen des Wadenbeins, die Kniekehle, die Oeflhungsstelle für den 
Hüftnerven am Becken und die linke Grenze des Kreuzbeines. Auch der 
4. und 5. Lendenwirbel ist gegen Druck beträchtlich empfindlich. Im 
Uebrigen sind keine krankhaften Veränderungen am Körper nachweisbar. 

MiUtSrärztliehe Zeitschrift. 1895. J ’J 


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Um Alles zu versuchen, was zur Heilung oder wenigstens zur 
Besserung des Zustandes beitragen könnte, schickte man S. noch vom 
9. September bis 1. November zu einer sechswöchentlichen Badekur nach 
Wiesbaden. Der zu diesem Zwecke im September 1894 über ihn auf¬ 
genommene Befund stimmt im Ganzen mit dem im Atteste vom 9. Juli 
erwähnten überein, nur ist bemerkenswerth, dass die Krümmung des Beines 
im Kniegelenk bis zu einem Winkel von 140° betrug. In Wiesbaden 
wurde S. mit warmen Bädern, Anwendung des konstanten Stromes, 
Massage und Streckverband, welcher täglich angelegt, fünf Minuten laug 
liegen blieb, behandelt. Durch diese Therapie wurde nach Angabe 
des S. wenigstens insofern ein Erfolg erzielt, als die Schmerzen im Kreuz 
etwas an Heftigkeit verloren, wodurch die Beugung im Kreuz sich etwas 
besserte und die Körperhaltung eine aufrechtere wurde. Im Uebrigen aber 
trat sowohl bezüglich der Schmerzen als auch der fehlerhaften Stellung 
im Knie-, Hüft- und Fussgelenk — denn auch in beiden letztgenannten 
Gelenken hatte sich im Laufe der Zeit eine unlösbare Kontraktur 
gebildet — keine Besserung ein. 

S. kehrte am 2. November ungebessert nach Wilhelmshaven zurück 
und blieb bis zum 28. November im Revier seines Marinetheils, seine 
Entlassung erwartend. Am 29. November jedoch wurde er wiederum dem 
hiesigen Stationslazareth überwiesen, um einem Vorschläge aus Wiesbaden 
zufolge ihn noch eine Zeit lang mit Gypsverbänden zu behandeln, weil 
man bei derartigen Leiden hierdurch öfters noch Besserung erzielt 
haben wollte. 

S. wurde der äusseren Station zugetheilt, und dieselbe stellte folgenden 
Aufnahmebefund fest: Das linke Bein ist im Knie-, Hüft- und Fussgelenk 
in halber Beugestellung. Die Konturen des Kniees sind normal, auch ist 
äusserüch an der Hüfte nichts Krankhaftes nachweisbar. Die Gefühls¬ 
untersuchung ergiebt eine vollkommene Anästhesie und Analgesie des 
linken Beines, heraufreichend bis über die Darmbeinschaufel. Aus¬ 
genommen ist eine kleine Zone über dem Fussrücken. Eine erneute 
Untersuchung, eine Stunde später wiederholt, ergiebt ein Vorrücken der 
Zone, in der gefühlt wird, nach oben; auch finden sich jetzt am Ober¬ 
schenkel einige Stellen, an welchen empfunden wird. 

Die äussere Station erkannte die Krankheit als auf Hysterie beruhend 
und überwies mir den Fall zur Behandlung in der Hypnose. 

Ich sah S. zum ersten Male am 29. November. Er kam keuchend 
und nach Luft schnappend — in dieser Weise hatte ihn der kurze Weg 
angestrengt — auf mein Zimmer gehumpelt. Zum Gehen bediente er sich 


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zweier Stocke. Seine Haltung war eine im Kreuz nach vorn gebeugte. 
Das linke Bein befand sich im Hüft-, Knie- und Fussgelenk in halber 
Beugestellung. Beim Gehen war dasselbe vollständig entlastet, und nur 
die Fussspitze berührte leicht den Erdboden. Seine Gesichtsfarbe war 
auffallend bleich. Der Gesichtsau^druck finster, unfreundlich. Seine 
Stimmung und Redeweise eine gedrückte, fast melancholische. 

Ich unterzog zunächst den S. einer sehr eingehenden ärztlichen Unter¬ 
suchung, welche eigentlich nur den Zweck hatte, mir das volle Vertrauen 
desselben zu erwerben, einen Umstand, welchen ich vor Einleitung der 
hypnotischen Therapie für unbedingt nöthig halte. Ich habe dem Befunde 
der äusseren Station nichts hinzuzufügen; möchte nur noch einmal hervor¬ 
lieben, dass die Beugestellung im Hüft-, Knie- und Fussgelenk, auf einer 
starren Kontraktur beruhend, dem S. bei den geringsten Streckversuchen 
die heftigsten Schmerzen verursachte. Die Anästhesie und Analgesie des 
linken Beines war eine so starke, dass ich S. eine Nadel 4 cm tief in 
Ober- und Unterschenkel einbohren konnte, ohne dass er auch nur das 
Gefühl der Berührung empfunden hätte. 

Ich wies S. in Kürze auf das mit ihm beabsichtigte Heilverfahren 
hin und erlangte leicht seine Einwilligung. Dieselbe ist zur Hypnose 
ebenso erforderlich wie zu jeder Operation. 

Ein meiner Ansicht nach schwieriger Punkt ist besonders dem nicht 
gebildeten Menschen gegenüber die Erläuterung des Heilverfahrens. 
Dennoch halte ich eine solche für unerlässlich. 

Wollte man zum Beispiel einen mit der Sache völlig unbekannten 
Menschen hinlegen und einfach sagen: „So, jetzt werde ich Sie ein- 
sphläfern!“ so liefe der Arzt Gefahr, dass der Betreffende ihm entweder 
einfach ins Gesicht lachen würde oder dass der Patient durch das 
Mystische des Vorganges in eine derartige Angst und Aufregung geriethe, 
dass dadurch die Hypnose ungemein erschwert, ja vielleicht unmöglich 
gemacht werden könnte. Die Sache hat unstreitig für den Laien etwas 
Geheimnissvolles, und man muss bei jedem Patienten alle in dieser Richtung 
aufsteigenden Bedenken durch eine einfache, seinem Verständniss an¬ 
gepasste Erklärung aus dem Wege räumen. 

Nach diesen Vorbereitungen lagerte ich meinen Patienten bequem 
auf eine Chaiselongue und versuchte, ihn durch die kombinirte Verbal- 
Fixationsmethode einzuschläfern. Dieselbe besteht darin, dass man den 
zu Hypnotisirenden eine Zeit lang (höchstens 10 Minuten) einen glänzenden 
Gegenstand, welcher in der Höhe der Nasenwurzel ungefähr 10 cm vom 
Auge entfernt gehalten wird, fixiren lässt. Bei Eintritt der Müdigkeit 

17* 


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— man erkennt dieselbe leicht an dem Blinzeln und Zwinkern der Augen¬ 
lider — malt man, um den nahenden Schlaf nicht wieder zu verscheuchen, 
mit gedämpfter Stimme den herankommenden Schlummer aus. Die 
meisten Leute schlafen auf diese Weise nach kurzer Zeit 

In meinem Fall war die Hypnose eine schwierigere und gelang erst 
nach 25 Minuten. 

Es kam dies daher, dasB S. während des Einschlafens alle Augen¬ 
blicke durch heftige Schmerzanfalle wieder wachgerufen wurde. 

Die nächste Frage von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit ist 
jetzt: „Befindet sich der Schlafende auch wirklich in dem gewünschten 
hypnotischen Zustande? Es ist unumgänglich nöthig, sich darüber absolute 
Gewissheit zu verschaffen; denn wäre der Patient bloss in einen ober¬ 
flächlichen Schlummer verfallen, eine Möglichkeit, die zumal bei den dem 
Vorgesetzten gegenüber an unbedingten Gehorsam gewöhnten Soldaten 
wohl denkbar wäre, oder ^ürde der zu Behandelnde es gar versuchen, 
dem Hypnotiseur Schlaf vorzutäuschen, so würde der Arzt, wenn er jetzt 
mit seinen Manipulationen begänne, leicht seinen Ruf aufs Spiel setzen 
und sich unter Umständen recht lächerlich machen. Ein fast sicheres 
Zeichen der tiefen Hypnose ist die Katalepsie Dieselbe tritt bei jedem 
tief Hypnötisirten auf Befehl mit Gewissheit ein. 

Man suggerirt zum Beispiele dem schlafenden Patienten in befehlendem 
Tone ungefähr Folgendes: „Ihr rechter Arm ist steif, die Muskeln spannen 
sich an, sie werden bretthart!“ Man fühlt thatsächlich, wie sich die 
Suggestion unter den Fingern verwirklicht. Der betreffende Arm ist stock¬ 
steif, die Muskulatur prall gespannt. 

Nun fahrt man in befehlendem Tone weiter fort: „Der Arm ist steif 
und bleibt steif; Niemand ausser mir kann denselben in seine schlaffe 
Stellung zurückbringen. Sie selbst nicht, versuchen Sie es!“ 

Man sieht nun, wie der Patient die lebhaftesten Anstrengungen macht, 
den gestreckten Arm zu beugen, jedoch vergeblich. Ein geringes Darüber- 
hinstreichen von Seiten des Hypnotiseurs genügt, um sofort die Er¬ 
schlaffung der Muskeln herbeizufuhren. 

Man braucht eine solche Katalepsie nur einmal gesehen zu haben, um 
dann mit Leichtigkeit die wirkliche Starre von der simulirten unterscheiden 
zu können. 

Die bei S. versuchte Katalepsie war also eine ausgesprochen deutliche 
und vollkommene. Mein erstes Beginnen zielte nun darauf hin, dein 
Patienten die Schmerzen zu nehmen, damit diese nicht immer wieder 
die weiteren Sitzungen stören konnten. 


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V 


261 


Ich strich zu diesem Zwecke einige Male mit der Hand über die als 
schmerzhaft bezeichnten Stellen am Kreuz, Hü ft-, Knie- und Fussgelenk 
unter fortwährender eindringlicher Suggestion, dass jetzt die Schmerzen 
verschwunden seien. Die Suggestion verwirklichte sich sofort. Es war 
dies daraus zu ersehen, dass während des ganzen Restes der Sitzung 
das häufige schmerzhafte Verziehen des Gesichts ausblieb und Patient 
auch auf Befragen, ob er noch Schmerzen empfände, dies durch Kopf¬ 
schütteln verneinte. 

Dafür trat jetzt aber eine andere Erscheinung auf, wodurch S. zunächst 
persönlich sehr belästigt, dann aber auch die ganze Sitzung .unangenehm 
beeinflusst wurde. Es war dies ein heftiger Singultus. S. wurde durch 
denselben so sehr gequält, dass er selbst in der tiefen Hypnose, in welcher 
er sich befand, wiederholt mit der Hand auf die Brust deutete, um mir 
dadurch zu verstehen zu geben, wie sehr ihn dieser Schlucken peinige. 
Sofort suchte ich durch verbale Suggestion dieses hässliche Symptom zu 
beseitigen. Ich strich zu diesem Zwecke mehrere Male mit der Hand 
über die Brust und versicherte ihm mit überzeugender Stimme, dass jetzt 
der Schlucken verschwunden sei und nicht wiederkehren könne. 

Dieses Mal blieb die Suggestion erfolglos; ja Patient schüttelte bei 
meinen Versicherungen sogar verneinend mit dem Kopfe. 

Ein unschätzbares Mittel zur Unterstützung der Suggestionen in der 
Hypnose ist die Elektrizität. Dieselbe wirkt hier direkt Wunder. Zu 
dieser nahm ich jetzt meine Zuflucht. Ich bereitete meinen Patienten 
darauf vor, indem ich ihm sagte, dass ich jetzt den Schlucken durch den 
elektrischen Strom beseitigen würde. Dem könne und werde er nicht 
standhalten. Ich setzte nun einen Pol am oberen, den andern am unteren 
Ende des Brustbeins auf und liess eine kurze Zeit lang (2 Minuten) starke 
Ströme durch das Brustbein laufen. Beim Abnehmen der Pole versicherte 
ich, der Schlucken sei verschwunden und könne nun nie wiederkehren. 
Es trat eine sofortige Verwirklichung meiner Worte ein. Der Singultus 
war vorüber und ist auch in keiner der kommenden Sitzungen wieder¬ 
gekehrt. 

Nunmehr wandte ich meine Aufmerksamkeit dem kranken Beine zu. 
Ich machte S. noch einmal darauf aufmerksam, dass er in diesem Zustande 
vollkommen meinem Willen unterworfen sei, und im Anschluss hieran 
forderte ich ihn auf, das linke Bein zu strecken. 

S. machte unverkennbar die äussersten Anstrengungen, meinem Befehle 
nachzukommen; es traten jedoch derartig schmerzhafte Zuckungen in 
seinem Gesichte auf, sein Athem und Puls wurden so sehr beschleunigt» 


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dass ich sofort von einem 'weiteren Versuche abstand. Ich versicherte 
ihm, das Bein sei etwas gerader und die Schmerzen seien weg. Damit 
begnügte ich mich für diese Sitzung. 

Diese zweifellos heftigen Schmerzanfälle bei dem aktiven Versuche, 
das Bein zu strecken, hatten in mir einigen Zweifel erregt, ob nicht doch 
die Ankylose zum Theil wenigstens mit auf organischen Veränderungen 
beruhe. Der Gedanke, dass die Condylen des Femur, welche in dieser 
falschen Stellung von dem Drucke der darunter befindlichen Gelenkflächen 
der Tibia entlastet waren, in den neun Monaten vielleicht durch Hypertrophie 
sich verdickt oder sonstwie verändert hätten, machte mich in Bezug auf 
die Prognose vorsichtig. Ich beschloss, in der nächsten Sitzung mit der 
sensiblen Sphäre zunächst mein Heil zu versuchen. 

Ich weckte also jetzt meinen Patienten aus dem Schlummer. Es 
empfiehlt sich, den Schlafenden darauf vorzubereiten, weil das Erwachen 
durch Anblasen oder gar Anschreien, wie man dies gewöhnlich bei 
Schaustellungen sieht, häufig Widerwillen gegen die Hypnose oder auch 
für kürzere oder längere Zeit anhaltende schreckhafte Zustände im Gefolge 
haben kann. 

Am meisten gebräuchlich ist folgendes Verfahren: Man sage zu dem 
Kranken: „Ich werde bis drei zählen, auf drei werden Sie erwachen.“ 
Thatsächlich schlägt der Hypnotisirte zugleich mit der Zahl Drei die Augen 
auf, schaut verwundert im Zimmer umher und erlangt allmählich Klarheit 
über das Geschehene. 

Als ich S. nach dem Erwachen fragte, wie es ihm ginge, antwortete 
er mir, die Schmerzen seien viel besser, aber er habe etwas Kopfweh. 

Dies ist nach Hypnosen eine häufige Erscheinung. Das beste Mittel 
zur Verhütung derselben ist ihre Desuggestion. Ich hatte es dieses Mal 
vergessen und das hatte sich bestraft. 

Am anderen Morgen suchte ich S. auf; er gab an, die Schmerzen im 
Kreuz und den Gelenken seien nur noch unbedeutend, auch fühle er sich 
im Allgemeinen viel wohler. Nur das Kopfweh sei noch vorhanden. 

S. erschien am nächsten Abend freiwillig und bat mich, die zweite 
Sitzung vorzunehmen, da es ihm bedeutend besser gehe. 

Die Hypnose war dieses Mal schon nach 2 Minuten eine völlig tiefe. 
Die Katalepsie des rechten Armes war vollständig. 

Wie schon gesagt, nahm ich jetzt die sensible Sphäre in Angriff. 
Ich bestrich mit dem elektrischen Pinsel einige Male das ganze linke Bein 
vorn, hinten und zu beiden Seiten unter der fortwährenden Versicherung, 
dass jetzt das Gefühl zurückgekehrt sei. Diese Suggestion hatte sich nur 


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insoweit verwirklicht, als thatsächlich das Gefühl für grobe Berührungen 
(tiefer Nadelstich) vorhanden war, während für das feinere Tastgefühl 
und die Schmerzempfindung das Resultat negativ ausfiel. 

Einen erneuten Versuch, aktiv das Bein strecken zu lassen, brach ich 
wegen derselben Erscheinungen wie in der ersten Sitzung sofort ab. 
Dieses Mal jedoch desuggerirte ich vor dem Erwachen dem Patienten 
noch das Kopfweh und suggerirte ihm guten Schlaf; denn auch über 
Schlaflosigkeit klagte er viel. 

Am anderen Morgen erzählte er mir freiwillig, dass er sehr gut ge¬ 
schlafen und dass auch das Kopfweh völlig verschwunden sei. Das 
Gefühl für gröbere Berührungen war noch vorhanden. Diese Einwirkungen 
hatten sich also alle prompt verwirklicht. 

III. Sitzung. 

Hypnose war schon nach einer halben Minute erreicht. Die Katalepsie 
des rechten Armes war vollständig. Ich begann damit, auch das Gefühl 
für feinste Berührungen zu suggeiiren, und nahm wieder den elektrischen 
Strom zu Hülfe, um dadurch meinen Eingebungen den nöthigen Nachdruck 
zu verschaffen. Meine Hoffnungen erfüllten sich in nicht geahntem Maasse; 
denn sofort nach dem Absetzen der beiden Pole war vollständige Em¬ 
pfindung im ganzen Beine zu konstatiren. Die Sensibilität war sogar eine 
so vollkommene, dass auch Kälte- und Wärmeunterschiede (durch An¬ 
blasen und Anhauchen geprüft) genau erkannt wurden. Hierdurch er- 
muthigt, wandte ich mich nun den Gelenken wieder zu und nahm zunächst 
das Fussgelenk in Angriff. Ich liess ziemlich starke Ströme von oben 
nach unten und rechts nach links durch das Gelenk hindurchziehen, begann 
dann unter kräftig ausgeführter Massage zu suggeriren, dass das Gelenk 
freier werde, dass die Muskeln sich dehnten und nachgäben, dass die 
Bänder ihre Steifigkeit verloren hätten. Hierauf ergriff ich den Fuss und 
machte die ersten passiven Bewegungen (Beugung und Streckung). Den¬ 
selben wurde anfänglich etwas Widerstand entgegengesetzt; aber bald 
waren die Bewegungen nach jeder Richtung frei und ausgiebig. Auch 
aktiv war jetzt jede Bewegung im Gelenk leicht zu erreichen, dasselbe 
war vollständig frei. Nach der üblichen Desuggestion der Kopfschmerzen 
und Eingebung allgemeinen Wohlbefindens wurde S. erweckt Sein erster 
Blick fiel nach dem Fussgelenk, und mit unverkennbarer Freude bewegte 
er es auch im wachen Zustande nach allen Richtungen. Der ganze Effekt 
war auch am nächsten Morgen noch vollständig erhalten. 

IV. Sitzung. 

Die Hypnose war nach einer halben Minute erreicht; die Katalepsie 
des rechten Armes eine vollständige. 


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Unter denselben Verhältnissen wie tags zuvor, wurde jetzt mit dem 
Hüffc- und Kniegelenk verfahren; das Hüftgelenk wurde vollständig frei 
und beweglich, das Kniegelenk nur zum Theil. S. verliess zum ersten 
Male an einem Stocke gehend mein Zimmer. 

V. Sitzung. 

Auch das Kniegelenk ist nach Schluss der Sitzung völlig frei und 
schmerzlos beweglich. Patient machte in der Hypnose die ersten Geh¬ 
versuche ohne Stock. Die Fusssohle wurde in ganzer Ausdehnung auf¬ 
gesetzt, das Knie im Gelenk völlig gestreckt; jedoch war der Gang noch 
etwas humpelnd, weil Patient, dem Beine noch nicht die volle Kraft 
zutrauend, dasselbe beim Gehen noch etwas entlastete. 

VI. Schlusshypnose. 

Augenschluss ist nach einer halben Minute erreicht, die Katalepsie 
des rechten Armes ist vollständig. 

Ich suggerire S., dass das linke Bein jetzt die völlige Kraft wieder 
besitze, die Schwere des Körpers zu tragen; er könne das Bein gebrauchen 
wie das gesunde ohne jede Behinderung. Es folgte nun eine kurze 
Rekapitulation der in den einzelnen Sitzungen gewonnenen Resultate. 
Noch einmal wurde ihm die völlige Schmerzlosigkeit und die vollständig 
freie Beweglichkeit der Gelenke vor Augen geführt, dann schloss ich mit 
der Versicherung, dass das Bein nun für immer geheilt bleibe, dass die 
Krankheit weder durch seine eigene, noch durch die Veranlassung irgend 
eines Anderen wieder über ihn verhängt werden könne. 

Patient wurde aufgeweckt und verliess im stolzen aufrechten Gange 
wie ein Gesunder zum ersten Male ohne Stock mein Zimmer. Zwei Tage 
später wurde er als geheilt aus dem Lazareth entlassen. Ich sah S. 
zufällig nach zehn Tagen wieder; es ging ihm sehr gut, er hatte keinerlei 
Beschwerden mehr und befand sich in einer glücklichen freudigen Stimmung. 


Ich füge diesem Falle noch einen zweiten hinzu, welcher beweist, 
dass die Hypnose nicht nur für die Hysterie, eine Krankheit, bei der 
man schon seit langer Zeit die auftretenden Symptome als psychisch 
veranlasst anerkennt und infolgedessen auch den Erfolg durch die psychische 
Therapie — denn als solche im speziellsten Sinne ist doch die Suggestions¬ 
behandlung zu bezeichnen — am erklärlichsten finden wird, einen Heil¬ 
faktor abgiebt, sondern auch für andere geeignete Krankheitszustände, 
welche mit erstgenanntem Leiden nichts zu thun haben, mit Erfolg in 
Anwendung gebracht werden kann. 


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Es handelt sich in diesem Falle um den der II. Werft-Division 
angehorigen Heizer Sp. Derselbe wurde wegen nächtlichen Bettnässens 
am 17. Oktober 1894 dem hiesigen Lazareth überwiesen. 

Seine Krankengeschichte ist kurz folgende: 

Patient giebt an, dass er schon seit seiner frühesten Jugend fast 
jede Nacht den Urin unfreiwillig ins Bett entleert habe. Er sei deswegen 
als Kind schon oft und hart von seinen Eltern gezüchtigt worden. Seit 
dem Tierzehnten Jahre habe er sich vielfach in ärztlicher Behandlung 
befunden; aber stets' erfolglos. Noch jetzt bestehe sein Leiden unge¬ 
schwächt fort. 

Patient ist ein kräftig gebauter grosser Mensch von gesundem Aus¬ 
sehen. Die Brust- und Bauchorgane sind gesund. Zeichen von Hysterie 
lassen sich durch ärztliche Untersuchung an seinem Körper nicht nach- 
weisen. Geschlechtskrankheiten, besonders Tripper, will er bis jetzt noch 
niemals gehabt haben. 

Die Blasengegend ist nicht druckempfindlich. Der entleerte Urin ist 
völlig klar, schwach sauer, frei von jeglichen pathologischen Bestand¬ 
teilen. 

Sp. trat am 30. Oktober 1893 in den aktiven Dienst. Wenn sein 
Leiden bis* dahin erträglich war, so begann es ihm jetzt erst rechte 
Qualen zu bereiten. Er wurde von seinen Kameraden vielfach verhöhnt und 
verlacht; auch wollte man nachts wegen des wohl nicht gerade angenehmen 
Geruches, welchen seine Hängematte verbreitet haben mag, nicht neben 
ihm schlafen. Sp. suchte schon einmal am 22. Januar 1894 Heilung 
von seinem Leiden im hiesigen Lazareth. Er wurde daselbst bis 
1. März 1894 mit heissen Bädern, kalter Douche abends, öfterem nächt¬ 
lichen Wecken, und Kal. brom. 5 /ioo behandelt, ohne dass auch nur der 
geringste Erfolg zu erzielen gewesen wäre. Als nun in diesem Winter 
an Bord der Hulk „Vineta“ dieselben Scenen sich wiederholten, meldete 
er sich auf Befehl seines Ingenieurs wieder krank und suchte am 17. Ok¬ 
tober dieses Jahres zum zweiten Male das Lazareth auf. 

Wir haben Sp. während dieser Zeit mit allen uns zu Gebote stehenden 
Mitteln behandelt. Tinct Strychni, faradischer Strom, warme Bäder, 
kalte Bäder, kalter Strahl auf Lendenmark und Blase, Beschränkung der 
Flüssigkeitszufuhr, öfteres nächtliches Wecken kamen in wechselnder 
Weise in Anwendung. Am meisten Erfolg sahen wir noch von all¬ 
abendlichen Ausspülungen der Blase mit acid. bor. 3%. Es möchte sich 
dieser Erfolg wohl durch die Entleerung der Blase überhaupt vor dem 
Schlafengehen erklären; denn als wir nach zehn Tagen die Ausspülungen 


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probeweise zwei Tage wegliessen, trat jede Nacht das Bettnässen pünktlich 
wieder ein. Sp. wurde sehr verstimmt, oft traf ich ihn weinend an, so 
dass ich ihm endlich die Behandlung in der Hypnose vorschlug, wozu 
er sofort seine Bereitwilligkeit erklärte. 

Am 1. Dezember abends 6 Uhr erschien Sp. bei mir zur ersten 
Sitzung. 

Die Hypnose war nach vier Minuten erreicht, die Katalepsie des 
rechten Armes war vollständig. 

Nun versicherte ich ihm, dass ich mit Hülfe des elektrischen Stromes 
sein Leiden heilen werde. Ich Hess zu diesem Zwecke 3 Minuten lang 
starke Ströme in der Richtung von dem Lendenmark nach Damm und 
Blase laufen. Dann nahm ich die Pole ab und erklärte ihm mit fester 
Stimme, sein Leiden sei nun geheilt. Die Kraft seiner Blase sei wieder¬ 
gekehrt, er werde jetzt stets den Urindrang empfinden und durch den¬ 
selben aus dem Schlafe geweckt werden. „Nächste Nacht“, fuhr ich fort, 
werden Sie Punkt 1 Uhr aufstehen, Urin lassen, nach der Uhr sehen und 
dann weiter schlafen!“ 

Es erfolgte nun die Desuggestion der Kopfschmerzen und die Eingabe 
eines guten Schlafes. 

Am andern Morgen bei der Yorvisite erzählte mir Sp. unaufgefordert, 
er sei nachts von selbst munter geworden und habe Urin gelassen. Als 
ich fragte, um welche Zeit es gewesen sei, antwortete er um 1 Uhr. Auf 
mein weiteres Befragen, woher er dies wisse, sagte er, er habe nach der 
Uhr eines mit im Zimmer liegenden Bootsmannsmaaten geschaut Am 
nächsten Tage wurde die Sitzung wiederholt und ihm zum Schluss 
suggerirt, dass das Leiden nun für immer beseitigt sei und nie wieder¬ 
kehren könne. 

Sp. blieb noch bis zum 22. Dezember im Lazareth ausschliesslich 
zur Beobachtung ohne jegliche Behandlung. Das Leiden hat sich nie 
wieder gezeigt, seine Stimmung war stets eine gehobene, sein Gesichts¬ 
ausdruck freudig, zuversichtlich. Patient hatte sogar die letzten sieben 
Nächte durch geschlafen und war durch den Urindrang erst früh gegen 
6 Uhr geweckt worden. 

Am 22. Dezember 1894 wurde Patient als geheilt aus dem Lazareth 
entlassen. 

Was nun die Heilungsdauer dieser beiden Krankheitsfälle anlangt, 
so verbürgt uns die Statistik der durch die Suggestivtherapie geheilten 
Kranken eine endgültige Heilung. Freilich darf man nie vergessen, dass 
der locus minoris resistentiae im Organismus zurückbleibt. Es wäre 


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daher wohl denkbar, dass ein Individuum, welchem der Geheilte sein 
volles Vertrauen geschenkt, imstande wäre, dadurch, dass es ihm gelänge 
dem Geheilten, sei es aus Unvorsichtigkeit oder auch in einer bestimmten 
Absicht, die Ueberzeugung beizubringen, dass ihm sein Leiden nur aus¬ 
geredet worden sei, auf* diese Weise mit einem Schlage den Heilerfolg 
wieder zunichte zu machen. 

Deswegen ist es empfehlenswerth, ebenso wie man die Sitzungen 
nur im Beisein noch eines anderen Arztes vornehmen soll, ebenso auch 
streng darauf zu halten, dass alle Laien, besonders Lazarethgehülfen- 
personal, den Sitzungen fern bleiben. 

Ich mochte nur noch hinzufugen, dass die Hypnose von uns speziell 
als Militärärzten nach einer Richtung hin mit Erfolg in Anwendung 
gebracht werden könnte; ich meine zur Entlarvung von Simulanten. 
Wenn es auch nicht zu leugnen ist, dass der Hypnose zu diesem Zwecke 
mancherlei Schwierigkeiten entgegenstehen, so stellt uns doch der un¬ 
bedingte Gehorsam des Hypnotisirten, die Unmöglichkeit, den Befehlen 
des Hypnotiseurs entgegenzuhan^eln, sichere positive Resultate in 
Aussicht. Dürfte die Hypnose für diese Fälle als ein indirektes Zwangs¬ 
mittel auch nicht allgemeine richterlich anerkannte Gültigkeit erlangen, 
so kann sie doch für unser subjektives Urtheil entschieden als leitender 
Maassstab dienen. 

Zum Schlüsse möchte ich auch einen Punkt nicht unerwähnt lassen, 
rucksichtlich dessen die Hypnose meines Erachtens nach auch für uns 
Marineärzte ein besonders dankenswerthes Feld der Behandlung abzugeben 
verspricht; ich meine die Heilung der so lästigen Seekrankheit. Die 
Vermuthung, dass die Seekrankheit als wohl vorwiegend auf psychischer 
Basis beruhend, eine funktionelle Störung ohne jegliche anatomische 
Strukturveränderung, auch am wirksamsten durch die psychische Therapie 
bekämpft werden könnte, ist doch eine sehr naheliegende. Leider habe ich in 
diesem Winter noch keine Gelegenheit gehabt, darüber Versuche anzustellen. 

Zur Methodik der Unterkleideruntersuchung. 

Von Dr. Schumburg, 

Stabsarzt beim medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Institut 
(Fortsetzung aus Heft 11, 1894.) 

U. Feststellung der Haltbarkeit und der Erfahrungen beim 
Waschen und Ausbessern nach den einzelnen Angaben der 

Mannschaften. 

Während der neunmonatlichen Tragezeit wurden am Ersten jeden 
Monats bei jeder Kompagnie die Angaben jedes einzelnen Mannes und 
zwar von seinen Kameraden isolirt gesammelt nach folgendem Fragebogen: 


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1. Hält das Hemd an warmen Tagen kühler (für den Sommer) oder 
an kalten Tagen wärmer (für den Winter) als das Kalikohemd? 

2. Fühlt es sich beim Schwitzen wärmer oder kühler an als Kaliko? 

3. Ist das Hemd weicher als Kaliko? 

4. Welche Reparaturen waren im Laufe des Monats nothig? 

5. Lässt sich das Hemd leicht ausbessern? 

6. Ist das Hemd beim Waschen eingelaufen? 

Die Antworten sind auf diese Weise leicht zu einem begründeten . 
Endurtheil zu verwerthen. Die Antworten selbst lasse ich als nicht in 
den Rahmen dieser Arbeit gehörig weg; das aus ihnen zusammengestellte 
Endergebnis ist in dem Schlussurtheil dieser Versuchsreihe enthalten. 

III. Physikalische Untersuchung der neun Monate 
getragenen Hemden. 

Schon bei der gewöhnlichen Betrachtung des nunmehr 18 Mal eine 
Woche lang getragenen Rüdigerhemdes erkennt man, dass dasselbe noch 
weich und elastisch ist, dass allerdings aber auch die Rauhigkeit, welche 
jedem neuen Stoff eigen ist, einer gewissen Glätte der Gewebsfaser Platz 
gemacht hat. Bei der Besichtigung des Gespinnstes mit der Lupe und 
dem Fadenzähler stellte sich heraus, dass wie früher im Quadratzentimeter 
des Rüdigergewebes in der Längsrichtung sechs wieder aus kleineren be¬ 
stehende Fäden vorhanden sind; die Längsfaden verschlingen sich nach 
hinten mit einzelnen ihrer kleineren Fäden derart, dass acht, selten neun 
Querfaden im Gesichtsfeld des Fadenzählers zu sehen sind. Dagegen 
fällt es auf, dass jene kleinen Gewebsfaserchen, welche aus den Fäden 
frei herausragen, sowohl bedeutend an Zahl wie auch an Dicke abge¬ 
nommen haben, eine Erscheinung, welche sich bei allen Kleidungsstücken 
beobachten und durch die vielen mechanischen Insulte, welche bei 
längerem Tragen auf das Kleidungsstück einwirken, erklären lässt. 

Die Eigenschaft der Wärmedurchlässigkeit hat sich während der 
Tragezeit kaum verändert: Denn während ein mit dem neuen trockenen 
Hemdenstoff umhüllter Krieger’scher Zylinder bei 21° und 55 °/© relativer 
Feuchtigkeit 21 Minuten brauchte, um sich von 38° auf 36° abzukühlen, 
geschah dieses bei einem mit dem Stoff eines getragenen Hemdes um¬ 
gebenen Zylinder in 17 1 /* Minuten, allerdings nur bei 18°; benetzte man 
die Stoffe in früher geschilderter Weise mit Wasser, so verringern sich 
diese Zahlen bei neuem Stoff auf sechs, bei dem getragenen Stoff auf 
5 l /i Minute. 

Das Hemd ist in der Tragezeit infolge der mechanischen Ab- 
stossung der kleinsten freien Fäserchen leichter geworden; ein Stück 


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von 10 qcm Grösse wog von dem noch neuen Hemd genommen in luft¬ 
trockenem Zustand 2,79 g, aus dem getragenen Kleidungsstück heraus¬ 
geschnitten, 1,827 g. 

Warf man ein solches neues Zeugstück auf Wasser, so schwamm es 
nach 10 Minuten noch auf der Oberfläche des Wassers, es war zwar 
allseitig benetzt, doch Hessen einige auf der Unterfläche des Stoffes be- 
flndliche Luftblasen es nicht untertauchen. Das gleich grosse Zeugstück 
des getragenen Hemdes benetzte sich sofort ganz, war in 8 1 /» Minuten mit 
Wasser voll getränkt und sank unter. Diese erhöhte Wasseraufnahme¬ 
fähigkeit ist vielleicht durch den geringeren Fettgehalt zu erklären, welchen 
sich das Hemd durch die häuflge Einwirkung der Seife auf die Appretur 
und SchHchte erworben hat. Dieser Grund ist es wohl auch, welcher 
die grössere Wasseraufhahme des getragenen Hemdes, welche vergleichs¬ 
weise in der nachfolgenden Tabelle zusammengestellt ist, erklärt. 


Stoffart 

Es wiegen 10 qcm 
der luft¬ 
trockenen Stoffe 

Die Wasser¬ 
aufhahme betrug 

In Prozenten 

neuer Stoff . . . 

2,79 g 

9,81 g 

316 

getragener Stoff. . 

1,82 g 

8,44 g 

464 


Mit der vermehrten Wasseraufuahme im Allgemeinen stimmt auch 
die Beobachtung überein, dass in dem einzelnen Faden des getragenen 
Rüdigergewebes die Flüssigkeit 12 cm, in einem Streifen dieses Gewebes 
dagegen 22 cm hoch durch Kapillarität gehoben wurde, während für das 
noch nicht getragene Hemd diese Werthe sich auf 2 cm und 17 cm stellten. 
Der durch Auswaschen der Appretur und Schlichte verminderte Fett¬ 
gehalt ist wohl auch hier der Grund. Dass übrigens Waschen nicht 
immer genügt, den Fettgehalt von Kleidungsstücken stark herabzusetzen, 
habe ich an einer späteren Stelle dieser Arbeit nachgewiesen. 

Infolge des Verschwindens jener kleinen Fäserchen ist auch die 
Durchlässigkeit des Stoffes für Luft eine grössere geworden. Während 
früher 65 Liter Luft mit einem Druck von 6 mm Petroleum in etwa 
4*/* Minute durch eine Kreisfläche des Rüdigergewebes von 2 cm Durch¬ 
messer hindurchtraten, reichte jetzt die Kraft der Wasserleitung 
(2t/* Atmosphären), nicht hin, um die Luft in solche Bewegung zu ver¬ 
setzen, dass sie mit einem Druck von 6 mm Petroleum gegen das ihren 
Weg versperrende Gewebe andrängte; der höchste zu erzielende Druck 
betrug nur 2 mm. Im nassen Zustande verstrich auch jetzt die beim 


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neuen Stoff beobachtete Zeit zum Hindurchtritt des bestimmten Luft¬ 
quantums und zwar unter dem Petroleumdruck von 6 mm: Jetzt wurden 
die fehlenden und durch ihr Fehlen die Poren erweiternden Fäserchen 
durch das Wasser ersetzt. Die Durchlässigkeit des getragenen Rüdiger¬ 
hemdes für Luft im Vergleich zu dem Kalikohemd wurde noch nach dem 
Vorgang yon Rubner und Schierbeck auf eine andere Weise fest¬ 
zustellen gesucht. Die von der menschlichen Haut produzirte Kohlen¬ 
säure sammelt sich in der Kleiderluft an; diese wird entfernt, indem 
durch die Poren der Kleidung frische Luft eindringt, während die kohlen¬ 
säurehaltige nach aussen strebt. Dies geschieht um so leichter, je weiter 
die Maschen der Kleidung sind. Man hat deshalb in dem grösseren oder 
geringeren Gehalt der Kleiderluft an Kohlensäure ein Maass für die 
Durchlässigkeit der Kleidung. Es wurde nun von einem mit Kalikohemd 
und einem mit Rüdigerhemd, sonst ganz gleichmässig bekleideten Grenadier 
jedes Mal ein Liter der Kleiderluft aspirirt und die Kohlensäure darin 
bestimmt. Die von mir zu dieser Bestimmung benutzte Methode ist im 
Grunde die Pettenkofersehe, von Schierbeck modifizirte; in einigen 
Einzelheiten bin ich jedoch im Verlauf der Versuche von ihr abgewichen. 
Ich aspirirte die Kleiderluft nicht mittelst Pumpen, sondern in grosse etwa 
zwei Liter Wasser haltende Flaschen. Die Ausflussgeschwindigkeit dieser 
Wasserflaschen liess sich durch Quetsch- oder Drehhähne so regeln, dass 
in einer Minute 16 bis 17 g Wasser ausflossen, ein Liter also in etwa einer 
Stunde. Die Kleiderluft, welche bei beiden Versuchspersonen an der- • 
selben Stelle zwischen Brust und Hemd entnommen wurde, passirte zu¬ 
nächst eine Flasche, welche mit lockerem feuchten Filtrirpapier gefüllt 
war, um sich mit Wasserdampf zu sättigen, dann eine zweite Flasche mit 
eingeschliffenem Glasstöpsel, in welchen Zu- wie Ableitungsrohr ein¬ 
geschmolzen war; in dieser befanden sich 50 ccm Barytwasser. Durch 
diesen ganzen Apparat war (vor der Einfüllung des Barytwasers) köhlen- 
säurefreie Luft eine Zeit lang hindurchgesogen und aus ihm somit die kohlen¬ 
säurehaltige verdrängt worden. Auch die Pipette zum Uebertragen der 
Barytlösung war mit kohlensäurefreier Luft erfüllt; die beim Herausströmen 
der Flüssigkeit nachrückende Luft musste zunächst ein mit Aetzkali 
gefülltes Ansatzrohr durchstreichen. Nach Vollendung der Aspiration 
wurden die mit der Barytflasche in Verbindung stehenden Gummischläuche 
mit Quetschhähnen abgeschlossen und die Flasche selbst zum Absetzen¬ 
lassen des kohlensauren Baryts 24 Stunden ruhig bei Seite gestellt. Dann 
wurden mit der erwähnten Pipette 25 ccm der klaren Barytlösung 
vorsichtig abgehebert und in einen mit kohlensäurefreier Luft er- 


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füllten verschlossenen Glaskolben gethan. In diesem befanden sich bereits 
drei Tropfen einer vorzüglich neutralen Lackmustinktu r, welche ich als 
Indikator benutzte. Zur Titration führte ich die Oxalsäure-Bürette durch 
den durchbohrten Kork dieses Kolbens. Die mit dem Niederschlag 
zurückgebliebenen 25 ccm der Barytlösung wurden gleichfalls nachtitrirt 
und zwar gleich in der Absorptionsflasche nach Zusatz von drei Tropfen 
Lackmustinktur, da ja nach Uffelmann jezt feststeht, dass das Titriren 
ins trübe Barytwasser nach 24 stündigem Stehen des kohlensaurep Baryts 
kaum mehr einen Fehler bedingt, da nur frisch gefälltes BaCOa nennens- 
werth von Oxalsäure zersetzt wird. Ich glaube, bei dieser Versuchs¬ 
anordnung, welche die Berührung des Barytwassers mit kohlensäurehaltiger 
Luft fast völlig vermeidet, fast alle zu umgehenden Fehlerquellen beseitigt 
zu haben. 

Bei einer Wiederholung derartiger Kohlensäurebestimmungen würde 
ich mich übrigens, sicherlich mit grossem Vortheil, des von Prof. Zuntz 
angegebenen volumetrischen Gas-Analysen-Apparats bedienen. 

Ueber die nach jener Methode gewonnenen Resultate der Kohlen¬ 
säurebestimmung der Kleiderluft giebt folgende Zusammenstellung Aus¬ 
kunft, wobei ich bemerke, dass ich sämmtliche Zahlen auf 0° und 760 mm 
Druck reduzirt habe. 


Datum 

Kohlensäuregehalt in Prozent der 

der 

Rüdiger- 

Kaliko- 

atmo- 

Aspiration 

Kleiderluft 

Kleiderl oft 

sphärischen Luft 

2. Dezember 1893 

0,0166 ccm 

i 0,0189 ccm 

0,0094 ccm 

3- , 

ü;i8B4 „ 

i 

| 0,0166 

0,0113 * 1 


0,2191 „ 

| 0,0714 „ 

0,0333 „ 

5- , 

0,1841 „ 

! 0,1927 „ 

0,0498 „ 

6- „ 

0,1592 „ 

j 0,181 „ 

0,0434 „ 


Aus diesen Zahlen geht hervor, dass thatsächlich die Kleiderluft be¬ 
deutend reicher an Kohlensäure ist, als die umgebende atmosphärische 
Luft, ferner aber — und das beweisen vielleicht die Versuche vom 
5. und 6. Dezember, welche unter den beschriebenen, äussersten Vor¬ 
sichtsmaassregeln angestellt wurden —, dass das Rüdigerhemd durch¬ 
lässiger ist als das alte Kalikohemd, dass jenes der von der Haut 
abgeschiedenen Kohlensäure leichter den Austritt gestattet als dieses. 

Schliesslich sei noch die zahlenmässige Erhebung über die Elastizität 
des getragenen Hemdes im Vergleich zu dem neuen angeführt. 


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272 


Stoff 

Ursprüngliche 

Lange 

Länge nach 
24stöndiger 
Dehnung 

Länge 24 Std. 
nach Ent¬ 
fernung der 
Gewichte 

Zurück¬ 

gebliebene 

Dehnung 

neues Hemd . . 

13,4 cm 

15,0 cm 

14,0 cm 

0,6 cm 

altes Hemd . . 

14,6 „ 

17,5 „ 

16,o „ 

1*5 


Einen gewissen zerstörenden Einfluss übt demnach allerdings längeres 
Tragen auf die Elastizität des Rüdigerhemdes aus; doch ist" er ziffern- 
mässig so gering, dass er ohne praktische Bedeutung bleibt 


Fassen wir nun die Ergebnisse unserer Untersuchungen zusammen. 

Das Rüdigerhemd, aus trikotartig versponnener Baumwolle hergestellt, 
hat sich während der neunmonatlichen* Tragezeit gut gehalten, die Re¬ 
paraturen waren nicht sehr zahlreich; die Schäden lassen sich leicht und 
sicher ausbessern. Die Wäsche der Hemden ist eine einfachere als die 
der Kalikohemden und hat auf das Gewebe keinerlei nachtheiligen Einfluss; 
die Tragezeit ist jedenfalls mit dem Schlusstermin der Trageversuche 
noch nicht beendet 

Die Leute sind nur einer Meinung über das Hemd: Im Sommer halte 
es mindestens nicht wärmer als das Kalikohemd, es verhindere das Kälte¬ 
gefühl nach dem Schweiss, es sei weich, anschmiegend und behaglich; im 
Winter sei es angenehm warm. 

Die guten Eigenschaften der geringen Wärme- und der grossen Luft¬ 
durchlässigkeit, der schnellen Aufsaugung und Verdunstung des Schwei9ses, 
der Elastizität hat sich das Hemd während der Tragezeit bewahrt, von 
der naturgemässen Einbusse der kleinsten Fasern durch mechanische 
Insulte abgesehen. Das Hemd spart die Wärme in der Kälte mehr als 
Kaliko 1 ), wenn sich dieses beim Lebenden auch nicht ziffemmässig mit 
dem Thermometer nach weisen lässt Vermöge seiner etwas grösseren Dicke 
lässt es allerdings im Sommer, wie sich thermometrisch erbringen liess, 
in trockenem Zustand nicht so viel Wärme durch als das Kalikohemd, 
doch wird bei starkem Schweiss dieser geringe einseitige Nachtheil 
durch vermehrte Schweiss-Aufnahme und -Verdunstung wohl aufgewogen 
werden. Die im Sommer mit dem Thermometer nachgewiesene Temperatur¬ 
erhöhung der Rüdigerträger gegenüber den Kalikoträgern ist indess so 
gering, dass kein einziger der 188 Träger sie empfunden hat, und dass 
sie auch vom physiologischen Standpunkt keine Bedenken erregen kann. 

l ) Dass dieses Urtheil nicht ganz zutreffend ist, hat Herr Oberstabsarzt 
Dr. Seilerbek nachträglich durch die auf Seite 486 1894 angeführten Versuche 
bewiesen. 


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273 


Demnach kommen wir zu dem Gutachten, dass das Rüdigerhemd sich 
nach seinen Eigenschaften besser zur Unterkleidung für den Soldaten 
eignet als das bisherige Kalikohemd. (Fortsetzung folgt.) 


Referate und Kritiken. 


Tidskrift i Militär Helsovärd. 1893 S. 271. Einige Schiessversuche 
mit dem 6,5 mm Gewehr von T. Sjögren. 

In einem Vortrag vor dem schwedischen militärärztlichen Verein am 
6 . Oktober 1893 erstattet T. Sjögren Bericht über Schiessversuche, 
welche von der Schiesskommission des Jahres 1893 mit einem Mauser- 
repetirgewehr von 6,5 mm auf Pferdekadaver angestellt sind. Die Ver¬ 
suche leitete Regimentsarzt Duner, zugegen waren ausser Offizieren noch 
Dr. Klefberg und T. Sjögren. Bemerkt mag hier werden, dass das 
schwedische, österreichische und französische Gewehr 8 mm, das deutsche 
7,9 mm, das englische und russische 7,62 mm, endlich das türkische und 
rumänische 6,5 mm Kaliber haben. 

Die Schüsse wurden auf 25, 500 und 1000 m abgegeben, die Anfangs¬ 
geschwindigkeit des Geschosses betrug 700 m. Auf 25 m wurden in den 
Weichtbeilen grosse Ein- und Ausgangsöffnungen, im Darm und Gekröse 
Defekte bis zu Handgrösse erhalten. Bei den Knochen wurden starke 
Zertrümmerungen namentlich an der unteren Epiphyse des Radius sowie 
Fissuren bis 10 cm Länge, am Schädel Wegsprengung der unteren Hälfte 
beobachtet. Auch in 500 m Entfernung ergab sich noch ziemliche Split¬ 
terung der Knochen, jedoch kleinere Fissuren. In 1000 m Entfernung 
war die Kugel von rechts her eindringend in dem linken Unterkiefer 
stecken geblieben, hatte aber an dessen Aussenseite noch eine beträcht¬ 
liche Splitteruug verursacht. Stechow. 


Getreide und Hülsenfrüchte als wichtige Nahrungs- und Futtermittel 
mit besonderer Berücksichtigung ihrer Bedeutung für die Heeres¬ 
verpflegung. Herausgegeben im Aufträge des Königlich Preussischen 
Kriegsministeriums. Erster, allgemeiner Theil mit 13 Tafeln in Farben¬ 
druck. Berlin 1895 bei E. S. Mittler & Sohn. 

Um die bei der Versorgung der Armee mit Getreide und Hülsen¬ 
früchten betheiligten Beamten nach Möglichkeit mit allen hierbei in Frage 
kommenden Dingen vertraut zu machen, werden in dem allgemeinen Theile 
des vom Preussischen Kriegsministerium herausgegebenen Werkes zunächst 
erörtert die Getreideerzeugung, der Getreidebedarf, der Getreidehandel 
und die Gestaltung der Preise. Diesem Abschnitte sind 6 Anlagen und 
13 Tafeln beigegeben. Es folgen höchst lehrreiche Abhandlungen über 
die Beschaffenheit (Bau, chemische Zusammensetzung, Beeinflussung der 
Beschaffenheit) der Getreidefrüchte, über den Gebrauchswerth und die 
denselben bestimmenden Eigenschaften und Merkmale des Getreides, 
endlich über die Hülsenfruchte. — Das Werk ist durchaus praktisch ge¬ 
schrieben und bietet im besten Sinne eine vortreffliche Anleitung für die 
Beurtheilung aller einschlägigen Verhältnisse. — Der zweite Theil desselben 

Militlrirztliche Zeitschrift 1805. 18 


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274 


wird zahlreiche farbige Abbildungen der vor kommen den Unkrautsämereien, 
sowie der Hülsen, Fruchtkapseln und Insekten enthalten und soll demnächst 
erscheinen. Der Abschnitt über die Insekten wird als ausführliche Sonder¬ 
anleitung bearbeitet werden. Ltz. 


Schellong: Akklimatisation und Tropenhygiene. Weyls Hand¬ 
buch der Hygiene. 

Das Buch über Akklimatisation und Tropenhygiene in Weyls Hand¬ 
buch der Hygiene ist von Schellong bearbeitet, der durch die geschickte 
Bearbeitung hygienischer Beobachtungen auf seinen Reisen sich bereits 
einen Namen gemacht hat Er präzisirt zunächst den Begriff der Akkli¬ 
matisation als Ortsakkommodation unter veränderten Bedingungen und 
bespricht dann, nach einigen allgemeinen Bemerkungen über die äusserlich 
wahrnehmbaren Um Wandelungen, welche der Mensch unter dem Einfluss 
eines andern Klimas erfahrt, und über die Zeichen der Beendigung des. 
Akklimatisationsprozesses (Ueberwiegen der Geburten über die Todesfälle), 
die Anpassung an kältere, die nach allen Beobachtungen dem Menschen 
nicht schwer wird, und an wärmere Klimate, bezw. welcher keine Einigung 
auch in wesentlichen Punkten bisher erzielt ist. Der Hauptnachtheil der 
feucht-heissen Gegenden der Tropen besteht darin, dass die grosse Mehr¬ 
zahl aller Europäer über kurz oder lang den Einflüssen bestimmter 
endemischer Krankheiten verfallt, der Malaria, der Dysenterie oder dem 
Gelbfieber. Die Darstellung gipfelt darin, dass die Akklimatisations¬ 
fähigkeit des Europäers für die Tropen im Wesentlichen zusammenfallt 
mit der Frage der Akkommodationsmöglichkeit gegenüber der Malaria. Es 
wird dann die Immunität erwähnt, welche das Wohnen auf Bodenerhebungen 
(Bolivia, Plateau von Abessvnien) mit sich bringt, ferner das gesunde 
Klima einzelner insularer Gebiete des tropischen Gürtete (Neu-Caledonien, 
Tahiti, Sandwichsinseln) und besonders von Queensland. Bei der Be¬ 
stimmung des Rasseneinflusses stellt Schellong den Boudin sehen Satz an 
die Spitze, dass die grössere oder geringere Akklimatisationsfähigkeit 
einer Kasse für eine bestimmte Gegend wesentlich bedingt sei durch die 
Empfänglichkeit, welche sie für die endemischen Krankheiten dieser Gegend 
zeigt. Für die Beurtheilung der Gewöhnung der farbigen Rassen an ein 
Klima bedürfen nach Schellong die spärlichen, darüber vorhandenen 
Daten einer strengen kritischen Sichtung, während aus dem reichen Material 
über die europäischen Nationen der Gegenwart hervorgeht, dass ein 
wesentlicher Unterschied zwischen den Völkern des südlichen und den¬ 
jenigen des nördlichen Europa bemerkbar ist, dass vor Allem die 
Kreuzungen mit den eingeborenen Rassen ganz wesentlich dazu angethan 
sind, die Akklimatisation der weissen Rasse zu erleichtern. Bezüglich 
der individuellen Disposition betont Schellong die Abhängigkeit von 
Alter und Geschlecht; die Widerstandsfähigsten setzen sich ausschliesslich 
aus jugendlichen, hereditär nicht belasteten, gesunden und lebensfrischen 
Elementen zusammen. 

Im nächsten Abschnitt erörtert Schellong die Akklimatisations¬ 
bedingungen einzelner Gegenden der Erde nach der Statistik, nach 
Erdtheilen geordnet. Dem schliesst sich ein nicht sehr umfangreicher 
Abriss über Tropenhygiene als Schluss an. Auch Schellong giebt in 
diesem Schlusskapitel der Ansicht Ausdruck, dass sich die Forderungen 
der Tropenhygiene gar nicht so wesentlich von denjenigen der allgemeinen 


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275 


Hygiene unterscheiden, dass sie vielmehr mit geringen Abänderungen 
oder Zusätzen diejenigen der allgemeinen Hygiene sind. 

Bei dem grossen Interesse, welches durch die Errichtung der Schutz¬ 
truppe der Sanitätsoffizier an der hygienischen Entwickelung unserer 
Kolonien nimmt, möge die kurze Inhaltsangabe des Schellongschen 
Werkes zu gelegentlichem Studium der ganzen Schrift anregen. 

Schumburg. 


Bau- und Wohnungshygiene, Allgemeiner Theil. — Weyls Handbuch 
der Hygiene. 14. Lieferung. 

Oldendorff erörtert den Einfluss der „Wohnung auf die Gesundheit“ 
auf statistischem Wege, ln erster Linie kommen hierbei in Betracht der 
Einfluss von Stadt und Land und besonders die Bevölkerungsdichtigkeit; 
neben den Krankheiten der Athmungsorgane überwiegen besonders in den 
Städten diejenigen des Säuglingsalters und gewisse Infektionskrankheiten. 
Oldendorff belegt seine Ausführungen mit lehrreichen Tabellen. 

Der rührige hygienische Schriftsteller H. Albrecht legt in seiner 
„Wohnungsstatistik und Wohnungsenquete“ dar, in welchem Umfange die 
Uebervölkerung der Wohnungen im Verein mit anderen Mängeln auf die 
Gesundheit einwirkt; er erörtert zunächst die Methoden der Statistik 
(Berliner und Baseler Schema), deren Ergebnisse er an der Hand der 
amtlichen Statistik und privater Erhebungen bespricht Letztere stützen 
sich vorwiegend auf die amtlichen Materialien, geben aber vielfach über 
dieselben hinaus. Der Satz Miquels vom Jahre 1886, „dass in den 
Gressstädten zumal für die unbemittelten Volksklassen eine ständige 
Wohnungsnoth (mit ihren übelen Folgen) vorhanden ist“, entspricht auch 
heute noch den Thatsachen. 

Professor Weber (Kiel) behandelt die Beleuchtung der Wohnungen. 
Helle Wohnungen sind im Allgemeinen gesund, dunkle ungesund, und 
wenn auch künstliche Beleuchtung dem Auge genügt, so ist dies doch in 
allgemein sanitärer Hinsicht als ausgeschlossen zu betrachten mit Rücksicht 
auf die geringen chemischen Wirkungen künstlichen Lichtes. — Weber 
beschreibt die Methoden der Lichtmessung, die Beschaffenheit des natür¬ 
lichen Sonnenlichtes und seine Einführung in die Häuser, endlich die 
künstliche Beleuchtung. Die hygienischen Anforderungen an letztere 
werden hervorgehoben und die einzelnen Beleuchtungsarten miteinander 
'verglichen. Als Resultat ergiebt sich, dass die unbedingte Empfehlung 
einer Art als beste nicht möglich ist, dass je nach der vorwiegenden An¬ 
forderung an das Licht die Wahl der Lichtart verschieden ausfallen muss. 

— 18 Abbildungen im Text 

Die Gasbeleuchtung. Rosenboorri macht uns nach kurzer allgemeiner 
Bemerkung bekannt mit der Fabrikation des Steinkohlengases und seiner 
Einleitung in die Wohnräume; er beschreibt die Arten der Gaslampen, 
berührt kurz die Ventilation durch Gasflammen, deren Lichtstärke und 
Kosten er mit anderen Beleuchtungsarten vergleicht, um sodann den Werth 
des Steinkohlengases als Heizmaterial für verschiedene Zwecke zu erörtern. 

— 19 Abbildungen im Text 

Allen Abhandlungen sind reiche Litteraturangaben beigegeben. 

Ltz. 


18* 


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276 


Dr. H. Albrecht: Handbuch der praktischen Gewerbe-Hygiene. 

Lieferung 1 bis 3. 

Dr. Albrecht hat es unternommen, unter Mitwirkung von Technikern, 
Verwaltungsbeamten sowie des Oberstabsarztes Villaret, ein Handbuch 
der Gewerbehygiene herauszugeben, welches, Beamten als Leitfaden dienen 
und zugleich dem Fabrikleiter die Möglichkeit gewähren soll, diejenigen 
hygienischen Einrichtungen anzuordnen und durchzufiihren, welche bei dem 
heutigen Stande der Technik durchführbar sind. 

Das Werk zerfallt in drei Haupttheile, deren erster das Wesen und 
die Bedeutung der durch den Gewerbebetrieb bedingten Schädlichkeiten 
behandelt, wahrend der zweite die Verhütung der durch den Aufenthalt 
in den Arbeitsräumen und die Fabrikationsmethoden verursachten Nach¬ 
theile, der dritte die Verhütung der durch den Maschinenbetrieb veranlassten 
Unfälle bespricht. Ein Anhang ist der Arbeiterschutzgesetzgebung 
gewidmet 

In der Einleitung giebt der Herausgeber eine äusserst interessante 
historische Entwickelung der Gewerbehygiene, von Ramazzini an bis zu 
Hirt, dem eigentlichen Begründer dieses Zweiges der Gesundheitspflege, 
und den Jahren des Aufschwunges der letzteren seit 1876. 

Der Abschnitt „Gewerbekrankheiten“ ist bereits (S. 179) besprochen 
worden; die fesselnde, streng logische Schreibweise Villarets hält den 
Leser bis zum Schluss in Spannung. 

Nach einem kurzen Abriss über Betriebsunfälle giebt Gewerbe-Inspektor 
Oppermann einen namentlich nach der technischen Seite hin sehr voll¬ 
ständigen Ueberblick über die gewerbehygienischen Grundsätze beim 
Fabrikbau. Die Angaben über Konstruktion und Material für Wände, 
Fussböden, Decken und Bedachungen sind selten so vollständig und 
anschaulich zu finden: jedem Militärarzt, der sich über Einzelheiten auf 
diesem Gebiet auch bezüglich des Lazaretlibaues orientiren will, sei dies 
Kapitel angelegentlichst empfohlen, ebenso wie dasjenige über Beleuchtung. 
Von allgemeinerem Interesse ist auch das Kapitel über Feuersicherheit. 

Regierungsrath Prof. Hartmann vom Reichs-Versicherungsamt be¬ 
arbeitete die Heizung und Lüftung der Arbeitsräume, während der Heraus¬ 
geber selbst in dem durch sehr zahlreiche und instruktive Abbildungen 
ülustrirten fünften Abschnitt zeigt, wie die Einathmung von Staub ver¬ 
hütet wird, entweder wenn er schon in der Nähe des Arbeiters ist, oder 
wenn er noch von demselben entfernt ist; die verschiedenen Konstruktionen 
von Staubfiltern wurden dabei ausführlich erörtert. Im sechsten Abschnitt 
folgen die zur Fabrik gehörigen Nebenanlagen (Aborte, Umkleideräume, 
Wasch- und Badeeinrichtungen, Speiseräume und Aufenthaltsräume während 
der Arbeitspausen), im siebenten Abschnitt, gleichfalls vom Herausgeber 
bearbeitet, die persönliche Ausrüstung des Arbeiters (Respiratoren, Schutz¬ 
masken und Schutzbrillen, Arbeitskleider etc.) Schumburg. 

Kann durch den Genuss des Fleisches oder der Milch der an 
Tuberkulose leidenden Thiere Tuberkulose erzeugt werden? 

Diese auch für die Sanitätsoffiziere hinsichtlich der Kontrolle 
des in den Truppenmenagen zum Verbrauch gelangenden Fleisches hoch¬ 
wichtige Frage wird in dem Bericht der 1890 in London zum Studium dieser 
Frage niedergesetzten Königlichen Kommission einer neuen gründlichen 
Erörterung unterzogen, welche, wenn sie auch nicht gerade zu neuen 
Resultaten gelangt, doch das grösste Interesse verdient. 


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277 - 


Die Kommission bestand aus Lord Basing, nach dessen Tode 1894 
Sir Buch an an in die Kommission eintrat, Mc. Fadyeau, Professor der 
vergleichenden Anatomie an der Königlichen Hochschule für Veterinär- 
Medizin in London, Sidney Martin, Arzt von dem University College 
Hospital und vom Krankenhause von Brompton für Schwindsüchtige und 
au» G. G. Woodhead, Direktor der Königlichen Laboratorien für Aerzte 
und Chirurgen. 

Der Bericht, welchen die Kommission soeben dem englischen Parlament 
vorgelegt hat, erörtert 1. die Mittel zur Erkennung der Tuberkulose am 
lebenden Thiere, 2. die Folgen des Genusses von tuberkulösen Thieren 
entstammendem Fleisch oder ebensolcher Milch; 3. den Einfluss des 
Kochens auf derartig inflzirtes Nährmaterial. Ein in der Semaine Medicale 
vom 27. April 1895 erschien er Auszug aus diesem Bericht besagt Folgendes: 

In Anbetracht der Unmöglichkeit, der sich die Kommission gegenüber¬ 
gestellt sah, direkte Versuche am Menschen zu machen, beauftragte die 
Kommission zur Feststellung der Folgen des Genusses von tuberkelbazillen¬ 
haltigem Fleisch und Milch Herrn Martin mit Vornahme von Versuchen 
an Schweinen, Meerschweinchen und Kaninchen. Man mischte diesen Thieren 
unter das Futter von tuberkulösen Thieren herrührendes rohes Fleisch 
oder ebensolche Milch. Das Resultat war, dass 36% der Versuchsschweine, 
16 % der Versuchsmeerschweinchen und 15 % der Versuchskaninchen an 
Tuberkulose erkrankten. 

(Gegen diese Zahlen ist ein freilich nicht wesentliches Bedenken zu 
erheben, indem nämlich unter den Schweinen trotz aller Auswahl vor der 
Zulassung zum Versuch doch solche sich befunden haben können, welche 
von Hause aus tuberkulös waren. Freilich könnte das nur wenig die 
obige Zahl beeinflussen, da auf dem Berliner Schlachthof unter den 
Schweinen in der Regel noch weniger als % % tuberkulös infizirte Thiere 
gefunden werden.) 

In einer anderen Versuchsreihe gab Martin einem Schwein, sechs 
Meerschweinchen und zehn Kälbern nur ein einziges Mal ein mit tuber¬ 
kulösem sowohl vom Rind wie vom Menschen stammenden Material 
inflzirtes Futter und konstatirte später die stattgehabte Infektion mit 
Tuberkulose bei dem Schwein, den sechs Meerschweinchen und bei acht 
der zehn dem Versuch unterworfenen Kälber. (Hier wäre bezüglich des 
Schweins der obige Einwand sehr erheblich, wenn er nicht durch die 
grosse Zahl der anderen durch das einmalige Futter infizirten Thiere 
entkräftet würde.) 

Aehnliche Versuche machte Woodhead mit sieben Schweinen, fünf 
Katzen, 76 Meerschweinchen: Alle Schweine und alle Katzen wurden 
tuberkulös und ebenso 50 der Meerschweinchen. 

Ferner futterte Woodhead Meerschweinchen mit vorher gekochtem, 
d. h. der Siedehitze ausgesetztem, an vorgeschrittener oder allgemeiner 
Tuberkulose leidenden Thieren entnommenem Fleisch und ebensolcher 
Milch und beobachtete bei keinem der Versuchstiere eine tuberkulöse 
Infektion. War aber die verfutterte Milch nur erhitzt, nicht aber bis 
zum Siedepunkt, so war das Resultat nicht dasselbe. Vielmehr entstand 
bei dem diesem Versuch unterworfenen Schweine eine chronische 
Schwellung der Halsdrüsen, sehr ähnlich der bei skrophulösen Kindern 
beobachteten adenitis cervicalis. 

Es beweisen diese Versuche also mit Sicherheit, dass die von tuber¬ 
kulösen Thieren stammenden Nahrungsmittel die Tuberkulose bei gesunden 


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278 


Thieren zu erzeugen im Stande sind. Trotz des Fehlens direkter Ver¬ 
suche am Menschen kann man dieses Resultat auf den Menschen übertragen 
und behaupten, dass auch der Mensch durch den Genuss nicht genügend 
gekochten Fleisches, besonders aber auch durch den Genuss ungekochter 
Milch, welche von tuberkulös erkrankten Thieren stammen, tuberkulös 
infizirt werden kann. 

Auch nach den Untersuchungen der Kommission ist die Tuberkulose 
besonders häufig beim Rindvieh und bei den Schweinen, und zwar findet 
sie sich beim Rind häufiger bei den ausgewachsenen Thieren als bei den 
Kälbern. Endlich ist die Tuberkulose viel häufiger bei den in den grossen 
Städten im Stall unterhaltenen Milchkühen als bei dem Schlachtvieh. 

Die tuberkulösen Produkte finden sich nur selten im eigentlichen 
Fleisch, d. h. in den Muskeln; vorzugsweise findet man sie in den Ein- 
geweiden und Drüsen. Man kann daher annehmen, dass, wenn das dem 
Publikum gelieferte Fleisch tuberkulöse Produkte enthält, dies nur 
herrührt von einer Verunreinigung der Oberfläche der Fleischstücke beim 
Zerstückeln und Zerlegen des Thieres durch Messer, welche selbst mit 
dem von den extramuskulären tuberkulösen Herden stammenden tuber¬ 
kulösen Infektionsstoff in Berührung gekommen waren. 

Hiernach kann also das Fleisch von tuberkulösen Thieren ohne üble 
Folgen zum menschlichen Genuss zugelassen werden, vorausgesetzt, dass 
die gewöhnlich den Sitz der tuberkulösen Herde bildenden Organe 
entfernt und zerstört werden, dass ferner das Fleisch gegen jede Ver¬ 
unreinigung mit tuberkulösem Material geschützt iBt, und dass endlich 
das Fleisch bei der Zubereitung einer so energischen Hitze ausgesetzt ist, 
dass auch die in den tiefen Theilen sich etwa befindenden infektiösen 
Keime mit Sicherheit zerstört werden. 

Milch von tuberkulösen Kühen scheint selbst durch ein nur kurzes 
Aufkochen unschädlich gemacht zu werden. 

Diese auf Grund eines grossen Materials festgestellten Sätze sind 
um so wichtiger, als wir leider immer noch gezwungen sind, tuberkulöses 
Fleisch zu gemessen. Auf dem Berliner Schlachthof z. B. wird von den dort 
geschlachteten Rindern ungefähr 1 % oder noch etwas mehr wegen 
Tuberkulose ganz verworfen, von den Schweinen etwa »/*% oder etwas 
weniger, dagegen wird aber noch von etwa 5% tuberkulös befundener 
Rinder und etwa 2% ebensolcher Schweine das Fleisch zum Gebrauch 
zugelassen, nachdem die die tuberkulösen Herde enthaltenden Organe dieser 
Thiere beseitigt worden sind. 

Es ist dies gegenüber der gradezu furchtbaren Verbreitung der Tuber¬ 
kulose ein Verfahren, nach dessen Beseitigung man streben muss. 
Vergessen wir doch nicht, dass dasselbe Blut, welches in dem einen Augen¬ 
blick die tuberkulösen Herde in der Lunge, oder die verkästen Mesenterial¬ 
drüsen des Thieres etc. durchströmte, im nächsten Augenblick den Muskel 
durchfliesst! Also kann doch das Fleisch solcher Thiere auch infektiöses 
Material enthalten; kann doch z B. grade kurz vor dem Schlachten des 
Thieres tuberkulöses Material verschleppt und in den Muskeln depooirt sein. 

Muss man aber heute mit diesem Faktor rechnen, so wird man ihm 
Rechnung tragen müssen und meist z. B. gegenüber der Forderung des 
nöthigen Durchkochens des Fleisches verzichten auf die nur halb gar 
gebratenen, inwendig noch blutig rothen Rostbeefs wie auch auf den in 
Frankreich z. B. so gut wie unbekannten rohen Schinken. Den früher in 
manchen Fällen gebräuchlichen und sogar zu weilen ärztlich verordneten Genuss 


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279 


von rohem geschabten Rindfleisch, den ebenso früher ärztlich Yerordneten 
Genuas Yon frisch gemolkener Milch direkt von der Kuh weg im Kuh- 
st&ll, ferner das sog. Beefsteak ä la Tartare halten wir schon infolge 
früherer Warnungen ähnlicher Art für abgeschafft 

Bass auf den Genuss tuberkulös inflzirter Nahrungsmittel auch ein 
Theil jener nicht seltenen Fälle von Tuberkulose bei Personen zurück- 
zuführen ist, welche aus vollkommen gesunden Familien stammen, selbst 
immer gesund gewesen und trotzdem mehr oder weniger plötzlich an 
Tuberkulose erkrankten, erscheint zweifellos, wenn natürlich auch nicht 
bestritten werden soll, dass auch in diesen Fällen die häufigste Infektions¬ 
quelle wohl in dem Bewohnen vorher von Tuberkulösen innegehabter 
Wohnungen gesucht werden muss. 

In unseren Menagen und zwar ganz besonders in den Städten, in 
denen keine Schlachthäuser mit Untersuchungszwang bestehen, wird man 
das gelieferte Fleisch genau kontroliren müssen, und werde ich mir 
demnächst gestatten, in dieser Zeitschrift über die Art und Weise dieser 
Kontrolle, die Kennzeichen guten und schlechten Fleisches etc., einige 
Worte zu sagen. Villaret. 

Eine neue Methode der Behandlung der Lungentuberkulose. 
Yon Br. Giovanni Michele Carasso, Oberstabsarzt und Chefarzt 
des Garnisonlazareths in Genua. Giom. med. del Ro. esercito e della 
Ra Marina. Marzo — Aprile 94. 

Carasso unterzieht im ersten Theil der umfangreichen und von grosser 
Belesenheit zeugenden Arbeit die bisher gebräuchlichen Behandlungsweisen 
der Lungentuberkulose einer kritischen Besprechung. Er kommt dabei 
zu dem wohl allgemein anerkannten Schlüsse, dass keine der bisherigen 
Methoden befriedigende Resultate aufweise. Verfasser berücksichtigt bei 
dieser Uebersicht vor Allem das Kochsche Tuberkulin, das Kreosot und 
seine Berivate, weiter Injektionen und Inhalationen der verschiedensten 
organischen und anorganischen Substanzen. 

Nach seiner Ansicht müssen die Inhalationen als das rationellste und 
direkteste Verfahren, um Medikamente in unmittelbaren Kontakt mit den 
Krankheitserregern und dem kranken Gewebe zu bringen, bezeichnet 
werden, und zwar nur die Inhalationen mit gasförmigen Elementen. 
Die Bämpfe der ätherischen Oele dringen mit der Athemluft bis in die 
Aiveolen der Lunge und von dort aus ausserdem mit dem Sauerstoff in 
das strömende Blut, also in den ganzen Körper. Auch werden sie vor 
Allem auf der Lungenoberfläche wieder ausgeschieden, wirken also gewisser- 
maassen doppelt. Nun haben viele der ätherischen Oele eine nicht un¬ 
bedeutende bakterienfeindliche Wirkung(Koch, Chamberland und Cham- 
pionnere), so besonders das Zimmet- und das Pfefferminzöl. Braddon hat 
im März 1888 zuerst in der Lancet günstige Resultate der Behandlung 
der Lungentuberkulose mit Ol. menth. veröffentlicht; auch Kersch verwandte 
mit Vortheil Inhalationen ätherischer Oele. Biese Beobachtungen ver- 
anlossten Carasso seit 1888 bei Lungentuberkulose mit solchen Inhalationen 
vorzugehen. 

Uebrigens verlangt Carasso von einer wirksamen Behandlung der 
Lungentuberkulose noch die Hebung der Widerstandskraft des Körpers 
und verordnet deshalb neben dem Ol. menth. Kreosot nebst Ueberernährung. 
Selbstverständlich wird der Kranke in die besten hygienischen Verhältnisse 
gesetzt. Bie Behandlung selbst ist folgende: 


* 


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280 


Der Kranke trägt dauernd ein kleines Gazebäuschchen, (auf welches 
fünf bis sechs Tropfen Pfefferminzöl geträufelt sind,) in der Art der 
Schnurrbartbinden unter der Nase. Er muss nur durch die Nase und 
zwar in Perioden von 10 bis 15 Minuten sehr tief Athem holen und die 
Luft so lange als möglich in der Lunge zurückhalten. Das Bäuschchen soll 
in der Nacht liegen bleiben, oder bei unruhig Schlafenden das Oel auf 
das Kopfkissen geträufelt werden, so dass sich die Kranken andauernd 
in einer stark mit dem flüchtigen Oel geschwängerten Atmosphäre befinden. 
Leute mit empfindlicher Haut müssen in den ersten Tagen die Haut der 
Nasenflügel mit Vaseline einreiben. Kranke, welche ihren Geschäften 
nachgehen können, nehmen, austatt das Bäuschchen zu tragen, nach Art 
einer Cigarrette eine Federpose in den Mund, in welche mit dem Oel 
getränkte Watte gesteckt ist, und athmen nur durch den Mund. 

Ferner reicht Carassa von: Buchenholzkreosot 8,0, rektifizirtem Alkohol 
550, Glyzerin pur. 250,0, Chloroform 20,0, Ol. menth. pur. 8,0, dreistündlich 
nach gutem Umschütteln einen Esslöffel in Zuckerwasser, ausserdem sehr 
viel Milch, Fleisch in den verschiedensten Gerichten, und reichlich schweren 
Wein bis 500 g pro die. 

Bei dieser Behandlungsweise machte er folgende Beobachtungen: 

Zuerst verschwinden in allen Fällen die Tuberkelbazillen aus dem 
Auswurfe. Binnen 10 bis G0 Tagen ist der Auswurf frei von ihnen. 
Dann nimmt der Husten ab, es hören die Nachtschweisse auf; die Er¬ 
nährung hebt sich energisch, und das Körpergewicht steigt Etwas später 
stellen sich die normalen physikalischen Verhältnisse über dem befallenen 
Lungentheile wieder ein. Das etwa bestehende Fieber hört immer nach 
wenigen Tagen auf. Wenn es fortbesteht oder später wiederkehrt, so 
bedeutet'das stets eine Komplikation. 

Die Kur wurde stets nur dann eingeleitet, wenn Tuberkelbazillen 
gefunden waren. Bei Beginn der Behandlung wurde stets der physikalische 
Befund erhoben, Quantität und Qualität des Auswurfs, sowie Körper¬ 
temperatur und -Gewicht vermerkt; alle acht Tage genaue Untersuchung 
mit Befundangabe. Fanden sich keine Bazillen mehr, so wurde die 
Untersuchung drei Tage lang mehrfach und dann alle acht Tage* wieder¬ 
holt. Die Behandlung wurde auch nach dem Verschwinden der Bazillen 
noch so lange fortgesetzt, bis überall über den Lungen normale Ver¬ 
hältnisse hergestellt schienen, wenigstens aber einen Monat Dies erklärt 
Carasso für wichtig. Nach der vollen oben angegebenen Methode, 
welche erst allmählich ausgebildet wurde, wurden 32 zupa Theil weit fort¬ 
geschrittene Kranke behandelt. Es starben fünf, geheilt wurden 27. 
Die fünf Gestorbenen zeigten alle eine nicht auf die Lunge beschränkte 
Tuberkulose oder die Kur war abgebrochen worden, oder es handelte sich 
um Komplikationen (Influenza). Wie lange die Heilungen gedauert haben, 
wird nur in den wenigsten Fällen angegeben, doch haben sie einmal 
fünf Jahre und mehrmals länger als ein Jahr auch unter uugünstigen 
äusseren Bedingungen vorgehalten, selbst wenn interkurrente andere 
Lungenkrankheiten (nach Influenza) den Betreffenden befielen. Einzelne 
Soldaten sind sogar im Dienste behalten und erst mit der Entlassung 
ihrer Altersklasse in bestem Zustande in die Heimath geschickt worden. 

Alle Kranken, welche an Lungentuberkulose ohne gleichartige 
Affektionen anderer Organe litten, wurden durch die Behandlungsweise 
des Verfassers geheilt, mit alleiniger Ausnahme der Fälle, in denen 
Lungenblutung das Eindringen der Dampfmittel in die Alveolen verhinderte; 




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2*1 


da» Bestehen von Kavernen schliesst die Heilung nicht aus. Die Ge¬ 
heilten hatten nicht nur die Bazillen aus dem Auswurf verloren, sondern 
es fehlte auch jedes Krankheitszeichen von Seiten der Lungen. Zu 
untersuchen, wie die anatomischen Verhältnisse solcher ausgeheilten 
Lungen sind, hat bisher die Gelegenheit gefehlt. Die Behandlungsmethode 
ist gänzlich unschädlich. 

Das ist etwa der Inhalt der Arbeit Es ist immer etwas Missliches, 
mit der Behauptung an die Oeffentlichkeit zu treten, eine spezifische 
Behandlungsweise der Lungentuberkulose gefunden zu haben, da man 
erfahrungsgemäss lange Zeiträume der Gesundheit fordern muss, wenn 
von einer Heilung der Lungentuberkulose die Rede sein soll. Das fehlt 
vorläufig. Trotzdem sind die Angaben über die Erfolge auffallend genug, 
namentlich in weit vorgeschrittenen und schnell fortschreitenden Fällen. 
Eine Nachprüfung von anderer Seite erscheint jedenfalls sehr erwünscht 
und leicht möglich. Das Ol. menth. ist zwar etwas theuer für an¬ 
dauernden, monatelangen Gebrauch. Doch das ist im Grunde kein 
Hinderniss. Hoffentlich ist der Sanguinismus des Verfassers nicht der 
Grund der Erfolge gewesen. Ob infolge der verlangten tiefen Respirationen 
der Prozentsatz der Lungenblutungen bei den so Behandelten steigt, ist 
nicht zu ersehen und auch nicht besprochen. Brecht. 

Baginsky. Die Serumtherapie der Diphtherie. — Berlin 1895 bei 
August Hirschwald. 

Baginsky hat 525 Diphtherie-Fälle vom 15. März 1894 bis 15. März 
1895 mit Heilserum behandelt und berichtet über seine Erfahrungen. 
Aus der instruktiven Arbeit (330 Seiten, ausführliche Tabellen) heben 
wir auszugsweise die Schlusssätze hervor: 

1. Der LÖfflersche Bazillus ist der Erreger der durch ihren klinischen 
Verlauf als Diphtherie charakterisirten Krankheit. 

2. Die Diphtherie ist eine überaus ansteckende Krankheit, übertragbar 
sowohl durch direkten Kontakt mit den Kranken wie durch Gegen¬ 
stände, an welchen der Krankheitserreger mit Zähigkeit haftet. 

3. Das Heilserum hat sich als ein durchaus wirksame^ und als das 
beste der bisher gegen die echte Diphtherie angewendeten Mittel 
erwiesen. 

4> Die Technik der Einspritzung entspricht durchaus derjenigen der 
üblichen subkutanen; strenge Asepsis! 

5. Das Heilserum wirkt unzweifelhaft am besten, je rascher nach dem 
Eintreten der ersten Zeichen der diphtherischen Erkrankung dasselbe 
zur Anwendung kommt. Eine Kombination mit der bisher üblichen 
mild reinigenden (aseptischen) örtlichen Behandlung ist durchaus 
rationell und als praktisch wirksam zu empfehlen. Die Sterblichkeit 
konnte so auf ein Drittel herabgedrückfc werden. 

6. Die Dosirung ist abhängig von der früheren oder späteren Zeit seiner 
Anwendung, von der Schwere der Erkrankung und dem Alter und 

' -bewegt sich bei Kindern zwischen 600 bis 4000 A. Einheiten. — 
Es ist vorteilhaft, sofort die volle Gabe zu verwenden, indessen ist 
eine nachträgliche Zulage des Mittels statthaft und erspriesslich. 

7. Die Wirkung des Mittels kennzeichnet sich in Beschränkung und 
Stillstand des örtlichen Prozesses, weiter in rascher Loslösung der 
krankhaften Produkte und in der Verbesserung des Allgemeinbefindens, 
welches sich zumeist in erster Reihe als Entfieberung kundgiebt. 


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282 


8. Das Mittel ist am besten wirksam bei nicht septischen Fallen, 
indessen werden auch die als Mischinfektionen auftretenden Er¬ 
krankungen in günstigster Weise beeinflusst Die Dosirung ist hier 
eher etwas grösser als sonst 

9. Die Anwendung ist von keinerlei ernsten Zufällen und Erkrankungen 
gefolgt; die oft beobachteten Exantheme (mit Drüsenschwellungen 
und Gelenkaffektionen) haben sich als durchaus gefahrlos erwiesen. 
Nieren und Herzaffektionen treten als Folgeerscheinungen nicht auf. 

10. Ueber den Werth der Schutzimpfung bei Kindern lässt sich ein 
abschliessendes Urtheil nicht geben; bei der Unschädlichkeit des 
Mittels ist die Schutzimpfung durchaus zu empfehlen. 

11. Die Unklarheit über die Art der Wirkung des Heilserums kann 
durchaus keine Gegenanzeige gegen seine therapeutische Verwendung 
sein, nachdem seine Wirksamkeit nach den bisherigen Erfahrungen 
sichergestellt ist. — — 

Die Schlusssätze Heubners nach der Diskussion auf dem Kongress 
in München (3. April 1895) seien hier an geschlossen: 

1. Von keiner Seite sind schädigende Wirkungen des Behringschen 
Heilserums angegeben; 2. alle Beobachter mit grossem Material konnten 
ein auffallendes Heruntergehen der Mortalität feststellen; 3. die Art 
der Wirkung bedarf noch weiterer Klärung; 4. eine Weiterprüfung 
erscheint geradezu als Pflicht. (D. M. W., Vereinsbeilage S. 78). 

Ltz. 


E. Mendel (Berlin), Drei Fälle von geheiltem Myxödem. Deutsche 
medizin. Wochenschrift. 1895 No. 7. 

Palleske (Neustadt i. M.), Heilung eines operativ entstandenen 
Myxödems durch Fütterung mit Schafschilddrüse. Ebenda. 

ln allen vier Fällen wurde vollständige Heilung der Krankheit 
herbeigeführt durch die monatelange Anwendung von Schilddrüsen- 
Präparaten vom Schaf. Am wenigsten wirksam erwiesen sich die sub¬ 
kutanen Einspritzungen von Schilddrüsensaft; dagegen wirkten sowohl 
die Thyreoidea-Tabletten White’s (mit 0,3 Drüsen Substanz), 2 bis 4 Stück 
pro Tag, als auch die Darreichung von reiner Schilddrüsensubstanz, täglich 
V» bis 1 Drüse, überaschend. P. machte dabei die sehr bemerkenswerthe 
Erfahrung, dass etwa die Hälfte der Schilddrüsen vom Schafe 
Entozoen enthielt und daher nicht verwendbar war. Er räth dringend, 
jede Drüse vor der Anwendung aufzuschneiden und darauf zu prüfen. — 
Drüsen vom Kalb wirkten schwächer als diejenigen des Hammels; doch 
war die Wirksamkeit der letzteren keine gleichmässige. 

Die erste günstige Wirkung, oft schon nach der ersten Gabe, zeigt 
sich in der Steigerung der Diurese und der Harnstoffausscheidung, worauf 
Abnahme der Schwellungen und des Körpergewichts mit Besserung des 
Allgemeinbefindens folgen. Bezüglich der wichtigen Frage über die Dauer 
der Heilung gestatten die Fälle keine Schlussfolgerung, da die Beob¬ 
achtung sich erst über höchstens 9 Monate erstreckt. — Die Theorie 
der Wirkung ist auf Grund der neueren physiologischen Untersuchungen 
über die Funktion der Schilddrüse wahrscheinlich so zu erklären, dass 
die Drüse im gesunden Körper die Aufgabe hat, gewisse durch den 
Stoffwechsel gebildete giftige Stoffe zu neutralisiren oder ihre Anhäufung 
im Blute zu verhindern. 


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283 


Aus den mitgetheilten Krankheitsbildern, die sonst nichts Neues' 
enthalten, ist nur hervorzuheben, dass die Krankheit in einem Falle mit 
profusen Uterusblutungen begann, für welche keine lokale Ursache 
aufzufinden war. A. Hiller (Breslau). 


Yiquerat: Das Staphylokokkenheilserum. (Zeitschrift für Hygiene. 

Band 18.) 

Im Laufe des letzten Jahres hat Yiquerat zahlreiche Versuche an 
verschiedenen Thieren angestellt, um zu sehen, ob es möglich wäre, 
mittels der Bebringschen Methode auch ein Staphylokokkenheilserum zu 
gewinnen. Aus diesen Experimenten zieht er dann die Schlussfolgerung, 
dass es ihm gelungen sei, Heilserum gegen die Staphylokokkeninfektion 
zu gewinnen und zwar am besten mittels der kombinirten Behringschen 
Methode bei der Ziege. Die Phagocytose spiele bei diesen Immunisirungs- 
versuchen keine Rolle, vielmehr wirke sein Serum dadurch, dass es die 
Stoffwechselprodukte reizlos und unschädlich mache. Schumburg. 


A. Pohl (Petersburg), Die Immunitäts- und Immunisationstheorien 
vom biologisch-chemischen Standpunkt betrachtet. Deutsche 
medizinische Wochenschrift 1895, No. 6. 

Verfasser — der bekannte Entdecker des „Spermin“ — verwirft die 
gegenwärtig herrschende Theorie, wonach die natürliche und erworbene 
Immunität auf der Anwesenheit spezifischer Antitoxine im Blute beruht, 
und setzt an ihre Stelle eine andere, zwar geschickt ersonnene, aber 
vorläufig noch der sicheren Grundlage entbehrende Theorie, bei welcher 
das Spermin natürlich die Hauptrolle spielt. Wir wollen versuchen, sie 
hier kurz darzustellen. 

Pohl hat bei einer Anzahl von Cholera-, Phthisis-, Skorbut- und Typhus- 
Eiranken nach Spermin-Injektionen im Harne eine relative Zunahme des 
Harnstoffs, Vermehrung der Chloride und der Phosphate und Verminderung 
der Harnsäure gefunden. Er schliesBt daraus, dass das Spermin eine 
Steigerung der Intraorganoxydation und der Blutalkalescenz 
bewirke. Das Spermin ist im gesunden Organismus ein normaler 
Bestandtheil des Blutes. Es bildet sich bei normaler Blutalkalescenz beim 
Zerfall der Leukocyten aus dem Nuclein derselben (aktives lösliches 
Spermin); bei herabgesetzter Blutalkalescenz entsteht aus dem Nuclein 
inaktives unlösliches Spermin, entweder amorph oder in Form der Charcot- 
Ley den sehen Krystalle. Da von nuclemhaltigen GeWebselementen in 
der Norm, abgesehen von gewissen Drusenepithelien, hauptsächlich nur 
Leukocyten zerfallen, so hängt die Sperminbildung quantitiv vorwiegend 
von der Menge der zerfallenden Leukocyten ab. In der bei normaler 
Blutalkalescenz vor sich gehenden Leukocytose ist demnach die Haupt¬ 
quelle der Entstehung von Spermin zu suchen. Die Leukocytose ist eine 
Reaktion des Blutes gegen das Auftreten (chemotaktische Wirkung) fremd¬ 
artiger Stoffe in demselben, z. B. von Bakterienprodukten, Mikroben und 
selbst indifferenten Körpern. Auf dieser Wirkung beruht Metschnikoffs 
Theorie von der Phagocytose. Der weitere Verlauf dieses Kampfes 
der Leukocyten mit den Mikroben im Blute ist abhängig von der Alka- 
lescenz des Blutes bezw. von der hierdurch bedingten Entstehung 
von aktivem (löslichem) Spermin aus den zerfallenden Leukocyten. Ist 
die Alkalescenz normal, so bildet sich reichlich aktives Spermin. Dieses 


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284 


erhöht, wie oben erwähnt, die Intraorganoxydation bezw. die 
Gewebsathmung. Diese letztere bildet nach Pohl die dem 
Organismus innewohnende natürliche Widerstandsfähigkeit 
(Immunität) gegen schädliche in den Körper eindringende 
Stoffe. 

Ist die Blutalkalescenz vermindert, so entsteht unlösliches inaktives 
Spermin (Sperminphosphat). Infolge davon wird die Gewebsathmung 
herabgesetzt. Es entsteht im Organismus eine Anhäufung von unvoll¬ 
ständig oxydirten Produkten der regressiven Metamorphose der Ei weiss¬ 
körper, welche theilweise eine giftige schädigende Einwirkung ausüben. 
Diese Autointoxicationen bilden in vielen Fällen die Prädisposition 
für das Zustandekommen von Infektionen. — Nicht in einem proble¬ 
matischen Antitoxin, sondern in einem normalen Bestandtheil des Blutes 
(Spermin) ißt also das immunisirende Prinzip zu suchen. (Somit hatte 
der selige Bullrich Recht, nach welchem bekanntlich das Natron bicar- 
bonicum, welches die Blutalkalescenz erhöht* eine wahre Panacee gegen 
alle möglichen Krankheiten sei. Ref.) A. Hill er (Breslau). 


Petruschky: Untersuchungen über Infektion mit pyogenen 
Kokken. (Zeitschrift für Hygiene. Band 18.) 

Um den schwankenden Ansichten, ob die Erysipelas-Kokken sich von 
den übrigen Streptokokken durch konstante Merkmale unterscheiden, nach 
der negirenden Seite hin eine Stütze zu geben, berichtet Petruschky 
über eine Zahl von Beobachtungen am kranken Menschen, die hinreichend 
genau bakteriologisch kontrollirt sind, um das nicht seltene gleichzeitige 
Vorkommen von Erysipel und Eiterungen auf dieselbe Streptokokkenart 
zurückzu führen. Zehn klinisch und bakteriologisch genau verfolgte Fälle 
bilden die sichere Grundlage für folgende vier Punkte: 

1. Es giebt reine Streptokokken-Infektionen, bei denen im direkten 
Anschluss an einen primären Eiterungsprozess ein echtes Erysipel sich 
entwickelt; die Streptokpkken des Erysipels zeigen dabei denselben Viru* 
lenzgrad, wie die des Eiterherdes. 

2 Es giebt umgekehrt Eiterungsprozesse, welche im Anschluss an 
ein primäres Erysipel subkutan entstehen und von den gleichen Strepto¬ 
kokken verursacht werden. 

3. Erysipel am Kaninchenohr kann durch Streptokokken sehr ver¬ 
schiedener Herkunft (Abszesse, Puerperalfieber, Pleuritis) erzeugt werden, 
falls die Virulenz der Streptokokken eine geeignete ist. 

4. Alle durch Streptokokken bedingten Krankheitsprozesse haben die 

gemeinsame Neigung, eine stark remittirende (zackige) Temperaturkurve 
(zweistündige Messung) zu geben. Schumburg. 


Das Gesundheitswesen inPreussen nach deutschem und preussischem 
Landesrecht von Dr. M. Pistor, Geh. Medizinalrath und Vortragendem 
Rath im Ministerium der geistl. u. s. w. Angelegenheiten. Berlin 1895 
bei Richard Schoetz, Luisenstr. 36. 

Geheimrath Pistor will in dem „Gesundheitswesen in Preussen* eine 
übersichtliche Zusammenstellung aller zur Zeit über das öffentliche Gesund¬ 
heitswesen im staatlichen Sinne geltenden gesetzlichen und Verwaltungs- 
Vorschriften geben. Erschienen ist die erste Abtheilung des I. Bandes, 


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2ö5 


welcher nach einer geschichtlichen Darstellung der Entwickelung des 
Gesundheitswesens in Preussen in Abschnitt 1 die Behörden der Medizinal- 
Verwaltung im Deutschen Reiche und in Preussen, sodann im 2. Abschnitte 
das Heilwesen und dessen Beaufsichtigung (Medizinalpolizei) behandelt. 
Hier werden ausführlich Ausbildung, Pflichten und Rechte des Arztes 
erörtert, unter Berücksichtigung der geschichtlichen Entwickelung, wodurch 
die Darstellung einen ganz besonderen Reiz erhält und trotz des gewiss 
spröden Materials stets anziehend bleibt In gleicher Weise ist der 
„Zahnarzt“ behandelt und der Abschnitt über den „beamteten“ Arzt 
begonnen. 

Die zweite Abtheilung soll bis 1. Juli d. J. erscheinen. Ltz. 


Boas, Diagnostik und Therapie der Magenkrankheiten. Zweiter 
Theil: Spezielle Diagnostik und Therapie. 8 Holzschnitte. 
Zweite Auflage. Leipzig 1895 bei Georg Thieme. 

Der dritten Auflage des ersten Bandes: „Allgemeine Diagnostik“, ist 
die zweite der speziellen Diagnostik gefolgt, welche gänzlich umgearbeitet 
wurde. Den Krankheitsbildern, welche scharf charakterisirt ein an¬ 
schauliches Bild der modernen Anschauung bieten, sind zahlreiche Rezept¬ 
formeln beigegeben. In einem Anhänge findet sich ein Diätschema bei 
Magenkrankheiten mit Angabe der Kalorien. — Die Ausstattung des 
Bandes ist die bekannte vortreffliche de9 Verlages. Ltz. 


Schweigger, C., Seh-Proben. Dritte verbesserte Auflage. Berlin— 
Hirschwald. 

Die Dienstanweisung vom 1. Februar 1894 lautet in §. 4, 8: „Als 
Sehproben sind die Snellenschen zu benutzen . . . Werden andere Seh¬ 
proben . . . verwendet, so sind diese zu nennen“. 

So bündiger Vorschrift gegenüber hat der Militär-Arzt die Verpflich¬ 
tung, sich bei seinen Seh prüfungen zu vergewissern, ob die verwendeten 
Sehproben Sn eilen sehe sind oder nicht. Es liegt nun auf der Hand, dass 
es Keineswegs nothwendig ist, gerade die Original-Tafeln Snellens zu 
besitzen. Mögen die Sehproben heissen wie sie wollen, es sind Snellensche, 
falls sie nur nach Snellens Prinzip konstruirt sind, d. h. falls für ihre 
Erkennbarkeit ein Gesichtswinkel von 5 bezw. 1 Minute angenommen 
worden ist: 5 Minuten für die Gesammtgrösse des Schriftzeichens, 1 Minute 
für die Breite der einzelnen Linien des Schriftzeichens. 

Wie ein Blick in die Vorrede lehrt, sind in diesem Sinne Schweiggers 
Sehproben-Tafeln mit den Snellenschen identisch. 

Inhaltlich zeichnen sich die Schweiggerschen Sehproben durch eine 
Reichhaltigkeit aus, welche alle uns bekannten anderen Sehproben über¬ 
trifft. Sie setzen den Unter9ucber in die Lage, durch häufigen Wechsel der 
Probebuchstaben etc. die Fehler zu vermeiden, welche dadurch, dass die 
Sehproben auswendig gelernt werden, oft genug sich ein schleichen. 

A. Roth. 


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'286 


Mittheilungen. 


Stiftungsfeier des Friedrich-Wilhelms-Instituts. 

Mit Allerhöchster Genehmigung begeht das medizinisch-chirur¬ 
gische Friedrich-Wilhelms-Institut am 2. Dezember d. Js. die 
Feier seines hundertjährigen Bestehens. Diejenigen Herren, welche dem 
Institut angehört haben und an der Feier theilzunehmen beabsichtigen, 
werden gebeten, ihre Adressen möglichst bald an das genannte Institut 
(Berlin NW. Friedrichstrasse 140) gefälligst einsenden zu wollen. 

Aus Anlass des hundertjährigen Stiftungsfestes ist eine Darstellung 
der geschichtlichen Entwickelung und der Bedeutung dieser Anstalt 
geplant. An alle diejenigen, welche selbst oder deren Angehörige bezw. 
Vorfahren zum Institut irgendwie in näheren Beziehungen gestanden haben, 
ergeht die sehr ergebene Bitte, etwa vorhandene, für die Geschichte der 
Anstalt wichtige Aufzeichnungen, Tagebücher, Bildwerke und sonstige 
Erinnerungen, die das Friedrich-Wilhelms-Institut und seine Angehörigen 
betreffen, zur Benutzung für die Geschichte der Anstalt zur Verfügung 
stellen, an das Institut einsenden oder demselben darüber Mittheüung 
machen zu wollen. Für gewissenhafte Rückerstattung der Sendungen 
sofort nach geschehenem Gebrauch wird Sorge getragen werden. 

Tidskrift i Militär Helsov&rd 1893 S. 231. Die Besichtigungen von 
Wehrpflichtigen im Jahre 1892 haben Folgendes ergeben: 

Zum ersten Jahrgang gehörten 38 259 im Jahre 1891 geborene Leute. 
Von diesen erschienen zur Musterung 32 887. Unter Letzteren fanden sich 
20,29 % Untaugliche. Diese Ziffer hat seit 1883 nur wenig geschwankt, 
nämlich von 18,78 % in 1886 bis 20,86 % in 1889. Recht beträchtlich 
ist aber der Unterschied der einzelnen Aushebungsbezirke. Während im 
Bezirk Bohuslän nur 13,25 % Untaugliche waren, betrug die Zahl derselben 
im Bezirk Skaraborg 25,32 %• Die Ursachen der Untauglichkeit waren 
beim ersten Jahrgang: partielle Missbildungen in 16,35 %, Mindermaass 
und Körperschwäche 15,35 %, Augenfehler 7,64 %, Bruch 6,17 %, Taub¬ 
heit 6,13% etc. Bei den älteren Jahrgängen (12 381 Stellungspfüchtige, 
von denen 2888 sich einfanden) wurden zurückgewiesen: wegen Minder¬ 
maass und Körperschwäche 25,03 %, Krankheiten der Athmungsorgane 
8,79 %, partieller Missbildungen 7,03 % etc. Erfreulich gering waren 
venerische Erkrankungen als Grund der Untauglichkeit, nämlich 0 % 
beim ersten und in nur 0,31 % bei den älteren Jahrgängen. 

So kurz diese Angaben auch sind, so sind sie doch von höchstem 
Interesse und um so dankensweither, als mit den Ergebnissen der Musterung 
die meisten Staaten sehr zurückhaltend sind. Stechow. 


Tidskrift i Militär Helsovfird. 1893 S. 214. 

Der von Hiller 1892 gemachte Vorschlag zur Gesundheitspflege des 
Soldaten regelmässige Hand- und Fussbesichtigungen sowie ein Handtuch 
und ein Stück Seife als etatsmässige Bestandtneile des „Putzzeuges“ des 
Soldaten einzufuhren, findet von E. E. Holmberg volle Würdigung und 
warme Befürwortung. Auch für schwedische Verhältnisse werden diese 
Vorschläge als höchst zweckmässig und erspriesslich zur Einführung em- 


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287 


pfohlen. — Allerdings sind in den letzten Jahren auch bei uns erhebliche 
Fortschritte in dieser Richtung zu verzeichnen, aber im Allgemeinen 
scheint in allen Armeen die Erziehung des Mannes zur persönlichen, 
intimen Reinlichkeit noch nicht die ihr gebührende Würdigung und einen 
Platz in der Gesammtausbildung gefunden zu haben. 

Stechow. 


Ueber die Verwendung von Zelten im Winter. Von Major 
Frhr. ▼. Hügel. M. W. Bl. 1895, Sp. 937. 

Major Frhr. v. Hügel theilt kurz die beim Bataillon mit der Ver¬ 
wendung von Zelten im Winter gemachten Erfahrungen mit. 

Bei — 7° R. wurden auf einem freien Platze zwei sechsmännige 
Zelte (spitzer Giebel) aufgeschlagen, für welche einschliesslich der zum 
Belegen des Bodens benöthigten zwei Bahnen neun bezw. acht Zeltbahnen 
gebraucht wurden, d. h. drei bis zwei Bahnen mehr als eigentlich zur 
Verfügung stehen (siehe Abbildungen im Texte). Rings um die Zelte 
wurde theils zum besseren Abschluss gegen Luft, theils zum Festhalten 
der in dem gefrorenen Boden sehr schle<mt haftenden Heringe eine ca. 
30 bis 40 cm hohe Schneeschicht aufgehäuft. Hie Leute waren bekleidet 
mit wollenen Unterkleidern, Tuchgarnitur, Stiefeln, Leibbinde, Mantel, 
Feldmütze und Tuchhandschuhen und erhielten vor dem Niederlegen in 
den an den Kopfseiten durch je eine Bahn abgesohlossenen Zelten einen 
Feldkessel mit heissem Kaffee. — Hie in den Zelten befindlichen Ther¬ 
mometer zeigten im 

Zelt 1 Zelt 2 

3 00 A. — 7 ° R. - 7 ° R. 

3“ * ±0 ° * db 0 0 * 

31» „ 4-4 0 „ 4- 8V1 0 v 

3» „ 4- 8 Vs 0 * -MO 0 „ 

3« „ - 1 - 8V»° * -Ml ° * 

4°° * +8'/i° * +11 

Zelt 2 hatte theilweise doppeltes Zelttuch. 

Hie Mannschaft war beim Verlassen der Zelte bis auf die Füsse voll¬ 
kommen warm; die auf den Boden gelegten Zeltbahnen waren an wenigen 
Stellen von geschmolzenem Schnee (welcher thunlichst vorher entfernt 
war) und Eis feucht. 

Berichterstatter kommt zu dem Schlüsse, dass diese Zeitform nicht zu 
empfehlen sei. 

Tags darauf wuräe bei —12°R. ein Zelt für einen kriegsstarken Halb¬ 
zug (36 Mann) mit Flachdach aus insgesammt 24 Bahnen (so dass 
12 Bahnen zum Belegen des Bodens übrig blieben) gebaut; je sechs Mann 
erhielten einen Kessel warmen Kaffees. Hie Leute lagen, je 18 Mann 
nebeneinander, mit dem Kopfende nach aussen. 

Hie Messung der Temperatur ergab: 

' A.. TT . A O T» 


900 V. — 

12 0 

R. 

9” „ + 

1 0 

W 

9“ „ + 

6 0 

r> 

9« n + 

7 0 

7) 

10« * 4- 

7V*° 

71 


Um 9 4 * war auf der dem Winde zugekehrten Langseite des Zeltes 
ein Feuer angemacht, das um 10 Uhr „vollauf“ brannte; nach Verlauf 


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288 


einer Viertelstunde zeigten die Thermometer im Zelte 8 1 /*° — Hie Leute 

waren, ausgenommen an den Füssen, vollkommen warm und hatten nicht 
einmal das Bedürfniss, die Tuchhandschuhe anzuzieben. 


Hippokrates’ sämmtliche Werke, I. Ins Deutsche übersetzt und 
ausführlich kommentirt von Dr. Robert Fuchs. München 1895 bei 
Dr H. Lüneburg. 

Die Anregung zur Abfassung einer deutschen Ausgabe des Hippokrates 
ist von ihrem Verleger, dem Uebersetzer der „Gynäkologie des öoranus“, 
ausgegangen. Der den Wenigsten aus eigenem Studium vertraute Text 
des Hippokrates sollte in der Sprache der gegenwärtigen medizinischen 
Wissenschaft dem Verständnisse eines grosseren Kreises nahe gebracht 
werden. Deshalb sind in zahlreichen Anmerkungen alle dem Leser nicht 
sofort geläufigen Antiquitäten medizinischer, zoologischer etc. Art erläutert. 

Das Werk ist höchst interessant sowohl durch seinen Inhalt als 
auch durch die Art der Behandlung und wird sich schon seinen Leserkreis 
gewinnen. — Die Ausstattung ist recht gut. 


Memoranda relating to the „Discovery of Anaesthesia“ von 
Dr. W. J. Morton. New-York. 1895. 

In dem Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten von Nord- 
Amerika in Boston sind 53 Namen berühmter Bürger von Massachusetts 
an hervorragender Stelle durch eine Inschrift geehrt, unter diesen auch 
der von Dr. William Thomas Green Morton, „des Erfinders der Anaesthesie“. 
Prof. Dr. W. J. Morton, ein Nachkomme des Vorgenannten, sucht für 
seinen Ahnen die Einführung der Aethernarkose zu retten. Durch zwei 
Briefe von 0. W. Holmes aus den Jahren 1846 und 1893 beweist er, 
dass zwar der Chemiker Jackson unbestreitbare Verdienste um die 
Einführung des Aethers als Narkotikum habe, dass aber der verstorbene 
Morton im Massachusetts General Hospital im Jahre 1846 die erste 
Operation unter Aethernarkose geleitet, vor Allem aber die Bezeichnung 
„Anaesthesia“ eingeführt habe. Letzteres dürfte wohl der Wahrheit ent¬ 
sprechen, da es ja allgemein bekannt ist, dass der Name „Anaesthesie“ 
aus Amerika zu uns herüber gekommen ist. Tilmann. 


Das Taschenbuch des ärztlichen Fortbildungs-Unterrichts 
im Deutschen Reiche bei Georg Thieme — Leipzig giebt eine Uebersicht 
über den zeitigen Stand dieser Kurse, deren Bedeutung fortgesetzt wächst. 


Gerster, Aerztliche Stimmen über und gegen Behring und sein 
Heilserum. Stuttgart 1895 bei A. Zimmers Verlag. 

Eine Reihe kleiner Abhandlungen, welche sich gegen Behring und 
seine Bestrebungen wenden und vorwiegend der „Naturheilschrift“ Hygiea 
entnommen sind. 

Gedruckt in der Königlichen Hofbuchdmckerei ron E. 8. Mittler ft S o h n, BerlinSW, Kochstr. 68—71. 


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Deutsche 


Militärärztliche Zeitschrift 


Radaetion: 

Prof. Dr. 9* Generalarzt, 

Berlin W n Tanbenstrasse ö, 

u. Dr. $• J'eittyarl, Oberstabsarzt, 

Berlin Ä4., Chaussee stresse 27. 


Verlag: 

«. £. SKitttR A: £•>»*, 
Königliche Hofbuchhandluug, 
Berlin, Kochstrasse «8—71. 


Monatlieh erscheint ein Heft Ton mindestens 8 Druckbogen; dazu ein „Amtliches Beiblatt“. Der 
Zeitschrift wird das Werk: „W. Roth's Jahresbericht über die Fortschritte anf dem Gebiete 
des Militär - Sanitkteweeens“ unentgeltlich beigegeben. Bestellungen nehmen alle Postftrater und 
Buchhandlungen an. Preis des Jahrgangs 16 Mark. 


XXIV. Jahrgang. 1895. Heft 7. 


Die Wärmeabfuhr in ihrer Beziehung znm Hitzschlag, zur Kleidung, 
zur HerzermBdnng und Herzdehnnng. 

Eine Studie unter Zugrundlegung einer Arbeit des verstorbenen Stabsarztes, 

Herrn Dr. Pusch, 
von 

Dr. Thlirn, Oberstabsarzt I. Kl. 


Der lokomotorische Hitzschlag (Müller) wie die akute und chronische 
Herzdebnung infolge von Ermüdung des Herzmuskels sind eigentliche 
Marschkrankheiten, da sie mit wenigen Ausnahmen nur durch anstrengende 
Marschthätigkeit hervorgebracht werden. Starke Muskelanstrengungen, 
namentlich einseitige, wie Gehen, Laufen, Bergsteigen, bei welch letzterem 
der Blutdruck besonders hoch ist, sind diesen Krankheitserscheinungen 
als Ursache gemeinsam und führen, je nach den Bedingungen der Aussen- 
weit, zu der einen oder der anderen. Ueber die Thatsache, dass einseitige 
Muskelanstrengungen zu besonders hohem Blutdruck fuhren, dies aber bei 
maximaler allgemeiner Muskelthätigkeit, wie z. B. beim Rennrudern, nicht 
der Fall ist, darüber giebt Kolb in seiner trefflichen Arbeit „Beiträge zur 
Physiologie maximaler Muskelarbeit, besonders des modernen Sports“ in 
überzeugender Weise Aufschluss. Die Kurven zeigen beim Rennrudern, 
dass erstens der Puls im Training dikrot wird, und ebenso, dass die Herz- * 
frequenz abnimmt, z. B. morgens durchschnittlich nur 63 Schläge in der 
Minute beträgt. Es bedeutet dies nichts Anderes, als dass der Blutdruck 
sinkt/ Von Herzschwäche kann nicht die Rede sein; Kolb erklärt 
das Dikrotwerden durch den beschleunigten Abfluss aus dem arteriellen 

Milit&rärztliche Zeitschrift. 1895. J9 


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Stromgebiete durch die Kapillaren, und hierfür spricht die Zunahme 
von Muskelkraft und Energie während des Trainings ganz besonders. 

Das Herz muss bei hoher Muskelthätigkeit, mit welcher ja stets eine 
bedeutende Wärmeentwickelung verbunden ist, besonders bei warmer, mit 
Feuchtigkeit gesättigter Luft und dicker, dem Körper anliegender Kleidung, 
durch äusserste Anstrengung dafür sorgen, dass das Blut nach der Haut 
und der Lunge getrieben wird, um durch Wärmeabfuhr die Eigenwärme 
auf dem normalen Standpunkte zu erhalten und den gewaltigen, durch die 
Muskelzusammenziehungen hervorgebrachten Blutdruck zu überwinden. 
Die Anfangsstadien des Hitzschlages sind stets mit unzureichender Herz- 
thätigkeit verbunden, welche, mehr und mehr ausgeprägt, zu einer immer 
mangelhafteren Wärmeelimination führt, bis bei einem gewissen Grade 
der erhöhten Eigenwärme der vom Hitzschlag Betroffene unter den 
Zeichen hochgradigster Herabsetzung derselben, sowie der Athmung, wie 
vom Schlage getroffen umsinkt. Ist die Wärmeabfuhr bei kühlem, windigem 
Wetter durch zweckmässige, lose dem Körper anliegende Kleidung be¬ 
günstigt, so wird unter denselben Umständen keine solche Erhöhung der 
Eigenwärme eintreten, dass dadurch der Herzmuskel direkt beeinflusst 
würde, dieser aber bei vorhandener Disposition, z. B. bei anämischen mit 
nervösem Herzklopfen Behafteten oder nicht an Anstrengungen gewöhnten 
Leuten oder bei Uebertrainirten ermüden und schliesslich gedehnt 
werden. 

/ Um das Alles klarzulegen, müssen wir uns den Einfluss der Aussen- 
temperatur und der Muskelarbeit auf den Körper, sowie die Wärme¬ 
regulationseinrichtungen des letzteren näher betrachten. Seitdem überhaupt 
Messungen der Körpertemperatur beim Hitzschlag ausgeführt worden 
waren, musste die ausserordentliche Steigerung der Eigenwärme die 
besondere Aufmerksamkeit der Aerzte erregen, und es lag nahe, in derselben 
das eigentliche Wesen dieses Symptomen komplexes zu suchen, zumal die 
von Wunderlich als noch mit dem Leben verträglich bezeichnete Grenze 
oft weit überschritten wurde. Ebenso nahe lag es, diese Steigerung als 
die Folge der hohen Aussentemperatur aufzufassen, durch welche die 
Abfuhr der durch die Muskelarbeit gesteigerten Eigenwärme theilweise 
oder ganz verhindert wird. Man hat von vornherein erkannt, dass mit 
der exzessiven Steigerung der Eigenwärme bei Hitzschlag die Herabsetzung 
der Herzthätigkeit Hand in Hand geht. Bereits im Jahre 1872 habe ich 
betont, dass mit dem Steigen der Eigenwärme bis zu einem gewissen 
Grade die Herzthätigkeit quantitativ und qualitativ verstärkt wird, ein 
Zustand, der bei längere Zeit fortgesetzter, hoher Muskelarbeit zu Herz- 


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ermüdung führen kann und so den Ausbruch des Hitzschlages Vorbereitet. 
Die Kriterien des lokomotorischen Hitzschlages sind anomale Steigerung 
der Eigenwärme bei gleichzeitig herabgesetzter Herzthätigkeit, hervor¬ 
gerufen durch starke Muskelanstrengungen unter gewissen Bedingungen 
der Luft bei hoher Aussentemperatur. Die Herzthätigkeit ist sowohl 
primär herabgesetzt durch Ermüdung des Herzmuskels infolge Ueber- 
anstrengung desselben behufs Wärmeabfuhr (Zufuhr des Bluts zu Haut 
und Lungen) und Ueberwindung des durch die Muskelthätigkeit gesetzten 
hohen Blutdrucks, wie sekundär durch Ansteigen der Eigenwärme bis zu 
einem gewissen Grade« Kolb hat sphygmographisch nachgewiesen, dass 
die quantitativ und qualitativ erhöhte Herzthätigkeit bei starker, einseitiger 
Muskelarbeit, wie Laufen, Bergsteigen, schnellem Gehen, sehr bald die 
Zeichen der Insuffizienz darbietet. Hat die Eigenwärme eine gewisse Höhe 
erreicht, so tritt unter rascher Lähmung der Herzthätigkeit und ober¬ 
flächlicher Athmung der Anfall schlagartig auf, wobei der Zerfall der 
rothen Blutkörperchen und die Einwirkung der hohen Eigenwärme auf 
das Nervensystem unzweifelhaft eine grosse Rolle mitspielen. 

Betrachten wir vorerst die Einwirkung hoher Aussentemperatur auf 
den thierischen Organismus ohne Konkurrenz der Muskelarbeit. Darauf 
binzielende Versuche sind von Obernier, Walther, Vallin, Johnson, 
Wood, CI. Bernard angestellt worden. Grundlegend sind die Versuche 
von CI. Bernard, welcher feststellte, dass Warmblüter stets sterben, 
wenn ihre Normaltemperatur um 4 bis 5° C. sich erhöhte, so dass Säugethiere, 
deren Eigenwärme zwischen 38 bis 40° C. liegt, zu Grunde gingen, sobald 
dieselbe 44 bis 45° C. erreichte. Die Zeit war um so kürzer, je intensiver 
die äussere Temperatur und je kleiner das Thier war. Diese Thatsachen 
stimmen gut mit den von Obernier gewonnenen Resultaten. Bei allen 
diesen Experimenten fiel die Ueberein Stimmung der Erscheinungen 
während des Lebens bis zum Tode mit den bei Hitzschlag beobachteten, 
als auch die Gleichartigkeit der Leichenbefunde in den wesentlichsten 
Punkten auf. War somit der Schluss gerechtfertigt, dass in der 
enormen Steigerung der Eigenwärme allein das Wesen des Hitzschlags 
und die Ursache des Todes durch denselben zu suchen sei, so blieb doch 
die Frage nach der Ursache derselben durch die angeführten Versuche 
zunächst ungelöst, denn zwischen letzteren und dem Hitzschlag bestand 
doch immerhin ein grosser Unterschied. Die von den Experimentatoren 
angewandten und zur tödlichen Wirkung erforderlichen Umgebungs¬ 
temperaturen waren erheblich höher als die Aussentemperaturen, bei 
welchen, wenigstens in unseren Breiten, Hitzschlag erfahrungsgemäss 

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vorkommt. Oberniers Versuche sind bei einer Temperatur der Um¬ 
gebung von 31 bis 45 °C. angestellt, CL Bernard experimentirte sogar 
mit Temperaturen von 65 bis 120° C., d. h. mit solchen, wie sie selbst 
in den heissesten Gegenden nicht Vorkommen. Die bei niedrigerer 
Temperatur angestellten Versuche von Litten zeigten dagegen, dass 
Thiere in einem Wärmekasten, dessen Temperatur zwischen 36 und 37° C. 
schwankte, längere Zeit am Leben blieben, und dass man sie in grossen 
und sehr gut gelüfteten Apparaten tagelang sogar bei einer Luft¬ 
temperatur von 39 bis 40° C. erhalten kann. Nach den Versuchen von 
Rosenthal stieg die Eigenwärme von Kaninchen in einem Wärmekasten, 
der auf 32 bis 36 ° C. geheizt war, schnell auf 41 bis 42° C. und blieb 
tagelang auf dieser Höhe konstant, die Thiere aber verloren bedeutend 
an Gewicht, ln Kasten mit 36 bis 40 ° C. Temperatur stieg die Eigen¬ 
wärme auf 44 bis 45° C. und es trat sehr schnell der Tod ein. Wenn 
wir hiergegen die Erfahrung halten, dass die Temperaturen, bei welchen 
das Auftreten von Hitzschlag bei uns beobachtet wird, zwischen 22,5° 
und 23 ° G. schwanken, so ist der Schluss zu machen, dass die hohe 
Lufttemperatur allein nicht die Ursache des Hitzschlags in unserer Breife 
sein kann. Die Thatsache an sich, dass die genannten Temperaturen 
immer noch 10 bis 15 ° C. unter der Bluttemperatur liegen, rechtfertigt 
jedoch diesen Schluss noch nicht ohne Weiteres, da man immerhin an¬ 
nehmen kann, dass die Bedingungen für die Wärmeabgabe so ungünstig 
geworden seien, dass dadurch eine Steigerung der Eigenwärme folgen 
musste, auch nicht aus Versuchen an Thieren ein direkter Schluss auf 
den Menschen gemacht werden darf. Wir wissen aber, dass in der 
heissen Zone Menschen bei viel höheren Temperaturen leben, auch 
zeigen die Versuche von Blagden, Fordyce, Delaroche und Berger, 
dass der Mensch kurze Zeit sogar in Temperaturen bis zu 127 ° C. ohne 
Schaden zubringen kann. Es ist ferner bekannt, dass in manchen Ge¬ 
werbebetrieben die Arbeiter oft dauernd in einer sehr beträchtlich hohen 
Temperatur zubringen müssen, wie in Glasfabriken, Giessereien, Maschinen¬ 
räumen, und trotzdem mehr oder weniger ausgesprochene Fälle von 
lokomotorischem Hitzschlag oder Wärmeschlag nur sehr selten Vorkommen. 
In den Versuchen von Litten und Rosenthal sehen wir bei einer Um¬ 
gebungstemperatur bis 36° C. die Körpertemperatur der Versuchsthiere 
nur einige Grad steigen und dann konstant sich auf dieser neuen Tem¬ 
peraturhöhe erhalten. Dagegen ist die Eigenwärme des Menschen am 
Aequator nach neueren Untersuchungen, entgegen den älteren Angaben 
von Davy, um nichts verschieden von der in der gemässigten und 


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kalten Zone. Hieraus geht hervor ? dass der menschliche und thierische 
Körper die Fähigkeit hat, bis zu einem gewissen Grade unabhängig von 
der umgebenden Luft seine Eigenwärme konstant auf einer nicht gefahr¬ 
drohenden Höhe zu erhalten. So viel ist sicher, dass in unseren Breiten 
erhebliche Steigerung der Körperwärme höchstens in überhitzter mit 
Wasserdampf gesättigter Luft vorkommt, und dass der Mensch ohne 
körperliche Anstrengungen der grössten Hitze sich aussetzen kann, ohne 
dass seine Eigenwärme zu einer gefahrdrohenden Höhe ansteigt, wie dies 
in den Tropen unter gewissen Bedingungen allerdings der Fall ist. 
Wunderlich sagt: Entsprechend der durch J. R. Mayer begründeten 
Lehre (Gesetz der Erhaltung der Kraft) ist anzunehmen, dass in der Ruhe 
die chemischen Spannkräfte, welche durch die Verbindung der oxydir- 
baren Substanz mit 0 zur Auslösung kommen, vollständig in Wärme 
umgewandelt werden, während bei der Arbeit ein Theil dieser Kraftsumjne 
mittels der Einrichtung der Muskeln in mechanische Arbeit umgesetzt 
wird. Hiernach müsste in der Ruhe die Wärmeproduktion höher sein, 
wozu noch kommt, dass auch die Abkühlung durch Respiration und 
Transpiration in der Ruhe geringer ist. Neuere Versuche, auf welche 
wir noch zurückkommen, haben dies jedoch nicht bestätigt, was sich 
dadurch erklärt, dass die Oxydationsvorgänge im thierischen Organismus 
in der Ruhe bedeutend herabgesetzt sind, und so bei hoher Luftwärme 
ein Ansteigen der Eigenwärme vermieden wird. Die beim Hitzschlage 
in unseren Breiten gefundene enorme Steigerung der Eigenwärme muss 
nach dem Gesagten, wenn wir von den in überhitzen, mit Wasserdampf 
gesättigten Räumen so selten vorkommenden Fällen von reinem Wärme¬ 
schlag absehen, auf eine andere Ursache wie die Höhe der Lufttemperatur 
zurückgeführt werden, oder besser gesagt, es müssen zu dieser noch 
andere Momente hinzutreten, und diese sind in erster Linie bedeutende 
Muskelarbeit, welche durch die damit verbundene hohe Wärmeproduktion 
und den hohen Blutdruck das Herz zu äusserster Thätigkeit anspornt und 
hierdurch je nach der Disposition zu mehr oder weniger ausgeprägter 
Herzermüdung führt. Wir können hier aber gleich bemerken, dass in 
unseren Breiten die Wärmeregulationseinrichtung des Körpers wohl stets 
ausreicht, selbst bei starken körperlichen Anstrengungen, wenn nicht eine 
sehr ausgesprochene Disposition zu Herzermüdung vorhanden ist und der 
Wärmeabfuhr an der Peripherie des Körpers künstliche Hindernisse 
entgegenstehen und im Kampfe mit denselben der Herzmuskel erlahmt. 

Ehe wir auf die Wärmeregulationseinrichtungen des thierischen Orga¬ 
nismus näher eingeben, ist es am Platze, einen Blick auf den Wärmeschlag 
(Jacubasch) zu werfen. 


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Man beobachtet in den Tropen häufig ein gefährliches Ansteigen der 
Eigenwärme bei Menschen, welche vollkommen unthätig sind und bei 
welchen die Warmeabfubr in keiner Weise, etwa durch dicke eng anliegende 
Kleidung behindert war, und welche sich selbst der Sonne nicht aus¬ 
setzten, z. B. bei Menschen in Zelten. Es röhrt dies von einer starken 
Sättigung der heissen Luft mit Feuchtigkeit her, wodurch der Hauptfaktor 
der Wärmeelimination, die Abdunstung, in hohem Grade behindert ist. 
Pas Auftreten des Wärmeschlags fällt fast ausschliesslich in die Zeit der 
Regenperiode. Bei der dann mit Feuchtigkeit gesättigten heissen Luft, 
deren Temperatur die des Körpers erreicht oder gar um ein Beträcht¬ 
liches übersteigt, ist die Wärmeabgabe durch Leitung und Strahlung auf¬ 
gehoben, der Körper ist allein auf die Wärmeverdunstung angewiesen, 
welche aber auch insuffizient wird, sobald sich mit annähernder Sättigung 
der Luft durch Feuchtigkeit absolute Windstille verbindet. Es kommt 
dann zu einer Steigerung der Eigenwärme, welche, bei einer bestimmten 
Höhe angelangt, die vitalen Funktionen, namentlich des Herzens, rasch 
in hohem Grade herabsetzt oder plötzlich vernichtet, so dass der Befallene 
in letzterem Falle todt zusammenbricht und zwar, wenn er versucht, sich 
zu bewegen, z. B. aufzustehen. Es scheint, dass die Herzthätigkeit gerade 
noch genügte, das Leben zu erhalten, aber bei den an sie gestellten 
Forderungen, bei körperlichen Anstrengungen, den Dienst versagte. 
Ganz den gleichen Vorgang finden wir in überhitzten und mit Wasser¬ 
dampf erfüllten Arbeitsräumen, namentlich aber in den Maschinenräumen 
der Dampfschiffe, in welchen die Temperatur bisweilen 70 ° C. erreicht. 
Wenn doch selten der Wärmeschlag auf Dampfschiffen beobachtet wird, 
so liegt das in der dort stets vorhandenen, durch die Schnelligkeit des 
Fahrzeuges hervorgebrachten Ventilation, auch trinken die Heizer und 
Maschinisten behufs Ersatzes des durch den reichlichen Schweissverlust 
abgesonderten Wassers viel Thee und Haferschleim. 

Es ist leicht durch Messung nachzuweisen, dass die Eigenwärme 
durch starke körperliche Anstrengungen steigt. In dem von Obernier 
angeführten Fall eines Schnellläufers stieg die Eigenwärme bei einer Luft¬ 
wärme von 16,2 ° C., nachdem derselbe eine Strecke von 2 Stunden 
20 Minuten in einer Stunde zurückgelegt hatte, auf 39,6 °C. in ano. 
Jürgen sen fand bei fünfstündiger Arbeit (Holzsägen) eine Steigerung 
der Körperwärme um 1,2 °C. Becquerel und Brechet fanden mit 
thermöelektrischen Nadeln, dass die Temperatur im Muskelgewebe im 
Arm bei anstrengender Thätigkeit um einen ganzen und mehrere Zehntel 
Grad nach wenigen Minuten gestiegen war. Auf Märschen kommt selbst^ 


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verständlich ein Kraftaufwand, wie bei der Leistung des Schnellläufers 
nie vor, und würde bei einer Geschwindigkeit von selbst 120 Schritten 
in der Minute dieselbe Wegstrecke ohne Pause zurückgelßgt worden sein, 
ohne dass nur bei einem einzigen Manne die Eigenwärme um mehr als 
1 ° C. sich erhöht hätte. Aus den angeführten Versuchen geht hervor, 
dass bei bedeutender mechanischer Arbeit in kurzer Zeit, bei mittlerer 
Luftwärme, namhafte Erhöhung der Eigenwärme eintritt, bei Anstrengungen, 
wie sie auf Märschen von Soldaten jedoch niemals geleistet werden. — 
Sehen wir uns die Wärmeregulationseinrichtungen des Körpers näher an, 
so werden wir finden, dass dieselben einige Grade der Erhöhung der 
Eigenwärme, durch körperliche Anstrengungen hervorgerufen, selbst bei 
hoher Aussenwärme, unter den Luftbedingungen, wie sie in unseren 
Breiten Vorkommen, leicht eliminiren können, d. h. wenn die Herzthätig- 
keit nicht versagt oder unter vergeblicher Arbeit ermüdet, wenn der 
Körper Wasser genug besitzt, um eine wirksame Wärmeabdunstung zu 
ermöglichen, und letztere nicht durch eine dicke, anliegende und beengende 
Kleidung behindert wird. 

Die thierische Wärme wird zum grössten Theil durch den Ver¬ 
brennungsprozess, zum kleinsten Theile durch die bei der mechanischen 
Arbeit auftretende Reibung erzeugt. Die Bestimmungen der Wärmemenge, 
welche der menschliche Körper in der Zeiteinheit oder in 24 Stunden 
hervorbringt, hat man theils durch theoretische Berechnung aus der Menge 
der oxydirten Stoffe und aus der bekannten Verbrennungswärme derselben, 
theils durch direkte kalorimetrische Messungen versucht. Die Resultate 
der verschiedenen Methoden weichen aber noch immer ziemlich beträcht¬ 
lich voneinander ab. Helmholtz berechnete die stündliche Wärme¬ 
produktion eines 82 kg schweren Mannes auf 113,1 Kalorien (unter Kalorie 
ist hier stets die grosse oder Kilogrammkalorie verstanden, d. h. die 
Wärmemenge, welche erforderlich ist, 1 kg Wasser von 0 ° auf 1 ° C. zu 
erwärmen. Dieselbe entspricht 1000 kleinen oder Grammkalorien) und 
die 24 ständige auf 2700 Kalorien. Nach Vogel beträgt die stündliche 
Wärmeproduktion für einen 70 kg schweren Mann 100 Kalorien, nach 
Hirn 144 bis 170 Kalorien in der Ruhe. Die Wärmeproduktion ist bei 
verschiedenen Menschen verschieden, je nach dem Gewicht und besonders 
der Muskelmasse, insofern diese die wichtigste Wärmequelle abgiebt. Ein 
grosser muskelstarker Mensch erzeugt unter gleichen Verhältnissen mehr 
Wärme als ein kleiner muskelschwacher. Aber auch bei einzelnen gleich 
grossen und muskelstarken Menschen unterliegt die Wärmeproduktion 
grossen Schwankungen. Sie ist herabgesetzt in der Ruhe und besonders 


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während des Schlafes, und wird gesteigert durch Nahrungsaufnahme und 
Arbeit. In den Fallen, in welchen man bei ruhigem Sitzen in der Sonne 
bei hoher Luftwärme eine Steigerung der Eigenwärme beobachtete, welche 
bei mässiger Bewegung zurückging, ist dies durch die direkte Einwirkung 
der Sonnenstrahlen auf das Gehirn zu erklären. Die von einem erwach¬ 
senen Menschen erzeugte Wärme würde genügen, die Eigenwärme desselben 
in jeder halben Stunde um 1°C. zu steigern, in zwei Stunden also von 
37 ° C. auf 41 °C. zu erhöhen. Da die Eigenwärme unter normalen Ver¬ 
hältnissen nur ganz geringfügige Schwankungen zeigt, so erkennen wir 
hieraus, dass die Fähigkeit des .Körpers, diese Konstanz zu bewahren, 
sich nicht nur gegenüber den Schwankungen der Aussentemperatur, 
sondern auch derjenigen der Produktion bewährt. Da der Körper in der 
Regel sich in einer Umgebungstemperatur befindet, welche unter seiner 
Eigenwärme ist, so muss er nach physikalischen Gesetzen Wärme durch 
Leitung und Strahlung abgeben. Hierzu kommt noch die an seiner Ober¬ 
fläche fortwährend durch Wasserabdunstung gebundene Wärme sowie 
die durch Erwärmung der Ingesta und der Athemlufb verbrauchte. Von 
dieser ganzen Abgabe kamen nach der Berechnung von Helmholtz auf 
Erwärmung der Ingesta und der Athemluft, sowie Sättigung der letzteren 
mit Wasserdampf, 22,5 %, der Rest 77,5 % wird durch Leitung, 
Strahlung und Verdunstung von der Hautoberfläche abgegeben. Nach 
Rosenthal macht die von der Haut abgegebene Wärmemenge 85% 
der gesammten Wärmeabgabe aus, nach Vierordt sogar 87,5 %. Jeden¬ 
falls geht hieraus hervor, dass der Haut die wichtigste Rolle für die 
Wärmeregulation des Körpers zukommt. Durch Strahlung allein fliessen 
gewöhnlich 50% der ganzen Wärmemenge ab. (Pettenkofer.) Die 
Wärmestrahlung ist proportional der Differenz der Hauttemperatur mit 
der der umgebenden Gegenstände. Die Beschaffenheit der Luft ist ohne 
Einfluss auf dieselbe. Anders liegen die Verhältnisse bei der Leitung. 
Dieselbe ist zwar auch porportional der Temperaturdifferenz der Haut 
und des umgebenden Mediums, ausserdem aber wesentlich abhängig von 
der Luftbewegung. Da die Luft ein sehr schlechter Wärmeleiter ist, so 
wird erst durch die Bewegung derselben, welche die an der Oberfläche 
erwärmten Luftschichten immer wieder durch kühlere ersetzt, eine erheb¬ 
liche Abkühlung durch Leitung herbeigeführt. Von Einfluss für die Leitung 
ist auch noch der Gehalt der Luft an Wasserdampf, indem ihre Wärme¬ 
leitungsfähigkeit mit ihrem Feuchtigkeitsgehalt zunimmt. Mit der Zu¬ 
nahme der Temperatur der Luft und der umgebenden Gegenstände muss 
die Wärmeabgabe durch Leitung und Strahlung sinken und schliesslich, 


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wenn die Aussentemperatur die Temperatur der Haut erreicht, gleich 
Null werden. Dieser Fall kommt in der heissen Zone häufig vor, in 
unseren Breiten dagegen sehr selten. Hier tritt dann ergänzend der 
dritte Faktor ein, die Verdunstung, welche im Stande ist, die Wirkung 
der beiden anderen Faktoren vollkommen zu ersetzen. Unter gewöhn¬ 
lichen Verhältnissen werden durch Verdünstung von der Haut nach 
Vierofdt in 24 Stunden 660 Gramm Wasser ausgeschieden. Da 1 Gramm* 
Wasser zu seiner Verdunstung 0,58 Kalorien erfordert, so werden dem 
Körper dadurch rund 364 Kalorien entzogen. Die Verdunstung steigt 
mit der Zunahme der Temperatur und Bewegung der Aussenluft und 
steht in umgekehrtem Verhältniss zu der relativen Feuchtigkeit der 
Atmosphäre und dem Luftdrucke. Die regulatorische Thätigkeit der Haut 
besteht nun darin, dass sowohl unter dem wechselnden Einfluss der 
äusseren Temperatur, als auch unter gewissen inneren Bedingungen die 
Wänneabfuhr apf allen drei Wegen beeinflusst wird. Das Mittel hierzu 
bilden die Hautgefässe. Die Temperatur der Haut stammt, abgesehen 
von der geringen Wärmeproduktion in ihr selbst, nur zum kleineren Theile 
von der aus den tiefen Schichten ihr zugeleiteten Wärme her, zum bei 
Weitem grösseren Theile wird sie ihr durch das Blut zugefuhrt Die 
Menge der auf diese Weise ihr zufliessenden Wärme hängt nun wesent¬ 
lich von der Menge des in der Zeiteinheit durchströmenden Blutes ab. 
Mit der Zunahme der Hauttemperatur aber wachsen zunächst die Be¬ 
dingungen für Leitung und Strahlung, welche, wie wir sahen, mit der 
Differenz der Hauttemperatur und der Temperatur der umgebenden 
Medien in direktem proportionalen Verhältnisse stehen. Bei erhöhter 
Aussentemperatur werden die Hautgefässe erweitert, der Zufluss des Blutes 
und damit von Wärme zur Haut wird erhöht, mit Abnahme derselben 
tritt eine Verengerung der Hautgefässe und damit eine Herabsetzung der 
Hauttemperatur ein. Dem gleichen Einfluss ist auch die Verdunstung an 
der Hautoberfläche unterworfen. Eris mann hat gezeigt, dass auch die 
insensible Perspiration zum bei Weitem grössten Theile den Schweiss- 
drusen entstammt. Bei Zunahme der Aussentemperatur erweitern sich 
die die Schweissdrüsen umgebenden kleinen Gefässe, die Sekretion steigert 
sich, und hierdurch wird die Wasserabgabe und die durch die Verdunstung 
gebundene Wärme vermehrt. Die insensible Verdunstung kann nach 
demselben Autor in 24 Stunden bis über 3000 Gramm betragen. Dies 
würde schon einer Wärmeabgabe von 1780 Kalorien entsprechen, also 
fast */a der gesammten unter gewöhnlichen Verhältnissen vom Körper 
gebildeten Wärmemenge. Dieselbe wird aber noch wesentlich grösser, 



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sobald unter dem Einflüsse zunehmender Temperatur die Sekretion sich 
so steigert, dass sie als sichtbare Flüssigkeit auf der Haut zu Tage tritt. 
Sie kann auf diese Weise das Zwei- bis Dreifache erreichen und ist im 
Stande, allein die gesammte Ausfuhr zu decken. 

Pettenkofer und Voit fanden bei Versuchen in dem grossen 
Respirationskasten, dass nach sechsstündiger anstrengender Arbeit eher eine 
Erniedrigung der Körpertemperatur eingetreten war. Da nun bei der 
Muskelkontraktion nur etwa >/« bis V* der durch die chemischen Um¬ 
setzungen frei werdenden Kräfte in mechanische Arbeit umgewandelt 
wird (Vierordt), der Rest zur Bildung von Wärme aufgeht, so muss 
bei der sechsstündigen Arbeit eine sehr beträchtliche Mehrproduktion von 
Wärme stattgefunden haben. Berechnen wir nach Vierordt die bei 
diesem Versuche geleistete Arbeit auf 150000 Kilogrammmeter (derselbe 
berechnet den täglichen Nutzeffekt des mittleren Arbeiters bei achtstündiger 
Arbeitsdauer zu 201000 Kilogrammmeter), so würden, das mechanische 
Aequivalent für eine Kalorie = 424 Kilogrammmeter angenommen, in 
dieser Zeit 2122 Kalorien Wärme mehr erzeugt worden sein als in der 
Ruhe, oder, auf die Stunde berechnet, 353. Nimmt man, wie es gewöhn¬ 
lich geschieht, die geleistete Arbeit zu V» der bei derselben frei werdenden 
Spannkräfte an, so werden in der Stunde immer noch 230 Kalorien 
Wärme mehr produzirt worden sein. Nehmen wir nach Helm holtz die 
stündliche Wärmeproduktion in der Ruhe zu 144 Kalorien an, so sind 
hier, da der Mann nach dem Versuche keine Steigerung seiner Eigen- 
wärme zeigte, 350 Kalorien in der Stunde ausgegeben worden. Wir 
sehen hieraus, dass die Regulationsvorrichtungen des menschlichen Körpers 
recht erhebliche Unterschiede in der Produktion auszugleichen vermögen. 

Die Versuche waren aber immer unter verhältnissmässig günstigen 
äusseren Bedingungen bezüglich der Temperatur, Feuchtigkeit etc. an¬ 
gestellt. Die oben erwähnten Thierexperimente, namentlich aber die 
Versuche von Berger, de la Roche, Blagden und Fordyce, hatten 
nämlich gezeigt, dass nicht nur die Temperatur, sondern auch der Feuch¬ 
tigkeitsgehalt der Luft von grossem Einfluss auf das Verhalten der 
Körperwärme der in ihr sich befindenden Individuen ist, was aber schon 
längst bei dem Gebrauche der russischen und römisch-irischen Bäder 
bekannt war. Schuster in Aachen (Deutsche Klinik, 1864, No. 22) hat 
an sich selbst im warmen Bade. 41,40 ° C. Eigenwärme erzielt, ohne 
nachtheilige Folgen. Erst bei 42 ° C. trat im warmen Bade (40 ° C.) in 
einem von mir beobachteten Falle Besinnungslosigkeit ein ohne weitere 
nachtheilige Folgen, wodurch wiederum der Beweis erbracht ist, dass 


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die hohe Eigenwärme an sich nicht die alleinige Ursache des lokomoto- 
rischen Hitzschlags sein kann, allerdings zum Wärmeschlag, wenn 
lange andauernd, fuhren wird. 

Die Eigenwärme steigt somit bei künstlicher Verhinderung der Wärme¬ 
abfuhr ganz bedeutend. — Bei trockener Luft wird ein viel höherer 
Temperaturgrad ertragen, aber auch bei gleicher Temperatur eine trockene 
Luft viel länger als eine mit Feuchtigkeit gesättigte. Die Verdunstung 
steht dann im umgekehrten Verhältnisse zum relativen Feuchtigkeits¬ 
gehalte der Luft Bei vollständiger Sättigung der Luft mit Feuchtigkeit 
hört die Wirkung dieses mächtigen Abkühlungsmittels des Körpers über¬ 
haupt auf, wie dies eben im warmen Bade, dessen Temperatur der 
Eigenwärme gleichkommt oder sie übersteigt, der Fall ist. Eine Be¬ 
rechnung von Hill er weist nun nach, dass sogar unter viel ungünstigeren 
Umständen, als in dem Versuche von Pettenkofer und Voit vorhanden 
waren, noch grössere Wärmemengen vom Körper abgegeben werden 
können. Hi 11 er berechnet die gesammte Einnahme von Wärme während 
eines einstündigen Marsches im Sommer zur Mittagszeit in voller kriegs- 
mässiger Ausrüstung auf rund 385 Kalorien. Um diese fortzuschaffen, 
würde bei 25 ° C. und 100 % relativer Feuchtigkeit nur eine Geschwindig¬ 
keit der Luft von 0,31 m gehören, d. h. eine Luftbewegung, welche von 
unserer Haut überhaupt nicht als solche wahrgenommen wird. Eine 
noch viel geringere Luftgeschwindigkeit würde ausreichen, um bei 30 ° C. 
äusserer Temperatur, 70 % relativer Luftfeuchtigkeit, bei nur 1 qm be¬ 
strichener schwitzender Hautoberfläche die gleiche Wärmemenge dem 
Körper zu entziehen. 

Aus diesen Berechnungen ergiebt sich der mächtige Einfluss der 
Luftbewegung auf die Abkühlung des Körpers. Dieselben legen aber 
meteorologische Verhältnisse zu Grunde, welche bei uns nie Vorkommen. 
Die Luftbewegung bei uns im Freien ist fast stets grösser als die hier 
zur Abkühlung als erforderlich angenommene. Gewöhnlich haben wir auch 
an sogenannten windstillen Tagen eine Bewegung der Luft von 2 bis 3 m 
in der Sekunde. Ebenso kommt eine vollständige Sättigung der Luft 
mit Feuchtigkeit bei uns fast nie vor, ein relativer Feuchtigkeitsgehalt 
von 85% ißt im Sommer schon sehr hoch und wird nur selten über¬ 
schritten. Bei einer Luftgeschwindigkeit von 1 m, also einer solchen, wie 
sie eben erst für unser Gefühl wahrnehmbar ist, würden in einer Stunde 
bei nur 1 qm bestrichener Hautoberfläche 3600 cm Luft über den Körper 
hinstreichen, welche selbst bei einer relativen Feuchtigkeit von 65 % aus¬ 
reichend wären, viel grössere Wärmemengen aufzunehmen. Nun bewegt 


« 


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300 - 


sieh aber der Infanterist auf dem Marsche schon selbst mit einer grösseren 
Geschwindigkeit fort. Das deutsche Exerzir-Reglement bestimmt die 
Schrittgrösse zu 0,8 m, die Geschwindigkeit zu 112 Schritten in der Minute. 
Dies entspricht einer Geschwindigkeit von 89,6 m in einer Minute oder 
rund 1,5 m in einer Sekunde. Es könnte also sogar absolute Windstille 
herrschen, und doch würde selbst unter den angenommenen ungünstigen 
Verhältnissen bezüglich Temperatur und relativer Feuchtigkeit der Körper 
sich mit Leichtigkeit der während der Marsches gebildeten Wärmemenge 
entledigen können. Wir müssen hieraus den Schluss ziehen, dass, 
wenigstens in unserer Breiten, auch unter den denkbar ungünstigsten 
Bedingungen, die meteorologischen Verhältnisse allein, auch bei angestrengter 
Muskelthätigkeit und dadurch erheblich gesteigerter Wärmeproduktion, 
Wärmestauungen im Körper nicht veranlassen. 

Diese Berechnungen scheinen mit den sonstigen Erfahrungen nicht 
in Einklang zu stehen. Ich habe bei anstrengenden Märschen, selbst bei 
Lufttemperaturen von 15 bis 20° C. Steigerung der Eigenwärme um 
0,5 bis 1,0 ° C. beobachtet. Jürgensen sah nach fünfstündiger anstren¬ 
gender Arbeit eine Steigerung der Eigenwärme um 1,2 ° C. eintreten. 
Obernier fand nach einem halbstündigen Marsche bei einer Aussen- 
temperatur von 9,0 bis 11,2° (also einer Temperatur, bei welcher nie 
Hitzschlag beobachtet wird), bei einer Luft, die er als windig und feucht 
bezeichnet, eine Steigerung der Eigenwärme um 0,4-bis 0,5 ° C. Nach 
einem Geschwindmarsch von einer Stunde 38 Minuten im Sonnenschein 
bei 17 0 C. und etwas Wind beobachtete er sogar eine Steigerung der 
Eigenwärme um 1,2 ° C. Bei einem Schnellläufer nach einstündigem 
Laufen bei windiger und regnerischer Luft von 16,2 0 C. fand er eine 
Temperatur von 39,6 ° C. in ano. Ebenso fanden Liebermeister und 
Hoffmann an sich selbst beim Bergsteigen Temperaturerhöhung um 
0,85 bis 1,45 ° C. Diese Versuche, bei welchen die Versuchspersonen 
bekleidet waren (bei Pettenkofer und Voits angegebenem Versuche in 
dem grossen Respirationskasten war dies natürlich nicht der Fall), stehen 
vollkommen in Einklang mit den von Hiller an marschirenden Soldaten 
gemachten Beobachtungen. Letztere sind von besonderem Werthe dadurch, 
dass bei allen genau die meteorologischen Verhältnisse, Temperatur, 
Feuchtigkeit, Bewegung der Luft, Sonnenschein, Bewölkung, Barometer¬ 
stand verzeichnet sind. Wir lassen den Luftdruck weiterhin unberück¬ 
sichtigt, weil ein Einfluss desselben auf die Wärmeregulationseinrichtungen 
des Körpers, mit Ausnahme des geringen Einflusses auf die Verdunstung, 
nicht nachgewiesen ist. Hiller fand bei seinen Versuchen ausnahmslos, 


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selbst bei niedriger Lufttemperatur, nach dreiviertel- bis zweistündigem 
Marsche eine Temperatursteigerung von einigen Zehnteln bis zu 2,5 ° C., 
ja in einem Falle bei 22 ° R., 31 % relativer Feuchtigkeit und einem 
Winde von 4 bis 7 m, also bei meteorologischen Verhältnissen, wie sie 
keinesfalls besonders disponirend für Hitzschlag sind, eine Steigerung 
von 3,1 0 C. Nach einem einstündigen Marsche bei 9,5 ° R., schwachem 
Nordwestwinde, relativer Feuchtigkeit von 82% und trübem, nebeligem 
Wetter betrug die Eigenwärme in ano bei drei Leuten 38,8 bis 39,1 0 C. 
In zahlreichen von mir beobachteten Fällen dieser Art war die Herz- 
thätigkeit stets qualitativ - und quantitativ erhöht, ebenso die Respirations- 
tbätigkeit, und wurden Körpertemperaturen bis zu 40,0 ° C. bei genügendem 
Wassergenuss gut vertragen, ohne irgend welche krankhaften Erscheinungen 
hervorztfbringen. 

Bei Betrachtung des Wärmeregulationsmechanismus sind wir zu dem 
Resultate gekommen, dass derselbe in unseren Breiten wohl immer aus¬ 
reicht, die Eigenwärme auf normaler Höhe zu erhalten; geschieht dies 
nicht, so muss eben dieser Mechanismus nicht richtig arbeiten durch 
Ausfall oder Hinzutritt eines oder des anderen Faktors. Der Hitzschlag 
wird in den Tropen und in der gemässigten Zone beobachtet. Auf 
unserer Hemisphäre liegt die nördlichste Grenze seines Vorkommens nach 
Jacubasch etwa bei 5%° n. Br. Auffallend ist, dass die Frequenz 
in keinem Verhältnis zur Entfernung vom Aequator oder, was dasselbe 
ist, zur mittleren Temperatur eines Ortes zu stehen scheint. Falk en¬ 
stein berichtet, dass er während eines dreijährigen Aufenthalts an der 
Loangoküste keinen einzigen Fall von Hitzschlag gesehen habe. Man 
könnte nun meinen, dies rühre daher, dass die Menschen in den Tropen 
sich der Gefahr nicht so aussetzen, indem Jeder vermeidet, während der 
heissen Tageszeit überhaupt ins Freie zu gehen. Dies ist aber nach 
zahlreichen Zeugnissen nicht der Fall. So arbeiten die Goldgräber auf 
den südafrikanischen Goldfeldern auch während der grössten, Hitze, und 
die einzigen hierbei beobachteten Krankheitserscheinungen sind profuse 
Diarrhöen. General Douglas sagt, dass in den Jahren 1840, 1854 und 
1855 auf Bourbon, Martinique und Guadeloupe von den Truppen Schanz- 
und Wegearbeiten während der heissen Jahreszeit, selbst während der 
heissesten Tageszeit ausgefuhrt wurden und dabei die Gesundheit der 
Soldaten bei Weitem besser gewesen sei als sonst 

Von einem schädlichem Einflüsse der Hitze, insbesondere von Hitz¬ 
schlag, wird nichts erwähnt Dagegen ist es bemerkenswerth, dass die 
aus den heissen Klimaten bekannten Fälle von Hitzschlag zwar nicht 


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ausschliesslich, aber überwiegend Europäer betreffen. Hiernach konnte 
man zu der Meinung kommen, dass die weisse Rasse für Hitzschlag be¬ 
sonders disponire. Wenn man nun die Berichte aus den verschiedenen 
europäischen Ländern vergleicht, so ergiebt sich die Thatsache, dass es 
fast ausschliesslich eine Berufsart ist, welche das Hauptkontingent für 
den Hitzschlag stellt, nicht allein in unseren Breiten, sondern nach den 
von Jacubasch gesammelten Fällen auch in den heissen Klimaten, 
nämlich der Fusssoldat. Die vereinzelten anderen Fälle beweisen nur, 
dass unter besonderen Umständen auch andere Berufsarten ergriffen werden 
können. Nach diesen Erfahrungen sind wir genöthigt, anzunehmen, dass 
in den Verhältnissen des militärischen Dienstes ein besonderes Moment 
für die Entstehung des lokomotorischen Hitzschlags gegeben ist Ganz 
dasselbe können wir aber auch von den vergleichweise so häüfig vor¬ 
kommenden Fällen von Herzdehnung ohne Klappenfehler behaupten, von 
einer Krankheitserscheinung, deren genauere Kenntniss und Diagnose wir 
erst der neueren Zeit verdanken. Herzdehnung wird allerdings nur in 
einzeln vorkommenden Fällen beobachtet, während der Hitzschlag unter 
Umständen massenhaft auftritt; beide Krankheitserscheinungen sind aber 
nahe miteinander verwandt, sie sind beide Folgen anstrengender Märsche 
bei gewissen Bedingungen der Aussenwelt, und bei beiden spielt die 
Herzermüdung eine hervorragende Rolle. Auffallend ist es, dass bei einer 
marschirenden Truppe immer doch nur eine relativ kleine Zahl derselben 
bei den gegebenen hierzu führenden Verhältnissen von Hitzschlag befallen 
wird, während doch sämmtliche Soldaten genau unter denselben Ver¬ 
hältnissen marschiren, was ja auch bei den Fällen von Herzdehnung 
zutrifft. Es müssen also disponirende Momente bei einzelnen Leuten 
vorhanden sein, wie ungenügende Trainirung oder das in der Sportswelt 
bekannte und gefürchtete Uebertrainirtsein, welchem Krankheitszustand, 
dessen Hauptmerkmale in Nervosität, Abnahme des Körpergewichts und 
niedrigem Blutdruck (Herzschwäche) bestehen, bis jetzt nur zu wenig Auf¬ 
merksamkeit zugewendet worden ist. Ist die Muskelarbeit eine sehr 
bedeutende und lange Zeit andauernde, so kann sie für sich allein schon 
bei vorhandener Disposition, selbst wenn der Wärmeabfuhr kein Hinderniss 
im Wege steht, durch den hierbei zu überwältigenden hohen Blutdruck, 
zu Herzermüdung und Herzdehnung führen, wie zahlreiche Beispiele 
beweisen. Die Arbeit des Herzens muss mit den Hindernissen aber zu¬ 
nehmen, welche der Wärmeabfuhr sich entgegensetzen. Nach den Ein¬ 
richtungen der Wärmeregulation zu urtheilen, sind solche Hindernisse in 
unseren Breiten nicht in der Luftbeschaffenheit zu suchen, sie liegen 


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V 


— 303 — 

anderswo; denn diese Einrichtungen selbst sind stets genügend, auch bei 
der höchsten Muskelthätigkeit eine verderbliche Wärmestauung im Körper 
zu verhindern. Vor allen Dingen kommt als Hinderniss der Wärmeabfuhr 
ein mangelhafter Wassergehalt des Blutes in Betracht. Schon lange Zeit 
ist man von der irrigen Ansicht abgekommen, man dürfe auf Märschen 
in der Hitze kein Wasser trinken. Der Uebergenuss desselben hat jedoch 
auch seine grossen Schattenseiten, da Ueberfüllung des Gefässsystems zu 
Ueberlastung der Herzihätigkeit führt. Ein richtiges Maass zu finden, 
ist für den einzeln Marschirenden ja nicht schwer, ein solcher wird je 
nach Bedürfniss kleinere Quantitäten Wasser zu sich nehmen, auch zeit¬ 
weise nach Belieben eine kurze Rast machen. Anders der Soldat, welcher, 
durch unbedingten Gehorsam gezwungen, oft längere Zeit seinen Durst 
nicht befriedigen kann. Trotzdem dem Wassergenuss auf Märschen die 
grösste Aufmerksamkeit zugewendet wird, so können doch Momente 
eintreten, in welchen er ungenügend ist. Das Herz kommt zu 
immer erhöhterer Thätigkeit, welche von Einzelnen nicht mehr geleistet 
werden kann; die Schweisssekretion ist vermindert, die Haut trocken, 
brennend heiss, die Zunge klebt am Gaumen, es treten die Vorboten des 
eigentlichen Hitzschlags: Schwindel, Sausen im Kopfe, fliegender Athem 
ein, die Eigenwärme steigt mehr und mehr, und plötzlich fällt der Be¬ 
troffene wie vom Schlage gerührt mit flatterndem, kaum fühlbarem Pulse 
zusammen. Der Mangel des Wassers im Blute ist aber in neuerer Zeit 
wohl selten die Ursache des Hitzschlags, denn gerade auf genügenden 
Wassergenuss wird ja in den Armeen ein Hauptaugenmerk gerichtet. 
Man hat den Hitzschlag aber oft genug bei reichlichem Wassergenuss 
beobachtet, ohne dass die Schweissabsonderung im Geringsten noth- 
gelitten hätte, und muss daraus schliessen, dass die Wärmestauung 
durch noch ein weiteres Hinderniss der Wärmeregulationseinrichtung 
bedingt ist. Dieses Hinderniss ist eine dicke, eng anschliessende beengende 
Kleidung. Die Erfahrungen an den Eingeborenen der heissen Zone zeigen, 
dass der Körper die Schwankungen der Luftwärme, wie sie dort Vor¬ 
kommen, ohne willkürliche Regulationsmittel zu überwinden vermag, doch 
bezieht sich dies fast nur auf die Gegenden mit einer mittleren Jahres¬ 
temperatur bis zu 25 ° C. Unterhalb dieser Grenze finden wir bereits 
eine wenn auch nur mangelhafte und zeitweilige Bekleidung, und je 
weiter wir uns von dem Aequator entfernen, desto mannigfacher und 
dichter wird die Umhüllung des Körpers. Wir schliessen hieraus, dass 
der Körper mit Hülfe seiner unwillkürlichen Wärmeregulationseinrichtungen 
nicht im Stande ist, seine Eigenwärme dauernd auf dem nörmalen Stand- 


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punkte zu erhalten, sobald die Aussentemperatur bis zu einem gewissen 
Grade gesunken ist Die Grenze liegt etwa bei 25 ° C., unbewegte Luft 
und mittleren Feuchtigkeitsgehalt derselben vorausgesezt Eine solche 
Temperatur würde, wenn der Körper ihr längere Zeit ausgesetzt wäre* 
die Eigenwärme desselben bereits herabsetzen. Mit zunehmender Luft¬ 
bewegung wurde die Grenze noch viel höher gesetzt werden müssen» 
Aus dieser Thatsache schon geht die NothWendigkeit eines weiteren 
Schutzes hervor, und sie allein begründet schob die hohe, hygienische 
Bedeutung der Kleidung. Wir werden sehen, dass diese Bedeutung noch 
eine viel umfassendere ist, — Es fragt sich vor Allem, in welcher Weise 
die Kleidung die Wärmeabgabe des Körpers durch Strahlung, Leitung 
und Verdunstung beeinflusst. Die ersten verwerthbaren Versuche über die 
für die Hygiene wichtigsten Eigenschaften der Kleidung rühren von 
Coülier her. Derselbe fand, dass die Abkühlungsgeschwindigkeit eines 
mit warmem Wasser gefüllten Metallzylinders zunahm, wenn er ihn mit 
verschiedenen Stoffen umkleidete. Es ging daraus hervor, dass das Aus¬ 
strahlungsvermögen der Stoffe für Wärme grösser ist als dasjenige einer 
glatten Metallfläche. Die Versuche sind von Krieger wiederholt und 
bestätigt worden. Krieger fand ferner, dass das Wärmestrahlungs¬ 
vermögen der verschiedenen Stoffe nur geringe Unterschiede aufweist. 
Für Wolle = 100 gesetzt, ist dasselbe für Baumwolle *» 101, Lein¬ 
wand — 102, Seide 102,5. Hierbei war die Verzögerung, welche die 
Wärme beim Durchgänge durch die Stoffe erleidet, ausser Betracht ge¬ 
lassen. Um diese, oder mit anderen Worten, die Leitungsfähigkeit derselben 
zu ermitteln, umgab Krieger seinen Blechzylinder erst mit einfacher, dann 
mit doppelter Lage der verschiedensten Stoffe und beobachtete die Zeit* 
welche in beiden Fällen für eine gewisse Abkühlung erforderlich war» 
Da in beiden Fällen der Verlust durch Strahlung gleich bleibt, so 
muss der Unterschied ein Ausdruck für die Verzögerung der Leitung 
sein. Auf diese Weise fand er, dass dünnes Seidenzeug die Wärmeabgabe 
durch Leitung um 3 % verzögert, Leinwand und Shirting um 5 %, 
Flanell um 14%. Die angeführten Zahlen für die Wärmestrahlung der 
Stoffe geben uns aber noch keinen Anhalt für die Beurtheilung des Ver¬ 
haltens der Stoffe als Kleidungsstücke, da sie dem Körper nie so eng 
anliegen. 

Um auch hierüber Aufschluss zu erhalten, umgab Krieger seinen 
Zylinder mit den verschiedenen Stoffen in einem Abstande von 0,5 bis 1 cm, 
also etwa wie die Kleider anliegen. Hierbei fand er im Gegensatz zu den 
Versuchen mit eng anliegenden Stoffen, nach Abzug des Betrages für die 


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Leitung, eine Verzögerung der Wärmeabgabe um 29 bis 33 %. Versuche 
in demselben Sinne stellte Hi 11 er an, indem er möglichst die Verhältnisse 
der Militärkleidung nachzuahmen bemüht war. Er benutzte eine mit 
warmem Wasser gefüllte Flasche und beobachtete die Abkühlungszeit, 
welche unter den verschiedenen Bedingungen für gleiche Wärmegrade 
erforderlich war. Bei Windstille ergab sich, dass die Flasche von 
44 ° bis 36 ° C. abkühlte: 

1. nackt bei 17 °C. in 57 Minuten, 

2. im Hemd bei 20 ° C. in 85 Minuten, 

3. im Hemd und Waffenrock bei 22 ° C. in 172 Minuten. 

Es wurde also in letzterem Falle die Wärmeabgabe um mehr als das 
Dreifache verzögert. Eine Luftbewegung bis zu 4 m in der Sekunde, 
welche auf die Abkühlung der nackten Flasche einen 6ehr erheblichen 
Hinfluss hatte, war für die vollständig bekleidete Flasche fast ohne Ein¬ 
fluss. Um die grosse Verschiedenheit zwischen der Wärmeabgabe bei 
eng anliegender und bei lockerer Bekleidung zu verstehen, muss man 
sich daran erinnern, dass sich in letzterem Falle zwischen dem Körper 
und der Kleidung eine Luftschicht befindet. Diese muss zunächst erwärmt 
werden, ehe eine weitere Abgabe an die Kleidung erfolgen kann. Da 
die Luft aber ein Behr schlechter Wärmeleiter ist, so folgt hieraus eine 
sehr erhebliche Verzögerung der Wärmeabgabe. 

Für den Unterschied der Stoffe in ihrer Fähigkeit, die Wärmeabgabe 
zu verzögern, hat Pettenkofer gezeigt, dass diese in dem verschiedenen 
Luftgehalt, bezw. der verschiedenen Fähigkeit der Stoffe, Luft durch¬ 
zulassen, begründet ist. Er fand, dass, wenn die Luftmenge, welche in 
einer bestimmten Zeit und bei einem bestimmten Drucke durch Flanell 
geht = 100 gesetzt wird, unter denselben Bedingungen durch Leinwand 58, 
Seidenzeug 40 beträgt. Ueber den Einfluss der Bekleidung auf die Ver¬ 
dunstung hat Hill er Versuche angestellt und fand, dass bei unbekleideter 
schwitzender Oberfläche die Abkühlungsgeschwindigkeit diejenige bei 
trockener Oberfläche um etwa das Dreifache übertrifffc. Auf diese Ver¬ 
hältnisse übt die Bekleidung mit Hemd nur einen geringen, bei Luft¬ 
bewegung sogar nur einen verschwindenden Einfluss aus, dagegen 
verzögerte die vollständige Bekleidung mit Hemd und Waffenrock - die 
Abkühlungsgeschwindigkeit bei Windstille um das Dreifache. Gegenüber 
einer trockenen Oberfläche war dagegen bei gleicher Bekleidung dieselbe 
nur etwa i/ a bis V* geringer. Von merklichem Einfluss ist die Luft¬ 
bewegung und die Temperatur auf die Abkühlungszeit. Bei einem Winde 
von 4 m war die Abkühlungszeit um die Hälfte kleiner als bei Windstille, 
Militär in tliclie Zeitschrift 1896. 20 


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306 


und bei gleicher Windgeschwindigkeit verhielt sich die Abkühlungszeit 
bei 15 ° C. zu deijenigen bei 23 ° C. wie 3 zu 4. 

Die Kleidungsstücke unterliegen aber auch bezüglich ihrer Wärme¬ 
abgabe Veränderungen, durch die Aufnahme von Wasser bedingt Letzteres 
ist in denselben nach Coulier als hygrometrisches und zwischengelagertes 
enthalten. Die Hygroskopizität der Stoffe ist nach Coulier, Pettenkofer 
und Boubnoff sehr verschieden und steht in direktem Verhältnis zu 
der relativen Feuchtigkeit der Luft, in umgekehrtem zur Temperatur. 
Ein absolut grösserer Gehalt der Luft an Feuchtigkeit bedingt also nicht 
auch eine grössere Aufnahme der letzteren durch die Stoffe. Welchen 
Einfluss nun das hygroskopisch gebundene Wasser ausübt, ist bis jetzt 
noch nicht erforscht, doch scheint die Erfahrung, dass man bei nass¬ 
kaltem Wetter mehr friert als bei trockenem von gleicher Temperatur, 
auf die grössere Wärmeentziehung zurückzufuhren zu sein. 

Die Untersuchungen haben gezeigt, dass die Schnelligkeit, mit 
welcher die Stoffe Wasser aus der Luft aufnehmen und wieder abgeben, 
sehr verschieden ist. Leinwand nimmt zwar nur etwa halb so viel Wasser 
auf als Wolle, aber die Aufnahme und die Abgabe erfolgen wesentlich 
schneller. Baumwolle nimmt etwa die Mitte ein. In analoger Weise 
verhalten sich Stoffe gegenüber der zweiten Art der Wasseraufhahme 
(zwischengelagertes Wasser) durch Benetzen. Wolle hält am meisten 
Wasser zurück, auf 1000 Gewichtstheile 913, Leinwand 740; aber letztere 
saugt das Wasser erheblich schneller auf als Wolle und giebt es eben¬ 
soviel schneller durch Verdunstung ab. Darauf beruht der kühlende 
Einfluss nasser Leinwand auf unseren Körper. Dieselbe entzieht in 
kurzer Zeit dem Körper eine grosse Wärmemenge. Nasses Zeug leitet 
aber auch die Wärme besser. Durch die Benetzung werden die Poren 
der Stoffe verlegt, und diese büssen dadurch an Durchgängigkeit für Luft 
ein; Leinwand, Baumwolle und Seide werden hierdurch sehr schnell 
luftdicht gemacht, Wolle dagegen fast nie. Wolle unterscheidet sich also 
insofern von anderen Bekleidungsstoffen, dass sie, nass geworden, das 
Wasser und damit die Wärme weniger rasch durch Verdunstung abgiebt 
und dabei noch eine grössere Luftdurchlässigkeit oder Ventilationsfähigkeit 
hat. Für unmittelbare Hautbekleidung wären jedoch Baumwolle und Leinen 
vorzuziehen aus naheliegenden Gründen, welche aus dem Gesagten von 
selbst hervorgehen, was auch Dr. Hartmann in seiner Abhandlung 
„Ueber Durchlässigkeit verschiedener Hautbekleidungsstoffe für Wärme“, 
XIV. Band des Archivs für Hygiene, näher begründet hat. 


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Wir haben seither nur von der Wärmeabgabe der Kleider gesprochen. 
Beim Aufenthalt im Sonnenschein ist aber noch ein anderer sehr wichtiger 
Punkt zu beachten, die Erwärmung der Kleidungsstoffe selbst durch die 
direkten Sonnenstrahlen. Krieger ermittelte für Stoffe yon verschiedener 
Qualität, aber weisser Farbe, die Absorptionskoeffizienten für leuchtende 
Wärme und fand nach Abzug der verschiedenen Leitun gsfahigkeit der 
einzelnen Stoffe die Wärmeaufnahme in der Zeiteinheit für Baumwolle 
gleich 100 gesetzt, für Leinen 98, Flanell 102, Seidenzeug 108, also im 
Ganzen nur sehr geringe Differenzen. Dagegen zeigten sich ganz erheb¬ 
liche Unterschiede bei dem gleichen. Stoffe, sobald seine Farbe verschieden 
•war. Während für die Wärmeausstrahlung die Farbe ohne wesentlichen 
Einfluss ist, fand Krieger für die Aufnahmefähigkeit leuchtender Sonnen- 
wärme, dass, wenn ein weisser Stoff in einer bestimmten Zeit 100 Wärme¬ 
einheiten, ein schwarzer in derselben Zeit 208 aufnimmt. Zwischen Weiss 
und Schwarz liegen der Reihe nach Blassschwefelgelb, Dunkelgelb, Hell¬ 
grün, Dunkelgrün, Hellblaue Diese Verhältnisse waren bereits früher von 
Stark und namentlich von Coulier an verschiedenen Militärstoffen 
ermittelt worden. Der angegebene Einfluss der Farbe gilt aber nur 
gegenüber der direkten Einwirkung der leuchtenden Sonnenstrahlen. Im 
Schatten ist der Einfluss der Farbe für die Wärmeaufnahme gleich Null. 
Boubnoff fand dann noch, dass die Farbe auch von Einfluss auf die 
Schnelligkeit der Verdunstung ist, indem Schwarz und Roth dieselbe 
verzögerten, ebenso auf die Permeabilität für Luft, welche bei Weiss am 
grössten ist und durch Schwarz, Roth, Gelb, Grün, Blau eine in dieser 
Beihenfolge sich steigernde Verzögerung erleidet. Welche hohe praktische 
Bedeutung für die Wärmeokonomie des Körpers die Eigenschaft der 
Stoffe, leuchtende Sonnenwärme zu absorbiren, hat, zeigen Versuche von 
.Hil ler. Dieselben weisen nach, dass bei einer Lufttemperatur von 4- 21,2 ° 
-bis 4- 24,4° C. bei klarem Himmel und ruhiger Luft die Bekleidungs¬ 
und Ausrüstungsgegenstände des Soldaten durch die strahlende Sonnen¬ 
wärme eine Erhöhung ihrer Temperatur erfuhren, welche die Lufttemperatur 
und in einzelnen Fällen sogar die Körpertemperatur beträchtlich über¬ 
stieg. Es fanden sich im Helm Temperaturen von 34 bis 40° C., im 
Waffenrock von 30,5 bis 43,5° C., in der Hose 27,5 bis 39,0° C., in der 
Patrontasche 44,2 bis 49,5° C., in den Stiefeln 39,2° C., im Tornister 
34,1 bis 45° C., im Mantel 39,6° C. Es leuchtet ein, dass Kleidungs¬ 
stücke, welche bis auf oder über die Eigenwärme des Körpers erwärmt 
sind, unfähig werden, die Wärmeabgabe des Körpers durch Leitung und 
Strahlung zu besorgen, dass sie sogar selbst zu neuen Wärmequellen 

20 * 


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werden. Wesentlich gemildert wurde die Wirkung der Bestrahlung durch 
stärkere Luftbewegung (Wind von 4 bis 7 m in der Sekunde), ebenso 
durch zeitweise Bewölkung des Himmels. Aber selbst bei trübem Wetter, 
bei einer Lufttemperatur von nur 19,5 0 C., fand sich im Waffenrock noch 
eine Erhöhung von 3,8 ° C. gegen die Aussentemperatur. — Passen wir nun 
die Ergebnisse der Betrachtung über die Kleidung kurz zusammen. Wir 
umgeben uns durch dieselbe mit einer mehrfachen Schicht schlechter 
Wärmeleiter, welche aber dem Körper nicht eng anliegen, sondern zwischen 
sich und demselben eine Luftschicht lassen, und welche selbst für Luft 
mehr oder weniger durchgängig sind. Es wird hierdurch die Strahlung 
von der Körperoberfläche fast ganz aufgehoben und die Leitung wesentlich 
verlangsamt. Da die den Körper zunächst berührende Luftschicht ein 
sehr schlechter Wärmeleiter ist, so geschieht die Wärmeabgabe haupt¬ 
sächlich durch die Bewegung der Luft in den Kleidern. Pettenkofer 
•hat nachgewiesen, dass jeder Mensch an seinem Körper einen aufsteigenden 
Luftstrom besitzt, den man durch ein Anemometer nachweisen kann. 
Dieser Luftstrom ist aber ein sehr langsamer, so dass der Mensch stets 
von einer Luftschicht von 24 bis 30° C. in seinen Kleidern umgeben ist 
Im Freien ist nach Hi 11 er infolge der stets vorhandenen Luftbewegung, 
die den Körper umgebende Luftschicht um einige Grade weniger erwärmt 
als unter sonst gleichen Verhältnissen. Die den Körper berührende Luft¬ 
schicht hat also ungefähr die Temperatur der Haut, und der Ausgleich 
mit der Aussentemperatur kommt erst au der Oberfläche der Kleider zu 
Stande. Hierdurch wird die Haut vor dem unmittelbar kühlenden Ein¬ 
flüsse der Luft und den Schwankungen der Wärmeabgabe durch Ver¬ 
änderung der Temperatur, der Bewegung und Feuchtigkeit der Luft 
geschützt. Hierin liegt die weitere hygienische Bedeutung der Kleidung. 
Die erste besteht in der Verlangsamung der Wärmeabgabe überhaupt 
Dieselbe ist drei- bis fünffach langsamer, je nach der mehr oder weniger 
dicken Bekleidung und der Art des Stoffes derselben, als bei nacktem 
Körper. Hierbei hat der verschiedene Grad der Luftbewegung nur einen 
äusserst geringen Einfluss, die Abkühlungsgeschwindigkeit ist fast 
lediglich von dem Grade der Umgebungstemperatur abhängig. — Auch 
auf die Wärmeabgabe durch Verdunstung ist die Kleidung von erheb¬ 
lichem Einflüsse. Sie verzögert dieselbe um das Dreieinhalb- bis 
Vierfache, und zwar isf hier der Grad der Luftbewegung von merk¬ 
lichem Einflüsse. Bei direkter Bestrahlung durch die Sonne kommt noch 
die Absorptionsfähigkeit der Stoffe für leuchtende Wärme in Rechnung, 
welche wesentlich von der Farbe abhängig ist, und zwar in der Art, dass 


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— m — 


ßie am geringsten für Weiss und Schwefelgelb, am stärksten für Blau und 
Schwarz ist. Es kann dadurch die Temperatur der Kleider sogar höher 
werden als die Eigenwärme des Körpers, und so die Wärmeabgabe durch 
Leitung und Strahlung vollkommen aufgehoben werden. Die hohe 
Aussentemperatur allein kann, in unseren Breiten wenigstens,, für das 
Zustandekommen des lokomotorischen Hitzschlags, wie wir gesehen haben, 
ebensowenig wie die durch Muskelanstrengung um das Zwei- bis Drei¬ 
fache vermehrte Wärmeproduktion verantwortlich gemacht werden, da der 
menschliche Körper über hinreichende HülfSsmittel verfügt, um auch bei 
den denkbar ungünstigsten meteorologischen Verhältnissen die Eigenwärme 
konstant auf der normalen Höhe zu erhalten, d. h. bei nicht die Wärme¬ 
abfuhr und die Blutzirkulation hindernder Kleidung. Tritt bei 
genügendem Wassergenuss Hitzschlag ein, so müssen wir den Grund 
dazu in erster Linie ’ in der Kleidung suchen, in zweiter Linie 
in einer mehr oder weniger vorhandenen Disposition zu Herz¬ 
ermüdung. Das Herz aber ermüdet im vergeblichen Bemühen, mit aller 
ihm zu Gebote stehenden Kraft das Blut nach der Peripherie behufs 
Wärmeabfuhr zu treiben, welche letztere durch die Kleidung behindert, 
ja unter Umständen ganz aufgehoben ist. Jedem, der öfters Fälle von 
Hitzschlag gesehen hat, muss es aufgefallen sein, dass man in einzelnen 
Fällen die Haut der Betroffenen durchaus trocken findet Es sind dies 
diejenigen Fälle, welche durch ungenügenden Wassergehalt des Blutes 
hervorgerufen worden sind. In solchen Fällen, welche früher häufiger 
waren, hat die Sektion Eindickung des dunkelfarbigen Blutes und Zerfall 
der Blutkörperchen ergeben. Meist jedoch ist die Haut der vom Hitz¬ 
schlag Befallenen in Schweiss gebadet, die Kleidung durchschwitzt, von 
Wassermangel des Blutes kann keine Bede sein. Der Hitzschlag ist trotz 
genügenden Wassergenusses eingetreten, da die Wärmeabfuhr an der 
Peripherie des Körpers hochgradig behindert, ja gänzlich aufgehoben war. 

Stets müssen wir uns aber vor Augen halten, dass immer nur eine 
gewisse Zahl von Leuten bei einer marschirenden Truppe von Hitzschlag 
befallen wurde, also ein disponirendes Moment vorhanden ist, welches in 
der mehr oder weniger kräftigen Herzthätigkeit gesucht werden muss, 
ebenso wie dies bei der Herzdehnung infolge von Herzermüdung ohne 
gefährliches Ansteigen der Eigenwärme der Fall ist. 

Nach dem Gesagten sind die Bedingungen einer rationellen Kleidung 
leicht aufzustellen, schwer aber ist es, dieselben in Ausführung zu, bringen, 
namentlich beim Soldaten, bei welchem viele wichtige Faktoren mit¬ 
sprechen, welche beim Zivilisten nicht in Betracht kommen. Die Kleidung 


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muss der Jahreszeit angepasst und so eingerichtet sein, dass bei schwülem 
Wetter ein Lnftstrom zwischen derselben und der Körperoberfläche 
streichen kann. Zu diesem Zwecke darf dieselbe nicht enge dem Körper 
anliegen, namentlich nicht am Halse und am Bauch, um auch einen 
Druck auf die grossen Gefässe zu vermeiden und die Athmung nicht 
durch Aufwärtsdrangen des Zwerchfells zu behindern. Stoff und Farbe 
der Kleidung bedürfen einer eingehenden Würdigung, die zu tragende 
Last ist zweckmässig zu vertheilen etc. Es ist nicht meine Absicht, hier 
auf die Konstruktion einer rationellen Kleidung einzugehen, an welcher 
Aufgabe berufene Kräfte seit Jahren arbeiten; so viel ist aber gewiss, dass, 
so lange Märsche bei schwülem Wetter stattfinden, was ja unvermeidlich 
ist, trotz der grösstmöglichen Vorsicht nach allen Richtungen hin das 
Auftreten einzelner Fälle von Hitzschlag nicht vermieden werden kann. 

Sicherlich kann man sich nicht an eine hohe Steigerung der Eigen¬ 
wärme gewöhnen, obgleich eine solche kürzere Zeit ohne Nachtheil 
ertragen wird, ja bei Fieberkranken tagelang ohne unmittelbare Gefahr 
besteht, wenn der Herzmuskel nicht versagt. . Die Erfahrung lehrt uns, 
dass beim Militär im Beginn der Uebungsperiode die grösste Zahl von 
Erkrankungen an Hitzschlag vorkommt. Man könnte nun annehmen, 
dass der Wärmeregulirungsmechanismus der Haut durch Uebung die 
Fähigkeit erlangt, dem erhöhten Abkühlungsbedürfniss schneller und in 
stärkerem Maasse gerecht zu werden, als Analogon zu der Fähigkeit im 
entgegengesetzten Sinne, der Anpassung an niedrige Temperatur, welche 
wir durch Abhärtung erwerben. Dies hat eine gewisse Wahrscheinlichkeit 
für sich, lässt sich aber nicht beweisen. Thatsache ist aber, dass schon 
bei den ersten Anzeichen des Hitzschlags, ehe die hohe Eigenwärme für 
sich allein einen rasch schwächenden Einfluss auf die Herzthätigkeit 
hätte ausüben können, letztere bereits insuffizient ist. Der Puls ist dann 
äusserst frequent, aussetzend, die Pulswelle steil abfallend, die Athmung 
sehr gesteigert. Thatsache ist auch, dass Leute, welche an lange Zeit 
dauernde starke Muskelthätigkeit nicht gewöhnt sind, leicht von Hitz- 
schlag befallen werden, ebenso solche, welche an nervösem Herzklopfen 
leiden, sei es ohne auffindbare Grunde, sei es infolge von Uebertrainirt- 
sein. Kirchner sagt, dass es kaum eine zweite Krankheit gebe, welche 
wie der Hitzschlag in unseren Breiten so unbedingt verhindert werden 
könne. Dieser Ausspruch geht viel zu weit; denn wenn wir auch das 
Auftreten dieses Symptomenkomplexes durch richtigen Wassergenuss, 
zweckmässige Kleidung und rationell eingetheilte Marschleistung bei 
tbunlicher Vermeidung der heissesten Tageszeit vermindern können, so 


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werden doch immer einzelne Fälle auftreten, welche nur auf ungenügende 
üerzthätigkeit zurückzuführen sind. 

£s ist vielfach beobachtet worden, dass Leute, welche einmal an 
Hitzschlag gelitten haben, leicht zu Rückfallen neigen, ja, dass deren 
Marschfähigkeit überhaupt beeinträchtigt ist. £s treten bei denselben, 
selbst bei nicht besonders starken Muskelanstrengungen, erhöhte Herz- 
thätigkeit und Athemnoth ein, ohne dass wir einen greifbaren Grund 
hierfür auffinden können. Man hat für die Neigung zu Rezidiven bei 
früher von Hitzschlag Befallenen eine gewisse Veränderung des Nerven¬ 
systems im Allgemeinen angenommen, ein dunkler Begriff, der nichts 
erklärt; man findet aber bei an Hitzschlag Verstorbenen stets eine auffallende 
Schlaffheit des Herzmuskels und mehr oder weniger deutlich nachweisbare 
Erweiterung des Herzens, besonders des rechten Ventrikels, woraus wir 
schliessen, dass die nach Hitzschlag zurückgebliebene Disposition zu 
erneuten Hitzschlagsanfallen, selbst wenn der Nachweis einer Erweiterung des 
Herzens der Perkussion nicht mehr gelingt, da der Herzmuskel wieder mehr 
oder weniger sich zusammengezogen hat, auf Herzdehnung zurückzuführen ist. 
Jede Herzdehnung aber bat, auch wenn sie bei nicht auffallend erhöhter 
Eigenwärme, sondern nur durch den bei maximaler Muskelarbeit stets 
auftretenden hohen Blutdruck entstanden ist, stets Herzerethismus für 
längere oder kürzere Zeit oder gar für immer zur Folge. In einzelnen Fällen 
von ausgesprochenem Hitzschlag bleibt nach Ablauf desselben aber eine 
deutlich nachweisbare Herzerweiterung zurück mit gleichzeitigem Auf¬ 
treten von Herzgeräuschen. Diese Herzerweiterung kann bleibend sein, 
aber auch eine Besserung erfahren, ja vollständig wieder verschwinden 
oder wenigstens der Perkussion nicht mehr zugänglich werden, was von 
dem höheren oder geringeren Grade der Dehnung abhängt. Es ist 
klar, dass bei dem lokomotorischen Hitzschlag die Herzermüdung und Herz¬ 
dehnung niemals sehr bedeutend werden, da schon, ehe dies der Fall sein 
konnte, die exzessiv erhöhte Eigenwärme weiteren körperlichen Anstrengungen 
ein plötzliches Ende macht. War nun bei maximaler Muskelarbeit die 
Wärmeabfuhr eine genügende, wie bei kühlem oder windigem Wetter 
oder bei luftiger Kleidung, so kann in manchen Fallen, bei Vorhandensein 
einer Disposition, der exzessiv erhöhte Blutdruck vom Herzen trotzdem 
nicht überwunden werden, es tritt infolge von Ermüdung Dehnung des¬ 
selben ein, und zwar in den verschiedensten Graden, je nachdem die 
Arbeit gesteigert wird, oder beim Heben schwerer Lasten infolge reiner In¬ 
suffizienz auch bei normalem Herzen, in einzelnen Fällen in so hohem 
Maasse, dass Herzzerreissung die Folge ist. Die idiopathische Herz- 


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312 


vergrösserung infolge von Ermüdung oder Insuffizienz des Herzens war seit 
Chomel (Dictionnaire de medecine etc. Paris 1834) vollständig in Ver¬ 
gessenheit gerathen und wurde von Peacopk im Jahre 1865 wieder neu 
entdeckt Von der älteren Litteratur hierüber kommt allein die fran¬ 
zösische in Betracht, während die englische, deutsche, amerikanische und 
neuere französische erst von Peacock angeregt ist Wer sich hierfür 
interessirt, den verweise ich auf meine im 11. Heft des XIX. Jahrgangs, 
1890, dieser Zeitschrift abgedruckte Arbeit „Die Entstehung von Herz¬ 
fehlern infolge von Insuffizienz und Ermüdung des Herzmuskels“. 


Zur Methodik der Unterkleideruntersachang. 

Von Dr. Schumburg, 

Stabsarzt beim medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Institut 
(Fortsetzung.) 

Vierte Versuchsreihe. 

Zur Prüfung der von dem Fabrikanten Teichmann in Leobschütz 
hergestellten Hemden, welche in verschiedener Färbung geliefert wurden, 
wählte ich als Hauptvergleichsobjekt ein weisses Exemplar, wie sie 
hauptsächlich zu praktischen, gleichzeitig stattfindenden Trageversuchen 
verwendet wurden, und welches von den vier verschieden gefärbten Proben 
zur Verwendung als Truppen-Unterkleid am zweckmässigsten sein dürfte. 
Mit diesem Teichmannhemd wurde das Rüdigerhemd der zweiten und 
dritten Versuchsreihe verglichen. 

Das Teichmannhemd besteht aus einem Gewebe von Längsfäden, deren 
einzelner wieder aus drei Einzelfäden znsammengedreht ist. Diese Fäden 
verschlingen sich zu hervorspringenden Längsrippen, deren im Gesichts¬ 
feld eines Quadratzentimeters zwei sichtbar sind. Von diesen Längsrippen 
gehen Einzelfäden zu den benachbarten Längsrippen, weiter sich mitein¬ 
ander verwebend, und bilden auf der Rückseite des Gewebes genau zwischen 
zwei Längsrippen wieder eine Längsleiste. Im Bereich eines Quadrat¬ 
zentimeters treten vier bis fünf solcher Seitenfaden aus. So bildet dies 
trikot- oder strumpfartige Gewebe ein System von Bergen und Thalem; 
die zwischen diesen Erhebungen eingeschlossene Luft bildet im Verein 
mit derjenigen in dem lockeren Gespinnst selbst eine vorzügliche wärme¬ 
sparende Schicht. 

Von dem Rüdigergewebe unterscheidet sich das Teichmannsche einmal 
durch diese Längsrippen, dann aber vor Allem schon beim ersten Anblick 
und beim Befühlen durch seine Dicke. 


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313 


Die Messungen der Dicke geschahen nach der im allgemeinen Theil 
dieser Arbeit beschriebenen Methode mit dem Zeiss’schen Deckglas¬ 
taster. 

Es maassen 

der Rüdigerfaden 0,18 mm, der Teichmannfaden 0,19 mm, 

das Rüdigergewebe neu 1,45 mm, das Teichmann ge webe neu 2,67 mm, 

das Rüdigergewebe alt 1 , 2 & mm, das Teichmanngewebe alt 2,04 mm. 

Diese Zahlen zeigen, dass das Teichmanngewebe in neuem wie in 
getragenem Zustande erheblich dicker ist als das Rüdigerhemd, sie 
belegen ferner ziffernmässig den alten Erfahrungssatz, dass durch das 
Tragen und Waschen Kleidungsstücke dünner werden. 

Mit der grosseren Dicke des Teichmannschen Fabrikats stimmt auch 
das grössere Gewicht desselben: Es wiegen 10 qcm lufttrockenen Stoffes 
von Rüdiger 1,826 g, 
von Teichmann 2,209 g. 

Als weiteres Vergleichsobjekt für die Dicke von Stoffen führe ich noch 
das gebräuchliche Armee-Kalikohemd an. Dasselbe misst, nach der 
Deckglastastermethode gemessen, 0,53 mm, ist also bedeutend dünner ab 
die beiden zu vergleichenden Hemden. Diese Messung wurde an dem 
Hemde meines Burschen vorgenommen, welches schon eine Tragezeit von 
mehreren Monaten hinter sich hatte. Ebenso sind sämmtliche folgenden 
Untersuchungen an getragenen und oft gewaschenen Hemden angestellt 
worden. 

Zur Prüfung der 

Elastizität 

wurde das schon weiter oben beschriebene Verfahren befolgt. Die Resultate 
der Dehnung giebt folgende Tabelle wieder. 


Stoff 

Ursprüngliche 

Länge 

1 

Länge nach 

24 ständiger 

Länge 24 Stunden 
nach 


Dehnung 

Abnahme der Last 

Rüdiger .... 

15,0 cm 

17,5 cm 

16 cm 

Teichmann . . . 

15,o „ 

19,0 „ 

17,5 * 


Diese Tabelle zeigt uns, dass das Teichmannsche Hemd sich zwar 
mehr ausdehnen lässt als das Rüdigersche, dass dagegen letzteres in 
volbtändigerer Weise zu seiner ursprünglichen Länge zurückkehrt als 
unteres. Daher muss dem Rüdigerhemd eine grössere Elastizität zuer- 
kannt werden. 


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314 


Die Untersuchung der 

Wärmedurchlässigkeit 

wurde zunächst wie bisher mittels Kriegerscher Zylinder unternommen. 
Um sich von 38° auf 36° abzukühlen, brauchten zwei Krieg er sehe 
Zylinder, umkleidet mit 


Stoff von 

trocken 

feucht 

Stoff von 

trocken 

feucht 

Rüdiger 

Teichmann 

Versuchstag: 
Temp. des I 
rel. Feuchtig 

16*/4 Min. 

W/4 » 

i 

9. Januar 1 
Moratorium 
keit: 65 %. 

5% Min. 

7 „ 

.894. 

s: 13,5° R. 

Rüdiger 

Teichmann 

Versuch sta$ 
Temp. des 
rel. Feuchti 

17*A Min. 

I 8 V 4 „ 

5 : 10. Janua 
Laboratoriui 
igkeit: 60%. 

6 % Min. 

7V* „ 

r 1894. 
ms: 14° R. 


Aus diesen Versuchen geht hervor, dass das Teichmannhemd mehr 
Wärme zurückhält als das Rüdigerhemd, auch in durchnässtem Zustand. 

Schon in früheren Versuchsreihen hob ich hervor, dass durch nie 
ganz zu vermeidende Luftströmungen im Zimmer die Abkühlung der 
Zylinder nicht unter sich völlig gleichen Bedingungen vor sich geht und 
dass daraus leicht Beobachtungsfehler entstehen können; auch nimmt die 
übliche Verwendung der Kriegerschen Zylinder keine Rücksicht auf die 
Dicke der Stoffe. Beide Fehlerquellen habe ich bei dieser Versuchsreihe 
durch Benutzung des von mir angegebenen und früher schon beschriebenen 
Apparats vermieden. Wurde das Bassin des Alkoholthermometers mit der 
1,2 cm dicken Schicht von Rüdigerstoff umgeben, so betrug die Zeit, welche 
verstrich, während das Alkoholniveau sich von der Marke bei 38° bis zu 
der bei 36° bewegte, 2 Minuten 47 Sekunden, bei Teichmann aber 
2 Minuten 54 Sekunden. Wenn nun auch die zeitlichen Differenzen bei 
Umkleidung mit den beiden verschiedenen Stoffen nur geringe sind, so 
sind doch die Zahlen für jeden einzelnen Stoff bei jedem Versuch stets 
bis auf die Sekunde dieselben, so dass man mit Sicherheit scliliessen 
darf, dass der Teichmannstoff die Wärme weniger durchlässt als der 
Rüdigerstoff, auch bei gleicher Dicke. 

Durchlässigkeit für Luft. 

Schon weiter oben stellte ich mit dem Fadenzähler auf einfache 
Weise fest, dass das Teichmanngespinnst weitmaschiger, also auch luft¬ 
durchlässiger ist als das Rüdigerhemd. Zur Gewinnung genauerer 
Zahlen wurde auch dieses Mal eine bestimmte Luftmenge, welche mittels, 
einer eingeschalteten Experimentir-Gasuhr gemessen wurde, durch den 


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315 


Stoff hindurchgetrieben und die Zeit, welche hierzu nöthig war, als Maass 
für die Durchlässigkeit angesehen. 

In trockenem Zustande nun brauchte das Rüdigergewebe, um 75 Liter 
Luft durchzulassen, 2*/ 4 Minuten bei 5 mm Petroleumdruck, der Teichmann¬ 
stoff 2 Minuten; doch liess sich bei Letzterem trotz grösster Oeffnung 
dreier in den Gasometer führenden Wasserleitungshähne ein Druck von nur 
2 mm erzielen, was bei der weitmaschigen Beschaffenheit des Stoffes kein 
Wunder nimmt. In befeuchtetem Zustand liess der Rüdigerstoff die 
75 Liter Luft in 12 Minuten durch, der Teichmannstoff in 2*/» Minuten, 
jetzt bei 5 mm Petroleumdruck. 

Hieraus folgt, dass das Teichmannhemd für Luft in trockenem wie 
durchnässtem Zustand ganz erheblich viel durchlässiger ist als das 
Rüdigerhemd. Es wird somit das Resultat der Lupen-Untersuchung be¬ 
stätigt. 

Schliesslich habe ich auch noch die Durchlässigkeit der beiden ver¬ 
schiedenen Hemden durch Messung des Druckes (in mm Petroleum) zwischen 
Haut und Hemd festgestellt, während Armbewegungen ausgefuhrt wurden. 
Die Druckzunahme betrug bei Bekleidung mit 
Rüdigerhemd 2 mm, mit 
Teichmannhemd 1,5 mm. 

Die Differenz zeichnet sich weniger durch ihre Grösse als durch die 
Beständigkeit ihres Auftretens aus. 

Somit führt auch dieser dritte Weg zu demselben Ziele, dass nämlich 
das Teichmannbemd in Bezug auf Luftdurchlässigkeit das Rüdigerhemd 
übertrifft. 

W asseraufnahmefähigkeit. 

Ein 10 qcm grosses Stück beider Hemden wird flach auf Wasser ge¬ 
worfen: Der Teichmannstoff benetzt sich sofort ganz gleichmässig und 
lässt an allen Stellen zu gleicher Zeit Wasser nach der oberen Seite des 
Gewebes durchtreten; nach einer Minute ist das Stück vollgesogen und 
sinkt zu Boden. Der Rüdigerstoff schwimmt unbenetzt auf der Wasser¬ 
oberfläche, erst nach Minuten dringt das Wasser osmotisch von den Seiten 
ber nach der Mitte, und erst nach 30 Minuten ist das Stück so voller 
Wasser, dass es zu Boden sinkt. Andere Proben des Rüdigerstoffes waren 
noch nach 24 Stunden nicht untergetaucht. Es ist hiernach klar, dass 
die wasseraufsaugende Kraft des Teichmannhemdes eine grössere ist. 

Tauchte man nun die Stücke gewaltsam unter, nachdem man sie 
lufttrocken gewogen hatte, brachte sie dann in Wägegläschen mit ein- 


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geschliffenen Glasstöpseln, so stellte die dann folgende Wägung folgende 
Zahlen fest. 


10 qcm der Stoffe 

von 

wogen 

lufttrocken 

wogen unter¬ 
getaucht 

hatten 
Wasser auf¬ 
genommen 

in Prozent 

Rüdiger .... 

1,826 g 

9,642 g 

7,716 g 

4*23 # /o 

Teichmann . . . 

2,209 g 

16,44 g 

14,231 g 

644»/. 


Auch hiermit ist ziffernmässig die grössere Wasseraufnahme¬ 
fähigkeit des Teichmannhemdes erwiesen. 


Ueber das Absorptionsvermögen der Stoffe für Feuchtigkeit der Luft 
geben nachstehende Zahlen Auskunft, welche nach der schon früher be¬ 
schriebenen Methode gewonnen wurden. 


10 qcm der Stoffe 
von 

wogen 

getrocknet 

nach 24std. 
Aufenthalt 
in feuchter 
Kammer 

absolut auf¬ 
genommene 
Wassermenge 

in Prozent 

Rüdiger .... 

1,432 g 

1,9397 g 

0,5077 g 

35 •/• 

Teichmann . . . 

2,001 g 

2,4113 g 

0,4108 g 

20,5 % 


In Bezug auf Hygroskopizität steht also das Rüdigerhemd über dem¬ 
jenigen von Teichmann. 

Um festzustellen, wie lange es dauerte, bis die Stoffe die durch 
Untertauchen aufgenommene Wassermenge wieder durch Verdunstung ab¬ 
gegeben hatten, wurden die Proben stündlich gewogen/ Die Wägungen 
sind in nachfolgender Tabelle zusammengestellt. 


Es wogen 
10 qcm 
von 

nach 

IStd. 

nach 

2 Std. 

nach 

3 Std. 

nach 
4 Std. 

nach 

6 Std. 

nach 

7 Std. 

nach 

8 Std. 

nach 

9 Std 

nach 
10 Std. 

nach 
11 Std. 

Rüdiger 

9,5429 

8,8500 

7,3246 

6,2104 

3,0674 

1,9506 

1,7974 

1,7974 



Teich¬ 











mann 

16,4439 

11,5554 

11,0925 

11,0665 

i 7 

6,2740 

4,6675 

2,9533 

2,2338 

2,2205 

7 

2,2305 

Das 

Rüdigerhemd 

. dunstet demnach das 

aufgenommene ^ 

Vas ser 


schneller ab als das Teichmannhemd. 

Es erübrigt noch, die Prüfung der Kapillarität der beiden Stoffe, und 
zwar je des Gewebsfadens wie eines Gewebsstreifens, nach der im all¬ 
gemeinen Theil besprochenen Methode vorzunehmen. 


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317 


Ganz im Gegensatz zu früheren Versuchsreihen wurde dieses Mal, 
trotzdem die Versuche unter den verschiedensten Bedingungen oft wieder¬ 
holt wurden, die Bleinitratlösung nur sehr wenig von beiden Geweben 
angenommen, wie die folgenden Zahlen zeigen. Es stieg die Flüssigkeit 
im Rüdigerfaden V* bis 1 cm, im Rüdigergewebe 1 bis 3 cm, im Teich¬ 
mannfaden V* bis i U cm, im Teichmanngewebe */* bis 3 1 /* cm. Danach 
wäre zwischen den beiden Hemden in dieser Beziehung kein grosser 
Unterschied vorhanden. 

Es schien mir nun diese auffallende Thatsache am Fettgehalt der 
acht-Monate lang getragenen Stoffe liegen zu können, zumal auch die 
Schwimmproben der Rüdigerhemden so ungünstige Resultate bezüglich 
der Wasser-Auf- und Annahme ergeben hatten. Ich stellte deshalb mit 
gleichen Flächen sowohl der neuen wie auch der bereits acht Monate ge¬ 
tragenen und oft gewaschenen Hemden quantitative Fettbestimmungen nach 
Soxhletscher Methode an,, welche folgende Ergebnisse lieferten: 



20 qcm der 

Hemden 


von 

wiegen 

enthalten 

Fett (absolut) 

enthalten 

Fett (in Prozent) 

Rüdiger, neu, 

8,378 g 

0,0162 g 

0,66 

Rüdiger, alt, 

8,288 g 

0,1686 g 

1,89 

Teichmann, neu, 

10,61 g 

0,1062 g 

0,98 

Teichmann, alt, 

8,377 g 

0,2418 g 

2,77 


Diese sehr interessanten Zahlen bestätigten meine Vermuthung, dass 
der Fettgehalt der alten Stoffe ein höherer war als derjenige des noch 
nicht getragenen Gewebes, und dass somit die oft ausgesprochene Ansicht 
nicht immer zutrifft, dass durch häufiges Waschen der Fettgehalt, welcher 
von der Schlichte und Appretur herrührt, sich mindere; vielleicht dringt 
in diesen Fällen von der Haut mehr Fett ein, als durch die Seife beim 
Waschen entfernt wird. (Schluss folgt.) 


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318 


Referate und Kritiken. 

Faisst, 0., Dr., königlich württembergischer Assistenzarzt 1. Klasse, k. zur 
chirurgischen Klinik Tübingen, Ueber die Unterbindung der Vena 
saphena magna nach Trendelenburg bei Unterschenkel varicen. 
(Beiträge zur klinischen Chirurgie. Band XIV. Heft 1.) 

Verfasser berichtet über die Heilerfolge, die in der Brunsschen Klinilr 
bei der Unterbindung der Vena saphena nach Trendelenburg bei ausge¬ 
dehnter Varicenbildung erzielt 'worden sind. Bei 11 früheren Patienten 
konnte eine Nachuntersuchung vorgenommen werden, und zwar war der 
Eingriff — Unterbindung und Durchschneidung der Saphena zwischen 
mittlerem und unterem Drittel (siehe Beiträge zur klinischen Chirurgie 
Band VH S. 195) — bei 9 Fällen vor mehr als Jahresfrist, bei einem 
sogar vor 2 1 /* Jahren ausgeführt worden. Das Anschwellen der Füsse, 
die Beschwerden beim Gehen und Stehen verloren sich, und die Geschwüre 
verheilten. Besonderes Interesse bietet Fall 4, ein junger Offizier, welcher 
wegen starker Krampfadern vor der Frage stand, ob er im Dienst bleiben 
könne. Januar 1893 wurde die Saphena unterbunden, und seitdem hat 
er beschwerdelos zwei Manöver mitgemacht, reitet, geht auf die Jagd etc. 
Die Vermuthung, dass bei älteren Personen die Bildung neuer Anastomosen 
bezw. die Rückleitung des Blutes in anderen Venen Schwierigkeiten haben 
könnte, trifft nicht zu: die Erfolge waren auch bei 60jährigen so gut wie 
bei jugendlichen Individuen. 

Nimmt man die günstigen Berichte anderer Chirurgen hinzu, so 
werden wir den kleinen Eingriff als einen wesentlichen Fortschritt in der 
Varicenbehandlung anerkennen und gewiss in manchen Fällen mit seiner 
Hülfe dem Militärdienst tüchtige Kräfte erhalten können. 

Buttersack — Stuttgart. 


Senger—Crefeld, Ueber den Versuch einer blutlosen Oberkiefer¬ 
resektion durch temporäre Konstriktion der isolirten Carotis. 
D. m. W. 1895 S. 355. 

Senger stellte durch Versuche an Hunden und Kaninchen fest, dass 
eine unmittelbare Umschnürung der Carotis auf eine Zeit von 1 bis 
3 Stunden ohne jede Gefahr — d. h. ohne nennenswerthe Veränderung 
der Arterien und ohne Lebensgefahr — vorgenommen werden kann. In 
Ausnahmefallen (bei 2 jungen Kaninchen) bekamen die Thiere bei Lösung 
des Schlauches „heftige klonische Krämpfe, die schliesslich in eine Art 
Lähmung der Hinterextremitäten übergingen“. 

S. legte bei einem sehr heruntergekommenen Kranken mit Oberkiefer¬ 
karzinom die Carotis an ihrer Theilungsstelle frei ünd isolirte die externa, 
welche er mit Jodoformgaze umhüllte und dann den Bausch m\£ einem 
Gummibande von 0,5 cm Breite und einigen Millimetern Dicke lose umschlang. 
Nach Hautschnitt und Unterbindung der art. angularis wird das Gummi¬ 
band angezogen, bis peripher alle Pulsation aufhört. — Die Blutung war 

f ering und nur venöser Natur. Der Kranke wurde sitzend operirt. 
Teilung. 

S. empfiehlt diese unmittelbare temporäre Arterienkönstriktion zur 
weiteren Prüfung mit dem Bemerken, dass beim Menschen die einzelnen 
Organe verschieden lange Zeit ein solches Abschnüren ihrer Arterien ohne 
Läsion vertragen. Ltz. 


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319 


Senn, Chirurgie des Unterleibs auf dem Schlachtfelde. St. Louis 
Clinique, Juni 1894. Separatabdruck. 

Senn’s Artikel entspricht im Wesentlichen seinem in Deutschland 
wohlbekannten und in den Volkmannnschen Vorträgen niedergelegten 
Standpunkt betreffend die Anwendbarkeit des Bauchschnittes auf die 
Bauchwunden auch auf dem Schlachtfeld. Auch yon seiner Gasprobe ist 
er nicht abgegangen, will sie vielmehr sowohl vor der Eröffnung der Bauch¬ 
höhle zur Feststellung, ob überhaupt eine Darmwunde vorliegt, an wenden 
als auch nach der Eröffnung, um den Sitz der Verwundungen festzustellen. 
Der Lembert-Naht wird der Vorzug gegeben. Wenn der Blutverlusst 
gross war, wird die Autotransfusion durch feste Einwickelung eines oder 
beider Beine gemacht, — falls dies nicht genügt, eine Salzinfusion. Auch 
nach Eröffnung der Bauchhöhle ist es gewöhnlich nöthig, um während 
des Aufsuchens der blutenden Stelle einen fortgesetzten Blutverlust zu 
vermeiden, provisorische Blutstillung anzuwenden, am besten durch 
Kompression der Aorta dicht unterhalb des Zwerchfells mit der in die 
Bauchhöhle eingeführten Hand. Für Leber und Pancreas genügt meist 
die Naht der Wunde, Tamponade oder das Cauterium actuale, um die 
Blutung zu stillen, während bei Milz- und Nierenwunden dies oft nicht 
hinreicht, und ihre Exstirpation nöthig wird. Da die Schwierigkeit einer 
Operation in der Bauchhöhle eine besondere Uebung erfordert, so ist es 
nöthig, dass gerade hierzu technisch geschülte Chirurgen im Kriege 
vorhanden sind, und wird es genügen, etwa für jede Brigade einen zu 
rechnen. Dieser würde alsb der Ambulanz (Sanitätsdetachement) beizu¬ 
geben sein und würde auf dem Verbandplatz im Wesentlichen nur die 
Unterleibswunden zu behandeln haben. Um die nöthigen heissen 
Tücher, Sandsäcke etc. herzustellen und die erwünschte Temperatur im 
Verbindezelt oder in dem zum Verbandplatz bestimmten Zimmer mit 
Sicherheit erreichen zu können, muss ein transportabler Ofen zu den 
Ausrüstungsgegenständen der Ambulanz gehören; dieser würde auch zur 
Sterilisation der Instrumente und Verbandstoffe dienen. Lühe. 


Ein neuer Fall von Heilung des Tetanus. Aus der Königlichen 
inneren Klinik in Rom. 

Aus Baccelli’s Klinik für innere Krankheiten in Rom wird ein 
zweiter Fall von Heilung des Tetanus durch die von Baccelli angegebene 
Behandlung mit subkutanen Einspritzungen von Karbolsäurelösung 
berichtet. Der Kranke hatte sich den Wundstarrkrampf durch eine 
.kleine Verletzung zugezogen. Nach drei bis vier Tagen brach der 
Tetanus aus, und der Kranke wurde in die Klinik aufgenommen, wo 
alle 5 bis 6 Sekunden heftige Anfälle von 2 bis 3 Sekunden Dauer 
auftraten. Ausser der lokalen antiseptischen Behandlung der zwei kleinen 
Wunden am Schienbein wurden Einspritzungen von je 1 ccm 1 prozentiger 
, Karbollösung und von 7* ccm einer lprozentigen Lösung von morph. 
hydrochlor. gemacht. In den ersten drei Tagen, wo die Symptome der 
Krankheit schwere waren, erhielt der Kranke 42 cg Karbolsäure und 
21 cg Morphium. Dann besserten sich die Erscheinungen; Schmerzen und 
Anfälle Hessen nach und beschränkten sich auf die unteren Extremitäten. 
Man fuhr neben Abführmitteln mit der angegebenen Behandlung fort. Nach 
23 Tagen, als 280 Einspritzungen von je 0,01 Karbolsäure und 175 von 
0,005 morphw hydrochlor. gegeben waren, war der Eiranke in guter Gene¬ 
sung und konnte 14 Tage später vöüig geheilt die Klinik verlassen. Wo der 
erste so behandelte una glücklich verlaufene Fall veröffentUcht ist, konnte 
Ref. nicht ermitteln. Brecht. 


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320 


1. R. Emmerich und H. Scholl (München). Klinische Erfahrungen 
über die Heilung des Krebses durch Krebsserum (Erysipel¬ 
serum). Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, No. 17. 

% P. Brun8 (Tübingen). Zur Krebsbehandlung mit Erysipelserum. 
Ebenda, No. 20. 

3. W. Petersen (Heidelberg). Einige kritische Bemerkungen zur 
Krebsheilserumtherapie von Emmerich und Scholl. Ebenda, 
No. 20. 

4. Freymuth (Danzig): Zur Behandlung des Krebses mit Erysipel¬ 
serum. Ebenda, No. 21. 

1. Den therapeutischen Versuchen von Emmerich und Scholl liegt 
die bekannte Erfahrung zu Grunde, dass Krebs und Sarkom manchmal 
merkwürdig rasch zur Heilung gelangen durch ein interkurrentes Erysipel. 
Emmerich will im Jahre 1886 bereits durch Versuche an Thieren fest¬ 
gestellt haben, dass Erysipel nicht bloss den Krebs, sondern auch den 
Milzbrand heilt, und zwar sind es nicht die Erysipelkokken selber, welche 
diese Wirkungen hervorbringen, sondern das durch ihre Anwesenheit 
veränderte Blutserum erysipelkranker Thiere. Die Heilung dieser beiden 
Krankheiten geschieht am besten durch filtrirtes Schafblutserum, dqa 
die Verfasser von nun ab „Krebsbeilserum“ nennen. Die Darstellung ist 
ähnlich derjenigen des Diphtherieheilserums. Die Heilung des Milz¬ 
brandes hierdurch soll in „Hunderten von Versuchen“ an Thieren er¬ 
wiesen worden sein. 

Die Heilung des Krebses wurde beim Menschen in acht Fällen 
versucht ln zwei Fällen, bei welchen bereits sekundäre Infektion und 
eitriger Zerfall vorhanden war, blieb die Seruminjektion wirkungslos. 
In den übrigen sechs Fällen, in welchen es sich viermal um Mammacar- 
cinom, einmal um ein Rezidiv nach operirtem Mammacarcinom und einmal 
um ein Cancroid am äusseren Augenwinkel handelte, wurde durch wieder¬ 
holte Injektionen von je 0,5 bis 6,0 ccm Serum, theils in die Geschwulst 
theils in die Umgebung derselben, eine rasche Verkleinerung des 
Tumors und in mehreren Fällen völliges Verschwinden desselben 
bewirkt. Auch bei einem sechs Jahre alten, kopfgrossen, steinharten 
Sarkom der Schulter wurde durch dreiwöchige Serumbehandlung Er¬ 
weichung und Verkleinerung erzielt Für die Beurtheilung der Resultate 
ist es sehr beachtenswerth, dass, wie die Verfasser angeben, „die Krebs¬ 
serumbehandlung erst seit wenigen Monaten in Anwendung gebracht 
wurde“. 

2. Bruns hat auf der Tübinger chirurgischen Klinik sechs Kranke 
mit Emmerich-Schollschem Heilserum behandelt, aber nicht die 
günstigen Erfolge erzielt, wie Emmerich und Scholl. Von den sechs 
Kranken litten vier an Carcinom, je einer an Sarkom und malignen 
Lymphomen. Die injizirten Heil seruminen gen betrugen in den einzelnen 
Fällen 6, 9, 36, 80, ja einmal sogar 123 ccm, und die Zahl der Injektionen 
lag zwischen 3 und 20. Die Ergebnisse fasst Bruns in folgenden 
Worten zusammen: „In keinem Falle ist eine Einwirkung der 
Injektionen auf das Wachsthum der Neubildung, weder Still¬ 
stand noch Verkleinerung oder Verschwinden der Geschwulst 
eingetreten. Von üblen Nebenwirkungen haben sich in drei Fällen, 
unmittelbar nach der Einspritzung Anfälle von kürzerer Dauer eingestellt, 
welche in plötzlicher schwerer Störung der Athmung und Herzthätigkeit 
sich äusserten und oft einen recht bedrohlichen Grad erreichten. Ausser- 


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321 


dem ist in allen Fällen eine mit der Menge des eingespritzten Serums 
zunehmende Temperatursteigerung sowie entsprechende Storung des 
Allgemeinbefindens gefolgt. In einem Fall trat ein achttägiges hohes 
Fieber mit äusserst heftigen Gliederschmerzen auf.“ Bruns führt die 
Ursache dieser üblen Nebenwirkungen auf den nicht sterilen Zustand 
des von Emmerich und Scholl ihm gesandten Serums zurück. 

Bezüglich der bisherigen klinischen Erfahrung verweist Bruns 
auf seine frühere Arbeit: „Die Heilwirkung des Erysipels auf Geschwülste 11 
(Beiträge zur klinischen Chirurgie, 1888, Band 111, S. 443), in welcher 
er sämmtliche in der Litteratur zerstreuten Fälle gesammelt und kritisch 
gesichtet hat Er kam darin zu dem Ergebniss, „dass in drei Fällen von 
Sarkomen eine vollkommene und dauernde Heilung eingetreten ist, 
während kein einziger sicherer Fall von Carcinom vorlag, welcher durch 
zufälliges oder künstlich erzeugtes Erysipel vollständig geheilt worden 
wäre.“ 

3. Petersen erhebt zwar nur theoretische, aber doch wohlbegründete 
Einwände gegen die Mittheilung von Emmerich und Scholl. Bezüglich 
der von diesen Autoren erzielten „Heilungen“ kommt Petersen nach 
einer kritischen Beleuchtung zu dem Schluss: „Also im Ganzen sechs 
Fälle, von denen einer als hoffnungslos aufgegeben wird, einer sich der 
Behandlung entzieht, drei noch in Behandlung sind und einer, der an¬ 
scheinend am besten beeinflusste, erst vier Monate in Beobachtung ist.“ 
Die Beobachtungsdauer sei überhaupt viel zu kurz. Kein Chirurg dürfe 
heutzutage vor Ablauf von drei Jahren von Heilung des Carcinoms 
sprechen. Die Zahl der Fälle ist minimal. Jede Verkleinerung, jede 
Beeinflussung der Geschwulst während der Serumbehandlung werde von 
Emmerich und Scholl als „Heilwirkung“ aufgefasst, — ein Fundamental- 
fehler, welcher erst vor vier Jahren in gleicher Weise den anfänglichen 
Enthusiasmus bei der Tuberkulinbehandlung verschuldet hat. Jede An¬ 
schwellung, jede vergrösserte Drüse bei einem Carcinomkranken werde 
ohne Weiteres als carcinomatös aufgefasst; von einer mikroskopischen 
Untersuchung sei in dem ganzen Aufsatz nicht die Rede. Bezüglich der 
theoretischen Grundlage dieser Behandlungsart, das ist bezüglich der von 
Emmerich und Scholl angeführten „Fälle von Carcinomheilung 
durch interkurrentes Erysipel“, macht Petersen wie Bruns geltend, 
dass es sich in jenen Fällen meistens um Sarkome, bei den wirklichen 
Carcinomen hingegen stets nur um Verkleinerung und Rückbildung von 
Tumoren, aber niemals um vollständige und dauernde Heilung gehandelt 
habe. 'Zum Schluss erinnert Petersen an die Kritik, welche auf dem 
letzten Chirurgen-Kongress die von Lassar mitgetheilten Fälle von 
Cancroidheilung durch Solutio Fowleriseitens v. Bergmanns und Koenigs 
gefunden haben. 

Freymuth hat mit Schollschem Erysipelserum zwei Fälle behandelt. 
Der erste Kranke mit inoperablem Carcinoma des Mundes und ausge¬ 
sprochener Kachexie, bei welchem nach Einspritzung von je 1 und 2 ccm 
des Serums eine rapide Schmelzung des Tumors zu einer rahmartigen 
Flüssigkeit erfolgte, die nach aussen an mehreren Stellen durchbrach, starb 
bereits nach kurzer Zeit. 

Der zweite Fall, welcher einen Mann mit sarkomatöser Epulis 
(Rezidiv) am rechten Oberkiefer betraf, und über dessen Ausgang nichts 
berichtet wird, ist dadurch von Interesse, dass nach der vierten Injektion 
von je 0,5 ccm Serum ein sehr heftiges Gesichtserysipel auftrat, 

llilitlräretliche Zeitschrift. 1885. 21 


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322 


welches fünf bis sechs Tage anhielt, aber nicht weiter ging. Während 
diser letzteren Erkrankung bekam plötzlich auch die Frau des 
Patienten, welche denselben pflegte, ein Erysipelas, welches von 
einem alten Ulcus cruris ausging und sich bis über das Knie hinaus ver¬ 
breitete, dann aber abblasste. — Der Fall fordert also zur Vorsicht bei 
der Anwendung des Erysipelserums seitens des Pflegepersonals auf. 

_ A. Hiller (Breslau). 


Operazioni chirurgiche state praticale negli stabilimenti 
sanitari militari durante l’anno 1892. G. m. Novembre. 

Im Jahre 1892 wurden bedeutendere Operationen in den Sanitäts¬ 
anstalten de8 italienischen Heeres ausgeführt 921; in der Erythräischen 
Kolonie 20. Von den ersteren endigten 46, von den letzteren einer tödtlich. 
Die Operationen vertheilen sich folgendermaassen: Amputationen 24, 
Exartikulationen 38, Resektionen (in Kontinuität und Kontiguität) 31, 
Operationen am Respirationsapparat 231 (205 Thorakozentesen), am Ver¬ 
dauungsapparat 102, an Harn- und Geschlechtsorganen 114, am Auge 9, 
am Ohre 29, verschiedene 343. 

Unter den Amputationen sind fünf des Oberschenkels; darunter 
eine mit tödlichem Ausgang bei einer Gangrän nach Unterbindung 
der art. femoral. commuu., eine wegen synovit fung. genu. Unter 
den neun Unterschenkelamputationen waren acht durch tuberkulöse 
Fussgelenkentzündung bedingt. Alle heilten. Auch von den je zwei 
Oberarm- und Unterarmamputationen war je eine durch tuberkulöse 
Gelenkentzündung im Ellenbogen- bezw. Handgelenk bedingt Von 31 Re¬ 
sektionen hatten 21 tuberkulöse Knochenerkrankungen zur Ursache. 
Unterbindungen wurden vier vorgenommen, davon je eine der arter. 
subclav. in der Mohrenheimischen Grube und eine der arter. femoral. im 
Skarpaschen Dreieck; beide mit nachfolgender Gangrän der betreffenden 
Glieder. Unter den 205 Thorakozentesen sind auch die Entleerungen 
seröser Exsudate mit dem Aspirator aufgenommen. Von 21 Thorakotomien 
verliefen 5 tödtlich; 16 heilten, doch wurden von diesen 3 entlassen. 
Von drei Herniotomien starben zwei Operirte an Peritonitis. 22 Hy- 
drozelen wurden mit Punktion und nachfolgender Injektion von Jod¬ 
tinktur, cocain. muriat., acid. carbol., Chloral oder Alkohol behandelt; 
nur einmal wurde die tunica vagin. ausgeschält; stets Heilung. Von zehn 
Kastrationen waren sieben durch Tuberkulose, zwei durch Sarkome, 
einer durch Orchitis ohne weitere Angaben veranlasst. Trepanation 
des process. mastoid. wurde 19 mal ausgeführt. Die fünfArthrecl:omien 
(zwei an der Hand, eine am Ellenbogen, eine am Knie, eine am Fuss) 
waren durch tuberkulöse Synovitis verursacht, (vier Heilungen, ein Todes¬ 
fall). An Tumoren wurden entfernt: cystische 32, Lymphadenome 169 
(davon 126 an der Leiste), Hämatome 10, Lipome 3, Hygrome 8, Ganglien 2, 
Keloid 1, Fibrome 2, Sarkome 3. Knochenbrüche kamen 261, 
Luxationen 103 vor. Von ersteren wurden nur acht entlassen, zwei 
starben; von letzteren wurde keiner (!) entlassen. 

Die hauptsächlichsten Operationen in der Erythräischen Kolonie 
waren: eine Amputation des Oberschenkels wegen Gangrän nach schwerer 
Schussverletzung im Kniegelenk; Tod. Eine Amputation des Unter¬ 
schenkels über dem Fussgelenk (Schuss in den Fuss). Heilung. Eine 
Exartikulation des Oberarms wegen Knochen-Schussverletzung an der 
Schulter. Eine Unterbindung der arter. brachial, am Orte der Verletzung 


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323 


durch blanke Waffe im unteren Drittel des Oberarms. Es waren hier 
die m. m. biceps und brachial, int. sowie das Gefäss-Nervenbündel durch- 
trennt. Heilung mit theilweiser Lähmung des Gliedes. Brecht. 

Kaudone. Osservazioni e note di un triennia di servizio 
chirurgico nell’ ospedale militare di Torino. G. m. Marzo e 
Aprile. 

Randone erstattet Bericht über seine dreijährige Thätigkeit als 
dirigirender Arzt der chirurgischen Abtheilung des Militärlazarethes zu 
Turin. Nur einzelne Beobachtungen können hier hervorgehoben werden. 

Von Kontusionen und Distorsionen der Gelenke wurden 72 Fälle 
behandelt Darunter 44 eigentliche Fussverstauchungen, von denen einige 
mit Bruch der Knöchel. Von diesen hatten 54 eine Heilungsdauer von 
unter einem Monat; 52 konnten sofort nach der Entlassung den Dienst 
wieder aufnehmen; 14 wurden vorher in die Rekonvaleszentenstation von 
Moncalieri gesandt. Nicht ein Mann wurde dienstuntauglich! 

Randone ist durchaus gegen die Behandlung mit Kälte. Er erreichte 
seine ausgezeichneten Resultate durch frühzeitige Bewegungen und 
Massage (Inmobilisirung nur zeitweise zur Verhinderung un zweckmässiger 
Bewegungen). Bei starkem Bluterguss in der Kapsel wurde unbedenklich 
die Punktion oder Incision gemacht, um die Heilungsdauer abzukürzen 
und den Reiz des Blutes von der Synovia zu entfernen. Nur am Knie 
wurde die Punktion der Incision vorgezogen. Niemals gab die Oeffhung 
des Gelenkes zu unangenehmen Folgen Veranlassung. — Bei der Besprechung 
der sechs vorgekommenen Oberschenkelbrüche räth Verfasser, ausser der 
Anwendung der andauernden Extension stets die Aussenseite des Gliedes 
zu schienen; die Erfolge waren gute, ein Mann starb am zweiten Tage 
in Folge von Fettembolie. Von den 12 Unterscbenkelbrüchen (ausschliesslich 
der Malleolenbrüche) veranlasste nur einer Dienstuntauglichkeit, 11 Mann 
wurden dem Dienst erhalten. Randone meint, bei den Brüchen zwischen 
dem mittleren und unteren Drittel müsse, bis einigermaassen Konsolidation 
eingetreten sei, die Extension auf der Volkmannschen Schiene angewandt 
werden, wenn mau Verkürzung und Dislokation vermeiden wolle, da hier 
fast ausschliesslich Schrägbrüche vorkämen. — Unter Schnittwunden ist ein 
Fall angeführt, der bei Durchschneidung einiger Flexoren sehnen der Hand, 
des oberflächlichen Hohlhandbogens, weiter Eröffnung der Articul. carpo- 
carpea und radio-carpea nach Unterbindung, Sennennaht etc. nach 
zehn Tagen mit völliger Beweglichkeit entlassen wurde und nach einem 
Monat Erholungsurlaub den Dienst wieder that! 

85 sicher festgestellte Fälle von Tuberkulose der Lymphdrüsen kamen 
zur Operation. Randone räth, hierbei zu unterscheiden zwischen 
Lymphadenitis und Lymphadenom, sowohl wegen der anatomischen Ver¬ 
hältnisse, wie wegen der Therapie und Prognose. 43 Lymphadenome 
befanden sich fast ausschliesslich am Halse, die Lymphadenitiden fast 
ausnahmslos in der Achsel und Leiste. 

Die Ausgänge waren: Geheilt zur Truppe: 17 Lymphadenitiden, 
28 Lymphadenome. In die Rekonvaleszentenstation zu Moncalieri gesandt: 
8 Lymphadenitiden, 5 Lymphadenome. Auf Erholungsurlaub von ein bis 
drei Monaten gesandt: 15 Lymphadenitiden, 9 Lymphadenome. Gestorben: 
2 Lymphadenitiden, 1 Lymphadenome. Vier Lymphadenitiden verliessen 
das Lazareth mit Fisteln oder unvollständiger Heilung und nur zwei von 
diesen mussten schliesslich als unbrauchbar entlassen werden. Von den 

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drei Gestorbenen erlag einer bei der Operation, zwei allgemeiner Tuber¬ 
kulose. Ueber Torgekommene Rückfalle kann Randone keine genauen 
Angaben machen. 

Tuberkulöse Knochen- und Periosterkrankungen kamen GO mal zur 
Beobachtung. In 20 hielt man weniger eine chirurgische als eine allgemein 
kräftigende Behandlung für angebracht Von den übrigen 40 waren 21 
„kalte“ Abszesse. Randone rühmt die gute Wirkung des unter Abschluss 
der atmosphärischen Luft angewandten Jodoforms nach einer Radikal¬ 
operation. Er hebt hervor, dass sich beim Entstehen tuberkulöser Osteo¬ 
myelitis in der Regel kleine, oft unmerkliche Traumen der betroffenen 
T heile feststellen lassen, die entschieden die Gelegenheitsursache 
darstellten. Ebenso sei es bei der tuberkulösen Synovitis, die er des 
öfteren, meist bei elenden Individuen, aus einer Distorsion entstehen sah« 
Er macht auf die Wichtigkeit dieser Beobachtungen für die Frage der 
Invalidität aufmerksam. Von 14 wegen Tuberkulose der Knochen Operirten 
wurden 13 nach Heilung unbrauchbar. Ein Geheilter blieb dem Dienste 
erhalten. 

Tuberkulöse Gelenkleiden kamen 22 vor. 14 wurden operirt mit 
Arthrektomie oder Resektion. • Die konservirenden Methoden der Be¬ 
handlung haben für Knie- und Hüftgelenk ziemlich befriedigende Resultate 
gegeben, für das Fussgeleok keine, für das Ellenbogengelenk nur einmal. 
Die Arthrektomien haben bei Betheiligung von Synovia und Knochen am 
Prozesse nichts genützt. Randone ist aber für Ersparung alles nicht 
Erkrankten bei der Resektion. Am Fusse hat die Resektion indessen, 
niemals den Prozess aufzuhalten vermocht Hier musste schliesslich immer 
die Absetzung erfolgen. 

Von 24 Empyemen waren 5 nach Masern, 2 nach Influenza, 7 nach 
Pleuropneumonie, 3 bei Tuberkulose entstanden, einer durch Rippenkaries 
und 2 hatten sich aus seröser Pleuritis entwickelt. Von diesen 24 
wurden 7 mit einfacher Thorakotomie behandelt, und von diesen ein 
Fall geheilt. Mittels Thorakotomie und Rippenresektion am tiefsten 
Punkte wurden 10 behandelt. Davon heilten 7 in weniger als 3 Monaten. 
Randone empfiehlt die Küstersche Methode. Er hat nie eine Verlegung 
der hinteren lncisionsöffnung durch das Diaphragma gesehen. 11 akute 
Empyeme wurden in den ersten sechs Wochen operirt. Es wurden 6 
geheilt, 3 starben; 8 chronische Empyeme wurden operirt, geheilt 5, 2 
todt, einer behielt eine Fistel (nach Schede operirt). Von 5 tuberkulösen 
Empyemen wurde 1 geheilt, 3 starben, 1 behielt eine Fistel. Mortalität 
im Ganzen 32 %; unvollständige Heilungen 8,6 %. In zwei Fällen wurde 
die Schede sehe Thorakoplastik gemacht. 

31 mal wurde Eiterung im prozessus mastoid. beobachtet und zwar 
22 mal nach akuter, 9 mal nach chronischer eitriger Entzündung des 
Mittelohres; nach Masern 2 mal, nach Influenza 14mal, nach Katarrhen 
des Nasenrachenraumes 15 mal, 3 mal bestand Tuberkulose; 36 mal 
Trepanation des Warzenfortsatzes. Von den Operirten wurden 5 un¬ 
brauchbar, 2 zurückgestellt, 3 auf längeren Erholungsurlaub gesandt, auf 
kürzeren mit Rückkehr in den Dienst 13, 10 wurden in die Rekon¬ 
valeszentenstation zu Moncalieri und darauf in den Dienst gesandt, 3 
direkt in den Dienst. Die mittlere Behandlungsdauer war bei den wegen 
akuter Otitis Operirten unter 20 Tage, bei den nach Influenza Erkrankten 
44 Tage; bei chronischer Otitis 27 Tage. 


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Zehn Mal wurde die Punktion der Hydrocele mit nachfolgender 
Injektion von Jodtinktur und zwar immer mit völliger Heilung vor- 
genommen. In drei Fällen handelte es sich um Hydrocele des Samen¬ 
stranges. _ Brecht. 

Breslauer, Eugen (Jauer): Ueber die antibakterielle Wirkung 
der Salben, mit besonderer Berücksichtigung des Einflusses 
der Konstituentien auf den Desinfektionswerth. Dissertation, 
Breslau 1895 (auch in Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankheiten, 
Band XX.). 

Die Ergebnisse der Versuche, welche auf Anregung und unter Leitung 
von Professor Neisser (Breslau) angestellt worden, sind von grosser 
praktischer Bedeutung. Es wurden Aufschwemmungen von Kulturen des 
Bacillus prodigiosus und des Staphylococcus pyogenes aureus auf Glas¬ 
tafelchen angetrocknet, dann in die Salbe gebracht und nach verschieden 
langer Dauer der Berührung herausgenommen, sodann zwei Mal mit 
Aetner abgespült und darauf in Bouillon zur Kultur angesetzt. 

Die Versuche ergaben eine ganz auffällige Abhängigkeit der Wirk¬ 
samkeit des Desinfektionsmittels von der Wahl der Salbengrundlage. 
Von 5prozentigen Karbolsäure-Salben tödteten die mit Lanolinum 
offic. (20°/o Wasser enthaltend) und mit Unguentum leniens bereiteten 
die genannten Mikroorganismen bereits innerhalb fünf Minuten; dagegen 
die mit Lanolinum anhydricum bereitete]} erst nach 20 Minuten; Schweine¬ 
fettsalbe nach 45 Minuten; Vaselinesalbe erst nach 1 V« Stunde. Karbol öl 
5% zeigte auch hier absolut keine Desinfektionswirkung. 

Ganz ebenso verhielten sich l%o Sublimatsalben, so bergestellt, 
dass das Sublimat einfach mit dem Konstituens verrieben wurde, nur 
war ihre Wirksamkeit auf die genannten Bakterien im Ganzen grosser; 
Sublimat-Lanolin und Sublimat-Unct. leniens bewirkten schon 
nach drei Minuten langer Einwirkung eine Abtödtung der 
Keime; Lanolinum anhydricum, Resorcin und Schweinefett erst nach 
zehn Minuten, Vaseline sogar erst nach 45 Minuten. — Resorcin in 
Salben erwies sich nur als ganz schwaches Desinficiens. — 10 prozentige 
Borsäure-Salben zeigten ganz dieselbe Abhängigkeit von dem Konsti¬ 
tuens, aber gleichfalls nur sehr schwache desinfizirende Wirksamkeit. 
5prozentige Salizylsäure-Salben bewirkten, mit Ungt leniens und 
Lanolin bereitet, nach fünf bis zehn Minuten eine Abtödtung der Keime, 
mit den übrigen Salbengrundlagen erst nach 1 bis 24 Stunden. — Als 
sehr wirksam erwiesen sich auch lprozentige Argentum nitricum- 
Salben; Lanolin- und Ungt. leniens-Salbe hatten schon nach 
5 Minuten langer Berührung Bacill. prodigiosus und Staphylo¬ 
coccus pyogenes aur. vollkommen abgetödt’et; Fett- und Vaseline¬ 
salbe dagege^n erst nach 20 Minuten bezw. 1 Stunde. — Chrysarobin 3°/o 
war in Ungt. leniens und Lanolin bereits nach 3 bis 5 Minuten wirksam, 
in Fett und Vaseline erst nach 30 Minuten. 

Von offizmellen Salben zeigte Ungt. einer, benzoatum die stärkste 
baktericide Wirkung (nach 3 Minuten;, Ungt. praecipitat alb. nach 
5 Minuten, UngtZinci gar keine Wirkung. Andere Salbengrundlagen 
(Ungt. simplex, Ungt. Glycerini, Adeps lanae, Epidermin) verhielten sich 
wie Fett und Vaseline. — Die grössere Wirksamkeit des Lanolin, off. und 
Ungt. leniens erklärt sich offenbar aus ihrem Wassergehalt 

_ A. Hiller (Breslau). 


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326 


Gruber, Ueber die bakteriologische Diagnostik der Cholera und 
des Choleravibrio. (Arch. f. Hyg. Bd. 20.) 

Gruber unterzieht auf Grund ( der neuesten Forschungen und seiner 
eigenen Beobachtungen die Diagnose des Choleravibrio einer scharfen 
Kritik und bekämpft vor Allem die Stichhaltigkeit der Pfeifferschen 
Thierexperimente, indem er Klein Recht giebt, dass die durch 
intraperitoneale Einverleibung von Choleravibrionen bei Meerschweinchen 
hervorgerufenen Krankheitserscheinungen auch durch die verscbiedensrten 
Bakterienarten erzielt werden könnten. Gruber kommt zu folgenden 
Schlusssätzen: Die grundlegende Lehre Kochs steht im Wesentlichen noch 
unerschüttert da. Es ist möglich, dass die bei verschiedenen Cholera- 
Epidemien aufgefundenen Vibrionen mehreren, nahe verwandten Arten 
angehören. Die Unterscheidung der Choleravibrionen von den anderen 
Arten ist schwierig und unsicher. Ein Theil der bisher aufgestellten 
Unterscheidungsmerkmale ist unbrauchbar; das verlässlichste ist noch' das 
mikroskopische Aussehen der auf 10 prozentiger Nährgelatine gewachsenen 
jungen Colonien. Zweifel erwecken die angeblichen Befunde von Cholera¬ 
bakterien in anderen Objekten als in Darmentleerungen bei Cholera¬ 
erkrankungsfällen, sowie alle Identifizirungen von Wasservibrionen, die 
ohne Zusammenhang mit der indischen Cholera aufgefunden worden sind. 

Sch um bürg. 


Weiss: Ueber das Verhalten .der Cholera-Erreger bei niedrigen 
Temperaturen. (Zeitschrift für Hygiene. Bd. 18.) 

Weiss hat in die Frage des Verhaltens der Cholera-Erreger bei 
niedrigen Temperaturen, die nach den Versuchen von Renk, Uffel- 
mann und Abel nach 5 Tagen sicher eine abtödtende Kraft haben, nach 
Wnukow und Sehr aff aber nicht, Licht zu bringen versucht. W. kommt 
zu dem Resultat, dass die Einwirkung der Kälte von dem Nährboden 
abhänge, auf welchem sich die Vibrionen befänden; so haben dieselben 
sich in Bouillon 21 Tage lebensfähig erhalten. Ferner giebt W. an, 
dass eine Uebertragung der Cholera durch Eis nicht anzunehmen sei. 

Schumbu rg. 


Pfeiffer, Weitere Untersuchungen über das Wesen der Cholera- 
Immunität und über spezifisch baktericide Prozesse. (Zeit¬ 
schrift f. Hyg. Bd. 18.) 

Schon früher (1893) hatte Pfeiffer mit Issaeff zusammen gezeigt, 
dass die Beeinflussung, welche das Serum immunisirter Meerschweinchen 
bei der intraperitonealen Cholerainfektion dieser Thiere ausübt, aus¬ 
schliesslich auf baktericiden Vorgängen beruht. Jetzt sucht Pfeiffer den 
Mechanismus dieser merkwürdigen baktericiden Funktionen des Meer¬ 
schweinchenorganismus zu ergründen und findet dabei zuerst, dass die 
Choleravibrionen sich dabei ohne irgend wesentliche Betheiligung von 
Phagozyten frei im Bauchhöhlenexsudat auflösten, während z. B. Wasser¬ 
vibrionen überhaupt nicht beeinflusst wurden (bei Immunisirung mit 
Choleraserum), und dass umgekehrt bei Immunisirung mit Wasservibrionen - 
serum die Cholerabakterien am Leben bleiben. Pfeiffer kommt zu dem 
Schluss, dass der immunisirte Thierkörper die Fähigkeit hat, im Bedarfs¬ 
fälle spezifisch baktericide Substanzen zu bilden, welche sich nur gegen 
diejenige Bakterienart wirksam erweisen, die zur Immunisirung gedient 
hat. Diese spezifischen Substanzen sind wahrscheinlich Produkte der 
zelligen Elemente der Bauchhöhle. Schumburg. 


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327 


Clemow: The Cholera Epidemie of 1892 in the russian empire. 

Die Verbreitung der Choleraepidemie von 1892 in Russland hat der 
Engländer Clemow beschrieben, Mitglied der epidemiologischen Gesell¬ 
schaft in London. Auf 111 Seiten stellt er dar, wie die Cholera von 
Mesched, von dessen sanitiärer Bedeutung ein, wenn auch nicht sehr 
farbenreiches Bild gegeben wird, eindrang, unterstützt durch die neue 
transkaspische Bahn, wie sie ostwärts über Centralasien nach Sibirien, 
ferner nach Westen zu in die Ukraine, nach Norden die Wolga aufwärts 
schlich. Clemow vergleicht dann die Ausbreitung der Hungersnoth von 1891 
mit derjenigen der Cholera von 1892, ohne dabei zu einer befriedigenden 
Antwort zu gelangen. Er beleuchtet in einem besonderen Kapitel 
die Art der Ausbreitung der Seuche sowie die Einflüsse, welche ihr 
Einhalt thaten, schliesslich noch die Therapie, die Desinfektionsarten und 
die Abwehrbestimmungen in Russland, ohne besonders Neues oder 
wesentlich Abweichendes oder Interessantes zu bringen. 

Schumburg. 


Woskressensky, N., Aelterer Arzt des Infanterie-Regiments No. 156, 
Ueber Nachtblindheit. Woj. med. Journal 1894, I (Januar). 

Woskressensky hat bei einem Regiment in den Jahren 1891—93 
epidemische Nachtblindheit beobachtet. Im Ganzen erkrankten 258 Mann, 
davon 1891 124 Mann (4% der Iststärke), 1892 92 Mann (2,9 °/ 0 ) und 
1893 42 Mann (1,3%). Von der Gesammtzahl (258) entfallen ll,2°/ 0 auf 
das erste, 52,6 °/o auf das zweite, 21,6% auf das dritte und 14,6% auf 
das vierte Dienstjahr. Von 42 Erkrankten hatten 7 Mann (16,6%) schon 
vor der Einstellung und 16 Mann (42,3%) in den voran gegangenen 
Dienstjahren au der Krankheit gelitten. Die ersten Fälle traten stets Im 
Februar auf, im März erreichte die Krankheit ihren Höhepunkt, nahm 
im April ab und hörte im Mai auf. 

Die Leute standen im 22. bis 28. Lebensjahre und gehörten allen Rassen 
gleichmässig an; kräftig entwickelt waren 24 der Erkrankten in 1892 
und 93, als mässig 110 zu bezeichnen; die Ernährung war bei 8 sehr 
gut, mittelmässig bei 67, schlecht bei 59 Manu. 

Das Regiment steht in einer gesunden Berggegend, 7000 Fuss über 
dem Meer. Das Klima ist rauh, der Winter andauernd (der Schnee 
liegt von Anfang November bis Ende April), der Frühling kurz, regnerisch, 
der Sommer kühl, meist trocken, der Herbst warm und trocken. Die 
Temperatur schwankt zwischen 31° C. (im Schatten) im Sommer und 
—30° C. im Winter, Jahresmittel 2,7° C. 

Die Verpflegung der Mannschaften besteht aus Gemüse (Borschtsch) 
oder Kartoffelsuppe mit einem halben Pfund Fleisch, oder Brei (Erbsen etc.) 
mit Speck, Weizenbrot. Während der Divisionsmanöver erhalten die 
Mannschaften dreiviertel Pfund Fleisch; in der ersten, vierten und siebenten 
Woche der grossen Fasten und am Mittwoch und Freitag der übrigen 
Fastenwochen wie an den Busstagen Fastenspeise (Fisch-, Pilz-, Erbsen-, 
Kartoffelsuppe und Brei mit Fastenfett). Die Unterkunft' in einer ge¬ 
räumigen Kaserne, mit reichlichem Luftraum, ist gut zu nennen. Der 
Dienst nimmt täglich fünf bis acht Stunden in Anspruch und wird, je nach 
Wetter und Jahreszeit entweder im Freien oder in der Kaserne abgehalten. 
Der gewöhnliche Gesundheitszustand ist sehr gut, die Jahreserkrankungen 
belaufen sich auf 558,3% 0 und bestehen nur ganz ausnahmsweise in 
Infektionskrankheiten, meist in Erkältungen und Erkrankungen der Athem- 
werkzeuge. 


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328 


Als Hauptzeichen der Krankheit galt die Herabsetzung oder Auf¬ 
hebung des Sehvermögens bei verminderter Beleuchtung; von 134 Kranken 
zeigten Herabsetzung 52 Mann (34%), fast vollständigen Verlust des 
Sehvermögens 82 (65,2%). Die Anpassungsfähigkeit des Auges bei Ueber- 
gang vom Licht zur Dunkelheit war herabgesetzt. Das von Schtsohepotjew 
(Wratsch 1892 p. 1107) als untrügliches äusseres Zeichen der Krankheit 
hingestellte Fehlen des Blinkreflexes war bei 30 von 134 Fällen (22,4%) 
vollständig ausgeprägt, bei 82 Mann (61,1%) war der Reflex merklich, 
bei 22 (16,5%) kaum vermindert. Eine Erweiterung der Pupille und 
sehr träge Reaktion derselben wurde bei (62 von 134), somit in 46,2 % 
beobachtet. 

Der ophthalmoskopische Befund führte zu nicht ganz bestimmten 
Ergebnissen. Von 86 Untersuchten zeigten 34 Blutarmuth der Netzhaut, 
blaue Papille und verengerte Pulsadern, Yenen oftmals erweitert, stark 
gewunden. Die übrigen 52 Kranken lieferten keinen merklich von der 
Regel abweichenden Befund. 

Die Dauer der Krankheit war sehr verschieden: so war im Jahre 

1892 die mittlere Dauer 26,2 Tage, die längste 70, die kürzeste 8 Tage; 

1893 14,0, 43 und 5 Tage. Die bei Beginn der Epidemie Erkrankten (die 
Februarfälle) blieben am längsten kraük; geringer war die Dauer der 
sonst zahlreichsten Märzfalle, am kürzesten die der im April vorge¬ 
kommenen Erkrankungen. In ärztlicher Behandlung war die höchste 
Zahl der Behandlungstage 21, die geringste 4, im Durchschnitt etwa 
7 Tage. 

Die Behandlung erfolgte am wirksamsten im Lazareth, in welches 
nur sechs Mann, bei denen die ambulatorische Behandlung nicht an¬ 
schlagen wollte, aufgenommen wurden; mittlere Behandlungsdauer hier 
5, längste 7, kürzeste 3 Tage. Die Aufnahme erfolgte, nachdem die 
Kranken vorher zwei bis drei Wochen erfolglos behandelt waren. Als 
wirksame Einflüsse der Lazarethbehandlung sind zu nennen: 1. die körper¬ 
liche Ruhe, 2. die Verdunkelung des Zimmers (Ruhe für die Netzhaut), 
endlich 3. die Verbesserung der Verpflegung (ein Pfund Fleisch anstatt 
eines halben und Gemüsebrei in grösserer Menge, daneben Thee). Arzneien 
wurden meist nicht verabreicht. 

Die Entstehungsursache der Nachtblindheit ist nach Verfasser ent¬ 
schieden nicht, wie Weber, Adamjuk und Schtschepotjew annehmen, auf 
miasmatische, insbesondere Malaria-Einflüsse zurückzufuhren, da der 
Standort nicht nur fieberfrei, sondern sogar für Fieberkranke sehr günstig 
ist; auch hat Verfasser in ausgesprochenen Fiebergegenden Nachtblindheit 
nur in Einzelfällen und auch diese nur im Winter, d. h. in der fieber¬ 
freien Zeit beobachtet. Gegen den miasmatischen Untergrund der Krank¬ 
heit spricht auch der Umstand, dass ausschliesslich Mannschaften, nie 
aber Offiziere oder deren Familienmitglieder von der Krankheit befallen 
wurden. 

Auch der Einwirkung des grellen Lichtes allein kann, wenngleich sie 
unzweifelhaft ‘mit von ursächlichem Einfluss ist, die Entstehung der 
Krankheit nicht zugeschrieben werden. Am allerwenigsten glaubt Ver¬ 
fasser Beziehungen zwischen Skorbut und Nachtblindheit gelten lassen zu 
sollen, da 1893 überhaupt kein Skorbut im Regiment vorkam; im Jahre 
1892 war ein einziger Fall, im Jahre 1891 zwar 17 Fälle von Skorbut 
aber nicht bei den Nachtblinden vorgekommen. 


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329 


Es scheint, dass die Entstehungsursache der vorstehenden Epidemien 
auf eine Unterbilanz in der Ernährung während der sechswöchentlichen 
Fastenzeit (und im Winter) bei Uebermaass von Lichteinwirkung durch 
Schnee auf die Netzhaut zurückzufuhren ist. Nicolai. 


Ein Fall von Anämie nach Anchylostomum duodenale mit 
Anwesenheit von Dipterenlarven. (Sarcophaga haemorrhoidalis) 
Dr. Abbamondi e Cipollone. Giorn. med. del Ko esercito e della Ra 
marina. 1894, 6. 

Da die Veröffentlichungen über Anämien durch Anchylostomum auch 
bei uns sich mehren, sei über einen Fall berichtet, der das Wort von 
Strümpell rechtfertigt: „die Diagnose ist leicht zu stellen, wenn man 
überhaupt an die Möglichkeit von Anchylostomen denkt.“ Der Mann, 
welcher in seiner Heimath (Genua) das Wasser einer Cisterne zu trinken 
pflegte, war, während er auf dem Schulschiffe „Maria Adelaide“ in Spezia 
ausgebildet wurde, Anfang Mai 1893 erkrankt. Im Januar desselben 
Jahres war er eingestellt worden. Von Ende Mai bis Ende Juni wurde 
er im Lazareth wegen Anämie behandelt und, da sich das Leiden mit 
den gewöhnlichen Mitteln, Arsenik, Eisen, Chinapräparaten etc., nicht 
besserte, 40 Tage zur Erholung in die Heimath beurlaubt. Er kam von 
dort anämischer als vorher zurück und wurde wieder in das Marine- 
lazareth von Spezia aufgenommen. (5. 8.). Der Zustand war recht 
bedenklich geworden. Es bestand leichtes abendliches Fieber (37,5 bis 
37,7), welches Nachts unter profusen Schweissen zur Norm abflel. Im 
Uebrigen die Symptome vorgeschrittener Anämie. Am 8. August unter¬ 
suchte man zuerst den Stuhlgang und fand ausser Askariden- und Tricho- 
cephaleneiem sehr zahlreiche Anchylostomeneier. Blut fehlte übrigens 
stets im Stuhle sowie Indikan im Harne. Durch die unternommene Kur 
•(mit ol. aether. filic. mar. in Kapseln drei Tage lang hintereinander 
stündlich bis zweistündlich) wurden sehr viele Anchylostomen entleert. 
Nach dem 15. 8. erschienen weder diese noch ihre Eier wieder im Stuhle. 
Nur die Trichocephaleneier blieben andauernd, nachdem durch Santonin 
und Thymol auch die Ascarideneier und eine beträchtliche Anzahl Larven 
von Dipteren mit den Fäces ausgetrieben waren. Der Kranke erholte sich 
nun scnnell und wurde durch einen abermaligen Erholungsurlaub völlig 
dienstfähig. Durch genaue Beobachtung und Züchtung der ausgetriebenen 
Larven gelang es festzustellen, dass dieselben der Sarcophaga haemor¬ 
rhoidalis angehörten, einer Dipterenart, welche zwischen der Hippobosca 
•equina und der Musca domestica steht und welche ihren Namen von der 
dunkelrothen Färbung des letzten Bauchringes hat. 

Schon Perroncito und Graziadei sowie A. Pasquale, Lockwood 
und Moniez haben Dipterenlarven im Stuhlgang Anämischer beschrieben. 
Dass dieselben als Eier aufgenommen werden, ist wohl zweifellos. Die 
Verfasser glauben nach den Resultaten ihrer Versuche mit diesen Larven 
in vitro auch an Pedogenesis im Darmkanal. Sie sind auch der Ueber- 
zeugung, dass nicht, wie bisher allgemein angenommen, der Blutverlust 
durch die Anchylostomen die Ursache der schweren Allgemeinerscheinun¬ 
gen ist, sondern die Aufnahme der von den Parasiten im Darmkanal 
erzeugten anormalen, toxischen Stoffe durch Autoinfektion. Das in 
diesem Falle vorhandene leichte abendliche Fieber und das Fehlen jeden 
Blutverlustes durch den Darm spricht jedenfalls ausser den theoretischen 
Erwägungen des Verfassers für diese Erklärung. Wenn auch bei uns 


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in Deutschland die Anämien durch Dannparasiten nicht so häufig sind 
wie in Italien, so kommen sie doch nicht gerade selten vor und zwar 
ganz besonders bei jungen Menschen. Brecht. 

Kratschmer: Ueber Beschaffung von gesundem Trinkwasser 
im Lager und während des Marsches mit Rücksicht auf die 
Filtrirungsmethoden. „Der Militärarzt“, 1894, No. 21 bis 24 
und 1895, No. 1 bis 6 und „Organ der militärwissenschaftlichen 
Vereine“, 1895. 

Auf dem VIII. internationalen Kongresse für Hygiene und Demographie 
in Budapest erstattete Kratschmer den Bericht über die vierte in der 
XH. Sektion (Militär-Hygiene) verhandelte Frage: „Die Beschaffung 
von gesundem Trinkwasser im Lager und während des Marsches 
mit Rücksicht auf die Filtrirungsmethoden“, wobei er zu nach¬ 
stehenden Schlusssätzen gelangte: 

1. Die Entstehung und Verbreitung von Infektionskrankheiten, ins¬ 
besondere von Cholera und Typhus abdominalis durch Trinkwasser ist 
sichergesteilt Mit dieser Thatsache hat jede Wasserbescbaffung zu rechnen, 
namentlich aber die von mannigfaltigen Wechselfällen abhängige Wasser¬ 
versorgung der Truppen während des Marsches und im Lager. 

2. Die besten Bürgschaften der Qualität — von Quellwasserleitungen 
grösserer Städte abgesehen — bietet Grundwasser aus gleichmässig fein¬ 
porigem Boden. Oberflächen wasser ist stets als verdächtig zu betrachten, 
zumal im Flachlande. 

3. Bestehende Tiefbrunnen in feinporigem Boden und im Felsen mit 
tadelloser Anlage und BewirthSchaffung, desgleichen die in solchen Boden 
getriebenen Rammbrunnen können ohne Weiteres als die zuverlässigsten 
Spender von unschädlichem und auch in seinen sonstigen Eigenschaften 
zusagendem Wasser gelten. Diese sind daher für die Wasserversorgung 
der Truppen im Felde in erster Linie heranzuziehen. 

Das Wasser aus mangelhaft angelegten und verwahrten Brunnen kann 
bei sonstiger günstiger Beschaffenheit nur in solchen Gegenden als un¬ 
schädlich betrachtet und verwendet werden, in denen seit längerer Zeit 
Infektionskrankheiten, insbesondere Typhus, Ruhr und Cholera, nicht vor- 
gekommen sind. 

Die voraugenaunten Wassersorten bedürfen in der Regel keiner zu¬ 
bereitenden Behandlung; vorkommende Trübungen lassen sich durch ein¬ 
fache Klärvorrichtungen beseitigen. 

4. Oberflächen wasser aller Art, desgleichen Wasser aus mangelhaft 
angelegten und betriebenen Brunnen in verseuchten Gegenden ist als ver¬ 
dächtig zu erachten und erheischt eine entsprechende Behandlung, bevor 
es zum Genüsse abgegeben wird. 

Die Hauptaufgabe dieser Behandlung besteht in einer Beseitigung der 
pathogenen Keime aus oder in einer Vertilgung derselben in dem Wasser. 

Für die Beseitigung pathogener Keime mittels Filtration bieten der¬ 
zeit nur die Berkefeld-Kieselguhrfilter, vielleicht auch die Asbest- 
Porzellan Alter nach Garros bei feldmässiger Ausstattung Aussichten auf 
umfangreichere Verwendung. 

Alle anderen bisher bekannt gewordenen JKleinfilter genügen dieser 
Forderung nicht. Eine wirksame Filtration ist anderen Reinigungsmethoden 
vorzuziehen, weil das Roh wasser dabei die geringste Einbusse an seinen 
natürlichen guten Eigenschaften erleidet 


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5. Der unterchlorigsaure Kalk, die Wein- und Citronensäure verdienen 
wegen ihrer keimtödtenden Wirkung die höchste Beachtung für die Aus¬ 
gestaltung von Methoden, um verseuchtes oder verdächtiges Wasser un¬ 
schädlich zu machen. Allseitige Untersuchungen in dieser Richtung 
erscheinen dringend geboten. Kirchenberger. 


Mittheilungen. 


Ekeroth, Carl. Vorschlag zu einer Kriegssanitätsordnung. 
Tidskrift i Militär Helsovärd 1893, S. 190. 

In der Tidskrift i Militär Helsovärd 1893 berichtet Ekeroth über 
einen neuen Entwurf zu einer schwedischen Kriegssanitätsordnung. Durch 
Kabinets-Ordre vom 12. Oktober 1888 wurde ein Komitee eingesetzt, um 
Vorschläge zu neuen Dienstvorschriften im Felde auszuarbeiten. Am 
26. Oktober 1888 wurde ein schon vorher fertiggestellter „Vorschlag zu 
einem Reglement für die Krankenpflege im Felde“ zur Nacbacbtung in 
geeigneten Fällen anbefohlen. Das Komitee hat im Ganzen 11 Reglements 
im Zusammenhang ausgearbeitet, nämlich für Etappen-, Eisenbahn , See¬ 
transport-, Telegraphen-, Post-, Verpflegungs-, Material-, Krankenver- 
pflegungs-, Veterinär-, Kassen-, und Besoldungswesen im Felde nebst 
einem Heft: „Allgemeine Grundzüge für die Ordnung der schwedischen 
Heeresverwaltung im Felde.“ 

Dies neue „Reglement für die Krankenpflege im Felde“ unterscheidet 
sich in wesentlichen Punkten von dem früheren „Vorschlag von 1888“, 
welcher übrigens am 8. Mai 1893 wieder aufgehoben ist. Weggelassen 
sind die Vorschriften über Mobilisirung der Sanitätsformationen, das 
Be- und Entladen von Lazarethzügen und die Ausrüstungsnachweisungen. 
Dagegen sind alle Bestimmungen über den Sanitätsdienst bei der Truppe 
auf dem Marsch, im Quartier und im Kampf in ein Kapitel vereinigt, 
ebenso das Rapportwesen und die Verwaltung etc., so dass also der an 
irgend einer Stelle wirkende Sanitätsoffizier alle in Betracht kommenden 
Dienstvorschriften leicht übersehen kann. 

Für das Infanterie-Regiment und die Divisionsartillerie sind keine 
Krankenwagen aufgenommen. Die Sanitätskompagnie dagegen hat deren 12. 
Sie zerfiel nach dem alten Vorschlag in drei Abtheilungen: Krankenträger-, 
Verband- und Trainabtheilung, na<m dem neuen sind, wohl im Interesse 
der Theilbarkeit, nur zwei vorhanden: die Krankenträger-«und Verband¬ 
abtheilung, jede mit dem nötbigen Train. Die Kavallerie-Division erhält 
kein eigenes Feldlazareth, sondern bleibt auf gelegentliche Zutheilungen 
angewiesen. 

Die wichtigsten Veränderung sind mit der Kompetenz der Sanitäts¬ 
offiziere vorgenommen. Nach dem alten Vorschlag hatte der Divisions¬ 
arzt die Sanitätskompagnie und die Feldlazarethc unter seinem unmittel¬ 
baren Befehl und sollte unter Beihülfe des Sanitätsintendanten deren 
Verwaltung mit der Verantwortlichkeit eines Regimentschefs leiten. Nach 
dem neuen Entwurf unterstehen dagegen die Sanitätskompagnie und das 
aus dem Truppen verband ausgetretene (etablirte) Feldlazareth durch den 
betreffenden Kompagniechef (Chefarzt) direkt der Division, während 
sonst das Feldlazareth unter den Trainkommandeur der Division gestellt 
ist. Marschiren zwei Feldlazarethe im selben Truppen verband, so 


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treten sie unter die gemeinsame Leitung des rang- oder dienstältesten 
Chefarztes, welcher auch allein Befehle erhält. Somit ist also den 
Sanitätsoffizieren die im früheren Entwurf verheissene militärische Stellung 
wieder, entzogen, sie können wiederum Chefstellungen nur für ihren Dienstr 
oder Verwaltungszweig einnehmen, offenbar eine Zurückreyidirung ihrer 
ganzen Stellung, über welche die Betroffenen nicht sonderlich befriedigt 
sein werden. Durch die „allgemeinen Grundzüge“ wird auch die Leitung 
der Verwaltung dem höchsten Befehlshaber überwiesen, welcher die 
betreffenden Behörden zu beaufsichtigen und mit Anweisung zu versehen 
hat, übrigens aber selbst verantwortlich bleibt. Dagegen haben diese 
Behörden (der Armeeartillerie-Kommandeur, Armeeintendant, Armee¬ 
arzt etc.) das Recht und die Pflicht, bei den militärischen Befehlshabern 
rechtzeitig Vorstellungen zu machen und das Personal ihres Dienstzweiges 
auch in den unteren Stufen zu überwachen. Füf die Theile des Dienstes, 
welche keinen andern Dienstzweig berühren, kann der Chef eines solchen 
unmittelbar die nöthigen Vorschriften erlassen, sonst wird seine Autorität 
durch den betreffenden militärischen Befehlshaber vermittelt, nur im Fall 
der Noth mag er direkte Anweisungen „auf Befehl“ und unter eigener 
Verantwortung ertheilen, von denen der militärische Befehlshaber alsbald 
in Kenntniss zu setzen ist. 

Die Aufgabe des Feldsanitätswesens ist nach dem neuen „Vorschlag“ 
eine dreifache: Verhütung von Krankheiten durch zweckentsprechende 
Gesundheitspflege, Wartung der Kranken und Verwundeten, und Ueber- 
führung langwierig Kranker oder Verwundeter in die Heimath. Das 
Feldsanitätswesen zerfällt in zwei Theile: auf dem Kriegsschauplätze und 
daheim. Ersteres tbeilt sich in Sanitätswesen bei der Truppe, der 
Etappe und in Festungen, welche in Vertheidigungszustand gesetzt sind. 
Das Feldsanitätßwesen bei der Truppe umfasst den Dienst bei den 
eigentlichen Truppenkörpern der Sanitätskompagnien und den Feld- 
lazarethen. Das Etappensanitätswesen hat Etappenlazarethe sowie Hülfs- 
lazarethe zu errichten, den Abgang an Sanitätspersonal und Material bei 
den Truppen und Sanitätsformationen zu ergänzen, Krankenlager für 
Leichtkranke herzustellen und für Entleerung der Lazarethe mittelst 
Sanitätszüge, Sanitätsschiffe oder Trainkolonnen zu sorgen. 

Der neue „Vorschlag“ giebt dem Chefarzt den Befehl über das zur 
Sanitätsanstalt gehörige Personal sowie aufgenommene Kranke bis zum 
Unteroffizier-Grad oder Rang. Darin befindliche Offiziere sind verpflichtet, 
sich, was die Ordnung in der Anstalt betrifft, nach seinen Vorschriften 
zu richten; Strafgewalt wird dem Chefarzt dagegen nicht beigelegt, er 
soll zwar Verhöre über begangene Vergehen abhalten, dann aber den 
Schuldigen dem militärischen Vorgesetzten des Lazareths zur Bestrafung 
anmelden. Eine Meldung hierüber ist auch dem militärischen Vorgesetzten 
des Mannes zu machen oder, wenn es sich um Vergehen von Aerzten 
handelt, deren militärärztlichem Vorgesetzten. 

Nach dem alten Entwurf stand an der Spitze des Sanitätswesens 
im Felde ein Generalstabsarzt (Generalfultläkare), nach dem neuen wird 
dasselbe geleitet von einem Armeearzt, welcher unter dem höchsten 
Befehlshaber steht und sich nach den Anweisungen des Generalstabschefs 
zu richten hat. Neben Besichtigungen, Ueberwachung des Gesundheits¬ 
zustandes, Abgabe vor Vorschlägen zur Erhaltung desselben, Sorge für 
den Ersatz von Sanitätspersonal und Material liegt ihm ob, in gemeinsamer 
Berathung mit dem Etappenchef die Maassregeln zur Krankenevakuirung 


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vorzu schlagen sowie bei grösseren Kämpfen persönlich oder durch seine 
Adjutanten ein zweckmässiges Zusammenwirken aller einzelnen Sanitäts¬ 
anstalten herbeizuführen. Ein Lazarethbeamter ist ihm nicht beigegeben. 

Der Divisionsarzt hat neben den rein medizinischen Pflichten die 
Aufgabe, bei bevorstehendem Kampfe das nöthige Fuhrwerk für Ver¬ 
wundete zu beantragen oder die Herbeischaffung zu veranlassen, ferner 
die Heranziehung von Feldlazarethen etc. herbeizuführen; er hat Vorschläge 
zu machen oder selbst Bestimmungen zu treffen über die Vertheilung und 
Verwendung der Transportmittel, Errichtung des Hauptverbandplatzes, 
der Sammelplätze für Verwundete und die Etablirung von Feldlazarethem 
Während des Kampfes übernimmt er von einem Augenblick an, den der 
Kommandeur bestimmt, die Leitung des Sanitätsdienstes auf dem Gefechts- 
feld. Die Sanitätstruppen und vorgezogenen Feldlazarethe treten unter 
seinen Befehl, den er auch, wenn erforderlich, auf die niederen Sanitäts¬ 
anstalten der Truppen erstrecken kann. Nach dem Kampf hört dieses 
Befehlsrecht des Divisionsarztes nach besonderer Bestimmung des Divisions¬ 
kommandeurs auf. Beim Infanterie- und Artillerie-Regiment leitet der 
älteste Sanitätsoffizier den gesammten Dienst neben seiner Funktion als 
Bataillons- (Abtheilungs-) Arzt. 

Der Dienstumfang des Etappenarztes entspricht dem des Divisions¬ 
arztes. Das Etappenlazareth kann getheilt verwendet werden, wird aber 
möglichst im Ganzen an der Haupt- oder Endstation der Etappenlinie 
gehalten. Das Lazareth-Reservedepot wird unter dem Etappenarzt von 
einem Lazarethinspektor mit einem Unteroffizier verwaltet. Ueber das 
Sanitätsreservepersonal führt der älteste Sanitätsoffizier unter dem Etappen¬ 
oder Stationskommandanten den Befehl nach den Anweisungen des 
Etappen arztes. Für Leichtkranke sind „Krankenlager“ vorgesehen. 
Lazarethzuge stehen unter dem Befehl eines Chefarztes, welcher einerseits 
von den Etappen-, andererseits von den Eisenbahnbehörden ressortirt. 
Für den Landtransport stellt die Etappenkommandantur Trainkolonnen, 
welche, wenn kein Offizier als Führer bestimmt ist, der rangälteste 
Sanitätsoffizier kommandirt. 

Die Oberaufsicht über das Militärsanitatswesen in der Heimath wird 
sowohl für das Heer wie die Flotte von der „Medizinaldirektion“ (Medizinai¬ 
styrelsen) ausgeübt. Unter derselben führt die Leitung der Generalstabs¬ 
arzt oder, falls dieser im Felde ist, ein Stellvertreter. Dem ersteren liegt 
es ob, bereits im Frieden mit dem Chef des Generalstabes, des Flotten¬ 
stabes und dem Generalintendanten die für die Mobilisirung des Sanitäts¬ 
wesens erforderlichen Pläne auszuarbeiten und Sr^ Majestät dem Könige 
und der Medizinaldirektion alle geeigneten Maassregeln zu unterbreiten. 

Ueber den Sanitätsdienst unter den verschiedenen Feldverhältnissen 
ist eine Reihe von Bestimmungen aufgenommen, von denen die wichtigsten 
hier folgen. — Während des Marsches und an Ruhetagen finden zwei Mal 
täglich ärztliche Untersuchungen statt, wobei namentlich die sofortiger 
Rücksendung bedürfenden Kranken auszusondem sind. Dieselben werden 
der Sanitätskompagnie oder bestimmten vorher festgesetzten Orten zu- 
gefuhrt. Für Transportmittel sorgt der Truppentheil. Sanitätspersonal 
und Material folgt unmittelbar dem Truppentheil, hinter dem Regiment 
die für Eiranke bestimmten Wagen unter einem Unteroffizier. Intrans¬ 
portabele Kranke der Truppen s<3len, wenn Transportmittel fehlen, unter 
Aufsicht eines Sanitätssoldaten und mit Diagnosezetteln versehen seitwärts 
vom Wege zurückgelassen werden. Die Sanitätskompagnie soll möglichst 


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ganz oder zum Theil an der Queue der Truppen marschiren und event* 
Kranke vorläufig aufnehmen. Die Feldlazarette marschiren gewöhnlich 
im grossen Train, sollen jedoch bei bevorstehendem Kampf ebenfalls an 
die Queue der Truppen herangezogen werden. 

Während des Kampfes werden regimenterweis „Hülfsverbandplätze“ 
(früher Hülfsplätze genannt) eingerichtet. Geschah dies durch Infanterie, 
90 behält der älteste Sanitätsoffizier der Infanterie die Aufsicht, auch 
wenn Sanitätsoffiziere anderer Waffen hier hinzutreten. Verstärkung der 
ärztlichen Hülfe beantragt der älteste Sanitätsoffizier bei seinem Komman¬ 
deur, beim Divisionsarzt oder auch bei dem Befehlshaber des nächsten 
* Truppenverbandes. Errichtet ein Truppentheil keinen Hülfsverbandplatz, 
so hat . der Kommandeur das Fortschaffen seiner Verwundeten beim 
nächsten Regiment zu beantragen. Lässt sich die Stelle der grössten 
Verluste mit einiger Sicherheit voraussehen, so errichtet die Sanitäts¬ 
kompagnie einen oder zwei Hauptverbandplätze, wozu der Befehl von 
der Division oder bei getheiltem Detachement von der Brigade ertheilt 
wird,, gleichzeitig werden dahinter Sammelplätze für verbundene Ver¬ 
wundete bestimmt, wo dieselben geordnet und weiter nach dem Lazareth 
in Gang gesetzt w'erden. Auf diesen Sammelplätzen wird der Befehl 
einem Sanitätsoffizier oder -Unteroffizier anvertraut. Der Wagen trän sport 
von Verwundeten nach dem Verbandplatz und damit die Einrichtung 
von Wagenhalteplätzen weiter vorn ist nur bei besonders weiten Ent¬ 
fernungen oder besonders günstigem Gelände vorgesehen. Werden Truppen¬ 
ärzte auf dem Hauptverbandplatz verwendet, so treten sie unter den 
Befehl der Sanitätskompagnie und des ältesten Sanitätsoffiziers derselben. 
Den Verwundetentransporten zu Wagen können Leichtverwundete zu 
Fu8s angeschlossen werden. Grössere derartige Transporte werden unter 
den Befehl von berittenen Sanitätsoffizieren gestellt, welche der Divisions¬ 
arzt vom Sanitätsdetachement oder dem Feldlazareth kommandirt. Der 
militärische Befehlshaber kann im Fall dringender Noth das Sanitäts¬ 
personal durch Kommandirung anderer Mannschaften verstärken. 

Für die Verwaltung des Sanitätsmaterials ist der Truppen befehls- 
haber und der älteste ihm beigegebene Sanitätsoffizier verantwortlich. 
In Bezug auf technische Verwaltung ist der Armeegeneralarzt im Haupt¬ 
quartier die höchste Instanz für die Truppenverbände und die Etappe. 

Bestimmungen über den Ersatz von Sanitätspersonal und Material, 
den Ankauf von Verbrauchsgegenständen auf dem Kriegsschauplatz, die 
Vollzählighaltung des Reservevorrathes schliessen den neuen „Vorschlag“, 
dem ein Kapitel über die freiwillige Krankenpflege sowie 17 Beilagen 
beigegeben sind. — — 

Das sehr ausführliche Referat von Ekeroth ist mit einem sehr über¬ 
sichtlichen Schema der Ressortverhältnisse des SanitätsWesens im Felde 
und in der Heimath versehen. 

Wie aus Vorstehendem ersichtlich, sind in dem neuen „Vorschlag“ die 
Aufgaben des Sanitätsdienstes im Felde In sehr umfassender und gründ¬ 
licher Weise reglementarisch zusammengefasst, auch die Rechte, vor Allem 
aber die Pflichten der Sanitätsoffiziere genau bezeichnet. 

Nicht zu verkennen ist die Aehnlichkeit in den Hauptzügen, wenn 
auch im Einzelnen den besonderen Verhältnissen der schwedischen Armee 
angepasst, mit den betreffenden Bestimmungen der Kriegs-Sanitäts-Ordnung. 
Sehr zweckentsprechend für den Fall einer getrennten Verwendung ist 
der schon bei der Zusammenstellung durchgeführte Aufbau der Samtäts- 


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kompagnie (Sanitäts-Detachement) aus zwei gleichen Hälften, wobei also 
das Umpacken von Wagen fortfallt. Besonders wichtig und verant¬ 
wortungsvoll erscheint auch in dem „Vorschlag“ die Stellung des Divisions¬ 
arztes im Felde. Keinesfalls ist übrigens den Sanitätsoffizieren eine 
grössere militärische Verantwortlichkeit an vertraut (in Frankreich 
kommandiren sie auch die Krankenträger-Kompagnien) und ihre Initiative 
mehr auf das Stellen von Anträgen verwiesen. Bemerkenswerth ist unter 
Anderem auch die Bestimmung, dass fremde auf dem Hauptverbandplatz 
Hülfe leistende Sanitätsoffiziere unter den Befehl der Sanitätskompagnie 
treten, welche von einem Offizier geführt wird. Stechow. 


Dr. Otto Grunert — Berlin, Ueber die Methoden bezw. die Mittel, 
die Zähne vor dem Verfall zu schützen. 

Grunert tritt bez. der Karies der Zähne der chemisch parasitären 
Theorie bei, welche am besten die Erscheinungen erklärt; prädisponirend 
für die Entstehung der Karies sind angeborene (vererbte) Strukturfehler 
oder Veränderungen, wie sie durch chronische Krankheiten bezw. Verletzungen 
gesetzt werden. Besonders sind es dann die im Munde vor sich gehenden 
sauren Gährungen, ferner eingebrachte Säuren, welche schädigend auf den 
Zahn wirken, sobald sie lange genug mit ihm in Berührung bleiben. — 
Die Schutzmittel ergeben sich hiernach vön selbst: thunlichste Mundhygiene 
mit Vermeidung aller Säuren, welche in sehr vielen Mundwässern enthalten 
sind, — bei den ersten Anfängen von Karies sachgemässe Hülfe. 


Ueber die Verwendung Unnascher Pflastcrmnlle bei # der Truppe. 

Zweck der folgenden Zeilen ist, auf die Verwendung der bekannten 
Unna sehen Pflastermulle (P. Beiersdorff & Co. Hamburg-Eimsbüttel) 
bei der Truppe aufmerksam zu machen. Unterzeichneter hat in den 
letzten Jahren, und besonders ausgiebig im Manöver 1894 bei einem 
Reserve-Bataillon, den mit Zinc. oxyd. und Acid. carb. präparirten 
Pflastermull bei den verschiedensten kleinen Hautverletzungen angewendet 
und die Vortheile dieses bequemen Bedeckungsmittels immer mehr 
schätzen gelernt. Den grössten Vortheil sieht Unterzeichneter darin, dass 
während des Marsches beginnende Blasenbildungen durch das erwähnte 
Pflaster einen brauchbaren Schutzverband erhalten, welcher nicht raum- 
beschränkend wirkt und das Anziehen des Stiefels gestattet. Allenfalls 
wird der Stiefel mit dem Schnürschuh vertauscht, der Mann bleibt 
marschfähig und erleidet keine Verschlimmerung durch Stiefel scheuern. 
Eine Reinigung der betreffenden Hautstelle mit in Alkohol getauchtem 
Sublimatmull genügt vor dem Auflegen des Pflasterstückes. Durch ge¬ 
eignete Einschnitte schmiegt sich dasselbe der Körperform vollständig an 
und klebt sehr gut, so dass es sich beispielsweise auch beim Waschen 
nicht von der Haut trennt. 

Des Weiteren übergab Unterzeichneter den Kompagnien Theile dieses 
Pflastermulls sowie eine Flasche denaturirten Spiritus und ein Glas mit 
Sublimatmull mit der Anweisung, dass jede auch noch so kleine Haut- 
verletzung (besonders an Händen und Füssen) sofort innerhalb der 


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Kompagnie einen Schutzverband erhält: Kernigen mittelst alkoholdurch- 
tränkten Sublimatmulls, Auflegen des Pflastermulls. Sämmtliche so vor¬ 
behandelten Leute werden dann dem Lazarethgehülfen oder dem Revier¬ 
arzt vorgefuhrt Die bisherige Erfahrung hat gezeigt, dass alle so 
vorbehandelten Leute mit gut aussehenden wunden Hautstellen zur 
weiteren Behandlung kamen und dass auf Infektion zu beziehende 
Störungen des Wundverlaufes ausblieben. 

Dieser Pflastermull hat sich ferner gut bewährt als Nothverband bei 
genähten Wunden. In einigen Fällen brauchte überhaupt kein weiterer 
verband bis zur vollständigen Verheilung angelegt werden. 

Bei dieser Gelegenheit möchte ich nicht unterlassen, auch auf den 
mit Quecksilber und Karbolsäure präparirten Pflastermull wieder auf¬ 
merksam zu machen, welcher bei beginnenden Furunkeln ein vorzügliches 
Bedeckungsmittel ist und bei den Halsfurunkeln das Scheuern des Kragen¬ 
randes an der 'erkrankten und ohnehin schon sehr empfindlichen Haut¬ 
stelle verhindert. Vor dem Auflegen empfiehlt sich nach vorherigem 
Rasiren eine Reinigung des Furunkels und seiner nächsten Umgebung 
mittelst Alkohol, Aether oder Spiritus aethereus. Gewöhnlich lassen 
bereits nach kurzer Zeit die vorher sehr heftigen Schmerzen nach. Meist 
schon 24 Stunden nach dem Auflegen des Pflastermulls sickert eine rahm¬ 
artige Flüssigkeit aus einer selbst gebildeten Oeffnung heraus, nach 
weiteren zwei bis vier Tagen tritt gewöhnlich Heilung ein, ohne dass ein 
Einschnitt nöthig wäre. Diesen günstigen Verlauf beobachtet man jedoch 
nur, wenn die beschriebene Behandlung im Beginn der Furunkel-Er¬ 
krankung angewendet wird. Diese Behandlungsart übt Unterzeichneter 
seit mehr als acht Jahren, angeregt durch einö Mittheilung von E. Fränkel, 
Prosektor des allgemeinen Krankenhauses Hamburg, und hat; stets die 
erwähnten Vprzüge beobachtet. Sch. 


Stiftungsfeier des Friedrich-Wilhelms-Instituts. 

Mit Allerhöchster Genehmigung begeht das medizinisch-chirur¬ 
gische Friedrich-Wilhelms-Institut am 2. Dezember d. Js. die 
Feier seines hundertjährigen Bestehens. Diejenigen Herren, welche dem 
Institut angehört haben und an der Feier theilzunehmen beabsichtigen, 
werden gebeten, ihre Adressen möglichst bald an das genannte Institut 
(Berlin NW. Friedrichstrasse 140) gefälligst einsenden zu wollen. 

Aus Anlass des hundertjährigen Stiftungsfestes ist eine Darstellung 
der geschichtlichen Entwickelung und der Bedeutung dieser Anstalt 
geplant. An alle diejenigen, welche selbst oder deren Angehörige bezw. 
Vorfahren zum Institut irgendwie in näheren Beziehungen gestanden haben, 
ergeht die sehr ergebene Bitte, etwa vorhandene, für die Geschichte der 
Anstalt wichtige Aufzeichnungen, Tagebücher, Bildwerke und sonstige 
Erinnerungen, die das Friedrich-Wilhelms-Institut und seine Angehörigen 
betreffen, zur Benutzung für die Geschichte der Anstalt zur Verfügung 
stellen, an das Institut einsenden oder demselben darüber Mittheilung 
machen zu wollen. Für gewissenhafte Rückerstattung der Sendungen 
sofort nach geschehenem Gebrauch wird Sorge getragen werden. 

Gedruckt in der Königlichen Holbochdrnckerei ven E. 8. Mittler A Bohn, BerlinSW., Koehstr. 68^-71 


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Deutsche 


Militärärztliche Zeitschrift. 

Redactlon: 

Pro! Dr. 9t. Generalarzt, 

Berlin TeobenstrMM 6, 

n. Dr. #. Oberstabsarzt, 

Berlin Ni., Chausseeetruse 27. 

Monatlich erscheint ein Heft Ton mindestens 8 Druckbogen; dazu ein „Amtliches Beiblatt 14 . Der 
Zeitschrift wird das Werk: „W. Both’s Jahresbericht Aber die Fortschritte auf dem Gebiete 
des Militär-Senititswesens* unentgeltlich beigegeben. Bestellungen nehmen alle PostKmter and 
Buchhandlnngen an. Preis des Jahrgangs 15 Mark. 

XXIV. Jahrgang. 1895Ü 

Die Epidemie von Genickstarre 
in der Garnison Karlsruhe während des Winters 1892/93. 

Von 

Kreisphysikus Dr. Panienski, früher Stabsarzt im 1. Badischen Leib-Grenadier- 

Regiment No. 109. 

Wenn auch in den letzten Jahren zur Aufklärung der Entstehungs¬ 
ursache der epidemischen Genickstarre werthvolle und genauere 
Beobachtungen gemacht worden sind, so haben doch dieselben zu einer 
einheitlichen Anschauung über das Wesen des ursächlichen Erregers 
dieser Krankheit noch nicht geführt. Die Untersuchungen beziehen sich 
entweder auf einzelne Fälle sporadisch aufgetretener Meningitis, oder 
auf Entzündungen der Hirnhaut, welche als Komplikationen anderer 
Krankheiten anfgetreten sind. Nur Professor Bonome war in der Lage, 
eine kleine Epidemie von Genickstarre bakteriologisch zu verfolgen. Doch 
das Ergebniss seiner Untersuchungen hat uns durch Einführung einer 
neuen Bakterienart, des Streptococcus meningitidis von der einheitlichen 
Aetiologie nur noch weiter entfernt. 

Um so dankbarer erschien die Aufgabe, eine Epidemie von Genick¬ 
starre, welche in der Garnison Karlsruhe im Winter 1892/93 aus- 
gebrochen war, vom ätiologischen Standpunkte aus zu studiren und 
durch umfangreicheres Material zur Aufklärung einer Frage beizutragen, 
welche um so zuverlässiger der endgültigen Entscheidung entgegengebracht 
wird, je mehr die betreffenden Untersuchungen sich häufen. 

Nachdem die eitrige Hirn- und Rückenmarkshautentzündung seit 
einer längeren Reihe von Jahren in der Garnison nur ganz vereinzelt 

MilitSrftrztlicbe Zeitschrift. 1895. 22 


Heft 8 u, 9. 


Verlag: 

#. $. Sttttftt * $»fa, 

Königliche Hofbuchhandlung, 
Berlin, Eochstraue 68—71. 


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aufgetreten war, wurden in den Monaten Dezember 1892, Januar, Februar, 
März und April 1893 sechzehn Mann des 1. Badischen Leib-Grenadier- 
Regiments von dieser Eirankheit befallen; ausserdem hatte je eine verein¬ 
zelte Erkrankung das 1. Badische Leib-Dragoner-Regiment No. 20 und 
das 1. Badische Feldartillerie-Regiment No. 14 im Monat Januar bezw. 
April. Der erste Kranke ging dem Garnisonlazareth am 16., der zweite 
am 18., der dritte, vierte, fünfte und sechste am 21. Dezember zu. Sobald 
der epidemische Charakter der Krankheit feststand, wurde behufs Ent¬ 
lastung der seuchenfreien Kaserne das 2., bis dahin seuchenfreie Bataillon 
nach Neureuth-Knielingen, Dorfgemeinden der Umgegend, ausquartiert. 
Die Eirankheit wurde aber durch diese Maassregel nicht gebrochen; denn 
bereits am 24. Dezember folgten zwei neue Erkrankungen in der Kaserne, und 
diesen wieder am 29., am 30. Dezember und am 4. Januar je eine Neuerkran¬ 
kung. Um die Truppe vor neuen Opfern der mörderischen Seuche zu schützen, 
deren Quelle, nach der Art des Auftretens zu urtheilen, in der Oertlichkeit 
selbst gesucht werden musste, wurden am 6. Januar auch die beiden 
anderen Bataillone des Regiments nach Rastatt in Kasernen verlegt, welche 
unterdess von anderen Truppen geräumt worden waren. Einen Tag nach 
der Verlegung, also bereits am 7. Januar, erkrankte in Rastatt wieder ein 
Mann des verlegten Regiments an Genickstarre und starb nach vierzehn¬ 
tägigem Krankenlager. Da jedoch keine neuen Erkrankungen folgten, 
wurde allgemein angenommen, dass der Mann den Eirankheitskeim bereits 
in Karlsruhe aufgenommen, und dass die Epidemie damit ihren völligen 
Abschluss erreicht habe. Jedoch nach einer Ruhepause von über vier 
Wochen, am 6., 7. und 8. Februar, gingen dem Rastatter Garnisonlaza¬ 
reth wieder drei neue Erkrankungen an Genickstarre vom Grenadier- 
Regiment zu, welche zwar alle mit Heilung endeten, jedoch ausgesprochene 
und durch ihre Erscheinungen unzweifelhafte Fälle von Meningitis cerebro¬ 
spinalis gewesen sind. Gegen Ende der Epidemie beim Grenadier-Regiment 
kamen, wie schon erwähnt, noch zwei vereinzelte Erkrankungen an Genick¬ 
starre bei anderen Truppentheilen der Karlsruher Garnison vor, welche beide 
trotz ihrer Schwere mit Heilung endeten. Es erkrankte zunächst am 
25. Januar ein Dragoner in der alten Dragoner-Kaserne und am 19. März 
ein Kanonier in der Kaserne Gottesaue. 

Auch die bürgerliche Bevölkerung von Karlsruhe war von der 
mörderischen Krankheit nicht ganz verschont geblieben. Nach der Mit¬ 
theilung des Bezirksarztes, Herrn Obermedizinalraths Dr. Arnsperger, 
waren im Ganzen fünf Fälle von Meningitis cerebrospinalis amtlich fest¬ 
gestellt, welche alle tödtlich verliefen. Zwei davon betrafen Kinder in der 


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Stadt, drei Erkrankungen, junge Leute, die im städtischen Spital verstürben. 
Die Meningitisfalle der Zivilbevölkerung waren über die ganze Stadt ver¬ 
breitet, und mit Ausnahme der Erkrankung eines achtjährigen Knaben 
von den Kasernen entfernt entstanden. Die Wohnung des Letzteren lag 
der Grenadier-Kaserne gegenüber, war aber von ihr durch einen grossen 
Platz und eine breite Strasse getrennt. Ein Verkehr mit der Kaserne, 
bezw. mit Soldaten des Grenadier-Regiments war in keinem einzigen 
Falle nachzuweisen. 

Von den befallenen Mannschaften sind 7 = 38,9% der Erkrankten 
gestorben. Lässt man jedoch die leichteren, sogenannten Abortiv-Fälle 
ausser Betracht, bei welchen die Diagnose nicht ganz bestimmt, sondern 
nur im Zusammenhang mit den schweren, ganz sicher konstatirten Fällen 
gestellt wurde und welche, wenn sie für sich allein aufgetreten wären, 
wohl nicht zu der genannten Eirankheit gezählt worden wären, so bleiben 
13 ausgesprochene, sichere Erkrankungen mit 7 Todesfällen = 53,8% der 
Erkrankten übrig. ' 

Wie in anderen Epidemien, waren auch hier die zuerst aufgetretenen 
Fälle in Bezug auf Verlauf und den Ausgang die schwersten, indem von 
den i zuerst Erkrankten 6 = 85,7% starben; die späteren Erkrankungen 
«endeten bis auf einen Todesfall mit Heilung. Von den Befallenen befanden 
sich 12 im 1., 4 im 2., je einer im 3. und 12. Dienstjahre. Gestorben 
sind von den Kranken des 1. Dienstjahres 6, des 3. 1 Mann, während 
aus den übrigen Dienstjahren kein Todesfall erfolgt ist. Es war demnach 
das 1. Dienstjahr am zahlreichsten und schwersten heimgesucht. Diese 
Bevorzugung des jüngsten Jahrganges ist auch bei anderen Epidemien, 
namentlich aber in der französischen Armee, mehrfach beobachtet worden. 
XKe Erklärung hierfür ist wohl in der erhöhten individuellen Prädispo¬ 
sition der Rekruten für Erkrankungen überhaupt zu suchen, indem 
bekanntlich durch veränderte Lebensweise, Gemüthsbewegungen, ungewohnte 
körperliche Anstrengungen der Ausbildungsperiode die persönliche 
Widerstandskraft der neu eingestellten Rekruten leicht heruntergesetzt 
und damit ein leichteres Erliegen den einwirkenden gesundheitlichen 
Schädlichkeiten gegenüber bedingt wird. Diese Ansicht wird auch von 
den meisten Aerzten getheilt, welche Gelegenheit hatten, Epidemien von 
Genickstarre zu beobachten. 

Wenn auch bei unserer Epidemie in der Gestaltung, Stärke und 
Gruppirung der charakteristischen Krankheitserscheinungen ein grosser 
Wechsel und eine grosse Verschiedenheit sich zeigte, so Hessen sich doch 
im Ganzen folgende Formen unterscheiden: 

22 * 


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• ' *"*a 


— 340 


1 . Die äußserst stürmisch verlaufende (Meningitis siderans seu acu- 
tissima), 2. die akute, 3. die abortive Form. Scharf getrennt waren 
freilich diese Krankheitsbilder nicht. Von der ersten Form kam ein Fall 
zur Beobachtung, von der zweiten elf, endlich Abortivformen sechs Fälle. 
Ausserdem gab es, ebenso wie bei anderen bekannten Epidemien von 
Genickstarre unter den sonst gesund gebliebenen Mannschaften eine nicht 
unerhebliche Anzahl solcher, welche über Kopf- und Nackenschmerzen 
als einzige Krankheitserscheinungen klagten. Ob diese Leute den epi¬ 
demischen Einflüssen unterlegen waren, oder ob bei der herrschenden 
Panik und Furcht durch Einbildung diese Erscheinungen erzeugt wurden, 
bleibt dahingestellt Auffallend ist, dass keines der in der Kaserne 
wohnenden Kinder befallen worden ist 

Yon den sieben tödtlich verlaufenen Erkrankungsfallen wurden sechs 
im Garnisonlazareth Karlsruhe bezw. Rastatt obduzirt und von mir 
bakteriologisch untersucht Ihre Reihe eröffnete: 

Erster Fall. Grenadier Gl. im ersten Dienstjahre, 20 Jahre alt. 
Derselbe wird, nachdem er kurz vorher über Brustschmerzen geklagt 
hatte, in bewusstlosem Zustande am 16. Dezember 1892 nacht^ ins 
Lazareth gebracht. Bei der Aufnahme besteht grosse Unruhe, kleiner 
Puls (120 Schläge), Temperatur 40,5° C., 36 Athemzüge. Das Gesicht 
ist dunkelblauroth, die Sehlöcher mittelweit, auf Lichteinfall sich zusammen¬ 
ziehend, Reflexe gesteigert. Unwillkürlicher Stuhlabgang. Am 18. De¬ 
zember stellt sich leichte Nackenstarre ein, und sind die Dornfortsätze 
der Hals- und Lendenwirbel auf Druck schmerzhaft. Patient ist ab¬ 
wechselnd ruhiger und etwas besinnlich, wobei er über Brustschmerzen 
klagt, dann wieder sehr unruhig und unbesinnlich. Auf den Brustorganen 
objektiv nichts nachweisbar, soweit eine Untersuchung möglich. In der 
Nacht vom 18. zum 19. Dezember tritt grosse Unruhe, tetanische Starre 
im Nacken und den Gliedmaassen auf. Auf Hautreize erfolgt keine 
Reaktion, die Patellarreflexe sind kaum mehr auszulösen. Unwillkürlicher 
Abgang des Urins, der etwas Eiweiss enthält. Coma und Cheyne- 
Stokessches Athmen. Am 20. Dezember unveränderter Zustand, Urin 
geht unwillkürlich ab, doch füllt sich die Blase immer mehr, so dass 
mehrmals Einlegen des Katheters erforderlich wird. Gegen Abend stellt 
sich Trachealrasseln ein, der Puls wird elend, die Athmung beschleunigt, 
erschwert. Puls hebt sich auf Aether- und Kampher-Einspritzungen nur 
vorübergehend, und Patient stirbt um 9,15 abends. Dauer der Krankheit 
nicht ganz vier Tage. 


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Bei der Sektion (Stabsarzt Panienski) fand sich: starker Blutreichthum 
des gesammten Schädelinhalts, fibrinös-eitrige Einlagerungen in der 
weichen Hirnhaut der Konvexität und der Grundfläche am Chiasma und 
an der Varolsbrücke; dieselben eitrigen Massen in den inneren Rücken- 
roarksbäuten auf der hinteren Fläche des Rückenmarks; in beiden Seiten¬ 
hirnhöhlen mehrere Kubikzentimeter wässerige, leicht getrübte Flüssigkeit. 
Frische, eitrige Herzbeutelentzündung, mässige Milzschwellung. Aus dem 
eitrigen Exsudat der Hirn- und Rückenmarkshäute sowie aus dem Eiter 
des Herzbeutels werden Ausstrichpräparate auf Deckgläschen hergestellt 
und nach Gram gefärbt Sie enthalten Diplokokken mit Kapsel. Durch 
Verimpfen des Eiters auf Agar nach der Methode von Schottelius ent¬ 
wickeln sich reichlich Kolonien, welche aus Diplokokken bestehen und 
den Kolonien des Diplococcus pneumoniae Fränkel gleichen. Ein mit 
dem Eiter und Cerebrospinalflüssigkeit (1 ccm) subkutan geimpftes Meer¬ 
schweinchen zeigt mehrere Stunden nach der Impfung Temperatur¬ 
steigerung, erholt sich aber schon am folgenden Tage und bleibt am 
Leben. 

Zweiter Fall. Grenadier B., drittes Dienstjahr, 24 Jahre alt, bis 
dahin stets gesund, klagt am 17. Dezember nach völligem Wohlbefinden 
am Tage über Brechreiz und leichtes Unwohlsein am Abende. Später 
trat Erbrechen und damit sofort Bewusstlosigkeit auf. Aufnahme am 
18. Dezember nachts. Mittelgrosser, kräftig gebauter Mann mit völlig 
passiver Bettlage; Gesicht leicht geröthet, Sehlöcher starr zusammen¬ 
gezogen, Hautempfindlichkeit und Reflexe erhöht, Zähne fest aufeinander 
gepresst, mässige Nackenstarre, volle Bewusstlosigkeit. Der Bauch ist 
kahnförmig eingezogen. Unwillkürlicher Urinabgang. Am 19. stellt sich 
Lungenödem ein; aus Mund und Nase quellen schaumige Massen fort¬ 
während heraus; Tod abends 7 Uhr. Temperatur am 18. morgens 38, 
am 18. abends 39,8, am . 19. früh 39,2, kurz vor dem Tode 40,1° C. 

Der vorliegende Fall charakterisirt sich als ächte Meningitis fou- 
droyante. Ohne Vorläufer kurzes, allgemeines Unwohlsein mit Brechreiz, 
bald darauf Erbrechen und völlige Bewusstlosigkeit. Tod schon nach 
kaum 44 Stunden infolge rasch sich entwickelnden Hirndrucks durch 
Lähmung des Athem- und Herzzentrums. 

Obduktion (Oberstabsarzt Gern et): Gewebe der weichen Hirnhaut 
von dichtem, stark gefülltem Gefässnetz durchzogen, längs der Gefasse 
reichlich mit gelbsulzigen Massen durchtränkt. An der Grundfläche des 
Gehirns. Gefasse ebenfalls strotzend gefüllt, die weiche Hirnhaut mit den¬ 
selben gelben Eitermassen besetzt. Hirnwindungen an der Oberfläche abge- 


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plattet In Seitenhirahöhlen beiderseits 2 ccm röthlicher flockiger Flüssigkeit. 
Hirn ge webe zäh und feucht, blutreich. 

Im meningitischen Exsudat sowie in der Flüssigkeit der Hirn¬ 
höhlen wurden mikroskopisch nach Gram sich färbende Diplokokken 
gefunden. Aussaaten auf Agarplatten ergaben fast nur Reinkulturen 
derselben Diplokokken. Die Einspritzung von 1 ccm Cerebrospinal¬ 
flüssigkeit in die Bauchhöhle eines jungen Meerschweinchens erzeugt bei 
dem Thier nur vorübergehend Temperatursteigerung. 

Dritter Fall. Grenadier Schl., erstes Dienstjahr, 22 Jahre alt 
Am 20. Dezember abends Frost, Kopfschmerz und Schlingbeschwerden- 
Am 21. Aufnahme in das Lazareth. Das Gesicht ist geröthet, die Rachen¬ 
organe geschwollen und geröthet, Bewusstsein nicht getrübt, Kopfschmerz, 
Temperatur 39,2, Puls 80, Athemzüge 20. Am folgenden Tage Kopf¬ 
schmerzen heftiger, Schmerzen im Nacken, welcher hintenüber gebeugt 
ist. Druck auf die Domfortsätze etwas empfindlich. Pupillen mittel weit, 
reagiren nicht auf Lichteinfall. Mehrmals Erbrechen; Bauch kahnförmig 
eingezogen, grosse Unruhe. Temperatur 38,6, Puls 80. Am 23. Dezember 
bei ziemlich klarem Bewusstsein tetanische Starre des Nackens und der 
Gliedmaassen. Erbrechen hat nachgelassen. Reflexe bedeutend herab¬ 
gesetzt. Am Abend Schüttelfrost, welchem sich tonische Krämpfe der 
Gliedmaassen anschliessen. Bewusstlosigkeit, Tod 9,13 abends. Dauer 
der Krankheit 3 Tage. 

Auszug aus dem Sektionsprotokoll (Oberstabsarzt Gern et): 

Harte Hirnhaut stark blutreich. Weiche Hirnhaut ebenfalls blutreich 
und trübe; längs ihrer Gefässe Randstreifen von gelblichsulzigen, eitrigen 
Massen. An der Grundfläche sind die eitrigen Einlagerungen geringer. 
Die Hirnwindungen abgeplattet, weiche Haut schwer abziehbar. An der 
vorderen unteren Fläche des linken Schläfenlappens kirschgrosse, gelbe 
sulzige Eitermasse, die sich leicht abstreifen lässt. In den Seitenhiraböhlem 
spärliche nicht messbare Mengen röthlicher Flüssigkeit. An der hinteren 
Rückenmarksfläche ist die weiche Haut von dem ersten Brustwirbel nach 
abwärts durch Einlagerung sulzig eitriger Massen stark verdiokt und 
getrübt. Mandeln leicht geschwellt. Milz nicht vergrössert. 

In der Cerebrospinalflüssigkeit wurden vom Stabsarzt Gerstacker 
nach Gram sich färbende Diplokokken gefunden. Bakteriologische Unter¬ 
suchungen konnten eingetretener Hindernisse wegen nicht ausgefuhrt 
werden. 

Vierter Fall. Grenadier Kl., erstes Dienstjahr, 21 Jahre. Nach 
leichtem Unwohlsein am 20. Dezember bekam Patient in der Nacht 


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Erbrechen und wurde halb bewusstlos im Bette aufgefunden. Bei der 
Aufnahme am 21. ist er benommen, giebt jedoch auf Anrufen Antwort, 
klagt über Schmerzen im Kopf und besonders heftig im Nacken. Gesicht 
ist geröthet und heiss anzufühlen. Der Nacken stark nach hinten gebeugt, 
Sehlocher gleich weit, träge reagirend. Stuhl angehalten. Temperatur 38,5, 
Puls 102. Athmung 31. Verordnung: Eisbeutel auf Kopf und Nacken, 
Calomel 0,25 zweistündlich, Blutegel nach Gama. In den nächsten acht 
Tagen ändert sich der Zustand nur wenig. Kopf- und Nackenschmerzen 
wechseln in ihrer Stärke, Dornfortsätze am Bücken und im Lendentheil 
meist sehr empfindlich, der Kranke ist bald bei vollem Bewusstsein, bald 
wieder benommen, apathisch und schlafsüchtig. Urin muss meist vermittelst 
Katheters entleert werden, enthält Spuren von Ei weise. — Allmählich 
verliert sich dann die Nackenstarre, und vom 1. Januar ab tritt unter 
Nachlass des Fiebers auffallende, von Tag zu Tag zunehmende Besserung 
ein. Die Temperatur bleibt fortdauernd normal, bis auf Erscheinungen 
eines Blasenkatarrhs schwinden fast sämmtliche Beschwerden, und Patient 
erholt sich allmählich. Indess tritt am 13. Januar ohne jegliche Veran¬ 
lassung heftiger Schüttelfrost und Ansteigen der Temperatur bis gegen 
39 auf. Kopfschmerzen stellen sich ein, das Bewusstsein trübt sich, 
zweimaliges Erbrechen, Appetitlosigkeit, pappiger Geschmack, Magen¬ 
schmerzen, Wirbelsäule vom dritten Brustwirbel abwärts bis zum Kreuz¬ 
bein sehr druckempfindlich. Verordnung: Blutige Schröpfköpfe zu beiden 
Seiten der Wirbelsäule, Einreibung mit grauer Salbe, Calomel. Am 14. 
subjektives schlechtes Befinden, heftige Schmerzen in Stirn» Hinterkopf 
und längs der Wirbelsäule. Magengegend auf Druck sehr empfindlich. 
Beweglichkeit der Beine gut, aber kraftlos. Bewusstsein getrübt. Am 
15. Januar völlige Bewusstlosigkeit, Temperatur 39, Athmung sehr 
schnell und oberflächlich, Puls klein 150, Gliedmaassen kühl. Aether- 
und Kampfereinspritzungen. Um 4 Uhr 30 Minuten nachmittags im Kollaps 
tödtlicher Ausgang am 26. Krankheitstage. 

Obduktion (Stabsarzt Panienski): Harte Hirnhaut stark gespannt 
und blutreich. An der Gehirnoberfläche Windungen abgeplattet, weiche 
Hirnhaut überall trocken, aber gut durchscheinend, nirgends getrübt. 
An der Himgrundfläche und zwar an der Brücke und am Chiasma 
starke Einlagerungen von gelb-grünlichen Eitermassen in die weiche Hirn¬ 
haut, weniger am Kleinhirn. Verlängertes Mark von einer dünnen Eiter¬ 
schicht schleierartig eingehüllt Seitenhirnhöhlen stark erweitert, reichlich 
mit trüber, blasser Flüssigkeit gefüllt Hirnsubstanz derb; auf den 
Schnitten treten zahlreiche Gefässe hervor, deren viele frische Blutgerinneei 


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344 


enthalten. Dritte und vierte Hirnhohle mit eitriger Flüssigkeit, ihre 
Oberfläche etwas erweicht. Hintere Rückenmarksfläche vom Brusttheil 
bis nach, unten hin in zunehmender Stärke mit mächtigen, grünlichen 
Eitermassen bedeckt Nach der Vorderfläche des Rückenmarks zu nehmen 
die Eitermassen ab. Am Halstheil sind die inneren Rückenmarkshäute 
zart und nicht getrübt, doch blutreich. 

Trotz genauester mikroskopischer und bakteriologischer Untersuchung 
konnten Diplokokken in dem meningitischen Eiter nicht festgestellt werden. 
Dagegen entwickelten sich auf Agar Kolonien des Staphylococcus pyogenes 
albus und aureus. Ein Thierversuch fiel insofern negativ aus, als bei 
einem Kaninchen an der Impfstelle beschränkte Schwellung der Haut 
auftrat, sonst aber das Thier gesund blieb. 

Fünfter Fall. Grenadier R., erstes Dienstjahr, 21 Jahre. Derselbe 
wurde in der Nacht vom 3. zum 4. Januar in bewusstlosem Zustande in das 
Lazareth gebracht, und es konnte über etwa voraufgegangene Krankheits¬ 
erscheinungen nichts festgestellt werden; Kameraden gegenüber hat er 
vorher nicht geklagt, so dass das Fehlen der Vorläufer sehr wahrscheinlich 
ist. Temperatur 37,3, abends 38,2°, Puls klein, 80, Athmung 30. Urin¬ 
verhaltung, Katheter; gegen Abend kühle Gliedmaassen, Nackenstarre. 
Verordnung: Schröpfköpfe zu beiden Seiten der Wirbelsäule, graue Salbe 
4 g täglich, Eingiessung. Von weiteren Blutentziehungen wird bei dem 
Zustande des Kranken vorerst abgesehen. Am 5. Januar ist Patient etwas 
besinnlicher, jedoch sehr unruhig. Puls 40, Temperatur normal. Urin¬ 
verhaltung (Katheter). Gegen Abend schwerer Kollaps; halbstündlich 
abwechselnd Einspritzungen von Aether, Kamphor und Moschus. Am 6. 
hat sich der Puls bedeutend gehoben, Patient ist etwas ruhiger, doch 
bleibt das Bewusstsein stark getrübt. Er liegt auf der Seite mit rückwärts 
gebeugtem Kopfe. Auf Kitzeln der Fusssohlen werden die Beine langsam 
und träge angezogen. Auf Fragen keine Antwort. Am 7. Januar voll¬ 
ständige Bewusstlosigkeit, Kopf starr nach hinten übergebeugt, grosse 
Unruhe, Flockenlesen, Puls elend, Schlucken sehr erschwert. Seit 6. Januar 
langsames Ansteigen der Temperatur und des Pulses von 37 auf 39,5 
(am 7. Januar) bezw. von 40 auf 120. Am Nachmittag des 7. Januar 
beginnendes Lungenödem, Trachealrasseln, am 8. morgens 5*/* Uhr bei 
zunehmendem Kollaps Tod. Dauer der Krankheit 3 V* Tage. 

Obduktion (Stabsarzt Panienski.): In der weichen Hirnhaut der 
Konvexität sowohl wie der Grundfläche reichliches fibrinös-eitriges Exsudat, 
in dicksten Schichten in den Furchen. Auch die hintere Rückenmarks¬ 
fläche zeigt denselben starken eitrigen Belag mit Ausnahme des Halstheils. 


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345 


Seitenhimhöhlen erweitert, in ihnen ziemlich reichlich röthliche, fast klare 
Flüssigkeit. Milz nicht vergrössert. 

In Deckgläschenpräparaten, welche durch Verstreichen des meningi- 
tischen Eiters gewonnen wurden, finden sich Diplokokken; sie liegen meist 
frei zwischen den Eiterkörperchen, und bilden in einzelnen Exemplaren 
kleine Ketten zu drei bis vier Gliedern. In den geimpften Agarröhrchen 
entwickeln sich Diplokokken-Kolonien, die vielfach in Ketten zu 4 bis 12 
Einzelgliedern angeordnet sind. Einem jungen Kaninchen wird unter 
die Baut und in die Bauchhöhle je 1 ccm Cerebrospinalflüssigkeit ein¬ 
gespritzt Das Thier zeigt vier Tage hindurch mit hohen Temperaturen 
schwere Krankheitserscheinungen; es erholt sich hierauf und bleibt am 
Leben. 

Sechster Fall. Grenadier K., 20 Jahre alt, im ersten Dienstjahre, 
erkrankte einen Tag nach der Verlegung seines Bataillons nach Rastatt 
daselbst mit Schüttelfrost, heftigen Kopfschmerzen, Schmerzen im Genick, 
Druckempfindlichkeit der Wirbelsäule. Bei der Lazarethaufnahme am 
7. Januar abends 40,7, Bewusstsein erhalten. Schon im Laufe des nächsten 
Tages — 8. Januar — war die Haut cyanotiscb, die Pulszahl stieg auf 
120 bis 136, der Puls wurde sehr klein, die Muskulatur des ganzen Körpers 
ausserordentlich schmerzhaft; Berührungen veranlassten lebhafte Schmerzens- 
äusserungen. 

Wiederholte Einspritzungen von Aetherlösungen brachten etwas 
Besserung des Befindens; der Puls wurde voller und kräftiger, die Cyanose 
und auch die subjektiven Beschwerden Hessen nach. Abends trat noch 
ein Anfall von Schwäche auf, der nach einer weiteren Aethereinspritzung 
schnell vorüberging. Die Temperatur betrug morgens 39,7, abends 39. 
In der Nacht zum 9. konnte der Mann wegen heftiger Nackenschmerzen 
nicht schlafen; daneben bestand heftiger Durst; gegen Morgen Hessen 
alle Beschwerden nach, und als durch Katheter seine Blase entleert 
worden war, trat fast vollständiges Wohlbefinden ein; die Temperatur 
ging auf 38 herab, nur die Wadenmuskeln waren auf Druck schmerzhaft. 
Im Urin etwas Eiweiss. Im Laufe des Nachmittags stellten sich unter 
Anschwellung der befallenen Theile stetig zunehmende Schmerzen in 
verschiedenen Gelenken ein; am meisten ergriffen waren linkerseits das 
Hüft-, Knie- und Fussgelenk, rechts das Ellenbogen- und (ganz besonders 
stark) Handgelenk. Das Fieber fiel auf 37,4 und blieb auch am nächsten 
Tage, dem 10. Januar, auf 37,4. Die Gelenkschmerzen nahmen immer 
mehr zu, SaUzylsäure blieb ohne jede Wirkung; am 11. Januar traten 
bei klarem Bewusstsein zum ersten Male Gesichts- und Gehörstäuschungen 


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auf. Die Temperatur schwankte zwischen 38,3 morgens und 37,8 abends; 
der Puls war ziemlich gut; auch die Entleerung des Urins ging gut von 
Statten. In der Nacht zum 12. Januar war das Bewusstsein stark getrübt 
und wurde erst gegen Morgen klarer; die Gelenkschmerzen hielten an, 
die Temperatur blieb morgens 38,2, abends 37,8. Der Puls war kräftig. 
Am 13. Januar bemerkte man, nachdem wahrend der Nacht wieder 
Benommenheit bestanden hatte, unter Anstieg der Temperatur auf 38 
morgens und 39,4 abends brettartige Spannung am ganzen Rücken. 
Patient konnte keine Bewegung des Kopfes oder Rumpfes vornehmen; 
das linke Kniegelenk schwoll stark an, der Leib wurde stark aufgetrieben, 
die Hornhäute getrübt. Im Laufe des Tages schwand das Bewusstsein 
ganz und kehrte bis zu dem am 20. Januar morgens 1 Uhr erfolgten 
Tode nicht wieder zurück. Die Temperatur hielt sich am 14., 15. und 
16. Januar zwischen 39,6 und 40,2 und schwankte dann vom 17. an 
zwischen 38,4 und 38,9. 

Obduktion (Stabsarzt Panienski): Auf der Konvexität und an der 
Grundfläche des Gehirns sowie an der hinteren Rückenmarksfläche, 
besonders im Brust- und Lendentheil, starke eitrige Einlagerungen in die 
inneren Häute. In den Hirnkammem dünne, nur leicht getrübte Flüssig¬ 
keit. — Die Obduktion der Brust- und Bauchhöhle musste wegen 
erhobenen Einspruchs der Angehörigen unterbleiben. 

In Ausstrichpräparaten wurden sehr spärliche Diplokokken gefunden. 
Die mit dem meningitischen Exsudht nach der Methode von Schottelius 
angestellten Kulturversuche fielen insofern negativ aus, als keine Diplokokken, 
sondern andere Bakterienarten, meist Stäbchenformen, zur Entwickelung 
kamen. Dagegen verendete ein mit dem Rückenmarkseiter geimpftes 
Kaninchen am fünften Tage nach der Impfung. Aus dessen Blute, welches 
Diplokokken enthielt, wurden Reinkulturen gewonnen, welche aus Diplo¬ 
kokken bestanden und denen des Diplococcus pneumoniae glichen. Ein eben¬ 
falls mit meningitischem Exsudat subdural geimpftes Meerschweinchen ging 
nach 36 Stunden ein. In den von der Oberfläche des Gehirns gewonnenen 
Klatschpräparaten wurden ebenfalls Diplokokken nachgewiesen. Dieselben 
fanden sich jedoch im Blute des Meerschweinchens nicht, dessen weiche 
Hirnhaut starken Blutreichthum, jedoch keine Trübung zeigte. 

Im Anschluss an die mitgetheilten tödtlich verlaufenden Erkrankungen 
bei den Mannschaften der Garnison wurden von mir noch zwei im 
städtischen Spital obduzirte Meningitisfälle bakteriologisch untersucht 
Da die weiter unten gemachten Schlussfolgerungen sich vielfach auch auf 
das bei diesen Fällen gewonnene Material beziehen, werden sie hier noch 
besonders aufgefuhrt 


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Fall I. Anton St., ein 16 Jahre alter Knabe, wird am 20. Februar 
1893, nachdem zwei Tage vorher Kopfschmerzen und Erbrechen bestanden 
hat, bewusstlos ins Krankenhaus gebracht. Bei der Aufnahme: Nacken¬ 
steifigkeit, Eiweiss im Harn, Delirien, Temperatur 40,5. Der Tod erfolgte 
am 23. Februar. 

Obduktion: (Obermedizinalrath Dr. Arnsperger in Gegenwart des 
Stabsarztes Panienski): Mächtiges fibrinös-eitriges Exsudat in der 
weichen Hirnhaut der Konvexität, am Chiasma und an der Brücke. In 
den Seitenhimhöhlen etwa ein Theelöffel wässeriger, trüber Flüssigkeit. 
Am Halstheil des Rückenmarks bis auf stärkeren Blutreichthum keine 
krankhafte Veränderung. Dagegen ist im Brust- und Lendenabschnitt die 
hintere Rückenmarksfläche sehr stark mit gelbgrünlichen Massen bedeckt 
und zwar von oben bis unten in zunehmender Stärke. — 

Im meningitischen Eiter auf Deckgläschenpräparaten spärliche Diplo¬ 
kokken mit Kapsel. Nach Ueberimpfung des Eiters auf Agar entwickeln 
sich im Brütschrank ausser einigen Verunreinigungen Kolonien, welche 
von denen des Diplococcus pneumoniae nicht zu unterscheiden waren. 
Aus den Kulturen hergestellte, nach Gram gefärbte Präparate lassen 
unterm Mikroskop lange gewundene Ketten bis zu 20 Einzelgliedem 
erkennen, in welchen jedochDiplokokken-Anordnung nicht zu verkennen ist. — 
Einem Kaninchen wird 1 ccm Cerebrospinalflüssigkeit in die Bauchhöhle 
eingespritzt, ausserdem mehrere Oesen vom Rückenmarkseiter in eine 
Hauttasche am Rücken gebracht. Nach fünf Tagen, an welchen Tempe¬ 
raturen über 40 bestanden, verendete das Thier. Bei der Sektion werden 
massenhafte Diplokokken mit Kapsel im Blut, frische Bauchfellentzündung 
und mässige Milzschwellung gefunden. Auch im peritonitischen Exsudat 
fanden sich Diplokokken. 

Fall H. Reinhold L., Metzger, 18 Jahre alt, erkrankte am 8. April 
1893 früh mit heftigen Kopf- und Genickschmerzen. Kurz nach der 
nachmittags desselben Tages erfolgten Aufnahme ins Spital wird er 
bewusstlos und unruhig, und verbleibt in diesem Zustande bis zum Tode, 
welcher am 12. April morgens um 3 Uhr im Kollaps erfolgt. Temperatur 
betrug durchschnittlich 39,8. 

Obduktion: (Obermedizinalrath Dr. Arnsperger in Gegenwart des 
Stabsarztes Panienski): Starker Blutreichthum des Schädelinhalts, mässiges 
fibrinös-eitriges Exsudat in den inneren Hirnhäuten der Konvexität und 
der Grundfläche, stärkeres gelbliches eitriges Exsudat an der hinteren 
Fläche des Rückenmarks. In den Hirnhohlen dünne eitrige Flüssigkeit; 
mässige Schwellung der Milz. 


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348 


* 


Im Rückenmarkseiter und in der Cerebrospiuaiflussigkeit spärliche 
längliche Kokken, die meist zu zweien angeordnet sind. Auf Agarplatten 
entwickeln »ich Kolonien des Fraenkelschen Diplococcus. 

Ein mit der Cerebrospinalflüssigkeit und dem Rückenmarkseiter 
geimpftes Kaninchen zeigt vier Tage hindurch Temperaturen über 39, 
erholt sich jedoch hierauf und bleibt am Leben. 

Es kamen somit, wenn wir von dem bakteriologisch nicht weiter 
verfolgten Fall 3 absehen, im Ganzen 7 Fälle zur genauen bakteriologischen 
Untersuchung. Von allen wurden zunächst das meningitische Exsudat, 
die Cerebrospinalflüssigkeit und die Hirnkammerflüssigkeit sowie der 
Rückenmarkseiter auf Deckgläschen ausgestrichen, nach Gram und hierauf 
mit einer Gegenfarbe behandelt und mikroskopisch untersucht Mit 
Ausnahme des einzigen Falles 4 (Grenadier Kl.), bei welchem, wie bereits 
erörtert, auch das Kulturverfahren die Anwesenheit des Diplococcus nicht 
festzustellen vermochte, wurde der Letztere mikroskopisch bei sämmtlichen 
anderen Fällen mit mehr oder weniger deutlicher Kapsel nachgewiesen. 

Indess sei hier gleich besonders hervorgehoben, dass der Nachweis 
in den meisten Fällen mit vieler Mühe und Zeitverlust verbunden war. 
Der Diplococcus war in dem eitrigen Exsudat meist so spärlich vertreten, 
dass oft gegen 20 Präparate hergestellt und durch gemustert werden 
mussten, bis unzweifelhafte Exemplare desselben gefunden wurden. 

Das Kulturverfahren fand zumeist in der Weise statt, dass das 
meningitische Exsudat gleich bei der Sektion nach der Methode von 
Schottelius auf mehrere Agarröhrchen ausgestrichen wurde; nur in 
2 Fällen wurde es zu Agarplatten ausgegossen. Bis auf die Grenadiere 
Kl. und K., welche beide ein längeres Krankenlager durchgemacht hatten, 
liess sich durch die Kulturversuche in sämmtlichen anderen Fällen eine 
Bakterienart in Reinkultur gewinnen, welche in morphologischer und 
kultureller Beziehung eine Uebereinstimmung mit dem Diplococcus pneu¬ 
moniae Fraenkel-Weichselbaum besass. Auf der geimpften Agarfläche 
entwickelten sich ausser sehr spärlichen Verunreinigungen zarte, fast 
durchsichtige, mit dem Auge kaum wahrnehmbare, vielfach zu einem 
schleierartigen, feinen Ueberzuge zusammenfliessende Kolonien. Mikro¬ 
skopisch bestanden sie aus länglichen Kokken, welche in der Regel paar¬ 
weise, zuweilen auch in mehr oder weniger langen Ketten von mehreren 
aneinander gereihten Einzelgliedern gelagert waren und nach der 
Gramschen Methode sich vorzüglich färbten. Während die Ueberimpfung 
auf Gelatine auch bei einer Temperatur von 20° C. kein Wachsthum 
erkennen liess, entwickelten sich die Diplokokken sehr gut bei Tem- 


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peraturen von 33° in FleischpeptonbouiJlon mit einer Trübung derselben. 
Nach mehreren Tagen klärte sich die Bouillon auf unter Bildung eines 
grauen Bodensatzes, welcher mikroskopisch aus den genannten Bakterien 
bestand. Auf Kartoffeln konnte ein 'Wachsthum nicht wahrgenommen 
werden. 

Weitere Aufschlüsse über das Wesen, und vor Allem das pathogene 
Verhalten desselben sollte das Thierexperiment liefern. Von den zwei 
ersten Meningitisfallen wurde je 1 ccm der mit dem Rückenmarkseiter 
vermengten Cerebroßpinalfiüssigkeit, in welcher mikroskopisch und später 
auch durch die Kultur die Anwesenheit des Diplococcus sicher nach* 
gewiesen war, Meerschweinchen unter die Haut eingespritzt. Bis auf 
geringe Temperaturerhöhung und verminderte Fresslust übexstanden die 
Thiere den Eingriff und blieben gesund. Auch eine weisse Maus vertrug 
eine subkutane Einspritzung von 0,5 ccm der Cerebrospinalflüssigkeit. 

Wegen des negativen Ausfalls dieser Impfungen dienten zu weiteren 
Versuchen nur Kaninchen, welchen je 1 ccm der frischen, in der Schädel* 
höhle nach der Herausnahme des Gehirns angesammelten Cerebrospinal* 
flüssigkeit Unter die Haut und in die Bauchhöhle eingespritzt wurde. 
Ausserdem erhielten die Thiere mehrere Oesen des eitrigen Rückenmarks* 
belages in eine Hauttasche am Rücken. Sämmtliche so behandelte Thiere 
zeigten bereits nach mehreren Stunden Temperatursteigerungen bis gegen 
40 sowie deutliche Krankheitserscheinungen; sie sassen zusammengekauert 
im Käfig und hörten auf zu fressen. Indess haben sich von den fünf 
geimpften Kaninchen drei allmählich von dem Eingriff erholt, und nur die 
beiden übrigen (geimpft mit dem Exsudat von K. und Str. Fall 8 und I) 
gingen am 5.Tage nach der Impfung ein. Bei der Sektion bot sich bei 
beiden dasselbe Bild dar: Mässige Milzschwellung, frische exsudative 
Bauchfellentzündung und eine überaus grosse Menge der Kapsel-Diplokokken 
im Blute. Eine entzündliche Schwellung an der Stelle der Impfung war 
bei keinem Thiere wahrzunehmen. 

Neben dem genannten Diplococcus kamen in einzelnen Agarröhrchen 
noch weisse und gelbliche Kokkenkolonien zur Entwickelung, welche in 
morphologischer und kultureller Beziehung eine derartige Aehnlichkeit 
mit den Eiter-Staphylokokken besassen, dass sie auch thatsächlich im 
Anfang dafür gehalten wurden. Jedoch lieferte weitere Prüfung den 
Beweis, dass sie entweder zufällige Verunreinigungen oder nach dem 
Tode in der Leiche zur Entwickelung gekommene Bakterien waren. 
Abgesehen von jeglicher krankmachender Wirkung auf Thiere, waren 
sie, entgegengesetzt den Staphylokokken, der Gramsehen Färbmethode 
unzugänglich. 


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350 


Bei dieser Lage der Verhältnisse muss sicherlich jede 
Annahme als gezwungen erscheinen, welche nicht den regel¬ 
mässig gefundenen Diplococcus als den spezifischen Erreger 
der Erkrankungen beschuldigte, sondern die Quelle derselben 
in anderen Einflüssen bezw. in der Einwirkung anderer Bak¬ 
terien suchen würde. 

Es gab, wie bereits erörtert, nur einen einzigen Fall (Grenadier Kl. 
— Fall 4 —), bei welchem nicht der Diplococcus, sondern Staphylococcus 
pyogenes albus und aureus in dem meningitischen Eiter durch die Kultur 
festgestellt worden ist Doch auch dieser bakteriologische Befund spricht 
durchaus nicht gegen die Annahme eines mit den anderen gemeinsamen 
Infektionskeimes. Der Mann erkrankte mit stürmischen meningitischen 
Erscheinungen, welche etwa 8 Tage andauerten. Hierauf trat unter Nach¬ 
lass des Fiebers eine von Tag zu Tag zunehmende Besserung ein, bis 
am 25. Krankheitstage wieder neuer Ausbruch des menigitischen Prozesses 
durch heftige Erscheinungen sich ankündigte und in 3 Tagen dem Leben 
ein Ende bereitete. Bei diesem klinischen Verlauf ist wohl die Annahme 
nicht unberechtigt, dass der Krankheitsfall ebenso wie die übrigen durch 
dasselbe Gift, den Diplococcus, eingeleitet worden sei. Wenn Letzterer 
zur Zeit der Untersuchung in den Hirn- und Rückenmarkshäuten in 
nachweisbarer Form nicht mehr vorhanden war, so liegt die Vermuthung 
nahe, dass er nach einer gewissen Zeit ebenso wie in der Kultur seinen 
Vegetationskreislauf abgeschlossen hat, im Körper untergegangen und aus 
dem Gewebe verschwunden ist. Wenn auch eine Entfernung desselben 
nach aussen, wie z. B. bei der Lungenentzündung, bei den bekannten 
Verhältnissen der Schädelkapsel nicht gut denkbar ist, so besitzt doch 
die Natur so viele Wege, um die Resorption bezw. Ausscheidung des 
todten Materials zu bewerkstelligen. Es spricht für diese Auffassung 
auch der anatomische Befund, indem sich bei der Obduktion bereits 
deutliche Heilungsvorgänge in den Hirnhäuten haben feststellen lassen. 
Wenn nach eingetretener Besserung am 25. Krankheitstage ein neuer 
stürmischer und tödtlich verlaufender Ausbruch des meningitischen Prozesses 
wieder aufgetreten ist, so liegt die Erklärung dafür entschieden in einer 
neuen Infektion durch den Staphylococcus pyogenes, welcher auf irgend 
einem Wege in die Blutbahn eingeführt sein mag, in den durch die erste 
Invasion des Diplococcus bedingten Veränderungen der Hirn- und Rücken¬ 
markshäute Hemmnisse erfahren haben, und sich daselbst festgesetzt, 
entwickelt und zu einem neuen Ausbruch des meningitischen Prozesses 
geführt haben mag. 


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351 


Füge ich nun meine Beobachtungen den einwandsfreien Untersuchungs¬ 
resultaten anderer zuverlässiger Forscher hinzu, so glaube ich durch das 
neue, ziemlich umfangreiche Material zur Begründung einer einheitlichen 
Anschauung über die Aetiologie der epidemischen Genickstarre beizutragen. 
Ueberall, wo es sich um reine, genuine Fälle dieser Krankheit und nicht 
um metastatische Formen oder Komplikationen anderer Krankheiten 
gehandelt hat, ist in Uebereinstimmung mit meinem Untersuchungs- 
ergebniss bis auf einige wenige, von Weichselb aum beobachtete Ausnahme* 
falle mit dem Diplococcus meningitidis intracellularis, ein und derselbe 
Mikroorganismus gefunden worden, welcher, wenn auch mit dem 
Fränkelschen Diplococcus pneumoniae sich nicht ganz deckend, doch 
demselben so nahestehend und verwandt ist, dass er nur für eine Modi¬ 
fikation desselben gehalten Werden könnte. 

Die zum Theil schon von Anderen und auch bei meinen Unter¬ 
suchungen festgestellten Unterschiede zwischen beiden beziehen sich 
hauptsächlich nur auf den verschiedenen Grad ihrer Lebensfähigkeit und 
Virulenz. Im Vergleich zu dem Diplococcus pneumoniae erwies sich bei 
dem meningitischen Diplococcus zunächst seine saprophytische Wachs¬ 
thumfähigkeit als eine äusserst beschränkte. Trotz der peinlichsten 
Ueberwachung des richtigen Grades der Alkaleszenz der Nährböden und 
trotz stets gleichmässiger Temperatur des Thermostaten (33 ° C) gelang es 
nur von einem einzigen Fall (No. 7.) die 13. Generation des Diplococcus 
zu erzielen; die meisten Kulturen konnten nur bis zur 7., in dem letzten 
Fall (No. II) nur bis zur 3. Generation fortgepflanzt werden. 

Den zweiten Unterschied bildet ein sehr geringer Grad seiner Virulenz 
und zwar ebenso bei direkter Uebertragung des meningitischen Ergusses, 
wie auch der aus diesem gewonnenen Reinkulturen auf Thiere. Von acht 
im Ganzen mit dem frischen meningitischen Exsudat geimpften Versuchs- 
thieren starben nur zwei Kaninchen an der bekannten Septicämie. Meer¬ 
schweinchen und weisse Mäuse erwiesen sich unempfänglich. 

Mehrfache Impfungen von Kaninchen mit Reinkulturen des meningi¬ 
tischen Diplococcus wurden in der Weise ausgeführt, dass auf Agar 
gewachsene und abgeschabte Kulturen bezw. gut entwickelte Bouillon¬ 
kulturen in Mengen bis zu 2 ccm in die Bauchhöhle und unter die Haut 
eingespritzt wurden. Dabei konnte man eine von Generation zu Generation 
auffallend rasch zunehmende Abschwächung der Virulenz, der auch schon 
im jüngsten Zustande wenig wirkenden Kulturen beobachten. Es gelang 
nur ein einziges Mal, mit der 3. Generation der Kultur (von Fall I) bei 
einem weissen Kaninchen tödtliche Diplokokken-Septicämie zu erzielen. 


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352 


Ein anderes, trächtiges Kaninchen, mit der vierten Generation geimpft y 
abortirte zwar 18 Stunden nach der Impfung und zeigte neben schwerem 
Kranksein 4 Tage hindurch Temperaturen bis über 40 0 C., überstand jedoch 
den Eingriff in etwa sieben Tagen und blieb am Leben. Impfungen mit 
noch älteren Kulturen haben bis auf geringe Temperatursteigerungen 
kaum Krankheitserscheinungen verursacht Eine weitere Eigenschaft des 
bei unseren Fällen gefundenen Diplococcus war seine Neigung, in Kulturen 
grössere Ketten, manchmal bis zu 20 Gliedern, zu bilden. Ganz besonders 
haben sich durch diese Streptokokkenanordnung die von den Fällen 5 
und I gewonnenen Kulturen ausgezeichnet — Aehnliche Beobachtungen 
scheint auch Professor Bonome gemacht zu haben; ja er will sogar bei 
mehreren Fällen epidemisch aufgetretener Meningitis cerebrospinalis regel¬ 
mässig einen Streptococcus gefunden haben, welchen er für eine neue, 
von Anderen noch nicht beschriebene Bakterienart hält, die ebenso wie 
der Diplococcus lanceolatus ^ne Meningitisepidemie verursachen könne. 
Ohne mich auf die Kritik der von Bonome zur Begründung seiner Ansicht 
angeführten Unterschiede einzulassen, will ich nur die Thatsache hervor- 
heben, dass sowohl in dem meningitischen Exsudat als in dem Blut 
eines mit Letzterem erfolgreich geimpften Kaninchens, von welchem unsere 
Streptokokkenformen herstammen, in der Regel nur Diplokokken mit 
Kapsel und selten Ketten von 3 bis 4 Einzelgliedern zu sehen waren. 
Noch mehr wurde dieses Yerhältniss durch ein Thierexperiment klargelegt. 
Das mit der nur Kettenformen enthaltenden Reinkultur von Fall I geimpfte 
und verstorbene Kaninchen zeigte im Blute enorme Mengen von Diplo¬ 
kokken mit Kapsel und nur in einzelnen wenigen Exemplaren Ketten 
zu 3 bis 5, aber nicht mehr Gliedern. Diese Beobachtung vermag wohl 
die bereits von Bordoni Uffriduzzi geäusserte Ansicht, dass es sich bei 
den Fällen von Bonome höchst wahrscheinlich um eine Modifikation 
bezw. Varietät des Diplococcus pneumoniae und nicht um eine neue von 
ihm entdeckte Pilzart gehandelt habe, zu stützen. 

In Anbetracht der geringen und kurzdauernden Lebensfähigkeit und 
Virulenz des meningitischen Diplococcus in der Kultur erschien für die 
Aetiologie der Krankheit die Frage von grossem praktischen Interesse, 
ob der meningitische Keim sich in irgend einem Zustande ausserhalb des 
Körpers längere Zeit wirksam erhalten könne. Zum Studium dieser 
Frage dienten folgende Versuche: 

Ein Theil der direkt von der Schädelhöhle in sterilisirten Gefassen 
aufgefangenen und mit Rückenmarkseiter vermengten Cerebrospinalflüssig- * 
keit, deren Virulenz durch erfolgreiche Verimpfung auf Kaninchen be- 


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353 


wiesen war, wurde an Seidenfäden angetrocknet, der Rest in flüssigem 
Zustande gegen Eintrocknung und Tageslicht geschützt in dunklem 
Schrank aufbewahrt Nach Verlauf von 4 Wochen gelangten die beiden 
Proben in der Weise zur Uebertragung, dass das flüssige Exsudat einem 
Kaninchen unter die Haut eingespritzt, das an Seidenfaden angetrocknete 
zunächst in sterilem Wasser aufgelost und hierauf einem anderen 
Kaninchen unter die Haut eingespritzt wurde. Ausserdem brachte man 
die aufgeweichten Seidenfaden dem Thiere in eine Hauttasche am Rücken 
hinein. Während das erste Thier einen Tag nach der Impfung nur geringe 
Temperaturerhöhung (vor dem Versuch 38,2, Tags nach dem Versuch 39,3°), 
ferner an der Stelle der Verimpfung etwa dreimarkstückgrosse entzündliche 
Schwellung der Haut, sonst aber keine Krankheitserscheinungen und 
schon am 3. Tage sich wieder fast völlig gesund zeigte, war das andere 
mit Seidenfaden geimpfte Thier etwa 6 Tage hindurch schwer krank. 
Seine Körperwärme schwankte zwischen 39 und 40°, es frass nicht und 
sass zusammengekauert in der Ecke des Käfigs. Die der Ohrvene täglich 
entnommenen Blutproben wurden mikroskopisch untersucht, doch die 
Anwesenheit des Kapsel-Diplococcus konnte in ihnen einwandsfrei nicht 
festgestellt werden. Nach 7 Tagen wurde das Thier wieder gesund. — 
Wenn schon aus diesem Versuch der höhere Grad der Virulenz des 
spezifischen meningitischen Erregers in getrocknetem Zustande als wahr¬ 
scheinlich erscheint, so sollte das gewonnene Resultat noch ein zweiter 
Versuch bestätigen, bei welchem das Blut eines durch Impfung mit 
meningitischem Exsudat getödteten Kaninchens verwendet wurde. Dabei 
bestaifd die Absicht, den Diplococcus mit erhöhter Virulenz, wie sie 
gewöhnlich durch Passiren des Thierkörpers erreicht wird, zur Verfügung 
zu haben, um damit einen Thierversuch erfolgreicher anstellen zu können. 
Ein Theil des dem Thier entnommenen, an Diplokokken sehr reichen 
Blutes wurde nun ebenso wie oben in flüssigem Zustande in ein sterilisirtes 
Reagenzglas aufgenommen, ein anderer Theil an Seidenfaden angetrocknet. 
Nach 4 Wochen gelangten die Proben in derselben Weise zur Verimpfung 
auf 2 Kaninchen. Leider ging inzwischen das Blut des Reagenzglases 
in Fäulniss über, so dass es sich zum Versuch wenig eignete. Trotzdem 
wurde je 1 ccm desselben unter die Haut und in die Bauchhöhle einem 
Kaninchen eingespritzt, welches auch am 3. Tage verstarb. Bei der Sektion 
fanden sich ausser Milzschwellung frische Bauchfellentzündung, im Blut 
jedoch trotz der sorgfältigsten Untersuchung keine Diplokokken, so dass 
der Tod nicht als durch die Einwirkung des Diplococcus, sondern durch 
die Fäulnisskeime bedingt anzusehen war. Das andere mit Seidenfaden 

MüitÄrärxtliche Zeitschrift. 1895. 23 


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geimpfte Thier zeigte wieder schwere Krankheitserscheinungen, Tempera¬ 
turen bis über 40° und verendete am 4. Tage nach der Impfung. Bei 
der Sektion war das Blut mit Kapsel-Diplokokken vollgepfropft 

Das Ergebniss dieser beiden Versuche dürfte wohl mit einiger Wahr¬ 
scheinlichkeit dafür sprechen, dass der spezifische Erreger der Meningitis, 
welcher in der Reinkultur in so kurzer Zeit nicht nur seine Wirksamkeit, 
sondern auch seine saprophy tische Wachsthumsfähigkeit verliert, unter 
besonderen Verhältnissen, so wie bei dem Versuch in eingetrockneten 
Körpersäften sich wochenlang lebensfähig und wirksam erhalten kann. 
Es scheint, als ob bei dem Eintrocknen aus dem eiweisshaltigen Material 
sich um den Mikroorganismus eine Hülle bilde, welche ihn vor baldigem 
Absterben schützt 

Damit wäre aber auch einiges Licht in die bis dahin dunklen 
Verhältnisse der Verbreitung des meningitischen Giftes geschaffen, indem 
die Schlussfolgerung als nicht ganz unberechtigt erscheint, dass der 
einmal eingeschleppte und in den Stuben, auf den Betten, 
Kleidern etc. dnponirte Giftstoff sich in trockenem Zustande 
längere Zeit virulent erhalten, in Staubform in die Luft gelangen 
und, durch deren Vermittelung auf empfängliche Individuen 
übertragen, neue Erkrankungen hervorrufen kann. 

Versuchen wir diese experimentell gewonnene Anschauung, welche 
für die Desinfektionsmaassregeln von grosser praktischer Bedeutung wäre, 
durch verschiedene bei unserer Epidemie gemachte Wahrnehmungen zu 
unterstützen. * 

Zunächst spricht für eine durch die Luft vermittelte Aufnahme des 
Giftes die Thatsache, dass bei mehreren Erkrankungen Schnupfen und 
Entzündung der Rachenschleimhaut voraufgegangen sind. Es ist nicht 
unmöglich, dass der Giftstoff sich zunächst auf der Schleimhaut der 
ersten Luftwege etablirt und erst von daher nach der Schädelhöhle 
verbreitet habe. Wenn auch unsere, daraufhin gerichteten, bakteriologischen 
Untersuchungen negativ ausgefallen sind, so ist doch schon von anderen 
Forschern (Weichseibaum) verschiedentlich derFraenkelsche Diplococcus 
bei Meningitisfallen in den Nebenhöhlen der Nase sicher nachgewiesen 
worden. 

Eine zweite wichtige Wahrnehmung betrifft den ganz unregelmässigen, 
in Sprüngen sich vollziehenden Verlauf unserer Epidemie. Obwohl die 
meisten schweren Erkrankungen im hinteren Flügel der Kaserne, ja 
sogar drei tödtlich verlaufene auf einer und derselben Stube vor¬ 
gekommen sind, so dass die Vermuthung eines Kontagiums nahe liegt, 


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so spricht das zeitlich vollkommen getrennte Auftreten dieser örtlich 
einander nahe stehenden Erkrankungen gegen diese Auffassung. Nach¬ 
dem der erste tödtlich verlaufend Erkrankungsfall auf der Stube 209 auf¬ 
getreten, folgte schon 5 Tage später der vierte tödtliche Fall auf derselben 
Stube, jedoch kam der zwölfte und letzte tödlich verlaufene Fall der Epi¬ 
demie in der Grenadier-Kaserne erst nach einer Ruhepause von 3 Wochen 
auf der Stube 209 vor. Dazwischen fallen die übrigen Erkrankungen 
und zwar bald unterhalb der Stube 209 im 2. Stockwerk, bald wieder 
gegenüber derselben auf demselben Stockwerk, der 3. Fall zwar im 
hinteren Flügel, jedoch weit entfernt von der eigentlichen Seuchequelle, 
der Stube 209, dann wieder auf demselben Flügel im 1. Stockwerk etc. 
Trotz genauester Nachforschungen hat sich ein vermittelndes Verbindungs¬ 
glied zwischen den einzelnen Erkrankungen nicht feststellen lassen; die 
von der Seuche Ergriffenen haben bis auf die drei auf Stube 209 gemein¬ 
schaftlich kasernirten Leute vor ihrer Erkrankung weder miteinander 
verkehrt, noch auch sonst in irgend einer Beziehung miteinander gestanden. 

Ziehen wir noch in Betracht, dass sowohl Von dem ärztlichen wie 
auch von dem Pflegepersonal im Lazareth welches wohl mit den. Kranken 
in nächster Berührung gestanden, Niemand an Genickstarre erkrankt ist, 
so erscheint die Annahme einer durch die Luft vermittelten Verbreitung 
des Krankheitskeimes mehr begründet als die einer direkten Ansteckung 
von Person zu Person. 

Wegen der am 22. Dezember erfolgten Ausquartierung des 2. Bataillons 
nach Neureuth-Knielingen, wohin ich als dessen Bataillonsarzt mein 
Quartier ebenfalls verlegen musste, konnten Untersuchungen behufs Auf¬ 
findung des spezifischen Erregers auf den Stuben selbst in grösserem 
Umfange nicht ausgeführt werden. Erst in der zweiten Hälfte der Epidemie 
gelangte der Wandputz und Fehlboden der Stube 119, auf welcher der 
verstorbene Grenadier R. erkrankt ist, in folgender Weise zur Unter¬ 
suchung: Nach sorgfältiger Vermischung des Materials wurden Proben 
von 1 ccm des Fehlbodens und des Wandputzes in mehrere sterile Nähr- 
bouillonkölbchen gebracht und in den Brutschrank (Temperatur 33° C.) 
gestellt Im Verlauf von 1 bis 2 Tagen trübte sich die Bouillon sehr 
stark, auf ihrer Oberfläche bildete sich ein dickes, trockenes Häutchen, 
und bei Lüftung des Wattepfropfens konnte man widerlichen Geruch 
nach faulen Eiern wahmehmen. Nach sorgfältiger Durchmischung der 
Bouillon, wobei das Häutchen so ziemlich in der Bouillon sich vertheilte, 
entnahm man mehrere Platinösen des Bakteriengemenges, übertrug sie in 
schwach alkalische Glycerinagarröhrchen, legte davon in. bekannter Weise 

23* 


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H 


— 356 — 


weitere Verdünnungen an und breitete sie in Petriechen Sch aalen zu 
Platten aus. Bereits nach 24stündigcm Stehen in dem Brütschrank waren 
die Originalplatten und die der ersten Verdünnung so massenhaft mit 
verschiedenartigsten Kolonien besäet, dass eine Differenzirung derselben 
unmöglich erschien. Erst die Platten der zweiten und dritten Verdünnung 
lieferten abimpfb&re Kolonien, deren morphologisches Verhalten meist die 
Stäbchenform zeigte; es konnte jedoch eine Bakterienart, welche in 
morphologischer und in kultureller Beziehung an bekannte pathogene 
Arten erinnerte, nicht gewonnen werden. 

Gleichzeitig mit dem Kulturverfahren wurde das in der Bouillon 
vorhandene Bakteriengemisch durch einen Tbierversuch geprüft, indem ein 
Meerschweinchen je 1 ccm der Bouillon unter die Haut und in die Bauch¬ 
höhle eingespritzt erhielt. Das Thier ging nach 36 Stunden zu Grunde* 
Bei der Sektion fand sich frische Bauchfellentzündung mit ziemlich 
reichlichem serös-fibrinösem Erguss, in welchem mikroskopisch meist zu 
Zweien angeordnete Kokken zu sehen waren. Durch Verstreichen des 
Exsudats auf Agarröhrchen gelang es, dieBe Kokken in Reinkultur zu 
gewinnen. Von vornherein sei jedoch erwähnt, dass dieselben in ihrem 
Aussehen sowie biologischejn Verhalten in keiner Weise mit dem 
Fränkelschen Diplococcus pneumoniae übereinstimmten. Sie waren zwar 
fast regelmässig zu Zweien angeordnet, jedoch nicht oval, sondern gegen¬ 
einander derartig abgeplattet, dass sie ein mehr halbkugelformiges Aus¬ 
sehen besitzen. Auch kulturell zeigt diese Kokkenart deutlich Unter¬ 
schiede von der Fränkelschen: die massig üppig auf Agar wachsende 
Kultur bestand aus mohnkom- bis stecknadelknopfgrossen, vielfach 
konfiuirenden, flachen, in auffallendem wie durchfallendem Lichte weisslich 
grauen Kolonien. Das Wachsthum hörte bei Zimmertemperatur nicht 
auf. Auf Gelatine, welche dabei nicht verflüssigt wurde, entstanden 
flache, weisse, rundliche, stecknadelknopfgrosse Beläge. Auch in Bouillon 
gedieh der Mikroorganismus recht gut, wobei mässige Trübung der Bouillon 
eintrat. Eine subkutane und intraperitoneale Einspritzung von 0,5 ccm 
der Bouillon-Reinkultur bei einem jungen Meerschweinchen blieb bis auf 
geringe Temperaturerhöhung wirkungslos. Trotzdem ist durch das Thier¬ 
experiment nicht sicher erwiesen, ob krankmachende Eigenschaften der 
beschriebenen Diplokokkenart ganz abgehen, da zu dem Versuch leider 
eine ältere Kultur (20. Generation) verwandt wurde. Die genauere 
Schilderung des gefundenen Diplococcus erfolgte wegen seiner auffallenden 
morphologischen Aehnlichkeit mit dem von Weichselbaum im meningi- 
tischen Exsudat einzelner Fälle gefundenen Diplococcus meningitidis intra- 


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cellularis. Er unterscheidet jedoch sich von Letzterem ausser durch das 
Wachsthum bei gewöhnlicher Temperatur auf* Gelatine noch durch sein 
Verhalten der Gramschen Färbung gegenüber. Während Weichselbaums 
Diplococcus intracellularis sich dabei entfärbt, nimmt der unsrige die 
Gramsche Färbung sehr schön an. 

Sobald der epidemische Charakter der Krankheit feststand, gelangten, 
um die Mannschaften vor weiterem Einflüsse der Seuche zu schützen, 
ausgedehnteste Maassnahmen zur Ausführung. Abgesehen von der sofortigen 
Isolirung der Erkrankten und strengsten Desinfektion ihrer sowie ihrer 
Nachbarn Kleider, Betten etc. wurden die gesundheitlichen Verhältnisse 
der Kaserne und ihrer Insassen nach den bekannten sanitätspolizeilichen 
Grundsätzen geregelt und Vorgefundene Uebelstände beseitigt. Man 
assanirte, so weit es möglich war, das Kasemengrundstück, entfernte die 
Stallungen aus der Kaserne, entleerte rechtzeitig und oft die Asch- und 
Müllgruben, besserte die Latrinenverhältnisse durch Beschaffung neuer, 
eiserner Tonnen, sorgte für Sauberkeit der Unterkunftsräume und deren 
Geräthschäften, verminderte die Belegung der Kasernenstuben durch Aus- 
quartierung aller, mit dem Truppendienst nicht beschäftigten Mannschaften, 
suchte die Widerstandskraft der Leute zu erhöhen durch Ueberwachung 
der Ernährung, durch Gewährung des Verpflegungszuschusses, durch 
möglichste Beschränkung des Dienstes, durch Belehrung, Sorge für 
wärmere Bekleidung und für eine angemessene Durchwärmung der Wohn- 
räume, um Erkältungen möglichst auszuschliessen. — Von der bei früheren 
Epidemien schon mehrfach bewährten Voraussetzung ausgehend, dass 
durch weiteres Auseinanderlegen der Mannschaften in der Kaserne die 
Seuche zum Stillstand gebracht werden könnte, wurde, wie schon erwähnt, 
das 2. bis dahin seuchefreie Bataillon bereits am sechsten Tage des 
Herrschens der Epidemie nach benachbarten Dörfern: Welsch-, Deutsch- 
Neureuth, Knielingen in Bürgerquartiere gelegt. Doch die gehegte 
Hoffnung erfüllte sich nicht. Es traten bei den in der Kaserne zurück¬ 
gebliebenen Mannschaften immer neue Erkrankungen auf, so dass auch das 
1. und 3. Bataillon am 6. Januar unterdess freigemachte, vortreffliche 
Kasemenräume in Rastatt beziehen mussten. In der nun völlig geräumten 
Grenadierkaserne wurden zunächst sämmtliche von der Seuche berührten 
Zimmer einer sorgfältigen Behandlung unterworfen. Nach einer 48stündigen 
Einwirkung von Schwefeldämpfen wurden die Fussböden herausgerissen, 
die Bodenfüllung entfernt, Wände und Decken abgekratzt, sämmtliche 
Löcher und Ritzen ausgeputzt, sämmtliches Holzwerk, Betten, Schemel, 
Spinden, Thüren, Fensterrahmen etc. mit 5 prozentiger Karbolseifenlösung 


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abgewaschen; dann 'wurden die Stuben mehrere Tage gelüftet und mit 
frischer Oelfarbe versehen. •"Nachdem die Fehlböden als neues Füllmaterial 
Gips erhalten, wurden sie neu gedielt, die Wände und Decken frisch 
angestrichen. Dieselbe Behandlung erfuhren auch sämmtliche andere, von 
der Seuche nicht berührten Stuben mit Ausnahme der Erneuerung des 
Fussbodens und des frischen Oelanstrichs des Holzwerks. Dagegen 
wurden auch hier die Fugen der Fussböden verkittet, die Böden selbst 
mit Oelanstrich und die Wände mit neuem Kalkanstrich versehen. Erst 
nachdem sämmtliche Räume in dieser Weise erneut worden waren, 
bezogen die drei Bataillone am 2. März die Kaserne und blieben von nun 
an bis auf eine ganz leichte, in ihren Erscheinungen zweifelhafte Er¬ 
krankung eines Sergeanten D. von der Genickstarre frei. 

Prüft man nun, ob die durchgeführten Maassnahmen thatsächlich 
Nutzen gestiftet haben, so ergiebt das Studium der Epidemie eine bejahende 
Antwort. Zunächst ist das ganze 2. Bataillon durch die bereits am 
sechsten Tage des Herrschens der Epidemie erfolgte Ausquartierung vor 
der Seuche geschützt worden, trotzdem dieselbe bereits durch das Be¬ 
fallen des am Ausrücketage erkrankten Grenadiers der 6. Kompagnie Schl. 
Einzug ins Bataillon gehalten hatte. Nicht so günstiges Ergebniss lieferte 
dem Anscheine nach die Verlegung der beiden anderen Bataillone nach 
Rastatt. Abgesehen von dem bereits tags nach dem Ausrücken erfolgten 
neuen Meningitisfall, als dessen Infektionsquelle noch die bis dahin von 
ihm bewohnte, durch drei Todesfälle belastete Stube 209 beschuldigt 
werden muss, traten über vier Wochen nach dem Beziehen der neuen 
Unterkunftsräume in Rastatt drei unzweifelhafte Erkrankungen an Genick¬ 
starre auf. Dass die Infektion noch in der verlassenen Karlsruher Kaserne 
stattgefunden habe, ist wohl in Anbetracht der übermässig langen 
Inkubationsdauer unwahrscheinlich; ebenso ist auch eine neue Ansteckungs¬ 
quelle in Rastatt schon deshalb auszuschliessen, weil daselbst nicht ein 
einziger Fall von Genickstarre weder beim Militär, noch bei der Zivil¬ 
bevölkerung im Winter 1892/93 vorgekommen ist. Wie es kam, dass die 
Erkrankungen erst so spät nach dem Verlassen von Karlsruhe entstanden 
sind, ist mit Bestimmtheit nicht zu sagen. Der Gedanke kann aber nicht 
von der Hand gewiesen werden, dass der Infektionstoff mit den 
nicht desinfizirten Montirungsstücken verschleppt und erst 
später durch Vermittelung derselben von den Erkrankten aufgenommen 
worden ist Damit wäre jedoch die Nutzlosigkeit der Ausquartierung 
nicht bewiesen, sondern nur eine Lücke bei der Durchführung der Schutz¬ 
maassregeln aufgedeckt, welche in Zukunft vermieden werden müsste. 


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Wenn die Räumung der durchseuchten Unterkunftsräume sich bewähren 
und nicht noch eine Verschleppung der Seuche herbeifuhren soll, so darf 
sie nur unter gleichzeitiger Zurücklassung sämmtlicher Montirungsstücke, 
Wäsche und Gerätschaften bewerkstelligt werden, welche alle erst nach 
einer gründlichen Desinfektion wieder in Gebrauch zu nehmen sind. 
Mindestens aber bezieht sich diese Maassregel auf diejenigen Stuben und 
Theile der Kaserne, welche in dem Bezirk des Seucheherdes liegen. Wenn 
kostspielige bauliche Veränderungen zur Zerstörung des Ansteckungskeimes 
ausgeführt werden, so erscheint noch berechtigter die Forderung, den an 
den Kleidern, Wäsche, Betten etc. haftenden Feind zu vernichten, welcher 
doch aus der nächsten Nähe die Leute bedroht. 


Erheblichere Erkranknng nach der Anwendung des Behringschen 
Diphtherie-Heilserums. 

Von 

Ober-Stabsarzt Dr. Adolph Hecker in Düsseldorf. 


Nicht etwa als ein Gegner der heutzutage im Mittelpunkte des 
ärztlich wissenschaftlichen Interesses stehenden vielbesprochenen und 
-vielumstrittenen Behringschen Lehre von der spezifischen Heilserumbehand¬ 
lung der Infektionskrankheiten, insonderheit der Diphtherie, sondern 
in freudigem Vertrauen, dass die neue Lehre im prüfenden Feuer der 
praktischen Erfahrung zum grossen Theile das halten wird, was ihr 
kühner Entdecker in Aussicht gestellt hat, dass sie sich in der That als 
eine wirksame Schutzwaffe gegen den mörderischsten Feind unserer Kinder 
und damit als eine Kulturthat erster Ordnung erweisen wird, bringe ich? 
folgende Beobachtung von übler Nachwirkung des Heilserums, die mir 
nach In- und Extensität das Maass der diesbezüglich bis jetzt bekannt 
gewordenen Erfahrungen zu übersteigen scheint, zur Kenntniss der Fach¬ 
genossen. Es leitet mich dabei die Erwägung, dass es wie im Interesse 
der wissenschaftlichen Wahrheit und Klarheit, welche die unverrückbare 
Grundlage und die suprema lex jeder Forschung und Lehre bilden muss, 
so auch ganz besonders im ureigensten Interesse der neuen Heilmethode 
selbst gelegen ist, dass alle Beobachtungen der unwillkommenen Nach¬ 
oder Nebenwirkungen rückhaltlos und in vollem Umfang bekannt gegeben 
werden, einmal um die mit der Herstellung des kostbaren Saftes verant¬ 
wortlich betrauten Techniker und wissenschaftlichen Berather energisch 
anzuspornen, unermüdlich auf weitere Verbesserungen in der Darstellung, 


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auf möglichst sichere Garantien gegen die jetzt zweifellos noch gelegentlich 
vorhandenen unerwünschten Beimengungen von krankmachenden Potenzen 
hinzuarbeiten, sodann aber auch, um nicht durch absichtliche oder fahr¬ 
lässige Verschweigung oder Milderung solcher schädlichen Wirkungen, die 
auf die Dauer ja doch nicht verschwiegen bleiben, sondern durch zweite 
und dritte Hand in übertriebener und entstellter Form weitergetragen und 
gelegentlich von tendenziösen Kritikern ausgebeutet werden, das Heil¬ 
verfahren bei Laien und Aerzten zu diskreditieren. Weiterhin wird dann 
aber auch jeder Arzt, von dessen Votum die geängstigten Eltern die 
Entscheidung der Frage abhängig machen, ob im gegebenen Falle das 
Heilserum angewandt werden soll oder nicht, einerseits bei einer leicht 
einsetzenden, wenn auch bakteriologisch als echt erwiesenen Diphtherie 
gewissenhaft mit sich zu Rathe gehen, ob er nicht vorher die örtliche Behand¬ 
lung mit der feststehendermassen recht wirksamen baktericiden Löfflerschen 
Flüssigkeit versuchen soll, ehe er das Kind der Möglichkeit einer die zu 
bekämpfende Krankheit eventuell an Schwere übertreffenden künstlichen 
Nachkrankheit aussetzt, anderseits wird er unter allen Umständen, wenn 
er sich für die Heilserumbehandlung entschliesst, die Angehörigen rück¬ 
haltlos auf die möglicherweise in Folge der Seruminjektion zu erwar¬ 
tenden , recht unangenehmen subjektiven und objektiven Gesundheits¬ 
störungen aufmerksam machen, um sich dadurch von vornherein vor 
der peinlichen Situation zu sichern, die sich nothwendigerweise unver¬ 
ständigen Eltern gegenüber (ich hatte es glücklicherweise mit verständigen 
zu thun) ergeben muss, wenn dieselben nach vollkommener Heilung der 
Diphtherie ihren genesenen Liebling plötzlich in Folge der Serumeinver¬ 
leibung akut erkranken und, wie in dem von mir zu berichtenden Falle, 
•9 Tage lang intensiv leiden sehen müssen! 

Else M., achtjährige Tochter des Hauptmanns M. hierselbst, klagte 
am Abend des 5. Februar gegen 10 Uhr, nachdem sie sich bis dahin 
ganz wohl befunden und nur öfter als gewöhnlich geräuspert hatte, übel 
Halsschmerzen. Die in der Krankenpflege erfahrene Mutter untersuchte die 
Rachenhöhle und fand nur eine leichte Röthung der Mandeln. Die 
Klagen wiederholten sich gegen 12 Uhr, und die erneute Besichtigung des 
Rachens ergab einen kaum linsengrossen weissen Fleck auf der linken 
Mandel. Trotz sofortiger Gurgelungen mit vorräthig gehaltener Lösung 
von Kal. chloric. zeigte sich um 2 Uhr die ganze linke Mandel weiss 
belegt; es war Erbrechen eingetreten, und die Temperatur habe bei der 
Messung nahezu 40° C. ergeben. Mit diesem Bericht holte mich der Vater 
zu der Patientin, die ich gegen 3 Uhr in folgendem Zustande traf: 


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Temperatur 40,6°, P. 140°, klein und schwach. Die Weichgebilde des 
Rachens massig geröthet, die ganze Vorderfläche der geschwollenen linken 
Mandel speckartig grauweiss belegt; foetor ex ore; Maxillar- und Sub- 
maxillardrusen massig geschwollen. Sensorium frei, Stimme nicht heiser. 
Starker Zungenbelag. Die Membran auf der linken Mandel haftet sehr 
fest, doch gelingt es, mittelst eines in der Komzange befestigten Watte¬ 
bausches genügendes Material für die bakteriologische Untersuchung zu 
gewinnen (die, um dies vorweg zu nehmen, fast Rein-Kulturen der 
JLöfflerschen Bazillen und nur sehr spärliche Streptokokken ergab); dabei 
geringe Blutung, wie dieselbe in der Folge noch wiederholt bei den 
örtlichen Manipulationen eintrat. Ich begann die Behandlung sofort und 
vorerst mit einer zweimaligen gründlichen, je 6 Sekunden währenden 
Durchtränkung der membranosen Stelle mit reinem Liquor ferr. sesquichl., ^ 
den ich aus meiner Wohnung mitgebracht hatte und den ich schon seit 
langen Jahren bei Diphtherie anzuwenden pflegte, während ich auf Grund 
der Lofflersehen Empfehlung 1 ) die neueste baktericide Flüssigkeit dieses 
Forschers (Alkohol, Toluol, Menthol und Liqu. ferr. sesquichl. in bekannter 
Zusammensetzung) für die weitere Lokalbehandlung in Anwendung zn 
ziehen gedachte, dieselbe auch sofort verschrieb und schon von demselben 
Morgen an in der von Löffler angegebenen Weise konsequent anwandte. 
Als Gurgelwasser wurde ausserdem eine Verdünnung von Liqu. ferr. 
sesquichl. (1 Theelöffel .auf 1 Tassenkopf Wasser) abwechselnd mit Hydrarg. 
cyanat. (0,1: 800) verordnet. 

Warum ich mich nicht sofort zur Injektion von Heilserum entschloss? 
Nun, abgesehen davon, dass ich trotz des kaum noch einen diagnostischen 
Zweifel zulassenden makroskopischen Befundes zunächst das Resultat der 
bakteriologischen Untersuchung abzuwarten gedachte, hielt und halte ich 
mich auch für verpflichtet, bei einer derartigen* so zu sagen unter den 
eigenen Augen entstandenen, d. h. ganz frischen und offenbar noch lokal 
beschränkten, vor Allem auch der örtlichen Behandlung bequem zu¬ 
gänglichen Rachen-Diphtherie das von einem so zuverlässigen Beobachter 
, wie Fritz Löffler auf Grund experimenteller Studien und praktischer 
Erfahrungen warm empfohlene lokale Heilverfahren zu versuchen. Der 
diphtheritische Prozess ist ja doch im Anfang ein lokaler; die Möglichkeit, 
ihn bei absolut frischen Fällen als solchen zu coupiren und damit die 
Giftquelle zu zerstören, ehe sie den Organismus mit bedenklichen Mengen 
von Toxinen durchseucht hat, hat uns Löffler mit seinem hervorragend 
baktericiden Gemenge an die Hand gegeben. Warum sollen wir nicht 

l) Deutsche Medizin. Wochenschrift 1894 No. 42. 


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362 


den unter allen Umständen unschädlichen Versuch wagen, stets bereit, 
uns sofort und rechtzeitig, d. h. jedenfalls vor Ablauf des dritten Tages, die 
mächtige Unterstützung des Behring sehen Heilserums dienstbar zu 
machen, wenn wir erkennen, dass das Löffler sehe Verfahren, wie in 
meinem Falle, nicht vollkommen zum Ziele führt? Für die allgemeine 
Einführung des Löfflerschen Verfahrens und die exakte Durchführung 
desselben im Einzelfalle scheint mir übrigens leider ein sehr bedenkliches 
Hinderniss in der Umständlichkeit desselben und in seiner quälenden 
Schmerzhaftigkeit zu liegen. Es gehört ein gewisses Maass von alt¬ 
römischem Heroismus, jedenfalls ein in der modernen Kinderwelt nicht 
häufig zu findender Grad von Geduld, Zucht und Willigkeit dazu, sich 
Tag und Nacht alle 3 bis 4 Stunden je 10 Sekunden lang den mit der 
auf Schleimhäuten intensiv brennenden Lösung getränkten Wattebausch 
gegen die diphtheritischen Stellen andrücken zu lassen! In meinem Falle 
zog das vortrefflich erzogene und muthige Kind, das gleichwohl nur selten 
10 volle Sekunden lang die Touchirungen ertragen konnte, sogar den 
Liquor ferri sesquichl. der Löfflerschen Flüssigkeit vor. 

Der kleinen Patientin, die, wie berichtet, frühmorgens um 3 Uhr 
zweimal durchdringend mit Liqu. ferr. sesquichl. touchirt war, wurde von 
da ab 3 bis 4stündlich das Löffler sehe Mittel applizirt. Den Beginn 
der Erkrankung darf ich entsprechend dem ersten Auftreten des Primär- 
Affektes auf die erste Stunde des 6. Februar verlegen. Schon im Verlaufe 
des Erkrankungstages war ein günstiger Einfluss der lokalen Applikationen 
unverkennbar. Der dipbtberitische Belag, vorher fest, wurde breiig und 
Hess sich in Fetzen abwischen, um aber stets wieder sehr bald nach¬ 
zuwachsen, ohne sich vorläufig weiter auszudehnen. Das Allgemein¬ 
befinden erschien besser, der Puls machte am Vormittag nur noch 
120 Schläge (bei einer Temperatur von 38,8°, also ein Fieberabfall um 
fast 2° binnen 8 Stunden, abends um 6 Uhr 39,2° C. bei 130 Schlägen 
Der foetor ex ore verminderte sich. Abends um 11 Uhr indessen wurde bei 
im Uebrigen gutem Befinden bereits ein fingernagelgrosser frischer Belag 
anf der rechten Mandel festgestellt und gleichfalls eindringlich touchirt. 
Trotz weiterer skrupulöser Applikation des Mittels, wodurch stets die 
durchtränkten Membranen bald breiig erweichten und in Massen ab¬ 
gewischt werden konnten, ging der Prozess im Laufe des zweiten Tages 
auf die Gaumenbögen und auf die Vorderfläche der Uvula über. Dabei 
blieb das Allgemeinbefinden gut, und die Temperatur hielt sich in mässigen 
Grenzen (morgens 38,6, abends 39,4, Puls wechselnd zwischen 115 und 
130). Am Morgen des dritten Krankheitstages war das Bild ein ernsteres. 


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Das bis dahin lebhafte Kind erschien etwas apathisch und hinfällig; die 
Temperatur betrug etwas über 40°, der Puls war sehr frequent (über 140) 
und schwach. Im Urin fanden sich massige Mengen von Eiweiss. Der 
diphtheritische Prozess hatte sich erheblich ausgedehnt. Die hintere Fläche 
der Uvula, die tiefsten Abschnitte der Mandeln, soweit man sie überblicken 
konnte, das Yelum, ein Theil der Wangenschleimhaut und die hintere 
Kachenwand zeigten Beläge. Di^ Lokalbehandlung war also trotz ihrer 
anfangs in die Augen fallenden günstigen Beeinflussung des Krankheits- 
Verlaufs der Intensität des Prozesses doch nicht gewachsen gewesen; 
letzterer hatte bereits Partieen ergriffen,' die eine weitere gründliche 
Applikation ausschlossen. Ich griff deshalb zum B ehr in g sehen Heilserum 
und injizirte vormittags um 9 Uhr mittelst einer neuen gründlich 
sterilisirten Asbestspritze in die nach antiseptischen Kegeln gereinigte 
Yorderfläche des linken Oberschenkels ein Fläschchen Serum No. 2. 
Keine Massage; Verschluss der nicht blutenden Stichöffnung mit etwas 
steriler Watte und Jodoform-Collodium. An den zugänglich gelegenen 
diphtheritischen Stellen wurde noch zwei Tage lang nach der Injektion die 
bisherige örtliche Behandlung fortgesetzt. Bereits am Abend nach der 
Einspritzung zeigte sich im Allgemeinbefinden der Patientin trotz einer 
massigen Schmerzhaftigkeit in der Gegend der Injektionsstelle, die dabei 
vollkommen reaktionslos blieb, eine geradezu auffallende Wendung zum 
Besseren. Die Temperatur erreichte zwar noch 38,8, aber die Pulsfrequenz 
war auf 116 Schläge zuruckgegangen, die Qualität des Pulses besser 
geworden, die Apathie war verschwunden und hatte einer theilnebmenden 
Lebhaftigkeit Platz gemacht; der gänzlich verschwundene Appetit regte 
sich wieder. Die Membranen boten dasselbe Bild wie am Morgen. Am 
nächsten Vormittag betrug die Temperatur bei ausgezeichnetem Befinden 
nnd gutem Puls nur 37,8°, um am Abend noch einmal auf 38,0° an- 
zusteigen und von da an vorläufig normal zu bleiben. Der Urin enthielt 
nur noch Spuren von Eiweiss. Bei der Besichtigung des Rachens fiel auf, 
dass die Beläge sich abgegrenzt und an ihren Grenzen wulstig aufgerollt 
hatten, sich auch bei der Applikation des Löffler sehen Mittels mehr los¬ 
lösten und in umfangreicheren Fetzen an der Watte haften blieben. Die 
vollkommene Abstossung der Membranen, die am längsten auf der linken 
Mandel haften blieben, war am 4. Tage nach der Einspritzung beendet. 
Urin eiweissfrei. Puls 80 bis 90 regelmässige Schläge. Das Kind befand 
sich nun über eine Woche lang in vortrefflicher Rekonvaleszenz. Seine 
Kräfte hoben sich bei ungestörtem Appetit zusehends. Seine Stimmung 
war heiter und lebhaft. 


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364 


Am 17. Februar, also wie in den ähnlichen von Lublinsky *) und 
Scholz *) berichteten Fällen, am 10. Tage nach der Injektion, stellte sich 
ein von beiden Oberschenkeln ausgehender und dann den ganzen Körper 
mit Ausnahme des Gesichts einnehmender stark juckender und brennender 
Ausschlag ein. Derselbe bestand aus linsen- bis erbsengrossen, verschieden 
dicht stehenden, flachen, rothen Knötchen, die auf dem Rücken so dicht 
angeordnet waren, dass sie zu grossen ^ flächenartigen Flecken confluirten, 
während sie den Extremitäten ein mehr gesprenkeltes, marmorirtes Aus¬ 
sehen gaben. Die befallenen Stellen fühlten sich heiss an. Der Ausschlag 
hielt sich in seiner Totalität 5 Tage lang auf seinem Höhestadium. Die 
Involution, die sich ohne jegliche Schuppung vollzog, begann fast durchweg 
vom Centrum des Knötchens aus, das sich zunächst flach vertiefte und 
dann abblasste, so dass man zu dieser Periode ringförmige Bildungen 
(Erythema annulare) vor sich hatte. Die Beine blassten zuerst ab, 
wurden dagegen beiderseits in den nächsten 5 Tagen zweimal von kurz 
dauernden Rezidiven befallen. In Uebereinstimmung mit Lublin sky 
glaube auch ich in dem von mir beobachteten Exanthem den ausgesprochenen 
Charakter des Erythema exsudativum multifome zu erkennen. 

Dies Exanthem verlief unter sehr schweren subjektiven und objektiven 
Gesundheitsstörungen. Es trat sofort ein neun Tage lang dauerndes 
remittirendes Fieber auf, das an den drei ersten Abenden 40°, an den 
übrigen 39,5° um einige Zehntel überstieg und sich morgens zwischen 
38° und 39° hielt. Dabei war der Puls sehr frequent (in den Abend¬ 
stunden bis 140, in den Morgenstunden bis 130). Im Urin fand sich 
wieder vier Tage lang Eiweiss in mässiger Menge. Der Appetit lag 
vollkommen danieder. Die Patientin machte wieder den Eindruck einer 
Schwerkranken. Vor Allem aber bestanden neun Tage lang Gelenk- und 
Gliederschmerzen der allerheftigsten Art, so dass das, wie bereits bemerkt, 
ausserordentlich geduldige und beherzte Kind je nach der Heftigkeit der 
Exacerbationen ganze Stunden hindurch entweder laut schrie oder 
wimmerte. Sämmtliche Gelenke der Extremitäten waren der Reihe nach 
(oft mehrere zusammen) befallen, am intensivsten die Hüftgelenke bezw. 
die beiderseitige Hüftgegend; denn die Schmerzen waren nicht etwa auf 
die Gelenke, von denen die Knie-, Fuss- und Handgelenke vorübergehend 
leichte Schwellungen zeigten, beschränkt, sondern erstreckten sich vielmehr 
über die ganzen Extremitäten, auf die Muskeln und Sehnenansätze. Durch 

*) Deutsche Medizin. Wochenschrift 1894 No. 45. 

*) Ebenda No. 46. 


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besondere Hartnäckigkeit waren die Schmerzen im Verlaufe der Streck¬ 
sehnen beider Füsse ausgezeichnet Anscheinend ohne jeglichen Erfolg 
wurde Phenacetin, Antipyrin und Natron salicyl. (letzteres tagelang) in 
entsprechenden Mengen verabreicht. Auch warme Vollbäder hatten nur 
während ihrer Dauer einen lindernden Einfluss. Dagegen schienen 
hydropathische Einwickelungen und KataplaBmen wohlthätig zu wirken* 
Am Morgen des 26. Februar (des 10. Tages) erschien das Kind fieber- 
und schmerzfrei und ist es bis zur Niederschrift dieser Mittheilung 
(Abend des 1. März) geblieben. Der Appetit ist wieder vortrefflich und 
das Allgemeinbefinden trotz der vorhandenen Schwäche gut 1 ). 

Ich enthalte mich jeden weiteren Kommentars zu vorstehender 
kasuistischen Mittheilung, die des Interesses der Fachgenossen sicher sein 
kann, weil sie einerseits mit überzeugender Kraft für die Heilwirkung des 
Behring sehen Serums in einem recht schweren Fall von echter Rachen- 
Diphtherie spricht, und weil sie andererseits eine dem Einfluss des Heil¬ 
serums unzweifelhaft zuzuschreibende Erkrankung von meines Wissens 
bis jetzt noch nicht berichteter In- und Extensität berichtet. 

Diesem Berichte möchte ich noch hinzufugen, dass ich den Angehörigen 
(Eltern und Bruder) der Patientin zwecks Immunisirung je den vierten 
Theil eines Fläschchens Serum No. 1 injizirt habe. Sie sind frei von 
Diphtherie geblieben, auch hatten Vater und Sohn kaum nennenswerthe 
Unbequemlichkeiten von der Injektion, während die Mutter vom 5. Tage 
an einen ausgedehnten brennenden und juckenden Ausschlag an dem 
injizirten Arm und an beiden Oberschenkeln bekam und viermal, je 
durch zwei schmerzfreie Tage unterbrochen, von etwa 24 ständigen recht 
empfindlichen Gelenk- und Gliederschmerzen befallen wurde. 


Erworbene Ektopia perinealis eines Hodens. 

Von 

Oberstabsarzt Hartmann in Detmold. 

Bei der Seltenheit erschien nachstehender Fall eines verspäteten und 
fehlerhaften Descensus testiculi der Veröffentlichung werth. 

Musketier S. war angeblich früher stets gesund, hat nie bemerkt,, 
dass er nur einen Hoden habe, und war dies auch ärztlicherseits früher 
nie bemerkt worden. Am 28. März 1894 bei einer Gefechtsübung ver¬ 
spürte er beim Bergablaufen im feldmarschmässigen Anzuge plötzlich 

*) Das Kind ist seitdem bei andauerndem Wohlbefinden wieder kräftig und 
blühend geworden. 16. Juli 1895. Der Verfasser. 


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heftiges Ziehen im Unterleibe und in der rechten Leistengegend „als ob 
ihm die Eingeweide unten herauskämen“. Seitdem konnte er nur noch 
mit gespreizten Beinen gehen. Am nächsten Morgen meldete er sich 
krank, und hierbei wurde fest gestellt, dass der rechte Hoden nicht im 
Hodensack sondern unter der Dammhaut rechts von der Mittellinie lag. 
ln dieser Lage blieb er in der ersten Zeit fast unveränderlich und liess 
sich nicht in den Hodensack verlagern; nach einigen Tagen stieg er 
jedoch höher hinauf in den hinteren Abschnitt des Hodensacks und liess 
sich leicht nach vom und hinten verschieben. Im Stehen mit geschlossenen 
Oberschenkeln liegt der Hoden jetzt gewöhnlich unmittelbar vor der 
Beruhrungslinie der ersteren; beim Gehen wie auch beim Spreizen der 
Beine und in Rückenlage tritt er mehr nach hinten. Untersucht man in 
aufrechter Stellung und bei geschlossenen Oberschenkeln, so besteht der 
Hodensack aus zwei ungleichen Abschnitten, der tiefer stehenden, 
grösseren linken Hälfte, welche den kräftig entwickelten regelmässig ge¬ 
stalteten und gestellten linken Hoden enthält, und einem kleineren 
hinteren Abschnitt, in welchem unmittelbar vor der Beruhrungslinie der 
inneren Oberschenkelflächen der kaum halb so grosse rechte Hoden derart 
gelagert ist, dass seine Längsachse sich fast der Sagittallinie nähert und 
der Nebenhoden mehr nach unten als nach hinten steht. Der Hoden ist 
weniger empfindlich als der linke. Der Samenstrang lässt sich deutlich 
bis zum Eintritt in den Leistenring verfolgen. Obwohl letzterer sehr 
erweitert ist, so dass er bequem die Daumenspitze eindringen lässt, und 
dem auch äusserlich eine von hier aus nach der Hodensaokwurzel ver¬ 
laufende tiefer stehende Hautfalte entspricht, kann man doch mit dem 
Finger nicht tiefer eindringen. Lässt man den Kranken die Steinschnitt¬ 
lage einnehmen, sp verändert der rechte Hoden sofort seine Lage und 
Stellung. Der Hodensack besteht nur noch aus einer, den linken Hoden 
enthaltenden Abtheilung; der rechte liegt unmittelbar unter der Haut 
des Dammes, etwas nach innen von der Mittellinie und 4 cm vom After 
entfernt, fast quer gelagert und lässt sich mit seinem einen Ende bis 
über die Mittellinie hinaus und noch weiter nach dem After zu verschieben. 
Der Samenstrang verläuft über den absteigenden Schambeinast hinweg, 
auf dem man ihn rollen fühlt. In der angegebenen Lage ist der Hoden 
beim Gehen leicht Insultationen ausgesetzt und behindert den Gang, der 
sehr breitbeinig ist. 

Der Fall bietet ein doppeltes Interesse, erstens wegen der Seltenheit 
der Anomalie, zweitens wegen der Zeit und der Art ihrer Entstehung. 

Die Lagerungsanomalien des Hodens werden nach König unterschieden 
in 1. Retention des Hodens auf seinem normalen Wege ins Scrotum (in 


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der Bauchhöhle, im Leistenkanal, im Leistenring); 2. Inversionen, wobei 
die Stellung des in das Scrotum herabgestiegenen Hodens eine regel¬ 
widrige ist; 3. Ektopien: Orts Veränderungen des Hodens. Bei letzteren 
hat man den Hoden unter der vorderen Bauchhaut (E. abdominalis) oder 
an der Stelle der Schenkelhemien (E. cruralis) oder unter der Dammhaut 
(E. perinealis) gefunden. Nach Bardeleben sind die Fälle sehr selten, 
wo beim verspäteten Descensus testiculi der Hoden durch den sogenannten 
canalis cruralis heraustritt, und noch seltener diejenigen, in welchen er, 
durch den Leistenkanal hervortretend, weiter seinen "Weg nach hinten 
gegen den After hin genommen hat. Alle an fehlerhaften Stellen liegenden 
Hoden sind kleiner und weniger empfindlich als im Normalzustände. 
Den Descensus perinealis beobachtete Yidal bei einem ihm befreundeten 
Komponisten: der Hoden lag dicht über dem After, da wo man den 
ersten Einschnitt bei der Sectio lateralis macht. Ein Bruder dieses 
Mannes bot dieselbe Ektopie dar, der Vater hatte sie nicht. Kocher 
hat 15 Fälle dieser Ektopie in der Litteratur gefunden. 

Was die Entstehung betrifft, so müssen wir uns zunächst den phy¬ 
siologischen Descensus vergegenwärtigen. Er beginnt etwa um die Mitte 
des Fötallebens. Bis dahin liegt der Hoden anfangs vor, später unter 
der gleichseitigen Niere; im 7. Monat erreicht er den Leistenkanal, tritt 
im 8. durch diesen hindurch, im 9. in den Hodensack hinein. Diese 
Ortsveränderung vollzieht sich in gleichem Maasse wie sich einerseits an 
der Stelle der Bauchapertur des Leistenkanals eine blindsackförmige 
Ausstülpung des Peritoneums — der Processus vaginalis peritonei — 
bildet, andererseits ein vom Peritoneum umkleideter bindegewebiger 
Strang vom unteren Ende des Hodens entwickelt, das lig. Hunten genannt. 
Diese Veränderungen beginnen im 3. Fötalmonat; beide, sowohl der 
Scheidenfortsatz wie das Leitband, ziehen sich durch den Leistenkanal 
hindurch nach dem Grunde des Hodensackes — ersterer wird immer 
länger, letzteres immer kürzer. — Am Ende des Fötallebens ist ersterer 
geschlossen und in einen soliden Strang verwandelt, dessen Reste einen 
Bestandtheil des Samenstranges ausmachen; das Leitband dagegen ist, 
wenn der Hoden auf dem Grunde des Hodensacks angekommen ist, voll¬ 
kommen geschrumpft. Welche Rolle das Offenbleiben des Scheidenfort¬ 
satzes nach der Geburt für die Entstehung von Leistenbrüchen und An¬ 
sammlung seröser Ergüsse in der Scheidenhülle des Hodens und Samen¬ 
stranges spielt, ist bekannt; ob aber für die angeborenen Lagerungsanomalien 
des Hodens mehr eine Persistenz bezw. Verlängerung des Leitbandes 
oder Regelwidrigkeiten im Verschluss des Scheidenfortsatzes, partielle 


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oder zu frühzeitige Verwachsungen, welche den normalen Descensus hindern, 
verantwortlich zu machen sind, — ist eine offene Frage. Physiologisch 
schliesst sich der Scheidenfortsatz erst nachdem der Hoden bereits in 
den Hodensack eingetreten ist. Die Lageveränderungen des Hodens sind 
in den allermeisten Fällen angeborene oder auf angeborener, fehlerhafter 
Anlage später entwickelte, in den seltensten Fällen, wie bei der sog. 
Luxation, erworbene. Die vorliegende Beobachtung, dass der zeitlich 
und örtlich fehlerhafte Descensus testiculi durch eine rein mechanische 
Veranlassung ähnlich wie ein Leistenbruch entstanden ist, dürfte wohl 
ziemlich vereinzelt sein. Eine blosse Luxation des Hodens war aus- 
zuschliessen, da der Hoden offenbar früher im Leistenring gelegen hatte, 
wo er nach den Angaben des Kranken schon öfters eine schmerzhafte 
Anschwellung in der rechten Leistenbeuge verursacht hatte. Auch die 
Art der Empfindung bei der Entstehung „als wenn die Eingeweide nach 
unten herauskämen“ beweist, dass der Hoden erst bei dieser Gelegenheit 
herabtrat. Luxationen des Hodens entstehen nach König meist durch 
direkte Gewalt oder Muskelaktion des Kremaster, vielleicht auch hier mit 
gleichzeitiger Einwirkung eines Druckes. So wurden Luxationen in den 
Inguinalkanal durch einen Fehltritt beim Turnen und Fall mit dem 
Unterleib auf die Schienen (Berchon, Gintrak, König), in den Bauch bei 
einem heftigen Coitus (Salmuthius), nach dem Damm durch einen Stoes 
gegen den Sattelknopf (Partridge) beobachtet. Dass ein Hoden ohne 
Mitwirkung äusseren Druckes lediglich durch gesteigerte Wirkung der 
Bauchpresse oder des Kremaster aus seiner normalen Lage nach dem 
Damm sollte verschoben werden können, ist mechanisch nicht gut denkbar. 

Die Entstehung der Ektopie im vorliegenden Falle ist vielmehr so zu 
denken, dass der rechte'Hoden, welcher an einer Stelle seines normalen 
Abstieges zurückgehalten und fixirt war, aus dieser Lage plötzlich los- 
gerissen wurde durch die Erschütterung des Leibes beim Bergablaufen, 
bei verstärkter Wirkung der Bauchpresse und gleichzeitiger Kompression 
des Bauchhöhleninhaltes durch das festgeschnürte Koppel. Welche mecha¬ 
nischen Verhältnisse für die Verlagerung nach dem Damm entscheidend 
waren, ist unbekannt. Dass der Weg des Hodens nach dem Damme ein 
kürzerer ist, als selbst nach dem hinteren Theil des Scrotum, konnte 
man daraus erkennen, dass in Steinschnittlage und bei gespreizter 
Stellung, wobei die Bauchhaut stärker gedehnt wird, der Hoden jedesmal 
aus der skrotalen in die perineale Lage überging, und der Samenstrang 
sich über dem Schambeinast anspannte. Nach Den tu wäre auch die 
gleichzeitige Inversio testiculi durch eine falsche Anheftung des Hunter- 


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sehen Leitbandes bedingt. Atich in unserem Falle war der ektopische 
Hoden etwas atrophirt, was ebenfalls dafür spricht, dass er bislang in 
seinem Entwicklungsgänge und Descensus aufgehalten und einem Drucke 
ausgesetzt war. 

S. wurde als Halbinvalide infolge äusserer Dienstbeschädigung 
entlassen. 


Weitere Beiträge auf dem Gebiete moderner feldärztlicher Technik. 

Von Dr. Eugen Jacoby, 

. Stabs* und Bataillonsarzt im Königl. Bayerischen 17. Infanterie-Regiment Orff. 


I. Erleichterung und Beschleunigung des Verwundeten¬ 
transportes im Kriege. 

Die Einführung der modernen Handfeuer- und auch der artille¬ 
ristischen Waffen mit ihren verheerenden Wirkungen haben auf dem 
letzten internationalen Kongress in Rom die Anschauung befestigt, dass 
unsere jetzigen Verwundeten-Transportmittel schwerlich genügen werden, 
die grosse Anzahl von Verwundeten und namentlich Schwerverwundeten 
im Zukunftskriege rechtzeitig der ärztlichen Hülfe zuzuführen, und die 
Ansicht von der humanen Wirkung der neuen Geschosse ist nach den 
neueren Schiess versuchen unwiederbringlich verloren. Es wird wohl 
wesentlich darauf ankommen, den Verwundeten so schnell als möglich 
der ärztlichen Hülfe zuzuführen. 

Daher besagt auch die französische Kriegssanitätsordnung: „Der 
Transport geht dem Verbände vor“, und es erheben sich in der dies¬ 
bezüglichen Litteratur auch immer mehr Stimmen, welche den Volkmann- 
schen Grundsatz: „Der erste Verband entscheidet das Schicksal des 
Verwundeten“, nicht mehr zu Recht bestehen lassen wollen, sondern den 
Nachdruck darauf legen, dass die Schnelligkeit des Transportes das Schick¬ 
sal des Verwundeten in erster Reihe bestimmt. 1 ) 

Man ist wohl jetzt darüber einig, dass die grosse Anzahl der Ver¬ 
wundeten im Zukunftskriege aus dem Gefechtsbereiche selbst bei den 
weiten Transportwegen durch Tragen mittelst Tragbahren wegen der 
damit verbundenen übergrossen Anstrengung der Krankenträger nicht 
rechtzeitig wird zurück geschafft werden kann. 

Um nun den Transport zu erleichtern und zu beschleunigen, ist der 
Einführung von fahrbar zu machenden Tragbahren sowohl von dem 

1) Ti roch, Militärarzt 1895, No. 1 und 2. 

Militär ärxiliche Zeitschrift 1895. 24 


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370 


preussischen als auch von dem italienischen Referenten auf jenem Kongress 
Erwähnung gethan worden. Der Tragen-Transport eines einzigen Ver¬ 
wundeten aus der Feuerlinie bis zum Hauptverbandplätze — wobei eine 
Entfernung von nur 2 Kilometern angenommen wird — dauert nach den 
Ausführungen des Königlich preussischen Oberstabsarztes 1.KL Dr. Werner, 
welcher das Referat in dieser Sache hatte, nicht weniger als 1V» Stunden 
(Hin- und Rückweg). 

Diese Ideen, dass wir Vorrichtungen brauchen, welche bei den grossen 
Transportwegen des Zukunftskrieges nöthig sind, um den Transport für 
die Träger zu erleichtern und für den Verwendeten zu beschleunigen, 
haben mich schon vor Tagung des besagten Kongresses bewegt, und ich 
habe bereits in dem diesem Kongresse voraufgehenden Jahre, nämlich im 
September 1893, auf der 65. Jahresversammlung der Gesellschaft deutscher 
Naturforscher und Aerzte zu Nürnberg in einem Vortrage diese Gesichts¬ 
punkte erläutert und eine von mir aus Stahlrohr konstruirte einräderige 
Tragbahre vor der militärärztlichen Sektion demonstrirt In diesem 
Vortrage gab ich dem Gedanken Raum, dass es sich vielleicht empfehlen 
möchte, unsere vorhandenen Tragbahren einräderig zu aptiren, und neuer¬ 
dings hat mich Herr Korps-Generalarzt Dr. Port dazu angeregt, diese 
Aptirung zu versuchen, speziell aber zunächst eine Truppenkrankentrage 
zu aptiren, da nach der Ansicht des Herrn Korps-Generalarztes im 
Zukunftskriege gerade diese Art von Tragen den bei Weitem grössten 
Theil des Transportes zu bewältigen haben w r ird. 

Die Aptirung der Sanitäts-Detachements-Trage zu einer einrädrigen 
fahrbaren Trage ist eine sehr einfache, da die von mir auf der Natur¬ 
forscher-Versammlung zu Nürnberg demonstrirte Trage dieselben Grössen- 
und Konstruktionsverhältnisse hat wie die Sanitäts-Detachements-Trage 
(Fig. 1).*) 

Schwieriger gestaltete sich schon die Aptirung der Truppenkrankentrage, 
da dieselbe zusammenlegbar ist, und das Rad, wenn es felddiensttauglich 
gearbeitet sein soll, sich nicht, w r ie bei der Sanitäts-Detachements-Trage, 
in der Trage selbst unterbringen lässt. Ich habe auch von dieser Be¬ 
dingung aus diesen Gründen abgesehen, zumal da die vier Räder für die 
vier Tragbahren des Truppen-Medizinwagens sich theils auf dessen Verdeck 
und zwar auf den Tragen selber festgebunden, theils an den Seitenwänden 
des Wagens unterbringen lassen. 

Marschirt die Tragbahre unbeladen in völlig unbefahrbarem Terrain, 
wie z. B. Sturzacker, gegen die Feuerlinie vor, so wird das Rad mittels 

*) Heft 3 dieser Zeitschrift, Jahrgang 1894. 


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der Brustklappen auf der Trage festgeschnallt. Geht die Tragbahre beladen 
zurück, so wird in unbefahrbarem Terrain das Rad von No. 3 getragen. 

Das Bedenken, welches sich gegen das Einrad insofern ergiebt, als 
die Trage bei kurzen Wendungen derselben oder bei ploltzlichen Be¬ 
wegungen des Verwundeten leicht umfallt, habe ich nun dadurch beseitigt, 
dass die aptirte Truppenkrankentrage nicht als Schubkarren von einem 
Mann, sondern wie eine Fahrbahre von zwei Mann bedient wird, also in 



vier Händen ruht; demnach ist ein Umstürzen der Trage völlig ausge¬ 
schlossen. Das Rad ist so weit nach der Mitte zu verschoben, dass beide 
Träger bequem schreiten können, und die Radgabel ist so hoch, dass die 
Griffenden der Trage bis zur Handhöhe der schreitenden Träger reichen, 
diesen also die Handhabung der Fahrbahre ganz bequem wird. 

Konstruktion: Unter der Basis des Kopfgestells verläuft quer von 
einem Längsholm zum anderen eine breite, kräftige Schiene, welche iu 

24 * 


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372 


ihrer Mitte zwei zylindrische Zapfen tragt, die dazu bestimmt sind, in 
die Gabel des Rades eingestellt zu werden, so zwar, dass die Schweifung 
der Gabel nach dem Fussende der Tragbahre gerichtet ist. Damit die 
Stösse beim Fahren abgeschwächt werden, sind jene zylindrischen Zapfen 
an ihrer Verlöthung mit der Querschiene mit Gummihülsen umschlossen. 

Es empfiehlt sich, dass der grössere Träger am Fussende, der kleinere 
am Kopfende der Trage schreitet, weil die Trage zusammenlegbar ist und 
ihr Fusstheil im Scharniergelenk leicht herabsinkt, vom grösseren Träger 
aber naturgemäss mit geringerer Anstrengung wagerecht erhoben gehalten 
wird, als wenn er am Kopfende und ein kleinerer Mann am Fussende 
vorausschreiten würde. Auch habe ich der Trage wie bei meiner ursprüng¬ 
lichen eisernen Tragbahre zwei Fussstützen beigegeben, um, wie das jetzt 
auch in neuerer Zeit als sehr vortheilhaft hervorgehoben wird, die Trage 
als eine Art Noth-Verband- und Operationstisch gebrauchen zu können, 
damit das ärztliche Personal nicht genöthigt ist, in knieender Stellung, 
mühsam arbeitend, seine Kräfte frühzeitig zu verbrauchen. Erforderlich 
ist aber hierbei, dass ein Krankenträger die Tragbahre am Kopfende 
festhält. 

Das Einrad gewährt gegenüber den zweiräderigen Systemen den 
Vortheil, dass die Reibung eine geringere, die Fortbeweglichkeit eine 
schnellere, die Erschütterung des Verwundeten auf ein geringeres Maass 
beschränkt ist. Die Konstruktion und der Mechanismus sind einfacher, die 
Herstellung mit weniger Kosten verknüpft, und vor Allem ist die Be¬ 
nutzung des Einrades schon auf jedem Feldwege mit einigermaassen festem 
Untergründe möglich; für gefrorene und ausgefahrene Strassen ist das 
Einrad vor dem Zweirade wesentlich zu bevorzugen. Die Lazareth-Reserve- 
Depots führen ja zweiräderige Gestelle nach, auf welchen unsere Sanitäts- 
Detachementstragen als Räderbahren befestigt werden können; wie es 
aber ausdrücklich in §. 41 Ziffer 1 Seite 66 der Krankenträger-Ordnung 
heisst, wird die dadurch hergestellte Räderbahre nicht auf dem Schlacht¬ 
felde, sondern nur zum Transport einzelner Verwundeter und Kranker 
innerhalb eines Ortes oder einer grösseren Lazarethanlage verwendet 
Ganz abgesehen davon, dass diese Rädergestelle erst ganz weit hinten 
zur Verfügung stehen, wäre der Transport auf dem Zweirade innerhalb 
des Feuergeländes selbst für den Krankenträger wegen der Unebenheit des 
Weges gewiss keine Erleichterung, für den Verwundeten selbst aber wegen 
der Erschütterung der gebrochenen Knochen oftmals geradezu eine Tortur. 

Für den Gebrauch im Feuergelände bekenne ich mich daher offen 
als einen ausgesprochenen Gegner jeglichen zweiräderigen Systems. Hat 


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373 


ja doch auch aus gleichen Gründen das einspurige Fahrrad der Radfahrer 
das doppelspurige Dreirad, wie es früher gebräuchlich war, völlig verdrängt. 
Mit dem Einrade ist man eben von der Beschaffenheit des Geländes fast 
ganz unabhängig. 

Ist der Verwundete der Hauptsache nach auf dem Truppenverband- 
bezw. auf dem Hauptverbandplätze versorgt und eine gute Strasse erreicht 
worden, so kann man zwei einräderige Fahrbahren mit Stangen oder 
Latten zusammenbinden. Die nöthigen Stricke und Stangen oder Latten 
können auf den Krankentragen der Sanitäts-Detachements, bezw. auf den 
Truppen - Medizinwagen mitgeführt werden. Diese letztere Art des 
Transportes käme namentlich auf dem Wege vom Hauptverbandplatz 
zum Feldlazareth in Betracht, da nach Port die im Kriege zu requirirenden 
Bauernwagen für diesen Zweck einer Waffe vergleichbar sind, die nicht 
immer losgeht, und welche, wenn sie losgeht, ganz abscheulich stösst. 1 ) 
Diese Möglichkeit, die Verwundeten sofort nach der ersten Versorgung 
(auf dem Hauptverbandplätze) durch Menschenhände in das Feldlazareth zu 
schaffen, ist einer der schätzenswerthesten Vortheile der einräderigen 
Fahrbahre. 

Durch das Zusammenbinden zweier einräderiger Tragen entsteht so 
ein zweiräderiges Transportfahrzeug, mittels dessen zwei Verwundete auf 
zusammen zwei Tragen auf guten Wegen sogar schon von einem Mann 
allein mit Leichtigkeit fortgeschafft werden können. Ja man kann auf 
diese Weise auch drei Tragen zusammenbinden, das Rad der mittleren 
Trage herausnehmen und somit alsdann auf einem zweiräderigen Transport¬ 
fahrzeug durch Menschenhände, die ja im Kriege immer reichlich vor¬ 
handen sind, sogar drei Verwundete ins Feldlazareth schaffen, und 
nur in diesem ist die alleinige rationelle Pflege der Verwundeten und 
Kranken möglich. 

Auch die marschirenden Truppen hätten alsdann auf ihren Medizin¬ 
wagen Fahrbahren bei sich, mit denen sie jeden Moment, ohne auf die 
Requisition von Bauemwagen angewiesen zu sein, ihre auf dem Marsche 
plötzlich erkrankten Mannschaften in Lazarethpflege bringen könnten. 
Bei der Artillerie dürften sich die zur Fahrbarmachung der Tragbahren 
nothwendigen Räder an den Munitionswagen unterbringen lassen. 

Zur Bedienung der den Transport doch sehr erleichternden Fahrbahre 
brauchte man im Gefechtsbereich zum Tragedienst doch gewiss nur drei 
anstatt vier Mann; der vierte Mann könnte sofort zum Transport der 
Verwundeten vom Hauptverbandplatz ins Feldlazareth verwendet werden. 

*) Cfr. Münchener mediz. Wochenschrift 1892 No. 39, pag. 684. 


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374 


Das gäbe für ein Sanitäts-Detachement allein schon 40 Träger, von denen 
jeder zwei zusammengebundene Tragbahren fortschaffen könnte; das 
sind 80 Verwundete mit einem Transport. Vergegenwärtigt man sich 
ferner, dass der Verwundeten-Abtransport in Zukunft erst in den Feuer¬ 
pausen resp. nach Beendigung der Schlacht, also nachts wird vor sich 
gehen können, soll nicht das ganze ärztliche Personal und Material vom 
Geschosshagel vernichtet werden (cfr. Habart u. A.), so erhellt der 
Vortheil aus der Einführung fahrbarer Tragbahren erst recht, denn 
nur diese können den Transport bewältigen, der jedoch in Zukunft in 
einem viel kürzeren Zeitraum aus obigen Gründen wird ausgeführt werden 
müssen als in früheren Feldzügen, wenn anders die Verwundeten nicht 
zu spät in die Hände des Chirurgen gelangen und damit die Chancen 
der konservativen Chirurgie wesentlich gekürzt werden sollen. 

II. Schutz der Verwundeten gegen Wind und Wetter schon in 

der Feuerlinie. 

Auf der 65. Jahresversammlung der Gesellschaft deutscher Natur¬ 
forscher und Aerzte im Jahre 1893 habe ich in der Diskussion, die sich 
an die Demonstration meiner einräderigen Tragbahre anschloss, die Absicht 
geäussert, unsere Tragbahren mit einem Schutzdach zu versehen, damit 
der Verwundete, sobald die Krankenträger auf ihn treffen, sofort gegen 
Witterungseinflüsse geschützt ist. Es muss doch für einen Verwundeten, 
der vielleicht viele bange Stunden im Schneewasser oder bei strenger 
Kälte auf hartgefrorenem Boden oder in strömendem Regen oder in der 
Sonnengluth, von Schmerz und Durst gequält, der Hülfe gewärtig, dagelegen 
hat, ungemein wohlthuend sein, schon in dem Moment, wo die Kranken¬ 
träger auf ihn stossen, sozusagen unter Dach und Fach zu kommen. 

Herr Geheimrath Professor Dr. v. Esmarch, der mir damals die 
Ehre erwies, meiner Demonstration anzuwohnen, legte mir den Gedanken 
nahe, ob man zu einem solchen Tragbahren-Schutzdache nicht unsere 
Infanterie-Zeltausrüstung verwenden könnte. 

Fig. 2 zeigt das Gerüst eines solchen Schutzdaches nebst einer alle 
seine einzelnen Theile bezeichnenden Legende und die Fig. 3 zeigt die 
fertige Schutzvorrichtung über dem Verwundeten. 

Man benöthigt, um eine Tragbahre zu decken, zweier Infanteriezeltaus- 
rüstungen (mit Ausnahme des sogenannten Mittelstocks), sowie zweier 
Oesen aus Eisenblech, -welche gleich hinter dem Scharniergelenk des 
Kopfgestells an der Seitenfläche der Längsholme der Tragbahre befestigt 
werden (Fig. 2 Oe). In diese Oese wird der Unterstock hinein- und auf 
diesen der sogenannte Oberstock der Zeltausrüstung hinaufgesteckt (Fig. 2 a). 


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375 


Nun werden die beiden schwarzen Leinen (Fig. 2 L) bei S am 
Fnssende der Trage angeschlungen und bei Z um den Zapfen des Ober¬ 
stocks befestigt. Die beiden Zapfen der Oberstocke werden dann unter- 
e in an der, sowie mit den oberen Enden des Kopfgestellrahmens bei T 
und mit den Warzen, auf welchen die gezahnten Kopflehnstützen ruhen, 
durch Bindfaden (Fig. 2 B) straff verschränkt, und das Gerüst ist fertig. 
Hierauf werden zwei Mannschafts-Zeltbahnen miteinander verknüpft, auf 


das Gerüst aufgelegt 
und an den Längs¬ 
holmen mittelst der 
an den Zeltstocken 
befindlichen Knüpf¬ 
schnüre befestigt. Zu 
beachten wäre dabei, 
dass dieses Schutz¬ 
dach so aufgelegt 
wird, dass das 


Fig. 2. 



Z = Zapfen des Oberstocks, 0 = Oberstock, H = H&lse, 
dem TJ=Unterstock, Oe = Oese, F=Fttsse der Trage, K —Kopf- 
_ Polster, BK = Brnstklappen, L = Leinen, B = Bindfaden. 

Kopftheil der Trage 
entsprechende Stück das dem 
Fusstheil entsprechende über¬ 
ragt (Fig. 3), damit bei Regen¬ 
wetter das Regenwasser nicht 
an der Verbindung der beiden 
Zeitstücke hindurch und auf 
den Verwundeten herabfliesst. 

Ventilation ist genügend vor¬ 
handen. 

Trifft die gedeckte Trage 
auf einen Verwundeten, so wird das Dach über den Kopftheil zurück¬ 
geschlagen, die eine Leine (L) auf der Seite, wo der Verwundete liegt, 
vom Zapfen (Z) gelost und jetzt kann der Verwundete von der Seite 
her bequem aufgeladen werden. Darauf wird die gelöste Leine wieder 
mit ihrer Schlinge am Zapfen (Z) angeschlungen und die Zeitstücke auf¬ 
gelegt und festgebunden. 

III. Versorgung der Oberschenkelbrüche und Hüftgelenksver¬ 
letzungen auf dem Schlachtfelde durch natürliche, klinisch 
richtige Lagerung. (Fig. 4.) 

Während meiner vielfachen Versuche bei der Sanitätskompagnie 
K. 2. Train-Bataillons verfiel ich auch auf die Idee, die Truppenkranken- 



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trage durch eine einfache Vorrichtung so herzurichten, dass man jeden 
Moment aus dieser Art von Tragen eine doppelt schiefe Ebene zu 
gestalten vermag. 

Das Bedürfniss nach einer solchen zur Lagerung von Oberschenkel- 
Schussfrakturen und Hüftgelenkschüssen besteht schon lange, und man 
erkennt diese Lagerung als die beste Versorgung der genannten Verletzungen 
an, welche für den Feldarzt in offener Feldschlacht schon von jeher eine 
seiner grössten Sorgen bildeten. 

Neuerdings hat Hessing seine bekannten, auch auf der Nürnberger 
Naturforscher-Versammlung im Jahre 1893 demonstrirten, sogenannten 
Kriegsverbände empfohlen; Seydel jedoch spricht sich in seiner Kritik 
über diese Verbände im Septemberheft der deutschen militärärztlichen 
Zeitschrift vom Jahre 1894 dahin aus, dass er die doppelt schiefe Ebene 
im Gegensatz zu jenen Kriegsverbänden bei Oberschenkel-Schussfrakturen 
und Hüftgelenkschüssen als noch unübertroffen bezeichnet, und Lehrn- 
becher sagt in seiner sehr bemerkenswerthen, hochinteressanten Ab- 
Fig. 4 . handlung, 1 ) in welcher er eine an 

seiner Rädertragbahre angebrachte 
doppelt geneigte Ebene beschreibt: 
„Durch diese doppelt geneigte Ebene 
erhalten wir eine Lagerung, welche 
bei dem Transport von Verletzten 
mit Oberschenkelbrüchen so sehr ge¬ 
wünscht wird.“ (Ich habe schon im Jahre 1891 für beide Arten der in 
der Armee reglementären Tragen eine doppelt geneigte Ebene mit Hülfe 
des Mechanikers Storz konstruirt.) 

Die jüngst von mir erdachte Improvisation, die sich allerdings nur 
bei den Truppenkrankentragen zur Anwendung bringen lässt, ist so ein¬ 
fach und schnell ausführbar und ermöglicht eine klinisch so richtige 
Lagerung, dass ich mich hochbefriedigt fühle, diesen glücklichen Gedanken 
gefasst zu haben. 

Die Umgestaltung der Truppen kranken trage zur doppelt schiefen 
Ehene geht nun folgendermaassen vor sich: 

Die Trage wird in ihrem Scharniergelenk so geknickt, dass der 
Kopf- und Fusstheil der Trage in einem stumpfen Winkel zueinander 
stehen (Fig. 4 ). Der Kopftheil der Trage entspricht dann dem auf¬ 
steigenden (Fig. 4 Au) und der Fusstheil dem absteigenden Theil 
(Fig. 4 Ab) der doppelt schiefen Ebene. Nunmehr werden die Füsse der 

*) Maiheft dieser Zeitschrift 1893. 



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Trage (FF) auf jeder Seite mit doppelten Stricken (Str) straff verbunden, 
und jetzt können bei beladener Trage, wenn die Träger die Trage auf- 
heben und forttragen, die beiden Theile Au und Ab nicht mehr herab¬ 
sinken. In den Spalt der Trage wird der in Wurstform zusammen¬ 
gerollte Mantel hineingelegt (M); derselbe wird durch die Schwere der 
Extremitäten des Verwundeten in den Spalt fest hineingedrückt, füllt 
diesen so aus und verhindert zugleich, dass die Kniekehlen des Verwun¬ 
deten von den scharfen Rändern des Leibbezuges der Trage gedrückt 
werden. Die nöthigen Stricke können unter jeder Truppenkrankentrage 
zwischen den Querbügeln verschränkt mitgeführt werden. 

Es hat sich nun ergeben, dass der aufsteigende Theil der Trage (Au) 
für den Oberkörper des Verwundeten in der Regel etwas zu kurz ist, 
so dass der Verwundete mit dem Kopf zu weit über den oberen Rand des 
Kopfgestells hinaus liegt und die Lagerung für den Oberkörper so eine 
unbequeme wird. Ich habe dem nun so abzuhelfen versucht, dass ich 
den gepackten Tornister des Schein verwundeten zur Verlängerung des Kopf¬ 
gestells verwendete (Fig. 4 T); wenn die Lagerung des Kopfes trotzdem auch 
keine ganz bequeme ist, so ist doch der Vortheil einer klinisch richtigen 
Lagerung der Extremitäten ein so grosser, dass ich jene Unbequemlich¬ 
keit nur für sehr geringfügig veranschlagen möchte. 

Die Füsse des Verwundeten werden durch dreieckige Tücher mit 
einem sogenannten Steigbügel, die Beine ober- und unterhalb der Knie¬ 
gelenke, sowie unmittelbar unterhalb der Hüftgelenke mit dreieckigen 
Tüchern (in Krawattenform) zusaramengebunden. So wirkt das gesunde 
Bein als Schiene und die doppelt geneigte Ebene in der bekannten Weise 
als Zug und Gegenzug an den gebrochenen Gliedmaassen. 

Beim Aufheben der Trage werden die Traggurten nicht sogleich au 
den Griffenden angeschlungen, sondern vorerst nur lose von den Kranken¬ 
trägern von der rechten Schulter zur linken Hüfte über den Rücken 
gelegt, dann wird die beladene Trage aufgehoben und erst jetzt werden 
die Schlaufen der Traggurten von der Reserve-Rotte (No. 2 und No. 4) 
an den Griffenden befestigt. Vor dem Absetzen der Trage werden die 
Schlaufen von jenen Nummern zuerst gelöst. Es ist das nöthig, weil die 
Trage als doppelt geneigte Ebene, auf dem Boden ruhend, mit ihren 
Griffenden diesen so innig berührt, dass es in dieser Stellung der Trage 
unmöglich ist, die Strickschlaufen anzuschlingen. 

Der Verwundete wird erst dann auf der Trage gelagert, wenn dieselbe 
zur doppelt schiefen Ebene hergerichtet ist und seine Beine, wie oben 
beschrieben, zusammengebunden sind. 


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— 378 — 


Bei den Trage versuchen hat es sich ergeben, dass der Verwundete 
mit seinem Kopf etwas gegen die Brust der Kopfnummer (No. 1) drückt. 
Die betreffenden Träger haben es aber auf mein Befragen nur als unbe¬ 
deutende Besch werniss bezeichnet. 

Die Vortheile, die diese klinisch richtige Lagerung bietet, sind so 
gross, dass, zumal es sich hier nur um eine Improvisation handelt, kleine 
Nachtheile unbedenklich mit in den Kauf genommen werden können. 

Was die Versorgung der in Rede stehenden Verletzungen auf der 
nicht zusammenlegbaren Tragbahre der Sanitäts-Detachements anbetrifft, 
so halte ich es unmaassgeblichst nach meinen bei der Sanitäts-Kompagnie 
allerdings nur im Frieden erworbenen Erfahrungen für sehr zweckmässig 
und höchst einfach — und das Einfachste ist ja in der Regel immer 
das Beste —, wenn jeder Patrouillen-Unteroffizier, also jede dritte Trage, 
eine grosse Volkmannsche T-Schiene mit sich auf das Gefechtsfeld fuhrt. 
Diese Schiene könnte an einem Riemen von dem betreffenden Unter¬ 
offizier, über dem Rücken von der rechten Schulter zur linken Hüfte 
hängend, getragen werden. 


Ein Beitrag zur Entlarvung erheuchelter einseitiger Blindheit 

(Vortrag gehalten in der militärärztlichen Gesellschaft.) 

Von 

Assistenzarzt Dr. Hamann. 

Die Vortäuschung einseitiger Amblyopie oder Amaurose nimmt das 
grösste Kontingent ein unter allen Simulationen von Störungen in den 
Sehfunktionen. Dementsprechend ist im Laufe der Zeit eine grosse 
Anzahl Entlarvungsmethoden vorgeschlagen worden. 

Bereits seit einer Reihe von Jahren hat man Untersuchungsmethoden, 
welche auf einem exakten physiologischen Fundamente beruhen. Die 
Anwendung des Prismas, um Simulation einseitiger Blindheit zu entdecken, 
welche Albrecht v. Gräfe im Jahre 1865 empfahl, war die erste und 
fand ihres physiologischen Prinzips halber bald den allgemeinen Beifall 
der Augenärzte. Sie wurde, wie Alfred Gräfe schreibt, bereits 1867 
von vielen Militärärzten in vorkommenden Fällen gebraucht. Bekanntlich 
werden durch Vorhalten eines Prismas vor ein Auge bei ungestörtem 
binokularen Sehakt Doppelbilder des betrachteten Gegenstandes erzeugt, 
indem durch Ablenkung der Strahlen durch das Prisma auf einer nicht 
mit der des anderen Auges korrespondirenden Stelle der Retina ein 
zweites Bild entsteht. Giebt der Untersuchte Doppelbilder zu, so ist 


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damit der Beweis für vorhandenes Sehvermögen beider Augen geliefert. 
Bas Prinzip dieses einfachen Verfahrens wurde leider den Kreisen der 
Simulanten bald bekannt Bereits zwei Jahre nach der Publikation 
gelang es Alfred Gräfe bei einem gewarnten Simulanten nicht, ihn 
auf diese Weise zu entlarven; derselbe blieb mit unerschütterlicher 
Zähigkeit bei der Angabe, einfach zu sehen. Ba ersann Gräfe ein 
äusserst listiges Verfahren. Er hielt ein Prisma so vor das gesunde 
Auge, dass die Basis oder Kante das Pupillargebiet halbirte. Badurch 
entstand monokulares Doppelsehen, indem die Strahlen oberhalb der 
Kante ungebrochen, unterhalb aber abgelenkt in das Auge treten. Zu¬ 
nächst leugnete der Untersuchte. Als ihm aber das angeblich blinde 
Auge verdeckt wurde und er sich nun überzeugte, dass er mit dem 
anderen alleip doppelt sah, gab er Doppelbilder zu. Wie von ungefähr 
zog nun Gräfe die verdeckende Hand fort und schob gleichzeitig 
das Prisma unmerklich nach oben, so dass es völlig vor der Pupille stand 
und dadurch das einäugige Doppelsehen aufgehoben wurde. Als der 
Soldat nunmehr wieder Doppelbilder zugab, konnten dieselben nur bin¬ 
okular entstanden sein und er war somit überführt. Gräfe wurde da¬ 
durch belohnt, dass der Untersuchte seine Schuld eingestand. Es handelte 
sich um einen Invaliden, der in der Schlacht bei Königgrätz einen Streif¬ 
schuss an der rechten Schläfe erhalten hatte. So geschickt dieser Versuch 
ist, so giebt es doch heutzutage schlauere Simulanten, welche die von 
ihrem Standpunkte aus ganz natürliche Methode an wenden, sich über¬ 
haupt nicht auf Doppelbilder einzulassen, sondern konsequent behaupten, 
einfach zu sehen. Verweigert ein Simulant beim Alfred Gräfe sehen 
Versuch hartnäckig, monokular doppelt zu sehen, so ist er zwar in hohem 
Grade verdächtig, allein durch das einfache Leugnen ist ein positiver 
Beweis aus verschiedenen Gründen nicht geliefert; denn nur zu häufig 
sind bei diesem Versuche Fehlerquellen auf Seiten des Untersuchers wie 
auch des zu Untersuchenden. Ist z. B. die Pupille eng, so genügt ein leichtes 
Zittern der Hand des Arztes, um das Prisma so nach oben zu verschieben, 
dass monokulare Doppelbilder nicht zu Stande kommen; oder der Simulant 
macht Augenbewegungen, durch welche das Pupillargebiet ganz ausserhalb 
oder ganz innerhalb des Prismas fällt. Auch geringe Intelligenz des 
Untersuchten kann selbst bei gutem Willen den Versuch vereiteln. Diese 
Erfahrungen hat ein langjähriger Assistent Gräfes, Herr Dr. Fröhlich, 
häufig gemacht; ich selbst hatte in seiner Klinik die Gelegenheit, bei 
einem Rekruten meines Regiments das Gleiche zu beobachten. Dieser 
Mann erklärte beim ersten Schiessen auf dem Scheiben stände, dass er 


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380 


jmt dem rechten Auge absolut nichts sähe. Der Verdacht der Simulation 
lag von vornherein nahe, da der Mann, wie jeder andere, bei der Ein¬ 
stellung auf beide Augen einzeln untersucht war, sich über ihn aber nichts 
Besonderes verzeichnet fand. Um ihn zu entlarven, nahm ich ihn mit in 
die Froh lieh sehe Klinik. Die Pupillarreaktion, direkte wie konsensuelle 
waren beiderseits äusserst prompt; der ophthalmoskopische Befund völlig 
normal; beiderseits wurde mit dem Spiegel geringe Hyperopie festgestellt. 
Trotzdem wollte er selbst bei Beleuchtung mit dem Reflektor im Dunkel¬ 
zimmer nicht hell und dunkel unterscheiden können. Da Schreckversuche 
nicht das geringste Zucken hervorriefen, so wurde alsbald zu den Prismen 
übergegangen. Allein vergeblich, er leugnete beharrlich, doppelt zu sehen 
beim Albrecht v. Grafcschen wie beim Alfred Gräfesclien Versuche. 
Durch Verneinen des monokularen Doppelsehens beim letzteren lieferte er 
uns allerdings einen Verdachtsgrund mehr, aber aus den erwähnten 
Gründen keinen Beweis. Ebenso wenig durften wir das äusserst geschickte 
Zusammenkneifen des rechten Auges, wodurch er alle unsere Versuche 
mit dem Stereoskop parirte, als Beweis für beabsichtigten Betrug ansehen, 
da dies plötzliche momentane Zusammen kneifen bei Neurasthenikern und 
Hysterikern nichts Seltenes ist, wie wir uns zufällig in denselben Tagen 
bei einem Fall von traumatischer Neurose überzeugen konnten. Es kam 
also darauf an, bei diesem offenbar instruirten Simulanten eine Methode 
anzuwenden, bei welcher mit grösserer Sicherheit als beim Alfred 
Gräfe sehen Versuche einäugiges Doppelsehen hervorgerufen wurde. Je 
sicherer diese Methode war, ein desto schwererer Verdachtsgrund musste 
Leugnen des Doppelsehens sein. Bereits Monoyer verfolgte dies Prinzip, er 
benutzte Doppelprismen, welche mit ihrer Basis aneinander gelehnt waren. 
Aju bequemsten ist ein Doppelprisma von viereckiger Form, aus einem 
Stück geschliffen. Die Mitte wird durch die aneinanderstossende Basis 
eines jeden gebildet. Bringt man dies Prisma so vor das Auge, dass 
die Pupille von der Mitte des Prismas ungefähr halbirt wird, so muss 
der Untersuchte, da er durch beide Prismen gleichzeitig sieht, doppelt 
sehen. Bei der Grösse des Prismas, und da dasselbe vollständig vor dem 
Auge steht, sind die Fehlerquellen des Alfred Gräfeschen Versuches, 
Verschiebung durch Zittern der Hand des Untersuchenden, abweichende 
resp. orientirende Augenbewegungen des Untersuchten, kaum möglich. 
Sollte dennoch beharrlich Doppelsehen geleugnet werden, so ist an 
einem wissentlichen Betrüge nicht mehr zu zweifeln. Giebt der 
Betreffende aber Doppelbilder zu, so fährt man in derselben Weise wie 
beim Alfred Gräfeschen Versuche fort. Während man die das angeblich 


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blinde Auge verdeckende Hand fortzieht, schiebt man das Doppelprisma 
nach der Nase zu weiter, bis nur die eine Hälfte vor der Pupille steht, 
so dass ein einfaches, aber verschobenes Bild vor diesem Auge entsteht; 
giebt der Simulant jetzt abermals Doppelbilder zu, so ist er entlarvt, da 
dieselben nur binokular entstanden sein können. Mit besonderer Sorgfalt 
ist nach dem Wegziehen der verdeckenden Hand bei der Fragestellung 
vorzugehen. Fragt man nach dem Freigeben des angeblich blinden Auges 
wieder: Sehen Sie noch zwei Bilder? oder: Wieviel Bilder sehen Sie jetzt? 
so wird der Simulant aufmerksam gemacht, dass etwas Neues vor¬ 
genommen ist. Man setzt daher am besten mit seiner Frage das Sehen 
des Doppelbildes gleichsam voraus, indem man nur kurz die Antwort 
verlangt: Wo, rechts oder links, oben oder unten erscheint das zweite 
Bild? oder: Wie weit sind beide Bilder voneinander entfernt, stehen sie 
jetzt näher oder weiter? Für die gewarnten Simulanten, welche unseren 
Prismenversuchen einfach durch Leugnen des Doppelsehens begegnen, 
haben wir demnach mit dem Doppelprisma eine gute Waffe in der Hand; 
ohne viel Zeitverlust können wir jedenfalls feststellen, ob wir es mit 
einem gefährlichen Schwindler zu thun haben. Ein noch sichrerer Prüf¬ 
stein für die Ehrlichkeit der Angaben wäre aber ein Prisma, welches 
unter allen Umständen, wie man dasselbe auch vors Auge halten mag, 
stets die Eigenschaft hat, das fixirte Objekt doppelt erscheinen zu lassen. 
Dann hat man nicht mehr mit Fehlerquellen zu rechnen oder mit 
mangelnder Intelligenz; der Mann ist eben gezwungen, doppelt zu sehen. 
Sollte er dennoch die Kühnheit des Leugnens haben, so könnte man ihn 
mit Fug und Recht als Betrüger verurtheilen. Herr Dr. Fröhlich kam 
auf den Gedanken, die doppelbrechende Eigenschaft des Kalkspaths 
hierzu zu benutzen. Im Kalkspath wird jeder auffallende Lichtstrahl 
in zwei gebrochene Strahlen zerlegt, weil die molekulare Zusammen¬ 
setzung des Kalkspaths nach verschiedenen Richtungen hin eine verschiedene 
ist und der Lichtstrahl den Krystall in verschiedenen Richtungen durch¬ 
läuft. Der brechende Winkel des Fröhlichschen Kalkspatbprismas 
beträgt 14 °, so dass die Doppelbilder nicht weit voneinander entfernt 
sind und sofort leicht beobachtet werden können. Man mag dies Prisma 
drehen, wie man will, es entstehen unfehlbar Doppelbilder. Gegen das 
Doppelprisma hat es nur den Nachtheil, dass die Beschaffung ganz durch¬ 
sichtigen Materials und die Bearbeitung schwieriger ist, so dass es 
etwa den dreifachen Werth hat. Benutzt man das Kalkspathprisma zu 
den Versuchen von Albrecht v. Gräfe und Alfred Gräfe, so handelt 
es sich natürlich nicht mehr um Doppelsehen, sondern beim ersteren um 


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binokulares Dreifachseben, beim letzteren um die Verwandlung mon¬ 
okularen Dreifachsehens in binokulares. Die Ausführung der Versuche ist 
genau dieselbe, man hat aber den grossen Vortheil, dass der Untersuchte 
durch die grossere Anzahl der Bilder, welche er sieht, verwirrt wird. 
So wird es, wie in unserem Falle, sich wohl öfter ereignen, dass der 
Simulant aus Furcht nicht mehr antwortet, oder er macht richtige An¬ 
gaben, so dass er alsbald entlarvt ist. Auf der Erzeugung einäugigen Drei¬ 
fachsehens beruht noch ein anderer zur Entlarvung geeigneter Prismen versuch, 
der von Monoyer bereits angewandt wurde, von Fröhlich jetzt zweck¬ 
mässig verändert ist, weshalb ich ihn erwähnen will. Wenn man zwei 
Prismen mit der Basis aneinander legt, so hat man ein Doppelprisma; durch 
die Mitte desselben sieht man, wie erwähnt, mit einem Auge doppelt. 
Entfernt man aber die eine Prismenbasis von der anderen, so dass ein 
kleiner Spalt entsteht, der aber kleiner als der Durchmesser der Pupille 
sein muss, so sieht man drei Bilder; denn durch den Spalt treten un¬ 
gebrochene, zu beiden Seiten aber durch die Prismen gebrochene Strahlen 
in die Pupille. Giebt der Untersuchte zu, dass er drei Bilder sieht — und 
das wird er, wenn man sein angeblich blindes Auge verdeckt, so dass er 
sich überzeugt, dass alle drei Bilder mit dem gesunden Auge gesehen 
werden —, dann hält man ein farbiges, am besten ein rothes Glas bald vor 
das ganze System, bald vor eines der Prismen, bald vor den Spalt. 
Er wird dann angeben, dass bald alle Bilder roth sind, bald das linke 
oder rechte, bald das mittlere. Dies letztere muss man ihm möglichst 
oft als das farbige erscheinen lassen, damit er sich daran gewöhnt, es 
seinem gesunden Auge zuzurechnen; denn davon hängt das Gelingen dieses 
Versuches ab. Sind nämlich beide Augen geöffnet, so siebt man auch 
nur drei Bilder, da das mittlere Bild dann ein Sammelbild ist des einen 
bis dahin verdeckten Auges und des mittleren freien Pupillartheiles des 
anderen Auges. Hat man den Simulanten auf diese Weise eingeübt, so 
hält man statt der verdeckenden Hand auch vor das angeblich blinde 
Auge ein rothes Glas. Gleichzeitig verdeckt man den Spalt, so dass das 
mittlere Bild seine Farbe nicht ändert. Merkt man aus der Sicherheit 
der Antworten, dass der Simulant es als unverfänglich erkannt hat auch 
beim Vorhalten eines rothen Glases vor das angeblich blinde Auge die 
mittlere Kerze roth zu sehen, so zieht man plötzlich während der ver¬ 
schiedensten Kombinationen mit den Gläsern das rothe Glas vom Spalt 
weg. Er hat dann nur vor dem angeblich blinden Auge und einem der 
Prismen oder beiden ein farbiges Glas; mithin muss er, wenn er wirklich 
einseitig hlind ist, nun die mittlere Kerze weiss sehen, giebt er sie als 


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383 


farbig an, so ist er entlarvt; denn farbig sieht er sie jetzt nur mit dem angeb¬ 
lich blinden Auge. Die Beschreibung aller dieser Versuche ist viel um¬ 
ständlicher als ihre praktische Ausführung bei einiger Uebung. Sie lassen 
sich noch mannigfach ändern und erweitern. Bei der grundlegenden 
Bedeutung, welche die Prismen zur Aufdeckung der Simulation haben, 
ist eine möglichst reiche Auswahl der Methoden jedenfalls vortheilhaft 
und daher die Einführung des Kalkspathprismas wohl zweifellos als ein 
Gewinn zu betrachten. 

Bei der Entlarvung des erwähnten Rekruten haben wir uns nich 
auf die Prismen versuche beschränkt, sondern fast alle bekannten Methoden 
durchgeprobt; zwei derselben gelangen in überraschender Weise. Da sie 
sehr einfach, ohne viele Hülfsmittel auszufuhren sind, so sei es mir 
gestattet, sie zu schildern. Der eine ist schon alt, es ist die Methode 
der Anwendung farbiger Gläser, die auf der Absorption farbiger Strahlen 
durch die Kontrastfarbe beruht. Man braucht dazu ein rothes und ein 
grünes Glas und auf schwarzes Papier aufgeklebte rothe und grüne Papier¬ 
stückchen, deren Farbe mit der der Gläser übereinstimmen muss. Hält 
man dem Untersuchten die Gläser vor die Augen und fordert ihn dann 
auf, die rothen und grünen Papierstückchen zu bezeichnen, so ist er dazu 
nur im Stande, wenn beide Augen sehen; ist eins blind, z. B. das mit dem 
grünen Glase, so sieht er die grünen Stückchen schwarz auf schwarz, 
also gar nicht. Unser Simulant merkte, dass er die rothen nicht heraus¬ 
suchen dürfe, er bezeichnet« aber alle Stückchen als grün, auch die, 
welche schwarz auf schwarz erscheinen mussten, wenn er einäugig blind 
war. Statt der rothen und grünen Papierstückchen nimmt man besser 
Buchstaben in diesen Farben bunt durcheinander gedruckt, welche Worte 
bilden. Lässt man den Simulanten schnell lesen, so ist es auch dem 
geübten nicht möglich, sich vor Irrthum zu schützen, er liest auch anders¬ 
farbige Buchstaben mit. 

Der zweite Versuch ist von Fröhlich erfunden und noch nicht 
veröffentlicht. Er beruht auf der die Akkommodation lähmenden Wirkung 
des Atropins und man braucht zu ihm weiter nichts als ein paar Tropfen 
Atropin. Zunächst lässt man den Simulanten aus einem Buche etwas 
vorlesen, ohne irgend welchen Werth darauf zu legen, ob das angeblich 
blinde Auge offen oder verdeckt ist. Während dessen benetzt man einen 
Finger, am besten den rechten Zeigefinger, mit einem Tropfen Atropin. 
Dann geht man auf den Simulanten zu und beschäftigt sich mit beiden 
Augen, indem man bald hier, bald dort palpirt und fragt: Thut’s hier 
weh oder dort? etc. Dabei bringt man das Atropin heimlich in 


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384 



das gesunde Auge. Nun lässt man ihn beide Augen schliessen oder 
mit einem Tuche zuhalten oder man verbindet sie, damit er sich nicht 
orientiren kann, und wartet die Wirkung des Atropins ab. Hat das 
einmalige Auftropfen nicht genügend gewirkt, so macht man die Mani¬ 
pulation möglichst harmlos noch einmal, bis die Pupille stark erweitert ist. 
Sofort nach Abnahme der Binde hält man ihm das Buch wieder vor und 
fordert ihn auf, weiter zu lesen. Sollte es ihm auch gelingen, sich etwas 
zu orientiren, so kommt es ihm doch zu gefährlich vor, auf einmal zu 
behaupten, er könne gar nicht lesen; er liest also und durch Verdecken 
des angeblich blinden Auges zeigt man ihm, dass er mit dem gesunden 
nicht weiter lesen kann, also mit dem blinden allein gelesen hat. Dieser 
Versuch, der naturgemäss beim Hyperopen und Emmetropen am leich¬ 
testen gelingt, glückte bei dem Rekruten an zwei aufeinanderfolgenden 
Tagen vorzüglich und ich glaube daher, dass auch er seiner Einfachheit 
halber ein beachtenswerther Beitrag zur Entlarvungsfrage ist. 

Zum Schlüsse möchte ich nur noch erwähnen, dass der Optiker 
Rocken stein, Berlin, Kommandantenstr. 41, ein Etui angefertigt hat, in 
welchem die genannten Prismen, sowie die farbigen Gläser mit Papier¬ 
proben enthalten sind. 


Zar Methodik der Unterkleidernntersnchnng. 

Von Dr. Schumburg, 

Stabsarzt beim Medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Institut 
(Schluss.) 

Den Schluss der Versuche machte die Untersuchung der 
Aufnahme und Abgabe strahlender Wärme, 
welche gleichfalls nach der im allgemeinen Theil skizzirten Methode (Um¬ 
hüllen von Thermometerbassins mit den Stoffen, bestrahlen lassen) aus¬ 
geführt wurde. Als Wärmequelle wurde diesmal, da die Dezember¬ 
sonne nur sehr selten und dann nicht ausreichende Wärmestrahlen lieferte, 
ein Argandbrenner mit Zylinder benutzt. Die beiden umhüllten und ein 
drittes nicht umhülltes Thermometer wurden im Laboratorium 30 oder 40 cm 
von dem Argandbrenner entfernt aufgehängt. Dann musste dasjenige 
Thermometer die höchste Temperatur zeigen, dessen Umhüllung die 
meisten Wärmestrahlen absorbirt hatte. Die Ergebnisse dieser Unter¬ 
suchungen fasst folgende Tabelle zusammen. 


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385 


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Danach ist die Aufnahme und Abgabe strahlender Wärme beim 
Teichmannhemd etwas grösser als bei dem Rüdigerhemd. — 

Fassen wir nun die Resultate der einzelnen Ermittelungen und Ver¬ 
suche zusammen, so finden wir, 

1. dass das Teichmannsche Hemd nach ähnlichem hygienischen 
Prinzip und aus demselben Stoff (Baumwolle) gewebt ist wie das Rüdiger¬ 
hemd; 

2. dass es aber dicker ist und vermöge dieser grösseren Dicke eine 
geringere Durchlässigkeit für Wärme, selbst in durchnässtem Zustand, 
besitzt als letzteres, wenn es auch durch die Eigenschaft stärkerer Wärme¬ 
strahlung sich etwas auszeichnet. 

3. Das Teichmannhemd nimmt ferner seiner grösseren Stoffmasse und 
seiner lockreren Webeart entsprechend mit der Flächeneinheit eine grössere 
Wassermenge und diese schneller auf, dunstet sie aber langsamer ab als 
das Rüdigerhemd. 

4. Die gasförmigen Sekretionsprodukte der Haut führt es leichter 
durch die Maschen seines weiten Gewebes nach der Aussenluft ab als 
das Rüdigerhemd. 

5. Die Elastizität des Teichmannhemdes erreicht nicht diejenige des 
Rüdigerstoffes. 

6. In Bezug auf Fettgehalt wie auf Kapillarität stehen sich beide 
Hemdenarten nahe. 


Versucht man nun auch aus diesen Resultaten ein praktisch ver- 
werthbares Urtheil abzuleiten, so Hesse sich dies vielleicht in folgende 
drei Sätze kleiden. 

Milittrtratlicbe Zeitschrift 1806. 25 


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386 


1. Der unverkennbare Vortheil des Teichmannhemdes liegt in dem 
grossen Luftgehalt des weitmaschigen und so sehr durchlässigen Gewebes; 
es wird deshalb noch mehr als das Rüdigerhemd bei grosser Kälte wärme- 
sparend wirken und doch zu gleicher Zeit den gasförmigen Sekretions¬ 
produkten der Haut (besonders der Kohlensäure) leichten Auslass nach 
aussen gewähren; es wird ferner wegen seiner leichten Benetzbarkeit und 
grossen Wasseraufnahmefähigkeit das Gefühl des Feucht- und Kaltseins 
auf der Haut nicht leicht aufkommen lassen; es wird nach diesen beiden 
Richtungen hin mehr als das Rüdigerhemd Wohlbehagen erregen und 
Krankheiten, welche durch plötzliche Durchnässungen oder Abkühlungen 
entstehen, mehr als irgend ein anderes Hemd verhüten können. Deshalb 
ist das Teichmannhemd als Winterhemd oder als Hemd für den Artilleristen 
und Kavalleristen durchaus zu empfehlen. 

2. Dagegen macht die hohe wärmesparende Kraft das Teichmannhemd 
für die Verwendung als Hemd des marschirenden Infanteristen weniger 
geeignet gegenüber dem Rüdigerhemd. Messungen an Soldaten, welche 
erhitzt vom Marsche kamen, haben ergeben, dass schon das Rüdigerhemd 
die Wärmeabgabe nicht ganz so begünstigt als das gebräuchliche Armee- 
Kalikohemd. Das Teichmannhemd wird dieses noch bei Weitem weniger 
thun. Deshalb verdient das Rüdigerhemd, welches sowohl die wärme¬ 
sparende Kraft des Teichmannhemdes, wenn auch nicht in jenem hohen 
Maasse besitzt, als auch in Bezug auf schnelle Wärmedurchlässigkeit sogar 
dem Kalikohemd sehr nahe steht, für den Infanteristen den Vorzug. 

3. Die allzu grosse wärmesparende Eigenschaft des Teichmannhemdes 
liesse sich vielleicht herabmindem durch Herstellung eines dünneren Ge¬ 
webes. Damit würde dann aber das Teichmannhemd von seinen guten 
anderen Eigenschaften und vor Allem auch von seiner Haltbarkeit ver¬ 
lieren. 


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Liste der Temperaturmessungen nach München Im Sommer 1893. 


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Abmarsch: 7 Uhr Exerziranzug ohne Abmarsch: 7 Uhr ) Exerziranzug; Helm, ohne Tornister 

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Exerziren vor dem Schlesischen Thorplatz. Lufttemperatur 18,5° C. 

Lufttemperatur: 19,9° C. I 


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Temperatur + 3° R. — Tuehanzug und Mütze. 
•) Anderes Thermometer. 













394 


Referate und Kritiken. 


Dr. F. Hermann, a. o. Professor der Anatomie, und Otto Rüdel, 
cand. med. (Erlangen), Die Lage der Eingeweide. An einer Serie 
von Frostschnitten dargestellt. Erlangen 1895. Bei Metzer und 
Eiffländer. 

Das Heft enthält auf 21 Tafeln (21 :25,5 cm) 23 Abbildungen von 
transversalen Sägeschnitten durch den Rumpf der gefrorenen Leiche eines 
18jährigen Mannes, ferner 11 Zeichnungen, darstellend Projektionen der 
Eingeweide auf verschiedene Körperflächen bezw. durch den Körper 
gelegte Ebenen, und schliesslich ein Bild des äusseren Reliefs der Brust- 
und Oberbauchgegend. Die Schnittzeichnungen sind auf photographischem 
Wege gewonnene Verkleinerungen von Wandtafeln, welche Rüdel nach 
den Frostschnitten angefertigt hat; die Projektionsfiguren sind an der 
Hand der Schnitte konstruirt; das Reliefbild ist nach einer photographischen 
Aufnahme gezeichnet. 

Die Reihe der sehr sorgfältig und topographisch naturgetreu aus¬ 
geführten Schnittbilder, in Verbindung mit den Projektionszeichnungen, 
gewährt in ihrer Zusammenstellung ein gutes körperliches Bild der Lage 
der Eingeweide zueinander, und wenn die Schrift hierbei den bekannten 
grösseren topographisch-anatomischen Werken gegenüber nichts eigentlich 
Neues bietet, so kann sie doch als eine vorteilhafte Ergänzung der 
gebräuchlichen Lehrbücher angesehen werden, besonders auch deshalb, 
weil sie ihres billigen Preises wegen (5 Jt.) zugänglicher ist als jene 
grösseren Werke. 

Von den Mängeln, welche von den Autoren selbst als den Darstellungen 
anhaftend hervorgehoben werden, ist wohl nur der eine von einigem 
Belang, dass Milz und Leber in geringem Grade vergrössert sind, da die 
Person, deren Leiche die Schnitte entstammen, an einer akuten Krankheit 
verstorben war. Die Bilder geben eben die Verhältnisse, die normalen 
wie die pathologischen, genau so wieder, wie sie bei der einen Leiche 
Vorlagen. Wollte man diesen Uebelstand, wie er sich aus der genauen 
Wiedergabe der bei einem einzelnen Individuum Vorgefundenen Ver¬ 
hältnisse nothwendigerweise ergeben muss, vermeiden, so müssten 
Schnitte von einer grösseren Anzahl von Leichen hergestellt und die 
Zeichnungen dann gewissermaassen nach dem mathematischen Mittel der 
bei dem Vergleich der Schnitte untereinander gefundenen Resultate kon¬ 
struirt werden. Diesen Konstruktionen sind aber Zeichnungen nach der 
Natur — selbst wenn sie kleine Mängel aufweisen, falls diese nur bekannt 
sind — zweifellos vorzuziehen, und es kann daher das Werkchen dem 
Arzte sowohl wie dem Studirenden unbedenklich zur Anschaffung warm 
empfohlen werden. Müller III. — Berlin. 

Friedr. Hanel (Dresden), Zur Frage der Desinfektionsfähigkeit 
der Wunden. Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, No. 8. 

Die einschlägigen Versuchsergebnisse von Schimmelbusch hatten 
auf dem Chirurgen - Kongress 1894 durch Henle und Messner Ein¬ 
schränkung bezw. Widerspruch erfahren. Henle war zu dem Ergebniss 
gekommen, dass bei weniger virulenten Infektionen eine innerhalb der 
ersten zwei Stunden angeweudete Desinfektion wirksam sein könne. 
Messner hatte sogar gefunden, dass noch nach 6 bis 18 Stunden die 


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395 


Strepto- und Staphylokokken-Infektion durch Karbolsäure und Lysol un¬ 
schädlich gemacht werden konnte. Ganz auffallend war in seinen Versuchen 
der Einfluss der verschiedenen Behandlungsart auf den Verlauf der 
Infektion; alle trocken aseptisch behandelten Kaninchen gingeu mit 
Ausnahme eines einzigen an der Infektion zu Grunde, während alle feucht 
antiseptisch behandelten Thiere mit einer Ausnahme am Leben blieben. 
Hänel macht darauf aufmerksam, dass die Messnersehen Versuche 
eigentlich nur das beweisen, was wir aus der Erfahrung am Krankenbett 
längst wissen, nämlich dass infizirte Wunden sich im Allgemeinen besser 
unter feuchten Verbänden befinden als unter trockenen, wo die Ein¬ 
trocknung sehr bald Retention mit ihren Folgen bewirken kann. Ausserdem 
komme für die Verschiedenartigkeit der bisherigen Versuchsergebnisse 
der oft sehr verschiedene Grad der Virulenz des verwendeten Materials 
(Eiter, Gewebssaft, Kulturen) in Betracht; es sei nothwendig, diesen Grad 
vor Beginn des Versuches für die benutzte Thierart festzustellen. Hänel 
hat unter Berücksichtigung dieser Bedingungen die Messnerschen 
Versuche wiederholt und dabei die bloss aseptisch behandelten Kontrol- 
thiere nicht trocken, sondern mit sterilisirter, 0,6% starker Kochsalz¬ 
lösung in gleicher Weise verbunden wie die mit 3% starker Karbollösung 
behandelten. Die Ergebnisse weichen wesentlich von denjenigen Messners 
ab. Bei 44 derartig infizirten und behandelten Kaninchen hat 
sich ein Unterschied in dem Verhalten der mit Karbolsäure 
und der mit Kochsalzlösung behandelten Thiere nicht im 
geringsten ergeben. Seine Versuche erweisen von Neuem die alte 
praktische Erfahrung, dass mit chemischen Mitteln eine Desinfektion des 
lebenden Gewebes nicht zu erreichen ist, und dass für den günstigen 
Verlauf nach erfolgter Wundinfektion höchstens die mechanische Wirkung 
der antiseptischen Lösungen (Abspülung, Abtupfen), in weit höherem 
Masse aber, neben den spezifischen Eigenschaften der Infektionserreger, 
die physikalischen Bedingungen der Wundheilung: freier Abfluss des 
Sekrets, breites Offensein der Wunde, Richtung des osmotischen Stromes 
aus der Wunde in den Verband, in Betracht kommen. „In dieser Richtung 
bewegen sich bekanntlich mit Erfolg unsere therapeutischen Bestrebungen, 
und es stimmen somit die Ergebnisse der Experimente mit den längst 
bekannten praktischen Erfahrungen überein.“ A. Hiller (Breslau). 


Nauwerck (Königsberg), Aethernarkose und Pneumonie. Deutsche 
medizinische Wochenschrift 1895, No. 8. 

Die Bronchopneumonie, welche sich bisweilen im unmittelbaren An¬ 
schluss an eine Aethernarkose entwickelt und nicht selten zur Todes¬ 
ursache wird, hat Nauwerck in zwei solchen Fällen der chirurgischen 
Klinik einer genauen anatomischen Untersuchung unterzogen und ist dabei 
zu dem höchst beachtenswerthen Ergebniss gekommen, dass es sich hier 
stets um eine Schluckpneumonie handelt, welche dadurch zu Stande 
kommt, dass während der Narkose infolge der Lähmung (Anästhesie) 
des Gaumensegels, der Zungenbasis und des Kehldeckels Mundspeichel 
aspirirt wird und so direkt in die Lunge gelangt. Der Mundspeichel 
beherbergt bekanntlich häufig gerade diejenigen Mikroben, welche bei 
der Entstehung der akuten Pneumonien die Hauptrolle spielen (Pneumo¬ 
kokken, Streptokokken). Ausserdem wird Speichel und Mundschleim 
durch den Reiz der Aetherdämpfe gewöhnlich während der Narkose in 


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grosserer Menge abgesondert. In prophylaktischer Beziehung folgt daraus, 
dass die Technik der Aethernarkose die grösste Aufmerksamkeit und 
Vorsicht erfordert. Eintretendes Röcheln und Rasseln in den Luftwegen 
ist stets verdächtig. Die Hypersekretion wird am besten vermieden 
dadurch, dass man die Aetherdämpfe nicht zu konzentrirt einathmen lässt 
Eine der Narkose voraufgehende Desinfektion der Mundhöhle hält 
Nauwerck für nutzlos. _ A. Hiller (Breslau). 


L. Wachholz (Krakau), Ueber Veränderungen der Athmungs- 
Organe infolge von Karbolsäurevergiftung. Deutsche medi¬ 
zinische Wochenschrift 1895, No. 9. 

Bekanntlich werden bei tödlich verlaufenen Vergiftungen mit Karbol¬ 
säure neben den AetzWirkungen in den Verdauungswegen gewöhnlich 
auch mehr oder weniger heftige entzündliche Veränderungen in den 
Athmungsorganen (Laryngitis, Tracheitis, Pneumonie) gefunden. Die 
Frage, ob diese letztere Veränderungen durch Aspiration von Karbolsäure 
oder erst sekundär durch Resorption vom Blute aus erzeugt werden, hat 
Wachholz, im Anschluss an zwei von ihm beobachtete Vergiftungsfalle, 
durch Versuche an Kaninchen und einer Katze geprüft Die Ergebnisse 
waren folgende: Die Karbolsäure scheidet sich in Vergiftungsfallen, gleichviel 
ob die Resorption vom Magen oder vom Unterhautzellgewebe aus erfolgt, 
grösstentheil8 durch die Nieren, im Urin, zum Theil aber auch in den 
Respirationsorganen aus und bewirkt hier die erwähnten Entzündungen, 
die bis zur Gewebsnekrose sich steigern können. Der Grad dieser Ver¬ 
änderungen ist theils von der Menge der einverleibten Karbolsäure, theils 
von der Lebensdauer des Individuums abhängig. Im Blutdestillat konnte 
die Karbolsäure stets chemisch nachgewiesen, aber merkwürdigerweise 
durch die Geruchswahrnehmung nicht erkannt werden. 

A. Hiller (Breslau). 

K. Köster (Bonn), Ueber muskulären Schiefhals. Deutsche medi 
zinische Wochenschrift 1895, No 8. 

Köster hat durch die anatomische Untersuchung mehrerer Fälle von 
angeborenem Caput obstipum gefunden, dass es sich hierbei nicht um 
ein während des Geburtsaktes erlittenes Trauma, sondern um eine schon 
während des intrauterinen Lebens bestehende Degeneration des einen 
Kopfnickers handelte. Die Entartung bestand in bindegewebiger 
Wucherung mit Untergang der Muskelsubstanz und Umwandlung des 
Muskels in einen fibrösen knolligen Strang (Dystrophia fibrosa oder 
Myositis fibrosa). Die Erkrankung befallt nur diesen einen Muskel und 
fast stets nur der einen Seite, häufiger rechts als links. Aehnliche, auf 
intrauterine Ursachen zurückzuführende Fälle von Schiefhals sind auch 
von Heusinger, M. Schmidt, Petersen (Druck von Amniosfalten) 
und Whitman mitgetheilt worden. 

Aus diesen Beobachtungen folgt noch nicht, dass die fibröse Muskel¬ 
entartung allen Fällen von kongenitalem Schiefhals zu Grunde liege; 
vielmehr hält auch Köster die Stromeyersehe Annahme einer Zer* 
reissung oder Quetschung des Muskels während des Geburtsaktes, mit 
nachfolgender narbiger Verkürzung des Muskels, für viele Fälle wahr¬ 
scheinlich. Thatsache jedenfalls ist es, dass Kinder mit Schiefhals auf¬ 
fallend häufig in Beckenendiage oder mit Kunsthülfe geboren werden. 

A. Hiller (Breslau). 


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397 


Dardignac, Reflexions sur l’ongle incarne, quelquesunes de ses 
causes et sa eure radicale (Revue de Chirurgie No. 5 und 6). 

Nach Besprechung der Häufigkeit — 2% aller Soldaten der französischen 
Armee sollen durch das Leiden in Behandlung kommen — und der Ursachen 
geht Dardignac genauer auf die Physiologie des Fusses ein. Als 
normale Form betrachtet er den Hohlfiiss, den Plattfuss und die Mittel¬ 
stellung zwischen beiden, bei welcher der äussere Fussrand den Boden 
berührt. Am wichtigsten für das Zustandekommen des eingewachsenen 
Nagels ist der Augenblick des Abstossens mit der Fussspitze, da dann 
die ganze Körperlast auf den Zehen ruht. Das Einwachsen des Nagels 
ist meist von Formabweichungen der Zehen begleitet bezw. durch solche 
bedingt Drei Gruppen dieser Formabweichungen: 1. Die kleinen Zehen 
„reiten“ auf der grossen. Sitz des Geschwürs: äusserer Rand der 
grossen Zehe. 2. Durch laterale Verschiebung (hallux valgus) geräth die 

r >8«e Zehe unter die zweite. Geschwür am äusseren Grosszehenrand. 

Die zweite Zehe ist unter die grosse und dritte Zehe untergeschoben. 
Der Nagel der zweiten Zehe meist total eingewachsen. Eine Radikal¬ 
operation — Entfernung des Nagels mit Nagelbett — nur dann nöthig, wenn 
doppelseitige, anderer Behandlung trotzende Einwachsungen mit Geschwüren 
vorhanden sind. Keine der bisher angegebenen Operationen (nach Auger, 
Follin, Quenu u. A.) leistet Gewähr für sichere Ausrottung des Nagels; 
dies erläutert durch anatom. Bilder des Endgliedes einer Zehe. — Operation 
nach Dardignacs Vorschlag: 1. Der Nagel entfernt durch Längsspaltung 
und Aufrollen nach den Seiten. 2. Seitliche Schnitte ausserhalb der seit¬ 
lichen Nagelrinnen, die nach hinten auseinanderweichen. 3. Durchstechen eines 
schmalen und langen Messers an der Nagelwurzel in der Querrichtung, 
Lappenbildung durch Herausschneiden nach vorne. 4. Entfernung der 
Lunula mit Messer und Pinzette, während der Lappen nach dem Fuss 
zu zurückgeklappt wird. 5. Zurücklagerung des Lappens an seine richtige 
Stelle. 6. Verband: trockene, mit Cocain-Borsalbe bestrichene Jodoform¬ 
gaze, nach 24 Stunden trockener Mull-Watte-Verband, der alle 8 Tage 
gewechselt wird. Heilung folgt unter 4 Verbänden. Aufstehen ist nach 
6 Tagen, Gehen nach 10, Tragen von Schuhwerk nach 20 Tagen möglich, 
nach 3 bis 5 Wochen ist völlige Diensttauglichkeit wieder vorhanden. — 
Dardignacs Operation entspricht folgenden Anforderungen: Schonung 
der Weichtheile, nur das Nothwendigste wird entfernt Durch Entfernung 
der Lunula ist der Erfolg gesichert. Nähte und Anfrischungen sind nicht 
nothwendig. Als Regimentsarzt des 51. Infanterie-Regiments war Dar¬ 
dignac in der Lage, eine grosse Zahl (über 2(0) Fälle nebst Erfolg der 
Operation noch längere Zeit zu beobachten. 25 Fälle folgen, von welchen 
20 nach seiner Methode operirt sind. Die Beobachtungsdauer betrug 
8 bis 36 Monate. Die ganze Abhandlung ist durch zahlreiche gute 
Abbildungen sehr anschaulich. Trapp. 

Kaufmann, Die traumatische Knochen- und Gelenktuber¬ 
kulose in ihren Beziehungen zur Unfallpraxis. (Monatsschrift 
für Unfallheilkunde 1895, No. 6.) 

Die Entstehung von Knochen- und Gelenktuberkulose durch Ver¬ 
letzung ist nach gewiesen; sie ist stets eine metastatische, ohne dass 
sichtbare Eingangspforten vorhanden zu sein brauchen. Aus der gewerb¬ 
lichen Unfallstatistik für 1887 ergiebt sich, dass 0,04 % der Gesammt- 
unfälle, 0,02 °/ 0 der Extremitäten Verletzungen zu Tuberkulose führten 


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398 


Diese Zahlen sind aber nach Kaufmann zu niedrig. Wie schon vor 
einer Reihe von Jahren durch Ermittelungen des französischen Kriegs¬ 
ministeriums festgestellt, hat auch Kaufmann gefunden, dass Gelenk- 
tuberkulöse oft nach geringen Verstauchungen der Gelenke eintritt Dann 
bleibt die anfängliche Schwellung trotz’ entsprechender Behandlung 
bestehen oder nimmt zu, es tritt Abmagerung der betreffenden Glieder 
ein und nach 8 bis 10 Wochen ist die Tuberkulose offenbar. Verbaltniss- 
mässig leicht und früh ist die Tuberkulose am Hand- und Fussgelenk 
zu erkennen wegen der leichten Zugänglichkeit, schwieriger ist sie 
am Kniegelenk zu bemerken wegen des sehr chronischen Verlaufs (oft 
1 bis 2 Jahre) und der Form, die oft nur eine gonitis serosa ist und 
wenig Funktionsstörungen macht, wegen der grösseren Widerstands¬ 
fähigkeit der Knorpel und Knochen Erwachsener. Die Wirbel tuberkulöse 
ist auch häufig Folge von Verletzungen, wie Horsetzky (Deutsche 
militärärztliche Zeitschrift 1887 Heft 9 und 10) nachwies. Bei allen 
Knochen- und Gelenktuberkulosen treten zuerst rheumatische und neur¬ 
algische Schmerzen auf, die bei entsprechender Behandlung der Verletzung 
nicht schwinden. Von der Wirbeltuberkulose zu unterscheiden ist die 
sogenannte Spondylitis traumatica von Kümmell, die ebenso wie die 
Tuberkulose zu Gibbusbildung führt. Zur richtigen Erkennung der 
Knochen- und Gelenktuberkulose nach Trauma ist eine längere und 
sehr sorgfältige Beobachtung nötbig, dieselbe ist aber, nach Kaufmann, 
ein Jahr nach dem Unfall immer möglich. 

Eine Reihe von Entscheidungen des Reichs-Versicherungs-Amtes, 
der österreichischen Schiedsgerichte für Unfallversicherungsanstalten und 
des schweizerischen Bundesraths zeigen die Wichtigkeit dieser Erkrankungen 
für die Begutachtung, die ja auch für uns in Betracht kommt 

__ Trapp. 

Dunbar (Hamburg), Zum Stande der bakteriologischen Cholera¬ 
diagnose, unter besonderer Berücksichtigung der Pfeifferschen 
spezifischen Cholerareaktion. Deutsche medizinische Wochen¬ 
schrift 1895, No. 9. 

Die Erfahrungen der letzten Jahre haben ergeben, dass die bisher 
zur Identifizirung des Choleravibrio benutzten Merkmale nicht genügend 
charakteristisch waren, um die Sicherheit der Choleradiagnose in jedem 
Falle zu gewährleisten. Kürzlich hatte R. Pfeiffer ein Verfahren an¬ 
gegeben, mit Hülfe des Blutserums gegen Cholerakulturen hochimmunisirter 
Thiere durch einen Versuch am Meerschweinchen innerhalb kurzer Zeit 
sicher zu erkennen, ob eine gegebene Vibrionenkultur mit dem Kochschen 
Choleraerreger identisch ist. Echte Cholerabakterien, mit einer 
Spur jenes Blutserums in die Bauchhöhle von Meerschweinchen 
hineingespritzt, werden dort innerhalb einer halben Stunde 
vollständig aufgelöst, andere Arten von Vibrionen dagegen 
nicht. 

Dunbar hat diese Angaben einer umfassenden Nachprüfung unterzogen 
und vollinhaltlich bestätigen können. Das Blutserum der gegen echte 
Cholerakulturen immunisirten Meerschweinchen bildet ein wichtiges und 
zuverlässiges Hülfsmittel, echte Choleravibrionen von den morphologisch 
und biologisch ähnlichen Vibrionen zu unterscheiden. Insbesondere konnte 
Dunbar für die phosphoreszirenden Wasservibrionen hierdurch nach weisen, 
dass sie einer anderen Art angehören, gleichviel ob diese Vibrionen aus 


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menschlichen Dejektionen oder aus dem Wasser der Elbe, der Spree oder 
der Unstrut gezüchtet waren. Für andere nicht phosphoreszirende cholera¬ 
ähnliche Vibrionen ist dieser Nachweis noch zu erbringen. 

A.Hiller (Breslau). 


G. Klemperer (Berlin), Die Bedeutung der Milchsäure für die 
Diagnose des Magenkarzinoms. (1. medizinische Klinik.) Deutsche 
medizinische Wochenschrift 1895, No. 14. 

Boas hatte vor 1 »/* Jahren das Vorhandensein von Milchsäure im 
Mageninhalt als charakteristisch für Magenkrebs angegeben, so dass daraus 
schon, selbst bei nicht direkt nachweisbarem Tumor im Magen, die 
Diagnose gestellt werden könne. Klemperer fand bei 15 Kranken mit 
Magenkrebs nur in 12 Fällen starke Milchsäurereaktion; in drei Fällen, in 
welchen die Obduktion die Diagnose bestätigte, fehlte sie vollständig. 
Somit kann dieses Symptom für die Krebsdiagnose nicht als zuverlässig 
gelten. — Durch weitere Beobachtungen konnte Klemperer feststellen, 
dass die Milchsäure stets sich bildet bei langdauernder Stagnation 
des Mageninhalts, auch wenn dieselbe nicht durch Krebs bedingt wird. 

Die von Boas angegebene Reaktion auf Milchsäure (der Aetherextrakt 
des zur Syrupdicke eingedampften Mageninhalts wird mit,Braunstein und 
Schwefelsäure destillirt, das Destillat in alkalische Jodlösung geleitet) 
fand Klemperer sehr zweckmässig. 

A. Hi 11 er (Breslau). 

M. Mendelsohn (Berlin), Die Verschiedenheit des Problems der 
Harnsäureauflösung bei gichtischen Ablagerungen und bei 
Konkretionen in den Harnwegen. Deutsche medizinische Wochen¬ 
schrift 1895, No. 18. 

Mendelsohn hat gefunden, dass kohlensaures Lithion, sowie 
Piperazin und das neuerdings von Laden bürg entdeckte Lysidin, welche 
Substanzen die krystallisirte Harnsäure in der Retorte mit destillirtem 
Wasser mehr oder weniger schnell auflösen, im menschlichen Körper als 
Arzneimittel eingenommen diese Wirkung nicht äussern, obwohl sie 
tlieilweise unzersetzt in den Harn übergehen. Ja, selbst in der Retorte 
kommt die Lösung nicht zu Stande, wenn man anstatt des destillirten 
Wassers gewöhnlichen Menschenharn nimmt. Daraus folgt, dass im Harn 
Stoffe enthalten sein müssen, welche die Lösung verhindern. 

Es gelang Mendelsohn, nachzuweisen, dass die beim Eindampfen 
und Veraschen des Harns zurückbleibenden anorganischen Salze, unter 
ihnen vornehmlich das Kochsalz, in ausgesprochenem Maasse diese 
Wirkung ausüben. Wenige Körnchen Kochsalz zu einer durch Lysidin 
bewirkten Harnsäurelösung hinzugesetzt, haben das sofortige Aus- 
krystallisiren der gesummten Harnsäure zur Folge. Es ist dies die unter 
dem Namen des „Aussalzeus“ seit alter Zeit bekannte und technisch 
vielfach angewendete Eigenschaft des CI Na und anderer Verbindungen, 
gewisse schwerer lösliche Salze (Seife) aus ihren Lösungen zu verdrängen. 

Angesichts dieser Thatsache muss man sich wundern, dass trotz der 
regelmässigen Anwesenheit von Kochsalz in den Geweben und Säften des 
Körpers eine so schwer lösliche Substanz wie die Harnsäure doch für 
gewöhnlich stets gelöst im menschlichen Körper zirkulirt und nur aus¬ 
nahmsweise, unter pathologischen Verhältnissen zur Ausscheidung gelangt. 
Es müssen also im gesunden Körper noch unbekannte Stoffe oder Kräfte 


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vorhanden sein, welche die Harnsäure auch bei Anwesenheit von Na CI 
gelöst erhalten. Weder die Temperatur, noch die alkalische Reaktion des 
Blutes reichen, wie Mendelsohn nachweisen konnte, zur Erklärung aus. 
Doch ist dabei in Betracht zu ziehen, dass der Gehalt an Kochsalz 
in den einzelnen Organen des Körpers ein sehr verschiedener ist. 
Während im sauren Harn täglich etwa 16 bis 17 g Na CI ausgeschieden 
werden, enthält das Blut nur überhaupt 0,85 % Salze, unter welchen Na CI 
wiederum nur einen Theil ausmacht. In der That gelang auch Mendel - 
sohn die Losung der krystallisirten Harnsäure mittels Lysidin und 
Piperazin im Blutserum vollkommen, im Ham dagegen niemals; wurde 
aber zur Lösung im Blutserum mehr Kochsalz hinzugesetzt, so erfolgte 
auch hier sofort ein Auskrystallisiren der Harnsäure, und zwar stets als 
saures harnsaures Natrium, wie in den gichtischen Konkretionen. 
Von den festen Geweben des Körpers ist namentlich der Knorpel, diese 
Hauptablagerungsstätte für gichtische Konkretionen, durch einen ausser- 
gewöhnlich hohen Na CI Gehalt ausgezeichnet Die bekannte Plötzlichkeit 
des Gichtanfalles und das so oft beobachtete Auftreten von Gichtattacken 
nach Diätfehlem lassen sich sehr wohl mit der Annahme einer plötzlich 
verminderten Alkaleszenz des Blutes bei gesteigerter Bildung von Harn¬ 
säure und mit vermehrter Anwesenheit von Na CI im Körper in Verbindung 
bringen. _ A. Hi 11 er (Breslau). 

H. Senator (Berlin), Ueber Peptonurie. (A. d. III. Medicin. Univ.- 
Klinik.) D. med. Wochenschr. 1895, No. 14. 

Das Vorkommen von Pepton an Stelle von Eiweiss im Urin hat 
man früher schon beobachtet bei grossen Eiteransammlungen im Körper, 
welche zur Resorption gelangen (sog. pyogene Peptonurie), ferner 
bei Leberkrankheiten, namentlich bei der akuten Leberatrophie (hepatogene 
Peptonurie), bei manchen ulcerativen Erkrankungen des Darms, z. B. 
beim Typhus (enterogene Peptonurie), endlich bei allgemeinen Blut¬ 
erkrankungen, z. B. Skorbut, Vergiftungen, häufig bei Wöchnerinnen, 
bisweilen bei Schwangeren und auch bei Geisteskranken. Eine bestimmte 
Beziehung zu einzelnen Krankheiten oder Krankheitsgruppen, welche dem 
Pepton diagnostische oder prognostische Bedeutung verleiht, war dabei bisher 
nicht nachzuweisen. — Senator hat nun durch fortgesetzte Harnunter¬ 
suchungen auf seiner Klinik gefunden, dass Peptonurie regelmässig 
vorkommt bei croupöser Pneumonie, kurz vor und nach der Krisis, 
bei eitriger Meningitis und Peritonitis und beim Empyem. Viel 
seltener fand sie sich beim Gelenkrheumatismus, aber niemals bei Leuk¬ 
ämie. Bei der Meningitis könnte der Nachweis von Pepton im Urin dazu 
beitragen, die manchmal schwierige oder zweifelhafte Diagnose zu bestätigen, 
wofür eine von Senator gemachte Beobachtung spricht; in allen übrigen 
Krankheiten dagegen ist dieser Nachweis von untergeordneter Bedeutung. 

Uebrigens handelte es sich in allen Fällen, wie schon Stadelmann 
und v. Noorden angegeben haben, nicht um echtes Pepton im Sinne 
Kühnes, d. h. um das Endprodukt der Eiweissverdauung, sondern um 
Vorstufen desselben, um sogenanntes Propepton oder Albumosen in 
mehreren Modifikationen. — Zum chemischen Nachweis von Pepton (im 
älteren Sinne, als Sammelname für die durch Hitze und Säuren nicht 
mehr gerinnenden Eiweissabkömmlinge) im Urin hat Senator das von 
Salkowski (Cbl. f. d. med. Wiss. 1894 No. 7) empfohlene Verfahren sehr 
bewährt gefunden. Es besteht im Wesentlichen darin, dass man an dem 


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durch HCl und Phosphormolybdänsäure erhaltenen Niederschlag nach 
Auflösen in verdünnter Natronlauge und Erwärmen die Biuretreaction 
(Natronlauge und Kupfersulfat) ausführt. A. Hiller (Breslau). 

E. Flatau (Berlin), Ueber Färbung von Nervenpräparaten 
(Vortrag mit Demonstration im Verein für innere Medizin.) Deutsche 
medizinische Wochenschrift 1895, No. 13. 

Die Ueberschrift entspricht nicht dem Inhalt. Von der Färbung ist 
in der ganzen Abhandlung nicht die Rede, sondern nur von den Resul¬ 
taten, welche in den letzten 20 Jahren durch die Anwendung der 
Golgischen Färbemethode, welche von verschiedenen Forschern und vom 
Verfasser noch modifizirt worden ist, bezüglich der Histologie des Zentral¬ 
nervensystems erhalten worden sind. Diese Resultate gipfeln gegen¬ 
wärtig in der hauptsächlich von Waldeyer ausgebildeten, sogenannten 
„Neuronenlehre . 

Eine Nervenzelle (Ganglion) besteht bekanntlich (Deiters, 1865) aus 
einem Zellenleib mit Kern; aus diesem Zellenleib gehen zwei Arten von 
Fortsätzen aus, erstens die Protoplasmafortsätze, gewöhnlich mehrere 
und stets baumförmig verästelt, und zweitens der Axenzylinder oder 
Nervenfortsatz. Gerlach hatte später die Theorie aufgestellt, dass die 
Protoplasmafortsätze der Nervenzellen des Gehirns untereinander anasto- 
mosiren und ein Nervennetz bilden. Golgi aber wies 1880 und 1881 
durch seine Färbemethode nach, dass eine direkte Verbindung ver¬ 
schiedener Nervenzellen nicht besteht, sondern dass die Protoplasma¬ 
fortsätze frei endigen, und ferner, dass auch die Nervenfortsätze Nebenäste 
(Collateralen) und End Verästelungen besitzen, durch welche wahrscheinlich 
die Kommunikation mit benachbarten Nervenzellen bewirkt werde. Allein 
Ramon y Cajal zeigte 1889, dass nicht nur die Protoplasmafortsätze, 
sondern auch die Axenzylinderfortsätze frei endigen. Dies Ergebniss ist 
vollkommen bestätigt worden, und seit 1889 steht demnach die Nerven¬ 
zelle des Gehirns für unsere Auffassung als ein selbständiger Organismus 
da, welchen man als eine Nerveneinheit bezeichnen kann. Diese 
Nerveneinheit nennt Waldeyer „Neuron“. Das gesammte Zentral¬ 
nervensystem besteht aus einer Kette von Neuronen. Die Verbindung 
derselben untereinander erfolgt in der Weise, dass die Axenzylinder^ 
fortsätze eines Neurons die Protoplasmafortsätze eines anderen umspinnen. 
Es findet also kein direkter Uebergang einer Nervenzelle in die andere, 
sondern nur ein Kontakt ihrer Verästelungen statt. Die Endverästelungen 
des Axenzylinderfortsatzes und der Protoplasmafortsätze, die einem 
Bäumchen ähnlich sind, hat man als Endbäumchen bezeichnet; Wal¬ 
deyer nennt sie neuerdings Polstücke. 

Welche Bedeutung die neue Lehre für den Bau des Nervensystems 
hat, wird vom Verfasser an dem Beispiel der Retina erläutert. Früher 
hat man in der Retina sehr viele Schichten gesucht, gegenwärtig aber 
nimmt man an, dass die Netzhaut nur aus drei Neuronen besteht. Das 
erste Neuron im Innern des Augapfels ist die Gesichtszelle, welche 
aus drei Stücken besteht: dem Zellkörper in der Mitte, dem Protoplasma¬ 
fortsatz (früher Stäbchen oder Zapfen genannt) und dem Axenzylinder¬ 
fortsatz, welcher nach hinten geht und sich frei verästelt. Das zweite 
Neuron bildet die bipolare Zelle, mit dem Zellkörper in der Mitte; 
die Protoplasmafortsätze sind vom Endbäumchen des Axenzylinderfort¬ 
satzes des J. Neurons umsponnen, während der Axenzylinderfortsatz zum 
miitsnntiiehe Zeitschrift 1805. 26 


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II. Neuron geht. Das III. Neuron ist die ganglionäre Zelle, deren 
Protoplasmafortsätze von den Verästelungen des Axenzylinderfortsatzes 
des ll. Neurons umsponnen sind und dessen Axenzylinder als Faser des 
Nervus opticus zum corp. geniculatum later, und corp. quadrigeminum 
ant. oder zur Hirnrinde verläuft. 

Auch für die Anwendung der Neuronenlehre auf die Physiologie 
und Pathologie des Zentralnervensystems werden Beispiele angeführt. 
Der Bewegungsvorgang erklärt sich hiernach folgendermaassen: Der Impuls 
zu einer Bewegung entsteht im Zentrum, in der Hirnrinde, und geht von 
da aus zu den Muskeln. Ein Neuron, z. B. eine motorische Pyramiden¬ 
zelle, welche durch ihre Protoplasmafortsätze mit anderen Neuronen des 
Zentrums in Verbindung steht, schickt ihren Axenzylinderfortsatz zur 
motorischen Zelle des Rückenmarks oder zu der Zelle des Kerns der 
motorischen Hirnnerven. Der Impuls wird hier durch die Protoplasmafort¬ 
sätze des zweiten Neurons aufgenommen und auf den Nervenfortsatz dieses 
Neurons übergeleitet, welcher mit seiner Endausbreitung in dem Muskel 
endigt und diesen zur Kontraktion bringt. Der ganze Vorgang erfordert 
also die Mitwirkung von mindestens zwei Neuronen. Waldeyer nennt 
das zentral liegende Neuron dieser Kette das Archineuron, das periphere 
das Teleneuron. — Ganz ähnlich ist der in entgegengesetzter Richtung 
verlaufende Empfindungsvorgang zu denken. Nur sind die ana¬ 
tomischen Verhältnisse im Rückenmark hierbei zu berücksichtigen. Aus 
den sensiblen Ganglionzellen des Rückeomarks geht ein Nervenfortsatz 
heraus, und dieser theilt sich in zwei Theile. Ein Theil geht zur Peri¬ 
pherie und wird zu einem sensiblen Nerven, der andere Theil geht in die 
Hinterstränge und theilt sich in zwei Aeste, einen absteigenden und 
einen aufsteigenden. Der erste Ast ißt sehr kurz und verästelt sich ge¬ 
wöhnlich frei, indem er in kontaktartige Verbindung mit den Fortsätzen 
anderer Neurone tritt; der andere Ast geht nach oben und findet sein 
Ende in den Kernen der Medulla oblongata. Hier liegt ein anderes 
Neuron, dessen Protoplasmafortsätze die Endausbreitung der aufsteigenden 
Hinterstrangfaser umspinnen und dessen Nervenfortsatz zur Hirnrinde 
verläuft. Eine Tastempfindung also entsteht in der Haut, geht durch die 
hintere Wurzel und fl interstrangfaser des Rückenmarks zur Medulla 
oblongata und wird hier von einem zweiten Neuron aufgenommen, welches 
den Empfindungsreiz zur Hirnrinde (vielleicht zuerst in die Basalganglien) 
fortleitet. Für die Reflexerscheinungen wird angenommen, dass der 
sensible Reiz in dem Nervenfortsatz der Spinalganglienzelle „durch eine 
Reflex kollaterale“ zu der motorischen Nervenzelle ungefähr desselben 
Rückenmarkssegments und dann zu den Muskeln geleitet wird. 

Was dann die psychischen Funktionen anbetrifft, so wissen wir, 
dass im Grosshim zwei Gruppen von Fasern angenommen werden, erstens 
die Projektions]fasern, welche die Hirnrinde mit der Peripherie ver¬ 
binden, und zweitens die Associationsfasern, welche verschiedene 
Stellen einer und derselben Hemisphäre oder symmetrische Stellen beider 
Hemisphären verbinden. „Auch auf diesem Gebiete können wir, obwohl 
hier die Thatsachen anatomisch und psychophysiologisch noch sehr gering 
sind, annehmen, dass das psychische Leben sich sehr wahrscheinlich in 
den Associationsbahnen abspielt auf Grund der kontaktartigen Ver¬ 
bindungen der Associationsneurone.“ 

Für die Pathologie des Zentralnervensystems bleibt noch die 
Grundfrage zu entscheiden, ob ein Neuron nur dann funktioniren kann, 


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— 403 - 


wenn alle seine Bestandteile intakt sind, oder ob, wenn einer von den 
Bestandteilen degenerirt, das ganze Neuron gelähmt ist. Eingehend 
wird an dem Beispiel der Tabes ausgeführt, dass es bis heute noch un¬ 
entschieden ist, ob die Erkrankung zuerst ihren Sitz hat in den Hinter¬ 
strangen (Charcot) oder in den hinteren Wurzeln (Leyden) oder in den 
hinteren Spinalganglien selbst (Marie, Wollenberg). Die letztere An¬ 
nahme, nach welcher also die Degeneration der Fortsätze sekundäre sind, 
gewinnt neuerdings mehr und mehr Wahrscheinlichkeit 

_ A. Hiller (Breslau). 


Mittheilungen. 


Sitzungsberichte der Berliner militärärztlichen Gesellschaft. 

Am 21. März 1895. 

Herr Grawitz spricht über Einrichtung und terapeutische Bedeutung 
von Sandbädem. 

Herr Hamann hält seinen Vortrag: Beitrag zur Entlarvung einseitig 
erheuchelter Blindheit. (Der Vortrag ist in diesem Hefte, S. 378 ff. ver¬ 
öffentlicht.) 

Am 22. Ajuril 1895. 

Herr Kühler bespricht den Verlauf der Cholera in Deutschland 
während der Jahre 1893 und 1894. (Vortrag wird in dieser Zeitschrift 
veröffentlicht) 

Herr Barth trägt über die Beeinflussung fieberhafter Temperaturen 
durch Einpinselungen auf die Haut vor. (Wird veröffentlicht.) 

Am 21. Mai 1895. 

Der Vortrag des Herrn Burchardt: „Ueber Skiaskopie und die 
Grenzen ihrer Anwendbarkeit“ wird in dieser Zeitschrift veröffentlicht 

In der Diskussion, welche sich dem Vortrag anschloss, erinnert 
Herr Peltzer daran, dass es leicht sei, auch ohne die Schatten probe 
die Art der Refraktion, sowie den ungefähren Grad der Ametropie zu 
erkennen, wenn man einfach das Auge durchleuchte und sich dann hin 
und her bewegt; bei Myopie bewege sich das Netzhautbild umgekehrt, 
bei Hypermetropie gl eich massig. Herr Roth erwiderte darauf, dass es 
doch in vielen Fällen nothwendig sei, den Grad der Ametropie näher 
zu bestimmen, als es durch die einfache Durchleuchtung möglich sei. 
Auf Herrn Burchardts Vortrag eingehend, giebt Herr Roth zu, dass 
allerdings in vielen Fällen die Untersuchung im aufrechten Bilde der 
Schattenprobe vorzuziehen sei; jedoch gebe es auch Fälle, in denen das 
Verhältnis ein umgekehrtes sei. Die Schattenprobe sei dem aufrechten 
Bilde überlegen besonders in zwei Fällen, nämlich bei der Bestimmung 
der hochgradigen Myopie und des Astigm. regul. Bei der hochgradigen 
Myopie sei es mittelst der Schattenprobe möglich, den Fernpunkt ohne 
Zuhülfenahme von Gläsern direkt aufzufinden, während bei der Unter¬ 
suchung im aufrechten Bilde starke Konvex-Linsen zur Anwendung 
kommen müssten und dadurch erst eine Umrechnung erforderlich sei. 
Beim Astigmatismus gestatte die Skiaskopie viel leichter und genauer die 
Refraktion im Hauptmeridian zu bestimmen, als dies im aufrechten Bilde 
möglich sei. Herr Burchardt giebt das Letztere zu, ist jedoch der 
Meinung, dass die bei hochgradiger Myopie anzu stellen de Rechnung ein¬ 
fach genug sei, um die Refraktionsbestimmung zu ermöglichen. Sch. 


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Die militärärztliche Schule zu Lyon. 

Im Journal des Debats wird die Einweihungsfeier des neuen Gebäudes 
der militärärztlichen Schule in Lyon, welche von 1889 bis 1894 provi¬ 
sorisch im Hospital Desgenettes untergebracht war, eingehend geschildert. 
Die Einweihung wurde am 12. Mai dieses Jahres von dem Kriegsminister 
Zarlinden vollzogen. In der Begleitung des Ministers, welcher früh 
um 8 Uhr aus Paris ein traf, befanden sich der General Rau, sein 
Abtheilungschef, die Ordonnanzoffiziere Hauptleute de Francey und 
Bessieres, sowie der Chef des Militärsanitäts wesens Dujardin- 
Beaumetz und Generalarzt Vallin, der frühere Direktor der militär- 
ärztlichen Schule in Lyon. 

Am Bahnhof empfingen den Kriegsminister und sein Gefolge der 
Gouverneur von Lyon, der Präfekt des Rhonedistrikts sowie die Behörden 
von Lyon unter dem vorschriftsmässigen Geschützsalut und dem Klang 
der Marseillaise; die Truppen der Garnison bildeten vom Bahnhof bis 
zur Schule Spalier, die Strassen waren von Tausenden von Menschen 
erfüllt. 

Yor der Schule liess der Kriegsminister die Truppen in Parade 
vorbeidefiliren; dann begann die eigentliche Einweibungsfeierlichkeit auf dem 
grossen Hof der Schule, wo ein Ehrenzelt errichtet war. Die Zöglinge 
der Anstalt waren, mit den Professoren an der Spitze, in zwei Reihen 
aufgestellt. 

In seiner Dankesrede an den Kriegsminister erinnerte der Bürger¬ 
meister von Lyon an die berühmten, in Lyon thätig gewesenen Aerzte 
Larrey, Broussais, Sedillot und Villemin; und gerade jetzt, so 
fuhr er fort, wo alle Söhne Frankreichs sich der allgemeinen Wehrpflicht 
unterziehen müssen, ist es für jede Mutter ein guter Trost, zu wissen, 
dass in der Kaserne wie im Felde, im Biwak wie am Bette des Kranken 
und Verwundeten ein Militärarzt wacht, der nicht nur die höchsten 
wissenschaftlichen Kenntnisse besitzt, sondern auch ein Herz für seine 
Untergebenen hat, welcher es nicht nur als seine Aufgabe betrachtet, 
Krankheiten zu heilen, sondern auch durch seine Persönlichkeit Muth und 
Lebenskraft neu zu erwecken versteht, welcher, um diese seine vornehme 
Pflicht erfüllen zu können, sich immer des Wahlspruchs des Sanitätskorps 
bewusst ist: Ehre und Muth, Wissenschaft und Liebe zu den Soldaten. 
Dann nahm nach einer kurzen Ansprache des Direktors der Schule, 
Dr. Kelsch, der Kriegsmi nister das Wort und dankte, indem er von der 
Schule Besitz nahm, der zweiten Stadt Frankreichs für die Vollendung 
des patriotischen Werks. Er knüpft an an den Verlust der militärärzt¬ 
lichen Schule in Strassburg, an die parlamentarischen Verhandlungen des 
Jahres 1888 bezüglich der Neuerrichtung einer solchen Schule, wobei der 
Regierung die Wahl der Stadt freigestellt wurde. Lyon sei deshalb 
bestimmt, weil es alle übrigen in Frage kommenden Städte übertraf durch 
den Reichthum seiner medizinischen Fakultät, durch die Vielseitigkeit 
seiner Sammlungen und durch das ruhmreiche und ehrwürdige Alter 
seiner ärztlich-wissenschaftlichen Einrichtungen. Darauf wendete sich 
der Minister an die Zöglinge mit folgenden bedeutsamen Worten: „Sie 
werden niemals, dessen bin ich sicher, aus den Augen verlieren, dass es 
für Sie nicht allein genügt, sich die nöthigen wissenschaftlichen Kennt¬ 
nisse anzueignen. In welchem Klima auch ein französischer Soldat lebt, 
kämpft oder leidet, er muss in seiner Nähe einen Arzt finden, wohl vor- 


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bereitet auf die körperlichen Anstrengungen und die Gefahren des mili¬ 
tärischen Lebens, der bereit ist, ihm jede durch seine Wissenschaft 
gegebene Hülfe zu bieten, bereit aber auch und befähigt, jene andere nicht 
minder schöne Aufgabe des Arztes zu erfüllen, den Lebensmuth der 
Leidenden wieder zu heben. Die Reihe Ihrer Vorgänger, welche auf dem 
Schlachtfeld oder durch Epidemien für Frankreich und für die Armee 
dahingerafft wurden, ist eine recht lange und sie bildet eine Ehrentafel für 
das Sanitätskorps; die Hamen dieser Verblichenen werden bald auch in 
dem Ehrensaale dieser Schule prangen. Und wie die Hauptgebäude die 
Namen Percy, Larrey, Desgenettes tragen — Namen, welche schon 
am Triumphbogen auf dem Etoile-Platz eingemeisselt sind inmitten der 
berühmtesten Generale —, so sollen die Namen d’Arcolin, Beurdy, 
Millot, Lallemand, Rustegbo, Mestre, Barby, Guyard, Raynaud, 
welche den einzelnen Theilen der Kasernen beigelegt sind, Sie daran 
erinnern, wie das Vaterland alle Sanitätsoffiziere ehrt, welche ihr Leben für 
Frankreich dahingaben. Ein Name noch, deijenige des Zöglings Bartho- 
lomot, welcher auf den Wällen von Strassburg bei seinem Sanitäts¬ 
detachement getödtet wurde, soll Ihnen die Hingebung der Zöglinge der alten 
Schule vor Augen führen, von denen eine Anzahl verwundet wurden oder fielen 
bei treuer Erfüllung ihrer Pflicht während der Belagerung dieser Festung.... 
Die militärärztliche Schule“, sagte der Kriegsminister zum Schluss, „ist eine 
der letzten Errungenschaften unseres militärischen Reorganisationswerks. 
Es ist jetzt Sache der Professoren und der Zöglinge, mit aller Kraft den 
alten Ruhm der Wissenschaft, des Gehorsams und der Ehre zu bewahren. 
In Erfüllung dieser Pflicht werden Sie der Dankbarkeit des Vaterlandes 
sicher sein, helfend an der Verwirklichung unserer immerwährenden 
Aufgabe, welche Turenne in die Worte fasste: »Mein höchstes Gut ist 
das Leben des Soldaten.“ 

Geilleton, der Bürgermeister von Lyon, wie alle Anwesenden 
tief ergriffen von der Rede des Kriegministers, dankte mit kurzen 
Worten ihm und der Regierung für das grosse Vertrauen der Nation, 
welches durch die Errichtung der Schule der Stadt Lyon übertragen sei. 

Dann überbrachte der Minister den Erbauern der Anstalt Ordens¬ 
auszeichnungen. 

Nach einem Rundgang durch die neuen Räume sowie durch das alte 
Hospital Desgenettes wurde im Stadthaus das Frühstück eingenommen, 
bei welchem die üblichen Trinksprüche nicht fehlten. Unter dem Donner 
der ihm gesetzmässig zustehenden 19 Kanonenschüsse verliess der Kriegs¬ 
minister um 2 3 /i Uhr Lyon wieder. 

Es wird nun den Lesern der militärärztlichen Zeitschrift nicht 
uninteressant sein, zu erfahren, wie die Aufnahmebedingungen sowie der 
Bildungsgang für diese militärärztliche Schule in Lyon festgesetzt sind. 

Die der medizinischen Fakultät in Lyon zur Seite stehende militär¬ 
ärztliche Schule hat den Zweck, erstens einen genügenden Ersatz des 
Sanitatsoffizierkorps zu sichern; zweitens die Universitätsstudien der 
Zöglinge zu unterstützen; drittens den Zöglingen die nötbige militärische 
Erziehung zu geben bis zu ihrem Uebertritt in das Val de Gräce zu 
Paris. Die Zahl der zuzulassenden Zöglinge wird jährlich vom Kriegs¬ 
minister festgesetzt. Die Zöglinge ergäuzen sich aus denjenigen Medizin 
Studirenden, welche den weiter unten aufzuführenden Bedingungen 
genügen. Sie erhalten in der Schule eine erweiterte litterarische und 
medizinische Bildung neben den Kursen, Kliniken und praktischen 


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406 


Arbeiten der Universität. Wenn die Schüler das Doktordiplom errungen 
haben, können sie auf die klinische militärärztliche Schule des Val de 
Gräce in Paris übersiedeln. Nachdem sie auch auf dieser ihren Kurs 
vollendet haben, werden sie zu Assistenzärzten 2. Klasse ernannt; zu 
gleicher Zeit werden ihnen fünf Dienstjahre angerechnet Die Zöglinge 
unterstehen den Militärgesetzen. 

Die Aufnahmebedingungen sind etwas eigenartig. Die Aufnahme 
geschieht nur durch Bewerbung. Zu dieser sind alle Studenten der 
Medizin berechtigt, welche vier Semester studirt und mit Erfolg die 
ärztliche Vorprüfung (premier examen du doctorat) bestanden haben. 
Sie müssen ferner folgende Bedingungen erfüllen: Sie müssen Franzose 
sein; sie dürfen am 1. Januar des Konkurrenzjahres das Alter von 
22 Jahren nicht überschritten haben — eine Ausnahme ist nur bei den 
ihrer Dienstpflicht genügenden Studenten zulässig —; sie sollen feld¬ 
dienstfähig und mit Erfolg geimpft sein; sie müssen den Nachweis eines 
erfolgreichen, allgemeinen klassischen Studiums (diplöme de bachelier des 
lettres et des Sciences) erbringen. Diese Bedingungen sollen ausnahmslos 
streng gefordert werden. Die Zöglinge müssen, gleichgültig wie viele 
Semester sie bereits studirt haben, den ganzen Bildungsgang der Anstalt 
vom jüngsten Semester an durchmachen. Der Preis für Wohnung und 
Beköstigung beträgt 1000 Frcs. im Jahr. Für die Ausstattung ungefähr 
1050 Frcs. Die Bücher und die nöthigsten Instrumente werden den 
Studirenden vom Staat geliefert. Die Examenkosten und Druckgelder 
für die Dissertation hat der Zögling zu tragen. Ganze und halbe 
Stipendien, sowie Erstattung der ganzen oder halben Ausstattung 
wird nur bedürftigen Zöglingen gewährt; in einer besonderen Verfügung 
werden die Präfekten angewiesen, die Nachfragen in dieser Beziehung 
zeitlich genau anzustellen. Die von der Schule Entlassenen sina 
gehalten, die bis zu ihrem Austritt erwachsenen Kosten zurückzu¬ 
erstatten. Von ihrem Eintritt in die Schule an müssen die Eleven sich 
verpflichten, für den Fall, dass sie nicht den Rang des Assistenzarztes 
2. Kl. erreichen, oder falls sie, wenn sie Assistenzarzt geworden, nicht 
sechs Jahre von ihrer Ernennung ab gedient haben, drei Jahre bei der 
Truppe zu dienen. Bei ihrem Eintreffen in der Schule werden sie einer 
ärztlichen Untersuchung unterzogen; die endgültige Zulassung erfolgt nur, 
wenn sie bei dieser Untersuchung für tauglich befunden werden. Die 
untauglichen Zöglinge, auch wenn sie sich schon im Dienste befinden, 
werden vor eine vorbehaltlich höherer Entscheidung beschliessende 
Kommission gestellt. 

Die Bewerbung der Studenten um Zulassung muss bis zum 25. Juni 
abends geschehen sein; die Bewerber im Zivilverhältniss wenden sich 
an die Präfektur des Departements, in welchem sie ihre Studien machen, 
die bereits dienenden an die Präfektur ihres Garnisonortes. Nachträglich 
wird grundsätzlich jede Meldung zurückgewiesen. Die Präfekten schicken 
die Listen an das Kriegsministerium, dieses die Namen der Zugelassenen 
an diejenigen Korps-Generalärzte, welche mit den Zulassungsprüfungen 
beauftragt sind. Die für die Bewerbung beiz u bringen den Papiere sind: 
Geburtsschein, Zeugniss über Diensttauglichkeit, über stattgehabte Impfung, 
über die wissenschaftliche Fähigkeit, über sein Vermögen; ausserdem 
bedürfen die Bewerber, welche gerade ihrer Dienstpflicht genügen, eines 
Führungszeugnisses sowie eines Attestes über Straflosigkeit und abgeleistete 


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Dienstzeit. Ferner soll jeder den Ort an geben, wo er geprüft zu werden 
wünscht. Die Papiere werden den nicht Aufgenommenen zurückgeschickt. 

Die Prüfungsbestimmungen sind sehr umfangreich und ins Einzelne 
ausgearbeitet. Es sind zwei verschiedene Prüfungen von den Bewerbern 
abzulegen, die Zulassungs- und die endgültige Prüfung. Erstere zerfallt 
in einen schriftlichen (geschichtlicher, allgemein naturwissenschaftlicher 
und fremdsprachlicher Aufsatz) und einen mündlichen Theil, welcher 
öffentlich abgehalten wird und für jeden Prüfling 15 Minuten dauern soll. 
Nach dem Ausfall dieses Examens entscheidet der Vorsitzende der 
Prüfungskommission, welche der Kandidaten zu der endgültigen Prüfung 
zugelassen werden sollen. Diese ist nur eine mündliche und erstreckt 
sich auf ähnliche Gegenstände wie die Zulassungsprüfung, doch dauert 
sie 20 Minuten. Die Prüfungskommission reicht dann die Liste der 
besten Kandidaten dem Minister ein. Die in der Druckvorschrilt ganz 
ausführlich niedergelegten Bestimmungen über die zu prüfenden Gegen¬ 
stände sind im Ganzen dieselben, welche bei uns bei der ärztlichen Vor¬ 
prüfung verlangt werden. 

Der Minister ernennt dann die neuen Zöglinge, die an einem 
bestimmten Tage in Lyon eintreffen und die oben erwähnten Gelder 
einzahlen müssen. 

Das letzte Kapitel behandelt die Stipendien und Erstattung der 
Equipirungsgelder, welche, auch zur Hälfte, bedürftigen Zöglingen gewährt 
werden können. Die Bedürftigkeit ist von dem Magistrat deijenigen 
Stadt festzustellen, in welcher die Eltern der Betreffenden wohnen. Die 
Entscheidung über die Gewährung trifft der Kriegsminister; er veröffent¬ 
licht auch die Namen der also Bedachten im „Journal officiel“. 

Aus alledem geht hervor, dass auch die französische Regierung mehr 
und mehr danach strebt, durch eine sehr sorgfältige Auswahl des Ersatzes 
namentlich nach der wissenschaftlichen Seite hin die Stellung und 
Leistungsfähigkeit des Sanitätsoffizierkorps zu heben. 

Schumburg. 

Neuere Arznei- und Desinfektionsmittel. 

Von Dr. H. Salzmann — Berlin. 

Aether anaestheticus König ist nach A. Schneider (Pharm. 
Zentralhalle 1895, 9, S. 115) eine Mischung aus 1 Volumtheil wasser- 
und alkoholfreiem Aether und 4 Volumtheilen Petroleumäther. Das 
Präparat wird von der chemischen Fabrik von Dr. H. König & Co. in 
Leipzig in den Handel gebracht. Nach Prof. Th. Köllicker ist der 
Königsche Aether besonders geeignet zur Erzeugung lokaler Anästhesie. 
Die genannte chemische Fabrik theilt über den Aether das Folgende mit 
(Pharm. Zentralhalle 1895, 15, S. 207): Aus den Urtheilen namhafter 
Chirurgen geht hervor, dass der Aether anaestheticus König vor dem 
Aether sulfuricus den Vorzug intensiverer Wirkung besitzt, so dass er 
auch die Vornahme grösserer Operationen ohne Zuhüifenahme der Narkose 
gestattet. Ausserdem bringt dieses Präparat den nicht zu unterschätzenden 
Vortheil mit sich, dass die bei Anwendung anderer Aetherarten auf¬ 
tretenden heftigen Schmerzen nach Beendigung der Operation gänzlich 
wegfallen. 

Gegenüber dem Aethylchlorid zeichnet sich der Aether anaestheticus 
König dadurch aus, dass nach mündlichen Mittheilungen der Herren 


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Professoren Kölliker und Tillmann' die Anästhesie nicht, wie beim 
Chloräthyl, sich nur auf die Oberhaut erstreckt, sondern viel tiefer in die 
Gewebe eindringt, so dass auch bei tiefer gehenden Operationen die 
Schmerzlosigkeit erwiesen ist. Ausserdem wird der Blutzufluss nach der 
Operationsstelle so zurückgedrängt, dass der Esmarchsche Verband nicht 
mehr nöthig ist. 

Aminol ist nach Ephemeris of materia medica (D. Pharm. Zentral¬ 
halle 1895, 25, S. 357) die wässerige Lösung eines Gases, welches 

antiseptisch und geruchzerstorend wirkt. Das betreffende Gas soll durch 
Einwirkung von Kalk auf Ambe erhalten werden. Das Aminol stellt 
eine alkalische, unangenehm riechende Flüssigkeit dar und wird in zwei 
Sorten in den Handel gebracht. 

Anaesthyle wird eine Mischung von 1 Theil Methylchlorid und 
5 Theilen Aethylchlorid genannt. Die Mischung soll zur lokalen Anästhesie 
Verwendung finden. 

Anti-Bacillare nennt Prof. Garofalo in Palermo ein Mittel gegen 
Phthise, welches Kreosot, Tolubalsam, Glycerin, Codein und Natrium- 
arseniat enthält. 

Antinosin siehe unter Nosophen. 

Antirheumaticum wird nach Pharm. Zentralhalle 1895, 25, S. 357 
ein in den Handel gebrachtes Gemenge von Methylenblau und Natrium- 
salicylat genannt. 

Antistreptococcin ist ein im Pasteurschen Institut von Mar¬ 
in orek hergestelltes Serumpräparat, das aus dem Blut der gegen Erysipel 
mittelst des Toxins aus den Erysipel-Streptokokken immunisirter Thiere 
gewonnen wird. Das Mittel hat sich nach den bisherigen Mittheilungen 
gegen Erysipel vortrefflich bewährt. 

Argon in ist eine neue Verbindung des Silbers mit Casein und Alkali 
(A. Liebrecht, Therap. Monatshefte 1895, S. 306; durch Pharm. Zen¬ 
tralhalle 1895, 25, S. 357). Zur Darstellung wird eine Losung der 
Natriumverbindung des Caseins mit Silbernitrat versetzt und die Mischung 
mit Alkohol gefällt. Der so entstandene Niederschlag stellt nach dem 
Trockenen ein feines weisses Pulver, das Argonin, dar. Die Verbindung 
ist in kaltem Wasser schwer, leichter in heissem löslich. Das Silber ist 
in dem Argonin durch die gewöhnlichen Reagentien nicht nachweisbar. 

Nach Versuchen von Jadassohn und Meyer hat das Argonin 
bakterientödtende Eigenschaften und wirkt dabei nicht ätzend. Dasselbe 
soll vorzugsweise als Trippermittel Verwendung finden. (Vergleiche auch 
Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankheiten 1895, XX, Heft 1.) 

Das Argonin wird von den Höchster Farbwerken in den Handel 
gebracht. 

Bismutol. Unter diesem Namen bringt (nach Apoth. Zeitung 1895, 
42, S. 362) die Radlauersche Apotheke ein weisses krystallinisches Pulver in 
den Handel, das als Bismuth-Natrium-phosphat-salicylat bezeichnet ist 
Das Präparat soll in sich die antiseptischen, antipyretischen und fäulniss- 
widrigen Eigenschaften des Wismuth, der Phosphorsäure und der Salicyl- 
säure vereinigen. Es wird angewendet als Streupulver mit Talkum ver¬ 
mischt 1 : 2 oder 1 :5, ferner in 10 bis 20prozentigen Salben mit Vaselb 
oder Lanolin oder in 1 bis 4prozentigen wässerigen Lösungen bei der 
antiseptischen Wundbehandlung, Hautkrankheiten, Tripper, Wundsein der 
Kinder, Schweissfüssen etc. 


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Bismutum benzoicuro. Wismuthbenzoafc wird neuerdings an Stelle 
von Wismuthsalicylat empfohlen, weil Benzoesäure leichter löslich ist und 
weniger ätzend wirkt wie Salicylsaure. 

Bismutum loretinicum ist die Wismutbverbindung des schon 
früher besprochenen Loretins. Es soll die therapeutischen Eigenschaften 
der Jodpräparate und des Wismuths in sich vereinigen. Insbesondere 
erscheint es durch die austrocknende Wirkung bemerkenswerth, die es 
bei äusserlicher Anwendung auf Wunden ausübt Innerlich kam das 
Wismuthloretin bisher nur in beschränktem Maassstabe bei Diarrhöen der 
Phthisiker des letzten Stadiums zur Anwendung, wobei durch Gaben von 
0,5 g, ein oder mehrmals täglich verabreicht, Beseitigung der Durchfälle 
erzielt wurde. (Januarbericht von G. Merck; durch Pharm. Zentralhalle 
1895, 8, S. 106.) 

Bismutum pyrogallicum. Das pyrogallussaure Wismuth, Pyro- 
gallol Wismuth oder auch Hel cos ol genannt, ist eines der seit etwa 
zwei Jahren von der Firma Dr. v. Heyden Nachfolger in Radebeul 
bei Dresden in den Handel gebrachten Wismuthphenolate. Die Verbindung 
hat ein besonderes Interesse dadurch erweckt, dass sie trotz der giftigen 
Eigenschaften des einen ihrer Komponenten, der Pyrogallussäure, ganz 
oder fast ungiftig ist 

Das Wisrauthpyrogallat bildet ein gelbes oder grüngelbes geschmack¬ 
loses, in Wasser und Alkohol unlösliches Pulver. In Pottaschelösung 
und in Salzsäure erfolgt Lösung. Der Wismuthgehalt schwankt in den 
Handelspräparaten von 50 bis 60% Wismuth. 

Es ist als Antisepticum zum äusseren Gebrauch bei Behandlung von 
Hautkrankheiten, Geschwüren etc. empfohlen, da es die Haut nicht ätzt 
Hinsichtlich der inneren Anwendung liegen neuere Unsersuchungen von 
Vittorio vor (Bollettino Chim. Pharm.; durch Apoth. Zeitung 1894, 70, 
S. 687). Verfasser kommt auf Grund seiner chemischen und physiologischen 
Versuche zu dem Ergebniss, dass das Wismuthpyrogallat selbst in grösseren 
Dosen nicht giftig ist und ein Präparat darstellt, das in allen jenen 
Fällen indizirt ist, in welchen man die Pyrogallussäure anwenden, deren 
Giftwirkung aber vermeiden will. Es empfiehlt sich somit für die anti¬ 
septische Behandlung der Magen- und Dannkrankheiten. 

Bismutum subsalicylicum. Das in den Nachtrag zum deutschen 
Arzneibuch aufgenommene basische Wismuthsalicylat, welches in den 
letzten Jahren bei chronischen Magen- und Darmleiden, auch bei Typhus 
in Dosen von 0,3 bis 1,0 g mehrmals täglich Anwendung gefunden hat, 
ist von Thabuis (Moniteur scientifique; durch Apoth. Zeitung 1895, 7, 
S. 63) einer ungünstigen Beurtheilung unterzogen worden. Verfasser 
räth, die Verbindung wegen ihrer Unbeständigkeit und der Unsicherheit 
ihrer Zusammensetzung in der Therapie ganz fallen zu lassen und zum 
Wismuth subnitrat oder noch besser zu dem frisch bereiteten Wismuth- 
oxydhydrat zurückzu kehren. 

Calcium boricum wird von A. Avaro (L’Orosi durch Apoth. 
Zeitung 1895, 25, S. 218) bei Verbrennungen, nässenden Ekzemen, 
übelriechenden Schweissen etc. empfohlen, innerlich gegen Diarrhöen bei 
Kindern. 

Calcium sulfophenolicum ist nach Tarozzi (Bollettino Chim. 
Farm; durch Apothekerzeitung 1895, 14, S. 121) ein hervorragendes 
Antisepticum, Desinficiens und Adstringens, das innerlich bei hartnäckigen 
Brechdurchfällen und ferner in allen Fällen, in welchen eine Vernarbung 


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gewisser innerer oder äusserer Verletzungen an gestrebt wird, zur Verwendung 
kommen soll. 

Chininpralines sind vom Prof. Caspari eingeführt und empfohlen 
worden. Dieselben enthalten im Stück 0,1 g Chinin und sind angenehm 
einzunehmen, ohne dass die Resorbirbarkeit oder die Wirksamkeit des 
Chinins beeinträchtigt wäre. 

Chinolinrhodanid, ein neues Antiseptikum, welches die Wirkungen 
des Sublimats und der Karbolsäure besitzen, dabei aber vollständig 
unschädlich sein soll (Prag. Rundsch. 1895, S- 159; durch ;Pharm. Zei¬ 
tung 1895, 38, S. 314). Bei Anwendung einer lprozentigen Lösung 
gegen Gonorrhoe war eine prompte und schmerzlose Wirkung festzustellen. 

Cupratin nennt W. Filehne (Deutsche med. Wochenschrift; durch 
Pharm. Zentralhalle 1895, 25, S. 358) eine ähnlich dem Ferratin her¬ 
gestellte Kupfereiweissverbindung. 

Diacetanilid. Das Dach älterem Verfahren durch Erhitzen von 
Phenylsenföl und Essigsäure dargestellt wurde, soll auch durch Erhitzen von 
Monoacetanilid (Antifebrin) mit Eisessig auf 200 bis 2500° gewonnen 
werden können. Das Diacetanilid zeigt dieselben Wirkungen wie das 
Antifebrin, nur in stärkerem Maasse (Giorn. di Farm: durch Pharm. 
Zentralhalle 1895, 7, S. 92). 

Dormitiv, ein neues Schlafmittel, ist nach einer Mittheilung in der 
Apoth. Zeitung 1895, 14, S. 122 ein spirituöser mit Anisöl und Zucker 
versetzter wohlschmeckender Auszug von Lactuca sativa. 

Extractum fluidum erindeliae robustae sine resina, welches 
als Mittel gegen Asthma, Fieber, Entzündungen der Schleimhäute etc. 
angewendet wird, wird aus dem grob gepulverten Kraut durch Maceration 
und Percolation mittelst heissen Wassers gewonnen. 

Ferrum caseinatum wird durch Umsetzung von Calciumcaseinat 
mit einer frisch bereiteten Lösung von milchsaurem Eisen erhalten. Es 
stellt ein geruch- und geschmackloses Pulver dar, d^s in Wasser unlöslich, 
dagegen löslich in schwacher Sodalösung und in Ammoniak ist. Es 
enthält 2,5% Eisenoxyd. Unter Einfluss von Pancreatin wird es liydra- 
tisirt; bei künstlicher Verdauung mittelst Pepsin und Salzsäure wird es 
vollständig gelöst. Dawydow empfiehlt die Verbindung als leicht ver¬ 
dauliches Eisenpräparat. (Chem. Zeitung Repert. 1895, S. 145; Pharma- 
ceft 1895, 244; durch Pharm. Zeitung 1895, 48, S. 396.) 

Galliein. Unter diesem Namen bringen Sandoz & Co. in Basel 
den Methyläther der Gallussäure in den Handel. Die Darstellung erfolgt 
durch Erwärmen einer Lösung von Gallussäure oder Tannin in Methyl¬ 
alkohol mit Salzsäuregas oder konzentrirter Schwefelsäure. Die Verbindung 
bildet schneeweisse verfilzte Nadeln, welche bei 200 bis 202° schmelzen 
und in heissem Wasser, in warmem Methyalkohol, in Aethylalkohol und 
Aether leicht löslich sind. Das Gallicin soll ungiftig und nach Mellinger 
(Korrespondenzblatt f. Schweiz. Arzte; durch Pharm. Zeitung 1895, 38, 
S. 314) in Form von Einblasungen oder Einpinselungen bei gewissen 
Katarrhen der Bindehaut des Auges mit gutem Erfolge zu brauchen sein. 

Hexamethylentetramin ist die schon länger bekannte Verbindung, 
die aus der Einwirkung von Ammoniak auf Formaldehyd (Formalin) ent¬ 
steht. Die therapeutische Verwendung dieses Körpers hat Nicolajer 
angeregt. Derselbe beobachtete, dass sowohl Formaldehyd wie das Hexa¬ 
methylentetramin harnsäurelösende Eigenschaften haben. 


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Das Mittel bildet in Wasser leicht lösliche, alkalisch reagirende 
Krystalle; in Alkohol ist es wenig löslich, in Aether fast unlöslich. 
Innerlich gegeben zeigte das Mittel bei Einverleibung von 6 g (in wässeriger 
Lösung) keine unangenehmen Nebenwirkungen. Es erzeugt Diurese; die 
Reaktion des Harns bleibt stets sauer, aus dem Harn scheiden sich 
weder Urate, noch Harnsäurekrystalle aus. (Zentralbl. f. med. Wissensch., 
durch Pharm. Zentralhalle 1895, 10, S. 142.) 

Jodeiweisspräparate werden nach einem Liebrecht und Röh- 
mann in Breslau ertheilten Patente dadurch erhalten, dass Eiweissstoffe 
mit Jod innig gemischt und erwärmt werden. Die neuen Verbindungen 
sollen zu medizinischen Zwecken Verwendung finden. 

Jodogen. Unter diesem Namen wird eine Mischung von Kohle 
und jodsanrem Kalium, die in Form von Räucherkerzchen gebracht ist, 
vertrieben. Beim Verglimmen entwickeln diese Räucherkerzchen Jod. 
Sie sollen zur Desinfektion von Wohnräumen und Aborten Verwendung 
finden. 

Kreosal nennen Bailand und Dubois eine Verbindung, die aus 
Tannin und Kreosot hergestellt wird und die bei Entzündungszuständen 
der Schleimhäute des Kehlkopfes, der Luftröhre etc. in wässeriger Losung 
oder als Pulver mit Erfolg angewandt sein soll. Als mittlere Tagesgabe 
werden 3 g angegeben, was etwa 1,8 g Kreosot entsprechen würde. 

Das Kreosal stellt ein hygroskopisches, dunkelbraunes, in Wasser, 
Alkohol, Glycerin und Aceton leicht lösliches, in Aether unlösliches 
Pulver dar. Die wässerige Lösung wird durch Mineralsäuren, Kochsalz, 
Kaliumacetat und fast durch alle anderen Mineralsalze gefällt, auch durch 
Alkaloide, Proteinsubstanzen und Stärke. 

Kreosotum-Calcium chlorhydrophosphoricum. Weisse, sirup¬ 
artige Masse, bestehend ans einem Gemenge von Kreosotkarbonat und 
trockenem Calciumchlorhydrophosphat. Dieses Präparat wird neuerdings 
in Amerika gegen Phthise und Skrophulose angewendet. 

Lacty Itrop ein wird durch Einwirkung von Milchsäure oder Milch¬ 
säureanhydrid auf Tropin, das Spaltungsprodukt des Atropins, erhalten. 
Sein in Prismen krystallisirendes, in Wasser und Alkohol lösliches Nitrat 
wird in geringen Dosen als Herzmittel empfohlen. Lactyltropein wirkt 
auf Herz und Athmungsorgane erregend. 

Laifan ist ein rohes, etwas wasserhaltiges Bomeol (Borneokampher) 
und höchstwahrscheinlich mit dem öfter beschriebenen NgaYkampher 
identisch. Es wird von den Chinesen als Einreibung gegen nervösen 
Kopfschmerz verwendet und bildet eine dicke, mit zahlreichen Kryställchen 
durchsetzte Paste. Sie kommt in etwa 200 g haltenden irdenen Töpfen 
in den Handel (Südd. Apoth. Zeit.; durch Pharm. Zeit. 1895, 38, S. 314). 

Lanichol nennt Hutchinson ein nach einem neuen Patent gereinigtes, 
neutrales und geruchloses Wollfett. 

Liqueur de goudron. Ein dem Guyotschen gleiches Präparat 
erhält man, wenn man 25 Theile Holztheer und 22 Theile Natrium- 
bicarbonat mit 1000 Theilen destillirten Wassers einen Tag lang bei 
mittlerer Temperatur unter öfterem Umschütteln macerirt; hierauf wird 
filtrirt (Schweiz. Wochenschrift f. Chemie und Pharm.; durch Pharm. 
Zentralhalle 1895, 17, S. 243). 

Lysol um bohemicum ist ein neues Desinfektionsmittel, das von 
Brdlik in Kralup hergestellt wird. Nach Prof. Hlava stellt das Präparat 
eine dunkelbraune Flüssigkeit von nicht unangenehmem Geruch dar. Es 


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löst sich in Wasser zn einer gelblichen klaren Flüssigkeit, die zwar 
mit der Zeit nachdunkelt, aber stets durchsichtig bleibt. Die Lösungen 
machen die Hände nicht schlüpfrig und greifen weder Apparate noch 
Wäsche an. 

Hlava hält das Präparat für wirksamer als die bekannten ähnlichen 
Präparate des Handels (Lysole, Kreolin, Sapocarbol etc). Zur Wund¬ 
desinfektion soll das Lysolum bohemicum in 1- bis 2 prozentiger Lösung 
angewandt werden, zur Desinfektion von Instrumenten in 0,2 prozentiger 
Lösung. Zur schnellen Desinfektion genügen 2 bis öprozentige Lösungen. 
(Prager Rundschau 19; durch Pharm. Zeit. 1895, 47, S. 390.) 

Magnesium ricinoleatum. Durch Verseifung von Ricinusöl 
mittelst Soda und nachheriges Zersetzen der Seife durch Kochen mit 
Magnesiumsulfatlösung haben Stockmann und Dott ein Magnesium- 
ricinoleat dargestellt, von welchem sie glauben, dass es unter Umständen 
das sehr schlecht zu nehmende Ricinusöl zu ersetzen im Stande sein 
würde. Das Präparat stellt ein trockenes Pulver dar und lässt sich 
demzufolge besser behandeln als das Ricinusöl. — Die im ersten Theile 
des Prozesses entstehende Natronseife hoffen die Verfasser als Ricinusöl- 
ersatz in Form von Suppositorien verwerthen zu können. (Amer. Drugg.; 
durch Pharm. Zeit. 1895, 31, S. 259.) 

Musin. Unter diesem Namen bringt die chemische Fabrik von 
J. G. Stroschein in Berlin ein aus Tamarinden bereitetes abführendes 
Präparat in flüssiger Form in den Handel. 

Mydrin. Weisses, in Wasser lösliches Pulver, das eine Mischung 
der beiden mydriotisch wirkenden Alkaloide Ephedrin und Homatropin 
darstellt. Nach den Ausführungen Groenomos ist das Mydrin ein 
Mydriatikum, dessen hervortreten dste Eigenschaft in der ausserordentlichen 
Flüchtigkeit seiner Wirkung besteht, die sich für diagnostische Zwecke 
trefflich verwerthen lässt. Während die Homatropinmydriasis meist erst 
nach ein bis zwei Tagen verschwindet und die Atropinmydriasis sogar 
doppelt und dreimal so lange anhalten kann, währt die durch Mydrin 
erzeugte Pupillenerweiterung nur stundenlang. Es wird in lOprozentiger 
wässeriger Lösung in die Augen geträufelt (Januar-Bericht von E. Merck.) 
Hinsichtlich des Ephedrins sei erläuternd bemerkt, dass dasselbe aus 
Ephedra vulgaris, var. helvet., isolirt wird. 

Nosophen, ein Jodoform-Ersatzmittel, ist ein Jodsubstitutionsprodukt 
des Phenolphthaleins und soll der Formel (C 6 H t J 2 OH) s C. 0. C* 
H 4 CO entsprechen = Tetrajodphenolphthalein. Es ist von Classen und 
Löb durch Einwirkung von Jod auf Phenolphthaleinlösung erhalten und 
von Seifert auf seinen therapeutischen Werth untersucht worden. 

Es bildet ein schwach gelb gefärbtes, geruch- und geschmackloses 
Pulver, ist unlöslich in Wasser und Säuren, schwer löslich in Alkohol, 
leichter in Aether und Chloroform. Es verhält sich wie eine schwache 
Säure und bildet mit Basen beständige Salze, von denen diejenigen der 
Alkalien in Wasser löslich, die der Schwermetalle aber unlöslich sind. 

Das Natrium salz, Antinosin genannt, stellt ein blaues, in Wasser 
gleichfalls mit blauer Farbe lösliches Pulver dar. 

Seifert wandte das Nosophen zu Einblasungen in die Nase bei 
Erkrankungen der Nasenschleimhaut und zum Aufstreuen auf Geschwüre 
an. Nach ihm wirkt das Mittel bakterientödtend und austrocknend, dabei 
nicht örtlich reizend und nicht giftig. (Therap. Monatsh. 1895. S. 197; 
Wien. klin. Wochenschr. 1895, 12.) 


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Auch Lieven hat das Nosopheu therapeutisch untersucht und fest¬ 
gestellt, dass das Mittel ungiftig ist und dass demselben überall da, wo 
es iü direkte Berührung mit Wundsekreten kommen kann, eine beträcht¬ 
liche, den sämmtlichen anderen zur Wundbehandlung dienenden 
Präparaten mindestens gleichwerthige antiseptische Wirkung zugesprochen 
werden muss. 

Hinsichtlich des wasserlöslichen Antinosins bemerkt Lieven, dass 
es die Fähigkeit hat, sehr leicht in die Zellen einzudringen und durch 
die gleichmässige Imprägnirung der Wunde eine Dauerwirkung herbei¬ 
zuführen, welche anderen Antisepticis in diesem Maasse nicht zukommt. 
(Münch, med. Wochenschrift 1395, 22; durch Pharm. Zeit 1895, 46, 
S. 382.) 

An der eben genannteu Stelle äussert sich auch Dr. v. Noorden 
günstig .über das neue Antisepticum und empfiehlt es für die chirurgische 
Praxis an Stelle des Jodoforms. Als Streupulver verwendet er 35 Theile 
Nosophen und 5 Theile Talkum. Ausserdem hat er mit gutem Erfolge 
auch Nosophen-Gaze in Anwendung gezogen. 

Ortho-Tolypyrin, von der Firma J. D. Riedel in den Handel 
gebracht, ist Ortho-Tolyldimethylpyrazolon. In der Wirkung gleicht 
dasselbe dem bekannten Tolypyrin (rara-Tolyldimethylpyrazolon) (Pharm. 
Zentralhalle 1895, 9, S. 120). 

Ova Kreosoti sind mit Vanillinzucker bestäubte elastische Gelatine- 
Kapseln, die je 0,05 g Kreosot enthalten sollen. 

Pinol. Unter dieser Bezeichnung bringt die Firma Burroughs 
Wellcome & Co. in London das ätherische Oel aus den Nadeln von 
Pinus Pumilio, das sogenannte Latschenkieferöl, in den Handel. 

Saligenin ist der schon lange bekannte Ortho-Oxybenzylalkohol, 
der aus dem Salicin durch Einwirkung von Säuren und Fermenten 
erhalten wurde. Diese Spaltung des Salicins findet auch statt, wenn das 
Letztere innerlich gegeben wird. Es lag daher nahe, an Stelle des in 
England, Amerika, Italien und Spanien bei Malaria, Rheumatismus, 
Typhus, Katarrhen verschiedener Schleimhäute, sowie als Stomachicum 
mit Vorliebe angewandten Salicins das Saligenin in Gebrauch zu ziehen. 

Der chemischen Fabrik von Dr. v. Heydens Nachfolger in Radebeul 
bei Dresden ist nun die synthetische Darstellung des Saligenins durch 
Kondensation von Phenol mit Formaldehyd gelungen, so dass die Erlangung 
des Mittels zu mässigen Preisen möglich ist. 

Das Saligenin bildet farblose, bei 86° schmelzende, in kaltem Wasser 
ziemlich leicht, in beissem Wasser und in Alkohol sehr leicht lösliche 
Krystalle von schwach bitterem Geschmack. 

P. Walther hat das Saligenin in einigen Fällen von akutem Gelenk¬ 
rheumatismus mit günstigem Erfolg angewendet Das Mittel wurde in 
Gaben von 0,5 bis 1,0 g zweistündlich bis stündlich, entweder als Pulver 
oder in Losung gereicht. Man nahm bisher an, dass die Wirkung des 
Salicins wie auch des Saligenins auf die im Körper gebildete Salicyl- 
säure zurückzufuhren sei. Da aber Saligenin bereits in kleineren Gaben, 
als sie von Salicylsäure nöthig sind, wirksam ist, so glaubt Lederer, 
dass die therapeutische Wirkung des Saligenins diesem selbst zukomme. 
(Münch, med. Wochenschr. 1894, S. 619; Therap. Monatshefte 1895, S. 198; 
durch Pharm. Zentralhalle.) 

Salithymol oder salicylsaurer Thymolester ist eine Verbindung von 
Salicylsäure mit Thymol, die von W. Kollo durch Behandeln äquimole- 


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kularer Mengen Natriumsalicylat und Thymolnatrium mit Phosphortri- 
chlorid bei 120° bis 130° erhalten worden ist. 

Das Salithymol bildet ein weisses krystallinisches Pulver von schwach 
süsslichem Geschmack, das in Wasser nur wenig, in Alkohol und Aether 
leicht löslich ist 

Kollo hält den Körper für ein Autisepticum und hofft, ihn arzneilich 
verwertben zu können. (Pharm. Post 1895, S. 77.) 

Schilddrüsen-Präparate (Thyreoidin-Präparate) werden seit 
mehreren Jahren therapeutisch gegen Myxoedem, Morbus Basedowii und 
bei Folgezuständen nach Exstirpation der Thyreoidea verwerthet 

Hertig verwandte zu seinen Versuchen ein Extrakt aus der Schild¬ 
drüse des Schafes, die alsbald nach der Tödtung des letzteren entnommen 
war. Er beobachtete nach subkutaner Injektion des Extraktes Besserung 
bei Myxoedem, daneben auch erhebliche Vermehrung der Harnmenge. 
(Wiener med. Blätter 1891, S. 672.) 

In der Folge sind von verschiedenen Seiten verschiedene Präparate 
aus der Schilddrüse hergestellt. Ein Thyreoidinum siccatum wird 
von E. M erck aus der Schilddrüse des Schafes gewonnen. Ein gleich¬ 
falls trockenes Präparat stellt W. Siek aus den frischen Schilddrüsen 
vom Kalb oder Schwein dar. (Pharm. Zentralhalle 1894, 28, S. 401.) 

Neuerdings werden von der Hofapotheke in Dresden Tabletten 
in den Handel gebracht, deren jede einem Gehalte von 0,3 g frischer 
Schilddrüse entspricht. 

Auch E. Merck hat in letzter Zeit Thyreoidin-Tabletten dargestellt; 
dieselben besteben aus 0,1 g feinst gepulvertem Thyreoidin, d. h. ge¬ 
trockneter und gepulverter Schilddrüse. (Pharm. Zentralhalle 1895, 8, 
S. 110.) 

Blake hat in einem Falle von Myxoedem, bei dem das Mittel 
innerlich, selbst in schwächster Dosis, nicht vertragen werden konnte, 
mit bestem Erfolge eine 2prozentige Thyreoidin-Lanolinsalbe täglich 
zweimal über den ganzen Körper einreiben lassen. (Semaine m^dicale 1894, 
58; Pharm. Zentralhalle 1895, 8, S. 111.) 

Endlich liegt eine Arbeit von Notkin über einen Ei weisskörper 
aus der Schilddrüse vor (durch Pharm. Zeitschr. f. Russland 1895, 23, 
S. 357). Der von dem Verfasser isolirte Körper ist nach seinen Gesammt- 
eigenschaften eine chemische Einheit und nicht identisch mit bisher 
schon bekannten Eiweisskörpern. Versuche an Thieren haben gezeigt, 
dass dieser Körper - Thyreoproteid — sehr giftig ist und nur langsam 
aus dem Körper ausgeschieden wird. Die Wirkung ist anfangs eine 
reizende und darauf eine lähmende und trifft wahrscheinlich das Zentral¬ 
nervensystem. Nach Ansicht des Verfassers stellt dieser Körper dasjenige 
Gift vor, welches bei Thieren nach Entfernung der Schilddrüse sich im 
Körper ansammelt, und zwar ist es nicht als Produkt der Thätigkeit der 
Schilddrüse, sondern des Stoffwechsels zu betrachten. Die Funktion der 
Schilddrüse besteht nun darin, dieses im Körper entstehende Gift ver¬ 
mittelst eines von ihr ausgearbeiteten Ferments unschädlich zu machen. 

Sirupus Calcii - Ferrophospholactici. Unter diesem Namen 
bringt Apotheker Freund in Breslau ein Präparat in den Handel, 
welches 0,3% milchphosphorsauren Kalk und 0,25% milchphosphorsaures 
Eisen enthalten soll. Ein ähnliches Präparat ist von Laraja empfohlen 
worden. (Pharm. Zeit. 1895, 30, S. 252.) 


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415 


Thallinum perjodatum ist ein Jodadditionsprodukt des Tkallin- 
sulfats. Schwarzer kry stallin ischer, in Alkohol löslicher Körper. Mor- 
timer Granville hat vor geschlagen, das Carcinom mit Thallinperjodat 
in Verbindung mit Moschus bezw. Pilocarpin zu behandeln, da er von 
dieser Behandlungsweise seit Jahren die besten Resultate gesehen habe. 
(Pharm. Zentralkalle 1895, 8, S. 107.) 

Tinctura rhei aquosa und vinosa Denzel. Unter dieser Be¬ 
nennung werden Rhabarbertinkturen in den Handel gebracht, die den 
Vorschriften des Arzneibuchs entsprechen, dabei aber nicht den charak¬ 
teristischen und manchen Patienten unangenehmen Geschmack des 
Rhabarbers besitzen sollen. 

Trioxymethylen (Paraform, Triformol) ist eine polymere Modifikation 
des Formaldehyds. Weisses Pulver, das sich in kochendem Wasser löst. 
Das Trioxymethylen ist nach Aronson ein sehr starkes Antisepticum, 
das unter den als Darmantiseptica gebrauchten Präparaten nur im 
jS-Napbthol seines Gleichen hat, da es nicht nur die Bakterien selbst 
tödtet, sondern auch die von ihnen erzeugten toxischen Produkte un¬ 
schädlich macht. Aronson glaubt, das Mittel als beachtenswertes 
Darmdesinficiens bei Darmkatarrhen, Typhus und Cholera empfehlen zu 
dürfen. Die physiologische Wirkung gleicht der des Kalomels. 

Bei chirurgischen Fällen hält Aronson den Gebrauch des Trioxy- 
methylens nicht für rathsam, da die damit behandelten Wundflächen 
stark gereizt werden. (Zentralbl. f. klin. Med. 1894, 13.) 

Nach Berlioz und Annequin wird das Mittel, in Pillenform 
gegeben, schlecht vertragen. (Durch Pharm. Zentralhalle 1895, 8, S. 108.) 

Unguentum caseini. Caseinsalbe ist eine von Beiersdorf & Co. 
in Hamburg in den Handel gebrachte Salbengrundlage zur Bereitung 
trocknender Salben, die als eine Vervollkommnung des Unnaschen 
Caseinfirnisses angesehen werden kann. Die Caseinsalbe setzt sich zusammen 
aus Casein, das in Aetzalkalien gelöst ist, Glycerin, gelber Vaseline, 
Zinkoxyd, Benzoesänre und Wasser. Die Mischung stellt eine gleich- 
mässige, zähflüssige, haltbare Emulsion dar, die mit allen Substanzen, 
welche Casein nicht koaguliren, mischbar ist. Ausgeschlossen sind 
hiernach starke Säuren, saure Salze und Kalksalze. Die Darstellung der 
Caseinsalbe ist patentrechtlich geschützt. (Apoth. Zeit. 1895, 25, S. 2IG; 
Monatsschr. f. prakt Dermat. 1895, S. 301.) 

Zinkstearat verwendet Gibb mit 25% Europhen vermischt zum 
Einblasen in die Nase bei gewissen Erkrankungen der Schleimhäute. 
Das Pulver fühlt sich fettig, seifenartig an und haftet gut an den Schleim¬ 
häuten. 

Ein neues Thermometer sowohl znm Feststellen der Lufttemperatur 
als auch der Körperwärme zu gebrauchen. 

Von Dr. Miethke, Assistenzarzt 1. Kl. im Infanterie-Regiment No. 57. 


Schon längst hat sich beim Truppenarzt das Bedürfnis geltend 
gemacht, bei Märschen, Uebungen und Biwaks ein genau messendes 
Thermometer zur Hand zu haben, um unabhängig von dem wechselnden 
subjektiven Gefühl für Höhe oder Tiefe der Temperatur die nöthigen 
Schutz- und Sicherheitsmaassregeln für die Truppe rechtzeitig in Vorschlag 


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bringen zu können. Dass aber trotzdem ein Truppenarzt selten oder nie 
ein Thermometer zu diesem Zwecke mit sich führt, liegt meines Er- 
ächtens daran, weil dem gewöhnlichen Zimmer- oder Badethermometer von 
dem berittenen Truppenarzt, der jede verfügbare Tasche bei grösseren 
Uebungen mit den nothwendigsten Instrumenten und Medikamenten 
angefüllt hat, kein gesicherter Platz eingeräumt werden konnte. 

Die Winterübungen und Winterbiwaks nun, welche im vergangenen 
Winter fast von sämmtlichen Truppentheilen der Armee veranstaltet 
wurden, stellten den begleitenden Arzt vor die Noth wendigkeit, dennoch 
ein solches für den Transport vollständig ungeeignetes Instrument mit sich 
zu führen und anzuwenden. Die Sorge, dasselbe während des Marsches 
und der Uebung glücklich bis zum Beziehen des Biwaks unterzubringen, 
werden viele der Kollegen ebenso wie ich selbst hinreichend erfahren 
haben. 

Diese Erfahrungen haben mich bewogen, ein Thermometer zusammen¬ 
zustellen, welches bequem in der Verbandtasche einen sicheren Platz 
findet und sowohl zum Messen der Lufttemperatur, als auch 
der Körperwärme Anwendung finden kann. Es vereinigt demnach 
Luftthermometer und Fieberthermometer in einem einzigen Instrumente 
und ist von mir „Doppelthermometer“ genannt worden. Da nun ein 
Fieberthermometer in der Verbandtasche des Truppenarztes nicht fehlt, 
so entsteht durch Einführung des Doppelthermometers, welches genau 
die Form und Grösse eines gewöhnlichen kleinen Fieberthermometers hat, 
keine Vermehrung des Instrumentariums und dennoch ist der Arzt um 
ein wichtiges Instrument reicher. 

Aber auch jeder praktische Arzt wird es als einen Vortheil begrüssen, 
wenn er in seiner Praxis mit ein und demselben Thermometer jederzeit 
die Fiebertemperatur des Patienten und die Temperatur des Kranken¬ 
zimmers festzustellen in der Lage ist. 

Die Zusammensetzung dieses Doppelthermometers ist eine einfache. 

Aus der Hülse herausgenommen zeigt die Vorderansicht ein gewöhn¬ 
liches Fieberthermometer, die Quecksilbersäule aus dem konisch geformten 
Behälter aufsteigend zeigt die Temperatur von 4-34 ° bis 44 ° C. an. 
Auf der Rückseite befindet sich das Luftthermometer. Aus der Queck¬ 
silberkugel, welche oben liegt, erhebt sich hier die Quecksilbersäule von 
— 30 ° C. bis + 35 ° C. Die Kugel ist durch ein Metallgitter geschützt. 
Schraubt man nun das Thermometer in seine Metallhülse, welche das 
Thermometer zum besseren Schutze aufnehmen soll, ein, so kann man das 
Luftthermometer trotzdem beobachten, da die Hülse mit einem langen 
schmalen Fenster versehen ist. Dasselbe zeigt ebenfalls zu beiden Seiten 
eine Gradeintheilung, welche sich genau mit der des Luftthermometers 
deckt, so dass das Instrument, als Luftthermometer benutzt, nicht aus 
der Hülse herausgenommen zu werden braucht. 

Zum Messen der Körperwärme wird es dagegen aus der Hülse 
herausgeschraubt und kommt in gewöhnlicher Weise zur Anwendung. 

Zum Schluss bleibt noch zu erwähnen, dass die Firma Evens und 
Pistor, Vereinigte Verbandstoff-, Gummiwaaren- und Instrumenten-Fabriken 
in Kassel, die Herstellung dieses Thermometers übernommen hat. 

Gedruckt io der Königlichen Hofbuchdruckerei tod E. S. Mittler & Sohn, Berlin SW., Kochstr.68—71. 


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Deutsche 


Militärärztliche Zeitschrift. 


Redaction: \ 

Prof. Dr. Jt. <£en!(ofb, Generalarzt, 

Berlin W„ Tauben* trasse 5, \ 

n. Dr. Oberstabsarzt, 

Berlin N<., Chansseestrasse 27. > 

Verlag: 

Sßittfer k £oOtt, 

Königliche Hofbuchhandlung, 
Berlin. Kochstrasse 68—71. 

Monatlich erscheint ein Heft von mindestens 8 Druckbogen; dazu ein „Amtliches Beiblatt 14 . Der 
Zeitschrift wird das Werk: „W. Roth’s Jahresbericht über die Fortschritte anf dem Gebiete 
des Miüttr - Sanitltswesens* unentgeltlich beigegeben. Bestellungen nehmen alle Postämter und 
Buchhandlungen an. Preis des Jahrgangs 16 Mark. 

XXIV. Jahrgang. 1895 . 

Heft 10. 


Der Verlauf der Cholera in Deutschland während der Jahre 

1893 und 1894.‘) 

Von 

Stabsarzt der Reserve Dr. KUbler, 

Kaiserlicher Regierungsrath und Mitglied des Gesundheitsamts. 

Die Choleraepidemie des Jahres 1892 hatte in Deutschland einen 
günstigeren Ausgang genommen, als nach dem heftigen Ausbruch der 
Seuche in Hamburg zu erwarten war. Nur in wenigen Orten vermochte 
die Krankheit sich wirklich festzusetzen; nach etwa 2 Monaten, im 
grösseren Theile des Reichs schon nach kaum 6 Wochen, durfte sie als 
erloschen betrachtet werden; die Gesammtziffer der Erkrankungen betrug 
trotz der gewaltigen Ausdehnung der Epidemie in Hamburg im gesammten 
übrigen Reich nur etwa den 10. Theil der in jener Stadt gezählten 
Fälle. 

Es entsprach der Ueberzeugung weiter Kreise, wenn Seine Majestät 
unser Kaiser jenes erfreuliche Ergebniss bei Eröffnung des Reichstags in 
der Thronrede als Erfolg der „kräftigen Abwehr“ bezeichnete. In der 
That glaubte man sich der Hoffnung hingeben zu dürfen, dass es mit 
den im Jahre 1892 zum ersten Male energisch durch geführten Maassregeln 
gelingen würde, auch in Zukunft das Reich vor den aus früherer Zeit 
bekannten und in Hamburg von Neuem empfundenen Schrecken der 
Cholera bewahren zu können. Nur diejenigen, bei welchen R. Kochs 

*) Nach einem am 22. April 1895 in der Berliner militärärztlichen Gesellschaft 
gehaltenen Vorträge. 

Hilitir&rztliche Zeitschrift. 1895. 27 


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418 


Lehren von dem Wesen und der Verbreitung der Krankheit noch nicht 
zur Anerkennung gelangt waren, mochten nicht den angewandten 
Maassregeln, sondern nur einem glücklichen Zufall, etwa dem Fehlen 
einer örtlichen oder zeitlichen Disposition den günstigen Ausgang des 
Cholerajahres verdanken. „Ich warte und zwar mit einigem Bangen 
fürs theure Vaterland“, so schrieb v. Pettenkofer >) „was in den 
nächsten Jahren kommen wird“. 

Seitdem sind unsere Erfahrungen vermehrt worden. In beiden 
vergangenen Jahren hat es an Choleragefahr für Deutschland nicht gefehlt, 
beide Male hat sich die Krankheit auch in unserem Lande gezeigt 
Dennoch ist es zu einer eigentlichen Epidemie im Reiche nicht gekommen, 
6ur an wenigen Orten sind wirklich Ausbrüche der Krankheit erfolgt; 
die Verluste an Gesundheit und Menschenleben waren im Verhältniss zu 
den Verheerungen durch die Cholera in früherer Zeit verschwindend 
gering. 

Zwar im Beginn des Jahres 1893 schien es, als ob die Befürchtungen 
einer Wiederzunahme der Cholera begründet gewesen seien. Das uner¬ 
wartete heftige Auftreten der Seuche in der Irrenanstalt Nietleben bei 
Halle a. S., ihr Wiedererscheinen in Hamburg und Altona lieferten 
in der That nahezu mit Bestimmtheit den Beweis, dass die Krankheit im 
vorausgegangenen Jahr noch nicht ausgerottet war, sondern Keime zurück- 
gelassen hatte, von denen eine neue Epidemie ihren Ausgang nehme» 
konnte. Indessen erreichten jene beiden Choleraausbrüche bald ihr Ende, 
ohne zu einer allgemeinen Verbreitung der Krankheit Anlass gegeben zu 
haben. Den Erfahrungen aber, die gerade an diesen Ausläufern der 
Epidemie des Vorjahres gewonnen und von R. Koch in den beiden 
bekannten Aufsätzen: „Die Cholera in Deutschland während des Winters 
1892—1893“ und „Wasserfiltration und Cholera“ zusammengefasst 
wurden 9 ), waren neue Aufschlüsse über die Verbreitungsart der Cholera 
zu danken. Sowohl in Nietleben wie in Altona wurde bakteriologisch 
der Nachweis des Zusammenhangs zwischen Wasserinfektion und Auf¬ 
treten der Krankheit geführt In Hamburg stellte Dunbar und nach ihm 
Rumpel zweifellos fest, dass der Choleravibrio den menschlichen Körper 
passiren kann, ohne zur Erkrankung Veranlassung zu geben; jener Befund 
ist seitdem häufig wiederholt worden, aber regelmässig nur auf solche Per¬ 
sonen beschränkt geblieben, die der Cholerainfektion ausgesetzt gewesen 

*) Münchener medizinische Wochenschrift 1893 No. 4 S. 78. 

*) Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankheiten. Band XIV 1893 S. 89 
und 395. 


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waren; er führte zu der Erkenntnis^ dass der Ansteckungsstoff der Krank¬ 
heit auch durch scheinbar Gesunde verschleppt werden kann, und der 
praktischen Verwerthung dieser Thatsache durch die Ausdehnung der bak¬ 
teriologischen Untersuchung in Cholerafallen auf alle Personen der Um* 
gebung der Kranken ist es in der Folge zu danken gewesen, dass 
sogenannte „Bazillenträger* oder „Klinisch Unverdächtige* in zahlreichen 
Fällen ermittelt und rechtzeitig vom Verkehr mit Anderen abgesondert 
wurden. 

Dem Erlöschen der Cholera in Nietleben und Hamburg-Altona folgte 
in Deutschland eine cholerafreie Pause von nahezu dreimonatlicher 
Dauer. Dann kam es seit Ende Mai wiederum in Hamburg zu anfangs 
^einzelnen, später häufigeren Erkrankungsfällen. Wie im Vorjahre erschien 
die Seuche zuerst in der Umgebung des Hafens; erst von Mitte September 
ab wurden auch die inneren Stadttheile heimgesucht; es fand sich, dass 
infolge einer im Bereiche des Schöpfkanals des neuen Wasserwerkes ein¬ 
getretenen Bodensenkung ein Zufluss von rohem Elbwasser zum filtrirten 
Leitungswasser stattgefunden und vermuthlich die Keime der Seuche zu den 
Privatwohnungen getragen hatte. Bald darauf erfolgte aus ähnlichen 
Ursachen auch in Stettin eine Ausbreitung der Cholera. Dem an Ort und 
Stelle entsandten Prof. Pfeiffer gelang es, festzustellen, dass die Ende 
September zunächst unter der Hafenbevölkerung aufgetretene Krankheit 
durch Vermittelung der Wasserleitung auch in der Stadt Eingang gefunden 
hatte; denn das Rohwasser des Wasserwerks enthielt Choleravibrionen: 
der Durchfluss des Wassers durch die Sandfilter aber vollzog sich so 
schnell, dass eine wirkliche Reinigung nicht gelingen konnte und auch 
nachweislich nicht zu Stande kam. 

Der von Hamburg und Stettin ausgehende Fluss verkehr brachte 
die Krankheit nach einer Anzahl der im Stromgebiet der Oder und Elbe 
gelegenen Orte. Der heftigste Ausbruch erfolgte in Havelberg; dass 
auch hier eine Infektion der mit unfiltrirtem Havelwasser versorgten 
Wasserleitung vorlag, wurde bakteriologisch festgestellt. 

Die ersten Ursachen des Wiederauftretens der Cholera in Hamburg 
und Stettin sind nicht aufgeklärt worden; es ist möglich, dass die Seuche 
sich mittelst unbekannt gebliebener Zwischenglieder aus dem Vorjahre 
fortgesetzt hatte; auch reicht unser Wissen von der Biologie des Cholera* 
vibrio nicht aus, um bestimmt auszuschliessen, dass ein Ueberwintern 
von Keimen aus der Epidemie des Jahres 1892 an einzelnen Stellen 
unserer Gewässer stattgefunden hat. Sehr wohl aber kann es sich auch 
um neue Einschleppungen vom Auslande her gehandelt haben. Von 

27* 


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420 — 


unseren östlichen Nachbarländern war Russland während des ganzen 
Winters 1892/93 niemals cholerafrei gewesen; im August war die Krank¬ 
heit in erheblicher Ausdehnung in Russisch-Polen sowie in Galizien 
und Bosnien aufgetreten. Im Westen waren sowohl Frankreich wie 
Belgien und Holland während des Sommers von der Seuche heimgesucht; 
in Frankreich hatten insbesondere die Städte Nantes und Brest eine 
Mortalität an Cholera, welche für jede derselben ungefähr die gleiche Höhe 
erreichte wie die Jahressterbeziffer in ganz Deutschland. Die örtliche 
Vertheilung der Cholerafälle in den Niederlanden liess deutlich erkennen, 
dass die Krankheit an den Wasserstrassen fortschritt. 

Von Holland aus hat sich die Seuche auch mittelst des Flussyerkehrs 
auf deutsches Gebiet fortgesetzt, ohne dass es indessen an den zunächst 
bedrohten Ufern des Rheins zu einem eigentlichen Ausbruch der 
Krankheit gekommen ist. Die Gesammtzahl der im engeren deutschen 
Rheingebiet festgestellten Erkrankungen betrug 28; 21 davon betrafen 
Angehörige der Schifferbevölkerung, die Mehrzahl wurde unweit der nieder¬ 
ländischen Grenze festgestellt; viermal hatte die Infektion nachweislich in 
Holland stattgefunden. Die Entstehung einer Anzahl von Erkrankungen, 
die ausserdem in der Arbeiterkolonie Papiermühle bei Solingen 
erfolgten, wurde nicht aufgeklärt. 

Die östlichen Provinzen des Reichs blieben, abgesehen von einer 
Gruppenerkrankung in Tilsit, von der Cholera fast vollkommen verschont, 
erst gegen den Jahresschluss erfolgte an verschiedenen Orten des 
Regierungsbezirks Oppeln ein unerheblicher Ausbruch der Krank¬ 
heit, welcher erst mit dem 20. Januar 1894 sein Ende nahm. 

Von einigen sonst zerstreut im Reiche vorgekommenen Fällen mögen 
noch drei Erkrankungen mit zwei Todesfällen in Bodenwerder bei 
Hameln erwähnt werden, zu deren Aufklärung der Verfasser an Ort 
und Stelle entsendet worden ist Es waren hier zwei Frauen 24 Stunden 
nach einer gemeinsamen Wäsche erkrankt; eine derselben starb, die 
andere genas, übertrug aber die Krankheit auf ihren Ehemann, der der 
Seuche erlag. Die Frauen waren in der vorausgegangenen Zeit ausser 
bei der Wäsche nicht zusammengekommen; unter den Wäschestücken 
hatte sich das Unterzeug des Ehemanns einer der Erkrankten befunden; 
letzterer aber hatte einige Tage vorher, zur Zeit des heftigeren Wieder¬ 
auftretens der Cholera in Hamburg, in einer Herberge zu Hannover über¬ 
nachtet, welche fast ausschliesslich von kleinen Geschäftsleuten, Hausirem 
und dergl. aus Hamburg besucht wird. Da eine andere Möglichkeit, 
wie die Cholera in den von den gewöhnlichen Verkehrsstrassen abgelegenen 


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Ort Bodenwerder gelangt sein konnte, trotz eifriger Bemühungen nicht nach¬ 
gewiesen wurde, nach den Ermittelungen auch fast bestimmt ausgeschlossen 
werden musste, so darf wohl angenommen werden, dass die Seuche über 
die erwähnte Wirthschaft zu Hannover ihren Weg dorthin gefunden hat. 

Der Verlauf der Cholera im Jahre 1894 unterschied sich von 
dem Gang der Seuche in den beiden vorausgegangenen Jahren ganz 
wesentlich dadurch, dass nicht im Innern des Reichs die ersten Er¬ 
krankungen erfolgten, sondern vielmehr vom Ausland her an den Grenzen 
zunächst Einschleppungen stattfanden. Das Reichsgebiet selbst war 
vier Monate hindurch, vom 20. Januar bis zum 23. Mai, vollständig 
cholerafrei gewesen; jenseits der Grenzen aber entwickelten sich Epidemien, 
die namentlich im Osten einen weit grösseren Umfang erreichten 
als im Vorjahre. Die russisch-polnischen Gouvernements waren seit Ende 
Mai fast ausnahmslos, Galizien seit dem Juli in der Mehrzahl seiner politi¬ 
schen Bezirke aufs Heftigste heimgesucht. Aus Frankreich wurde von den 
nördlichen Küstengebieten, von Paris und Marseille das Auftreten der 
Cholera gemeldet; in den belgischen Kohlenrevieren um Lüttich trat die 
Krankheit epidemisch auf, in den Niederlanden, besonders in Amsterdam, 
aber auch an zahlreichen andern Orten wurde ihr Erscheinen festgestellt. 

Fast überall, wo sich die Cholera im Jahre 1894 in Deutschland 
gezeigt hat, konnte unmittelbar oder mittelbar ein Zusammenhang mit 
dem Auslande nachgewiesen werden. Nur für wenige Orte fehlt es an 
bestimmten Anhaltspunkten für diese Annahme, da hinsichtlich des 
Weges, auf dem die Seuche dort Eingang gefunden hatte, überhaupt 
nichts ermittelt wurde. 

Zuerst erschien die Cholera wieder im Regierungsbezirk Oppeln. 
Vornehmlich im Kreise Kattowitz, aber auch in einigen Nachbarkreisen 
desselben erfolgten anfangs vereinzelte, später zahlreichere Krankheitsfalle; 
die ersten waren nachweislich aus Russland eingeschleppt, und auch in der 
Folge gelangte mehrfach von dort neuer Ansteckungsstoff über die Grenze. 
Die Weiterverbreitung wurde durch die Berufs- und Lebens Verhältnisse 
der Bevölkerung begünstigt; in engen Wohnungen zusammengedrängt, 
hei gemeinsamer Arbeit in der Grube oder in den Hüttenwerken vereinigt, 
kommen die Bergleute und Hüttenarbeiter untereinander in nahe Be¬ 
rührung. Für hygienische Einrichtungen und die zur Bekämpfung der 
Cholera angeordneten Maassnahmen fand sich bei ihnen wenig Verständniss. 
Die unmittelbaren Beziehungen besonders, welche durch die Berufs- 
thätigkeit über die Grenze hinüber unterhalten werden, da russische 
Bergleute in Deutschland, deutsche in Russland arbeiten, erschwerten die 


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rechtzeitige Feststellung der Einschleppungen. So hat die Cholera in 
Oberschlesien immerhin einige Fortschritte machen können, wenn auch 
die Gesammtziffer von 190 durch sie bedingten Todesfällen im ganzen 
Regierungsbezirk, von denen die Mehrzahl auf den September entfielen, 
nicht gross ist. In den Bergrevieren um Lüttich wurde unter ähnlichen 
Umständen eine 3 mal grössere Mortalität erreicht. 

Nicht lange nach dem ersten Erscheinen der Cholera in Ober¬ 
schlesien wurden auch von der preussischen Weichselstrecke her 
vereinzelte Fälle der Krankheit gemeldet. Theils handelte es sich um 
Flösser, welche von Russland her den Strom mit ihren Traften herunter¬ 
schwammen; daneben aber waren auch einheimische, auf der Weichsel 
oder an ihren Ufern beschäftigte Fischer, Schiffer, Holzwächter und der¬ 
gleichen betroffen. Fast ausnahmslos war indessen eine Beziehung der 
Erkrankten zum Strom vorhanden. Die Fälle erfolgten im Uebrigen an 
ganz verschiedenen, zum Theil weit voneinander entlegenen Orten. Später, 
seit Mitte Juli, nahm ihre Zahl zu, auch kam es in der Folge an einzelnen 
Orten, in Tiegenhof im Kreise Marienburg und in Tolkemitim Landkreis 
Elbing zu einem heftigeren Auftreten der Seuche; aber eine eigentliche, 
sich über ein grosseres Gebiet erstreckende Epidemie blieb in der Provinz 
Westpreussen aus. Im Ganzen starben dort an der Krankheit 131 Per¬ 
sonen, davon 44 in Tolkemit, 11 in Tiegenhof, die übrigen 76 theils auf 
Wasserfahrzeugen, theils in 31 Landorten. 

Ein Theil des von Russland die Weichsel herabkommenden Verkehrs 
zweigt sich bei Kurzebrack ab, um von dort durch den Bromberger 
Kanal, die Netze und Warthe in die Oder zu gelangen; zwischen 
den Stromgebieten der Oder und Elbe bestehen weitere Kanalverbindungen. 
Auf diesen Wegen drang die Cholera 1894 auch in das Innere Deutsch¬ 
lands vor, allerdings glücklicherweise mit verhältnissmässig geringem 
Erfolge. Nur im Gebiete der Netze selbst kam es zu einer einigermaassen 
nennenswerthen Zahl von Fällen; insbesondere in der Stadt Nakel, wo 
31 Personen an der Krankheit verstarben, vermochte sich die Seuche hart¬ 
näckiger zu behaupten. Dagegen blieben die Erkrankungen und Todes¬ 
fälle im Bereich der Warthe, Oder und der Elbe nur vereinzelt. 

Mit den im Weichselgebiet erfolgten Einschleppungen aus Russland 
hangt vermuthlich auch ein Theil der in Ostpreussen beobachteten 
Cholerafälle zusammen. Denn die Binnenwasserstrassen, an denen auch 
hier die Verbreitung der Cholera stattfand, nehmen u. a. den Ver¬ 
kehr vom Weichselgebiet her auf. Vom Frischen Haff, an dem das 
wie erwähnt von der Seuche besonders heimgesuchte Städtchen Tolkemit 


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liegt, gelangen die Schiffe in den Pregel, demnächst über Wehlau in die 
Deime, von Labiau aus auf dem grossen Friedrichsgraben in die Gilge, 
diese aufwärts, den Russ thalwärts, schliesslich durch Vermittelung der 
Minge und des König-Wilhelms-Kanals dicht bei Memel zum Kurischen 
Haff. An diesen Wasserläufen nun sind hier und dort zerstreut seit 
Anfang August bis in den Dezember hinein Cholerafalle vorgekommen, 
die theilweise untereinander in Zusammenhang standen; gelang es auch 
nicht, den Ursprung derselben durchweg im Weich sei gebiet zu finden, so 
ist im einzelnen Falle doch nachgewiesen worden, dass die Seuche von 
dort aus nach Königsberg i. Pr. verschleppt war. Das Auftreten der 
Cholera in Ostpreussen blieb übrigens nicht auf den Bereich der erwähnten 
Wasserstrassen beschränkt; in dem denselben entlegenen Orte Grieslinen, 
Kreis All enstein, kam es infolge einer Einschleppung durch Flösser, die 
auf dem Landwege von Königsberg i. Pr. anlangten, zu einem kleineren, 
in dem Dorf Niedczwedczen, Kreis Johannisburg zu einem grösseren 
örtlichen Seuchenausbruch. Niedczwedczen liegt nahe der russischen 
Grenze, jenseits deren die Cholera stark herrschte. Die ersten Fälle 
wurden irrthümlich auf Genuss verdorbener Fische bezogen, dann sprach 
man auch von Ruhr. So hatte die Krankheit, bevor es zur amtlichen 
Feststellung kam, bereits erheblich an Ausdehnung gewonnen, und die 
Versuche, die Ursache der Entstehung des Ausbruchs zu ermitteln, kamen 
zu spät. 

Ausser den in Preussens östlichen Provinzen Schlesien, Posen, West- 
und Ostpreussen erfolgten Choleralallen sind aus dem ganzen übrigen 
Reichsgebiet nur wenige zu berichten. Selbst am Rhein, wo, wie in den 
beiden Vorjahren, der rege Schifffahrtsverkehr mit Holland eine nicht 
geringe Gefahr der Seuchenverbreitung in sich schloss, wurden nur 
einzelne Fälle gezählt. Aber gerade diese waren zum Theile in epidemio¬ 
logischer Beziehung nicht ohne Interesse, weil sie den Beweis liefern, 
dass mit vollem Recht von dem Strom verkehr am meisten die Ver¬ 
breitung der Cholera befürchtet wird. Abgesehen von fünf Fällen, die 
sich in Aachen vermuthlich infolge einer unmittelbaren Einschleppung 
aus den Niederlanden ereigneten, und weiteren 17, die einem kleinen, 
Seuchen au sbruch in dem Dorfe Bürgeln bei Marburg angehörten, 
sind im Rheingebiet noch 13 Choleraerkrankungen vorgekommen, davon 
12 mit 8 Todesfällen in sechs unmittelbar am Strom gelegenen Orten 
und zwar 10 unter Personen der Schifferbevölkerung, davon wiederum 
9 bei solchen, welche aus Holland angelangt waren; ein Fall betraf einen 
Arzt, der sich in seinem Beruf bei einem erkrankten Schiffskapitän 


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infizirt hatte, der zweite einen Mann, der sich im Rhein hatte ertränken 
wollen, aber gerettet worden war. Der Selbstmordversuch hatte in 
Emmerich unweit der Liegestelle eines Schiffes, auf dem ein Cholerafall 
vorkam, stattgefunden. 

Ein Rückblick auf den vorstehend kurz geschilderten Verlauf der 
Cholera im Deutschen Reiche während der beiden verflossenen Jahre 1 ) 
zeigt, dass die Befürchtungen, welche Ende 1892 in der Fachpresse und 
in den Tagesblättern so lebhaft geäussert wurden, sich nicht bewahrheitet 
haben. Vielmehr waren die Verluste, die dem deutschen Volke an 
Gesundheit und Menschenleben durch die Cholera zugefugt wurden, 
gering. Die Gesammtsumme der Erkrankungen und Todesfälle betrug 
1893 915») und 396, 1894 1056») und 490. 

Wohl ist auch in früheren Jahren drohender Choleragefahr zuweilen 
die Zahl der Cholerafalle beschränkt geblieben. In der geringen räumlichen 
Ausdehnung des Seuchenbereichs, in dem Ausbleiben einer Wiederholung 
der Einschleppung aber fand sich dann leicht eine Erklärung des günstigen 
Ergebnisses. Beispiele dafür sind das Jahr 1865, in dem eine einmalige 
Einschleppung aus Odessa den Anlass zu dem Choleraausbruch in Alten¬ 
burg gab, und das Jahr 1884, in welchem eine örtlich beschrankte 
Epidemie in den Ortschaften Gonsenheim und Finthen bei Mainz zu 
verzeichnen war. In dem Jahre 1893 dagegen erschien die 
Seuche in 115, im Jahre 1894 in 157 verschiedenen Ortschaften 
des Reiches und dennoch kam es zu einer ernsthaften Ver¬ 
breitung derselben nicht. 

In einigen Veröffentlichungen ist der Vermuthung Ausdruck gegeben 
worden, das erfreuliche Verschontbleiben des Reiches hänge mit einer 
Aenderung des Charakters der Cholera zusammen, die Seuche sei gut¬ 
artiger geworden. Solchen Auslassungen liegt eine Unkenntniss der 
thatsächlichen Verhältnisse zu Grunde. Die im Vergleich zur Erkrankungs¬ 
ziffer hohe Sterblichkeit, die zahlreich beobachteten Uebertragungen, vor 
Allem die heftige Entwickelung der Seuche an einzelnen Orten, in denen 
sie während ihres ersten Auftretens unerkannt und unbekämpft geblieben 
war, beweisen das Gegentheil. In dem kleinen ostpreussischen Dorf 
Niedczwedczen erkrankte der zweite bis dritte und starb der neunte von 

x ) Ausführliche wissenschaftliche Berichte sind im XI. und XII. Bande der 
Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamte (Berlin J. Springer) veröffentlicht. 

*) Darunter 115 Fälle, in denen bei scheinbar gesunden oder nur leicht 
kranken Personen Choleravibrionen gefunden wurden. 

s ) Einschliesslich von 52 klinisch unverdächtigen Fällen. 


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den 183 Einwohnern; in Tolkemit zählte man bei rund 3000 Einwohnern 
-83 Erkrankungen und 44 Todesfälle, in Nakel betrug die Erkrankungs¬ 
ziffer 73, die Zahl der Verstorbenen 31 bei einer Bevölkerungszahl von 
Tund 6800. Noch deutlicher zeigt sich an den vom Ausland eingestandenen 
Verlusten, dass die Cholera an Furchtbarkeit nichts eingebösst hat. In 
dem kleinen Holland wurden regierungsseitig vom August bis Dezember 
1893 259 und vom Juli bis Oktober 1894 220 Todesfälle an asiatischer 
Cholera festgestellt, eine im Verhältnis zur Bevölkerungsziffer weit höhere 
Mortalität als in Deutschland. In Belgien erlagen in der Provinz Lüttich 
allein im verflossenen Jahre 586, d. i. mehr Personen als im ganzen 
Deutschland, der Seuche. Besonders gross aber waren die Verluste in 
solchen Ländern, wo die Bekämpfung der Krankheit, wie anzunehmen 
ist, dem Kulturzustande der Bevölkerung und der weniger ausgebildeten 
Organisation der Verwaltung entsprechend, grösseren Schwierigkeiten 
begegnete, als in unseren westlichen Nachbarstaaten. Galizien verlor 
amtlicher Feststellung zufolge im Jahre 1894 mehr als 8000, Russisch 
Polen rund 15000 Menschen durch Cholera. Unter Berücksichtigung der 
eigenartigen, der Thätigkeit der Medizinalbehörden nicht günstigen Ver¬ 
hältnisse in Polen wird man in der Annahme, dass jene amtlichen 
Zahlen nur einen mehr oder weniger grossen Theil des Gesammt- 
verlustes wiedergeben, nicht fehl gehen. 

Die Choleranoth in Polen während des Vorjahres zeigt aber nicht 
allein, dass die Seuche ihres früheren mörderischen Charakters nicht 
verlustig gegangen ist; sie vergegenwärtigt zugleich die Gefahr, welche 
unseren östlichen Provinzen gedroht hat. Mehrere der hart an die 
preussische Grenze reichenden Gouvernements, wie das den Regierungsbezirk 
Oppeln berührende Petrikau und das an Bromberg und Marienwerder 
grenzende Plotzk gehörten zu den am heftigsten heimgesuchten russischen 
Landestheilen. Vor Allem jedoch waren besonders die von der Weichsel 
durch strömten Gebietstheile an der Epidemie in hervorragendem Maasse 
betheiligt. Die Geschichte der Cholera in Preussen lehrt, dass gerade von 
diesem Strom her mit dem Holzflösserverkehr die Einschleppung der Krank¬ 
heit regelmässig erfolgt ist; im Jahre 1873, als die Verhältnisse in Russisch- 
Polen ähnlich lagen wie im Vorjahr, erhielt Preussen auf diesem Wege 
eine Epidemie, welche in den 12 Regierungsbezirken Königsberg, Gumbinnen, 
Danzig, Marienwerder, Potsdam, Frankfurt, Stettin, Posen, Bromberg, 
Liegnitz und Oppeln, sowie in der Stadt Berlin 43 550 Erkrankungen 
und 22 986 Todesfälle verursachte. 


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Das erfreuliche Ausbleiben ähnlicher Choleraverheerungen im Voijahre 
einzig als Erfolg der getroffenen Abwehrmaassnahmen preisen zu wollen, 
liegt mir fern; angesichts der Erfahrung, die oft bewiesen hat, dass dem 
menschlichen Können von der Natur zuweilen unerwartete Schranken 
gesetzt sind, würde es kühn sein, in den angewandten Kampfmitteln 
unfehlbare Waffen gegen die Choleragefahr zu sehen. Wohl aber darf 
anerkannt werden, dass das drei Jahre hindurch stets mit demselben 
Ergebnisse erprobte System eine bisher niemals erreichte Wirksamkeit ver¬ 
bürgt. Gelang es, wie erstrebt wurde, den ersten Cholerafall oder wenigstens 
einen der ersten Cholerafalle an einem Ort rechtzeitig festzustellen, wurde 
thatkräftig für eine Absonderung des Kranken, für die strenge Beobachtung 
der seiner Umgebung angehörigen Personen und für die Desinfektion der 
von ihm bewohnten Räumlichkeit, seiner Kleider und Gebrauchsgegen¬ 
stände gesorgt, beugte man einer Weiterverbreitung der Seuche durch 
infizirtes Wasser vor, so war auch die Gefahr eines ernstlichen Ausbruchs 
der Krankheit abgewandt. Nur wo die Diagnose zu spät gestellt wurde, 
wo es zur Anwendung der erwähnten Maassnahmen erst kam, wenn die 
Erkrankungen nicht mehr vereinzelt waren, gewann die Seuche Raum. 
Aber auch in solchem Falle vermochte zielbewusstes Eingreifen noch 
günstigere Erfolge zu erringen, als in früheren Zeiten erreicht worden 
waren. 

Es wurde zu weit fuhren, an dieser Stelle auf die einzelnen Maass- 
regeln, ihre Durchführung und Wirksamkeit einzugehen. Es mag genügen, 
darauf hinzuweisen, dass die Mittel, die gegen die Seuchengefahr anzu¬ 
wenden wir gelernt haben, ihre Grundlage besitzen in dem erweiterten 
Wissen über das Wesen und die Verbreitungsweise der Cholera. 

Auf der Versammlung des Vereins für öffentliche Gesundheitspflege 
zu Magdeburg fand im September v. J. Kochs Ausspruch, dass der von 
ihm entdeckte ganz bestimmt charakterisirte Parasit allseitig als die 
Ursache der Cholera angesehen werde, nirgends Wiederspruch. Bereits 
vorher hatte v. Pettenkofer sich mit der Annahme befreundet, dass 
das von ihm gesuchte x in dem Kommavibrio gefunden sei; sein Schüler 
Emmerich hatte sogar eben diesen Mikroorganismus als Grundlage für 
Untersuchungen verwertbet, die die Pathogenese des Krankheitsbildes der 
Cholera aufzuklären bestimmt waren. 

Allerdings ist mit der Anerkennung der Bedeutung des Cholera- 
vibrio das Wes$n der Krankheit noch keineswegs vollkommen klargestellt. 
Ob die Wirkung jenes Spaltpilzes auf Giftabspaltung innerhalb des 
Organismus oder auf der Giftigkeit des Bakterienleibes selbst beruht, ob 


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und welche anderen Umstände seine Virulenz mitbedingen, das sind 
Fragen, die trotz der werthvollen, von der Wissenschaft bereits dazu 
gelieferten Aufschlüsse als endgültig gelöst noch nicht bezeichnet werden 
können. Vor Allem ist es auch noch nicht bekannt, weshalb 
dieselbe Infektion den einen Menschen in wenig Stunden tödtet, den 
anderen schwer, den dritten leicht krank macht und den vierten endlich 
scheinbar überhaupt nicht beeinflusst. Dass hierbei eine örtliche und 
zeitliche Disposition nur eine geringe Rolle spielt, scheint zwar aus den 
epidemiologischen Beobachtungen der letzten Jahre ziemlich bestimmt 
hervorzugehen, aber damit ist zur Erklärung der persönlichen Dis¬ 
position nichts geleistet 

Soviel darf unter allen Umständen als Erfolg der Erkenntniss über 
die ätiologische Bedeutung des Choleravibrio gerühmt werden, dass unser 
Desinfektions verfahren auf eine feste Grundlage gestellt ist. An¬ 
statt Räucherungen und anderer zweckloser Maassregeln, mit denen 
man den unbekannten Krankheitserreger sicher zu vernichten trachtete, 
werden jetzt Verfahren angewendet, die mit verhältnissmässig einfachen 
Mitteln den Mikroorganismus, den wir als Ursache der Krankheit kennen, 
nachweislich unschädlich machen. Zahlreiche Gegenstände, die früher, 
weil sie der Seuchen Verbreitung verdächtigt wurden, zerstört werden 
mussten, können heute nach einer verhältnissmässig wenig eingreifenden 
Desinfektion ohne Besorgniss wieder in Gebrauch genommen werden. 
Die Mehrzahl der Waaren wird unbedenklich von Ort zu Oit und Land 
zu Land versandt. Die Wissenschaft hat den Beweis geliefert, dass dies 
ohne vorausgegangene Desinfektion möglich ist. 

Für die Seuchenbekämpfung ist die diagnostische Bedeutung 
des Choleravibrio fast noch grösser als die ätiologische. Gerade in 
den letzten beiden Jahren ist es durch Verbesserung der Nachweismethoden 
erreichbar geworden, dass nicht nur die Auffindung des Mikroorganismus 
im Wasser verhältnissmässig leicht gelingt, sondern dass besonders im 
Krankheitsfalle die bakteriologische Diagnose in kürzester Frist gestellt 
wird. Freilich ist die Feststellung auf der anderen Seite durch die 
Entdeckung zahlreicher choleraähnlicher Vibrionen schwieriger geworden. 
Ueber die Rolle, welche diese Bakterien spielen, ist eine endgültige Einigung 
wissenschaftlich noch nicht erzielt. Die anfangs vielfach geäusserte Ver- 
muthung, dass es sich um Spielarten oder degenerirte Formen des echten 
Choleravibrio handele, scheint sich nach den Untersuchungen Pfeiffers 
nicht zu bestätigen. Sicher aber ist es zu weit gegangen, wenn man 


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jene Befunde dazu verwerthen will, um die Zuverlässigkeit der bak¬ 
teriologischen Diagnose der Cholera überhaupt zu bezweifeln. 

Hier entscheidet nicht die theoretische Erwägung, sondern die 
epidemiologische Erfahrung. Wohl haben sich hier und dort Erkrankungen, 
in denen der bakteriologische Nachweis anfangs nicht gelang, später 
dennoch als Cholerafälle feststellen lassen, auch ohne dass mangelnde 
Uebung des ersten Untersuchers für den ursprünglichen Irrthum verant¬ 
wortlich zu machen war. Indessen sind solche Falle selten gewesen. Zeit- 
versäumniss, mangelhafte Beschaffenheit der Untersuchungsproben und 
andere Umstände konnten meist als Ursache nachgewiesen werden; 
mikroskopische Untersuchungen lassen auch in der Diagnostik anderer 
Krankheiten zuweilen in Stich; dass dies besonders für bakteriologische 
Untersuchungen gilt, zeigt das Beispiel der Tuberkulose. Andererseits 
ist bei Krankheitsfällen, bei denen der Choleravibrio gefunden wurde, 
während dem klinischen Bild nach oder aus anderen Gründen die An¬ 
nahme der Cholera wenig wahrscheinlich war, oft genug gleichzeitig oder 
in der Folge durch Hinzutreten neuer Umstände die Richtigkeit der 
bakteriologischen Diagnose bestätigt worden. Mehrfach gab die bakterio¬ 
logische Untersuchung den richtigen Aufschluss, wo ohne dieselbe die Ver- 
muthung der Cholera eine vage Hypothese gewesen wäre. 

Ein auf einem holländischen Schiff angelangter Mann starb anscheinend 
an einem längst festgestellten Blasenkrebs und wurde anstandslos beerdigt. 
Als bald darauf unter seinen Familienangehörigen Cholerafälle vorkamen, 
grub man die Leiche aus und fand in ihrem Darmkanal Cholera Vibrionen. 
In Nakei litt ein Gastwirth an Magenkrebs. Erst als mehrere Personen 
aus verschiedenen Stadtvierteln nach dem Besuch seiner Wirthschaft 
erkrankt waren, wurde man auf gewisse, dem Verlauf eines Magenkrebses 
nicht entsprechende Krankheitszeichen an ihm aufmerksam und erhielt 
schliesslich durch den bakteriologischen Befund den Beweis, dass er an 
Cholera litt und vermuthlich bereits andere Personen infizirt hatte. 
Wiederholt gelang es, die Eirankheit bakteriologisch festzustellen, während 
die äusseren Anzeichen derselben erst späterhin hervortraten. 

Der Werth der bakteriologischen Diagnose erhellt aber besonders 
beim Vergleich mit früheren Zeiten. Vor Kenntniss des Choleravibrio 
war es die Regel, dass die ersten Cholerafalle an einem Ort, wenn sie 
überhaupt Beachtung fanden, zunächst nicht als solche anerkannt wurden. 
Schon um die Bevölkerung nicht in Besorgniss zu versetzen oder auch 
der eigenen Beruhigung halber tröstete man sich damit, dass Cholera 
nostras vorliege, dass Genuss von unreifem Obst, schlechtem Bier, ver- 


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dorbenem Fleisch vorausgegangen sei, dass es sich um die Folgen eines- 
groben Diätfehlers handele. Erfolgte ein Cholerafall bei kleinen Kindern, 
die, wie wir jetzt wissen, gerade besonders häufig im Verkehr bei ihren 
Spielen sich gegenseitig infiziren und so zur Verbreitung der Seuche oft 
mehr als Erwachsene beitragen, so wurde ohne Weiteres das Vorliegen 
von Kinderbrechdurchfall angenommen. Die Folge war dann, dass die 
Cholera um sich greifen konnte, und dass die Maassregeln der Behörden 
erst zur Anwendung kamen, wenn sich bereits eine Epidemie entwickelt 
hatte. 

Gegenwärtig wird durch den Ausfall der bakteriologischen Unter¬ 
suchung bei verdächtigen Fällen jede Unsicherheit beseitigt. Die Be¬ 
hörden besitzen dadurch eine feste Grundlage zum Eingreifen und ver¬ 
mögen gerade die vereinzelten Fälle unschädlich zu machen, bevor 
weitere Uebertragungen von ihnen ausgegangen sind. Regelmässig ist 
man in den beiden Vorjahren auf Grund des bakteriologischen Befundes 
energisch vorgegangen, ohne sich beirren zu lassen, wenn den Begleit¬ 
umständen des Krankheitsfalles nach die Annahme der Cholera nicht 
wahrscheinlich war; mehrfach erhielt man die Genugthuung, dass der 
weitere Verlauf das Geschehene klar rechtfertigte. 

In Berlin erkrankte im Sommer 1893 ein polnischer Arbeiter; die 
bakteriologische Untersuchung ergab Cholera, doch fehlte es an jedem 
Anhalt zur Erklärung der Infektion; von einem Auftreten der Cholera 
war weit und breit nichts bekannt Nichtsdestoweniger wurde die Ab¬ 
sonderung und Desinfektion streng durchgeführt. Kurz darauf erfolgten 
zwei weitere Fälle aus denselben Bevölkerungskreisen, bald wurde 
ermittelt, dass die betroffenen Personen den zuerst Erkrankten vor dem 
Eingreifen der Behörde besucht und sich bei ihm infizirt hatten. In der 
hierdurch nachgewiesenen Uebertragbarkeit der vorliegenden Krankheit 
war die Bestätigung der bakteriologischen Diagnose gegeben. 

Ein hervorragendes Ergebniss haben die Erfahrungen der verflossenen 
Cholerajahre weiterhin insofern geliefert, als mit einer alle Erwartungen über¬ 
treffenden Schärfe der Beweis geführt wurde, dass die Cholera vorzüglich sich 
längs der Wasserstrassen verbreitet, und als es gelang, diese Thatsache zu 
erklären. Wohl war das Auftreten der Cholera an Wasserläufen schon 
früher bekannt. Doch erst in den Jahren 1892 bis 1894 ist die Regel¬ 
mässigkeit dieser Erscheinung erwiesen worden. Jede Cholerakarte, 
die in diesen drei Jahren hergestellt worden ist, zeigt deutlich, dass die 
an den Wasserläufen liegenden Orte von der Seuche bevorzugt sind, mag 
es sich nun um das Rhein-, das Elbe- X das Oder-, das Netze-Warthe-, 


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das Weichselgebiet oder die Wasserstrassen Ostpreussens handeln, mag 
man die Vertheilung der Seuche in den Niederlanden oder in Ungarn 
(1893) berücksichtigen. 

Die Erfahrung hat ferner gelehrt, dass die Verbreitung des 
Cholerakeimes von Ort zu Ort weniger durch die Strömung der Flüsse 
als durch die auf dem Wasser verkehrenden Menschen, also hauptsächlich 
durch die Schiffer und Flösser erfolgt, dass dagegen der von Erkrankungs¬ 
fallen unter solchen Personen ausgehende Ansteckungsstoff allerdings durch 
Vermittelung des in der Nahe der dadurch verunreinigten Stelle geschöpften 
Flusswasßers Anderen verderblich werden kann und sogar zuweilen eine 
gewisse Zeit lang im Wasser wirksam bleibt. 

In dieser Wahrnehmung findet die Schiffsüberwachung ihre Begründung, 
deren günstige Erfolge in Deutschland auch im Auslande gewürdigt wurden 
und die Regierungen fast sämmtlicher Nachbarstaaten zu ähnlichen Maass¬ 
nahmen veranlassten. Auf der Elbe wurden durch die Konfrontationen 
im Jahre 1892 108 Cholerafälle festgestellt, während die Zahl der 
damals unter der Flussbevölkerung jenes Stromes vorgekommenen Er¬ 
krankungen 133 betrug. 1893 wurden 21 Fälle ermittelt bei einigen 
30 Erkrankungen der Schifferbevölkerung. Auf dem Rhein wurden in den 
drei vergangenen Jahren fast sämmtliche, auf dem Flusse unter den 
Schiffern und deren Angehörigen überhaupt beobachtete Erkrankungsfälle 
durch die gesundheitspolizeiliche Kontrolle festgestellt. Aehnlich war es 
an der Weichsel; im Jahre 1894 gelang es dort der Wachsamkeit des 
Stationspersonals, trotz unaufhörlicher Einschleppungen von Russland her 
zwei Monate hindurch ein Cebergreifen der Seuche auf die Landbevölkerung 
gänzlich zu verhüten und auch in der Folge, wenn man von dem örtlichen 
Ausbruch in Tolkemit absieht, das eigentliche Weichselgebiet frei zu 
halten. 

Das günstige Ergebniss ist der Hülfe des Königlich Preussischen 
Sanitätskorps in erster Linie zu verdanken. Die von der Lei¬ 
tung des Sanitätswesens unserer Armee sorgfältig gepflegte Ausbildung 
auf dem Gebiete der Hygiene, die in Manövern, bei Krankenträger- 
Übungen und anderen Anlässen erlangte Uebung im selbstständigen 
Organisiren des Krankendienstes, die Schulung des Hülfspersonals haben 
neben der militärischen Disziplin hier anerkennenswerthe Erfolge erzielt. 
Nur der unermüdlichen Pflichttreue, mit der der anstrengende und oft 
einförmige Dienst an den Stationen versehen wurde, konnte gelingen, 
was erreicht ist. Durch thatkräftiges Eingreifen einzelner Sanitätsoffiziere 
aber wurden wiederholt Seuchenausbrüche, von denen die Cholera leicht 


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eine grössere Ausdehnung hatte erlangen können, ihrer Gefährlichkeit 
entkleidet. So ist es das Verdienst des Stabsarztes Dr. Lindemann, 
die Seuche im Jahre 1892 in Kiewo, des Stabsarztes Dr. Kohl stock, die 
Krankheit 1893 in Havelberg unterdrückt zu haben. In Nakel sind neben 
dem Assistenten am Institut für Infektionskrankheiten Dr. Frosch im Vor¬ 
jahre Stabsarzt Dr. Nietner und Assistenzarzt Dr. Knak thätig gewesen, 
und in Tolkemit hat Stabsarzt Dr. Kim mle mit den Assistenzärzten 
Dr. Hinze, Dr. Janz und Esche unter Ueberwindung grosser Schwierig¬ 
keiten die Weiterverbreitung der Cholera verhütet. 

Mag immerhin der Militärarzt sein eigentliches Arbeitsfeld am 
Operationstisch und am Krankenbett finden, vielen Kameraden, die in 
den verflossenen Jahren bei Bekämpfung der Cholera Verwendung fanden, 
wird auch die dort ausgeübte Thätigkeit nicht ohne Nutzen gewesen sein. 
Dem Vaterland aber hat das Sanitätsoffizierkorps hierdurch Dienste 
geleistet, welche nicht nur von zuständiger, ja von Allerhöchster Stelle 
aus Anerkennung gefunden haben, sondern auch in der Geschichte der 
Seuchenabwehr unvergessen bleiben werden. 


Ueber Skiaskopie und die Grenzen ihrer Verwendbarkeit. 

Vortrag 

in der Sitzung der Berliner militärärztlichen Gesellschaft am 21. Mai 1895 

gehalten von 

Oberstabsarzt I. Kl. Burchhardi 

Die Skiaskopie ist 1873 vonCuignet unter der Bezeichnung Kerato- 
skopie eingefuhrt worden. Wie dieser letztere Name es besagt, so hat 
Cuignet das von ihm erfundene Verfahren zunächst für die Untersuchung 
von Hornhautveränderungen benutzt. Zu bemerken ist, dass schon lange 
vor Cuignet kein Geringerer als Bowman bereits den Lichtwechsel in 
der Pupille bei wandernder Belichtung beobachtet hat. Sehr bald ist 
nach Cuignets erster Veröffentlichung sein Verfahren zur Bestimmung 
der Refraktion des Auges von Anderen angewendet worden. Das Ver¬ 
fahren fand in Frankreich und in England viel früher als in Deutschland 
Beachtung und Eingang. Ich habe dasselbe zuerst aus dem Optical 
xnanual des Surgeon*General T. Longmore (London 1885) Anfang des 
Jahres 1886 kennen gelernt. Es erweckte sofort mein lebhaftes Interesse. 
Nichtsdestoweniger fühlte ich eine gewisse Abneigung, die Skiaskopie 


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viel anzuwenden. Zwei Ursachen trugen hieran die Schuld. Einmal 
kam für mich in Betracht, dass ich in denjenigen Fällen, in welchen ich 
eine objektive Bestimmung der Refraktion vornehmen will, den Augen** 
hintergrund regelmässig im aufrechten Bilde untersuche und dass ich 
hierbei die Refraktion ohne besondere Mühe gleichzeitig erfahre. Die 
andere Ursache lag in dem Umstande, dass die mathematische Begründung 
der Theorie der Skiaskopie mir in der Form, in der ich sie aus der 
Litteratur kennen lernte, zwar richtig erschien, aber nicht bequem 
anschaulich wurde. Ich lege ihnen hier das schöne Buch von E. Fick 
über die Schattenprobe (1891) vor, das trotz der Abbildungen und der 
klaren Darstellung sich meinem Yerständniss erst nach ernster Arbeit 
erschlossen hat. In noch höherem Grade gilt dies von der erschöpfenden 
Abhandlung, welche der ausgezeichnete Mathematiker Dr. Rueppel, 
Oberstabsarzt 3. Kl. und Garnisonarzt von Altona in v. Graefes Archiv 
über die mathematische Theorie der Skiaskopie veröffentlicht hat 

Erst nachdem ich mir auf einem anderen kürzeren und, wie ick 
glaube, recht einfachen Wege es klar gemacht habe, warum die optischen. 
Vorgänge bei der Skiaskopie sich in der bekannten Weise abspielen, 
wende ich die Schattenprobe mit grösserer Vorliebe an. Da ich zu 
wissen glaube, dass recht viele Aerzte für die so wichtige objektive 
Bestimmung der Refraktion, weil sie die Untersuchung des Auges im 
aufrechten Bilde — wenn auch mit Unrecht — verschmähen, auf die 
Schattenprobe angewiesen sind, so hoffe ich, dass auch an dieser Stelle 
meinem Versuche, die Vorgänge bei der Schatten probe möglichst einfach 
und anschaulich zu erklären, ein freundliches Wohlwollen entgegen gebracht 
werden wird. Ich bitte um Nachsicht, dass ich nicht neue Thatsachen, 
sondern nur eine bequemere Art der Anschauung Ihnen vorführe. 

Um Alles so einfach wie möglich zu gestalteu, will ich vorweg 
bemerken, dass es unnöthig ist, den Gang der Lichtstrahlen innerhalb 
des zu untersuchenden Auges im Einzelnen zu verfolgen. Es handelt 
sich ja nur darum, festzustellen, aus welchen Theilen der Pupille des 
untersuchten Auges Lichtstrahlen in das Auge des Beobachters gelangen, 
wenn dieser in irgend einer Richtung Licht in das untersuchte Auge 
geworfen hat. Denken wir uns, dass dies Licht oder vielmehr ein 
Lichtstrahl eine einzelne Stelle der Netzhaut getroffen hat Von dem 
getroffenen Netzhautpunkte aus gehen nun nach allen Richtungen Licht¬ 
strahlen. Ueber den Gang derjenigen Lichtstrahlen, welche durch die 
Pupille des Auges austreten, sind wir sofort genau unterrichtet, wenn 
wir nur den Fernpunktsabstand des Aug^s und die Richtung des in die 


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Pupille einfallenden Lichtstrahles kennen. Es sei uv 
die Pupille, cd der in dieselbe einfallende Lichtstrahl, 
n der Punkt, in welchem der rückwärts verlängerte 
Lichtstrahl die Fernpunktsfläche / schneidet. Unter 
diesen Voraussetzungen müssen sämmtliche aus uv 
austretenden Lichtstrahlen, die dem einfallenden Strahl 
cd ihre Entstehung verdanken, nach n gerichtet sein. 

(Hier und im Folgenden werde ich die in die Pupille 
einfallenden Strahlen durch voll ausgezogene Linien, 
die aus der Pupille zurückkehrenden Strahlen durch 
punktirte Linien bezeichnen.) 

Ich erinnere noch daran, dass es für den Beobachter gleichgültig 
ist, in welchen Theil seiner eigenen Pupille die Lichtstrahlen eintreten. 
Er bekommt dieselbe "Wahrnehmung der Lichtquelle, auf welche er sein 
Auge eingestellt hat, mag das Licht einen beliebigen Theil seiner Pupille 
oder gleichzeitig die ganze Pupille treffen. 

Nachdem ich dies vorangeschickt habe, wende ich mich zur Be¬ 
trachtung des Ganges der Lichtstrahlen bei der Schattenprobe. Um 
Alles möglichst einfach zu gestalten, mache ich folgende Voraussetzungen. 
Der Beobachter sitzt so, dass sein Auge sich etwa 0,5 m vor dem zu 
untersuchenden Auge befindet, welches nach der Stirn des Beobachters 
blickt. Die Lichtquelle (l) steht links neben dem Untersuchten und sei 
ebenso weit wie dessen Auge von dem Auge des Beobachters entfernt. 
Die Lichtquelle sei hell und punktförmig. Die Pupille (uv) des unter¬ 
suchten Auges sei etwas grösser im Durchmesser, als die vom Belage 
frei gemachte Stelle (be) des Spiegels, durch welche der Beobachter nach 
uv sieht. Der Spiegel sei gross und werde um die senkrechte Achse 
Tom Beobachter rechtsläufig gedreht, so dass das vom Spiegel zurück¬ 
geworfene Licht nach und über uv von der linken Seite des Untersuchten 
her wandert. 

Im Folgenden werde ich alle wichtigeren Fälle der verschiedenen 
Fempunktslagen berücksichtigen. 

Zunächst gehe ich davon aus, dass das untersuchte Auge kurzsichtig 
ist* und dass im Fernpunktsabstande sich alle Punkte der Linie ff be¬ 
finden mögen, welche zwischen dem Kreuzungspunkt (k) der Diagonalen 
des Vierecks uvbe und uv gelegen sei. Der Spiegel habe eine so schräge 
Anfangsstellung, wie sie die von der Mitte m des Spiegelstückes be aus 
gezogene gerade Linie mn' angiebt. Unter diesen Umständen gelangen 
allerdings von n' und von Punkten, die nahe n! weiter nach auswärts 

Mfltt&rirztliche Zeitschrift. 1895. 28 



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im Spiegel gelegen sind, in die Pupille uv . Da sie aber auf ihrem 
Wege dahin in das Viereck beim an Stellen eintreten, welche zwischen 
/'/' und uv liegen, so gelangen, wie ein Blick auf die Zeichnung lehrt, 
sämmtliche rückkehrende Strahlen ausschliesslich nach solchen Punkten 
der Fernpunktslinie ff, welche ausserhalb des Vierecks bevu liegen, 
und können daher be und die Pupille des Beobachters nicht treffen. 
uv erscheint dem Beobachter daher dunkel. Erst wenn der Spiegel bis 
zu der Stellung nro" gedreht ist, und ein Lichtstrahl durch den Schnitt¬ 
punkt p' (von ff und ev ) hindurch in den äussersten linken Rand von 
uv geworfen wird, tritt eine wesentliche Aenderung ein. Es gehen dann 

alle von diesem Strahl n"p’w hervorgerufenen 
aus uv zurückkehrenden Strahlen nach dem 
Punkte p\ weil einer von diesen Strahlen, 
nämlich der bei u austretende, nach p ' gehen 
muss, da er denselben Weg nimmt, wi der 
bei u einfallende Strahl. Nur der bei v am 
rechten Rande der Pupille uv austretende 
Strahl gelangt, indem er in der Linie vp’ 
nach e weiter geht, in das Auge des Beob¬ 
achters. Dieser sieht nunmehr den rechten 
(vom Beobachter aus linken) Rand der Pu¬ 
pille uv aufleuchten. 

Wird die Drehung des Spiegels rechts¬ 
läufig weiter fortgesetzt, so gehen die ein¬ 
fallenden Strahlen nicht nur zum Theil 
durch jp', sondern immer weiter nach q f (dem 
Schnittpunkte von bu und f f) fortschreitend 
durch die Linie ff hindurch. Nach den 
von den einfallenden Strahlen getroffenen 
Punkten der Fernpunktslinie ff sind alle aus uv rückkehrenden 
Strahlen gerichtet, und es gelangen daher zunächst die aus der Nachbar¬ 
schaft von v aus der Pupille austretenden Strahlen nach be . Der Be¬ 
obachter sieht daher die Pupille in der Richtung von v nach u hell 
werden. Hat man die Drehung des Spiegels so weit fortgesetzt, dass 
der letzte durch q’ einfallende Strahl nach v gerichtet ist, so erhält der 
Beobachter nur noch von u aus Licht in sein Auge. Die Pupille ut? 
erscheint ihm nur noch bei u hell. Wird der Spiegel noch weiter gedreht, 
so gelangt ebenso wie im Beginn des Versuches in das Auge des Be¬ 
obachters kein Licht aus uv , das nunmehr wieder schwarz aussieht. 



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Wir haben also erfahren, dass bei rechtsläufiger Drehung des Spiegels 
die Pupille zuerst schwarz aussieht, dann am .(vom Untersuchten aus 
gerechnet) rechten Rande bei v aufleuchtet, dass das Aufleuchten nach 
u hin fortschreitet, während von v her die Pupille wieder dunkel wird. 
Es wandern also, wenn der Beobachter durch Drehung des Spiegels das 
Licht in der Richtung von u nach v über die Gegend des untersuchten 
Auges gleiten lässt, Licht und Schatten in der Pupille uv in gegen¬ 
läufiger Richtung. 

Untersuchen wir nunmehr die optischen Vorgänge, wie sich dieselben 
bei immer mehr abnehmender Kurzsichtigkeit für die Skiaskopie geltend 
machen. 

Hat die Kurzsichtigkeit so weit abgenommen, dass die Fernpunkts¬ 
linie durch den Schnittpunkt k der Diagonalen eu und bv hindurchgeht, 
so findet insofern eine bemerkenswerthe Veränderung statt, als alle durch 
den Punkt k hindurch gehenden einfallenden Strahlen die Wirkung 
haben, dass die durch sie veranlagten ruckkehrenden Strahlen aus dem 
ganzen Gebiet der Pupille uv kommen und sämmtlich in be eintreten. 
Dies war vorher nicht der Fall. Es gab vorher keinen einfallenden 
Strahl, der für sich allein die ganze Pupille uv leuchtend machte. 

Nimmt bei weiterer Abnahme der Kurzsichtigkeit die Fernpunkts¬ 
linie die Lage /"/" zwischen be und k ein, so gilt das, was soeben für 
den Punkt k erörtert ist, für das zwischen den Diagonalen eu und bv 
liegende Stück der Fernpunktslinie. Alle innerhalb dieses Stückes durch¬ 
gehenden und in die Pupille uv eintretenden Lichtstrahlen bedingen ein 
gleichzeitiges Aufleuchten der ganzen Pupille. 

Wir bemerken zugleich, dass die Winkeldrehung des Spiegels, 
während deren die Pupille leuchtet, immer geringer wird, je mehr die 
Fernpunktslinie sich be nähert Man kann dies auch so ausdrücken: 
„Das Wandern des Lichtes und des Schattens wird um so rascher, je 

mehr die Fernpünktslinie sich be nähert.“ Dabei betheiligt sich ein 

immer kleiner werdendes Stück des Planspiegels an dem Leuchtendmachen 
der Pupille uv. Es erklärt sich dies daraus, dass das bezügliche Stück 
des Planspiegels für die Fernpunktslinie ff zwischen den Verlängerungen 
der Linien np f und vq ', für die weiter von uv abstehende Fernpunkts¬ 
linie ff' von den Verlängerungen der viel weniger divergenten Linien 
up n und vp" eingeschlossen ist. 

Wenn die Fernpunktslinie mitten durch be hindurchzieht, so ist 
nach dem bisher Erörterten klar, dass aus der Pupille uv kein Licht nach 

be gelangt, während nur der ausserhalb von be gelegene Theil des 

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Spiegels Licht in die Pupille uv wirft. Die Pupille erscheint dem Be¬ 
obachter so lange schwarz. Sobald aber das Licht von einem zwischen 
b und e gelegenen Theile des Spiegels her in die Pupille uv geworfen 
wird, leuchtet diese sofort in ganzer Ausdehnung auf, da jeder zwischen 
b und e liegende Punkt ein zugeordneter Brennpunkt für einen ent¬ 
sprechenden Punkt des Augenhintergrundes ist Das Wandern des 
Lichtes ist für diesen Fall unendlich rasch, da der Uebergang vom 
Dunkel zum Leuchten und umgekehrt gar keine Zeit beansprucht Das 
unvermittelt plötzliche Aufleuchten und Dunkelwerden der Pupille uu 
beweist also, dass der Spiegel des Beobachters sich im Fernpunktsabstande 
des untersuchten Auges vor dessen Pupille befindet Wir haben in dem 
Abstande des Spiegels das Maass der Sehweite des Auges gefunden. 

Liegt die Fernpunktslinie des untersuchten Auges hinter be, so rufen 
nur die Lichtstrahlen, welche von be aus in die Pupille uv geworfen 
werden, rückkehrende Strahlen hervor, welche wieder in be eintreten und 
die Pupille uv leuchtend erscheinen lassen. Stellen wir uns nun wieder 
vor, dass der Beobachter den Spiegel rechtsläufig dreht, so wird die 
Pupille uv so lange ihm schwarz erscheinen, bis ein Strahl von e aus 
bei u einfallt. Dieser Strahl veranlasst, dass aus der ganzen Pupille zahl¬ 
reiche ruckkehrende Strahlen nach dem Punkte p'" (dem Schnittpunkt 
der Fernpunktslinie /"' /'" und der Verlängerung von ue) hingehen. 
Von allen diesen Strahlen gelangt nur der in der Bahn von eu rückwärts 
laufende in die Pupille des Beobachters. Dieser sieht also bei u den äusser- 
sten linken Rand der Pupille uv aufleuchten. Bei weiterer Fortsetzung der 
rechtsläufigen Drehung des Spiegels wird Licht sowohl vom Punkt e aus, 
als auch von den e zunächst benachbarten Punkten der Linie be in u und in 
die u zunächst benachbarten Theile der Pupille uv geworfen. Die aus 
uv nunmehr rückkehrenden Strahlen nehmen ihre Richtung nach p und 
den p'" benachbarten Theilen der Linie p ,n q ,n . Auf ihrem Wege treten 
sie durch be in das Auge des Beobachters, der also das Licht in der 
Pupille uv von u aus sich nach v hin, also gleichnamig mit der Spiegel¬ 
drehung, ausbreiten sieht. Bei weiterer Fortsetzung der Drehung des 
Spiegels ist der letzte in uv von be aus einfallende Strahl bv, und v 
daher der letzte noch helle Theil der Pupille, die gleich darauf dunkel 
wird. 

So lange als die Fernpunktslinie noch durch das Dreieck bez (z ist 
der Durchschnittspunkt der verlängerten Linien ub und ve ) hindurch geht, 
wird jeder Lichtstrahl, der von be aus nach uo geworfen wird und 
rückwärts verlängert die Schnittlinie von f" /" und des Dreiecks bez 


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treffen würde,. die Wirkung haben, dass die ganze Pupille von be aus 
leuchtend gesehen wird. Da nun die Strecke der Fernpunktslinie die dem 
Dreieck bez nicht angehört, desto länger wird je weiter die Fernpunktslinie 
hinter be liegt, so nimmt gleichzeitig die Geschwindigkeit, mit der das Leuchten 
sich über die ganze Pupille uv verbreitet, allmählich ab. Liegt die Fern¬ 
punktslinie hinter z, so giebt es unter den von be nach uv geworfenen 
Strahlen keinen, der für sich allein die ganze Pupille uv leuchtend machen 
kann. 

Liegt die Fernpunktslinie in unendlicher Entfernung, ist das Auge 
also emmetrop, so erzeugt jeder in nt? einfallende Strahl ein aus der ganzen 
Fläche der Pupille austretendes Bündel von Lichtstrahlen, welche dem 
einfallenden Strahl parallel sind. Bei der rechtsläufigen Drehung des 
Spiegels trifft zuerst der Strahl eu die vorher dunkele Pupille. Von dem 
ganzen Bündel, der aus uv jetzt rückkehrenden Strahlen erreicht nur ue 
das Auge des Beobachters. Die Pupille leuchtet also bei u auf. Bei 
weiterer Rechtsdrehung des Spiegels wandert das Leuchten der Pupille 
von u nach v gerade so, wie ich es für die Fernpunktslinie f" f" be¬ 
schrieben habe, also gleichläufig mit der Drehung des Spiegels. Die in 
be eintretenden je von einem in uv einfallenden Lichtstrahl erzeugten 
rückkehrenden Strahlen bilden je ein Bündel, das bei dem Austritt aus 
uv im Querschnitt höchstens so gross wie be sein kann. 

Ist endlich das Auge, dem uv angehört, übersichtig, liegt die Fern¬ 
punktslinie also hinter uv, so schneidet der bei der Rechtsdrehung des 
Spiegels zuerst in uv eintretende Strahl eu die Fernpunktslinie 
in Die von diesem Lichtstrahl erregten rückkehrenden Strahlen 

verlassen uv in divergirender Richtung, wie wenn sie von p"" kämen. 
Von denselben gelangt nur der Strahl ue in das Auge des Beobachters, 
der den äussersten Randtheil der Pupille uv bei u nunmehr aufleuchten 
sieht Der weiteren Rechtsdrehung des Spiegels folgen Licht und Schatten 
ebenso gleichläufig, wie dies für die Fernpunktslage und für 'die 

Emmetropie besprochen ist Der einzige Unterschied in den zu be¬ 
obachtenden Erscheinungen liegt darin, dass bei dem übersichtigen Auge 
der durch je einen in uv geworfenen Lichtstrahl erzeugte leuchtende Kreis 
noch kleiner als bei dem emmetropen Auge ist. Dieser in der Pupille 
uv liegende leuchtende Kreis wird desto kleiner, je grösser die Ueber- 
sichtigkeit ist Denn derselbe wird durch den Lichtkegel gebildet, der 
von dem bezüglichen' Punkte in p”" q nn nach der Grundfläche be hin¬ 
zieht und der bei seinem Austritt aus uv einen desto kleineren Quer¬ 
schnitt haben muss, je näher jp"" q" n hinter uv liegt. 


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438 


Aus dem Gesagten geht hervor, dass der Beobachter nicht bloss auö 
dem plötzlichen bei dem Zusammenfallen von be mit Fernpunktslinie 
eintretenden Umschlagen der Wanderung des Lichtes einen Schluss auf 
die Refraktion des untersuchten Auges machen kann, sondern dass er auch 
aus der Schnelligkeit des Wanderns und aus der Art der Zunahme und 
Abnahme der Lichterscheinungen sich über den Grad der etwaigen Kurz¬ 
sichtigkeit oder Uebersichtigkeit orientiren könnte. Diese Möglichkeit 
wird aber dadurch sehr beeinträchtigt, dass wir als Lichtquelle in 
Wirklichkeit nicht einen leuchtenden Punkt, sondern eine leuchtende 
Fläche benutzen. Denn durch die Grösse dieser Fläche wird es bedingt, 
dass das Leuchten der Pupille nicht bloss stärker ist, sondern besonders auch 
länger dauert, als es bei einer punktförmigen Lichtquelle der Fall sein 
würde. Allgemein benutzt man daher mit Recht den deutlich wahrnehm¬ 
baren plötzlichen Licht- und Schatten Wechsel als maassgebendes Moment 

Die grossen Vortheile, welche die Skiaskopie für die Refraktions¬ 
bestimmung darbietet, sind die Bequemlichkeit und Schnelligkeit der 
Ausführung, besonders auch beim Astigmatismus, und der Umstand, dass der 
Beobachter, wenn er sich auf die Bestimmung des plötzlichen Umschlages 
der Lichtwanderung beschränkt, von seiner eigenen Akkommodation so gut 
wie unabhängig ist. Ausserdem ist anzuerkennen, dass die Skiaskopie 
für alle diejenigen Beobachter, denen die objektive Bestimmung der 
Refraktion im aufrechten Bilde nicht geläufig ist, eine sehr willkommene 
Aushilfe gewahrt. 

Diesen Vortheilen stehen aber auch wesentliche Nachtheile gegenüber, 
welche der Verwendbarkeit der Skiaskopie Grenzen ziehen. 

Bei der Skiaskopie entspannt das untersuchte Auge, wenn es nicht 
durch Atropin oder ähnliche Mittel auf den Fernpunkt eingestellt war, 
seine Akkommodation bei Weitem nicht so vollständig, wie bei der 
Untersuchung im aufrechten Bilde. Wir sind also bei der Skiaskopie viel 
mehr zu der Anwendung der Mydriatika gedrängt als bei der Unter¬ 
suchung im aufrechten Bilde. 

Ferner ist es als ein erheblicher Nachtheil zu betrachten, dass die 
Schattenprobe ein etwas verwirrendes Bild des Licht- und Schatten¬ 
wechsels liefert, wenn der mittlere Theil der Hornhaut und die bei weiter 
Pupille sehr mitwirkenden seitlichen Theile der Hornhaut gleichzeitig 
benutzt werden. Die mittleren stärker gekrümmten Theile der Hornhaut 
geben im Vergleich zu den Randtheilen einen Schatten Wechsel, welcher 
einem höheren Grade von Kurzsichtigkeit, bezw. einem geringeren Grade 
von Uebersichtigkeit entspricht. Der Unterschied beträgt oft eine halbe 


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439 


Dioptrie und ist bisweilen noch grosser. Das aufrechte Bild giebt über die 
bezüglichen Verhältnisse sofort Klarheit und ist hierdurch der Skiaskopie 
sehr überlegen. 

Ebenso ist es ein Nachtheil, dass bei der Skiaskopie die verschiedenen 
Theile des Augenhintergrundes in ihren Refraktion s Verhältnissen schwer 
auseinander zu halten sind. Bei einem stark kurzsichtigen Auge ist die 
Gegend des gelben Fleckes sehr oft erheblich und selbst um mehrere 
Dioptrien kurzsichtiger, als die seitlich gelegenen Theile der Netzhaut. 
Dies lässt sich im aufrechten Bilde, unter Umständen auch im umgekehrten 
Bilde leicht messen, bei der Skiaskopie wirkt es verwirrend, weil der 
Beobachter nicht genau wissen kann, welcher Theil des Augenhintergrundes 
ihm gerade gegenüber liegt 

Ferner wirken Geschwülste, die in den Glaskörper hineinragen, Netz¬ 
hautablösung oder Trübungen der brechenden Medien so störend ein, dass 
es in solchen Fällen unmöglich wird, durch Skiaskopie die Refraktion zu 
bestimmen, während dies bei Anwendung des aufrechten Bildes noch mit 
voller Sicherheit gelingt Diese Minderwerthigkeit der Skiaskopie ist 
mir namentlich bei der Untersuchung glaukomatöser Augen aufgefallen. 

In diesen Nachtheilen liegt die Begrenzung der Verwendbarkeit der 
Skiaskopie. Ich will hierbei besonders hervorheben, dass bei der grossen 
Wichtigkeit, welche die objektive Bestimmung der Refraktion für den 
Militärarzt hat, die Brauchbarkeit der Skiaskopie dadurch sehr eingeengt 
wird, dass bei dieser Untersuchungsart eine völlige Sicherheit über die 
Stelle des Augeninnern, von der die Lichterscheinungen ausgehen, nicht 
gewonnen wird. Bei dem aufrechten und bei dem umgekehrten Bilde 
erkennen wir dagegen die Einzelheiten des Augenhintergrundes und können 
uns daher genaue Rechenschaft über die Refraktionsverhältnisse der 
gesehenen Theile geben. 

Bei der auf meinen Vortrag folgenden Diskussion habe ich zu¬ 
gegeben, dass bei sehr starker Kurzsichtigkeit das aufrechte Bild sieh 
nicht sehr bequem für die Refraktionsbestimmung verwenden lässt. Ich 
habe hinzugefügt, dass dann ein Verfahren, welches ich seit 14 Jahren in 
meinen Augenspiegelkursen lehre, zweckmässig gebraucht werden kann. 
Dies Verfahren benutzt das umgekehrte Bild. Der Beobachter verlegt 
durch ein in den Augenspiegel eingeschobenes Glas seinen Fernpunkt auf 8 bis 
10 cm. Er lässt dann das umgekehrte Bild des Hintergrundes des kurz¬ 
sichtigen Au ge 8 ohne Anwendung einer Hilfslinse in der Luft zu Stande 
kommen. Nachdem er dasselbe im Fempunktsabstande scharf gesehen 
hat, misst er die Entfernung von seinem Spiegel zum Auge des Unter- 


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440 


suchten und zieht von dieser Entfernung die eigene künstliche Sehweite 
ab. Der Rest ist die Sehweite des untersuchten Auges. In dieser Zeit¬ 
schrift Jahrgang 1874 (Seite 115) habe ich bereits dasselbe Verfahren 
angegeben, nur mit dem Unterschiede, dass ich den Fempunkt des 
Beobachters auf 13 cm zu verlegen rieth. Die Erfahrung hat mich später 
gelehrt, dass es besser ist, den Fernpunkt auf 8 bis 10 cm zu verlegen. 


Ein Fall von angeborenem Defekt der Brnstmnskeln. 

Von 

Stabsarzt Dr. Overweg. 

Unter den diesjährigen Ersatzrekruten befand sich ein Mann, der 
eine ganz auffällige Difförmität seiner rechten vorderen Brusthälfte darbot 
Der Befund ist folgender: Vom rechten grossen Brustmuskel ist nur der 
Theil vorhanden, welcher vom Schlüsselbein und den beiden ersten Rippen 
entspringt, — Brustbeinschlüsselbein theil — der andere von der 3. bis 
.5. Rippe entspringende Theil — Brustbeinrippen theil — fehlt vollständig; 
auch bei einer Untersuchung mit dem unterbrochenen Strom lassen sich 
nicht die geringsten Spuren von etwa vorhandenen Muskelbündeln nach- 
weisen. Der Brustbeinschlüsselbeintheil des grossen Brustmuskels ist im 
Vergleich mit der linken Seite etwas stärker entwickelt, jedoch nicht 
gerade in besonders mächtiger Weise. Ferner fehlt der rechte kleine Brust¬ 
muskel fast vollständig, es lassen sich nur mit dem unterbrochenen Strom 
einzelne spärliche Muskelbündel nachweisen; sichtbar sind dieselben nicht, 
auch dem untersuchenden Finger entziehen sie sich vollständig. Im Bereiche 
des Muskelsdefektes fehlt jegliches Fettpolster, die Haut liegt der Brust- 
wand ungemein fest und straff an, so dass sie sich nur in kleinen Falten 
aufheben lässt und beim Erheben der Arme nicht mit in die Höhe 
gezogen wird, während dies auf der linken Seite in der üblichen Weise 
der Fall ist, deshalb steht auch die linke Brustwarze bei erhobenen 
Armen etwas höher als die rechte, während sich beide bei herabhängenden 
Armen in gleicher Höhe befinden. Die rechte Brustwarze hat einen 
um 0,5 cm geringeren Durchmesser als die linke und trägt keine Haare, 
während die linke deren einige aufweist, im Uebrigen ist die rechte Brust¬ 
warze gut entwickelt und nicht eingezogen. Das Knochengerüst des 
Brustkorbes ist gut entwickelt und zeigt gegen links nur insofern einen 
geringen Unterschied, als die Knorpelansätze der 5. bis 7. Rippe etwas 
stärker hervortreten. Schliesslich ist noch ein etwas geringerer Haarwuchs 


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441 


in der rechten Achselhöhle zu bemerken. Die anderen, den Oberarm 
bewegenden Muskeln einschliesslich des Deltamuskels sind vorhanden und 
in gleicher Weise, weder stärker noch schwächer, entwickelt wie auf der 
linken Seite. Auch die Armmuskulatur zeigt auf beiden Seiten gleiche 
Verhältnisse; messbare Unterschiede bestehen nicht, nur ist die linke 
Hand etwas breiter und stärker, mehr „ausgearbeitet“ und zeigt an der 
Hohlhand etwas dickere Schwielen. Die Beweglichkeit des rechten Armes 
ist vollkommen frei, der Mann fuhrt jede gröbere Bewegung ebenso gut 
aus, wie mit dem linken Arm, auch die Kraft der Bewegungen zeigt 
zunächst keinen Unterschied. Er ist von Beruf Maurer und giebt an, 
dass er den auffälligen Zustand seiner Brust kennt, so lange er denken 
kann; er hat mit der rechten Hand die Maurerkelle geführt und mit der 
linken Hand die Steine genommen und gesetzt, — soweit meine Erfahrung 
reicht, verrichten alle Maurer ihre Arbeit in dieser Weise — nur für 
schwerere Arbeiten — Steine tragen — hat er sich des linken Armes und 
der linken Schulter bedient, sonst hat er seine Arbeit wie jeder Andere 
verrichtet. In seinem Beruf war er jedenfalls nicht behindert. 

Der Zustand springt beim ersten Blick derartig in die Augen, dass 
er nicht gut übersehen werden kann, er war auch bei der Aushebung 
bemerkt und als nicht hinderlich für den Dienst angesehen worden. Dem¬ 
gemäss verblieb der mittelkräftige und gutwillige Mann zunächst im 
Dienst Es stellte sich nun bei mehrwöchiger Beobachtung heraus, 
dass es hauptsächlich zwei Uebungen waren, die er nicht ausführen konnte 
und die seine Ausbildung im Turnen und Schiessen wesentlich erschwerten. 
Erstens brachte er keinen Kliromzug fertig. Der grosse Brustmuskel 
zieht den Arm an den Stamm und rollt ihn leicht einwärts. Der — hier 
fehlende — Brustbeinrippentheil zieht für sich die Schulter herab oder 
bei feststehender Schulter, den Stamm in die Höhe. Der kleine Brust¬ 
muskel zieht die Schulter nach vorn und abwärts und wirkt bei fest¬ 
stehender Schulter wie der untere Theil des grossen Brustmuskels. Bei 
dem Ausfall dieser mächtigen Muskeln kann es nicht Wunder nehmen, 
dass kein Klimmzug gelingen wollte. Bei Versuchen, die ausdrücklich 
darauf hin unternommen wurden, stellte es sich auch in der That heraus, 
dass unser Musketier die rechte Schulter auffällig weniger herabziehen 
konnte als die linke und mit sehr erheblich geringerer Kraft. Zweitens 
war er unbeholfen mit dem Gewehr, namentlich konnte er den Kolben 
beim Zielen nicht fest an die Schulter anstemmen, „einziehen“, wie der 
dienstliche Ausdruck lautet. Das feste Einziehen ist zur Ruhigstellung 
des Gewehrs für sicheres Zielen und Schiessen absolut nothwendig, und 


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442 


dass sich hier wieder der Muskeldefekt hinderlich erwies, erklärt sich 
aus der oben angeführten physiologischen Wirkung der betreffenden 
Muskeln. Deshalb wurde der Mann als dienstunbrauchbar eingegeben und 
anerkannt 

Es erhebt sich die Frage, ist der Defekt angeboren oder erworben? 
Der Mann gab an, dass er in seinem 10. Lebensjahre von einem Scheunen¬ 
boden herab mit dem rechten Arm auf die Tenne aufgefallen sei, es soll 
eine Verrenkung der rechten Schulter bestanden haben, und ein Arzt zu 
Rathe gezogen worden sein Man kann also an einen erworbenen Zustand 
denken. Doch sprechen die oben beschriebenen Unterschiede im Verhalten 
der Bedeckungen, namentlich die straff am Brustkörbe anliegende Haut 
und der Mangel des Fettpolsters mit Entschiedenheit für einen an¬ 
geborenen Zustand, auch die allerdings geringen Unterschiede in der 
Entwickelung und Behaarung der Brustwarze sprechen dafür. Bei er¬ 
worbenen Atrophien sind diese Erscheinungen nicht vorhanden. Ich 
konnte mich an einem gleichzeitig eingestellten Manne mit sicher im 
5. Lebensjahre erworbenem Schwund des linken Kappen-, grossen Brust- 
und grossen Sägemuskels von dem Unterschiede zwischen angeborenem 
und erworbenem Brustmuskeldefekt bezw. -Schwund überzeugen, insofern 
bei dem letzteren die Haut überschüssig vorhanden und schlaff ist und 
sich leicht in grossen Falten aufheben lässt, auch ist das Fettpolster 
ebenso reichlich entwickelt, wie auf der gesunden Seite. Die beiden Leute 
wurden in der Sektion für Heilkunde der medizinisch-naturwissenschaftlichen 
Gesellschaft zu Jena vorgestellt, die bestehenden Unterschiede waren in 
die Augen fallend und leicht zu demonstriren. 

Auf welchen entwickelungsgeschichtlichen Vorgängen der Zustand 
beruht, ist nicht festgestellt.») Man hat drei verschiedene Theorien auf¬ 
gestellt, auf welche ich jedoch nicht näher eingehen will, sie sind 
zusammengestellt in der unten angeführten Arbeit von Rieder.*) 

Der Zustand ist selten. Bei der diesjährigen Musterung habe ich 
unter etwa 4000 Gemusterten zwei dem vorliegenden ganz ähnliche Fälle 
gefunden, im Uebrigen berufe ich mich aber auf die angeführten Arbeiten 
von Stintzing und Rieder. Hyrtl z. B. bekennt in seinem Lehrbuche 
der Anatomie nur zweimal völligen Mangel des Brustbein-Rippen-Theils des 

*) Stintzing: der angeborene und erworbene Defekt der Brustmuskeln etc. 
Deutsches Archiv für klinische Medizin. Bd. XLV. 

*) Rieder: Drei Fälle von angeborenem Knochen- und Muskeldefekt am 
Thorax. Annalen der städtischen allgemeinen Krankenhäuser zu München. 
München 1894. 


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443 


grossen Brustmuskels (wie im vorliegenden Falle) gesehen zu haben, 
Henle fuhrt ebenfalls nur eine kleine Zahl von Autoren für das theilweise 
oder gänzliche Fehlen der Brustmuskeln an etc. Rieder, welcher die 
bisherigen Beobachtungen zusammenstellt, zählt im Ganzen 30 genauer 
beobachtete und beschriebene Fälle auf. Der Mangel des Brustbeinrippen- 
theils ist am häufigsten beobachtet worden; in allen Fällen war der kleine 
Brustmuskel entweder nur in Spuren oder überhaupt nicht vorhanden, 
sehr selten war die Anomalie auf beide Brusthälften ausgedehnt. Auch 
an anderen Muskeln, namentlich dem Deltamuskel, dem grossen Säge¬ 
muskel und an der ganzen dem Defekt entsprechenden Körperbälfte ist 
gleichzeitig ein gewisser Grad von Schwund beobachtet worden; Rieder 
zählt 9 Thoraxdefekte, die sowohl die Knochen als Muskeln betrafen, auf. 

Die Brustmuskeldefekte haben Gelegenheit geboten, die physiologische 
Bedeutung der Zwischenrippenmuskeln zu untersuchen, und von allen 
Untersuchern wird bestätigt, dass die äusseren und inneren Zwischen¬ 
rippenmuskeln bei der Einathmung in Thätigkeit treten und Heber der 
Rippen sind, und ferner, dass die Zwischenrippenräume bei gewaltsamer 
Ausathmung mit geschlossener Stimmritze — Husten etc. — sich hervor¬ 
wölben. Diese beiden Erscheinungen sind auch im vorliegenden Falle 
vorhanden; die sonst auch beobachtete Erscheinung des primären Ein¬ 
sinkens der Zwischenrippen räume zu Beginn der Einathmung wird 
dagegen im vorliegenden Falle vermisst. 

Eine besondere Erwähnung verdient noch die Thatsache, dass trotz 
des Mangels der in Rede stehenden Muskelmassen die Leistungen des 
Armes kaum beeinträchtigt werden; die betreffenden Leute waren in 
ihrer Arbeitsfähigkeit nur dann beschränkt, wenn noch andere Muskeln 
an dem Schwund betheiligt waren. Für die fehlenden Brustmuskeln 
tritt eine Reihe von Schultermuskeln ein, welche in geeigneter Kombination 
und Abstufung im Stande sind, die fehlenden Brustmuskeln zu ersetzen. 
Stintzing berichtet von einem Studenten, der trotz angeborenen Defektes 
der linken Brustmuskeln — in der Art, wie im vorliegenden Falle — 
von jeher Linkshänder gewesen ist und links eine ebenso gute Klinge 
geschlagen hat wie rechts. Allerdings konnte er gewisse Turnübungen, 
z. B. das „Hängen in der Knickstütze“ nicht ausfuhren und war dauernd 
vom Militärdienst befreit, obwohl alle übrigen Muskeln vollkommen 
normal, ja sogar athletisch entwickelt waren. Ein von Rieder beschriebener 
Mann — es fehlte der linke grosse Brustmuskel theilweise, der linke 
kleine Brustmuskel und der linke grosse vordere Sägemuskel, er hatte 
eine Trichterbrust, die vierte und fünfte linke Rippe fehlte theilweise mit den 


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444 


entsprechenden Zwischenrippenmuskeln, infolge dessen eine Lungenhemie 
bestand — war ein guter Reiter, der das Reiten berufsmässig trieb, ein 
guter Violinspieler, der im Zirkus die Violine auf dem Rücken, zwischen 
den Beinen etc. spielte, und ein guter Turner, er konnte indessen nicht 
schwimmen. 

Was zum Schluss die Tauglichkeit zum Militärdienst betrifft, so halten 
allerdings einige Beobachter dieselbe nicht für aufgehoben, Stintzing 
spricht sich gegen dieselbe aus. Das vorliegende Beispiel zeigt, dass 
auch in unseren Kreisen keine Uebereinstimmung herrscht; doch glaube 
ich, gezeigt zu haben, dass und warum der von mir beobachtete Mann 
nicht tauglich ist. Immerhin mag in anderen Fällen sich ein anderes 
Ergebniss herausstellen, und gewiss erscheint es ratbsam, jeden Fall für 
sich zu beurtheilen. Von den beiden in diesem Jahre beobachteten 
Männern habe ich einen für tauglich gehalten, weil alle anderen Muskeln 
vorhanden und gut entwickelt waren, den andern für untauglich, weil 
einige Muskeln der betreffenden Schulter schwach entwickelt bezw. theil- 
weise geschwunden waren. 

Referate und Kritiken. 

L’Etat sanitaire des Armces Fran 9 aise, Allemande, Anglaise, 
Autrichienne, Beige, Espagnole et Italienne. Par Antony. 
Arch. de Med. et de rharm. mil. tome 26. August 1895. 

Eine ausserordentlich interessante vergleichende Studie. 

Im Allgemeinen beträgt der jährliche Zugang im Lazareth und 
Revier die Hälfte bis 8 /io der Kopfstärke. Diese Zahl ist erheblich 
hoher als die der Zivilbevölkerung. Nicht dass die Erkrankungen hier 
an sich geringer wären. Aber einerseits hat der Soldat kein Interesse 
daran, sich mit Krankheit lange im Dienst aufzuhalten, sondern meldet 
sich schon mit Kleinigkeiten, welche im Kampf um das bürgerliche 
Dasein nicht zum Arzt treiben. Andererseits wissen die Militärärzte zu 
gut, dass die frühzeitigste Behandlung kleiner Leiden beim Soldaten oft 
genug einem langen Kranksein vorbeugt, und begünstigen daher die 
Meldung jener. Verfasser hätte noch hinzufugen können, dass der an 
eine bestimmte Dienstkleidung gebundene Soldat schon hierdurch gezwungen 
wird, bei Krankheiten das Revier aufzusuchen, welche den bürgerlichen 
Arbeiter höchstens veranlassen würden, in seiner Bekleidung dieses oder 
jenes Stück wegzulassen oder bequemer zu gestalten. Man denke allein 
an die massenhaften Affektionen, welche das Tragen des Stiefels verbieten! 
Am höchsten stellt sich die Morbidität in den Armeen Englands und 
Deutschlands. Von 1880 bis 1890 gingen 

in Deutschland 897 bis 1172 °/ oo ZU 
„ Oesterreich-Ungarn 891 „ 995 „ 

„ England 
„ Italien 
„ Frankreich 


810 „ 829 „ 

796 „ 833 „ 

612 „ 618 * 


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445 


Dafür stehen Deutschland und England hinsichtlich der Sterblichkeit 
am besten. Hier stellt sich das Resultat folgendermaassen: 


Sterblichkeit 

Bürgerliche 

Bevölkerung 

Armee 


in %o 

1873 bis 1877 

1873 bis 1877 

1890 

England 

21,7 

8,4 

5,5 

Frankreich 

22,4 

9,2 

5,8 

Deutschland 

26,9 

5,7 

3,3 

Italien 

29,5 

11,6 

9 

Oesterreich-U nj 

rarn 32 

11,2 

6,1 

Natürlich sind 

bei Beurtheilung 

der Armeesterblichkeit 

stets 


die 

Bestimmungen für Aushebung und Entlassung als unbrauchbar im Auge 
zu behalten. Je strenger jene, je milder diese gehandhabt wird, um so 
geringer ist die Sterblichkeit der Dienenden. Die Aushebungsbestimmungen 
hängen aber ihrerseits eng mit den politischen Erwägungen der noth- 
wendigen Heeresstärke zusammen. Es ist daher nicht verwunderlich, 
dass z. B. die englische Armee mit ihrer Gesammtstärke von 100000 gut 

3 jwachsenen und streng untersuchten Leuten im Punkte der Sterb- 
eit besser steht, als jede der festländischen, auf allgemeiner Wehr¬ 
pflicht begründeten Armeen. Viel bequemer bietet sich die Vergleichung 
der Unbrauchbaren dar. Antony berechnet das Verhältniss in folgender 
Zusammenstellung. 




Sterblichkeit in %<>: 

Unbrauchbarkeit in °j 


, 1862-1869 

10,10 

6,8 

Frankreich - 

1 1872-1879 
1880-1884 

9,25 

8,4 

12.5 

13.5 

i 

l 1885-1889 

6,3 

18,2 

Preussen... 

[ 1846—1863 

9,7 

8,4 

Deutschland 

1873—1877 
l 1880—1889 

5,7 

3 

27,7 

31 


1840-1850 

28 


Oesterreich- 

Ungarn 

1850-1860 

1871—1879 

1880-1888 

17.5 

11.6 

8,3 



. 1889—1891 

5,9 


1 

r 1864-1869 

13,3 


Italien. . . J 

1 1871—1880 

10 

13,6 

I 

[ 1882—1891 

7,5 

18,3 

| 

1860-1868 

9,52 

33,86 

England . 1 

1 1871—1880 

1 1880-1889 

7,95 

6,1 

22 

19,6 

1 

[ 1890 

5,1 

16,7 


1868—1869 

12,8 

8,5 

Belgien . . | 

1 1876-1879 
| 1880-1884 

5,8 

4,6 

4,85 


1887-1891 

14 bis 17,5 

Spanien . • j 

f 1886 

L 1891 

13,49 

10,1 

30 

28,5. 


Aus Vorstehendem erhellt eine allgemeine Abnahme der Sterblichkeit 
seit 30 Jahren. Seit derselben Zeit aber hat die Entlassung wegen 
Unbrauchbarkeit zugenommen, ungefähr in gleichem Maasse, mit Aus¬ 
nahme von England. 


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446 


Es würde den Raum eines Referates ungebührlich überschreiten, 
wenn aus den interessanten Betrachtungen über das Verhalten der 
einzelnen Krankheiten Genaueres wiedergegeben werden sollte. Referent 
beschränkt sich deshalb auf einige Daten aus den Erhebungen über die 
wichtigsten Heereskrankheiten. 

Der Typhus scheint angesichts der bedeutenden Fortschritte in der 
Gesundheitspflege allgemein abzunehmen. Die englische Armee hatte 
1881 l%o Erkrankungen, 1890 1,26 mit einer Sterblichkeit von 0,29 auf 
1000 K.') In der deutschen Armee betrug die Sterblichkeit von 1873 
bis 1882 0,85 °/oo K; die Erkrankungsziffer 7 bis 12°/oo. Seither stetiger 
Rückgang. Zur Zeit beträgt die Morbidität 3,2 °/oo, die Mortalität 
0,29 o/oo K ; rund 6% der Erkrankten. Oesterreich-Ungarn lieferte 
1890 3,8°/oo Erkrankte mit 0,6 %o K. Todten = 15 bis 18°/ 0 der Er¬ 
krankten. Die Italiener hatten von 1867 bis 1872 einen Verlust von 
l%o K; von 1877 bis 1882 stieg diese Zahl bis 2,3. Seither hat sich 
die Morbidität auf 6,2 °/oo K. und die Sterblichkeit auf 1,6 vermindert 
und betrug 1891 = 1,4. Von den Erkrankten starben 18,5%. Die 
französische Armee im Inlande hatte von 1863 bis 1872 l,97%o K, 
Sterblichkeit an Typhus; von 1873 bis 1880 = 3,2. Von da ab Ver¬ 
minderung auf 1,31 in 1890, und 1,28 in 1891. Die Erkrankungsziffer 
dieses intensivsten Typhusherdes in Europa betrug 1880 20°/oo K. und 
ist bis 1891 auf 7,9 %o zurückgegangen. Von den Erkrankten starben 
15 bis 16%. 

In der Erkrankungsziffer an croupöser Pneumonie stehen Deutsch¬ 
land und Oesterreich-Ungarn mit mehr als ll%o K. obenan. Die Sterb¬ 
lichkeit zeigt fast überall eine Zunahme; die Krankheit ist zur Zeit 
bösartiger als vor 20 Jahren; ein Umstand, der grosser Beachtung 
werth ist. 

Die Lungen-Tuberkulose zeigt folgendes Verhalten: 

Erkrankungs- Sterblich- Total- 





ziffer: 

keit: 

Entlassene 

Verlust. 


f 1862- 

-1869 

2,8 

1,57 

0,78 

3,35 

Frankreich J 

1872- 

-1881 

2,4 

1,26 

2,06 

3,32 


l 1882- 

-1891 

3,81 

0,93 

3,56 

4,49 

Deutschland 

j 1873- 
I 1879- 

-1881 

-1890 

3,2 

3,1 

0,88 

0,8 

3,5 

5 

4,3 

5,7 

Oesterreich i 

f 1878- 
l 1889- 

-1887 

-1891 

5 

4,3 

1,7 

1,2 

2.5 

3.5 

4.2 

4,7 


1875- 

-1881 


1,31 

1,85 

3,16 

ItcViien • • • 

( 1882- 

-1891 

— 

1,32 

1,5 

3,82 


f 1859- 

-1860 

— 

2,61 

5,2 

7,2 

England . 

1879- 

-1883 

10,1 

2,1 

4,0 

6,1 

l 1885- 

-1890 

— 

1,39 

2,11 

3,5 

Belgien . . - 

1 1879- 
1 1889- 

-1883 

-1891 

4,2 

7,4 

1,04 

1,48 


— 

Spanien. . 

1886- 

-1891 


2,25 

5,5 

7,75 


Die Statistik ist jedoch bis zu dem Zeitpunkt unsicher, in welchem 
die Diagnose nach dem Koch sehen Kriterium allgemeine Forderung wird. 
Doch kann man nach dem vorliegenden Material mit Sicherheit» echUessen, 
dass die Sterblichkeit an Schwindsucht in allen Armeen im Abnehmen 

*) K. gleich Kopfstärke. 


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begriffen ist — freilich immer mit dem Hintergedanken, dass diese 
Grösse durch die Zunahme der Entlassungen verschleiert 'wird. Iu der 
That ist die englische Armee mit ihren äusserst strengen Aushebungs¬ 
bestimmungen die einzige, in der Sterblichkeits- und Entlassungsziffer in 
gleichem Maasse abnehmen. Welche anderen Gründe zu diesem günstigen 
Stande beitragen, ist schwer zu sagen, doch dürfte Verpflegung, Unter¬ 
kunft besser, die Anstrengung im Dienst geringer sein als in den grossen 
Armeen. Immerhin muss ein Sporn für sämmtliche Sanitätsleitungen 
in der Erreichbarkeit eines so günstigen Ergebnisses liegen. 

In der Vergleichung der übrigen Affektionen vermisst Referent die 
Herzkrankheiten. Doch müsste eine vergleichende Statistik dieser im 
Verhältnis zu der Steigerung der taktischen Anforderungen speziell an 
den Infanteristen interessante Ergebnisse liefern. 

Die verdienstliche und mühevolle Studie Antonys bietet Beherzigens- 
werthes genug, um zur Lektüre im Original Empfehlung zu verdienen. 
Die Trockenheit statistischer Erhebungen hört auf, wenn Zahlen eine 
solche Sprache führen. Körting. 

Gould, Observations on the action of the Lee-Metford bullet 
on bone and soft tissnes in the human body. (British medical 
journal No. 1803.) 

Die Beobachtungen sind gemacht bei der Chitral - Expedition. 
20 Fälle werden mitgetheilt. Leider war es dem Verfasser unmöglich, 
die Entfernungen festzustellen, aus welchen die Verwundungen erfolgten, 
oder eine Sektion vorzunehmen, da die Gefallenen sofort von den Ein- 

f eborenen mitgenommen und beerdigt wurden, Aus den mitgetheilten 
allen lässt sich Folgendes entnehmen: 1. Der Einschuss ist stets glatt, 
nie lappig zerissen, höchstens in geringem Maasse eingestülpt. 2. Ausschuss 
ist meist von derselben Grösse wie der Einschuss oder nur unerheblich 
grösser, manchmal die Ränder ein wenig zerissen und ausgestülpt 
3. Weichtheile sind glatt durchschlagen, nur bei einem Milzschuss 
zeigte sich Explosiv Wirkung. 4. Knochen. Selbst die grossen Röhren¬ 
knochen zeigen keine nachweisbare Fraktur und nur geringe Splitterung; 
zwei deutliche Frakturen unter den 20 Fällen. Kleine Knochensplitter 
mussten häufig entfernt werden. 5. Behandlung. Ableitung der Wund¬ 
flüssigkeit durch Drainage; Reinlichkeit, antiseptische Verbände mit Jodo¬ 
formpulver, Borlint. 6. Heilungsdauer und Erfolg. In allen Fällen 
nur „kurze ^leilungsdauer“ (keine Zahlenangabe.) Die meisten Ver¬ 
wundeten waren bald wieder kampffähig. Bei Gelenkschüssen befriedigender 
funktioneller Erfolg. Gould kommt zu dem Schluss, das Lee Metford- 
Geschoss entspreche allen Anforderungen der Humanität. Trapp. 

Knaggs, Gunshot injuries produced by the Lee-Metford rifle. 
(British medical journal No. 1803.) 

Schuss aus etwa 10m Entfernung, Schwarzpulverpatrone. Einschuss: 
Ränder gequetscht, eingedrückt und geschwärzt, zwischen neunter und 
zehnter Rippe an der Knorpel-Knochengrenze. Ausschuss am dritten 
Lendenwirbel, einen Zoll rechts von dem Wirbeldorn, fast ebenso gross wie 
der Einschuss, etwas gelappte Hautränder. Krankheitserscheinungen. 
Komplete Lähmung des linken Beines. Keine Zeichen von Darm¬ 
durchbohrung. Tod nach 24 Stunden in Shok. Sektionsbefund. 
Reichliche Blutung in der Bauchhöhle, Milz zerrissen, Explosivwirkung. 


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Dünndarm an zwei Stellen verletzt, Blutaustritte im Mesenterium. Psoas 
sin. durchbohrt. Der dritte Lendenwirbel zeigte drei, durch den Körper 
hindurchgehende Sprünge, am oberen Band Defekt von »/* Zoll Tiefe, 
linker Bogen fehlt ganz, der Domfortsatz durch Sprünge von beiden 
Gelenkfortsätzen getrennt. Durchreissung der Wurzeln des plex. sacralis. 

_ Trapp. 

Ziegler, Casuistische Mittheilung aus der Münchener chirur¬ 
gischen Klinik. (Münchener medizinische Wochenschrift 1895, No. 33.) 

Schwere Schussverletzung des Unterleibes, welche 1 */-* Stunden nach 
der Verletzung in Behandlung kam. Es wurde sofortige Laparotomie 
ausgefuhrt, bei der sich neun Darmdurchbohrungen, zwei davon am 
Gekröseansatz und fünf Durchbohrungen des Gekröses nebst aus¬ 
gedehnterer Quetschung desselben ergaben. Das stark veränderte Geschoss, 
aas ein 1 cm langes Stück eines Federmessers mitgerissen hatte, fand 
sich mit einem Zeugfetzen zusammen an der Wirbelsäule. Ausserdem 
war ein grosses Mesenterialgefäss durchrissen. Sämmtliche Darmwunden 
wurden durch dreietagige Nähte verschlossen, die anliegenden gequetschten 
Gekrösestellen überaäht, das Mesenterialgefäss unterbunden. Nach Aus¬ 
tupfen des Bauchraumes und kleinen Beckens mit trockenem Mull 
Verschluss der Bauchwunde durch Etagennaht. Im Ganzen 200 Nähte. 
Der Verlauf war komplizirt durch schweren Magendarmkatarrh infolge 
Trinkens des Wassers einer Eisblase. Entlassung nach 28 Tagen in 
bestem Zustand, der andauert Trapp. 


Schaffer E., Trauma und Tuberkulose. Vierteljahrsschrift für gericht¬ 
liche Medizin. 1895. Heft 3, S. 29 ff. 

Ein 34jähriger, bis dahin gesunder und erblich nicht belasteter 
Mann wurde bei einem Eisenbahnunglück von seinem Wagen geschleudert 
und stürzte in einer Entfernung von mehreren Metern mit der linken 
Körperseite auf den Boden (24. Oktober 1884). — Kurze Bewusstlosigkeit, 
keine äussere oder innere (nachweisbare) Verletzung; heftige Lenden- 
und Kreuzschmerzen links. Nach zwei Tagen Störungen der Empfindung 
an der hinteren Seite des linken Oberschenkels mit Zittern und Parese 
des Beins; letztere schritt langsam vor. 1886 10. Oktober Anästhesie 
in linker Hüfte und Bein, Blasen- und Mastdarmstörung; Patellarreflex 
links gesteigert, Fussklonus; — 1887 18. Mai weitere Verschlechterung; 
1889 pleuritis exs. sin., später Lungentuberkulose links (Bazillen) nach¬ 
weisbar; Tod infolge letzterer 13. Dezember 1893; keine Sektion. 

Schäffer führt aus: in unmittelbarem Anschluss an das Trauma 
der linken Körperseite entstand eine Entzündung der Rückenmarkshäute 
und des Rückenmarks, und zwar nach den Erscheinungen an einer 
örtlich genau begrenzten Stelle des Brusttheils; infolge weiterer Aus¬ 
breitung des Krankheitsprozesses — „Zweifel an der tuberkulösen Natur 
desselben sind nach keiner Hinsicht begründet“ — wurden auch die 
Nachbarorgane in Mitleidenschaft gezogen und es kam zu pleuritis sin.; 
später wurde auch tuberkulöse Erkrankung der linken Lunge nachweisbar, 
der Patient 1893 erlag. 

Das Vorkommen tuberkulöser Erkrankungen am Rückenmarke 
infolge von Traumen bei Personen ohne jede Belastung ist zweifellos 
erwiesen (cf. Leyden 1878 u. A.). 


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Schaffer erachtete (als gerichtlicher Sachverständiger): 

1. Der positive Nachweis eines ursächlichen Zusammenhangs 
zwischen Unfall und Ableben kann bei dem lückenhaften Beobachtungs¬ 
material nicht mit Bestimmtheit erbracht werden. 

2. Nicht nur die Möglichkeit, sondern vielmehr die Wahr¬ 

scheinlichkeit eines ursächlichen Zusammenhanges ist keineswegs 
ausgeschlossen. Ltz. 

R. Schaeffer, Ueber die Desinfektion der Hände. Therapeutische 
Monatshefte 1895, Juliheft. 

Schaeffer beantwortet die Frage, „in welcher Weise erzielt man am 
sichersten eine Sterilisation seiner Hände“ unter Berücksichtigung der 
einschlägigen deutschen Litteratur (Verzeichniss) durch Folgendes: 

1. Durch Pflege der Hände. Die Hände dürfen nicht aufgesprungen, 
ekzematös, rauh, rissig, mit Schwielen bedeckt sein, die Nägel nicht 
zu Jang, die Nagelfalze nicht überragend sein. Durch Enthaltung 
von grober Arbeit (Rudern, Gartenarbeit etc.), durch häufiges Waschen 
mit heissem Wasser, durch Einreibungen von Glycerin oder Fett, durch 
Pflege der Nägel wird die Hand die für eine Desinfektion nothwendigen 
Vorbedingungen erhalten. 

2. Durch sorgsames sich Fernhalten von infektiösen Stoffen 
(Sektionen, jauchigen Wunden, ansteckenden Krankheiten). War 
eine Berührung nicht zu vermeiden, so ist sofortiges und mehrmals 
wiederholtes, gründliches Waschen und Desinfiziren nothwendig. 
Bei stärkeren Verunreinigungen der Hände ist eine freiwillig auf¬ 
erlegte Abstinenz durchaus geboten. 

3. Durch die Desinfektion. — Bei derselben sind mehrere Phasen 
zu unterscheiden: 

a) die mechanische Reinigung: Benutzung möglichst heissen Wassers, 
der Seife (am besten der Alkali enthaltenden Schmierseife) und 
der (vorher ausgekochten) Bürste (Wurzelbürste). Intensives 
und aufmerksamstes Bürsten der Haut und besonders der Nägel 
während etwa fünf Minuten unter mehrmaligem Wechseln des 
Wassers. Die Reinigung der Nägel mittelst eines Nagelreinigers 
wird am besten in die Mitte dieser Prozedur verlegt. Die Ver¬ 
wendung von Sand oder Marmorstaub neben der Bürste ist 
zweckmässig. 

b) Bürstung der Hände und besonders der Nägel mit Alkohol 
während drei Minuten. 

c) Bürstung der Hände und Nägel in einer antiseptischen Lösung 
etwa ein bis zwei Minuten lang. Da das Sublimat auch in 
l%o Lösung noch allen übrigen Antisepticis überlegen ist, so ist, 
wenn nicht besondere Veranlassung vorliegt, dieses Mittel zu 
wählen. Die Hände werden nicht abgetrocknet. Jede sogenannte 
Schnelldesinfektion ist als unzuverlässig zu verwerfen. Ltz. 


Fowler, Anew operative method in the treatment of fracture 
of the patella. (Annales of surgery H. 30. Juni 1895.) 

Die ligamentöse Vereinigung der Querbrüche der Kniescheibe ist 
einer Pseudarthrose gleichzuachten. Um knöcherne Heilung zu erzielen, 
muss vermieden werden: 1. Schlechtes Aneinanderliegen der Bruchenden. 
2. Einkeilung von Weichtheilen. 3. Knochenerkrankung (Druckbrand, 

Milit&rftrztlicfce Zeitschrift. 1895. 29 


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Sepsis). Durch direkte Gewalt erzeugte Brüche heilen leichter knöchern, 
da namentlich Punkt 2 fehlt. Vier eigene Beobachtungen werden an¬ 
geführt zum Beweis der letzteren Behauptung. Die wie gewöhnlich 
durch Muskelzug entstandenen Brüche heilen nicht knöchern, da sich 
Theile der bursa praepatellaris zwischen die Bruchenden drängen und 
von den rauhen Knochen dann festgespiesst werden. Nur wenn die 
Weichtheile sehr dünn sind, kann vielleicht knöcherne Heilung ein treten. 
Bei 30 Fällen durch Muskelzug entstandener Querbrüche, bei denen 
Fowler das Innere des Gelenks zu sehen bekam, waren Weich theile 
zwischengelagert. Kniescheibenbrüche, bei denen sich die Theile fest 
und unter deutlichem Reiben aneinander lagern lassen, behandelte er 
mit gefensterter Gipsschiene und Gegeneinanderziehen der Bruchstücke 
durch Heftpflaster; nach vier Wochen Massage des Quadriceps, wenn 
feste knöcherne Vereinigung (nach sieben Wochen), Beginn mit aktiven 
und passiven Bewegungen. Bei Einschiebung von Weichtheilen verwirft 
Fowler die sofortige Naht, weil 1. die Gewebe zu stark gequetscht und 
infolgedessen der Infektion zugänglicher sind, 2. sehr oft der obere 
Recessus geöffnet ist (Riedel 9) und bei Infektion Phlegmone unter den 
Muskeln entsteht; 3. die Haut nicht sicher genug desinfizirt werden 
kann. 

Er wartet zwei bis drei Wochen, desinfizirt die Haut öfters in dieser 
Zeit. Schnittführung: Längsschnitt oder Bildung eines nach unten 
konvexen halbmondförmigen Lappens mit Basis über der Mitte der Knie¬ 
scheibe, Freilegung der Bruchenden nur so viel wie unumgänglich nöthig, 
Entfernung zwischengelagerter Weichtheile, Näherung der Bruchstücke 
durch eine neu konstruirte Klammer mit nur je einem Haken oder 
Silbernaht. Darauf Schluss der Hautwunde, keine Ausspülung, keine 
Drainage des Gelenks, Gipsverband. Die Klammer bleibt drei Wochen 
liegen. 

Die Vortheile der Methode gegenüber sofortiger Operation sollen 
sein: 1. Besserer Ernährungszustand der Weichtheile. 2. Geringste Ver¬ 
letzung des Gelenkes selbst. 3. Kürzeste Operationsdauer. 4. Kein Fremd¬ 
körper bleibt zurück (bei Verwendung der Klammer). 5. Die Klammer 
kann leicht entfernt und, wenn nöthig, leicht wieder angelegt werden. 
Fowlers Klammer nicht unbedingt erforderlich, die anderen Formen 
auch brauchbar. Seine Konstruktion lässt leichter Naht der Haut etc. zu. 

Trapp. 


Bier: Weitere Mittheilungen über tragfähige Amputations¬ 
stümpfe im Bereiche der Diaphysen. (Archiv für klin. Chirurgie 
Band L, Heft 2.) 

Die Stümpfe nach gewöhnlichen Amputationen im Bereich der 
Diaphysen sind nicht tragfähig durch die Empfindlichkeit, die bedingt ist 
1. durch Bildung eines Kallus am Knochenstumpf; 2. Verwachsung der 
Weichtheile mit der Knocbennarbe, auch wenn die Hautnarbe selbst nicht 
in deren Bereich liegt; 3. durch die mit der Zeit ein tretende Inaktivitäts¬ 
atrophie von Knochen und Weichtheilen, welche die Schmerzhaftigkeit 
und das leichte Eintreten von Ulcerationen der Haut befördert; der Stumpf 
selbst wird dann kegelförmig. 

Diese Nachtheile sind nicht vorhanden bei Stümpfen nach Exarti¬ 
kulationen und Amputationen in der Epiphysengegend. Amputations- 
Stümpfe der Diaphysen werden tragfähig, wenn 1. die Markhöhle primär 


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451 


geschlossen wird durch ein Knochenstück, das keinen Kallus bildet; 
2. zweckmässige Hautbedeckung gewählt wird (keine Narben im Sohlentheil, 
widerstandsfähige Haut); Muskellappen ist zweckmässig aber nicht unbedingt 
nöthig. Folgende Verfahren zur Bildung tragfähiger Stumpfe werden 
angegeben: 

I. Stumpfplastik durch Bildung eines „künstlichen Fusses* (Keil¬ 
ausschnitt oberhalb des Amputationsstumpfes mit Umlegen des losen 
unteren Stückes). Der „Fuss“ beim Gehen nicht benutzt, nur werthvoll 
bei Anlegen der Prothese. 

II. Stumpfplastik durch Bedeckung der Knochenwunde mit gleich 
grossem Knochenstück in Verbindung mit Periost und Weichtheiien. 
Nach vorheriger gewöhnlicher Amputation Keilausschnitt oberhalb des 
Stumpfes, Umklappen des Knochenweichtheillappens, Vernähung der 
Hautränder. 

IIL Bedeckung der Knochen wunde mit einem Knochenstück, kleiner 
als ihr Querschnitt in Verbindung mit Periost und Weichtheiien. Ist nur 
Modifikation von II. und nur von theoretischem Interesse. 

IV. Bedeckung des Knochenendes mit Knochen. Periostlappen 
ohne die übrigen Weichtheile. Bildung des Lappens aus der Vorderfläche 
der Tibia mit langer beweglicher Periostbrücke. 

V. Auflegen eines ganz abgelösten Periostknochenlappens (Knochen¬ 
transplantation). 

Im Ganzen hat Bier 17 Fälle von Stumpfplastiken ausgeführt, darunter 
12 mit gutem, 4 mit keinem Erfolg wegen Nichtanheilung der Knochen¬ 
stücke. Ein Fall noch unentschieden. Zum Schluss giebt er noch einige 
Winke über die Art der Prothesen. Schematische Holzschnitte erleichtern 
das Verständnis._ Trapp. 

M. Müller (Breslau), Ueber den Einfluss von Fiebertemperaturen 
auf die Wachsthumsgeschwindigkeit und die Virulenz des 
Typhusbazillus. Dissertation. Breslau 1895. (Auch in Zeitschrift 
für Hyg. von Infektionskrankheiten, Band XX.) 

Bekanntlich haben viele Forscher die Ansicht ausgesprochen, dass 
die höheren Fiebertemperaturgrade bei Infektionskrankheiten die Lebens¬ 
fähigkeit und Virulenz der Infektionserreger abschwächten und dadurch den 
Ausgang der Krankheit in Heilung herbeiführten. Müller weist durch eine 
grosse Anzahl sorgfältig angestellter Versuche nach, dass diese Annahme 
für den Ileotyphus nicht zutrifft. Eine Temperatur von 40° C. ist 
selbst bei tagelanger Einwirkung nicht im Stande, Typhus¬ 
bazillen in Bouillon-Kulturen wesentlich in ihrer Wachsthums¬ 
energie oder in ihrer Virulenz zu beeinträchtigen. Erst eine 
Temperatur von 44,5° C. vermag bei längerer Einwirkung Typhusbazillen 
abzutodten. In einem Versuche konnten noch nach 62 Tage langem 
Aufenthalt in dem auf ungefähr 42° C. eingestellten Thermostaten voll¬ 
ständig lebenskräftige und vermehrungsfähige Bazillen nachgewiesen 
werden. A. Hiller (Breslau.) 

S. Krüger (Berlin, Moabit), Ueber die chemische Wirkung der 
Elektrolyse auf toxische und immunisirende Substanzen. 
Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, No. 21. 

Es ist Krüger gelungen, durch Anwendung des konstanten elek¬ 
trischen Stromes mittelst polarisirbarer Platinelektroden in Kulturen von 

29* 


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Pneumoniekokken, Choleravibrionen und Diptheriebazillen die Bakterien 
abzutödten und die toxischen Substanzen abzuschwächen bezw. unschädlich 
zu machen, ohne die immunisirenden Substanzen der Kulturen zu 
zerstören, also ähnliche Wirkungen zu erzielen, wie man sie früher schon 
von der Erwärmung (Klemperer, Choleravibrionen) kannte. Von so 
behandelten Diphtheriekulturen konnte er eine farblose, vollkommen klare 
Flüssigkeit von schwach alkalischer Reaktion darstellen, welche, im 
Vakuum auf Vs Volumen eingedampft, das Behringsche Hormalheilserum 
(vom Jahre 1893) bei Meerschweinchen an Wirksamkeit um das 12V* fache 
übertraf. Heil versuche an Menschen sind bisher nicht gemacht worden. 

_ A. Hi 11 er (Breslau.) 

Dieudonn4. Eine einfache Vorrichtung zur Erzeugung von 
strömenden Formaldehyd-Dämpfen für Desinfektionszwecke. 
(Arbeiten aus dem Kaiserl. Gesundheitsamt, Band XL S. 534.) 

Die desinfizirende Wirkung des Formaldehyds — CHOH — ist 
bereits von mehreren Seiten festgestellt worden; ein besonderer Vortheil 
dieses Gases vor den üblichen flüssigen Desinfektionsmitteln besteht darin, 
dass es selbst empfindliche Stoffe, wie Gemälde, Metalle, Sammet, Leder 
und dergl. in keiner Weise angreift. Einen wesentlichen Fortschritt zur 
Verwendung in der Wohnungs-Desinfektion bedeutet die Möglichkeit, 
das Gas selbstthätig, in beliebigen Quantitäten, in jedem Raum, mühelos 
herzustellen. Man erreicht dies durch Spaltung von Amylalkoholdämpfen, 
welche man an einem glühenden Platingeflecht vorüberstreichen lässt, also 
ähnlich wie bei der bekannten Jägerschen Platinlampe. Ersonnen ist 
die Vorrichtung von dem Direktor der chemischen Fabriken Hüstener 
Gewerkschaft und in drei Grössen angefertigt (5, 6 und 7,50 Jft.). 

Dieudonn4 hat nach günstig ausgefallenen Vorversuchen auf diese 
Weise in einem Zimmer von 28,4 cbm Inhalt 320 g Methylalkohol in 
Formaldehyd übergeführt, das Zimmer 24 Stunden verschlossen gehalten 
und dann Milzbrandsporen abgestorben gefunden; ein Resultat, welches 
sich bei gleichzeitiger Erwärmung des Zimmers in wesentlich kürzerer 
Zeit erreichen lassen dürfte. Auch Oehmichen berichtet in demselben 
Band in seinen Beiträgen zur Desinfektionslehre von ähnlichen Resultaten 
bei weniger intensiven Formaldehydquellen, so dass ohne Zweifel dieses 
Gas bei der Desinfektion bewohnter Räume eine grosse Rolle spielen 
wird, welches — nebenbei bemerkt — auch Ungeziefer gründlich beseitigt. 

Butt er sack —Stuttgart. 

Die emetinfreie Ipecacuanha-Wurzel, ein wichtiges Heilmittel 
gegen Dysenterie. Deutsches Kolonialblatt 1895, S. 87 und 119. 
(E. S. Mittler & Sohn.) 

Die Bestrebungen, zur Behandlung der Ruhr das brechenerregende 
Alkaloid Emetin aus der Ipecacuanha-Wurzel zu entfernen, gingen von 
dem Surgeon-major Harris in Simla (1890) aus; darauf stellte die Firma 
Merck — Darmstadt emetinfreie Ipecac. Wurzel dar, welche von Dr. Kades 
Oranienapotheke zu Pillen (2 Pillen = 1,25 g Ipec. Pulver) verarbeitet 
den deutschen Aerzten in den Kolonien zur Verfügung gestellt wurde. 
Hach den Berichten sind die Pillen in Kamerun, Südwestafrika und 
Heu-Guinea mit Erfolg gegeben, während die in Deutsch-Ostafrika 
gemachten Erfahrungen nicht günstig waren. Ltz. 


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H. Reinicke (Osnabrück), Ein Fall von chemischer Trional- 
Vergiftung. Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, No. 13. 

Den von E. Schulze, Herting und Hecker mitgetheilten drei Fällen 
reiht Reinicke einen vierten an, welcher in seinem Verlauf ganz ähnliche 
Erscheinungen darbot. Den Anfang machten nervöse und gastrische 
Symptome: Kopfschmerz, Schwindelgefühl, Augenflimmern, Schmerz im 
Epigastrium und Leibschneiden; dazu traten häufige blutige, wässerige 
Stuhlentleerungen, Brechreiz, Fieber, schneller kleiner Puls, fahle Gesichts¬ 
farbe und am dritten Tage Entleerung von 250 ccm eines tief dunkelroth 
gefärbten, in dicken Schichten beinahe schwarzen Urins, von saurer 
Reaktion, nicht riechend, mit reichlichem Sediment. Der Harn enthielt 
2% Eiweiss; die Blutfarbstoffreaktionen fielen positiv aus. Mikroskopisch: 
spärliche rothe und farblose Blutkörperchen, Blasenepithelien, zahlreiche 
hyaline Cylinder, viel körniger Detritus. Ob es sich bei der eigentümlichen 
Färbung des Trionalurins um sogenanntes Hämatoporphyrin handelt, ist 
nach Quinckes Untersuchungen zweifelhaft. 

Auch dieser Fall betraf eine Frau, eine 26jährige Geisteskranke. 
Das höchst Auffallende dieser Beobachtung besteht aber darin, dass von 
diesem bisher als ungiftig und schadlos angesehenen Schlafmittel inner¬ 
halb 107 Tagen nur 40 g gebraucht worden waren, und dass sich in 
diesem Zeitraum noch zwei längere Pausen von 8 bezw. 21 Tagen 
befinden, während welcher kein Trional gereicht worden war. 

A. Hiller (Breslau.) 


E. Harnack (Halle a. S.), Ein Fall von akuter Vergiftung nach 
gleichzeitiger externer Anwendung von Tannin und Kalium¬ 
permanganat Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, No. 10. 

Bei einem 14 jährigen Mädchen, welches wegen hartnäckigen, über 
den ganzen Körper verbreiteten nässenden Ekzems der Haut Umschläge 
mit konzentrirter Tanninlösung und gleichzeitig Bäder mit Sol. Kalii 
hypermanganici 0,5 bis 1 g auf 1000 erhalten hatte, traten Vergiftungs¬ 
erscheinungen (heftige Dermatitis, Fieber bis 41°, Durchfälle) auf, 
welche mit Wahrscheinlichkeit auf die Bildung von Pyrogallol, durch 
Oxydation der Gerbsäure durch Kaliumpermanganat entstanden, zurück¬ 
geführt werden konnten. Pyrogallol wirkt stark reizend und giftig. 

Die erhebliche Ausdehnung der resorbirenden Fläche der Haut hat 
dem Zustandekommen der allgemeinen Intoxikation offenbar Vorschub 
geleistet. _ A. Hiller (Breslau.) 

W. Filehne (Breslau): Beiträge zur Lehre von der akuten und 
chronischen Kupfervergiftung. Deutsche medizinische Wochen¬ 
schrift 1895, No. 19. 

Bekanntlich gedeiht der Weinstock unter Kupferbehandlung (Be- 
sprengung mit Bordeauxbrühe oderEau c&este) besonders gut und wird durch 
sie von den gefährlichen parasitären Erkrankungen freigehalten. Die Beeren 
und der aus ihnen gewonnene Wein werden in geringem Maasse kupferhaltig 
(im Liter 0,1 mg). Doch wies Tschirch nach (Das Kupfer vom Stand¬ 
punkte der gerichtlichen Chemie, Toxikologie und Hygiene. Stuttgart 1873), 
dass in solchen gekupferten Weinen das Kupfer nicht durch HCl und H*S 
nachweisbar (Kupfersalz), sondern erst nach Veraschung des Verdampfungs¬ 
rückstandes erkennbar sei, also in organischer Verbindung (Kupferchlorophyll) 
im Weine bestehe und daher eine gesundheilsschädliche Wirkung wahr- 


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'scheinlich nicht mehr besitze. Neben diesem „maskirten“ Cu können 
aber auch Kupfersalze im Weine Vorkommen und zwar weinsaures 
Kupferkalium und Kupfernatrium; beide entstehen, wenn Traubensaft, 
Most oder ausgegorener Wein mit Kupfer (Messing) oder Kupfersalzen 
in Berührung kommen. Es sind Vergiftungsfalle bÄannt geworden, die 
entstanden sind durch den Genuss von Wein, welcher durch eine grünspan- 
haltige Messingpipe abgezogen worden war. Harnack hat die Giftigkeit 
dieser weinsauren Doppelsalze des Kupfers sowohl bei Darreichung per os, 
als auch bei subkutaner und intravenöser Einspritzung bei Thieren in 
bestimmter Dosis festgestellt. Filehne wies nun durch Kaninchen versuche 
nach, dass bei diesen Thieren durch tägliche Darreichung von minimalen 
Gaben des Kupferdoppelsalzes, welche an und für sich noch keine er¬ 
kennbare schädliche Wirkung ausüben, nach Verlauf von einigen Wochen 
eine typische Vergiftung zu Stande kommt, welche symptomatisch und 
anatomisch grosse Aehnlichkeit mit den Vergiftungen durch andere Schwer¬ 
metalle (Blei, Eisen, Quecksilber) hat. Diese chronische Kupfer¬ 
vergiftung ist, gerade so wie andere chronische Metall Vergiftungen, 
im Wesentlichen gekennzeichnet durch materielle Schädigung der protoplas¬ 
matischen Substanz der Parenchyme und des Blutes: durch beträchtliche 
Anämie sämmtlicher Gewebe und Organe, fettigen Zerfall der Leberzellen, 
Wucherung des Bindegewebes in der Leber (Cirrhose), Tendenz zu Ikterus, 
Degeneration der Zellen in den Nierenkanälchen, sog. Stauung in der 
Grenzschicht der Niere. Neben den Fetttröpfchen fand Filehne in der 
Leber und Niere Tröpfchen mit geringerem Lichtbrechungsvermögen 
(ähnlich deip Myelin), welche sich mit Osmiumsäure nicht schwarz, sondern 
dunkelbraun färbten; möglicherweise bilden sie eine Vorstufe des Fettes 
bei der Degeneration des Zellprotoplasmas. — Von der akuten Ver¬ 
giftung durch Kupfersalze unterscheidet sich diese chronische Vergiftung 
durch das vollständige Fehlen von lokaler Reizung des Verdauungstraktus 
(Erbrechen, Gastroenteritis) und durch die langsamere, aber in ihrem 
Enderfolge darum deutlichere Entwickelung der DegenerationsVorgänge in 
den inneren Organen (Blut, Leber, Nieren). — Das Kaliumsalz ist nur 
halb so giftig als das Natriumdoppelsalz; obwohl es diffusibler ist, wird 
es im Darm der Kaninchen doch viel langsamer resorbirt. — Für die Ge¬ 
sundheitspflege folgt daraus, dass Weine und andere zum Genuss be¬ 
stimmte Lösungen von weinsauren Salzen vor der Berührung mit Kupfer, 
Messing oder Kupfersalzen zu bewahren sind. Ebenso müssen bei Kupfer¬ 
behandlung des Weinstocks die Trauben vor der Kelterung von etwa 
anhaftenden Kupfersalzen gereinigt werden. A. Hill er (Breslau). 


Dr. H. Albrecht: Handbuch der praktischen Gewerbehygiene. 

Im III. Theile (Verhütung der durch den Maschinenbetrieb be¬ 
dingten Unfälle) des zeitgemässen, trefflichen Werkes (s. d. Z. 1895 
S. 179 und 276) behandelt der Gewerbeinspektor, Regierungsbaumeister 
E. Claussen den Abschnitt „Kessel und Motor“. Die vorwiegend 
technischen Erörterungen sind dem Verständnisse des Laien zugänglicher 
gemacht durch zahlreiche Abbildungen, welche eine verliältnissmässig 
leichte Orientirung ebenso gestatten, wie bei dem von Regierungsrath 
R. Platz verfassten Abschnitte IX, „Wellenleitungsanlagen und deren 
Theile“ bezw. dem von Ingenieur C. Specht bearbeiteten Abschnitt X 
„Anlagen zum Heben von Lasten“. 


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Theil IV, „Verhütung der gesundheitlichen Schädlichkeiten des 
Gewerbebetriebes im engeren Sinne“, soll noch im Herbst d. J. erscheinen 
nnd das Werk beschliessen. 


Jahresbericht über die Fortschritte der Diagnostik im Jahre 
1894. Herausgegeben von Oberstabsarzt Dr. E. Schill, Dresden. — 
Leipzig, 1895. B. Konegen. 

Den vorliegenden ersten Jahrgang des obigen Jahresberichts leitet 
der langjährige bewährte Mitarbeiter unserer Zeitschrift mit einem Vor¬ 
worte ein, welchem wir entnehmen, dass er in dem Jahresbericht „alle 
werthvollen, auf Diagnostik bezüglichen Arbeiten }n der Litteratur, welche 
sich oft an recht versteckten Orten finden, Zusammentragen will,“ so, „dass 
der Leser, ohne auf die Quellen rekurriren zu müssen, die betreffenden 
diagnostischen Untersuchungen ausführen kann“. 

Dazu gehörten ein seltener Fleiss und grosse Litteraturkenntnisse; 
über beide verfügt Schill in hervorragender Weise, und davon legt auch 
der erste Jahrgang Zeugniss ab. In 15 Abschnitten werden (pflanzliche 
und thierische Krankheitserreger, Vergiftungen, Allgemeines, die einzelnen 
Theile des Körpers) die Angaben untergebracht, so dass eine leichte 
Orientirung möglich ist. 

Vielleicht dürfte es sich empfehlen, die allerdings deutlichen, aber 
für litterarisch weniger Erfahrene doch gelegentlich wohl weniger leicht 
verständlichen Litteraturangaben durch eine Uebersicht der Abkürzungen 
vor dem Texte in den nächsten Jahrgängen zweifellos zu machen. Ltz. 

Encyklopädie der Therapie. Herausgegeben von Geheimrath 
Dr. Oskar Liebreich unter Mitwirkung von Privatdozent M. Mendel¬ 
sohn und Sanitätsrath Dr. A. Würzburg. — Berlin bei August 
Hirschwald 1895. 

Die Encyklopädie der Therapie (erschienen Band 1, Abtheilung 1, 
19 Bogen gross 8°) hat es sich zur Aufgabe gestellt, die sich mehr und 
mehr häufenden Entdeckungen und Beobachtungen aller Disziplinen der 
Medizin mit Bezug auf die Therapie in Einklang mit den werthvollen 
älteren Erfahrungen zu bringen und für die Therapie fruchtbar zu machen; 
dazu müssen die gesammten vorhandenen Hülfsmittel derselben von einem 
einheitlichen Gesichtspunkte aus betrachtet werden. 

Dass diese Aufgabe nach Möglichkeit gelöst wird, dafür bürgt der 
Name des Herausgebers, welcher von zahlreichen hervorragenden Mit¬ 
arbeitern wie v. Bardeleben, Eulenburg, Ewald, v. Jaksch, Jolly, 
Leyden, Mendel, Munk und vielen Anderen mehr unterstützt wird; das 
zeigt auch der vorliegende Band, welcher in alphabetischer Ordnung bis 
„Auge, künstliches“ gekommen ist 

Auch aus anscheinend entfernter liegenden Wissenschaften sind die¬ 
jenigen Kapitel, welche für ein volles Verständnis der Therapie von 
Wichtigkeit sind, zur Aufnahme gekommen. 

In Aussicht genommen sind neun Abtheilungen, welche im Laufe 
der nächsten zwei Jahre ausgegeben werden sollen. 

Jahrbuch der praktischen Medizin, begründet von P. Börner, 
herausgegeben von Dr. Jul. Schwalbe in Berlin. Jahrgang 1895. 

Börners praktischem Blick war es nicht entgangen, dass der in der 
Praxis stehende Arzt sich nach einem Buche sehnt, welches ihm jährlich 


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in Kürze über Alles berichtet, was in dem verflossenen Jahr auf den 
verschiedensten Gebieten der Medizin geleistet wurde, welches ihn somit 
vor dem Veralten schützt. Diesem Zweck entspricht in vollem Maasse 
das von Börner begründete Jahrbuch der praktischen Medizin, dessen 
Herausgabe von jetzt ab der vielbewährten Feder Jul. Schwalb es 
an vertraut ist. Und diese hat dies Vertrauen im vollsten Maasse 
erfüllt. Denn der Jahrgang 1895, der das alte „Arbeitsprinzip der strengsten 
Wissenschaftlichkeit bei prägnanter Kürze“ aufrecht erhält, zeigt erhebliche 
Verbesserungen. Zunächst hat der Band eine Einschränkung der Referate 
über die Forschungsergebnisse einiger Spezialdisziplinen, als dem 
allgemeinen Praktiker zu fern liegend, erfahren; aus derselben Rück¬ 
sicht wurden Anatomie und Physiologie als selbstständige Kapitel ge¬ 
strichen, ebenso wie die Militärmedizin. Das letztere gerade uns 
angehende Kapitel werden gleichwohl auch die Sanitätsoffiziere nicht 
zu sehr vermissen, da der Roth sehe Jahresbericht über diese Wissen¬ 
schaft doch vollständiger berichten kann, als es in dem Jahrbuch 
möglich war. Dagegen ist der gesammte Stoff übersichtlicher geordnet 
und — was für einen Jahresbericht unerlässlich ist — in den einzelnen 
Kapiteln einheitlich zu einer Art Gesammtkritik verschmolzen, die das 
Flickwerk verwischt. Die Randnoten ermöglichen beim Nachsuchen eine 
schnellere Orientirung. Doch das Buch soll „nicht nur ein Nachschlage¬ 
werk sein zur gelegentlichen litterarischen Orientirung, sondern gewisser- 
maassen auch ein Lehrbuch, das den nur wenig Studienmusse geniessenden 
Arzt befähigt, in kurzer Frist eine kontinuirliche und einheitlich ge¬ 
ordnete Ucbersicht über die letztjährigen Arbeitsfrüchte der gesummten 
praktischen Medizin zu gewinnen.“ 

Dieses Ziel hat das Buch durchaus erreicht und es wird, wenn auch 
die Militärmedizin aus ihm elimiuirt ist, gerade dem Sanitätsoffizier, der 
wie kein anderer in der Praxis stehender Arzt zumal bei der Begutachtung 
seiner Kranken mit den neuesten Fortschritten auf allen Gebieten der 
Medizin vertraut sein muss, ein willkommener Lehrer des neu Erreichten 
sein. Möchte es in unserm* Kreise recht viele, nicht nur diesjährige, 
sondern dauernde Freunde finden! Schumburg. 

Dr. Max Joseph. Lehrbuch der Haut- und Geschlechtskrank¬ 
heiten fürAerzte und Studirende. Erster Theil: Hautkrankheiten. 
Zweite vermehrte Auflage. Leipzig 1895, bei G. Thieme. 320 Seiten. 

Das in zweiter Auflage erschienene Lehrbuch will „in möglichst 
knapper Form einen Ueberblick der Hautkrankheiten, ihres Wesens und 
ihrer Diagnose sowie der entsprechenden Therapie“ geben. Diesen Zweck 
hat der Verfasser durch eine übersichtliche und leicht verständliche 
Darstellung der Hautkrankheiten erreicht. Nach einer kurz gefassten, 
39 Seiten einnehmenden Einführung in die Anatomie, Physiologie und 
allgemeine Pathologie der Haut werden in 7 Kapiteln die speziellen Haut¬ 
krankheiten besprochen. Der Verfasser folgt dabei keinem der bisher auf- 
gestellten Systeme der Hautkrankheiten, sondern entnimmt theils dem 
Hebra-Kaposischen, theils dem Au spitz sehen System einzelne Klassen 
und Ordnungen und gelangt damit thatsächlich zu einer im Allgemeinen dem 
pathologisch-anatomischen Gesichtspunkt entsprechenden, übersichtlichen 
und einfachen Eintheilung des Stoffes. Dass eine Reihe von Hautkrank¬ 
heiten in dem Buche von Joseph noch keinen zweifellos passenden Platz 
im „System“ gefunden und ebensogut in diesem wie in jenem Kapitel 


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- T' 


— 457 — 


hätte untergebracht werden können, lasst sich bei dem heutigen Stand 
der dermatologischen Wissenschaft wohl entschuldigen. Der Sache thut 
das auch wenig Eintrag. 

Das erste Kapitel bilden die entzündlichen Dermatosen (Ekzem, 
Impetigo contagiosa, Psoriasis, Acne et$.), dann folgen die Zirkulations¬ 
störungen (Erytheme, Urticaria, Exanthemata medicamentosa), die 
progressiven (Ichthyosis, Elephantiasis, Geschwülste) und die regressiven 
(Atrophie, Sclerodermie) Ernährungsstörungen der Haut, die neurotischen 
(Herpes, Prurigo, Pemphigus) und die parasitären (Scabies, Favus, Herpes 
tonsurans etc.) Dermatosen; den Schluss bilden die chronischen Infektions¬ 
krankheiten der Haut (Tuberkulose, Lupus, Lepra etc). 

Der Verfasser bespricht bei jeder Krankheitsform das klinische Bild, 
den Verlauf, die Ursache, Prognose, Therapie und Differentialdiagnose. 
Die Ergebnisse der neuesten Forschungen, insbesondere in der pathologischen 
Anatomie der Haut, sind berücksichtigt. Sehr kurz — manchmal offenbar 
zu kurz — ist die Aetiologie besprochen. Wenn auch das offene Ge¬ 
ständnis» des „ignoramus“ an und für sich lobenswerth ist, hätten doch 
die verschiedenen Ansichten über die Ursachen mancher Hautkrankheiten 
eine etwas eingehendere Berücksichtigung auch in dem knappen Rahmen 
eines Lehrbuchs verdient. 

Die Ausstattung des Joseph sehen Lehrbuchs ist sehr gut. Die 
beigegebenen Zeichnungen betreffen meist nur mikroskopische Bilder der 
Hautpathologie; allerdings haben auch Zeichnungen von Hautkrankheiten 
ohne Farbe nur einen sehr untergeordneten Werth. Hoffentlich hilft die 
in Entwickelung begriffene Kunst des farbigen Photographirens später 
diesem Mangel ab. Reinhardt. 

Sir Douglas Galton: Healthy Hospitals, Observations on some 
points connected with hospital construction. Oxford 1893. 

Als eine der bemerkenswertbesten Neuheiten auf dem Gebiet des 
Hospitalbaues muss eine ausführliche Arbeit Sir Douglas Galtons 
angesehen werden, die er „Healthy hospitals“ betitelt, ln ihr legt der 
weltberühmte Krankenhaushygieniker, der Nicht-Arzt ist, eine so reiche 
Fülle von Einzelbeobachtungen, die stets den findigen englischen Praktiker 
wie den erfahrenen Hygieniker erkennen lassen, nieder, dass ein Aufzählen 
der Einzelheiten unmöglich ist; nur Einiges sei aus dem vielseitigen 
Inhalt der 20 Kapitel entnommen. 

Das 1. Kapitel bringt als Vorrede einen etwas weit ausholenden 
historischen Abriss, der bis auf die Erbauung der ersten bekannten 
Militärhospitäler unter Trajan zurückgeht. Die Frage nach der Aus¬ 
dehnung eines allgemeinen Krankenhauses wird ausführlich erörtert 
(1 Bett auf 1000 Einwohner nach Burdett); jeder Patient soll zu den 
Kosten seines Lazarethaufenthalts nach Möglichkeit beitragen. Dann 
folgt die Eintheilung in die verschiedenen Arten von Krankenhäusern 
und die Aufstellung allgemeiner hygienischer Grundsätze. 3. Kapitel 
handelt von der Lage des Krankenhauses, wobei Galton den Grundsatz 
vertritt, das allgemeine Krankenhaus müsse für die Patienten leicht 
und schnell erreichbar sein; Isolirspitäler verbannt er aus der Stadt, 
Rekonvaleszentenhäuser gehörten an das Meer, Spitäler für Unheilbare 
und Alte aufs Land. Bei dem Eingehen auf die Lage eines allgemeinen 
Krankenhauses bevorzugt Gal ton Anhöhen; der Bodenluft schenkt er 
«ine vielleicht zu weit gehende Wichtigkeit, eine ebenso grosse einem 


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möglichst sich gleichbleibenden Grund wasserstand. In weiterem Verfolg 
solcher Ansichten schliesst sich Gal ton dann dem etwas veralteten 
Standpunkt Camerons in Dublin an, der meint, dass die organische 
Materie im Boden unter Umständen im Stande sei, der Atmosphäre das 
Gift mitzutheilen, welches Krankheiten errege; ähnliche Bedingungen 
seien wahrscheinlich auch die Ursache vieler Typhuserkrankungen in 
Indien. Galton erörtert dann die Grösse des Kubikraums pro Bett in 
genauer Weise und im 4. Kapitel die Art, wie die Luft in Wohnräumen 
verschlechtert wird in bekannter nichts Neues liefernder Darstellung, im 
5. Kapitel die Luftmenge, welche nöthig ist, um diesem Uebel- 
stande zu begegnen, gestützt auf genaue Berechnungen. Das 6. Ka¬ 
pitel zählt Apparate und Methoden zur Luftreinigung auf, besonders 
eingehend eine von E. A. Cowper ausgeführte, sehr zweckmässig 
erscheinende Anlage. Das 7. Kapitel ist der Ventilation gewidmet; die 
Darstellung unterscheidet sich von den allgemein bekannten nur durch 
hinzugefügte ausgedehnte rechnerische Begründungen. Die nächsten 
drei Kapitel behandeln die Heizung. Dass Gal ton auf diesem, seinem 
eigensten Gebiet eine Musterleistung in Auswahl des Stoffes und Form 
der Darstellung bringt, braucht nur erwähnt zu werden. Im 11 Kapitel, 
das die Beleuchtung bespricht, tritt Gal ton natürlich für das elektrische 
Licht ein, „welches auf keine Weise die Luft eines Krankenraumes 
verschlechtern kann und in der That die der Hygiene am meisten 
entsprechende Form der Beleuchtung ist, welche man sich denken kann“. 
Kapitel 12 belegt das in den vorhergehenden Kapiteln allgemein theoretisch 
Behandelte mit Beispielen aus englischen Krankenhäusern, die 
ausserordentlich glücklich gewählt sind, wie Ref. aus eigener Anschauung 
bestätigen kann. Die Erörterung über das Krankenzimmer beginnt mit 
dem bekannten Grundsatz, dass in der Form des Krankenzimmers die 
Zukunft des Hospitals liegt. Der einstöckige Pavillon wird allgemein — 
abgesehen von der Lage in dichtbevölkerter Stadt — zu Grunde gelegt. 
Dabei geht Gal ton auf das Eppendorfer Krankenhaus, sowie für warmes 
Klima auf das Tollet’sche System näher ein; auch das Für und Wider 
der runden Krankensäle wird abgewogen (Burnley Hospital und Hopitai 
civil in Antwerpen), schliesslich die Nothwendigkeit der Tageräume 
gestreift. Auch Kapitel 14 und 15 besprechen mit kritischer Schärfe 
die weiteren zum Krankenzimmer gehörigen Einrichtungen: Heisswasser¬ 
röhren sollen nicht in Kanälen liegen wegen des sich dort ansammelnden 
Schmutzes; die Fensterfläche 6oll nicht zur Grundfläche, sondern zum 
Kubikraum ins Verhältniss gesetzt werden; unter dem Fussboden soll 
sich stets ein freier Luftraum befinden; Holzfussboden soll wasserdicht 
sein, Gal ton empfiehlt u. A. unsere deutschen Parkettböden. Weiterhin 
(Kap. 16) werden die Vereinigungen solcher Krankenzimmer, die Pavillons 
und Blocks, in Kapitel 17 die Verwaltungsgebäude betrachtet. Die in 
England ja besonders ausgedehnten Räume für die Poliklinik werden 
gebührend berücksichtigt; Koch- und Waschküche und Vorrathsräume 
sollen, wie das überall in England streng durchgeführt ist, gänzlich von 
den Krankenräumen abgetrennt sein; die Wichtigkeit der in England oft 
anzutreffenden Lage der Küche im obersten Stockwerck wird mit Recht 
betont; die zahlreichen für Wärterinnen und Schwestern vorgesehenen 
Räume sind für deutsche Begriffe reichlich gross, indess sollten 
wir darin etwas mehr der schönen englischen Sitte uns anschliessen und 
würdigere Schwesternheime schaffen, als man sie in den meisten deutschen 


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Krankenhäusern antrifft. Die Bemerkungen über Krankenpflege der Kinder 
— welche letzteren nie allein gelassen werden sollten — sind sehr reich¬ 
haltig und ebenso zutreffend wie die Forderung, dass mit jedem Hospital 
ein Rekonvaleszentenhaus ausserhalb der Stadt, womöglich am Meere 
verbunden sein sollte. Was Galton in den 18 Kapiteln für die all¬ 
gemeinen Krankenhäuser festgesetzt hat, will er in Kapitel 19 auch für die 
Gebäranstalten „in zehn Mal peinlicherer Form“ angewendet wissen. 
In dem Schlusskapitel' gesteht Gal ton, dass er zu der beweglichen 
Baracke kein rechtes Vertrauen hat, die Errichtung und Einrichtung 
dauere zu lange; Docker streift er nur sehr oberflächlich. 

Schumburg. 

Neue Schulbank. W. Rettig, Oberbaurath a. D. — Leipziger Lehr¬ 
mittelanstalt. 1895. 

„Sichere, klare Grundsätze für Bau und Aufstellung der Schulbänke, 
welche doch schliesslich überall dieselben Bedingungen zu erfüllen haben, 
sind nirgends deutlich zu erkennen“, schliesst W. Rettig auf Grund der 
Beobachtungen, welche er durch umfangreiches Studium der einschlägigen 
Verhältnisse gewonnen hat. 

Er glaubt eine Lösung der Frage gefunden zu haben, welche, wenn 
auch nicht endgültig, so doch den Weg bezeichnet, auf weichem eine 
vollkommen fertige Lösung zn erreichen ist. 

Seine Bank ist zweisitzig, hat eigene Lehne und keine beweglichen 
Theile. Trotz der vermehrten Zwischengänge (40 cm) beansprucht die 
Aufstellung keine grössere Saaltiefe als die der mehrsitzigen Bänke, 
(wesentlich bezüglich der Kosten). Letzteres erreicht Rettig dadurch, dass 
er die Sitzbank und Pultplatte gegen die gewöhnlichen Abmessungen 
verkürzt und die Stirnwände der Bank nicht am Ende der Pultplatte, 
sondern am Ende der Sitzbank anordnet. — Die Bänke können leicht 
seitlich umgelegt werden, so dass eine vollkommene Reinigung des Klassen¬ 
raumes möglich ist; ein unbefugtes Umlegen ist dabei nicht angängig. 
Die Bank hat zum Aufsetzen der Füsse einen erhöhten Rost (19,5 cm 
über dem Boden) wodurch auch das ganze Pult höher liegen musste, im 
Interesse der Wärme der Füsse, des leichteren Aufstehens (Heraustreten 
mit einem Beine) und des Heraustretens aus der Bank. 

Die Bank stellt sich dar als eine solche mit Nulldistanz, zeigt aber 
in Wahrheit — da die Sitzbank schmal ist, um die freie Bewegungs- 
fahigkeit der Beine zu gestatten, und nur ein aufrechtes, gutes Sitzen 
mitten vor der Platte gestattet — die Sitzraumbemessung einer Bank mit 
Minusdistanz. (S. 36.) — Rettig giebt die Abmessungen für zehn Bank¬ 
grössen an. 

Am Schlüsse wird „Schulisches“, „Gesundheitliches“, „Bauliches“ und 
„Wirthschaftliches“ in 44 Sätzen zusammengefasst. 

Näher auf die interessante und werthvolle Arbeit, welcher ein um¬ 
fassendes Litteraturverzeichniss (187 Nummern) angehängt ist und die 
durch zahlreiche Figuren erläutert wird, einzugehen, verbietet leider der 
Raum. Ltz. 

Die Cholera im Deutschen Reiche im Herbst 1892 und 
Winter 1892/93. — Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamte, 
Bd. X, 2. 

Die Cholera 1. im Elbegebiete, ausserhalb Hamburgs und der 
nächstliegenden Theile, bearbeitet von Regierungsrath Dr. Kübler — 


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und 2. in den westlich vom Elbegebiete belegenen Theilen des 
Reichs, bearbeitet von Regierungsrath Dr. Wutzdorff. — Berlin 1895, 
Julius Springer. 

Die Arbeiten Kühlers und Wutzdorffs bilden die Fortsetzungen 
der Gaffkysehen Abhandlung über die Cholera in Hamburg 1892 und 
1892/9 3 . 

1. Kubier berichtet demgemäss über die Erkrankungen an Cholera 
im Bereiche der zum Elbegebiete gehörenden Wasserstrassen, abgesehen 
von Hamburg und Umgegend, und den Kreisen Pinneberg und Stormam, 
Angermünde und Oberbarnim und der Ortschaft Zerpenschleuse. — Die 
Zahl der befallenen Orte in diesem Berichtsgebiete beträgt IGO, die Zahl 
der Erkrankungen 757. 

Die ersten bekannt gewordenen Erkrankungen traten in der Nähe 
von Hamburg am 19. 8. und 20. 8. auf, doch zeigte sich bereits in den 
nächsten Tagen die Seuche auch in entfernteren Orten (22. 8. Artlenburg, 
24. 8. Berlin, 25. 8. Wittenberge, 27. 8. Rathenow, 28. 8. Magdeburg etc.); 
die Hauptausbreitung fiel auf die Zeit vom 20. 8. bis 31. 8. — Ueber die 
Art der Verschleppung konnte in 116 Ortschaften festgestellt werden, 
dass der erste Fall auf den Verkehr zurückzuführen war und zwar in 
115 Orten auf den Personenverkehr. Eine Weiterverbreitung der Seuche 
fand in 68 Orten statt. 

Die Möglichkeit eines Zusammenhanges der Verbreitung mit orts- 
eigenthümlichen Verhältnissen des Untergrundes wird nur in einem 
einzigen Berichte (die Darstellung fusst auf amtlichen Berichten der 
Zivilsanitätsbehörden und der kommandirten Sanitätsoffiziere) hervor¬ 
gehoben; als unmittelbare Ursache der einzelnen Erkrankungen findet 
sich — abgesehen von Ausnahmefallen, in welchen eine Aufklärung nicht 
gelang — durchweg entweder die Uebertragung von Person zu Person, 
oder der Genuss nachweislich bezw. vermuthlich infizirten Wassers be¬ 
zeichnet; häufiger wird auch eine Verunreinigung der Boden Oberfläche 
betont. 

Kübler berichtet sodann über die Verbreitung der Cholera von 
Person zu Person: bei Familienangehörigen, Hausgenossen oder Pflegern 
der nachweislich Erkrankten, oder solchen Personen, deren Erkrankung 
an Cholera nicht erkannt war, — weiter über die durch das Wasser, 
und erläutert seine Ausführungen an der Hand der Berichte; besonders 
eingehend ist, entsprechend ihrer grossen Bedeutung, die Verbreitung 
durch das Wasser behandelt. 

Die Bekämpfung (III) der Seuche erfolgte nach den am 27. 8. bis 
28. 8. im Reichsamte des Innern festgestellten „Maassnahmen gegen die 
Cholera“, welche schon in den ersten Tagen des September 1892 zur 
Ausführung gelangten. — Nach denselben sollten Verkehrsstörungen 
möglichst vermieden werden; ein sehr grosser Werth wurde auf 
allgemeine hygienische Maassregeln und vor Allem auf ein rechtzeitiges 
Erkennen der Erkrankung und das Verhüten einer Weiterverbreitung 
gelegt — Hierdurch wurde es auch wohl erreicht, dass es zu einer 
Ausbreitung der Cholera niemals kam, sobald die ersten Fälle rechtzeitig 
festgestellt und sachgemäss behandelt wurden. „Auch in solchen Orten, 
wo die Krankheit bereits um sich gegriffen, erlosch sie in kurzer Zeit^ 
sobald man die »Maassnahmen« thatkräftig zur Anwendung brachte.“ 

Einen sehr wesentlichen Einfluss auf das einheitliche Vorgehen gegen 
die Seuche im Allgemeinen hatte die Thätigkeit der neu errichteten Rrnchs- 


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Cholerakommission, welche in besonders enger Fühlung mit dem am 12. 9. 
berufenen Reichskommissar für die Gesundheitspflege im Stromgebiete 
der Elbe blieb. Unter Letzterem arbeiteten auf den in Altona, Hamburg, 
Lauenburg, "Wittenberge, Rathenow, Potsdam und Berlin etc. eingerichteten 
Kontrolstationen kommandirte Sanitätsoffiziere, welche ihren beschwer¬ 
lichen und verantwortungsvollen Dienst derartig versahen, dass auch in 
den folgenden Jahren bei der Strom Überwachung auf dieselben zurück¬ 
gegriffen wurde. — Die an der Elbe stationirten Sanitätsoffiziere regelten 
zunächst den Dienst nach eigenem Ermessen unter Beachtung der erhaltenen 
allgemeinen Weisungen; bald ging ihnen eine vorläufige Dienstanweisung 
zu, welche weiterhin durch die „Dienstanweisung für die Scbiflskontrol- 
stationen im Stromgebiete der Elbe“, erlassen, 28. 9. vom Reichskommissar 
ersetzt wurde. 

Die Hauptaufgaben der Kontrolstationen bestanden in Ueberwachung 
und Belehrung der auf den Wasserstrassen verkehrenden Personen und 
in ihrer Versorgung mit einwandsfreiem Trinkwasser; grosser Werth wurde 
auch auf eine zweckmässige Beseitigung bezw r . Unschädlichmachung der 
menschlichen Auswurfstoffe gelegt. — Sämmtliche Fahrzeuge erfuhren eine 
Desinfektion des Bilgewassers, die sich auch auf Wohn- und Schlafräume etc. 
erstreckte, sobald Choleraerkrankungen festgestellt wurden; in letzterem 
Falle wurde eine sechstägige Quarantäne über das Fahrzeug verhängt, 
welche dasselbe abseits vom Schiffsverkehr durchmachte. — Dieser Ueber- 
wachungsdienst wurde an der Elbe mit dem 29. 11. überall eingestellt, 
nachdem vom 13. 9. bis 29. 11. 57 108 Schiffe und Flösse mit 205 954 
Personen revidirt und 108 Cboleraerkrankungen, 11 choleraverdächtige 
Fälle fest gestellt waren. 

Kübler zieht aus dem Berichte folgende Schlüsse (auszüglich): 

a) Der zeitliche Verlauf der Cholera im Elbegebiete entsprach der 
Entwickelung der Epidemie in Hamburg. 

b) Die Ausbreitung entsprach der Entfernung von Hamburg; je 
näher an Hamburg, um so stärker die Verbreitung, welche 

c) fast ausschliesslich durch den menschlichen Verkehr erfolgte, und 
zwar häufig 

d) von Person zu Person. Gleichzeitiges Auftreten zahlreicher 
Erkrankungen an einem Orte musste auf eine Verunreinigung des Trink¬ 
wassers in der Regel zurückgeführt werden, wobei nicht selten ungünstige 
hygienische Verhältnisse der Krankheit Vorschub leisteten. 

e) Anderen Berufsarten gegenüber sind die Personen der Fluss¬ 
bevölkerung und die Ziegler besondere zahlreich an der Cholera erkrankt. 

f) Die rechtzeitige Feststellung der ersten Cholerafalle an einem Orte, 
die Absonderung der Kranken und eine zweckmässig ausgeführte Des¬ 
infektion haben sich als wirksame Mittel zur Bekämpfung der Cholera 
erwiesen. 

g) Durch die einheitlich geleitete und gewissenhaft durchgefuhrte 
ärztliche Ueberwachung der Flussbevölkerung ist die Ausbreitung der 
Cholera erfolgreich beschränkt worden. 

2. In den westlich vom Elbegebiete belegenen Theilen des Reichs 
kamen nur wenige verschleppte Fälle von Cholera vor, deren Ansteckungs¬ 
art nur zum Theil festgestellt werden konnte. — Seit dem 1. 10. waren 
auch am Rhein unter Sanitätsoffizieren Kontrolstationen eingerichtet, 
welche sechs Cholera- und drei choleraverdächtige Erkrankungen fest- 
stellten. L tz. 


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462 


Mittheilungen. 


f 

Am 16. August d. Js. starb zu Berlin infolge eines Nierenleidens, 
welches sich zu einem seit längerer Zeit bestandenen Blasenkatarrh gesellt 
hatte, der Generalarzt a. D. Dr. Valentini. Seiner Dienstlaufbahn 
wurde im Jahrgang 1891 dieser Zeitschrift (S. 631) anlässlich seines 
50jährigen Doktor-Jubiläums gedacht. Nach seinem am 30. April 1890 
erfolgten Ausscheiden aus dem Dienst widmete er sich vornehmlich 
mannigfachen künstlerischen Interessen. Ehre seinem Andenken! 


Aus dem Inhalt der Archives de medecine et de pharmacie 
militaires. Baud XXV. Januar bis Juni 1895. 

S. 81. Note sur les injections hypodermiques de Quinine 
par Kelsch. Nachdem sich bei verschiedenen Kranken die Behandlungs¬ 
dauer durch Abszesse verzögert hatte, welche als die Folge subkutaner 
Chinininjektionen anzusehen waren, erhielt Verf. vom Kriegsministerium 
den Auftrag, die Bedingungen zu studiren, unter denen solche Folgen zu 
vermeiden sind. Er empfiehlt für die Injektion frische Lösungen eines 
vollkommen neutralen Chininum hydrochloratum. Dieses Salz löst sich 
bei gewöhnlicher Temperatur in zwei Dritteln seines Gewichtes an Wasser; 
es ist daher leicht, Lösungen herzustellen, die in 1 ccm 0,5 bis 0,75 g 
Chinin enthalten. Die Formel lautet Rep : Chin. hydrochlor. perf. neutr. 5,0 
Aqu. dest. ad '0,0. Die Injektion ist nicht schmerzhaft und hat keine 
lokalen Entzündungen im Gefolge, wenn man die auch für diese unbe¬ 
deutende Operation unerlässlichen antiseptischen Kautelen beachtet. Der 
Stich muss zuverlässig ins Unterhautzellgewebe dringen, die Entleerung 
der Spritze langsam erfolgen. Trotzdem kommt es bei sehr erschöpften 
und abgemagerten Individuen hin und wieder zu Abszessen. Speziell bei 
schwerer Malariakachexie nach langem Tropenaufenthalt. Aber auch in 
diesen Fällen wird man nicht gern auf die Injektionsbehandlung ver¬ 
zichten und zwar erstens, weil deren Gefahren mit denen des Grundleidens 
nicht zu vergleichen sind, und zweitens, weil es keine Form der Chinin- 
Einverleibung giebt, die gleich schnell und gründlich wirkt. 

S. 209. Traiteraent des bubons par les injections de Vaseline 
jodoformee. p. llullier. Von dem Wunsche beseelt, die oft verzweifelt 
langwierige Behandlungsdauer der venerischen Bubonen abzukürzen, giebt 
Verf. folgende Methode an: Nach gründlicher antiseptischer Reinigung der 
ganzen erkrankten Partie wird der Bubo mit einer Lanzette oder einem 
schmalen Bistouri punktirt. Dann wird der Eiter durch Druck so viel 
wie irgend möglich entleert und in die Höhle eine erwärmte und dadurch 
verflüssigte 10 prozentige Jodoform Vaseline eingesprizt. Darüber ein dichter 
Sublimatwatteverband. Schmerz und Schwellung sollen schnell zurückgehen, 
die Heilung in sechs bis sieben Tagen ohne erhebliche Narbe beendet 
sein Dies sind die günstigsten Fälle. Aber selbst bei weiter reichendem 
Infiltrat soll eine zweite, höchstens dritte Injektion genügen, um den 
Prozess in längstens 15 Tagen zu beenden. Bedingung des Erfolges ist 
frühes Eingreifen, sobald die erste Fluktuation festzustellen ist. Ist die 
Haut erst weithin uuterminirt, verdünnt und livide, so gelingt ihre Er¬ 
haltung mit dieser Methode ebenso wenig, wie mit einer anderen. 


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S. 228. Orchite typhoidique. Conatatation du bacille 
d’Eberth. p. Messerer et Gasser. Referirt die interessante Thatsache, 
dass in dem lymphoiden Sekret eines im Verlauf des Typhus entzündeten 
Hodens Typhusbazillen in grosser Menge gefunden wurden. 

S. 238. Les balles tubulaires p. Nimier. Von Krnka und 
Hehler ist neuestens ein röhrenförmiges Geschoss in Vorschlag gebracht 
worden. Und zwar, um die Verlangsamung durch den Luftwiderstand 
auszuschlie8sen. Das Geschoss ist — ähnlich unserem alten Langblei — 
von ogivaler Gestalt mit stumpfgerundetem Basaltheil und langausgezogener 
Spitze. Es wird von einem Kanal durchzogen, der */» des Geschosskalibers 
Durchmesser hat. Das Material ist Stahl; in der Mitte ist ein kupferner 
Führungsring angebracht. Um ein Entweichen der Pulvergase zu ver¬ 
hindern, wird das Geschoss in einem Spiegel aus Papiermache geführt, 
der seinem hinteren Ende genau aufsitzt, ohne mit ihm fest verbunden 
zu sein. Er kann also vor der Mündung des Gewehres abfallen. Beim 
Schuss aus dem Mannlichergewehr M. 93, mit Pulverladungen von 1,64 und 
2,16 g wurden folgende Resultate erzielt: Mit 1,64 g 1050 m Anfangs¬ 
geschwindigkeit, 204 cm tiefes Eindringen in Tannenholz, bei 2500 m Ent¬ 
fernung noch 672 m Geschwindigkeit, 84 cm Eindringen. Gesammtschuss- 
weite 9172 m. Mit der stärkeren Ladung 1215 m Anfangsgeschwindigkeit 
und 281 cm tiefes Eindringen in Tannenholz; bei 500 m noch 1117 m Ge¬ 
schwindigkeit und 238 cm Eindringen. Thierversuche liegen noch nicht 
vor; man kann also über die chirurgische Seite der Frage noch nichts 
sagen. 

S. 251, 329 und 502. Lesexercises d’improvisations medico- 
chirurgicales dans l’armee bavaroise p. Ecot. Verf. beschreibt 
die Improvisationsübungen, denen er unter Ports persönlicher Leitung in 
Würzburg beiwohnen konnte. Es ist dem französischen Militärarzt nicht 
anders gegangen wie jedem, der das Vergnügen genossen hat, den liebens¬ 
würdigen Erfinder dieser Technik selbst an der Arbeit zu sehen: man 
wird lebhaft interessirt und erfreut. Augenscheinlich wusste Verf. nicht, 
dass auch die preussische Heeres-Sanitätsleitung sich der Thatsache nicht 
verschlossen hat, dass Ports Technik einen hohen Nutzen sowohl für 
die feldärztliche Praxis wie für die Entwickelung des Denkvermögens 
und der Geschicklichkeit beim Sanitätspersonal besitzt Denn es ist in 
der ausführlichen Arbeit der Einführung der Improvisationsübungen in 
den Lazarethgehülfen- wie Krankenträgerunterricht der gesammten Deutschen 
Armee mit keiner Silbe gedacht. 

S. 481. Otite externe et phlegmon mastoidien dans un cas 
de dysenterie aigue. p. Mathias et Gasser. 

Fall von akuter Ruhr, in dessen Verlauf sich eine phlegmonöse Ent¬ 
zündung im äusseren Gehörgang und an dem Warzenfortsatz entwickelte. 
Ausgang in Heilung, nach Spaltung des Abszesses. Verf. erörterten be¬ 
sonders die Frage, ob es sich im vorliegenden Falle um ein zufälliges 
Zusammentreffen oder um einen kausalen Zusammenhang der Phlegmone 
mit der Dysenterie handelte. Die Litteratur lässt hierüber in Stich. 
Besseren Aufschluss gab die bakteriologische Untersuchung des entleerten 
Eiters. Durch diese wurde die Anwesenheit des Bacterium coli 
commune in demselben erwiesen. Die Betheiligung dieses Bazillus an 
der Entstehung der Ruhr scheint sicher zu sein. Damit würde auch 
die Annahme erlaubt erscheinen, dass derselbe Spaltpilz von seinem 
Darmherd aus unter gewissen Bedingungen nach anderen Körpertheilen 


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wandern und dort Entzündung bedingen kann. (Ref. mochte glauben, 
dass die Verschleppung durch die Finger zumal nach dem hier befallenen 
Ort hin viel näher liegt, als die Annahme einer Emigration.) 

__ Körting. 

J. Borntraeger, Regierungs- und Medizinalrath. Diät-Vorschriften 
für Gesunde und Kranke jeder Art. Leipzig 1895. Hartung & S. 

Die bisherigen Diätzettel sind nach Borntraeger nicht vollständig, 
nicht eingehend genug und unterscheiden nicht zwischen der Kost des 
-Bemittelteren und Aermeren. Er stellte deshalb 36 Diät-Vorschriften 
zusammen, welche die passende Diät bei verschiedenen Krankheiten und 
Krankheitsanlagen, aber auch komplizirtere Diätkuren und die Diätetik 
des Gesunden bieten. 

Der Arzt trennt den geeigneten Zettel vom Blocke ab, streicht und 
setzt zu, wie er es für nöthig erachtet. — Die Vorschriften werden als 
Ganzes (2,80 Rm) und einzeln abgegeben. Dieselben stellen ohne Frage 
eine grosse Erleichterung für den ordinirenden Arzt dar und erscheinen 
recht empfehlenswerth. Ltz. 

Dr. F. Kaliski. Therapeutisches Vademecum. Berlin 1895 bei 
S. Karger. 

Ein nach Affektionen geordnetes Buchlein, welches die empfehlens- 
werthen Rezepte mit ihren genauen Preisen nach der Taxe bringt; bis 
auf wenige Ausnahmen ist der Durchschnittspreis der Verordnungen 
40 bis 60 Pf. ohne Glas, Schachteln u. dergl. Ltz. 


Die Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 
auf dem 24. Kongresse (17. bis 20. April 1895) sind in sehr stattlichem 
Bande erschienen. — Ein eingehenderer Bericht über die Verhandlungen 
ist Heft 5, Seite 224 bereits veröffentlicht 


Dr. Paul Börners Reichsmedizinalkalender für Deutschland 1896. 

Herausgegeben von Professor Dr. Eulenburg und Dr. J. Schwalbe. 

— Leipzig, Georg Thieme, 1895. 

Der erste Th eil des beliebten Kalenders, das geschäftliche Taschenbuch 
mit Beiheft, ist zur gewohnten Zeit erschienen. Das geschäftliche 
Taschenbuch — in den bekannten verschiedenen Ausgaben, entsprechend 
den Wünschen der Käufer — bietet ausser dem bisherigen Inhalt ein 
Verzeichniss der öffentlichen Blindenanstalten Deutschlands, weiter Ab¬ 
handlungen über „Erste Hülfeleistung bei plötzlichen und bedrohlichen 
Erkrankungen“ (J. Schwalbe) und über „Scheintod, Wiederbelebung 
und erste Mittel bei plötzlichen Verunglückungen“ (A. Guttstadt). 

In dem Beihefte finden wir als neue, werth volle Abhandlungen: „Zur 
topographischen Diagnostik bei Gehirnkrankheiten“ von Professor A.Eulen¬ 
burg, — „Kurzer Abriss der Diagnostik und Therapie der Frakturen und 
Luxationen“ von Dr. Hoffa, — und „Kurze Anleitung zur Sachverständigen- 
Thätigkeit des Arztes in der Kranken-, Unfalls-, Invaliditäts- und Alters¬ 
gesetzgebung“ von Dr. J. Thiersch. 

Empfehlenswerth ist neben dem Kalender die Beschaffung der „Kurz¬ 
gefassten Abhandlungen über wichtige Kapitel der medizinischen Praxis . 
(Preis 1,00 JC.). __ _ 

Gedruckt in der Königlichen Hof buchdrnckerei Ton E. S. Mittler & Sohn, Berlin SW., Koehftr. 68—TI* 


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Deutsche 

Militärärztliche Zeitschrift 


fUdaction: 

Pro£ Dr. Jl. Generalarzt, 

Berlin W n Tubenatnase 6, 

n. Dr. $• «^Utfort, Oberstabsarzt, 

Berttn ChnnsseeatrsMe 27. 


Verlag: 

f. $. dt 

Königliche Hofbuchhandlang, 

Barlin. Kochatrasae 68— 71. 


Monatlich oncheint ein Heft von mindeatena 8 Druckbogen; dazu ein Amtlichea Beiblatt 1 *. Der 
Zeitachrilt wird daa Werk: „W. Roth's Jahreabericht über die Fortachritte anf dem Gebiete 
dea Miltthr - Banitttaweaens** nnentfeltlich bei gefaben. Beotellangen nehmen alle Poatlmter und 
Bnehhandlnngen an. Praia dea Jahrganga 16 Mark. 


XXIV. Jahrgang. 1895. Heft 11. 


Ein Fall von Hysterie virilis. 

Von 

Dr. Seydel, Oberstabsarzt und Privatdozent, München. 


Der letzte SaDitätsbericht der Königlich preussischen Armee, welcher 
die Rapportjahre 1889/90‘) behandelt und der Königlich bayerische 
Sanitätsbericht 1889/91*) enthalten eine grössere Zahl sehr prägnanter 
nnd interessanter Fälle von hysterischen Affektionen bei Soldaten und 
ersterer Bericht stellt mit Recht die Behauptung auf, dass diese Fälle 
eine noch grössere Rolle spielen, als dies bis jetzt aus den Berichten 
hervorgeht 

Jeder Arzt, welcher dergleichen Kranke zu behandeln bekommt, 
weiss zu erzählen von der grossen Mühe und Arbeit, welche sie machen, 
von der grossen Verantwortlichkeit, welche deren Beobachtung und Be- 
urtheilung meist mit sich bringt. 

Meint man doch oft heute, man hat es mit einem der geriebensten 
Simulanten zu thun, bis dann plötzlich des andern Tages Erscheinungen 
in den Vordergrund treten, welche die Möglichkeit einer schweren Er¬ 
krankung des Gehirnes oder Rückenmarkes nicht ausschHessen. 

In solcher Weise hat in den letzten Monaten ein Mann die chirurgische 
Abtheilung des Garnisonlazarethes München in ständigem Athem erhalten, 
dessen Krankheitsbericht ich hiermit der Oeffentlichkeit übergebe: 

] ) Sanit&tsbericht der Königlich preussischen Armee 1869/90 Seite 68. 

*) Sanitätsbericht der Königlich bayerischen Armee 1889/91 Seite 128. 

MiliUrlrztliche Zeitschrift 1895. 30 


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466 


Der Sergeant N. N. wurde am 30. August 1894 auf die Station 
No. II. für innerlich Kranke des Königlichen Garnisonlazarethes auf¬ 
genommen. 

Derselbe klagte damals über stechende Schmerzen in der linken 
Lunge, die er von einer während des Manövers erlittenen Erkrankung 
ableitete. Er sei nämlich am 16. August im Dorfe Feld bei Ganghofen 
unter heftigen Krämpfen erkrankt und mehrere Tage bewusstlos gewesen, 
am 18. August habe er stechende Schmerzen in der Lunge LO bekommen. 
Obige nervöse Erscheinungen seien früher bei ihm nie aufgetreten, w r enn 
er auch zugeben müsse, dass er von jeher aufgeregter Natur gewesen. 
Eine Ursache für diesen Nervenanfall könne er nicht angeben und nur 
sogen, dass er früher nie ernstlich erkrankt war, auch seine Eltern und 
sechs Geschwister seien gesund. Vor zwei Jahren sei er wegen einer Zahn- 
geschwulst etwa 25 Tage in Lazarethbehandlung gewesen; wiegen einer 
unbedeutenden Verstauchung des rechten Fussgelenkes im Januar 1894 
gelegentlich einer Felddienstübung habe er seinen Dienst nicht unter¬ 
brechen müssen. 

Die objektive Untersuchung auf Station No. II für innerlich Kranke 
ergab normale Dämpfungsgrenzen. LO erschien der Schall verkürzt, an 
dieser Stelle war Reibegeräusch und verschärftes Athmen zu hören, von 
Seiten des Herzens keine Anomalie nachzuweisen, ebenso wenig hinsichtlich 
der Abdominalorgane. Einige Tage später theilten sich die Schmerzen auch 
der rechten Lunge mit und am 4. September wurden ausserdem Klagen 
über Gliederschmerzen laut Kurz darauf hatte Patient Stechen im 
Unterleib und am 8. September waren diese Schmerzen auch auf die 
Extremitäten Und Ohren übergegangen. Zu all diesen Beschwerden ge¬ 
sellten sich am 15. September Schwindelgefühl und am 17. Schmerzen 
in den Brustwirbeln. 

Am 3. Oktober traten zuerst Schmerzen im rechten Fussgelenk auf 
und ausserdem zog Patient sich eine Angina zu, welch letztere jedoch in 
einigen Tagen wieder völlig beseitigt war. Objektiv liess sich eine geringe 
Schwellung fraglichen Gelenkes erkennen. Fieber war nicht vorhanden. 

Eine hochgradige Gehstörung präsentirte sich zum ersten Male am 
10. Oktober. Patient schleppte den rechten Fuss vollständig nach und 
zwar in der Art, dass durch Kontraktion der Wadenmuskeln der Fuss 
plantar flektirt gehalten und der innere Fussrand durch Kontraktion des 
Tibialis anticus gehoben war. Es kam dadurch eine hochgradige Pes- 
varus-Stellung zu Stande, die so bedeutend war, dass die Dorsalfläche 
der Zehen beim Gehen auf den Boden fortgeschleift wurde. In der 


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467 


Bettlage stand der Fuss normal und auch die Bewegungen im Tibio-tarsal- 
Gelenk zeigten sich nach allen Richtungen frei. 

Der rechte Fuss wurde nun fünf Tage in einen Gipsverband gelegt; 
nach Entfernung desselben am 16. Oktober war die Schwellung des Fusses 
geringer, Patient konnte mit dem ganzen Fuss auftreten, das rechte 
Bein jedoch wurde noch etwas nachgeschleppt. 

Die Schwellung des rechten Fusses nahm im Verlauf der nächsten 
Woche wieder zu, ohne dass man eine Erklärung für ihre Entstehung 
hätte linden können. Patient war dauernd fieberlos und hatte keine 
spontanen Schmerzen. Abermals wurde der Fuss eingegipst; diesmal blieb 
der Verband 12 Tage. Nach seiner Abnahme zeigte sich die Gehstorung 
bedeutend stärker als früher, Patient klagte über heftige Schmerzen im 
rechten Fussgelenk, ausserdem über Schwindelgefühl beim Gehen. Das 
Fussgelenk selbst war noch etwas geschwellt. Auf Einreibung mit 
Unguentum hydr. ein. ging die Schwellung zurück, doch hatte Patient 
angeblich zeitweise an spontanen Schmerzen im fraglichen Gelenk zu 
leiden. 

Da für die fortgesetzten Klagen über die verschiedenartigsten Be¬ 
schwerden kein ursächlicher, objektiver Krankheitszustand nachgewiesen 
werden konnte, so wurde auch an Simulation beziehungsweise Aggravation 
gedacht und deshalb nähere Recherchen über die Erkrankung des Rubri- 
katen am 16. August 1894 sowie über dessen bisherige Führung gepflogen. 

Seitens der Kompagnie des Patienten wurde nun gemeldet, dass 
derselbe am 16. August bewusstlos war, heftige Kopfschmerzen hatte, 
sich im Bette zusammenkrümmte und fortwährend über Brust- und 
Unlerleibsschmerzen klagte. Die Bewusstlosigkeit habe mit ganz kurzen 
Unterbrechungen auch am darauffolgenden Tage fortgedauert, so dass 
derselbe vom Manöverterrain aus in das nächstliegende Krankenhaus 
nach Ganghofen überfuhrt wurde. Diese eigenartigen Krankheitssymptome 
seien ärztlicherseits als ein schwerer Kolikanfall diagnostizirt worden. 
Bis am 22. August habe sich Patient wieder so weit erholt, dass er zum 
Wachtkommando nach München zuruckbeordert werden konnte. Der 
Umstand, dass Patient, ein wenig verlässiger und wahrheitsliebender 
Mann, aus dienstlichen Gründen nicht mehr bei der Kompagnie kapituliren 
durfte und deshalb eventuell um jeden Preis eine Pension zu erlangen 
trachtete, schien für Simulation zu sprechen. Ausserdem glaubte sein 
Kompagniechef, dass der übermässige Genuss unreifen Obstes oder auch 
das in der kritischen Zeit sehr regnerische Manöverwetter zur Krankheits¬ 
entstehung beigetragen haben könne. 

30* 


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468 


Dem Truppenärzte, Stabs- und Bataillonsarzt Herrn Dr. Büttner gegen¬ 
über gab sich N. vor seiner Entlassung aus dem Krankenhause Ganghofen als 
gesund an und klagte nur noch etwas über Mattigkeit; ausserdem waren 
seine Angaben besonders bezüglich der Brustschmerzen sehr unbestimmt. 
Objektiv konnte auf den Lungen nichts nachgewiesen werden. Einmal 
gestand er den Genuss unreifen Obstes zu, dann negirte er denselben 
wieder; ferner führte er sein Leiden auch auf einen anstrengenden Marsch 
während des Regimentsexerzirens zurück; nun hatte aber ein solcher 
entschieden nicht stattgefunden. 

N. erkrankte nach Angabe des Truppenarztes mit heftigen Krampf¬ 
anfällen unter zeitweiser Aufhebung des Bewusstseins; nach etwa fünf¬ 
tägiger Stuhlverhaltung erfolgte im Krankenhause Ganghofen auf Klysmen 
ein ausgiebiger Stuhl und waren dann die Schmerzen wie mit einem 
Schlage verschwunden. N. erholte sich darauf hin ziemlich rasch und 
konnte bald als geheilt entlassen werden. Auffallend an ihm war 
genanntem Arzte in den letzten Tagen eine gewisse Unruhe und Auf¬ 
regung. Auf dessen Frage, warum er so unruhig sei, gab er zur Antwort: 
„Ich bin von jeher sehr aufgeregt.* 4 Zweifelhaft ist, ob die damalige 
Bewusstlosigkeit nur als Choc, ausgehend von der Kolik, aufzufassen ist, 
oder ob eine andere Ursache zu Grunde gelegen hat. An amnestisch konnte 
Herr Stabsarzt Dr. Büttner eine solche nicht finden. 

Da nun nach allen Erwägungen eine innere Ursache für die Schwellung 
im rechten Fussgelenke und die Funktionsbehinderung der Unter¬ 
extremitäten nicht zu eruiren war, so wurde an die Möglichkeit eines 
tieferen Vorganges von Kreislaufstörung oder Entzündung gedacht und 
Patient aus diesem Grunde am 29. November auf die chirurgische Ab¬ 
theilung zur weiteren Beobachtung und Behandlung verlegt. 

Hier zeigte Patient zuerst einen spastischen Gang und grosse Un¬ 
sicherheit in der Fortbewegung. Die Wadenmuskulatur beider Beine war 
stark kontrahirt, die Patellarreflexe beiderseits, mehr der linke, deutlich 
verstärkt, die Sensibilität nicht gestört, ebenso wenig der Ortsinn, das 
Rombergsche Phänomen nicht vorhanden. 

Am 6. Dezember bei einer nochmaligen sorgfältigen Untersuchung 
präsentirte der Patient ein ganz anderes Bild. Die spastische Gangart 
war gänzlich abgelegt, er hinkte nunmehr rechterseits und bot dem 
unbefangenen Beobachter das Bild wie bei einer schlecht geheilten 
Malleolenfraktur. Das linke Bein schien unbetheiligt. Ausserdem waren 
die Rachenreflexe gut erhalten, Kremaster- und .Bauchreflex dagegen sehr 
verstärkt, ebenso die Patellarreflexe, die Pupillenreaktion auf Lichteinfall 


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469 


normal. Belm Beklopfen der ulnaren Streckseite des rechten Unter¬ 
armes kamen zunächst deutliche Reflexbewegungen der rechten Hand 
zum Vorschein, später gerieth dieselbe in tremorartige Bewegungen. Die 
rohe Kraft des rechten Armes war nicht herabgesetzt, die Sensibilität 
normal, von Ataxie keine Anzeichen konstatirbar. 

Nachher hochgradige Erregung des Patienten, so dass derselbe 
förmlich wankte, ohne Unterstützung zu Fall gekommen wäre und im 
Bette noch etwa eine Stunde lang einen heftigen Tremor des ganzen 
Körpers aufwies. 

In den letzten Wochen war besonders der Umstand auffallend, dass, 
wenn er bis zur Morgenvisite im Bett blieb, der spastische Gang immer 
stärker ausgeprägt erschien, als wenn er schon längere Zeit ausser 
Bett war. 

Bei einer abermaligen genaueren Untersuchung, die am 13. und 
14. Januar 1895 vorgenommen wurde, war folgendes Verhalten zu 
konstatiren: Die Unterextremitäten sind kühl und von bläulicher Haut¬ 
farbe. Die Partie des rechten Fussrückens in der Nähe des Sprung¬ 
gelenkes zeigt eine kaum messbare Umfangsvermehrung von */* cm gegen 
links; es sind die Konturen der Strecksehnen daselbst nur leicht ver¬ 
wischt und es macht den Eindruck, als ob es sich lediglich um eine 
vermehrte Blutfüllung handle. An manchen Tagen der letzten Wochen 
war übrigens gar keine Anschwellung sichtbar. Auch heute fehlt jede 
Druckempfindlichkeit und hat Patient auch beim Gehen nur wenig 
Schmerzen. Während die beiden Unterschenkel gleiche Zirkumferenz haben, 
erweist sich der rechte Oberschenkel am Uebergang des unteren Drittels 
ins mittlere und das mittlere ins obere um 1y 2 cm schwächer. 

Am 13. äusserte sich bei N. ein nur leicht hinkender Gang, vielleicht 
mit geringer Andeutung von spastischen Erscheinungen. Die Reflexe 
der Patellarsehnen waren mässig erhöht, Fussklonus nicht vorhanden. 
Am 13. wurde ihm Bettruhe verordnet, um den Einfluss, den diese auf 
seinen Zustand haben würde, zu untersuchen. Am 14. morgens bot nun 
Patient ein total verändertes Bild: 

Aufgefordert, aus dem Bett zu kommen und zu gehen, bekommt er, 
sobald die Füsse den Boden berühren, einen starken Tremor der Beine* 
der ihm schon das Stehen fast unmöglich macht. 

Am Gang, soweit derselbe überhaupt möglich ist, ist im Allgemeinen 
die als Hauptsymptome der spastischen Spinalparalyse bekannte Ver¬ 
änderung bemerkbar, wozu sich noch ausgesprochenes Hinken des rechten 


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470 


JBeines und ein auch dem Rumpf mitgetheiltes Zittern gesellt Eine bald 
nachher vorgenommene Untersuchung der Reflexe ergiebt: 

Der Patellarsehnenreflex ist deutlich erhöht, aber nicht so stark, wie 
es nach einer so ausserordentlich hochgradigen Gehstorung, welche durch 
erhöhte Reflexe bei Parese der Muskeln verursacht wird, zu erwarten wäre. 
Fussklonus ist überhaupt nicht nachzuweisen, der Kremasterreflex heute 
entschieden nicht erhöht, der Bauchreflex zwar deutlich, aber nicht stark 
ausgesprochen. Sehnenreflexe vom Vorderarm sind nicht auszulösen. 

Die Pupillen reagiren auf Lichteinfall sowohl wie bei Konvergenz. 

Irgend eine Parese ist an der sehr kräftig entwickelten Muskulatur 
der Beine nicht nachzuweisen. Bei der genauen Feststellung der 
Sensibilität fehlen vollständig irgend welche anästhetische oder hyper- 
ästhetische Zonen auf der Körperhaut. Dagegen werden bei der Unter¬ 
scheidung von „Spitz und Stumpf“ sehr häufig Fehler gemacht, noch 
mehr bei der von „Kalt und Warm“. 

Die Lokalisation ist im Allgemeinen richtig, die Schmerzempfindling 
normal, die Sensibilität des Rachens weder gesteigert noch vermindert, 
Druck auf die Hoden nicht schmerzhaft, ebenso wenig Druck auf die regio 
iliaca. 

Die Augenuntersuchung, von Herrn Oberstabsarzt Dr. Seggel vor¬ 
genommen, lässt Folgendes erkennen: das Verhalten der Pupillen, das 
zentrale Farbenunterscheidungsvermögen ist normal. Das Gesichtsfeld 
zeigt für Weiss eine zwar geringe, aber bei zehnmal wiederholter Unter¬ 
suchung konstante Einengung nach aussen; dass dieselbe nicht durch 
Mangel an Intelligenz vorgetäuscht wird, beweist der Umstand, dass nach 
innen das Gesichtsfeld normal ist, ebenso für Roth und Blau. 

Ermüdung kann man nicht nachweisen, im Gegentheil werden die 
Grenzen unter dem Einfluss der Uebung eher etwas weiter. 

Der ophthalmoskopische Befund ist beiderseits normal. Patient 
macht nicht den geringsten Versuch, bei der Augenuntersuchung zu 
simuliren. — 

Die erste Frage, welche man sich bei Beurtheilung dieses schwierigen 
Falles stellen muss, ist die: Handelt es sich um eine chirurgische Er¬ 
krankung oder eine interne und, wenn letzteres zutrifft, um ein zentrales 
oder peripheres Leiden? 

Für eine chirurgische Erkrankung würde der Umstand sich ver- 
werthen lassen, dass Patient am 3. Oktober 1894 über Schmerzen im 
rechten Fussgelenk klagte und im Januar 1894 bei einer Felddienst¬ 
übung das rechte Fussgelenk verstauchte, ohne jedoch seinen Dienst, 


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471 


obwohl eine vorübergehende ßelenksanschwellung auftrat, aufgeben zu 
müssen. 

Von diesem Standpunkte aus konnte man zunächst an einen Fungus, 
einen tiefliegenden Abszess, ein Sehnenscheidenexsudat denken. Gegen 
den ersteren wäre vor Allem die Geringgradigkeit der Schwellung, das 
Fehlen der lokalen Druckempfindlichkeit, die relativ unbedeutende 
Schmerzhaftigkeit beim Gehen, die stets normalen Körpertemperaturen 
im Verein jnit dem Nichtvorhan densein jedweder erblichen Belastung 
einzuwenden; der Diagnose eines tiefliegenden Abszesses ist namentlich 
der absolut fieberlose Verlauf und das Fehlen eines fixen Schmerzes 
hinderlich; für ein Sehnenscheidenexsudat fehlen die Krepitations¬ 
geräusche, auch ist die Schwellung über dem rechten Fussgelenk zu weich, 
das rasche Auftauchen und Wiederverschwinden, respektive die Ver¬ 
kleinerung derselben ohne nachweisbare äussere Ursache nicht wahr¬ 
scheinlich; letztere Momente passen übrigens auch nicht zu den beiden 
anderen chirurgischen Erkrankungen. 

Und nehmen wir ein peripheres, inneres Leiden an, etwa eine 
Neuritis ascendens, so fehlt uns wieder das wichtige Kriterium der rasch 
einsetzenden Atrophie. 

Eine kleine Abnahme der rechten Oberschenkelmuskulatuj* von 
1V* cm liess sich allerdings, wie oben erwähnt, wenn auch erst bei 
einer der letzten Untersuchungen erkennen; allein sie müsste viel aus¬ 
giebiger sein, viel früher eingetreten sein und sich noch auf den rechten 
Unterschenkel erstrecken, was nicht der Fall ist. 

Demnach haben wir vorliegendes Gebrechen als ein inneres zentrales 
aufzufassen, und es ist nach meiner Ansicht nur noch zu erörtern, ob 
als Kückenmarkserkrankung spastische Spinalparalyse, oder als funktionelle 
Hirnanomalie: Hysteria virilis. 

Gegen die Diagnose der spastischen Spinalparalyse, sowie überhaupt 
einer anderen Rückenmarkserkrankung sprechen: der sehr plötzliche 
Beginn der Gehstörung und die Art der zuerst aufgetretenen Gehstörung, 
welche in einer einfachen Nachschleppung des plantarflektirten Fusses 
bestand. Von Spasmen ist nichts erwähnt; ferner das schnelle Verschwinden 
und Wiederauftauchen des spastischen Ganges in ganz plötzlicher Weise, 
welches mit einer bestehenden anatomischen Veränderung etwa in den 
Seiten6trängen nicht gut zu vereinbaren ist, insbesondere da dieselbe 
entsprechend dem Grad der nach Bettruhe vorhandenen Gehstörung eine 
recht bedeutende sein müsste; endlich das Fehlen von Paresen in den 
Beinen, zum mindesten im linken, welche mit zum Bilde der spastischen 
Spinalparalyse gehören. 


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Dagegen kommen für Hysterie in Betracht: 

1. Der Beginn der Erkrankung mit einem Anfall, der mit Krämpfen 
und Bewusstseinsstörung verlief; dass dieser Anfall kein Kolikanfall 
war, scheint die ausserordentlich schnelle Wiederherstellung zu beweisen, 
die nach einem so schweren Kolikanfall wohl länger gedauert hätte. 
Die Bewusstlosigkeit scheint keine vollständige gewesen zu sein, was 
gegen einen hysterischen Anfall sprechen würde, da erwähnt ist, dass er 
„fortwährend über Brust- und Unterleibsschmerzen klagte“. (Während 
des Anfalls). 

2. Die Thatsache, dass eine dem N. von seinem Hauptmann am 
16. August ertheilte Rüge mit dem Tage des Anfalls zusammenfällt; 
es ist bekannt, dass psychische Ursachen ausserordentlich häufig bei 
Hysterikern Anfälle auslösen. 

3. Die nun sich unmittelbar anschliessenden vagen Beschwerden über 
stechende Schmerzen in allen möglichen Körpertheilen (sogar in den 
Ohren), für welche niemals irgend ein Grund aufzufinden war — der 
einmal gefundene geringe positive Befund an der Lunge kann nicht die 
monatelangen Schmerzen in allen Körpertheilen erklären — und welche 
den Patienten in den Verdacht eines Simulanten brachten. 

4. Der Umstand, dass nach dem durch die Schwellung des rechten 
Fusses und später durch den Gips verband die Aufmerksamkeit des 
Patienten auf das rechte Bein gelenkt war, das Leiden hauptsächlich dort 
auftrat und sich immer steigerte. Die Schwellung des rechten Fuss- 
gelenkes kann, wenn sie keine zufällige Komplikation war, ursprünglich 
ein neurotisches Oedem gewesen sein; später wurde der Fuss durch die 
perverse Haltung beim Gehen häufigen Insulten ausgesetzt. 

5. Die ebenso wie der vorige Umstand durch die hysterische 
Suggestibilität bedingte Erscheinung, dass nach Bettruhe die Gehstörung 
in so auffallender Weise zu Tage tritt, während sie beim Aufsein ver¬ 
schwindet, bis auf geringe Reste; die Klagen über Schwindelgefühl 
namentlich nach dem Aufstehen; die hochgradige, schliesslich zur Ohnmacht 
führende psychische Erregung nach der ärztlichen Untersuchung; die 
an scheinbaren Widersprüchen reiche Krankheitsgeschichte und die 
Mannigfaltigkeit der Symptome; die von dem Kompagniechef über den 
Charakter des Patienten gemachte Angabe, dass er „ein wenig verlässiger 
und wahrheitsliebender Mann sei“. Die Weitläufigkeiten des über den 
Rubrikaten eingeleiteten Verfahrens, die verschiedenen ärztlichen Urtheile 
über seinen Zustand, die Hartnäckigkeit, womit die Krankheit andauerte 
und allen Heilbestrebungen trotzte, trugen jedenfalls hoch das Ihrige dazu 


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bei, den N. immer mehr in Unruhe zu versetzen und diese Krankheitsform 
immer ausgeprägter auftreten zu lassen. 

Aus allen diesen Punkten, unter welchen die etwas herabgesetzte 
Sensibilität und die geringe Einschränkung des Gesichtsfeldes absichtlich 
nicht aufgezählt wurden, weil beide nicht ausgesprochen genug sind, um 
beweiskräftig zu sein, scheint mir die Diagnose Hysterie sich zu ergeben. 


[Aus dem Garnisonlazareth Bromberg.] 

Zar Kasuistik der Pankreascysten. 

Von 

Oberstabsarzt Dr. Herrmann. 

Der im Folgenden zu besprechende Fall, an sich schon eine Seltenheit 
unter den Krankheiten, welche den Gegenstand der Behandlung in den 
Militärlazarethen bilden, bietet in Beziehung auf die Diagnose und auf 
die mit der zweckmässigsten Behandlungsweise in Beziehung stehenden 
Fragen so manches Bemerkenswerthe, dass sich seine Mittheilung wohl 
lohnen dürfte. Erst nach der Operation fiel mir die Monographie von 
Boeckel 1 ) über Pankreascysten in die Hand, deren Kenntniss geeignet 
gewesen wäre, die vor der Operation und zum Theil nach derselben noch 
bestehenden Zweifel über die Herkunft der nachgewiesenen Cyste des 
Bauches zu lösen, aber auch den Entschluss über die geeignetste Operations¬ 
weise erleichtert haben würde. 

Der Sergeant K. vom 2. Pommerschen Feldartillerie-Regiment No. 17, 
welcher bereits vom 23. August bis 6. September 1894 an akutem Alkohol¬ 
delirium im Lazareth gelegen hatte, ging demselben am 25. September 
wieder zu mit der Klage über heftige Leibschmerzen, welche sich seit 
dem Tage vorher eingestellt haben sollten. Es war ein kräftig gebauter 
Mann mit etwas blassem Gesicht, aber gutem Ernährungszustände, 
bei welchem keine Regelwidrigkeiten ausser einer harten Spannung des 
Leibes, Empfindlichkeit der Magengegend und mässig belegter Zunge 
entdeckt wurden. Die Eigenwärme war nicht erhöht. 

Es wurde daher Magenkatarrh infolge chronischen Alkoholismus 
angenommen und künstliches Karlsbader Salz verordnet, worauf Stuhlgang 
eintrat. Die Leibschmerzen bestanden jedoch fort, namentlich in der 
linken Bauchseite und in der Blasengegend, und der vorher klare Ham 

*) Des cystes pancreatiqaes par le docteur J. Boeckel, Strassburg 1891. 


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zeigte am 28. September eine wolkige Trübung, enthielt jedoch kein Blut 
oder Eiweiss. 

Die Trübung war in wenigen Tagen verschwunden; dagegen wurde 
seit dem 3. Oktober über heftige Schmerzen in der linken Schulter ge¬ 
klagt, ohne dass eine örtliche Ursache gefunden werden konnte; am 
.6. Oktober war der Harn wieder trüb, aber ohne Eiweissgehalt, am 
10. Oktober völlig klar. 

Nachdem der Kranke über heftigere Schmerzen geklagt hatte, die vom 
Schambein bis zur Schulter ausstrahlten und die Nachtruhe störten, fand 
sich am 14. Oktober in der linken Seite eine an der fünften Rippe be¬ 
ginnende, in die Milzdämpfung übergehende Dämpfung, während unterhalb 
des Schulterblattwinkels abgekürzter Schall, darüber tympanitischer und 
Bronchialathmen zu hören war. Auch stieg die Eigenwärme bis 38,5°. 

Diese Erhöhung der Eigenwärme, selten 38° übersteigend, dauerte 
bis zum 18. Oktober; am 19. Oktober war die höchste Temperatur 37,5°; 
vom 20. an erfolgten wieder Steigerungen bis 38,9° am 22. Oktober, von 
da an langsames Absinken bis zum 26. Oktober, dann fortdauernd 
fieberloser Zustand. Während dessen änderten sich die physikalischen 
Erscheinungen nur wenig, die Schmerzen wurden heftiger, der Kranke 
hatte ein verfallenes Aussehen und wenig Appetit; es zeigten sich 
Störungen in der Defäkation, auch wurde der Leib stärker aufgetrieben. 
Eingiessungen in den Darm riefen Stuhlgang und Nachlass der Beschwerden 
hervor, so dass zum ersten Mal an einen die Baucheingeweide beengenden 
Tumor gedacht wurde, der indess noch nicht zu fühlen war. 

Erst am 22. Oktober wurde unterhalb des linken Rippenbogens, wo 
die Schmerzhaftigkeit am grössten war, ein grösserer Widerstand gefühlt 
und am 26. Oktober, als der Kranke über grosse Schmerzhaftigkeit in 
der Magengegend klagte, sah man den Bauch daselbst stärker aufgetrieben, 
erhielt beim Beklopfen tympanitischen Schall, zugleich aber fühlte man 
deutliche Fluktuation. Letztere änderte sich nicht bei Lagewechsel, auch 
ergaben die Seitentheile des Bauches keine Dämpfung, so dass sich die 
Flüssigkeit also in einem geschlossenen Raum befinden musste. 

Die Raumbeengung des Bauches nahm nun mehr zu; Speise wurde 
nur in kleinen Mengen genommen, weil sonst Druckgefühl und Brech¬ 
neigung entstand, Stuhl erfolgte nur durch Wassereingiessungen, worauf 
der Kranke sich jedesmal sehr erleichtert fühlte. 

Am 1. November wurde in der Mitte des Bauches, unterhalb des 
Schwertfortsatzes, eine drei Finger breite Zone lauten tympanitischen 
Schalles, darunter eine Handbreite mit gedämpft tympanitiscbem, in 


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welcher man Wasserplätschern hörte, weiter nach unten heller tympa- 
nitischer Schall festgestellt. Oberhalb des linken Schulterblattwinkels, 
etwa von der Mitte des Schulterblattes an» fand sich verkürzter, unterhalb 
leerer Schall, der in die seitliche und vordere Dämpfung überging. Das 
Athemgeräusch war daselbst schwach zu hören, am Rücken vesikulär, 
in der Seite unbestimmt, zuweilen war leises Reibea vernehmbar. 

Die Ergebnisse der Beklopfung änderten sich nicht, wenn in sitzender 
oder stehender Lage des Kranken untersucht wurde, doch befand er sich 
selbst bei aufrechter Haltung wohler. Es wurde daher angenommen, dass 
der Magen durch die Geschwulst nach oben gedrängt sei (eine Meinung, 
die sich übrigens bei der Operation als irrthümlich erwies), dagegen, 
sobald K. aufstehe, auch der Magen durch das Herabsinken der Geschwulst 
mehr Platz erhalte, und deshalb dem Kranken die Nahrungsaufnahme 
bei aufrechter Haltung erleichtert werde. Schon jetzt wurde dem Kranken 
die Nothwendigkeit einer Operation nahe gelegt, um ihn darauf vorzubereiten. 
Die Diagnose neigte dahin, eine vom linken Leberlappen ausgehende 
Echinokokkuscyste anzunehmen, wenngleich Hydatidenschwirren nicht zu 
bemerken war. 

10. November. Die Geschwulst wurde nun in der mittleren Bauch¬ 
gegend oberhalb des Nabels sichtbar, die linke Seite hervorwölbend, so 
dass der Leibesumfang 86 cm betrug. Die perkutorischen Ergebnisse 
waren verschieden; beim Stehen des Kranken war die obere Lebergrenze 
am oberen Rande der siebenten Rippe, in der Magengrube laut tympa- 
nitischer Schall, diesem folgte gedämpft tympanitischer bis 4 cm oberhalb 
des Nabels, dann völlig leerer bis zum Nabel. Nach der Seite war die 
Geschwulst nicht genau abzugrenzen, weil der tympanitische Schall der 
Därme durchklang, so dass eine üeberlagerung der Geschwulst durch 
Darmschlingen vermuthet wurde. Dagegen war die Fluktuation oberhalb 
des Nabels und seitlich nach links so deutlich, als ob die Geschwulst 
dicht unter den Bauchwandungen läge. 

Da der Kranke infolge mangelnder Nahrungsaufnahme schwächer 
wurde und schon um 2,5 kg an Gewicht abgenommen hatte, drängte 
Alles zur Operation. Die Art des Vorgehens musste sich nach der Art 
der Cyste richten, welche man noch immer geneigt war, für einen Echino¬ 
kokkussack zu halten; daher wurde am 14. November eine Probepunktion 
drei Finger breit oberhalb .des Nabels in der Mittellinie gemacht, welche 
trotz der deutlichen Fluktuation keine Flüssigkeit lieferte. Sie wurde am 
16. November in derselben Höhe, aber 4 cm nach links von der Mittel¬ 
linie wiederholt und ergab nun eine wasserhelle Flüssigkeit, in welcher 


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bei der mikroskopischen Untersuchung keine Haken, nur sehr spärliche 
Plattenepithelien sich nachweisen Hessen, auch beim Stehen keine Gerinnsel¬ 
bildung eintrat Eine Klärung der Diagnose war also noch nicht erreicht, 
vielmehr die Möglichkeit, dass es sich um einen Echinokokkus handele, 
noch nicht ausgeschlossen; für diesen gab es aber uur eine Ope¬ 
rationsmethode, welche die Zerstreuung der Echinokokkenkeime im 
Peritonealraum und deren Gefahren ausschloss, nämlich die einzeitige 
Laparotomie. 

Sie wurde am 19. November unter den sorgfältigsten aseptischen 
Maassnahmen, die ich als selbstverständlich übergehe, ausgeführt. Vor der 
Narkose erhielt K. eine subkutane Morphiuminjektion; die Anästhesirung 
durch Chloroform gelang sehr gut, ohne jeden störenden Zwischenfall. 

Es wurde zunächst ein 5 cm langer Hautschnitt in der linea alba 
gemacht, welcher 3 cm oberhalb des Nabels endete. Nach Eröffnung des 
Peritoneums lag der Magen vor, welcher als solcher an der unteren 
Kurvatur, die 1 cm oberhalb des unteren Wundwinkels lag, erkannt wurde. 
Daher wurde der Schnitt um 5 cm über den Nabel hinaus, links an ihm 
vorbeigehend, erweitert. Trotz Einführung des Fingers in die Peritoneal¬ 
höhle war die Cyste nicht zu finden, dagegen hinter dem kleineu Netz 
Fluktuation zu fühlen. Dieses wurde daher stumpf eingerissen, worauf 
sich eine bläuUche Blase mit derber Wandung vordrängte, welche empor¬ 
gehoben, angestochen und, da helle klare Flüssigkeit im Strahl hervor¬ 
stürzte, eingeschnitten wurde. Die Menge der nun ausfliessenden Flüssigkeit 
betrug etwa 1500 ccm. Der während des Abflusses in die Höhle eingeführte 
Finger fühlte eine glatte Wand, welche nur unten links eine vorspringende 
Leiste hatte, konnte aber das Ende der Hohle nach oben, links und 
hinten nicht erreichen; Tochterblasen waren nicht zu finden. Es wurde 
hierauf der Sack vom kleinen Netz stumpf abgelöst, mit zwei Fäden 
durchstochen und daran emporgehoben, um den Rest abfliessen zu lassen, 
der letzte Rest mit einem dicken Gumroischlauch herausgehebert, so dass 
die Gesammtmenge der Flüssigkeit etwa 3000 ccm betrug. Nachdem der 
Sack mit zwei Nähten an die Bauchwand geheftet worden und ein finger¬ 
dicker, 20 cm langer Gummidrain in die Höhle eingeführt worden war, 
wurde das Peritoneum mit Katgut, die Bauchwand mit Seidennähten 
geschlossen. Auf die Wunde wurde Jodoform gepudert, etwas Jodoformgaze, 
darauf sterile Gaze und Watte in dicker Lage. 

Obwohl die Operation im Ganzen 1V« Stunde gedauert hatte und fast 
150 g Chloroform verbraucht waren, befand sich der Kranke beim Erwachen 
aus der Narkose sehr wohl und fühlte sich erleichtert. Er schHef zwei 


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Stunden, nahm aber nur wenig Wein zu sich und klagte etwas über 
Schmerzen im Kücken (wahrscheinlich vom Drain herrührend), der Puls 
war ziemlich klein, die Pulsw’elle niedrig und die Spannung gering. 

Ord.: Tinct. Opii spl. 15 Tropfen, um Stuhlgang zu verhindern. Die 
mikroskopische Untersuchung der Flüssigkeit ergab zahlreiche rothe, 
gezackte und einzelne weisse Blutkörperchen; ihr Eiweissgehalt betrug 
0,25%; sie war klar, hell, gelblich weiss und enthielt keine Gerinnsel. 

20. November. Der Kranke hat gut geschlafen, klagt aber über 
Schmerzen im Kreuz. M. T. 37,5°, P. 80, R. 20, M. T. 37,6°, P. 84, 
A. T. 37,6, P. 96. Die Arterienspannung und -Füllung besser als gestern, 
aber noch unter dem Mittel. 

Der mit Flüssigkeit durch tränkte Verband wird erneuert, statt des 
Drains ein Streifen Jodoformgaze eingefuhrt; es entleert sich noch 50 ccm 
Flüssigkeit. 

22. November. Fieberloser Zustand, der Puls hat sich gehoben, 
Schmerzen werden nicht geklagt, flüssige Nahrung genommen. Harn¬ 
entleerung ohne Beschwerden. Beim Verbandwechsel kommt keine 
Flüssigkeit aus der Wunde; die Perkussion ergiebt in ihrer Umgebung, 
auch in der linken Unterrippengegend, lauten tympanitischen Schall. 

24. November. Beim heutigen Verbandwechsel flössen aus der Wunde 
300 ccm trüber Flüssigkeit, auch der Verband war durchtränkt. Das 
Befinden des K. sehr gut, am 25. November gegen Abend trat von selbst 
Stuhlgang ein. 

26. November. Verband durchtränkt, aus der Höhle kommt noch 
eine geringe Menge heller Flüssigkeit Die Hautnähte werden entfernt, 
da erste Vereinigung eingetreten ist, nur die zwei die Cystenwand an 
die Bauchwand heftenden Nähte bleiben liegen. Um eine reaktive Ent¬ 
zündung bezw. Verkleinerung der Höhle herbeizuführen, wird ein mit 
Lugolscher Lösung getränkter Gazestreifen in dieselbe eingeführt. 

Es folgte hierauf stärkere Absonderung, so dass täglicher, zum Theil 
wiederholter Verbandwechsel stattfinden musste, auch bildete sich in der 
Umgebung der Wunde ein stark juckendes Ekzem. Der Kranke nahm 
reichlich Nahrung, Stuhl wurde am 29. November durch Magnes. sulf. 
herbeigeführt. Eine Untersuchung der Brust am 30. November ergab von 
der fünften Rippe an tympanitischen, darüber gewöhnlichen Lungenschall; 
die Leberdämpfung in den gewöhnlichen Grenzen. 

2. Dezember. In die etwas Eiter absondernde Hohle wird 1 ccm 
Lugolscher Lösung eingespritzt; das Ekzem ist theil weise abgeheilt. 


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5. Dezember. Mit einer Sonde kann man über 8 cm tief in die Fistel 
eindringen, die letzten Nähte werden entfernt. Es hat sich eine 8 cm 
lange, fast 2 crn breite derbe Narbe gebildet Das um 6 kg verminderte 
Körpergewicht stieg bis zum 11. Dezember um 1,5 kg und der Kranke 
begann sich zu erholen. Die Entleerung von Flüssigkeit aus der Hohle 
dauerte fort und zwar, wie der Kranke selbst bemerkte, am meisten bei 
und nach der Nahrungsaufnahme; die Haut in der Umgebung der* Fistel 
zeigte noch erhebliche Reizungserscheinungen. Unter abnehmender Ab¬ 
sonderung war die Fistel am 20. Dezember geschlossen; der Kranke nahm 
beständig zu, so dass er am 7. Januar 1895 das bei der Aufnahme notirte 
Gewicht von 62 kg erreicht hatte. Er wurde am 8. Januar in das 
Revier entlassen. Er befand sich wohl, hatte frische Gesichtsfarbe und 
guten Ernährungszustand; doch gab er an, nicht viel auf einmal essen 
zu können, weil das Gegessene schwer über die Narbe hinwegkomme. 
Letztere ist 10 cm lang, 0,5 breit, aber fest; ihre Umgebung bot tympa- 
nitischen Schall, die Leber- und Milzdämpfung hatte die gewöhnlichen 
Grenzen und die Dämpfung unter dem linken Schulterblattwinkel sowie 
in der Seite war verschwunden. 

Zur Diagnose. Während die Diagnose bisher nur in ungewissen 
Vermuthungen sich bewegte, war ein Zweifel, dass es sich um eine 
cystische Bildung in der Bauchhöhle handele, ausgeschlossen, sobald die Ge¬ 
schwulst die Bauchwandung erreichte. Dagegen war dieFrage der Herkunft 
eine noch immer zweifelhafte und blieb es sogar bis zurOperation. Das ist nun 
freilich in den meisten Fällen von Pankreascysten vorgekommen. Boeckel 
führt in seiner oben angegebenen Arbeit 30 Fälle an, welche zur Operation 
kamen; ich vermag deren noch 5 hinzuzufügen, von v. Bergmann, 1 ) 
Lindner,*) Dixon, 3 ) Richardson, 1 ) Hersehe, 5 ) dazu 2, in welchen 
der tödliche Ausgang vor der Operation erfolgte, von Rotgans*) und 
Reddingius. 7 ) In diesen 37 Fällen wurde die Diagnose nur 9 mal vor 
der Operation gestellt, nämlich, ausser den 7 bei Boeckel angeführten, 
von Richardson und Rotgans, in den übrigen Fällen blieb sie zweifel¬ 
haft. Die Explorativ-Punktion hellte in 3 Fällen das Dunkel auf, in 


!) Hinrichs, Inaugural-Disserfcation. Berlin 1889. 

2 ) Internationale klinische Rundschau 1889. No. 8/9. 

3) New-York med. Record 1889. Bl. XXV. 

4 ) Boston Med. et Surg. Joum. CXXIV 5/91. 

5 ) Wiener klinische Wochenschrift No. 51. 1892. 

6) Nederl. Tijdschr. v. Geneeskunde No. 9. 1892. 

7) Ebenda No. 10. 1892. 


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8 Fällen die Operation, bei 5 blieb auch nach der Operation die Diagnose 
schwankend, aber sich mehr auf die Seite der Pankreascyste neigend; 
endlich wurde in den übrigen Fällen der Zweifel durch die nachträgliche 
chemische Untersuchung des Cysteninhaltes oder durch die Autopsie 
gelost. Am häufigsten wurde ein Echinokokkussack der Leber vermuthet; 
aber auch Netz- und Mesenterialcysten, Ovariencysten, abgekapselte Abszesse 
und Sarkom. Aber auch das Umgekehrte ist vorgekommen; Boeckel 
selbst stellte die Diagnose auf eine Pankreascyste, fand aber bei der 
Operation eine solche des Ovarium, ein Irrthum, welcher ihm Veranlassung 
gab, diese Frage näher zu studiren. 

Nun, der letztere konnte bei unserem Falle glücklicherweise nicht in 
Frage kommen, um so eher die übrigen schon genannten, wozu noch 
Cysten der Milz oder der Nieren hinzugefügt werden konnten. In der 
ersten Zeit fanden sich Zeichen, welche an eine Erkrankung der linken 
Niere denken Hessen, nämlich die Trübung des Urins, welche bald ver¬ 
schwand, aber nochmals wiederkehrte. Doch wird dies auch in anderen 
Fällen beschrieben, so z. B. bei Richardson; vorübergehende Albuminurie 
auch bei Subotic und Treves. Es ist also eine nebensächliche Erscheinung, 
welche ebenso wie die damit verbundene Schmerzhaftigkeit der Ent¬ 
leerung vielmehr mit den heftigen Schmerzanfällen zusammenzuhängen 
scheint, welche wiederholt, ja fast regelmässig bei Pankreascysten 
beschrieben werden und auch in unserem Falle nicht fehlten. 

Bei dieser Gelegenheit verdienen die lebhaften Schmerzen in der 
Schulter hervorgehohen zu werden, über welche unser Kranker klagte 
und die bisher in keinem ähnlichen Falle erwähnt sind. Bekannt ist ja, 
dass Erkrankungen der Leber auf dem Wege des Reflexes Schmerzen in 
der rechten Schulter hervorrufen; in Erinnerung an diese Erscheinung 
lag es nahe, den Umstand, dass hier die linke Schulter der Sitz der 
Schmerzen war, in der Weise zu verwerthen, dass der Sitz des ver- 
mutheten Echinokokkus in den linken Leberlappen verlegt wurde. 
Schon Niemeyer warnte vor einer Ueberschätzung dieses Zeichens; um 
es hervorzurufen, werden Reizungen der Nerven in der Bauchhöhle, 
gleichviel welcher Art, vorliegen müssen und es wird sich mehr darum 
handeln, ob die Entwickelung der Bauchgeschwulst mehr in der rechten 
als in der linken Seite sich vollzieht, so dass eine Ausstrahlung der 
durch Druck verursachten Schmerzen nach der entsprechenden Schulter 
stattfindet. 

Die bei K. sich entwickelnde Geschwulst dehnte sich nun that- 
sachlich anfangs mehr nach oben links aus, indem sie das Zwerchfell 


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empordrängte, ehe sie die Bauchwand erreichte. Dagegen Hess sie die 
Seitenwand des Bauches frei. Diese Erscheinung ist wohl gegen eine 
von der Niere ausgehende Geschwulst ins Feld zu fuhren, nicht aber 
gegen eine solche der Milz und des linken Leberlappens, weil die 
gefundene Dämpfung sich von der Gegend des linken Schulterblatt¬ 
winkels bis zu der duktuirenden Geschwulst ohne Unterbrechung 
erstreckte. 

Mitbestimmend für den Sitz der Cyste ist ihr Verhältnis zu den 
Darmschlingen und zum Magen. Durch die Perkussion wurde festgestellt, 
dass lufthaltige Eingeweide vor dem Tumor lagen, aber nicht in seiner 
ganzen Ausdehnung. Dagegen täuschte man sich völlig über die Lage 
des Magens, man glaubte ihn durch die wachsende Geschwulst nach oben 
verdrängt (thatsächlich wurde sein unterer Rand kaum zwei Finger breit 
oberhalb des Nabels gefunden, also der natürlichen Lage ziemlich genau 
entsprechend, die man, wie neuere Beobachtungen zu beweisen scheinen, 
früher zu hoch oberhalb des Nabels zu suchen gewöhnt war. Die 
Geschwulst lag, wie die Operation erwies, hinter dem Magen, ihn von 
hinten nach vorn gegen die Bauchwand zusammendrückend). Es war dies 
ein Irrthum, der die Fruchtlosigkeit der ersten Probepunktion zur Folge 
hatte und den ich bei Gelegenheit der Behandlung noch weiter zu 
erwähnen habe. Aufklärung würde die Aufblähung des Magens mit 
Kohlensäure wohl gewährt haben, wenngleich dies Verfahren in diesem 
Falle zum mindesten sehr belästigend und schmerzhaft für den Kranken 
gewesen wäre, angesichts der schon so erheblichen Raumbeengung. Zur 
Klarstellung der Beziehungen der Geschwulst zu den Eingeweiden hätte 
eine Hegarsche Eingiessung in den Mastdarm wohl nicht mehr bei¬ 
zutragen vermocht, als ohnehin schon feststand. Allerdings ist die Lage 
des colon descendens vor den Nierengeschwülsten das Gewöhnliche, 
doch kommen auch Ausnahmen vor; Boeckeli) beschreibt einen Fall, 
in welchem die Geschwulst der linken Niere das colon descendens nach 
hinten und aussen verdrängt hatte.. Indess war in unserm Falle eine 
Nierengeschwulst durch die mangelnde Dämpfung der Seitengegenden 
des Bauches bereits ausgeschlossen. 

Die Operation erwies, dass sich die Cyste in dem Raume hinter dem 
Magen und dem Netze entwickelt hatte; in solchem Falle kann es sich 
nur noch um eine Cyste des Netzes oder des Mesenteriums handeln; 
erstere kam nicht in Frage, weil das Netz stumpf durchrissen werden 
musste, ehe man zu der dicken Cystenwand gelangte, letztere konnte 

*) Etnde snr les cystes hydatiques du rein. Paris 1887. 


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durch die Beschaffenheit des Inhalts ausgeschlossen werden, so dass also 
nur die Pankreascyste übrig blieb, auch wenn der unmittelbare Zusammen¬ 
hang derselben mit dem Pankreas nicht erwiesen war. So weit war 
man jedoch vor der Operation noch nicht, und eine genaue Diagnose 
schien um so nöthiger, als das einzuschlagende Verfahren davon abhing. 
Ich entschloss mich daher zur Probepunktion; ihre Entbehrlichkeit hat 
schon Karewski betont, der bei zwei von ihm mit Glück operirten 
Fällen das erste Mal sie noch anwandte, beim zweiten für überflüssig 
hielt, jetzt sogar ihr Ergebniss als ohne sichere Beweiskraft und zu 
Fehlschlüssen verführend ansieht. *) Auch nach unserer Beobachtung muss 
sie für unsicher, ja sogar für gefährlich erklärt werden. Für die Diagnose 
des Echinokokkus lieferte sie keinen Aufschluss; denn der Umstand, dass 
man keine Haken fand, spricht ja noch nicht für ihre Abwesenheit. Der 
mikroskopische Befund von weissen und rothen Blutkörperchen wird 
allerdings auch in anderen Fällen von Pankreascysten aufgeführt, andere 
Male war jedoch der Inhalt derselben stark bluthaltig, chokoladenfarben. 
Im Allgemeinen erlaubt dieser Befund nur einen gewissen Grad von 
Wahrscheinlichkeit. Es wäre nun die Eigenschaft des pankreatischen 
Saftes: Stärke in Zucker zu verwandeln und Oel zu emulsioniren, in 
Betracht zu ziehen; aber auch hier bleibt das Ergebniss zweifelhaft. 
Schon von vornherein dürfte man bei einer so reichlichen Flüssigkeits¬ 
ansammlung, in der sich nur ein geringer Bruchtheil von Pankreassaft 
befinden kann, keine deutliche Reaktion erwarten; hierzu kommt aber 
noch, dass derselbe in den Cysten sich bald verändert und seine 
charakteristischen Eigenschaften verliert, um so mehr, je länger die Cyste 
besteht. Vermengt mit der Blutflüssigkeit, soll er sich nach Hoppe 
sogar in Harnstoff verwandeln. Immerhin ist die Reaktion in einzelnen 
Fällen gelungen und hat, wo sie besteht, unbedingte Beweiskraft. 

Dagegen wird der Inhalt der Mesenterialcysten als kreide- bezw. 
milchweiss, dick und nach Fett riechend beschrieben, wie natürlich, da 
er ja nur eine Fettemulsion darstellt Diese Eigenschaft ist charakteristisch 
genug, um ein Urtheil zu erlauben; demgemäss konnte eine solche von 
uns mit Bestimmtheit ausgeschlossen werden. 

Die Schwierigkeiten der Diagnose sind also sehr bedeutend, doch 
nicht derartig, um in gewissen Fällen ein sicheres Urtheil vor der Lapara- 
tomie nicht zu gestatten; bei derselben wird es wohl selten unklar 
bleiben, es müssten denn erhebliche Verwachsungen mit den Nachbar- 

J ) Deutsche medizinische Zeitung 1891. No. 34. 

Militärärztliche Zeitschrift. 1895. Qi 


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th eilen vorhanden sein. Die Frage, ob eine Pankreascyste im engerem 
Sinne, also eine Retentionscyste vorliege, oder ob sie sich aus einem 
Hämatom umgebildet habe — apoplektische Cyste —, ist eine wesentlich 
anatomische und höchstens bei der Autopsie zu entscheiden. Für die 
kleinen Cysten — ranulae pancreaticae nach Yirchow — ist die 
Annahme der Retention die natürliche, für die grossen unwahrscheinlich, 
aber nicht unmöglich. In unserm Falle können wir uns mehr für die 
Blutcyste entscheiden und zwar auf Grund der Aetiologie. 

Es wurde nämlich festgestellt, dass K. im März 1894, also sechs 
Monate vor den ersten, durch die Cyste veranlassten Storungen, eine 
heftige Quetschung des Leibes erlitten hatte. Beim Besteigen eines 
Pferdes ging dieses mit ihm durch; K. blieb mit der Hose, welche 
ganz zerrissen wurde, am Sattel hängen und erhielt nun durch den 
Hinterzwiesel mehrfache Stösse gegen die mittlere Bauchgegend. Eine 
Qnetschung des Bauches ist für Pankreascysten die häufigste Ursache; 
Boeckel hat sie unter 30 Fällen 15 mal notirt, mehrfach auch heftiges 
Erbrechen; wenn aber das Trauma der Zeit nach weit zurückliegt, kann 
es auch in Vergessenheit gerathen sein. Denn die Schnelligkeit, mit der 
sich die Cyste entwickelt, ist sehr verschieden; vier Wochen beiKarewsky, 
fünf Jahre bei Richardson, sogar 20 Jahre bei Rotgans, wobei allerdings 
unentschieden bleibt, ob der Tumor in letzterem Falle nicht schon früher 
nachzuweisen gewesen wäre. 

Bezüglich der Behandlung ist die Verurtheilung der einfachen 
Punktion und der durch Aetzmittel zu erzeugenden Verwachsung der 
Cyste mit der Bauchwand schon erfolgt; auch unser Fall giebt einen 
Beleg dafür. Die Punktion ist gefährlich, einmal wegen der Möglichkeit 
des Ausfiiessens von Flüssigkeit in die Bauchhöhle, namentlich sobald 
ein Echinokokkensack nicht ausgeschlossen werden kann, ferner wegen 
der Möglichkeit der Verletzung von Eingeweiden. Die erste von mir 
ausgeführte Probepunktion traf anscheinend den Magen, obwohl alle 
Anzeichen dafür sprachen, dass er nach oben verdrängt sei; sie hat, 
was hervorzuheben sich wohl verlohnt, nicht die geringsten üblen Folgen 
gehabt. Wie aber, wenn statt der dünnen Kanüle der Pravazschen 
Spritze ein dickerer Troikart ihn durchbohrt hätte? Die Methode, durch 
Aetzmittel eine Verwachsung zu erzeugen, hat schon oft versagt, trotz 
dieser Aetzung fand sich nicht die Spur einer adhäsiven Entzündung. 
Wäre sie aber in diesem Falle gelungen und der Einschnitt ihm gefolgt, 
so hätte er bei der tiefen Lage des Magens unmittelbar in denselben 
hineingeführt. 


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Die Laparotomie und spätere Eröffnung der Cyste — zweizeitige 
Operation — bietet keine Vortheile vor der einzeitigen; ursprünglich 
ersonnen, um das Einfliessen der Flüssigkeit in die Bauchhöhle zu ver¬ 
meiden, sind ihre Ergebnisse nicht besser, eher schlechter als bei der 
einzeitigen. Unter 10 Fällen zweizeitiger Operation blieb 7 mal eine 
Fistel für längere Zeit oder für immer zurück, unter 20 einzeitigen nur 
1 mal. Der Nutzen der ersteren wird durch das Emporheben und 
Annähen des Sackes an die Bauchwand bei der einzeitigen Operation 
völlig erreicht; nöthig ist dies jedenfalls, und nicht weniger wie bei den 
Echinokokken. Denn bei den 30 Fällen ist 9 mal ein sehr lästiges 
Ekzem der Umgebung der Wunde aufgetreten, welche von der ausfliessenden 
Flüssigkeit benetzt wurde. Drückt sich hierin der offensive, verdauende 
Charakter der Cystenflüssigkeit aus, so könnte man eine gleiche und 
dann gefährlichere Wirkung auf die Wände und den Inhalt der Bauch¬ 
höhle erwarten. Dieses Ekzem scheint auch insofern eine diagnostische 
Bedeutung zu haben, als es die Beimengung pankreatischen Saftes zur 
Cystenflüssigkeit anzeigt. Die Heilung ist in fast allen einzeitig operirten 
Fällen in 28 bis 30 Tagen vollendet gewesen. In manchen Fällen haben 
eich Stücke des Sackes abgestossen, in anderen nicht. Um Wieder¬ 
ansammlung der Flüssigkeit zu verhüten, kann die Exstirpation des 
Sackes in Frage kommen. Aber es scheint doch^als ob dies auch durch 
Schrumpfung des Sackes erreicht werden könne, und in dieser Absicht 
ist bei uns LugoIsche Lösung eingespritzt worden. Ob die Absicht 
•erreicht worden ist, bleibt freilich zunächst dahingestellt, doch scheint 
nach den bisher bekannten Fällen die Heilung eine dauernde zu sein 
und von Störungen der Funktion der Eingeweide ist nirgends die Rede; 
in unserem Falle haben sie nicht ganz gefehlt, wie die eigene Angabe 
<3es Mannes andeutet. 

Die totale Exstirpation des Cystensackes kann mit der einzeitigen 
Eröffnung nicht in eine Linie gestellt werden. Sie ist nur in den sehr 
seltenen Fällen möglich, in welchen die Cyste gestielt ist; dann hat sie 
ein gutes Resultat ergeben. Bei irgend erheblichen Verwachsungen und 
vorhandenem Stiel ist bisher immer der tödliche Ausgang eingetreten. 
Die einzeitige Operation der Pankreascysten ist daher die normale, von 
cler abzugehen nach den bisherigen Erfahrungen nur ausnahmsweise 
Berechtigung vorliegen wird. 

Unser Kranker hat sich Ende Januar wieder vorgestellt. Nach seiner 
Entlassung aus dem Lazareth hatte er sich auf Urlaub in seine Heimath 
begeben und dabei einen Fussmarsch von etwa 9 km zurückgelegt 

31* 


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Diese Anstrengung, für den von der schweren Operation kaum Genesenen 
eine grosse Leistung, hatte zur Folge, dass er heftige Schmerzen im 
Leibe bekam und mehrere Tage das Bett hüten musste. Auch sei der 
Leib angeschwollen gewesen, doch sei die Anschwellung in einigen Tagen 
zurückgegangen. Jetzt sah er frisch, fast blühend aus, hatte wieder um 
2 kg an Gewicht zugenommen und hatte keine Klagen. Die Narbe war 
roth, aber nicht schmerzhaft; Verwachsung mit den unterliegenden 
Theilen bot sie nur an der Stelle, an welcher die Cystenwand mit der 
Bauchwand vernäht worden war, sonst liess sie sich umgreifen. An 
jener Stelle bildete sie eine Ausbuchtung nach links, so dass die Narbe 
im Ganzen keinen geraden Verlauf hatte, sondern eine umgekehrt £ förmige 
Krümmung darbot. in ihrer ganzen Umgebung bestand tympanitischer 
Perkussionsschall, von einer Wiederanfullung der Cyste war keine Spur 
vorhanden. Die nach der Anstrengung des Marsches entstandenen Schmerzen 
können also zwanglos auf die Zerrung der Narbe bezogen werden und 
man kann sich freuen, dass sie solchen Angriffen Stand gehalten hat. 


Referate und Kritiken. 

Professor Dr. Theodor Kocher: Zur Lehre von den Schusswunden 
durch Kleinkalibergeschosse. Cassel 1895. Verlag von Th. G. Fisher 
& Co. 

Seit 20 Jahren ist die Geschossfrage nicht zur Ruhe gekommen. 
Speziell die Einführung der Kleinkalibergeschosse hat in den letzten 
Jahren mehrere grosse Arbeiten veranlasst, die erst in neuester Zeit 
auf Grund umfangreicher Versuche unter allen möglichen Vorsichts¬ 
maassregeln zu einem gewissen Abschluss gekommen zu sein schienen. 
Nachdem aber Kocher auf dem internationalen Kongress in Rom 
in einem Vortrag über neue eingehende Schiessversuche berichtet hatte, 
war zu erwarten, dass er in einem ausführlicheren Werke seine 
Beobachtungen niederlegen würde. Das ist nun erfolgt In einem 
Bande der Bibliotheca medica hat der berühmte Forscher auf diesem 
Gebiete seine sämmtlichen in den Jahren 1872 bis 1894 gemachten 
Erfahrungen zusammengefasst. Man kann der Verlagsbuchhandlung die 
Anerkennung nicht versagen, dass sie in so ausführlicher Form, in so 
würdiger Ausstattung mit 30 theilweise vorzüglich ausgeführten litho- 
graphirten Tafeln die Möglichkeit gegeben hat, das gesammte grossartige 
Material der Oeffentlichkeit zu übergeben. 

Köcher nimmt Bezug auf seine früher erschienenen bekannten Ver¬ 
öffentlichungen, vor Allem auf die 1880 bei F. C. W. Vogel in Leipzig 
verlegte Arbeit „Ueber Schusswunden“ und reproduzirt einzelne Kapitel 
aus derselben, um auf Grund neuerer Schiessversuche die inzwischen 
gemachten Einwürfe zu widerlegen, oder seine Ansichten zu modifiziren. 


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Er basirt seine Ausführungen auf Schiessversuche mit 25 verschiedenen 
Geschossen, massiven Stahlgeschossen (7,5 und 10,4 mm Kaliber), Stahl¬ 
mantelgeschossen (5,8, 6 und 7,5 mm Kaliber), Hart- und Weichblei¬ 
geschossen, solchen aus Kupfer, Zinn und Aluminium, sowie endlich mit 
Rundkugeln aus Kupfer, Blei, Eisen und Wachs. Als Ziele wählte er 
Eisen-, Sandstein-, Glasplatten, Büchsen mit Marmeln- oder Kieselsteinen 
gefüllt, Bleiklötze, grosse Stücke Seife, Lehm und Gummi, Kasten und 
Blechröhren mit Wasser gefüllt, endlich frische und konservirte mensch¬ 
liche Leichen. Vorab ist zu berichten, dass alle Schüsse mit 
abgebrochener Ladung behufs Nachahmung der Schüsse auf ver¬ 
schiedene Distanzen abgegeben sind. Bekanntlich sind in neuerer Zeit 
alle Schiessversuche mit abgebrochenen Ladungen angezweifelt worden 
auf Grund thatsächlicher Beobachtungen einer verschiedenen Geschoss¬ 
wirkung, sowie auf Grund der theoretischen Erwägung, dass ein mit 
abgebrochener Ladung abgefeuertes Geschoss mit einem anderen Einfalls¬ 
winkel und einer geringeren Rotation ins Ziel kommt als bei Vollladung. 
Kocher, der übrigens der Rotation des Geschosses keinen Antheil an 
seiner Wirkung beimisst, verwirft diesen Einwand, da bei sechs Ver¬ 
gleichsschüssen auf Oberarme und Unterschenkel derselben Leiche die 
Unterschiede in der Geschosswirkung eines mit abgebrochener und mit 
Vollladung abgefeuerten Projektils „keine sehr auffälligen“ gewesen seien. 
Dem gegenüber muss die Thatsache bestehen bleiben, dass nach ander¬ 
weitigen angestellten und sehr sorgsamen Schiess versuchen recht auffällige 
Unterschiede beobachtet sind. 

Der Schwerpunkt der Kocher sehen Ausführungen liegt nun in der 
Theorie der Geschosswirkung. Er kommt nach sein- sorgfältiger Wider¬ 
legung aller gemachten Ein wände im Wesentlichen zu denselben Resultaten, 
die aus seinen früheren Arbeiten bekannt sind. Nur haben sie eine viel 
breitere Basis bekommen, und jede Behauptung ist durch eine grosse 
Anzahl sehr sorgfältig angelegter und durch geführter Schiessversuche 
gestützt Leider ist es nicht angängig, die — übrigens nicht sehr grossen 
— Differenzpunkte der Kocher sehen Ansichten mit denen durch andere 
Forschungen in der neueren Zeit erzielten zu erörtern, auch würde dies 
den Rahmen eines Referats erheblich überschreiten. Ich werde mich 
deshalb darauf beschränken, die Koch ersehen Anschauungen kurz wieder¬ 
zugeben. 

Kocher zerlegt die Wirkung der modernen Kriegsgewehrgeschosse 
auf den menschlichen Körper sowie auf alle Ziele in zwei Komponenten: 
einmal die Wirkung in der Richtung der Bewegung der Geschosse, 
andererseits in einer dazu schrägen oder senkrechten Richtung. Die 
erstere Wirkung bezeichnet Kocher als Durch schlags Wirkung, die 
letztere als Seitenwirkung. Die getroffenen Theile werden vor und neben 
dem andrängenden Geschoss verschoben (Schiebebewegung) oder die 
Bewegung wird an dieselben abgegeben und in diesen und durch sie 
fortgeleitet (Schleuderbewegung). Beide Arten der mitgetheilten 
Bewegung können mit und ohne Ein- und Durchdringen des Geschosses 
einhergehen. Alles, was das Durchdringen erleichtert, verringert die 
Seitenwirkung. Durchschlagswirkung und Seitenwirkung stehen also in 
umgekehrtem Verhältnis zueinander. Die Durchschlagswirkung kommt 
zürn Ausdruck, indem das Geschoss die Theile entweder auseinander¬ 
drängt (Keilwirkung), oder vor sich her schiebt (Locheisenschuss). 
Ersteres findet statt bei kleinem Querdurchmesser, geringer Geschwindigkeit 


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des Geschosses und grosser Elastizität des Ziels, also an der Haut (am 
Ausschuss), den Fasden und Sehnen, seltener am Muskel, fast nie am 
Knochen, letzteres bei grossem Querdurchmesser und grosser Ge¬ 
schwindigkeit des Geschosses sowie bei spröden Zielen. Die Seiten¬ 
wirkung besteht bei geringer lebendiger Kraft nur in Verschiebung der 
getroffenen und Mitziehen der anstossenden Theile, die sich bei Weich- 
theilen als Quetschung äussert, während an den Knochen Sprunge in der 
Richtung der grösseren Spaltbarkeit auftreten. Wird die lebendige 
Kraft grösser, so wird an die getroffenen Theile und durch diese an die 
Umgebung Kraft abgegeben im Sinne einer Schleuderbewegung. Die 
Wirkung dieser Schleuderbewegung ist die Sprengung. Diese Sprengung 
macht sich bei spröden Körpern (z. B. Knochen) in erster Linie inner¬ 
halb des spröden Körpers selbst in Form von Sprüngen und Splittern 
geltend und erst in zweiter Linie, soweit ausgerissene Theile noch eine 
Schleuderbewegung beibehalten, wird die Umgebung in Mitleidenschaft 
gezogen. Ist also die lebendige Kraft des Geschosses gering, so wird sie 
erschöpft durch die Ueberwindung des Widerstandes, und die Kraft¬ 
übertragung auf die Splitter ist gering. Bei flüssigen Körpern ist nur 
geringe Arbeit nötbig, um die Flüssigkeitstheilcben zu verschieben, und 
wird der ganze Stoss infolge der Inkompressibilität der Flüssigkeit fast 
ungeschwächt in letzterer nach den Seiten fortgeleitet und wirkt schliesslich 
auf die umgebenden Hüllen. Bei elastischen Gebilden ist ebenfalls die 
Verschiebbarkeit der einzelnen Theilchen eine sehr grosse, die Spreng¬ 
wirkung ist aber um so geringer, je grösser die Elastizität ist, da die 
Theile sofort nach der Verschiebung ihre frühere Lage wieder ein¬ 
nehmen. Ein prinzipieller Unterschied zwischen der trockenen und 

feuchten Sprengung (der hydraulischen Pressung, welche Bezeichnung 
Kocher für Schuss Wirkungen beibehält) besteht sonach nicht. Nur 
kommen die höchsten Grade der hydraulischen Pressung häufiger in 
die Erscheinung. Bei den höchsten Graden der — trockenen und 

feuchten — Sprengung finden Zerstörung nach allen Seiten statt, bei 
mittleren Graden kommt eine trichterförmige Erweiterung des Schuss¬ 
kanals nach dem Ausschuss zu und durch denselben hindurch oder bloss 
bis in die Nähe desselben zu Stande, der Grad der Sprengung ist zunächst 
von der Natur des Ziels abhängig. Je spröder der getroffene Gegenstand, 
um so ausgeprägter und zahlreicher sind die Sprünge, je mehr sich 
dasselbe dem Flüssigkeitsgrade des Wassers nähert*, desto deutlicher sind 
die Formen hydraulischer Pressung. Bei den meisten Zielen des mensch¬ 
lichen Körpers haben wir es mit einer Mischung von spröden und zähen, 
flüssigen und festen, elastischen und starren Gebilden zu thun und 
wechselt deshalb auch die Schuss Wirkung von Stelle zu Stelle, von 

Organ zu Organ. In zweiter Linie ist der Grund der Sprengung von 

dem Querdurchmesser des Geschosses abhängig. Je grösser derselbe, um 
so zahlreicher sind die in Bewegung gesetzten Theilchen, und um so 
stärker ist die Sprengung. Alle Momente, die also den Querdurchmesser 
erhöhen, wie queres und schräges Aufschlagen des Geschosses, vor Allem 
Difformirung desselben, erhöhen auch die Sprengung. Umgekehrt wird 
sich durch Reduktion des Kalibers nicht nur für die elastischen, sondern 
auch für Organe mit mittlerem Flüssigkeitsgehalt, speziell Muskeln und 
Epiphysen die Sprengwirkung erheblich vermindern lassen. Die geringste 
Seiten Wirkung wird bei einem kleinkalibrigen sich nicht deformirenden 
(z. B. massiven Stahl-) Geschosse eintreten. 


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Diese an todten Objekten gewonnenen Resultate lassen sich nun 
ohne Weiteres auf den menschlichen Körper anwenden. 

Der zweite Theil des Ko eher sehen Werkes behandelt die durch 
kleinkalibrige Geschosse verursachten Schusswunden am Menschen. Die 
Hauteinschussöffnung stellt einen runden Defekt mit etwas ein- 
gestülpten Rändern dar, bei mittleren Distanzen kleiner als das Geschoss¬ 
kaliber; bei Nahschüssen sind die Ränder schärfer und regelmässiger 
als bei Fernschüssen, wo sie mehr eingerissen oder gar gezackt sind. 
Bei schrägem Auftreffen sowie bei unregelmässiger Hautspannung kann 
der Einschuss oval werden. Liegt die Haut direkt über einem Knochen, 
so können Längsrisse durch Sprengwirkung entstehen. Die Grösse und 
Gestalt der Ausschussöffnung hängt davon ab, ob bloss das Geschoss die 
hier dehnbare Haut vorgedrängt hat, oder ob noch andere Theile mit¬ 
gerissen worden sind oder bei der Dehnung der Haut mitgewirkt haben. 
Kleine Ausschüsse sind für Weichtheilschüsse charakteristisch. Grosse 
Ausschüsse kommen nur bei Knochenschüssen vor, lassen also den Rück¬ 
schluss auf eine Knochenverletzung zu; in weiteren Distanzen sind auch 
bei Knochenschüssen die Ausschüsse klein. Die gewöhnliche Art und Weise 
der Verletzung eines Blutgefässes ist die eines Risses, der gewöhnlich quer 
verläuft. Sonst werden die Blutgefässe durch Knochensplitter oder durch 
eigentliches Platzen infolge h) f draulischer Druckwirkung vollständig 
zerrissen. An den Muskeln ist die hydraulische Wirkung, die Kocher 
auch hier annimmt, äusserst gering, und sind cylindrische Schusskanäle 
die Regel. Nur bei Querschlägern, Deformation der Geschosse sowie 
hinter Diaphysenschüssen findet man ausgedehntere Zerstörungen. 

Ebenso wie an den Weichtheilen sind auch die Schussverletzungen 
an den Knochen, die Kocher erhalten hat, nicht abweichend von denen, 
die in neuerer Zeit beschrieben sind. Nur in der theoretischen Er¬ 
klärung geht Kocher andere Wege. Er nimmt an, dass an den 
spongiösen Knochen, namentlich an den grossen Epiphysen der Röhren¬ 
knochen bis auf 600 m Distanz sehr ausgesprochene hydraulische Spreng¬ 
wirkung zu Tage tritt, dass dagegen die bedeckenden Weich theile keine 
ausgedehnten Zerstörungen zeigen. Der Ausschuss bleibt stets klein. 
Ueber 600 m hat er stets Lochschüsse erhalten. Für den zwischen der 
eigentlichen Epiphyse und der Diaphyse liegenden Abschnitt des Knochens 
wählt Kocher den Namen Metaphyse und betrachtet die Schuss¬ 
verletzungen dieses Abschnittes gesondert. Je näher der Epiphyse die 
Metaphyse getroffen w r ird, desto reiner sind auf grosse Distanzen die 
Loch eisen schüsse, desto stärker macht sich bei Nahschüssen die feuchte 
Sprengung geltend. Umgekehrt je näher der Diaphyse der Schuss ein¬ 
schlägt, um so mehr treten bei grossen Distanzen die Dehnungsfissuren, 
auf kurze Distanzen das Bild der trockenen Sprengung in den Vordergrund. 
In letzterem Falle ist der Knochen in massenhafte kleinste Splitter zer¬ 
schmettert, welche auch die Weichtheile mehr oder weniger zerreisseu. 
Die platten Knochen zeigen in allen Distanzen Lochschüsse, bei Nah¬ 
schüssen mit mehr oder weniger Randsplitterung. Bei leeren Schädeln 
bandelt es sich um zwei Durchbohrungen platter Knochen mit Randfissuren 
bei nahen Distanzen. Der Defekt in der Tabula vitrea ist grösser als in 
der externa. Bei gefüllten Schädeln kommt zu diesen Zerstörungen die 
Wirkung des Schädelinhaltes. Dieser zerschmettert bei nahen Distanzen 
die Kapsel durch die hydraulische Pressung, und zwar bei den höchsten 
Geschwindigkeiten derart, dass das Geschoss am Ausschuss durch 


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klaffende Spalten hindurchtritt. Bei geringeren Graden sind um den 
Einschuss und Ausschuss starke Sprengfissuren zu Stande gekommen, 
aber der Schädel ist nicht so weit auseinandergeplatzt, dass nicht das 
Geschoss noch einen runden Ausschuss bewirkt hätte. Allmählich 
nehmen die Fissuren am Einschuss und Ausschuss ab, bis schliesslich 
nur die Verbindungsfissur beider Schusslöcher übrig bleibt. Bei den 
weitesten Distanzen endlich beobachtet man auch am gefüllten Schädel 
Lochschüsse. 

Für die kompakte Zone am Röhrenknochen ist der Splitter¬ 
bruch der Typus der Schussverletzung. In nahen Distanzen sind die 
Splitter klein und zahlreich, die Weichtheile in grosser Ausdehnung zerrissen. 
Allmählich werden die bisher schrägen Fissuren steiler und die Splitter 
grösser, die Weichtheilzerschmetterung beginnt nachzulassen. Lochschüsse 
sind eine grosse Ausnahme. Einfache Längs-, Quer-, Schräg- und Spiral¬ 
frakturen will Kocher bei 3000 bis 4000 m Entfernung beobachtet haben. 
Diese Arten von Schuss Verletzung der Knochen sind sonst nicht beobachtet, 
da mit so geringen Geschwindigkeiten nicht geschossen ist. Zur Erklärung 
der Schussverletzungen der Diaphysen nimmt Kocher eine trockene 
Sprengwirkung an in bestimmtem Gegensatz zur Seitenwirkung durch 
blosse Mitbewegung. Die hydraulische Pressung schlägt er für die 
kompakten Diaphysen gering an, obschon er den Flüssigkeitsgehalt für 
nicht gleichgültig hält. In weiteren Distanzen über 1200 m tritt die 
Seitenwirkung durch Schleuderbewegung ein und erklären sich die 
Dehnungsfissuren meist durch Keilwirkung. 

Im dritten Theile giebt Kocher eine sehr eingehende Besprechung 
der Behandlung der Schusswunden in der ersten Linie und im Feldlazarett!. 
Da man berechtigt ist, anzunehmen, dass das Geschoss keine virulenten 
Mikroorganismen mit sich führt, andererseits nach Pfuhl auch die 
Soldatenkleider solche nicht enthalten, so kann man die Schusswunden 
als aseptische ansehen und muss der oberste Grundsatz bleiben, „nicht 
zu schaden“. Dieses nil nocere darf aber nicht in ein laisser aller aus¬ 
arten, sondern der Feldarzt muss auch Vorsorge treffen, dass die Wunde 
aseptisch bleibt bezw. dass eine infizirte aseptisch wird. Wäre nicht die 
Gefahr der Infektion, so würde Kocher für Naht der Schusswunden 
sein. Statt dessen schlägt er als gutes Okklusionsmittel für kleine Ein- 
und Ausschussöffnungen stark klebende Pflaster vor, die mit einem anti¬ 
septisch wirkenden Harz imprägnirt sind. Grosse zerrissene Ein- und 
Ausschussöffnungen sollen mit 1 %o Sublimat ausgespült und drainirt, 
stark gequetschte Wunden mit Jodoform- oder Karbolgaze oder mit 
5% Karbolglycerinbäuschen tamponirt werden. Unter Umständen, wenn 
auf mehrere Tage ärztliche Ueberwachung fehlt, empfiehlt sich eine anti- 
oder aseptische Okklusion im Sinne des Guer in sehen Watteverbandes 
(v. Bergmann). Für die Blutstillung in der ersten Linie bringt Kocher 
die zentrale Unterbindung der Arterien, die sonst schon vielfach verworfen 
wird, wieder zu Ehren. Er steht natürlich auch auf dem Standpunkte, 
dass die Ligatur in loco das beste Mittel ist, eine Blutung zu stillen. 
Muss man diese Operation in der ersten Linie machen, dann ist die 
Wunde als infizirt anzusehen und mit Tamponade zu behandeln. Wo aber 
Gefahr ist, durch lokale Ligatur Asepsis und damit die definitive Blut¬ 
stillung zu stören, empfiehlt Kocher die zentrale Ligatur. Sonst besteht 
die Behandlung einer Blutung in der ersten Linie darin, dass mau die 


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Wunde wie jede andere mit Jodoformgaze tamponirt oder eine Kompressiv- 
einWickelung bezw. einen Esmarchschen Schlauch anlegt 

Am meisten machen dem Militärarzt in der ersten Linie die Diaphysen- 
schüsse zu schaffen, da hier ein Fixations verband angelegt werden müsse, 
der die Aepris der Wunde und die Wirkung des antiseptischen Okklusiv- 
yerbandes nicht schädigt Kocher glaubt, dass hier der Guerinsche 
Watteverband am meisten leiste, und räth wegen der Gefahr der Infektion 
davon ab, schon in der ersten Linie Splitter zu entfernen. Amputationen 
sind nur bei vollkommener Zertrümmerung eines Gliedes oder bei 
dringender Lebensgefahr (unstillbare Blutung) zulässig. Die Epiphysen¬ 
schüsse und die Schussverletzungen platter Knochen bedürfen keiner 
besonderen Behandlung. Schliesslich weist Kocher der ersten Linie 
noch die Tracheotomie bei Erstickungsgefahr zu und hält auch eine 
Trepanation bei deutlichem Hirndruck am schon geöffneten Schädel 
nicht für einen so schweren Eingriff, dass man deshalb ein Menschen¬ 
leben aufs Spiel setzeü dürfe. Auch die Laparotomie bei Bauchschüssen 
weist er nicht ohne Weiteres vom Verbandplatz zurück, sondern er meint, 
falls die Diagnose der Darmverletzung sicher sei, solle man den Darm 
aus dem Abdomen herausziehen und draussen behalten, ihn dann entweder 
nähen oder auch nicht. Bei unsicheren Fällen könne man durch raschen 
Transport und grosse Opiumgaben einen verzögerten Eingriff verant¬ 
worten. 

Besonders interessant sind die Erörterungen zur Behandlung der 
Schussverletzungen in den Feldlazarethen. Der Schwerpunkt ist auch 
hier die Infektion der Wunde, nicht die Entfernung etwaiger Fremdkörper. 
Solange eine Wunde aseptisch ist, ist jede Untersuchung und Berührung 
derselben kontraindizirt. Ist sie dagegen infizirt, so kommt zunächst die 
antiseptische Drainage (nach Kocher mit Glasdrains), bei grösseren 
Wunden die Tamponade zur Geltung. Genügt auch das nicht, so wird 
ausgiebig gespalten und energisch antiseptisch gespült Kocher erwartet 
von der sekundären Desinfektion der Wunden noch schöne Resultate. 
Hilft auch das nicht, dann wird amputirt bezw. ausgiebig resezirt. Bei 
Schulter- und Hüftgelenkschüssen räth Kocher, zunächst Konservativ zu 
verfahren und nur zu reseziren, wenn bei starker Splitterung und ein- 
getretener Eiterung es sich als unmöglich herausstellt, einen aseptischen 
verlauf herbeizuführen. Bei Ellbogen- und Handgelenksschüssen giebt 
die frühzeitige Resektion und zwar bei ersteren die partielle der Vorder¬ 
armknochen, bei letzteren die totale, die besten funktionellen Resultate, 
auch ist bei ihnen die Mortalität relativ gering. Die Fussgelenksschüsse 
sind zunächst exspektativ zu behandeln, nur wenn diess nicht zum Ziele 
führt, mache man die partielle Resektion. Die Knieschüsse sind seit 
den schönen Resultaten v. Bergmanns unbedingt konservativ zu be¬ 
handeln. 

Betreffs der Schädelschüsse weist Kocher darauf hin, eine wie grosse 
Anzahl von Schädelschüssen durch den nachträglichen Zutritt von Infektion 
noch letal verlaufen, und wie wichtig gerade bei ihnen die durch¬ 
geführte Desinfektion sei, die man bei infizirten Fällen durch Inzisionen, 
oplitterextraktionen, Resektionen und Trepanation erreichen könne. 

Die erste und sorgfältigste Behandlung im Feldlazareth erheischen 
die Bauchschüsse, die, sofern sie penetrirend sind, eine Indikation zur 
sofortigen Laparotomie abgeben. Kocher nimmt stets eine Darmverletzung 
an, wenn der Einschuss unterhalb des Nabels liegt und wenn Zeichen 


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von lokaler Peritonitis auftreten, wie lokale Dämpfung, Druckempfindlichkeit 
und event. metallischer Perkussionsschall (Fieber fehlt oft). Die Senn sehe 
Wasserstoffeinblasung per rectum zur Diagnose der Darmlocher will er 
nur während, nicht vor der Operation zulassen. Der Schnitt wird am 
besten in der Medianlinie geführt, der Darm Schlinge für Schlinge vor- 
gezogen, dann gleich wieder reponirt, wobei er stets feucht erhalten werden 
muss. Die Naht soll stets mit Seide, fortlaufend und doppelreihig angelegt 
werden. Bei Schussverletzungen der Leber kann nur Tamponade, bei 
solchen der Milz und Niere Tamponade oder bei schweren Verletzungen 
die möglichst frühzeitige Exstirpation des Organs in Frage kommen. 

Es ist ein abgerundetes, in sich abgeschlossenes Werk, das vor uns 
liegt. Rückhaltlos soll das grosse Verdienst anerkannt werden, das sich 
Kocher dadurch für die Kriegschirurgie erworben hat. Die Kapitel 
über die Behandlung der Kriegsschussverletzungen werden jedem Sanitäts¬ 
offizier ein willkommener Leitstern für sein Handeln im Ernstfälle sein. 
Die Beschreibung der zu erwartenden Schussverletzungen zeigt klar, wie 
falsch die immer wieder auftauchende Annahme von der Humanität des 
Kleinkalibers, vor Allem bei Knochenschüssen ist. Die von Kocher 
aufgestellte Theorie der Geschosswirkung bildet ja für sich ein wissen¬ 
schaftliches System. Einen Abschluss dürfte sie jedoch noch nicht bringen, 
da durch anderweitige Schiessversuche doch Thatsachen aufgedeckt sind, 
die durch Kocher weder widerlegt, noch ganz erklärt sind. Tilmann. 


Dr. Schönwerth: Ueber einen geheilten Fall von Stichverletzung 
des Zwerchfells. — Münchener medizinische Wochenschrift 1895, 
Seite 815 ff. 

Messerstichverletzung an der linken Brustseite zwischen 9. und 10. 
Rippe in der hinteren Achsellinie; in der 3 cm langen Wunde ist Netz, 
welches die Wunde völlig verschliesst, in der Länge von etwa 8 cm 
vorgefallen. Der angetrunkene Verletzte war zunächst X U Stunde zu 
Fuss gegangen, sodann mit Nothverband zur Klinik Angerers ver¬ 
bracht, wo er nach drei .Stunden eintraf. 

Aussehen blass, doch kräftiger Puls; kein Meteorismus; tympanitischer 
Schall über der linken Brust, Herzdämpfung verschwunden. — Sofortige 
Laparotomie nach den nöthigen Vorbereitungen mit 20 cm langem 
Schnitte parallel dem Rippenbogen; ein Netzstrang war in eine 4 cm lange, 
glattrandige Wunde des Zwerchfells eingekeilt und konnte leicht nach 
Abtrennung des in der äusseren Wunde vorgefallenen Theiles zurück¬ 
gebracht werden. Verschluss der bei Einathmung weit klaffenden, bei 
Ausathmung sich schliessenden Zwerchfell wunde durch fünf Nähte. 
Keine weitere Verletzung von Baucheingeweiden. — Verschluss des 
Peritoneums mit'?fortlaufender Catgut-, der Bauchdecke mit Etagen-Naht; 
Collodiumverband. — Dauer der Operation (Privatdozent Ziegler) etwas 
mehr als 30 Minuten; kurz nachher zweimaliges sanguinolentes Erbrechen. 
— 25 Tage später konnte Patient mit Leibbinde als geheilt entlassen 
werden; Bauch- und Brustorgane funktionirten völlig normal. Ltz. 


G. Perthes (Bonn): Ueber die Operation der Unterschenkel- 
Var icen nach Trendelenburg. (Aus der Chirurgischen Universitäts¬ 
klinik.) Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, No. 16. 

Perthes berichtet über die Erfolge der von Trendelenburg (Bei¬ 
träge zur klinischen Chirurgie, Band VII, 1890) angegebenen Operation 


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in einer grosseren Anzahl von Fällen, welche nach Ablauf eines längeren 
Zeitabschnittes untersucht worden sind. Die Operation besteht in der 
doppelten Unterbindung und Durchschneidung der v. saphena 
magna bei Unterschenkel-Varicen. Sie ist begründet auf folgende 
physiologische Erwägung. 

Die Untersuchung' der grosseren Venen bei Unterschenkel-Varicen 
hat ergeben, dass die Venenklappen im Bereich der v. saphena magna 
insuffizient geworden sind, d. h. nicht mehr schliessen, vielleicht schon 
durch die blosse Erweiterung des Venenlumens. Da an der v. iliaca und 
cava inf. Klappen nicht vorhanden sind, so besteht demnach eine offene 
Kommunikation zwischen dem untersten Varix und dem rechten Herzen; 
dadurch wird sowohl der Blutdruck, als auch die Blutzirkulation 
in den Unterschenkelvenen von Grund aus verändert. Der Druck wird 
bedingt durch die Schwere der ganzen, durch keine Klappen mehr 
gehemmten Blutsäule, welche vom Varix bis mindestens zum rechten 
Herzen hinaufreicht. Er bewirkt die pralle Spannung der Krampfadern, 
das Fortschreiten der Varicenbitdung in peripherer Richtung, die 
subjektiven Beschwerden der Kranken und die pathologischen Störungen 
in der Ernährung der Gewebe (Oedem, Ulcera, Elephantiasis). Erhebt 
man bei Rücklage des Patienten das varicen kranke Bein über das 
Niveau des Körpers, so fliesst das Blut aus den Krampfadern ab; ihre 
"Wände fallen zusammen. Komprimirt man jetzt die v. saphena und 
lässt den Patienten aufstehen, so bleibt die pralle Füllung aus; nur ganz 
allmählich tritt von den Kapillaren her eine massige Füllung der Venen 
ein, sowie sie dem normalen in den Unterschenkel venen herrschenden 
Druck entspricht. — Für die Zirkulation ist in Betracht zu ziehen, dass 
im gesunden Bein die Fortbewegung des Blutes vom Fusse aufwärts im 
Wesentlichen auf dem Spiel der Muskeln beruht, welche bei ihrer 
Zusammenziehung das Blut in den leicht komprimirbaren Venen hinaus¬ 
drücken, von Klappe zu Klappe. Beim varicen kranken Bein hingegen 
wird das Blut in den tiefliegenden, intermuskulären Venen durch die 
Muskeln zwar ebenfalls nach oben getrieben, aber in der v. saphena muss 
es mangels schliessungsfähiger Klappen wieder nach unten fallen, so dass 
dadurch ein förmlicher Kreislauf in den Venen der unteren Gliedmaassen 
zu Stande kommt, natürlich zum weiteren Nachtheil für die Ernährung 
der Gewebe. Verschliesst man die v. saphena, so muss die pathologische 
rückläufige Strömung in diesem Venenstamme aufgehoben werden. 
Perthes will beobachtet haben, dass bei Patienten, bei welchen die 
Unterbindung der v. saphena ausgeführt war, bei ruhigem Stehen noch 
eine mässige Füllung der varicösen Venen zu sehen war, dass aber die 
Yaricen bis zur Unsichtbarkeit zusammen fielen, sobald er die Patienten 
einige Schritt gehen liess. Auch die Messung des Wadenumfanges 
bestätigte den Erfolg: an einem varicenkranken Bein nimmt der Umfang 
beim Umhergehen gar nicht oder fast gar nicht ab; beim gesunden Bein 
fand Perthes nach einigen Schritten eine Abnahme um 2 bis 3 mm; 
nach Verschluss der v. saphena durch Ligatur oder auch Kompression 
bei einem varicenkranken Bein betrug die Verminderung des Waden¬ 
umfanges beim Gehen bis zu 16 mm. — Es sind im Ganzen 63 Kranke 
onerirt worden, davon 24 an beiden Beinen, meist in Narkose. Die 
Unterbindung erfolgte handbreit über dem Condylus int, bisweilen höher; 
manchmal, bei doppelter v. saphena oder bei Kollateralbahnen, wurden 
zwei Unterbindungen gemacht. Die Nachbehandlung bestand in 3 wöchiger 


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Bettlage, Hochlagerung und täglich erneuerter Flanellbinden-Einwickelung 
das Unterschenkels. — Ulcera cruris heilten auffallend rasch nach der 
Unterbindung. — Unter 41 Operirten war bei 32 der Heilungserfolg noch 
nach Va bis 9 Jahren ein dauernder. A. Hiller (Breslau). 


Dr. H. Nicolai, Oberstabsarzt, Frankfurt a. 0.: Ein Fall von Ver¬ 
eiterung des Nierenzellgewebes, vorgestellt in der Sitzung der 
Berliner Militärärztlichen Gesellschaft am 20. November 1894. (Selbst¬ 
bericht.) 

Füsilier P. L. vom Leib-Grenadier-Regiment (8.) hat in früher Jugend 
einige Kinderkrankheiten, während der Dienstzeit Syphilis, Muskel- 
rheumatismus und zweimal kleinere Zellgewebsentzündungen durchgemacht. 
Angeblich am 8. April 1894 bei einer scherzhaften Balgerei mit der linken 
Seite auf einen daliegenden Spatenstiel gefallen, spürte er seit dieser Zeit 
Schmerzen in der Unken untersten Rippengegend, später Brustbeklemmungen 
und kam am 24. April in das Lazareth zur Beobachtung auf Lungen- 
Tuberkulose. — Die Athemwerkzeuge erwiesen sich als gesund. Am 
24. April Klagen über Schmerzen in der linken Kreuz- und Darmbein¬ 
gegend. — In der linken Nierengegend findet sich eine leichte Anschwellung 
von Handtellergrosse, welche auf Druck sehr schmerzhaft ist; der Harn 
ist klar, frei von Eiweiss. Am 30. April wird bei geringeren Schmerzen 
tiefe Fluktuation gefühlt, am 1. Mai eine Probepunktion in der Lenden¬ 
gegend gemacht, welche weissen Eiter zu Tage fordert Der Kranke wird 
auf die äussere Station verlegt Am 4. Mai fiebert der Kranke, kann 
das linke Bein nicht strecken. Bei rechter Seitenlage fühlt man von vorn 
unter den untersten Rippen durch die Bauchdecken eine grosse rundliche 
Geschwulst, welche der Niere angehören könnte; bei gleichzeitigem Druck 
auf die Anschwellung in der Lendengegend hat man deutliches Fluktuations¬ 
gefühl. — Nierenschnitt (Incisio renalis posterior). Chloroform¬ 
narkose. Es wird ein etwa 15 cm langer Hautschnitt von der Spitze der 
12. Rippe senkrecht auf den Darmbeinkamm geführt. Durch den untersten 
Theil des M. latissimus und das oberflächliche Blatt der starken Lumbo- 
dorsalfascie, durch den äusseren Theil des M. sacrolumbalis wird bis auf 
das tiefe Blatt der Fascie eingedrungen, die Gefässe, darunter ein stärkeres, 
die erste Lendenarterie, unterbunden. Darauf erschien nach Durch¬ 
trennung des Quadratus lumborum die Transversalfascie und aus einem 
kleinen Einriss in diese quoll gelber Eiter. Der Einschnitt wurde nun 
nach oben und unten ergiebig erweitert; aus der Wunde entleerte sich 
etwa 7t bis */< 1 gelben, rahmigen, mit Ge websfetzen untermengten Eiters. 
Die Eiterhöhle konnte bequem ausgetastet werden; man fühlte nach oben 
die Innenfläche der 12. und 11. Rippe, nach innen den Psoas und die 
mit dem äusseren Rande nach vorn aufgerichtete, also um ihre Längsachse 
gedrehte Niere, deren Oberfläche uneben, mit vielen grösseren und kleineren 
Grübchen und Hockern besetzt schien. Dieser weiche matschige Ueberzug 
der Niere war nichts Anderes als der Rest des vereiterten Nierenzellgewebes. 
Nach unten gelangt man in einen für zwei Finger durchgängigen Kanal, 
welcher sich an der Innenfläche des Darmbeines zu verlieren scheint. 
Die Höhle wurde mit Borsäurelösung ausgespült und mit Jodoformmull 
ausgestopft. Später genügte ein Drain, weitere Ausspülungen wurden 
nicht gemacht. Heilverlauf ungestört. Am 20. Mai war die Wundhöhle 
ausgefüllt und verschlossen, die noch übrig bleibende Hautwunde heilte 
durch allmähliche Uebernarbung. 


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Kocher, Th. (Bern): Methode und Erfolge der Magenresektion 
-wegen Carcinom. Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, No. 16, 
17 und 18. 

Kocher belichtet über 16 von ihm in den letzten Jahren ausgeführte 
Magenresektionen, welche weit günstigere Resultate ergeben haben als die 
früher ausgeführten. Yon den 16 Kranken sind nur 2 gestorben; bei 
beiden fuhrt Kocher den Misserfolg auf technische Abweichungen zurück. 
Bei dem einen Kranken bestand starke Verwachsung mit dem Pankreas* 
köpf, welche in drei Portionen unterbunden und abgetragen werden 
musste; auch war die Inzision so ausgiebig, dass das Duodenum nach 
Resektion des Pylorus in die vordere Magen wand, anstatt in die hintere, 
eingenäht werden musste. Bei dem zweiten, 70jährigen Kranken war 
nach der Operation eine offene Wundbehandlung gewählt worden, musste 
aber wegen fortdauernden Erbrechens unterbrochen und die genähte Stelle 
nachträglich etwas gewaltsam reponirt werden. Den günstigen Ausgang 
in den 14 übrigen Fällen führt Kocher im Wesentlichen auf die gewählte 
Operationsmethode zurück. Er verwirft die früher geübte „typische 
Pylorusresektion“ (Billroth, Wölfler, Rydigier) wegen Unsicherheit der 
Nahte. „Wo die Zirkulärnaht und die Quernaht des Magens in drei 
Linien zusammenliegt, ist ein unsicherer Punkt.“ Er giebt jetzt der 
Pylorektomie mit folgender Gastroduodenostomie und Implan¬ 
tation des Duodenums in die hintere Magen wand den unbedingten Vorzug. 
Die 12 Kranken, welche genau nach dieser von Kocher in seiner Operations¬ 
lehre beschriebenen Methode openrt worden sind, sind alle geheilt. 
Bei einem Kranken besteht die Heilung seit 7 Jahren vollkommen, bei 
vier Kranken seit 1 Va bis Jahren; zwei von diesen letzteren erfreuen 
sich blühender Gesundheit, essen und trinken wie gesunde Leute; die 
zwei anderen haben ein Rezidiv, der eine am Rectum, der andere an der 
Operationsstelle. Die übrigen 7 Patienten sind erst in den letzten 
8 Monaten operirt. Das Verfahren hat vor der älteren Methode den 
Vortheil, dass man sämmtliche Nähte absolut genau und sicher anlegen 
kann, wie dies gegenwärtig auch bei den Darmnähten der Fall ist, so dass 
man nur noch die Antisepsis richtig zu leiten braucht, um vor Kompli¬ 
kationen geschützt zu sein. Kocher erklärt, dass er erst seit Anwendung 
dieser Methode eine volle Sicherheit in der technischen Ausführung erlangt 
hat und gar kein Bedenken mehr trägt, jedem Patienten mit beweg¬ 
lichem Pyloruscarcinom die Operation entschieden zu empfehlen. 

_ A. Hi 11er (Breslau). 


Kocher, Dr. Theodor: Chirurgische Operationslehre. Zweite 
vermehrte und verbesserte Auflage. Jena 1894. Gustav Fischer. 

Wohl selten ist die Bezeichnung „vermehrte und verbesserte Auf¬ 
lage“ so berechtigt wie in dem vorliegenden Werk. Verbessert sind vor 
Allem die Abbildungen, vermehrt ist am meisten das Gebiet der Bauch¬ 
chirurgie, für welches 23 Operationen angegeben und genau beschrieben 
sind. Wie in der ersten Auflage, so hat Kocher auch in der zweiten 
einen neuen Weg beschritten, indem er für jede Region des Körpers und 
bis in jede Tiefe hinein den Weg angiebt, den das Messer bei Inzisionen 
zu beschreiten hat. Auf diese Art kommt Kocher auf 237 Operationen, 
die er einzeln beschreibt. Für den chirurgischen Spezialisten ist das ausser¬ 
ordentlich willkommen, und für jeden Arzt ist das Buch stets ein unent¬ 
behrliches Nachschlagebuch, da er sich vor jeder Operation in jeder Körper- 


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region genau orientiren kann, welche wichtigen Tbeile ihm voraussichtlich 
in den Schnitt kommen werden. Ob es aber für den Studenten, speziell als 
Unterlage zum Operationskursus an der Leiche geeignet ist, möchten wir 
bezweifeln; jedenfalls würde es nicht möglich sein, in einem Semester alle 
Operationen durchzumachen. Schliesslich möchten wir es als einen Vorzug 
des Buches betrachten, dass es ein stark subjektives Gepräge hat, dass der 
Verfasser vorwiegend die Operationen, die er auf Grund seiner grossen 
Erfahrung als die besten erkannt hat, empfiehlt, so z. B. bei der 
Herniotomie, der Exzision recti u. a. m. In der Einleitung giebt Kocher 
eine Uebersicht über Anasthesirung und die Wundbebandlungsmethode. 
Von besonderem Interesse ist sodann der Abschnitt über die Wahl der 
Schnittrichtung. Wenn man mit der Schnittrichtung unter Berücksichtigung 
des Verlaufs der sensiblen und motorischen Nerven der von Langer 
angegebenen Spaltbarkeitsrichtung der Haut folgt, so werden die Narben 
nachher so fein, dass man Muhe hat, sie zu erkennen, während Narben 
infolge anders gerichteter Schnitte gerade am Halse durch Verkürzung 
und Faltenerhebung oft nachträglich entstellend werden können. Der 
spezielle Theil zerfallt in drei Abschnitte, die Inzisionen (Unterbindungen, 
Neurektomien, Rippenresektion, Lungenchirurgie, Bauchoperationen, Her- 
niotomien, Steinschnitt), die Exzisionen und Resektionen, sowie die 
Amputationen und Exartikulationen. Für die Resektionen sei noch 
besonders erwähnt, dass der Verfasser sich bemüht hat, besonders 
schonende Verfahren der Arthrotomie zu finden, gewissermaassen als Ein¬ 
leitung zu weitergehenden Operationen. 

Die Koch ersehe Operationslehre hat insofern einem Bedürfniss 
abgeholfen, als man in ihr nicht nur für typische, sondern gerade 
für atypische Operationen einen sichern und klaren Rathgeber zur Hand hat 

Tilmann. 


Lenhartz, Dr. Hermann, Professor der Medizin und Krankenhaus- 
Direktor in Hamburg: Mikroskopie und Chemie am Kranken¬ 
bett Zweite vermehrte Auflage. Berlin 1895. Verlag Julius Springer. 
331 Seiten. 

Bald nach dem Erscheinen der ersten Auflage ist eine zweite nöthig 
geworden, ein Zeichen, wie schnell das Buch Beliebtheit erlangt hat. 
Die zweite Auflage hat keine wesentlichen Veränderungen erfahren, ist 
aber um gut zwei Bogen vermehrt worden, welche den Kapitelu über 
Bakterien-, Mageninhalt- und Milchuntersuchung zu Gute kommen. 

In der Einleitung giebt der Verfasser eine kurzgefasste, sehr klare 
und leicht verständliche Beschreibung des modernen Mikroskops, seines 
Gebrauchs und der nöthigen Hülfsmittel. Im ersten Kapitel werden daun 
die pflanzlichen und thierischen Parasiten behandelt. Trotz der Kürze 
erhalten wir eine fast vollständige Darstellung der Züchtungs- und 
Färbungsmethoden der Bakterien, dann im speziellen Theil der pathogenen 
Mikroben selber. Alles praktisch Wichtige und Bewährte, die Herstellung 
der Nährböden, Farblösungen, die Untersuchung der einzelnen pathogenen 
Bakterien wird sehr anschaulich beschrieben, immer mit Hinweis auf die 
klinische Bedeutung. Zehn ausgezeichnete farbige Abbildungen tragen 
zum Verständniss des Textes ausserordentlich bei. — Es folgen dann 
die thierischen Parasiten, welche fast alle abgebildet sind. 

Besonders eingehend ist die Lehre vom Blute und seiner Untersuchung; 
speziell sind die neueren Färbungsmethoden nach jeder Richtung hin 


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besprochen uud durch sehr gelungene farbige Tafeln veranschaulicht. 
Auch der forensische Nachweis von Blut findet Berücksichtigung. 

Das dritte Kapitel bringt die Untersuchung des Auswurfs. Nach 
kurzer anatomischer Beschreibung des Respirationsapparats und all¬ 
gemeinen Bemerkungen über Menge, Farbe, Eintheilung der Sputa folgt eine 
sehr umfassende, aber gedrängte Darstellung der makro- und mikro¬ 
skopischen Untersuchung, dann das Verhalten des Auswurfs bei den 
verschiedenen Krankheiten und die diagnostische Verwerthung desselben. 

Im nächsten Abschnitt wird die Untersuchung des Mundhöhlen- 
Bekretes und der Magen- und Darmentleerungen beschrieben. Am aus¬ 
führlichsten ist naturgemäss die chemische Prüfung des Mageninhalts 
behandelt und die qualitative wie quantitative Bestimmung des wichtigsten 
Bestandteile wird nebst klinischer Bedeutung des Befundes gelehrt. 

Im fünften Kapitel folgt dann die Untersuchung des Harns, die 
chemische, die mikroskopische mit zahlreichen erläuternden Abbildungen 
im Texte, die spektroskopische, schliesslich das Verhalten des Harns 
bei den einzelnen Krankheiten; in einem Anhang werden die Milch 
und die Scheidenausleerungen besprochen. 

Schliesslich kommt die Untersuchung der Pnnktionsflüssigkeiten, 
speziell wird auch die neuerdings vielfach angewendete Punktion des 
Wirbelkanals genauer beschrieben. 

Das Werk bringt mehr, als in der Ueberschrift versprochen wird, 
und Alles sehr übersichtlich und klar. Die Ausstattung — Papier, Druck 
und besonders die farbigen Tafeln — ist recht gut, der Preis, 8 ein 
massiger. So kann auch diese Auflage allen Studirenden und Aerzten 
angelegentlichst empfohlen werden. Martens. 


Kleen, Dr. Emil: Handbuch der Massage. — Aus dem Schwedischen 
übersetzt von Dr. G. Schütz, Vorstand des Berliner medico-mecba- 
nischen Instituts. — Zweite vermehrte Auflage. Leipzig 1895. Georg 
Thieme. 

Die grosse Verbreitung des Kleen sehen Handbuchs, welches in den 
skandinavischen Ländern an den medizinischen Hochschulen eingeführt, 
auch in das Englische übersetzt ist, dürfte sich zumeist wohl dadurch 
erklären, dass das Werk sich frei hält von spezialistischer Einseitigkeit, 
indem dasselbe den wissenschaftlichen Boden, den Anatomie und 
Physiologie befestigt haben, niemals verlässt und gleichzeitig stets eine 
enge Verbindung mit den anderen Zweigen der ärztlichen Therapie wahrt 
(Schütz). Kleen bezeichnet als das wichtigste Moment bei der 
Erreichung einer guten Massagetechnik, abgesehen von der notbwendigen 
Kenntnisß der grundlegenden Wissenschaften, ein genaues Studium der 
physiologischen Wirkungen der Massage und eine klare Einsicht in die¬ 
selben. Er wünscht» dass die Massage — eine sehr leichte Kunst — 
allgemein seitens der Aerzte gekannt und ausgeübt werde, nicht nur 
▼on „Massagespezialisten*. 

Zahlreiche Krankengeschichten beleuchten die Ausführungen des Ver¬ 
fassers, der selbst nicht Massagespezialist ist, und auch nicht sein wilL 

Ltz. 


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496 


Dr. Leopold Weiss, Professor der Augenheilkunde—Heidelberg: Seh- 
probe-Tafeln zur Bestimmung der Sehschärfe für die Ferne. 
Wiesbaden 1895. J. F. Bergmann. 

Weiss hat nach dem Sn eilen sehen Prinzipe Probetafeln (zwei 
grosse [verschiedene Buchstaben] und eine kleinere mit lateinischen, 
eine mit deutschen Buchstaben und eine mit Zahlen) angefertigt, welche 
sich durch tadellosen Druck und grosse Reichhaltigkeit auszeichnen. 
Letztere gestattet ohne Distanzwechsel eine Sehschärfenbestimmung von 
0,1 bis 2,0, steigend je um 0,10 (es fehlen lediglich S = 1,7 und = 1,9). 
Dies, sowie der berechtigte Wunsch jedes Untersuchers, verschiedene 
Tafeln zur Verfügung zu haben, werden den Tafeln raschen Eingang in 
die Praxis sichern, zumal der Preis ein recht mässiger ist. Ltz. 

Groenouw (Breslau): Ephedrin-Homatropinlösung, ein Mydria¬ 
tikum von rasch vorübergehender Wirkung. (Aus der Augen¬ 
klinik zu Breslau.) D. med. Wochenschrift, 1895, No. 10. 

Eine 10% starke Ephedrinlösung bewirkt nach einer halben bis 
ganzen Stunde am Auge eine nur mässige Mydriasis (von 3 bis auf 
4% mm Pupillen weite), welche schon nach einer halben Stunde wieder 
abnimmt. Eine auffallende Verstärkung der mydriatischen Wirkung lässt 
sich aber erreichen durch Zusatz einer geringen Menge (0,1%) Homa¬ 
tropins. 

Eine Lösung von 

Ephedrin, hydrochlor. 1,0 
Homatropin, hydrochlor. 0,01 
in Aqu. destill. 10,0 

ist vollkommen klar und farblos, verursacht in der Bindehaut des Menschen 
manchmal unbedeutendes Brennen, meist aber gar keine Reizerscheinungen 
und ruft nach durchschnittlich 8 V 2 Minuten (6 bis 13 Min.) Pupillen¬ 
erweiterung hervor, welche nach Verlauf von 34 Minuten ihr Maximum 
erreicht und nach durchschnittlich 63 Minuten wieder abnimmt. Auf 
der Höhe der Wirkung beträgt der Pupillendurchmesser etwa 5,6 mm. 
Auf die Akkommodation hat die Ephedrin-Homatoprinlösung keinen 
Einfluss, wie die Bestimmung des Nahepunktes mit sehr kleinen Schrift¬ 
proben ergab. Obwohl die mydriatische Wirkung ziemlich kräftig ist, 
so wird doch die Reaktion der Pupille auf Licht niemals vollkommen 
aufgehoben. — Das Mittel eignet sich daher vorzugsweise für Pupillen¬ 
erweiterungen zu diagnostischen Zwecken (Augenspiegel-Untersuchun¬ 
gen). — Die Mischung der beiden Substanzen wird von E. Merck (Darm¬ 
stadt) unter dem Namen „Mydrin“ in den Handel gebracht. 

A. Hi 11 er (Breslau). 

G. Schwabe (Leipzig): Die Heilung der trachomatösen und 
skrophulösen Keratitis durch Lidlockerung (Blepharocha- 
lasis). Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, No. 20. 

Schwabe sieht die Gefahr des Uebergreifens der trachomatösen und 
skrophulösen Bindehauterkrankung auf die Hornhaut (Pannus, Geschwüre, 
Narben) hauptsächlich veranlasst durch den Druck, welchen die ge¬ 
schwollenen und gespannten Augenlider auf die Hornnaut ausüben, zum 
Theil auch durch den mechanischen Reiz der nach innen gekehrten 
Lidränder und Cilien. Beides soll beseitigt werden durch seine 
„Lidlockerung“. Das Verfahren besteht darin, dass er den äusseren Lid- 


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winkel mit der Scheere bis an den Orbitalrand spaltet und aus der 
äusseren Haut des oberen und unteren Augenlides je eine mit der Pinzette 
erhobene Hautfalte, oben von 20 mm, unten gewöhnlich von 10 mm Breite, 
herausschneidet und die Hautränder vernäht Das Pupillargebiet der 
Hornhaut wird dadurch ganz frei und der Luft zugänglich, was auf die 
Granulationsentwickelung hemmend ein wirkt. Die Nachbehandlung 
ist eine allgemeine und lokale: Reine Luft der bewohnten Räume, Bäder, 
gute Ernährung; örtlich schwache Cocain- und Atropin-Eintröpfelungen, 
Umschläge mit Sublimatlösung (1 : 10 000), Bleiwasser oder dergleichen, 
je nach Erforderniss Anwendung von Cuprumstift, Argentum nitricum 
oder Knapp scher Rollpinzette auf die Granulationen. — „Die Heilung 
des pannus trachomatosus geht hierbei in zwei bis vier Wochen 
von Statten. Rezidive treten sehr selten ein und laufen unter ent¬ 
sprechender Behandlung leicht ab.“ — Verfasser hat das Verfahren seit 
dem Jahre 1885 in 510 Fällen angewendet und sich dabei stets von der 
überraschend schnellen Heilung de9 Leidens nach der Lidlockerung über¬ 
zeugen können. Bei der Keratitis scrophulosa namentlich, dieser 
sonst so langwierigen und in der Kinderwelt verbreiteten Krankheit, 
erzielte Schwab e mit seiner Operation „ wahrhaft überraschende Heil¬ 
erfolge“. Der Arzt könne seinem Patienten nach der Operation „Heilung 
seines bedrohten Auges in zwei bis drei Wochen mit fast absoluter 
Sicherheit versprechen“. A. Hiller (Breslau). 

Dr. Chr. Jacob: Atlas des gesunden und kranken Nerven¬ 
systems, nebst Grundriss der Anatomie, Pathologie und 
Therapie desselben. — (Lehmanns medizinische Handatlanten, 
Band IX.) München 1895. J. F. Lehmann. 

Ein sehr anerkennendes Vorwort Strümpells — Erlangen begleitet 
das Werk seines früheren Assistenten, der sich „in eingehendster Weise 
mit der normalen und pathologischen Anatomie des Nervensystems be¬ 
schäftigt“ hatte. 

Jacob bietet zunächst eine Uebersicht über äussere Konfiguration, 
Zusammensetzung und Lage des Nervensystems, dessen Entwickelung 
und Bau er im zweiten Abschnitte beschreibt, während er im dritten 
Abschnitte die Anatomie und Physiologie der wichtigeren Nervenbahnen 
darstellt. Diese drei Abschnitte werden durch 52 trefflich ausgefuhrte 
Tafeln mit nebenstehendem kurzen Texte erläutert. 

In den Abschnitten IV und V werden die allgemeine und die 
spezielle Pathologie und Therapie der Erkrankungen des Nervensystems 
behandelt. (Tafeln 53 bis 78.) 

Die Grundlage der Abbildungen bildet die Präparatsammlung, die 
Jacob während seiner mehrjährigen Assistenten thätigkeit an der 
Strümp eil sehen Klinik angelegt hatte. 

Ausser den Erläuterungen zu den Tafeln giebt Jacob eine kurz¬ 
gefasste Uebersicht des Behandelten, etwa vergleichbar einem kurzen 
Auszuge aus einschlägigen Lehrbüchern. — Ein sechster Abschnitt enthält 
Bemerkungen zum Sektionsverfahren und zur Ausführung der mikro¬ 
skopischen Untersuchung des Nervensystems. 

Der Studirende sowie der mit diesem Zweige der medizinischen 
Wissenschaft noch nicht näher vertraute praktische Arzt kann sich mit 
Hülfe des vorliegenden Atlasses verhältnissmässig leicht ein klares Bild 

Milit&räretliche Zeitschrift 1895. 32 


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von dem jetzigen Standpunkte der gesammten Neurologie machen 
(Strümpell). Der Preis ist trotz der vortrefflichen Ausstattung auffallend 
billig (Mk. 10). Ltz. 

Lode, Dr. Alois, Assistent am hygienischen Universitäts-Institut Wien: 
Die Gewinnung vou keimfreiem Wasser durch Zusatz von 
Chlorkalk. (Traubesches Verfahren.) Aus „Das österreichische 
Sanitäts wesen“ No. 22. 

Lode hat in ähnlicher Weise wie Referent 1 ) das Traubesche Ver¬ 
fahren auf seine praktische Brauchbarkeit geprüft und zu diesem Zweck 
auch zahlreiche Versuche über die Einwirkung des Chlorkalks auf bact. 
coli, Typhus und Cholerabakterien, sowie auf natürliche und künstlich 
verunreinigte Wässer angestellt. Er kommt zu dem Resultat, dass die 
von Traube angegebenen Mengen Chlorkalk zwar zur Sterilisation des 
Wassers nicht genügen, dass aber trotzdem auch bei Verwendung grösserer 
Chlorkalkmengen das Verfahren in kleineren Verhältnissen noch praktisch 
brauchbar sei. 

Wegen der nach Lodes Ansicht schweren „Benetzbarkeit“ des Chlor¬ 
kalks empfiehlt er, entweder auf mechanischem Wege durch Anrühren 
eines Chlorkalkbreies mit einigen Tropfen Wasser, oder auf chemischem 
Wege durch Zusatz von Zitronensäure das im Chlorkalk vorhandene Chlor 
wirksam zu machen. Auch im letzteren Fall muss der Chlorkalk erst in 
einigen Kubikzentimetern Wasser vertheilt, eine kleine Menge Zitronensäure in 
Substanz hinzugefugt und es muss dann das Gemisch schnell in das zu 
sterilisirende Wasser geschüttet werden. Die fleissige Arbeit bedeutet einen 
wichtigen Fortschritt in der Frage der Wasserversorgung der Truppen im 
Manöver und im Felde, besonders während Epidemiezeiten. 

Bassenge. 

Berthold (Berlin): Die Diphtherie, Sammel forschung der 
Deutschen medizinischen Wochenschrift. Deutsche medizi¬ 
nische Wochenschrift 1895, No. 32. 

Berthold, Mitglied des Städtischen Statistischen Amtes in Berlin, 
hat die vorläufigen Ergebnisse der auf Anregung des Vereins für innere 
Medizin von der Deutschen medizinischen Wochenschrift veranstalteten 
Rundfrage an alle Aerzte und Krankenanstalten zusammengestellt. Der 
Bericht umfasst 10312 Fälle von Diphtherie, von welchen 5833, also 
mehr als die Hälfte, mit Heilserum behandelt worden sind. Von den 
letzteren starben 9,6%, von den nicht mit Serum behandelten 14,7%. 
In beiden Beobachtungsreihen war die Sterblichkeit am grössten bei 
Kindern unter 2 Jahreu (21,8% bezw. 39,7%); bei Kindern im Alter 
zwischen 2 und 10 Jahren betrug die Sterblichkeit nur 8,8 % bezw. 15,2 % 
und bei Kindern über 10 Jahren 4,1 % bezw. 3,7 %. Der Nutzen der 
Serumeinspritzung war am deutlichsten, >venn sie am ersten und zweiten 
Krankheitstage erfolgte; die Sterblichkeit betrug bei 3353 solchen Kindern 
nur 4,2 %, bei den erst später zur Behandlung gekommenen Kindern 
dagegen 16,9 %. Am höchsten w T ar die Sterblichkeit auch unter der 
Serumanwendung, bei Kindern mit diphtherischer Larynxstenose; von 
701 Kindern, welche ohne Tracheotomie blieben, starben 126 = 17,9%, 

*) Vergl. Bericht über die Sitzung der Berliner militärärztlichen Gesellschaft 
vom 20. Juli 1895 in diesem Hefte. 


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von 317 Kindern mit Tracheotomie starben 105 = 33,1%. — Späte 
„Herztodesfalle“ wurden 69 = 1,2 % beobachtet; Albuminurie in 
726 Fällen, Lähmungen in 343 Fällen in beiden Gruppen ohne tödlichen 
Ausgang. _ A. Hi 11 er (Breslau). 

Oswald Vierordt (Heidelberg): Erfahrungen über Diphtherie seit 
der Anwendung von Behrings Heilserum. (Aus der Kinderklinik.) 
Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, No. 11. 

Die Erfahrungen erstrecken sich über 63 Diphtheriefälle der Universitäts¬ 
klinik. Vier davon waren leichte, die übrigen mittelschwere, theilweise 
schwere und sehr schwere Fälle. Acht Kranke wurden in völlig hoffnungs¬ 
losem Zustande, fast schon moribund hereingebracht, aber trotzdem „aus 
Gründen der Humanität“ noch mit Serum behandelt. — Die Mortalität 
dieser Serum-Periode ist erheblich geringer als in den voraufgegangenen 
Jahrgängen der Klinik. Sie betrug insgesammt 25% der Fälle, mit 
Ausschluss der letzten acht Fälle sogar nur 14,6%. Während der vorauf¬ 
gegangenen sechs Jahre betrug die Sterblichkeit an Diphtherie zwischen 
41% und 67%. — Nicht tracheotomirt waren 37 Kinder, mit 1 Todes¬ 
fall = 2,7%. Tracheotomirt wurden 15 Kinder, mit 7 Todesfällen 
= 46%. Mit völlig freiem Kehlkopf traten in die Behandlung 
24 Kinder, davon starb nur 1 = 4%. Von 23 mit ausgesprochenen Er¬ 
scheinungen von Larynxstenose aufgenommenen Kindern genasen 9 nach 
mehrtägiger Dyspnoe ohne Tracheotomie. — Von den Gestorbenen waren 
2 am zweiten Krankheitstage, 2 am dritten, 3 am fünften und 1 am 
siebenten Krankheitstage in Behandelung mit Heilserum getreten. — 
W T as den Verlauf der einzelnen Fälle anbetrifft, so war ein günstiger 
Einfluss der Seruminjektionen nicht zu verkennen. Er zeigte sich 
namentlich im baldigen Stillstand der örtlichen Schleimhautaffektion, in 
der Mehrzahl der Fälle nach ungefähr 36 Stunden. Der Abfall der 
Körpertemperatur trat deutlich und zuweilen endgültig nach 24 Stunden 
ein und war dann gewöhnlich auch mit einem Umschlag im Allgemein¬ 
befinden des Kranken, Hebung des Pulses, grösserer Munterkeit und 
Esslust verbunden. Gegenüber früheren Epidemien fiel besonders auf die 
erheblich geringere Betheiligung des Kehlkopfes, die geringere Zahl 
schwerverlaufender septischer Diphtheriefälle, dementsprechend das ver- 
hältnissmässig günstige Verhalten der Herzkraft und die geringere 
Häufigkeit der Albuminurie. „Eine ganze Reihe von in jeder Beziehung 
sehr schweren bezw. aufgegebenen Fällen sind zu unserem Erstaunen 
schliesslich doch durchgekommen. Alles das sieht man in den Diphtherie¬ 
sälen der Krankenhäuser auch sonst; aber wir haben Derartiges noch nie 
so häufig erlebt.“ A. Hi 11 er (Breslau). 

J. B6kai (Budapest): Meine Erfolge mit Behrings Diphtherie- 
Heilserum. Aus der Universitäts-Kinderklinik. Deutsche medizinische 
Wochenschrift 1895, No. 15. 

Bökai hat auf Grund von 120 einschlägigen Fällen ebenfalls die volle 
Ueberzeugung von der spezifischen und günstigen Wirksamkeit des 
Heilserums bei Diphtherie gewonnen. Die Sterblichkeit unter dieser 
Behandlung betrug 25,5 %, während sie in früheren Jahren die Höhe von 
53,5 bis 67,5 % erreicht hatte. Im Einzelnen bringt der Bericht kaum 
etwas Neues. — Ausser Erythem und auch Nesselausschlag hat er un¬ 
angenehme Nebenerscheinungen von den Serum - Injektionen nicht be- 


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obachtet. — In solchen Diphtherie-Fällen, welche von Anfang an einen aus¬ 
gesprochen septischen Charakter besitzen, ist auch nach Bökai die Wirkung 
des Serums zweifelhaft. A. Hill er (Breslau). 


Axel Johannessen (Christiania): Ueber Immunisirung bei Diph¬ 
therie. (Aus der Universitätskinderklinik.) Deutsche medizinische 
Wochenschrift 1895, No. 13. 

Anlässlich einiger vorgekommenen Diphtheriefalle wurden 30 noch 
diphtheriefreie Kinder der Klinik mit Behrings Heilserum No. I (Injektion 
in die Infraklavikulargegend) immunisirt. Bei drei von diesen Kindern 
trat die Diphtherie auf und zwar nach 15 bezw. 22 Tagen und 8 Wochen. 
(Nach Kos sei soll die Dauer der Immunität nur zwei bis drei Wochen 
betragen.) 

Die Untersuchung des Rachenschleims von 48 anscheinend gesunden 
Kindern ergab bei sechs die Anwesenheit typischer Lofflerscher Bazillen. 
Eins von diesen letzteren Kindern bekam die Diphtherie, wozu Scharlach¬ 
fieber hinzutrat; die übrigen fünf Kinder blieben gesund. Die Bazillen 
waren bei diesen Kindern 8 bis 26 Tage lang nachzuweisen. 

A. Hi 11er (Breslau). 


H. Scliottmüller (Greifswald): Ein Fall von Wunddiphtherie mit 
Diphtheriebazillen bei gleichzeitigem Vorhandensein von 
Diphtheriebazillen im gesunden Rachen. (Hygien. Institut.) 
Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, No. 17. 

Der Ueberschrift ist nur hinzuzufügen, dass der Fall ein Kind von 
1 Jahr 2 Monaten betraf. Das diphtherische Geschwür in der Ingjnal- 
falte heilte nach Auskratzen unter Jodoformverband. Die bakteriologische 
Diagnose wurde von Löffler gestellt A. Hill er (Breslau). 

Behring, E. (Marburg), und Ransom, F. (Halle a. S.): Choleragift 
und Cholera - Antitoxin. (Aus der wissenschaftlichen Versuchs¬ 
station der Höchster Farbwerke.) Deutsche medizinische Wochen¬ 
schrift 1895, No. 29. 

In der Einleitung theilt Behring mit, dass ihm und Ransom 
bereits im Dezember 1894 im hygienischen Institut zu Halle a. S. die 
Herstellung des löslichen Choleragiftes und des spezifischen 
Cholera-Antitoxins gelungen sei, dass hier jedoch die Mittel und der 
Raum gefehlt hätten, die Versuchsergebnisse an grossen Versuchsthieren zu 
prüfen. Die Höchster Farbwerke seien ihm hierzu bereitwillig entgegen¬ 
gekommen und hätten für seine Mitarbeiter eine wissenschaftliche Versuchs¬ 
station errichtet. In der Antitoxingewinnung seien in Höchst bis jetzt 
für zwei Krankheiten erfreuliche Fortschritte gemacht worden: für die 
Tuberkulose und für die Cholera. Für das Cholera-Antitoxin könne 
die rein wissenschaftliche Arbeit schon als abgeschlossen betrachtet werden; 
es wird jetzt „das Choleraheilserum in einer besonderen Serum-Abtheilung 
für die Bedürfnisse der Praxis bearbeitet“. 

Ueber die Darstellung des Choleragiftes und des Antitoxins 
erfahren w'ir in der Abhandlung nichts. Es wird nur gesagt, dass man 
aus flüssigen Cholerabazillen-Kulturen eine trockene Substanz isoliren 
könne, welche stark giftig ist und dieselben Vergiftungssymptome bei 
Meerschweinchen hervorruft wie die von Bazillen befreite Mutterflüssigkeit 
Die Krankheitserscheinungen sind denjenigen ähnlich, welche der Ein- 


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Verleihung von lebenden Choleravibrionen folgen. — Mit diesem „Cholera- 
gift tf sind nun Meerschweinchen, Hammel und Ziegen „nach den bekannten 
Immunisirungsmethoden“ behandelt worden, um das Cholera-Antitoxin 
zu gewinnen. Wie es gewonnen wird, und welche Eigenschaften es 
besitzt, wird nicht gesagt. Es werden sodann mehrere Versuchsreihen, 
sämmtlich an Meerschweinchen, mitgetheilt zum Beweise dafür, dass 
Ziegenblut-Heilserum, unter die Haut von Meerschweinchen gespritzt, die 
giftige Wirkung sowohl des reinen Choleragiftes als auch tödlicher Dosen 
von lebenden Cholerakulturen, welche in die Bauchhöhle gespritzt wurden, 
aufzuheben vermag. Die lebensrettende Wirkung des Ziegenblut-Heilserums 
für Meerschweinchen war auch dann noch vorhanden, wenn die intra¬ 
peritoneale Cholerainfektion 48 Stunden später erfolgte. 

_ A. Hiller (Breslau.) 


A. Eulenburg (Berlin): Ueber den Missbrauch der Thyroidin- 
Tabletten. Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, No. 33. 

Seit der Mittheilung von Leichtenstern 1893, dass Thyroidin auch 
bei Fettleibigen eine Abnahme des Körperfettes bewirke, ist nach Eulen¬ 
burg ein förmlicher Entfettungssport, namentlich in der Damenwelt, ein¬ 
getreten, welcher noch durch den Umstand gefordert werde, dass der 
Verkauf von Thyroidin-Präparaten bisher schrankenlos freigegeben sei. 
Eulenburg berichtet über eine „vielgenannte dramatische Künstlerin“, 
welche, um magerer zu werden, auf Anrathen des Apothekers täglich 
6 Stück Tabletten über einen Monat lang eingenommen hatte und 
dabei allerdings um 17 Pfund Körpergewicht leichter geworden war, 
aber gleichzeitig schwere Störungen der Herz- und Nerventhätigkeit er¬ 
litten hatte, welche Eulenburg auf hydrämische Blutbeschaffenheit zurück¬ 
führte. Dieser Fall sei nur einer von vielen! Eulen bürg fordert daher, 
dass die Thyroidinpräparate dem Handverkauf entzogen werden und nur 
noch auf ärztliche Verordnung verabfolgt werden dürfen. 

A. Hiller (Breslau.) 


S. Kalischer (Berlin): Ein Fall von Tabes dorsalis mit Kiefer¬ 
nekrose. Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, No. 19. 

Sensible und trophische Störungen im Bereiche peripherer Nerven 
kommen bekanntlich bei Tabes nicht selten vor, besonders im Gebiet der 
cerebralen und cervikalen Nerven (Tabes cervicalis). H. Rosin hat 
kürzlich (Zeitschrift für Nervenheilkunde, 1891, Band I, Heft 5 und 6) 
aus der Litteratur 22 Fälle von trophischer Kiefererkrankung 
(Ausfallen der Zähne, Unempfindlichkeit des Zahnfleisches und der Alveolen, 
Atrophie des Kiefers) zusammengestellt, von welchen neun mit Nekrose 
des Kiefers verbunden waren. Der von Kalischer jetzt mitgetheilte Fall 
ist der zehnte dieser Reihe. Es ist ein typischer Fall von Tabes dorsalis 
und cervicalis; ausser dem N. trigeminus (Kiefer) waren auch noch der 
N. oculomotorius und opticus (Sehnervenatrophie mit Amaurose), der 
Geruchs- und Gehörsnerv, sowie der N. laryngeus und Recurrens 
(Störungen der Respiration und Phonation) und die oberen Gliedmaassen 
an der Erkrankung betheiligt. A. Hiller (Breslau). 


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Getreide und Hülsenfrüchte als wichtige Nahrungs- und Futtermittel 
mit besonderer Berücksichtigung ihrer Bedeutung für die Heeres¬ 
verpflegung. — Herausgegeben im Aufträge des Königlich Preussischen 
Kriegsministeriums. Zweiter besonderer Theil mit 78 Abbildungen im 
Text und 16 Tafeln in Farbendruck. Berlin 1895. E. S. Mittler & 
Sohn. 

Mit diesem zweiten besonderen Theil ist das lehrreiche Werk vollendet, 
dessen erster Theil S. 273 dieser Zeitschrift besprochen wurde. 

Der näheren Beschreibung der einzelnen Getreide- und Hülsenfrucht¬ 
arten werden allgemeine Bemerkungen über die Haupt-Anbaugegenden, 
über die Ein- und Ausfuhrverhältnisse, sowie über die Arten und 
Handelssorten der einzelnen Früchte vorausgeschickt Die Früchte selbst 
werden sehr genau nach Gestalt, innerem Bau, Farbe, Gewicht, sonstigen 
Eigenschaften, mit ihren pflanzlichen und thierischen Schädlingen und 
Unkraut8ämereien beschrieben, wobei zahlreiche Abbildungen im Text das 
Verständniss der Ausführungen erleichtern und gleichzeitig eine vortreffliche 
Anleitung für die Prüfung der Fruchtsorten gewonnen wird. Eine 
Zusammenstellung der Nahrungsbestandtheile und der Verwendung der 
Früchte schliesst die jedesmaligen monographischen Abhandlungen. 

In dem sehr umfangreichen Anhänge werden die Krankheiten des 
Getreides und der Hülsenfruchtpflanzen beschrieben, durch welche die 
Beschaffenheit der Früchte sowie des Strohs (Schmarotzerpflanzen und 
Thiere) beeinflusst wird, ferner die im Getreide am häufigsten vor¬ 
kommenden, sowie die besonders schädlichen Unkrautsamen, endlich 
die Insekten, welche den Früchten, sowie den daraus bereiteten Ver¬ 
pflegungsmitteln während der Aufbewahrung schädlich werden. Dieser 
wichtige und interessante Theil, in welchem auch häufig auf die gesund¬ 
heitsschädliche Einwirkung der Schädlinge hingewiesen wird, ist durch 
16 vorzüglich in Farbendruck ausgeführte Tafeln in bester Weise illustrirt 

Der Darstellung sind die Werke von anerkannten Fachgelehrten zu 
Grunde gelegt; die Herstellung der Originalabbildungen zu den Insekten¬ 
tafeln unterlag der Kontrole des Direktors der zoologischen Abtheilung 
des Museums für Naturkunde und der Kustoden dieses Institutes, die 
der Samenabbildungen dem Vorsteher der vegetabilischen Abtheilung des 
Museums der landwirtschaftlichen Hochschule. Ltz. 


Mitteilungen. 

Adolf v. Bardeleben. 

Nachruf 

von 

Albert Köhler. 

Das Bild unseres Altmeisters Bardeleben, seine stattliche Er¬ 
scheinung, seine rüstigen, jugendlichen Bewegungen, sein frisches Aussehen, 
die lebhaften braunen Augen, seine tiefe volltönende Stimme, die ruhige 
Sicherheit, der Eifer und die Pflichttreue, mit welcher er sein schweres, 
vielgestaltiges Amt verwaltete, wird uns vorschw r eben, solange wir denken 
können. Für das Sanitätskorps ist sein Tod ein ganz besonderer Verlust; 
ihm hat er einen grossen Theil seiner Thätigkeit gewidmet. Er war uns 


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503 


ein eifriger, allverehrter Lehrer, Vielen auch Berather und Freund, und 
Allen ein Vorbild als gewissenhafter, sorgfältiger Arzt, als geschickter 
Chirurg im Frieden und im Kriege. Lange Jahre — mehr als ein halbes 
Jahrhundert — hat er gewirkt; seit 30 Jahren, seit 1866 können wir 
ihn zu den Unsrigen zählen. — Am 1. März 1819 in Frankfurt a. 0. 
geboren, besuchte er das dortige Gymnasium, studirte 1837 bis 1843 in 
Berlin, Heidelberg, Giessen, Paris; 1841 hatte er in Berlin promovirt. 
Er war dann bis 1848 in Giessen, zuerst als Assistent des Physiologen 
Bischof und als Prosektor, später als ausserordentlicher Professor. Noch 
nicht 30 Jahre alt übernahm er 1849 die Professur für Chirurgie in 
Greifswald, wo er fast 20 Jahre lang eine mühevolle, aber erfolgreiche 
Thätigkeit entfaltete. 1868, nach dem Tode Jüngkens, wurde er nach 
Berlin an die chirurgische Klinik im Charite-Krankenhause berufen. 
27 Jahre lang hat er hier in den Räumen des Sommerlazareths operirt 
und dozirt, und wenn er auch oft mit heissendem Spott die Fehler und 
Mängel des alten Baues gegeisselt hat und nicht müde wurde, seine ver¬ 
geblichen, seit 1868 oft wiederholten Besserungsvorschläge zu beschreiben, 
— sein Herz hing doch mit allen Fasern an Klinik und Vorlesung; für 
sie und für den nahe bevorstehenden Fortbildungskursus für Stabsärzte 
hat er noch w r enige Tage vor seinem Tode Anordnungen getroffen. 

Er starb am 24. September (einen Tag vor Beginn des genannten 
Kursus) an einem Nierenleiden, das wahrscheinlich als späte Folge einer 
heftigen, vor 7 Jahren erlittenen Kontusion anzusehen ist. Im Anschluss 
daran entwickelten sich die Zeichen eines paranephritischen Abszesses, 
der in das Nierenbecken durchbrach und zur Entleerung enormer Eitermengen 
per vias naturales führte. Der damals 70jährige Mann erholte sich langsam, 
aber vollständig von dieser schweren Krankheit, arbeitete mit alter Frische 
und Kraft weiter, bis vor einem halben Jahre, allmählich zunehmend, 
sich neue Zeichen einer Pyelitis einstellten, an welche sich, ebenso 
allmählich, Schrumpfungssymptome anschlossen. Den Schluss bildete 
ein ruhiger Schlaf, aus dem er nicht mehr erwachte. 

v. Bardel eben war im Feldzuge 1866 als Generalarzt und konsultirender 
Chirurg für die Feldlazarethe des Bezirkes Gitschin, im Feldzuge 1870/71 
in gleicher Eigenschaft bei der Ersten Armee thätig; er war Kitter des 
Eisernen Kreuzes 1. Klasse. Eine genaue Kenntniss seiner Thätigkeit 
in diesen Kriegen besitzen wir leider nicht; er erzählte gern, war aber 
nicht dazu zu bewegen, aus seinem thatenreichen Leben auch nur einzelne 
Episoden niederzuschreiben. Aus seinen gelegentlichen Erzählungen lässt 
sich sch Hessen, dass es für ihn mühevolle, an Strapazen, Gefahren, aber 
auch an hervorragenden Leistungen reiche Zeiten waren. — Im Jahre 1872 
wurde er Generalarzt ä la suite, später mit dem Range als Generalmajor; 
zu seinem 50jährigen Doktor-Jubiläum wurde ihm der erbliche Adel ver¬ 
liehen. 

Als wir ihm in dieser Zeitschrift unsere Glückwünsche zu dem ge¬ 
nannten Jubiläum darbrachten, haben wir einige seiner Verdienste um 
unsere Wissenschaft und um unseren Stand erwähnt: die Vorzüge seines 
Lehrbuches, die Einführung der Antiseptik, seine Thätigkeit im Interesse 
des ärztlichen Standes im Allgemeinen und des unsrigen im Besonderen 
in allen über Gegenstände der Kriegschirurgie und des Militär-Sanitäts¬ 
wesens berathenden Kommissionen. „Von denen, welche als Studenten 
in dem alten längst unzureichenden OperationS9aale des Sommerlazareths 
sassen, konnten eine grosse Zahl später als Unterärzte und noch 9päter 


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als Stabsärzte unter Bardelebens persönlicher Leitung thätig sein.“ 
Seine letzte grössere Arbeit behandelt einen uns speziell interessirenden 
Gegenstand, die kriegschirurgische Bedeutung der modernen Geschosse. 
Dass er als Examinator nicht die Lücken im Wissen, sondern durch 
Hin- und Herfragen das aufsuchte, was der Kandidat wusste, dass er sich 
den Aufgaben der Operationskurse, deren Theilnehmer er fast alle noch 
persönlich kannte, mit grosser Freude widmete, dass er dabei, wie immer, 
das praktisch Wichtige hervorhob und sich nicht länger, als nöthig war, 
mit seltenen, sogenannten interessanten Fällen auf hielt, dass er hier wie 
überall uns als Vorbild an Arbeitsfreude und Pflichtgefühl erschien, das 
brauchen wir einem Leserkreise, der in der Mehrzahl aus seinen Schülern 
besteht, nicht weiter zu beschreiben. 

Alle, denen er Lehrer und Freund, Alle, denen er menschenfreundlicher 
Arzt war, werden sein Andenken in Ehren halten. 


Berliner militarärztliche Gesellschaft. 

Sitzung am 21. Juni 1895. 

Vor der Tagesordnung stellt Herr Peltzer einen Fall von Muskel¬ 
hypertrophie des linken Beines vor. Der früher stets gesunde Mann 
erkrankte einige Monate nach der Einstellung mit linksseitigen ischiadiscben 
Schmerzen und Wadenkrämpfen. Es fiel auf, dass die Muskulatur, 
namentlich die des .linken Oberschenkels, umfangreicher war als rechts. 
Besonders bei der Plantarflexion der Zehen traten Wadenkrämpfe auf, 
die sich auch nachts sehr schmerzhaft spontan einstellten. Beim Stehen 
fühlen sich die Muskeln bretthart an. Vortragender führt das Leiden auf 
Ueberanstrengung bei der Ausbildung zurück und stellt die Diagnose auf 
wahre Muskel- (Arbeits-) Hypertrophie. 

Tagesordnung: Herr Heyse stellt einen Fall von Pseudoleukämie der 
vorwiegend lienalen Form vor, einen Feuerwerker betreffend, welcher 
zwei Monate hindurch im Lazareth beobachtet worden ist Der Fall 
zeigt eine Besonderheit in dem plötzlichen Einsetzen der Krankheit mit 
hohem Fieber, starkem Kräfteverfall und schnell zunehmender Anämie. 
Es bestand bei der Aufnahme ein bis über den Nabel hinausgehender 
Milztumor und geringe, aber allgemeine Drüsenschwellungen. Mehrfache 
Blutuntersuchungen ergaben keine nennenswerthen Abweichungen. Der 
Verlauf war ein relativ günstiger, indem nach 14 tägigem Fieber die 
Anämie und der Kräftezustand sich wesentlich besserten, während der 
Milztumor nur wenig verringert fortbestand. Die Behandlung bestand 
in grossen Dosen Chinin und Sol. arsen. Fowleri. 

Vortragender erörtert im Anschluss hieran die Differential-Diagnose 
unter Demonstration von Blutpräparaten, sowie die Bedeutung derartiger 
akut einsetzender Fälle für die Auffassung der Pseudoleukämie als 
Infektionskrankheit. Im vorliegenden Falle war jedoch keine Eingangs¬ 
pforte (angina, Stomatitis) nachzuweisen. 

Herr Sch aper spricht über einige neuere Krankenhäuser des Aus¬ 
landes. 

Im Anschluss hieran ergreift Exzellenz v. Coler zu einigen Be¬ 
merkungen das Wort. 

Sitzung am 20. Juli 1895. 

Vor der Tagesordnung. Herr Schmidt (Selbstbericht): Demonstration 
von Präparaten, welche der Leiche eines Selbstmörders entstammen 


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(Revolverschuss), Einschuss im fünften linken Zwischenrippenraum, 2 mm ein¬ 
wärts von der Brustwarzenlinie. Bei der Einlieferung bestand massige Blutung 
nach aussen, geringe Dyspnoe und leidlich guter Puls. Unter Zunahme 
der Dyspnoe (Dämpfung über der linken Brusthälfte bis zur zweiten 
Rippe nach oben) und unter peritonitischen Erscheinungen (Kothbrechen, 
Tympanites) erfolgte am vierten Tage der Tod. Wegen der Peritonitis 
wurde eine Punktion des pleuritischen Exsudats unterlassen. 

Sektionsergebniss: Schussrichtung vom Einschuss schräg nach innen 
und oben, die Herzspitze durchbohrend, ohne Eröffnung der Ventrikel; 
neben dem Körper des elften Brustwirbels eine schlitzförmige Oeffnung 
in der Pleura; auf der elften Rippe, 4 cm nach vorn, das 7 mm dicke und 
15 mm lange Geschoss (Kontourschuss). 

Im linken Pleuraraum 1800 ccm blutig seröser Flüssigkeit, Lunge 
stark komprimirt, nicht verletzt; im Herzbeutel 50 ccm gleicher Flüssigkeit. 
— Hochgradige Pleuritis und Pericarditis mit starkem fibrinösen Belag; 
beginnende Peritonitis, von der Pleura augenscheinlich fortgeleitet, da das 
Zwerchfell unverletzt war. Die Sektion bot noch eine weitere interessante 
Thatsache: die linke Niere fehlte; der rechte Harnleiter mündete an 
der normalen Stelle in die Blase. Es fehlte ferner die linke Art. und 
Ven. renalis. Ursprung der linken A. mesenterica super, und spermatica 
interna in der Höhe der Abgangsstelle der rechten A. renalis. Rechte 
Niere kompensatorisch vergrössert, keine Hufeisenniere, keine Hypertrophie 
des linken Ventrikels. 

Tagesordnung: Herr Schmidt. Demonstration eines Streckapparates 
bei kompleter Radialislähmung nach Splitterfraktur des rechten Humerus 
in seiner Mitte; Radialislähmung, Pseudarthrose. Durch Knochennaht 
wurde Konsolidirung erreicht. Die Radialislähmung war bei kompleter 
Entartungsreaktion als unheilbar anzusehen. 

Der Apparat besteht aus zwei Lederkappen, welche Unterarm und 
Handrücken decken. Zwischen beiden am Radial- und Ulnar-Rande je 
eine Spiralfeder, welche das gebeugte Handgelenk strecken; auf der Kappe 
des Handrückens fünf Spiralfedern, welche einen Zug ausüben an fünf 
entsprechenden Dornen, die auf einer Metallhülse über die Grund¬ 
phalangen der Finger gestreift werden. Die Flexoren wirken unbehindert, 
bei ihrer Erschlaffung wirken die Spiralfedern als Strecker. Mit dem 
Apparat sind die verschiedensten Bewegungen möglich. Der Verletzte 
kann selbst damit schreiben. 

Diskussion: Herr Tilmann erwähnt einen Ersatz des demonstrirten 
ziemlich kostspieligen Apparats, bestehend in einer Kappe um den Unter¬ 
arm, mit welcher die Finger eines angezogenen Handschuhs durch Gummi¬ 
streifen verbunden sind. Dieser improvisirte Verband leistete dem 
betreffenden Patienten gute Dienste. 

Herr Korsch stellt einen Fall von Erschlaffung des Schultergelenks 
infolge von Drucklähmung vor. (Selbstbericht.) 

Ein Pionier vom Eisenbahn-Regiment No. 2 verspürte am 19. April 
d. Js. nach dem Tragen von Eisenbahnschienen auf der rechten Schulter 
Schmerzen und Gebrauchsunfahigkeit des rechten Armes. 

Befund bei der Lazarethaufnahme am 22. April: Bei herabhängenden 
Armen keine wesentliche Verschiedenheiten der Konfiguration; der 
rechte m. deltoides erscheint schwächer, namentlich an der vorderen und 
mittleren Partie. Beim Versuche, den Arm seitwärts zu erheben, wird 
eine Schleuderbewegung nach hinten ausgeführt. Horizontale Haltung 


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ermüdet schnell, Herunterfallen mit einer ähnlichen Schleuderbewegung, 
Unterarm muss mit der anderen Hand unterstützt werden. Von Zeit zu 
Zeit werden unwillkürlich, jedoch auch selbständig Bewegungen mit 
dem Oberarmkopf von vorn nach hinten ausgeführt, wobei der Kopf die 
Gelenkfläche verlässt. Es gelingt auch, leicht passiv den Kopf aus der 
cavit. glenoid. herauszudrängen. 

Nach vier Wochen traten diese Bewegungen seltener auf. Der rechte 
Schulterblattwinkel steht ein wenig vom Brustkörbe ab, keine Atrophie 
der übrigen Schultermuskeln und des Serratus aut. maj. nachweisbar. 
Nach Massage massige Besserung in der Gebrauchsfähigkeit des rechten 
Armes, nach kalter Douche Verschlechterung. 

Jetziger Befund des rechten deltoid., wie oben erwähnt, desgleichen 
die Beweglichkeit des Oberarmkopfes. Das rechte Schlüsselbein tritt 
weniger deutlich hervor als das linke. Aktive Erhebung gelingt mit 
geringer Schleuderbewegung seitlich bis zur Horizontalen, weitere unmöglich. 
La dieser Stellung ist die Klavikularportion des rechten Deltoides erheblich 
abgeflacht, die hintere Portion tritt kräftiger als links hervor. Der Angulus 
scap. entfernt sich mässig vom Brustkörbe und nähert sich dabei der 
Mittellinie. Dies ist noch deutlicher bei Erhebung nach vorn, wobei der 
Gelenkkopf aus der cav. glen. nach hinten tritt: die Schulter wird dadurch 
abgeflacht. Bei herabhängendem Arm unwillkürliche kleine Exkursionen 
im Ellenbogengelenk. Rotationen nach innen und aussen können aus¬ 
geführt werden, jedoch bei Weitem nicht so ausgiebig wie links, bei 
Rotation nach aussen tritt der Kopf ziemlich weit nach hinten. Grobe 
Kraft erheblich herabgesetzt, die der Hand beträgt rechts 14, links 40 kg. 
Leichte Sensibilitätsstörungen ohne bestimmte Verbreitung. Sehnen¬ 
reflexe erhalten. Elektrische Untersuchung: Schwache faradische Ströme, 
welche links gerade noch Zuckungen auslösen, erzeugen beim Anlegen der 
Elektrode auf der Mitte des rechten Deltoides eine tetanische Zusammen¬ 
ziehung der ganzen Schulter-, Ober- und zum Theil auch Unterarm- 
muskulatur, die auch noch eine geraume Zeit nach Unterbrechung anbält; 
dasselbe auch bei Reizung des Erb sehen Supraclavikularpunktes. Aus¬ 
giebige Zuckungen bei 5 Af. A. Bds. 

Epikrise: Schädigung des Gelenkes selbst durch das Trauma aus¬ 
geschlossen; der schwere, aber gleichmässige Druck konnte eine Fraktur 
der cavit. glenoid. nicht erzeugen. Der Muskelapparat musste geschädigt 
sein. — Eine weite Verschiebung des Oberarmkopfes gestattet bei 
abpräparirten Muskeln die sehr weite Kapsel im normalen Zustande. 
Die Fixation, d. h. die innige Berührung des Kopfes mit der Gelenkfläche, 
besorgen die mm. supraspinatus, infraspinatus und teres minor, deren 
Thätigkeit eine Einbusse erfahren haben musste. Diese zeigte sich in 
der sehr verminderten Rotation nach aussen. Die ebenfalls verminderte 
Rotation nach innen lässt auf eine Beeinträchtigung der Zugwirkung des 
Subscapularis schliessen. Ein strikter Beweis für die Parese derselben ist 
nicht zu erbringen wegen ihrer von anderen Muskeln verdeckten Lage. 
Die fehlerhafte Stellung des Schulterblattes kann auch durch Parese des 
Subscapularis bedingt sein, während der Ausfall der Wirkung des volu¬ 
minösen und elektrisch erregbaren Serratus aut major vielleicht auf die 
mangelnde Fixation des Oberarmkopfes zurückgefuhrt werden muss. 
Evident ist nur die theilweise Lähmung des m. deltoides, dessen Funktion 
hierdurch jedoch nur in mässigem Grade beeinträchtigt ist. Der ihn 
versorgende n. axillaris kann direkt nicht durch die auf die Schultern 


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drückende Last geschädigt sein, ebenso auch nicht durch Quetschung 
zwischen Schlüsselbein und erster Rippe. Der Ort der Schädigung muss 
mehr nach dem Erb sehen Supraclavikularpunkte zu liegen, wo die den 
n. axillaris bildenden Fasern des plexus cervicalis durch die scharfe Kante 
der Schiene lädirt worden ist. Sehr wohl möglich ist eine direkte Läsion 
des n. suprascapularis, welcher die mm. supra- und infraspinatus und teres 
minor versorgt. Wegen ihrer tiefen Lage kann auch eine direkte Be¬ 
schädigung der n. n. subscapulares und erst recht des n. thoracicus 
longus nicht erfolgt sein. 

Auffallen muss, dass die Erscheinungen des Schlottergelenks schon 
nach zwei Tagen fast ebenso wie heute ausgebildet waren. Im Gegensatz 
dazu befindet sich die so geringe Atrophie der Muskulatur. Auch die 
elektrische Prüfung ergiebt ein wenig befriedigendes Resultat. - In Betreff 
der Betheiligung der einzelnen Muskeln an der Ausbildung des Schlotter¬ 
gelenks befinden sich die Autoren im Widerspruch. Nach Eich hörst z. B. 
führt eine länger andauernde Lähmung des n. axillaris bezw. die Atrophie 
des m. deltoides zur allmählichen Ausbildung des Schlottergelenks, w'ährend 
Duchenne hierfür nur die Lähmung der Kapselspanner, der Auswärts¬ 
rotatoren und in erster Linie des m. supraspinatus verantwortlich macht. 
Selbst bei gänzlicher Atrophie des Deltoides „werden diese pathologischen 
Bewegungen — das Rückwärtstreten des Kopfes durch Zug des Teres 
major und des langen Tricepskopfes — unmöglich, wenn der Supraspinatus 
intakt ist“. 

Herr Tilmann bemerkt, nach oberflächlicher Untersuchung des vor¬ 
gestellten Falles ausser den vorgetragenen Symptomen gefunden zu haben, 
dass der kranke Arm länger sei als der gesunde. Ist das wirklich der 
Fall, dann dürfte es sich vielleicht um eine sogenannte Omoplegia reflect. 
traumat. handeln. Vor Kurzem hat Müller einen solchen Fall im 
Zentralblatt für Chirurgie besprochen, bei dem eine Subluxation des 
Humerus nach Trauma vorlag, bedingt durch eine Erschlaffung und Aus¬ 
weitung der Kapsel des Schultergelenks. Letztere will der Autor nun 
so erklären, dass die Stauchung des Gelenks infolge des Traumas durch 
Reizuug der sensiblen Gelenkäste des nerv, axillar, uud supraclavicular. 
zu einer reflektorischen Atrophie und Lähmung des muscul. deltoideus 
und supraspinat. führt. Theils durch die Schwere der Extremität, theils 
durch Muskelzug entsteht dann die fehlerhafte Stellung des caput humeri 
sowie die Kapseldehnung. Von Frankreich aus ist eine operative Be¬ 
handlung vorgeschlagen, welche durch Tabaksbeutelnaht oder Anlegung 
einer longitudinalen Falte eine Verengerung der Gelenkkapsel anstrebt. 

Herr Bassenge: Ueber die Herstellung keimfreien Trinkw r assers durch 
Zusatz von Chlorkalk. (Selbstbericht) 

Vortragender hat das Tr au besehe Verfahren nachgeprüft und die 
Untersuchungen auch auf pathogene Organismen ausgedehnt. Traube 
(Zeitschrift für Hygiene, Band XVI) hat ein einfaches Verfahren zur 
Herstellung keimfreien Trinkwassers durch Chlorkalk angegeben und 
verbrauchte zur vollkommenen Sterilisation von 100 ccm Wasser innerhalb 
zweier Stunden nur 0,0004 g Chlorkalk. Das nicht verbrauchte über¬ 
schüssige Chlor beseitigte er durch Zusatz von 0,0002 g Natriumsulfit. 
Vortragender gebrauchte indessen zur Erreichung des gleichen Effekts eine 
zehnfach grössere Menge von Chlorkalk als Traube, sowohl zur Vernichtung 
der gewöhnlichen Wasserbakterien, als auch zur Abtödtung pathogener 
Bakterien. — Da aber, um das Verfahren brauchbar praktisch zu machen, 


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die Desinfektion in noch viel kürzerer Zeit beendigt sein muss, so wurden 
auch diejenigen Chlorkalkmengen ermittelt, welche binnen 10 bis 15 Minuten 
pathogene Bakterien in jeder beliebigen Menge Wasser vernichten. 

Es stellte sich heraus, dass in diesem Fall mehr als das 30 fache an 
Chlorkalk verbraucht wurde. Immerhin handelt es sich hierbei noch um 
so geringe Chlorkalkmengen, dass nach Beseitigung des Chlors durch 
Natriumsulfit eine Schädlichkeit durch den Genuss derartigen Wassers 
für den Organismus schwer denkbar ist. Indessen könnte das zu Natrium¬ 
sulfat oxydirte Natriumsulfit infolge seiner abführenden Wirkung bei 
fortgesetztem Genuss solchen Wassers nicht unbedenklich werden. Es 
wurde daher zur Beseitigung des Chlors das Kalciumbisulfit gewählt, 
durch dessen Zusatz nach vorheriger Behandlung des Wassers mit Chlor¬ 
kalk sich Kalciumsulfat und Kalciumcblorid bilden. Durch diese Zusätze 
innerhalb der als nothwendig ermittelten Grenzen erhält das Wasser 
keinen fremden Beigeschmack und keinerlei Bestandteile, die nicht in 
den in der Natur häufig vorkommenden harten kalkhaltigen Wässern 
auch enthalten sind. Das Wasser bekommt nach diesen Zusätzen eine 
um einige Grade höhere Härte, doch wird die zulässige Grenze sicher 
nicht überschritten, denn die für diese Behandlung in Betracht kommenden 
Wässer würden stets sehr weiche Oberflächenwässer sein. Vortragender 
empfiehlt, zur praktischen Verwendung den Clorkalk in Pastillenform 
vorzubereiten, um ein sicheres Dosiren zu ermöglichen. 

Für praktische Versuche diene folgende Vorschrift: Eine Messerspitze 
(etwa 1,0) Chlorkalk wird zu 5 1 Wasser zugesetzt. Durch schütteln, 
Umrübren und 15 Minuten stehen lassen. Sodann tropfenweiser Zusatz 
von so viel doppeltschwefligsaurem Kalk, bis ein Chlorgeschmack oder 
-Geruch nicht mehr wahrnehmbar ist. 

Eine genaue Beschreibung der Versuche findet sich in der Zeitschrift 
für Hygiene, Band XX. 

Gelegentlich des darauf folgenden kameradschaftlichen Beisammenseins 
erbat Herr Generalarzt Grossheim das Wort, um der aufopfernden 
erfolgreichen Tbätigkeit der deutschen Militärärzte in der nunmehr 
25 Jahre zurückliegenden ernsten glorreichen Zeit des Feldzuges 1870/71 
zu gedenken. Des Weiteren lenkte Redner die Aufmerksamkeit auf zwei 
Männer, welche eine besonders segensreiche chirurgische und organi¬ 
satorische Thätigkeit entfaltet haben. In Herrn Geheimrath v. Bardeleben 
feierte Redner den treuen Kameraden, den Nestor der deutschen Kriegs¬ 
chirurgie, den unter den Sanitätsoffizieren einzigen noch lebenden Ritter 
des Eisernen Kreuzes 1. Klasse. Sr. Excellenz dem Generalstabsarzt 
der Armee gebühre ein grosses Verdienst an den Erfolgen des Heeres- 
Sanitäts-Wesens im Kriege 70/71. Seine reichen Erfahrungen, welche 
er in seiner Thätigkeit als Divisionsarzt machte, sind grundlegend 
gewesen für unsere Kriegs-Sanitäts-Ordnung. Des Redners Vorschlag, 
Glückwunsch-Telegramme an die genannten Herren abzusenden, fand 
begeisterte Zustimmung der Versammlung. 

Die 31. Sektion (Militärsanitätswesen) 
der 07. Versammlung deutscher Naturforscher nnd Aerzte 
zn Lübeck. 

Vom 16. bis 21. September 1895. 

Nach kurzer Begrüssung der erschienenen Herren, unter denen sich 
drei österreichische Kameraden befanden, durch den Einführenden der 


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Sektion, Stabsarzt Dr. Parthey-Lübeck, wurde als Vorsitzender Ober¬ 
stabsarzt Dr. Düms-Leipzig, als Stellvertreter Regimentsarzt Dr. Keinen y- 
Komorn gewählt. 

Die erste Sitzung füllte der Vortrag des Oberstabsarztes Dr. Düms 
über „Trommlerlähmungen“. l ) — Derselbe sprach in einer am 19. ge¬ 
meinschaftlich mit der chirurgischen Sektion abgehaltenen Sitzung weiter 
über „Spontanfrakturen in der Armee“. 

In den Sanitätsberichten von 1882 bis 1890 sind mehr oder weniger 
ausführlich 13 Fälle von Spontanfrakturen erwähnt, denen Düms 
noch drei eigene Beobachtungen hinzufügen konnte. — Vortragender schaltet 
alle Fälle aus, deren Pathogenese klar und durchsichtig ist, so die Brüche 
durch aktiven Muskelzug (siehe Beispiele in den Sanitätsberichten), ferner 
die durch idiopathische oder durch rhachitische (im Kindesalter) Osteopsa- 
thyrose hervorgerufenen Brüche, weiter die Knochenbrüche bei Geschwülsten 
(Sarkom, Carcinom, Echinokokkus). Die Spontanfrakturen betreffen 
sämmtlich den Oberschenkel und zwar (vorwiegend den rechten) stets 
entweder in der Mitte oder in der Gegend zwischen oberem und mittlerem 
Drittel. Die Befallenen sind fast ausschliesslich Leute des ersten Dienst- 
jahres ohne frühere nachweisbare Erkrankungen oder Schädigungen des 
Knochens; in einzelnen Fällen hatten zwar schon Monate vorher zeitweilig 
Schmerzen an der späteren Bruchstelle bestanden, aber nur in zwei 
Fällen war ein Trauma vorausgegangen. Die Brüche entstanden entweder 
beim Stiefelausziehen, raschem Aufstehen von der Pritsche, oder erfolgten 
plötzlich auf dem Marsche oder beim Exerziren, wobei die Betreffenden 
einen stechenden Schmerz an der Bruchstelle fühlten, umsanken und 
nicht im Stande waren, wieder aufzustehen. 

Bezüglich der Pathogenese sind in erster Linie die nach einer atypisch 
verlaufenden chronischen Osteomyelitis zurückbleibenden Erweichungs¬ 
cysten zu erwähnen, deren Folgezustand eine Brüchigkeit des betreffenden 
Knochens sein kann. Dann kommen tabische, tuberkulöse und gummöse 
Prozesse in Betracht; indessen kommt Tabes in so jugendlichem Alter 
kaum vor, würde sich auch durch andere Symptome bemerkbar machen, 
und die Tuberkulose befällt fast ausschliesslich die Epiphysen, ln einem 
der vom Vortragenden beobachteten Fälle, bei dem es sich um einen 
extrakapsulären Schenkelbruch handelte, der beim Rückmarsch von einer 
Felddienstübung auf der Strasse dicht vor der Kaserne entstand, musste 
man wegen der vorausgegangenen Symptome an eine tuberkulöse Erkrankung 
denken. Mehr dürfte wohl die Syphilis als Ursache von Spontanfrakturen 
in Betracht kommen und Manches spricht dafür, dass in einigen der 
Fälle ein Gumma Vorgelegen hat — so die geringe Schmerzhaftigkeit der 
Bruchstelle, vielleicht auch die auffallende reichliche Calluswucherung, 
das Fehlen einer harten Krepitation u. A. Die Schlussfolgerung, dass 
nach dem Gebrauch von Jodkali Konsolidirung eingetreten sei, ist nicht 
beweiskräftig, da auch ohne Anwendung dieses Mittels die Brüche gut 
geheilt sind. — Vortragender vermuthet, dass vielleicht die Erschütterungen 
beim langsamen Schritt eine Brüchigkeit des Knochens herbeizuführen 
im Stande sind, wenn diese Annahme auch zunächst durch nichts zu 
beweisen ist. Immerhin ist es interessant, dass aus anderen Armeen, 
z. B. der österreichischen und französischen, Mittheilungen über Spontan¬ 
frakturen des Oberschenkels fehlen. Zum Schluss spricht Düms die 


l ) Wird in dieser Zeitschrift veröffentlicht. 


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Hoffnung aus, dass ihm aus der reichen Erfahrung der anwesenden Ver¬ 
treter der Chirurgie besonders nach der pathologisch-anatomischen Seite 
hin Aufklärungen zu Theil würden. 

In der Diskussion (Professor Wolf-Berlin, Länderer - Stuttgart 
u. A.) weist Düms den Gedanken nicht zurück, dass sich die Spontan¬ 
frakturen nach dem Wolf sehen Transformationsgesetz vielleicht so erklären, 
dass unter abnormen Verhältnissen, d. h. wenn Reize zu intensiv auf den 
Knochen wirken, sich an und unterhalb des Trochanters, wo sonst die 
festeste Stütze liege, pathologische Veränderungen entwickeln könnten, 
die dann zu einer Knochenbrüchigkeit führten. Dasselbe gelte auch für 
die Belastungstheorie. 

In der nächsten Sektionssitzung (20. September) betont Stabsarzt 
Dr. Neu mann-Krotoscbin in seinem Vortrage über „Sanitätsübungen“ 
den Mangel einer eingehenderen Litteratur und hält das, was bisher 
praktisch geschehen, für völlig unzulänglich. Der Friedensdienst solle 
eine Vorbereitung für den Kriegsdienst sein, im Kriege werden aber an 
das Gros der Aerzte Aufgaben gestellt, die sich nicht durch theoretisches 
Studium im Frieden oder aus dem Stegreif richtig lösen lassen. Bisher 
sei aber, abgesehen von den Krankenträgerübungen, in dieser Richtung 
nach den Erfahrungen des Vortragenden im Manöver, wie weiter ausgeführt 
wird, wenig geschehen. Er schlägt deshalb vor: Während der Herbst¬ 
übungen sollen wirkliche Sanitätsübungen, lehrreich für Arzt und Truppen¬ 
führer, als ein ein- für allemal befohlener Dienst stattfinden. Vortragender 
will nun für die Sanitätsübungen von den 10 Manövertagen drei Nach¬ 
mittage (vor einem Ruhetage oder vor einem Biwak) angesetzt wissen, 
und zwar für jeden Manöverabschnitt (Brigade-, Divisions- und Korps- 
Manöver) je einen, während in der übrigen Zeit keine Sanitätsübungen 
stattfinden sollen. 

Vor diesen Uebungen müssen sämmtliche Sanitätsoffiziere über die 
Gefechtslage unterrichtet und von den Truppen die erforderlichen Mann¬ 
schaften (zum Markircn der Verwundeten und dergleichen) gestellt werden; 
auch muss alles nöthige Material (Flaggen, Wagen, Wundtäfelchen etc.) 
zur Stelle sein. besprechend den einzelnen Gefechtsmoraenten soll dann 
der Dienst der Truppenärzte, des Sauitätsdetachements etc. sich vollziehen; 
die Stellung der Feldlazarethe und etwaiger anderer Formationen wird be¬ 
stimmt, zugleich die Zahl der erreichbaren Fuhrwerke, die Belegungsfähigkeit 
der Ortschaften, die Zahl der Feuerstellen u. A. m. Nach dem Abbrechen 
des Gefechtes finden [Jebungen statt im Transport von Verwundeten auf 
Tragen und Wagen (Truppenfahrzeuge) zum Hauptverbandplatz, bezüglich 
zum Feldlazarett hin; hierbei könnten vielleicht auch Transportversuche 
auf Feldeisenbahnen angestellt werden. Ueber die getroffenen Anordnungen 
sind auf dem Gefechtsfelde Meldungen mit Kroki zu erstatten; in der 
Ortsunterkunft folgen Berichte; letztere gehen durch den leitenden Arzt 
an den Truppenbefehlshaber. Ersterem sind Meldereiter zur Verfügung 
zu stellen, die ihn einerseits mit dem Truppenführer, andererseits mit 
den einzelnen Sanitätsformationen verbinden. Kritik durch den Truppen¬ 
führer und leitenden Arzt. — Dass jeder Arzt im Manöver beritten ist, 
setzt Vortragender als selbstverständlich voraus. 

Die Vortheile solcher Sanitätsübungen im Manöver sind nach 
Neumanns Ansicht: 

1. Der gesammte Sanitätsdienst lässt sich an den gedachten drei 
Gefechtstagen kriegsmässig darstellen und ausführen; 


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2. das grossere Interesse wird bei diesen Uebungen dem Sanitätsdienst 
zugewendet sein; 

3. die Truppe erhält ein wahrheitsgetreues Bild des Kriegssanitäts¬ 
dienstes. Die Werthschätzung des Sanitätsoffiziers bei der Truppe 
wird gesteigert. 

Das bisher Ausgeführte gilt Vortragendem als sicher erreichbar. Er 
mochte aber noch Folgendes vorschlagen: 

1. Am letzten Manövertage kann sich an den Uebungen eine frei¬ 
willige Transportkolonne praktisch betheiligen 

2. Es kann auch der Etappensanitätsdienst praktisch geübt werden. 
So können Krankentransportkommissionen gebildet und Sanitätszüge 
eingerichtet werden. Vielleicht lässt sich die Rückkehr eines kleinen 
Truppentheils in die Garnison durch einen Lazarethzug bezw. 
Hülfslazarethzug bewerkstelligen. 

3. Bei Belagerungsübungen soll der Sanitätsdienst ebenfalls veran¬ 
schaulicht werden. 

Ausserdem wünscht Neu mann, dass die vor ihrer Beförderung zum 
Stabsarzt zum Fortbildungskursus kommandirten Aerzte des Beurlaubten¬ 
standes durch besondere Aufgaben und Arbeiten im Feldsanitätsdienst 
geübt werden, ferner, dass sämmtliche aktiven Sanitätsoffiziere Winter¬ 
arbeiten über Themata aus dem praktischen Sanitätsdienst machen und 
bei den Kriegsspielen der Offiziere, wo auf den Sanitätsdienst Rücksicht 
zu nehmen ist, zugegen sind. Die höheren Sanitätsoffiziere sollen an den 
Uebungs- und Generalstabsreisen theilnehmen und die als Chefärzte der 
Feldlazarethe für den Mobilmachungsfall Designirten vorübergehend zu 
den Train-Bataillonen kommandirt werden, um sich genauer mit ihren 
Dienstobliegenheiten im Felde bekannt zu machen. — Zum Schluss 
empfiehlt Vortragender jedem Truppenärzte angelegentlichst, das Interesse 
seines Truppenführers für den Sanitätsdienst nach jeder Richtung hin 
zu erwecken und zu fördern. 

Stabsarzt Parthey macht auf die praktischen Schwierigkeiten auf¬ 
merksam, welche die Durchführung der Sanitätsübungen in dem grossen 
Rahmen, wie sie Vortragender vorschlägt, bedingt. Bei der schon karg 
bemessenen Zeit für die eigentlichen Truppenübungen im Manöver Hessen 
sich für besondere Sanitätsübungen keine drei Nachmittage gewinnen. 
Die bisherigen Truppenübungen, die zuweilen mit ihren Rückmärschen etc. 
bis in die späten Nachmittags-, ja bis in die Abendstunden hineinreichen, 
durch eine sich an das Gefecht anschliessende Sanitätsübung noch weiter 
auszudehnen, erscheine ihm aber unthunlich. Am allerwenigsten dürften 
die Biwakstage zur Vornahme von Sanitätsübungen geeignet sein, da ja 
die Leute die Zelte aufzuschlagen, Wasser zu holen und abzukochen 
hätten. — Eine Reihe der von dem Vortragenden geforderten Uebungen 
im Manöver Hesse sich ganz gut bei den praktischen Krankenträger¬ 
übungen ausführen. Zu einem allzu sehr verzweigten Dienst, wie ihn die 
verschiedenen, wenn auch zum Theil nur gedachten Sanitätsformationen 
im oder unmittelbar nach dem Gefechte bedingten, hätten die Truppen¬ 
ärzte zumeist keine Zeit, da gerade in den betreffenden Momenten ihre 
Hülfe bei Ohnmächtigen, Hitzschlagkranken etc. nöthig werden könne, 
so dass sie sich im Allgemeinen nicht zu weit von der Truppe entfernen 
dürften. Es müssten für solche Sanitätsübungen neben den Truppenärzten 
dann schon besondere Aerzte, wenn auch nur in beschränkter Anzahl, 
kommandirt werden. Uebereinstimmend mit dem Vortragenden hält 


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Parthey es für absolut nothwendig, dass die von der Truppe im Moment 
abkömmlichen Aerzte an der Kritik theilnehmen, und dass die gedachten 
Sanitätseinrichtungen im Gefecht bei der Kritik mitbesprochen werden. 
Er möchte der Erwägung anheimstellen, ob nicht vielleicht in grösseren 
Garnisonen, unter Leitung älterer Sanitätsoffiziere (Korps- bezw. Divisions¬ 
ärzte) besondere Kriegsspiele für den Sanitätsdienst abgehalten werden 
könnten. — N eu man ngiebtdie Schwierigkeiten der praktischen Durchführung 
der von ihm vorgeschlagenen Uebungen zu, spricht aber die Hoffnung aus, 
dass durch Förderung des Interesses der Truppenführer für den Sanitäts¬ 
dien st Vollkommeneres als bisher im Manöver erreicht werde. — Düms betont, 
dass in gleicher Weise wie bei der Truppe auch die Sanitätsübungen von 
dem, der die Aufgaben stellt, eingehend bearbeitet werden müssen. Dazu 
gehöre vor Allem eine Kenntniss der Felddienst-Ordnung und zwar nicht 
allein des Abschnittes über den Sanitätsdienst. In Leipzig seien Sanitäts¬ 
übungen im Anschluss an Felddienstübungen mit gemischten Waffen, die 
alljährlich in der Garnison stattfinden, angelegt worden. Zu dem Zwecke 
erhalte er mehrere Tage zuvor vertraulich die zu Grunde gelegte Idee 
von dem Truppenkommandeur und stelle auf Grund dieser die Spezial¬ 
aufgabe für die Sanitätsübungen. Werth sei vor Allem auch hierbei auf 
die richtige militärische Abfassung der Befehle zu legen, die sich streng 
den Vorschriften der Felddienst-Ordnung anzupassen hätten. Als Befehls¬ 
träger seien bei der Uebung Radfahrer zweckdienlich zu verwenden. 
Am Schluss der Uebung habe er nach beendeter Kritik des Truppen¬ 
kommandeurs von diesem den Befehl erhalten, die Sanitätsübung nach 
Art der gestellten Aufgabe, Verlauf mit Vorlesung der eingegangenen 
Meldungen kurz zu besprechen. Von den Sanitätsoffizieren seien dann 
Berichte mit Krokis (einige derselben werden gezeigt) am nächsten Tage 
eingegangen. — Regimentsarzt Perlsee bespricht kurz die Sanitätsübungen 
in der österreichischen Armee, die in etwas ausgedehnterer Weise als 
unsere Krankenträgerübungen vorgenommen werden. Parthey. 


Tappeiner, Professor—München: Lehrbuch der Arzneimittellehre 
und Arzneiverordnungslehre. Zweite Auflage. Leipzig. F. C. 

W. Vogel. 

In Tappeiners Werk ist dem therapeutischen Theile oder der 
Arznei verordnungslehre ein verhältnissmässig grosser Raum gewidmet; 
die Rezepte will Tapp ein er indessen nur als Uebungsbeispiele betrachtet 
wissen. Von der experimentellen Pharmakologie kamen nur die Er¬ 
gebnisse zur Aufnahme, welche für das allgemeine Wirkungsbild eines 
Arzneimittels nöthig oder für die Anwendung desselben wichtig erschienen. 

Ltz. 


Dr. Schreiber. Die Arzneitaxe für Aerzte. Dritte Auflage. Frank¬ 
furt a. M. 1895. Job. Alt. 

Das Büchlein will die offizielle Arzneitaxe dem Verständnisse der 
Aerzte näher bringen und ihnen lehren, billig — besonders für Kranken¬ 
kassen- etc. Verhältnisse — zu verschreiben. 

Die Arznei Verordnungen desselben Verfassers sind (2. Auflage) in 
demselben Verlage erschienen. Ltz. 

Gedruckt in der Königlichen Hofbuchdruckerei ron E. S. Mittler & Sohn, Berlin SW, Eochfitr. ÖS—71. 


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Deutsche 

Militärärztliche Zeitschrift 


Redactlon: 

Prot Dr. 3t. <£*»!!#&, Generalarzt, 

Berlin W M Tanbenstraase 5, 

u. Dr. $• 4.tu%ax% 9 Oberstabsarzt, 

Berlin N«., Chausseeatruse 27. 


Verlag: 

#. §. SRtttbr St fof«, 

Königliche Hofbachhandlang, 

Berlin, Kochstraaee 68—71. 


Monatlich erscheint ein Heft von mindestens S Drnokbogen; dazn ein „Amtliches Beiblatt* 4 . Der 
Zeitschrift wird das Werk: „W. Roth's Jahresbericht ftber die Fortschritte auf dem Gebiete 
des Milit&r - Sonit&tswesens“ unentgeltlich beigegeben. Bestellnngen nehmen alle Postämter nnd 
Buchhandlungen an. Preis des Jahrgangs 16 Mark. 


XXIV. Jahrgang. 1895. Heft 12. 


Zwei Halswirbellnxationen durch Muskelzug. 

Von 

Dr. Müller, Stabsarzt. 

Die Verrenkungen der Halswirbelsäule sind in den letzten Jahrzehnten 
wiederholt auf chirurgischen Kongressen besprochen worden, so dass uns 
ein ziemlich reiches Material über diese Verletzungen zu Gebote steht. 
Die Veranlassung war fast immer ein Stoss oder ein Sturz, die Ursache 
der Verrenkung eine Verletzung; selten kam diese zu Stande durch 
Muskelzug. Ueber zwei Fälle letzterer Art kann ich berichten. 

I. Fall: Füsilier K., dessen Eltern und sechs Geschwister gesund sind, 
will vor zwei Jahren an Typhus und Brustfellentzündung gelitten haben, 
sonst stets gesund gewesen sein. 

Er sprang am 27. Juli 1891 in der Hindemissbahn des Kaiser Franz- 
Regiments, in dessen 11. Kompagnie er diente, über einen kleinen Erdwall. 
An Gepäck trug er nur den Mantel umgebängt, das Bajonettirgewehr in 
der Hand. Der Niedersprung, welchen er auf die Hacken ausführte, 
verursachte ihm einen Ruck durch den ganzen Körper und stechende 
Schmerzen im Genick. Es war ihm unmöglich den Kopf zu bewegen. 
Derselbe stand ihm fest nach der linken Schulter gewandt Mit Mühe 
in sein Quartier gelangt, suchte K. zunächst auf dem flachen Bette 
Linderung, fand sie aber nur für kurze Zeit, bald hielt er es im Liegen 
nicht mehr aus und brachte die Nficht sitzend zu, indem er den Kopf 
bald mit der rechten, bald mit der linken Hand unterstützte. Von 
Nahrungsmitteln vermochte er nur flüssige zu schlucken, da schon ein 
Bissen Brot seine Schmerzen ausserordentlich steigerte. Bei der Unter- 

Militlr&rzÜicho Zeitschrift. 1895. 33 


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sucbung im Revier, welche ihm keine Hülfe schaffte, stotterte der Kranke 
deutlich. Lähmungen zeigten sich nicht 

22 Stunden nach dem Unfall sah ich den Kranken im Garnison- 
lazareth Nr. II Berlin. Derselbe sass unbeweglich still und hielt seinen 
Kopf mit' ängstlichem Gesichtsausdruck in beiden Händen. Erst auf 
eindringliches Zureden nahm er sie vorsichtig herab und bot folgenden Befund. 

Das Haupt des mässig kräftigen Mannes ist in gleicher Richtung 
wie der oberste Theil seines Halses um 30° nach links gegen den unteren 
gebeugt. Die Muskeln dieser Seite liegen schlaff, während die der 
rechten Hals- und Nackengegend stark angespannt hervorspringen. 
Das Kinn steht in der Mittellinie. Der Kopf ist nicht nach links gedreht 
'und bleibt unverändert stehen, trotzdem K. sich bemüht ihm wieder die 
natürliche Stellung zu geben. Die Abweichung der Wirbelsäule beginnt 
oberhalb des fünften Halswirbels. Die Betastung ergiebt an den Dorn¬ 
fortsätzen hier eine Grube, von der an der Hals stark nach links ab weicht, 
Rechts gelingt es nicht, einen knöchernen Vorsprung deutlich durch die 
empfindliche gespannte Muskulatur zu fühlen. An der hinteren Rachen¬ 
wand fühlte der tief eingeführte Finger eine empfindliche Vorwölbung 
etwas rechts von der Mitte. 

Die Diagnose: Rotationsluxation des vierten Halswirbels nach rechts 
wurde durch die Reposition ohne Narkose bestätigt. Der Kopf wurde 
erst stärker nach links gebeugt, dann mässig stark nach oben gezogen 
und nach rechts gerichtet. Ich selbst kontrollirte die Vorwölbung an der 
Rachenwand und fühlte sie plötzlich verschwinden. In dem Momente 
stand der Kopf frei gerade, der Hals war beiderseits gleich. Voller 
Freude drehte der Patient seinen Kopf hin und her. Alle Beschwerden 
waren fast verschwunden. Nur war der Hals in der Gegend des vierten 
bis sechsten Halswirbels druckempfindlich und das Schlucken verursachte 
in den folgenden Tagen noch leichte Schmerzen. 

Pappcravatte mit Gipsbinden, flache Lagerung mit erhöhtem Kopf¬ 
ende des Bettes Hessen den Schaden heilen. Nach sechs Tagen wurde 
der Verband entbehrlich, in 17 Tagen konnte Patient geheilt entlassen 
werden. Auswurf und Harn zeigten keine pathologischen Bestandteile. 

Den II. Fall theilte mir auf die freundliche Veranlassung des 
Chirurgen Dr. Zeller in Moabit Herr Dr. Skutsch mit. 

Ein zwölfjähriger Knabe, sonst gesund, kam im März 1892 zu ihm 
um Hülfe. Der kleine Patient gab an, dass er auf der Eisbahn mit der 
Spitze des Schlittschuhs sitzen geblieben sei und sich stark mit dem 
Oberkörper nach hinten geworfen habe, um nicht vornüber zu fallen. 


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Unmittelbar danach bemerkte er, sein Kopf stand schief und war nicht 
beweglich. Die Untersuchung ergab: 

Der Kopf steht nach rechts gedreht, das Kinn etwas nach der 
Brust zugeneigt Gleichzeitig besteht eine geringe Neigung des ganzen 
Kopfes nach der rechten Seite. Links sind die Halsmuskeln gespannt, 
rechts erschlafft. In der Gegend des dritten Halswirbels ist neben der 
Mittellinie links ein abnorm fester Vorsprung deutlich zu fühlen. 

Die Rotationsbewegungen sind nach links gehemmt. Schmerzen bezw. 
Druckerscheinungen von Seiten des Halsmarkes sind nicht vorhanden. 

Die Einrenkung, welche Herr Dr. S. und auch ein zweiter Arzt ohne 
Erfolg versuchte, gelang in der Königlichen Klinik in Narkose leicht 
nach Richet-Hueter. Es wurde eine unvollkommene Luxation des 
zweiten auf den dritten Halswirbel festgestellt. Zehn Tage darauf wurde 
Patient geheilt entlassen. 

Beide Fälle sind durch Zurückwerfen des Kopfes bei plötzlichem 
Stillstehen des schnellbewegten Körpers hervorgerufen. Eine Durchsicht 
der betreffenden Litteratur ergab mir die gleiche Ursache einer Rückwärts¬ 
bewegung bei Desault I, 1 ) dessen Patient einen Purzelbaum im Bette 
geschlagen hatte, bei Kieferle,*) Dequevauviller, Fall auf die Hände, 5 ) 
Heinecke,0 Dupuytren, 1 ) Anziehen des Hemdes, Völker II, 5 ) Anziehen 
der Weste. 

Häufiger ist ein schnelles Umsehen die Veranlassung der Verrenkung 
gewesen. 

Desault II, Advokat sieht nach der Thüre, Seifert, 6 ) Erschrecken 
im Bette, Neumann, 7 ) Maxson, 8 ) Chopart, 0 ) Pouteau, 10 ) Blick nach 
dem oberen Stockwerk aus dem Fenster, Schuh I, 11 ) Rotter, 4 ) Umsehen 
bei Zuschnallen der Binde, Völker I, 5 ) Losreissen einer Festgehalteneu, 
.Berthold, 1 *) schnelles Wenden beim Abtrocknen des Halses. 

*) Desault, Tr. des fract. et lux. von Malgaigne 1855 t. II, Boyer 1822 t. IV, 
Paris. 

Kieferle, Neumeisters Repert. med. chir. Journale 1845 p. 273. 

3) Dequevauviller, revue m6d. chir. t. 6. p. 177. 

4 ) Heinecke und Rotter, Zeitschrift für Chirurgie II. p. 484 

3) Völker, Zeitschrift für Chirurgie 1876 p. 424 u. 1877. 

з) Seifert, Rosts Mag. der ges. Heilkunde. Bd. 34, p. 442. 

*) Neumann, med. chir. Zeitung 1818. 

8) Maxson, Buffalo med. Journ. 1857. 

9 ) Chopart hei Desault 1 ). 

10 ) Pouteau, oeuvres posth. t. II, p. 289. 

и ) Schuh, Wiener medizinische Wochenschrift. 1865 No. 1 u. 58. 

12 ) Berthold, ärztliches Intelligenzblatt 1875, No. 14. „ 


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Das Alter der Patienten ist ein jugendliches: 1. Dequevauviller, 
7jähriges Mädchen. 2. Desaul tl, 8 bis djähriges Kind. 3. Maxson, 
7jähriges Kind. 4. Kieferle, Knabe. 5. Volker I, junges Mädchen, 
6. Neumann desgl. 7. Unser Fall II, 12jähriger Knabe. 8. Heinecke, 
13jähriges Mädchen. 9. Pouteau, 14jähriges Mädchen. 10. Berthold, 
19jähriges Mädchen. 11. Unser Fall l, 21 jähriger Füsilier. 12. Rotter, 
21jähriger Jäger. 13. Schuh I, 24jähriger Nadler. 14. Schuh II, 
24 jährige Köchin. 15. Völker H, muskulöser Eisenbahnarbeiter. 
16. Dupuytren, ein Mann. 17. Chopart, 24jährigerMann. 18. Desaultll, 
Advokat. 19. Seifert, robuste Frau von 40 Jahren, die sich mit 
20 Jahren schon einmal den Hals luxirt hatte. 

Jugendliche Schnelligkeit lässt den Menschen eher den Kopf herum¬ 
werfen und die Muskulatur der einen Seite zu kräftig anspannen. Ohne 
Ueberlegung sendet er einen übermässigen Impuls zu dem Kopfnicker der 
einen Seite, heftiger als er zur Drehung des Kopfes auf den beiden 
obersten Wirbeln erforderlich ist. Infolgedessen pflanzt sich die Drehung 
auf die darunterliegenden Wirbel fort. Die Antagonisten sind nicht recht 
gespannt, und die ganze drehende Kraft trifft die Wirbelbänder, welche 
wir bei jungen Individuen schwächer finden, besonders schwach aber bei 
unserem Patienten annehmen müssen. Die Bänder reissen ein und geben 
die Möglichkeit zur Luxation. Die Befunde von Autopsien fehlen uns, 
denn alle diese Fälle haben einen glücklichen Verlauf genommen. Aber 
an sonst normalen Leichen vermochte Martin erst unter Anwendung 
grosser Hebelkraft den Bandapparat zu zerreissen; und bei Volkers 
Versuchen war die Verrenkung erst möglich, wenn er die Bänder zwischen 
den Wirbeln soweit durchtrennt hatte, dass nur noch die Kapsel des 
Gelenks der entsprechenden Seitenfortsätze der anderen Seite bestand. 
Durch Drehung trat dann z. B. die untere Gelenkfläche des proc. art. 
sin. III auf der entsprechenden oberen IV. immer weiter vorwärts, bis 
ihr hinterer unterer Rand auf dem stumpfen oberen Vorderrande der 
entsprechenden Gelenkfläche zu stehen kam. Das ist die sogenannte 
unvollkommene Luxation. Völker betont hierbei, dass die Rotation, 
nicht die Abduktion die Hauptsache sei, während Blasius 1 ) eine 
Abduktion als zweites Erfordemiss, Hueter sie als das wesentliche 
hingestellt hatte. Völker brachte selbst bei stärkster Adduktion durch 
Rotiren noch die Luxation hervor. Mit der Unwiderstehlichkeit einer 
Schraubenbewegung sah er den Wirbel in die pathologische Stellung 


! ) Blasius, Prager Vierteljahrsschrift. 1869 Bd. IV. 


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gleiten. Führt man die Rotation noch weiter, so tritt der hintere untere 
Rand der Gelenkfläche des dritten vor den oberen Vorderrand des 
vierten linken Seitenfortsatzes herab in die Incis. ve. sup., der dritte 
Wirbel ist halbseitig vollkommen luxirt. 

Völker verglich nun beide Stellungen und fand in beiden den 
luxirten Seitenfortsatz höher als in der Norm, bei der unvollkommenen 
0,7 cm, bei der vollkommenen 0,6 cm. Dabei trat derselbe unmessbar 
wenig über die Seitenfläche nach aussen hervor. 

Somit müssen wir also in jedem Falle einer Rotationsluxation eine 
vollkommene Verrenkung annehmen, denn die Differenz ist ja so gering, 
dass wohl kaum Jemand mit Sicherheit diese Diagnosen trennen kann. 

Seitlich kann der obere Dornfortsatz dabei bis 1 cm über den des 
unterliegenden Wirbels ah weichen, so zwar, dass der linke Zacken des 
oberen über dem rechten des unteren Fortsatzes liegt. Das entgegengesetzte 
Gelenk der anderen Seite fanden die Untersucher nur in geringer Diastase, 
am hinteren Umfange des Wirbelkörpers ist der Vorsprung 1 bis 2 mm 
w f eit, so dass er vom Schlunde nur schwer zu fühlen ist Eine Reihe 
von Beobachtern geben aber an, dort eine Anschwellung gefühlt zu haben. 
Ich glaube, dass dieselbe durch gespannte Muskulatur deutlicher wird. 
Was die Stellung des Kopfes betrifft, so ist sie nicht immer dieselbe. 
In seltenen Fällen weicht nämlich der über der Verrenkung liegende Theil 
nicht wie gewöhnlich nach der entgegengesetzten Seite ab, dreht sich 
also auch nicht das Gesicht dorthin. Nach meiner Auffassung will auch 
Hueter das ausdrücken, wo Völker ihm die Auslegung nach der Ent¬ 
gegengesetzten gab. 

In unseren Fällen war der Kopf beide Mal nach der entgegengesetzten 
Seite gerichtet, im ersten Falle nicht gedreht, im zweiten dorthin gedreht. 
Die Muskeln springen an der betroffenen Halsseite stark vor. Ihre 
krampfhafte Spannung wurde von Martini und Rotter betont von 
Völker sogar als untrüglichstes Zeichen der Verrenkung angegeben. Ein 
noch sichereres Zeichen aber ist das Ab weichen des Dornfortsatzes auf 
die Seite der Luxation. Wie schwer sie durch Betastung festzustellen 
ist, habe ich selbst gesehen; erst nach längerer Betrachtung am Skelett 
gewann ich im Fall I die Sicherheit, dass der vierte Halswirbel luxirt 
war. Auch normal tauchen nämlich der dritte und vierte Dornfortsatz 
in die Tiefe herab und lassen sich schwer ab tasten, zumal bei kräftig 
entwickelter Nackenmuskulatur. Da aber die oberen Wirbel mit dem 
verrenkten fest Zusammenhängen, lassen sie uns die Diagnose leichter 
stellen, besonders, wenn wir einen Wirbelbruch, der eine äussere Ver¬ 
letzung als Ursache voraussetzt, ausschliessen können. 


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Die Einrenkung einer Rotationsluxation ist nicht schwer und — das 
ist das Wichtige — ungefährlich. Allerdings sind die ersten derartigen 
Versuche bei den veröffentlichten Fällen oft misslungen. Früher galten 
sie als so gefährlich, dass selbst die Chirurgen im Anfänge unseres Jahr¬ 
hunderts nicht zu reponiren wagten. Heut liegt es anders. Aber einer 
Unruhe wird sich der Nichtchirurg auch heute nicht erwehren können, 
wenn ein solcher Patient seine Hülfe anruft. Mancher wagt es wohl nicht, 
die nöthige Kraft anzuwenden, und lässt den Kranken länger leiden als 
es nöthig ist. Die Narkose erleichtert uns die Reposition, sie bringt aber 
eine Gefahr hinzu. Und auch ohne dieselbe, ja einigemal spontan ist 
der verrenkte Gelenkfortsatz wieder zurückgetreten. In einem Falle hat 
sich ein Knabe den Kopf eingerichtet, indem er ihn gegen eine Mauer 
stemmte. Ein anderes Mal vollführte ein Bader die Einrichtung. Wieder¬ 
holt sind Patienten geheilt, indem sie ohnmächtig hinsanken. 

Mit Rücksicht darauf können wir unbesorgt die Einrenkung vornehmen. 
Als das beste Verfahren gilt das von Richet angegebene und durch 
Hu et er allgemein bekannte der Hyperabduktion mit nachfolgender 
Rotation. Indessen hatten Martini, Rotter und Völker auch mit 
Extension und Rotation denselben Erfolg. Auch in meinem Falle gelang 
diese Art der Einrichtung. Namentlich mit Rücksicht auf Volkers 
Versuche glaube ich mich dieser Methode zuneigen zu müssen. Die 
Warnung vor Anwendung roher Gewalt wird wohl nur für wenige Aerzte 
gelten. Haben ja auch ältere Chirurgen trotz starken Zuges nie eia 
Unglück dabei gesehen. 

Taubheit eines Armes, Ameisenkriechen in demselben, auch Erbrechen 
dürfte wohl durch den vorübergehenden Druck des Wirbels auf die 
Cervicalnerven seine Erklärung finden. Wie heftig Neuralgien derart 
auftreten können, habe ich selbst nach einer Verstauchung in der Hals¬ 
wirbelsäule kennen gelernt Ziehende und bohrende Schmerzen, Frost, 
Taubheit und grosse Schwäche des Armes folgten unmittelbar nach der¬ 
selben, verschwanden aber allmählich in einigen Wochen, ohne üble Folgen 
zurückzulassen. Für das Stottern in unserm Falle I kann ich keine 
nähere Erklärung finden als die allgemeine eines Druckes auf die med. 
oblongata. 


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lieber einen Fall von schwerer Unterleibsqnetschung. 

Von 

Stabsarzt Dr. Brecfce in Hagenau i. E. 


Schwere Unterleibsquetschungen sind im militärischen Leben nicht 
selten. In den Sanitätsbericbten für das deutsche Heer von 1881 bis 
1890 finden sich 43 Fälle davon beschrieben, darunter 32 == 74,4% mit 
tödtlichem Ausgang. Allein 28 waren durch Hufschlag hervorgerufen 
(21 todtlich), je dreimal sind Ueberfahrenwerden und Bajonettstoss 
angegeben, ebenso oft war der Reiter beim Stürzen oder Ueberschlagen 
seines Pferdes unter dasselbe zu liegen gekommen, zweimal war Sturz 
aus der Höhe die Ursache, je einmal Fall auf einen Balken, auf einen 
Baumstumpf, einen Brunnenrand, sowie Anrennen gegen ein Treppen¬ 
geländer. Schon aus diesen Angaben kann man schliessen, dass Unter¬ 
leibsquetschungen bei berittenen Waffen viel häufiger sind als bei Fuss- 
truppen. — Von den einzelnen Organen wurde am meisten der Darm, 
allein oder hauptsächlich in Mitleidenschaft gezogen: er war in 16 Fallen 
eingerissen oder abgerissen, siebenmal war die Leber beschädigt, fünfmal 
scheint eine Niere, viermal die Blase gequetscht gewesen zu sein; einmal 
waren die Milz und die untere Hohlblutader zugleich abgerissen. Die 
Todesursache war am häufigsten Bauchfellentzündung, welche in 15 der 
16 Fälle von Darmriss, dreimal nach Leberquetschung (je einmal mit 
Leberentzündung, Brustfellentzündung und Verblutung verbunden) auftrat. 
In dem Fall von Bauchfellentzündung und Verblutung, sowie in drei 
anderen Fällen ist Verblutung als Ursache angegeben (dreimal nach Einriss 
der Leber, einmal des Dünndarms), ferner einmal Schwäche (Leber- und 
Zwerchfellzerreissung). Bei sechs von den 32 Gestorbenen trat der Tod 
innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Verletzung ein, bei 14 am 
zweiten bis vierten, bei fünf am fünften bis siebenten Tage, bei je einem 
nach 26, 40 Tagen und 7 % Monaten. Bei den vier Uebrigen fehlt eine 
Angabe über die Zeit. 

Die Aussichten auf Genesung sind demnach bei derartigen erheblichen 
Unterleibsquetschungen gering. — Im Folgenden soll über eine solche Ver¬ 
letzung berichtet werden, welche sich sowohl durch ihren verwickelten 
Verlauf als auch dadurch ausgezeichnet, dass der Verletzte geheilt und 
wieder dienstfähig geworden ist. 

Am 4. Juni 1894 gegen 7 % Uhr vormittags stürzte auf dem Truppen¬ 
übungsplatz Hagenau der Vorderreiter eines Geschützes, Kanonier G., 
beim Auffahren im Galopp mit seinem Pferde und kam unter dasselbe 


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zu liegen. Auch die übrigen Pferde des Gespannes kamen zu Fall. 
Nachdem G. aus dem dadurch entstandenen Knäuel von Pferden und 
Menschen befreit war, wurde er mit Krankenwagen zum Barackenlazareth 
gebracht. 

Bei der Aufnahme, gegen 8 Uhr vormittags, sitzt er mit angezogenen 
Knieen auf der Trage und stöhnt vor Schmerzen, besonders in der . Mitte 
des Oberbauchs und in der Gegend des rechten Schulterblatts. Das 
Gesicht ist graubleich, der Puls bei 92 Schlägen in der Minute klein, 
die Athmung etwas mühsam. Die Bauchdecken erscheinen wenig vor¬ 
gewölbt und gespannt, die Leberdämpfung reicht von der sechsten Rippe 
bis zum Rippenbogen, an den abhängigen Theilen des Unterleibs besteht 
eine etwa 10 cm breite Dämpfung, welche nach vom bis in die Blasen¬ 
gegend reicht, im Uebrigen tympanitischer Schall. An der rechten 
Schulter wird etwas Krankhaftes nicht gefunden. Verordnet werden Eis¬ 
pillen, Opiumtinktur, Wein, Eisblase auf die Magengrube und Wärm¬ 
flasche an die Füsse. Im Lauf des Vormittags, nachdem einmal viel 
Flüssigkeit mit Brot und einige rothe Blutflocken erbrochen sind, nimmt 
die Blässe zu, der Puls wird kleiner und schneller (120), die Füsse kühl. 
In Ermangelung einer Einrichtung für Kochsalzeingiessung wird ein 
heisser Darmeinlauf gemacht, sowie heisser Wein und Kaffee gegeben, 
worauf der Zustand sich wieder etwas hebt. — Die Schmerzen in der 
Gegend des linken Leberlappens und an der rechten Schulter sind meist 
ziemlich heftig, die Eisblase auf dem Leib muss sehr vorsichtig angebracht 
werden. Abends wird nach einigen vergeblichen Versuchen rothgelber 
klarer Ham ohne Eiweiss und ohne Blut von selbst entleert, aus welchem 
sich viel Salze niederschlagen; ebenso in der Nacht und früh morgens, 
im Ganzen gegen 3 /* Liter. — Die Nacht vergeht mit Hülfe von Opium 
erträglich. 

In den nächsten Tagen steht im Vordergrund die grosse Schwäche, 
welche einmal wieder einen bedrohlichen Grad annimmt Der Puls ist 
klein, seine Zahl gewöhnlich 120, die der Athmung 34 in der Minute. 
Die Körperwärme ist weder erhöht, noch herabgesetzt. Erbrechen erfolgt 
nicht wieder; am 5. Juni nach Eingiessung, am 6. von selbst je ein 
brauner breiiger Stuhl. Der dunkle Harn enthält viel Salze, kein Eiweiss, 
kein Blut. Der Befund am Unterleib bleibt wie bei der Aufnahme. Die 
Leibschmerzen wechseln, die Schmerzen an der rechten Schulter nehmen 
schnell ab. — Vom Morgen des 7. Juni ab scheint G. sich ein wenig zu 
erholen. 


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Am Abend des 10. Juni steigt die Körperwärme auf 38,3°. Nach 
leidlichem Schlaf bis gegen 2 Uhr erfolgt zweimal kurz hintereinander 
dünner Stuhlgang, dabei treten plötzlich starke stechende Schmerzen im 
Leib und gleich nachher bei sehr kleinem Puls grünes Erbrechen auf. 
Am nächsten Morgen ist der Kranke sehr blass, der Puls bei 124 Schlägen 
oft kaum fühlbar, der Leib etwas mehr aufgetrieben als bisher, dabei 
sehr schmerzhaft und druckempfindlich und zwar jetzt in den unteren 
Theilen. Diese Erscheinungen gehen in den nächsten Tagen zurück, der 
Puls bessert sich, beträgt jedoch am 15. Juni abends noch 116, die 
Körperwärme steigt abends bis gegen 39°. Täglich werden ein Liter 
Milch und etwa eine Flasche Schaumwein genommen, andere Weine nicht 
vertragen. Erbrechen tritt nicht wieder auf, täglich erfolgt zweimal 
dünner gelber Stuhl. — Am 16. Juni zeigt sich bei einer Abendtemperatur 
von 39,2° und Spuren von Gallenfarbstoff im Harn, an der Haut und den 
Bindehäuten schwache Gelbfärbung, welche vom 17. Juni ab wieder 
abnimmt. 

Am 18. Juni abends 10 Uhr wird der Kranke leichenblass und 
unruhig, die Athmung mühsam und oberflächlich, 40 in der Minute, der 
Puls bei 124 Schlägen sehr klein und unregelmässig. Etwa eine Stunde 
später erfolgt wässeriges Erbrechen. Durch eine Darmeingiessung von 
42° und andere kräftige Reizmittel werden die zuweilen höchst be¬ 
drohlichen Erscheinungen bekämpft, und um 2 Uhr vormittags stellt 
sich bei regelmässigem Puls von 108 und 28 Athemzügen Halb¬ 
schlummer ein. 

Vom nächsten Nachmittag ab bessert sich der Kräftezustand täglich, 
der Appetit ist leidlich (etwa 1 Va Liter Milch, 2 Eier mit Sherry, Kaffee, 
Schaumwein), ein bis zwei mal in 24 Stunden erfolgt von selbst breiiger 
braungelber Stuhl, Schmerzen werden bald nur noch bei Bewegungen 
in der linken Unterbauchgegend empfunden, wo am Beckenrande sich 
noch eine handbreite Dämpfung befindet; die Körperwärme beträgt 
abends gegen 38°. — Am 3. Juli klagt der Kranke über Schmerzen in 
der linken Halsseite; die Körperwärme beträgt über 39°, die linke Ober¬ 
schlüsselbeingrube zeigt sich durch eine im Allgemeinen weiche Schwellung 
ausgefüllt, in welcher ein derber, dem Verlauf der Gefässe entsprechender 
Strang zu fühlen ist; ein ebensolcher etwas dünnerer ist nach zwei Tagen 
an der Innenseite des linken Oberarms nachweisbar. Der Speichenpuls 
ist unverändert. Der Eiranke giebt an, in den letzten Tagen zuweilen 
auf der linken Seite anstatt, wie bisher, auf dem Rücken gelegen zu 
haben. — Die Entzündungs- und Stauungserscheinungen sind fast ganz 


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zurück gegangen, als G. am 12. Juli Schmerzen in der linken Seite 
äussert Die Milzgegend ist sehr druckempfindlich, ohne dass bei der 
seit drei Tagen wieder stärkeren Auftreibung des Leibes eine Vergrösserung 
der Milz nachzuweisen ist. 

Nach Beseitigung auch dieser Beschwerden tritt am 19. Juli abends 
Husten und am 20. Juli bei der Morgenvisite ein heftiger Hustenanfall 
mit Brustschmerzen und Athemnoth auf. Der Kranke athmet fast nur 
mit der linken Seite. Rechts vom besteht eine Dämpfung, welche nach 
oben bis zur vierten Rippe, nach unten bis zur oberen Lebergrenze, 
nach links bis auf 2 cm an die Brustwarzenlinie heranreicht und sich 
über die vordere Achsellinie hinaus nach hinten erstreckt; auf eine Fest¬ 
stellung der hinteren Grenzen wird zunächst, um den Kranken nicht zu 
bewegen, verzichtet; im Gebiet der Dämpfung ist kein Athmen zu hören. 
Athemnoth und Husten lassen — bei Anwendung von Morphium — in 
den nächsten Tagen nach, während die Dämpfung noch längere Zeit 
bestehen bleibt: sie wird am 5. August vom nach oben durch die 
fünfte Rippe begrenzt, während sie hinten unten 3 cm breit unter dem 
Schulterblattwinkel beginnt und bis zur unteren Lungengrenze reicht. 

Im Uebrigen erholt sich der Mann: seit dem 11. Juli hat er feste 
Speisen, seit dem 31. Juli auch Beefsteak mit gutem Appetit gegessen. 
Am 5. August zeigen seine Wangen ein schwaches Roth, der Puls ist 
bei 88 Schlägen mittelkräftig, die Körperwärme steigt abends noch bis 
gegen 38° (vom 8. August ab ist sie normal); links von der Schambein¬ 
verbindung befindet sich eine 3 cm breite Dämpfung, und an dieser etwas 
derben Stelle ist der Leib ein wenig druckempfindlich. Am 6. September 
ist hier eine harte strangformige Geschwulst zu fühlen. — Von Anfang 
September an werden warme Bäder angewandt, von Mitte dieses Monats 
an steht der Mann auf. 

Am 7. Oktober wird er gebessert aus dem Barackenlazareth in seinen 
Standort entlassen: er ist in sehr gutem Ernährungszustände, die Dämpfung 
über der rechten Lunge ist hinten unten 3 cm breit, diejenige links 
neben der Blasengegend besteht wie früher. Als G. wegen der zuletzt 
genannten Erscheinung zu einer Badekur nach Wiesbaden abreist, ist an 
der Brust nichts Krankhaftes mehr nachweisbar. — Bei der Aufnahme 
in die Wilhelms-Heilanstalt am 13. November wird bis auf eine gewisse 
Resistenz der linken Bauchhöhlenhälfte nichts Krankhaftes, insbesondere 
keine Dämpfung gefunden; der sehr gesund aussehende Mann klagt über 
Schmerzen, welche bei .tiefem Athemholen in den oberen Theilen des 
Bauchs unter den Rippenbögen auftreten sollen. Am 11. Dezember ist 


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G. aus der Wilhelms-Anstalt geheilt entlassen und thut wieder Bienst. 
Die Schmerzen unter den Rippenbogen sollen sich zwar zuweilen noch 
bemerkbar machen, ohne aber die Leistungsfähigkeit des Mannes zu 
beeinträchtigen. 

Der Fall bietet in Bezug auf die Art der Verletzung und in seinem 
Verlauf einiges Bemerkenswerthe. 

Gleich nach der Verletzung und noch einmal am 15. Krankheitstage 
wurde die Aufmerksamkeit fast ausschliesslich durch die hochgradige 
Blutleere und den drohenden Kollaps in Anspruch genommen. Als 
Ursache des Blutverlustes war eine Blutung in die Bauchhöhle 
anzunehmen, denn es war eine Quetschung des Unterleibs erfolgt, und 
an den abhängigen Theilen desselben bestand gleich nachher eine 
Dämpfung, welche beim Fehlen von Erscheinungen einer Bauchfell¬ 
entzündung durch einen Bluterguss bedingt erschien. Die Blutung 
scheint vor Allem aus einer Verletzung der Leber erfolgt zu sein, 
Dafür sprechen die für eine solche als bezeichnend geltenden Schmerzen 
in der übrigens gesunden rechten Schulter und die Schmerzen in der 
Gegend des linken Leberlappens, welcher danach besonders betheiligt 
gewesen zu sein scheint. Auch die am 13. Tage aufgetretene Gelbsucht 
deutet auf eine Verletzung der gallenbereitenden Drüse hin, eine 
Erklärung, welche näher liegt, als etwa die Annahme eines Re¬ 
sorption sikterus. (Gumprecht. Deutsche medizinische Wochenschrift 
1895, No. 15.) Nach Nussbaum sind bei Leberverletzungen Nach¬ 
blutungen besonders am 24. bis 39. Tage nicht selten beobachtet: auch 
in unserm Falle dürften die am 15. Krank hei ts tage plötzlich auftretenden 
bedrohlichen Schw'ächeerscheinungen, für welche eine andere Ursache 
nicht erkennbar ist, auf eine Nachblutung zurückzuführen sein. Die 
noch nach der Entlassung aus dem Lazareth links von der Blase nach¬ 
weisbare Geschwulst scheint lediglich eine Folge des dorthin ergossenen 
Blutes und vielleicht auch einer durch dasselbe bedingten geringen 
Bauchfellreizung gewesen zu sein. Wenn auch in dieser Gegend 
Zerreissungen stattgefunden hätten, so würde G. bei der Aufnahme in 
die Wilhelms-Heilanstalt wohl nicht nur über Schmerzen unter den 
Rippenbögen geklagt haben. Auch dieser Umstand lässt zunächst an 
eine Verletzung der Leber denken. 

Erschien es nicht geboten die Bauchhöhle zu Öffnen und die 
Blutung an Ort und Stelle zu bekämpfen? Der Gedanke liegt nahe, er 
trat auch am Krankenbette und bei einer späteren Besprechung des Falls 
hervor. Aber bei der Aufnahme war die Diagnose einer Leberverletzung 


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Doch nicht so klar, wie sie sich im weiteren Verlaufe herausstellte, u. a. 
wurde von einem Herrn auch eine Zerreissung der Milz für möglich 
gehalten. Es war daher zweifelhaft, ob durch einen chirurgischen Eingriff 
wirklich die Blutung mit Erfolg bekämpft und ein unglücklicher Ausgang 
abgewendet werden konnte. Nachdem vom zweiten Krankheitstage ab 
keine Verschlechterung, vom vierten ab eine schwache Besserung im 
Zustand des Kranken sich bemerkbar gemacht hatte, erschien die ein¬ 
geschlagene Behandlungsart gerechtfertigt, und es lag kein Grund mehr 
vor, von ihr abzugehen. — In den 43 Fällen aus den Sanitätsberichten 
von 1881 bis 1890 scheint eine Eröffnung der Bauchhöhle zum Zweck 
der Blutstillung, Darmnaht oder der Reinigung des Bauchfells niemals 
ausgeführt zu sein. Einmal ist erwähnt, dass sie in Frage gekommen 
ist: im Berichtsjahre 1889/90 bei einem Ulanen in Stuttgart, welcher 
einen Hufschlag gegen den Unterbauch erhalten hatte. — Dass die 
Frage, ob die Bauchhöhle eröffnet werden muss oder nicht, oft auch bei 
Schussverletzungen sehr schwierig zu entscheiden ist, sei hier nur 
angedeutet (vergl. Deutsche medizinische Wochenschrift 1895 No. 23. S. 101.) 

Der weitere Verlauf zeichnet sich aus durch eine Reihe von Kom¬ 
plikationen. 

Am 9. Krankheitstage 2 Uhr vormittags traten nach zwei dünnen 
Stühlen plötzlich bei sehr kleinem Puls grünes Erbrechen und heftige 
stechende Leibschmerzen auf: zum Glück bald zurückgehende Zeichen 
von Bauchfellentzündung, deren Eintreten besonders in den ersten 
Tagen mit Besorgniss erwartet war. — Am 13. Tage machte sich der 
erwähnte Ikterus, am 15. von Neuem gefahrdrohende Erscheinungen von 
Blutleere bemerkbar, als deren Ursache oben eine Nachblutung ver¬ 
mutbet wurde. Die Verstopfung der linken Schlüsselbeinblut¬ 
ader, welche sich am 30. Tage zeigte, war vielleicht durch das Liegen 
des Kranken auf der linken Seite hervorgerufen. — Endlich wurden vom 
47. Tage ab umschriebene Dämpfung und Aufhebung des Athmens im 
unteren seitlichen Theil des rechten unteren Lungenlappens nachgewiesen. 
Diese Erscheinungen traten plötzlich auf ohne Ansteigen der Körper¬ 
wärme, sie dauerten mehrere Wochen lang. Eine Lungenentzündung ist 
es nicht gewesen, gegen Hypostase spricht ausser dem plötzlichen Auf¬ 
treten der Nachweis der Dämpfung auch an der vorderen Brustwand und 
ihre scharfe seitliche Begrenzung. Es dürfte sich vielmehr um eine 
Lungenembolie gehandelt haben, eine Annahme, welche durch die voraus¬ 
gegangene Verstopfung der Schlüsselbeinblutader noch an Wahrschein¬ 
lichkeit gewinnt. Bei einer im Sanitätsbericht 1889/90 von Langhoff 


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beschriebenen Unterleibsquetschung durch Hufschlag mit Nierenverletzung 
und Bauchfellentzündung ist ebenfalls Lungenembolie beobachtet worden. 

Trotz der schweren unmittelbaren Folgen der Verletzung, trotz des 
verwickelten Verlaufs ist endlich ein glücklicher Ausgang eingetreten. 
Welchen Umstanden ist dies zu danken? 

Zum Vergleich seien aus den Sanitätsberichten 1881 bis 1890 die¬ 
jenigen Fälle kurz berührt, bei welchen entweder die Ursache oder die 
Art der Verletzung dieselben waren, wie bei unserm Kranken. — Die 
drei Fälle, in welchen dieselbe Ursache, d. h. Druck des auf den Reiter 
liegenden Pferdes, angegeben ist, sind alle tödtlich verlaufen. Bei dem 
einen (Karlsruhe 1884/88) war der Dünndarm eingerissen, der Tod trat 
am dritten Tage durch Verblutung ein; ein in Glogau und Züllichau 
1888/89 behandelter Mann starb nach Einriss des Querdarms am 26. Tage 
infolge von Bauchfellentzündung; solche führte bei dem dritten in Deutz 
1889/90 beobachteten Fall, bei welchem am Darm starke Quetschungs¬ 
erscheinungen bestanden, am vierten Tage das Ende herbei. — Leber¬ 
risse sind in den genannten Berichten siebenmal beschrieben: 

Einer Karlsruhe 1882/83, Hufschlag, Bauch- und Brustfellentzündung, 
Tod nach 7»/* Monaten; 

einer Berlin 1884/88, Hufschlag, Leber- und Bauchfellentzündung, 
Tod am 7. Tage; 

einer Weissenfels 1884/88, Ueberfahren (mit Nierenquetschung), Ver¬ 
blutung, Tod am 1. Tage; 

einer Verden 1884/88, Ueberfahren (mit Schlüsselbeinbrucb), Ver¬ 
blutung und Bauchfellentzündung, Tod am 2. Tage; 

einer Brandenburg 1884/88, Sturz auf Brunnenrand, Tod nach 
4 Stunden; 

einer Darmstadt 1889/90, Hufschlag (mit Zwerchfellriss), Schwäche, 
Tod nach 40 Tagen; 

einer Lissa 1889/90, Hufschlag, Verblutung. Tod am 5. Tage. 

Wie bei den Unterleibsquetschungen im Allgemeinen, so findet sich 
also auch bei den durch Sturz unter das Pferd insbesondere als 
häufigste Todesursache Bauchfellentzündung im Anschluss an Darm- 
zerreissung angegeben. Bei den sieben Leberquetschungen führte eben¬ 
falls zweimal Bauchfellentzündung den Tod herbei, während in den drei 
Fällen aus Weissenfels, Verden, Lissa, und wahrscheinlich wohl auch 
in dem aus Brandenburg Verblutung den unglücklichen Ausgang ver¬ 
ursachte. 


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Unser Fall lag hiernach insofern günstig, als das Verdauungsrohr 
weder eingerissen noch überhaupt irgendwie wesentlich beschädigt wurde; 
die durch die am ersten Tage erbrochenen Blutflocken angezeigte Ver¬ 
letzung der Magenschleimhaut kann nur unbedeutend und ebenso gut 
durch die Brechbewegungen, wie durch die Unterleibsquetschung bedingt 
gewesen sein. Ein Austreten von Darminhalt in die Bauchhöhle fand 
daher nicht statt, und die gefährlichste und häufige Ursache von Bauch¬ 
fellentzündung fiel damit fort Jedoch auch ohne Dannverletzung musste 
besonders in den ersten Tagen nach dem schweren Unglücksfall das Auftreten 
peritonitischer Erscheinungen befürchtet werden: bis au feine kurze Andeutung 
solcher am vierten Krankheitstage blieb der Mann vor der Erkrankung 
bewahrt, welche vielen seiner Leidensgenossen früher den Tod gekostet hatte. 
— Dagegen drohte mehrere Male der starke Blutverlust verhängn iss voll zu 
werden. Auch diese Gefahr ging vorüber, die Blutung aus der Leber 
kam ohne einen besonderen Eingriff zum Stehen. Welche günstigen 
anatomischen Verhältnisse dies ermöglicht haben, entzieht sich unserer 
Kenntniss, da zum Glück weder Laparotomie, noch Leichenöffnung notb- 
wendig gewesen sind. — Auf den durch den starken Blutverlust 
geschwächten Körper des Kranken stürmten dann in fast ununterbrochener 
Folge die vielen Komplikationen ein und drängten die Hoffnung auf 
einen guten Ausgang immer wieder zurück- Der Kranke hat auch diese 
weiteren Angriffe überstanden, er ist nach viermonatiger Behandlung in 
sehr gutem Ernährungszustände aus dem Lazareth, nach weiteren zwei 
Monaten aus der Wilhelms-Heil-Anstalt geheilt und dienstfähig entlassen 
w'orden. Ausser den erwähnten günstigen Umständen dürfte dieser 
Erfolg der zähen ostpreussischen Natur und der sofortigen Lazareth- 
aufnahme des Mannes, weiterhin der Möglichkeit, ihn bei dem imverletzten 
Verdauungsrohr verhältnissmässig gut zu ernähren, und endlich vielleicht 
auch dem Umstande zuzuschreiben sein, dass das gute Wetter und die 
örtlichen Verhältnisse des Barackenlazareths es gestatteten, den Kranken 
in seinem Bett häufig ins Freie zu stellen. 


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[Aus der III. medizinischen Klinik des Herrn Geheimraths Senator.] 

Ueber die Beeinflussung fieberhafter Temperaturen durch 
Einpinseluugen auf die Haut. 

Vortrag, gehalten am 22. April 1895 in der Berliner militärärztlichen 

Gesellschaft. 

Von 

Stabsarzt Dr. Barth, Assistent der Klinik. 


Wenn die Anwendung der Fiebermittel in unserer Zeit gegen früher 
eine unverkennbare Einschränkung erfahren, so ist dieselbe der Ver¬ 
änderung unserer Anschauungen über das Fieber entsprungen. Die 
essentiellen Fieber, welche die alten Aerzte mit ihren Fiebermitteln 
bekämpften, haben vor der modernen Forschung ihren Charakter als 
selbständige Krankheiten verloren und sich ausnahmslos als blosse Symptome 
der verschiedensten Krankheiten erwiesen, welche den verschiedensten 
Ursachen entspringen. Diese Erkenntnis hat also die Fiebermittel in 
die Reihe der rein symptomatischen Mittel verwiesen. 

So wenig also die sogenannten Antipyretika — nur wenige bekannte 
Ausnahmen zugegeben — sich gegen das gesammte Krankheitsbild 
richten, so wenig aber sind sie auch im Stande, den Symptomenkomplex, 
^welchen das Fieber für sich allein ausmacht, vollständig zu beseitigen. 
Indem sie die gesteigerte Temperatur und die erhöhte Pulsfrequenz herab- 
setzen, beseitigen sie nicht das Fieber, die pathologische Veränderung 
und Beschleunigung des organischen Stoffwechsels. 

So häufig zwar der Summe der fieberhaften Erscheinungen der 
'Organismus erliegt und so wünschenswerth es ist, dieselben zu beseitigen 
so können doch nur diejenigen therapeutischen Maassnahmen vor der 
Kritik bestehen, welche die Krankheitsursache treffen, so dass mit dieser 
zusammen Krankheit und Fieber verschwinden. 

Hun ist das Fieber der Ausdruck des Kampfes des befallenen 
Organismus gegen die Krankheitsursache. Wie irgend ein Gewebstheil, 
z. B. die äussere Haut* den eingedrungenen und ihre Gewebszellen 
schädigenden Fremdkörper durch Entzündung und Eiterung zu entfernen 
sucht, wie die von Schädlichkeiten getroffene Schleimhaut durch gesteigerte 
Absonderung sich vertheidigt, so ist das Fieber die allgemeine Reaktion 
des Gesammtkörpers gegen die von dem Krankheitserreger im allgemeinen 
Stoffwechsel und in der Blutmischung gesetzten Veränderungen. Der 
Organismus steigert seine vitalen Kräfte. Durch beschleunigten Kreislauf 
und erhöhte Athmung, durch gesteigerte Wärmeerzeugung, durch vermehrte 


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Gewebsverbrennung und vergrösserte Ausscheidung der Stoffwechsel¬ 
produkte sucht er die Krankheitsursache sammt den durch sie gesetzten 
Veränderungen auszuscheiden. 

So sagt bereits Boerhaave: Quid est febris? Est naturae irritatae 
conamen ad expellendum stimulum inconsecutum — und Borsieri: Quos 
interdum morbos remedia non curant, febris curat. 

Das hervorstechendste Fiebersymptom ist die gesteigerte Temperatur; 
zweifelsohne kann sie für sich allein den Körper schwer schädigen — 
man braucht nur desHitzschlags sich zu erinnern, besonders des in den Tropen 
beobachteten. Indess ist bei der künstlichen Herabsetzung der Fieber¬ 
temperatur daran zu erinnern, dass gewiss eine Reihe von Krankheits¬ 
erregern durch die Fieberhitze wesentlich geschädigt werden. Zum Beispiel 
die Rekurrensspirillen und die Erysipel Streptokokken gehen wenigstens 
zum Theil in fieberhaften Temperaturen zu Grunde. Die Gesichtsrose, 
mit hoher Temperatur, mit Temperaturen von 40° C. und mehr, heilt 
rascher und sicherer als das Wandererysipel, welches sich oft monate¬ 
lang bei geringem Fieber hinzieht. Allerdings giebt es wohl auch 
Krankheitserreger, welchen selbst hohe fieberhafte Temperaturen nicht 
beizukommen im Stande sind, wie die Tuberkelbazillen. 

Ueber die vernichtende Wirkung der Fieberhitze für die Krankheits¬ 
keime sind im Laboratorium der dritten medizinischen Klinik Versuche 
angestellt worden. Man kann bekanntlich die Körpertemperatur eines 
Thieres durch Verletzung des corpus Striatum mittels des Sachs-Aronsonschen 
Hirnstiches ohne erhebliche Schädigung des Thieres bis über 42° 
bringen. Diese künstlich gesteigerte Temperatur hält tagelang an. Wurden 
derartig operirte Kaninchen, nachdem sie eine Körpertemperatur von 41 0 
und darüber erreicht hatten mit Bazillen der Diphtherie oder der Hühner¬ 
cholera oder des Schweinerothlaufs oder mit Pneumokokken infizirt, so 
vollzog sich der Ablauf der Infektion folgendermaassen: 

1# Bei Dosen, die das Hundert- und Mehrfache der eben tödtlichen 
Gabe betrugen, trat eine Verlängerung des Lebens gegenüber den Kontroll- 
thieren ein, manchmal von erheblicher, manchmal von geringerer Dauer. 

2. Bei Dosen, die das Zwei- bis Dreifache der tödtlichen Gabe betrugen, 
gelang es, die Versuchsthiere zu heilen und dauernd am Leben zu 
erhalten. 

Was leisten nun bei der Bekämpfung der Krankheit die sogenannten 
Fiebermittel! Der oberste Grundsatz jeder Therapie ist: „Nicht schaden“, 
und jeder therapeutische Eingriff hat doch nur einen Werth, wenn er die 
Heilbestrebungen der Natur unterstützt. 


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Jedenfalls dürfen wir die Hintaohaltung und Bekämpfung des Fiebers 
zu keinem therapeutischen Grundsatz erheben. Ein Fiebermittel ist nur 
dann am Platze, wenn es wie das Chinin bei der Malaria nicht nur das 
Fieber, sondern die ganze Krankheit bekämpft, wenn es also die 
ganze Krankheitsursache beseitigt. Leider wirkt das Chinin in dieser 
Weise nur gegen die eine genannte Krankheit; bei anderen fieberhaften 
Krankheiten vermag es nur Temperatur und Puls und somit den ge¬ 
summten fieberhaften Stoffwechsel herabzusetzen. Man darf sich aber 
nicht der Hoffnung hingeben, durch künstliches Herabdrucken der Wärme¬ 
erzeugung den fieberhaften Prozess selbst zum Stillstand zu bringen. 
Eine Verminderung der Wärmeerzeugung ist nicht denkbar ohne Ver¬ 
minderung der Lebensthätigkeit des Organismus, ohne Herabsetzung 
seiner Reaktions- und Widerstandsfähigkeit. Eine solche Verminderung 
ist aber gleichbedeutend mit Vergiftung, welche sich häufig genug nicht 
allein in allgemeiner Abgeschlagenheit, sondern auch in ganz akuten Ver- 
giftungserscheinungen, wie Herzstörungen, Ohrensausen und Magen¬ 
beschwerden äussern. 

Trotz der Schattenseite des Cinchonismus, welcher unter Umständen 
sogar bei der Malariabehandlung die Heilung unliebsam stören kann, ist 
das Chinin bis auf den heutigen Tag das Ideal des internen Medikaments 
geblieben. Nur das Quecksilber und die Salizylsäure lassen sich noch 
mit ihm vergleichen. 

So sehr die Wissenschaft bemüht war, ähnliche Spezifika gegen die 
verschiedenen in den Körper eingedrungenen Krankheitsursachen zu finden, 
so gering blieb der Erfolg. Die Digitalis, das Salizin, die Benzoesäure, 
Antipyrin, Kairin, Thallin, Antifebrin, Phenacetin, auch das Salipyrin — sie 
alle üben keine spezifische Wirkung aus; sie vermögen wohl das Fieber 
herabzudrücken durch Lähmung gewisser Zentren, manche von ihnen 
haben sich als symptomatische Mittel gegen gewisse nervöse Beschwerden 
in unserem Arzneischatz unentbehrlich gemacht, indem sie gleichfalls 
lähmend auf erregte Nervenzentren wirken, aber keins hat eine spezifische 
Wirkung und keins ist frei von nachtheiligen Wirkungen. Bei einigen 
treten so schnell und so leicht bedrohliche Vergiftungserscheinungen auf, 
dass sie überhaupt nur noch historischen Werth besitzen. 

Wir müssen uns aber auch darüber klar werden, ob das hohe Fieber 
in allen Fällen absolut nur Heilwirkung ausübt; können die hohen und 
schliesslich angehäuften Temperaturen nicht auch schädlich wirken? Wir 
müssen zugeben, dass aussergewöhnlich hohe Temperaturen, besonders bei 
längerer Einwirkung, die Herzkraft beeinträchtigen und die Nervenzentren 

Milit&rärztliche Zeitschrift 1895. o a 


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bedrohen können, so dass doch eine Herabsetzung der Körperwärme 
anzustreben ist. Biesen Zweck kann man erreichen, indem man Wirme 
entzieht, ohne die Wärmeerzeugung selbst herabzusetzen, indem man den 
heissen Körper abkühlt, ohne die Mehrbildung von Reaktionswärme auf- 
zugeben oder zu vermindern. 

In diesem Sinne redete Cantani auf dem Berliner Internationalen 
Kongresse 1890 den verschiedenen hydriatischen Methoden, den kalten 
Vollbädern, den kalten Einwicklungen und Uebergiessungen, ferner den 
lauen und nach und nach abgekühlten Bädern, das Wort Dem gleichen 
Zwecke können grosse Wassermengen dienen, die man trinken lässt oder 
mittelst des Enteroklysmas hoch in den Darm einführt. 

Von allen diesen Prozeduren ist es bewiesen, dass sie dem Körper 
Wärme in sehr bedeutendem Maasse entziehen, indem sie grosse Mengen 
Wärme an das kältere Wasser abgeben, während sie die Wärmeerzeugung 
im Innern keineswegs herabsetzen, sondern sogar steigern. Liebermeister 
hat beobachtet, dass die Temperatur in der Achselhöhle während dieser 
Wärmeentziehungen nicht sinkt — sie fällt erst naoh vollendeter Wärme¬ 
entziehung für einige Stunden — also nicht sinkt, während die Peripherie 
sehr viel Wärme — bei Gesunden bis siebenmal mehr als bei gewöhnlicher 
Bekleidung — abgiebt. Man muss den Schluss ziehen, dass diese Wärme¬ 
entziehungen die Wärmeerzeugung ausserordentlich vermehren. Die 
Wärmeentziehung kommt also nur einem Tlieil des Körpers, der Ober¬ 
fläche, zu Gute; im Uebrigen steigert sie die Verbrennung und den Stoff¬ 
verbrauch, der schon durch das Fieber erhöht ist, — sie erhöhen also 
den Heilwerth des Fiebers. Aber es ist auch begreiflich, dass eine solche 
künstliche Steigerung der Gewebsverbrennung und des Stoffverbrauches 
für Herz und Nervenzentren gefährlich werden kann, — wie der Kollaps 
im Bade beweist. Also auch in der hydriatischen Methode ist Vorsicht 
geboten, wie dieselbe in der Anwendung lauer oder lauwarmer Bäder 
mit allmählicher Abkühlung — zugleich zum grösseren Behagen des 
Kranken — immer mehr Anwendung findet. 

Die Bäderbehandlung des Fiebers findet also mit Recht die grössere 
Zustimmung der Aerzte, weil sie den Heilungsprozess der Natur unter¬ 
stützt, sie beseitigt nicht das Fieber, sie beseitigt nur die gefährliche 
Wärmestauung, während die inneren chemischen Fiebermittel die Wärme¬ 
erzeugung lähmen — und abgesehen von ihren giftigen Nebenwirkungen — 
die Heilung nur verzögern können. 

In den letzten zwei Jahren ist eine neue dritte Methode, auf das 
Fieber einzuwirken, angebahnt worden, die man vielleicht als kutane be¬ 
zeichnen kann. 


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Im März 1893 machte Sciolla in Genua die überraschende Mit¬ 
theilung, dass Guajacol, auf die äussere Haut gepinselt, in kurzer Zeit 
eine bedeutende Herabsetzung der fieberhaft erhöhten Temperatur herbei- 
fuhre. Sciolla hatte bei den verschiedensten fieberndon Kranken, be¬ 
sonders bei Tuberkulösen, Guajacol in Dosen von 2 bis 10 ccm auf die 
Haut gepinselt und die betreffende Stelle dann sofort mit einem luftdicht 
abscbliessenden Verbände bedeckt. Unter reichlichem Schweiss sank die 
Körpertemperatur innerhalb drei bis vier Stunden, um nach sechs bis acht 
Stunden wieder, und meist unter Schüttelfrost, rapide anzusteigen. Das 
Allgemeinbefinden, Puls und Athmung wurden dabei nicht gestört. Eine 
Schädigung der Nieren, durch welche das Guajacol zum grossen Theil 
wieder ausgeschieden wurde, wurde nicht beobachtet. In einigen Fällen 
wurde durch Wiederholung der Pinselungen an demselben Tage sogar 
«ine Tagesdosis von 30 g erreicht ohne Nachtheil für die Patienten. Auf 
- Grund dieser Beobachtungen empfahl Sciolla das Guajacol als ein sicheres 
und unschädlich wirkendes Antipyreticum. 

Das Mittel wurde darauf von Bard in Lyon und ferner auf der 
Senatorscheu Klinik von Stolzenburg nachgeprüft. Die Wirkung des 
Guajacol bestätigte sich; sie waren beide von ihrer Intensität überrascht, 
so dass sie rathen, nie mehr als 0,5 bis 1 g pro dosi anzuwenden. 

Der Abfall geschieht in den ersten zwei Stunden sehr schnell, dann 
allmählich, und in der Regel wird in fünf bis sechs bis acht Stunden der tiefste 
Stand erreicht Die Temperaturerniedrigung beträgt nach l /* bis 1 g Dosen 

2 bis 3° C. nach grösseren Dosen sogar 5° C. 

Bei gesunden Personen findet dagegen nach Einpinselungen von sogar 

3 bis 5 g gewöhnlich keine nennenswerthe Temperaturerniedrigung Statt. 

Mit wenigen Ausnahmen erfolgt der Temperaturabfall unter starkem 
Schweissausbruch. Die Temperatur steigt unter Frösteln und selbst unter 
heftigem Schüttelfrost wieder an und erreicht leicht einen höheren Grad 
als vorher. Diese Erscheinungen werden aber so lästig und führen auch 
bei Wiederholung zu einem derartigen Schwächegefühl, dass sich die 
weitere Anwendung verbietet Athmung und Puls werden im Allgemeinen 
nicht ungünstig beeinflusst, doch sind auch Kollapserscheinungen seitens 
des Herzens beobachtet 

Auf die Nieren scheint das Guajacol nicht zu wirken; Albuminurie 
ist nicht beobachtet worden, oder, wo dieselbe vorhanden, wurde sie nicht 
gesteigert. 

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Die lokalen Reizungen der Haut durch das Mittel sind nicht 
erheblich und hangen jedenfalls von der Reinheit des Präparates ab. 
Erytheme werden zwar häufiger beobachtet, lassen aber bald nach. 

Ekzeme oder Oedeme treten wohl auch gelegentlich auf, ohne jedoch 
ernsteren Charakter anzunehmen. 

Der praktische Werth dieser Methode ist nicht bedeutend, da ihre 
Gefahren einen intensiveren, fortgesetzten Gebrauch verbieten. Bei 
Tuberkulose will man hier und da einigen Nutzen gesehen haben. Am 
ehesten lässt es sich bei der Behandlung des Erysipels verwerthen, wo 
bei besonders hoher Temperatur eine schnelle Entfieberung gewünscht wird. 

Am interessantesten ist wohl der Mechanismus der Wirkung. Be¬ 
kanntlich ist das Resorptionsvermögen der unverletzten Haut sehr gering. 
Deswegen hat man angenommen, dass die Aufnahme des Guajacols durch 
die Lungen geschehe. Diese Annahme ist aber irrig; denn einmal ist 
eine Verdunstung des Guajacols durch den abschliessenden Verband ver¬ 
hindert, und ferner bleibt bei unmittelbaren Einathmungen von Guajacol- 
dämpfen die geschilderte Wirkung aus. 

Sciolla nimmt jedoch eine Resorption von Guajacol durch die 
Haut an; nach seiner Theorie bindet das Guajacol die fiebererregenden 
Toxine und macht dieselben unschädlich. 

Guinard konnte bei Thieren nach Einpinselungen von Guajacol 
dieses nicht im Harn nachweisen. Er leugnet daher die Resorption und 
nimmt an, dass das Mittel auf die Nervenendigungen in der Haut nach 
Art der Revulsiva, ähnlich wie ein Senfteig wirke. 

Dem negativen Befunde von Guinard stehen jedoch die Angaben 
von Lannois und Linossier gegenüber, welche bereits eine Viertel¬ 
stunde nach der Einpinselung Guajacol im Harn nachweisen konnten. 
Die Ausscheidung erreichte ihr Maximum nach 1 */* bis 4 Stunden und war 
meist nach 24 Stunden beendet. Innerhalb dieser Zeit waren von den 
auf die Haut eingepinselten 2 bis 4 g Guajacol 55% durch den Urin 
ausgeschieden worden. 

Stourbe bestätigt die Ausscheidung durch den Harn; er machte 
ferner die interessante Beobachtung, dass ein Zusatz von Glycerin zum 
Guajacol die Resorption ganz beträchtlich verhindert 

Für die Thatsache der Resorption spricht wohl auch der nicht selten 
auftretende Guajacolgeschmack nach der Einpinselung, wonach also auch 
durch die Speicheldrüsen eine Ausscheidung stattfindet 

Indess genügt die Resorption allein nicht zur Erklärung der temperatur- 
herabsetzenden Wirkung; denn Klystiere von Guajacol sind nicht im 


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Stande, wenigstens nicht in auffälliger Weise, die Einpinselungen zu 
ersetzen. Dass der peripherische Nervenreiz eine grosse Rolle spielt, 
beweist das Experiment von Guinard. Dieser beobachtete, dass bei 
einem Kaninchen, bei welchem der Ischiadicus durchschnitten war, die 
Einpinselung wirkungslos blieb, während bei den Kontrolthieren die 
Temperaturerniedrigung eintrat. 

Ist diese genannte Guajacolwirkung schon sehr erstaunlich, so musste 
noch überraschender die Mittheilung von Tensier wirken, welcher durch 
Einpinselungen mit Cocain dieselben Wirkungen wie mit Guajacol 
beobachtet haben wollte. Auch Versuche von Geley wollten zeigen, 
dass Aufpinselungen von 5 cg bis 1 dg Cocain mur. in 1 ccm Wasser 
fieberhafte Temperatur um Vs bis 3° erniedrigten. Sogar auf sübnormale 
Temperaturen sollte das Cocain in der Weise wirken, dass sie zu normaler 
Hohe gesteigert würden. Die CocaTneinpinseiungen sollten also nicht 
einfach antipyretisch, sondern vollständig regulatorisch auf die Wärme¬ 
ökonomie des Körpers wirken. 

Diese auffallende Wirkung des Cocains habe ich nachgeprüft. Bei 
den verschiedensten fieberhaften Krankheiten pinselte ich Dosen von 1 cg 
bis zu 2 dg in wässeriger Lösung auf die Haut, nach derselben Methode 
wie das Guajacol, habe aber weder bei Phthisis pulmonum, noch bei 
Pleuritis, noch bei Typhus abdominalis eine Beeinflussung der Temperatur 
bemerkt. War die Temperatur im Ansteigen begriffen, z. B. in den 
ersten Nachmittagsstunden, so wurde sie durch die Cocaineinpinselungen 
in keiner Weise aufgehalten. Ein einziges Mal beobachtete ich unmittelbar 
nach dem Einpinseln bei einem Phthisiker einen Abfall von 4 /io Graden nach 
Ablauf einer Stunde; die Temperatur desselben bewegte sich jedoch so 
unregelmässig, dass ich die genannte Erniedrigung nicht als CocaTn- 
wirkung ansehen kann, zumal ich sonst niemals einen Einfluss des Cocains 
beobachten konnte; auch die Pulsfrequenz und das subjektive Befinden 
zeigten keine Veränderung. Bei Typhus abdominalis trat zweimal bei 
acht Einpinselungen etwa 12 bis 14 Stunden später ein leichter Schweiss¬ 
ausbruch au£ aber auch von diesem ist es nicht sicher, ob er mit der 
.Cocalneinpinselung in Zusammenhang steht. 

Ich kann also nach meinen Kontrolversuchen dem Cocain auch nicht 
den geringsten Einfluss auf die Körpertemperatur zuerkennen. Ander¬ 
weitige Kontrol versuche habe ich in der Litteratur nicht gefunden. 

Es würde sich aber wohl verlohnen, die französischerseits behauptete 
Wirkung des Cocains auch noch anderweitig nachzuprüfen. 


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Dagegen veranlassen mich die überraschenden Wirkungen des 
Guajacol, einige chemisch verwandte Körper desselben auf gleiche Wir¬ 
kungen hin zu prüfen. 

Das Guajacol wird gewöhnlich aus dem Harze des Guajakholzes 
gewonnen, findet sich aber auch in den beiden Kreosotarten, dem Stein- 
kohlentheerkreosot und noch mehr im Buchenholztheerkreosot. 

Es lag nahe, zunächst das Kreosot zu prüfen und zwar ver¬ 
wandte ich den Buchenholztheerkreosot, welcher wohl ausschliesslich in 
der Pharmakopoe Verwendung findet. 

1 g Kreosot, auf die Haut gepinselt, hatte keinen Einfluss auf die 
Temperatur; der Einfluss jedoch wuchs mit der aufgepinselten Menge. 
Bei 2 g betrug die Temperaturerniedrigung gewöhnlich 1 bis 1,3°, bei 
3 g bis zu 2°, bei 4 g 3° C. Grössere Dosen habe ich nicht angewendet 
Der Temperaturabfall vollzog sich meist ebenso wie bei der Guajacol- 
anwendung; die Schweissbildung schien mir noch etwas stärker zu sein; 
sie begann 3 bis 4 Stunden nach der Einpinselung; nach 5 Stunden stieg 
die Temperatur gewöhnlich unter Schüttelfrost zu der alten Höhe, welche 
sie mitunter etwas überschritt. 

Diese Wirkung des Kreosot ist um so weniger überraschend, als das 
Guajacol eben ein wesentlicher Bestandteil desselben ist 

Ausser dem Guajacol kommt im Kreosot als wesentlicher Bestandteil 
das Kreosol vor. Dasselbe wurde ebenfalls geprüft 

Es wirkt für sich allein fast ebenso wie das Guajacol, nur dass hier 
die Schweissbildung seltener auftritt. 2 g Kreosol können innerhalb 
drei Stunden um 3 1 /* 0 die Temperatur erniedrigen; nach 5>/i Stunden 
ist die Temperatur auf der alten Höbe, nach Stunden um */* bis 1° 
überschritten. 

Bei dem chemischen Charakter der genannten Stoffe als aromatische 
Körper war es naheliegend, den Hauptvertreter derselben, das Phenol, 
auf seine kutane Wirkung hin zu prüfen. Diese Prüfung hat aber 
unüberwindliche Schwierigkeiten. Stärkere wässerige Lösungen sind für 
die Haut zu gefährlich, und bei fettigen Lösungen, sowohl in Oel wie in 
Vaselin, konnte ich keinen nennenswerthen Einfluss beobachten. Damit 
ist aber die Frage nicht entschieden, denn auch das Guajacol versagt 
bei Mischung mit Oelen und Fetten. 

Dass die Phenole jedoch eine kutane antipyretische Wirkung ausüben, 
geht aus der beobachteten Wirkung des Lysols hervor. Das heute viel 
gebrauchte Lysol ist eine Mischung von Roh-Kreosolen, welche durch 
neutrale Seife löslich gemacht sind. Lysol, auf die Haut gepinselt, 


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'vermag binnen drei bis vier Stunden bei Dosen von 2 bis 4 g die fieber¬ 
hafte Temperatur um 2 bis 3° C zu erniedrigen. Normale Temperaturen 
werden nicht beeinflusst. Wird das Lysol in öliger Verdünnung ver¬ 
wendet, so bleibt auch bei Fieberhitze die Wirkung aus. 

Die beschriebene Wirkurg der genannten Benzolderivate ist um so 
wupderbarer, als die Lösungen der bekannten Fiebermittel, das Chinin 
und das Antipyrin, selbst bei stärkeren Konzentrationen auf die Haut 
gepinselt, keine antipyretische Wirkung äussern. Damit ergiebt sich 
aber auch wohl, dass die Resorption des Guajacols und der gleichwirkenden 
Körper allein die erstaunliche Wirkung nicht hervorbringt, sondern noch 
nervöse, nicht näher bekannte Prozesse ins Spiel gesetzt werden. Auf¬ 
fallend ist es, dass fast bei allen die Schweissbildung ein hervorstechendes 
Symptom ist, welches die Erniedrigung der Temperatur begleitet. 

Ich möchte mir vorstellen, dass die genannten Körper hauptsächlich 
einen Reiz auf die sekretorischen Fasern der Schweissdrüsen ausüben. 
Dieser Reiz ist aber nicht von der Resorption abhängig; denn in fettigen 
und öligen Lösungen tritt auch Resorption auf, jedoch bleibt bei dieser 
Mischung der temperaturerniedrigende Reiz aus. Der Schweiss ist das 
hauptsächlichste Fiebermittel der Natur. Der schwitzende Körper giebt 
mehr Wärme an die Peripherie ab als der trockene — der Schweiss 
verhindert die Wärmestauung — abgesehen davon, dass gleichzeitig 
schädliche Stoffe ausgeschieden werden. 

Viele akute fieberhafte Katarrhe gehen unter spontaner Schweiss¬ 
bildung zurück, der Gelenkrheumatismus verliert bei feuchter Haut an 
Schmerzhaftigkeit, der kritische Schweiss bei Lungenentzündung zeigte 
die Entfieberung an, ehe man das Thermometer kannte. — Das Warm¬ 
halten, die künstliche Erzeugung von Schweiss durch Wärme bedeutet 
für den Körper eine Abkühlung, so paradox es klingt. 

Ob das Guajacol und die ihm gleich wirkenden Körper allein durch 
die Schweisserzeugnng wirken, wage ich nicht zu entscheiden, jedenfalls 
ist sie aber eine wesentliche Komponente der fieberwidrigen Wirkung. 

Sicherlich stecken unter den aromatischen Körpern noch viele von 
ähnlicher Wirkung, und es verlohnt sich wohl der Mühe, sie alle 
experimentell zu prüfen. Wenn auch ein unmittelbarer praktischer 
Erfolg nicht zu erwarten steht, so behält die Gewinnung rein wissen¬ 
schaftlicher Thatsachen auch in der praktischen Medizin ihren Werth, 
und nie ist die Möglichkeit ausgeschlossen, dass sie auch unschätzbare 
praktische Verwerthung finden kann. 


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Referate und Kritiken. 

Dr. Paul Myrdacz, k. u. k. Stabsarzt. Handbuch fürk. u. k. Militär¬ 
ärzte. II. Band. Beiträge zur Kenntniss des Militär-Sanitätswesens, 
unter Mitwirkung hervorragender Fachgenossen herausgegeben. Wien 
1895. Verlag von Josef Safär. 

Heft I. Das französische Militär-Sanitätswesen von Dr. Paul 
Myrdacz. 

„ II. Sanitätsgeschichte des Krimkrieges 1854 bis 1856 von 
demselben. 

„ HI. Geschichte des k. u. k. österreich-ungarischen Militär- 
Sanitätswesens von Dr. S. Kirchenberger, k. u. k. Regi¬ 
mentsarzt. 

Infolge vielseitiger Anregungen seit dem Erscheinen der Vorschrift 
über die stabsärztlichen Prüfungen in Oesterreich-Ungarn hat der bewährte 
militärärztliche Schriftsteller P. Myrdacz es unternommen, jene Theile 
des Prüfungsprogramms, für welche es an leicht zugänglichen litterarisehen 
Behelfen mangelte, in kurzgefassten und dennoch möglichst erschöpfenden 
Aufsätzen darzustellen. Das vorläufige Programm der letzteren umfasst 
die Geschichte und gegenwärtige Gestaltung des österreich-ungarischen, 
deutschen, französischen, italienischen und russischen Militär-Sanitäts¬ 
wesens, die Sanitätsgeschichte des Krimkrieges, der Feldzüge 1859, 1864, 
1866, des deutsch-französischen und russisch-türkischen Krieges, ferner die 
Geschosswirkung und die Improvisationen, Zelte und Baracken und das 
Krankentransportwesen. 

Erschienen sind bisher in rascher Aufeinanderfolge, welche bei der 
kurzen, seit dem Erlasse jener Vorschrift verflossenen Zeit recht bemerkens- 
werth ist, die oben angeführten Abhandlungen. 

Es ist leider an dieser Stelle nicht möglich, so auf die hochinteressanten 
Monographien einzugehen, wie dieselben es verdienen; wir empfehlen die 
hochbedeutsamen Werke unseren Lesern auf das Angelegentlichste zu ein¬ 
gehendem Studium. 

I. Die Geschichte des französischen Militär-Sanitätswesens charak- 
terisirt sich anfänglich durch die Rivalität zwischen „Aerzten“ und 
„Chirurgen“ und späterhin durch den Kampf beider gegen die Vorherr¬ 
schaft des Kriegskommissariats und der Intendanz, welcher schliesstich 
mit dem vollen Siege des Sanitätswesens endet. 

Die ersten Andeutungen eines „geordneten Sanitätswesens“ finden sich 
in Frankreich um das letzte Drittel des 15. Jahrhunderts bei dem Heere 
Karls des Kühnen, welcher jeder Kompagnie von 800 Mann einen Chirurgen 
zutheilte. Letztere pflegten gewöhnlich im Herbste nach Beendigung der 
Kriegsaktionen wieder ihre alte Zivil praxis voll aufzunehmen. Daß genügte 
selbstverständlich, zumal bei der höchst umständlichen Wundbehandlung, 
für den Truppendienst, durchaus nicht. Um so erstaunlicher ist es, dass 
die 1597 bewährten Einrichtungen Sullys — entsprechend den Be¬ 
strebungen Par es — sehr bald wieder vergessen wurden: Sully hatte 
für die erste Hülfe eine bewegliche Ambulanz eingerichtet, von welcher 
die Verwundeten in das stehende Spital überführt wurden. — Im Jahre 1718 
erschien das erste Sanitätsreglement, welches ausführlich wiedergegeben 
ist und recht interessante Aufschlüsse über den Dienstbetrieb bietet. — 
Eine wesentlichere Aenderung desselben erfolgte 1747 mit der Einführung 


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der Kriegskommissare, welche durch die ewigen Eifersüchteleien zwischen 
Aerzten und Chirurgen immer mehr Einfluss — und leider keinen guten — 
auf das Militär-Sanitätswesen gewannen. 

Die Ausbildung der Chirurgen liess in älterer Zeit Manches zu wünschen 
übrig und geschah seit 1718 in den Militärspitälem, wo die Unterweisung 
in Anatomie und Operationslehre erfolgte. Nichts desto weniger war ihre 
Stellung seit Pare eine hochgeachtete und durch Eifer und Geschick bei 
den vielen Feldzügen wohlverdiente; zur weiteren Förderung in wissen¬ 
schaftlicher Beziehung wurde 1767 eine periodische medizinische Zeitschrift 
für Militärärzte (die erste überhaupt) gegründet, welche jedoch schon 1772 
wieder einging. — In der späteren Zeit wurde bald mehr, bald weniger 
Werth auf die Ausbildung der militärärztlichen Eleven gelegt, je nach 
Laune der betreffenden Machthaber oder der die letzteren berathenden 
Personen; gelegentlich war für die Auflösung der oft blühenden Bildungs¬ 
schulen auch der Geldmangel maassgebend. — Trotzdem ging es mit der 
Ausbildung, wenn auch oft durch Rückschritte in übelster Weise unter¬ 
brochen, im Allgemeinen vorwärts. 

Während der Revolution und des Kaiserreichs (1789 bis 1815) konnte 
das Militär-Sanitätswesen den an dasselbe gestellten Anforderungen nur 
in der ersten Zeit genügen; der Nachwuchs fehlte, welcher um so 
nothwendiger war, je mehr die Reihen der Sanitätsoffiziere durch die 
fortwährenden Kriege gelichtet wurden. Hierzu kam, dass die Freu¬ 
digkeit zum Dienst trotz aller Aufopferung der Militärärzte durch kränkende 
Einschränkungen auch in dieser Zeit getrübt wurde: so besonders im 
Jahre 1797, wo man den gesammten Sanitätsdienst den Kriegskommissaren 
und der Intendanz so gut wie unterstellte, — eine Anordnung, die erst 
1811 zu Gunsten der Aerzte geändert wurde. — Nach dem Sturze des 
ersten Kaiserreichs musste der Sanitätsdienst zum Theil von Grund aus 


wieder aufgebaut werden. Durch das Reglement von 1824 waren der 
Intendanz sehr umfangreiche Befugnisse eingeräumt, welche durch Ueber- 
griffe stetig. vergrössert wurden, da die „Mitglieder des Sanitätsraths, 
weise und gelehrte, aber friedliche Männer . . . der Intendanz endlich 
ganz freie Hand Hessen“. — Schier unerträgliche Zustände waren die Folge, 
auch noch nach der Organisation von 1852, welche zwar den Unterschied 
zwischen Aerzten und Chirurgen endlich zum Verschwinden brachte, aber 
die Unterordnung der Spitalsärzte unter die Intendanz bestehen liess und 
ausserdem den wiederholt bereits gewährten Offiziersrang den Militärärzten 
wieder einmal entzog. — Erst die üblen Erfahrungen in den Kriegen 
1854 bis 1856, 1859, 1870/71 bahnten den nothwendigen Wandel an: 
1860 wurden die Militärärzte zu Sanitätsoffizieren ernannt; in der Zeit von 
1872 bis 1875 erfolgte eine neue Organisation des Sanitätskorps, welches 
endlich 1882 bezw. 1889 (nach den Erfahrungen in Tonkin) völlig selbst¬ 


ständig gemacht wurde. 

Die Zentralleitung des Sanitätsdienstes liegt jetzt im Kriegsministerium, 
wo der Inspecteur general alle den Dienst angehenden Fragen bearbeitet. 
Die Korpssanitätschefs, die Dienstchefs der einzelnen Formationen sind in 
Bezug auf den Sanitätsdienst Vorgesetzte des gesammten Militär- und 
Zivilpersonals für diesen Dienst; bei den Truppentheilen ist der Chefarzt 
nur fach technischer Vorgesetzter bezw. der Gesundheitspflege und der 
Heilkunde. 


Das Sanitätskorps umfasst die Aerzte und Apotheken (im Frieden 
1300 bezw. 185), deren Ergänzung im Mobilmachungsfalle aus 


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der Reserve- und Territorialarmee erfolgt. Der Friedensstand setzt sich 
zusammen aus 100 (15) Aide-majors de 2 d ®classe, 300 (43) de l^cl., 480 
(GH) Majors de 2 de cl., 320 (46) l re cl., 45 (6) Principaux de 2 de cl., 45 (6) 
I r# cl., 9(1) Inspecteurs, 1 Inspecteur general bei insgesammt 28000 Offizieren 
und 532 631 Mann. 

Die Assistenzärzte ergänzen sich aus den Zöglingen des Sanitätsdienstes, 
welche beim Militärspitale Yal de Gräce für ihren speziellen Dienst aus¬ 
gebildet werden, ln dieser Ausbildungsschule finden Aufnahme a) Doktoren 
der Medizin bezw. diplomirte Apotheker nach einem Konkurrenzexamen, 
b) die aus der Sanitätsschule zu Lyon übertretenden Zöglinge. — Letzteren 
werden mit dem Tage ihrer Beförderung zu Assistenzärzten fünf Dienst¬ 
jahre auf Grund ihrer Studien billigerweise angerechnet! — 

Das Sanitätshülfspersonal besteht aus den Krankenpflegern der Truppen 
(wirkliche, titulaires und Hülfskrankenpfleger, auxiliaires), — den Ke- 
gimentsblessirtenträgern (brancardiers regimentaires), — den Kranken¬ 
pflegern der Spitäler und Ambulanzen, — endlich den Blessirtenträgem 
der Ambulanzen. 

Der Sanitätsdienst im Frieden umfasst bei den Truppen den Dienst 
in den Maroden zimmern (infirmiers regimentaires), den Marodenhäusern 
(infirm. höpitaux) und iu den Rekonvaleszentendepots. Bezüglich der Ein¬ 
richtungen, sowie des Ersatzes und der Ausbildung des Hülfspersonals 
sei auf das Werk verwiesen. 

Der Dienst im Felde (regiement 31. 10. 1892) zerfallt in den „Service 
de l’avant“, zu welchem alle mit dem Armeekorps marschirenden Forma¬ 
tionen gehören, und in den „Service de Paniere, dessen Formationen dem 
Etappendirektor bezw. dem Generaldirektor der Eisenbahnen und Etappen 
und dem Generalstabschef unterstehen. Der vordere Dienst theilt sich 
in den Regimentsdienst, die Ambulanzen und die Feldspitäler, der rück¬ 
wärtige Dienst umfasst die zeitweilig unbeweglich gewordenen Feldspitäler, 
die stabilen Spitäler, weiter die Evakuationsspitäler, die Bahnhofsmaroden- 
zimmer, die Evakuationstransporte und die Magazinstationen. 

Jedes Armeekorps hat je eine Ambulanz für jede Division und eine 
beim Hauptquartier, weiter acht Feldspitäler und eine Sektion Kranken¬ 
pfleger (S. 46). — Ueber die Ausrüstung und den Dienst muss auf das 
Werk verwiesen werden. 

II. Kirchenberger behandelt das österreichische Militär-Sanitäts- 
w’esen in sechs zum Theil umfangreicheren Abschnitten über die Organisation 
und Stellung, die Ergänzung und Ausbildung des ärztlichen sowie des 
Sanitäts-Hülfspersonals, die Organisation der Sanitätsanstalten im Frieden 
und Krieg und die des Medikamentenwesens. 

Die ersten Angaben über fest angestelltes ärztliches Personal bei der 
kaiserlichen Armee finden sich um das Ende des 15. Jahrhunderts, — 
indessen war es damals, wie auch noch später lange Zeit um das Militär- 
Sanitätswesen schlecht bestellt. Um die Wende des 16. Jahrhunderts 
werden Medici und Wundärzte erwähnt, und damit beginnen wie in Frank¬ 
reich auch hier Eifersüchteleien mit ihren üblen Folgen für beide Theile. 
— Im Jahre 1718 wurden die bis dahin bestehenden Kompagniefeldscherer 
abgeschafft und für jedes Infanterie- bezw. Kavallerieregiment ein Regiments¬ 
feldscherer beim Stabe bestellt, dem je vier bis zehn Feldscherer zur 
Unterstützung dienten. Dieser Regimentsfeldscherer wurde 1752 „dem 
Stocke des Regimentskommandanten entzogen tt und erhielt 1754 den 
Lieutenantsrang, während den Stabschirurgen (beim Hauptquartiere) der 


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Hauptmannsr&ng zugebilligt wurde. Alseine Mittelstufe zwischen Regiments* 
und den übrigen Feldscherern schuf man 1769 die Bataillonschirurgen, 
deren 1779 jedes Regiment zwei (drei im Kriege) im Stande führte, 
während 19 „Unterchirurgen“ (die früheren Feldscherer) vorhanden waren. 
— Durch die Reformen unter Josef II. wurde an die Spitze des gesammten 
Heeres-Sanitätswesens der Protocbirurg berufen, welcher dem Hofkriegs- 
ratbe angehörte und zugleich Leibchirurg Seiner Majestät war. Dem 
Range nach folgten die Stabschirurgen (als „Direktoren des Medizinal¬ 
wesens“ in den Provinzialhauptstädten bezw. als „Direktoren“ in Festungs- 
und Invalidenspitälern), sodann die Regimentschirurgen, endlich die Unter- 
Chirurgen, welche sich aus den Zöglingen der Josefs-Akademie oder aus 
Praktikantenlehrlingen (mussten der lateinischen Sprache mächtig sein 
und bei Militärspitälern lernen) ergänzten. — Der Titel „Chirurg“ wurde 
erst 1802 durch „Arzt“ ersetzt, trotzdem doch schon lange Zeit die Aus¬ 
bildung des gesammten höheren Personals eine gleichmässige und dieselbe 
in Medizin und Chirurgie war (Oberstfeldarzt, Stabs-, Regiments-, Ober-, 
Unter-Feldarzt). 

Einen sehr ungünstigen Erfolg hatte die 18Ö9 aus persönlichen, nicht 
sachlichen Gründen erfolgte Uebertragung des Referats über Sanitäts¬ 
angelegenbeiten im Hofkriegsrathe an einen Laien (bis 1853), welches 
bisher der Chef des Militär-Medizinalwesens, der „Oberstfeldarzt“, gehabt 
hatte. Die Folge war ein völliger Stillstand aller organisatorischen Ver¬ 
besserungen in dieser Zeit; Verständniss und Theilnahme fehlten dem 
Laien. Hierzu kam, dass auch die „Stabsärzte“ bei den Landes-General- 
Kommanden nicht die eigentlichen Referenten darstellten, sondern mehr 
berathende Organe der verschiedenen wirklichen Referenten waren, 
welche gelegentlich ohne jede Mitwirkung der Stabsärzte alle möglichen 
sanitären Angelegenheiten bearbeiteten und entschieden! Bezeichnend für 
die Stellung der Feldärzte damals ist es, dass der Oberarzt, ein Doktor 
der Medizin und Chirurgie, erst seit 1843 mit „Herr“ angeredet wurde. 

Alles drängte zu einer Reorganisation, welche endlich 1848 (März) 
erschien, jedoch „allenthalben eine ungünstige Aufnahme fand“, da sie 
lediglich einen Rückschritt in ein veraltetes System bedeutete, wie selbst 
Erzherzog Johann unter Anderem einer Deputation gegenüber äusserte. 
Unter dem Drucke der damaligen Unruhen und Kriegsnoth, welche einen 
aussergewöhnlichen Bedarf an Feldärzten heischte, wurden bereits im 
August 1848 „Begünstigungen der feidärztlichen Branche“ erlassen, welche 
endlich den Bann losten, „welcher seit mehr als einem halben Jahrhundert 
auf den Aerzten unserer Armee unverdient lastete (Dr. Felix v. Kraus): 
die Feldärzte erhielten den Offizierscharakter. — Aber schon 1849 kamen 
Einschränkungen, und später wurde den Aerzten wieder der Offiziers¬ 
charakter genommen. — 1853 brachte die wesentliche Verbesserung, dass 
die Sanitätsverwaltung als integrirender Bestandtheil (an deren Spitze 
der Chef stand) der Militär-Administration einverleibt wurde, während die 
Stabsärzte bei den Generalkommandos das wirkliche Referat erhielten. 
Das Jahr 1855 brachte das Militär-Sanitätskomitee und setzte jene Chargen¬ 
bezeichnungen fest, welche zur Zeit noch bestehen: Generalstabsarzt 
(Generalmajor), Oberstabsärzte 1. und 2. Klasse (Oberst und Oberst¬ 
lieutenant), Stabsarzt (Major), Regimentsärzte 1. und 2. Klasse (Haupt- 
mann 1. und 2. Klasse, Oberarzt (Oberlieutenant), Oberwundarzt (Untere 
lieutenant); Unterarzt und feldärztlicher Gehülfe gehörten zu den 
„Stabsparteien“. — Es folgten weitere Reorganisationen in den Jahren 1857, 


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1859, 1864 und 1869 (Armee-Sanitäts-Statistik), durch 'welche im Wesent¬ 
lichen die Oberbehörden betroffen wurden; Anfang 1869 folgte, dass „die 
graduirten Militärärzte in ihrer Gesammtheit ein Offizierkorps“ bildeten, 
(die Ernennungen erfolgten durch Seine Majestät), dessen Pflichten durch 
die „organischen Bestimmungen für die Militär-Sanität“ geregelt wurden. 
Nach denselben hatte das „militärärztliche Offizierkorps“ die Leitung und 
Ausübung des gesammten Sanitätsdienstes im Heere und wurde hierin 
durch die Sanitätstruppe (unterstellt besonderen Offizieren) unterstützt. 
Chef des Ganzen war der rangältere der beiden jetzt etatsmässigen General¬ 
stabsärzte (14. Abtheilung, Sektion UI des Reichskriegsministeriums). 
Die Schattenseiten dieser anfangs freudig begrüssten Organisation machten 
sich bald geltend: der Friedensstand an Aerzten war viel zu gering be¬ 
messen: — die Militärärzte hatten die volle Verantwortung (besonders in 
den Sanitätsanstalten) für einen geregelten Dienstbetrieb, aber keinerlei 
Befehls- oder Strafrecht über die dienstthuenden Personen; dieses war 
den zumeist jüngeren Sanitäts-Abtheilungs-Kommandanten übertragen. — 
Letzterem Uebelstande wurde erst durch die Bestimmungen vom 15. 6. 1894 
abgeholfen, nach welchen die Militärärzte Kommandanten der Militär- 
Sanitätsanstalten im Frieden und Krieg wurden, nachdem schon vorher 
(1881) — und auch jetzt wieder — eine Vermehrung, besonders in den 
höheren Stellen etatisirt war. 

Die Ergänzung und Ausbildung des ärztlichen Personals liess anfänglich 
sehr viel zu wünschen übrig; erst durch Gründung der medizinisch¬ 
chirurgischen Militär-Akademie (1785), welche 13. 2. 1786 durch A. K. O. 
als Josephinische medizinisch-chirurgische Akademie bezeichnet wurde, 
fand eine durchgreifende Aenderung statt: die Anstalt wirkte erfolg- und 
segensreich. — Trotzdem wurde dieselbe sehr bald vielfach angefeindet, 
so besonders nach dem Tode ihres grossen Schöpfers und zur Zeit der 
Napoleonischen Kriege, wo der Bedarf an medizinisch und chirurgisch 
durchgebildeten Aerzten von dem Josephinum allein nicht bestritten 
werden konnte, — dies nicht zum Geringsten bedingt durch die schlechte 
Stellung der Militärärzte, welche den erforderlichen Nachschub und Mehr¬ 
bedarf an Zöglingen nicht gewinnen liess. Schon 1820 wurde die akade¬ 
mische Lehrthätigkeit der Anstalt sistirt! Die Wiedereröffnung erfolgte 
1824, nachdem der Studienplan analog demjenigen auf den erbländischen 
Universitäten geregelt w r ar (höherer und niederer Kursus). Indessen blieb 
der erwartete Zudrang geeigneter junger Leute bei der erbärmlichen 
Stellung der Oberärzte in der Armee aus, hinzu kamen Missgunst von 
oben und unten; — im Oktober 1848 erfolgte die Auflösung der Anstalt» 
wobei grundsätzlich ihre Vereinigung mit der Universität ausgesprochen 
wurde. Jetzt fehlte es erst recht an Ersatz. Das Josephinum wurde 
1854 deshalb nothgedrungen wieder eröffnet, mit höherem fünfjährigen 
und niederem dreijährigen Kursus; letzterer ging 1864 ein, so dass von 
dieser Zeit ab nur nocn Doktoren der Gesammtmedizin aus der Anstalt 
hervorgingen. Trotz guter Leistungen hörte indessen der Kampf gegen 
die „zu theure“ Anstalt nicht auf, war erfolgreich, und 1874 wurde das Inventar 
derselben dem Garnisonspital I überwiesen, zum Theil zur Errichtung 
eines militärärztlichen Kursus. Aber diese „billige“ Einrichtung bewährte 
sich nicht, trotz aller Stipendien, durch welche Aspiranten angelockt 
werden sollten. Man kam immer wieder auf die Wiedererrichtung des 
Josephinum zurück, die jedoch bisher an dem Widerstande Ungarns 
scheiterte. 


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Zur Fortbildung der Militärärzte bestehen seit 1870 Operations- und 
Yerbandkurse, seit 1886 Kommandos auf Universitätskliniken, seit 1894 
die stabsärztlichen Prüfungen, neben wissenschaftlichen Vereinen in grösseren 
Garnisonen. — — Die Ausbildung der einjährig-freiwilligen Aerzte 
(seit 1868) ist von Kirchenberger in besonderem Anhänge bearbeitet. 

Ueber die Organisation des Sanitäts-Hülfspersonals sei nur hervor¬ 
gehoben, dass seit 1892 jede Infanterie- und Jäger-Kompagnie 4 Blessirten- 
träger (das Bataillon 1 Unteroffizier, das Regiment 1 Feldwebel), die 
Korps- und Divisiönsartillerie-Regimenter 1 Unteroffizier und per Batterie 
4 ausgebildete Kanoniere haben und dass seit 1893 von jeder Kompagnie 
oder Batterie 2 Leute, von jedem Bataillon 1 Unteroffizier neu ausgebildet 
werden. Die Ausrüstung der Blessirtenträger ist im Wesentlichen eine 
zeitgemässe. — Die Sanitätstruppe, eingetheilt in 26 Abtheilungen 
(2 nur Stammabtheilung), besteht im Frieden aus 83 (im Kriege 
404) Stabs- und Oberoffizieren, 23 Kadetoffiziers-Stellvertretern, 513 
(3120) Unteroffizieren, 615 (4004) Gefreiten und 1804 (14057) Gemeinen, 
nebst 83 Offiziersdienern. Die Sanitätstruppe ist nach den jüngsten 
Bestimmungen — zum Theile wenigstens — den als Kommandanten der 
Sanitätsanstalten fungirenden Militärärzten unterstellt. Ueber die Aus¬ 
rüstung der Kompagnien sei auf das Werk verwiesen. 

Die stabilen Sanitätsanstalten gliedern sich nach den „Organischen 
Bestimmungen von 1870 tt in a) Gamisonspitäler mit Filialen, b) Truppen¬ 
spitäler (Invalidenhausspitäler), c) Marodenhäuser und d) Militärheil¬ 
anstalten der verschiedenen Kurorte. — Seit 1894 führen nur noch in den 
Letzteren den Befehl Frontoffiziere, in allen übrigen Anstalten Militär¬ 
ärzte. 

Leider verbietet es der Raum, auf die Darstellung der historischen 
Entwickelung der Sanitätsanstalten in Frieden und Krieg und auf die 
Feldzugsberichte, welche Kirchenberger in seinem Werke bietet, hier 
näher einzugehen. — Der Sanitätsdienst im Felde ist seit 1879 derart 
organisirt, dass sich bei jedem höheren Truppenkommando Militärärzte 
als Abtheilungs vorsteh er etc. finden (Armee-, Korps-, Divisions-, Chefarzt). 
— Zur Sanitätsausrüstung der Truppen gehören Verbandpäckchen, die 
Ausrüstung der Blessirten und Bandagenträger und der Sanitätstruppe. 
(Näheres hierüber ist in dem vortrefflichen Handbuche für k. und k. Militär¬ 
ärzte von Paul My rdacz [2. Auflage] nachzusehen.) — Die Sanitätsanstalten 
sind solche I. erster Linie: Divisionssanitätsanstalten einschliesslich 
der Feld-Sanitätskolonnen des Deutschen Ritterordens, H. zweiter 
Linie: a) Feldspitäler einschliesslich der Blessirtentransport-Kolonnen 
des Rothen Kreuzes, b) Feldmarodehäuser, c) mobile Reservespitäler, 
d) Krankenhaltstationen, e) Eisenbahn-Sanitätszüge (einschliesslich solcher 
des Malteserordens und Krankenzüge), f) Schiffsambulanzen. III. stabile 
Sanitätsreserveanstalten: a) Festungsspitäler, b) bestehende Militär- 
Sanitatsansalten und Reservespitäler ausserhalb des Kriegsschauplatzes, 
c) Vereinsspitäler, Rekonvaleszentenhäuser und Zivilheilanstalten. 

Die Infanterie-Divisionssanitätsanstalt ist für zwei Hülfsplätze, 
einen Verbandplatz, eine Ambulanz und eine Sanitätsmaterialreserve 
ausgerüstet; es sind ihr eigene Aerzte und eine Feld-Sanitätsabtheilung 
nebst Kolonne des Deutschen Ritterordens beigegeben; die Kavallerie- 
Divisions-Sanitätsanstalten haben keine eigenen Aerzte und sind für 
einen Hülfsplatz und einen Verbandplatz ausgerüstet. Die Feld¬ 
spitäler sind selbständige Anstalten, verschieden eingerichtet nach 


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ihrer Verwendung im Felde oder Gebirge und haben Belegungs- 
fähigkeit für 600 Mann; ihre Ausrüstung gestattet eine sofortige Drei- 
theilung; att&chirt ist jedem Feldspitale eine Blessirten-Transportkoloue 
des Rothen Kreuzes. — Alle Sanitätsanstalten sind mit antiseptischem 
Verbandmateriale ausgestattet. 

Den Schluss der werthvollen Monographie bildet die Darstellung des 
Militär-Medikamenten wesens und der Ausbildung der einjährig-frei willigen 
Pharmazeuten. 

III. Myrdacz selbst schreibt die Sanitätsgeschichte des Krim¬ 
krieges, welche mit drei Kartenskizzen ausgestattet ist, in form¬ 
vollendeter Weise. Ein Referat über die Ausführungen zu geben, erscheint 
zwecklos, da dasselbe ein Eingehen auf Einzelheiten nöthig machen 
würde, was hier nicht thunlich ist; die treffliche Arbeit kann nur sehr 
sorgsam — wenn überhaupt mit Nutzen — durchgearbeitet werden. 

Ltz. 


Adolf Seipka, k. und k. Militär-Intendant im technischen Militär- 
Comite. Die Militär-Bekleidungsstoffe und deren Beurtheilung. 
(Organ der militär-wissenschaftlichen Vereine. Wien 1895. Heft 3.) 

In einer interessanten und auch für jeden Laien verständlichen und, 
was bei dem spröden Gegenstand besonders werthvoll ist, anregend ge¬ 
schriebenen Abhandlung geht der österreichische Militär-Intendant Seipka 
daran, die Beurtheilung der österreichischen und vergleichsweise auch der 
preussischen Militär-Bekleidungsstoffe einer recht eingehenden Kritik zu 
unterziehen. 

Seine Einleitung unternimmt er vom Gebiet der Kleidungshygiene 
her, wobei er sich eng an die ja auch in Deutschland allerseits anerkannten 
vortrefflichen Abschnitte über Kleidung aus der Militär-Gesundheitspflege 
von Martin Kirchner anschliesst, um das Verhalten der Kleidungsstücke 
im Allgemeinen zur Feuchtigkeit, zu Wärme und Licht, zur Luft, zu 
Riechstoffen und Gasen, allerdings in recht kompendiöser Form, zu 
beleuchten. 

Der Haupttheil der Arbeit besteht aus der Kritik der Erzeugung der 
Militär-Bekleidungsstoffe sowie der Beurtheilung der Haltbarkeit der¬ 
selben. Der Verfasser beginnt mit einer Würdigung der verschiedenen 
Verfahren zur Gewinnung der Wolle, welche für das österreichische Heer 
nur von inländischen vollkommen gesunden und ausgewachsenen Schafen 
stammen darf, während die Verwendung anderer als vom Schafe stammender 
Thierhaare, dann die Verarbeitung von Pflanzenfasern, von Kunst-, Gerber¬ 
und Sterblingswolle, sowie einiger bei der Fabrikation sich ergebender 
Abfälle grundsätzlich untersagt ist. 

Auf Grund hieran anknüpfender Betrachtungen, welche interessante Auf¬ 
schlüsse über die Gewinnung der Wolle, über die Unterschiede der 
Winter- und Sommerwolle, der Sterblings- und der Kunstwolle geben, 
entwickelt Seipka die jedenfalls beherzigenswerthe Meinung, dass man 
sicher in der Lage sei, aus feinerer Wolle leichtere Gewebe herzustellen, 
die ebenso haltbar und bei der grösseren Schmiegsamkeit ebenso warm 
sind als die bisherigen Stoffe aus grober Wolle, die zwar ebenso halt¬ 
bar und wärmedicht, aber erheblich schwerer und steifer seien, eine 
unausbleibliche Folge bei dem schweren Gewicht. Die feinwolligen Stoffe 
sind deshalb nicht theurer, weil die Stoffeinheit ein geringeres Gewicht 
hat als bei grobem Grundstoff. — Wichtig erscheint auch die Differentiai- 


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543 


diftgnose zwischen Kunstwoll- und reinen Woll-Geweben: Die erstere 
charakterisirt sich durch geringe Faserlänge, durch den — mikroskopisch 
zu beobachtenden — «Schuppenmangel am Wollhaar und die pinselförmige 
Auflösung der Haarenden in Folge der intensiven Bearbeitung auf dem 
Reisswolf ; zuweilen nützt auch die dynamometrische Stoffprüfung. Auch gegen 
eine übermässige Beimengung der kürzeren Sommerwolle wendet sich Seipka, 
da sie die Haltbarkeit beeinträchtige, während die Fabrikanten die Ver¬ 
wendung möglichst grosser Mengen von Sommerwolle anstreben; denn 
100 kg rohe Sommer wolle liefern 8 bis 10 kg mehr reine Wolle als die¬ 
jenige der Winterschur. 

Es folgt dann das Kapitel der Färbung: die Farbstoffe des Pflanzen¬ 
reichs sind in der Neuzeit durch die Alizarinfarbstoffe (bekanntlich Ab¬ 
kömmlinge des Anthracen) ersetzt, „welche eine schonende Behandlung 
der Wolle während des Färbeprozesses zulassen, der Wolle ihre Elastizität 
bewahren, sie spinnfähiger machen und eine bedeutende Abkürzung der 
Walkzeit ermöglichen 11 . So wird in Oesterreich an Stelle des Krapp 
Alizarinrotb, an Stelle von Sandei Alizarinbraun und an Stelle von 
Salzburgerschwarz zum Theil schon Alizarinschwarz verwendet. Der 
österreichische Verfasser erkennt bei dieser Gelegenheit die Leistungs¬ 
fähigkeit der badischen Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen an, deren 
Alizarinblau besonders dunkle Farbentöne liefert. Ein Uebelstand dieser 
blauen Alizarinfarbstoffe ist allerdings noch ihre geringe Widerstandskraft 
gegen Alkalien, so dass Waschen mit Seife leicht einen Stich ins Grünliche 
hervorbringt. Deshalb kann man den Indigo doch wohl nicht so ohne 
Weiteres gänzlich bei Seite werfen. — Seipka bespricht dann auch die 
in Paris angestellten Versuche über die Entfernung, in welcher die Farben 
gut sichtbar sind; für die blauen Uniformen des deutschen Heeres ist 
hier die Zahl 6 einer 8 theiligen Skala, bei der 8 den gänzlichen Mangel 
an Sichtbarkeit darstellt, aufgeführt. 

Ein Schritt weiter in der Betrachtung der Entwickelung des Woll- 
gewebes führt zur Erörterung der Eigenschaften der verschiedenen Garne. 
Da zeigt sich nun Seipka als ein gründlicher Kenner des Webstuhls und 
der Spinnmaschine, ihrer Einrichtungen und ihrer Fehler (starke Spannung 
der Kette und dadurch bedingte Schwäche derselben um 36 bis 40°/ o gegen¬ 
über dem Schuss; ungleiche und unregelmässige Drehung der Spindeln, die 
statt zylindrischen perlschnurartiges Garn erzeugt; stärkerer Drell des an 
sich schlechten Garnes zur Erhöhung der Zugfestigkeit etc.). In dem 
Kapitel über das Gewicht sind eine Reihe interessanter Einzelheiten auf¬ 
geführt, wobei der Verfasser nicht unterlässt, als vorteilhafte Neuerung 
darauf hinzuweisen, „wenn das bisherige grobe, nicht wärmende, wenig 
haltbare und nichts weniger als schöne Leinenfutter durch ein abnehm¬ 
bares, leichtes Schafwollfutter ersetzt würde. Im Sommer, wo der Mantel 
doch nur Schutz gegen grosse Nässe bieten soll, mithin leicht sein kann, 
wird das Futter herausgenommen, im Winter aber zur Erhöhung des Wärme¬ 
schutzes ein geknöpft“ — Es folgt nun das Carbonisirungs-Verfahren (Zer¬ 
störung der Unreinigkeiten auf chemischem Wege, dem Seipka das 
Wort redet, sowie eine Kritik des üblichen Walkens (mechanische Be¬ 
arbeitung des rohen Gewebes bei feuchter Wärme zur Herbeiführung der 
Verschlingung der hervorragenden vielen Wollfaserenden und zur Er¬ 
zeugung einer widerstandsfähigen Filzdecke), eine Erklärung der Dekatirung 
(eine Art feuchtwarmer Pressung zur Erzeugung von Glanz), des Dämpfens 
(zur Ermittelung der Grösse des Schrumpfens). — Die wasserdichte 


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544 


Imprägnirung der Militär-Bekleidungsstoffe hält Seipka für eine höchst 
wünschenswerthe Eigenschaft; er bezieht sich bei der Festsetzung der 
Eigenschaften einer guten Imprägnirung auf die uns ja wohlbekannten, 
von Hill er zuerst aufgestellten Grundsätze der gleichzeitigen Durch¬ 
lässigkeit für Luft, der Nicht-Beeinträchtigung der Farbe und der 
Festigkeit. Vor vier Jahren etwa wurden in Oesterreich derartige 
Versuche begonnen; seit zwei Jahren sind die Anstalten in Brunn und 
Budapest in vollem Betriebe. Die wasserdichte Imprägnirung der 
Mantelstoffe und Kappentuche erfolgt mit einer 1,7 prozentigen Lösung 
von essigsaurer Thonerde; die Lösung darf stets nur ein Mal (d. h. 
während des Tages) benutzt und muss daher jedes Mal frisch bereitet 
werden. Wichtig anzuführen ist noch die Beobachtung, dass bei 
Temperaturen über 38° R. sich die essig6aure Thonerde nicht in 
einer für die Imprägnirung geeigneten Weise (Abgabe basisch essigsaurer 
Thonerde an die Wollfaser) zersetzt, sondern dass sich vielmehr Aceton, 
Kohlensäure und Aluminiumoxyd bildet, welch letzteres als staubiges 
Pulver im Gewebe zurückbleibt und durch Klopfen leicht aus demselben 
entfernt werden kann. 

Der zweite Haupttheil der Seipkaschen Arbeit handelt von der Be- 
urtheilung der Haltbarkeit von Militär-Bekleidungsstoffen. Trageversuche 
bei der Truppe sind nicht in allen Fällen möglich; die stets erfolgreiche 
Vergleichung der zu übernehmenden Stoffe mit einem Stoff einfach mittels 
Auge und Griff ist nur einzelnen, besonders geübten und tastempfindlichen 
Personen gegeben; letztere sind nicht zu entbehren und müssen er¬ 
zogen werden, wie das jetzt auch in den laufenden Stellen bei den 
preussischen Korps-Bekleidungs-Aemtern der Fall ist, wo unter den 
Offizieren derselben ein Aufrücken erfolgt; in Oesterreich seien nur im 
Ganzen fünf Stabsoffiziere bei den Montur-Verwaltungs-Anstalten vorhanden. 
Die Beurtheilung der Gewebe in Bezug auf ihre absolute Festigkeit 
und Dehnbarkeit erfolgt wie bei uns mittels des Kraftschen Dynamo¬ 
meters, welchen Seipka durch Anbringung eines graphischen Registrir- 
apparats — wie mir scheint, nicht unwesentlich — verbessert hat. Für 
die Beurtheilung der mit diesem Instrument gewonnenen Resultate ist noch 
die Grösse der Dehnbarkeit, welche der Seipka sehe Kurvenschreiber an¬ 
zeigt, sowie das Minimalgewicht nöthig; Seipka will auch ein Maximal¬ 
gewicht festgesetzt haben unter der Begründung, dass, wenn man von 
schlechterem Rohmaterial entsprechend mehr verwendet, der Stoff immer 
noch die Minimal-Zugfähigkeit und Minimal-Dehnbarkeit erreichen kant), 
nur wird er schwerer. Die Maximal-Gewichte fehlen auch in der Dienst- 
Anweisung für die preussischen Bekleidungs-Aemter. 

Der Schluss bringt eine Reihe der gebräuchlichen, meist auch bei 
uns eingeführten Kunstgriffe zur Beurtheilung der Stoffe in Bezug auf 
Reinheit, Feinheit, Echtheit der Farbe (besonders chemische Reagentien), 
Mache und Aussehen, der Anhang die Ergebnisse der Untersuchung 
Österreichischer und preussischer Militärbekleidungsstoffe. Das Urtheai 
über einige der letzteren möchte ich nicht übergehen: „Unter den Stoffen 
befinden sich einige, die eine Verbesserung der Qualität sehr vertragen 
würden; insbesondere ist das braune, das dunkelgrüne und das ponceau- 
rothe Tuch No. 1 minderwerthig, da sie nach der Kettenrichtung eine 
verhältnissmässig niedere Arbeitskapazität aufweisen. . . . Dagegen muss 
hervorgehoben werden, dass zu sämmtlichen preussischen Stoffen teines 
Wollmaterial verwendet wird und auch das Aeussere dieser Stoffe einen 
im Allgemeinen sehr günstigen Eindruck hervorruft.“ Schumburg. 


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L. Bernegau, Korpsstabsapotheker: Chemische Streifzüge durch 
das Konservengebiet unter besonderer Berücksichtigung von 
Konserven für Massen Verpflegung. — Apotheker-Zeitung 1895 
No. 59 ff. 

Eine ideale Armee-Konserve soll aus nationalökonomigehen Gründen aus 
inländischen Erzeugnissen hergestellt, soll möglichst leicht, und unbegrenzt 
haltbar sein. Die letztere wichtige Forderung wird zeitig noch nicht in 
befriedigender Weise erfüllt und der Grund hierfür dürfte vornehmlich in 
der allmählich zunehmenden Ranzidität der bei der Fabrikation verwendeten 
Fette liegen. (Eine bemerkenswerthe Ausnahme macht die Dauernahrung 
von Stabsarzt Dr. Lübbert und Korpsstabsapotheker Dr. Schneider.) 
— Diese Ranzidität kann aber vermieden werden durch sorgsame Be¬ 
handlung der verwendeten Fette, an deren Umsetzung schon vor der 
Verarbeitung zu Konserven Licht, Sauerstoff und Mikroorganismen 
gewöhnlich ungestört arbeiten können. Nach mehrjährigen Versuchen 
empfiehlt Bernegau eine Mischung von sechs Theilen Rinder- und 
sieben Theilen Schweinefett, welche von den schwer schmelzbaren Fett¬ 
säuren befreit und gut gereinigt, sowie gut verschlossen in Steingutgefässen 
auf bewahrt, nicht nur einen geeigneten Fettkörper zur Herstellung von 
Dauerkonserven, sondern auch ein schmackhaftes Speisefett für den 
täglichen Gebrauch bildet. 

Berneg au beschreibt näher die Herstellung eines von ihm angegebenen 
Mischbrotes (bestehend aus Roggen und Kartoffelmehl, seinem Fettkörper, 
„Brotkonserve“, Salz und Magermilch, dazu Hefe oder Sauerteig), welches 
sich durch hohen Nährwerth, guten Geschmack und grosse Haltbarkeit 
(fünf Wochen) auszeichnen soll, — weiter von Zwieback und Suppen¬ 
konserven. 

Auch die Fleischkonservirungsmethoden lassen noch gar Manches zu 
wünschen übrig. Fast in allen Ländern, welche im Grossen Fleischkonserven 
darstellen, wird nach Appert mit gewissen Modifikationen gearbeitet. 
Das Verfahren ist auch verhältnissmässig sicher, nur muss man bei der 
Fabrikation beachten, dass für jede einzelne Fleischart die Dauer des 
Erhitzens und der Druck im Appertschen Topfe genau festzustellen sind 
(und zwar vorher bei jeder grösseren Herstellung), um nicht nur eine 
haltbare, sondern auch eine wohl- und charakteristisch schmeckende 
Konserve zu erhalten. Dringend zu rathen ist auch die Einrichtung 
von Ställen bei jeder grösseren Fabrik, um die Thiere und deren zweck- 
massigste Fütterung vor ihrer Verwerthung gehörig beaufsichtigen zu 
können. 

Bernegau hofft auch im Grossbetriebe eine grössere Schmackhaftigkeit 
der Fleischkonserven dadurch zu erreichen, dass er die Erhitzung der 
Fleischeiweissverbindungen auf ein Minimum beschränkt, indem er in Kalt¬ 
trockenkammern (ähnlich auch bei Gemüse- und Obst-Konserven) den 
Fleischstücken den grössten Theil ihres Wassers entzieht und dann 
dieselben gereinigt in Dosen hermetisch verschliesst, welche letzteren sofort 
unter bestimmtem Druck kurze Zeit im Appertschen Topfe erhitzt, 
später ganz allmählich abgekühlt werden. — Gemüsekonserven werden 
neuerdings in Deutschland vorzüglich hergestellt. Bern eg au bedauert 
das in Deutschland geltende Verbot der Färbung der Konserven mit 
Kupferlösungen, da hierdurch dem trefflichen deutschen Fabrikate der 
Weltmarkt verschlossen werde; ein Gehalt von 25 mg Kupfer im 

Militärlrrtliche Zeitschrift. 1895. 35 


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546 


Kilogramm sei nicht schädlich; man könne ja die Büchsen als „gekupferte“ 
äu 88 er lieh kennzeichnen. 

Leider ist Deutschland bezüglich seiner Obstkonserven gegen Amerika 
zurückgeblieben — wahrscheinlich, bezüglich sicher deshalb, weil in 
Amerika nur auserlesenes gepflücktes Obst verwendet wird. Ltz. 


Spalinger: Ueber die Endresultate der Hydrocelenoperation 
durch Punktion mit Jodinjektion. (Beitrag zur klinischen Chirurgie 
B. 13. H. 3.) 

Nach einem historischen Ueberblick über die in der vorantiseptischen 
Zeit geübten Methoden der Hydrocelenbehandlung, welche alle durch 
einen die Blätter der tunica vaginalis propria zur Verklebung bringenden 
Reiz bei möglichst geringem äusseren Eingriff wirken, bespricht Spalinger 
die Schnittmethoden und fügt dann eine Statistik über die Heilerfolge 
hinzu. Die Schnittmethoden geben in Bezug auf rückfallfreie Dauerheilung 
den günstigsten Erfolg, die Heilungsdauer ist aber im Allgemeinen eine 
längere. Auf der Züricher Klinik ist nach den verschiedensten Verfahren 
operirt, 65 Krankengeschichten werden mitgetheilt. Verfasser betrachtet 
als den Normaleingriff die Punktion mit Jodinjektion; sie giebt zwar 
nicht so sichere rückfallfreie Heilung, ist aber ungefährlicher, einfacher 
und ohne Narkose ausführbar und beschränkt die Erwerbsfähigkeit am 
wenigsten. Die Schnittoperationen sind auszuführen bei hartnäckigen und 
komplizirten Fällen. _ Trapp. 

Ruotte: Quelques cas de traumatismes eräniens. (Archives pro- 
vinciales de Chirurgie 1895 No. 9.) 

Mittheilung von sieben in Algier beobachteten Fällen, davon sechs 
frische Schädelbrüche, von denen fünf mit Weichtheil- bezw. Hirnhaut- 
und Hirnverletzung verbunden waren, ein Fall von Neuralgie durch Ver¬ 
wachsung der harten Hirnhaut mit einer Schädelnarbe nach offenem 
Splitterbruch. Bei den offenen Schädelbrüchen bestand die Behandlung 
nach Reinigung und Desinfektion mit Sublimat Viooo, in Entfernung der 
Knochensplitter mit Hammer und Meissei, Abtragung gequetschter Hirn¬ 
haut- und Hirntheiie, Entfernung von Fremdkörpern, Naht bei frischen, 
Jodoformmulltamponade bei infektionsverdächtigen Fällen. Bei dem Fall 
von Neuralgie wurde die Narbe nebst einem Stück harter Hirnhaut 
entfernt. Die Heilung war eine gute bis auf einen tödlich verlaufenen 
Fall. Einmal musste eine Naht wegen Eiterung entfernt werden, der 
Erfolg war in allen Fällen befriedigend, bei der Neuralgie glänzend: Die 
Hirnerscheinungen (Krämpfe, Lähmungen) gingen so weit zurück, als es 
nach Verletzung des Gehirns möglich war, die Neuralgie wurde gänzlich 
geheilt. Ruotte hatte mit grossen Schwierigkeiten zu kämpfen, da die 
Behandelten sämmtlich Eingeborene waren, die sich mehrfach frühzeitig 
der Behandlung entzogen, dadurch auch der eine Todesfall. Zur Be¬ 
handlung kamen Kinder und Erwachsene. Trapp. 

Schröter: Einiges über Schussverletzungen des Magens. (Arch. f. 
Klinische Chirurgie B. 51, H. 1.) 

Im Anschluss an einen durch Laparotomie und Magennaht geheilten 
Fall giebt Schröter eine Uebersicht über die in der Litteratur beschrie¬ 
benen einschlägigen Fälle nebst einer experimentellen Bemerkung. Die 
Symptome will er eingetheilt wissen in allgemeine und lokale. Beiden 


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547 


Allgemeinerscheinungen ist von Wichtigkeit, Shock, akute Anämie und 
Ohnmacht zu unterscheiden. Er geht bei der Diagnose noch genauer auf 
diese Zustände ein. Bei den örtlichen Erscheinungen am wichtigsten 
Vorfall des verletzten Magens und Ausfluss von Mageninhalt durch die 
Wunde, Beides sehr selten. Ebenso wichtig und weit häufiger Blutbrechen, 
auch Erbrechen ohne Blutbeimischung ist von Bedeutung. Herab¬ 
setzung der Temperatur, Verschwinden der Leberdämpfung von geringerem 
Werth. Für die Diagnose der Magenschlisse durch kleinkalibrige Ge¬ 
schosse ist das Blutbrechen sicherstes Zeichen, Erbrechen ohne Blut¬ 
beimischung deutet auf Magenverletzung, wenn Erscheinungen von Ohn¬ 
macht, Shock und akuter Anämie fehlen und die Verwundung in der 
Nähe des Magens sitzt. Die Diagnose mittelst Wasserstoffeinblasung 
(nach Senn) verwirft er. Die Prognose lässt sich nur nach dem 
Einzelfall stellen. Therapie. Ueber diese herrschen noch bedeutende 
Meinungsverschiedenheiten, Schröter scheint mehr der Laparotomie in 
jedem Fall zuzuneigen. Falls Laparotomie gemacht wird, richtet sich die 
Ausführung (Lage und Richtung des Schnitts etc.) nach dem Sitz der 
Verletzung. Im Allgemeinen ist der Schnitt in der Mittellinie vorzuziehen. 
Blutung kann provisorisch durch Digitalkompression der Aorta gestillt 
werden. Zur Magennaht empfiehlt er wegen Schnelligkeit der Ausführung 
die fortlaufende Naht, als Nahtmaterial Seide. Die Nahtmethode ist 
nicht von Wichtigkeit Die sogenannte „Toilette“ des Peritoneums kann 
feucht oder trocken gemacht werden, stärkere Antiseptica sind dabei zu 
vermeiden. Zur Drainage ist Jodoformgaze (nach Mikulicz) zu verwenden. 
Zum Schluss folgt die Behandlung der Folgekrankheiten: Peritonitis und 
Magenfisteln. Trapp. 

De Santi: La question des Premiers secours eur le champ de 
bataille et le paquet de panseraent. (La Semaine medicale 1895 
No. 49 p. 421 bis 425 ) 

In einer geschichtlichen Einleitung schildert Verfasser zunächst, in 
welcher trostlosen Lage sich vormals die Verwundeten befanden. Ambroise 
Pare, der wenigstens seinen verwundeten Landsleuten ein warmes Herz 
zeigte, erzählt ohne einen Ausdruck der Missbilligung, dass auf einem 
Heereszug im Jahre 1536, den er begleitete, die gesammte Besatzung eines 
eroberten Alpenschlosses, Verwundete und Unverwundete, niedergemacht 
wurden. Ludwig XIV. sorgte in Friedenszeiten allerdings für die Iuvaliden 
und gründete Militariazarethe; auf den Schlachtfeldern aber überliess er 
die Verwundeten ihrem traurigen Schicksal, so dass diese fast ausnahmslos 
dem Wundstarrkrampf, dem Eiterfieber oder dem Hospitalbrand erlagen. 
Erst Friedrich der Grosse hat einen Feld-Sanitätsdienst organisirt, doch 
meint der französische Verfasser, dass unser grosser König nicht aus 
Menschlichkeit, sondern nur in dem Bestreben, möglichst wenig Soldaten 
zu verlieren, den Verwundeten Hülfe angedeihen liess. Rückhaltlos wird da¬ 
gegen anerkannt, dass die Feldärzte Friedrichs des Grossen, Bilguer, 
Schmücker und Theden, Schöpfer der Kriegschirurgie gewesen sind, wenn sie 
auch bei den chirurgischen Zeitgenossen in Frankreich, Garengeot, Ledran, 
Petit und Lapeyronie, die selbst niemals auf Schlachtfeldern thätig gewesen 
sind, nur Spott fanden. Schmücker insbesondere schuf die „Feldspitäler“, die 
vor Schweidnitz und bei Torgau sich bewährten, aber erst nach Beendigung 
des Gefechts und am Tage nach der Schlacht in Thätigkeit traten, also 
„Ambulanzen der zweiten Linie“ waren. Als gegen Ende des 18. Jahr- 

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hunderts eine andere Taktik aufkam und namentlich die Artillerie ver¬ 
vollkommnet wurde, reichten die Feldspitäler nicht mehr aus, man bedurfte 
in der ersten Linie und selbst in der Avantgarde besonderer Sanitäts- 
Organisationen. Als solche bildeten Percy und Larrey die „divisions de 
chirurgiens“ und die „ambulances volantes“, welche dann von Napoleon I. 
gut geheissen und allgemein eingefuhrt wurden. Napoleon selbst handelte 
dabei mehr aus Rücksicht gegen Larrey, dessen Einfluss bei seinen 
Landsleuten ihm werthvoll war, als aus Theilnahme für seine Verwundeten. 
Letztere waren ihm nur eine Last, deren er sich je schneller um so besser 
entledigte. Man hat ihn bekanntlich beschuldigt, dass er bei Aufhebung 
der Belagerung von Jaffa die Kranken habe vergiften lassen; ohne Larreys 
Dazwischentreten würde er bei Bautzen 4000 Rekruten, die der Selbst¬ 
verstümmelung im Gefechte verdächtigt wurden, ohne Weiteres haben 
erschiessen lassen. Bei den Rückzügen aus Spanien und später aus 
Russland, auch in den siegreichen Schlachten von Eylau, Wagram und an 
der Moskwa fehlte e5 an jeder Fürsorge für die Verwundeten. Zeugen 
dafür sind damalige Feldärzte wie Fournier, Gama, Ollivier, Begin und 
andere, die ergreifende Schildeningen des Elends nach jenen Schlachten 
hinterlassen haben. Auch nach den Kriegen des Kaiserreichs verstrichen 
noch Jahrzehnte, es bedurfte noch der Erfahrungen des Krimkrieges, 
des italienischen Feldzuges von 1859 und des grossen Krieges in Nord¬ 
amerika von 1860 bis 1865, bevor jene allgemeine Bewegung entstand, 
die in der Genfer Konvention einen ersten Abschluss fand. 

In der Gegenwart ist durch Verbesserung der Verkehrsmittel und 
des Nachrichtenwesens, durch Eisenbahnen und Telegraphie besonders 
die Evakuation der Verwendeten erleichtert, und hierdurch werden die 
Feldarmeen ihrerseits wesentlich entlastet. Es gelingt so, die „gewöhn¬ 
lichen“ transportfähigen Verwundeten, deren Zahl die nicht transport¬ 
fähigen um das Fünffache übertrifft, schnell vom Kriegsschauplatz fort¬ 
zuschaffen. Mit der Einrichtung der grossen stehenden Heere ist andererseits 
eine beträchtliche Vermehrung des Sanitätspersonals nothw'endig geworden 
und auch thatsächlich erfolgt. Von Bedeutung für den modernen Sanitäts¬ 
dienst waren ferner die bekannten Bestrebungen, ein humanes Geschoss 
zu finden. Dieselben haben nach des Verfassers Ausführungen allerdings 
mit der Einführung eines „äusserst mörderischen Geschosses“ geendet; da 
indessen die gegen früher vermehrte Furchtbarkeit der Gaseboss Wirkung 
nur in dem Theile der Flugbahn, in dem die Geschwindigkeit am grössten 
ist, beim Lebelgewehr bis auf eine Entfernung von 600 bis 700 m in 
Betracht kommt, werden bezüglich der Art der Verwundungen zukünftig 
zwei Zonen des Gefechtsfeldes zu unterscheiden sein, von denen die eine 
der Feuerlinie am nächsten liegt und sich durch schwere Verwundungen 
auszeichnet, die andere der Feuerlinie entfernter gelegen ist und weniger 
ernste Verletzungen aufzuweisen hat. Hiernach wird der Sanitätsdienst 
Bedacht nehmen müssen, für die erste Gattung der Verwundeten eilig 
Hülfe unmittelbar auf dem Schlachtfelde zu schaffen, und nicht minder 
schnell für die Entfernung der anderen, weniger schwer Verletzten zu 
sorgen. Nach des Verfassers Berechnung dürften in den Schlachten der 
Zukunft auf 100 Kämpfer 3 Todte, 3 schwer und 12 mittelschwer oder leicht 
Verwundete zu erwarten sein, während in den Kriegen des Alterthums 
50%, bei Sedan 30% (Franzosen), bei Plewna 33% (Russen) Verluste 
zu verzeichnen waren. 


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549 


Der Sanitätsdienst bei den kämpfenden Truppen (service d’avant) 
gliedert sich nach dem französischen Reglement von 1892 wie bei uns in 
drei Staffeln: Truppenverbandplätze (service regimentaire), Sanitäts¬ 
detachements (ambulances), Feldlazarethe (höpitaux mobiles de Campagne). 
Die Truppenärzte der französischen Regimenter haben sich in Hone der 
Regimentsreserven, das ist 1000 bis 1200 m hinter der Feuerlinie, die 
Sanitätsdetachements, deren jede Division und Kavalleriebrigade eins 
besitzt, in Höhe der Divisionsreserve, das ist 2500 m hinter der Feuerlinie 
aufzuhalten, die Feldlazarethe, deren Zahl voraussichtlich 8 bis 12 in jedem 
Armeekorps betragen wird, marschiren mit den Trains des Armeekorps 
und haben sich, von Nothfällen abgesehen, erst nach Beendigung des 
Gefechts zu etabliren. 

An diesen Vorkehrungen hat Verfasser auszusetzen, dass die Hülfs- 
stationen zu zahlreich sind, und dass ihre Lage bei der grossen Tragweite 
der modernen Feuerwaffen zu weit vorgerückt ist, um die nöthige Ruhe 
und Sicherheit für den Transport und die Bergung der Verwundeten 
zu bieten oder gar die Möglichkeit zum Operiren zu gewähren. Es ergiebt 
sich das bereits aus den Erfahrungen des Jahres 1870; nach dem Bericht 
des Inspekteurs Quesnoy geriethen damals bei Vionville und Rezonville 
französische Ambulanzen in die Hände der Deutschen; ein Arzt, der sein 
Sanitätsdetachement bei Rezonville etablirt hatte, wurde von einer 
Kavallerie-Attacke mitgerissen und verlor dabei seiu Leben. Zwei Ambu¬ 
lanzen, die sich in St. Privat ganz sicher glaubten, wurden von dem 
Kampfgewühl überrascht, eine derselben in Brand geschossen, und beide 
fielen ebenfalls in die Hände der Sieger. In der Kirche von Frösch- 
weiler wurde mitten im Feuer operirt, ein Arzt fiel, ein anderer wurde 
schwer verwundet; schliesslich gerieth die Kirche in Brand. 

Nach des Verfassers Ansicht hat sich die geschilderte Organisation 
auch in der preussischen Armee, in der sie zuerst eingeführt wurde, 
niemals wirklich bewährt. Die meisten Aerzte seien im Kriege von 1866 
mit den auf Grund der Erfahrungen von Stromeyer, Langenbeck und 
Löffler im Schleswig-Holsteinschen Kriege geschaffenen Reglements noch 
gar nicht vertraut gewesen; die wenigen bei Königgrätz zur Thätigkeit 
gelangten Sanitätsformationen hätten die Masse der Verwundeten nicht 
bewältigen können, obwohl die Feinde der Preussen damals über schnell¬ 
feuernde oder weit tragende Schusswaffen nicht einmal verfugten. Auch 
im Feldzug 1870/71 hätten die preussischen Aerzte erst allmählich, als 
die französische Armee bereits desorganisirt war, die süddeutschen Aerzte 
überhaupt nicht Uebung in der Handhabung der Vorschriften erlangt und 
dabei sei bei dem ununterbrochenen Siegeszug die Thätigkeit der 
Sanitätsformationen nicht eiumal Störungen von Seiten des Feindes aus¬ 
gesetzt, die Regelung der Evakuirungen im Etappengebiet ungehindert 
gewesen. Fast niemals seien die Absichten des Reglements verwirklicht 
worden. In Gravelotte habe man nach Langenbeck für 6000 Verwundete 
nur sieben Aerzte gehabt und in Wörth hätten nach Sedillot die fran¬ 
zösischen Verwundeten bis zu sechs Tagen (?) unversorgt auf dem 
Schlachtfelde liegen müssen. Das deutsche Generalstabs werk registrire 
auf das Genaueste jeden Standort und jede Bewegung der kleinsten 
Gefechtseinheit, erwähne aber, was bemerke ns werth sei, nichts von den 
Verbandplätzen (postes de secours). Dabei seien 81 Militärärzte, das ist 
3% der in der ersten Linie (bei den Truppen und Sanitätsdetachements) 
thätigen Aerzte gefallen, verwundet oder vermisst worden. Trotz solcher 


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Erfahrungen habe man die Organisation der drei Staffeln seit 25 Jahren 
immer weiter ausgebildet; es sei aber nunmehr ernstlich angezeigt, zu 
erwägen, ob sie den Anforderungen eines zukünftigen Krieges genügen 
könne. Auch in Deutschland fehle es nicht an Stimmen, die zur Wieder¬ 
herstellung des alten Systems von Schmücker rathen (?) und den Schwerpunkt 
darauf legen, leicht bewegliche Sanitätsformationen zu schaffen, welche 
sich bei der Arrieregarde aufhalten und erst nach Beendigung des Gefechts 
schnell auf dem Schlachtfeld erscheinen. Die Einführung des Verband¬ 
päckchens und der blutstillenden Esmarchschen Hosenträger sei ein Beweis 
dafür, dass ungeachtet der Dreistaffelorganisation der Verwundete zunächst 
für sich selbst zu sorgen hat. 

Auch die Diagnosentafeln verwirft de Santi. Zur Identiflzirung 
der Person des Verwundeten habe dieser die Erkennungsmarke; ob er 
transportfähig ist oder nicht, lasse sich am Sammelplatz ausreichend 
schnell entscheiden (?), und für die später in der Ruhe des Lazareths 
vorzunehmende Untersuchung seien die flüchtigen Aufzeichnungen des 
auf dem Gefechtsfelde thätigen Arztes werthlos (?). Jedenfalls stehe der 
Vortheil jener Täfelchen nicht im Verhältnis zu den für ihre Ausfüllung 
erforderlichen Aufwendungen an ärztlicher Personal- und Arbeitskraft. 
Auch in der ersten Hülfeleistung der Krankenträger erblickt der Verfasser 
nur einen zweifelhaften Nutzen; unter Bezugnahme auf die preussische 
Krankenträgerordnung und Ports Schriften betont er die Gefahr der 
Verunreinigung der Wunde seitens solcher Personen. Mehr ai auf alles 
Andere komme es bei der ersten Versorgung der Verwundeten darauf an, 
dass diese die Möglichkeit besitzen, sich den ersten Verband selbst 
anzulegen. 

Die hierzu nothwendigen Verbandpäckchen sind in der französischen 
Armee erst seit 1891 eingeführt und Anden dort unter den Aerzten 
viele Gegner. Man hat eingeweudet, dass die Soldaten sie nicht auf¬ 
bewahren, sondern als Taschentuch und dergleichen benutzen würden. 
Indessen bürgt dem Verfasser die Disziplin dafür, dass solche Befürchtungen 
unbegründet sind, solange man dafür sorgt, die Mannschaften in geeigneter 
Weise über den Werth der Päckchen zu belehren. Als antiseptisches 
Imprägnirungsmittel für die Verbandstücke des Päckchens ist in Frankreich 
wie bei uns das Sublimat eingeführt, während in Oesterreich das Jodoform 
bevorzugt wurde. Der Inhalt des französischen Päckchens, welches 
ein graues rechtwinkliges Säckchen darstellt und dessen eine Fläche mit 
einer Gebrauchsanweisung bedruckt ist, besteht aus einem in Gaze ein¬ 
geschlossenen Tupfer aus Werg zur unmittelbaren Bedeckung der Wunde, 
einer darauf zu legenden Gaze-Kompresse, einem Stück wasserdichten Zeug, 
einer Binde und zwei Sicherheitsnadeln. Alle Theile dieses Verbandes 
lassen sich weiter theilen. wenn es mehrere Wunden auf einmal zu 
verbinden gilt. Den Soldaten wird eingeschärft, die Päckchen nur im 
Bedarfsfälle zu Öffnen, die einzelnen Verbandstücke derselben so wenig 
wie möglich anzufassen und die zu verbindende Wunde nicht mit den 
Händen zu berühren. 

Mit einem solchen Verbandpäckchen, dem de Santi zur Blutstillung 
den elastischen Hosenträger hinzuzufugen dringend anrätb, wird der 
Soldat, wie es in dem Aufsatz wörtlich heisst, „auf dem Scblachtfelde 
gegen die beiden Hauptgefahren der Verwundungen, die Iufektion und 
die Blutung, gerüstet sein. Es bleibt in der Aufzählung der Todesursachen, 
eine dritte Gefahr, die Verletzung eines für das Leben wesentlichen 


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Organs. Aber dies ist eine unvermeidbare Gefahr, der unabwendbare 
Theil des Geschickes, welches den Menschen und die Kugel lenkt. Alles, 
was man fordern oder wünschen kann, ist, dass dieser Theil auf ein 
Minimum beschränkt wird u . K .... r. 


Dr. Port, Generalarzt: Ueber den Transport bei Brüchen des 
Oberschenkels. (Zeitschrift für Krankenpflege. 1895, Oktoberheffc.) 

Die jetzt üblichen Nothverbände leisten nicht das Erforderliche: 
Beseitigung der Uebereinanderschiebung der Bruchenden durch Ueber- 
windung des Muskelzuges. Bei gebeugtem Knie- und Hüftgelenk genügt 
die Schwere des Gesässes zu deren Herbeiführung. Zwei Verfahren: 
1. Doppelt geneigte schiefe Ebene aus zusammengenagelten Brettern, die 
mit den überstehenden Querleisten an die Längsstangen der Trage fest¬ 
gebunden werden. 2. Dreifach geneigte schiefe Ebene aus fünf Stangen 
und einem Stück Segeltuch oder dergleichen bestehend. Die Vorrichtung, 
die einem „Triumphstuhl“ ähnelt, ist noch leichter herstellbar als die 
erstere und hat sich im letzten Manöver bei einem Fall sehr gut bewährt. 
Wesentlich ist, dass die Unterschenkel eine unnachgiebige Unterlage haben, 
damit sie als Gegenzug wirken können. Trapp. 


Dr. Nikolai, Oberstabsarzt, Frankfurt a. 0.: Ein Fall von Schleim¬ 
geschwulst im Becken. Vorgestellt in der Sitzung der Berliner 
Militärärztlichen Gesellschaft am 20. November 1894. (Selbstbericht.) 

Musketier G. vom 24. Infanterie-Regiment hat mehrere Monate vor 
seiner Einstellung an Gonorrhoe gelitten, welche bei seinem Eintritt 
angeblich geheilt war. Bald nach der Einstellung, am 22. November 1893 
meldete er sich wegen rechtsseitiger Leistendrüsenanschwellung und 
Blaseukatarrh krank. Am 11. Januar 1894 als geheilt entlassen, 
erkrankte er nunmehr an linksseitiger Leistendrüsenentzündung. Auch 
diese wurde ohne Operation rückgängig, wiederholte sich jedoch nochmals 
(30. März bis 5. April 1894). Hierauf stellten sich neuralgische Schmerzen 
im Gebiete des linken Cruralnervengeflechtes ein, woran er vom 6. bis 
21. April 1894 behandelt wurde. Mittlerweile waren die Leistendrüsen der 
rechten Seite wieder stark angeschwollen, daher wurde die Total¬ 
ausschälung derselben ausgeführt. Die Operationswunde heilte (27. April 
bis 22. Mai 1894), doch entwickelte sich gleichzeitig in der Tiefe des Beckens, 
oberhalb des Poupartschen Bandes eine Anschwellung, welche sich mehr 
und mehr als Neubildung charakterisirte. Ueber Antrag des behandelnden 
Regimentsarztes, G. behufs Operation in ein grösseres Lazareth zu über¬ 
führen, wurde G. am 22. Mai 1894 in das Garnison lazareth Frankfurt a. 0. 
verbracht. 

Befund bei der Aufnahme: Kräftiger, gesund aussehender Mann. 
In der rechten Leistengegend, dicht unterhalb der Beugefalte, dieser 
parallel, eine lange, derbe Narbe, von deren Mitte sich eine 5 cm lange 
zweite Narbe nach oben abzweigt Die Narbe ist mit der Unterlage fest 
verwachsen, unempfindlich. 

Oberhalb des lig. Poupartii, von diesem nicht zu trennen, liegt in 
der Tiefe eine faustgrosse Geschwulst, welche der Beckenwand angehört 
Die Bauchdecken sind von der Geschwulst durch eine Schicht dazwischen 
liegender Eingeweide getrennt. Schiebt man diese nach oben, so ver¬ 
wandelt sich der vorher hell tympanitische Klopfschall in absolut 
gedämpften Schenkelschall. Die derb elastische Geschwulst macht dann 


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den Eindruck der Fluktuation. Sie lässt sich an der hinteren Becken¬ 
wand als unverschieblich abtasten und am Psoas entlang bis in die Hohe 
des Nabels, nach oben flaschenhalsähnlich sich verjüngend, verfolgen. 
Auf Druck ist die Geschwulst unempfindlich. Der Harn ist klar, ohne 
Tripperfaden, Fieber nicht vorhanden. 

27. Mai 1894 Operation. 3 cm oberhalb und parallel der Schenkei¬ 
falte ein 15 cm langer Hautschnitt, von der Spina ant. sub. beginnend, 
bis an die Gegend der Art. epigastr. reichend. Spaltung der Fettschicht 
der oberflächlichen Fascie, der Aponeurose des M. obliqu. ext, der Fasern 
des M. obliqu. int. und des M. transversus, schliesslich der Fase, trans¬ 
versal., worauf das Bäuchfell an seiner Umschlagstelle frei gelegt ist 
Dieses wird nach oben geschoben. Im äusseren Theile der Operations¬ 
wunde liegt die Fascia pelvica, sie liegt den Muskeln fest an, nach der 
Mitte der Schenkelfalte zu erhebt sie sich zu einer flachen Vorwölbung. 
Am Aussenrande des Nerven gelangt man in einen Spalt, aus welchem 
eine gallertartige Masse vorquillt, mit deren Entfernung sich eine Cyste 
eröffnet, aus welcher etwa 150 bis 200 ccm einer klar serösen, mit 
wenig Blut untermischten Flüssigkeit ausfliessen. Der Finger gelangt 
durch den Spalt in eine Höhle, deren Wandung aus einem buchtigen, 
cystösen Gewebe von froschlaichartiger Beschaffenheit besteht. Der Spalt 
in der Fascie wird mit dem Messer erweitert, worauf es gelingt, mit dem 
Finger ganze Stücke des weichen Geschwulstgewebes zu Tage zu fördern. 
Die Höhle wird immer geräumiger, allmählich gelangt der Finger, unter 
der Fascie und den Gefas9en weiter grabend, in das kleine Becken, am 
Psoas entlang nach oben bis in die Höhe des zweiten Lendenwirbels 
und nach unten bis an den Ansatz des M. Psoas am Oberschenkel. Die 
ganze Höhle wird soweit als thunlich mit dem Finger und, wo anzureichen 
ist, mit dem scharfen Löffel von der Geschwulstmasse entleert, dann mit 
lauwarmer Borsäurelösung ausgespült, ein Drainrohr bis in das kleine 
Becken reichend, ein zweites unter das Poupartsche Band hindurch ein¬ 
gelegt, die Wunde bis auf den für die Drains nöthigen Raum vernäht 
und aseptisch verbunden. 

Reaktion auf die Operation selbst trat nicht ein, nur die Narkose 
hinterliess zwei Tage lang einige Magenbeschwerden. Stuhlgang w r urde 
durch Opium verhindert und trat am dritten Tage von selbst ein. 

Bei den Verbandwechseln wurde, in der Idee durch Färben die 
etwa zurückgebliebenen proliferationsfähigen Reste des Schleimgewebes 
abzutödten, ein 5%o Lösung von Methyl violett zum Ausspülen der Wunde 
benutzt. Es entleerten sich bei den nächsten Ausspülungen noch Gewebs- 
fetzen, doch konnte bei der mikroskopischen Untersuchung eine Färbung 
der Zellen kerne nicht festgestellt werden. — Die mikroskopische Unter¬ 
suchung ergab Folgendes: Die Gewebsmasse war von froschlaichartiger 
Beschaffenheit, doch waren zwischen den weich gallertigen Partien auch 
dickere Stränge von derbem Bindegewebe. Die zwischen diesen vielfach 
untereinander weitere oder engere Maschen bildenden Bindegewebszüge 
umschlossen Zellenhaufen von verschiedener Dichtigkeit. Wo dieselben 
sehr dicht lagen, erschienen sie als rundliche Zellen mit einem bis 
mehreren Kernen; wo sie weitläufig lagen, waren sie mehrfach verzweigt 
mit zwei bis drei Fortsätzen. Somit machte das Gewebe eigentlich mehr 
den Eindruck eines lymphoiden Gewebes, während die weitmaschigen 
Partien die unzweifelhaften Kennzeichen des Schleimgewebes trugen. 
Nach diesem Befunde dürfte die Deutung der Geschwulst wohl darauf 


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hinau8geheu, dass dieselbe von den Lymphdrüsen, welche den Psoas- 
muskel umlagern, vielleicht aber auch von dem Bindegewebe desselben 
ausgegangen ist, und der Grund der Entstehung der Geschwulst dürfte 
vielleicht als eine Folge der Totalexstirpation der Leistendrüsen anzusehen 
sein, welche einen störenden Einfluss auf die Lymphbahnen ausgeübt 
hat. Doch soll dies nur als Yermuthung, nicht als Behauptung aus¬ 
gesprochen sein. 

Die Heilung verlief ungestört. Die Wunde verschloss sich von innen 
her, die Drains mussten verkürzt werden und konnten schliesslich ganz 
wegfallen. Am 31. Juli 1894 wurde G. als geheilt in chirurgischem 
Sinne zu seinem Truppentheile entlassen. Die Operationswunde war 
in Gestalt eiuer tief eingezogenen Narbe fest verschlossen, der Genesene 
erfreut sich des besten subjektiven wie objektiven Wohlseins. Die tiefen, 
mit der Unterlage fest verwachsenen Narben haben freilich seine Brauch¬ 
barkeit für den Militärdienst aufgehoben. 

A. Loewy und P. F. Richter (Berlin): Ueber Aenderungen der 
Blutalkaleszenz bei Aenderungen im Verhalten der Leuko- 
cyten. Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, No. 39. 

A. Loewy und P. F. Richter (Berlin): Ueber den Einfluss von 
Fieber und Leukocytose auf den Verlauf von Infektions¬ 
krankheiten. Ebenda No. 15. 

1. Bei Kaninchen (Pflanzenfressern) konnten die Verfasser nach 
intravenöser Einspritzung von Pepsin, Pepton, Hemialbumose, Spermin 
und Diphtherieheilserum (Schering) regelmässig eine eiuige Stunden 
währende, nicht selten beträchtliche Erhöhung der Alkaleszenz des Blutes 
beobachten, mit welcher gleichzeitig ein Zerfall zahlreicher Leukocyten 
verbunden war. Dieser Verminderung der Zahl der Leukocyten folgt, 
nach einigen Stunden eine Vermehrung derselben (Hyperleukocytose); 
gleichzeitig nimmt die Alkaleszenzerhöhung wieder ab. Die Bestimmung 
der Alkaleszenz wurde nach einer von Loewy erprobten Methode durch 
Titriren des lackfarbenen Blutes mit */«» Normalweinsäure, unter Be¬ 
nutzung von Lackmoidpapier als Indikator, ausgeführt. — Bei Hunden 
(Fleischfressern) blieb bei den gleichen Versuchen die Blutalkaleszenz 
unverändert; die Verminderung der Leukocytenzahl war gar nicht oder 
nur in geringem Maasse nachzuweisen, wohl aber regelmässig die später 
ein tretende Vermehrung der Leukocyten. — Beim Menschen (gemischte 
Kost) will Loewy in einigen Krankheiten, in welchen ein gesteigerter 
Zerfall von Leukocyten wahrscheinlich ist, z. B. Leukämie, Sepsis und 
Pneumonie, eine ganz beträchtliche Erhöhung der Blutalkaleszenz gefunden 
haben. 

2. Hildebrandt und Walther hatten angegeben, dass Kaninchen, 
deren Eigenwärme künstlich (im Thermostaten) auf Fieberhöhe (40° bis 
42° C) erhöht worden ist, Inlektionen mit Pneumokokken und Ferment¬ 
intoxikationen besser ertragen und länger am Leben bleiben als Kaninchen 
mit Normaltemperatur. Loewy und Richter haben diese Versuche in 
grösserer Ausdehnung wiederholt Durch den Sachs-Aronsohn sehen 
Hirnstich (in das corpus striatum) gelang es, die Körpertemperatur von 
Kaninchen tagelang auf 42° C. zu erhalten. Wurden derartige Kaninchen 
mit Bazillen der Diphtherie, der Hühnercholera, des Schweinerothlaufs 
und Pneumokokken infizirt, so ertrugen sie das Zwei- bis Dreifache der 
sonst tödlichen Dosis, ohne zu sterben, und blieben bei tödlicher Infektion 


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viel länger am Leben. Am deutlichsten war diese Wirkung bei solchen 
Infektionserregern, welche auch ausserhalb des Organismus schon bei 
42° C. in der Virulenz abgeschwächt werden (Pneumokokken). — Bei 
den Infektionskrankheiten des Menschen wird bekanntlich als eine häufige, 
vielleicht regelmässige Begleiterscheinung Leukocytose beobachtet. 
Welchen Einfluss dieselbe auf den Verlauf der Infektion hat, suchten die 
Verfasser dadurch zu prüfen, dass sie an Kaninchen künstlich, durch 
intravenöse Injektion von Spermin und Gewebssäften, Leukocytose er¬ 
zeugten und dann die Infektion Vornahmen. Der Erfolg war bei der 
Pneumokokkeninfektion, welche bisher allein geprüft wurde, ein eklatanter. 
Wurde die Leukocytose durch wiederholte Spermineinspritzung mehrere 
Tage erhalten, so gelang es stets, die Kaninchen, welche das Drei- bis 
Vierfache der sonst tödlichen Dosis erhalten hatten, zu heilen. Wesentlich 
geringer war der Erfolg, wenu die Leukocytose erst 24 Stunden nach 
erfolgter Infektion erzeugt wurde; doch konnte auch hier das Leben 
erheblich verlängert werden. — Die Verfasser schliessen aus ihren Ver¬ 
suchen, dass der Organismus in dem Fieber und in der Leuko¬ 
cytose Einrichtungen besitzt, welche einer Infektion gegenüber 
als Schutzkräfte dienen können. A. Hiller (Breslau). 


S. Riva-Rocci und G. Cavallero (Turin): Zur Frage der Wasser¬ 
retention im Fieber. Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, 
No. 33. 

Glax hatte bei Typhuskranken das täglich ausgeschiedene Harnwasser 
mit der durch die Nahrung eingefuhrten Wassermenge verglichen und 
gefunden, dass die Wasserbilanz im Organismus nicht direkt abhängig 
ist vom Fieber, sondern von der Leistungsfähigkeit des Herzens und der 
Spannung der Gefässe. Die Ausscheidung von Wasser (genauer: die 
Harnmenge) im Verhältnis zur Wasseraufnähme nimmt im weiteren 
Verlaufe der Krankheit immer mehr ab; die Wasserretention ist gegen 
Ende der Krankheit am grössesten (Hydrämie) und bedingt hier die 
Neigung zu Oedemen und Hydrops. — Die Verfasser wenden hiergegen 
ein, dass die Harnmenge allein für die Beurtheilung der Wasserausscheidung 
nicht genüge und daher die Schlussfolgerungen anfechtbar seien. Sie 
haben deshalb bei Fiebernden nicht bloss das Harnwasser, sondern auch 
das im Koth ausgeschiedene Wasser direkt bestimmt, dagegen das durch 
die Lungen und durch die Haut ausgeschiedene Wasser aus dem Gewicht 
der eingeführten Stoffe, den Aenderungen des Körpergewichts und dem 
Gewicht der ausgeschiedenen festen Stoffe berechnet (die Art der 
Rechnung ist nicht klar, Ref.). Sie kommen dabei zu einem ganz anderen 
Ergebniss: es giebt eine wahre Wasserretention im Fieber, 
welche von dem pyrogenetischen Prozess abhängt Dieselbe 
schreitet nicht gleichmässig mit dem Fieber fort, sondern es tritt all¬ 
mählich ein Gleichgewichtsverhältniss ein; sobald das Fieber zu fallen 
beginnt, wird mehr Wasser ausgesebieden als eingeführt (Die beigefugte 
Uebersicht über die Temperatur, die Wasserzufuhr und die Wasserabgabe 
in einem Krankheitsfalle vom 8. bis zum 29. Krankheitstage lässt dies 
aber durchaus nicht erkennen. Vielmehr ist die berechnete Wasser¬ 
ausscheidung während der ersten 16 Tage mit hohem Fieber zwischen 
39° und 40,4° C. nur an drei zerstreuten Tagen um 253, 892 und 159 ccm 
geringer als die Wasseraufnahme, an allen übrigen Tagen aber grösser 
als die Wasserzufuhr. Auch zeigt das Stadium des Temperaturabfalles 


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fast gar keinen Unterschied in der Wasserbilanz vom Fieberstadium, 
insofern die Mehrausscheidung von Wasser hier nicht grösser ist als in 
jenem und sogar an einem Tage bei 37,8° C. Temperatur die Wasser¬ 
ausscheidung gegen die Einfuhr vermindert ist Ueberhaupt könnte nur 
an vier Tagen, die im Anfang, in der Mitte und am Ende der Krankheit 
liegen und sehr verschieden hohes Fieber aufweisen — z. B. 40° und 
37,8° C.! — von einer massigen Wasserretention gesprochen werden. — 
Von einer Widerlegung der Schlussfolgerungen von Glax, die übrigens 
auch mit den physiologischen und klinischen Erfahrungen weit besser 
im Einklang stehen, durch die Angaben der Verfasser kann somit nicht 
die Rede sein. Ref.) A. Hill er (Breslau). 


Treupel, G. (Freiburg i. B.): Beiträge zur Kenntniss der Anti- 
pyretioa und Antalgica. Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, 
No. 14. 

Treupel hat gefunden, dass die vom Anilin abstammenden Anti- 
pyretica, nämlich Antifebrin, Phenacetin, Exalgin und Pyrodin, 
im menschlichen Organismus sämmtlich in solche Produkte des Para- 
amidophenols übergehen, welche beim Kochen mit Salzsäure leicht freies 
Amidophenol abspalten. Es lag daher die Vermuthung nahe, dass die 
antipyretische Wirkung dieser Körper an die Abspaltung von 
Para-amidophenol und Para-acetamidophenol im Organismus 
gebunden sei. Diese Vermuthung hat sich thatsächlich bestätigt. 
Denn die beiden letztgenannten Körper setzen für sich allein schon beim 
fiebernden Menschen die Körpertemperatur in Dosen von 0,5 g rasch und 
energisch herab, um etwa 2 bis 3° C., unter gleichzeitigem starken 
Schweissausbruch; der Wiederanstieg der Temperatur ist bisweilen von 
Frösteln, Ohrensausen und Erbrechen begleitet Ausser der antipyretischen 
Wirkung besitzen beide Körper auch eine schwache an talgische. — Von 
beiden Grund Substanzen konnte Treupel nun eine ganze Anzahl neuer 
Verbindungen ableiten, welche in ihrer physiologischen Wirkung sich 
sehr ähnlich verhielten. Wurde in Para-acetamidophenol das Wasserstoff¬ 
atom der (HO—) Hydroxylgruppe der Reihe nach durch Methyl (CH3), 
Aethyl (C* H 5 ), Propyl (Cs H 7 ), Butyl (C» H 9 ) und Amyl (C 5 Hn) ersetzt, 
so entstanden Substanzen, welche sämmtlich antipyretische und anti- 
neuralgische Wirkungen äussern, aber in sehr verschiedenem Grade. Die 
Methyl-Verbindung ist bereits als Methacetin und die Aethyl-Verbindung 
als Phenacetin bekannt. Die antipyretischen sowie die antineuralgischen 
Wirkungen sind am stärksten beim Methacetin, dem Anfangsgliede 
dieser Reihe; sie nehmen mit steigender Grösse der Alkyl-Verbindung an 
Stärke ab, so dass die Amyl-Verbindung nur noch schwache antipyretische 
Eigenschaften aufweist. Bei allen diesen Körpern lässt sich im Blute 
der Thiere Methämoglobinbildung nachweisen, verbunden mit Schläfrigkeit, 
taumelndem Gang, ataktischen Bewegungen, bisweilen Erbrechen und 
Cyanose, jedoch in verschieden starkem Grade. Sie sind am geringsten 
beim Phenacetin. Demnach hat Methacetin die stärkste Wirkung, 
aber Phenacetin die geringste Giftigkeit — Von Phenacetin 
konnte Treupel abermals eine Reihe neuer Verbindungen ableiten, indem 
er das noch vertretbare Wasserstoffatom der (NH—) Imid-Gruppe der 
Reihe nach durch Methyl, Aethyl, Propyl etc. ersetzte; er erhielt so Körper, 
welche neben der antipyretischen eine ausgesprochen an talgische bezw. 
narkotische Wirkung äusserten. Beim Menschen zeigte wiederum das 


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erste Glied der Reihe, Methylphenacetin, die stärkste antalgische und 
schlafbringende Wirkung, welche die Wirkung der Muttersubstanz um das 
Vierfache übertrifft; 0,5 g gleich 2,0 g Phenacetin. Der Verwendung dieses 
Körpers in der Praxis steht aber seine Giftigkeit entgegen; er ruft leicht 
Reizung des Magens (Erbrechen) und der Nieren hervor. Dem Aetbyl- 
phenacetin hingegen kommen bei guter antalgischer Wirksamkeit diese 
üblen Nebenerscheinungen nicht zu. Diese Substanz eignet sich gut zur 
Verwendung als Antipyreticum und Antalgicum. 

Schliesslich ist es Treupel gelungen, eine neue Verbindung herzu¬ 
stellen, welche das P—Acetamidophenol (den Träger der antifebrilen Wirkung) 
mit dem narkotisch wirksamen Aethylderivat vereinigt, und zwar in dem 
Molekül der hypothetischen Kohlensäure CO(oh* DiesesP — Acetamido- 
phenol-äthyl-carbonat ist ungiftig und eine Dose von 0,5 g beim 
Menschen antifebril und anti neural gisch sehr wirksam. 

A. Hi Iler (Breslau). 

Technik der histologischen Untersuchung pathologisch-ana¬ 
tomischer Präparate. Für Studirende und Aerzte von Professor 
Dr. C. v. Kahlden. Verlag von S. Fischer - Jena. Dritte vermehrte 
und verbesserte Auflage. 

Das Buch ist als Beigabe zu dem Lehrbuch der pathologischen 
Anatomie von Ziegler erschienen und hat in seiner dritten Auflage viel¬ 
fach Vermehrungen und Aenderungen erfahren. Es lehrt in kurzer, über¬ 
sichtlicher Darstellung den Gebrauch des Mikroskops, die Untersuchung 
frischer Präparate, die Härtung, Entkalkung, Einbettungs-, Injektions¬ 
und Schueideverfahren, das Färben, die Untersuchung degenerativer Ver¬ 
änderungen wuchernder Gewebe, der Bakterien, Pilze (Schimmel- und 
Spross-) und thierischen Parasiten, die Behandlung der einzelnen Gewebe 
und Organe und schliesslich gerichtliches Mikroskopiren. Besonders 
eingehend ist die Färbung der Bakterien, des Blutes und vor Allem des 
Nervensystems behandelt mit Berücksichtigung der neuesten Methoden. 

Martens. 


Dr. Carl Günther, Privatdozent an der Universität, Kustos des Hygiene- 
Museums zu Berlin: Einführung in das Studium der Bak¬ 
teriologie. Für Aerzte und Studirende. Leipzig 1895. Verlag von 
G. Thieme. 461 Seiten. Vierte vermehrte und verbesserte Auflage. 
Mit 72 nach eigenen Präparaten vom Verfasser hergestellten Photo¬ 
grammen. 

Die Bakteriologie hat sich mit der Zeit als besonderes Lehrfach in 
die vielseitigen medizinischen Wissenschaften eingereiht, mit dem sich 
jeder Mediziner nothgedrungen beschäftigen muss. Als ein vorzügliches 
Lehrbuch kann ihm dazu das vorliegende Werk, dessen schnell aufeinander 
folgende Auflagen von seiner Verbreitung zeugen, sowohl als Leitfaden 
für die bakteriologischen Kurse, als auch zur weiteren Fortbildung 
empfohlen werden. Ja selbst ohne weitere Anleitung dürfte es mittelst 
dieses Buches gelingen, sich mit der Bakteriologie vertraut zu machen, 
zumal durch die zahlreichen naturgetreuen Photogramme sehr zur Veran¬ 
schaulichung des Textes beigetragen wird. In dem Beifügen derselben 
liegt ein grosser Vorzug des Werkes gegenüber anderen ähnlichen, ohne 
dass es dadurch zu sehr vertheuert würde (der Preis beträgt nur 10 Mk.). 


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Die neue Auflage ist erheblich erweitert, mehrere Abschnitte sind 
von Grund aus umgearbeitet, andere neu eingefugt worden. Dabei sind 
auch die neuesten Untersuchungen berücksichtigt worden. Durchweg giebt 
Verfasser einen kurzen historischen Ueberblick mit Hinweis auf die 
Originalabhandlungen der Autoren. 

Im ersten Abschnitt werden zunächst die allgemeinen Form- und 
Lebens Verhältnisse der Bakterien besprochen, dann die Beobachtungs- und 
Züchtungsmethoden. Besonders eingehend ist die mikroskopische Technik 
behandelt worden und speziell wird auch die Theorie des Abbe sehen 
Beleuchtungsapparats, der Immersion und der Blendung leicht verständlich 
gemacht. Die Schilderung der Färbungsmethoden uud der Herstellung 
der Farblösungen, im nächsten Kapitel die der Bakterienzüchtung ud3 
der Bereitung der verschiedenen Nährböden berücksichtigt alle die ver¬ 
schiedenen kleinen Schwierigkeiten bis ins Einzelne. Im Anhang folgt 
eine Darstellung der bakteriologischen Luft-, Wasser- und Bodenunter¬ 
suchung. 

Der nächste Theil des Werkes lehrt uns die Bakterien (bezw\ in 
einem Anhang die Schimmelpilze und Protozoen) als Krankheitserreger 
kennen. In einer Einleitung schildert Verfasser die Lehre von der Infektion, 
Immunisirung und Heilung. Dann werden die einzelnen pathogenen 
Bakterien nach Form, Vorkommen, Verhalten bei Färbung und Züchtung 
und sonst noch etwa in Frage kommenden Verhältnissen beschrieben. 

Im letzten Abschnitt werden die wuchtigsten Saprophyten kurz be¬ 
sprochen. Das Buch schliesst dann mit den schon erwähnten 72 Photo¬ 
grammen. Die Ausstattung des Werkes ist recht gut. Martens. 

Dr. W. Ohlmüller: Die Untersuchung des Wassers. Leitfaden 
zum Gebrauch im Laboratorium für Aerzte, Apotheker und Studirende. 
Berlin 1894. Verlag von Julius Springer. 178 Seiten mit 74 Text¬ 
abbildungen und einer Lichtdrucktafel. 

Das Buch soll als Leitfaden in kompendiöser Form für Arbeiten im 
Laboratorium dienen. Dementsprechend bringt es in aller Kürze die 
verschiedenen Untersuchungsmethoden und den Gang derselben. 

Nach einer kurzen Einleitung über das Wasser im Haushalt der Natur 
bespricht Verfasser die Probeentnahme desselben mit Berücksichtigung 
der in Frage kommenden (wie örtlichen, meteorologischen) Verhältnisse, 
dann die physikalische Untersuchung und den Werth derselben, der wohl 
noch höher anzuschlagen ist, als es Verfasser schon betont. Der nächste 
Abschnitt bringt kurzgefasst, aber ausführlich und auch für den weniger 
Bewanderten verständlich die chemische Untersuchung des Wassers — 
sowohl die qualitative wie quantitative. 

Es folgt die mikroskopische Untersuchung auf fremde Bestandtheile 
und grössere im Wasser befindliche Organismen mit Abbildungen der 
wichtigsten, dann die bakteriologische Prüfung. Das Verhalten der 
Bakterien zum Wasser, die Wasserentnahme wird beschrieben, dann die 
Bereitung der Nährböden und Farblösungen, die Bakterienzücntung und 
-Beobachtung auch im Allgemeinen, was wohl als bekannt hätte voraus¬ 
gesetzt werden können. Bezüglich der einzelnen Arten der Bakterien 
und des Nachweises der pathogenen wird auf die betreffende Litteratur 
verwiesen. 

Der letzte Abschnitt behandelt die Benutzung und Verwerthung der 
Untersuchungsergebnisse. Martens. 


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Mittheilungen. 

Historisehe Vebersicht über das Sanitätswesen bei der 
Königlich Schwedischen Flotte. 

Vortrag bei der Jahresversammlung der Schwedischen Militärärztlichen 
Gesellschaft am 23. September 1893 von Regimentsarzt 
Wilhelm v. Döbeln. 

Tidskrift i Militär Helsovärd. 1894. 

Aus dem sehr ausführlichen Vortrag kann hier nur das Wichtigste 
im Auszug gegeben werden. Um 1500 war die Kriegsflotte ständig auf 
sechs Hafenplätze vertheilt, welche später auf 12 vermehrt wurden. Die 
geringfügige damalige Krankenpflege wurde von „Bartscheerern“ oder 
„Barbieren“ ausgeübt, welche meist recht unwissend und oft Abenteurer 
schlimmster Sorte waren. (Am 13. April 1535 verlangte der König von 
Bürgermeister und Rath in Arboga, „den Bartscheerer Anders, welcher in 
der Stadt ist“, nach Stockholm zur Flotte zu schicken.) Erik XIV. ver- 
ordnete 1566, dass die Kranken nicht bei der Flotte bleiben, sondern auf 
ein besonderes Schiff gesetzt und an abseits gelegenen, gesunden Orten 
untergebracht werden sollten. Uebrigens konnten selbst mit Bartscheerem 
nur die hauptsächlichsten Schiffe versehen werden. Im Jahre 1563 waren 
auf 27 Schiffen nur 7, 1564 auf 44 Schiffen 13 und 1567 auf 47 Schiffen 
nur 17 dergleichen. Gustav Adolf bestellte 1612 den „Meister Marcus, 
Barbier, zum Verbinden u. s. w. aller Seeleute und Werftarbeiter in 
Stockholm ausser den an Pocken oder Franzosen (Syphilis) Erkrankten“. 
Seit 1620 finden sich Bartscheerer in den Löhnungslisten des Stockholmer 
Kriegshafens und 1634 sogar ein Meister und zehn Gehülfen. Etwas 
besser stand es mit Apotheken. Schon 1575 erhielt Antonius Busenius 
die Berechtigung, neben der Apotheke im Schloss eine solche in der Stadt 
zu halten. Als Bezahlung erhielten die Bartscheerer um 1560 7 bis 
13 Thaler, 8 Ellen Stoff zu Kleidern und Kost in natura, um 1580 20 Thaler, 
12 Ellen Stoff und Kost, 1621 nur baar 135 Thaler, endlich 1634 wird 
ein Barbiermeister Hans Länstern mit 2 ( X)6 Thalern Gehalt aufgeführt. 
Interessant ist es, zu erfahren, dass die meisten dieser Leute eingewanderte, 
wenn auch oft wenig studirte Deutsche w T aren. Eine Aufsicht über ihre 
Studien oder ihre Dienstfübrung bestand nicht, daher die Gesundheits¬ 
verhältnisse auf den Schiffen häufig recht unbefriedigende waren. So war 
1675 die Flotte gezwungen, zurückzukehren, da von 10000 Mann über 2000 
erkrankt waren. 

Im Jahre 1679 führt der Etat der Admiralität 1 Medikus, 2 Barbierer¬ 
meister mit 600 Thaler, 30 Gesellen mit je 252 Thaler und 1 Apotheker 
mit 200 Thaler Gehalt auf. Die neu erbaute Flottenstation Karlskrona 
erhielt noch 1681 1 Medikus, 1 Barbierermeister, 3 Gesellen und 1 Bruch¬ 
schneider. Letztere Stelle ging 1719 wieder ein. Die Instruktion für das 
Admiralitätskollegium vom 9. Oktober 1689 bestimmte, dass Verwundete 
und Krauke der Flotte auf Kosten der Krone gepflegt und sofort in 
bestimmte Baracken einlogirt werden sollen. Es sollen Personen zur 
Pflege bestimmt, statt der salzigen Schiffskost frisches Fleisch etc. verab¬ 
reicht und die Kranken gehörig beaufsichtigt werden. Auch wurde noch 
unter Karl XI. in Karlskrona ein Admiralitätskrankenhaus erbaut, zumeist 
durch russische und polnische Kriegsgefangene. Trotzdem war die 


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Morbidität an Bord ungeheuer. Im Jahre 1712 verlor die Flotte an 
Todten und Kranken 43% in sechs Monaten, ohne mit dem Feinde 
zusammenzukommen. Während des Krieges 1741 und 1742 lagen 
15 Kriegsschiffe unter Admiral Rayolin im Finnischen Meerbusen. Das 
Trinkwasser musste 5 Meilen weit herbeigeschafft werden, die Lebensmittel 
verdarben durch die Sommerhitze, und als am 3. August 1741 die Kriegs¬ 
erklärung gegen Russland anlangte, waren 48%, fünf Tage später sogar 
61% der Besatzung todt oder krank, vermutblich an Ruhr, auch der 
Admiral starb im September und völlig kriegsunbrauchbar musste die 
Flotte im Oktober zurückkehren. Ohne Kampf hatte sie in einem Kriegs¬ 
jahr etwa 7000 Mann verloren. Am 14. März 1743 wurde in deutscher 
Sprache eine Instruktion für Feldscheergesellen erlassen, aus welcher 
hervorgeht, dass damals iu Stockholm ein Admiralitätsfeldscheer vorhanden 
war, ferner an Bord beim Chef ein Doktor und ein Feldscheermeister, 
unter welchem die anderen Feldscheerer standen. In Karlskrona wurde 
1750 bis 1751 eine Kaserne für das Werftpersonal erbaut, welche 1756 
in ein Krankenhaus umgewandelt wurde, womit die Barackenbehandlung 
aufhörte. Das Gebäude bat bis 1866 als Lazareth gedient Seit 1758 
wurde von den Feldscheerern der Besuch eines anatomischen Kursus 
und ein Examen vor dem Professor der Anatomie in Stockholm verlangt, 
und den 8. Oktober 1760 beschloss das Admiralitätskollegium, um auch 
nach geschehener Entlassung sich Feldscheerer für künftige Expeditionen 
zu sichern, einzelnen nach Verdienst gewisse „Sustentationsgelder“ zu 
zahlen gegen die Verpflichtung, künftig wieder einzutreten. Dies kann 
als der Anfang der Stipendien für Militärärzte betrachtet werden, vrelche 
1836 dauernd cingeführt wurden. 

Verbesserte Bestimmungen über Krankenpflege erschienen 1776 und 
wurden 1783 durch Einrichtung von drei Departements erheblich erweitert. 
Dennoch trat 1788, eingeschleppt durch ein erobertes russisches und 
mit russischen Gefangenen besetztes Schiff, in Karlskrona wieder eine 
entsetzliche Epidemie auf. Es wurden in Hamburg 30 Feldscheerer an¬ 
geworben, aber es war ein Tropfen auf einen heissen Stein. Vom November 
1788 bis Ende 1790 wurden iu Karlskrona über 26 000 Kranke verpflegt, 
von welchen über 5000 starben. Erst im Jahre 1802 wurde auf Vorschlag 
des ersten Admiralitätschirurgen Palander in Karlskrona eine klinische 
Lehranstalt für Feldscheerer der Flotte eingerichtet und 1808 wurde 
bestimmt, dass die Flottenärzte zum Sanitätskorps gehören und wie die 
Aerzte des Heeres unter dem Chef des Sanitätswesens stehen sollten, es 
wurde ferner für den ältesten Arzt der hinausgehenden Flotte, welcher 
den Befehl über sämmtliche anderen hatte, der Titel „Geschwaderarzt“ 
und für die Feldscheergesellen der Titel „Unterarzt“ eingeführt. 

Trotz dieser Verbesserungen w'ar das Elend auf der Flotte während 
des Krieges 1808 bis 1809 wieder unendlich gross. Weitere Veränderungen 
des Sanitätswesens fanden 1818, 1824, 1836 und 1852 statt. Erst jetzt 
wurde im Gehalt der Naturalbezug von Getreide aufgehoben, während 
bereits seit 1840 nur noch Studirende der Medizin als Stipendiaten 
zugelassen wurden. Seit 1858 betiug der Etat der Flotte 1 Feldarzt, 
3 Regimentsärzte, 6 Bataillonsärzte 1. Kl., 3 Bataillonsärzte 2. Kl. und 
10 Stipendiaten. Im Jahre 1864 wurden die Krankenpflegeangelegenheiten 
an zwei Behörden übertragen, nämlich Aerzten für die medizinischen 
Sachen, Materialverwaltern für die Geräthe. Seit dem 1. Januar 1877 
ist folgender Etat in Geltung: 1 Oberfeldarzt mit 4000 Kronen, 2 Regiments- 


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560 


ärzte mit 2800 Kronen, 6 Bataillonsärzte 1. Kl. mit 1800 Kronen, 7 Stipen¬ 
diaten mit 600 und 8 mit 500 Kronen Gehalt. Ausserdem erhalten diese 
Sanitätsoffiziere Tagegelder, welche beim Dienst an Land für Feld- und 
Regimentsärzte 4 Kronen, für Bataillonsärzte 3 Kronen betragen. 

Das Militärgesundheitskomitee hat als weitergehende Wünsche aus¬ 
gesprochen, dass das Sanitätskorps der Flotte mit dem des Heeres vereinigt 
und unter die Oberaufsicht des Generalstabsarztes gestellt wird, dass das 
Sanitätspersonal der Flotte direkt einem Oberstlieutenant im Sanitätskoips 
unterstellt wird, der den gesammten Sanitätsdienst sowie das Material 
beaufsichtigt und einerseits vom Generalstabsarzt, andererseits vom Flotten¬ 
chef abhängt, und dass die Beförderungen nach denselben Grundsätzen 
wie in der Armee geschehen. 

Die gegenwärtige Einrichtung wird, was die Zahl der Aerzte betrifft, 
für Friedenszeiten als hinreichend erachtet, während im Uebrigen namentlich 
in Bezug auf Krankenräume und sanitäre Einrichtungen an Bord noch 
viel zu wünschen geblieben ist. 

Der viele interessante Einzelheiten bietende Vortrag ist gefolgt von 
einem, wie es scheint, vollständigen Verzeichniss aller Aerzte, welche 
vor 1800 bei der Flotte Dienst gethan haben. Die zum Theil mit kurzem 
Lebenslauf versehene Anmerkungen über Admiralitäts-Medici, Feldscheerer- 
meister und Oberfeldärzte reichen bis 1644 zurück. Ein zweites Yerzeichniss 
bringt in alphabetischer Reihenfolge die Namen sämmtlicher Aerzte, welche 
von 1800 bis 1890 in der Flotte gedient haben. Stechow. 

Guttmann P.: Gesundheitspolizeiliche Maassnahmen gegen 
Entstehung und Verbreitung von Malariäerkrankungen. — 
Vierteljahrschrift für gerichtliche Medizin 1895, Heft 3. 

Guttmann giebt am Schlüsse seines interessanten Aufsatzes ein 
ausführliches Litteratur-Verzeichniss, auf welches hier besonders auf¬ 
merksam gemacht sei. 


Das Augustheft 1895 der Therapeutischen Monatshefte enthält 
eine Zusammenstellung der werthvolleren therapeutischen Be¬ 
obachtungen im Jahre 1894: auf dem Gebiete der Kinderheilkunde 
von Pauli—Lübeck, der Chirurgie von E. Kirchhoff—Berlin, 
der Geburtshülfe und Gynäkologie, sowie der inneren Medizin von 
H. Eisenbart —München, der Syphilis etc. von G. Meyer —Berlin. 

Medizinal-Kalender für den Preussischen Staat auf das Jahr 1896. 
Berlin bei Aug. Hirschwald. 

Der altbewährte und Vielen unentbehrlich gewordene Hirschwaldsche 
Kalender ist in seinen bekannten zwei Theilen: 

I. Geschäftskalender — Heilapparat; Verordnungslehre — Diagnosti¬ 
sches Nachsch lagebuch. 

II. Verfügungen und Personalien des Zivil- und Militär-Medizinal¬ 
wesens in allen deutschen Staaten 

wieder erschienen. — Die Personalien der Sanitätskorps sind recht sorgsam 
vom Rechnungsrath Hellmund bearbeitet. Theil I ist herausgegeben vom 
Medizinalrath Dr. Wer nick. 


Gedruckt in der Königlichen Hofbachdruckerei ronE.S. Mittler & Sohn, Berlin SW.,Kochstr.68—71. 


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Viertes*) ausführliches Sachregister 

za den 

Jahrgängen 1890 bis 1895 

der 

Deutschen Militärärztlichen Zeitschrift. 


Alphabetische Uehersicht der Allerhöchsten Kabinets-Ordres and 
Ministerial-Verfügungen 

in den Amtlichen Beiblättern zur Deutschen Militärärztlichen Zeitschrift, 
von 1890 bis 1895. 


Inhalt der Verordnungen, Reskripte etc. 

A. 


Abdampfschalen aus emaillirtem Eisen. 

Aenderungen der Bestimmungen über Bade- und Brunnenkuren 

Aerzte des Beurlaubtenstandes. 

— (Einjährige und Unter-), Lebenslauf. 

Alkohol (undenaturirter), Steuerfreiheit. 


Alters- und Invaliditäts-Versicherung in der Armee (s. auch 
Invaliditäts-Versicherung). 

A1 u m i n i u m- Feldflaschen, -Kochgeschirre.| 


Amputirte von 1870/71, Bericht über die mit künstlichen Gliedern 

Versehenen. 

Anlegung von Inaktivitäts-Abzeichen. 

,An mein Heer“ (27. Januar 1895). 

Anordnungen über Lazarethkranke mit mehr als zweimonatlicher 
Behandlungsdauer sind nicht mehr zu melden. 

Anstreichfarbe in Lazarethen. 

Ap otheken geräthe, Beschaffung. 


—, Ersatz. 

—, Tragfähigkeit der Waagen. 

Apotheker (einjährig-freiwillige), Kommandirung 

Armeesattel, Einführung. 

Arzneibuch für das Deutsche Reich .... 


■{ 


Arzneigläser, Beschaffung (sechseckiger) 
Arzneikosten-Liquidationen .... 
Arzneimittel - Beschaffung und Unterbringung 


Bd. Seite. 


XXIII. 63. 
XXIV. 52. 
X£X. 59 
XX. 42. 
XIX. 73. 
XXI. 102. 
bis 104. 

XIX. 138. 

XXI. 78. 
XXII. 5. 

XIX. 26. 
XXIV. 62. 
XXIV. 9. 

XXIV. 59. 

XXII. 50. 
XXIII. 19. 

XIX. 27. 
XX. 1. 
XIX. 39. 
XXX. 129. 
XX. 5. 

XXI. 33. 
XIX. 16. 
XXX. 131. 

XXIV. 53. 
XXIV. 47. 

XXII. 5. 
XX. 11. 


*) Das erste derartige Register ist Dach Schluss des VI. Jahrgänge» (1877), 
das zweite , nach Schluss des XII. Jahrganges (1883), das dritte nach Schluss des 
XVIII. Jahrganges (1889) ausgegeben worden. 

a 


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II 


Inhalt der Verordnungen, Reskript« etc. 

Arznei- und Verbandmitel auf Schiessplätzen. 

Assistenzärzte, Revierdienst-Zulage. 

— des Benriaubtenstandes, Kurse. 

Aufnahmebestimmungen, neue, för die Militarärztlichen Bildungs¬ 
anstalten . 

Aufnahmescheine für Lazarethkranke. 

Aufnahmezimmer der Garnisonlazarethe. Meldetafel in denselben . 

Augenkrankheit, kontagiöse, in der Armee. 

Ausbildung der Lazarethgehülfen, Verwendung des Gesundheits¬ 
büchleins des Gesundheitsamts. 

Ausbildung jüngerer Sanitätsoffiziere im chefarztlicheii Dienst . . 

Ausbildungszeit für Feldlazareth-Aufseher, Beschränkung derselben 

auf drei Monate. 

Ausrüstu ngs- und Bekleidungsstücke, Einführung neuer Proben 


B. 


Badebestimmungen, Abänderung 


Badeinstitute, militärische.j 

Badekuren, Nachweisung von Vorkehrungen in Bädern . . . 

—, Unterstützung für Invalide. 

Bakteriologischer Kasten und Geräthe. j 

Bandagenkasten - Bezeichnung. 

Baracken(Holz-), Zementfussboden. 

v. Bardeleben, kriegschirurgische Bedeutung der modernen Geschosse 

Beamte (pensionirte), Wiederanstellung. 

Beamten-Unterstützungsfon dB. 

Beerdigungen von Mannschaften. 

Beförderungskosten kranker Mannschaften . 

— erkrankter Einjahrig-Freiwilliger aus dem Mauöverterrain . . . 

Begriffsbestimmung über Xeres-Wein. 

Behandlungsdauer Lazarethkranker. 

Behringsches Diphtherie-Heilserum, Bestimmungen über Abgabe und 

Gebrauch. 

Bekleidung und Ausrüstung der Militärkrankenwärter. 

Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke, Einführung neuer Proben . 

— -Vorschrift für Offiziere und Sanitätsoffiziere. 

Beköstigung der Kranken (nach der Beköstigungsübersicht) . . . 

— der Kranken, im Sommer ist thunlichst oft frisches und Dörrgemüse 

zu verwenden. 

Beköstigungsrechnungen werden vereinfacht. 

Bericht über Marschbelastung (Zuntz-Schnmburg). 

Berichte über Lazarethbesichtigungen. 

Beschaffung sechseckiger Arzneigläser. 

— von Lampen, nur für den nächsten Bedarf. 

— plastischer Modelle zum Lazarethgehülfen-Unterricht. 

— von Spielen zur Beschäftigung rekonvaleszenter Mannschaften im 

Freien. 

— von Waschbecken. 


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Bd. Seite. 

XXIII. 1. 
XXIV. 11. 
XXIV. 12. 

XXIV. 13. 

XXI. 125. 
XXIV. 50. 
XXII. 31. 

XXIV. 22. 
XXIV. 47. 

XXIV. 40. 
XXIV. 61. 


[ XIX. 66.86. 
XX. 53.59.81. 

XXII. 57. 
XXIII. 45.56. 
[ XXIV. 52. 
r XIX. 41. 
I XXII. 57. 
XXIV. 102. 

bis 106. 
XXIV. 48. 

XIX. 131. 
XXL 22.32. 
XXII.. 103. 

XXI. 22. 
XXII. 21. 
XXI. 51. 
XXIV. 78. 

XIX. 138. 
XXI. 9. 

XX. 21. 41. 

XX. 41. 
XXIV. 39. 
XXIV. 59. 

XXIV. L 9. 
XXIV. 71. 
XXIV. 61. 
XXIV. 32. 
XXIV. 23. 

XXIV. 21. 
XXIV. 40. 
XXIV. 60. 

XIX. 65. 
XXIV. 47. 
XXIV. 22. 
XXIV. 70. 

XXIV. 23. 
XXIV. 33. 


































Inhalt der Verordnungen, Reskripte etc. 

B eschwerdeführung, Bestimmungen über dieselbe. 

Beschwerden, Frist. 

Besichtigung der Lazarethe, Berichte.*. . . . 

Bestände, Wäsche*, der Feldlazarethe sind nach der TraindepoN 

Ordnung zu erhalten. 

Bestimmungen über Beschwerdeführung. 

Bettstellen in Garnisonlazarethen. 

Beurlaubte Mannschaften, Schnellzugsbenutzung durch dieselben 

Beurlaubtenstand, Aerzte des, Kontrollisten. 

—, Operationskurse. 

Beurlaubüngs Vorschriften. 

Bibliotheken-, Lazareth-, Bücherbeschaffung. 

Bildungsanstalten (militärärztliche), Aufnahmebestimmungen . . 

—, erhalten den Namen: Kaiser-Wilhelms-Akademie für das militär¬ 
ärztliche Bildungswesen. 

Blechkannen zum Kaffee-Transport . 

Branntwein (undenaturirter), Steuerfreiheit. 

Britanniametall-Esslöffel für Feldsanitätsformationen . . . . 

Bruchbänder für Invalide. 

Burschen-Mitnahme bei Reisen im Auslande. 


c. 


Cassel, Gamisonbcschreibung. 

Chefärztlicher Dienst, Ausbildung jüngerer Sanitätsoffiziere in 

demselben. 

Chirurgischer Etat der Garnisonlazarethe, Aenderung . . . . 

— — der Kadettenanstalten. 

Cholera, Verfügungen. 

bis 96. 96. 97. 


—, Denkschrift über — 1892, Versendung. 

—, in Hamburg. 

v. Coler Excellenz, Ernennung zum Honorarprofessor 

— A. K. O. an denselben. 

v. Criegernsches Lehrbuch der freiwilligen Krankenpflege 


D. 

Decken, wollene, Reinhaltung. 

—, wollene, Abgabe zu Transporten. 

Desinfektion mit Kalkmilch (Latrinen). 

Desinfektions-Apparate, Meldung über vorhandene . . . . 

-, Kosten Verrechnung. 

Desinfizirung von Kleidungsstücken. 

Destillir- (Dampf-) Apparate. 

Dienstanweisung vom 1. Februar 1894 . 

Dienstsiegel und -Stempel, Beschaffung. 

Diphtherie-Heilserum. 

-, Behringsches, Bestimmungen über Abgabe und Gebrauch . 

Divisionsarzt, Vertretung. 

Doeckersche Baracken, Oelanstrich . 

-, Transport.. 


III 


Bd. Seite. 

XXIV. 50. 
XXI. 41. 
XIX. 65. 

XXIV. 29. 
XXIV. 50. 
XX1I1. 9. 
XXIV. 32. 

XIX. 59. 
XXIV. 12. 
XXIV. 78. 

XIX. 3. 
XXIV. 13. 

XXIV. 101. 
XXIII. 18. 
XIX. 73 
bis 85. 
XXIV. 21. 
XXIV. 102. 
XX. 80. 


XXIII. 1.23. 

XXIV. 47. 
XXII. 68. 
XXIII. 30. 
XXI. 85 
113. 114. 115. 
XXII. 17. 

89. 90. 
XXIII. 54. 
XXII. 5. 
XXIII. 63. 

XXI. 49. 
XXIV. 101. 
XX. 69. 


XIX. 3. 
XXI. 32. 
XIX. 1.4. 
XIX. 2. 

XXI. 125. 

XXII. 7. 
XX. 5. 9. 

XXIII. 22. 

XX. 102. 
XXIII. 96. 
XXIV. 1.9. 
XX. 79. 
XXI. 63. 
XXIII. 63. 
a* 


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IV 


Inhalt der Verordnungen, Reskripte etc. 


DörrgemGse als Krankenkost. 

Dörrobst als Krankenkost. 

Drahtmatratzen, Schutz durch Packleinwand. . 
Drahtseile (Verzinnte) zum Auf hängen der Wäsche 
—, für Fenstervorhänge nicht zu verwenden . . . 

Drillicbröcke für Zivilkrankenwärter .... 
Druckformulare, Anfertigung. 

DruckVorschriften (Beschaffung, Revision). . . 


£. 

Einberufene Mannschaften, Zahlung von Familienunterstützung in 
Erkrankungsfallen. 

Einjährig-freiwillige Aerzte, Lebenslauf.j 

-, Löhnung. 

-, Einstellung am 1. April 1895 . 

-, Beförderungskosten erkrankter aus dem Manöver. 

-, Führung in Rapporten. 

— -freiwilliger Dienst, Zeugnisse '. 

Einkommensteuergesetz. 

Empyem (Pleura), Sammelforschung. 

Entfernungsbescheinigungen. 

Entlassungsanzüge für Militärkrankenwärter ....... 

ErsatzreservUten, Krankenwartedienst. 

— können nicht kapituliren. 

Erwerbsfähigkeit, Urtheil in Zeugnissen. 

Esslöffel von Blech sind bei Neubeschaffung für Feldsanitäts¬ 
formationen durch solche von Britanniametall zu ersetzen . 

Etat, Medizinisch-chirurgischer, Bescheinigung über die Führung des¬ 
selben . 

Exerzirpatronen 88. 


F. 

Familienunterstützung eingezogener Mannschaften. 

—, Zahlung in Erkrankungsfällen einberufener Mannschaften . . . 

Feldflaschen aus Aluminium.| 

Feldlazareth-Aufseher, Beschränkung der Ausbildungszeit der¬ 
selben auf drei Monate. 

Feldlazarethe, Wäsche-Bestände derselben sind nach der Train¬ 
depotordnung zu erhalten. 

Feldsanitätsformationen, Neubeschaffung von Esslöffeln aus 

Britanniametall. 

—, Stempel für dieselben sind K. G. zu zeichnen. 

—, Thermometerbeschaffung. 

Fenstervorhänge, Drahtseile. 

Ferngläser für Offiziere, Beschaffung .. 

Fernrohr (Doppel-), Bezug.. . . 

Feuerungsbedarf für Desinfektionsöfen. 


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Bd. Seite. 

XXL 101. 
XXIIL 37. 
XXIV. 21.69. 
XXIIL 45. 
XXIV. 69. 
XXL 61. 
XXI. 1. 
XXIIL 9. 
XXII. 65. 
XXI. 54. 
XXII. 1. 
XXIIL 73. 


XXIV. 12. 
r XX. 42. 
XXIL 21. 
XXL 9. 
XXIV. 2. 
XX. 41. 
XX. 102. 
XXL 65. 

127. 
XX. 81. 
XX. 4. 
XXII. 58 
bis 59. 
XXIV. 3. 
XXIII. 54.96. 
XXIV. 30. 
XX. 82. 

XXIV. 21. 

XXIV. 22. 
XXII. 7. 


XXL 65. 
XXIV. 12. 
XXL 78. 
XXIL 5. 

XXIV. 40. 

XXIV. 29. 

XXIV. 21. 
XXIV. 77. 
XXIV. 11. 
xxm. 9. 
XXL 126. 
XXIL 8. 
XX. 79. 







































y 


Inhalt der Verordnungen, Reskripte etc. 


Flaschenyerrechnung (für grössere Flaschen). 

Fleischkonservirungsmethoden, Versand des Werkes über . 

Fleischschneidemaschinen für Lazarethe. 

Formationsänderungen aus Anlass des Etats: 

1890/91 . 

1891/92 . 

1893/94 . 

1895/96 .. 


Fortbildungskurse für aktive Sanitätsoffiziere 


— für Sanitätsoffiziere des Beurlaubtenstandes 


Frankirung von Dienstschreiben. 

Friedens-Sanitäts-Ordnung vom 16. Mai 1891, Ausgabe . 
-, Beilagen Sonderdruck. 

-, Ausfuhrungsbestimmungen. 

-, Druckfehlerberichtigung. 

— .-, Erläuterung. 


-, Veränderungen 


Friedrich-Wilhelms-Institut, s. Bildungsanstalten (militärärztl.) 

Fahr kosten, Entschädigung ffir Gänge im Revierdienst . 

Fussartillerie und Pioniere, Litewka-Einführung. 

Fussbodenanstrich in fiskalischen Gebäuden. 


Bd. Seite. 

XXIV. 

71. 

XXII. 

42. 

XXI. 

102. 

XXIII. 

20. 

XIX. 

29. 

XX. 

31. 

XXII. 

42. 

XXIV. 

33. 

r XIX. 

27. 

i 39.114. 

XX. 

21. 

Ixxi. 21 . 

101. 

1 XXII. 

29. 

XXIII. 

20. 

80.94. 

1XXIV. 77.93. 

XIX. 

39. 

XXII. 

20. 

XXIV. 

12. 

XXL 

12. 

XX. 

60. 

xxni. 

79. 

XX. 

71. 

XXIII. 

20. 

XXI. 

54. 

XXII. 

22. 

XXI. 

126. 

XXII. 77.105. 

XXIII. 

81. 

XXIV. 

101. 

XXIV. 

48. 

XXIV. 

23. 

xxn. 

65. 


G. 

Gabeln und Messer in Lazarethen, bei Bedarf mit vernickelten Griffen 

beschaffen. 

Gänge im Waffendienst sind alle Wege im Interesse des Dienstes . 
Gardes du Corps-Rekruten, Gewichtsgrenze. 


Garnisonbes chreibungen 


—, Verrechnung der Pläne etc. für dieselben. 

Garnison karte. 

Garnisonlazarethe, Zeichnungen. 

—, Baulichkeiten, Meldetermin, Veränderungen, Zeichnungen, Nach-j 
Weisungen.| 

—, Veränderungsnachweise. 

—, Meldetafel im Aufnahmezimmer derselben. 

Gasexplosionen in Lazarethen. 

Gasglühlichtbrenner. 

Gebäudenachweisungen. 

Gebäudezeichnungen.j 


XXIV. 

21. 

XXIV. 

24. 

XIX. 

30. 

XIX. 

13. 

29. 40. 

XXIII. 

1.23. 

XXIV. 

77. 

XXII; 

104. 

XXI. 

1 . 

XIX. 

55. 

bis 57. 

XX. 

104. 

XXIII. 

1 . 

XXIV. 

50. 

XXIII. 

73. 

XXIII. 

53. 

XX. 

104. 

XXI. 

1 . 

XXIII. 

64. 


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VI 


Inhalt der Verordnungen, Reskripte etc. 


Gebisse (künstliche). 

Geisteskranke, Ausstattung mit Zivilkleidong. 

Geistliche, Uebnngen derselben in Garnisonlazarethen . . . 

Geldmittel-Verausgabung und Verrechnung in Lazarethen 
Gelenkrheumatismus, Rapportwesen. 

Gemeindezwecke, Abgaben für. 


Gemüse, Dörr- und frisches, Verwendung im Sommer zur Krankeu- 

beköstigung. 

Gemüsekonserven, Portionssätze. 

Generalarzt, Vertretung. 

General-Militärkasse, Werthpapier-Niederlegung hei derselben . 

Generalstabs reisen, Betheiligung der Gamisonärzte. 

Gesundheitsbüchlein des Gesundheitsamtes, Verwendung bei der 

Lazarethgehülfen-Ausbildung. 

Gesundheitswesen in Preussen, Versenduug des Werkes 

Getreide und Hülsenfrüchte. 

Gewichtsgrenze für Gardes du Corps-Rekruten. 

Glasmensuren für Verbandmittelreserven. 

Glieder, künstliche, Verabfolgung. 

Gnadenbeweise für Sanitätsoffiziere (12. September 1895) . . . 

Gnadengehalt pensionirter Offiziere. 

Grasschneidemaschinen für Lazarethe. 

Grippe (Influenza), Erkrankungen.• 

Grossbeim, Sanitätswesen in Chicago. 

Grünkern in der Krankenbeköstigung. 

Grundsätze für Besetzung von Subalternstellen. 

Gutachten über Mannschaften für Berufsgenossenschaften . . . . 

Gynäkologische und geburtshülfliche Operationen bei Soldaten¬ 
frauen, Kosten etc. 


H. 

Halbin validen - Abtheilung, Iststärke. 

Heilserum, Diphtherie-. 

Hemden, Etat für Marinelazarethe. 

—, neue sind zu waschen. 

Hinterlegungsgelder betr. 

Hülfeleistnng, erste, im Betriebe der Heeresverwaltung 

Hülfswärter (s. Krankenwärter). 

Hygienisch-chemisches Laboratorium. 

Hygienischer Kursus s. Fortbildungskursus. 


■{ 


Bd. Seite. 

XXIII. 71. 
XIX. 85. 

XIX. 28. 
XXII. 57. 

XIX. 130. 

XX. 31. 

XXI. 63. 
XXII. 77. 

XXIV. 21. 
XXII. 6. 

XX. 79. 
XXIV. 51. 
XXI. 52. 

XXIV. 22. 

XIX. 113. 
XXIV. 95. 
XIX. 30. 
XX. 3. 
XXII. 101. 
XXIV. 78. 
XXII. 8. 
XXIII. 64. 
XIX. 14. 

XXI. 1. 2. 

XXII. 101. 
XXIV. 59. 

XXI. 12. 
XXL 21. 99. 

XXIII. 71. 


XXL 113. 
XXIII. 96. 
XXIV. 1. 9. 

XIX. 59. 
XXIII. 81. 
XXIII. 81. 

XXI. 49. 
XXIII. 45. 
XXL 33. 


I. 


Impfung, Lymphebezug. 

Improvisation, Ports Anleitung. 

—, Geräthebeschaffung. 

„In des Königs Rock“, Beschaffung für Lazarethe 
Inaktivitäts-Abzeichen, Anlegung derselben 

Infanterie-Belastung. 

Influenza 8. Grippe. 

Injektionsspritzen, Verbandmittelreserve . . . 


{ 


XIX. 113. 
XX. 106. 
XXL 51. 
XXIII. 95. 
XXIV. 61. 
XXIV. 62. 

xxm. 12 . 

XX. 3. 


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VII 


Inhalt der Verordnungen, Reskripte etc. Bd. Seite. 

Invalide, Badekuren-Unterstützung derselben.XXIV. 48. 

Invalidenhäuser, Einstellung in dieselben. XX. 51. 

Invaliditäts- und Altersversicherung in der Armee. XIX. 138. 

-—, Befreiung von der Versicherungspflicht. XX. 22. 

— — —, Gebühren- und Stempelfreiheit. XX. 44. 

-—, Nachrichten des Reichsversicherungsamts.XX. 72. 80. 

-, Quittungskarten. XX. 12. 

-, Schiedsgerichte. XX. 22. 

Irrigator, Schlauchklemmen. XXI. 50. 

—, von Glas ..XXII. 5. 

Iststärke, Berechnung. XXI. 29. 

62. 113. 


K. 


Kadettenanstalten, chir. Etat.XXIII. 30. 

Kaffeetransport, durch Blechkannen.XXIII. 18. 

Kalkfarbenanstrich in Lazarethen.XXIII. 19. 

Kalkmilch zur Desinfektion. XIX. 1. 

Kasernenräume, Meldetafel in denselben.XXIV. 50. 

Kassenprüfung und Lokalrevision sind zwei verschiedene Amts¬ 
handlungen .XXIV. 31. 

Kassenwesen (Marine-Lazarethe). XX. 12. 

Kautionen der Lazarethbeamten. XIX. 25. 

Kinder von Soldaten, freie Behandlung und Arznei. XIX. 88. 

Kirchenanzug. XXI. 11. 

Klasseneinteilung der Militärbeamten.XXIV. 96. 

Kleinbahnen, Gesetz.XXII. 1. 

Kochgeschirre aus Aluminium.^ XXII ^5* 

Köhler, A., Einheilen vou Gewehrkugeln. XXI. 10. 

Körperlänge für Unteroffizierschulen.XXII. 77. 

Kohlenvorräthe, Selbstentzündung derselben.XXIV. 30. 

Kommunal - Abgabengesetz vom 14. Juli 1893 XXII. 77. 

Kommunionkosten für Lazarethkranke, Verrechnung ..... XXIV. 4. 

„ vt • * • i f XXII. 50. 

Kongress, XI. internationaler.•< ^XIIl 21 

Kontrollisten über Aerzte des Beurlaubtenstandes.XIX. 59. 

Korpsbekleidungsämter, Kopfstärke und Erkrankungen . . . XIX. 48. 

Krankenbeköstigung erfolgt gemäss der Beköstigungsübersicht . XXIV. 23. 

—, Grünkern in derselben.XXIV. 59. 

—, frisches und Dörrgemüse im Sommer thunlichst oft zu verwenden . XXIV. 21. 69. 

Krankenblätter von Theilnehmern der Feldzüge.XXIII. 95. 

Krankenfahrbahre von Herz. XXI. 52. 

Krankengeschichten und Leichenbefunde aus Garnison lazarethen, f XIX. 86. 

Veröffentlichungen derselben. \ XX. 59. 70. 

Krankenkost, Dörrobst.XXIII. 45. 

f XXI. 101. 

—, Dörrgemüse.] XXIII. 37. 

(XXIV.21.69. 

—, Gemüsekonserven.XXII. 6. 

Krankenlöhnung bei Schutztruppe.XXIII. 23. 

—, der Unterrossärzte.XXIV. 71. 

Krankenröcke alten Musters, Halsweiten. XX. 11. 

Krankenstuben, Lampenschirme in denselben.XXIV. 69. 

Krankentragen, Aenderung. XX. 5. 


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vm 


Inhalt der Verordnungen, Reskripte etc. 


Krankenträger - Ordnung, Abänderung 


—, Verband mittel tasche .... 
-Uebungen, Feldwebeldienstthuer 


Krankenwärter 


Kriegsdienstzeit-Berechnung (Ostafrika) 


Künstliche Glieder-Beschaffung 


Lampen für Lazarethgehülfenschulen. 

Lampenbeschaffung, nur für den nächsten Bedarf. 

Lampenschirme in Krankenstuben. 

Landwehr - Inspektion Berlin. 

Lanzen aus Stahlrohr, Einführung. 

Latrinen-Papier, Beschaffung für Gamisonlazarethe 

—Desinfektion mit Kalkmilch. 

Lazareth - Beamten, Kautionen. 

—Bibliothek, Bücherbeschaffung. 


zu beschaffen. 

—, Rechnungslegung in denselben bei Rückeinnahmen und dergl. 
Lazarethe, Todtentragen für dieselben . 


büchleins des Gesundheitsamtes. 

— Beförderung (Verleihung des Offizierseitengewehrs). 

— Schulen (Skelette). 

-, Lampenbeschaffung. 

-, Erweiterung. 

— Unterricht, Beschaffung plastischer Modelle. 

Lazarethkranke, Kommunionkosten-Verrechnung. 

Lazarethp fl egepersonal, Mannschaftsschränke für dasselbe . 
Lebensversicherungsanstalt für Armee und Marine, Zeugnisse 

für dieselbe. 

Lehnstuhlbezug . 

—, Benutzung der Zinsscheine hinterlegter Papiere. 

—, Bestätigung. 

Lieferungsverträge, Steuerfreiheit. 

—, für Papier. 


handlangen. 

Lungenblutung, Kranke mit 
Lungenleiden bei Rekruten . . 

Lungentuberkulose, Kranke mit 
Lymphe-Bezug zur Impfung. . 


Bd. Seite. 

iXIX. 17.132. 

J XXII. 

32. 

XXIII. 

81. 

1 XXIV. 

93. 

XX. 

93. 

XXL 

51. 

. XXII. 

103. 

f XX. 

41. 

'ixxUI. 37.45. 

. XXIII. 54.96. 

. XXIIL 

29. 

XXI. 

2. 

f XXII. 

66. 

\ XXIIL 

81. 

. XXUI. 

44. 

f XIX. 

26. 

'[ XXIL 

101. 

XX. 

103. 

. XXIV. 

22. 

. XXIV. 

69. 

. XXIL 

104. 

XIX. 

15. 

XIX. 

2. 

XIX. 

4. 

XIX. 

25. 

XIX. 

3. 

n 


. XXIV. 

21. 

. XXIV. 

59. 

. XXIV. 

29. 

. XXIV. 

22. 

. XXIV. 

62. 

XX. 

102. 

XX. 

103. 

XXII. 

102. 

. XXIV. 

70. 

. XXIV. 

4. 

. XXIV. 

49. 

./ XXIL 

93. 

\ XXIV. 

11. 

. XXIII. 

31. 

XXII. 

20. 

. xxn. 

30. 

XIX. 

87. 

. XXIV. 

53. 

{ xm. 

56. 

•{ XXIV. 

23. 

. XXIV. 

31. 

XXL 

62. 

XXI. 

114. 

XXI. 

62. 

XIX. 

113. 


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Inhalt der Verordnungen, Reskripte etc. 

M. 

Mannschaftsschränke für Pflegepersonal.i 

Mannschaftsstrümpfe für Marine. 

Marine-Aerzte, Bezeichnung. 

-Lazarethe, Kassen Verhältnisse. 

-Ordnung vom 12. November 1894, Ausgabe. 

-Zeugnisse über Dienstunbrauchbarkeit und Invalidität. 

Marschbelastung, Bericht über (Zuntz-Schumburg). 

Marsch verpflegungs - Vergütung für 1892 . 

Matratzen (der Betten) Schutz. 

— der Kranken- und Todtenbahren. 

Maximum-Thermometer, Beschaffung für Feldsanitätsformationen 

und Truppen-Arzneibehältnisse. 

Medizinalfonds, militärische. 

—, Nachweisung verfügbarer Bestände. 

Medizinalgeräthe, Ersatz-,.*. 

Medizinisch - chirurgischer Etat, Bescheinigung über die Führung 

desselben. 

Medizinkasten, Bezeichnung. 

Meldetafel im Aufhahmezimmer der Garnisonlazarethe. 

— in Kasernenräumen. 

Messer und Gabeln in Lazarethen, bei Bedarf mit vernickelten 

Griffen zu beschaffen. 

Mikroskop, Versendung für hygienische Kurse. 

Militärärzte des Beurlaubtenstandes, Unterstützungsgesuche . . . 

— ehemalige, listliche Führung. 

Militärärztliche Bildungsanstalten, neue Aufnahmebestimmungen 

—, Anstellung bei Kommunalverbänden. 

Militäranwärter, Anstellung bei Privat-Eisenbahngesellschaften . 
—, Anstellung im Reichsdienst der Marineverwaltung. 

—, informatorische Beschäftigung. 

Militärbeamte, Klasseneintheilung. 

Militärfahrscheine. 

Militärgut-Transport. 

Militärkrankenwärter, Bekleidung und Ausrüstung. 

—, Entlassungsanzüge. 

Militär - Sanitäts wesen, Veröffentlichungen. J 

Mohrrüben, gedörrte, in der Krankenbeköstigung. 

N. 

Nachtrag zum Arzneibuch für das Deutsche Reich. 

Naphthalin gegen Motten. 

Normal-Krankenzahl. 


0 . 

Obduktionsprotokolle (Urschrift). 

Oekonom iehand werter der Korps-Bekleidungsämter, Bericht¬ 
erstattung über dieselben. 

Oel-Leinwand, Auffrischung. 

Oesterreich - Ungarn, Vereinbarung mit. 


IX 


Bd. Seite. 


XXIII. 18. 
XXIV. 49. 
XIX. 95. 
XXI. 126. 
XX. 12. 
XXIV. 2. 

XIX. 17. 
XXIV. 60. 

XXI. 3. 
XXIII. 31. 
XX. 43. 

XXIV. 11. 
XXIII. 53. 
XXIV. 102. 
XIX. 39. 

XXIV. 22. 

XXL 22. 
XXIV. 50. 
XXIV. 50. 

XXIV. 21. 

XIX. 129. 
XXIV. 49. 

XXI. 61. 
XXIV. 13. 
XXL 127. 
XIX. 51. 
XIX. 18. 
XIX. 95. 
XXI. 29. 
XXIV. 95. 
XXL 54. 

xxm. 22 . 

XXIV. 71. 
XXIV. 3. 
XXL 10. 51. 
78. 

XXII. 5. 42. 

49. 101. 
XXIV. 69. 


XXIV. 53. 
XXL 9. 
XXL 11. 


XX. 59. 

XIX. 48. 
XXIII. 11. 
xxm. 21 . 


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X 


Inhalt der Verordnungen, Reskripte etc. 

Offiziere und Sanitätsoffiziere, Bekleidungsvorschrift für dieselben 
Offizier - Seitengewehr, Verleihung desselben an Ober-Lazareth- 

gehülfen. 

O hr - Operationsbestecke. 

Operationskurse für Sanitätsoffiziere (s. auch Fortbildungskurse) .j 

I 

Operationstische für Garnisonlazarethe. 

P. 


Packleinwand zum Schutze von Drahtmatratzen. 

Packordnungen der K. S. O., Abänderung. 

Panaritien, Verhütung und Behandlung. 

Pantoffel für Lazarethkranke. 

Papier-Lieferungsverträge. 

Pensionirte Beamte, Verfahren bei Wiederanstellung derselben bei 

der Militärverwaltung. 

Personal- und Qualifikationsberichte. 

Personalveränderungen in dem Sanitätskorps in jedem amtlichen 
Bei blatte. 

Personenstands - Nachweisungen. 

Petroleumlampen, Kosten von Abänderungen. 

—, Vergrösserung der Rundbrenner. 

Pferdegelder. 

Pforta (Landesschule), Freistelle. 

Pioniere und Fussartillerie, Litewka-Einführung. 

Pläne etc. für Garnisonbeschreibungen, Verrechnung derselben . . 

P leura - Empyem, Sammelforschung. 

Port, Improvisations-Anleitung. j 

Proben, Einführung neuer, für Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke 


Prüfungskommission für Sanitätsoffiziere, Zusammensetzung . . 


R. 

Rapport und Berichterstattuug. 

Rapporte, Generalkranken-. 

Rapportwesen, Führung Einjahrig-Freiwilliger. 

—, Personenstandsnachweisungen. 

—, Rekruten und Invaliden. 

—, Spalte 13. 

—, Truppen- und Stationsberichte. 

Rationsberechnung. 

Rationsquittungen. 

Rechnungslegung bei Rückeinnahmeu und dergl. in Lazarethen 
Rechnungsrechtfertigungen über Verpflegungsgegenstände . . 

Regulativ für Gerichtsärzte, Versendung. 

Reichsschuldbuch, Vermögensnachweis. 

—, Zweck desselben. 

Reise Ordnung, Aenderung der §§ 1 und 2. 


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Bd. Seite. 

XXIV. 32. 

XXIV. 62. 
XXIII. 79. 
XIX. 39. 
XXII. 20. 
XXIIL 38. 
XXIV. 12. 
XXIII. 10. 


XXI. 61. 
XXII. 66. 
XIX. 25. 
XX. 105. 
XXIV. 53. 

XXIV. 78. 
XXIII. 21. 


XX. 103. 
XIX. 58. 
XX. 51. 
XX. 93. 
XXI. 22. 
XIX. 88. 
XX. 101. 
XXIV. 23. 
XXIV. 77. 
XX. 4. 
XXI. 51. 
XXIII. 95. 
XXIV. 61. 
XIX. 1. 137. 

XX. 101. 
XXII. 17.29. 

31. 

xxm. 17. 
XXIV. 21. 


XIX. 48. 

XX. 30. 
XXII. 68. 

XX. 102. 
XX. 103. 
XXII. 19. 
XXII. 41. 
XXI. 29. 
XIX. 29. 
xxn. 32. 
XXIV. 59. 
XXIII. 80. 
XIX. 15. 
XXI. 41. 
XXL 64. 
XIX. 5. 


































XI 


Inhalt der Verordnungen, Reskripte etc. 


Bd. Seite. 


Reitpferd - Entschädigung. 

Rekonvaleszenten, Beschaffung von Spielen zur Beschäftigung im 


( XIX. 29. 
I XXII. 102. 


Freien für dieselben 


XXIV. 23. 


Re vierdienst, Fahrkosten-Entschädigung für Gänge iu demselben XXIV. 48. 


—, Verordnung8böcher.XXIII. 96. 

Revierdienstzalage, Zahlung an Assistenzärzte.XXIV. 11. 

Rückeinnahmen und dergl. Rechnungslegung in Lazarethen . . . XXIV. 59. 


Sanitätsämter, dauernde Einrichtung derselben. 

Sanitätsbericht über die deutschen Heere im Kriege 1870/71 . 

— für 1884—1888, Versendung. 

— * » Verkeilung. 

— für 1888/89 . 

— für 1889/90 . 

Sanitätsberichte, ältere, Verkauf. 

Sanitätsdetachement, Verbindezelt. 

Sanitätsmaterial (ärztliches), Beschaffung. 

Sanitätsoffiziere des Beurlaubtenstandes, BekleidtingsVorschrift für 

dieselben. 

—, Gnadenbeweise für dieselben (12. September 1895). 

— in Sachsen, Uniform. 

—, jüngere, sind im chefarztlicben Dienste auszubilden. 

— Kontrol listen. 

Sch lau chkl emmen für Irrigatoren. 

Schnellzugsbenutzung der beurlaubten Mannschaften .... 
Schriftstücke, erledigte, Vermerk auf denselben vor Reponirung 

„z. d. A.“. 

Schutzmannschaft in Berlin, Anstellung. 

— in Bremen, Anstellung. J 

— in Hamburg. 


XXIV. 24. 
XIX. 138. 
XX. 82. 

XIX. 138. 
XX. 2. 

XXI. 3. 
XXII. 30. 
XXII. 92. 
XXIII. 95. 

XX. 1. 

XXIV. 32. 
XXIV. 78. 
XXII. 22. 
XXIV. 47. 
XIX. 59. 
XXI. 50. 
XXIV. 32. 

XXIV. 31. 
XX. 83. 
XX. 94. 
XXI. 42. 
XXI. 4. 
XX. 44. 


Schutztruppe für Deutsch-Osiafrika 


J XXII. 8. 
] XXIII. 12.23. 


Selbstentzündung von Kohlenvorräthen..XXIV. 30. 

Skelette für Lazarethgehülfenschulen. XX. 102. 

Soldatenkinder, freie Behandlung und Arznei ... ... XIX. 88. 

Sommerröcke für Offiziere, Einführung. XIX. 15. 

Sophabezug in Garnisonlazarethen.XXIII. 31. 

Spiele zur Beschäftigung rekonvaleszenter Mannschaften im Freien, 

Beschaffung.XXIV. 23. 

( XIX 73 

Spiritus (undenaturirter), Verrechnung.(xXI 102 104 

Spuckgläser, Torfmüll-,.XXIII. 93! 

Spucknäpfe in Lazarethen, Torfmüllfüllung derselben.XXIV. 49. 

Spuck- und Uringläser, Reinigung. XIX. 66. 

Staatsschuldbuch - Benutzung bei Führung des Vermögens¬ 
nachweises .XXIV. 51. 

Stärkungsmittel an Personen im Desinfektionsdienst.XXII. 22. 

Stahlrohrlanzen, Einführung. XIX. 15. 

Stempel für Feldsanitätsformationen sind K. G. zu zeichnen . . . XXIV. 77. 

Sterbefälle von Militärpersonen, Beurkundung. XXI. 54. 


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XII 


Inhalt der Verordnungen, Reskripte etc. Bd. Seite. 

Steuer för Gemeindezwecke. XXI. 63. 

Strafbücher-Formulare.XXIII. 80. 

Stunden - Unterscheidung der Tageshälften.XXIII. 97. 

Subaltern-Stellenbese tzung, Grundsätze. XXI. 12. 


T. 


T ageshälfte n, Stundenbezeichnung 
Taschentücher für Lazarethkranke 

Teplitz, Badeinstitut. 


Thermometer. 

—, Beschaffung. 

Todtentragen, Abänderung. 

— für Lazarethe. 

Torfmüll für Spucknäpfe.. 

Tornister der Feldartillerie. 

Tragen. 

Trage Vorrichtung für Tornister ... 
Traindepot - Ordnung vom 31. März 1892 

Transport von Militärgut. 

Trink wasserprüfung. 



XXIII. 

97. 


XXI. 

77. 

[ 

XIX. 

39. 

1 

XXI. 

10. 

l 

XXII. 

57. 

( 

XXI. 

99. 

1XXIII. 17.43. 


XXIV. 

11. 

f 

XX. 

43. 

l 

XXII. 

49. 


XXIV. 

29. 


XXIIL 

93. 

1 

XXIV. 

49. 


XXII. 

7. 

f 

XX. 

5. 

l 

XXII. 

49. 


xxn. 

i. 


XXI. 

41. 


XXIII. 

22. 


XIX. 

42 

bis 47. 55. 

58. 


Truppen - Arz neibehältnisse, Thermometer-Beschaffung . . . XXIV. 11. 


Tuberku lin - Behandlung, Einrichtung einer Station im Garnison- 

Lazareth I Berlin. XX. 3. 

-, Einrichtung von Stationen am Sitze der Generalkommandos . XX. 9. 10. 

— —, Injektionsspritzen und Glasmensuren. XX. 3. 

-, Versendung der Gebrauchsanweisung. XX. 29. 

-, Versendung von Vorträgen über die Behandlung.XX. 10.43. 

Tuberkulose, Sammelforschung. XIX. 48 

bis 51. 55. 

— in den Rapporten. XX. 30. 

-, Berufung der Korps-Generalärzte nach Berlin. XX. 4. 

f XX 44 

-, Bezug von Tubercul. Kocbii.< XXI* 101 


U. 

Ueberführungen Kranker in andere Lazarethe etc., Anordnungen 
über Lazarethkranke mit mehr als zweimonatlicher Be¬ 


handlungsdauer sind nicht mehr zu melden.XXIV. 59. 

Unfallversicherung, Begutachtung durch Militärärzte .... XX. 69. 

Unglücksfall-Verhinderung.XXI. 52. (78) 

Uniform sächsischer Sanitätsoffiziere.XXII. 22. 

Unterkleider, Wäsche in den Lazareth-Waschküchen. XX. 51. 

Unteroffizierschulen, Körperlänge.XXII. 77. 

Unterrossärzte, Anspruch derselben auf Wachtmeister-Kranken¬ 
löhnung .XXIV. 71. 

Unterstützung von Familien eingezogener Mannschaften .... XXL 65. 

Unterstützungsfonds für Beamte. XIX. 138. 

Unterstützungsgesuche für Militärärzte des Beurlaubtenstandes sind 

dem Generalkommando vorzulegen.XXIV. 49. 


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XIII 


Inhalt der Verordnungen, Reskripte etc. Bd. Seite. 

Untersuchung von Mannschaften in Oesterreich-Ungarn .... XXIII. 21. 

Untersuchiingslisten, Beschaffung.XXIII. 45. 

Urin- und Spuckgläser, Reinigung. XIX. 66. 

Utensilienbedarf der Lazarethe. XIX. 130. 


V. 

Veränderungsnachweise der Gamisonlazarethe . . . . 

Verbandmittel auf Schiessplätzen. 

— -Kasten . . 

-Reserve. 

-Tasche, .Ausstattung. 

Verbandpäckchen . 

Verbandscheere von J. A. Henckels. 

Verbandstoff, wasserdichter für Feldsanitätsfovmationen . . 

Verbandzeugtaschen für Lazarethgehülfen. 

Verbindezelt C/87 der Sanitätsdetachements. 

Vermögensnachweis. 

—, Staatsschuldbuch-Benutzung bei Führung desselben . . . 

Veröffentlichungen aus dem Militär-Sanitätswesen . . . 

Verordnungsbücher im Revier. 

Verrechnung grösserer Flaschen. 

Verträge über Lieferungen, Bestätigung . . . 

—, Lieferungs-, für Papier ... . 

Vertretung des Generalarztes und des Divisionsarztes . . . 

Verunglückungen, Nachbehandlung. 

Verwundetenzelte, Zeltstangen ... . 

Vorschüsse. 


W. 


Waagen für Kriegs-Sanitätsformationen, Tragfähigkeit. XIX. 129. 

Wäsche-Bestände der Feldlazarethe sind nach der Traindepot¬ 
ordnung zu erhalten.XXIV. 29. 

— von Lazarethkranken.XXII. 101. 

-Reinigung mit Petroleum.XXIII. 11. 

-Stücke der Lazarethe sind für die Abtheilung nicht besonders 

zu beschaffen.. XXIV. 60. 

— -und Krankenkleidung, Beschaffung. XX. 70. 

Waffendienst-Gänge sind alle Wege im Interesse des Dienstes XXIV. 24. 

Waschbecken können für jeden Mann beschafft werden .... XXIV. 33. 

Waschtische für Offiziergebrauch. XX. 44. 

Wasser-Reservoirs in Garnisonlazarethen.XXIII. 32. 

— Untersuchung und Geräthebeschafiung. XIX. 42. 

bis 47. 55. 58. 

Wein, Xeres-, Begriffsbestimmung.XXIV. 39. 

Weinbedarf für Lazarethe, Verdingung. XIX. 27. 

Werthpapier-Niederlegung bei der General-Militärkasse . . . XXIV. 54. 

Wittwen- und Waisen-Fürsorge ..XXIV. 94. 

— und Waisengeld-Zahlung.XXIV. 13. 


XXIII. 

1, 

XXIII. 

1 . 

XXII. 

89. 

XX. 

3. 

XX. 

93. 

XX. 

21. 

XXII. 

65. 

XIX. 

66. 

XIX. 

16. 

XXIII. 

9. 

XXII. 

102. 

XXIII. 

95. 

XXI. 

41. 

XXIV. 

51. 

XXI. 

10. 

51 

.78. 

XXII. 5.42. 

49. 101. 

XXIII. 

96. 

XXIV. 

71. 

XXII. 

30. 

XXIV. 

53. 

XX. 

79. 

XXI. 

78. 

XXIII. 

29. 

XXIII. 

81. 


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XIV 


Inhalt der Verordnungen, Reskripte etc. 

X. 


Bd. Seite. 


Xeres-Wein, Begriffsbestimmung. 

Z. 

Zählkarten bei Tuberkulose, Sammelforschung. 

Zähne, künstliche. 

Zeltausrüstung, tragbare. 

Zeltstangen für Verwundetenzelte. 

Zement-Fussboden in Holzbaracken. 

Zeugnisse für Lebensversicherungsanstalt für Armee nnd Marine . 

— über Dienstunbrauchbarkeit und Invalidität in der Marine . . . 

—, militärärztliche in Mexiko. 

—, militärärztliche in Nordamerika. 

—, militärärztliche in Japan.. . 

—, militärärztliche in Russland. 

—, militärärztliche in Südamerika. . . 

—, militärärztliche zum einjährig-freiwilligen Dienst. 

— Urtheil über Erwerbsfähigkeit. 

Zivilkrankenwärter. . . . . 

Zulage bei Bezirkskommandos an Aerzte . . . 

-Dienst bei vierten Bataillonen. 

— für Revierdienst, Zahlung an Assistenzärzte. 

Zun tz-Sch um burgscher Bericht über zulässige Marschbelastung 


XXIV. 

39. 

XIX. 

55. 

XXIII. 

71. 

j XXL 

61. 

1 XXII. 

32. 

XXIII. 

29. 

XXII. 

21. 

XXIV. 

11. 

XIX. 

17. 

XXII. 

67. 

XXII. 

67. 

XXIL 

1 . 

XX. 33. 

.52. 

XXIV. 

94. 

XXI. 65. 127. 

XX. 

82. 

XX. 

4L 

XIX. 

2. 

XXIII. 31.37. 

XXIV. 

11. 

XXIV. 

60. 


A. (Sachregister. 

(Die römische Zahl bedeutet den Band, die arabische Zahl die Seite.) 

Abel Generalarzt f . . XXI. 236, 326 ] Amputationen . . . XXI. 128. 452 

Abkochen im Felde, Anleitung | Amputationssäge Helferichs 

XXIII. 143 

Amputationsstumpf-Bildung 

XXIV. 450 

Anämie XXII. 325. 547. XXIIL 93 
185. XXIV. 329 
Anästhetica, XXII. 85. XXIV. 22 

288 

XX. 459 Anästhesie , lokale . . XXIV. 22 

Aktinomykose .... XXI. 452 Anasarka-Behandlung XXIIL 215 

XXIII. 145. 225 Anatomie, Kompendium XXIL 221 

Alkohol, Ham bei . . . XXI. 231 —.theoretische .... XXII. 222 

—, ein Völkergift . . . XXIV. 240 —, topographisch (Atlas) . XXIIL 319. 

Alkoholfrage, ärztlich . XXIII. 448 Anchylostomum duod.. XXIV. 329 

Alkohol verbände b. Phlegmone Antipvretica und Antalgica 

XXIII. 310 ' XXIV. 555 

A1 uminium, Feldflaschen u. Koch- Antiseptik der Alten . XXIL 423 

geschirre . XXL 329. XXIIL 433. —, in erster Linie . . . XXIII. 373 

Aluminium-Gefässe für Karbol- Antiseptische Lösungen, Preise 

säure.. XXIV. 92 • • • XIX. 122 


XXIII. 236 

Aethernarkose und Pneumonie 

XXIV. 395 

Aeus8ere Erkrankungen XIX. 297 
Akklimatisation nnd Tropenhygiene 
XXIV. 274 

Akkumulator zur Galvanokaustik 


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Anzeiger, medizinischer . XXI. 376 
Aorta, Aneurysma nach Typhus 

XXII. 1. 72 

Arbeits- und Erwerbsun fähig- 
keit, Beurtheilung . . . XXI. 471 

— — nach Verletzungen . . XIV. 45 

Archiv es de medecine et de phar- 
maeie milit. XIX. 46. 678. XX. 

140. 628. 718. XXI. 140. 417. 

XXII. 93. 403. XXIII. 70. 379 
XXIV. 92, 462. 

Argent. nitr., Aufbewahrung 


XXIII. 45 

Arsenik, subkutan . . . XXIII. 93 

--Vergiftung .... XXII. 396 

Arthritis gonorrh. . . XXIV. 183 

Arzneiexantheme . . XXIII. 241 

Arzneimittel, komprimirte XXIII.* 558 
XXIII. 170. 555. XXIV. 40. 183. 

238. 407 

—, neuere.XIX. 92. 

Arzneimittellehre XXI. 41. 235. 

XXIII. 506. XXIV. 512 
Arzneitaxe für Aerzte . XXIV. 512 


Arznei Verordnung, XX. 236. 

XXI. 192. 364. XXII. 564 
Aseptik in Kriegschirurgic XXII. 540 
Aspergillus, Kieferhöhle XXI. 88 
Asphyxie bei Neugeborenen XXIII. 226 
Asthma bronch. und Tuberkulose 


XXII. 329 

Athmungswerkzeuge, Erkran¬ 
kungen . XIX. 193 

Atlas der Bakterienkunde 

XIX. 36. 723 
Atresia duct. lacrym. . XXII. 26 
Atrophie und Anämie . XXII. 325 


Atrophia n. optic. träum. XXIII. 1 
Augenheilkunde u. Ophthalmo¬ 
skopie XIX. 42. XXI. 

319. XXIII. 443. 462 
—, Unterrichtsaufgaben . XXII. 26 
Augen krankheit, kontagiöse 

XXII. 145 

Augenkrankheiten XXII. 185. 

XXIII. 135 

—, simulirte 

XIX. 581 

Augenmuskellähmung XXIII. 168 
Augenprüfung (s. a. Seh¬ 
proben).XXII. 184 

Augentemperatur . . XXII. 329 

Angenverletzung durch Platz¬ 
patrone . XIX. 585 

Augusta, Kaiserin f . . XIX. 1 

-letzte Stiftung . . XIX. 295 

Aushebung in Italien . . . XX. 512 

Auskultation, ösophageale XXII. 79 
Auslese, natürliche . . XXIII. 323 


Bacter. coli com. . . . XXII. 552 

Bajonettverletzungen (Lebel- 

Gewehr).XIX. 38 

Bakterien, Anpassung an 

Temperatur.XXIV. 26 

I —, Eindringen in Wunden XXIV. 133 

— -Forschung.XX. 507 

— u. Kaffee. XXI. 363 

I — und Krankheitsgifte. . .XIX."726 
, Bakterienkunde, Atlas XIX. 36. 

723. XX. 507. XXI. 362. 466 
—, Grundriss .... XX. 93. 507 
I Bakteriologie, Diagnostik 
1 XX. 507. XXIV. 132 

—, Einführung in die XX. 507. 

XXIV. 556 

—, Wasserproben-Versand XXI. 412 
Bandwurmstatistik . . . XX. 240 
Baracken, gemauerte (Kasernen) 

XXII. 399 

| — in Helsingfors . . XXIV. 204 

j v. Bardeleben, Jubiläum XXI. 46 
! Nachruf XXIV. 502 

Bauchfell-Tuberkulose XXI. 452 
Bauchwunden, durchbohrende 
; XXI. 145. 204. 253 

v. Beck XX. 717. XXIII. 139. 463 

j Beekenschuss.XX. 675 

! Behrings Heilserum (siehe Diph- 

j therie).XXIV. 8. 359 

| Beinbrüche, Behandlung im Um¬ 
hergehen .XXIII. 558 

Bekleidung in der Marine XXI. 116 

— und Ausrüstung . . . XXIII. 435 

—, Verhalten zu Sublimatlösungen 

XXIII. 142 

Bekleidungsstoffe (Militär-), Be¬ 
urtheilung .XXIV. 542 

i Belastung und Leistungsfähigkeit 
| des Soldaten XXII. 132. XXIV. 49 
Belehrungsschi essen . . XXI. 193 
I Beleuchtung des Schlachtfeldes 

XXI. 551. XXII. 130 

— der Wohnung .... XXIV. 275 

Berlin, medizinisch . . . XXI. 247 

Berufsgeheimniss des Arzte.s 

XXIII. 462 

> Bibi iothek, Surg. Gen. Office U. S. 

XXI. 245 

—, W. Koths.XXI. 568 

' Bindehautentzündung, gonorrh. 

XIX. 16. 592 

i Blasenstein bei Tripper . XXII. 18 
I Bleivergiftungen . . XXIII. 507 

• Blennorrhoe, Behandlung XXIII. 213 
! Blepharoplastik .... XXI. 555 
I Blindheit, einseitige, ohne Befund 
1 XXHI. 193. 411 

1 —, erheuchelte .... XXIV. 378 


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XVI 


Blindheit, Simulation ein¬ 
seitiger . XXI. 24 

Blitzschlag, Verletzungen XXI. 1 
v. Block, Magnus Gabriel XXIII. 191 
Blödsinn, angeborener . XXII. 113 
Bluter, Gelenkerkrankungen XXI. 314 
Blutkörperchen, Genese XXII. 548 
Blutlose Oberkieferresektion 

XXIV. 318 

Blutserum-Therapie . . XXI. 516 
Blutuntersuchung XXIII. 131. 

XXIV. 553 

Brachykardie .... XXII. 546 
Brehmers Heilanstalt, Mit¬ 
theilungen .XIX. 88 

Brille, stenopäische . . XXIII. 168 
Bruche, Radikalbehandlung XXI. 452 
Brunnenwässer, eisenhaltigeXX. 454 
Brustfellentzündung XXII.328. 508 
Brustkrankheiten im Heere 

XXIV. 28 

Brustumfang, Körperentwickelung 

XXII. 542 

Bubonen mit Jodoformvaselin 

XXIV. 462 

Chamberland-Filter. . . XX. 327 

Chemie der Nahrungs- und Genuss¬ 
mittel .XXII. 397 

— Repetitorium XXII. 135. XXIII. 457 

— und Mikroskopie am Krankenbette 

XXIIL 164. XXIV. 494 
Chilenischer Krieg XXI. 233. 425 
Chinin-Injektionen . . . XXIV. 462 

Chirurgie, allgemeine XXI. 369. 

XXIV. 560 

—, innere.XXI. 452 

— (Spezielle), Lehrbuch XX. 129. 

XXI. 130. XXII. 402. XXIII. 508 

Chirurgische Klinik, Berichte 

XIX. 91. XXI. 182 

— Technik.XXI. 314 

Chlorkalk zur Wasserreinigung 

XXIV. 498 

Chloroform-Darreichung XXIV. 193 

— Nachwirkungen . . . XXIII. 455 

C h o 1 e r a, Antixorin(Behring)XXIV. 500 
—, Ausröstungsfrage . . XXIII. 439 

-, Bazillen XXI.360. XXII.34-38. 

169. XXIII. 91. 92. 134. 438. 

500. XXIV. 44. 326. 398 
—, Behandlung XXII. 171. 273. 

XXIII. 54. XXIV. 27 
—, Diagnose (siebe auch Bazillen) 

XXI. 555. XXII. 78 
—, Epidemien XXI. 555. 566. XXII. 

37. 38. 43. 169. 241. 336. 407. 
XXIII. 438. 537. XXIV. 25. 27. 

327. 336. 417. 459 


1 Cholera, Flussüberwachung XXII. 457 
—, Impfschutz XXII. 37.173. XXIII. 180 
XXIV. 326 

! —, Niere .... XXII. 173. 390 


—, Nitritvergiftung . . . XXIII. 46 

—, nostras.XXII. 271 


—, Toxalbumine . . XXII. 272. 390 

—, Uebertragung XXII. 22. 36. 37. 

XXIII. 90 

Chromsäure bei Fussschweiss 

XIX. 233 

Cocain-Intoxikation . XIX. 160 
v. C o 1 e r, Rang als Generallieutenant 

XX. 585 

—, Album-Ueberreichung . . XX. 143 

Conjunctivitis gonorrh. XIX. 16. 592 
Cummersdorfer Schiessplatz, 
Verwundungen.XX. 597 

Dänemark, Sanitätswesen . XX. 681 
Dänisches Heer . . XXII. 560—62 
Darmerkrankungen. . . XIX. 456 

Darmnaht.XXIII. 448 

Darmschlingen, brandverdächtige 

XXI. 452 

Darm Verletzungen . . . XIX. 456 

Dauerproviant, Marine . XXL 356 
Dehiszenzen, spontane . . XIX. 93 

Dermatologische Studien XXL 44 
Desinfektion der Hände XXIII. 504 
XXIV. 178. 449 

— der Latrinen.XIX. 34 

— des Darmes .... XXIII. 499 

— mit Formaldehyddämpfen XXIV. 452 

— mit Karbolseifelllösung. . XX. 716 

— von Schiffen .... XXII. 455 

— „ Sputum XX. 504. XXII. 49 

— ,, Trink wasser XIX. 760. 

XXIV. 498. 508 

— , Typhus-Ausleerungen XIX. 34 

XXI. 413 

Desinfektionsapparate XIX. 49 
XXL 553. XXII. 425. XXIII. 45 
Desinfektionslehre, Fortschritte 

XXIII. 487. 538 

Deutsches Heer, Verbandmaterial 

XXIV. 23 

Diabetes acutissimus XXIII. 227 

— mellitus.XXII. 554 

Diagnostik, bakteriologische 

XXIV. 132 

—, Fortschritte in . . . XXIV. 455 

—, medizinische .... XXI. 313 

XXIL 133 

Diät-Vorschriften . . XXIV. 464 

Dienstanweisung (1. 2. 94.) 

XXIII. 143. 204 
—, französische .... XXIIL 531 
Diensttauglichkeit . . . XX. 697 


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XVII 


Dienstunterricht, für Apotheker 

XXIII. 332 

— militärärztlicher . . . XXI. 540. 

XXIII. 270 

Dienstverhältnisse Prenssischer 

Militärärzte.XX. 710 

Diphtheritis XXII. 500 501. 

XXIII. 558 XXIV. 600. (Wund). 
Diphtherie - Heilserum XXII. 449 
XXIV. 8. 130. 131.176—78. 218. 

281. 286. 359. 498. 499. 500 
Dynamit-Verletzungen XXIII. 446 
Dysenterie XXII. 504. XXIIL 440 

Eingeweide, Lage . . XXIV. 394 
Eisenbahnen in den Kriegen der 

Neuzeit.XIX. 166 

—, militärischer Werth . . XIX. 166 

—, transportable, im Kriege . XIX. 166 
—. schmalspurige .... XXI. 132 
Eisenbahn-Verletzungen XXI. 463 
Eisenhaltige Tiefbrunnenwässer 

XX. 454 

Elektrische Lichtanlagen XXIV. 222 
Elektrodiagnostik . . XXIII. 169 

Elektrolyse, Wirkung auf toxische ; 

Substanzen.XXIV. 451 i 

Encephalitis, akute . . XXIV. 178 j 

Ency kl opädie der Therapie XXIV. 456 
Ephedrin-Homatropin XXIV. 496 I 
Epidemie in Lehe infolge Badens | 

XX. 456. 513 

Ermüdung des Herzmuskels XIX. 681 j 
Ernährung, Theorien XIX. 249. 

XXI. 172 224. XXII. 556 I 
Erste Hälfe . XIX. 728. XX. 632 ! 
Erysipelas, Ichthyol . . . XX. 677 l 

—, vasomotor. Paralyse . XXIII. 182 j 
Essigäther, Erregungsmittel XXII. 555 j 

Farbenapparat, diagnostischer . 

XXL 41 | 

Farbensinn, Prüfung . . XIX. 584 

Fe Id ärztliche Technik . XXIV. 369 ' 
Feldbahnwagen, Krankentrans¬ 
port .XX. 193 

Feldflaschen XXI. 329. XXIII. 433 

Feldkochbuch.XXI. 247 

Feldlazareth bis Bahnstation XX. 633 
Feldlazarethwesen in Finland 

XXII. 188 

Fieber, Infektionskrankheiten 

XXIV. 553 

—, Wasserretention . . . XXIV. 554 

Fieberbeeinflussung durch Haut¬ 
pinselung .XXIV. 527 

Filter, syst&me Chamberland . . 

XX. 327 

—, für Feldverhältnisse . XXIV. 330 


Finger, schnellender . . . XX. 668 

v. Fircks Taschenkalender XIX. 680 
XXII. 520. XXIII. 512 
Fleischkonservirung . XXIII. 432 
Flussüberwachung . . XXII. 457 

Formaldehyddämpfe zur Des¬ 
infektion .XXIV. 452 

Fortbildungskurse, zivilärztliche 

XXIV. 288 

Fortbildungskursus in Schweden 

XXI. 92. XXIII. 94 
Fraentzel, O. f ... XXIII. 558 
Frakturen und Luxationen, Be¬ 
handlung .XX. 457 

Französische Armee, Verband¬ 
material .XXIV. 23 

Frauenheilkunde. . . .XXI. 89 
Fremdkörper-Nachweis XXI. 470 
Friedens-Sanitäts-Ordnung . 

XX. 563. 620 

Friedrich - Wilhelms - Institut 

XX. 463. XXI. 142. XXIV. 286. 336 

Fus8, menschlicher. . . . XXI. 45 

—, Ausdehnungsfähigkeit. XXIV. 91 
Fussgelenksdrainage . XXIII. 535 
Fussschweiss, Chromsäurebe - 

handlung.XIX. 239 

Fuss wurzelknochen, Resektion 

XXIV. 82 

Galvanokaustik, Akkumulator . 

XX. 459 

Garnisonorte, grössere in Oester¬ 
reich-Ungarn XIX. 144. XX. 240. 

XXI. 192. 520 
Gasphlegmonen . . . XXIII. 439 

Geburt8hülflicbes Vademecum . 

XXI. 183 

Gehirn, Behandlung des verletzten 

XXII. 220 

—, Stich Verletzung . . . XXIII. 465 

—, -Verletzungen, Körpertem¬ 
peratur .XXIV. 90 

Gehörstörungen (einseitige).Simu- 

lation.XX. 276 

Geisteskrankheiten im Heere 

XXI. 320. 442. XXII. 113. 118. 

371. 375 

Geis tes zu stand e,z weife lhafteXX. 604 
650. XXL 414 

G elenkerkrankungen, Bluter . 

XXL 314 

Gelenkrheumatismus XXIII. 47 
Gelenkverletzungen XXI. 296. 555 
Gelenkwassersucht . . . XXL 39 

Genfer Konvention . . XXIV. 139 

Genickstarre (Epidemie) XXIV. 337 

217 

Genius epidemicus . . . XXII. 391 

b 


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XVIII 


Gerichtsärztliches Vademecum 1 

XIX. 727. XXIII. 456 j 
Geschichte des schwedischen 

Medizinalwesens . . . XXII. 470 

Geschlechtskrankheiten XXIII. 333 
537. XXIV. 456 | 

—, Atlas.XXIII. 460 

Geschosse, kriegschirurgisch, siehe , 
Geschossfrage der Gegenwart XXI. ! 

313. XXIII. 135. 138 | 
G eschossf rage der Gegenwart I 
XIX. 137. 718. XXI. 233. 354. 

425. 549. XXII. 121. 123. 131. 

401. 539. XXIII. 135. 321. 510. 

XXIV. 273. 447. 448. 463 484 j 
Geschwulst, diagnostisch in- , 

teressante.XIX. 601 I 

Gesellschaft, Berliner militärärzt- ! 
liehe XIX. 93. XXI. 132. 555. I 
XXII. 137. XXIII. 234. 458. 

XXIV. 32. 136. 403. 504 
—, militärärztliche, Kopenhagens 

XXII. 191 

—, marineärztliche Petersburg XXIII. 235 ; 
—, Deutsche für Chirurgie XIX. 

95. XX. 279. XXI. 298. XXII. 

144. 225. 240. XXIII. 95. 226. 1 

281. 384. XXIV. 96. 224. 464 [ 
Gesundheitsbüchlein . XXIII. 536 | 
Gesundheitsdienst im russisch- 
türkischen Kriege .... XX. 97 
Gesundheitspflege, des Soldaten 
XXI. 389. XXIV. 25. 90. 141. 215. 28C 
—, deutscher Verein für öffentliche 

XX. 512. XXI. 48. 328 
—, Entwickelung .... XXII. 558 

, Handwörterbuch . .XIX. 600 

—, militärische XX. 713. XXI. 184. 471 

— , Vorposten.XXI. 365 

—, Ziele und Aufgaben . XX. 715 
Gesundheitsverhältnisse, 

schwedisches Heer . . XXI. 92 

— der Heere der Grossstaaten XXIV. 444 
Gesundheitswesen Deutschlands 

XX. 584. XXI. 47 
Getreide und Hülsenfrüchte 

XXIV. 273. 502 | 
Gewehrkugeln, Einheilung XXI. 129 ! 
Gewerbebetrieb, gesundheitsschä- I 

digende Einflüsse . . . XXIV. 179 I 

Gewerbe-Hygiene. allgemeine 

XXIV. 223 

—, praktische . XXIV. 276. 454 i 

Gicht und Harnsäure . . XXIV. 399 i 

Giftthiere.XXIII. 507 

Giornale medico . . . XXII. 502 I 

Gonococcen-Nachweis . XXIV. 183 


Granaten-Verletzungen . .XXI. 473 


Grippe, XIX. 126. XXI. 90. 99. 

124— 126.392.410. 515. XXIII. 181 
182. XXIV. 97 
—, im deutschen Heere . . XX. 129 
—, in der deutschen Marine XX. 572 
—, Ohrerkrankungen . . .XX. 689 

Grosshirngeschwülste XIX. 720 
Grundriss der Bakterienkunde XX. 93 

— der Hygiene.XIX. 722 

Gypsleimverband . . XXIII. 221 

Hämophilie, Blutstillung XXIII. 186 
Hahn, Oberstabsarzt f . . . XX. 631 

Halswirbelbrüche . . .XXI. 452 

Halswirbelluxationen. XXIV. 513 


Handbuch für k. k. Militärärzte 

XX. 511. XXIV. 31. 536 
Handdesinfektion (s. Desin¬ 
fektion) .XXIV. 178 

Handgelenksresektion XIX. 45 

Handschrift.XXI. 132 

Handwörterbuch der gesamroten 

Medizin.XX. 190 

Harn- und Geschlechtsorgane, 
Krankheiten XX. 712. XXIV. 180 
Harninfiltration . . . XXIV. 48 

Harnröhre, Strikturen . .XIX. 22 
—, Verletzungen .... XXII. 503 

Harnsäure und Gicht . XXIV. 399 
Harn-Untersuchung . . XXI. 367 

Haut, Blutfülle u.Schwitzen XXIII. 46 
Hautkrankheiten . . XXI. 468 

XXII. 223. XXIII. 333. XXIV. 456 
—, Atlas ...... XXIII. 460 

Hautpinselu ngen gegen Fieber. 

XXIV. 527 

Hautverpflanzung . . . XXI. 452 

Heere (europäische), Stärkenverhäit- 

nisse.XIX. 584 

Heilserum siehe Diphtherie; auch 
Staphylokokken etc. 

Helf erich, Amputationssäge X XII1. 143 
v. Helmholtz f . . . . XXIII. 463 

Helminthiasis (russische Armee) 

XXIV. 94 

Henrici, Generalarzt t • .XIX. 97 
Hernien in der Armee XXIV. 209 
Herz-Ermüdung . . . .XIX. 681 

Herz-Ernährung u. Arbeit XXI. 462 
Herzkrankheiten XX. 582. XXI. 

464. 516. XXII. 546. XXIII. 4 

Herzruptur.XXIII. 305 

Herzsto8s, diagnost. Verwerthung 

XIX. 583 

Herztöne, gespaltene, bei Gesunden 

XXIV. 1 

Hessings Verbände XXI. 132. 370. 

XXIII. 392 

Hippokrates’ Werke . XXIV. 288 


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XIX 


Hirnabszess.XX. 1 

Hirnkrankheiten, chirurgische 

Behandlung. XIX. 675 

Histologische Untersuchungen, 

Technik.XXIV. 556 

Hitzschlag XX. 379. XXII. 309. 

499. XXIII. 186. XXIV. 161. 289 
Hodon-Ektopie . . . XXIV. 368 

Hörprüfungen .... XXII. 473 
Hospitäler, gesunde . . XXIV. 457 

Hötel Dieu de Poitiers XXIV. 93 
Hülfe, erste XXIII. 533. 461. 

XXIV. 145. 547 

Hufschlag gegen Unterleib, Fass¬ 
gangrän .XX. 427 

Hund im Dienste des Rothen Kreuzes | 

XXI. 375 , 

Hundswuth.XXIII. 44 ! 

Hydrocelen-Operation XXIV. 546 
Hygiene XX. 509. XXI. 85.360. 

471. XXIII. 504 I 

— des Auges.XXI. 416 ; 

—, Grundriss.XIX. 722 ! 

—, Grundzüge .... XXIV. 24 ; 
Hyperthelie b.Männern XXII. 95. 519 

Hypnose.XXII. 391 

—, Heilung durch . . . XXIV. 255 

Hysterie in der Armee XIX.. 752. 

XXI. 377. 442 I 
—, männliche XXIII. 216. XXIV. 465 , 

Ichthyol bei Erysipel . . XX. 677 I 

— bei Augenkrankheiten . XXIV. 44 ' 

Icterus XXI. 132. 521. XXIII. 219 
Ileus . . XXL 537. XXIII. 54 

Immunitätstheorien . XXIV. 283 
Impfung, animale, in der französisch. i 

Armee. XIX. 37 

—, Impfgeschäft und Technik XX. 583 j 

—, in Schweden.XXI. 92 ■ 

XXIV. 95 I 

Improvisationstechnik XXI. 297 
XXIV. 463. 551 

Index bibliograph. syphilidol. 

XIX. 144 | 

Infektion mit pyogenen Kokken 

XXIV. 284 

Infektionskrankheiten, XIX.. 

768. XX. 677. XXII. 411. XXIV. 553 
—, Bekämpfung . . .XXIII. 258. 447 

—, in der franz. Armee . .XXI. 187 
—, Kochsches Institut . . . XX. 664 

Influenza (s. auch Grippe) beim 
Pferde.XXI. 99 

— und Pneumonie .... XXI. 99 

Injektionsspritze . . . XXI. 560 

Innere Krankheiten, Diagnose 

XXII. 133 

-, Thrombose . . . XXIII. 221 


Insuffizienz des Herzmuskels 

XIX. 681 

InternationalerKongress,zehnter 

XIX. 608 

Intoxikations-Amblyopie 


XXII. 185 

Ipecacuanha-Wurzel, emetin- 

freie .XXIV. 452 

Irresein, Verkennung . XXIV. 48 


Italienische Armee, Krätzkranke 

XXII. 28 

Italienische Universitäten 

XXI. 555 XXIV. 211 

Jahrbuch der praktischen Medizin 

XXIV. 456 

—, für praktische Aerzte . . XX. 669 

—, militärstatistisches XXIII. 171. 

XXIV. 128 

Jahresbericht über Fortschrittein 

Diagnostik.XXIV. 455 

— über Fortschritte in der Lehre 
von pathogenen Mikroorganismen 
XIX. 83. XXI. 368. XXII. 453. 455 
Jahresberichte überVeränderungen 
und Fortschritte im Militärwesen 
XIX. 728. XXI. 472. XXIII. 384 
Josef II., Reformator des österr. 
Militär-Sanitätswesens . . XIX. 296 

Kaffee und Bakterien . . XXI. 363 

Kaffeesatz für Spucknäpfe XXIV. 95 
Kaiserin Augusta f . . XIX. 1 

Kalender XXI. 48. 565. XXII. 

520. XXIII. 512. 558. XXIV.464. 560 
Kalium bitartaricum XXII. 29. 505 
Karbolsäure, Vergiftung XXIII. 

217. XXIV. 396 
Karbolseifenlösungen XX. 716 
Karbon-Natron-Oefen XIX. 244 
Kasemen-Beschreibung XXIV. 141 
Kasernen in Stockholm XXI. 92 
Kastration bei Prostata-Hyper¬ 
trophie ..XXIV. 221 

Kavalleriedivision im Felde, 

Sanitätsdienst .... XIX. 97 
Kehlkopf-Exstirpation XXIII. 440 

-Geschwülste . . . XIX. 579 

-Krankheiten . . . XXIII. 509 

-Photographie . . . XXIII. 440 

Keratitis parenchym. . XXII. 185 
Kieferbrüche, Nothverband XIX. 39 
Kinderheilkunde betr. XXIV. 560 
Kirchners Sputnmdesinfektor 

XXII. 49 

t Kleinkaliber-Gewehre (s. Geschoss- 

| frage) . XIX. 137 

Klinik, 1. med. in Berlin XX. 669 
b* 


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XX 


Knochenbrüche, Vereinigung der 

Fragmente.XXIII. 444 

Koch, R., Bildniss . . XX. 144. 192 

—, Heilverfahren XIX. 729. XX. 584 

—, Medaille.XX. 144 

—, subkutane Spritze . . XIX. 776 

Kochgeschirre XXI. 329. XXIII. 433 
Kochkunstausstellung, Leipzig 

XXI. 555 

Kokken, pyogene, . . . XXIII. 502 

—» pyogene Infektion . . XXIV. 284 
Kongress, deutsche Gesellschaft für 
Chirurgie XIX. 95. XX. 279. 

XXL 191. 472 

— für innere Medizin XX. 289. 

XXL 190. 236. XXII. 144. 273 
—, internationaler XIX. 175. 608. 
(siehe Anhang zu Heft 8 1890) 

XX. Beilage. XX. 462. XXII. 

287. XXIII. 144. 271 
—, internationaler, für Hygiene und 
Demographie XX. 583. 587. XXIII. 

96. 336 

Konserven-Untersuchung 

XXIV. 545 

Kothfistel.XXL 132 

Krämpfe, klonische . . XXII. 550 

Krätzkranke im ital. Heere XXII. 28 
Krampfadern (Varicen) XXIV. 47 
Krankenkost XIX. 728. XXIII. 337 
Krankenpflege, freiwillige XIX. 

288. XX. 462.. XXL 87 
—, Gerätschaften, Verleihung 

XXIV. 176 

— in Schweden.XXI. 92 

Krankenstube (Revier) . . XXL 36 

Krankenträger, Leitfaden . XXL 233 
Krankentransport XX. 633.XXL 499 

— auf Feldbahnwagen . . . XX. 193 

Krebs, Stabsarzt, f . . XXIV. 139 

Krebs (Haut), Behandlung XXII. 553 
—, Heilung durch Serum XXIV. 320 

—, Parasiten.XXIV. 134 

Kreolin.XIX. 580 

Krieg, chilenischer . . XXL 233. 425 
—, Gesundheitsdienst im Russisch- 

Türkischen .XX. 97 

Kriegschirurgie XXII. 217. 

XXIII. 25 

— des Sehorgans XIX. Beilage. 

XXL 368 

Kriegssanitätsordnung, Vor¬ 
schlag .XXIV. 331 

Krim krieg, Sanitäts-Geschichte 

XXIV. 536 

Kurzsichtigkeit, Entstehung 

XIX. 172 

—, Linsenentfernung . . .XXII. 27 


Lanzenstich-Verletzung . . 

XXIV. 19 

Laparatomie, wiederholte XXI. 341 
Latrinen-Desinfektion XIX. 34 
Lazareth-Baracke, transportable 

XX. 139. 178. XXII. 48 
Lararethelend in Torgau 1813 

XXIV. 189 

Lazarethgehülfentasche XXL 440 
Leberabszess . . XXII. 489. 504 
Leber-Erkrankungen XX. 329. 

XXII. 489 

Lehrbuch, Augenheilkunde und 
Ophthalmoskopie .... XIX- 42 
—, innere Krankheiten . . XXIV. 31 

—, spezielle Chirurgie . . . XX. 129 

Leipzig, Kochkunstausstellung • . 

XXI. 555 

Leistenbruch-OperationXXIV. 48 
v. Löbells Jahresberichte XIX. 728 
XXL 472. XXIII. 384 
Lönholdt’sche Sturzflammen- 

Feuerung.XX. 494 

Luftuntersuchung auf dem Meere 

XXIII. 503 

Lungenentzündungen XXL 460. 

XXII. 6. 521 ^traumatische). 
Lungenkapazität .... XXI. 550 
Lungentuberkulose XXI. 411. 

XXII. 505. 506. 507. XXIV. 279 
Lupus-Behandlung . . .XXI. 452 

Luxationen, blutige Reposition 

XXm. 508 

—, von Halswirbeln . . . XXIV. 513 

Lymphang. multipl. . . XXL 452 

Märchen, medizinische . XXII. 424 
Magen, motor. Funktion . XXII. 327 
—, Schussverletzungen . XXIV. 546 
Magen-Ektasie . XXIV. 135. 192 
Magen- Geschwür, Perforation . 

XXII. 329 

Magenkrankheiten, Diagnostik 
und Therapie XX. 510. XXII. 134 
XXIII. 507. XXIV. 285 
Magenkrebs . XXIV. 220. 399. 493 
Magensaft, Einfluss von Säuren 
und Alkalien XXII. 326. XXIII. 440 
Magnesiabrei zur Trinkwasser¬ 
desinfektion .XIX. 760 

Malaria XXL 49. 109. 555. XXII. 30 
323.504. XXIII. 138.436. XXIV. 560 
Mandelentzündungen, Behand¬ 
lung .XIX. 192 

Mannlicher-Gewehr, Verletzun¬ 
gen (siehe Geschossfrage) . XXI. 233 
Marine-Sanitätsbericht, deut¬ 
scher XX. 316. XXI 400. XXIV. 166 
—, k. u. k. XXII. 174. XXIII. 498 


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XXI 


Marine-Sanitätsberieht, rassischer 
XXII. 176. 181 
Mari ne-Sanitätsordnung XXIII. 29. 75 
Massage XX. 458. XXI. 452. 

XXIII. 536. XXIV. 495 
Maas au a, Fiebererkrankungen 

XXI. 316. XXII. 223 
Mastdarmkrebs .... XXI. 452 
Mastitis chron. . . . XXIII. 508 

Mechanotherapie (siehe Massage) 

XXIV. 23. 24 
Mediciua legale militare . XX. 680 
Medizin, militärgerichtliche XXIIL 43 
Med izinalwesen, schwedisches 

XXII. 470 

Medizinische Klinik 1., in Berlin 

XX. 669 

Medizinisches aus Weltgeschichte 

XXIII. 142 

Mehlhausen, Dr., Generalarzt, 
Ausscheiden aus dem Dienste XXI. 518 
Menage, Verbesserung XXI. 248. 

XXII. 398. 498 
Menagen, landesübliche . . XXI. 124 

Meningitis epid. siehe Genickstarre. 
Messungen und Wägungen bei 
Soldaten . . XXII. 337. XXIII. 327 
Micrococcus prodigiosus . XX. 327 
Mikrokokken, Eigenbewegung 

XX. 326 

Mikroorganismen, Färbung XX. 94 
—, Mundhöhle .... XXII. 168 
XXII. 424 

—, pathogene.XX. 453 

Mikroskopie, Tabellen . . XXI. 320 
— und Chemie am Krankenbett 

XXIII. 164. XXIV. 494 
Milchsterilisirung . . XXIII. 449 

Militärarzt, Ausbildung XXIV. 139 
—, ein MenBchenalter lang . XIX. 96 
Militärärzte, preussische, Dienst¬ 
verhältnisse .XX. 710 

Militärgesundheitspflege XX. 713 

XXI. 184 

Militärische Uebungen und Hitze 

XXIII. 558 

Militär-Medizi nal wesen, 

England.XXI. 422 

Militärsanitätswesen (auf Kon¬ 
gressen etc.): 

in Berlin.XX. Beilage 

in London.XX. ,587 

in Nürnberg . . .XXI. 190. 376 
—, Beiträge zur Kenntniss XXIV. 536 
—, französisches . . . .XXIV. 536 

—, Österreich-ungarisches . XXVI, 536 
—, Reform des österreichischen XIX. 296 

XXII. 400. XXIII. 382 
—, Veröffentlichungen . XXI. 129. 313 


Milz, Einfluss auf Immunität XXIII. 500 
Mittelohreiterungen . . XX. 693 
Monatsschrift für Sprachheil¬ 
kunde .XX. 239 

Morbidität und Mortalität, fran¬ 
zösische Armee. . . . XXII. 11 
Morphium, Abstinenzerscheinungen 

XXII. 269 

Morvansche Krankheit . XXII. 549 
Mundhöhle, Mikroorganismen. . 

XXII. 168 

Muskelatrophien, arthritische . 


XXL 469 

Muskelbruch .... XXII. 503 
—, Operation.XX. 551 


Muskeldefekt,angeborenerXXIV. 440 
Muskelkrämpfe, isolirte XXIV. 241 
Muskelrheumatismus . XXIII. 218 
Musterung in Schweden. XXI. 92 
Mykologie, pathologische . XX. 507 
Myo pie, Entstehung (siehe Kurz¬ 
sichtigkeit) .XIX. 172 

Mytilotoxin.XIX. 726 

Myxödem XXII. 548. XXIV. 282 

Nachtblindheit . . . XXIV. 327 

Nährwerth der Krankenkost . . 

XXIII. 337 

Nagel, eingewachsener . XXIV. 397 
Nagelmangel,angeborener XXIII. 439 
Nahrungs- und Genussmittel, 

Chemie.XXII. 397 

Narkotisirung . . XXIV. 210. 395 
Nasenhöhle, Anatomie . XXIII. 509 
Naturforscher u. Aerzte(Versamm- 
| langen) XXII. 508. XXIV. 35.192. 508 

j Nephrectomie.XXI. 452 

Nephritis XXII. 64. 554. XXIV. 177 
Nervenkrankheiten, Diagnostik 
| XXIII. 168 

; Nervenpräparate, Färbung . . 

| XXIV. 401 

Nervensystem, Atlas XXIV. 497 
Neuritis, multiple . . . XXIII. 457 

Neurose, traumatische XXII. 75 
Nierenchirurgie .... XXI. 452 

Nierenruptur.XIX. 714 

Nierenzellgewebe, Vereiterung 

XXIV. 492 

Oberarmbrüche, Behandlung . . 

XXIII. 186 

Oberschenkel brach, Transport 

XXIV. 551 

Obturatoren.XXIV. 138 

Oefen, Karbon-Natron- . . XIX. 244 

Ohreiterungen . XIX. 295. XX. 693 
Ohrerkrankungen XIX. 535. 

XXIIL 49. 289. XXIV. 29. 92 


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XXII 


Ohrerkrankungen, nach Grippe 

XX. 689 

Ohrerkrankungen, Politzer Ver¬ 
fahren .XX. 674 

Olecranon, Bruch .... XX. 486 
Oleum cinereum, Intoxikation . . 

XXIII. 188. XXIL 137 

Olof af Acrel.XXI. 92 

Operationen, typische . . XX. 578 

— in italienischen Lazarethen XXI. 127 
XXIV. 322. 323 
Operationskursus in Sachsen XX. 554 
Operationslehre XXI. 232. 314. 

XXIV. 493 

Ophthalmie, sympathische XXII. 79 
Ophthalmoskopie, Atlas XXIV. 221 

Orchitis.XXII. 502 

Ostafrika, ärztlicher Rathgeber XX. 667 
Osteomalacie, männliche XXIII. 183 
Ozon, Wirkung auf Bakterien XX. 96 ' 

Paak, Stabsarzt f . . . XXIV. 138 

Pankreascysten . . . XXIV. 473 

Paraffin-Embolie . . XXII. 137 

Pasteur-Institut 1892 . XXII. 336 

Patella-Brüche, Behandlung. 

XXIV. 449 

Pathologie und Therapie, innere 
Krankheiten. . . . XXI. 468. 550 
—, Respirationsapparat. . . XX. 452 
XXIII. 270. XXIV. 31 
Pathologisch-anatomische Prä¬ 


parate, Untersuchung . XXIV. 556. 
Pental-Narkose . . . XXIII. 218 

Peptonurie.XXIV. 400 

Perforationsperitonitis XXI. 537 
XXII. 61 

Pericardiotomie . . . XXIII. 184 

Periorchitis .XXII. 503 

Perispermatitis haemorrh. XXIL 502 
Perityphlitis .... XXIII. 455 
Pflastermulle (Unna’sche) bei den 

Truppen.XXIV. 335 

Phenylhydrazinprobe . XXII. 554 
Phlegmone, Alkoholverbände . . i 
XXIII. 310 

Physicus, der preussische XXI. 469 
Pirogoffsche Operation . . XX. 427 

Plattfuss .XXI. 452 

Platzpatrone, Augenverletzung . 

XIX. 585 

Pleuritis, Bakteriologie . XXIII. 220 
Pneumonie mit Pyämie XIX. 731 
Politzers Verfahren . . . XX. 674 

Polyneuritis XXII. 529. XXIII. 187 

Prostitution.XXI. 235 

Protozoen, pathogene XXII. 167 


Psychiatrische Vorlesungen . 

XXI. 415 


Psychopathische Minder- 

] werthigkeit.XXIIL 69 

Ptomaine und Toxine. .XIX. 726 
Puls-Untersuchung . . . XXI. 181 

Purpura haemorrh. . . XXIV. 46 

Pyämie nach Pneumonie . XIX. 731 
I Pyogene Kokken, Infektion . . 

XXIII. 502 

j Pyopneumothorax subphr. . 

I XXIII. 47 

Quecksilber, Injektionen XXII. 137 

|-Zink-Cyanid-Gaze XIX. 38 

| Quetschung des Unterleibs XXIV. 516 

! Radfahren.XXIII. 513 

Reform des medizinischen Unter¬ 
richts .XXIV. 48 

Reiterkrankheiten . . XXII. 502 
Rekrutirung in Schweden 

XXIV. 236 

Report of the army medic. depart. 

XX. 237 

Resektion, Ellbogengelenk XXI. 452 

— des Magens .... XXIV. 493 

— der Thorax-Wand . . XXII. 289 

Resektionen, ausgedehnte XX. 486 
Respirationsapparat, Pathologie 

und Therapie . XX. 452. XXL 231 
Revier-Krankenstube XXI. 36. 

XXIV. 139 

Rindenepilepsie nach Schädel¬ 
verletzung .XIX. 40 

j Roth, W. f.XXI. 322 

! —, Denkmal.XXIII. 288 

Rottersche Pastillen . . XIX. 41 
Rothes Kreuz, dänisches XXIV. 141 

—, Kongress.XXL 561 

—, Kriegs Vorbereitung . . XXII. 25 

—, Preisvertheilung . . . XXIII. 140 

Ruhr mit Phlegmone am Ohr 

XXIV. 463 

Russische Armee. Unterkunft 

XXII. 414. 463 

Russisch-türkischer Krieg, Ge¬ 
sundheitsdienst . . . XX. 97 

Sachverständigen - Thätigkeit 

XXI. 414 

Salben, Desinföktionswerth 

XXIV. 325 

Samenstrang, Neuralgie XXIL 503 
Sanitätsbericht (Armee-), Bayern 

xxni. 42 

—, Belgien.XXII. 175 

—, England.XXIIL 434 

—, Italien . XXL 405. XXIIL 173 
—, Preussen, Sachsen, Württemberg 
XIX. 131. XX. 150. XXL 443. 

XXII. 311 


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XXIII 


Sani tätsberichte(Marine-), deutsche 

XX. 316. XXI. 400. XXIV. 166 
—, „ k. k. XXII. 174. 

XXIII. 498 

—, „ russische XXII. 176. 181 

— über die deutschen Heere XX. 134 

185. 229 300 

Sanitätsdienst auf dem Schlacht¬ 
felde s. Geschossfrage der Gegen¬ 
wart .XXIV. 140 

— bei Infanterie-Division . XXIV. 175 

— bei Kavallerie-Division XIX. 97. 

XXII. 83 

Sanitätskolonne, Uebungsbuch 

XXI. 89 

Sanitätsmanöver, französische 

Armee.XXI. 543 

— in Preussen .... XXII. 97 
Sanitätsoffiziere Deutschlands 

XX. 584 

Sanitätsordnung, Friedens- XX. 

563. 620 

Marine-.XXIII. 

29. 75 

Sanitätspersonal, Ausrüstung 

XXI. 555 

Sanitätsstatistische Eingaben 

(k. k.).XXIII. 212 

Sanitätstruppe im Frieden, 

üebungen.XIX. 776 

Sanitätswesen Dänemarks XX. 681 
XXIV. 143 

— Griechenlands .... XXIII. 330 

— in Chicago.XXIII. 328 

— schwedische Flotte . . XXIV. 558 

— Türkei.XXIII. 331 

Sanitation and health . XXIV. 89 
Sarkom-Erkrankungen XX. 241 
Sauer, Oberstabsarzt + . XIX. 296 

Schädel, Trepanation XX. 436 

Schädelbruch XXIII. 97. XXIV. 546 
Scharffs Schreibschule . XXI. 96 
Schattenprpbe s. Skiaskopie. 

Schiefhals.XXIV. 396 

SchienenhüIsenverbände XXI. 132 
Schiessen und Sehen . XXIII. 135 
Schl achtfei d-Be leuch tun g 

XXI. 551. XXII. 130 
Schleimgeschwulst im Becken 

XXIV. 551 

Schnellender Finger . XX. 658 

Schulbank.XXIV. 459 

Schule, militärärztliche, zu Lyon 

XXIV 404 

Schulhygiene .... XXIV. 222 
Schulterblatt, totale Exstirpation 

XXIV. 14. 116 

S ch u 11er b r ei te, Diensttauglichkeit 
XX. 697. 


! Schuss Verletzungen XIX. 396. 

XXI. 425. 354. 368. 549. 555. 

XXII. 482. XXIII. 321. XXIV. 484 
—, Behandlung in erster und zweiter 
Linie. XX. 580 

— des Beckens .... XX. 675 

— des Darms XXIII. 446. XXIV. 448 

— des Kiefers.XXIII. 446 

— des Magens .... XXIV. 546 
Schusswunden s. Geschossfrage 

der Gegenwart, auch Schussver¬ 
letzungen 

Schwedische Flotte . XXIV. 558 

—, Heer.XXI. 92 

Schweissfuss, Behandlung 

XXI. 89 

Schwindsucht, Entlassung aus 

der Armee.XXII. 265 

—, Erblichkeit .... XXI. 515 

— in der Armee XIX. 168. XXIV. 

87. 216 

— s. auch Tuberkulose. 

Sclerodactylie . . . XXII. 29 

Scleroderma .... XXI. 132 
Sclero8tomum tetracanthum 

XXIII. 461 

Seebäder, Wirkungsweise XX. 322 
Sehorgan, Kriegschirurgie desselben 
XIX. Beilage 
Sehproben etc. XXII. 184. XXIII. 

131. 166. XXIV. 285. 496 
Seifen, medizinische . . XIX. 773 

Selbstmord in der Armee XXI. 83 
XXIII. 268. 509 
Semmelweiss-Denkmal XXII. 192 
Septische Erkrankungen XXI. 183 
Serum-Therapie XXI. 516. 

XXII. 154 

Simulation, Diagnostik . XXI. 365 
—, von Augenkrankheit XIX. 581. 

XXI. 24 

— von Erbrechen . . . XXIII. 141 

— von Gehörstörung . . XX- 276 

Skiaskopie XX. 532. XXII. 81. 

XXXIII. 215. 255. XXIV. 431 
Skoliose, Theorie . . . XX. 714 

Soldaten, Wägungen und 
! Messungen.XXII. 337 


Speichelstein .... XXIII. 162 
Speiseröhre, Strikturen XIX. 22 
Spitzenstoss .... XXII. 549 


Sprachheilkunde, Monatsschrift 

XX. 239 

Spritze R. Kochs zu Injektionen 

XIX. 776 

Sprungbein, Verrenkung oder 

Bruch. XX. 148 

Spucknapf-Füllung mit Kaffee¬ 
satz .XXIV. 95 


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XXIV 


Spatnm, Desinfektion XX. 504. 

XXII. 49 

—, Untersuchung . . . XX. 240 

Städtereinigung . . . XXIV. 216 

Staphylokok ken-Heilserum 

XXIV. 283 

Statistik, schweizerische XXIII. 459 
Sterilisation der Hände XXIII. 504 
XXIV. 178. 449 
Stichverletzung des Gehirns 

XXII. 303 

— des Zwerchfells . . . XXIV. 490 

Stoffwechsel undErnährung 

XIX. 595 

Strangulation (Selbst-) durch 

Binde. XXI. 31 

Strassenhygiene . . . XXIV. 216 

Streptokokken-I nfektion 

XXII. 136 

—, Untersuchungen . . . XXIII. 132 

—, Vorkommen .... XXIII. 188 
Strikturen, Ham- und Speiseröhre- 

XIX. 22 

Stupidität, akute . . . XXII. 118 

SublimatverbandstoffeXIX 68. 145 

XX. 510 

Sulfonal-Vergiftung . . XXIII. 216 
Syphilis.XXI. 88. 235 

— Bibliographie.XIX. 144 

—, Einschleppung in Europa XXIII. 189 
—, des Nervensystems . . XIX. 292 

Tabes dorsalis XX. 579. XXII. 556 
Tachykardie, Kehlkopfexstir- 


pation.XXII. 545 

Telephonische Sonde . XXI. 470 
Tetanie.XIX. 705 


Tetanus XXII. 154. 451. 550. 551 563 
XXIV. 319 

Therapie, Encyklopädic XXIV. 455 
—, Vademekum .... XXIV. 464 
Thermometer mit Aluminiumskala 

XXIV. 141 

—, neues.XXIV. 415 

—, Zuverlässigkeit XIX. 247. XXI. 374 

Thioform.XXIV. 48 

Thyroidin-Tablettcn . XXIV. 501 

Tolypyrin.XXII. 555 

Tolysal.XXII. 555 

Trachom, Behandlung . XXIV. 496 I 
— in k. k. Armee XXII. 554. 

XXIII. 455 

Tragbahre, Jacobys XXI. 499. 

XXIII. 100 

Transport Verwundeter XIX. 181. 

XXII. 193 

Trendelenburgs Venenunter¬ 
bindung .... XXIV. 318. 490 
Tremor universalis . . XIX. 587 


Trepanation bei Rindenepilepsie 

XIX. 40 

— des Schädels XX. 436. XXII. 303 
Trikotschlauchbinden XIX. 592 
Trink wasser-Desinfektion 

XIX. 760. XXIV. 498. 507 
Trinkwasser im Felde . XXIV. 330 
Trional-Vergiftung . XXIV. 453 
Tripper, Behandlung mit Alumnol 

XXII. 553 

— , „ Ichthyol 

XXII. 552 

—, Blasenstein .... XXII. 18 

— Herzklappenfehler XXII. 8. 75 

Trommelfell-Perforation en 

XXI. 319 

Trommlerlähmung . . XXI. 472 
Tropenhygiene XXI. 376. XXIV. 274 
Trophoneurose nach Verletzung 

XXII. 482 

Truppenverbandplätze, Dienst 

XXIV. 25 


Tuberkelbazillen . . XXII. 165 

Tuberkulin.XX. 239 


—, Behandlung XIX. 729. XX. 486 
XXI. 452. XXIV. 220 
Tuberkulose des Bauchfells XXI. 452 

— (chirurgische), Stauung XXIII. 182 

I — des Hodens.XIX. 247 

I —, Erblichkeit .... XXIV. 93 
| —, Guajakol-Behandlung XXI. 520. 

! XXIII. 441 

I — im Heere.XXIV. 87 

] - in der Marine XXIII. 441. XXIV. 216 
j —, örtliche, mit Stauongshyperämie 

XXIV. 134. 397 
i —, Prophylaxe .... XXIII. 442 
—, Uebertragung durch Fleisch 

XXIV. 276 

; — und Septikämie . . . XXII. 452 

— und Verletzung . XXIV. 397. 448 

Typhus abd.,LarynxgeschwüreXTX. 245 
—, aneurysma aortae . XXII. 1. 72 

—, Behandlung XXIII. 179. 499. 

t XXIV. 27 

—, Diagnose XXI. 555. XXII. 552. 

XXIII. 439. XXIV. 451. 463 

-Epidemie XXII. 271. 382. 423. 

xxm. 434 

— im französischen Heere XIX. 576. 

XXL 187. XXIV. 211 
. — im italienischen Heere . . XXI. 315 

[ —, Immunität.XXII. 270 

—, Verbreitung auf dem Lande XIX. 246 

Ueb ungen der Sanitätstrappen XIX. 776 
Unfall und Tuberkulose . XXIV. 397 
Unfallversicherung und traumat. 
Neurose.XXII. 75 


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XXV 


Unglücksfälle, erste Hülfe XIX. 728 
Unterbringung Verwundeter auf 
dem Kriegsschauplatz . . XX. 312 

Unterkleider-Untersuchung . 
XXIII. 360. 417. 471. XXIV. 267 

312. 384 

Unterkunft, russische Armee XXII. 414 

463 

Unterleibs - Brüche XX. 456. 

XXIV. 209 

Unterleibs - Chirurgie auf dem 

Schlachtfeld.XXIV. 319 

Unterleibsquetschung XXIV. 519 

— durch Hufschlag .... XX. 427 
Unterleibsverletzung durch 

Lanze.XXIV. 19 

Unterricht, medizinischer XXIV. 48 
Urban, Krankenhaus in Berlin 

XXIII. 460 

Uvula-Zerreissung . . . XX. 718 

Yaccine-Erreger. . . XXII. 166 

Valentini, Jubiläum . . . XX. 631 

— f ..XXIV. 462 

Varicen, Behandlung XXIII. 131. 

XXIV. 47 

—, Diensttauglichkeit . . XXIII. 111 

Venen-Verletzung XXI. 97. 507. 

544. XXIII. 84. 112 
Verbände, ambulatorische XXII. 10 

—, Gypsleim-.XXIII. 221 

Verband, erster. . . . XXIV. 208 

—, erste? auf dem Schlachtfeld . . 

XXIV. 547 

Verbandmaterial, antiseptisches 

XXIV 23 

—, deutsches Heer . . . XXIV. 23 

—, französisches Heer . . XXIV. 23 

Verbandtechnik . . .XXI. 132 

Verbrennungen . . . XXIII. 434 

Verein, medizinischer, zu Greifswald 

XIX. 192. XXI. 192 
—, preussischer, zur Pflege Ver¬ 
wundeter .XX. 327 

Vereiterung subkutaner Brüche 

XXIII. 535 

Vergiftung mit Kupfer . XXIV. 453 

-Tanin und Kalium permungan. 

XXIV. 453 

-Trional.XXIV. 453 

Veröffentlichungen aus Garni- 
sonlazarethen XIX. 193. 297. 396. 456 
535. XX. 1. 241. 329. 379 
Verpflegung in der Marine XXf. 356 


Verpflegung mit Konserven XXII. 497 

— in Schweden.XXI. 92 

Verrenkung des Sprungbeins XX. 148 

— des Vorderarmes .... XXI. 249 

Verwundetenträger, Dienst . . 

XXI. 422. XXII. 132. XXIII. 188 

462 

Verwundeten - Transport XIX. 181 
I XXI. 499. XXII. 193. XXIII. 534 
| Verwundungen auf dem Cummers- 
dorfer Schiessplatz . . . XX. 597 

— durch Granate .... XXI. 473 
Vipernbiss, Tod . . . XXIV. 95 
Vogel-Ulrichsches Lichtdruck- 

j verfahren.XXI. 555 

j Vorderarm-Verrenkung XX^ 249 

W ägungen und Messungen bei Sol¬ 
daten . . XXII. 337. XXIII. 327 
Wärmeabfuhr .... XXIV. 289 
, Wärme-Dyspnoe .... XX. 450 
Wasserbett, versendbares XXIII. 106 
' Wasserreinigung durch Chlor- 

| kalk.XXIV. 498 

■ —, Magnesiabrei.XIX. 760 

Wasser-Untersuchung XXIV. 557 
Watte, entfettete .... XX. 511 
Weil sehe Krankheit . . . XXI. 521 

1 Wickersheimersche Flüssigkeit 
| XXI. 248 

Wirbelkörperbruch. . . XX. 147 

| Wirbel (Hals-), Luxation XXIV. 513 
1 v. Wissmann,Expeditionen,ärztlich 
| XXHI. 83 

Wohnungs-Beleuchtung XXIV. 275 

j — - Hygiene.XXIV. 275 

-Statistik.XXIV. 275 

Wolf, Ludwig f • - XIX. 30. 141 

Wundbehandlung, aseptische 

XXI. 132. 458. XXII. 330 
Wunden, Desinfektionsfähigkeit . 

XXIV. 133. 394 
! Wundlaufen und Pyämie XX. 145 

Zahnkaries.XXI. 452 

Zahnschutz.XXIV. 335 

Zelte, Verwendung im Winter. . 

XXIV. 287 

Zeltsystem.XXIII. 385 

j Zittern (allgemeines) . . . XIX. 587 

' Zuckerbildung im Thierkörper . 

XX. 91 

i Zuckernachweis . . . XXII. 554 

; Zungenspatel von Holz XXI. 192 


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XXVI 


B. ^Namenregister. 


Abbamondi 

e Cipollone 

Benzler 

XXL 

24 

Bnrkner 

XX. 674 


XXIV. 

329 

XXII. 289. 

XXIIL 

97 


XXIV. 29 

Adamkiewi 

cz XXII. 

220 



241 

Büsing 

XXIV. 216 

Albere 

XXIII. 

221 

v. Bergmann 

XIX. 

295 

Bum, Anton 

|XXIV. 24 

Albers-Saarlouis XIX. 22 

675. 

XXL 

232 

Bungartz, J. 

XXI. 375 

Albert, Ed. 

XX. 

714 

Berille 

XXIIL 

45 

Burchard t-Berlin 

Alberti XXL 132. 

370 

Bernardo 

XXII. 

382 

XIX. 16.592. XXI. 365 

Albrand 

XXIII. 

131 

Bernhardt,M. XXII. 

550 

XXIIL 166. 

XXIV. 431 

Albrecht 

XXIV. 

275 

Bernheim 

XXII. 

552 

Burchardt, O. 

Albrecht, H. XXIV. 

276 

Bertele 

XIX. 

37 


XXIIL 213 



454 

Berthold (Berlin) 


Burgerstei n 

XXIV. 222 

Albu, A. 

XXII. 

506 


XXIV. 

498 

Burri 

XXIII. 438 

Alfermann 

XXL 

521 

Biedert 

XX. 

240 

Buschke 

XXII. 451 

Ali-Cohen 

XX. 

326 

Bier XXL 452. XXIV. 

450 


XXIII. 182 

Alt, K. 

XXII. 

272 

Bignami 

XXII. 

323 

Buschujew 

XXIIL 141 


XXIIL 

169 

Binz, C. 

XXIIL 

189 

Buzzi, F. 

XXL 44 

Amende 

XXL 

555 


XXIV. 

161 



Ammann 

XXIIL 

536 

Blaschko 

XXL 

235 

Canon 

XXL 90 

Ammon, O. 

XXII. 

337 i 


XXII. 

137 


XXII. 78 


XXIII. 

323 

Blasius 

XXIV. 

216 

Carasso 

XXIV. 279 

Antony 

XXIV. 

444 | 

Bliesener 

XIX. 

760 

Carp 

XXII. 271 

Ajello 

XXIV. 

46! 

Bl ucket 

XXIV. 

28 

Casper, L. 

XXII. 553 

Arnold, K. 

XXII. 

135 

Bluhm 

XXIV. 

223 

Chantemesse. A. 


XXIIL 

457 

Boas XX. 510. XXII. 

134 j 

| 

XXL 413 




XXIIL 507. 

XXIV. 

285 i 

Chawtin 

XXIII 180 




Boehr 

XIX. 

731 

Clemow 

XXIV. 327 

Babes 

XXIIL 

440 

Boer 

XXII. 

449 

Cohn 

XXL 416 


Baccelli XXIV. 319 Bokai, J. (Budapest) v. Coler XX. 139. 178 

Baerensprung XX. 329 XXIV. 499 143. 585. XXI. 132 

Baginsky XXIV. 281 ■ Börner XXIV. 464 . Contreras, Ant. 

Bailand XXIV. 92 Böttger, P. XX. 664 XXI. 184 

Banister, J. M. Bohlandt XXII. 547 Coruet, G. XXL 411 

XXIII. 135 Bohosiewicz XXL 549 ; v. Criegern-Thumitz 
v. Bardeleben, Adolf Bonalumi XX. 680 XIX. 288 

XXIV. 502 Bondessen, J. XXII. 560 Czerraack XXII. 26 

v. Bardeleben, K. Boretius XXII. 425 

XXII. 95. 519. Borntraeger XXIII. 456 Dämmer, O. XIX. 600 

XXIII. 319 XXIV. 464 Dardignac XXIV. 397 

ßardenheuer XX. 457 Borowski XXI. 471 ; Delmas XXIV. 93 

Baumann, G. XX. 633 , Brancaleone-Ribando Delorme, E. XXIII. 25 
507 XXII. 391 Demoathen XXIV. 209 

Baumgarten, P. Brandt XXIII. 446 Dennig, Ad. XXL 183 

XIX. 83. XXL 368 j Brehmer, H. XIX. 88 Derblich, W. XIX. 96 

XXII. 453. 455 Brendel XXIV. 240 I Diendonne, A. XXL 99 

Beck, M. XXI. 410 Breslauer XXIV. 325 t XXIV. 26. 452 

XXIII. 182 Brettner XXL 473,DinkIer, M. XXII. 556 
Becker, L. XIX. 45 Breuning-Storm Dreisch XXIII. 255 

XXL 471 , XXII. 561 D res er (Bonn) XXIV. 210 

Beely, F. XXL 44 Brieger, L. XIX. 726 Duehrasen, A. 

Behrens, W. XXL 320 Brosiu8 XXIV. 48 XXL 183 

Behring XXL 516 j Brümmer XX. 427 D ums XXI. 440. XXII. 18 

XXII. 449. 500 Bruns, P. XIX. 137 XXIII. 145 

XXIII. 258. 261t XXIV. 320 Dumesnil XXII. 326 

XXIV. 5§ | Bruschettini Dunbar XXIII. 134 

Belli, M. XXII. 29 XXIII.. 181 XXIV. 398 

Benario XXIII. 500 \ Buchheim XXL 452 ' Dupont XXIII. 47 


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XXVII 


Ebermann, A. A. 


Frosch, P. 

XXII. 

135 

Gutzmann, 

A. u. H. 



XXIV. 

25 

Fuchs 

XXIV. 

288 


XX. 

239 

Ecot 

XXIV. 

463 

Furbringer 

XX. 

712 




Edholm 

XXIII. 

191 

XXIV. 

178 

Haab, O. 

XXIV. 

221 

Eichbaum 

XIX. 

295 

Fukala, D. 

XXII. 

27 

Haase, W. 

XX. 193. 

312 

Eichhoff, P. 

XIX. 

773 

Funcke 

XXIII. 

1 

XXI. 132. 

422 

Eichhorst, H.XXIII. 

439 




Habart, J. 

XIX. 

718 

Eilers, H. 

XIX. 

247 




XXII. 

121. 131. 

539 

Eisenberg 

XX. 

507 

Gärtner 

XXI. 

360 


XXIV. 

208 

E i s e n l o h r 

XXII. 

325 

Galton Sir Douglas 


XXIII. 321. 

533 


549. 

552 


XXIV. 

457 

Haberkorn 

XIX, 

192 

Ekeroth,Carl XXIV. 

331 

Gamalaia 

XXIII. 

92 

Hänel, Friedr. XXIV. 

394 

Ellbogen, J. 

XXIII. 

534 

Garten 

XXI. 452 

Hagemeyer 

XXIII. 

460 

Emmerich, R 

. XXII. 

169 

Gasse 

XXIV. 

463 

Hamann 

XXIV. 

378 


XXIV. 

320 

Geilenkirchen 


Harnack, E. XXIV. 

453 

Engel, S. 

XXII. 

548 


XIX. 

246 

Hart 

XXIV. 

89 

Eulenburg, i 

i. (Berlin) J 

Geissler 

XXI. 

132 

v. Harten 

XXII. 

560 

XXIV. 

501 

Gelpke 

XXIII. 440 

Hartmann, 

R. XIX. 

68 

Eskridge 

XXI. 

368 

v. Gerlach 

XXII. 

327 

Hartmann 

(Berlin) 


v. Esmarch, 

Fr. 


G erster 

XXIV. 

288 


XXIV. 

48 

XIX. 728. XX. 

632! 

| Giles 

XXIII. 

461 

Hartmann 

(Detmold) 



XXI. 

314 

Glaeser, C. 

XXI. 

231 


XXIV. 

365. 

y. Esmarch, 

E. XX. 

453 

Gläser, J. A. XXIII. 

221 

Hassler 

XXIII. 

508 

Ewald, C. A 

. XXII. 

564 

Globig 

XX. 456. 513 

Haupt 

XXIII. 

442 


XXIII. 

215 

Goebel, C. 

XXIV. 

178 

Hausenblas XXIV. 

175 




Goebel, P. 

XX. 

718 

Heckei 

XXIII. 

319 

Faisst, 0. 

XXIV. 

318 

Goldscheider XXI. 

132 

Hecker, Ad. XXII. 1 

. 61 

Ferrati 

XXIII. 

439 

XIII. 168. 

220 

113 

371. 442. 

482 

Kessler, J. 

XX. 

677 

Golebiewski 



XXIV. 

359 

Filehne, W. 

XXIV. 

453 ! 

I 

XXIV. 

91 

Helferich, 

H. XXI. 

182 

Finkelnburg 

, C. 


l Gordon Norrie 


XXIII. 143. 

508 

XXII. 

558 

i 

1 

XXIV. 

141 

Heim, L. 

XXII. 

49 

Finkeistein 

XXIII. 

44 ! 

Gould 

XXIV. 

447 


XXIV. 

132 

Finkler, D. 

XXI. 

460 , 

Graefe 

XXI. 

452 

Hennig, H. 

XX. 

236 

y. Fircks 

XIX. 

680 

Graser 

XX, 

456 

XXII. 

555 


XXIII. 

512 

G rasser 

XXIV. 

463 

| Herhold 

XXII 

457 

Fischer, B. 

XIX. 

92 

Grawitz 

XXI. 

555 

Hermann, 

F., Prof. 


XXIII. 170. 

503 


XXIII. 

93 


XXIV. 

394 

Fischer, H. 

XXII. 

402 

Groeningen 

XIX. 456 

Herrmann 

XXIV. 

473 

Fischer, R. 

XXIII. 

498 

Groenow 

XXII. 

185 

Hersing 

XXI 

319 

Flatau, E. 

XXIV. 

401 

Groenouw 

XXIV. 

496 ! 

Herter 

XXIII. 

411 

Flügge 

XIX. 

722 

G roschke 

XIX. 

297 

Hess 

XXTII. 461 

XXIII. 

449 

Grosser, E. 

XX. 456 

Hesse 

XXI. 

452 

Forgue 

XXIII. 

373 

Grossheim 

XX. 

587 

Heusner 

XXIII. 

186 

Forssberg 

XXIII. 

215 

XXIII. 328. 

385 

Heyl, H. 

XIX. 

728 

Fowler 

XXIV. 

449 

Gruber 

XXIV. 

326 

Heyse XXII. 241. 

551 

Fraenkel, A. XX. 

452 

Gröder 

XIX. 

245 

Hiller, A. 

XX. 379. 

392 

Fraenkel 

XIX. 36 

723 

Grunert XXIV. 138. 

335 

j XXI. 389 XXIII. 

499 

XX. 93. 507. XXI. 

362 

Günther 

XX. 

507 

Hinterstoisser XX. 

675 

466 XXII. 

38. 169. 

501 

Guerra 

XXIV. 

48 

Hirsch, A. 

XXII. 

327 

Frankel, C. 

XXII. 

173 

Gurth, C. 

XXII. 

497 

Hirschfeld 

, E- 


XXIII. 179. 

439 

G umprecht 

XXII. 

396 


XXIII. 

186 

Fraentzel, 0. XXI. 

516 

Gutjahr 

XXIV. 

19 

Hirschfeld 

, L. XXI. 

89 

Frank 

XXII. 

554 

v. Guttenberg XIX. 

166 

Hitzig 

XXII. 

269 

Freund 

XXII. 

75 

Guttmann, 

P. XX. 

669 

Hjelt 

XXII. 470 


XXIII. 

219 

XXII. 546. 

555 

Hoffa, A. 

XXI. 469 

y. Frey, M. 

XXI. 

181 

Guttmann, 

S. XX. 

669 

Hoffmann, 

A. XXII. 75.79 

Freymuth 

XXIV. 

320 

Guttstadt, 

A. XX. 

584 

Hoffmann, 

E. XIX. 

192 

Friedrich 

XXI. 

360 

1 

XXI. 

47 

Hohenberg 

XXI. 

116 


Digitized by ^.ooQle 



XXVIII 


Holmberg 

XXII. 

423 

Knaggs 

XXIV. 

447 

Landgraf 

XX 

241 


XXIV. 

286 

Knechtei, O. 

XXI. 

89 


XXIV. 

1 

Holsti, H. 

XXII. 

505 

Kobert 

XXI. 

89 

Landmann 

XXIII. 

188 

Hoor, K. 

XXII. 

544 

v. Kobylecki 

XIX. 

580 

v. Langenbeck XX. 

139 


XXIII. 

455 

727. 

XXIII. 

54 

Langerbans 

XXIIL 

217 

Hüeber, Th. 

XIX. 1. 

160 

Koch 

XX11I. 

69 

Lanz, O. 

XXII. 

391 

v. Hügel, Freiherr 


Koch, R. 

XIX. 

776 

Larin 

XXII. 

542 


XXIV. 

287 


XXII1. 

438 

Larsen 

XXIL 

561 

Hüppe 

XX. 

507 

Kocher, Th. 

(Bern) 


Lassar, O. XXL 235. 


Husemann, 

Th. 


XXIV. 493. 

XXIV. 

484 


XXIL 

553 


XXI. 

235 

Köhler. R. 

XIX. 

601 

Lastaria 

XXIV. 

47 




Koehler, A. XIX. 40. 

91 

Laub 

XXIV. 

140 

Jacob, Chr. 

XXIV. 

497 

XX. 486. 

XNI. 

129 

Lauder-Brunton 


Jacob, J. 

XIX. 

581 

Körfer 

XXII. 

499 


XXIIL 

506 

Jacobson, P. XXII. 

329 

Köll icker 

XXL 

452 

Lauenstein 

XIX. 

45 

Jacoby, E. 

XXI. 

499 

König, Fr. XXI. 314. 

452 

Lazarus 

XXII. 

78 

XXIII. 100. XXIV. 

369 


XXIII. 

508 

Lebbin 

XXIIL 

434 

J adassohn 

XXII. 

552 

König, J. 

XXII. 

397 

Lecuye 

XXIV. 

95 

Jäger 

XXI. 

367 

Körner, O. 

XIX. 

93 

Lehmann, B. 

XX. 

509 

Jaeger 

XXIV. 

217 

Körting XIX 122. 


Lehrnbecher 

XIX 

68 

Jahn, B. 

XX. 

584 

XXI.97. XXII.265. 



XXII. 

193 

Jahn, E. 

XX. 

236 


XXIII. 

143 

Leloir, H. 

XXL 

468 

Jakowski 

XXII. 

50S 

Köster, K. 

XXIV. 

396 


XXII. 

223 

Johannessen XXIV. 500 

Kohl 

XXIV. 

141 

Lenhartz, H. XXIII. 

164 

Jolly 

XXII. 

396 

Kohlstock 

XX. 

667 


XXIV. 

494 

Joseph, M. 

XXIII. 

537 

XXI. 555. 

XXII. 

30 

Leo, H. 

XXIIL 

216 


XXIV. 456 

Kolle, W. 

XXIII. 

500 

Leppmann, A. XXI. 

414 




Kopp 

XXIII. 

460 

Leser, E. 

XXI. 

130 

Kalischer 

XXIV. 

501 

Korsch 

XXL 

132 

v. Lesser 

XXL 

452 

Kaliski, F. 

XXIV. 

464 

Ko rshawin 

XXIII. 

447 

Lesshaf ft, J. 

XXIV. 

14 

Kal Imann 

XXIV. 

222 

Kessel, H. XXII. 36. 

449 

Lesshaft, P. 

XXL 

222 

Kannenberg XIX. 

193 


XXIV. 

218 



116 

Kartulis 

XXII. 

167 

Kowalk 

XXL 

540 

Letz 

XXL 

555 

Katalymow 

XXII. 

43 

XXIII. 270. 330. 

331 

Leube, W. 

XXII. 133 

Kaufmann, 

C. XXI. 

470 

Kowalzig, E. XXI. 

314 


XXIII. 

218 

Kaufmann 

XXIV. 

397 

Kraft 

XXIV. 

223 

Levisohn, P. 

XXIIL 

47 

Kelsch 

XXIV. 

462 

v. Kranz 

XIX. 

249 

Levy, M. 

XXIIL 

46 

Kern 

XIX. 

752 

KratBchmer 

XXIV. 

330 

Leyden 

XX. 

669. 

(XIX. Beilage) XX. 

276 

Krause, P. 

XXIV. 

220 

XXL 392. 

XXII. 

390 

Kessel 

XXIV. 

29 

Krautwig, P. XXII. 

555 

XXIII. 187. 

457 

Kier XXIV. 13!). 

141 

Krebs 

XXIV. 

138 

Liebermeister XXL 

231 

Kirchenberger, S. 


Krecke 

XXIII. 

535 


XXIII. 

219 

XIX. 296. 

XXIII. 

111 

Kriege, H. 

XXII. 

329 

v. Liebig, G. 

XXI. 

550 

Kirchhoff 

XXL 

45 

K rock er XX. 494. 

715 

Liebreich 

XXIV. 455 



369 


XXL 

555 

Li ermann,W.XXIII. 

10 

Kirchner 

XXI. 

36 

Krüger, S. 

XXIII. 

47 

Lieto, Salo 

XXL 

354 


XXIII. 

106 


XXIV. 

451 

Lindemann 

XXIIL 

337 

Kirchner, A. XXII. 

529 

Kubla 

XXIII. 

142 

Linden, K. E. XXIV. 

204 

Kirchner, M. XX. 

504 

Kubier, P. XX. 327. 


Lindner 

XXL 

452 



713 


XXIV. 

417 

v. Lingelsheim 


Kitasato 

XXI. 

90 

Kutner, R. 

XXII. 

424 

XXIII. 487. 

538 

Klebs 

XXII. 

273 

Kutscher 

XXIII. 

91 

Link, A. XX. 510. 

511 

K leen 

XX. 458. 





v. Linstow 

XXIII. 

507 


XXIV. 

495 




Lister 

XIX. 

38 

Klefberg 

XXIII. 

184 

Laache 

XXIII. 

221 

Li vi 

XXIII. 

327 

Klemperer, 

G. XIX. 

595 

Lacassagne 

XIX. 

38 

v. Löbell 

XIX. 

728 

XXII. 37. 173. XXIV. 

Lahmann, H. XX. 

584 


XXL 472 



399 

Lan i erer, W. XXII. 

507 


XXIII. 

384 

Klien, R. 

XXIII. 

188 


XXIV. 

23 





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XXIX 


Lode, Alois 

XXIV. 

498 

Nathers 

XXI. 

319 

Petru8chky,J.XXII. 

452 

Löffler, F. 

XX. 

94 

Nauwerck 

XXIV. 

395 

XXIII. 502. 

XXIV. 

284 

Longuet 

XXI. 

83 

Neisser, E. 

XXIV. 

183 

?. Pettenkofer 


Lorenz XXI. 48. 

565, 

Netolitzky 

XXIV. 

222 


XXII. 

169 

Lücke 

XXI. 452 i 

Netschajeff 

XXII. 

554 

Pfeiffer, R. XIX. 36. 

723 

Lüderitz, C. 

XXI. 

363 

Neuber 

XXIII. 

225 

XX. 507. XXI. 90. 

362 

Lühe XXI. 145.204. 

253 

Neumann, A. XXII. 

500 

410. 466. 

XXIII. 

182 

Lunkiewitsch 


Nicolai, H. F. XIX. 

97 


XXIV. 

326 


XXIV. 

25 

XXI. 1. 

XXII. 

303 

Pfuhl, A. XXI. 412. 


Luther 

XXI. 

367 


XXIV. 

82 

XXII. 136. 

XXIV. 

97 


XXIII. 

455 



492 

Pfuhl, E. XIX. 34. 

49 




Nicolaier 

XXII. 

554 

145. 

XXI. 

555 

Magnan, V. 

XXI. 

415 

Niebergall 

XIX. 

587 

Philander 

XXII. 424 

Makiewicz 

XXIV. 

87 

XXI. 341. 

544. 


Pick, A. 

XXII. 

36 

Maksimo witsch, 


XXIII. 84. 112. 


Pielicke 

XXII. 

78 


XXIII. 

43 


XXIV. 

241 

Pispoii 

XXIII. 

446 

Manchot 

XXII. 

273 

Nieden 

XIX. 

41 

Pistor, M. 

XXIV. 

284 

Mann, L. 

XXII. 

549 

Nilsson, E. 

XXIII. 

439 

Pizzini, L. 

XXII. 

165 

M appes 

XXI. 

89 

Nimier 

XXIV. 

463 

Placzek 

XXIII. 

462 

Marcbiafava 

XXII. 

323 

Nocht 

XX. 

716 

Plagge 

XXI. 

329 


Martin, L. XXII. 323 | Norrie XXII. 562! XXIII. 432. 433 

Martini XXII. 549 ; Nuttall Plehn, Fr. XXII. 323 

Martins, F. XIX. 583 j XXII. 165. XXIII. 447 Pluinert, Arth.XXII. 174 


XX. 1 

Matthias XXIV. 463 
Matton XXIV. 95 | 

Maximow, W. W. 

XXIV. 23 
Meilly XX5. 396 

Meissner XX. 114. 147 
148 

Mendel, £. XXII. 548 
XXIV. 282 
Mendelsohn, M. 

XXIV. 48. 399 
Menger XXII. 48 

Merke, H. XXI. 553 
v. Mertschinsky,P. 

XX. 450 

Messerer XXIV. 463 
Meyer, P. XXIII. 226 
Michael, J. XXIII. 215 
Miethke XXIV. 415 
Miles XXIII. 446 

Miller, W. D. XXII. 168 
Mitralsky XXII. 185 
Montes de Oka 

XXI. 128 

M orton, W. J. XXIv! 288 
Mosler, Fr. XIX. 192 
Müller, M. XXIV. 451 
Müller XXIII. 4 

t. Mundy, J. XIX. 776 
Munk XXII. 556 

Mnsehold XXI. 249 

XXIII. 440 
Myrdacz, P. XX. 511 

XXII. 132. 271 
XXIV. 31 


Oberdörffer XX. 96 ■ 
Oberl änder-Zuelzer 

XXIV. 180 
Ochotin XXIII. 182 
Oergel XXII. 451 ! 

Oertel, M. T. XXII. 500 
Oldendorff XXIV. 275 , 
Oppenheim XIX. 292 
720 

Oppler, B. XXIV. 220 
Osteri, Ed. XXII. 29 
Ostmann XXII. 473' 
XXIII. 49. 2891 
Overweg XXIV 4401 


Page, Herb. XXI. 463 
Palleske XXIV. 282 
Panienski XXIV. 337 
Pannwitz XIX. 572 
XXII. 25 
Parkes, E. XXI. 85 
Parsons XXI. 124 

Pasquale, A. XXI. 316 
XXIII. 132. XXIV. 44 
Pauer, A. XIX. 166 
Pecco, G. XXI. 127 
XXII. 28 
Peltzer XXII. 97 

Perthes, G. XXIV. 490 
Petella, Giov. XXII. 223 
Peters, A. XXII. 26 
Petersen XXIV. 141 
Petersen, W. XXIV. 320 
Petri, R. J. XIX. 244 


Pöhl, A. XXIV. 283 
Popoff XXIII. 93 

Poppert, P. XXIII. 183 
Port, J. XXI. 297 

XXIV. 145 
Prausnitz XXIV. 24 
Prinz XXI. 425 

Pritzkow XXIII. 507 
Proskauer, B. XIX. 244 
XX. 454 

Pnmpjansky XXII. 542 


Randone XXIV. 323 
Ransom, F. 

XXIV. 500 
Raon XXIV. 139 

Raptschew sky 

XXIII. 45 
v. Rechenberg, C. 

XXI. 172. 224 
Reger, E. XIX. 768 
Rehfisch XXIII. 509 
Reiner, H. XXIII. 138 
Reinicke, H. XXIV. 453 
▼.Reitzenstei n,F rhr. 

XXIV. 176 
Remlinger XXIV. 93 
Renvcrs XXI. 132 

Rettig, W. XXIV. 459 
Rho XXIV. 44 

Ribbert 

XXIV. 134 
Richter XXI. 356 

XXIV. 177. 216 
Riedel XX.710. XXI. 296 


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XXX 


Riegel, F. 

XXIV. 

Riemer XXI. 

Riffel, A. XXI. 

Ripperger, A. XXI. 
RobitzschXXIIl.131. 


135 

452 

515 

124 

455 


Roehs 

Röttger 
Hoewer 
Roos, E. 
Rosati 
Rose, E. 
Rosenboom 
Rosin, H. 
Rossbach 
Roth 
Roth, A. 

Roth, Otto 
Roth, W. 


XXI. 

XXIII. 

XX. 

XXIII. 

XXII. 

XXII. 

XXI. 

XXIV. 

XXIII. 

XXII. 

XXIV. 

XX. 

XXill. 

XXI. 

XIX. 


jSchlockow XXI. 
Schmidt, Am. XXI. 
Schmidt, B. XXL 
Schmidt, K. 

XXIII. 

Schmidt, R. XIX. 
Schmidt-Rimpier 
XIX. 42. XXII. 71». 

XXIII. 

Schmiedicke XX. 


469 

452 

452 

169 

168 


232 
162 
664 
83 
390 

455 Schöfer, J. XXII. 

452 498. XXIII. 

275 Schönwerth XXIV. 

138 Scholl, H. XXIV. 

309 | Scholze XX. 689. 

223 | Schottmöller, 

532; XXIV. 500 

168 Schreiber XXIV. 512 
364 Schrötter,L. XXIII. 509 


443 

604 

650 

398 

131 

490 

320 

693 


Sjögren, T. XXIV. 
Slawyk XXI. 

Solomonow, XXIV. 
Soltmann XXIV. 
Sonderegger XXI. 
Sonnenbarg XXI. 
Sormani XXII. 

Spengler, A. XXIV. 


30 Schuchardt,C. XXL 39 ! Stolt 


Staecker 

Stecbow 
Steinberg 
Stern, R. 

Steudel 

Steuer 
Steyerthal 
Stilling, J. 
Stitt 


XXI. 

XXIV. 

XXI. 

XXII. 

XXII. 

XXIII. 

XXII. 

XXIII. 

XXIV. 

XXII. 

XIX. 

XXI. 

XXIV. 


RotterXX.578.XXI 1. 451 Schüller, M. XXL 520 | StrauscheidtXXIH. 

XXIII. 
XXII. 


XXIV. 
XXIII. 
K. XIX. 


XXIV. 

XXIII 

XIX. 

XXIV. 

XXII. 



XXIII. 

535 


XXIV. 

90 

Strauss 

Kotter, 1 . 

XXII. 

451 

Schulte 

XXltl. 

434 ' 

Ströbing 

Rödel, Otto 

XXIV. 

394 

Schulz, M. XX. 

583 ! 

Strümpell 

Ruppel 1 

XXII. 

81 

S c h u m l> u 

rg XXIII. 

36 C ' 

XXI. 

Kuhemann. 

J. XXL 

124 

417.471 

537 .XXIV. 

49 

X 

Rüge 

XXL 4 !». 

109 


267 . 312 . 

384 ' 


Iiullier 

XXIV. 

462 

Schuster 

XXL 

88 ; 

Stutzer 

Rumpf 

XXII. 

171 


XXII. 

ob 3 j 

Szadeck, ] 

XXIII. 

179 

Schwabe 

,G. (Leipzig) 



R u n e b e r g 

XXII. 

328 


XXIV. 

496 


Rupprecht 

XXL 

87 

Schwalbt 

i, *T. (Berlin) 

1 

T 

de Ruyter, 

G. XXL 

369 


XXIV. 177 . 

455 

1 appeiner 


Saenger XXL 

Salomon. M. XX. 
SalzmannXXI 11.332. i>i)ö 

XXIV. 401. 83. 238 407 
Salzwedel XXIII. 310 
Sander XXIV. 94 

Santini XXIV. 216 

Sauer, Prof XIX. 39 
Schaefer XXL 320 

Schaefer, Hans XXL 120 
Schaffer, E. XXIV. 448 
Sehaeffer, R. XXIV. 44!) 
Sch aper XX. 97 

Sc har ff XXL 96 

Scheibe XX. 681 

Scheller XIX. 126 

Sehellong, O. XXII. 323 
XXIV. 274 
Schenrlen XXIV. 215 
Schill XXIV. 45 

Schimmelbusch, C. 

XXI 132.458.XXIV. 133 
Schleich, C.L.XXIV. 22 
Schlick, Karl XXIV. 255 


Schwarze XIX. 535. 658 
452 Schweigger XXI11. 462 
582 Schweigger, C. 

XXIV. 

See, Germain XX. 

Seegen, J. XX. 

Seggel XX. 

Seibert XXIV. 

Seil erb eck 


i Thiele 
' Thurn 


XX. 

XXL 

XIX. 

XXIV. 


Semon, F. 

Senator, H. 

Senger 

XXIV. 

Senn, N. XXIII. 444. 

XXIV. 

Sevdcl, K. XXII. 

XXIII. 

XXIV. 

Sforza, CI. XXL 

Sick XXIII. 

Siegel XXII. 

Silex XXII. 

Simmonds XXII. 


285 

582 

91 

697 

27 

551 

555 

579 

400 

318 
448 

319 

217 
392 
465 
315 

218 
166 
329 

37 

173 


Thu rnwald 
Till man ns, H. XX. 

XXI. 

Ti lschkert, V. Xix! 

XXII. 


i Timann 
| Tobold 
v. Töply 

i Tosi 
Toti 
Trapp 
Trautmann 


XXI. 
XXIV. 
XXII. 
XXIII. 
XXII. 
XXIII. 
XX. 


Trev mann.O. XXIV. 
Tnbenthal XXII. 


* Uffelmann XXII. 

1 XXIII. 

Uhthoff XXII. 

Unterberger XX. 
‘Urban XXL 


273 

377 

27 

131 

365 

452 

550 

27 

31 

193 

1 

123 

270 

216 

459 

436 

48 

36 

584 

233 

90 

183 

440 

546 

579 

448 

31 

438 

144 


41 

512 

434 

681 

289 

132 

129 

452 

166 

399 

555 

25 

83 

510 

545 

432 

459 

177 

521 


35 

90 

50L 

436 

452 


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XXXI 


Tidal, E. 

XXI. 

468 

Webersbergi 

er 


Wittkowski XXIII. 

504 


XXII. 

223 


XXIII. 

305 

iWolff, A. XXIII. 

333 

Vierordt 

XXIII. 

142 

Wegele 

XXIV. 

192 

: Wolff, J. XXI. 

515 


XXIV. 

499 

Weibgen, C. 

XXIV. 

176 

jWolff, L. XIX. 

141 

Villaret, A. 

XX. 

190 

Weiss 

XXIV. 

326 

Wolffberg XXL 

41 

XXI.233.471.XXII. 

11 j 

Weiss 

XXIV. 

496 

1 XXII. 

184 

XXIII. 435. 

513 


Werner XX. 139. 

178 

Woskressensky, N. 



XXIV. 

179 

Wernicke 

XXII. 

154 

XXIV. 327 

Viquerat 

XXIV. 

283 1 

XXIII. 193. 

465 



Voll, A. 

XXII. 

221 

Wesener, F. 

XXI. 

318 



V osswinkel 

XX. 

510 

Weyl, Th. 

XXII. 

37 







XXIII. 

504 

v. Zander XXI. 472 




White, J. 


j 

, Zarniko, C. XXI. 

88 

Wachholz, L.XXIV. 

396 i 


XXIV. 

221 ' 

Zeman ek, Ad.XXIII. 

188 

Wächter, Fr. 

XXII. 

130 1 

Wichmann,R.XXlI. 

548 


462 

Wagner, C. 

XXIV. 

134 

i Widerhofer 



Ziegler XXIV. 448 

Wagner, P. 

XXI. 

452 | 


XXIV. 

130 

Zoegev. Manteuffel 


Wagner, V. 

XX. 

580 j 

W ieblitz 

XXIV. 

95 

XXIII. 

186 

XXII. 401. 

540 1 

Wietschew 

XXIII. 

185 

ZuckerkandlXXIII. 

509 

Wa8smnnd 

XIX. 

181 | 

Winkler, F. 

XXIII. 441 

Zuntz, N. XXI. 

462 

Weber, H. 

XXII. 

547 

Wissemans 

XXIV. 

92 

XXIV. 

49 


Oedruektin der Königlichen Hofbuchdruckerei yod E.S. Mittler&Sohn, Berlin SW M Kochstr. 68—71. 


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Amtliches Beiblatt 

zur , 

Deutschen militärärztlichen Zeitschrift. 

1895. — V iernndz wanzigster Jahrgang. — Ml. 


Kriegsministerinm. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, den 20. November 1894. 

Dem Königlichen Sanitätsamt werden durch das Sanitätsdepot des Gardekorps 
3 Fläschchen Behringsches Diphtherie-Heilserum zugehen. 

Dieselben sind dazu bestimmt, auf telegraphische Anforderung nach denjenigen 
Garnisonen namentlich versandt zu werden, in welchen ein Bezug von Diphtherie- 
Heilserum aus Zivilapotheken etc. im Bedarfsfälle nicht möglich. 

Die jedesmalige Versendung hat sofort auf dem schnellsten Wege, durch Eilboten, 
an den anfordernden Sanitätsoffizier zu erfolgen, und hat das Sanitätsamt von jeder 
Verabfolgung eines Fläschchens eine sofortige kurze Meldung hierher zu erstatten. 

Bemerkt wird noch, dass der Inhalt eines Fläschchens den von den Farbwerken 
vormals Meister, Lucius und Brüning zu Höchst a. M. für je, 11 JC verkauften 
Fläschchen No. II entspricht. 

Nach Mittheilung des Stabsarztes Professor Dr. Behring würde zur Heilung der 
meisten Diphtheriefalle ein Fläschchen, zur Immunisirung 1 ccm ausreichen. 

Die Fläschchen sind der Einwirkung des Lichtes zu entziehen und an einem 
kühlen Ort aufzubewahren. 

Bezüglich der erforderlichen Erneuerung des Heilserums wird s Zt. weitere Ver¬ 
fügung erfolgen. 

No. 1303/11. 94. M. A. v. Coler. 


Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, den 14. Dezember 1894. 

Unter Bezugnahme auf die Verfügung vom 20. v. Mts. No. 1303/11. 94. M. A. 
wird dem Königlichen Sanitätsamt ergebenst mitgetheilt, dass von den Farbwerken 
vormals Meister, Lucius und Brüning zu Höchst a. M. eine Anzahl Fläschchen 
Diphtherie-Heilserum No. II beschafft und dieselben dem Sanitätsdepot des Gardekorps 
zur Aufbewahrung überwiesen worden sind. 

Dieselben sind dazu bestimmt, im Bedarfsfälle an die einzelnen Sanitätsämter bezw. 
an Garnisonlazarethe oder Sanitätsoffiziere des Gardekorps, I. bis XI., XIV. bis 
XVII. Armeekorps auf Ansuchen zur Behandlung von Diphtheriekranken in den 
Garnisonlazarethen bezw. von diphtberiekranken Soldatenfrauen und -Kindern — resp. 
zu entsprechenden Immunisirungen — überwiesen zu werden. 

Derartige Anforderungen haben eventuell telegraphisch an das Garnisonlazareth 
No. I hier8elbst zu erfolgen. 

In denjenigen Fällen, in welchen derart abgegebenes Heilserum zur Behandlung 
bezw. Immunisirung von solchen Personen verwendet worden ist, für welche die 
Verabfolgung von Arzneien etc. nicht für Rechnung des Titels 13 Kapitel 29 des 
Etats erfolgt, wie z. B. für Soldatenfrauen und -Kinder, Kadetten, Unteroffizier- 
Amttiches Beiblatt. 1895. 


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vorschüler u. s. w., hat eine bezügliche besondere Mittheilung der anfordernden 
Stelle an das Garnisonlazareth No. I zu Berlin zu erfolgen, behufs entsprechender 
Fondsübertragung. 

No. 773/12. 94. M. A. v. Coler. 


No. 29 des Armee-Verordnungs-Blattes enthalt unter No. 296 eine „Uebersicht 
derjenigen Infanterie-Truppentheile, welche am 1. April 1895 Einjahrig-Freiwillige 
einstellen*. 


A.-V.-Bl. 28, No. 284. 

Ausgabe einer neuen Marineordnung. 

Ich genehmige hiermit unter Aufhebung aller entgegenstehenden Bestimmungen 
— namentlich der Marineordnung vom 19. November 1889 — zur militärischen 
Ergänzung der von Mir unterm 22. November 1888 genehmigten Wehrordnung die 
beifolgende Marineordnung und ermächtige den Heichskanzler (Reichs-Marine-Amt), 
etwa nothwendig werdende Erläuterungen zu erthcilen, sowie erforderlichen Falles 
Aenderungen, insoweit sie nicht grundsätzlicher Art sind, zu erlassen. 

Neues Palais den 12. November 1894. 

Wilhelm. 

In Vertretung des Reichskanzlers. 
Hollmann. 

An den Reichskanzler (Reichs-Marine-Amt). 


Berlin den 12. November 1894. 

Vorstehende Allerhöchste Ordre bringe ich mit dem Bemerken zur Kenntniss 
der Marine, dass den Marinebehörden und Marinetheilen die erforderlichen Dienst¬ 
exemplare demnächst zugehen werden. 

Von einer Berichtigung der in den Händen der Mannschaften des Beurlaubten¬ 
standes befindlichen Militärpässe darf abgesehen werden. Dagegen sind die Militär¬ 
pässe der zur Entlassung kommenden Mannschaften nach dem neuen Muster 8 der 
Marineordnung zu berichtigen. 

Der Staatssekretär des Reichs-Marine-Amts. 

A. 6718. Hollmann. 


Kriegsministerium. Berlin den 29. November 1894. 

Vorstehende Allerhöchste Ordre nebst Ausführungsbestimmung des Reichs-Marine- 
Amts wird hierdurch zur Kenntniss der Armee gebracht. Die Marineordnung wird 
den in Betracht kommenden Dienststellen in der erforderlichen Anzahl durch die 
Drnckvor8chriften-Verwaltung demnächst zugehen. 

Genannte Vorschrift erhält im Druckvorschriften-Etat die Nummer 449. 

In letzterem ist die gleichnamige Vorschrift No. 260, welche ausser Kraft tritt, 
zu streichen. 

Das Kriegsministerium weist im Uebrigen noch auf Nachstehendes besonders bin*. 

1. Die Anmerkung zu §. 23,2 und s der Wehrordnung, nach welcher 

zur seemännischen oder halbseemännischen Bevölkerung auch solche 
Militärpflichtige gehören» welche früher den Bedingungen entsprochen 


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haben, aber zur Zeit der Aufstellung der Rekrotirungsstammrolle oder 
der Aushebung einen anderen Beruf haben, 
ist im §. 2, 3 M. 0. dahin erläutert, dass zu dieser Kategorie nur, diejenigen 
Leute gehören, welche nach dem 17. Lebensjahre den fraglichen 
Bedingungen entsprochen haben. 

2. Für die aus der Landbevölkerung für Marinetheile auszuhebenden Mann¬ 
schaften beträgt das kleinste Körperm&ass (§. 11,3 a. b. M. 0.): 


für die Matrosendivisionen.1,65 m 

„ „ Matrosenartillerie-Abtheilungen.1,67 9 

• „ Seebataillone.1,65 „ 


Die für die Rekruten der Matrosendivisionen und Matrosenartillerie- 
Ahtheilungen angegebenen Körpermaasse dürfen bis auf 1,57 m ermässigt 
werden, wenn die in Frage kommenden Leute Binnenschiffer, Flösser, 
Fähr- oder Bootsleute von Beruf sind. 

Sofern Mannschaften aus der Landbevölkerung für die Torpedo¬ 
abtheilungen auszaheben sind, entspricht das kleinste Körpermaass dem 
für die Matrosendivisionen. 

3. Für Rekruten der Matrosenartillerie-Abtheilungen und der-Seebataillone 
ist die Kenntniss der deutschen Sprache nicht mehr Bedingung (§. 11,3 d. M. 0.). 

4. Angehörige des Beurlaubtenstandes des Heeres, welche sich durch die 
Seemannsämter haben anmustern lassen, sind in Gemässheit des §. 111,14 
W. 0. (§.48,2 M. O.) nur dann in den Beurlaubtenstand der Marine 
überzuführen, wenn diese Anmusterung für eine längere Zeit als 12 Wochen 
erfolgt ist. 

Von der Ueberführung sind ausser den Offizieraspiranten, Unterärzten, 
Unteroffizieren und Arbeitssoldaten auch die Unteroffizieraspiranten 
grundsätzlich ausgeschlossen. 

• Im Aufträge. 

v. Gossler. 

No. 622/11. 94. A. 1. 


A.-V.-Bl. 28, No. 286. 

Kriegsministerium. Berlin den 20. November 18^4. 

Entlassungsanzüge für Militärkrankenwärter. 

Hinsichtlich der Entlassungsanzüge für Militärkrankenwärter gelten die Be¬ 
stimmungen des §. 10 der Bekleidungsordnung — erster Theil — in der durch das 
Deckblatt No. 163 geänderten Fassung. 

§. 196 Ziffer 4 der Friedens-Sanitäts-Ordnung, sowie §. 40 Ziffer 2—4 des 
Anhanges derselben erleiden sinngemässe Aenderung. 

Berichtigung letzterwähnter Dienstordnung bleibt Vorbehalten. 

Im Aufträge, 
v. Coler. 

No. 1625/9. 94. M. A. 


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4 


A.-V.-Bl. 29, No. 298. 

Kriegsministerium. Berlin, den 3. Dezember 1894. 

Departement für das Invalidenwesen. 

Kommunionkosten für Lazarethkranke. 

Die Kosten für die Austheilung des heiligen Abendmahls an lazarethkranke 
Soldaten sind nach Maassgabe der Bestimmungen der Anlage 7 I zu §. 81 der 
Besoldungsvorschrift für das Preussische Heer im Frieden zu verrechnen. 

Jedoch haben, die evangelischen Militärgeistlichen bezw. die mit der evangelischen 
Militärseelsorge betrauten Zivilgeistlichen die ihnen nach den vorerwähnten Bestim¬ 
mungen zustehende Vergütung nicht bei einein Truppentheil, sondern bei dem be¬ 
treffenden Gamisonlazareth zur Liquidation zu bringen. 

Die katholischen Militärgeistlichen bezw. die mit der katholischen Militär¬ 
seelsorge betrauten Zivilgeistlichen haben dagegen die zu vorberegtem Zweck ent¬ 
standenen Ausgaben — sofern sie nicht zur Bestreitung sämmtlicher Kultuskosten 
eine PauschVergütung beziehen — bei den Intendanturen direkt zur Erstattung zu 
liquidiren. 

No. 82/11. 94. C. 3. v. Spitz. 

Personal-Veränderungen im Sanitätskorps. 

Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen. 

Dr. Wernicke, Stabs- und Bats.-Arzt vom 3. Bat. des Inf.-Regts. No. 129, 
zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Füs.-Regts. Graf Roon (Ostpreuss.) 
No. 33; — di,e Assist.-Aerzte 1. Kl.: Dr. Müller vom Invalidenhause in Berlin, 
zum Stabsarzt des medizinisch-chirurgischen Friedrich Wilhel ms-Instituts, — Dr. B a r k e y 
vom Inf.-Regt. von Horn (3. Rhein.) No. 29, zum Stabs- und Bats.-Arzt des 3. Bats. 
des Inf.-Regts. No. 137, — Dr. Kauf hold, vom Hess. FeldafL-Regt. No. 11, zum 
Stabs- und Bats.-Arzt des 3. Bats. des Inf.-Regts. No. 129; —die Assist-Aerzte 
2. Kl.: Guss vom Fussart.-Regt. von Linger (Ostpreuss.) No. 1, — Lambertz vom 
Nassau. Feldart.-Regt. No. 27, — Dr. Nordhof vom Inf.-Regt. No. 97, — Dr. Böhncke 
in der etatsmäss. Stelle bei dem Korps.-Gen.-Arzt des II. Armeekorps, — Dr. Lincke 
vom 4. Thüring. Inf.-Regt. No. 72, — zu Assist.-Aerzten 1. Kl., — Kirstein, 
Unterarzt vom 8. Ostpreuss. Inf.-Regt. No. 45, — Dr. v. Pezold^ Unterarzt vom 
1. Bad.,Leib-Gren.-Regt. No. 109, — zu Assist.-Aerzten 2. Kl.; — die Stabs¬ 
ärzte der Landw. 1. Aufgebots; Dr. Cramer vom Landw.-Bez. Wiesbaden, 

— Dr. Marx vom Landw.-Bez. Soest, — Dr. Rheinen vom Landw.-Bez. Detmold, 

— Prof. Dr. Gasser vom Landw.-Bez. Marburg, — zu Oberstabsärzten 2. Kl.; 

— die Assist.-Aerzte 2. Kl. der Res.: Dr. Rudolphsohn vom Landw.-Bez. 
Naugard,— Dr. Hoerle vom Landw.-Bez. Wesel, —* Dr. Baas vom Landw.-Bez. 
Freiburg, — Dr. Krumm vom Landw.-Bez. Worms, — Ratz vom Landw.-Bez. 
Karlsruhe, — Dr. Mitter vom Landw.-Bez. Stralsund, — Dr. Friedei vom Landw.- 
Bez. III. Berlin, — Lücke vom Landw.-Bez. Lauban, — Dr. Szukalski vom 
Landw.-Bez. Bromberg, — Dr. Wolf vom Landw.-Bez. Heidelberg, — Dr. Lipp- 
mann vom Landw.-Bez. III. Berlin, — Dr. Hein vom Landw.-Bez. Magdeburg,— 
Dr. Abele vom Landw.-Bez. Frankfurt a M., — Dr. Giese vom Landw.-Bez. 
Göttingen, — Dr. Schroeder vom Landw.-Bez. Torgau, — Dr. Friedländer 
vom Landw.-Bez. Lotzen, — Dr. Sc hellin vom Landw.-Bez. Inowrazlaw, — 
Fangmeier vom Landw.-Bez. Cüstrin, — Dr. Lindner vom Landw.-Bez. Ratibor, 

— Dr. Kruckel vom Landw.-Bez. Hamburg, — Dr. Fröhlich vom Landw.-Bez. 
Flensburg, — Dr. Klavehn vom Laudw.-Bez. Halberstadr, — Dr. Iven vom 


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Landw.-Bez. Bonn, — Dr. Lehmann vom Landw.-Bez. TU. Berlin, —Dr. Kuthe 
vom Landw.-Bez. I. Braunschweig, — Dr. Stolle vom Landw.-Bez. Lanban, — 
Dr. Reissner vom Landw.-Bez. I. Darmstadt, — Goldmann vom Landw.-Bez. 
Neisse, — Dr. Schule vom Landw.-Bez. Heidelberg, — Trantenroth vom Landw.- 
Bez. Marburg, — Dr. Gerlach vom Landw.-Bez. Hildesheim, — Dr. Wachendorff 
vom Landw.-Bez. Mülheim a. Ruhr. — Dr. Friedrich vom Landw.-Bez. Crefeld, 

— Dr. Strauch, Assist.-Arzt 2. Kl. der Landw. 1. Aufgebote vom Landw.-Bez. 
I. Braunschweig, — Dr. Reuter, Assist.-Arzt 2. Kl. der Landw. 1. Aufgebots vom 
Landw.-Bez. Flensburg, — Dr. Roth, Assist.-Arzt 2. Kl. der Landw. 1. Aufgebote 
vom Landw.-Bez. Mainz, — zu Assist.-Aerzten 1. Kl.; — die Unterärzte 
der Res.: Hahn vom Landw.-Bez. Königsberg, — Gessner vom Landw.-Bez. 
Tilsit, — Dr. Allert, Frankenstein, Lehmann vom Landw.-Bez. Königsberg, 

— Dr. Kirchner vom Landw.-Bez. Mühlhausen i. Th., — Peppmüller vom 
Landw.-Bez. Halle,— Dr. Lubowski vom Landw.-Bez. Beuthen, — Dr. Haensch 
vom Landw.-Bez. Schweidnitz, — Dr. Gilbert vom Landw.-Bez. Dortmund, — 
Dr. Koeppel vom Landw.-Bez. I. Münster, — Dr. Stüer vom Landw.-Bez. Bielefeld, 

— Dr. Arndt vom Landw.-Bez. Düsseldorf, — Dr. Rüping'vom Landw.-Bez. 
Bonn, — Dr. L et haus vom Landw.-Bez. Soest, — Dr. Simon vom Landw.-Bez. 
Barmen, — Dr. Kahn vom Landw.-Bez. Meiningen, — Dr. Betzner vom Landw.- 
Bez. Cöln, — Arning vom Landw.-Bez. Hamburg, — Leipoldt vom Landw.-Bez. 
I. Bremen, — Eberhard vom Landw.-Bez. Neustrelitz, — Dr. Wiessner vom 
Landw.-Bez. Calau, — Dr. Buschmann vom Landw.-Bez. I. Altona, — Dr. Voiture t 
vom Landw.-Bez. I. Braunschweig, — Dr. Go ecke vom Landw.-Bez. Marburg, — 
Beltz vom Landw.-Bez. Mühlhausen i. Th., — Dr. Vieser vom Landw.-Bez. Strass¬ 
burg, — Dr. Schröder, Unterarzt der Marine-Res. vom Landw.-Bez. Kiel, — zu 
Assist.-Aerzten 2. Kl., — befördert. — Prof. Dr. Strübing, Stabsarzt a. D. 
im Landw.-Bez. Anklam, zuletzt von der Landw. 1. Aufgebote dieses Landw.-Bez., 
in der Armee und zwar als Stabsarzt mit einem Patent vom 4. April 1890 bei den 
Sanitätsoffizieren der Landw. 1. Aufgebote wiederangestellt. — Dr. Petsch, Ober¬ 
stabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt vom Füs.-Regt. Graf Roon (Ostpreuss.) No. 33, zum 
Kurmärk. Drag.-Regt. No. 14, — Dr. Alberti, Oberstabsarzt 2. Kl. und Garn.-Arzt 
in Potsdam, als Regts.-Arzt zum GTen--Regt. Prinz Carl von Preussen (2. Brandenburg.) 
No. 12, — Dr. Am ende, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt vom Gren.-Regt. 
Prinz Carl von Preussen (2. Brandenburg.) No. 12, als Garn.-Arzt nach Potsdam, — 
Dr. Cunze, Stabs- und Abtheil.-Arzt von der 2. Abtheil, des Feldart.-Regts. 
v on Clausewitz (Oberschles.) No. 21, als Bats.-Arzt zum 3. Bat. des Inf.-Regts. 
No. 131, — Ullrich, Stabs- und Bats.-Arzt vom 3. Bat. des Inf.-Regts. Keith 
(1. Oberschles.) No. 22, als Abtheil.-Arzt zur 2. Abtheil, des Feldart.-Regts. 
von Clause witz (Oberschles.) No. 21, — Dr. Schneyder, Stabs- und Bats.-Arzt 
vom 3. Bat. des Inf.-Regts. No. 137, — znm 3. Bat. des Inf.-Regts. Keith (1. Oberschles.) 
No. 22; — die Assist.-Aerzte 1. Kl.: Dr. Obuch vom Drag.-Regt. König 
Friedrich III. (2. Schles.) No. 8, zum Inf.-Regt. Fürst Leopold von Anhalt-Dessau 
(1. Magdeburg.) No. 26, — Dr. Müller vom Inf.-Regt. Herzog Friedrich Wilhelm 
von Braunschweig (Ostfries.) No. 78, zum Drag.-Regt. König Friedrich III. (2. Schles.) 
No. 8, — Dr. Mallebrein vom Inf.-Regt. von Lützow (1. Rhein.) No. 25, zur 
Unteroff.-Vorschule in Neubreisach; — die Assist.-Aerzte 2. Kl.: Dr. Krebs 
vom Inf.-Regt. von Alvensleben (6. Brandenburg.) No. 52, zum Inf.-Regt. No. 141, 
— Esche vom 2. Pomm. Feldart.-Regt. No. 17, zum Hus.-Regt. Fürst Blücher 
▼on Wahlstatt (Pomm.) No. 5, — versetzt. — Dr. Altmann, Stabs- und Bats.- 
Arzt vom 3. Bat. des Inf.-Regts. No. 131, mit Pension, — Dr. Epen stein, Stabsarzt 
der Res. vom Landw.-Bez. III. Berlin, — Dr. Rust, Stabsarzt der Res. vom Landw.- 
Bez. Weissenfels, — Dr. Schwechten, Stabsarzt der Landw. 2. Aufgebote vom 
Landw.-Bez. III. Berlin, — Dr. Rennert, Assist-Arzt 1. Kl. der Landw. 2. Auf¬ 
gebote vom Landw.-Bez. Frankfurt a. M., — der Abschied bewilligt. — 
Dr. Goldscheider, Stabsarzt vom medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms- 
Institut, als halbinvalide mit Pension aus dem aktiven Sanitätskorps ausg^schieden 
und zu den Sanitätsoffizieren der Landw. 2. Aufgebote, — Dr. Güth, Assist.-Arzt 
2. Kl. vom Inf.-Regt. Fürst Leopold von Anhalt-Dessau (1. Magdeburg.) No. 26, — 


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6 


Dr. Pilf, Assi st.-Arzt 2. Kl. von der Unteroff.-Vorschule in Neubreisach, — ans 
dem aktiven Sanitätskorps aasgeschieden und zu den Sanitätsoffizieren der Res., — 
fibergetreten. 

Neues Palais, den 22. Dezember 1894. 


Kaiserliche Marine. 

Scbutztruppe für Deutsch-Ogtafrika: 

Dr. Koerfer, Dr. Brebme, Assist.-Aerzte a. D., zu Stabsärzten a. D., — 
befördert. 


Nachweisung der beim Sanitätskorps im Monat November d. Js. 
eingetretenen Veränderungen. 

Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee. 

Den 5. November, * 

Dr. Lehrecke, einjährig-freiwilliger Arzt im Inf.-Regt. Prinz Moritz von 
Anhalt-Dessau (5. Pommerschen) No. 42 unter Versetzung zum Ulanen-Regt. Kaiser 
Alexander II. von Russland (1. Brandenburg.) No. 3 zum aktiven Unterarzt ernannt; 

den 8. November, 

Dr. Weber, einjährig-freiwilliger Arzt im 1. Bad. Leib-Drag.-Regt No. 20 unter 
Versetzung zum Bad. Fussart.-Regt. No. 14 zum aktiven Unterarzt ernannt, — Hofft, 
einjährig-freiwilliger Arzt im Ffis.-Regt. Königin (Schleswig-Holst.) No. 86 zum 
aktiven Unterarzt bei demselben Regiment ernannt; 

den 19. November, 

Dr. Klcinschmidt, Unterarzt beim Inf.-Regt. von Goeben (2. Rhein.) No. 28; 

den 24. November, 

Esselbrügge, einjährig-freiwilliger Arzt im Westfäl. Pionier-Bat No. 7 zum 
aktiven Unterarzt bei demselben Bataillon ernannt; 


den 27. November, 

Dr. Schöneberg, Unterarzt beim 7. Rhein. Inf.-Regt. No. 69, 


den 28. November, 

Hirtler, einjährig-freiwilliger Arzt im 6. Bad. Inf.-Regt. Kaiser Friedrich III. 
No. 114 zum aktiven Unterarzt bei demselben Regiment ernannt, — sämmtlich mit 
Wahrnehmung je einer bei ihren Truppentheilen offenen Assist.-Arztstelle beauftragt 


Veränderungen im Königlich Bayerischen Sanitätskorps. 

Den 30. November 1894, 


Dr. Walter (Aschaffeubnrg), Stabsarzt der Landw. 2. Aufgebots, der Abschied 
bewilligt; 

den 7. Dezember 1894, 


Dr. Hasslauer, Assist-Arzt 2. Kl. vom 1. Chev.-Regt Kaiser Nikolaus von 
Russland, zum 9. Inf.-Regt. Wrede versetzt — Dr. Leusser, Assist-Arzt 1. Kl. 
a. D., vormals in der Res. des Königl. Preuss. Sanitätskorps, als Assist-Arzt 1. Kl. 
der Res. (Kissingen) mit einem Patent vom 30. Juni 1889 angestellt. — Dr. Ott 
(Weilheim), Assist-Arzt 1. Kl. in der Landw. 1. Aufgebots, zum Stabsarzt — 
Dr. Blersch (I. München), — Dr. Brünings (Landau), — Dr. Bibon, Stehle 
(I. München), — Dr. Pohl (Kissingen), — Roth (I. München), — Reichel (Nürn¬ 
berg), — Volkmar, Dr. Mohr (I. München,) — Rabus (Erlangen,) — Dr. Mengert 


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7 


(Bayreuth), — Dr. Müller (Würzburg), — Poller (L München), Unterärzte der 
Ree., zu Assist-Aerzten 2. Kl., — befördert. 

/ - 

Veränderungen im Königlich Sächsischen Sanitätskorps. 

Den 25. November 1894, 

Dr. Frotßcher, Assist-Arzt 1. Kl. vom 3. Inf.-Regt. No. 102 Prinz-Regent 
Luitpold von Bayern, zu den Sanitätsoffizieren der Res. versetzt. — Die Unterärzte: 
Reinhard vom 5. Inf.-Regt. Prinz Friedrich August No. 104, unter Versetzung in 
das 7. Inf.-Regt Prinz Georg No. 106, — Dr. Manitz vom 1. Jäger-Bat. Np. 12, 
unter Versetzung in das 5. Inf.-Regt Prinz Friedrich August No. 104, — Dr. Eber¬ 
wein vom Karab.-Regt., — Dr. Dost, Unterarzt der Res. des Landw.-Bez. I. Chemnitz, 
— zu Assist-Aerzten 2. KL befördert; , 

den 18. Dezember 1894, 

Dr. Schaefer, Assist-Arzt 1. KL ä la suite des Sanitäts-Offizierkorps, auf 
weitere 11 Monate beurlaubt. — Die Aseist.-Aerzte 1. Kl. der Res.: Dr. Kuntze 
des Landw.-Bez. Grossenbain, — Dr. Geigenmüller, Dr. van Niessen, Dr. Hin- 
derer des Landw.-Bez. PlaueD, — Dr. Thon, Dr. v. Schwanenflügel des 
Landw.-Bez. Zwickau, — Dr. Pluder, Dr. Vogel I., Dr. Hubert, Dr. Rührbein, 
Dr. Heym, Dr. Nauwerk, Dr. Sarfert, Dr. Kamla des Landw.-Bez. Leipzig,— 
Dr. Dürr des Landw.-Bez. II. Chemnitz; — die Assist.-Aerzte 1. Kl. der Landw. 
1. Aufgebots; Dr. Königsdörffer des Landw.-Bez. Plauen, — Dr. Robitzsch, 
Dr. Arfsten, Dr. Zausch des Landw.-Bez. Leipzig, — Dr. Gilbert, Dr. Michauck 
des Landw.-Bez. Dresden-Altst, — zu Stabsärzten, — Dr. Merzdorf, Unterarzt 
der Landw. 1. Aufgebots des Landw.-Bez. Zittau, zum Assist.-Arzt 2. Kl. des Aktiv¬ 
standes und zwar im 3. Inf.-Regt. No. 102 Prinz-Regent Luitpold von Bayern; — 
die Unterärzte der Res.: Dr. Warnecke, Dr. Döhler, Dr. Geyer, Kertzsch 
des Landw.-Bez. Leipzig,— Delling des Landw.-Bez. Dresden-Altst.,— Dr. Mölling, 
Dr. Niewerth, Dr. Schnabel des Landw.-Bez. Dresden-Neust., — zu Assist. - 
Aerzten 2. Kl., — befördert. — Dr. Rasch, Stabsarzt der Landw. 2. Aufgebots 
des Landw.-Bez. Dresden-Altst., behufs Ueberführung zum Landsturm 2. Aufgebots 
der Abschied bewilligt. 


Ver&nderongen im Königlich Württembergißchen Sanitätskorps. 

Den 7. Dezember 1894, 

Dr. Fausel, Assist.-Arzt 2. Kl. der Res. vom Landw.-Bez. Ludwigsburg, im 
aktiven Sanität>korps und zwar als Assist.-Arzt 2. Kl. mit seinem bisherigem Patent 
beim Drag.-Regt. Königin Olga No. 25 angestellt. — Dr. Wider, Unterarzt der 
Res. vom Landw.-Bez. Horb, zum Assist.-Arzt 2. KL befördert; 

den 15. Dezember 1894, 

Dr. Schoffer, Stabsarzt im 8. Inf.-Regt. No. 126 Grossherzog Friedrich vou 
Baden, kommandirt zum Kaiserlichen Gesundheitsamt in Berlin, bis zum 31. Dezember 
1895 in diesem Kommandoverhältniss belassen. 


Ordensverleihungen. 

Fremde: 

Das Komthurkreuz erster Klasse des Königlich Württembergischen 
Friedrichs-Ordens: 

dem Generalarzt 1. KL, Leibarzt Seiner Majestät des Kaisers und Königs, 
Prof. Dr. Leuthold, Korpsarzt des Gardekorps. 


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Das Ritterkreuz erster Klasse des Königlich Württembergischen 
Friedrichs-Ordens: 

dem Stabs- und Bats.-Arzt Dr. Ostmann beim Gren.-Regt. König Friedrich III. 
(1. Ostpreuss.) No. 1. 

Das Ritterkreuz des Ordens der Königlich Württembergischen Krone: 

dem Oberstabsarzt 1. Kl. Dr. Schlott, Regts.-Arzt des Hus.-Regts. von Schill 
(1. Schles.) No. 4. 


Familien-Nachrichten. 

Verlobungen: Dr. Brill, Stabs- und Bats.-Arzt, mit Fräulein Lotte Bansen 
(Frankfurt a. O.). 

Geburten: (Sohn) Dr. Brix (Crossen a. 0.). 

Todesfälle: Dr. Joseph Schroeter, Oberstabsarzt 1. Kl. a. D. (Breslau), — 
Dr. Heinrich Deiters, Assist.-Arzt 1. Kl. der Res. (Wörishofen), — Dr. Paul 
Schotte, Marine-Oberstabsarzt 2. Kl. a. D. (Wilhelmshaven). 


Gedruckt in derKönigl. Hof buchdmckerei der BBr.\ E. ß. Mittler & Sohn, Berlin SW., Kochstr. 68-W. 


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Amtliches Beiblatt 

zur 

Deutschen militärärztlichen Zeitschrift. 

1895. — Viernndzwanzigster Jahrgang. — M 2. 


An Mein Heer! 

Zum fünfnndzwanzigsten Male kehren die Gedenktage des grossen Krieges 
wieder, der, dem Vaterlande aufgedrungen und nach einem Siegeszuge ohne Gleichen 
zum ruhmreichen Ende geführt, Deutschlands Sehnen erfüllt und — als herrlichsten 
Lohn für seine Hingabe — in dem Bunde seiner Fürsten und Stamme die uner¬ 
schütterliche Grundlage für seine Grösse und Wohlfahrt geschaffen hat. 

Mit bewegtem Herzen preise ich die Gnade des Allmächtigen, dass er unsere 
Waffen in solchem Maasse gesegnet hat. 

Theilnahmsvol] gedenke Ich Derer, welche in dem opferreichen Streite für 
Deutschlands Ehre und Selbständigkeit freudig ihr Leben dahingegeben haben, und 
sage erneut allen Denen Dank, welche zur Erreichung dieses Zieles mitgewirkt 
haben. 

Besonders richtet sich aber Mein Dank an Mein Heer, welches mit den Truppen 
Meiner erhabenen Bundesgenossen in heldenmütiger Tapferkeit gewctteifert hat: 
unauslöschlich glänzen seine Thaten in den Büchern der Geschichte, unverwelklich 
ist der Ruhmeskranz, den es um seine Fahnen gewunden hat. 

Ihm gebührt darum vor Allen die Pflicht, das Gedächtniss auch in den Ge¬ 
schlechtern heilig zu halten, welche die Früchte seiner Siege gemessen. 

Ich bestimme deshalb, um zugleich den Truppen ein wahrnehmbares Zeichen 
ihrer stolzen Erinnerungen zu gewähren, dass, so oft in der Zeit vom 15. Juli 
dieses Jahres bis zum 10. Mai des kommenden Jahres die Fahnen entfaltet werden, 
sämmtliche Fahnen und Standarten, denen Mein Herr Grossvater, des grossen Kaisers 
und Königs Wilhelm I. Majestät, für die Theilnahme an diesem Kriege eine Aus¬ 
zeichnung verliehen hat, mit Eichenlaub geschmückt werden, und die ersten Geschütze 
derjenigen Batterien, welche in ihm gefochten haben, Eichenkränze tragen. 

Möge Mein Heer stets eingedenk bleiben, dass nur Gottesfurcht, Treue und Ge¬ 
horsam zu Thaten befähigen, wie die waren, welche seine und des Vaterlandes 
Grösse schufen! 

Berlin den 27. Januar 1895. 

Wilhelm. 


Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, den 19. Dezember 1894. 

Aus den hier zur Vorlage gelangten Berichten über Verwendung von Heilserum 
bei Erkrankungen an Diphtherie hat die Abtheilung ersehen, dass nicht in allen 
Fällen die bakteriologische Feststellung der Diagnose stattgefunden hat. Da sie zur 
Gewinnung zweifelsfreier Resultate bei der Beurtheilung der Wirksamkeit des 
Behringschen Diphtherie-Heilserums unentbehrlich ist, so hat sie künftig regelmässig 
zu erfolgen. 

Amtliches Beiblatt. 1895. 


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10 


Sofern derartige Untersuchungen nicht an Ort und Stelle ausgefuhrt werden 
können, sind die undesinfizirten Untersuchungsobjekte am besten in durch die 
Flamme sterilisirten, mit Wattepfropf verschlossenen und in Holzkästchen verpackten 
Reagenzgläschen an die nächste militärärztliche Untersuchungsstelle zu senden. 
Ausdrücklich wird hierzu bemerkt, dass die rechtzeitige Anwendung des Serums, 
sofern dessen Benutzung seitens des behandelnden Arztes in den einzelnen Fällen 
auf Grund der klinischen Diagnose für angezeigt erachtet wird, durch die Vornahme 
der bakteriologischen Untersuchung in keiner Weise eine Verzögerung erleiden darf, 
da erfahrungsgemäss bei frühzeitiger Anwendung dieser Therapie die Aussicht auf 
Erfolg um so grösser ist. 

In den über diG Anwendung des Diphtherie-Heilserums gemäss Verfügung vom 
12. 11. 94 No. 449/11. 94. M. A. zu erstattenden Berichten sind besonders nach¬ 
stehende Punkte zu berücksichtigen: 

A. Bei Einspritzungen zu Heilzwecken. 

1. Tug der Erkrankung und Krankmeldung. 

2. Tag und Körperstelle der Einspritzung. 

3. Bezugsquelle und Konzentration des Serums. 

4. Menge des zur Einzeldosis verwandten Serums. 

5. Zahl der Einspritzungen und Menge des insgesammt verwandten Serums. 

6. Krankheitsbefund vor der Einspritzung. 

a) örtlicher 1 Befund . 

b) allgemeiner t 

(Allgemeinbefinden, Puls, Athniung, Temperatur, Urin in chemischer und 
mikroskopischer Beziehung und Angabe, ob der Fall prognostisch als 
schwere, mittelschwerc oder leichte Diphtherie entsprechend der Differen- 
zirung von Heubner [Deutsche Med. Wochenschrift, Jahrgang 1894 No. 36j 
zu bezeichnen ist.) 

7. Art der etwaigen lokalen Behandlung. 

8. Urtheil über die Wirkung des Serums auf den lokalen und allgemeinen 
Krankeitsprozess und weiterer Verlauf. 

9. Besonders wichtige Beobachtungen, insbesondere Nachkrankheiten, Kompli¬ 
kationen etc. 

B. Bei Immunisirungen. 

1. Angabe, welcher Diphtheriefall Anlass zur Immunisirung gab. 

2. Angabe, wann die immunisirten Personen mit Diphtheriekranken in Be¬ 
rührung gewesen waren. 

3. Angabe, ob die Immunisirten zur Zeit der Immunisirung als diphtherie- 
verdächtig galten. 

4. Zahl der Immunisirungen. 

5. Menge und Konzentration des Serums bei den einzelnen Injektionen. 

6. Angabe über die Wirksamkeit der Immunisirung und die dabei etwa 
gemachten Erfahrungen. 

Eine auf Grund der bisherigen Erfahrungen aufgestellte Gebrauchsanweisung 
wird zur sofortigen Vertheilung an die unterstellten Sanitätsoffiziere, die Lazarethe 
und die mit dem ärztlichen Dienst bei den Kadettenanstalten, Invaüdenhäusero, 
Bezirkskommandos und sonstigen militärischen Instituten beauftragten Aerzte beigefug: 


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11 


Sämmtlichen unterstellten Sanitätsoffizieren ist von vorstehender Verfügung 
schleunigst Kenntniss zu geben.*) 

No. 247/12. 94. M. A. v. Coler. 

Erieg8ministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, den 25. Dezember 1894. 

Es wird beabsichtigt, die Feldsanitätsformationen sowie die Truppen-Arznei- 
behältnisse nach und nach mit Maximumthermometern — siehe Beilage 26. B. 
No. 110 der F. S. O. nnd No. 138 des amtlichen Preisverzeichnisses von 1888 — 
auszustatten, und zwar sollen zunächst für jedes Sanitätsdetachement 6 und für jedes 
Feldlazarett) 8 etatisirt werden, 
etc. 

Ueber die formale Abänderung der K. S. O. wird noch verfugt werden. 

No. 1786/12. 94. M. A. v. Coler. 

Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilnng. Berlin, 3. Januar 1895. 

Dem Königlichen Generalkommando beehrt sich die Abtheilung auf die sehr 
gefällige Zuschrift vom 16. 10. 94 unter Rückgabe des mitvorgelegten Rechnungs¬ 
belages No. 55 ganz ergebenst zu erwidern, dass hinsichtlich der Zulage für den 
Assistenzarzt X. aus Anlass der Mitwahrnehmung des Revierdienstes bei dem 
II. und III. Bataillon .... Regiments .... der §. 13,2 der Allerhöchst unterm 
16. 5. 91 genehmigten F. S. O. Anwendung findet. Danach darf der Revierdienst 
Unter- oder einjährig-freiwilligen Aerzten nur dann übertragen werden, sofern sie 
von ihren militärärztlichen Vorgesetzten mit den Erfordernissen dieses Dienstzweiges 
hinreichend vertraut gemacht worden sind. 

Hierbei wird ebenmässig bemerkt, dass die Beurtheilung dieser Befähigung den 
Korpsgeneralärzten untersteht. 

Abschrift hiervon beehrt sich dem Königlichen Generalkommando die Abtheilung 
zur geneigten Kenntniss ganz ergebenst zu übersenden. 

Hiernach ist die Zulage für Mitwahmehmung des Dienstes offener Assistenzarzt- 
steilen zahlbar, wenn sich bei dem betreffenden Truppentheil Unter- oder einjährig¬ 
freiwillige Aerzte befinden, welche die Befähigung für den fraglichen Dienst noch 
nicht erlangt haben. 

No. 1663/10. 94. M. A. v. Coler. 

Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilnng. Berlin, 3. Januar 1895. 

Dem Königlichen Sanitätsamt theilt die Abtheilnng mit Bezug auf die Ver¬ 
fügung vom 31. 8. 93 No. 1871/8. 93. M. A. ergebenst mit, dass, wie hier bekannt 

*) Die von der Medizinal-Abtheilung des Kriegsministeriums aufgestellte Ge- 
braucbsanweisnng ist im Interesse beschleunigter Bekanntgabe der Redaktion der 
„Deutschen Militärärztlichen Zeitschrift“ bereits im Voraus zur Verfügung gestellt 
und schon in Heft 1 des Jahrgangs 1895 Seite 8 wörtlich veröffentlicht worden. 
Dieselbe wird deshalb hier nicht nochmals abgedruckt. 


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12 


geworden ist, bei Ausstellung obermilitärärztlicher Zeugnisse behufs Aufnahme in 
die Leben8versichernngsanstalt für Armee und Marine noch mehrfach die alten 
Formulare in Benutzung genommen sind. 

Das Königliche Sanitätsamt wird deshalb ergebenst ersucht, den unterstellten 
Sanitätsoffizieren die vorgenannte Verfügung, nach welcher nur die neuen Formulare 
zu verwenden sind, erneut in Erinnerung zu bringen, wobei gleichzeitig bemerkt 
wird, dass im Bedarfsfälle die bezüglichen Formulare jederzeit von der Lebens¬ 
versicherungsanstalt seitens der betreffenden Zeugnissaussteller unmittelbar bezogen 
werden können. 

v. Coler. 

No. 961/12. 94. M. A. 

Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, den 9. Januar 1895. 

Dem Königlichen Generalkommando beehrt sich die Abtheilung Nachstehendes 
ganz ergebenst mitzutheilen: 

1. Um einer grösseren Anzahl von Assistenzärzten 1. Kl. des Beurlaubten¬ 
standes, welche nach Maassghbe ihrer Anciennetät zur Beförderung zum 
Stabsarzt an der Reihe sind, Gelegenheit zu geben, die für die Beförderung 
vorgeschriebene weitere Bedingung der Theilnahme an einem Operations¬ 
kursus zu erfüllen, wird die Zahl der imEtatsjahre 1894/95 zu Operationskursen 
heranzuziehenden Sanitätsoffiziere des Beurlaubtenstandes entsprechend 
erhöht. 

2. Zu den für 1894/95 noch rückständigen Operationskursen sind demzufolge 
einzuberufen: 

etc. 98 Assistenzärzte 1. Kl. des Beurlaubtenstandes. 

3. Zu den im Frühjahr 1895 für das Etatsjahr 1895/96 stattfindenden 
Operationskursen sind einzuberufen: 

etc. 40 Assistenzärzte 1. Kl. des Bcurlaubtenstandes. 

etc. 

v. Coler. 

No. 1508/12. 94. M. A. 


A.-V.-Bl. 2, No. 16. 

Kriegsministerium. Berlin den 21. Januar 1895. 

Benachrichtigung der Lieferungsverbände in Erkrankungsfällen ein- 
berufener Mannschaften zur Begründung der Zahlung von Familien¬ 
unterstützungen. • 

Es liegt Veranlassung vor, die Truppentheile etc. auf die Beachtung der Fest¬ 
setzung im §. 3 bezw. §. 6 der Ausführungsvorschriften zu dem Gesetze vom 
10. Mai 1892 über die Unterstützung von Familien der zu Friedensübungen ein- 
berufenen Mannschaften vom 2. Juni 1892 — Armee-Verordnungs-Blatt Seite 139 — 
besonders hinzuweisen. 

Gleichzeitig wird im Einvernehmen mit dem Herrn Reichskanzler (Reichsamt 
des Innern) hierdurch festgesetzt, dass in die nach den angezogenen Bestimmungen 
vorgeschriebenen Benachrichtigungen der Lieferungsverbände über die eingetretene 


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13 


Erkrankung eines Uebenden zutreffenden Falles auch die Bescheinigung darüber 
aufzunehmen ist, dass die Erkrankung unverschuldet eingetreten ist. 

No. 369/1. 95. A. 1. Bronsart v. Schellendorff. 


A.-V.-Bl. 2, No. 17. 

Kriegsministerium. Berlin den 15. Januar 1895. 

Departement für das Invalidenwesen. 

Wittwen- und Waisengeld. 

Im Interesse der zu Wittwen- und Waisengeld berechtigten Hinterbliebenen von 
Angehörigen des Reichsheeres werden diejenigen Dienststellen, welchen die Vor¬ 
bereitung und Weitergabe der diesfalligen Anträge obliegt, um thunlichste Be¬ 
schleunigung ihrer Geschäfte ersucht, damit die diesseitige Feststellung der Gebührnisse 
rechtzeitig erfolgen und die Zahlung, wenn irgend möglich, mit dem ersten gesetz¬ 
lichen Fälligkeitstermin beginnen kann. 

Vielfach geht dadurch Zeit verloren, dass die zur Begründung des Anspruches 
erforderlichen Standesurkunden erst im Augenblicke des Bedarfes beschafft werden. 
Es kann daher nur dringend empfohlen werden, dass jeder Heeresangehörige, welcher 
bei seinem Tode voraussichtlich wittwen- oder waisengeldberechtigte Angehörige 
hinterlassen wird, sich schon bei Lebzeiten die Urkunden über seine, seiner Ehefrau 
und seiner Kinder Geburt sowie über seine Eheschliessung verschaffe. 

No. 1663/12. 94. C. 2. v. Spitz. 


A.-V.-Bl. 2, No. 18. 

Kriegsministerium. Berlin den 16. Januar 1895. 

Medizinal - Abtheilung. 

Ausgabe der neubearbeiteten Bestimmungen über die Aufnahme in die 
Königlich Preussischen militärärztlichen Bildungsanstalten zu Berlin 

vom 22. Juni 1894. 

Die genannten Bestimmungen werden den in Betracht kommenden Stellen von 
der Drnckvorschriften-Verwaltung in entsprechender Anzahl zugesandt werden. 

Die gleichnamigen älteren Bestimmungen vom 10. März 1890 treten ausser 
Kraft, und ist daher die No. 281 im Druckvorschriften-Etafc zu streichen. 

Die neuen Bestimmungen erhalten in diesem Etat die No. 450. Sie erscheinen 
im Verlage der Königlichen Hofbuchhandlung von E. S. Mittler & Sohn hierselbst, 
Kochstrasse 68—70, und kosten bei unmittelbarer Bestellung aus der Armee 5 Pf. 
das Stück. 

No. 615/1. 95. M. A. v. Coler. 


Persoual-Veränderungen im Sanitätskorps. 

Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen. 

Dr. Grabow, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt vom Inf.-Regt. von Manstein 
(Schleswig.) No. 84, — Dr. Glasmacher, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt vom 
Füs.-Regt. Fürst Karl Anton von Hohenzollern (Hohenzollern.) No. 40, — zu Ober^ 
Stabsärzten 1. Kl., — Dr. Goebel, Stabs- und Bats.-Arzt vom 3. Bat. 4. Niederschles. 


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14 


Inf.-Regts. No. 51, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Oldenburg. Inf.- 
Regts. No. 91, — Dr. Roh 1 fing, Stabs- und Bats.-Arzt Vom 2. Bat. des Fassart.- 
Regts. General-Feldzeugmeister (Brandenburg.) No. 3, zum Oberstabsarzt^. Kl. und 
Regts.-Arzt des 7. Bad. Inf.-Regts. No. 142, — befördert. — Dr. Kretzschmar, 
Stabsarzt vom Militär-Knaben-Krziebungsinstitut in Annaburg, zum Oberstabsarzt 
2. Kl. und Regts.-Arzt des Ulan.-Regts. Graf zu Dohna (Ostpreuss.) No. 8; — die 
Assist.-Aerzte 1. Kl.: Fabian vom Greu.-Regt. König Friedrich I. (4. Ostpreuss.) 
No. 5, zum Stabs- und Bats.-Arzt des 3. Bats. des Inf.-Regts. No. 141, — Dr. Sobotta 
vom Grossherzogi. Mecklenburg. Gren.-Regt. No. 89, zum Stabs- und Bats.-Arzt 
des Grossberzogl. Mecklenburg. Jäger-Bats. No. 14, — Kranz vom Fussart-Regt. 
No. 11, zum Stabsarzt des Militär-Knaben-Erziehungsinstituts in Annaburg, — 
Dr. Thiele vom Füs.-Rcgt. Königin (Schleswig-Holstein.) No. 86, zum Stabs- und 
Bats.-Arzt des 3. Bats. des Inf.-Regts. Markgraf Ludwig Wilhelm (3. Bad.) No. 111: 
die Assist.-Aerzte 2. Kl.: Dr. Langheld vom Garde-Füs.-Regt., — Dr. Sydow 
vom 2. Hannov. Ulan.-Regt. No. 14, — Dr. Zabel vom 3. Garde-Regt. zu Fuss,— 
Dr. Matschke vorn Pomra. Ffls.-Regt. No. 34, — zu Assist.-Aerzten 1. Kl.; — 
die Unterärzte: Dr. Metz vom 3. Magdeburg. Inf.-Regt. No. 66, unter gleichzeitiger 
Versetzung zum Kadettenhause in Plön, — Dr. Schöneberg vom 7. Rhein. Inf.- 
Regt. No. 69, unter gleichzeitiger Versetzung zum Westfäl. Drag.-Regt. No. 7, — 
Dr. Kleinschmidt vom Inf.-Regt. von Goeben (2. Rhein.) No. 28, unter gleich¬ 
zeitiger Versetzung zum Inf.-Regt. von Horn (3. Rhein.) No. 29, — zu Assist.- 
Aerzten 2. Kl.; — Dr. Wanke, Assist.-Arzt 1. Kl. der Res. vom Landw.-Bez. 
Schlawe, — Zielinski, Assist.-Arzt 1. Kl. der Res. vom Landw.-Bez. Könitz, — 
Dr. Schulz, Assist-Arzt 1. Kl. der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez. 
Frankfurt a. O., — Dr. Cajetan, Assist.-Arzt 1. Kl. der Landwehr 1. Aufgebots 
vom Landw.-Bez. Bonn, — zu Stabsärzten; — die Assist.-Aerzte 2. Kl.: 
der Res.: Dr. Schantz vom Landw.-Bez. I. Bochum, — Dr. Feist vom Landw.- 
Bez. Freiburg, — Dr. Zielstorff vom Landw.-Bez. Hamburg, — Dr. Setzke vom 
Landw.-Bez. Bitterfeld, — Dr. Meess vom Landw.-Bez. Freiburg, — Dr. Ah re ns 
vom Landw.-Bez. Hamburg, — Dr. Krause vom Landw.-Bez. Kiel, — Dr. Bock 
vom Landw.-Bez. Schwerin, — Dr. Frederking vom Landw.-Bez. Dortmund, — 
Dr. Munter vom Landw.-Bez. Samter, — Dr. Zehner vom Landw.-Bez. Frank¬ 
furt a. M., — Dr. Baehr vom Landw.-Bez. Erfurt,— Dr. Schwabe vom Landw.- 
Bez. Wohlau, — Dr. Frank vom Landw.-Bez. III. Berlin, — Dr. Coester vom 
Landw.-Bez. Soest, — Dr. Schüller vom Landw.-Bez. Scblettstadt, — Dr. Fruth 
vom Landw.-Bez.>Worms, — Israel vom Landw.-Bez. II. Cassel, — Dr. Giese 
vom Landw.-Bez. Stettin, — Dr. Rosenkranz vom Landw.-Bez. Insterburg, — 
Dr. Kammler vom Landw.-Bez. Potsdam, — Dr. Gene vom Landw.-Bez. Meiningen, 

— Dr. Brock hoff vom Landw.-Bez. Bonn, — Schmith vom Landw.-Bez. Offen¬ 
burg, — D r . Krautwig vom Landw.-Bez. Andernach, — Dr. Glaw*atz vom 
Landw.-Bez. Stade, — Dr. Pec vom Landw.-Bez. Lübeck, ■— Dr. Schmelzer 
vom Landw.-Bez. Barmen, — Dr. Lünemann gen. Geisthövel vom Landw.-Bez. 
Soest, — Dr. Pajenkamp vom Landw.-Bez. Wesel, — Dr. Müller vom Landw.- 
Bez. Neustrelitz; — die Assist.-Aerzte 2. Kl. der Landw. 1. Aufgebots: 
Dr. Bieroth vom Landw.-Bez. Cöln, — Dr. Breitkopf vom Landw.-Bez. Ratibor, 

— Dr. Schlüter vom Landw.-Bez. Wismar, — Dr. Schwidop vom Landw.-Bez. 
Karlsruhe, — zu Assist.-Aerzten 1. Kl.; — die Unterärzte der Res.: Herschel 
vom Landw.-Bez. Halle, — Muninger vom Landw.-Bez. Königsberg, — Pichler 
vom Landw.-Bez. Insterburg, — Dr. Heise vom Landw.-Bez. Brandenburg a. H.— 
Uhl vom Landw.-Bez. Magdeburg, — Dr. Friedemann vom Landw.-Bez. Erfurt, 

— Dr. Streitberger vom Landw.-Bez. Meiningen, — Dr. Hildebrandt vom 
Landw.-Bez. Lüneburg, — Miodowski vom Landw.-Bez. Schroda, — Dr. Kionka, 
Thamm vom Landw.-Bez. I. Breslau, — Dr. Wongtschowski vom Landw.-Bez. 
Kreuzburg, — Dr. Tschoepe vom Landw.-Bez. Münsterberg, — Greve, Dr. Kanp, 
Dr. Schmidt, Philips vom Landw.-Bez. I. Münster, — Dr. Everts vom Landw.- 
Bez. Barmen, — Vogeler vom Landw.-Bez. Bonn, — Dr. Gellhaus vom Landw.- 
Bez. II. Oldenburg, — Dr. Deetjen vom Landw.-Bez. I. Bremen, — Brosins 
vom Landw.-Bez CV-blcnz, — Scheven vom Landw.-Bez. Schwerin, — Dr. Clemens 


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15 


vom Landw.-Bez. Gera, — Dr. Mutert vom Landw.-Bez. Osnabrück, — Dr. Waltke 
vom Landw.-Bez. Hannover, — Janssen vom Landw.-Bez. II. Oldenburg, — Wolze 
vom Landw.-Bez. II. Braunschweig, — Mertens vom Landw.-Bez. Göttingen, — 
Dr. Meyer, Dr. Rothschild vom Landw.-Bez. Frankfurt a. M., — Dr. Backhaus 
vom Landw.-Bez. Giessen, — Dr. Kratzenstein vom Landw.-Bez. Frankfurt a. M., 

— Dr. Stern, Schlegel vom Landw.-Bez. I. Cassel, — Dr. Schulz votn Landw.- 
Bez. Anklam, — Dr. Ru 11 mann vom Landw.-Bez. Wetzlar, — Dr. v. Hippel 
vom Landw.-Bez. Giessen, — Kayservom Landw.-Bez. II. Darmstadt,—Dr. Schnltes 
vom Landw.-Bez. Freiburg, — Frank vom Landw.-Bez. Strassburg, — Dr. Meyer 
vom Landw-Bez. Danzig; — die Unterärzte der Marine-Res.: Dr. Küttner, 
Dr. Franke, Röttger vom Landw.-Bez. Kiel, — Dr. Stucke vom Landw.-Bez. 
Lingen, — Dr. Möllmann, Unterarzt der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez. 
Nienburg, — zu Assist.-Aerzten 2. Kl., — befördert. — Dr. Kannenberg, 
Oberstabsarzt I. Kl. und Regts.-Arzt vom Inf.-Regt, von Boyen (5. Ostpreuss.) 
No. 41, als Garn.-Arzt nach Graudenz, unter gleichzeitiger Beauftragung mit Wahr¬ 
nehmung der divisiousärztlichen Funktionen bei der 35. Div., — Dr. Jarosch, 
Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom Oldenburg. Inf.-Regt. No. 91, zum Oldenburg. 
Drag.-Regt. No. 19, — Dr. Benzler, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt vom Olden¬ 
burg. Drag.-Regt. No. 19, zum Gren.-Regt. Prinz Carl von Preus9en (2. Brandenburg.) 
No. 12, — Dr. Schultze, Oberstabsarzt 2. KI. und Regts.-Arzt vom Ulan.-Regt. 
Graf zu Dohna (Ostprenss.) No. 8, zum Inf.-Regt. von Boyen (5. Ostprenss.) No. 41; 

— die Stabs- und Bats.-Aerzte: Dr. Boldt vom 2. Bat. des Gren.-Regts. 
König Friedrich I. (4. Ostprenss.) No. 5, zum 3. Bat. 1. Hanseat Inf.-Regts. No. 75, 

— Dr. Steuber vom Füs.-Bat. des Gren.-Regts. König Friedrich I. (4. Ostpreuss.) 
No. 5, zum 2. Bat. desselben Regts., — Dr. Uhl vom Grossherzogi. Mecklenburg. 
Jäger-Bat. No. 14, zum 3. Bat. 4. Niederschles. Inf.-Regts. No. 51, — Dr. Voigt 
vom 3. Bat. des Inf.-Regts. Markgraf Ludwig Wilhelm (3. Bad.) No. % 111, zum 
1. Bat. des Fussart.-Regts. General-Feldzeugmeister (Brandenburg.) No. 3, — 
Dr. Abesser vom 3. Bat. de9 Inf.-Regts. No. 141, zum Füs.-Bat. des Gren.-Regts. 
König Friedrich I. (4. Ostpreuss.) No. 5, — Dr. Richter vom 2. Bat. 2. Garde- 
Regts. zu Fuss, zum Füs.-Bat. 3. Garde-Regts. zu Fuss, — Dr. Ko walk vom Füs.- 
Bat. 3. Garde-Regts. zu Fuss, zum 2. Bat. 2. Garde-Regts. zu Fuss; — die Assist.- 
Aerzte 1. Kl.: Meixner vom Kadettenhause in Plön, zum Füs.-Regt. Königin 
(Schleswig-Holstein.) No. 86, — Dr. Nion vom Inf.-Regt. von Grolman (1. Posen.) 
No. 18, zum Gren.-Regt. König Friedrich I. (4. Ostpreuss.) No. 5, — Dr. Lorenz 
vom Hus.-Regt. Graf Goetzen (2. Schles.) No. 6, zum Feldart.-Regt. von Clausewitz 
(Oberschles.) No. 21, — Dr. Kühnemann von der Haupt-Kadettenanstalt, zum 
Grossherzogi. Mecklenburg. Gren.-Regt. No. 89, — Dr. Stenger vom Westfäl. 
Drag.-Regt. No. 7, zur Haupt-Kadettcnanstalt, — Dr. Nell, Assist-Arzt 2. Kl. vom 
Inf.-Regt. von Wittich (3. Hess.) No. 83, zum Hess. Feldart.-Regt. No. 11, — versetzt. 
Dr. Havixbeck, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom 7. Bad. Inf.-Regt. No. 142, 
mit Pension und seiner bisherigen Uniform der Abschied bewilligt. — Dr. Schou- 
dorff, Oberstabsarzt 1. KI. und Garn.-Arzt in Graudenz, beanftragt mit Wahrnehmung 
der divi8ionsärztlichen Funktionen bei der 35. Div., mit Pension und seiner bisherigen 
Uniform, — Dr. Alberti, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt vom Gren.-Regt. 
Prinz Carl von Preussen (2. Brandenburg.) No. 12, mit Pension und seiner bisherigen 
Uniform, — Dr. Voigtländer, Stabs- und Bats.-Arzt vom 3. Bat. 1. Hanseat. 
Inf.-Regts. No. 75, mit Pension, — Dr. Gesenius, Stabsarzt der Res. vom Landw.- 
Bez. III. Berlin, — Dr. Böttger, Stabsarzt der Res. vom Landw.-Bez. Halle, — 
Dr. Kann, Assist -Arzt 2. Kl. der Res. vom Landw.-Bez. Torgau, diesem behufs 
Uebertritts in Königl. Sächs. Militärdienste; — den Stabsärzten der Landwehr 
1. Anfgebots: Dr. Feld vom Landw.-Bez. Düsseldorf, — Dr. Bockendahl vom 
Landw.-Bez. Kiel, — Dr. Doerinckel vom Landw.-Bez. Giessen, — Dr. Biskamp, 
Stabsarzt der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-Bez. I. Cassel, — Dr. Schäfer, 
Stabsarzt der Landw. 2. Anfgebots vom Landw.-Bez. I. Breslau, — Dr. Hofmeier, 
Assist-Arzt 1. Kl. der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-Bez. Mosbach, — der 
Abschied bewilligt. 

Berlin, den 26. Januar 1895. 


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16 


Kaiserliche Marine. 

Neues Palais, den 31. Dezember 1894. 

Koch, Marine-Assist-Arzt 1. Kl., zum überzähligen Marine-Stabsarzt. — 
Dr. Ortmann, Dr. Keck, Assist.-Aerzte 2. Kl. der Marine-Res. im Landw.-Bez. 
Lübeck bezw. II. Altona, zu Assist.-Aerzten 1. Kl. der Marine-Res., — befördert. 

— Dieselben erhalten Patente von dem Tage, an welchem die Beförderung ihrer 
Altersgenossen in der Armee ausgesprochen wird. — Dr. Bäuerlein, Marine- 
Oberstabsarzt 1. Kl. und Marine-Stationsarzt, mit Pension und der bisherigen Uniform, 
unter Verleihung des Charakters als Gen.-Arzt 2. KL, — Dr. Lotsch, Marine- 
Stabsarzt, — Dr. Höfling, Dr. Cap lick, Stabsärzte der Seewehr 1. Aufgebots 
im Landw.-Bez. Wesel bezw. III. Berlin, — der Abschied bewilligt. 

Berlin, den 28. Januar 1895. 

Dr. Braune, Marine-Oberstabsarzt 1. Kl., unter Entbindung von der Stellung 
als Garn.-Arzt zu Wilhelmshaven, zum Stationsarzt der Marinestation der Nordsee, 

— Dr. Groppe, Marine-Oberstabsarzt 1. KL, zum Garn.-Arzt zu Wilhelmshaven, — 
ernannt. — Dr. Gudden, Marine-Assist-Arzt 1. Kl., zum überzähl. Marine-Stabsarzt 
befördert — Dr. Hildebrandt, Dr. Harmsen, Marine-Assist-Aerzte 1. KL, 
Patente ihrer Charge erhalten. — Dr. Weber, Dr. Bessler, Dr. Fischer, Assist- 
Aerzte 2. KL der Marine-Res. im Landw.-Bez. I. München bezw. Halle und Hamburg, 
zu Assist.-Aerzten 1. KL der Marine-Res. befördert. — Die nach Vorstehendem 
beförderten bezw. zu patentirenden Marineärzte erhalten ein Patent von dem Tage, 
an welchem die Beförderung ihrer Altersgenossen in der Armee ausgesprochen wird. 


Nachweisung der beim Sanitätskorps im Monat Dezember 1894 
eingetretenen Veränderungen. 

Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee. 

Den 13. Dezember. 

Dr. St ahn, Unterarzt beim 1. Grossherzogl. Hess. Inf.-(Leibgarde-)Regt. No. 115, 

— Dr. Salman, einjährig-freiwilliger Arzt beim 4. Garde-Regt zu Fuas, unter 
Versetzung zum Inf.-Regt. Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig (Ostfries.) 
No. 78, zum aktiven Unterarzt ernannt. 

Den 22. Dezember. 

Dr. Rössel, einjährig-freiwilliger Arzt beim Posen. Feldart.-Regt. No. 20, 
unter Versetzung zum Gren.-Regt. König Friedrich Wilhelm II. (1. Schles.) No. 10, 

— Al brecht, einjährig-freiwilliger Arzt beim Grossherzogl. Mecklenburg. Füs. Regt. 
No. 90, unter Versetzung zum 1. Grossherzogl. Mecklenburg. Drag.-Regt. No. 17, 

— zu aktiven Unterärzten ernannt, —sämmtlich mit Wahrnehmung je einer 
bei ihren Truppentheilen offenen Assist.-Arztstelle beauftragt. 


Veränderungen im Königlich Bayerischen Sanitätskorps. 

Den 17. Januar 1895. 

Dr. Wimmer (Wfirzburg), — Dr. Schwab (Augsburg), — Dr. Petz old 
(Bamberg), — Hasselmann (I. München), — Adel (Günzenhausen), — Dr. Besold 
(Erlangen), — Dr. Scheuer, Barmever, Mirtlsperger, Dr. Hagemann, 
Dr. Böck, Dr. Weisschedel (I. München) — Sitzberger (Vilehofen), — Dr. Ziehm 
Dr. Schröder, Dr. Eichhorn, Dr. Peyser (I. München), Schwarz (Würzburg), 
Dr. Rüth (Amberg), Unterärzte der Res., zu Assist-Aerzten 2. KL der Re9. be¬ 
fördert. 


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Den 21. Januar 1895. 

Dr. Pachmayr, Oberstabsarzt 1. Kl. und Garn.-Arzt bei der Kommandantur 
der Haupt- und Residenzstadt München, unter Verleihung des Charakters als Gen.- 
Arzt 2. Kl., mit Pension und mit der Erlaubnis zum Tragen der Uniform der 
Abschied bewilligt, — Dr. Schmidt, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom 
11. Inf.-Regt. von der Tann, als Garn.-Arzt zur Kommandantur der Haupt- und 
Residenzstadt München, — Dr. Heckenberger, Oberstabsarzt 2. Kl. und Bats.-Arzt 
vom 3. Inf.-Regt. Prinz Karl von Bayern, als Regts.-Arzt zum 11. Inf.-Regt von 
der Tann, — Dr. Pley er, Stabs- und Bats.-Arzt vom 17. Inf.-Regt. Orff, in gleicher 
Eigenschaft zum 3. Inf.-Regt. Prinz Karl von Bayern, — Dr. Mann, Assist.-Arzt 
2. Kl. vom 4. Inf.-Regt König Wilhelm von Württemberg, zum 2. Traim-Bat, — 
versetzt — Dr. Jacoby, Assist-Arzt 1. Kl. vom 2. Train-Bat., als Bats.Arzt im 
17. Inf.-Regt Orff, zum Stabsarzt, — Dr. Rothenaicher, Assist.-Arzt 2. Kl. im 
16. Inf.-Regt. Grossherzog Ferdinand von Toskana, zum Assist-Arzt 1. Kl.: — 
befördert — Dr. Popp, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt des 17. Inf.-Regts. 
Orff, ein Patent seiner Charge verliehen. — Dr. Schiller, Oberstabsarzt 2. Kl. und 
Regts.-Arzt des 3. Feldart.-Regts. Königin Mutter, als Oberstabsarzt 1. Kl. charak- 
terisirt. 

Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee. 

Dr. Zuber, einjährig-freiwilliger Arzt vom 1. Train-Bat., zum Unterarzt im 

7. Inf.-Regt. Prinz Leopold ernannt und mit Wahrnehmung einer offenen Assist- 
Arztstelle heauftragt. 

Veränderungen im Königlich Sächsischen Sanitätskorps. 

Den 31. Dezember 1894. 

Zupitza, Assist.-Arzt 1. Kl. vom Schützen-(Füs.-)Regt. Prinz Georg No. 108, 
behufs Uebertritts in die Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika, mit dem 

8. Januar 1895 aus dem Heere ausgeschieden. 

Den 8. Januar 1895. 

Dr. Arland, Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat. Fussart-Regts. No. 12, zum 
2. Bat. 6. Inf.-Regts. No. 105 König Wilhelm II. von Württemberg, — Dr. Schulz, 
Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat. 6. Inf.-Regts. No. 105 König Wilhelm II. von 
Württemberg, zum 2. Bat. Fussart-Regts. No. 12, versetzt. 

Den 25. Januar 1895. 

Dr. Kampf, Stabsarzt vom Kadettenkorps, zur Sanitatsdirektiou, — Dr. Meyer, 
Stabsarzt von der Unteroff.-Scbule, zum Kadetttenkorps. — Dr. Krumbliolz, Stabs¬ 
und Bats.-Arzt vom 2. Bat. 10. Inf.-Regts. No. 134, zur Unteroff.-Schule, — versetzt. 
Dr. Wolf, Assist.-Arzt 1. Kl. vom 10. Inf.-Regt. No. 134, zum Stabs- und Bats.- 
Arzt des 2. Bats. dieses Regts. befördert. — Sehichhold, Assist.-Arzt 1. KI. vom 
11. Inf.-Regt. No. 139, zum 10. Inf.-Regt. No. 134 versetzt. — Die Assist-Aerzte 
2. Kl.: Dr. Näther vom 2. Feldart.-Regt. No. 28, — Dr. Thalmann vom 1. Ulan.- 
Regt. No. 17 Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, König von Ungarn; — die 
Assist.-Aerzte 2. Kl. der Res.: Dr. Winkler des Landw.-Bez. Zitttau, — 
Herold, Ru dorisch des Landw.-Bez. Plauen, — Dr. Melzer des Landw.-Bez. 
Schneeberg, — Dr. Franke, Dr. Panse, Dr. Büchel, Dr. Degenkolb, 
Dr. Schloeasing, Dr. Stürenburg, Dr. Schmidt III., Schmidt IV., Dr. Hügel¬ 
mann, Dr. Segelken, Murtens des Landw-Bez. Leipzig, — Dr. Bärwald des 
Landw.-Bez. Borna, — Fischer des Landw.-Bez. Annaberg, — Dr. Dreydorff, 
Dr. Stolzenbach, Dietel des Landw.-Bez. Dresden-Altst., — Dr. Boldt des 
Landw.-Bez. Dresden-Neust,;— die Assist.-Aerzte 2. Kl. der Landw. 1. Auf¬ 
gebots: Köhler des Landw.-Bez. Plauen, — Dr. Stock, Kröger des Landw.- 
Bez. Leipzig, — zu Assist.-Aerzten 1. Kl., — Dr. Schippan, Unterarzt vom 
11. Inf.-Regt. No. 139, — Dr. Schacht, Dr. Mentz. Unterärzte der Res. des 


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Landw.-Bez. Leipzig, — v. Grabowski, Unterarzt der Res. des Landw.-Bez. 
Dresden-Altst. — zu Assist.-Aerzten 2. Kl., — befördert. 


Veränderungen im Königlich Württembergiscken Sanitatskorps. 

Den 28. Dezember 1894. 

Die Assist-Aerzte 1. Kl.: Dr. Krauss der Landw. 2. Aufgebots vom 
Landw.-Bez. Ulm, — Dr. Andrassy, Dr. Baumann der Landw. 1. Aufgebots 
vom Landw.-Bez. Leonberg, — Dr. Koch der Res. vom Landw.-Bez. Stuttgart, — 
Dr. Steinacker der Res. vom Landw.-Bez. Reutlingen, — Dr. Rödelheimer der 
Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez. Ebingen, — Dr. Baur der Landw. 1. Auf¬ 
gebots vom Landw.-Bez. Ulm, — Dr. Gayler der Res. vom Landw.-Bez. Reutlingen, 
— Dr. Cless der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez. Stuttgart, — zu Stabs¬ 
ärzten befördert. 

Den 4. Januar 1895. 

Die Unterärzte: Dr. Krimmel der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez, 
Ravensburg, — Dr. Kurtz der Res. vom Landw.-Bez. Stuttgart, — Dr. Kauffmann 
der Res. vom Landw.-Bez. Esslingen, — zu Assist.-Aerzten 2. KI. befördert. 

Den 17. Januar 1895. 

Die Assist.-Aerzte 2. Kl.: Dr. Hoffmann der Landw. 1. Aufgebots vom 
Landw.-Bez. Ehingen, — Dr. Schum der Res. vom Landw.-Bez. Mergentheim, — 
Dr. Wolf der Res. vom Landw.-Bez. Stuttgart, — Dr. Walz der Res. vom Landw.- 
Bez. Horb, — Dr Kübel der Res. vom Landw.-Bez. Stuttgart, — Dr. Knosp der 
Res. vom Landw.-Bez. Ludwigsburg, — Dr. Bosch der Res. vom Landw.-Bez 
Esslingen, — Dr. Herter im Feldart.-Regt. König Karl No. 13, — Dr. Holzinger 
im Inf.-Regt. Kaiser Wilhelm, König von Preussen No. 120,— zu Assist.-Aerzten 
1. Kl. befördert. 

Den 1. Februar 1895. 

Hertkorn, Unterarzt der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez. Calw, zum 
Assist.-Arzt 2. Kl. befördert. 

Durch Verfügung des Korps-Generalarztes. 

Den 15. Januar 1895. 

Dr. Bonzelius, Unterarzt im 8. Inf.-Regt. No. 126 Grossherzog Friedrich von 
Baden, mit Wahrnehmung einer bei diesem Regiment offenen Assist.-Anstelle 
beauftragt. 


Orden «Verleihungen. 

Preussische: 

Den Rothen Adler-Orden dritter Klasse mit der Schleife: 

dem Generalarzt 2. Kl. und Korpsarzt Dr. Gründler vom II. Armeekorps, 

dem Oberstabserzt 1. Kl. und Regts.-Arzt Dr. Beyer vom Inf.-Regt vou Stülp¬ 
nagel (5. Brandenburg.) No. 48, 

dem Oberstabsarzt 1. Kl. und Garn.-Arzt Dr. Zimmermann iu Metz, beauftragt 
mit Wahrnehmung der divisionsärztlichen Funktionen bei der 34. Div. 

dem Generalarzt 2. Kl. Dr. Zunker, ä la suite des Sanitätskorps und Leibarzt 
Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin. 

Den Rothen Adler-Orden vierter Klasse mit der Königlichen Krone: 

dem Stabs- und Bats.-Arzt Dr. Friedheim vom Inf.-Regt Graf Kirchbscb 
(1. Niederschles.; No. 46 zu Posen, 


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dem Stabs- und Bats.-Arzt Dr. Kimmle vom Eisenbahn-Regt. No. 3 zu Berlin, 

dem Stabs- und Bats.-Arzt Dr. Ipscher vom Inf.-Regt. Graf Schwerin (3. Pomm.) 
No. 14 zu Graudeuz, 

dem Stabs- und Bats.-Arzt Dr. Rieder vom Inf.-Regt. von Stülpnagel (5. Branden¬ 
burg.) No. 48 zu Cüstrin. 

Den Rothen Adler-Orden vierter Klasse: 

dem Oberstabsarzt 1.K1. und Regts.-Arzt Dr. Prahl vom Grossherzogi. Mecklenburg. 
Füs.-Regt. No. 90, 

dem Oberstabsarzt 1. Kl. und Garn.-Arzt Dr. Schultze in Danzig, 

dem Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt Dr. Schuster vom Niederrhein. 
Füs.-Regt. No. 39, 

dem Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt. Dr. Siemon vom Inf.-Regt. von 
Courbiere (2. Posen.) No. 19, 

dem Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt Dr. Grabow vom Inf.-Regt, von 
Manstein (Schleswig.) No. 84, 

dem Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt Dr. Brinkmann vom Feldart.-Regt. 
General-Feldzeugmeistcr (1. Brandenburg.) No. 3, 

dem Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt Dr. Fabricius vom 6. Thüring. 
Inf.-Regt. No. 95. 

dem Oberstabsarzt 2. Kl. und Garn.-Arzt Dr. Dassow in Mainz, 

dem Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt Dr. Riedel vom 3. Garde-Ulan-Regt., 

dem Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt Dr. Weber vom 3. Thüring. Inf.- 
Regt. No. 71, 

dem Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt Dr. Kern vom 1. Bad. Leib-Drag.- 
Regt. No. 20, 

dem Stabsarzt Dr. Rudolph Müller II. vom medizinisch-chirurgischen Friedrich- 
W ilhelms-Institut. 

Den Königlichen Kronen-Orden erster Klasse: 
dem Generalstabsarzt der Armee Prof. Dr. v. Coler. 

Den Stern zum Königlichen Kronen-Orden zweiter Klasse: 

dem Generalarzt 1. Kl. und Korpsarzt Dr. Leuthold vom Gardekorps, Leibarzt 
Seiner Majestät des Kaisers und Königs, 

dem Generalarzt 1. Kl. ä la suite des Sanitätskorps mit dem Range als General¬ 
major Dr. v. Esmarch. 

Den Königlichen Kronen-Orden zweiter Klasse: 

dem Generalarzt 2. Kl. Dr. Grasnick, Subdirektor des medizinisch-chirur¬ 
gischen Friedrich-Wilhelms-Instituts. 

Den Königlichen Kronen-Orden dritter Klasse: 

dem Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt Dr. Wilkens vom Feldart-Regt. 
von Scharnhorst (1. Hannov.) No. 10, beauftragt mit Wahrnehmung der 
divisionsärztlichen Funktionen bei der 20. Div., 

dem Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt Dr. Götting vom 1. Westfäl. Hus.- 
Regt. No. 8, 

dem Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt Dr. Claus vom Inf.-Regt. Graf Werder 
(4. Rhein.) No. 30, 

dem Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt Dr. Weiss vom 2. Thüring. Inf.-Regt. 
No. 32, 


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dem Oberstabsarzt 1. KI. und Regts.-Arzt Dr. Herzer vom 1. Pomm. Feldart.- 
Regt. No. 2, beauftragt mit Wahrnehmung der divisionsärztlichen Funktionen 
bei der 3. Div., 

dem Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt Dr. Körting vom 2. Hanseat. Inf.-Regt. 
No. 76. 

dem Oberstabsarzt 1. KI. Dr. Globig, Garn.-Arzt zu Kiel. 

Den Königlichen Kronen-Orden vierter Klasse: 

dem Assist.-Arzt 1. Kl. Dr. Slawyk vom 1. Garde-Drag.-Regt. Königin von 
Grossbritannien und Irland zu Berlin, 

dem Assist-Arzt 1. Kl. Dr. Hinze vom Niedersehles. Fussart.-Regt. No. 5 zu 
Posen. 

Das Allgemeine Ehrenzeichen in Gold: 

dem Oberlazarethgehülfen Kominek vom 3. Oberschles. Inf.-Regt No. 62. 

Das Allgemeine Ehrenzeichen: 

dem Oberlazarethgehülfen Simon vom Gren.-Regt. König Wilhelm I. (2. West- 
preuss.) No. 7, 

dem Oberlazarethgehülfen Fr eise, — von der 1. Werft-Di v., 

dem Oberlazarethgehülfen Sewelies vom Inf.-Regt. No. 128 zu Danzig, 

dem Oberlazarethgehülfen Kuge vom Inf.-Regt von Winterfeldt (2. Oberschles.) 
No. 23 zu Neisse. 

Fremde: 

Das Ritterkreuz zweiter Klasse des Königlich Bayerischen Militär- 
Verdienstordens: 

dem Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt Dr. Paur im 7. Inf.-Regt Prinz 
Leopold, 

dem Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt Dr. Bau mann im 4. Chev.-Regt. 
König, dieser zugleich Div.-Arzt der 2. Div. 


Seine Majestät der Kaiser und König haben Allergnädigst geruht: 

dem Assist.-Arzt 1. Kl. bei der Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika Dr. Richter 
eine Allerhöchste Belobigung zu ertheilen. 


Familien-Nachrichten. 

Verlobungen: Dr. Bartel, Stabs- und Bats.-Arzt, mit Fräulein Elisabeth Weiss 
(Metz;, — Dr. Carl Robert, Assist. Arzt 1. Kl., mit Fräulein Käthe Thiele 
(Berlin). 

Geburten: (Sohn) Dr. Lau ff, Stabsarzt (Karlsruhe). 

Todesfälle: Dr. Heinrich Paul Br eh me, Oberarzt in der Schutztruppe für Deutsch- 
Ostafrika (Station Masinde [Deutsch-Ostafrika]), — Dr. Conrad Krebs, Stabsarzt 
in der Königlichen Sanitäts-Direktion, — Dr. Hochgeladen, Generalarzt a. D. 
(Wiesbaden),— Dr. Aefner, Oberstabsarzt 1.K1., Tochter Hertha (Königsberg i.Pr.) 


Gedruckt in der Königlichen Hofhuchdruckerei von E. S. Mittler £ Sohn, Berlin SW.. Koohntr. 68-70. 


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Amtliches Beiblatt 

zur 

Deutschen militärärztlichen Zeitschrift. 

1895. — Vierundzwanzigster Jahrgang. — M 3. 


Zusammensetzung: der Prüfungskommission 
für die militttrftrztlichen Prüfungen des Jahres 1895. 

I. Für spezielle Kriegschirurgie und Operationen. 

Generalarzt 1. Klasse a la suite des Sanitätskorps, Geheimer Ober-Medizinal-Rath 
Professor Dr. v. Bardeleben. 

Generalarzt 1. Klasse a la suite des Sanitätskorps, Geheimer Medizinal-Rath Professor 
Dr. von Bergmann. 

II. Für die Kriegsheilkunde im Allgemeinen. 

Generalarzt 2. Klasse und Subdirektor des medizinisch - chirurgischen Friedrich- 
Wilhelms-Instituts Dr. Grasnick. 

Oberstabsarzt 1. Klasse und Regimentsarzt des Garde-Kürassier-Regiments Professor 
Dr. Köhler. 

Oberstabsarzt 1. Klasse und Regimentsarzt des 3. Garde - Regiments zu Fuss 
Dr. Sellerbeck. 

Hi. Für die Militärgesundheitspflege und Sanitätspolizei. 
Generalarzt 1. Klasse ä la suite des Sanitätskorps, Direktor des Instituts für Infektions¬ 
krankheiten, Geheimer Medizinal-Rath Professor Dr. Koch. 

Generalarzt 2. Klasse ä la suite des Sanitätskorps, ärztlicher Direktor des Charite- 
Krankenhauses Dr. Sch aper (mitbetheiligt bei Gruppe IV). 

Direktor der Hygienischen Institute der Universität Berlin, Professor Dr. Rubner. 

IV. Für die Kenntniss der Verwaltung des Militärsanitätswesens, 
sowie der Militärverwaltung im Allgemeinen. 

Generalarzt 2. Klasse ä la suite des Sanitätskorps, ärztlicher Direktor des Charite- 
Krankenhauses Dr. Sch aper. 

Oberstabsarzt 1. Klasse und 1. Garnisonarzt von Berlin Professor Dr. Burchardt. 
Oberstabsarzt 1. Klasse und Chefarzt des Gamisonlazareths II. Berlin Dr. Goedicke. 
Generalarzt 1. Klasse und Generalarzt der Marine Dr. Wenzel (nur für Marineärzte). 
Zu No. 607/2. 95. M. A. _ 

Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, den 18. Januar 1895. 

Es wird hiermit genehmigt, dass bei Neubeschaffung von: 

Messern und Gabeln 

zum Gebrauche für kranke Mannschaften in den Friedens-Lazarethen sowie für 
Feldsanitätsformationen an Stelle der bisherigen etatsmässigen Messer und Gabeln 
mit eisernen bezw. mit hölzernen Griffen solche mit vernickelten Griffen beschafft 

werden und zwar nach der Probe, wie solche von.zum Engrospreise von 

42 Pf. pro Paar Messer und Gabeln hierher vorgelegt ist. 

Ferner dürfen für Feldsanitätsformationen bei Neubeschaffungen an Stelle der 
Esslöffel von Blech solche von Komposition oder Britanniametall, wie für die 
Mannschaften in den Friedens-Lazarethen, beschafft werden. 

Amtliches Beiblatt. 1895. 


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Eine Neubesehaffung von Messern, Gabeln und Löffeln hat jedoch nur insoweit 
stattzufinden, als die vorhandenen dergl. Stücke nicht mehr brauchbar bezw. für 
Feldsanitätsformationen kriegsunbrauchbar sind. Es wird hierbei noch bemerkt, 
dass die hölzernen Griffe an den Messern und Gabeln die Feldbrauchbarkeit dieser 
Stücke nicht ausschliessen. 

Von einer Benutzung der blechernen Esslöffel seitens Kranker in den Friedens- 
lazarethen, mithin also auch von einer Auffrischung der gedachten Löffel durch die 
letzteren Lazarethe ist Abstand zu nehmen. 

No. 68/12. 94. M. A. v. Coler. 

Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, den 19. Januar 1895. 

Dem Königlichen Sanitätsamt übersendet die Abtheilung . . . Exemplare des 
vom Kaiserlichen Gesundheitsamt verfassten „Gesundheitsbüchleins** mit dem Ersuchen 
ergebenst, dieselben nach Entnahme eines Exemplars für die dortige Dienststelle, 
an grössere Garnisonlazarethe zur Mitverwendung bei der Ausbildung der Lazareth- 
gehülfen, insbesondere in den Lazarethgehülfenschulen, zu vertheilen. 

No. 2271/9. 94. M. A. v. Co ler. 

Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, 25. Januar 1895. 

Die Abtheilung nimmt Veranlassung, darauf hinzuweisen, dass es im Allgemeinen 
nicht vortheilhaft erscheint, Lampen über den nächsten Bedarf hinaus vorräthig zu 
halten, weil die nachträgliche Beschaffung in Abgang gekommener Ersatztheile. 
Cylinder etc. bei späterer Ingebrauchnahme der Lampen wegen Veraltung der 
Systeme auf Schwierigkeiten stossen kann. 

No. 1901/1. 94. M. A. v. Coler. 

Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, 29. Januar 1895. 

Dem Königlichen Sanitätsamt wird auf die Vorlagen vom 13. 9. und 12. 11. 
vorigen Jahres ergebenst erwidert, dass gemäss dem Schlusssätze des §. 297, s der 
F. S. O. in die Bescheinigung über die ordnungsmässige Führung u. s. w. det 
Nachweisungen über Gegenstände des medizinisch-chirurgischen Etats ein Vorbehalt 
aufzunehmen ist, falls eine Prüfung der Sollbestände bei einzelnen Lazarethen zur 
Zeit der Einreichung dieser Bescheinigung noch nicht stattgefunden hat. Letztere 
ist in diesem Falle laut §. 302,4 der F. S. O. nach nachträglich vorgenommener 
Prüfung der Sollbestände an Gegenständen des medizinisch-chirurgischen Etats in 
Betreff des richtigen Vorhandenseins derselben zu ergänzen. 

Da die eingehendere, pharmazeutische Revision der Lazarethapotheken und 
Arznei- und Verbandmittelanstalten der Anmerkung ** zu §. 310,3h der F. S. 0. 
entsprechend in der Regel alle zwei Jahre durch den Korpsstabsapotheker auszufuhren 
ist, so kann die Ergänzungsbescheinigung erst dann vorgelegt werden, wenn die 
Prüfung der Sollbestände wirklich stattgefunden hat. 

Die Bescheinigungen bezw. Ergänzungsbescheinigungen sind auf Grund der 
Prüfung der Sollbestände unter Angabe des Datums, an welchem dieselbe statt¬ 
gefunden hat, für jedes in Betracht kommende Etatsjahr getrennt abzugeben. 

No. 1495/12. 94. M. A. v. Coler. 


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Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilnng. Berlin, den 5. Februar 1S95. 

Bei Gelegenheit der Besichtigung der Lazarethe ist von dem Unterzeichneten 
Generalstabsarzt der Armee die Wahrnehmung gemacht worden, dass diejenigen 
Mannschaften, welche sich ausserhalb des Bettes befinden, insbesondere die Rekon¬ 
valeszenten, sich die Zeit oftmals in einer Weise zu vertreiben suchen, welche für 
das Lazareth weder nützlich noch w'ünschenswerth ist. * 

Um dem Uebelstande abzuhelfen, und da es nicht angängig erscheint, die 
Mannschaften in der guten Jahreszeit nur auf die Benutzung der Bibliothek und 
der mehr für den Gebrauch im Zimmer berechneten, in Beilage 36 d. F. S. 0. unter 
281a vorgesehenen Spiele zu beschränken, wird genehmigt, dass zur Beschäftigung 
der betreffenden Mannschaften im Freien geeignete Spiele nach Bedarf und nach 
Auswahl des Chefarztes, wie z. B. das bekannte Ringspiel, das Luftkegelspiel, 
Boccia u. s. w. für Rechnung des Lazareth-Geräthefonds, sofern derselbe dazu die 
Mittel bietet, beschafft werden dürfen. 

Des Weiteren ist die Wahrnehmung gemacht worden, dass die Beköstigung der 
Kranken nicht immer nach der Beköstigungs - Uebersicht (Beilage 14 F. S. 0.) 
verabreicht worden ist. 

Es darf vorausgesetzt werden, dass ein Abweichen von letzterer nur ausnahms¬ 
weise erfolgt; tritt die Nothwendigkeit hierfür aber ein, so ist in jedem Falle auch 
die Beköstigungs-Uebersicht zu ändern. 

No. 401/2. 95. M. A. v. Coler. 

A.-V.-Bl. 3, No. 22. 

Einführung der Litewka bei den Pionieren und bei der Fussartillerie. 
Ich bestimme: 

1. Bei Neubeschaffungen für die Garde-, Linien- und Landwehr-Pioniere 
kommt die durch Meine Ordre vom 7. Juni 1894 festgesetzte Probe der 
Litewka aus blauem Molton zur Einführung. Der Arbeitskittel fällt fort. 

2. Dieselbe Litewka aus blauem Molton darf bei der Fussartillerie neben 
der Drillichjacke getragen werden. 

3. Die Litewkas zu 1 und 2 erhalten Abzeichen nach Maassgabe der bei¬ 
folgenden Proben. 

Das Kriegsministerium hat hiernach das Weitere zu veranlassen. 

Berlin den 17. Januar 1895. 

Wilhelm. 

Bronsart v. Schellendorff. 

Au das Kriegsministerium. 

Kriegsministerium. Berlin den 29. Januar 1895. 

Vorstehende Allerhöchste Kabinets-Ordre wird hierdurch mit Nachstehendem 
zur Kenntniss der Armee gebracht. 

1. Bei.den Pionieren tritt die Litewka als etatsmässiges Friedens-Bekleidungs¬ 
stück an Stelle des Arbeitskittels, für die Landwehrformationen als 
etatsmässiges Bekleidungsstück an Stelle des Waffenrocks. 

2. Bei der Fussartillerie wird die Litewka ausseretatsmässiges Bekleidungs¬ 
stück, dessen Beschaffung dem Ermessen der betreffenden Truppentheil e 
überlassen bleibt. 


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3. Die hinsichtlich des Tragens der Litewka für die Infanterie etc. gegebenen 
Bestimmungen — Erlasse vom 17. Mai 1892 No. 281/4. 92 B 3, Ziffer 1,2 
und vom 15. Juni 1894 No. 341/6. 94. B. 3, Ziffer 1. Armee-Verordnungs- 
Blatt Seite 177 — finden auf die Pioniere sinngemässe Anwendung. Die 
Fussartillerie darf die Litewka bei denselben Gelegenheiten tragen, wo 
sie bisher die Drillichjacke bezw. den Drillichrock getragen hat. 

4. Die erforderlichen Proben werden den Königlichen Generalkommandos 
demnächst zugehen. 

5. Die Berichtigung der Bekleidungsetats für die Pioniere bleibt Vorbehalten. 
No. 675/1. 95. B. 3. Bronsart v. Schellendorff. 

A.-V.-Bl. 5, No. 32. 

Kriegsministerium. Berlin den 4. Februar 1895. 

Fortbestand der Sanitätsämter als dauernde Einrichtung. 

Die Anmerkung •) zu §. 50 der F. S. O., betreffend die versuchsweise Ein¬ 
richtung von Sanitätsämtern, ist zu streichen. 

Im Aufträge. 

No. 1761/1. 95. M. A. v. Coler. 

A.-V.-Bl. 5, No. 35. 

Kriegsministerium. Berlin den 6. Februar 1895. 

Gänge im Waffendienst 

Unter „Gänge im Waffendienst“ im Sinne der Vorbemerkung 1 zur Reiseorduuug 
für die Personen des Soldatenstandes sind alle Wege zu verstehen, welche von den 
Genannten in Ausübung des im Interesse der Truppe angeordneten Dienstes zurück¬ 
gelegt werden. 

Hierbei macht .es keinen Unterschied, ob es sich um den eigentlichen Front- 
dienst oder um Erledigung von Geschäften handelt, welche mehr dem Verwaltungs¬ 
gebiet angehören, wie z. B. die Thätigkeit der Waffenrevisionsoffiziere oder der 
militärischen Kasernenvorsteher. 

Entgegenstehende Bestimmungen werden hiermit aufgehoben, jedoch können die 
auf Grund derselben bisher gezahlten Fuhrkostenentschädigungen in Ausgabe verbleiben. 
No. 485/12. 94. B. 3. Bronsart v. Schellendorff. 


Personal-Veränderungen iiu Sanitätskorps. 

Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen. 

Dr. Brinkmann, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regt«.-Arzt vom Feldart. - Regt. 
General-Feldzeugmeister (1. Brandenburg.) No. 3, zum Oberstabsarzt 1. Kl., — 
Dr. Lodderstaedt, Stabs- und Bat«.-Arzt vom 2. Bat. des Füs.-Regts. Fürst Karl 
Anton von Hohenzollern (Hohenzollern.) No. 40, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.- 
Arzt des Inf.-Regts. Fürst Leopold von Anhalt-Dessau (1. Magdeburg.) No. 26; — die 
Unterärzte: Dr. Lehrecke vom Ulan.-Regt. Kaiser Alexander II. von Russland 
(1. Brandenburg.) No. 3, unter gleichzeitiger Versetzung zum Feldart.-Regt. General- 
Feldzeugmeister (2. Brandenburg.) No. 18, — Kerber vom Feldart.-Regt. von Peuckei 
(Schles.) No. 6, — Hofft vom Füs.-Regt. Königin (Schleswig-Holstein.) No. 86, — 
Dr. Weber vom Bad. Fussart.-Regt. No. 14, dieser unter gleichzeitiger Versetzung 
zum Inf.-Regt. No. 132, — Hirtler vom 6. Bad. Inf.-Regt. Kaiser Friedrich III. 


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No. 114, — zu Assist.-Aerzten 2. Kl., — Dr. Gappel, Marine-Unterarzt von der 

2. Matrosen-Div., zum Marine-Assist.-Arzt 2. Kl., — Dr. Marschaux, Assist.-Arzt 
1. Kl. der Landwehr 2. Aufgebots vom Landw.-Bez. Magdeburg, zum Stabsarzt; — 
die Unterärzte der Kes: Dr. Morgenstern vom Landw.-Bez. III. Berlin, — 
Schütt, Dr. Czygan vom Landw.-Bez. Stettin, — Dr. Frick, Dr. Vollmer, 
Dr. Zuelzer vom Landw.-Bez. III. Berlin, — Dr. Breuer vom Landw.-Bez. 
St. Johann, — Dr. Arensberg vom Landw.-Bez. III. Berlin, — Dr. Schultz 
vom Landw.-Bez. Brandenburg a. H., — Dr. Brandenburg, Dr. Redes, Dr. Saal¬ 
feld, Dr. Kramm vom Landw.-Bez. III. Berlin, — Dr. Hübner vom Landw.-Bez. 
Potsdam, — Dr. Heucke vom Landw.-Bez. Aschersleben, — Wapler vom Landw.- 
Bez. Naumburg, — Dr. Glitsch, Dr. Schaller vom Landw.-Bez. Halle, — 
Dr. Metzner vom Landw.-Bez. Bernburg, — Sen ff vom Landw.-Bez. Erfurt, — 
Dr. Raedisch vom Landw.-Bez. Lauban, — Dr. Braun vom Landw.-Bez. Rawitsch, 

— Dr. Wolf vom Landw.-Bez. Sprottau, — Dr. v. Wyszynski vom Landw.-Bez. 
Posen, — Dr. Schiller, Dr. Pässler, Dr. Jetschin vom Landw.-Bez. I. Breslau, 

— Besdziek vom Landw.-Bez. Ratibor, — Dr. Salzburg vom Landw.-Bez. 
III. Berlin — Dr. Frye vom Landw.-Bez. Neuwied, — Dr. Hötte vom Landw.-Bez. 
I. Münster, — Dr. Bramesfeld, Dr. Schmitz vom Landw.-Bez. Bann, — 
Dr. Mentler vom Landw.-Bez. Dortmund, — Koenig vom Landw.-Bez. Hamburg, 

— Stier vom Landw.-Bez. Rostock, — Kier vom Landw.-Bez. I. Altona, — 
M artini vom Landw.-Bez. Kiel, — Bührmann vom Landw.-Bez. Osnabrück, — 
Dr. Ludwig vom Landw.-Bez. Stettin, — Dr. Heim vom Landw.-Bez. Bonn, — 
Dr. Rammstedt vom Landw.-Bez. Hannover, — Dr. Böhme vom Landw.-Bez. 
III. Berlin, — Dr. in der Stroth vom Landw.-Bez. Lingen, — Dr. Honsel vom 
Landw.-Bez. Gotha, — Weise vom Landw.-Bez. Weimar, — Dr. Schreher vom 
Landw.-Bez. Wiesbaden, — Dr. Pfeiffer vom Landw.-Bez. I. Darmstadt, — 
Dr. Lahr vom Landw.-Bez. Worms. — Dr. Kinscherf vom Landw.-Bez. Heidelberg, 

— Deibel vom Landw.-Bez. Mannheim, — Schweiss, Bertelsmann vom 
Landw.-Bez. Freiburg, — Dr. Lamparski vom Landw.-Bez. Deutsch-Eylau, — 
Jeckstadt vom Landw.-Bez. Danzig, — Dr. Rummel, Unterarzt der Landw. 
1. Aufgebots vom Landw.-Bez. Potsdam, — zu Assist.-Aerzten 2. KI., — be¬ 
fördert. — Dr. Steinbach, Assist.-Arzt 1. Kl., ä la suite des Sanitätskorps, unter 
Entbindung von dem Kommando zur Dienstleistung bei dem Auswärtigen Amt mit 
Mitte März d. Js. in das Sanitätskorps und zwar bei dem Bezirkskommando II. Berlin, — 
Dr. Weber, Assist.-Arzt 2. Kl., ä la suite des Sanitätskorps, in das Sanitätskorps und 
zwar bei dem 4. Garde Regt, zu Fuss, - wied ereinrangirt — Die Oberstabs¬ 
ärzte 1. Kl. und Regts.-Aerzte: Dr. Thelemann vom 3. Bad. Drag.-Regt. Prinz 
Karl No. 22, zum 2. Bad. Drag.-Regt. No. 21, — Dr. Wenzel vom 2. Bad. Drag.-Regt. 
No. 21, zum 3. Bad. Drag.-Regt. Prinz Karl No. 22, — Dr. Marquard vom Inf.-Regt. 
Graf Dönhoff (7. Ostpreuss.) No. 44, zum 2. Hannov. Inf.-Regt. No. 77, — Dr. Si egert, 
Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt vom Inf.-Regt. Fürst Leopold von Anhalt- 
Dessau (1. Magdeburg.) No. 26, zum 4. Bad. Inf.-Regt. Prinz Wilhelm No. 112; 

— die Stabs- und Bats.-Aerzte: Dr. DedolpU vom 2. Bat. des Inf.-Regts. 
von Horn (3. Rhein.) No. 29, zum 2. Bat. des Füs.-Regts. Fürst Karl Anton von 
Hohenzollern (Hohenzollem.) No. 40, — Dr. Vollmer vom Pion.-Bat. No. 17, zum 

3. Bat des Inf.-Regts. von Winterfeldt (2. Oberschles.) No. 23, — Lös euer vom 
3. Bat. des Inf.-Regts. von Winterfeldt (2. Oberschles.) No. 23, zum Pion.-Bat. 
No. 17; — die Assist.-Aerzte 1. Kl.: Dr. Bührig vom Feldart.-Regt. von Pod- 
bielski (Niederschles.) No. 5, zum Garde-Pion.-Bat., — Dr. Rassler vom Inf.-Regt. 
Graf Schwerin (3. Pomm.) No. 14, zum Feldart.-Regt. von Podbielski (Niederschles.) 
No. 5, — Dr. Neuhaus vom 7. Bad. Inf.-Regt. No. 142, zum Fussart.-Regt. Encke 
(Magdeburg.) No. 4, — Dr. Biermann vom MiJitär-Knaben-Erziehungsinstitut in 
Annaburg, zum Fussart.-Regt. No. 11, —Dr. Harries vom 2. Brandenburg. Ulan.- 
Regt. No. 11, zum Inf.-Regt No. 143; — die Assist.-Aerzte 2. Kl.: Dr. Dorn 
vom Königs-Ulan.-Regt. (1. Hannov.) No. 13, zum Hess. Feldart.-Regt.*No. 11, — 
Dr. Hammer vom Inf.-Regt. No. 143, zum Königs-Ulan.-Regt. (1. Hannov.) No. 13, 

— Dr. Heise vom 3. Magdeburg. Inf.-Regt. No. 66, zum Inf.-Regt. Graf Schwerin 
(3. Pomm.) No. 14, — Dr. Keller vom Fussart.-Regt. Encke (Magdeburg.) No. 4, 
zum Inf.-Regt. Freiherr von Sparr (3. Westfäl.) No. 16, — Dr. Th öle vom 2. Hess. 
Inf.-Regt. No. 82, zum 3. Magdeburg. Inf.-Regt. No. 66, — versetzt. — Dr. Anger- 


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26 


hausen, Oberstabsarzt 2. KI. und Regts.-Arzt vom Bad. Fussart.-Regt. No. 14, 
ä la suite des Sankätskorps gestellt. — Dr. Schmidt, Oberstabsarzt 1. Kl. und 
Regts.-Arzt vom 4. Bad. Inf.-Regt. Prinz Wilhelm No. 112, mit Pension und seiner 
bisherigen Uniform, — Dr. Schoenenberg. Assist.-Arzt 1. Kl. vom Inf.-Regt. 
No. 132, mit Pension, — Dr. Schneider, Stabsarzt der Res. vom Landw.-Bez. 
Magdeburg, — Dr. Fackeldey, Stabsarzt der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.- 
Bez. Geldern, — Dr. Mock, Stabsarzt der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez. 
Coblenz, diesem mit seiner bisherigen Uniform, — Dr. Kellermann, Stabsarzt der 
Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-Bez. Bruchsal, — Dr. Hillebrecht, Assist,-Arzt 
1. Kl. der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-Bez. Detmold, — de^ Abschied 
bewilligt. — Dr. Nell, Assist.-Arzt 2. Kl. vom Hess. Feldart.-Regt. No. 11, au? 
dem aktiven Sanitätskorps ausgeschieden nnd zu den Sanitätsoffizieren der Res. 
übergetreten. 

Berlin, den 23. Februar 1895. 


Nachweisung der beim Sanitätskorps im Monat Januar 1895 
eingetretenen Veränderungen. 

Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee. 

Den 22. Januar. 

•Weist, einjährig-freiwilliger Arzt beim 4. Garde-Regt. zu Fuas, unter Ver¬ 
setzung zum Gren.-Regt. Graf Kleist von Nollendorf (1. Westpreuss.) No. 6, zum 
aktiven Unterarzt ernannt und bei letztgenanntem Truppentheil mit Wahrnehmung 
einer offenen Assist.-Arztstelle beauftragt. 


Kaiserliche Marine. 

Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika: 

Berlin, den 4. Februar 1895. 

Dr. Becker, Stabsarzt a. D., zum Oberstabsarzt 2. Kl. a. D., unter Vorbehalt 
der Bestimmung über das seinem Chargenavancement zu Grunde zu legende Patent, 
—■ Dr. Preuss, Arning, Dr. Simon, Assist.-Aerzte 2. Kl. a. D., zu Assist.-Aerzten 
1. Kl. a. D., — befördert. Dem Chargenavancement des p. Dr. Preuss ist ein 
Patent vom 22. August 1894, demjenigen der pp. Arning und Dr. Simon Patente 
vom 21. Dezember 1894 zu Grunde zu legen. 


Veränderungen im Königlich Bayerischen Sanitätskorps. 

Den 2. Februar 1895. 

Veltung (Erlangen). Assist.-Arzt 1. Kl. der Landw. 2. Aufgebots, der Abschied 
bewilligt. 

Den 6. Februar 1895. 

Hirsch, Unterarzt im 1. Fussart.-Regt. vakant Bothmer, — Dr. Schuster, 
Unterarzt vom 3. Chev.-Regt. vakant Herzog Maximilian, im 5. Chev.-Regt. Erz¬ 
herzog Albrecht von Oesterreich, — zu Assist.-Aerzten 2. Kl., — Dr. Nieder¬ 
mai r (II. München), Assist.-Arzt 1. Kl. in der Res., zum Stabsarzt, — Dr. Zais, 
Dr. Schönbrod (I. München), Lutz (Würzburg), Unterärzte der Res., zu Assist.- 
Aerzten 2. Kl. der Res., — befördert. 

Den 14. Februar 1895. 

Dr. Miller, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt im 14. Inf.-Regt. Herzog 
Karl Theodor, unter Verleihung des Charakters als Gen. -Arzt 2. Kl., mit Pension 
und mit der Erlaubniss zum Tragen der Uniform der Abschied bewilligt. 


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Den 25. Februar 1895. 

Dr. Ullmaun, Unterarzt des 17. Inf.-Regts. OrfF, zum Assist.-Arzt 2. Kl. in 
diesem Truppentheil befördert. 


Veränderungen im Königlich Sächsischen Sanitätskorps. 

Den 21. Februar 1895. 

Dr. Wilke, Stabs- und Bats.-Arzt vom 3. Bat. 5. Inf.-Regts. Prinz Friedrich 
August No. 104, zum 2. Bat. 2. Gren.-Regts. No. 101 Kaiser Wilhelm, König von 
Preussen, — Dr. Friedrich, Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat. 2. Gren.-Regts. 
No. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preussen, unter Belassung in seinem Kommando 
zur Universität Leipzig, zum 3. Bat. 5. Inf.-Regts. Prinz Friedrich August No. 104, 
— versetzt. — Dr. Bludau, Unterarzt vom 1. Feldart.-Regt. No. 12, — Kras, 
Unterarzt vom 2. Feldart.-Regt. No. 28, — Dr. Tauben heim, Jordan, Dr. Magnus- 
Alsleben, Unterärzte der Res. des Landw.-Bez. Leipzig, — zu Assist.-Aerzten 
2. Kl. befördert. — Dr. Grüne, Stabsarzt der Res. desselben Landw.-Bez., — 
Dr. Arnos, Stabsarzt der Landw. 1. Aufgebots des Landw.-Bez. Plauen, — Dr. Engel, 
Stabsarzt der Landw. 2. Aufgebots des Landw.-Bez. Freiberg, — behufs Ueber- 
führung, zum Landsturm 2. Aufgebots, — der Abschied bewilligt. 


Veränderungen im Königlich Württembergischen Sanitätskorps. 

Den 8. Februar 1895. 

Dr. Bonzelius, Unterarzt im 8. Inf.-Regt. No. 126 Grossherzog Friedrich von 
Baden, zum Assist.-Arzt 2. Kl. befördert. — Dr. Beck, Stabsarzt im Drag.-Regt. 
König No. 26, zum Bats.-Arzt des 2. Bats. Inf.-Regts. Kaiser Wilhelm, König von 
Preussen No. 120 ernannt. — Dr. Roman, Stabs- und Bats.-Arzt im Inf.-Regt. 
Kaiser Wilhelm, König von Preussen No. 120, mit Pension und der Erlaubniss 
zum Tragen der bisherigen Uniform der Abschied bewilligt. 

Den 23. Februar 1895. 

Dr. Scheuplein, Stabs- und Bats.-Arzt des. 2. Bats. 4. Inf.-Regts. No. 122 
Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, König von Ungarn, zum überzähl. Ober¬ 
stabsarzt 2. Kl. befördert. 

Durch Verfügung des Korps-Generalarztes. 

Den 29. Januar 1895. 

Dr. Hochstetter, Oestcrleu, Studirende der militärärztlichen Bildungsanstalten 
zu Berlin, werden vom 15. Februar d. Js. ab zu Unterärzten des aktiven Dienst¬ 
standes ernannt und Ersterer beim Inf.-Regt. Alt-Württemberg No. 121, Letzterer 
beim Inf.-Regt. Kaiser Friedrich, König von Preussen No. 125 angestellt. 


Ordensverleihungen. 

Preussische: 

Den Rothen Adler-Orden vierter Klasse: 

dem Oberstabsarzt 2. Kl. Dr. Zi mm ermann, Regts.-Arzt im 3. Chev.-Regt. 
vakant Herzog Maximilian (Bayern;. 

Das Militär-Ehrenzeichen zweiter Klasse: 

dem Lazarethgehülfen Thelips in der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika, 

Die Rettungs-Medaille am Bande: 

dem Assist.-Arzt 1. Kl. Dr. Skrzeczka beim Drag.-Regt. von Wedel (Pomm.) 
’ No. 11. 


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28 


Fremde: 

Das Ritterkreuz des Ordens der Württembergischen Krone: 

dem Oberstabsarzt 1. Kl. Dr. Schmidt, Regts.-Arzt des Ulan.-Regts. König 
Wilhelm I. No. 20, 

dem Oberstabsarzt 1. Kl. Stegmeyer, Regts.-Arzt des Inf.-Regts. Kaiser Friedrich, 
König von Preussen No. 125, 

dem Oberstabsarzt 1. Kl. Dr. Strauss, Referent im Kriegsministerium. 

Die Königlich Wurttembergische silberne Verdienst-Medaille: 
dein Oberlazarethgehülfen Beck im Inf.-Regt. Alt-Württemberg No. 121. 

Das Ritterkreuz des Grossherzoglich Mecklenburgischen Haus-Ordens 
der Wendischen Krone: 

dem Oberstabsarzt 2. Kl. Dr. Schjerning, Referenten in der Medizinalabtheil, 
des Kriegsmiuisteriums. 

Die Grossherzoglich Mecklenburg - Schwerinsche silberne Medaille 
am Bande der Verdienst-Medaille: 

dem einjährig-freiwilligen Arzt v. See vom Kaiser Franz Garde-Gren.-Regt 
No. 2. 

Das Ritterkreuz erster Klasse des Herzoglich Sachsen-Ernestinischen 
Haus-Ordens: 

dem Stabsarzt Dr. IIborg, Bats.-Arzt des 2. Bats. Garde-Ffis.-Regte. 

Das Offizierskreuz des Kaiserlich Japanischen Verdienst-Ordens der 
aufgehenden Sonne: 

dem Generalarzt 2. Kl. a. D. Dr. Backe. 

Das Kommandeurkreuz des Kaiserlich Japanischen Ordens des heiligen 
Schatzes: 

dem Generalarzt 1. Kl. Dr. Port, Korpa-Gen.-Arzt II. Armeekorps. 


Familien-Nachrichten. 

Verlobungen: Dr. Max Kern, Assist.-Arzt 1. Kl., mit Fräulein Clementine 
Schroeder (Charlottenburg), — Dr. Schelle, Stabs- und Bats.-Arzt, mit Fräulein 
Magdalene Ebel (Graudenz). 

Verbindungen: Dr. Max Gralow, Stabs- und Bats.-Arzt, mit Fräulein Margarete 
Stolp (Pillau — Charlottenburg). 

Geburten: (Sohn) Dr. Karl Haberkamp, Assist.-Arzt (Cöln-Braunsfeld), — 
(Tochter) Dr. Stolte, Assist.-Arzt (Strassburg i. E.). 

Todesfälle: Sanitätsrath Dr. Harwart, Stabsarzt der Landw. 2. Aufgebots 
(Braunsberg), — Dr. Pöhn, Oberstabsarzt 2. Kl. (Hannover), — Dr. Klingenbiel, 
Assist.-Arzt 1. Kl. der Res. (Cassel), — Dr. med. Julius Langner, Stabsarzt der 
Landw. (Liegnitz). 


Gedruckt ia der Königlichen Hofbuchdruckerei von E.S. Mittler# Sohn, Berlin SW., Kochstr. 68— 


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Amtliches Beiblatt 

zur 

Deutschen militärärztlichen Zeitschrift. 

1895. — Viernndzwanzigster Jahrgang. — 4. 


Kriegsministerium. 

• Medizinal - Abtheilung. Berlin, den 9. Februar 1895. 

Der Königlichen Inspektion erwidert die Abtheilung auf das gefällige Schreiben 
vom 17. 8. 94. I. No. 3413 ergebenst, dass nicht beabsichtigt wird, in Bezug anf 
die Erhaltung der Wäsche- etc. Bestände für Feldlazarethe eingehendere Vor¬ 
schriften über diejenigen der Traindepotordnung hinaus zu geben, vielmehr muss den 
Traindepots überlasssen bleiben, die erforderlichen Maassnahmen nach den örtlichen 
und sonstigen Verhältnissen selbst zu treffen bezw. wegen Bewilligung der erforder¬ 
lichen Geldmittel einen Antrag an die Korps-Intendantur behufs Vorlage bei dem 
Allgemeinen Kriegs-Departement zu richten. 

Mit Rücksicht auf die für diese Zwecke nur in beschränktem Maasse zur 
Verfügung stehenden Mittel würden derartige Anträge jedoch auf das durchaus 
Nothwendige zu beschränken sein. 

v. Coler. 

No. 13/1. 95. M. A. 


Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, 14. Februar 1895. 

Der Königlichen Intendantur wird auf die Vorlage vom 2. v. Mts. erwidert, 
dass die Frage wiegen Einführung einer .anderen geeigneten Todtentrage noch zur 
Erwägung steht. 

Auf diesseitige Anregung hin ist beim Garnisonlazareth zu X mit Erfolg der 
Versuch gemacht worden, aus einer vorschriftsmässigen Krankentrage eine zweck¬ 
mässige Todtentrage herzustellen. 

Die zu diesem Behufe getroffenen Maassnahmen sind aus dem abschriftlich 
beigefügten bezüglichen Bericht ersichtlich; dazu wird noch bemerkt, dass es sich 
zum Zwecke eines noch sichereren Festhaltens der Leiche auf der Trage empfiehlt, 
an der letzteren noch eine zweite Klappe zwischen der ursprünglichen Klappe und 
dem Fussende der Trage, event. unter Versetzung der vorhandenen Klappe etwas 
weiter nach dem Kopfende der Trage zu, anbringen zu lassen. 

Die Königliche Intendantur wird ersucht, für diejenigen Garnisonlazarethe, 
welche dringliche Anträge auf Beschaffung von Todtentragen gestellt haben, solche 
dem Obigen entsprechend, aus Krankentragen hergestellt, beschaffen zu lassen. 

Zum 1. Oktober d. Js. wird einem Berichte über die Zweckmässigkeit dieser 
Todtentragen entgegengesehen; dabei können Verbesserungsvorschläge gemacht 
werden. 

v. Coler. 

No. 161/2. 95. M. A. 


Amtliche« Beiblatt. 1896. 


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30 


.den . . 1. 95. 

Betrifft: Umänderung einer Krankentrage in eine Todtentrage. 

Zur Verfügung vom 3. 11. 94. J. No. 3. 11. R. V. 

Der Intendantur berichtet das Lazareth zufolge nebenbezeichneter Verfügung, 
dass die Umänderung einer vorschriftsmässigen Krankentrage in eine Todtentrage 
stattgefunden ha 4 und dass dieselbe in Gebrauch genommen worden ist. 

Die Umänderung derselben hat in der Weise stattgefunden, dass an den beiden 
Aussenseiten der Tragebäume je drei kleine Messingknöpfe in gleichen Abständen, 
sowie zwischen denselben am Fuss- und Kopftheil je ein schmales Verbindungsstück, 
aus Eisenblech, welches abnehmbar und gleichfalls mit je drei kleinen Messingknöpfen 
versehen, angebracht ist. 

Ferner sind für den Fuss- und Kopftheil je ein Bügel aus leichtem Bandeisen 
in einer Höhe von 0,20 bezw. 0,40 cm hergestellt, welche an ihrem Untertheil mit 
kleinen Ansätzen versehen wurden, um ein Durchgleiten durch die beiden an den 
Tragebäumen angebrachten Charnieren zu verhindern. 

Ueber diese Bügel wird der aus braunem Drillich gefertigte Ueberzug gespannt, 
welcher durch die im unteren Rand desselben befindlichen Knopflöcher -an die 
vorgenannten Messingknöpfe geknöpft wird. 

Aenderungen an der Trage selbst sind nicht vorgenommen, nur wäre es 
wünschenswerth, wenn die beiden Enden vom Kopftheil nicht eckig, sondern rund 
wären, wodurch ein noch leichteres Beziehen mit dem Ueberzuge stattfinden könnte, 

Im Allgemeinen hat die so hergestellte Todtentrage ein gutes Aussehen und 
ist dem Zweck entsprechend brauchbar. 

Die Desinfizirung der Trage kann leicht ausgeführt werden. 

Unterschrift 

An die Intendantur des x. Armeekorps. , 


Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilnng. Berlin, den 28. Februar 1895. 

Dem Königlichen Sanitätsamt erwidert die Abtheilung auf die Anfrage vom 
20. v. Mts. No. 4162 unter Rückgabe der Anlagen derselben ergebenst, dass mit 
Ersatzreservisten eine Kapitulation nicht abgeschlossen werden kann. Will ein als 
Militärkrankenwärter ausgebildeter Ersatzreservist kapituliren, so muss er zunächst 
freiwillig zum zweijährigen aktiven Dienst eintreten (§. 84,6 W. O.). Abgeleistete 
Uebungen würden auf {fiese Dienstzeit anzurechnen sein, und erst nach Ablauf 
derselben Kapitulationszulage gezahlt werden können. 

No. 1725/1. 95. M. A. v. Coler. 

Kriegsministerium. Berlin, den 28. Februar 1895. 

Aus Anlass der bei einem Garnisonlazarethe in neuerer Zeit vorgekommenen 
Selbstentzündung der Steinkohlenvorräthe wird die Königliche Intendantur unter 
Bezugnahme auf die Verfügung vom 9. 2. 83. No. 609. 1. 83. M. O. D. 4 ersucht, 
die Lokal Verwaltungen auf die zur Verhütung derartiger Vorkommnisse nothwendigen 
Maassregeln aufmerksam zu machen. 

Im Aufträge. 

No. 285. 12. 94. M. A. v. Coler. 


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31 


Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, 2. März 1895. 

Der Königlichen Intendantur wird auf die Vorlage vom 17. 1. 95, betreffend 
die Abfassung der Verhandlungen über die unvermuthete Kassenrevision beim 
Garnisonlazareth zu X. Folgendes erwidert: 

Nach den §§. 313 und 314 der F. S. 0. stellen die unvermuthete Kassenpröfung 
und die Lokalrevision theils wegen der VertretungsVerbindlichkeiten der in Betracht 
kommenden Personen, theils in materieller Beziehung zwei in sich verschiedene 
Amtshandlungen dar, auch wenn dieselben im unmittelbaren Anschlüsse an einander 
ansgeübt werden. 

Während auf die unvermuthete Kassenprüfung die Bestimmungen der Kassen- 
ordnung sinngemässe Anwendung finden (§. 313,2 F. S. 0.) und dem entsprechend 
die Prüfungsverhandlung von der Kassenkommission mit dem Vermerk »Gelesen® 
versehen werden muss (§. 29,7 des Entwurfes zur K. 0.), bedarf die über das 
Ergebniss der Lokalrevision aufgenommene Verhandlung nur der alleinigen Unter¬ 
schrift des Chefarztes (§. 314,4 a. a. 0.). 

Um dieses Verfahren durchzufßhren und die Wichtigkeit des Kassenprüfungs- 
geschäfts noch besonders in Erscheinung treten zu lassen, wird für zweckmässig 
erachtet, über die betreffenden Amtshandlungen bei Garnisonlazarethen mit kautions¬ 
pflichtigen Beamten getrennte Verhandlungen aufstellen und wie oben erwähnt, 
unterzeichnen zu lassen. 

No. 1743/1. 95. M. A. v. Coler. 

Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, 8. März 1895. 

Gelegentlich der Besichtigungen von Garnisonlazarethen durch den Unterzeichneten 
Generalstabsarzt der Armee ist vielfach die Wahrnehmung gemacht worden, dass 
zur Beköstigung der Kranken selbst in den Sommermonaten oft dreimal in der Woche 
Hülsenfrüchte Verwendung gefunden haben. 

Eine so häufige Verabreichung von Hülsenfrüchten erscheint den Kranken nicht 
zuträglich, namentlich in der heissen Jahreszeit, und ist einzuschränken, dagegen 
wird auf eine ausgedehntere Verwendung von frischen und Dörrgemüsen (Verfügung 
vom 20. 9. 92. No 84/8. 92. M. A.) Bedacht zu nehmen sein. 

No. 346/3. 95. M. A. v. Coler. 


K riegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, 5. März 1895. 

Im Interesse einer geordneten Geschäftsführung bei den Lazarethen erachtet es die 
Abtheilung für erforderlich, dass alle dienstlichen Schriftstücke, welche ihre sachgemässe 
Erledigung gefunden haben und bei den Lazarethen verbleiben, erst dann den Akten 
einverleibt werden dürfen, nachdem der ausdrückliche Vermerk: »z. d. A.® von den 
Chefärzten vollzogen ist. 

Von der Ausführung dieser Anordnung ist gelegentlich der Lokalrevision 
Ueberzeugung zu nehmen. 

Das Sanitätsamt hat Abschrift hiervon erhalten. 

No. 345/3. 95. M. A. v. Coler, 


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32 


A.-V.-Bl. 7, No. 65. 

Bekleidungsvorschrift für Offiziere und Sanitätsoffiziere. 

Ich bestimme hierdurch, dass eine besondere Bekleidungsvorschrift den Anzug 
der Offiziere und Sanitätsoffiziere regelt, und genehmige, dass der erste Theil 
dieser Vorschrift „Anzugsbestimmungen* als Entwurf zur Einführung gelangt 

Zugleich ermächtige Ich das Kriegsministerium, erforderlich werdende Erläu¬ 
terungen selbständig zu geben. 

Berlin, den 26. Januar 1895. 

Wilhelm« 

An das Kriegsministerium. Bronsart v. Schellendorff. 

Kriegsministerium. Berlin den 23. März 1895. 

Vorstehende Allerhöchste Kabinets-Ordre wird hierdurch zur Kenntniss der 
Armee gebracht. 

Die Vorschrift erscheint im Verlage der Königlichen Hofbuchhandlung von 
E. S. Mittler&Sohn, Berlin SW., Kochstrasse 68—70. Der erste Theil „Anzugs¬ 
bestimmungen“, welcher den Kommandobebörden etc. in der erforderlichen Anzahl 
von Exemplaren nebstVertheilungsplan zugehen wird, kostet bei unmittelbarer Bestellung 
auB der Armee geheftet 15 Pf., gebunden 25 Pf. das Stück. 

Im Druckvorechriften-Etat ist die Vorschrift unter No. 462 nachzutragen. 

No. 540/3. 95. B. 3. Bronsart v. Schellendorff. 


A.-V.-Bl. 7. No. 72. 

Kriegsministerium. Berlin den 23. März 1895. 

Benutzung von Schnellzügen. 

Der Deutsche Eisenbahn-Verkehrs-Verband hat unterm 1. d. M.. für die Eisen¬ 
bahnen Deutschlands folgende Bestimmung erlassen: 

„Beurlaubten Soldaten ist bei kürzerer, bis achttägiger, Urlaubsdauer die 
Benutzung der dritten Wagenklasse aller Schnellzüge nach den Sätzen 
des Militärtarifs bis auf Weiteres in dem Falle freizugeben, dass es sich 
um Entfernungen über 300 km und um Reisen handelt, die ausserhalb 
der Festzeiten — also nicht an dem Tage vor oder nach Weihnachten, 
Ostern und Pfingsten oder während dieser Festtage — angetreten werden.*) 
Bei Benutzung von Durchgangs- — D Zügen sind Platzkarten zu 
lösen. 

Das Bedürfhiss für die Benutzung von Schnellzügen wird seitens der 
Truppen auf den Urlaubspässen der Mannschaften durch den an in die 
Augen fallender Stelle (etwa oben links) anzubringenden Vermerk „Be¬ 
nutzung von Schnellzügen“ bescheinigt werden. 

Die Fahrkartenausgabestelle hat zu prüfen, oh die Benutzung von 
Schnellzügen nach vorstehenden Grundsätzen stattfinden kann, und zu¬ 
treffenden Falles auf die Rückseite der Fahrkarte den Tages- oder Stations- 


*) Auf der Reichsbahn, Badischen, Pfälzischen, Hessischen Ludwigs-, Main- 
Neckar- und Württembergischen Bahn findet diese Bestimmung auch in der Woche 
nach Beendigung der grossen Herbstübungeh keine Anwendung. 


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33 


Stempel za setzen * und mit Tinte das Wort »Schnellzug« zu schreiben, 
sofern nicht besondere Stempel hierfür beschafft sind.* 

Dies wird im Verfolg des Erlasses vom 9. August 1894 — No. 274/8. 94. A. 1 
— (Armee-Verordnungs-Blatt Seite 228) zur Kenntniss der Armee gebracht. 

No. 507/3. 95. A. 1. Bronsart v. Schellendorff. 


A.-V.-Bl. 7, No. 76. 

- Kriegsministerinin. Berlin den 20. März 1895. 

Militär-Oekonomie-Departement. 

Ergänzung der Anlage 1 zur Garnison-Gebäudeordnung U. Theil. 
Die Bemerkung zu Ziffer 42 Waschbecken“ erhält folgenden Zusatz: 

„Eine Mehrgewähr kann von der Intendantur genehmigt werden. Dieselbe 
muss aber jedenfalls mit einem Stück für jeden Mann erfolgen, wenn Augen¬ 
krankheiten auftreten oder nach ärztlichem Gutachten eine Neigung zu solchen 
▼orhanden ist.” 

No. 483/3. 95. B. 4. Frhr. ▼. Gemmmingen. 


A.-V.-B1. 8, No. 86. 

Formations-Aenderungen etc. aus Anlass des Etats 1895/96. (Auszfiglicb.) 

1. Der Etat an Offizieren etc. erhöht sich: 

g) bei den Garnisonärzten um 

1 Oberstabsarzt 1. Klasse als Chefarzt des Garnisonlazareths in Metz; 

h) bei der Oberfeuerwerkerschule und bei der Militär-Telegraphenschule 
um je 1 = 

2 Assistenzärzte; dafür fallen zwei Assistenzarztstellen bei den 

Infanterie-Regimentern fort; 

15. Diese Bestimmungen treten, sofern nicht ausdrücklich vorstehend für einzelne 
Maassregeln abweichend verfügt ist, mit dem 1. April 1895 in Kraft 

Ausführung 8-Bestimmungen. (Auszüglich.) 

16. Für die Verwaltung und Verrechnung der Mittel beim Titel 9 des Kapitels 29 
der fortdauernden Ausgaben — Militär-Medizinalwesen — tritt die Einteilung 
in die Unterabschnitte: 

a) Honorare und andere Unkosten bei Operations- etc. Kursen, 

b) zur Unterhaltung wissenschaftlicher Bibliotheken für Militärärzte 
ein. 

Für Abschnitt a bleiben alle bisher für Titel 9 gültigen Bestimmungen 
in Kraft; bezüglich des Bibliothekgelderfonds, Abschnitt b, werden besondere 
Bestimmungen ergehen. 

Die beiden Titel-Unterabschnitte sind untereinander nicht übertragbar. 

17. Wenn mit Rücksicht auf den sanitären Schutz der Truppen und der Lazarethe 
bei ansteckenden Krankheiten der in Kasernen oder Lazarethen wohnenden 
Familienangehörigen von Unterbeamten die Ktankenhausbehandlung noth- 
wendig wird, dann darf zur Deckung der dadurch entstandenen Kosten, im 
Falle der Bedürftigkeit des Unterbeamten, eine Unterstützung — bei dem 


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Militär-Oekonomie-Departement für den Bereich des Garnisonverwaltungs- 
wesens bezw. bei der Medizinal-Abtheilung für den Bereich des Lazaretb- 
verw&ltungswesens — besonders beantragt werden. 


Personal-Veränderungen im Sanitätskorps. 

Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen. 

Dr. Plagge, Stabsarzt vom medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Institut, 
zum Oberstabsarzt 2. KL und Regts.-Arzt des Inf.-Regts. Graf Dönhoff (7. Ostpreuss.) 
No. 44, — Prof. Dr. Pfuhl, Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat. des Inf.-Regts. 
No. 138, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Bad. Fussart.-Regts. No. 14, 

— Beide vorläufig ohne Patent; die Assist.-Aerzte 1. Kl.: Aebert in der 
etatsmäss. Stelle bei dem Korps-Gen.-Arzt des VI. Armeekorps, zum Stabsarzt des 
medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Instituts, — Dr. Kn och in der etatsmäss. 
Stelle bei dem Korps-Gen.-Arzt des VII. Armeekorps, zum Stabs- und Abtheil.-Arzt 
der 2. Abtheil. 1. Westfal. Feldart.-Regts. No. 7, — Dr. Volkenrath vom Kür.- 
Regt. Graf Gessler (Rhein.) No. 8, zum Stabs- und Bats.-Arzt des 2. Bats. 7. Bad. 
Inf.-Regts. No. 142, — Dr. Burkhardt vom Hess. Feldart.-Regt. No. 11, zum 
Stabs- und Bats.-Arzt des 3. Bats. des Inf.-Regts. von Voigts-Rhetz (3. Hannov.) 
No. 79; — die Unterärzte: Esselbrügge vom Westfal. Pion.-Bat. No. 7, — 
Dr. St ahn vom 1. Grossherzogl. Hess. Inf.-(Leibgarde-)Regt. No. 115, dieser unter 
gleichzeitiger Versetzung zugj Ulan.-Regt. Grossherzog Friedrich von Baden (Rhein.) 
No. 7; — die Unterärzte der Res.: Wahl, Hoffmann vom Landw.-Bez. 
Königsberg, — Dr. Kornstädt vom Landw.-Bez. Anklam, — Dr. Köttner vom 
Landw.-Bez. III. Berlin, — Dr. Röttger vom Landw.-Bez. L Breslau, — Boss¬ 
mann vom Landw.-Bez. Wesel, — Dr. Grüneberg vom Landw.-Bez. Barmen, — 
Dr. v. Freeden vom Landw.-Bez. III. Berlin, — Lübbers vom Landw.-Bez. 
Marburg, — Dr. Zimmermann vom Landw.-Bez. Bonn, — Dr. Hammesfahr 
vom Landw.-Bez. Solingen, — Langguth vom Landw.-Bez. St Johann, — 
Dr. Fabricius vom Landw.-Bez. I. Altona, — Dr. Prütz vom Landw.-Bez. Neu¬ 
strelitz, — Dr. Witte vom Landw.-Bez. Hannover, — Dr. Heddaeus vom Landw.- 
Bez. III. Berlin, — Dr. Jung vom Landw.-Bez. Erfurt, — Dr. Lifisauer vom 
Landw-Bez. II. Cassel, — Dr. Sauermann, Unterarzt der Landw. 1. Aufgebots 
vom Landw-Bez. Saarlouis, — Dr. Mohr, Unterarzt der Landw. 1. Aufgebots 
vom Landw.-Bez. Bonn, — zu Assist. - Aerzten 2. Kl., — befördert. — 
Dr. Weber Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom 5. Westfal. Inf.-Regt. No. 53, 
zum Füs.-Regt. Fürst Karl Anton von Hohenzollern (Hohenzollern.) No. 40, — 
Dr. Glasmacher, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom Füs.-Regt. Fürst 
Karl Anton von Hohenzollern (Hohenzollern.) No. 40, zum 5. Westfal. Inf.-Regt. 
No. 53, — Dr. Pannwitz, Stabs- und Bats.-Arzt vom Bad. Pion.-Bat. No. 14, 
zum 2. Bat. des Inf.-Regts. von Horn (3. Rhein.) No. 29, — Dr. Jäckel, Stabs¬ 
und Bats.-Arzt vom 2. Bat 7. Bad. Inf.-Regts. No. 142, zürn 2. Bat. des Inf.-Regts. 
No. 138, — Dr. Koch, Stabs- und Bats.-Arzt vom 3. Bat 2. Hanseat Inf.-Regts. 
No. 76, zum 2. Bat des Inf.-Regts. General-Feldmarschall Prinz Friedrich Karl 
von Preussen (8. Brandenburg.) No. 64, — Dr. Parthey, Stabs- und Bats.-Arzt 
vom 3. Bat. des Inf.-Regts. von Voigts-Rhetz (3. Hannov.) No. 79, zum 3. Bat 

2. Hanseat Inf.-Regts. No. 76, — Dr. Leuchert, Stabs- und Abtheil.-Arzt von 
der 2. Abtheil. 1. Westfäl. Feldart.-Regts. No. 7, als Bats.-Arzt zum Bad. Pion.-Bat 
No. 14, — Dr. Appelius, Stabs- und Bats.-Arzt vom 3. Bat. des Inf.-Regts. 
Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz (6. Ostpreuss.) No. 43, zum 3. Bat des 
Grossherzogl. Mecklenburg. Gren.-Regts. No. 89, — Dr. Rothamel. Stabs- und 
Bats.-Arzt vom 3. Bat. des Grossherzogl. Mecklenburg. Gren.-Regts. No. 89, zum 

3. Bat. des Inf.-Regts. Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz (6. Ostpreuss.) No. 43, 

— Dr. Menzer, Assist.-Arzt 2. Kl. vom Inf.-Regt. von Winterfeldt (2. Oberschles.) 
No. 23, in die etatsmäss. Stelle bei dem Korps-Gen.-Arzt des VI. Armeekorps.. — 


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Dr. Waldeyer, Assist-Arzt 2. KI. vom 2. Westfäl. Feldart.-Regt No. 22, in die 
etatsmäss. Stelle bei dem Korps-Gen.-Arzt des VII. Armeekorps, —* Dr. Kralle, 
Dr. Jansen, Assist.-Aerzte 2. Kl. vom Füs.-Regt Fürst Karl Anton von Hohen- 
zollern (Hohenzollern.) No. 40, znm 5. Westfäl. Inf.-Regt. No. 53. — Dr. Esser, 
Assist-Arzt 2. Kl. vom 5. Westfäl. Inf.-Regt. No. 53, zum Füs.-Regt Fürst Karl 
Anton von Hohenzollero (Hohenzollern.) No. 40,— versetzt — Dr. Stadthagen, 
Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat. des Inf.-Regts. General-Feldmarschall Prinz 
Friedrich Karl von Prenssen (8. Brandenburg.) No. 64, ä la suite des Sanitätskorps 
gestellt. — Dr. Walter, Stabsarzt der Res. vom Landw.-Bez. Rostock, — Dr. Haecker¬ 
mann, Stabsarzt der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez. Hamburg, — Dr.Perlia, 
Assist-Arzt 3. Kl. der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez. Crefeld, — der 
Abschied bewilligt. — Die Assist.-Aerzte 2. Kl.: Dr. Riehl vom Füs.-Regt. 
Graf Roon (Ostpreuss.) No. 33, — Dehne vom Gren.-Regt Graf Kleist von Nollen- 
dorf (1. Westpreuss.) No. 6, — Beide unter Uebertritt zu den Sanitätsoffizieren 
der Res., — Walter vom 4. Magdeburg. Inf.-Regt. No. 67, unter Uebertritt zu den 
Sanitätsoffizieren der Landw. 1. Aufgebots, — aus dem aktiven^ Sanitätskorps 
ausgeschieden. 

Berlin, den 28. März 1895. 


Nachweisung der beim Sanitätskorps im Monat Februar 1895 
eingetretenen Veränderungen. 

I. Durch Verfügung des Kriegsministeriums. 

Den 12. Februar. 

Loesener, Stabs- und Bats.-Arzt des 3. Bats. Inf.-Regts. von Winterfeldt 
(2. Oberschles.) No. 23, durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 23. Februar 1895 
zum Pion.-Bat No. 17 versetzt, von seinem Kommando zum Kaiserlichen Gesund¬ 
heitsamt am 1. März 1895 entbunden. — Dr. Pannwitz, Stabs- und Bats.-Arzt 
des Bad. Pion.-Bats. No. 14, vom 1. März 1896 ab bis auf Weiteres zum Kaiser¬ 
lichen Gesundheitsamt kommandirt. 

II. Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee. 

Den 30. Januar. 

Die nachstehend aufgeführten bisherigen Studirenden der militärärztlichen 
Bildungsanstalten werden — die ersten 21 vom 15. Februar, die übrigen vom 
15. März d. Js. ab — zu Unterärzten ernannt und bei den nachgenannten Truppen- 
theilen angestellt und zwar: Dr. Wie mann, beim 6. Pomm. Inf.-Regt. No. 49, — 
Dr. Becker, beim 1. Nassau. Inf.-Regt. No. 87, — Hochheimer, beim Inf.-Regt. 
von Stülpnagel (5. Brandenburg.) No. 48, — Dr. Dammermann, beim 1. Hess. 
Inf.-Regt. No. 81, — Dr. v. Drygalski, beim Inf.-Regt. von Alvensleben (6. Branden¬ 
burg.) No. 52, — Dr. Rettig, beim 4. Niederschles. Inf.-Regt. No. 51, — Dr. Barack, 
beim Inf.-Regt. von Lützow (1. Rhein.) No. 25, — Dr. Berger, beim Inf.-Regt. 
Fürst Leopold von Anhalt-Dessau (1. Magdeburg.) No. 26, — v. Würthenau, 
beim 5. Bad. Inf.-Regt. No. 113, — Bossler, beim Grossherzogi. Hess. Feldart- 
Regtx No. 25 (Grossherzogi. Artilleriekorps), — Dr. Blüher, beim Inf.-Regt 
von der Marwitz (8. Pomm.) No. 61, — Dr. Hoffmann, beim Inf.-Regt. von Goeben 
(2. Rhein.) No. 28, — Dr. Fischer, beim Inf.-Regt. No. 99, — Dr. Rauschke, 
beim Inf.-Regt. Graf Werder (4. Rhein.) No. 30, — Dr. Le nt, beim Inf.-Regt. 
No. 130, — Dr. Hübener, beim 3. Magdeburg. Inf.-Regt. No. 66, — Dr. Westen- 
boeffer, beim Inf.-Regt. No. 143, — Schulz, beim Inf.-Regt. Herwarth von 
Bittenfeld (1. Westfäl.) No. 13, — Dr. Kops, beim 3. Posen. Inf.-Regt. No. 58, — 
Dr. Liesegang, beim Königs-Inf.-Regt. No. 145, — Dr. Schnelle, beim Gross- 
herzogl. Mecklenburg. Gren.-Regt No. 89, — Dr. Brockelmann, beim Inf.-Regt. 
No. 129, —Dr. Binder, beim Inf.-Regt Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig 
(Ostfries.) No. 78, — Dr. Geige beim Gren.-Regt. König Friedrich III. (1. Ostpreuss.) 


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No. 1, — Steinbrück beim Füs.-Regt. Graf Roon (Ostprenss.) No. 33, — Dr. 
Petzold beinf Grossherzogi. Mecklenburg. Füs.-Regt No. 90. 

Den 4. Februar. 

Dr. Spiro, Assist.-Arzt 2. Kl. vom Inf.-Regt. Herzog von Holstein (Holstein.) 
No. 85 zur Dienstleistung bei der Kaiserlichen Marine kommandirt. 

Den 15. Februar. 

Dr. .Eggert, Unterarzt beim 3. Thüring. Inf.-Regt No. 71, mit Wahrnehmung 
einer bei diesem Truppentheil offenen Assist.-Arztstelle beauftragt 


Kaiserliche Marine. 

Berlin, den 25. März 1895. 

Dr. Renvers, Marine - Stabsarzt, zum Marine - Oberstabsarzt 2. KL, unter 
Vorbehalt der Patentirung, — Dr. v. Foerster, Mari ne-Assist-Arzt 1. Kl., zum 
überzähl. Marine-Stabsarzt, — Dr. Fischer, Dr. Schneider, Marine-Assist-Aerzte 
2. Kl., zu Marine-Assist.-Aersten 1. Kl., unter Vorbehalt der Patentirung, — be¬ 
fördert. — Dr. Hees, Marine-Assist.-Arzt 2. Kl., scheidet aus dem aktiven 
Sanitätskorps aus und tritt zu den Sanitätsoffizieren der Marine-Res. über. 

Veränderungen im Königlich Bayerischen Sanitätskorps. 

Den 17. März 1895. 

Dr. Reckmann (Aschaffenburg), Assist-Arzt 1. Kl. in der Landw. 1. Aufgebots, 
zum Stabsarzt, — Dr. Wüllmers (I. München), — Dr. Ley (Kitzingen), — 
Dr. Küstermann (Würzburg), — Dr. Schmidt (I. München), — Dr. Hainmann 
(Nürnberg), Unterärzte in der Res., — Dr. Becker (I. München), Unterarzt in der 
Landw. 1. Aufgebots, — zu Assist-Aerzten 2. Kl. befördert 

Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee. 

Zu Unterärzten des aktiven Dienststandes ernannt und mit Wahrnehmung 
offener Assist.-Arztstellen beauftragt: Riedl, Unterarzt von der Landw. 1. Aufgebots, 
im 4 . Inf.-Regt. König Wilhelm von Württemberg, — Dr. Wiedemann, einjährig- 
freiwilliger Arzt vom 1. Feldart.-Regt Prinz-Regent Luitpold, im 3. Chev.-Regt 
vakant Herzog Maximilian, — Dr. Hasslauer, einjährig-freiwilliger Arzt vom 
2. Train-Bat., im 1. Ulan.-Regt. Kaiser Wilhelm II., König von Preussen. 


Veränderungen im Königlich Sächsischen Sanitätskorps. 

Den 27. März 1895. 

Dr. Lübbert, Stabs- und Bats.-Arzt vom 3. Bat. Schützen-(Füs.-)Regts. Prinz 
Georg No. 108, in Genehmigung seines Abschiedsgesuches mit Pension zur Disp. 
gestellt — Dr. Müller, Stabs- und Abtheil.-Arzt der Reitenden Abtheil. 1. Feldart- 
Regts. No. 12, mit Pension der Abschied bewilligt — Dr. Burdach, Stabs- und 
Garn.-Arzt auf der Festung Königstein, als Bats.-Arzt zum 3. Bat. Schützen-(Füs.-) 
Regts. Prinz Georg No. 108, — Dr. Kretzschmar, Stabs- und Abtheil.-Arzt der 
4. Abtheil. 3. Feldart. - Regts. No. 32, als Abtheil.-Arzt zur Reitenden Abtbeil. 
1. Feldart.-Regts. No. 12, — Dr. Sommerey, Stabsarzt ä la suite des Sanitäts- 
Offizierkorps, unter dem 1. April d. Js. von dem Kommaudo zum medizinisch-chirur¬ 
gischen Friedrich-Wilhelms-Institut in Berlin enthoben und als Bats.-Arzt zum 3. Jäger* 
Bat. No. 15, — versetzt. — Dr. Goesmann, Stabs- uud Bats.-Arzt vom 3. Jäger- 
Bat No. 15, unter Stellung ä la suite des Sauitäts-Offizierkorps, vom 1. April d. Js. 
ab zum medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilbelms-Institut in Berlin kommandirt — 
Dr. Wolf, Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat. 10. Inf.-Regts. No. 134, als Abtheil.- 


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Arzt zur 4 . Abtheil. 3. Feldsrt-Regts. No. 32 versetzt. — Dr. Scherner, Assist.- 
Arzt 1. Kl. vom 7. Inf.-Regt. Prinz Georg No. 106, zum Stabs- und Bats.-Arzt des 
2. Bats. 10. Inf.-Regts. No. 134, — Dr. Wittig, Assist-Arzt 1. Kl. vom Garde.- 
Reiter-Regt, zum Stabs- und Bats.-Arzt des 3. Bats. 2. Gren.-Regts. No. 101, Kaiser 
Wilhelm, König von Preussen, — Dr. Kiessling, Assist-Arzt 1. KI. vom 8. Inf.- 
Regt. Prinz Johann Gedrg No. 107, zum Stabs- und Garn-Arzt auf der Festung 
Königstein, — befördert. — Dr. Weigert, Assist-Arzt 1. Kl. vom 2. Gren.-Regt. 
No. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preussen, von dem Kommando zum Carolahause 
in Dresden enthoben und zum Schutzen-(Füs.)-Regt. Prinz Georg No. 108 versetzt 

— Dr. Sonnekes, Assist-Arzt 1. Kl. vom 2. Königin-Hus.-Regt. No. 19, zum 
2. Gren.-Regt No. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preussen versetzt und zum 
Carolahause in Dresden kommandirt — Dr. Wittich, Assist-Arzt 1. Kl. vom 
4 . Inf.-Regt. No. 103, zum 8. Inf.-Regt. Prinz Johann Georg No. 107 versetzt — 
Möller, Assjst-Arzt 2. Kl. vom Pion.-Bat. No. 12, — Dr. Boeder, Assist-Arzt 
2. Kl. vom Schützen-(Füs.-)Regt. Prinz Georg No. 108, — zu Assist-Aerzten 
1. Kl. befördert. — Dr. Bludan, Assist-Arzt 2. Kl. vom 1. Feldart.-Regt. No. 12, 
zum Fussart-Regt. No. 12 versetzt — Dr. Wich mann, Unterarzt vom 1. (Leib-) 
Gren.-Regt. No. 100, zum Assist-Arzt 2. Kl. befördert. — Dr. Jäger, Stabsarzt 
der Res. des Landw.-Bez. Dresden-Altst., der Abschied bewilligt. — Dr. Buck, 
Assist.-Arzt 1. Kl. der Res. des Landw.-Bez. Leipzig, zum Stabsarzt; — die Assist- 
Aerzte 2. Kl. der Res.: Dr. Thierfelder des Landw.-Bez. Zwickau, — 
Dr. Gerhardt, Dr. Meischner des Landw.-Bez. Leipzig, — Dr. Liebe, Dr. Trauer 
des Landw.-Bez. I. Chemnitz. — Dr. Beyer des Landw.-Bez. Dresden-Altst., — 
Dr. Greif, Dr. Berger des Landw.-Bez. Dresden-Neust., — zu Assist-Aerzten 

1. Kl.; — die Unterärzte der Res.: Stierling, Barth des Landw.-Bez. Leipzig, 

— Dr. Geyh des Landw,-Bez. Dresden-Altst, — Dr. Schubert des Landw.-Bez. 
Dresden-Neust, — Westhoff des Landw.-Bez. Leipzig, — Dr. Schulz des Landw.- 
Bez. Dresden-Neust.,— Dr. Baum garten des Landw.-Bez. Dresden-Altst, — Herr¬ 
mann des Landw.-Bez. Plauen, — Dr. Fichtner des Landw.-Bez. Dresden-Altst, — 
Dr. Lummerzheim des Landw.-Bez. Bautzen, — Dr. Mählich des Landw.-Bez. 
Annaberg, — Dr. Walther des Landw.-Bez. Dresden-Altst., — zu As sist.-Aerzten 

2. Kl., — befördert — Dr. Kann, Königl. Preuss. Assist-Arzt 2. Kl. der Res. 
a. D., in der Königl. Sächs. Armee und zwar als Assist-Arzt 2. Kl. der Res. des 
Landw.-Bez. Wurzen mit Patent vom 20. September 1894 B 1 angestellt 


Veränderungen im Königlich Württembergißchen Sanitätskorps. 

Den 29. März 1895. 

Dr. Alber, Unterarzt der Res. vom Landw.-Bez. Ludwigsburg, zum Assist.-Arzt 
2. Kl. befördert. — Den Stabsärzten der Landw. 2. Aufgebots: Dr. Pfeil¬ 
sticker vom Landw.-Bez. Hall, — Dr. Sick vom Landw.-Bez. Stuttgart, — 
Dr. Tritschler vom Landw.-Bez. Ludwigsburg,— Dr. Bokelmann vom Landw.- 
Bez. Reutlingen, — Dr. Römer vom Landw.-Bez Stuttgart, — Dr. Krause vom 
Landw.-Bez. Ulm. 


Ordensverleihungen. 

Preussische: 

Den Rothen Adler-Orden dritter Klasse mit der Schleife: 

dem Oberstabsarzt 1. KL a. D. Dr. Havixbeck, bisher Regts.-Arzt des 7. Bad. 
InL-Regts. No. 142. 

Den Rothen Adler-Orden vierter Klasse: 

dem Oberstabsarzt a. D. Dr. v. Kronhelm zu Koppitz im Kreise Grottkau. 


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Den Königlichen Kronen-Orden vierter Klasse mit Schwertern aoi 
weissen Bande: 

dem Stabsarzt a. D. und Arzt in der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika 
Dr. Koerfer. 

Das Militär-Ehrenzeichen zweiter Klasse am weissen Bande: 

dem Ober-Lazarethgehülfen in der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika Sch nopp. 

Fremde: 

Das Kommandeurkreuz zweiter Klasse mit Eichenlaub des Gross- 
herzoglich Badischen Ordens vom Zähringer Löwen: 

dem Generalarzt 1. Kl. Dr. Strübe, Korpsarzt des XIV. Armeekorps. 

Das Ritterkreuz erster Klasse des Grossherzoglich Badischen Ordens 
vom Zähringer Löwen: 

dem Oberstabsarzt 1. Kl. Dr. Ehrlich, Regts.-Arzt des 2. Bad. Feldart.-Regts. 
No. 30. 


Familien-Nachrichten. 

Verlobungen: Dr. Schlossberger, Assist.-Arzt 1. Kl., mit Fräulein Dagmar 
Fetz er (Ludwigsburg), — Dr. Wilhelm Krantz, Assist.-Arzt, mit Fräulein 
Frida Ungerland (Altenburg), — Richter, Stabsarzt, mit Fräulein Lotti 
Pavenstedt (Bremen), — Hahn, Stabsarzt, mit Fräulein Wanda Eisermann 
(Berlin). 

Geburten: (Sohn) Dr. Landgraf, Stabsarzt (Berlin), — Dr. Kreysern, Stabs¬ 
arzt a. D. (Weimar). 

Todesfälle: Dr. Joseph Thiel, Stabsarzt des Res. (Ottmachau), — Dr. Konrad 
Middeldorpf, Stabsarzt der Res. (Hanau), — Dr. Ewald Brandt, Stabsarzt a. D. 
(Breslau), — Dr. med. Jacob Custodis, Stabsarzt der Landw. (Bonn). 


Gedruckt in der Königlichen Hof buchdrnckerei von E. S. Mittler & Sohn, Berlin SW n Koch&tr. 68—W- 


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Amtliches Beiblatt 

zur 

Deutschen militärärztlichen Zeitschrift. 

1895. — Vierundzwanzigster Jahrgang. — M 5. 


Der Reichskanzler 

(Reicbsamt des Innern). Berlin, den 17. März 1895. 

Euer Exzellenz beehre ich mich anbei Abdruck eines Schreibens, mittelst dessen 
ich unter dem heutigen Tage sämmtliche Bundesregierungen und den Kaiserlichen 
Statthalter in Elsass-Lotliringen um Herbeiführung einer für das ganze Reichsgebiet 
gleichmässigen Auslegung des Begriffes „Xereswein* im Arznei buche ersucht habe, 
zur gefälligen Kenntnisnahme zu übersenden. 

Der Reichskanzler. 

Im Aufträge: 
gez. Schroeder. 

An den Königlichen Staats- und Kriegsminister, General der Infanterie Herrn 
Bronsart von Schellendorff, Exzellenz. 

R. A. d. L No. 1966. I. 


Der Reichskanzler 

(Reichsamt des Innern). Berlin, den 17. März 1895. 

Mit dem 1. April d. Js. treten die im Nachtrag zum Arzneibuch für das 
Deutsche Reich enthaltenen Bestimmungen über den Schwefelsäuregehalt der Medizinal¬ 
weine in Kraft. Von diesen neuen Vorschriften wird insbesondere auch Xereswein 
betroffen, welcher bei der Darstellung der weinigen Rhabarbertinktur (Seite 332 des 
Neudrucks des Arzneibuchs), des Zeitlosen-, Condurango-, Ipecacuanha-, Pepsin- 
und Brechweines (Seite 349/51 a. a. O.) zu verwenden ist. 

Nach der von dem Kaiserlichen Gesundheitsamt nach Benehmen mit der Arznei- 
buchskommi88ion ausgesprochenen Auffassung macht es für die hier in Frage 
kommenden Zubereitungen keinen Unterschied, ob dieselben mit Wein, welcher aus 
Xeres in Spanien stammt, oder mit einem anderen Südwein, welcher den Charakter 
des Xeresweines hat, hergestellt werden. Solche Weine können in einer den neuen 
Vorschriften entsprechenden Beschaffenheit nicht nur aus Spanien, sondern auch aus 
anderen Ländern, 'namentlich aus Italien (Marsala) und aus Griechenland, bezogen 
werden. 

Unter solchen Umständen erscheint es unbedenklich, bei den oben erwähnten 
Zubereitungen neben dem eigentlichen Xereswein die Verwendung anderer gleich¬ 
artiger Südweine zu gestatten, zumal dadurch den Apothekern die Deckung ihres 
Bedarfs an vorschriftsmässigen Medizinal-Südweinen wesentlich erleichtert würde. 
Ich erlaube mir deshalb, eine gleichmässige Auslegung des Begriffes „Xereswein“ 
in dem Sinne in Anregung zu bringen, dass darunter nicht bloss der aus Trauben 
der Umgegend von Xeres bereitete Wein, sondern jeder Süd wein von gleichem 
Charakter wie Xereswein zu verstehen ist. 

Eure etc. — den etc. — das etc. — darf ich für den Fall des Einverständnisses 
ergebenst bitten, das Geeignete zur Ausführung dieses Vorschlages für das dortseitige 
Amtliches Beiblatt. 1805. 


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Staatsgebiet veranlassen and insbesondere eine entsprechende Verständigung den 
Apothekenbesitzem zakommen lassen zu wollen. 

Per Reichskanzler. 

Im Aufträge: 
gez. Schroeder. 

An die Regierungen sämmtlicher Bundesstaaten und an den Kaiserlichen Statt¬ 
halter in Elsass-Lothringen (für Preussen an den Herrn Minister der p. Medizinal¬ 
angelegenheiten). * 

R. A. d. I. No. 1966. I. 


Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. 

Nachrichtlich. 

No. 1712. 3/95. M. A 
Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, 5^ April 1895. 

Mit Rücksicht darauf, dass eine Ausbildungszeit von 3 Monaten für die Anwärter 
der oberen Lazarethbeamten in der Regel als ausreichend erachtet ist — §. 44, l 
des Anhanges zur F. S. O. — wird in Ergänzung der Verfügung vom 4. 6. 87 — 
J. No. 656. 3. M. A. — die Ausbildungszeit der Lazarethgehülfen als Lazareth- 
aufseher für die Feldlazarethe hiermit von sechs auf drei Monate herabgesetzt 

Die Königliche Intendantur wolle in Verbindung mit dem Sanitätsamte dem¬ 
entsprechend das Erforderliche veranlassen. 

gez. v. Coler. 

No. 237/2. 95. M. A. 


Berlin, den 28. März 1895. 

gez. v. Coler. 


Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, den 11. März 1895. 

Auf Grund des Ergebnisses der bei einzelnen Gamisonlazarethen angestellten 
Versuche wegen Vereinfachung des Schreib- und Rechnungswesens bei der Auf¬ 
stellung der Beköstigungsrechnungen haben nach dieser Richtung hin vom 1. 4. d. Ja. 
ab folgende Aenderungen einzutreten: 

1. In der Beköstigungs-Verordnung (Beilage 15 der Friedens-Sanitats- 
Ordnung) ist auf der ersten Seite der Nachweis der anssergewöhnlichen 
Beköstigung fortzulassen, da die Erläuterung derselben auf den folgenden 
Seiten für rechnerische etc. Zwecke genügt 

Die einzelnen Verpfleguogsgegenstände zur aussergewöhnlichen 
Kost sind auf Seite 2 und 3 der Beköstigungs-Verordnung vorzudrucken, 
und zwar in der Reihenfolge, wie in der Zusammenstellung der 
Beköstigungs-Verordnungen (Beilage 80 der Friedens-Sanitäts-Ordnung). 

2. Die für Lazarethe mit Stationsbehandlung vorgeschriebene Haupt- 
beköstigungs-Nachweisung (Beilage 16 der Friedens-Sanitäts-Ordnung) 
kommt in Fortfall. Dieselbe wird dadurch ersetzt, dass die Beköstigungs- 
Verordnung einer Station, etwa diejenige, welche den meisten Raum 


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dafür hat, die Schlusssumme der übrigen Station8-Verordnungen auf¬ 
nimmt. 

Diese Zusammenstellung ist in der in Beilage 16 der Friedens- 
Sanitäts-Ordnung vorgesehenen Weise von dem Chefarzt und dem 
betreffenden Lazarethinspektor zu vollziehen. 

Der Unterschrift des ordinirenden bezw. assistirenden Sanitäts¬ 
offiziers unter der Beköstigungs-Verordnung ist neben der Charge der 
Betreffenden noch der Vermerk zuzufügen: „Ordinirender (bezw. 
assistirender) Sanitätsoffizier der . . . . Station“. 

3. Die Nachweisung derVerpflegungsbedfirfnisse am Schlüsse der Zusammen¬ 
stellung der Beköstigungs-Verordnungen (Beilage 80 Seite 870 der 
Frieden8-Sanitäts-Ordnung) ist entbehrlich und fortzulassen, weil die 
zugehörigen Einzelberechnungen, Seite 871 ebenda, die für den Uebertrag 
in die Uebersicht der eingenommenen uud ausgegebenen Verpflegungs¬ 
bedürfnisse (Beilage 58 der Friedens-Sanitäts-Ordnung) erforderlichen 
Angaben enthalten. 

4. Die vorstehend zu 3 genannten Einzelberechnungen (Beilage 80 der 
Friedens-Sanitäts-Ordnung) sind zweckmässig für alle drei Monate 
des Vierteljahres nebeneinander aufzuführen, statt monatsweise hinter¬ 
einander. 

Die Aenderung der Friedens-Sanitäts-Ordnung bleibt Vorbehalten. 

Mit Bücksicht auf die Kürze der Zeit ist def Waisenhaus-Buchdruckerei in 
Cassel von hier aus MitthciluDg über die vorgedachten Aenderungen unter Zufertigung 
der neuen Muster für die betreffenden Formulare gemacht worden mit dem Ersuchen 
um rechtzeitige Bereitstellung der letzteren. 

Vorhandene Formulare nach Beilage 80 der Friedens-Sanitäts-Ordnung können 
mit Rücksicht auf die nicht erhebliche Aenderung derselben aufgebraucht werden. 

Die Abtheilung stellt anheim, etwa dortseits erforderliche Aktenexemplare der 
Formulare neuen Musters aus den Beständen des einen oder anderen Lazareths zu 
entnehmen. 

Das Sanitätsamt hat Abschrift vorstehender Verfügung erhalten. 

No. 161/3. 95. M. A. v. Coler. 

Personal-Veränderungen im Sanitätskorps. 

Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen. 

Die Oberstabsärzte 2. Kl. und Regts.-Aerzte: Dr. Kortum vom 
Schleswig-Holstein. Drag.-Regt. No. 13, — Dr. Fabricius vom 6. Thüring. Inf.- 
Regt. No. 95, — Dr. Mahlendorff vom Thüring. Hus.-Regt. N. 12, — Dr. Zwicke 
vom Westfäl. Drag.-Regt. No. 7, — Dr. Wewer vom Inf.-Regt. No. 99, — zu 
Oberstabsärzten 1. Kl., — Dr. Baerensprung, Stabs- und Bats.-Arzt vom Pion.- 
Bat. von Rauch (Brandenburg.) No. 3, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt 
des Inf.-Regts. von Winterfeldt (2. Oberschles.) No. 23; — die Stabs- und Abtheil.- 
Aerzte: Dr. Braune von der reitenden Abtheilung des Feldart.-Regts. von Peucker 
(Schles.) No. 6, zum Oberstabsarzt 2 Kl. und Regts.-Arzt des Inf.-Regts von Horn 
(3. Rhein.) No. 29, —Dr. Reymann von der reitenden Abtheil, des Hess. Feldart.- 
Regts. No. 11, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Feldart.-Regts. No. 15, 
— Dr. Lohrisch, Stabsarzt vom Kadettenhause in Cöslin, zum Oberstabsarzt 2. Kl. 


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und Regts.-Arzt des Drag.-Regts. von Brcdow (1. Schles.) No. 4; — die Assis t- 
Aerzte 1. Kl.: Dr. Skrzeczka vom Drag.-Regt. von Wedel (Pomm.) No. 11, 
zum Stabs- und Bats.-Arzt des 3. Bats. des Inf.-Regts. Grossherzog Friedrich Franz II. 
von Mecklenburg-Schwerin (4. Brandenburg.) No. 24, — Dr. Hormann vom 
Militär-Reit-lnstitut, zum Stabs- und Bats.-Arzt des 2. Batst 4. Thuring. Inf.-Regts. 
No. 72, — Dr. Vogt vom Inf.-Regt. No. 130, zum Stabs- und Abtheil.-Arzt der 
3. Abtheil, des Posen. Feldart.-Regts. No. 20, — befördert. — Dr. Slawyk vom 
1. Garde-Drhg.-Regt. Königin von Grossbritannien und Irland, zum Stabs- und 
Bats-Arzt des 3. Bats. des Anhalt. Inf.-Regts. No. 93; — die Unterärzte: Dr. 
Eggert vom 3. Thuring. Inf.-Regt. No. 71, unter gleichzeitiger Versetzung zum Kür.- 
Regt. von Seydlitz (Magdeburg.) No. 7, —Weist vom Gren.-Regt. Graf Kleist von 
Nollendorf (1. Westpreuss.) No. 6, — Dr. Salman vom Inf.-Regt Herzog Friedrich 
Wilhelm von Braunschweig (Ostfries.) No. 78, — die Unterärzte der Res.: 
Noack vom Landw.-Bez. Calau, — Dr. Japha vom Landw.-Bez. III. Berlin, — 
Scbönborn vom Landw.-Bez. Rawitscb, — Dr. Isaac vom Landw.-Bez. III. Berlin, 

— Dr. Fanke vom Landw.-Bez. Sprottau, — Dr. Bieneck vom Landw.-Bez. 

1. Breslau, — Dr. Grüneberg vom Landw.-Bez. Düsseldorf, — Bayer vom Landw.- 
Bez. Cöln, — Cnsott vom Landw.-Bez. Barmen, — Dr. Liniger, Dr. Büsch 
vom Landw.-Bez. Bonn, — Dr. Thiel vom Landw.-Bez. Cöln, — Dr. Martens 
vom Landw.-Bez. St. Johann, — Dr. Fischer vom Landw.-Bez. Hamburg, — 
Dr. Katzenstein vom Landw.-Bez. Frankfurt a. M., — Dr. Fischer vom Landw.- 
Bez. Marburg, — Dr. Dietzel vom Landw.-Bez, Mainz, — zu Assist.-Aerzten 

2. Kl., — befördert. — Dr. Schattenberg, Oberstabsarzt 1. Kl. und Garu.- 
Arzt in Magdeburg, beauftragt mit Wahrnehmung der divisionsfirztlichen Funktionen 
bei der 7. Div., ein Patent seiner Charge, — den Gen.-Aerzten 1. Kl.: Dr. 
Lommer, Korpsarzt des IV. Armeekorps, — Dr. Opitz, Korpsarzt des III. Armee¬ 
korps, — Dr. Lentze, Korpsarzt des VIII. Armeekorps, — der Rang als Gen.- 
Major; — den Gen.-Aerzten 2. Kl.: Dr. Grasnick, Subdirektor des medizinisch- 
chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Instituts, — Dr. Gross heim, Abtheil.-Chef bei 
der Medizinal-Abtheil, des Kriegsministeriums, — Dr. Boehme, Korpsarzt des 
VI. Armeekorps, — Dr. Ileinzel, Korpsarzt des XV. Armeekorps. — Dr. Stahr, 
Korpsarzt des I. Armeekorps, — der Charakter als Gen.-Arzt 1. Kl.; — den 
Oberstabsärzten 2. Kl. und Regts.-Aerzten: Dr. Dieterich vom Inf.-Regt 
von der Goltz (7. Pomm.) No. 54, —Jaeger vom Inf.-R^gt. von Lützow (1. Rhein.) 
No. 25, — Dr. Weigand vom Inf.-Regt. No. 138, — Dr. Wende vom Inf-Regt. 
Markgraf Ludwig Wilhelm (3. Bad.) No. 111, — Dr. Zedelt vom Inf.-Regt. Keith 
(1. Oberschles.) No. 22; — deu Oberstabsärzten 2. Kl. und Garn.-Aerzten: 
Dr Boehr in Stettin, — Dr. Dassow in Mainz; — den Oberstabsärzten 2. Kl. 
und Regts.-Aerzten: Dr. Sarpe vom Inf.-Regt. Freiherr Hiller von Gaertriugen 
(4. Posen.) No. 59, — Dr. Hoth vom 2. Pomm. Ulan.-Regt. No. 9, — Dr. Gier ich 
vom Inf.-Regt. No. 144, diesem unter gleichzeitiger Versetzung zum Inf.-Regt 
No. 131, — Dr. Schultze vom Inf.-Regt. von Boyen (5. Ostpreuss.) No. 41, — 
Dr. Sitzler vom Füs.-Regt. Prinz Heinrich von Preussen (Brandenburg.) No 35, 

— der Charakter als Oberstabsarzt 1. Kl., — verliehen. — Die Ober¬ 
stabsärzte 1. Kl. und Regts.-Aerzte: Dr. Körting vom 2. Hanseat Inf.-Regt 
No. 76, unter gleichzeitiger Beauftragung mit Wahrnehmung der divisionsärztlichen 
Funktionen bei der 33- Div., als Chefarzt zum Garn.-Lazareth in Mete, — Dr. 
Schellmann vom Inf.-Regt. von Horn (3. Rhein.) No. 29, zum 1 Nassau. Inf.-Regt. 
No. 87, — Dr. Ludewig vom Inf.-Regt. No. 131, zum 1. Hannov. Drag.-Regt. 
No. 9, — Dr. Pieper vom Inf.-Regt. von Winterfeldt (2. Oberschles.) No. 23, zum 
Inf.-Regt. No. 128; — die Oberstabsärzte 2. Kl. und Regts.-Aerzte: Dr. 
Hümmerich vom Hannov. Hus.-Regt. No. 15, zum 2. Hanseat. Inf.-Regt No. 76, 

— Dr. Neu mann vom 2. Brandenburg. Ulan.-Regt. No. 11, zum Hannov. Hus.- 
Regt. No. 15, — Dr. Letz, Stabsarzt vom medizinisch-chirurgischen Friedrioh- 
Wilhelms-Institnt, als Abtheil.-Arzt zur reitenden Abtheil, des Feldart.-Regts. von 
Peucker (Schles.) No. C, — Dr. Burghart, Stabs- und Bats.-Arzt vom 3. Bat. des 
Anhalt Inf.-Regts. No. 93, zum medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Institut 

— Dr. Barth, Stabsarzt vom medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Institut, 


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znm Kadettenhanse in Cöslin; — die Stabs- und Bats.-Aerzte: Dr. Wernicke 
vom 2. Bat. des Pomm. Füs.-Regts. No. 34, znm medizinisch-chirurgischen Friedrich- 
Wilhelms-Institut, — Dr. Evermann vom 3. Bat des Inf.-Regts. Grossherzog 
Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin (4. Brandenburg.) No. 24, zum 2. Bat 
des Pomm. Füs.-Regts. No. 34, — Dr. Müller vom 2. Bat. 4. Thüring. Inf.-Regts. 
No. 72, zum Pion.-Bat. von Rauch (Brandenburg.) No. 3, — Dr. Eichbaum vom 
Füs.-Bat. des Gren.-Regts. Kronprinz Friedrich Wilhelm (2. Schles.) No. 11, als 
Abtheil.-Arzt zur reitenden Abtheil, dps Hess. Feldart-Regts. No. 11, — Dr. Wichura, 
Stabs- und Abtheil -Arzt von der 3. Abtheil, des Posen. Feldart.-Regts. No. 20, als 
Bats.-Arzt zum Füs.-Bat. des Gren.-Regts. Kronprinz Friedrich Wilhelm (2. Schles.) 
No. 11; — die Assist-Aerzte 1. Kl.: Dr. Haun vom Kür.-Regt. von Seydlitz 
(Magdeburg.) No. 7, zum Militär-Reit-Institut, — Dr. Villaret von der Versuchs- 
Abtheil. der Art.-Prüfungskommission, zur Ober-Feuerwerkerschule, — Dr. Giese vom 
Gren.-Regt. König Wihelm I. (2. Westpreuss.) No. 7, zur Versuchs-Abtheil, der 
Art.-Prüfungskommission, — Dr. Dorendorf, Assist.-Arzt 2. Kl. vom Hus.-Regt. 
von Ziethen (Brandenburg.) No. 3, zum 1. Garde-Drag.-Regt Königin von Gross- 
britanuien und Irland, — versetzt — Den Oberstabsärzten 1. Kl. und Regts.- 
Aerzten: Dr. Zimmermann vom 1. Nassau. Inf.-Regt. No. 87, — Dr. Kolhardt 
vom 1. Hannov. Drag.-Regt No. 9, dieser beauftragt mit Wahrnehmung der divisions¬ 
ärztlichen Funktionen bei der 33. Div., beiden mit Pension, dem Charakter als 
Gen.-Arzt 2. Kl. und ihrer bisherigen Uniform, — Dr. Dreyer vom Feldart-Regt. 
No. 15, — Dr. Schwartz vom Drag.-Regt. von Bredow (1. Schles.) No. 4, mit 
Pension und ihrer bisherigen Uniform, — Dr. Staecker vom Inf.-Regt. No. 128, 

— Dr. Wegener, Oberstabsarzt 2. Kl. und Bats.-Arzt vom Schleswig-Holstein. 
Pion.-Bat. No. 9, mit Pension und ihrer bisherigen Uniform, — Dr. Homann, 
Stabsarzt der Res. vom Landw.-Bez. Hamburg, mit seiner bisherigen Uniform, — 
Dr. Obkircher, Stabsarzt der Res. vom Landw.-Bez. Freiburg; — den Stabs¬ 
ärzten der Landw. 1. Aufgebots: Dr. Tenhonsel vom Landw.-Bez. Geldern, 

— Dr. Schaefer vom Landw.-Bez. I. Bochum, — Dr. Greiss vom Landw.-Bez. 
Hamburg, — Dr. Schultz vom Landw.-Bez. Danzig, — Dr. Borchers vom Landw.- 
Bez. Aurich, — Dr. Schroeder, Assist.-Arzt 1. Kl. der Landw. 1. Aufgebots 
vom Landw.-Bez. III. Berlin, — der Abschied bewilligt. 

Berlin, den 18. April 1895. 

Karlsruhe, den 27. April 1895. 

Dr. Eggel, Assist.-Arzt 2. Kl. vom Grossherzogi. Mecklenburg. Jäger-Bat. 
No. 14, — Dr. D re wes, Assist.-Arzt 2. Kl. vom Ulan.-Regt. von Schmidt (1. Pomm.) 
No. 4, — scheiden behufs Uebertritts zur Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika mit 
dem 30. April d. Js. aus dem Heere aus. 


Nachweisung der beim Sanitätskorps im Monat März 1895 
eingetretenen Veränderungen. 

Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee. 

Den 8. März. 

Dr. Wentzel, Unterarzt vom 6. Bad. Inf.-Regt. Kaiser Friedrich III. No. 114, 
unter Belassung in dem Kommandoverhältniss beim König]. Charite-Krankenhause 
in Berlin, zur Kaiserlichen Marine versetzt. 

Den 11. März. 

Groll, einjährig-freiwilliger Arzt im 1. Nassau. Inf.-Regt. No. 87, zum Unter¬ 
arzt bei demselben Regt, ernannt und mit Wahrnehmung einer offenen Assist.-Arzt- 
stelle beauftragt. 


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Kaiserliche Marine. 

Berlin, den 8. April 1895. 

Dr. Schneider, Marine-Stabsarzt, zum Marine-Oberstabsarzt 2. Kl., — Dr. 
Martin, Marine-Assist-Arzt 1. Kl., zum Marine-Stabsarzt, — Dr. Nahm, Dr. Brach¬ 
mann, Dr. Scholtz, Marine-Assist-Aerzte 2. KI., zu Marine-Assist.-Aerzten 1. Kl., 
— sämmtlich unter Vorbehalt der Patentirung, — befördert. 


Veränderungen im Königlich Bayerischen Sanitätskorps. 

Den 2Ö. März 1895. 

Dr. Korbacher, Assist-Arzt 1. Kl. des 2. Feldart.-Regts. Horn, — Dr. Weindel, 
Assist.-Arzt 1. KI. des 1. Pion.-Bats. — in ihren Truppentheilen gegenseitig versetzt. 

Den 24. März 1895. 

Dr. Nörr (Augsburg), Assist.-Arzt 1. Kl. der Landw. 1. Aufgebots der Abschied 
bewilligt. 

Den 25. März 1895. 

Dr. Winkler, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt des 2. Inf.-Regts. Kron¬ 
prinz, mit Pension und mit der Erlaubniss zum Tragen der Uniform der Abschied 
bewilligt. — Die Oberstabsärzte 2. Kl.: Dr. Herrmann, Regts.-Arzt vom 

1. Fussart.-Regt. vakant Bothmer, in gleicher Eigenschaft zum 2. Inf.-Regt. Kronprinz, 

— Dr. Fischer, Bats.-Arzt vom 5. Inf.-Regt. Grossherzog Ernst Ludwig von Hessen, 
zum 14. Inf.-Regt. Herzog Karl Theodor, — Dr. Lacher von der Kommandantur 
Augsburg, zum 1. Fussart.-Regt. vakant Bothmer, — letztere Beide als Regts - 
Aerzte; — die Stabsärzte: Dr. Fikentscher, Bats.-Arzt vom 3. Inf.-Regt. 
Prinz Karl von Bayern, zur Kommandantur Augsburg, — Dr. Lösch, Bats.-Arzt 
vom 8. Inf.-Regt. vakant Pranckh, zum 3. Inf.-Regt. Prinz Karl von Bayern, — 
Dr. Baudrexl, Bats.-Arzt vom 6. Inf.-Regt. Kaiser Wilhelm, König von Preussen, 
zum 5. Inf.-Regt. Grossherzog Ernst Ludwig von Hessen, — Dr. Schmitt, Assist.- 
Arzt 1. Kl. vom 14. Inf.-Regt. Herzog Karl Theodor, zum 2. Inf.-Regt. Kronprinz, 

— Dr. Ritter und Edler v. Pessl, Assist.-Arzt 2. Kl. vom 5. Chev.-Regt. Erzherzog 
Albrecht von Oesterreich, zum 4. Feldart.-Regt. König, — versetzt. —Dr. Burgl, 
Stabs- und Bats.-Arzt im 16. Inf.-Regt. Grossherzog Ferdinand von Toskana, — 
Dr. Neidhardt, Stabs- und Bats.-Arzt im 1. Train-Bat., — zu überzähl. Ober¬ 
stabsärzten 2. Kl., — Dr. Fleischmann, Assist.-Arzt 1. Kl. vom 2. Inf.-Regt. 
Kronprinz, im 6. Inf.-Regt. Kaiser Wilhelm, König von Preussen, — Dr. Lorenz. 
Assist.-Arzt 1. Kl. vom 3. Feldart.-Regt. Königin Mutter, im 8. Inf.-Regt. vakant 
Pranckh, — Beide als Bats.-Aerzte zu Stabsärzten, —Dr. Laible, Assist.- 
Arzt 2. Kl. im 1. Train-Bat., — Dr. Wöscher, Assist.-Arzt 2. Kl. vom 5. Feldart.- 
Regt., im 3. Feldart-Regt. Königin Mutter, — zu Assist.-Aerzten 1. Kl., — 
befördert. — Dr. Röhring, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt im 2. Ulan.- 
Regt. König, ein Patent seiner Charge verliehen. — Dr. Helfericb, Oberstabsarzt 

2. Kl. und Regts.-Arzt im 1. Inf.-Regt. König, — Dr. Leitenstorfer, Oberstabsarzt 
2. Kl. und Regts.-Arzt im 4. Inf.-Regt. König Wilhelm von Württemberg, —r als 
Oberstabsärzte 1. Kl. charakterisirt 

Den 31. März 1895. 

Dr. Beetz (I. München), Dr. Pauli (Landau), Kienningers (Augsburg) 
Stabsärzte in der Res., — Dr. Liegl (Rosenheim), Dr. Hausmann (Hof), Dr. Dietz 
(Kissingen), Dr. Hof mann (Würzburg), Dr. Flesch (Aschaffenburg), Stabsärzte in 
der Landw. 1. Aufgebots, — Dr. Winter (Augsburg), Dr. Selig (Aschaffenburg), 
Stabsärzte in der Landw. 2. Aufgebots, — zu Oberstabsärzten 2. KI., — 
Dr. Faber (Zweibi ticken), Dr. Schaad (Hof), Niebling (Landshut), Assist-Aerzte 


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1. KL in der Landw. 1. Aufgebots, za Stabsärzten, — Dr. Komeycke (Hof), 
Dr. Henneberg (Ludwigshafen), Dr. Hauck (Bamberg), Dr. Schum (I. München), 
Dr. Thon Frhr. v. Dittmer (Weiden), Dr. Mfilier (Nürnberg), Dr. Loeb (Kaisers¬ 
lautern), Dr. Beckh (Nürnberg), — Dr. Wild (Bosenheim), — Assist.-Aerzte 2. Kl. 
in der Res., — Dr. Baasner (Ludwigshafen), Dr. Röder (Würzburg), Dr. John 
(Landau), Dr. Schmitt (Aschaffenburg), Dr. Streiter, Dr. Bach (Wijrzburg), 
Martin (Passau), Dr. Renkel (Mindelheim), Köppen (Aschaffenburg), Assist- 
Aerzte 2. Kl. in der Landw. 1. Aufgebots, — zu Assist.-Aerzten 1. Kl., — 
befördert. 

Den 7. April 1895. 

Dr. Bonne (Aschaffenburg), Assist.-Arzt 1. Kl. in der Res., zum Stabsarzt, — 
Dr. Vith, Dr. Stein (I. München). Hellwig (Würzburg), Dr. Berberich, Wolf, 
Buchholz, Jungnmayr, Dr. v. Schönebeck, Dr. Paulfranz (I. München), 
Dr. Heiss (Landshut), Dr. Schilling (I. München), Niermann (Würzburg), Blum 
(Landau), Unterarzt« der Res., zu Assist-Arzten 2. Kl., — befördert. 

Den 17. April 1895. 

Dr. Vith (I. München), Assist-Arzt 2. Kl. der Res., in den Friedensstand des 
14. Inf.-Regts. Herzog Karl Theodor versetzt. 

Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee. 

Heckenlauer, einjährig-freiwilliger Arzt vom 2. Train-Bat., zum Unterarzt 
im 6. Chev.-Regt. vakant Grossfürst Konstantin Nikolajewitsch ernannt und mit 
Wahrnehmung einer offenen Assi st.-Arztstelle beauftragt. 


Veränderungen im Königlich Sächsischen Sanitätskorps. 

Den 20. April 1895. 

Dr. Jacobi, Gen.-Arzt 2. Kl., Korpsarzt und Leibarzt Seiner Majestät des 
Königs, zum Gen.-Arzt 1. KL, — Dr. Hey mann, Oberstabsarzt 2. KL und Regts. - 
Arzt des 2. Gren.-Regts. No. 101 Kaiser Wilhelm König von Preussen, zum überzähl. 
Oberstabsarzt 1. Kl., — Dr. Würzler, Stabsarzt, beauftragt mit Wahrnehmung des 
regimentsärztlichen Dienstes bei dem 11. Inf.-Regt No. 139, zum Oberstabsarzt 
2. Kl. und Regts.-Arzt dieses Regts., — befördert. — Dr. Wichmann, Assist- 
Arzt 2. Kl. vom 1. (Leib-) Gren.-Regt. No. 100, zum Garde-Reiter-Regt. versetzt. — 
Dr.Wachsmuth, Stabsarzt der Res.desLandw.-Bez. Dresden-Altst., — Dr. Spengler, 
Stabsarzt der Landw. 1. Aufgebots des Landw.-Bez. Dresden-Neust, — behufs 
Ueberfuhrung zum Landsturm 2. Aufgebots der Abschied bewilligt — Dr. 
Do mm er, Unterarzt der Res. des Landw.-Bez. Dresden-Altst., zum Assist-Arzt 
2. Kl. befördert. 


Ordensverleihungen. 

Preussische: 

Den Königlichen Kronen-Orden dritter Klasse: 

dem Oberstabsarzt 1. KL Dr. Vahl, Regts.-Arzt des 1. Garde-Feldart.-Regts. 

Fremde: 

Das Ritterkreuz erster Klasse des Verdienst-Ordens: 

#• 

dem Oberstabsarzt 1. KL Dr. Hirsch, Garn.-Arzt in Leipzig, mit Wahrnehmung 
des divisionsärztlichen Dienstes bei der 2. Div. No. 24 beauftragt. 


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Den Grossherrlich Türkischen Osmanie-Orden vierter Klasse: 
dem Stabsarzt Dr. Renvers. 


Familien-Nachrichten. 

Geburten: (Sohn) Dr. v. Staden, Stabsarzt (Neufahrwasser), — Dr. Münzer, 
Stabsarzt (Bromberg), — Dr. Reinbold Schnitze, Assist.-Arzt 1. KI. der Res. 
(Berlin), — (Tochter) Gröbenschötz, Oberstabsarzt (Swinemünde. 

Todesfälle: Karl Robert Ernst Ri et sc hei, Assist.-Arzt 2. Kl, — Dr. Pani Meisner, 
Stabsarzt der Landw. 1. Aufgebots (Bochum). 


Gedruckt in der Königlichen Hof buehdrnckerei von E.S.Mittler&Sohn, Berlin SW., Kochstr. 68—71. 


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Amtliches Beiblatt 

zur 

Deutschen militärärztlichen Zeitschrift. 

1895. — Yier undzwanzigster Jahrgang. — Jtä 6. 


Kriegs mini stenum. 

Medizinal -Abtheilung. Berlin, 11. April 1895. 

Zufolge der laut Verfügung vom 4 4. 94 No. 2001/1. 94. M. A. erstatteten 
Berichte sind alle zum äusseren Gebrauch verordneten, flüssigen Arzneien im Frieden 
in sechseckigen Gläsern, an welchen drei nebeneinander liegende Flächen glatt 
und die übrigen mit Längsrippen versehen sind, zu verabreichen, und diejenigen 
Gläser, welche stark wirkende Arzneien enthalten, mit der Bezeichnung „Vorsicht“ 
bezw. einer Giftetiquette zu versehen. 

Da technische Schwierigkeiten vorliegen, grössere, sechseckige Flaschen herzu¬ 
stellen, erscheinen Aenderuugen der Form für mehrere Liter fassende Flaschen, 
welche vorzugsweise für den Stations- uud Revierdienst gebraucht werden, nicht 
erforderlich. Vergl. Anmerkung ••) zu §. 96 der F. S. 0. 

Dagegen sind für Sublimatlösungen bei eintretendem Bedarf gelbbraun gefärbte 
Flaschen anzukaufen. 

Ferner wird die Beschaffung gedruckter Signatureu in verschiedener Grösse für 
die gebräuchlichsten Lösungen zu äusserlichen Zwecken nach Maassgube der zur 
Verfügung stehenden Mittel genehmigt. 

v. Coler, 

No. 70/1. 95. M. A. 


Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, 13. April 1895. 

Da in neuerer Zeit im Interesse des Krankendienstes und der Heeresverwaltung 
mehr als je dahin zu streben ist, dass auch die jüngeren Sanitätsoffiziere mit den 
Aufgaben eines Chefarztes völlig vertraut gemacht werden und jederzeit in der 
Lage sein müssen, die Leitung eines Militärlazareths zu übernehmen, so erscheint es 
erforderlich, dass in denjenigen Garnisonen, in denen Garnisontazarethe sich befinden 
und mehrere Sanitätsoffiziere stehen, den Bestimmungen des §. 59,4 und 5 sowie 
des §. 72,5 der F. S. O. ganz besonders sorgfältig entsprochen wird, ausserdem 
aber noch Stabs- und Assistenzärzte neben ihrem truppen- etc. ärztlichen Dienst 
und ohne dass derselbe beeinträchtigt wird, — ähnlich wie zur Wahrnehmung des 
Dienstes auf den Kranken Stationen — zur Dienstleistung zum Chefarzt kommandirt 
werden. 

Bei der Ein- uud Durchführung dieser Kommandos würden folgende Gesichts¬ 
punkte zu berücksichtigen sein: 

Zu den grösseren Lazarethen werden womöglich 1 Stabs- und 1 Assistenzarzt, 
zu den kleineren 1 Stabs- oder 1 Assistenzarzt befehligt. 

Dieselben haben nach der Anordnung des Chefarztes sich über die gesammte 
Lazarethverwaltung, im Besouderen über die Handhabung der Krankenbeköstiguug, 
Amtliches Beiblatt 1895. 


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der baulichen Einrichtung und Unterhaltung der L&zaretbgebäude, der Rechnungs- 
legung, des Registraturdienstes u. s. w. eingehend zu unterrichten, ohne dass jedoch 
eine völlige Uebertragung der dem Chefärzte obliegenden Yerantwortlichen 
Leitung einzelner Dienstzweige der Verwaltung an die betreffenden Sanitätsoffiziere 
stattfindet. 

Die Dauer eines solchen Kommandos würde sich je nach der Grösse des 
Lozareths und nach der Zahl der vorhandenen Sanitätsoffiziere auf zwei bis sechs 
Monate zu erstrecken haben. Eine Wiederholung des Kommandos für die einzelnen 
Kommandirten von Zeit zu Zeit ist keineswegs ausgeschlossen. Die Vornahme und 
Ueberwachung der Kommandirungen würde in gleicher Weise wie zum Kranken¬ 
stationsdienst durch das Sanitätsamt zu erfolgen haben. 

Dem Königlichen Generalkommando darf die Abtheilung hiernach das Weitere 
ganz ergebenst anheimstellen. 

No. 675/4. 95. M. A. v. Coler. 

Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, 20. April 1895. 

Es sind in letzterer Zeit wiederholt Anträge auf Inausgabebelassung von Fahr¬ 
kosten, welche von Sanitätsoffizieren für Gänge im Revierdienst nach entfernteren 
Garnisonanstalten u. s. w. nach Maassgabe der R. O. liquidirt und überhoben wurden, 
hierher vorgelegt worden. 

Unter Bezugnahme auf die Anmerkungen * und *** zu §. 32 R. 0. sowie auf 
die Verfügung vom 6. Februar d. Js. — A.-V.-Bl. No. 5 für 1895 — wird darauf hinge¬ 
wiesen, dass Fuhrkosten-Entschädigungen für derartige Dienstgänge nicht zuständig 
sind und nur unter besonderen, in der diesseitigen Verfügung vom 12. Januar d. Js. 
No. 927/1. 96. M. A. näher erläuterten Verhältnissen zur Verfügung gestellt werden 
können. 

Wo die Gewährung solcher Entschädigungen nach den bisherigen Erfahrungen 
geboten erschien, ist zu ihrer Bestreitung auch für das laufende Jahr durch den 
Korps-Zahlungsstellen-Etat eine entsprechende Pauschsumme ausgeworfen und deren 
angemessene Verwendung den betreffenden Sanitätsämtern durch diesseitige Ver¬ 
fügung vom 16. d. Mts. No. 400/3. 95. M. A. übertragen worden. 

Da es in Zukunft nicht angängig sein würde, den obigen Bestimmungen entgegen 
liquidirte Fuhrkosten für Dienstgänge dieser Art in Ausgabe zu belassen bezw. 
anderweit zu ersetzen, wird das Königliche Sanitätsamt ergebenst ersucht, die tfhter- 
8teilten Sanitätsoffiziere zur Vermeidung von pekuniären Verlegenheiten hierauf 
ausdrücklich hinzuweisen. 

No. 1836/4. 95. M. A. v. Coler. 

K riegsministeriu m. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, 24. April 1895. 

Die aus dem allgemeinen Pensionsfonds für 1895/96 zu Badekuren inaktiver 
Mannschaften abgezweigten Geldmittel erlauben es, auch in diesem Jahre x Invaliden 
u. s. w. die Wohlthat einer kostenfreien Badekur zuzubilligen. 

Gemäss §. 3, 2 der Bestimmungen über Bade- etc. Kuren und auf Grund der 
von den Korps-Intendanturen durch die Naehw r eisung über getroffene Badevorkehrungen 


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mitgdtheilten Zahlen der im Jahre 1894/95 für Rechnung des Allgemeinen Pensions¬ 
fonds in die Kurorte entsendeten Invaliden etc. werden dem Königlichen General¬ 
kommando die Mittel zu Kurbewilligungen hierdurch zur geneigten Verfügung sehr 
ergebenst überwiesen. 

Im Uebrigen nimmt die Abtheilung bezüglich der diesseits noch reservirten 
Freistellen auf ihr Schreiben vom 28. April v. Js. No. 2236 / 4. 94. M. A. eben- 
m&ssig Bezug. 

No. 2127/4. 95. M. A. v. Coler. 


Kriegsministerium. 

Medizinal -Abtheilung. Berlin, 26. April 1895. 

Die auf Grund der Verfügung vom 21. September 1894. No. 1188/7, 94. A 
vorgelegten Berichte über das Ergebniss der Versuche mit Torfmull zur Füllung 
der Spucknäpfe sprechen sich zwar zum grössten Theile in günstigem Sinne aus, 
doch sind von einzelnen Seiten auch Bedenken gegen diese Maassnahme geltend 
gemacht worden. Namentlich wurde hervorgehoben, dass die zur Vernichtung der 
Auswurfsstoffe durchaus notbwendige Verbrennung des Torfmulls sich in Lazarethen, 
wo geeignete Feuerungen nicht ständig unterhalten werden, nicht leicht wird be¬ 
werkstelligen lassen. 

Die Abtheilung sieht daher von dem Erlass einer allgemeinen Anordnung wegen 
Verwendung des Torfmulls zur Füllung der Spucknppfe in den Garnison!azarethen 
ab und stellt es in das Ermessen der Königlichen Sanitätsämter, zn bestimmen, ob 
bezw. in welchen Garnisonlazarethen eine derartige Verwendung des Torfmulls statt¬ 
zufinden hat. 

No. 277/4. 95. M. A. v. Coler. 


Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. * Berlin, 27. April 1895. 

Dem Königlichen Sanitätsamt wird mit Beziehung auf §. 42 der Verordnung 
über die Organisation des Sanitätskorps ergebenst mitgetheilt, dass die Bewilligung 
von Unterstützungen für die Militärärzte des Beurlaubtenstandes vom 1. April 1895 
ab nicht mehr von hier aus erfolgt. 

Die fraglichen Anträge sind daher künftig gemäss §.14 des Entwurfs zur 
Vorschrift, betreffend die Offizier-Darlehnska^se und den Offizier-Unterstütznngsfonds 
vom 14. Februar 1895 dem betreffenden Generalkommando auf dem Dienstwege 
vorzulegen 

No. 2239/4. 95. M. A. v. Coler. 

Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, 26. April 1895. 

Zur Behebung von Zweifeln wird bemerkt, dass es bei Erlass der Verfügung 
vom 31. Januar 1894. No. 588/11. 93. M. A. nicht in der Absicht gelegen hat, die Ein¬ 
führung des abgeänderten Mannschaftsschrankes für das Lazareth-Pflegepersonal 
endgültig anzuordnen; eine bezügliche Entscheidung wird erst getroffen werden, 
sobald die auf Grund vorgedachter Verfügung von den Königlichen Intendanturen 
gemachten Verbessernngs^Vorschläge geprüft worden sind. Bis dahin kann jedoch 


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bei erforderliohen Neubesehaffungen von Mannschaftschränken nach Maassgabe der 
Verfügung vom 31. Januar 1894 verfahren werden. 

No. 695/3. 95. M. A. v . Coler. 


Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, 30. April 1895. 

Die in Beilage 37 Seite 690 lfd. No. 300 der F. S. O. beschriebene Tafel von 
Holz för das Aufnalimezinimer hat künftig nur folgende Angaben zu enthalten: 

Gamisonlazareth. 

Normalkrankenzahl. 

Am . . /. . Bestand.Kranke 

Davon 

aus eigener Garnison. , 

„ auswärtigen Garaisoneu. „ 

Wachthabender Sanitätsoffizier. 


Die Tafel ist 68 cm breit und 46 cm hoch. 

An denjenigen Stellen, welche täglich mit Kreide ausgefütlt werden müssen, 
sind zur Er/ielung grösserer Reinlichkeit und Haltbarkeit der Tafel kleine Schiefer¬ 
streifen anzubringen. 

No. 1997 3. 95. M. A. v. Coler. 


A.-V.-Bl. 9, No. 87. 

Bestimmungen über die Besch Werdeführung der Offiziere, Sanitäts¬ 
offiziere und Beamten des Heeres. 

Auf Ihren Bericht vom 22. März 1895 will Ich die beiliegenden Bestimmungen 
über die Beschwerdeführung der Offiziere, Sanitätsoffiziere und Beamten des Heeres 
genehmigen und bestimme unter gleichzeitiger Bezugnahme auf Meine Ordre vom 
14. Juni 1894, dass die „Vorschriften über den Dienstweg und die Behandlung von 
Beschwerden der Militärpersonen des Heeres und der Marine, sowie der Civilbeamten 
der Militär- und Marineverwultung vom 6. März 1873“, soweit sie die Armee 
betreffen, nunmehr völlig ausser Kraft treten. Auch will Ich Sie ermächtigen, 
etwa nothwendig werdende Erläuterungen der beiliegenden Bestimmungen zu geben. 
Berlin den 30. März 1895. 

Wilhelm. 

An den Kriegsminister. Bronsart v. Schellendorff. 

A.-V.-Bl. 9. No. 88. 

Kriegsministerium. Berlin den 31. März 1895. 

Abänderungen deT Garnison-Verwaltungsordnung. 

1. Beilage 3, Ziffer 1, Absatz 1 erhält folgenden Wortlaut: 

„Die Namen aller auf der Stube einquartierten Unteroffiziere und Soldaten 
müssen auf einer an der inneren Seite der Stubenthür befestigten Tafel verzeichnet 


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sein, und zwar an oberster Stelle die Namen des vom Kompagnie- etc. Chef er¬ 
nannten Stubenältesten und seines Stellvertreters, welcher ebenfalls vom Kompagnie- 
etc. Chef zu bezeichnen ist. Die Namen der übrigen Mannschaften folgen nach 
dem Alphabet. 8 

2. Beilage 33. In dem Muster zu dem Atteste unter der Betegungs- und Lokal- 
benutzungs-Nachweisung und Berechnung der zuständigen Verbrauchsgegenstände 
für den Monat März ist vor den Worten „verwendet worden sind 8 hinzuzufiigen: 
„zu bestimmungsmäßigen Zwecken 8 
Deckblätter werden nicht ausgegeben. 

Bronsart v. Schellendorff. 

No. 384/3. 95. B. 4. 


A.-V.-Bl. 9, No. 97. 

Kriegsministerium. 

Militär-Oekonomie-Departement. Berlin, den 7. April 1895. 

Niederlegung von Werthpapieren bei der General-Militärkasse. 

Die Niederlegung von Werthpapieren in das Depositorium der General-Militär¬ 
kasse und die Herausgabe solcher Papiere aus demselben findet in der Regel nur 
am 8. eines jeden Monats bezw. dem nächstfolgenden Werktage statt. Anträge auf 
Herausgabe von Werthpapieren an einem anderen Tage sind nur im Falle der 
Dringlichkeit zu stellen und besonders zu begründen. 

Ausser Kurs gesetzte Werthpapiere sind aus Anlass der Hinterlegung bei der 
General-Militärkasse nicht erst wieder in Kurs zu setzen. 

Frhr. v. Gern min gen. 

No. 74/4. 95. B. I. 


A.-V.-Bl. 11, No. 107. 

Kriegsministerium. Berlin den 22. April 1895. 

Benutzung von Staatsschuldbüchern bei Führung des Vermögens¬ 
nachweises von Offizieren behufs Nachsuchung 'des Heirathskonsenses. 

Im Anschluss an die Verfügungen vom 7. Mai 1885 (Armee-Verordnungs-BIatt 
Seite 107/108) und vom 21. April 1892 (Armee-Verordnungs-BIatt Seite 111) wird 
hierdurch genehmigt, dass der für Offiziere vom Hauptmann und Rittmeister 2. Klasse 
abwärts bei Nachsuchung des Heirathskonsenses erforderliche Vermögensnachweis 
fortan ausser durch eine in das Reichsschuldbuch oder das Preussische Staats¬ 
schuldbuch eingetragene Buchschuld auch durch eine bezügliche Eintragung in das 
Schuldbuch eines der anderen Deutschen Bundesstaaten geführt werden kann. 

Die kriegsministeriellen Bestimmungen vom 1. Juni 1886 Ziffer 2 c, 3 c und 5 
Absatz 1 (Armee-Verordnungs-BIatt Seite 174/l75) finden hiernach auf Buchschulden 
der Staatsschuldbücher der sämmtlichen Deutschen Bundesstaaten Anwendung. 

Bronsart v. Schellendorff. 

No. 115/4. 95. C. 3. 


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52 


A.-V.-Bl« 11, No. 110. 

Kriegsministerium. Berlin den 26. April 1895. 

Aenderungen der Bestimmungen über Bade- nnd Brunnenkuren. 

Beilage 4 der Fr. S. O. 

1 . Im §. 8,1 ist statt §. 70, li zu setzen: §. 71, n. 

2. §. 11,3 erhält folgenden Zusatz: 

Hinsichtlich der inaktiven Mannschaften sind unter diesen Reisen 
lediglich die Wege vom Sitze des betreffenden Bezirkskommandos 
bezw. dem Standorte des die Einkleidung besorgenden Linien-Truppen- 
theils — §. 16,2 — nach dem Badeorte und zurück zu verstehen. Falls 
eine Uebernachtung am Einkleidungsorte nicht zu umgehen ist, hat die 
Kasernirnng oder Einquartierung der Mannschaften einzutreten. 

3. §. 27,2 hat zu lauten: 

Das Kurhau8 bietet Raum zur gleichzeitigen Unterbringung von 
10 Offizieren und 43 Mann. 

4. §. 28, Ziffer 1 erhält folgende Fassung: 

Die zur Kur zugelassenen aktiven und inaktiven Offiziere, Sanitäts¬ 
offiziere und oberen Militärbeamten erhalten Wohnung in der Anstalt 
unentgeltlich. Für ärztliche Behandlung haben sie ein Honorar von 
6 JC pro Kopf und Kurdauer an den Anstaltsarzt zu entrichten. Kur¬ 
taxe wird von ihnen nicht erhoben. Subalternoffizieren, Assistenzärzten 
und oberen Militärbeamten gleichen Ranges, Welche im Kurhause 
wohnen, wird freie Benutzung der Bäder und Trinkbrunnen gewährt. 

5. Der im §. 28, 4 festgestellte Satz für Verpflegung der Offizierburschen erhöht sich 
von 1,50 JC auf 1,60 JC. 

6 . §. 29 erhält folgenden Wortlaut: 

Mit Ausnahme der im §. 28 bezeichneten Subalternoffiziere u. s. w. 
zahlen alle in das Kurhaus aufgenommenen Offiziere u. s. w. für ein 
Mineralbad 50 Pf., für eine Dusche 25 Pf. und für ein Moorbad die 
für die Kurgäste allgemein festgesetzten Preise. 

7. Im §. 30,1 ist statt 1,50 JC zu setzen: 1,60 JC Der letzte Satz von „ausserdem 4 
ab hat zu lauten: 

ausserdem für ärztliche Behandlung 6 «Al an den Anstaltsarzt und für 
Bäder die im §. 29 festgesetzten Preise zu zahlen. Kurtaxe wird nicht 
erhoben. 

8 . §. 30,4 ist statt „durch den Hausdiener unentgeltlich 0 zu setzen: „durch komman- 
dirte Militärkrankenwärter 0 . 

9. Im Verzeichniss der Badeorte — Seite 424 der F. S. O. — treten nachstehende 
Aenderungen ein. 

a. vorletzte Spalte (Kurzeit für Mannschaften): 
lfd. No. 3 Charlottenbrunn „15. Mai bis 15. Juni und 15. August bis 

Ende September“. 

„ „ 8 Goczalkowitz. . „15. Mai bis 20. September 8 . 

„ „17 Lüneburg .... „15. „ „ Ende September“. 

„ „ 23 Pyrmont : . . . „Anfang Mai bis 10 . Oktober 8 . 

„ „26 Reinerz.„Mai, Juni, August bis Oktober“. 


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53 


b. letzte Spalte (Aniahl der unterzubringenden etc. Mannschaften): 
lfd. No. 14 Landeck .... gleichzeitig 48 Mann. 

Deckbl&tter werden nicht ansgegeben. 

No. 494/4. 95. M. A. Bronsart v. Schellendorff. 

A.-V.-BL 11, No. 112. 

Kriegsministerium. Berlin den 2. Mai 1895. 

Verträge über Papierlieferungen. 

Im Bereiche der Militärverwaltung dürfen künftig Verträge über Papierlieferungen 
längstens auf die Dauer eines Etatsjahres abgeschlossen werden. Bei Verträgen, 
welche gegenwärtig bereits auf längere Zeit geschlossen sind, ist — soweit ein 
vorzeitiges Kündigungsrecht Vorbehalten — von diesem Gebrauch zu machen. 

No. 526/2. 95. K. M. Bronsart v. Schellendorff. 

A.-V.-Bl. 11, No. 115. 

Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin den 25. April 1895. 

Ausgabe eines Nachtrags zum Arzneibuch für das Deutsche Reich. 
Obiger Nachtrag ist in R. v. Deckers Verlag (G. Schenck) hierselbst, Jerusalemer¬ 
strasse 56, erschienen und wird den betheiligten Stellen von der Druck Vorschriften« 
Verwaltung in entsprechender Anzahl zugesandt werden. 

Der Ladenpreis für ein Exemplar dieses Nachtrags, welcher im Wege des 
Buchhandels bezogen werden kann, beträgt 50 Pf. 

No. 772/4. 95. M. A. v. Coler. 

Personal-Veränderungen im Sanitätskorps. 

Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen. 

Dr. Landgraf, Stabs- und Bats.-Arzt vom Füg.-Bat. des 2. Garde-Regts. zu 
Fuss, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des 3. Garde-Regts. zu Fuss, — 
Dr. v. Mielgcki, Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat. 6. Thüring. Inf.-Regts. No. 95, 
zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Feldart-Regts. General-Feldzeugmeister 
(1. Brandenburg.) No. 3, — Dr. Düsterhoff, Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat. 
des Gren.-Regts. König Friedrich Wilhelm I. (2. Ostpreuss.) No. 3, zum Oberstabsarzt 
2. Kl. und Regts.-Arzt des Inf.-Regts. Freiherr Hiller von Gaertringen (4. Posen.) 
No. 59, — Dr. Klopstech, Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat. 2. Thüring. Inf.- 
Begts. No. 32, zum Oberstabsarzt 2. KL und Regts.-Arzt des 2. Brandenburg. Ulan.- 
Regts. No. 11, — Dr. Rosenthal, Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat. 2. Nassau. 
Inf.-Regts. No. 88, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Inf.-Regts. No. 144, 
— befördert. — Dr. Fritz, Stabs- und Bats.-Arzt vom 3. Bat. des Inf.-Regts. 
Herzog von Holstein (Holstein.) No. 85, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt 
des 6. Pomm. Inf.-Regts. No. 49, — Dr. Hecker, Stabs- und Bats.-Arzt vom 
2. Bat des Niederrhein. Füs.-Regts. No. 39, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.- 
Arzt desselben Regts.* dieser vorläufig ohne Patent; — die Assist-Aerzte 1. Kl.: 
Dr. Haberkamp vom Festungsgef&ngniss in Cöln, zum Stabs- und Bats.-Arzt des 
Bad. Train-Bat8. No. 14, — Goronzek vom Hus.-Regt von Schill (1. Schles.) 
No. 4, zum Stabs- und Bats.-Arzt des Füs.-Bats. des Gren.-Regts. König Friedrich 
Wilhelm I. (2. Ostpreuss.) No. 3, — Dr. Schulz vom Feldart-Regt. von Clausewitz 
(Oberschles.) No. 21, zum Stabsarzt des medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms- 
Instituts, — Dr. Cornelius vom Inf.-I^gt. Vogel von Falckenstein (7. Westfal.) 


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54 


No. 56, zum Stabs- und Bats.-Arzt des 2. Bats. 2. Thüring. Inf.-Regts. No. 32, — 
Dr. Doebbelin vom Feldart.-Regt, (general - Feldzeugmeister (2. Brandenburg.) 
No. 18, zum Stabsarzt des medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Instituts, — 
Dr. Robert vom 1. Garde-Feldart.-Regt., zum Stabs- und Bats.-Arzt des 2. Bats. 
des Inf.-Regts. von der Goltz (7. Pomm) No. 54, — Dr. Stolte vom Inf.-Regt. 
No. 143, zum Stabs- und Abtheil.-Arzt der 2. Abtheil des Magdeburg. Feldart.-Regts. 
No. 4, — Dr. Du da von der Unteroff.-Vorschule in Wohlau, zum Stabs- und Bats.- 
Arzt des 3. Bats. des Inf.-Regts. Freiherr Hiller von Gaertringen (4. Posen.) No. 59, 

— Dr. Schubert vom Inf.-Regt. von Wittich (3. Hess.) No. 83, zum Stabs- und 
Bats.-Arzt des 2. Bats. des Inf.-Regts. von Manstein (Schleswig.) No. 84; — die 
Unterärzte: Dr. Rossel vom Gren.-Regt. König Friedrich Wilhelm II. (1. Schles.) 
No. 10, — Dr. Tisssot ditSanfin von demselben Regt., dieser unter gleichzeitiger 
Versetzung zum Gren.-Regt. König Wilhelm I. (2. Westpreuss) No. 7, — Abel 
vom Leib-Kur.-Regt. Grosser Kurfürst (Schles.) No. 1, unter gleichzeitiger Versetzung 
zum Inf.-Regt. Prinz Louis Ferdinand von Preussen (2. Magdeburg.) No. 27, — 
Albrecht vom 1. Grossherzogi. Mecklenburg. Drag.-Regt. No. 17, — Dr. Ra min 
vom Schleswig. Feldart.-Regt. No. 9, dieser unter gleichzeitiger Versetzung zum 
Kadettenhause in Cöslin, — Dr. Wiedemann vom Gren.-Regt. König Friedrich I. 
(4. Ostpreuss.) No. 5, unter Versetzung zum Ulan.-Regt. von Schmidt (1. Pomm.) 
No. 4, — zu Assist.-Aerzten 2. KI., — Prof. Dr Fischer, Stabsarzt der Landw. 
2. Aufgebots vom Landw.-Bez. Kiel, — Dr. Hersing, Stabsarzt der Landw. 
1. Aufgebots vom Landw.-Bez. Siegburg, — zu Oberstabsärzten 2. Kl.; — die 
Unterärzte der Res.: Scheffler vom Landw.-Bez. Wehlau, — Wieser vom 
Landw.-Bez. Goldap, — Dr. Gosse, Dr. Rosensteck vom Landw.-Bez. Königsberg, 

— Dr. Michaelis vom Landw.-Bez. Stettin, — Dr. Mugge, Dr. Fülleborn, 
Dr. Menzel, Dr. Heidemann vom Landw.-Bez. III. Berlin, — Eckstein vom 
Landw.-Bez. I. Breslau, — Wawrzik vom Landw.-Bez. Beuthen, —• Dr. Walliczek 
vom Landw.-Bez. I. Breslau, — Dr. Langner vom Landw.-Bez. III. Berlin, — 
Dr. Hortmann vom Landw.-Bez. II. Münster, — Küchenmeister vom Landw.- 
Bez. Rostock, — Dr. Flockemann vom Landw.-Bez. Hamburg, — Rutz vom 
Landw.-Bez. Hannover. — Apel vom Landw.-Bez. Göttingen, — Schmidt vom 
Landw.-Bez. Hannover, — Zickendraht vom Landw.-Bez. Hersfeld, — Dr. Hey¬ 
mann vom Landw.-Bez. Limburg, — Dr. Klein vom Landw.-Bez. Frankfurt a. M., 

— Dr. Kipp vom Landw.-Bez. Gotha, — Dr. Sandrog vom Landw.-Bez. Halber¬ 
stadt. — Dr. Hoyer vom Landw.-Bez. Göttingen, — Dr. Laudenheimer vom 
Landw.-Bez. I. Darmstadt, — Kohn, Unterarzt der Marine-Res. vom Landw.-Bez. 
Kiel, — Dr. Benedix, Unterarzt der Marine-Res. vom Landw.-Bez. III. Berlin, 
dieser unter gleichzeitiger Anstellung im aktiven Sanitätskorps und zwar bei der 
Marinestation der Nordsee, zu Assist.-Aerzten 2. Kl., — befördert. — Dr. Sommer¬ 
brod t, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regte.-Arzt vom Eisenbahn-Regt. No. 2, — Dr. 
K rock er, Oberstabsarzt 1. Kl. und 2. Garn.-Arzt in Berlin, — Dr. Dieterich, 
Oberstabsarzt 1. Kl. und Regte.-Arzt vom Inf.-Regt. von der Goltz (7. Pomm.) No. 54, 

— Dr. Schulte, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom Gren.-Regt. König 
Friedrich Wilhelm II. (1. Schles.) No. 10, — Jaeger, Oberstabsarzt 1. KL und 
Regts.-Arzt vom Inf.-Regt, von Lützow (1. Rhein.) No. 25, — Dr. Plagge, Ober¬ 
stabsarzt 2. Kl. und Regts -Arzt vom Inf.-Regt. Graf Dönhoff (7. Ostpreuss.) No. 44, 

— ein Patent ihrer Charge verliehen. — Dr. Spies, Oberstabsarzt 2. Kl. 
und Regts.-Arzt vom Schleswig-Holstein. Ulan.-Regt. No. 15, — Dr. Riedel, 
Oberstabsarzt 2. Kl und Regts.-Arzt vom 3. Garde-Ulan .-Regt., — Dr. Fröhlich, 
Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt vom Feldart.-Regt. No. 34, — Dr. Ziegel, 
Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt vom Gren.-Regt. König Friedrich Wilhelm I. 
(2. Ostpreuss.) No. 3, — der Charakter als Oberstabsarzt 1. Kl. verliehen. 

— Dr. Kolbe, Oberstabsarzt 2. Kl und Regts.-Arzt vom 2. Garde-Drag.-Regt., — 
Dr. Berndgen, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts-Arzt vom 2. Westfäl. Hus.-Regt 
No. 11, — Dr. Funck, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt vom Drag.-Regt 
von Arnim (2. Brandenburg.) No. 12, — der Charakter als Oberstabsarzt 
verliehen. — Dr. Renvers, Stabsarzt a. D., zuletzt Bats.-Arzt des 3. Bats. des 
Garde-Füs.-Regts., unter Beförderung zi^pi Oberstabsarzt 2. Kl., a la suite des 


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Sanitätskorps gestellt. — Dr. Weitkemper, Assist.-Arzt 1. Kl. der Bes. vom 
Landw.-Bez. II. Munster, im aktiven Sanitätskorps und zwar als Assist.-Arzt 1. Kl. 
mit einem Patent vom 25. Mai d. Js. bei dem Inf.-Regt. Vogel von Falckenstein 
(7. Westfäl.) No. 56 angestellt. — Dr. Dreyer, Stabsarzt a D. im Landw.-Bez. 
II. Braunschweig, zuletzt von der Res. desselben Landw.-Bez., in der Armee und 
zwar als Stabsarzt mit einem Patent vom 7. Oktober 1888 bei den Sanitätsoffizieren 
der Res. wiederangestellt. — Dr. Kellermann, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.- 
Arzt vom Thüring. Feldart.-Regt. No. 19, unter Entbindung von den divisions¬ 
ärztlichen Funktionen bei der 8. Div., als Garn.-Arzt nach Potsdam, — Dr. Schuster, 
Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom Niederrhein. Füs.-Regt. No. 39, unter 
gleichzeitiger Beauftragung mit Wahrnehmung der divisionsärztlichen Funktionen 
bei der 8. Div., zum Thüring. Feldart.-Regt. No. 19, — Dr. Sellerbeck, Ober¬ 
stabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom 3. Garde-Regt. zu Fuss, zum 1. Garde-Feldart.- 
Regt., — Dr. Fritz, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom Hus.-Regt. von Zieten 
(Brandenburg.) No. 3, zum 1. Garde-Regt. zu Fuss, — Dr. Sarpe, Oberstabsarzt 

1. Kl. und Regts.-Arzt vom Inf.-Regt. Freiherr Hiller von Gaertringen (4. Posen.) 
No. 59, zum Hus.-Regt. von Zieten (Brandenburg.) No. 3, — Dr. Am ende, 
Oberstabsarzt 2. Kl. und Garn.-Arzt in Potsdam, als Regts.-Arzt zum 1. Garde- 
Drag.-Regt. Königin von Grossbritannien und Irland, — Dr. Lorentz, Stabs¬ 
und Bats.-Arzt vom 2. Bat. des Inf.-Regts. von der Goltz (7. Pomra) No. 54, zum 

2. Bat 2. Nassau. Inf.-Regts. No. 88, — Dr. Albers, Stabsarzt vom medizinisch¬ 
chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Institut, als Bats.-Arzt zum 2. Bat. des Niederrhein. 
Füs.-Regts. No. 39, — Dr. Schneider, Stabs- und Bats.-Arzt vom 3. Bat. des 
Inf.-Regts. Freiherr Hiller von Gaertringen (4. Posen.) No. 59, zum 2. Bat. des 
Gren.-Regts. König Friedrich Wilhelm I. (2. Ostpreuss.) No. 3, — Dr. Kruinbholz, 
Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat. des Inf.-Regts. Markgraf Ludwig Wilhelm 
(3. Bad.) No. 111, zum 2. Bat. 6. Thüring. Inf.-Regts. No. 95, — Dr. Rüger, 
Stabs- und Abtheil.-Arzt von der 2. Abtheil, des Magdeburg. Feldart.-Rcgts. No. 4, 
als Bats.-Arzt zum 2. Bat. des Inf.-Regts. Markgraf Ludwig Wilhelm (3. Bad.) 
No. 111. — Dr. Börner, Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat. des Inf.-Regts. 
von Manstein (Schleswig.) No. 84, zum 3. Bat. des Inf.-Regts. Herzog von Holstein 
(Holstein.) No. 85, — Dr. Wagner, Stabs- und Bats.-Arzt vom Bad. Train-Bat. 
No. 14, zum Schleswig-Holstein. Pion.-Bat. No. 9, Dr. Reinhard, Stabsarzt vom 
medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Institut als Bats.-Arzt zum Füs -Bat. 
des 2. Garde-Regts. zu Fuss; — die Assist.-Aerzte 1. Kl.: Dr. Coste vom 
2. Garde-Feldart.-Regt., zum 1. Garde-Feldart.-Regt., — Dr. Matschke vom Pomm. 
Füs.-Regt. No. 34, zur Unteroff.-Vorschule in Wohlau. — Dr. Treger vom Inf.- 
Regt. Prinz Louis Ferdinand von Preussen (2. Brandenburg) No. 27, zum Feldart.- 
Regt. von Clausewitz (Oberschles.) No. 21, — Dr. Bieck vom Kadettenhause in 
Cöslin, zum Festungsgefängniss in Cöln; — die Assist.-Aerzte 2. Kl.: Voigt vom 
Hus.-Regt. Graf Goetzen (2. Schles.) No. 6, zum Inf.-Regt. von Winterfeldt (2. Ober¬ 
schles.) No. 23, — Dr. Over man vom 1. Westfäl. Feldart.-Regt. No. 7, zum Kür.-Regt. 
Graf Gessler (Rhein.) No. 8, — versetzt. — Dr. Horn, Oberstabsarzt 1. Kl. und 
Regts.-Arzt vom 1. Garde-Drag.-Regt. Königin von Grossbritannien und Irland, 
unter Verleihung des Charakters als Gen.-Arzt 2. Kl., — Dr. Vahl, Oberstabsarzt 
1. Kl. und Regts.-Arzt vom 1. Garde-Feldart.-Regt., — Dr. Ernesti, Oberstabsarzt 
L Kl. und Regts.-Arzt vom 1. Garde-Regt. zu Fuss. — allen Dreien mit Pension und 
ihrer bisherigen Uniform, — Dr. Buchs, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom 
6. Pomm. Inf.-Regt. No. 49, mit Pension nebst Aussicht auf Anstellung im Civildienst 
und seiner bisherigen Uniform, — Dr. Brinkmann, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts,- 
Arzt vom Feldart.-Regt General-Feldzeugmeister (1. Brandenburg.) No. 3, mit Peusion 
und seiner bisherigen Uniform, — Dr K riese, Stabsarzt der Res. vom Landw.-Bez. 
Andernach; — den Stabsärzten der Landw. 1. Aufgebots: Dr. Neumann 
v om Landw.-Bez. Crossen, — Dr. Mauer vom Landw.-Bez. III. Berlin, — Dr. 
Weber vom Landw.-Bez. Gera, diesem mit seiner bisherigen Uniform,—Dr.Kabierske 
vom Landw.-Bez. I. Breslau, — Dr. Siepmann vom Landw.-Bez. Wesel, — Dr. 
Reher vom Landw'.-Bez. Hamburg; — den Stabsärzten der Landw. 2. Auf¬ 
gebots: Dr. Bertrand vom Landw.-Befe. Halberstadt, — Dr. Knopf vom Landw. - 


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56 


Bez. Weimar, — Dr. Baerwindt vom Landw.-Bez. Frankfurt a. M.; — den 
Assist-Aerzten 1. Kl. der Landw. 2. Aufgebots: Dr. Borchert vom Landw.- 
Bez. III. Berlin, — Dr. Unruh vom Landw.-Bez. I. Breslau, — Dr. Hartmann 
vom Landw.-Bez. Hannover, — Dr. Schlesinger vom Landw.-Bez. Frankfurt a. M., 
— Dr. Witthauer vom Landw.-Bez. Eisenach, — der Abschied bewilligt — 
Dr. Schlösser, Stabs- und Bats.-Arzt vom Füs.-Bat. des Gren.-Regts. König Friedrich 
Wilhelm 1. (2. Ostpreuss.) No. 3, aus dem aktiven Sanitätskorps ausgescbieden und 
zu den Sanitätsoffizieren der Res. öbergetreten. 

Neues Palais, den 25. Mai 1895. 


Nachweisung der beim Sanitätskorps im Monat April 1895 
eingetretenen Veränderungen. 

Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee. 


Den 8. April. 


Hansen, einjährig-freiwilliger Arzt, zum Unterarzt bei der Kaiserlichen Marine 
ernannt. 


Den 24. April. 


Dr. Borgmann, Unterarzt vom Hannov. Jäger-Bat. No. 10, — Dr. Ramin, 
Unterarzt vom Schleswig. Feldart.-Regt No. 9, — Dr. Wiedemann, Unterarzt 
vom Gren.-Regt. König Friedrich I. (4. Ostpreuss.) No. 5, — Dr. Krebs, Unterarzt 
vom 2. Hannov. Inf-Regt No. 77, — Dr. Hoppe, Unterarzt vom 1. Bad. Leib- 
Gren.-Regt No. 109, — Dr. Blecher, Unterarzt vom Inf.-Regt. Markgraf Ludwig 
Wilhelm (3. Bad.) No. 111, — Dr. Schall, Unterarzt vom 3. Hanseat Inf.-Regt 
No. 75, — Dr. Tornow, Unterarzt vom Inf.-Regt. Graf Tauentzien von Wittenberg 
(3. Brandenburg.) No. 20, — Dr. Kuhn, Unterarzt vom Inf.-Regt. Markgraf Karl 
(7. Brandenburg.) No. 60, — Dr. Tissot dit Sanfin, Unterarzt vom Gren.-Regt 
König Friedrich Wilhelm II. (1. Sehles.) No. 10, — Dr. Dansauer, Unterarzt vom 
5. Rhein. Inf.-Regt. No. 65, — Dr. Becker, Unterarzt vom Inf.-Regt von Boyen 
(5. Ostpreuss.) No. 41, — Abel, Unterarzt vom Leib-Kür.-Regt. Grosser Kurfürst 
(Schles.) No. 1, — Dr. Lambert, Unterarzt vom 8. Rhein. Inf.-Regt. No. 70, — 
Janens, einjährig-freiwilliger Arzt, zum Unterarzt bei der Kaiserlichen Marine — 
ernannt. 

Den 25. April. 

Dr. Trembur, Unterarzt von der Kaiserlichen Marine, — sämmtlich mit 
Wahrnehmung je einer bei ihren Truppen- oder Marinetheilen offenen Assist- 
Arztstelle beauftragt 


Kaiserliche Marine. 

Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika. 

Schlitz, den 30. April 1895. 

Dr. Eggel, Assist.-Arzt 2. Kl., bisher von* Grossherzogi. Mecklenburg. Jäger- 
Bat. No. 14, — Dr. D re wes, Assist.-Arzt 2. Kl., bisher vom Ulan.-Regt. von Schmidt 
(1. Pomm.) No. 4, — mit dem 1. Mai 1895 der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika 
zugetheilt. 


Veränderungen im Königlich Bayerischen Sanitätskorps. 

Den 25. April 1895. 

Dr. Wolfrom (Bayreuth), Stabsarzt von der Landwehr 1. Aufgebots, — Dr. 
Pauschinger (Nürnberg), Dr. Würzburger (Bayreuth), Stabsärzte von der Landw. 
2. Aufgebots, — der Abschied bewilligt. 


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57 


Den 27. April 1895. 

Dr. Barg], Oberstabsarzt 2. Kl. und Bats.-Arzt vom 16. Inf.-Regt. Grossherzog 
Ferdinand von Toskana, als Regts.-Arzt zum 2. Feldart.-Regt. Horn, — Dr. 
v. Kirchbauer, Stabs- und Bats.-Arzt vom 1. Pion.-Bat, zum Invalidenbaus, — 
Dr. Groll, Stabsarzt vom Invalidenhaus, als Bats.-Arzt zum 16. Inf .-Regt. Gross¬ 
herzog Ferdinand von Toskana, — Dr. Schönwerth, Assist.-Arzt 2. Kl. vom 
17. Inf.-Regt. Orff, zum Inf.-Leib-Regt., — versetzt — Dr. Niedermayr, 
Stabsarzt bei der Kommandantur Nürnberg, zum fiberzähl. Stabsarzt 2. Kl., — Dr. 
Be da 11, Assist.-Arzt 1. Kl. vom Inf.-Leib-Regt., zum Stabs- und Bats.-Arzt im 
1. Pion.-Bat, — Dr. Schuster, Assist-Arzt 2. Kl. im 2. Inf.-Regt Kronprinz, 
zum Assist-Arzt 1. Kl.. — Dr. Zuber, Unterarzt im 7. Inf.-Regt. Prinz Leopold, 
zum Assist-Arzt 2. Kl. — befördert. — Dr. Baumbach, Oberstabsarzt 1. Kl. und 
Regts.-Arzt im 12. Inf.-Regt Prinz Arnulf, ein Patent seiner Charge verliehen. — 
Dr. Roth, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arkt des 2. Fussart-Regts., — Dr. Höhne, 
Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des 8. Inf.-Regts. vakant Pranckh, — als Ober¬ 
stabsärzte 1. Kl. charakterisirt 

Den 8. Mai 1895. 

Dr. v. Orff, Stabs- und Bats.-Arzt im 2. Inf.-Regt Kronprinz, mit der gesetz¬ 
lichen Pension und mit der Erlaubnis zum Tragen der Uniform mit den für 
Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen der Abschied bewilligt. — Dr. Wolff- 
hfigel, Assist-Arzt 1. Kl. vom Sanitätsamt II. Armeekorps, zum 1. Inf.-Regt. König, 
— Dr. Hauenschild, Assist-Arzt 2. Kl. vom 2. Feldart.-Regt Horn, zum Sanitats- 
amt II. Armeekorps, — Dr. Rossnitz, Assist-Arzt 2. Kl. vom 2. Pion.-Bat., 
zum 2. Feldart-Regt Horn, — versetzt. — Dr. Rapp, Assist.-Arzt 1. Kl. vom 
1. Inf.-Regt. König, zum Stabs- und Bats.-Arzt im 2. Inf.-Regt. Kronprinz, — Dr. 
Martius, Assist-Arzt 2. Kl. im 1. Feldart.-Regt. Prinz-Regent Luitpold, zum Assist.- 
Arzt 1. Kl., — befördert 

Den 9. Mai 1895. 

Dr. Rohn (Hof), Assist-Arzt 1. Kl. in der Res., zum Stabsarzt, — Dr. Jelling- 
haus, Dr. F.euchtwänger (I. München), Weber (Würzburg), Wächter (Nürn¬ 
berg), Welte, Dr. Wörnlein (Wflrzburg), Dr. Merx (Bamberg), Dr. Schulze 
(Würzburg), Butters (Zweibrucken), Dr. Schmidt (Erlangen), Unterärzte in der 
Res., — Dr. Friedmann (Hof), Unterarzt in der Landw. 1. Aufgebots, — zu 
Assist.-Aerzten 2. Kl., — befördert 


Veränderungen im Königlich Sächsischen Sanitätskorps. 

Den 21. Mai 1895. 

Die Assist-Aerzte 2. Kl.: Reinhard vom 7. Inf.-Regt. Prinz Georg 
No. 106, — Dr. Eberwein vom Karab.-Regt, — Dr. Manitz vom 5. Inf.-Regt 
Prinz Friedrich August No. 104; — die Assist-Aerzte 2. Kl. der Res. Dr. 
Westphal des Landw.-Bez. Plauen, — Dr. Kann, Dr. Arnemann des Landw. - 
Bez. Wurzen, — Dr. Dost des Landw.-Bez. I. Chemnitz, — Dr. Rohardt des 
Landw.-Bez. Dresden-Neust., — zu Assist.-Aerzten 1. Kl., — Martschke, 
Unterarzt vom 4. Inf.-Regt. No. 103, — Degering, Unterarzt der Res. des Landw.- 
Bez. Leipzig, — zu Assist-Aerzten 2. Kl., — befördert. — Dr. v. Villers. 
Assist.-Arzt 1. Kl. der Res. des Landw.-Bez. Dresden-Altst., — Dr. Buch, Stabsarzt 
der Landw. 1. Aufgebots des Landw.-Bez. Dresden-Altst, behufs Ueberfubrung zum 
Landsturm 2. Aufgebots, — der Abschied bewilligt. 


. Veränderungen im Königlich Württembergischen Sanitätskorps. 

Den 3. Mai 1895. 

' Dr. Kirn, Assist-Arzt 1. Kl. im Ulan.-Regt. König Karl No. 19, zum überzähl. 
Stabsarzt; — die Assist-Aerzte 2. Kl.: Dr. Mayser von der Res. des Landw- 


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5S 


Bez. Ulm, — Dr. Burk, Dr. Kap ff von der Res. des Landw.-Bez. Stuttgart, — 
Dr. Hummel im Inf.-Regt. Kaiser Wilhelm, König von Preussen No. 120, — zu 
Assist.-Aerzten 1. Kl., — befördert — Dr. Holzinger, Assist-Arzt 1. Kl. 
im Inf.-Regt. Kaiser Wilhelm, König von Preussen No 120, in das Inf.-Regt Alt- 
Württemberg No. 121 versetzt. 

Ordensverleihungen. 

Preussische; 

Den Rothen Adler-Orden vierter Klasse: 

dem Stabs- und Bataillonsarzt Dr. Arland vom 6. Inf.-Regt. No. 105 König 
Wilhelm II. von Württemberg (Sachsen). 

Die Königliche Krone zum Rothen Adler-Orden vierter Klasse: 

dem Oberstabsarzt 2. Kl. a. D. Dr. Wegener zu Altona, bisher Bats.-Arzt 
des Schleswig-Holstein. Pion.-Bats. No. 9. 

Den Königlichen Kronen-Orden dritter Klasse: 

dem Oberstabsarzt 1. Kl. a. D. Dr. Dreyer zu Mittelbergheim im Kreise 
Schlettstadt, bisher Regts.-Arzt des Feldart-Regts. No. 15, 

dem Oberstabsarzt 1. Kl. a. D. Dr. Schwartz zu Lüben, bisher Regts.-Arzt 
des Drag.-Regts. von Bredow (1. Schl es.) No. 4. 

Das Kreuz der Ritter des Königlichen Haus-Ordens von Hohenzollern: 
dem Generalarzt 2. Kl. a la suite des Sanitätskorps Dr. Zunker. 

Fremde: 

Das Ritterkreuz erster Klasse des Königlich Schwedischen Wasa- 
Ordens: 

dem Stabsarzt Dr. Hummel, Bats.-Arzt im 1. Inf.-Regt. König. 


F amilien-Nachrichten. 

Verlobungen: Dr. Max Andereya, Assistenzarzt, mit Fräuleih Hedwig Falz 
(Ehrenbreitstein-Idar), — Dr. Altgelt, Stabs- und Bataillonsarzt, mit Fräulein 
Frieda Habel (Potsdam-Berlin), — Dr. Ottokar Brunzlow, Assistenzarzt, mit 
Fräulein Elisabeth Boelitz (Hamburg-Wesel). 

Verbindungen: Dr. Pauli, Stabsarzt, mit Fräulein Frida Scholz (Hanau u. 
Braunschweig), — Dr. Kühne mann, Assistenzarzt 1. Klasse, mit Fräulein 
Margarete Herold (Berlin). 

Geburten: (Sohn) Dr. Salzwedel, Stabsarzt (Berlin), — (Tochter) Dr. Sommer, 
Oberstabsarzt (Magdeburg). 

Todesfälle: Dr. med. Martin Benjamin Rothe. Assistenzarzt 1. Klasse der Landw. 
2. Aufgebots (Siegmar), — Dr. med. Friedrich Wilms, Assistenzarzt 2. Klasse der 
Landw. 1. Aufgebots (Treptow a. Reg»), — Dr. med. Carl Becker, Stabsarzt der 
Reserve (Liegnitz), — Dr. Gustav Lagus, Stabsarzt (Jauer), — Dr. Clebsch, 
Assistenzarzt 1. Klasse der Landw. (Blankenhain), — Dr. Gustav Koblhardt, 
Generalarzt a. D. (Metz). 


Gedruckt in der Königlichen Hof buch drucke rei von E.S. Mittler k Sohn, Berlin SW„ Kochstr. 68—71. 


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Amtliches Beiblatt 

zur 

Deutschen militärärztlichen Zeitschrift 

1895. — Vierondzwanzigster Jahrgang. — Ml. 


K riegsministeriom. 

Medizinal * Abtheilung. »Berlin, 3. Mai 1895. 

Die in den Beispielen des Musters für die Nach Weisung der Rückeinnahmen 
zu den Unterhaltungskosten-Rechnungen auf Beilage 72 b der F. S. O. unter 
Belag 9 vorgesehenen „Namentlichen Verzeichnisse der im Lazareth gegen Bezahlung 
verpflegten Offiziere etc.“ erscheinen künftig entbehrlich, weil zur Prüfung der 
Rückeinnahmen an Durchschnitts-Krankenpflegekosten die im §. 279,4 der F. S. O. 
vorgeschriebenen „Namentlichen Listen der gegen Bezahlung arzneilich etc. ver¬ 
pflegten Personen“ mitbenutzt werden können. 

Der Aufstellung dieser letztgenannten Listen haben die Lazarethe die grösste 
Sorgfalt zuzuwenden und darin alle Revierkranken mit aufzunehmen, welche 
weder überhaupt, noch für Rechnung des Kapitels 29 freie Arznei, Verpflegung 
geniessen. 

Es ist für die Folge ebenfalls nicht mehr erforderlich, die im §. 302,5 der 
F. S. O. vorgeschriebene Nachweisung der am Schlüsse des Etatsjahres bei den 
nicht Jahresrechnung legenden Lazarethen verbliebenen Bestünde an Feuerungs¬ 
und Erleuchtungsmitteln der Abnahmeverhandlung zu der Rechnung der Korps- 
Zahlungsstelle vom Kapitel „Militär-Medizinalwesen“ beizufügen, da die bezüglichen 
Angaben in den beim Rechnungshöfe des Deutschen Reiches verbleibenden Nach¬ 
weisungen über Einnahmen und Ausgaben an Feuerungsmitteln etc. enthalten sind; 
vergl. Bemerkung 4 b auf Seite 836 der F. S. 0. 

Wegen Berichtigung der F. S. O. bleibt das Weitere Vorbehalten. 

No. 1139/4. 95. M. A. v. Coler. 

Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, 8. Mai 1895. 

Im Falle der Verwendung von „Grünkern 4 * zur Krankenbeköstigung gelten 
für die Bereitung des Mittagessens die Sätze unter II. 4 b, 
für die Bereitung des Abendessens die Sätze unter III. A. 2 der Beilage 14 
zur F. S. O. 

No. 2036/4. 95. M. A. v. Coler. 


Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, 21. Mai 1895. 

Dem Königlichen Sanitätsamt theilt die Abtheilung ergebenst mit, dass die 
durch die Verfügung vom 20. Mai 1886 No. 654/2. M. M. A. (A.-V.-Bl. für 1886 
No. 106 S. 169) vorgeschriebenen, Ende April jeden Jahres hierher vorzulegenden 
Mittheilungen über die stattgehabten Ueberführungen von Kranken nach anderen 
Garnisonlazarethen und über die dortseits getroffenen bezüglichen Anordnungen 
künftighin in Fortfall kommen können. 

Amtliches Beiblatt. 1895. 


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Die gleichzeitig Ende April jeden Jahres, gemäss des Schlusssatzes der Ver¬ 
fügung vom 11. Februar 1893 No. 1392/11. 92. M. A., hierher vorznlegenden 
Berichte über Anordnungen, betreffend Lazarethkranke, deren Behandlungsdauer 
die Zeit von zwei Monaten überschritten hat, sind künftighin ebenfalls nicht mehr 
erforderlich, nachdem sich die durch die letztgenante Verfügung getroffenen, auch 
künftig besonders zu beachtenden Anordnungen, nach den übereinstimmenden 
Meldungen sämmtlicher Sanitätsämter, durchaus bewährt haben. 

Es ist diesseits jedoch aufgefallen, dass mehrfach mit den nach vorstehender 
Verfügung den Sanitätsämtern zu erstattenden Berichten der Sanitätsoffiziere gleich¬ 
zeitig Abschriften der Krankenblätter über die betreffenden Lazarethkranken einge¬ 
fordert oder eingereicht worden sind. 

Im Interesse der Verminderung des Schreibwesens dürfte es jedoch angängig sein, 
für gewöhnlich hierbei von der Einreichung von Krankenblattabschriften abzusehen 
und nur in solchen Fällen, wo eine Einsichtnahme in Krankenblätter für erforderlich 
erachtet wird, dieselben in Urschrift einzufordern. 

No. 213/5. 95. M. A. v. Coler. 


Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, 24. Mai 1895. 

Dem Königlichen Generalkommando beehrt sich die Abtheilung, anliegend 
. . Exemplare des vorläufigen Berichts*) über die zur Gewinnung physiologischer 
Merkmale für die zulässige Belastung des Soldaten auf Märschen mit Genehmigung 
Seiner Exzellenz des Herrn Kriegsministers diesseits angeordneten und von 
Dr. N. Zuntz, Professor der Physiologie von der landwirtschaftlichen Hochschule 
zu Berlin und Dr. Schumburg, Stabsarzt beim medizinisch-chirurgischen Friedrich- 
Wilhelms-Institut ausgeführten wissenschaftlichen Versuche mit dem ganz ergebensten 
Ersuchen zu übersenden, je ein Exemplar den unterstellten Divisions- und Infanterie- 
Brigade - Kommandos sehr gefälligst übermitteln, das Uebrigbleibende aber zur 
geneigten dortseitigen Kenntniss entnehmen zu wollen. 

Das Sanitätsamt ist diesseits angewiesen worden, dem Königlichen General¬ 
kommando über das Ergebniss der Versuche Vortrag zu halten und zugleich Vor¬ 
schläge darüber zu machen, wie die bisher an einer kleinen Anzahl von Versuchs¬ 
personen angestellten Beobachtungen im grösseren Rahmen des Truppendienstes zu 
erweitern sein würden, um auf der so gewonnenen breiteren Grundlage praktischer 
Erfahrungen über Wesen, Ursache und Vorbeugungsmaassregeln für die 'als Hitzschlag 
bezeichneten Marschkrankheiten zu gelangen. 

No. 2521/3. 95. M. A. v. Coler. 

Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, 5. Juni 1895. 

Bei der Wäscheausbietung für die LazarethVerwaltung für das Jahr 1896/97 
sind zur Verfügung der Abtheilung Stücke besonders nicht zu beschaffen. 

No. 49/6. 95. M. A. v. Coler. 


*) Siehe Heft 2 der Deutschen Militärärztlichen Zeitschrift für 1895. 


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61 


Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, 5. Juni 1895. 

Der Königlichen Intendantur wird mit Bezug auf die an das dortige Königliche 
Generalkommando gerichtete Verfügung des Kriegsministeriums vom 19. Mai d. J. 
No. 221/5. 95. Z. 1 empfohlen, im Einvernehmen mit dem Sanitätsamte die Be¬ 
schaffung der Monatsschrift „In des Königs Rock* auch für die Garnisonlazarethe 
in Erwägung zu nehmen und das dazu Erforderliche zu veranlassen. 

Die Kosten würden auf den Bibliothekfonds (Kapitel 29 Titel 15 b) der einzelnen 
Lazarethe zu übernehmen, die Bestellung und nach Befinden auch die Bezahlung 
der Schrift abe* der Vereinfachung wegen zweckmässig von einer Stelle zu be¬ 
wirken sein. * 

No. 2676/5. 95. M. A. v. Coler. 


A.-V.-Bl. 14, No. 133. 

Einführung neuer Proben von Ausrüstungs- und Bekleidungsstücken. 

Auf den Mir gehaltenen Vortrag bestimme Ich: 

1. Bei der Infanterie und den Jägern (Schützen) sind: 

a) die Helme und Tschakos — unbeschadet der bezüglich der Be¬ 
schläge und der Zierarten zur Zeit bestehenden Verschiedenheiten, — 

b) die Tornister, 

c) die Patronentaschen für Gemeine, 

d) die Leibriemen, 

e) die Hemden. 

f) die Unterhosen 

für die Folge nach den von Mir genehmigten Proben zu beschaffen bezw. 
anzufertigen. 

Die Probe der Hemden ist auch für die gesummten übrigen 
Truppen, die der Unterhosen für die übrigen Fusstruppen maass¬ 
gebend. 

2. Bel den sämmtlichen Fusstruppen erhalten die Waffenröcke getheilte 
Schösse sowie an den Aermeln einen Schlitz zum Auf- und Zuknöpfen des 
unteren Aermels. Auch werden die Waffenröcke im Allgemeinen weiter, 
die Kragen an denselben um einen halben bis einen Centimeter niedriger 
und etwa einen Centimeter weiter, als bisher üblich, angefertigt und 
verpasst. 

3. Die aus Vorstehendem sich ergebenden Aenderungen in der Ausrüstung 
und Bekleidung der Truppen gelangen zur Ausführung, soweit die Mittel 
hierzu verfügbar sind. Auch sind die Aenderungen bei den Ausrüstungs¬ 
stücken derart durchzuführen, dass die Bataillone für die Kriegsstärke 
jederzeit in sich gleichmässig ausgestattet sind. Nur bei den für die Ersatz- 
Bataillone bezw. Abtheilungen niedergelegten Ausrüstungsstücken kann 
während der Uebergangszeit über Verschiedenheiten hinweggesehen werden. 

Das Kriegministerium hat hiernach das Weitere zu veranlassen. 

Neues Palais, den 25. Mai 1895. 

Wilhelm. 

An das Kriegsministerium. Bronsart v. Scliellendorff. 


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62 


A.-V.-Bl. 14, No. 135. 

Kriegsministerinm. Berlin den 5. Juni 1895. 

Beförderung der Lazarethgehülfen. 

Mit Allerhöchster Genehmigung treten im §. 7 der * Bestimmungen über 
Beförderung der Unteroffiziere im Frieden vom 14. Juni 1894“ folgende Aende- 
rungen ein: 

1. Absatz 2 ist zu streichen. 

2. An Stelle desselben ist zu setzen: 

„In sinngemässer Anwendung der Bestimmungen des §. 3,1 A. B. auf 
die Lazarethgehülfen darf die Genehmigung zum Tragen des Offizier¬ 
seitengewehrs ertheilt werden: 

A. nach zurückgelegter 9jahriger Dienstzeit: 

a) den Oberlazarethgehülfen in etatsmässigen Schreiberstellen, 

b) den Oberlazarethgehülfen, welche als Lazareth-Rechnungsführer 
verwendet werden. 

B. in der Regel nicht vor zuriiekgelegter 18 jähriger Dienstzeit: 
anderen Oberlazarethgehülfen, welche hierzu in Anerkennung 
besonders guter und treu geleisteter Dienste der Allerhöchsten 
Gnade empfohlen werden. Bezügliche Anträge sind ebenfalls 
auf dem Dienstwege zum 15. November jedes Jahres an das 
Kriegsministerium zu richten.“ 

Bronsart v. Sehellendorff. 

No. 11C4/5. 95. A. 1. 


A.-V.-Bl. 15, No. 140. 

Kriegsministerinm. Berlin den 9. Juni 1895. 

Anlegung der Inaktivitäts-Abzeichen. 

Die durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 26. Januar 1895 als Entwarf zur 
Einführung gelangte „Bekleidungsvorschrift für Offiziere und Sanitätsoffiziere. 
Theil I. Anzugsbestimmungen“ setzt unter Ziffer 58 fest,-dass inaktive Offiziere etc., 
welchen die Erlaubniss zum Tragen einer Uniform verliehen ist, diese entweder für 
alle Zeiten mit denjenigen Unterscheidungszeichen, welche bei ihrem Ausscheiden 
vorgesohrieben waren, oder nach Maassgabe etwaiger neuer Vorschriften — jedenfalls 
aber mit den vorgeschriebenen Inaktivitäts-Abzeichen — tragen können. 

Die Anlegung dieser Inaktivitäts-Abzeichen, deren Beschreibung in dem II. Theil 
der Anzugsbestimmungen enthalten sein wird, muss demzufolge auch in allen den¬ 
jenigen Fällen stattfinden, in denen die Allerhöchsten Kabinets-Ordres, welche die 
Verabschiedung oder Stellung zur Disposition unter Verleihung der Erlaubniss zum 
Tragen einer Uniform anordnen, den Zusatz „mit den für Verabschiedete vorge¬ 
schriebenen Abzeichen“ oder „mit den bestimmungsmässigen Abzeichen* nicht 
besonders enthalten. 

Bronsart v. Schellendorff. 

No. 602'5. 95. Z. 1. 


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63 


Personal-Veränderungen im Sanitätskorps.' 

Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen. 

Die Stabs- und Bats.-Aerzte: Dr. Statz vom Pion.-Bat. No. 16, zum 
Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Drag.-Regts. von Wedel (Pomm.) No. 11, 

— Dr. Espeut vom 2. Bat. des Königin Elisabeth Garde-Gren.-Regts. No. 3, zum 
Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Gren.-Regts. König Friedrich Wilhelm IV. 
(1. Pomm.) No. 2, — Dr. Böttcher vom 3. Bat. des Inf.-Regts. von. Al vensleben 
(6. Brandenburg.) No. 52, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Litthau. 
Ulan.-Regts. No. 12, — Dr. Kunze vom 2. Bat des Fussart-Regts. von Linger 
(Ostpreuss.) No. 1, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Drag.-Regts. König 
Albert von Sachsen (Ostpreuss.) No. 10; — die Assist. - Aerzte 1. Kl.: 
Dr. Aschenbach vom Thüring. Ulan.-Regt. No. 6, zum Stabs- und Bats.-Arzt des 
Pion.-Bats. No. 16, — Dr. Papenhausen vom Leib-Garde-Hus.-Regt, zum Stabs¬ 
und Bats.-Arzt des 2. Bats. des Inf.-Regts. Graf Barfuss (4. Westföl.) No. 17, — 
Dr. Rosenthal vom Feldart-Regt. General-Feldzeugmeister (1. Brandenburg.) No. 3, 
zum Stabs- und Bats.-Arzt des 2. Bats. 3. Posen. Inf.-Regts. No. 58, — Dr. Rhese 
vom Feldart.-Regt. No. 35, zum Stabs- und Bats.-Arzt des 2. Bats. des Inf.-Regts. 
No. 140, — Dr. Ebertz vom 2. Bad. Drag.-Regt. No. 21, zum Stabs- und Bats.- 
Arzt des 1. Bats. des Bad. Fussart.-Regts. No. 14, — Dr. Ziemer aom Train-Bat. 
No. 17, zum Stabs- und Bats.-Arzt des 1. Bats. des Inf.-Regts. von Boyen (5. Ost¬ 
preuss.) No. 41; — die Assist.-Aerzte 2. Kl.: Dr. Leuchtenberger vom 
Garde-Train-Bat., — Dr. Janz vom Inf.-Regt. von Borcke (4. Pomm.) No. 21, — 
Dr. Plitt vom Schleswig-Holstein. Train-Bat. No. 9, — Zemke vom Drag.-Regt. 
König Albert von Sachsen (Ostpreuss.) No. 10. — Dr. Knaak vom Schleswig. 
Feldart. - Regt. No. 9, — Dr. Schmiz vom 2. Rhein. Hus.-Regt. No. 9, — 
Dr. Taubert vom Garde-Füs.-Regt.,— Dr. Glatzel vom 2. Garde-Regt. zu Fuss,— 
Dr. Brausewetter vom 2. Garde-Drag.-Regt., — zu Assist.-Aerzten 1. Kl.; 

— die Unterärzte: Dr. Becker vom Inf.-Regt. von Boyen (5. Ostpreuss.) No. 41, 
unter gleichzeitiger Versetzung zum Gren.-Regt. König Friedrich III. (1. Ostprenss.) 
No. 1, — Dr. Tornow vom Inf.-Regt. Graf Tauentzien von Wittenberg (3. Branden¬ 
burg.) No. 20, — Dr. Daos&uer vom 5. Rhein. Inf.-Regt. No. 65, — Dr. Schall 
vom 1. Hanseat. Inf.-Regt. No. 75, dieser unter gleichzeitiger Versetzung zum 
Feldart.-Regt. General-Feldzeugmeister (1. Brandenburg.) No. 3, — Dr. Krebs vom 
2. Hannov. Inf.-Regt. No. 77, unter gleichzeitiger Versetzung zum Hus.-Regt, Kaiser 
Franz Joseph von Oesterreich, König von Ungarn (Schleswig-Holstein.) No. 16, — 
Dr. Hoppe vom 1. Bad. Leib-Gren.-Regt. No. 109, unter gleichzeitiger Versetzung zum 
Train-Bat. No. 17, — Dr. Bl ec her vom Inf.-Regt. Markgraf Ludwig Wilhelm 
(3. Bad.) No. 111, unter gleichzeitiger Versetzung zum Inf.-Regt. von Lützow (1. Rhein.) 
No. 25, — Dr. Borgmann vom Hannov. Jäger-Bat. No. 10, unter gleichzeitiger 
Versetzung zum Oldenburg. Drag.-Regt. No. 19, — Dr. Kuhn vom Iilf.-Regt. 
Markgraf Karl (7. Brandenburg.) No. 60, unter gleichzeitiger Versetzung zum 1. Leib- 
Hus.-Regt. No. 1, — zu Assist-Aerzteu 2. KI., — Dr. Trembur, Marine- 
Unterarzt von der 2. Matrosen-Div., zum Marine-Assist.-Arzt 2. Kl.; — die Assist.- 
Aerzte 1. Kl. der Res.: Dr. Koenig vom Landw.-Bez. Halberstadt, — 
Dr. Mosberg vom Landw.-Bez. III Berlin, — Prebel vom Landw.-Bez. Woldenberg, 

— Dr. Schlange vom Landw.-Bez. Hannover, — Dr. Hoffmann vom Landw.- 
Bez. Halle a. S., — Dr. Ratz vom Landw.-Bez. Erfurt, — Dr. Bock I. vom 
Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Hoffmann vom Landw.-Bez. I Trier, — Dr. Kresin 
vom Landw.-Bez. Danzig, — Dr. Dommer vom Landw.-Bez. Hannover, — 
Dr. Lüssem vom Landw.-Bez. Neuwied, — Dr. Oettinger vom Landw.-Bez. Ham¬ 
burg, — Dr. Schmitz vom Landw.-Bez. I Bochum; — die Assist.-Aerzte 1. Kl. 
der Landw. 1. Aufgebots: Schenck vom Landw.-Bez. Lörrach, — Dr. Donitzky 
vom Landw.-Bez. Hannover, — Dr. von Wild vom Landw.-Bez. I Cassel, — 
Dr. Appuhn vom Landw.-Bez. Hannover,— Dr. Plinke vom Landw.-Bez. Celle, 

— Dr. Kirberger vom Landw.-Bez. Frankfurt a. M., — Dr. Reinecke vom 
Landw.-Bez. Kiel, — Dr. Orth I. vom Landw.-Bez. I Darmstadt, — Aue vom 


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64 


Landw.-Bez. Hildesheim, — Dr. Neu mann vom Landw.-Bez. Königsberg, — 
Dr. Mirbach vom Landw.-Bez. Neuss, — Dr. Gr ei ff vom Landw.-Bez. II Münster, 

— Dr. Fleischhauer vom Landw.-Bez. Neuss, — Dr. Knauer vom Landw.-Bez. 
Görlitz, — Dr. Laffert vom Landw.-Bez. Stargard; —die Assist.-Aerzte 1. Kl. 
der Landw. 2. Aufgebots: Dr. Kirchberg vom Landw.-Bez. II Braunschweig, 

— Dr. von Thaden vom Landw.-Bez. Lübeck, — Prof. Dr. Fl ein er vom Landw.- 
Bez. Heidelberg, — zu Stabsärzten, — befördert. — Die Assist.-Aerzte 
2. Kl. der Res.: Dr. Gissler vom Landw.-Bez. Offenburg, — Dr. Feis vom 
Landw.-Bez. Frankfurt a. M,, — Dr. Ivers vom Landw.-Bez. Torgau, — 
Dr. Bender vom Landw.-Bez. Metz, — Dr. Kallius vom Landw.-Bez. Göttingen, — 
Dr. Zimnik vom Landw.-Bez. Gleiwitz, — Dr. Hillemanns vom Landw.-Bez. 
Geldern, — Süssmann vom Landw.-Bez. Kreuzburg, — Dr. Rü sch hoff vom 
Landw.-Bez. I Bochum, — Dr. Hellner vom Landw.-Bez. III Berlin, — 
Dr. Schmidt vom Landw.-Bez. Magdeburg, — Dr. Win ekler vom Landw.-Bez. 

I Breslau, — Dr. Kaute vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Streitke vom 
Landw.-Bez. Frankfurt a. M., — Dr. Jacoby II. vom Landw.-Bez. III Berlin, — 
Dr. Berger vom Landw.-Bez. Mainz,— Pinther vom Landw\-Bez. Altenburg, — 
Dr. Funcke vom Landw.-Bez. Strassburg, — Dr. Pick I. vom Landw.-Bez. 
III Berlin, — Dr. Weidmann vom Landw.-Bez. Stolp, — Dr. Kulenkamp vom 
Landw.-Bez. II Altona, — Dr. Blumenthal vom Landw.-Bez. III Berlin, — 
Dr.Sartorius vom Landw.-Bez. Bonn, — Dr. Sander II. vom Landw.-Bez. III Berlin, 

— Dr. Schultz vom Landw.-Bez. Worms, — Dr. Levinstein vom Landw.-Bez. 
III Berlin, — Dr. Körner vom Landw.-Bez. Hannover, — Dr. Westphalen vom 
Landw.-Bez. Kiel, — Dr. Gerhardi vom Landw.-Bez. Siegen, — Dr. Fähndrich 
vom Landw.-Bez. Offenburg, — Dr. Meyerhardt vom Landw.-Bez. Woldenberg; 
die Assist.-Aerzte 2. Kl. der Landw. 1. Aufgebots: Dr. Boldt vom Landw.- 
Bez. Graudenz, — Dr. Bloch vom Landw.-Bez. Mülhausen i. E., — Dr. Lüsebrink 
vom Landw.-Bez. Marburg, — Dr. König vom Landw.-Bez. St. Wendel, — 
Dr. Lochte vom Landw.-Bez. Hamburg, — Dr. Hesse II. vom Landtv.-Bez. III Berlin, 

— Dr. Köhler vom Landw.-Bez. Görlitz, — Dr. Fiedler vom Landw.-Bez. 
Dessau, — zu Assist. - Aerzten 1. Kl.; — die Unterärzte der Res;: 
Dr. Pochat vom Landw.-Bez. Stettin, — Dr. Tschirschwitz vom Landw.-Bez. 
Hamburg, — Lemberg, Dr. Hildebrandt vom Landw.-Bez. III Berlin, — 
Dr. Encke vom Landw.-Bez. Rostock, — Dr. Schirmer vom Landw.-Bez. I Cassel, 

— Dr. Halle, Dr. Oppler vom Landw.-Bez. I Breslau, — Dr. Cordes vom 
Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Westphal vom Landw.-Bez. Anklam, — Dr. Epstein, 
Dr. Löwenthal vom Landw\ -Bez. I Breslau, — Dr. Hammerschmidt, 
Dr. Farwig vom Landw.-Bez. I Münster, — Schumann vom Landw.-Bez. Detmold, 

— Dr. Tenderich vom Landw.-Bez. Recklinghausen, — Dr. Mohr vom Landw.- 
Bez. Bielefeldt, — Fonrobert. vom Landw.-Bez. Rostock, — Wohlberg vom 
Landw.-Bez. I Bremen, — Dr. Engel vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Essen 
vom Lahdw.-Bez. Aurieh, — Dr. Gersdorf vom Landw.-Bez. I Braunschweig. — 
Dr. Mönnikes vom Landw.-Bez. Paderborn. — Schläger vom Landw.-Bez. 

II Oldenburg, — Dr. Hoch heim vom Landw.-Bez. I Cassel, — Girs hausen 
vom Landw.-Bez. Mannheim, — Dr. Buchmüller vom Landw.-Bez. Bruchsal, — 
Fassbender vom Landw.-Bez. Cöln, — Dr. Roos, Roth, Kreitz, Schmidt 
vom Landw.-Bez. Strassburg, — Dr. Drewitz vom Landw.-Bez. Ankläm, — 
Dr. Müller vom Landw.-Bez. Neustadt, — Dr. Möhlfeldt, Unterarzt der Marine- 
Res. vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Dürr, Unterarzt der Marine-Res. vom 
Landw.-Bez. Offenburg, — zu Assist.-Aerzten 2. Kl., — befördert. — Den 
Oberstabsärzten I. Kl. und Regts.-Aerzten: Dr. Weigand vom Inf.-Regt. 
No. 138, — Dr. Wende vom Inf.-Regt. Markgraf Ludwig Wilhelm (3. Bad.) 
No 111, — Dr. Zedelt vom Inf.-Regt. Keith (1. Oberscbles.) No. 22, — Dr. Boehr, 
Oberstabsarzt 1. Kl. und Garn.-Arzt in Stettin, — Dr. Hecker, Oberstabsarzt 2. Kl. 
und Regts.-Arzt des Niederrhein. Füs.-Regts. No. 39, — ein Patent ihrer Charge, 

— Dr. Grundier, Gen.-Arzt 2. Kl und Korpsarzt des II. Armeekorps, der Charakter 
als Gen.-Arzt 1. Kl.; — den Oberstabsärzten 2. Kl. und Regts.-Aerzten: 
Dr. Kirchner vom Greu.-Regt König Friedrich III. (1. Ostpreuss.) No. 1, — 


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65 


Dr. Winter vom Inf.-Regt. von Groliftan (1. Posen.) No. 18, — Dr. Rittershansen 
vom lnf.<Regt. No. 97, — Dr. Weber vom 3. Thüring. Inf.-Regt. No. 71, — 
Dr. Mahner-Mons vom Inf.-Regt. Graf Kirchbach (1. Niederschles.) No. 46, — 
Dr. Kroker vom Nassau. Feldart.-Regt. No. 27, — Dr. Wischer vom 7. Thüring. 
Inf-Regt. No. 96, — der Charakter als Oberstabsarzt 1. Kl., — verliehen. 

— Dr. Zabel, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom Drag.-Regt. König Albert 
von Sachsen (Ostpreuss.) No. 10, zum Grossherzogi. Hess. Feldart.-Regt No. 25 
(Grossherzogi. Art-Korps), — Dr. Schönlein. Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt 
vom Gren.-Regt. König Friedrich Wilhelm IV. (1. Pomm.) No. 2, zum 1. Hanseat. 
Inf.-Regt. No. 75, — versetzt. — Die Stabs- und Bats.-Aerzte: Dr. Essel¬ 
brügge vom 3. Bat. 5. Westfäl. Inf.-Regts. No. 53, zum 1. Bat. desselben Regts., 

— Dr. Weber vom 3. Bat. des Grossherzogi. Mecklenburg. Füs.-Regts. No. 90, 
zum 2. Bat des Königin Elisabeth Garde-Gren.-Regts. No. 3, — Dr. Hoffmann 
vom 2. Bat. des Inf.-Regts. Graf Barfuss (4. Westfäl.) No. 17, zum 3. Bat. des 
Grossherzogi. Mecklenburg. Füs.-Regts. No. 90, — Dr. Eckermann vom 1. Bat. 
des Inf.-Regts. von Boyen (5. Ostpreuss) No. 41, zum 2. Bat. des Fussart-Regts. 
von Linger (Ostpreuss.) No. 1, — Dr. Varenhorst vom 2. Bat. des Inf.-Regts. 
No. 140, zum 1. Bat des Inf.-Regts. Graf Bülow von Dennewitz (6. Westfäl.) 
No. 55, — Dr. Ziemann vom 1. Bat. des Bad. Fussart-Regts. No. 14, zum 3. Bat. 
4. Thüring. Inf.-Regts. No. 72, — Dr. Grosser vom 2. Bat. 3. Posen. Inf.-Regts. 
No. 58, zum 2. Bat. des Inf.-Regts. von Courbiere (2. Posen.) No. 19; — die 
As8ist.-Aerzte 2. Kl.: Dr. Jahn vom Hus.-Regt. Kaiser Franz Joseph von 
Oesterreich, König von Ungarn (Schleswig-Holstein.) No. 16, zum 2. Bad. Drag.- 
Regt No. 21, — Beck vom 1. Grossherzog]. Hess. Inf.-(Leib-Garde-)Regt. No. 115, 
zum Thüring. Ulan.-Regt. No. 6,— Dr. Graessner vom 1. Leib-Hus.-Regt. No. 1, 
zum Leib-Garde-Hus.-Regt., — Dr. Granier vom Inf.-Regt. Graf Tauentzien von 
Wittenberg (3. Brandenburg.) No. 20, zum 2. Pomm. Ulan.-Regt. No. 9, — 
Dr. Osann vom 1. Grossherzogi. Hess. Drag.-Regt. (Garde-Drag.-Regt.) No. 23, zum 
Hess. Feldart-Regt. No. 11, — versetzt — Dr. Triest, Stabs- und Bats.-Arzt 
vom 3. Bat. 4. Thüring. Inf.-Regts. No. 72, ä la suite des Sanitätskorps gestellt. — 
Dr. Büttner, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom 1. Hanseat. Inf.-Regt. No. 75, 
mit Pension, dem Charakter als Gen.-Arzt 2. Kl. und seiner bisherigen Uniform; — 
Dr. Schaefer, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom Grossherzogi. Hess. Feldart.- 
Regt. No. 25 (Grossherzogi. Art.-Korps), mit Pension und seiner bisherigen Uniform, 

— Dr. Schweiger, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom Litthau. Ulan.-Regt. 
No. 12, mit Pension, — Dr. Stabbert, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom 
Drag.-Regt. von Wedel (Pomm.) No. 11, mit Pension und seiner bisherigen Uniform, 

— Dr. Styx, Stabs- und Bats.-Arzt vom 1. Bat. des Inf.-Regts. Graf Bülow von Denne¬ 
witz (6. Westfäl.) No. 55, mit Pension, dem Charakter als Oberstabsarzt 2. Kl. 
und seiner bisherigen Uniform, — Prof. Dr. Behring, Stabsarzt ä la suite des 
Sanitätakorps, mit Pension und seiner bisherigen Uniform, — Dr. Knüppel, Assist - 
Arzt 1. Kl. der Res. vom Landw.-Bez. III. Berlin, — Dr. Eichler, Assist.-Arzt 
1. Kl. der Res. vom Landw.-Bez. Frankfurt a. O.; — den Stabsärzten der 
Landw. 1. Aufgebots: Dr. Böhler vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Steding 
vom Landw.-Bez. Schwerin, — Dr. Dithmar vom Landw.-Bez. I Oldenburg, — 
Dr. Born vom Landw.-Bez. Dessau, diesem mit seiner bisherigen Uniform, — Prof. 
Dr. Lahs, Oberstabsarzt 2. Kl. der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-Bez. Marburg, 
mit dem Charakter als Oberstabsarzt 1. Kl. mit seiner bisherigen Uniform, — Dr. 
v. Holwede, Stabsarzt der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-Bez. I Braunschweig, 

— Dr. Steinebach, Assist.-Arzt 1. Kl. der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.- 
Bez. Osnabrück, — Dr. Reisinger, Assist.-Arzt 1. Kl. der Landw. 2. Aufgebots 
vom Landw.-Bez. Mainz, — Dr. Schüller, Assist-Arzt 2. Kl. der Landw. 2. Aufgebots 
vom Landw.-Bez. Oels, — der Abschied bewillligt. — Dr. Obuch, Assist.- 
Arzt 1. Kl. vom Inf.-Regt. Fürst Leopold von Anhalt-Dessau (1. Magdeburg.) No. 26, 
aus dem aktiven Sanitätskorps ausgeschieden und zu den Sanitätsoffizieren der Res. 
übergetreten. 

Kiel, an Bord S. M. Yacht „ Hohenzollern“, den 25, Juni 1895. 


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Nachweisung der beim Sanitätskorps in den Monaten April und Mai 1895 
eingetretenen Veränderungen. 

Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee. 

Den 24. April. 

Kühe, einjährig-freiwilliger Arzt, zum Unterarzt bei dem Inf.-Regt. Graf Kirch- 
bach (1. Niederschles.) No. 46, ernannt, 

den 10. Mai. 

Dr. Helmbold, einjährig-freiwilliger Arzt vom 6. Thüring. Inf.-Regt. No. 95, 
zum Unterarzt im Inf.-Regt. von Wittich (3. Hess.) No. 83, ernannt, 

den 11. Mai. 

Dr. Leimbach, einjährig-freiwilliger Arzt vom Niederschles. Inf.-Regt No. 51, 
zum Unterarzt im Feldart.-Regt von Podbielski (Niederschles.) No. 5, ernannt, 

den 15. Mai. 

Dr. Derlin, Unterarzt vom 2. Nassau. Inf.-Regt. No. 88,— Dr. Graessner, 
Unterarzt vom 4. Bad. Inf.-Regt. Prinz Wilhelm No. 112, 

den 22. Mai. 

Dr. v. Üaselberg, Unterarzt vom Inf.-Regt. Freiherr von Sparr (3. Westfal.) 
No. 16, . 

den 31. Mai. 

Dr. Marx, Unterarzt vom 2. Bad. Gren.-Regt. Kaiser Wilhelm I. No. 110, — 
sämmtlich mit Wahrnehmung je einer bei ihren Truppentheilen offenen Assist- 
Arztstelle beauftragt. 


Veränderungen im Königlich Bayerischen Sanitätskorps. 

Den 31. Mai 1895. 

Dr. Weinig (Gunzenhausen), Stabsarzt, — Dr. Hautle (Augsburg), Assist- 
Arzt 1. Kl., Letzterem mit der Erlaubniss zum Tragen der Uniform mit den Ab¬ 
zeichen für Verabschiedete, — Beide von der Landw. 1. Aufgebots, — Dr. Porzelt 
(Kitzingen), Stabsarzt. — Dr. Günther (Gunzenhausen), Dr. Wagner, Dr. Freese 
(Hof), Assist-Aerzte 1. Kl., — sämmtlich von der Landw. 2. Aufgebots, — der 
Abschied bewilligt. — Dr. van Nüss (Kissingen), Dr. Teufel (Kitzingen), 
Dr. Attensamer (I. München), Assist-Aerzte 1. Kl. in der Landw. 1. Aufgebots, 
zu Stabsärzten, — Dr. Rebitzer (Weiden), Assist-Arzt 2. Kl. in der Res., — 
Dr. Fick (Hof), Assist.-Arzt 2. Kl. in der Landw. 1. Aufgebots, — zu Assist- 
Aerzten 1. Kl., — befördert. 

Den 4. Juni 1895. 

Dr. Ritter v. Lotzbeck, Generalstabsarzt der Armee (mit dem Range als 
Gen.-Lt.) und Chef des Sanitätskorps und der Medizinalabtheil, im Kriegsministerium, 
in Genehmigung seines Abschiedsgesuches und unter Versetzung in das Verhältniss 
ä la 6uite des Sanitätskorps, mit der gesetzlichen Pension zur Disp. gestellt. — 
Dr. Vogl, Gen.-Arzt 1. Kl. und Vorstand des Operationskursus für Militärärzte, 
zum Generalstabsarzt der Armee, Chef des Sanitätskorps und der Medizinalabtheil, 
im Kriegsministerium ernannt. — Dr. Schönborn, Gen.-Arzt 1. Kl. und a la suite 
des Sanitätskorps, — Dr. Port, Gen.-Arzt 1. Kl. und Korpsarzt II. Armeekorps, 
— der Rang als Gen.-Major verliehen. 


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Den 12. Juni 1895. 

Riedl, Unterarzt des 4. Inf.-Regts. König Wilhelm von Württemberg, zum 
Assist.-Arzt 2. Kl. in diesem Truppentheil, — Dr. Morian (Augsburg), Dr. Mantel 
(Amberg), Hirsch (Würzburg), Unterärzte der Res., zu Assist.-Aerzten 2. Kl. der 
Res., — befördert. 

Den 14. Juni 1895. 

Dr. Mohr, Gen.-Arzt 1. Kl. (mit dem Range als Gen.-Major) und Korpsarzt 
I. Armeekorps, in Genehmigung seines Abschiedsgesuches mit der gesetzlichen Pension 
zur Disp. gestellt. — Dr. Seggel, Oberstabsarzt 1. Kl., unter Beibehaltung seiner 
bisherigen Eigenschaft als Dozent dortselbst, zum Vorstand des Operationskurses 
für Militärärzte ernannt. — Dr. Vogl, Oberstabsarzt 1. Kl., bisher Chefarzt des 
Garn.-Lazareths München und Div.-Arzt der 1. Div., mit Wahrnehmung der Ge¬ 
schäfte des Korpsarztes I. Armeekorps beauftragt. — Dr. Rüth, Oberstabsarzt 1. Kl. 
und Regts.-Arzt im 5. Feldart.-Regt., — Dr. Schuster, Oberstabsarzt 1. Kl. und 
Dozent am Operationskurs für Militärärzte, — Patente ihrer Charge verliehen. 

Den 25. Juni 1895. 

Dr. Wohlfart (Augsburg), Stabsarzt der Res., — Dr. Köberlin (Erlangen), 
Assist.-Arzt 1. Kl. der Landw. 2. Aufgebots, — der Abschied bewilligt. 

Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee. 

Steidl, einjährig-freiwilliger Arzt vom 1. Train-Bat., zum Unterarzt im 
1. Schweren Reiter-Regt. Prinz Karl von Bayern ernannt und mit Wahrnehmung 
einer offenen Assist.-Arztstelle beauftragt. 


Veränderungen im Königlich Sächsischen Sanitätskorps. 

Den 25. Juni 1895. 

Dr. Merzdorf, Assist.-Arzt 2. KI. vom 3. Inf.-Regt. No. 102 Prinz Regent 
Luitpold von Bayern, zum Assist.-Arzt 1. Kl., — Walter, Unterarzt vom 2. Gren.- 
Regt. No. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preussen, — Dr. Schreber, Unterarzt 
vom 4. Inf.-Regt. No. 103; — die Unterärzte der Res.: Dr. Neidhardt des 
Landw.-Bez. Schneeberg, — Dr. Barnick, Grosse, Hillmann, Dr. Schmidt, 
Franke, Stroscher, Meinel des Landw.-Bez. Leipzig, — Dr. Hanfe, Rumpel, 
Dr. Hopf, Dr. Beschorner, Dr. Bassenge des Landw.-Bez. Dresden-Altst., — 
Dr. H esse, Dr. Schnabel, Reinhardt, Unterärzte der Landw. 1. Aufgebots des 
Landw.-Bez. Leipzig, — zu Assist.-Aerzten 2. Kl., — befördert. — 
Dr. Troitzsch, Dr. Haase, Stabsärzte der Landw. 2. Aufgebots des Landw.- 
Bez. Leipzig, behufs Ueberfübrung zum Landsturm 2. Aufgebots der Abschied be¬ 
willigt. 


Veränderungen im Königlich Württembergischen Sanitätskorps. 

Den 10. Jnni 1895. 

Beck,’ Unterarzt der Res. vom Landw.-Bez. Reutlingen, unter gleichzeitiger 
Anstellung im aktiven Sanitätskorps und zwar beim Inf.-Regt. König Wilhelm L 
No. 124, zum Assist.-Arzt 2. Kl. befördert. 


Ordensverleihungen. 

Preussiscbe: 

Den Rothen Adler-Orden vierter Klasse: 

dem Stabsarzt a. D. Prof. Dr. Angerstein zu Berlin. 


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68 


F re mde: 

Das Komthurkreuz des Militär-Verdienst-Ordens: 

dem Generalarzt 1. Kl. z. D. (mit dem Hange als Generalmajor) Dr. Mohr, 
bisher Korpsarzt I. Armeekorps. 

Das Ritterkreuz des Ordens der Württembergischen Krone: 

dem (Oberstabsarzt 1 . Kl. Dr. Steiner, Gam.-Arzt der Festung Ulm (linkes 
Donauufer). 

Das Ehrenkreuz des Grossherzoglich Mecklenburg - Schwerinschen 
Greifen-Ordens und das Offizierkrenz des Französischen Ordens der 
Ehrenlegion: 

dem Stabsarzt Dr. Behring, a la suite des Sanitätskorps. 

Den Verdienst-Orden vom heiligen Michael erster Klasse: 

dem Generalstabsarzt z. D. (mit dem Range als Gen.-Lt) Dr. Ritter v. Lotzbeck, 
a la suite des Sanitätskorps, bisher von der Armee und Chef des Sanitätskorps 
und der Medizinalabtheil. im Kriegsministerium. 

Das Offizierkreuz des Königlich Griechischen Erlöser-Ordens: 

dem Stabsarzt Dr. Ko walk, Bats.-Arzt des 2. Bats. 2. Garde-Regts. zu Fuss, 

dem Stabsarzt Dr. Wer nicke vom medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms- 
Institut. 


Familien-Nachrichten. 

Verbindungen: Dr. Hormann, Stabsarzt, mit Fräulein Käthe Mosel (Goslar), 
— Dr. Barth, Stabsarzt, mit Fräulein Helene Petiskus (Breslau). 

Todesfälle: Bruno Mögel, Assistenzarzt 2. KI. der Reserve (Altona), — Dr. Carl 
Ferdinand Sch aus s, Oberstabsarzt a. D. (Erfurt). 


Gedruckt in der Königlichen Hofbuchdruckerei von E.S. Mittler «ft Sohn, Berlin SW., Eochstr. 68—71. 


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Amtliches Beiblatt 

zur 

Deutschen militärärztlichen Zeitschrift 

1895. — Vierondzwanzigster Jahrgang. — M 8 tL 9. 


Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheiiung. Berlin, 13. Juni 1895. 

Gegen die Verwendung von gedörrten Mohrrüben zur Bereitung des Mittag* 
essens für Kranke der III. Beköstigungsform findet sich nichts einzuwenden 

Als Portionssatz werden auf Grund der dortseitigen Erfahrungen 25 g gedörrte 
Mohrrüben mit einem Kartoffelzusatz von 270 g als ausreichend erachtet 
Dem Königlichen Sanitatsamte ist Mittheilung zu machen. 

An die Königliche Intendantur des x. Armeekorps. 

Abschrift. 

No. 2332/5. 95. M. A. v. Coler. 


Kriegsministerium. 

Medizinal * Abtheilung. Berlin, 22. Juni 1895. 

Nach den auf Grund der Verfügung vom 4. Mai 1894 No. 2260/4. 94. M. A. 
erstatteten Berichten ist Dörrobst als Krankenkost durchaus geeignet und den 
bisher nach Beilage 14. IV. 18 der F. S. O. zur Krankenbeköstigung verwendeten 
gedörrten Obstarten, dem sogenannten Backobste, im Allgemeinen vorzuziehen. 

Nach dem Ergebnisse der angestellten Versuche erscheinen bei der Verwendung 
von Dörrobst mit Rücksicht auf seine grössere Ausgiebigkeit folgende Portionssätze 
als ausreichend: 

für Aepfel.50 g und 35 g Stückzucker 

* Birnen.60 „ Ä 15 * „ 

„ Pflaumen 

oder Kirschen.90 * „ 20 * „ 

Werden verschiedene Obstarten zusammen verabreicht, sogenanntes Mischobst, welches, 
wie von mehreren Seiten hervorgehoben wird, die Kranken bevorzugen, so wird 
ein Portionssatz von 60 g Dörrobst und 20 g Stückzucker für ausreichend erachtet. 
y Bei etwaiger Verwendung von Backobst als Krankenkost verbleibt es bei den 
bisherigen Sätzen unter IV. 18 der Beilage 14 der F. S. O. 

No. 1302/6. 95. M. A. v. Coler. 


Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, 24. Juni 1895. 

Um in den Krankenstuben das grelle Licht der Gasflamme von den Kranken 
während der Nachtruhe abzuhalten und einer Störung des Schlafes in wirksamer 
Weise zu begegnen, hat sich nach eingehendsten Versuchen die Anbringung einer 
sogenannten Globeglocke von Milchglas mit blauem Stoffüberzug über der Gas¬ 
flamme als am geeignetsten erwiesen. 

Amtliches Beiblatt. 1895. 


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70 


Die Befestigung des Stoffüberzuges an der Glocke geschieht zweckmässsig durch 
einen Drathring, weit genug, um einerseits ein Verbrennen des Stoffes, andererseits 
ein Herabfallen desselben zu verhindern. Wenn nöthig, kann der Drahtring noch 
mit drei Haken an dem oberen Rande der Glocke befestigt werden. 

Indem die Einführung derartiger Schutzvorrichtungen in den Krankenstuben 
mit Gasbeleuchtung nach Maassgabe der dortseits verfügbaren Mittel, eventuell 
zunächst nur in den mit Schwerkranken belegten Stuben, anheimgegeben wird, 
bemerkt die Abtheilung, dass etwaigen zweckmässigen Aenderungen in der An¬ 
bringung des Stoffüberzuges nichts entgegensteht. 

No. 814/6. 95. M. A. v. Coler. 


Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, 27. Juni 1895. 

Es hat sich das Bedürfniss herausgestellt, zur Förderung des Unterrichts der 
Lararethgehülfen, namentlich bei dem Unterricht über den Bau des menschlichen 
Körpers und die Verrichtungen seiner Theile, noch mehr wie bisher das von dem 
unterrichtenden Sanitätsoffizier Vorgetragene durch plastische Darstellungen und 
dergleichen zu veranschaulichen. 

Es eignen sich hierzu besondere Modelle des menschlichen Körpers und seiner 
Theile, wie sie die Lehrmittelanstalt Dr. med. Benninghoven o. Messing 
(Inhaber: Assistenzarzt 1. Klasse der Reserve Dr. Benninghoven), Berlin NW., 
Bandelstrasse No. 25, gemäss anliegender Preisliste anfertigt. 

Das Königliche Sanitätsamt wird daher ergebenst' ersucht, für jede der im 
Korpsbereich vorhandenen bezw. am 1. Oktober d. Js. einzurichtenden Lazareth- 
gehülfenschulen durch das Garnisonlazareth No. I hierselbst folgende Modelle von 
der genannten Firma beschaffen zu lassen: 

1. Kopf, natürliche Grösse, senkrecht durchschnitten, die Schädelknochen nebst 
Höhlen, Grosshirn und Kleinhirn sowie verlängertes Mark/] Nasenhöhle, Luftröhre, 
Zunge, Gaumen, Speiseröhre etc. sichtbar. Preis 10 JC. No. 2g der Preisliste. 

2. Augapfel, fünffach vergrössert, mit Muskelansätzen, in Horn-und Aderhant, 
Glaskörper und Linse zerlegbar. Preis 10 JC No. 3 a der Preisliste. 

3. Gehörorgan, fünffach vergrössert, nicht zerlegbar. Preis 10 JC No. 4a 
der Preisliste. 

4. Herz, natürliche Grösse, zum Oeffnen, auf Stativ. Preis 8 JC No. 9b,S 
der Preisliste. 

5. Torso stehend, von vorn zu öffnen, die Brusteingeweide, Lungen mit Herz 
in einem Stück, zum Herausnehmen; ebenso Magen, Leber und Milz. Preis 60 •£ 
No. lOi der Preisliste. 

Es ist dafür Sorge zu tragen, dass die Modelle in geeigneten Kästen und 
dergleichen sorgfältig aufbewahrt werden, im Uebrigen aber in ausgiebiger Weise 
beim Unterricht der Lazarethgehülfen Verwendung finden. 

In gleicher Weise, wie für die Lazarethgehülfenschulen im Korpsbereich des 
Gardekorps, wolle das Königliche Sanitätsamt auch für sämmtliche Lazarethgehülfen¬ 
schulen des I. bis XI., XIV. bis XVII. Armeekorps je einen Satz der obengenannten 
Modelle beschaffen und bei der somit einen grösseren Umfang annehmenden 


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71 


Bestellung möglichst eine gewisse Herabsetzung der von der genannten Firma für 
Einzelbestellungen normirten Preise anstreben lassen. 

Die Sanitätsämter der genannten Armeekorps werden von hier aus angewiesen 
werden, Wohldemselben Nachricht darüber zugehen zu lassen, für wie viele Lazareth- 
gehülfenschulen in dem betreffenden Korpsbereich Modelle erforderlich und wohin 
dieselben nach Lieferung zu überweisen sind. 

Die sämmtlichen entstandenen Kosten sind von dem Garnisonlazareth No. 1 
hierselbst zunächst bei den Vorschüssen zu verausgaben und besonders zu liqui- 
diren. * 

No. 2236/6. 95. M. A. v. Coler. 


Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, 30. Juni 1895. 

Nachdem durch die A. K. O. vom 31. 3. 92 Ziffer 12 (A.-V.-Bl. S. 75 für 1892) 
den Unterrossärzten der Wachtmeisterrang beigelegt worden ist, haben dieselben 
auch Anspruch auf die Krankenlöhnung dieser Charge. 

Die Aenderung des §. 248 der F. S. O. wird bei der Herausgabe eines Nach¬ 
trages zu derselben erfolgen. 

I. V. 

No. 1938/6. 95. M. A. Grossheim. 


Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, 3. Juli 1895. 

Dem Königlichen Sanitätsamt erwidert die Abtheilung auf die Eingabe 

vom.ergebenst, dass die Kosten für grössere, zur Verabreichung von 

Arzneien erforderliche Flaschen u. s. w. für die Folge beim Titel 13 des Kapitels 29 
zu verrechnen sind. 

Bestimmend für diese Entscheidung ist der Umstand, dass derartige Flaschen 
keinen unveränderlichen Stand in der Apotheke u. s. w. haben, sondern nach 
Maassgabe der ärztlichen Verordnungen zur Verabreichung von Lösungen mannig¬ 
facher Art für die Revierkrankenstuben und die verschiedenen Stationen benutzt 
werden, nachdem sie mit einem entsprechenden Aufschriftzettel versehen worden 
sind. Solche Flaschen sind daher ohne Rücksicht auf die Form und Grösse gemäss 
der Vorbemerkung 2 zur Beilage 26 der F. S. O. zu 1 den Nebenbedürfnissen zu 
zählen. Anders verhält es sich z. B. mit den unter lfd. No. 22 S. 582 a. O. auf¬ 
geführten Glasflaschen verschiedener Grösse mit weiter Oeffnung. Diese werden zum 
Ansetzen von Tinkturen gebraucht, bleiben dauernd in dem Sanitätsdepot oder der 
Lazarethapotheke und gehören daher zu den Apothekengeräthen. 

I. V. 

No. 599/5. 95. M. A. Grossheim. 

Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, 5. Juli 1895. 

Die Königliche Intendantur wolle für . . . Militärkrankenwärter, um welche 
den, Etat für das dortige Armeekorps zu erhöhen beabsichtigt wird, je 

1 Garnitur der etatsmässigen Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke 
Beilage 12 zur F. S. O., 


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ausserdem je 

1 Feldmütze, 

1 Drillichjacke, 

1 Drillichhose, 

1 Unterhose, 

1 Halsbinde, 

X Hemd und 

2 Schürzen von grauer Leinwand, endlich 

4ps Geräth und die Wasche zur kasernenmässigen Unterbringung dieser 
Militärkrankenwirter in Garnisonlazarethen 
sogleich neu beschaffen lassen. 

Auszuschliessen sind diejenigen Gegenstände, welche in reichem Maasse 
überschüssig vorhanden sind. 

Die Beschaffungskosten sind noch vor Ablauf des Kalenderjahres auf die 
General-Militärkasse zur Verrechnung bei Titel 11a des Kapitels 12 der einmaligen 
Ausgaben für 1895/96 anzuweisen und znm 1* Januar 1896 hierher anziunelden. 

I. V. 

No. 428/7. 95. M. A. Grossheim. 

Personal-Veränderungen im Sanitatskorps. 

Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen. 

Die Unterärzte: Dr. v. Haselberg vom Inf.-Regt Freiherr von Sparr 
(3. Westfäl.) No. 16, unter Versetzung zum Inf.-Regt. Graf Bülow von Dennewitz 
(6. Westfäl.) No. 55, — Dr. Lambert vom 8. Rhein. Inf.-Regt No. 70, unter 
Versetzung zum Inf.-Regt. Graf Werder (4. Rhein.) No. 30, — Dr. Grässner vom 
4. Bad. Inf.-Regt. Prinz Wilhelm No. 112, —Dr. Marz vom 2. Bad. Gren.-Regt 
Kaiser Wilhelm I. No. 110, — zu Assist. - Aerzten 2. KL; — die Assist- 
Aerzte 1. Kl. der Res.: Dr. Müller vom Landw.-Bez. Sangerhausen, — 
Dr. Schlief vom Landw.-Bez. Neutomischel, — Dr. Sepp vom Landw.-Bez. 
Magdeburg, — Dr. Heptner vom Landw.-Bez. Gleiwitz, — Dr. Bissmeyer vom 
Landw.-Bez. Andernach, — Dr. Buchbolz vom Landw.-Bez. Marburg, — 
Dr. Hesselbach vom Landw.-Bez. Halle a. S., — Dr. Haug vom Landw.-Bez. 
Halberstadt, — Dr. Wallentin, Dr. Kornblum, Dr. KJeinwächter vom Landw.- 
Bez. I Breslau, — Dr. Middelschulte vom Landw.-Bez. Dortmund, — Dr. Schmidt 
vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Siemon vom Landw.-Be2. Cottbus, — 
Dr. Keil vom Landw.-Bez. Torgau, — Dr. Hiemenz vom Landw.-Bez. Andernach, 

— Dr. Schmidt vom Landw.-Bez. Jauer; — die Assist.-Aerzte 1. Kl. der 
Landw. 1. Aufgebots: Dr. Deneke vom Landw.-Bez. Hamburg, — Dr. Neglein 
vom Landw.-Bez. Essen, — Dr. Meridies vom Landw.-Bez. Oppeln, — Prof. 
Dr. Heidenhain vom Landw.-Bez. Anklam, — Dr. Stemann vom Landw.-Bez. 
II Braunschweig, — Dr. Gress vom Landw.-Bez. Rastatt, — Dr. Giesler vom 
Landw.-Bez. Kiel, — Dr. Niemsch vom Landw.-Bez. Hirschberg, — Dr. Schubert 
vom Landw.-Bez. Glatz, — Dr Fuchs vom Landw.-Bez. III Berlin, —■ 
Dr. Bötticher vom Landw.-Bez. Ruppin, — Dr. Knauf vom Landw.-Bez. Weimar, 

— Dr. Weiland vom Landw.-Bez. Hamburg, — Dr. Pfeiffer vom Landw.-Bez. 
Weimar, — Dr. Jordan vom Lzndw.-Bez. Tilsit, — Dr. Weiler vom Landw.- 
Bez. III Berlin, — Dr. Loeffler vom Landw.-Bez. Naumburg a. S., — Dr. Diesing, 
Assist -Arzt 1. Kl. der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-Bez. I Braunschweig, — 
zu Stabsärzten; — die Assist-Aerzte 2. Kl. der Res.: Dr. Claus vom 
Landw.-Bez. Lennep, — Dr. Schaperl. vom Landw.-Bez. Hannover, ,— 
Dr. Königsdorf vom Landw.-Bez. ~III Berlin, —- Dr. Langebeckmann vom 


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Landw. - Bez. II Bochnin, — Dr. Serger vom Landw. - Bez. Neustrelitz, — 
Dr. Firgaa vom Landw.-Bez. in Berlin, — Dr. Ehrich vom Landw.-Bez. Waren, 

— Dr. Griesenbeck vom Landw.-Bez. XI Bochum, — Dr. Schmidt vom Landw.- 
Bez. Düsseldorf, — Dr. Büdlin vom Landw.-Bez. Guben, — Dr. Jacobi vom 
Landw.-Bez. Glatz, - 1 Dr. Heermann vom Landw.-Bez. Sprottau, — Dr. Spangen¬ 
berg vom Landw.-Bez. Hannover, — Sack vom Landw.-Bez. Frankfurt a. O., — 
Dr. Salomon vom Landw.-Bez. HI Berlin, — Dr. Löwenstein vom Landw.- 
Bez. Paderborn, — Dr. Schünemann vom Landw.-Bez. Bromberg, — Dr. Kleine 
vom Landw.-Bez. Hagen, — Fischer vom Landw.-Bez. Mannheim, — Dr. Schüler 
vom Landw.-Bez. I Cassel, — Dr. Bonnenberg, Dr. Bewerunge vom Landw.- 
Bez. Düsseldorf, — Dr. Lütteken vom Landw.-Bez. Mülheim a. Ruhr, — 
Dr. Fromm vom Landw.-Bez. Paderborn, — Dr. Hager vom Landw.-Bez. Stettin, 

— Dr. Rey vom Landw.-Bez. Aachen; — die AssisL-Aerzte 2. Kl. der Landw. 
1. Aufgebots: Dr. Mislowitzer vom Landw.-Bez. Schneidemühl, — Dr. König I. 
vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Saxer vom Landw.-Bez. Marburg, — 
Dr. Ebert vom Landw.-Bez. Wismar, — Dr. Jacobi vom Landw.-Rez. Meiningen, 

— Dr. Bungert vom Landw.-Bez. Aachen, — zu Äs^ist.-Aerzten 1. Kl.; — 
die Unterärzte der Res.: Dr. Wollermann vom Landw.-Bez. Gumbinnen, — 
Petri vom Landw.-Bez. Stettin, — Dr. Krey vom Landw.-Bez. Weissenfels, — 
Förstemann vom Landw.-Bez. Halle a. S., — Dr. Plothe vom Landw.-Bez. 
Samter, — Dr. Steinitz vom Landw.-Bez. Kreuzburg, — Dr. Scholz vom Landw.- 
Bez. Meiningen, — Dr. Heinen vom Landw.-Bez. Jülich, — Kallenberg vom 
Landw.-Bez. Essen, — Dr. Reckmann vom Landw.-Bez. Düsseldorf, — Hocjts 
vom Landw.-Bez. Cöln, — Dr. Gockel vom Landw.-Bez. Aachen, — Dr. Schneider 
vom Landw.-Bez. Wetzlar, — Dr. Cohen vom Landw.-Bez. Cöln, — Dr. Simon 
vom Landw.-Bez. St. Johann, — Dr. Kable vom Landw.-Bez. III Berlin, — 
Dr. Geiiseler vom Landw.-Bez. Kiel, — Biesalski vom Landw.-Bez. III Berlin- 

— Dr. Haeckermann vom Landw.-Bez. I Bremen,— Dr. Perthes vom Landw.- 
Bez. Bonn, — Dr. Justi vom Landw.-Bez. Hamburg, — Dr. Illig vom Landw.- 
Bez. Giessen, — Dr. Krause, Dr. Arndt vom Landw.-Bez. Göttingen, — Schirmer, 
Dr. Vilmar vom Landw.-Bez. I Cassel, — Dr. Büchner vom Landw.-Bez. Giessen, 

— Dr. Keller, Dr. Braden vom Landw.-Bez. I Darmstadt, — Dr. Kissner 
vom Landw.-Bez. Giessen, — Bark vom Landw.-Bez. Freiburg, — Hormuth 
vom Laodw.-Bez. Heidelberg, — Dr. Kal den b erg vom Landw.-Bez. Barmen, — 
Sc humann vom Landw.-Bez. Metz, — Mensinga, Unterarzt der Marine-Res. 
vom Landw.-Bez. Wiesbaden, — Dr. Oetken, Dr. Laubinger, Unterärzte der 
Marine-Res. vom Landw.-Bez. Kiel, — Dr. Ehret, Unterarzt der Marine-Res. vom 
Landw.-Bez. Gebweiler, — zu Assist-Aerzten 2. Kl. befördert. — Dr. Dassow, 
Oberstabsarzt 1. Kl. und Garn.-Arzt in Mainz, — Dr. Sarpe, Oberstabsarzt 1. Kl. 
und Regt&-Arzt vom Hus.-Regt. von Zieten (Brandenburg.) No. 3, — Dr. Hoth, 
Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom 2. Pomm. Ulan.-Regt. No. 9, — ein 
Patent ihrer Charge, — Dr. Villaret, Oberstabsarzt 2. Kl. und Garn.-Arzt 
in Spandau,— Dr. Nicolai, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Ulan.-Regts. 
Kaiser Alexander II. von Russland (1. Brandenburg.) No. 3, — der Charakter 
nie Oberstabsarzt 1. Kl., — verliehen. — Dr. Hanel, Unterarzt der Res. 
vom Landw.-Bez. Schweidnitz, — unter Beförderung zum Assist-Arzt 2. Kl., im 
aktiven Sanitfttskorps und zwar beim Fnssart-Regt von Dieskau (Schles.) No. 6 
sagestellt. — Dr. Vollmer, Stabs- und Bats.-Arzt vom 3. Bat des Inf.-Regts. 
von Winterfeldt (2. Oberschles.) No. 23, zum 3. Bat des Inf.-Regts. von Alvens- 
leben (6. Brandenburg.) No. 52 versetzt — Dr. Voigt, Oberstabsarzt 1. Kl. und 
Regts.-Arzt vom Drag.-Regt. Freiherr von Derfflinger (Neumärk.) No. 3, beauftragt 
mit Wahrnehmung der divisionsärztlichen Funktionen bei der 4. Div., mit Pension, 
dem Charakter als Gen.-Arzt 2. Kl. und seiner bisherigen Uniform, — Dr. Becker, 
Oberstabsarzt 1. Kl. und Garn.-Arzt in Cöln, mit Pension, dem Charakter als 
Öen.-Arzt 2. Kl. und seiner bisherigen Uniform, — Dr. Lückerath, Ober¬ 
stabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom Feldart.-Regt No. 31, mit Pension und seiner 
bisherigen Uniform, — Dr. Walzberg, Stabsarzt der Res. vom Landw.-Bez. 
Minden, — Dr. Kolb, Stabsarzt der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-Bez, 


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74 


I Darmstadt, — Dr. Zweiböhmer, Assist-Arzt 1. Kl. der Landw. 2. Aufgebots 
vom Landw.-Bez. Recklinghausen,— der Abschied bewilligt — Dr. Seyffert, 
Stabs- und Bats.-Arzt vom 3. Bat des Inf.-Regts. No. 144, als halbinvalide mit 
Pension ausgeschieden und zu den Sanitätsoffizieren der Landw. 1. Aufgebots 
fibergetreten. 

Neues Palais, den 30. Juli 1895. 


Stockholm, an Bord S. M. Yacht „Hohenzollern*, 
den 9. Juli 1895. 

Dr. Möller, Assist-Arzt 2. Kl. a. D., früher bei dem Feldart-Regt No. 15, 
bis zum 9. Juli d. Js. in der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika, in der Armee 
und zwar als Assist-Arzt 2. Kl. bei dem Eisenbahn-Regt. No. 1 wiederangestellt 


Nachweisung der beim Sanitätskorps im Monat Juni 1895 
eingetretenen Veränderungen. 

Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee. 

Den 6. Juni, 

Voigt, einjährig-freiwilliger Arzt von der Kaiserlichen Marine, zum Unterarzt 
bei derselben, — Niedner, einjährig-freiwilliger Arzt vom 5. Bad. Inf.-Regt 
No. 113, unter Versetzung zum 1. Bad. Leib-Gren.-Regt No. 109, zum Unterarzt, 
— ernannt, 

den 11. Juni, 

Dr. Huber, Unterarzt vom 1. Hess. Inf.-Regt. No. 81, 

den 26. Juni, 

Dr. Scho der, Unterarzt von der Kaiserlichen Marine, 

den 29. Juni, 

Dr. Daacke, Unterarzt vom Inf.-Rcgt. No. 98, — Dr. Mein hold, Unterarzt 
vom Rhein. Pion.-Bat. No. 8, — Dr. Dieckmann, Unterarzt vom Feldart.-Regt. 
No. 33, — sämiutlich mit Wahrnehmung je einer bei ihren Truppen- oder Marine¬ 
theilen offenen Assist.-Arztstelle beauftragt. 

Kaiserliche Marine. 

An Bord S. M. Yacht „Hohenzollern“, 

Wisby, den 17. Juli 1895. 

Dr. Richelot und Dr. Pietrusky, Marine-Assist.-Aerzte 1. Kl., Ersterer zum 
Marine-Stabsarzt, Letzterer zum überzähl. Marine-Stabsarzt befördert. — Dr. Osann 
und Dr. Bartels, Marine-Assist-Aerzte der Res. 2. Kl., Beide aus dem Landw.- 
Bez. Kiel, — und Dr. Knoop im Landw.-Bez. I Oldenburg, — zu Assist.-Aerzteu 
1. Kl. der Marine-Res., — befördert; dieselben erhalten ein Patent von dem Tage 
der Beförderung ihrer Altersgenossen in der Armee. — Dr. Diewitz, Dr. Schröder, 
Dr. Garbsch und Dr. Holländer ein Patent ihrer Charge verliehen. 

Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika. 

An Bord S. M. Yacht „Hohenzollern“, 

Kiel, den 4. Juli 1895. 

Dr. Müller, Assist.-Arzt 2. Kl. a. D., mit dem 9. Juli 1895 aus der Schutz¬ 
truppe für Deutsch-Ostafrika ausgeschieden. 


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75 


Veränderungen im Königlich Bayerischen Sanitätskorps. 

Den 29. Jnni 1895. 

Dr. Solbrig, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom 1. Schweren Reiter- 
Regt. Prinz Karl von Bayern, als Chefarzt zum Garn.-Lazareth München, unter 
Beauftragung mit Wahrnehmung der divisionsärztlichen Funktionen, bei der 1. Div., 

— Dr. Neidhardt, Oberstabsarzt 2. Kl. und Bats.-Arzt vom l. Train-Bat., als 
Regts.-Arzt zum 1. Schweren Reite*-Regt. Prinz Karl von Bayern, — Dr. Eyerich, 
Stabs- und Ab theil.-Arzt vom 3. Feldart.-Regt. Königin Matter, als Bats.-Arzt zum 
1. Train-Bat, — Dr. Schuster, Assist-Arzt 1. Kl. vom 2. Inf.-Regt. Kronprinz, zur 
Equitationsanstalt; — die Assist-Aerzte 2. Kl.: Dr. v. Ammon vom 7. Inf.- 
Regt. Prinz Leopold, zum 1. Schweren Reiter-Regt Prinz Karl von Bayern, — 
Dr. Dreschfeld vom 3. Chev.-Regt. vakant Herzog Maximilian, zum 10. Inf.-Regt. 
Prinz Ludwig, — Dr. Gänsbauer vom 10. Inf.-Regt. Prinz Ludwig, zum 2. Inf.- 
Regt Kronprinz, — Dr. Strebei von der Res. (Regensburg), in den Friedensstand 
des 11. Inf.-Regts. von der Tann, — versetzt. — Dr. Härtl, Stabs- und Bats.- 
Arzt im 16. Inf.-Regt Grossherzog Ferdinand von Toskana, — Dr. Hummel,. 
Stabs- und Bats.-Arzt vom 1. Inf.-Regt. König, unter Versetzung als Dozent zum 
Operationskurs für Militärärzte, — zu überzähl. Oberstabsärzten 2. Kl., — 
Dr. Zäch, Assist-Arzt 1. Kl. von der Equitationsanstalt, als Bats.-Arzt im 1. Inf.- 
Regt. König, — Dr. Jungkunz, Assist.-Arzt 1. Kl. vom 1. Schweren Reiter-Regt 
Prinz Karl von Bayern, als Abtheil.-Arzt im 3. Feldart-Regt. Königin Mutter, — 
zu Stabsärzten, — Dr. Dreisch, Assist-Arzt 2. Kl. im 2. Ulan.-Regt. König, 
Dr. Knauth, Assist.-Arzt 2. Kl. im 9. Inf.-Regt. Wrede, — zu Assist.-Aerzten 
1. Kl., — Dr. Wiedemann, Unterarzt im 3. Chev.-Regt. vakant Herzog Maximilian, 

— Dr. Hasslauer, Unterarzt im 1. Ulan.-Regt Kaiser Wilhelm II., König von 
Preussen, — zu Assist-Aerzten 2. KI., — befördert. — Den Oberstabs¬ 
ärzten 1. Kl. und Regts.-Aerzten: Dr. Kratzer im 6. Chev.-Regt. vakant 
GroBsfürst Konstantin Nikolajewitsch, — Dr. Fink im Inf. - Leib - Regt. — 
Dr. Dessauer Im 3. Inf.-Regt Prinz Karl von Bayern, — Dr. Schiller im 
3. Feidart-Regt. Königin Mutter, — Dr. Helferich im 1. Inf.-Regt. König, — 
Dr. Leitenstorffer im 4. Inf.-Regt. König Wilhelm von Württemberg, — Dr. Roth 
im 2. Fussart-Regt. — Dr. Höhne im 8. Inf.-Regt. vakant Pranckh, — Patente 
ihrer Charge verliehen. 

Den 16. Juli 1895. 

Zu Assist-Aerzten 2. Kl. befördert: in der Reserve: die Unterärzte: 
Claus (Würzburg), Dr. Dreyer (I München), Dietzler (Würzburg), Dr. Brendel 
(Straubing), Dr. Jost, Schauber, Kandt, Kalm (I München), Dr. Seitz (Würz¬ 
burg), Dr. Schilling (I München), Dr. Dietmair (Augsburg), Kreitner, 
Dr. Hoeber, Richtstein (I München), Meyerhofer (Passau); in der Landw. 
1. Aufgebots: Dr. Klein (I München). 


Veränderungen im Königlich Sächsischen Sanitätskorps. 

Den 18. Juli 1895. 

Dr. Schaefer, Assist.-Arzt 1. Kl., ä la suite des Sanitätsoffizierkorps, zu den 
Sanitätsoffizieren der Res. übergefuhrt — die Unterärzte der Res.: Zippel des 
Landw.-Bez. Plauen, — Richter, Seiffe, Neubanr des Landw.-Bez. Leipzig,— 
Dr. v. Rabenau des Landw.-Bez. Freiberg, — Dr. Hagemann des Landw.-Bez. 
Dresden-Neust., — Heinze, Unterarzt der Landw. 1. Aufgebots des Landw.-Bez. 
Zwickau, — Löscher, Unterarzt der Landw. 1. Aufgebots des Landw.-Bez. Leipzig, 
— zu Assist-Aerzten 2. Kl. befördert. — Dr. Bardach, Stabsarzt der Res. 
des Landw.-Bez. Plauen, mit der Erlaubnis^ zum Tragen der bisherigen Uniform 
mit den vorgeschriebenen Abzeichen, — Dr. Böttger I., Stabsarzt der Landw. 
2. Aufgebots des Landw.-Bez. Leipzig, behufs Ueberführung zum Landsturm 2. Auf¬ 
gebots, — der Abschied bewilligt. 


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76 


Veränderungen im Königlich Württembergischen Sanitätskorps. 

Den 3. Juli 1895. 

Dr. Neunhöffer, Unterarzt der Landw. 1. Aufgebote vom Landw.-Bez. 
Stuttgart, — Dr. Camerer, Unterarzt der Res. von demselben Landw.-Bez., — zu 
Assist. - Aerzten 2. Kl. befördert. 

Durch Verfügung des Korps-Generalarztes. 

Den 18. Juni ft95. 

Dr. Klett, Unterarzt im Gren.-Regt. Königin Olga No. 119, mit Wahrnehmung 
einer bei diesem Regt offenen Assist.-Arztstelle beauftragt 


Ordensverleihungen. 

Preussische: 

Die Königliche Krone zum Rothen Adler-Orden dritter Klasse mit der 
Schleife: 

dem Marine-Oberstabsarzt 1. Kl. Dr. Gutschow, Stationsarzt der Marinestation 
der Ostsee. 

Den Rothen Adler-Orden vierter Klasse: 

dem Oberstabsarzt L Kl. a. D. Dr. Buchs zu Gnesen, bisher Regts.-Arzt des 
6. Pomm. Inf.-Regt8. No. 49, 

dem Oberstabsarzt 2. Kl. der Marine-Res. Weinheimer, bisher von der Marine¬ 
station der Nordsee. 

Fremde: 

Die silberne Medaille des Herzoglich Anhaitischen Haus - Ordens 
Albrechts des Bären: 

dem Ober-Lazarethgehülfen Hilpert im Anhalt. Inf.-Regt. No. 93. 

Das Kommandeurkreuz zweiter Klasse des Herzoglich Anhaitischen 
Ordens Albrechts des Bären: 

dem Marine-Oberstabsarzt 1. KI. Dr. Gutschow, Stationsarzt. 

Das Ritterkreuz zweiter Klasse des Königlich Bayerischen Militär- 
Verdienst-Ordens: 

dem Marine-Assistenzarzt 1. Kl. Dr. Vogel auf S. M. S. .Kaiseradler“. 

Den Kaiserlich Oesterreichischen Orden der Eisernen Krone dritter 
Klasse: 

dem Oberstabsarzt 2. Kl. Dr. Scheibe, Regts.-Arzt des Braunschweig. Inf.-Regta» 
No. 94, 

dem Stabsarzt Dr. Reinhard, Bats.-Arzt des Füs.-Bats. 2. Garde-Regte. 
zu Fuss. 


Familien-Nachrichten. 

Verbindungen: Gustav Schelle, Stabsarzt, mit Fräulein Magdälene Ebel 
(Graudenz), — Richter, Stabsarzt, mit Fräulein Lotti Pavenstedt (Bremen). 

Todesfälle: Dr. Renz, Stabsarzt a. D., — Dr. Einstein, Stabsarzt a. D., — 
Dr. Johann Peter Clemens Tollhaüsen, Assistenzarzt 1. Klasse der Landwehr 
(Frechen, Landkreis Cöln). — Dr. Franz Valentin!, Generalarzt a. D. (Berlin). 


Gedruckt in der Königlichen Hof buch drucke rei von E.6. Mittler 4 Sohn, Berlin 8W., Koohstr. 66—71. 


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Amtliches Beiblatt 

zur 

Deutschen militärärztlichen Zeitschrift. 

1895. — Vierundzwanzigster Jahrgang. — JSs 10» 


Kriegsministenum. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, 24. Juli 1895. 

Die Königliche Intendantur wird ergebenst ersucht, Ausgaben, welche im dortigen 
Korpsbereich durch Ergänzungen, Pläne etc. zu den Garnisonbeschreibungen entstehen, 
bis auf Weiteres bei Kapitel 5 Titel 71a der einmaligen Ausgaben des Etats für 
1895/96 zu verrechnen und die Verausgabung hierher mitzutheilen. 

1. V. 

No. 1909/7. 95. M. A. Grossheim. 

Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, 24. Juli 1895. 

Bei Neubeschaffung von Brenn* und Druckstempeln für Feld-Sanitäts-Formationen 
(Beilage 6 A. lfde. No. 28 und 35 der K. S. O.) ist entsprechend den Vorschriften 
in der F. S. O. die Bezeichnung *K. G.“ anstatt „K. U.“ zu wählen. 

I. V. 

No. 1257/7. 95. M. A. Grossheim. 

Kriegsministerium. 

Medizinal * Abtheilung. Berlin, 22. August 1895. 

Dem Königlichen Generalkommando beehrt sich die Abtheilung die gauz 
ergebenste Mittheilung zu machen, dass der in diesem Jahre hierselbst stattfindende 
Fortbildungskursus für Stabsärzte vom 25. September bis einschliesslich 15. Oktober 
unter Leitung des Generalarztes 1. Klasse ä la suite des Sanitätskorps, Geheimen 
Ober-Medizinal-Baths Professor Dr. v. Barde leben abgehalten werden wird. 

Zur Theilnahme an diesem Kursus sind die in dem anliegenden Verzeichniss*) 
aufgeführten Stabsärzte des dortseitigen Armeekorps ausgewählt worden, und ersucht 
das Königliche Generalkommando die Abtheilung ganz ergebenst, dieselben sehr 
gefälligst kommandiren und anweisen lassen zu wollen, dass sie sich am ersten 
Tage des Kommandos Morgens 9 Uhr in der Königlichen L anatomischen Anstalt 
bei dem Direktor derselben, Geheimen Medizinal-Rath Professor Dr. Waldeyer 
melden. Dort wird gleichzeitig ein diesseits beauftragter Stabsarzt anwesend 
sein und ihnen Mittheilung über die erforderlichen weiteren Meldungen machen. 

Die Abtheilung sieht der Meldung der Kommandirten an demselben Tage 
Nachmittags 2 Uhr entgegen. 

Einer An- und Abmeldung auf der Königlichen Kommandantur hierselbst bedarf 
es nach einer Mittheilung derselben nicht. 

I. V. 

No. 201/8. 95. M. A. Schjerning. 


*) Das Verzeichniss ist diesem Abdruck nicht beigegeben. 
Amtliches Beiblatt. 1895. 


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A.-V.-Bl. 23, No. 200. 

Bestimmungen, betreffend die Befugnisse zur Beurlaubung von 
Offizieren, Militärärzten und Mannschaften. 

Auf den Mir gehaltenen Vortrag genehmige Ich unter Aufhebung der Ordre 
▼om 23. Oktober 1879 die beifolgenden Bestimmungen, betreffend die Befugnisse 
zur Beurlaubung von Offizieren, Militärärzten und Mannschaften. Die Festsetzungen 
öber Geböhrnisse der Beurlaubten bleiben hierdurch unberührt Das Kriegsministerium 
hat das Erforderliche bekannt zu machen, sowie etwaige Erläuterungen zu ertheilen. 
Neues Palais, den 1. August 1895. 

Wilhelm. 

An das Kriegsministerium. Bronsart ▼. Schellendorff. 

Kriegsministerium. Berlin den 16. August 1895. 

Vorstehendes wird hierdurch zur Kenntniss der Armee gebracht. 

No. 100/8. 95. A. 1. Bronsart v. Schellendorff. 


No. 23 des Armee-Verordnungs-Blattes enthält unter No. 203 „Bestimmungen, 
betreffend das Verfahren bei Wiederanstellung und Beschäftigung pensionirter 
Reichs- und Staatsbeamten im Bereich der Preussischen Militärverwaltung*. 


Der Generalstabsarzt der Armee. Berlin, 26. September 1895. 

Seine Majestät der Kaiser und Köuig haben durch besondere Allerhöchste 
Kabinets-Ordre vom 12. September 1895 Gnadenbeweise für Sanitätsoffiziere eintreten 
lassen und bei dieser Gelegenheit allergnädigst geruht: „gern auszusprechen, in wie 
hohem Grade die Leistungen des Sanitätskorps in dem glorreichen Feldzuge 1870/71 
befriedigt haben*. 

Euer Hochwohlgeboren werden hiervon zur gefälligen weiteren Mittheilung au 
die unterstellten Sanitätsoffiziere ergebenst in Kenntniss gesetzt. 

Der Generalstabsarzt der Armee und Chef des Sanitätskorps. 

No. 2039/9. 95. M. A. v. Coler. 


Personal-Veränderungen im Sanitätskorps. 

Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen. 

Dr. Faulhaber, Stabsarzt von der Unteroff.-Schule in Marienwerder, zum 
Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Inf.-Regts. Graf Schwerin (3. Pomm.) 
No. 14, — Dr. Stenzei, Stabs- und Garn.-Arzt in Cüstrin, zum Oberstabsarzt 
2. Kl. und Regts.-Arzt des Inf.-Regts. Graf Dönhoff (7. Ostpreuss.) No. 44, — 
befördert. — Dr. Waegelein, Stabs- und Bats.-Arzt vom 3. Bat. 2. Thüring. 
Inf.-Regts. No. 32, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des In£.-Regts. Graf 
Tauentzien von Wittenberg (3. Brandenburg.) No. 20, — Dr. Hartog, Stabsarzt 
vom Kadettenhause in Plön, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Feldart- 
Regts. No. 31, — Dr. Kosswig, Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat. 7. Rhein. 
Inf.-Regts. No. 69, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Kür.-Regt». 
Königin (Pomm.) No. 2, — Dr. Meyer, Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat des 
Königin Augusta Garde-Gren.-Regts. No. 4, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.- 
Arzt des Gren.-Regts. Prinz Carl von Preussen (2. Brandenburg.) No. 12; — die 


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Assist.-Aerzte 1. Kl.: Dr. Volkmann vom Eisenbahn-Regt No. 1, zum Stabs- 
und Bats.-Arzt des 3. Bats. des Inf.-Regts. von Winterfeldt (2. Oberschles.) No. 23, 

— Dr. Heuer mann vom 1. Westf&L Feldart.-Regt. No. 7, zum Stabs« und Bafts.- 
Arzt des 3. Bats. des Inf.-Regts. No. 144, — Dr. Kriebitz vom Festungsgetängniss 
in Spandau, zum Stabs- und Bats.-Arzt des 2. Bats. des Inf.-Regts. No. 144, — 
Dr. Steinbacb vom Bezirkskommando II Berlin, zum Stabs- und Bats.-Arzt des 
Magdeburg. Jäger-Bats. No. 4, — Dr. Hoff mann vom 4. Garde-Regt. zu Fuss, zum 
Stabs- und Abtheil.-Arzt der 3. Abtheil, des Feldart.-Regts. No. 35, — Dr. Bötticher 
in der etatsmäss. Stelle bei dem Korps-Gen.-Arzt des Gardekorps, zum Stabs- and 
Bats.-Arzt des 2. Bats. 1. Grossherzogi. Hess. Inf.-(Leibgarde-)R,egt8. No. 115, — 
Dr. G log au vom Gren.-Regt Kronprinz Friedrich Wilhelm (2. Schles.) No. 11, 
zum Stabs- und Bats.-Arzt des Jäger-Bats. Graf Yorck von Wartenburg (Ostpreuss.) 
No. 1, — Dr. Lent vom Westfäl. Fussart.-Regt. No. 7, zum Stabs- und Bats.-Arzt 
«des 2. Bats. 7. Rhein. Inf.-Regts. No. 69; — die Assist.-Aerzte 2. Kl.: Esche 
vom Hus.-Regt. Fürst Blöcher von Wahlstatt (Pomm) No. 5, — Dr. Braun vom 
Schleswig-Holstein. Ulan.-Regt. No. 15, — Dr. Ehrlich vom Feldart.-Regt. No. 34, 

— Dr. Meyer vom Magdeburg. Feldart.-Regt. No. 4, — Beck vom Thürlng. 
Ulan.-Regt. No. 6, — Dr. Schmidt in der etatsmäss. Stelle bei dem Korps-Gen.- 
Arzt des XI. Armeekorps, — zu Assist.-Aerzten 1. Kl.; — die Unterärzte: 
Dr. Rühe vom Inf.-Regt. Graf Kirchbach (1. Niederschi es.) No. 46, unter Ver¬ 
setzung zum 1. Pomm. Feldart.-Regt. No. 2, — Dr. Herr vom 4. Niederschles. 
Inf.-Regt. No. 51, — Dr. Blanc vom Inf.-Regt. von Winterfeldt (2. Oberschles.) 
No. 23, dieser unter Versetzung zum Ffls.-Regt. von Steinmetz (Westfal.) No. 37, •— 
Dr. Meinhold vom Rhein. Pion.-Bat. No. 8, unter Versetzung zum 2. Leib-Hus.- 
Regt. Kaiserin No. 2, — Dr. Derlin vom 2. Nassau. Inf.-Regt. No. 88, unter 
Versetzung zum Kür.-Regt. Graf Gessler (Rhein.) No. 8, — Dr. Huber vom 

1. Hess. Inf.-Regt. No. 81, — Groll vom 1. Nassau. Inf.-Regt. No. 87, dieser 
unter Versetzung zum 1. Westfal. Feldart.-Regt. No. 7, — Dr. Dieckmann vom 
Feldart.-Regt. No. 33, unter Versetzung zum Drag.-Regt. von Arnim (2. Branden¬ 
burg.) No. 12, — zu Assist.-Aerzten 2. Kl., — Fenger, Dr. Schoder, 
Hansen, Marine-Unterärzte von der 1. Matrosen-Div., zu Marine-AB8ist.-Aerzten 

2. Kl., — Dr. Heinemann, Stabsarzt der Res. vom Landw.-Bez. Arolsen; — die 
Stabsärzte der Landw. 1. Aufgebots: Dr. Loeb vom Landw. - Bez. 
Limburg a. L., — Dr. Offenberg vom Landw.-Bez. Neuss, — Dr. Stumpf vom 
Landw. - Bez. Weissenfels, — Dr. Kleinert vom Landw.-Bez. Ra witsch, — 
Dr. Ritscher, Stabsarzt der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-Bez. Göttingen,— 
zu Oberstabsärzten 2. Kl.; — die Assist. - Aerzte 1. Kl. der Res.: 
Gen rieh vom Landw.-Bez. Brandenburg a. H., — Dr. Sperling vom Landw.-Bez. 
III Berlin, — Zdralek vom Landw.-Bez. Rybnik, — Dr. Braun vom Landw.- 
Bez. Wetzlar, — Dr. Fi6chbein vom Landw.-Bez. Dortmund, — Dr. Bublitz 
vom Landw.-Bez. Stolp, — Dr. Steffen vom Landw.-Bez. Cottbus,— Dr. Apolant 
vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Franke vom Landw.-Bez. Liegnitz, — 
Dr. Wachsner vom Landw.-Bez. Gleiwitz, — Dr. Vagedes vom Landw.-Bez. 

I Münster, — Dr. Günter vom Landw.-Bez. Hildesheim, — Dr. Poggendorff 
vom Landw.-Bez. Anklam, — Dr. Wagner vom Landw.-Bez. Neustadt, — 
Dr. Gelpke vom Landw.-Bez. Göttingen, — Dr. Walter vom Landw.-Bez. 

II Bremen, — Dr. Kriege vom Landw.-Bez. Barmen; — die Assist.-Aerzte 
l.Kl. der Landw. 1. Aufgebots: Dr. Düsterwald vom Landw.-Bez. I Bremen, 

— Dr. Bernhard vom Landw.-Bez. Brieg, — Dr. Aye vom Landw.-Bez. III Berlin, 

— Weng vom Landw.-Bez. Bruchsal, — Burgtorf vom Landw.-Bez. II Olden¬ 
burg, — Dr. Lövinson vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Funck vom Landw.- 
Bez. Mülhausen i. E., — Dr. Wilhelm vom Landw.-Bez. Karlsruhe, — Dr. Messer- 
achmidt vom Landw.-Bez. Anklam, — Dr. Kittsteiner vom Landw.-Bez. 
Frankfurt a. M., — Dr. Hassenstein vom Landw.-Bez. Lötzen, — Dr. Grobe 
vom Landw.-Bez. Meiningen, — Dr. Gerhartz vom Landw.-Bez. Cöln, — 
Dr. Simons, Assist-Arzt 1. Kl. der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-Bez. Metz, 

— zu Stabsärzten; — die Assist.-Aerzte 2. Kl. der Res.: Dr. Güth vom 
Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Nachtsheim vom Landw.-Bez. Barmen, — 


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Dr. Mansholt vom Landw.-Bez. Anrich, — Dr. von Broich vom Landw.-Bez. 
Barmen, — Dr. Bögershausen vom Landw.-Bez. II Münster, — Dr. Hübner 
vom Landw.-Bez. Ra witsch, — Dr. Müller vom Landw.-Bez. Mannheim — 
Dr. Bern dt vom Landw.-Bez. Stralsund, — Dr. Weber vom Landw.-Bez. Torgau, 

— Dr. Alexander vom Landw.-Bez. III Berlin, — Blas vom Landw.-Bez. Karlsruhe, 

— Dr. Sehrwald vom Landw.-Bez. Eisenach, — Dr. Schulze vom Landw.-Bez. 
Halberstadt, — Dr. Sander vom Landw.-Bez. III Berlin, — Eckert vom Landw.- 
Bez. Hildesheim, •— Dr. Friedrich vom Landw.-Bez. I Darmstadt, — Dr. Richter 
vom Landw.-Bez. Dortmund, — Dr. Schulter vom Landw.-Bez. Hannover, — 
Dr. Mönkemöller vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Blum vom Landw.-Bez. 
Neuss, — Dr. Weberstädt vom Landw.-Bez. Wismar, — Dr. Beyer vom Landw.-Bez. 
Landsberg a. W., — Dr. Bolck vom Landw.-Bez. Stolp, — Dr. Karpinski vom 
Landw.-Bez. Danzig, — Dr. Köchy vom Landw.-Bez. I Oldenburg, — Dr. Sallandt 
vom Landw.-Bez. I Münster, — Dr. Gottlieb vom Landw.-Bez. III Berlin, — 
Dr. Abraham vom Landw.-Bez. Frankfurt a. M., — Larisch vom Landw.-Bez. 
Brieg, — Fahlbusch vom Landw.-Bez. Hannover, — Dr. Wodaiz vom Landw.- 
Bez. Nernse, — Dr. Zapel vom Landw.-Bez. Brandenburg a. H. — Grörich vom 
Landw.-Bez. Waren, — Dr. Schedel vom Landw.-Bez. Cottbus, — Dr. Hessel¬ 
bach vom Landw.-Bez. Halberstadt,— Dr. Hoffmeister vom Landw.-Bez. Neuss, 

— Dr. Zander vom Landw.-Bez. Stade, — Dr. Sieglitz vom Landw.-Bez. 
Bruchsal, — Dr. Kippenberg vom Landw.-Bez. I Bremen, -— Dr. Karutz vom 
Landw.-Bez. Lübeck, — I)r. Firnhaber vom Landw.-Bez. III Berlin, — Pollitz 
vom Landw.-Bez. Brieg, — Dr. Heimbach vom Landw.-Bez. Neuss; — die 
Assist-Aerzte 2. Kl. der Landw. 1. Aufgebots: Dr. Busse vom Landw.- 
Bez. II Bremen, — Dr. Theobald vom Landw.-Bez. II Braunschweig,— Dr. Baum 
vom Landw.-Bez. I Trier, — Dr. Düvelius vom Landw.-Bez. Hannover, — 
Dr. Tanks vom Landw.-Bez. I Oldenburg, — Dr. Habermann vom Landw.-Bez. 
Braunsberg, — Dr. Schröter vom Landw.-Bez. Recklinghausen, — zu Assist- 
Aerzten 1. Kl.; — die Unterärzte der Res.: Dr. Schlodtmann vom Landw.- 
Bez. Königsberg, — Dr. Seefisch, Dr. Kauffmann vom Landw.-Bez. III Berlin, 

— Dr. Schmidt vom Landw.-Bez. Bitterfeld, —- Dr. Apolant vom Landw.-Bez. 
Belgard, — Wosnitza vom Landw.-Bez. Gleiwitz, — Dr. Droese vom Landw.- 
Bez. Saargemünd, — v. See vom Landw.-Bez. Coblenz, — Dr. Yeis vom Landw.- 
Bez. Frankfurt a. M., — Weissheimer vom Landw.-Bez. Worms, — Dr. Ha^er 
vom Landw.-Bez. Strassburg, — Dr. Kaeufer vom Landw.-Bez. Neuwied, — 
Dr. Schultz, Unterarzt der Marine-Res. vom Landw.-Bez. III Berlin, — Martens, 
Unterarzt der Marine-Res. vom Laudw.-Bez. Kiel* — Dr. Wessel Unterarzt der 
Marine-Res. vom Landw.-Bez. I Bremen, — Künoldt, Unterarzt der Landw. 
1. Aufgebots vom Landw.-Bez. Hagen, — Koch, Unterarzt der Landw. 1. Aufgebots 
vom Landw.-Bez. Giessen, — zu Assist.-Aerzten 2. Kl., — befördert. — 
Dr. Gierich, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom Inf.-Regt. No. 131, ein 
Patent seiner Charge verlieben. — Dr. Buttersack, Königl. Württemberg. 
Stabsarzt a. D., bisher im Gren.-Regt Königin Olga (1. Württemberg) No. 119, in 
der Preuss. Armee und zwar als Stabs- und Bats.-Arzt des 2. Bats. des Füs.-Regts. 
von Gersdorff (Hess.) No. 80, mit einem Patent vom 21. September 1893 N 2 n l 
angestellt. — Dr. Gutjahr, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom Kür.-Regt 
Königin (Pomm.) No. 2, unter gleichzeitiger Beauftragung mit Wahrnehmung der 
divisionsärztlichen Funktionen bei der 4. Div., zum Drag.-Regt. Freiherr von Derff- 
linger (Neumärk.) No. 3, — Dr. Kettner, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt 
vom Inf.-Regt. Freiherr von Sparr (3. Westfäl.) No. 16, in die Garn.-Arztstelle zu 
Cöln; — die Oberstabsärzte 2. Kl. und Regts.-Aerzte: Dr. Plagge vom 
Inf.-Regt. Graf Dönhoff (7, Ostpreuss ) No. 44, zum Inf.-Regt Freiherr von Sparr 
(3. Westfäl.) No. 16* — Professor Dr. Koehler vom Eisenbahn-Regt. No. 3, zum 
Garde-Kür.-Regt., — Dr. Rochs vom 2. Garde-Feldart-Regt., zum Eisenbahn-Regt 
No. 3, — Dr. Groschke vom Inf.-Regt. Graf Tauentzien von Wittenberg (3. Bran¬ 
denburg) No. 20, zum 2. Garde-Feldart.-Regt, — Dr. Streit, Stabs- und AbtheiL- 
Arzt von der 2. Abtheil. 2. Rhein. Feldart-Regts. No. 23, zur 3. Abtheil, desselben 
Regtß.; — die Stabs- und Bats.-Aerzte: Dr. Gerlach vom Magdeburg. Jfiger- 
Bat. No. 4, als Garn.-Arzt nach Cüstrin, — Dr. Ferber vom Jäger-B&t Graf 


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Yorck von Wartenburg (Ostpreuss.) No. 1, zum Kadettenhause in Plön, — Dr. Schwebs 
vom 2. Bat. des Inf.-Regts. No. 144, zum 3. Bat. 2. Thüring. Inf.-Regts. No. 32, 
— Dr. Boeckh vom 2 Bat. 1. Grossherzogi. Hess. Inf.-(Leibgarde-)Regts. No. 115, 
zum 2. Bat. des Königin Augusta Garde-Gren.-Regts. No. 4, — Dr. Schuster, 
Stabs- und Abtheil.-Arzt von der 3. Abtheil, des Feldart.-Regts. No. 35, zur Unteroff.- 
Schule in Marienwerder, — Dr. Adrian, Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat. des 
Füs.-Regts. von Gersdorff (Hess.) No. 80, zum 3. Bat. 7. Thüring. Inf.-Regts. 
•No. 96; — die Assist.-Aerzte 1. Kl.; Dr. Grüder vom 1. Pomm. Feldart.- 
Regt. No. 2, zum Brandenburg. Train-Bat. No. 3, — Dr. Werner vom 1. Hess. 
Inf.-Regt. No. 81, zum Eisenbahn-Regt. No. 3, — Dr. Taubert vom Garde-Füs.- 
Regt., zum 4. Garde-Regt. zu Fuss, — Dr. Klip stein vom Fussart.-Regt. General- 
Feldzeugmeister (Brandenburg.) No. 3, zum 2. Nassau. Inf.-Regt. No. 88; — die 
Assist.-Aerzte 2. Kl.; Dr. Overman vom Kür.-Regt. Graf Gessler (Rhein.) 
No. 8, zum Westfäl. Fussart-Regt. No. 7, — Dr. Mette vom Füs.-Regt. von 
Steinmetz (Westfäl.) No. 37, zum Bezirkskommando II Berlin, — Dr. Franz vom 
Brandenburg. Train-Bat. No. 3, zum Festungsgefängniss in Spandau, — Dr. v. Zander 
•vom Eisenbahn-Regt. No. 3, in die etatsmäss. Stelle hei dem Korps-Gen.-Arzt des 
Gardekorps, — Dr. Mohr vom 2. Leib-Hus.-Regt. Kaiserin No. 2, zum Feldart.- 
Regt. No. 35, — Dr. Meyer vom Drag.-Regt. von Arnim (2. Brandenburg.) No. 12, 
zum Inf.-Regt. Fürst Leopold von Anhalt-Dessau (L Magdeburg.) No. 26, — ver¬ 
setzt. — Professor Dr. Koehler, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom 
•Garde-Kür.-Regt, mit Pension der Abschied bewilligt; gleichzeitig ä la suite des 
Sanitätskorps gestellt. — Dr. Ben zier, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt vom 
Gren.-Regt. Prinz Carl von Preussen (2. Brandenburg.) No. 12, mit Pension und 
seiner bisherigen Uniform, — Dr. v. Kobylecki, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.- 
Arzt vom Inf.-Regt. Graf Schwerin (3. Pomm.) No. 14, mit Pension und seiner 
bisherigen Uniform, — Dr. Matth es, Stabs- und Bats.-Arzt vom 3. Bat. 7. Thüring. 
Inf.-Regts. No. 96, mit Pension und seiner bisherigen Uniform, — Dr. Henking, 
Stabsarzt der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez. I Braunschweig, — Dr. Heuck, 
Stabsarzt der Landw. 1. Aufgebots vom Landw-Bez; Mannheim, — Dr. Lievin, 
Stabsarzt der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-Bez. Danzig; — den Assist.- 
Aerzten 1. Kl. der Landw. 1. Aufgebots: Dr. Hardel vom Landw.-Bez. 
Lötzen, — Dr. Westendorf vom Landw.-Bez. Wismar, — Dr. Seeger vom 
Land.-Bez. Schleswig, — Dr. Lemcke, Assist-Arzt 1. Kl. der Landw. 2. Aufgebots 
vom Landw.-Bez. StTalsund, — der Abschied bewilligt — Dr. Biermann, 
Assist.-Arzt 1. Kl. vom Fussart.-Regt. No. 11, aus dem aktiven Sanitatskorps ans¬ 
geschieden und zu den Sanitätsoffizieren der Res. übergetreten. — Dr. Reinhard, 
Assist-Arzt 2. Kl. vom Inf.-Regt No. 136, behufs Uebertritts zur Schutztruppe für 
Deutsch-Ostafrika mit dem 21. August d. Js. aus dem Heere ausgeschieden. 

Wilhelmshöhe, den 27. August 1895. 


Dr. Thomas, Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat. des Inf.-Regts. Prinz 
Friedrich der Niederlande (2. Westfäl.) No. 15, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und 
Regts.-Arzt des Inf.-Regts. No. 137, — Dr. Hensoldt, Stabs- und Abtheil.-Arzt 
von der 2. Abtheil, des Thüring. Feldart-Regts. No. 19, zum Oberstabsarzt 2. Kl. 
und Regts.-Arzt des Magdeburg. Hus.-Regts. No. 10, dieser vorläufig ohne Patent; 
— die Assist-Aerzte 1. Kl.; Dr. Hofmann vom Grossherzogi. Hess. Feldart.- 
Regt. No. 25 (Grossherzogi. Art.-Korps), zum Stabs- und Bats.-Arzt des 3. Bats. 
•des Inf.-Regts. von Horn (3. Rhein.) No. 29, — Dr. Oberbeck vom 2. Pomm. 
Feldart.-Regt. No. 17, zum Stabs- und Bats.-Arzt des 2. Bats. des Inf.-Regts. 
Prinz Friedrich der Niederlande (2. Westfäl.) No. 15; — die Assist.-Aerzte 
2. Kl.; Dr. Heise vom Inf.-Regt. Graf Schwerin (3. Pomm.) No. 14, — Dr. Maire 
vom Feldart.-Regt. General-Feldzeugmeister (2. Brandenburg.) No. 18, — Dr. Bor- 
nikoel in der etatsmäss. Stelle bei dem Korps-Gen.-Arzt des I. Armeekorps, — 
Dr. Hamann vom Kaiser Franz Garde-Gren.-Regt. No. 2,— Dr. v. Lin gelsheim 
vom Schles. Train-Bat. No. 6, •— Dr. Loew vom Inf.-Regt. Herwarth von 
Bittenfeld (1. Westfäl.) No. 13, — Dr. Brunzlow vom 2. Hanseat. Inf.-Regt. 


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No. 76, — Dr. Schnellen vom 5. Bad. Inf.-Regt No. 113, — Dr. Krantz vom 
7. Thöring. Inf.-Regt. No. 96, — Dr. Schnnck vom Königin Augusta Garde- 
Gren.-Regt, No. 4, — zu Assist-Aerzten 1. Kl., — befördert — Die 
Assist-Aerzte 2. Kl.: Dr. Stolzmann vom Drag.-Regt Freiherr von Derff- 
linger (Neumärk.) No. 3, — Dr. Rittmeier vom Hess. Train-Bat No. 11, — 
Dr. Cammert vom Königs-Inf.-Regt No. 145, — Dr. Kahleyss vom Kür.-Regt. 
Graf Wrangel (Ostprenss.) No. 3, — zu Assist-Aerzten 1. Kl.: — die Unter¬ 
ärzte: Dr. Kuntze vom Inf.-Regt. von Boyen (5. Ostprenss.) No. 41, unter gleich¬ 
zeitiger Versetzung znm Füs.-Regt Graf Roon (Ostpreuss.) No. 33, — Dr. Rennecke 
vom Pomm. Ffis.-Regt. No. 34, unter gleichzeitiger Versetzung zum 2. Pomm. 
Feldart-Regt No. 17, — Bröggemann vom Inf.-Regt von Al vensleben (6. Bran¬ 
denburg.) No. 52, unter gleichzeitiger Versetzung zum Inf.-Regt von Borcke 
(4. Pomm.) No. 21, — Dr. Leimbach vom Feldart-Regt von Podbielski (Nieder 
schles.) No. 5, — Dr. Koch-Bergemann vom Holstein. Feldart-Regt No. 24,— 
Dr. Uhlenhuth vom Fös.-Regt. General-Feldmarschall Prinz Albrecht von Preussen 
(Hannov.) No. 73, dieser unter gleichzeitiger Versetzung zum Oldenburg. Inf.-Regt. 
No. 91, — Dr. Binder vom Inf.-Regt. Herzog Friedrich Wilhelm von Braun- 
schweig (Ostfries.) No. 78, unter gleichzeitiger Versetzung zum 2. Hannov. Feldart- 
Regt. No. 26, — Dr. Helmbold vom Inf.-Regt. von Wittich (3. Hess.) No. 83, — 
Dr. Ge 11 zuhn vom Inf.-Regt. No. 138, dieser unter gleichzeitiger Versetzung zum 
Fussart.-Regt No. 10, — Dr. Jacobitz vom Inf.-Regt Graf Barfuss (4. WestfäL) 
No. 17, — Dr. Stuertz vom Inf.-Regt. No. 135, dieser unter gleichzeitiger Ver¬ 
setzung zum Gren.-Regt. Prinz Carl von Preussen (2. Brandenburg.) No. 12, — 
Schelle vom Inf.-Regt. Graf Schwerin (3. Pomm.) No. 14, unter gleichzeitiger 
Versetzung zum Inf.-Regt. von Grolman (I. Posen.) No. 18, — zu Assist-Aerzten 
2. Kl., — Dr. Schanzenbach, Marine-Unterarzt von der 2. Matrosen-Div., — 
Janens, Marine-Unterarzt von der 1. Matrosen-Div., — zu Marine-Assist- 
Aerzten 2. Kl.; — die Assist-Aerzte 1. Kl. der Res.: Dr. Schultz vom Landw.- 
Bez. Hamburg, — Dr. Lorenz vom Landw.-Bez. Mühlhausen i.Th., — Dr. Beckmann 
vom Landw.-Bez. I Münster, — Dr. Fischer vom Landw.-Bez. Danzig, — 
Dr. Guttenberg vom Landw.-Bez. Freiburg, — Dr. Linke vom Landw.-Bez. 
Görlitz, — Dr. Israel vom Landw.-Bez. Aschersleben, — Dr. Paschen vom 
Landw.-Bez. Hamburg, — Dr. Hillebrand vom Landw.-Bez. Bonn, — Dr. Gassert 
vom Landw.-Bez. Freiburg, — Dr. Wolff vom Landw.-Bez. III Berlin, — 
Dr. Neumann vom Landw.-Bez. Potsdam, — Dr. Hofmann vom Landw.-Bez. 
Meiningen, — Dr. Krumhoff vom Landw.-Bez. Magdeburg, — Dr. Snell vom 
Landw.-Bez. Hildesheim, — Dr. Falckenthal vom Landw.-Bez. Jüterbog, — 
die A8sist.-Aerzte 1. Kl. der Landw. 1. Aufgebots: Dr. Altmann vom 
Landw.-Bez. Lüneburg, — Dr. Aly vom Landw.-Bez. Minden, — Dr. Levy vom 
Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Polzin vom Landw.-Bez. Hildesheim, — Dr. Braun 
vom Landw.-Bez. Gotha, — Dr. Streicher vom Landw.-Bez. Lörrach, — 
Dr. Keller vom Landw.-Bez. St. Wendel, — Dr. Fassbender vom Landw.-Bez. 
II Münster, — Dr. Rennebaum vom Landw.-Bez. Halberstadt, — Dr. Weiermiller 
vom Landw.-Bez. Insterburg, — Dr. Rosenthal vom Landw.-Bez. III Beriin, — 
Dr. Ortweiler vom Landw.-Bez. Weimar, —Dr. Kellendonk vom Landw.-Bez. 
Montjoie, — Dr. Bickel, Assist-Arzt 1. Kl. der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.- 
Bez. Wiesbaden, dieser ohne Patent, — zu Stabsärzten; — die Assist-Aerzte 
2. Kl. der Res.: Dr. Gause vom Landw.-Bez. Frankfurt a. M., — Dr. Reuter 
vom Landw.-Bez. Weimar, — Dr. Sobernbeim vom Landw.-Bez. Halle a. S., — 
Dr. Habermann vom Landw.-Bez. Wismar, — Wirth vom Landw.-Bez. Heidel¬ 
berg, — Dr. Ansorge vom Landw.-Bez. Schweidnitz, — Dr. Grote vom Landw.- 
Bez. Hildesheim,— Dr. Seebald vom Landw.-Bez. Potsdam, — Dr. Homburger 
vom Landw.-Bez. I Breslau, — Dr. Horwitz, Dr. Simonsohn vom Landw.- 
Bez. III Berlin, — Dr. Stück vom Landw.-Bez. I Cassel, — Dr. Möller vom 
Landw.-Bez. Gera, — Dr. Ammer vom Landw.-Bez. Stade, — Dr. Merkel vom 
Landw.-Bez. Göttingen, — Dr. Wendland vom Landw.-Bez. III Berlin, — 
Dr. Troeger vom Landw.-Bez. Altenburg, — Dr. Mispelbaum vom Landw.- 
Bez. Coblenz, — Dr. Niemeyer vom Landw.-Bez. Hamburg, — Dr. Laureck 


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vom Landw.-Bez. II Bochum,— Dr. Elgehaasen vom Landw.-Bez. Lüneburg, — 
Dr. Baumgartner vom Landw.-Bez. Rastatt, — Dr. Epstein vom Landw.-Bez. 
Hamburg, — Dr. Jacobssohn vom Landw.-Bez. Liegnitz, — Dr. Meder vom 
Landw.-Bez. Meschede, — Dr. Engels vom Landw.-Bez. Hannover, — Dr. Doh- 
meyer vom Landw.-Bez. Lüneburg, — Dr. Veit vom Landw.-Bez. III Berlin, — 
Dr. Fuchs vom Landw.-Bez. Freiburg, — Dr. v. Knoblauch vom Landw.-Bez. 
Frankfurt a. O., — Dr. Landwehr vom Landw.-Bez. Bielefeld, — Dr. Gubalke 
vom Landw.-Bez. I Altona, — Dr. Fresenius vom Landw.-Bez. I Darmstadt, — 
Dr. Schneider vom Landw.-Bez. Frankfurt a. M.,— zu Assist.-Aerzten 1. Kl. 
der Res., — befördert. — Die Assist.-Aerzte 2. KI. der Res.: Dr. Klem- 
perer vom Landw.-Bez. Strassburg, — Mühsam vom Laudw.-Bez. Schweidnitz, 

— Dr. Meckel vom Landw.-Bez. Wetzlar, — Dr. Mallison vom Landw.-Bez. 
Königsberg, — Dr. Reis vom Landw.-Bez. I Trier, — Dr. Senge vom Landw.- 
Bez. St. Johann, — Dr. Leidner vom Landw.-Bez. II Darmstadt, — Dr. Fels»* 
mann vom Landw.-Bez. I Breslau, — Dr. Ernst vom Landw.-Bez. Metz, — 
Dr. Bärwald vom Landw.-Bez. Frankfurt a. M., — Dr. Bispinck vom Landw.- 
Bez. Mühlheim a. d. R., — Dr. Neuenborn vom Landw.-Bez. Crefeld; — die 
Assist-Aerzte 2. Kl. der Landw. 1. Aufgebots: Dr. Lackmann vom 
Landw.-Bez. II Darmstadt, — Dr. Uter vom Landw.-Bez. Lübeck, — Dr. Michael 
vom Landw.-Bez. Weimar, — Dr. Lueb vom Landw.-Bez. Recklinghausen, — 
Dr. Burkbardt vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Katzenstein vom Landw.- 
Bez. Cöln, Dr. Bahr vom Landw.-Bez. Oels, — Dr. Schaper vom Landw.-Bez. 
Hannover, — Dr. Deus vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. van den Bosch 
vom Landw.-Bez. Bonn, — Falckner vom Landw.-Bez. Weimar, — zu Assist.- 
Aerzten 1. Kl.; — die Unterärzte der Res.: Kopetsch vom Landw.-Bez. 
Königsberg, — Dr. Grunow vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Böeker vom 
Landw.-Bez. Neuhaldensleben, — Dr. v. Wybicki vom Landw.-Bez. I Breslau, — 
Dr. Mann vom Landw.-Bez. Paderborn, — Engels vom Landw.-Bez. Barmen,— 
Dr. Neu vom Landw.-Bez. Crefeld, — Dr. Hof mann vom Landw.-Bez. Bonn, — 
Dr. Roemheld vom Landw.-Bez. Mainz, — Dr. Flaig vom Landw.-Bez. Stockaeh, 

— Meyer vom Landw.-Bez. Freiburg, — Dr. Nürnberger, Unterarzt der Marine- 
Res. vom Landw.-Bez. Kiel, — Dt. Dege, Unterarzt der Landw. 1. Aufgebots 
vom Landw.-Bez. I Braunschweig, — zu Assist.-Aerzten 2. Kl., — befördert. 

— Dr, Schnitze, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom Inf.-Regt. von Boyen 
(6. Ostpreuss.) No. 41, — Dr. Sitzler, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom 
Füs.-Regt. Prinz Heinrich von Preussen (Brandenburg.) No. 35, — ein Patent 
ihrer Charge verliehen. — Dr. Stadthagen, Stabsarzt ä la suite des Sanitäts¬ 
korps, als Bats.-Arzt des Hannov Pion.-Bats. No. 10, — Dr. Doering, Assist- 
Arzt 2. Kl. ä la suite des Sanitätskorps, unter Entbindung von dem Kommando 
zur Dienstleistung bei dem Auswärtigen Amt, als Assist.-Arzt 2. Kl. bei dem 
2. Garde - Feldart. - Regt., — in das Sanitätskorps wiedereinrangirt. — 
Schumann, Assist.-Arzt 2. Kl. der Res. vom Landw.-Bez. Metz, im aktiven 
Sanitätskorps und zwar als Assist-Arzt 2. Kl. mit einem Patent vom 24. September 
d. Js. bei dem Inf.-Regt. No. 136 angestellt. — Dr. Statz, Oberstabsarzt 2. Kl. 
und Regts.-Arzt vom Drag. Regt von Wedel (Pomm.) No. 11, zum Rhein. Fussart- 
Regt. No. 8, — Dr. Knicke, Stabs- und Bats.-Arzt vom 3. Bat. des Inf.-Regts. 
von Horn (3. Rhein.) No. 29, als Abtheil.-Arzt zur 2. Abtheil, des Thöring. Feldart- 
Regts. No. 19, — Dr. Matth es, Assist.-Arzt 1. Kl. vom 2. Garde-Ulan.-Regt., 
zum 5. Thüring. Inf.-Regt. No. 94 (Grossherzog von Sachsen),— Dr. Hilde mann, 
Assist.-Arzt 1. Kl. vom Inf.-Regt. Graf Barfnss (4. Westfal.) No. 17, zum Inf.-Regt. 
No. 130, — Dr. Niehues, Assist.-Arzt 2. Kl. vom Hus.-Regt. Kaiser Nikolaus II. 
▼on Russland (1. Westfal.) No. 8, zum 2. Garde-Ulan.-Regt., — Dr. Seeger, 
Assist-Arzt 2. Kl. vom Oldenburg. Inf.-Regt. No. 91, zum Drag.-Regt. von Wedel 
(Pomm.) No. 11, versetzt — Dr. Hartung, Assist.-Arzt 2. Kl. vom 2. Bad. 
Gren.-Regt. Kaiser Wilhelm I. No. 110, ä la suite des Sanitätskorps gestellt — 
Dr. Kuznitzky, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom Inf.-Regt. No. 137, 
nait Pension, dem Charakter als Gen.-Arzt 2. Kl. und seiner bisherigen Uniform, — 
Dr. Beesel, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom Magdeburg. Hus.-Regt« 


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No. 10, mit Pension und seiner bisherigen Uniform, — Dr. Sarnow, Oberstabsarzt 
"2. KI. und Regts.-Arzt vom Rhein. Fussart-Regt. No. 8, mit Pension und seiner 
bisherigen Uniform, — Fischer, Stabs.- und Bats.-Arzt vom Hannov. Pion.-Bat. 
No. 10, mit Pension und seiner bisherigen Uniform, — Prof. Dr. Barth, Stabsarzt 
der Res. vom Landw.-Bez. Marburg, mit seiner bisherigen Uniform; — den Assist.- 
Aerzten 1. Kl. der Res.: Dr. Ranniger vom Landw.-Bez. Görlitz, behufs 
Uebertritts in Königl. Sächsische Militärdienste, — Dr. Maass vom Landw.-Bez. 
Göttingen, — Füchtenbusch vom Landw.-Bez. Strassburg; — den Stabsärzten 
der Landw. 1. Aufgebots: Muehl vom Landw.-Bez. Scbneidemühl, * — 
Dr. Ke beriet vom Landw.-Bez. Düsseldorf. — Dr. Niemann vom Landw.-Bez. 
II Braunschweig, — Dr. Grunau vom Landw.-Bez. Graudenz, — Dr. Wolff, 
Assist -Arzt 1. Kl. der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez. Gera, — Dr. Heide n- 
hain, Stabsarzt der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-Bez. Stettin, — Dr. Bickel, 
“Stabsarzt der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-Bez. Wiesbaden, — der Abschied 
bewilligt. — Dr. Haberkamp, Assist-Arzt 2. Kl. vom 2. Hannov. Feldart.- 
"Regt. No. 26, aus dem aktiven Sanitätskorps ausgeschieden und zu den Sanitäts¬ 
offizieren der Res. übergetreten. 

Jagdhaus Rominten, den 24. September 1895. 


Neues Palais, den 1. August 1895. 

Fackler, Sek.-Lt. von der Res. des Pion-Bats. No. 16, aus seinem bisherigen 
Militärverhältniss ausgeschieden; gleichzeitig im Sanitätskorps und zwar als Assist- 
Arzt 2. Kl. der Res. mit einem Patent vom 21. September 1889 wiederangestellt 

Stettin, den 12. September 1895« 

Dr. Kuckro, Gen.-Arzt 1. Kl. a. D., zuletzt Korpsarzt des XI. Armeekorps, 
der Rang als Gen.-Major verliehen. — Dr. Schocnleben, Oberstabsarzt 1. Kl. a. D., 
zuletzt Garn.-Arzt in Posen und beauftragt mit Wahrnehmung der divisionsärztlichen 
Funktionen bei der 10. Div., — Dr. Havixbeck, Oberstabsarzt 1. Kl. a. D., zuletzt 
Regts.-Arzt des 7. Bad. Inf.-Regts. No. 142, — Dr. Vahl, Oberstabsarzt 1. Kl. a. D., 
zuletzt Regts.-Arzt des 1. Garde-Feldart.-Regts., — Dr. Ernesti, Oberstabsarzt 
1. Kl. a. D., zuletzt Regts.-Arzt des 1. Garde-Regts. zu Fuss, — der Charakter 
als Gen.-Arzt 2. Kl. verliehen. — Dr. Nüsse, Oberstabsarzt 2. Kl. a. D., 
zuletzt Regts.-Arzt des damal. 1. Westpreuss. Gren.-Regts. No. 6, — den Ober¬ 
stabsärzten 2. KI. und Regt.-Aerzten: Dr. Leistikow vom Königs-Inf.-Regt. 
No. 145, — Dr. Neumann vom Hannov. Hus.-Regt No. 15, — Dr. Liegener 
vom Feldart.-Regt. No. 36, — Dr. Schmidtborn vom Inf.-Regt. No. 132, — 
Dr. Weber vom Feldart.-Regt, von HoltzendorfF(1. Rhein.) No. 8, — Dr. Fritzschen 
vom Kaiser Alexander Garde-Gren.-Regt. No. 1, — der Charakter als Ober¬ 
stabsarzt 1. Kl. verliehen. 


Nachweisung der beim Sanitätskorps in den Monaten Juni 
und Juli 1895 eingetretenen Verändernngei*. 

Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee. 

Den 28. Juni, 

Toepffer, Unterarzt vom Inf.-Regt. No. 132, kommandirt zur Ablegung der 
ärztlichen Staatsprüfung zum medizinisch-chirurgischen Friedrich*Wilhelms-Institut, 
Unter Belassung in diesem Verhältnis, zum Inf.-Regt Markgraf Karl (7. Branden¬ 
burg.) No. 60 versetzt. 

Den 1. Juli, 

Fenger, Unterarzt von der Kaiserlichen Marine, 


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~ Den 5. Juli, 

Schanzenbach, Unterarzt von der Kaiserlichen Marine, 

den 9. Juli, 

Brügge mann, Unterarzt vom Inf.-Regt. von Alvensleben (6. Brandenburg.) 
No. 52, 

den 13. Juli, 

Dr. Blanc, Unterarzt vom In£-Regt. von Winterfeldt (2. Oberschles.) No. 23, 

den 25. Juli, 

Dr. Renn ecke, Unterarzt vom Pomm. Füs.-Regt. No. 34, — Dr. Schwiening, 
Unterarzt vom Füs.-Regt. Prinz Heinrich von Preussen (Brandenburg.) No. 35, — 
Dr. Jacobitz, Unterarzt vom Inf.-Regt. Graf Barfuss (4. Westfal.) No. 17, — 
’Dr. Herr. Unterarzt vom 4. Niederschles. In£-Regt. No. 51, — Schelle, Unterarzt 
vom Inf.-Regt. Graf Schwerin (3. Pomm.) No. 14, — Dr. Uhlenhuth, Unterarzt 
vom FÜ8.-Regt. General - Feldmarschall Prinz Albfecht von Preussen (Hannov.) 
No. 73, — Dr. Knntze, Unterarzt vom Inf.-Regt. von Boyen (5. Ostpreuss.) No. 41, 
— Dr. Koch-Bergemann. Unterarzt vom Holstein. Feldart.-Regt. No. 24, — 
Dr. Gellzuhn, Unterarzt vom Inf.-Regt. No. 138, — Dr. Stuertz, Unterarzt vom 
Inf.-Regt. No. 135, — Dr. Binder, Unterarzt vom Inf.-Regt. Herzog Friedrich 
Wilhelm von Braunschweig (Ostfries.) No. 78, — sammtlich mit Wahrnehmung 
je einer bei ihren Truppen- oder Marinetheilen offenen Assist. - Arztstelle be¬ 
auftragt. 


Nachweisung der beim Sanitätskorps im Monat August 1895 
eingetretenen Veränderungen. 

Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee. 

Den 5. August. 

Dr. Jeschke, einjährig-freiwilliger Arzt vom Inf.-Regt. Herzog Karl von 
Mecklenburg-Strelitz (6. Ostpreuss.) No. 43; zum Unterarzt ernannt, 

den 14. August, 

Dr. van Ackeren, einjährig-freiwilliger Marinearzt von der 2. Matrosen-Div., 
zum Unterarzt ernannt, 

den 22. August, 

Dr. Wiehage, einjährig-freiwilliger Arzt vom Kür.-Regt, von Driesen (West- 
fäl.) No. 4, zum Unterarzt im Feldart.-Regt. No. 15 ernannt, — sammtlich mit 
„Wahrnehmung je einer bei ihren Truppen- oder Marinetheilen offenen Assist. 
Arztstelle beauftragt. 


Kaiserliche Marine. 

An Bord S. M. Yacht „Hohenzollern*, 

Helgoland, den 4. August 1895. 

Prinz, Marine-Oberstabsarzt 2. Kl., zum Marine-Oberstabsarzt 1. Kl. unter 
Vorbehalt der Patentirung befördert. — Dr. Börding, Dr. Overbeck, Dr. Bur¬ 
meister, Dr. Lörmann, Dr. Gabriel, Assist.-Aerzte 2. Kl. der Marine-Res. 
im Landw.-Bez. Dortmund bezw. I Bremen, Wiesbaden, I Bremen und Gotha, zu 
Assist.-Aerzten 1. Kl. der Marine-Res. befördert. Dieselben erhalten ein Patent von 
dem Tage, an welchem die Beförderung ihrer Altersgenossen in der Armee aus¬ 
gesprochen wird. — Dr. Groppe, Marine-Oberstabsarzt 1. Kl., Garn.-Arzt zu 
Wilhelmshaven, mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubnis zum Tragen der 


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Uniform der Marineärzte mit den für Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen, — 
Dr. Topp, Assist.-Arzt 1. Kl. der Marine-Res. im Landw.-Bez. II Oldenbnrg, — 
der Abschied bewilligt. 

Neues Palais, den 29. August 1895. 

Dr. Runkwitz, Marine - Stabsarzt, zum Marine - Oberstabsarzt 2. Kl., unter 
Vorbehalt der Patentirung, — Wasserfall, Dr. Behmer, Marine-Assist.-Aerzte 
1. KI., zu Überzahl. Marine-Stabsärzten, — Dr. Lange, Assist*Arzt 1. KL der 
Seewebr 1. Aufgebots im Landw.-Bez. 1 Cassel, zum Stabsarzt der Seewehr 1. Auf¬ 
gebots, — befördert 

Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika. 

Neues Palais, den 27. August 1895. 

Ollwig, Assist-Arzt 1. Kl. a. D., bisher von der Res. im Landw.-Bez. Würz¬ 
burg, — Dr. Reinhard, Assist-Arzt 2. Kl., a. D., bisher vom Inf.-Regt. No. 136, 
— mit dem 21. August d. Js. der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika zugetheilt 

Den 15. September 1895. 

Dr. Stierling, Assist.-Arzt 2. Kl. a. D., bisher von der Res. im Landw.-Bez. 
Leipzig, mit dem 18. September d. Js. der Schutz truppe für Deutsch-Ostafrika 
zugetheilt 


Veränderungen im Königlich Bayerischen Sanitätskorps. 

Den 23. Juli 1895. 

Dr. Heckenlauer, Unterarzt des 6. Chev.-Regts. vakant Grossfurst Konstantin 
Nikolajewitsch, znm Assist-Arzt 2. Kl. in diesem Trnppcntheil befördert — 
Kröner (I München), Assist.-Arzt 1. Kf. der Landw. 2. Aufgebots, der Abschied 
bewilligt 

Den 25. Juli 1895. 

Dr. Schmitt, Assist.-Arzt 1. Kl. des 4. Feldart-Regts. König, — Dr. Hillen¬ 
brand, Assist.-Arzt 1. Kl. des 2. Train-Bats., — in ihren Truppentheilen gegen¬ 
seitig versetzt. 

Den 12. Augnst 1895. 

Dr. Demanget (Dillingen), Stabsarzt in der Res., zum Oberstabsarzt 2. Kl. 
■befördert, — Dr. Mayer (Nürnberg), Dr. Scheiding (Hof), Assist-Aerzte 1. Kl. 
in der Res., — Dr. ZeitlcT (Bamberg), Dr. Bergeat, Dr. Rieder (I München), 
Dr. Brennstuhl (AscbafFenburg), Dr. Schweickert (Ludwigshafen), Dr. Deisen- 
hofer (Rosenheim), Assist-Aerzte 1. Kl. in der Landw. 1. Aufgebots, — zu 
Stabsärzten, — Dr. Tüshaus (Würzburg), Dr. Swarsensky (Augsburg), Unter¬ 
ärzte der Res., zu Assist-Aerzten 2. Kl. — befördert 

Den 20. August 1895. 

Ollwig (Bamberg), Assist-Arzt 1. Kl. der Res., das erbetene Ausscheiden au» 
dem Heere behufs Ueb'ertritts in die Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika 
gestattet. 

Den 8. September 1895. 

Dr. Rohm er (Dillingen), Assist-Arzt 1. Kl. in der Res., zum Stabsarzt, — 
Weiss, Kanzow, Dr. Rönsberg, Maassen (I München), Dr. Winterstein 
(Kissingen), Woblsecker (Würzburg), Unterärzte in der Res., — Dr. Wilhelmy 
(Kitzingen), Unterarzt in der Landw. 1. Aufgebots, — zu Assist-Aerzten 2. Kl., 
— befördert 


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Den 8. September 1895. 

Dr. Friedmann, Assist-Arzt 2. KI. von der Landw. 1. Aufgebots (Hof), zur 
Res. des Sanitätskorps versetzt. 

Den 16. September 1895. 

Dr. T&shaus (Würzburg), Assist-Arzt 2. KI. der Res., in den Friedensstand 
des 7. Inf.-Regts. Prinz Leopold versetzt. 


Veränderungen im Königlich Sächsischen Sanitätskorps. 

Den 9. August 1895. 

Dr. Sonnekes, Assist-Arzt 1. Kl. vom 2. Gren.-Regt No. 101 Kaiser Wilhelm, 
König von Preussen, unter Enthebnng von dem Kommando zum Carolahause in 
Dresden, zum 1. Feldart-Regt. No. 12 (Garnison Dresden), — Dr. Leun er, Assist- 
Arzt 1. KL vom 1. Feldart-Regt. No. 12, unter Kommandirung zum Carolahause 
in Dresden, zum 2. Gren.-Regt. No. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preussen, — 
versetzt. 

Den 17. August 1895. 

Dr. Voigt, Unterarzt bei der Unteroffizier-Vorschule, — Dr. Lemhöfer, 
Unterarzt der Res. des Landw.-Bez. Leipzig, — zu Assist-Aerzten2. Kl. be¬ 
fördert.— Dr. Kröger, Assist.-Arzt 1. Kl. der Landw. 1. Aufgebots des Landw.- 
Bez. Leipzig, in die Res. zurückversetzt. — Dr. Schreyer, Oberstabsarzt 2. KI. 
der Res. des Landw.-Bez. Leipzig, mit der Erlaubniss zum Tragen der bisherigen 
Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen, — Dr. Risse, Stabsarzt der Landw. 

1. Aufgebots des Landw.-Bez. II Chemnitz, behufs Ueberführung zum Landsturm 

2. Aufgebots, — der Abschied bewilligt. 

Den 2. September 1895. 

Dr. Stierling, Assist.-Arzt 2. Kl. der Res. des Landw.-Bez. Leipzig, behufs 
Ucbertritts in die Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika, mit dem 17. Sep¬ 
tember 1895 aus dem Heere ausgeschieden. 

Den 17. September 1895. 

Dr. Diemer, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Fussart.-Regts. No. 12, 
in Genehmigung seines Abschiedsgesuches mit Pension und der Erlaubniss zum 
Forttragen der bisherigen Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen, zur Disp. 
gestellt. — Dr. Basüner, Stabs- und Bats.-Arzt des 3. Bats. 10. Inf.-Regts. No. 134, 
zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Fussart.-Regts. No. 12,— Dr. Richard, 
Assist.-Arzt 1. Kl. des Train-Bats. No. 12, zum Stabs- und Bats.-Arzt des 3. Bats. 
5. Inf.-Regts. Prinz Friedrich August No. 104, — befördert. — Dr. Friedrich, 
Stabs- und Bats.-Arzt des 3. Bats. 5. Inf.-Regts. Prinz Friedrich August No. 104, 
unter dem 30. September d. Js. von dem Kommando zur Universität Leipzig ent¬ 
hoben und zum 3. Bat. 10. Inf.-Regts. No. 134 versetzt. — Dr. Perthen, Assist- 
Arzt 1. Kl. vom 2. Ulan.-Regt. No. 18, zum 10. Inf.-Regt. No. 134 versetzt und 
unter dem 1. Oktober d. Js. zur Universität Leipzig kommandirt. — Rail, Assist- 
Arzt 1. Kl. vom 9. Inf.-Regt. No. 133, unter Enthebung von dem Kommando zum 
Stadtkrankenhause Dresden, zum Festungsgefängniss, unter gleichzeitiger Beauftragung 
mit Wahrnehmung des ärztlichen Dienstes bei der Arbeiter-Abtbeil., — Dr. Hafer¬ 
korn, Assist-Arzt 1. Kl. vom Schützen-(Füs.-)Regt Prinz Georg No. 108, unter 
Enthebung von dem Kommando zum Stadtkrankenhause Dresden, zum 3. Inf.-Regt. 
No. 102 Prinz-Regent Luitpold von Bayern, —- Dr. Damm, Assist.-Arzt 1. Kl. 
vom 3. Feldart-Regt. No. 32, unter Kommandirung zum Stadtkrankenhause Dresden, 
jmm m Schützen-(Fü8.-)Regt Prinz Georg No. 108, — Dr. Pfitzmapn, Assist- 
Arzt 1. Kl. des Festungsgefängnisses, unter Kommandirung zum Stadtkrankenhause 


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Dresden, zum 1. (Leib-) Gren.-Regt No. 100, — versetzt. — Dr. Oehmieten, 
Assist-Arzt 1. Kl. vom 5. Inf.-Regt. Prinz Friedrich Anglist No. 104, dessen 
Kommando znm Kaiserlichen Gesundheitsamt in Berlin bis 31. Dezember d. Js. 
verlängert. — Dr. v. Bunan, Assist.-Arzt 1. Kl. vom 9. Inf.-Regt No. 133, zum 
Train-Bat. No. 12, — Dr. Näther, Assist-Arzt 1. Kl. vom 2. Feldart.-Regt 
No. 28, zum 3. Feldart-Regt. No. 32, — Dr. Merzdorf, Assist-Arzt 1. Kl. vom 
3. Inf.-Regt No. 102 Prinz-Regent Luitpold von Bayern, zum 3. Ulan.-Rcgt No. 18 
(Garnison Geithain), — Martschke, Assist-Arzt 2. Kl. vom 4. Inf.-Regt. No. 103, 
zum 9. Inf.-Regt. No. 133, — Dr. Voigt, Assist-Arzt 2. Kl. der Unteroff.-Vorscbule, 
unter dem 1. Oktober d. Js. zum 2. Königin-Hus.-Regt No. 19, — versetzt — 
Dr. Wienecke, Assist-Arzt 1. Kl. der Res. des Landw.-Bez. Dresden-Altst., im 
aktiven Sanitätskorps und zwar als Assist-Arzt 1. Kl. bei dem 1. (Leib-) Gren.- 
Regt. No. 100 mit Patent vom 25. Juni 1895 A angestellt— Dr. Roth, Unterarzt 
der Res. des Landw.-Bez. Plauen, — Dr. Lorenz, Unterarzt der Res. des Landw.- 
Bez. Leipzig, — zu Assist-Aerzten 2. Kl. befördert. 


Veränderungen im Königlich Wörttembergischen Sanitätskorps. 

Den 3. August 1895. 

Dr. Klett, Unterarzt im Gren.-Regt. Königin Olga No. 119, — Dr. Mirabeau, 
Unterarzt der Res. vom Landw.-Bez. Heilbronn, — zu Assist.-Aerzten 2. Kl. 
befördert. — Dr. Buttersack, Stabsarzt im Gren.-Regt. Königin Olga No. 119, 
behufs Uebertritts in Königlich Preussische Dienste der Abschied bewilligt. 

Den 31. August 1895. 

Dr. Neck er, Unterarzt der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez. Stuttgart, 
— Dr. Mainzer. Unterarzt der Res. von demselben Landw.-Bez., — zu Assist* 
Aerzten 2. Kl. befördert. 

Den 12. September 1895. 

Die Assist.-Aerzte 1. KL: Dr. Ramsperger im Inf.-Regt. Alt-Württemberg 
No. 121, — Dr. Hopfengärtner in der etatsmäss. Stelle beim Korps-Gen.-Arzt,— 
Dr. Bauer im Train-Bat. No. 13, — zu überzähl. Stabsärzten befördert 


Ordensverleihungen. 

Preussische: 

Den Stern zum Rothen Adler-Orden zweiter Klasse: 

dem Generalstabsarzt der Armee z. D. (mit dem Range als Gen.-Lt) Dr. Ritter 
v. Lotzbeck, a la suite des Sanitätskorps (Bayern). 

Den Rothen Adler-Orden zweiter Klasse: 

dem Generalarzt l. Kl. Dr. Jacobi, Leibarzt Seiner Majestät des Königs von 
Sachsen und Korpsarzt 

Den Rothen Adler-Orden dritter Klasse mit der Schleife und Schwertern 
am Ringe: 

dem Marine - Oberstabsarzt 1. Kl. a. D. Dr. Groppe, bisher Garn.-Arzt zu 
Wilhelmshaven. 

Den Rothen Adler-Orden dritter Klasse mit der Schleife: 

dem Oberstabsarzt 1. Kl. a. D. Dr. Schaefer zu Darmstadt, bisher Regts.* 
Arzt des Grossherzogi. Hess. Feldart. - Regts. No. 25 (Grossherzogi. Art- 
Korps). 


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dem Oberstabsarzt 1. Kl, Dr. Richter, Regts.-Arzt vom 1. Grossherzogi. 
Mecklenburg. Drag.-Regt No. 17, 

dem Oberstabsarzt 1. Kl. Dr. Weese, Regts.-Arzt vom Füs.-Regt. Königin 
(Schleswig-Holstein.) No. 86, beauftragt mit Wahrnehmung der divisions¬ 
ärztlichen Funktionen bei der 18. Div. 

Den Rothen Adler-Orden vierter Klasse mit der Königlichen Krone: 
dem Stabs- und Bats.-Arzt Dr. II berg vom Garde-Füs.-Regt 

Den Rothen Adler-Orden vierter Klasse: 

dem Stabs- und Bats.-Arzt Dr. Pannwitz vom Inf.-Regt. von Horn (3. Rhein.) 
No. 29, kommandirt zum Kaiserlichen Gesundheitsamt. 

dem Oberstabsarzt 1. Kl. Dr. Kolbe, Regts.-Arzt vom 2. Garde.-Drag.-Regt., 

dem Oberstabsarzt 2. Kl. Dr. Muecke, Regts.-Arzt vom Königin Elisabeth 
Garde-Gren.-Regt. No. 3, 

dem Oberstabsarzt 2. Kl, Dr. Rudeloff, Regts.-Arzt vom Königin Augusta 
Garde-Gren.-Regt. No. 4. 

dem Oberstabsarzt 2. Kl. Dr. Groschke, Regts.-Arzt vom 2. Garde-Feldart.- 
Regt, 

dem Oberstabsarzt 2. Kl. Dr. Gielen von der Feldart-Schiessschule, 
dem Stabs- und Bats.-Arzt Dr. Leu vom Garde-Pion.-Bat., 

dem Oberstabsarzt 1. Kl. Dr. Krosta, Regts.-Arzt vom Inf.-Regt. Graf Bose 
(1. Thüring.) No. 31, 

dem Oberstabsarzt 2. Kl. Dr. Neumann, Regts.-Arzt vom Hannov. Hus.-Regt. 
No. 15, 

dem Oberstabsarzt 2. KL Dr. Hümmerich, Regts.-Arzt vom 2. Hanseat. Inf.- 
' Regt. No. 76, 

dem Oberstabsarzt 2. Kl. Dr. Arendt, Regts.-Arzt des 1. Brandenburg. Drag.- 
Regts. No. 2. 

dem Marine-Stabsarzt König von S. M. S. „Bayern“, 

dem Marine-Stabsarzt Dr. Arimond von S. M. Yacht „Hohenzollera“. 

Den Stern zum Königlichen Kronen-Orden zweiter Klasse mit 
Schwertern am Ringe: 

dem Generalarzt 1. Kl. Dr. Ca mm er er, Korpsarzt vom IX. Armeekorps. 

Den Königlichen Kronen-Orden dritter Klasse mit Schwertern am 
Ringe: 

dem Oberstabsarzt 1. Kl. Dr. Pflugmacher, Regts.-Arzt vom Kür.-Regt 
Kaiser Nikolaus I. von Russland (Brandenburg.) No. 6, beauftragt mit Wahr¬ 
nehmung der divisionsärztlichen Funktionen bei der 6. Div. 

Den Königlichen Kronen-Orden dritter Klasse: 

dem Oberstabsarzt 1. Kl. Dr. Heberling, Regts.-Arzt des Hus.-Regts. Kaiser 
Franz Joseph von Oesterreich, König von Ungarn (Schleswig - Holstein.) 
No. 16. 

dem Oberstabsarzt 1. Kl. a. D. Lückerath zu München, bisher Regts.-Arzt 
des Feldart-Regts. No. 31. 

Den Königlichen Kronen-Orden vierter Klasse: 

Klaetsch, Lazareth-Oberinspektor zu Berlin, 


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Memminger, Lazareth-Oberinspektor za Kfistrm, 

Wo Iff, Laxareth-Oberinspektor zu Berlin. 

Das Allgemeine Ehrenzeichen 

dem Ober-Lazareihgehülfen Winter, vom Grossherzogi. Mecklenburg. Füs.- 
Regt. No. 90. 

Fremde: 

Das Ritterkreuz erster Klasse des Albrechts-Ordens: 

dem Oberstabsarzt 2. Kl. z. D. Dr. Diemer, bisher Regts.-Arzt des Fassart.* 
Regts. No. 12. 

Das Kommentharkreuz erster Klasse des Friedrichs-Ordens: 

dem Generalarzt 1. Kl. Dr. v. Fichte, Korpsarzt des Armeekorps und Abtbeil.* 
Chef im Kriegsministerium. 

Das Ritterkreuz des Königlich Dänischen Danebrog-Ordens: 

dem Oberstabsarzt 2. Kl. Dr. Zöchner, Regts.-Arzt des Thöring. Ulan.>Regta. 

No. 6. 


Familien-Nachrichten. 

Verbindungen: Waldemar Hahn, Stabsarzt mit Fräulein Wan da Eisermann 
(Berlin). 

Geburten: (Sohn) Dr. Duda, Stabsarzt (Goldap), — Dr. Leistikow, Oberstabsarzt 
2. Klasse, — Dr. Ti 1 mann, Stabsarzt (Berlin), — (Tochter) Dr. Triest, 
Stabsarzt ä la suite des Sanitätskorps (Torgau), — Dr. Zabel, Assistenzarzt 
1. Klasse (Berlin), — Dr. Koenig, Oberstabsarzt (Potsdam), — Dr. Pust, 
Assistenzarzt (Posen), — Dr. Ilberg, Stabsarzt (Berlin). 

Todesfälle: Dr. Wilhelm Cramer. Assistenzarzt 1. Kl. der Reserve (Braokwede). 
— Dr. Graf, Gen.-Arzt 2. Kl. der Landw. 2. Aufgebots (Konstanz). 


Öedruckt in der Königlichen Hof bucbdnickerei von E.S. Mittler&Sohn, Berlin SW., Kochstr. 68—71. 


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Amtliches Beiblatt 

zur 

Deutschen militärärztlichen Zeitschrift 

1895. — Viernndzwanzigster Jahrgang. — M 11. 


Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, 5. Oktober 1895. 

Dem Königlichen Generalkommando beehrt sich die Abtheilung mit Bezug auf 
das diesseitige Schreibeu vom 17. September 1890 No. 786/9. M. A. ganz ergebenst 
mitzntheilen, dass der diesjährige hygienische Kursus für Sanitätsoffiziere in der 
Zeit vom 21. Oktober bis einschliesslich 16. November 1895, unter Leitung des 
Direktors der hygienischen Institute der Universität Berlin, Professors Dr. Rubner, 
hierselbst stattfinden wird. 

Das Königliche Generalkommando ersucht die Abtheilung ebenmässig, nach 
Anhörung des Korps-Generalarztes einen zur Ausführung bakteriologischer Arbeiten 
besonders geeigneten Assistenzarzt des Armeekorps zur Theilnahme an dem gedachten 
Kursus kommandiren und anweisen lassen zu wollen, sich am 21. Oktober 1895 
vormittags 9 Uhr im hygienischen Institut hierselbst C. Klosterstrasse No. 36 bei 
dem Professor Dr. Rubner zu melden. Dort wird ein diesseits beauftragter 
Stabsarzt anwesend sein und ihm Mittheilung über die sonst erforderlichen Meldungen 
u. s. w. machen. Den Namen des Kommandirten bittet die Abtheilung baldigst 
hierher mittheilen zu wollen. 

Die durch das Kommando entstehenden Reisekosten und Tagegelder tragt 
Kapitel 34 des Reichshaushalts-Etats. Wegen des aus den Beständen der Lazareth- 
verwaltung leihweise abzugebenden Mikroskops wird auf die diesseitige Verfügung 
vom 15. September 1891 No. 710/9. 91. M. A. an das dortige Sanitätsamt Bezug 
genommen. 

No. 1993/9. 95. M. A, y. Coler. 


A.-V.-Bl. 13, No. 128. 

Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, 12. Mai 1895* 

Ergänzung und Aenderung der Krankenträger-Ordnung. 

I. Als Beilage 5 ist neu erschienen „Die Anleitung zur Herstellung von Zelten zur 
vorübergehenden Unterbringung von Verwundeten auf dem Schlachtfelde vermittelst 
der tragbaren Zelt-Ausrüstung“. 

Die erforderlichen Abdrücke werden den betheiligten Stellen unter Umschlag 
zugehen. 

Bei unmittelbarer Bestellung aus der Armee kann diese Beilage zum Preise 
von 15 Pf. für das Exemplar bei der Königlichen Hofbuchhandlung von E. S. Mittler 
& Sohn hierselbst — SW. Kochstrasse 68—71 — käuflich bezogen werden. 

Der Verkaufspreis der Vorschrift, einschliesslich der hierzu erschienenen 
Beilagen 2 a und 6, beträgt nunmehr geheftet 85 „ 

gebunden X Exemplar. 

Amtliche* Beiblatt 1895. 


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II. In der Krankenträger-Ordnung sind folgende Aendernngen vorzunehmen: 

1. Seite VI, V. Theil schalte hinter Beilage 4 ein: 

„Beilage 5 zu §. 32,7. Zelte aus der tragbaren 
Zelt-Ausrfistung.Sehe 106 8 

2. Seite 1, Anmerkung •) zu §. 2, l Zeile 2 setze für 312 „346*. 

3. Seite 2, §. 2, l, Zeile 1 und 2 von oben setze för Bekleidungs-Reglement 
„Bekleidungsordnung — I. Theil —, sowie Bekleidungs- und Ansrüstungs- 
Nachweisung*. 

4 . Seite 5, §. 5,4 erhält folgenden Zusatz: 

„Ob unter besonderen Verhältnissen bei einzelnen Truppentheileo 
der Unterricht bereits während des Sommers des ersten Dienstjahre« 
stattzufioden bat, bestimmen gleichfalls die unter I erwähnten Kommando¬ 
behörden.“ 

6. Seite 6, §. 5, 9 Zeile 1 und 2 von oben setze för Lazarethgehfilfen- 
lehrlinge „Lazarethgehülfenschüler“. 

6. Seite 5 und 6, §. 5, io erhält an Stelle der jetzigen folgende Fassung: 

„Mit den Hoboisten etc. des zweiten Dienstjahres sind Wieder¬ 
holungen vorzunehmen, in späteren Jahren nur bei freiwilliger Meldung.“ 

7. Seite 10, $. 8,5, Zeile 6 bis 9 von oben streiche die Worte „die* bis 
„machen.**)“, sowie in der zugehörigen Anmerkung **) die Worte 
„Hierbei* bis , beachten.* 

Der zu dieser Anmerkung bisher gehörige Hinweis auf Ab¬ 
schnitt X der Schiessvorschrift för die Infanterie (vergleiche Armee- 
Verordnungs-Blatt för 1893, Seite 53) tritt nunmehr der Anmerkung *) 
hinzu. 

8. Seite 49, §. 32 erhält am Schlüsse folgenden neuen Absatz: 

„7. Sobald genögend viel tragbare Zelt-AusrGstungen von Ver¬ 
wundeten und Gefallenen zur Verfügung stehen, schlägt zum Zwecke 
der vorübergehenden Unterbringung von Verwundeten die Reserve- 
Patrouille Zelte vermittelst der tragbaren Zelt-Ausrüstungen nach der 
in Beilage 6 gegebenen Anleitung auf. 

Den Platz för die Aufstellung dieser Zelte, sowie die Zahl und Art 
der letzteren bestimmt der 1. Stabsarzt.“ 

Deekblätter werden nicht ausgegeben. 

Ko. 2578/4. 95. M. A. v. Coler. 

Ko. 20 des Armee-Verordnungs-BIattes enthält unter Ko. 183 das „Gesetz, 
betreffend die Fürsorge für die Wittwen und Waisen der Personen des Soldaten- 
standes des Reicbsheeres und der Kaiserlichen Marine vom Feldwebel abwärts. 
Vom 13. Juni 1895. (R. Ges. Bl. S. 261/64.)* nebst Ausföhrungsbestimmungen. 

A.-V.-Bl. 25, Ko. 219. 

Ermächtigung des Dr. Wenzel zu Buenos-Aires cur Ausstellung von 
Zeugnissen für militärpflichtige Deutsche in Argentinien, Uruguay 

und Paraguay. 

Dem Chefarzt des deutschen Hospitals Dr. Karl Wenzel zu Buenos-Aires ist 
— an Stelle des auf sein Ansuchen von den gleichen Funktionen entbundenen 


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Br. Paul Beek — auf Grund des §. 42 Ziffer 2 der Wehrordnung die Ermächtigung 
ertheilt worden, Zeugnisse der im §. 42 Ziffer la und b a. a. O. bezeichnten Art 
Über die Untauglichkeit oder bedingte Tauglichkeit deijenigen militärpflichtigen 
Deutschen auszustellen, welche ihren dauernden Aufenthalt in Argentinien, Uruguay 
oder Paraguay haben. 

Berlin, den 7. September 1895. 

Der Reichskanzler. 

In Vertretung. 
t. Boetticher. 

Kriegsministerium. Berlin den 15. September 1895. 

Allgemeines Kriegs-Departement. 

Vorstehendes wird unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 10. Sep¬ 
tember 1888 (Armee -Verordnungs • Blatt Seite 191) hierdurch zur Kenntniss der 
Armee gebracht. 

No. 452/9. 95. A. 1. Frhr. y. Falkenhauser. 


No. 27 des Armee-Verordnungs-Blatt enthält unter No. 227 die .Verordnung, 
betreffend die Klasseneintheilung der Militarbeamten des Reichsheeres und der 
Marine. Vom 18. August 1895“. 


A.-V.-Bl. 27, No. 231. 

Kriegsministerium. Berlin den 24. September 1895. 

Militär-Oekonomie-Departement. 

Ansgabe des .Zweiten, besonderen Theiles* des Werkes „Getreide 
und Hülsenfrüchte“. 

Von dem im Aufträge des Kriegsministeriums herausgegebenen Werke „Getreide 
und Hülsenfrüchte als wichtige Nahrungs- und Futtermittel mit besonderer Berück¬ 
sichtigung ihrer Bedeutung für die Heeresverpflegung“ ist nunmehr auch der „Zweite 
besondere Th eil* fertig gestellt und — ebenso wie der „Erste, allgemeine Theil* 
— den Intendanturen und Proyiantämtern zum Dienstgebrauch überwiesen worden. 

Dieser zweite Theile des bei den Büreaugeräthen zu führenden Werkes kann 
kaufsweise von der Hofbuchhandlung von E. S. Mittler & Sohn hier SW. Koch¬ 
strasse 68—71 zu dem Preise von 12,00 JC für das geheftete Exemplar und 13,50 JC 
für das in ganz Leinwand eingebundene Exemplar bezogen werden. 

No. 465/9. 95. B 2. Frhr. y. G emmin gen. 


Personal-Veränderungen im Sanitätskorps. 

Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen. 

Dr. Jarosch, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom Oldenburg. Drag.-Regt. 
No. 19, zum Gen.-Arzt 2. Kl. und Korpsarzt des XI. Armeekorps; — die Stabs- 
nnd Bats. - Aerzte: Dr. Stadthagen vom Hannov. Pion.-Bat. No. 10, zum 
Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Inf.-Regts. Vogel von Falckenstein 
(7. We8tfSl.) No. 56. — Dr. Schröder vom 2. Bat. 1. Hess. Inf.-Regts. No. 81, 
zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Drag.-Regts. von Wedel (Pomm.) 
No. 11, — Dr. Taubner vom 1. Bat. 5. Rhein. Inf.-Regt8. No. 65, znm Ober¬ 
stabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Feldart-Regts. Prinz August von Preussen 


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(Ostpreuss.) No. 1, — Dr. Heisrath vom Füs.-Bat. des Gren.-Regts. König 
Friedrich III. (1. Ostpreuss.) No. 1, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des 
Inf.-Regts. Herzog Karl von Mecklenbnrg-Strelitz (6. Ostpreuss.) No. 43, dieser vor¬ 
läufig ohne Patent; — die Assist.-Aerzte 1. Kl.: Dr. Müller vom 7. Rhein. 
Infl-Regt. No. 69, zum Stabs- und Bats.-Arzt des Hannov. Pion.-Bats. No. 10, — 
Dr. Spoerel vom Grossherzogi. Hess. Train-Bat. No. 25, zum Stabs- uud Bats.- 
Arzt des 3. Bats. des Inf.-Regts. No. 140, — Dr. Thiemaun vom Anhalt. Inf.-Regt. 
No. 93, zum Stabs und Bats.-Arzt des 2. Bats. des Inf.-Regts. Grossherzog Friedrich 
Franz II. von Mecklenburg Schwerin (4. Brandenburg.) No. 24; — die Ass ist. - 
Aerzte 2. Kl.: Wagner vom Inf.-Regt. No. 140, — Dr. Lesshafft vom Hus.- 
Regt König Wilhelm I. (1. Rhein). No. 7, — Dr. Grasnick vom Feldart.-Regt. 
von Peucker (Schles.) No. 6, — Dr. Kallina vom 3. Thüring. Inf.-Regt. No. 71, 

— Dr. Weber vom 4. Garde-Regt. zu Fuss, — Dr. Herbst vom Inf.-Regt. No. 138, 

— zu Assist. - Aerzten 1. Kl.; — die Unterärzte: Dr. Schwiening vom 
Ffis.-Regt. Prinz Heinrich von Preussen (Brandenburg) No. 35, unter Versetzung 
zum Drag-Regt. König Albert von Sachsen (Ostpreuss.) No. 10, — Dr. Niedner 
vom 1. Bad. Leib Gren.-Regt. No. 109, — zu Assist.-Aerzten 2. Kl., — Voigt, 
Marine-Unterarzt von der 2. Matrosen-Div., zum Marine-Assist.-Arzt 2. Kl., — 
Dr. Dido 1 ff, Stabsarzt der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez. Jülich, zum 
Oberstabsarzt 2. Kl.; — die Assist.-Aerzte 1. Kl. der Res.: Dr. Seiffert 
vom Landw.-Bez. Kattowitz, — Dr. Schnitze vom Landw.-Bez. III Berlin, — 
Dr. Goth vom Landw.-Bez. Crefeld, — Dr. Bajohr vom Landw.-Bez. Deutsch- 
Eylau, — Dr. Forstreuter vom Landw.-Bez. Wehlau, — Dr. Mann vom Landw.- 
Bez. Glatz, — Dr. Friedrich vom Landw.-Bez. Magdeburg, — Dr. Loewe vom 
Landw.-Bez. Bruchsal, — Dr. Mannheim vom Landw.-Bez. III Berlin, — 
Dr. Kreibohm vom Landw.-Bez. Göttingen, — Dr. Steenken vom Landw.-Bez. 
I Oldenburg, — Dr. Lohaus vom Landw.-Bez. Perleberg, — Dr. Krause vom 
Landw.-Bez. Deutsch-Eylau; — die Assist.-Aerzte 1. Kl. der Landw. 1. Auf¬ 
gebots: Dr. Pulewka vom Landw.-Bez. Osterode, — Dr. Hoerrner vom Landw.- 
Bez. Karlsruhe, — Dr. Grünewald vom Landw.-Bez. Frankfurt a. M., — 
Dr. Cahen vom Landw.-Bez. Cöln, — Strubel vom Landw.-Bez. Friedberg, — 
Dr. Bahrs vom Landw.-Bez. Schleswig, — Dr. He yd er vom Landw.-Bez. Cöln, 

— Dr. Köhne vom Landw.-Bez. Mülheim a. d. Ruhr, — Dr. Hoffheinz vom 
Landw.-Bez. Königsberg, — Dr. Asch vom Landw.-Bez. I Breslau, — Dr. Köhler 
vom Landw.-Bez. Magdeburg, — Dr. Storch vom Landw.-Bez. Hamburg, — 
Dr. v. Znaniecki vom Landw.-Bez. Gnesen, — Dr. Bulle vom Landw.-Bez. 
Hamburg, — Dr. Kraushaar vom Landw.-Bez. Hersfeld, — Dr. Mayer vom 
Landw.-Bez. Frankfurt a. M., — Dr. Müller vom Landw.-Bez. Aschersleben, — 
Dr. Behm, Assist. - Arzt 1. KI. der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-Bez. 
Nanmburg a. S., — Dr. Oidtmann, Assist.-Arzt 1. Kl. der Landw. 2. Aufgebots 
vom Landw.-Bez. Jülich, — zu Stabsärzten; — die Assist.-Aerzte 2. KI. 
der Res.: Krieger vom Landw.-Bez. Karlsruhe, — Dr. Roth weil er vom Landw.- 
Bez. Burg, — zu Assist.-Aerzten 1. Kl. der Res., — befördert. — Die 
Assist.-Aerzte 2. Kl. der Res.: Dr. Gothe vom Landw.-Bez. Barmen, — 
Dr. Pommeresch vom Landw.-Bez. Perleberg, — Dr. Wegen er vom Landw.-Bez. 
Hildesheim,— Dr. Rindermann vom Landw.-Bez. Mühlhausen i.Th.,— Dr. Risse 
vom Landw.-Bez. Düsseldorf, -— Dr. Abei votri Landw.-Bez. Bitterfeld, — 
Dr. Gail ine k vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Lustig vom Landw.-Bez. 
I Breslau, — Dr. Schmilinsky vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Büttner 
vom Landw.-Bez. Stade, — Dr. Zoepffel vom Landw.-Bez. III Berlin, — 
Dr. Wilms vom Landw.-Bez. Cöln, — Dr. Schütte vom Landw.-Bez. III Berlin, 

— Dr. Kessel vom Landw.-Bez. Erkelenz, — Dr. Toegel vom Landw.-Bez. 
Magdeburg, — Dr. Joseph, Dr. Rust vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Roh 1 wes 
vom Landw.-Bez. Prenzlau, — Dr. Vobis vom Landw.-Bez. Barmen, — Dr. Wahren- 
dorff vom Landw.-Be7. Celle, — Dr. Engelbach vom Landw.-Bez. Freiburg, — 
Dr. Schüler vom Landw.-Bez. Frankfurt a. M., — Pfeiffer vom Landw.-Bez. 
Schweidnitz, — Dr. Zenthoefer vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Kuhn vom 
Landw.-Bez. Halle a. S., — Dr. Ackermann vom Landw.-Bez. Magdeburg, — 


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Dr. Schulze vom Landw.-Bez. Hamburg, — Dr. Wang vom Landw.-Bez. Potsdam, 

— Berendt de Cuvry vom Landw.-Bez. Frankfurt a. M., — Dr. Jaeger vom 
Landw.-Bez. Meiningen, — Dr. Friedeberg vom Landw.-Bez. Magdeburg, — 
Dr. Jester vom Landw.-Bez. Königsberg, — Dr. Rech vom Landw.-Bez. Bonn, 

— Dr. Palmer vom Landw.-Bez. Hamburg, — Dr. Illig vom Landw.-Bez. 
Stargard, — Dr. Lange vom Landw.-Bez. Fosen, — Dr. Rheineboth vom Landw.- 
Bez. Halle a. S.; — die Assist. - Aerzte 2. Kl. der Landw. 1. Aufgebots: 
Dr. Braun vom Landw.-Bez. Heidelberg, — Dr. Matthäei vom Landw.-Bez. 
Hamburg, — Dr. Schweppe vom Landw.-Bez. Hannover, — Dr. Haupt vom 
Landw.-Bez. Cottbus,— Dr. Schnurpfeil vom Landw.-Bez. Ratibor, — Voswinkel 
vom Landw.-Bez. Prenzlau, — Dr. Ludwig vom Landw.-Bez. Bonn, — zu Assist.- 
Aerzten 1. Kl.; — die Unterärzte der Res.: Dr. Arnheim, Dr. Mühlig 
vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Müller vom Landw.-Bez. Ruppin, — Zehende r 
vom Landw.-Bez. Weissenfels, — Dr. Bode vom Landw.-Bez. Magdeburg, — 
Dr. Marx vom Landw.-Bez. Kattowitz, — Dr. Eberstein vom Landw.-Bez. 
Dortmund, — Dr. Neumann vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Wasmnth vom 
Landw.-Bez. Schwerin, — Dr. Rotmann vom Landw.-Bez. Osnabrück, — 
Dr. Keil ermann vom Landw.-Bez. Potsdam, — zu Assist.-Aerzten 2. Kl., — 
befördert; — den Oberstabsärzten 1. Kl. und Regts.-Aerzten: Dr. Spies 
vom Schleswig-Holstein. Ulan.-Regt. No. 15, — Dr. Riedel vom 3. Garde-Ulan.- 
Regt, — Dr. Fröhlich vom Feldart.-Regt. No. 34, — Dr. Ziegel vom Gren.- 
Regt. König Friedrich Wilhelm L (2. Ostpreuss.) No. 3, — Dr. Hensoldt, Ober¬ 
stabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt vom Magdeburg. Hus.-Regt No. 10, — ein Patent 
ihrer Charge; — den Oberstabsärzten 2. Kl. und Regts.-Aerzten: 
Dr. Mulnier vom Inf.-Regt Prinz Moritz von Anhalt-Dessau (5. Pomm.) No. 42, 

— Dr. Groschke vom 2. Garde-Feldart.-Regt., — Dr. Pfahl vom Inf.-Regt 
Prinz Friedrich der Niederlande (2. Westfäl.) No. 15, — Dr. Gruhn vom Füs.- 
Regt. General-Feldmarschall Graf Moltke (Schles.) No. 38, — Dr. Koch vom 
2. Niederscbles. Inf.-Regt. No. 47, — der Charakter als Oberstabsarzt 1. Kl., 

— verliehen. — Dr. Wisnia, Assist.-Arzt 1. Kl. der Res. vom Landw.-Bez. Beuthen, 
im aktiven Sanitätskorps und zwar als Assist.-Arzt 1. Kl. mit einem Patent vom 
2. November d. Js. bei dem Füs.-Regt. General-Feldmarschall Graf Moltke (Schles.) 
No. 38 angestellt. — Die Oberstabsärzte 1. Kl. und Regts. - Ae rzte: 
Dr. Hellwig vom Inf.-Regt. Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz (6. Ostpreuss.) 
No. 43, zum Oldenburg. Drag.-Regt. No. 19, — Dr. Krosta vom Inf.-Regt. Graf 
Bose (1. Thüring.) No. 31, in die Gam.-Arztstelle zu Altona, — Dr. Mein hold 
vom Feldart.-Regt. Prinz August von Preussen (Ostpreuss.) No. 1, zum Gren.-Regt 
König Wilhelm I. (2. Westpreuss) No. 7, — Dr. Bassin vom InfL-Regt. Vogel 
von Faickenstein (7. Westfäl.) No. 56, zum Inf.-Regt. von Voigts-Rhetz (3. Hannov.) 
No. 79, — Dr. Ott, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt vom Inf. Regt von Voigts- 
Rhetz (3. Hannov.) No. 79, zum Hus.-Regt. König Wilhelm I. (1. Rhein.) No. 7, 

— Dr. Schmick, Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat. des Inf.-Regts. Grossherzog 
Friedrich Franz II. von Mecklenburg - Schwerin (4. Brandenburg.) No. 24, zum 
1. Bat. 5. Rhein. Inf.-Regts. No. 65, — Dr. Machatius, Stabs- und Bats.-Arzt 
vom 3. Bat des Inf.-Regts. No. 140, zum Füs.-Bat des Gren.-Regts. König 
Friedrich III. (1. Ostpreuss.) No. 1, — Zemke, Assist-Arzt 1. Kl. vom Drag.- 
Regt. König Albert von Sachsen (Ostpreuss.) No. 10, zum Invalidenbause in Berlin, 

— Dr. Krummacher, Assist-Arzt 1. Kl. vom Kadettenbause in Oranienstein, 
zum 7. Rhein. Inf.-Regt. No. 69, — versetzt — Die Assist-Aerzte 2. Kl.: 
Dr. Metz vom 2. Hannov. Drag.-Regt. No. 16, zum 1. Hannov. Inf.-Regt. No. 74, 

— Dr. Bernegau vom Inf.-Regt Freiherr von Sparr (3. Westfäl.) No. 16, zum 
Kadettenhause in Oranienstein, — Dr. v. Haselberg vom Inf.-Regt. Graf Bülow 
von Dennewitz (6. Westfäl.) No. 55, zum Inf.-Regt. Freiherr von Sparr (3. Westfäl.) 
No. 16, — versetzt — Dr. Brümmer, Gen.-Arzt 2. Kl. und Korpsarzt des 
XI. Armeekorps, mit Pension und seiner bisherigen Uniform der Abschied bewilligt. 

— Dr. Rüppell, Oberstabsarzt 1. Kl. und Garn.-Arzt in Altona, — Dr. Peters, 
Oberstabsarzt 1. KL und Regts.-Arzt vom Hus.-Regt. König Wilhelm I. (1. Rhein.) 
No. 7, — Beiden, unter Verleihung des Charakters als Gen.-Arzt 2. Kl., mit 


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Pension und ihrer bisherigen Uniform, — Dr. Preusse, Oberstabsarzt 1. KL und 
Regte.-Arzt vom Gren.-Regt. König Wilhelm I. (2. Westprenss.) No. 7, mit Pension 
und seiner bisherigen Uniform, — Dr. Schneider, Stabsarzt der Res. des Landw.- 
Bez. Erfurt; — den Stabsärzten der Landw. 1. Aufgebots: Dr. Görges 
vom Landw.-Bez. m Berlin, — Dr. Wehn vom Landw.-Bez. Cöln, — Dr. Börner 
vom Landw.-Bez. Auricb, — Dr. Dubois vom Landw.-Bez. Lötzen, — Dr. Osswald 
vom Landw.-Bez. Eisenach, — letzteren Beiden mit ihrer bisherigen Uniform; — 
den Assist. - Aerzten 1. Kl. der Landw. 2. Aufgebots: Dr. Asch vom 
Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. John vom Landw.-Bez. Bitterfeld, — Dr. Krauss 
vom Landw.-Bez. Wiesbaden, — Dr. Kraepelin vom Landw.-Bez. Heidelberg, — 
der Abschied bewilligt. 

Nenes Palais, den 2. November 1895. 


Nachweisung der beim Sanitätskorps im Monat September 1895 
eingetretenen Verändernngen. 

Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee. 

Den 7. September. 

Dr. Boese, einjährig-freiwilliger Arzt bei der 1. Matrosen-Div., vom 1. Oktober 
d. Js. ab zum aktiven Unterarzt. der Kaiserlichen Marine ernannt und mit Wahr¬ 
nehmung einer von diesem Zeitpunkte ab frei werdenden Assist.-Arztetelle be¬ 
auftragt. 

Den 10. September. 

Die nachstehend aufgeführten Studirenden der militärärztlichen Bildungsanstalten 
vom 1. Oktober d. Js. ab zu Unterärzten des aktiven Dienststandes ernannt und 
bei den genannten Truppentheilen angestellt und zwar: Dr. Hetsch beim Fussart.- 
Regt. General - Feldzeugmeister (Brandenburg.) No. 3, — Dr. Gramme beim 
5. Thüring. Inf.-Regt. No. 94 (Grossherzog von Sachsen), — Dr. Jürgens beim 
Inf.-Regt. No. 132, — Dr. Bluemchen beim Gren.-Regt. König Friedrich 
Wilhelm II. (1. Schles.) No. 10, — Dr. Plathner beim Gren.-Regt. Prinz Carl 
von Preussen (2. Brandenburg.) No. 12, — Dr. Massmann beim Inf.-Regt. 
Herwarth von Bittenfeld (1. Westffil.) No. 13, — Dr. Schlender beim 6. Rhein. 
Inf.-Regt. No. 68, — Dr. Schröder beim 1. Hanseat. Inf.-Regt No. 75, — 
Dr. Peters beim Gren.-Regt. Graf Kleist von Nollendorf (1. Westprenss.) No. 6, 
— v. Bültzlingslöwen beim 4. Thüring. Inf.-Regt. No. 72, — Dr. Sierig beim 
3. Thüring. Inf.-Regt. No. 71, — Dr. Kappesser beim 3. Grossherzogl. Hess. Inf.-Regt. 
(Leib-Regt.) No. 117, — Dr. Schellmann beim Inf-Regt. No. 131, — Neuhaus 
beim Niederrhein. Füs.-Regt. No. 39, — Dr. Garlipp beim Inf.-Regt No. 97, — 
Dr. Beck beim 4. Magdeburg. Inf-Regt. No. 67, — Dr. Weber beim Feldart. - 
Regt. General - Feldzeugmeister (1. Brandenburg.) No. 3, — Dr. Nu esse beim 
1. Hannov. Inf.-Regt. No. 74, — Dr. Feld mann beim Oldenburg. Inf.-Regt. 
No. 91, — Dr. Schrecker beim Inf.-Regt. Markgraf Ludwig Wilhelm (3. Bad.) 
No. 111, — Dr. Kahlo beim Gren.-Regt. König Friedrich Wilhelm IV. (1. Pomm.) 
No. 2, •— Dr. Fontane beim Inf.-Regt. von Manstein (Schleswig.) No. 84, — 
Dr. Grimm beim Inf.-Regt. von der Goltz (7. Pomm.) No. 54, — Dr. Auburtin 
beim Inf.-Regt. Keith (1. Oberschles.) No. 22, — Dr. Schröder II. beim 2. Bad. 
Gren.-Regt. Kaiser Wilhelm I. No. 110, — Dr. Schulz beim Inf-Regt, von Borcke 
(4. Pomm.) No. 21, — Dr. Broelemann beim Gren.-Regt König Friedrich I. 
(4. Ostpreuss.) No. 5. — Dr. Brückner beim Füs.-Regt Graf Roon (Ostpreuss.) 
No. 33, — Dr. Ahlbory beim Inf.-Regt. Graf Kirchbach (1. Niederschles.) No. 46. 


Kaiserliche Marine. 

Jagdschloss Rominten, den 2. Oktober 1895. 

Sander, Marine-Oberstabsarzt 1. Kl., zum Garn.-Arzt zu Wilhelmshaven er¬ 
nannt — Dr. Fischer, Marine-Assist-Arzt 1. Kl., ein Patent seiner Charge erhalten. 


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— Dr. Marxsen, Dr. Win ekler, Assist-Aerzte 1. Kl. der Marine-Res. im Landw.- 
Bez. Rendsburg bezw. I Bremen, zn Stabsärzten der Marine-Res., — Dr. Staehly, 
Dr. Geisler, Dr. Westpbal, Assist-Aerzte 2. Kl. der Marine-Res. im Landw.- 
Bez. Oberlahnstein bezw. Hamburg und Neuhaldensleben, zu Assist.-Aerzten 1. Kl. 
der Marine-Res., — befördert — Die nach Vorstehendem beförderten bezw. zu 
patentirenden Marineärzte erhalten ein Patent von dem Tage, an welchem die Be¬ 
förderung ihrer Altersgenossen in der Armee ausgesprochen wird. 

Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika. 

Jagdhaus Hubertusstock, den 7. Oktober 1895. 

Dr. Wagner, Hösemann, Dr. Eggel, Assist-Aerzte 2. Kl. a. D., zu Assist- 
Aerzten 1. Kl. a. D., unter Vorbehalt der Bestimmung über das ihrem Chargen- 
avancement zu Grunde zu legende Patent 

Veränderungen im Königlich Bayerischen Sanitätskorps. 

Den 8. Oktober 1895. 

Dr. Hebenstreit (I München), Dr. Utschneider (Weilheim), Unterärzte der 
Res., zu Assi8t.-Aerzten 2. Kl. der Res. befördert 


Veränderungen im Königlich Sächsischen Sanitätskorps. 

Den 26. Oktober 1895. 

Dr. Pritsche, Unterarzt vom 11. Int-Regt No. 139, — Dr. Krahnstöver, 
Unterarzt der Res. des Landw.-Bez. Plauen, — Dr. Ol dag, Unterarzt der Res. 
des Landw.-Bez. Dresden-Altst, — zu Assist.-Aerzten 2. Kl. befördert. — 
Dr. Ranniger, Königl. Preuss. Assist-Arzt 1. Kl. der Res. a. D., in der Königl. 
Sächs. Armee und zwar als Assist-Arzt 1. Kl. der Res. des Landw.-Bez. Pirna 
mit Patent vom 28. November 1891 angestellt 


Veränderungen im Königlich Württembergischen Sanitätskorps. 

Den 1. November 1895. 

Dr. Holzinger. Assist-Arzt 1. Kl. im Inf.-Regt Alt-Württemberg No. 121, 
die nacbgesuchte Entlassung aus dem aktiven Dienst, unter gleichzeitigem Uebertritt 
zu den Sanitätsoffizieren der Res., gewährt — Dr. Bornitz, Unterarzt der Landw. 
1. Aufgebots vom Landw.-Bez. Calw, — Dr. Schaufler, Unterarzt der Res. von 
demselben Landw.-Bez., — zu Assist-Aerzten 2. Kl. befördert 


Ordensverleihungen. 

Preussische: 

Den Rothen Adler-Orden vierter Klasse: 

dem Oberstabsarzt ä. D. Dr. Benzler zu Oldenburg (Grossherzogthum), bisher 
Regts.-Arzt des Gren.-Regte. Prinz Carl von Preussen (2. Brandenburg.) 
No. 12, 

dem Oberstabsarzt a. D. Dr. v. Kobylecki zu Gumbinnen, bisher Regts.-Arzt 
des Inf.-Regts. Graf Schwerin (3. Pomm.) No. 14, 

dem Stabsarzt ä la suite des Sanitätskorps Wicke. 

Den Königlichen Kronen-Orden vierter Klasse: 

dem Assist-Arzt 2. Kl. Dr. D oering, a la suite des Sanitätskorps und 
kommandirt zur Dienstleistung beim Auswärtigen Amt 


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100 


Fremde: 

Den Kaiserlich Russischen St Wladimir-Orden dritter Klasse: 
dem Stabsarzt der Landw. a. D. Dr. med. Wagner zu Odessa. 


Familien-Nachrichten. 

Verlobungen: Dr. Koch - Bergemann, Assist-Arzt, mit Fraulein Katharina 
Mudra (Stralsund), — Dr. Giese, Assist-Arzt 1. Kl., mit Fräulein Else Müller 
(Berlin). 

Verbindungen: Dr. Schuster, Stabsarzt (Marienwerder, Westpreussen); — 
Dr. Wilhelm Voss, Assistenzarzt 2. Klasse, mit Fräulein Hedwig Moeller 
(Wustrow i. M.) 

Todesfälle: Dr. Kehren, Stabsarzt der Landw. a. D. (M. Gladbach), — Robert 
Kurz, Stabsarzt der Res. (Singhofen), — Dr. Held, Assist-Arzt 1. Kl. a. D. 
(Tübingen), — Dr. Wilhelm Koenig, Assist-Arzt 1. Kl. der Landw. (Göttingen), 
— Dr. Moritz Weichelt, Oberstabsarzt 1. Kl. a. D. (Erfurt). 


Gedruckt in der Königlichen Hofbuchdrackerei von E.8. Mittler A Sohn, Berlin SW.« Kochstr. 88—71. 


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Amtliches Beiblatt 

zur 

Deutschen militMrärztlichen Zeitschrift 

1895. — Vierundzwanzigster Jahrgang. — .tä 12. 


Ans Anlass der hundertjährigen Stiftungsfeier de« medizinisch-chirurgischen 
Fried rieh-Wilhelms-Instituts bestimme Ich, dass die jetzt bestehenden militfirärztlichen 
Bildungsanstalten — das medizinisch'chirurgische Friedrich-Wilhelms-Institut und 
die medizinisch-chirurgische Aksdemie für das Militär — in Uebereinstimmung mit 
ihrer Entwickelung zu einer Anstalt vereinigt werden, welche den Namen: 

Kaiser Wilhelms-Akademie ffir das militärärztliche Bildnngswesen 

zu fahren hat. Indem Ich Mir die Genehmigung der weiteten Organisation dieser 
Akademie Vorbehalte, erkenne Ich gern an, in wie hohem Maasse die militärärztlichen 
Bildungsanstalten in ihrem nunmehr hundertjährigen Bestehen um die Ausbildung 
de* Militär- und Marineärzte und somit auch um die Interessen der Armee tmd 
Marine sich verdient gemacht haben. 

Neues Palais, den 2. Dezember 1895. 

(gez.) Wilhelm. 

(ggez.) Bronsart v. Schellendorff. 


Telegramm 

aus Frankflirt a. 0. vom 2. Dezember 1895, 11 TThr vormittags. 

Generalstabsarzt Dr. v. Coler. 

An dem heutigen Tage, an welchem das medizinisch-chirurgische Friedrich- 
Wilhelms-Institnt die hundertjährige Wiederkehr seines Stiftungstages begeht, gedenke 
Ich besonders dankbar der opferwilligen uud segensreichen Tbätigkeit aller Mit¬ 
glieder des Sanitätskorps, namentlich aber derjenigen, die in grosser Zeit vor dem 
Feinde, in den Feldlazaretten und in der Heimath das unabwendbare schwere Leid 
des Krieges zu lindern und zu heilen wussten. 

Das Militärsanitätswesen ist seiner ernsten, dem Kampfe Mann gegen Mann 
gleich zu achtenden Aufgabe damals in allen seinen Gliedern und Theilen voll 
gerecht geworden. 

Ich fuge gern hinzu, dass es seitdem mit der fortschreitenden Wissenschaft 
stets gleichen Schritt gehalten, ja der ärztlichen Kunst zum Segen der Menschheit 
neue Wege gewiesen bat. 

Dies ist nicht zum wenigsten Ihr Verdienst, und Ich bin der Ueberzeugung, 
dass unter Ihrer bewährten Leitung das Sanitätskorps sich auch den höchsten An¬ 
forderungen gewachsen zeigen wird. 

Sie wollen dies der Festversammlung mit Meinem Königlichen Gruss und 
dem Ausdruck Meines Bedauerns, nicht Selbst anwesend zu sein, zur Kenntnis« 
bringen. 

Wilhelm R. 


Amtliches Beiblatt 1806. 


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102 


Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, 15. Oktober 1895. 

Dem Königlichen Sanitätsamt erwidert die Abtheilnng anf die Anfrage vom 
20 d. Mts. No. 7463 ergebenst, dass Invaliden, welche bei der Entlassung ans dem 
aktiven Dienst ein einfaches Bruchband erhalten haben, sobald dieselben eines doppelten 
Bruchbandes bedürfen, ein solches für Rechnung des Allgemeinen Pensionsfonds 
gewährt und unterhalten werden darf. 

Das Königliche Sanitätsamt wolle veranlassen, dass sämmtliche Bezirkskommandos 
und Garnisonlazarethe des Armeekorps hiervon Kenntniss erhalten. 

No. 1694/9. 95. M. A. v. Coler. 


Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilnng. Berlin, 19. Oktober 1895. 

Die Königliche Intendantur wird ergebenst ersucht, die nach §. 14 der Beilage 4 
zur Friedens-Sanitäts-Ordnung zom 1. April jeden Jahres hierher vorzulegenden 
Nachweisungen in Zukunft nach beigefögtem Muster gefälligst aufstellen zu lassen. 
Ein Abdruck dieses Musters für das dortige Sanitätsamt liegt bei. 

No. 1916/10. 95. M. A. v. Coler. 


Kriegsministerium. 

Medizinal - Abtheilung. Berlin, 22. Oktober 1895. 

Die Nachweisung über die verfügbaren Bestände der übertragbaren Medizinal¬ 
fonds, Verfügung vom 22. Februar 1889 No. 1107/12. 88. M. A. ist fortan nicht 
am 1. Dezember, sondern am 1. Januar aufzuslellen und hierher einzureichen. Der 
Eingang hier muss spätestens am 5. Januar früh erfolgen; eine Verspätung 
darf In keinem Falle stattfinden. 

Die Königliche Intendantur wolle das Weitere veranlassen und dafür Sorge 
tragen, dass die «Voraussichtliche Ausgabe bis Schluss des Etatsjahres" sorgfältig 
geschätzt und nicht zu hoch angegeben wird, sodann dass, wenn voraussichtlieh 
ein bedeutender Bestand am Schlüsse des Etatsjahres verbleibt, die Spalte 
«Bemerkungen" Angaben darüber enthält, für welche Zwecke die Bestände notb- 
wendig sind. 

No. 749/10. 95. M. A. v. Coler. 


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103 


Intendantur . . . Armeekorps. Muster» 

J. No. V. 


Zeiteingabe znm 1. April 189 . 
in $. 14,) der Beilage 4 F. S. 0. 


Nachweisung 

der in den Bädern N. und N. getroffenen Vorkehrungen zur Aufnahme 
kurbedürftiger Militärpersonen für das Jahr 189 ./ . 


An 

das Königliche Kriegsministerium 
Medizinal -Abtheilung 
zu 

Militaria. Berlin. 


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104 


Kurort 

Kurzeit 

2. 

3. 



Vereinbarte 

für 

Kurtaxe 

für 

Bäder und Brunnen 

für 

ärztliche 

Behandlung 

5. 

1 

7. 


15. Mai bis Gleichzeitig 
Ende S'ep- 10 Mann; 

tember = also für die 

20 Wochen. Knrzeit von 
(ausnahms- 20 Wochen 
weise können zusammen 
auch Kranke 50 Mann auf 
ansser dieser je 4 Wochen. 
Kurzeit Auf¬ 
nahme finden). 


5 JL Brunnen frei; 
für den 1 gew. Mineral- 
Kopf und bad *) 75 ^ 

Kurdauer. 1 Dampfbad*) 75 * 
1 Moorbad*) 2 JC 

1 Duschbad*) 50^ 
«1 Inhalation, 

Ga«bad 30 „ 

1 I Mutterlauge 5 „ 

Nach dem Durch¬ 
schnitt der letzten 

2 Jahre haben sich 
die Kosten für 
Bäder etc. auf 

... Pf. pro Kopf 
und Tag belaufen. 


Der Badearzt Dr. N. 
nimmt seit dem 
Jahre 1884 den 
ärztlichen Dienst 
ohne Entschädigung 
wahr; erhält jedoch 
vom Magistat in N. 
die von den Militär¬ 
personen einge¬ 
zahlten Kurtaxen 
überwiesen. 

Für Besuche bei 
besonderen Krank¬ 
heitsfällen ausserhalb 
der Sprechstunden 
werden die 
niedrigsten Sätze 
der Medizinaltaxe 
Ivergütet. 


N. N. I (wie oben) 


*) In diesen Sätzen ist die Vergütung für die BadewSUche mitcnthalten. 


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105 


Kosten 


für Wohnung 

8. 

für 

Beköstigung 

1 9. 

für 

Arzneien 

und 

Verband¬ 

mittel 

10. 

für besondere 
Diät etc. 

11. 

für sonstige 
Bedürfnisse 

12. 

Die, 

Beauf¬ 

sichtigung 

der 

Kranken 

erfolgt 

13. 

Vorkeh¬ 
rungen zur 
Wartung und 
Pflege hülfs- 
bedürftiger 
Kurgäste und 
Angabe der 
event. Kosten 
14. 

Die Untei- 

Wird von den liefert der 

1 1 Milch 

Es sind keine 

anentgelt- 


bringung der 

Kurgästen 

Apotheker 

• • A 

Vor- 

libh durch 


Kurgäste erfolgt 

selbst be- 

N, nach 

X Fl. Wein 

kehrungeu 

den . . . . 


gegen Ver- 

schafft. Bei 

der Taxe 

. . JL 

getroffen. 



gütigung der 

dem Restau- 

abzüglich 

Molken . . ^ 

Durchschnitt- 



ortsüblichen 

rateur N. und 

250/0 

etc. In den 

lieh werden 



Miethe in Privat- 

dem Brauerei- 

Rabatt. 

letzten 

pro Kopf und 



quartieren. Die 

besitzer N. ist 


2 Jahren 

Tag vergütet: 



Vermittelung 

eine kur- 


wurden hier- 

1. für Roll- 


besorgt der in 

gemässe Kost 


für pro Kopf 

Stühle . . 4 


N. befindliche 

für 3 JL pro 


und Tag 

2. u. s. f. 

-f 

Bezirksfeldwebel. 

Kopf und Tag 


25 Pf. im 

ZU8. . . 

1 

Nach dem Durch¬ 

erhältlich. 


Durchschnitt 


j 

schnitt der letzten 



aufgewendet. 


j 

beiden Jahre 





1 

betrug die 






gezahlte Miethe 




j 

i 

60 Pf. pro Kopf 




1 

I 

und Tag. 


' 


1 

! 

1 

! 

j 

i 

1 

1 

1 



Anmerkung. Die Gesammtkosten für den Aufenthalt eines Kurgastes in N. betragen hiernach 
im Durchschnitt . . . JL für die Kurdauer von 4 Wochen, bezw. pro Tag . . . JL 


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Im Jahre 189 


ren zur Kur zugelassen 


% J Bemerkungen. 


e a> ¥ £ 

g fe i-S 2. 

*0 J3 I3J ^ 
«5 CO C/L *> 


I — Oj c a> 
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1 00 = 1 s 
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a * s ; g 
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«LJ 3 

* I* | 

13. | 14. 


A. N. N. 


(nur für 
Wies¬ 
baden, 
Landeck 
und 

Teplitz) 


Hiervon infolge 
Kriegs- 
besohädigung, 
Friedens- 
beschädigung 

und zwar aus 
dem Bereiche 
des 

Gardekorps, 

I. Armeekorps 


Dem General¬ 
kommando 
. . . Armee¬ 
korps sind 
Freistellen für 
In validen 
uberwiesen: 
Verfg. vom 
| . . April 95 

No.95 

M. A. = 16 
Verfg. vom 
. . Januar 96. 

No.96 

M. A. = l zus. 
17 Stellen, 
Davon sind 
gebraucht in 
Lippspringe 6 
Oeynhausen 7 
Wiesbaden 4 


Die Kurdauer betrug für obige.Mannschaften. 


lMann 14Tg.- 
2 . 21 , ■ 
15 . 28 * * 
3 * 40 „ = 

U. 8. £ 

April 9. 
Mai 9. 
Juui 9. 
u. s. f. 


Antritt hezw. Gebrauch der Kur im Monat: 


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107 


Personal-Verändernngen im Sanitätskorps. 

Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen. 

Die Assist-Aerzte 2. Kl.: Dr. Franz vom Festungsgefangniss in Spandau, 

— Dr. Gotthold vom Feldart.-Regt von Scharnhorst (1. Hannov.) No. 10, — zu 
Assist. - Aerzten 1. KI., — Dr. Jeschke, Unterarzt vom Inf.-Regt. Herzog 
Karl von Mecklenburg - Strelitz (6. Ostpreuss.) No. 43, unter Versetzung zum 
Westpreuss. Feldart-Regt. No. 16, zum Assist-Arzt 2. Kl., — Dr. Schmidtmann, 
Stabsarzt der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez. III Berlin, zum Oberstabsarzt 
2. Kl., — Prof. Dr. Siemerling, Assist-Arzt 1. Kl. der Res. vom Landw.-Bez. 
Donaueschingen, zum Stabsarzt; — die Assist. - Aerzte 2. Kl. der Res.? 
Dr. Specht vom Landw.-Bez. St. Johann, — Dr. Hölscher vom Landw.-Bez. 
Deutz, — Dr. Samuel vom Landw.-Bez. UI Berlin, — Dr. Orth vom Landw.- 
Bez. Heidelberg, — Dr. Heidemann vom Landw.-Bez. Anklam, — Dr. Str&ter, 
Dr. Sachs vom Landw.-Bez. UI Berlin, — Dr. Hainebach vom Landw.-Bez. 
Worms, — Dr. Goldstein vom Landw.-Bez. Wehlau, — Dr. Poelchau vom 
Landw.-Bez. Magdeburg, — Dr. Francksen vom Landw.-Bez. I Oldenburg, — 
Dr. Bersch vom Landw.-Bez. Marburg, — Dr. Krause vom Landw.-Bez. I Cassel, 

— Schenck vom Landw.-Bez. Meiningen, — Dr. v. den Velden vom Landw.- 
Bez. Frankfurt a. M., — Dr. Kaudewitz vom Landw.-Bez. Lörrach, — Dr. Poddey 
vom Landw.-Bez. Gumbinnen, — Dr. Hustedt vom Landw.-Bez. I Braunschweig, 

— Dr. Duncker vom Landw.-Bez. 8t. Wendel, — Dr. Petrik vom Landw.-Bez. 
Görlitz, — Dr. Torley vom Landw.-Bez. Soest, — Dr. Fritzsche vom Landw. 
Bez. Woldenberg, — Dr. Simon vom Landw.-Bez. Hamburg, — Dr. Lambertz 
vom Landw.-Bez. Erkelenz, — Dr. Brauner vom Landw.-Bez. Guben, — Dr. Ger¬ 
hard! vom Landw.-Bez. Dortmund, — Dr. Arns vom Landw.-Bez. Andernach, — 
Dr. v. Gu£rard vom Landw.-Bez. Düsseldorf, — Dr. Beckmann vom Landw.- 
Bez. Geldern, — Dr. Unversehrt vom Landw.-Bez. Aachen, — Dr. Fock vom 
Landw.-Bez. Kiel, — Dr. Wolf vom Landw.-Bez. Cöln, — Dr. Gerwe vom 
Landw.-Bez. Soest, — Dr. Marckscheffel vom Landw.-Bez. Bitterfeld; — die 
A«8ist.-Aerzte 2. Kl. der Landw. 1. Aufgebots: Dr. Selmair vom Landw.- 
Bez. Heidelberg, — Dr. Jung vom Landw.-Bez. Aachen, — Dr. Köhler vom 
Landw.-Bez. Lüneburg, — Dr. Müller vom Landw.-Bez. Cöln, — zu Assist.- 
Aerzten 1. Kl.; — die Unterärzte der Res.: Kob vom Landw.-Bez. Königs¬ 
berg, — Dr. Lemke vom Landw.-Bez. Lötzen, — Dr. Will, Dr. v. Jankowski 
vom Landw.-Bez. Königsberg, — Dr. Pittius vom Landw.-Bez. Scblawe, — 
Dr. Heidemann vom Landw.-Bez. Anklam, — Dr. Strauch vom Landw.-Bez. 
III Berlin, — Dr. Hentschel vom Landw.-Bez. Neusalz a. O., — Dr. Buddee 
vom Landw.-Bez. Anklam, — Dr. Kahl vom Landw.-Bez. Samter, — Dr. Heiden¬ 
hain, Dr. Schubert vom Landw.-Bez. I Breslau, — Domnauer vom Landw.- 
Bez. III Berlin, — zu Assist-Aerzten 2. Kl., — befördert.— Die Unterärzte 
der Res.: Bloch vom Landw.-Bez. Gnesen, — Dr. Stallmann vom Landw.-Bez. 
I Münster, — Dr. Weiseber vom Landw.-Bez. Cöln, — Dr. Schaefer vom 
Landw.-Bez. in Berlin, — Dr. Mohr vom Landw.-Bez. Schwerin, — Dr. Hampe 
vom Landw.-Bez. I Braunschweig, — Dr. Sei pp vom Landw.-Bez. Giessen, — 
Dr. Groskurth vom Landw.-Bez. I Darmstadt, — Dr. Seil vom Landw.-Bez. 
Friedberg, — Dr. Kiefer vom Landw.-Bez. Freiburg, — Dr. Seelig vom Landw.- 
Bez. Strassburg, — Dr. Weiss vom Landw.-Bez. Bonn, — Dr. Kamps vom Landw.- 
Bez. Strassburg, — Luchting, Unterarzt der Marine-Res. vom Landw.-Bez. Kiel, 

— zu Assist.-Aerzten 2. KL, — befördert. — Dr. Kolbe, Oberstabsarzt 1. Kt. 
und Regts.-Arzt vom 2. Garde-Drag.-Regt., ein Patent seiner Charge verliehen. — 
Dr. Schroeder, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom Colberg. Gren.-Regt. 
Graf Gneisenau (2. Pomm.) No. 9, mit Pension, dem Charakter als Gen.-Arzt 2. Kl. 
und seiner bisherigen Uniform; — den Stabs- und Bats.-Aerzten: Dr. Ostmann 
vom 2. Bat. des Gren. -Regts. König Friedrich III. (1. Ostpreuss.) No. 1, — 
Dr. Weidenhammer vom 2. Bat. 4. Grossberzogl. Hess. Inf.-Regts. (Prinz Karl) 
No. 118, — Dr. Härtling vom 3. Bat. des Inf.-Regts. Graf Werder (4. Rhein.) 


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108 


No. 30, allen Dreien mit Pension, — Dr. Germeimann, Stabsarzt der Res. vom 
Landw.-Bez. Hannover, — Dr. Simon, Stabsarzt der Landw. 1. Aufgebots vom 
Landw.-Bez. Gleiwitz, diesem mit seiner bisherigen Uniform, — Dr. Scheffer, 
Stabsarzt der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez. Flensburg,— der Abschied 
bewilligt. — Dr. v. Lingelsheim, Assist-Arzt 1. El. vom Schle6. Train-Bat. 
No. 6, ans dem aktiven Sanitätskorps ansgeschieden und zn den Sanitätsoffizieren 
der Bes. fibergetreten. 

Neues Palais, den 26. November 1895. 


Dr. Rothe, Stabs- nnd Bats.-Arzt vom 3. Bat des Inf.-Regts. Prinz Friedrich 
der Niederlande (2. Westfal.) No. 15, zum Oberstabsarzt 2. El. und Regts.-Arzt des 
Colberg. Gren.-Regts. Graf Gneisen au (2. Pomm.) No. 9, — Dr. Weisser, Stabe- 
und Bats.-Arzt vom 3. Bat. des Inf.-Regts. Graf Bose (1. Thuring.) No. 31, zum 
Oberstabsarzt 2. El. und Regts.-Arzt desselben Regts.; — die Assist-Aerzte 
1. El«: Dr. Brecht vom Bezirkskommando I Berlin, zum Stabs- und Garn.-Arzt 
in Glogau, — Dr. Voigtei vom Garde-Eür.-Regt, zum Stabsarzt bei dem medi¬ 
zinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Institut, — Dr. Ernst vom 1. Hess. Hus.- 
Regt. No. 13, zum Stabs- und Bats.-Aizt des 2. Bäte. 4. Grossherzogi. Hess. Inl- 
Regte. (Prinz Carl) No. 118, — Dr. Bosch vom 1. Bad. Leib-Drag.-Regt No. 20, 
zum Stabs- und Bats.-Arzt des 3. Bats. des Inf.-Regts. Prinz Friedrich der Nieder¬ 
lande (2. Westfal.) No. 15, — Dr. Elewe vom 3. Niederschles. Inf.-Regt. No. 50, 
zum Stabs- und Bats.-Arzt des 3. Bats. des Inf.-Regts. Graf Werder (4. Rhein.) 
No. 30; — die Assist-Aerzte 2. El.: Dr. Jansen vom 5. Westfal. Inf.-Regt 
No. 53, — Dr. Over man vom Westfal. Fussart.-Regt. No. 7, — Dr. Zelle vom 
Füs.-Regt Prinz Heinrich von Preussen (Brandenburg.) No. 35, — Dr. v. Zander 
in der etatsmäss. Stelle bei dem Korps-Gen.-Arzt des Gardekorps, — Dr. Neuhaus 
vom Haunov. Train-Bat. No. 10, — Dr. Eauenhoven vom Inf.-Regt Herzog 
Earl von Mecklenburg-Strelitz (6. Ostpreuss.) No. 43, — zu Assist - Aerzten 
1. El., — befördert. — Dr. Witte, Stabsarzt vom medizinisch-chirurgischen 
Friedrich-Wilhelms-Institut, als Bats.-Arzt zum 3. Bat. des Inf. Regts. Graf Bose 
(1. Thuring.) No. 31, — Dr. Magnus, Stabs- und Garn.-Arzt in Glogau, als Bats.- 
Arzt zum 2. Bat. des Gren.-Regts. Eönig Friedrich III. (1. Ostpreuss.) No. 1, — 
Dr. Meyer, Assist.-Arzt 1. Kl. vom Magdeburg. Feldart.-Regt. No. 4, zum Garde- 
Kfir.-Regt., — Dr. Gras nick, Assist.-Arzt 1. El. vom Feldart.-Regt, von Peucker 
(Schles.) No. 6, zum Eisenbahn-Regt. No. 1, — Dr. Zöller, Assist-Arzt 2. Kl. 
vom Inf.-Regt. No. 138, zum Magdeburg. Feldart.-Regt. No. 4, — Dr. Müller, 
Assist.-Arzt 2. Kl. vom Eisenbahn-Regt. No. 1, zur Militär-Telegraphenschule, — 
versetzt. — Dr. Schaper, Gen.-Arzt 2. Kl., ä la suite des Sanitätskorps, der 
Charakter als Gen.-Arzt 1. Kl., — Dr. Scheibe, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.- 
Arzt vom Braunschweig. Inf.-Regt. No. 92, — Dr. Schjerning, Oberstabsarzt 2. Kl. 
und Referent bei der Medizinal-Abtbeil, des Kriegsministerinms; — den Ober¬ 
stabsärzten 2. Kl. der Res.: Dr. Rahts vom Landw.-Bez. III Berlin, — Prot 
Dr. Gaffky vom Landw.-Bez. Giessen, — Prof. Dr. Loeffler vom Landw.-Bez. 
Anklam, — Prof. Dr. Martius vom Landw.-Bez. Rostock, — der Charakter 
als Oberstabsarzt 1. Kl., — Dr. Heisrath, Oberstabsarzt 2. Kl. nnd Regts.- 
Arzt vom Inf.-Regt Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz (6. Ostpreuss.) No. 43, 
— Prof. Dr. Pfuhl, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt vom Bad. Fussart.-Regt 
No. 14, — ein Patent ihrer Charge, — verliehen. 

Neues Palais, den 2. Dezember 1895. 


Nachweisung der beim Sanitätskorps im Monat Oktober 1895 
eingetretenen Veränderungen. 

Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee. 

Den 12. Oktober. 

Dr. Gnderley, einjährig-freiwilliger Arzt im Gren.-Regt. Kronprinz Friedrich 
Wilhelm (2. Schles.) No. 11 zum Unterarzt ernannt, — Lincke, einjährig-freiwilliger 


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Arzt im Niederschles. Inf.-Regt. No. 51 zuih Unterarzt ernännt, — Dr. Drünerj 
einjährig-fieiwilliger Arzt vom 5. Thüring. Inf.-Regt. No. 94 (Grossherzog voo 
Sachsen) unter Versetzung zum Inf.-Regt. von Wittich (Hess.) No. 83 zum Unterarzt 
ernannt. 

Den 22. Oktober. 

Dr. Jaehn, einjährig-freiwilliger Arzt vom Garde-Schüfzeri-Bat. unter Versetzung 
zum Königin Elisabeth Garde-Gren.-Regt. No. 3 vom 1. November d. Js. ab zum 
Unterarzt ernannt, — Kunze, einjährig-freiwilliger Arzt vom Garde Füs.-Regt. 
unter Versetzung zum Posen. Feldart.-Regt. No 20 vom 1. November d Js. ab **um 
Unterarzt ernannt, — sämmtlich mit Wahrnehmung je einer bei ihren Truppentheilen 
offenen Assist-Arztstelle beauftragt. 


Kaiserliche Marine. 

Neues Palais, den 6. November 1895. 

Dr. Dippe, Marine-Oberstabsarzt 2. Kl., zum Marine-Oberstabsarzt 1. Kl., — 
Koenig, Marine-Stabsarzt, zum Marine-Oberstabsarzt 2 Kl , Beide unter Vorbehalt 
der Patentirung, — befördert. —. Dr. Koppe, Mari ne-Assist.-Arzt 2. Kl., ein 
Patent vom 30. September 1893 erhalten. — Dr. Pistrusky, überzähl. Marine- 
Stabsarzt, mit dem 1. Oktober d. Js. in eine offene Etatsstelle eingerQckt. — 
Dr. Haacke, Dr. Ehlers, Dr. Kremser, Dr. Marben, Dr., Wegner, Assist.- 
Aerzte 1. Kl. der Marine-Res. im Landw-Bez. Rendsburg bezw. III Berlin, 
II Altona und Hamburg, — Dr. Bruhn,. Assist.-Arzt 1. Kl. der Marine-Res. im 
Landw.-Bez. II Altona, — zu Stabsärzten der Marine-Res., — l)r. Jahn, 
Assist-Arzt 1. Kl. der Seewehr 1. Aufgebots im Landw.-Bez. III Berlin, zum 
Stabsarzt der Seewehr 1. Aufgebots befördert. — Die nach Vorstehendem 
beförderten Marinefirzte des Beurlaubtenstandes erhalten ein Patent von dem Tage, 
an welchem die Beförderung ihrer Altersgenossen in der Armee ausgesprochen 
wird. — Dr. Petersen, Stabsarzt der Marine-Res. im Landw.-Bez. Kiel, der 
Abschied bewilligt 


Neues Palais, den 18. November 1895. 

Wasserfall, überzähl. Marine-Stabsarzt, mit dem 1. November d. Js. in eine 
offene Etatsstelle eingerückt. — Dr. Beisbeim, Dr. Schöningh, Dr. Hansen, 
Assist.-Aerzte 2. Kl. der Marine.-Res. im Landw.-Bez. Leipzig bezw. III Berlin 
be/w. Flensburg, — Dr. Beide, Assist.-Arzt 2. Kl. der Seewehr 1. Aufgebots im 
Landw.-Bez. III Berlin, — zu A seist. - Aerzten 1. Kl. der Marine-Res. 
befördert. — Dieselben erhalten Patente von dem Tage, an welchem die Be¬ 
förderung ihrer Altersgenossen in der Armee ausgesprochen wird. — v. Köppen, 
Marine-Stabsarzt, mit der gesetzlichen Pension und der Aussicht auf Anstellung im 
Civildienst der Abschied bewilligt. 


Veränderungen im Königlich Bayerischen Sanitätskorps. 

Den 26. Oktober 1895, 

Dr. Banmann, Oberstabsarzt 1. Kl. nnd Garn .-Arzt beim Gouvernement deV 
Festung Ingolstadt, — Dr. Bierling, Oberstabsarzt 1. Kl. und Chefarzt des Garn> 
Lazaretbs Neu-Ulm, — unter Charakteris. als Gen.-Aerzte 2. Kl., mit der gesetzlichen 
Pension und mit der Erlaubnis zum Tragen der Uniform mit den für Verabschiedete 
vorge8cbriebenen Abzeichen der Abschied bewilligt. — Dr. Baumbach, 
Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom 12. Inf.-Regt. Prinz Arnulf, als Chefarzt 
cum Garn.-Lazareth Neu-Ulm, unter Beauftragung mit Wahrnehmung der Geschäft? 
des Garn.-Arzteg dortgelbst; — die Oberstabsärzte 2. Kl.: Dr. Petri, . Regt?.f 
Arzt vom 13. Inf.-Regt. Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, als Garn.-Arzt zum 


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Gouvernement der Fettung Ingolstadt, unter Beförderung cnm überzähl. Ober¬ 
stabsarzt 1. Kl., — Dr. Niedermayr von der Kommandantur Nürnberg, alt 
Regra.-Arrt zum 12. Inf.-Regt Prinz Arnulf, — Dr. Bfirtl, Bats.-Arzt vom 16. Int- 
Regt Grossherzog Ferdinand von Toskana, als Regts.-Arzt zum 13. Inl-Regt. 
Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, — Dr. Koch, Stabs- und Bats.-Arzt vom 
13. Inf.-R**gt Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, zum 16. Inf.-Regt Grossherzog 
Ferdinand von Toskana, — Dr. Port, Assist-Arzt 2. Kl. vom 7. Inf.-Regt. Prinz 
Leopold, zum 1 Feldart.-Regt. Prinz-Regent Lnitpold, — Dr. Marc, Assist-Arzt 
2. Kl. vom 8. Inf-Regt, vakant Pranckh, zum 2. Feldart-Regt. Horn, — versetzt 
Dr. Licbtenstern, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt im 10. Inf.-Regt Prinz 
Ludwig, zum fiberzähl. Oberstabsarzt 1. Kl., — Dr. Bögler, Stabs- und Bats.-Arzt 
im 9. Inf.-Regt. Wrede, — Dr. Schrantb, Stabsarzt bei der Leibgarde der 
Hartschiere, — zu Überzahl. Oberstabsärzten 2. Kl., — Dr. Melzl, Assist.- 
Arzt 1. Kl. vom 2. Feldart-Regt Horn, als Bats.-Arzt im 13. Inf.-Regt. Kaiser 
Franz Joseph von Oesterreich, — Dr. Kolb, Assist-Arzt 1. Kl. vom 1. Feldart- 
Regt. Prinz-Regent Luitpold, bei der Kommandantur Nürnberg, — zu Stabsärzten, 

— Dr. Ott, Assist-Arzt 2. Kl. im 16. Inf.-Regt Gros sh erzog Ferdinand von 
Toskana, — Dr. Barthelmes, Assist-Arzt 2. Kl. im 18. Inf.-Regt Prinz Ludwig 
Ferdinand. — zu Assist-Aerzten 1. Kl., — Steidl, Unterarzt vom 1. Schweren 
Reiter-Regt. Prinz Karl von Bayern, zum Assist-Arzt 2. Kl. im 2. Pion.-Bat, — 
befördert 

Den 8. November 1895. 

Dr. Raub (Ingolstadt), Dr. Luther, Dr. Agäron (Kissingen), Sieber 
(Bamberg), Dr. Stieglitz (Ansbach), Assist-Aerzte 1. Kl. der Res.,— Dr. Schreiner 
(Passan). Dr. Honcamp (Kaiserslautern), Dr. Schlamm (Hof), Dr. Glanz (Nürn¬ 
berg), Dr. Banik (Hof), Dr. Longard (Kaiserslautern). Assist-Aerzte 1. Kl. in 
der Landw. 1. Aufgebots, — Dr. Schmidt (Augsburg), Assist-Arzt 1. Kl. in der 
Landw. 2. Aufgebots,— zu Stabsärzten, — Dr. Hecht (Augsburg), Dr. Leder - 
mann (Dillingen), Dr. Fanst (I München), Vogt (Würzburg), Dr. Borger (Hof), 
Dr. Lange (Landau), Dr. Campbell (Kissingen), Dr. Roemer (Aschaffenburg), 
Dr. Neander (Hof), Dr. Eisenstaedt (Günzenhausen), Isensee (Kissingen), 
Dr. Fischer (Hof), Fleig (Landau), Dr. Kramer (Hof), Dr. Gerner (Landau), 
Dr. Braunreoter (Rosenheim), Dr. Jessen, Dr. Berner (Hof), Dr. Schneegans 
(Kissingen), Dr. Göbring (Bayreuth), Immig (Würzburg), Dr. Pöhlmann (Nürnberg), 
Waldbauer (Aschaffenburg), Dr. Wolff (Würzburg), Dr. Görtz (Kaiserslautern), 
Ass ist.-Aerzte 2. Kl. in der Res., — Dr. Treu mann (Nürnberg), Dr. Weissei berg 
(Hof), Dr. Ritter und Edler v. Riedl (I München), Dr. Horn (Zweibrürken), Göhl 
(Landshut), Dr. Sänger (Erlangen), Dr. Mosbacher (Kaiserslautern), Dr. Bergeat 
(Augsburg), Dr. Wolf (Hof), Dr. Müller (Erlangen), Dr. Sieber (Nürnberg), 
Dr. Gerhardt (Landau), Dr. Weisbrod (Ludwigshafen), Dr. Leser (Hof), 
Dr. Krapp (Landau), Aj»ist-Aerzte 2. KL in der Landw. 1. Aufgebots, — zu 
Assist-Aerzten 1.K1., —Dr. Hausmann, Dr. Ebkens, König, Panzerbieter, 
Heizer (I München), Wegener (Hof), Dr. Schmidt (I München), Unterärzte in 
der Res., — Dr. Winklmann (Wasserburg), Unterarzt in der Landw. 1. Aufgebots, 

— zu Assist-Aerzten 2. Kl., — befördert 

Den 19. November 1895. 

Dr. Siebert (Landau), Stabsarzt der Landw. 2. Aufgebots, mit der Erlaubnis» 
zum Tragen der Uniform mit den für Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen 
der Abecbied bewilligt. 

Dnrch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee. 

Den 15. November 1895. 

Dr. Mayer, einjährig-freiwilliger Arzt des 19. Inf.-Regts., zum Unterarzt 
in diesem Regt ernannt und mit Wahrnehmung einer offenen Assist. - ArctsleUe 
beauftragt 


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Veränderungen im Königlich Sächsischen Sanitätskorps. 

Den 22. November 1895. 

Die Unterärzte der Res.: Reinicke des Landw.-Bez. Bantzen, —- 
Dr. Schmiedt, Dt. Friedrich des Landw.-Bez. Leipzig, — Dr. Hofmann des 
Landw.-Bez. Dresden-Altst, — zu Assist.- Aerzten 2. Kl. befördert. — 
Dr. Berthean, Stabsarzt der Landw. 2. Aufgebots des Landw.-Bez. Leipzig, 
behufs Ueberfuhrung zum Landsturm 2. Aufgebots der Abschied bewilligt. — 
Dr. Werner, Assist-Arzt 1. Kl. der Res. des Landw.-Bez. Borna, der Abschied 
ertheilt. 


Veränderungen im Königlich W&rttembergischen Sanitätskorps. 

Den 14. November 1895. 

Die Assist-Aerzte 1. Kl.: Dr. Volz der Landw. 2. Aufgebots vom Landw. 
Bez. Ulm, — Dr. Hertzberg der Res. vom Landw.-Bez. Reutlingen, — Dr. Fis ober 
der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-Bez. Leonberg, — Dr. Gaupp der Landw. 
2. Aufgebots vom Landw.-Bez. Gmund, — Dr. Hagel der Landw. 1. Aufgebots 
vom Landw.-Bez. Ulm, — Dr. Par ad eis der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.- 
Bez. Reutlingen, — Dr. Man dry der Res. vom Landw.-Bez. Heilbronn, — 
Dr. Bayha der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez. Stuttgart, — Dr. Palm 
der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-Bez. Ulm, — zu Stabsärzten; — die 
Assist.- Aerzte 2. Kl.: Villinger der Res. vom Landw.-Bez. Ebingen, — 
Dr. Lautenschlager der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez. Stuttgart, — 
Dr. Gaiser der Res. vom Landw.-Bez. Ludwigsburg, — Ptl ei derer der Res. 
vom Landw.-Bez. Leonberg, — Dr. Mann, Dr. Pfänder der Landw. 1. Aufgebots 
vom Landw.-Bez. Stuttgart, — Dr. St oll der Res. desselben Landw.-Bez., — 
Dr. Holz der Landw. 1. Aufgebots desselben Landw.-Bez., — Dr. Meuret der 
Res. vom Landw.-Bez. Ravensburg, — Dr. Kübler der Landw. 1. Aufgebots vom 
Landw.-Bez. Reutlingen, — Dr. Wendel im Feldart. Regt. König Karl No. 13, — 
Dr. Hocheisen im Inf.-Regt Kaiser Friedrich, König von Preusscn No. 125, — 
zu As8i8t.-Aerzten 1. Kl., — befördert. 

Den 27. November 1895. 

Dr. Fausel, Assist-Arzt 2. Kl. im Drag.-Regt. Königin Olga No. 25, die 
Entlassung aus dem aktiven Dienst unter gleichzeitigem Uebertritt zu den Sanitäts¬ 
offizieren der Landw. 1. Aufgebots gewährt — Dr. Bernhard, Assist-Arzt 1. Kl. 
der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez. Stuttgart der Abschied bewilligt. 

Den 30. November 1895. 

Dr. v. Biberstein, Oberstabsarzt l. Kl. a. D., zuletzt Regts.-Arzt des damal. 
7. Inf.-Regt«. No. 125 und beauftragt mit den Funktionen des Div.-Arztes der 
26. Div. (1. Königl. Württemberg.), der Charakter als Gen.-Arzt 2. Kl. verliehen. 


Ordensverleihungen. 

Preussische: 

Den Rothen Adler-Orden dritter Klasse mit der Schleife: 

dem Generalarzt 2. KL a. D. Dr. Brümmer, bisher Korpsaizt des XI. Armee¬ 
korps. 

Den Rothen Adler-Orden dritter Klasse: 

dem Generalaizt 1. KL Dr. Helferich, ä la suite des Sanitätskorps (Bayern). 


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Den Rothen Adler-Orden vierter Klasse: 

dem Oberstabsarzt 2. Kl. a. D. Dr. Sarnow, bisher Regts.-Arzt des Rhein. 
Fussart -Regts. No. 8, 

Den Königlichen Kronen-Orden dritter Klasse: 

dem Oberstabsarzt 1. Kl. a. D. Dr. Preusse, bisher Regts.-Arzt des Gren.- . 
Regts. König Wilhelm 1. (2. Westpreuss.) No. 7, 

dem Oberstabsarzt 1. Kl. a. D. Dr. Beese), bisher Regts.-Arzt des Magdeburg. 
Hus.-Regts. No. 10. 

Fremde: 

Das Ritterkreuz erster Klasse des Königlich Wörttembergischen 
Friedrichs-Ordens: 

dem Marine-Stabsarzt v. Köppen. 

Das Ehrenkreuz des Ordens der Wörttembergischen Krone: 

Dr. St oll, Generalarzt 2. Kl. a. D., zuletzt Regts.-Arzt des Gren.-Regts. 
Königin Olga No. 119 und beauftragt mit den Funktionen des Div.-Arztes 
der 26. Div. (1. König). Württemberg.). 

Die Königlich WQrttembergische Karl-Olga-Medaille für Verdienste 
um das Rothe Kreuz: 

dem Asßi$t.-Arzt 1. Kl. der Res. des Sanitätskorps Dr. Teufel-Cusin zu 
Tuttlingen in Württemberg. 

Das Komthurkreuz des Grossherzoglich Mecklenburg-Scbwerinschen 
Greifen-Ordens: 

dem Oberstabsarzt 1. Kl. Dr. Ti mann, Regts.-Arzt des Leib-Garde-Hus.-Regts. 

Das Komthurkreuz des Kaiserlich und Königlich Oesterreichischen 
Franz-Joseph-Ordens: 

dem Oberstabsarzt 1. Kl. Dr. Heberling des Hus.-Regts. Kaiser Franr Joseph 
von Oesterreich, König von Ungarn (Schleswig-Holstein.) No. 16. 


Familien-Nachrichten. 

Verlobungen: Dr. Brunhoff, Marine-Oberstabsarzt, mit Fräulein Ella Schaub 
(Kiel). 

Verbindungen: Dr. Max Andereya, Assistenzarzt, mit Fräulein Hedwig Falz 
(Ehrenbreitstein). 

Geburten: (Sohn) Dr. Gralow, Stabsarzt (Pillau), — Dr. Porsch, Stabsarzt 
(Berlin). 


Verantwortlicher Redakteur: Oberstabsarzt Dr. 6. Lenhartx in Berlin. < 

Gedruckt in der Königlichen Hofhuehdrnckerei von E.S.Mittler* Sohn, Berlin 8W n Kochstr. 68—71. 


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