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Deutsche
Militärärztliche Zeitschrift
Herausgegeben
▼on
Prof. Dr. R. JLeuthold, an d Dr. O. J^enliartz,
Generalarzt. Oberstabsarzt.
24. Jahrgang.
Berlin 1895.
Ernst Siegfried Mittler und Sohn
Königliche Hofbachhandlang
Kochstrasse 68—71.
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'- 2 . 0 - 2 .")
Inhalt des vierundzwanzigsten Jahrgangs (1895).*)
I. Original-Abhandlungen und Berichte.
Seite
Landgraf, Dr., Stabsarzt, Ueber gespaltene Herztöne bei gesunden Personen 1
Gebrauchsanweisung för das Behringsche Diphtherieheilserum auf Grund der
bisherigen Erfahrungen zusammengestellt. 8
Lesshafft, Johannes, Dr. med., Assistenzarzt 2. Klasse, Ueber einen Fall von
subperiostaler Total-Exstirpation des rechten Schulterblatts wegen Nekrose.
Regeneration des Schulterblatts.14. 116
Gutjabr, Dr., Oberstabsarzt, Ein Fall von schwerer Verletzung des Unterleibes
durch Lanzenstich mit Ausgang in Heilung.19
Zuntz, N., Professor Dr., und Schumburg, Stabsarzt, Vorläufiger Bericht über
die zur Gewinnung physiologischer Merkmale für die zulässige Belastung
des Soldaten auf Märschen im thierphysiologischen Laboratorium der
landwirtschaftlichen Hochschule angestellten wissenschaftlichen Versuche 49
Nicolai, H., Dr., Oberstabsarzt, Ueber eine osteoplastische Resektion der
Fasswurzelknochen.82
Pfuhl, A., Oberstabsarzt 1. Kl., Beobachtungen über Influenza.97
Port, Dr., Generalarzt, Rathschläge für den ärztlichen Dienst auf den Truppen¬
verbandplätzen .145
Binz, C., Professor, Ueber Anwendung des Chinins gegen Hitzschlag . . . 161
Staecker, Dr., Oberstabsarzt, Ueber die dosimetrische Methode der Chloro-
fbrm-Narkose.193
Linden, Dr. K. E., dirigirender Arzt des Garnison-Krankenhauses in Helsing-
fors, Finland, Die Epidemiebaracke des finnischen Militärs zu Helsingfors 204
Nie bergall, Oberstabsarzt, Ueber ungewöhnlich lokalisirte Muskelkrämpfe . 241
Schlick, Karl, Dr., Marine-Assistenzarzt 1. Klasse, Ein Beitrag zur Heilung
durch Hypnose.255
Schum bürg, Dr., Stabsarzt, Zur Methodik der Unterkleideruntersuchung 267.312. 384
*) Ausführliche Sach- und Personal - Register am Schlüsse des VI. und
XII. Jahrgangs; für Jahrgang XIII bis XVIII ist ein solches Register mit Heft 2
des XIX. Jahrgangs ausgegeben. — Der Roth’sche Jahresbericht hat eigenes Register.
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YI
Seite
Thurn, Dr., Oberstabsarzt 1. Kl., Die Wärmeabfuhr in ihrer Beziehung zum
Hitzschlag, zur Kleidung, zur Herzermüdung und Herzdehnung .... 289
Panienski, Dr., Kreisphysikus, Die Epidemie von Genickstarre in der
Garnison Karlsruhe während des Winters 1892/93 . 337
Hecker, Adolph, Dr., Oberstabsarzt, Erheblichere Erkrankung nach der An¬
wendung des Behringschen Diphtherie-Heilserums.359
Hart mann, Oberstabsarzt, Erworbene Ektopia perinealis eines Hodens . . 365
Jacoby, Eugen, Dr., Stabs- und Bataillonsarzt, Weitere Beiträge auf dem
Gebiete moderner feldärztlicher Technik. 369
Hamann, Dr., Assistenzarzt, Ein Beitrag zur Entlarvung erheuchelter ein¬
seitiger Blindheit.378
Kubier, Dr., Stabsarzt, Der Verlauf der Cholera in Deutschland während
der Jahre 1893 und 1894 . 417
Burchhardt, Oberstabsarzt 1. Kl., Ueber Skiaskopie und die Grenzen ihrer
Verwendbarkeit. 431
Overweg, Dr., Stabsarzt, Ueber einen Fall von angeborenem Defekt der
Brustmuskeln.440
Seydel, Dr., Oberstabsarzt, Ein Fall von Hysteria virilis.465
Herrmann, Dr., Oberstabsarzt, Zur Kasuistik der Pankreascysten .... 473
Müller, Dr., Stabsarzt, Zwei Halswirbelluxationen durch Muskelzug . . . 513
Brecke, Dr., Stabsarzt, Ueber einen Fall von schwerer Unterleibsquetscbung 519
Barth, Dr., Stabsarzt, Ueber die Beeinflussung fieberhafter Temperaturen
durch Einpinselungen auf die Haut.527
II. Referate und Kritiken.
Schleich, C. L., Dr., Schmerzlose Operationen.22
Maximow, W. W., Das antiseptische Verbandmaterial der französischen und
der deutschen Armee und die Herstellungsweise desselben.23
Länderer, Professor, Mechanotberapie.23
Bum, Anton, Mechanotherapeutische Mittheilungen.24
Bum, Anton, Mechanotberapie ..24
Prausnitz, W., Professor, Grundzüge der Hygiene.24
Tob old, Dr., Assist.-Arzt, Anleitung zur Gesundheitspflege für den Soldaten 25
Ebermann, A. A., Ueber die desinflzirenden Eigenschaften des völlig wasser¬
löslichen Theeres nach Dr. I. Ph. Raptschewskij.25
Lunkiewitsch, Dr., Bericht über eine Kommandirung in das transkaspische
Gebiet infolge des Auftretens der Cholera dortselbst, sowie nach Persien wegen
der Gerüchte über das Auftreten von menschlicher Pest in diesem Lande 25
Dieudonne, A., Dr., Beiträge zur Kenntniss der Anpassungsfähigkeit der
Bakterien an ursprünglich ungünstige Temperaturverhältnisse .... 26
Spengler, A., Zur Frage über die Magen-Darm-Krankheiten zur Zeit der
Cholera-Epidemien.27
Solomonow, M., Zur Behandlung der algiden Cholera.27
Seibert, Ueber Milchernährung bei Typhus.27
Blucket, Die Ursachen der Brustkrankheiten in der Armee und die Mittel
zu deren Einschränkung.28
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1
VII
8eite
Bürkner, K., Prof. Dr., Die Behandlung der Krankheiten der Eustachischen
Röhre.29
Kessel, Prof., Ueber die vordere Teuotomie, Mobilisirung und Extraktion
des Steigbügels.29
Strümpell, Lehrbuch der speziellen Pathologie und Therapie der inneren
Krankheiten.31
Myrdacz, Pani, Dr., Handbuch für k. und k. Militärärzte.31
Makiewicz, M4d. maj. 2. cl., Das Dienstalter der tuberkulösen Soldaten nebst
Bemerkungen über deren Brustumfang, Gewicht und KörperkonBtitution zur
Zeit der Einstellung.87
Hart, Reginald C., Sanitation and Health. A lecture delivered to the troops
at Ranikhet, India.89
Stoi te, Dr., Assistenzarzt 1. Kl., Anleitung zur Gesundheitspflege beim Soldaten 90
Schüller (Berlin), Ueber Temperaturdiflerenzen beider Körperhälften in Folge
von bestimmten Verletzungen des Gehirns.90
Golebiewski (Berlin), Studien über die Ausdehnungsfähigkeit des mensch¬
lichen Fusses. 91
Militär-statistisches Jahrbuch lür das Jahr 1893 . . . 128
Widerhofer (Wien): Ueber 100 mit Behrings Heilserum behandelte Fälle von
Diphtherie.130
Soltmann, O., (Leipzig): Die Serumbehaudlung der Diphtherie.131
Heim, L., Lehrbuch der bakteriologischen Untersuchung und Diagnostik . . 132
Schimmelbusch, C., (Berlin): Die Aufnahme bakterieller Keime von frischen,
blutenden Wunden aus.133
Ribbert (Zürich): Die neueren Untersuchungen über Krebs-Parasiten . . . 134
Wagner, C., Erfolg der Behandlung von Knochen- und Gelenktuberkulose
der Extremitäten mit Stauungshyperämie nach Bier.134
Riegel, F. (Giessen), Ueber Megalogastrie und Gastrektasie.135
Statistischer .Sanitätsbericht über die Kaiserlich Deutsche Marine für den
Zeitraum vom 1. April 1891 bis 31. März 1893'.166
Hausenblas: Der Sanitätsdienst bei einer Infanterie-Truppen-Division . . 175
v. Reitzenstein, Freiherr: Ueber Anstalten zur Verleihung von Krankenpflege-
Geräth schäften.176
Weibgen, C.: Zur Diphtheriebehandlung.176
Richter, Kreis-Physikus: Diphtheritis - Epidemie, bekämpft mit Behrings
Heilserum.177
Treymann, O.: Ein Fall von akuter hämorrhagischer Nephritis nach An¬
wendung des Behringseben Diphtherieheilserums.177
Schwalbe, J. (Berlin): Akute hämorrhagische Nephritis bei Diphtherie (ohne
Serumbehandlung).177
Goebel, C.: Diphtherierezidiv bei Behandlung mit Behrings Heilserum. . . 178
Fürbringer: Die neuesten experimentellen Grundlagen der Händedesinfektion 178
Oppenheim, H.: Die Prognose der akuten, nicht eitrigen Encephalitis . . 178
Villaret, Oberstabsarzt: Gesundheitsschädigende Einflüsse beim Gewerbe¬
betriebe .179
Oberländer—Zuelzer: Klinisches Handbuch der Ham- und Sexualorgane. 180
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vm
Seite
Neisser, £.: Ueber die Züchtung der Gonokokken bei einem Falle Ton
Arthritis gonorrhoica.18$
Habart: Der erste Verband auf dem Schlachtfelde.208
DemoBthen: La question des hernies inguinales et crurales dans l’armee avec
une revue de 53 operations.209
Dreser (Bonn): Ueber ein bedenkliches Narkotisirungsverfahren .... 210
Vogel (Berlin): Entgegnung darauf.210
Die Abnahme der Infektionskrankheiten in der französischen Armee in den
Jahren 1892 bis 1894 211
Scheurlen, Dr., Stabs- und Bataillonsarzt, Eine Instruktion über Gesundheits¬
pflege für Unteroffiziere und Mannschaften.21 &
Blasius und Büsing: Die Städtereinigung (Weyl’s Handbuch).210
Richter: Strassenbygiene (Weyl’s Handbuch).216
Santini: Tuberkulose und Marine.216
Jaeger: Zur Aetiologie der Meningitis cerebrospinalis epidemica.217
Kossel, H.: Weitere Beobachtungen über die Wirksamkeit des Behringschen
Heilserums.218
Krause, P.: Erfahrungen aus der Praxis über das Kochscbe Tuberkulin . . 220
Oppler, B.: Zur Kenntniss des Mageninhalts bei Carcinoma ventriculi. . . 220
Haab, 0., Atlas und Grundriss der Ophthalmoskopie und ophthalmoskopischen
Diagnostik.221
White, J. William, Dr, Castration in Hypertrophy of the prostate gland 221
Kall mann: Grundzüge der Sicherheitstechnik für elektrische Licht- und Kraft¬
anlagen (Weyl’s Handbuch).222
Burgerbtein und Netolitzky: Handbuch der Schulhygiene (Weyl’s Handbuch) 222
Roth, Bluhm und Kraft: Gewerbebygiene Theil I., allgemeine Gewerbehygiene
und Fabrikgesetzgebung (Weyl’s Handbuch).223
Sjögren, T., Einige Schiessversuche mit dem 6^ mm Gewehr.273
Getreide und Hölsenfrüchte, allgemeiner Theil.. 273
Schellong, Akklimatisation und Tropenhygiene.274
Bau- und Wöhnungshygiene, Allgemeiner Theil, Weyl’s Handbuch (01 den-
dorff: Einfluss der Wohnung auf die Gesundheit, — Albrecht:
Wohnungsstatistik, — Weber: Beleuchtung der Wohnungen, — Rosen-
boom: Gasbeleuchtung).273
Albrecht, H., Dr., Handbuch der praktischen Gewerbe-Hygiene . . . , . 276
Kann durch den Genuss des Fleisches oder der Milch der an Tuberkulose
leidenden Thiere Tuberkulose erzeugt werden?.276
CaraBso, Dr., Oberstabsarzt, Eine neue Methode der Behandlung der
Lungentuberkulose..279
Baginsky, Die Serumtherapie der Diphtherie.281
Mendel, E., Drei Fälle von geheiltem Myxödem.282
Pall eske, Heilung eines operativ entstandenen Myxödems durch Fütterung
mit Schafschilddrüse.282
Viquerat, Das Staphylokokkenheilserum.283
Pöhl, A., Die Tmmunitäts- und Immunisationstheorien vom biologisch¬
chemischen Standpunkt betrachtet.283
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IX
W~
Seite
Petruschky, Untersuchungen über Infektion mit pyogenen Kokken . . . 284
Pi stör, M., Dr., Geh. Medizinalrath, Das Gesundheitswesen in Prenssen nach
deutschem und preussischem Landrecht.284
Boas, Diagnostik und Therapie der Magenkrankheiten. Zweiter Theil:
Spezielle Diagnostik und Therapie.285
Schweigger, C., Seh-Proben.285
Faisst, O., Dr., Assistenzarzt 1. Klasse, Ueber die Unterbindung der Vena
saphena magna nach Trendelen bürg bei Unterschenkel varicen.318
Senger-Crefeld, Ueber den Versuch einer blutlosen Oberkieferresektion durch
temporäre Konstriktion der isolirten Carotis.318
Senn, Chirurgie des Unterleibes auf dem Schlachtfelde.319
Baccelli, Ein neuer Fall von Heilung des Tetanus.319
Emmerich, R. und Scholl, H., Klinische Erfahrungen über die Heilung
des Krebses durch Krebsserum (Erysipelserum).320
Bruns, P., Zur Krebsbehandlung mit Erysipelserum.320
Petersen, W., Einige kritische Bemerkungen zur Krebsheilserumtherapie von
Emmerich und Scholl.320
Freymutb, Zur Behandlung des Krebses mit Erysipelserum.320
Operazioni cbimrgiche state praticale negli stabilimenti sanitari militari durante
l’anno 1892 . 322
Randone, Osservazioni e note di un triennia di servizio chirurgico nell’
ospedale militare di Torino.323
Breslauer, Ueber die antibakterielle Wirkung der Salben, mit besonderer
Berücksichtigung des Einflusses der Konstituentien auf den Desinfektionswerth 325
Gräber, Ueber die bakteriologische Diagnostik der Cholera uud des Cholera¬
vibrio .326
Weiss, Ueber das Verhalten der Cholera-Erreger bei niedrigen Temperaturen 326
Pfeiffer, Weitere Untersuchungen über das Wesen der Cholera-Immunität
und über spezifisch baktericide Prozesse.326
Clemow, The Cholera Epidemie of 1892 in the russian empire.327
Woskressensky, N., Ueber Nachtblindheit.327
Abbamondi e Cipollone, Ein Fall von Anämie nach Anchylostomum
duodenale mit Anwesenheit von Dipterenlarven.329
Kratschmer, Ueber Beschaffung von gesundem Trinkwasser im Lager und
während des Marsches mit Rücksicht auf die Filtrirungsmethoden . . . 330
Hermann, F., Dr., Professor und Rüdel, Otto, cand. med., Die Lage der
Eingeweide ..394
Hänel, Friedr., Zur Frage der Desinfektionsfähigkeit der Wunden .... 394
Nauwerck, Aethernarkose und Pneumonie.395
Wach holz, L., Ueber Veränderungen der Athmungsorgane infolge von
Karbolsäure Vergiftung.396
Köster, K., Ueber muskulären Schiefhals.396
Dardignac, Reflexions sur l’ongle incarne.397
Kaufmann, Die traumatische Knochen- und Gelenktuberkulose in ihren Be¬
ziehungen zur Unfallpraxis.397
Dunbar, Zum Stande der bakteriologischen Choleradiagnose, unter besonderer
Berücksichtigung der Pfeifferschen spezifischen Cholerareaktion .... 398
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X
Seite
Klemperer, 6., Die Bedeutung der Milchsäure für die Diagnose des Magen¬
karzinoms ...399
Mendelsohn, M., Die Verschiedenheit des Problems der Harnsäureauflösung
bei gichtischen Ablagerungen und bei Konkretionen in den Harnwegen . 399
Senator, H., Ueber Peptonurie.400
Flatau, £., Ueber Färbung von Nervenpräparaten . . . 401
A n t o n y, L’Etat sanitaire des Armees Fran^aise, Allemande, Anglaise, Autrichienne,
Beige, Espagnole et Italienne.444
Gould, Observations on the action of the Lee-Metford bullet on bone and
soft tissues in the human body.447
Knaggs, Gunshot injuries produced by the Lee-Metford rifle.447
Ziegler, Schussverletzung des Unterleibs.448
Schaffer, E., Trauma und Tuberkulose.448
Schaeffer, R., Ueber die Desinfektion der Hände.449
Fowler, A new operative method in the treatment of fracture of the patella 449
Bier, Weitere Mittheilungen über tragfähige Amputationsstümpfe im Bereiche
der Diaphysen.450
Müller, M., Ueber den Einfluss von Fiebertemperaturen auf die Wachsthums¬
geschwindigkeit und die Virulenz des Typhusbazillus.461
Krüger, S., Ueber die chemische Wirkung der Elektrolyse auf toxische und
immunisirende Substanzen.461
Dieudonne, Eine einfache Vorrichtung zur Erzeugung von strömenden
Formaidehyd-Dämpfen für Desinfektionszwecke.452
Die emetinfreie Ipecacuanha-Wurzel.452
Reinicke, H., Ein Fall von chemischer TrionalVergiftung.453
Harnack,E., Ein Fall von akuter Vergiftung nach gleichzeitiger externer
Anwendung von Tannin und Kaliumpermanganat.453
Filehne, W., Beitrage zur Lehre von der akuten und chronischen Kupfer¬
vergiftung .453
Albrecht, H., Dr., Handbuch der praktischen Gewerbehygiene.454
Schill, Oberstabsarzt, Jahresbericht über die Fortschritte der Diagnostik im
Jahre 1894 455
Liebreich, Oskar, Dr., Encyklopädie der Therapie.455
Schwalbe, Jul., Jahrbuch der praktischen Medizin.455
Joseph, Max, Dr., Lehrbuch der Haut- und Geschlechtskrankheiten für Aerzte
und Studirende.456
Sir Douglas Galton, Healthy Hospitals, Observations on some points
connected with hospital construction.457
Rettig, W., Neue Sohulbank. 459
Die Cholera im Deutschen Reiche im Herbst 1892 und Winter 1892/93 . . 459
Kocher, Theodor, Dr., Professor, Zur Lehre von den Schusswunden durch
Kleinkalibergeschosse.484
Schönwerth, Dr., Geheilter Fall von Stich Verletzung des Zwerchfells. . . 490
Perthes, G., Operation der Unterschenkel-Varicen nach Trendelenburg . . 490
Nicolai, H., Dr., Ein Fall von Vereiterung des Nierenzellgewebes . . . 492
Kocher, Th. (Bern), Methode und Erfolge der Magenresektion wegen Carcinom 493
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r
i
Beite
Kocher, Theodor, Dr. ? Chirurgische Operatiouslehre.493
Lenhartz, Hermann, Dr., Professor, Mikroskopie und Chemie am Krankenbett 494
Kleen, Emil, Dr., Handbuch der Massage.495
Weiss, Leopold, Dr., Professor, Sehprobe-Tafeln.496
Groenouw (Breslau), Ephedrin-Homatropinlösung, ein Mydriatikum von rasch
vorübergehender Wirkung.496
Schwabe, Q. (Leipzig), Die Heilung der trachomatösen und skrophulösen
Keratitis durch Lidlockerung (Blepharochalasis).496
Jacob, Chr., Dr., Atlas des gesunden und des kranken Nervensystems, nebst
Grundriss der Anatomie, Pathologie und Therapie desselben.497
Lode, Alois, Dr., Wien, Die Gewinnung von keimfreiem Wasser durch Zusatz
von Chlorkalk.498
Berthold (Berlin), Die Diphtherie, Sammelforschung der Deutschen medi¬
zinischen Wochenschrift.498
Vierordt, Oswald (Heidelberg), Erfahrungen über Diphtherie seit der An¬
wendung von Behrings Heilserum.499
Bokai, J., (Budapest), Meine Erfolge mit Behrings Diphtherie-Heilserum . . 499
Johannessen, Axel (Christiania), Ueber Immunisirung bei Diphtherie. . . 500
Schottmüller, H. (Greifswald), Ein Fall von Wunddiphtherie mit Diphtherie¬
bazillen bei gleichzeitigem Vorhandensein von Diphtheriebazillen im gesunden
Rachen.500
Behring, E. (Marburg) und Ransom, F. (Halle a. S.), Choleragift nnd
Cholera-Antitoxin.500
Eulenburg, A. (Berlin), Ueber den Missbrauch der Thyroidin-Tabletten . . 601
Kalischer, S. (Berlin), Ein Fall von Tabes dorsalis mit Kiefernekrose . . 501
Getreide und Hülsenfrüchte. II. Theil.502
Myrdacz, Paul, Dr., Stabsarzt, Handbuch für k. u. k. Militärärzte. II. Band 536
Seipka, Adolf, Militär-Intendant, Die Militär-Bekleidungsstoffe und deren
Beurtheilung.542
Berneg au, L., Korpsstabsapotheker, ChemischeStreifzüge durch das Kouserven-
gebiet unter besonderer Berücksichtigung von Konserven für Massenverpflegung 545
Spalinger, Ueber die Endresultate der Hydrocelenoperation durch Punktion
mit Jodinjektion.546
Ruotte, Quelques cas de traumatismes eräniens.546
Schröter, Einiges über Schuss Verletzungen des Magens.546
De Santi, La questiou des premiers secours sur le champ de bataille et le
paquet de pansement.547
Port, Dr., Generalarzt, Ueber den Transport bei Brüchen des Oberschenkels 551
Nikolai, Dr., Oberstabsarzt, Frankfurt a. O., Ein Fall von Schleimgeschwulst
im Becken.551
Loewy, A., und Richter, P. F. (Berlin), Ueber Aenderungen der Blut-
alkaleszenz bei Aenderungen im Verhalten der Leukocyten.553
Loewy, A., und Richter, P. F. (Berlin), Ueber den Einfluss von Fieber und
Lenkocytose auf den Verlauf von Infektionskrankheiten.553
Biva-Rocci, S., und Cavallero, G. (Turin), Zur Frage der Wasserretention
im Fieber.554
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XII
Seite
Treupel, 6. (Freiburg i. B.), Beiträge zur Kenntnis» der Antipyretica und
Antalgicft.555
▼. Kahl den, C., Dr., Technik der histologischen Untersuchung pathologisch¬
anatomischer Präparate.556
Günther, Carl,Dr., Privatdozent, Einführung in das Studium der Bakteriologie 556
Ohlmüller, W., Dr., Die Untersuchung des Wassers.557
III. Mittheilungen.
Berliner militärärztliche Gesellschaft. 32. 136. 403. 504
Korsch: Kranken Vorstellung. — A Ibers: Naht bei Luxationen im
Akromio-Klavikular-Gelenke. — Müller: Demonstration eines von
J. Wickersbeim präparirten Rumpfes. — Landgraf: Ueber ge¬
spaltene Herztöne. — Korsch: Veränderungen am Herzen nach Hitz-
schlag. — Sperling: Modell für Krankentransport auf Lazarethzügen.
— Nicolai: Ueber eine osteoplastische Resektion der Fusswurzel-
knochen. — Roth: Ueber Astigmatismus. — Seil erbeck: Ueber
Lepra. — Tilmann: Ueber Knochenschussverletzungen. — G rawitz:
Ueber Sandbäder. — Hamann: Beitrag zur Entlarvung einseitig
erheuchelter Blindheit. — Kübler: Verlauf der Cholera in Deutsch¬
land 1893/94. — Barth: Beeinflussung fieberhafter Temperaturen
durch Einpinselungen auf die Haut. — Bnrchardt: Ueber
Skiaskopie und die Grenzen ihrer Verwendbarkeit. — Heyse: Pseudo¬
leukämie.— Schaper: Ueber einige Krankenhäuser des Auslandes.
—Schmidt: Streckapparat bei Radialislähmung. — Korsch: Schulter-
gelenkserschlaffuug infolge von Drucklähmung. — Bassenge: Her¬
stellung keimfreien Trinkwassers durch Zusatz von Chlorkalk.
66. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte (Militärsanitätswesen) . 35
Salzmann, H., Dr., Neuere Arzneimittel...40
Rho, Dr., Ichthyol bei Augenkrankheiten.44
Pasquale, Untersuchungen über Cholera.44
Ajello, Ueber Purpura hämorrhagica.46
Lastaria, Ueber Krampfadern.47
Guerra, Leistenbruch, nach Bassini operirt.48
Mendelsohn, M., Dr., Harninfiltration, Harnabszess und Harnfisteln ... 48
Steuer, Ueber Thioform. 48
Brosius, Die Verkennung des Irreseins.48
Hartmann, Dr., Die Reform des medizinischen Unterrichts.48
Aus dem Inhalt der Archive» de Medecine et de Pbarmacie militaires . 92. 462
Ballaud, Aluminiumgefässe für Karbolsäure. 92. —Wissemans,
Ohrkrankbeiten vom Nasenrachenraume. 92. — Delmas, Geschichte
des Hotel Dien von Poitiers. 93. — Remlinger, Erblichkeit der
Tuberkulose 93. — Sander, Helminthiasis in der russischen
Armee. 94. — Matton, Impfung durch Kratzen. 95. — Lecuye,
Tod nach Vipembiss. 95. — Kelsch, Hypoderm. Chinin-Injektionen
462. — Rullier, Bubonen-Behandluug mit Jodoformvaselin. 462.
— Messerer und Gasser, Typhusbazillen im Hoden. 463. —
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XIII
Seite
Nimier, Ueber durchbohrte Geschosse. 463. — Ecot, Improvisations¬
technik in der bayerischen Armee. 463. — Matthias und Gasser,
Phlegmone am Ohr bei Ruhr. 463.
Wieblitz, Dr., Ueber Verwendung getrockneten Kaffeesatzes zur Füllung der
Spncknäpfe.95
Der viernndzwanzigste Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie . . 96
Grün ert, Otto, Dr., Berlin, Ueber Obturatoren.138
Dr. Krebs +.138
Dr. Paak f.139
Minuten-Thermomcter mit Aluminium-Skala.141
Kier, Die Ausbildung der Militärärzte.139
Raon, Revierkrankenstuben in Seeforts.139
Kier, die Genfer Konvention.139
Laub, Sanitätsformätionen auf dem Schlachtfelde.140
Kier, Geschichte des Dänischen Rothen Kreuzes.141
Gordon Norrie, Soldaten-Katechismus.141
Kohl, Kaserne des 2. Artillerie-Regiments (dän.).141
Petersen, Kaserne der Ingenieure (dän.). .141
Flankenbewegung in dänischen Garnisonen.143
Salzmann, H., Dr., Neuere Arznei- und Desinfektionsmittel . . 183. 238. 407
Lazarethelend während der Belagerung Torgaus im Jahre 1813.189
Weg eie. Die atonische Magenerweiterung und ihre Behandlung.192
67. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte.192
XXIV. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie zu Berlin, Ver¬
handlungen . 224. 464
Brendel, Der Alkohol ein Völkergift.240
Stiftungsfeier des Friedrich-Wilbelms-Instituts, Ankündigung. 286. 336
Rekruthmng 1892 in Schweden.286
Holmberg, Zur Gesundheitspflege des Soldaten. 286
Hügel, Frhr. v., Major, Ueber die Verwendung von Zelten im Winter . . 287
Fuchs, Robert, Dr., Hippokrates’ sämmtliche Werke, 1. Ins Deutsche übersetzt
und ausführlich kommentirt.288
Morton, W. J., Dr , Memoranda relating to the „Discovery of Anaesthesia" 288
Das Taschenbuch des ärztlichen Fortbildungs-Unterrichts.288
Gerster, Aerztliche Stimmen über und gegen Behring und sein Heilserum 288
Ekeroth, Carl, Vorschlag zu einer Kriegssanitätsorduung.331
Grunert, Otto, Dr., Ueber die Methoden bezw. die Mittel, die Zähne vor dem
Verfall zu schützen.335
Ulmasche Pflastermulle bei der Truppe.335
Die militärärztliche Schule zu Lyon.404
Miethke, Dr., Assistenzarzt 1. Kl., Ein neues Thermometer sowohl zum
Festetellen der Lufttemperatur als auch der Körperwärme zu gebrauchen 415
Dr. Valentini f.462
Borntraeger, J., Diät-Vorschriften für Gesunde und Kranke jeder Art . . 464
Kaliski, F., Dr., Therapeutisches Vademecum.464
Dr. Paul Börners Reichsmedizinalkalender für Deutschland 1896 .... 464
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XIV
Seite
K öh ler, Albert, Adolf v. Bardel eben, Nachruf.. . 502
Die 31. Sektion (Militärsanitätswesen) der 67. Versammlung deutscher Natur¬
forscher und Aerzte zu Lübeck.508
Tappeiner, Lehrbuch der Arzneimittellehre und Arzneiverordnungslehre . . 512
Schreiber, Dr., Die Arzneitaxe für Aerzte.512
v. Döbeln, Wilhelm, Regimentsarzt, Historische Uebersicht über das Sanitäts-
wesen bei der Königlich Schwedischen Flotte.558
Guttmann, P., Gesundheitspolizeiliche Maassnahmen gegen Entstehung und
Verbreitung von Malariaerkrankungen.560
Therapeutische Monatshefte, Augustheft 1895 . 560
IV. Allerhöchste Kabinets-Ordres, Ministerial-Verfügungen, General*
Rapporte und Familien-Nachrichten.
(Amtliches Beiblatt.)
Personal-Veränderungen im Sanitätskorps 4. 13. 24. 34. 41. 53. 63. 72.
78. 96. 107
Ordensverleihungen ... 7. 18. 27. 37. 45. 58. 67. 76. 88. 99. 111
Familiennachrichten . . 8. 20. 28. 38. 46. 58. 68. 76. 90. 100. 112
Behringsche8 Diphtherieheilserum, Bestimmungen über Abgabe.. 1
„ „ Bestimmungen bei dem Gebrauche.... 9
Einjahrig-Freiwillige, Einstellung am 1. April 1895. ... 2
Marineordnung (12. November 1894), Ausgabe. 2
Militärkrankenwärter-Entlassungsanzüge. 3
Kommunionkosten für Lazarethkranke, Verrechnung. 4
A. K. O.. „An Mein Heer“ (27. Januar 1895). 9
Maximumthermometer, Beschaffung für Feldsanitätsformationen und Truppen-
Arzneibehältnisse. 11
Revierdienst-Zulage, Zahlung an Assistenzärzte betr.11
Lebensversicherungsanstalt für Armee und Marine, Zeugnisse für dieselben 11
Operationskurse für Assistenzärzte 1. Klasse des Beurlaubtenstandes .... 12
Familienunterstützung, Zahlung in Erkrankungsfällen einberufener Mannschaften 12
Wittwen- und Waisengeld, Zahlung betr.13
Militärärztliche Bildungsanstalten, neue Aufnahmebestimmungen.13
Prüfungskommission für die militärärztlichen Prüfungen 1895 . 21
Messer und Gabeln in Lazarethen, bei Bedarf sind solche mit vernickelten
Griffen zu beschaffen.21
Esslöffel von Blech sind bei Neubeschafiung für Feldsanitätsformationen durch
solche von Britanniametall zu ersetzen.21
Gesundheitsbüchlein des Gesundheitsamtes zur Verwendung bei der Ausbildung
der Lazarethgehülfen.22
Lampen sind nur für den nächsten Bedarf zu beschaffen.22
Medizinisch-chirurgischer Etat, Bescheinigung über die Führung desselben . . 22
Spiele zur Beschäftigung rekonvaleszenter Mannschaften im Freien können
beschafft werden.23
Beköstigung der Kranken hat nach der Beköstigungsübersicht zu erfolgen . . 23
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XV
Seite
Beköstigung der Kranken, im Sommer ist thunüchst oft frisches Dörrgemüse
zu verwenden.31
Litewka, Einführung bei Pionieren und Fussartillerie.23
Sanitätsämter sind eine dauernde Einrichtung.24
Gänge im Waffendienst sind alle Wege im Interesse des Dienstes .... 24
Wäschebestände der Feldlazarethe sind nach der Traindepotordnung zu erhalten 29
Todtentragen für Lazarethe betr.29
Ersatzreserrieten können nicht kapituliren.30
Kohlenvorräthe, Selbstentzündung derselben betr. 30
Kassenprüfung und Lokalrevision sind zwei verschiedene Amtshandlungen 31
Schriftstücke, erledigte und bei den Lazarethen verbleibende sind erst mit dem
ausdrücklichen Vermerke „Z. d. A.“ vor der Deponiruug zu versehen 31
Bekleidungsvorschrift für Offiziere und Sanitätsoffiziere.32
Schnellzugsbenutzung durch beurlaubte Mannschaften. 32
Waschbecken können für jeden Mann beschafft werden .33
Formationsänderungen aus Anlass des Etats 1895/96 . . 33
Xereswein, Begriffsbestimmung.39
Ausbildungszeit für Feldlazarethaufseher ist auf drei Monate zu beschränken . 40
Beköstigungsrechnungen werden vereinfacht.40
Arzneigläser, Beschaffung (sechseckige).47
Jüngere Sanitätsoffiziere sind im chefärztlichen Dienste auszubilden .... 47
Fubrkosten-Ent8chädigungen für Gänge im Revierdienst.48
Badekuren-Unterstützungen für Invalide.43
Torfmullfüllung der Spucknäpfe in Lazarethen hetr.49
Unterstützungsgesuche für Militärärzte des Beurlaubtenstandes sind dem General¬
kommando vorzulegen.49
Mannschaftsschränke für das Lazarethpflegepersonal.49
Meldetafel im Aufnahmezimmer der Garnisonlazarethe. 50-
BescbwerdefÜhrung, Bestimmungen über dieselbe.50
Meldetafel in Kasemenräumen.50
Werthpapier-Niederlegung bei der General-Militärkasse.51
Staatsschuldbuch-Benutzung bei Führung des Vermögensnachweises .... 51
Bade- und Brunnenkuren, Aenderung der Bestimmungen.52
Papierlieferungs-Verträge.53
Arzneibuch für das Deutsche Reich, Nachtrag.53
Rechnungslegung bei Rückeinnahmen und dergl. in Lazarethen.59
Grünkern in der Krankenbeköstigung.59
Mohrrüben, gedörrte, in der Krankenbeköstigung. 69
Dörrobst.69
UeberfÜhrung Kranker in andere Lazarethe und Anordnungen über Larareth-
kranke mit mehr als zweimonatlicher Behandlungsdauer sind nicht mehr
zu melden.59
Zuntz-Schumburgscher Bericht über zulässige Marschbelastung.60
Wäschestücke sind für die Medizinal-Abtheilung nicht besonders zu beschaffen 60
„In des Königs Rock a kann für Lazarethe beschafft werden.61
Ansrüstungs- und Bekleidungsstücke, Einführung neuer Proben.61
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XVI
Seit«
Lazarethgehülfen-Beforderung (Verleihung des Offizier-Seitengewehrs) ... 62
Inaktivitäts-Abzeichen, Anlegung derselben.62
Lampenschirme in Krankenstuben.69
Lazarethgehülfen-Unterricht, Beschaffung plastischer Modelle.70
Unterrossärzte haben Anspruch auf Wachtmeister-Krankenlöhnung .... 71
Flaschenverrechnung (für grössere Flaschen).71
Militärkrankenwärter, Bekleidung und Ausrüstung.71
Garnisonbeschreibungen betr., Verrechnung der Pläne etc. für dieselben ... 77
Stempel für Feldsanitätsformationen sind K. G. zu zeichnen.77
Fortbildungskurs für Stabsärzte Herbst 189$.77
Beurlauhungs Vorschriften.78
Verfahren bei Wiederanstellung pensionirter Beamten hei der Militärverwaltung 78
Gnadenbeweise für Sanitätsoffiziere (12. September 1895)........ 78
Kursus, hygienischer für Sanitätsoffiziere ..93
Krankenträger-Ordnung, Aenderung.93
Wittwen und Waisen (des Soldatenstandes) Fürsorge.94
Zeugnisse über Militärpflichtige in Argentinien, Uruguay und Paraguy ... 94
Klasseneinteilung der Militärbeamte?).95
Getreide und Hülsenfrächte, Ausgabe des Werkes.95
Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 2. Dezember 1895 101
Telegramm aus Frankfurt a. O. vom 2. Dezember 1895, 11 Uhr vormittags . 101
Bruchband für Invaliden.102
Medizinalfonds, Nachweisung über die verfügbaren Bestände.102
Badekuren, Nachweisung von Vorkehrungen in Bädern.103
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Deutsche
Militärärztliche Zeitschrift
Redaction:
Prof. Dr. 3t. <£tstff0fb, Generalarzt,
Berlin W-, Tnnbensinroe ö,
n. Dr. «feMftrf» Oberstabsarzt,
Berlin N<., Chansseestrasae 27.
Monatlich erscheint ein Heft von mindestens 3 Druckbogen; dazu ein „Amtliches Beiblatt“. Der
Zeitschrift wird das Werk: „W. Roth’s Jahresbericht über die Fortschritte anf dem Gebiete
des Militär- S&nitatswesens“ unentgeltlich bei gageben. Bestellungen nehmen alle Postämter und
Bnchhandlnngen an. Preis des Jahrgangs 16 Mark.
XXIV. Jahrgang. 1895.
Ueber gespaltene Herztöne bei gesunden Personen.
Vortrag, gehalten in der Sitzung der Berliner railitärärztlichen
Gesellschaft am 20. Oktober 1894
von
Stabsarzt Dr. Landgraf.
Meine Herren, ich würde es nicht wagen, ein Thema wie das vor¬
liegende vor Ihnen zu besprechen, wenn ich nicht bei dem Studium der
Litteratur die Ueberzeugung gewonnen hätte, dass auch in dieser Frage
noch manche Widersprüche unter den Autoren herrschen, und wenn mich
andererseits nicht die Erfahrung gelehrt hätte, dass häufiger, als man
denkt, die Unbekanntschaft mit völlig in den Bereich des Gesunden
fallenden Erscheinungen am Herzen zu falschen Schlüssen verleitet. Für
alle Aerzte, denen die Aufgabe zufallt, über das Gesund- oder Kranksein
einer Person endgültige Entscheidung zu treffen, Entscheidungen, von
denen oft nicht nur das Lebensglück jener einzelnen Person, sondern das
ganzer Familien abhängt — ich erinnere an die grosse Rolle, welche die
Lebensversicherungen in wirtschaftlicher Beziehung spielen —, für alle
Aerzte sage ich, in Sonderheit auch für uns Militärärzte, ist es Pflicht,
sich genau Rechenschaft zu geben von den Grenzen, wo Krankheit und
Gesundheit sich scheiden. Aus dieser Ueberzeugung heraus, und da ich
das Material meiner Beobachtungen dem Saldatenleben entnommen habe,
erlaube ich mir gerade an dieser Stelle das Wort zu nehmen.
Meine Herren! Ueberall, wo man über der Herzgegend das Hörrohr
aufsetzt, hört man am gesunden Körper zwei gewöhnlich als Töne be-
zeichnete Schallerscheinungen während der Dauer einer Herzevolution.
Militär ärztliche Zeitschrift. 1895. J
Heft 1.
Verlag:
f. §. ptttfe* k $*f«,
Königliche Hofbuchhandlung,
Berlin, Kochetraase 68—70.
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2
Der erste Ton beginnt genau mit der Systole und dauert fast bis zu
ihrem Ende. Ihm folgt eine kurze Pause und dieser der mit dem Beginn
der Diastole einsetzende zweite Ton. Der letztere ist wesentlich kürzer
als die Diastole, so dass zwischen ihm und dem nächstfolgenden ersten
Ton eine längere Pause liegt.
Was die Bildungsstätten und den Mechanismus der Tonbildung an¬
langt, so geht die allgemeine Annahme dahin, dass der erste Ton über
der Herzspitze und der dreizipfligen Klappe dem Schlüsse der Atrio¬
ventrikularklappen seine Entstehung verdankt, wobei noch der Muskelton
des tetanisch sich kontrahirenden Herzmuskels mitspielt. Gerhardt drückt
dies so aus, „dass ein höherer Oberton des Muskeltons Schallherrscher
am Herzen wird und die gespannten Atrioventrikularklappen in seiner
Tonart zu schwingen zwingt“. Der erste Ton über Aorta und Pulmonalis
entsteht in diesen Gefassen nach Anschauung der Einen in der plötzlich
in Spannung versetzten Gefässwand, nach Meinung Anderer in der plötz¬
lich in die Gefasse einströmenden Flüssigkeitssäule. Der zweite Ton über
Aorta und Pulmonalis verdankt seine Entstehung der Anspannung der
halbmondförmigen Klappen dieser Gefässe. Ueber den Oeffnungen
zwischen Yorhof und Ventrikel wird kein zweiter Ton gebildet. Der
hier gehörte zweite Ton ist der fortgeleitete zweite Ton der Aorta bezw.
Pulmonalis. Im Ganzen also werden im Verlauf einer Herzbewegung
sechs Töne gebildet.
Verzeihen Sie, meine Herren, diese Erinnerung an ganz bekannte
Dinge, die ich aber für die Deutung des vorliegenden Phänomens für
geboten hielt.
Das Vorkommen gespaltener Herztöne bei gesunden Personen — die
sogenannte funktionelle Form der Spaltung — ist seit langer Zeit bekannt,
und zwar soll entweder der erste oder der zweite Ton oder auch beide
Töne jeder in zwei durch eine kurze Pause getrennte Schallmomente
zerlegt wahrgenommen werden. Uneinigkeit indess besteht sowohl hin¬
sichtlich der Frage, welcher von beiden Tönen am häufigsten die
Spaltung zeige, als auch hinsichtlich des diagnostischen Werthes der Er¬
scheinung und endlich in der Deutung des Mechanismus derselben.
Potain, der erste genauere Bearbeiter der Frage, hat sich für die
grössere Häufigkeit der Spaltung des ersten Tones ausgesprochen. Unter
99 Fällen fand er 61 Spaltungen des ersten, 30 des zweiten, 8 beider
Töne. Bei Gerhardt verschiebt sich das Verhältniss noch mehr zu
Gunsten des ersten gespaltenen Tons. Auf 112 Spaltungen des ersten
kamen nur 11 Spaltungen des zweiten Tons, 7 mal waren beide Töne
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gespalten. Stokes und mit ihm viele Andere treten dafür ein, dass der
zweite Ton häufiger die Spaltung zeige.
Die diagnostische Bedeutung der Spaltungen anlangend, so spricht
sich Leube dahin aus, dass er es für einen Fehler halte, auf unreine
oder gespaltene Töne Werth zu legen oder gar diagnostische Schlüsse zu
bauen, wahrend Dehio, welcher letzthin die Spaltung des zweiten Tons
eingehend studirt hat, dahin kommt, dass man berechtigt sei, aus einer
Spaltung des zweiten Tons entweder auf eine Erhöhung d#s Blutdrucks
im kleinen Kreislauf oder auf eine Schwäche des rechten Ventrikels zu
schliessen.
Angesichts dieser Differenzen — auf die dritte Frage der Erklärung
werde ich später eingehen — hielt ich mich für berechtigt und ver¬
pflichtet, da mir in den Soldaten meines Bataillons ein einwandfreies
Material gesunder Leute zur Verfügung stand, ein Material, welches den
früheren Untersuchern, die ihre Erfahrungen meist an ambulanten Kranken
gemacht hatten, gefehlt hatte, die Verhältnisse nachzuprüfen, und ich
mochte mir erlauben, Ihnen das Resultat mehrjähriger Untersuchungen
heute vorzulegen.
Dasselbe ist gewonnen an im Ganzen 594 Mann. Ich bemerke, dass
ich für die Gesundheit der von mir untersuchten Leute jede Garantie
übernehmen kann, da es sich nicht um einmaliges Zuhören handelt, und
ich alle diejenigen, welche während einer mindestens zweijährigen Dienst¬
zeit überhaupt an einem inneren Leiden krank gewesen sind, von der
Zusammenstellung ausgeschlossen habe. Die Untersuchung selbst wurde
stets in stehender Stellung vorgenommen.
Bei keinem einzigen dieser 594 Leute habe ich eine Spaltung des
zweiten Tons auffinden können, und ich möchte daraus schliessen, dass
dieselbe bei ganz gesunden Leuten, dieser Altersklasse wenigstens, über¬
haupt nicht vorkommt. Eine wesentliche Stütze für diese Ansicht finde
ich in dem Bambergersehen Ausspruch, der bei seiner überreichen Er¬
fahrung angiebt, dass er sich nicht entsinne, jemals bei ganz Gesunden
die Spaltung des zweiten Tons gehört zu haben, sondern nur bei Kranken
der verschiedensten Art, bei denen eine Verminderung des vitalen Tonus
der Arterie keine allzu gewagte Annahme sei. Bamb er ger erklärt sich
nämlich abweichend von den meisten anderen Autoren, welche die
Spaltung des zweiten Tons auf ungleichzeitigen Klappenschluss der Aorta-
und Pulmonalklappen zurückführen, den gespaltenen zweiten Ton so, dass
sich die Arterie, statt sich bei ihrer Systole rasch und mit einem Male
zu kontrahiren, in mehreren Absätzen zusammenziehe, und stützt diese
1 *
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4
Ansicht darauf, dass der zweite Ton nicht nur als einfach gespalten,
sondern als drei- und mehrfach gespalten wahrgenommen werden könne.
Die Folgerung, die sich aus dem Nichtvorkommen eines gespaltenen
zweiten Tones bei einer so grossen Anzahl gesunder Leute für die
Praxis ergiebt, ist ja eine sehr naheliegende. Der oben erwähnte Leube-
sche Satz scheint mir demnach, was den zweiten Ton betrifft, nicht
begründet, vielmehr die Schlussfolgerung Dehios die richtige. Eine
Spaltung des* zweiten Tons muss uns immer, auch bei anscheinend ganz
gesunden Personen, stutzig machen. Auf die truppenärztlichen Ver¬
hältnisse übertragen, würde ich jeden Rekruten, der eine Spaltung des
zweiten Tons aufweist, nicht etwa zur Entlassung eingeben, wohl aber im
Auge behalten und mir in kurzen Zwischenräumen vorstellen lassen.
Ganz anders wie mit dem zweiten verhält es sich mit dem ersten
Ton. Der gespaltene erste Herzton lässt sich unter gleich näher zu er¬
wähnenden Bedingungen in 55 bis 60 % aller Fälle auffinden, und es ist
ganz richtig, wenn Gerhardt sagt, dass man der Spaltung um so
häufiger begegne, je schärfer man seine Aufmerksamkeit darauf richte.
Ich fand die Spaltung unter jenen 594 Leuten 318 mal und zwar bei
62 Mann ständig, d. h. jedesmal bei mindestens dreimaliger Untersuchung.
Bei den übrigen handelte es sich um ein „Kommen und Gehen“, je nach¬
dem die Bedingungen zutrafen oder nicht.
Unter Spaltung des ersten Tons verstehe ich eine Gehörswahrnehmung,
bei welcher im Verlauf der Systole des Herzens zwei durch eine kurze
Pause getrennte Schallmomente unterschieden werden, von denen über
der Herzspitze stets das erste Tonmoment das lautere ist. Ueber der
Herzbasis trägt in der Regel auch das erste Tonmoment den Accent, doch
kommen auch Fälle vor, in denen hier ein deutlicher Unterschied in der
Stärke nicht zu machen ist. Die Angabe Gerhardts, dass bei ge¬
spaltenem ersten Ton über der linken Kammer das erste, über der
rechten Kammer das zweite Schallmoment lauter sei, habe ich nicht be¬
stätigt gefunden, höchstens war der Unterschied überhaupt ein minimaler,
aber immer noch zu Gunsten der Stärke des ersten Momentes über beiden
Klappen.
Von wesentlichem Einfluss auf die Wahrnehmbarkeit der Erscheinung ist:
1. Die Frequenz der Herzthätigkeit. Am günstigsten ist eine langsame
Herzaktion. Steigt die Zahl der Herzzusammenziehungen z. B. unter dem
Einflüsse einer körperlichen Anstrengung, so verschwindet in vielen Fällen
die vorher sehr deutliche Spaltung und macht einem einfachen Schall
Platz. In der Minderzahl bleibt auch bei erhöhter Herzfrequenz die
Spaltung deutlich.
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5
In zweiter Linie ist maassgebend der Einfluss der Athmung. Wie
schon Potain hervorgehoben hat, hört man die Spaltung am deutlichsten
gegen den Schluss der Ausathmung, während der sogenannten Athemr
pause und im Beginn der Einathmung. Im weiteren Verlauf der Ein-
athmung, auf der Höhe derselben und während der ersten Zeit der
Ausathmung hört man die Spaltung nicht.
3. In den meisten Fällen ist die Spaltung am deutlichsten über der
Herzspitze und der Tricuspidalklippe. Fast stets ist die hier deutliche
Erscheinung auch über den grossen Gefässen der Basis ebenso ausgesprochen.
Wie gross die Zahl der Fälle ist, bei welchen man ausser an den ange¬
gebenen Orten auch noch über der Carotis die Spaltung des ersten Tons
wahrnimmt, vermag ich nicht genau anzugeben, da, ich auf dieses Vor-
kommniss erst im weiteren Verlauf meiner Untersuchungen aufmerksam
geworden bin. Ich schätze die Häufigkeit auf V>o der Fälle.
Es ist eine höchst auffällige Thatsache, dass der Umstand, dass man
in der Carotis ganz deutlich, allerdings sehr viel leiser als über dem
Herzen, drei Schallmomente unterscheiden kann, von denen zwei auf die
Diastole der Arterie, einer auf die Systole derselben fallen, sich bisher
völlig der Beobachtung entzogen hat. Gerade dieses Phänomen aber ist
es, auf welches ich hinsichtlich der Erklärung des gespaltenen ersten
Tones überhaupt grossen Werth lege.
Das Thatsächliche wäre damit erschöpft, wenden wir uns nun zu
dem dritten Differenzpunkt, der Deutung des Mechanismus der in Frage
stehenden Erscheinung.
Potain nahm, gestützt auf den unleugbaren und stets hervortretenden
Einfluss der Athmung, an, dass der Schluss der Bi- und Tricuspidalklappe
nicht gleichzeitig erfolge, dass vielmehr unter der Wirkung der Aus¬
athmung eine Verspätung des Tricuspidalschlusses statthabe, da die
Ausathmung die Blutzirkulation im Gebiet der Pulmonalarterie verlangsame.
Abweichend davon plaidirt Gerhardt dafür, dass nicht eine Verspätung
des Tricuspidalklappenschlusses, sondern eine Beschleunigung des Mitral-
klappenschlussetf die Erscheinung hervorrufe. Im Wesentlichen kommt
es auf dasselbe hinaus, da unter beiden Voraussetzungen der Mitralton
dem Tricuspidalton vorangeht. Ich möchte gegen beide Erklärungen die
oben erwähnte von mir zuerst entdeckte Thatsache geltend machen, dass
man in einer Reihe von Fällen auch in der Carotis während ihrer Diastole
zwei durch eine kurze Paus$ getrennte Schallmomente wahrnehmen kann,
da es doch nicht angängig erscheint, den an der Tricuspidalklappe ent¬
standenen Spaltton sich bis zur Carotis fortgeleitet vorzustellen.
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6
Ich habe vorhin der Bamberg ersehen Auffassung von dem Zustande¬
kommen des zwei- oder mehrfach gespaltenen zweiten Tons durch
absatzweise Kontraktion der Arterie Erwähnung gethan, eine Auffassung,
die in etwas modifizirter Weise neuerdings von Rosenbach vertreten
wird. Eine sehr ähnliche Vorstellung findet sich nun auch in der Litteratur
in Betreff der Spaltung des ersten Tons. Man nimmt an, dass der Herz¬
muskel in diesen Fällen seine Arbeit nicht in einer erschöpfenden
Kontraktion leiste, sondern sich in zwei Absätzen kontrahire. Dass eine
derartige Kontraktions weise vorkommt, ist nicht wohl zu bezweifeln und
namentlich von Huchard in seinem grossen Werk über die Erkrankungen
des Herzens und der grossen Gefasse betont. Dieser Autor hält
die absatzweise Zusammenziehung des Herzmuskels für einigermaassen
charakteristisch für die Zustände von Hypertension im arteriellen Gefäss-
system, dem Anfangsstadium der Arteriosklerose. Indess in unseren Fällen
kann von einer Hypertension im Aortensystem keine Rede sein. Es fehlt
bei ihnen auch der zu jenem Symptomenkomplex der Hypertension gehörige
verstärkte zweite Aortenton. Dazu kommt, dass bei dieser absatz weisen
Kontraktion der Ventrikel der Accent nicht wie beim gespaltenen ersten
Ton auf dem ersten, sondern auf dem zweiten Schallmoment liegt,
w w, bruit du trot der Franzosen.
Der letzterwähnte Grund lässt sich auch gegen die fernere Möglich¬
keit geltend machen, dass das erste Schallmoment beim gespaltenen ersten
Ton von der Vorhofskontraktion herrühre. Diese muss natürlich unter
normalen Verhältnissen immer schwächer sein und auch eine schwächere
Schallerscheinung bedingen als die Ventrikelkontraktion. Auch diese
Auffassung ist abzuweisen, ganz abgesehen davon, dass wir es dann
nicht mehr mit einem im systolischen Theil der Herzthätigkeit sich ab¬
spielenden Vorgang zu thun hätten, sondern mit einem präsystolischen.
Liefern uns somit die angeführten Erklärungen keine befriedigende
Lösung der Frage, so müssen wir uns nach einer anderen Deutung
umsehen.
Mir scheint, dass eine solche möglich ist auf dem Boden der dürch
die Martiussehen Untersuchungen geschaffenen Auffassung des Ablaufs
der Herzthätigkeit.
Alle bisherigen Erklärungen machen die stillschweigende Annahme,
dass der erste Ton der grossen Gefässe zeitlich Zusammenfalle mit den
ersten Tönen der Mitralis bezw. Tricuspidalis. Diese Annahme trifft für
eine sehr grosse Zahl Menschen sicherlich zu. Es liegt aber durchaus
kein Grund vor, der diese Gleichzeitigkeit als absolut nothwendig er-
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7
scheinen lassen müsste. Wir müssen nach den Martiussehen Unter¬
suchungen annehmen, dass der Spitzenstoss, mit dem zusammen der Ton
der Atrioventrikularklappen gebildet wird, bereits in dem Moment endigt,
in welchem der Arterieneinstrom erst beginnt. Bei nur einigermaassen
langer Verschluss2eit, d. h. der Zeit, in welcher sowohl die segelformigen
Klappen wie auch die Mündungen der grossen Gefasse verschlossen sind,
kann der erste von den segelformigen Klappen gebildete Ton schon ab¬
geklungen sein, wenn der durch den Blateinstrom veranlasste Gefässton
erst gebildet wird. Dann haben wir also zwei durch eine kurze Pause
getrennte Schallmomente in der Systole, von denen der erste der stärkere
ist und deren Fortleitung auch nach der Carotis hin keinerlei Schwierig¬
keiten macht. Damit würde auch stimmen, dass wir die Spaltuug nur
wahmehmen bei relativ langsamer Herzthätigkeit, während bei schneller
Berzaktion, in der auch jeder einzelne Akt sich rascher vollzieht, die
Pause zwischen Klappen ton und Gefässton so kurz ist, dass sie sich
unserer Wahrnehmung entzieht. Man kann dies auch so ausdrücken, dass
man sagt, die Wahrnehmbarkeit der zeitlichen Differenz zwischen Klappen ton
der Mitralis und Tricuspidalis einerseits und den ersten Gefässtönen
andererseits ist eine Funktion der Verschlusszeit.
Es bleibt zu erörtern der Einfluss der Athmung. Hier liegen zwei
Möglichkeiten vor. Erstens kann die Deutlichkeit der immer vorhandenen
Erscheinung durch die Athmung beeinflusst sein, und dafür spräche, dass
gerade während des Schlusses der Ausathmung, in der sogenannten Athem-
pause, im Beginn der Inspiration jedenfalls die für die Hörbarkeit der
Herzerscheinungen günstigsten Bedingungen herrschen. Eine Beobachtung,
die ich an mir selbst machen kann, lässt mich vermuthen, dass das Ver¬
schwinden der Spaltung während der Inspiration auf der schlechteren
Fortleitung beruht während der theilweisen Ueberlagerung des Herzens
durch die Lunge. Ich kann nämlich in ruhigen Nächten meinen ge¬
spaltenen ersten Ton in jeder Athemphase hören. Die zweite Möglichkeit
wäre die, dass die Ausathmung in irgend einer noch näher zu ergründenden
Weise die Verschlusszeit verlängere. Ich gebe gern zu, dass weitere
Untersuchungen entscheiden müssen, welcher von beiden Möglichkeiten
man den Vorzug geben will.
Ich resumire mich also dahin:
1. Eine Spaltung des zweiten Tons kommt bei gesunden Leuten im
Anfang der zwanziger Jahre nicht vor.
2. Die Spaltung des ersten Tones ist eine sehr häufige Erscheinung.
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8
3. Die Spaltung des ersten Tones hat keine diagnostische Bedeutung.
Eine etwaige Spaltung des zweiten Tons bei anscheinend ganz
gesunden Personen muss zur Vorsicht mahnen.
4. Es ist am wahrscheinlichsten, dass die Spaltung des ersten Tones
auf einer zeitlichen Different beruht zwischen den Klappentonen
der Mitralis und Tricuspidalis und den ersten Tönen der Aorta
und Pulmonalis.
Gebrauchsanweisung
fflr das Behringsche Diphtherieheilserum
auf Grund der bisherigen Erfahrungen zusammengestefit.
1. Das Behringsche Diphtherieheilmittel, wie es zur Zeit von den
Höchster Farbwerken hergestellt wird, ist das klare Blutserum von Pferden
und Schafen, welche durch geeignete Vorbehandlung mit Diphtheriegift
hochgradig gegen das letztere immunisirt worden sind.
2. Das Mittel soll, in genügender Menge unter die Haut gespritzt, an
Diphtherie erkrankte Personen heilen und noch nicht von der Krankheit
Befallene gegen die Infektion schützen.
3. Es ist ein spezifisches Mittel, indem es sich einzig und allein
gegen den von den Löfflersehen Diphtheriebazillen im Körper erzeugten
Krankheitsprozess richtet.
4. Seine Wirkung beruht darauf, dass es zwar nicht die Diphtherie¬
bazillen tödtet, aber das von ihnen in den Pseudomembranen erzeugte
Diphtheriegift, welches von hier aus in die Körpersäfte übergeht und die
schweren Krankheitserscheiuungen bewirkt, unschädlich macht.
5. Das Mittel wird von den Höchster Farbwerken 1 ) in kleinen
Fläschchen; die etwa 10 ccm Serum enthalten, abgegeben. Das Diphtherie¬
antitoxin ist in denselben, im Serum gelöst, in verschiedener Konzentration
enthalten, die durch Bezeichnung der Fläschchen als No. 1, 2 und 3
kenntlich gemacht ist
6. Die Konzentration, berechnet danach, in welchen Mengen das
Antitoxin im Stande ist, im Reagenzglase bestimmte Quantitäten des
Diphtheriegiftes zu zerstören, wird durch sogenannte „Antitoxinnormal¬
einheiten“ ausgedrückt.
*) Die Beschaffung des Diphtherieheilserums für Lazarethe u. s. w. ist durch
Verf. v. 20/11. 94. No. 1303/11. 94. M. A. und v. 14/12. 94. No. 773/12. 94. M. A.
geregelt; dasselbe kann somit aus den Sanitätsdepots oder aus Zivil-Apotheken
bezogen werden.
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9
7. Fläschchen No. 1 (grünes Etikett) enthält 600 Antitoxinnormal-
einheiten. Diese Dosis hat sich bei den Versuchen am Menschen als aus¬
reichend zur Behandlung solcher Diphtheriefälle herausgestellt, die ohne
Komplikationen einhergehen. Sie wird daher als einfache Heildosis
bezeichnet.
Fläschchen No. 2 (weisses Etikett) enthält etwa in der gleichen
Menge Serum 1000 Antitoxinnormaleinheiten.
Fläschchen No. 3 (rothes Etikett) enthält 1500 Antitoxinnormal¬
einheiten.
8. Dem Serum ist behufs seiner Konservirung 0,5 % Karbolsäure
hinzugesetzt. So hält sich dasselbe in den Fläschchen, vor Luft und
Licht geschützt, bei kühler Zimmertemperatur oder im Keller auf bewahrt,
ohne zu verderben, oder an seiner Wirksamkeit Einbusse zu erfahren,
zum mindesten sechs Monate lang.
9. Die Einverleibung des Diphtherieheilserams bei den Diphtherie¬
kranken oder bei den zu Immunisirenden erfolgt durch subkutane
Injektion am besten mit einer Koch sehen, 10 ccm fassenden Ballonspritze.
10. Als Injektionsstellen sind wegen der günstigen Resorptions¬
verhältnisse besonders empfehlenswerth die vorderen und seitlichen Thorax¬
gegenden und die Haut der Schenkel. Bei gleichzeitiger Erkrankung der
Brustorgane sind die Brustgegenden für die Injektion zu veipmeiden, auch
sind die Stellen des Körpers, welche einem Druck ausgesetzt sind, nicht
zu Injektionen zu benutzen.
11. Die für die Injektion in Aussicht genommenen Hautstellen sind
vorher sorgfältig antiseptisch zu reinigen.
12. Ebenso haben der die Injektion ausführende Arzt sowie die
assistirenden Personen eine sorgfältige antiseptische Reinigung ihrer Hände
vorzunehmen.
13. Eine besonders sorgfältige Reinigung und Desinfektion hat die
Koch sehe Ballonspritze vor und nach der Behandlung zu erfahren.
Man verfahrt dabei am besten in folgender Weise:
Nachdem die Spritze 1 ) in ihre drei Theile zerlegt ist, reinigt man
zunächst die Glaskanüle mit Hülfe eines Federbartes und die Injektions-
9 Beim Bezug der Spritze ist darauf zu achten, dass der Gummiballon gut
auf die Glaskanüle und auf letztere die Tnjektionsnadel passt, so dass, wenn die
drei Theile zusammengesetzt sind, und bei geöffnetem Hahn Luft oder Wasser durch
die Spritze bei Kompression des Ballons und gleichzeitigem Verschluss des kleinen
Loches im Ballon gespritzt wird, an den Verbindungsstellen weder Luft noch
Wasser heraustritt.
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nadel mit Hülfe des Mandrins mit kaltem Wasser. Darauf bringt man
die Glaskanüle und die Nadel mit eingeführtem Mandrin in ein weites
Reagenzglas, kocht in demselben die beiden Theile mit Wasser 5 Minuten
lang ü{)er einer Spiritusflamme und kühlt das Reagenzglas durch Eintauchen
in kaltes Wasser ab.
Der Ballon selbst bedarf meist keiner Desinfektion, ist derselbe aber
doch verunreinigt, so reinigt man ihn durch Einlegen in kaltes sterilisirtes
Wasser und saugt solches mehrfach hindurch; die Metalltheile trocknet
man dann sorgfältig mit einem sterilisirten Mullläppchen.
Nach Reinigung der einzelnen Bestandteile und Entfernung des
Mandrins der Kanüle setzt man die Spritze zusammen. Bei den nun
folgenden Manipulationen ebenso wie beim Gebrauch der Spritze ist
darauf zu achten, dass der Gummiballon stets nach oben gerichtet
ist. Nach Oeffnung des Hahns saugt man — mittelst Kompression des
Gummiballons (unter gleichzeitigem Verschluss des Loches in demselben)
und demnächstigen Nachlassens mit der Kompression — durch die
Injektionsnadel absoluten Alkohol in die Spritze, schliesst aber
sofort den Hahn, sobald die Flüssigkeit die Glaskanüle fast angefüllt
hat. Durch erneute Kompression des Ballons treibt man nach Oeffnung
des Hahns die Flüssigkeit wieder aus. Der Uebertritt von Alkohol in
den Ballon ist zu verhindern, da derselbe das Gummi angreift.
In dieser Weise durchspült man die Spritze dreimal. Darauf ent¬
fernt man die Reste des Alkohols aus der Spritze dadurch, dass man drei¬
mal 0,5prozentige Karbollosung aufsaugt und wieder ausspritzt.
Nunmehr ist die Ballonspritze gereinigt und sterilisirt. Jetzt öffnet man
das mit Pergamentverschluss und Korkstopfen versehene Fläschchen, dessen
Seruminhalt man injiziren will, indem man mit einem durch die Flamme
gezogenen Messer das Papier abschneidet und den Pfropfen mit einem
ebenso sterilisirten Korkzieher entfernt.
Aus dem Fläschchen saugt man entweder unmittelbar oder nach
Eingiessen in ein sterilisirtes Reagenzgläschen aus diesem den Inhalt
durch die Injektionsnadel langsam in die Glaskanüle. Ist sämmtlicher
Inhalt übergetreten, so schliesst man den Hahn.
Nun erhebt man mit zwei Fingern der linken Hand an der für die
Injektion bestimmten Stelle eine Hautfalte, sticht an der Basis derselben
die Nadel so in die Unterhaut, dass die Spitze frei in derselben beweg¬
lich ist, öffnet den Hahn und treibt unter sehr allmählicher Kompression
des Ballons den gesammten Inhalt der Spritze in das Unterhautbinde¬
gewebe. Das Miteinblasen von Luft ist dadurch zu vermeiden, dass man
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den Hahn der Spritze in dem Moment schliesst, in welchem der letzte
Tropfen des Serums die Injektionsnadel passirt. Jetzt zieht man die
ganze Spritze schnell heraus, verschliesst sofort die Einstichöffnung mit
dem Finger, um ein Heraustreten des Serums zu verhindern, und bedeckt
die Wunde mit Watte und Jodoformkollodium. Das injizirte Serum
bildet eine kleine Anschwellung in der Unterhaut Die Aufsaugung des
Serums erfolgt aber sehr schnell, so dass ein Massiren der Haut, wodurch
leicht eine stärkere Schmerzhaftigkeit an der Injektionsstelle entsteht,
nicht nothwendig ist.
14. Sofort nach Beendigung der Injektion wird die Spritze gereinigt
und zwar, um die an den Wandungen derselben und in der Nadel haf¬
tenden Theilchen des Serums zu entfernen, durch mehrmaliges Aufsaugen
und Wiederausspritzen zunächst von kaltem Wasser und dann noch
von absolutem Alkohol. Nach vollkommener Trocknung der Spritzen-
theile und Einführung des Mandrins wird die Spritze verpackt.
Die Verwendung von heissem Wasser, Alkohol oder 5 prozentiger
Karbolsäure zur Reinigung der Spritze unmittelbar nach der‘Injektion ist
zu vermeiden, da durch Berührung mit diesen Flüssigkeiten die noch
vorhandenen Reste von Serum gerinnen würden.
15. Bei mehrfachen, unmittelbar hintereinander bei derselben Person
vorzunehmenden Injektionen braucht die Spritze nicht jedesmal neu
gereinigt und desinfizirt zu werden; es genügt, die Nadel mit einem
Karbolläppchen abzuwischen.
16. Bei an Lues, Scarlatina, Morbilli u. dergl. leidenden Personen
hat man für jeden Patienten eine besondere Nadel zU verwenden.
17. Die Injektionen selbst sind wenig schmerzhaft, jedoch stellt sich
meist nach einigen Stunden das Gefühl von schmerzhafter Spannung und
eine leichte Röthung ein. Beides pflegt aber nach 24 Stunden verschwunden
zu sein.
Tritt stärkere Infiltration oder Entzündung an der Injektionsstelle auf,
so ist, da das Serum steril ist, bei der Injektion ein Fehler begangen.
18. Schädliche Folgen schwererer Art sind nach den Seruminjektionen
bisher nicht beobachtet; doch tritt nicht selten ein meist nicht juckender
Urticariaausschlag auf, der gelegentlich ein masern- oder scharlachähnliches
Aussehen gewinnen kann. Auch sind in einigen Fällen Gelenkschmerzen
beobachtet worden.
Diese Folgeerscheinungen sind vermuthlich nicht durch das Antitoxin
bedingt, sondern durch gewisse im Blute der Thiere enthaltene Acria, die
auf das Futter der Thiere zu beziehen sind. Hat die Karbolsäure noch
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nicht mindestens 14 Tage auf das Serum nach dessen Gewinnung ein¬
gewirkt, so sind die Acria häufiger vorhanden.
Es wird jetzt von den Höchster Werken nur noch Serum abgegeben,
welches mindestens 14 Tage lang mit der Karbolsäure in Berührung
gewesen ist
19. Besonders ist darauf zu achten, ob nach den Injektionen etwa
Krankheitserscheinungen auftreten, deren Entstehung auf das Serum zurück¬
geführt werden kann.
20. Bei an Diphtherie erkrankten Kindern unter 10 Jahren ist
das Serum No. 1 anzuwenden, wenn die Krankheit keine schwereren
Erscheinungen zeigt, und der Erkrankte sich am ersten oder zweiten
Krankheitstage befindet. Eine einmalige Injektion wird meist genügen.
Treten von vornherein schwerere Erscheinungen auf, oder tritt der
Erkrankte erst am dritten Tage oder später in die Behandlung, so sind
Serum No. 2 oder No. 3 oder, falls Serum No. 2 und No. 3 nicht zur
Verfügung stehen, sofort zwei Dosen No. 1 zu verwenden. Auch hier wird
häufig eine einmalige Gabe ausreichend sein.
Ist in allen Fällen aber nach 24 Stunden weder eine Besserung der
lokalen noch allgemeinen Erscheinungen zu konstatiren, so ist je nach
Befinden noch einmal die gleiche oder eine höhere Dosis einzuspritzen.
Der Inhalt jedes Fläschchens ist auf einmal zu injiziren,
kleine, mehrfache, verzettelte Dosen sind nutzlos.
Je früher man das Serum an wendet, um so wirksamer ist es,
und mit um so kleineren Dosen kommt man aus. Je grössere Mengen man
bei der verhältnissmässigen UnSchädlichkeit % des Mittels verwendet, um
so sicherer darf man zwar auf Erfolg rechnen, aber die oben angegebene
Behandlungsart wird meist genügen.
21. Bei an Diphtherie erkrankten Personen im Alter von über
10 Jahren sind sofort Serum No. 2 oder No. 3 oder entsprechend mehr¬
fache Gaben von Serum No. 1 (also 2 bis 3 Fläschchen auf einmal) zu
verwenden. Bei der Weiterbehandlung ist im Sinne von No. 20 zu ver¬
fahren.
Es wird jedoch ausdrücklich betont, dass diese Vorschriften in keiner
Weise das ärztliche Handeln bestimmen, sondern nur den Sanitäts¬
offizieren einen Ueberblick über das bisher als zweckmässig erkannte
Verfahren beim Gebrauch des Heilserums geben sollen.
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22. Zur Iromunisinmg yon gesunden Personen jedes Alters genügt
nach den bisherigen Erfahrungen die Injektion von 150 Antitoxinnormal-
einheiten, also der 4. Theil des Inhalts von Fläschchen No. I. 1 ) *
Bei bereits infizirten Individuen, welche noch keine manifesten
Krankheitserscheinungen zeigen, sich also im Inkubationsstadium befinden,
verhütet eine Immunisirung zwar nicht den Ausbruch der Krankheit,
mildert aber ihren Verlauf.
23. Beim Auftreten einer Diphtherieepidemie in Kadettenhäusem und .
ünteroffiziervorschulen wird es je nach den örtlichen Verhältnissen an¬
gezeigt sein können, sämmtliche Insassen in dieser Art zu immunisiren.
Der dadurch verliehene Schutz dürfte etwa 6 bis 10 Wochen Vorhalten.
Die Injektion grösserer Dosen erhöht zwar die Immunität und ver¬
leiht etwas längeren Schutz, doch steht die Dauer des Schutzes zur
Menge des Serums nicht im proportionalen Verhältnisse.
24. Bei Diphtherieerkrankungen in Kasernen kann in Betracht
kommen, die Mitinsassen einer Stube sowie solche Personen, welche
erwiesenermaassen mit den Erkrankten in Berührung gekommen sind, zu
immunisiren. In gleicher Weise dürfte mit Mitgliedern einer Familie, die
eine Kasernen- oder Lazarethwohnung etc. innehat, in der Diphtherie
Torgekommen ist, sowie mit dem ärztlichen und Wartepersonal, welches
im Lazareth mit schweren Diphtheriefällen zu thun hat, zu ver¬
fahren sein.
25. Die bisherigen lokalen Behandlungsmethoden bei Diphtherie können
die spezifische Heilserumbehandlung unterstützen und sind deshalb neben
ihr statthaft, doch würde von energischen Aetzungen Abstand zu nehmen sein.
26. Die spezifischen Wirkungen der Serumbehandlung beziehen sich,
soweit bis jetzt beobachtet ist, sowohl auf den lokalen Krankheitsprozess
als auf das Allgemeinbefinden.
24 bis 48 Stunden nach einer wirkungsvollen Injektion erfolgt meist,
eine beschleunigte Ablösung der Membranen. Ein Weiterschreiten der¬
selben kann jedoch Vorkommen, wenn zur Zeit der Injektion die Diphtherie¬
bazillen bereits auf der Schleimhaut eine entzündliche Veränderung hervor¬
gerufen hatten, ohne dass schon eine Membranbildung erfolgt war. Auch
die übrigen-lokalen Erscheinungen, wie Mandel- und Drüsenschwellungen,
pflegen schneller wie bei anderer Behandlungsart zurückzugehen. Als
besondere Wirkung erfolgreicher Dosen wird hervorgehoben, dass das
*) In einiger Zeit werden von den Höchster Farbwerken für die Immunisirung
Antitoxindosen von besonderer Stärke ausgegeben werden, so dass alsdann zur Immu-
nisirung nur 1 ccm injizirt zu werden braucht.
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Allgemeinbefinden, Temperatur, Puls, Athemfrequenz und etwaige fie-
nommenheit günstig beeinflusst werden. Vorzunehmende Tracheotomien
kontraindiziren nicht die Serumbehandlung.
27. Andere, nicht durch die Diphtheriebazillen erzeugte, diphtherie¬
ähnliche Halsaflektionen werden durch das Mittel nicht beeinflusst.
Daher ist der möglichst frühzeitige Nachweis der Löf fl ersehen
Diphtheriebazillen ausserordentlich wichtig.
28. Dagegen werden die bei Diphtherie vorkommenden pathologischen
Zustände, welche durch andere pathogene Bakterien (wie besonders
Strepto- und Pneumococcen) bedingt werden, insofern durch das Mittel
günstig beeinflusst, als diesen Komplikationen eine besondere Malignität
auf der Basis des im Körper bestehenden Diphtherieprozesses zukommt.
29. Eine Kontraindikation für die Verwendung des Serums ist bis
jetzt nicht bekannt geworden.
30. Da die Diphtheriebazillen in den Membranen durch die Serum¬
injektionen in ihrer Lebensfähigkeit in keiner Weise "beeinflusst werden
und dieselben sich, wie bekannt, auch nach Ueberstehen einer Diphtherie
im Munde noch längere Zeit (mehrere Wochen) in einem infektionstüchtigen
Zustande befinden können, so ist die Verwendung von desinfizirenden
Mundwässern auch in der Rekonvaleszenz durchaus angezeigt und kein
Rekonvaleszent aus der Behandlung zu entlassen, bei welchem die bakterio¬
logische Untersuchung noch Diphtheriebazillen nachweist.
lieber einen Fall von snbperiostaler Total-Exstirpation des rechten
Schulterblatts wegen Nekrose. Regeneration des Schulterblatts.
(Mit 3 Abbildungen.)
Von
Dr. med. Johannes Lesshafft.
Assistenzarzt 2. Klasse im Hnsaren-Regiment König Wilhelm I. (1. Rhein.) No. 7.
Im Jahre 1878 äusserte v. Adel mann auf dem V1L Kongress der
deutschen Gesellschaft für Chirurgie 1 ):
„Ich glaube Ihre Aufmerksamkeit für eine kurze Zeit nicht ganz
unfruchtbar in Anspruch zu nehmen, wenn ich mit Ihnen einen Rück¬
blick auf eine grosse chirurgische Operation werfe, welch» in diesem
Jahre ihr siebenzigstes Wiegenfest feiert und die bis jetzt nur verhält-
nissmässig selten ausgeführt worden ist. Es ist dieses die blutige Ent¬
fernung der ganzen Scapula“.
x ) Zur Geschichte und Statistik der totalen Entfernung des Schulterblatts. Ver*
handlungen der deutschen Gesellschaft für ‘Chirurgie VII. Kongress Berlin 1878.
S. 137 ff.
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Sind auch seit 1878 eine ganze Reihe von Total-Exstirpationen der
Scapula veröffentlicht worden (s. u.), so gehört auch heutzutage diese
Operation noch immer nicht zu den alltäglich vorkommenden; es
erscheint deshalb die Veröffentlichung eines jeden Falles dieses grossen
operativen Eingriffes wohl gerechtfertigt, zumal da in dem vom Verfasser
im Folgenden mitgetheilten Falle — die Operation wurde subperiostal
ausgefuhrt — die Scapula sich fast vollständig neu bildete. Schon
Miculicz 1 ) ist in seiner Arbeit der Ansicht, dass sich die Frage der Neu¬
bildung der Knochen im Laufe der Zeit durch die klinische Forschung
besser lösen lassen werde, als durch Thierexperimente und zwar dadurch,
dass man, eine grosse Reihe exakter Beobachtungen systematisch zusammen¬
stellend, aus diesen wie bei einer Folge von Experimenten gültige Schlüsse
wird ableiten können.
In diesem Sinne sei der folgende Fall mitgetheilt, welcher am
13. November 1893 durch den Oberstabsarzt 1. Klasse und Regimentsarzt
des Husaren-Regiments König Wilhelm 1 (1. Rhein.) No. 7 Dr. Peters
operirt wurde.
Der zwanzigjährige Husar H. (im 2. Jahre dienend) stammt aus
schwerbelasteter Familie. Sein Vater und zwei seiner Geschwister starben
an der Schwindsucht. Er selbst hat ausser im zehnten Jahre an Scharlach
und Diphtherie an anderen Krankheiten nie gelitten. Am 1. Oktober 1892
wurde derselbe als Freiwilliger eingestellt; machte indess über seine
erbliche Belastung keine Angaben. Im zweiten Dienstjahre traten ohne
äossere Veranlassung mehrere epileptische Anfälle auf, welche ihn im
Stalle überraschten. — Ueber die Entstehungsgeschichte seines jetzigen
Leidens giebt er Folgendes an: er habe sich schon seit dem 29. September
1893 unwohl gefühlt und leicht gefroren; übrigens habe er schon seit
längerer Zeit und zwar seit einem Transporte von Bettstellen aus einer
Stube in die andere, während des Manövers, zwecks Reinigung derselben,
Schmerzen in der rechten Schulter verspürt Hierbei habe er sich, als er
zu gleicher Zeit zwei Bettstellen trug, die Schulter beschädigt und, wie er
angiebt, „verrenkt“. Es trat gleich nachher ein heftiger Schmerz auf; er
meldete sich jedoch nicht krank, da er in der Kantine beschäftigt war.
In der Nacht vom 29. bis 30. September wurden seine Schmerzen noch
heftiger, dieselben dauerten auch am Tage fort und wurden am 31.
so stark, dass H. sich ein Senfpflaster legte und das Bett hütete. —
Heute, am 2. Oktober, fühlte er sich so matt in allen Gliedern, dass er
Laugenbeck’s Archiv für klin. Chirurgie Bd. 24. S. 192 ff.
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glaubte, „er wäre ganz lahm“, dabei hatte er intensive Schüttelfröste. Er
meldete sich morgens krank und ging sofort dem Lazareth zu.
Die Untersuchung ergab: H. ist ein massig kräftiger Mann mit guter
Muskulatur und Fettpolster, auffallend blasser Gesichtsfarbe, wenig
gefärbten Schleimhäuten.
Patient vermag den rechten Arm nur mit der allergrössten Anstren¬
gung und unter heftigen Schmerzen zu bewegen. Die rechte Schulter¬
gegend erscheint etwas geschwollen. Die Untersuchung der Lungen und
des Herzens ergiebt keine Abweichungen vom Normalen. H. hat heftige
Durchfälle. Appetit ist nicht vorhanden. Temperatur 40,0°.
Es wird die Diagnose auf akuten Gelenkrheumatismus gestellt.
Natr. salicyl. bringt keine Besserung.
3. und 4. X. Auf dem Rücken über der rechten Scapula ist heute,
besonders am Angulus inferior der Scapula eine Schwellung zu bemerken, die
undeutliche Fluktuation zeigt. Die Haut darüber ist verschieblich, etwas
geröthet und fühlt sich heiss au. Temperatur 40,0°. Diagnose: „Abszess
auf dem Rücken“. Inzision, Entleerung eines anfangs dünnflüssigen, dann
zähen festen Eiters. Eine Hohlsonde lässt sich etwa 5 cm lang unter der
Haut einführen. Die Wund höhle wird ausgespült, drainirt und ein
feuchter Verband angelegt.
5. X. Ueber der rechten Scapula zeigt sich heute auf der Schulter¬
höhe eine neue Anschwellung. Keine deutliche Fluktuation.
6. X. Die Anschwellung auf der rechten Schulterhöhe ist heute etwas
kleiner geworden, auf Druck immer noch sehr schmerzhaft; sie
erstreckt sich bis in die rechte Achselhöhle. Einschnitt in der Gegend
der rechten Schulterhöhe und Anlegung einer Gegenöffnung in der vorderen
Axillarlinie. Entleerung von nur wenig Eiter, meist Blut. Beide Oeffnungen
werden durch ein Drain verbunden. Abends 39 °.
8. bis 12. X. Täglich zweimaliger Verbandwechsel. Ausspülen der
Inzisionswunden mit 3 prozentiger Karbolsäurelösung.
13. X. Die Beweglichkeit des Armes hat bedeutend abgenommen;
aktiv kann H. den Arm nur bis zur Horizontalen erheben, passive, Ver¬
suche, ihn höher zu bringen, verursachen grosse Schmerzen. In der
rechten Obergrätengrube zeigt sich heute eine tauben- bis hühnereigrosse
Geschwulst. Durch dieselbe ist die ganze Grube verstrichen und gegen
die linke Seite deutlich verschieden. Rechts absolute Dämpfung des
Anschlagsschalles, welche sich nach abwärts bis zur Spina scapulae erstreckt.
Deutliche Fluktuation. Temperatur 39,9°; 3 cm langer Einschnitt parallel
der Spina scapulae in die Fossa supraspinata. Entleerung von etwa
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l 1 /* Liter dickrahmig-gelben Eiters. Nach der Entleerung desselben und
Eingehen mit dem Finger gelangt man in eine sehr grosse Hohle,
welche sich nach unten und der Wirbelsäule zu nicht fortsetzt, auch mit
dem rechten Schultergelenk in keinem unmittelbaren Zusammenhang zu
stehen scheint. Das Acromion ist deutlich zu fühlen, dasselbe ist vom
Periost vollständig entblösst, seine Oberfläche raub, auf Druck sehr
schmerzhaft. Es wird 10 cm von der ersten Inzisionswunde, unter Leitung
der Hohlsonde, eine Gegenöffnung in der Nähe des Acromion an der
tiefsten Stelle der Eiterhöhle angelegt, die Wundhöhle gründlichst mit
Sublimatlösung ausgespült, drainirt und ein antiseptischer Verband angelegt.
16. X. Das Fieber ist heute verschwunden, der Appetit im Zunehmen
begriffen: Die Wunde wird täglich ausgespült, drainirt und antiseptisch
verbunden.
17. X. Heute Abend wiederum 39,5°. Verbandwechsel.
18. X. Morgens 37,6°. Beim Verbandwechsel gelingt es heute, von
der am unteren Winkel des Schulterblattes befindlichen Einschnittsöffnung
nach oben gegen die Spina scapulae vorzudringen; beim Zerreissen des
hier sehr brüchigen Gewebes der mm. infraspinatus, teres minor, unter
die man mit Leichtigkeit gelangen kann, eröffnet man eine Höhle, aus
welcher sich wiederum etwa vier Esslöffel grünen, dickflüssigen Eiters
entleeren; von einem weiteren Eingriff wird abgesehen, da Patient sehr
empfindlich ist. Gemütlisstimmung deprimirt. Appetit schlecht. Abends
stets über 39,5°.
20. X. Heute werden in Chloroformnarkose in der vorderen Axillar¬
linie zwei etwa 5 cm lange Einschnitte gemacht; beim Einschneiden entleert
sich nur wenig Eiter; ebenso in der hinteren Axillarlinie Anlegung zweier
ebenso langer Einschnitte. Hierbei zeigt sich an einer fünfmarkstück¬
grossen Stelle, welche man von einer der Einschnittswunden erreichen
kann, unter der überaus morschen und brüchigen Muskulatur die Scapula
vollständig frei vom Perioste und von rauher Beschaffenheit.
In Uebereinstimmung mit dem Befunde vom 13. X. wird nunmehr
die Diagnose auf „Nekrose des rechten Schulterblattes“ gestellt
Die Einschnittswunden werden untereinander durch 6 etwa .10 cm
lange Drains verbunden, die Wunden ausgespritzt und verbunden.
Abends 40,0 °. In den folgenden Tagen Entfernung mehrerer, zwei Finger
langer und apfelgrosser nekrotischer Stücke, welche sich makro- wie
mikroskopisch als Muskelgewebe erweisen.
Militfträrztliehe Zeitschrift. 1895. 2
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Es würde für den Leser ermüdend sein, wollten wir von jedem einzelnen
Tage die Befunde, wie sie im Krankenblatte vermerkt sind, angeben, das
Schlussergebnisss sei deshalb kurz zusammengefasst.
Trotz der recht zahlreichen (im Ganzen 10) und an den verschie¬
densten Stellen angelegten ausgiebigen Inzisionen hörte die Eiterung nicht
auf und stiessen sich täglich grosse Fetzen Muskelgewebes ab. Daneben
abends stets hohes Fieber, nicht unter 39,5. Abnahme des Körpergewichts,
der Kräfte und des Appetites. Fehlender Schlaf. Deprimirte Gemüths-
stimmung. Die mikroskopische Untersuchung des Eiters, welche wir am
3. XI. Vornahmen, ergab: die Anwesenheit überaus zahlreicher Streptococcen,
reichlicher weisser, überwiegend mehrkemiger Blutkörperchen im Stadium
der Fettmetamorphose; vereinzelte Knochenpartikelchen und reichliche
rothe Blutkörperchen. Auffallend war auch beim täglichen Verband¬
wechsel der Geruch des Eiters nach saurem Kleister, wie er für Osteomyelitis
als charakteristisch beschrieben wird. 1 )
Am 11. XI. machten wir die Beobachtung, dass die Rinnen im Acromion
sich bedeutend vertieft hatten; es trat deshalb gebieterisch die Noth-
wendigkeit an uns heran, mittelst eines grösseren operativen Eingriffes
die Eiterung zu beseitigen, um dadurch das bedrohte Leben des Patienten
zu retten. In Frage kamen hierbei:
1. entweder die umfangreiche Resektion der nekrotischen Theile
(Spina, Acromion und 3 /s des Scapula-Körpers) oder
2. Die Total-Exstirpation der ganzen rechten Scapula.
Lies äussert sich in seiner Abhandlung „Beiträge zu den Operationen
an der Scapula“ 3 ) über diese Frage folgendermaassen: „Aus den Ergebnissen
der Statistik, wonach die gleiche Brauchbarkeit des Armes nach totaler
Exstirpation, als nach Amputation der Scapula resultirt, accidentelle
Wundkrankheiten, wie Pyämie, im Gefolge von totaler Exstirpation gar
nicht beobachtet wurden, dagegen nach Amputation dreimal, ebensowenig
Tod infolge Hämorrhagie bei der ersteren, hingegen einmal bei den
Amputationen, so scheint es uns, nach dem Vprgehen von Roy er s,
Schneider, Mazzoni u. A. ganz und gar gerechtfertigt, wenn man an Stelle
der Amputation meistens die Total-Exstirpation setzt.“ Auch andere
angesehene Chirurgen wie Syeme, Jones, Poinsot, v. Adelmann sind
der Ansicht, dass die Total-Exstirpation der umfangreichen Resektion
vorzuziehen sei. v. Adelmann hält die Total-Exstirpation der Scapula
*) Centralblatt für Chirurgie. 1S84 No. 7 S. 106 ff.
2 ) Deutsche Zeitschrift für Chirnrgie B. XII. S. 588 ff.
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für eine Operation, die den übrigen grossen Operationen durch ihre
Erfolge dreist an die Seite gestellt werden dürfe und noch mehr verall¬
gemeinert zu werden verdiente. 1 ) In unserem Falle konnte aber nur von
einer sehr umfangreichen Resektion (vergl. oben) die Rede sein.
_ (Schluss folgt.)
Ein Fall von schwerer Verletzung des Unterleibes dnrch Lanzen¬
stich mit Ansgang in Heilung
mitgetheilt von
Dr. Gutjahr,
Oberstabs- nnd Regimentsarzt des Kürassier-Regiments Königin
(Pommerechen) No. 2.
Bei dem Exerziren der 3. Kavallerie-Brigade am 17. August d. J. war
bei dem Nehmen der Hürde ein Ulan des 2. Pommerschen Ulanen-
Regiments No. 9 jenseits des Hindernisses gestürzt und hatte hierbei
seine Lanze verloren. In dem durch Regengüsse aufgeweichten Boden
war die Lanze mit dem Lanzenschuh in der Erde fest stecken geblieben,
die Spitze der Lanze schräg gegen die Hürde gerichtet.
Das Kürassier-Regiment Königin folgte dem Ulanen-Regiment, Hierbei
drang die Spitze der Lanze, als der Kürassier H. im Galoppsprunge
landete, zunächst dem Pferde desselben zwischen den Vorderbeinen in die
Brust ein, links vom Widerrist wieder aus, traf dann 10 cm Unterhalb
des vorderen Rippenbogens in der Verlängerung der rechten Warzenlinie
den Unterleib von H., durchbohrte in einer Ausdehnung von 22 cm dessen
Körper und drang hinten im achten Zwischenrippenraum zwischen
Schulterblattwinkel und hinterer Achsellinte, von letzterer 2 cm abbleibend,
zum Körper so heraus, dass die Spitze der Lanze noch etwa 10 cm den
Rücken von H. überragte. Da ich während des Springens neben der
Hürde gehalten hatte, veranlasste ich zunächst, dass das schwergetroffene
Pferd gehalten und gestützt wurde, 2 ) um, eine weitere Schädigung des
durchgespiessten Mannes zu verhüten, und konnte demnächst mit Hülfe
eines Unteroffiziers den im Sattel aufrecht und etwas nach rückwärts
geneigt sitzenden Kürassier H. von der Lanze und Lanzenflagge nach
hinten und oben abstreifen, was, da die blutdurchtränkte Lanzenflagge
x ) Trottmann. Ueber die Exstirpation der Scapula. D. J. Bonn 1887. S. 14 ff.
*) Das Pferd ist nach 12 Tagen an Verblutung eingegangen, die Obduktion
ergab Arrodirung der grossen Schulterschlagader.
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um die Lanzenösen sich herumgewickelt hatte, ohne besondere Schwierig¬
keit gelang. Nunmehr Hessen wir H. über die Hinterhand des Pferdes
herabgleiten.
Inzwischen war auch der Lazarethgehülfe vom Dienst, welcher an
dem zweiten Hindernisse, dem Wassergraben, mit dem Krümperwagen
gehalten hatte, an der Unglücksstelle mit dem Verbandkasten erschienen;
ich konnte daher H. unmittelbar nach dem Abheben einen SubHmat-Mull-
Watte-Verband anlegen und innerlich 20 Tropfen Tinct. opii simpl. reichen.
Demnächst wurde der Verunglückte auf der Krankentrage gelagert und
auf dem mit Strohschüttung versehenen Krümperwagen in das Garnison-
Lazareth übergeführt.
Bei der Ankunft im Lazareth, etwa eine Stunde nach der Verletzung,
zählt man einen sehr kleinen Puls von etwa 60 Schlägen, der Verletzte
klagt über lebhafte Schmerzen in der rechten Brustseite, dagegen ist Be¬
rührung des Unterleibes nicht empfindlich. Ordination: 0,oi5g Morphium
mur., Eisstückchen zum Durstlöschen, Verbot jeglicher Nahrungsaufnahme,
abgesehen davon, dass dem drohenden Kollaps durch Darreichung von
schwerem Ungarwein, event. Aether-Injektionen zu begegnen versucht
wird.
Etwa 2*/, Stunden nach der Verletzung erhält H., der über vermehrte
Beschwerden klagt, 2,5 g Chloral. hydrat., danach tritt mehrstündiger
ziemlich ruhiger Schlaf auf.
Abends 24 ziemlich tiefe Athemzüge, Temperatur 37,3 ° C., 72 Pulse,
Puls etwas kräftiger.
18. August. Morgens 7 Uhr. Patient hat die Nacht ziemlich ruhig
schlafend zugebracht und heute früh keine ernsteren Klagen. Der Puls
ist noch klein, 70 Schläge, Athmung und Temperatur normal. Ordination:
Tinct. opii simpl. 15 Tropfen.' Da der Verband an einzelnen Stellen
etwas blutig durch tränkt ist, wird er durch Sublimatwatte verstärkt.
Nachmittags 5 Uhr. Patient fiebert erheblich: 39,6° C., 90 Pulse,
30 Athemzüge, klagt über Kopfschmerzen.
19. August morgens. Patient hat die Nacht im Allgemeinen ruhig
schlafend zugebracht, seine Hauptklage ist, dass seit der zweiten Hälfte
der Nacht mehrfach diarrhoischer Stuhl aufgetreten sei und dass auch
gegenwärtig noch fortdauernd Drang zum Stuhl bestehe. Temperatur
39,3 °C., 90 Pulse, 28 Athemzüge; Verbandwechsel. Die Umgebungen der
Ein- und Ausstichstelle sind bei Berührung ganz ausserordentHch empfind¬
lich. Die Oberbauchgegend ist aufgetrieben, Mittel- und Unterbauchgegend
zwar etwas empfindlich, doch nicht gespannt. Diagnose: Oertlich be-
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grenzte Bauchfellentzündung in der rechten Oberbauchgegend. Ordination:
Tinct. opii simpl. zweimal täglich 15 Tropfen.
19. August mittags 12 Uhr. Temperatur 39,8 ° C. 106 Pulse,
28 Athemzüge; diarrhoische Stuhlgänge sind noch mehrfach aufgetreten,
ebenso besteht der lästige Stuhldrang fort.
Abends 5 Uhr. Temperatur 39,2 ° C., 90 Pulse, 22 Athemzüge.
Abends 9 Uhr. Weiterer Temperaturrückgang bis auf 38,8 °C.
20. August morgens. Nacht verlief gut. Fieber- und schmerzfreies
Verhalten, doch besteht der Stuhldrang noch fort. Unter- und Mittel¬
bauchgegend weich und nicht empfindlich.
Im Laufe des Tages tritt noch zwei Mal diarrhoischer Stuhl auf.
21. August. Fieber- und schmerzfreies Verhalten dauert an. Patient
aussert starkes Hungergefühl.
24. August. Verbandwechsel.
29. August. Verbandabnahme. Die äusseren Wunden sind vernarbt.
3. September. Der Kranke fängt an auf kurze Zeit das Bett zu ver¬
lassen, und ist sein Befinden auch weiterhin ungestört geblieben. Subjektive
Klagen äussert H. allerdings gegenwärtig noch insofern, als er angiebt,
bei tiefen Athemzügen Schmerzen „tief im Leibe“ (die angeblich schmerz¬
hafte Stelle entspricht äusserlich dem Kreuzungspunkte des vorderen
Rippenbogens mit der rechten Warzenlinie) und in der Umgebung der
Ausstich stelle zu haben. Es ist anzunehmen, dass es sich hierbei um
Zerrungen einerseits des in der Unterleibshöhle befindlichen Narbenstranges,
andererseits des von der Stichverletzung betroffenen Rippentheiles des
Zwerchfelles handelt.
Untersucht man die Einstichstelle, so fühlt man unterhalb der Bauch¬
decken einen in die Tiefe ziehenden narbigen Strang, während man an
der Ausstichstelle eine Verdickung der neunten Rippe wahrnimmt, welche
von der Knochenhaut der Innenfläche dieser Rippe herrührt.
Dass der Darm unverletzt geblieben, dürfte H. dem Umstande zu
danken haben, dass er vor dem Ausrücken nur Kaffee getrunken und die
letzte feste Mahlzeit bereits abends zuvor um Uhr zu sich genommen
hatte.
H. wurde als invalide eingegeben.
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— '22
Referate und Kritiken.
Schleich, Dr. C. L. Schmerzlose Operationen. — Oertliche Be¬
täubung mit indifferenten Flüssigkeiten, Psychophysik des natürlichen
und künstlichen Schlafes. 32 Abbildungen. Berlin 1894. Julius Springer.
Schleich bespricht zunächst die allgemeine Narkose oder Inhalations¬
anästhesie, deren Gefahren er in etwas lebhaften Farben ausmalt, dabei
sich mit Recht gegen die bisher übliche Statistik der Narkosen energisch
wendend; er versucht eine Analyse der allgemeinen Narkose auf psycho-
physikalischer Basis zu geben und macht Mittheilungen über Versuche,
welche deutlich Beziehungen zwischen dem Siedepunkte des Narkotikums
und der Körpertemperatur erkennen lassen. Die Narkosen verlaufen um
so schwerer, je weiter sich der Siedepunkt des Narkotikums von dem
„Temperaturcentrum“ des Betäubten entfernt und zwar sowohl nach oben
als nach unten hin. Diesen allgemeinen Grundsatz fand Schleich bei
65 Narkosen mit abgepasstem Siedepunkte des Narkotikums einfach
bestätigt; bei kurzdauernder Narkose soll das betreffende Gemisch in
Höhe der Körpertemperatur sieden, um rasch durch einige Athemzüge
völlig entfernt werden zu können, — bei längeren und tieferen Narkosen
empfiehlt Schleich höheren Siedepunkt, weil dann tiefer Schlaf mit
möglichst kleiner Dosis erzeugt werden kann. — Zur Handhabung der
Narkose mit Chloroform und temperirtem Gemische stellt Schleich 15,
für die Aethernarkose 6 Thesen auf und fordert mit Emst und in durchaus
richtiger Würdigung der Gefahren, welche die leider oft vorkommende
Leitung einer Narkose durch unerfahrenes Personal mit sich bringt, eine
gehörige Schulung der Lernenden.
Im zweiten Theile seines Werkes erörtert Schleich in ebenso lebhafter
Darstellungsart die örtliche Narkose, die Anästhesie durch Infiltration
(Theorie — Infiltration und künstliches Oedem — scheinbare Gefahren).
Zur Anästhesie verwendet Schleich drei Cocainlösungen („starke, mittlere
und schwache“ = 0,20 0,10 und 0,010%,) denen Morphium, Kochsalz und
zwei Tropfen öprozentiger Karbolsäure-Lösung auf 100,0 Flüssigkeit zugesetzt
werden; ausserdem gehören Pravaz’sche Spritzen mit einer grösseren
Anzahl von zum Theil gebogenen Kanülen zur Ausrüstung. — Die
Technik der von ihm ausgeführten Operationen erläutert Schleich
bis in das kleinste Detail, in der verständlichen Absicht, die Vorurtheile
gegen seine Methode gründlichst al&uthun. Letztere hat Schleich
ohne Frage in ganz hervorragender Weise ausgebildet; durch die
Verwendung sehr schwacher Dosen hat er die Cocainanästhesie der
Gefahren entkleidet, welche dieselbe früher hatte. — Es sei hier hervor¬
gehoben, dass Oberstabsarzt A Ibers -Saarlouis einer der ersten und
wärmsten Anhänger der Cocainanästhesie auch bei grösseren Operationen
war; derselbe benutzte Cocain (allerdings in 5 prozentiger Lösung,
aber doch im Maximum für eine längere Operation nur 0,32 Cocain) in
ganz ähnlicher Weise seit 1885 (diese Zeitschrift 1889, Seite 524 ff.) wie
Schleich es jetzt empfiehlt.
Für seine Methode, bezüglich deren Details wir auf das Werk verweisen
müssen, tritt Schleich äusserst warm ein; es giebt nichts Besseres,
zumal für den praktischen Arzt, der jetzt ohne Scheu vor den Gefahren
der allgemeinen Narkose Frühoperationen in seiner Sprechstunde vornehmen
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kann, an welche er bislang nicht denken konnte. — 90 % aller operativen
Falle werden der allgemeinen Narkose durch die örtliche Anästhesie
entrissen, meint Schleich überzeugungstreu. Ltz.
W. W. Maximow, Das antiseptische Verbandmaterial der fran¬
zösischen und der deutschen Armee und die Herstellungs¬
preise desselben.
Auf dem X. Internationalen medizinischen Kongress zu Berlin 1890
war die Frage angeregt worden, „ob für den Krieg eine einheitliche Methode
der antiseptischen Wundbehandlung anzuwenden und ob es wohl erreichbar
sei, dass die Aerzte einer Armee mit dem Verbandmaterial einer anderen
einen aseptischen Verlauf der Wundheilung zu erzielen vermöchten.“
Diese Frage hat bekanntlich eine grosse Anzahl von Vorträgen im
Gefolge gehabt, deren Zweck meist darin bestand, den Zuhörerkreis mit
dem Verbandmaterial und der Wundbehandlungsart bei der Armee des
Vortragenden bekannt zu machen.
Maximow findet, dass es sehr wohl zu erwarten sei, dass die Aerzte
einer Armee sich erfolgreich der Verbandmittel einer anderen Armee be¬
dienen, da nicht durch die Verbandmittel dem Stoffe nach, sondern in der
Zuverlässigkeit der Zubereitung derselben, sowie durch die Kenntniss der
Grundsätze der anti- und aseptischen Methode der Erfolg bedingt sei.
Nothwendig sei nur, dass die Aerzte sich schon in Friedens¬
zeiten mit den Verbandmitteln und deren Anwendungsweise bei
anderen Armeen vertraut machten, was um so leichter sei, da diese
Dinge, wie der ganze Sanitätsdienst nirgends zu den geheim gehaltenen
gehören.
Im Weiteren beschreibt der Verfasser die Verbandmittel und die
Verbandmethoden der französischen und der deutschen Armee.
Nicolai.
Länderer, Professor, Mechanotherapie, ein Handbuch der Orthopädie,
Gymnastik und Massage. Leipzig bei F. C. W. Vogel 1894.
Das vorliegende Werk verdankt seine Entstehung der wohlberechtigten
Ueberzeugung des Verfassers, dass von allen Vertretern einzelner Fächer
der Medizin der Chirurg noch der Berufenste ist, um das wirklich
Brauchbare aus dem sehr umfangreichen Materiale der mechanischen Be¬
handlungsmethoden herauszuschälen und „so dem praktischen Arzte, dem
Studirenden ein Führer zu sein, der die kritiklose Ueberschätzung dieser
Heilmethoden ebenso vermeidet, wie die in gewissen Kreisen leider übliche
Vernachlässigung derselben“.
Bei der Bearbeitung haben den Verfasser Fachmänner unterstützt:
so hat der bekannte Direktor des medico - mechanischen Instituts zu
Berlin Dr. G. Schütz den Abschnitt „maschinelle Gymnastik und
Massage“, sowie die Verwerthung der mechanischen Therapie in der
inneren Medizin behandelt, während die Massage in der Augenheilkunde,
bei Ohrenkrankheiten und gynäkologischen Erkrankungen von Fischer,
Kobitzsch und Sänger in Leipzig bearbeitet wurde.
Das Buch ist für den Praktiker geschrieben; deshalb sind vorzugs¬
weise die einfachsten, jedem Arzte zugänglichen und mit den bescheidensten
Mitteln durchzuführenden Verfahren berücksichtigt.
Der allgemeine Theil des Werkes giebt nach kurzer Einleitung über
die geschichtliche Entwickelung der mechanischen Behandlungsmethoden
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eine Darstellung der Technik und Physiologie derselben; im speziellen
Theile werden die mechanische Behandlung chirurgischer Leiden (Ver¬
letzungen, Entzündungen etc.) die Massage und Gymnastik bei inneren
Leiden, fepier die Orthopädie bei Verkrümmungen und Deformitäten be¬
schrieben.
Zahlreiche Abbildungen erläutern in zweckmässiger Weise die Aus¬
führungen, welche dem eben ausgesprochenen Grundsätze gemäss erfolgen.
Sehr dankenswerth ist die recht ausführliche Erörterung der Verkrümmungen
der Wirbelsäule, welche fast den vierten Theil des Werkes einnimmt. Ein
ausführliches Register erleichtert die Benutzung; die Ausstattung ist vor¬
züglich. Ltz.
Bum, Anton, Mechanotherapeutische Mittheilungen. Sonder¬
abdruck der Wiener med. Presse.
Derselbe, Mechanotherapie (Massage und Gymnastik). Sonderabdruck
aus Therapeutisches Lexikon, zweite Auflage. Urban und Schwarzenberg.
In dem ersten Aufsatze behandelt B. die physiologische Wirkung
der Bauchmassage, von welcher „die Erfahrung uns lehrt, dass wir in
der überwiegenden Mehrzahl der Fälle bei chronischer Obstipation dauernde
Heilung durch methodische Anwendung der Massage und Gymnastik zu
erzielen vermögen“. B. will die Muskulatur der Bauchdecken sowohl
wie die Muscularis des Dickdarms durch seine Methode in erster Linie
kräftigen, hält es aber auch für möglich, den Dickdarminhalt mechanisch
fortzuschieben. Weiterhin erörtert B. die physiologische Wirkung der
Massage auf den Stoffwechsel.
In der Mechanotherapie giebt B. eine genauere Beschreibung der
Massage und Gymnastik. Die mit 81 Holzschnitten versehene Abhandlung
erscheint recht gut geeignet, rasch über die Methoden zu unterrichten, auch
die Handgriffe und ihre Verwendung an den einzelnen Körperstellen zu
erlernen. Ltz.
Prausnitz, W. Professor der Hygiene an der Universität Graz. — Grund¬
züge der Hygiene. Für Studirende, Aerzte, Ingenieure und Ver¬
waltungsbeamte. München und Leipzig. Verlag von J. F. Lehmann 1895.
Prausnitz hatte 1891 die Aufforderung erhalten, in möglichster
Kürze die gesammte wissenschaftliche Hygiene zu behandeln, um den
Lernenden Gelegenheit zu geben, das in Vorlesungen und dergl. auf¬
genommene Bild zu vervollständigen. — In der vorliegenden zweiten
Auflage sind unter Berücksichtigung der Forschungen der letzten Zöit
sämmtliche Kapitel gründlich durchgearbeitet worden. Die zahlreichen
Abbildungen sind rein schematisch gehalten und geben nur das wieder,
was zum Verständniss durchaus nothwendig ist; es ist dies ein grosser
Vorzug, da hierdurch die einfachen Bilder klar sind und auf den ersten
Blick das Wesentliche zeigen. Die deutschen — auf die Gesundheits¬
pflege sich beziehenden — Reichs-Gesetze haben überall Verwerthung ge¬
funden und sind, falls wörtlich entnommen, in Schrägdruck besonders kennt¬
lich gemacht. — Die Darstellung ist dem Zwecke entsprechend, überall sehr
kurz, aber trotzdem klar; alles Wichtige wird behandelt. — Die Ausstattung
des Werkes ist eine vortreffliche.
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25
Tobold, Dr. Assistenzarzt. Anleitung zur Gesundheitspflege für
den Soldaten. Berlin 1894. Otto Enslin.
Das Büchlein, eingeführt zum Dienstgebräuche beim 2. Garde-
Regiment z. F. und auch bereits weiterhin empfohlen, bietet in 100 Fragen
und Antworten, welche letzteren kurz und leicht fasslich gehalten sind,
eine Anleitung zur Gesundheitspflege für den Soldaten.
Den einzelnen Abschnitten über Körper-, Kleidungs-, Wohnungspflege
sind kurze allgemeine Bemerkungen vorausgeschickt, welche auf die
Wichtigkeit der betr. Maassnahmen hin weisen. — ln den Abschnitten
4 bis 6 werden die häufiger vorkommenden Erkrankungen, die Vorsichts¬
maassregeln beim Baden, im Manöver und gegen den Hitzschlag, endlich
die erste Hülfe bei plötzlichen Unglücksfallen behandelt.
Das Büchlein kann nur warm zum Handgebrauche der Mannschaften
empfohlen werden. Ltz.
Ebermann, A. A., Ueber die desinfizirenden Eigenschaften des
völlig wasserlöslichen Theeres nach Dr. I. Ph. Raptschewskij.
(Aus dem bakteriologischen Laboratorium der Haupt-Mifitär-Medizinal-
Verwaltung.) Woj. med. Journal Januar 1893.
Die vielen aus Steinkohlentheer hergestellten, zum Theil sehr guten
Desinfektionsmittel sind für den Gebrauch im Grossen für Russland zu
theuer, während doch dortselbst eine bedeutende einheimische Theer-
industrie vorhanden ist und bei Angabe einer guten Methode auch ein
gutes Desinfektionsmittel sich aus dem einheimischen Theer herstellen
lassen müsste. Diese Aufgabe hat Raptschewskij in vollem Umfange
gelöst, indem er durch Bearbeitung des Holztheeres mit Laugen und
Kaliseife ein völlig wasserlösliches Präparat hergestellt hat, welches er
Pixol nennt.
Die im bakteriologischen Institut der Haupt - Militär - Medizinal-
Verwaltung angestellten Versuche über die Desinfektionskraft des Mittels
sind ausserordentlich zufriedenstellend ausgefallen. Zum Schluss der
Arbeit wird noch die Zubereitungsweise des neuen Desinfektionsmittels,
welches bei seiner Billigkeit den umfassendsten Gebrauch gestattet,
mitgetheilt. Nicolai.
Lunkiewitsch, Dr., Direktor des militär-medizinischen Laboratoriums für
den kaukasischen Militärbezirk. Bericht über eine Kommandirung
in das transkaspische Gebiet infolge des Auftretens der
Cholera dortselbst, sowie nach Persien, wegen der Gerüchte
über das Auftreten von menschlicher Pest in diesem Lande.
Woj. med. Journal Januar 1893.
Berichterstatter erhielt zu Anfang Mai 1892 von dem Haupt-Militär-
Medizinal-Inspektor den Befehl, die in der Aufschrift bezeichnete Reise
auszuführen, um die nöthigen Feststellungen vorzunehmen. Am 23. Mai
traf der Verfasser in dem 120 Werst östlich von Aschabad gelegenen
Dorfe Kachka ein und stellte bei zwei Kindern von 13 bezw. 7 Jahren,
welche zwischen dem 20. und 22. Mai erkrankt waren, klinisch und
bakteriologisch sowie auch an nachfolgenden Fällen durch Leichenöffnung
das Vorhandensein der asiatischen Cholera in Transkaspien fest. Im
Weiteren bespricht der Verfasser die umfassenden Maassregeln, welche zur
Bekämpfung der Seuche beschlossen und ausgefuhrt wurden.
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— 26 —
Das Gerücht, dass in der persischen Provinz Sabsewar die Pest
herrsche, erwies sich als auf Verwechselung mit Cholera beruhend. Bericht¬
erstatter nebst zwei ihm unterstellten Aerzten durchforschten auf das
Genaueste die Gegend von Sabsawar, indem sie die grosse Verkehrsstrasse
von Mesched nach Teheran über Schagrun, Mesinan, Sabsawar und
Nischapur sowie zwei Seitenstrassen und die sämmtlichen in diesen
Gegenden liegenden Ortschaften einer genauen Untersuchung unterzogen.
Es stellte sich heraus, dass zwar die Cholera in sehr schweren Formen,
nirgends jedoch die Pest oder auch nur eine ähnliche Krankheit geherrscht
hatte. Der Verfasser nahm eine grosse Reihe bakteriologischer Unter¬
suchungen der örtlichen Trink- und Gebrauchswässer in Aschabad und
Kachka vor, welche er als unverdächtig erklärte, aber doch zu filtriren
empfahl. Nicolai.
Dieudonn^, Dr. A. Beiträge zur Keuntniss der Anpassungs¬
fähigkeit der Bakterien an ursprünglich ungünstige Tem¬
peraturverhältnisse. (Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamt,
Band IX, Seite 492 bis 508.)
Die Kenntniss des Anpassungsvermögens der Lebewesen bezw. der
durch äussere Einflüsse in ihnen hervorgerufenen Veränderungen stellt
eine der grössten Errungenschaften der Biologie dar. Die Bakterien mit
ihrer schnellen Vermehrung eignen sich besonders gut zu diesbezüglichen
Studien, und da sowohl in der allgemeinen Epidemiologie, wie beim
Einzelnen in der Fieberreaktion vielfach den Temperatur Verhältnissen ein
gewisser Einfluss auf die Mikroorganismen zugeschrieben wird, hat der
Verfasser es unternommen, experimentell festzustellen, inwieweit unter
sonst gleichbleibenden Bedingungen das Wachsthum und die Eigenschaften
einiger Bakterien durch Temperaturveränderungen beeinflusst werden.
Zunächst wählte er Farbstoffbildner (Bac. pyocyaneus putridus, Bac.
lactis erythrogenes, Microc. prodigiosus und Bac. pyocyaneus), um neben
der Ueppigkeit des Wachsthums noch einen leicht erkennbaren Index für
die erzielte Anpassung zu haben. Typisch für die Ergebnisse ist die
Versuchsreihe mit Bac. fluorescens putridus. Dessen Temperatur-Optimum
liegt bei 22°; bei 35° wächst er noch gut, aber ohne Farbstoff- und
Trimethylaminbildung; bei 37,5° hört jedes Wachsthum auf. Dieudonne
züchtete nun diesen Bacillus fortgesetzt bei 35°, bis bei der 15. Generation
sich die ersten Spuren von Pigment- und Trimethylaminbildung zeigten
und die 18. Generation keinen Unterschied von einer bei 22° gewachsenen
Kultur mehr aufwies. Bei allmählichem Weitergehen wuchsen Kulturen
auch bei 37,5°, bei 38,6°, 40,5° und 41,5° — zwar ohne Pigmentbildung,
aber in üppiger Entwickelung, was nicht der Fall war, wenn die Kulturen
ohne Vermittelung von 35° oder von 38,6° auf 41,5° gebracht wurden.
Die obere Grenze war mit 41,5° erreicht; Microc. prodigiosus wuchs sogar
noch bei 43,5°, allerdings ohne Farbstoff; Bac. pyocyaneus mit Farbstoff
bei 42,3° sehr üppig.
Nicht weniger interessant erscheinen Dieudonn4s Versuche vom
zeitlichen Standpunkt aus betrachtet, d. h. hinsichtlich der Schnelligkeit,
mit welcher die Bakterien sich den neuen Temperaturen anpassten. Hier
sind erhebliche Schwankungen zu erkennen: die endgültige Anpassung
war frühestens bei der 10. Generation erreicht (eine Generation zu
24 Stunden gerechnet), andere Male erst bei der 22. oder gar 35. Kultur.
Bestimmte Zahlen lassen sich überhaupt nicht erwarten; denn es handelt
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sich dabei ja um Qualitäten und keineswegs um Quantitäten, bei denen
nach irgend welchen Einheiten zu zählen wäre.
Ueberraschend sind die Ergebnisse, welche der Verfasser mit an¬
gepasstem Milzbrand bei Fröschen und Tauben erhielt: die ersteren, mit
Milzbrand, der bei 12° gezüchtet war, geimpft, starben sämmtlich nach
48 bis 56 Stunden. Von den 13 Tauben, welche mit an 42° angepassten
Kulturen infizirt wurden, starben 5; 8 überstanden die Infektion, aber erst
nach Tiertägigem, heftigem Kranksein, wobei sich reichliches Wachsthum
der Milzbrandfäden im Oedem der Impfstelle nachweisen Hess. Am vierten
Tage trat Entwickelungshemmung und Zerfall der Bakterien ein.
Der Verfasser ist sich klar darüber, dass diese Temperaturverhältnisse
nur einen Faktor von den vielen darstellen, deren Zusammentreffen als
Resultat die Immunität ergiebt. Diese Auffassung, aus der heraus, wie
Referent persönlich mit erlebt hat, die ganze Arbeit entstanden ist, kann
nicht genug betont werden im Gegensatz zu jenen Bestrebungen, welche
ausschliesslich ein Moment im Auge haben.
Dieudonnes Arbeit gehört zu den schönsten, welche die biologische
Forschung der letzten Zeit hervorgebracht hat.
Buttersack — Stuttgart.
Spengler, A., Zur Frage über die Magen-Darm-Krankheiten
zur Zeit der Cholera-Epidemien. Woj. med. Journal, 1894, II.
Der Verfasser sucht die bisher trotz ihrer Gewöhnlichkeit noch wenig
in der Litteratur besprochene Erscheinung, dass die nur zur Zeit von
Cholera-Epidemien gleichfalls epidemisch auftretenden akuten Magen-Darm-
katarrhe, welche man früher als 'Cholerine oder dergleichen bezeichnete,
obwohl bei ihnen Cholerabazillen nicht gefunden werden, dadurch zu er¬
klären, dass die befallenen Individuen keine lebensfähigen Cholerakeime,
sondern nur Choleragift in den Verdauungskanal aufgenommen haben.
Hierdurch würde sich sowohl das Fehlen der Cholerabazillen als auch
die immunisirende Wirkung dieser Cholerinen erklären.
Nicolai.
Solomonow, M. Zur Behandlung der algiden Cholera. Woj.
med. Journal, 1894, II.
Der Verfasser hält zwei Anzeigen für besonders wichtig: die Stärkung
der Herzkraft und die Versorgung des Blutes mit Wasser. Zur Erfüllung
der letzteren Anzeige will der Verfasser — neben subkutaner Eingiessung
von Wasser — die Aufsaugefähigkeit der um diese Zeit leeren Blase in
Anspruch nehmen. Die Blase wird erst ausgespült, dann das freie Ende
des Doppelkatheters mit einem Schenkel eines Quecksilbermanometers
verbunden und endlich die Blase mit einem Druck von etwa 30 mm. Hg.
mit Wasser von 35 bis 38 ° Celsius gefüllt. Das Wasser soll von der Blase
schnell aufgesogen werden, ausserdem soll dasselbe nach S. sogar in die
Harnleiter, ja bis in die Nieren dringen und hier unmittelbar von den
Haargefässen aufgenommen werden. Nicolai.
Seibert, New York. Ueber Milchernährung bei Typhus. — Zeit¬
schrift für Krankenpflege, Oktober 1894.
Ausgehend von dem Satze, dass die Milch zu den am leichtesten
zersetzbaren Flüssigkeiten gehört und einen guten Nährboden für Typhus¬
bazilien darstellt, reicht S. seit 5 Jahren während der Dauer des Fiebers
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beim Typhus seinen Kranken keine Milch mehr, um die Vermehrung der
Bazillen durch diese beliebte Nahrung nicht zu begünstigen, S. betrachtet
es als erste Pflicht des Klinikers bei Infektion des Verdauungskanals, „so
viele von den Infektionsstoffen und Infektionsprodukten wie nur möglich,
so schnell und so oft wie möglich fortzuschaffen und davon abzustehen,
seinen darmkranken Patienten Milch zu verabreichen, welche sich stets
in einem mehr oder minder vorgeschrittenen Stadium der Zersetzung
befindet und selbst in sterilem Zustand durch Vermehrung der Eiweissgifte
im Darm und als Nährboden der Typhusbazillen in jedem Falle nicht den
Patienten, sondern die Bakterien füttert.“
S. giebt in den ersten zwei Tagen kleine Dosen Calomel, später
Salzsäure, sonst kein Medikament; gebadet wurde niemals; keine kalten
Einwickelungön. Ein grosses Gewicht legt S. während des Fiebers
systematischen Mastdarmausspülungen bei. Alkohol erhielten nur Potatoren,
alta Uebrigen nur schwarzen Kaffee und Thee. — Den Kranken wurde
Wasser in grossen Mengen gereicht, dreistündlich eine Tasse von Gersten¬
oder Haferschleim mit Fleischbrühe, „der am dritten Tage abwechselnd
mit Erbsensuppe gegeben wurde“.
S. hatte stets, falls nicht Komplikationen Vorlagen, sehr günstige
Erfolge. ‘ Ltz.
Blucket, jüngerer Arzt beim Alexander-Hospital in Warschau. Die
Ursachen der Brustkrankheiten in der Armee und die Mittel
zu deren Einschränkung. Woj. med. Journal 1894, II.
In einem umfangreichen Aufsatz versucht der Verfasser eine Dar¬
stellung der Aetiologie und Prophylaxis der Brustkrankheiten.
Die militärmedizinische Statistik zeigt, dass die besten Erfolge in der
Verringerung der Krankenzahl und der Sterblichkeit in Deutschland, die
geringsten hingegen bis jetzt in Spanien und Russland erzielt worden
sind. Die hohe Krankenzahl, welche nach Hertzenstein in dem Jahrfünft
1880 bis 1884 und 1888 bis 1889 für die einzelnen Militär-Bezirke zwischen
521,54 bis 1871,7 °/ 0 o schwankt, d. h. in der Proportion von 100 : 859,
sowie auch die hohe Sterblichkeit, welche nach denselben Angaben zwischen
5,66 und 12,3, d. h. wie 100:218, schwankt, ist zum allergrössten Theile
durch die Krankheiten der Athemwerkzeuge bedingt.
Die Krankenzahl infolge von Brustkrankheiten hält sich in zwölf
russischen Militär-Bezirken, darunter im Warschauer, höher als 50 °/<k>, d. h.
1 von 20 im Jahr; im Warschauer Bezirk 69,03 °/ 0 o. Die Sterblichkeit
infolge von Brustkrankheiten ist nicht unter 1,0 %o, im Warschauer Bezirk
3,62 °/oo, die Schwere der Krankheitsgruppe, d. h. das Verhältnis der
Gestorbenen zu den aus dem Hospital Entlassenen = 5,25 %o.
Nach eingehender Behandlung der Ursachen der Katarrhe, namentlich
aber der Lungenentzündungen und der Tuberkulose, gelangt der Verfasser
zu folgenden Ausführungen.
1. Die Brustkrankheiten stehen in engem Zusammenhang mit der
Eigenart des Militärdienstes und sind daher zu den Armeekrankheiten zu
zählen.
2. Die Grund- (spezifischen) Ursachen der Brustkrankheiten sind erst
nur für wenige derselben bekannt (Pneumonie und Tuberkulose), doch
scheinen auch noch für die Mehrzahl der übrigen solche Grundursachen
vorhanden zu sein.
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3. Die Hülfsursachen der Brustkrankheiten umfassen alle die vielen
schädlichen Einflüsse des Soldatenlebens im Freien und in der Wohnung,
sowie auch die in der individuellen Veranlagung des Soldaten belegenen.
4. Die Schwankungen des natürlichen Klimas beeinflussen die Gesund¬
heit der Soldaten ausserordentlich stark; eine Akklimatisation der Soldaten
ist nicht möglich.
5. Eine noch viel grössere Rolle spielt jedoch das Hausklima als
ätiologisches Moment für die Brustkrankheiten.
6. Die Wohnung wirkt schädlich auf den Soldaten durch a) die dichte
Belegung und den kleinen Luftwürfel, ungenügenden Luftwechsel, hierdurch
bedingte Unreinlichkeit, b) Verunreinigung des Füllbodenraumes und
c) durch unpraktische Anlage der Nebengelasse und Gebäude der Kasernen.
7. Die Nahrung wird schädlich durch mangelhafte Zubereitung,
unzeitige Ausgabe und durch spezifische Einflüsse.
8. Die Kleidung und Ausrüstung wirken dadurch schädlich, dass die
erstere häufig dem Klima nicht entspricht, die letztere die Athmung
beengt.
9. Der zu niedrige Anspruch an die zur Tauglichkeit der Rekruten
nöthigen Eigenschaften und der zu geringe Spielraum für die Aerzte, um
die Unbrauchbaren auszumerzen, ein in Russland sehr fühlbarer Umstand.
10. Die mit dem Dienstbetrieb häufig verbundenen Erkältungen sind
ein sehr wichtiger Entstehungsgrund für die Brustkrankheiten. Die
Erkältung fuhrt zum chronischen Lungenkatarrh, dieser zur Schwindsucht.
11. Die Waffengattung ist nicht ohne Einfluss auf die Häufigkeit der
Brustkrankheiten.
12. Gedrückte Gemüthsstimmung und ein grober Charakter der Ver¬
gnügungen ist ein sehr wichtiges ätiologisches Moment.
13. ln dem Kampfe gegen die Grundursachen hat sich besonders der
gegen die Schwindsucht einzuschlagende Weg aufgeklärt: a) es ist von
Seiten der Aerzte zuerst festzustellen, wieviele Schwindsüchtige in ihrer
Truppe frei umhergehen (durch Untersuchung des Auswurfes auf Tuberkel-
bazillen — Mann für Mann), Ausscheidung der als tuberkulös Be¬
fundenen in ein besonderes Kommando, oder noch besser (nein, einzig
richtig! Ref) baldmöglichste Entlassung derselben als dienstunbrauchbar.
14. Zum Kampfe gegen die Hülfsursachen wünscht der Verfasser die
Einsetzung besonderer Sanitätskommissionen mit einem Arzte an der Spitze,
welche auf die Erfüllung der hygienischen Bedingungen für die Gesundheit
der Soldaten in der Kaserne und ira Dienst zu achten hätten.
In Bezug auf die Aushebung wünscht der Verfasser, dass die Ansprüche
an die Körperbeschaffenheit, namentlich den Brustumfang, im Allgemeinen
höher gestellt, im Besonderen aber nach den verschiedenen Gegenden dem
Charakter der Bevölkerung entsprechend bemessen würden. Ferner sollte
der Soldat seiner Dienstpflicht möglichst in der Heimath genügen können,
um nicht eineiU allzuschroffen Wechsel des Klimas ausgesetzt zu sein.
Nicolai.
Bürkner, Prof. Dr. K. „Die Behandlung der Krankheiten der
Eustachischen Röhre“. Jena, 1894. Gustav Fischer. 0,80 Mk.
Kessel, Prof. „Ueber die vordere Tenotomie, Mobilisirung und
Extraktion des Steigbügels“ Jena, 1894. Gustav Fischer. 0,80M.
Beide Abhandlungen, knapp und übersichtlich gehalten, bringen auch
für den Nichtspezialisten mancherlei Interessantes; für den Militärarzt ist
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besonders die Bürknersche Schrift lesenswerth. Pathologische Ver¬
änderungen des Nasenrachenraumes und der Eustachischen Röhre sind
oft genug von nachtheiligem Einfluss auf die Funktionen der Nase, des
Gehörorgans und demgemäss auf das Allgemeinbefinden; dass sie die
Diensttauglichkeit daher direkt oder indirekt beeinträchtigen können, ist
hinlänglich bekannt. Und doch werden Krankheiten jener Theile noch
immer nicht genügend gewürdigt; ihre Behandlung wird oft vernachlässigt. —
Bür kn er empfiehlt den häufigeren und ausgiebigeren Gebrauch des
Tubenkatheters und meint, dass viele Paukenhöblenerkrankungen einen
schnelleren und günstigeren Verlauf nehmen würden, wenn der Katheterismus
allgemeine Anwendung fände. Dass durch den Katheter in der Hand des
Ungeübten und Unerfahrenen Schaden angerichtet werden kann, ist selbst¬
verständlich. Ferner bespricht Bürkner die Anbringung von Medi¬
kamenten auf die Tubenschleimhaut und räth bei Auswahl der Mittel znr
Vorsicht. — Die innere Massage der Tube bei Verschluss oder abnormem
Offenstehen wird mit Erfolg nur vom Spezialisten ausgeübt werden können,
die einfacher zu bewerkstelligende äussere Massage der Tube, schon von
Politzer empfohlen, wirkt nach Ansicht des Verfassers bei leichteren
Schwellungszuständen der Tube günstig. — Zum Schluss bringt'Bürkner
einen kurzen Ueberblick über die Behandlung der krankhaften Prozesse
der Nase und des Nasenrachenraumes, so weit sie von Einfluss für die
Tube sein können. Bei dieser Gelegenheit wendet er sich energisch gegen
das planlose und unsinnige Ausbrennen der Nase, wie es bis in die neueste
Zeit Mode gewesen; dass die Galvanokaustik bei Behandlung der Nasen¬
erkrankungen, richtig angewandt von grossem Nutzen ist, erkennt er
natürlich voll an.
Kessel bespricht von Neuem eine Reihe von Behandlungsmethoden,
denen er schon seit langen Jahren besondere Aufmerksamkeit geschenkt
hat. Für die vordere Tenotomie Durchschneidung des Tensor tympani,
hat er seiner Zeit folgende Indikationen gestellt: 1. Bei Lähmungen des
M. stapedius und unbehinderter Funktion des Tensor tymp.; 2. bei an¬
dauerndem Spasmus des Tensor tymp. (Hyrtl); 3. bei Perforationen am
Lichtkegel und bei den Perforationen von nieren- und herzförmiger Gestalt;
4. bei den Schwellkatarrhen, # so lange der Steigbügel noch beweglich
ist und der Ueberdruck im Labyrinth noch herabgesetzt werden kann,
„Wenn die Geräusche kontinuirlich geworden sind, und der Ueberdruck
im Labyrinth nachweislich von der Veränderung der Binnenmuskeln ab¬
hängt.“ — Schwärtze meint dazu, dass die Diagnose der sub 1 und 2
erwähnten Veränderungen nach unseren jetzigen Untersuchungsmethoden
schwerlich mit Sicherheit zu stellen sei, dass aber die Kesselschen
Vorschläge für die unter 3 und 4 aufgezählten Krankheitszustände zu
weiteren Versuchen auffordern. — Kessel präzisirt seinen Standpunkt
jetzt dahin, dass er zwar die Giltigkeit der obigen Indikationen aufrecht
erhält, mehr als bisher aber Gewicht darauf legt, dass frühzeitig operirt
wird. Gute Erfolge seien nur zu erzielen, wenn das Nervenendorgan
erhalten sei.
Die Annahme, dass durch Extraktion des Steigbügels schwere All¬
gemeinerscheinungen hervorgerufen würden, hat Kessel schon Anfang der
siebziger Jahre durch das Thierexperiment widerlegt. Extraktionen beim
Menschen sind ausser von Kessel, der sie zuerst 1877 ausführte, von
Schw r artze, Starke und Anderen vorgenommen worden. — Dass auch
nach Entfernung des Steigbügels ein, wie sich Kessel ausdrückt „eben
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ausreichendes Sprachverständniss erhalten bleiben kann, ist erwiesen. —
Kessel hofft, dass die Hörfähigkeit sich dermaleinst noch durch geeignete
Korrektionsapparate verbessern Hesse, und hofft, dass er durch seine
Schrift Mitarbeiter wirbt. — Die Zahl der unter günstigen Verhältnissen
Operirten ist nur gering, und so giebt denn der Verfasser selbst sein
Urtheil dahin ab, dass man, soweit die Funktionsbehandlung in Frage
ist, zunächst von den drei Operationsmethoden nur die Tenotomie
empfehlen könne.
In demselben Verlage ist ein grösseres Werk erschienen, „Die Lehren
von den Funktionen der einzelnen Theile des Ohrlabyrinths“, zusammen¬
gestellt von v. Stein, aus dem Russischen übersetzt und bearbeitet von
Krzywicki. Ladenpreis 15 Mk. —
Strümpell, Lehrbuch der speziellen Pathologie und Therapie
der inneren Krankheiten. Für Studirende und Aerzte. Achte
neu bearbeitete Auflage. Leipzig bei F. C. W. Vogel 1894.
Dem ersten Bande (cf. d. Zeitschr. 1894 S. 270; des vortrefflichen
Lehrbuches (8. Auflage) sind rasch die beiden andern gefolgt, welche
(zweiter Band) die Erkrankungen der Digestions-, Ham- und Bewegungs¬
organe, die Konstitutionskrankheiten und Vergiftungen, endlich (dritter
Band) die Krankheiten des Nervensystems enthalten. Eine Empfehlung
des Werkes ist für die Leser der Zeitschrift überflüssig; hervorgehoben sei
nur, dass die vorliegende 8. Auflage neu bearbeitet und erhebUch umfang¬
reicher geworden ist, so der dritte Band allein um etwa sechs Bogen.
Ltz.
Myrdacz, Paul, Dr., Handbuch für k. und k. Militärärzte. —
Zweite vermehrte und verbesserte Auflage. Wien bei Josef SafaL —
1893.
Mit unermüdlichem Fleisse hatte 1890 der litterarisch wohlbekannte
Verf., ordentliches Mitglied des Militär-Sanitäts-Komitees und zugetheilt
dem technischen administrativen Militär-Komitee, in seinem Handbuche
alle „in Kraft stehenden Vorschriften, Zirkular-Verfügungen, Reichs-Kriegs-
Ministerial-Erlässe u. s. w. über das k. und k. Militär-Sanitätswesen und
die persönlichen Verhältnisse der Militärärzte“ gesammelt und systematisch
geordnet. Zugleich war durch alljährliche „Nachträge“ die dauernde
Verwendbarkeit des Werkes sichergestellt. ;
An Anerkennung fehlte es nicht; bereits nach zwei Jahren wurde
eine Neuauflage nöthig, in welcher der Verf. alle Nachträge verarbeitete
und zugleich Alles ausschied, was inzwischen ausser Kraft getreten. Einiges
ist gegen früher erhebhch umgearbeitet.
Auf den Inhalt, welcher in 22 Abschnitten (4 Theilen) angeordnet
ist, hier näher einzugehen, erscheint nicht möglich; überflüssig ist es, auf
die Bedeutung des Werkes gerade für den deutschen Sanitätsoffizier hin¬
zuweisen. Ltz.
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Mittheilungen.
Berliner militärärztliche Gesellschaft.
Sitzung am 21. Juli 1894.
Herr Korsch stellt vier Fälle von Verletzungen der unteren Glied-
maassen vor, die er im Lazareth Tempelhof mit Gehverbänden be¬
handelt hat
1. Schrägbruch des r linken Oberschenkels zwischen mittlerem und
unterem Drittel durch Fall am 2. April 1894. Ex tensionsverband aus
äusseren Gründen bis zum 16. April. Erster Gehverband am 17. April,
Wechsel am 1. Mai verbunden mit passiven Bewegungen im Kniegelenk.
In Folge zu energisch geübter Bewegungen nach Abnahme des Verbandes
entwickelte sich ein Erguss ins Kniegelenk. Durch Bettruhe erfolgte die
Resorption. Darauf Beweglichkeit bis zum rechten Winkel und voll¬
kommen sicherer Gang, Patient wurde zum Kurgebrauch nach 'Wies¬
baden geschickt.
2. Bruch des linken inneren Knöchels durch Fall am 28. Juni 1894.
Am 30. Juni Gehverband in Varusstellung, 7. Juli Wechsel, 17. Juli Ab¬
nahme. Starke Callusbildung, freie Beweglichkeit des Gelenks.
3. Unvollkommene Verrenkung des rechten Unterschenkels nach aussen
am 1. Juni 1894. Condylus ext. femor. steht auf dem condyl. int. tibiae;
Unterschenkel nach aussen rotirt und leicht flektirt. Kein Erguss im
Gelenk. Nach Reposition tritt leicht Wieder Verrenkung ein, daher gleich
(zwei Stunden nach der Verletzung) Kontentiv-Verband in Gestalt eines
Gehverbandes, in welchem Patient bald ohne Stütze sicher geht. Wechsel
am 9. und 18. Juni, verbunden mit passiven Bewegungen und Massage
des muscul. quadriceps., Abnahme des Verbandes am 28. Juni; Anlegung
eines Beugeverbandes nach Alber s (Verhandlungen der freien Vereinigung
der Chirurgen Berlins 1893 Jahrgang VI Seite 97). Zur Zeit Beugung
über einen rechten Winkel.
4. Komplizirter Bruch des linken Unterschenkels zwischen mittlerem
und unterem Drittel durch Fall vom Querbaum am 24. Mai 1894. Das
3 cm lange flötenschnabelförmige zentrale Bruchstück ragt aus einer
Hautwunde hervor. 19 Stunden nach der Verletzung (25. Mai) Geh¬
verband. Wechsel am 1., 9. und 18. Juni. 26. Juni Abnahme. Wunde
noch nicht geheilt, starker Callus; Patient thut seit dem 7. Juli Feld¬
webeldienst.
Derselbe Kranke hatte am 23. Februar 1889 ebenfalls durch Fall vom
Querbaum einen subkutanen Splitterbruch des rechten Unterschenkels
an der korrespondirenden Stelle erlitten. Die damalige Behandlung ohne
Geh verband dauerte 21 Wochen, und daran schoss sich noch ein sechs¬
wöchentlicher Erholungsurlaub.
Vortragender glaubt auch nach diesen Resultaten eine wesentliche
Beschränkung der Behandlungsdauer dem Gehverbande zusprechen zu
müssen.
Zum Schluss berichtet Vortragender über einen Fall von Verschwärung
und Durchbohrung des proc. vermiform. in Folge von Einklemmung einer
weissen Bohne, der nach vier Tagen (Operation verweigert) tödtlich
endete. Die Sektion ergab ausser obigem Befunde ein abgesacktes
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perityphly tisch es Exsudat, welches sich in das kleine Becken gesenkt
hatte. Der Vortragende tritt für die von Sonnenburg aufgestellten
Indikationen ein.
Herr Alb er s hält den angekündigten Vortrag über Naht bei Luxationen
im Akromio-Clavicular-Gelenk.
Die supraakromiale Luxation ist die häufigste der am Schlüsselbein
vorkommenden Verrenkungen. Gurlt und Krönlein berechnen ihre
Frequenz auf 2,4 bis 2,7 % aller Luxationen, Defranceschi findet für die
Wölflersche Klinik in Graz eine Frequenz von 6 %. Auf der chirur¬
gischen Klinik der Charite sind vom 1. Januar 1880 bis 31. März 1892
unter 191 Luxationen sechs Fälle von supraakromialer Schlüsselbein -
Verrenkung beobachtet; in den letzten beiden, bei dieser Statistik nicht
berücksichtigten Jahren nahm die Frequenz erheblich zu, es wurden
nämlich vier derartige Luxationen behandelt, die der Vortragende als
Assistent der Klinik zu beobachten Gelegenheit hatte. Bei der Luxation
ist zwischen vollständigen und unvollständigen Formen zu unterscheiden;
bei ersteren ist der zwischen Schulterblatt und Clavicula ausgespannte
Bandapparat vollständig zerrissen, und besteht deshalb auch eine be¬
deutende 6 cm und mehr betragende Diastase der Gelenkflächen, bei
unvollständigen Luxationen zerreisst der Bandapparat nur theilweise, die
Diastase ist daher auch weit geringer. Die unvollständigen Luxationen
pflegen mit geringer Deformität ohne erhebliche Funktionsstörungen zu
heilen, wenn sie mit geeigneten Verbänden behandelt werden; die voll¬
ständigen sind dagegen durch Verbände sehr schwer dauernd reponirt zu
erhalten, sie heilen daher bei unblutiger Behandlung mit mehr oder
weniger grosser Deformität, d. h. Diastase der Gelenkflächen, und hinter¬
lassen demnach auch mehr oder weniger bedeutende Funktionsstörungen.
Dieser ' Umstand legt es nahe, in solchen Fällen die Vereinigung der
Gelenkenden durch die Naht zu versuchen. Baum uud Helferich haben
die subkutane Naht empfohlen, Cooper wandte 1861 zuerst die Draht¬
naht nach Freilegung der Knochenenden an. Diese Naht ist in voranti¬
septischer Zeit nicht öfter ausgeführt, erst Agostino P aci brachte sie
1889 wieder in Erinnerung, ihm folgten Poirier und Rieffel, Jul.
Wolff und Le Bec.
Die auf der Klinik des Herrn Geh. Raths v. Bardeleben vom Vor¬
tragenden beobachteten Fälle waren zur Hälfte unvollständige Luxationen,
davon eine komplizirt. Letztere, durch einen Messerstich entstanden,
welcher das Lig. acromioclaviculare glatt durchtrennt hatte, wurde durch
fortlaufende Katgutbander und Hautnaht geschlossen, heilte in kurzer
Zeit ohne Dislokation und ohne Funktionsstörung. Die einfache unvoll¬
ständige Verrenkung hinterliess eine unerhebliche Diastase. Die voll¬
ständigen Luxationen waren subkutane Fälle. Eine wurde ausschliesslich
mit Verbänden behandelt, heilte mit erheblicher 2 bis 3 cm betragender
Diastase, die andere wurde am 7. Krankheit»tage vom Vortragenden ge¬
näht. Längsschnitt von 5 cm Länge, Freileguug der Gelenkflächen,
Silberdrahtnaht nach Durchbohrung der Knochen, fortlaufende Katgutnaht,’
welche die Weichtheile schichtweise vereinigt. Verband nach Velpe au.
Vier Tage später Mitelle und vorsichtige passive und aktive Bewegungen;
glatte Heilung. Nach Ablauf der 4. Krankheitswoche wird Patient ge¬
heilt entlassen. Der Silberdraht ist reizlos eingeheilt. Dieser Patient
wird vorgestellt. Seit dem Unfall ist ein volles Vierteljahr vergangen,
Milit&rftrztliche Zeitschrift. 1895. Q
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Patient hat seine Beschäftigung als Friseur ohne Störungen von Seiten
der rechten Schulter ausüben können; auch jetzt funktionirt das rechte
Schultergelenk normal, eine Dislokation besteht nicht. Auf Grund des
günstigen Erfolges tritt der Vortragende für diese Naht bei vollständiger
supraakromialer Luxation ein. (Selbstbericht.)
Herr Korsch hat in gleicher Weise einen Dragoner operirt, der am
2. Juni 1894 eine solche Verrenkung durch Sturz mit dem Pferde
sich zugezogen hatte. Der Geheilte, welcher bereits Dienst thut, wird
vorges teilt.
Herr Müller demonstrirt ein von J. Wickersheimer kunstvoll
angefertigtes anatomisches Präparat des menschlichen Rumpfes, welches
die mit Wickersh eimerscher Flüssigkeit konservirten Organe der Brust¬
höhle in ihrer natürlichen Lage zeigt. (Das werthvolle Präparat ist
Eigenthum des Friedrich Wilhelms-Instituts.)
Sitzung am 20. Oktober 1894.
Herr Landgraf hält den angekündigten Vortrag: „Ueber gespaltene
Herztöne bei gesunden Personen“ (wird in diesem Hefte veröffentlicht).
Herr Korsch spricht: „Ueber Veränderungen am Herzen nach
Hitzschlag“ und sucht an einem Falle von Hitzschlag nachzuweisen, dass
in der Aetiologie desselben den Veränderungen am Herzen bis jetzt zu
wenig Werth beigemessen worden ist.
Eb handelt sich um einen Grenadier, der nach einer angestrengten
Uebung auf dem Rendezvousplatze unter den Erscheinungen eines Hitz-
schlages erkrankte. Vorher ganz gesund, sehr kräftig; vor dem Marsch
hatte er gefrühstückt; Exzesse waren nicht vorhergegangen. Im Lazareth
wiederholte sich ein tonischer Krampf der ganzen Muskulatur bei be¬
schleunigter Athmung, kaum fühlbarem Pulse und theilweise erhaltenem
Sensorium. Am anderen Tage ein gleicher Anfall, Herztöne verschwommen,
noch drei leichtere Anfälle an den beiden folgenden Tagen. Verbreiterter
Spitzenstoss; Herzdämpfung nach links 1 cm über die Mammillarlinie
hinaus, reicht nach rechts bis zur Mitte des Brustbeins. Herztöne ausser¬
halb des Anfalles rein, Puls 72, regelmässig. Am 9. Krankheitstage,
nachdem er bereits für kurze Zeit das Bett verlassen hatte, fiel der sÄr
frequente Puls von 128 auf, der sofort beim Uebergang in die liegende
Stellung auf 88 herabsank. Dabei trat grosse Unregelmässigkeit in der
Aufeinanderfolge der einzelnen Schläge ein. Andauernde Bettlage, Digitalis
und Strophantus ohne nennenswerthe Einwirkung. Ja sogar beim Liegen
vermag ein Hustenstoss sofort die Frequenz von 84 auf 120 Pulse zu
erhöhen. Dieser Zustand hat nun schon wochenlang angedauert; bis¬
weilen scheint es, als ob die Unregelmässigkeit geschwunden sei, um ebenso
ohne besondere Ursache wiederzukehren. Bei der Demonstration bestand
gerade eine aussergewöhnliche Unregelmässigkeit. Die geringfügigsten
Arbeiten rufen Herzklopfen, Brustbeklemmung und eine gewisse Cyanose
hervor, die sich auch an den Händen und Unterarmen immer findet.
Es handelt sich um die bisher sogenannte „Herzform“ des Hitz-
schlages. Es bestand eine Dilatation der Ventrikel, die in einigen Wochen
zurück gegangen war. Geblieben ist eine sehr bemerkenswerthe Störung
in der Herzinnervation. — Es erscheint nicht richtig, unter den vielen
Fällen von Hitzschlag nur einige, so wie diesen, als die Herzform zu
bezeichnen; vielmehr würde der Hitzschlag zweckmässiger nur als eine
akute Herzkrankheit — Ueberanstrengung des Herzmuskels unter dem
Einflüsse ungünstiger äusserer Verhältnisse — aufzufassen sein.
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Der Vortragende geht dann noch des Näheren ein auf die Ver¬
änderung der Herzdämpfung, der Töne und der Bewegung in Folge von
LagewechseL Ueber die Differenzen des Perkussionsschalles finden sich
in der Litteratur Angaben von Rollet und Gerhardt; die Beeinflussung
der Pulsfrequenz hat Da Costa in mehreren Arbeiten der amerikanischen
Litteratur behandelt. Die Unregelmässigkeit des Herzschlages im Gefolge
von Typhus, Gelenkrheumatismus, Brustfell- und Herzbeutelentzündung
findet sich meistens gleichmässig in jeder Lage, hauptsächlich aber tritt
sie nach Bewegung ein. Im vorgestellten Falle ist es aber gerade
umgekehrt, die Verlangsamung tritt auch beim Uebergang in die
liegende Stellung ein, damit aber auch eine ausserordentliche Unregel¬
mässigkeit, für die der Vortragende Analoga nicht gefunden hat Auch
eine befriedigende Erklärung dieser Erscheinung ist nicht gelungen.
Dieselben Erscheinungen, nur in geringerem Maasse, ist Vortragender
in der Lage vorzuführen bei einem Reservisten, bei welchem die Ursache
auch eine Ueberanstrengung des Herzens ist die nur nicht in dem be-
kannteu Bilde des Hitzschlages geendet hat
In der darauf folgenden Diskussion kommen verschiedene Theorien
des Hitzschlags zum Ausdruck. Einerseits wird der Hitzschiag mit
seinen Folgezuständen als eine Herz-Insuffizienz (Dilatation) aufgefasst,
welche mit einer Eindickung des Blutes nichts zu thun habe; Bestimmungen
des spezifischen Gewichts vom Blut eines derartig Erkrankten ergaben
keine Abweichungen. Andererseits wird an der Erklärung des Hitz¬
schlages durch Veränderung des Blutes (Eindicken) festgehalten. Das
Krankheitsbild des schweren Hitzschlags lasse sich nicht durch eine isolirte
Herzkrankheit erklären, sondern sei ein sehr komplizirter Symptomen-
komplex, in welchem die vasomotorischen Störungen eine grosse Rolle
spielen. Unter Anderem wurde auf das eigenthümliche Verhalten des
Blutserums bei Herzfehlern hingewiesen, wo das Hämoglobin nur lose an
die Blutkörperchen gebunden ist. In stehendem Blut solcher Kranken
setzt sich ein Hämoglobin-Serum ab. Es sei denkbar, dass derartige
BlutveräDderungen auch dem Hitzschiag vorangingen, so dass für dessen
Zustandekommen die Venosität des Blutes eine grosse Rolle spiele.
Herr Sperling zeigt ein neues französisches Modell des Kranken-
Transports auf Lazarethzügen.
66. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte.
Bericht über die 36. Abtheilung:
Militär -Sanität9 wesen
von Regimentsarzt Dr. Kirchenberger.
(Nach dem „Tagblatt der -66. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in
Wien“, 1894, No. 1 bis. 7.)
1. Sitzung: 24. September, nachmittags 3 Uhr.
Herr Oberstabsarzt Professor Dr. F. Kratschmer begrüsste als
Einführender die Versammlung, welche hierauf Herrn General-Stabsarzt
Dr. H. Riedl (Wien) zum Präsidenten wählt.
1. Hierauf hält Regimentsarzt Dr. Myrdacz (Wien) einen Vortrag:
„Ueber die neueren Fortschritte der Militär-Sanitäts-
Statistik in Oesterreich-Ungarn. tt
Vortragender betont, dass nebst der Morbiditäts- und Mortalitäts-
Statistik stets auch die Statistik der Rekrutirung gepflegt und im militär¬
statistischen Jahrbuch ausführlich veröffentlicht wird. Die Methode der
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letzteren ist im Laufe der 25 Jahre im Allgemeinen gleich geblieben, es
wurden nur die Tabellen successive vereinfacht bis zu der im Jahre 1894
eingeführten Form. Die Statistik der Krankheiten hat hingegen wieder¬
holt wesentliche Aenderungen erfahren, so im Jahre 1873 mit der Ein¬
führung der Zahlblätter, im Jahre 1876 mit der theilweisen Auflassung,
im Jahre 1884 mit der gänzlichen Abschaffung der letzteren, bis endlich
mit 1. Januar 1894 ein neues System der Statistik eingeführt wurde,
dessen wesentliches Merkmal in der Schaffung der bis dahin gänzlich
fehlenden Garnisons-Statistik besteht. Die zeitliche Yertheilung der Er¬
krankungen ist darin auf den Zugang basirt, und finden schliesslich die
Krankentage bei der Truppe und in Heilanstalten eine eingehende sta¬
tistische Verwerthung.
2. Sodann hält Regimentsarzt Dr. Kirchenberger (Olmütz) einen
V ortrag:
„Ueber die fortschreitende Besserung der Gesundheits¬
verhältnisse in den grossen europäischen Armeen.“
B<Hm Studium der Sanitätsberichte der grossen europäischen Armeen
aus den letzten zwei Jahrzehnten gelangt man zu dem erfreulichen Er¬
gebnisse, dass die Gesundheits-Verhältnisse derselben sich gegen früher
nicht unwesentlich gebessert haben; diese Besserung ist keine zu¬
fällige, sondern vielmehr die Folge aller jener zielbewussten
sanitären und hygienischen Maassnahmen, welche in den
letzten zwei Jahrzehnten allenthalben in den Armeen durch¬
geführt wurden. Der Krankenzugang uud die Sterblichkeit im Allge¬
meinen, die Morbidität und Mortalität am Infektionskrankheiten: an Darm¬
typhus, Pocken, Malaria u. s. w. im Besonderen wurden geringer, wie aus
den nachfolgenden Zahlen hervorgeht:
Der Krankenzugang verminderte sich: in der deutschen Armee
von 1350 °/oo K.’) im Mittel der Jahre 1867 bis 1872 auf 830°/ O o K. im
Mittel der Jahre 1883 bis 1890; in der Österreichisch-ungarischen Armee
von 1589 %o K. während des Zeitraums 1870 bis 1882 auf 938 %o K. im
Mittel der Jahre 1888 bis 1892; in der italienischen Armee von 1145 %o K.
im Jahre 1872 auf 758 %o K. im Jahre 1891/92 und in der russischen
Armee von 1063,7 °/ 0 o K. Revierkranken und 540,2 %o K. Lazareth-
zugängen in den siebziger Jahren auf 528,4 %o K. der Offiziere und
468 °/ioo K. der Mannschaft im Jahre 1890.
Die Sterblichkeit infolge von Krankheiten sank in der deutschen
Armee von 3,2 %o K. im Jahre 1877/78, auf 2,31 %o K. im Jahre 1889/90;
in der österreichisch-ungarischen Armee von 13,6 °/oo K. im Jahre 1871
auf 4,0 %o K. im Jahre 1891; in der französischen Armee von 11,41 %oK.
vor dem Feldzuge 1870/71 auf 6,2 °/oo K. im Jahre 1889 (mit Einschluss
der Selbstmorde etc.); in der englischen Armee (insoweit sie in Gross¬
britannien vertheilt ist) von 9,41 %o K. im Jahre 1869 auf 4,90 %o K.
im Jahre 1891; in der italienischen Armee von 10,73 K. im Jahre 1871
auf 7,10 %o K. im Jahre 1891/92 (mit Einschluss der Selbstmorde etc.)
und in der russischen Armee von 12,88%o K. im Mittel der Jahre
1872 bis 1875 auf 7,11 %o K. im Jahre 1890.
Die Typhus-Morbidität verringerte sich: in der deutschen Armee
von 7,9 %o K. im Jahre 1874/75 auf 3,2 %o K. im Jahre 1889/90; in der
österreichisch-ungarischen Armee von 10,6 %o K. im Jahre 1882 auf
x ) K. = Kopfstarke.
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4,6 %© K. im Jahre 1890; in der französischen Armee von 16,4 %o K. im
Jahre 1882 auf ll,6°/ooK. im Jahre 1890; in der italienischen Armee von
6,3°/oo K. im Jahre 1877/78 auf 4,8 %o K. im Jahre 1889/90 und in der
russischen Armee von 14,0 %o K. im Jahre 1873 auf 12,6 %o im Jahre 1890.
Die Typhus-Sterblichkeit verminderte sich: in der deutschen
Armee von 0,55 %o K. im Jahre 1882/83 auf 0,21 %o K. im Jahre 1889/90;
in der österreichisch-ungarischen Armee von 2.5 %o K. im Jahre 1882
auf 0,70 %o K. im Jahre 1890; in der französischen Armee von 4,8 %o K.
im Jahre 1882 auf 1,95 %o K. im Jahre 1890; in der italienischen Armee
von 2,37 %o IL im Jahre 1877/78 auf 1,26 %o K. im Jahre 1891/92 und
in der russischen Armee von 2,0 %o K. im Jahre 1880 auf 1,83 %o K.
im Jahre 1890.
In ähnlicher Weise verringerten sich auch die Erkrankungen und
Sterbefälle an Pocken, Malaria und anderen Krankheiten.
3. Zum Schlüsse der Sitzung folgte die Demonstration der neuen
Feldtrage von Regimentsarzt Dr. Myrdacz im Ausstellungsraum.
2. Sitzung, 25. September, nachmittags 3 Uhr:
Generalstabsarzt Dr. Riedl eröffnet die Sitzung und schlägt als
Wahlmänner für den wissenschaftlichen Ausschuss Oberstabsarzt
Kratschmer und die beiden Schriftführer der Abtheilung, Regimentsärzte
Dr. Schöfer und Dr. Habart, vor, die per acclamationem gewählt werden.
4. Oberstabsarzt Dr. Janchen (Wien) hält einen Vortrag:
„Ueber Geisteskrankheiten in der Armee.“
Vortragender gelangt hierbei zu folgenden Schlüssen:
a) Nach dem zehnjährigen Durchschnitte 1882 bis 1892 erkrankten
in der österreichisch-ungarischen Armee 0,3 %o an Geistesstörungen gegen
0,9%o der Zivilbevölkerung der österreichischen Reichshälfte.
b) Eine Zunahme der Geistesstörungen in der Armee ist im Ganzen
genommen nicht nachzuweisen.
c) Ein Einfluss der Waffengattung ist ebensowenig feststellbar, als
ein solcher des Militärlebens auf das Auftreten von Geisteskrankheiten
im Allgemeinen.
d) Unter den geistesgestörten Militärs ist der Offizier (Beamte)
unverhältnissmässig stark vertreten, und stellt derselbe das Hauptkontingent
der progressiven Paralyse.
e) Einer sachgemässen Verwerthung der Irren-Statistik steht die
häufig mangelhafte Beschaffenheit der gebotenen Daten im Wege, welche
die Aufnahme der Psychiatrie unter die obligaten Lehrfächer an den
Universitäten dringend wünschenswerth erscheinen lässt.
5. Regimentsarzt Dr. Hollerung (Pressburg) spricht über:
„Der Militärarzt als Erzieher in den Militärbildungs¬
anstalten.“
Dadurch, dass in Oesterreich-Ungarn die Aerzte dieser Anstalten
zugleich als Lehrer fungiren, nehmen sie auch an der Erziehung der
Zöglinge theil. Auf Grund einer elfjährigen Erfahrung in Militärschulen
findet der Vortragende die Beziehungen zwischen Pädagogik und ärzt¬
lichem Fachwissen viel enger, als sie bisher allgemein angenommen
wurden. Der pädagogischen Diätetik (physischen Erziehung) hat sich
ohnehin bereits die Schulhygiene bemächtigt. Die von der Kultur ge¬
forderten, gesteigerten Ansprüche an den Unterricht haben die Ueber-
bürdungsfrage geschaffen, welche schon in ihrer Rückwirkung auf den
sich entwickelnden jugendlichen Organismus die ärztliche Intervention
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herausfordert. Durch die Erkenntniss der psychopathischen Minder-
werthigkeiten greift aber die ärztliche Wissenschaft auch in das Gebiet
der pädagogischen Führung über. Neben der im Laufe der Jahre dem
Vortragenden sich aufdrängenden Thatsache, dass ungemein zahlreiche
krankhafte Affektionen der Jugend einer Wachsuggestion weichen, ge¬
langte der Vortragende im Einklänge mit der Nancyer Schule ebenfalls
zu der Ueberzeugung, dass die gesammte geistige Erziehung auf Wach¬
suggestion beruht.
6. Regimentsarzt Dr. Kerneny (Komorn) spricht:
- „Zur Trachomfrage.“
Der Vortragende tritt der hier und da geäusserten Anschauung ent¬
gegen, dass dermalen in Oesterreich-Ungarn das Trachom vom Militär in die
Zivilbevölkerung getragen würde; dies wird bewiesen, wenn man das
Schicksal einer an Trachom erkrankten Person beim Militär und jener
im Zivil speziell auf dem Lande verfolgt.
Er kommt zu dem Resultate, dass die Trachomkranken beim Militär
stets gründlich und streng behandelt und beaufsichtigt werden, im Zivil
aber, namentlich auf dem Lande, ist es aus vielen Gründen unmöglich,
den Trachomkranken einer rationellen Behandlung zu unterziehen.
Um das Trachom möglichst einzudämmen, sind nach der Ueber¬
zeugung des Vortragenden Trachomkasernen nothwendig; bei dem stetigen
Verkehre zwischen Zivil und Militär wären dieselben aber fast illusorisch,
wenn nicht auch für die Zivilbevölkerung Trachomspitäler errichtet
würden.
Von grosser Bedeutung ist es, dass das Trachom in seinem Beginne
von anderen, einfachen nicht infektiösen Katarrhen kaum zu unterscheiden
ist, wodurch zum Nachtheile der Umgebung das Trachom sich ausbreitet
bevor dasselbe erkannt wird.
3. Sitzung 26. September, nachmittags 3 Uhr,
gemeinschaftlich mit der 31. und 32. Abtheilung (Hygiene und Medizinal¬
polizei).
7. Regimentsarzt Dr. Schardinger (Wien) hält einen Vortrag:
„Beiträge zur hygienischen Beurtheilung des Trink¬
wassers.“
Die Schwierigkeiten des Nachweises der spezifischen Erreger der
hauptsächlichsten durch das Trinkwasser vermittelten Infektionskrank¬
heiten, wie Typhus, Cholera, haben sich in letzter Zeit durch das Auf¬
finden schwer differenzirbarer Arten so erhöht, dass es praktisch genügen
dürfte, im betreffenden Falle die Infektionsmöglicbkeit durch den Nachweis
der Verschmutzung mit Darmbakterien sicherzustellen.
Vortragender tritt für den Gebrauch der sogenannten Vorkulturen bei
Wasseruntersuchungen ein, die eine Anreicherung mit etwa vorhandenen
Gährungs- und Fäulnissorganismen und deren Isolirung ermöglichen; er
bespricht die Bedeutung des dabei eventuell auftretenden fäkulenten Ge¬
ruches, der Bildung von Schwefelwasserstoff und Indol und zeigt an einer
Versuchsreihe den Einfluss etwaigen Salpetergehaltes auf den Eintritt
und die Intensität obiger Reaktionen.
8. Regimentsarzt Dr. Karlinski (Sarajewo) spricht:
„Zur Armeefilterfrage.“
Vortragender verlangt mit Rücksicht auf die Umstände, dass die
wahrhaft krankheitserregenden Mikroorganismen sehr selten im Trink-
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wasser Vorkommen, und die schnelle Durchführung einer vollkommen
keimfreien Filtration undurchführbar ist, von einem für die marschirende
oder lagernde Truppe bestimmten Filter 1. Zurückhaltung der groben
und ekelerregenden Verunreinigungen, 2. verlässliche Reduktion ad minimum
der im Wasser vorhandenen Keime, 3. leichte Transportabilität, leichte
Reinigung des Filters und 4. dessen Billigkeit.
Verfasser erklärt sich gegen individuelle Filter pro Mann, ist aber
für Versorgung geschlossener Abtheilungen mit grösseren Filtern. Unter
den untersuchten Filtern erwies sich der Kuhn sehe Asbestfilter als un¬
brauchbar, ebenso wie der englische Bühring-Filter, da ersterer nur grobe
Verunreinigungen zurückhält, letzterer sär bald verschlammt und
unbrauchbar wird. Relativ die besten Resultate ergab der französische
Armeefilter System Maignen, welcher imstande ist, bei ununterbrochener
Arbeit die Anzahl der Keime dermaassen zu verringern, dass z. B. von
180 000 Keimen pro 1 ccm nur 70 durch den Filter durchgingen. Vor¬
tragender zeigt die vorliegenden Filter und deren Thätigkeit.
Diskussion:
Ingenieur Brey er (Wien) wendet sich gegen eine Bemerkung des
Reghnentsarztes Dr. Karlinski, dass man mit Hülfe von Filtern kein
baaterienfreies Wasser erhalten könne. Er weist auf die Vorzüge des
von ihm erfundenen Asbestfilters hin, der den hygienischen Anforderungen
völlig entspreche.
Oberstabsarzt Prof. Kratschmer präzisirt die Forderungen an ein
Anneefilter dahin, dass dasselbe 1. vor Infektionen schützen muss, welche
vom Trinkwasser her drohen, und 2. rasch genügende Quantitäten Wasser
beschaffen muss. Das leiste das Berkefeld-Kieselguhrfilter, welches zu
Versuchen im grossen Maassstabe in feldmässiger Ausrüstung bei den
Manövern erprobt wurde und sich im Ganzen bewährt hat.
Die Angabe Traubes über die eminent keimtödtende Wirkung des
unterchlorigsauren Kalks bestätigt Redner und kann anführen, dass dieselbe
auch bezüglich der Keime der Cholera, des Typhus und des Milzbrandes
gilt. Bromwasser wirkt ähnlich.
Regimentsarzt Schöfer will durchaus nicht für die Leistungsfähigkeit
des Kuhn sehen Schwarmfilters in bakteriologischer Hinsicht ein treten,
aber darauf aufmerksam machen, dass die mitgetheilten Versuche nicht
nach der dem Filter beigegebenen, Vorschrift durch geführt wurden.
Danach ist nicht der trockene Asbest auf dem Siebe auszubreiten,
sondern bei geschlossenem Ablaufrohr mittels eines Stabes in Wasser
au fzu sch wem men; nach einer halben bis einer Minute läuft das Filtrat
vollkommen klar ab, auch wenn das Wasser durch feinsten Thon
getrübt war.
Professor Bujwid (Krakau): Die besten Resultate ergaben die
Chamberland- und Berkefeld-Filter; durch die Chamberlandsche
Kerze wachsen die Bakterien viel langsamer durch als durch die Berke-
feldsche; für die Armee wäre es, um viel sterilisirtes Wasser zu be¬
kommen, am zweckmässigsten, -womöglich die Abessynischen Brunnen
anzuwenden.
Ingenieur Brey er weist auf den Umstand hin, dass zu dem von
Traube angegebenen AbtÖdtungsverfahren der Keime ein Gefass noth-
wendig sei, dessen Beschaffung Schwierigkeiten bieten könne.
Generalstabsarzt Dr. Kraus (Wien) weist darauf hin, dass die Be¬
schaffung eines Gelasses wohl keine Schwierigkeiten bieten könne, da
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doch der Soldat immer seinen Kochkessel bei sich habe, und bemerkt,
dass bereits seit längerer Zeit Schlagbrunnen bei der Armee in Gebrauch
stehen, ja dass die Verwendung derselben schon in den siebziger Jahren
angeregt wurde.
Die maassgebenden Kreise der Armee wenden diesem hochwichtigen
Punkte durch fortwährende Prüfungen der verschiedenen Filter unaus¬
gesetzt die grösste Aufmerksamkeit zu.
4. Sitzung: 27. September, nachmittags 3 Uhr..
9. Regimentsärzte Dr. Faulhaber (Wien) und Dr. Habart (Wien)
besprechen an der Hand von zahlreichen Schusspräparaten und mikro¬
skopischen Präparaten, die Ergebnisse ihrer ausgedehnten Schiessversuche:
„Ueber den Keimgehalt frischer Schusswunden.“
Es wurden sterile Gelatinbüchsen mit normalen Gewehrgeschossen
beschossen, und hierbei gelangte man zur Ueberzeugung, dass die
Schusskanäle steril geblieben sind. Mit Montursorten überzogene Büchsen
zeigten in den Schusskanälen stets zahlreichen Detritus von den Kleidungs¬
stoffen nebst den in denselben enthaltenen Bakterien. Waren letztere
künstlich mit Bakterien infizirt, so fand man auch die jeweilige
Mikrobenart in dem Schusskanale. Künstlich intizirte Geschosse haben
stets die Schusskanäle infizirt. Bei eingeschalteten Holz-, Glas- und
Pappe widerständen fand man stets auch Fremdkörper dieser Art in den
Schusswunden. Schliesslich wurden die zahlreichen Thierversuche mit
Einpflanzung von Monturstücken vorgeführt, wobei sich besonders Bacillus
pyocyaneus für Kaninchen virulent erwies. Die Experimente sind geeignet,
jene von A. Frankel (Wien), Pfuhl, Messner und Lagarde zu
ergänzen.
Diskussion:
Regimeutsarzt Dr. Karlinski hat — unabhängig von den Unter¬
suchungen Faulhaber-Habart — ähnliche Versuche angestellt und bei
36 Versuchen immer feststellen können, dass in den Schusskanal durch
das Geschoss sowohl Partikeln der Kleidungsstoffe, wie auch immer
Bakterien hineingebracht werden, letztere oft auf 5 bis 6 cm vom Schuss¬
kanale entfernt.
Der Präsident dankt der Versammlung für die rege Theilnahme und
schliesst die Verhandlungen der Abtheilung.
Regimentsarzt Dr. Kirchenberger dankt im Namen der Abtheilung
dem Präsidenten, dem Einführenden und den beiden Schriftführern für
ihre Bemühungen.
Neuere Arzneimittel. 1 )
Von Dr. H. Salzmann — Berlin.
Loretin ist die von Professor Claus dargestellte Metajodortho-
oxychinolinanasulfonsäure und soll als Ersatz des Jodoforms dienen.
Das Loretin ist im Aussehen dem Jodoform ähnlich, indem es ein
krystallinisches, schwefelgelbes Pulver vorstellt, welches jedoch vollkommen
geruchlos ist und sich in Wasser und Weingeist nur sehr wenig, in
Aether und Oelen gar nicht löst. Mit Oelen und Kollodium giebt dasselbe
jedoch haltbare, zu manchen therapeutischen Zwecken vorzüglich geeignete
Emulsionen,
’) Siehe Heft 12, 1894, Seite 555.
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Das Loretin ist zuerst von Schinzinger geprüft und als Antiseptikum
empfohlen worden. Bei seinen werthvollen antiseptischen Eigenschaften
hat es gegenüber dem Jodoform den Vorzug der völligen Ungiftigkeit.
Es findet allein oder mit Magnesia usta oder Rhizoma iridis gemengt
Anwendung als Streupulver auf Wundflächen, zum Einblasen in Wund¬
kanäle, auf Brandwunden, Geschwüre u. s. w. Die oben erwähnte
Collodiumemulsion empfiehlt sich bei Erysipel, Ekzem, Lupus u. s. w.
Mit Watte zusammen giebt es einen für Wunden geeigneten Deckverband,
ln Form von Stäbchen wendet man das Loretin bei eiternden Fistelgängen
an. Auch das Natrium-, Wismuth- und Calciumsalz, von denen das
erstere mit orangerother Farbe in Wasser löslich ist, findet therapeutische
Verwendung.
Nach Bluhm und Bärwald ist das Loretiu physiologisch als ein
starkes Jodpräparat zu betrachten, dessen antiseptische Kraft auf der
allmählichen Abspaltung von Jod beruht, und zwar tritt im Vergleich mit
Jodoform die Jodabspaltung schneller ein. Die Gefahr einer Intoxikation
ist nach den genannten Autoren bei dem Wismuthloretin geringer als bei
dem Loretin. Das neutrale Loretincalcium soll keine antiseptische Kraft
besitzen.
Entgegen der Ansicht von Blum und Bärwald theilte F. Stohr
auf der diesjährigen Naturforscherversammlung mit, dass das Loretin
kein Jod abspalte, weshalb Jodintoxikationen bei Anwendung des Mittels
ausgeschlossen seien. Nach demselben Autor wirken Loretinlösungen von
1:2000 noch stark antibakteriell.
Lycetol ist das weinsaure Salz des Dimethylpiperazins. Es wird
auf Grund der von Wittzack erhaltenen günstigen Versuchsergebnisse
von den Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co. als neues Harnsäure
lösendes Mittel in den Handel gebracht.
Das Lycetol bildet ein klein granulirtes Pulver, das bei 243 ° schmilzt
und in Wasser leicht löslich ist. Der Geschmack ist etwas säuerlich,
hu Organismus wird das Lycetol gespalten; das abgespaltene Dimethyl-
piperazin bildet mit Harnsäure ein leicht lösliches Salz; die Weinsäure
verbrennt zu Kohlensäure und macht das Blut alkalischer.
Wittzack rühmt die gute Wirkung des Lycetols als Gichtmittel und
stellt es hinsichtlich seiner diuretischen Wirkung über das Piperazin des
Handels. Die Verabreichung erfolgt in Pulvern oder in Lösung. Die
Dosirung durfte die gleiche wie beim Piperazin sein. Zur subkutanen
Injektion scheint sich das Mittel nicht zu eignen.
Lysidin ist gleich dem Lycetol ein harnsäurelösendes Mittel. Nach
Mittheilungen von Professor Ladenburg ist unter Lysidin das Methyl-
glyoxalidin oder Aethylenäthenylamidin zu verstehen. Es wird im
Grossen von den Höchster Farbwerken durch Erhitzen von Aethylen-
diaminchlorhydrat mit essigsaurem Natrium dargestellt und aus dem so
erhaltenen Chlorhydrat in Freiheit gesetzt.
Das Lysidin bildet eine sehr hygroskopische, weissröthliche krystal-
linische Substanz von eigentümlichem Geschmack, der indessen in
wässrigen Lösungen, zumal wenn dieselben sehr kalt sind, nicht unangenehm
empfunden werden soll. Die wässrige Lösung des Lysidins stellt nach
Ladenburgs Angabe ein vorzügliches Lösungsmittel für Harnsäure dar.
Auf diese Eigenschaft stützt sich die therapeutische Verwendung des
Körpers, der nach den angestellten klinischen Versuchen durchaus
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unschädlich ist und zu einem wichtigen Heilmittel bei allen Krankheiten,
die auf Harnsäureabscheidung beruhen, zu werden verspricht.
Auch Grawitz hat das Lysidin geprüft und gefunden, dass dasselbe
bei akuten Gichtanfällen von vortheilhafter Wirkung ist. Schmerzen und
Schwellungen der Gelenke gingen nach Gaben von 2 bis 5 g prompt
zurück.
Es wird zweckmässig in kohlensaurem Wasser gegeben, und zwar
zu 1 bis 5 g täglich.
Migränin, das mit Aufwendung vieler Reklame in den Handel
gebrachte Mittel, besteht nach Hoffm ann aus einer Mischung von 91 Theilen
Antipyrin und 9 Theilen Coffeinum citricum, nach Ewald aus85Theileu
Antipyrin, 9 Theilen Coffeinum purum und 6 Theilefc Acidum citricum.
Indessen sollen nach Mittheilungen von auderer Seite Mischungen, die
nach einer dieser Vorschriften bereitet wurden, alsbald feucht werden,
während das Höchster Präparat sich trocken hält.
Neurodin ist Acetylparaoxyphenylurethan und wird von E. Merck
in Darmstadt fabrikmässig hergestellt.
Es bildet färb- und geruchlose Krystalle und ist in kaltem Wasser
nur sehr wenig (1: 1400), in heissem Wasser leichter (1 : 140) löslich. Es
schmilzt bei 87 °.
Das Neurodin ist nach v. Me ring ein Antipyreticum, besonders
aber em Antineuralgicum. Es setzt in Gaben von 0,5 g die Temperatur
um 2,5 bis 3,0 ° herab. Als schmerzstillendes Mittel bei Neuralgien wirkt
es in Gaben von 1,0 bis 1,5 g. Nachtheilige Wirkungen waren nicht zu
beobachten.
Salacetol, früher auch Sa]icylacetol'genannt, ist der Salicylsäure-
ester des Acetols und wird durch Erhitzen von Monochloraceton mit
Natriumsalicylat dargestellt. Es ist mit der Absicht in den Arzneischatz
eingeführt, das Salol, welches im Organismus Phenol abspaltet, zu
ersetzen.
Es bildet feine, leichte, glänzende Nadeln, ist schwer in kaltem und
auch nur wenig in heissem Wasser löslich. Von heissem Alkohol und
Aether wird es leicht gelöst. Der Geschmack ist schwach bitter.
Bourget und Babey halten das Salacetol für eines der besten und
sichersten Desinficientien des Verdauungskanals und haben es mit aus¬
gezeichnetem Erfolge bei choleraähnlichen Diarrhöen angewandt. Auch
bei akutem und chronischem Rheumatismus hat das Mittel gute Dienste
geleistet.
Das Salacetol wird bei Erwachsenen zu 2 bis 3 g täglich gegeben,
und zwar bei Diarrhöen am ersten Tage in Rizinusöl, an den folgenden
Tagen ohne dieses.
Salophen ist Acetylparaamidophenolsalicylsäureester und soll gleich
dem Salacetol ein Ersatzmittel für das Salol sein.
Es bildet kleine dünne, in kaltem Wasser fast unlösliche, in heissem
Wasser etwas leichter lösliche Blättchen. Warmer Alkohol und Aether
lösen das Mittel leicht.
Bei der inneren Anwendung wird das Salophen durch den alkalischen
Darmsaft in Salicylsäure und Acetylparaamidophenol gespalten. Dem
Ersteren kommen antiseptische, dem Letzteren antipyretische Eigenschaften
zu. Guttmann hat gute Erfolge mit 3 bis 5 g Salophen pro die bei
akutem Gelenkrheumatismus mit hohem Fieber gesehen. Das Präparat ist
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nach Siebei relativ ungiftig und dürfte überall da angewendet werden
können, wo bisher Salol gegeben wurde.
i Drewes hat das Salophen in der Kinderpraxis angewandt und kommt
auf Grund seiner Versuche zu dem Ergebniss, dass dasselbe ein sehr
gutes Antirheumaticum bei akutem Gelenkrheumatismus ist, welches in
der Kinderpraxis allen anderen Mitteln vorgezogen zu werden verdient,
dass es ein brauchbares Antipyretikum und ein recht gutes Neuralgicum
ist. Die Einzeldosis beträgt 0,3 bis 0,5 g.
Tannigen ist ein Acetyltannin, in dem zwei Essigsäurereste enthalten,
drei Hydroxylgruppen aber nicht angegriffen sind. Das Präparat wird auf
Anregung von Professor Hans Meyer von den Farbenfabriken vorm.
Bayer & Co. in Elberfeld im Grossen dargestellt und soll vorzugsweise
ein Adstringens für den Darm sein.
Es bildet ein gelblichgraues, geruch- und geschmackloses, kaum
hygroskopisches Pulver, das in kaltem Wasser kaum und in heissem
Wasser auch nur in Spuren löslich ist.
Das Tannigen kommt erst im Darm allmählich zur Wirkung, während
es im Magen ungelöst bleibt.
Nach Mittheilung von F. Müller ist das Tannigen, in Mengen von
0,2 bis 0,5 g dreimal täglich verabreicht, für gewöhnlich hinreichend, um
eine Wirkung bei chronischen Durchfällen zu erzielen. Indessen konnten
auch grössere Mengen ohne schädliche Nebenwirkung gegeben werden,
so dass die Verordnung und Verabreichung des Mittels messerspitzenweise
erfolgen kann.
Thermodin ist Acetylparaaethoxyphenylurethan und wird gleich
dem oben erwähnten Neurodin ebenfalls von E. Merck in Darmstadt in
den Handel gebracht.
Das Thermodin krystallisirt in weissen Nadeln, ist geruch- und fast
geschmacklos, schmilzt bei 86 bis 88° C. und lösst sich in kaltem Wasser
sehr wenig (1 : 2600), in kochendem etwas mehr (1 : 450).
Nach v. Mering tritt auf Gaben von 0,5 g bei Fiebertemperaturen
von 39 bis 40° in der Regel eine Temperaturherabsetzung um 2,0 bis 2,5°
ein. Die Einzelgabe beträgt 0,5 bis 0,7 g, für Phthisiker 0,3 g. v. Mering
empfiehlt, das Thermodin nur als Fiebermittel, nicht als Antineuralgicum
zu verwenden. (Vergleiche Neurodin.)
Thioform. Mit diesem Namen wird das basisch dithiosalicylsaure
Wismuth bezeichnet. Das Präparat wird von der Firma Speyer & Grund
io Frankfurt a. M. in den Handel gebracht.
Das Thioform stellt ein geruchloses, gelbbraunes, in Wasser, Spiritus
und Aether unlösliches Pulver mit einem Gehalt von etwa 71 % Wismuth-
oxyd dar.
Die neue Verbindung soll ebenso wie das oben schon behandelte Loretin
als Ersatz für das Jodoform dienen. Nach Untersuchungen von Professor
L. Hoffmann kann das Mittel in der Chirurgie, sowohl bei frischen
Wunden, wie bei der Behandlung von Geschwüren, ferner auch bei Haut-
und Augenkrankheiten die höchste Beachtung beanspruchen. Es vermag
in vielen Fällen das Jodoform vollständig zu ersetzen und verdient in
solchen Fällen vor diesem den Vorzug, weil es geruchlos und ungiftig
ist. Die letztere Eigenschaft ist daraus zu schliessen, dass Hunde bis
zu 10 g, Pferde bis zu 100 g innerlich ohne Störung ihres Wohlbefindens
ertrugen. Das Thioform wirkt nach Hoffmann auch blutstillend, wenn
man die blutenden Wunden reichlich damit einpudert. Schliesslich ist es
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auch als theilweiser Ersatz des Cocains zum Einpudem in das Auge
empfohlen worden wegen seiner anästhesirenden Wirkung.
Tussol ist mandelsaures Antipyrin. Es wird von Kehn als spezi¬
fisches Keuchhustenmittel empfohlen. Die Prüfung des Präparats in etwa
60 Fällen von Keuchhusten ergab für die Mehrzahl eine rasche güustige
Beeinflussung der convulsiven Hustenanfälle sowie des Erbrechens und
der Appetitlosigkeit. Die Verabreichung erfolgt am besten in wässeriger
Lösung. Eine Geschmacksverbesserung wird zweckmässig durch Zusatz
von Sirupus cort aurant herbeigeführt.
Die Einzelgabe ist je nach dem Alter der Kinder auf 0,05 bis 0,5 g
zu bemessen und 2 bis 4 mal täglich zu wiederholen. Die gleichzeitige
Verordnung von Milch und Alkalien ist zu vermeiden.
Aus dem Giornale medico del Ro. esercito e della Ra. marina.
L’Ittiolo nella cura di alcuni morbi oculari e specialmente
della blefarite cigliare. Septemberheft.
» Dr. Rho empfiehlt die Behandlung der blepharitts ciliaris mit lOprozen-
tigem Ichthyollanolin Er hat dieses Mittel bisher in 9 Fällen angewendet
und ist von seiner guten Wirkung überrascht gewesen, selbst dort, wo er von
der Pagenstecherschen Salbe und den sonst gebräuchlichen Quecksilber¬
präparaten keinen Erfolg gesehen hatte. Auch in vernachlässigten Fällen,
nach jahrelangem Bestehen des Leidens, wenn schon Geschwüre und
Borken vorhanden waren, trat in 1 bis 3 Wochen Heilung ein. Rho wandte
eine Lanolinsalbe mit 10 bis 15% Ammon, sulfoichthyol. an und verrieb
dieselbe nicht im Auge und auf den Lidern, sondern strich sie ins
Auge, um sie dort sich selbst zur Verreibung durch die Lidbewegung
zu überlassen. Daneben sorgte er nur für Reinlichkeit an den Augen
und Entfernung der Borken. Diese Therapie sei einfach, angenehm
und wirkungsvoll. Dieselben guten Resultate batte er mit der Anwendung
des Ichthyols gegen Gerstenkörner, besonders bei den an steten Rezidiven
leidenden Personen und auch (mit 1% bis 2prozentigen Lösungen des
Ichth.) in der Behandlungein facher und phlyktänuläref Bindehautentzün¬
dungen. Diese Wirkungen des Medikaments stehen mit den Ergebnissen der
Untersuchungen über die pharmakodynamischen Eigenschaften des Ichthyols
völlig im Einklänge.
Ricerche sul colera del 1893 nel secondo dipartimento militare
marittimo. Augustheft.
A. Pasquale veröffentlicht die Ergebnisse seiner Untersuchungen
über die im Sommer 1893 unter den Marinemannschaften zu Neapel
vorgekommenen Cholerafällle. Einen kurzen Bericht darüber hatte er
bereits in der 14. Sektion des XI. internationalen Kongresses zu Rom
gegeben.
Nachdem im Herbst 1892 unter der Zivilbevölkerung Neapels zwei
sporadische Todesfälle an Cholera vorgekommen waren, erkrankten vom
12. bis 29. November 1892 von der Besatzung des Panzers „Re Umberto“,
der schon mehr als drei Monate im Kriegshafen lag, 21 Mann an leichten
Durchfällen. Bei einem von diesen (dem zuletzt Erkrankten), der ins
Lazareth aufgenommen wurde, wurden die Dejektionen bakteriologisch
untersucht und Choleravibrionen gefunden. Der Mann war nach drei
Tagen gesund. Dank den sogleich vorgenommenen gründlichen Desin¬
fektionen und sanitären Maassnahmen kam nun bis Mitte Juli 1893 kein
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Fall mehr vor. Am 14. Juli 1893 brach in der Stadt wieder die Cholera
aus, und es wurde auch auf dem „Re Umberto“ ein verdächtiger Fal)
beobachtet, der nach drei Tagen geheilt war. Von nun an bis Mitte
Oktober 1893 kamen 18 Erkrankungen an Cholera an Bord der im Hafen
liegenden Kriegsschiffe und unter den Mannschaften der Arsenale vor, und
zwar so vertheilt, dass nur auf ein Schiff 3, auf ein anderes 2 Falle
kamen. Alle wurden im Lazareth behandelt, und P. hat aus den Unter¬
suchungen der Dejektionen, des Urins und der Leichen folgende zum Theil
wichtige Resultate erhoben.
Es sind 52 Entleerungen von 17 Kranken untersucht worden. Elf
Mann von diesen siebzehn wurden gesund. Unter den Entleerungen
waren nur 16 wirkliche Reisw f asserstühle. Die übrigen waren verschieden,
einige von ihnen fest, geformt und von normaler Farbe. Nur drei Stühle
reagirten sauer. In allen klinisch als Cholera bezeichnetcn Fällen, ausser
einem, wurden Kommabazillen gefunden (Kultur). Der eine negative Fall
betraf einen Rekonvaleszenten. In den Reiswasserstühlen fälten die
Spirillen nie. Sie wurden aber auch in den Fäces von bräunlicher, grün¬
licher, fleischwasserfarbener und fester Beschaffenheit gefunden, und zwar
bei den Stühlen von normalem Aussehen stets nur in dem Schleimüberzug
der Scybala. In den sauer reagirenden Stühlen wurden sie vermisst.
Ein völlig Gesundeter entleerte noch 27 Tage nach dem Auftreten der
ersten Krankheitserseheinungen vollgiftige Choleraspirillen. Bei den
meisten Kranken verschwanden die Kommabazillen nach 3 bis 8 Tagen.
Einmal konnten sie schon einen Tag nach dem Auftreten der Krankheit nicht
mehr gefunden werden. Dieser Kranke starb sehr bald. Viermal wurden
die Bakterien in Reinkulturen gefunden (ganz frische Erkrankungen), sonst
daneben meist bewegliche Bazillen aus der Gruppe des bact. coli comm.
oder der bac. neapolit. Emmerich. Sowohl im Verlaufe der einzelnen
Erkrankungen wie in einem in sterilem Gefässe aufbewahrten Cholerastuhle
überwucherten mit der Zeit die anfangs scheinbar fehlenden oder seltenen
Nebenbakterien die Spirillen, so dass diese schliesslich verschwanden.
Die beweglichen Bazi 11 S\ aus der Gruppe des bact. coli comm. gaben
gleichfalls die Indolreaktion.
Im Urin wurden nie Choleraspirillen gefunden. Die Eiweissprozente
verhielten sich nicht gerade, sondern umgekehrt proportional zur Schwere
der Erkrankung. P. erklärt das dadurch, dass die Nieren, welche viel
Gift ausscheiden, den Körper also entlasten, auch stärker entzündet
werden.
Die Autopsie ergab ausser den Zeichen einer akuten Darmentzündung
so geringe Veränderungen im Körper, dass man das schwere Bild der
Erkrankung daraus nicht zu erklären vermag. Die Cholerabazillen wurden
mit einer Ausnahme nur im Darm gefunden. Einmal fanden sich dagegen
(22 Stunden p. mort.) die Bazillen in Reinkultur auch in einem Wenig
fadenziehender, gallig aussehender Peritonealflüssigkeit.
Ueber die muthmaasslichen Verbreitungswege dieser kleinen Epidemie
äussert sich Verfasser dahin, dass nach den bakteriologischen Unter¬
suchungen und den erhobenen Thatsachen eine Infektion des städtischen
Trinkwassers, mit dem auch die Schiffe versorgt wurden, und des Hafen¬
wassers auszuschliessen sei. P. fand aber unter 12 Untersuchungen der
Dejektionen von Leuten, die während dieser Epidemie an einfachen, leichten
Darmkatarrhen zu leiden schienen, einmal echte Cholerabazillen. Da nun
von der Zeit an, zu welcher im Herbst 1892 die ersten wenigen Cholera-
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falle beobachtet wurden, bis zum Ausbruch der eigentlichen Epidemie im
Spätsommer 1893 in Neapel die Zahl der an Durchfallen Erkrankten
auffällig gross gewesen ist, und sowohl im Herbst 1892 wie im Sommer 1893
bei solchen leichten Durchfallen theilweise Spirillen nachgewiesen worden
sind, so schliesst P., dass die Infektion zu Neapel in der Zwischenzeit
nicht erloschen gewesen sei, sondern dass das Virus, aus besonderen
Gründen abgeschwächt, fast unschädlich unter der Einwohnerschaft zirkulirte
und so in den Leibern der Träger' überwinterte 1 )* Die Verbreitung der
Infektionsträger wird durch die Leichtigkeit der von ihnen erzeugten Krank¬
heiten sehr begünstigt.
Nach P. kann der Befund der Choleraspirillen wohl die klinische
Diagnose Cholera bestätigen, doch können Leute, deren Dejekte die Mikro¬
organismen enthalten, dabei ganz gesund sein.
Es besteht keine Beziehung zwischen der Zahl der Vibrionen und
der Schwere der Erkrankung. Diese hängt allein von dem Grade der
Virulenz und einer eventuellen sekundären Infektion ab. Wahrscheinlich
bestehen morphologische und biologische Varietäten der Vibrionen. Die
Choleranephritis ist eine toxische. Die Anurie kann fünf Tage dauern,
ohne dass das Leben dadurch gefährdet wird. Die Cholera ist eine
Toxicämie.
Contributo alle patogeuesi della porpora emorragica. Juliheft.
Salvatore Ajello schliesst an den Bericht über einen sehr genau
studirten Fall von Purpura haemorrhagica eine Erörterung seiner Ansichten
über die bisher noch dunkle Pathogenese dieser Krankheit. Der Befund
bei der physikalischen, chemischen und bakteriologischen Untersuchung
von Blut, Mageninhalt, Urin, Stuhl sowie die Krankheitsgeschichte bringen
den Verfasser zu der Ueberzeugung, dass die Krankheit, wie schon früher
besonders für die schwereren Fälle mit typhösem Habitus angenommen*),
toxischen Ursprungs sei. Er hatte Grund zur Annahme, dass das Primäre
eine Vermehrung der Fermentationsprozesse im Verdauungskanal sei, was
sich in den subjektiven und objektiven Störungen der Mngendarmfunktion
äussere. Die Folge davon sei eine vermehrte Produktion von Toxinen
und anderen schädlichen organischen Verbindungen der regressiven Meta¬
morphose im Körper, und diese Autointoxikation bedinge dann das eigent¬
liche ens morbi, die Veränderung der Blutbeschaffenheit (Hämatolyse) und
zuweilen selbst der Gefässwände. So erklärten sich sämmtliche Symptome,
auch die nervösen, und dem Bilde einer Vergiftung käme die Krankheit
tkatsächlich auch am nächsten. Die Untersuchungen in dem beobachteten
Falle sind sehr eingehende und stellen der Fähigkeit des Untersuchenden
sowohl wie der Ausstattung und Benutzung der in jedem grösseren
Garnisonlazareth in Italien vorhandenen Untersuchungsstationen ein glän¬
zendes Zeugniss aus. Die Chlorose und die Anämie sind übrigens schon
lange auf die oben beschriebene Weise zu erklären versucht worden. Das
aus der Ueberzeugung des Verfassers hergeleitete und in Anwendung
gezogene therapeutische Verfahren, Antisepsis des Darmkanals mittels
Salzsäure, Pepsin, warmen Tannin-Enteroklysmen, Calomel, Naphthalin,
beseitigte die Krankheit, die schon längere Zeit mit anderen Medikamenten
erfolglos behandelt war, schnell, während die Befunde der Blut-, Urin- und
*) Krell, Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankheiten Bd. XVIII.
2 ) Strümpell, Bd. 3 S. 248 u. ff.
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Stuhluntersuchungen normale wurden. Ein zweiter Fall bestätigte die
Ansichten des Verfassers und verlief unter gleicher Behandlung identisch;
ein dritter, sehr leichter, ähnlich. Den Anstoss zur Erkrankung gaben
zweimal Erkältungen, das dritte Mal ein Diätfehler.
Sulla resezione e legatura della safena interna nel trattamento
delle varici. Augustheft.
Lastaria spricht seine Ueberzeugung über den Entstehungsmodus
der Krampfadern dahin aus, dass die mechanischen Storungen der Blut¬
zirkulation in den Venen der unteren Extremitäten und besonders in der
saphena major in der bei Weitem grosseren Zahl der Fälle das Primäre
sei; es konnten dann allerdings, durch Mitbetheiligung der vasa vasorum,
vasomotorische Storungen, Mangel der Klappen u. a. Veränderungen der
Wandungen der Blutadern ein treten, die die Krankheit verschlimmerten.
Bei Gichtikern möge zuweilen die umgekehrte Reihenfolge statthaben.
Die Therapie müsse darum gleichfalls eine eminent mechanische sein.
Das Meiste leiste jedenfalls die Operation. Man befinde sich in einem
Irrthum, wenn man sich vorstelle, dass man durch dieselben den meter¬
hohen Blutdruck der ven. iliaca und cava inf. von den Venen der unteren
Extremitäten abhalte. Höchstens könne man den direkten Druck durch
die Saphena in einen auf Umwegen indirekt und gemildert ein wirken den
Timändern. Der wahre Grund der durch die Operation erreichten Besse¬
rungen sei vielmehr darin zu suchen, dass erstens nach der Ausschaltung
der saphena maj. das venöse Blut vornehmlich durch die tieferen, unter
der Wirkung der Muskelkontraktion stehenden Venen zurückgeführt werde,
während die im lockeren subkutanen Bindegewebe liegenden Saphena-
Aeste mit dem Stamme zu soliden Strängen atrophirten, und dann zweitens
vor Allem darin, dass durch die Ausschaltung eines so beträchtlichen
Theiles dos venösen Gesammtlumens in den unteren Extremitäten, nach
einem bekannten physiologischen Gesetze die Zirkulation in den übrigen
Theilen des Lumens eine schnellere würde. Lastaria bevorzugt die
Resektion eines Theiles der Vene als Operationsmethode. Er hält sie in
allen Fällen, auch bei einfachen Varicen, welche erhebliche Beschwerden
machen, indizirt und meint, man könne für gute Resultate garantiren, wenn
die Saphena deutlich sichtbar erweitert und insuffizient sei. Ein von ihm
mit der Resektion eines Theiles der ven. saphen. maj. und eines
grossen Venen-Packetes unter Blutleere behandelter 26jähriger Reservist
war von seinen Beschwerden und von seinen Krampfadern, trotzdem er
stehend schwer hatte arbeiten müssen, noch nach einem Jahre befreit
Man sieht aus dieser Arbeit recht deutlich, wie unklar noch die
Ansichten über die Pathogenese der anscheinend so leicht zu verstehenden
Krampfaderkrankheit sind. Dass durch Abschlüssen selbst der klappen¬
losen Saphena der Blutdruck in den peripher gelegenen Venen nicht
verringert wird, ist klar. Andererseits ist auch L. sicherlich in einem
Irrthume, wenn er meint, dass der schnellere Blutlauf in den nach der
Operation restirenden Venen etwas an sich Günstigeres wäre. Der Druck
in den Venen, nach Verfasser die mechanische Ursache der Varicen, wird
dadurch nicht geringer. Andererseits wird ein Militärarzt nach seinen
Erfahrungen am allerwenigsten geneigt sein, mechanische Verhältnisse als
Hauptursache der Krampfadern auszuschliessen.
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Ernia inguinale congenita operata col metodo Bassini, seguita
da influenza. Juniheft.
Guerra erzählt einen Fall von angeborenem Leistenbruch, der nach
der Methode Bassinis radikal operirt worden war und bei dem das
Resultat ein vorzügliches blieb, trotzdem der Operirte am zweiten Tage
nach der Operation an einem Influenzaanfall mit heftigem, dauernden
und Opiaten sowie Morphium nicht weichenden Husten erkrankte. Die
Wunde heilte per primam. Von Rezidiven ist nicht die Rede. Immerhin
ist der Fall ein Beweis dafür, dass die auch von v. Bergmann empfohlene
Methode einem abnormen intraabdominalen Drucke genügende Wider¬
stande schafft und zwar hauptsächlich dadurch, dass ein, wie beim
Gesunden schräg durch die Bauchwand verlaufender Leistenkanal her-
gestellt wird, so dass der intraabdominale Druck selbst den Eingeweiden
den Weg nach aussen verlegt. Brecht.
Mendelsohn, Dr. M., Harninfiltration, Harnabszess und Harn¬
fisteln. Sonderabdruck aus dem diagnostischen Lexikon. Urban und
Schwarzenberg.
M. giebt auf wenigen Seiten eine Uebersicht über die oben be¬
zeichnten Leiden, wohl geeignet zur schnellen Orientirung, wie solche
gelegentlich der vielbeschäftigte praktische Arzt, für den die Aufstellung
gemacht ist, wünscht.
Steuer, Ueber Thioform. (Aus dem k. und k. Garnisonspitale zu
Krakau.) Wiener med. Wochenschr. 1894 No. 40.
Steuer empfiehlt auf das Wärmste das ungiftige, geruch- und ge¬
schmacklose Thioform bei der Behandlung des Favus (10% Vaselin-Salbe),
nässender Ekzeme, und der Mittelohreiterungen ohne tuberkulöse Basis.
Das Mittel wirkt vorzüglich austrocknend und sekretionsbeschränkend
und kaun seiner Ungiftigkeit wegen in grosser Menge aufgestreut werden.
Brosius, Die Verkennung des Irreseins. Leipzig bei P. Friesenhahn,
1894.
Brosius wünscht durch seine Abhandlung zur Aufklärung des
Publikums in Sachen des Irrenwesens beizutragen und die Meinung, dass
auch Laien über praktische, irren ärztliche Fragen zu entscheiden vermögen,
als eine irrige zu erweisen. Man kann nur wünschen, dass ihm seine
gute Absicht gelingt.
Hartmann, Dr., D ie Reform des medizinischen Unterrichts.
Berlin, Fischers mediz. Buchhdlg. 1894.
Hart mann tritt warm für eine Reform des medizinischen Unterrichts
in Deutschland ein, welcher seiner Meinung nach nicht genügend der
praktischen Ausbildung Rechnung trägt. Seine Ausführungen enthalten
so manches Bemerke ns werth e, dass auch hier auf dieselben hingewiesen sei.
Gedrückt in der Königlichen Hofbuchdruckerei von fi. 8. Mittler ft Sohn, Berlin SW., Kochstr. 68—70.
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Deutsch©
Militärärztliche Zeitschrift
Redactfon:
Prof. Dr. 3*. Generalarzt,
Berlin W M Tanbenstraese 5,
u. Dr. $• (^en9ar|, Oberstabsarzt,
Berlin N«., Chansseestraase 27.
Verlag:
#. $. aaituet & $•*«,
Königliche Hofbachhandlnng,
Berlin, Kochetraeee 68—70.
Monatlich erscheint ein Heft von mindestens 3 Druckbogen; dazu ein „Amtliches Beiblatt“. Der
Zeitschrift wird das Werk: „W. Koth’s Jahresbericht Ober die Fortschritte auf dem Gebiete
des Militär - Sanitfitswesens“ unentgeltlich beigegeben. Bestellungen nehmen alle Postämter und
Buchhandlungen an. Preis des Jahrgangs 16 Mark.
XXIV. Jahrgang. 1895. Heft 2.
Vorläufiger Bericht
über die zur Gewinnung physiologischer Merkmale für die zu¬
lässige Belastung des Soldaten auf Märschen im thierphysiologischen
Laboratorium der landwirtschaftlichen Hochschule angestellten
wissenschaftlichen Versuche^
Von
Dr. N. Zuntz, und Dr. Schumburg,
Professor der Physiologie an der land- Stabsarzt beim medizinisch*chirurgischen
wirtschaftlichen Hochschule zu Berlin. Friedrich-Wilhelms-Institut.
Durch Verfügung des Kriegsministeriums — 1354/4. 94. M. A. —
wurde zur Gewinnung physiologischer Merkmale für die zulässige Be¬
lastung des Soldaten auf Märschen die Anstellung wissenschaftlicher
Versuche angeordnet Zu diesen stellten sich den Berichterstattern fünf
Studirende des Friedrich-Wilhelms-Instituts zur Verfügung, die Herren
Bassenge, Pochhammer, Collin, Funke und Schmidt.
Durch Uebernahme einzelner Spezialaufgaben beteiligten sich an den
Untersuchungen folgende Herren, ohne deren Thätigkeit, die oft in sehr
kurzer Zeit und gleichzeitig auszuführenden vielartigen Beobachtungen
nicht möglich gewesen wären: Herr Professor Dr. Immanuel Munk
für die Bestimmungen der Mineralbestandtheile in den Ausscheidungen
während des Bilanzversuches, Herr Dr.P. F. Richter für die Bestimmungen
der Extraktivstoffe Und des Ammoniaks im Harn, Herr Dr. J. Frentzel
bei den Respirationsversuchen und den Analysen der Nahrungsmittel und
Stoffwechselprodukte, Herr cand. ehern. Falk und Herr cand. med. Nehring
bei den Gas-Analysen, Herr cand. med. Tornow und Herr cand. med.
Milit&r&rztliche Zeitschrift 1895. 4
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Fischer für die Bestimmung des spezifischen Gewichts des Blutes und
die Zählung der Blutkörperchen, Herr cand. mcd. Gerönne für die
tägliche qualitative Prüfung des Urins und der einjährig-freiwillige Militär-
Apotheker Herr Math es für die Analysen der Nahrungsmittel und
Stoffwechselprodukte.
Es lag nun in der Absicht, mit den als Soldaten eingekleideten
Studirenden Märsche auszuführen, um durch möglichst vielseitige Unter¬
suchungen des Verhaltens der Herren vor und nach dem Marsch vielleicht
den Einfluss einer verschieden hohen Belastung zu erkennen.
Die Belastung eines marschirenden Soldaten ist so lange als zulässig
zu erachten, als seine Leistungsfähigkeit beim Marschiren durch die
Belastung nicht zu sehr herabgesetzt wird und die physiologischen
Funktionen, wie Athmung, Blutkreislauf, Verdauungs-, Muskel- und Nerven-
Thätigkeit nicht erheblich sich verschlechtern. Zunächst war deshalb zu
untersuchen, welche Veränderungen durch Belastung auf dem Marsche
eintreten, zweitens, wo die Grenze der Zulässigkeit der beobachteten
Veränderung liegt Letzteres lässt sich dadurch erreichen, dass man
nach dem Marsch, falls ganz bedeutende Erschöpfungszustände eintreten
sollten, die einzelnen Funktionen prüft und die nun erhaltenen Ver¬
änderungen als Grenze der Leistungsfähigkeit auffasst. Dies ist uns mehrere
Male gelungen.
Die Schädigungen der physiologischen Funktionen des belasteten
marschirenden Soldaten sind aber nur theilweise eine Folge der Be¬
lastung allein, sie werden ebenso hervorgebracht durch vermehrte Marsch¬
leistung, drittens auch durch hohe Temperatur und grossen Feuchtigkeits¬
gehalt der Atmosphäre, viertens durch individuelle Erschlaffungszustände
und auch durch oft nur geringe körperliche Leiden (z. B. wunde Füsse).
Diese vier Faktoren führen durch erhöhte Anforderungen an die ver¬
schiedensten Organe Veränderungen der Thätigkeit derselben, schliesslich
Erschlaffung des Soldaten, im schlimmsten Fall ernstere Schädigung der
Gesundheit und sogar Gefährdung des Lebens herbei.
Die Thatsache ist Jedem, der Soldaten beobachtete, längst bekannt.
Jedoch existiren für diese längst bekannte Thatsache keine ziffernmässigen
Beläge, vor Allem ist der Einfluss eines jeden einzelnen der vier Faktoren
unbekannt. Weiter weiss man nicht, welche der physiologischen Funktionen
(Athmung, Blutkreislauf, Verdauungs-, Muskel- und Nerventhätigkeit) und
wie sie durch jede einzelne der Schädlichkeiten verändert wird.
Im Folgenden soll zunächst der Einfluss der Belastung studirt
werden. Dazu ist nöthig, dass man den Einfluss der anderen Faktoren
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nach Möglichkeit ausschliesst. Das ist leicht in Bezug auf die Weglänge
und meist möglich in Rücksicht auf die individuelle Disposition, dagegen
wird sich die Einwirkung der atmosphärischen Erscheinungen nie ganz
eliminiren lassen; deshalb können nur grosse Versuchsreihen Licht in die
Frage des Einflusses der Belastung bringen.
Der Plan unserer Untersuchungen war nun folgender. Die fünf
Stndirenden des Friedrich-Wilhelms-Instituts, welche sich uns mit auf¬
opfernder Bereitwilligkeit zur Verfügung gestellt haben, wurden vollständig
militärisch eingekleidet, sie sollten dann Märsche von bestimmter Weg-
länge (später stets 24,75 km) ausführen und zwar bei verschiedener Be¬
lastung. Hauptsächlich wurden drei Belastungsstufen innegehalten, 22 kg,
27 kg, 31 kg. Vor und nach jedem Marsch wurden nun im thier¬
physiologischen Institut, wo der Marsch begann und endete, aber auch
soweit es nothig und angängig war, während der Märsche auf den Halte¬
punkten Untersuchungen angestellt. Dieselben waren folgende:
• 1. Untersuchung des Stoffwechsels, d. h. des durch die Arbeit be¬
dingten Verbrauchs an Körper- und N ahrun gsbestandth eilen.
2. Untersuchung der Funktionen aller derjenigen Organe, von denen
man annehmen konnte, dass ihre Thätigkeit durch das schwere Gepäck
leiden konnte.
a) Messung des Luftfassungsvermögens (Vitalkapazität) der Lunge;
b) Beobachtung der Respirationsfrequenz;
c) Beobachtung des Pulses und Zeichnung sphygmographischer Puls¬
kurven;
d) Zählung der rothen und weissen Blutkörperchen und Bestimmung
des spezifischen Gewichts des Blutes;
e) Temperatur-Messungen;
f) Untersuchung des Herzens und der Leber;
g) Untersuchung des Urins auf Abweichung seiner Beschaffenheit von
der Norm;
h) Ermittelung der Promptheit und Sicherheit, mit der das Nerven¬
system messbare einfache Leistungen vermittelte, und der dazu
erforderlichen Zeit;
i) Messung der Einwirkung des Marsches auf die Leistungsfähigkeit
auch solcher Muskeln, welche nicht direkt in Anspruch genommen
waren.
Ehe wir zu den Einzelheiten übergehen, möge im Allgemeinen kurz
vorausgeschickt sein, dass die Herren, abgesehen von der Zeit, wo einzelne
derselben einer vollständigen Untersuchung aller Einnahmen und Aus-
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gaben unterworfen wurden, absichtlich in keiner Weise bezüglich ihrer
Ernährung und ihrer sonstigen Thätigkeit beschränkt waren; soweit es
die nach den schweren Märschen oft beträchtliche Nachwirkung (grosse
Mattigkeit, schlechter Schlaf, kein Appetit) zuliess, lagen sie eifrig ihrem
Studium ob. Vor dem Beginn der Versuche und nach Schluss derselben
(also im April und Juli) wurde das Ergebniss einer genauen körperlichen
Untersuchung zu Protokoll gegeben, deren Vergleich hauptsächlich nur
den Schwund des Fettpolsters zahlenmässig beweist.
Im Uebrigen sind störende Zwischenfalle auf den Märschen und durch
die Märsche nicht beobachtet worden, wenn man von den allerdings auf¬
fallend häufigen Fussleiden absieht, die zwar am häufigsten im Beginn der
Marschperiode, doch bis zum Schluss noch recht häufig die kleine Schaar
der Marschirenden verringerten.
Im Folgenden sollen nun die .Untersuchungen, vorbehaltlich einer
späteren, das ganze umfangreiche wissenschaftliche Material verwerthenden
Darlegung, in knapper Form bezüglich der Untersuchungsmethode, der
Ergebnisse und der daraus zu ziehenden wissenschaftlichen wie besonders
praktischen Schlussfolgerungen niedergelegt werden.
I. Stoffwechsel.
Die dauernde Leistungsfähigkeit des menschlichen Körpers ist ab¬
hängig von der Integrität seiner Organe. Jede Arbeit und jede Leistung
erfolgt nun unter Verbrauch von Organsubstanz, deren Ersatz durch die
Nahrung zu geschehen hat. — Der Verbrauch vollzieht sich in der Weise,
dass die organischen Substanzen sich fast so wie bei der Verbrennung im
Ofen mit dem durch die Athmung stetig zugeführten Sauerstoff der Luft
zu Kohlensäure und Wasser vereinigen, neben welchen noch aus den
Eiweisskörpern Harnstoff und andere stickstoffhaltige Produkte entstehen
und durch Harn, Koth und Schweiss ausgeschieden werden.
Wie im Ofen Wärme entsteht, welche durch geeignete Maschinen in
mechanische Kraft umgesetzt w'erden kann, so entsteht auch bei der
Spaltung und Oxydation der Organbestaudtheile Wärme und mechanische
Kraft (Muskelleistungen). Nach dem Prinzip von der Erhaltung der
Energie ist die Wärmemenge bezw. deren Aequivalent an mechanischer
Energie, welche eine gegebene Substanz bei ihrer Verbrennung erzeugt,
eine ganz konstante, unter welchen Bedingungen auch die Verbrennung
erfolgen mag. Diese Verbrennungswärme, ausgedrückt in Wärmeeinheiten,
„Calorien“, bezw. in Krafteinheiten, „Kilogrammmetem“, ist nun für die
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einzelnen Bestandtheile des Körpers und der zum Ersatz dienenden
Nahrung durch genaue Versuche festgestellt. Kennt man daher die Art
und die Menge der im Körper umgesetzten Stoffe, so weiss man auch, wie
gross die zur Verfügung stehende Kraftmenge ist, und erfahrt, wenn man
diese mit der wirklich geleisteten Arbeit vergleicht, wie ökonomisch der
Körper als Bewegungsmaschine gearbeitet hat.
Durch frühere Versuche wissen wir, dass der Nutzeffekt unter gün¬
stigen Umstanden etwa 33 % des Energiewerthes der umgesetzten
Stoffe betragt, aber auoh erheblich, bis auf die Hälfte dieses Werthes,
sinken kann.
Je geringer der mechanische Nutzeffekt, desto grösser ist die ent¬
stehende 'Wärmemenge und mit ihr bei bedeutender Arbeit die Gefahr
der Ueberhitzung des Körpers.
Ungünstig beeinflusst wird der mechanische Nutzeffekt, wie frühere
Versuche gelehrt haben, durch übermässige Beanspruchung einzel ner
Muskeln. Wenn die stärkere Belastung solche herbeiführt, wird der
Schaden dadurch messbar sein, dass der Stoffverbrauch, berechnet auf die
Arbeitseinheit, ein grösserer wird. Eine solche Steigerung des Stoff¬
verbrauchs verdient also, wie ebenfalls aus älteren Studien an arbeitenden
Menschen bekannt ist, deshalb alle Beachtung, weil bei Fortdauer und
Steigerung der Ueberanstrengung sich an diese quantitative Aenderung
des Stoffwechsels im thätigen Muskel eine qualitative anschliesst, dadurch
bedingt, dass die Blutzufuhr zum Muskel mit dem Bedarf nicht mehr
Schritt hält und nun eine tiefergreifende Zersetzung seiner Substanz,
welche für lange Zeit die Leistungsfähigkeit mindert, Platz greift
(Overtraining).
Aber auch für den Fall, dass es nicht zu dieser extremen Schädigung
des Körpers kommt, und sie wurde in unseren Versuchen selbst¬
verständlich vermieden, muss man daran denken, dass der Stoffverbrauch
deä angestrengt marschirenden Soldaten an der oberen Grenze dessen
steht, was er durch Nahrungsaufnahme wieder ersetzen kann. Jede er¬
hebliche Mehrbeanspruchung wird daher auf Kosten des Bestandes der
Organe erfolgen.
Dies sind die wesentlichsten Momente, welche es nothwendig machten,
in unseren Versuchen den Stoffverbraudh des marschirenden Soldaten zu
ermitteln; der scheinbar einfachste Weg hierzu, die Messung der Nahrungs¬
aufnahme bei Kontrole des Körpergewichts, führt nicht zum Ziele.
Das Gewicht ändert sich mit dem Wasservorrath des Körpers, der
gerade bei Arbeitenden bedeutende Schwankungen erleidet, wie
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unsere Bestimmungen der Dichte des Blutes vor und nach dem Marsch
gelehrt haben. Es kann ferner Vorkommen, dass ein Bestandteil der
Nahrung, etwa Eiweiss, im Körper angesetzt wird und dafür ein anderer
Stoff, etwa Fett, von den Vorräten des Körpers entnommen und ver¬
braucht wird. Sicheren Entscheid über die Aenderungen, welche unter
der Einwirkung der Märsche im Körper vor sich gehen, liefert daher nur
der sogenannte Bilanzversuch mit vollständiger Kontrole aller Einnahmen
und Ausgaben. — Bei einem solchen „Bilanzversuch“ lehrt der Vergleich
der Eiweisszufuhr in der Nahrung mit der Stickstoffausscheidung in Ham,
Koth und Schweiss, wie sich der Ei weissbestand des Körpers geändert
hat, während die Kohlensäureausscheidung durch die Atmung und die
Sauerstoffaufnahme die Grundlagen einer relativ einfachen Rechnung
liefern, welche ergiebt, in welchen Mengen die neben dem Eiweiss noch
in Betracht kommenden zwei Nährstoffe, die Kohlehydrate und die Fette,
an dem Umsatz theilnehmen. Die Berechnung stützt sich auf die That-
sache, dass bei der Verbrennung der Fette auf einen Raumtheil ver¬
brauchten Sauerstoffs nur 0,7 Raumtheile Kohlensäure entstehen, während
bei der Verbrennung der Kohlehydrate das Volum beider Gase das
gleiche ist.
Die Messung des Einflusses der Arbeit auf den Eiweissumsatz wird
nun noch dadurch erschwert, dass die in Folge der Arbeit gebildeten
stickstoffhaltigen Stoffwechselprodukte nicht unmittelbar in den Aus¬
scheidungen erscheinen, sondern erst, wie Argutinsky gefunden hat, im
Verlaufe einiger Tage. Als Beleg hierfür sei die an Herrn Pochhammer
beobachtete Stickstoffausscheidung im Ham bei Ruhe, während und nach
anstrengenden Märschen mit 31 kg Belastung angeführt. Die Kost war
alle Tage dieselbe, genau analysirte.
24. Juni
Ruhe.
12,36 g
Stickstoff,
25. „
Ruhe.
12,43 „
75
26. „
erster Marschtag .
13,45 „
15
27. „
zweiter „
15,37 „
r>
28. „
dritter „
15,6ü,„
75
29. „
erster Ruhetag
15 f o# „
75
30. ,
zweiter „
13,73 „
75
1. Juli
dritter „ *
12,85 „
75
Wir sehen, dass erst am dritten Ruhetage die durch die Märsche be¬
dingte Mehrausscheidung von Stickstoff ihr Ende gefunden hat und wieder
annähernd der frühere Ruhewerth erreicht ist.
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Ganz anders steht es mit den gasförmigen Produkten: Die Sauer¬
stoffaufnahme und die Kohlensäureausscheidung ist schon in der ersten
Minute der Arbeit mächtig gesteigert und erreicht in der zweiten, längstens
in der dritten Minute jenen hohen Werth, welchen sie weiterhin wahrend
der ganzen Arbeit beibehält. Ebenso rasch, wie er angestiegen, kehrt aber
auch nach der Arbeit der Gas Wechsel wieder zur Norm zurück, und 10,
längstens 15 Minuten nach einem vielstündigen Marsch wird nicht mehr
und nicht weniger Sauerstoff verbraucht, als auch sonst in der Ruhe.
Dieses für eine genaue Messung der durch die Arbeit bedingten Aenderungen
des Gaswechsels sehr günstige Verhalten erklärt sich daraus, dass der
Körper keinen nennenswerthen Vorrath an Sauerstoff aufspeichem kann.
Hort die Sauerstoffzufuhr durch die Athmung auf, so tritt schon nach
wenigen Minuten der Tod durch Erstickung ein, zum Beweise, dass keine
Sauerstoffreserve vorhanden ist. Analog verhält es sich mit der Kohlen¬
säure; der Körper beherbergt zwar stets grössere Mengen von diesem
Gase als von Sauerstoff, aber immerhin ist auch die Möglichkeit der Auf¬
speicherung von Kohlensäure eine sehr beschränkte und daher ihre Aus¬
scheidung ein ziemlich genaues Maass der gleichzeitigen Bildung. Da
nun alle im Körper umgesetzten Materialien Sauerstoff verbrauchen und
Kohlensäure bilden, und da die dem Verbrauch einer bestimmten Sauer¬
stoffmenge entsprechende Kraft bei Verbrennung der verschiedenen Nähr¬
stoffe annähernd gleich gross ist (die höchste Differenz beträgt 13 °/ 0 des
ganzen Werthes), hat man, auch ohne gleichzeitig die Stickstoffausscheidung
zu kennen, in dem durch die Kohlensäureausscheidung kontrolirten Sauer¬
stoffverbrauch ein ziemlich genaues Maass des gesammtcn Stoffwechsels
und der Kraftproduktion., Deshalb wurden während der ganzen Ver¬
suchsreihe von Ende April bis Anfang Juli möglichst zu Beginn und zu
Ende eines jeden Marsches je zwei Respirationsversuche gemacht, welche
die dem Marsche unter den gegebenen Verhältnissen entsprechende Grösse
der Sauerstoffaufnahme und Kohlensäureausscheidung feststellten. — Auf
die Einzelheiten der Versuchsanordnung kann in diesem kurzen Berichte
nicht eingegangen werden; es genüge die Angabe, dass dem zu Unter¬
suchenden, mit Hülfe eines Gurtes, Schlauchleitungen, welche mit Ventilen
zur Regelung des Luftstroms versehen waren, angeschnallt wurden, und
dass diese Schlauchleitungen in ein bequem zwischen Lippen und Zahn¬
reihen sich einschmiegendes Mundstück endeten, durch welches bei ver¬
schlossener Nase geathmet wurde; die ausgeathmete Luft passirte eine
Gasuhr, in welcher ihr Volum gemessen wurde, während gleichzeitig eine
Durchschnittsprobe zur Analyse aufgefangen wurde. Die Verminderung
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des Sauerstoffgehalts und die Vermehrung an Kohlensäure, welche diese
Analysenprobe gegenüber der eingeathmeten atmosphärischen Luft erfahren
hat, giebt zusammen mit der Messung der Gesammtmenge der Luft die
Grundlage zur genauen Berechnung der Sauerstoffaufnahme und Kohlensäure-
ausscheidung. Um diese Messungen bequem ausführen zu können, befand
sich der Marschirende während derselben auf einer aus Holzbohlen gebildeten
Bahn, welche die obere Fläche einer elliptischen, in sich geschlossenen,
auf Rollen gleitenden Gliederkette bildet. Diese Bahn wurde während des
Marschirens durch Maschinenkraft mit derselben Geschwindigkeit rück¬
wärts bewegt, mit welcher der Marschirende vorwärts schritt. Der
letztere bleibt daher, trotzdem er ganz unbehindert und mit nicht mehr
noch weniger Anstrengung als auf gewöhnlicher, guter Strasse marschirt,
immer an derselben Stelle. Sein Athemschlauch kann daher auch ohne
Schwierigkeit mit den feststehenden Apparaten ^zur Messung der Athmung
verbunden werden. Die Dimensionen der Bahn gestatteten es, zwei
Menschen gleichzeitig hintereinander marschiren zu lassen; dem ent¬
sprechend waren zwei Gasuhren zur Messung der ausgeathmeten Luft und
zwei Apparate zu deren Analyse bereit gestellt.
Im Ganzen wurden an Herrn Pochhammer 146, an Herrn
Bassenge 120 tadellose Respirationsversuche ausgeführt. Bei jedem
Versuche wurden mindestens zwei einander kontrolirende Analysen
der ausgeathmeten Luft ausgeführt. — Als das auffälligste Ergebniss
aller Versuche ist zunächst hervorzuheben, dass zur Zurücklegung eines
bestimmten, stets gleichen Weges am Schlüsse eines längeren Marsches,
also im Zustande der Ermüdung, fast immer eine grössere Sauerstoffmenge
erforderlich war als im frischen Zustande. Im Anschluss an frühere Er¬
fahrungen kann dies wohl nur so gedeutet werden, dass die ermüdeten
Muskeln weniger zweckmässig und darum mit grösserem Stoffverbrauch
arbeiten.
Die Grösse des Mehrverbrauchs im ermüdeten Zustande giebt uns
ein brauchbares Maass der Ermüdung und lässt uns auch mit ziemlicher
Sicherheit taxiren, welchen Grad von Schädigung der Organismus durch
den Stoffverlust erleiden würde, wenn unter solchen Umständen die an¬
strengende Arbeit noch länger fortgesetzt würde. — Es würde viel zu
weit führen, wollten wir in diesem vorläufigen Bericht alle Versuche auch
nur von diesem einen Gesichtspunkte aus erörtern, es sollen deshalb hier
zunächst nur die Ergebnisse der letzten, auf der Höhe der Uebung und
Gewöhnung an das schwere Gepäck angestellten Versuche aufgeführt
werden. Am 26., 27. und 28. Juni wurde drei Tage hintereinander mit
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schwerem Gepäck (Belastung des Mannes = 31,2 kg), dann nach vier
Ruhetagen am 3., 4. und 5. Juli mit leichterem Gepäck (Belastung
= 22,o kg) marschirt. Leider wurden die Vortheile der Belastung theil-
weise dadurch ausgeglichen, dass an den letzten drei Tagen, besonders
aber am 3. Juli, druckende Hitze herrschte, während die Märsche mit
schwerem Gepäck durch kühle Witterung erleichtert waren. Für die
folgenden Tabellen wurde durch Division der Weglänge und des Gewichts
des Marschirenden einschliesslich allen Gepäcks in die — als Mittel
mehrerer Versuche gefundene — Grosse des Sauerstoffverbrauchs diejenige
Sauerstoffinenge berechnet, welche der Mann brauchte, während er ein
Kilo seines Gewicht einen Kilometer weit in horizontaler Richtung bewegte.
Diese Sauerstoffmenge betrug bei Herrn Pochhammer, dessen Beobachtung
durch keinerlei Zwischenfall gestört wurde:
Sauerstoffverbrauch pro Kilo und Kilometer.
Marschtag
Zu Beginn des Marsches
mitschweremj mit leichtem
Gepäck
ccm ccm
Zum Schluss des Marsches
mit schwerem | mit leichtem
Gepäck
ccm ccm
1
157
—
166
162
2
151
151
176
159
3
175
149
185
156
Der Sinn vorstehender Zahlen ergiebt sich ohne Weiteres;
bei schwerem Gepäck ist zunächst ein etwas grösseres Sauer¬
stoffquantum nöthig, um dieselbe Masse gleich weit zu bewegen,
d. h. der Sauerstoffverbrauch steigert sich bei wachsender
Belastung nicht dieser resp. dem grösseren zu bewegenden
Gewichte proportional, sondern in stärkerem Verhältniss. —
Zweitens zeigt sich, dass bei schwerem Gepäck die durch die
Ermüdung bedingte Steigerung des Verbrauchs gegen Schluss
des Marsches eine sehr viel grössere ist, und drittens sehen
wir bei dem schweren Gepäck eine Nachwirkung der An¬
strengung der vorangehenden Tage, welche sich darin äussert,
dass am 3. Tage die Menge des verbrauchten Sauerstoffs schon
zu Anfang eine ungewöhnlich hohe ist, eine höhere sogar als
am ersten Tage beim Schluss des Marsches. Von dieser Kumu-
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lation der Wirkung zeigt sich bei den Märschen mit leichtem
Gepäck keine Spur, im Gegentheil es hat den Anschein, als
ob die Muskeln mit jedem Tage besser fungirten, der Sauerstoff-
Verbrauch ist am 3. Marschtage am niedrigsten. Dies hat seinen
Grund in den Temperaturverhältnissen. Am ersten Marschtage mit leichtem
Gepäck herrschte, wie gesagt, eii^e ganz ungewöhnliche Hitze, und diese
steigerte offenbar die Ermüdung und damit den Sauerstoffverbrauch ganz
erheblich. Auch an den beiden folgenden Marschtagen mit leichtem
Gepäck war die Temperatur noch sehr hoch. Ohne diesen störenden
Umstand würden die Resultate noch viel augenfälliger hervorgetreten sein.
Bei Herrn Bassenge erlitt gerade dieser entscheidende Versuch eine
unliebsame Störung durch eine Entzündung des Bandapparates an einem
Fusse, welche dazu zwang, bei ihm in der Mitte des Marsches eine
längere Ruhepause eintreten zu lassen, den Weg um etwa 4 km zu ver¬
kürzen und ausserdem den zweiten Marschtag ganz ausfallen zu lassen.
Infolgedessen trat bei ihm die kumulirende Wirkung der Schädigung
durch das schwere Gepäck nicht zu Tage, auch war bei ihm die üble
Wirkung der gewaltigen Hitze am ersten Marschtage mit leichtem Gepäck
in Folge seiner Fusskrankheit besonders fühlbar.
Die Tabelle entspricht ganz der vorstehenden.
Sauerstoffverbrauch pro Kilo und Kilometer.
Zu Beginn des Marsches
Zum Schluss
des Marsches
Marschtag
mit schwerem
mit leichtem
mit schwerem
1 mit leichtem
Gepäck
ccm ccm
Gepäck
ccm ccm
1
167
_
177
180
2
Ruhe
3
169
163
187
177
Sehr frappant tritt noch in drei anderen Marschtagen, 19., 20. und 21. Juni,
der Effekt einer geringen Verminderung der Belastung um nur vier Kilo
an dem mittleren der drei Tage in die Erscheinung. An diesen Tagen
war die Athmung nicht wie sonst unter denselben Umständen, welche
beim Marsch innegehalten waren, geprüft, vielmehr athmeten die Herren
nach Ablegung des Gepäcks indem sie auf der schräg gestellten Tret¬
bahn bergauf marschirten, wobei die Steigung 3° 44' = 6,5% betrug.
Eine solche Entlastung wird stets als Erleichterung empfunden, und dem
entsprechend trat auch trotz des Steigens die Ermüdung in der Erhöhung
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des Sauerstoffverbrauchs nicht so stark zu Tage wie sonst. Trotzdem
und obwohl auch hier zufällig der 20. Juni, der Tag des Marsches mit
leichterem Gepäck, sehr viel heis9er und sonniger war als die beiden
Vergleichstage, machte sich die Verminderung der Belastung sehr deutlich
bemerkbar. Der Sauerstoffverbrauch pro Kilometer Weg und Kilo Ge¬
wicht betrug im Mittel
vor den Märschen.= 264 ccm,
nach den Märschen mit 31,2 kg Belastung = 284 „ ,
nach dem Marsch mit 27,0 kg Belastung . = 261 „ .
Im letzteren Falle war also trotz der grösseren Hitze jegliche
Steigerung des Verbrauchs ausgeblieben, bei der schweren Be¬
lastung war sie nicht unerheblich.
Dem Sinne nach gleich, wenn auch nicht so erheblich, zeigt sich an
den gleichen Tagen bei Herrn Bassenge die Wirkung der Belastung.
Der Sauerstoffverbrauch betrug unter den gleichen Verhältnissen
wie oben
vor den Märschen im Mittel = 266 ccm,
nach den zwei Märschen mit 31,2 kg „ = 279 „ ,
nach dem Marsch mit 27,0 kg „ = 275 „ .
Zur Ergänzung und Vervollständigung der Einblicke, welche die
Untersuchung der Athmung in die Stoffwechselvorgänge beim Marsche
gewährt, wurden, wie oben schon erwähnt, drei Wochen lang bei beiden
Herren sämmtliche festen und flüssigen Einnahmen und Ausgaben des
Körpers gemessen und analysirt.
Hieraus ergab sich der Einfluss des Marsches auf die Verdauung der
Nahrungsmittel, welche möglichst regelmässig zur selben Zeit und in
genau gleicher Qualität und Quantität während der ganzen Versuchsreihe
aufgenommen wurden. Die Nahrung wurde so weit thunlich dem Ge-
schmacke der Herren angepasst, und es gelang, sie während der ganzen
Versuchszeit ohne Widerwillen und ohne erheblichere Verdauungsstörungen
aufzunehmen. Die Nahrung musste eine reichliche sein, um den erheb¬
lichen Stoffverbrauch an den Arbeitstagen zu decken und zu verhüten,
dass die Eiweiss- und Fettvorräthe des Körpers durch die Arbeit zu
sehr in Anspruch genommen würden. Auf der anderen Seite durfte der
Eiweissgehalt der Nahrung kein allzu reichlicher sein, weil es galt, die
Wirkung der Arbeit auf den Eiweissumsatz zu. studiren, diese Wirkung
aber deutlicher hervortreten musste, wenn dem Körper kein Uebersehuss
von Eiweiss in der Nahrung geboten wurde. Dadurch, dass wir vorher
mehrere Tage lang bei gänzlich der freien Neigung überlassener Er-
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nährung die Stickstoffausscheidung durch den Harn bestimmten, gewannen
wir einen wichtigen Anhalt zur richtigen Bestimmung der einzufuhrenden
Stickstoffmenge.
Die tägliche Nahrung wurde nun wie folgt normirt:
125 g mageres Rindfleisch,
150 g Cervelatwurst,
350 g Brot,
50 g Eidotter,
100 g Butter,
50 g Orangenmarmelade,
30 g Zucker,
1750 g Bier,
320 g Kaffeeaufguss aus 13 g Kaffeebohnen,
20 g Kognak.
Zu dieser von beiden Herren gleichmässig genommenen Nahrungs¬
menge wurde bei Herrn Pochhammer, dessen Stoffwechsel lebhafter
und dessen Gewicht ausserdem um 5 kg höher war, noch hinzugefugt
50 g Reis und
300 ccm sterilisirte Milch täglich.
Auf den ersten Blick dürften die ziemlich erheblichen Biermengen,
welche wir verabreichten, befremden. Wir fanden aber, dass es nicht
möglich war, das nöthige Quantum stickstofffreier Nährstoffe etwa durch
Vermehrung der Brotmenge zuzuführen* und auch bei Erhöhung der Fett¬
zufuhr war zu fürchten, dass mit der Zeit Verdauungsstörungen eintreten
würden. Besonders nach dem Marsche war der Appetit, wie die Vor¬
versuche gelehrt hatten, oft vermindert; die Aufnahme einer grösseren
Menge fester Stoffe wäre unmöglich gewesen, während das Bier gerade
an diesen Tagen wegen des starken durch den Marsch geweckten Durstes
besonders willkommen war. Um der Gefahr abnormer Zersetzungen und
dadurch bedingter Verdauungsstörungen, die den ganzen Versuch ruinirt
hätten, vorzubeugen, wurde ein besonders gutes Exportbier (Münchener
Löw'enbräu) als Getränk gewählt. Auch der Kognak WTirde im Hinblick
auf die durch die Sommerhitze nahe gelegte Möglichkeit auftretender
Verdauungsstörungen der Diät von vorn herein einverleibt.
Der Versuchstag wurde regelmässig morgens mit vollständiger Ent¬
leerung der Blase begonnen, im 24 ständigen Urin wurde der gesammte
Stickstoff nach Kjeldahl’s Methode bestimmt, ausserdem wurde im Urin
jeder einzelnen Periode das Verhältniss des Gesammtstickstoffs zu den
Stickstoffmengen, welche in Form von Ammoniak bezw. in Form von
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Harnstoff gebunden waren, ermittelt. Diese Untersuchungen, welche Herr
Dr. Richter zu übernehmen die Güte hatte, zeigten, dass an den
Marschtagen die Ammoniakmenge im Ham und auch die Masse der
Extraktivstoffe im Verhältnis zum gesammten Stickstoff vermindert
war, ein Ergebnis, welches ein Belag dafür ist, dass tiefere Störungen
des Stoffwechsels durch die Märsche nicht herbeigeführt wurden. Man
hätte an die Möglichkeit denken können, dass Milchsäure und ähnliche
Produkte unvollkommener Verbrennung in den thätigen Muskeln gebildet
und nicht vollständig zu Kohlensäure und Wasser verbrannt würden,
dann wären diese Säuren an Ammoniak gebunden im Harn erschienen.
Dies ist durch die Verminderung der Ammoniakmenge im Harn ausge¬
schlossen, ein Effekt der schwereren oder leichteren Belastung konnte
nach dieser Richtung demnach nicht gefunden werden.
Der gesammte Stickstoff war im Ham der Arbeitsperiode vermehrt,
und zwar wuchs diese Vermehrung mit jedem folgenden Marsche, sie
erreichte ihr Maximum am ersten Ruhetage nach der Arbeit. Einen
Ueberblick der Stickstoffbilanz giebt die folgende Tabelle, in welcher die
mit der Nahrung aufgenommene Stickstoffmenge, abzüglich des Verlustes
durch den Koth, der im Harn und Schweiss ausgeschiedenen gegenüber
gestellt ist.
Aus dem am Körper angesetzten bezw. dem in Verlust gegangenen
Stickstoff wurde die entsprechende Fleischmenge berechnet, da man an¬
nehmen darf, dass die Muskeln als die grösste am Körper vorhandene
stickstoffhaltige Masse auch den Haupttheil des Stickstoffansatzes bezw.
-Verlustes vermitteln.
Bilanz des Stoffwechsels berechnet auf 1 Tag = 24 Stunden.
Ver¬
suchs¬
reihe
| Pochhammer |
| Bassenge j
Stickstoff |
Aue dem
Stickstoff
Körper-
Stickstoff
Aus dem
Stickstoff
Körper-
Be-
6
0
9- «
I?
<3 5
im
Ver¬
dauten
im Harn
| und
Schweiss
berech¬
neter
Fleisch-
ansatB=g
ge wich ts-
ttnderung
im
Ver¬
dauten
im Harn
und
Schweiss
berech¬
neter
Fleiscb-
ansatz=g
gewichts-
änderung
merkungen.
1
3.
15,59
13,44
-f 63
+ 280
14,22
9,98
124,8
-f-320,o
Ruhe.
2
3
15,40
15,53
— 3,6
— 473
13,55
11,52
59,7
— 67,o
Schweres
Gepäck.
3
4
16,03
13,92
+ 62,o
+ 307
12,28
11,61
19,9
+ 80,o
Ruhe.
4
3
15,05
16,69
— 48,2
— 150
13,80
12,43
40,2
+ 40,o
Leichtes
Gepäck.
5
3
15,43
14,98
+ 12,9
10,67
10,46 |
6,2
•)
*) Der Harn des 1. Tages dieser Reihe ging bei Herrn B. verloren; am letzten Tage at.s B. kein Fleisch.
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Die Tabelle zeigt, dass die Aenderungen des Körpergewichts gleichsinnig,
aber stets sehr viel erheblicher sind, als die Aenderungen der Frisch¬
masse. Es muss so sein weil neben dem Eiweiss immer erhebliche
Mengen von Fett an gesetzt oder verbraucht werden. Dazu kommt«, dass
die Märsche, welche den Eiweiss- und Fettverbrauch steigern, auch grössere,
nicht momentan sich ersetzende Wasserverluste im Gefolge haben.
Der Eiweiss Verlust ist, wie man sieht, in der 4. Reihe bei dem
Marsch mit leichtem Gepäck aber quälender Hitze grösser als in der
2. Reihe bei schwerem Gepäck aber günstigeren Temperaturverhältnissen.
— Auch frühere Untersuchungen haben dargethan, dass die Grösse des
durch Arbeit bewirkten Eiweisszerfalles nicht der Arbeit parallel geht,
sondern durch Nebenumstände (Athemnotb, ungenügende Blutzirkulation
und Aehnliclies) beeinflusst wird. Gerade deshalb schien es wichtig, den
Stickstoffumsatz zu studiren, um zu erkennen, ob die Schwere der Be¬
lastung auch zu dieser Art von Schädlichkeiten gehört Nach den hier
gewonnenen Erfahrungen dürfen wir sagen, dass sie nur in Ver¬
bindung mit anderen ungünstigen Momenten, in erster Linie
wohl in Verbindung mit Schwüle und Hitze, im Stande sein
dürfte, erhebliche und durch die Ernährung nicht alsbald zu
ersetzende Eiweissverluste zu bewirken.
ln vorstehender Tabelle ist bei Berechnung des Stickstoffansatzes
resp. des Verlustes auch noch die Menge in Anschlag gebracht, welche
durch den Schweiss verloren ging. Zu ihrer Bestimmung wurde ähnlich
verfahren, wie dies Argutinsky in seiner auf Pflügers Anregung
unternommeneu Untersuchung über die im Schweisse ausgeschiedene
Stickstoffmeuge angegeben hat.
Aus leichtem Wollstoffe wurde ein vollständiger Anzug, bestehend
aus Hemd, Unterhose und Strümpfen, beschafft, aus demselben Stoff ein
Futter in den Helm und unter die Halsbinde genäht. Der Anzug war
vorher viele Tage lang in fliessendem Wasser ausgewaschen worden,
worauf er bei mehrtägigem Liegen in schwach saurem Nasser an dieses
nur noch einige Milligramme Stickstoff abgab.
Herr Pochhammer legte diesen Anzug drei Mal bei Märschen an.
Die angesammelten Schweissbestandtheile wurden dann mit mehrfach
erneuertem sauren Wasser vollständig ausgezogen und im Extrakt der
Stickstoffgehalt bestimmt.
Es fand sich nach Anbringung einer aus Argutinskys Versuchen
sich ableitenden Korrektur für die Stickstoffmengen, welche auf der Haut
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sitzen bleiben, und für diejenigen, welche in die äusseren Kleidungsstücke
eindringen,
am 19. Juni = 637 mg,
i> 26. * = 735 „,
„ 3. Juli = 837 „.
Die beiden ersten Versuche betrafen Märsche mit schwerem Gepäck,
der letzte war der schon mehrfach erwähnte mit leichtem Gepäck bei
drückender Hitze.
Dass die Hitze den Stoffverlust durch den Schweiss mehr noch
fordert, als die schwere Belastung, geht auch aus den Wägungen der
Marschirenden am Anfang und am Ende der Märsche hervor, wobei man
natürlich die inzwischen erfolgte Aufnahme von Speisen und Getränken
und Abgabe von Urin event. Koth in Rechnung ziehen muss. Der so
ermittelte Gewichtsverlust, die „Perspiratio insensibilis“, beruht, wie eine
Ueberschlagsrechnung leicht ergiebt, nur zu etwa i/ 2 o des ganzen Werthes
auf der Abgabe von Kohlenstoff in Form ausgeathmeter Kohlensäure,
’Vio etwa ist bedingt durch die Verdunstung von Wasser. Hiervon ver¬
dampft kaum Vio in der Lunge, indem sich die Athemluft mit Wasser¬
dampf sättigt, 9 ho wird von der Haut Oberfläche in Form von Schweiss
und Hautdunst geliefert.
Die Schweisssekretion muss daher der „Perspiratio insensibilis“
annähernd proportional gehen, ein Vergleich der Stickstoffausscheidung
durch die Haut mit dem gleichzeitigen Wasserverlust muss lehren, ob
der prozentische Gehalt des Schweisses an Stickstoff grösseren Schwan¬
kungen unterliegt.
Wir fanden bei Herrn Pochhammer:
Datum
Perspiratio
insensibilis
g
Stickstoflausscheidung
durch die Haut
i
mg
Stickstoffausscheidung
pro Liter Schweiss
mg
16. Juni
2384
637
267
26. ,
2805
735
262
3. Juli
3675
837
228
Mittel =
252 mg
Man sieht, dass bei Herrn Pochhammer der Schweiss nur wenig in
seinem Stickstoffgehalt schwankte; es ist darum wohl zulässig, die bei
dun gefundene Durchschnittszahl für den Stickstoffgehalt des Schweisses
iu der Art bei Herrn Bassenge anzuwenden, dass man annimmt, auch
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bei ihm seien auf 1 Liter verdunsteten Wassers 252 mg Stickstoff aus¬
geschieden worden. Die so berechneten Werthe sind bei Anfertigung der
oben gegebenen Stoffwechseltabelle benutzt.
Noch erscheint es bedeutungsvoll, die Höhe der Wasser Verdunstung
ins Auge zu fassen.
Sie beträgt bei Herrn Pochhammer:
bei 31 kg Belastung
bei 22 kg Belastung
26. Juni
2805 g
3. Juli
3675 g
27. „
2514 „
4- n
2570 „
28. „
3259 „
5- »
2505 „
bei Herrn Bassenge:
bei 31 kg Belastung
bei 22 kg Belastung
26. Juni
1940 g
3. Juli
2425 g
28. „
2215 „
5. „
2320 „
Wenn wir bedenken, dass am 3. Juli excessive Hitze herrschte, am
4. und 5. Juli aber immer noch die Temperatur sehr viel höher war als
an den korrespondirenden Tagen mit schwerem Gepäck, so sieht mau
sofort, dass die Belastung die Grösse des Wasserverlustes durch die Haut
in ähnlicher Weise wie die Hitze steigert. Wo diese beiden Schädlich¬
keiten, starke Belastung und hohe Temperatur, Zusammenwirken, durfte
es leicht dazu kommen, dass der Wasserverlust jene bedenkliche Höhe
erreicht, welche Anlass zur bedeutenden Steigerung der Eigenwärme giebt.
Wir haben schliesslich noch kurz der qualitativen Untersuchungen
des Urins Erwähnung zu thun, welche von Herrn Gerönne regelmässig
an allen Marschtagen und häufig auch an Ruhetagen ausgeführt wurden.
Da sich Störungen der Nierenthätigkeit wohl zuerst durch Auftreten
geringer Mengen Eiweiss im Urin verrathen, wurde regelmässig auf
dessen Anwesenheit geprüft. Die gewöhnlichen in der Klinik üblichen
Methoden liessen niemals weder vor noch nach den Märschen Eiweiss in
dem Urin der gesunden jungen Männer entdecken. Als wir dann später
zur Verwendung feinerer Methoden übergingen, indem der Urin nach der
Vorschrift von Posner mit Essigsäure etwa auf l / 3 des Volums ein¬
gedampft wurde, erhielten wir bei Zusatz von Ferrocyankalium fast
regelmässig eine Trübung oder einen deutlichen Niederschlag, der dann
mit Hülfe des Mil Ion sehen Reagens häufig die für Eiweiss charakte-
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ristische Rothfarbung ergab, oft aber auch dieselbe vermissen Hess. Nur
im ersteren Falle erachteten wir die Anwesenheit von Eiweiss als er¬
wiesen. In einer nicht kleinen Zahl von Fällen wurde vor dem Marsch
Eiweiss gefunden und fehlte in dem am Schluss gelassenen Urin. Das
Umgekehrte kam nicht vor.
Wir können hieraus schliessen, dass auch die stärksten
Anstrengungen, welchen die Marschirenden in unseren Ver¬
suchen ausgesetzt waren, noch keinen schädlichen Einfluss
auf die Nieren ausübten. Man möchte eher sagen, dass die energische
körperliche Bewegung kleine vorhandene Störungen günstig beeinflusste.
Die Untersuchung des Urins auf Zucker ergab niemals ein positives
Resultat.
Während des Bilanzversuches wurde von Herrn Immanuel Munk
im Ham auch der Schwefel quantitativ bestimmt und die Vertheilung
desselben auf die drei Formen: freie Schwefelsäure, Aetherschwefelsäure
und sogenannter neutraler Schwefel ermittelt. Es trat dabei nichts
Charakteristisches in Bezug auf die Wirkung der verschieden hohen Be- '
lastung zu Tage, ebenso negativ in Bezug auf diese Hauptfrage
blieben die nach anderer Richtung sehr bedeutungsvollen, von Herrn
Munk ausgefuhrten Untersuchungen über die Ausscheidungen der Mineral-
bestandtheile durch Ham und Koth.
* II. Funktionen der einzelnen Organe.
Ypn jeher ist man darauf bedacht gewesen, besonders die athmende
Brust des Soldaten zu entlasten, in der nicht immer ganz zutreffenden
Annahme, dass dadurch die Aktion der Athemmuskeln eine freiere werde.
Indess der Soldat athmet für gewöhnlich nur mit dem Zwerchfell, und
deshalb wäre es von vornherein zweckentsprechender, der Vorwölbung
des Bauches kein Hinderniss entgegenzusetzen. Erst bei grösserem Athem-
bedürfhiss hebt sich auch der Brustkorb, und dieses grössere Athem-
bedürfniss tritt gerade bei grösserer Belastung auf Märschen in sein Recht.
Demnach lag uns daran, festzustellen, ob durch die grössere Belastung
des marschirenden Soldaten die Ausdehnungsfähigkeit des Brust¬
korbes beeinträchtigt wird. Die Beeinträchtigung kann nun dadurch zu
Stande kommen, dass über die Brust laufende Riemen und die Last des
die Wirbelsäule beschwerenden Tornisters der Ausdehnung der Rippen
ein mechanisches Hindern iss entgegensetzen oder dass die durch die Trag-
nnd Marschleistung ermüdeten Athemmuskeln nicht mehr ihre frühere
Kraft entwickeln können. Um diese Frage entscheiden zu können,
Militlrlntliehe Zeitschrift» 1695. 5
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mussten wir deshalb die Ausdehnungsfähigkeit des Brustkorbes in un¬
belastetem sowie in belastetem Zustand untersuchen. Zu diesem Zweck
athmeten die Herren nach Verschluss der Nase und maximaler Inspiration
in eine Experimentir-Gasuhr bis zur völligen Exspiration aus, mehrere
Male hintereinander; jedesmal wurde der Stand des Zeigers abgelesen
und notirt. Her daraus gewonnene Mittelwerth für die auf einmal aus-
geathmete Luft wurde als Vitalkapazität angesehen. Wir verfügen
im Ganzen über 216 Vitalkapazitätsbestimmungen vor und nach Märschen,
und 71 an Ruhetagen.
Wenn wir von den ersten neun vorbereitenden Märschen, bei denen
in unregelmässiger Weise bald eine geringe Abnahme, oft auch eine
Zunahme der Vitalkapazität ein trat, absehcn, so konnten wir für die
Mehrzahl aller Märsche eine messbare Abnahme des Luftfassungsvermögens
der Lunge konstatiren.
Hie Grösse dieser Abnahme hing von der Schwere der Belastung ab.
Während nach Märschen mit 31 kg Belastung die Vitalkapazität, geprüft
am noch bepackten Thorax, sich um 200 bis 750 ccm verringert hatte,
betrug die entsprechende Zahl nach Märschen mit 22 oder 27 kg Gepäck
selten über 200 ccm. Wurde die Messung nach abgelegtem Tornister aus¬
geführt, so betrug die Abnahme der Athemgrösse nur noch etwa die Hälfte.
Zuweilen beobachtete man statt der Abnahme eine Vermehrung der Athem-
luftmenge (Ursache: Schlaffheit vor dem Marsch infolge ungenügender
Ruhe oder von Anstrengung am Tage vorher).
Bei der ersten Reihe von Märschen (mit 31 kg Belastung) trat nur
selten eine Zunahme der Vitalkapazität nach dem Marsch zu Tage (in
etwa 7 %>), bei den Märschen mit leichterem Gepäck dagegen in etwa
28 %. Für die Messung ohne Gepäck nähern sich diese Zunahmewerthe
einander: 20 °/o für die schwere Belastung, 36 % für die leichte.
Aus diesen Beobachtungen darf man den Schluss ziehen,
dass durch eine schwere Belastung (31 kg) dem marschirenden
Infanteristen etwa 500 ccm der Athemmöglichkeit, das ist
ein Sechstel seiner Vitalkapazität, vorenthalten wird; die eine
Hälfte dieses Ausfalles ist auf Rechnung der mechanischen
Behinderung durch das schwere Gepäck (besonders Tornister
und Koppel) zu setzen, die andere ist eine Folge der allgemeinen
Muskel ermü düng.
Märsche mit 22 oder 27 kg Belastung vermindern die Vital¬
kapazität nur etwa halb so sehr wie die Märsche mit 31 kg
Gepäck.
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67
Die Zählung der Athemfrequenz wurde von den Herren selbst
vorgenommen und zwar während des Marschirens kurz vor einem Halte¬
punkt. Wenn auch die Marschirer durch längere Uebung die Ausschaltung
des Willens auf die Athmung erlernt hatten, so wurde dieselbe doch gerade
besonders leicht durch die Bewegung des Marschirens erreicht Unmittelbar
nach Beendigung der Ruhepause wurden die Athemzuge wieder gezählt.
Bei diesen Feststellungen fiel es zunächst auf, dass zwei der Herren
sich durch besonders hohe Athemziffer auszeichneten (um 30 herum),
während bei den Uebrigen nur sehr ausnahmsweise die letzten Zwanziger¬
erreicht wurden.
Stellen wir nun die notirten Ziffern tabellenmässig für die Märsche
mit hoher auf der einen, für die mit mittlerer und niederer Belastung auf
der anderen Seite zusammen und suchen daraus für die einzelnen Herren
Mittelwerthe zu gewinnen, so finden wir, dass bei den Märschen mit
schwerem Gepäck die Respirationsfrequenz fast stets eine höhere ist als
bei denen mit leichtem.
Als besonderer Hervorhebung werth ist noch anzuführen, dass bei
schwerer Belastung, also auch grösserer Muskelarbeit, die hohe Respirations¬
frequenz nicht so schnell wieder absinkt wie bei 22 kg Gepäck, welches
zwar oft eine fast gleiche Höhe der Athemhäufigkeit im Gefolge hat, aber
nach wenigen Minuten Rast wieder den normalen Respirationsrhythmus
zulässt. Für diese Thatsache liefern die Spalten der Marschprotokolle
einige interessante Beweise.
Dem Verhalten des Pulses vor, während und nach dem Marsch wurde
besondere Aufmerksamkeit zugewendet. Nicht nur wurde durch Tasten
vor dem Marsch, wie vor, mehrmals während und nach einer Ruhepause
und am Ende der Uebung die Pulsfrequenz bestimmt, sondern es wurde
auch vor dem Ausrücken, im Beginn der halbstündigen Rast und un¬
mittelbar nach der Rückkehr die Pulsbewegung graphisch mit dem
Richards on sehen Pulszeichner auf berusste Papierstreifen fixirt. Letztere
wurden zu dem Zweck auf dem Marsch, in einem Kästchen befestigt, vor
dem Verwischen geschützt.
Was zunächst die Pulsfrequenz betrifft, so sind bis zum 12. Marsch
die gewonnenen Zahlen meist nur zweistellig, sie bewegen sich zwischen
90 und 100, nur Herr Funke hatte gleich nach dem ersten Marsch ohne
Tornister die abnorm hohe Pulszahl von 154, es wurden dann bei ihm
auch regelmässig bis zum 18. Marsch fast stets über 120 Pulse notirt,
ohne dass er je besondere Beschwerden empfand, abgesehen von einer erst
5 *
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am Ende einer Ruhepause aufgetretenen, eine Viertelstunde anhaltenden
Herzarhythmie. Beim 13. Marsch und dann vom 15. ab (hohe Belastung)
schnellte die Pulszahl in die Höhe, es finden sich sehr häufig Pulse über
100, bis 156, auch schon nach den ersten 7 Kilometern; stets war dies bei
Herrn Funke der Fall, während bei Herrn Schmidt die Herzthätigkeit
am Schluss des Marsches nur zweimal die Zahl 106 in der Minute und
während des Marsches nur siebenmal überstieg.
Bei der Vergleichung der einzelnen Märsche zeigt sich dann, dass
. starke Belastung und hohe Aussentemperaturen in fast gleicher
Weise die Pulsfrequenz steigern, dieselbe Weglänge vorausgesetzt.
Fassen wir jetzt speziell die Wirkung der Belastung ins
Auge, so zeigt sich ein erheblicher Unterschied zwischen der
ersten Marschperiode (bis zum 14. Marsch) bei leichter, all¬
mählich bis zu 25 kg steigender Belastung und der zweiten
Marschperiode (vom 15. bis 28. Marsch), wo schweres Gepäck
(27 oder meist 31 kg) oder tropische Hitze die Märsche fast
unerträglich machte.
Auffallend war es noch, dass gerade bei den schwereren Märschen
(schon bei 27 kg und angenehmem Marschwetter) die Pulszahl sich auf
abnormer Höhe längere Zeit hielt, während bei weniger die Kräfte
anspannenden Leistungen nach 10 Minuten Rast das Herz wieder oder
beinahe wieder in gewohnter Geschwindigkeit schlug.
Diese Andeutungen zeigen, welche Veränderungen schon eine Be¬
lastung von 27 kg ohne Mitwirkung hoher Hitzegrade in der Herzthätigkeit
hervorbringen kann; eine durch Leistung schwerer Muskelarbeit bedingte
Steigerung der Pulsfrequenz auf 140 bis 150 dürfte ohne Schädigung
nicht lange ertragen werden. Wir haben erfreulicherweise keine solche
zu beklagen gehabt.
An Sphygmogrammen sind im Ganzen 407 aufgenommen worden.
Die Veränderung dieser Pulskurven durch die Anstrengung des
Marschirens ist in mehrfacher Richtung interessant, vorerst bezüglich des
zeitlichen Ablaufs der einzelnen Phasen. Zunächst wurde zu dem Zweck
die zeitliche Dauer des aufsteigenden Schenkels berechnet, zweitens die
Zeit der Systole. Ala Systole wurde der Theil der Kurve von dem Fuss-
punkt der primären Erhebung bis zur Rückstosselevation aufgefasst.
Drittens wurde die Zeitdauer der Diastole gemessen. Der Werth für die
Systole zusammen mit dem für die Diastole giebt den zeitlichen Ablauf
einer ganzen Periode der Herzthätigkeit. Diese ist naturgemäss um so
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kürzer, je hoher die Pulszahl ist, und sie erfordert hier keine gesonderte
Betrachtung, da die Pulsfrequenz ja schon für sich erörtert wurde.
Der Zeitraum der primären Erhebung ist von den berechneten Werthen
der konstanteste, er verlässt nur selten weder bei den verschiedenen Herren
noch bei verschiedenartigen Marschleistungen die Ziffer von 0,06 Sekunden;
nach Märschen mit schwerem Gepäck, besonders aber bei grosser Hitze
erhob sich die Zahl auf 0,09, ja einmal auf 0,12 Sekunden. Doch lässt
sich eine regelmässige Beziehung zwischen Leistung und Steigerung der
Zeitdauer der primären Erhebung aus den bis jetzt berechneten Sphygmo-
grammen noch nicht erkennen.
Dagegen erscheint gerade die Zeit der Systole bei den Märschen mit
schwerem Gepäck verlängert, während bei den Märschen mit nur 22 kg
Belastung eher eine schnellere Kontraktion des Herzmuskels nach dem
Marsch, auch an den Tagen mit grosser Hitze, erfolgt.
Da nun aus physiologischen Experimenten längst bekannt ist, dass
die Ermüdung sich zunächst in einer Verlängerung der Kontraktionszeit
des Muskels im Allgemeinen kundgiebt, so liegt es nahe, anzunehmen,
dass wir in der länger dauernden Systole ein Merkmal für die Ermüdung
des Herzens des marschirenden Soldaten gefunden haben. Abnorm hohe
Werthe haben wir indess bis jetzt nicht zu verzeichnen.
Grossere Unterschiede ergiebt dagegen die Berechnung der Zeit der
Ausdehnung des Herzens. Dieselbe verkleinert sich nach den Märschen
oft bis auf ein Drittel, ja die Hälfte ihrer ursprünglichen Dauer. Man
kann daher behaupten, dass die Verkürzung der ganzen Herzarbeit fast
ausschliesslich durch Verkürzung der Diastole hervorgebracht wird. Trotz
der Verkürzung der Diastole nimmt das erschlaffte Herz deshalb genügend
Bhit auf, weil die Füllung des Venensystems erheblich vermehrt ist; diese
wird wieder dadurch begünstigt, dass der Abfluss des Blutes aus den
grossen Arterien in die durch die Arbeit des Marschirens stark erweiterten
Muskelgefasse erleichtert ist.
Der Grad der Verkürzung der Diastole springt nun dann besonders
klar in die Augen, wenn man den zeitlichen Verlauf der Systole und
denjenigen der Diastole in ein Verhältnis zu einander bringt, in welchem
man S *= 1 sein lässt Hier drückte die hohe Belastung von 31 kg den
Kenner meist unter 1,5 herab, während leichteres Gepäck meist Nenner
über 1,5, öfter bis 2,0 zur Folge hatte. Hierbei machte sich nun in
gleicher "Weise wie der schwere Tornister auch der Einfluss hoher
Thennometerstände geltend. So verkleinerte die tropische Hitze des
26. Marsches bei Herrn Co 11 in den Bruch bis auf yg, bei Herrn Funke
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bis auf g-jg, ein Marsch, der achtzehnte, im Gegensatz dazu, an einem
kühlen Tage aber mit 31 kg Last, allerdings sogar auf ^ Auf Grund
des gleichzeitig beobachteten Gesammtverhaltens dürften Werthe von ^
die Grenze des noch Unbedenklichen bezeichnen.
Es ist dann noch zweier Eigenschaften mancher Sphygmogramme zu
gedenken, der sogenannten Eiastizitatselevationen und der Dikrotie. Wir
haben aus einer grösseren Anzahl hier nicht ausführlich zu erörternder
Sphygmogramme berechtigten Grund zu der Annahme, dass die sogenannten
Elastizitätsschwankungen Veränderungen der Pulskurven darstellen, welche
durch unwillkürliche Vibrationen der gewaltig angestrengten Muskeln
hervorgebracht sind.
Dikrotie beobachteten wir meist nur am Schluss anstrengender Märsche,
wo infolge vermehrten Blutabflusses in die erweiterten Muskelgefasse
der Blutdruck im Arteriensystem ein sehr niedriger war. Für den Ueber-
gang der sogenannten Rückstosselevation in ausgesprochene Dikrotie auf
demselben Sphygmogramm liegen uns mehrere beweisende Beispiele vor.
Doch auch vor dem Marsch und in der Ruhe erhielten wir zuweilen
dikrote Pulskurven; oft Hess sich für den zu Grunde liegenden niederen
Blutdruck in der Beschäftigung des Abends vor dem Marsch der Grund
finden, die Dikrotie machte dann öfter während des Marsches oder nach
dem Marsch einem kräftigen Rückstoss Platz; zuweilen aber war kein
äusserer Einfluss auf das Zustandekommen der Doppelschlägigkeit nach¬
zuweisen.
Die Zählung der Blutkörperchen wurde möglichst bei jedem
einzelnen Herrn vor und nach dem Marsch mittels der Thoma-Zeis8sehen
Zählapparate unternommen. Im Ganzen wurden 149 gültige Zählungen
der rothen und 227 ebensolche der weissen Zellen an den Marschtagen
notirt. An Ruhetagen wurden 105 Blutuntersuchungen ausgeführt.
Dabei stellte sich, einige Schwankungen bei den ersten Märschen
abgerechnet, bald für jeden der Herren für die rothen Blutkörperchen in
der Ruhe eine ziemlich konstante Zahl ein, während für die weissen sich
grössere Differenzen ergaben, die sich öfter durch die Thätigkeit vor der
Zählung erklärten.
Durch die Marschleistung wurde nun sowohl die Zahl der rothen wie
die der weissen regelmässig, oft beträchtlich, vermehrt. Für die rothen >
bewegte sich diese Zunahme zwischen */b bis 4 U einer Million im cmm.
Eine Abhängigkeit dieser Unterschiede von dem Gewicht der Belastung
fiel nicht sehr auf, doch erscheinen die Zahlen an denjenigen Marschtagen,
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wo bei schwerem Gepäck starker Schweiss auftrat, erheblich höher als
an jenen, wo tropische Hitze fast allein die Schweisssekretion anregte.
Die Zahl der Leucocyten vermehrte sich in unregelmässiger Weise
ohne deutlich nachweisbaren Einfluss der einzelnen Faktoren, des Gepäcks,
der meteorologischen Einflüsse und der Weglänge. Die Zunahme steigerte
sich zuweilen bis nahe auf 100%.
Um nun einen Einblick zu gewinnen, welche Arten der Leucocyten
bei dieser Vermehrung vornehmlich betheiligt waren, wurden während der
letzten sechs Märsche (3 mit 31 kg, 3 mit 22 kg Belastung) bei Herren
Bassenge und Pochhammer, welche zu dieser Zeit in ganz gleich-
massiger Weise sich ernährten und lebten, Trockenpräparate des Blutes
nach der Ehrl ich sehen Methode gefärbt und darin das prozentische
Verhältniss der vielkeraigen, der Lymphocyten, und der sich mit Eosin
färbenden Elemente zu einander bestimmt. Dabei ergab sich das Resultat,
dass durch die Marschleistung die Zahl der vielkernigen Leucocyten
zunahm, während der Lymphocyten relativ weniger wurden; die an sich
geringe Menge der eosinophilen Zellen blieb dieselbe. Aus diesem Ergebniss
mag der Schluss gerechtfertigt erscheinen, dass die Zunahme der weissen
Blutkörperchen durch grössere Marschübungen nicht aus dem Lymphsystem
zumal der Därme stammt, sondern dass sich an der Vermehrung haupt¬
sächlich Knochenmark und Milz, die Entstehungsstätten der vielkernigen
Leucocyten, betheiligen.
Das spezifische Gewicht des Blutes wurde, abgesehen von zahlreichen
misslungenen Versuchen, 84 Mal in der Ruhe und 206 Mal an Marsch¬
tagen fest gestellt und zwar in jedem Einzelfall vor und nach dem Marsch.
Die Methode der Wägung des Blutes in Kapillar-Pyknometern musste
als unzweckmässig sehr bald verlassen werden. Dafür wurde nach der
Angabe von Hammerschlag die Ermittelung des spezifischen Gewichtes
einer Benzin-Chloroform-Mischung ausgefuhrt, welche durch Zufugen von
Benzin oder Chloroform so eingestellt worden war, dass ein Tropfen des
zu untersuchenden Blutes weder Neigung zum Emporsteigen noch zum
Sinken zeigte.
Auch bei der Feststellung des spezifischen Gewichts des Blutes der
einzelnen Herren in der Ruhe ergaben sich wieder für die Einzelnen
charakteristische Mittelzahlen, von 1057 bis 1061,5.
Nach dem Marsche erhöhte sich das spezifische Gewicht des
Blutes regelmässig und zwar bis um 6,5 Einheiten; Steigerungen
um 8,0 und 10,2, die je einmal im Anfang gewonnen wurden, dürfen auf
Untersuchungsfehler zurückgeführt werden. Wenn mai* nun an den Tagen
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der hohen Differenzen in dem Marschprotokollbuch nachschlägt, so
findet sich regelmässig, dass an diesem Tage der Marsch den Betreffenden
sehr anstrengte, sei es durch Erschlaffung vom Vortage her, sei es durch
Wundlaufen, sei es durch die Hitze. Abgesehen hiervon finden sich, doch
nicht in ausgesprochener und regelmässiger Weise, etwas höhere Zahlen
bei den Märschen mit schwerer Belastung; die Mittelzahlen verhalten sich
bei zwei Marschirenden zum Beispiel wie 2,7 :4,1 bezw. 2,9:4,5.
Hohem spezifischen Gewicht entsprechen nicht immer Störungen des
Allgemeinbefindens. Auch für die Richtigkeit der umgekehrten Beziehung
haben wir ein namentlich in seinen Konsequenzen für das Wesen des Hitz-
schlages nicht uninteressantes Beispiel: Auf dem 15. Marsch, dem ersten
mit maximaler Belastung (31 kg), konnte einer der Herren bei starker
Cyanose nur mit Aufbietung aller Energie die letzten Kilometer zurück-
legen. Die sofort nach dem Einrücken angestetlte Untersuchung des
spezifischen Blutgewichts ergab nur eine Steigerung um 4,5 Einheiten,
ein Werth, wie wir ihn auch sonst nach geringeren Anstrengungen zu
sehen gewohnt waren. Einen ähnlichen Fall hatten wir nach dem 18. Marsch
zu beobachten Gelegenheit. Von einer „Eindickung des Blutes“
können demnach solche Zustände keinesfalls regelmässig abgeleitet werden;
auch von einer Wärmestauung nicht, denn die sofort festgestellte Eigen¬
wärme lag um 38°.
Auf die Messung der Körperwärme im After haben wir verzichtet
auch aus dem Grunde, weil durch die bei vollem Gepäck schon an sich
schwer zu bewerkstelligende Entblössung eine unkontrolirbare Abkühlung
entsteht. Derselbe Grund machte auch das Einlegen der Thermometer in
die Achselhöhle unmöglich. Wir stellten deshalb im Anfang unserer Versuche
die Temperatur des Mundes unter der Zunge fest mittels besonderer Minuten¬
thermometer mit breitem Bassin, deren jedes einzelne von der physikalisch¬
technischen Reichsanstalt geprüft war. Später, vom 8. Marsch an, zogen
wir die Messung im Harnstrahl vor, nachdem wir uns durch physikalische
und praktische Versuche von der absoluten Zuverlässigkeit der Methode
überzeugt hatten. Die Temperaturbestimmungen wurden thunlichst vor,
während und nach jedem Marsche vorgenommen. 50 ccm Urin reichen
zur Gewinnung eines sicheren Werthes aus; die so gewonnene Eigenwärme
liegt etwa 0,4 bis 0,5° höher als die der Achselhöhle.
Seitdem Bich die Ansicht Bahn gebrochen hat, dass der Hitzschlag
die Folge der Einwirkung excessiv hoher Eigenwärme auf die inneren
Organe sei, ist von verschiedenen Seiten die Temperatur des marschirenden
Soldaten untersucht worden, und es wurden selbst nach nur 7 bis 8 km
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langen Märschen Temperaturen von 39,3 ° bis 39,9 ° bei Messung im
After beobachtet (Hiller). Solche Grade haben wir nur ausnahms¬
weise konstatiren können, so bei Herrn Funke am 13. und 14. Marsch
39,3° und 40,5°, Steigerungen, die nach dem Marschprotokollbuch un¬
zweifelhaft auf Indisposition zu beziehen gewesen sind. Sonst stieg die
Eigenwärme bei den Märschen mit 12, 17, 20, 22 und 24 kg Belastung
und Wegstrecken von 15 bis 21 km bei angenehmem Marschwetter nur
wenige Zehntel über 37° im Harnstrahl, ausnahmsweise auf 37,6° und
37,7°. Dagegen trieb eine Belastung von 27 kg bei sonst ähnlichen Marsch¬
bedingungen die Temperatur schon recht häufig auf 37,9° und 38°, eine
Belastung von 31 kg hei 25 km Weglänge auf 38° und darüber bis 38,9°,
ausnahmsweise auf 39,9°, gleiche meteorologische Verhältnisse vorausgesetzt.
Interessant ist die Beobachtung, dass schweres Gepäck (31 kg) bei
günstigem Marschwetter ungefähr die gleiche Temperatur¬
steigerung (38° bis 39,7°) bewirkt wie leichte Belastung (22 kg)
bei tropischer Hitze. Da bei Zahlen von 39,7° die Gesichter der
Marschirenden hochroth, cyanotisch, der Blick oft theilnahmlos erschien,
so dürfte man diese Zahlen als Grenzwerthe des Zulässigen zunächst
festhalten.
Die in der Neuzeit vielfach gemachte Beobachtung, dass bei Soldaten
durch maximale Marschleistungen Schädigungen des Herzmuskels,
insbesondere akute Erweiterungen gesetzt wurden, legte uns die Pflicht
auf, dem Verhalten des Herzens auf den Märschen eine erhöhte Auf¬
merksamkeit zuzuwenden. Wir hatten dabei zunächst vornehmlich den
linken Ventrikel im Auge.
Vor jedem Marsch wurden die Herzgrenzen genau perkutirt und
mit dem Fettstift auf die Brustwand gezeichnet; nach dem Marsche wurde
die Perkussion wiederholt
Gleich nach den ersten Märschen fiel es uns nun auf, dass sich that-
sächlicb deutlich eine Verbreiterung der Herzdämpfung nachweisen liess,
aber zu unserer Ueberraschung weniger nach links als nach rechts hin.
Dadurch veranlasst, wurde die Untersuchung durch Perkussion auch auf
die Lebergrenzen ausgedehnt, und da fand sich nun fast noch regelmässiger
nach den Märschen eine Verbreiterung der Leberdämpfung. Diese konnte
nur durch zwei verschiedene Ursachen zu Stande kommen: Entweder besass
infolge der Marschleistung die Lunge ein geringeres Volumen als vorher und
entblösste auf diese Weise einen Theil des Herzens und der Leber, der sonst
mit Lungengewebe bedeckt war, oder beide Organe hatten sich vergrössert
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und zwar infolge von Stauung. Dass keine Zurückziehung der Lunge, keine
Entblössung der Organe (Denudation) vorlag, liess sich dadurch beweisen,
dass die Perkussion bei maximaler Inspiration und Exspiration vorgenommen
wurde, sowohl vor wie nach dem Marsch. Es stellte sich dann heraus,
dass die Lunge am Rücken stets die vor dem Marsch aufgezeichneten
Grenzen wieder erreichte und dass trotzdem sich die Herz- und Leber¬
verbreiterung nachweisen liess. Hierdurch war auch zugleich der Einwurf
entkräftet, dass die vergrosserte Dämpfung von einer durch Emporsteigen
des Zwerchfells zu Stande gekommenen Lageveränderung der beiden Organe
abhängig sei. 1 ) So bleibt wohl nur die Annahme einer Vergrosserung des
rechten Herzens, einer akuten Marschdilatation des rechten
Ventrikels übrig, mit der eine Vergrosserung der Leber durch
Stauung stets Hand in Hand ging. Es wurde häufig Vergrosserung
der Leber ohne Vergrosserung des Herzens beobachtet, aber nie das Um¬
gekehrte.
Der perkutorische Nachweis einer Milzvergrösserung unterliegt leider
technischen Schwierigkeiten und ist deshalb unzuverlässig.
Die Herz- und Leberverbreiterung trat nun nicht bei allen Herren
gleichmässig auf. Während bei drei der Herren dieselbe nur in 60 bis 65%
der Untersuchungen vorhanden war, war sie bei Herrn Funke häufiger
zu finden und fehlte nie bei Herrn Schmidt. Die Belastung übt auf
die Grösse der Herz- und Leberverbreiterung einen unzweifelhaften Einfluss,
weniger — mit Ausnahme bei Herrn Schmidt — die Hitze: Wahrend
bei leichtem Gepäck und kurzem Weg (15 bis 21 km) oft keine Veränderung
des Dämpfungsbezirks des Herzens oder höchstens zuweilen um 1 cm
notirt wurde — Herr Schmidt ausgenommen — sehen wir vom 15. Marsch
(31 kg) ab Verbreiterungen um 2 bis 3 cm nach rechts sehr häufig, einmal
auch um 2 cm nach links, bis schliesslich in den drei Schlussmärschen
mit nur 22 kg Gepäck wieder nur niedrige Werthe erscheinen. Eine
Verbreiterung der Herzdämpfung um 2 cm hauptsächlich nach rechts
beim marschirenden Soldaten ist wohl als bedenklich anzusehen.
Von langer Dauer sind diese Marschdilatationen nicht:
Ohne Ausnahme waren sie am andern Morgen nach dem Marsch tage oder
schon am Abend des Marschtages, ja schon 2 bis 3 Stunden nach dem
Einrücken wieder ausgeglichen.
1 ) Aus der verminderten Vitalkapacität lässt sich eine Retraktion der Lunge
nicht folgern, da die sicherlich vorhandene starke Füllung aller Lungengefasse eine
Verkleinerung des der Luft zur Verfügung stehenden Raumes zur Folge haben muss.
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Die Leistungsfähigkeit eines Soldaten hängt nicht nur von der Ent¬
wickelung seiner Muskulatur und der schnelleren oder langsameren
Ermüdung derselben ab, sondern zum grossen Theil auch von seiner
Fähigkeit, schnell Sinneseindrücke wahrzunehmen und die
entsprechende Muskelthätigkeit durch Willenseinfluss in
Gang zu setzen.
Um nun für die Grosse dieser Reaktionsthätigkeit einen zahlen-
mässigen Ausdruck zu finden, wurde folgende Versuchsanordnung ge«
troffen. Es sollte diejenige Zeit gemessen werden, die nach einem
elektrischen Schlage an der Fingerspitze nötbig ist, um eine vorher
verabredete Bewegung zu Stande zu bringen. Genau in dem Moment,
ho der elektrische Reiz die Fingerspitze traf, begann ein elektro-
ta&gnetischer Schreibhebel eine Zackenlinie auf einen berussten, rotirenden
Cylinder zu schreiben, und zwar so lange, bis die verabredete Muskel¬
bewegung den zeichnenden Strom unterbrach.
In späteren Versuchen wurde eine etwas komplizirtere Bewusstseins-
thätigkeit gefordert, indem der Versuchsperson der elektrische Reiz bald
von der Stirn, bald von der Hand zugeführt wurde, es sollte nur dann
auf diesen Reiz reagirt (das ist, der Zeichenstrom unterbrochen) werden,
wenn er von einer dieser beiden Stellen, die vorher bestimmt war, her¬
stammte, z. B. von der Stirn; in diesem Falle durfte auf Handreiz nicht
reagirt werden; geschah es trotzdem, so wurde dies als Fehler registrirt.
Bei dieser Versuchsanordnung liess sich auf dem berussten Cylinder
in Hundertstel Sekunden — jede Zacke war gleich y IO o Sekunde — ab¬
lesen, wie lange es gedauert hatte, bis ein peripherer Reiz die gewollte
Thätigkeit ausgelöst hatte. Je weniger leistungsfähig das Nervensystem
war, desto höher musste diese Zahl ausfallen, und desto häutiger waren
die Fehlreaktionen. Bei jedem einzelnen Versuch trafen etwa 30 elek¬
trische Reize in unregelmässiger Folge bald von der Stirn und bald von
der Hand die Versuchsperson; von den ausgezählten Zeitwerthen wurden
die Mittel genommen. So sind im Ganzen 98 psychische Reaktionen in
der Ruhe und 220 an Marschtagen protokollirt, deren jede sich aus etwa
30 Einzelreizungen kombinirt.
Auch hier sind die Ruhewerthe ziemlich konstant; nur konnte man
bemerken, dass am Tage nach anstrengenden Märschen schon vor dem
Ausrücken die Reaktion eine oft erheblich langsamere war, und dass
Fehlreaktionen, die sonst in der Ruhe zu den Ausnahmen gehörten, sich
einstellten; auch Unregelmässigkeiten in der Lebensweise spiegelten sich
getreulich in den Ergebnissen der psychischen Reaktionen. Durch die
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76
auf solche Weise zu Stande kommende langsame Reaktion vor den Märschen
ist es oft zu erklären, weshalb, wenn man die vor und nach dem Marsche
notirten Reaktionszeiten vergleicht, auch bei anstrengenderen Märschen
nicht immer eine Verlängerung dieser Zeiten gefunden wurde: Nur das
Zusammenhalten der Ziffern nach dem Marsch mit den aus vielen Ruhe¬
versuchen erhaltenen giebt einen gewissen Anhalt für den schädigenden
Einfluss excessiver Muskelarbeit auf das Nervensystem.
Genau jene Einzelfalle, welche wir schon bei der Besprechung der
anderen Funktionen anzogen, treten auch hier wieder durch besondere
Ausschläge hervor* Herr Coli in auf dem 15. Marsch mit einer Ver¬
längerung von 0,18 Sekunden (ohne Fehlreaktion) auf 0,35 Sekunden (mit
2 Fehlreaktionen), Herr Funke auf dem 18. Marsch von 0,27 auf
0,37 Sekunden. Die Erfrischung durch den Platzregen auf Marsch 22
äusserte sich im Gegensatz hierzu durch Verkürzung der Reaktionszeit.
Im Uebrigen lieferten die Märsche mit schwerer (31 kg) Be¬
lastung längere Kurven als die im Anfang mit leichtem
Tornister (17 bis 25 kg) ausgeführten. Tropische Hitze bringt
ähnliche Veränderungen bei geringer Last (22 kg) hervor, wie
31 kg Gepäck bei kühlem, zum Marsch geeigneten Wetter.
Grenzwerthe des Zulässigen lassen sich noch nicht aufstellen.
Eine durch einfache Methoden zu prüfende Leistung des Gehirns
besteht darin, Erinnerungsbilder festzuhalten. Wir wählten zu dieser
Prüfung das Wiederholen vorgesprochener Zahlen. Es wird dem zu Unter¬
suchenden eine einstellige Zahl genannt; er spricht sie nach; es wird
eine zweite genannt; er wiederholt zunächst die erste, dann die zweite;
er hört eine dritte; nun zählt er die erste, dann die zweite und die neue
dritte auf; jetzt folgt eine vierte, die er, die ersten drei wiederholend,
der Reihe anschliesst und so fort, bis bei einer gewissen Menge von
Zahlwörtern die Erinnerungsbilder sich verwirren. In der Anzahl der
in richtiger Folge gesprochenen Zahlen hat man so ein Maass für die
Gedächtnisskraft des Untersuchten. Diese Anzahl war naturgemäss um
so kleiner, je mehr der Betreffende seine Fähigkeit, Eindrücke zu fixiren,
eingebüsst hatte.
In der Ruhe sammelten wir wieder für die Einzelnen Mittelwerthe,
sie lagen bei 9 bis 11, und waren aus 76 Untersuchungen gewonnen,
deren jede einzelne wieder das Mittel aus 3, manchmal 4 Zahlenreihen
darstellt.
Wie alle übrigen Untersuchungen, wurde auch thunlichst bei jedem
der Herren die Gedächtnisskraft vor und nach jedem Marsch festzustellen
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versucht. Die so aus 107 hauptsächlich Doppelbeobach tun gen erhaltenen
Unterschiede sind nicht sehr erheblich, sie betragen meist 0 bis minus 3,
zuweilen aber auch plus 1 bis 3.
Diese Zunahme erklärt sich einmal durch die anregende Wirkung
nicht zu anstrengender Märsche, welche wir auch bei den gleich zu
besprechenden ergographischen Studien konstatirten, zweitens aber durch
eine gewisse Schlaffheit, welche nach dem sehr frühen Aufsteben oder den
Anstrengungen des Vortages sich zunächst bemerkbar machte und die
Zahlenreihe, welche sich nun ergab, kürzer ausfallen liess, als die zu
späterer Stunde an Ruhetagen notirten Mittelwerthe. Diese Thatsache
war besonders bei Herrn Co 11 in auffällig.
Abgesehen hiervon findet sich im Allgemeinen bei leichten Märschen
(bis zum 14.) eine Verkürzung der Gedächtnisszahlenreihe um höchstens
1 Stelle, bei den nun folgenden Märschen, meist mit 31 kg Belastung,
stossen uns häufig Differenzen von 2 bis 3 Zahlen auf, bis bei den drei
letzten sehr leichten Märschen (22 kg Gepäck) nur ein einziges Mal — 1,
sonst 0 und ein Mal -4- 1 verzeichnet steht.
Die Prüfung des Grades der Muskelermüdung geht von der
durch Mossos Untersuchungen wahrscheinlich gemachten Thatsache aus,
dass, gleichviel welche Muskelgruppen des Körpers bis zur Ermüdung thätig
waren, die Erschlaffung sich sämmtlichen übrigen Muskeln des Organismus
mittheilt und zwar, wie Mosso hypothetisch meint, veranlasst durch
die von den angestrengten Muskeln herrührenden Ermüdungsprodukte.
Zur Prüfung der Frage, welche Leistungsfähigkeit einem Muskel noch
zukomme, dient ein sehr einfacher Apparat, der von Mosso angegebene
Ergograph. In diesen Ergographen kann der Unterarm eines Mannes
(bei uns stets der rechte) in horizontaler Richtung mit der Handfläche
nach oben so eingespannt und fixirt werden, dass der Betreffende nur im
Stande ist, seinen Mittelfinger zu beugen und zu strecken. An diesem
Mittelfinger ist nun das eine Ende einer Schnur befestigt. An dem
andern Ende, das über eine Rolle am Tischrande läuft, hängt ein Gbwicht
(bei uns 4 kg). Beugt sich der Mittelfinger, so hebt er dies Gewicht.
An der Schnur ist nun noch ein Schreibhebel befestigt, der auf einer
elektromagnetisch in bestimmten Zwischenräumen (bei uns 2 Sekunden)
fortbewegten berussten Platte die Höhe der alle zwei Sekunden erfolgen¬
den Hübe als Linien aufzeichnet. Diese Linien oder Hubhöhen addirt
und mit dem gehobenen Gewicht, 4 kg, multiplizirt, drücken die Arbeit
der beiden Beuger des Mittelfingers in Kilogrammmetern aus; diese Zahl
hinwiederum giebt uns, da man von der Ermüdung einer Muskelgruppe
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auf die der Gesammtmuskulatur schliessen darf, einen vergleichbaren
Maassstab für die Muskelerschöpfung der betreffenden Versuchsperson.
Vom 9. Marsch ab haben wir mit dem Mossosehen Ergogr&phen
von jedem Herrn vor und nach dem Marsch ein solches Ergogramm
zeichnen lassen; ebenso von dieser Zeit ab an den Ruhetagen. Im Ganzen
besitzen wir 160 Marsch- und 78 Ruhe-Ergogramme.
Bei der Betrachtung der Ruhe-Ergogramme fallt zunächst auf,
dass fast bei allen Herren die MuskelleistungsfÜhigkeit von Woche zu
Woche stieg, bis zum Schluss der zweimonatlichen Versuchsperiode das
Doppelte des anfänglich Geleisteten erreicht wurde, Werthe bis zu
10 Kilogrammmetern, welche diejenigen der Italiener meist um das
Doppelte übertrafen. Wahrscheinlich ist die Ursache dieser erhöhten
Muskelkraft, abgesehen von der sich ja anfänglich steigernden Einübung
auf den Apparat, eine durch die Märsche selbst bewirkte Zunahme der
Muskulatur, die zumal bei Herrn Pochhammer recht augenfällig bei
der Körperuntersuchung war.
Die Mittel werthe für die Ruhe bewegen sich für die fünf Herren
zwischen 5,365 kgm und 7,419 kgm. Dabei sind allerdings, namentlich
im Anfang, die Unterschiede der einzelnen Kurven recht erhebliche;
später werden durch die Uebung die Resultate konstanter.
Vergleicht man nun die Ergogramme vor und nach jedem Marsch,
so findet man bei 77 Vergleichen 43 Mal eine Abnahme, 30 Mai eine
Zunahme und 4 Mal keines von beiden. Eine Zunahme findet sich haupt¬
sächlich bei den Märschen mit leichtem und mässig schwerem Gepäck
(22 kg und 27 kg). Auch hier wie schon bei der Gedächtnissprüfung,
ist die Zunahme zu erklären durch die Mattigkeit, die sich, besonders
wenn schon tags vorher grössere Marscharbeit geleistet war, morgens in
der Frühe nach dem Aufstehen einzustellen pflegte und erst durch
den Marsch selbst nach und nach schwand.
Mässige Temperatur (etwa 13 °), nicht ohne Wind, regt gleichfalls die
Muskelleistungsfähigkeit an. In besonderem Grade trat dies in die
Erscheinung durch einen Platzregen, welcher bei dem 22. Marsch
während der letzten 5 Kilometer nach beschwerlichem Marsch mit 31 kg
Gepäck, das durch den Regen noch um 2 bis 3 kg vermehrt wurde, auf
uns niederströmte: Der Regen wirkte auch nach den Aussagen aller
Marschirenden wie ein erfrischendes Bad.
Die Abnahme der Ergogramme findet sich einmal an den
Tagen mit tropischer Hitze (26,9 °), dann ganz offenbar an
den Tagen der Märsche mit 31 kg, nicht ohne dass sich auch
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hier und da eine noch nicht ganz zu motivirende Ausnahme
einstellt; ferner an Tagen mit herabgesetzter individueller
Widerstandsfähigkeit, die besonders durch körperliche Leiden, wie
heftige Fussschmerzen, verursacht wurde. So sank, um einige Beispiele
anzufuhren, bei Herrn Bassenge, der infolge einer Entzündung des
Bandapparates der kleinen Fussgelenke sich nur mit Aufbietung aller
Energie bis zum Schluss fortschleppen konnte, das Ergogramm von
6,7 auf 3,812 Kilogrammmeter, bei Herrn Coli in, als er zum ersten Mal
die hohe Belastung (31 kg) trug, von 7,524 auf 4,112, bei Herrn Funke,
der sich schon beim Ausmarsch nicht ganz wohl fühlte, von 4,996, einer
schon unter dem Mittelwerth liegenden Zahl, auf das Minimum von 3,896,
bei Herrn Pochhammer, welcher an diesem Tage recht wunde Füsse
hatte, von 6,240 auf 4,848 Kilogrammmeter. Da in allen diesen zitirten
Fällen die Herren beim Schluss des Marsches an der Grenze der Leistungs¬
fähigkeit angelangt waren, so kann man vielleicht, unter Beobachtung
individueller Unterschiede, Herabminderungen der Muskelkraft wie die
angeführten als Grenzwerthe für die Muskelerschlaffung im Auge behalten.
Einige Versuche, die einen von Mosso behaupteten, die Muskel¬
ermüdung hemmenden Einfluss des Zuckers darthun sollten, sind vor¬
läufig noch nicht zu übersehen.
Die für die Praxis nicht unbedeutsamen Ergebnisse der vorstehend
skizzirten Untersuchungen lassen sich nun kurz dahin zusammenfassen:
1. Bei massiger Belastung (bis zu 22 kg) und nicht zu hoher
Aussentemperatur traten keinerlei schädliche Wirkungen eines
nicht über 25 bis 28 km hinausgehenden Marsches hervor, im
Gegentheil, es zeigte sich, dass anderweitig erzeugte Erschlaffungs¬
zustände und geringfügige Schädigungen der Funktion einzelner
Organe durch den Marsch selbst beseitigt wurden.
Bei sehr heisser und schwüler Luft war allerdings eine Reihe
von Schädigungen leichterer Art nachweisbar. (Abnahme der
Vitalcapacität, erheblicher Wasserverlust des Körpers, hohe Puls-
und Athemfrequenz, Stauung des Blutes.) Indess schwanden
diese bald nach dem Marsch und waren jedenfalls bis zum andern
Tage wieder vollkommen beseitigt, so dass eine Kumulation der
Schädlichkeiten bei Märschen an mehreren Tagen hintereinander
nicht zur Beobachtung kam.
2. Bei der zweiten Stufe der Belastung (27 kg) war bei günstigem
Wetter und derselben Marschleistung kein Nachtheil bemerkbar.
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Dagegen bewirkte heisses Wetter bei dieser Belastung schon
Veränderungen, welche selbst bis zum andern Tage noch nicht
ausgeglichen waren. Der zweite Marsch wurde also schon unter
ungünstigeren Bedingungen angetreten als der erste.
Jedenfalls ist ein Marsch von 25 bis 28 km die Grenze dessen,
was mit 27 kg Gepäck vom Durchschnittssoldaten bei einiger-
maassen heissein Wetter noch gut ertragen werden konnte.
3. Die Belastung von 31 kg griff selbst bei kühler Witterung und
derselben Marschleistung unzweifelhaft störend in gewisse Körper¬
funktionen ein.
4. Bezüglich der Gewöhnung an das Gepäck (Trainirung) liess sich
beobachten, dass leichtes Gepäck (bis 22 kg) schon nach wenigen
Märschen bei allmählicher Steigerung der Anforderungen nicht
mehr nachtheilig wdrkte; bei schwerem (31 kg) war auch nach
längerer Uebungszeit nur eine sehr geringe Abnahme der
Schädigungen nachweisbar.
Im Anschluss an diese von Studirenden des Friedrich-Wilhelms-
Instituts ausgeführten Belastungs-Versuchsmärsche wurde nun noch, soweit
das angängig war, eine Prüfung der erhaltenen Resultate unternommen
an einer grösseren Anzahl von Soldaten, welche längere Zeit dem Dienste
entzogen gewesen waren.
Zu diesem Zweck wurde bei Landwehr-Mannschaften, welche in der
Zeit vom 4. bis 17. Juli 1894 beim Garde-Füsilier-Regiment eingezogen
waren, das Allgemeinbefinden, die Körperwärme, das Verhalten des Pulses
und der Respiration sowie die Breite der Herz- und Leberdämpfung vor
und nach den dienstlichen Anstrengungen untersucht. Indess wurden in
jenen Tagen den formirten Landwehr-Kompagnien grössere Strapazen
nicht zugemuthet, zumal keine pausenlosen Marsche von längerer Dauer
und mit schwerem Gepäck. Dem entsprechend fielen auch die Resultate
der Untersuchungen aus: Die Exerzirübungen hatten keine dauernde
Schädigung irgend welcher Funktionen zur Folge; die für kurze Zeit und
nur in ganz geringem Maasse aus dem gewohnten Gleichgewicht gebrachten
Lebensverrichtungen kehrten bald zur normalen Thätigkeit zurück. Selbst
bei heissem "Wetter trieben jene Exerzirübungen die Eigenwärme der
Landwehrleute höchstens um einige Zehntel eines Grades hinauf, Herz
und Leber fanden sich nur sehr selten verbreitert. Die Pulszahl steigerte
sich nur unerheblich, auffallend mehr dagegen die Athemfrequenz bei
jenen längere Zeit dem Dienst ferngebliebenen Soldaten, zumal bei
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solchen, deren ziviler Beruf die Anwendung besonderer Muskelkraft nicht
verlangt.
Um deshalb gelegentlich ausgedehnterer Märsche ein Urtheil über die
Marschleistungsfähigkeit unter dem Einfluss der Belastung bei dem in
geschlossener Truppe marschirenden und dem Dienst entwöhnten Soldaten
zu gewinnen, wurden auch im Manöver 1894 vom 30. August bis
15. September acht eingezogene Reservisten sowie zehn aktive Leute
bezüglich der auch bei den Landwehrleuten im Juli beobachteten Funk¬
tionen täglich, besonders nach dem Marsche, untersucht.
Die Untersuchungen wurden genau nach den im Sommer erprobten
und bewährt gefundenen Methoden ausgeführt. Die Hauptresultate lassen
sich in folgenden Sätzen kurz zusammenfassen.
Die Reservisten wurden bezüglich des Zirkulations- und Respirations¬
apparats stärker auch schon von mittleren Marschleistungen angegriffen
als die an dergleichen gewöhnten aktiven Mannschaften. Zwischen der
Häufigkeit des Vorkommens der Pulssteigerung über 100, der Erhöhung
der Athmungszahl über 24, sowie der durch Stauung im Venensystera
bedingten Verbreiterung der Herz- und Leberdämpfung in Abhängigkeit
von bestimmten Marschleistungen bestand keine regelmässige Ueberein-
stimmung. Nur bei drei Reservisten liess sich ein Zusammenhang zwischen
exzessiver Arbeit des Zirkulationsapparates und Dilatation des rechten
Ventrikels beobachten. Die Verbreiterung der Herz- und Leberdämpfung
schien direkt von der Länge und Art des zurückgelegtcn Weges abzuhängen.
Aehnlich verhielten sich Athmung und Puls: Wegstrecken auf gutem Boden
von fünf Stunden und darunter steigerten sehr selten die Respirationsziffer
über 23 bis 24; bei Märschen von über fünf Stunden Dauer stieg diese Ziffer
erheblich; dieselbe Wirkung brachten kürzere Märsche hervor, wenn sie
durch grosse Hitze und schnelles Marschtempo sowie schwieriges Gelände
(Berge, tiefer Sand, Sturzacker) komplizirt waren; dies gelang ziffern-
mässig zu erhärten. — Dasselbe galt für die Pulsbeschleunigung. — Selbst
mehrstündige, unter hoher Gepäckbelastuug und oft bei brennender
Sonnenhitze ausgeführte Märsche erhöhten nur sehr selten die Eigenwärme
über 37,9 °.
Das Gesammtgepäck wog bei unseren Versuchspersonen 24 bis 26 kg,
erreichte also noch nicht die Mittelstufe der im Sommer von den Stu-
direnden getragenen Last (27 kg).
liilitärtr/.tliche Zeitschrift. 1895.
6
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Ueber eine osteoplastische Resektion der Fnsswurzelknochen.
Mit vier Abbildungen und zwei Figuren im Texte.
Vortrag mit Kranken Vorstellung,
gehalten in der Sitzung der Berliner militärärztlichen Gesellschaft
am 20. November 1894
. von Oberstabsarzt Dr. H. Nicolai.
Meine Herren! Der Füsilier S. vom Grenadier-Regiment Prinz Carl
von Preussen (No. 12) erlitt beim Umsetzen von Schränken am 21. März 1894
eine Quetschung des linken Fussrückens, dessen schmerzhafte Anschwellung
die Aufnahme des Verletzten in das Garnisonlazareth Frankfurt a. O.
bereits am 23. März nothwendig machte.
Der etwa 160 cm grosse Mann von zierlichem Körperbau war bei
der Aufnahme bis auf sein örtliches Leiden gesund, vorher nie krank
und stammte aus gesunder Familie.
Auf dem linken Fussrücken war die Gegend des Kahn- und I. Keil¬
beins in Thalerumfang geschwollen, geröthet, auf Druck sehr schmerzhaft,
eine Lage Veränderung der Fusswurzelknochen jedoch nicht vorhanden.
Es wurden Bleiessigumschlag und Hochlagerung verordnet, worauf
auch eine Besserung eintrat, die jedoch am 3. April einer Wiederzunahme
der Schmerzen Platz machte. Trotz aller Gegenmittel nahm die Schmerz¬
haftigkeit zu, es trat am 5. April geringes Fieber auf, welches unter
gleichzeitiger Zunahme der Schwellung, Schmerzhaftigkeit und Röthung
des Fussrückens bis auf 39,7 stieg. Am 11. April war der Fuss sehr
geschwollen, teigig, aber ohne nachweisbare Fluktuation. Das Fussgelenk
war in der Beweglichkeit etwas beschränkt, auf Druck wenig schmerzhaft.
Auf dem Fussrucken waren zwei ausgesprochene Schmerzpunkte nach¬
weisbar: der eine auf dem Kahnbein und I. bis II. Keilbein, der andere
auf dem Würfelbein.
Krankheitsbezeichnung: Osteomyelitis acuta.
Unter Chloroformnarkose und Esmarch scher Blutleere machteich zunächst
in explorativer Absicht, jedoch mit dem Vorbedacht denselben zur Exstir¬
pation der Fusswurzelknochen benutzen zu können, einen Einschnitt, welcher
auf dem Kopfe des Sprungbeines begann, an der Innenseite der Zehen¬
strecksehnen entlang, über das Kahnbein und I. Keilbein verlaufend noch
2 cm auf den I. Mittelfussknochen reichte und gleich bis auf den Knochen
eindrang. Das Kahnbein und L Keilbein wurden blossgelegt und in
osteomyelitischer Erweichung, die Knorpel zwischen beiden gelöst, vor¬
gefunden. Beide Knochen wurden ohne grosse Miihe herausgenommen,
ebenso das in gleichem Zustande befindliche II. Keilbein.
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Darauf wurde ein paralleler Schnitt an der Aussenseite der Streck¬
sehnen, auf dem Fersenbein beginnend und über das Würfelbein noch
2 cm auf den IV. Mittelfussknocben reichend und ebenfalls gleich auf
den Knochen dringend, angelegt
Von diesem Schnitte aus wurde das ebenfalls erweichte Würfelbein
und zuletzt das III. Keilbein herausgeschält und die entstandene Höhle
unter möglichster Schonung des Periostes geglättet und verputzt Die
Gelenkflächen des Chopartscben und des Lisfrancschen Gelenkes zeigten
ein völlig gesundes Aussehen. Ich beschloss deshalb, eine Vereinigung
dieser Gelenke zu versuchen, und schnitt zu diesem Zwecke die Gelenk¬
fläche des Sprungbeines sowie die des Fersenbeines in einer nach vorn
etwas gewölbten Schnittlinie mit der Säge ab. (Siehe Abbildung.) Die
Gelenkflächen der Mittelfussknochen entfernte ich mit dem Messer und
dem scharfen Löffel, so dass sie eine nach oben hohlgebogene Schnittlinie
bildeten. Um den Erfolg der anzulegenden Knochennaht nicht durch
eine Nachblutung gefährdet zu sehen, stopfte ich zunächst die Wunde
vorläufig aus und legte einen Druckverband an. Darauf wurde der
Esmarchsche Schlauch gelöst. Eine Blutung stellte sich nicht ein,
obwohl keine einzige Unterbindung gemacht war. Der Verband wurde
vervollständigt, das Glied in eine Schwebe gehängt.
6 *
k
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84* —
Nach vier Tagen, am 14. April, schritt ich zur Knochennaht, welche
ich, mittelst des Ihnen von mir bereits vor zwei Jahren gezeigten
Knochenbohrers, mit starkem Silberdraht ausführte.
Es wurde das Sprungbein mit dem I., das Fersenbein mit dem
IV. Mittelfussknochen vereinigt.
Zu diesem Zwecke war ein kräftiges Aneinanderdrücken der Knochen¬
schnittflächen nothig, wodurch natürlich die Weichtheile des Fussrückens
und der Sohle starke Falten bildeten. Mit einer langen Sonde wurde
im Inneren der Wunde noch ein Druck auf die Weichtheile nach oben
und nach unten ausgeübt, um eine Zwischenlagerung von Weichtheilen
zwischen die Knochen zu verhüten.
Nach der Knochennaht wurde die Stauchung des Fusses in der be¬
absichtigten Weise aufrecht erhalten, indem einige Bindengänge durch
die ausgepolsterten Zehenzwischenräume und um die Ferse herum gezogen
und dann die Weichtheilwunden vernäht wurden. Diese hatten bei der
Stauchung eine unregelmässige Rautenform angenommen und mussten
daher so vernäht w T erden, dass die einander, am nächsten gegenüber¬
liegenden Theile der Wundränder vereinigt w r urden. Die Wunden bekamen
daher etwa folgende Gestalt — v \ » In der Mitte blieb eine kleine
Lücke, wo die Haut nicht reichte und somit erste Vereinigung nicht
stattfinden konnte.
Hierauf wurden die Wunden mit Jodoformmull, dann mit keimfreiem
weissem Mull bedeckt, und bei dem Anlegen der Bindengänge immer die
Verstärkung und Erhaltung der Stauchung und der durch die Knochen¬
naht bewirkten Lage des Vorfusses beachtet
Ueber das Ganze wurde ein Gypsschutzverband angelegt und das
Glied wieder in die Schwebe gehängt.
Die Vereinigung des 1. Mittelfussknochens mit dem Kopfe des Sprung¬
beines war deshalb nothig, weil das Sprungbein bedeutend höher steht
als der Kopf des I. Mittelfussknochens. Will man also eine knöcherne
Vereinigung Beider anstreben, so muss man die Schnittflächen aneinander
befestigen, sonst kommt der Kopf des I. Mittelfussknochens im Verbände
zu tief zu stehen, und es würde, selbst wenn die Aufrechterhaltung der
Stauchung gelingen sollte, zum Mindesten eine nur lockere Verbindung
und Plattfussstellung erzielt werden. — Ausserdem wird durch die Be¬
festigung der beiden Knochen aneinander wieder ein Fussgewölbe herge¬
stellt, zu dessen Bildung die Vereinigung des Fersenbeines mit dem
IV. Mittelfussknochen erheblich beiträgt, weil hierdurch der äussere Rand
des Fusses tiefer gestellt wird. Sorgt man dann beim Verbände dafür,
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dass der Grosszehenballen etwas gesenkt bleibt, so sind alle Bedingungen
für die Wiederherstellung der Architektur des Fussgewölbes und damit
der Tragfähigkeit des Fusses erfüllt
Der erste Verband blieb 25 Tage liegen. Der Kranke war sofort
nach der Operation und später dauernd fieberfrei und hatte vortreffliche
Esslust; sein Aussehen besserte sich in dieser Zeit ganz bedeutend.
Nach Abnahme des Verbandes fand sich unter demselben eine massige
Eiteransammlung, von den nicht vereinbaren Hautstellen herrührend;
im Uebrigen war die ganze Operationswunde in der Tiefe und auf der
Oberfläche — bis auf die Mittelstellen der Wunden — durch erste Ver¬
einigung geheilt, die Vereinigung der Knochen schon ziemlich fest. An
der Innenseite hatte sich, wohl durch den Gegendruck der zusammen¬
gestauchten Weichtheile, das eine Ende der Silberdrahtklammer
aufgerichtet. Dieselbe wurde entfernt. — Die starke Faltung der
Weichtheile, welche zuerst einige Besorgniss gemacht hatte, war fast
ausgeglichen.
Der Stauchverband wurde wieder angelegt, darüber wieder ein
Gypsschutzverband; der Schwebehang fiel fort
Die Heilung vollzog sich weiter in der günstigsten Weise; nur
an der Stelle wo die Silbernaht gelegen hatte, welche entfernt
worden war, musste eine Jodoformemulsion-Einspritzung gemacht
werden, um die kleine Höhle, welche etwa 1,5 cm tief noch vor¬
handen war, zum Verscliliessen zu bringen. Am 20. Juni waren die
Weichtheilfalten völlig ausgeglichen und es stellte sich sogar schon eine
geringe aktive Beweglichkeit der Zehen ein. Die Wunden waren bis auf
eine oberflächliche Granulationsstelle geheilt und wurden nur noch mit
einem Pflaster bedeckt. Der Fuss wurde mit einer Flanellbinde umwickelt.
Am 21. Juni wurde dem Kranken ein Schuh verabfolgt, welcher aus
Tuch gefertigt und mit einer Holzsohle versehen war, deren Innenfläche
die Form einer gesunden Fusssohle — mit Wiedergabe des Gewölbes
und geringem Abfall nach aussen — in verkürztem Maasse wiederholte.
Dadurch, dass der Fuss mittelst der Schnürung des Schuhes fest auf
diese Sohle gebunden war, sollte die plastische Form des Fussgewölbes
erhalten, sowie ein Biegen des Fusses in der Gegend des Spannes ver¬
hütet und die völlig knöcherne Vereinigung der Knochenwunde gesichert
werden. Zu diesem Zwecke ist nöthig, dass die Spitze der Holzsohle an
der unteren Fläche von der Mitte nach vorn sich verjüngt, d. h. dass die
Spitze hoch steht, wenn der Fuss auf der vollen Fläche ruht. Beim
Gehen senkt sich dann die Spitze, und es ist ein Heben der Ferse ohne
Druck auf den Spann möglich.
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Mit diesem Schuh, welchem entsprechend auch die Sohle des rechten
Schuhes verdickt sein musste, machte S. am 21. Juni, also neun Wochen
- nach der Operation, die ersten Gehversuche, welche befriedigend aus¬
fielen. Schon in wenigen Tagen gelangen die Gehversuche immer besser*
die Kräftigung der Unterschenkelmuskulatur wurde durch Massage unter¬
stützt, die Beweglichkeit der Zehen nahm in erfreulichster Weise zu und
erreichte ziemlich die normale. Das Fussgelenk war bald vollkommen
beweglich, und der Gang wurde sicherer und zuversichtlicher. Der Silber¬
draht zwischen Fersenbein und IY. Mittelfussknochen ist eingeheilt und
macht keinerlei Erscheinungen.
Am 30. September 1894 wurde S. als Invalide entlassen und schied
aus der Behandlung.
Gegenwärtig, Ende November 1894, (siehe Abbildungen) ist der Zu¬
stand des Kranken folgender:
Derselbe ist gut genährt, sieht kräftig und blühend aus, ist den ganzen
Tag auf den Füssen und bedient sich nur eines gewöhnlichen Spazier¬
stockes, mehr zur Sicherheit und aus Gewohnheit, als aus Bedürfhiss.
Beim Gehen schwingt er den Stock in der bekannten Weise, so dass er
denselben nur bei einem Schritt um den andern anf die Erde stützt. Er
kann stundenlang gehen, ohne zu ermüden und ohne dass der Fuss an¬
schwillt. Die Mittelfussknochen sind mit dem Sprung- und Fersenbein
fest, knöchern verwachsen, die Weichtheilnarben sind fest, derb und
unempfindlich. Es ist ein Fussgewölbe vorhanden (Fig. 1), und der innere
Fussrand w T ird nicht belastet, wohl aber ruht der Ballen richtig auf dem
Boden (Fig. 2). Die Zehen können in normaler Weise gehoben (Fig. 3)
und gesenkt werden (Fig. 1); ebenso kann auch das Fussgelenk unter
gleichzeitiger Beugung und Streckung der Zehen gebeugt und gestreckt
werden (Fig. 4 und Fig. 2 und 3).
Beim Gehen mit blossen Füssen kann infolgedessen S. bei voller Be¬
lastung des operirten Fusses die Fusssohle in völlig normier Weise von
dem Fussboden abwickeln. Seit etwa einem Monat trägt er an beiden
Füssen gleiche, gewöhnliche Schnürschuhe.
Es sind zwar viele Fälle auch ausgedehnter Exstirpationen von Fuss-
w’urzelknochen bekannt, doch habe ich in der Literatur nirgend einen
Vorschlag finden können, den entstandenen Defekt zu decken. Die Noth-
wendigkeit, sämmtliche Fussw’urzelknochen zu entfernen, ist dahingegen
eine häufige Anzeige für die Ausführung der Chopartschen Exartikulation.
Die Ergebnisse der Entfernung mehrerer, ja selbst nur eines wichtigeren
Fusswurzelknochens sind dementsprechend bisher meist recht unbefriedigend.
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87
Daher dürfte diese Operation, welche ich hier vorzustellen und zu be¬
schreiben die Ehre habe und welche meines Wissens, sowie nach den
Erkundigungen, welche ich darüber ein geholt habe, noch nicht anderweitig
ausgeführt ist, in solchen Fällen mehr Erfolg versprechen und daher zu
empfehlen sein.
Auch bei Schussverletzungen oder anderen Beschädigungen der Fuss-
wurzelknochen dürfte diese osteoplastische Resektion der Fuss-
wurzel in denjenigen Fällen zu empfehlen sein, wo das Lisfrancsche und
Chopartsche Gelenk gesund geblieben sind, und ebenso gute Erfolge liefern,
wie in diesem Falle von osteomyelitischer oder auch in Fällen von
tuberkulöser Erkrankung der in Rede stehenden Knochen und somit als
ein Fortschritt im Sinne der erhaltenden chirurgischen Therapie gelten
dürfen.
Anmerkung der Redaktion.
Die im Januarhefte gegebene „Gebrauchsanweisung für das
Behringsche Diphtherieheilserum“, welche zu der in diesem Hefte
veröffentlichten kriegsministeriellen Verfügung gehört, war der Redaktion
von der Medizinal-Abtheilung des Kriegsministeriums behufs schnellerer
Allgemeinverbreitung zur Veröffentlichung überlassen.
Referate und Kritiken.
Das Dienstalter der tuberkulösen Soldaten nebst Bemerkungen
über deren Brustumfang, Gewicht und Körperkonstitution
zur Zeit der Einstellung. Von Makiewicz, Med. maj. 2. cl. Archiv
de Med. et de Pharm, milit. 1894 Band *24, S. 194.
Im Jahre 1892 berichtete Verfasser über 120 au Tuberkulose gestorbene
bezw. dieser Krankheit wiegen entlassene Soldaten der Garnison Verdun.
Er hatte Folgendes gefunden: Von den Erkrankten hatten bei ihrer
Einstellung 24% einen Exspirationsbrustumfang unter 80. (Von allen Ein¬
gestellten 11%) In 40% blieb der Brustumfang unter der Hälfte der
Körperlänge; (unter allen Eingestellten bei 35%). Das Körpergewicht
betrug unter 56 kg bei 40 o / o (unter allen Eingestellten bei 16°/ 0 ). Im
Ganzen also hat mehr als die Hälfte jener Erkrankten (60%) zur Zeit
der Einstellung eine durchaus mittlere Körperentwickelung gezeigt. Daraus
wurde damals der Schluss gezogen, dass die Krankheit in der Armee
sehr viel häufiger erworben als mitgebracht sei.
Inzwischen ist die Frage der Erblichkeit doch wieder mehr in den
Vordergrund des Interesses getreten. Dazu haben wesentlich die Erfahrungen
beigetragen, welche sich auf die tuberkulöse Erkrankung im ersten Dienst¬
jahre beziehen. Die Tuberkulose ist hier, wie sich leider nicht leugnen
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1
— 88 —
lässt, in Zunahme begriffen. Der Grund dafür wird nicht mit Unrecht
in deu ganz enorm gesteigerten Anforderungen gefunden, die heutzutage
die Ausbildung an den Mann stellt. Diese Periode kann geradezu als
ein Prüfstein für die Konstitution der mit erblicher Belastung Eingestellten
gelten. Daraus erwächst der Militärgesundheitspflege, die mit der Aus¬
hebung beginnt, die besondere Aufgabe, die mit latenter Tuberkulose
Behafteten und die Verdächtigen zu erkennen, vor der Einstellung zu
bewahren (bezw. so früh wie möglich wieder zu entlassen 1 ) Ref.). Er¬
wägungen dieser Art haben den Verfasser veranlasst, seine Untersuchungen
über das Verhältnis der Messungsergebnisse zur Morbidität an Tuber¬
kulose an einem wesentlich grösseren Material wieder aufzunehmen. Die
Sache hat auch für uns ein derart lebendiges Interesse, dass eine aus¬
führliche Wiedergabe des Wichtigsten keiner Rechtfertigung bedürfen
wird. Es handelt sich um 771 tuberkulöse Individuen. Von diesen
wurden krank befunden:
a) bei der Einstellung .... 89 = 116 auf 1000 Tuberkulöse berechnet
b) in den ersten 6 Monaten 154 = 197 „ „ „ „
c) vom 7. bis 12. Monat . . 214 *= 278 „ „ _ 2 _ „
Summe im 1. Dienstjahre 457 = 591 „ „ „ „
<1) * * 2. „ 195 = 254 „ „
e) „nach dem 2. „ 119 = 155 „ „ „ „
Verfasser hat in einer mühsamen Aufstellung für jede der vorgenannten
Kategorien und innerhalb derselben für jede Grösse von 1,54 bis 1,86
die Messungsergebnisse verzeichnet. Er versteht unter genügendem Brust¬
raaass mindestens 80 cm Exspirationsumfang bis zu 1,60 Grösse, darüber
hinaus mindestens die Hälfte der Länge. Unter genügendem Gewicht
mindestens 53 kg bis 1,63 Grösse; darüber hinaus die Kilogramm zahl,
welche den Centimetem über 1 m Körperlänge, weniger 10, entspricht
Zum Vergleich sind die Messungswerthe von 2448 nicht tuberkulösen
Rekruten herangezogen Ich gebe in Folgendem nur die Summen jeder
Tabelle; für die Einzelheiten muss auf das Original verwiesen werden.
Kate¬
gorien
Summe
mit genü¬
gendem
Brust¬
umfang
mit genü¬
gendem
Gewicht
mit genii-lmit genü¬
gendem genderall-
Brustuw- | gemeiner
fang und Ivräftig-
Gewicbt i keit
in allen in keinen
vor- | der vor¬
genannten genannten
Qualitäten Qualitäten
genügend genügend
a)
89
48
47
34
49
27
21
b)
154
114
97
86
115
75
15
c)
214
157
140
121
183
118
13
d)
195
159
| 147
128
173
118
8
e)
119
98
98
86
109
85
4
Summe
771
576
| 529
465
629
423
61
Gesunde
Rekruten
2448
2250
2176
2080
1 2249
| 2047
72
Vergl. Körting. Wann können Schwindsüchtige zur Entlassuu
kommen? Deutsche militärärztüche Zeitschrift 1893, No. 5. Die Arbeit ist leider
in der französischen Uebersetzung der Archives de Med. et de Pharm, milit. in
wesentlichen Sätzen arg entstellt worden.
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89
Von den 771 tuberkulösen Individuen vorstehender Tabelle wurden
11,6% sofort nach der Einstellung als unbrauchbar erkannt und entlassen;
46,5% schieden aus oder starben im ersten Dienstjahre; 41% im zweiten
Jahre. Es befanden sich in jener Gesammtzahl:
Manifeste Tuberkulosen 10%
. Latente „ 50 %
Verdächtige *) 40 %
Davon hatten
Tuberkulöse
Verdächtige
manifeste
latente
genügenden Brustumfang.
rund 50%
rund 75%
rund 80%
genügendes Gewicht.
„ ÖOO/o
. eoo/o
» 800/o
genügenden Brustumfang und Gewicht
. 40%
* 500/0
» 70%
genügende allgemeine Kräftigkeit . . .
, 500/ 0
» 80 0/o
* 90%
genügende Beschaffenheit nach allen
vorgenannten Qualitäten.
—
, 33</s°/o
. 700/o
zweifelhafte Konstitution.
. 500/o
„ 40 o/o
„ 250/o
schlechte Konstitution.. .
1 „ 250/ 0
. 10°/o
„ 4%
Zum Vergleich boten die 2448 gesunden bezw. unverdächtigen
Rekruten eine genügende Kräftigkeit in 80%
zweifelhafte „ „10%
ungenügende „ „3%
Verfasser kommt schliesslich zu folgenden interessanten Sätzen:
Die Tuberkulose iu der Armee stammt ganz überwiegend aus der
Zeit vor der Einstellung.
Brustumfang, Gewicht und allgemeine Kräftigkeit sind bei den
Tnberkulösen, manifesten wie latenten, in der Regel minderwerthig.
Dagegen bieten die Verdächtigen (zu den^i auch die hereditär Belasteten
zu zählen sind, Ref.) kaum eine Differenz gegen die Gesunden.
Aus Letzterem speziell folgt die prognostische Unzuverlässigkeit
jener Maassergebnisse hinsichtlich der Beurtheilung der Belasteten. Immer¬
hin soll eine merkliche Minderwerthigkeit der Maassergebnisse die Auf¬
merksamkeit des Militärarztes auf die qu. Mannschaften gerichtet erhalten.
Dass diese Gesichtspunkte in der deutschen Armee volle Würdigung
finden, geht aus den neueren Bestimmungen mit genügender Deutlichkeit
hervor. Die §§. 12,5 und 25,2 der Friedens Sanitätsordnung, wie §§. 4,1,
6,2, 12,4 und 63Ai der Dienstanweisung zeigen, wie sehr der Sanitätsleitung
unserer Armee sowohl die frühzeitige Feststellung erblicher Krankheits¬
anlagen als die laufende ärztliche Ueberwachung der Schwachen und
Verdächtigen am Herzen liegt. Körting.
Sanitation and Health. A lecture delivered to the troops at
Ranikhet, Ifidia; by Col. Reginald C. Hart, revised by Brig.
Surg. Lt Col. Henley. London. William Clowes and Sons. 1894. 57 S.
Eine Reihe von Vorträgen über alle Gebiete der Gesundheitspflege,
welche für d e n Soldaten, speziell im tropischen Klima in Betracht kommen
*) Französisch: Tuberculeux confirmes; (bakteriologisch nachgewiesene Tuber'
knlose) T. latente (Spitzendämpfungen oder Katarrhe, ohne jenes Kriterium). Futurs
contagionn£s. Letzterer Ausdruck ist nicht ganz zutreffend mit ein oder zwei
Worten zu übersetzen. Vielleicht käme „Habitus phthisicus“ unserer alten Aus-
beburigsnomenklatur diesem Begriff am nächsten.
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90
können. Das Buchlein giebt eine kurze Darstellung der Kraukheitslehre
nebst Regeln zur möglichsten Vorbeugung der wichtigsten Infektions¬
krankheiten. Es folgt die Lehre von der ersten Hülfe in Unglücksfallen
sowie bei Verletzungen. Ausführlich wird die Bedeutung guter Ernährung
und die Prüfung der Nahrungsmittel sowie des Trinkwassers behandelt
Gerade im Hinblick auf das Tropenklima und die nicht seltene Unmässigkeit
europäischer Soldaten wird auf die Gefahren des Missbrauchs geistiger
Getränke aufmerksam gemacht, daneben aber auch vor_völliger Abstinenz
gewarnt. Einer richtigen Wohnungsanlage und deren gesundheitlicher Er¬
haltung ist besondere Aufmerksamkeit zügewandt. Knapp und volks¬
tümlich in der Sprache, frei von theoretischen Erwägungen, darf das
Buch als ein für seinen Zweck brauchbarer Leitfaden bezeichnet werden.
Seine praktische Anlage und Durchführung macht die Lektüre auch für
den deutschen Militärarzt anziehend und lehrreich. Papier und Druck
sind hervorragend gut; besser als bei den meisten ähnlichen deutschen
Publikationen. Körting.
Anleitung zur Gesundheitspflege beim Soldaten. Zum Gebrauch
bei der Truppe zusammengestellt von Assistenzarzt 1. Klasse
Dr. Stolte. Strassburg i. E. bei Kayser. 1894. 16 S.
Das Büchlein ist aus den Vorträgen über erste Hülfe entstanden, die
Verfasser bei seinem Truppentheile zu halten hat. Es enthält eine kurze
Darstellung der wichtigsten Gesundheitsregeln unter spezieller Berück¬
sichtigung der Körperpflege des Mannes. Daran schliesst sich eine
gedrängte Wiedergabe der bekannten Grundsätze für erste Hülfe. Es kann
sowohl dem jüngeren Militärarzt wie dem Offizier von Nutzen sein.
Der billige Preis wird auch die Anschaffung in der Kompagnie
erleichtern. Ktg. .
Schüller (Berlin). Ueber Temperaturdifferenzen beider Körper¬
hälften in Folge von bestimmten Verletzungen des Gehirns.
— Ihre diagnostische und forensische Bedeutung. (Aerztlicher Central¬
anzeiger, Wien 1894, No. 32 und 33).
Gleich nach Mittheilung der Thierversuche von Landois und Eulen¬
burg über ein thermisches Rindenzentrum im Jahre 1876 beobachtete
Schüller (Deutsche Ztschr. f. Chir. IX. Seite 238 ff.) eine Impressions¬
fraktur des linken Stirnbeins nahe der Haargrenze beim Menschen, wobei
die Temperatur der rechten Körperhälfte vom Kopfe bis zu den Füssen
um 2° C. höher als links war. Späterhin hatte er noch mehrfach Ge¬
legenheit, dieselbe Beobachtung zu machen bei Schädel Verletzung in der
Stirnscheitelbeingegend.
Diese konstante Ungleichheit in der Temperatur kann niemals will¬
kürlich erzeugt oder simulirt werden; sie ist am stärksten unmittelbar
nach der Verletzung und wird gewöhnlich nach einigen Monaten geringer,
bezw. hört auf; ihr längeres Bestehen lässt auf eine dauernde Hirn¬
verletzung schliessen, und es ist wohl zu verstehen, dass hierdurch auch
die gelegentlich geklagten Schwindel- und Erregungszustände ihre physio¬
logische Begründung finden können.
Schüller ist nach seinen Beobachtungen geneigt, das thermische
Rindenzentrum des Menschen für Extremitäten, Rumpf und Kopf auf den
der vorderen Zentralwindung zugewendeten Theil der zweiten Stirn-
windung zu verlegen.
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91
Den Anlass zur Veröffentlichung bot ein Fall, in welchem die Tem¬
peraturdifferenz noch drei Jahre nach der Verletzung nachweisbar war:
der betr. Mann hatte durch eine .herabfallende Axt eine Wunde an der
linksseitigen behaarten Kopfhaut erlitten; kurze Bewusstlosigkeit, glatte
Heilung; bei Wiederaufnahme der Arbeit häufige Schwindelanfälle besonders
beim Bücken, bei Anstrengungen und Aufregungen; dabei Ohrensausen,
Zittern der Hände, auch Brechreiz; Klagen über eine gewisse allgemeine
Mattigkeit und Schwäche im rechten Arme. — Der Mann war sehr ver¬
schieden ärztlicherseits beurtheilt. Schüller sah eine 4 cm lange, blasse
glatte Narbe, die 2 1 /* cm von der Pfeilnaht entfernt fast parallel mit ihr
über der vorderen Hälfte des linken Scheitelbeins verlief, mit dem
Knochen verwachsen und druckempfindlich war. Ein Basisbruch war
auszuschliessen. (Schüller macht hierbei auf die Bedeutung der Störung,
bezw. Aufhebung der Knochenleitung für die Diagnose vorausgegangener
Basisbrüche aufmerksam, Deutsche Ztschr. für Chir. IX. Seite 235.) Beim
Stehen mit geschlossenen Augen zeigte sich starkes Schwanken des ganzen
Körpers. — „Die Temperatur der rechten Körperhälfte w r ar durchgehends
um mehrere Zehntel höher wie die der linken' 4 und zwar fortgesetzt bei
etwa über zwei Wochen hin täglich mehrmals wiederholten Messungen.
— Der Mann w r urde demgemäss günstig beschieden. Ltz.
Golebiewski, Berlin. Studien über die Ausdehnungsfähigkeit
des menschlichen Fusses. Mit 57 in den Text gedruckten Ab¬
bildungen. Zeitschrift für orthopädische Chirurgie, III. Band.
Verfasser kommt auf Grund sehr eingehender Untersuchungen an
einem 29-jährigen Kutscher, „dessen Füsse durch Schuh werk noch sehr
wenig verdorben waren“, (gelegentlich sind auch noch andere Personen
entsprechend untersucht), zu folgenden Schlüssen:
1. Der menschliche Fuss hat die Fähigkeit, sich in Länge und Breite
auszudehnen.
2. Es giebt eine aktive und passive Ausdehnungsfähigkeit, — erstere
im ruhenden Zustande durch willkürliche Muskelaktion, letztere beim
Stehen und Gehen unter dem Einflüsse der Körperschwere.
3. Die Ausdehnung erfolgt unter Rotationsbewegung der Fussknochen,
und zwar kommt ausser der allgemeinen Senkung der Fussknochen beim
Stehen und Gehen noch ein Schub nach vorne und eine Aussenrotation
beim Stand (Hebung des inneren, Senkung des äusseren Fussrandes),
eine Innenrotation beim Schritt zu Stande.
4. Die Rotationen der einzelnen Knochen erfolgen gemäss ihrem Bau
und ihren Verbindungen, sowie gemäss der Einwirkung der Körperschwere.
5. Die gute Beschaffenheit und Höbe des Fussgewölbes ist nicht
allein von entscheidender Wichtigkeit für die Ausdehnungsfähigkeit,
sondern auch seine durch Uebung erlernte und erlangte Tragfähigkeit.
Ein Fuss mit gutem Gewölbe dehnt sich nur dann besser als ein Fuss
mit weniger gutem und niederem Gewölbe aus, wenn er kräftiger ent¬
wickelt und besser geübt ist.
6. Die Ausdehnungsfähigkeit des Fusses wird durch die erlernte
Gewohnheit und Uebung begrenzt. Eine wesentliche Einschränkung kann
die Grtenze der Ausdehnungsfähigkeit in der Zeit erfahren, so dass selbst
längeres Stehen zur Muskelkontraktion und Verkleinerung des Fusses
führen kann.
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7. Die Fussmuskeln befinden sieh beim Stand, noch mehr beim
Schritt im Zustande tonischer Erregung; letzterer geht in deutliche
Kontraktion über bei einer für den Körper ungewohnten, daher zu
schweren Belastung, — der Fuss wird kleiner.
8. Eine plötzliche, allzuschwere Belastung des Körpers hat leicht eine
Zerreissung von Bändern und Muskeln am Innenrande des Fusses zur
Folge.
9. Die Fusssohle betheiligt sich nur sehr wenig an der Ausdehnung
des Fu9ses, am wenigsten die harte, betretene, am meisten die weiche
Fusssohlenfläche am Innenrande.
10. Die Ausdehnung des Fusses hat eine Formveränderung desselben
zur Folge.
11* An der Ausdehnung betheiligt sich auch das Sprunggelenk, so
dass den Stellungen entsprechend Durchmesser und Umfang desselben zu-
und abnehmen können. Ltz.
Mittheihmgen.
Aus dem Inhalt der Archives de Medecine et de Pharmacie mili-
taires. Band 24. Juli bis Dezember 1894.
S. 43. Aluminiumbehälter für die Aufbewahrung der Karbol¬
säure von Bailand.
Verfasser hat durch mehrjährige Versuche festgestellt, dass Aluminium
durch konzentrirte Karbolsäure nicht im Mindesten angegriffen wird. Er
empfiehlt deshalb Aluminiumflaschen mit Schraubverschluss für die
Aufbewahrung der Mobilmachungsbestände in den Depots.
S. 53. Die Krankheiten des Gehörorgans, welche den Affek¬
tionen des Nasenrachenraumes entstammen. Von Wissemans.
Nach Nimier erreicht die Erkrankungsziffer des Gehörorgans in der
französischen Armee etwa 12°/ 00 . Von diesen wird der vierte Theil dienst¬
unbrauchbar. Näher untersucht wurden 265 Erkrankungen, die nahezu
ausschliesslich auf das erste Dienstjahr entfallen. Davon liess sich der
Ursprung bei 92 erweisen, während bei den 153 anderen nur festgestellt
werden konnte, dass der Beginn des Leidens in die Zeit vor der Ein¬
stellung zurückreicht. 25 Mal. gaben Verletzungen (einschliesslich Fremd¬
körper) die Veranlassung; 16 Mal Allgemeinerkrankungen (Tuberkulose,
Typhus, akute Exantheme, Syphilis etc.); 51 Mal Erkrankungen des
Nasenrachenraumes. Das sehr beträchtliche Vorwiegen der letztgedachten
Ursache sieht Verfasser in speziell dienstlichen Verhältnissen. Allen
Unbilden der Witterung ausgesetzt, meist in jähem Wechsel zu ihrer
bisherigen Lebensweise, müssen die jungen Mannschaften bis zu ihrer
Anpassung den katarrhalischen Einflüssen natürlich viel mehr unterworfen
sein als ihre Altersgenossen, die im bürgerlichen Leben stehen. W. kommt
deshalb zu der Ansicht, dass eine spezielle. Gesundheitspflege der Nase
und des Rachens viel zur Verhütung der konsekutiven Erkrankungen des
Gehörorgans beitragen werde. (Das ist möglich. Dabei darf aber nicht
ausser Acht gelassen werden, dass der Soldat sich wegen eines Schnupfens
oder Racheukatarrlies nur höchst ausnahmsweise krank meldet, ja dass
die Ueberstehung dieser Primär-Affektionen nur zur ärztlichen Kenntniss
kommt, wenn dieselben gelegentlich der Aufnahme der Anamnese bei
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Larynx- oder Bronchialkatarrben oder bei Ohraffektionen erwähnt werden.
Wollte man aber bei den regelmässigen Gesundheitsrevisionen diese Dinge
in den Kreis der Untersuchung ziehen, so würde man bei den militärischen
Kommandobehörden wahrscheinlich wenig Zustimmung finden, wenn man
dieserhalb eine sicherlich sehr grosse Anzahl von Rekruten ins Revier
nehmen würde. Ref.) Der grössere Theil der Studie W.’s ist mit einer
klinischen Analyse derjenigen katarrhalischen Erkrankungsformen ausgefüllt,
welche zu den Erkrankungen des Gehörorgans in Beziehung treten können.
Besonderer Werth ist auf die rhinoskopische bezw. pharyngoskopische
Untersuchung und auf die Behandlung gelegt. Verfasser behandelt 1) den
akuten, 2. den chronischen, 3. den hypertrophischen Schnupfen; 4. die
atrophische Ozaena; 5. die Syphilis; 6. die Abweichungen im Bau der x
Nase, besonders der Nasenscheidewand; 7. die Schleimpolypen; 8. die
Tonsillarhypertropbie; 9. die adenoiden Wucherungen des Rachens; 10. den
chronischen Rachenkatarrh; 11. die chronische granulöse Pharyngitis.
Viele der geschilderten Krankheitsbilder gehen so ineinander über, dass
die Differenzirung zu weit getrieben erscheint.
S. 79. Geschichte des Hotel Dieu von Poitiers und der
militärischen Krankenpflege daselbst von 1202 bis 1894. Von
Delmas, Med. principal. 1893.
Diese ungemein interessante geschichtlich-medizinische Studie zeigt
uns die wahrscheinlich einzig dastehende Thatsache, dass die Wirksamkeit
eines Wohlthätigkeitsinstituts sich durch noch vorhandene Aufzeichnungen
auf Jahrhunderte zurück genau verfolgen lässt. Gegründet als „Aumos-
nerie“ zu einer Zeit, in der der Insasse als paoure (pauvre) und malade
durcheinander bezeichnet wird, entwickelt sich das Haus erst seit dem
Ende des 16. Jahrhunderts langsam zu einem Krankenhause. Die erste
Erwähnung einer Militär kranken Versorgung rührt aus 1568, dem Jahre der
Belagerung von Poitiers durch die Hugenotten. Genaue Statistiken über
die Stärke und die Erkrankungen der Garnison haben sich seit 1688
erbringen lassen. Die gegebenen Zahlen über die Mortalität sind recht
interessant; ich w’ill deshalb nicht unterlassen, dieselben mitzutheilen. Die
Sterblichkeit stellt sich nämlich
Unter dem ancien Regime auf 8,2 %o
erste Republik und erstes Kaiserreich „ 13 %o
1815 bis 1870 „ 10,5 %o
1872 bis 1893 * 7,5 %o
Das Sterblichkeitsverhältniss für Poitiers ist im Ganzen höher als in
den meisten anderen Garnisonen Frankreichs. Das liegt aber lediglich
in den exzeptionell ungünstigen örtlichen Verhältnissen. So hat Poitiers
seit mehr als 300 Jahren alljährlich Ruhr; seit 100 Jahren alljährlich
Typhus und Pneumonie von schwerem Charakter. Die Sterblichkeit an
ersterem überschreitet die an Tuberkulose um das Dreifache; die an
Pneumonie kommt ihr gleich. Nehmen wir diese an sich wenig günstige
Grundlage - der statistischen Betrachtung als gegeben an, so bleibt nichts¬
destoweniger die überraschende Thatsache bestehen, dass die Entwickelung
der Hygiene für Poitiers nur einen auffallend geringen Einfluss auf die
Verminderung der Sterblichkeit gehabt hat.
S. 269. Die Erblichkeit der Tuberkulose von Remlinger.
So sehr das Gebiet der Aetiologie der Tuberkulose durch die neuen
Arbeiten aufgehellt worden ist, so wenig ist es bis jetzt gelungen, das
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94
Wesen der Erblichkeit verständlicher zu machen. Dass dieselbe in der
Armee nach wie vor eine grosse und verhängnissvolle Rolle spielt, zeigt
jeder Armee-Sanitätsbericht. Im Heere wird der Hereditäre von dem
durch Kontagion Erkrankten schon durch die Frage nach seiner Alters¬
klasse unterschieden. Bei der überwiegenden Mehrzahl der im ersten
Dienstjahre Erkrankten lässt sich die Erblichkeit erweisen. R. hat
320 Fälle darauf untersucht und giebt folgende Zusammenstellung, die für
sich selber spricht:
Tuberkulöse
erblich belastet
nicht erblich
belastet
0 bis 5 Monate Dienstzeit
31
14
6 bis 9 „ „
9
1
9 bis 12 „ „
6
5
Summe: erstes Dienstjahr
46
20
„ zweites Dienstjahr
4
24
„ drittes Dienstjahr
0
26
S. 369. Ueber den Einfluss der Zeit auf die spontane
Reinigung der Glyzerinlymphe von Mikroorganismen. Zwei
Arbeiten von Vaillard und Antony.
Im Aufträge der obersten Militär-Sanitätsbehörde wurden am Val de
Gräce bakteriologische Untersuchungen über diesen nicht unwichtigen
Gegenstand angestellt. Getrennt gewonnen, zeigen die Resultate in allen
wesentlichen Punkten völlige Uebereinstimmung. Von 26 Kulturen in den
ersten fünf Monaten nach der Abnahme der Lymphe gaben vier keine
Kolonien; 22 zeigten Wachsthum unschädlicher Bakterien, darunter viermal
von Verunreinigungen accidenteller Art Von 29 Aussaaten nach dem
fünften Monate blieben 23 steril; 6 zeigten Verunreiniguugskolonien.
Eine Reihe von frischen Lymphportionen wurde mit pathogenen Bakterien
gemischt. Dazu wählte man den Pyocyaueus, den Staphylococcus aureus,
den Septichaemiebazillu8 und den Tetanusbazillus, letztere beide mit Sporen.
Aufbewahrung im Dunkeln. Die Pyocyaneusmischung ergab nach 36 Tagen
kein Wachsthum mehr, obwohl diejenige Kultur noch volle Virulenz zeigte,
von welcher der Lymphe zugesetzt war. Staphylococcus aureus hatte seine
Vitalität in der Lymphe mit zwei Monaten zum grösseren Theile, mit
fünf Monaten völlig eingebüsst. Dagegen hatten der Septichämie- und
der Tetanusbazillus in der Lymphe binnen acht Monaten ihre Virulenz
noch nicht im Geringsten verloren. Da diese beiden Vibrionen in den
Ställen der Lymphgewinnungsstationen Vorkommen können, so ist die
ausserordentlichste Reinlichkeit bei allen Manipulationen streng geboten.
Dies vorausgeschickt, zeigen die Versuche, dass die Lymphe sich bis zum
vierten Monat von allen gewöhnlichen Bakterien reinigt. So gering an
sich das Risiko einer Infektion bei einer sorgfältig abgenommenen und
behandelten, frischen Lymphe ist, so ist es doch interessant zu wissen,
dass auch dieses geringe Risiko bei einer Lymphe von viermonatlichen
Alter verschwindet.
S. 434. Die Helminthiasis in der russischen Armee, von
Sander. (Referat.)
Verfasser hat die Faeces von 1000 Kranken auf Helminthen unter¬
sucht Nur Einer dieser Kranken war um dieses Leidens willen auf-
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95
genommen, von allen anderen hatte keiner diesbezügliche Klagen geäussert.
Es wurden 257 Mal Würmer gefunden und zwar 146 Mal Triebocephalus
dispar; 94 Mal Ascaris lumbricoides; 35 Mal Bothriocephalus latus;
5 Mal Taenia solium und 4 Mai Oxyurus vermicularis. Im Vergleich
zur Zivilbevölkerung zeigte sich die Helminthiasis in der Armee stärker
verbreitet Kranke und Gesunde waren ohne Unterschied befallen; allen¬
falls liess sich ein Ueberwiegen der Helminthen bei Anämischen, Skor-
butischen und sonstwie chronisch Leidenden feststellen. Bothriocephalus
ist im Norden Russlands häufiger; Trichocephalus und Ascaris hauptsächlich
in russisch Polen.
S. 513. Impfung durch Kratzen, von Matton.
Verfasser hat seit einiger Zeit bei seinen militärischen Impfungen
die Stich- bezw. Schnitfcmethode verlassen und nur mit der flachgehaltenen
Spitze der Lanzette die Epidermis leicht aufgekratzt. Er hat die Be¬
merkung gemacht, dass die Lymphe auf solchen Stellen besser haftete
als auf den üblichen Skarifikationen, und bezieht dies wohl nicht mit
Unrecht auf den Umstand, dass bei diesen eben nur das Corium streifenden
Verletzungen jede Blutung, also jedes Wegschwemmen von Lymphe, sicher
vermieden wird. Die Pusteln kamen in gewöhnlicher Grösse zur Ent¬
wickelung. Referent kann das bestätigen. Er hat bei der Rekrutenein¬
stellung im Oktober 1894 die venerisch befundenen Rekruten mit neuen
Stecknadeln durch Kratzen impfen und die Nadeln nachher sofort
vernichten lassen. Die Entwickelung der Impfpusteln unterschied sich
nicht, namentlich nicht in der Grösse von der durch Skarifikation mit
4er Lanzette gewonnenen.
S. 523. Tod nach Vipernbiss von Löcuye,
Dass Alkohol ein Gegengift gegen Schlangengift ist, darf als allgemein
bekannt gelten; dass seine Darreichung höchst deletär werden kann, zeigt
folgender Fall: Ein Mann wurde nach Vipernbiss ins Hospital gebracht.
Der verletzte Mittelfinger linker Hand stark geschwollen, ebenso die Hand
bis zum Handgelenk. Der Mann selber nahezu sinnlos betrunken. Starkes
Erbrechen mit intensivem Geruch nach Absynth. Bald Verlust des Bewusst¬
seins, andauerndes Sinken der Eigenwärme, Lungenödem und Tod,
sieben Stunden nach der Verletzung, ca. eine nach der Aufnahme. Die
Sektion zeigt das Bild einer akuten Alkoholvergiftung. Alle Eingeweide,
vom Gehirn bis zu den Baucheingeweiden waren blutüberfüllt, der Inhalt
des Verdauungstraktes roch stark nach Absynth. Die Zeugen gaben die
Aufklärung. Mau hatte dem Manne als Gegengift enorme Mengen des
genannten Schnapses eiugeflösst, ohne an mögliche üble Folgen dieses
Heilmittels zu denken. Körting.
lieber Verwendung getrockneten Kaffeesatzes zur Füllung der
Spucknäpfe. Von Dr. Wieblitz.
In dem amtlichen Beiblatt zu Heft 12 der Deutschen militärärztlichen Zeit¬
schrift von 1894 finden sich zwei kriegsministerielle Verfügungen vom 21/9.94
No. 1188/7. 94. M. A. und vom 9/12. 93 Nachrichtlich No. 1180/10. 94. M.A.
betreffend Verwendung von Torfmüll zur Füllung der Spucknäpfie. — In
der letzten Verfügung wird Bericht u. a. auch darüber verlangt, welche
Kosten durch Beschaffung des Torfmülls entstanden sind.
Der letzte Satz veranlasst mich, auf ein Material zur Füllung der
Spucknäpfe aufmerksam zu machen, welches ganz ähnlich wirkt wie
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Torfmull, keine Kosten verursacht und sich mir im eignen Haushalt, seit
dessen Begründung bis jetzt, und im Garnison-Lazareth Stralsund bis
zum Erlass der Verfügung, durch welche die Füllung der Spucknäpfe mit
Wasser befohlen worden, durchaus bewährt hat. — Es ist das ge¬
trockneter Kaffeesatz.
Ich liess den Kaffeesatz auf Papier ausbreiten, auf dem Küchenherd
trocknen und mit dem trocknen Kaffeepulver die Spucknäpfe 2 bis 2 1 /» cm
# hoch anfüllen. Das in diese Pulvermasse hineingelangende Sputum ballt
sich in der Regel zu einer an ihrer Oberfläche überall mit Kaffetheilchen
besetzten Kugel zusammen, welche allmählich zu einer mit Kaffeepulver be¬
deckten und von der lockeren Unterlage des übrigen Kaffeepulvers sich
leicht abhebenden Scheibe eintrocknet. Diese kann, ohne dass ein Zer¬
stäuben des Auswurfs zu befürchten ist, abgehoben und ins Feuer ge¬
worfen werden. Gelangen grössere Mengen Auswurfs in den Spucknapf,
so dass er nicht völlig eintrocknet, so wird jede Gefahr durch Aufstreuen
anderen Kaffeepulvers beseitigt. — Fäulniss des Auswurfs habe ich bei
dem erwähnten Verfahren, niemals beobachtet. Eine Erneuerung des
Kaffepulvers ist nicht früher erforderlich als in den in der Verfügung vom
9/12. 93. a. a. 0. für Torfmüll angegebenen Zeiträumen. — Material auch
für häufigere Füllung war bei Sammlung des im Lazarethhaushalt des
Garnisonlazareths Stralsund gebrauchten und gesammelten Kaffeepulvers
stets reichlich vorhanden.
Der vierundzwanzigste Kongress der Deutschen Gesell¬
schaft für Chirurgie findet vom 17. bis 20. April d. J. in Berlin statt
Die Begrüssung der zum Kongresse sich versammelnden Mitglieder
geschieht am 16. April abends von 8 Uhr ab im Hotel de Rome (Char-
lottenstr. No. 44/45).
Während der Dauer des Kongresses, und auch bereits am Mittw r och,
den 17. April, finden Morgensitzungen von 10 bis 1 Uhr und Nach¬
mittagsitzungen von 2 bis 4 Uhr im grossen Hörsaale des Langenbeck-
hauses statt.
Von auswärts kommende Kranke können im Königlichen Klinikum
(Berlin N., Ziegelstrasse No. 5 bis 9) Aufnahme finden, auch können
Präparate, Bandagen, Instrumente etc. ebendahin gesandt werden.
Ankündigungen von Vorträgen und Demonstrationen bitte ich, so
bald als möglich dem ständigen Schriftführer, Herrn Geh. Med.-Rath
Prof. Dr. Gurlt (Berlin W., Keithstrasse No. 6) zugehen zu lassen.
Das gemeinsame Mittagsmahl ist auf Donnerstag, den 18. April,
5 Uhr abends, im Hotel de Rome angesetzt. Für die Theilnehmer wird
ein Bogen zur Einzeichnung ihrer Namen ebendaselbst am Abend d$s
16. April und am 17. April während der Sitzung im Langenbeckhause
ausliegen.
Herr Anders ist beauftragt und ermächtigt, Beiträge zum Besten
des „Langenbeck-Hauses“ sowie die regelmässigen Zahlungen der Mit¬
glieder entgegenzunehmen.
Wien, den 10. Januar 1895.
Professor Dr. C. Gussenbauer,
Vorsitzender für das Jahr 1895.
Gedruckt in der Königlichen Hof buclidruckerei von E. S. Mittler & Sohn, Berlin 8W., Kochstr. C8—70.
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Deutsche
Militärärztliche Zeitschrift
Redaction: t Verlag:
Prot Dr. 9 . <#«•<!•», Generalarzt, ajlttfrr
Berlin W., Taubojwtrwoe 6, ^
o. Dr. $. c*«*«*, Oberstabsarzt, Königliche Hofbnchhandlung.
Berlin K*, Chnoueeitnne 27. ! B ‘ rlin - Kochatraa8e «S“ 70 -
Monatlich eracheint ein Heft von mindestens 8 Druckbogen; dazu ein „Amtliches Beiblatt**. Der
Zeitschrift wird das Werk: „W. Both*a Jahresbericht über die Fortschritte auf dem Gebiete
4es Militir-Sanitttswesens* unentgeltlich beigegeben. Bestellungen nehmen alle Post&mter and
Bachhandlangen an. Preis des Jahrgangs 15 Mark.
XXIV. Jahrgang. 1895. Heft 3.
Beobachtungen Über Influenza.
Vortrag,
gehalten im Verein der Militärärzte zu Hannover am 28. Februar 1894
von
A. Pfuhl, Oberstabsarzt 1. Kl.
M. H.! Angesichts der in diesem Winter zum dritten Male seit 1889
auch unsere Garnison wieder in epidemischer Ausbreitung überziehenden
Influenza möchte ich mir erlauben, Ihnen unsere augenblicklichen Kennt¬
nisse über das Wesen dieser Krankheit sowie meine eigenen, bereits in
Cassel gemachten bezüglichen Beobachtungen summarisch vorzuführen.
Wenn es sich dabei hauptsächlich um bakteriologische Dinge handelt, so
bitte ich Sie, mir dies als dem ältesten ehemaligen Vertreter dieses
Spezialgebiets in der Armee nicht verübeln zu wollen.
Sie wissen, dass die epidemische Erscheinungsweise der Grippe
?on allen seitherigen Schriftstellern als das Gewöhnliche, so zu sagen
Regelrechte betrachtet wird. Ja, Hirsch stellt sogar in seinem
«Handbuch der historisch-geographischen Pathologie“ *) folgende Sätze auf:
»Die Influenza tritt stets als epidemische Krankheit auf und zwar entweder
auf engere Kreise, mitunter auch wohl nur auf einzelne Orte beschränkt,
oder in allgemeiner Verbreitung über weite Landstriche, ganze Kontinente,
nicht selten sogar als wahre Pandemie über einen grossen Theil der Erd-
l ) Band I, Seite 14.
MiliUrftrztliehe Zeitschrift 1895. 7
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Oberfläche vorherrschend. Gerade in dieser letzteren Beziehung nimmt sie
eine Ausnahmestellung unter allen andern akuten Infektionskrankheiten
ein, von welchen auch nicht eine jemals einen so ausgesprochen pan-
demischen Charakter getragen hätte wie die Influenza“. M. H.! Ich kann
diese Sätze nur mit gewissen Einschränkungen als richtig anerkennen.
Denn sie treffen, ebenso wie alle späteren Ausführungen Hirschs und der
früheren Autoren, nur einen Theil der Sache und tragen nur der sekun¬
dären Erscheinungsweise der Influenza ganz im Allgemeinen Rechnung.
Das hat sich mit der Entdeckung des Krankheitskeimes selbst, genau so
wie bei dem Typhus und der Cholera, mit einem Schlage geändert, und
wir übersehen nunmehr die bis dahin so dunklen epidemiologischen Ver¬
hältnisse der Krankheit im hellen Lichte des Thatsächlichen.
Beim scheinbaren Erlöschen der Epidemie bleibt an verschiedenen
Orten immer eine Anzahl ungeheilter Fälle übrig, bei denen die
Krankheit sich über Wochen und Monate iu einfacher, reiner Form
erhält, d. h. chronisch wird. Derartig erkrankte Individuen stellen
gewissermaassen Depots oder den „eisernen Bestand“ an Krankheitsgift
dar, von denen aus dasselbe bei günstiger Gelegenheit von IJeuem auf
andere Individuen übertragen wird. In zweiter Linie sind diejenigen
Menschen zu nennen, die, mit andern chronischen Lungenkrankheiten
behaftet (Emphysematiker, Phthisiker und dergleichen), während des
Herrschens der Epidemie ebenfalls infizirt wurden und das Krankheitsgift
auf ihrer kranken Bronchialschleimhaut, in ihren Lungenkavernen u. s. w.
in derselben Weise wie die erste Gruppe auf ungemessene Zeiten
hinaus konserviren. Nun kommt entweder die rauhe Jahreszeit oder
ein aussergewöhnlich heisser oder feuchter Sommer mit allen ihren be¬
kannten schädigenden Einwirkungen auf die Athmungsorgane. Das von
jenen vereinzelten Trägern des Krankheitsgiftes von der letzten Epidemie
her aufbewahrte und verschleppte Virus, das auf den Strassen, in den
Wohnräumen, Schulen, Kasernen, auf Wäsche, Gebrauchsgegenständen
u. 8. w., beim Schnauben, Niesen oder mit dem Auswurf herausgefördert
und verstreut wurde, gelangt nunmehr auf die „eigens disponirten“
Nasen-, Rachenschleimhäute u. s. w. der Umgebung, und die frische In¬
fektion ist geschehen. Wie alsdann die Weiterverbreitung der Krankheit
bei der bekannten, an sich schon vorhandenen grossen Empfänglichkeit
des Menschen für dieselbe in ungemessenen Progressionen stattfindet, haben
wir an den beiden letzten Epidemien erfahren und sehen wir jetzt von
Neuem.
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Dass die Sache sich aber thatsächlich so verhält, wie ich eben an¬
gegeben, und wir durchaus keiner neuen Einschleppung der Krankheit aus
fernen Ländern zur Erklärung der vorigen und jetzigen Epidemie bedürfen,
habe ich an einer Menge sehr lehrreicher Beispiele kennen gelernt. Ich
untersuchte im Frühjahr und Sommer 1892 den Auswurf verschiedener
Kranker des Garnisonlazareths Kassel, von denen eine Anzahl mit der
Diagnose „Lungen-, Kehlkopfs-, Rachenkatarrh 44 und dergleichen sich in
Behandlung befand. Bei einzelnen derselben fand ich den Auswurf nahezu
bakterienfrei, oder er enthielt mehr oder minder zahlreiche verschiedene
Bakterienarten (Diplo- und Streptokokken, Fränkelsche und Fried-
ländersehe, sowie gewöhnliche Bakterien der Mundhöhle in wechselnder
Menge und verschiedenen Mischungsverhältnissen). Bestimmte Fälle
aber zeigten, mitunter fast in Reinkultur, eine kleinste Stäbchenform,
die durchaus dem Erreger der Influenza entsprach. Aus dem klinischen
Bilde wäre Niemand im Stande gewesen, über die wahre Natur des be¬
treffenden Leidens ein Urtheil abzugeben oder auch nur auf die Idee
gekommen, dass es sich um Influenza handele.
Aehnliches habe ich hier auf der inneren Station beobachtet. Bereits
im September 1893 wurden im Auswurf einzelner, mit „Lungenkatarrh 44
zugegangener Kranker Influenzabazillen festgestellt, als an eine Grippe¬
epidemie noch Niemand dachte.
Undso wirdes sich gewiss in andern Garnisonen ebenfalls verhalten haben.
Meine Beobachtungen lehren also, dass die Influenza seit ihrer ersten
Invasion im Winter 1 889 in unseren Breiten thatsächlich überhaupt
noch nicht völlig erloschen war, sondern vielmehr durch einzelne
Individuen von einer Explosion bis zur andern konservirt und weiter
geschleppt worden ist. Da wir nun die eventuellen Existenzbedingungen
des Grippeerregers ausse.rhalb des menschlichen Körpers noch nicht
kennen, auch zunächst gar keinen Grund haben, an einer solchen Lebens¬
weise desselben festzuhalteD, so müssen wir eben, bis zum Beweise des
Gegentheils, lediglich den Menschen selbst als den wirklichen dauernden
Träger des spezifischen Keimes betrachten. Die eigentliche Urheimath
der Krankheit ist uns freilich, wie Sie wissen, ebenfalls noch unbekannt,
wenn auch einzelne Epidemien auf das mittlere Asien hinzuweisen
scheinen. 1 ) Nach alledem besitzt auch die Grippe, wie alle übrigen
*) Im August 1894 kamen wiederum die ersten vereinzelten Influenzafalle im
hiesigen Garnisonlazareth zur Aufnahme. Seit Oktober beginnen dieselben sich zu
häufen, und wir können uns, wie es scheint, abermals auf eine epidemische Aus¬
breitung der Krankheit im kommenden Winter gefasst machen.
7 *
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Infektionskrankheiten, eine Art „Latenzstadium* und tritt eben nur
unter gewissen Bedingungen und keineswegs immer, wie Hirsch
will, in epidemischer Verbreitung auf.
Die Influenza ist ein Proteus! Obwohl die überwältigende Mehrzahl
der Fälle auf die AthmungsorgaDe beschränkt bleibt und einen gutartigen
Charakter besitzt, so haben uns doch schon die beiden früheren Epidemien
gezeigt, dass das durchaus nicht immer der Fall ist, und dass vielmehr
unter Umständen alle möglichen Organsysteme mehr oder minder schwer
ergriffen werden können, die Mischinfektionen und Nachkrankheiten
ungerechnet. Es ist Ihnen bekannt, dass namentlich Kinder, Greise,
Phthisiker, Herzkranke u. s. w. oft genug der Krankheit erliegen, und
dass wir deshalb gerade bei allen geschwächten Menschen beim Herein¬
brechen der Seuche besonders aufmerksam und in unserer Prognose
vorsichtig sein müssen.
Man hat die Grippe bekanntlich schon seit lange in eine „katarrha¬
lische, gastrische und nervöse“ Form eingetheilt, und namentlich
Renvers hat sich neuerdings hierfür erwärmt. Ja, Hennig (Königs¬
berg i. Pr.) ist selbst hiermit noch nicht zufrieden und unterscheidet, um,
wie er sich ausdrückt, „die richtige Rubricirung jedes Falles“ zu erleichtern,
sogar 4 Hauptgruppen der Krankheit mit besonderen Unterabtheilungen: 1 )
1. Die Influenza der Luftwege, mit a) der rhino-pharyngealen,
b) der laryngealen, c) der broncho-pulmonären Form;
2. Die Influenza des Herzens und des Cirkulationsapparates;
3. Die gastro-intestinale Influenza, mit a) der katarrhalischen,
b) der choleraäbnlichen, c) der dysenterischen Form;
4. Die Influenza des Nervensystems, a) der Centralorgane, b) der
peripherischen Nerven.
Meiner Meinung nach sind derartige Klassifikationen oder besser
Schablonen, gerade besonders gefährlich, denn sie tragen im Wesentlichen
nur zur Verdunkelung des Thatbestandes bezw. der'Diagnose bei und
können, namentlich auch während der Latenzperiode der Krankheit,
auf bedenkliche Irrwege führen.
Um mit zwei Worten noch den Charakter der diesjährigen Grippe¬
erkrankungen in unserer Garnison zu kennzeichnen, bemerke ich, dass sich
dieselben, wenigstens die schwereren, fieberhaften Fälle, durch eine hervor¬
ragende Neigung zum Uebergreifen auf das Herz und die Nieren aus¬
zeichnen. Endo- und Pericarditis, sowie parenchymatöse Nephritis, selbst
*) Allgem. Medizin. Central-Zeitung 93/91.
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101
die hämorrhagische Form, war daher bei unseren Kranken ein überaus
häufiges £reigniss. Ja, bei einem tödtlich verlaufenen Falle fanden wir
bei der Sektion sogar Folgendes: Doppelseitige, zellige Lungenentzündung,
blutigen Erguss in beiden Brustfellsäcken und in dem verdickten, stark
ausgedehnten Herzbeutel, MilzvergrÖsserung, hämorrhagische Nephritis
und trübe Schwellung der Leber.
Während des Höhestadiums der ersten Epidemie im Winter 1889/90
konnte ich mich aus verschiedenen Gründen mit dem Studium der Influenza
nicht eingehender befassen. Im Dezember und Januar 1891/92 dagegen
war ich in der Lage, das Versäumte nachzuholen.
Es kamen nämlich in dieser Zeit unter zahlreichen andern Krankheiten
der Athmungsorgane im Gamisonlazareth Kassel 9 Fälle vor, die ich nach
allen Unterscheidungsmerkmalen für unzweifelhafte Grippeerkrankungen
auffassen musste; und zwar handelte es 9ich um sechs frische, reine Er¬
krankungen und 3 Komplikationen, zweimal mit Lungen- und Brustfell¬
entzündung, einmal mit Lungentuberkulose. Hierzu kommen noch zwei
Kranke eines Privatkrankenhauses, leichte, einfache Fälle betreffend.
Der Auswurf der acht unkomplicirten Fälle hatte die Ihnen
wohlbekannte Beschaffenheit: Gelbgrünliche, zähe, oft mit Blut vermengte,
stark eitrige Ballen in schleimiger Grundsubstanz, mit fibrinösen Bröckeln,
Fäden und Klümpchen vermischt. Trockenpräparate aus solchen
eitrigen Ballen, mit verdünnter Ziehlscher Lösung (Karbolfuchsin)
gefärbt, boten ein sehr charakteristisches Bild dar: zahllose, feinste, oft
in der Mitte sanduhrförmig eingezogene, gerade Kurzstäbchen lagen in
der Grundsubstanz zwischen den Zellenmassen, theils in Haufen, theils
mehr gleichmässig gelagert, einzeln und zu Zweien, seltener zu Dreien
hintereinander. Sie erinnerten in ihren Grössen Verhältnissen am meisten
an die Bazillen der Mäusesepticämie, doch waren sie noch dünner und
namentlich viel kürzer als diese. Auch eine Anzahl Zellen selbst enthielten
in ihrem Protoplasmaleibe mehr oder minder grosse Mengen des Bazillus,
und nur der Kern blieb überall frei. Neben diesen kleinsten Stäbchen
waren nur ganz vereinzelte andere Bakterienarten vorhanden. Mir war
bisher ein solches Sputum noch nie vorgekommen, und ich fühlte mich
geradezu zu der Annahme gezwungen, dass diese Stäbcheumassen nicht
bloss etwas rein Accidentelles sein könnten, sondern vielmehr mit der
Entstehung der Grippe an sich in unmittelbarer Beziehung stehen
müssten.
Die charakteristischen Bazillen nahmen mit dem Fieber allmählich
ab, hielten sich aber doch in dem Auswurf des Phthisikers viele Wochen
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hindurch. Während die Bazillen beim Beginn der Krankheit hauptsächlich
in der schleimigen Grundsubstanz lagen, fanden sie sich später immer
häufiger und in immer grösserer Anzahl in den Eiterzellen selbst*
Bei den beiden Lungenentzündungskranken traten mit dem rostfarbenen
Auswurf gleichzeitig FränkeIsche Doppelkokken auf. (Demonstration
von Photogrammen.)
In sehr zahlreichen Präparaten aus Blutproben von sechs Kranken
habe ich niemals Mikroorganismen, am wenigsten den feinen Sputumbazillus,
gefunden.
Gleichzeitig mit den mikroskopischen Sputumuntersuchungen nahm
ich Züchtungsversuche mit Auswurf und Blut meiner Kranken vor.
Ich benutzte von Anfang an das öprozentige Glycerin-Agar in Petri¬
schälchen und besäte es mittelst Nadel oder Oese tbeils mit eitrigen
Massen, in denen sich reichlich die charakteristischen Stäbchen gefunden
hatten, theils mit 8 bis 10 Tropfen Fingerblut. Bei 30 bis 37° im
Brütschrank gehalten, waren in den Sputumschälchen nach ein
bis zweimal 24 Stunden ausser einigen grösseren, weisslichen oder
gelblichen, noch sehr kleine, nur mit schwacher Vergrösserung gut
erkennbare, meist kreisrunde, wasserhelle, scharfbegrenzte und fast
strukturlose Kolonien angegangen, die nicht weiter auswuchsen. Sie
bestanden aus sehr feinen Kurz Stäbchen, die den in den Trocken¬
präparaten bereits beobachteten zum Verwechseln ähnlich sahen. Und
doch hatte ich es wiederum mit zwei ganz verschiedenen Bakterienarten
zu thun! Denn die eine (No. I) wuchs auf allen mir bekannten Nährböden,
wenn auch auf einzelnen nur kümmerlich, während die andere (No. II),
die noch kürzere und feinere Stäbchen darbot, als No. I, jedem
Züchtungsversuche trotzte — alle weiteren Aussaaten blieben einfach steriL
Dies wiederholte sich bei dem Auswurf sämmtlicher Kranken.
Auch die Blutschälchen Hessen, mit einer einzigen Ausnahme,
nur einige wenige, sofort als Verunreinigungen zu erkennende Kolonien
entstehen. Die aus dem Blut eines Kranken in jenem Schälchen an¬
gegangenen Kolonien erwiesen sich dagegen mit denen des Sputumbazillus II
völlig identisch, d. h. auch sie waren vor allen Dingen nicht weiter
zu züchten. Beide Bazillenarten besassen übrigens keine Eigenbewegung,
Hessen sich nach der Gramschen Methode nicht färben und zeigten
keine Sporenbildung.
So weit waren meine Untersuchungen gediehen, als ich am
17. Januar 1892 Kenntniss von den Veröffentlichungen von R. Pfeiffer,
Kitasato und Canon in No. 2 und 3 der Deutschen Medizinischen
Wochenschrift erhielt.
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Ich ersah aus ihnen, dass nur Pfeiffer zu einem mit dem meinigen
übereinstimmenden Resultate gekommen war, und zwar insofern, als der
von ihm aus dem Auswurf seiner Kranken gezüchtete und für den
wirklichen Erreger der Influenza erklärte Bazillus vollkommen
dieselben Eigenschaften besass wie mein Bazillus II. Auch er hatte
sich namentlich nicht über die erste Generation hinaus fortzüchten lassen.
Beide waren also für identisch anzusehen. Die Kitasatoschen und
Ca non sehen Bakterienarten hatten dagegen mit den soeben genannten
nichts gemein, nicht einmal mit meinem Bazillus I, da sie ohne Weiteres
auf allen Nährböden gediehen.
Aus diesen Beobachtungen ging also zunächst die wichtige Mahnung
hervor, dass bei allen zweifelhaften mikroskopischen Befunden im Auswurf,
d. h. bei dem Vorhandensein von dem neuentdeckten Bazillus ähnlichen
Stäbchen formen, stets zum Kultur verfahren geschritten werden muss,
um nicht in Irrthümer zu verfallen. Hiergegen wird leider auch heute
noch vielfach gefehlt.
Meine Thierversuche mit Bazillus I übergehe ich und bemerke nur,
dass 2 ccm einer Bouillonaufschwemmung von Bazillus II, eiuem Kaninchen
in tra-abdominell einverleibt, nur eine Störung des Allgemeinbefindens von
kurzer Dauer (das Thier sass einige Stunden still in einer Ecke und frass
nicht), aber keine deutliche Temperaturerhöhung hervorriefen.
Als ich gerade meine Untersuchungen über den Influenzaerreger,
abgeschlossen am 2. März 1892, dem Centralblatt für Bakteriologie und
Parasitenkunde zur Veröffentlichung übergeben hatte, trat an mich eine
neue Aufgabe heran, deren Ergebniss ein für mich im höchsten Grade
lehrreiches war.
In Mainz waren nämlich im 1. Vierteljahr 1892 rasch hintereinander
bei einem Truppentheil und in einer Kaserne verschiedene Erkrankungen
vorgekommen, die der Mehrzahl nach als Influenza aufgefasst wurden.
Sie Hessen sich in vier Gruppen eintheilen: leichte, mittelschwere,
schwere und sehr schwere Erkrankungen. Die vierte Gruppe umfasste
sieben Fälle und war anfangs ausgezeichnet durch die hochgradigsten
Störungen von Seiten der Athmungs- und Verdauungsorgane,
während im weiteren Verlauf das Krankheitsbild völlig durch die
schwersten nervösen Symptome beherrscht wurde. — In den Lungen
fanden sich ausgedehnte lobäre Entzündungen unter mehr oder minder
starker Betheiligung des Brustfells. Der reichliche, eitrige Auswurf war
oft stark bluthaltig. Es bestanden völHge Appetitlosigkeit, wiederholtes
Erbrechen, Schmerzhaftigkeit des Unterleibes, dauernd Stuhlverstopfung
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sowie besonders in einem Falle heftige kardialgische Beschwerden. Die
nervösen Erscheinungen gaben sich zu erkennen durch Schlaf¬
losigkeit, mehr oder minder lebhafte Delirien, oft heiterer Art (lautes
Singen, Schwatzen), grosse Unruhe (Jactationen), die heftigsten Kopf- und
Nackenschmerzen, Schlafsucht und Krampferscheinungen, (Verziehungen
der Wirbelsäule nach verschiedenen Richtungen, Nackenstarre, Einge¬
zogenheit des Bauches, schmerzhafte Steifigkeit und Zuckungen einzelner
Glieder, Ungleichheit der Pupillen u. s. w.).
Mehr oder minder hohes Fieber war, mit einer Ausnahme, bei allen
Fällen der Gruppe 3 und 4 vorhanden gewesen, hatte jedoch keinen
bestimmten Typus, sondern war durch die mannigfachen Komplikationen
verschiedentlich beeinflusst. — Von den sieben Fällen der Gruppe 4
verliefen bis zum 13. April drei Fälle tödtlich; ein vierter Kranker,
der Ende März zugegangen war, starb am 6. Juni.
Bei der Leichenöffnung fanden sich in den ersten drei Fällen fast «
genau übereinstimmende Veränderungen am Zentralnervensystem, speziell
am Gehirn: Bei Allen volle Leichenstarre, gewölbte Brust, kahnförmig
eingezogener Leib, venöse Blutüberfüllung der Hirnhautgefasse, gelblich-
weisse Exsudatmassen im Verlauf der Sinus und der Hirnwindungen,
Verwachsungen zwischen weicher und harter Hirnhaut; an der Basis an
verschiedenen Stellen gelbliche, ’sulzige Massen (an den Riechnerven, der
Sejinervenkreuzung, der Brücke u. s. w). Im Schädelgrunde freie, 9eröse
Flüssigkeit, Abplattung der Hirnwindungen, Oedem des Gehirn¬
gewebes, Erweiterung der Ventrikel, Ansammlung reichlichen Serums in
denselben. Der dritte Fall zeichnete sich noch dadurch aus, dass das
rechte Kleinhirn in einen grossen, aus vielen kleinen zusammengesetzten
Abszess umgewandelt war. Fall I. zeigte dieselbe Beschaffenheit der
Rückenmarkshäute, wie von den Hirnhäuten der Uebrigen erwähnt.
Die mittleren Theile derselben waren in einer Ausdehnung von 12 cm in
eine hämorrhagisch-sulzige Masse verwandelt. Das Rückenmarksgewebe
selbst matschig. Im dritten Fall bindegewebige Verwachsung der ganzen
rechten Lungenoberfläche und des hinteren unteren Abschnittes der linken.
Blutüberfüllung der Leber, Nieren und der vergrösserten Milz. Im zweiten
Falle konnte nur die Eröffnung der Schädelhöhle vorgenommen werden.
Dief Diagnose war, wie Sie zugeben werden, in diesen Fällen
keine so einfache. Während ein Theil der Kollegen an einer
„typischen Cerebrospinalmeningitis“ festhielt, entschied sich der
andere für eine „Meningitis cerebrospinalis ab Influenza“. Erstere
Annahme stützte sich besonders darauf, dass auch unter der Zivil-
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bevölkerung in Mainz Fälle mit meningitischen Erscheinungen aufgetreten
waren, die von den behandelnden Aerzten als „gewöhnliche Cerebrospinal-
meningitis“ aufgefasst wurden. Die Untersuchungsstation des Garnison-
lazareths Kassel erhielt den Auftrag, das wahre Sachverhältniss auf¬
zuklären.
Zu diesem Zwecke wurden von Fall I Stücke vom Gehirn und
Rückenmark sowie Flüssigkeit aus den Seitenveutrikeln; von Fall II
Hirnhaut von beiden Hemisphären sowie Ventrikelflüssigkeit; von Fall III
Grosshirn, Mittelhirn, das vereiterte kleine Gehirn, Stücke von Leber,
Nieren und Milz sowie in Reagenzgläschen Cerebrospinalflüssigkeit und
Herzblut der Station übersandt. (Die festen Theile von Fall I und II
waren leider bei der Sektion sofort in 80 %> Spiritus eingelegt worden,
konnten daher nur zur mikroskopischen Untersuchung gelangen.) — Es
wurde unmittelbar nach dem Eintreffen des Leichenmaterials zur Ver¬
arbeitung der einzelnen Theile desselben geschritten; und zwar nach
denselben Grundsätzen, wie ich sie vom Auswurf und Blut der mir zur
Verfügung gesteUten Kranken auseinandergesetzt habe.
Meine Herren! Ich will Sie mit den betreffenden Einzelheiten nicht
ermüden, — genug, es gelang mir, sowohl in sämmtlichen flüssigen
(Kammerwasser, Eiter, Blut), als auch festen Leichentheilen (Hirn,
Rückenmark, Milz, Leber u. s. w.) eine Bazillenart nachzuweisen, die
dem Pfeifferschen und meinem Bazillus II in jeder Beziehung
glich. Vor allen Dingen gelang es nicht, denselben über die erste
Generation hinaus fortzuzüchten. Neben diesem Bazillus wurden noch
kapsellose Kokken in geringer Menge sowie verschieden grosse
Fäulnissbazillen gefunden.
Besonders wichtig war, dass in den fribrinös-eitrigen Infiltraten
der Hirnhäute der Bazillus sich schon in Ausstrichpräparaten in grosse^
Hassen feststellen liess. Nicht minder fand er sich in allen Fällen im
Kammerwasser bezw. der Cerebrospinalflüssigkeit in denselben
Präparaten. — In dem ausgesäten Material gingen überall zwischen denen
der Fäulnissbakterien die winzigen Kolonien des spezifischen
Bazillus an, am reichlichsten iu den Eiter- und Blutschälchen von
Fall UL Aber auch die Cerebrospinalflüssigkeit aller drei Fälle enthielt
dieselben in grossen Mengen.
In den Schnittpräparaten aus den gehärteten Gehirn- und Rücken-
marksstücken und Hirnhäuten von Fall H lagen die Bazillen stets
innerhalb der Gefässe, meist vereinzelt oder unregelmässig verstreut.
Doch gelang es mir auch bei Fall III, regelrechte Gefässthrombosen
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aufzufinden. Namentlich waren die Kapillaren der Grosshirnrinde reich
daran. Die Thromben bestanden entweder aus feinsten Stäbchen
allein oder aus diesen und einem kapsellosen Kokkus zusammen. Die
Ganglien und Gliazellen dagegen waren durchweg frei von Bazillen.
Die Leberschnitte in Fall III zeigten, was mir im höchsten Grade
auffiel, genau dieselben Bildungen, wie sie beim Abdominaltyphus regel¬
mässig gefunden werden, in grosser Zahl: nämlich 1. unregelmässige,
verschieden grosse Anhäufungen von kleinen Rundzellen in den Leber¬
läppchen und 2. richtige sogenannte „Lymphome“, d. h. also mehr
oder minder kreisrunde, oft ziemlich scharf gegen die Umgebung abge¬
grenzte Gebilde, die aus einem feinen, netzartigen Balkengewebe bestehen,
dessen Maschen kleine Rundzellen, ähnlich den farblosen Blutkörperchen,
sowie vereinzelte feine Kapillaren enthalten. Daneben Trübung und
körnige Beschaffenheit der Leberzellen selbst.
Mit je einem halben ccm. Kammerwasser von Fall I war ein
Kaninchen subkutan, ein anderes in die Bauchhöhle inficirt worden. Beide
verhielten sich dauernd normal, Hessen wenigstens keine deutlichen
Störungen ihres Allgemeinbefindens erkennen.
Auf Grund dieser Befunde gab ich (auszüglich) mein Urtheil
dahin ab, dass alle drei in Rede stehenden, tödtlich verlaufenen Fälle
auf eine primäre Influenzainfektion zurückzuführen seien. Bei dem
völligen Fehlen des gewöhnlichen Erregers der typischen Meningitis
cerebrospinalis — nämlich des A. Fränkelschen Doppelkokkus — in
sämmtlichen Leichentheilen, besonders den Exsudaten der Hirnhäute,
könne es sich selbstverständlich auch nicht um diese Krankheitsform
gehandelt haben. Andernfalls würden auch die für den Fränkelschen
Kokkus überaus empfänglichen Kaninchen sicherlich in dieser oder jener
Weise (mit Krankheit oder Tod) auf die betreffende Einverleibung . ge¬
antwortet haben.
In pathologisch-anatomischer Beziehung stimmten alle drei
Falle ferner so genau überein (bei Fall III kam allerdings noch der Ab-
scess im Kleinhirn hinzu), wie es eben nur bei einer gemeinsamen
Krankheitsursache möglich sei.
Sie sehen aus alledem, meine Herren, dass es bei allen zweifelhaften,
mit schweren Störungen von Seiten des Zentralnervensystems einher¬
gehenden akuten und subakuten Krankheiten unbedingt nothwendig
ist, mehr als bisher die ätiologische Seite der Frage zu berücksichtigen
und sich niemals mit der rein klinischen Deutung derselben zu be¬
gnügen. Denn nur so dürfte es uns gelingen, auch ganz vereinzelt vor
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Beginn und bald nach scheinbarer Beendigung einer Influenzaepidemie
auftretende bezügliche Fälle in ihrem eigentlichen Wesen zu erkennen.
Ich zweifle keinen Augenblick, dass die zahlreichen, während der beiden
letzten Grippeepidemien veröffentlichten Fälle von Hirn- und Rücken-
markserkrankungen mit besonders auffälligen Erscheinungen durchaus in
die Klasse der in Mainz beobachteten gehören. Es muss daher um so
mehr auffallen, dass von Keinem der betreffenden Autoren, trotz der
inzwischen erfolgten Entdeckung des Influenzaerregers, selbst
nicht in den zur Autopsie gelangten Fällen, die wirkliche Krankheits¬
ursache festgestellt worden ist. —
Da mir auch meine letzten Beobachtungen wichtig genug erschienen,
so übergab ich sie am 21. Mai 1892 der „Berliner Klinischen Wochen¬
schrift“ zur Veröffentlichung. Mittlerweile aber hatten auch Pfeiffer und
sein Assistent Beck eine Arbeit „Weitere Mittheilungen über den
Erreger der Influenza“ in No. 21 der „Deutschen Medizinischen
Wochenschrift“ erscheinen lassen. Ich konnte diese jedoch nicht mehr
berücksichtigen, da sie mir erst am 3. Juni zugingen, und bemerke nur
Folgendes: Die Pfeifferschen Mittheilungen änderten zunächst an
meinen früheren Beobachtungen nichts, ergänzten sie aber aller¬
dings hinsichtlich des Lungenbefundes bei Influenzapneumonie, der
Züchtungsmethode und Widerstandsfähigkeit des betreffenden Bazillus
gegenüber desinfizirenden Einwirkungen. Das Wichtigste war die Be¬
schreibung des von Pfeiffer weiter ausgebildeten Züchtungsverfahrens
des neu entdeckten Krankheitserregers. Pfeiffer fand nämlich, dass der
Influenzabazillus zu seinem Wachsthum unbedingt des Blutes, und zwar
nur des zelligen Antheils desselben, im Besonderen des Hämo¬
globins, bedarf. Will man also den Bazillus sicher in Reinkultur ge¬
winnen und weiter züchten, so muss man sich einen Blutagarnähr¬
boden herstellen. Dies geschieht am besten so, dass man aus dem
sterilisirten Ohrläppchen (nicht den in der Regel stark beschmutzten
Fingerspitzen) einige Tropfen Blut auf eine Agaroberfläche, entweder im
Reagenzgläschen, oder besser in einem Petrischälchen, mit einem Platin¬
draht ausbreitet. Sät man jetzt auf einen derartigen Nährboden ein
Sputumflöckchen oder Saft aus bronchopneumonischen Herden, welche •
verdächtige Bazillen bei. der vorherigen mikroskopischen Untersuchung
enthalten haben, aus, so sieht man die Iufluenzabazillen auf demselben
auf das Ueppigste wachsen und kann sie nunmehr in beliebigen Ge¬
nerationen fortpflanzen.
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Pfeiffer verreibt ein solches Partikelchen aus dem Auswurf zunächst
mit einem Kubikzentimeter steriler Bouillon und verstreicht dann von
dieser Emulsion eine Platin ose voll auf einem Blutagarröhrchen, nimmt
dann von der Oberfläche des ersten Röhrchens mit frisch ausgeglühter
Oese ein neues Theilchen und verreibt dieses auf einem zweiten Röhrchen,
womit eine möglichste Isolirung der einzelnen Keime erzielt wird. Nun¬
mehr kommen die Röhrchen in den Brütschrank, und man bemerkt schon
nach 24 Stunden die charakteristischen Kolonien auf der Agaroberfläche.
Da die Kulturen schnell absterben, so ist es nöthig, sie etwa alle vier
bis fünf Tage auf frischen Nährboden zu übertragen, wenn man sich in
dauernden Besitz von’ Probeobjekten setzen will. — Sie sehen, eine im
Ganzen recht mühevolle Prozedur. —
Gegen Eintrocknung sind die Influenzabazillen sehr empfindlich
und sterben, in Reinkultur auf Glasflächen angetrocknet, bei Zimmer¬
temperatur innerhalb 24 Stunden sicher ab. Im Sputum können sie sich
dagegen bis zu 14 Tagen virulent erhalten, wenn es vor Eintrocknung
geschützt ist. Dasselbe gilt von Nährbouillon. — (Demonstration von
Reinkulturen und Photogrammen.)
Wie ich Ihnen schon oben mittheilte, gelangte ich durch den am
6. Juni erfolgten Tod eines vierten Kranken, aus Gruppe 4 der Mainzer
Fälle, in den erwünschten Besitz von weiterem Untersuchungsmaterial.
Ihm folgte endlich am 26. Juni ein 5. Fall. Der Sektionsbefund war
in beiden Fällen derselbe: Brust gewölbt, Bauch kahnförmig; hochgradige
Blutüberfüllung der Gefasse der harten und weichen Hirnhaut. Ab¬
plattung der Hirnwindungen. Eiteransammlung längst der Gefasse
an der Konvexität und Basis. Freier wässriger Erguss in der Schädel¬
höhle. Ventrikel erweitert und mit röthlicher, trüber Flüssigkeit an¬
gefüllt Hirnmasse ödematös, weich, (Eröffnung anderer Körperhöhlen
nicht gestattet.) — Sie sehen also wiederum die völligste Ueberein-
stimmung des anatomischen Befundes mit dem der drei ersten
Fälle.
Der 5. Fall ist insofern noch besonders interessant, als er einen
Mann betrifft, der nicht in Mainz selbst, sondern in seinem Heimathsorte,
0 Thalheim, wo er sich bis zum 7. Juni auf Urlaub aufgehalten hatte,
erkrankt war. Er kehrte am 7. Juni abends nach Mainz zurück und fühlte
sich, nachdem er bereits seit dem 6. heftige Kopf- und Nacken schmerzen
empfunden und mehrmaliges Erbrechen gehabt hatte, unfähig zu jedem
Dienst, so dass er am 9. Juni ins Lazareth aufgenommen werden musste.
Nach seiner Aussage herrschte damals in seiner Heimath die Grippe mit
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Krampfzuständen, Betäubungen und Fieberphantasien, also
offenbar Erscheinungen, die auf eine starke Betheiligung des Zentral¬
nervensystems bezogen werden müssen. Der Krankheitsverlauf glich voll¬
kommen dem, wie er bei den in Mainz selbst erkrankten Leuten der
Gruppe 4 beobachtet worden war, doch trat bereits am 24. Juni der
Tod ein.
In sämmtlichen, den beiden Leichen entnommenen festen und
flüssigen Bestandtheilen stellten wir mikroskopisch und durch das
Kulturverfahren dieselbe feinste Kurzstäbchenart fest, wie bei
den drei früheren Fällen. Es war daher nunmehr jeder etwa noch auf¬
tauchende Zweifel ausgeschlossen, dass wir es mit etwas Anderem, als
mit dem echten Influenzaerreger zu thun gehabt hätten.
Ganglien- und Zwischensubstanzzellen erwiesen sich abermals frei
von Bazillen, und nur in den Blutgefässen, speziell den Kapillaren,
fanden sie sich stets, entweder einzeln oder zu Häufchen gelagert.
Durch den Bazillus gebildete Thromben, und zwar sehr ausgedehnte,
konnte ich nur in Kapillaren von Hirntheilen des Falles 5 feststellen.
Sie fielen schon bei schwacher Vergrösserung als rothe, baumformig ver¬
zweigte Figuren auf. Neben dem spezifischen Bazillus waren noch einige
Faulnissbazillenarten vorhanden: von Kokken nur spärliche Doppel- und
Traubenkokken ohne Kapsel.
Ueber diese beiden Fälle berichtete ich in einem „Nachtrage“ zu
meiner 2. Arbeit über Influenza am 21. Juli 1892 in der oben genannten
Wochenschrift.
Von unseren Beobachtungen hatte damals nur ein verdienter Autor,
Kollege M. Kirchner, in seinem „Grundriss der Militärgesundheits¬
pflege“ Notiz genommen. Neuerdings wird über dieselben auch in dem
Jahresbericht von Baumgarten, 8. Jahrgang, 1892 von A. Freuden-,
berg eingehend berichtet. Pfeiffer dagegen übergeht dieselben in seiner
letzten Arbeit „Die Aetiologie der Influenza“ in der Zeitschrift für
Hygiene und Infektionskrankheiten, 13. Band, 1893, völlig mit Still¬
schweigen. Ja, er sagt sogar auf Seite 380, als er sich über die
»gastrische und nervöse Influenza“ äussert, wörtlich: „Es könnte
sich (hierbei) um atypische Intoxikationserscheinungen oder auch um
Lokalisationen der Krankheitserreger im Darmkanal und im Zentralnerven¬
system handeln. Es muss späteren Untersuchungen Vorbehalten bleiben,
Mer Klarheit zu verschaffen.“
Das sieht ganz so aus, als ob Pfeiffer meine zweite Arbeit über¬
haupt nicht gelesen hätte oder unsere fünf Fälle, trotz der oben angegebenen
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klinischen Symptome, die ihm andernfalls doch unmöglich entgangen seiu
können, nicht zur gastrischen und nervösen Influenza rechnete.
Dann weiss ich aber nicht, was wir überhaupt unter diesen beiden Be¬
zeichnungen verstehen sollen. Ich muss ja allerdings zugeben, dass das
von mir beigebrachte Beobachtungsmaterial ein viel zu spärliches ist, um
allgemein gültige Schlüsse zu gestatten, und behaupte auch keineswegs,
dass unsere Kenntnisse über das Auftreten und die Verbreitungsweise des
Krankheitserregers im Zentralnervensystem nicht noch erweiterungsfähig
sein sollten. Im Gegentheil — ich betrachte sogar meine Befunde nur
als die ersten Anfänge unseres Wissens auf diesem überaus schwierigen
Forschungsgebiet, das gar nicht eingehend genug bearbeitet werden kann.
Die Verhältnisse im Magen-Darmkanal konnte ich dagegen aus
Mangel an Untersuchungsmaterial damals überhaupt nicht prüfen, zweifle
aber nicht im Mindesten, dass auch hier die spezifischen Krankheitserreger
sich — (wahrscheinlich in den Kapillaren der Darmschleimhaut oder den
Ernährungsgefassen der betreffenden Nerven) — gefunden haben würden.
Denn wenn ich auch mit Pfeiffer darin überein stimme, dass „in der
Regel während des Influenzaanfalles die spezifischen Mikro¬
organismen nicht im Blute kreisen .... die Allgemeinerscheinungen
bei der Grippe demnach nicht durch eine Blutinfektion, wie beim
febris recurrens, sondern durch Intoxikation und Resorption von Influenza¬
toxinen bedingt sind,“ so giebt es doch hiervon auch gewichtige Aus¬
nahmen, deren Häufigkeit uns eben bisher noch nicht bekannt ist
Namentlich gilt dies für die späteren Stadien der Krankheit. Dass
derartige Ausnahmen aber in gewissen Epidemien oder Massen¬
erkrankungen aus zunächst noch nicht zu übersehenden Gründen sich
jedenfalls auffällig mehren können, dafür liefern die Mainzer Fälle
meiner Meinung nach ein geradezu klassisches Beispiel. Auch der
Sanitätsbericht über die Grippeepidemie im deutschen Heere 1889/90,
nach welchem unter 55 263 Erkrankungen die Komplikationen von
Seiten des Nervensystems mit 295 Fällen = 0,53%, die zweite Stelle
einnehmen, weistallein 29 Erkrankungen des Gehirns und Rücken¬
marks auf, mit zwei Todesfällen, darunter ein Fall von Eiterherd im
linken Stirnlappen. 1 ) Dass aber jene schweren nervösen Störungen im
Gefolge der Krankheit nicht lediglich als Fernwirkungen, d. h. etwa
als rein toxischer Natur, aufgefasst werden dürfen, sondern vielmehr
auf die gleichzeitigeAnwesenheit des Pilzes in dem betreffenden
Organsystem selbst zurückgeführt werden müssen, steht für
i) S. 39.
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mich ausser jedem Zweifel. Wie die Keime aber in das Zentralnerven¬
system gelangt sind, das lässt sich freilich nicht sicher beweisen. Es
giebt da, glaube ich, dreiHauptwege, die berücksichtigt werden
müssen: einmal den Uebertritt in die Blutmasse von den Lungen und
Pleuren aus; zweitens ein Ueberwandern von der Schleimhaut der Nasen¬
höhle und des Nasenrachenraumes durch die Lamina cribrosa und
drittens eine Verschleppung durch die Lymphkapillaren vom
mittleren Ohr aus in die SchädelkapseL Dass alle diese Ereignisse als
mali ominis aufzufassen sind, bedarf keiner Erörterung.
Wir werden daher, wie gesagt, der Blutuntersuchung in allen
dunklen Fällen mit Hirnsymptomen nicht entrathen können, wenn
wir uns vor Ueberraschungen bewahren wollen. Ich habe daher zuletzt
das Blut mittelst Schröpfköpfen zu beiden Seiten der Wirbelsäule
entnommen, weil man nur bei der Auäsaat reichlicherer Mengen desselben
auf einen positiven Erfolg rechnen darf. Natürlich ist hierbei auf strengste
Asepsis und Sterilisation der Gebrauchsgegenstände im bakteriologischen
Sinne ganz besonders zu achten.
Es ist übrigens hervorzuheben, dass Pfeiffer in seiner letzten
Publikation Kirchners gedenkt, dessen Sputumpräparate aus dem
Jahre 1889/90 Pfeiffer „gewisse Anhaltspunkte darboten und seinen
Untersuchungen sofort eine bestimmte Richtung gaben“. Er fand nämlich
in ihnen, nach Auffärbung mit Karbolfuchsin, das oben erwähnte charak¬
teristische Bild feinster Stäbchen in enormer Menge, wie auch er es früher
im Auswurf nie gesehen hatte. Da er die Stäbchen mit der Influenza in
ursächlichen Zusammenhang bringen zu müssen glaubte, so machte er von
geeigneten Stellen dieser Präparate photographische Aufnahmen, von denen
eine von Kirchner in seiner Arbeit über Influenza veröffentlicht ist*)
Ferner ist aus der jüngsten Pfeifferschen Arbeit noch nachzuholen,
dass die Influenzabazillen nicht nur auf menschlichem Blut, sondern,
überhaupt auf sämmtlichen Blutarten (Kaninchen-, Meerschweinchen-,
Tauben- und selbst Fischblut) gedeihen, am besten auf Taubenblut.
Von Thieren zeigten nur Affen bei Uebertragung von Influenza¬
sputum und Reinkulturen auf die Athmungsorgane einen der menschlichen
Influenz* ähnlichen Infektionsprozess. Die Kaninchen sind dagegen
nur für die Influenzatoxine sehr empfänglich. Sie boten bei intra¬
venöser Injektion von Reinkulturen deutlich Dyspnoe und höchst auf¬
fällige Muskelschwäche sowie Fieber dar. Bei grossen Dosen gingen
die Thiere zu Grunde.
] ) Zeitschrift für Hygiene, Band 9, Seite 529 (Photogramm II).
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Endlich hat Pfeiffer noch eine Bazillenart gefunden, die dem echten
Influenzaerreger in vielen Beziehungen gleicht, und die er daher
mit dem Namen „Pseudoinfluenzabazillen“ belegt hat. In Kulturen
auf menschlichem Blutagar unterscheiden sich diese aber durch ihre Grösse
und die ausgesprochene Neigung zur Bildung längerer Scheinfaden von
dem echten Influenzabazillus ohne Weiteres.
Meine Herren! Die Pfeifferschen Angaben sind von verschiedenen
Seiten bestätigt worden, und auch ich habe auf dem Blutagarnähr¬
boden seit Herbst 1892 aus dem Auswurf aller mir zugänglichen
Grippefälle den spezifischen Bazillus züchten können. Ueber einen
derselben, der unter fast den gleichen Erscheinungen, wie die oben mit-
getheilten Fälle, tödtlich verlief, will ich, als sechsten in der Reihe,
des allgemeinen Interesses wegen hier noch in aller Kürze berichten.
Der betreffende Mann ging am 26. November 1892 dem Garnison-
lazareth Kassel zu, nachdem er bereits am 24. November Stiche in der
linken Brustseite empfunden, aber noch Dienst gethan hatte. Am 25.
abends heftiger Schüttelfrost. Bei der Aufnahme hohes Fieber. Doppel¬
seitige Broncho-Pneumonie mit charakteristischem, stark bluthaltigem
Auswurf, der zahllose Influenzabazillen enthielt. Am 27. November
linksseitige Pleuritis. Am 30. November heftige Kopfschmerzen, grosse
Unruhe, Delirien, beginnende Somnolenz und Cyanose. Am 1. Dezember
so heftige Delirien, dass der Kranke kaum im Bett zu halten war.
Lungenoedem. Gegen Mittag lautes, ununterbrochenes Schwatzen, klonische
Krämpfe der Extremitäten. 3 Uhr, 40 Minuten nachmittags Tod au
Herzlähmung.
Die Obduktion, 18 Stunden nach dem Tode, ergab folgendes
Wesentliche:
Todtenstarre, Brustkorb gut gewölbt, Bauchdecken fast in der Höhe
der Brust.
Harte Hirnhaut glatt, weiss glänzend, fast vollkommen undurchsichtig.
Sämmtliche Blutgefässe, auch die grossen Sinus, bis in die kleinsten
Aeste prall gefüllt, stark über die umgebenden Flächen hervortretend. —
Beiderseits von der Mitte des Längsblutleiters in einer Länge von 2 cm,
einer Breite von l /* cm fettträubchenähnliche, gelbliche Massen *in etwa
2 mm dicker Schicht, die Dura und Pia mater fest an einander heften.
•Ausgedehnte milchige Trübungen entlang den Gefässen der Pia. In den
hinteren Schädelgruben 3 bis 4 ccm leicht trüber, gelblicher, wässriger
Flüssigkeit. Pia au der Basis entlang der Gefässe weisslich getrübt.
Von der Sehnervenkreuzung ab eitrige Infiltration des Gewebes bis zur
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113
Mitte der Brücke. Grosshirn derb, zeigt an seiner Oberfläche zahlreiche,
durch Wasser nicht abzuspülende Blutpunkte. In den Seitenventrikeln
wenige Kubikzentimeter einer röthlichen, fast klaren Flüssigkeit. Gewebe
der Hemisphären derb, feucht, mit wenig Blutpunkten; übriges Hirn¬
gewebe ebenso. Im vierten Yentrikel geringe Mengen röthlicher, ziemlich
klarer Flüssigkeit. Kleinhirn, Brücke und Medulla oblongata derb und
stark feucht
Linke Lunge, mit Ausnahme der Spitze, von gelben, speckigen,
leicht zerreibbaren, bis 1 ! /s cm dicken Massen bedeckt. Nur die Spitze
noch ein wenig lufthaltig und elastisch; die übrige Lunge blauroth und
teigig, wie Milzgewebe. Schnittfläche blauroth, im Ganzen ziemlich glatt,
nur an einigen Stellen körnig, sehr bluthaltig. Bronchien mit zähen,
braunrothen Schleimmassen angefullt Schleimhaut blaugrau. Rechte
Lunge mit dünnen weisslichen, faserigen Schichten und Strängen bedeckt
Oberlappen lufthaltig. Mittel- und Unterlappen derb, wie Lebergewebe,
braunroth. Auf dem Durchschnitt tritt aus dem Oberlappen blutiger
Schaum aus; Mittel- und Unterlappen stark körnig, wenig feucht, luftleer.
Bronchien wie links. Im Kehlkopf und in der Luftröhre braunrother,
zäher Schleim. Milz vergrössert, schlaff, sehr bluthaltig. Malpighische
Körperchen gross, Pulpe blauroth, An den übrigen Organen nichts
Besonderes.
Sinusblut, Kammerwasser, Hirnhautinfiltrate und Pleura¬
schwarten enthielten mikroskopisch hauptsächlich Influenzabazillen,
daneben Streptokokken und Fränkelsche Kapselkokken in geringer
Menge. In den gallertigen Pleuraschwarten lagen erstere in der fibrinösen
Zwischensubstanz und den jungen^ Rundzellen. Lungensaft und
Bronchialsekret enthielten fast ausschliesslich zahllose Influenzabazillen
und nur spärliche Fränkelsche Doppelkokken. Flimmerzellen durchweg
frei von Bazillen.
Jn den Aussaaten aus Sinusblut und Kammerwasser auf
Blutagar zahlreiche Kolonien des Influenzabazillus und des Fränkel-
schen Kokkus. Ersteren habe ich aus diesem Material bis zur dritten
Generation fortgezüchtet. — Die mikroskopische Untersuchung der ge¬
härteten Organstücke konnte ich damals leider nicht zu Ende führen.
Die Lungenschnitte ergaben jedoch dieselben Verhältnisse, wie sie
Pfeiffer in seiiier letzten Arbeit (Seite 374 bis 376) ausführlich beschreibt.
Mein Vortrag war bereits zu Papier gebracht, als im Band 15,
Heft 3, 1893 der „Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankheiten“
eine Arbeit vom Assistenzarzt Huber aus der bakteriologischen Untfcr-
Mffittrtrztlich® Zeitschrift. 1896. ß
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suchungsstelle des Gardekorps erschien, die in mehrfacher Beziehung von
Interesse ist.
Zunächst werden in derselben die oben beschriebenen Beobachtungen
von Pfeiffer und mir hinsichtlich des Auswurfs der Influenzakranken
bestätigt Meine Arbeiten scheint Verfasser jedoch uicht.zu kennen, da
er einleitend bemerkt, ausser durch Weichselbaum hätten die Pfeiffer¬
schen Veröffentlichungen über den Krankheitserreger der Influenza in der
medizinischen Litteratur bisher keine allgemeine Bestätigung erfahren.
Im Blute von 14 Grippekranken, die bei der Entnahme der Proben
sich ausnahmslos mitten im Anfalle befanden, konnte Huber mittelst des
Kulturverfahrens niemals den Krankheitserreger nachweisen, stimmt
also hierin mit Pfeiffer überein. Er hat jedoch den Fehler begangen,
das Blut in viel zu geringer Menge (nur zu je 1 bis 3 Tropfen) aus-
. zusäen, wodurch natürlich die Resultate wesentlich an Werth verlieren.
Mit Recht betont Verfasser dagegen, dass das Pfeiffersche
Kulturverfahren mittelst Blutagar dadurch erschwert wurde, .dass trotz
aller Sorgfalt und Uebung bei der Blutübertragung ein Theil der Röhrchen
durch Verunreinigungen unbrauchbar werde. Huber hat daher mit
dem bekannten „Haematogen“ von Dr. Hommel Versuche gemacht und
schliesslich einen vollkommen durchsichtigen Nährboden von blut-
rother Farbe gewonnen, der in der That nach verschiedenen Richtungen
hin Vorzüge vor dem Pfeifferschen besitzt und uns weitere wichtige
Aufklärungen über die Wachsthumsbedinguugen und Lebensverhältnisse
des Influenzabazillus giebt. Auf diesem Nährboden hat Huber die be¬
treffenden Bazillen bis zur 7. Generation ununterbrochen fortgezüchtet.
Das Wachsthum ist allerdings ein viel langsameres, als auf dem Blutagar,
und man sieht mitunter erst 8 bis 10 Tage nach der Impfung mit der
Lupe jene oben beschriebenen typischen, kleinsten Kolonien auf der Ober¬
fläche des schräg erstarrten Nährbodens. Dagegen besitzen sie auf dem¬
selben eine erheblich grössere Lebensdauer, als die auf * dem
Pfeifferschen Blutagar gewachsenen, und konnten selbst nach 40 Tagen
noch mit Erfolg weitergeimpft werden. Auch in Stichkultur gedeihen
die Influenzabazillen in dem Haematogenagar, trotz ihres sonstigen
starken Sauers toffbedürfnisses. Sie wachsen aber auch hier sehr
langsam und gleichen bei vollendeter Entwickelung einer jungen Typhus¬
stichkultur ziemlich genau, abgesehen natürlich von dem Farbenunter-
schiede. Ihre Lebensdauer ist hier eine noch grössere, da sie selbst
nach 67 Tagen noch weiter verimpft werden konnten.
Da nach spektroskopischen Untersuchungen Hubers das Oxy-
haemoglobin in dem Haematogenagar nicht oder wenigstens nicht in
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nachweisbarer Menge vorhanden ist, so kann man mit ihm an nehmen, dasp
das Haemoglobin nicht in seiner Eigenschaft als Sauerstoffträger, sondern
wahrscheinlich wohl infolge seines Eisengehaltes der für das Gedeihen
der Influenzakolonien unentbehrliche Faktor ist. — Haematogenbouillon
eignet sich ebenfalls zur Züchtung des Bazillus.
Auch Huber konnte endlich, in Uebereinstimmung mit uns, weder
in Fällen von Lungenentzündung (d. h. genuiner, fibrinöser) noch von
Bronchialkatarrh dem typischen Influenzabazillus gleiche Bakterienarten,
weder im mikroskopischen Sputumpräparat, noch in der Blutagar¬
verreibung (also kulturell), noch endlich im Blute nachweisen. >)
Meine Herren! Ich kann nicht schliessen, ohne nochmals auf die
grosse Wichtigkeit der systematischen, mikroskopisch-bakterio¬
logische ^Untersuchung schwerer, den oben mitgetheilten ähnlicher Fälle
hinzu weisen, um endlich Klarheit in die fraglichen Verhältnisse zu
bringen. 2 ) Es ist meine feste Ueberzeugung, dass, wenn man sich nicht
auf die Untersuchung der Lungensekrete beschränken, sondern stets
auch das Blut und bei Autopsien da3 Zentralnervensystem sowie
die übrigen inneren Organe besonders berücksichtigen wollte, sich bald
herausstellen würde, dass der Erreger der Influenza seine Eingangspforten
doch weit häufiger überschreitet, als wir bisher annahmen, Die Klinik
muss eben mit der Bakteriologie Hand in Hand gehen, und die
Epidemiologie sich auf dem Fundamente der Mikrobenlehre bewegen,
wenn anders unsere Forschungen zu einem erspriesslichen Ende führen sollen.
Hannover, 22. März 1894.
^ Zu denselben Ergebnissen sind, wir mir nach längerem Abschluss der Arbeit
bekannt wird, ferner noch Borchhardt und in jüngster Zeit Pielicke und
0. Voges (Berliner klinische Wochenschrift 1894, No. 2, 23 und 38), sowie
W. Kruse und M. Richter (Referate im Zentralblatt für Bakteriologie und
Parasitenkunde 1894, XVI. Band, No. 20) gekommen. — Pielicke vertritt
jedoch auf Grund seiner Beobachtungen die Ansicht, dass der Pfeiffersche
»Pseudoinfluenzabazillus“ mit dem echten Influenzabazillus identisch
lei, da zwischen beiden „nur Grössen unterschiede“ beständen, wie sie bei
anderen Bakterien, z. B. den Cholerabazillen, in eben solchem Grade vorkämen.
*) Bezüglich der Arbeit von Buxbnum „Zur Influenza cerebralis*
(Wiener medizinische Wochenschrift 1894, No. 6), die ich ebenfalls nur aus dem
Referat von Voges in der letztgenannten Nummer des Centralblatts für Bak¬
teriologie u. s. w. kenne, stimme ich deshalb mit dem Schlusssatz des Referenten
äberein,: »Nur das Auffinden des Krankheitserregers — welches B. nicht gelungen
sein scheint — entscheidet über die wahre Natur eines mit Cerebralerscheinungen
verlaufenden zweifelhaften Falles, denn „ohne den Influenzabazillus keine
Influenza“. —
8 *
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Ueber einen Fall Ton subperiostaler Total-Exstirpation des rechten
Scbnlterblatts wegen Nekrose. Regeneration des Schulterblatts.
(Mit 3 Abbildungen.)
Von
Dr. med. Johannes Lesshalft
Assistenzarzt 2. Klasse im Husaren-Regiment König Wilhelm I. (1. Rhein.) No. 7.
(Schloss aus Heft 1, Seite 14 bis 19.)
Es wurde deshalb die Total-Exstirpation des rechten Schulterblatts
ins Auge gefasst und am 13. November 1893 in folgender Weise ausgeführt:
Nach gründlicher Desinfektion des ganzen Operationsfeldes wird, während
Patient auf der linken Seite liegt, unter massig starker Abduktion des
rechten Armes in tiefer Chloroformnarkose ein - Längsschnitt von etwa
20 cm auf dem medialen Rande der rechten Scapula bis auf den
Knochen gemacht und senkrecht zu diesem ein etwa 18 cm langer Schnitt
auf der Spina Scapulae bis zum äussersten Ende des Acromion ebenfalls
gleich bis auf den Knochen angelegt. Bei dem ersten Schnitt wurde die
am unteren Schulterblattwinkel schon vorhandene 3 cm lange Einschnitts¬
wunde benutzt. Mit Hakenpinzette und Messer wurde zunächst am
ersten Schnitt das Periost etwas abgelöst, bis man mit einem stumpfen
und allenfalls einem halbscharfen Elevatorium unter das Periost ein-
und Vordringen und dasselbe mit den darüber liegenden Weichtheilen
zurückschieben konnte. Beim zweiten Schnitt wurde ebenso verfahren
und auf diese Weise die an der Spina haftenden Muskeln (deltoideus und
cucullaris) und die Muskeln aus der Ober- und Untergräten grübe mit dem
Periost von der hinteren Fläche abgehebelt Am unteren blossliegenden
rauhen Winkel der Scapula wurde der Teres major und weiter aufwärts
am äusseren Rande der Teres minor mit dem Elevatorium losgelöst;
desgleichen am oberen Winkel der lev. ang. scap. und am hinteren Rande
die beiden mm. rhomboidei und der serrat. ant. maj.
Nunmehr liess sich das Schulterblatt theilweise umklappen, und es
wurde jetzt an der innern (vorderen) Flache der m. subscapularis sammt
Periost mit dem Elevatorium abgehebelt Nachdem die Ablösung des
Periostes an der hinteren und inneren vorderen Fläche bis ungefähr zur
Mitte des äusseren Randes vorgeschritten war, wurde gerade an der Stelle,
wo die art. circumflexa scapulae sich um den äusseren Rand des Schulter¬
blattes herumschlingt, die Ablösung des Periostes mit besonderer Vorsicht
vorgenommen und auf diese Weise eine Verletzung dieser Arterie vermieden.
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Ebenso wurde bei der Ablösung des Periostes in der Obergratengrube
an der incisura scapulae verfahren, und man konnte hier, nachdem
der m. omohyoideus und das die incisura scapulae überbrückende liga-
mentum transversum abgelöst waren, die art. transversa scapulae, die
hier unter dem Ligamentum durchtrat, ohne Verletzung derselben,
hervorheben.
Die Spina scapulae war völlig morsch und brüchig und das acromion
ganz abgebrochen. Nachdem die subperiostale Abhebelung bis zum Collum
scapulae gelangt war und der sich direkt unterhalb der Gelenkfläche
ansetzende lange Kopf des Triceps abgelöst war, wurde das Gelenk von
unten eröffnet und mit dem halbscharfen Elevatorium die Gelenkkapsel
von der Gelenkgrube abgehebelt, und dann die lange Sehne des Biceps
abgetrennt. Es blieb nur noch der processus coracoideus herauszugraben
und die an demselben befindlichen drei Muskeln m. biceps, coracobracchialis
und pectoralis minor abzutrennen, welches dann auch, nach Ablösung der
ligg. coraco-claviculare, coraco-acromiale mittelst eines geknöpften Messers,
welches unter dem Schutze des linken Zeigefingers eingeführt wurde,
trotz der erheblichen Schwierigkeiten, glücklich gelang. Nachdem nun
noch das morsche abgebrochene Acromion abgelöst war, war die Operation
in 40 Minuten vollendet. Die sämmtlichen an das Schulterblatt ansetzenden
16 Muskeln mit 17 Anheftungsstellen waren glücklich abgetrennt. Keine
einzige Arterie spritzte. Die parenchymatöse Blutung stand auf Berieselung
mit kaltem Wasser, 'dem Eisstückchen zugesetzt waren, bis auf zwei
Stellen im m. infraspinatus, wo eine kleine Quelle weiter rieselte, welche
zwei Umstechungen mit Catgut erforderlich machte. Eine kleine Haut¬
arterie wurde mittelst Schiebers torquirt.
Wenn die Chirurgen behaupten, z. B. Hueter-Lossen 1 )» dass die Art.
subscapularis die wichtigste der zu trennenden Arterien sei und vor ihrer
Durchschneidung erkannt und doppelt ligirt werden müsse, so bemerkt
Verfasser hierzu, dass eine Durchschneidung dieser Arterie durchaus nicht
nöthig ist. Dieselbe kann sehr gut umgangen werden, indem man bei
der Abhebelung des Periostes gerade an dieser Stelle mit der grössten
Vorsicht zu Werke geht und die Arterie welche hier gerade sich in die
circumflexa scapulae und die thoracico-dorsalis theilt, mit dem Periost
vom Knochen abhebelt und vor Verletzung schützt. Gleichfalls kann
man durch dieselbe Vorsicht eine Verletzung der Art. transversa-scapulae
an der Stelle, wo sie entweder oberhalb oder, wie im vorliegenden Falle,
*) Hueter-Lossen. Lehrbach II. Band. Spezieller Theil. S. 36 ff.
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unterhalb des über die incisura scapulae gespannten ligamentum trans-
Yersum zur oberen Schultergräten grabe geht, vermeiden und auf diese
Weise sich vor grosseren Blutverlusten schützen.
■ Die Muskeln und das Periost wurden mit 6 Neuberschen versenkten
Catgutnähten vereinigt. Darauf wurde die Wunde gründlichst mit einer
warmen Sublimatlösung ausgespült, nachgesehen, ob noch Knochenreste
zurückgeblieben waren, unter den durch Nähte vereinigten m. deltoideus
ein 20 cm langes Drain von Fingerdicke geschoben, entsprechend der
äusseren und ein anderes entsprechend der inneren Kante des exstirpirten
Schulterblattes, und zwei andere Drains entsprechend der Spina scapulae
tief in die Muskulatur hineingeschoben und nach aussen geleitet, worauf
die Hautwunde durch 20 geknöpfte Seidennähte vereinigt wurde.
Der Arm wird durch einen in die Achselhöhle gelegten Wattebausch
vom Rumpfe mässig abducirt und ein Verband angelegt, welcher den
Arm mit einschliesst. Dauer der ganzen Operation bis zu dem Augen¬
blick, da Patient ins Bett gelegt wird, 1 Stunde und 20 Minuten. Während
der Chloroformnarkose mehrmaliges Erbrechen gelblich bräunlicher Massen.
Aus der Narkose ist Patient nur schwer zu erwecken; er schläft viel
und klagt über grossen Durst, der Puls an der Radialis kaum zu fühlen,
an der Halsschlagader beträgt er 108 Schläge. Alles Genossene wird
wieder erbrochen.
14. XI. Um 1 Va Uhr morgens ist der Puls immer noch sehr klein
und setzt zeitweise (zwischen dem 4 und 5 Schlage) aus; 136 Schläge
in der Minute. Morgens 9 Uhr 39,0°, nachmittags 4 Uhr 39,1°. Klagen
über Erbrechen und Drang zum Stuhl. Bei dem um 6 Uhr vorgenommenen
Verbandwechsel zeigte die Wunde nirgends Schwellung: aus den Drains
entleerte sich nur eine geringe Menge blutigen Sekrets; nach dem
Verbandwechsel Temperatur 38,7°. Puls immer noch sehr unregelmässig,
stolpernd und aussetzend. H schläft fortwährend.
15. XI. Verbandwechsel. Entfernung von vier Nähten. Aus einem
der oberen Drains entleert sich eine massige Menge Eiters. Der Puls ist
immer noch klein, leicht unterdrückbar, ab und zu aussetzend. 3 Uhr
nachmittags Temperatur 39,0°.
17. X. Verbandwechsel. Der Verband ist vollständig mit Flüssigkeit
durchtränkt, am unteren Wundwinkel entleert sich viel Eiter. Die Nadeln
an der Querwunde werden zum Theil entfernt und mit der Sonde der
obere äussere Wundwinkel wieder eröffnet. Hierbei macht Patient eine
unvorsichtige Bewegung, so dass die obere Wunde auf die Entfernung von
4 cm wieder aufbricht. Einführung eines Drains hierselbst. Die Nadeln
in der Längswunde werden entfernt, dieselbe ist vollständig verheilt. Zu¬
nehmender Appetit.
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18. XI. Temperatur 37,2. Unter den pectoralis minor wird wiederum
ein Drain eingeführt.. Starkes Kribbeln in der rechten Hand. — Seit
dem 18. XI. trat Fieber nicht mehr auf, am 3. Dezember wurden die
Drains fortgelassen und am selben Tage die ersten Bewegungen mit dem
rechten Arm vorgenommen und zwar zuerst Bewegungen nach vorne und
rückwärts. Am 8. Dezember 1893 und ebenso am 27. Januar 1894 hatte
Patient je einen epileptischen Anfall. Die Wunde heilte unterdessen mit
geringer Eiterung, Fieber trat nicht wieder auf.
Was die Heilung durch Eiterung anbetrifft, so konnten wir von vorn
herein auf eine prima intentio nicht rechnen, da das Periost, welches wir
ja im Körper zurückliessen, nothgedrungen die Eiterung noch eine Weile
unterhalten musste.
Am 15. Dezember wurde die Elektrizität zur Erregung der etwas
atrophisch gewordenen Muskulatur des rechten Armes angewendet, daneben
andauernd aktive und passive Bewegungen gemacht.
Am 20. Dezember vermochte Patient seinen rechten Arm bis zur
Horizontalen zu erheben, die Hand ohne Hülfe des anderen Armes bis
zum Munde zu fuhren, auch konnte er ohne Schmerzen mit dem operirten
Arme an einem Stock hängen. Die elektrische Erregbarkeit der Muskeln
war immer noch eine geringe. Anfang Januar 1894 fühlten wir zum
ersten Male in der Gegend der früheren fossa infraspinata eine deutliche
Verhärtung, welche nur von neugebildetem Knochen herrühren konnte;
dieselbe wird medianwärts durch die mit der Unterlage zum Theil fest ver¬
wachsene Narbe begrenzt und hat annähernd die Gestalt des Schulter¬
blattes, wie man durch Abtasten herausfühlen kann. Unterdessen heilte
die Wunde fast vollständig zu bis auf die am 17. XI. wiederum aufgerissene
Partie; diese war am 6. März 1894 ebenfalls vollständig verheilt. Am
1. April 1894 wurde H. als geheilt in seine Heimath entlassen. Das
Körpergewicht betrug am Tage der Operation 109 Pfund, bei seiner Ent¬
lassung 141 Pfund.
Betrachten wir noch das funktionelle Schlussergebniss bei unserem
Patienten, so i9t dasselbe folgendes. Passive Bewegungen sind nach
allen Richtungen mit dem rechten Arm möglich, dieselben sind ganz
schmerzlos; aktiv vermag H. mit dem rechten Arme alle Bewegungen
in guter Weise auszufuhren; er isst, trinkt und schreibt mit diesem Arme
und verrichtet alle leichteren Arbeiten; nur die vollständige Erhebung
des Armes macht Schwierigkeiten und reicht wie die photographische
Abbildung zeigt, nur wenig über einen Winkel von 90°. Die Grenzen
des neu gebildeten Schulterblatts sind in der Photographie durch die
punktirte Linie angegeben. H. vermag ferner die rechte Hand an das
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120
linke Ohr zu bringen; will er den rechten Arm vollständig erheben, so
bedient er sich hierzu der Hülfe des gesunden Armes. Die Muskulatur des
rechten und linken Armes zeigen keinen Unterschied voneinander. Was
die gewonnenen Präparate anbetrifft, so sind dieselben nach der Natur
gezeichnet und dieser Arbeit beigegeben. (S. 122.)
Figur 2 und 3 zeigen ein von der Spina scapulae ohne jede Anwen¬
dung von Gewalt während der Operation, beim Gebrauche des stumpfen
Raspatoriums abgebrochenes Stück in verschiedenen Ansichten. Letzteres
haftete sehr lose an dem Knochen und zwar an der Stelle, wo die
Spina sich zum Acromion
wendet. Jedenfalls hätte sich
dasselbe binnen kurzer Zeit als
Sequester abgestossen. Die
ganze Innenfläche dieses
Stückes war roth gefärbt; an
der Stelle, wo sich in der
Zeichnung (mit a. und Pfeil
bezeichnet) ein zehnpfennig¬
stückgrosses Loch im Mark des
Knochens befindet, konnte man
einen kleinen dicken Pfropf
weichen Gewebes herausziehen,
welcher sich mikroskopisch als
ein Gewebe erwies, dessen
zellige Elemente in fetter De¬
generation begriffen waren.
An der Stelle, wo dieser Pfropf
herausgezogen war, erschien die
Oberfläche nicht wie beim
normalen Knochen eben, son¬
dern rauh und porös. (Einschmelzende Zellterritonen 1 ). Ein interessantes
Präparat ist Figur 1, die entfernte Scapula. Der untere Winkel war voll¬
ständig nekrotisch, ebenso die Spina. Ein wesentlicher Befund ergab sich
bei der mikroskopischen [Untersuchung des exstirpirten Schulterblattes
nicht und zwar deshalb, weil die Operation subperiostal ausgeführt worden
war, und das Periost an der entfernten Scapula fehlte. Es mag nur
hervorgehoben werden, dass Riesenzellen fehlten. Auf den Knochen selber
*) Virchow, s. Cellular-Patbologie 1871. S. 522 ff.
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121
als Ausgangspunkt des Prozesses weist indessen das gleichzeitige Auf¬
treten der Eiterung an der Spina und am unteren Winkel hin, welche Theile gar
nicht miteinander kommunicirten. Am 7. Januar, also nach sieben Wochen,
fühlten wir zum ersten Male an Stelle des entfernten Schulterblattes eine von
neugebildetem Knochen herrührende deutliche Verhärtung. Ueber den Zeit¬
punkt, an welchem man an Stelle der entfernten Scapula ein knochenähnliches
Gewebe fühlt, weichen die Angaben der verschiedenen Autoren etwas von¬
einander abj so giebt Ceci 1 ) an, dass er schon in der dritten Woche an
Stelle der entfernten Scapula ein Gewebe von knochenähnlicher Härte
gefühlt habe; in der siebenten Woche war nach ihm die neue Scapula
gebildet, welcher Zeitpunkt mit dem von uns angegebenen übereinstimmen
würde. In dem ,Billrothsehen Falle war die entfernte Scapula nach
3 V* Monaten in ihrem ganzen Umfange wieder hergestellt.
Was die Regenerationsfähigkeit der Scapula überhaupt anbetrifft, so
sagt Miculicz*) darüber Folgendes: „Es ist interessant, dass die Scapula
derjenige Knochen ist, welcher sich auch bei Thierexperimenten als
besonders geeignet für den Nachweis eines hohen Grades von Regenerations¬
fähigkeit erwiesen hat.“ 0liier 3 ) äussert sich über die Regenerationsfähigkeit
des Schulterblatts bei eitrigen Prozessen wie folgt: Quand on operera
pour des ostöites suppurees, on pourra obtenir des reproductions osseuses
analogues ä celles, que nous avons observees chez les animaux. Die
durch vielfache Versuche an Thieren bewiesene Thatsache, dass wesentlich
das Periost es ist, welches im Stande sei, neuen Knochen zu bilden,
führte schon frühzeitig Bernhard Heine 1830 — 1837, B. v. Langenbeck
1844, Olli er 1858 dazu, Resektionen subperiostal auszuführen. Nach
Hueter-Lossen 4 ) sichert die subperiostale Resektion vor Allem eine Neu¬
bildung des Gelenkes. Dass jedoch die Knochensubstanz nicht nur aus
dem Perioste, sondern auch aus dem Knochenmark hervorwachsen könne,
dafür lieferte uns T. Hashimoto 5 ) einen Beweis. Er entfernte ein
Schulterblatt mit Zurücklassung des Acromion und des processus corjjcoideus
wegen Caries unter Entfernung eines grossen Theils des Periostes, welches
mit tuberkulösen Granulationen bedeckt war. Sieben Jahre nach der
Operation starb Patient an ausgedehnter Tuberkulose, und es zeigte sich,
dass das entfernte Stück Knochen von einer neuen 11 cm langen und
0 Exstirpazione totale della scapola con conservazione del braccio. Chir. 1887.
*) 1. c. Seite 198.
*) Traite des reseetiona T. III. p. 918 ff.
*) Allgemeine Chirurgie, Lehrbuch. Bd. II, S. 137 ff.
6 ) Archiv für klm. Chirurgie. Bd. 37, p. 217 bis 220.
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122
5,5 cm breiten, an den
Rändern etwas
dünnen und mehr
knorpelartigen, im
Zentrum aber voll¬
kommen knöchernen
Platte ersetzt worden
war, welche mit den
bei der Resektion
zurück gehl i ebenen
Knochenfortsätzen ein
einziges zusammen¬
hängendes Stück
bildete. Derartige
Beobachtungen stehen
allerdings nur ver¬
einzelt da, während
die Regeneration des
Schulterblattes bei
Erhaltung des
Periostes durch gute
und sichere Beobach¬
tungen erwiesen ist.
Zuerst erfolgte nach
der Total-Exstir-
pation der Scapula
— und von dieser
wollen wir hier nur
sprechen — voll-
stäudigeRegeneration
des Knochens in dem
von v. Linhart
(1870) >) beschrie¬
benen Falle, welcher
einen elfjährigen
Knaben betraf, dem
wegen Nekrose die
rechte Scapula total
entfernt w T urde; so-
x ) Compendium der chirurg. Operationslehre I. S. 464 ff.
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123
dann in dem von Miculicz beschriebenen Falle Billroths; ferner beob¬
achteten Regenerationen des Schulterblattes Ceci 1886, 0liier 1889,
Jabonlay 1891, und endlich trat auch in unserem Falle Regeneration
des Knochens zum grössten Theile ein.
Was ferner die Frage anbetrifft, was man unter einer Total-Exstir-
pation zu verstehen hat, so ist der Begriff der letzteren gerade beim
Schulterblatt absolut noch kein feststehender. Poinsot 1 ) weist darauf
hin, dass von den verschiedenen Autoren unter einer „Total-Exstirpation
der Scapula“ Verschiedenes verstanden wird. Er möchte als wesentliches
Kriterium der Total-Exstirpation die Entfernung des Schulterblattkörpers
und die Durchtrennung im Schultergelenke betrachtet wissen. Nach
Doll*) können der* processus acromialis und processus coracoideus
im Körper Zurückbleiben, v. Adelmann, 3 ) gelangt zu dem Kom¬
promisse, diejenigen Fälle zu den totalen zu rechnen, in welchen ein
Fortsatz des Schulterblattes im Körper des Patienten zurückgelassen
werde, z. B. der processus glenoidalis, um dem Arm eine normale
Gelenkhöhle, oder der proc. coracoideus, um dadurch dem m. coraco-
bracchialis seine Funktion zu erhalten, oder der proc. acromialis, um % dmn
Oberarmkopf eine Bedachung zu gewähren. Es sind dieses nach v. Adel¬
mann rein physiologische Motive, wodurch die Operation ein wissen¬
schaftlicheres Gewand erhält und die Deformität vermieden wird.
Dieser Auffassung tritt auch Gies 4 ) bei. Wir können uns dieser Ansicht
nicht anschliessen. Es ist dies auch keine rein theoretische Frage;
denn über einen so grossen operativen Eingriff kaun man nur wirklich
genaue statistische Zahlen gewinnen, wenn man eben nur die Fälle, in
denen einerseits die Technik der Operation und infolgedessen die
Bedeutung als operativer Eingriff, andererseits die Verhältnisse für die
Wutidheilung und die spätere Funktion für den Arm des Patienten
dieselben sind, in Rechnung stellt. Auch Ol Her 5 ) ist der Ansicht, dass
das funktionelle Schlussergebniss wesentlich abhängig ist von der Technik
der Operation, und dass es nicht nur, wie v. Adelmann meint, physiologisch-
wissenschaftliche Momente sind, welche uns zur Schonung z. B. der cavitas
glenoidalis veranlassen sollten. Er äussert sich darüber folgendermaassen:
l ) Revue de Chirurgie 1885 p. 201 ff.
*) Archiv für klin. Chirurgie. Bd. 37, S. 131 ff.
3) 1. c. S. 138.
*) Ueber Exstirpation der Scapula mit und ohne Entfernung des Armes. Deutsche
Zeitschrift für Chirurgie. Bd. 12, S. 588 ff.
5 ) Lyon medical Tome 68. 1891 p. 328. #
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124
Quand on enlevera l’omoplate pour des panosteites aigues avec invasion
de l’articulation scapulo-humerale, mais sans lesion de la tete de rhumärus,
on obtiendra des resultats fonctionels remarquables.
Bekanntlich bereitet gerade der processus coracoideus bei seiner
Entfernung ganz erhebliche Schwierigkeiten, da er sehr tief (etwa 10 cm)
ins Gewebe hineingeht, wie sich Verfasser an der Leiche und am Lebenden
zu überzeugen Gelegenheit hatte. Trottmann, *) und dies ist auch offenbar
die Ansicht Trendelenburgs, schreibt darüber: „Die grösste Schwierigkeit
beruht in der Auslösung des proc. coracoideus; von oben und von unten
ist demselben nicht beizukommen, wegen der gefährlichen Nachbarschaft der
grossen Gefasse.“ Bei der Ausgrabung dieses Fortsatzes ist unter
Umstanden ein grösserer Blutverlust nicht zu vermeiden, auch dauert die
Narkose länger, beides Umstande, welche auf den Operationserfolg
wiederum rückwärtigen Einfluss haben. Deshalb rechnet Verfasser zu
den Total-Exstirpationen nur die, in welchen das Schulterblatt mit
sämmtlichen Fortsätzen entfernt wurde, und möchte es sich empfehlen,
dieselben als „reine Total-Exstirpationen“ zu bezeichnen, wobei wiederum
zwei Unterabtheilungen zu machen wären. Der ersteren würden angehören
die Fälle, in denen die Scapula mit dem Periost entfernt wurde, der
letzteren die subperiostal ausgefuhrten Total-Exstirpationen; ohne Frage
haben wir, wie ich später beweisen werde, wenigstens bei der
Scapula durch die subperiostale Operationsmethode glänzendere Resultate
erzielt, namentlich in funktioneller Beziehung, als durch die Entfernung
der Scapula mit dem Perioste; vergleiche auch Olli er 2 ) welcher sagt:
„C’est chez les jeunes sujets, et en particulier entre 10 et 18 ans, que
Texstirpation de Tomoplate par la methode sousperiost^e, soigneusement
pratiqu4e, nous promet ces excellents resultats fonctionels.“
Auch diejenigen Fälle rechnet Verfasser nicht zu den reinen Total-
Exstirpationen, in denen die Fürsorge des Operateurs aus rein kosmeti¬
schen Rücksichten noch ein grösseres oder kleineres Stück der Clavicula
mit entfernte. Roser, Bardeleben und Fergusson stellen als Regel auf,
wenigstens einen Theil der, wenn auch gesunden Clavicula, mit fortzunehmen.
Nach der Operation steht allerdings das Acromialende der Clavicula etwas
hervor; indessen bei der Reposition des Armes wird diese gefährliche
Prominenz fast vollständig aufgehoben, welche Thatsache auch Trendelen¬
burg veranlasste, von der Resektion Abstand zu nehmen. Eine Deformität
1) 1. c. S. 27 ff.
2) Traite des resections Tome III p. 918 ff.
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125
infolge Abstehens des Schlüsselbeins der operirten Seite infolge Muskel¬
zuges des m. sterno-cleido-mastoideus am stemalen Ende tritt hierdurch
wohl nur selten ein. Vielmehr ist Verfasser ganz der Ansicht Trottmanns *)
welcher sagt: „Ist die Clavicula nicht resecirt, so gewährt ihre Erhaltung
vielleicht den Vortheil, dass der Oberarmkopf durch Narbenbildung an das
Schlüsselbein herangezogen wird und dadurch einen Haltepunkt findet,
wodurch die Bildung eines neuen Gelenkes erleichtert und die Gebrauchs-
fahigkeit noch erhöht wird*, welche Ansicht durch die anatomische Unter¬
suchung der Veränderungen, die sich nach der Exstirpation der Scapula
ausbilden, von Po llack*), weicherden Oberarmkopf dem Acromialende der
Clavicula angelagert fand, eine wesentliche Stütze erhält.
Auch in unserem Falle war durch die stehen gebliebene Clavicula
absolut keine Deformität bedingt, auch zeigte das acromiale Ende der
Clavicula, selbst kurz nach der Operation, niemals Druckschmerzhaftigkeit,
so dass man einen Dekubitus hätte befürchten müssen,
Gies*) stellt in seiner im Jahre 1879 erschienenen Arbeit 37 Fälle
von Total-Exstirpationen im Sinne von v. Adelmanns auf. Aus dieser
Tabelle würden nach Verfassers Ansicht als nicht unter den Begriff der
reinen Total-Exstirpation fallend auszuscheiden sein 13 Fälle und zwar
Fall 1, 2, 3, 6, 8, 9, 21, 22, 25, 28, 30, 32 und 35. Aus der Litteratur
nach 1879 hat Verfasser die ihm zugängigen Fälle von reinen Total-
Exstirpationen zusammengestellt. Dieselben umfassen 11 Fälle und sind
in beifolgender Tabelle aufgefuhrt. In vielen Fällen stand dem Verfasser
das Original, namentlich bei den ausländischen Autoren, nicht zur Ver¬
fügung und bittet er deswegen allenfalls vorgekommene Irrthümer
entschuldigen zu wollen.
Im Ganzen würden somit bis heute 35 Fälle von reinen Total-
Exstirpationen in unserem Sinne ausgeführt worden sein.
Von diesen 35 Operationen ist bei einem Falle der Erfolg nicht
vermerkt
i Verbleiben 34 Fälle
es leben 24
starben 10.
Todesursache unbekannt bei 2.
*) 1. c. Seite 10 ff.
*) St. Georges Hospital-Reports Vol. IV. p. 223.
*) Beiträge zu den Operationen der Scapula. Deutsche Zeitschrift für Chirurgie*
Bd. XII S. 564.
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In unmittelbarem Zusammenhang mit der Operation starben nur 3:
1 an Erysipel,
1 an Erschöpfung nach 7 Tagen,
1 innerhalb der ersten 24 Stunden,
Nekrose gab 6 mal Veranlassung zur Vornahme der reinen Total*
Exstirpation, alle 6 Patienten leben;
Subperiostal wurde 7 mal operirt, kein einziger Patient starb.
Bei diesen 35 Fällen ist das funktionelle Schlussergebniss wie folgt
verzeichnet:
erfolgreich 18 mal,
unbrauchbarer Arm 5 „
> ohne Angaben 12 „
Bei den subperiostalen Operationen ist in einem Falle über den
Erfolg nichts angegeben, in den 6 anderen Fällen ist der Erfolg mit «gut“,
zum Theil „sehr gut“ bezeichnet.
Es erscheint uns deshalb die Ansicht mehrerer Chirurgen, welche die
subperiostale Operationsmethode für eiue kaum nennenswerthe Modifikation
erklären 1 )» wenigstens für das Schulterblatt und ganz besonders für die
wegen Nekrose vorgeuommenen Total-Exstirpationen nicht gerechtfertigt;
ohne Zweifel ist das funktionelle Schlussergebniss bei den subperiostal
ausgeführten Schulterblatt-Exstirpationen ein bedeutend günstigeres als bei
den übrigen Total-Exstirpationen.
Was endlich die Frage der Blutung betrifft, so wird dieselbe von den
verschiedenen Autoren verschieden beantwortet. G. Eider und Esmarch
bezeichnen dieselbe als beträchtlich, ebenso hat Trendelenburg, nach An¬
gabe Trottmanns, 100 Unterbindungen gemacht. Andere Autoren geben
an, dass die Blutung in keinem Verhältniss steht zur Grösse des operativen
Eingriffes, welchem Urtheile wir nur beipflichten können. Auch hat Ver¬
fasser oben gezeigt, auf welcbe Weise es möglich ist, stärkere Blutungen
aus der Art. subscapularis und transversa scapulae ohne Unterbindung
derselben zu vermeiden, unter der Voraussetzung subperiostaler Ausführung
der Operation.
Zum Schlüsse sei es mir gestattet, meinem verehrten Oberstabsarzt
Herrn Dr. Peters für die gütige Ueberlassung des Materials sowie für die
freundliche Anregung zu dieser Arbeit meinen besten Dank auszusprechen.
*) Trott mann 1. c. S. 22 ff.
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J ) Trottmann: Ueber die Exstirpation des Seapula. D. J. 1887 Bonn. *) Communicac. alla adunanza della soc. ehir. ital.
Roma 1886. C. f. Chir., 1887. 3)Centralblatt für Chirurgie 1887 No. 51 S. 952 ff. 4 ) desgl. 5 ) Archiv für klin. Chir. Bd. 38. 2
S. 300 1889. 6 ) Lyon medical No. 50 p. 515 7 ) Soz. med. chir. di Bulogne Rif. med. 1891. 8) C. f. Chirurgie 1891 S. 622 ff.
*9 Lyon medical Tpme 68. 1891 p. 328 ff.
128
Referate and Kritiken.
Militär-statistisches Jahrbuch für das Jahr 1893. Ueber An¬
ordnung des k. und k. Reichs-Kriegsministeriums bearbeitet und heraus¬
gegeben von der III. Sektion des technischen und administrativen
Militär-Komite. Gr. 4°, 409 und LII Seiten. Wien 1894.
Das vorstehende Jahrbuch enthält die statistischen Ergebnisse der
Stellung in der österreichisch-ungarischen Monarchie im Jahre 1893, sowie
der Standes- und Sanitäts-Verhältnisse des k. und k. Heeres in diesem
Jahre. In einem Anhänge sind die monatlichen Uebersichten der Er¬
gebnisse der hydrometrischen Beobachtungen in 49 Stationen der
österreichisch-ungarischen Monarchie und in fünf Stationen des Okku¬
pationsgebietes beigeschlossen.
Nach dem ersten Theile gelangten während des Berichtjahres in den
ersten drei Altersklassen 746222 Stellungspflichtige zur ärztlichen Unter¬
suchung. Hiervon wurden tauglich befunden 251 %» gegen 224 °/o© im
Voijahre und 247 %o im Jahre 1891; zurückgestellt a) bei nicht erreichter
Körperlänge von 153 cm 23%©, b) wegen körperlicher Gebrechen bei erreichter
Körperlänge von 153 cm 517 °/oo; waffenunfahig erklärt oder als offenkundig
zu jedem Dienste untauglich gelöscht a) bei nicht erreichter Minimal-
Körperlänge 12 %o, b) wegen Körpergebrechen bei erreichter Minimal-
Körperlänge 197 %o.
Das Promille-Verhältniss der Tauglichen schwankte in den einzelnen
Militär-Territorialbezirken zwischen 188 in Josefstadt und 314 in Hermann-
stadt. Mit Ausnahme der Territorial bezirke Zara, Josefstadt und Press¬
burg zeigten alle übrigen ebenso wie die Gesammtmonarchie günstigere
Tauglichkeits-Verhältnisse als im Vorjahre.
159 °/oo der als tauglich Assentirten waren Mindertaugliche gegen
179°/oo im Voijahre und 177 %o im Jahre 1891. In den Territorial¬
bezirken schwankte das Vorkommen der Mindertauglichen zwischen 102%©
in Graz und 238 %o in Wien. Die meisten Mindertauglichen hatte der
Ergänzungsbezirk No. 49 (St. Pölten), die wenigsten jener No. 101
(Bekes-Csaba).
Die vorgeschriebene Körperlänge von 153 cm hatten 36 %© der
ärztlich untersuchten Wehrpflichtigen nicht erreicht; die wenigsten Unter-
mässigen kamen vor im Territorialbezirk Zara (7 °/o 0 ), die meisten in
jenem von Przemysl (67 %©).
Von den ärztlich untersuchten Wehrpflichtigen mit der vorgeschriebenen
Körperlänge waren untauglich wegen: allgemeiner Körperschwäche 519 %<►
gegen 542 %o im Voijahre und 523 %o im Jahre 1891; Skrophulose 4,9 %©,
Augenkrankheiten 19,8 °/oo, Krampfadern 26,6 %o, Kropf 23,9 %©, Hernien
22,i °/oo, Varicocele 8,i °/oo, Kniebohrer 16,9 % 0 , Plattfuss 14,4 %o und
Missbildungen am Brustkörbe, an der Wirbelsäule und am Becken 21,8 %o»
In den einzelnen Territorialbezirken schwankte das Promille der
wegen allgemeiner Körperschwäche untauglich Befundenen zwischen 375
in Innsbruck und 595 in Agram; die meisten wegen Körperschwäche Un¬
tauglichen hatte der Ergänzungsbezirk No. 66 (Ungvär), die wenigsten jener
No. 13 (Krakau). In der ersten Altersklasse wurden 527 %©, in der
zweiten 578 %© und in der dritten 430%© wegen allgemeiner Körper¬
schwäche untauglich befunden.
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129
Was die physische Beschaffenheit der Stellungspflichtigen bei den
einzelnen Nationalitäten anbelangt, so waren unterraässig 16 °/oo Kroaten,
26 °/oo Magyaren, 28 %>o Deutsche, 35 %>o Tschechen, 43 %o Rumänen,
67 °/<m> Polen und 70 %o Ruthenen; tauglich waren: 222 °/oo Polen,
238%oTschechen, 242 °/ooDeutsche, 257°/oo Ruthenen, 267 0 /<m> Magyaren,274 %o
Kroaten und 348 °/oo Rumänen; wegen Körperschwäche wurden untauglich
befunden: 447°/ 0 o »Deutsche, 463°/oo Tschechen, 476 °/©o Polen, 481 °/oo
Rumänen, 560 %o Ruthenen, 575 °/ 0 o Magyaren und 614 %o Kroaten;
untauglich waren wegen: Skrophulose 12,l °/oo Polen, Tuberkulose 2,5 % 0
Polen. —
Aus dem zweiten Theile des militär-statistischen Jahrbuches, welcher
die Standesverhältnisse des k. und k. Heeres behandelt, sei nur das
Folgende hervorgehoben: Der Grundbuchsstand des militärärztlichen
Offizierkorps bestand mit Jahresschluss 1893 aus: 972 aktiven, 967 Reserve-
und 4 mit Wartegebuhr beurlaubten Aerzten. Der natürliche und zufällige
Abgang im militärärztlichen Offizierkorps betrug in diesem Jahre 3,2 °/<>.
Was nun die .Sanitätsverhältnisse des k. und k. Heeres betrifft, so
sind im Berichtjahre 879 %o des durchschnittlichen Präsenzstandes erkrankt
gegen 911 %o im Vorjahre und 891 °/oo im Jahre 1891 und wurden an
Heilanstalten abgegeben 329 %o des Präsenzstandes gegen 327 %o im Vor¬
jahre und 325 °/oo im Jahre 1891.
Das Erkrankungspromille schwankte in den einzelnen Territorial¬
bezirken zwischen 7l6 in Przemysl und 1158 in Zara; das Promille der
an Heilanstalten Abgegebenen bewegte sich zwischen 260 in Innsbruck
nnd 431 in Hermannstadt Die meisten Erkrankungen — 93 %o — wurden
während des Berichtjahres im Monat Januar, die wenigsten — 52°/oo —
im September beobachtet. Seit dem Jahre 1881 ist in letzterem Monate
(Waffenruhe, Beurlaubung der dreijährigen Mannschaft) stets der geringste
Krankenzugang.
Die Abgaben an Heilanstalten waren 1893 am häufigsten bei der
Sanitätstruppe — 450 %x> - , am seltensten bei der Jägertruppe — 284 °/oo —.
Das Erkrankungspromille stellte sich bei den einzelnen Nationalitäten
wie folgt: Magyaren 772, Ruthenen 919, Deutsche 959, Kroaten 967,
Polen 995, Tschechen 1025 und Rumänen 1053; an Sanitätsanstalten
wurden abgegeben: Magyaren 286 °/<>o, Deutsche 305 °/o 0 , Tschechen 320 %o,
Kroaten 341 °/oo Ruthenen 353 %>o, Polen 389 % 0 und Rumänen 452 °/oo.
Die Rumänen hatten demnach die grösste Erkrankungs-Intensität und
-Extensität
Auf jeden Mann des durchschnittlichen Präsenzstandes entfielen 14,2
Krankentage, wie im Vorjahre, gegen 14,7 im Jahre 1891; die Behand¬
lungsdauer eines Krankheitsfalles betrug durchschnittlich 15,5 Tage gegen
14,9 Tage im Vorjahre und 15,9 Tage im Jahre 1891; die durchschnittliche
Bebandlungsdauer eines Spitalskranken betrug 27,9 Tage gegen 27,8 im
Vorjahre und 29,8 im Jahre 1891.
Im Berichtjahre sind infolge von Krankheiten gestorben 1172 dem
Präsenzstande angebörende Personen, entsprechend 3,9 %>o des durch¬
schnittlichen Präsenzstandes gegen 4,5 %o im Vorjahre, 4,o °/oo im Jahre
1891 und 7,6 %o im Durchschnitte des zwanzigjährigen Zeitraums 1873
bis 1892: Die Sterblichkeit schwankte nach Territorialbezirken von 2,2 °/o©
in Prag bis 5,5 %o in Lemberg, nach Truppengattungen von 0,6 °/©o im
Eisenbahn- und Telegraphen-Regiment bis 6,1 °/oo in der Sanitätstruppe.
Die meisten Todesfälle infolge Krankheiten kamen im April, die wenigsten
MiliUr&rztliche Zeitschrift 1895. 9
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130
im August vor. Von den einzelnen Chargen gruppen trugen die Soldaten
ohne Chargengrad und die Gagisten mehr zu den Todesfällen nach Krank¬
heiten bei als die Unteroffiziere.
Vor den im Berichtjahre vom Krankenstände der Heilanstalten in
Abgang gebrachten 109913 Mann wurden 843,6 %o als genesen und dienst¬
tauglich entlassen und sind 9,6 %o gestorben. Die Behandlungserfolge
waren am günstigsten im Territorial bezirke Sarajevo (918%o Genesene),
am ungünstigsten in Lemberg (803 %o Genesene); die meisten Todesfälle
nach den in Heilanstalten Behandelten zeigte der Territorialbezirk Wien,
die wenigsten jener von Prag, 14 %o bezw. 6 %©.
An der Gesammt-Morbidität waren nachstehende Krankheitsformeu
mit folgenden Zahlen betheiligt: Skorbut 2,3 %o des durchschnittlichen
Präsenzstandes, akuter Gelenk-Rheumatismus 8,i %o, Cholera (41 Er¬
krankungen mit 21 Todesfällen), Darmtyphus 4,0 %o, Malaria 34,7%«,
Blattern (34 Erkrankungen und ein Todesfall), Skropheln 1,3 %o, Lungen¬
tuberkulose 3,a %o, Bindehautkatarrh 26,8 0 /0 o, Trachom 7,7 %o, Lungen¬
entzündung 8,6 °/oo, Rippenfellentzündung 4,4 °/oo, Angina 45,9 °/oo, venerische
und syphilitische Erkrankungen 64,5 %o und Hautkrankheiten 215,8 %o,
darunter Schuhdruck mit 28,7 %o.
Schliesslich sind im Berichtjahre vorgekommen: 321 Selbstmorde
(1,07 °/oo des Präsenzstandes) 109 Selbstmordversuche und 76 Selbst¬
verstümmelungen.
Mit dem vorliegenden Bande des militär-statistischen Jahrbuches
schliesst insofern eine Epoche der Sanitätsstatistik des k. und k. Heeres
ab, als dieselbe mit dem nächstfolgenden Jahre nach den in der neuen
„ Vorschrift über die sanitäts-statistischen Eingaben im k. und k. Heere*
enthaltenen Grundsätzen eine Neubearbeitung erfahren wird.
Kirchenberger.
Widerhofer (Wien): UeberlOO mit Behrings Heilserum behandelte
Fälle von Diphtherie. Deutsche medizinische Wochenschrift 1895,
No. 2.
Widerhofer hat in dem St Annen-Kinderhospital (Klinik) zu Wien
100 nur schwerere und schwerste Fälle von Diphtherie, möglichst schon im
Beginn der Erkrankung, mit Heilserum behandelt. Es starben 24,
genasen 75, es verblieb 1. In dem entsprechenden Zeitraum der früheren
Jahre betrug die Mortalität: 1891 = 34,2%, 1892 = 39,8%, 1893 =
44,6%» Der Tod erfolgte bei den mit Serum behandelten Kindern
12mal an absteigendem Croup, fünfmal an Sepsis, je einmal an Glottis-
oedem, Scharlach mit Bronchitis capillaris, Diphtherie-Rezidiv, katarrha¬
lischer Pneumonie und Tuberkulose, zweimal an Masern-Pneumonie. In
fast der Hälfte der Fälle war also der Tod bedingt durch Komplika¬
tionen bezw. Mischinfektionen (Sepsis, Tuberkulose, Scharlach,
Masern). „Ob die letzten vier Fälle, einer Scharlach, zwei Morbilli, einer
Tuberkulosis, zu den Serumtodten gezählt werden sollen, bleibt fraglich;
wir werfen sie zu den Todten, um ja sicher ein statistisch reines Serum¬
gewissen zu behalten.*
Im Uebrigen werden die Behringschen Voraussetzungen fast in allen
Einzelheiten bestätigt: Das Serum hat eine spezifische Heilwirkung auf
die Diphtherie; diese Wirkung ist um so deutlicher und eklatanter, je
reiner die diphtherische Infektion des Körpers ist und je frühzeitiger das
Heilserum zur Anwendung gelangt. Ueber deü dritten oder gar vierten
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Krankheitstag hinausgeschoben, wird die Wirkung des Serums zweifelhaft;
doch sah Widerhofer selbst in vorgeschrittenen Fällen, in welchen der
Larynx bereits ergriffen war, nicht selten noch günstige Erfolge von
der Seruminjektion. Schädliche Folgen von der Einspritzung wurden,
abgesehen von leichtem Erythem und je zweimal Urticaria und Abszess¬
bildung an der Injektionsstelle, nicht beobachtet. Widerhofer spricht
schliesslich die Ueberzeugung aus, dass Behrings Serumtherapie
entschieden berufen ist, die Mortalität der Diphtherie um ein
Bedeutendes herabzudrücken. A. Hiller (Breslau).
0.Soltmann (Leipzig): Die Serumbehandlung der Diphtherie. —
Aus dem Kinderkrankenhause in Leipzig. — Deutsche medizinische
Wochenschrift 1895, No. 4.
Soltmann hält die Angelegenheit zwar noch nicht für spruchreif,
theilt aber seine bisherigen Erfahrungen deshalb mit, weil er vom Rathe
der Stadt Leipzig behufs Bewilligung neuer Geldmittel für Serumbeschaffung
zu einem Bericht hierüber aufgefordert worden war.
In den neun Monaten, vom 1. April bis 31. Dezember 1894, kamen
193 Kinder mit echter Diphtherie in Behandlung, wovon 50 d. i. 27 %
starben. In den ersten vier Monaten dieser Periode, wo die Serum¬
behandlung noch nicht in Anwendung kam, betrug die Mortalität 39,8 %
(von 71 Kindern + 28), in den letzten fünf Monaten hingegen, wo die
Mehrzahl der Kinder mit Serum behandelt wurden, nur 18 % (von
122 Kindern + 22). Genauer geschieden, hatten die nicht mit Serum
behandelten Kinder der letzten fünf Monate 27,2 % Todesfälle, die mit
Serum behandelten dagegen nur 14,6%. Der Unterschied ist also ein
sehr erheblicher. Es ist noch in Betracht zu ziehen, dass Soltmann
nur selten in der Lage war, das Serum bereits in den ersten drei
Krankheitstagen, an welchen allein es nach Behring seine „spezifische“
Wirkung entfalten kann, in Anwendung zu ziehen.
Von den verschiedenen Krankheitsformen war die kombinirte
Rachenkehlkopfdiphtherie die bei Weitem vorherrschende. In den
ersten vier Monaten kamen 40 Fälle davon in Behandlung; 34 derselben
wurden „intubirt“, es starben 21 = 60 %. ln den letzten fünf Monaten
wurden 60 Fälle behandelt, davon 48 intubirt; von 41 mit Serum be¬
handelten und intubirten Kindern starben 11 = 27 %; von 7 ohne
Serum intubirten starben 7 = 100%. Auch wenn man berücksichtigt,
dass der Charakter der Epidemie in den ersten vier Monaten ungleich
bösartiger war als in den letzten fünf Monaten, so sprechen die Er¬
gebnisse doch augenscheinlich zu Gunsten der Serumbehandlung. Allein
bei einer genauen Beobachtung der einzelnen Fälle trägt Soltmann
dennoch Bedenken, schon jetzt ein Urtheil über die Wirksamkeit und
den Heilwerth des Serums abzugeben, weil so günstige Resultate gelegent¬
lich auch bei anderer Behandlung beobachtet wurden, und manche Er¬
scheinungen, die man als spezifische Serumwirkung betrachtet hat, z. B.
die beschleunigte Ablösung der Beläge und Membranen in Nase, Rachen
und Kehlkopf, das schnelle Absinken der Körpertemperatur, die Hebung
und Kräftigung des Pulses, von Soltmann auch in anderen, ohne Serum
behandelten Fällen bisweilen gesehen worden sind. Ausserdem erwies
sich gerade die frühzeitige Serum-Injektion als wenig erfolgreich; von den
13 „Serumtodesfallen“ gekörten 6 solchen Kindern an, die mit annähernder
Sicherheit in den ersten vier Krankheitstagen injicirt waren. — Den
9*
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Karbolzusatz zum Heilserum hält Soltmann für schädlich, da Kinder
bekanutlich in den ersten Lebensjahren ausserordentlich empfindlich
dagegen sind, wie die zahlreichen Intoxikationsfälle schon bei Anwendung
schwacher Lösungen beweisen. Da das Serum 0,5 % Phenol euthält, so
wird den Kindern mit jeder Injektion von 10 oder 20 ccm Serum
0,05 bezw. 0,1 gKarbolsäure — d. L die Maximaldosis für Erwachsene! —
einverleibt. Jedenfalls ist diese Nebenwirkung des Heilserums nicht
gleichgültig. _A. Hiller (Breslau).
L. Heim: Lehrbuch der bakteriologischen Untersuchung und
Diagnostik. Eine Anleitung zur Ausführung bakteriologischer Arbeiten,
Sr. Excellenz dem Generalstabsärzte der KönigL Bayer. Armee, Herrn
Dr. Karl Ritter v. Lotzbeck, gewidmet.
Ein Lehrbuch liegt uns hier vor, welches in Anordnung x und Be¬
handlung des Stoffes von einem ganz anderen Gesichtspunkt ausgeht als
die bisherigen für das Studium der Bakteriologie dargebotenen Kompendien.
Dasselbe will nicht eine systematisch-botanische Darstellung der
einzelnen bekannten oder besonders wichtigen Bakterien geben, sondern
stellt, überall von dem Bedürfniss des Praktikers ausgehend, den Nachweis
von Krankheitserregern und ihre Unterscheidung von begleitenden gleich¬
falls parasitischen oder saprophytischen „Kleinwesen“ in den einzelnen
Organen bezw. in pathologischen Sekreten und Exkreten in den Vorder¬
grund der Darstellung. So finden wir hier z. B. den Diphtheriebazillus
in dem Abschnitte: „Mund“ Unterabtheilung „Untersuchung von Belägen
der Mandeln und ihrer Nachbarschaft“, oder wir treffen im Abschnitte
„Magen- und Darminhalt“ die wichtigsten normalen mit den pathogenen
Darmbakterien vereinigt besprochen, so dass gleich hier die Gelegenheit
geboten wird, auf alle Schwierigkeiten der bakteriologischeu Differential¬
diagnose aufmerksam zu machen. Diese werden denn auch auf Grund
umfassender, durch reiche eigene Erfahrung belebter Detailkenntnisse in
belehrenderund den Gegenstand erschöpfend behandelnder Weise besprochen.
Nur bei dieser Anordnung des Stoffes war eben ein solches Eingehen auf
die tausend Fragen möglich, vor welche bei der Vielgestaltigkeit des zur
Untersuchung gelangenden Materials der Praktiker jeden Augenblick
gestellt ist. So steht also das Heim sehe Buch den bekannten Lehr¬
büchern der Bakteriologie als ein Ergänzungswerk unentbehrlich auf dem
Arbeitstisch und im Laboratorium zur Seite. Wenn Referent hier gerade
die bakteriologische Diagnostik, welche den Abschnitt III des Buches
bildet, vorangestellt hat, so geschah das deshalb, weil dieser gerade etwas
Neues, bisher in dieser Weise noch nicht Versuchtes darstellt
Aber schon im ersten Abschnitt des Buches: „Die Ausführung der
bakteriologischen Untersuchungen im Allgemeinen und ihre Hilfsmittel*
finden wir dieselbe Eigenart, welche das ganze Buch so glücklich durch¬
zieht, dass nämlich die zahllosen Dinge, welche sich meist nur auf dem
Wege der Tradition erhalten oder doch mühsam aus den überall zerstreuten
Publikationen zusammengesucht werden müssen, so die Färbemethoden, die
so mannigfaltig gewordenen Rezepte für Herstellung von Nährsubstraten,
in sorgsamer Auswahl und mit bewundernswertem Fleiss zusammen¬
gestellt sind. Besonders werden auch diejenigen Aerzte, welche mit
chemischen Arbeiten wenig vertraut sind, dem Verfasser Dank wissen,
wie er sie in die einfacheren chemischen Arbeiten, soweit als sie für den
Bakteriologen unerlässlich sind, einführt und gleichsam jeden einzelnen
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Handgriff des Untersuchenden berathend überwacht. Referent'hat in den
von ihm geleiteten bakteriologischen Kursen Gelegenheit, zu beobachtet,
wie wenig gewandt sich in chemischen Hantirungen die Mediziner gegenüber
Pharmaceuten verhalten, er kann deshalb dem näheren Eingehen auf die
chemische Technik nur das Wort reden.
Aber das Lehrbuch beschränkt sich nicht darauf, den Anfängern die
ersten Kenntnisse beizubringen oder zu befestigen, sondern dasselbe giebt
auch die Methoden der Untersuchung der Bakterien auf ihre Eigen¬
schaften an, die Methoden der Gewinnung von Bakterien-Proteinen sowie
die Immunisirung von Thieren und Darstellung von Serum aus denselben.
Endlich sind die bakteriologischen Untersuchungen, soweit sie die
Umgebung des Menschen betreffen (Luft, Wasser, Boden, Nahrungsmittel,
Kleidung) gründlich erörtert*
Der Abschnitt IV. bringt zum Schluss eine sorgfältig durchdachte
Anleitung zur Einrichtung bakteriologischer Arbeitsstätten mit einem
auf verschieden hohe Kosten berechneten Inventar für bakteriologische
Laboratorien sowie einige Winke für mikrophotographische Aufnahmen.
Die trefflichen Mikrophotogramme, womit der Verfasser sein Buch aus¬
gestattet hat, zeigen, dass seine Winke alle wohl erprobt sind.
„Ein Lehrer und ein Führer soll das Buch sein“ sagt Verfasser in
der Vorrede, und als ein solches möchten auch wir es allen angehenden
Bakteriologen, ganz besonders aber denjenigen Herrn Kameraden empfehlen,
welche durch Kommando zu den Kursen am hygienischen Institute in
Berlin in die bakteriologische Technik eingefuhrt worden sind. Nicht
minder unentbehrlich erscheint das Buch auch dem erfahrenen Bakterio¬
logen, welchem ein treffliches Nachschlagebuch mit unerschöpflichen
Littemtu ran gaben in die Hand gegeben ist. Referent möchte das Buch
besonders als unentbehrlich für die hygienisch-chemischen Untersuchungs-
Stationen der Armeekorps bezeichnen. H. Jaeger-Stuttgart.
C. Schimmelbusch (Berlin): Die Aufnahme bakterieller Keime
von frischen, blutenden Wunden aus. (Aus der I. chirurgischen
Universitäts-Klinik.) Deutsche medizinische Wochenschrift 1894,
Seite 575.
Schimmelbußch hatte gefunden, dass bei Thieren mit frisch an¬
gelegten Schnittwunden, welche mit Kulturen oder septischem Gewebssaft
bestrichen wurden, die sofort eingeleitete Wunddesinfektion mit den
kräftigsten Mitteln die tödtiiche Allgemeininfektion nicht zu hindern
vermag. Selbst die Amputation des Gliedes kurze Zeit nach der Infektion
blieb erfolglos. In einem Falle von Milzbrand konnte Nissen (Chirurg.
Klinik in Halle) bereits l 1 /« Stunden nach der Vergiftung die Bazillen
in den benachbarten grösseren Lymphdrüsen nachweisen. Schimmel-
busch untersuchte daher genauer, wie schnell Bakterien von frischen
Kunden in die grösseren inneren Organe, in das Herz, die
Lunge, die Leber, die Milz und die Nieren, gelangen. '
Es wurden Mäuse auf dem Rücken oder Schwanz mit Milzbrand¬
kulturen oder Gewebssaft geimpft und bestimmte Zeit danach getödtet;
die inneren Organe wurden sodann vorsichtig herausgenommen und in
Agarplatten zerkleinert. Um selbst vereinzelte in das Organ eingedrungene
Bazillen nachweisen zu können, wurden stets die ganzen Organe zur
Züchtung benutzt und auf das Sorgfältigste zerkleinert. Auf diese Weise
gelang es, schon 7a Stunde nach vollzogener Wundinfektion die
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Milzbrandkeime in der Lunge, der Leber, der Milz und Nieren
der betreffenden Mäuse nachzuweisen. Ob sporenhaltiges oder
sporenfreies Impfmaterial benutzt wurde, war dabei gleichgültig.
Versuche mit saprophy tischen Keimen (Rosahefe, Bacillus
mycoides, Bac. pyocyaneus, Schimmelsporen) ergaben ganz das gleiche
Resultat. In vielen Fällen gelang es schon nach der kürzesten Zeit,
d. h. fünf Minuten nach der Wundinfektion (!), die Keime (Bac.
pyocyaneus) in den inneren Organen in wechselnder Menge nachzuweisen.
— Zur Erklärung dieser überraschend schnellen Bakterien-Resorption von
frischen Wunden erinnert Schimmelbusch an die schon vor Dezennien
festgestellte Erfahrung, dass zinnoberhaltige Fetttröpfchen in fünf
Minuten ihren Weg von der Markhöhle des Knochenmarks zum Herzen
und zu den Lungen finden. A. Hiller (Breslau).
Ribbert (Zürich): Die neueren Untersuchungen über Krebs-
Parasiten. Deutsche medizinische Wochenschrift 1894, No. 15.
Ribbert bespricht die in den letzten Jahren erschienenen, zum Theil
umfangreichen Arbeiten über Krebsparasiten von Wickham, Borrel,
Ruffer, .Walker, Korotneff, Cattle und Miliar, L. Pfeiffer
Burchardt, Sawtschenko, Adamkiewicz u. A. und kommt,
ähnlich, wie in seiner früheren Besprechung der einschlägigen Arbeiten
(ebenda 1891, Seite 1179) auf Grund eigener Nachprüfungen und Er:
Währungen zu dem Ergebniss, dass den als Protozoen, Sporozoiten,
Coccidien, Amöben, Larven u. s. w. beschriebenen Gebilden alles für
organisirte Lebewesen Typische fehlt, und dass sie sehr wohl aus Zell-
und Kerndegenerationen erklärt werden können. Zu gleichem Er¬
gebniss sind auch mehrere andere Untersucher, wie Steinhaus,
Petersen, Hansemann, v.Müller, Claessen, Noeggerath und Unna,
gelangt. _ A. Hiller (Breslau).
C. Wagner: Erfolg der Behandlung von Knochen- und Gelenk¬
tuberkulose der Extremitäten mit Stauungshyperämie nach
Bier. (Aus der chirurgischen Klinik zu Breslau.) — Dissertation,
Januar 1895. 50 Seiten.
Das Bi ersehe Verfahren gründet sich auf die bekannte Erfahrung,
dass Personen mit Stauungshyperämie der Lungen, z. B. bei Mitralfehlern,
fast immun gegen Lungentuberkulose sind, und dass eine schon bestehende
Tuberkulose in einer Stauungslunge leichter heilt als sonst, während
andererseits Personen mit blutleeren Lungen (Pulmonalstenose, Anämie)
in hohem Grade der Gefahr einer Lungeuphthise ausgesetzt sind. Bier
hat daher auch bei Kranken mit Knochen- und Gelenktuberkulose der
Gliedmaassen durch elastische Umschnürung oberhalb der kranken Stelle,
in der Art der künstlichen Blutleere, wocheu- und monatelang Stauungs¬
hyperämie im Bereich der Erkrankung unterhalten und damit in einer
grossen Zahl von Fällen der v. Esmarch sehen Klinik ausserordentlich
günstige Erfolge, in der Mehrzahl der Fälle vollständige Heilung erzielt.
— Aehnliche günstige Erfolge hatten Zeller und Buschke, weniger
günstige (in nur vier Fällen) Rotter.
Wagner berichtet nun über 27 genau beobachtete Fälle gleicher Art,
welche Geheimrath Mikulicz auf der Breslauer chirurgischen Klinik nach
Bierscher Methode behandelt hat, zum Theil in Verbindung mit Jodoform¬
glyzerin-Injektionen. In acht von diesen Fällen wurde vollständige
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Ileilung, in 12 Fällen wesentliche Besserung, in vier Fällen (davon
einer noch in Behandlung) einige Besserung, und in drei Fällen keine
Aenderung bezw. Verschlimmerung erzielt. Am wirksamsten ist das
Verfahren, wenn es in einem frühzeitigen Stadium der Erkrankung zur
Anwendung gelangt. Doch leistet es selbst in vorgeschrittenen Fällen
oft noch Ueberraschendes. In mehreren Fällen, in welchen die Stauungs¬
hyperämie allein anfangs wirkungslos war, konnte durch gleichzeitige
Anwendung von Jodoformglyzerin-Injektionen rasche Besserung bezw.
Heilung herbeigeführt werden. Die in der Regel bald eintretende Ver¬
minderung der Schmerzhaftigkeit ermöglicht, wie schon Bier, Zellerund
Mikulicz hervorheben, den Patienten schon frühzeitig die ambulatorische
Behandlung und den Gebrauch der erkrankten Arme, wodurch den sonst
so häufig eintretenden Kontrakturen, Ankylosen und Muskelatrophien
entgegen gewirkt wird.
In einem Falle gelang es, durch mikroskopische Untersuchung und
durch Impfversuche nachzuweisen, dass nach sechs Monate langer An¬
wendung der Bierschen Umschnürung keine färbbaren und vermehrungs¬
fähigen Bazillen mehr im Erkrankungsherd vorhanden waren.
A. Hill er (Breslau).
F. Riegel (Giessen): Ueber Megalogastrie und Gastrektasie.
Deutsche medizinische Wochenschrift 1894, No. 15.
Einen grossen Magen (Megalogastrie), dessen untere Grenze nach
der Aufblähung durch Kohlensäure (Brausepulver) fast drei Finger breit
über den Nabel hinabreichte, beobachtete Riegel zufällig bei einem
39jährigen Mann, welcher gesunden Appetit und vollkommen normale
Verdauung hatte. Selbst die genaue Prüfung des chemischen und
motorischen Verhaltens des Magens, durch Untersuchung des aus¬
geheberten Mageninhalts zu verschiedenen Zeiten nach der Mahlzeit, ergab
keinerlei Abweichungen von der normalen Verdauung. Der Magen war
bereits vier Stunden nach der Mahlzeit vollständig leer.
Es giebt also Fälle von beträchtlicher Magenerweiterung ohne
Schwächung der motorischen und chemischen Funktion des Magens,
während bekanntlich bei der gewöhnlichen Gastrektasie beide Funk¬
tionen beträchtlich daniederliegen (Atonie). Es ist natürlich nicht aus¬
geschlossen, dass Fälle der ersteren Art allmählich in die letztere über¬
gehen können. — Daneben beobachtete Riegel öfter noch eine dritte
Form der Störung, nämlich Fälle, in welchen der Magen die normalen
Grössen Verhältnisse durchaus nicht überschreitet, aber den Mageninhalt
länger als normal im Magen zurückbehält (motorische Schwäche, Atonie
oder Insuffizienz des Magens). Solche Fälle können aber bei längerem
Bestehen, wie O. Rosenbach früher schon nachgewiesen hat, leicht zur
Magenektasie führen. In solchen Fällen ist also die ursprüngliche Atonie
des Magens die alleinige Ursache der Ektasie. — Ganz verschieden davon
verhalten sich die infolge von Pylorusstenose entstandenen Ektasien,
bei welchen die Atonie und damit die eigentlichen Beschwerden der
Magenerweiterung erst sekundär hinzutreten.
Dieser ätiologische Unterschied bedingt auch ein verschiedenes
therapeutisches Handeln. Die letzteren, durch Verengerung des
Pförtners hervorgerufenen Ektasien gehören nach Riegel in das Gebiet
der Chirurgie. Dagegen erfordern die „atonischen Gastrektasien“ eine
möglichst frühzeitige interne Behandlung, und zwar eine rationelle, dem
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Einzelfalle sorgfältig angepasste Diät, Einschränkung der Flüssigkeits¬
zufuhr, Bekämpfung der gasbildenden GärungsVorgänge, genaue Regelung
des Verhältnisses zwischen Arbeit und Ruhe des Magens durch zweck¬
mässige zeitliche Vertheilung der Mahlzeiten, ferner auch Tragen einer
elastischen Binde, Anwendung der Elektrizität und Massage.
A. Hi Iler (Breslau).
Mittheilungen.
Berliner militarärztliche Gesellschaft.
Sitzung am 23. November 189*.
Gäste: Oberstabsarzt I. Klasse Dr. Herter und Oberstabsarzt H.Klasse
Dr. Nicolai.
Nach erfolgter Rechnungslegung und Wiederwahl des bisherigen Vor¬
stands machte Herr Generalarzt Gras nick Mittheilung über die für den
14. Dezember 1894 festgesetzte Gedächtnissfeier für H. v, Helmholtz,
veranstaltet von 15 wissenschaftlichen Vereinen, darunter die Berliner
militärärztliche Gesellschaft. Für Letztere waren 20 Karten bestimmt,
welche nach den Verhältnisszahlen der Chargen der Mitglieder vertheilt
wurden.
Herr Nicolai: Ueber eine osteoplastische Resektion der Fusswurzel-
knochen. — Der Vortrag ist in Heft 2 dieses Jahrgangs, Seite 82 ff. ver¬
öffentlicht.
Herr Roth: Ueber Astigmatismus. Vortragender betont die
Wichtigkeit des Astigmatismus für die Armee auf Grund der statistischen
Angabe, dass nach den neuesten Untersuchungen 3 % aller Menschen
einen Astigmatismus von 2 Dioptrien und mehr haben, sowie auf Grund
der eigenen Untersuchung von 356 Studenten des Friedrich Wilhelms-
Institute.
Von Letzteren sind 21 mit Astigmatismus eines Auges, 14 beiderseits
behaftet gewesen. Unter 100 Studenten bedurften etwa 3 einer Zylinder¬
brille.
Für die Diagnose des Astigmatismus legt Vortragender besonderen
Werth auf die Besichtigung mit Placidos Keratoskop in jedem Fall von
mangelhafter Sehschärfe. Vortragender zeigt ein solches Keratoskop,
welches man so weit biegen kann, dass das beim astigmatischen Auge
gesehene elliptische Hornhautbildchen rund erscheint. Aus dem Grade der
Krümmung der Scheibe kann man den Grad des Astigmatismus er¬
kennen. Ferner zeigte Vortragender, wie man die elliptische Figur rund
machen kann durch Vorsetzen von Cylindergläsern vor das Auge. Der
Astigmatismus ist doppelt so stark als das betreffende Cylinderglas. Die
genauesten Messungsresultate giebt das Astigmometer von Javal-Schiöfcz,
welches gezeigt wurde. Vortragender verwirft die Untersuchung mit
stenop. Spalt, auch die mit den bekannten Sternfiguren und empfiehlt,
nur mit Gläsern zu prüfen. Dabei ist nicht nur das Cylinderglas, sondern
auch das sphärische Kombinationsglas häufig probirend zu wechseln.
Selbstbericht.
Sitzung am 21. Dezember 1894.
Herr Seil erb eck über Lepra. Vortragender schildert die Leprar
Verhältnisse in Norwegen, welche durch die strenge Sonderung der Er-
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krankten in Lepra-Krankenhäusern eine stetige Abnahme der Erkrankungen
von Jahr zu Jahr deutlich erkennen lassen und dadurch zweifellos zu
der Annahme fuhren, dass es sich bei Lepra, ähnlich wie bei Tuberkulose,
nicht um eine fortgeerbte, sondern um eine durch Infektion verbreitete
Krankheit handelt.
Sitzung am 21. Januar 1895.
Nach Beschlussfassung über die wie bisher zu erfolgende Feier defe
Stiftungsfestes hält Herr Tilmann seinen Vortrag über Knochenschuss-
Verletzungen.
Am 20. Februar feierte die Berliner militärärztliche Gesell¬
schaft ihr Stiftungsfest durch ein Festessen in Arnims Hotel.
Die Gesellschaft hatte die Freude, mehrere Kameraden aus anderen
Armeekorps als Gäste begrüssen zu können. Das Königlich sächsische
(XH.) Armeekorps war durch den Korpsgeneralarzt Herrn Dr. Jacobi
und die Herren Oberstabsarzt Dr. Langer, Stabsarzt Dr. Fichtner
und Assistenzarzt Dr. Kiessling, desgleichen das II. Armeekorps durch
die Herren Korpsgeneralarzt Dr. Grün dl er, Oberstabsarzt Dr. Boehr,
Assistenzarzt Dr. Boehncke vertreten. Ferner sahen wir mehrere andere
auswärtige Sanitätsoffiziere als liebe Gäste; nicht zu vergessen fünf jüngere
türkische Militärärzte.
Nach dem begeistert aufgenommenen Hoch, welches auf Seine Majestät
den Kaiser von dem Generalstabsarzt der Armee Dr. v. Coler Excellenz,
ausgebracht wurde, ergriff Herr Geheimrath v. Bardeleben das Wort
Nach einem kurzen Rückblick auf einige nicht mehr lebende hervor¬
ragende Mitglieder der Gesellschaft: v. Langenbeck, Grimm, v. Lauer,
Löffler, Böger, Roth, zu welchen Redner in freundschaftlichen Be¬
ziehungen gestanden, leitete er zu dem Nachfolger Roths über, welcher
durch sein persönliches Erscheinen den besten Beweis geliefert habe von
seiner Absicht, das kameradschaftliche Verhältniss zwischen den sächsischen
und preussischen Sanitätsoffizieren auch fernerhin zu pflegen. Herrn
Korpsgeneralarzt Gründler feierte v. Barde leben sodann als alten
Waffen gelahrten, welcher in seiner Eigenschaft als Assistenzarzt beim
Armee-Generalarzt auch dem Redner als wirklicher Assistent treu zur
Seite gestanden habe. Mit einem Hoch auf die Gäste schloss v. Barde¬
leben seinen mit grossem Beifall aufgenommenen Toast.
Herr Generalarzt Jacobi dankte im Namen der Gäste, feierte in
herzlichen Worten das Andenken Roths, in dessen Sinne er das freund¬
schaftliche Verhältniss zwischen den sächsischen und preussischen Sanitäts¬
offizieren auch fernerhin pflegen würde, und schloss mit einem Hoch auf
die Berliner militärärztliche Gesellschaft.
Herr Generalarzt Sch aper feierte in beredten Worten die Lehrer
der medizinisch-chirurgischen Akademie für das Militär, insbesondere die
mit der Leitung der Fortbildungskurse betrauten Herren; vor Allen die
beiden grossen Chirurgen v. Bardeleben und v. Bergmann, Ersteren
als treuen kriegschirurgischen Berather in allen Kriegen der letzten
Jahrzehnte, Letzteren als den Führer der russischen Kriegs-Chirurgie,
v. Bergmann betonte in seiner Erwiderung den historischen Standpunkt,
welcher bei derartigen Festen wie dem heutigen, stets hochgehalten werde,
und bedauerte, dass nicht v. Bardeleben, sondern ihm der Dank für
den Toast auf die Lehrer zu gefallen sei. In Bardeleben sähe er den
grossen deutschen Chirurgen, dessen Lehrbuch der Chirurgie als das erste
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grosse deutsche chirurgische Werk unzählige Auflagen erlebt habe. Ihm
wünsche er ein langes Leben in gleicher Rüstigkeit und Frische und
hoffe, dass die deutsche Chirurgie noch manche Neuerung von seinem
Geist und seiner Hand erhalten werde. Jede Epoche der Medizin, so
führte y. Bergmann weiter aus, zeige uns als Mitarbeiter und Förderer
deutsche Militärärzte. Er sähe daher mit Vertrauen in die Zukunft
denn jeder Zeit würden im Ernstfall die Militärärzte auf der Hohe des
medizinischen Wissens und Könnens stehen. Ein Hoch auf die militär¬
ärztliche Gesellschaft beschloss die schwungvollen, besonders in ihrem
ersten, Geheimrath v. Bardeleben betreffenden Theil mit stürmischem
Beifall aufgenommenen Worte.
Noch einmal ergriff Herr v. Bardeleben das Wort, um dem
Vorredner zu dankeu, lehnte bescheiden die ihm zuerkannten Verdienste
ab und hob die eifrige Mitarbeit seiner Assistenten hervor, welche ihm
stets als hervorragend tüchtige Männer seitens der Militär Medizinal-
Verwaltung zur Verfügung gestellt worden seien, ohne dass er erst die
Mühe gehabt habe, nach ihnen zu suchen. Des Weiteren ging Redner
auf die jüngeren Generationen im Allgemeinen über und feierte mit einem
kräftigen Hoch die chirurgischen „Rekruten* 4 .
Im Anschluss an das Festessen erfolgte ein kameradschaftliches Zu¬
sammensein beim Glase Bier in den wohnlichen Räumen des Kasinos im
Friedrich-Wilhelms-Institut. — Ein von Herrn Generalarzt Sch aper
kommandirter Salamander auf den leider durch Krankheit an der Theil-
nahrae am Fest verhinderten „Hausherrn“ Generalarzt Gras nick leitete
den zweiten Theil des bis in die späte Nachtstunde ausgedehnten Festes
ein, welches noch durch manchen humoristischen und ernsteren Gesangs¬
vortrag einzelner jüngerer Herren gewürzt wurde. Sch.
Dr. Otto Grunert, Berlin. Ueber Obturatoren. Sonderabdruck aus
Scheffs Sammelwerk „Handbuch der Zahnheilkunde“. 28 S.
Die vorliegende kleine Schrift behandelt eine nicht nur für den Zahn¬
arzt sondern vielleicht mehr noch für den praktischen Arzt wichtige
Frage; haben sich doch die Anschauungeu, ob bei Gau men defekten die
operative Methode oder die Prothese den Vorzug verdient, heute in ganz
beträchtlichem Maasse der letzteren zugeneigt. Es sind hier, zum ersten
Male in der Litteratur, die verschiedenen Methoden, nach welchen eine
Prothese zum Verschluss eines Gaumenspaltes bezw. zum Ersatz des theil-
weise oder ganz fehlenden Velums hergestellt werden kann, kurz und
übersichtlich abgehandelt und einander gegenübergestellt, ohne Anführung
überflüssigen kasuistischen Ballastes; ein Umstand, der dazu beiträgt, das
Studium der Arbeit zu einem lehrreichen und interessanten zu machen.
Dr. Jung—Berlin.
Das Königl. Sächs. Sanitätsoffizierkorps hat im Lauf weniger Wochen
zwei liebe und tüchtige Kameraden verloren. Am 11. Januar d. Js.. starb
der Stabsarzt und Referent der Königlichen Sanitätsdirektion Df. Krebs
an einer Influenza-Pneumonie, welche er sich ohne Zweifel bei seiner
Thätigkeit als ordinirender Sanitätsoffizier der inneren Station desGarnison-
lazareths Dresden zugezogen hatte. Wenige Wochen darauf, am 8. Februar,
starb sein Nachfolger in der obengenannten Funktion, der Stabs- und
Bataillonsarzt des 2. Grenadier-Regiments No. 101 Kaiser Wilhelm, König
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Ton Preussen, Dr. Saak an einer Septicämie infolge einer Verletzung bei
einer Sektion.
Die beiden Verstorbenen sind gelegentlich ihres Kommandos zur
Charite bezw. zum Kaiserl. Gesundheitsamt einer grösseren Zahl von
Kameraden der preussischen Armee nahegetreten. Die Verblichenen
wurden unter regster Theilnahme der sächsischen Sanitätsoffiziere und
des der Offizierkorps der Garnison Dresden mit den ihrem Range ent¬
sprechenden militärischen Ehren und unter Abgabe von Ehrensalven am
Grabe bestattet. Schill.
Von dem dänischen „Militärarzt“ (Militaerlaegen) 1 ) sind im
Jahre 1894 vier Hefte erschienen, welche eine Reibe von Vorträgen und
wissenschaftlichen Arbeiten bringen, die des allgemeineren Interesses wohl
werth sind. Besonders beachtenswerth erscheinen die ira 2. Heft mit-
getheilten umfangreichen Besprechungen über die Sanitäts-Formationen
auf dem Schlachtfelde und die im 4. Heft gegebenen Beschreibungen
einiger neuen Kasernen, welche in bautechnischer und hygienischer Be¬
ziehung manches Neue und Mittheilenswerthe enthalten. Die im 3. Heft
enthaltene Neuorganisation des Aerztekorps zeigt eine erfreuliche Weiter¬
entwickelung des Sanitätswesens.
Heft 1 enthält die Arbeit von Kier: „Die Ausbildung der Militär¬
ärzte.“ In einem Vortrage wird die Ausbildung nach zwei Richtungen hin
verfolgt, einmal die Vor- und Ausbildung der angehenden Militärärzte und
dann die Fortbildung der Mitglieder der Sanitätskorps. Der Verfasser
bespricht die nach diesen Richtungen hin in England, Frankreich, Spanien,
Italien, Schweiz, Preussen, Bayerp, Sachsen, Oesterreich, Holland, Belgien,
Russland, Schweden und Norwegen bestehenden Einrichtungen und streift
dabei auch die militärärztlichen Zeitschriften, Bibliotheken und Gesellschaften;
die in Sachsen bestehenden Einrichtungen glaubt er besonders hervorheben
zu sollen. Er schliesst mit dem Wunsche, dass es auch den dänischen
Militärärzten vergönnt sein möge, bald einen regelmässig wiederkehrenden
Fortbildungskursus und Sanitäts-Manöver gelegentlich der jährlichen
Kantonnements-Uebungen zu haben.
Ravn theilt seine Erfahrungen über die Revierkrankenstuben in den
Seeforts mit, die er gelegentlich seiner Thätigkeit beim 1. Artillerie-
Bataillon gewonnen hat. Seine Beobachtungen erstrecken sich ausschliesslich
auf die Sommermonate; es kamen nur leichte Erkrankungen vor.
Kier bespricht die Genfer Konvention, theilt die Erfahrungen
mit, welche im Kriege 1870/71 mit derselben gewonnen sind, und hält
eine gründliche Revision derselben für erforderlich. Nachdem die Vor¬
schläge von Luder (Erlangen 1876) und ebenso russische und belgische
Abänderungsanträge erfolglos geblieben sind, erwartet er von dem
Rerisionsentwurf der Schweizer Militärärzte (1892) einen günstigen Ein¬
fluss. Er stimmt diesem Entwurf zu, hofft, dass derselbe von einem glück¬
lichen Erfolg gekrönt sein möge, und bedauert nur, dass Bestimmungen
über den Seekrieg in demselben fehlen.
Besprechungen über Arbeiten aus dieser Zeitschrift (z. B. über
Hillers Aufsatz: „Ein Vorschlag hinsichtlich der Gesundheitspflege der
Soldaten“ 1892 Heft 9, Rossbach „Hitzschlag“ 1893 Heft 7), Mittheilungen
aus dem deutschen (Armeevermebrung), spanischen und dänischen Sanitäts¬
wesen fällen den Rest des Heftes.
*) Vergl. diese Zeitschrift 1893, 22. Jahrgang Seite 191 und 559 u. ff.
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Heft 2. Laub hält in seinem Vortrag „DieSanitäts-Formationen
auf dem Schlachtfelde“ eine Neuordnung der Vorschriften über die
Organisation und Thätigkeit derselben für erforderlich wegen der in den
letzten Jahren veränderten chirurgischen Anschauungen (aseptische und
antiseptische Deck- und Immobilisationsverbände) und wegen der veränderten
Taktik (Feuerwirkung auf bisher unbekannte Entfernungen, grosse Verluste
in einzelnen Schlachtmomenten). Den Hauptscbwerpunkt der ärztlichen
Thätigkeit auf dem Schlachtfelde der Zukunft legt er auf den Verband¬
platz der Truppenärzte. Die Ambulanzen sollen nur eine Art Reserve
sein, die dem Truppenarzt Hülfe bringen oder nach beendeter Schlacht
eiugreifen. Sie müssen viel zu weit der Feuerwirkung wegen nach hinten
verlegt werden, um noch energisch eingreifon zu können. Zur reichlichen
Zufuhr des Verbandmaterials in die erste Linie und zur Evakuation
empfiehlt er zweirädrige Karren.
Bondcsen geht besonders auf die historische Entwickelung dieser
Frage ein, während v. Harten, der inzwischen auf dem Kongress in
Budapest 1 ) einen ausführlichen Vortrag über den gleichen Gegenstand
gehalten hat, sich gegen die Möglichkeit des erfolgreichen Wirkens auf
den Truppenverbandplätzen wendet.
Denn 1. wird es schwer sein, einen schusssicheren Verbandplatz zu
finden, wo man eine grössere Anzahl Verwundeter sammeln und w ? o man
— unter 2500 m von der Gefechtslinie — operiren kann;
2 wird es schwer, w r enn nicht unmöglich sein, die Verwundeten
während des Kampfes aus der Gefechtslinie zum Verbandplatz zu bringen;
3. wird es nöthig sein, eine bedeutende Sanitätshülfe bereit zu halten,
sobald das Schlachtfeld zugäugig wird.
Im Gegensatz zu Laubs Ansicht rechnet er in Zukunft weniger auf
den Nutzen der Truppenverbandplätze als früher, da
a) zur richtigen Entfaltung ihrer Wirksamkeit die Entfernung des
Truppenverbandplatzes von der kämpfenden Truppe so gross sein muss,
dass eine unmittelbare Wechselwirkung aufhört;
b) der Truppenverbandplatz während des Kampfes nicht wesentlich
in Wirksamkeit treten kann und
c) der Truppenverbandplatz ohnmächtig sein wird gegenüber den
Ahforderung$n, welche an die Sanitätshülfe gestellt werden, wenn der
Augenblick zum Eingreifen gekommen ist.
Nach seiner Ansicht muss der Schwerpunkt auf die Ambulanzen
gelegt werden.
An der erregten Debatte betheiligten sich noch Generalarzt Möller,
Oberarzt Lorck und Andersen, Korpsarzt Kicr, Bondesen und
Andere.
Breun in g-Storm giebt einen Nachtrag zu dem im 1. Heft ent¬
haltenen Vortrag von Kier über die Ausbildung der Militärärzte.
Danach haben die dänischen Marineärzte seit 1387 alljährlich in einem
Zweige der Wissenschaft, Chirurgie, Bakteriologie oder Hygiene u. s. w.,
einen Fortbildungskursus gehabt, der der Initiative der Marineärzte
selbst zu danken ist.
v. Harten, Systematisirung der ersten Hülfe auf dem Schlachtfelde mit
Rücksicht auf die heutigen Heeresmassen und die modernen Waffen. Vortrag, ge¬
halten auf dem VIII. internationalen Kongress für Hygiene und Demographie in
Budapest September 1894.
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141
Am Schluss des Heftes finden sich Notizen über Wasserfilter (Chamber-
land und Nordtmeyer), über die fünfte internationale Konferenz des
Rothen Kreuzes in Rom, über die tragbare Zeltausrüstung in der deutschen
Armee, über Personalien und dergleichen.
Heft 3 bringt v. Härtens Mitteilungen über den XI. internationalen
medizinischen Kongress in Rom und von Kier einen kurzen Abriss de
Geschichte des Rothen Kreuzes, insbesondere der Geschichte der dänischen
Gesellschaft „Das Rothe Kreuz“, welche am 27. April 1876 gegründet
wurde.
Vogelius, der sich speziell mit der Hygiene der Kleidung der
Soldaten beschäftigt hat, veröffentlicht seine Beobachtungen über die
Brauchbarkeit des Schuhzeugs, welches die Wehrpflichtigen zum Dienst
mitbringen.
Das neue Gesetz vom 13. April 1894, welches 1895 in Wirk¬
samkeit tritt, bestimmt die Vermehrung des Aerztekorps um einen
Oberarzt und einen Korpsarzt, Die älteste Gebaltsklasse der Oberärzte
wird „Stabsärzte“ genannt. Der Chef des Korps, welcher bisher Stabsarzt
hiess, erhält den Namen „Generalarzt“. Die Beförderung zum Stabsarzt
geschieht durch Wahl. Es wird daher in Zukunft in der dänischen Armee
geben: 1 Generalarzt (Chef), 5 Stabsärzte, 10 Oberärzte, 25 Korpsärzte,
Reserveärzte (16) und Unterärzte.
Durch diese Aenderung wird das Sanitätskorps in Dänemark den
Auditeuren und Intendanturbeamten analog formirt, so dass jetzt dem
General-Auditeur und General-Intendanten der Generalarzt entsprechen
wird.
Korpsarzt Gordon Norrie, dessen „Soldaten-Katechismus: Was
der Doktor dem Jens erzählte, damit er sich im Dienste frisch erhalten
könne“, zur Besprechung kommt, hat eine zweckentsprechende, leicht
fassliche Gesundheitslehre für die Mannschaften verfasst.
Heft 4 enthält die Beschreibung der Kaserne des 2. Artillerie-
Regiments auf dem Amager Feld vom Ingenieur-Kapitain Kohl. Dieselbe
wurde für 800 000 Kronen für den Regimentsstab und drei Batterieen
erbaut und enthält 1 Wachtlokal, 1 Offizier-, 1 Unteroffizierhaus, 3 Batterie-
Ställe und -Wohnungen, 1 Latrine, Fouragemagazin, Schmiede- und
Sattlerwerkstatt, Exerzirhaus, Reithaus, Krankenstall, 3 Magazine, Wagen¬
haus, Stall für die Stabspferde, Reitbahn u. s. w. Die Mannschaftsstuben
befinden sich über den Ställen. Die Zwischendecken bestehen aus eisernen
Trägern mit gemauerten Kappen, dazwischen Cementfüllung und darüber
künstlicher Asphalt, auf dem l 1 /* Zoll starke Dielen liegen. Schlaf-,
Wasch- und Wohnräume der Mannschaften sind getrennt.
Petersen, Premierlieutenant im Ingenieurkorps, schildert die
Ingenieurkaserne in Vognmandsmarken uuter Beigabe eines Lageplans.
Biese Kaserne ist bisher noch nicht ganz fertig gestellt, aber in dem
vollendeten Theil bereits belegt. Sie ist für 1 verheirateten Stabsoffizier,
2 verheiratete, 8 unverheiratete Lieutenants, 57 Sergeanten, 52 Korporale
und Unterkorporale und 563 Mann bestimmt. Im Allgemeinen ist das
Pavillonsystem durchgeführt Die Mannschaften und die unverheirateten
Unteroffiziere sind so untergebracht, dass jede Rekrutenkompagnie und
jede Kompagnie älterer Mannschaften ihre vollständig isolirte Hälfte eines
Hauses inne hat Die verheirateten Unteroffiziere bewohnen Gebäude
für sich, ebenso die verheirateten Offiziere. Die Revierkrankenstube und
Wannenbäder sollen in einem Gebäude mit der Kantine untergebracht
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142
werden, allerdings mit getrenntem Eingang und auch sonst abgesondert.
Die Krankenstube wird für 10 Kranke eingerichtet, daneben sind Arzt-
und Wartezimmer, Waschraum und Kloset geplant. Für die Mannschaften
werden Brausebäder mit besonderem Ankleideraum eingerichtet, für die
Vorgesetzten, die Familien und die Kranken sind 3 Wannenbäder im
Keller vorhanden. Jeder Mann soll mindestens einmal in der Woche
baden. Für die Rekruten sind 3 Gebäude aufgeführt. Die einzelnen
Kompagnien sind in den Hälften der Gebäude vollständig getrennt. In
jedem Halbtheil eines Erdgeschosses ist eine Schlafstube für 20 Mann,
1 Waschraum, 1 Versammlungsraum für die ganze Kompagnie und
2 Zimmer für unverheirathete Sergeanten. In der oberen Etage sind
2 Schlafzimmer für je 20 Mann und 1 Waschraum. Im Bodenraum
befindet sich die Montirungs- und Kleiderkammer (Putzraum). Die Treppe
ist nach Monier-Art hergestellt die Stufen wurden mit Eichenholz belegt.
Die Trennung der Etagen erfolgte ebenfalls nach Monier-Art, die Decken
sind gewölbt. Die Fussböden wurden der leichteren Reinigung und
Desinfektion wegen mit Linoleum belegt, das in den oberen Etagen direkt
auf Monier-Wölbungen ruht, nachdem diese mit Betonschicht ausgefüllt
und mit Cement geputzt wurden. Im Erdgeschoss ist der Fussböden aus
Lehm mit darauf liegender Betonschicht hergestellt, dann folgt Va Zoll
Asphalt und Linoleum. Nur die Fenster, die Thüren und der Treppen¬
belag sind aus Holz hergestellt. Die Schlafzimmer nehmen die ganze
Breite des Gebäudes ein, so dass sie durch Gegenzug bequem gelüftet
werden können. Im Waschraum hat der aus Asphalt gebildete Fussböden
Fall nach einem Abzugsgitter. An Stelle der sonst üblichen Waschschüsseln
sind versuchsweise nach v. Härtens Angaben glatte Schiefertische an¬
gebracht, über denen sich Brausen befinden, so dass das Wasser zum
Waschen unmittelbar den Brausen entströmt und auf der offenen glatten,
etwas geneigten Schieferplatte abfliesst. Auf diese Weise werden die
Waschschüsseln, die selbst unter guter Kontrole leicht von den Mannschaften
vertauscht und die Quelle ansteckender Krankheiten werden können,
vermieden. Unter den Waschtischen sind — 1 Elle über dem Fussböden —
Brausen angebracht zum Reinigen und Waschen der Füsse. Die Mann¬
schaften sollen sich, nach einer dem Referenten mitgetheiJten Ansicht, sehr
bald mit der neuen Einrichtung vertraut gemacht haben, und es besteht, so
viel bekannt, die Absicht, sobald genügende Erfahrungen über die Höhe,
in der die Brausen und Schieferplatten anzubringen sind, vorliegen, die
Einrichtung derselben zu einer allgemeinen zu machen. Im Speisezimmer
kommen auf den Kopf 8oFuss, ebenso verhält sich die Grösse in den
Wohnzimmern. In den Schlafzimmern sind für den Mann 34nFuss be¬
rechnet, im Waschraum ist für je 3 Mann ein 2 Fuss breiter Raum zum
Waschen bestimmt
Kier giebt über Entstehung und Verlauf eines durch Muskeleinwirkung
hervorgerufenen Oberarmbruchs Auskunft Beim Prüfungsturnen machte
ein Sergeant Lufthiebe mit einem schweren Kavalleriesäbel. Er hatte
soeben einen kräftigen Quarthieb ausgefubrt, als er plötzlich, gerade
zur Zeit wo der Oberarm vor dem Körper sich befand, ein Knacken hörte
und ihm der Arm kraftlos herabfiel. Von Schmerz fast betäubt wurde er
ins Lazareth gebracht, wo ein Querbruch des Oberarms festgestellt wurde.
Es lag keine allgemeine oder spezielle Knochenerkrankung vor. 6 Monate
regelrechter Trainirung und Uebung im Fechten und Turnen waren der
Prüfung vorausgegangen. Die Heilung erfolgte ohne Störung und ohne
Hinterlassung irgend welcher Beschwerden oder Nachtheile.
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I'flr die
143
Zum Schluss sei ein Auszug aus der in den Heften des „Militär¬
arztes“ gegebenen statistischen Uebersicht über die Krankenbewegung in
den dänischen Garnisonen und der dänischen Armee beigefugt.
Tabelle A.
Monat.
September
Oktober
November
Dezember
Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
«e
J3
u
es
September
Oktober
November
Dezember
Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember
Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
Zugang
Rev. Laz.
Abgang*)
i
Rev. Laz.
Tagt Durchschnitts¬
zahl der Kranken auf
100 Mann (berechnet
nach dem Verhältniss
zwischen Kranken-
und Diensttagen im %
dieser letzteren).
Rev. ^ Laz. | zus.
Ge-
sammt-
dienst-
tage im
Monat
Ge¬
sa mm t-
kranken«
tage im
Monat
1893
985
501
1005 1
4702
0,87
2,50
1 3,37
307792
10373
n
218
181
237 1
2964
0,61
2,55
; 3,16
156173
4936
n
261
224
250
2001
0,99
3,47
1 4,46
117498
5242
*
217
180
233 1
233*
0,93
2,97
3,90
123067
4801
1894
339
286
332 1
202 3
1,41
3,41
4,82
118963
5732
y>
219
154
235
1811
0,91
3.90
4,81
109350
5257
i»
128
119
130
1702
0,66
2,87
3,53
117885
4160
9
217
321
218 1
226»
0,63
2,73
3,35
161792
5422
9
527
596
456 1
4436
1,01
3,34
4,36
224821
9794
9
511
615
541 55
587 4
0,93
5,15
6,08
225301
13694
9
449
427
4572
536 7
0,79
4,65
5,44
229208
12471
9
378
296
377’
3741
0,72
1 3,10
3,83
217129
8307
1893
34
74
33
85
0,36
1,65
2,01
49491
995
»
16
23
17
34
0,41
1,40
1,81
26991
483
9
23
57
22
42
0,39
1 2,07
2,46
23415
576
9
24
50
24
67
0,82
2,65
3,47
22384
777
1894
21
60
22
46
0,62
1 2,25
2,88
21966
632
9
19
71
18 1
54 2
0,67
1 3,95
4,62
22479
1039
9
11
63
11
72
0,42
4,18
4,61
23322
1075
n
30
78
28
67
0,64
i 3,06 |
3,70
34098
1260
9
56
98
56
871
0,73
1 2,47
3,20
43964
1408
9
34
130
37
1253
0 59
1 3,60
4,19
43430
1818
0
27
84
23 1
100
0,31
2,81
3,12
44644
1392
9
16
78
14
84
0,40
2,16
2,56
44507
1140
1893
1447
1153
1434 1
1137 4
0,68
2,23 !
2,90
668519
19412
9
274
295
3262
567 6
0.53
2,12 1
2,65
310768
8226
9
331
526
318
I 433 1
0,71
293
3,64
236918
8617
9
304
! 381
314 1
1 4952
0.87
2,83 1
3,71
236489
8767
1894
444
I 577
4313
431‘
1,23
3,15
4,38
225850
98 S6
9
290
485
3093
1 4714
0,88
3,76 1
4,65
216477
10059
9
188
372
195
( 4712
0,68 j
3,10 ;
3,79
231219
8760
9
333
870
33121
621 6
0,52
2,75 ;
3.27
356509
11671
9
710
1223
6441
1018 7
0,69
3,26
3,95
462984
18292
9
644
1286
676 2 i
1283«
0,63 1
4,46
5,09
453226
23072
0
554 t
935
5583
1143 7
0,54 1
3,96 1
4,51
464032
20907
9
463
805
4512|
888 2
0,55 1
2,90 ;
3,45
447262
15447
*) Die hochstehenden Zahlen bedeuten Todesfälle.
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144
Tabelle B.
Zahl
der in die Militärlazarethe gekommenen Kranken.
Krankheit
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3 ® i
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Pocken
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Masern
15 1
—
—
—
—
2
6
3
16
30
9
—
Scharlach
9
15
7
19
7
9
19
50
56
19
16
Diphtherie
40
14
22
12
10
18
18
27
27
60
49
43
Gastr. Fieber
6
2
3
—
—
—
2
2
3
9
16
7
Typhös. Fieber
11
4
1
1
! —
8
&
—
—
2
3
7
Exanth. Typhus
Cerebrospinal-
)
—
■—
—
—
—
*”•
Meningitis
1
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
Cholera
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
! —
Kaltes Fieber
Akuter Hals-
—
—
—
1
—
—
—
—
■
—
1 _
katarrh
Akuter Luft¬
röhren- und
107
25
52
43
47
38
42
42
116
122
72
53
Brustkatarrh
Katarrhalische
Lungen¬
70
19
47
28
60
31
23
45
60
42
25
36
entzündung .
Kroupöse
Lungen¬
1
4
4
1
3
3
2
1
2
1
entzündung
Brustfell¬
15
11
13
7
21
9
14
34
43
20
23
12
entzündung
Akuter Magen¬
5
2
1
1
—
2
2
3
3
5
1
6
katarrh
Cholerine und
21
6
8
1
6
4
3
12
17
17
20
24
akute Diarrh.
Gesichts- u. a.
35
7
8
4
2
2
1
6
11
7
16
22
Wanderrosen
13
13
5
6
1
6
12
19
15
29
15
16
Konjunktivitis
Schwere Ver¬
16
8
10
5
8
5
3
15
32
21
2
19
letzungen
21
7
6
4
1
5
6
4
13
15
18
13
Gonorrhoe
46
11
17
‘ 9
15
10
13
20
20
26
21
13
Schanker
3
—
2
—
2
1
—
4
3
—
3
5
Syphilis
10
2
2
1
—
3
2
6
6
—
1
2
- Schj.
Yon der Firma Wilhelm Uebe—Zerbst werden Minuten-Thermo-
mefcer mit Aluminium-Skala, sonst ganz aus Glas, gefertigt, denen eine
durch Vergleichung mit einem von der Kaiserlichen Normal-Aichungs-
Kommission bezogenen Normal-Thermometer gewonnene Prüfungs-Be¬
scheinigung bedient. — Für den gewöhnlichen Gebrauch am Krankenbette
werden diese billigen Thermometer genügen, welche allerdings öfters auf
ihre Genauigkeit mit einem Normal-Thermometer zu vergleichen sein
dürften.
Den Uebescben ärztlichen Thermometern wurde auf der internationaler
Ausstellung zu Antwerpen die silberne Medaille zuerkannt.
Oedruckt in der Königlichen Hof buchdruckerei von E. S. Mittler ft Sohn, Berlin SW., Kochstr. 68—70.
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Deutsche
Militärärztliche Zeitschrift
Redaction: S
Prof. Dr. 3*. <£etti9ofb, Generalarzt, \
Berlin W., Taubenstrasse ö,
u. Dr. <£ett9at4, Oberstabsarzt, \
Berlin N«., Chaussee strasse 27. >
Verlag:
$. §. ptttfcr * $o*it,
Königliche Hofbuchhandlung,
Berlin, Eochstrasee 68—70.
Monatlich encheint ei# Heft von mindestens 8 Druckbogen; dazu ein „Amtliches Beiblatt“. Der
Zeitschrift wird das Werk: „W. Both's Jakreabericht über die Fortechritte anf dem Gebiete
des MiHtir-Sanit&tsrwesens* 4 unentgeltlich beigegehen. Bestellungen nehmen alle Postämter und
Buchhandlnngen an. Preis des Jahrgangs 15 Mark.
XXIV. Jahrgang. 1895.
Heft 4.
Rathschläge für den ärztlichen Dienst anf den
Truppenverbandplätzen
von
Generalarzt Dr. Port.
I. Wahl des Truppenverbandplatzes.
Auf den Schlachtfeldern der Zukunft wird die Auffindung geeigneter
Punkte für die Truppenverbandplätze in hohem Grade erschwert sein,
und doch ist künftighin bei den voraussichtlich grossen Verlusten die
Nähe der ärztlichen Hülfe an der vordersten Linie mehr als je ein
dringendes Bedürfhiss. Verheerendes Infanteriefeuer bestreicht die Ge¬
fechtsfelder bis auf eine Entfernung von 2 km, und die neuen Geschosse
der Artillerie entfalten ihre furchtbare Wirkung auf die doppelte Ent¬
fernung; zu dem Flachfeuer der verbesserten Granate, die beim Krepiren
nicht mehr in Hunderte, sondern in Tausende von Sprengstücken zerrissen
wird, gesellt sich das senkrechte Steilfeuer des neuen Schrapnells, vor
welchem jede vertikale Deckung nutzlos wird.
Die Grösse der bestrichenen Räume lässt den Gedanken nicht auf-
kommen, sich mit dem Truppenverbandplätze ausserhalb des Gewehr¬
feuers halten zu wollen. Es kann sich also nur darum handeln, im
Bereich der Infanteriegeschosse solche Stellen aufzusuchen, die von den
Flachbahnprojektilen (Gewehrkugeln und Granaten) nicht getroffen werden
können, und die gleichzeitig für das Schrapnellfeuer voraussichtlich keine
Anziehungskraft ausüben werden. Das letztere richtet sich vor Allem auf
die Schützenlinie und die dahinter befindlichen Unterstützungen und
Reserven. Zwischen Schützenlinie und Reserven ist kein Punkt, der
Milit&rlrztliche Zeitschrift. 1895.
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146
"1
für einen dem Geschosshagel glücklich entrissenen Verwundeten eine
annehmbare Sicherheit gewährt. Der Ort für den Truppenverbandplatz
muss also hinter den Reserven sich befinden, und zwar, um die Schrapnell*
Wirkung möglichst zu vermeiden, ungefähr 200 m nach rückwärts. Da
die Reserven höchstens 800 m hinter der Schützenlinie stehen, so würde
der Truppenverbandplatz nicht leicht weiter als 1 km hinter letzterer sich
befinden. Die Aerzte sind dabei noch ganz gut im Stande, sich über die
Stellung ihres Regiments bezw. Bataillons fortwährend orjpntirt zu erhalten,
so dass sie Vorwärts- und Seitwärtsbewegungen derselben sich recht¬
zeitig anschliessen können.
Für die engere Wahl des Platzes kommen fast ausschliesslich natür¬
liche Deckungen in Betracht: tiefere Mulden, Bodeneinschnitte, Dämme.
Mauern sind gefährlich wegen der Steinsplitter, Baumgruppen und Wald¬
stücke wegen der Holzsplitter und abgerissenen Aeste; wenn man sich
soweit davon entfernt hält, dass die Splitter nicht mehr schaden können,
sind diese Deckungen übrigens nicht ganz zu verachten. Gebäude sind
unter allen Umständen zu vermeiden, da sie das Artilleriefeuer auf sich
ziehen: ein einziger Schuss könnte den ganzen Verbandplatz begraben
oder in Brand stecken. Sehr wichtig ist es, einen weichen Boden aus¬
zusuchen, welcher die Wirkung der Granaten abschwächt; harte Land¬
strassen, felsiger, steiniger, kiesiger Boden ist in dieser Beziehung höchst
ungünstig; am besten ist Acker- oder Wiesehboden.
Der Medizinwagen wird nur in den seltensten Fällen auf den Truppen¬
verbandplatz gebracht werden können; er bildet ein zu grosses Objekt
und würde beim Ueberschreiten eines bestrichenen Geländes in kürzester
Zeit in ein Wrack verwandelt sein. Man wird sich daran gewöhnen
müssen, ihn wie die Patronenwagen im Hintergründe an einem gedeckten
Orte aufzustellen, und die erforderlichen Gegenstände auf den Verband¬
platz tragen zu lassen; die Musiker werden als ärztliche Munitionsholer
zu verwenden sein.
Ob Wasser, Stroh u. s. w. sich in der Nähe befinden, ist eine Frage,
die neben den auf die Sicherheit der Verwundeten zu nehmenden Rück¬
sichten kaum mehr in Betracht kommen wird. Die Chirurgie des
Truppenverbandplatzes muss auf Wasser nahezu verzichten; der Inhalt
des Wasserfasses kann den geringen Bedarf zu chirurgischen Zwecken
leicht decken; um den Verwundeten die Zunge zu befeuchten, muss der
Inhalt der Labeflaschen ausreichen. Ob die Verwundeten etwas härter
oder weicher liegen, muss neben der einzig brennenden Frage der Lebens¬
rettung als unwesentlich betrachtet werden. Bei dem immer grösser
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werdenden Missverhältnis zwischen der Zahl der Verwundeten und der
Zahl der Helfer treten die Rücksichten auf Labung und Lagerung immer
mehr in den Hintergrund. Der Krieg wird eben immer roher und
scheusslicher, und daran können die Aerzte mit dem besten Willen nichts
ändern. Uebrigens vermag ein Glas voll Morphiumlösung eine ganze
Wagenladung Stroh zu ersetzen. Man muss es mit angesehen haben,
wie göttlich ein armer Kerl, der stöhnend und röchelnd mit einem Brust-
schuss hereingebracht wurde, 10 Minuten nach einer Morphiumeinspritzung,
auf dem blanken Boden liegend, zu schlafen vermag, um die Unentbehr¬
lichkeit dieses Mittels für den Truppenverbandplatz gebührend zu würdigen.
Es ist selbstverständlich, dass die Truppenverbandplätze häufig
verlegt werden müssen, bevor von der erstmals eingenommenen Stelle die
dort angesammelten Verwundeten rückwärts geschafft werden konnten.
Bei wiederholter Vorverlegung einer grösseren Anzahl von Truppen¬
verbandplätzen verbleiben rückwärts eine Menge von Verwundetennestern,
die erst nach und nach von den Krankenträgern der Sanitätsdetachements
ausgehoben werden können. Bei jedem solchen Nest einen Lazareth-
gehülfen zurückzulassen, geht natürlich nicht an. Man könnte allenfalls
«in Genfer Fähnchen bei jeder Gruppe aufstecken, um die Auffindung
durch die Sanitätsdetachements zu erleichtern; aber besonders wirksam
ist diese Maassregel nicht, denn die hereinbrechende Nacht macht auch
die Fähnchen unsichtbar. Ich habe immer gefunden, dass die Kranken¬
träger diese Depots auch ohne weitere Kennzeichnung mit demselben
Spürsinn aufzufinden wissen, wie die Kinder die Ostereier.
Viel wichtiger ist die Rücksicht auf die Gefahr, welche den Ver¬
wundeten droht, von vor- oder zurückstürmeuden Truppen überritten,
überfahren oder überrannt zu werden. Dagegen könnte sie natürlich auch
«in zurück gelassener Lazarethgehülfe nicht schützen. Es müssen für
jedes Verwundetennest, wenn natürliche Annäberungshindemisse (Graben,
Bach, Hecke u. s. w.) nicht gegeben sind, künstliche Hindernisse ge¬
schaffen werden. Am wirksamsten sind gefällte Bäumchen, die um das
Nest herumgelegt werden; im Nothfall wären Aeste, Sträucher, Pflöcke
wenigstens auf der meist gefährdeten Seite in den Boden zu stecken;
unter Umständen könnte man aus benachbarten Gebäuden Pflüge, Möbel,
Stangen, Bretter zur Errichtung einer flüchtigen Schutzwehr herbei-
schaffen lassen. Wenn der günstige Fortgang des Gefechtes gesichert
«rscheint, können diese Vorsichtsmaassregeln in Wegfall kommen.
10 *
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148
II* Wie sollen die einfachen Schusswunden behandelt werden?
•Mit dem Wundverbande geht es in gewisser Beziehung wie mit der
Ernährung. Beiden pflegt man, wo es irgend angeht, einen besonderen
Aufwand von zeremonieller Umständlichkeit zu widmen, die unter ruhigen
Verhältnissen durchaus nicht zu beanstanden ist, mit der man aber zu
brechen wissen muss, wenn die Verhältnisse es erfordern. Seinen Bedarf
an Eiweiss, Fett und Kohlehydraten kann man nicht bloss an einer reich
besetzten, üppigen Tafel decken; es geht auch in ganz zufriedenstellender
Weise, wenn der Mensch in Kriegszeiten auf Erbsen und Speck oder auf
Schwarzbrot und Wurst angewiesen ist, die er, von allem Friedens¬
komfort entblösst, aus einem russigen Feldkessel oder aus der Faust
verzehren muss. Kein Mensch denkt daran, die lukullischen Gewohnheiten
des Friedens auf den Krieg übertragen zu wollen. Man weiss, dass mit
dem Tag des Ausmarsches eine andere Verpflegung Platz greift, und fügt
sich gutwillig in das Unabänderliche. Nicht so klar ist man sich im
Allgemeinen darüber, dass auch der Wundverband im Kriege einer ähn¬
lichen Vereinfachung fähig sein muss, ohne dass deswegen das Grund¬
prinzip der Pilz Widrigkeit aufzugeben wäre.
Den ungeheuren Erfolg, den v. Bergmann im bulgarischen Feldzug
mit seinem äussert einfachen Verfahren des Wundverbandes bei Knie¬
schüssen erreicht hat, können noch heute Manche gar nicht begreifen,
vor 18 Jahren aber war die Sache geradezu räthselhaft. Von jenen
Chirurgen, welche noch niemals etwas Anderes gesehen, gehört oder ge¬
dacht hatten als das in den Kliniken übliche nasse Verfahren bei der
Wundbehandlung, musste das Vorgehen v. Bergmanns geradezu als
inkorrekt bezeichnet werden, denn wenn mit ungereinigten Händen auf
eine ungereinigte Wundumgebung und auf eine unbespülte Wunde einfach
trockene Watte aufgetragen wird, so widersprach dies eben Punkt für
Punkt dem chirurgischen Glaubensbekenntniss. Wären diese Knieschüsse,
statt in wunderbarer Weise unter Watte und Gypsverband zu heilen,
zufällig gestorben, so hätte es an schweren Verurtheilungen nicht gefehlt»
Der verblüffende Erfolg des durch v. Bergmann zuerst angewandten
austrocknenden Verbandes bei Verletzungen, welche nach den Lehren der
Schule eigentlich die Amputation oder wenigstens energische Spaltungen
und Auswaschungen erforderten, hat gezeigt, dass der austrocknende
Verband trotz seiner unglaublichen Einfachheit in Bezug auf Pilzwidrig¬
keit die ganze Pedanterie und Umständlichkeit des nassen Verfahrens
aufwiegt. Bei der trockenen Behandlung der Wunden kommen eben die
etwa in den Verband miteingeschlossenen Pilze nicht zur Entwickelung,
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— 149 —
sondern sie gehen in dem eingedickten Blute entweder zu Grunde oder
verhalten sich wenigstens unschädlich.
Das Verständniss für die Vorzüge des austrocknenden Verbandes ist
erst in neuester Zeit weiteren Kreisen aufgegangen. Ich darf wohl daran
erinnern, dass ich schon 1884 in meinem Taschenbuch der feldärztlichen
Improvisationstechnik auf Seite 63 sagte: „Die Zeiten, wo man das
Listersche Verfahren als das allein antiseptische bezeichnete, sind
vorbei. Die Chirurgie hat zur Konservirung der Wundsekrete bereits
alle jene Methoden mit Erfolg versucht, welche auch sonst zur Kon¬
servirung eiweissreicher Substanzen, z. B. des Fleisches, dienen, nämlich
die Verwendung flüchtiger sowohl als fixer Antiseptika und ausserdem
noch die Austrocknungsmethode“: ferner Seite 71: „die Austrocknungs-
methode scheint wegen ihrer überraschenden Einfachheit diejenige anti¬
septische Methode zu sein, welche zum Feldgebrauch am meisten
geeignet ist.“
Die Militärärzte wissen seit dem Vorgänge v. Bergmanns, wie sie
in einem künftigen Kriege mit frischen Wunden, die keines operativen
Eingriffes, sondern nur einer Deckung bedürfen, zu verfahren haben:
reichliche Ein Wickelung mit aseptischer Watte so frühzeitig als möglich
nach der Verletzung und unter Vermeidung jeder Benetzung der Wunde.
Reichliche Ein Wickelung ist noth wendig wegen der Verschiebung, welcher
die Deckverbände beim Transport ausgesetzt sind. Unter dem Einfluss
dieser Verschiebung könnte bei spärlichem Watteverbrauch leicht eine
nachträgliche Enlblössung der Wunde zu Stande kommen. Die Gefahr
der Verschiebung und nachträglicher Entblössung der Wunde steht be¬
kanntlich einer ausgedehnteren Verwendung des Inhaltes des Verband¬
päckchens entgegen; mit einer kleinen Kompresse und einer kurzen Binde
lässt sich nur an ganz wenigen Körpertheilen ein genügend fest sitzender
Deck verband an legen.
Nachdem das bei Manchen noch vorhanden gewesene Bedenken wegen
einer Infektion der Schusswunden durch mitgerissene Kleidungsstücke,
deren Unschädlichkeit übrigens auch bereits durch v. Bergmanns Er¬
fahrungen nachgewiesen war, insbesondere durch die schönen Versuche
von Pfuhl endgültig beseitigt ist, handelt es sich bloss noch um die
Frage, woher die enormen Quantitäten von Watte und Binden zu nehmen
sind, welche der trockene Wundverband im Kriege voraussetzt. Die von
den Sanitätsformationen mitgeführten Vorräthe an diesen Artikeln sind
gegenüber dem wirklichen Bedarf kaum der Rede werth. Die Erhöhung
der Vorräthe bis zur Deckung des Bedarfes erscheint unmöglich. Die
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Militärärzte stehen also trotz der prinzipiellen Losung dieser kriegs¬
chirurgischen Frage immer noch vor einer grossen praktischen Schwierigkeit.
Weil die Schusswunden im Allgemeinen als aseptisch bezeichnet
werden können, so hat bekanntlich Langenbuch in No. 18 der deutschen
medizinischen Wochenschrift vom Jahre 1892 und dann wiederholt in den
No.. 9, 10 und 12 vom Jahre 1894 den Vorschlag gemacht, die Wunden
entweder zu vernähe d oder einfach mit einem Stück Heftpflaster zu
bedecken.
Ich halte die Ein wände, welche gegen diesen Vorschlag auf dem
Chirurgenkongress von 1893 gemacht wurden, nicht für stichhaltig und
würde mich besonders für die Heftpflasterbehandlung unbedingt ent¬
scheiden, wenn das vorräthig gehaltene Heftpflaster, selbst das Kautschuk¬
pflaster, nicht verhältnissmässig rasch unbrauchbar würde. Die erforder¬
lichen Mengen frischen Kautschukheftpflasters würden bei Ausbruch eines
Krieges nicht aufzubringen sein; man müsste also im Frieden Vorräthe
davon einlegen und von Zeit zu Zeit erneuern. Das setzt amtliche Regelung
der Angelegenheit voraus, die vielleicht nicht zu Stande kommt. Kurzum
mit dem pharmazeutischen und Handelsheftpflaster stösst man auf
Schwierigkeiten. Diese lassen sich jedoch augenblicklich beseitigen, wenn
man sich seinen Heftpflasterbedarf im Felde selbst herstellt, was viel
einfacher ist, als man glauben möchte.
Wir haben in der Sanitätsausrüstung einen wasserdichten Verband¬
stoff, der aus einseitig gummirtem Schirting besteht. Wie alle Kautschuk¬
sachen unterliegt derselbe einer regelmässigen Auffrischung, so dass stets
ältere Bestände zum Friedensverbrauch abgegeben werden können. Wenn
man die gummirte Seite dieses Stoffes mit Guttaperchalösung anstreicht,
so hat man augenblicklich ein vorzüglich klebendes Heftpflaster. Man
braucht sich also vor einem Ausmarsch nur mit einem gehörigen Vorrath
von etwa thalergrossen oder etwas grösseren Scheiben des wasserdichten
Verbandstoffes und mit einem Glas voll Guttaperchalösung zu versehen,
(mit Pinsel im Korkstöpsel), um überall und augenblicklich die allerbesten
Kleb Verschlüsse für Wunden anfertigen zu können.
Die Guttapercha kann entweder in Chloroform oder Schwefelkohlen¬
stoff (10:125) gelöst werden. Da mit Chloroform bei Ausbruch eines
Krieges sparsam umgegangen werden muss, so wäre wohl dem Schwefel¬
kohlenstoff, der nebenbei viel wohlfeiler ist, der Vorzug zu geben.
Damit wäre jedem Militärarzt die Möglichkeit gegeben, das Pflaster¬
verfahren im Kriege zur Anwendung zu bringen. Es ist einleuchtend,
dass dieses Verfahren noch einfacher ist als die Wattedeckung. Beide
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Verfahren sind übrigens nicht berufen, sich Konkurrenz zu machen, sondern
haben sich gegenseitig zu ergänzen. Bei kleinen regelmässigen Schuss¬
wunden wäre das Pflaster, bei grosseren, unregelmässigen oder an solchen
Körpertheilen sitzenden Wunden, welche für die Pflasterbehandlung
ungünstig sind, wäre die Wattedeckung am Platz. Bei dieser beschränk¬
teren Verwendung der Watte würden die in den Medizin wagen, bei den
Sanitätsdetachements und Feldlaz^rethen mitgeführten Vorräthe sich viel¬
leicht als ausreichend erweisen.
Dass die Pflasterbehandlung auf einem anderen antiseptischen Prinzip
beruht als die Wattebehandlung, bedarf keiner näheren Auseinander¬
setzung. Bei der ersteren werden die Pilze, welche sich etwa auf der
die Wunde umgebenden Haut befinden, fest geklebt und dadurch unschädlich
gemacht, bei der letzteren können sie, wie oben erörtert, wegen der im
Verband herrschenden Trockenheit nicht zur Wirkung kommen. Gegen
Pilze, die bereits in die Wunde hineingerathen sind, bietet der Pflaster¬
verband keinen Schutz, während der Watteverband auch hier durch
Austrocknung des Blutes deren Entwickelung zu hindern im Stande ist.
Ob dieser Punkt sehr wichtig ist, wage ich nicht zu entscheiden;
immerhin muss man auf diesen Einwand gefasst sein. Es wäre daher
vielleicht nützlich, dem Pflasterverband gleichzeitig die Vorzüge des
Watteverbandes zu verschaffen, was auf folgende Weise ohne allzu grosse
Umständlichkeit geschehen kann.
Man macht sich aus dem wasserdichten Verbandstoff Scheiben von
ungefähr 6 cm Durchmesser und versieht dieselben in der Mitte mit einem
Fenster von ungefähr 1 cm Durchmesser. Man klebt dann auf die
Schirtingseite des Fensters mittelst Kollodium ein die Ränder des Fensters
nur wenig überragendes Stückchen Mull. Auf diesen Mull wird ein
Wattekuchen von etwa 2 cm Durchmesser gelegt. Zum Schluss wird ein
zweites, aber grösseres Stückchen Mull über den Wattekuchen und die
Verbandstoffscheibe ausgebreitet und auf letzterer mit Kollodium befestigt.
Die Verpflasterung der Wunde geschieht gerade so wie mit den unge-
gefensterten Scheiben, indem man die gummirte Fläche der Scheibe
anstreicht und dann das Ganze auf der Wundumgebung festdrückt. Man
bat jetzt einen Miniatur-Watte verband, der auf der Wunde unverrückbar
befestigt ist. Auch von diesen mit Watte versehenen Scheiben müsste
man sich natürlich einen entsprechenden Vorrath anlegen, so dass auf
dem Verbandplatz nur das Festkleben auf die Wundumgebung auszu-
fnhren„wäre. Sollte nachträglich Blut durch den Wattekuchen durch-
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dringen, so wäre durch Aufkleben eines zweiten Kuchens mittelst
Kollodium leicht Abhülfe zu schaffen.
Ich möchte zur persönlichen Ausrüstung jedes Arztes ein um die
Taille zu tragendes Blechkästchen in Vorschlag bringen, in welchem sich
drei Gläser ä 100 g für Guttaperchalösung, Morphiumlösung und Kollodium
befinden, und in welchem ausserdem noch Raum für eine erhebliche
Anzahl von präparirten Scheiben des wasserdichten Verbandstoffes vor¬
handen ist. Für Kollodium wird noch weiter unten eine besondere
Verwendung angegeben werden.
Ul. Können auf dem Truppenverbandplatz Operationen
ausgeführt werden und welche?
Mit der unerlässlichen Forderung, dass die Truppenverbandplätze in
fortwährender Fühlung mit ihren Truppentheilen zu bleiben und sich
allen Bewegungen derselben anzuschliessen haben, erscheint deren Ein¬
richtung für blutige Operationen nicht wohl vereinbar. Diese Einrichtungen
bedingen Sesshaftigkeit, während die Truppenverbandplätze in ganz her¬
vorragender Weise mobil sein sollen.
In einer sehr lesenswerthen, preisgekrönten Arbeit im Jahrgang 1894
der Archives de medecine militaire hatForgue seine Gedanken über die
Vereinfachungen niedergelegt, welche die operative Antiseptik erfahren
muss, je nachdem sie auf den Truppenverbandplätzen, den Hauptverband¬
plätzen oder in den Lazarethen ausgeübt wird. So sehr sich Forgue
bemüht hat, mit den gegebenen Verhältnissen zu rechnen und die anti¬
septischen Anforderungen für den Dienst in der vorderen Linie zu
ermässigen, so bleibt doch eine solche Fülle von umständlichen Vor¬
bereitungen übrig, dass dadurch den Truppenverbandplätzen die unerträg¬
lichsten Fesseln angelegt werden. Forgue giebt für die antiseptische
Einrichtung des Truppenverbandplatzes nachstehende Anleitung.
In erster Linie ist mittelst einiger Spatenstiche ein Feldherd für
fünf Blechkessel herzustellen. In zwei dieser Kessel wird heisses Wasser
bereitet für die Reinigung der Hände, der Umgebung der Wunden und
für die erforderlichen antiseptischen Lösungen. Im dritten Kessel werden
einige Dutzend grosse Leinwandkompressen ausgekocht, welche theils zur
Bedeckung der Körpertheile dienen, an welchen operirt werden soll, theils
als Tischtücher, auf welchen das Verbandmaterial und die Operations-
geräthschaften ausgebreitet werden. Im vierten Kessel wird eine grosse
Zahl von kleineren Leinwand- und Gazekompressen zum Gebrauche als
Schwämme und als Deck mittel für die Ränder der Operationswunde,
ausserdem eine möglichst grosse Zahl von Tupfern, endlich die Seiden-
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faden und Drains ausgekocht. Im fünften Kessel werden die Instrumente
in Sodalosung erhitzt.
Sodann werden drei Tische improvisirt: der eine für die Anlegung
der Verbände, der zweite für die Operationen, beide werden mit wasser¬
dichtem Stoff überkleidet; der dritte Tisch dient zur Ausbreitung der
Verbandstoffe, der Instrumente,,Fäden, Drains u. s. w. sowie zur Auf¬
stellung der Waschschüsseln und antiseptischen Losungen.
Wenn sich endlich noch die Aerzte und ihre Gehülfen mit frisch
gewaschenen Schürzen versehen und ihre Hände sorgfältig gereinigt haben,
so kann die Arbeit beginnen.
Dass diese Vorbereitungen mindestens eine Stunde Zeit in Anspruch
nehmen, wird Niemand bestreiten wollen. Das Wasser allein braucht fast
so lange, um auf einem gewöhnlichen Feldherd unter einigermaassen
ungünstigen Witterungsverhältnissen zum Sieden zu kommen. Es muss
auch in Erwägung gezogen werden, dass man im Freien arbeitet, und
dass jeder Windstoss, welcher eine Staubwolke über den Truppenverband¬
platz hinwegführt, dieses ganze antiseptische Kartenhaus einwirft, indem
er alle mühsam ausgekochten Gegenstände, die Hände und Schürzen
wieder schmutzig macht. Wenn aber unter besonders günstigen
Verhältnissen schliesslich doch alle Vorbereitungen glücklich zu Ende ge¬
führt sind, so werden die Truppen unterdessen wahrscheinlich Terrain
gewonnen haben, und man steht nun vor der peinlichen Frage, ob man
den getroffenen Einrichtungen zu Liebe bleiben, oder ob man Alles im
Stich lassen und an einem weiter vorwärts gelegenen Punkte die umständ¬
liche Arbeit von Neuem beginnen soll.
Forgue verhehlt sich die Schwierigkeit dieser Sachlage keineswegs.
Fm ihr einigermaassen zu begegnen, giebt er den Rath, sich mit der
Einrichtung der ersten Operationsstation nicht zu übereilen, sondern erst
einmal zuzusehen, wie sich die Gefechtsverhältnisse gestalten. Hat das
Gefecht einen stehenden Charakter angenommen, so sollen von den
Aerzten eines Regiments zunächst nur diejenigen eines einzigen Bataillons
die antiseptischen Einrichtungen treffen. Rücken die Truppen später
wieder vor, so bleibt die erste Station auf ihrem Platze, und es wird
weiter vom von den Aerzten eines anderen Bataillons eine zweite Station
eingerichtet; zuletzt können auch die Aerzte des dritten Bataillons an
einer noch weiter nach vorn gelegenen Stelle das Gleiche thun.
Dieser Plan sieht recht annehmbar au9, aber bei näherer Betrachtung
zeigt sich doch, dass alle drei Stationen nicht wohl in die Lage koinmen
werden, einen sehr ausgiebigen Gebrauch von ihren Einrichtungen zu
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machen. Die beiden hintersten Stationen werden sehr bald nichts mehr
zu thun bekommen, weil die Verwundeten den bis auf die Höhe dieser
Stationen herangekommenen Hauptverbandplätzen und Lazarethen direkt
zugeführt werden; die vorderste Station wird ihre Einrichtungen gerade
zu der Zeit beendet haben, wo die einbrechende Nacht der chirurgischen
Thätigkeit auf den Truppenverbandplätze^ ein Ende bereitet
Wenn man noch bedenkt, welche Storungen dem Betriebe einer im
Freien errichteten Operationsstation durch die Ungunst der Witterung
bereitet werden können, durch den schon erwähnten Staub, durch den
Wind, der das Verbandmaterial von den Tischen wegfuhrt, durch den
Regen, welcher zuerst auf den Kopf und die Kleider des Operateurs und
von da auf die Wunde tropft, so wird man zugeben müssen, dass es
vergebliche Liebesmühe ist, die Truppenverbandplätze zu regelrechten
Operationsstationen einrichten zu wollen. Wenn in früheren Kriegen auf
den Truppenverbandplätzen thatsächlich operirt wurde, so konnte dies
deshalb geschehen, weil man damals die antiseptischen Rücksichten noch*
nicht kannte; auch konnte man damals noch ziemlich ungestraft die
Truppenverbandplätze in Gebäuden aufschlagen. An Letzteres ist heute
nicht mehr zu denken; ein Haus ist ein verderbenbringender Raum geworden.
Truppenverbandplätze können nur unter freiem Himmel existiren; im
Freien lässt sich aber, wie gezeigt, nur sehr ausnahmsweise antiseptisch
operiren.
Glücklicherweise ist das Bedürfniss zur Vornahme blutiger Operationen
auf den Truppenverbandplätzen ein sehr beschränktes. Es kann überhaupt
nur Unterbindung von Arterien bei stärkeren Blutungen und der Luft¬
röhrenschnitt bei Schussverletzungen des Rachens und Kehlkopfes in
Frage kommen.
Blutungen können auch viel einfacher zum Stehen gebracht werden
als durch Unterbindung. Ich erinnere an die Arbeit von Gehrmann
über Blutstillung durch heisses Wasser und Druck (Langenbecks Archiv
31. Band, 2. Heft, 1884), an die Versuche über Blutstillung durch heisse
Wasserdämpfe (Deutsche medizinische Wochenschrift 1894 Seite 747) und
an die allgemein bekannte Anwendung der heissen Douche bei Gebär¬
mutterblutungen. Gehrmann konnte am Kaninchen selbst eine aus den
geöffneten Femoralgefassen kommende Blutung durch den Druck eines
in heisses Wasser getauchten Tampons in allen Fällen ganz sicher zum
Stehen bringen, ein Verfahren, das für den Truppenverbandplatz ganz
gut passen würde. Heisses Wasser lässt sich in drei bis vier Minuten
im Freien bei jeder Witterung gewinnen, wenn man ein mit Wasser
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«
gefülltes Blechgefäss von beliebiger Grösse und Weite in einen doppelt
so weiten und um l / 3 höheren Biechzylinder stellt, der oben und unten
offen ist, in »/a seiner Höhe einen Rost trägt und am unteren Rande
grosse Ausschnitte hat, durch welche Reisig eingeschoben und in Brand
gesteckt werden kann. Die Flamme schlägt zwischen Kessel und Cylinder
in die Höhe und bringt den Inhalt des überall vom Feuer umgebenen
Kessels ausserordentlich rasch zum Kochen. Die Mitführung eines solchen
Schnellkochers, der ja ziemlich klein sein darf, und einiger Hand voll
Reisig könnte man sich unbedingt leisten.
Bei engen Wunden, welche die Einführung eines Tampons nicht
gestatten, könnte man am Ende einen erweiternden Einschnitt auch ohne
ganz regelrechte Aseptik riskiren, wenn die Verhältnisse nicht gestatten
sollten, durch Anlegung eines elastischen Schlauches und beschleunigte
Rückschaffung des Verwundeten den operativen Eingriff hinauszuschieben.
Der Luftröhrenschnitt muss bei dringender Erstickungsgefahr auch
im Frieden manchmal ohne antiseptische Vorbereitung ausgeführt werden,
um so weniger wäre dies im Kriege zu beanstanden.
Wegen dieser beiden Operationen braucht man sich also nicht in
grosse antiseptische Unkosten zu stürzen. Heisses Wasser zur noth-
dürftigsten Reinigung der Hände und der Wundumgebung kann man
sich ja, wie erwähnt, verschaffen. Ich will jetzt nur noch ein sehr ein¬
faches Mittel erwähnen, um eine tadellose Reinheit der Instrumente auch
unter den schwierigsten Verhältnissen sicher zu stellen.
Ich habe schon vor 11 Jahren (Improvisationstechnik Seite 62) darauf
aufmerksam gemacht, dass eines der wirksamsten pilzwidrigen Verfahren
im Firnissen der pilzrein zu machenden Flächen besteht. Ein in wasser¬
unlöslichen Klebstoff eingebetteter Pilz ist das unschädlichste Ding von
der Welt. Es ist gewiss kein geringer Vortheil dieses Verfahrens, dass
auch die widerstandsfähigsten Pilze, welche durch stundenlanges Kochen
nicht um gebracht werden, mit einem Pinselstrich eben so sicher abgethan
*ind als die schwachlebigsten.
Ein Klebstoff, der dem Chirurgen immer zur Hand ist, und der
schon früher zum Schutz gegen das Rosten der Instrumente empfohlen
^lirde, ist das Kollodium. Durch Kollodiumbepinselung und nachheriges
Entfernen des Kollodiumüberzuges mittelst Essigäther kann man die
Instrumente in der wirksamsten Weise reinigen. Selbst der Innenraum von
metallischen Kathetern lässt sich mittelst eines geeigneten Wischers der
Kollodiumbehandlung sehr gut unterziehen. Der Materialverbrauch
ist ein äusserst geringer. Man braucht natürlich den Kollodiumüberzug
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für gewöhnlich nur von den schneidendeu Rändern wieder zu entfernen,
an allen anderen Theilen kann er ruhig sitzen bleiben. Mit diesem
Sterilisirungsverfahren werden die der Desinfektion bisher so ungünstigen
Holzgriffe mit geriefter Oberfläche bei den Chirurgen wieder Gnade Anden.
Die Sache ist so einfach und sicher, dass sie wohl auch im Frieden sich
Eingang verschaffen wird. Das Kollodium muss im Bedarfsfälle durch
Essigäther verdünnt werden, damit der Ueberzug recht zart und dünn
ausfallt. Da der Kollodiumüberzug, wie erwähnt, auch gegen Rost ein sehr
sicheres Mittel ist, so werden damit zwei Fliegen auf einmal geschlagen.
Bei der Desinfektion der Hände ist die Reinigung des Untemagel¬
raumes und des Nagelfalzes der umständlichste Theil. Auch hier lasst
sich mit Kollodium eine Vereinfachung erzielen. Wenn die Hände gut
abgebürstet und wieder abgetrocknet sind, so bestreicht man die kurz
gehaltenen Nägel mit dem Klebmittel.
Wenn man eine Morphiuminjektion oder Inzision machen will, so
wird das Ueberstreichen der betreffenden Hautstelle mit dem Kollodium¬
pinsel dasselbe leisten, als die sonst üblichen, umständlicheren Reinigungs¬
methoden.
Zur Behandlung der akuten Anämie nach Blutverlusten wird auf dem
Truppenverbandplatz nicht selten Gelegenheit gegeben sein. Ein operativer
Eingriff auch der einfachsten Art ist hier vollständig entbehrlich. Es
genügen lauwarme Salzwassereingiessungen in den Mastdarm ( l /* Esslöffel
auf einen Liter). Dieselben haben sich vielfach als sehr wirksam be¬
währt. Von dem wasServerarmten Körper des Soldaten werden öfter
wiederholte kleine Eingiessungen jedenfalls sehr rasch aufgesaugt
IV. Wie sollen Knochenbrüche auf dem Truppenverbandplatz
behandelt werden?
Rinnen oder Lagerungsapparate für Unterschenkelbrüche oder Knie¬
schüsse müssen vorräthig gehalten werden. Der Medizinwagen bietet
hierzu den erforderlichen Raum. Zeit und Arbeit dürfen diese viel¬
gebrauchten Apparate auf den Truppenverbandplätzen nicht in Anspruch
nehmen. Es sind das also Improvisationen, welche in den gefechtsfreien
Perioden auszuführen sind.
Für die Oberschenkelbrüche sind derartige Vorbereitungen leider
nicht möglich. Zu den Stuhlbahren (siehe meine Anleitung zu Im¬
provisationsarbeiten Seite 29), welche für diese Art von Verletzungen in
erster Linie zu empfehlen sind, kann nur die Leinwandschwebe mit einem
Hohlsaum am oberen uud unteren Rande vorräthig gehalten werden. Es
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ist nicht daran zu denken, auf dem Truppenverbandplatz Gypsverbände
oder Gehapparate nach Hessing, Liermann u. s. w. anzulegen. Es ist
auch gar kein Bedürfniss zu solchen komplizirten Verbänden ‘vorhanden,
denn was der kunstvollste und umständlichste Verband im günstigen
Falle leistet, nämlich Schmerzlosigkeit beim Transport, das bringt man
mit der Stuhlbahre ohne grosse Kunst und Umständlichkeit ebenso gut
fertig. Biese Ueberzeugung wird Jedermann gewinnen ans einem Vor-
kommniss bei den letztjährigen Herbstmanövern, über welches mir Ober¬
stabsarzt Dr. Leitenstorfer Nachstehendes mittheilte:
„Bei einem nächtlichen Ueberfall sprang ein Mann einen steilen
Bachrand hinab, erreichte den jenseitigen Uferrand schlecht und stürzte
zurück. Dabei war der rechte Oberschenkel in der Mitte gebrochen.
Der Mann erhielt in einer nahen Mühle um Mitternacht einen Noth-
Terband, in welchem er eine 9ehr schmerzhafte Nacht verbrachte. Am
anderen Morgen wurde ich gerufen und begann ohne Weiteres den Bau
einer Stuhlbahre, ufir den Mann zu dem fünf Wegstunden entfernten
Spital auf einem Mistwagen (etwas Anderes gab es nicht) transportiren
m können. Der Müller, den die Sache aufs Höchste interessirte, ging
mit mir in den nahen Wald und fällte die schönsten Buchenstämmchen,
Fichtenstangen hatte er nicht. An Leinen fehlte es gänzlich, weshalb die
Querstangen eingelassen und mit langen Drahtstiften angenagelt wurden.
Aus einem benachbarten Hofe wurde ein Bodenläufer entlehnt, der die
Stelle der Leinwandschwebe vertrat und gleichfalls angenagelt wurde.
Die Zuschauer, der grosse Train und eine ausser Gefecht gesetzte halbe
Eskadron harrten neugierig des Endes. In der Zeit von zwei Stunden
stand der Apparat fertig, von einer Vertrauen erweckenden Festigkeit.
Nun kam der entscheidende Moment, die Ueberlagerung des Verletzten.
Es war merkwürdig und für alle Umstehenden Staunenswerth: Von dem
Augenblick an, als der Körper des Patienteu auf dem Apparat lag und
das Gesäss in die Tiefe sank, fühlte er sich schmerzlos und behaglich. Er
konnte anstandslos auf den Wagen gehoben werden, woselbst die Enden
des Gestelles an Querstangen aufgehängt wurden. Ich begleitete den
Wagen eine Strecke weit und überzeugte mich, dass der Kranke auch
beim Fahren gut lag und keine Schmerzen hatte. Abends meldete mir
der Lazarethgehülfe, welcher dem Wagen beigegeben war, dass der
Transport vollkommen gut verlaufen sei, und der Patient meist geschlafen
habe.“
Ein Patient mit Oberschenkel bruch, der auf einem Mistwagen
fransportirt wird und dabei schläft, das ist ein Bild, an dem man seine
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Freude haben kann. Es lag hier eine echt kriegsmässige Aufgabe vor,
die mit den denkbar einfachsten Mitteln in so vollkommener Weise gelost
wurde, dass es unmöglich wäre, die Leistung zu überbieten. Die Her¬
stellung des Apparates dauerte ja etwas lange; aber wenn die Leinwand -
schwebe vorräthig gewesen wäre, und wenn Stricke und geeignetes
Handwerkszeug zur Verfügung gestanden hätte, so hätte sich der Zeit¬
aufwand auf die Hälfte, vielleicht auf ein Viertel vermindern lassen.
Wenn der Verletzte einmal auf einer Stuhlbahre liegt, so ist er
natürlich nicht bloss für die nächsten Stunden, sondern auf Tage und
Wochen hinaus gut geborgen. Wenn er auf einem Mistwagen fünf Stunden
weit ohne Schmerz transportirt werden kann, so hält er eben so gut eine
mehrtägige Eisenbahnfahrt nach der Heimath aus. Dort wird es am Platze
sein, ihn mit einem Gehapparat zu versehen; vorher ist derselbe durchaus
entbehrlich.
Die Oberschenkelbrüche, die bisher zu den intransportablen Ver¬
letzungen in erster Linie zählten, sind mit Hülfe der Stuhlbahre leicht
transportabel geworden. Man muss nur dafür sorgen, dass das ungestörte
Liegenbleiben des Patienten auf seinem Lager durch Einschneiden eines
Defakationsschlitzes in die Leinwandschwebe ermöglicht wird.
V. Sind ausser der chirurgischen Hülfe noch weitere
Maassnahmen erforderlich?
Die Aerzte der Truppenverbandplätze müssen von allem Anfang
darauf bedacht sein, für den Weitertransport der Verwundeten nach den
rückwärtigen Stationen, der von den Krankenträgern der Sanitäts¬
detachements nur sehr langsam und allmählich ausgeführt werden kann,
geeignete Vorkehrungen zu treffen. Hierzu müssen, wenn irgend möglich,
Vorspänner und leere Armeefuhrwerke benutzt werden, was allerdings
nur selten gelingen wird. Hauptsächlich aber müssen einige der best¬
unterrichteten Lazarethgehülfen dazu verwendet werden, aus Vorgefundenen
Handkarren oder Pflugvordergestellen Transportfuhrwerke anzufertigen.
Die chirurgische Hülfe ist nur eine halbe Hülfe. Die andere Hälfte
der Hülfe ist die Weiterbeförderung. Der Aufenthalt auf dem Schlacht¬
feld ist so gefährlich, dass die Fortschaffung aus dem Bereiche der Gefahr
eine noch viel grössere Wohlthat für die Verwundeten bildet als der
Wundverband und die Einrichtung der gebrochenen Knochen. Man mag
die Verwundeten noch so gut hinter einem Damm oder in einer Schlucht
geborgen haben, man mag sie noch so gut gegen die Gefahr des Ueber-
ranntwerdens verschanzt haben, im nächsten Augenblick kann eine
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— 159 —
Schrapnellgarbe auf sie niedersausen und Alles vernichten. Also fort mit
den Verwundeten um jeden Preis!
Am allerdringendsten wird die Aufgabe der Rückbeförderung der
Verwundeten bei einem Rückzug, denn hier kommt zu allen anderen
Gefahren noch die Raserei der Menschen hinzu. In der Hitze des Ge¬
fechtes werden die Verwundeten nicht geschont. Durch die körperliche
Ueberanstrengung, durch die Entbehrungen, durch die furchtbaren
seelischen Eindrücke, welche der Entscheidung vorausgehen, werden die
meisten Menschen so aus ihrem psychischen Gleichgewicht gebracht, in
eine aus Wuth und Verzweiflung gemischte Stimmung versetzt, dass man
es schliesslich fast nur noch mit einer Horde von Wahnsinnigen zu thun
hat Sehr richtig bemerkt Fritz Hoenig in seiner Taktik der Zukunft
Seite 140: „Wer jemals in die Gesichtszüge solcher Menschen ipit Verstand
geschaut hat, der weiss, wie furchtbar sie sich einprägen, denn sie
erinnern an den Ausdruck des Wahnsinns.“ Die Mania transitoria ist
der normale Zustand der Menschen im Augenblick des Sturmes. Blind,
toll und sinnlos brechen sie in die Stellung des Gegners ein, Alles
niedermachend und vernichtend, was ihnen unter die Hände kommt. Bis
wieder etwas Ruhe und Besonnenheit in die Gemüther eingekehrt ist,
sind schreckliche Dinge begangen worden. Man lese nur die Geschichten
von Niedermetzelung Verwundeter durch deutsche Soldaten, welche die
französischen Militärärzte gesammelt haben (Gavoy: Service de sante
militaire en 1870). Es mag ja Vieles in erklärlicher Bitterkeit gegen die
Sieger übertrieben geschildert sein, aber ein wahrer Kern wird diesen
Erzählungen doch zu Grunde liegen. Es wäre für Jeden, der den Krieg
in der Nabe gesehen hat, ein Wunder, wenn solche Dinge nicht vor¬
gekommen wären. Wenn nun aber so etwas am deutschen Holze
möglich ist, so kann man sich denken, was vom fremden Holze zu er-'
warten ist. Es ist eine der albernsten Illusionen, zu glauben, dass die
Verwundeten in der Schlacht mit Zartgefühl behandelt werden. Wenn
sie einmal in die Hände von Aerzten gelangt sind, dann liegt ja die
Sache ganz günstig: aber dorthin kommen sie nicht so schnell; zuerst
kommen sie in die Hände des rasenden Kriegsvolkes.
Es wäre eigentlich Aufgabe der Ejriegsverwaltungen, den Aerzten die
Mittel zu gewähren, um möglichst viele Verwundete bei einem Rückzug
mitnehmen zu können, und es wäre tief zu beklagen, wenn diese Mittel
fortgesetzt verweigert würden. Einstweilen müssen die Aerzte suchen,
sich selbst so gut als möglich zu helfen. Recht viel wird ja dabei nicht
herauskommen, aber es ist doch immer noch ein schönes Bewusstsein,
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160
zur Ehre des Sanitätsdienstes und zum Wohle der Verwundeten die
äussersten Anstrengungen gemacht zu haben.
* VI. Schlusswort.
Aus den geschilderten, gewiss nicht unwichtigen Leistungen, welche
sich auf den Truppenverbandplätzen ausführen lassen, dürfte sich ergeben,
dass die letzteren nicht nur während der Anfangsperiode eines Gefechtes
ein flüchtiges Dasein gemessen, sondern dass sie während der ganzen
Dauer des Gefechtes bestehen bleiben müssen. Ferner wird sich aus dem
geschilderten Dienstbetriebe ergeben, dass die Beorderung eines Theiles
der Aerzte und Lazarethgehülfen in die Schützenlinie, wenn dies überhaupt
mit der bisherigen Vorschrift gemeint war, hinfort besser zu unterbleiben
hat, da die Truppenverbandplätze sich stets in solcher Nähe der Gefechts¬
linie halten werden, als mit einer überlegten und geordneten IJülfs-
thätigkeit verträglich ist. Die Vereinigung aller Hülfskräfte eines
Bataillons oder Regiments auf einem Punkt ist allein geeignet, ein plan-
mässiges Handeln und eine die Arbeit fördernde Vertheilung der Rollen
zu ermöglichen.
Um die erste Hülfeleistung noch wirksamer zu gestalten, möchte es
sich empfehlen, die Hülfskrankenträger statt mit der Aderpresse, die
Niemand, nicht einmal ein Arzt, so anzulegen vermag, dass während des
Transportes zum Truppenverbandplatz die Wiederkehr einer gestillten
Blutung sicher verhütet wird, mit Gummischläuchen oder elastischen
Gurten auszurüsten. Einen Schlauch zweckmässig um die Wurzel der
oberen oder unteren Gliedmaasse herumzuschlingen, ist den Kranken¬
trägern leicht beizubringen. Mit einem solchen Hülfsmittel ausgerüstet,
können sie einen in Verblutungsgefahr befindlichen Verwundeten sicher
und wohlbehalten aus der Gefechtslinie auf den Truppenverbandplatz
verbringen, ohne dass sie zu dieser einfachen Hülfeleistung der Mit¬
wirkung eines Arztes bedürfen.
Dass die Ausstattung des Medizinwagens mit Handwerkszeug, Stricken,
Nägeln und Leinwandschweben dringend erforderlich ist, damit auf den
Truppenverbandplätzen Stuhlbahren für die Lagerung der Oberschenkel¬
brüche angefertigt und Fuhrwerke zur beschleunigten Rückbringung der
Verwundeten hergerichtet, damit ferner in den gefechtsfreien Zeiten Rinnen
und sonstige Lagerungsapparate für die Unterschenkelbrücbe bereitet
werden können, dürfte nicht widersprochen werden.
Auch die Ausstattung des Medizinwagens mit einem Schnellkocher
wird nicht überflüssig erscheinen.
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161
Die Anfertigung von fahrbaren Gestellen zur schwebenden Unterbringung
von Tragen oder Stuhlbahren für weitere Transporte als Ersatz für die
dringend benöthigten, aber für die vordere Linie noch nicht genehmigten
Radbahren oder Handkarren würde ausserordentlich vereinfacht, wenn
eine Anzahl von Achsen und Rädern zu sicherer Verfügung stände. Es
wäre gewiss ausführbar, auf jedem Patronenwagen eine Achse mit zwei
massig hohen Rädern unterzubringen. Auf dem Marsche könnten dieselben
nicht als nennenswerthe Belastung der Patronenwagen gelten, und bei
Beginn eines Gefechtes würden sie ja ohnehin von dem Wagen genommen
und nach dem Truppenverbandplatz geschafft werden. Vielleicht Hesse
sich auf diese Weise zwischen den nothgedrungenen Ansprüchen der
Aerzte und zwischen den strategischen Bedenken gegen eine weitere
Vermehrung des Gefechtstrains ein Kompromiss zu Stande bringen.
Ueber Anwendung des Chinins gegen Hitzschlag.
Von
Professor C. Binz.
Die nachstehenden Zeilen machen keinen Anspruch, etwas Neues zu
bringen, sondern bescheiden sich, die militärärztlichen Kollegen auf ein
Chininpräparat aufmerksam zu machen, das sich zur Prüfung des Gegen¬
standes besser eignet als die bisher angewandten.
Ueber günstige Wirkung des Chinins im Hitzschlag liegen mehrere
ausländische Berichte vor. Theoretisch darf man sie annehmbar finden.
Der Hitzschlag ist offenbar nichts weiter als eine eigenartige schwere
Stoffwechselstörung, die durch zu hohe Körperwärme verursacht wird.
Die eiweissumsetzenden Zellen erzeugen Produkte, welche das Blut ver¬
ändern, die Nervencentren vergiften und damit die bekannte Symptomen¬
grappe schaffen. Vom Chinin ist heute, ohne dass ein Widerspruch
noch geltend gemacht wird, bekannt, dass es die Thätigkeit von Zellen
herabsetzt, wie das mässige Gaben unter Anderem durch die starke Herab¬
setzung der Menge der stickstoffhaltigen Exkrete im Harn darthun. Bei
höheren Wärmegraden des Körpers, also im Fieber, geschieht das noch
leichter als bei denen des gesunden Menschen, Die überhitzten Zellen
des Hitzschlagkranken dürften dem nämlichen Gesetze unterliegen. Das
Chinin kühlt sie ab, d. h. schränkt ihre Verbrennung merkbar ein und
unterdrückt damit die bösartigen Folgen. 1 )
*) Vergl. meine Abhandlung Chinarinde und Chinin in A. Eulenburgs Real-
Encyklopädie der gesammten Heilkunde. 3. Auflage. 1894. IV. 460 bis 488.
XTIit&rärztiiche Zeitschrift. 1895. 11
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162
Doch es ist klar, der letzte Satz bedarf für uns erst des genauen
erfahrungsgemässen Beweises. Anhalt dafür, dass dieser vielleicht gelinge,
gehen ausser der theoretischen Erwägung die Berichte englisch-indischer
Militärärzte. 1 )
Hall sagt: „Die Erfahrung mehrerer Militärärzte in Indien reicht
jetzt offenbar aus, um zu beweisen, dass die subkutane Einspritzung von
Chinin beim Hitzschlag die erfolgreichste Art der Behandlung ist, die
man kennt. Ich hatte darüber mancherlei Besprechungen mit solchen,
die sie angewandt hatten, und einer meiner Freunde, ein Regimentsarzt,
der kürzlich nach England zurückgekehrt ist, sagte mir, wenn es in der
praktischen Heilkunde irgend etwas gäbe, das man als magisch bezeichnen
dürfe, so sei es die Wirkung subkutaner Einspritzungen von Chinin im
Hitzschlag.“ Es folgen nun Berichte, die Hall als Sanitätsoffizier des
Kriegsministeriums zu Gebote standen, und ein Fall den er selbst erlebte.
Anderson, Brigade-Arzt in Indien, erzählt dies:
„Ich glaube annehmen zu dürfen, dass wir im Chinin, subkutan
angewandt, ein kräftiges Heilmittel für solche Fälle besitzen, wenigstens
habe ich es in meiner Erfahrung oft erprobt. Meines Erachtens würde
sein grösserer Gebrauch eine geringere Sterblichkeit zur Folge haben, als
bisher. Ich sah Kranke, die durch Hitzschlag komatös waren, nach der
subkutanen Einspritzung von Chinin in 10 bis 15 Minuten so weit besser
werden, dass sie imstande waren, auf Verlangen die Zunge vorzustrecken
oder durch Zeichen oder Worte darzuthun, dass sie eine an sie gerichtete
Frage verstanden. Genau erinnere ich mich des Folgenden: Eines Tages
behandelte ich mit solchen Einspritzungen 14 Fälle von Hitzschlag,
während wir im Choleralager von Mian Mir lagen und die heisse Julisonne
von Punjab auf unsere Zelte hemiederbrannte, die von keinem Baum
geschützt wurden. Nur ein Fall verlief tödtlich. Alle waren von einer
Heftigkeit, die die Kranken bewusstlos machte. Die von mir gebrauchte
Gabe ist von 2 bis 4 Gran (0,12 bis 0,24 Gramm), und diese Gabe kann
wiederholt werden in solchen Zwischenräumen, wie es der Zustand des
Kranken erfordert. Ich habe eine zweite Gabe eine halbe Stunde nach
der ersten gegeben, eine dritte in zwei, drei oder vier Stunden näch der
zweiten. Wenn wir bedenken, wie schmal die Linie zwischen Leben und
Tod in diesen Fällen von Uebererhitzung ist und dass bei einer Körper-
wärme von 107 0 F. (41,6 ° C.) das Leben’ noch gerettet werden kann,
*) A. R. Hall, The Practitioner. London. 1876. XVI. 196. — E. L. Fox, Lancet
1876. II. 154. — Dr. J. Andereon, Laneet 1887. II. 856. Ein Vortrag, gehalten
in der militär-medizinischen Abtheilung des Internationalen Kongresses zu Washington.
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163
während bei 111 F. (43,9 C.) der Tod erfolgt, so heisst es sehr' viel, ein
Heilmittel zu besitzen, das die Temperatur in wenigen Minuten erniedrigt.
Ich beanspruche diese Eigenschaft für den subkutanen Gebrauch des
Chinins im Hitzschlag.“
Der Verfasser geht dann über zur Besprechung des Präparates. Dass
mit der Darreichung des Chinins durch den Mund im Hitzschlag nichts
anzufangen ist, brauche ich nicht ausein an derzu setzen. Es sei nur an
die Bewusstlosigkeit, das Erbrechen und an die Krämpfe mit. Kiefer¬
klemme erinnert Ein Chininsalz aber, das subkutan gebraucht wird,
muss vor Allem leicht löslich sein, und darum empfiehlt Anderson, als
in seiner Hand bewährt gefunden, jdas doppeltbromwasserstoffsaure
Chinin, das sich in 1 zu 6 Tbeilen destillirten Wassers bei gewöhnlicher
Wärme glatt löse.
Es ist mir nicht bekannt, dass diese Einspritzungen in den deutschen
Armeen nachgeprüft worden sind. Jacubasch sagt in seiner bekannten
Monographie von 1876, S. 133: „Ich selbst habe keine Erfahrungen über
Chinineinspritzungen und werde wohl auch schwerlich von ihnen Gebrauch
machen, da ich mir beim Hitzschlag zu wenig davon verspreche“; und
Hiller in seinem Vortrag von 1887, S. 160: „Medikamente sind in der
Regel entbehrlich.“ Dieser Mangel an Nachprüfung der englisch-indischen
angeblichen Erfahrungen mag in der Skepsis gegen Arzneiwirkungen
beruhen, die bei uns nicht mit Unrecht grösser ist als unter den
englischen Aerzten; oder er mag beruhen in dem Mangel eines bei uns
genügend bekannten und erprobten Chininpräparates, das sich zu
Unterhauteinspritzungen gut eignet. Das bei uns meist innerlich gebräuch¬
liche salzsaure Chinin bedarf immerhin 34 Theile destillirten Wassers zur
Lösung, und das schwefelsaure, das am besten ganz aus dem Gebrauch
verbannt würde, gar 800 Theile. Diesen beiden Salzen so viel freie Säure
znzusetzen, dass ihre Löslichkeit ausreichend gross wurde, scheute man
sich, weil man in und unter der Haut Schmerz, Eiweissgerinnung und
brandige Zerstörung durch die freie Mineralsäure fürchtete.
Eine gute Zahl meiner früheren Thierversuche mit Chinin wurde
vermittelst sauer reagirender subkutaner Einspritzungen angestellt, und
es bestand für mich seit lange kein Zweifel, dass dieser Weg zum Er¬
zielen einer sicheren und raschen Wirkung sehr gangbar sei. In neuester
Zeit wurde die Frage, wie sich der Mensch zu dieser Methode verhalte,
hier in Bonn von Ungar und seinen Schülern und von v. Fleischl in
Rom aufgenommen und so durchgeprüft, dass jetzt gut verwerthbare
11 *
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Resultate'vorliegen. l ) Der Kürze halber gehe ich auf die Entwickelung
der Einzelheiten nicht ein, sondern gebe nur das, was zur praktischen
weiteren Anregung und Yerwerthung dienen kann.
D oppeltsalz saures phinie (ftfeAfliumn bixu^rj^ticuni) ist das an-
zuwenaende JPräparat. Es besteht aus feinen, farblosen Krystallen, die in
weniger als ihrem eigenen Gewichte destillirten Wassers von Zimmerwärme
gut löslich sind und so eine sirupdicke hellgelbe Flüssigkeit geben.
Die Lösung reagirt stark sauer, macht aber merkwürdigerweise, an
nicht zu empfindlichen Stellen ein gespritzt, keinen Schmerz, keine Ent¬
zündung und wird rasch resorbirt. Als Vorbedingung für diese Erträglich¬
keit gilt, dass die Ei n spritz ung in das Unterhautzeilgewelje gemacht wird
und nicht in das Corium. Dieses darf nicht mehr als die feine Einstich¬
wunde haben. Meine Mahnung ist nicht überflüssig, denn die Erfahrung
lehrt, dass es Aerzte genug giebt, die beim Anstellen von Unterhaut¬
einspritzungen das Corium zerfleischen und sich dann wundern, dass die
Kranken Abszesse bekommen.
Betreffs der Dosirung gilt dasselbe wie von dem gebräuchlichen
salzsauren Chinin. Die Zusammensetzung von diesem ist C f <> H* 4 Nt
0 9 . HCl *+* 2H a O. Die Zusammensetzung des sauren Salzes ist C* 0
H-m Na 0*. 2HC1. Das Molekül des einen ist 396,5 und das des andern
397; beide enthalten also die fast ganz gleiche Menge des wasserfrei
gedachten Chinins.
Auf dem Marsche an heissen Tagen wäre vorräthig zu halten eine
absolut klare Lösung des Chininum bimuriaticum, die so angefertigt ist,
dass die Pravazsche Spritze des Arztes 0,25 des Chininsalzes enthält.
Diese Gabe wird dem Krankeneingespritzt und je nach Befund einige Mal
jwiederholt. Da die Alkaloidsalze in subkutaner Einspritzung stärker
'wirken als vom Magen aus (weil sie eben rascher aufgesaugt werden),
so würde vor dem Anstellen der 3. und 4. Einspritzung, bis genauere
Erfahrungen vorliegen, der Zustand der Athmung und des Herzens in
Betracht zu ziehen sein.
Man lasse sich die vorräthig auf den Marsch mitzunehmende Lösung
so anfertigen, wie ich es nach Maass und Gewicht ausprobirt habe:
Rp. Chinin. bimuriat._10, 0 solye in
i) H. Laubinger, Ueber subkutane Injektionen von Chininum bimuriaticum
bei Kenchbusten. Jahrbuch für Kinderheilkunde. 1895. XXXIX. 141. — Hier auch
die ältere Litteratur.
O. v. Fleisch 1, Ueber subkutane Chinininjektionen. Experimentelles und Er¬
fahrungen aus der Praxis. Fortschritte der Medizin. 1895. XIII. 145.
vitro epist. vitreo cl. ß. suo nom. — Bei der Lösung des Salzes in Wasser
wächst das Volumen so, dass gerade 40 ccm aus der Torstehenden
Wägung hervorgehen. Da man nun erwarten darf, dass jede gut konstruirte
Pravazsqfry fi ft fftp auf 1 qcm geaicht ist, so sind 0,25 des doppelt-
salzsauren Chinins in der gefüllten vorhanden,' also die jedesmalige
Gabe für den Hit^chtagkranken.
Das genannte Salz kann durch den Apotheker . von den vereinigten
Chininfabnken Zimmer u. Comp, in Fra nkfurt a. M. bezogen werden.
Ans dem Preisverzeichnisse vom letzten August ersehe ich, dass damals
100 g 6 Mk. 25 PfL kosteten. Ich habe das Präparat der genannten
Firma durch meinen chemischen Assistenten Dr. A. Kreutz untersuchen
lassen. Er fand einen Chlorgehalt von 17,4%, was dem der Formel
entsprechenden Gehalt von 17,8 nahe genug liegt.
Wenn es richtig ist, was ich überall lese, die beste Behandlung des
frischen Hitzschlages sei, dass der Körper mittelst starker Wärmeabfuhr
durch äussere Anwendung von Wasser abgekühlt werde, so muss ein
Herabsetzen der Wärme durch Einschranken der Wärmebildung von
innen heraus der Wärmeabfuhr wirksam entgegenkommen. Das Verringern
der Verbrennung in dem überhitzten Körper wird in den meisten Fällen
das Bequemere und das Erste sein können. Welche schlagenden Erfolge
das Chinin in dem Herabstimmen der Thätigkeit von Zellen aufweist,
lehren die gewöhnlichen Malariafieber, nur mit dem Unterschiede, dass
es hier die Schmarotzerzellen der Malariaamöbe sind, die das Chinin
binnen weniger Stunden so lähmt, dass ihre Fortpflanzung unmöglich
wird. 1 ) Im Hitzschlag haben wir es nicht mit Parasiten zu thun, sondern
mit den normalen Körperzellen, die im Zustande der Ueberhitzung
arbeiten. Die Berührung mit dem im Blute kreisenden Chinin mag wohl
geeignet sein, auch sie in ihrer Thätigkeit merkbar einzuschränken.
Der Versuch, das in der angegebenen Weise am Menschen vorsichtig
zu erproben, kann jedenfalls keinen Schaden stiften. Ueber den nach
Angabe englisch-indischer Aerzte zu erwartenden Nutzen wird das
Thermometer, das nach preussischer Vorschrift vom Arzte „auf grösseren
*) Vergl. darüber Deutsche medizinische Wochenschrift 1894, S. 122 oder
Centralblatt für die medizinische Wissenschaft 1894, S. 18. Die gleichlautende
Wirkung auf die Auswanderung der Leukocyten ist abermals in ausführlicher Arbeit
bestätigt worden von L. Schumacher in Dorpat, siehe Roberts Arbeiten des
Pharmakol. Instituts zu Dorpat. 1894, Bd. 10 S. 1—80, und zwar in dem von mir
erwiesenen Sinne, dass die betreffende Wirkung eine unmittelbar auf die genannten
Zellen gerichtete ist
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und anstrengenden Märschen in heisser Jahreszeit“ mitzuführen ist 1 ), bald
Aufschluss geben, abgesehen von der Besserung des Allgemeinbefindens
des Kranken. Nur wolle man beim Misslingen in Fällen allerschwerster
Art die Versuche nicht gleich aufgeben und verwerfen, wie das manche
Aerzte so gerne thun, um den überlegenen kritischen Geist zu doku¬
mentären. Es giebt bekanntlich auch Fälle von Malariafieber, welche
das darin sonst so souveräne Chinin nicht heilt oder auch nur bessert.
Referate und Kritiken.
Statistischer Sanitätsbericht über die Kaiserlich Deutsche
Marine für den Zeitraum vom 1. April 1891 bis 31. März 1893.
(Beilage zum Marineverordnungsblatt No. 23 für 1894.)
Der vorliegende Bericht erstreckt sich, wie die vier vorhergegangenen,
über einen zweijährigen Zeitraum und schliesst sich in seiner Anordnung
denselben an. Der I. Theil behandelt die Kränklichkeit, den Abgang
durch Dienstunbrauchbarkeit und Invalidität, sowie die Sterblichkeit im
Allgemeinen, der II. Theil die KrankheitsVerhältnisse auf den verschiedenen
Schiffsstationen im Auslande, in den heimischen Gewässern und bei den
Marinetheilen am Lande im Speziellen, und im III. Theil folgen tabellarische
Krankheitsübersichten.
Nachstehende Zusammenstellung (S. 167) ergiebt die wichtigsten
Zahlen der Krankenbewegung.
Der Gesammt-Krankenzugang zeigte gegen das Vorjahr im
1. Berichtjahre eine geringe Steigerung, um 17,1 °/ 00 , bedingt durch einen
um 49,4 °/oo gesteigerten Zugang an Bord, wogegen am Lande sogar eine
Abnahme um 17,7 %0 eingetreten war. An der Abnahme von 36,1 °loo
im 2. Berichtjahre waren sowohl die Schiffe — mit 29,7 %>o — als auch
die Marinetheile am Lande — mit 42,9 %> 0 — betheiligt. Seit 1879/80
hatte nur das Jahr 1888/89 einen geringeren Krankenzugang (882,4 °/oo)-
Die durchschnittliche Behandlungsdauer stellte sich überhaupt
in der Marine 1891/92 auf 12,3 und 1892/93 auf 14,1 Tage; dieselbe war
in beiden Berichtjahren an Bord um 0,1 bezw. 2,6 Tage länger als am
Lande. Die längste durchschnittliche Behandlungsdauer hatten im
1. Jahre die Schiffe in Westindien und Amerika (16,4 Tage), im 2. die¬
jenigen in der Südsee (20,9 Tage).
Der tägliche Krankenstand — im Ganzen 1891/92 34,0 %o
und 1892/93 34,3 °/oo — war an Bord um 5,7 bezw. 7,3 °/oo höher als am
*) Siebe Amtliches Beiblatt zu dieser Zeitschrift 1889, No. 10. — Der
darin ebenfalls vorgeschriebene Aether dürfte besser durch den offizineilen Essig¬
äther ersetzt werden. Der Aether geräth vielleicht bei den heissen Marschtemperaturen
ins Sieden (35° C.), der Essigäther nicht (75° C.), und der Essigäther wirkt, wenigstens
bei Thieren, entschieden besser und uugefahrlicher erregend als der Aether. Vergl.
die experimentelle Arbeit aus meinem Institute von P. Krautwig im Centralblatt
für klinische Medizin 1893, S. 393. — Auch darüber möge die Prüfung am Menschen
entscheiden.
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167
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Am Lande
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| 33,9
14,9
27,5
28,5
29,8
8,4
15,0
51,5
25,5
39,1
26,7
Lande. Am höchsten war er im 1. Jahre auf den Schiffen in Afrika
(72,6 %k>), im 2. auf denen in Ostasien (58,9 %o).
An Bord wurden 1891/92 im Durchschnitt 1,6 %>o und 1892/93 2,0 %o
der Iststärke auf Krankenkost täglich verpflegt.
Unter den allgemeinen Erkrankungen — 81,7 bezw. 54,9 %o —
waren eigentliche akute Infektionskrankheiten 34,1 bezw. 24,5 °/oo und
zwar auf den Schiffen im Auslande 148,9 bezw. 94,2 %o, auf denen in
der Heimath 10,9 bezw. 12,0 °/oo und am Lande 13,7 bezw. 8,0 %©♦ Im
1. Berichtjahre hatten die hierher gehörigen Erkrankungen im Vergleich
zum Vorjahre überhaupt in der Marine eine geringe Steigerung (um 1,7 %o),
im 2. eine Abnahme (um 9,6 o/oo) erfahren; an Bord im Auslande stand
einer Vermehrung um 89,1 %o im 1. Jahre eine Abnahme um 54,6 %o
im 2. Jahre gegenüber; am Lande trat in beiden Jahren eine Verminderung
am 9,1 bezw. 5,7, im Ganzen also um 14,8 %o ein. Am schwersten waren
auch in diesen beiden Jahren die Schiffe in Afrika (672,1 bezw. 183,7 %o)
betroffen, am leichtesten dies Mal die in Westindien und Amerika (8,6
bezw. 4,1 % 0 ). In beiden Jahren zeigten die allgemeinen Erkrankungen
gegen das Vorjahr eine Abnahme und zwar um 0,5 bezw. 26,8 %o. —
Von akuten Exanthemen kam Scharlach 39 mal an Bord der Schiffe
in der Heimath und 26 mal am Lande vor; ein Fall endete tödtlich. —
Von 48 Masernerkrankungen betrafen 13 die Schiffe und 35 die Marine¬
theile am Lande. — Rose wurde in je 21 Fällen auf den Schiffen und
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am Lande beobachtet. — Von acht mit je vier auf die Schiffe und die
Marinetheile am Lande sich vertheilenden Erkrankungen an Diphtherie
endeten zwei tödtlich. — An Unterleibstyphus erkrankten im Ganzen
36 Mann, davon 15 auf den Schiffen in der Heimath, 12 an Bord im
Auslande (sieben in Ostasien, drei im Mittelmeer, zwei in der Südsee)
und neun am Lande; auf jede der drei Gruppen entfallt ein Todesfall. —
Malariafieber (25,1 bezw. 18,4 %o) zeigten 1891/92 gegen das Vorjahr
eine Zunahme um 4,4 °/oo. Die erheblichste Zunahme hatten die Schiffe
im Auslande (um 83,8 °/oo) erfahren; einer Abnahme auf den Schiffen in
der Heimath um 5,4 °/m stand ein um 0,8 %<> erhöhter Zugang am Lande
gegenüber. Im 2. Berichtjahre zeigten die Malariafieber fast überall eine
Abnahme, am erheblichsten an Bord im Auslande — um 47,7 °/oo, ins-
gesammt um 6,7 °/oo. Am häufigsten waren die Erkrankungen in beiden
Berichtjahren in Afrika (657,8 bezw. 181,7 %o), am seltensten im 1. in
der Heimath (3,3 %o) im 2. in Amerika (1,0 °/oo). Von den insgesammt
771 Fällen endeten drei in Afrika tödtlich. — Von den 23 Erkrankungen
an Ruhr kam ein Fall am Lande, 22 auf den Schiffen im Auslande (10
in der Südsee, sieben in Afrika, drei in Ostasien und zwei in Amerika)
vor. — Die zwei Fälle asiatischer Cholera, je einer in Ostasien und
in der Südsee, endeten tödtlich, ebenso ein Fall epidemischer Genick¬
starre (am Lande).
Die Zahl der katarrhalischen Fieber war 1891/92 noch ziemlich
erheblich, 22,8 %©, bedingt durch vielfache Influenza-Erkrankungen; 1892/93
betrug sie nur 4,8 %o. — Akuter Gelenkrheumatismus war im
1. Berichtjahr am häufigsten auf den Schiffen in der Heimath (16,4 •/«•),
während auf denen im Auslande und am Lande die Erkrankungszahlen
fast gleich waren (13,8 bezw. 13,6 %o). 1892/93 machte sich überall eine
Steigerung bemerkbar, am stärksten auf den Schiffen in der Heimath,
um 4,8 %o (21,2 °/ 00 ), sodann auf denen im Auslande, um 4,1 °/oo (17,9 %©).
ein Fall (Heimath) endete tödtlich. — Skorbut wurde nur 1 mal 1892/93
in der Südsee beobachtet. — Hitzschlag trat im Ganzen in 25 Fällen
auf; von diesen betrafen 15 die Schiffe im Auslande, acht die in der
Heimath und zwei die Marinetheile am Lande.
Krankheiten der Athmungsorgane — 115,5 bezw. 93,6 %o —
waren am Lande und auf den Schiffen in der Heimath weit häufiger als
an Bord im Auslande. N
Krankheiten der Ernährungsorgane «— 143,1 bezw. 167,7 %*
— kamen in beiden Jahren bei Weitem überwiegend an Bord im Auslande
vor; besonders gilt dies für die akuten und chronischen Katarrhe der
Verdauungsorgane; dies Verhältnis steigert sich noch ganz beträchtlich
nach Abzug der Mandelentzündungen.
Der Zugang an venerischen Leiden belief sich 1891/92 auf 109,7 °/oo
(6,7 °/oo höher als im Vorjahre) und 1892/93 auf 105,1 °/©i>; am zahlreichsten
waren dieselben, wie in früheren Jahren, auf den Schiffen in Ostasien
(279,4 bezw. 367,2 °/oo), am wenigsten zahlreich bei der Ostseestation
(4,2 bezw. 5,9 °/oo).
Mechanische Verletzungen erlitten 1891/92 im Ganzen 193,6 e /oo
und 1892/93 187,8 °/ 0 o der Iststärke. Die schweren Verletzungen waren,
wie früher, an Bord häufiger als am Lande; von 177 Knochenbrüchen
und Verrenkungen kamen 119 an Bord und 58 am Lande, von 3294 Quet¬
schungen und Zerreissungen 2218 an Bord und 1076 am Lande in Zugang.
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Als dienstunbrauchbar kamen in beiden Jabren zusammen
847 Mann (23,7 %o) zur Entlassung, davon 465 (13,0 °/oo) sofort nach
der Einstellung oder innerhalb der nächsten drei Monate. Den häufigsten
Anlass zu Dienstunbrauchbarkeit gaben wieder die Leiden der Augen und
der Sehfähigkeit, dann folgten Krankheiten der Bewegungsorgane und
des Herzens, allgemeine Körperschwäche, Leiden des Gehörs.
Als halbinvalide wurden 113 Mann (3,2 %«) und als ganzinvalide
282 Mann (7,9 %o) entlassen. Vorwiegend waren die Ursache Leiden
der Bewegungsorgane bezw. des Herzens, Unterleibsbrücbe und Tuberkulose.
Die Invalidität war 193 mal durch äussere, 154 mal durch innere Dienst¬
beschädigung, 1 mal durch Verwundung im Gefecht und 47 mal durch
langjährige Dienstzeit' entstanden; in 125 Fällen wurden dieselbe als
zeitig, in 270 Fallen als dauernd ausgesprochen.
Die Sterblichkeit belief sich auf 112 Todesfälle (3,1 °/o© gegen
5.1 %o in den beiden Voijahren), von denen 70 (3,8 °/oo) auf die Schiffe
and 42 (2,4 %o) auf die Marinetheile am Lande entfielen. An Bord
starben durch Krankheit 32, durch Unglücksfall 35 und durch Selbstmord
drei Mann, an Land 31,7 bezw. vier Mann; die Sterblichkeit durch Un¬
glücksfall war somit an Bord erheblich grösser als am Lande. Die häufigste
Ursache für die Todesfälle durch Krankheit war Tuberkulose (22 mal),
Lungen- und Brustfellentzündung (15 mal), dann Pyämie, Abdominal¬
typhus und Malariafieber (je 3 mal). Sämmtliche durch Pyämie und
Malaria bedingten Todesfälle betrafen die Schiffe — Durch Selbstmord
endeten sieben Mann ihr Leben und zwar fünf durch Erschiessen und je einer
durch Ertränken bezw. Erhängen. — Durch Unglücksfall gingen 42 Mann
zu Grunde und zwar 22 durch Ertrinken, neun durch Sturz aus der Takelung
oder anderweitig, acht durch Verbrennung, zwei durch Vergiftung, einer
durch Erschiessen.
Aus dem II. Theile, welcher die speziellen Krankheitsverhältnisse auf
den einzelnen Schiffen und am Lande behandelt, kann nur das Wichtigste
im Auszuge wiedergegeben werden. Für die jüngeren Schiffsärzte werden
die vielfachen litterarischen Hinweise bei Besprechung der für die einzelnen
Stationen wichtigsten Krankheiten von grossem Werthe sein.
In Asien befanden sich zwei Kriegsschiffe, einschliesslich der Ablösungs-
dumpfer mit 508 — auf Zeit reduzirt 381 Mann Besatzung. Der Kranken¬
zugang betrug 1891/92 216 (1058,8 %*>) und 1892/9* 229 Mann (1293,8 %o),
von denen im Ganzen vier Mann (10,5 °/oo) starben (einer an Bord, drei
inLandlazarethen). — Unterleibstyphus wurde 2 mal auf „Wolf“, 5 mal
auf „Iltis“ beobachtet; ein mit doppelseitiger Lungenentzündung komplizirter
Fall endete tödtüch. — Wechselfieber gingen im Ganzan in 34 Fällen
(28 Neuerkrankungen) zu, sämmtlich intermittirenden Charakters. Auf
«Iltis“ trat 1891/92 zu gleicher Zeit mit 17 theils auf Shanghai, theils
auf Tschifu zurückzuführenden Neuerkrankungen eine grössere Anzahl
heftigerer Darmkatarrhe auf, welche der Berichterstatter als gleichfalls
von Malariainfektion berrührend ansieht. Ausserdem kamen Milzschmerzen,
Frösteln und Appetitlosigkeit zu jener Zeit bei einem grossen Theil der
Mannschaft vor, ohne dass in allen Fällen deutliche Milzvergrösserung
oder Temperatursteigerung nachzuweisen war. Zwei Nebenhodenent¬
zündungen zeigten tertiane Verschlimmerungen welche sich stets auf
Chinin besserten; in einem Falle von Tertianfieber trat 4 mal hinterein¬
ander mit dem Ansteigen der Temperatur eine Anschwellung des Neben¬
hodens bis zu Hühnereigrösse auf. Ferner wurden mehrere Fälle von
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Hüftweh und Furunkel auf Malariainfektion zurückgeführt. — Die ka¬
tarrhalische Form der Ruhr wurde 3 mal beobachtet; zwei Fälle verliefen
leicht, der dritte war mit Afterfissur und innerer Mastdarmfistel kom-
plizirt. — Ein Fall von asiatischer Cholera, (Infektionsort Shanghai)
endete nach elfstündiger Krankheitsdauer tödtlicb — Von drei katar¬
rhalischen Fiebern boten zwei (Infektionsort Shanghai, woselbst die
Grippe stark verbreitet war) das charakteristische Bild der epidemischen
Grippe mit stark ausgeprägten nervösen Erscheinungen^
In dem Marinelazareth zu Yokohama wurden im Ganzen
222 Mann mit 5654 Verpflegungstagen behandelt; von diesen stammten
105 von deutschen, zwei von österreichischen und drei von russischen
Kriegsschiffen; von den übrigen Kranken waren 29 Angehörige des
Deutschen Reiches, 23 Engländer, 11 Amerikaner, 5 Russen, 4 Italiener,
9 andere Europäer, endlich 31 Asiaten.
Die Südsee war mit zwei Kriegsschiffen besetzt, welche einschliesslich
der Ablösungsdampfer eine Besatzung von 650 — auf Zeit reduzirt 5 7 1 Mann
hatten. Im Ganzen wurden behandelt 1891/92 308 Mann (1019,9 °/©o)
und 1892/93 185 Mann (687,7 %o), von denen zwei in Landlazarethen
starben. — Abdominaltyphus wurde in zwei typischen Fällen (In¬
fektion sort Apia bezw. Auckland) beobachtet — Wechselfieber kam in
neun Fällen (5 Neuerkrankungen) zur Behandlung. Zwei schwere Erst¬
erkrankungen auf „Sperber“ stammten aus Finschhafen, wo kurz vor dem
Eintreffen des Schiffes eine sehr schwere Malariaepidemie geherrscht hatte,
welcher 17 Europäer, darunter auch der Arzt, zum Opfer gefallen waren.
Nur fünf Europäer waren am Leben geblieben; in der Folge wurde die
Station bis auf einen zurückgebliebenen Unterbeamten aufgehoben. — In
sieben Zugangsfallen von Ruhr wurde die Krankheit auf den unvorsichtigen
Genuss von Früchten zurückgeführt. — Von Cholera wurde in Batavia,
wo unter den Eingeborenen Cholerafälle vorgekommen waren, ein Mann
befallen, der bei seinem dienstlichen Aufenthalte an Land entgegen dem
strengen Verbot von einem einheimischen Händler Melonen gekauft und
diese gegessen hatte Am Abend desselben Tages setzte die Krankheit
ein, am nächsten Nachmittage verschied der Mann im Landlazareth. —
Grippe wurde in acht Fällen (Kiel fünf, Auckland einer, Apia zwei)
beobachtet; in allen Fällen waren die nervösen Symptome stark ausgeprägt.
— Von fünf Fällen von Blutarmuth verlief einer todtlich; zu den
Allgemeinerscheinungen gesellten sich bald Blutungen aus Zahnfleisch
' und Nase; die mikroskopische Untersuchung des hellrothen wässerigen
Blutes ergab Zerfall und Form Veränderungen der rothen Blutkörperchen;
der Tod erfolgte im Hospital zu Sydney an Herzschwäche. — Ein ver¬
einzelter Fall von Skorbut kam bei sonst gutem Gesundheitszustände
der übrigen Mannschaft und durchaus guten BeköstigungsVerhältnissen
auf „Bussard“ im Anschluss an eine dreitägige Arreststrafe zur Beobachtung.
— Unter vier Fällen von nervösem Herzklopfen ist einer insofern
von Interesse, als die Krankheit sich infolge Ueberanstrengung des Herzens
durch zweistündiges Tauchen im Suezkanal bei 39 c C Aussenternperatur
entwickelte; die Wirkung der Digitalis war nur vorübergehend. — In
21 Fällen von Entzündung der Leistendrüsen handelte es sich um kli¬
matischen Bubo, dessen Entstehung in allen Fällen auf Apia zurück¬
zuführen war, wo dieselbe Erkrankung auch unter den Samoanem
häufig vorkommt. Diese klimatischen Bubonen gehen nur selten zurück,
meist kommt es schnell zur Eiterung. — Die Erscheinungen einer beginnenden
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syphilitischen Lähmung (hochgradige Aufregung, heftiges Druck- und
Hitzegefühl im Kopfe, lallende Sprache, Abweichung der Zunge nach
rechts, Kribbeln in der rechten Zungenhälfte und im rechten Arm bis zu
den Fingerspitzen) bildeten sich unter Schmierkur und Jodkalium in
27 Tagen zurück. 1
Auf der amerikanischen Station befanden sich acht Kriegs¬
schiffe, deren Gesammtbesatzung einschliesslich des Ablösungsdampfers 3376
— auf Zeit reduzirt 2606 Mann betrug. 1891/92 gingen 1839 Kranke
(1132,4 °/oo), 1892/93 1124 Eiranke (1144,6 °/oo) zu, im Ganzen starben
6 Mann (2,3 %o). — In einem Falle von Masern musste die Infektion
trotz der alsdann ausserordentlich langen Inkubationszeit von 17 Tagen
auf Kiel zurückgeführt werden. — Unter acht Wechaelfiebererkran-
kungen waren drei auf Porto Grande zurückzufuhrende Neuerkrankungen
mit Entzündung der Leistendrüsen verbunden, welche zweimal eine
Eröffnung mit dem Messer erforderten. Eine gleiche Beobachtung ist im
Statistischen Sanitätsbericht für 1887/89, Seite 44 niedergelegt. — Von
zwei Fällen von Ruhr wurde der eine auf zu reichlichen Obstgenuss, der
andere auf den Genuss schlechten Wassers am Lande (Norfolk) zurück-
geführt — Sieben leichte Erkrankungen an Hitzschlag bei Heizern,
Schiffsjungen und einem Schiffskoch waren bedingt durch starke Hitze
in der Maschine bezw; grosse Sonnenhitze an Deck. An Schlagfluss,
wahrscheinlich infolge von Beratung eines syphilitisch erkrankten Gehira-
gefasses, starb ein Unteroffizier, welcher früher mehrfach an Syphilis be¬
handelt worden war. Ausserordentliche Kopfschmerzen, an welchen er
seit längerer Zeit litt, Hessen auf tertiäre Veränderungen im Gehirn
schliessen; dieser Verdacht wurde durch die günstige Wirkung anti-
syphilitischer Medikamente, besonders des Jodkali, verstärkt. Eines
Morgens meldete sich der Mann wieder wegen heftiger Kopfschmerzen
krank, legte sich in die Hängematte und wurde nach einigen Minuten
todt aufgefunden. Die Leichenöffnung musste aus äusseren Gründen
unterbleiben. — Von 175 akuten Darmkatarrhen entfallen 45 auf
„Arkona“, 77 auf „Moltke“; von letzteren gingen in Norfolk 24 zu, ohne
Zweifel bedingt durch den Genuss des dortigen schlechten Wassers. Eine
nicht ganz aufgeklärte, nur die Mitglieder der Offiziermesse und deren
Stewards betreffende Massenerkrankung von 20 Fällen auf „Gneisenan“
ist der Berichterstatter geneigt auf eine Fleischvergiftung bezw. auf den
Genuss durch verdorbenes Fleisch verunreinigten Eises zurückzuführen:
in zwei Tagen trat überall Genesung ein. — Unter 408 (156,5 %o)
Quetschungen war eine Zerreissung der Harnröhre dadurch ent¬
standen, dass der Mann bei stark schlingerndem Schiff, rittlings auf eine
eiserne Reelingstütze zu sitzen kam: boutonniere, Einlegen eines Katheters,
völlige Heilung. — Von 21 (8,1 °/oo) Knochenbrüchen betrafen drei den
Schädel; in einem Falle (Sturz aus der Takelung an Deck) erfolgte der
Tod sofort, die anderen wurden völlig wiederhergestellt. — Ein Mann
erlitt durch ein chilenisches Messer (durch ihre Grösse und Schärfe aus¬
gezeichnet) in der Magengegend eine Stichwunde; das vorgefallene Netz
mit den Händen zurückhaltend, begab er sich in eine nahegelegene Wirth-
schaft, wo er zunächst von einem chilenischen Arzte verbunden wurde.
Im Landhospital wurde dann das stark beschmutzte Netz abgetragen, der
Stampf unterbunden und in die Bauchhöhle versenkt, Heilung in
30 Tagen.
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Im Mittelmeer hatten zwei Schiffe eine Besatzung von 448 Mann.
Der Krankenzugang betrug 1891/92 63 Mann (1016,1 °/ 0 o), 1892/93
460 Mann (1191,7 %o); im Ganzen starb ein Mann (2,2 °/oo)» — Von drei
Typhusfällen erfolgte je einmal die Ansteckung in Constantinopel bezw.
Neufahrwasser; im 3. Falle, wiederum den Schinsarzt der „Loreley“ be¬
treffend, war der Infektionsort nicht bestimmt nachzuweisen. Genesung
trat in allen Fällen ein, ein Mal nach Ueberstehen eines wohl ch&rak-
terisirten Rezidivs. — Unter 16 Erkrankungen an Malaria waren neun
Neuerkrankungen (acht Therapia, einer goldenes Horn). — Eine tödtliche
Vergiftung mit arseniger Säure kam dadurch zu Stande, dass ein
Mann, um die Krankmeldung zu vermeiden, sich an Land gegen Fieber¬
rückfälle Arsenikpillen und Fowlersche Lösung verschafft hatte. An zwei
aufein anderfolgenaen Tagen hatte er jedes Mal ausser 0,3 g der Lösung
in den Pillen noch 0,025 g acidi arsenicosi und 0,15 g acidi carbolici
crystallisati zu sich genommen. — An Denguefieber, dössen Inkuba¬
tionszeit nach den während der grossen Dengueepidemie 1889/90 in
Konstantinopel gemachten Erfahrungen ein bis vier Tage beträgt, erkrankte
der Schiffsarzt von „Loreley“. Als Ansteckungsorte kamen Piräus und
Syra in Betracht, welche Orte das Schiff 48 bezw. 24 Stunden vor Aus¬
bruch der Krankheit verlassen hatte. Zu den All gemein-Erscheinungen
traten am zweiten Tage Beschwerden von Seiten des Magen-Darmkanals,
Erythem des Gesichts, Steigerung der Temperatur bis auf 39 ° C. und
Schmerzen in den Handgelenken, von denen das rechte stark anschwoll.
Ein allmählich über den ganzen Körper sich ausbreitender Ausschlag von
rothen, linsen- bis zehn pfennigstückgrossen, die Hautoberfläche wenig
überragenden Flecken verschwand vom 6. Tage ab mit dem Aufhören
des Fiebers ohne Abschuppung binnen drei Tagen. Erst am 11. Tage
waren die Gelenkschmerzen (seit dem 5. Tage auch in den Fussgelenkeo)
verschwunden. Die Behandlung war rein abwartend.
Auf der afrikanischen Station befanden sich auf längere bezw.
kürzere Zeit acht Kriegsschiffe, welche einschliesslich der verschiedenen
Ablösungsdampfer mit 3011 — auf Zeit reduzirt mit 1963 Mann besetzt
waren, der grössere Theil der Schiffe war an der Ostküste stationirt. Der
Gesammtkrankenzugang betrug an der Westküste im ersten Jahr 443 Manu
(1808 o)t im zweiten Jahre ^90 M&dd (1043,2 ^/oo), an der Ostkuste 515
(2119,3 °/oo) bezw. 1763 Mann (1196,6 °/oo). Im Ganzen starben neun Mann
(4,6 %o) und zwar fünf durch Krankheit, einer durch Selbstmord, drei
durch Unglücksfall. — Drei Fälle von Diphtherie, sämmtlich zwar mit
Nierenentzündung komplizirt aber in Genesung übergebend, kamen an der
Ostküste in Zugang. — Die Zahl der Malarialeiden verhielt sich in
Westafrika in den beiden Berichtjahren etwa wie 3:1 (559,2 °/oo : 176,3•/<»);
wiederum entfielen die meisten Erkrankungen auf die Uebergangszeit
von der trocknen zur nassen beziehungsweise von der nassen zur
trocknen Jahreszeit. Von 143 Fällen auf den stationären Schiffen
waren 97 Neuerkrankungen; in 43 der letzteren Fälle trat die Erkrankung
im Anschluss an Boots- oder kleinere Landungsexpeditionen auf. Wo
sich dies ermitteln Hess, betrug die Inkubationsdauer zwischen 6 und
24 Tagen. Der Krankheitsverlauf war im Allgemeinen leicht An
Komplikationen wurden beobachtet: Nasenbluten, Bronchialkatarrh, Leber¬
entzündung sowie motorische Störungen leichterer und schwererer Art,
letztere in einem Falle mit krampfhaftem Weinen verbunden. Ein leichter
Fall von Schwarzwasserfieber wurde auf Kamerun zurückgeführt Rück-
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falle waren im Ganzen selten, zu den Neuerkrankungen im Verhältnis»
yon 0,7:1 (1891/92) bezw. 0,13:1 (1892/93). Wiederum wurde die
schon früher gemachte Beobachtung bestätigt, dass die Kamerun-Malaria
verhältnissmässig selten zu erheblichen Milzschwellungen führt. Die
Gutartigkeit fast sämmtlicber Fälle in diesem Berichtzeitraum sowie difc
geringe Zahl von Erkrankungen im Anschluss an eine im Aboflusse zur
ungünstigen Jahreszeit (Oktober) und unter bedeutenden Gefechts-
Strapazen unternommene 36stündige Expedition (28,8 % gegenüber 50 %
mit 2,8 % Todesfällen bei einer ähnlichen Expedition 1887) lässt den
Schluss gerechtfertigt erscheinen, dass in den berüchtigten Fieberherden
des Kamerun flu ssgebietes starke Schwankungen in der Giftigkeit des
Malariavirus Vorkommen. — An der Ostküste erkrankten an Malaria
1891/92 184 Mann (757,2 o/oo), 1892/93 216 Mann (180,5 %o); auf den
beiden Stationären betrugen die Zahlen für „Möwe“ 581,4 bezw. 524,2 % 0 ,
für „Schwalbe“ 991,2 %o bezw. 646,0 %>o. Entsprechend den Erfahrungen
der am Lande wohnenden Europäer fallen die meisten Fiebererkrankungen
in die im Allgemeinen von April bis Juni dauernde grosse Regenzeit.
Interessante Beobachtungen wurden in Bezug auf relative Immunität
länger auf der Station befindlicher Leute gemacht. Die Inkubationsdauer
wird im Allgemeinen auf 6 bis 20 Tage angegeben. Der Verlauf war,
wie an der Westküste, zumeist leicht; reine Intermittenten waren, ent¬
gegen den an Land bei Europäern gemachten Beobachtungen, verhältniss¬
mässig häufig. Von acht Leuten, welche brackiges Wasser aus einem
von den Eingeborenen als Fieberbrunnen bezeichneten Brunnen genossen
hatten und sämmtlich, der erste schon nach 36 Stunden, schwer erkrankten,
starben 2, der eine bei 43 ° C. im Koma, der andere in der Rekonvaleszenz
am 25. Tage unter allgemeinen Muskelkrämpfen infolge Herzlähmung.
Zweimal wurden klonische Krämpfe des Zwerchfells beobachtet, die mit
Wadenmuskelkrämpfen verbunden . bezw. von hauptsächlich Nachts auf-
treten Angstzuständen gefolgt waren; einmal trat für 24 Stunden völlige
Aphasie ein; in einem weiteren Falle bestanden echte psychische Ver¬
wirrungszustände. An Mitkrankheiten von Malaria wurden ferner noch
beobachtet Luftröhren- bezw. Bronchialkatarrh, Brustfellentzündung,
Magen-Darmkatarrh, Ruhr, Malariabubonen, Muskelabszess und beider¬
seitige Hodenentzündung. Ein dritter todtlich verlaufender Fall betraf
einen durch Alkoholmissbrauch und Morphiumgenuss widerstandslosen
Kranken. Milzschwellung war fast in allen Fällen mit Sicherheit nach¬
weisbar. Die Rückfalle verhielten sich zu den Neuerkrankungen wie
0,4:1,0. Die Behandlung bestand im Wesentlichen in Verabreichung
von kräftiger Diät und Cninin; Antipyrin (auf „Sophie“ ein schwerer
Kollaps nach insgesammt 2,0 g) wurde an der Ostküste selten, häufiger
an der Westküste zum Herabdrücken übermässig hoher Temperaturen
bezw. Milderung sehr heftiger Kopfschmerzen gegeben. Wenn hohe
Temperaturen bedrohlich lange oder plötzlich abnorm hoch auftraten,
wurden auf „Moewe“ mit Erfolg kühle Darmeingiessungen oder kalte
Bader verabfolgt. Versuche mit Phenocoll wurden sehr bald eingestellt,
da schon nach 4 g als Tagesgabe schwarzer Harn und Kollapszustände
auftraten. Von der prophylaktischen Darreichungvon Fowlerscher Lösung
wurde auf „Habicht“ kein Erfolg, auf „Alexandrine“ ein zweifelhafter
gesehen; auf „Möwe“ erkrankten trotz des bei Rückkehr von Land
verabfolgten Chininschnapses (0,2 g chin. hydrochl.) sämmtliche so Be¬
handelten. Von den an der Expedition im Aboflusse betheiligten Leuten
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erhielt die Mannschaft von „Hyäne“ vom 10. Tage, vom Beginn der
Expedition ab gerechnet an jedem 2. Tage 1 g Chinin, im Ganzen bis
zum 22. Tage 6 g; die Leute von „Habicht“ erhielten keins; von ersterer
Gruppe erkrankten 10,5 %, von letzterer 37,5 °/o. Dieser Versuch ist
jedoch insofern nicht völlig ein wandsfrei, als die „Habicht“-J-eute in jener
regnerischen Nacht sehr viel ungünstiger (in den Booten) untergebracht
waren als das Landungskorps von „Hyäne“ (Negerhütten). — An Ruhr
wurden, abgesehen von vier als Mitkrankheit von Wechselfieber be¬
obachteten Fällen, sieben Mann behandelt. — Von insgesammt 32 Fällen
von katarrhalischem Fieber bezw. Grippe kamen 13 Fälle epidemisch
auf „Möwe“ vor; ein Regierungsbeamter hatte sich auf einem Postdampfer
infizirt und übertrug nun die Krankheit weiter auf das genannte Schiff.
— Infolge Hitzschlages (im Ganzen sechs Fälle) musste ein Offizier
in die Heimath zurück gesandt werden.
In den heimatblichen Gewässern befand sich eine grosse Anzahl
von Schiffen in Dienst; die Besatzung derselben betrug 20795 — auf
Zeit reduzirt 12555. Es wurden behandelt 1891/92 4859 Mann (791,1 %o)
und 1892/93 4726 Mann (736,9 %o), von denen im Ganzen 48 (3,8 %o)
starben und zwar 19 durch Krankheit, 27 durch Unglücksfall (davon
durch Ertrinken 11, infolge Brandwunden acht, in der Chloroform-
Narkose einer) und zwei durch Selbstmord. Am häufigsten waren
wiederum in beiden Jahren mechanische Verletzungen, dann folgten
Eirankheiten der Ernährungsorgane und solche der äusseren Bedeckungen.
— Von Scharlach wurde in einem Falle Ansteckung durch eine gesunde
Mittelsperson beobachtet.
Die Durchschnittsstärke der Marinetheile am Lande betrug 1891/92
8175 und 1892/93 9077 Mann. Im Ganzen wurden behandelt im ersten
Berichtjahr 7531 Mann (921,2 %o) und im zweiten 7972 (878,3 °/©o); im
Vergleich zum Vorjahre hatte der Krankenzugang 1891/92 um 17,7 %o,
1892/83 um weitere 42,9 %o abgenommen; derselbe war bei der Ostsee-
Station um 95,1 bezw. 131,0 %o höher als bei der Nordsee-Station. Der
Abgang durch Tod betrug in beiden Jahren 42 Mann (2,4 %<>)* von denen
31 durch Krankheit, sieben durch Unglücksfall (sechsmal durch Ertrinken)
und vier durch Selbstmord starben. — Allgemeine Erkrankungen
waren in beiden Jahren auf der Nordsee-Station (54,5 bezw. 36,7 %©) bei
Weitem häufiger als auf der Ostsee-Station (42,1 bezw. 24,0 %o). — Von
neun Typhusfallen war zweimal die Infektion im Lazareth bei der
Pflege eines Typhuskranken erfolgt. — Von Wechselfieber werden nur
drei Neuerkranknngen auf Wilhelmshaven zurückgefuhrt. Wie sehr sich
dort die Verhältnisse nach dieser Richtung hin gebessert haben, erhellt
am besten daraus, dass bei den stationären Marinetheilen (Matrosen-
Artillerie und See-Bataillon) überhaupt keine Erkrankungen an Wechsel¬
fieber in den zwei Jahren vorgekommen sind. Die in Wilhelmshaven
ausgeführte Untersuchung des Blutes (Infektionsort vorsugsweise Kamerun
und Zanzibar) brachte vier verschiedene Formen bezw. Kombinationen
von Blutparasiten zur Anschauung. Im Gefolge einer schweren Malaria¬
erkrankung entwickelte sich in einem Falle Melancholie, in einem zweiten
Falle linksseitiges Hüftweh. — Bezüglich der Krankheiten der
Athmungsorgane bestätigt auch dieser Bericht, dass das Klima der
Nordsee-Station günstiger als das der Ostsee-Station ist; es erkrankten
1891/93 auf der Ostsee-Station an Katarrhen der Luftwege 128,8 %x>, an
Lungenentzündung 12,9 °/oo, an Brustfellentzündung 8,2 %o; für die
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Nordsee-Station sind die entsprechenden Zahlen 113,1 bezw. 3,1 bezw. 4,4 %o.
— Fnrnnkel waren wiederum bei der Marine-Infanterie (speziell am
Halse bezw. Nacken) bei Weitem häufiger als bei den anderen Marine¬
theilen. — Die Gesammtzahl der bei den Marinetheilen am Lande aus¬
schliesslich mit Thierlymphe vorgenommenen Wiederimpfungen betrug
1891/92 5021 und 1892/93 6282; 828,1 bezw. 830,9 %o wurden mit Erfolg
geimpft. _ Brunhoff.
Hausenblas: Der Sanitätsdienst bei einer Infanterie-Trupp en-
Division. Streffleurs Oesterreichische militärische Zeitschrift, Wien 1894.
Hausenblas (Oberstlieutenant im k. uud k. Generalstabskorps) be¬
zweckt mit seiner voranstehenden Arbeit, den Dienstbetrieb bei einer
Dirision8-Sanitäts-Anstalt im Kantonnement, auf dem Marsche, während
und nach dem Gefechte an einem konkreten Beispiele zur Durchführung
und Besprechung zu bringen unter Berücksichtigung der in den ver¬
schiedenen Dienstbüchern und Vorschriften enthaltenen Bestimmungen
über den Sanitätsdienst bei der Armee im Felde.
Hierbei wird die Thätigkeit des gesammten Sanitätspersonals einer
Infanterie-Truppen-Division und der Sanitäts-Formationen derselben ein¬
schliesslich eines derselben zugetheilten Feldspitals am Abende vor einem
Gefechtstage und an diesem selbst, — das siegreiche Vorgehen der
Division vorausgesetzt —- von Stunde zu Stunde, von einer Gefechtsphase
zur anderen bis in alle Einzelheiten mit grösster Genauigkeit verfolgt
und das Ineinandergreifen der hierbei betheiligten Organe sowie die
nothwendige Befehlsgebung der leitenden Aerzte und Offiziere ganz be¬
sonders berücksichtigt.
Eine Inhaltsangabe vorstehender Arbeit ist nicht gut möglich;
diese muss vielmehr selbst mit der beigegebenen Karte und an der Hand
der einschlägigen Dienstbücher genauestens verfolgt werden und dürfte
auch — wenngleich zunächst * für Österreich-ungarische Verhältnisse
geschrieben — für die Aerzte anderer Armeen von grossem Interesse
sein. Es wird aus dieser ganz ausgezeichneten Arbeit ersichtlich, wie
schwer und verantwortungsvoll der Dienst der Aerzte während und nach
einem Gefechte ist, und dass es, dringend nothwendig erscheint, die
Aerzte und das übrige Sanitätspersonal schon im Frieaen mit diesem
Dienste genauestens vertraut zu machen. Die Verantwortlichkeit der
Aerzte der Österreich-ungarischen Armee ist gegenwärtig um so grösser,
als sie auch im Felde Kommandanten der Sanitäts-Anstalten sind und
zu beweisen haben werden, dass sie hinreichend geschult sind, um auch
als Kommandanten fungiren zu können.
Verfasser knüpft an seine Arbeit folgende Schlussbemerkungen: Die
Eintheilung der Aerzte der Truppen zu den Hülfs- und Verbandplätzen
ist stets mit Berücksichtigung der taktischen Gruppirung der Division
für den Vormarsch zu treffen. Bei jedem Truppenkörper sollte auch im
Gefechte ein Theil der Aerzte verbleiben, um provisorische Hülfsplätze
zu bilden; noch besser wäre es, an Stelle der beiden bisherigen Brigade-
Hülfsplätze Regiments-Hülfsplätze (analog den deutschen Truppen-Verband¬
plätzen) zu bilden. Die Aerzte der Fusstruppen, die im Frieden selten
Gelegenheit zum Reiten haben, daher im Kriege zu Pferde nur mit
grosser physischer Anstrengung fortkommen, sollten im Kriege auf leichten,
einspännigen Wagen fahren. Zum Verwundeten-Transport wären nicht
requirirte Fuhrwerke der Landesbewohner, sondern die Proviantwagen
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der Truppen und die leeren Wagen der Verpflegungs-Staffeln zu ver¬
wenden. Die Blessirten-Transport-Kolonnen der Feldspitäler sollten an
Gefechtstagen nebst einer Sektion des Feldspitals mit dem Gefecktstr&in
der Division marschiren. Der Stand der Feldsanitätsabtheilung der
Divisions-Sanitäts-Anstalt wäre an Offizieren, Unteroffizieren und Mann¬
schaft zu vermehren und der Verbandplatz in zwei Sektionen theilbar
zu machen. Schliesslich wären der Kavallerie berittene Blessirtenträger
beizugeben. Kirchenberger.
Freiherr v. Reitzenstein (Freiburg i. B.): Ueber Anstalten zur
Verleihung von Krankenpflege-Geräthschaften. Deutsche
medizinische Wochenschrift 1895, No. 6.
Verfasser plaidirt für die Errichtung von Krankenmobilien-Magazinen
in den grosseren Städten, aus welchen unbemittelten Eiranken die zu
ihrer Pflege und Behandlung nothwendigen Gerätschaften, als Bade¬
wannen, Irrigatoren, Thermometer, Bettstücke, Lagerungsapparate,
Tragen. Sitzgeräthe, Fahrstühle, Eisbeutel, Stechbecken, wasserdichte
Unterlagen, Bettwäsche u. s. w. unentgeltlich oder gegen geringe Ent¬
schädigung geliehen werden können. Als Muster werden die in der
Schweiz bereits bestehenden Magazine dieser Art beschrieben, insbesondere
das Krankenmobilien-Magazin der Stadt Zürich, die älteste und grösste
Anstalt dieser Art, welche aus freiwilligen Beiträgen und Liebesgaben
hervorgiug. Die segensreiche Wirksamkeit und die Erfolge dieser Anstalt
fanden in der Schweiz bald Nachahmung. Im Jahre 1885 bestanden
18 derartige Anstalten. Im Jahre 1890 waren bereits 95 Gemeinden mit
einem solchen Magazin versehen.
Nachdem 1883 Dr. Beck (Bern) auf der Naturforscherversammlung
in Freiburg schon mit dem Vorschläge zur allgemeinen Einführung solcher
Magazine hervorgetreten war, aber nur eine kühle Aufnahme damit ge¬
funden hatte, ist neuerdings wieder Medizinalrath Dr. Roth in seiner
Schrift „Armenfürsorge und Armenkrankenpflege“ (Berlin, 1893) mit
Wärme für die Errichtung von Krankenmobilien Magazinen eingetreten.
A. Hiller (Breslau).
C. Weibgen (Berlin): Zur Diphtheriebehandlung. Aus der
chirurgischen Abtheilung des Krankenhauses am Friedrichshain. Deutsche
medizinische Wochenschrift, 1894, No. 29.
Im Februar und März D94 wurden auf oben genannter Abtheilung
65 diphtheriekranke Kinder im Alter von 1 bis 12 Jahren mit Diphtherie¬
heilserum behandelt, mit dem Resultat von 7*2 °/ 0 Heilungen. Von
16 tracheotomirteu Kindern wurden 7 = 44 % geheilt.
Weibgen schreibt das günstige Ergebniss noch nicht dem Heilserum
zu. Dazu sind die Zahlen noch zu klein und die Beobachtungszeit im
Jahre zu kurz. Auch zeigte die Epidemie um jene Zeit in der Stadt
einen ausgesprochenen leichten Charakter. Ein Vergleich mit zwei gleich
günstigen Monaten der früheren Jahre ergab in der That Überraschend
ähnliche Heilerfolge, nämlich 74 % bezw. 62 und 65 %>, ja bei den
operirten Kiudern sogar noch bessere Heilungserfolge (56 %, 62 %>, 52°/o).
Ueberhaupt ist innerhalb der letzten 14 Jahre (1880 bis 1894) im Kranken¬
haus Friedrichshain die jährliche Heilungsziffer bei der Diphtheritis
allmählich mehr und mehr gestiegen, von 44 % bis auf durchschnittlich
62 %, bei den tracheotomirten Kindern von 21 % auf 43 %. Je früher
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die Kinder nach Beginn der Erkrankung in die Anstalt kamen, desto
grösser war die Aussicht auf Heilung. So betrug z. B. in den letzten
drei Jahren die Heilungsziffer bei Beginn der Behandlung innerhalb der
ersten 36 Stunden 70 °/<^ am 3. Tage 64 %, am 4. Tage 57 %, am
5. Tage 54 •/<>, am 6. Tage 38 %• — Die in den letzten 14 Jahren ge¬
machten ärztlichen Erfahrungen auf der chirurgischen Abtheilung haben,
wie Weibgen ausfuhrt, von einer spezifischen Behandlung der Diphtheritis
ganz abkommen lassen und allmählich einer Therapie zugefuhrt, welche
in hygienisch diätetischen Maassnahmen ihr vornehmstes Ziel hat.
A. Hi 11 er (Breslau).
Richter (Kreis-Physikus, Marienburg): Diphtheritis-Epidemie be¬
kämpft mit Behrings Heilserum. Deutsche medizinische Wochen¬
schrift 1895, No. 7.
Während einer Epidemie in Mielenz und Wernersdorf—Schönau,
welche vorzugsweise die Schulkinder befiel, wurden auf Kreiskosten sechs
Heil- und 72 Schutzimpfungen mit Höchster Serum ausgefuhrt.
Heilgeimpft wurden nur die schwersten Fälle, bei welchen eine unmittel¬
bare Lebensgefahr vorzuliegen schien; alle sechs Kinder genasen. Die
Schutzimpfung hatte den Erfolg, dass die Seuche alsbald zum Stehen
kam. Ausser Nesselausschlag bei acht Kindern wurden gesundheitliche
Störungen von den Schutzimpfungen nicht beobachtet. Keines dieser
72 Kinder erkrankte während der Epidemie an Diphtheritis.
Dagegen erkrankten neun Wochen später sieben von diesen Kindern
bei erneuter Einschleppung der Krankheit an leichter Diphtheritis.
Der absolute Impfschutz hatte also nur neun Wochen gedauert. — Verf.
bedauert, dass der ungewöhnlich hohe Preis des Mittels die wirksame
Anwendung desselben zur Unterdrückung der Seuche in befallenen Ort¬
schaften meistens unmöglich mache. A. Hi 11 er (Breslau).
O.Treymann (Frankfurta.O.): EinFallvon akuter hämorrhagischer
Nephritis nach Anwendung des Behringschen Diphtherie¬
heilserums. Deutsche medizinische Wochenschrift 1894, No. 51.,
J. Schwalbe (Berlin): Akute hämorrhagische Nephritis bei
Diphtherie (ohne Serumbehandlung). Ebenda.
Treymann theilt einen Fall mit, in welchem bei einem dreijährigen
Knaben mit mittelschwerer, langsam verlaufender Diphtherie, nachdem am
4., 5. und 11. Krankheitstage je eine Injektion von Höchster Heilserum
No. H, HI und I gemacht worden war, am 13. Krankheitstage eine
akute hämorrhagische Nierenentzündung auftrat, welche nach vier Tagen
in Genesung endete.
Der hier naheliegenden Deutung, dass diese Komplikation durch die
Seruminjektion hervorgerufen sei, tritt Schwalbe entgegen mit dem
Hinweise, dass die akute hämorrhagische Nephritis, wenn auch höchst
selten, ohne Serumeinwirkung bei der Diphtherie auftreten könne, wovon
er einen Fall im Städtischen Krankenhause am Friedrichshain im
Jahre 1890 beobachtete und hier mittheilt In der That deckt sich die
Krankheitsgeschichte fast in allen Einzelheiten (plötzliches Auftreten in
der Rekonvalescenz hämorrhagischer, Charakter der Nierenaffektion, kurzer
gutartiger Yerlauf derselben) vollständig mit der Treymannschen.
Schwalbe macht noch darauf aufmerksam, wie sich gegenwärtig dieselbe
Erscheinung in der Litteratur wiederhole, wie vor einigen Jahren bei
Milittrintliche Zeitschrift. 1895 . 12
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Gelegenheit der Tuberkulin-Injektionen, nämlich dass man eine ganze
Anzahl von Komplikationen und Nachkrankheiten dem Diphtherieheil¬
serum zur Last legt, welche dem Krankheitsbilde der Diphtherie an sich
angehören und als mehr oder weniger häufige Vorkommnisse bei derselben
längst bekannt sind. A. Hi 11 er (Breslau).
C. Goebel (Hamburg): Diphtherierezidiv bei Behandlung mit
Behrings Heilserum. (Chirurgische Abtheilung des Neuen Allgemeinen
Krankenhauses.) Deutsche medizinische Wochenschrift, 1895, No. 2.
Fünf Wochen nach der Behandlung der ersten sehr schweren Er¬
krankung mit 1500 J. u. E. (Höchster Serum No. III), am zweiten
Krankheitstage injizirt, trat bei einem zweijährigen Knaben eine neue
Rachendiphtherie auf, welche auch bakteriologisch als solche festgestellt
und durcn zwei neue Injektionen von Serum No. II und I geheilt wurde.
In einem zweiten, anhangsweise mitgetheilten Falle trat ebenfalls
vier Wochen nach der Injektion von 1000 J. — E. (No. H) am vierten
Krankheitstage ein leicht verlaufendes Rezidiv auf.
A. Hill er (Breslau).
Fürbringer (Berlin); Die neuesten experimentellen Grundlagen
der Händedesinfektion. Deutsche medizinische Wochenschrift,
1895, No. 3.
Fürbringer hatte vor Jahren in einer Schrift (Wiesbaden, 1888) auf
Grund bakteriologischer Versuche folgendes Verfahren ^empfohlen: Be¬
arbeitung der Hände je eine Minute lang mit Seifenwasser, alsdann
mit Alkohol (als fettlösendem Mittel) und nachher mit Sublimatlösung
von 2 °/oo oder mit Karbollösung von 3 %• — Neuerdings hat nun
E. A. Re in icke (Centralblatt für Gynäkol. 1894, No. 47) durch eine
grössere Anzahl von Versuchen (Abimpfung aus dem Unternagelraum) ge¬
funden, dass man durch Alkohol ganz allein schon die Hände keimfrei
machen und die bisher gebräuchlichen Antiseptika dabei vollständig
entbehren kann. Selbst Bearbeitung der infizirten Hände während fünf
Miiyiten mit Alkohol allein, ohne vorheriges Waschen mit Seife und
Wasser, ergab eine nahezu sichere „Schnelldesinfektion“. Fürbringer
kann, als Vater der Methode, die ausgezeichneten Leistungen des Alkohols
bei der Händedesinfektion zwar voll bestätigen, hält jedoch, da dem
Alkohol mehr eine lösende und mechanisch abschwemmende Wirkung zu¬
komme, seine bakterizide Kraft aber keine bedeutende sei, die nach¬
trägliche Anwendung eines starken Antiseptikums immer noch für nützlich.
Jedenfalls ist die Gepflogenheit mancher Chirurgen, sich vor den Opera¬
tionen auf das Bürsten der Hände mit Seife und Wasser zu beschränken,
unzulänglich. Beachtenswerth ist der Vorschlag Reinickes, die Bürste,
welche bisweilen schmerzhafte Rhagaden und Exkoriationen veranlasst,
durch Loofahsch wämme zu ersetzen. A. Hi Iler (Breslau).
H. Oppenheim (Berlin): Die Prognose der akuten, nicht eitrigen
Encephalitis. Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, No. 6.
Durch die Beobachtungen Wernickes (1881), welche seitdem
mannigfach bestätigt worden sind, steht es fest, dass es eine akute
hämorrhagische Hirnentzündung giebt, welche vom Boden des III. Ventrikels
durch die Wandungen des Aquaeductus Sylvii bis in die IV. Himkammer
und eventuell darüber hinaus sich erstreckt, eine Hirnentzündung, welcher
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«in gut charakterisirtes Symptomenbild entspricht Etwas abweichend
in klinischer und anatomischer Beziehung ist die von Strümpell
(1890/91), Leichtenstern u. A. neuerdings beschriebene Form der
akuten Encephalitis. — In der Aetiologie spielen vor Allem der
chronische Alkoholismus und infektiöse fcrankheitsprozesse,
besonders Influenza, epidemische Cerebrospinal-Meningitis, Endocarditis
ulcerosa und auch'das Puerperium eine Rolle. — Nach der Akuität seiner
Entwickelung und seines Verlaufs und dem bedrohlichen Charakter seiner
Erscheinungen muss das Hirnleiden als eines der schwersten bezeichnet
werden. Gleichwohl ist die Prognose der Krankheit, wie sie durch
Mittheilung sechs eigener Beobachtungen mit Ausgang in Heilung be¬
stätigt wird, durchaus nicht ungünstig; vielmehr ist das Leiden, im
Gegensatz zur Mehrzahl der anderen Hirnkrankheiten, einer vollständigen
Rückbildung fähig. ______ A. Hill er (Breslau).
Villaret, Oberstabsarzt. Gesundheitsschädigende Einflüsse beim
Gewerbebetriebe. — Sonderabdruck aus dem Handbuch der prak¬
tischen Gewerbehygiene von Dr. Albrecht. — Berlin 1894.
Robert Oppenheim.
Villaret behandelt die gesundheitsschädigenden Einflüsse beim Ge¬
werbebetriebe in der Art, dass nicht nur der Arzt, sondern auch der
f ebildete Nichtmediziner den Zusammenhang zwischen den hier in Frage
ommenden Ursachen und Wirkungen begreifen kann; er geht deshalb
an einzelnen Stellen auf den Bau und die Lebensäusserung des menschlichen
Organismus ein, um das Verständniss schädigender Einflüsse auch dem
Laien zu ermöglichen.
Alle Arbeiter werden von gewissen Gefahren bedroht, die lediglich
aus ihrer Umgebung herrühren: von der Luft, der Beleuchtung und der
Temperatur; dem einzelnen Arbeiter können noch besondere Gefahren
erwachsen aus der Art des jeweiligen Betriebes oder des zu verarbeitenden
Materials.
Nach kurzer Vorbemerkung über Athmung und Blutkreislauf des
Menschen betont Villaret bei der Erörterung über die Einwirkung der
Luft des Arbeitsraumes die Nothwendigkeit der Lüftung geschlossener,
dem Menschen zum Aufenthalt dienender Räume. Um hier eine reine
Athmungsluft zu erhalten, müssen wir die Zufuhr frischer Luft regeln,
vorab aber dafür sorgen, dass der Staub — welcher in keinem Raume
fehlt — beseitigt werde, nicht durch Ventilation, deren Verwendung gegen
vermeidliche Luftverunreinigung ein vergebliches und thörichtes Be¬
mühen ist; am Orte der Entstehung sollen die Quellen der Ver¬
unreinigung abgefangen werden.
Unvermeidliche Quellen der Verunreinigung der Athemluft werden
in Wohnräumen durch die Athmung, die Bodenluft und den Auftrieb der
Luft in den Häusern, durch die künstliche Beleuchtung, die Heizung,
endlich die Hautausdünstung gesetzt. Ais Maassstab für die Luft¬
verunreinigung gilt die Kohlensäure, mit welcher die anderen luftverder¬
benden Elemente zu- und abnehmen. Es erhellt hieraus, dass wir
gelegentlich eine besondere Ventilation nicht entbehren können; letztere soll
thunlichst einfach und von der Heizung getrennt sein; am zweckmässigsten
ist die Eintreibung frischer und reiner Luft auf dem kürzesten Wege
in den betreffenden Raum.
12 *
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Ausführlich erörtert Villaret sodann die Schädigung der Arbeiter
durch mechanisch verunreinigte Luft (Vorkommen und Menge des
Staubes, seine Zusammensetzung, Art der Einverleibung und Schutz der
Athmungswege gegen letztere; Zimmer- und Strassenstaub in der Lunge;
Staub beim Gewerbebetriebe; krankhafte Veränderung der Lunge durch
Staub), — um in dem Abschnitte: Staubkrankheiten und Tuberkulose zu
folgenden Schlüssen zu gelangen:
1. Niemals kann Einathmung irgend einer Staubart an sich allein
Lungenschwindsucht erzeugen;
2. Lungenschwindsucht kann nur hervorgerufen werden, wenn — etwa
mit dem Staube — Tuberkelbazillen in die Lungen gelangen;
3. Die letztere Möglichkeit ist ausserordentlich häufig gegeben, da
a} eine grosse Anzahl von Arbeitern tuberkulös ist, —
b) bei Betrieben mit Staubentwickelung der Staub die Lungenschleim¬
haut wund macht . . .,
c) bei vielen Arbeitern erbliche Anlage besteht,
d) bei dem engen Zusammenarbeiten katarrhalisch Erkrankter mit
tuberkulös Erkrankten die Gelegenheit zur Ansteckung sehr
gross ist.
Die Wirkung des Staubes in mechanischer Beziehung ist bei den
einzelnen Industrien verschieden, je nach der Gestalt der Staubtheilchen;
chemisch kann der Staub durch Lösung nach Einathmung oder Ver¬
schlucken seine schädigende Wirkung äussern. — Zahlreiche Industrie¬
zweige werden angeführt unter Beschreibung der bezüglichen Schädlich¬
keiten und unter Angabe verständiger Abhülfe; erwähnt sind als Beispiele
für chemisch wirkenden Staub: Ca- (Thomasschlacke), Ba-, Pb-, Cu-,
Tabak- etc. Staub.
Ein grösserer Abschnitt ist der Wirkungsweise gasförmiger Produkte
(F1H, C1H, SO,, H,S, H 3 N, HN0 3 , P, As, CO„ CO, CS,, CHN, Zn, Hg)
gewidmet, wobei interessante Angaben über die Entstehung derselben in
den verschiedenen Industrien gemacht werden; kurz berührt Verfasser
auch einige wesentliche organische Verbindungen.
Nach Besprechung der Erkrankungen in Folge von Parasiten bezw.
von Mikroorganismen (Ankylostoma duodenale, Actinomyces, Anthrax etc.)
sowie der äusseren Krankheiten und Schädigungen in Folge der Arbeit
(Hautkrankheiten, Augen- und Ohrenleiden, Muskel- und Sehnen¬
erkrankungen, Knochenverkrümmungen u. dergl.) schliesst die lehrreiche
und interessant geschriebene Abhandlung mit einer warmen Anerkennung
des Segens, welchen die Arbeiterschutzgesetze in Deutschland bringen.
__ Ltz.
Klinisches Handbuch der Harn- und Sexualorgane. Heraus¬
gegeben von weil. Prof. Dr. W. Zuelz er, redigirt von F. M. Ober¬
länder in Dresden. Vier Abtheilungen. Leipzig, 1894, Verlag von
F. C. W. Vogel.
Das vorliegende Werk verdankt seine Entstehung dem im Juni 1893
in Berlin verstorbenen Prof. Dr. Zuelzer. Die Verlagsbuchhandlung
übertrug die Fertigstellung des noch unvollendeten Werkes dem auf dem
Gebiete der Urologie unermüdlich tbätigen Dr. Oberländer in Dresden.
Das Ganze ist ein Sammelwerk von Dozenten und Spezialärzten des
In- und Auslandes. Den einzelnen Kapiteln haben die Autoren ein über¬
sichtliches Litteraturverzeichniss vorausgeschickt.
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Erste Abtheilung, 436 Seiten mit 45 in den Text gedruckten Ab¬
bildungen.
Dieser Band bringt zunächst Arbeiten (I.) über die Entwickelungs¬
geschichte und die Anatomie der Harnorgane (Professor Dr. Solger-
* Greifswald), ferner (II.) über die Anatomie des Geschlechtsapparates (Privat¬
dozent Dr. C. Benda-Berlin), (III.) die spezielle Neurophysiologie der
Niere (Stabsarzt Dr. E. Sehrwald-Freiburg i. Br.) und (IV.) die ein¬
schlägige pathologische Anatomie sowie Bakteriologie (Prosektor
Dr. R. Beneke-Braunschweig, Privatdozent für patholog. Anatomie in
Gottingen).
Der klinische Theil, welcher sich in diesem Bande an die ana¬
tomische Einleitung anreiht, behandelt Folgendes: (V) die Krankheiten
der Nebennieren, (XII.) die funktionellen Albuminurien, (XIII.) die Hämaturie
und Hämoglobinurie von Dr. L. Goldstein-Aachen, ferner von Professor
Dr. M. Litten-Berlin (VI.) die physikalische Untersuchung der Nieren,
(VIII.) die Besprechung des hämorrhagischen Infarktes, (X.) die Anwendung
der Zentrifuge bei Harnuntersuchungen. E. Hurry Fenwick, F. R. C. S.,
Surgeon to the London Hospital and to St. Peters Hospital for urinary
diseases London, bespricht (VII.) die Verletzungen der Nieren und Ureteren;
Dr. C. Meyer-Dresden hat (IX.) eine ausserordentlich fleissig zusammen¬
gestellte und vortrefflich gelungene Semiologie des Harns geliefert; (XI.) die
aktive und passive Hyperämie und Ischämie der Niere von Dr. Joh.
Prior-Köln, (XIV.) die Phosphaturie von Oberstabsarzt Dr. v. Linstow-
Göttingen. Stabsarzt Dr. Sehrwald-Freiburg i. B. bespricht (XV.) zum
Schlüsse dieses Bandes die Lipurie.
Zweite Abtheilung. 406 Seiten mit einer in den Text gedruckten
Abbildung. In dieser Abtheilung sind fast ausschliesslich die Erkran¬
kungen der Nieren behandelt.
(I.) Prof. Dr. Pel-Amsterdam bespricht im allgemeinen Theil die
unter dem Namen „Morbus Brigthii“ zusammengefasstenNierenerkrankungen,
im speziellen Theil die diffuse akute und die diffuse chronische Nieren¬
entzündung; Stabsarzt Dr. Sehrwald-Freiburg i. B. (II.) die eitrige Nieren¬
entzündung, (XI.) die Pyelitis und Pyelonephritis, (XII.) die Hydronephrose;
Oberstabsarzt Dr.v. Lin stow-Göttingen (IIL)die Fettniere; Prof.Dr. Litten-
Berlin (IV.) die amyloide Degeneration der Nieren; Prof. Dr. Strübing-
Greifswald (V.) die Neubildungen der Nieren, (VI.) die Cysten, (VII.) die
Tuberkulose, (VIII.) die thierischen Parasiten der Nieren, (XIII.) die Urämie;
Dr.J. Prior-Köln (IX ) die normale Lage der Nieren,(X.) die Perinephritis
und Paranephritis; Prof. Dr. Reczcy-Budapest (XIV.) die Steinkrankheiten
der Niere und Blase (XV.); Dr. Hurry Fenwick aus London die chirur¬
gischen Operationen an der Niere.
Dritte Abtheilung. 413 Seiten mit 67 in den Text gedruckten
Abbildungen.
Der vorliegende Band fuhrt die Besprechung der Krankheiten der
Hamorgane im engeren Sinne zu Ende und behandelt diejenigen der
Sexualorgane. Der Inhalt des Buches ist folgender:
Dr. Egon Hoffmann-Greifswald (I.), Die Krankheiten der
Prostata; (XII.) Die Verletzungen des Hodens.
Dr. Hugo Feleki-Budapest (II.), Medizinische Klinik der
Blasenkrankheiten; Dr.Emil Burckhardt-Basel(HL),Chirurgische
Klinik der Blasenkranheiten; (IV.), Die moderne Cystoskopie;
Prof. Dr. J. Englisch-Wien (V.), Die chirurgischen Krankheiten
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der männlichen Urethra; (XI.) Die Krankheiten der Hüllen des
Hodens. Dozent Dr. M. v. Zeissl-Wien (VI.), Die akuten Krank¬
heiten der männlichen Harnröhre. Einzig steht bis jetzt in der
einschlägigen Litteratur hinsichtlich Klarheit und Logik das Kapitel da,
in welchem v. Zeissl entscheidet, wann eine Verehelichung nach vorher-*
gegangener Gonorrhoe erlaubt werden kann.
Dr. F. M. Oberlaender-Dresden (VII.), Die chronischen Er¬
krankungen der männlichen Harnröhre. Vielen Lesern wird
Oberlaender in dieser Arbeit vollständig Neues bringen. Den Kennern
seiner Methode und seiner bisherigen literarischen Veröffentlichüngen erfüllt
die vorliegende Besprechung einen langersehnten Wunsch. Kollmanns-
Leipzig galvanokaustische und elektrolytische Eingriffe ergänzen vortheil-
haft diese gelungene Studie. (VIII.) Endoskopie der männlichen
Harnröhre.
Dr. M. Horovitz-Wien (IX.), Die Krankheiten der Samen¬
blasen, (X.)Die Krankheiten der Cowper’schen Drüsen.
Dozent Dr. E. Finger-Wien (XIII.), Krankheiten der Hoden
und Nebenhoden.
Dr. A. Ebermann sen.- St. Petersburg (XIV.), Die Untersuchung
der weiblichen Harnorgane, Die Krankheiten der weiblichen
Urethra und diejenigen der Blase bei Frauen.
Vierte (Schluss-) Abtheilung. 318 Seiten.
Prof. A. Eulenburg-Berlin erörtert einleitend, welche Gesichtspunkte
er seiner Bearbeitung der Neuropathia sexualis virorum (I.) zu
Grunde gelegt hat, und wie sachgemäss es ist, in Berücksichtigung der
Verschiedenheit des sexualen Lebens beider Geschlechter, auch die neuro-
pathischen Erscheinungen jeden Geschlechts für sich zu besprechen.
Charakteristisch für den Standpunkt des Autors sind sein Axiom: „Man
wird in den meisten Fällen nicht zum Neurastheniker, sondern man ist
es a » und seine trefflich begründete Warnung vor der Ueberschätzung der
„Abstinenzkrankheiten 44 . Verfasser würdigt vollauf die Priorität
v. Krafft-Ebings auf diesem Gebiete, bevorzugt jedoch die Namens¬
bezeichnung, welche v. Schrenck-Notzing eingerührt hat.
Prof. R. v. Krafft-Ebing-Wien (II.), Neuropathia sexualis
feminarum. Nachdem Eulenburg das v. Krafft-Ebing ureigent-
lich gehörende Gebiet bearbeitet hat, ist man überrascht, welch’ imgeahnte
Fülle von Beobachtungen letztgenannter Autor noch niederiulegen vermag.
Prof. Dr. R. Lepine-Lyon bespricht (III.) Diabetes insipidus,
(IV.) Diabetes mellitus.
Dr. G. Letzel-München (V.), Das venerische Geschwür. Letzel,
durchaus Dualist, vertritt, ganz auf dem Standpunkte von Prof. A. Wolff-
Strassburg stehend, die Spezifität der Erkrankung.
Rr. M. Horovitz-Wien (VI.), Syphilis der männlichen Harn-
und Geschlechtsorgane.
Dr. Alexander Peyer-Zürich (VH.), Die nervösen Erkrankungen
der Uro-Genitalorgane. Diese letzte Arbeit des ganzen Werkes beginnt
mit den nervösen Funktionsanomalien der Nieren, bespricht dann die
Neurosen der Blase, der Harnröhre, der Haut des Urogenitalsystems, die
Neuralgie des Hodens und Samenstranges; hieran reiht sich die Auf¬
führung der Masturbation, der Pollution, der Spermatorrhoe, der Impotentia
coeundi, des Aspermatismus, der Azoospermie, der Impotentia generandi,
des Priapismus und zum Schluss die Schilderung der Prostataneurosen.
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Ein General-Register für sämmtliche Abtheilungen ist zur Ausgabe
gelangt
Der Plan, die Erkrankungen der Harn- und Sexualorgane in ein
Werk zusammenzufassen, war gewiss ein sehr zeitgemässer, da bisher in
der deutschen medizinischen Litteratur eine zusammenhängende Bearbeitung
des Urogenitalsystems in anatomischer, physiologischer und alle klinischen
Gebiete berührender Beziehung noch nicht ausgefuhrt worden war. Als
einen besonderen Vorzug des Werkes betrachte ich nicht minder die Viel¬
seitigkeit in der Wahl der Autoren — Dozenten und Spezialärzte des
In- und Auslandes —, welchen die Bearbeitung der einzelnen Kapitel
übertragen war, wie den Umstand, dass Männer, die auf dem ein¬
schlägigen Gebiete so reiche Erfahrungen zu gewinnen Gelegenheit hatten,
wie Zuelzer und Oberlaender, da9 Ganze geschickt und glücklich zu
einem Sammelwerk vereinten, um welches uns die ausländische Litteratur
beneiden kann.
Die Verlagsbuchhandlung hat in Druck und Ausstattung, wie immer,
Vorzügliches geleistet.
Sedlmayr-Strassburg i. E.
E. Neisser (Königsberg): Ueber die Züchtung der Gonokokken
bei einem Falle von Arthritis gonorrhoica. Deutsche medizi¬
nische Wochenschrift 1895, No. 15.
Es gelang Neisser, in dem durch Punktion entnommenen weisslich
trüben Exsudat des kranken Gelenks massenhaft Gonokokken mittels
Methylenblau-Eosin-Färbung nachzuw'eisen und auch auf Blutserumagar,
hergestellt aus Aderlassblut (Wertheim), in ausgiebiger Weise zu
züchten. Auf anderen Nährböden gediehen sie nicht.
_ A. Hill er (Breslau).
Mittheilungen.
Neuere Arznei- und Desinfektionsmittel.
Von Dr. H. Salzmann — Berlin.
Airol, Wismutoxyjodidgallat ist von F. Lüdy als Ersatzmittel
für das Jodoform dargestellt. Das Präparat ist als Dermatol, Bism.
subgallicum, in welches Jod eingeführt ist, anzusehen und wird von der
chemischen Fabrik Hoffmann, Traub & Co. in Basel unter Patent¬
schutz in den Handel gebracht.
Airol stellt ein graugrünes feines voluminöses Pulver dar, welches
geruch- und geschmacklos und lichtbeständig ist. Feuchter Luft aus¬
gesetzt, geht es allmählich in ein rothes Pulver, eine noch basischere
Wismutoxyjodidverbindung von geringerem Jodgehalt über. Feuchtes
Lackmuspapier wird von Airol schwach geröthet. In den gewöhnlichen
Lösungsmitteln ist Airol unlöslich, löst sich dagegen leicht in Natronlauge
zu einer durch Aufnahme von Luftsauerstoff rasch rothwerdenden Flüssig¬
keit. Verdünnte Mineralsäuren lösen es ebenfalls auf. Durch längeres
Behandeln mit viel kaltem Wasser zersetzt es sich nach und nach und
geht in die schon oben erwähnte rothe Verbindung über; noch rascher
zersetzt es sich beim Schütteln mit heissem Wasser.
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Mit wenig Wasser und Glyzerin giebt Airol eine Emulsion, die auch
nach längerer Zeit die Farbe nicht ändert. Ebenso giebt es mit Vaseline
und wasserfreiem Schmalz haltbare Salben; auch mit Cac&obutter ver¬
arbeitet, ändert es seine Farbe nicht.
Aerztlicherseits ist das Präparat von R. und W. Howald mit sehr
gutem Erfolg angewandt. Dieselben empfehlen das Mittel besonders als
Streupulver. Auch von anderen Aerzten ist das Airol mit gutem Erfolg
bei Brandwunden, frischen Wunden, Dammrissen, Quetschungen, Unter¬
schenkelgeschwüren, Schankern u. s. w. angewandt worden.
Alpha-Guajacol. Mit diesem Namen bezeichnet eine französische
Firma (L* Frere, A. Champigny & Co. in Paris) das synthetisch her-
gestellte krystallisirte Guajacol, um es von dem gewöhnlichen Guajacol
zu unterscheiden.
Das Guajacol wird seit etwa einem Jahre von deutschen Fabriken,
v. Heyden Nachfolger, E. Merck u. A., in grosser Reinheit und zwar in
Krystallen dargestellt, die nach R. Seifert bei 32° C. schmelzen. Thoms
konnte bei verschiedenen Präparaten jedoch nur einen Schmelzpunkt von
28,25 bis 28,50° C. finden.
Dass das synthetisch hergestellte Präparat Vorzüge vor dem reinsten
durch Ausscbleudern aus stark abgekühltem unreinem Guajacol ge¬
wonnenen Guajacol hat, scheint nicht erwiesen zu sein.
Alpha-Kreosot wird nach Angabe derselben Firma, L. Frere,
A. Champigny & Co., durch Mischen der im gewöhnlichen Kreosot vor¬
kommenden Bestandteile in der Weise hergestellt, dass das Produkt
25 % krystallisirtes Guajacol enthält.
Asaprol, das nebenbei bemerkt identisch mit dem zur Konservirung
des Weines empfohlenen Abras toi sein soll, ist die Calciumverbindung
des ß-Naphtholschwefelsäureäthers, wird von den Fabriken chemischer
Produkte zu Thann und Mülhausen dargestellt und von E. Merck in
Darmstadt in den Handel gebracht.
Das Asaprol bildet ein weisses bis leicht röthlich gefärbtes, geruch¬
loses Pulver von anfänglich bitterem, später süsslichem Geschmack. Es
ist unlöslich in Aether, dagegen leicht löslich in Wasser und in Alkohol.
Nach Untersuchungen von Bompart, Dujardin-Beaumetz und
Stackler eutfaltet das Asaprol bei vielen Krankheiten treffliche anti¬
pyretische und analgetische Wirkungen.
Antiparasitin. Unter diesem Namen wird von einer Stettiner
Fabrik durch die Berliner Aeskulap-Apotheke ein ^Mittel in den Handel
gebracht, das angeblich sicher und schnell gegen Krätze, Kopfausschlag,
Flechten, Schweissfuss, u. s. w. wirkt.
Die gelbliche, schwach salzig schmeckende Flüssigkeit stellt ein
Dinitrokresolpräparat dar. Es liegt somit mindestens nahe Ver¬
wandschaft mit dem Antinonnin vor, dem von der Farbenfabrik vorm.
F. Bayer & Co. in Elberfeld dargestellten und als Desinfektionsmittel,
Antiseptikum u. s. w. empfohlenen Orthodinitrokresolkalium in Pastenform.
Antitetraizin soll ein Chininabkömmling sein. Das Mittel mit
dem phantastischen Namen wird von Zambeletti in Mailand gegen
rheumatische und neuralgische Schmerzen, Influenza u. s. w. in Gaben
von 0,75 bis 1,5 g in 24 Stunden, in Einzelgaben von 0,2 bis 0,25 g
empfohlen.
Bismutum sulfurosum, Wismutsulfit. Die therapeutische Ver¬
wendung dieser durch Umsetzung von neutralem Wismutnitrat mit
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Natriumsulfit hergestellt« Verbindung wurde von Cesaris und Racchetti
empfohlen.
Und zwar gründet sich diese Empfehlung auf die Thatsache, dass
Schwefelwasserstoff von dem Wismutsulfit gebunden wird unter Frei¬
werden der schwefligen Säure. Diese ist aber bei Gegenwart von Wasser
ein vorzügliches Antiseptikum und Verhinderungsmittel von Gährungs-
ttnd Fäulnissprozessen. Die Anwendung des Wismutsulfits ist nach den
Verfassern daher besonders bei abnormen Gährungs Vorgängen im Magen
und Darmkanal an gezeigt.
Borsalicylglycerin. Der Ausscheidung von Borsäure und Salicyl-
säure aus ihrer Lösung in heissem Glycerin lässt sich durch einen kleinen
Zusatz von gebrannter Magnesia Vorbeugen. Man kann so ein konzentrirtes
Borsalicylglycerin darstellen, in welchem die Säuren nur zum kleinen
Theile an Magnesia gebunden sind und das in jedem Verhältniss mit
"Wasser klar mischbar ist. Die Vorschrift lautet:
Acid. bor. 10 g
Acid. salicyl. 10 „
Aqua dest 10 „
Glycerin 40 „
bringt man in einem Kolben zum Sieden, fügt Magn. usta 1 g hinzu und
lasst bis auf 50 g bei mässigem Feuer verdampfen.
Brassikon, ein neues Mittel gegen Kopfschmerzen, besteht aus einer
grün gefärbten Mischung von 2 g Pfefferminzöl, 6 g Campher, 4 g Aether,
12 g Alkohol und 6 Tropfen Senföl. Das Mittel soll einen Ersatz des
Po-ho Oels darstellen.
Bromalin, von Bardet unter der Bezeichnung Bromaethylformin
als Ersatz der Bromalkalien empfohlen, ist ein Hexamethylentetramin-
bromäthylat Es bildet farblose Blättchen oder ein kristallinisches Pulver,
welches in Wasser leicht und fast geschmacklos löslich ist und in Einzel¬
gaben von 2 bis 4 g an Stelle der Bromalkalien gegeben werden soll, da
es die unangenehmen Nebenwirkungen dieser letzteren nicht besitzt.
Carniferrin wird eine Eisenverbindung der Phosphorfleischsäure
genannt. Die Verbindung bildet ein geschmackloses, 30 % Eisen ent¬
haltendes, in verdünnten Säuren und Alkalien lösliches Pulver, das
vollständig resorbirbar und unschädlich ist Tagesgabe 0,5 g, für
Kinder 0,2 bis 0,3 g.
Chlorälose ist eine Verbindung von Glukose mit Chloral. Man
gewinnt den Körper durch Erhitzen eines Gemisches gleicher Mengen
Chloralanhydrid und Traubenzucker auf 100 ° C u. 8. w. Die Chlorälose
bildet bei 184 bis 187 ° schmelzende Krystalle, die in Wasser und Aether
kaum, leichter in Alkohol löslich sind.
Nach Hanriot und Riebet ist die Chlorälose ein sehr brauchbares
Hypnoticum, das in Gaben von 0,5 selbst bei solchen Personen, bei
welchen andere Hypnotica unwirksam blieben, einen tiefen ruhigen Schlaf
erzeugt Toxische Eigenschaften wurden nicht beobachtet
Während die Genannten eine Spaltung der Chlorälose in ihre
Componenten nicht zugeben, haben Petit und Polonowski nachgewiesen,
dass dieselbe sich mit grosser Leichtigkeit unter dem Einfluss verdünnter
Säuren, ja selbst von Wasser in Chloral und Glukose zerlegen lässt
Chlorojodolipol ist ein Chlorsubstitutionsprodukt von Phenol,
Ejreosotund Guajacol, welches von Zambelettiin Mailand zu Inhalationen
gegen chronische Leiden der Luftwege angewendet wird.
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Chlorolin ist eine von Weirich liergestellte und als Desinfektions¬
mittel und Antiseptikum empfohlene Flüssigkeit, deren "Wirksamkeit
vorzugsweise auf dem Gehalt an Mono- und Trichlorphenolen beruht.
In der Chirurgie und Gynäkologie soll Chlorolin in zwei- bis dreiprozentiger,
zu Gurgelwässern in 0,5- bis einprozentiger, zu Inhalationen in 0,5-
prozentiger Losung angewendet werden.
Der mol ist nach Torjescu chrysophansaures Wismut. Die Ver¬
bindung stellt ein amorphes gelbes Pulver dar und wird gegen Psoriasis,
Herpes und Pityriasis empfohlen. Nach Mercks Untersuchungen ist
das Dermol indessen keine chemische Verbindung, sondern ein Gemenge
aus Chrysarobin und Wismuthydroxyd oder einem Wismutsalze.
Dihydroresorcin wird nach einem den Höchster Farbwerken
patentirten Verfahren durch Einwirkung von Natriumamalgam und
feohlensäure auf die siedende wässrige Lösung von Resorcin dargestellt.
Der gereinigte Körper bildet glänzende Prismen von 104 bis 106 ° C.
Schmelzpunkt, ist in Wasser, Alkohol und Chloroform leicht, in wasser¬
freiem Aether, Schwefelkohlenstoff und Ligroin sehr schwer löslich.
Das Dihydroresorcin soll als Antiseptikum Verwendung finden.
Extrait cannabis, Hanfsamenextrakt. Unter diesem Namen wird
ein Präparat in Deutschland einzufuhren gesucht, das mit einem phar¬
mazeutischen Extrakt im gewöhnlichen Sinne des Wortes nichts gemein
hat und das insbesondere nicht mit dem früher offizinellen Extractum
cannabis indicae zu verwechseln ist. Vielmehr handelt es sich um ein
von J. Barthelson in Hjerpen dargestelltes diätetisches Präparat, welches
bei Lungenleiden, Schwächezuständen und Abmagerung Verwendung
finden soll. Nach dem Aussehen und Geschmack des Präparats besteht
dasselbe aus Hanfmehl, das von Schalen und Bitterstoffen befreit ist.
Zum Gebrauch soll ein Esslöffel voll mit einem halben Liter Milch ge¬
kocht und eventuell durch Kochsalzzusatz schmackhaft gemacht werden.
Nach der im Pharmakologischen Institut der Berliner Universität aua-
geführten Analyse besteht das Mittel aus:
Stärke 51,0%
Eiweisskörper 29,5 %
Fett (Hanföl) 8,0 %
Asche 1,0%
Wasser 10,5 %
Das Präparat wird von H. Schütte & Co., Berlin in den Handel gebracht.
Ferripyrin ist eine Doppel Verbindung von Eisenchlorid und Antipyrin,
welche von den Höchster Farbwerken fabrikmässig dargestellt wird. Das
Präparat bildet ein orangefarbenes feines Pulver, welches sich in kaltem
Wasser mit dunkelrother Farbe leicht löst.
Nach Hedderich wird das Ferripyrin in 20 prozentiger Lösung zum
Tamponiren der blutenden Wunden angewendet und besitzt dann vor Eisen¬
chloridlösungen den Vortheil, dass es nicht wie diese ätzend wirkt und
Schorfbildung erzeugt. Besonders bei Anwendung auf die Nasenschleim¬
haut soll sich das Mittel gut bewährt haben. Auch ist die Verwendung
als Streupulver möglich. Innerlich zu 0,5 g gegeben, verspricht man
sich Erfolg bei Magenblutungen.
Eine Verbindung der gleichen Zusammensetzung wird auch von der
chemischen Fabrik Knoll & Co. in Ludwigshafen unter der Bezeichnung
Ferropyrin (Antipyrinum cum Ferro) hergestellt. Dieses Präparat ist von
Cuba sch auf seine therapeutische Wirksamkeit untersucht worden.
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187
Nach Mittheilungen von Hasse soll das Mittel bei Anaemie, Chlorose,
Migräne, Neuralgien u. s. w. Verwendung finden, da es die Eigenschaften
seiner Componenten in günstiger Weise verbindet.
Formaldehydum solutum. Der schon im Jahre 1868 von Hof-
mann dargestellte Formaldehyd wird seit etwa zwei Jahren von der
Chemischen Fabrik auf Aktien vorm. E. Schering als 40 prozentige
'wässerige Losung unter dem Namen Formalin in den Handel gebracht.
Das Präparat hat während dieser Zeit die verschiedenartigste An¬
wendung und so grosse Anerkennung gefunden, dass es in den vor
Kurzem erschienenen Nachtrag zum Deutschen Arzneibuch aufgenommen ist.
Die desinfizirenden und desodorirenden Wirkungen des Mittels sind
von verschiedenen Seiten anerkannt worden. Nach Versuchen von
Tri Hat sowie von Cambier und Brochet in Frankreich und G. Philipp
in Deutschland scheint es nicht mehr zweifelhaft zu sein, dass durch die
Formaldehyddämpfe die vollständige Desinfektion von Krankenzimmern u. s.w.
nebst ihrem Inhalt ausführbar ist. Dabei konnte eine nachtheilige
Wirkung auf die Möbel, Tapeten u. s. w. nur bei Seidenstoffen, die mit
Anilin- und Azofarbstoffen gefärbt waren, wahrgenommen werden. Der
gasförmige Formaldehyd wird von Trillat erst am Orte des Bedarfs aus
Methylalkohol in einem besonderen Apparat, der auch für Deutschland
zum Patent angemeldet worden ist, entwickelt.
Auch in der Therapie der Athmungswege soll der Formaldehyd mit
Erfolg angewandt worden sein. Zu Konservirungszwecken findet derselbe
schon jetzt die mannigfachste Anwendung. Ob die Eigenschaft des
Formaldehyds, auf die thierische Haut lederbildend einzuwirken, thera¬
peutische Verwerthung gefunden hat, ist bisher nicht bekannt geworden.
Vermuthlich wird das Mittel auf Grund der letztgenannten Eigenschaft
mit Erfolg zur Behandlung von Schweissfüssen u. s. w. herangezogen
werden können.
Glycerinphosphorsäure, Acidum glycerino-phosphoricum. Der
therapeutischen Verwendung dieser an sich nicht neuen Verbindung stand
bisher der theure Preis derselben entgegen. Nachdem dieselbe nunmehr
durch anhaltendes Erhitzen von Glycerin und Phosphorsäure erhalten
worden ist, steht zu erwarten, dass sie in Form ihres Calciumsalzes eine
nicht unwichtige Rolle in der Therapie spielen wird.
Das Lecithin, der wichtigste phosphorhaltige Bestandtheil der
Nahrungsmittel wird nach de Pasqualis beim Verdauungsprozess in
Cholin und Glycerinphosphorsäure gespalten. Da der Phosphor somit in
Form der letzteren in den Organismus eintritt, erscheint die Verwendung
der Glycerinphosphorsäure sowie ihres Calciumsalzes da angezeigt, wo
es sich darum handelt, eine Hebung des Phosphorgehalts im Organismus
herbeizuführen. Sowohl die freie Säure wie auch das Calciumsalz werden
vom Menschen ohne alle Beschwerden vertragen. Möglicherweise ist in
der Glycerinphosphorsäure ein Ersatz für die immerhin nicht ungefährlichen
Lösungen des Phosphors in Oel geboten.
Die Glycerin phosphorsäure bildet eine schwach gelbe, geruchlose,
ölartige Flüssigkeit von rein saurem Geschmack, löslich in Wasser und
Alkohol. Der glycerinphosphorsaure Kalk stellt ein weisses krystalli-
nisches Pulver dar, welches in kaltem Wassser leicht, in heissem dagegen
fast unlöslich ist.
Die Präparate werden von E. Merck in Darmstadt in den Handel
gebracht.
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188
Haemol, Haemogallol und Haemolpräparate. Unter dem
Namen Haemol und Haemogallol werden von E. Merck zwei neue
organische Eisenpräparate in den Handel gebracht, welche von Kobert
zuerst dargestellt und physiologisch geprüft worden sind. Beide Präparate
werden erhalten durch Einwirkung von Reduktionsmitteln auf Blutfarb¬
stoff, und zwar wird das Haemol durch Einwirkung von Zinkstaub,
das Haemogallol durch Einwirkung von Pyrogallol dargestellt. Die so
hergestellten Präparate zeichnen sich vor anderen Eisenpräparaten durch
ihre grössere Resorptionsfahigkeit aus, was darauf zurückgeführt wird,
dass diese Körper dem Reduktionsprozess, welchen andere Eisenpräparate
im Darmkanale erst noch durchzumachen haben, bereits unterworfen waren.
Die grosse Resorptionsfahigkeit wurde von Sch mul durch das allmähliche
Auftreten von fast einem Viertel des als Hamogallol innerlich gegebenen
Eisens im Harn nach gewiesen.
Das Haemol ist ein schwarzbraunes Pulver, während das Haemogallol
ein Pulver von schön rothbrauner Farbe darstellt. Beide Präparate sind
mit bestem Erfolg bei Chlorose angewandt worden, ohne dass unangenehme
Nebenwirkungen beobachtet wurden, und werden zu 0,1 bis 0,5 g dreimal
täglich in Oblaten oder mit Zucker gemischt gegeben. Die Präparate
gelangen auch als Chokoladeplätzchen in den Handel. Jedes Plätzchen
enthält etwas mehr als 1 mg Eisen. Man lässt hiervon dreimal täglich
ein Stück und zwar eine Viertelstunde vor den Mahlzeiten nehmen.
Aus dem Haemol ist eine Reihe von Präparaten dargestellt worden,
Welche Metalle u. s. w. in organischer Bindung enthalten.
a) Zinkhämol enthält eine kleine, stets gleich bleibende Menge
organisch gebundenen Zinks, welches in dieser Form weder ätzend, noch
brechenerregend wirkt.
b) Cuprobämol enthält organisch gebundenes Kupfer und soll
an Stelle anderer Kupferpräparate zum innerlichen Gebrauch verwandt
werden. Es stellt ein dunkelbraunes Pulver dar.
c) Ferrohämol enthält Eisen in zweierlei Form. Der eine Theil
ist ganz fest gebunden und daher für Reagentien erst nach Zerstörung
der Verbindung zugängig. Der andere Theil ist ebenfalls organisch
gebunden, und zwar auch noch so fest, dass Ammoniak ihn nicht ausfallt.
d) Haemolum bromatum und jodatum sind als Ersatzmittel für
die gebräuchlichen innerlich verabreichten Jod- und Brompräparate in
Aussicht genommen.
e) Haemolum hydrargyro-jodatum ist für die syphilidologische
Praxis bestimmt.
Kreosotsaft ist ein von Schweissinger in Dresden dargestellter
und in den Handel gebrachter Sirup, der 10% Kreosot in Form des
Magnesiumsalzes enthält. Das Kreosot soll in dieser Form fast geschmacklos
sein und hat vor dem Guajacolcarbonat und Kreosotal den Vorzug der
Billigkeit.
Indessen ist ein Vergleich des Kreosotsaftes mit dem Guajacol-
carbonat und dem Kreosotal nicht wohl zulässig, da es sich bei den
letztgenannten beiden Körpern um ganz bezw. verhältnissmässig unschäd¬
liche Ersatzmittel des Kreosots handelt, während im Kreosotsaft doch
das unveränderte Kreosot im Organismus zur Wirkung kommen dürfte.
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Lazarethelend wShrend der Belagerung Torgaus im Jahre 1813.
Schwere Wechselfalle des Krieges hatte die im Jahre 1811 auf Drängen
Napoleons zur Festung umgewandelte Stadt Torgau in der zweiten Hälfte
des Jahres 1813 durchzumachen. Nach Napoleons Absicht sollte die
neue Festung ein Stützpunkt der französischen Armee werden. Am
10. Mai 1813 hatte der König von Sachsen, Napoleons Drohungen nach-
f ebend, den Befehl erlassen, Torgau den Franzosen zu öffnen. Französischer
estungskommandant wurde General Graf Narbonne, ein Neben Sprössling
de9 Bourbonengeschlechtes. Die frühere sächsische Besatzung wurde
allmählich ganz aus der Festung herausgezogen, so dass letztere, beim
Beginn der Belagerung durch die Alliirten, ausschliesslich von Franzosen
besetzt und vertheidigt war.
Im Bereiche der jungen, kaum erst vollendeten Festung häuften sich
Massen von Menschen in bedenklichster Weise zusammen. Namentlich
schien sie ausersehen zu sein, ein Sammelort für Kranke und Verwundete
zu werden. Bereits Ney hatte bei seinem Aufenthalt in Torgau die
.Errichtung eines Evakuationshospitals auf dem Schlosse Hartenfels befohlen
und die Kosten für Anlage und Unterhaltung desselben dem Magistrat
anfgebürdet. Nach kurzer Zeit indessen war es schon nicht mehr aus¬
reichend. Täglich kamen starke Krankentransporte an, und am 19. Juli
erhielt der Gouverneur Graf Narbonne sogar Befehl, noch für 3000 Kranke
und 1000 Rekonvaleszenten in Torgau, wohin sie von Hubertusburg
geschickt werden sollten, Unterkommen zu beschaffen. Eine vom Magistrat
zur Abwendung dieser Belastung nach Dresden entsandte Deputation
erhielt statt des erhofften Erfolges die strenge Weisung, sofort Anstalten
zur Aufnahme der Kranken zu treffen.
Nach den Tagen von Grossbeeren und Dennewitz strömten grosse
Massen fliehender, halbverhungerter Franzosen nach Torgau hinein, wo
alle Häuser schon mit gesunden und kranken Truppen angefüllt waren,
so dass die neu ankommenden auf den Strassen sich lagern mussten, ohne
den Hunger und Durst stillen zu können, Am 7. September und in der
darauf folgenden Nacht weilten allein gegen 40 französische Generale in
der Stadt, deren Einwohnerschaft von der ungeheuren Last der Ein¬
quartierung fast erdrückt wurde. Dem in der Festung sich bergenden
Feinde folgten die Truppen der Verbündeten auf dem russe nach. Ein
starkes preussisches Observationskorps unter General v. Wobeser zog sich
um Torgau auf dem rechten Eibufer zusammen und schnitt der Stadt
jegliche Verbindung nach dieser Seite hin ab. Bald war sie auch auf
dem linken Elbufer von der Brigade Linden au und den bei Leipzig zu
den Verbündeten übergegangenen sächsischen Truppen unter General
v. Ryssel umschlossen. General Tauenzien, der kommandirende General
des Belagerungskorps, hatte sein Hauptquartier in Dommitzsch genommen.
Furchtbar waren die Verheerungen, die der Typhus in der Festung
anrichtete, wo es an einer gesundheitsgemässen Verpflegung der Kranken
vollständig gebrach und die Preise der Lebensmittel zu einer unerschwing¬
lichen Höne stiegen. Täglich raffte die Seuche gegen 300 Menschen, im
Monat November allein 8000 hinweg. Nach sicheren Kirchenbuchnachrichten
sind in Torgau vom Mai 1813 bis Ende März 1814 gegen 29 000 Militär¬
personen gestorben. Viele Leichen wurden in die Elbe geworfen, andere
hatte man, weil man nicht wusste, wohin damit, sogar in die Abtritte
hinabgestürzt. Das Maass des Elendes war voll geworden, als Mitte
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— 190 —
Oktober auch noch ein gegen 6000 Kranke zählendes Lazareth auf Elb¬
schiffen von Dresden nach Torgau verbracht ward. Die Kirchen der
Stadt, alle übrigen öffentlichen Gebäude sowie 82 Bürgerhäuser, aus denen
die Bewohner vertrieben wurden, mussten zur Aufnahme der Kranken
dienen. Torgau war in dieser Zeit nichts Anderes, als ein grosses,
allgemeines Lazareth, dessen entsetzliche Zustände ein glaubwürdiger
Zeuge, der weiland Oberstabsarzt beim preussischen Belagerungskorps
Dr. G. A. Richter, drastisch geschildert hat. Er hatte während der
Belagerung der Festung Torgau in der seiner ärztlichen Leitung über¬
tragenen Quarantaineanstalt vor der Stadt, nach welcher alle aus letzterer
kommenden Einwohner und Ueberläufer gebracht wurden, hinreichend
Gelegenheit gehabt, die innerhalb ihrer Mauern herrschende Krankheit
kennen zu lernen, wie ihm denn auch nach der Einnahme der Festung
die ärztliche Direktion aller Lazarethe und Ueberwachung der Sanitäts¬
verhältnisse Torgaus anvertraut wurde. In seiner 1814 erschienenen Schrift:
„Medizinische Geschichte der Belagerung und Einnahme der Festung
Torgau und Beschreibung der Epidemie, welche daselbst in den Jahren
1818 und 1814 herrschte , sagte er:
„Besonders wurde in der Festung Torgau durch ein Zusammentreffen
mehrerer unglücklicher Umstände diese, allerdings an allen von französischen
Truppen durchzogenen Orten herrschende Typhusepidemie zu einer ausser¬
ordentlichen Höhe gesteigert und nahm eine besondere Bösartigkeit an.
Die Verwüstungen, welche sie hier unter den Fransosen und auch
unter den Einwohnern (von letzteren starben 1813 und in den vier ersten
Monaten des folgenden Jahres 1122, von 78 Familien wurden die Väter
und Mütter weggerafft, einige Familien erloschen ganz) anrichtete, waren
schrecklich. Dreist kann man behaupten, innerhalb der Mauern Torgaus
erreichte das Elend, welches in diesem Kriege sich in so vollem Maasse
über die französischen Krieger wie ein Strafgericht Gottes ergoss, den
höchsten Grad, und die französischen Lazarethe in dieser Stadt stellten
Greuelscenen dar, vor denen die Menschheit zurück schaudert, und die
man in der Nähe gesehen haben muss, um ihre ganze Schrecklichkeit zu
empfinden. Die unglücklichen Kranken lagen in diesen Lazarethen so nahe
zusammen, dass sie fast einander berührten. Es fehlte an Lagerstroh,
Lazarethutensilien, Krankenwärtern, hinlänglichen Aerzten, gesunden
Nahrungsmitteln, und ganz besonders an Ordnung und gehöriger Aufsicht.
Die Lazarethbeamten, in den Zustand einer völligen Erschlaffung ver¬
sunken, nahmen sich, zu sehr mit ihrem eigenen Elend beschäftigt, der
leidenden Soldaten nicht mit demjenigen regen Eifer an, der hier allein
etwas auszurichten vermocht hätte. Umsonst suchte der Kommandant der
Festung Graf von Narbonne, ein menschenfreundlicher Mann, für die
Unglücklichen zu wirken; selbst ein wiederholtes persönliches, ihm selbst
schliesslich den Tod bringendes Besuchen dieser verpesteten Orte fruchtete
nichts. Das Charakteristische der Krankheit bestand in einem kolliquativen,
aashaft stinkenden Durchfall. Bei dem gänzlichen Mangel an gehöriger
Aufsicht nahm hierdurch die Unsauberkeit bald so überhand, dass die
Kranken sich in ihrem eigenen Unrath wälzten und bei lebendigem Leibe
verfaulten. Es soll in den Lazarethen zu den gewöhnlichen Vorkommnissen
gehört haben, dass der von einem brennenden Durst gequälte Kranke,
aus Mangel an Trinkwasser, den Urin seines Nachbars gierig verschlungen
hat. Die Todten blieben häufig tagelang bei ihren noch lebenden
Kameraden, nicht selten sogar in dem nämlichen Bette liegen. Die nocht
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etwas stärkeren Kranken entrissen den schwächeren und sterbenden
Lagerstroh, Decken und andere Gerätschaften, um sich ihre Lage nur
einigermaassen zu erleichtern. Eine Menge von Kranken verliess m den
Anfällen eines Deliriums, oder um dem grenzenlosen Elend in den Lazarethen
zu entfliehen, diese Höhlen des Jammers und durchirrte die Strassen und
Plätze der Stadt. Eiuige von diesen starben auf offener Strasse, andere
verkrochen sich in Ställe, Höfe, Kuchen, wo sie entweder unbemerkt und
hülflos verschmachteten oder, von den Bewohnern der Häuser aufgefunden,
in die Lazarethe, denen sie hatten entrinnen wollen, zurückgeschickt wurden.
Für Reinigung der Abtritte in den Lazarethen wurde in keiner Weise Sorge
getragen. Die meisten waren bis an den Rand gefüllt, übergelaufen, und
eine ekelhafte Jauche floss die Treppen hinab und rieselte an den Wänden
entlang. Häufig hatte man selbst Leichname in die Latrinen gestürzt.
Ganz besonders im Schlosse Hartenfels war jetzt beinahe jedes Fenster
ein Abtritt geworden, menschlicher Unrath klebte daher an allen Wänden
und hatte sich zu ungeheuren Haufen m den Höfen angesammelt In
mancher Krankenstube konnte man vor Koth die Thüren kaum öffnen,
musste in diesem bis an die Knöchel waten und über Leichname weg¬
schreiten, um zu den noch Lebenden zu gelangen. Durch das Bombardement
waren alle Fenster zersprengt worden, und dabei weder Holz zur
Erwärmung der Krankenzimmer vorhanden, noch in diesen die Oefen
gehörig im Stande. Die armen, mangelhaft bedeckten Kranken lagen also
bei der damals sehr strengen Frostkälte wie auf offener Strasse, häufig er¬
froren ihnen die Hände und Füssse, und ihre Arzneien und Getränke, soweit
dergleichen überhaupt vorhanden, wurden neben ihren Lagerstellen in Eis
verwandelt. Wegen des Mangels an Brennholz konnten auch warme
Speisen für die Kranken nicht bereitet werden; ihre Suppen erhielten sie
stets ganz kalt“
Im November nahm das Sterben in den Lazarethen so zu, dass vier
Wagen, in welchen die völlig entkleideten Leichname wie Holz bis oben
aufgeschichtet und häufig, um recht viele fortzubringen, von den als
Fuhrleute fungirenden Soldaten niedergetreten lagen, täglich vom Morgen
bis zum Abend zu fahren hatten, um alle Verstorbenen nach der hinter
dem neuen Kirchhof belegenen ehemaligen Sandgrube zu bringen, wo
man sie in dichter Reihe, Mann an Mann ynd Schicht auf Schicht legte
und jede Schicht mit Kalk und Erde nothdürftig überschüttete. Immerhin
ging bei der Menge der Todten dies Beerdigungsverfahren so langsam,
dass oft halbe Tage lang ganze Haufen nackter Leichname dort liegen
blieben und den Vorübergehenden nicht nur einen abschreckenden Anblick
darboten, sondern auch einen pestilenzialischen Geruch verbreiteten.
Bürgerliche Verstorbene konnten noch auf dem gewöhnlichen Begräbniss-
platze beerdigt werden. Wie hier auf dem Gottesacker, so sah man auch
in der Stadt in den Häusern, wo die Verstorbenen zum Wegfahren
zusammengetragen wurden, an jedem Morgen hochaufgescbichtete nackte
Leichen, und es war nichts Seltenes, an weniger frequentirten Orten, ja
selbst auf offener Strasse, des Morgens verstorbene Franzosen zu finden.
Nach begonnenem Bombardement der Stadt musste von der Beerdigung
der Militärleichen in jener Sandgrube • Abstand genommen werden, weil
dieselbe gerade in der Schussrichtung der Belagerer lag und wiederholt
bei Begräbnissen Kugeln dicht neben den Leichenwagen einschlugen.
In Ermangelung eines andern Platzes wurde befohlen, die in den Lazarethen
Verstorbenen forthin in die Elbe zu werfen. Es wurde auch wirklich mit
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einigen Fuhren solcher Leichen vom Aufzuge der Elbbrücke aus so
verfahren; allein es machte diese Begräbnissart, zumal alle Leichname
völlig entkleidet waren, auf das Publikum einen so empörenden Eindruck,
dass der Magistrat Vorstellungen dagegen beim Gouverneur der Festung
machte, worauf jenseits der Elbe zwischen Brückenkopf und Elbufer ein
Platz zum Verscharren der Leichen angewiesen wurde.
Am Typhus starb im November auch der französische Kommandant
Graf Narbonne. Er ward auf Bastion 8 der Festung begraben, wo man
heute noch seinen Grabstein sieht mit der Inschrift: ^Honneur — Vertu
— Courage.“ Sein Herz brachte sein Adjutant Fernand de Chahot nach
Frankreich.
Zu den Schrecken des Typhus kamen für die unglückliche Stadt
noch die Gefahren der Belagerung. Während der Zeit vom 24. November 1813
bis zum 10. Januar 1814 wurden in die enggebaute und, wie berührt,
damals in allen Winkeln mit Menschen überfüllte Stadt 7500 Bomben
und Granaten geworfen, die 200 Häuser ganz oder theilweise zerstörten.
Die Preise aller Lebensmittel stiegen zu enormer Höhe, da jegliche Zufuhr
von aussen abgeschnitten war. Am 10. November bereits bezahlte man
für eine Kanne Butter = zwei Pfund drei Thaler. Das Bierbrauen hörte
ganz auf, Pferdefleisch galt schliesslich als kaum zu bezahlende Leckerei,
selbst gefallenes Vieh fand unter den Franzosen seine Liebhaber.
Endlich am 10. Januar 1814 zogen die preussischen Truppen unter
allgemeinem Jubel als Sieger ein. Sie betraten die Stadt und Festung;
wie eine Pesthöhle, es war ihnen befohlen worden, beim Einmarsch
Wachholderbeeren zu kauen. Seitdem ist Torgau, jetzt nicht mehr Festung,
preussisch. _
Wegele. Die atonische Magenerweiterung und ihre Behandlung.
München bei J. F. Lehmann.
Wegele bespricht die Diagnose, Aetiologie und Therapie der atonischen
Magenerweiterung, ohne etwas Neues vorzubringen. Von besonderer
Wichtigkeit erscheint auch ihm die Regelung der Nahrung, welche möglichst
trocken sein soll; die nöthige Flüssigkeitsmenge kann durch Eingiessungen
event. dem Körper geboten werden.
67. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte.
Lübeck, 16. bis 21. September 1895. Im Einverständnisse mit den
Geschäftsführern der 67. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte
haben wir die Vorbereitungen für die Sitzungen der Abtheilung No 31,
Militär-Sanitätswesen, übernommen und beehren uns hiermit, die
Herren Vertreter des Faches zur Theilnahme an den Verhandlungen
dieser Abtheilung ganz ergebenst einzuladen. Gleichzeitig bitten wir,
Vorträge und Demonstrationen frühzeitig — bis Ende Mai — bei dem
Unterzeichneten Einführenden anmelden zu wollen, da die Geschäftsführer
beabsichtigen, zu Anfang Juli allgemeine Einladungen zu versenden,
welche eine vorläufige Uebersicbt der Abtheilungs-Sitzungen enthalten
sollen. Der Einfuhrende: Stabsarzt Dr. med. Koch, Moislinger Allee 2c.
Der Schriftführer: Dr. med. Busch, Hüxstrasse.
Gedruckt in der Königlichen Hofbnchdmckerei touE. S. Mittler & Sohn. Berlin SW., Kochstr. 68—70.
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Deutsch©
Militärärztliche Zeitschrift
Redaetion:
Prof. Dr. 9" Generalarzt,
Berlin W-, Taabenstrasee 6,
u. Dt. <£enQar$, Oberstabsarzt,
Berlin Nö., Ch&asseestrasse 27.
Verlag:
#. äRtttto *
Königliche Hofbnchhsndlnng,
Berlin, Kochstrasse 68— 71.
Monatlich erscheint ein Heft von mindestens 8 Druckbogen; dazu ein „Amtliches Beiblatt**. Der
Zeitschrift wird das Werk: n W. Both’s Jahresbericht über die Fortschritte auf dem Gebiete
des HilitAr - SanitStsweeens** unentgeltlich beigegeben. Bestellungen nehmen alle Postämter and
Bachhandlangen an. Preis des Jahrgangs 16 Mark.
XXIV. Jahrgang. 1895. Heft 5.
lieber die dosimetrische Methode der Chloroform-Narkose.
Von
Oberstabsarzt Dr. Staecker in Danzig.
Die Narkotika haben in der Geschichte der Medizin schon seit den
ältesten Zeiten stets eine hervorragende Rolle gespielt. Es sind im
AJlgemeinen Arzneimittel, welche betäubend wirken, d. h., die gesammte
Tbätigkeit des Grosshirns vermindern und lähmen. Im Besonderen ver¬
steht man unter ihnen jene Mittel, welche das natürliche Schlafbedürfnis
unterstützen oder Vorgänge hervorrufen, welche dem physiologischen
Schlaf ähnlich sind.
Die Funktionen des Grosshirnes können durch sie soweit herabgesetzt
werden, dass vollkommene Anästhesie eintritt. Diese ist eine lokale,
wenn nur die sensiblen, peripheren Nerven vorübergehend direkt
gelähmt, oder eine allgemeine, wenn auch die sensiblen Nervenzentren
ausser Thätigkeit gesetzt werden. Das Letztere erfolgt erst durch die
Aufnahme der Anästhetika ins Blut Dieser Grad von Narkotismus wird
nur durch Substanzen aus der Gruppe deß Alkohols und Chloroforms
und durch Stiekstoffoxydul hervorgerufen, obwohl auch durch grosse
Dosen mancher anderer Narkotika, z. B. durch Morphium, das Bewusst¬
sein und auch die Empfindung vollständig aufgehoben werden kann.
Indess sind letztere Mittel zur Erzeugung von Anästhesie nicht verwend¬
bar, nicht allein wegen ihrer grossen Gefährlichkeit, sondern auch aus
anderen Gründen. Angewandt können nur solche Substanzen werden,
welche leicht und flüchtig von den Schleimhäuten aus rasch ins Blut gelangen.
MUittrtrstlicbe Zeitschrift 1806. 23
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Die Resorption derselben erfolgt durch die Lungen, durch welche sie
auch zum grössten Theil wieder unverändert ausgeschieden werden.
Chloroform und Aether werden jedoch auch von anderen Schleimhäuten
und vom Unterhautzellgewebe aus absorbirt, im Organismus zum Theil
zerstört und deren Zersetzungsprodukte in Form gepaarter Verbindungen
durch den Ham ausgeschieden. Behufs Erzeugung von Narkotismus
wurde der Aether in die chirurgische Praxis im Jahre 1846 durch den
Amerikaner Jackson, hauptsächlich aber durch seinen Freund den Zahn¬
arzt Morton eingefuhrt. Am 10. November 1847 veröffentlichte sodann
Professor Simpson in Edinburg seine Untersuchungen über Narkose
durch Chloroform, das viel rascher und sicherer wirken sollte. Todes¬
fälle infolge beider Arten von Anästhesirung spalteten bald das Lager
der betreffenden Anhänger, «nd es folgten in rascher Aufeinanderfolge
Entdeckungen neuer Anästhetika — bis jetzt im Ganzen etwa 35 Mittel —,
welche jedoch alle den alten Mitteln allmählich werden weichen müssen. 7Ar
Zeit steht die Verbreitung der verschiedenen Narkosen so, dass in
Deutschland hauptsächlich Chloroform, in Oesterreich dasselbe mit Alko¬
hol und Aether gemischt, in Amerika und England sowohl Aether wie
Chloroform verwandt wird.
Ein bei Augen Operationen in England häufig angewandtes Anästhetikum
ist die 1, 2, 3 Mixtur, welche sehr schnell und sicher wirken soll. Die¬
selbe enthält 1 Theil Alkohol, 2 Theile Chloroform, 3 Theile Aether.
Das Stickstoffoxydul eignet sich nur für kurz dauernde Operationen
und wird deshalb auch fast nur noch bei Zahnextractionen benutzt
Die Chloroformirung ruft je nach der verschiedenen Individualität
verschiedene, hochgradige Veränderungen im Körper hervor. Man unter¬
scheidet das Stadium der 'Willkür, der Excitation und der Toleranz. In
den beiden ersten ist der Puls gewöhnlich um 10 bis 20 Schläge frequen¬
ter, im Stadium der Toleranz wird er wieder langsamer und kann sogar
bis auf 50 und etwas darunter herabgehen.
Die Respiration zeigt ebenfalls die grössten individuellen Verschieden¬
heiten. Konstant ist bei langer Einwirkung des Chloroforms die Abnahme
der Frequenz und auch der Intensität der Athcmzüge. Nicht selten wird
das Athmen insuffizient, und es tritt alsbald Cyanose — ein höchst
beachtenswerthes Symptom — ein.
Die Pupillen sind anfangs erweitert, doch niemals ad maximum,
verengern sich dann im Stadium der Erschlaffung allmählich bis unter
das normale Verhalten, reagiren aber noch träge auf Stechen und Kneifen
der Haut, noch später nur auf Berührung der Cornea. Nach Rupprecht
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soll die Prüfung des kornealen Lidreflexes das beste Kriterium für eine
noch gefahrlose Narkose sein, weil eine deletäre Wirkung des Chloroforms
nicht zu befurchten ist, so lange noch bei Berührung der Hornhaut das
untere Augenlid zuckt, welche Erscheinung als Reflexwirkung des
Trigeminus aufzufassen ist. Bei plötzlichem Erwachen tritt wieder
öfters eine plötzliche maximale Erweiterung der Pupillen ein, bei lang¬
samem Erwachen geht diese gewöhnlich nur allmählich vor sich.
In den meisten Fällen ruft die reizende Wirkung der Chloroform- •
Dampfe auf die Mund- und Respirationsschleimhäute reichliche Schleim¬
absonderung und dadurch heftiges Ausspeien und Husten hervor. Ganz
besonders intensiv treten diese üblen Zufälle auf, wenn man bei Gas¬
licht oder Petroleumlicht chloroformirt Alsbald werden alle Anwesenden
von einem sehr starken Hustenreiz befallen. Diese Störungen beruhen
darauf, dass nach Langenbeck die Verbrennungsprodukte des Gases
mit ‘ dem verdunstenden Chloroform das irrespirable Chlorkohlenoxyd
erzeugen. In nicht seltenen Fällen entwickeln sich hierdurch in der
Folge bei den Narkotisirten schwere katarrhalische Pneumonieen.
Aehnlich wirken die Chloroformdämpfe auf die Magenschleimhaut,
Zuweilen und zwar in allen Stadien tritt Würgen und Erbrechen auf,
besonders wenn kurz vor der Inhalation Nahrung eingefuhrt ist. Ein
sehr gefahrdrohender Zustand ist das plötzliche Eintreten von Apnoe.
Dieselbe tritt sowohl im 2. wie im 3. Stadium auf. In ersterem Falle
besteht vollständiger Respirationsstillstand in Exspirationsstellung des
Zwerchfells, während die Zunge durch tonischen Krampf vergrössert gegen
die hintere Pharynxwand angedrängt wird.
Hier genügt der Handgriff vonHeiberg nicht allein; man muss viel¬
mehr nicht nur den Unterkiefer nach vorne drängen, sondern auch zu¬
gleich beide Zeigefinger auf die untere Zahnreihe setzen und denselben
Dach unten drücken, um gleich genügend Luft zu schaffen.
Im Stadium der Erschlaffung folgt die Zunge dem Gesetze der
Schwere und versperrt hierdurch die Luftzufuhr. Der Ho ward sehe
Handgriff, Elevation des Thorax und Rückwärtsbewegung des Kopfes
und des Halses, und nöthigenfalls die künstliche Athmung reichen hier
gemeinhin aus. Das Hervorziehen der Zunge mit besonders angefertigten
Zangen oder gar Hakenzangen kann man wohl schon jetzt als ein obso¬
letes Verehren bezeichnen. In neuester Zeit hat indess Kappeier noch
io verzweifelten Fällen empfohlen, das Zungenbein mit einem scharfen
Haken rasch und kräftig vorzuziehen.
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Die erstere Form von Apnoe nennt man die spastische, die letztere
die paralytische Asphyxie. Der gefährlichste Zufall, der in allen Stadien
eintreten und raschen Tod zur Folge haben kann, ist die plötzliche Er¬
lahmung der Herzthätigkeit (Synkope). Manchmal, schon nach kurzen
Einatbmungen von Chloroform, setzt auf einmal der Puls aus und bei
noch fortgehender Respiration nimmt das Gesicht eine kadaveröse Blässe
an, die Pupillen werden ad maximum /erweitert, der Unterkiefer sinkt
herab, die Arterien bluten nicht mehr, und in Kurzem schliessen einige
schnappende oder seufzende Respirationen die Scene. Ein solcher Kollaps
kommt bei schwächlichen Individuen unter dem Einfluss der Angst vor,
tritt aber vorzugsweise bei akuter und chronischer Anämie und vor Allem
bei Degeneration des Herzmuskels ein.
Die Narkose durch Aether unterscheidet sich nur in einigen wesent¬
lichen Punkten von der durch Chloroform. Das zweite Stadium ist
markirter und protrahirter, im drittten Stadium ist die Muskelerschlaffung
nicht immer konstant, überhaupt ist die Wirkung des Aethers entschieden
langsamer und weniger nachhaltig, besonders lästig sind aber die häufigen
Schluckbewegungen uud die starke Salivation. Wegen seiner grosssen
Flüchtigkeit muss das Einathmen mittelst besonderer Apparate geschehen,
welche den Zutritt von Luft gänzlich abschliessen; auch seine leichte
Brennbarkeit erfordert stets die grösste Vorsicht. Endlich fehlen bei ihm
die werthvollen Aufschlüsse, welche die Pupillenreaktion für die Chloroform¬
narkose hat.
Besonders kontraindizirt ist seine Anwendung bei Lungenleiden.
Die Narkose durch Stickstoffoxydul ist relativ ungefährlich, aber am
wenigsten nachhaltig und kann daher nur bei ganz kurz dauernden
Operationen angewandt werden. Sobald der Puls klein wird und sich
Leichenblässe einstellt, genügt es, diese Erscheinungen zum Schwinden
zu bringen, wenn schnell wieder Luft zugefuhrt wird.
Die grösste Zukunft scheint die gemischte Narkose zu haben. Das
englische Chloroformkomitee, sowieBillroth undLinhart sind der Ansicht^
dass dieselbe deshalb weniger gefährlich ist als die reinen Flüssigkeiten,
weil Aether und Alkohol als Stimulantien die deprimirende Wirkung des
Chloroforms auf das Herz aufhalten oder wenigstens vermindern. Man
macht aber gegen diese Methode den Einwand, dass die einzelnen Flüssig¬
keiten entsprechend ihren Siedepunkten sehr ungleich verdunsten.. Praktisch
von grossem Nutzen soll sie sich erwiesen haben bei Potatoren und bei
solchen Individuen, weiche an Herzschwäche leiden.
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Die Art des Chloroformirens war bisher im Ganzen eine sehr ver¬
schiedene. Vor nicht gar zu langer Zeit war es noch allgemeiner Gebrauch,
dass mindestens zwei Aerzte zu dieser Operation erforderlich waren, der
eine fühlte den Puls, der andere übernahm die Inhalation. Nach hori¬
zontaler Lagerung des Patienten auf dem Operationstisch wurde ihm zuerst
die Mundgegend mit Salben eingerieben, das Herz besonders untersucht
und dann mit dem Einathmen begonnen. Wenn Assistenten in genügender
Zahl vorhanden waren, wurden noch zwei zum Festhalten der Arme
bestimmt. In gewissen Zwischenräumen wurden dann 20 bis 30 Tropfen
Chloroform auf die Maske wieder aufgeschüttet Die steigende Unruhe
des Patienten hoffte man durch grosse Dosen Chloroform beseitigen zu
können. Auf die Athmung richtete man nicht sein besonderes Augenmerk
sondern nur auf den Puls und die Pupillenreaktion.
Dass bei diesem brüsken Verfahren noch so wenig Todesfälle überhaupt
vorgekommen sind, grenzt ans Wunderbare.
Ein um so mehr gerechtfertigtes Aufsehen erregte daher die Schrift
von L6on Labbe, welcher zuerst im Jahre 1882 seine dosimetrische
Methode in der Pariser medizinischen Akademie vortrug. Neben der
langsamen, gleichmässigen Zufuhr des Anästhetikums legte derselbe noch
besonderen Werth auf die absolute Ruhe im Krankenzimmer — besonders
bis zum Eintritte des Schlafes.
Er machte daher auch den Vorschlag, im Operationszimmer einen
Anschlag zu machen, welcher mit grossen Buchstaben versehen die Auf¬
schrift trug: „Defense ä parier au chloroformiseur!“ Ferner verlangte
er, dass der mit dem Inhaliren beschäftigte Arzt nur auf das Gesicht und
die Respiration zu achten habe. Den Zustand des Pulses hielt er für
irrelevant, da derselbe später schlecht wird als die Athmung, weil die
Chloroform-Asphyxie nur respiratorischen Ursprungs ist.
Im Wesentlichen dieselben Anschauungen vertritt die Hyderabad-
Kommission in ihrem letzten Jahresbericht. Hehir weist ausserdem in
demselben noch darauf hin, dass es einen Chloroformtod infolge primärer
Herzlähmung nicht giebt. Zuerst leide immer die Respiration, und es
komme nur darauf an, letztere regelmässig zu erhalten. Ganz besonders
wichtig sei es bei jeder Respirationspause, sofort die Maske zu lüften,
weil sonst der Kranke beim nächsten tiefen Athemzug übermässig viel
Chloroform bekommen würde. Ebenso müsse man bei heftigen Wider¬
standsbewegungen immer einige Athemzüge frischer Luft thun lasssn.
Hehir hat sogar bei Eklampsie, Tetanus und Hydrophobie in
sechs Fälleu mehr als zwölf Stunden lang die Narkose mit gutem Erfolge
unterhalten.
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Die Chloroformstatistik der deutschen Gesellschaft für Chirurgie für
das Jahr 1892 gebietet über ein grossartiges Material. Gurlt berichtet
hier über 111 788 Narkosen mit 41 Todesfällen. Je ein Todesfall kam
auf nachstehende Narkosen: Mit Aether 8433, Aetherchloroform 2969,
Chloroform 2574, gemischte Narkose 2461, Bromäthyl 2460, Pental 219.
Der Aether übertrifft also bei Weitem das Chloroform. Trotzdem hat sich
nach Gurlt der Aether noch keineswegs dieselbe Anerkennung und
Vorliebe, die ihm in Amerika gezollt wird, in Deutschland zu erwerben
gewusst
Ferner hat er feststellen können, dass bei den Todesfällen durch
Chloroformnarkose meist pathologische Veränderungen vorgefunden wurden:
Schlaffheit und fettige Entartung der Herzmuskulatur, Verwachsungen des
Herzbeutels mit dem Herzen und der Pleura, Klappenfehler des Herzens,
atheromatöse Entartung der Arterien, pleuritische Verwachsungen, Tuber¬
kulose der Lungen, Erkrankungen der Leber und Nieren.
Eine von der Hufelandschen Gesellschaft gekrönte Preisschrift
über die Narkose hat Born träger geliefert Nach ihm ist es noch nicht
sicher erwiesen, ob Chloroform oder Aether häufiger den Tod herbeiführt;
diese Frage befinde sich vielmehr noch im Stadium des Experiments.
Soviel stünde indess fest, dass Eisteres so gut wie nie versage, während
dieses bei Aether öfters vorkäme. Sodann müsste man bei letzterem
komplizirtere Apparate in Anwendung bringen.
Aus allen Berichten geht indess zur Genüge hervor, dass die Methode
des tropfen weisen, langsamen, aber ununterbrochenen Verabreichens von
Chloroform ihre unverkennbaren Vorzüge hat und deshalb immer mehr
Anhänger findet. Ganz besonders aber wird mau nach dieser Richtung
noch in weiteren Kreisen Versuche machen müssen, weil gerade in letzter
Zeit und zwar in rascher Aufeinanderfolge vier Todesfälle infolge von Narko¬
sen vorgekommen sind.
In drei Fällen war Aether, in einem Bromäthyl angewandt worden.
Auch auf der hiesigen äusseren Station sind seit mehreren Jahren
Versuche nach dieser Richtung hin von mir gemacht worden, aber erst
nach Anwendung der Schimmelbuschschen Maske konnte die dosi-
metrische Methode mit vollem und befriedigendem Erfolge in Anwendung
gebracht werden. Diese Maske hat in erster Linie den grossen Vortheil, dass
man zu jeder Narkose einen neuen antiseptischen Bezug anwenden kann.
Die unten ringsum angebrachte Metallrinne schützt sehr gut vor etwaigem
Verbrennen der Gesichtshaut durch das herabfliessende Chloroform, so dass
man nicht mehr nöthig hat, die Gesichtshaut mit Vaselin oder dergleichen
zu bestreichen.
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Statt der Chloroformflasche genügt ein gewöhnliches dunkles Tropfglas,
wie man solche jetzt allgemein für einen billigen Preis aus den Apotheken
erhalten kann. Ist das Glas mit einer entsprechenden Skala versehen,
so ist dieses sehr angenehm, weil man dann die Menge des verbrauchten
Chloroforms gleich ablesen kann.
Zweckmässig ist es, schon tags zuvor den Patienten genau zu unter¬
suchen und zwar nicht allein Herz und Lungen, sondern auch die Mund¬
höhle und den Urin. Namentlich hat man auf künstliche Zähne und
Kautabak sein Augenmerk zu lichten, da diese schon häufig den Erstickungs¬
tod während der Narkose herbeigeführt haben. Eine genaue chemische
Prüfung des Chloroforms ist nicht nöthig und auch zu weitschweifig, da
man gewisse Zeichen hat, welche eine schädliche Verunreinigung desselben
in kürzester Zeit und ohne besondere Vorbereitung erkennen lassen. Es
muss klar sein, neutral reagiren und einen scharfen Geruch haben. Auf
die Hand gegossen soll es schnell verdunsten, ohne einen Rückstand
zurückzulassen und in ein Glas Wasser geträufelt, soll es in Form von
Perlen zu Boden sinken. Vier bis sechs Stunden vor der Narkose dürfen
die Patienten nichts essen, höchstens ist einige Stunden vorher eine Tasse
Kaffee oder Thee erlaubt.
Vor Beginn und während des Chloroformirens ist die grösste Ruhe
«forderlich. Man wird stets richtig handeln, wenn man im ersten
Stadium den Patienten so behandelt, als wenn derselbe sich eben zur
Ruhe begeben hat und einschlafen will, während man im zweiten Stadium
ihn wie einen sinnlos Betrunkenen behandeln muss, der durch den
geringsten Widerstand oder durch ein grelles Geräusch wieder leicht
nüchtern werden kann. Zweckmässig ist es daher auch, entweder die
Thür des Operationszimmers abzuschHessen, oder wenigstens einen Lazareth-
gehülfen vor die Thür zu stellen, um jede Störung von aussen her fern
zu halten.
Alle beengenden Kleidungsstücke werden gelüftet, auch die Hose
der Kopf darf nicht durch ein Kopfkissen unterstützt werden, weil er
dadurch gegen die Brust gedrängt und so die Athmung behindert wird.
Für den Chloroformireuden bleibt es die erste und wichtigste Regel, dass
er stets seine volle Aufmerksamkeit der Narkose zuwendet. Er ist mit
dem Steuermann zu vergleichen, der ruhig, kaltblütig und mit Sach-
kenntniss sein mit den Wogen kämpfendes Schiff sicher dem rettenden
Gestade entgegenlenkt.
Dem Patienten ist dann zuerst die trockene Maske derart auf das
Gesicht zu legen, dass nur die Nase bedeckt wird und zwar so, dass
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nebenbei noch genügend Luft einströmen kann. Hierauf wird langsam
mit dem Träufeln begonnen, so dass in der Minute etwa zwölf Tropfen
auf die Maske fallen, bis der Patient einschläft. Ist dieses eingetreten,
dann wird langsamer geträufelt — etwa fünf Tropfen in der Minute.
Zur Beruhigung des Patienten und zur gleichmässigen Athmung trägt es
wesentlich bei, wenn man ihn gleich anfangs auffordert, ruhig und langsam
zu zählen. Bei grosser Aufregung im zweiten Stadium darf man nicht
zu viel Gewalt anwenden, um ihn zu bändigen. Es genügt vollkommen,
den Bewegungen nur einen ganz leichten Widerstand entgegenzusetzen
und mit denselben gleichsam mitzugehen. Sobald das Athmen insuffizient
wird, oder sobald sich leichte Cyanose bemerkbar macht, ist die Maske
sofort zu entfernen, bis die Athmung wieder regelmässig geworden ist,
worauf sogleich wieder mit dem Aufträufeln begonnen werden kann.
Mit dem Rasiren und der Reinigung des Operationsfeldes darf nicht
eher angefangen werden, als bis die vollständige Narkose eingetreten ist.
Diesen Zeitpunkt zu bestimmen, ist manchmal schwierig. Von dem jetzt
so sehr beliebten Verfahren, diesen Moment durch das Schwinden des
Kornealreflexes festzustellen, muss ich nach meinen Erfahrungen abrathen,
da in den meisten Fällen die Narkose durch dasselbe zu leicht wieder
aufgehoben wird.
Von grossem Nutzen ist aber die Prüfung des Kornealreflexes in
solchen Fällen, in welchen das Bewusstsein zu tief gesunken und
die Gefahr der Synkope zu befurchten ist. Wenn nämlich in diesem
Falle nicht mehr die geringste Reaktion ein tritt, d. h. wenn das untere
Augenlid nicht mehr zuckty dann ist es immer die höchste Zeit, mit der
künstlichen Respiration sofort zu beginnen.
Die beste Methode zur Feststellung, ob mit der Operation begonnen
werden kann, scheint bis jetzt diejenige zu sein, dass man einen Arm
wiederholt hochhebt und ihn dann plötzlich loslässt. Wenn dabei der
Arm wie eine todte Masse niederfällt, so kann man ohne Bedenken mit
der Operation beginnen. Von jetzt an muss der Chloroformirende nicht
allein auf die Respiration, sondern auch auf das Verhalten der Pupillen
seine Aufmerksamkeit richten. Für gewöhnlich erweitern sich dieselben
kurz vor dem Erschlaffen der Muskulatur, bei vollständiger Narkose aber
werden sie enger und sollen so während der ganzen Narkose bleiben.
Tritt plötzlich eine Erweiterung der Pupillen ad maximum ein, nachdem
sie vorher verengt waren, so ist die grösste Gefahr vorhanden; die Maske
ist sofort zu entfernen und mit der künstlichen Athmung zu beginnen.
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401
Die Anwendung der Elektrizität wird von Vielen eher für gefährlich
als nützlich erachtet, weil die Reizung des Phrenicus nur die halbe
Athmung, d. h. die Inspiration besorgt, während die Reizung der Nasen¬
schleimhaut durch den elektrischen Strom öfters noch von Erfolg sein kann.
Die Kontrolle des Pulses tritt immer mehr in den Hintergrund.
Peraire behauptet sogar, dass man denselben überhaupt gar nicht mehr
zu kontroliren braucht, weil er noch ruhig weiter schlagen kann, nachdem
die Athmung schon ganz aufgehört hat. Zu erwähnen ist hier noch, dass
im Beginn des Inhalirens der Puls zuweilen ganz aussetzt und derart
schwach wird, dass man ihn kaum mehr fühlen kann. Dies kommt vor,
wenn sich Brechneigung einstellt.
Nach vollendeter Operation darf man den Patienten nicht mit gewalt¬
samen Mitteln^ aus seiner Betäubung erwecken. Man muss ihn vielmehr
jetzt derart behandeln, als wenn er sich einen tüchtigen Rausch angetrunken
hat, welchen er gründlich ausschlafen muss. Das laute Anrufen, das
Besprengen des Gesichts und der Herzgrube mit kaltem Wasser, das
Schlagen in6 Gesicht mit einem nassen Tuch, das Abklatschen des Unter¬
leibs mit flacher Hand sind Mittel, die durchaus zu verwerfen sind.
Am besten ist es, w'enn Patient aus seiner Betäubung von selbst
erwacht, nachdem er sich vollständig ausgeschlafen hat. Der Chloroformirende
muss ihn aber auch jetzt noch aufmerksam beobachten, weil gerade kurz
vor dem Eiwachen noch manches Mal Erbrechen eintritt. Zu warnen ist
auch davor, dass Narkotisirte sich nach der Operation aufrichten — es
sind mehrfach Fälle bekannt, in welchen gerade in diesem Moment ein
plötzlicher Tod eingetreten ist, trotzdem die Patienten schon längere Zeit
vorher kein Chloroform mehr bekommen hatten.
Die Vorzüge der dosimetrischen Methode bestehen im Wesentlichen
darin, dass das Excitationsstadium entweder gar nicht auftritt oder viel
kürzer ist als bei der früheren Verabreichungsweise, vor allen Dingen
aber darin, dass entschieden weniger Chloroform verbraucht wird. Hier¬
durch wird natürlich auch die Intoxikationsgefahr vermindert.
Während früher etwa 100 g in einer Stunde verbraucht wurden,
genügen jetzt 15 bis 20 g. Das Erbrechen tritt daher jetzt auch viel
seltener auf, ja Baudouin behauptet, dass es bei seiner Methode überhaupt
nicht mehr vorkommt.
Posset hat gegen hartnäckiges Erbrechen das Ausspülen des Magens
mit 2prozentiger warmer Sodalösung empfohlen, Joos will dasselbe,
sobald pich Brechbewegungen einstellen, schon im Keim unterdrückt haben,
indem er vermittelst eines Handgriffes den Phrenicus und Vagus oberhalb
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des stemalen Endes der Clavicula komprimirt. Dieser Druck soll noch
kurze Zeit nach Aufhoren der Brechbewegungen fortgesetzt werden.
Nach dem alten Grundsatz: „Quo simplicius, eo felicius“ — habe
ich in letzter Zeit, um den im Munde und Magen angesammelten Schleim
zu entfernen und zugleich auch die Mundhöhle abzukühlen, Ausspülungen
des Mundes mit kaltem Wasser ausführen und dann kleine Portionen
hinunterschlucken lassen. Der Erfolg war bis dahin ein befriedigender,
das Erbrechen,hörte meistenteils sogleich auf.
Hauptsächlich wird man sich aber darauf beschränken müssen, dem
Patienten das Erbrechen zu erleichtern und der Aspiration des Erbrochenen
vorzubeugen.
Für gewöhnlich wurde bis jetzt nur der Kopf zu diesem Zwecke
stark nach vorn und zur Seite gebogen. Hierdurch wird aber nicht aHein
das IJerausbefördern des Erbrochenen erschwert, sondern auch die
Aspiration erleichtert. Es ist vielmehr notwendig, dass beim Wenden
des Kopfes zugleich auch der ganze Körper mitbewegt und auf die Seite
gelegt wird.
An dieser Stelle möchte ich noch einige Worte über den sogenannten,
späten Chloroformtod erwähnen.
Käst, Thiem, Fischer und Bastianelli haben neuerdings über
vier derartige Fälle berichtet.
Von diesen gingen zwei ungefähr 46 Stunden nach 3- bis 4stündiger,
der dritte 18 Tage nach einer 3stündigen und der vierte 5 Tage nach
einer 2 72»tündigen Narkose zu Grunde. Besonders auffallend war der
pathologische Befund am Herzen, an der Leber und an den Nieren.
Diese Veränderungen bestanden hauptsächlich in nekrotischen Vor¬
gängen in den spezifischen Parenchymzellen jener Organe. Ausserdem
befand sich konstant in den Nieren, zumeist in den Henleschen Schleifen,
körniges oder scholliges Pigment in solchen Mengen, wie es selbst bei
älteren, an schweren Kachexieen zu Grunde gegangenen Individuen nie
vorgefunden wird. Die Veränderungen am Herzfleisch bestanden in
Schwund der Querstreifung und Zerklüftung der kontraktilen Substanz.
Ausserdem bestand Verfettung in allen drei Organen.
Bastianelli hält es daher für die Pflicht eines jeden Arztes, eine
zweite Narkose an ebendemselben Patienten erst dann vorzunehmen,
wenn die Folgeerscheinungen der ersten vollständig überwunden sind.
Namentlich wird man in der Zwischenzeit sorgfältig uud wiederholt
den Urin untersuchen müssen, da nach längeren Narkosen Eiweiss und
Zylinder im Harn aufzutreten pflegen.
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Bei rationeller Anwendung der dosimetrischen Methode werden
hoffentlich solche Fälle nicht mehr Vorkommen, weil erstens das Blut
weniger mit Chloroform übersättigt und weil auch durch die regelmässige
Athmung der grösste Theil desselben gleich wieder 'ausgeathmet wird.
Im Interesse des Sanitätsdienstes ist es aber in hohem Grade
nothwendig, dass diese Methode schon im Frieden, als der langen
ununterbrochenen Schule für den Krieg, geübt und dass für die Armee,
um mich so auszudrücken, eine Einheits-Narkose geschaffen wird.
Zum Schluss wäre noch die Frage zu erörtern, ob man sich vor der
Narkose ebenso wie zu jeder erheblichen, chirurgischen Operation der Ein¬
willigung des Patienten zu versichern hat oder nicht. Dieselbe muss ent¬
schieden bejaht werden. Bei ruhigem Zureden wird gewöhnlich in den
meisten Fällen sogleich und nur selten kurz vor der Operation hierauf
eingegangen werden, — zumal die Narkose überhaupt nur bei grösseren
Operationen und bei langdauernden, schmerzhaften Untersuchungen
angezeigt erscheint.
Als Kontraindikation gelten hauptsächlich Herz- und Lungenkrank¬
heiten, ferner atherom^töse Entartung der Arterien, weitverbreitete pleuri-
tische Verwachsungen, Erkrankungen der Leber und Nieren, hochgradige
Anämie und kachektische Zustände.
Bei kompensirten Herzfehlern und Lungenkrankheiten geringeren
Grades ist die Chloroformnarkose ausnahmsweise zulässig, beim Inhaliren
ist dann aber die grösste Vorsicht geboten.
Die Frage „Chloroform oder Aether“ ist besonders in den letzten
Jahren Gegenstand der lebhaftesten Diskussion gewesen, die vorliegenden
Narkosen-Statistiken berücksichtigen dabei aber die Spättodesfalle entweder
gar nicht oder erwähnen sie nur nebenbei. Nachdem aber gerade in letzter
Zeit besonders nach den Aethernarkosen nicht allein vielfach Zufälle be¬
obachtet wurden, welche der gepriesenen Ungefährlichkeit des Mittels
widersprachen, sondern auch wiederholte Todesfälle vorgekommen sind,
sind viele Chirurgen zum Chloroform wieder zurückgekehrt.
Poppert kommt zu dem Resultat, dass dem Aether Gefahren iune-
wohnen, die bei der bisherigen Statistik nicht berücksichtigt worden sind,
Mik ulicz ist nach seinen Erfahrungen jetzt ein entschiedener Gegner
des Aethers geworden, während König der Aethernarkose zwar noch
gewisse Vorzüge einräumt, aber schliesslich eingesteht, dass das Chloro¬
form als Anästhesirungsmittel dem Aether fast durchweg überlegen ist.
Auf Grund obiger Auseinandersetzungen komme ich in Kürze zu
folgendem Resultat:
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204 -
1. Die dosimetrische Methode bei Ausübung der Narkose wird
voraussichtlich noch immer mehr vervollkommnet werden und
weitere Anhänger finden.
2. Die obligatorische Einführung derselben in den Sanitätsdienst
unserer Armee ist nothwendig, weil sie nicht allein im Frieden,
sondern ganz besonders im Kriege durch Ersparniss von Personal
von grossem Nutzen sein wird.
3. Es ist erforderlich, dass in den Jahresrapporten der Garnison-
lazarethe ausführliche Berichte über die stattgehabten Narkosen
abgestattet werden, damit auf Grund dieser Sammelforschungen
eine Einheits-Narkose geschaffen werden kann.
Die Epidemiebaracke des finnischen Militärs zn Helsingfors.
von
Dr. K. E. Lindln,
dirigirender Arzt des Garnison-Krankenhauses in Helsingfors, Finland.
Als sich die Choleraepidemie 1892 immer mehr und mehr über
Russland ausgebreitet und am Schlüsse des Sommers St Petersburg erreicht
hatte, lag die Vermuthung nahe, dass dieselbe auch in Finland auftreten
würde, und da Helsingfors sowohl durch die Eisenbahn als auch durch
den Seeweg täglich in Berührung mit St. Petersburg steht, bereiteten sich
sowohl die Zivil- als auch die Militär-Behörden vor, einer ausbrechenden
Epidemie zu begegnen.
Unterzeichneter erhielt den Befehl, für das hiesige finnische Militär
Zelte zur Aufnahme etwaiger Cholerafälle aufzustellen.
Da zu der Zeit nur kleinere Zelte zur Verfügung standen, fand ich
es für die Krankenpflege am praktischsten, dieselben auf einen gemeinsamen,
asphaltirten Fussboden in zwei Reihen zu beiden Seiten eines Mittelganges
aufzuschlagen. Da aber zu einer zweckmässigen Krankenpflege Küche
und Badezimmer unumgänglich nothwendig sind, und dieselben nicht
ohne Schwierigkeit in Zelten untergebracht werden können, wurde in Ver¬
bindung mit den Zelten eine kleinere Holzbaracke geplant, welche zugleich
ein Aufwaschzimmer und eine Verwabrungsstelle für unreine und infizirte
Kleider enthielt.
Diesem Plane gemäss wurden von dem Herrn Architekten Ny ström
Entwürfe und Zeichnungen gemacht. Derselbe überwachte auch das
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Auffahren der Baracke und legte sowohl bei dieser Arbeit als auch bei
der praktischen und zweckmässigen Anordnung der Zelte grosses Verdienst
ein. Auf der hygienischen Ausstellung zu St. Petersburg im Jahre 1893
wurden Photographien und Pläne der Baracke ausgestellt; da es den¬
selben gelang, dort Anerkennung zu finden, und sie mit der grossen,
goldenen Medaille ausgezeichnet wurden, habe ich gedacht, dass eine
nähere Beschreibung dieser kombinirten Anlage far die Leser der Zeit¬
schrift von Interesse sein konnte.
Dicht neben einem Bergrücken und von demselben vor nördlichen
Winden geschützt, wurden die Zelte und eine kleinere Holzbaracke von
Osten nach Westen zu auf einem gemeinsamen 24 m langen asphaltirten
Fussboden, dessen Breite far die Zeltabtheilung 7,5 m und für die
Baracke 8,5 m ausmachte, aufgestellt. Infolge der Abschüssigkeit des
Geländes betrug die Entfernung des Fussbodens von der Erde 0,2 bis
1,25 m; letzterer ruhte auf aus Ziegeln gemauerten Grundpfeilern, wodurch
die Luft frei unter ihm durch streichen konnte. Jetzt wurden vierzehn
Offizierzelte aus doppeltem Zelttuche aufgestellt, sieben auf jeder Seite
eines 2,5 m breiten Mittelganges, so dass die Eingänge zu den Zelten
auf denselben führten. Des geringen Raumes wegen konnten die Zelte
nicht wie gewöhnlich so aufgestellt werden, dass die Wände abschüssig
gewesen wären; man stellte sie dicht nebeneinander und befestigte die
Zeltwände senkrecht an Latten, die längs der äusseren und inneren Seite
des Fussbodens hinliefen. Von der äusseren Seite der Zelte wurden von
den Zeltstangen aus Stricke an die in den Boden eingeschlagenen Stützen
gespannt, und an der inneren Seite die Stangen mittelst grober Eisen-
dräbte aneinander befestigt, welche sich von den Kranzleisten quer über
den Mittelgang hinzogen. Also aufgestellt nimmt jedes Zelt die Fläche
eines Quadratmeters ein. Um mehr Platz zu erhalten und um die Pflege
der Kranken zu erleichtern, wurden von acht Zelten je zwei und zwei
zusammengeschlagen, indem das Zelttuch der Zwischenwände aufgeschlagen
und an die äussere Wand befestigt wurde. Um das Eindringen des
Regenwassers in die Zelte zu verhindern, wurde es ausserdem nothwendig,
jede Zeltreihe mit einem gemeinsamen äusseren Zeltdacbe zu versehen,
welches auf drei Dachstühlen ruhte, die zugleich dem Ganzen Halt und
Festigkeit gaben. Diese äusseren Dächer wurden mit Stricken an den
Fussboden befestigt und trugen ebenso, wie die stellenweise vierfachen
äusseren Wände wesentlich dazu bei, die Wärme in den Zelten zu ver¬
mehren. Inwendig waren die Zelte bis zu einer Höhe von 0,85 m vom
Fussboden mit geöltem Tuche bekleidet, welches nicht allein das Zelttuch
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vor Verunreinigung schützte, sondern auch dazu beitrug den Zug in den
Zelten zu vermindern. Um das Ausrinnen von Spül- und Waschwasser
aus den Zelten auf den Boden oder Mittelgang zu verhindern, läuft längs
den äusseren und ‘inneren Seiten der ZeltfussbÖden eine Asphaltleiste,
und das Wasser wird direkt durch eine Röhrenleitung, die auf Ziegelpfeilem
ruht, zu einem in einer Entfernung von 34 m von den Zelten aufgefuhrten
Schuppen abgeleitet, wo dasselbe in einer grossen Eisencisteme gekocht
wird, ehe es in einen nahe gelegenen Abflussgraben ausfliessen darf; die
festen Exkremente werden in einem zu dem Zwecke eingerichteten Ofen
verbrannt. Hierdurch wird der umgebende Boden vor Verunreinigung
geschützt, und die Möglichkeit einer Ausbreitung des Ansteckungsstoffes
verringert. Das Regenwasser von dem offenen Gange zwischen den Zelt¬
reihen dagegen wird durch gewöhnliche glasirte Thonröhren direkt in
offene Gräben abgeleitet.
Die äussersten Zelte auf beiden Seiten des Ganges, die 1 bis 2 Betten
enthalten, sind zur Beobachtung ungewisser Krankheitsfälle bestimmt; in
den darauf folgenden vier Doppelzelten, zwei auf jeder Seite, können im
Ganzen 12 bis 15 Betten aufgestellt werden. Die übrigen vier sind
bestimmt: eins für den Arzt, zwei für die Feldscheerer und Lazareth-
diener und ein viertes als Aufbewahrungsort reiner Kleider und sonstiger
Gebrauchsgegenstände. Aus dem Zeltgange kommt man durch Doppel¬
teren in die Baracke, welche durch einen 6 m langen Mittelgang, von
derselben Breite wie der Zeltgang, gctheilt ist. Das nöthige Licht erhält
dieser Gang durch die Thürfenster und durch Fenster oberhalb der Thüren.
Im Dache sind zwei Ventilationsröhren angebracht worden. Doppelthüren
und eine Treppe führen aus der Baracke ins Freie. Die eine Seite der
Baracke enthält die Küche mit einem Feuerherde, der mit einer Herd¬
platte versehen ist, und ein Aufwaschzimmer, die andere Seite enthält
ein Badezimmer, ein Kloset und eine kleinere, Nebenkammer- Das Auf¬
waschzimmer und die Küche stehen nur durch eine Luke in der Zwischen¬
wand in Verbindung miteinander. Im zuerst genannten Zimmer sind zum
Aufstellen des Materials zur Krankenpflege Fächer angebracht; ausserdem
enthält dasselbe eine grössere Zinkkufe zum Desinfiziren der Speisegeschirre.
Das Badezimmer enthält einen Badekamin und eineBadewanne mitDouche;
auch in der Nebenkammer, welche zum Aufbewahrungsraum für schmutzige
Kleider bestimmt ist, befindet sich eine grössere Zinkkufe^ in welcher
mau die Kleider desinfizirt, ehe dieselben zum Waschen abgegeben werden.
In allen Zimmern sind Wandventile angebracht; die Baracke ist aus
doppelten Brettern mit dazwischenliegender Pappe aufgefiihrt. Sowohl am
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Küchenherde wie im Badezimmer giebt es Plattenschornsteine, deren
Platten durch Asbestpapier isolirt sind, um das Dach vor Feuersgefahr
zu schützen. Aus der nahegelegenen Wasserleitung der Stadt ist Wasser
in die Küche, das Aufwaschzimmer, das Bade- und Klosetzimmer hin¬
geleitet worden. Um den Boden wo möglich trocken zu legen und sta-
gnirendes Wasser abzuleiten, ist derselbe mit Gräben versehen und drainirt
worden.
Obgleich man keine praktische Erfahrung, was die Zweckmässigkeit
dieses kombinirten Systems einer Holz- und Zeltbaracke betrifft, hat
machen können, da keine Cboleraepidemie hier auftrat, scheint dasselbe
doch für die Krankenpflege viele Vortheile darzubieten, besonders bei
ansteckenden Krankheiten, aber auch wohl für Feldlazarethanlagen.
Wenn die Holzbaracke aus leicht transportablem Material gemacht würde,
wäre es für eine rationelle Feldkrankenpflege besonders vortheilhaft, die¬
selbe in Verbindung mit Zelten aufzustellen, die etwa die oben aufgezählten
Räume enthielten. Um Zug zu verhindern und um grössere Wärme in
den Zelten hervorzubringen, kann ^der Asphaltfussboden direkt auf den
Boden gelegt werden mit einer Unterlage, bestehend aus Sand, kleinen
Steinen und Cement.
i
Die Vortheile, die dieses System darbietet, sind folgende: Zur Zelt¬
abtheilung sind keine besonders zu diesem Zwecke eingerichteten Zelte
nothwendig; es können gewöhnliche Offizierzelte aus Doppeltuch dazu
verwandt'werden; der Transport derselben ist leicht und bequem, und
kann rasch eine grössere oder geringere Anzahl, je nach Bedarf, aufgestellt
werden. Vermittelst des gemeinsamen äusseren Daches, mittelst des Auf-
stellens der Zelte nahe aneinander und der dadurch erhaltenen mehrfachen
äusseren Wand sammt der Bekleidung der Wände von innen mit geöltem
Tuche halten sich die Zelte auch bei kühlerer Witterung ziemlich warm
und sind einem einzigen grösseren Zelte vorzuziehen. Das Aufstellen
mehrerer kleinerer Zelte gewährt auch den Vortheil, dass sowohl verschiedene
Krankheitsfälle und Schwerkranke als auch das Krankenwartungspersonal
voneinander abgesondert werden können, ohne dass die Pflege der
Kranken dadurch leidet oder erschwert wird. Zelte, die für Infektions¬
kranke verwandt worden sind, können leicht von den übrigen losgebrochen
werden, um sie, wenn es nothwendig sein sollte, rasch einer gründlichen
Desinfektion entweder durch Kochen oder vermittelst des Dampfes zu
unterwerfen.
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208
Referate und Kritiken.
Habart: Der 'erste Verband auf dem Schlachtfelde. Vortrag,
gehalten in der XII. Sektion (Militär-Hygiene) des VII. internationalen
Kongresses für Hygiene und Demographie in Budapest. Der Militär¬
arzt, 1894, No. 17 und ff.
Habart erörterte auf dem Hygiene-Kongresse zu Budapest das
Thema »Der erste Verband auf dem Schlachtfelde“ und gelangte
hierbei zu nachstehenden Schlussfolgerungen:
1. Die Anlegung des ersten Verbandes auf dem Schlachtfelde wird
den Militärärzten zur Pflicht und erfolgt auf dem Verbandplätze, während
die Blessirtenträger (Hülfskrankenträger etc.) bestimmt sind, den Ver¬
wundetentransport nach Thuulichkeit binnen 12 Stunden nach eingetretener
Feuerpause zu besorgen.
2. Die erste Hülfe auf dem Gefechtsplatze hat sich auf Labung und
Bergung der Blessirten zu beschränken, und ist das Hülfs-Sanitätspersonal
zu belehren, dass jede Berührung der Wunde mit unreinen Händen und
Stoffen für die Verwundeten nachtheilig ist und das Leben derselben in
Gefahr bringen kann.
3. Behufs Ueberwachung, Unterweisung und Unterstützung der
Blessirtenträger erscheint es geboten» die Truppen von einem höheren
HülfspersonaJe und der einen Hälfte der Truppenärzte begleiten zu lassen,
während die andere Hälfte der Militärärzte auf den Verbandplätzen
zusammen gezogen wird.
4. Sowohl die Ausrüstung dieses Sanitätspersonals (Taschen der
Militärärzte, der Blessirtenträger und der Lazarethgehülfen), als auch
jene der Feldtragen und der Packkörbe in den Medizin wagen oder der
Verband- und Bandagentornister eines jeden Bataillons erheischt ein¬
heitliches, für die verschiedenen Verbandarten fertiges Okklusionsmaterial
in sterilisiftem Zustande, als welches sich besonders aseptische Typen¬
verbände eignen, da sie einen internationalen Feldverband darstelleu.
5. Nachdem Verwundete mit Schussfrakturen, gefahrdrohenden Blutungen
und Darmvorfällen ohne vorausgegangene Schienung, Blutstillung und
Wundbedeckung untransportabel sind, wird dem Sanitäts-Hülfspersonale
ausnahmsweise gestattet, einen Nothverband auf dem Schlachtfelde
ohne Berührung der Wunden anzulegen, um den Transport zu
ermöglichen. Diese Ausnahme tritt auch in Kraft bei detachirteu
Abtheilungen ohne Aerzte und bei Lostrennung kämpfender Truppentheile
von den Verbandplätzen.
6. Der erste provisorische Verband aus sterilen — aseptischen —
trockenen und für Ein- und Ausschuss zubereiteten Mullkompressen als
unmittelbare Wundbedeckung und aus entfetteter sterilisirter Baumwolle
nebst Mull- oder Kalikobinden ist ein austrocknender Verband bester
Art und kann durch Moos, Holzwatte- oder Holzwollekissen in den
Ambulanzen und Feldlazarethen zu einem Dauerverbande ergänzt werden.
7. Der Charakter heutiger Schusswunden erheischt aseptische Maas&-
nabmen bei Bedeckung derselben, weshalb in allen Packbehältnissen
ausser Seife auch Bürsten zur Desinfektion der Hände des Sanitäts¬
personals einzustellen sind, während für Verbandplätze und Ambulanzen
Kochgeschirre, emaillirte Waschbecken und Sterilisationsapparate für
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809 —
Instrumente, in den Feldlazarethen auch solche für Verbandstoffe er¬
forderlich sind.
8. In allen diesen Sanitätsstationen sind die Militärärzte verpflichtet,
eigenhändig die Okklusivverbände anzulegen, 'während das untergeordnete
Sanitätspersonal hierbei bloss Hülfsdienste zu verrichten hat Als Regel
bei Anlegung des ersten Verbandes im Felde hat zu gelten: Antiseptik
für die Hände, Aseptik für die Wunde.
Kirchenberger.
La Question des hernies inguinales et crurales dans l’armee
avec une revue de 53 Operations par leProfesseur Demosthen,
Chirurgien en chef de l’hopital central de l’armee. Bukarest.
Carol Gobi. 1894, 47 Seiten.
Der auf dem Gebiete des Militär-Sanitätswesens sehr verdiente und
rührige Verfasser bespricht in vorliegendem Werke die Bedeutung der
Hernien fiir die Armee. Er weist zunächst darauf hin, welche grosse
Anzahl kräftiger Soldaten den Armeen dadurch verloren gehen, dass
Hernien einen Grund zur Dienstunbrauchbarkeit abgeben. Er berechnet
die Zahl der Hernien bei Militärpflichtigen pro Jahr für Frankreich auf
7345,5, für Deutschland 7337, Italien 5414,6, Russland 6844, endlich
für Rumänien auf 1162. Werden dann die Unterleibsbrüche, wie
gewöhnlich bei der arbeitenden Bevölkerung, vernachlässigt oder
falsch behandelt, so wird später eine Einklemmung zur Todesursache, oder
der Bruch selbst wird so gross, dass der Träger arbeitsunfähig wird.
In beiden Fällen muss der Sohn die Sorge für die Familie übernehmen,
und wird bei der Aushebung reklamirt.r Auf diese Weise kostet jede
Hernie der Armee zwei Soldaten. Von diesem Gesichtspunkt aus empfiehlt
Verfasser eine Verallgemeinerung der Radikal-Operation der Hernien,
wenigstens bei den bereits eingestellten Mannschaften. Er selbst hat bei
aktiven Offizieren und Soldaten in 53 Fällen von Leistenhernien die
Radikal-Operation gemacht mit dem sehr günstigen Resultat von
51 Heilungen und zwei Todesfällen, einer an Tetanus, einer an Peritonitis,
die von dem Katgutfaden ausging, mit welchem das Netz abgebunden
war. Ob die Hernien ohne Rezidiv blieben, lässt sich nicht ersehen, da
alle Operationen in den Jahren 1892 bis 1894 gemacht sind, und die
Beobachtungszeit doch wohl eine zu kurze ist
Ueber die Einzelheiten der Operationen, die sämmtlich angeführt
sind,, sei nur kurz Folgendes erwähnt:
30'mal war die Leistenhernie rechtsseitig, 21 mal links-, einmal
doppelseitig, 50 Fälle waren äussere, nur drei innere Leistenbrüche;
10 waren angeboren, die übrigen 15 Tage bis 10 Jahre alt. — Die
Wundbehandlung war antiseptisch; die Bruchoperation selbst wurde nach
den von L. Championiere gegebenen Vorschriften gemacht; Isolation
des Bruchsackes, Oeffnung desselben, Abbinden und Resektion etwa vor¬
gefallenen Netzes, Versenken des Stumpfes; dann Ligatur des Bruch¬
sackes in Höhe des hinteren Leistenringes, Abschneiden und Versenken
des Stumpfes in die Bauchhöhle; endlich Naht der Vorderwand des
Leistenkanals sowie der vorher angefrischten Pfeiler, event. noch Exstir¬
pation eines dreieckigen Stückes aus der vorderen Kanalwand. Die
Haut wurde bis auf zwei Fälle, bei denen drainirt wurde, stets voll¬
ständig durch Naht mit fil de Florence geschlossen. 46 mal trat Heilung
MüiUrirztliche Zeitschrift. 1895. 14
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210
g er primam ein, fünfmal Eiterung, zweimal lokalisirte Phlegmone. Die
[eilungsdauer schwankte zwischen 8 und 68 Tagen.
Bemerkenswerth ist die Thatsache, dass alle Geheilten dienstfähig
blieben; Verfasser weist mit Recht darauf hin, welchen grossen Nutzen er
mit diesen Operationen den Soldaten und der Armee geschaffen habe.
Tilmann.
Dreser (Bonn): Ueber ein bedenkliches Narkotisirungsverfahren.
Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, No. 2.
Vogel (Berlin): Entgegnung darauf. Ebenda No. 6.
Dreser hat die in neuerer Zeit wieder mehrfach für Aethernarkose
empfohlene Wanschersche Maske in der Weise auf ihre Gefährlichkeit
geprüft, dass er bei 24 Bromäthylnarkosen, die für kurzdauernde Opera¬
tionen angewendet wurden, in dem Moment, wo die Betäubung erreicht
war, eine Gasprobe von 100 ccm aus der Maske entnahm und analysirte.
Die Analyse ergab eine mit der Dauer der Einathmung rasch
steigende Vermehrung der Kohlensäure und Verminderung
des Sauerstoffs schon nach wenigen Minuten bis zu lebens¬
gefährlichen Graden. So fanden sich z. B. nach 1 bis l l /t Minuten
bereits 2,2°/o CO* und nur 12,4% 0, nach drei bis vier Minuten
sogar 12,0% CO* und nur 7,1 % 0 (!). Sträubten sich die Kranken
während der Narkose, so trat dies Missverhältnis noch viel früher ein;
so in einem Falle schon nach einer Minute 3,8 % CO* und 10,6 % 0.
Durch Kontrolversuche an Gesunden wies Dreser nach, dass lediglich
die Muskelthätigkeit beim Sträuben an dem viel stärkeren O-Verbrauch
und der Vermehrung der Kohlensäure Schuld ist. — Weitere Versuche
an gesanden Menschen ergaben, dass nicht die Anhäufung der CO«,
sondern vielmehr die Verarmung an 0 in der Athmungsluft das
Gefährliche bei jener Narko tisirungsart ist. Leider werde bei
der Aether-Narkotisirung mittels der Wanscherschen Maske in jdieser
Beziehung viel zu sorglos verfahren. — Als weiterer Uebelstand kommt
hinzu, dass der Prozentgehalt der Luft in der Maske an Aether
ein ausserordentlich wechselnder ist; er schwankte in Dresers Versuchen
zwischen 4 % und 34 %, je nach dem Stadium der Athmung und je
nach Ruhe oder Schütteln des den Aether enthaltenden Gummibeutels.
Da die Temperatur unter der Maske schon nach einer Minute auf 31 ° C.
und mehr steigt, so wächst natürlich auch der Prozentgehalt der Luft an
Aetherdampf während der Narkotisirung kontinuirlich. Versuche an
gesunden Personen ergaben, dass ein Gehalt der Luft von 7 % Aether¬
dampf schon stark reizend auf die Kehlkopfschleimhaut wirkt
und Hustenstösse hervomift. — Weit günstigere Resultate ergiebt die
Aetherisirung mittelst der Ju 11 iardsehen Maske, jedoch ohne die vielfach
übliche Umhüllung mit einem trocknen oder nassen Tuch. — Das als
wünschenswerth zu erstrebende Ziel wäre die Betäubung mit Aether-
dampfmischungen von regulirbarem und konstant zu erhaltendem Gehalt,
wobei ein bestimmter Partiardruck des Anaestheticums (Maximaldosis)
nicht überschritten werden dürfe. — Vogel giebt zwar zu, dass man
mit der Gummibeutelmaske jeden Menschen ersticken könne, behauptet
aber, dass die von Dreser benutzte Maske von der eigentlichen
Wan sch ersehen verschieden sei, und dass Dreser die von Vogel
(Berliner klinische Wochenschrift, 1894, No. 17) geforderten Bedingungen
(reichlicher Zutritt von Luft, allmähliche Verstärkung der Aetherdampfe,
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211
Verminderung jeder Ueberdosirung) bei seinen Versuehen ganz ausser
Acht gelassen habe. Dresers Einwände passten viel besser für die
aspbyxirende Julliardsche Methode. A. Hiller (Breslau).
Die Abnahme der Infektionskrankheiten in der französischen
Armee in den Jahren von 1892 bis 1894.
Der No. 20 der „Semaine medicale“ vom 17. 4. 1895 entnehmen wir
Folgendes:
Von 1889 bis 1892 hatte der Kriegsminister Frey einet alljährlich dem
Präsidenten der Republik einen Bericht über die Abnahme der Fälle Ton
Abdominaltyphus in der französischen Armee eingereicht (welche Berichte
auch in dieser Zeitschrift reproduzirt worden sind. Ref.). Seitdem
unterblieb diese Berichterstattung, und wenn der Kriegsminister dieselbe
in dem jetzigen Zeitpunkt wieder aufnimmt, so geschieht das wohl, um
Öffentlich der von einigen Abgeordneten bei der letzten Budgetberatbung
geäusserten Kritik verschiedener den gesundheitlichen Zustand der Armee
betreffenden Verhältnisse entgegenzutreten. Ganz besonders hatten jene
Abgeordneten auf den in hygienischer Jlinsicht ausserordentlich mangel¬
haften Zustand gewisser militärischer Baulichkeiten hingewiesen. Der
daraufhin erstattete neue kriegsministerielle Bericht soll nun den Beweis
liefern, dass kein Grund für irgendwelche Besorgniss vorliegt, dass viel¬
mehr die Abnahme der Infektionskrankheiten auch noch nach 1892 recht
merklich fortgedauert hat.
Aus dem neuen Bericht giebt die Sem. med. einen Auszug, welcher
nur die Abnahme der Infektionskrankheiten enthält, schickt aber voraus,
dass die Zahlen welche der jetzige Kriegsminister Zurlinden
für die Jahre vor 1892 angiebt, nicht mit denen der Freycinet-
achen Berichte übereinstimmen. Der Berichterstatter des genannten
Journals fugt sehr richtig hinzu, dass eine Statistik nur dann von Werth
sein kann, wenn die Zahlen genau und unveränderlich sind. Es bestehen
nämlich folgende Differenzen:
Bericht Freycinet Bericht Zurlinden
Zahl der Infektions- Todesfälle: Zahl der Infektions- Todesfälle:
krankheiten: krankheiten:
1889 .... 4412 641 4274 701
1890 ... . 3491 572 3901 607
1891 .... 3225 ~ 534 3603 561
Man sieht daraus, fugt die Sem. med. hinzu, welches Vertrauen man
in die von den kriegsministeriellen Büreaus gelieferten Zahlen setzen
kann. *)
Abdominaltyphus (fievre typhoide oder dothienenterie) 8 ): die fort¬
schreitende Entwickelung der Quellwasserversorgung bezw. der Einführung
J ) Die Differenzen können auch nicht etwa dadurch erklärt werden, dass in
dem einen Bericht eine bestimmte Krankheit vielleicht zu den Infektionskrankheiten
gerechnet wurde, die in dem andern nicht mit hinzugenommen worden ist.
Denn, wäre dies der Fall, so müssten in dem einen Bericht durchgehende alle
Zahlen grösser sein als in dem anderen, was aber nicht zutrifft. Immerhin
haben trotzdem die einzelnen Zahlenreihen in sich einen vollen Vergleichs¬
werth. Ref.
*) Von 3o&ujv Geschwür und 'kvnQov Eingeweide.
14*
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212
von Filterapparatten hat eine mehr und mehr hervortretende Abnahme
der Typhusmorbidität zur Folge gehabt, wie die folgenden Zahlen be¬
weisen :
1892 . .
1893 . .
1894 . .
Zugang:
. . 4820
. . 3314
. . 3060
Todesfälle: 0
739
550
530
(Hiernach wäre also von 91 zu 92 ein Rückschlag eingetreten, der nach
den obigen Ziffern noch weit über das Jahr 1889 hinausgeht. Re£)
Es war von Interesse, einen besonderen Blick auf die Typhusmorbidität
derjenigen Garnisonen zu werfen, in denen der Abdominaltyphus endemisch
war und eine gefürchtete Plage darstellte. So erreichte in der Pariser
Garnison die 1888 sich auf 824 Fälle belaufende Zahl der Typhuskranken
1889 die Höhe von 1179, sank dann aber, nachdem das Wasser der Yanne
an Stelle desjenigen der Seine gesetzt war, successive auf 299, 276, 293, 258
in den folgenden Jahren. Im verflossenen Jahre wurde die Yanne zu¬
fällig infizirt; sofort liefern alle Bezirke, welche Yanne-Wasser beziehen,
zahlreiche Tynhusfalle, die Garnison hat wieder 310, während in den
beiden ersten Monaten des Jahres 1895 im Ganzen nur 8 Fälle zugehen.
In Avesnes steigerte eine Infektion des als Trinkwasser benutzten
Quellwassers die während dreier Jahre nur zwei bis drei alljährlich
betragende Zahl der Typhusfalle auf 105 Fälle im Jahre 1891; man
richtete Filter ein, und sofort sank die Zahl bis auf einen Fall im Jahre,
für die drei nächstfolgenden auf drei.
Dasselbe Resultat wurde 1892 bezüglich der Garnison in Auxerre
beobachtet.
In Beauvais war eine Typhussterblichkeit von 20, 96 und 72 pro Jahr
in drei aufeinanderfolgenden Jahren gewesen, man führte Quellwasser zu
und hatte in den nächstfolgenden vier Jahren eine Typhusmorbidität von
zwei, neun, acht und fünf Fällen.
In Melun fiel die Typhusmorbidität von 122 Fällen im Jahre 1889
nach Einführung der tinamberland-Filter für die Garnison auf 15 im
Jahre 1890, sechs in 1891, zwei in 1892, sieben in 1893, sieben in 1894.
In diesem Jahre trat dort eine Typhus-Epidemie auf, welche 28 Dragoner
heimsuchte, ein Infanterie-Bataillon aber, welches in ein und derselben
Kaserne mit den Dragonern lag, vollkommen frei liess. Es wurde nun
unumstÖ8slich bewiesen, dass die erkrankten Kavalleristen, welche sämmtlich
aus zwei noch dazu der besten Mannschaftszimmer derTCaserne stammten,
trotz des formellsten Verbots zu einer Zeit, als die Filter gefroren waren,
und nur der vorgeschriebene Thee-Aufguss zu trinken gestattet war, Seine¬
wasser getrunken hatten.
In Cherbourg, Dinan, Lorient, Montpellier, Perpignan, Yendöme,
Blois, Clermont-Ferrand, Chamböry, Avignon etc. ist nach Einführung der
Chamberland-Filter in den Kasernen die Typhusmorbidität wesentlich
gesunken. Im 15. Armeekorps, in dem durchschnittlich ein jährlicher
Zugang an Typhus von 1018 Fällen vorkam, beträgt derselbe pro Jahr nur
noä 337; im 12. Armeekorps hat analoger Weise ein Sinken von 616 auf 68
stattgefunden, im 18. Korps endlich beobachtete man 1888 292 Typhus¬
fälle, jetzt nur noch 38 pro Jahr.
*) Hier müsste man wissen, ob die Fälle von „lievre continue“, die Bezeichnung
der Franzosen für die leichten Typhusfalle (unsere echte febris gastriea etwa), mit¬
einbegriffen sind oder nicht Ref.
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— 213 —
In Summa betrug der Zugang an Abdominal typhus im Jahre 1886 in
der französischen Armee 7771 Fälle, 1894 noch 3060, und während die
Zahl der Todesfälle in Folge von Unterleibstyphus vor 1886 jährlich 843
im Durchschnitt betrug, belief sie sich im Durchschnitt der Jahre 1888/94
auf nur noch 590, betrug aber im Jahre 1894 selbst nur 530 Fälle.
Die Ruhr konnte nicht in gleicher Weise beeinflusst werden. Man
beobachtete:
im Jahre: einen Zugang von Fällen: mit Todesfällen:
1888 . 2953 . 73
1889 . 3870 117
1890 .. 3451 74
1891 . 2843 60
1892 . 5580 96
1893 . 4950 88
1894 . 3800 77
eine allerdings nicht hohe Mortalität. Trotz alledem bleibt die Ruhr
eine schlimme Gefahr für die Feldarmee, welche mit allen Mitteln der
Hygiene, deren strengste Durchführung gefordert werden muss, zu be¬
kämpfen ist. Entsprechende Maassregeln bezüglich der Hygiene der Ka¬
sernen, der Ueberwachung der täglichen Desinfektion der Latrinen etc»
hat der Minister angeordnet.
Die Cholerastatistik für 1893 und 1894 ist für die Fortschritte,
welche die Armeehygiene gemacht, besonders beweisend. So blieb in
Lorient die Garnison völlig verschont; in Marseille erkrankten nur
19 Mann, von denen drei starben. In Brest endlich erkrankten nur
zwei Leute, trotzdem gleichzeitig die Zivilbevölkerung schwer unter der
Seuche litt.
Flecktyphus (typhus) kam nur in sechs Fällen zur Beobachtung,
darunter zwei Lazarethgehülfen (von dreien, welche sich freiwillig zur
Pflege flecktyphuskranker Zivilisten auf der Insel Tudy erboten hatten)
und ein Gensdarm, der mit Personen in Berührung gekommen war, die
sich im Inkubationsstadium des Flecktyphus befanden.
Masern und Scharlach treten in der Armee mit unveränderter
Heftigkeit auf, wie folgende Uebersicht zeigt:
Im Jahre erkrankten an Masern: Scharlach:
1887 . 4893 1621
1888 . 6637 2586
1889 . 4219 2089
1890 . 5649 1966
1891 . 8078 2413
1892 . 2932 2088
1893 . 3994 2533
1894 . 5428 2984
Es sind dies allerdings ganz kolossale Ziffern, welche für die Masern
im Durchschnitt der acht Jahre einen Zugang von 5228 pro Jahr, für
Scharlach einen solchen von 2285 ergeben, d. h. den absoluten Zahlen
nach ist der Zugang an Masern in Frankreich über zehn Mal, an Scharlach
über sechseinhalb Mal grösser als in der deutschen Armee, in der er
im Durchschnitt der Jahre 1884/1890 für Masern 453, für Scharlach 334
pro Jahr betrug. Um diese Zahlen richtig beurtheilen zu können, muss
man freilich auch die örtlichen Verhältnisse kennen,» muss z. B. wissen,
welche Epidemien in der Zivilbevölkerung geherrscht haben,'wie eng der
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Verkehr der Truppe mit der letzteren ist, ob die Truppen kasernirt sind
oder in Bürgerquartieren liegen etc.
Die Diphtherie scheint dagegen abzunehmen. An Diphtherie
Im Jahre: erkrankten: starben:
1888 . 422 ... 41
1889 . 441 ... 25
1890 . 434 ... 54
1891 . 679 ... 84
1892 . 463 ... 57
1893 . 663 ... 64
1894 . 344 ... 45
Hierin steht die deutsche Armee den absoluten Zahlen nach der
französischen schon naher, da sich für die letztere ein siebenjähriger
Durchschnitt von 492 Fällen mit 53 Todesfällen ergiebt, für die deutsche
Armee für die sechs Jahre von 1884/1890 ein solcher von 418 Fällen aber
mit nur 15 bis 16 Todesfällen pro Jahr.
Die Grippe wird für 1895, wie in den Jahren 1890 und 1891 und
wie für alle Altersklassen der Zivilbevölkerung die Mortalität der Armee
erhöhen. Im Uebrigen wird sehr richtig darauf hingewiesen, dass das
zahlreiche und so allgemeine Auftreten der Grippe für die Armee eine
ebenso grosse Gefahr involvirt wie Cholera, Genickstarre und Diphtherie.
Trotzdem verschiedene Epidemieen sich immer wieder erneuern und die
Morbidität der Armee stark beeinflussen, so hat doch die Armeehygiene
in Frankreich grosse unbestreitbare Fortschritte gemacht. Die allgemeine
Sterblichkeit der Armee betrug von 1880 bis 1886 im Mittel 8,43 pro mille
und ging für <lie folgenden sieben Jahre herunter auf 6,63, sie wird aber für
1894 6,20 pro mille nicht übersteigen, während die Mortalität der
entsprechenden Altersklasse der Bevölkerung (doch wohl nur der männ¬
lichen? Ref.) 11 pro mille beträgt.
Letzterer Vergleich ist nun zwar kein unbedingt stichhaltiger. Denn
der Umstand, dass das militärische Leben manche Gefahrsmomente mit
sich bringt, denen der junge Mann in seinem bürgerlichen Erwerb nicht
ausgesetzt ist, wiegt im Frieden nicht so schwer, um das Moment aus¬
zugleichen, dass die Armee die in körperlicher Hinsicht auserlesene beste
Bevölkerung, thatsächlich die Blüthe der Nation darstellt, so dass in der
gleichaltrigen Zivilbevölkerung alle Schwachen und Kränklichen Zurück¬
bleiben. Ja es werden die misslichen Chancen, welche das militärische
Leben auch im Frieden in sich birgt, schon zum Theil durch recht erheblich
schlimmere Gefahren ausgeglichen, denen ein grosser Theil der arbeitenden
Bevölkerung heutzutage ausgesetzt ist, wobei wir nur an die industriellen
Betriebe und ihre mannigfachen Gefahren erinnern wollen.
Ferner fallt — zwar bei den einen Krankheiten mehr (Masern, Scharlach,
Diphtherie), bei anderen (Abdominaltyphus) weniger — der Verkehr, die
Berührung mit der Zivilbevölkerung immerhin wesentlich ins Gewicht,
wie oben schon angedeutet. Geht die Zivilverwaltung nicht mit der der
Armee Hand in Hand, so werden gewisse Krankheiten aus der Armee
gar nicht auszurotten sein, da das Krankheitsvirus, wenn auch in der
Armee immer wieder unschädlich gemacht, doch immer wieder aus der
Zivilbevölkerung von Neuem in die Kasernen hinein verschleppt wird.
So geht es auch bei uns mit Masern, Scharlach, Rose etc., und scheint
dies Moment auch bei den enorm zahlreichen Masern- und Scharlachkranken
der französischen Armee wirksam zu sein. Jedenfalls sehen wir unsere fran-
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zwischen Herren Kollegen eifrig und mit Erfolg an der Arbeit. Noch
wollen wir auf den bei einem Vergleich der französischen Armeestatistik
mit der unsrigen oft übersehenen Punkt hin weisen, dass in Frankreich
— wie auch in Oesterreich und Italien — die Offiziere in der Statistik
enthalten sind, bei uns aber nicht. Es muss sich dadurch in der Regel
die allgemeine Mortalitätsziffer verschlechtern, was bei Vergleichen zu
berücksichtigen ist, für die deutsche Armee aber nach einer ungefähren
Berechnung doch erst in der Dezimalstelle zum Ausdruck kommt. Betrug
also unsere Mortalität im Berichtsjahre 1890/91 3,3 pro mille, so steigt die
Mortalität unter Hinzurechnung einer Anzahl von rund 100 Todesfällen
aktiver Offiziere (excl. Reserve und Landwehr, incl. der Offiziere z. D.)
und einer Kopfstärke der Offiziere von etwa 13000 auf höchstens 3,4
pro mille. Villaret.
Eine Instruktion über Gesundheitspflege für Unteroffiziere
und Mannschaften von Dr. Scheurlen, Stabs- und Bataillonsarzt
beim H. Bataillon Infanterie-Regiments No. 126. Dritter Abdruck.
Strassburg 1895, Du Mont-Schauberg.
In kurzer Zeit sind drei Büchlein über Gesundheitspflege für den
Soldaten erschienen (To bold-Berlin, Stoite-Strassburg, Scheurlen-
Strassburg), abgesehen von der Veröffentlichung Kirchners im Militär-
Wochenblatt. Es hat immer etwas Missliches, Regeln für die Gesundheits¬
pflege für Soldaten aufzustellen. Dieses Missliche liegt begründet in den
mangelhaften Vorkenntnissen, welche bei Soldaten für das Verständniss
einer Gesundheitspflege vorhanden zu sein pflegen. Und ohne solche
Vorkenntnisse sind Belehrungen in dieser Wissenschaft recht schwer.
Je nachdem nun der einzelne Sanitätsoffizier gute oder üble Erfahrungen
bei der ja verschieden sich ersetzenden Truppe gesammelt hat, pflegt er
die Grenze des dem Soldaten zu Instruirenaen weit oder eng zu zienen;
jeder Einzelne fast hat über diesen Grenzpunkt andere Ansichten.
Deshalb behagt auch zumeist die Gesundheitspflege des Einen dem
Andern nicht.
Scheurlen hat nun in seinem kleinen Büchlein die Grenze eng ge¬
steckt „Es versteht sich von selbst, dass militärischen Zwecken alle
hygienischen Grundsätze, auch wenn sie ihnen direkt gegenüberstehen,
weichen müssen; auch soll durch allzu starke Betonung der zu vermeidenden
Gefahren der Laie nicht ängstlich werden.“ So hat Scheurlen that-
sächlich auf neun kleinen Druckseiten in 50 Artikeln nur das Mögliche
verlangt; dies Mögliche durchzuführen, verlangt er aber mit aller Energie
des Ausdrucks. Neue Forderungen finden sich unter den 50 Thesen
eigentlich nicht, doch bemüht sich Scheurlen, dem Soldaten „wenn auch
nur einen dunklen Begriff davon beizubringen, dass und wie für ihn
gesorgt wird, dass er beispielsweise nicht ins Zimmer spucken darf, nicht
weil es befohlen ist, sondern weil er dies seiner Gesundheit und derjenigen
seiner Kameraden schuldig ist“. Von den 50 Thesen nimmt Scheurlen
mit Sicherheit an, dass jeder Arzt mit ihm übereinstimmen müsse. —
Das scheint doch nur bedingt richtig; denn Experimente, die beweisen,
dass ohne Appetit gegessene Speisen verdaut (d. h. so gut wie mit Appetit
genossene assimilirt) werden (Punkt 14), liegen meines Wissens nicht
vor. Auch die Ansicht, dass (Punkt 22) das lästige Uebel des über¬
mässigen Fussschweisses eine Folge von mangelhafter Reinlichkeit sei,
theilt nicht jeder Arzt Ebenso, glaube ich, giebt es noch Therapeuten,
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die im Gegensatz zu der 41. These Scheurlens Glühwein und Grog
bei Husten oder Schnupfen für gar nicht so «ganz unzweckmässig“ halten«
Die im Uebrigen ihrem praktischen Zweck vollauf entsprechende
Instruktion wird durch einen vor dem Offizierkorps gehaltenen Vortrag
über Entwickelung und Bedeutung der Hygiene eingeleitet.
______ Schumburg.
Blasius und Büsing: Die Städtereinigung. (13. Lieferung von
Weyls Handbuch der Hygiene.)
Weyls Handbuch bringt in seiner 13. Lieferung die Städtereinigung,
in deren Bearbeitung sich Prof. Blasius in Braunschweig und Prof.
Büsing in Berlin in der Weise getheilt haben, dass, während der Erstere
eine sehr weit ausholende, aber sehr interessante historische Entwickelung
der Städtereinigung mit daran geschlossenen meist statistischen Angaben
über Art, Menge, Bestandtheile und Werth der städtischen Abfall Stoffe
und über Nutzen der Abfuhr und dann eine Beschreibung der ver¬
schiedenen Abfuhrsysteme mit einer sehr vollständigen Litteratur, vielen
Beispielen ausgefuhrter Anlagen gegeben hat, Prof. Büsing die Kanalisation
schildert: Zunächst die Gattungen und Mengen der abzuföhrenden Wässer,
die Regenüberfälle, die Beschaffenheit der Kanäle und die generelle An¬
ordnung des Kanalnetzes, Einsteigeschächte, Einlässe, Kanalspülung, den
Luftwechsel in den Kanälen, die Hausentwässerung, schliesslich die
Unterhaltung, (die Angaben über Kosten). Es dürfte nicht leicht ein voll¬
ständigeres Werk über Städtereinigung geben; dass es dabei seine Ueber-
sichtlichkeit gewahrt hat, ist ein besonderer Vorzug.
Schumburg.
Richter: Strassenhygiene, d. i. Strasseupflasterung, -Reinigung
und -Besprengung sowie Beseitigung der festen Abfälle.
(10. Lieferung des Weyl’schen Handbuchs für Hygiene.)
Unter dem neuen Begriff „Strassenhygiene“ hat Bauinspektor
Richter die bisher an verschiedenen Stellen untergebrachte Pflasterung,
Reinigung und Besprengung der Strassen sowie die Beseitigung der
festen Abfälle zusammengefasst. Es werden zunächst die Forderungen
an eine ideale Strassenbefestigung aufgestellt, dann folgt eine Besprechung
der einzelnen Pflasterarten auf Fahr-, Reit- und Fusswegen in recht
kurzer und übersichtlicher Form, hierauf eine Zusammenstellung der in
der Neuzeit gebräuchlichen Arten der Strassenreinigung und Besprengung,
schliesslich die Erfahrungen über die Bauart öffentlicher Bedürfnisanstalten
und die Sammlung und Beseitigung der Hausabfälle, des Strassenkehrichts
und der festen gewerblichen Abfalle, wobei die Verbrennung recht in
den Vordergrund gerückt wird durch gute Abbildungen englischer und
belgischer Destruktoren und Crematoren.
* Schumburg.
Santini. Tuberkulose und Marine. 1 ) Militärarzt No. 18 bis 20. 1894«
Verfasser fasst zuerst Alles das zusammen, was nach seiner Ansicht
zu geschehen hat, um aus dem Ersätze alle schwindsüchtigen oder der
Schwindsucht verdächtigen Leute fern zu halten. Seine Rathschläge
*) Vortrag, gehalten auf dem XI. internationalen medizinischen Kongresse
in Korn.
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217
haben insoweit auch für die Landannee Bedeutung. Santini als
Schüler der eminent praktischen Richtung Baccellis hebt dabei als v
bedeutsame Anfangssymptome mancherlei hervor, was theils in unserer
schnell lebenden Zeit vergessen, theils nicht genügend gewürdigt worden
war. Er will zunächst jeden mit Syphilis Behafteten als der Tuberkulose
„Verdächtigen* angesehen wissen, bann beurtheilt er die Bedeutung der
Veränderungen des physikalischen Untersuchungsbefundes über den Lungen,
wie z. B. des saccadirten Athmens und des verlängerten Exspiriums, weist
auf die werthvollen Zeichen der Differenz der Kopfnickermuskeln und der
Weite der Halsgefässe auf beiden Seiten, länger dauernder leichter
Heiserkeit u. a. hin. Alle als „verdächtig* erkannten Rekruten sollen,
wie es bei uns schon geschieht, immer von Neuem untersucht werden.
Auch unserer Vorschrift über die Berücksichtigung hereditärer Verhältnisse
geschieht alle Würdigung. Zur Aufdeckung geringfügiger Schalldifferenzen
bei der Untersuchung Verdächtiger empfiehlt Santini das Baccellische
Resonanzplessimeter und macht auf die Fortleitung der Herztöne in
infiltrirtem, noch nicht erweichtem Lungengewebe aufmerksam.
Santini verlangt, dass auch die zur Schwindsucht Disponirten
vom Dienste ausgeschlossen werden sollen. Wie er sich den Nachweis
der Disposition im Speziellen denkt, sagt er allerdings nicht. Von den
vorher aufgezählten Verdachtsmomenten müssten jedenfalls eine ganze
Anzahl vorhanden sein, denn Referent hat beispielsweise von den bei den
Einstellungen als „Verdächtige* bezeichneten und später noch oft
untersuchten Rekruten noch keinen später wegen Tuberkulose ent¬
lassen müssen. Santini meint, mau könne in der Ausschliessung ver¬
dächtigen Materials im Interesse des Staates, der Armee und der Individuen
nicht leicht zu weit gehen; melius est abundare quam deficere. Es
bandle sich um die Schlagfertigkeit der Armee und um die Gefahr der
Ansteckung für die Kameraden. Die Bezeichnung der Verdächtigen
sollte nach Verfasser schon in den Handnationalen bei den Musterungen
bezw. Aushebungen beginnen. Die „Verdächtigen“ sollten isolirt und
— für die Marine — niemals bei der Maschine, auf Torpedobooten und
als Krankenwärter verwendet werden. Zum Schlüsse spricht Santini
über die Maassnahmen, welche zu treffen sind, wenn bei einem Marine¬
angehörigen nach seiner Einschiffung Tuberkulose ausbricht. Auch hier
bleibt baldmöglichste Entfernung erstes Erforderniss. Im Uebrigen ver¬
langt er Spitalsschiflfe, Isolirräume, Desinfektionsapparate an Bord. Auch
weist er bei der Besprechung der Hygiene der Tuberkulosen Station
auf die Bedeutung der Phthisikerschweisse als Uebertragungs-
mittel hin. Alles in Allem eine verdienstvolle, eingehende und für uns
Deutsche schmeichelhafte Arbeit des Vielen von uns bekannten und
von vielen geschätzten Verfassers. Brecht.
Jaeger, Zur Aetiologie der Meningitis cerebrospinalis
epidemica. Zeitschrift für Hygiene, Band XIX. Seite 351 bis 370.
Verfasser hat eine Reihe von Fällen, die sich zwischen Januar 1893
und Herbst 1894 in verschiedenen Garnisonen Württembergs ereigneten,
bakteriologisch untersucht und dabei jedesmal den schon 1887 von
Weich selb aum beschriebenen diplococcus intracellularis aufgefunden,
sowohl im Gehirn und Rückenmark, als intra vitam im Nasenschleim.
Die Menge der Organismen war allerdings mitunter so spärlich, dass ihr
Nachweis manchmal nur durch das Kulturverfahren möglich war.
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Als charakteristische Merkmale des Meningococcus fuhrt Jaeger an:
die breitgedrückte, quer durchschnittene Semmelgestalt (gegenüber der
ovoiden Form des Pneumococcus Frankel), seine unscheinbare Kapsel,
seine Neigung zu Tetradenanordnung, was sich aus einer Theilung des
in Ketten wachsenden Mikroorganismus sowohl parallel als senkrecht zur
Kette erklärt. Gegenüber dem Pneumococcus Frankel wäre dann noch
seine grössere Lebensfähigkeit, seine leichtere Züchtbarkeit und seine
Unschädlichkeit für Mäuse und Meerschweinchen zu erwähnen.
Von dem Standpunkt aus, dass dieser intracelluläre Meningococcus
die Ursache der Meningitis cerebrospinalis epid., und der Pneumococcus
Frankel jene der Pneumonie sei, lehnt Jaeger im Prinzip jede epidemio¬
logische Beziehung zwischen diesen beiden Krankheiten ab, wenn auch
im Einzelfall wohl der eine Keim in das Gebiet des anderen hinüber¬
greifen mag. Die Uebertragung dürfte, wie Verfasser schon beim XI. in-
ternat. med. Kongress hervorgehoben hat, durch Vermittelung des den
Meningococcus enthaltenden Nasenschleims zu denken sein.
Buttersack — Stuttgart.
H. Kossel (Berlin): Weitere Beobachtungen über die Wirk¬
samkeit des Behringschen Heilserums. (Aus dem Institut für
Infektionskrankheiten.) Deutsche medizinische Wochenschrift 1894, No. 51.
Der Bericht umfasst 117 Falle von Diphtherie bei Kindern, welche
in dem Zeitraum vom 15. März bis 1. Dezember 1894 im genannten
Institut mit Heilserum behandelt wurden. Es starben 13 = 11,1 %,
104 wurden geheilt. Die Mehrzahl der Kinder, nämlich 73, kam
innerhalb der ersten drei Krankheitstag^ zur Behandlung; 72 davon
genasen, eins starb. Mithin betrug die Mortalität in diesem
frühen Stadium der Krankheit nur 1,4%. Zwischen dem 3. und
6. Krankheitstage begann die Behandlung bei 26 Kindern; davon starben
6 = *23,0 %. Zwischen dem 6. und 9. Krankheitstage befanden sich
12 Kinder, von welchen 5 = 41,7% starben.
Bezüglich des Alters der behandelten Kinder giebt Kossel nach
einer Uebersioht an: „Es fallt auch hier wieder die hohe Heilungsziffer
der Kinder unter zwei Jahren auf“. Die Uebersicht selbst lässt aber ein
solches Verhältniss gar nicht erkennen; vielmehr betrug die Heilun^s-
ziffer bei den Kindern unter zwei Jahren 85,7 %, bei den Kindern im
3. bis 5. Lebensjahre 84,6 %, bei den Kindern im 5. bis 8. Lebens¬
jahr 93,5 %, bei den im 9. bis 13. Lebensjahre stehenden 92,6 %.
Somit ist die Heilungsziffer gerade umgekehrt bei den über fünf Jahre
alten Kindern grösser als bei solchen unter fünf bezw. zwei Jahren.
Bei 44 Kindern bestand bei der Aufnahme bereits Lary nxdiphtherie.
Der grösste Theil dieser Fälle wurde von den Aerzten in die Charite
geschickt, weil nach ihrer Ansicht die drohende Erstickungsgefahr einen
operativen Eingriff erforderte. Trotzdem genasen 21, also last die Hälfte,
ohne dass es zur Tracheotomie kam. Von den 23 Kindern, bei welchen
die Tracheotomie nicht mehr zu umgehen war, genasen unter der Serum¬
behandlung 11, also 47,S %. Im Ganzen genasen von den 44Kindern
mit Kehlkopfdiphtherie 32 = 72,7%.
Den Einfluss der Serumbehandlung auf die Sterblichkeit bei der
Diphtherie lässt auch eine Vergleichung derselben in den einzelnen Jahr¬
gängen der Charite deutlich erkennen. Es starben an Diphtherie
auf der Kinderklinik der Charite im Berichtsjahre 1889/90 =■ 52%,
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1890/91 * 60 , 1 %, 1891/92 = 60 , 8 %, 1892/93 « 56,4%; 1894 seit
Einführung der Serumbebandlung im Institut für Infektionskrankheiten
11 , 1 % (mit Hinzurechnung von zwei moribund eingelieferten, nicht mit
Serum behandelten Kindern 12 , 6 %).
Bezüglich des Nachweises der Diphtheriebazillen bei den Erkrankten
fuhrt Kossel an, dass dieselben in zwei Fällen, in welchen sie in den
Krankheitsprodukten des Rachens nicht gefunden werden konnten, in
dem Ohreiter, der sich infolge von Otitis media gebildet hatte, nach¬
weisbar waren.
Die Wirkung der Seruminiektionen kennzeichnet sich nach
Kossel durch die Besserung des Allgemeinbefindens, Verminderung und
bisweilen kritischen Abfall des Fiebers, Stillstand des diphtherischen
Prozesses in der Schleimhaut sowie Abgrenzung und allmähliche Ab-
stossung der Membranen (meist ein bis fünf Tage nach der Injektion).
Ein schädigender Einfluss des Serums auf die Nieren war in keinem
einzigen Falle nachzuweisen. Der Harn der Kranken wurde täglich
untersucht. Albuminurie war bei der Serumbehandlung nicht häufiger,
als sonst bei der Diphtherie und schien sogar in den geheilten Fällen
weit schneller zu verschwinden.
Lähmungen wurden unter den 104 geheilten Fällen 19 mal
beobachtet, bestehend in Lähmungen des Gaumensegels, einmal verbunden
mit Lähmung der unteren Gliedmaassen, Akkommodationsstörungeu,
andauernder Heiserkeit und leichter Ataxie der unteren Gliedmaassen.
Storungen der Herzthätigkeit sah Kossel fünfmal bei Diphtherien
des 5. und 7. Krankheitstages, die sämmtlich von Anfang au unter
starker Albuminurie verliefen. Drei dieser Kinder starben nach zwei bis
drei Wochen, zwei genasen. Störungen der Herzthätigkeit im unmittel¬
baren Anschluss an die Seruminjektion wurden nicht beobachtet.
Ein Rezidiv von Diphtherie trat, soweit es Kossel bekannt wurde,
nur in einem Falle vier Wochen nach der Entlassung auf. Die Krankheit
verlief leicht; Kossel sagt, dass man sich wundern müsse, dass bei
früh behandelten Kindern Rezidive nicht häufiger Vorkommen, da man
durch die Seruminjektion allerdings die Krankheit, aber damit auch den
Selbstimmunisirungsprozess bei den Kranken künstlich ab bricht. Dem¬
gegenüber ist aber daran zu erinnern, dass nach der Angabe des Er¬
finders das Heilserum selbst immunisirende Wirkung und zwar
in erster Linie haben soll; also muss mau sich doch mit Recht wundern,
wenn schon vier Wochen nach der Seruminjektion ein Rückfall eintritt.
Die Dosis des Mittels anlangend, so ist Kossel in ganz frischen
Fällen, mit 600 J. E. (Höchst No. 1) ausgekomraen, bei zweifelhafter
Prognose wurden sofort 1000 J. E. (Höchst No. II), bei verschleppten Fällen
mindestens 1500 J. E. (Höchst No. III) eingespritzt.
Das Schlussurtheil lautet: Wenn man auch nicht erwarten
kann, jeden Fall von Diphtherie mit Serum zu heilen, so muss
es aber bei frischen, unkomplizirten Fällen von Rachen-
dipbtherie gelingen, durch eine genügende Dosis mit Sicher¬
heit Heilung zu erzielen. Auch bei der Behandlung der
späteren Stadien der Krankheit ist die Prognose bedeutend
besser als ohne Serumbehandlung. A. Hiller (Breslau).
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220
P. Krause (Vietz): Erfahrungen aus der Praxis über dasKochsche
Tuberkulin. Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, No. 6, 7 und 8.
Krause hat, angeregt durch die neueren Erfahrungen im Institut
für Infektionskrankheiten, von Neuem Versuche mit der Tuberkulin-
behandlung gemacht und dabei die für diese Behandlung geeigneten Fälle
schärfer von den ungeeigneten abgesondert, als es früher nach dem Be¬
kanntwerden des Mittels von den meisten Aerzten geschah. Krause
unterscheidet drei Gruppen von Kranken: 1. solche, bei welchen weder
durch die Untersuchung der Brust, noch durch die bakteriologische Unter¬
suchung des Auswurfs Tuberkulose nachweisbar ist. Bei diesen bildet
die Probeinjektion von Tuberkulin bezw. die darauf folgende Reaktion
nach Krause ein diagnostisches Hülfsmittel von grossem Werthe.
2. Kranke, bei welchen zwar die Diagnose durch jene beiden Methoden
mit Sicherheit zu stellen ist, welche aber nicht fiebern. Nur solche
Kranke, sowie die als tuberkulös Erkannten der ersten Gruppe sind zur
Tuberkulinbehandlung geeignet. Bei diesen wird durch eine methodische
Tuberkulinanwendung der Krankheitsprozess nach Krause in evidenter
Weise günstig beeinflusst bezw. zum Stillstand gebracht: die Dämpfungen
auf der Brust hellten sich auf, die Rasselgeräusche verschwanden, Nacnt-
schweisse, Husten und Auswurf verloren sich und das Körpergewicht
stieg. Sechs Fälle dieser Art werden zum Belege ausführlich mitgetheilt,
— Die dritte Gruppe bilden die fiebernden Phthisiker. Bei diesen
besteht immer eine Mischinfektion. Am häufigsten sind Streptococcen
die Ursache des Fiebers und der Vereiterung der Lunge. Bei solchen
Kranken ist die Tuberkulinanwendung nicht nur nutzlos, sondern häufig
auch, wie Krause in mehreren Fällen wahrgenommen hat, geradezu
schädlich. Bei fiebernden Phthisikern ist daher von der Tuberkulin¬
behandlung dringend abzurathen. Solche Fälle sind es nach Krause
gewesen, welche die zahlreichen Misserfolge bei der Massenanwendung
vor vier Jahren verschuldet und das Tuberkulin unverdienter Weise in
Misskredit gebracht haben.
Nur wenn es gelingt, in Fällen der III. Gruppe der Mischinfektion
Herr zu werden und eine reine Tuberkulose herzustellen, wird auch
bei diesen Kranken das Tuberkulin mit Nutzen angewendet. Krause
hat nach dem Beispiele von Petruschky (im Koch sehen Institut für
Infektionskrankheiten) fünf solcher Phthisiker möglichst den ganzen Tag
über bei Bettruhe Inhalationen von Aether camphoratus (1:10 und 1 : 5)
mittelst der Curschmanu sehen Maske machen lassen — der Aether
muss vorher verdunsten aus der Maske — und drei derselben von ihren
Streptococcen befreit. Bei diesen wurde durch nachfolgende Tuberkulin¬
anwendung der tuberkulöse Prozess günstig beeinflusst.
Alles in Allem kommt Krause zu dem Ergebniss, dass wir im
Tuberkulin ein Heilmittel von hohem Werthe besitzen, welches bei
richtiger Anwendung und Beschränkung nur auf die geeigneten Fälle auch
glänzende Wirkungen entfaltet. „Ich stehe nicht an zu sagen: Jeder
Kollege, welcher sich weiter gegen seine Anwendung sträubt, begeht eine
Unterlassungssünde.“ _A. Hiller (Breslau).
B. Oppler (Breslau): Zur Kenntniss des Mageninhalts bei
Carcinoma ventriculi. Deutsche medizinischeWochenschriftl895,No.5.
Oppler fasst, nach Mittheilung einschlägiger Beobachtungen, die
Kennzeichen des Mageninhalts bei Carcinoma ventriculi in folgenden
Sätzen zusammen:
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221
1. Bei intakter motorischer Funktion (Carcinome der Curvaturen
und Magenwände) fehlt häufig die freie Salzsäure; in seltenen Fällen
findet man Milchsäureproduktion, mitunter Geschwulstpartikel, Bakterien¬
rasen, nie Sarcine.
2, Bei stark gestörter motorischer Funktion:
a) freie Salzsäure ist noch vorhanden (beginnende Pylorus-
carcinome); dann finden sich auch Sarcine und mitunter Geschwulst¬
partikel etc., nie Milchsäure und fadenbildende Bakterien.
b) Freie Salzsäure ist geschwunden (vorgeschrittene Pylorus-
und Magenwand-Karzinome); man findet dann starke Milchsäureproduktion
und zahlreiche Bakterien ketten, mitunter Geschwulstpartikel, eventuell
Neigung zur Gasgährung, nie Sarcine. A. Hill er (Breslau).
Atlas und Grundriss der Ophthalmoskopie und ophthalmo¬
skopischen Diagnostik von 0. Haab (Zürich). München 1895.
J. F. Lehmann. Preis 10 Mk.*
Haabs Atlas und Grundriss bildet den siebenten Band einer Reibe
von medizinischen Handatlanten. Das Werk hat das für Atlanten bisher
nicht gebräuchliche, jedoch augenscheinlich praktische Oktavformat. Im
ersten Theil wird auf 69 Seiten eine Anleitung zur Augenspiegelunter¬
suchung gegeben, die alle Themata umfasst, welche der Lehrer im Augen¬
spiegelkursus zu besprechen hat. Auch die Schattenprobe findet kurze
Berücksichtigung. Der Atlas selbst giebt auf 64 Tafeln 102 farbige Ab¬
bildungen des Augenbintergrundes, die durchweg sehr gut gezeichnet sind.
Der ausführlich beschreibende Text ist jeder Tafel einzeln beigedruckt,
eine Anordnung, die die Handhabung des Atlas sehr bequem macht.
Inhaltlich vermissen wir nichts Wesentliches. Eine Reihe von Bildern
wird auch für den Vorgeschrittenen neu und belehrend sein. Der für
einen so vollständigen Atlas sehr geringe Preis wird dazu beitragen, dem
Werk diejenige Verbreitung zu sichern, welche es verdient.
A. Roth.
Castration in Hypertrophy of the prostate gland. Von
Dr. J. William White. University medical Magazine of Penn¬
sylvania. 1894.
Die Therapie der Prostatahypertrophie war bisher eine rein
symptomatische, und alle Methoden, das Leiden selbst auf operativem
Wege zu beseitigen, die Cauterisation, die Prostatectomia lateralis und
suprapubica haben sich nicht zu behaupten vermocht.
Grossen Erfolg verspricht dagegen die Castration. Sie ist von White
eingefuhrt, und durch Versuche an Hunden begründet, bei denen drei bis
sechs Wochen nach der Castration die Prostata auf Va bis */« ihrer
normalen Grosse zurückging. Heute kann der Erfinder dieser Operations¬
methode schon über 18 von den Chirurgen aller Länder ausgeführte
Castrationen bei Prostatahypertrophie berichten. In allen Fällen trat die
erwartete Schrumpfung der Prostata ein, in keinem Falle hatte die
Operation selbst nachtheilige Folgen. Zum Schluss räth der Verfasser,
die Operation nur bei reiner Hypertrophie zu machen, da sie bei Prostatitis,
Prostataabscess und bei malignen Tumoren der Prostata oder be¬
nachbarter Organe völlig wirkungslos sei. Tilmann.
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222
Kallmann: Grundzüge der Sicherheitstechnik für elektrische
Licht- und Kraftanlagen. (Weyls Handbuch der Hygiene.
15. Lieferung.)
Der neu ernannte Stadtelektriker von Berlin, Ingenieur Kallmann,
stellt die Grundzüge der Sicherheitstechnik für elektrische Licht- und
Kraftanlagen dar. Wenn man die Kontrole von Licht- und Kraftanlagen
ausüben oder wenigstens verstehen soll, so muss die Anlage selbst völlig
klar in ihrem Aufbau vor Augen stehen. Und elektrische Betriebe
laienfasslich zu schildern glückt zumal dem Elektrotechniker selten.
Kall mann ist dies in bewunderswerther Weise gelungen. Die Erzeugung
des elektrischen Stromes, die Stromsysteme, die Begriffe und die Unter¬
schiede von Spannung, Stromstärke und Widerstand, sowie der Einfluss
dieser Faktoren und die Art der Messung ihrer Grösse wird mit scharfer
Kürze und seltener Klarheit entwickelt. In den folgenden Kapiteln
werden dann die Sicherheitsvorkehrungen auf den Kraftstationen, an dem
Leitungsnetz und den Hausinstallationen einer Kritik unterzogen, und
schliesslich in einem besonderen Kapitel die elektrischen Lichtanlagen
bezüglich des Kostenpunkts und der Rentabilität, der Herstellung und
der verschiedenen Konstruktionen der Beleuchtungskörper eingehend und
vor Allem einfach und klar erörtert.
Gerade, w T as dem Sanitätsoffizier und dem beamteten Arzt voii
elektrischen Kraft- und Lichtanlagen zu wissen nöthig ist, findet er in
diesem das ganze Wey Ische Werk nicht unwichtig vervollständigenden
Bändchen. Schumburg.
Burgerstein und Netolitzky: Handbuch der Schulhygiene.
(16. Lieferung von Weyls Handbuch der Hygiene.)
Die Auswahl des Materials in dieser durch Gründlichkeit der Be¬
arbeitung und eine jedem Gebildeten verständliche Darstellung sowie
eine lückenlose Litteraturangabe sich auszeichnenden Arbeit ist so ge¬
troffen, dass das Buch innerhalb des grossen Wey Ischen Werkes einen
selbständigen, alle Theile der Schulhygiene behandelnden Band, ein
abgerundetes Ganzes, vorstellt. Um diesem Zweck zu entsprechen, ist es
natürlich nicht zu vermeiden, dass sich Manches, was sich schon in dem
allgemeinen oder einem andern speziellen Th eil der Wey Ischen Sammlung
findet (z. B. in den Büchern über Bauhygiene, Heizung, Ventilation,
Abtritte, Bäder, Feuerschutz, Infektionskrankheiten), hier manchmal
wiederholt, oft in erfreulich kompendiöser Form, die dem Schularzt und
Schulmann gewiss nicht unerwünscht sein wird. Das Werk behandelt
in gleich gründlicher Weise die Verhältnisse der einklassigen Schule des
Gebirgsdoifes bis zur grossen, vielklassigen der Millionenstadt und be¬
rücksichtigt die Verhältnisse des ärmsten wie des reichsten Schulhalters.
Die historische Entwickelung der Schulhygiene in den letzten 40 Jahren
wird bei den einzelnen Kapiteln gelegentlich behandelt; als besonders
werthvolles Material wurden hierbei die amtlichen Verordnungen einzelner
Kulturstaaten verwerthet.
* Der erste Abschnitt beschäftigt sich auf 216 Seiten mit dem Bau
und der Einrichtung des Schulhauses, Schulzimmers und der Nebenräume
(Abtritte, Kleiderablagen, Erholungsplätze, Schulbäder, Wohnungen), in
einem Nebenabschnitt auch Internate zur Beobachtung heranziehend.
Sehr werthvoll erscheint uns in diesem Abschnitt die grosse Sammlung
von Schulhaus-Grundrissen zweckmässiger und oft zum Vergleich dazu
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223
udz weck massiger Konstruktion aus den verschiedensten Ländern, interessant
besonders diejenigen auB London, Stockholm und Frankreich. Der
Subsellienfrage wird ein grosser Raum gewährt, ebenso der nöthigen lucht¬
menge. Der Abriss über Ventilation und Heizung giebt weder zu viel,
noch zu wenig und zeichnet sich durch recht übersichtliche Skizzen aus.
Das nächste grosse Kapitel bespricht die Hygiene des Unterrichts:
von dem Beginn der Schulpflicht, der Trennung der Geschlechter, die
der Verfasser nicht so ohne Weiteres als unzweckmässig abweist, der
Schülerzahl der Klasse, bei welcher die Zahl 50 als keineswegs zu über¬
schreitendes Maximum festgehalten werden soll, dem Schulweg und der
Kleidung der Kinder, weiter von dem Stundenplan, wobei als Grundsatz
gefordert wird, dass die Länge einer Lektion niemals mehr als
V 4 Stunden betragen solle, gefolgt von i / 4 Stunde Pause. Es
folgen dann Kapitel über Schreiben und Schrift, Zeichnen, Hand¬
arbeiten, totale Belastung, Strafen, Ferien und Unterricht in der
Hygiene, für dessen Notwendigkeit für die Volksschulbevölkerung
eingetreten wird, ferner ein der Bedeutung dieses Gegenstandes ent¬
sprechend vollständig und nachdrucksvoll gehaltener Abschnitt über die
körperliche Erziehung der Schuljugend durch Turnen, Schulspiele,
Wanderungen, Baden.
In dem letzten grossen, rein ärztlichen, von Netolitzky bearbeiteten
Theil vrird von den Krankheiten (Masern, Rötbein, Scharlach, Schweiss-
fieber, Schafblattern, Blattern, Diphtherie, Keuchhusten, kontagiöse
Bindehautkrankheiten, epidemische Hirnhautentzündung, Mumps,
Influenza), und Krankheitszuständen (Kurzsichtigkeit, Verkrümmungen
der Wirbelsäule, Ueberbürdung, abnorme Nerven- und Geistes¬
zustände, Epilepsie, Chorea, Hysterie, Sprach gebrechen, Gehör¬
störungen, Ozäna, Haarausfall, Kropf, geschlechtliche Verirrungen) in ihren
Beziehungen zur Schule gehandelt. Es schwebte in diesem Theil dem
Verfasser die Absicht vor, nicht etwa eine eingehende fachwissenschaftlich
gehaltene Beschreibung der Symptome der sogenannten Schulkrankheiten
zu liefern, sondern nur das Charakteristischste und das Nothwendigste
in Bezug auf das Erkennen derselben zu erwähnen, um Nichtärzten das
Erspries 8 liche der Durchführung sanitärer Maassnahmen in den Schulen *
klar zu machen. Im Allgemeinen ist dies sicherlich ungemein schwer zu
erreichende Ziel getroffen; doch wird die Gemeinfasslichkeit noch immer
durch eine grosse Zahl Fachausdrücke und vorausgesetzter Fachanschauungen
erschwert sein. Dem Schularzt bietet aber der auch durch vollständige
Litteraturangabe sich auszeichnende Abschnitt alles Wünschenswerthe.
Ben Beschluss bildet der ärztliche Dienst in der Schule.
__ Schumburg.
Roth, Bluhm und Kraft: Gewerbehygiene Theil I., allgemeine
Gewerbehygiene und Fabrikgesetzgebung. ( 12 . Lieferung von
Weyls Handbuch der Hygiene.)
Weyl schickt der speziellen Gewerbehygiene in seinem hygienischen
Sammelwerk einen aus vier Abschnitten bestehenden, allgemeinen Theil
vorweg. — Roth weist zunächst den Einfluss von Industrie und Gewerbe
auf die Gesundheit der Bevölkerung nach (Tuberkulose- und allgemeine
Sterblichkeit, Erkrankungshäufigkeit, Mortalitätstabellen), dann die be¬
sonderen Gefahren im Gewerbebetrieb (Unfälle, Betriebsgefahren),
schliesslich die Schutzmaassnahmen und in einem besonderen Kapitel
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die Fabrikgesetzgebung und Gewerbesanitätspolizei auch in ausserdeutechen
Ländern.
Im zweiten Abschnitt „Hygienische Fürsorge für Arbeiterinnen und
deren Kinder von Dr. Agnes Bluhm“ erörtert die Verfasserin zunächst,
weshalb die Arbeiterin einer besonderen Fürsorge bedürfe, und knüpft
daran bestimmte Forderungen, die der Staat oder der Arbeitgeber zum
Schutze der Arbeiterinnen und ihrer Kinder gewähren müsse. Bann
werden in einem Schluss- und Hauptkapitel die wirklichen Leistungen
des Staates oder vielmehr der meisten europäischen Staaten (Arbeiterinnen¬
schutz-Gesetzgebung) gegenüber gestellt
Der dritte Theil, maschinelle Einrichtungen gegen Unfälle von
Prof. Kraft in Brünn, ist wohl mehr für Fachmänner des Fabrikbetriebes
berechnet Er beschreibt, durch 90 nicht allzu schnell verständliche
Abbildungen unterstützt, die Sicherheitseinrichtungen bei Dampfkesseln
wie die Speisewasserreinigung, die Konstruktion und Wartung der Kessel
bei Motoren der verschiedensten Art, ferner der Transmissionen, Hebe-
und Fördereinrichtungen, schliesslich Vorrichtungen gegen Feuersgefahr.
Einzelheiten auch nur zu erwähnen, ist hier unmöglich.
Derselbe Autor bearbeitete ferner die Lüftung der Werkstätten. Die
hohe Bedeutung einer reinen Luft für den Arbeiter, in Sonderheit der
Staub- und Metallarbeiter, rechtfertigt ohne Weiteres die gesonderte
Bearbeitung dieses Themas, obschon recht häufig auf die allgemeine
Ventilationslehre verwiesen wird. Nach einer einleitenden Besprechung
über die Verunreinigung der Luft in Werkstätten werden die Mittel
gegen die gasförmigen und staubförmigen Verunreinigungen der Luft
sowie gegen ihre hohe Temperatur geschildert, zunächst überhaupt gegen
ihre Entstehung, dann zu ihrer Verdünnung und Ableitung, zur Filtration,
Kondensation und Vernichtung. Auch in diesem Theil sind die Abbildungen
nicht gleich auf den ersten Blick verständlich. Schumburg.
Mitteilungen.
Verhandlungen des XXIV. Kongresses der Deutschen Gesellschaft
für Chirurgie zu Berlin.
Vom 17. bis 20. April 1895 im Langenbeck-Hause.
Berichterstatter: Stabsarzt Dr. Tilmann (Berlin).
Erster Sitzungstag: Mittwoch, den 17. April.
Der diesjährige Vorsitzende, Herr Gussenbauer (Wien) gedachte
zunächst aller im Laufe des vergangenen Jahres der Gesellschaft durch
den Tod entrissenen Mitglieder. Besonders warm empfunden war der
Nachruf für den verstorbenen Generalstabsarzt Prof. Dr. v. Beck, dessen
unsterbliche Verdienste um die Kriegschirurgie gebührend hervorgehoben
wurden.
Darauf erstattete Herr v.Bergmaun den Bericht über die Bibliothek,
die sich durch Schenkungen von Aerzten und Verlagsbuchhandlungen
bedeutend vergrössert hatte. Von den weiteren geschäftlichen Mittheilungen
sei nur hervorgehoben, dass von Amerika die Anregung zu einem alle
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I
- 225 —
fünf Jahre zu wiederholenden internationalen Chirurgen-Kongress aus¬
gegangen ist, und dass der Ausschuss der Gesellschaft die Vollmacht
erhielt, über einen event Beitritt zu diesem Gedanken sich zu entscheiden,
sobald die Ansicht der Chirurgen anderer Länder bekannt geworden sei.
Dann wurde die Genehmigung zur Beschaffung von Gemälden der Vor¬
sitzenden und Ehrenmitglieder der Gesellschaft zur Ausschmückung des
Langenbeck-Hauses ertheilt
Als Erster der Tagesordnung gab Herr v. Bergmann (Berlin) ein
Referat über einige Fortschritte im Gebiete der Hirn-Chirurgie.
Trotz der grossen Fortschritte auf diesem Gebiete, die schon zur rein
expiratorischen Trepanation geführt hätten, müsse als oberster Grundsatz
bei allen Operationen am Gehirn noch bestehen bleiben «Viel Kritik und
noch mehr Vorsicht“. Von den Fortschritten der Technik fuhrt der Vor¬
tragende hauptsächlich die elektrische Kreissäge an, welche die vielen
Meisseischläge unnötbig mache und es ermögliche, in zwei Minuten den
Schädel nach der Wagnersehen Methode zu eröffnen, und geht dann zu
den Krankheiten über, die ein chirurgisches Eingreifen anzeigen.
Von den Hirngeschwülsten sind höchstens 6 %> der klinischen
Diagnose und operativen Entfernung zugänglich, und meist nur dann,
wenn sie in der motorischen Region ihren Sitz haben.
Bei Epilepsie, selbst bei reiner Jacksonscher Rindenepilepsie,
sind die Resultate auch noch sehr zweifelhaft. Allerdings pflegen nach
dem Eingriff die Anfälle zu verschwinden, aber nach einigen Wochen
oder Monaten kehren sie in der Regel wieder. Geheilt werden gewöhn¬
lich nur die Fälle, bei denen ein Tumor oder eine Cyste über einem
Rindenzentrum als Ursache gefunden wird.
Sehr gross sind dagegen die Fortschritte, die in der Behandlung der
Hirnabszesse und der Lep tomeningitis purulenta gemacht sind.
Die Diagnose ist hier häufig abhängig von der Aetiologie. Die meisten
eitrigen Prozesse gehen jedenfalls vom Ohr aus, und zwar meist bei
chronischen Ohreiterungen Erwachsener, bei Polypen und Cholesteatomen,
selten bei Kindern und akuten Entzündungen. Die Entzündung der
Hirnhäute beginnt gewöhnlich da, wo der Knochen am dünnsten ist, am
Tegmen tympani, sei es, dass er durch nekrotische Prozesse oder durch
ein Trauma bei Basisfraktur zerstört wird; der Abszess kann extradural
oder intradural sitzen und zieht meist den Sinus in Mitleidenschaft, über
dessen topographische Lage der Vortragende an der Hand von Karten
und Präparaten ausführliche Erläuterungen giebt. Danach entspricht er
der Mitte des Proc. mast., und kann von jedem Punkt des Felsenbeines
leicht erreicht werden. Am besten sägt man oberhalb des hinteren Endes
des Proc. zygomaticus etwa zwischen den zwei Vertikalen des A. Köhler-
schen Encephalocraniömeters ein viereckiges Stück aus der Schuppe des
Schläfenbeins, um alle Verhältnisse übersehen zu können. Ist der Sinus
affizirt, so ist die vorherige Unterbindung der vena iugularis zu empfehlen,
um eine Allgemeininfelrtion zu hindern. Blutungen aus dem Sinus
werden durch Tamponade mit Jodoformgaze sicher gestillt Die bisher
hei Sinusthrombose ausgefuhrten Operationen haben schon vielen Menschen
das Leben gerettet.
Die zur Linderung des Hirndrucks bei Meningitis tuberculosa,
Hydrocephalus, Ventrikelfullung in Folge Hirntumors gemachten Punk¬
tionen geben keine gute Prognose. Wohl tritt bei Tuberkulose eine
Besserung ein, die aber nicht lange vorhält. Diagnostisch von sehr
XilitftrSrztlicho Zeitschrift 1895. 15
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grosser Bedeutung ist dagegen die Quinckesche Punktion, da sie die
Erkennung der Meningitis tuberculosa, vor Allem aber der Lepto-
meningitis purulenta ermöglicht.
ln der Behandlung der Geisteskrankheiten ist von einem
operativen Eingreifen nur ein Erfolg zu erwarten bei akutem Wahnsinn
nach Kopfverletzungen oder bei einzelnen Formen des epileptischen
Irreseins. — Im Anschluss hieran berichtet
Herr Graser (Erlangen) über einen 45 Jahre alten Mann, der plötzlich
beim Bücken eine Lähmung des rechten fünften Fingers bemerkte, die
auf den Mittelfinger, dann auf die Hand, schliesslich auf den Arm über-
ging; dann zeigten sich Paralyse des Beins und etwa am Ende der vierten
Woche Anfälle von Bewusstlosigkeit. Objektiv war sonst nur eine
Stauungspapille links festzustellen. Bei der Trepanation fand sich dicht
unter dem Armzentrum eine Cyste, aus der sich wasserhelle Flüssigkeit
entleerte. Sofort nach der Operation waren alle Lähmungserscheinungen
verschwunden, kehrten aber nafch acht Tagen wieder, ohne dass an der
normal aussehenden Wunde etwas Abnormes zu bemerken war. Nach
vier Wochen Exitus. Bei der Obduktion fand sich im Stirnhirn noch
eine zweite Cyste, ebenso glattwandig wie die erste, ohne besondere
Membran, am Boden derselben kleine Geschwulsttheilchen, die sich als
sehr gefassreiches Sarkom erwiesen.
Herr Ledderhose (Strassburg) hat einen Fall von kollateraler
Lähmung der Extremitäten bei subduralem Bluterguss nach Misshandlung
durch Fusstritte beobachtet. Er trepanirte auf der der Lähmung entgegen¬
gesetzten Seite und fand dort nichts, bei der Obduktion dagegen einen
grossen Bluterguss an der Basis und der Convexität des Hirns derselben
Seite. Anknüpfend an die von Brown-Söquard zusammengestellten
200 Fälle berichtet er über weitere 13 und rätn, für die Diagnose Werth
zu legen auf die Stauungspapille, die stets auf der Seite des Blutergusses
bezw. des Tumors nachzuweisen ist.
Herr Nicoladoni (Innsbruck) theilt eine Modifikation der König-
schen Knochenplastik mit, die darin besteht, dass er mit der Kreissäge
nur ein viereckiges Stück der Compacta abschält und überpflanzt.
Herr Freiherr v. Eiseisberg (Utrecht) spricht über Deckung bei
Schädel-Defekten und auäsert sich dahin, dass natürlich die Auto¬
plastik stets vorzuziehen sei, da der bei Heteroplastik eingepflanzte Körper
eben stets ein Fremdkörper bleibe, der jeden Moment Veranlassung zu
Störungen geben könne. Aber es gebe oft Fälle, z. B. bei Knochen¬
tuberkulose, wo man zu letzterer greifen müsse; auch kann die
Autoplastik gefährlich sein, wie ein Kranker zeige, bei dem er zur
Königschen Schädelplastik eine grosse Yene der Diploe angeschlagen
habe, aus der sich der Kranke schliesslich verblutete. Unter seinen
acht Fällen, bei denen er einen Schädeldefekt geschlossen habe, wandte
er dreimal eine Celluloidplatte an, die in einem Falle 2'/*, im anderen
4*/a Jahre ohne Störung getragen wurde. Er legte sie nur sekundär ein
und übernähte sie vollständig. — Nach ihm trat auch
Herr Alexander Fraenkel (Wien) für die von ihm angegebene
Methode der Deckung von Schädeldefekten mit Celluloidplatten
ein, denen er vor Allem den Vorzug vindizirt, dass sie nicht mit der
Dura verwachsen, was, wie er an replantirten Stücken aus dem Hunde¬
schädel beweist, bei Autoplastik stets der Fall sei. Die drei von ihm
selbst operirten Kranken sind alle gesund und arbeitsfähig geblieben.
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Auf Grund dieser und der zahlreichen in der Litteratur veröffentlichten
Fälle kommt er zum Schluss, dass die Anwendung der Celluloidplatten
namentlich hei pathologischen Schädel-Defekten dann den Vorzug verdiene,
wenn es gelte, so rasch als möglich und so einfach als möglich einen
Defekt zu schliessen.
In der Diskussion über diese Vorträge stellt zunächst Herr Janssen
(Berlin) eine grosse Anzahl von ihm operirter zum Theil sehr interessanter
Fälle von Sinusthrombose vor. Unter 24 Operirten, die ohne Eingriff
sicher gestorben wären, bat er 13 Heilungen erzielt Herr Doyen (Reims)
demonstrirt in französischer Sprache mehrere sehr praktische Instrumente
zur Trepanation. Herr Czerny (Heidelberg) hat mit Celluloidplatten in
zwei Fällen kein. Glück gehabt, da sie zwar einheilten, aber später wieder
entfernt werden mussten. Er empfiehlt Transplantation von Knochen¬
stücken aus der vorderen Tibiafiäche, die ihm zweimal gute Dienste
gethan, und giebt Einzelheiten der Operationsmethode. Er bezweifelt die
Angabe Fraenkels, dass die Dura mit implantirten Knochenstücken
stets verwachse, auf Grund einer gegenteiligen Erfahrung. — Herr
v. Bramann (Halle) stellt einen Patienten vor, dein er vor drei Jahren
einen Tumor von 280 g aus dem rechten Grosshirn entfernte. Die
Lähmung des Arms besteht noch, des Beines nicht mehr. Der Kranke
sieht gesund aus und tragt eine Platte auf dem kolossalen Defekt, der
fast den halben Schädel einnimmt — Herr Barth hat vom physiologischen
Standpunkt aus, die Deckung von Knochendefekten studirt Er hat aus¬
geglühte Knochenstücke implantirt und gefunden, dass diese ebenso gut
Knochenneubildung bewirken wie intakte Knochenstücke, und weist auf
die wichtige Rolle hin, die Kalksalze bei der Knochenneubildung
spielen. Nach Schluss der Debatte über Gehirn-Chirurgie stellte
Herr Cramer (Köln) eiü Mädchen vor, bei dem Bardenheuer von
einem dorsalen Querschnitt aus alle Fusswurzelknochen mit sehr gutem
funktionellen Resultat resezirt hatte, und empfahl zur Behandlung des
Ellbogen-Schlottergelenks einen winkeligen Einschnitt des Humerus, in
welchen die keilförmig zurechtgesägte Ulna hineinpasst.
Die Nachmittagssitzung eröffnete Herr Mikulicz (Breslau) mit
einem Vortrag über die Behandlung der Basedowschen Krankheit. Er
hat 11 Fälle operirt. Bei allen handelte es sich um echte Basedowsche
Krankheit, und legt der Vortragende für die Diagnose das Hauptgewicht
auf die psychoneurotischen Störungen, Angst, Unruhe, Schlaflosigkeit.
7mal bandelte es sich um akute Hyperplasie der Schilddrüse, 1 mal um sehr
blutreichen Kropf, 3mal um Kropfcysten. Alle 11 Operirten sind von der
Operation genesen, sechs von ihnen vollständig geheilt, vier gebessert. Auf
Grund seiner Erfahrungen kommt der Vortragende zum Schluss, dass alle
Operationen, welche die Schilddrüse zu verkleinern im Stande
sind, auch günstig auf den Basedow ein wirken. Als Eingriff bevorzugt
er die Auslösung von Knoten nach Socin, in zweiter Linie nennt er die
Unterbindung der vier Arterien, hilft das auch nichts, dann erst macht er
die Resektion. — Der Erfolg der Operation tritt regelmässig ein; zuerst
gehen die neurotischen Erscheinungen zurück, später die Störungen des
Zirkulationsapparats, zuletzt der Exophthalmos, der oft als einziges
Symptom bleibt Bezüglich der Erklärung des Einflusses der Operation
steht der Vortragende auf dem Standpunkt, die Basedowsche Krankheit
sei eine echte primäre Neurose. Die Folge dieser Neurose ist die
Hyperplasie der Schilddrüse, die dann ihrerseits wieder verschlimmernd
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auf das Allgemeinbefinden einwirkt Durch die Operation wird der
letztere Einfluss aufgehoben, daher die Besserung.
Sodann erstattet Herr Kocher (Bern) Bericht über 1000 Kropf-
Excisionen. Zunächst behauptet er gegenüber Reverdin die Priorität
betreffs Einführung des Krankheitsbegriffs der Cachexia strumipriva. —
Unter den letzten 900 Fällen von, Kropfexstirpationen hat er nur einmal
Cachexie beobachtet, da er nie Total-Exstirpationen gemacht hat In
diesem einen Fall war die andere Hälfte der Schilddrüse atrophisch.
Derselbe ist jedoch unter Schilddrüsenfutterung auch geheilt In 7%
beobachtete er nachträgliche Stimmstörung, die bei allen gutartigen Kröpfen
zurückging. Von den 1000 Operirten starben 11 = 1,1%; von dieser
Zahl sind jedoch die schweren malignen Kröpfe mit Resektion der Trachea
und des Oesophagus ausgenommen. Einer kam erstickend zur 'Klinik
und starb bald. Bei einem handelte es sich um ein intrathoracisches
Struma, 3 mal um schweren Basedow, zwei starben an Influenza-Pneumonie,
einer an Schrumpfniere, einer infolge der Aethernarkose an eitriger Bron¬
chitis, zwei an den Folgen von Infektion bei der Operation. Schliesslich
weist der Vortragende darauf hin, dass man zweifellos durch rationelle
Ernährung einerseits das Auftreten von Kröpfen hindern, andererseits
bestehende Kröpfe heilen kann. Er hat durch Verabfolgung von gutem
Trinkwasser sowie durch längere Fütterung mit Schilddrüse und Verab¬
folgung von Phosphaten Kröpfe zum Schwinden, sogar bis zur Atrophie
gebracht
In der Diskussion treten Herr Rehn (Frankfurt), Herr Trendelen¬
burg (Bonn), Herr Rydygier (Krakau) und Herr Krönlein (Zürich)
für operative Behandlung der Basedowschen Krankheit ein. Letzterer
hat in acht Fällen durch Resektion des Kropfs dauernde Heilung erzielt
Im Uebrigen hat er 400 Kropfoperationen gemacht, die letzten 200
sämmtlich geheilt Herr-Mikulicz glaubt mit Thymusdrüse dasselbe zu
erreichen wie mit Schilddrüsenfutterung, was Herr v. Eiseisberg be¬
zweifelt
Herr Bier (Kiel) macht weitere Mittheilungen über trag fähige
Amputationsstümpfe im Bereich der Diaphysen, im Anschluss an
seine Ausführungen beim Kongress 1893. Er ist von den langen, um¬
zuklappenden Stümpfen abgekoramen und legt nur noch Werth darauf,
dass das untere Ende des Knochen Stumpfs mit Periost und Weichtheilen
im Zusammenhang bleibt Die vorgestellten Amputationsstümpfe waren
schmerzlos, wurden zum Aufstützen benutzt und zeigten keine Atrophie.
Herr Petersen (Kiel) stellte einen Patienten vor, bei dem er zwei
Strikturen der Speiseröhre nach Verbrennung mit Kalilauge durch
Olivenbehandlung zur Heilung brachte, nachdem die Ernährung wochen¬
lang durch eine Magenfistel erfolgt war.
Herr Schuch ardt (Stettin) berichtet über zwei Fälle von Perforations-
Peritonitis infolge runden Magengeschwürs, die er operativ behandelte.
Ein Fall, der erst am 12. Tage operirt wurde, endete letal, der zweite,
der geheilt wurde, ist dadurch bemerkenswerth, dass der Operateur von
der rerforationsstelle aus zwei dicke Drainrohre seitlich unterhalb der
Achselhöhle durch besondere Inzisionen nach aussen leitete.
Als letzter Redner stellte Herr Albert Köhler (Berlin) zw’ei Kranke
vor, bei denen wegen Pylorusstenose und konsekutiver Magenerweiterung
die Pyloroplastik nach Heineke-Mikulicz gemacht war. Bei einer
der Kranken, einer Frau von 20 Jahren, war das schon fünf Jahre
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anhaltende gute Resultat bemerkens werth, bei dem zweiten, einem Offizier
der hiesigen Feuerwehr, war die Operation möglich, trotzdem der Pylorus
durch Verwachsungen und Adhaesionen fixirt war. Einen weiteren Bei¬
trag zu dieser Operation lieferte
Herr Albers (Berlin), der einen Mann vorstellte, bei dem vor drei
Wochen dieselbe Operation gemacht war, die eine unerwartete Komplikation
dadurch erhielt, dass der Magen in einem solchen Grade — jedenfalls
infolge der Salzsäureanätzung — erweicht war, dass der palpirende
Finger des Operateurs (v. Bardeleben), ohne es zu bemerken, die Hinter¬
wand des Magens durchbohrte. Das Loch wurde übernäht. Weiterhin
berichtet der Vortragende über alle auf der v. Bardelebenschen Klinik
nach Heineke-Mikulicz operirten Fälle. Von sieben Fällen starben
zwei, einer an Lungengangrän, einer an Kollaps bald nach der Operation.
Alle Uebrigen sind geheilt
* Donnerstag den 18. April.
In der heutigen Vormittagssitzung kamen nur zwei Gegenstände
zur Besprechung, die Aetiologie der Nierenverletzung und die
operativen Eingriffe am Magendarmkanal.
Das erste Thema leitete Herr Küster (Marburg) ein. Er glaubt,
dass die bisher bestehenden Theorien über die Entstehung der subkutanen
Nieren Verletzungen nicht mehr haltbar seien, jedenfalls nicht auf alle
Fälle passten. Die Mehrzahl dieser Verletzungen führt er auf Quetschung
durch den unteren Rippenrand, den Rest auf hydraulische Pressung zurück.
Zu letzterer Annahme veranlassten ihn Leichenversuche. Eine Niere, deren
Becken mit Wasser gefüllt war, zeigte beim Auffallen auf die Erde,
sowie in der Leiche bei Schlägen auf die untere Rippengegend die
verschiedensten Risse, während die nicht gefüllte Niere unverletzt
blieb. Auch die Wanderniere ist Redner geneigt auf ein -Trauma zu
beziehen, entweder auf ein chronisches Trauma (Schnüren) oder ein akutes,
z. B. Fall auf die Füsse etc.; demnach würde also ein Trauma beim
Manne eher eine Nierenruptur, beim Weibe dagegen Wanderniere im
Gefolge haben. — Herr Lindner (Berlin) tritt dagegen, mit Hinweis
auf die bei Wandernieren vorhandene Verlängerung der Gefässe, für die
Oppolzersche Ansicht ein, dass hier angeborene Verhältnisse eine Rolle
spielen. — Im Anschluss hieran stellt Herr Koelliker (Leipzig) einen
12 Jahre alten Knaben vor, bei dem er eine Nierenruptur mit Erhaltung
des Organs zur Heilung brachte. Am 10. Tag nach der Verletzung machte
er die Laparotomie und tamponirte den Riss in der Niere.
Die Verhandlungen über Operationen am Magen wurden eingeleitet
durch einen Bericht von Mikulicz (Breslau) über 103 Operationen am
Magen, die er in Königsberg und Breslau gemacht hatte, mit insgesammt
23 Todesfällen = 22%. 23 Operationen wurden wegen gutartiger Neu¬
bildungen vorgenommen mit 2 Todesfällen, 6 wegen Blutungen bei Ulcus
ventriculi mit 5, endlich 73 bei Carcinom mit 16 Todesfällen. Als Todes¬
ursache ergab sich Kollaps (8 mal), Inanition (2 mal), Lungenentzündung
(6mal), Infektion (2mal). Für die Technik giebt Redner den Rath, zuerst
eine Probeincision von 2 bis 4 cm Länge in der Linea alba zu machen, dann
mit dem Finger sich zu orientiren. Man bekomme in der Palpation mit
dem Zeigefinger eine solche Fertigkeit, dass man in der Lage sei schnell
zu entscheiden, ob ein Tumor operabel sei oder nicht. Wenn nicht, könne
man den kleinen Einschnitt schnell wieder schliessen. Sei der Kräftezustand
ein schlechter, so könne man eine Kochsalzinfusion vorausschicken. In der
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Behandlung des Magenkrebses sind die Aussichten zur Zeit noch trübe.
Von 34 Kranken, die an Carcinom der Cardia litten, haben 28 die Operation
(Gastrostomie)überstanden; bei Resectio pylori in 18 Fällen sind 5 gestorben,
13 geheilt. Ton letzteren sind 8 über 1 Jahr bis zu 2 7* ohne Recidiv
geblieben; die Gastroenterostomie hat das Leben etwa 6 bis 9 Monate
verlängert. — Der Vortragende schließet daraus, dass die Resectio pylori,
wenn sie ausführbar ist, stets den Vorzug verdient. Sind dagegen schon
Metastasen vorhanden, so soll man, sobald die Pylorusstenose dieselbe
indicirt, die Gastroenterostomie machen. Zum Schluss spricht der Vor¬
tragende seine Ueberzeugung aus, dass wir uns betreffs der Technik der
Resection des Pylorus der Grenze chirurgischen Könnens nähern, und dass
weitere Fortschritte nur noch in der Vervollkommnung der frühzeitigen
Diagnose und in der möglichst frühzeitigen Ausführung der Operation zu
suchen seien.
Herr Freiherr von Ei sei sb erg glaubt, das Wachsthum des
Carcinoms weniger zu beschleunigen, vor Allem aber die Schmerzanfälle
zu lindern, wenn er das Carcinom des Pylorus ausschaltet, indem er den
Magen vor dem Carcinom abschneidet, beide Enden zunäht und dann
die Gastroenterostomie macht, da der Mageninhalt dann das Carcinom
nicht reizen kann. Letztere Operation hat er 13mal nach Hacker mit
3 und 8 mal nach Wolfler mit ebenfalls 3 Todesfällen gemacht.
Herr Plettner (Dresden) empfahl die Kochersche Methode der
Gastroenterostomie, die darin besteht, dass der Schnitt im Darm in
querer Richtung gemacht und möglichst hoch am Magen angenäht wird,
und den Vortheil hat, dass aus dem zufuhrenden Darmstück kein Inhalt
in den Magen und umgekehrt treten kann. Dasselbe will Wölfl er (Inns¬
bruck) dadurch erreichen, dass er das Darmstück vor dem Magen senk¬
recht stellt,- indem er es zugleich am obern Magentheil durch einige Nähte
befestigt. — Löbker (Bochum) und König sprechen gegen alle Arten von
Klappenbildung bei Gastroenterostomie, da die bisher bekannten Obduk¬
tionsbefunde beweisen, dass man nachher immer nur ein glattes Loch
linde, gleichgültig welche Operationsmethode man angewandt habe.
Die Pylorusresektion wegen Carcinom hat Krön lein 12 mal gemacht
mit drei Todesfällen, Kocher 13mal ohne Todesfall, Löbker hat einen
Fall beobachtet, der vier Jahre ohne Rezidiv blieb, dann aber schnell
einem solchen erlag. Diese beiden Operateure machen ebenso wie Hahn
(Berlin), Kocher (Bern) und Wölfler zuerst die Ausschneidung des
Carcinoms, nähen die Enden des Magens und des Duodenums zu und
schliessen dann erst die Gastroenterostomie an. Hahn legt Werth darauf,
dass die Peristaltik der angenähten Schlinge der des Magens gleich
gerichtet sei, sowie dass der Schnitt im Darm gegenüber dem Mesenterial¬
ansatz gemacht werde. Schuchardt (Stettin) zeigt die Photographie
eines Magens, welche die Grenzen der möglichen Exstirpation angeben
soll, bei dessen Entfernung der Vortragende sich von der Leichtigkeit
der Annähung des Pylorus an die Cardia überzeugte.
Herr Körte (Berlin) demonstrirte noch mehrere Fremdkörper (Me¬
daillen, Schraubenmuttern), die im Oesophagus dicht oberhalb der Cardia
steckengeblieben waren und durch Gastrostomie und anschliessende
Sondirung von unten per os entfernt wurden, ferner einen Fall, der dadurch
tödtlich endete, dass eine Zahnplatte durch ein Loch im Rachen neben
der Speiseröhre bis in die rechte Lunge gestossen war und Lungen¬
gangrän veranlasst hatte.
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Eine schonendere Art der Mageufistelbildung schlug Herr Fritz
Fischer (Strassburg) vor, in Fällen, bei denen sich der Magen schwer
vorziehen lässt Er befestigte den Magen nur an der Bauchwunde und
punktirte zunächst mit einer Pravazscnen Spritze, führte dann in dasselbe
Loch konsequent dickere Nadeln und schliesslich ein Drain ein.
Herr Doyen (Reims) will die Indikationen der Gastroenterostomie
erweitern, da er mehrere Fälle von äusserst schmerzhaften spastischen
Koptrakturen des Pylorus durch diese Operation ohne Todesfall heilte.
Ueber Operationen am Darm, speziell über Behandlung der Darm-
invagination sprach dann Herr Rydy gier (Krakau). Er hat die Braun sehe
Statistik um weitere 75 Fälle vermehrt, die ihm von zahlreichen Chirurgen
zur Verfügung gestellt sind) denen er seinen Dank ausspricht Die
auffallend hohe Mortalität der Darminvagination von 75% hat ihren Grund
allein darin, dass die Fälle zu spät dem Chirurgen überwiesen werden.
Unter den operirten Fällen fand der Vortragende bei akuter In vagination
59%, bei chronischer 25% Mortalität Bei akuter In vagination will
Rydygier die Anlegung eines Anus praeternaturalis ganz ausgeschlossen
wissen, da kein Fall durch diese Operation gerettet worden ist. Dagegen
soll man die Desinvagination versuchen; gelingt sie nicht, dann ist die
Resektion des Invaginatums indizirt, die bei Gangrän selbstverständlich
ist Er näht zuerst am Ring, öffnet dann den Darm durch einen Längs¬
schnitt und resezirt — Bei chronischer In vagination soll man
zunächst versuchen, auf unblutigem Wege auszukommen, dann in der
anfallsfreien Zeit zuerst die Desinvagination versuchen, die noch nach
neun Monaten möglich ist, und dann erst sich zur Resektion entschliessen.
In der Nachmittagssitzung stellte Herr Hoffa (Würzburg) eine grosse
Anzahl von Kindern und jungen Mädchen vor, welche von ihm nach
seiner Methode wegen angeborener Hüftgelenksverrenkung operirt
waren. Dieselben zeigten einen verhältnissmässig guten Gang mit be¬
weglichem Hüftgelenk. Der Vortragende hat seine Operationsmethode
insofern geändert, als er ebenso wie Lorenz die Reduktion des Schenkel¬
kopfes durch maschinelle Schraubenextension bewirkt.
Ihm schloss sich Herr Lorenz (Wien) an, der ebenfalls mehrere
Kinder vorstellte, welche nach seiner Methode operirt waren, die sich von
der Hoffaschen Methode im Wesentlichen dadurch unterscheidet, dass
Lorenz im Gegensatz zu Hoffa die absolute Schonung sämmtlicher
Muskelinsertionen erstrebt. Bei den Operirten war das Hüftgelenk aktiv
und passiv beweglich, nur die Rotation schien wenig behindert zu sein*
Betreffs Einzelheiten seiner Operationsmethode verweist er auf sein eben
erschienenes Werk über diesen Gegenstand. — Herr Heusner (Barmen)
beweist durch Vorstellung eines Kindes, dass man bei angeborener Hüft¬
gelenksverrenkung auch durch orthopädische Apparate mit Spiraldraht
einen guten Gang erzielen kann. Die Herren Mikulicz und Schede
beharren selbst diesen günstigen Resultaten der operativen Behandlung
gegenüber auf ihrem im vorigen Jahr präzisirten Standpunkt, man solle
zunächst versuchen, mit den von ihnen angegebenen Apparaten auf
unblutigem Wege den Schenkelkopf zu reponiren und nur, falls diese
Art der Behandlung erfolglos ist, event. zur Operation schreiten.
Herr Rincheval (Köln) stellt zwei von Bardenheuer operirte
Fälle von Hüftgelenksresection wegen Tuberkulose des Gelenks vor.
Bei denselben war von einem vorderen Schnitt aus der Schenkelkopf
und die ganze Pfanne entfernt. Es war vollständige Heilung eingetreten
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unter Ankylose des Gelenks; sonst boten die Fälle, wie auch Herr König
(Göttingen; betonte, nichts Besonderes.
Als Letzter hielt Herr Krönlein (Zürich) einen Vortrag über
Pankreas-Chirurgie. Wahrend schon über 42 Fälle operativer Be¬
handlung von Pankreas-Cysten in der Litteratur bekannt sind, fehlen
ausführliche Veröffentlichungen über Exstirpation von soliden Geschwülsten
der Bauchspeicheldrüse. An der Hand eines von ihm operirten, am
5. Tag nach der Operation verstorbenen Patienten erörtert er die topo¬
graphischen Verhältnisse des Pankreas unter besonderer Betonung seiner
Gefassversorgung.
Freitag, den 19. April.
Auf der Tagesordnung stehen noch 66 Vorträge und Demonstrationen.
Der Vorsitzende richtet deshalb an alle Vortragenden die Bitte, sich
möglichst kurz zu fassen, sowie besonders die Diskussion nach Möglichkeit
einzuschränken. Deshalb gaben auch die meisten nur Auszüge und kurze
Referate über den Inhalt ihres Themas.
Herr Krause (Altona) berichtet über die Resultate des von ihm vor
drei Jahren beschriebenen Verfahrens der intrakraniellen Trigeminus-
Resection mit Herausnahme des Ganglion Gasseri bei unheilbarer Trigeminus-
Neuralgie. Er entfernte in allen Fällen das Ganglion und 22 mm vom
Stamm des Nerven. Die Hauptgefahr der Operation besteht in der
Blutung, die auch in einem Falle infolge Verletzung des Sinus cavernosus
akut wurde, aber doch keine weiteren Folgen nach sich zog. Zwei geheilte
Patienten, eine Frau von 70 und ein Mann von 40 Jahren werden vor¬
gestellt — Herr v. Beck (Heidelberg) theilt drei Fälle, die von Czerny
operirt sind, mit Bei zwei musste die Art mening. media verletzt werden.
Einer verlief schliesslich letal, da die Blutung nach Entfernung des
Tampons jedesmal wiederkehrte. — Herr König hat den ersten Patienten,
den er nach der Kraus eschen Methode operirte, an schwerer Blutung
verloren und deshalb die Operation nicht wieder gemacht.
Es folgte ein Vortrag von Tillmanns (Leipzig) über die Aetiologie
und Histogenese des Carcinoms. Betreffs der Entstehung des
Krebses geht der Redner zunächst ausführlich auf die Waldeyersehe
Ansicht ein, der eine epitheliale Infektion in nicht epithelialem Gewebe
als Ursache betrachtet, derart, dass von den Epithelzellen führenden
Schichten her Theile von Epithel zellen in das tieferliegende Bindegewebe
gerathen und dort eine atypische Wucherung und Entartung hervorbringen.
Werden nun einzelne Epithelzellen versprengt, so können sie selbständig
weiter wuchern und z. B. in die Lymphgefasse hineinwachsen, ähnlich
wie bei einer parasitären Infektion. Das führte dann dazu, nach
Bakterien als Ursache des Carcinoms zu suchen. Da man diese nicht
fand, wurde auf Protozoen gefahndet, insbesondere aus der Gruppe der
Sporozoen. Es ist zwar gelungen Carcinom vom Menschen auf den
Menschen, vom Hund auf den Hund, von der Ratte auf die Ratte zu
übertragen durch Einimpfung krebsigen Gewebes. Aber die Reinzüchtung
des event. Schmarotzers und die Uebertragung der Krankheit aus ^ der
Reinzucht ist noch nicht gelungen. Der Vortragende glaubt auch nicht,
dass das mit unsem alten Untersuchungsmethoden gelingen werde,
namentlich da zweifellos noch eine gewisse Empfänglichkeit des Individuums
hinzukäme. Von dieser wissen wir nur, dass sie oft durch langdauernde
Einwirkungen physikalischer und chemischer Art auf eine Körperstelle
erzeugt würden, z. B. Rauchen, Branntweintrinken, Ulcerationen von Zahn-
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Stümpfen. Eine Aufklärung über die Aetiologie des Krebses sei um so
wünschenswerther, als eine Zunahme der Erkrankungen an Krebs ein*
getreten sei, so dass in Europa und Amerika jetzt Tiermal so viel Menschen
an Krebs sterben als früher. — Im Anschluss hieran zeigt Herr Geissler
(Berlin) Präparate, die Ton einer gelungenen Krebsübertragung vom
Menschen auf einen Hund herrühren. In allen Organen desselben bildeten
sich metastatische Krebsknoten, die auf einen zweiten Hund übertragen,
auch bei diesem zwei harte verschiebliche Knoten erzeugten. — Die
Herrn Hansemann (Berlin) und Israel (Berlin) bezweifeln, dass es sich
bei allen mikroskopischen Präparaten um Krebs handele.
Auf dasselbe Thema bezog sich eine Mittheilung des Herrn Friedrich
(Leipzig), der in der Klinik von Thiersch die Versuche von Coley nach-
gepiüft hat, durch Injektion von Bakteriengemischen maligne Geschwülste
zur Heilung zu bringen. Seine Versuche erstrecken sich auf 13 Carcinome 4
und 4 Sarkome. Bei ersteren fand er wohl leukocytäre Infiltrate oder auch
fettige Degeneration von Geschwulstzellen, sonst aber keine Einwirkung.
Bei Sarkomen lassen die Erfolge noch Zweifel zu. —Auch Herr Lauenstein
hat nach Injektion der Coley sehen Brühe wohl Schüttelfröste, sonst aber
keinen Erfolg gesehen.
Herr Lassar (Berlin) stellt zwei Kranke vor, bei denen er flache Haut¬
krebse durch innerliche Behandlung mit arseniger Säure zur Heilung
gebracht hat. — Herr v. Bergmann (Berlin) und Herr König (Göttingen)
halten dafür, dass es sich in beiden Fällen um Talgdrüsen adenome gehandelt
hat, und Letzterer warnt dringend davor, Heilungen von Carcinom ins Publi¬
kum zu bringen, da dann gewöhnlich die schwereren Fälle von Carcinom, die
in die Krankenhäuser kommen, sich mehren. Auch Herr Kocher stimmt
dem bei, und führt aus, dass es wohl Mittel giebt, durch die man Ge¬
schwülste zur Verkleinerung*bringen kann, dass aber stets später Recidive
auftreten, an denen die Kranken zu Grunde gehen.
In Zusammenhang mit dieser Diskussion stand auch noch der Vortrag
des Herrn v. Esmarch (Kiel): Wie lassen sich die syphilitischen Sarkome
und Symptome von anderen Sarkomen und Symptomen unterscheiden?
Er glaubt, dass die syphilitischen Sarkome viel häufiger seien, als man
bisher geglaubt habe, und führt aus, dass schnelle Recidive, Wirkung von
Arsenik, Heilung nach Erysipel oder Injektion des Coleysehen Gemisches
für Syphilis spreche. Herr Rose (Berlin) stimmt dem mit Bezugnahme
auf seine Erfahrungen in der Schweiz zu, während die Herren König und
Krause glauben, dass die Syphilis unter der Seebevölkerung Kiels wohl
eine besonders schwere sei.
Als letzter Redner der Morgensitzung gab Herr König eine Kritik
unserer therapeutischen Bestrebungen bei der Tuberkulose des Knie¬
gelenkes, auf Grund der pathologischen Anatomie des Gelenks und der
statistischen Erhebungen aus der Göttinger Klinik. Er führte zunächst
die Schlüsse an, die er aus der Untersuchung von 300 Kniegelenken ge¬
zogen habe. Der Hydrops tuberculosus sei nicht eine Form der Synovial¬
tuberkulose, sondern ist als die erste Krankheitsäusserung anzusehen. Er
kann sich zurückbilden, oder es schlagen sich aus dem Erguss Faserstoff¬
gerinnsel auf der Synovia niedfer, die dann durch Gefässneubildung
organisirt werden, später eitrig zerfallen und schliesslich den Knochen
angreifen. In zweiter Linie berichtet er über die Endresultate der auf
der Klinik behandelten 750 Kniegelenkstuberkulosen. Ueber 615 von diesen
liegen Endresultate vor, und zwar leben noch 410. 33°/ 0 sind gestorben;
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von diesen 31% an Tuberkulose, nur 18 oder 2,5% an anderen Krank¬
heiten. Die Behandlung war bei 191, also bei 27% konservativ, und
wurde bei 111 ein bewegliches Gelenk erzielt. 36 Fälle wurden mit
Karbolinjektionen behandelt, davon 25 geheilt und zwar 21 mit beweglichem
Gelenk; Jodoforminjektionen wurden 40mal mit nur 13 Heilungen gemacht
Bei 150 Kranken machte König die Arthrectomie mit 79% Heilungen, bei
300 die Resectio genu mit 68 % Heilung und endlich 91 mal wurde amputirt
Hiernach gaben die Karbolinjektionen ein besseres Resultat als die mit
Jodoform, und die Arthrectomie ein besseres als die Resektion.
Die Nachmittagssitzung begann Herr v. Bardeleben (Berlin) mit
einem Bericht über die Erfahrungen, die seit dem letzten Kongress über
die Behandlung der Knochenbrüche der unteren Extremitäten mit
Gehverbänden gemacht sind. Diese Art der Behandlung ist, ent¬
sprechend der Empfehlung auf dem leffcten Kongress auf der Klinik
konsequent bei allen Kranken durchgeführt, wenn nicht die Schwere der
Verletzung, die eher an Amputation denken lässt, sonstige schwere innere
Erkrankungen, Altersschwäche oder endlich der Wille des Kranken ein
Hinderniss war. Im Laufe des letzten Jahres sind 58 Kranke (45 M.,
11 W., 2 K.), von denen 17 an Oberschenkel-, 39 an Unterschenkel-
und 2 an Kniescheibenbrüchen litten, ambulatorisch behandelt, so dass
jetzt Erfahrungen über 181 Frakturen der Beine, und zwar 135 Unter¬
schenkel-, 7 Patellar-, 38 Oberschenkelbrüche und einen Fall von kom-
plizirter Fraktur des Ober- und Unterschenkels an demselben Beine
vorliegen. In keinem Falle traten Nachtheile der Methode ein, während
die Vortheile für das verletzte Glied und das Allgemeinbefinden des
Kranken andauernd und regelmässig sehr grosse waren: freie Beweglichkeit
bei der Verletzung nicht beteiligter Gelenke, keine Muskelatrophie,
Ausbleiben von Delirium und Alterskatarrhen, endlich Verkürzung der
Heilungsdauer. Eine grössere Anzahl mit dieser Behandlung geheilter
Frakturen wird vorgeführt.
Sodann demonstrirte Herr Mikulicz (Breslau) zwei interessante Fälle
von ausgedehnter Resektion langer Röhrenknochen wegen maligner
Geschwülste. Bei einem Mann hatte er ein 10cm langes Stück des
unteren Radiusendes wegen eines zentralen Sarkoms resezirt; der Mann
konnte mit einer Lederbandage seinen Dienst als Heizer versehen. Bei
einem Mann von 20 Jahren hatte Mikulicz ein 20 cm langes Stück des
unteren Femurendes wegen eines periostalen Sarkoms resezirt, und dabei
auch die Tibia angefrischt. Bei dem — vorgestellten — Patienten ist
knöcherne Verwachsung eingetreten und die Verkürzung durch extreme
Sjritzfussstellung ausgeglichen. — Herr König will diese Resektionen der
Diaphysen nur auf Riesenzellensarkome ausgedehnt wissen, die er für
relativ gutartige Bildungen hält.
Dann sprach Herr Czerny (Heidelberg) über die Behandlung der
chronischen Entzündung des Wurmfortsatzes. Er trat für früh¬
zeitige operative Behandlung ein. Gleich ihm bezeichneten Schuchardt
(Stettin), Kümmell (Hamburg), Rosenbach (Würzburg), Sendler
(Magdeburg), Rotter (Berlin) die Operation der Appendicitis als eine
ausserordentlich dankbare, Küster ''(Marburg), Krönlein (Zürich),
Körte und Israel haben in einzelnen Fällen Kothfisteln danach auftreten
sehen.
Herr Hildebrand (Göttingen) berichtete über die Fortführung seiner
Versuche am Pankreas zur Erregung von Fettnekrose. Es ist uim ge-
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fangen, durch Eingriffe am Pankreas, die entweder eine einfache Sekret¬
stauung oder eine Sekret- und Blutstauung im Pankreas hervorriefen,
oder die einen Abfluss von Pankreassaft in die Bauchhöhle zur Folge
batten, typische Fettnekrosen im Pankreas selbst im Netz und im Mesen¬
terium hervorzurufen. — Im Anschluss hieran demonstrirt Herr Körte
ein Präparat von Fettnekrose nach „akuter Pankreatitis“, und Herr Rosen -
bach (Göttingen) verweist auf die Dissertation des Herrn Jung, „Beitrag
zur Pathogenese der akuten Pankreatitis“, die aus seinem Laboratorium
hervorgegangen sei. Er fand, dass die Fettnekrosen bei dieser Krankheit
Folge des durchgebrochenen Pankreassaftes seien, ebenso wie die Zer¬
störungen, Nekrose und Blutungen. Der tödtliche Ausgang ist meist durch
Infektion vom Darm bedingt.
Sonnabend, den 20. April.
Die letzte Sitzung des Chirurgen-Kongresses leitete der Vorsitzende
mit der Mittheilung ein, dass der frühere Präsident der Gesellschaft der
gegenwärtig schwer erkrankte Geheimrath Thier sch (Leipzig) am
oitzungstage seinen 72. Geburtstag begeht. Die Versammlung beschloss,
den verdienten Chirurgen zum Ehrenmitglied zu ernennen und ihm
drahtlich ihre Glückwünsche zu übermitteln.
Zum Vorsitzenden der Gesellschaft für Chirurgie wurde für das nächste
Jahr Herr v. Bergmann (Berlin) gewählt, der die Wahl annahm mit
dem Hinweis, dass er sie als einen besonderen Vertrauensbeweis betrachte,
da die Gesellschaft im nächsten Jahre ihre silberne Hochzeit feiere.
Zugleich wurde beschlossen, den nächsten Kongress nicht in der Oster-
sondem in der Pfingstwoche abzuhalten.
Sodann gab Herr Wölfl er (Prag) iu einem sehr interessanten
Vortrag eine Uebersicht über die abnormen Ausmündungen der Ureteren,
die für die Blasen- und Nierenchirurgie von grosser Bedeutung sind.
Herr Trendelenburg (Bonn) gab anschliessend an die Veröffent¬
lichung von Popp ert (Giessen) ein klinisches Bild von dem als Blasen¬
klappe benannten Leiden. Er bezeichnet den Zustand als angeboren, der
dadurch Beschwerden verursache, dass sich hinter der Schleimhautfalte ge¬
wöhnlich eine Aussackung und Ausbuchtung entwickele. Die Kranken
haben starke Urinbeschwerden, können nur im Liegen und nur dann
Urin lassen, wenn in der Blase nur wenig Urin ist. Die Behandlung
bestand in Oeffnung der Blase von der Sectio alta aus und querer Ver-
nähung der gespaltenen Blasenklappe, ähnlich wie bei der Pyloroplastik.
Beide Fälle wurden geheilt.
Dann hat derselbe Operateur bei einem Mädchen wegen Urogenital-
tuberkulöse die Harnröhre, die ganze Blase und die linke Niere
exstirpirt, so dass die Patientin nur noch die rechte Niere und den
rechten Ureter hatte. Letzteren pflanzte er in die Flexura sigmoidea
ein, indem er die Einmündungsstelle aus der Blasenwand exstirpirte
und in den Darm einnähte. Es trat Heilung und ungestörte Funktion
dm* Plastik ein.
Herr Re hn (Frankfurt) berichtet über Blasentumoren beiFuchsin-
arbeitern. Er geht davon aus, dass bekannt sei, dass Reize, welche
die Blasenschleimhaut treffen, häufig die Ursache von Tumoren geworden
seien. Er bringt neue Beispiele von Fuchsinarbeitem und demonstrirt
das sehr interessante Präparat eines exstirpirten Blasensarkoms, das
deutliche schwarze Färbung zeigt, die von Anilin herrührt Die Blasen-
krankheiten, Harndrang, Blasenblutung bei allgemeiner Mattigkeit und
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Cyanose, die Redner in den Höchster Farbwerken beobachtete, vermehren
also die Zahl der bisher bekannten Gewerbekrankheiten.
Herr Kümmel 1 (Hamburg) hat ein Wirbelsäulensarkom zur Heilung
gebracht. Zuerst bildete sich bei dem Kranken ein Rundzellensarkom
des Kreuzbeins aus, das exstirpirt wurde. Ein Halbjahr lang fühlte
sich der Kranke wohl, dann bildete sich eine Lähmung beider Beine aus,
zugleich liess sich am dritten Brustwirbel eine neue Geschwulst nach-
weisen. Nach einem Längsschnitt und Freilegung des Rückenmarks
wurde festgestellt, dass der Tumor vom Wirbelkörper ausging, und dass
das Rückenmark in 2 cm Länge komprimirt war. Der Tumor wurde
ausgeschält, die Lähmung ging zurück und Patient wurde geheilt.
Herr Narath (Wien) demonstrirt kurz drei Geschwülste: eine
retroperitoneale Lymphcyste, eine Cyste, die zwischen den Flexoren und
Adductoren des Oberschenkels sass, sowie ein Angio-Endotheliom, das vom
Malleolus ext. ausging, multiple Metastasen in den Arterien des Fusses
gesetzt hatte und durch Amputation entfernt wurde.
Herr Czerny (Heidelberg) gab einen nach unten bogenförmigen
Schnitt zur Eröffnung der Stirnhöhle an, empfahl eine einfache Schnitt¬
führung zur Operation der Sattelnase, und berichtete dann über eine Art
von Plastik der Mamma bei einer Schauspielerin, der er nach Entfernung
der Brustdrüse ein Lipom des Gefässes noch warm an Stelle der Brust¬
drüse implantirte. Dasselbe heilte per primam ein.
Im Anschluss hieran stellten Israel (Berlin), Friedrich (Leipzig),
Cramer (Köln) mehrere Fälle von Rhinoplastik vor. Ersterer nahm die
Unterlage aus dem Arm, die Auflage aus der Stirn, letzterer bildete als
Stütze aus dem Septum einen nach vorn umzuschlagenden Lappen. Be¬
sonders interessant waren die leider nur im Auszug vorgetragenen Aus¬
führungen Schimmelbuschs (Berlin), der die auf der v. Bergmann-
Sehen Klinik übliche Methode demonstrirte. Nach derselben bildet man
zunächst einen Haut-Periost-Knochenlappen aus der Stirn, schlägt ihn
nach unten und lässt ihn zunächst frei hängend granuliren; dann schliesst.
man den Stirndefekt durch Lappen Verschiebung nach grossen, über den
ganzen Schädel bis hinter die Ohren geführten Schnitten. Jetzt bildet
man das Septum aus den vorderen Rändern des seitlichen Nasenstumpfes,
indem man die wunden Flächen vereinigt. Endlich sägt man in den
Knochenlappen eine Längsrinne behufs Bildung des Nasenrückens, und
transplantirt den Lappen. Zu diesen Fällen von Rhinoplastik bemerkt
König, dass es ihm jetzt besser scheine, auf die Bildung eines Septums
zu verzichten, da dann die Athmung freier bleibe.
Herr Lauen stein (Hamburg) hat die Frage der Katgut-Eiterung
einer genauen Untersuchung unterzogen. Er hat 216 Proben untersucht,
und unter 139 der käuflichen Sorten 35 mal, unter 107 trocken sterilisirten
Sorten 29 mal Keime gefunden, und zwar den Bazillus subtilis, den
» lococcus albus, den Micrococcus tetragenus. Er schliesst daraus,
alle von Wundinfektion durch Katgut Vorkommen, da das im
Handel käufliche Katgut Bakterien enthalte. Ob im einzelnen Falle das
Katgut die Ursache der Eiterung sei, ist nicht zu beweisen; Herr Kocher
(Bern) hat das Katgut vollständig abgeschafft und operirt nur noch mit
Seide, die er durch Kochen sterilisirt; während er früher nur 35 °/© Heilung
per primam hatte, stieg diese Zahl seit der Seidenanwendung auf 85 %•
Er hält antiseptische Seide für das Beste und schlägt zur Klärung dieser
wichtigen Frage vor, eine Sammelforschung zu veranstalten, derart, dass
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alle Chirurgen, die sich betheiligen wollen, ein halbes Jahr lang nur mit
antiseptischer Seide operiren und nach einem halben Jahr über ihre
Resultate berichten. Die Gesellschaft beschliesst darauf hin, die Frage
auf die Tagesordnung des nächsten Chirurgenkongresses zu setzen und
die Herren Kocher und Lau enstein zu Referenten zu ernennen.
Grösseres Interesse vermochte noch die Diskussion über die Narkosen¬
frage zu erwecken. Herr Gurlt (Berlin) trug die Resultate der Sammel¬
forschung vor. 1 Er verfügt jetzt über 266151 Narkosen mit 100 Todes¬
fällen. Beim Chloroform kommt auf 2300 Narkosen, 'beim Aether auf
6004 ein Todesfall. Betreffs der Chloroformnarkosen haben die Er¬
hebungen nichts Neues ergeben, beim Aether dagegen sind stärkere und
zahlreichere unangenehme Nachwirkungen beobachtet worden, die der
Vortragende mit Wahrscheinlichkeit meist auf unreine Präparate zurück¬
fuhrt, so dass dieselben bei grösserer Sorgfalt in der Aetheruntersuchung
zu vermeiden seien. Unter 13000 Aethernarkosen waren 30 von Pneumonien
gefolgt, die 15 mal letal endeten; 13 von diesen betrafen Fälle von
Briichoperationen, was dadurch erklärt wird, dass die betreffenden Kranken
sich scheuen zu expectoriren, so dass der angesammelte Schleim zu einer
hypostatischen Pneumonie Veranlassung giebt. Man soll deshalb bei
Bauchoperationen Aether vermeiden.
Herr Dreser (Bonn) demonstrirte einen von Eschbaum in Bonn
hergestellten Apparat zur Bildung dosirter Aetherdampf-Luftmischungen.
Ein Gehalt von 6°/o genügt meist, um eine ausreichende Narkose zu
unterhalten; 10% reizt meist schon stark zum Husten^ Der allerdings
sehr komplizirte Apparat funktionirte sehr gut, und wies Herr Trendelen¬
burg (Bonn) darauf hin, dass es unbedingt nöthig sei, bei einem Gift,
dag man dem Körper einverleibe, zu wissen, in welcher Dosis man es
anwende, was bisher allein durch den Dreserschen Apparat möglich sei. —
In das gleiche Gebiet gehörte der Vortrag des Herrn Schleich (Berlin).
Derselbe will nur Narkotika anw'enden, die in ihrem Siedepunkt mit
der Körpertemperatur übereinstimmen und glaubt, dass dann die Narkose
eine gefahrlose werde. Als Erklärung deutet er an, dass eine Evacuation
des Narkotikums in den Lungenalveolen am leichtesten stattfinden müsse,
wenn sein Siedepunkt mit der Temperatur des Blutes Zusammenfalle. —
Herr Rosenberg (Berlin) führte seine bekannten Untersuchungen über
Anaesthesirung der Nasenschleimhaut behufs Herabsetzung der Narkoti-
sirungsgefahr an, Herr Landau glaubt mit der Wanscherschen Maske
auazukommen, Herr Conrad beantragt, in die Narkotisirungsstatistik die
Untersuchung des Urin6 mit aufzunehmen. Die Diskussion schloss mit
dem von der Gesellschaft angenommenen Antrag des Herrn Trendelen¬
burg, die Narkotisirungsstatistik fortzusetzen.
ln der Nachmittagssitzung wurde eine grosse Anzahl von Vorträgen
in fliegender Eile erledigt Nur einzelne derselben seien hervorgehobeu.
Herr Joachimsthal (Berlin) stellte eine Mutter mit ihren 4 Kindern
vor, welche sämmtlich die verschiedenartigsten Missbildungen der oberen
Extremitäten zeigten.
Herr Graser (Erlangen) glaubt auf Grund ausführlicher Unter¬
suchungen über die erste Verklebung der serösen Häute schliessen
zu dürfen, dass der Zelltod der Epitbelien die Ursache der Ausscheidung
von Fibrin abgiebt, welche wiederum von den Nucleinsubstanzen ausgeht
Der Zelltod tritt durch Antiseptika, durch Eintrocknung, lange Entblössung
und endlich durch entzündliche Reizung ein.
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Herr Leopold Landau (Berlin) berichtet über 263 Falle von
Hystereetomia vaginalis nach dem von ihm empfohlenen Klemm¬
verfahren. Er hat 110 Carcinome mit 8 Todesfällen, 57 Myome mit 3,
zwei Fälle von Sepsis mit einem Todesfall operirt; bei 105 Adnex-
Operationen, zum Theil grosse Pyosalpinxsäcke und komplizirte Becken¬
eiterungen erlebte er keinen Todesfall. Von Einzelheiten der Operations¬
methode erwähnte er nur, dass er nach der Hysterectomie das Peritoneum
stets offen lasse.
Herr Müller (Aachen) beantwortete die Frage, ob nach Myomotomie
noch Konzeption erfolgen könne auf Grund eines Falles positiv.
Herr Doyen (Reims) giebt genaue Einzelheiten seiner Operations¬
methode der Hysterotomie und der Hysterectomie ohne präventive
Haemostase unter Demonstration der dabei verwandten Instrumente.
Ob man die Hysterectomie per vaginam oder nach Laparatomie mache,
hänge von dem einzelnen Fall ab und man könne allgemeine Vorschriften
darüber nicht geben.
Herr von Zöge—Manteuffel demonstrirt ein sehr interessantes
Präparat von Aneurysma arterioso-venosum ossificans der Arteria femoralis
profunda nach Trauma (Stoss eines Baumes gegen den Oberschenkel).
Herr Schede (Hamburg) schliesst an die über die Behandlung des
strikturirenden Mastdarmgeschwürs in der Freien Vereinigung der Chirurgen
Berlins stattgehabte Diskussion an und wundert sich über die so wenig
guten, durch Resectio recti erzielten Resultate. Er selbst hat diese
Operation 9 mal, seine Assistenten 5mal wegen strikturirenden Mastdarm¬
geschwürs gemacht. Alle Kranken sind geheilt, nur einer ist später
an den Folgen eines hochsitzenden Geschwürs gestorben. Auch die
Funktion — Sphinkter-Wirkung meist erhalten — war meist gut. Der
Vortragende gesteht allerdings zu, dass die Operation wegen der lang¬
dauernden, vorhergehenden Entzündungserscheinungen meist sehr
schwierig sei.
Damit war die Zeit des Kongresses abgelaufen, und etwa 30 ange¬
kündigte Vorträge konnten nicht mehr erledigt werden, unter andern
auch die von Herrn Ernst Reger (Hannover) angemeldeten neuen
Beobachtungen über Weiterverbreitung der Eiterkrankheiten, sowie über
die Beziehungen der Eitererreger zur Verbreitung der Diphtherie. Der
unermüdliche Forscher demonstrirte indess seine Tabellen unter grossem
Interesse der Kongressbesucher in der Bibliothek des Langenbecknauses.
Mit einem Hoch auf den Präsidenten Herrn Gussenbauer ging
der XXIV. Chirurgenkongress auseinander.
Neuere Arznei- und Desinfektionsmittel.
Von Dr. H. Salzmann — Berlin.
Liquor anthracis simplex und compositus.
Liquor anthracis simplex ist eine Steinkohlentheerlösung, während
im Liquor anthracis compositus noch Salicylsäure, Resorcin und Schwefel¬
kalium enthalten sind. Nach Fischei ist das Herstellungsverfahren des
Liquor anthracis compositus, das von Wentzel zum Patent angemeldet
worden ist, das folgende: 100 g Steinkohlentheer werden in 200 g Benzol
gelöst, mit 200 g Spiritus (90 °/o) versetzt. Dieses Gemisch wird unter
häufigem Umschütteln längere Zeit einer Temperatur von 35 ° C* aus¬
gesetzt Andererseits werden 50 g Schwefelkalium in 40 g heisser
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officineller Natronlauge gelost und mit 200 g Spiritus längere Zeit erhitzt.
Diese letztere Lösung und eine weitere Lösung von 100 g Resorcin und
20 g Salicylsäure in 200 g Spiritus werden der obigen Theerlösung zu¬
gefugt Die ganze Mischung wird gut durchgeschüttelt und zum Ab¬
setzen bei Seite gestellt. Schliesslich werden einige Tropfen Ricinusöl
tmd wohlriechendes ätherisches Oel zugesetzt
Liqu. anthr. simpl. wird in derselben Weise hergestellt, nur bleiben
das Resorcin, die Salicylsäure und das Schwefelkalium fort; diese Be-
standtheile werden durch gleiche Gewichtsmengen Alkohol ersetzt
Liqu. anthr. comp, ist bei schuppenden und juckenden Haut¬
erkrankungen mit Erfolg angewandt. Kontraindizirt ist er bei allen akut
entzündlichen und nässenden Affektionen. Besonders bewährt hat er sich
bei Pityriasis versicolor, ferner bei chronischem Ekzem und bei Herpes
tonsurans. (Vergleiche auch Tinct lithanthracis.)
Marrol. Unter diesem Namen wird in England von der Liau.
Carnis Company ein neues diätetisches Präparat in den Handel gebracht,
welches aus Malzextrakt, Rinderknochenmark und Calcium phosphat
besteht Das Mittel ist nach Professor Fraser von guter Wirkung bei
Anämie und schlechten Ernährungszuständen.
Myronin ist eine neue Salbengrundlage, die durch Mischen von
Carnaubawaclis, Daeglingthran und Kaliumcarbonatlösnng erhalten wird.
Das Gemisch wird von der Firma Eggert & Haeckel in Berlin in den
Handel gebracht.
Pasta peptonata, Pasta serosa, Serumpulver. Alle drei
Präparate werden nach Schleiche Vorschrift von Kohlmeyer in Berlin
hergestellt
Die Peptonpaste dient als Ersatz für Collodium zur Befestigung von
Verbandstoffen (Gazen) ohne Binden. Das Präparat hält den Verband¬
stoff fest, soll die Haut nicht reizen, und wird beim Wechsel des Ver¬
bandes durch Wasser abgelöst Die Darstellung des Präparats scheint
bisher nicht bekannt gegeben zu sein.
Die Serumpaste besteht aus sterilisirtem Rinderblutserum und
25% Zinkoxyd. Sie dient als Deckmittel und als Träger für andere
Arzneistoffe. Die Paste bildet nach dem Eintrocknen auf der Haut einen
festen elastischen Ueberzug, in welchem der natürliche Blutschorf nacb-
geahmt ist und der sich durch Abwaschen leicht wieder entfernen lässt.
Serumpulver wird aus der Serumpaste dargestellt, indem man diese
auf Glasplatten streicht, trocknen lässt und pulvert. Dasselbe wird für
sich allein oder mit Jodoform u. s. w. gemischt als Streupulver gebraucht.
Phenolsulfosaures Magnesium wird von Tarozzi als abführendes
und gleichzeitig antiseptisch wirkendes Mittel empfohlen.
Salactol (nicht zu verwechseln mit Salacetol) ist eine Lösung von
milchsaurem und salicylsaurem Natrium in einer einprozentigen Wasser-
stoffeuperoxydlösung.
Das Mittel wird von Dr..Walle gegen Diphtherie empfohlen und
von einer Bremer Firma mit vieler Reklame in den Handel gebracht.
Die Lösung wird zum Pinseln und in verdünntem Zustand zum Gurgeln
benutzt.
Salifebrin oder Salicylanilid ist ein von Radlauer in den
Handel gebrachtes Präparat, das aus Antifebrin und Salicylsäure her¬
gestellt wird. Anscheinend handelt es sich nur um eine Mischung der
beiden Körper.
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Spermin-Poebl. Das Spermin-Poehl stellt das wirksame Prinzip
des Brown-S^quardschen Mittels dar, wird im chemischen Laboratorium
des Professors A. Poehl in Petersburg gewonnen und durch E. Merck in
Darmstadt in den Handel gebracht
Für die subkutane Injektion wird das Spermin in zweiprozentiger
Lösung, für den innerlichen Gebrauch in der Form des gelösten Spermin-
natriumdoppelsalzes vertrieben.
Das Spermin soll ein ausgezeichnetes allgemeines Tonikum sein.
Salubrin, ein in Schweden patentirtes Mittel, soll die folgende
Zusammensetung haben: 2 Theile Essigsäure, 24 Theile Essigäther,
50 Theile Alkohol, 23 Theile Wasser. Dem Mittel, welches mit Wasser
verdünnt zur Anwendung kommen soll, wird antiseptische und blut¬
stillende Wirkung zugeschrieben.
Thiosapole. Unter diesem Namen werden die von J. D. Eiedel
in Berlin nach einem patentirten Verfahren dargestellten schwefelhaltigen
Seifen verstanden, welche den Schwefel chemisch gebunden enthalten,
und zwar in einer Form, in welcher er sich nach den bisherigen Be¬
obachtungen als besonders wirksam auf die Haut erweist.
Die Darstellung dieser Thiosapole erfolgt derart, dass man Fette und
Oele oder Fett- und Harzsäuren, welche ungesättigten Kohlenwasserstoff¬
reihen angehören, mit Schwefel auf 120 bis 160° erhitzt^ wobei eine
Addition des Schwefels stattfindet. Die so geschwefelten Produkte werden
unter Vermeidung höherer Temperatur mit Basen verseift.
Tinctura lithanthracis ist eine Steinkohlentheerlösung, die nach
Leistikow und Mielk nach der folgenden Vorschrift hergestellt wird:
Steinkohlentheer 3 Theile, Spiritus (95 %) 2 Theile, Aether 1 Theil.
(Vergleiche Liqu. anthracis.)
Das Präparat soll juckenstillender, dabei energischer und nachhaltiger,
als die übrigen Theerpräparate (Ol. Fagi, Ru sei und cadinum) wirken.
Traumatol. Mit diesem Namen wird ein Ersatzmittel des Jodoforms
bezeichnet, das durch Einwirkung von Jodjodkaliumlösung auf eine
Emulsion von Kresol in Wasser dar gestellt wird. Bei dieser Einwirkung
fallt das Traumatol als ein rötlhich violetter, geruchloser Niederschlag
aus, der gewaschen und getrocknet wird.
Unguentum vegetabile ist eine von der Firma Koch & Becker
in Berlin nach patentirtem Verfahren hergestellte und in den Handel
gebrachte Salbengrundlage, die nach Mittheilung der genannten Fabrik
aus der Emulsion eines vegetabilischen Wachses (Carnaubawachs?) mit
Oel und einer verdünnten Boraxlösung besteht.
Brendel. Der Alkohol ein Völkergift. München bei J. F. Lehmann.
(s. A -)
Brendel glaubt, dass eine spätere Zeit vielleicht die Jetztzeit als
„Alkoholperiode“ bezeichnen dürfte, da der unmässige Gebrauch des
Alkohols zeitig ganz erschreckenden Umfang angenommen. Der Al¬
kohol ist nach ihm entbehrlich, bezw. kann er — wo er förderlich scheinen
sollte — durch andere Mittel ersetzt werden; er bringt physische Nach-
theile(Strümpell, Bollinger, Damme) mit sich, schädigtaber auch schwer
das geistige und ethische Leben. Brendel tritt warm für Temperenz-
vereine ein, von denen er ein Beispiel aus England anführt und hofft,
dass sich immer mehr die Ueberzeugung Bahn breche: »Der Alkohol ist
ein Völkergift“.
Gedruckt in der Königlichen Hofbuchdruckerei todE. S. Mittler k Sohn, BerlinSW., Kochstr. 68—TI.
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Deutsche
Militärärztliche Zeitschrift
Retfaction:
Prof. Br. Jl. Generalarzt,
Berlin W n Tenbenstnase 6,
n. Br. $• £tu)ax% f Oberstabsarzt,
Berlin N*., Chansseestruse 27.
Verlag:
f. $. SRittfer k $*5a,
Königliche Hofbachhandlang,
Berlin, Kochstraese 68—71.
Monatlich erscheint ein Heft ron mindestens 8 Druckbogen: dazu ein „Amtliches Beiblatt 1 *. Der
Zeitschrift wird das Werk: „W. Both’s Jahresbericht über die Fortschritte auf dem Gebiete
des MilHir - Sanitatswesens 44 unentgeltlich beigegeben. Bestellungen nehmen alle Postlroter und
Buchhandlungen an. Preis des Jahrgangs 16 Mark.
XXIV. Jahrgang. 1895. Heft 6.
lieber ungewöhnlich lokalisirte Muskelkrämpfe.
von
Oberstabsarzt Niebergall, Halberstadt.
Tonische und klonische Krämpfe im Gebiete einzelner Nerven werden
nicht gerade selten beobachtet. Als die bekanntesten Repräsentanten
dieser Zustände führe ich nur an die lokalen Krämpfe im Bereiche des
motorischen Trigeminusastes (den Trismus und mastikatorischen Gesichts¬
krampf), die klonischen Krämpfe im Facialisgebiet, welche als tic convulsif
oder mimischer Gesichtskrampf bezeichnet werden, ferner die klonischen
Krämpfe im Gebiete des ramus externus des nervus accessorius, die
sogenannten Nick- oder Salaamkrämpfe und die tonische Krampfform
im gleichen Nerven, welche die Ursache für das caput obstipum spasticum
abgiebt Hingegen gehören isolirte und für sich bestehende Krämpfe im Muskel¬
bereiche der Gliedmaassen zu den grossen Seltenheiten; dies gilt besonders
für die unteren Extremitäten, wo, abgesehen von den bekannten tonischen
Krämpfen in der Wadenmuskulatur, selbständige Krämpfe in den vom
plexus lumbalis und plexus sacralis aus innervirten Muskeln kaum Vor¬
kommen. In diesem Sinne wird in dem von Ziemssen 1 ) herausgegebenen
Handbuch der speziellen Pathologie und Therapie besonders hervorgehoben,
dass die Litteratur weder darüber eine erhebliche Casuistik aufweise, noch
dass diese Krämpfe in irgend welcher erheblichen Zahl dem beschäftigten
Praktiker vor die Augen kämen. Was man davon zu sehen bekomme,
*) Handbuch der speziellen Pathologie and Therapie, bearbeitet von Geigel,
Hirt u. s. w. heraasgegeben von H. v. Ziemssen, Bd. XII. Handbuch des Nerven¬
systems 2. Aufl. 1876/77.
MiUt&rftrztliche Zeitschrift. 1895.
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sei meist Theilerscheinung der verschiedenartigsten ausgebreiteten Krampf¬
formen (Tetanie, Tetanus, Hysterie, Chorea, Epilepsie), theils und am
häufigsten Symptom gewisser zentraler (besonders spinaler) Erkrankungen.
Namentlich sind isolirte Krampfe im Bereiche des quadriceps femoris
selten. Ein klonisches Zucken dieses Muskels sah Erb in einem Falle
von Gelenkhyperästhesie bei jeder Berührung der Kniescheibe. A. Eulen¬
burg beschreibt in seinem Lehrbuche über Nervenkrankheiten (1. Auflage)
S. 700 einen klonischen Krampf des Quadriceps, der bei jedem Versuche,
zu stehen oder zu gehen, eintrat und durch Elektrizität geheilt wurde. Bei
Durchsicht eines umfangreichen Stosses an in den letzten Jahren erschienener
Litteratur habe ich nur einen Fall (welcher im Nachstehenden auch auf-
gefühtt ist) von Krämpfen im musculus quadriceps verzeichnet gefunden.
Jch halte daher einen in den letzten Monaten im hiesigen Gamisonl&zareth
zur Beobachtung gelangten Fall von isolirten, für sich bestehenden Krämpfen
im Bereiche eines musculus quadriceps femoris und tensor fasciae latae
der erwähnten grossen Seltenheit wegen wohl für geeignet zur eingehenden
Mittheilung:
Am 11. 10. 1894 wurde der Musketier S. zum aktiven Heeresdienst
eingestellt. Derselbe stammte, wie die angestellten Nachforschungen in
der Heimath ergeben haben, aus gesunder Familie. Der Vater ist stets
gesund gewesen, war dem Alkoholgenuss nicht ergeben, die Mutter ist
ebenfalls gesund, hat niemals irgendwelche schweren Krankheiten durch¬
gemacht Die Ehe beruht nicht auf Verwandtschaft; auch die Geschwister
(2 Brüder) sind völlig gesund. S. selbst ist in seiner Jugend nie krank
gewesen. In seinem 10. Lebensjahre stürzte er von einer Treppe und
will sich einen Bruch im linken Kniegelenk zugezogen haben, ohne dass
dafür jetzt irgendwelche Anhaltspunkte wie Bewegungsbeschränkung,
anatomische Abweichungen im Gelenk, Callusbildung oder schwächere
Muskulatur u. s. w. aufzufinden wären. Aerztliche Behandlung hat, wie
die Nachforschungen ergeben haben, damals nicht stattgefunden, jedoch
will S. seit jener Zeit bemerkt haben, dass das linke Bein nicht so
leistungsfähig gewesen sei als das rechte, sowie dass oft Gefühl von Er¬
müdung in demselben sich bemerkbar gemacht habe. Bei seiner Ein¬
stellung zeigte sich S. als ein kräftiger, mit gleichmässig gut entwickelter
Muskulatur ausgestatteter Mann, von 172 cm Körpergrösse und einem
Brustumfänge von 89 bis 98 cm. Das Körpergewicht betrug 65 kg.
Haut und sichtbare Schleimhäute waren von durchaus guter Farbe; die
Pupillen, von gleicher Weite, reagirten prompt auf Lichtreiz und
Akkommodation. In den Augenmuskeln waren keine Zuckungen (Nystagmus)
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bemerkbar, Schieistellung bestand auf keinem Auge. Augenhintergrund
bot beiderseits regelrechte Verhältnisse, auf beiden Augen bestand regel¬
rechtes Sehvermögen. Die Stirn konnte gut gerunzelt, auch konnten alle
anderen Bewegungen im Gesicht gut ausgeführt werden. Zuckungen in
den mimischen Gesichtsmuskeln bestanden nicht. Geruchs- und Geschmacks¬
sinn zeigten keine krankhaften Veränderungen. Die an ihren Rändern
völlig glatte Zunge wurde ohne Zuckungen gerade herausgestreckt. Das
Zäpfchen hing gerade nach unten. Störungen in der Sprache bestanden
nicht. Die Gemüthsstimmung war eine gleichmässig ruhige, bot nichts
Auffälliges. Intelligenz war dem Bildungsgrade (Kohlenschlepper) ent¬
sprechend. Greifen nach Gegenständen geschah ohne Zittern und ohne
irgendwelche Hindernisse. Die Glieder konnten nach allen Richtungen
hin frei bew;egt werden, auch zeigten sich die Gelenke bei passiven Be¬
wegungen überall unbehindert. Nirgends Zittern, die "Wirbelsäule verlief
gerade. Druck auf die Domfortsätze der Halswirbel, bzw. der übrigen
Wirbel erzeugte keine Schmerzen oder irgendwelche Sensationen.
Steifigkeit der Wirbelsäule bestand in keinem Abschnitte. Die Brust¬
eingeweide zeigten sich in jeder Beziehung gesund. Die Verdauungs¬
organe boten keine Regelwidrigkeiten, nach den gemachten Angaben war
der Stuhl regelmässig, der Appetit gut.
S. machte somit einen völlig gesunden Eindruck, bot vor allen Dingen
kein Anzeichen für ein Nervenleiden oder irgendwelche erbliche Be¬
lastung in dieser Beziehung.
Kurz nach seiner Einstellung bereits begann derselbe Klagen darüber
zu fuhren, dass er beim Springen Schmerzen im linken Bein verspüre,
auch gab er an, dass er, wenn Wendungen geübt würden, dieselben auf
dem linken Absätze nicht schnell ausführen könne, auch fiel es auf, dass
er beim Laufschritt zurückblieb. Mehrfach vorgenommene ärztliche
Untersuchung konnte am linken Beine irgendwelche sachlichen Anhalts¬
punkte für die erbrachten Klagen, bezw. für die angeblich herabgesetzte
Gebrauchsfähigkeit nicht feststellen. Nach einem am 16. 11.1894 zurück¬
gelegten Uebungsmarsch ohne Gepäck bezw. nach der in den an¬
schliessenden Tagen stattgehabten dienstlichen Beschäftigung verspürte S.
im linken Knie Schmerzen und „Zucken“ im linken Oberschenkel, so dass
er beim Ausschreiten stark behindert wurde. Es erfolgte Krankmeldung
und sogleich Ueberführung in das hiesige Garaisonlazareth, auf dessen
innerer Krankenabtheilung ich. Gelegenheit hatte, den Fall zu beobachten.
Ausweislich des daselbst geführten Krankenblattes, welches ich auszugs?
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weise mit Genehmigung meiner Vorgesetzten Sanitätsbehörde mittheile,
war der Befand bei der Aufnahme folgender:
Im Bereiche des quadriceps femoris und tensor fasciae latae bestanden
unwillkürliche, mit Entspannung schnell wechselnde schmerzhafte Zusammen¬
ziehungen (klonische Krämpfe). Dieselben sind stärker, sobald irgend
eine Bewegung des Beines vorgenommen wird, sind geringer in voller
Ruhe; sie erfolgen so oft in der Minute, dass sie nicht zu zahlen sind;
psychische Erregung steigert die Kontraktionen nicht. Am linken Ober¬
schenkel sind an der Innenseite zwei aus frühester Kindheit stammende
Brandnarben der Haut zu sehen; beide Bind ungefähr 8 cm lang, 4 cm breit.
Eine Knochenverdickung ist am ganzen linken Bein nirgends zu fühlen.
Schmerzpunkte im Verlaufe des nervus cruralis sind nicht vorhanden, auch
ist derselbe an keiner Stelle irgendwie druckempfindlich. Hüft- Knie-
und Fassgelenke sind in ihren Bewegungen völlig frei und unbehindert.
Am linken Bein fällt die etwas schlaffe Haltung des Fusses in der Bett¬
lage auf, indem derselbe nicht in annähernd rechtem Winkel zur Unter¬
schenkelachse steht, sondern in abgeflachter stumpfer Winkelstellung,
entgegen der aktiven Stellung des rechten Fussgelenks.
Ein Unterschied in den Maassverhältnissen des rechten und linken
Beines bestand nicht. Die Maasse ergaben:
21 cm oberhalb des oberen Randes der Kniescheibe links 45,25 cm rechts 46 cm,
am oberen Rand „ „ „ 34,0 „ „ 34,0 „
Mitte » r> n 34,5 „ „ 34,5 „
Spitze „ „ * 24,5 „ „ 24,5 „
14 cm unterhalb der „ „ „ „ 35,0 „ „ 35,0 „
Die rohe Muskelkraft des linken Beines ist etwas herabgesetzt, was
man durch Beuge- und Streck versuche feststellen kann, indem man S. auf-
giebt, möglichst grossen Widerstand bei Ausführung der entsprechenden
Versuche zu leisten. Auf dem Gebiete des Gefuhlssinnes sind keine
Regelwidrigkeiten am linken Beine nachzuweisen Tast-, Orts-, Druck-,
Wärme-, Schmerz- und Kraftsinn sowie Lagegefuhl sind gut ausgebildet.
Die oben beschriebenen klonischen Krämpfe nehmen schon an Stärke zu,
sobald man die bezeichneten Muskeln hart anfasst. Beim Gehen wird
das linke Knie weniger als das rechte durchgedrückt, wobei jedesmal im
linken Oberschenkel kräftige klonische Zuckungen ausgelöst werden.
Innere Eingeweide waren gesund, Ham war klar, in seiner Menge nicht
verändert, frei von Eiweiss und Zucker, zeigte beim Mikroskopiren keine
abnormen Bestandteile. Die Behandlung bestand zunächst in Bettruhe.
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22. 11. 94. Die Zuckungen im Bereiche des qu&driceps femoris und
tensor fasciae latae bestehen fort und nehmen zu, sobald S. im Bette
irgendwelche Muskelanspanpung bei Lageveränderung, Aufrichten u. s w.
vornimmt. Dabei befindet sich die Kniescheibe in einer ununterbrochenen
Bewegung. Bei jeder Muskelzusammenziehung wird sie nach oben gezogen,
um bei eintretender momentaner Muskelerschlaffung wieder in ihre natur-
gemässe Lage zurückzusinken. Die Zusammenziehungen gehen mit einer
derartigen Kraft vor sich, dass die firstförmig gebildete Unterfläche der
Kniescheibe unter starkem Knirschen über die überknorpelte Vertiefung
zwischen den Oberschenkelknorren fortgeschleift wird. Der Mann hat
Schmerzen bei den Zusammenziehungen und giebt an, dass sie so heftig
seien, dass sie ihn am Einschlafen hinderten, sei er aber erst einmal
eingeschlafen, dann würde er von Krämpfen nicht geweckt, wahrscheinlich
„weil die Krämpfe aufhörten“. Beim Erwachen beginne das Spiel der
Zusammenziehungen sogleich wieder.
23. 11. 94. Heisst man den Mann allein auf dem linken Bein
stehen, so nehmen wohl die Zuckungen an Anzahl ab, die einzelnen
Kontraktionen werden jedoch stärker. Die Reflexe sind links erhöht:
Streicht man mit dem Finger oder mit dem Stiele des Perkussionshammers
die Bauchhaut, so erhält man eine lebhafte Kontraktion der linksseitigen
Bauchmuskeln (Bauchdeckenreflex); desgleichen erhält man lebhaftes Auf¬
steigen des linken Hodens, wenn man die Innenseite des Oberschenkels
streicht oder handbreit oberhalb des condylus internus des Schenkel¬
knochens einen stärkeren Druck ausübt (Cremasterreflex). Der Fuss-
sohlenreflex ist nicht nachweisbar. Von den Sebnenreflexen ist der
Patellarreflex links stark erhöht, so dass man bei Beklopfung des linken
Kniescheibenbandes geradezu schleudernde Bewegungen des Unterschenkels
erzeugen kann; ähnlich verhält sich der Achillessehnenreflex links.
Patellarklonus ist links sehr stark. Der Fussklonus ist nicht deutlich.
In den oberen Extremitäteu sind keine Periostreflexe vorhanden; irgend¬
welche Erhöhung der Refiexthätigkeit besteht hier nicht.
26. 11. 94. Die Zuckungen haben trotz mehrtägiger Bettruhe nicht
aufgehört, haben im Gegentheil an Zahl und Grösse zugenommen. An-
wendung von Elektrizität (faradischer Strom) und zwar sowohl durch
direkte Applikation auf den Muskel als auch durch indirekte Reizung
des letzteren vom Nerven (nerv, cruralis, glutaeus) aus, ungefähr fünf
Minuten lang; darauf nehmen die Zuckungen wohl an Zahl zu, sind aber
an sich kleiner.
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27. 11. 94. Die Zuckungen sind allerdings noch vermehrt, sind aber
qualitativ nicht gesteigert. Stärkere Schmerzen sollen in der Quadriceps-
Muskulatur während der Zuckungen bestehen.
28. 11. 94. In der vergangenen Nacht wurde S. schlafend gefunden.
Die Zuckungen fehlten, die Muskeln waren vollkommen ruhig (auch bei
Krämpfen in anderen Muskeln, z. B. im Kopfhickermuskel, herrscht
während der Nacht in der Kegel Ruhe). In dem linksseitigen Quadiiceps
bezw. tensor fasciae latae besteht erhöhte Erregbarkeit und grössere
Schmerzhaftigkeit beim Elektrisiren, wie sich bei Prüfung analoger
Punkte, die beim Gesunden annähernd gleiche Erregbarkeit zeigen (nervus
peroneus zwischen Kniekehle und capitulum fibulae) ergiebt Reflexe
erhöht.
29. 11. 94. Schmerzhaftigkeit und Reizbarkeit beim Elektrisiren
bestehen noch fort. Heute machen sich nach dem Elektrisiren nur
langsame und geringe Zuckungen bemerkbar.
2. 12. 94. Die Zuckungen nehmen an Zahl und Grösse augenfällig
ab. Die Unterschiede in der elektrischen Erregbarkeit zwischen rechts
und links sind nicht mehr so gross. Reflexe immer noch stärker
wie rechts.
3. 12. 94. Seit gestern Abend haben die Zuckungen fast vollkommen
aufgehört, nur ab und zu erfolgt eine langsame, träge Kontraktion im
Bereiche des quadriceps femoris, nicht mehr im tensor fasciae latae.
4. 12. 94. Heute sind gar keine Zuckungen mehr vorhanden.
Aufgefordert, mit den Muskeln willkürlich zu zucken, vermag S. keine
Zuckungen mehr hervorzubringen. Reflexerhöhung links hat sehr ab¬
genommen.
12. 12. 94. Zuckungen sind nicht wieder eingetreten; in den letzten
Tagen ist S. je 4 bis 6 Stunden ausser Bett gewesen, Reflexe zeigen sich
auf der linken Seite nicht mehr erhöht. Es wird nur über Schwere im
linken Bein und grosses Mattigkeitsgefühl in demselben geklagt
16. 12. 94. Nachdem S. bis jetzt den ganzen Tag über aufgewesen
ist und, abgesehen von Schwäche und Ermüdungsgefühl im linken Beine,
keine Beschwerden mehr gehabt hat, klagte er gestern Nachmittag wieder
über Schmerzen im linken Oberschenkel, auch waren leise Zuckungen
im linken quadriceps femoris vorhanden; dieselben sind allerdings nicht so
stark wie früher. Die Reflexe zeigen sich links wieder erhöht. Elektrisiren
wird am linken Oberschenkel schmerzhaft empfunden, während der gleich¬
starke Strom am rechten Oberschenkel als nicht schmerzhaft bezeichnet
wird. (Elektrizität, Bromkali.)
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25. 12. 94. Nachdem unter diesen Maassnahmen die Krampfe all¬
mählich immer mehr abgenommen haben, sind sie heute gänzlich ge¬
schwunden, ebenso auch die erhöhte Reflexerregbarkeit. S. hat keine
Schmerzen mehr im linken Bein, nur das schon früher erwähnte Gefühl
von Schwäche in demselben. Bromkali wird weiter gegeben, Elektrizität
abgesetzt
28. 12. 94. S. steht den ganzen Tag über auf, beim Gehen wird
das linke Bein etwas nachgeschleppt, auch vermag er nicht lat ge auf
demselben zu stehen, weil es sonst einknickt Zuckungen sind nicht
wieder eingetreten.
3. 1. 95. Die Muskulatur am linken Oberschenkel fühlt sich etwas
schlaffer und welker an wie rechts, Maassunterschiede zwischen beiden Ober¬
schenkeln bestehen aber nicht. Die Reflexe zeigen auf beiden Seiten
gleiche Stärke. Zuckungen sind nicht wieder eingetreten, jedoch wird
weiter über Schwäche- und schnell eintretendes Ermüdungsgefühl im
ganzen linken Bein geklagt. S. ist seit dieser Zeit den ganzen Tag
umhergegangen, ist Treppen auf und ab gestiegen. Entlassung in das
Revier, wo ich den Mann bis zu seinem am 26. 1. 95 erfolgten
Ausscheiden aus dem aktiven Militärdienste beobachten konnte. Krämpfe
sind nicht wieder aufgetreten; der Gang war völlig frei und unbehindert.
Bei der Schlussuntersuchung war nichts Krankhaftes am linken Bein zu
finden, nur soll das Gefühl von Schwäche und zwar etwas stärker, als
zur Zeit der Einstellung — also vor Einsetzen der Krampferscheinungen —
noch vorhanden sein.
Anschlüssen möchte ich hier noch einen anderen in der Litteratur
erwähnten Fall, den einzigen, wie schon hervorgehoben, welchen ich von
isolirten Krämpfen im Bereiche der in Rede stehenden Muskeln Anden
konnte:
In demselben 1 ) handelte es sich um tonische Muskelkrämpfe im
Bereiche der beiden tensores fasciae latae und den Streckern der Ober¬
schenkel sowie in den geraden Bauchmuskeln. Infolge des über sechs¬
jährigen Bestehens des Leidens war es zu einfacher, aber erheblicher
Muskelhypertrophie gekommen. Der Erkankte war ein 21jähriger,
blühend aussehender Fabrikarbeiter, frei von erblicher nervöser Belastung.
Derselbe gab an, dass sich die Störung in seinen Muskeln etwa im
*) Fr. Schulze. Deutsche Zeitschrift für Nervenheilkunde. Vortrag auf der
XVII. Wanderversammlung der südwestdeutschen Neurologen und Irrenärzte:
Teber ungewöhnlich lokalisirte Muskelkrämpfe mit Hypertrophie der betreffenden
Muskeln.
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15. Lebensjahre eingestellt habe. Während seines Schulbesuches will
er von jeden Beschwerden vollkommen frei' gewesen sein. Erst als er
mit Aufhoren des Schulunterrichts gezwungen war, in einer Wollfabrik
stehend lange zu arbeiten, sollen sich besonders nachts krampfhafte
Zustände in den Muskeln seiner Beine entwickelt haben. Bald sollen sich
auch nach stärkeren körperlichen Anstrengungen und zwar besonders
nach dem Heben schwerer Gegenstände diese Krämpfe eingestellt haben.
Später 'traten sie angeblich schon ein, sobald er sich aus der horizontalen
Rückenlage in die sitzende brachte. Die Untersuchung ergab beiderseits
in der Gregend der tensores fasciae latae erhebliche Anschwellungen,
die sich bei näherer Besichtigung als hypertrophische Muskeln erwiesen.
Auch in der Ruhe fühlten sich diese hypertrophischen Muskeln härter
an als die übrige Muskulatur des Mannes. Beim Aufrichten im Bette
traten sie stark hervor und verkürzten sich erheblich. Beim Beklopfen
der hypertrophischen Schenkelbindenspanner traten rasch und leicht
Zusammenziehungen ein. Die elektrische Untersuchung ergab nichts
Regelwidriges. Während für gewöhnlich der Gang des Kranken nicht
behindert war, trat nach mehrstündigem Gehen stärkeres Ermüdungs¬
gefühl in der Tensorengegend ein. Jedesmal wenn der Kranke sich
im Bette aufrichtete, traten unter heftigen Schmerzen spastische Zusammen¬
ziehungen der Tensoren ein, ebenso auch nach längerem Stehen und
Bücken sowie Hantieren in dieser Stellung; desgleichen auch in der
Nacht, so dass der Kranke öfters aufstehen musste, um dadurch die
Schmerzen zu vertreibet. Aber auch in anderen Muskeln traten nach
längerem Arbeiten und Stehen gelegentlich Schmerzen und Zusammen¬
ziehungen ein, nämlich in den quadricipites femoris, besonders dem vastus
internus und dann vorzugsweise beim Bücken, z. B. Stiefelanziehen, in den
recti abdominis und zwar in der Gegend zwischen Nabel und Symphyse.
Die Wadenmuskeln blieben frei. Die Untersuchung dieser Muskeln
ebenso wie diejenige der übrigen ergab keine deutliche Veränderung.
Der Wadenumfang betrug an seiner dicksten Stelle rechts 35 cm, links
33Va cm. Nirgends fibrilläre Zuckungen, nirgends (ausser in den Exten¬
soren) Hypertrophie oder Atrophie. Auch die Gesichts- und Kaumuskeln,
wie besonders die Rücken-, Schulter- und Armmuskeln waren nach allen
Richtungen hin regelrecht. Die Kraft sämmtlicher Muskeln war intakt.
Die Reflexe waren nicht erhöht Intelligenz, Gehimfunktionen überhaupt,
Pupillen und Sensibilität regelrecht. Der Berichterstatter weist darauf
hin, dass als auslösende Ursache für das Leiden der Eintritt des Kranken
in die geschilderte, ungewohnte Beschäftigung in der Wollfabrik angesehen
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werden könne, so dass demnach eine Analogie mit den eigentlichen
Beschäftigungsneurosen yorliegen würde, wobei es freilich schwierig bleibe,
gerade die vorzugsweise Betheiligung der Fascientensoren zu erklären.
Zunächst möchte ich hervorheben, dass in unserem Falle ein will¬
kürliches Hervorbringen der Muskelzuckungen vollkommen ausgeschlossen
ist. Abgesehen davon, dass kein Muskel überhaupt eine nur durch die
Nachtruhe unterbrochene, über Wochen sich erstreckende Thätigkeit
hätte leisten können, ohne die hochgradigste Ermüdung schon bald zu
zeigen, so spricht auch dagegen das Verhalten der Reflexe, welche,
wenigstens in dem hier beobachteten Falle, während der Krampfzeiten
erhöht waren, sowie die in dem Falle von Schulze unter dem Einflüsse
der spastischen anhaltenden Erscheinungen entstandene Hypertrophie der
betreffenden Muskeln. Thomsen’sche Krankheit — Myotonia congenita —
die namentlich in dem zweiten Falle in Betracht kommen würde, ist
bestimmt auszuschliessen. Bei dieser handelt es sich meist um ein
angeborenes oder wenigstens bis in die früheste Kindheit zurückreichendes
Leiden, welches darin besteht, dass jeder willkürlich bewegte Muskel,
.welcher vorher eine Zeit lang in Ruhe war, bei seiner Kontraktion in
einen mehr oder weniger lange dauernden Kontraktionszustand, in einen
leichten Tetanus, geräth. In beiden beschriebenen Fällen trat das Leiden
aber erst nach dem 15. Lebensjahre bezw. erst nach Erreichung der
Militärpflichtigkeit auf, war in dem einen Falle nur auf eine Extremität,
in dem anderen allerdings auf beide ausgedehnt, umfasste jedoch jedes¬
mal nur ganz bestimmte Muskeln bezw. Muskelgruppen. Die fast immer
an den oberen Extremitäten beginnende, dann erst auf die unteren
fortschreitende Tetanie ergreift fast immer beide Körperhälften in sym¬
metrischer Weise, betrifft vorzugsweise die Beugemuskeln und erzeugt
die charakteristischen Kontrakturstellungen an Fingern und Zehen. Von
Alledem sehen wir in beiden Fällen nichts. Krankheiten, die mit allge¬
meinen Konvulsionen sonst einbergehen, Epilepsie, Hysterie, Chorea u. s. w.
sind mit Bestimmtheit auszuschliessen. Es handelt sich demgemäss um
isolirte, für sich bestehende Muskelkrämpfe in zwei Muskelgebieten, die
noch dazu von verschiedenen Nerven versorgt werden: den quadriceps vom
nervus cruralis aus dem plexus lumbalis und den tensor fasciae latae
vom nervus glutaeus aus dem plexus sacralis.
Unser Wissen über die Entstehung der Krämpfe ist noch sehr lücken¬
haft und in mancherlei Hinsicht Stückwerk, namentlich was die Natur
und Beschaffenheit der auf motorische Bahnen ausgeübten Reize betrifft,
die wir doch als die Ursache der krampfhaften Zusammenziehungen
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anseben müssen. leb erinnere nur an das wohl am meisten umforsebte
Krankbeitsbild, die Epilepsie, wo auch beute noch drei Entstehungs-Theorien,
die corticale, die medulläre, die cortico-medulläre durch namhafte Forscher
vertreten werden und wo die widersprechendsten Ansichten lebhafteste Ver-
theidigung finden, so dass es dem Leser kaum möglich ist, in dem Wider¬
streit der Meinungen Partei zu ergreifen. 1 ) Wir begeben uns demgemäss
auf ein noch sehr hypothetisches Gebiet, wenn wir uns über den vermuth-
lichen Sitz und spezielle Ursache dieser isolirten Muskelkrämpfe aussprechen;
dennoch will es scheinen, als ob für beide geschilderten Fälle die gleiche
Veranlassung wenigstens bestände.
Es drängen sich zunächst verschiedene Fragen auf: Liegt die Ursache
des isolirten Muskelkrampfes in einer funktionellen, oder in einer ana¬
tomischen Erkrankung des zentralen Nervensystems, besteht also hier
aus irgend welchem Grunde eine direkte abnorme Erregung motorischer
Nervenelemente besonders im Gehirn? Sind etwa zentrale Herderkrankungen,
namentlich im Bereiche der motorischen Rindenfelder, vorhanden? Oder
liegt für die Krämpfe eine periphere Veranlassung vor, indem irgend
ein Reiz, welcher die sensiblen Bestandteile des Nervenstammes (nerv,
cruralis, glutaeus) getroffen hat, sich auf die motorischen Bahnen übertrug
und die Erscheinungen des Krampfes hervorrief? (Reflexkrämpfe peri¬
pheren Ursprunges.) Lassen sich ferner aus der Art der Krämpfe,
tonischen oder klonischen, irgend welche Schlüsse ziehen?
Was zunächst den letzten Punkt betrifft, so wissen wir, dass die
cerebralen und spinalen Ganglien sowohl der klonischen wie tonischen
Erregung in gleicher Weise fähig sind, und dass ein prinzipieller Unter¬
schied zwischen Tonus und Klonus überhaupt nicht besteht. Beide
Krampfformen unterscheiden sich nicht qualitativ, sondern nur quantitativ,
indem im tonischen Krampf uns nur eine Steigerung desselben physio¬
logischen Vorganges entgegentritt wie er auch beim Klonus in Betracht
kommt. Wir sprechen daher vom Klonus eines Muskels, so lange es noch
gelingt, die einzelnen Zuckungen isolirt zu erkennen, und wir nennen die
Kontraktion tonisch, wenn dies nicht mehr der Fall ist. Die Art der
Krämpfe giebt also keinen Aufschluss darüber, auf welcher Strecke des
Nervensystems die Ursache für die motorischen Reizerscheinungen zu
suchen ist.
Wenn man die Möglichkeit zentraler Veranlassung in Betracht zieht,
so liegt es wohl am nächsten, an eine cerebrale Erkrankung zu denken,
*) vergl. Unverricht: Ueber tonische und klonische Muskelkrämpfe. Deutsches
Archiv für klinische Medizin. 46. Bd. Leipzig 1890.
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251
welche in der Nähe des motorischen Feldes für die linke Unterextremität,
bezw. in zugehörigen Bahnen lokalisirt wäre. Aber ganz abgesehen davon,
dass für das Bestehen einer Gehiraaffektion in der Anamnese und im
Krankheitsbefunde überhaupt jeder Anhalt fehlt, müsste es doch bei
den unzählig reichen Zellenverbindungen in der Hirnrinde geradezu
wunderbar und unbegreiflich erscheinen, wenn die Erkrankung gerade nur
in den für den quadriceps femoris bezw. tensor fasciae latae bestimmten
Zellen lokalisirt wäre, wahrend die in unmittelbarer Nähe gelegenen,
für Muskeln derselben Extremität zuständigen Zellen ganz und gar
nicht in Mitleidenschaft gezogen würden. Ausserdem spricht gegen eine
organische Veränderung in der motorischen Rindenregion der Umstand
mit, dass bei wirklich bestehenden anatomischen Abweichungen völlige
Heilung und Wiederkehr fast unbeschränkter Gebrauchsfähigkeit wohl nicht
wieder eingetreten wäre. Man könnte ferner auch daran denken, dass in
dem Beinzentrum, ähnlich wie bei gewissen Fällen von Tic convulsif im
Facialiszentrum (corticale Form des tic convulsif) 1 ) pathologische Erregungs¬
zustände sich geltend machen könnten, welche klonische bezw. tonische
Krämpfe in den betreffenden Muskel gebieten auslösten; jedoch auch
dagegen spricht wiederum nach meiner Ansicht die ganz umschriebene
motorische Reizerscheinung in dem linken Oberschenkel.
Für zentrale Herderkrankung im Rückenmark liegen ebenfalls keine
Anhaltspunkte vor; ebensowenig haben wir Veranlassung, eine direkte
abnorme Erregung in den motorischen Elementen desselben anzunehmen,
weil es wiederum gar nicht zu verstehen sein würde, warum gerade für
gewisse motorische Elemente ein abnormer Erregungszustand bestehen
sollte, während sonst nirgends im ganzen Rückenmark eine Spur davon
zu bemerken ist. Ich glaube, dass man das Richtige trifft, wenn man
die Ursache für die Krämpfe in den befallenen Muskeln selbst, bezw. in
den in denselben liegenden Nervenendigungen sucht, also eine periphere
Entstehung der Krämpfe annimmt. Bei Schilderung unseres Falles sahen wir,
dass zur Zeit des Bestehens der klonischen Krämpfe in den beiden genann¬
ten Muskeln die Reflexe (Cremaster-, Bauchdecken-, Patellarreflex u. A.)
auf der linken Seite erhöht waren, sowie dass diese Reflexsteigerung wieder
zurückging, sobald die Krämpfe in den Muskeln schwanden. Da die
Reflexthätigkeit der Ausdruck für eine unwillkürliche Umsetzhng eines
sensiblen Reizes in Bewegung ist und letztere sowohl in einmaliger oder
wiederholter Zuckung bezw. gar im tonischen Krampfe gewisser Muskeln
eich äussern kann, so kann man sich vorstellen, dass durch irgend welche
*) Die Myoclonie von Un verricht. Leipzig & Wien 1891.
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von der Peripherie aus angreifende, in kurzen Zwischenräumen rasch
wiederkehrende Reize infolge ihrer SummationsefFekte die im zentralen
Nervensystem (basale Himtheile, Lumbalmark des Rückenmarks) ange¬
nommenen Hemmungsvorrichtungen, welche den übermässigen Reflexen
in den äusseren Skelett-Muskeln entgegenarbeiten, überwunden werden,
und dass infolge davon eine Steigerung der Erregbarkeit in den
motorischen Ganglienzellen, indem dieselben in ihrer Thätigkeit freigegeben
sind, und damit auch eine Steigerung der Reflexe hervorgerufen wird.
Die Bahnen, auf welchen diese Vorgänge sich abspielen, liegen natürlich
im sogenannten Reflexbogen. Von der Reizstelle im Muskel aus geht
der Reiz durch die sensiblen Fasern der gemischten Nerven in die
hinteren Wurzeln — wahrscheinlich zu den Ganglienzellen des Hinter-
horaes im Rückenmark 1 ), dann durch die graue Substanz desselben zu
den motorischen Ganglienzellen des Vorderhorn es und von da durch die
vorderen Wurzeln und die motorischen Fasern des betreffenden Nerven
zum Muskel. Zu denjenigen Ursachen nun, welche von der Peripherie
au8 die Veranlassung zum Ausbruch des Erampfes abgeben können,
gehören nach allgemeiner Annahme auch Ueberanstrengungen bezw.
stärkere oder ungewohnte Anstrengungen von Muskeln oder Muskelgruppen.
Im Laufe der Zeit kann es infolge der alltäglich sich wiederholenden
Reizung, welche bei anhaltenden stärkeren Kontraktionen der Muskeln
die sensiblen Fasern erfahren, zu motorischen Reizerscheinungen in den ent¬
sprechenden Muskeln auf obenbezeichnetem Wege kommen. Das bekann¬
teste Beispiel dafür bieten die schmerzhaften Wadenkrämpfe, welche nament¬
lich bei grösseren Muskelanstrengungen (wie z. B. Bergtouren, Tanzen) und
nach länger ein gehaltenen ungewöhnlichen Gliederstellungen auftreten. Hier
sind auch anzuführen jene mangels bis jetzt aufgefundener anatomischer
Veränderungen im Nervensystem noch wenig aufgeklärten Motilitäts¬
störungen in einzelnen Muskelgruppen, welche im Zusammenhänge und
als direkte Folge gewisser Berufsarbeiten beobachtet werden (Beschäftigungs¬
krämpfe). Mag man auch bezüglich der Pathologie und Natur derartiger
Zustände noch nicht zu einem einheitlichen Urtheil gelangt sein, wird
speziell von Einigen die periphere Entstehung, von Andern der zentrale
Ausgang betont, so steht dass doch fest, dass überall die Ausübung der
Berufsarbeit die alleinige Krankheitsursache abgiebt, mag es sich nun
um Schreibkrämpfe, Klavier-, Violin-, Schneider-, Schuster-, Schmiede-,
Melke- oder Telegraphistenkrämpfe u. s. w. handeln; ebenso steht auch
fest, dass in einer grossen Reihe derartiger Berufskrämpfe Besserung
*) Hficke 1. Lehrbuch der Krankheiten des Nervensystems. Leipzig & Wien 1891.
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bezw. Heilung eintritt, wenn nur frühzeitig die entsprechende, den
schädigenden Einfluss ausübende Beschäftigung aufgegeben wird. . Bezüg¬
lich der unteren Extremitäten sind die Beschäftigungskrämpfe, da sie
bei technischen Beschäftigungen weniger betheiligt sind, naturgemäss
viel seltener als an den oberen. Die Kasuistik ist in dieser Beziehung
sehr sparsam: Duchenne 1 ) beobachtete bei einem Drechsler jedesmal eine
krampfhafte Zusammenziehung der Fussbeuger, so oft er das Bein auf
das Trittbrett setzte, um das Rad gehen zu lassen. Einen Krampf in den
Beugemuskeln des Kniegelenks, welcher auch reflektorisch hervorgerufen
werden konnte, sah Eulenburg bei einem Silberarbeiter, der den ganzen
Tag an der Walze stehend zubrachte. Auch das lange Arbeiten an
Nähmaschinen, welche getreten werden, hat ähnliche Zustände zur Folge
(Scheerenschleiferkrampf). Yon besonderem Interesse ist schliesslich
der von B. Schulz beschriebene Tänzer- bezw. Tänzerinnenkrampf (Solo¬
tänzerinnen) und zwar ausschlieslich infolge Ausübung der sogenannten
„Spitzenpas“. Bei letzteren ruht die ganze Körperlast vorübergehend auf
der Spitze der zweiten Phalanx der völlig aufrecht stehenden und zu einem
beweglichen Stativ umgewandelten grossen Zehe. Es handelt sich bei den ge¬
nannten Krämpfen wesentlich um abnorme Spannungen von Seiten des das
Nagelglied fixirenden musculus flexor hallucis sowie anderer vom nervus
tibialis innervirter Muskeln (flexor brevis, adductor und abductor hallucis),
welche von Schmerzgefühl, wie bei titanischen Kontraktionen und von vor¬
übergehendem Verluste des eigentlichen Muskelgefühles (völliges Versagen
des Fusses im Gebrauch) begleitet erscheinen.
In dem den Musketier S. betreffenden Falle handelte es sich um
einen sonst gesunden Mann, welcher vor seiner Einstellung infolge
eines Sturzes eine, wenn auch zunächst nicht auffallende Schwäche des
linken Beines zurückbehalten haben wollte. Bei Muskelanstrengungen
wie sie der militärische Dienst als sein derzeitiger Beruf mit sich brachte,
traten Schmerzen im linken Bein ein, so dass gewisse Aufgaben (Springen,
schnelle Wendungen u. 8. w.) nicht, bezw. nur unter Schwierigkeiten
erfüllt werden konnten. Im weiteren Fortgange kommt es dann zu klo¬
nischen Krämpfen im Bereiche des linksseitigen quadriceps femoris bezw.
tensor fasciae latae. Dass das linke Bein gerade betroffen wird, kann
nicht anffallend erscheinen; es war das früher beschädigte, in seinen
Leistungen schwächere, seine rohe Muskelkraft — vergl. oben — war
herabgesetzt. Wollte es daher in seiner Leistungsfähigkeit mit dem
rechten Bein mitkommen, so mussten stärkere Muskelkontraktionen durch
x ) Eulen bürg. Lehrbuch der Nervenkrankheiten. 2. Aufl. Berlin 1878.
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willkürliche Innervation aufgewandt werden. Durch diese wurden aber
die in den betreffenden Muskeln liegenden sensiblen Nervenfasern gereizt,
und schliesslich kam es unter dem Einflüsse der erhöhten Muskel*
thätigkeit und des dadurch unterhaltenen Reizes auf genannte Fasern zu
reflektorischen Krämpfen. Auch das Betroffensein gerade der beiden
genannten Muskeln kann nicht wunderbar erscheinen: Ist es doch gerade
der quadriceps femoris, welcher zur Streckung des Unterschenkels, zur
Absteifung des Beines gebraucht und bei Einnahme der militärischen
Haltung unter den übrigen Schenkelmuskeln am meisten angestrengt wird,
ebenso wie der tensor fasciae latae als Fascienspanner. In dem aus
der Litteratur angeführten Falle traten die Krämpfe auf^ als der Eiranke
gezwungen wurde, in einer Wollfabrik länger stehend zu arbeiten.
Zur Bekräftigung der Ansicht, dass durch Anstrengungen isolirte
Muskelkrämpfe ausgelöst werden können, führe ich noch einen von
Hochhaus 1 ) mitgetheilten Fall an: Hier handelte es sich um einen sonst
gesunden Einaben, der ein eifriger Turner war. Plötzlich bemerkte er,
dass ihm bei dieser Beschäftigung der rechte Arm viel eher ermüdete ab
der linke, und nach einer anstrengenden Uebung am Reck war er nicht mehr
im Stande, weiter zu turnen. Zwei Tage später bemerkte er am rechten Ober¬
arm Zuckungen. Die Muskeln waren gut entwickelt, rechts und links in
gleichem Maasse vorhanden. Am rechten Oberarm bestanden in regel¬
mässigen Zwischenräumen Zuckungen des musculus triceps und musculus
supinator longus; dieselben sind bald gleichzeitig, bald altemirend; jeder
Muskel zuckte 40 bis 50 Mal in der Minute. Die beiden Muskeln waren
gut entwickelt, auf Druck nicht empfindlich, ebenso war auch der nervus
radialis nicht druckempfindlich. Die übrigen Muskeln zeigen keine
Krämpfe. Die galvanische und faradische Erregbarkeit der befallenen
Muskeln ist normal. Bei willkürlichen Bewegungen, z. B. Festhalten
von Gegenständen, hörten die Zuckungen aufanglich fast auf, kehrten
aber trotz willkürlicher Innervation wieder. Während der ersten drei
Tage der Beobachtung blieb das Krankheitsbild unverändert, von da ab
wurden die Zuckungen allmählich seltener und langsamer, um nach
13 Tagen völlig zu schwinden. Die Behandlung bestand in Galvanisation
und Gebrauch von Bromkali. Verfasser spricht sich für eine Ueber-
reizung des Radialnerven beim Turnen aus. Aehnliche motorische Reiz¬
erscheinungen im Bereiche einzelner Muskeln bezw. Muskelgruppen
% beschreibt G u i n o n. 9 )
1) H och haus: Traumatischer Tic convulsif im Gebiete des nervus radialis.
Deutsche medizinische Wochenschrift. 1886 No. 47.
s ) Guinon: Maladie des tics convulsifs. Revue de medecine. 1886 vol. I.
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Es lasst sich nicht verkennen, dass sowohl die vorstehend erwähnten
Beschäftigungskrampfe, namentlich aber der oben geschilderte Hoch-
haussche Fall mit dem den Musketier S. betreffenden grosse Aehnlich-
keiten bieten; auch hier giebt die zeitweilige Berufsarbeit, die Ausübung
des militärischen Dienstes (ebenso wie in dem aus der Litteratur ent¬
nommenen Falle das ungewohnte Stehen bei der Arbeit in der Wollfabrik)
die Krankheitsursache ab, wobei wohl in unserem Falle das nach früher
vorausgegangener Beschädigung im linken Beine zurückgebliebene Schwäche¬
gefühl ein besonders begünstigendes Moment darstellt. Auch in seinem
Ablaufe bietet das Leiden, wenigstens in unserem Falle, ein gleiches
Verhalten, wie die Beschäftigungsneurose: bei dem frühzeitig den schä¬
digenden Einflüssen entzogenen Manne nehmen unter absoluter Ruhe und
geeigneter Behandlung (Elektrizität und Bromkali) die motorischen Reiz¬
erscheinungen nach und nach ab, um nach kurzem Aufflackem gänzlich zu
schwinden, und zwar derartig, dass bei der Entlassung des Mannes aus
dem aktiven Militärdienst auch nicht die Spur irgend welcher Reizbar¬
keit in den befallen gewesenen Muskeln zurückblieb. Dass nach Ablauf
des Krampfes eine Schwäche noch bestand, hat nichts Wunderbares an
sich, da nach Krämpfen oft lokale Erschöpfung zurückbleibt.
Wir müssen demnach die zur Beobachtung gekommenen, auf den
quadricep8 femoris und tensor fasciae latae lokalisirten Muskelkrämpfe
auf gleiche Stufe stellen mit den Krampferscheinungen, wie sie bei Aus¬
übung bestimmter Berufsarten (Beschäftigungsneurosen) Vorkommen.
Ein Beitrag zur Heilung durch Hypnose.
Vortrag, gehalten im marineärztlichen Vereine zu Wilhelmshaven
von
Dr. Karl Schlick,
Marine-Assistenzarzt 1. Klasse.
Die Hypnose, so jung und neu sie als Heilmethode ist, lenkt doch
schon durch die Grossartigkeit der erzielten Resultate die Aufmerksamkeit
der ärztlichen Welt immer mehr und mehr auf sich. Wie allem Neuen,
so sind auch dieser Methode viele Gegner und Zweifler erstanden, welche
den Hypnotismus als wissenschaftlichen Heilfaktor auf alle Weise anfeinden
und ihm den Boden entziehen wollen. Theils werden der Hypnose
Gefahren zugeschrieben, welche sie in Wirklichkeit nicht in sich birgt,
theils die unter gewissen Bedingungen vorhandenen geringen Fährlichkeiten
in ungerechtfertigter Weise übertrieben.
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Einige weisen dieselbe als unheimlich und mystisch und deshalb für
den Arzt unwürdig zurück; andere wieder verlachen dieselbe als
Charlatanerie.
Es können dies nur Leute sein, welche sich mit Hypnotismus noch
nicht beschäftigt und auch eine Hypnose noch nicht gesehen haben.
Wer sich mit seinen eigenen Augen einmal davon überzeugt hat* in
welche Willensabhängigkeit der hypnotisirte Patient zu seinem Arzte tritt,
wie er in jeder Weise zu unbedingtem Gehorsam gezwungen ist und wie
zugänglich und empfänglich die Psyche des Hypnotisirten für die heilsamen
Suggestionen des Arztes ist, der kann leicht beurtheilen, wie diese Sache
ad bonam — aber auch ad malam partem ausgenutzt werden kann. Die
bona pars dieses eigenthümlichen Zustandes hat schon viele grossartige
Heilerfolge gezeitigt, und ich bin in der angenehmen Lage, die Zahl dieser
wunderbaren Heilungen um zwei weitere vermehren zu können.
Der erste Fall betrifft den der II. Werft-Division angehörigen Heizer S.
Seine Krankengeschichte ist in Kürze folgende:
S. ist 25 Jahre alt, seit Februar 1892 verheirathet und Vater eines
gesunden Mädchens. In seiner Jugend will er nur die Rötheln gehabt
haben, sonst stets gesund gewesen sein. Seine Eltern leben und sind
gesund, desgleichen seine Geschwister. Nervenkrankheiten sind in seiner
Familie angeblich niemals vorgekommen, auch will er an sich selbst nie
Nervenschwäche, noch andere krankhafte Nervenstörungen bemerkt haben.
S. ist auch im Zivilleben Heizer und hat seinem schweren Berufe stets
zur vollen Zufriedenheit seiner Vorgesetzten obgelegen.
S. ist am 2. Februar 1893 in den aktiven Dienst getreten und hat
bis März 1894, also ein ganzes Jahr lang, seinen Dienst ohne jede
Schwierigkeiten verrichtet. Am 17. März 1894 sollen sich plötzlich
angeblich durch eine Erkältung bei „Reinschiff“ heftige Schmerzen im
Kreuz und im ganzen linken Beine eingestellt haben. S. wurde deshalb
am 19. desselben Monats in das Stationslazareth zu Wilhelmshaven auf¬
genommen. Hier konstatirte man heftige Schmerzen im linken Kreuz,
Knie- und Fussgelenk. Die betreffenden Gelenke waren jedoch nicht
geschwollen.
S. giebt über die Entstehung seines Leidens an, dass, als er sich
beim Waschen einmal niedergebeugt habe, er sich plötzlich wegen heftiger
Schmerzen im Kreuze nicht wieder habe aufrichten können; auch seien
mit diesem Momente heftige Schmerzen im linken Beine aufgetreten, so
dass es ihm unmöglich gewesen sei, dasselbe zu strecken.
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S. wurde im Lazareth vom 19. März bis 2. Juli 1894 mit Salicyl,
Ichthyol, Antipyrin, heissen Bädern, Elektrizität, Massage und Einreibungen
von Chloroformöl, jedoch ohne jeden Erfolg, behandelt
Am 2. Juli, also nach 4 V* Monaten, wurde er ungeheilt seinem Marine¬
theile überwiesen mit folgendem Befunde: der Zustand des S. ist un-
gebessert. Er kann das linke Bein noch immer nicht zum Gehen gebrauchen.
Die Schmerzen im Gebiete des linken Nervus ischiadicus bestehen in
ungeminderter Stärke fort
Ein am 9. Juli desselben Jahres über ihn ausgestelltes Attest ver¬
zeichnet folgenden Befund: S. klagt über starke, manchmal blitzartig auf¬
tretende Schmerzen im linken Beine, in der linken Hüfte und im Kreuz;
ferner über Unfähigkeit, sein linkes Bein beim Gehen und Stehen zu
benutzen.
S. ist ein kräftig gebauter Mann mit gut entwickelter Muskulatur
und genügendem Fettpolster, welcher bei einer Grösse von 173 cm einen
Brustumfang von 86 bis 91 cm hat. In aufrechter Stellung stützt er sich
auf einen Stock in der linken Hand und auf das rechte Bein, während
er das linke leicht nach aussen gerollt und im Knie gebeugt hält, so dass
die Spitze des Fusses den Boden nur berührt. Beim Gehen, wozu er den
Stock als Hülfe benutzt, schleppt er in dieser Haltung das linke Bein an
dem rechten vorbei; ohne ersteres zu belasten. Auf dem Bette nimmt er
immer wieder Rückenlage ein, da ihm jede andere Lage Schmerzen im
linken Beine und im Kreuz bereitet. Bei Rückenlage liegt das Becken
gleichmässig gerade; das linke Bein ist im Kniegelenk in einem Winkel
von 130 0 gebeugt und leicht nach aussen gerollt. Yergleichende
Maasse geben in den Umfangen der Oberschenkel und in den Längen
der Beine keine Unterschiede. Jeder Versuch, selbstthätig oder durch
Andere das linke Bein gerade zu stellen, nach aussen oder innen bewegen
zu lassen, verursacht starke Schmerzen, die von der Fusssohle zu beiden
Seiten der Wade in die Kniekehle, die hintere Seite des Oberschenkels
entlang bis zum Kreuz ziehen. Soweit die Schmerzen einen Versuch, die
Gelenke zu bewegen, gestatten, werden letztere frei beweglich gefunden.
Die Schmerzempfindung der Haut ist am linken Bein bedeutend höher
als am rechten. Sehnenreflexe und Fussklonus sind normal. Ausser-
gewöhnlich schmerzhaft ist Druck auf die Fusssohle, die Gegend hinter
dem Köpfchen des Wadenbeins, die Kniekehle, die Oeflhungsstelle für den
Hüftnerven am Becken und die linke Grenze des Kreuzbeines. Auch der
4. und 5. Lendenwirbel ist gegen Druck beträchtlich empfindlich. Im
Uebrigen sind keine krankhaften Veränderungen am Körper nachweisbar.
MiUtSrärztliehe Zeitschrift. 1895. J ’J
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258
Um Alles zu versuchen, was zur Heilung oder wenigstens zur
Besserung des Zustandes beitragen könnte, schickte man S. noch vom
9. September bis 1. November zu einer sechswöchentlichen Badekur nach
Wiesbaden. Der zu diesem Zwecke im September 1894 über ihn auf¬
genommene Befund stimmt im Ganzen mit dem im Atteste vom 9. Juli
erwähnten überein, nur ist bemerkenswerth, dass die Krümmung des Beines
im Kniegelenk bis zu einem Winkel von 140° betrug. In Wiesbaden
wurde S. mit warmen Bädern, Anwendung des konstanten Stromes,
Massage und Streckverband, welcher täglich angelegt, fünf Minuten laug
liegen blieb, behandelt. Durch diese Therapie wurde nach Angabe
des S. wenigstens insofern ein Erfolg erzielt, als die Schmerzen im Kreuz
etwas an Heftigkeit verloren, wodurch die Beugung im Kreuz sich etwas
besserte und die Körperhaltung eine aufrechtere wurde. Im Uebrigen aber
trat sowohl bezüglich der Schmerzen als auch der fehlerhaften Stellung
im Knie-, Hüft- und Fussgelenk — denn auch in beiden letztgenannten
Gelenken hatte sich im Laufe der Zeit eine unlösbare Kontraktur
gebildet — keine Besserung ein.
S. kehrte am 2. November ungebessert nach Wilhelmshaven zurück
und blieb bis zum 28. November im Revier seines Marinetheils, seine
Entlassung erwartend. Am 29. November jedoch wurde er wiederum dem
hiesigen Stationslazareth überwiesen, um einem Vorschläge aus Wiesbaden
zufolge ihn noch eine Zeit lang mit Gypsverbänden zu behandeln, weil
man bei derartigen Leiden hierdurch öfters noch Besserung erzielt
haben wollte.
S. wurde der äusseren Station zugetheilt, und dieselbe stellte folgenden
Aufnahmebefund fest: Das linke Bein ist im Knie-, Hüft- und Fussgelenk
in halber Beugestellung. Die Konturen des Kniees sind normal, auch ist
äusserüch an der Hüfte nichts Krankhaftes nachweisbar. Die Gefühls¬
untersuchung ergiebt eine vollkommene Anästhesie und Analgesie des
linken Beines, heraufreichend bis über die Darmbeinschaufel. Aus¬
genommen ist eine kleine Zone über dem Fussrücken. Eine erneute
Untersuchung, eine Stunde später wiederholt, ergiebt ein Vorrücken der
Zone, in der gefühlt wird, nach oben; auch finden sich jetzt am Ober¬
schenkel einige Stellen, an welchen empfunden wird.
Die äussere Station erkannte die Krankheit als auf Hysterie beruhend
und überwies mir den Fall zur Behandlung in der Hypnose.
Ich sah S. zum ersten Male am 29. November. Er kam keuchend
und nach Luft schnappend — in dieser Weise hatte ihn der kurze Weg
angestrengt — auf mein Zimmer gehumpelt. Zum Gehen bediente er sich
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zweier Stocke. Seine Haltung war eine im Kreuz nach vorn gebeugte.
Das linke Bein befand sich im Hüft-, Knie- und Fussgelenk in halber
Beugestellung. Beim Gehen war dasselbe vollständig entlastet, und nur
die Fussspitze berührte leicht den Erdboden. Seine Gesichtsfarbe war
auffallend bleich. Der Gesichtsau^druck finster, unfreundlich. Seine
Stimmung und Redeweise eine gedrückte, fast melancholische.
Ich unterzog zunächst den S. einer sehr eingehenden ärztlichen Unter¬
suchung, welche eigentlich nur den Zweck hatte, mir das volle Vertrauen
desselben zu erwerben, einen Umstand, welchen ich vor Einleitung der
hypnotischen Therapie für unbedingt nöthig halte. Ich habe dem Befunde
der äusseren Station nichts hinzuzufügen; möchte nur noch einmal hervor¬
lieben, dass die Beugestellung im Hüft-, Knie- und Fussgelenk, auf einer
starren Kontraktur beruhend, dem S. bei den geringsten Streckversuchen
die heftigsten Schmerzen verursachte. Die Anästhesie und Analgesie des
linken Beines war eine so starke, dass ich S. eine Nadel 4 cm tief in
Ober- und Unterschenkel einbohren konnte, ohne dass er auch nur das
Gefühl der Berührung empfunden hätte.
Ich wies S. in Kürze auf das mit ihm beabsichtigte Heilverfahren
hin und erlangte leicht seine Einwilligung. Dieselbe ist zur Hypnose
ebenso erforderlich wie zu jeder Operation.
Ein meiner Ansicht nach schwieriger Punkt ist besonders dem nicht
gebildeten Menschen gegenüber die Erläuterung des Heilverfahrens.
Dennoch halte ich eine solche für unerlässlich.
Wollte man zum Beispiel einen mit der Sache völlig unbekannten
Menschen hinlegen und einfach sagen: „So, jetzt werde ich Sie ein-
sphläfern!“ so liefe der Arzt Gefahr, dass der Betreffende ihm entweder
einfach ins Gesicht lachen würde oder dass der Patient durch das
Mystische des Vorganges in eine derartige Angst und Aufregung geriethe,
dass dadurch die Hypnose ungemein erschwert, ja vielleicht unmöglich
gemacht werden könnte. Die Sache hat unstreitig für den Laien etwas
Geheimnissvolles, und man muss bei jedem Patienten alle in dieser Richtung
aufsteigenden Bedenken durch eine einfache, seinem Verständniss an¬
gepasste Erklärung aus dem Wege räumen.
Nach diesen Vorbereitungen lagerte ich meinen Patienten bequem
auf eine Chaiselongue und versuchte, ihn durch die kombinirte Verbal-
Fixationsmethode einzuschläfern. Dieselbe besteht darin, dass man den
zu Hypnotisirenden eine Zeit lang (höchstens 10 Minuten) einen glänzenden
Gegenstand, welcher in der Höhe der Nasenwurzel ungefähr 10 cm vom
Auge entfernt gehalten wird, fixiren lässt. Bei Eintritt der Müdigkeit
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— man erkennt dieselbe leicht an dem Blinzeln und Zwinkern der Augen¬
lider — malt man, um den nahenden Schlaf nicht wieder zu verscheuchen,
mit gedämpfter Stimme den herankommenden Schlummer aus. Die
meisten Leute schlafen auf diese Weise nach kurzer Zeit
In meinem Fall war die Hypnose eine schwierigere und gelang erst
nach 25 Minuten.
Es kam dies daher, dasB S. während des Einschlafens alle Augen¬
blicke durch heftige Schmerzanfalle wieder wachgerufen wurde.
Die nächste Frage von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit ist
jetzt: „Befindet sich der Schlafende auch wirklich in dem gewünschten
hypnotischen Zustande? Es ist unumgänglich nöthig, sich darüber absolute
Gewissheit zu verschaffen; denn wäre der Patient bloss in einen ober¬
flächlichen Schlummer verfallen, eine Möglichkeit, die zumal bei den dem
Vorgesetzten gegenüber an unbedingten Gehorsam gewöhnten Soldaten
wohl denkbar wäre, oder ^ürde der zu Behandelnde es gar versuchen,
dem Hypnotiseur Schlaf vorzutäuschen, so würde der Arzt, wenn er jetzt
mit seinen Manipulationen begänne, leicht seinen Ruf aufs Spiel setzen
und sich unter Umständen recht lächerlich machen. Ein fast sicheres
Zeichen der tiefen Hypnose ist die Katalepsie Dieselbe tritt bei jedem
tief Hypnötisirten auf Befehl mit Gewissheit ein.
Man suggerirt zum Beispiele dem schlafenden Patienten in befehlendem
Tone ungefähr Folgendes: „Ihr rechter Arm ist steif, die Muskeln spannen
sich an, sie werden bretthart!“ Man fühlt thatsächlich, wie sich die
Suggestion unter den Fingern verwirklicht. Der betreffende Arm ist stock¬
steif, die Muskulatur prall gespannt.
Nun fahrt man in befehlendem Tone weiter fort: „Der Arm ist steif
und bleibt steif; Niemand ausser mir kann denselben in seine schlaffe
Stellung zurückbringen. Sie selbst nicht, versuchen Sie es!“
Man sieht nun, wie der Patient die lebhaftesten Anstrengungen macht,
den gestreckten Arm zu beugen, jedoch vergeblich. Ein geringes Darüber-
hinstreichen von Seiten des Hypnotiseurs genügt, um sofort die Er¬
schlaffung der Muskeln herbeizufuhren.
Man braucht eine solche Katalepsie nur einmal gesehen zu haben, um
dann mit Leichtigkeit die wirkliche Starre von der simulirten unterscheiden
zu können.
Die bei S. versuchte Katalepsie war also eine ausgesprochen deutliche
und vollkommene. Mein erstes Beginnen zielte nun darauf hin, dein
Patienten die Schmerzen zu nehmen, damit diese nicht immer wieder
die weiteren Sitzungen stören konnten.
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Ich strich zu diesem Zwecke einige Male mit der Hand über die als
schmerzhaft bezeichnten Stellen am Kreuz, Hü ft-, Knie- und Fussgelenk
unter fortwährender eindringlicher Suggestion, dass jetzt die Schmerzen
verschwunden seien. Die Suggestion verwirklichte sich sofort. Es war
dies daraus zu ersehen, dass während des ganzen Restes der Sitzung
das häufige schmerzhafte Verziehen des Gesichts ausblieb und Patient
auch auf Befragen, ob er noch Schmerzen empfände, dies durch Kopf¬
schütteln verneinte.
Dafür trat jetzt aber eine andere Erscheinung auf, wodurch S. zunächst
persönlich sehr belästigt, dann aber auch die ganze Sitzung .unangenehm
beeinflusst wurde. Es war dies ein heftiger Singultus. S. wurde durch
denselben so sehr gequält, dass er selbst in der tiefen Hypnose, in welcher
er sich befand, wiederholt mit der Hand auf die Brust deutete, um mir
dadurch zu verstehen zu geben, wie sehr ihn dieser Schlucken peinige.
Sofort suchte ich durch verbale Suggestion dieses hässliche Symptom zu
beseitigen. Ich strich zu diesem Zwecke mehrere Male mit der Hand
über die Brust und versicherte ihm mit überzeugender Stimme, dass jetzt
der Schlucken verschwunden sei und nicht wiederkehren könne.
Dieses Mal blieb die Suggestion erfolglos; ja Patient schüttelte bei
meinen Versicherungen sogar verneinend mit dem Kopfe.
Ein unschätzbares Mittel zur Unterstützung der Suggestionen in der
Hypnose ist die Elektrizität. Dieselbe wirkt hier direkt Wunder. Zu
dieser nahm ich jetzt meine Zuflucht. Ich bereitete meinen Patienten
darauf vor, indem ich ihm sagte, dass ich jetzt den Schlucken durch den
elektrischen Strom beseitigen würde. Dem könne und werde er nicht
standhalten. Ich setzte nun einen Pol am oberen, den andern am unteren
Ende des Brustbeins auf und liess eine kurze Zeit lang (2 Minuten) starke
Ströme durch das Brustbein laufen. Beim Abnehmen der Pole versicherte
ich, der Schlucken sei verschwunden und könne nun nie wiederkehren.
Es trat eine sofortige Verwirklichung meiner Worte ein. Der Singultus
war vorüber und ist auch in keiner der kommenden Sitzungen wieder¬
gekehrt.
Nunmehr wandte ich meine Aufmerksamkeit dem kranken Beine zu.
Ich machte S. noch einmal darauf aufmerksam, dass er in diesem Zustande
vollkommen meinem Willen unterworfen sei, und im Anschluss hieran
forderte ich ihn auf, das linke Bein zu strecken.
S. machte unverkennbar die äussersten Anstrengungen, meinem Befehle
nachzukommen; es traten jedoch derartig schmerzhafte Zuckungen in
seinem Gesichte auf, sein Athem und Puls wurden so sehr beschleunigt»
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dass ich sofort von einem 'weiteren Versuche abstand. Ich versicherte
ihm, das Bein sei etwas gerader und die Schmerzen seien weg. Damit
begnügte ich mich für diese Sitzung.
Diese zweifellos heftigen Schmerzanfälle bei dem aktiven Versuche,
das Bein zu strecken, hatten in mir einigen Zweifel erregt, ob nicht doch
die Ankylose zum Theil wenigstens mit auf organischen Veränderungen
beruhe. Der Gedanke, dass die Condylen des Femur, welche in dieser
falschen Stellung von dem Drucke der darunter befindlichen Gelenkflächen
der Tibia entlastet waren, in den neun Monaten vielleicht durch Hypertrophie
sich verdickt oder sonstwie verändert hätten, machte mich in Bezug auf
die Prognose vorsichtig. Ich beschloss, in der nächsten Sitzung mit der
sensiblen Sphäre zunächst mein Heil zu versuchen.
Ich weckte also jetzt meinen Patienten aus dem Schlummer. Es
empfiehlt sich, den Schlafenden darauf vorzubereiten, weil das Erwachen
durch Anblasen oder gar Anschreien, wie man dies gewöhnlich bei
Schaustellungen sieht, häufig Widerwillen gegen die Hypnose oder auch
für kürzere oder längere Zeit anhaltende schreckhafte Zustände im Gefolge
haben kann.
Am meisten gebräuchlich ist folgendes Verfahren: Man sage zu dem
Kranken: „Ich werde bis drei zählen, auf drei werden Sie erwachen.“
Thatsächlich schlägt der Hypnotisirte zugleich mit der Zahl Drei die Augen
auf, schaut verwundert im Zimmer umher und erlangt allmählich Klarheit
über das Geschehene.
Als ich S. nach dem Erwachen fragte, wie es ihm ginge, antwortete
er mir, die Schmerzen seien viel besser, aber er habe etwas Kopfweh.
Dies ist nach Hypnosen eine häufige Erscheinung. Das beste Mittel
zur Verhütung derselben ist ihre Desuggestion. Ich hatte es dieses Mal
vergessen und das hatte sich bestraft.
Am anderen Morgen suchte ich S. auf; er gab an, die Schmerzen im
Kreuz und den Gelenken seien nur noch unbedeutend, auch fühle er sich
im Allgemeinen viel wohler. Nur das Kopfweh sei noch vorhanden.
S. erschien am nächsten Abend freiwillig und bat mich, die zweite
Sitzung vorzunehmen, da es ihm bedeutend besser gehe.
Die Hypnose war dieses Mal schon nach 2 Minuten eine völlig tiefe.
Die Katalepsie des rechten Armes war vollständig.
Wie schon gesagt, nahm ich jetzt die sensible Sphäre in Angriff.
Ich bestrich mit dem elektrischen Pinsel einige Male das ganze linke Bein
vorn, hinten und zu beiden Seiten unter der fortwährenden Versicherung,
dass jetzt das Gefühl zurückgekehrt sei. Diese Suggestion hatte sich nur
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insoweit verwirklicht, als thatsächlich das Gefühl für grobe Berührungen
(tiefer Nadelstich) vorhanden war, während für das feinere Tastgefühl
und die Schmerzempfindung das Resultat negativ ausfiel.
Einen erneuten Versuch, aktiv das Bein strecken zu lassen, brach ich
wegen derselben Erscheinungen wie in der ersten Sitzung sofort ab.
Dieses Mal jedoch desuggerirte ich vor dem Erwachen dem Patienten
noch das Kopfweh und suggerirte ihm guten Schlaf; denn auch über
Schlaflosigkeit klagte er viel.
Am anderen Morgen erzählte er mir freiwillig, dass er sehr gut ge¬
schlafen und dass auch das Kopfweh völlig verschwunden sei. Das
Gefühl für gröbere Berührungen war noch vorhanden. Diese Einwirkungen
hatten sich also alle prompt verwirklicht.
III. Sitzung.
Hypnose war schon nach einer halben Minute erreicht. Die Katalepsie
des rechten Armes war vollständig. Ich begann damit, auch das Gefühl
für feinste Berührungen zu suggeiiren, und nahm wieder den elektrischen
Strom zu Hülfe, um dadurch meinen Eingebungen den nöthigen Nachdruck
zu verschaffen. Meine Hoffnungen erfüllten sich in nicht geahntem Maasse;
denn sofort nach dem Absetzen der beiden Pole war vollständige Em¬
pfindung im ganzen Beine zu konstatiren. Die Sensibilität war sogar eine
so vollkommene, dass auch Kälte- und Wärmeunterschiede (durch An¬
blasen und Anhauchen geprüft) genau erkannt wurden. Hierdurch er-
muthigt, wandte ich mich nun den Gelenken wieder zu und nahm zunächst
das Fussgelenk in Angriff. Ich liess ziemlich starke Ströme von oben
nach unten und rechts nach links durch das Gelenk hindurchziehen, begann
dann unter kräftig ausgeführter Massage zu suggeriren, dass das Gelenk
freier werde, dass die Muskeln sich dehnten und nachgäben, dass die
Bänder ihre Steifigkeit verloren hätten. Hierauf ergriff ich den Fuss und
machte die ersten passiven Bewegungen (Beugung und Streckung). Den¬
selben wurde anfänglich etwas Widerstand entgegengesetzt; aber bald
waren die Bewegungen nach jeder Richtung frei und ausgiebig. Auch
aktiv war jetzt jede Bewegung im Gelenk leicht zu erreichen, dasselbe
war vollständig frei. Nach der üblichen Desuggestion der Kopfschmerzen
und Eingebung allgemeinen Wohlbefindens wurde S. erweckt Sein erster
Blick fiel nach dem Fussgelenk, und mit unverkennbarer Freude bewegte
er es auch im wachen Zustande nach allen Richtungen. Der ganze Effekt
war auch am nächsten Morgen noch vollständig erhalten.
IV. Sitzung.
Die Hypnose war nach einer halben Minute erreicht; die Katalepsie
des rechten Armes eine vollständige.
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Unter denselben Verhältnissen wie tags zuvor, wurde jetzt mit dem
Hüffc- und Kniegelenk verfahren; das Hüftgelenk wurde vollständig frei
und beweglich, das Kniegelenk nur zum Theil. S. verliess zum ersten
Male an einem Stocke gehend mein Zimmer.
V. Sitzung.
Auch das Kniegelenk ist nach Schluss der Sitzung völlig frei und
schmerzlos beweglich. Patient machte in der Hypnose die ersten Geh¬
versuche ohne Stock. Die Fusssohle wurde in ganzer Ausdehnung auf¬
gesetzt, das Knie im Gelenk völlig gestreckt; jedoch war der Gang noch
etwas humpelnd, weil Patient, dem Beine noch nicht die volle Kraft
zutrauend, dasselbe beim Gehen noch etwas entlastete.
VI. Schlusshypnose.
Augenschluss ist nach einer halben Minute erreicht, die Katalepsie
des rechten Armes ist vollständig.
Ich suggerire S., dass das linke Bein jetzt die völlige Kraft wieder
besitze, die Schwere des Körpers zu tragen; er könne das Bein gebrauchen
wie das gesunde ohne jede Behinderung. Es folgte nun eine kurze
Rekapitulation der in den einzelnen Sitzungen gewonnenen Resultate.
Noch einmal wurde ihm die völlige Schmerzlosigkeit und die vollständig
freie Beweglichkeit der Gelenke vor Augen geführt, dann schloss ich mit
der Versicherung, dass das Bein nun für immer geheilt bleibe, dass die
Krankheit weder durch seine eigene, noch durch die Veranlassung irgend
eines Anderen wieder über ihn verhängt werden könne.
Patient wurde aufgeweckt und verliess im stolzen aufrechten Gange
wie ein Gesunder zum ersten Male ohne Stock mein Zimmer. Zwei Tage
später wurde er als geheilt aus dem Lazareth entlassen. Ich sah S.
zufällig nach zehn Tagen wieder; es ging ihm sehr gut, er hatte keinerlei
Beschwerden mehr und befand sich in einer glücklichen freudigen Stimmung.
Ich füge diesem Falle noch einen zweiten hinzu, welcher beweist,
dass die Hypnose nicht nur für die Hysterie, eine Krankheit, bei der
man schon seit langer Zeit die auftretenden Symptome als psychisch
veranlasst anerkennt und infolgedessen auch den Erfolg durch die psychische
Therapie — denn als solche im speziellsten Sinne ist doch die Suggestions¬
behandlung zu bezeichnen — am erklärlichsten finden wird, einen Heil¬
faktor abgiebt, sondern auch für andere geeignete Krankheitszustände,
welche mit erstgenanntem Leiden nichts zu thun haben, mit Erfolg in
Anwendung gebracht werden kann.
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Es handelt sich in diesem Falle um den der II. Werft-Division
angehorigen Heizer Sp. Derselbe wurde wegen nächtlichen Bettnässens
am 17. Oktober 1894 dem hiesigen Lazareth überwiesen.
Seine Krankengeschichte ist kurz folgende:
Patient giebt an, dass er schon seit seiner frühesten Jugend fast
jede Nacht den Urin unfreiwillig ins Bett entleert habe. Er sei deswegen
als Kind schon oft und hart von seinen Eltern gezüchtigt worden. Seit
dem Tierzehnten Jahre habe er sich vielfach in ärztlicher Behandlung
befunden; aber stets' erfolglos. Noch jetzt bestehe sein Leiden unge¬
schwächt fort.
Patient ist ein kräftig gebauter grosser Mensch von gesundem Aus¬
sehen. Die Brust- und Bauchorgane sind gesund. Zeichen von Hysterie
lassen sich durch ärztliche Untersuchung an seinem Körper nicht nach-
weisen. Geschlechtskrankheiten, besonders Tripper, will er bis jetzt noch
niemals gehabt haben.
Die Blasengegend ist nicht druckempfindlich. Der entleerte Urin ist
völlig klar, schwach sauer, frei von jeglichen pathologischen Bestand¬
teilen.
Sp. trat am 30. Oktober 1893 in den aktiven Dienst. Wenn sein
Leiden bis* dahin erträglich war, so begann es ihm jetzt erst rechte
Qualen zu bereiten. Er wurde von seinen Kameraden vielfach verhöhnt und
verlacht; auch wollte man nachts wegen des wohl nicht gerade angenehmen
Geruches, welchen seine Hängematte verbreitet haben mag, nicht neben
ihm schlafen. Sp. suchte schon einmal am 22. Januar 1894 Heilung
von seinem Leiden im hiesigen Lazareth. Er wurde daselbst bis
1. März 1894 mit heissen Bädern, kalter Douche abends, öfterem nächt¬
lichen Wecken, und Kal. brom. 5 /ioo behandelt, ohne dass auch nur der
geringste Erfolg zu erzielen gewesen wäre. Als nun in diesem Winter
an Bord der Hulk „Vineta“ dieselben Scenen sich wiederholten, meldete
er sich auf Befehl seines Ingenieurs wieder krank und suchte am 17. Ok¬
tober dieses Jahres zum zweiten Male das Lazareth auf.
Wir haben Sp. während dieser Zeit mit allen uns zu Gebote stehenden
Mitteln behandelt. Tinct Strychni, faradischer Strom, warme Bäder,
kalte Bäder, kalter Strahl auf Lendenmark und Blase, Beschränkung der
Flüssigkeitszufuhr, öfteres nächtliches Wecken kamen in wechselnder
Weise in Anwendung. Am meisten Erfolg sahen wir noch von all¬
abendlichen Ausspülungen der Blase mit acid. bor. 3%. Es möchte sich
dieser Erfolg wohl durch die Entleerung der Blase überhaupt vor dem
Schlafengehen erklären; denn als wir nach zehn Tagen die Ausspülungen
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probeweise zwei Tage wegliessen, trat jede Nacht das Bettnässen pünktlich
wieder ein. Sp. wurde sehr verstimmt, oft traf ich ihn weinend an, so
dass ich ihm endlich die Behandlung in der Hypnose vorschlug, wozu
er sofort seine Bereitwilligkeit erklärte.
Am 1. Dezember abends 6 Uhr erschien Sp. bei mir zur ersten
Sitzung.
Die Hypnose war nach vier Minuten erreicht, die Katalepsie des
rechten Armes war vollständig.
Nun versicherte ich ihm, dass ich mit Hülfe des elektrischen Stromes
sein Leiden heilen werde. Ich Hess zu diesem Zwecke 3 Minuten lang
starke Ströme in der Richtung von dem Lendenmark nach Damm und
Blase laufen. Dann nahm ich die Pole ab und erklärte ihm mit fester
Stimme, sein Leiden sei nun geheilt. Die Kraft seiner Blase sei wieder¬
gekehrt, er werde jetzt stets den Urindrang empfinden und durch den¬
selben aus dem Schlafe geweckt werden. „Nächste Nacht“, fuhr ich fort,
werden Sie Punkt 1 Uhr aufstehen, Urin lassen, nach der Uhr sehen und
dann weiter schlafen!“
Es erfolgte nun die Desuggestion der Kopfschmerzen und die Eingabe
eines guten Schlafes.
Am andern Morgen bei der Yorvisite erzählte mir Sp. unaufgefordert,
er sei nachts von selbst munter geworden und habe Urin gelassen. Als
ich fragte, um welche Zeit es gewesen sei, antwortete er um 1 Uhr. Auf
mein weiteres Befragen, woher er dies wisse, sagte er, er habe nach der
Uhr eines mit im Zimmer liegenden Bootsmannsmaaten geschaut Am
nächsten Tage wurde die Sitzung wiederholt und ihm zum Schluss
suggerirt, dass das Leiden nun für immer beseitigt sei und nie wieder¬
kehren könne.
Sp. blieb noch bis zum 22. Dezember im Lazareth ausschliesslich
zur Beobachtung ohne jegliche Behandlung. Das Leiden hat sich nie
wieder gezeigt, seine Stimmung war stets eine gehobene, sein Gesichts¬
ausdruck freudig, zuversichtlich. Patient hatte sogar die letzten sieben
Nächte durch geschlafen und war durch den Urindrang erst früh gegen
6 Uhr geweckt worden.
Am 22. Dezember 1894 wurde Patient als geheilt aus dem Lazareth
entlassen.
Was nun die Heilungsdauer dieser beiden Krankheitsfälle anlangt,
so verbürgt uns die Statistik der durch die Suggestivtherapie geheilten
Kranken eine endgültige Heilung. Freilich darf man nie vergessen, dass
der locus minoris resistentiae im Organismus zurückbleibt. Es wäre
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daher wohl denkbar, dass ein Individuum, welchem der Geheilte sein
volles Vertrauen geschenkt, imstande wäre, dadurch, dass es ihm gelänge
dem Geheilten, sei es aus Unvorsichtigkeit oder auch in einer bestimmten
Absicht, die Ueberzeugung beizubringen, dass ihm sein Leiden nur aus¬
geredet worden sei, auf* diese Weise mit einem Schlage den Heilerfolg
wieder zunichte zu machen.
Deswegen ist es empfehlenswerth, ebenso wie man die Sitzungen
nur im Beisein noch eines anderen Arztes vornehmen soll, ebenso auch
streng darauf zu halten, dass alle Laien, besonders Lazarethgehülfen-
personal, den Sitzungen fern bleiben.
Ich mochte nur noch hinzufugen, dass die Hypnose von uns speziell
als Militärärzten nach einer Richtung hin mit Erfolg in Anwendung
gebracht werden könnte; ich meine zur Entlarvung von Simulanten.
Wenn es auch nicht zu leugnen ist, dass der Hypnose zu diesem Zwecke
mancherlei Schwierigkeiten entgegenstehen, so stellt uns doch der un¬
bedingte Gehorsam des Hypnotisirten, die Unmöglichkeit, den Befehlen
des Hypnotiseurs entgegenzuhan^eln, sichere positive Resultate in
Aussicht. Dürfte die Hypnose für diese Fälle als ein indirektes Zwangs¬
mittel auch nicht allgemeine richterlich anerkannte Gültigkeit erlangen,
so kann sie doch für unser subjektives Urtheil entschieden als leitender
Maassstab dienen.
Zum Schlüsse möchte ich auch einen Punkt nicht unerwähnt lassen,
rucksichtlich dessen die Hypnose meines Erachtens nach auch für uns
Marineärzte ein besonders dankenswerthes Feld der Behandlung abzugeben
verspricht; ich meine die Heilung der so lästigen Seekrankheit. Die
Vermuthung, dass die Seekrankheit als wohl vorwiegend auf psychischer
Basis beruhend, eine funktionelle Störung ohne jegliche anatomische
Strukturveränderung, auch am wirksamsten durch die psychische Therapie
bekämpft werden könnte, ist doch eine sehr naheliegende. Leider habe ich in
diesem Winter noch keine Gelegenheit gehabt, darüber Versuche anzustellen.
Zur Methodik der Unterkleideruntersuchung.
Von Dr. Schumburg,
Stabsarzt beim medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Institut
(Fortsetzung aus Heft 11, 1894.)
U. Feststellung der Haltbarkeit und der Erfahrungen beim
Waschen und Ausbessern nach den einzelnen Angaben der
Mannschaften.
Während der neunmonatlichen Tragezeit wurden am Ersten jeden
Monats bei jeder Kompagnie die Angaben jedes einzelnen Mannes und
zwar von seinen Kameraden isolirt gesammelt nach folgendem Fragebogen:
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1. Hält das Hemd an warmen Tagen kühler (für den Sommer) oder
an kalten Tagen wärmer (für den Winter) als das Kalikohemd?
2. Fühlt es sich beim Schwitzen wärmer oder kühler an als Kaliko?
3. Ist das Hemd weicher als Kaliko?
4. Welche Reparaturen waren im Laufe des Monats nothig?
5. Lässt sich das Hemd leicht ausbessern?
6. Ist das Hemd beim Waschen eingelaufen?
Die Antworten sind auf diese Weise leicht zu einem begründeten .
Endurtheil zu verwerthen. Die Antworten selbst lasse ich als nicht in
den Rahmen dieser Arbeit gehörig weg; das aus ihnen zusammengestellte
Endergebnis ist in dem Schlussurtheil dieser Versuchsreihe enthalten.
III. Physikalische Untersuchung der neun Monate
getragenen Hemden.
Schon bei der gewöhnlichen Betrachtung des nunmehr 18 Mal eine
Woche lang getragenen Rüdigerhemdes erkennt man, dass dasselbe noch
weich und elastisch ist, dass allerdings aber auch die Rauhigkeit, welche
jedem neuen Stoff eigen ist, einer gewissen Glätte der Gewebsfaser Platz
gemacht hat. Bei der Besichtigung des Gespinnstes mit der Lupe und
dem Fadenzähler stellte sich heraus, dass wie früher im Quadratzentimeter
des Rüdigergewebes in der Längsrichtung sechs wieder aus kleineren be¬
stehende Fäden vorhanden sind; die Längsfaden verschlingen sich nach
hinten mit einzelnen ihrer kleineren Fäden derart, dass acht, selten neun
Querfaden im Gesichtsfeld des Fadenzählers zu sehen sind. Dagegen
fällt es auf, dass jene kleinen Gewebsfaserchen, welche aus den Fäden
frei herausragen, sowohl bedeutend an Zahl wie auch an Dicke abge¬
nommen haben, eine Erscheinung, welche sich bei allen Kleidungsstücken
beobachten und durch die vielen mechanischen Insulte, welche bei
längerem Tragen auf das Kleidungsstück einwirken, erklären lässt.
Die Eigenschaft der Wärmedurchlässigkeit hat sich während der
Tragezeit kaum verändert: Denn während ein mit dem neuen trockenen
Hemdenstoff umhüllter Krieger’scher Zylinder bei 21° und 55 °/© relativer
Feuchtigkeit 21 Minuten brauchte, um sich von 38° auf 36° abzukühlen,
geschah dieses bei einem mit dem Stoff eines getragenen Hemdes um¬
gebenen Zylinder in 17 1 /* Minuten, allerdings nur bei 18°; benetzte man
die Stoffe in früher geschilderter Weise mit Wasser, so verringern sich
diese Zahlen bei neuem Stoff auf sechs, bei dem getragenen Stoff auf
5 l /i Minute.
Das Hemd ist in der Tragezeit infolge der mechanischen Ab-
stossung der kleinsten freien Fäserchen leichter geworden; ein Stück
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269
von 10 qcm Grösse wog von dem noch neuen Hemd genommen in luft¬
trockenem Zustand 2,79 g, aus dem getragenen Kleidungsstück heraus¬
geschnitten, 1,827 g.
Warf man ein solches neues Zeugstück auf Wasser, so schwamm es
nach 10 Minuten noch auf der Oberfläche des Wassers, es war zwar
allseitig benetzt, doch Hessen einige auf der Unterfläche des Stoffes be-
flndliche Luftblasen es nicht untertauchen. Das gleich grosse Zeugstück
des getragenen Hemdes benetzte sich sofort ganz, war in 8 1 /» Minuten mit
Wasser voll getränkt und sank unter. Diese erhöhte Wasseraufnahme¬
fähigkeit ist vielleicht durch den geringeren Fettgehalt zu erklären, welchen
sich das Hemd durch die häuflge Einwirkung der Seife auf die Appretur
und SchHchte erworben hat. Dieser Grund ist es wohl auch, welcher
die grössere Wasseraufhahme des getragenen Hemdes, welche vergleichs¬
weise in der nachfolgenden Tabelle zusammengestellt ist, erklärt.
Stoffart
Es wiegen 10 qcm
der luft¬
trockenen Stoffe
Die Wasser¬
aufhahme betrug
In Prozenten
neuer Stoff . . .
2,79 g
9,81 g
316
getragener Stoff. .
1,82 g
8,44 g
464
Mit der vermehrten Wasseraufuahme im Allgemeinen stimmt auch
die Beobachtung überein, dass in dem einzelnen Faden des getragenen
Rüdigergewebes die Flüssigkeit 12 cm, in einem Streifen dieses Gewebes
dagegen 22 cm hoch durch Kapillarität gehoben wurde, während für das
noch nicht getragene Hemd diese Werthe sich auf 2 cm und 17 cm stellten.
Der durch Auswaschen der Appretur und Schlichte verminderte Fett¬
gehalt ist wohl auch hier der Grund. Dass übrigens Waschen nicht
immer genügt, den Fettgehalt von Kleidungsstücken stark herabzusetzen,
habe ich an einer späteren Stelle dieser Arbeit nachgewiesen.
Infolge des Verschwindens jener kleinen Fäserchen ist auch die
Durchlässigkeit des Stoffes für Luft eine grössere geworden. Während
früher 65 Liter Luft mit einem Druck von 6 mm Petroleum in etwa
4*/* Minute durch eine Kreisfläche des Rüdigergewebes von 2 cm Durch¬
messer hindurchtraten, reichte jetzt die Kraft der Wasserleitung
(2t/* Atmosphären), nicht hin, um die Luft in solche Bewegung zu ver¬
setzen, dass sie mit einem Druck von 6 mm Petroleum gegen das ihren
Weg versperrende Gewebe andrängte; der höchste zu erzielende Druck
betrug nur 2 mm. Im nassen Zustande verstrich auch jetzt die beim
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270
neuen Stoff beobachtete Zeit zum Hindurchtritt des bestimmten Luft¬
quantums und zwar unter dem Petroleumdruck von 6 mm: Jetzt wurden
die fehlenden und durch ihr Fehlen die Poren erweiternden Fäserchen
durch das Wasser ersetzt. Die Durchlässigkeit des getragenen Rüdiger¬
hemdes für Luft im Vergleich zu dem Kalikohemd wurde noch nach dem
Vorgang yon Rubner und Schierbeck auf eine andere Weise fest¬
zustellen gesucht. Die von der menschlichen Haut produzirte Kohlen¬
säure sammelt sich in der Kleiderluft an; diese wird entfernt, indem
durch die Poren der Kleidung frische Luft eindringt, während die kohlen¬
säurehaltige nach aussen strebt. Dies geschieht um so leichter, je weiter
die Maschen der Kleidung sind. Man hat deshalb in dem grösseren oder
geringeren Gehalt der Kleiderluft an Kohlensäure ein Maass für die
Durchlässigkeit der Kleidung. Es wurde nun von einem mit Kalikohemd
und einem mit Rüdigerhemd, sonst ganz gleichmässig bekleideten Grenadier
jedes Mal ein Liter der Kleiderluft aspirirt und die Kohlensäure darin
bestimmt. Die von mir zu dieser Bestimmung benutzte Methode ist im
Grunde die Pettenkofersehe, von Schierbeck modifizirte; in einigen
Einzelheiten bin ich jedoch im Verlauf der Versuche von ihr abgewichen.
Ich aspirirte die Kleiderluft nicht mittelst Pumpen, sondern in grosse etwa
zwei Liter Wasser haltende Flaschen. Die Ausflussgeschwindigkeit dieser
Wasserflaschen liess sich durch Quetsch- oder Drehhähne so regeln, dass
in einer Minute 16 bis 17 g Wasser ausflossen, ein Liter also in etwa einer
Stunde. Die Kleiderluft, welche bei beiden Versuchspersonen an der- •
selben Stelle zwischen Brust und Hemd entnommen wurde, passirte zu¬
nächst eine Flasche, welche mit lockerem feuchten Filtrirpapier gefüllt
war, um sich mit Wasserdampf zu sättigen, dann eine zweite Flasche mit
eingeschliffenem Glasstöpsel, in welchen Zu- wie Ableitungsrohr ein¬
geschmolzen war; in dieser befanden sich 50 ccm Barytwasser. Durch
diesen ganzen Apparat war (vor der Einfüllung des Barytwasers) köhlen-
säurefreie Luft eine Zeit lang hindurchgesogen und aus ihm somit die kohlen¬
säurehaltige verdrängt worden. Auch die Pipette zum Uebertragen der
Barytlösung war mit kohlensäurefreier Luft erfüllt; die beim Herausströmen
der Flüssigkeit nachrückende Luft musste zunächst ein mit Aetzkali
gefülltes Ansatzrohr durchstreichen. Nach Vollendung der Aspiration
wurden die mit der Barytflasche in Verbindung stehenden Gummischläuche
mit Quetschhähnen abgeschlossen und die Flasche selbst zum Absetzen¬
lassen des kohlensauren Baryts 24 Stunden ruhig bei Seite gestellt. Dann
wurden mit der erwähnten Pipette 25 ccm der klaren Barytlösung
vorsichtig abgehebert und in einen mit kohlensäurefreier Luft er-
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füllten verschlossenen Glaskolben gethan. In diesem befanden sich bereits
drei Tropfen einer vorzüglich neutralen Lackmustinktu r, welche ich als
Indikator benutzte. Zur Titration führte ich die Oxalsäure-Bürette durch
den durchbohrten Kork dieses Kolbens. Die mit dem Niederschlag
zurückgebliebenen 25 ccm der Barytlösung wurden gleichfalls nachtitrirt
und zwar gleich in der Absorptionsflasche nach Zusatz von drei Tropfen
Lackmustinktur, da ja nach Uffelmann jezt feststeht, dass das Titriren
ins trübe Barytwasser nach 24 stündigem Stehen des kohlensaurep Baryts
kaum mehr einen Fehler bedingt, da nur frisch gefälltes BaCOa nennens-
werth von Oxalsäure zersetzt wird. Ich glaube, bei dieser Versuchs¬
anordnung, welche die Berührung des Barytwassers mit kohlensäurehaltiger
Luft fast völlig vermeidet, fast alle zu umgehenden Fehlerquellen beseitigt
zu haben.
Bei einer Wiederholung derartiger Kohlensäurebestimmungen würde
ich mich übrigens, sicherlich mit grossem Vortheil, des von Prof. Zuntz
angegebenen volumetrischen Gas-Analysen-Apparats bedienen.
Ueber die nach jener Methode gewonnenen Resultate der Kohlen¬
säurebestimmung der Kleiderluft giebt folgende Zusammenstellung Aus¬
kunft, wobei ich bemerke, dass ich sämmtliche Zahlen auf 0° und 760 mm
Druck reduzirt habe.
Datum
Kohlensäuregehalt in Prozent der
der
Rüdiger-
Kaliko-
atmo-
Aspiration
Kleiderluft
Kleiderl oft
sphärischen Luft
2. Dezember 1893
0,0166 ccm
i 0,0189 ccm
0,0094 ccm
3- ,
ü;i8B4 „
i
| 0,0166
0,0113 * 1
0,2191 „
| 0,0714 „
0,0333 „
5- ,
0,1841 „
! 0,1927 „
0,0498 „
6- „
0,1592 „
j 0,181 „
0,0434 „
Aus diesen Zahlen geht hervor, dass thatsächlich die Kleiderluft be¬
deutend reicher an Kohlensäure ist, als die umgebende atmosphärische
Luft, ferner aber — und das beweisen vielleicht die Versuche vom
5. und 6. Dezember, welche unter den beschriebenen, äussersten Vor¬
sichtsmaassregeln angestellt wurden —, dass das Rüdigerhemd durch¬
lässiger ist als das alte Kalikohemd, dass jenes der von der Haut
abgeschiedenen Kohlensäure leichter den Austritt gestattet als dieses.
Schliesslich sei noch die zahlenmässige Erhebung über die Elastizität
des getragenen Hemdes im Vergleich zu dem neuen angeführt.
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272
Stoff
Ursprüngliche
Lange
Länge nach
24stöndiger
Dehnung
Länge 24 Std.
nach Ent¬
fernung der
Gewichte
Zurück¬
gebliebene
Dehnung
neues Hemd . .
13,4 cm
15,0 cm
14,0 cm
0,6 cm
altes Hemd . .
14,6 „
17,5 „
16,o „
1*5
Einen gewissen zerstörenden Einfluss übt demnach allerdings längeres
Tragen auf die Elastizität des Rüdigerhemdes aus; doch ist" er ziffern-
mässig so gering, dass er ohne praktische Bedeutung bleibt
Fassen wir nun die Ergebnisse unserer Untersuchungen zusammen.
Das Rüdigerhemd, aus trikotartig versponnener Baumwolle hergestellt,
hat sich während der neunmonatlichen* Tragezeit gut gehalten, die Re¬
paraturen waren nicht sehr zahlreich; die Schäden lassen sich leicht und
sicher ausbessern. Die Wäsche der Hemden ist eine einfachere als die
der Kalikohemden und hat auf das Gewebe keinerlei nachtheiligen Einfluss;
die Tragezeit ist jedenfalls mit dem Schlusstermin der Trageversuche
noch nicht beendet
Die Leute sind nur einer Meinung über das Hemd: Im Sommer halte
es mindestens nicht wärmer als das Kalikohemd, es verhindere das Kälte¬
gefühl nach dem Schweiss, es sei weich, anschmiegend und behaglich; im
Winter sei es angenehm warm.
Die guten Eigenschaften der geringen Wärme- und der grossen Luft¬
durchlässigkeit, der schnellen Aufsaugung und Verdunstung des Schwei9ses,
der Elastizität hat sich das Hemd während der Tragezeit bewahrt, von
der naturgemässen Einbusse der kleinsten Fasern durch mechanische
Insulte abgesehen. Das Hemd spart die Wärme in der Kälte mehr als
Kaliko 1 ), wenn sich dieses beim Lebenden auch nicht ziffemmässig mit
dem Thermometer nach weisen lässt Vermöge seiner etwas grösseren Dicke
lässt es allerdings im Sommer, wie sich thermometrisch erbringen liess,
in trockenem Zustand nicht so viel Wärme durch als das Kalikohemd,
doch wird bei starkem Schweiss dieser geringe einseitige Nachtheil
durch vermehrte Schweiss-Aufnahme und -Verdunstung wohl aufgewogen
werden. Die im Sommer mit dem Thermometer nachgewiesene Temperatur¬
erhöhung der Rüdigerträger gegenüber den Kalikoträgern ist indess so
gering, dass kein einziger der 188 Träger sie empfunden hat, und dass
sie auch vom physiologischen Standpunkt keine Bedenken erregen kann.
l ) Dass dieses Urtheil nicht ganz zutreffend ist, hat Herr Oberstabsarzt
Dr. Seilerbek nachträglich durch die auf Seite 486 1894 angeführten Versuche
bewiesen.
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273
Demnach kommen wir zu dem Gutachten, dass das Rüdigerhemd sich
nach seinen Eigenschaften besser zur Unterkleidung für den Soldaten
eignet als das bisherige Kalikohemd. (Fortsetzung folgt.)
Referate und Kritiken.
Tidskrift i Militär Helsovärd. 1893 S. 271. Einige Schiessversuche
mit dem 6,5 mm Gewehr von T. Sjögren.
In einem Vortrag vor dem schwedischen militärärztlichen Verein am
6 . Oktober 1893 erstattet T. Sjögren Bericht über Schiessversuche,
welche von der Schiesskommission des Jahres 1893 mit einem Mauser-
repetirgewehr von 6,5 mm auf Pferdekadaver angestellt sind. Die Ver¬
suche leitete Regimentsarzt Duner, zugegen waren ausser Offizieren noch
Dr. Klefberg und T. Sjögren. Bemerkt mag hier werden, dass das
schwedische, österreichische und französische Gewehr 8 mm, das deutsche
7,9 mm, das englische und russische 7,62 mm, endlich das türkische und
rumänische 6,5 mm Kaliber haben.
Die Schüsse wurden auf 25, 500 und 1000 m abgegeben, die Anfangs¬
geschwindigkeit des Geschosses betrug 700 m. Auf 25 m wurden in den
Weichtbeilen grosse Ein- und Ausgangsöffnungen, im Darm und Gekröse
Defekte bis zu Handgrösse erhalten. Bei den Knochen wurden starke
Zertrümmerungen namentlich an der unteren Epiphyse des Radius sowie
Fissuren bis 10 cm Länge, am Schädel Wegsprengung der unteren Hälfte
beobachtet. Auch in 500 m Entfernung ergab sich noch ziemliche Split¬
terung der Knochen, jedoch kleinere Fissuren. In 1000 m Entfernung
war die Kugel von rechts her eindringend in dem linken Unterkiefer
stecken geblieben, hatte aber an dessen Aussenseite noch eine beträcht¬
liche Splitteruug verursacht. Stechow.
Getreide und Hülsenfrüchte als wichtige Nahrungs- und Futtermittel
mit besonderer Berücksichtigung ihrer Bedeutung für die Heeres¬
verpflegung. Herausgegeben im Aufträge des Königlich Preussischen
Kriegsministeriums. Erster, allgemeiner Theil mit 13 Tafeln in Farben¬
druck. Berlin 1895 bei E. S. Mittler & Sohn.
Um die bei der Versorgung der Armee mit Getreide und Hülsen¬
früchten betheiligten Beamten nach Möglichkeit mit allen hierbei in Frage
kommenden Dingen vertraut zu machen, werden in dem allgemeinen Theile
des vom Preussischen Kriegsministerium herausgegebenen Werkes zunächst
erörtert die Getreideerzeugung, der Getreidebedarf, der Getreidehandel
und die Gestaltung der Preise. Diesem Abschnitte sind 6 Anlagen und
13 Tafeln beigegeben. Es folgen höchst lehrreiche Abhandlungen über
die Beschaffenheit (Bau, chemische Zusammensetzung, Beeinflussung der
Beschaffenheit) der Getreidefrüchte, über den Gebrauchswerth und die
denselben bestimmenden Eigenschaften und Merkmale des Getreides,
endlich über die Hülsenfruchte. — Das Werk ist durchaus praktisch ge¬
schrieben und bietet im besten Sinne eine vortreffliche Anleitung für die
Beurtheilung aller einschlägigen Verhältnisse. — Der zweite Theil desselben
Militlrirztliche Zeitschrift 1805. 18
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274
wird zahlreiche farbige Abbildungen der vor kommen den Unkrautsämereien,
sowie der Hülsen, Fruchtkapseln und Insekten enthalten und soll demnächst
erscheinen. Der Abschnitt über die Insekten wird als ausführliche Sonder¬
anleitung bearbeitet werden. Ltz.
Schellong: Akklimatisation und Tropenhygiene. Weyls Hand¬
buch der Hygiene.
Das Buch über Akklimatisation und Tropenhygiene in Weyls Hand¬
buch der Hygiene ist von Schellong bearbeitet, der durch die geschickte
Bearbeitung hygienischer Beobachtungen auf seinen Reisen sich bereits
einen Namen gemacht hat Er präzisirt zunächst den Begriff der Akkli¬
matisation als Ortsakkommodation unter veränderten Bedingungen und
bespricht dann, nach einigen allgemeinen Bemerkungen über die äusserlich
wahrnehmbaren Um Wandelungen, welche der Mensch unter dem Einfluss
eines andern Klimas erfahrt, und über die Zeichen der Beendigung des.
Akklimatisationsprozesses (Ueberwiegen der Geburten über die Todesfälle),
die Anpassung an kältere, die nach allen Beobachtungen dem Menschen
nicht schwer wird, und an wärmere Klimate, bezw. welcher keine Einigung
auch in wesentlichen Punkten bisher erzielt ist. Der Hauptnachtheil der
feucht-heissen Gegenden der Tropen besteht darin, dass die grosse Mehr¬
zahl aller Europäer über kurz oder lang den Einflüssen bestimmter
endemischer Krankheiten verfallt, der Malaria, der Dysenterie oder dem
Gelbfieber. Die Darstellung gipfelt darin, dass die Akklimatisations¬
fähigkeit des Europäers für die Tropen im Wesentlichen zusammenfallt
mit der Frage der Akkommodationsmöglichkeit gegenüber der Malaria. Es
wird dann die Immunität erwähnt, welche das Wohnen auf Bodenerhebungen
(Bolivia, Plateau von Abessvnien) mit sich bringt, ferner das gesunde
Klima einzelner insularer Gebiete des tropischen Gürtete (Neu-Caledonien,
Tahiti, Sandwichsinseln) und besonders von Queensland. Bei der Be¬
stimmung des Rasseneinflusses stellt Schellong den Boudin sehen Satz an
die Spitze, dass die grössere oder geringere Akklimatisationsfähigkeit
einer Kasse für eine bestimmte Gegend wesentlich bedingt sei durch die
Empfänglichkeit, welche sie für die endemischen Krankheiten dieser Gegend
zeigt. Für die Beurtheilung der Gewöhnung der farbigen Rassen an ein
Klima bedürfen nach Schellong die spärlichen, darüber vorhandenen
Daten einer strengen kritischen Sichtung, während aus dem reichen Material
über die europäischen Nationen der Gegenwart hervorgeht, dass ein
wesentlicher Unterschied zwischen den Völkern des südlichen und den¬
jenigen des nördlichen Europa bemerkbar ist, dass vor Allem die
Kreuzungen mit den eingeborenen Rassen ganz wesentlich dazu angethan
sind, die Akklimatisation der weissen Rasse zu erleichtern. Bezüglich
der individuellen Disposition betont Schellong die Abhängigkeit von
Alter und Geschlecht; die Widerstandsfähigsten setzen sich ausschliesslich
aus jugendlichen, hereditär nicht belasteten, gesunden und lebensfrischen
Elementen zusammen.
Im nächsten Abschnitt erörtert Schellong die Akklimatisations¬
bedingungen einzelner Gegenden der Erde nach der Statistik, nach
Erdtheilen geordnet. Dem schliesst sich ein nicht sehr umfangreicher
Abriss über Tropenhygiene als Schluss an. Auch Schellong giebt in
diesem Schlusskapitel der Ansicht Ausdruck, dass sich die Forderungen
der Tropenhygiene gar nicht so wesentlich von denjenigen der allgemeinen
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Hygiene unterscheiden, dass sie vielmehr mit geringen Abänderungen
oder Zusätzen diejenigen der allgemeinen Hygiene sind.
Bei dem grossen Interesse, welches durch die Errichtung der Schutz¬
truppe der Sanitätsoffizier an der hygienischen Entwickelung unserer
Kolonien nimmt, möge die kurze Inhaltsangabe des Schellongschen
Werkes zu gelegentlichem Studium der ganzen Schrift anregen.
Schumburg.
Bau- und Wohnungshygiene, Allgemeiner Theil. — Weyls Handbuch
der Hygiene. 14. Lieferung.
Oldendorff erörtert den Einfluss der „Wohnung auf die Gesundheit“
auf statistischem Wege, ln erster Linie kommen hierbei in Betracht der
Einfluss von Stadt und Land und besonders die Bevölkerungsdichtigkeit;
neben den Krankheiten der Athmungsorgane überwiegen besonders in den
Städten diejenigen des Säuglingsalters und gewisse Infektionskrankheiten.
Oldendorff belegt seine Ausführungen mit lehrreichen Tabellen.
Der rührige hygienische Schriftsteller H. Albrecht legt in seiner
„Wohnungsstatistik und Wohnungsenquete“ dar, in welchem Umfange die
Uebervölkerung der Wohnungen im Verein mit anderen Mängeln auf die
Gesundheit einwirkt; er erörtert zunächst die Methoden der Statistik
(Berliner und Baseler Schema), deren Ergebnisse er an der Hand der
amtlichen Statistik und privater Erhebungen bespricht Letztere stützen
sich vorwiegend auf die amtlichen Materialien, geben aber vielfach über
dieselben hinaus. Der Satz Miquels vom Jahre 1886, „dass in den
Gressstädten zumal für die unbemittelten Volksklassen eine ständige
Wohnungsnoth (mit ihren übelen Folgen) vorhanden ist“, entspricht auch
heute noch den Thatsachen.
Professor Weber (Kiel) behandelt die Beleuchtung der Wohnungen.
Helle Wohnungen sind im Allgemeinen gesund, dunkle ungesund, und
wenn auch künstliche Beleuchtung dem Auge genügt, so ist dies doch in
allgemein sanitärer Hinsicht als ausgeschlossen zu betrachten mit Rücksicht
auf die geringen chemischen Wirkungen künstlichen Lichtes. — Weber
beschreibt die Methoden der Lichtmessung, die Beschaffenheit des natür¬
lichen Sonnenlichtes und seine Einführung in die Häuser, endlich die
künstliche Beleuchtung. Die hygienischen Anforderungen an letztere
werden hervorgehoben und die einzelnen Beleuchtungsarten miteinander
'verglichen. Als Resultat ergiebt sich, dass die unbedingte Empfehlung
einer Art als beste nicht möglich ist, dass je nach der vorwiegenden An¬
forderung an das Licht die Wahl der Lichtart verschieden ausfallen muss.
— 18 Abbildungen im Text
Die Gasbeleuchtung. Rosenboorri macht uns nach kurzer allgemeiner
Bemerkung bekannt mit der Fabrikation des Steinkohlengases und seiner
Einleitung in die Wohnräume; er beschreibt die Arten der Gaslampen,
berührt kurz die Ventilation durch Gasflammen, deren Lichtstärke und
Kosten er mit anderen Beleuchtungsarten vergleicht, um sodann den Werth
des Steinkohlengases als Heizmaterial für verschiedene Zwecke zu erörtern.
— 19 Abbildungen im Text
Allen Abhandlungen sind reiche Litteraturangaben beigegeben.
Ltz.
18*
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276
Dr. H. Albrecht: Handbuch der praktischen Gewerbe-Hygiene.
Lieferung 1 bis 3.
Dr. Albrecht hat es unternommen, unter Mitwirkung von Technikern,
Verwaltungsbeamten sowie des Oberstabsarztes Villaret, ein Handbuch
der Gewerbehygiene herauszugeben, welches, Beamten als Leitfaden dienen
und zugleich dem Fabrikleiter die Möglichkeit gewähren soll, diejenigen
hygienischen Einrichtungen anzuordnen und durchzufiihren, welche bei dem
heutigen Stande der Technik durchführbar sind.
Das Werk zerfallt in drei Haupttheile, deren erster das Wesen und
die Bedeutung der durch den Gewerbebetrieb bedingten Schädlichkeiten
behandelt, wahrend der zweite die Verhütung der durch den Aufenthalt
in den Arbeitsräumen und die Fabrikationsmethoden verursachten Nach¬
theile, der dritte die Verhütung der durch den Maschinenbetrieb veranlassten
Unfälle bespricht. Ein Anhang ist der Arbeiterschutzgesetzgebung
gewidmet
In der Einleitung giebt der Herausgeber eine äusserst interessante
historische Entwickelung der Gewerbehygiene, von Ramazzini an bis zu
Hirt, dem eigentlichen Begründer dieses Zweiges der Gesundheitspflege,
und den Jahren des Aufschwunges der letzteren seit 1876.
Der Abschnitt „Gewerbekrankheiten“ ist bereits (S. 179) besprochen
worden; die fesselnde, streng logische Schreibweise Villarets hält den
Leser bis zum Schluss in Spannung.
Nach einem kurzen Abriss über Betriebsunfälle giebt Gewerbe-Inspektor
Oppermann einen namentlich nach der technischen Seite hin sehr voll¬
ständigen Ueberblick über die gewerbehygienischen Grundsätze beim
Fabrikbau. Die Angaben über Konstruktion und Material für Wände,
Fussböden, Decken und Bedachungen sind selten so vollständig und
anschaulich zu finden: jedem Militärarzt, der sich über Einzelheiten auf
diesem Gebiet auch bezüglich des Lazaretlibaues orientiren will, sei dies
Kapitel angelegentlichst empfohlen, ebenso wie dasjenige über Beleuchtung.
Von allgemeinerem Interesse ist auch das Kapitel über Feuersicherheit.
Regierungsrath Prof. Hartmann vom Reichs-Versicherungsamt be¬
arbeitete die Heizung und Lüftung der Arbeitsräume, während der Heraus¬
geber selbst in dem durch sehr zahlreiche und instruktive Abbildungen
ülustrirten fünften Abschnitt zeigt, wie die Einathmung von Staub ver¬
hütet wird, entweder wenn er schon in der Nähe des Arbeiters ist, oder
wenn er noch von demselben entfernt ist; die verschiedenen Konstruktionen
von Staubfiltern wurden dabei ausführlich erörtert. Im sechsten Abschnitt
folgen die zur Fabrik gehörigen Nebenanlagen (Aborte, Umkleideräume,
Wasch- und Badeeinrichtungen, Speiseräume und Aufenthaltsräume während
der Arbeitspausen), im siebenten Abschnitt, gleichfalls vom Herausgeber
bearbeitet, die persönliche Ausrüstung des Arbeiters (Respiratoren, Schutz¬
masken und Schutzbrillen, Arbeitskleider etc.) Schumburg.
Kann durch den Genuss des Fleisches oder der Milch der an
Tuberkulose leidenden Thiere Tuberkulose erzeugt werden?
Diese auch für die Sanitätsoffiziere hinsichtlich der Kontrolle
des in den Truppenmenagen zum Verbrauch gelangenden Fleisches hoch¬
wichtige Frage wird in dem Bericht der 1890 in London zum Studium dieser
Frage niedergesetzten Königlichen Kommission einer neuen gründlichen
Erörterung unterzogen, welche, wenn sie auch nicht gerade zu neuen
Resultaten gelangt, doch das grösste Interesse verdient.
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277 -
Die Kommission bestand aus Lord Basing, nach dessen Tode 1894
Sir Buch an an in die Kommission eintrat, Mc. Fadyeau, Professor der
vergleichenden Anatomie an der Königlichen Hochschule für Veterinär-
Medizin in London, Sidney Martin, Arzt von dem University College
Hospital und vom Krankenhause von Brompton für Schwindsüchtige und
au» G. G. Woodhead, Direktor der Königlichen Laboratorien für Aerzte
und Chirurgen.
Der Bericht, welchen die Kommission soeben dem englischen Parlament
vorgelegt hat, erörtert 1. die Mittel zur Erkennung der Tuberkulose am
lebenden Thiere, 2. die Folgen des Genusses von tuberkulösen Thieren
entstammendem Fleisch oder ebensolcher Milch; 3. den Einfluss des
Kochens auf derartig inflzirtes Nährmaterial. Ein in der Semaine Medicale
vom 27. April 1895 erschien er Auszug aus diesem Bericht besagt Folgendes:
In Anbetracht der Unmöglichkeit, der sich die Kommission gegenüber¬
gestellt sah, direkte Versuche am Menschen zu machen, beauftragte die
Kommission zur Feststellung der Folgen des Genusses von tuberkelbazillen¬
haltigem Fleisch und Milch Herrn Martin mit Vornahme von Versuchen
an Schweinen, Meerschweinchen und Kaninchen. Man mischte diesen Thieren
unter das Futter von tuberkulösen Thieren herrührendes rohes Fleisch
oder ebensolche Milch. Das Resultat war, dass 36% der Versuchsschweine,
16 % der Versuchsmeerschweinchen und 15 % der Versuchskaninchen an
Tuberkulose erkrankten.
(Gegen diese Zahlen ist ein freilich nicht wesentliches Bedenken zu
erheben, indem nämlich unter den Schweinen trotz aller Auswahl vor der
Zulassung zum Versuch doch solche sich befunden haben können, welche
von Hause aus tuberkulös waren. Freilich könnte das nur wenig die
obige Zahl beeinflussen, da auf dem Berliner Schlachthof unter den
Schweinen in der Regel noch weniger als % % tuberkulös infizirte Thiere
gefunden werden.)
In einer anderen Versuchsreihe gab Martin einem Schwein, sechs
Meerschweinchen und zehn Kälbern nur ein einziges Mal ein mit tuber¬
kulösem sowohl vom Rind wie vom Menschen stammenden Material
inflzirtes Futter und konstatirte später die stattgehabte Infektion mit
Tuberkulose bei dem Schwein, den sechs Meerschweinchen und bei acht
der zehn dem Versuch unterworfenen Kälber. (Hier wäre bezüglich des
Schweins der obige Einwand sehr erheblich, wenn er nicht durch die
grosse Zahl der anderen durch das einmalige Futter infizirten Thiere
entkräftet würde.)
Aehnliche Versuche machte Woodhead mit sieben Schweinen, fünf
Katzen, 76 Meerschweinchen: Alle Schweine und alle Katzen wurden
tuberkulös und ebenso 50 der Meerschweinchen.
Ferner futterte Woodhead Meerschweinchen mit vorher gekochtem,
d. h. der Siedehitze ausgesetztem, an vorgeschrittener oder allgemeiner
Tuberkulose leidenden Thieren entnommenem Fleisch und ebensolcher
Milch und beobachtete bei keinem der Versuchstiere eine tuberkulöse
Infektion. War aber die verfutterte Milch nur erhitzt, nicht aber bis
zum Siedepunkt, so war das Resultat nicht dasselbe. Vielmehr entstand
bei dem diesem Versuch unterworfenen Schweine eine chronische
Schwellung der Halsdrüsen, sehr ähnlich der bei skrophulösen Kindern
beobachteten adenitis cervicalis.
Es beweisen diese Versuche also mit Sicherheit, dass die von tuber¬
kulösen Thieren stammenden Nahrungsmittel die Tuberkulose bei gesunden
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Thieren zu erzeugen im Stande sind. Trotz des Fehlens direkter Ver¬
suche am Menschen kann man dieses Resultat auf den Menschen übertragen
und behaupten, dass auch der Mensch durch den Genuss nicht genügend
gekochten Fleisches, besonders aber auch durch den Genuss ungekochter
Milch, welche von tuberkulös erkrankten Thieren stammen, tuberkulös
infizirt werden kann.
Auch nach den Untersuchungen der Kommission ist die Tuberkulose
besonders häufig beim Rindvieh und bei den Schweinen, und zwar findet
sie sich beim Rind häufiger bei den ausgewachsenen Thieren als bei den
Kälbern. Endlich ist die Tuberkulose viel häufiger bei den in den grossen
Städten im Stall unterhaltenen Milchkühen als bei dem Schlachtvieh.
Die tuberkulösen Produkte finden sich nur selten im eigentlichen
Fleisch, d. h. in den Muskeln; vorzugsweise findet man sie in den Ein-
geweiden und Drüsen. Man kann daher annehmen, dass, wenn das dem
Publikum gelieferte Fleisch tuberkulöse Produkte enthält, dies nur
herrührt von einer Verunreinigung der Oberfläche der Fleischstücke beim
Zerstückeln und Zerlegen des Thieres durch Messer, welche selbst mit
dem von den extramuskulären tuberkulösen Herden stammenden tuber¬
kulösen Infektionsstoff in Berührung gekommen waren.
Hiernach kann also das Fleisch von tuberkulösen Thieren ohne üble
Folgen zum menschlichen Genuss zugelassen werden, vorausgesetzt, dass
die gewöhnlich den Sitz der tuberkulösen Herde bildenden Organe
entfernt und zerstört werden, dass ferner das Fleisch gegen jede Ver¬
unreinigung mit tuberkulösem Material geschützt iBt, und dass endlich
das Fleisch bei der Zubereitung einer so energischen Hitze ausgesetzt ist,
dass auch die in den tiefen Theilen sich etwa befindenden infektiösen
Keime mit Sicherheit zerstört werden.
Milch von tuberkulösen Kühen scheint selbst durch ein nur kurzes
Aufkochen unschädlich gemacht zu werden.
Diese auf Grund eines grossen Materials festgestellten Sätze sind
um so wichtiger, als wir leider immer noch gezwungen sind, tuberkulöses
Fleisch zu gemessen. Auf dem Berliner Schlachthof z. B. wird von den dort
geschlachteten Rindern ungefähr 1 % oder noch etwas mehr wegen
Tuberkulose ganz verworfen, von den Schweinen etwa »/*% oder etwas
weniger, dagegen wird aber noch von etwa 5% tuberkulös befundener
Rinder und etwa 2% ebensolcher Schweine das Fleisch zum Gebrauch
zugelassen, nachdem die die tuberkulösen Herde enthaltenden Organe dieser
Thiere beseitigt worden sind.
Es ist dies gegenüber der gradezu furchtbaren Verbreitung der Tuber¬
kulose ein Verfahren, nach dessen Beseitigung man streben muss.
Vergessen wir doch nicht, dass dasselbe Blut, welches in dem einen Augen¬
blick die tuberkulösen Herde in der Lunge, oder die verkästen Mesenterial¬
drüsen des Thieres etc. durchströmte, im nächsten Augenblick den Muskel
durchfliesst! Also kann doch das Fleisch solcher Thiere auch infektiöses
Material enthalten; kann doch z B. grade kurz vor dem Schlachten des
Thieres tuberkulöses Material verschleppt und in den Muskeln depooirt sein.
Muss man aber heute mit diesem Faktor rechnen, so wird man ihm
Rechnung tragen müssen und meist z. B. gegenüber der Forderung des
nöthigen Durchkochens des Fleisches verzichten auf die nur halb gar
gebratenen, inwendig noch blutig rothen Rostbeefs wie auch auf den in
Frankreich z. B. so gut wie unbekannten rohen Schinken. Den früher in
manchen Fällen gebräuchlichen und sogar zu weilen ärztlich verordneten Genuss
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von rohem geschabten Rindfleisch, den ebenso früher ärztlich Yerordneten
Genuas Yon frisch gemolkener Milch direkt von der Kuh weg im Kuh-
st&ll, ferner das sog. Beefsteak ä la Tartare halten wir schon infolge
früherer Warnungen ähnlicher Art für abgeschafft
Bass auf den Genuss tuberkulös inflzirter Nahrungsmittel auch ein
Theil jener nicht seltenen Fälle von Tuberkulose bei Personen zurück-
zuführen ist, welche aus vollkommen gesunden Familien stammen, selbst
immer gesund gewesen und trotzdem mehr oder weniger plötzlich an
Tuberkulose erkrankten, erscheint zweifellos, wenn natürlich auch nicht
bestritten werden soll, dass auch in diesen Fällen die häufigste Infektions¬
quelle wohl in dem Bewohnen vorher von Tuberkulösen innegehabter
Wohnungen gesucht werden muss.
In unseren Menagen und zwar ganz besonders in den Städten, in
denen keine Schlachthäuser mit Untersuchungszwang bestehen, wird man
das gelieferte Fleisch genau kontroliren müssen, und werde ich mir
demnächst gestatten, in dieser Zeitschrift über die Art und Weise dieser
Kontrolle, die Kennzeichen guten und schlechten Fleisches etc., einige
Worte zu sagen. Villaret.
Eine neue Methode der Behandlung der Lungentuberkulose.
Yon Br. Giovanni Michele Carasso, Oberstabsarzt und Chefarzt
des Garnisonlazareths in Genua. Giom. med. del Ro. esercito e della
Ra Marina. Marzo — Aprile 94.
Carasso unterzieht im ersten Theil der umfangreichen und von grosser
Belesenheit zeugenden Arbeit die bisher gebräuchlichen Behandlungsweisen
der Lungentuberkulose einer kritischen Besprechung. Er kommt dabei
zu dem wohl allgemein anerkannten Schlüsse, dass keine der bisherigen
Methoden befriedigende Resultate aufweise. Verfasser berücksichtigt bei
dieser Uebersicht vor Allem das Kochsche Tuberkulin, das Kreosot und
seine Berivate, weiter Injektionen und Inhalationen der verschiedensten
organischen und anorganischen Substanzen.
Nach seiner Ansicht müssen die Inhalationen als das rationellste und
direkteste Verfahren, um Medikamente in unmittelbaren Kontakt mit den
Krankheitserregern und dem kranken Gewebe zu bringen, bezeichnet
werden, und zwar nur die Inhalationen mit gasförmigen Elementen.
Die Bämpfe der ätherischen Oele dringen mit der Athemluft bis in die
Aiveolen der Lunge und von dort aus ausserdem mit dem Sauerstoff in
das strömende Blut, also in den ganzen Körper. Auch werden sie vor
Allem auf der Lungenoberfläche wieder ausgeschieden, wirken also gewisser-
maassen doppelt. Nun haben viele der ätherischen Oele eine nicht un¬
bedeutende bakterienfeindliche Wirkung(Koch, Chamberland und Cham-
pionnere), so besonders das Zimmet- und das Pfefferminzöl. Braddon hat
im März 1888 zuerst in der Lancet günstige Resultate der Behandlung
der Lungentuberkulose mit Ol. menth. veröffentlicht; auch Kersch verwandte
mit Vortheil Inhalationen ätherischer Oele. Biese Beobachtungen ver-
anlossten Carasso seit 1888 bei Lungentuberkulose mit solchen Inhalationen
vorzugehen.
Uebrigens verlangt Carasso von einer wirksamen Behandlung der
Lungentuberkulose noch die Hebung der Widerstandskraft des Körpers
und verordnet deshalb neben dem Ol. menth. Kreosot nebst Ueberernährung.
Selbstverständlich wird der Kranke in die besten hygienischen Verhältnisse
gesetzt. Bie Behandlung selbst ist folgende:
*
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280
Der Kranke trägt dauernd ein kleines Gazebäuschchen, (auf welches
fünf bis sechs Tropfen Pfefferminzöl geträufelt sind,) in der Art der
Schnurrbartbinden unter der Nase. Er muss nur durch die Nase und
zwar in Perioden von 10 bis 15 Minuten sehr tief Athem holen und die
Luft so lange als möglich in der Lunge zurückhalten. Das Bäuschchen soll
in der Nacht liegen bleiben, oder bei unruhig Schlafenden das Oel auf
das Kopfkissen geträufelt werden, so dass sich die Kranken andauernd
in einer stark mit dem flüchtigen Oel geschwängerten Atmosphäre befinden.
Leute mit empfindlicher Haut müssen in den ersten Tagen die Haut der
Nasenflügel mit Vaseline einreiben. Kranke, welche ihren Geschäften
nachgehen können, nehmen, austatt das Bäuschchen zu tragen, nach Art
einer Cigarrette eine Federpose in den Mund, in welche mit dem Oel
getränkte Watte gesteckt ist, und athmen nur durch den Mund.
Ferner reicht Carassa von: Buchenholzkreosot 8,0, rektifizirtem Alkohol
550, Glyzerin pur. 250,0, Chloroform 20,0, Ol. menth. pur. 8,0, dreistündlich
nach gutem Umschütteln einen Esslöffel in Zuckerwasser, ausserdem sehr
viel Milch, Fleisch in den verschiedensten Gerichten, und reichlich schweren
Wein bis 500 g pro die.
Bei dieser Behandlungsweise machte er folgende Beobachtungen:
Zuerst verschwinden in allen Fällen die Tuberkelbazillen aus dem
Auswurfe. Binnen 10 bis G0 Tagen ist der Auswurf frei von ihnen.
Dann nimmt der Husten ab, es hören die Nachtschweisse auf; die Er¬
nährung hebt sich energisch, und das Körpergewicht steigt Etwas später
stellen sich die normalen physikalischen Verhältnisse über dem befallenen
Lungentheile wieder ein. Das etwa bestehende Fieber hört immer nach
wenigen Tagen auf. Wenn es fortbesteht oder später wiederkehrt, so
bedeutet'das stets eine Komplikation.
Die Kur wurde stets nur dann eingeleitet, wenn Tuberkelbazillen
gefunden waren. Bei Beginn der Behandlung wurde stets der physikalische
Befund erhoben, Quantität und Qualität des Auswurfs, sowie Körper¬
temperatur und -Gewicht vermerkt; alle acht Tage genaue Untersuchung
mit Befundangabe. Fanden sich keine Bazillen mehr, so wurde die
Untersuchung drei Tage lang mehrfach und dann alle acht Tage* wieder¬
holt. Die Behandlung wurde auch nach dem Verschwinden der Bazillen
noch so lange fortgesetzt, bis überall über den Lungen normale Ver¬
hältnisse hergestellt schienen, wenigstens aber einen Monat Dies erklärt
Carasso für wichtig. Nach der vollen oben angegebenen Methode,
welche erst allmählich ausgebildet wurde, wurden 32 zupa Theil weit fort¬
geschrittene Kranke behandelt. Es starben fünf, geheilt wurden 27.
Die fünf Gestorbenen zeigten alle eine nicht auf die Lunge beschränkte
Tuberkulose oder die Kur war abgebrochen worden, oder es handelte sich
um Komplikationen (Influenza). Wie lange die Heilungen gedauert haben,
wird nur in den wenigsten Fällen angegeben, doch haben sie einmal
fünf Jahre und mehrmals länger als ein Jahr auch unter uugünstigen
äusseren Bedingungen vorgehalten, selbst wenn interkurrente andere
Lungenkrankheiten (nach Influenza) den Betreffenden befielen. Einzelne
Soldaten sind sogar im Dienste behalten und erst mit der Entlassung
ihrer Altersklasse in bestem Zustande in die Heimath geschickt worden.
Alle Kranken, welche an Lungentuberkulose ohne gleichartige
Affektionen anderer Organe litten, wurden durch die Behandlungsweise
des Verfassers geheilt, mit alleiniger Ausnahme der Fälle, in denen
Lungenblutung das Eindringen der Dampfmittel in die Alveolen verhinderte;
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da» Bestehen von Kavernen schliesst die Heilung nicht aus. Die Ge¬
heilten hatten nicht nur die Bazillen aus dem Auswurf verloren, sondern
es fehlte auch jedes Krankheitszeichen von Seiten der Lungen. Zu
untersuchen, wie die anatomischen Verhältnisse solcher ausgeheilten
Lungen sind, hat bisher die Gelegenheit gefehlt. Die Behandlungsmethode
ist gänzlich unschädlich.
Das ist etwa der Inhalt der Arbeit Es ist immer etwas Missliches,
mit der Behauptung an die Oeffentlichkeit zu treten, eine spezifische
Behandlungsweise der Lungentuberkulose gefunden zu haben, da man
erfahrungsgemäss lange Zeiträume der Gesundheit fordern muss, wenn
von einer Heilung der Lungentuberkulose die Rede sein soll. Das fehlt
vorläufig. Trotzdem sind die Angaben über die Erfolge auffallend genug,
namentlich in weit vorgeschrittenen und schnell fortschreitenden Fällen.
Eine Nachprüfung von anderer Seite erscheint jedenfalls sehr erwünscht
und leicht möglich. Das Ol. menth. ist zwar etwas theuer für an¬
dauernden, monatelangen Gebrauch. Doch das ist im Grunde kein
Hinderniss. Hoffentlich ist der Sanguinismus des Verfassers nicht der
Grund der Erfolge gewesen. Ob infolge der verlangten tiefen Respirationen
der Prozentsatz der Lungenblutungen bei den so Behandelten steigt, ist
nicht zu ersehen und auch nicht besprochen. Brecht.
Baginsky. Die Serumtherapie der Diphtherie. — Berlin 1895 bei
August Hirschwald.
Baginsky hat 525 Diphtherie-Fälle vom 15. März 1894 bis 15. März
1895 mit Heilserum behandelt und berichtet über seine Erfahrungen.
Aus der instruktiven Arbeit (330 Seiten, ausführliche Tabellen) heben
wir auszugsweise die Schlusssätze hervor:
1. Der LÖfflersche Bazillus ist der Erreger der durch ihren klinischen
Verlauf als Diphtherie charakterisirten Krankheit.
2. Die Diphtherie ist eine überaus ansteckende Krankheit, übertragbar
sowohl durch direkten Kontakt mit den Kranken wie durch Gegen¬
stände, an welchen der Krankheitserreger mit Zähigkeit haftet.
3. Das Heilserum hat sich als ein durchaus wirksame^ und als das
beste der bisher gegen die echte Diphtherie angewendeten Mittel
erwiesen.
4> Die Technik der Einspritzung entspricht durchaus derjenigen der
üblichen subkutanen; strenge Asepsis!
5. Das Heilserum wirkt unzweifelhaft am besten, je rascher nach dem
Eintreten der ersten Zeichen der diphtherischen Erkrankung dasselbe
zur Anwendung kommt. Eine Kombination mit der bisher üblichen
mild reinigenden (aseptischen) örtlichen Behandlung ist durchaus
rationell und als praktisch wirksam zu empfehlen. Die Sterblichkeit
konnte so auf ein Drittel herabgedrückfc werden.
6. Die Dosirung ist abhängig von der früheren oder späteren Zeit seiner
Anwendung, von der Schwere der Erkrankung und dem Alter und
' -bewegt sich bei Kindern zwischen 600 bis 4000 A. Einheiten. —
Es ist vorteilhaft, sofort die volle Gabe zu verwenden, indessen ist
eine nachträgliche Zulage des Mittels statthaft und erspriesslich.
7. Die Wirkung des Mittels kennzeichnet sich in Beschränkung und
Stillstand des örtlichen Prozesses, weiter in rascher Loslösung der
krankhaften Produkte und in der Verbesserung des Allgemeinbefindens,
welches sich zumeist in erster Reihe als Entfieberung kundgiebt.
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8. Das Mittel ist am besten wirksam bei nicht septischen Fallen,
indessen werden auch die als Mischinfektionen auftretenden Er¬
krankungen in günstigster Weise beeinflusst Die Dosirung ist hier
eher etwas grösser als sonst
9. Die Anwendung ist von keinerlei ernsten Zufällen und Erkrankungen
gefolgt; die oft beobachteten Exantheme (mit Drüsenschwellungen
und Gelenkaffektionen) haben sich als durchaus gefahrlos erwiesen.
Nieren und Herzaffektionen treten als Folgeerscheinungen nicht auf.
10. Ueber den Werth der Schutzimpfung bei Kindern lässt sich ein
abschliessendes Urtheil nicht geben; bei der Unschädlichkeit des
Mittels ist die Schutzimpfung durchaus zu empfehlen.
11. Die Unklarheit über die Art der Wirkung des Heilserums kann
durchaus keine Gegenanzeige gegen seine therapeutische Verwendung
sein, nachdem seine Wirksamkeit nach den bisherigen Erfahrungen
sichergestellt ist. — —
Die Schlusssätze Heubners nach der Diskussion auf dem Kongress
in München (3. April 1895) seien hier an geschlossen:
1. Von keiner Seite sind schädigende Wirkungen des Behringschen
Heilserums angegeben; 2. alle Beobachter mit grossem Material konnten
ein auffallendes Heruntergehen der Mortalität feststellen; 3. die Art
der Wirkung bedarf noch weiterer Klärung; 4. eine Weiterprüfung
erscheint geradezu als Pflicht. (D. M. W., Vereinsbeilage S. 78).
Ltz.
E. Mendel (Berlin), Drei Fälle von geheiltem Myxödem. Deutsche
medizin. Wochenschrift. 1895 No. 7.
Palleske (Neustadt i. M.), Heilung eines operativ entstandenen
Myxödems durch Fütterung mit Schafschilddrüse. Ebenda.
ln allen vier Fällen wurde vollständige Heilung der Krankheit
herbeigeführt durch die monatelange Anwendung von Schilddrüsen-
Präparaten vom Schaf. Am wenigsten wirksam erwiesen sich die sub¬
kutanen Einspritzungen von Schilddrüsensaft; dagegen wirkten sowohl
die Thyreoidea-Tabletten White’s (mit 0,3 Drüsen Substanz), 2 bis 4 Stück
pro Tag, als auch die Darreichung von reiner Schilddrüsensubstanz, täglich
V» bis 1 Drüse, überaschend. P. machte dabei die sehr bemerkenswerthe
Erfahrung, dass etwa die Hälfte der Schilddrüsen vom Schafe
Entozoen enthielt und daher nicht verwendbar war. Er räth dringend,
jede Drüse vor der Anwendung aufzuschneiden und darauf zu prüfen. —
Drüsen vom Kalb wirkten schwächer als diejenigen des Hammels; doch
war die Wirksamkeit der letzteren keine gleichmässige.
Die erste günstige Wirkung, oft schon nach der ersten Gabe, zeigt
sich in der Steigerung der Diurese und der Harnstoffausscheidung, worauf
Abnahme der Schwellungen und des Körpergewichts mit Besserung des
Allgemeinbefindens folgen. Bezüglich der wichtigen Frage über die Dauer
der Heilung gestatten die Fälle keine Schlussfolgerung, da die Beob¬
achtung sich erst über höchstens 9 Monate erstreckt. — Die Theorie
der Wirkung ist auf Grund der neueren physiologischen Untersuchungen
über die Funktion der Schilddrüse wahrscheinlich so zu erklären, dass
die Drüse im gesunden Körper die Aufgabe hat, gewisse durch den
Stoffwechsel gebildete giftige Stoffe zu neutralisiren oder ihre Anhäufung
im Blute zu verhindern.
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Aus den mitgetheilten Krankheitsbildern, die sonst nichts Neues'
enthalten, ist nur hervorzuheben, dass die Krankheit in einem Falle mit
profusen Uterusblutungen begann, für welche keine lokale Ursache
aufzufinden war. A. Hiller (Breslau).
Yiquerat: Das Staphylokokkenheilserum. (Zeitschrift für Hygiene.
Band 18.)
Im Laufe des letzten Jahres hat Yiquerat zahlreiche Versuche an
verschiedenen Thieren angestellt, um zu sehen, ob es möglich wäre,
mittels der Bebringschen Methode auch ein Staphylokokkenheilserum zu
gewinnen. Aus diesen Experimenten zieht er dann die Schlussfolgerung,
dass es ihm gelungen sei, Heilserum gegen die Staphylokokkeninfektion
zu gewinnen und zwar am besten mittels der kombinirten Behringschen
Methode bei der Ziege. Die Phagocytose spiele bei diesen Immunisirungs-
versuchen keine Rolle, vielmehr wirke sein Serum dadurch, dass es die
Stoffwechselprodukte reizlos und unschädlich mache. Schumburg.
A. Pohl (Petersburg), Die Immunitäts- und Immunisationstheorien
vom biologisch-chemischen Standpunkt betrachtet. Deutsche
medizinische Wochenschrift 1895, No. 6.
Verfasser — der bekannte Entdecker des „Spermin“ — verwirft die
gegenwärtig herrschende Theorie, wonach die natürliche und erworbene
Immunität auf der Anwesenheit spezifischer Antitoxine im Blute beruht,
und setzt an ihre Stelle eine andere, zwar geschickt ersonnene, aber
vorläufig noch der sicheren Grundlage entbehrende Theorie, bei welcher
das Spermin natürlich die Hauptrolle spielt. Wir wollen versuchen, sie
hier kurz darzustellen.
Pohl hat bei einer Anzahl von Cholera-, Phthisis-, Skorbut- und Typhus-
Eiranken nach Spermin-Injektionen im Harne eine relative Zunahme des
Harnstoffs, Vermehrung der Chloride und der Phosphate und Verminderung
der Harnsäure gefunden. Er schliesBt daraus, dass das Spermin eine
Steigerung der Intraorganoxydation und der Blutalkalescenz
bewirke. Das Spermin ist im gesunden Organismus ein normaler
Bestandtheil des Blutes. Es bildet sich bei normaler Blutalkalescenz beim
Zerfall der Leukocyten aus dem Nuclein derselben (aktives lösliches
Spermin); bei herabgesetzter Blutalkalescenz entsteht aus dem Nuclein
inaktives unlösliches Spermin, entweder amorph oder in Form der Charcot-
Ley den sehen Krystalle. Da von nuclemhaltigen GeWebselementen in
der Norm, abgesehen von gewissen Drusenepithelien, hauptsächlich nur
Leukocyten zerfallen, so hängt die Sperminbildung quantitiv vorwiegend
von der Menge der zerfallenden Leukocyten ab. In der bei normaler
Blutalkalescenz vor sich gehenden Leukocytose ist demnach die Haupt¬
quelle der Entstehung von Spermin zu suchen. Die Leukocytose ist eine
Reaktion des Blutes gegen das Auftreten (chemotaktische Wirkung) fremd¬
artiger Stoffe in demselben, z. B. von Bakterienprodukten, Mikroben und
selbst indifferenten Körpern. Auf dieser Wirkung beruht Metschnikoffs
Theorie von der Phagocytose. Der weitere Verlauf dieses Kampfes
der Leukocyten mit den Mikroben im Blute ist abhängig von der Alka-
lescenz des Blutes bezw. von der hierdurch bedingten Entstehung
von aktivem (löslichem) Spermin aus den zerfallenden Leukocyten. Ist
die Alkalescenz normal, so bildet sich reichlich aktives Spermin. Dieses
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erhöht, wie oben erwähnt, die Intraorganoxydation bezw. die
Gewebsathmung. Diese letztere bildet nach Pohl die dem
Organismus innewohnende natürliche Widerstandsfähigkeit
(Immunität) gegen schädliche in den Körper eindringende
Stoffe.
Ist die Blutalkalescenz vermindert, so entsteht unlösliches inaktives
Spermin (Sperminphosphat). Infolge davon wird die Gewebsathmung
herabgesetzt. Es entsteht im Organismus eine Anhäufung von unvoll¬
ständig oxydirten Produkten der regressiven Metamorphose der Ei weiss¬
körper, welche theilweise eine giftige schädigende Einwirkung ausüben.
Diese Autointoxicationen bilden in vielen Fällen die Prädisposition
für das Zustandekommen von Infektionen. — Nicht in einem proble¬
matischen Antitoxin, sondern in einem normalen Bestandtheil des Blutes
(Spermin) ißt also das immunisirende Prinzip zu suchen. (Somit hatte
der selige Bullrich Recht, nach welchem bekanntlich das Natron bicar-
bonicum, welches die Blutalkalescenz erhöht* eine wahre Panacee gegen
alle möglichen Krankheiten sei. Ref.) A. Hill er (Breslau).
Petruschky: Untersuchungen über Infektion mit pyogenen
Kokken. (Zeitschrift für Hygiene. Band 18.)
Um den schwankenden Ansichten, ob die Erysipelas-Kokken sich von
den übrigen Streptokokken durch konstante Merkmale unterscheiden, nach
der negirenden Seite hin eine Stütze zu geben, berichtet Petruschky
über eine Zahl von Beobachtungen am kranken Menschen, die hinreichend
genau bakteriologisch kontrollirt sind, um das nicht seltene gleichzeitige
Vorkommen von Erysipel und Eiterungen auf dieselbe Streptokokkenart
zurückzu führen. Zehn klinisch und bakteriologisch genau verfolgte Fälle
bilden die sichere Grundlage für folgende vier Punkte:
1. Es giebt reine Streptokokken-Infektionen, bei denen im direkten
Anschluss an einen primären Eiterungsprozess ein echtes Erysipel sich
entwickelt; die Streptokpkken des Erysipels zeigen dabei denselben Viru*
lenzgrad, wie die des Eiterherdes.
2 Es giebt umgekehrt Eiterungsprozesse, welche im Anschluss an
ein primäres Erysipel subkutan entstehen und von den gleichen Strepto¬
kokken verursacht werden.
3. Erysipel am Kaninchenohr kann durch Streptokokken sehr ver¬
schiedener Herkunft (Abszesse, Puerperalfieber, Pleuritis) erzeugt werden,
falls die Virulenz der Streptokokken eine geeignete ist.
4. Alle durch Streptokokken bedingten Krankheitsprozesse haben die
gemeinsame Neigung, eine stark remittirende (zackige) Temperaturkurve
(zweistündige Messung) zu geben. Schumburg.
Das Gesundheitswesen inPreussen nach deutschem und preussischem
Landesrecht von Dr. M. Pistor, Geh. Medizinalrath und Vortragendem
Rath im Ministerium der geistl. u. s. w. Angelegenheiten. Berlin 1895
bei Richard Schoetz, Luisenstr. 36.
Geheimrath Pistor will in dem „Gesundheitswesen in Preussen* eine
übersichtliche Zusammenstellung aller zur Zeit über das öffentliche Gesund¬
heitswesen im staatlichen Sinne geltenden gesetzlichen und Verwaltungs-
Vorschriften geben. Erschienen ist die erste Abtheilung des I. Bandes,
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welcher nach einer geschichtlichen Darstellung der Entwickelung des
Gesundheitswesens in Preussen in Abschnitt 1 die Behörden der Medizinal-
Verwaltung im Deutschen Reiche und in Preussen, sodann im 2. Abschnitte
das Heilwesen und dessen Beaufsichtigung (Medizinalpolizei) behandelt.
Hier werden ausführlich Ausbildung, Pflichten und Rechte des Arztes
erörtert, unter Berücksichtigung der geschichtlichen Entwickelung, wodurch
die Darstellung einen ganz besonderen Reiz erhält und trotz des gewiss
spröden Materials stets anziehend bleibt In gleicher Weise ist der
„Zahnarzt“ behandelt und der Abschnitt über den „beamteten“ Arzt
begonnen.
Die zweite Abtheilung soll bis 1. Juli d. J. erscheinen. Ltz.
Boas, Diagnostik und Therapie der Magenkrankheiten. Zweiter
Theil: Spezielle Diagnostik und Therapie. 8 Holzschnitte.
Zweite Auflage. Leipzig 1895 bei Georg Thieme.
Der dritten Auflage des ersten Bandes: „Allgemeine Diagnostik“, ist
die zweite der speziellen Diagnostik gefolgt, welche gänzlich umgearbeitet
wurde. Den Krankheitsbildern, welche scharf charakterisirt ein an¬
schauliches Bild der modernen Anschauung bieten, sind zahlreiche Rezept¬
formeln beigegeben. In einem Anhänge findet sich ein Diätschema bei
Magenkrankheiten mit Angabe der Kalorien. — Die Ausstattung des
Bandes ist die bekannte vortreffliche de9 Verlages. Ltz.
Schweigger, C., Seh-Proben. Dritte verbesserte Auflage. Berlin—
Hirschwald.
Die Dienstanweisung vom 1. Februar 1894 lautet in §. 4, 8: „Als
Sehproben sind die Snellenschen zu benutzen . . . Werden andere Seh¬
proben . . . verwendet, so sind diese zu nennen“.
So bündiger Vorschrift gegenüber hat der Militär-Arzt die Verpflich¬
tung, sich bei seinen Seh prüfungen zu vergewissern, ob die verwendeten
Sehproben Sn eilen sehe sind oder nicht. Es liegt nun auf der Hand, dass
es Keineswegs nothwendig ist, gerade die Original-Tafeln Snellens zu
besitzen. Mögen die Sehproben heissen wie sie wollen, es sind Snellensche,
falls sie nur nach Snellens Prinzip konstruirt sind, d. h. falls für ihre
Erkennbarkeit ein Gesichtswinkel von 5 bezw. 1 Minute angenommen
worden ist: 5 Minuten für die Gesammtgrösse des Schriftzeichens, 1 Minute
für die Breite der einzelnen Linien des Schriftzeichens.
Wie ein Blick in die Vorrede lehrt, sind in diesem Sinne Schweiggers
Sehproben-Tafeln mit den Snellenschen identisch.
Inhaltlich zeichnen sich die Schweiggerschen Sehproben durch eine
Reichhaltigkeit aus, welche alle uns bekannten anderen Sehproben über¬
trifft. Sie setzen den Unter9ucber in die Lage, durch häufigen Wechsel der
Probebuchstaben etc. die Fehler zu vermeiden, welche dadurch, dass die
Sehproben auswendig gelernt werden, oft genug sich ein schleichen.
A. Roth.
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'286
Mittheilungen.
Stiftungsfeier des Friedrich-Wilhelms-Instituts.
Mit Allerhöchster Genehmigung begeht das medizinisch-chirur¬
gische Friedrich-Wilhelms-Institut am 2. Dezember d. Js. die
Feier seines hundertjährigen Bestehens. Diejenigen Herren, welche dem
Institut angehört haben und an der Feier theilzunehmen beabsichtigen,
werden gebeten, ihre Adressen möglichst bald an das genannte Institut
(Berlin NW. Friedrichstrasse 140) gefälligst einsenden zu wollen.
Aus Anlass des hundertjährigen Stiftungsfestes ist eine Darstellung
der geschichtlichen Entwickelung und der Bedeutung dieser Anstalt
geplant. An alle diejenigen, welche selbst oder deren Angehörige bezw.
Vorfahren zum Institut irgendwie in näheren Beziehungen gestanden haben,
ergeht die sehr ergebene Bitte, etwa vorhandene, für die Geschichte der
Anstalt wichtige Aufzeichnungen, Tagebücher, Bildwerke und sonstige
Erinnerungen, die das Friedrich-Wilhelms-Institut und seine Angehörigen
betreffen, zur Benutzung für die Geschichte der Anstalt zur Verfügung
stellen, an das Institut einsenden oder demselben darüber Mittheüung
machen zu wollen. Für gewissenhafte Rückerstattung der Sendungen
sofort nach geschehenem Gebrauch wird Sorge getragen werden.
Tidskrift i Militär Helsov&rd 1893 S. 231. Die Besichtigungen von
Wehrpflichtigen im Jahre 1892 haben Folgendes ergeben:
Zum ersten Jahrgang gehörten 38 259 im Jahre 1891 geborene Leute.
Von diesen erschienen zur Musterung 32 887. Unter Letzteren fanden sich
20,29 % Untaugliche. Diese Ziffer hat seit 1883 nur wenig geschwankt,
nämlich von 18,78 % in 1886 bis 20,86 % in 1889. Recht beträchtlich
ist aber der Unterschied der einzelnen Aushebungsbezirke. Während im
Bezirk Bohuslän nur 13,25 % Untaugliche waren, betrug die Zahl derselben
im Bezirk Skaraborg 25,32 %• Die Ursachen der Untauglichkeit waren
beim ersten Jahrgang: partielle Missbildungen in 16,35 %, Mindermaass
und Körperschwäche 15,35 %, Augenfehler 7,64 %, Bruch 6,17 %, Taub¬
heit 6,13% etc. Bei den älteren Jahrgängen (12 381 Stellungspfüchtige,
von denen 2888 sich einfanden) wurden zurückgewiesen: wegen Minder¬
maass und Körperschwäche 25,03 %, Krankheiten der Athmungsorgane
8,79 %, partieller Missbildungen 7,03 % etc. Erfreulich gering waren
venerische Erkrankungen als Grund der Untauglichkeit, nämlich 0 %
beim ersten und in nur 0,31 % bei den älteren Jahrgängen.
So kurz diese Angaben auch sind, so sind sie doch von höchstem
Interesse und um so dankensweither, als mit den Ergebnissen der Musterung
die meisten Staaten sehr zurückhaltend sind. Stechow.
Tidskrift i Militär Helsovfird. 1893 S. 214.
Der von Hiller 1892 gemachte Vorschlag zur Gesundheitspflege des
Soldaten regelmässige Hand- und Fussbesichtigungen sowie ein Handtuch
und ein Stück Seife als etatsmässige Bestandtneile des „Putzzeuges“ des
Soldaten einzufuhren, findet von E. E. Holmberg volle Würdigung und
warme Befürwortung. Auch für schwedische Verhältnisse werden diese
Vorschläge als höchst zweckmässig und erspriesslich zur Einführung em-
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287
pfohlen. — Allerdings sind in den letzten Jahren auch bei uns erhebliche
Fortschritte in dieser Richtung zu verzeichnen, aber im Allgemeinen
scheint in allen Armeen die Erziehung des Mannes zur persönlichen,
intimen Reinlichkeit noch nicht die ihr gebührende Würdigung und einen
Platz in der Gesammtausbildung gefunden zu haben.
Stechow.
Ueber die Verwendung von Zelten im Winter. Von Major
Frhr. ▼. Hügel. M. W. Bl. 1895, Sp. 937.
Major Frhr. v. Hügel theilt kurz die beim Bataillon mit der Ver¬
wendung von Zelten im Winter gemachten Erfahrungen mit.
Bei — 7° R. wurden auf einem freien Platze zwei sechsmännige
Zelte (spitzer Giebel) aufgeschlagen, für welche einschliesslich der zum
Belegen des Bodens benöthigten zwei Bahnen neun bezw. acht Zeltbahnen
gebraucht wurden, d. h. drei bis zwei Bahnen mehr als eigentlich zur
Verfügung stehen (siehe Abbildungen im Texte). Rings um die Zelte
wurde theils zum besseren Abschluss gegen Luft, theils zum Festhalten
der in dem gefrorenen Boden sehr schle<mt haftenden Heringe eine ca.
30 bis 40 cm hohe Schneeschicht aufgehäuft. Hie Leute waren bekleidet
mit wollenen Unterkleidern, Tuchgarnitur, Stiefeln, Leibbinde, Mantel,
Feldmütze und Tuchhandschuhen und erhielten vor dem Niederlegen in
den an den Kopfseiten durch je eine Bahn abgesohlossenen Zelten einen
Feldkessel mit heissem Kaffee. — Hie in den Zelten befindlichen Ther¬
mometer zeigten im
Zelt 1 Zelt 2
3 00 A. — 7 ° R. - 7 ° R.
3“ * ±0 ° * db 0 0 *
31» „ 4-4 0 „ 4- 8V1 0 v
3» „ 4- 8 Vs 0 * -MO 0 „
3« „ - 1 - 8V»° * -Ml ° *
4°° * +8'/i° * +11
Zelt 2 hatte theilweise doppeltes Zelttuch.
Hie Mannschaft war beim Verlassen der Zelte bis auf die Füsse voll¬
kommen warm; die auf den Boden gelegten Zeltbahnen waren an wenigen
Stellen von geschmolzenem Schnee (welcher thunlichst vorher entfernt
war) und Eis feucht.
Berichterstatter kommt zu dem Schlüsse, dass diese Zeitform nicht zu
empfehlen sei.
Tags darauf wuräe bei —12°R. ein Zelt für einen kriegsstarken Halb¬
zug (36 Mann) mit Flachdach aus insgesammt 24 Bahnen (so dass
12 Bahnen zum Belegen des Bodens übrig blieben) gebaut; je sechs Mann
erhielten einen Kessel warmen Kaffees. Hie Leute lagen, je 18 Mann
nebeneinander, mit dem Kopfende nach aussen.
Hie Messung der Temperatur ergab:
' A.. TT . A O T»
900 V. —
12 0
R.
9” „ +
1 0
W
9“ „ +
6 0
r>
9« n +
7 0
7)
10« * 4-
7V*°
71
Um 9 4 * war auf der dem Winde zugekehrten Langseite des Zeltes
ein Feuer angemacht, das um 10 Uhr „vollauf“ brannte; nach Verlauf
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einer Viertelstunde zeigten die Thermometer im Zelte 8 1 /*° — Hie Leute
waren, ausgenommen an den Füssen, vollkommen warm und hatten nicht
einmal das Bedürfniss, die Tuchhandschuhe anzuzieben.
Hippokrates’ sämmtliche Werke, I. Ins Deutsche übersetzt und
ausführlich kommentirt von Dr. Robert Fuchs. München 1895 bei
Dr H. Lüneburg.
Die Anregung zur Abfassung einer deutschen Ausgabe des Hippokrates
ist von ihrem Verleger, dem Uebersetzer der „Gynäkologie des öoranus“,
ausgegangen. Der den Wenigsten aus eigenem Studium vertraute Text
des Hippokrates sollte in der Sprache der gegenwärtigen medizinischen
Wissenschaft dem Verständnisse eines grosseren Kreises nahe gebracht
werden. Deshalb sind in zahlreichen Anmerkungen alle dem Leser nicht
sofort geläufigen Antiquitäten medizinischer, zoologischer etc. Art erläutert.
Das Werk ist höchst interessant sowohl durch seinen Inhalt als
auch durch die Art der Behandlung und wird sich schon seinen Leserkreis
gewinnen. — Die Ausstattung ist recht gut.
Memoranda relating to the „Discovery of Anaesthesia“ von
Dr. W. J. Morton. New-York. 1895.
In dem Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten von Nord-
Amerika in Boston sind 53 Namen berühmter Bürger von Massachusetts
an hervorragender Stelle durch eine Inschrift geehrt, unter diesen auch
der von Dr. William Thomas Green Morton, „des Erfinders der Anaesthesie“.
Prof. Dr. W. J. Morton, ein Nachkomme des Vorgenannten, sucht für
seinen Ahnen die Einführung der Aethernarkose zu retten. Durch zwei
Briefe von 0. W. Holmes aus den Jahren 1846 und 1893 beweist er,
dass zwar der Chemiker Jackson unbestreitbare Verdienste um die
Einführung des Aethers als Narkotikum habe, dass aber der verstorbene
Morton im Massachusetts General Hospital im Jahre 1846 die erste
Operation unter Aethernarkose geleitet, vor Allem aber die Bezeichnung
„Anaesthesia“ eingeführt habe. Letzteres dürfte wohl der Wahrheit ent¬
sprechen, da es ja allgemein bekannt ist, dass der Name „Anaesthesie“
aus Amerika zu uns herüber gekommen ist. Tilmann.
Das Taschenbuch des ärztlichen Fortbildungs-Unterrichts
im Deutschen Reiche bei Georg Thieme — Leipzig giebt eine Uebersicht
über den zeitigen Stand dieser Kurse, deren Bedeutung fortgesetzt wächst.
Gerster, Aerztliche Stimmen über und gegen Behring und sein
Heilserum. Stuttgart 1895 bei A. Zimmers Verlag.
Eine Reihe kleiner Abhandlungen, welche sich gegen Behring und
seine Bestrebungen wenden und vorwiegend der „Naturheilschrift“ Hygiea
entnommen sind.
Gedruckt in der Königlichen Hofbuchdmckerei ron E. 8. Mittler ft S o h n, BerlinSW, Kochstr. 68—71.
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Deutsche
Militärärztliche Zeitschrift
Radaetion:
Prof. Dr. 9* Generalarzt,
Berlin W n Tanbenstrasse ö,
u. Dr. $• J'eittyarl, Oberstabsarzt,
Berlin Ä4., Chaussee stresse 27.
Verlag:
«. £. SKitttR A: £•>»*,
Königliche Hofbuchhandluug,
Berlin, Kochstrasse «8—71.
Monatlieh erscheint ein Heft Ton mindestens 8 Druckbogen; dazu ein „Amtliches Beiblatt“. Der
Zeitschrift wird das Werk: „W. Roth's Jahresbericht über die Fortschritte anf dem Gebiete
des Militär - Sanitkteweeens“ unentgeltlich beigegeben. Bestellungen nehmen alle Postftrater und
Buchhandlungen an. Preis des Jahrgangs 16 Mark.
XXIV. Jahrgang. 1895. Heft 7.
Die Wärmeabfuhr in ihrer Beziehung znm Hitzschlag, zur Kleidung,
zur HerzermBdnng und Herzdehnnng.
Eine Studie unter Zugrundlegung einer Arbeit des verstorbenen Stabsarztes,
Herrn Dr. Pusch,
von
Dr. Thlirn, Oberstabsarzt I. Kl.
Der lokomotorische Hitzschlag (Müller) wie die akute und chronische
Herzdebnung infolge von Ermüdung des Herzmuskels sind eigentliche
Marschkrankheiten, da sie mit wenigen Ausnahmen nur durch anstrengende
Marschthätigkeit hervorgebracht werden. Starke Muskelanstrengungen,
namentlich einseitige, wie Gehen, Laufen, Bergsteigen, bei welch letzterem
der Blutdruck besonders hoch ist, sind diesen Krankheitserscheinungen
als Ursache gemeinsam und führen, je nach den Bedingungen der Aussen-
weit, zu der einen oder der anderen. Ueber die Thatsache, dass einseitige
Muskelanstrengungen zu besonders hohem Blutdruck fuhren, dies aber bei
maximaler allgemeiner Muskelthätigkeit, wie z. B. beim Rennrudern, nicht
der Fall ist, darüber giebt Kolb in seiner trefflichen Arbeit „Beiträge zur
Physiologie maximaler Muskelarbeit, besonders des modernen Sports“ in
überzeugender Weise Aufschluss. Die Kurven zeigen beim Rennrudern,
dass erstens der Puls im Training dikrot wird, und ebenso, dass die Herz- *
frequenz abnimmt, z. B. morgens durchschnittlich nur 63 Schläge in der
Minute beträgt. Es bedeutet dies nichts Anderes, als dass der Blutdruck
sinkt/ Von Herzschwäche kann nicht die Rede sein; Kolb erklärt
das Dikrotwerden durch den beschleunigten Abfluss aus dem arteriellen
Milit&rärztliche Zeitschrift. 1895. J9
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Stromgebiete durch die Kapillaren, und hierfür spricht die Zunahme
von Muskelkraft und Energie während des Trainings ganz besonders.
Das Herz muss bei hoher Muskelthätigkeit, mit welcher ja stets eine
bedeutende Wärmeentwickelung verbunden ist, besonders bei warmer, mit
Feuchtigkeit gesättigter Luft und dicker, dem Körper anliegender Kleidung,
durch äusserste Anstrengung dafür sorgen, dass das Blut nach der Haut
und der Lunge getrieben wird, um durch Wärmeabfuhr die Eigenwärme
auf dem normalen Standpunkte zu erhalten und den gewaltigen, durch die
Muskelzusammenziehungen hervorgebrachten Blutdruck zu überwinden.
Die Anfangsstadien des Hitzschlages sind stets mit unzureichender Herz-
thätigkeit verbunden, welche, mehr und mehr ausgeprägt, zu einer immer
mangelhafteren Wärmeelimination führt, bis bei einem gewissen Grade
der erhöhten Eigenwärme der vom Hitzschlag Betroffene unter den
Zeichen hochgradigster Herabsetzung derselben, sowie der Athmung, wie
vom Schlage getroffen umsinkt. Ist die Wärmeabfuhr bei kühlem, windigem
Wetter durch zweckmässige, lose dem Körper anliegende Kleidung be¬
günstigt, so wird unter denselben Umständen keine solche Erhöhung der
Eigenwärme eintreten, dass dadurch der Herzmuskel direkt beeinflusst
würde, dieser aber bei vorhandener Disposition, z. B. bei anämischen mit
nervösem Herzklopfen Behafteten oder nicht an Anstrengungen gewöhnten
Leuten oder bei Uebertrainirten ermüden und schliesslich gedehnt
werden.
/ Um das Alles klarzulegen, müssen wir uns den Einfluss der Aussen-
temperatur und der Muskelarbeit auf den Körper, sowie die Wärme¬
regulationseinrichtungen des letzteren näher betrachten. Seitdem überhaupt
Messungen der Körpertemperatur beim Hitzschlag ausgeführt worden
waren, musste die ausserordentliche Steigerung der Eigenwärme die
besondere Aufmerksamkeit der Aerzte erregen, und es lag nahe, in derselben
das eigentliche Wesen dieses Symptomen komplexes zu suchen, zumal die
von Wunderlich als noch mit dem Leben verträglich bezeichnete Grenze
oft weit überschritten wurde. Ebenso nahe lag es, diese Steigerung als
die Folge der hohen Aussentemperatur aufzufassen, durch welche die
Abfuhr der durch die Muskelarbeit gesteigerten Eigenwärme theilweise
oder ganz verhindert wird. Man hat von vornherein erkannt, dass mit
der exzessiven Steigerung der Eigenwärme bei Hitzschlag die Herabsetzung
der Herzthätigkeit Hand in Hand geht. Bereits im Jahre 1872 habe ich
betont, dass mit dem Steigen der Eigenwärme bis zu einem gewissen
Grade die Herzthätigkeit quantitativ und qualitativ verstärkt wird, ein
Zustand, der bei längere Zeit fortgesetzter, hoher Muskelarbeit zu Herz-
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ermüdung führen kann und so den Ausbruch des Hitzschlages Vorbereitet.
Die Kriterien des lokomotorischen Hitzschlages sind anomale Steigerung
der Eigenwärme bei gleichzeitig herabgesetzter Herzthätigkeit, hervor¬
gerufen durch starke Muskelanstrengungen unter gewissen Bedingungen
der Luft bei hoher Aussentemperatur. Die Herzthätigkeit ist sowohl
primär herabgesetzt durch Ermüdung des Herzmuskels infolge Ueber-
anstrengung desselben behufs Wärmeabfuhr (Zufuhr des Bluts zu Haut
und Lungen) und Ueberwindung des durch die Muskelthätigkeit gesetzten
hohen Blutdrucks, wie sekundär durch Ansteigen der Eigenwärme bis zu
einem gewissen Grade« Kolb hat sphygmographisch nachgewiesen, dass
die quantitativ und qualitativ erhöhte Herzthätigkeit bei starker, einseitiger
Muskelarbeit, wie Laufen, Bergsteigen, schnellem Gehen, sehr bald die
Zeichen der Insuffizienz darbietet. Hat die Eigenwärme eine gewisse Höhe
erreicht, so tritt unter rascher Lähmung der Herzthätigkeit und ober¬
flächlicher Athmung der Anfall schlagartig auf, wobei der Zerfall der
rothen Blutkörperchen und die Einwirkung der hohen Eigenwärme auf
das Nervensystem unzweifelhaft eine grosse Rolle mitspielen.
Betrachten wir vorerst die Einwirkung hoher Aussentemperatur auf
den thierischen Organismus ohne Konkurrenz der Muskelarbeit. Darauf
binzielende Versuche sind von Obernier, Walther, Vallin, Johnson,
Wood, CI. Bernard angestellt worden. Grundlegend sind die Versuche
von CI. Bernard, welcher feststellte, dass Warmblüter stets sterben,
wenn ihre Normaltemperatur um 4 bis 5° C. sich erhöhte, so dass Säugethiere,
deren Eigenwärme zwischen 38 bis 40° C. liegt, zu Grunde gingen, sobald
dieselbe 44 bis 45° C. erreichte. Die Zeit war um so kürzer, je intensiver
die äussere Temperatur und je kleiner das Thier war. Diese Thatsachen
stimmen gut mit den von Obernier gewonnenen Resultaten. Bei allen
diesen Experimenten fiel die Ueberein Stimmung der Erscheinungen
während des Lebens bis zum Tode mit den bei Hitzschlag beobachteten,
als auch die Gleichartigkeit der Leichenbefunde in den wesentlichsten
Punkten auf. War somit der Schluss gerechtfertigt, dass in der
enormen Steigerung der Eigenwärme allein das Wesen des Hitzschlags
und die Ursache des Todes durch denselben zu suchen sei, so blieb doch
die Frage nach der Ursache derselben durch die angeführten Versuche
zunächst ungelöst, denn zwischen letzteren und dem Hitzschlag bestand
doch immerhin ein grosser Unterschied. Die von den Experimentatoren
angewandten und zur tödlichen Wirkung erforderlichen Umgebungs¬
temperaturen waren erheblich höher als die Aussentemperaturen, bei
welchen, wenigstens in unseren Breiten, Hitzschlag erfahrungsgemäss
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vorkommt. Oberniers Versuche sind bei einer Temperatur der Um¬
gebung von 31 bis 45 °C. angestellt, CL Bernard experimentirte sogar
mit Temperaturen von 65 bis 120° C., d. h. mit solchen, wie sie selbst
in den heissesten Gegenden nicht Vorkommen. Die bei niedrigerer
Temperatur angestellten Versuche von Litten zeigten dagegen, dass
Thiere in einem Wärmekasten, dessen Temperatur zwischen 36 und 37° C.
schwankte, längere Zeit am Leben blieben, und dass man sie in grossen
und sehr gut gelüfteten Apparaten tagelang sogar bei einer Luft¬
temperatur von 39 bis 40° C. erhalten kann. Nach den Versuchen von
Rosenthal stieg die Eigenwärme von Kaninchen in einem Wärmekasten,
der auf 32 bis 36 ° C. geheizt war, schnell auf 41 bis 42° C. und blieb
tagelang auf dieser Höhe konstant, die Thiere aber verloren bedeutend
an Gewicht, ln Kasten mit 36 bis 40 ° C. Temperatur stieg die Eigen¬
wärme auf 44 bis 45° C. und es trat sehr schnell der Tod ein. Wenn
wir hiergegen die Erfahrung halten, dass die Temperaturen, bei welchen
das Auftreten von Hitzschlag bei uns beobachtet wird, zwischen 22,5°
und 23 ° G. schwanken, so ist der Schluss zu machen, dass die hohe
Lufttemperatur allein nicht die Ursache des Hitzschlags in unserer Breife
sein kann. Die Thatsache an sich, dass die genannten Temperaturen
immer noch 10 bis 15 ° C. unter der Bluttemperatur liegen, rechtfertigt
jedoch diesen Schluss noch nicht ohne Weiteres, da man immerhin an¬
nehmen kann, dass die Bedingungen für die Wärmeabgabe so ungünstig
geworden seien, dass dadurch eine Steigerung der Eigenwärme folgen
musste, auch nicht aus Versuchen an Thieren ein direkter Schluss auf
den Menschen gemacht werden darf. Wir wissen aber, dass in der
heissen Zone Menschen bei viel höheren Temperaturen leben, auch
zeigen die Versuche von Blagden, Fordyce, Delaroche und Berger,
dass der Mensch kurze Zeit sogar in Temperaturen bis zu 127 ° C. ohne
Schaden zubringen kann. Es ist ferner bekannt, dass in manchen Ge¬
werbebetrieben die Arbeiter oft dauernd in einer sehr beträchtlich hohen
Temperatur zubringen müssen, wie in Glasfabriken, Giessereien, Maschinen¬
räumen, und trotzdem mehr oder weniger ausgesprochene Fälle von
lokomotorischem Hitzschlag oder Wärmeschlag nur sehr selten Vorkommen.
In den Versuchen von Litten und Rosenthal sehen wir bei einer Um¬
gebungstemperatur bis 36° C. die Körpertemperatur der Versuchsthiere
nur einige Grad steigen und dann konstant sich auf dieser neuen Tem¬
peraturhöhe erhalten. Dagegen ist die Eigenwärme des Menschen am
Aequator nach neueren Untersuchungen, entgegen den älteren Angaben
von Davy, um nichts verschieden von der in der gemässigten und
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kalten Zone. Hieraus geht hervor ? dass der menschliche und thierische
Körper die Fähigkeit hat, bis zu einem gewissen Grade unabhängig von
der umgebenden Luft seine Eigenwärme konstant auf einer nicht gefahr¬
drohenden Höhe zu erhalten. So viel ist sicher, dass in unseren Breiten
erhebliche Steigerung der Körperwärme höchstens in überhitzter mit
Wasserdampf gesättigter Luft vorkommt, und dass der Mensch ohne
körperliche Anstrengungen der grössten Hitze sich aussetzen kann, ohne
dass seine Eigenwärme zu einer gefahrdrohenden Höhe ansteigt, wie dies
in den Tropen unter gewissen Bedingungen allerdings der Fall ist.
Wunderlich sagt: Entsprechend der durch J. R. Mayer begründeten
Lehre (Gesetz der Erhaltung der Kraft) ist anzunehmen, dass in der Ruhe
die chemischen Spannkräfte, welche durch die Verbindung der oxydir-
baren Substanz mit 0 zur Auslösung kommen, vollständig in Wärme
umgewandelt werden, während bei der Arbeit ein Theil dieser Kraftsumjne
mittels der Einrichtung der Muskeln in mechanische Arbeit umgesetzt
wird. Hiernach müsste in der Ruhe die Wärmeproduktion höher sein,
wozu noch kommt, dass auch die Abkühlung durch Respiration und
Transpiration in der Ruhe geringer ist. Neuere Versuche, auf welche
wir noch zurückkommen, haben dies jedoch nicht bestätigt, was sich
dadurch erklärt, dass die Oxydationsvorgänge im thierischen Organismus
in der Ruhe bedeutend herabgesetzt sind, und so bei hoher Luftwärme
ein Ansteigen der Eigenwärme vermieden wird. Die beim Hitzschlage
in unseren Breiten gefundene enorme Steigerung der Eigenwärme muss
nach dem Gesagten, wenn wir von den in überhitzen, mit Wasserdampf
gesättigten Räumen so selten vorkommenden Fällen von reinem Wärme¬
schlag absehen, auf eine andere Ursache wie die Höhe der Lufttemperatur
zurückgeführt werden, oder besser gesagt, es müssen zu dieser noch
andere Momente hinzutreten, und diese sind in erster Linie bedeutende
Muskelarbeit, welche durch die damit verbundene hohe Wärmeproduktion
und den hohen Blutdruck das Herz zu äusserster Thätigkeit anspornt und
hierdurch je nach der Disposition zu mehr oder weniger ausgeprägter
Herzermüdung führt. Wir können hier aber gleich bemerken, dass in
unseren Breiten die Wärmeregulationseinrichtung des Körpers wohl stets
ausreicht, selbst bei starken körperlichen Anstrengungen, wenn nicht eine
sehr ausgesprochene Disposition zu Herzermüdung vorhanden ist und der
Wärmeabfuhr an der Peripherie des Körpers künstliche Hindernisse
entgegenstehen und im Kampfe mit denselben der Herzmuskel erlahmt.
Ehe wir auf die Wärmeregulationseinrichtungen des thierischen Orga¬
nismus näher eingeben, ist es am Platze, einen Blick auf den Wärmeschlag
(Jacubasch) zu werfen.
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Man beobachtet in den Tropen häufig ein gefährliches Ansteigen der
Eigenwärme bei Menschen, welche vollkommen unthätig sind und bei
welchen die Warmeabfubr in keiner Weise, etwa durch dicke eng anliegende
Kleidung behindert war, und welche sich selbst der Sonne nicht aus¬
setzten, z. B. bei Menschen in Zelten. Es röhrt dies von einer starken
Sättigung der heissen Luft mit Feuchtigkeit her, wodurch der Hauptfaktor
der Wärmeelimination, die Abdunstung, in hohem Grade behindert ist.
Pas Auftreten des Wärmeschlags fällt fast ausschliesslich in die Zeit der
Regenperiode. Bei der dann mit Feuchtigkeit gesättigten heissen Luft,
deren Temperatur die des Körpers erreicht oder gar um ein Beträcht¬
liches übersteigt, ist die Wärmeabgabe durch Leitung und Strahlung auf¬
gehoben, der Körper ist allein auf die Wärmeverdunstung angewiesen,
welche aber auch insuffizient wird, sobald sich mit annähernder Sättigung
der Luft durch Feuchtigkeit absolute Windstille verbindet. Es kommt
dann zu einer Steigerung der Eigenwärme, welche, bei einer bestimmten
Höhe angelangt, die vitalen Funktionen, namentlich des Herzens, rasch
in hohem Grade herabsetzt oder plötzlich vernichtet, so dass der Befallene
in letzterem Falle todt zusammenbricht und zwar, wenn er versucht, sich
zu bewegen, z. B. aufzustehen. Es scheint, dass die Herzthätigkeit gerade
noch genügte, das Leben zu erhalten, aber bei den an sie gestellten
Forderungen, bei körperlichen Anstrengungen, den Dienst versagte.
Ganz den gleichen Vorgang finden wir in überhitzten und mit Wasser¬
dampf erfüllten Arbeitsräumen, namentlich aber in den Maschinenräumen
der Dampfschiffe, in welchen die Temperatur bisweilen 70 ° C. erreicht.
Wenn doch selten der Wärmeschlag auf Dampfschiffen beobachtet wird,
so liegt das in der dort stets vorhandenen, durch die Schnelligkeit des
Fahrzeuges hervorgebrachten Ventilation, auch trinken die Heizer und
Maschinisten behufs Ersatzes des durch den reichlichen Schweissverlust
abgesonderten Wassers viel Thee und Haferschleim.
Es ist leicht durch Messung nachzuweisen, dass die Eigenwärme
durch starke körperliche Anstrengungen steigt. In dem von Obernier
angeführten Fall eines Schnellläufers stieg die Eigenwärme bei einer Luft¬
wärme von 16,2 ° C., nachdem derselbe eine Strecke von 2 Stunden
20 Minuten in einer Stunde zurückgelegt hatte, auf 39,6 °C. in ano.
Jürgen sen fand bei fünfstündiger Arbeit (Holzsägen) eine Steigerung
der Körperwärme um 1,2 °C. Becquerel und Brechet fanden mit
thermöelektrischen Nadeln, dass die Temperatur im Muskelgewebe im
Arm bei anstrengender Thätigkeit um einen ganzen und mehrere Zehntel
Grad nach wenigen Minuten gestiegen war. Auf Märschen kommt selbst^
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verständlich ein Kraftaufwand, wie bei der Leistung des Schnellläufers
nie vor, und würde bei einer Geschwindigkeit von selbst 120 Schritten
in der Minute dieselbe Wegstrecke ohne Pause zurückgelßgt worden sein,
ohne dass nur bei einem einzigen Manne die Eigenwärme um mehr als
1 ° C. sich erhöht hätte. Aus den angeführten Versuchen geht hervor,
dass bei bedeutender mechanischer Arbeit in kurzer Zeit, bei mittlerer
Luftwärme, namhafte Erhöhung der Eigenwärme eintritt, bei Anstrengungen,
wie sie auf Märschen von Soldaten jedoch niemals geleistet werden. —
Sehen wir uns die Wärmeregulationseinrichtungen des Körpers näher an,
so werden wir finden, dass dieselben einige Grade der Erhöhung der
Eigenwärme, durch körperliche Anstrengungen hervorgerufen, selbst bei
hoher Aussenwärme, unter den Luftbedingungen, wie sie in unseren
Breiten Vorkommen, leicht eliminiren können, d. h. wenn die Herzthätig-
keit nicht versagt oder unter vergeblicher Arbeit ermüdet, wenn der
Körper Wasser genug besitzt, um eine wirksame Wärmeabdunstung zu
ermöglichen, und letztere nicht durch eine dicke, anliegende und beengende
Kleidung behindert wird.
Die thierische Wärme wird zum grössten Theil durch den Ver¬
brennungsprozess, zum kleinsten Theile durch die bei der mechanischen
Arbeit auftretende Reibung erzeugt. Die Bestimmungen der Wärmemenge,
welche der menschliche Körper in der Zeiteinheit oder in 24 Stunden
hervorbringt, hat man theils durch theoretische Berechnung aus der Menge
der oxydirten Stoffe und aus der bekannten Verbrennungswärme derselben,
theils durch direkte kalorimetrische Messungen versucht. Die Resultate
der verschiedenen Methoden weichen aber noch immer ziemlich beträcht¬
lich voneinander ab. Helmholtz berechnete die stündliche Wärme¬
produktion eines 82 kg schweren Mannes auf 113,1 Kalorien (unter Kalorie
ist hier stets die grosse oder Kilogrammkalorie verstanden, d. h. die
Wärmemenge, welche erforderlich ist, 1 kg Wasser von 0 ° auf 1 ° C. zu
erwärmen. Dieselbe entspricht 1000 kleinen oder Grammkalorien) und
die 24 ständige auf 2700 Kalorien. Nach Vogel beträgt die stündliche
Wärmeproduktion für einen 70 kg schweren Mann 100 Kalorien, nach
Hirn 144 bis 170 Kalorien in der Ruhe. Die Wärmeproduktion ist bei
verschiedenen Menschen verschieden, je nach dem Gewicht und besonders
der Muskelmasse, insofern diese die wichtigste Wärmequelle abgiebt. Ein
grosser muskelstarker Mensch erzeugt unter gleichen Verhältnissen mehr
Wärme als ein kleiner muskelschwacher. Aber auch bei einzelnen gleich
grossen und muskelstarken Menschen unterliegt die Wärmeproduktion
grossen Schwankungen. Sie ist herabgesetzt in der Ruhe und besonders
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während des Schlafes, und wird gesteigert durch Nahrungsaufnahme und
Arbeit. In den Fallen, in welchen man bei ruhigem Sitzen in der Sonne
bei hoher Luftwärme eine Steigerung der Eigenwärme beobachtete, welche
bei mässiger Bewegung zurückging, ist dies durch die direkte Einwirkung
der Sonnenstrahlen auf das Gehirn zu erklären. Die von einem erwach¬
senen Menschen erzeugte Wärme würde genügen, die Eigenwärme desselben
in jeder halben Stunde um 1°C. zu steigern, in zwei Stunden also von
37 ° C. auf 41 °C. zu erhöhen. Da die Eigenwärme unter normalen Ver¬
hältnissen nur ganz geringfügige Schwankungen zeigt, so erkennen wir
hieraus, dass die Fähigkeit des .Körpers, diese Konstanz zu bewahren,
sich nicht nur gegenüber den Schwankungen der Aussentemperatur,
sondern auch derjenigen der Produktion bewährt. Da der Körper in der
Regel sich in einer Umgebungstemperatur befindet, welche unter seiner
Eigenwärme ist, so muss er nach physikalischen Gesetzen Wärme durch
Leitung und Strahlung abgeben. Hierzu kommt noch die an seiner Ober¬
fläche fortwährend durch Wasserabdunstung gebundene Wärme sowie
die durch Erwärmung der Ingesta und der Athemlufb verbrauchte. Von
dieser ganzen Abgabe kamen nach der Berechnung von Helmholtz auf
Erwärmung der Ingesta und der Athemluft, sowie Sättigung der letzteren
mit Wasserdampf, 22,5 %, der Rest 77,5 % wird durch Leitung,
Strahlung und Verdunstung von der Hautoberfläche abgegeben. Nach
Rosenthal macht die von der Haut abgegebene Wärmemenge 85%
der gesammten Wärmeabgabe aus, nach Vierordt sogar 87,5 %. Jeden¬
falls geht hieraus hervor, dass der Haut die wichtigste Rolle für die
Wärmeregulation des Körpers zukommt. Durch Strahlung allein fliessen
gewöhnlich 50% der ganzen Wärmemenge ab. (Pettenkofer.) Die
Wärmestrahlung ist proportional der Differenz der Hauttemperatur mit
der der umgebenden Gegenstände. Die Beschaffenheit der Luft ist ohne
Einfluss auf dieselbe. Anders liegen die Verhältnisse bei der Leitung.
Dieselbe ist zwar auch porportional der Temperaturdifferenz der Haut
und des umgebenden Mediums, ausserdem aber wesentlich abhängig von
der Luftbewegung. Da die Luft ein sehr schlechter Wärmeleiter ist, so
wird erst durch die Bewegung derselben, welche die an der Oberfläche
erwärmten Luftschichten immer wieder durch kühlere ersetzt, eine erheb¬
liche Abkühlung durch Leitung herbeigeführt. Von Einfluss für die Leitung
ist auch noch der Gehalt der Luft an Wasserdampf, indem ihre Wärme¬
leitungsfähigkeit mit ihrem Feuchtigkeitsgehalt zunimmt. Mit der Zu¬
nahme der Temperatur der Luft und der umgebenden Gegenstände muss
die Wärmeabgabe durch Leitung und Strahlung sinken und schliesslich,
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wenn die Aussentemperatur die Temperatur der Haut erreicht, gleich
Null werden. Dieser Fall kommt in der heissen Zone häufig vor, in
unseren Breiten dagegen sehr selten. Hier tritt dann ergänzend der
dritte Faktor ein, die Verdunstung, welche im Stande ist, die Wirkung
der beiden anderen Faktoren vollkommen zu ersetzen. Unter gewöhn¬
lichen Verhältnissen werden durch Verdünstung von der Haut nach
Vierofdt in 24 Stunden 660 Gramm Wasser ausgeschieden. Da 1 Gramm*
Wasser zu seiner Verdunstung 0,58 Kalorien erfordert, so werden dem
Körper dadurch rund 364 Kalorien entzogen. Die Verdunstung steigt
mit der Zunahme der Temperatur und Bewegung der Aussenluft und
steht in umgekehrtem Verhältniss zu der relativen Feuchtigkeit der
Atmosphäre und dem Luftdrucke. Die regulatorische Thätigkeit der Haut
besteht nun darin, dass sowohl unter dem wechselnden Einfluss der
äusseren Temperatur, als auch unter gewissen inneren Bedingungen die
Wänneabfuhr apf allen drei Wegen beeinflusst wird. Das Mittel hierzu
bilden die Hautgefässe. Die Temperatur der Haut stammt, abgesehen
von der geringen Wärmeproduktion in ihr selbst, nur zum kleineren Theile
von der aus den tiefen Schichten ihr zugeleiteten Wärme her, zum bei
Weitem grösseren Theile wird sie ihr durch das Blut zugefuhrt Die
Menge der auf diese Weise ihr zufliessenden Wärme hängt nun wesent¬
lich von der Menge des in der Zeiteinheit durchströmenden Blutes ab.
Mit der Zunahme der Hauttemperatur aber wachsen zunächst die Be¬
dingungen für Leitung und Strahlung, welche, wie wir sahen, mit der
Differenz der Hauttemperatur und der Temperatur der umgebenden
Medien in direktem proportionalen Verhältnisse stehen. Bei erhöhter
Aussentemperatur werden die Hautgefässe erweitert, der Zufluss des Blutes
und damit von Wärme zur Haut wird erhöht, mit Abnahme derselben
tritt eine Verengerung der Hautgefässe und damit eine Herabsetzung der
Hauttemperatur ein. Dem gleichen Einfluss ist auch die Verdunstung an
der Hautoberfläche unterworfen. Eris mann hat gezeigt, dass auch die
insensible Perspiration zum bei Weitem grössten Theile den Schweiss-
drusen entstammt. Bei Zunahme der Aussentemperatur erweitern sich
die die Schweissdrüsen umgebenden kleinen Gefässe, die Sekretion steigert
sich, und hierdurch wird die Wasserabgabe und die durch die Verdunstung
gebundene Wärme vermehrt. Die insensible Verdunstung kann nach
demselben Autor in 24 Stunden bis über 3000 Gramm betragen. Dies
würde schon einer Wärmeabgabe von 1780 Kalorien entsprechen, also
fast */a der gesammten unter gewöhnlichen Verhältnissen vom Körper
gebildeten Wärmemenge. Dieselbe wird aber noch wesentlich grösser,
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sobald unter dem Einflüsse zunehmender Temperatur die Sekretion sich
so steigert, dass sie als sichtbare Flüssigkeit auf der Haut zu Tage tritt.
Sie kann auf diese Weise das Zwei- bis Dreifache erreichen und ist im
Stande, allein die gesammte Ausfuhr zu decken.
Pettenkofer und Voit fanden bei Versuchen in dem grossen
Respirationskasten, dass nach sechsstündiger anstrengender Arbeit eher eine
Erniedrigung der Körpertemperatur eingetreten war. Da nun bei der
Muskelkontraktion nur etwa >/« bis V* der durch die chemischen Um¬
setzungen frei werdenden Kräfte in mechanische Arbeit umgewandelt
wird (Vierordt), der Rest zur Bildung von Wärme aufgeht, so muss
bei der sechsstündigen Arbeit eine sehr beträchtliche Mehrproduktion von
Wärme stattgefunden haben. Berechnen wir nach Vierordt die bei
diesem Versuche geleistete Arbeit auf 150000 Kilogrammmeter (derselbe
berechnet den täglichen Nutzeffekt des mittleren Arbeiters bei achtstündiger
Arbeitsdauer zu 201000 Kilogrammmeter), so würden, das mechanische
Aequivalent für eine Kalorie = 424 Kilogrammmeter angenommen, in
dieser Zeit 2122 Kalorien Wärme mehr erzeugt worden sein als in der
Ruhe, oder, auf die Stunde berechnet, 353. Nimmt man, wie es gewöhn¬
lich geschieht, die geleistete Arbeit zu V» der bei derselben frei werdenden
Spannkräfte an, so werden in der Stunde immer noch 230 Kalorien
Wärme mehr produzirt worden sein. Nehmen wir nach Helm holtz die
stündliche Wärmeproduktion in der Ruhe zu 144 Kalorien an, so sind
hier, da der Mann nach dem Versuche keine Steigerung seiner Eigen-
wärme zeigte, 350 Kalorien in der Stunde ausgegeben worden. Wir
sehen hieraus, dass die Regulationsvorrichtungen des menschlichen Körpers
recht erhebliche Unterschiede in der Produktion auszugleichen vermögen.
Die Versuche waren aber immer unter verhältnissmässig günstigen
äusseren Bedingungen bezüglich der Temperatur, Feuchtigkeit etc. an¬
gestellt. Die oben erwähnten Thierexperimente, namentlich aber die
Versuche von Berger, de la Roche, Blagden und Fordyce, hatten
nämlich gezeigt, dass nicht nur die Temperatur, sondern auch der Feuch¬
tigkeitsgehalt der Luft von grossem Einfluss auf das Verhalten der
Körperwärme der in ihr sich befindenden Individuen ist, was aber schon
längst bei dem Gebrauche der russischen und römisch-irischen Bäder
bekannt war. Schuster in Aachen (Deutsche Klinik, 1864, No. 22) hat
an sich selbst im warmen Bade. 41,40 ° C. Eigenwärme erzielt, ohne
nachtheilige Folgen. Erst bei 42 ° C. trat im warmen Bade (40 ° C.) in
einem von mir beobachteten Falle Besinnungslosigkeit ein ohne weitere
nachtheilige Folgen, wodurch wiederum der Beweis erbracht ist, dass
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die hohe Eigenwärme an sich nicht die alleinige Ursache des lokomoto-
rischen Hitzschlags sein kann, allerdings zum Wärmeschlag, wenn
lange andauernd, fuhren wird.
Die Eigenwärme steigt somit bei künstlicher Verhinderung der Wärme¬
abfuhr ganz bedeutend. — Bei trockener Luft wird ein viel höherer
Temperaturgrad ertragen, aber auch bei gleicher Temperatur eine trockene
Luft viel länger als eine mit Feuchtigkeit gesättigte. Die Verdunstung
steht dann im umgekehrten Verhältnisse zum relativen Feuchtigkeits¬
gehalte der Luft Bei vollständiger Sättigung der Luft mit Feuchtigkeit
hört die Wirkung dieses mächtigen Abkühlungsmittels des Körpers über¬
haupt auf, wie dies eben im warmen Bade, dessen Temperatur der
Eigenwärme gleichkommt oder sie übersteigt, der Fall ist. Eine Be¬
rechnung von Hill er weist nun nach, dass sogar unter viel ungünstigeren
Umständen, als in dem Versuche von Pettenkofer und Voit vorhanden
waren, noch grössere Wärmemengen vom Körper abgegeben werden
können. Hi 11 er berechnet die gesammte Einnahme von Wärme während
eines einstündigen Marsches im Sommer zur Mittagszeit in voller kriegs-
mässiger Ausrüstung auf rund 385 Kalorien. Um diese fortzuschaffen,
würde bei 25 ° C. und 100 % relativer Feuchtigkeit nur eine Geschwindig¬
keit der Luft von 0,31 m gehören, d. h. eine Luftbewegung, welche von
unserer Haut überhaupt nicht als solche wahrgenommen wird. Eine
noch viel geringere Luftgeschwindigkeit würde ausreichen, um bei 30 ° C.
äusserer Temperatur, 70 % relativer Luftfeuchtigkeit, bei nur 1 qm be¬
strichener schwitzender Hautoberfläche die gleiche Wärmemenge dem
Körper zu entziehen.
Aus diesen Berechnungen ergiebt sich der mächtige Einfluss der
Luftbewegung auf die Abkühlung des Körpers. Dieselben legen aber
meteorologische Verhältnisse zu Grunde, welche bei uns nie Vorkommen.
Die Luftbewegung bei uns im Freien ist fast stets grösser als die hier
zur Abkühlung als erforderlich angenommene. Gewöhnlich haben wir auch
an sogenannten windstillen Tagen eine Bewegung der Luft von 2 bis 3 m
in der Sekunde. Ebenso kommt eine vollständige Sättigung der Luft
mit Feuchtigkeit bei uns fast nie vor, ein relativer Feuchtigkeitsgehalt
von 85% ißt im Sommer schon sehr hoch und wird nur selten über¬
schritten. Bei einer Luftgeschwindigkeit von 1 m, also einer solchen, wie
sie eben erst für unser Gefühl wahrnehmbar ist, würden in einer Stunde
bei nur 1 qm bestrichener Hautoberfläche 3600 cm Luft über den Körper
hinstreichen, welche selbst bei einer relativen Feuchtigkeit von 65 % aus¬
reichend wären, viel grössere Wärmemengen aufzunehmen. Nun bewegt
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sieh aber der Infanterist auf dem Marsche schon selbst mit einer grösseren
Geschwindigkeit fort. Das deutsche Exerzir-Reglement bestimmt die
Schrittgrösse zu 0,8 m, die Geschwindigkeit zu 112 Schritten in der Minute.
Dies entspricht einer Geschwindigkeit von 89,6 m in einer Minute oder
rund 1,5 m in einer Sekunde. Es könnte also sogar absolute Windstille
herrschen, und doch würde selbst unter den angenommenen ungünstigen
Verhältnissen bezüglich Temperatur und relativer Feuchtigkeit der Körper
sich mit Leichtigkeit der während der Marsches gebildeten Wärmemenge
entledigen können. Wir müssen hieraus den Schluss ziehen, dass,
wenigstens in unserer Breiten, auch unter den denkbar ungünstigsten
Bedingungen, die meteorologischen Verhältnisse allein, auch bei angestrengter
Muskelthätigkeit und dadurch erheblich gesteigerter Wärmeproduktion,
Wärmestauungen im Körper nicht veranlassen.
Diese Berechnungen scheinen mit den sonstigen Erfahrungen nicht
in Einklang zu stehen. Ich habe bei anstrengenden Märschen, selbst bei
Lufttemperaturen von 15 bis 20° C. Steigerung der Eigenwärme um
0,5 bis 1,0 ° C. beobachtet. Jürgensen sah nach fünfstündiger anstren¬
gender Arbeit eine Steigerung der Eigenwärme um 1,2 ° C. eintreten.
Obernier fand nach einem halbstündigen Marsche bei einer Aussen-
temperatur von 9,0 bis 11,2° (also einer Temperatur, bei welcher nie
Hitzschlag beobachtet wird), bei einer Luft, die er als windig und feucht
bezeichnet, eine Steigerung der Eigenwärme um 0,4-bis 0,5 ° C. Nach
einem Geschwindmarsch von einer Stunde 38 Minuten im Sonnenschein
bei 17 0 C. und etwas Wind beobachtete er sogar eine Steigerung der
Eigenwärme um 1,2 ° C. Bei einem Schnellläufer nach einstündigem
Laufen bei windiger und regnerischer Luft von 16,2 0 C. fand er eine
Temperatur von 39,6 ° C. in ano. Ebenso fanden Liebermeister und
Hoffmann an sich selbst beim Bergsteigen Temperaturerhöhung um
0,85 bis 1,45 ° C. Diese Versuche, bei welchen die Versuchspersonen
bekleidet waren (bei Pettenkofer und Voits angegebenem Versuche in
dem grossen Respirationskasten war dies natürlich nicht der Fall), stehen
vollkommen in Einklang mit den von Hiller an marschirenden Soldaten
gemachten Beobachtungen. Letztere sind von besonderem Werthe dadurch,
dass bei allen genau die meteorologischen Verhältnisse, Temperatur,
Feuchtigkeit, Bewegung der Luft, Sonnenschein, Bewölkung, Barometer¬
stand verzeichnet sind. Wir lassen den Luftdruck weiterhin unberück¬
sichtigt, weil ein Einfluss desselben auf die Wärmeregulationseinrichtungen
des Körpers, mit Ausnahme des geringen Einflusses auf die Verdunstung,
nicht nachgewiesen ist. Hiller fand bei seinen Versuchen ausnahmslos,
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selbst bei niedriger Lufttemperatur, nach dreiviertel- bis zweistündigem
Marsche eine Temperatursteigerung von einigen Zehnteln bis zu 2,5 ° C.,
ja in einem Falle bei 22 ° R., 31 % relativer Feuchtigkeit und einem
Winde von 4 bis 7 m, also bei meteorologischen Verhältnissen, wie sie
keinesfalls besonders disponirend für Hitzschlag sind, eine Steigerung
von 3,1 0 C. Nach einem einstündigen Marsche bei 9,5 ° R., schwachem
Nordwestwinde, relativer Feuchtigkeit von 82% und trübem, nebeligem
Wetter betrug die Eigenwärme in ano bei drei Leuten 38,8 bis 39,1 0 C.
In zahlreichen von mir beobachteten Fällen dieser Art war die Herz-
thätigkeit stets qualitativ - und quantitativ erhöht, ebenso die Respirations-
tbätigkeit, und wurden Körpertemperaturen bis zu 40,0 ° C. bei genügendem
Wassergenuss gut vertragen, ohne irgend welche krankhaften Erscheinungen
hervorztfbringen.
Bei Betrachtung des Wärmeregulationsmechanismus sind wir zu dem
Resultate gekommen, dass derselbe in unseren Breiten wohl immer aus¬
reicht, die Eigenwärme auf normaler Höhe zu erhalten; geschieht dies
nicht, so muss eben dieser Mechanismus nicht richtig arbeiten durch
Ausfall oder Hinzutritt eines oder des anderen Faktors. Der Hitzschlag
wird in den Tropen und in der gemässigten Zone beobachtet. Auf
unserer Hemisphäre liegt die nördlichste Grenze seines Vorkommens nach
Jacubasch etwa bei 5%° n. Br. Auffallend ist, dass die Frequenz
in keinem Verhältnis zur Entfernung vom Aequator oder, was dasselbe
ist, zur mittleren Temperatur eines Ortes zu stehen scheint. Falk en¬
stein berichtet, dass er während eines dreijährigen Aufenthalts an der
Loangoküste keinen einzigen Fall von Hitzschlag gesehen habe. Man
könnte nun meinen, dies rühre daher, dass die Menschen in den Tropen
sich der Gefahr nicht so aussetzen, indem Jeder vermeidet, während der
heissen Tageszeit überhaupt ins Freie zu gehen. Dies ist aber nach
zahlreichen Zeugnissen nicht der Fall. So arbeiten die Goldgräber auf
den südafrikanischen Goldfeldern auch während der grössten, Hitze, und
die einzigen hierbei beobachteten Krankheitserscheinungen sind profuse
Diarrhöen. General Douglas sagt, dass in den Jahren 1840, 1854 und
1855 auf Bourbon, Martinique und Guadeloupe von den Truppen Schanz-
und Wegearbeiten während der heissen Jahreszeit, selbst während der
heissesten Tageszeit ausgefuhrt wurden und dabei die Gesundheit der
Soldaten bei Weitem besser gewesen sei als sonst
Von einem schädlichem Einflüsse der Hitze, insbesondere von Hitz¬
schlag, wird nichts erwähnt Dagegen ist es bemerkenswerth, dass die
aus den heissen Klimaten bekannten Fälle von Hitzschlag zwar nicht
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ausschliesslich, aber überwiegend Europäer betreffen. Hiernach konnte
man zu der Meinung kommen, dass die weisse Rasse für Hitzschlag be¬
sonders disponire. Wenn man nun die Berichte aus den verschiedenen
europäischen Ländern vergleicht, so ergiebt sich die Thatsache, dass es
fast ausschliesslich eine Berufsart ist, welche das Hauptkontingent für
den Hitzschlag stellt, nicht allein in unseren Breiten, sondern nach den
von Jacubasch gesammelten Fällen auch in den heissen Klimaten,
nämlich der Fusssoldat. Die vereinzelten anderen Fälle beweisen nur,
dass unter besonderen Umständen auch andere Berufsarten ergriffen werden
können. Nach diesen Erfahrungen sind wir genöthigt, anzunehmen, dass
in den Verhältnissen des militärischen Dienstes ein besonderes Moment
für die Entstehung des lokomotorischen Hitzschlags gegeben ist Ganz
dasselbe können wir aber auch von den vergleichweise so häüfig vor¬
kommenden Fällen von Herzdehnung ohne Klappenfehler behaupten, von
einer Krankheitserscheinung, deren genauere Kenntniss und Diagnose wir
erst der neueren Zeit verdanken. Herzdehnung wird allerdings nur in
einzeln vorkommenden Fällen beobachtet, während der Hitzschlag unter
Umständen massenhaft auftritt; beide Krankheitserscheinungen sind aber
nahe miteinander verwandt, sie sind beide Folgen anstrengender Märsche
bei gewissen Bedingungen der Aussenwelt, und bei beiden spielt die
Herzermüdung eine hervorragende Rolle. Auffallend ist es, dass bei einer
marschirenden Truppe immer doch nur eine relativ kleine Zahl derselben
bei den gegebenen hierzu führenden Verhältnissen von Hitzschlag befallen
wird, während doch sämmtliche Soldaten genau unter denselben Ver¬
hältnissen marschiren, was ja auch bei den Fällen von Herzdehnung
zutrifft. Es müssen also disponirende Momente bei einzelnen Leuten
vorhanden sein, wie ungenügende Trainirung oder das in der Sportswelt
bekannte und gefürchtete Uebertrainirtsein, welchem Krankheitszustand,
dessen Hauptmerkmale in Nervosität, Abnahme des Körpergewichts und
niedrigem Blutdruck (Herzschwäche) bestehen, bis jetzt nur zu wenig Auf¬
merksamkeit zugewendet worden ist. Ist die Muskelarbeit eine sehr
bedeutende und lange Zeit andauernde, so kann sie für sich allein schon
bei vorhandener Disposition, selbst wenn der Wärmeabfuhr kein Hinderniss
im Wege steht, durch den hierbei zu überwältigenden hohen Blutdruck,
zu Herzermüdung und Herzdehnung führen, wie zahlreiche Beispiele
beweisen. Die Arbeit des Herzens muss mit den Hindernissen aber zu¬
nehmen, welche der Wärmeabfuhr sich entgegensetzen. Nach den Ein¬
richtungen der Wärmeregulation zu urtheilen, sind solche Hindernisse in
unseren Breiten nicht in der Luftbeschaffenheit zu suchen, sie liegen
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— 303 —
anderswo; denn diese Einrichtungen selbst sind stets genügend, auch bei
der höchsten Muskelthätigkeit eine verderbliche Wärmestauung im Körper
zu verhindern. Vor allen Dingen kommt als Hinderniss der Wärmeabfuhr
ein mangelhafter Wassergehalt des Blutes in Betracht. Schon lange Zeit
ist man von der irrigen Ansicht abgekommen, man dürfe auf Märschen
in der Hitze kein Wasser trinken. Der Uebergenuss desselben hat jedoch
auch seine grossen Schattenseiten, da Ueberfüllung des Gefässsystems zu
Ueberlastung der Herzihätigkeit führt. Ein richtiges Maass zu finden,
ist für den einzeln Marschirenden ja nicht schwer, ein solcher wird je
nach Bedürfniss kleinere Quantitäten Wasser zu sich nehmen, auch zeit¬
weise nach Belieben eine kurze Rast machen. Anders der Soldat, welcher,
durch unbedingten Gehorsam gezwungen, oft längere Zeit seinen Durst
nicht befriedigen kann. Trotzdem dem Wassergenuss auf Märschen die
grösste Aufmerksamkeit zugewendet wird, so können doch Momente
eintreten, in welchen er ungenügend ist. Das Herz kommt zu
immer erhöhterer Thätigkeit, welche von Einzelnen nicht mehr geleistet
werden kann; die Schweisssekretion ist vermindert, die Haut trocken,
brennend heiss, die Zunge klebt am Gaumen, es treten die Vorboten des
eigentlichen Hitzschlags: Schwindel, Sausen im Kopfe, fliegender Athem
ein, die Eigenwärme steigt mehr und mehr, und plötzlich fällt der Be¬
troffene wie vom Schlage gerührt mit flatterndem, kaum fühlbarem Pulse
zusammen. Der Mangel des Wassers im Blute ist aber in neuerer Zeit
wohl selten die Ursache des Hitzschlags, denn gerade auf genügenden
Wassergenuss wird ja in den Armeen ein Hauptaugenmerk gerichtet.
Man hat den Hitzschlag aber oft genug bei reichlichem Wassergenuss
beobachtet, ohne dass die Schweissabsonderung im Geringsten noth-
gelitten hätte, und muss daraus schliessen, dass die Wärmestauung
durch noch ein weiteres Hinderniss der Wärmeregulationseinrichtung
bedingt ist. Dieses Hinderniss ist eine dicke, eng anschliessende beengende
Kleidung. Die Erfahrungen an den Eingeborenen der heissen Zone zeigen,
dass der Körper die Schwankungen der Luftwärme, wie sie dort Vor¬
kommen, ohne willkürliche Regulationsmittel zu überwinden vermag, doch
bezieht sich dies fast nur auf die Gegenden mit einer mittleren Jahres¬
temperatur bis zu 25 ° C. Unterhalb dieser Grenze finden wir bereits
eine wenn auch nur mangelhafte und zeitweilige Bekleidung, und je
weiter wir uns von dem Aequator entfernen, desto mannigfacher und
dichter wird die Umhüllung des Körpers. Wir schliessen hieraus, dass
der Körper mit Hülfe seiner unwillkürlichen Wärmeregulationseinrichtungen
nicht im Stande ist, seine Eigenwärme dauernd auf dem nörmalen Stand-
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punkte zu erhalten, sobald die Aussentemperatur bis zu einem gewissen
Grade gesunken ist Die Grenze liegt etwa bei 25 ° C., unbewegte Luft
und mittleren Feuchtigkeitsgehalt derselben vorausgesezt Eine solche
Temperatur würde, wenn der Körper ihr längere Zeit ausgesetzt wäre*
die Eigenwärme desselben bereits herabsetzen. Mit zunehmender Luft¬
bewegung wurde die Grenze noch viel höher gesetzt werden müssen»
Aus dieser Thatsache schon geht die NothWendigkeit eines weiteren
Schutzes hervor, und sie allein begründet schob die hohe, hygienische
Bedeutung der Kleidung. Wir werden sehen, dass diese Bedeutung noch
eine viel umfassendere ist, — Es fragt sich vor Allem, in welcher Weise
die Kleidung die Wärmeabgabe des Körpers durch Strahlung, Leitung
und Verdunstung beeinflusst. Die ersten verwerthbaren Versuche über die
für die Hygiene wichtigsten Eigenschaften der Kleidung rühren von
Coülier her. Derselbe fand, dass die Abkühlungsgeschwindigkeit eines
mit warmem Wasser gefüllten Metallzylinders zunahm, wenn er ihn mit
verschiedenen Stoffen umkleidete. Es ging daraus hervor, dass das Aus¬
strahlungsvermögen der Stoffe für Wärme grösser ist als dasjenige einer
glatten Metallfläche. Die Versuche sind von Krieger wiederholt und
bestätigt worden. Krieger fand ferner, dass das Wärmestrahlungs¬
vermögen der verschiedenen Stoffe nur geringe Unterschiede aufweist.
Für Wolle = 100 gesetzt, ist dasselbe für Baumwolle *» 101, Lein¬
wand — 102, Seide 102,5. Hierbei war die Verzögerung, welche die
Wärme beim Durchgänge durch die Stoffe erleidet, ausser Betracht ge¬
lassen. Um diese, oder mit anderen Worten, die Leitungsfähigkeit derselben
zu ermitteln, umgab Krieger seinen Blechzylinder erst mit einfacher, dann
mit doppelter Lage der verschiedensten Stoffe und beobachtete die Zeit*
welche in beiden Fällen für eine gewisse Abkühlung erforderlich war»
Da in beiden Fällen der Verlust durch Strahlung gleich bleibt, so
muss der Unterschied ein Ausdruck für die Verzögerung der Leitung
sein. Auf diese Weise fand er, dass dünnes Seidenzeug die Wärmeabgabe
durch Leitung um 3 % verzögert, Leinwand und Shirting um 5 %,
Flanell um 14%. Die angeführten Zahlen für die Wärmestrahlung der
Stoffe geben uns aber noch keinen Anhalt für die Beurtheilung des Ver¬
haltens der Stoffe als Kleidungsstücke, da sie dem Körper nie so eng
anliegen.
Um auch hierüber Aufschluss zu erhalten, umgab Krieger seinen
Zylinder mit den verschiedenen Stoffen in einem Abstande von 0,5 bis 1 cm,
also etwa wie die Kleider anliegen. Hierbei fand er im Gegensatz zu den
Versuchen mit eng anliegenden Stoffen, nach Abzug des Betrages für die
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Leitung, eine Verzögerung der Wärmeabgabe um 29 bis 33 %. Versuche
in demselben Sinne stellte Hi 11 er an, indem er möglichst die Verhältnisse
der Militärkleidung nachzuahmen bemüht war. Er benutzte eine mit
warmem Wasser gefüllte Flasche und beobachtete die Abkühlungszeit,
welche unter den verschiedenen Bedingungen für gleiche Wärmegrade
erforderlich war. Bei Windstille ergab sich, dass die Flasche von
44 ° bis 36 ° C. abkühlte:
1. nackt bei 17 °C. in 57 Minuten,
2. im Hemd bei 20 ° C. in 85 Minuten,
3. im Hemd und Waffenrock bei 22 ° C. in 172 Minuten.
Es wurde also in letzterem Falle die Wärmeabgabe um mehr als das
Dreifache verzögert. Eine Luftbewegung bis zu 4 m in der Sekunde,
welche auf die Abkühlung der nackten Flasche einen 6ehr erheblichen
Hinfluss hatte, war für die vollständig bekleidete Flasche fast ohne Ein¬
fluss. Um die grosse Verschiedenheit zwischen der Wärmeabgabe bei
eng anliegender und bei lockerer Bekleidung zu verstehen, muss man
sich daran erinnern, dass sich in letzterem Falle zwischen dem Körper
und der Kleidung eine Luftschicht befindet. Diese muss zunächst erwärmt
werden, ehe eine weitere Abgabe an die Kleidung erfolgen kann. Da
die Luft aber ein Behr schlechter Wärmeleiter ist, so folgt hieraus eine
sehr erhebliche Verzögerung der Wärmeabgabe.
Für den Unterschied der Stoffe in ihrer Fähigkeit, die Wärmeabgabe
zu verzögern, hat Pettenkofer gezeigt, dass diese in dem verschiedenen
Luftgehalt, bezw. der verschiedenen Fähigkeit der Stoffe, Luft durch¬
zulassen, begründet ist. Er fand, dass, wenn die Luftmenge, welche in
einer bestimmten Zeit und bei einem bestimmten Drucke durch Flanell
geht = 100 gesetzt wird, unter denselben Bedingungen durch Leinwand 58,
Seidenzeug 40 beträgt. Ueber den Einfluss der Bekleidung auf die Ver¬
dunstung hat Hill er Versuche angestellt und fand, dass bei unbekleideter
schwitzender Oberfläche die Abkühlungsgeschwindigkeit diejenige bei
trockener Oberfläche um etwa das Dreifache übertrifffc. Auf diese Ver¬
hältnisse übt die Bekleidung mit Hemd nur einen geringen, bei Luft¬
bewegung sogar nur einen verschwindenden Einfluss aus, dagegen
verzögerte die vollständige Bekleidung mit Hemd und Waffenrock - die
Abkühlungsgeschwindigkeit bei Windstille um das Dreifache. Gegenüber
einer trockenen Oberfläche war dagegen bei gleicher Bekleidung dieselbe
nur etwa i/ a bis V* geringer. Von merklichem Einfluss ist die Luft¬
bewegung und die Temperatur auf die Abkühlungszeit. Bei einem Winde
von 4 m war die Abkühlungszeit um die Hälfte kleiner als bei Windstille,
Militär in tliclie Zeitschrift 1896. 20
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und bei gleicher Windgeschwindigkeit verhielt sich die Abkühlungszeit
bei 15 ° C. zu deijenigen bei 23 ° C. wie 3 zu 4.
Die Kleidungsstücke unterliegen aber auch bezüglich ihrer Wärme¬
abgabe Veränderungen, durch die Aufnahme von Wasser bedingt Letzteres
ist in denselben nach Coulier als hygrometrisches und zwischengelagertes
enthalten. Die Hygroskopizität der Stoffe ist nach Coulier, Pettenkofer
und Boubnoff sehr verschieden und steht in direktem Verhältnis zu
der relativen Feuchtigkeit der Luft, in umgekehrtem zur Temperatur.
Ein absolut grösserer Gehalt der Luft an Feuchtigkeit bedingt also nicht
auch eine grössere Aufnahme der letzteren durch die Stoffe. Welchen
Einfluss nun das hygroskopisch gebundene Wasser ausübt, ist bis jetzt
noch nicht erforscht, doch scheint die Erfahrung, dass man bei nass¬
kaltem Wetter mehr friert als bei trockenem von gleicher Temperatur,
auf die grössere Wärmeentziehung zurückzufuhren zu sein.
Die Untersuchungen haben gezeigt, dass die Schnelligkeit, mit
welcher die Stoffe Wasser aus der Luft aufnehmen und wieder abgeben,
sehr verschieden ist. Leinwand nimmt zwar nur etwa halb so viel Wasser
auf als Wolle, aber die Aufnahme und die Abgabe erfolgen wesentlich
schneller. Baumwolle nimmt etwa die Mitte ein. In analoger Weise
verhalten sich Stoffe gegenüber der zweiten Art der Wasseraufhahme
(zwischengelagertes Wasser) durch Benetzen. Wolle hält am meisten
Wasser zurück, auf 1000 Gewichtstheile 913, Leinwand 740; aber letztere
saugt das Wasser erheblich schneller auf als Wolle und giebt es eben¬
soviel schneller durch Verdunstung ab. Darauf beruht der kühlende
Einfluss nasser Leinwand auf unseren Körper. Dieselbe entzieht in
kurzer Zeit dem Körper eine grosse Wärmemenge. Nasses Zeug leitet
aber auch die Wärme besser. Durch die Benetzung werden die Poren
der Stoffe verlegt, und diese büssen dadurch an Durchgängigkeit für Luft
ein; Leinwand, Baumwolle und Seide werden hierdurch sehr schnell
luftdicht gemacht, Wolle dagegen fast nie. Wolle unterscheidet sich also
insofern von anderen Bekleidungsstoffen, dass sie, nass geworden, das
Wasser und damit die Wärme weniger rasch durch Verdunstung abgiebt
und dabei noch eine grössere Luftdurchlässigkeit oder Ventilationsfähigkeit
hat. Für unmittelbare Hautbekleidung wären jedoch Baumwolle und Leinen
vorzuziehen aus naheliegenden Gründen, welche aus dem Gesagten von
selbst hervorgehen, was auch Dr. Hartmann in seiner Abhandlung
„Ueber Durchlässigkeit verschiedener Hautbekleidungsstoffe für Wärme“,
XIV. Band des Archivs für Hygiene, näher begründet hat.
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Wir haben seither nur von der Wärmeabgabe der Kleider gesprochen.
Beim Aufenthalt im Sonnenschein ist aber noch ein anderer sehr wichtiger
Punkt zu beachten, die Erwärmung der Kleidungsstoffe selbst durch die
direkten Sonnenstrahlen. Krieger ermittelte für Stoffe yon verschiedener
Qualität, aber weisser Farbe, die Absorptionskoeffizienten für leuchtende
Wärme und fand nach Abzug der verschiedenen Leitun gsfahigkeit der
einzelnen Stoffe die Wärmeaufnahme in der Zeiteinheit für Baumwolle
gleich 100 gesetzt, für Leinen 98, Flanell 102, Seidenzeug 108, also im
Ganzen nur sehr geringe Differenzen. Dagegen zeigten sich ganz erheb¬
liche Unterschiede bei dem gleichen. Stoffe, sobald seine Farbe verschieden
•war. Während für die Wärmeausstrahlung die Farbe ohne wesentlichen
Einfluss ist, fand Krieger für die Aufnahmefähigkeit leuchtender Sonnen-
wärme, dass, wenn ein weisser Stoff in einer bestimmten Zeit 100 Wärme¬
einheiten, ein schwarzer in derselben Zeit 208 aufnimmt. Zwischen Weiss
und Schwarz liegen der Reihe nach Blassschwefelgelb, Dunkelgelb, Hell¬
grün, Dunkelgrün, Hellblaue Diese Verhältnisse waren bereits früher von
Stark und namentlich von Coulier an verschiedenen Militärstoffen
ermittelt worden. Der angegebene Einfluss der Farbe gilt aber nur
gegenüber der direkten Einwirkung der leuchtenden Sonnenstrahlen. Im
Schatten ist der Einfluss der Farbe für die Wärmeaufnahme gleich Null.
Boubnoff fand dann noch, dass die Farbe auch von Einfluss auf die
Schnelligkeit der Verdunstung ist, indem Schwarz und Roth dieselbe
verzögerten, ebenso auf die Permeabilität für Luft, welche bei Weiss am
grössten ist und durch Schwarz, Roth, Gelb, Grün, Blau eine in dieser
Beihenfolge sich steigernde Verzögerung erleidet. Welche hohe praktische
Bedeutung für die Wärmeokonomie des Körpers die Eigenschaft der
Stoffe, leuchtende Sonnenwärme zu absorbiren, hat, zeigen Versuche von
.Hil ler. Dieselben weisen nach, dass bei einer Lufttemperatur von 4- 21,2 °
-bis 4- 24,4° C. bei klarem Himmel und ruhiger Luft die Bekleidungs¬
und Ausrüstungsgegenstände des Soldaten durch die strahlende Sonnen¬
wärme eine Erhöhung ihrer Temperatur erfuhren, welche die Lufttemperatur
und in einzelnen Fällen sogar die Körpertemperatur beträchtlich über¬
stieg. Es fanden sich im Helm Temperaturen von 34 bis 40° C., im
Waffenrock von 30,5 bis 43,5° C., in der Hose 27,5 bis 39,0° C., in der
Patrontasche 44,2 bis 49,5° C., in den Stiefeln 39,2° C., im Tornister
34,1 bis 45° C., im Mantel 39,6° C. Es leuchtet ein, dass Kleidungs¬
stücke, welche bis auf oder über die Eigenwärme des Körpers erwärmt
sind, unfähig werden, die Wärmeabgabe des Körpers durch Leitung und
Strahlung zu besorgen, dass sie sogar selbst zu neuen Wärmequellen
20 *
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werden. Wesentlich gemildert wurde die Wirkung der Bestrahlung durch
stärkere Luftbewegung (Wind von 4 bis 7 m in der Sekunde), ebenso
durch zeitweise Bewölkung des Himmels. Aber selbst bei trübem Wetter,
bei einer Lufttemperatur von nur 19,5 0 C., fand sich im Waffenrock noch
eine Erhöhung von 3,8 ° C. gegen die Aussentemperatur. — Passen wir nun
die Ergebnisse der Betrachtung über die Kleidung kurz zusammen. Wir
umgeben uns durch dieselbe mit einer mehrfachen Schicht schlechter
Wärmeleiter, welche aber dem Körper nicht eng anliegen, sondern zwischen
sich und demselben eine Luftschicht lassen, und welche selbst für Luft
mehr oder weniger durchgängig sind. Es wird hierdurch die Strahlung
von der Körperoberfläche fast ganz aufgehoben und die Leitung wesentlich
verlangsamt. Da die den Körper zunächst berührende Luftschicht ein
sehr schlechter Wärmeleiter ist, so geschieht die Wärmeabgabe haupt¬
sächlich durch die Bewegung der Luft in den Kleidern. Pettenkofer
•hat nachgewiesen, dass jeder Mensch an seinem Körper einen aufsteigenden
Luftstrom besitzt, den man durch ein Anemometer nachweisen kann.
Dieser Luftstrom ist aber ein sehr langsamer, so dass der Mensch stets
von einer Luftschicht von 24 bis 30° C. in seinen Kleidern umgeben ist
Im Freien ist nach Hi 11 er infolge der stets vorhandenen Luftbewegung,
die den Körper umgebende Luftschicht um einige Grade weniger erwärmt
als unter sonst gleichen Verhältnissen. Die den Körper berührende Luft¬
schicht hat also ungefähr die Temperatur der Haut, und der Ausgleich
mit der Aussentemperatur kommt erst au der Oberfläche der Kleider zu
Stande. Hierdurch wird die Haut vor dem unmittelbar kühlenden Ein¬
flüsse der Luft und den Schwankungen der Wärmeabgabe durch Ver¬
änderung der Temperatur, der Bewegung und Feuchtigkeit der Luft
geschützt. Hierin liegt die weitere hygienische Bedeutung der Kleidung.
Die erste besteht in der Verlangsamung der Wärmeabgabe überhaupt
Dieselbe ist drei- bis fünffach langsamer, je nach der mehr oder weniger
dicken Bekleidung und der Art des Stoffes derselben, als bei nacktem
Körper. Hierbei hat der verschiedene Grad der Luftbewegung nur einen
äusserst geringen Einfluss, die Abkühlungsgeschwindigkeit ist fast
lediglich von dem Grade der Umgebungstemperatur abhängig. — Auch
auf die Wärmeabgabe durch Verdunstung ist die Kleidung von erheb¬
lichem Einflüsse. Sie verzögert dieselbe um das Dreieinhalb- bis
Vierfache, und zwar isf hier der Grad der Luftbewegung von merk¬
lichem Einflüsse. Bei direkter Bestrahlung durch die Sonne kommt noch
die Absorptionsfähigkeit der Stoffe für leuchtende Wärme in Rechnung,
welche wesentlich von der Farbe abhängig ist, und zwar in der Art, dass
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ßie am geringsten für Weiss und Schwefelgelb, am stärksten für Blau und
Schwarz ist. Es kann dadurch die Temperatur der Kleider sogar höher
werden als die Eigenwärme des Körpers, und so die Wärmeabgabe durch
Leitung und Strahlung vollkommen aufgehoben werden. Die hohe
Aussentemperatur allein kann, in unseren Breiten wenigstens,, für das
Zustandekommen des lokomotorischen Hitzschlags, wie wir gesehen haben,
ebensowenig wie die durch Muskelanstrengung um das Zwei- bis Drei¬
fache vermehrte Wärmeproduktion verantwortlich gemacht werden, da der
menschliche Körper über hinreichende HülfSsmittel verfügt, um auch bei
den denkbar ungünstigsten meteorologischen Verhältnissen die Eigenwärme
konstant auf der normalen Höhe zu erhalten, d. h. bei nicht die Wärme¬
abfuhr und die Blutzirkulation hindernder Kleidung. Tritt bei
genügendem Wassergenuss Hitzschlag ein, so müssen wir den Grund
dazu in erster Linie ’ in der Kleidung suchen, in zweiter Linie
in einer mehr oder weniger vorhandenen Disposition zu Herz¬
ermüdung. Das Herz aber ermüdet im vergeblichen Bemühen, mit aller
ihm zu Gebote stehenden Kraft das Blut nach der Peripherie behufs
Wärmeabfuhr zu treiben, welche letztere durch die Kleidung behindert,
ja unter Umständen ganz aufgehoben ist. Jedem, der öfters Fälle von
Hitzschlag gesehen hat, muss es aufgefallen sein, dass man in einzelnen
Fällen die Haut der Betroffenen durchaus trocken findet Es sind dies
diejenigen Fälle, welche durch ungenügenden Wassergehalt des Blutes
hervorgerufen worden sind. In solchen Fällen, welche früher häufiger
waren, hat die Sektion Eindickung des dunkelfarbigen Blutes und Zerfall
der Blutkörperchen ergeben. Meist jedoch ist die Haut der vom Hitz¬
schlag Befallenen in Schweiss gebadet, die Kleidung durchschwitzt, von
Wassermangel des Blutes kann keine Bede sein. Der Hitzschlag ist trotz
genügenden Wassergenusses eingetreten, da die Wärmeabfuhr an der
Peripherie des Körpers hochgradig behindert, ja gänzlich aufgehoben war.
Stets müssen wir uns aber vor Augen halten, dass immer nur eine
gewisse Zahl von Leuten bei einer marschirenden Truppe von Hitzschlag
befallen wurde, also ein disponirendes Moment vorhanden ist, welches in
der mehr oder weniger kräftigen Herzthätigkeit gesucht werden muss,
ebenso wie dies bei der Herzdehnung infolge von Herzermüdung ohne
gefährliches Ansteigen der Eigenwärme der Fall ist.
Nach dem Gesagten sind die Bedingungen einer rationellen Kleidung
leicht aufzustellen, schwer aber ist es, dieselben in Ausführung zu, bringen,
namentlich beim Soldaten, bei welchem viele wichtige Faktoren mit¬
sprechen, welche beim Zivilisten nicht in Betracht kommen. Die Kleidung
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muss der Jahreszeit angepasst und so eingerichtet sein, dass bei schwülem
Wetter ein Lnftstrom zwischen derselben und der Körperoberfläche
streichen kann. Zu diesem Zwecke darf dieselbe nicht enge dem Körper
anliegen, namentlich nicht am Halse und am Bauch, um auch einen
Druck auf die grossen Gefässe zu vermeiden und die Athmung nicht
durch Aufwärtsdrangen des Zwerchfells zu behindern. Stoff und Farbe
der Kleidung bedürfen einer eingehenden Würdigung, die zu tragende
Last ist zweckmässig zu vertheilen etc. Es ist nicht meine Absicht, hier
auf die Konstruktion einer rationellen Kleidung einzugehen, an welcher
Aufgabe berufene Kräfte seit Jahren arbeiten; so viel ist aber gewiss, dass,
so lange Märsche bei schwülem Wetter stattfinden, was ja unvermeidlich
ist, trotz der grösstmöglichen Vorsicht nach allen Richtungen hin das
Auftreten einzelner Fälle von Hitzschlag nicht vermieden werden kann.
Sicherlich kann man sich nicht an eine hohe Steigerung der Eigen¬
wärme gewöhnen, obgleich eine solche kürzere Zeit ohne Nachtheil
ertragen wird, ja bei Fieberkranken tagelang ohne unmittelbare Gefahr
besteht, wenn der Herzmuskel nicht versagt. . Die Erfahrung lehrt uns,
dass beim Militär im Beginn der Uebungsperiode die grösste Zahl von
Erkrankungen an Hitzschlag vorkommt. Man könnte nun annehmen,
dass der Wärmeregulirungsmechanismus der Haut durch Uebung die
Fähigkeit erlangt, dem erhöhten Abkühlungsbedürfniss schneller und in
stärkerem Maasse gerecht zu werden, als Analogon zu der Fähigkeit im
entgegengesetzten Sinne, der Anpassung an niedrige Temperatur, welche
wir durch Abhärtung erwerben. Dies hat eine gewisse Wahrscheinlichkeit
für sich, lässt sich aber nicht beweisen. Thatsache ist aber, dass schon
bei den ersten Anzeichen des Hitzschlags, ehe die hohe Eigenwärme für
sich allein einen rasch schwächenden Einfluss auf die Herzthätigkeit
hätte ausüben können, letztere bereits insuffizient ist. Der Puls ist dann
äusserst frequent, aussetzend, die Pulswelle steil abfallend, die Athmung
sehr gesteigert. Thatsache ist auch, dass Leute, welche an lange Zeit
dauernde starke Muskelthätigkeit nicht gewöhnt sind, leicht von Hitz-
schlag befallen werden, ebenso solche, welche an nervösem Herzklopfen
leiden, sei es ohne auffindbare Grunde, sei es infolge von Uebertrainirt-
sein. Kirchner sagt, dass es kaum eine zweite Krankheit gebe, welche
wie der Hitzschlag in unseren Breiten so unbedingt verhindert werden
könne. Dieser Ausspruch geht viel zu weit; denn wenn wir auch das
Auftreten dieses Symptomenkomplexes durch richtigen Wassergenuss,
zweckmässige Kleidung und rationell eingetheilte Marschleistung bei
tbunlicher Vermeidung der heissesten Tageszeit vermindern können, so
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werden doch immer einzelne Fälle auftreten, welche nur auf ungenügende
üerzthätigkeit zurückzuführen sind.
£s ist vielfach beobachtet worden, dass Leute, welche einmal an
Hitzschlag gelitten haben, leicht zu Rückfallen neigen, ja, dass deren
Marschfähigkeit überhaupt beeinträchtigt ist. £s treten bei denselben,
selbst bei nicht besonders starken Muskelanstrengungen, erhöhte Herz-
thätigkeit und Athemnoth ein, ohne dass wir einen greifbaren Grund
hierfür auffinden können. Man hat für die Neigung zu Rezidiven bei
früher von Hitzschlag Befallenen eine gewisse Veränderung des Nerven¬
systems im Allgemeinen angenommen, ein dunkler Begriff, der nichts
erklärt; man findet aber bei an Hitzschlag Verstorbenen stets eine auffallende
Schlaffheit des Herzmuskels und mehr oder weniger deutlich nachweisbare
Erweiterung des Herzens, besonders des rechten Ventrikels, woraus wir
schliessen, dass die nach Hitzschlag zurückgebliebene Disposition zu
erneuten Hitzschlagsanfallen, selbst wenn der Nachweis einer Erweiterung des
Herzens der Perkussion nicht mehr gelingt, da der Herzmuskel wieder mehr
oder weniger sich zusammengezogen hat, auf Herzdehnung zurückzuführen ist.
Jede Herzdehnung aber bat, auch wenn sie bei nicht auffallend erhöhter
Eigenwärme, sondern nur durch den bei maximaler Muskelarbeit stets
auftretenden hohen Blutdruck entstanden ist, stets Herzerethismus für
längere oder kürzere Zeit oder gar für immer zur Folge. In einzelnen Fällen
von ausgesprochenem Hitzschlag bleibt nach Ablauf desselben aber eine
deutlich nachweisbare Herzerweiterung zurück mit gleichzeitigem Auf¬
treten von Herzgeräuschen. Diese Herzerweiterung kann bleibend sein,
aber auch eine Besserung erfahren, ja vollständig wieder verschwinden
oder wenigstens der Perkussion nicht mehr zugänglich werden, was von
dem höheren oder geringeren Grade der Dehnung abhängt. Es ist
klar, dass bei dem lokomotorischen Hitzschlag die Herzermüdung und Herz¬
dehnung niemals sehr bedeutend werden, da schon, ehe dies der Fall sein
konnte, die exzessiv erhöhte Eigenwärme weiteren körperlichen Anstrengungen
ein plötzliches Ende macht. War nun bei maximaler Muskelarbeit die
Wärmeabfuhr eine genügende, wie bei kühlem oder windigem Wetter
oder bei luftiger Kleidung, so kann in manchen Fallen, bei Vorhandensein
einer Disposition, der exzessiv erhöhte Blutdruck vom Herzen trotzdem
nicht überwunden werden, es tritt infolge von Ermüdung Dehnung des¬
selben ein, und zwar in den verschiedensten Graden, je nachdem die
Arbeit gesteigert wird, oder beim Heben schwerer Lasten infolge reiner In¬
suffizienz auch bei normalem Herzen, in einzelnen Fällen in so hohem
Maasse, dass Herzzerreissung die Folge ist. Die idiopathische Herz-
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vergrösserung infolge von Ermüdung oder Insuffizienz des Herzens war seit
Chomel (Dictionnaire de medecine etc. Paris 1834) vollständig in Ver¬
gessenheit gerathen und wurde von Peacopk im Jahre 1865 wieder neu
entdeckt Von der älteren Litteratur hierüber kommt allein die fran¬
zösische in Betracht, während die englische, deutsche, amerikanische und
neuere französische erst von Peacock angeregt ist Wer sich hierfür
interessirt, den verweise ich auf meine im 11. Heft des XIX. Jahrgangs,
1890, dieser Zeitschrift abgedruckte Arbeit „Die Entstehung von Herz¬
fehlern infolge von Insuffizienz und Ermüdung des Herzmuskels“.
Zur Methodik der Unterkleideruntersachang.
Von Dr. Schumburg,
Stabsarzt beim medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Institut
(Fortsetzung.)
Vierte Versuchsreihe.
Zur Prüfung der von dem Fabrikanten Teichmann in Leobschütz
hergestellten Hemden, welche in verschiedener Färbung geliefert wurden,
wählte ich als Hauptvergleichsobjekt ein weisses Exemplar, wie sie
hauptsächlich zu praktischen, gleichzeitig stattfindenden Trageversuchen
verwendet wurden, und welches von den vier verschieden gefärbten Proben
zur Verwendung als Truppen-Unterkleid am zweckmässigsten sein dürfte.
Mit diesem Teichmannhemd wurde das Rüdigerhemd der zweiten und
dritten Versuchsreihe verglichen.
Das Teichmannhemd besteht aus einem Gewebe von Längsfäden, deren
einzelner wieder aus drei Einzelfäden znsammengedreht ist. Diese Fäden
verschlingen sich zu hervorspringenden Längsrippen, deren im Gesichts¬
feld eines Quadratzentimeters zwei sichtbar sind. Von diesen Längsrippen
gehen Einzelfäden zu den benachbarten Längsrippen, weiter sich mitein¬
ander verwebend, und bilden auf der Rückseite des Gewebes genau zwischen
zwei Längsrippen wieder eine Längsleiste. Im Bereich eines Quadrat¬
zentimeters treten vier bis fünf solcher Seitenfaden aus. So bildet dies
trikot- oder strumpfartige Gewebe ein System von Bergen und Thalem;
die zwischen diesen Erhebungen eingeschlossene Luft bildet im Verein
mit derjenigen in dem lockeren Gespinnst selbst eine vorzügliche wärme¬
sparende Schicht.
Von dem Rüdigergewebe unterscheidet sich das Teichmannsche einmal
durch diese Längsrippen, dann aber vor Allem schon beim ersten Anblick
und beim Befühlen durch seine Dicke.
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313
Die Messungen der Dicke geschahen nach der im allgemeinen Theil
dieser Arbeit beschriebenen Methode mit dem Zeiss’schen Deckglas¬
taster.
Es maassen
der Rüdigerfaden 0,18 mm, der Teichmannfaden 0,19 mm,
das Rüdigergewebe neu 1,45 mm, das Teichmann ge webe neu 2,67 mm,
das Rüdigergewebe alt 1 , 2 & mm, das Teichmanngewebe alt 2,04 mm.
Diese Zahlen zeigen, dass das Teichmanngewebe in neuem wie in
getragenem Zustande erheblich dicker ist als das Rüdigerhemd, sie
belegen ferner ziffernmässig den alten Erfahrungssatz, dass durch das
Tragen und Waschen Kleidungsstücke dünner werden.
Mit der grosseren Dicke des Teichmannschen Fabrikats stimmt auch
das grössere Gewicht desselben: Es wiegen 10 qcm lufttrockenen Stoffes
von Rüdiger 1,826 g,
von Teichmann 2,209 g.
Als weiteres Vergleichsobjekt für die Dicke von Stoffen führe ich noch
das gebräuchliche Armee-Kalikohemd an. Dasselbe misst, nach der
Deckglastastermethode gemessen, 0,53 mm, ist also bedeutend dünner ab
die beiden zu vergleichenden Hemden. Diese Messung wurde an dem
Hemde meines Burschen vorgenommen, welches schon eine Tragezeit von
mehreren Monaten hinter sich hatte. Ebenso sind sämmtliche folgenden
Untersuchungen an getragenen und oft gewaschenen Hemden angestellt
worden.
Zur Prüfung der
Elastizität
wurde das schon weiter oben beschriebene Verfahren befolgt. Die Resultate
der Dehnung giebt folgende Tabelle wieder.
Stoff
Ursprüngliche
Länge
1
Länge nach
24 ständiger
Länge 24 Stunden
nach
Dehnung
Abnahme der Last
Rüdiger ....
15,0 cm
17,5 cm
16 cm
Teichmann . . .
15,o „
19,0 „
17,5 *
Diese Tabelle zeigt uns, dass das Teichmannsche Hemd sich zwar
mehr ausdehnen lässt als das Rüdigersche, dass dagegen letzteres in
volbtändigerer Weise zu seiner ursprünglichen Länge zurückkehrt als
unteres. Daher muss dem Rüdigerhemd eine grössere Elastizität zuer-
kannt werden.
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314
Die Untersuchung der
Wärmedurchlässigkeit
wurde zunächst wie bisher mittels Kriegerscher Zylinder unternommen.
Um sich von 38° auf 36° abzukühlen, brauchten zwei Krieg er sehe
Zylinder, umkleidet mit
Stoff von
trocken
feucht
Stoff von
trocken
feucht
Rüdiger
Teichmann
Versuchstag:
Temp. des I
rel. Feuchtig
16*/4 Min.
W/4 »
i
9. Januar 1
Moratorium
keit: 65 %.
5% Min.
7 „
.894.
s: 13,5° R.
Rüdiger
Teichmann
Versuch sta$
Temp. des
rel. Feuchti
17*A Min.
I 8 V 4 „
5 : 10. Janua
Laboratoriui
igkeit: 60%.
6 % Min.
7V* „
r 1894.
ms: 14° R.
Aus diesen Versuchen geht hervor, dass das Teichmannhemd mehr
Wärme zurückhält als das Rüdigerhemd, auch in durchnässtem Zustand.
Schon in früheren Versuchsreihen hob ich hervor, dass durch nie
ganz zu vermeidende Luftströmungen im Zimmer die Abkühlung der
Zylinder nicht unter sich völlig gleichen Bedingungen vor sich geht und
dass daraus leicht Beobachtungsfehler entstehen können; auch nimmt die
übliche Verwendung der Kriegerschen Zylinder keine Rücksicht auf die
Dicke der Stoffe. Beide Fehlerquellen habe ich bei dieser Versuchsreihe
durch Benutzung des von mir angegebenen und früher schon beschriebenen
Apparats vermieden. Wurde das Bassin des Alkoholthermometers mit der
1,2 cm dicken Schicht von Rüdigerstoff umgeben, so betrug die Zeit, welche
verstrich, während das Alkoholniveau sich von der Marke bei 38° bis zu
der bei 36° bewegte, 2 Minuten 47 Sekunden, bei Teichmann aber
2 Minuten 54 Sekunden. Wenn nun auch die zeitlichen Differenzen bei
Umkleidung mit den beiden verschiedenen Stoffen nur geringe sind, so
sind doch die Zahlen für jeden einzelnen Stoff bei jedem Versuch stets
bis auf die Sekunde dieselben, so dass man mit Sicherheit scliliessen
darf, dass der Teichmannstoff die Wärme weniger durchlässt als der
Rüdigerstoff, auch bei gleicher Dicke.
Durchlässigkeit für Luft.
Schon weiter oben stellte ich mit dem Fadenzähler auf einfache
Weise fest, dass das Teichmanngespinnst weitmaschiger, also auch luft¬
durchlässiger ist als das Rüdigerhemd. Zur Gewinnung genauerer
Zahlen wurde auch dieses Mal eine bestimmte Luftmenge, welche mittels,
einer eingeschalteten Experimentir-Gasuhr gemessen wurde, durch den
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Stoff hindurchgetrieben und die Zeit, welche hierzu nöthig war, als Maass
für die Durchlässigkeit angesehen.
In trockenem Zustande nun brauchte das Rüdigergewebe, um 75 Liter
Luft durchzulassen, 2*/ 4 Minuten bei 5 mm Petroleumdruck, der Teichmann¬
stoff 2 Minuten; doch liess sich bei Letzterem trotz grösster Oeffnung
dreier in den Gasometer führenden Wasserleitungshähne ein Druck von nur
2 mm erzielen, was bei der weitmaschigen Beschaffenheit des Stoffes kein
Wunder nimmt. In befeuchtetem Zustand liess der Rüdigerstoff die
75 Liter Luft in 12 Minuten durch, der Teichmannstoff in 2*/» Minuten,
jetzt bei 5 mm Petroleumdruck.
Hieraus folgt, dass das Teichmannhemd für Luft in trockenem wie
durchnässtem Zustand ganz erheblich viel durchlässiger ist als das
Rüdigerhemd. Es wird somit das Resultat der Lupen-Untersuchung be¬
stätigt.
Schliesslich habe ich auch noch die Durchlässigkeit der beiden ver¬
schiedenen Hemden durch Messung des Druckes (in mm Petroleum) zwischen
Haut und Hemd festgestellt, während Armbewegungen ausgefuhrt wurden.
Die Druckzunahme betrug bei Bekleidung mit
Rüdigerhemd 2 mm, mit
Teichmannhemd 1,5 mm.
Die Differenz zeichnet sich weniger durch ihre Grösse als durch die
Beständigkeit ihres Auftretens aus.
Somit führt auch dieser dritte Weg zu demselben Ziele, dass nämlich
das Teichmannbemd in Bezug auf Luftdurchlässigkeit das Rüdigerhemd
übertrifft.
W asseraufnahmefähigkeit.
Ein 10 qcm grosses Stück beider Hemden wird flach auf Wasser ge¬
worfen: Der Teichmannstoff benetzt sich sofort ganz gleichmässig und
lässt an allen Stellen zu gleicher Zeit Wasser nach der oberen Seite des
Gewebes durchtreten; nach einer Minute ist das Stück vollgesogen und
sinkt zu Boden. Der Rüdigerstoff schwimmt unbenetzt auf der Wasser¬
oberfläche, erst nach Minuten dringt das Wasser osmotisch von den Seiten
ber nach der Mitte, und erst nach 30 Minuten ist das Stück so voller
Wasser, dass es zu Boden sinkt. Andere Proben des Rüdigerstoffes waren
noch nach 24 Stunden nicht untergetaucht. Es ist hiernach klar, dass
die wasseraufsaugende Kraft des Teichmannhemdes eine grössere ist.
Tauchte man nun die Stücke gewaltsam unter, nachdem man sie
lufttrocken gewogen hatte, brachte sie dann in Wägegläschen mit ein-
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geschliffenen Glasstöpseln, so stellte die dann folgende Wägung folgende
Zahlen fest.
10 qcm der Stoffe
von
wogen
lufttrocken
wogen unter¬
getaucht
hatten
Wasser auf¬
genommen
in Prozent
Rüdiger ....
1,826 g
9,642 g
7,716 g
4*23 # /o
Teichmann . . .
2,209 g
16,44 g
14,231 g
644»/.
Auch hiermit ist ziffernmässig die grössere Wasseraufnahme¬
fähigkeit des Teichmannhemdes erwiesen.
Ueber das Absorptionsvermögen der Stoffe für Feuchtigkeit der Luft
geben nachstehende Zahlen Auskunft, welche nach der schon früher be¬
schriebenen Methode gewonnen wurden.
10 qcm der Stoffe
von
wogen
getrocknet
nach 24std.
Aufenthalt
in feuchter
Kammer
absolut auf¬
genommene
Wassermenge
in Prozent
Rüdiger ....
1,432 g
1,9397 g
0,5077 g
35 •/•
Teichmann . . .
2,001 g
2,4113 g
0,4108 g
20,5 %
In Bezug auf Hygroskopizität steht also das Rüdigerhemd über dem¬
jenigen von Teichmann.
Um festzustellen, wie lange es dauerte, bis die Stoffe die durch
Untertauchen aufgenommene Wassermenge wieder durch Verdunstung ab¬
gegeben hatten, wurden die Proben stündlich gewogen/ Die Wägungen
sind in nachfolgender Tabelle zusammengestellt.
Es wogen
10 qcm
von
nach
IStd.
nach
2 Std.
nach
3 Std.
nach
4 Std.
nach
6 Std.
nach
7 Std.
nach
8 Std.
nach
9 Std
nach
10 Std.
nach
11 Std.
Rüdiger
9,5429
8,8500
7,3246
6,2104
3,0674
1,9506
1,7974
1,7974
Teich¬
mann
16,4439
11,5554
11,0925
11,0665
i 7
6,2740
4,6675
2,9533
2,2338
2,2205
7
2,2305
Das
Rüdigerhemd
. dunstet demnach das
aufgenommene ^
Vas ser
schneller ab als das Teichmannhemd.
Es erübrigt noch, die Prüfung der Kapillarität der beiden Stoffe, und
zwar je des Gewebsfadens wie eines Gewebsstreifens, nach der im all¬
gemeinen Theil besprochenen Methode vorzunehmen.
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Ganz im Gegensatz zu früheren Versuchsreihen wurde dieses Mal,
trotzdem die Versuche unter den verschiedensten Bedingungen oft wieder¬
holt wurden, die Bleinitratlösung nur sehr wenig von beiden Geweben
angenommen, wie die folgenden Zahlen zeigen. Es stieg die Flüssigkeit
im Rüdigerfaden V* bis 1 cm, im Rüdigergewebe 1 bis 3 cm, im Teich¬
mannfaden V* bis i U cm, im Teichmanngewebe */* bis 3 1 /* cm. Danach
wäre zwischen den beiden Hemden in dieser Beziehung kein grosser
Unterschied vorhanden.
Es schien mir nun diese auffallende Thatsache am Fettgehalt der
acht-Monate lang getragenen Stoffe liegen zu können, zumal auch die
Schwimmproben der Rüdigerhemden so ungünstige Resultate bezüglich
der Wasser-Auf- und Annahme ergeben hatten. Ich stellte deshalb mit
gleichen Flächen sowohl der neuen wie auch der bereits acht Monate ge¬
tragenen und oft gewaschenen Hemden quantitative Fettbestimmungen nach
Soxhletscher Methode an,, welche folgende Ergebnisse lieferten:
20 qcm der
Hemden
von
wiegen
enthalten
Fett (absolut)
enthalten
Fett (in Prozent)
Rüdiger, neu,
8,378 g
0,0162 g
0,66
Rüdiger, alt,
8,288 g
0,1686 g
1,89
Teichmann, neu,
10,61 g
0,1062 g
0,98
Teichmann, alt,
8,377 g
0,2418 g
2,77
Diese sehr interessanten Zahlen bestätigten meine Vermuthung, dass
der Fettgehalt der alten Stoffe ein höherer war als derjenige des noch
nicht getragenen Gewebes, und dass somit die oft ausgesprochene Ansicht
nicht immer zutrifft, dass durch häufiges Waschen der Fettgehalt, welcher
von der Schlichte und Appretur herrührt, sich mindere; vielleicht dringt
in diesen Fällen von der Haut mehr Fett ein, als durch die Seife beim
Waschen entfernt wird. (Schluss folgt.)
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318
Referate und Kritiken.
Faisst, 0., Dr., königlich württembergischer Assistenzarzt 1. Klasse, k. zur
chirurgischen Klinik Tübingen, Ueber die Unterbindung der Vena
saphena magna nach Trendelenburg bei Unterschenkel varicen.
(Beiträge zur klinischen Chirurgie. Band XIV. Heft 1.)
Verfasser berichtet über die Heilerfolge, die in der Brunsschen Klinilr
bei der Unterbindung der Vena saphena nach Trendelenburg bei ausge¬
dehnter Varicenbildung erzielt 'worden sind. Bei 11 früheren Patienten
konnte eine Nachuntersuchung vorgenommen werden, und zwar war der
Eingriff — Unterbindung und Durchschneidung der Saphena zwischen
mittlerem und unterem Drittel (siehe Beiträge zur klinischen Chirurgie
Band VH S. 195) — bei 9 Fällen vor mehr als Jahresfrist, bei einem
sogar vor 2 1 /* Jahren ausgeführt worden. Das Anschwellen der Füsse,
die Beschwerden beim Gehen und Stehen verloren sich, und die Geschwüre
verheilten. Besonderes Interesse bietet Fall 4, ein junger Offizier, welcher
wegen starker Krampfadern vor der Frage stand, ob er im Dienst bleiben
könne. Januar 1893 wurde die Saphena unterbunden, und seitdem hat
er beschwerdelos zwei Manöver mitgemacht, reitet, geht auf die Jagd etc.
Die Vermuthung, dass bei älteren Personen die Bildung neuer Anastomosen
bezw. die Rückleitung des Blutes in anderen Venen Schwierigkeiten haben
könnte, trifft nicht zu: die Erfolge waren auch bei 60jährigen so gut wie
bei jugendlichen Individuen.
Nimmt man die günstigen Berichte anderer Chirurgen hinzu, so
werden wir den kleinen Eingriff als einen wesentlichen Fortschritt in der
Varicenbehandlung anerkennen und gewiss in manchen Fällen mit seiner
Hülfe dem Militärdienst tüchtige Kräfte erhalten können.
Buttersack — Stuttgart.
Senger—Crefeld, Ueber den Versuch einer blutlosen Oberkiefer¬
resektion durch temporäre Konstriktion der isolirten Carotis.
D. m. W. 1895 S. 355.
Senger stellte durch Versuche an Hunden und Kaninchen fest, dass
eine unmittelbare Umschnürung der Carotis auf eine Zeit von 1 bis
3 Stunden ohne jede Gefahr — d. h. ohne nennenswerthe Veränderung
der Arterien und ohne Lebensgefahr — vorgenommen werden kann. In
Ausnahmefallen (bei 2 jungen Kaninchen) bekamen die Thiere bei Lösung
des Schlauches „heftige klonische Krämpfe, die schliesslich in eine Art
Lähmung der Hinterextremitäten übergingen“.
S. legte bei einem sehr heruntergekommenen Kranken mit Oberkiefer¬
karzinom die Carotis an ihrer Theilungsstelle frei ünd isolirte die externa,
welche er mit Jodoformgaze umhüllte und dann den Bausch m\£ einem
Gummibande von 0,5 cm Breite und einigen Millimetern Dicke lose umschlang.
Nach Hautschnitt und Unterbindung der art. angularis wird das Gummi¬
band angezogen, bis peripher alle Pulsation aufhört. — Die Blutung war
f ering und nur venöser Natur. Der Kranke wurde sitzend operirt.
Teilung.
S. empfiehlt diese unmittelbare temporäre Arterienkönstriktion zur
weiteren Prüfung mit dem Bemerken, dass beim Menschen die einzelnen
Organe verschieden lange Zeit ein solches Abschnüren ihrer Arterien ohne
Läsion vertragen. Ltz.
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319
Senn, Chirurgie des Unterleibs auf dem Schlachtfelde. St. Louis
Clinique, Juni 1894. Separatabdruck.
Senn’s Artikel entspricht im Wesentlichen seinem in Deutschland
wohlbekannten und in den Volkmannnschen Vorträgen niedergelegten
Standpunkt betreffend die Anwendbarkeit des Bauchschnittes auf die
Bauchwunden auch auf dem Schlachtfeld. Auch yon seiner Gasprobe ist
er nicht abgegangen, will sie vielmehr sowohl vor der Eröffnung der Bauch¬
höhle zur Feststellung, ob überhaupt eine Darmwunde vorliegt, an wenden
als auch nach der Eröffnung, um den Sitz der Verwundungen festzustellen.
Der Lembert-Naht wird der Vorzug gegeben. Wenn der Blutverlusst
gross war, wird die Autotransfusion durch feste Einwickelung eines oder
beider Beine gemacht, — falls dies nicht genügt, eine Salzinfusion. Auch
nach Eröffnung der Bauchhöhle ist es gewöhnlich nöthig, um während
des Aufsuchens der blutenden Stelle einen fortgesetzten Blutverlust zu
vermeiden, provisorische Blutstillung anzuwenden, am besten durch
Kompression der Aorta dicht unterhalb des Zwerchfells mit der in die
Bauchhöhle eingeführten Hand. Für Leber und Pancreas genügt meist
die Naht der Wunde, Tamponade oder das Cauterium actuale, um die
Blutung zu stillen, während bei Milz- und Nierenwunden dies oft nicht
hinreicht, und ihre Exstirpation nöthig wird. Da die Schwierigkeit einer
Operation in der Bauchhöhle eine besondere Uebung erfordert, so ist es
nöthig, dass gerade hierzu technisch geschülte Chirurgen im Kriege
vorhanden sind, und wird es genügen, etwa für jede Brigade einen zu
rechnen. Dieser würde alsb der Ambulanz (Sanitätsdetachement) beizu¬
geben sein und würde auf dem Verbandplatz im Wesentlichen nur die
Unterleibswunden zu behandeln haben. Um die nöthigen heissen
Tücher, Sandsäcke etc. herzustellen und die erwünschte Temperatur im
Verbindezelt oder in dem zum Verbandplatz bestimmten Zimmer mit
Sicherheit erreichen zu können, muss ein transportabler Ofen zu den
Ausrüstungsgegenständen der Ambulanz gehören; dieser würde auch zur
Sterilisation der Instrumente und Verbandstoffe dienen. Lühe.
Ein neuer Fall von Heilung des Tetanus. Aus der Königlichen
inneren Klinik in Rom.
Aus Baccelli’s Klinik für innere Krankheiten in Rom wird ein
zweiter Fall von Heilung des Tetanus durch die von Baccelli angegebene
Behandlung mit subkutanen Einspritzungen von Karbolsäurelösung
berichtet. Der Kranke hatte sich den Wundstarrkrampf durch eine
.kleine Verletzung zugezogen. Nach drei bis vier Tagen brach der
Tetanus aus, und der Kranke wurde in die Klinik aufgenommen, wo
alle 5 bis 6 Sekunden heftige Anfälle von 2 bis 3 Sekunden Dauer
auftraten. Ausser der lokalen antiseptischen Behandlung der zwei kleinen
Wunden am Schienbein wurden Einspritzungen von je 1 ccm 1 prozentiger
, Karbollösung und von 7* ccm einer lprozentigen Lösung von morph.
hydrochlor. gemacht. In den ersten drei Tagen, wo die Symptome der
Krankheit schwere waren, erhielt der Kranke 42 cg Karbolsäure und
21 cg Morphium. Dann besserten sich die Erscheinungen; Schmerzen und
Anfälle Hessen nach und beschränkten sich auf die unteren Extremitäten.
Man fuhr neben Abführmitteln mit der angegebenen Behandlung fort. Nach
23 Tagen, als 280 Einspritzungen von je 0,01 Karbolsäure und 175 von
0,005 morphw hydrochlor. gegeben waren, war der Eiranke in guter Gene¬
sung und konnte 14 Tage später vöüig geheilt die Klinik verlassen. Wo der
erste so behandelte una glücklich verlaufene Fall veröffentUcht ist, konnte
Ref. nicht ermitteln. Brecht.
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320
1. R. Emmerich und H. Scholl (München). Klinische Erfahrungen
über die Heilung des Krebses durch Krebsserum (Erysipel¬
serum). Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, No. 17.
% P. Brun8 (Tübingen). Zur Krebsbehandlung mit Erysipelserum.
Ebenda, No. 20.
3. W. Petersen (Heidelberg). Einige kritische Bemerkungen zur
Krebsheilserumtherapie von Emmerich und Scholl. Ebenda,
No. 20.
4. Freymuth (Danzig): Zur Behandlung des Krebses mit Erysipel¬
serum. Ebenda, No. 21.
1. Den therapeutischen Versuchen von Emmerich und Scholl liegt
die bekannte Erfahrung zu Grunde, dass Krebs und Sarkom manchmal
merkwürdig rasch zur Heilung gelangen durch ein interkurrentes Erysipel.
Emmerich will im Jahre 1886 bereits durch Versuche an Thieren fest¬
gestellt haben, dass Erysipel nicht bloss den Krebs, sondern auch den
Milzbrand heilt, und zwar sind es nicht die Erysipelkokken selber, welche
diese Wirkungen hervorbringen, sondern das durch ihre Anwesenheit
veränderte Blutserum erysipelkranker Thiere. Die Heilung dieser beiden
Krankheiten geschieht am besten durch filtrirtes Schafblutserum, dqa
die Verfasser von nun ab „Krebsbeilserum“ nennen. Die Darstellung ist
ähnlich derjenigen des Diphtherieheilserums. Die Heilung des Milz¬
brandes hierdurch soll in „Hunderten von Versuchen“ an Thieren er¬
wiesen worden sein.
Die Heilung des Krebses wurde beim Menschen in acht Fällen
versucht ln zwei Fällen, bei welchen bereits sekundäre Infektion und
eitriger Zerfall vorhanden war, blieb die Seruminjektion wirkungslos.
In den übrigen sechs Fällen, in welchen es sich viermal um Mammacar-
cinom, einmal um ein Rezidiv nach operirtem Mammacarcinom und einmal
um ein Cancroid am äusseren Augenwinkel handelte, wurde durch wieder¬
holte Injektionen von je 0,5 bis 6,0 ccm Serum, theils in die Geschwulst
theils in die Umgebung derselben, eine rasche Verkleinerung des
Tumors und in mehreren Fällen völliges Verschwinden desselben
bewirkt. Auch bei einem sechs Jahre alten, kopfgrossen, steinharten
Sarkom der Schulter wurde durch dreiwöchige Serumbehandlung Er¬
weichung und Verkleinerung erzielt Für die Beurtheilung der Resultate
ist es sehr beachtenswerth, dass, wie die Verfasser angeben, „die Krebs¬
serumbehandlung erst seit wenigen Monaten in Anwendung gebracht
wurde“.
2. Bruns hat auf der Tübinger chirurgischen Klinik sechs Kranke
mit Emmerich-Schollschem Heilserum behandelt, aber nicht die
günstigen Erfolge erzielt, wie Emmerich und Scholl. Von den sechs
Kranken litten vier an Carcinom, je einer an Sarkom und malignen
Lymphomen. Die injizirten Heil seruminen gen betrugen in den einzelnen
Fällen 6, 9, 36, 80, ja einmal sogar 123 ccm, und die Zahl der Injektionen
lag zwischen 3 und 20. Die Ergebnisse fasst Bruns in folgenden
Worten zusammen: „In keinem Falle ist eine Einwirkung der
Injektionen auf das Wachsthum der Neubildung, weder Still¬
stand noch Verkleinerung oder Verschwinden der Geschwulst
eingetreten. Von üblen Nebenwirkungen haben sich in drei Fällen,
unmittelbar nach der Einspritzung Anfälle von kürzerer Dauer eingestellt,
welche in plötzlicher schwerer Störung der Athmung und Herzthätigkeit
sich äusserten und oft einen recht bedrohlichen Grad erreichten. Ausser-
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321
dem ist in allen Fällen eine mit der Menge des eingespritzten Serums
zunehmende Temperatursteigerung sowie entsprechende Storung des
Allgemeinbefindens gefolgt. In einem Fall trat ein achttägiges hohes
Fieber mit äusserst heftigen Gliederschmerzen auf.“ Bruns führt die
Ursache dieser üblen Nebenwirkungen auf den nicht sterilen Zustand
des von Emmerich und Scholl ihm gesandten Serums zurück.
Bezüglich der bisherigen klinischen Erfahrung verweist Bruns
auf seine frühere Arbeit: „Die Heilwirkung des Erysipels auf Geschwülste 11
(Beiträge zur klinischen Chirurgie, 1888, Band 111, S. 443), in welcher
er sämmtliche in der Litteratur zerstreuten Fälle gesammelt und kritisch
gesichtet hat Er kam darin zu dem Ergebniss, „dass in drei Fällen von
Sarkomen eine vollkommene und dauernde Heilung eingetreten ist,
während kein einziger sicherer Fall von Carcinom vorlag, welcher durch
zufälliges oder künstlich erzeugtes Erysipel vollständig geheilt worden
wäre.“
3. Petersen erhebt zwar nur theoretische, aber doch wohlbegründete
Einwände gegen die Mittheilung von Emmerich und Scholl. Bezüglich
der von diesen Autoren erzielten „Heilungen“ kommt Petersen nach
einer kritischen Beleuchtung zu dem Schluss: „Also im Ganzen sechs
Fälle, von denen einer als hoffnungslos aufgegeben wird, einer sich der
Behandlung entzieht, drei noch in Behandlung sind und einer, der an¬
scheinend am besten beeinflusste, erst vier Monate in Beobachtung ist.“
Die Beobachtungsdauer sei überhaupt viel zu kurz. Kein Chirurg dürfe
heutzutage vor Ablauf von drei Jahren von Heilung des Carcinoms
sprechen. Die Zahl der Fälle ist minimal. Jede Verkleinerung, jede
Beeinflussung der Geschwulst während der Serumbehandlung werde von
Emmerich und Scholl als „Heilwirkung“ aufgefasst, — ein Fundamental-
fehler, welcher erst vor vier Jahren in gleicher Weise den anfänglichen
Enthusiasmus bei der Tuberkulinbehandlung verschuldet hat. Jede An¬
schwellung, jede vergrösserte Drüse bei einem Carcinomkranken werde
ohne Weiteres als carcinomatös aufgefasst; von einer mikroskopischen
Untersuchung sei in dem ganzen Aufsatz nicht die Rede. Bezüglich der
theoretischen Grundlage dieser Behandlungsart, das ist bezüglich der von
Emmerich und Scholl angeführten „Fälle von Carcinomheilung
durch interkurrentes Erysipel“, macht Petersen wie Bruns geltend,
dass es sich in jenen Fällen meistens um Sarkome, bei den wirklichen
Carcinomen hingegen stets nur um Verkleinerung und Rückbildung von
Tumoren, aber niemals um vollständige und dauernde Heilung gehandelt
habe. 'Zum Schluss erinnert Petersen an die Kritik, welche auf dem
letzten Chirurgen-Kongress die von Lassar mitgetheilten Fälle von
Cancroidheilung durch Solutio Fowleriseitens v. Bergmanns und Koenigs
gefunden haben.
Freymuth hat mit Schollschem Erysipelserum zwei Fälle behandelt.
Der erste Kranke mit inoperablem Carcinoma des Mundes und ausge¬
sprochener Kachexie, bei welchem nach Einspritzung von je 1 und 2 ccm
des Serums eine rapide Schmelzung des Tumors zu einer rahmartigen
Flüssigkeit erfolgte, die nach aussen an mehreren Stellen durchbrach, starb
bereits nach kurzer Zeit.
Der zweite Fall, welcher einen Mann mit sarkomatöser Epulis
(Rezidiv) am rechten Oberkiefer betraf, und über dessen Ausgang nichts
berichtet wird, ist dadurch von Interesse, dass nach der vierten Injektion
von je 0,5 ccm Serum ein sehr heftiges Gesichtserysipel auftrat,
llilitlräretliche Zeitschrift. 1885. 21
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322
welches fünf bis sechs Tage anhielt, aber nicht weiter ging. Während
diser letzteren Erkrankung bekam plötzlich auch die Frau des
Patienten, welche denselben pflegte, ein Erysipelas, welches von
einem alten Ulcus cruris ausging und sich bis über das Knie hinaus ver¬
breitete, dann aber abblasste. — Der Fall fordert also zur Vorsicht bei
der Anwendung des Erysipelserums seitens des Pflegepersonals auf.
_ A. Hiller (Breslau).
Operazioni chirurgiche state praticale negli stabilimenti
sanitari militari durante l’anno 1892. G. m. Novembre.
Im Jahre 1892 wurden bedeutendere Operationen in den Sanitäts¬
anstalten de8 italienischen Heeres ausgeführt 921; in der Erythräischen
Kolonie 20. Von den ersteren endigten 46, von den letzteren einer tödtlich.
Die Operationen vertheilen sich folgendermaassen: Amputationen 24,
Exartikulationen 38, Resektionen (in Kontinuität und Kontiguität) 31,
Operationen am Respirationsapparat 231 (205 Thorakozentesen), am Ver¬
dauungsapparat 102, an Harn- und Geschlechtsorganen 114, am Auge 9,
am Ohre 29, verschiedene 343.
Unter den Amputationen sind fünf des Oberschenkels; darunter
eine mit tödlichem Ausgang bei einer Gangrän nach Unterbindung
der art. femoral. commuu., eine wegen synovit fung. genu. Unter
den neun Unterschenkelamputationen waren acht durch tuberkulöse
Fussgelenkentzündung bedingt. Alle heilten. Auch von den je zwei
Oberarm- und Unterarmamputationen war je eine durch tuberkulöse
Gelenkentzündung im Ellenbogen- bezw. Handgelenk bedingt Von 31 Re¬
sektionen hatten 21 tuberkulöse Knochenerkrankungen zur Ursache.
Unterbindungen wurden vier vorgenommen, davon je eine der arter.
subclav. in der Mohrenheimischen Grube und eine der arter. femoral. im
Skarpaschen Dreieck; beide mit nachfolgender Gangrän der betreffenden
Glieder. Unter den 205 Thorakozentesen sind auch die Entleerungen
seröser Exsudate mit dem Aspirator aufgenommen. Von 21 Thorakotomien
verliefen 5 tödtlich; 16 heilten, doch wurden von diesen 3 entlassen.
Von drei Herniotomien starben zwei Operirte an Peritonitis. 22 Hy-
drozelen wurden mit Punktion und nachfolgender Injektion von Jod¬
tinktur, cocain. muriat., acid. carbol., Chloral oder Alkohol behandelt;
nur einmal wurde die tunica vagin. ausgeschält; stets Heilung. Von zehn
Kastrationen waren sieben durch Tuberkulose, zwei durch Sarkome,
einer durch Orchitis ohne weitere Angaben veranlasst. Trepanation
des process. mastoid. wurde 19 mal ausgeführt. Die fünfArthrecl:omien
(zwei an der Hand, eine am Ellenbogen, eine am Knie, eine am Fuss)
waren durch tuberkulöse Synovitis verursacht, (vier Heilungen, ein Todes¬
fall). An Tumoren wurden entfernt: cystische 32, Lymphadenome 169
(davon 126 an der Leiste), Hämatome 10, Lipome 3, Hygrome 8, Ganglien 2,
Keloid 1, Fibrome 2, Sarkome 3. Knochenbrüche kamen 261,
Luxationen 103 vor. Von ersteren wurden nur acht entlassen, zwei
starben; von letzteren wurde keiner (!) entlassen.
Die hauptsächlichsten Operationen in der Erythräischen Kolonie
waren: eine Amputation des Oberschenkels wegen Gangrän nach schwerer
Schussverletzung im Kniegelenk; Tod. Eine Amputation des Unter¬
schenkels über dem Fussgelenk (Schuss in den Fuss). Heilung. Eine
Exartikulation des Oberarms wegen Knochen-Schussverletzung an der
Schulter. Eine Unterbindung der arter. brachial, am Orte der Verletzung
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323
durch blanke Waffe im unteren Drittel des Oberarms. Es waren hier
die m. m. biceps und brachial, int. sowie das Gefäss-Nervenbündel durch-
trennt. Heilung mit theilweiser Lähmung des Gliedes. Brecht.
Kaudone. Osservazioni e note di un triennia di servizio
chirurgico nell’ ospedale militare di Torino. G. m. Marzo e
Aprile.
Randone erstattet Bericht über seine dreijährige Thätigkeit als
dirigirender Arzt der chirurgischen Abtheilung des Militärlazarethes zu
Turin. Nur einzelne Beobachtungen können hier hervorgehoben werden.
Von Kontusionen und Distorsionen der Gelenke wurden 72 Fälle
behandelt Darunter 44 eigentliche Fussverstauchungen, von denen einige
mit Bruch der Knöchel. Von diesen hatten 54 eine Heilungsdauer von
unter einem Monat; 52 konnten sofort nach der Entlassung den Dienst
wieder aufnehmen; 14 wurden vorher in die Rekonvaleszentenstation von
Moncalieri gesandt. Nicht ein Mann wurde dienstuntauglich!
Randone ist durchaus gegen die Behandlung mit Kälte. Er erreichte
seine ausgezeichneten Resultate durch frühzeitige Bewegungen und
Massage (Inmobilisirung nur zeitweise zur Verhinderung un zweckmässiger
Bewegungen). Bei starkem Bluterguss in der Kapsel wurde unbedenklich
die Punktion oder Incision gemacht, um die Heilungsdauer abzukürzen
und den Reiz des Blutes von der Synovia zu entfernen. Nur am Knie
wurde die Punktion der Incision vorgezogen. Niemals gab die Oeffhung
des Gelenkes zu unangenehmen Folgen Veranlassung. — Bei der Besprechung
der sechs vorgekommenen Oberschenkelbrüche räth Verfasser, ausser der
Anwendung der andauernden Extension stets die Aussenseite des Gliedes
zu schienen; die Erfolge waren gute, ein Mann starb am zweiten Tage
in Folge von Fettembolie. Von den 12 Unterscbenkelbrüchen (ausschliesslich
der Malleolenbrüche) veranlasste nur einer Dienstuntauglichkeit, 11 Mann
wurden dem Dienst erhalten. Randone meint, bei den Brüchen zwischen
dem mittleren und unteren Drittel müsse, bis einigermaassen Konsolidation
eingetreten sei, die Extension auf der Volkmannschen Schiene angewandt
werden, wenn mau Verkürzung und Dislokation vermeiden wolle, da hier
fast ausschliesslich Schrägbrüche vorkämen. — Unter Schnittwunden ist ein
Fall angeführt, der bei Durchschneidung einiger Flexoren sehnen der Hand,
des oberflächlichen Hohlhandbogens, weiter Eröffnung der Articul. carpo-
carpea und radio-carpea nach Unterbindung, Sennennaht etc. nach
zehn Tagen mit völliger Beweglichkeit entlassen wurde und nach einem
Monat Erholungsurlaub den Dienst wieder that!
85 sicher festgestellte Fälle von Tuberkulose der Lymphdrüsen kamen
zur Operation. Randone räth, hierbei zu unterscheiden zwischen
Lymphadenitis und Lymphadenom, sowohl wegen der anatomischen Ver¬
hältnisse, wie wegen der Therapie und Prognose. 43 Lymphadenome
befanden sich fast ausschliesslich am Halse, die Lymphadenitiden fast
ausnahmslos in der Achsel und Leiste.
Die Ausgänge waren: Geheilt zur Truppe: 17 Lymphadenitiden,
28 Lymphadenome. In die Rekonvaleszentenstation zu Moncalieri gesandt:
8 Lymphadenitiden, 5 Lymphadenome. Auf Erholungsurlaub von ein bis
drei Monaten gesandt: 15 Lymphadenitiden, 9 Lymphadenome. Gestorben:
2 Lymphadenitiden, 1 Lymphadenome. Vier Lymphadenitiden verliessen
das Lazareth mit Fisteln oder unvollständiger Heilung und nur zwei von
diesen mussten schliesslich als unbrauchbar entlassen werden. Von den
21 *
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324
drei Gestorbenen erlag einer bei der Operation, zwei allgemeiner Tuber¬
kulose. Ueber Torgekommene Rückfalle kann Randone keine genauen
Angaben machen.
Tuberkulöse Knochen- und Periosterkrankungen kamen GO mal zur
Beobachtung. In 20 hielt man weniger eine chirurgische als eine allgemein
kräftigende Behandlung für angebracht Von den übrigen 40 waren 21
„kalte“ Abszesse. Randone rühmt die gute Wirkung des unter Abschluss
der atmosphärischen Luft angewandten Jodoforms nach einer Radikal¬
operation. Er hebt hervor, dass sich beim Entstehen tuberkulöser Osteo¬
myelitis in der Regel kleine, oft unmerkliche Traumen der betroffenen
T heile feststellen lassen, die entschieden die Gelegenheitsursache
darstellten. Ebenso sei es bei der tuberkulösen Synovitis, die er des
öfteren, meist bei elenden Individuen, aus einer Distorsion entstehen sah«
Er macht auf die Wichtigkeit dieser Beobachtungen für die Frage der
Invalidität aufmerksam. Von 14 wegen Tuberkulose der Knochen Operirten
wurden 13 nach Heilung unbrauchbar. Ein Geheilter blieb dem Dienste
erhalten.
Tuberkulöse Gelenkleiden kamen 22 vor. 14 wurden operirt mit
Arthrektomie oder Resektion. • Die konservirenden Methoden der Be¬
handlung haben für Knie- und Hüftgelenk ziemlich befriedigende Resultate
gegeben, für das Fussgeleok keine, für das Ellenbogengelenk nur einmal.
Die Arthrektomien haben bei Betheiligung von Synovia und Knochen am
Prozesse nichts genützt. Randone ist aber für Ersparung alles nicht
Erkrankten bei der Resektion. Am Fusse hat die Resektion indessen,
niemals den Prozess aufzuhalten vermocht Hier musste schliesslich immer
die Absetzung erfolgen.
Von 24 Empyemen waren 5 nach Masern, 2 nach Influenza, 7 nach
Pleuropneumonie, 3 bei Tuberkulose entstanden, einer durch Rippenkaries
und 2 hatten sich aus seröser Pleuritis entwickelt. Von diesen 24
wurden 7 mit einfacher Thorakotomie behandelt, und von diesen ein
Fall geheilt. Mittels Thorakotomie und Rippenresektion am tiefsten
Punkte wurden 10 behandelt. Davon heilten 7 in weniger als 3 Monaten.
Randone empfiehlt die Küstersche Methode. Er hat nie eine Verlegung
der hinteren lncisionsöffnung durch das Diaphragma gesehen. 11 akute
Empyeme wurden in den ersten sechs Wochen operirt. Es wurden 6
geheilt, 3 starben; 8 chronische Empyeme wurden operirt, geheilt 5, 2
todt, einer behielt eine Fistel (nach Schede operirt). Von 5 tuberkulösen
Empyemen wurde 1 geheilt, 3 starben, 1 behielt eine Fistel. Mortalität
im Ganzen 32 %; unvollständige Heilungen 8,6 %. In zwei Fällen wurde
die Schede sehe Thorakoplastik gemacht.
31 mal wurde Eiterung im prozessus mastoid. beobachtet und zwar
22 mal nach akuter, 9 mal nach chronischer eitriger Entzündung des
Mittelohres; nach Masern 2 mal, nach Influenza 14mal, nach Katarrhen
des Nasenrachenraumes 15 mal, 3 mal bestand Tuberkulose; 36 mal
Trepanation des Warzenfortsatzes. Von den Operirten wurden 5 un¬
brauchbar, 2 zurückgestellt, 3 auf längeren Erholungsurlaub gesandt, auf
kürzeren mit Rückkehr in den Dienst 13, 10 wurden in die Rekon¬
valeszentenstation zu Moncalieri und darauf in den Dienst gesandt, 3
direkt in den Dienst. Die mittlere Behandlungsdauer war bei den wegen
akuter Otitis Operirten unter 20 Tage, bei den nach Influenza Erkrankten
44 Tage; bei chronischer Otitis 27 Tage.
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Zehn Mal wurde die Punktion der Hydrocele mit nachfolgender
Injektion von Jodtinktur und zwar immer mit völliger Heilung vor-
genommen. In drei Fällen handelte es sich um Hydrocele des Samen¬
stranges. _ Brecht.
Breslauer, Eugen (Jauer): Ueber die antibakterielle Wirkung
der Salben, mit besonderer Berücksichtigung des Einflusses
der Konstituentien auf den Desinfektionswerth. Dissertation,
Breslau 1895 (auch in Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankheiten,
Band XX.).
Die Ergebnisse der Versuche, welche auf Anregung und unter Leitung
von Professor Neisser (Breslau) angestellt worden, sind von grosser
praktischer Bedeutung. Es wurden Aufschwemmungen von Kulturen des
Bacillus prodigiosus und des Staphylococcus pyogenes aureus auf Glas¬
tafelchen angetrocknet, dann in die Salbe gebracht und nach verschieden
langer Dauer der Berührung herausgenommen, sodann zwei Mal mit
Aetner abgespült und darauf in Bouillon zur Kultur angesetzt.
Die Versuche ergaben eine ganz auffällige Abhängigkeit der Wirk¬
samkeit des Desinfektionsmittels von der Wahl der Salbengrundlage.
Von 5prozentigen Karbolsäure-Salben tödteten die mit Lanolinum
offic. (20°/o Wasser enthaltend) und mit Unguentum leniens bereiteten
die genannten Mikroorganismen bereits innerhalb fünf Minuten; dagegen
die mit Lanolinum anhydricum bereitete]} erst nach 20 Minuten; Schweine¬
fettsalbe nach 45 Minuten; Vaselinesalbe erst nach 1 V« Stunde. Karbol öl
5% zeigte auch hier absolut keine Desinfektionswirkung.
Ganz ebenso verhielten sich l%o Sublimatsalben, so bergestellt,
dass das Sublimat einfach mit dem Konstituens verrieben wurde, nur
war ihre Wirksamkeit auf die genannten Bakterien im Ganzen grosser;
Sublimat-Lanolin und Sublimat-Unct. leniens bewirkten schon
nach drei Minuten langer Einwirkung eine Abtödtung der
Keime; Lanolinum anhydricum, Resorcin und Schweinefett erst nach
zehn Minuten, Vaseline sogar erst nach 45 Minuten. — Resorcin in
Salben erwies sich nur als ganz schwaches Desinficiens. — 10 prozentige
Borsäure-Salben zeigten ganz dieselbe Abhängigkeit von dem Konsti¬
tuens, aber gleichfalls nur sehr schwache desinfizirende Wirksamkeit.
5prozentige Salizylsäure-Salben bewirkten, mit Ungt leniens und
Lanolin bereitet, nach fünf bis zehn Minuten eine Abtödtung der Keime,
mit den übrigen Salbengrundlagen erst nach 1 bis 24 Stunden. — Als
sehr wirksam erwiesen sich auch lprozentige Argentum nitricum-
Salben; Lanolin- und Ungt. leniens-Salbe hatten schon nach
5 Minuten langer Berührung Bacill. prodigiosus und Staphylo¬
coccus pyogenes aur. vollkommen abgetödt’et; Fett- und Vaseline¬
salbe dagege^n erst nach 20 Minuten bezw. 1 Stunde. — Chrysarobin 3°/o
war in Ungt. leniens und Lanolin bereits nach 3 bis 5 Minuten wirksam,
in Fett und Vaseline erst nach 30 Minuten.
Von offizmellen Salben zeigte Ungt. einer, benzoatum die stärkste
baktericide Wirkung (nach 3 Minuten;, Ungt. praecipitat alb. nach
5 Minuten, UngtZinci gar keine Wirkung. Andere Salbengrundlagen
(Ungt. simplex, Ungt. Glycerini, Adeps lanae, Epidermin) verhielten sich
wie Fett und Vaseline. — Die grössere Wirksamkeit des Lanolin, off. und
Ungt. leniens erklärt sich offenbar aus ihrem Wassergehalt
_ A. Hiller (Breslau).
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326
Gruber, Ueber die bakteriologische Diagnostik der Cholera und
des Choleravibrio. (Arch. f. Hyg. Bd. 20.)
Gruber unterzieht auf Grund ( der neuesten Forschungen und seiner
eigenen Beobachtungen die Diagnose des Choleravibrio einer scharfen
Kritik und bekämpft vor Allem die Stichhaltigkeit der Pfeifferschen
Thierexperimente, indem er Klein Recht giebt, dass die durch
intraperitoneale Einverleibung von Choleravibrionen bei Meerschweinchen
hervorgerufenen Krankheitserscheinungen auch durch die verscbiedensrten
Bakterienarten erzielt werden könnten. Gruber kommt zu folgenden
Schlusssätzen: Die grundlegende Lehre Kochs steht im Wesentlichen noch
unerschüttert da. Es ist möglich, dass die bei verschiedenen Cholera-
Epidemien aufgefundenen Vibrionen mehreren, nahe verwandten Arten
angehören. Die Unterscheidung der Choleravibrionen von den anderen
Arten ist schwierig und unsicher. Ein Theil der bisher aufgestellten
Unterscheidungsmerkmale ist unbrauchbar; das verlässlichste ist noch' das
mikroskopische Aussehen der auf 10 prozentiger Nährgelatine gewachsenen
jungen Colonien. Zweifel erwecken die angeblichen Befunde von Cholera¬
bakterien in anderen Objekten als in Darmentleerungen bei Cholera¬
erkrankungsfällen, sowie alle Identifizirungen von Wasservibrionen, die
ohne Zusammenhang mit der indischen Cholera aufgefunden worden sind.
Sch um bürg.
Weiss: Ueber das Verhalten .der Cholera-Erreger bei niedrigen
Temperaturen. (Zeitschrift für Hygiene. Bd. 18.)
Weiss hat in die Frage des Verhaltens der Cholera-Erreger bei
niedrigen Temperaturen, die nach den Versuchen von Renk, Uffel-
mann und Abel nach 5 Tagen sicher eine abtödtende Kraft haben, nach
Wnukow und Sehr aff aber nicht, Licht zu bringen versucht. W. kommt
zu dem Resultat, dass die Einwirkung der Kälte von dem Nährboden
abhänge, auf welchem sich die Vibrionen befänden; so haben dieselben
sich in Bouillon 21 Tage lebensfähig erhalten. Ferner giebt W. an,
dass eine Uebertragung der Cholera durch Eis nicht anzunehmen sei.
Schumbu rg.
Pfeiffer, Weitere Untersuchungen über das Wesen der Cholera-
Immunität und über spezifisch baktericide Prozesse. (Zeit¬
schrift f. Hyg. Bd. 18.)
Schon früher (1893) hatte Pfeiffer mit Issaeff zusammen gezeigt,
dass die Beeinflussung, welche das Serum immunisirter Meerschweinchen
bei der intraperitonealen Cholerainfektion dieser Thiere ausübt, aus¬
schliesslich auf baktericiden Vorgängen beruht. Jetzt sucht Pfeiffer den
Mechanismus dieser merkwürdigen baktericiden Funktionen des Meer¬
schweinchenorganismus zu ergründen und findet dabei zuerst, dass die
Choleravibrionen sich dabei ohne irgend wesentliche Betheiligung von
Phagozyten frei im Bauchhöhlenexsudat auflösten, während z. B. Wasser¬
vibrionen überhaupt nicht beeinflusst wurden (bei Immunisirung mit
Choleraserum), und dass umgekehrt bei Immunisirung mit Wasservibrionen -
serum die Cholerabakterien am Leben bleiben. Pfeiffer kommt zu dem
Schluss, dass der immunisirte Thierkörper die Fähigkeit hat, im Bedarfs¬
fälle spezifisch baktericide Substanzen zu bilden, welche sich nur gegen
diejenige Bakterienart wirksam erweisen, die zur Immunisirung gedient
hat. Diese spezifischen Substanzen sind wahrscheinlich Produkte der
zelligen Elemente der Bauchhöhle. Schumburg.
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327
Clemow: The Cholera Epidemie of 1892 in the russian empire.
Die Verbreitung der Choleraepidemie von 1892 in Russland hat der
Engländer Clemow beschrieben, Mitglied der epidemiologischen Gesell¬
schaft in London. Auf 111 Seiten stellt er dar, wie die Cholera von
Mesched, von dessen sanitiärer Bedeutung ein, wenn auch nicht sehr
farbenreiches Bild gegeben wird, eindrang, unterstützt durch die neue
transkaspische Bahn, wie sie ostwärts über Centralasien nach Sibirien,
ferner nach Westen zu in die Ukraine, nach Norden die Wolga aufwärts
schlich. Clemow vergleicht dann die Ausbreitung der Hungersnoth von 1891
mit derjenigen der Cholera von 1892, ohne dabei zu einer befriedigenden
Antwort zu gelangen. Er beleuchtet in einem besonderen Kapitel
die Art der Ausbreitung der Seuche sowie die Einflüsse, welche ihr
Einhalt thaten, schliesslich noch die Therapie, die Desinfektionsarten und
die Abwehrbestimmungen in Russland, ohne besonders Neues oder
wesentlich Abweichendes oder Interessantes zu bringen.
Schumburg.
Woskressensky, N., Aelterer Arzt des Infanterie-Regiments No. 156,
Ueber Nachtblindheit. Woj. med. Journal 1894, I (Januar).
Woskressensky hat bei einem Regiment in den Jahren 1891—93
epidemische Nachtblindheit beobachtet. Im Ganzen erkrankten 258 Mann,
davon 1891 124 Mann (4% der Iststärke), 1892 92 Mann (2,9 °/ 0 ) und
1893 42 Mann (1,3%). Von der Gesammtzahl (258) entfallen ll,2°/ 0 auf
das erste, 52,6 °/o auf das zweite, 21,6% auf das dritte und 14,6% auf
das vierte Dienstjahr. Von 42 Erkrankten hatten 7 Mann (16,6%) schon
vor der Einstellung und 16 Mann (42,3%) in den voran gegangenen
Dienstjahren au der Krankheit gelitten. Die ersten Fälle traten stets Im
Februar auf, im März erreichte die Krankheit ihren Höhepunkt, nahm
im April ab und hörte im Mai auf.
Die Leute standen im 22. bis 28. Lebensjahre und gehörten allen Rassen
gleichmässig an; kräftig entwickelt waren 24 der Erkrankten in 1892
und 93, als mässig 110 zu bezeichnen; die Ernährung war bei 8 sehr
gut, mittelmässig bei 67, schlecht bei 59 Manu.
Das Regiment steht in einer gesunden Berggegend, 7000 Fuss über
dem Meer. Das Klima ist rauh, der Winter andauernd (der Schnee
liegt von Anfang November bis Ende April), der Frühling kurz, regnerisch,
der Sommer kühl, meist trocken, der Herbst warm und trocken. Die
Temperatur schwankt zwischen 31° C. (im Schatten) im Sommer und
—30° C. im Winter, Jahresmittel 2,7° C.
Die Verpflegung der Mannschaften besteht aus Gemüse (Borschtsch)
oder Kartoffelsuppe mit einem halben Pfund Fleisch, oder Brei (Erbsen etc.)
mit Speck, Weizenbrot. Während der Divisionsmanöver erhalten die
Mannschaften dreiviertel Pfund Fleisch; in der ersten, vierten und siebenten
Woche der grossen Fasten und am Mittwoch und Freitag der übrigen
Fastenwochen wie an den Busstagen Fastenspeise (Fisch-, Pilz-, Erbsen-,
Kartoffelsuppe und Brei mit Fastenfett). Die Unterkunft' in einer ge¬
räumigen Kaserne, mit reichlichem Luftraum, ist gut zu nennen. Der
Dienst nimmt täglich fünf bis acht Stunden in Anspruch und wird, je nach
Wetter und Jahreszeit entweder im Freien oder in der Kaserne abgehalten.
Der gewöhnliche Gesundheitszustand ist sehr gut, die Jahreserkrankungen
belaufen sich auf 558,3% 0 und bestehen nur ganz ausnahmsweise in
Infektionskrankheiten, meist in Erkältungen und Erkrankungen der Athem-
werkzeuge.
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328
Als Hauptzeichen der Krankheit galt die Herabsetzung oder Auf¬
hebung des Sehvermögens bei verminderter Beleuchtung; von 134 Kranken
zeigten Herabsetzung 52 Mann (34%), fast vollständigen Verlust des
Sehvermögens 82 (65,2%). Die Anpassungsfähigkeit des Auges bei Ueber-
gang vom Licht zur Dunkelheit war herabgesetzt. Das von Schtsohepotjew
(Wratsch 1892 p. 1107) als untrügliches äusseres Zeichen der Krankheit
hingestellte Fehlen des Blinkreflexes war bei 30 von 134 Fällen (22,4%)
vollständig ausgeprägt, bei 82 Mann (61,1%) war der Reflex merklich,
bei 22 (16,5%) kaum vermindert. Eine Erweiterung der Pupille und
sehr träge Reaktion derselben wurde bei (62 von 134), somit in 46,2 %
beobachtet.
Der ophthalmoskopische Befund führte zu nicht ganz bestimmten
Ergebnissen. Von 86 Untersuchten zeigten 34 Blutarmuth der Netzhaut,
blaue Papille und verengerte Pulsadern, Yenen oftmals erweitert, stark
gewunden. Die übrigen 52 Kranken lieferten keinen merklich von der
Regel abweichenden Befund.
Die Dauer der Krankheit war sehr verschieden: so war im Jahre
1892 die mittlere Dauer 26,2 Tage, die längste 70, die kürzeste 8 Tage;
1893 14,0, 43 und 5 Tage. Die bei Beginn der Epidemie Erkrankten (die
Februarfälle) blieben am längsten kraük; geringer war die Dauer der
sonst zahlreichsten Märzfalle, am kürzesten die der im April vorge¬
kommenen Erkrankungen. In ärztlicher Behandlung war die höchste
Zahl der Behandlungstage 21, die geringste 4, im Durchschnitt etwa
7 Tage.
Die Behandlung erfolgte am wirksamsten im Lazareth, in welches
nur sechs Mann, bei denen die ambulatorische Behandlung nicht an¬
schlagen wollte, aufgenommen wurden; mittlere Behandlungsdauer hier
5, längste 7, kürzeste 3 Tage. Die Aufnahme erfolgte, nachdem die
Kranken vorher zwei bis drei Wochen erfolglos behandelt waren. Als
wirksame Einflüsse der Lazarethbehandlung sind zu nennen: 1. die körper¬
liche Ruhe, 2. die Verdunkelung des Zimmers (Ruhe für die Netzhaut),
endlich 3. die Verbesserung der Verpflegung (ein Pfund Fleisch anstatt
eines halben und Gemüsebrei in grösserer Menge, daneben Thee). Arzneien
wurden meist nicht verabreicht.
Die Entstehungsursache der Nachtblindheit ist nach Verfasser ent¬
schieden nicht, wie Weber, Adamjuk und Schtschepotjew annehmen, auf
miasmatische, insbesondere Malaria-Einflüsse zurückzufuhren, da der
Standort nicht nur fieberfrei, sondern sogar für Fieberkranke sehr günstig
ist; auch hat Verfasser in ausgesprochenen Fiebergegenden Nachtblindheit
nur in Einzelfällen und auch diese nur im Winter, d. h. in der fieber¬
freien Zeit beobachtet. Gegen den miasmatischen Untergrund der Krank¬
heit spricht auch der Umstand, dass ausschliesslich Mannschaften, nie
aber Offiziere oder deren Familienmitglieder von der Krankheit befallen
wurden.
Auch der Einwirkung des grellen Lichtes allein kann, wenngleich sie
unzweifelhaft ‘mit von ursächlichem Einfluss ist, die Entstehung der
Krankheit nicht zugeschrieben werden. Am allerwenigsten glaubt Ver¬
fasser Beziehungen zwischen Skorbut und Nachtblindheit gelten lassen zu
sollen, da 1893 überhaupt kein Skorbut im Regiment vorkam; im Jahre
1892 war ein einziger Fall, im Jahre 1891 zwar 17 Fälle von Skorbut
aber nicht bei den Nachtblinden vorgekommen.
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Es scheint, dass die Entstehungsursache der vorstehenden Epidemien
auf eine Unterbilanz in der Ernährung während der sechswöchentlichen
Fastenzeit (und im Winter) bei Uebermaass von Lichteinwirkung durch
Schnee auf die Netzhaut zurückzufuhren ist. Nicolai.
Ein Fall von Anämie nach Anchylostomum duodenale mit
Anwesenheit von Dipterenlarven. (Sarcophaga haemorrhoidalis)
Dr. Abbamondi e Cipollone. Giorn. med. del Ko esercito e della Ra
marina. 1894, 6.
Da die Veröffentlichungen über Anämien durch Anchylostomum auch
bei uns sich mehren, sei über einen Fall berichtet, der das Wort von
Strümpell rechtfertigt: „die Diagnose ist leicht zu stellen, wenn man
überhaupt an die Möglichkeit von Anchylostomen denkt.“ Der Mann,
welcher in seiner Heimath (Genua) das Wasser einer Cisterne zu trinken
pflegte, war, während er auf dem Schulschiffe „Maria Adelaide“ in Spezia
ausgebildet wurde, Anfang Mai 1893 erkrankt. Im Januar desselben
Jahres war er eingestellt worden. Von Ende Mai bis Ende Juni wurde
er im Lazareth wegen Anämie behandelt und, da sich das Leiden mit
den gewöhnlichen Mitteln, Arsenik, Eisen, Chinapräparaten etc., nicht
besserte, 40 Tage zur Erholung in die Heimath beurlaubt. Er kam von
dort anämischer als vorher zurück und wurde wieder in das Marine-
lazareth von Spezia aufgenommen. (5. 8.). Der Zustand war recht
bedenklich geworden. Es bestand leichtes abendliches Fieber (37,5 bis
37,7), welches Nachts unter profusen Schweissen zur Norm abflel. Im
Uebrigen die Symptome vorgeschrittener Anämie. Am 8. August unter¬
suchte man zuerst den Stuhlgang und fand ausser Askariden- und Tricho-
cephaleneiem sehr zahlreiche Anchylostomeneier. Blut fehlte übrigens
stets im Stuhle sowie Indikan im Harne. Durch die unternommene Kur
•(mit ol. aether. filic. mar. in Kapseln drei Tage lang hintereinander
stündlich bis zweistündlich) wurden sehr viele Anchylostomen entleert.
Nach dem 15. 8. erschienen weder diese noch ihre Eier wieder im Stuhle.
Nur die Trichocephaleneier blieben andauernd, nachdem durch Santonin
und Thymol auch die Ascarideneier und eine beträchtliche Anzahl Larven
von Dipteren mit den Fäces ausgetrieben waren. Der Kranke erholte sich
nun scnnell und wurde durch einen abermaligen Erholungsurlaub völlig
dienstfähig. Durch genaue Beobachtung und Züchtung der ausgetriebenen
Larven gelang es festzustellen, dass dieselben der Sarcophaga haemor¬
rhoidalis angehörten, einer Dipterenart, welche zwischen der Hippobosca
•equina und der Musca domestica steht und welche ihren Namen von der
dunkelrothen Färbung des letzten Bauchringes hat.
Schon Perroncito und Graziadei sowie A. Pasquale, Lockwood
und Moniez haben Dipterenlarven im Stuhlgang Anämischer beschrieben.
Dass dieselben als Eier aufgenommen werden, ist wohl zweifellos. Die
Verfasser glauben nach den Resultaten ihrer Versuche mit diesen Larven
in vitro auch an Pedogenesis im Darmkanal. Sie sind auch der Ueber-
zeugung, dass nicht, wie bisher allgemein angenommen, der Blutverlust
durch die Anchylostomen die Ursache der schweren Allgemeinerscheinun¬
gen ist, sondern die Aufnahme der von den Parasiten im Darmkanal
erzeugten anormalen, toxischen Stoffe durch Autoinfektion. Das in
diesem Falle vorhandene leichte abendliche Fieber und das Fehlen jeden
Blutverlustes durch den Darm spricht jedenfalls ausser den theoretischen
Erwägungen des Verfassers für diese Erklärung. Wenn auch bei uns
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in Deutschland die Anämien durch Dannparasiten nicht so häufig sind
wie in Italien, so kommen sie doch nicht gerade selten vor und zwar
ganz besonders bei jungen Menschen. Brecht.
Kratschmer: Ueber Beschaffung von gesundem Trinkwasser
im Lager und während des Marsches mit Rücksicht auf die
Filtrirungsmethoden. „Der Militärarzt“, 1894, No. 21 bis 24
und 1895, No. 1 bis 6 und „Organ der militärwissenschaftlichen
Vereine“, 1895.
Auf dem VIII. internationalen Kongresse für Hygiene und Demographie
in Budapest erstattete Kratschmer den Bericht über die vierte in der
XH. Sektion (Militär-Hygiene) verhandelte Frage: „Die Beschaffung
von gesundem Trinkwasser im Lager und während des Marsches
mit Rücksicht auf die Filtrirungsmethoden“, wobei er zu nach¬
stehenden Schlusssätzen gelangte:
1. Die Entstehung und Verbreitung von Infektionskrankheiten, ins¬
besondere von Cholera und Typhus abdominalis durch Trinkwasser ist
sichergesteilt Mit dieser Thatsache hat jede Wasserbescbaffung zu rechnen,
namentlich aber die von mannigfaltigen Wechselfällen abhängige Wasser¬
versorgung der Truppen während des Marsches und im Lager.
2. Die besten Bürgschaften der Qualität — von Quellwasserleitungen
grösserer Städte abgesehen — bietet Grundwasser aus gleichmässig fein¬
porigem Boden. Oberflächen wasser ist stets als verdächtig zu betrachten,
zumal im Flachlande.
3. Bestehende Tiefbrunnen in feinporigem Boden und im Felsen mit
tadelloser Anlage und BewirthSchaffung, desgleichen die in solchen Boden
getriebenen Rammbrunnen können ohne Weiteres als die zuverlässigsten
Spender von unschädlichem und auch in seinen sonstigen Eigenschaften
zusagendem Wasser gelten. Diese sind daher für die Wasserversorgung
der Truppen im Felde in erster Linie heranzuziehen.
Das Wasser aus mangelhaft angelegten und verwahrten Brunnen kann
bei sonstiger günstiger Beschaffenheit nur in solchen Gegenden als un¬
schädlich betrachtet und verwendet werden, in denen seit längerer Zeit
Infektionskrankheiten, insbesondere Typhus, Ruhr und Cholera, nicht vor-
gekommen sind.
Die voraugenaunten Wassersorten bedürfen in der Regel keiner zu¬
bereitenden Behandlung; vorkommende Trübungen lassen sich durch ein¬
fache Klärvorrichtungen beseitigen.
4. Oberflächen wasser aller Art, desgleichen Wasser aus mangelhaft
angelegten und betriebenen Brunnen in verseuchten Gegenden ist als ver¬
dächtig zu erachten und erheischt eine entsprechende Behandlung, bevor
es zum Genüsse abgegeben wird.
Die Hauptaufgabe dieser Behandlung besteht in einer Beseitigung der
pathogenen Keime aus oder in einer Vertilgung derselben in dem Wasser.
Für die Beseitigung pathogener Keime mittels Filtration bieten der¬
zeit nur die Berkefeld-Kieselguhrfilter, vielleicht auch die Asbest-
Porzellan Alter nach Garros bei feldmässiger Ausstattung Aussichten auf
umfangreichere Verwendung.
Alle anderen bisher bekannt gewordenen JKleinfilter genügen dieser
Forderung nicht. Eine wirksame Filtration ist anderen Reinigungsmethoden
vorzuziehen, weil das Roh wasser dabei die geringste Einbusse an seinen
natürlichen guten Eigenschaften erleidet
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5. Der unterchlorigsaure Kalk, die Wein- und Citronensäure verdienen
wegen ihrer keimtödtenden Wirkung die höchste Beachtung für die Aus¬
gestaltung von Methoden, um verseuchtes oder verdächtiges Wasser un¬
schädlich zu machen. Allseitige Untersuchungen in dieser Richtung
erscheinen dringend geboten. Kirchenberger.
Mittheilungen.
Ekeroth, Carl. Vorschlag zu einer Kriegssanitätsordnung.
Tidskrift i Militär Helsovärd 1893, S. 190.
In der Tidskrift i Militär Helsovärd 1893 berichtet Ekeroth über
einen neuen Entwurf zu einer schwedischen Kriegssanitätsordnung. Durch
Kabinets-Ordre vom 12. Oktober 1888 wurde ein Komitee eingesetzt, um
Vorschläge zu neuen Dienstvorschriften im Felde auszuarbeiten. Am
26. Oktober 1888 wurde ein schon vorher fertiggestellter „Vorschlag zu
einem Reglement für die Krankenpflege im Felde“ zur Nacbacbtung in
geeigneten Fällen anbefohlen. Das Komitee hat im Ganzen 11 Reglements
im Zusammenhang ausgearbeitet, nämlich für Etappen-, Eisenbahn , See¬
transport-, Telegraphen-, Post-, Verpflegungs-, Material-, Krankenver-
pflegungs-, Veterinär-, Kassen-, und Besoldungswesen im Felde nebst
einem Heft: „Allgemeine Grundzüge für die Ordnung der schwedischen
Heeresverwaltung im Felde.“
Dies neue „Reglement für die Krankenpflege im Felde“ unterscheidet
sich in wesentlichen Punkten von dem früheren „Vorschlag von 1888“,
welcher übrigens am 8. Mai 1893 wieder aufgehoben ist. Weggelassen
sind die Vorschriften über Mobilisirung der Sanitätsformationen, das
Be- und Entladen von Lazarethzügen und die Ausrüstungsnachweisungen.
Dagegen sind alle Bestimmungen über den Sanitätsdienst bei der Truppe
auf dem Marsch, im Quartier und im Kampf in ein Kapitel vereinigt,
ebenso das Rapportwesen und die Verwaltung etc., so dass also der an
irgend einer Stelle wirkende Sanitätsoffizier alle in Betracht kommenden
Dienstvorschriften leicht übersehen kann.
Für das Infanterie-Regiment und die Divisionsartillerie sind keine
Krankenwagen aufgenommen. Die Sanitätskompagnie dagegen hat deren 12.
Sie zerfiel nach dem alten Vorschlag in drei Abtheilungen: Krankenträger-,
Verband- und Trainabtheilung, na<m dem neuen sind, wohl im Interesse
der Theilbarkeit, nur zwei vorhanden: die Krankenträger-«und Verband¬
abtheilung, jede mit dem nötbigen Train. Die Kavallerie-Division erhält
kein eigenes Feldlazareth, sondern bleibt auf gelegentliche Zutheilungen
angewiesen.
Die wichtigsten Veränderung sind mit der Kompetenz der Sanitäts¬
offiziere vorgenommen. Nach dem alten Vorschlag hatte der Divisions¬
arzt die Sanitätskompagnie und die Feldlazarethc unter seinem unmittel¬
baren Befehl und sollte unter Beihülfe des Sanitätsintendanten deren
Verwaltung mit der Verantwortlichkeit eines Regimentschefs leiten. Nach
dem neuen Entwurf unterstehen dagegen die Sanitätskompagnie und das
aus dem Truppen verband ausgetretene (etablirte) Feldlazareth durch den
betreffenden Kompagniechef (Chefarzt) direkt der Division, während
sonst das Feldlazareth unter den Trainkommandeur der Division gestellt
ist. Marschiren zwei Feldlazarethe im selben Truppen verband, so
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treten sie unter die gemeinsame Leitung des rang- oder dienstältesten
Chefarztes, welcher auch allein Befehle erhält. Somit ist also den
Sanitätsoffizieren die im früheren Entwurf verheissene militärische Stellung
wieder, entzogen, sie können wiederum Chefstellungen nur für ihren Dienstr
oder Verwaltungszweig einnehmen, offenbar eine Zurückreyidirung ihrer
ganzen Stellung, über welche die Betroffenen nicht sonderlich befriedigt
sein werden. Durch die „allgemeinen Grundzüge“ wird auch die Leitung
der Verwaltung dem höchsten Befehlshaber überwiesen, welcher die
betreffenden Behörden zu beaufsichtigen und mit Anweisung zu versehen
hat, übrigens aber selbst verantwortlich bleibt. Dagegen haben diese
Behörden (der Armeeartillerie-Kommandeur, Armeeintendant, Armee¬
arzt etc.) das Recht und die Pflicht, bei den militärischen Befehlshabern
rechtzeitig Vorstellungen zu machen und das Personal ihres Dienstzweiges
auch in den unteren Stufen zu überwachen. Füf die Theile des Dienstes,
welche keinen andern Dienstzweig berühren, kann der Chef eines solchen
unmittelbar die nöthigen Vorschriften erlassen, sonst wird seine Autorität
durch den betreffenden militärischen Befehlshaber vermittelt, nur im Fall
der Noth mag er direkte Anweisungen „auf Befehl“ und unter eigener
Verantwortung ertheilen, von denen der militärische Befehlshaber alsbald
in Kenntniss zu setzen ist.
Die Aufgabe des Feldsanitätswesens ist nach dem neuen „Vorschlag“
eine dreifache: Verhütung von Krankheiten durch zweckentsprechende
Gesundheitspflege, Wartung der Kranken und Verwundeten, und Ueber-
führung langwierig Kranker oder Verwundeter in die Heimath. Das
Feldsanitätswesen zerfällt in zwei Theile: auf dem Kriegsschauplätze und
daheim. Ersteres tbeilt sich in Sanitätswesen bei der Truppe, der
Etappe und in Festungen, welche in Vertheidigungszustand gesetzt sind.
Das Feldsanitätßwesen bei der Truppe umfasst den Dienst bei den
eigentlichen Truppenkörpern der Sanitätskompagnien und den Feld-
lazarethen. Das Etappensanitätswesen hat Etappenlazarethe sowie Hülfs-
lazarethe zu errichten, den Abgang an Sanitätspersonal und Material bei
den Truppen und Sanitätsformationen zu ergänzen, Krankenlager für
Leichtkranke herzustellen und für Entleerung der Lazarethe mittelst
Sanitätszüge, Sanitätsschiffe oder Trainkolonnen zu sorgen.
Der neue „Vorschlag“ giebt dem Chefarzt den Befehl über das zur
Sanitätsanstalt gehörige Personal sowie aufgenommene Kranke bis zum
Unteroffizier-Grad oder Rang. Darin befindliche Offiziere sind verpflichtet,
sich, was die Ordnung in der Anstalt betrifft, nach seinen Vorschriften
zu richten; Strafgewalt wird dem Chefarzt dagegen nicht beigelegt, er
soll zwar Verhöre über begangene Vergehen abhalten, dann aber den
Schuldigen dem militärischen Vorgesetzten des Lazareths zur Bestrafung
anmelden. Eine Meldung hierüber ist auch dem militärischen Vorgesetzten
des Mannes zu machen oder, wenn es sich um Vergehen von Aerzten
handelt, deren militärärztlichem Vorgesetzten.
Nach dem alten Entwurf stand an der Spitze des Sanitätswesens
im Felde ein Generalstabsarzt (Generalfultläkare), nach dem neuen wird
dasselbe geleitet von einem Armeearzt, welcher unter dem höchsten
Befehlshaber steht und sich nach den Anweisungen des Generalstabschefs
zu richten hat. Neben Besichtigungen, Ueberwachung des Gesundheits¬
zustandes, Abgabe vor Vorschlägen zur Erhaltung desselben, Sorge für
den Ersatz von Sanitätspersonal und Material liegt ihm ob, in gemeinsamer
Berathung mit dem Etappenchef die Maassregeln zur Krankenevakuirung
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vorzu schlagen sowie bei grösseren Kämpfen persönlich oder durch seine
Adjutanten ein zweckmässiges Zusammenwirken aller einzelnen Sanitäts¬
anstalten herbeizuführen. Ein Lazarethbeamter ist ihm nicht beigegeben.
Der Divisionsarzt hat neben den rein medizinischen Pflichten die
Aufgabe, bei bevorstehendem Kampfe das nöthige Fuhrwerk für Ver¬
wundete zu beantragen oder die Herbeischaffung zu veranlassen, ferner
die Heranziehung von Feldlazarethen etc. herbeizuführen; er hat Vorschläge
zu machen oder selbst Bestimmungen zu treffen über die Vertheilung und
Verwendung der Transportmittel, Errichtung des Hauptverbandplatzes,
der Sammelplätze für Verwundete und die Etablirung von Feldlazarethem
Während des Kampfes übernimmt er von einem Augenblick an, den der
Kommandeur bestimmt, die Leitung des Sanitätsdienstes auf dem Gefechts-
feld. Die Sanitätstruppen und vorgezogenen Feldlazarethe treten unter
seinen Befehl, den er auch, wenn erforderlich, auf die niederen Sanitäts¬
anstalten der Truppen erstrecken kann. Nach dem Kampf hört dieses
Befehlsrecht des Divisionsarztes nach besonderer Bestimmung des Divisions¬
kommandeurs auf. Beim Infanterie- und Artillerie-Regiment leitet der
älteste Sanitätsoffizier den gesammten Dienst neben seiner Funktion als
Bataillons- (Abtheilungs-) Arzt.
Der Dienstumfang des Etappenarztes entspricht dem des Divisions¬
arztes. Das Etappenlazareth kann getheilt verwendet werden, wird aber
möglichst im Ganzen an der Haupt- oder Endstation der Etappenlinie
gehalten. Das Lazareth-Reservedepot wird unter dem Etappenarzt von
einem Lazarethinspektor mit einem Unteroffizier verwaltet. Ueber das
Sanitätsreservepersonal führt der älteste Sanitätsoffizier unter dem Etappen¬
oder Stationskommandanten den Befehl nach den Anweisungen des
Etappen arztes. Für Leichtkranke sind „Krankenlager“ vorgesehen.
Lazarethzuge stehen unter dem Befehl eines Chefarztes, welcher einerseits
von den Etappen-, andererseits von den Eisenbahnbehörden ressortirt.
Für den Landtransport stellt die Etappenkommandantur Trainkolonnen,
welche, wenn kein Offizier als Führer bestimmt ist, der rangälteste
Sanitätsoffizier kommandirt.
Die Oberaufsicht über das Militärsanitatswesen in der Heimath wird
sowohl für das Heer wie die Flotte von der „Medizinaldirektion“ (Medizinai¬
styrelsen) ausgeübt. Unter derselben führt die Leitung der Generalstabs¬
arzt oder, falls dieser im Felde ist, ein Stellvertreter. Dem ersteren liegt
es ob, bereits im Frieden mit dem Chef des Generalstabes, des Flotten¬
stabes und dem Generalintendanten die für die Mobilisirung des Sanitäts¬
wesens erforderlichen Pläne auszuarbeiten und Sr^ Majestät dem Könige
und der Medizinaldirektion alle geeigneten Maassregeln zu unterbreiten.
Ueber den Sanitätsdienst unter den verschiedenen Feldverhältnissen
ist eine Reihe von Bestimmungen aufgenommen, von denen die wichtigsten
hier folgen. — Während des Marsches und an Ruhetagen finden zwei Mal
täglich ärztliche Untersuchungen statt, wobei namentlich die sofortiger
Rücksendung bedürfenden Kranken auszusondem sind. Dieselben werden
der Sanitätskompagnie oder bestimmten vorher festgesetzten Orten zu-
gefuhrt. Für Transportmittel sorgt der Truppentheil. Sanitätspersonal
und Material folgt unmittelbar dem Truppentheil, hinter dem Regiment
die für Eiranke bestimmten Wagen unter einem Unteroffizier. Intrans¬
portabele Kranke der Truppen s<3len, wenn Transportmittel fehlen, unter
Aufsicht eines Sanitätssoldaten und mit Diagnosezetteln versehen seitwärts
vom Wege zurückgelassen werden. Die Sanitätskompagnie soll möglichst
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ganz oder zum Theil an der Queue der Truppen marschiren und event*
Kranke vorläufig aufnehmen. Die Feldlazarette marschiren gewöhnlich
im grossen Train, sollen jedoch bei bevorstehendem Kampf ebenfalls an
die Queue der Truppen herangezogen werden.
Während des Kampfes werden regimenterweis „Hülfsverbandplätze“
(früher Hülfsplätze genannt) eingerichtet. Geschah dies durch Infanterie,
90 behält der älteste Sanitätsoffizier der Infanterie die Aufsicht, auch
wenn Sanitätsoffiziere anderer Waffen hier hinzutreten. Verstärkung der
ärztlichen Hülfe beantragt der älteste Sanitätsoffizier bei seinem Komman¬
deur, beim Divisionsarzt oder auch bei dem Befehlshaber des nächsten
* Truppenverbandes. Errichtet ein Truppentheil keinen Hülfsverbandplatz,
so hat . der Kommandeur das Fortschaffen seiner Verwundeten beim
nächsten Regiment zu beantragen. Lässt sich die Stelle der grössten
Verluste mit einiger Sicherheit voraussehen, so errichtet die Sanitäts¬
kompagnie einen oder zwei Hauptverbandplätze, wozu der Befehl von
der Division oder bei getheiltem Detachement von der Brigade ertheilt
wird,, gleichzeitig werden dahinter Sammelplätze für verbundene Ver¬
wundete bestimmt, wo dieselben geordnet und weiter nach dem Lazareth
in Gang gesetzt w'erden. Auf diesen Sammelplätzen wird der Befehl
einem Sanitätsoffizier oder -Unteroffizier anvertraut. Der Wagen trän sport
von Verwundeten nach dem Verbandplatz und damit die Einrichtung
von Wagenhalteplätzen weiter vorn ist nur bei besonders weiten Ent¬
fernungen oder besonders günstigem Gelände vorgesehen. Werden Truppen¬
ärzte auf dem Hauptverbandplatz verwendet, so treten sie unter den
Befehl der Sanitätskompagnie und des ältesten Sanitätsoffiziers derselben.
Den Verwundetentransporten zu Wagen können Leichtverwundete zu
Fu8s angeschlossen werden. Grössere derartige Transporte werden unter
den Befehl von berittenen Sanitätsoffizieren gestellt, welche der Divisions¬
arzt vom Sanitätsdetachement oder dem Feldlazareth kommandirt. Der
militärische Befehlshaber kann im Fall dringender Noth das Sanitäts¬
personal durch Kommandirung anderer Mannschaften verstärken.
Für die Verwaltung des Sanitätsmaterials ist der Truppen befehls-
haber und der älteste ihm beigegebene Sanitätsoffizier verantwortlich.
In Bezug auf technische Verwaltung ist der Armeegeneralarzt im Haupt¬
quartier die höchste Instanz für die Truppenverbände und die Etappe.
Bestimmungen über den Ersatz von Sanitätspersonal und Material,
den Ankauf von Verbrauchsgegenständen auf dem Kriegsschauplatz, die
Vollzählighaltung des Reservevorrathes schliessen den neuen „Vorschlag“,
dem ein Kapitel über die freiwillige Krankenpflege sowie 17 Beilagen
beigegeben sind. — —
Das sehr ausführliche Referat von Ekeroth ist mit einem sehr über¬
sichtlichen Schema der Ressortverhältnisse des SanitätsWesens im Felde
und in der Heimath versehen.
Wie aus Vorstehendem ersichtlich, sind in dem neuen „Vorschlag“ die
Aufgaben des Sanitätsdienstes im Felde In sehr umfassender und gründ¬
licher Weise reglementarisch zusammengefasst, auch die Rechte, vor Allem
aber die Pflichten der Sanitätsoffiziere genau bezeichnet.
Nicht zu verkennen ist die Aehnlichkeit in den Hauptzügen, wenn
auch im Einzelnen den besonderen Verhältnissen der schwedischen Armee
angepasst, mit den betreffenden Bestimmungen der Kriegs-Sanitäts-Ordnung.
Sehr zweckentsprechend für den Fall einer getrennten Verwendung ist
der schon bei der Zusammenstellung durchgeführte Aufbau der Samtäts-
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kompagnie (Sanitäts-Detachement) aus zwei gleichen Hälften, wobei also
das Umpacken von Wagen fortfallt. Besonders wichtig und verant¬
wortungsvoll erscheint auch in dem „Vorschlag“ die Stellung des Divisions¬
arztes im Felde. Keinesfalls ist übrigens den Sanitätsoffizieren eine
grössere militärische Verantwortlichkeit an vertraut (in Frankreich
kommandiren sie auch die Krankenträger-Kompagnien) und ihre Initiative
mehr auf das Stellen von Anträgen verwiesen. Bemerkenswerth ist unter
Anderem auch die Bestimmung, dass fremde auf dem Hauptverbandplatz
Hülfe leistende Sanitätsoffiziere unter den Befehl der Sanitätskompagnie
treten, welche von einem Offizier geführt wird. Stechow.
Dr. Otto Grunert — Berlin, Ueber die Methoden bezw. die Mittel,
die Zähne vor dem Verfall zu schützen.
Grunert tritt bez. der Karies der Zähne der chemisch parasitären
Theorie bei, welche am besten die Erscheinungen erklärt; prädisponirend
für die Entstehung der Karies sind angeborene (vererbte) Strukturfehler
oder Veränderungen, wie sie durch chronische Krankheiten bezw. Verletzungen
gesetzt werden. Besonders sind es dann die im Munde vor sich gehenden
sauren Gährungen, ferner eingebrachte Säuren, welche schädigend auf den
Zahn wirken, sobald sie lange genug mit ihm in Berührung bleiben. —
Die Schutzmittel ergeben sich hiernach vön selbst: thunlichste Mundhygiene
mit Vermeidung aller Säuren, welche in sehr vielen Mundwässern enthalten
sind, — bei den ersten Anfängen von Karies sachgemässe Hülfe.
Ueber die Verwendung Unnascher Pflastcrmnlle bei # der Truppe.
Zweck der folgenden Zeilen ist, auf die Verwendung der bekannten
Unna sehen Pflastermulle (P. Beiersdorff & Co. Hamburg-Eimsbüttel)
bei der Truppe aufmerksam zu machen. Unterzeichneter hat in den
letzten Jahren, und besonders ausgiebig im Manöver 1894 bei einem
Reserve-Bataillon, den mit Zinc. oxyd. und Acid. carb. präparirten
Pflastermull bei den verschiedensten kleinen Hautverletzungen angewendet
und die Vortheile dieses bequemen Bedeckungsmittels immer mehr
schätzen gelernt. Den grössten Vortheil sieht Unterzeichneter darin, dass
während des Marsches beginnende Blasenbildungen durch das erwähnte
Pflaster einen brauchbaren Schutzverband erhalten, welcher nicht raum-
beschränkend wirkt und das Anziehen des Stiefels gestattet. Allenfalls
wird der Stiefel mit dem Schnürschuh vertauscht, der Mann bleibt
marschfähig und erleidet keine Verschlimmerung durch Stiefel scheuern.
Eine Reinigung der betreffenden Hautstelle mit in Alkohol getauchtem
Sublimatmull genügt vor dem Auflegen des Pflasterstückes. Durch ge¬
eignete Einschnitte schmiegt sich dasselbe der Körperform vollständig an
und klebt sehr gut, so dass es sich beispielsweise auch beim Waschen
nicht von der Haut trennt.
Des Weiteren übergab Unterzeichneter den Kompagnien Theile dieses
Pflastermulls sowie eine Flasche denaturirten Spiritus und ein Glas mit
Sublimatmull mit der Anweisung, dass jede auch noch so kleine Haut-
verletzung (besonders an Händen und Füssen) sofort innerhalb der
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Kompagnie einen Schutzverband erhält: Kernigen mittelst alkoholdurch-
tränkten Sublimatmulls, Auflegen des Pflastermulls. Sämmtliche so vor¬
behandelten Leute werden dann dem Lazarethgehülfen oder dem Revier¬
arzt vorgefuhrt Die bisherige Erfahrung hat gezeigt, dass alle so
vorbehandelten Leute mit gut aussehenden wunden Hautstellen zur
weiteren Behandlung kamen und dass auf Infektion zu beziehende
Störungen des Wundverlaufes ausblieben.
Dieser Pflastermull hat sich ferner gut bewährt als Nothverband bei
genähten Wunden. In einigen Fällen brauchte überhaupt kein weiterer
verband bis zur vollständigen Verheilung angelegt werden.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich nicht unterlassen, auch auf den
mit Quecksilber und Karbolsäure präparirten Pflastermull wieder auf¬
merksam zu machen, welcher bei beginnenden Furunkeln ein vorzügliches
Bedeckungsmittel ist und bei den Halsfurunkeln das Scheuern des Kragen¬
randes an der 'erkrankten und ohnehin schon sehr empfindlichen Haut¬
stelle verhindert. Vor dem Auflegen empfiehlt sich nach vorherigem
Rasiren eine Reinigung des Furunkels und seiner nächsten Umgebung
mittelst Alkohol, Aether oder Spiritus aethereus. Gewöhnlich lassen
bereits nach kurzer Zeit die vorher sehr heftigen Schmerzen nach. Meist
schon 24 Stunden nach dem Auflegen des Pflastermulls sickert eine rahm¬
artige Flüssigkeit aus einer selbst gebildeten Oeffnung heraus, nach
weiteren zwei bis vier Tagen tritt gewöhnlich Heilung ein, ohne dass ein
Einschnitt nöthig wäre. Diesen günstigen Verlauf beobachtet man jedoch
nur, wenn die beschriebene Behandlung im Beginn der Furunkel-Er¬
krankung angewendet wird. Diese Behandlungsart übt Unterzeichneter
seit mehr als acht Jahren, angeregt durch einö Mittheilung von E. Fränkel,
Prosektor des allgemeinen Krankenhauses Hamburg, und hat; stets die
erwähnten Vprzüge beobachtet. Sch.
Stiftungsfeier des Friedrich-Wilhelms-Instituts.
Mit Allerhöchster Genehmigung begeht das medizinisch-chirur¬
gische Friedrich-Wilhelms-Institut am 2. Dezember d. Js. die
Feier seines hundertjährigen Bestehens. Diejenigen Herren, welche dem
Institut angehört haben und an der Feier theilzunehmen beabsichtigen,
werden gebeten, ihre Adressen möglichst bald an das genannte Institut
(Berlin NW. Friedrichstrasse 140) gefälligst einsenden zu wollen.
Aus Anlass des hundertjährigen Stiftungsfestes ist eine Darstellung
der geschichtlichen Entwickelung und der Bedeutung dieser Anstalt
geplant. An alle diejenigen, welche selbst oder deren Angehörige bezw.
Vorfahren zum Institut irgendwie in näheren Beziehungen gestanden haben,
ergeht die sehr ergebene Bitte, etwa vorhandene, für die Geschichte der
Anstalt wichtige Aufzeichnungen, Tagebücher, Bildwerke und sonstige
Erinnerungen, die das Friedrich-Wilhelms-Institut und seine Angehörigen
betreffen, zur Benutzung für die Geschichte der Anstalt zur Verfügung
stellen, an das Institut einsenden oder demselben darüber Mittheilung
machen zu wollen. Für gewissenhafte Rückerstattung der Sendungen
sofort nach geschehenem Gebrauch wird Sorge getragen werden.
Gedruckt in der Königlichen Holbochdrnckerei ven E. 8. Mittler A Bohn, BerlinSW., Koehstr. 68^-71
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Deutsche
Militärärztliche Zeitschrift.
Redactlon:
Pro! Dr. 9t. Generalarzt,
Berlin TeobenstrMM 6,
n. Dr. #. Oberstabsarzt,
Berlin Ni., Chausseeetruse 27.
Monatlich erscheint ein Heft Ton mindestens 8 Druckbogen; dazu ein „Amtliches Beiblatt 14 . Der
Zeitschrift wird das Werk: „W. Both’s Jahresbericht Aber die Fortschritte auf dem Gebiete
des Militär-Senititswesens* unentgeltlich beigegeben. Bestellungen nehmen alle PostKmter and
Buchhandlnngen an. Preis des Jahrgangs 15 Mark.
XXIV. Jahrgang. 1895Ü
Die Epidemie von Genickstarre
in der Garnison Karlsruhe während des Winters 1892/93.
Von
Kreisphysikus Dr. Panienski, früher Stabsarzt im 1. Badischen Leib-Grenadier-
Regiment No. 109.
Wenn auch in den letzten Jahren zur Aufklärung der Entstehungs¬
ursache der epidemischen Genickstarre werthvolle und genauere
Beobachtungen gemacht worden sind, so haben doch dieselben zu einer
einheitlichen Anschauung über das Wesen des ursächlichen Erregers
dieser Krankheit noch nicht geführt. Die Untersuchungen beziehen sich
entweder auf einzelne Fälle sporadisch aufgetretener Meningitis, oder
auf Entzündungen der Hirnhaut, welche als Komplikationen anderer
Krankheiten anfgetreten sind. Nur Professor Bonome war in der Lage,
eine kleine Epidemie von Genickstarre bakteriologisch zu verfolgen. Doch
das Ergebniss seiner Untersuchungen hat uns durch Einführung einer
neuen Bakterienart, des Streptococcus meningitidis von der einheitlichen
Aetiologie nur noch weiter entfernt.
Um so dankbarer erschien die Aufgabe, eine Epidemie von Genick¬
starre, welche in der Garnison Karlsruhe im Winter 1892/93 aus-
gebrochen war, vom ätiologischen Standpunkte aus zu studiren und
durch umfangreicheres Material zur Aufklärung einer Frage beizutragen,
welche um so zuverlässiger der endgültigen Entscheidung entgegengebracht
wird, je mehr die betreffenden Untersuchungen sich häufen.
Nachdem die eitrige Hirn- und Rückenmarkshautentzündung seit
einer längeren Reihe von Jahren in der Garnison nur ganz vereinzelt
MilitSrftrztlicbe Zeitschrift. 1895. 22
Heft 8 u, 9.
Verlag:
#. $. Sttttftt * $»fa,
Königliche Hofbuchhandlung,
Berlin, Eochstraue 68—71.
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aufgetreten war, wurden in den Monaten Dezember 1892, Januar, Februar,
März und April 1893 sechzehn Mann des 1. Badischen Leib-Grenadier-
Regiments von dieser Eirankheit befallen; ausserdem hatte je eine verein¬
zelte Erkrankung das 1. Badische Leib-Dragoner-Regiment No. 20 und
das 1. Badische Feldartillerie-Regiment No. 14 im Monat Januar bezw.
April. Der erste Kranke ging dem Garnisonlazareth am 16., der zweite
am 18., der dritte, vierte, fünfte und sechste am 21. Dezember zu. Sobald
der epidemische Charakter der Krankheit feststand, wurde behufs Ent¬
lastung der seuchenfreien Kaserne das 2., bis dahin seuchenfreie Bataillon
nach Neureuth-Knielingen, Dorfgemeinden der Umgegend, ausquartiert.
Die Eirankheit wurde aber durch diese Maassregel nicht gebrochen; denn
bereits am 24. Dezember folgten zwei neue Erkrankungen in der Kaserne, und
diesen wieder am 29., am 30. Dezember und am 4. Januar je eine Neuerkran¬
kung. Um die Truppe vor neuen Opfern der mörderischen Seuche zu schützen,
deren Quelle, nach der Art des Auftretens zu urtheilen, in der Oertlichkeit
selbst gesucht werden musste, wurden am 6. Januar auch die beiden
anderen Bataillone des Regiments nach Rastatt in Kasernen verlegt, welche
unterdess von anderen Truppen geräumt worden waren. Einen Tag nach
der Verlegung, also bereits am 7. Januar, erkrankte in Rastatt wieder ein
Mann des verlegten Regiments an Genickstarre und starb nach vierzehn¬
tägigem Krankenlager. Da jedoch keine neuen Erkrankungen folgten,
wurde allgemein angenommen, dass der Mann den Eirankheitskeim bereits
in Karlsruhe aufgenommen, und dass die Epidemie damit ihren völligen
Abschluss erreicht habe. Jedoch nach einer Ruhepause von über vier
Wochen, am 6., 7. und 8. Februar, gingen dem Rastatter Garnisonlaza¬
reth wieder drei neue Erkrankungen an Genickstarre vom Grenadier-
Regiment zu, welche zwar alle mit Heilung endeten, jedoch ausgesprochene
und durch ihre Erscheinungen unzweifelhafte Fälle von Meningitis cerebro¬
spinalis gewesen sind. Gegen Ende der Epidemie beim Grenadier-Regiment
kamen, wie schon erwähnt, noch zwei vereinzelte Erkrankungen an Genick¬
starre bei anderen Truppentheilen der Karlsruher Garnison vor, welche beide
trotz ihrer Schwere mit Heilung endeten. Es erkrankte zunächst am
25. Januar ein Dragoner in der alten Dragoner-Kaserne und am 19. März
ein Kanonier in der Kaserne Gottesaue.
Auch die bürgerliche Bevölkerung von Karlsruhe war von der
mörderischen Krankheit nicht ganz verschont geblieben. Nach der Mit¬
theilung des Bezirksarztes, Herrn Obermedizinalraths Dr. Arnsperger,
waren im Ganzen fünf Fälle von Meningitis cerebrospinalis amtlich fest¬
gestellt, welche alle tödtlich verliefen. Zwei davon betrafen Kinder in der
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Stadt, drei Erkrankungen, junge Leute, die im städtischen Spital verstürben.
Die Meningitisfalle der Zivilbevölkerung waren über die ganze Stadt ver¬
breitet, und mit Ausnahme der Erkrankung eines achtjährigen Knaben
von den Kasernen entfernt entstanden. Die Wohnung des Letzteren lag
der Grenadier-Kaserne gegenüber, war aber von ihr durch einen grossen
Platz und eine breite Strasse getrennt. Ein Verkehr mit der Kaserne,
bezw. mit Soldaten des Grenadier-Regiments war in keinem einzigen
Falle nachzuweisen.
Von den befallenen Mannschaften sind 7 = 38,9% der Erkrankten
gestorben. Lässt man jedoch die leichteren, sogenannten Abortiv-Fälle
ausser Betracht, bei welchen die Diagnose nicht ganz bestimmt, sondern
nur im Zusammenhang mit den schweren, ganz sicher konstatirten Fällen
gestellt wurde und welche, wenn sie für sich allein aufgetreten wären,
wohl nicht zu der genannten Eirankheit gezählt worden wären, so bleiben
13 ausgesprochene, sichere Erkrankungen mit 7 Todesfällen = 53,8% der
Erkrankten übrig. '
Wie in anderen Epidemien, waren auch hier die zuerst aufgetretenen
Fälle in Bezug auf Verlauf und den Ausgang die schwersten, indem von
den i zuerst Erkrankten 6 = 85,7% starben; die späteren Erkrankungen
«endeten bis auf einen Todesfall mit Heilung. Von den Befallenen befanden
sich 12 im 1., 4 im 2., je einer im 3. und 12. Dienstjahre. Gestorben
sind von den Kranken des 1. Dienstjahres 6, des 3. 1 Mann, während
aus den übrigen Dienstjahren kein Todesfall erfolgt ist. Es war demnach
das 1. Dienstjahr am zahlreichsten und schwersten heimgesucht. Diese
Bevorzugung des jüngsten Jahrganges ist auch bei anderen Epidemien,
namentlich aber in der französischen Armee, mehrfach beobachtet worden.
XKe Erklärung hierfür ist wohl in der erhöhten individuellen Prädispo¬
sition der Rekruten für Erkrankungen überhaupt zu suchen, indem
bekanntlich durch veränderte Lebensweise, Gemüthsbewegungen, ungewohnte
körperliche Anstrengungen der Ausbildungsperiode die persönliche
Widerstandskraft der neu eingestellten Rekruten leicht heruntergesetzt
und damit ein leichteres Erliegen den einwirkenden gesundheitlichen
Schädlichkeiten gegenüber bedingt wird. Diese Ansicht wird auch von
den meisten Aerzten getheilt, welche Gelegenheit hatten, Epidemien von
Genickstarre zu beobachten.
Wenn auch bei unserer Epidemie in der Gestaltung, Stärke und
Gruppirung der charakteristischen Krankheitserscheinungen ein grosser
Wechsel und eine grosse Verschiedenheit sich zeigte, so Hessen sich doch
im Ganzen folgende Formen unterscheiden:
22 *
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• ' *"*a
— 340
1 . Die äußserst stürmisch verlaufende (Meningitis siderans seu acu-
tissima), 2. die akute, 3. die abortive Form. Scharf getrennt waren
freilich diese Krankheitsbilder nicht. Von der ersten Form kam ein Fall
zur Beobachtung, von der zweiten elf, endlich Abortivformen sechs Fälle.
Ausserdem gab es, ebenso wie bei anderen bekannten Epidemien von
Genickstarre unter den sonst gesund gebliebenen Mannschaften eine nicht
unerhebliche Anzahl solcher, welche über Kopf- und Nackenschmerzen
als einzige Krankheitserscheinungen klagten. Ob diese Leute den epi¬
demischen Einflüssen unterlegen waren, oder ob bei der herrschenden
Panik und Furcht durch Einbildung diese Erscheinungen erzeugt wurden,
bleibt dahingestellt Auffallend ist, dass keines der in der Kaserne
wohnenden Kinder befallen worden ist
Yon den sieben tödtlich verlaufenen Erkrankungsfallen wurden sechs
im Garnisonlazareth Karlsruhe bezw. Rastatt obduzirt und von mir
bakteriologisch untersucht Ihre Reihe eröffnete:
Erster Fall. Grenadier Gl. im ersten Dienstjahre, 20 Jahre alt.
Derselbe wird, nachdem er kurz vorher über Brustschmerzen geklagt
hatte, in bewusstlosem Zustande am 16. Dezember 1892 nacht^ ins
Lazareth gebracht. Bei der Aufnahme besteht grosse Unruhe, kleiner
Puls (120 Schläge), Temperatur 40,5° C., 36 Athemzüge. Das Gesicht
ist dunkelblauroth, die Sehlöcher mittelweit, auf Lichteinfall sich zusammen¬
ziehend, Reflexe gesteigert. Unwillkürlicher Stuhlabgang. Am 18. De¬
zember stellt sich leichte Nackenstarre ein, und sind die Dornfortsätze
der Hals- und Lendenwirbel auf Druck schmerzhaft. Patient ist ab¬
wechselnd ruhiger und etwas besinnlich, wobei er über Brustschmerzen
klagt, dann wieder sehr unruhig und unbesinnlich. Auf den Brustorganen
objektiv nichts nachweisbar, soweit eine Untersuchung möglich. In der
Nacht vom 18. zum 19. Dezember tritt grosse Unruhe, tetanische Starre
im Nacken und den Gliedmaassen auf. Auf Hautreize erfolgt keine
Reaktion, die Patellarreflexe sind kaum mehr auszulösen. Unwillkürlicher
Abgang des Urins, der etwas Eiweiss enthält. Coma und Cheyne-
Stokessches Athmen. Am 20. Dezember unveränderter Zustand, Urin
geht unwillkürlich ab, doch füllt sich die Blase immer mehr, so dass
mehrmals Einlegen des Katheters erforderlich wird. Gegen Abend stellt
sich Trachealrasseln ein, der Puls wird elend, die Athmung beschleunigt,
erschwert. Puls hebt sich auf Aether- und Kampher-Einspritzungen nur
vorübergehend, und Patient stirbt um 9,15 abends. Dauer der Krankheit
nicht ganz vier Tage.
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Bei der Sektion (Stabsarzt Panienski) fand sich: starker Blutreichthum
des gesammten Schädelinhalts, fibrinös-eitrige Einlagerungen in der
weichen Hirnhaut der Konvexität und der Grundfläche am Chiasma und
an der Varolsbrücke; dieselben eitrigen Massen in den inneren Rücken-
roarksbäuten auf der hinteren Fläche des Rückenmarks; in beiden Seiten¬
hirnhöhlen mehrere Kubikzentimeter wässerige, leicht getrübte Flüssigkeit.
Frische, eitrige Herzbeutelentzündung, mässige Milzschwellung. Aus dem
eitrigen Exsudat der Hirn- und Rückenmarkshäute sowie aus dem Eiter
des Herzbeutels werden Ausstrichpräparate auf Deckgläschen hergestellt
und nach Gram gefärbt Sie enthalten Diplokokken mit Kapsel. Durch
Verimpfen des Eiters auf Agar nach der Methode von Schottelius ent¬
wickeln sich reichlich Kolonien, welche aus Diplokokken bestehen und
den Kolonien des Diplococcus pneumoniae Fränkel gleichen. Ein mit
dem Eiter und Cerebrospinalflüssigkeit (1 ccm) subkutan geimpftes Meer¬
schweinchen zeigt mehrere Stunden nach der Impfung Temperatur¬
steigerung, erholt sich aber schon am folgenden Tage und bleibt am
Leben.
Zweiter Fall. Grenadier B., drittes Dienstjahr, 24 Jahre alt, bis
dahin stets gesund, klagt am 17. Dezember nach völligem Wohlbefinden
am Tage über Brechreiz und leichtes Unwohlsein am Abende. Später
trat Erbrechen und damit sofort Bewusstlosigkeit auf. Aufnahme am
18. Dezember nachts. Mittelgrosser, kräftig gebauter Mann mit völlig
passiver Bettlage; Gesicht leicht geröthet, Sehlöcher starr zusammen¬
gezogen, Hautempfindlichkeit und Reflexe erhöht, Zähne fest aufeinander
gepresst, mässige Nackenstarre, volle Bewusstlosigkeit. Der Bauch ist
kahnförmig eingezogen. Unwillkürlicher Urinabgang. Am 19. stellt sich
Lungenödem ein; aus Mund und Nase quellen schaumige Massen fort¬
während heraus; Tod abends 7 Uhr. Temperatur am 18. morgens 38,
am 18. abends 39,8, am . 19. früh 39,2, kurz vor dem Tode 40,1° C.
Der vorliegende Fall charakterisirt sich als ächte Meningitis fou-
droyante. Ohne Vorläufer kurzes, allgemeines Unwohlsein mit Brechreiz,
bald darauf Erbrechen und völlige Bewusstlosigkeit. Tod schon nach
kaum 44 Stunden infolge rasch sich entwickelnden Hirndrucks durch
Lähmung des Athem- und Herzzentrums.
Obduktion (Oberstabsarzt Gern et): Gewebe der weichen Hirnhaut
von dichtem, stark gefülltem Gefässnetz durchzogen, längs der Gefasse
reichlich mit gelbsulzigen Massen durchtränkt. An der Grundfläche des
Gehirns. Gefasse ebenfalls strotzend gefüllt, die weiche Hirnhaut mit den¬
selben gelben Eitermassen besetzt. Hirnwindungen an der Oberfläche abge-
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plattet In Seitenhirahöhlen beiderseits 2 ccm röthlicher flockiger Flüssigkeit.
Hirn ge webe zäh und feucht, blutreich.
Im meningitischen Exsudat sowie in der Flüssigkeit der Hirn¬
höhlen wurden mikroskopisch nach Gram sich färbende Diplokokken
gefunden. Aussaaten auf Agarplatten ergaben fast nur Reinkulturen
derselben Diplokokken. Die Einspritzung von 1 ccm Cerebrospinal¬
flüssigkeit in die Bauchhöhle eines jungen Meerschweinchens erzeugt bei
dem Thier nur vorübergehend Temperatursteigerung.
Dritter Fall. Grenadier Schl., erstes Dienstjahr, 22 Jahre alt
Am 20. Dezember abends Frost, Kopfschmerz und Schlingbeschwerden-
Am 21. Aufnahme in das Lazareth. Das Gesicht ist geröthet, die Rachen¬
organe geschwollen und geröthet, Bewusstsein nicht getrübt, Kopfschmerz,
Temperatur 39,2, Puls 80, Athemzüge 20. Am folgenden Tage Kopf¬
schmerzen heftiger, Schmerzen im Nacken, welcher hintenüber gebeugt
ist. Druck auf die Domfortsätze etwas empfindlich. Pupillen mittel weit,
reagiren nicht auf Lichteinfall. Mehrmals Erbrechen; Bauch kahnförmig
eingezogen, grosse Unruhe. Temperatur 38,6, Puls 80. Am 23. Dezember
bei ziemlich klarem Bewusstsein tetanische Starre des Nackens und der
Gliedmaassen. Erbrechen hat nachgelassen. Reflexe bedeutend herab¬
gesetzt. Am Abend Schüttelfrost, welchem sich tonische Krämpfe der
Gliedmaassen anschliessen. Bewusstlosigkeit, Tod 9,13 abends. Dauer
der Krankheit 3 Tage.
Auszug aus dem Sektionsprotokoll (Oberstabsarzt Gern et):
Harte Hirnhaut stark blutreich. Weiche Hirnhaut ebenfalls blutreich
und trübe; längs ihrer Gefässe Randstreifen von gelblichsulzigen, eitrigen
Massen. An der Grundfläche sind die eitrigen Einlagerungen geringer.
Die Hirnwindungen abgeplattet, weiche Haut schwer abziehbar. An der
vorderen unteren Fläche des linken Schläfenlappens kirschgrosse, gelbe
sulzige Eitermasse, die sich leicht abstreifen lässt. In den Seitenhiraböhlem
spärliche nicht messbare Mengen röthlicher Flüssigkeit. An der hinteren
Rückenmarksfläche ist die weiche Haut von dem ersten Brustwirbel nach
abwärts durch Einlagerung sulzig eitriger Massen stark verdiokt und
getrübt. Mandeln leicht geschwellt. Milz nicht vergrössert.
In der Cerebrospinalflüssigkeit wurden vom Stabsarzt Gerstacker
nach Gram sich färbende Diplokokken gefunden. Bakteriologische Unter¬
suchungen konnten eingetretener Hindernisse wegen nicht ausgefuhrt
werden.
Vierter Fall. Grenadier Kl., erstes Dienstjahr, 21 Jahre. Nach
leichtem Unwohlsein am 20. Dezember bekam Patient in der Nacht
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Erbrechen und wurde halb bewusstlos im Bette aufgefunden. Bei der
Aufnahme am 21. ist er benommen, giebt jedoch auf Anrufen Antwort,
klagt über Schmerzen im Kopf und besonders heftig im Nacken. Gesicht
ist geröthet und heiss anzufühlen. Der Nacken stark nach hinten gebeugt,
Sehlocher gleich weit, träge reagirend. Stuhl angehalten. Temperatur 38,5,
Puls 102. Athmung 31. Verordnung: Eisbeutel auf Kopf und Nacken,
Calomel 0,25 zweistündlich, Blutegel nach Gama. In den nächsten acht
Tagen ändert sich der Zustand nur wenig. Kopf- und Nackenschmerzen
wechseln in ihrer Stärke, Dornfortsätze am Bücken und im Lendentheil
meist sehr empfindlich, der Kranke ist bald bei vollem Bewusstsein, bald
wieder benommen, apathisch und schlafsüchtig. Urin muss meist vermittelst
Katheters entleert werden, enthält Spuren von Ei weise. — Allmählich
verliert sich dann die Nackenstarre, und vom 1. Januar ab tritt unter
Nachlass des Fiebers auffallende, von Tag zu Tag zunehmende Besserung
ein. Die Temperatur bleibt fortdauernd normal, bis auf Erscheinungen
eines Blasenkatarrhs schwinden fast sämmtliche Beschwerden, und Patient
erholt sich allmählich. Indess tritt am 13. Januar ohne jegliche Veran¬
lassung heftiger Schüttelfrost und Ansteigen der Temperatur bis gegen
39 auf. Kopfschmerzen stellen sich ein, das Bewusstsein trübt sich,
zweimaliges Erbrechen, Appetitlosigkeit, pappiger Geschmack, Magen¬
schmerzen, Wirbelsäule vom dritten Brustwirbel abwärts bis zum Kreuz¬
bein sehr druckempfindlich. Verordnung: Blutige Schröpfköpfe zu beiden
Seiten der Wirbelsäule, Einreibung mit grauer Salbe, Calomel. Am 14.
subjektives schlechtes Befinden, heftige Schmerzen in Stirn» Hinterkopf
und längs der Wirbelsäule. Magengegend auf Druck sehr empfindlich.
Beweglichkeit der Beine gut, aber kraftlos. Bewusstsein getrübt. Am
15. Januar völlige Bewusstlosigkeit, Temperatur 39, Athmung sehr
schnell und oberflächlich, Puls klein 150, Gliedmaassen kühl. Aether-
und Kampfereinspritzungen. Um 4 Uhr 30 Minuten nachmittags im Kollaps
tödtlicher Ausgang am 26. Krankheitstage.
Obduktion (Stabsarzt Panienski): Harte Hirnhaut stark gespannt
und blutreich. An der Gehirnoberfläche Windungen abgeplattet, weiche
Hirnhaut überall trocken, aber gut durchscheinend, nirgends getrübt.
An der Himgrundfläche und zwar an der Brücke und am Chiasma
starke Einlagerungen von gelb-grünlichen Eitermassen in die weiche Hirn¬
haut, weniger am Kleinhirn. Verlängertes Mark von einer dünnen Eiter¬
schicht schleierartig eingehüllt Seitenhirnhöhlen stark erweitert, reichlich
mit trüber, blasser Flüssigkeit gefüllt Hirnsubstanz derb; auf den
Schnitten treten zahlreiche Gefässe hervor, deren viele frische Blutgerinneei
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enthalten. Dritte und vierte Hirnhohle mit eitriger Flüssigkeit, ihre
Oberfläche etwas erweicht. Hintere Rückenmarksfläche vom Brusttheil
bis nach, unten hin in zunehmender Stärke mit mächtigen, grünlichen
Eitermassen bedeckt Nach der Vorderfläche des Rückenmarks zu nehmen
die Eitermassen ab. Am Halstheil sind die inneren Rückenmarkshäute
zart und nicht getrübt, doch blutreich.
Trotz genauester mikroskopischer und bakteriologischer Untersuchung
konnten Diplokokken in dem meningitischen Eiter nicht festgestellt werden.
Dagegen entwickelten sich auf Agar Kolonien des Staphylococcus pyogenes
albus und aureus. Ein Thierversuch fiel insofern negativ aus, als bei
einem Kaninchen an der Impfstelle beschränkte Schwellung der Haut
auftrat, sonst aber das Thier gesund blieb.
Fünfter Fall. Grenadier R., erstes Dienstjahr, 21 Jahre. Derselbe
wurde in der Nacht vom 3. zum 4. Januar in bewusstlosem Zustande in das
Lazareth gebracht, und es konnte über etwa voraufgegangene Krankheits¬
erscheinungen nichts festgestellt werden; Kameraden gegenüber hat er
vorher nicht geklagt, so dass das Fehlen der Vorläufer sehr wahrscheinlich
ist. Temperatur 37,3, abends 38,2°, Puls klein, 80, Athmung 30. Urin¬
verhaltung, Katheter; gegen Abend kühle Gliedmaassen, Nackenstarre.
Verordnung: Schröpfköpfe zu beiden Seiten der Wirbelsäule, graue Salbe
4 g täglich, Eingiessung. Von weiteren Blutentziehungen wird bei dem
Zustande des Kranken vorerst abgesehen. Am 5. Januar ist Patient etwas
besinnlicher, jedoch sehr unruhig. Puls 40, Temperatur normal. Urin¬
verhaltung (Katheter). Gegen Abend schwerer Kollaps; halbstündlich
abwechselnd Einspritzungen von Aether, Kamphor und Moschus. Am 6.
hat sich der Puls bedeutend gehoben, Patient ist etwas ruhiger, doch
bleibt das Bewusstsein stark getrübt. Er liegt auf der Seite mit rückwärts
gebeugtem Kopfe. Auf Kitzeln der Fusssohlen werden die Beine langsam
und träge angezogen. Auf Fragen keine Antwort. Am 7. Januar voll¬
ständige Bewusstlosigkeit, Kopf starr nach hinten übergebeugt, grosse
Unruhe, Flockenlesen, Puls elend, Schlucken sehr erschwert. Seit 6. Januar
langsames Ansteigen der Temperatur und des Pulses von 37 auf 39,5
(am 7. Januar) bezw. von 40 auf 120. Am Nachmittag des 7. Januar
beginnendes Lungenödem, Trachealrasseln, am 8. morgens 5*/* Uhr bei
zunehmendem Kollaps Tod. Dauer der Krankheit 3 V* Tage.
Obduktion (Stabsarzt Panienski.): In der weichen Hirnhaut der
Konvexität sowohl wie der Grundfläche reichliches fibrinös-eitriges Exsudat,
in dicksten Schichten in den Furchen. Auch die hintere Rückenmarks¬
fläche zeigt denselben starken eitrigen Belag mit Ausnahme des Halstheils.
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Seitenhimhöhlen erweitert, in ihnen ziemlich reichlich röthliche, fast klare
Flüssigkeit. Milz nicht vergrössert.
In Deckgläschenpräparaten, welche durch Verstreichen des meningi-
tischen Eiters gewonnen wurden, finden sich Diplokokken; sie liegen meist
frei zwischen den Eiterkörperchen, und bilden in einzelnen Exemplaren
kleine Ketten zu drei bis vier Gliedern. In den geimpften Agarröhrchen
entwickeln sich Diplokokken-Kolonien, die vielfach in Ketten zu 4 bis 12
Einzelgliedern angeordnet sind. Einem jungen Kaninchen wird unter
die Baut und in die Bauchhöhle je 1 ccm Cerebrospinalflüssigkeit ein¬
gespritzt Das Thier zeigt vier Tage hindurch mit hohen Temperaturen
schwere Krankheitserscheinungen; es erholt sich hierauf und bleibt am
Leben.
Sechster Fall. Grenadier K., 20 Jahre alt, im ersten Dienstjahre,
erkrankte einen Tag nach der Verlegung seines Bataillons nach Rastatt
daselbst mit Schüttelfrost, heftigen Kopfschmerzen, Schmerzen im Genick,
Druckempfindlichkeit der Wirbelsäule. Bei der Lazarethaufnahme am
7. Januar abends 40,7, Bewusstsein erhalten. Schon im Laufe des nächsten
Tages — 8. Januar — war die Haut cyanotiscb, die Pulszahl stieg auf
120 bis 136, der Puls wurde sehr klein, die Muskulatur des ganzen Körpers
ausserordentlich schmerzhaft; Berührungen veranlassten lebhafte Schmerzens-
äusserungen.
Wiederholte Einspritzungen von Aetherlösungen brachten etwas
Besserung des Befindens; der Puls wurde voller und kräftiger, die Cyanose
und auch die subjektiven Beschwerden Hessen nach. Abends trat noch
ein Anfall von Schwäche auf, der nach einer weiteren Aethereinspritzung
schnell vorüberging. Die Temperatur betrug morgens 39,7, abends 39.
In der Nacht zum 9. konnte der Mann wegen heftiger Nackenschmerzen
nicht schlafen; daneben bestand heftiger Durst; gegen Morgen Hessen
alle Beschwerden nach, und als durch Katheter seine Blase entleert
worden war, trat fast vollständiges Wohlbefinden ein; die Temperatur
ging auf 38 herab, nur die Wadenmuskeln waren auf Druck schmerzhaft.
Im Urin etwas Eiweiss. Im Laufe des Nachmittags stellten sich unter
Anschwellung der befallenen Theile stetig zunehmende Schmerzen in
verschiedenen Gelenken ein; am meisten ergriffen waren linkerseits das
Hüft-, Knie- und Fussgelenk, rechts das Ellenbogen- und (ganz besonders
stark) Handgelenk. Das Fieber fiel auf 37,4 und blieb auch am nächsten
Tage, dem 10. Januar, auf 37,4. Die Gelenkschmerzen nahmen immer
mehr zu, SaUzylsäure blieb ohne jede Wirkung; am 11. Januar traten
bei klarem Bewusstsein zum ersten Male Gesichts- und Gehörstäuschungen
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auf. Die Temperatur schwankte zwischen 38,3 morgens und 37,8 abends;
der Puls war ziemlich gut; auch die Entleerung des Urins ging gut von
Statten. In der Nacht zum 12. Januar war das Bewusstsein stark getrübt
und wurde erst gegen Morgen klarer; die Gelenkschmerzen hielten an,
die Temperatur blieb morgens 38,2, abends 37,8. Der Puls war kräftig.
Am 13. Januar bemerkte man, nachdem wahrend der Nacht wieder
Benommenheit bestanden hatte, unter Anstieg der Temperatur auf 38
morgens und 39,4 abends brettartige Spannung am ganzen Rücken.
Patient konnte keine Bewegung des Kopfes oder Rumpfes vornehmen;
das linke Kniegelenk schwoll stark an, der Leib wurde stark aufgetrieben,
die Hornhäute getrübt. Im Laufe des Tages schwand das Bewusstsein
ganz und kehrte bis zu dem am 20. Januar morgens 1 Uhr erfolgten
Tode nicht wieder zurück. Die Temperatur hielt sich am 14., 15. und
16. Januar zwischen 39,6 und 40,2 und schwankte dann vom 17. an
zwischen 38,4 und 38,9.
Obduktion (Stabsarzt Panienski): Auf der Konvexität und an der
Grundfläche des Gehirns sowie an der hinteren Rückenmarksfläche,
besonders im Brust- und Lendentheil, starke eitrige Einlagerungen in die
inneren Häute. In den Hirnkammem dünne, nur leicht getrübte Flüssig¬
keit. — Die Obduktion der Brust- und Bauchhöhle musste wegen
erhobenen Einspruchs der Angehörigen unterbleiben.
In Ausstrichpräparaten wurden sehr spärliche Diplokokken gefunden.
Die mit dem meningitischen Exsudht nach der Methode von Schottelius
angestellten Kulturversuche fielen insofern negativ aus, als keine Diplokokken,
sondern andere Bakterienarten, meist Stäbchenformen, zur Entwickelung
kamen. Dagegen verendete ein mit dem Rückenmarkseiter geimpftes
Kaninchen am fünften Tage nach der Impfung. Aus dessen Blute, welches
Diplokokken enthielt, wurden Reinkulturen gewonnen, welche aus Diplo¬
kokken bestanden und denen des Diplococcus pneumoniae glichen. Ein eben¬
falls mit meningitischem Exsudat subdural geimpftes Meerschweinchen ging
nach 36 Stunden ein. In den von der Oberfläche des Gehirns gewonnenen
Klatschpräparaten wurden ebenfalls Diplokokken nachgewiesen. Dieselben
fanden sich jedoch im Blute des Meerschweinchens nicht, dessen weiche
Hirnhaut starken Blutreichthum, jedoch keine Trübung zeigte.
Im Anschluss an die mitgetheilten tödtlich verlaufenden Erkrankungen
bei den Mannschaften der Garnison wurden von mir noch zwei im
städtischen Spital obduzirte Meningitisfälle bakteriologisch untersucht
Da die weiter unten gemachten Schlussfolgerungen sich vielfach auch auf
das bei diesen Fällen gewonnene Material beziehen, werden sie hier noch
besonders aufgefuhrt
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Fall I. Anton St., ein 16 Jahre alter Knabe, wird am 20. Februar
1893, nachdem zwei Tage vorher Kopfschmerzen und Erbrechen bestanden
hat, bewusstlos ins Krankenhaus gebracht. Bei der Aufnahme: Nacken¬
steifigkeit, Eiweiss im Harn, Delirien, Temperatur 40,5. Der Tod erfolgte
am 23. Februar.
Obduktion: (Obermedizinalrath Dr. Arnsperger in Gegenwart des
Stabsarztes Panienski): Mächtiges fibrinös-eitriges Exsudat in der
weichen Hirnhaut der Konvexität, am Chiasma und an der Brücke. In
den Seitenhimhöhlen etwa ein Theelöffel wässeriger, trüber Flüssigkeit.
Am Halstheil des Rückenmarks bis auf stärkeren Blutreichthum keine
krankhafte Veränderung. Dagegen ist im Brust- und Lendenabschnitt die
hintere Rückenmarksfläche sehr stark mit gelbgrünlichen Massen bedeckt
und zwar von oben bis unten in zunehmender Stärke. —
Im meningitischen Eiter auf Deckgläschenpräparaten spärliche Diplo¬
kokken mit Kapsel. Nach Ueberimpfung des Eiters auf Agar entwickeln
sich im Brütschrank ausser einigen Verunreinigungen Kolonien, welche
von denen des Diplococcus pneumoniae nicht zu unterscheiden waren.
Aus den Kulturen hergestellte, nach Gram gefärbte Präparate lassen
unterm Mikroskop lange gewundene Ketten bis zu 20 Einzelgliedem
erkennen, in welchen jedochDiplokokken-Anordnung nicht zu verkennen ist. —
Einem Kaninchen wird 1 ccm Cerebrospinalflüssigkeit in die Bauchhöhle
eingespritzt, ausserdem mehrere Oesen vom Rückenmarkseiter in eine
Hauttasche am Rücken gebracht. Nach fünf Tagen, an welchen Tempe¬
raturen über 40 bestanden, verendete das Thier. Bei der Sektion werden
massenhafte Diplokokken mit Kapsel im Blut, frische Bauchfellentzündung
und mässige Milzschwellung gefunden. Auch im peritonitischen Exsudat
fanden sich Diplokokken.
Fall H. Reinhold L., Metzger, 18 Jahre alt, erkrankte am 8. April
1893 früh mit heftigen Kopf- und Genickschmerzen. Kurz nach der
nachmittags desselben Tages erfolgten Aufnahme ins Spital wird er
bewusstlos und unruhig, und verbleibt in diesem Zustande bis zum Tode,
welcher am 12. April morgens um 3 Uhr im Kollaps erfolgt. Temperatur
betrug durchschnittlich 39,8.
Obduktion: (Obermedizinalrath Dr. Arnsperger in Gegenwart des
Stabsarztes Panienski): Starker Blutreichthum des Schädelinhalts, mässiges
fibrinös-eitriges Exsudat in den inneren Hirnhäuten der Konvexität und
der Grundfläche, stärkeres gelbliches eitriges Exsudat an der hinteren
Fläche des Rückenmarks. In den Hirnhohlen dünne eitrige Flüssigkeit;
mässige Schwellung der Milz.
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*
Im Rückenmarkseiter und in der Cerebrospiuaiflussigkeit spärliche
längliche Kokken, die meist zu zweien angeordnet sind. Auf Agarplatten
entwickeln »ich Kolonien des Fraenkelschen Diplococcus.
Ein mit der Cerebrospinalflüssigkeit und dem Rückenmarkseiter
geimpftes Kaninchen zeigt vier Tage hindurch Temperaturen über 39,
erholt sich jedoch hierauf und bleibt am Leben.
Es kamen somit, wenn wir von dem bakteriologisch nicht weiter
verfolgten Fall 3 absehen, im Ganzen 7 Fälle zur genauen bakteriologischen
Untersuchung. Von allen wurden zunächst das meningitische Exsudat,
die Cerebrospinalflüssigkeit und die Hirnkammerflüssigkeit sowie der
Rückenmarkseiter auf Deckgläschen ausgestrichen, nach Gram und hierauf
mit einer Gegenfarbe behandelt und mikroskopisch untersucht Mit
Ausnahme des einzigen Falles 4 (Grenadier Kl.), bei welchem, wie bereits
erörtert, auch das Kulturverfahren die Anwesenheit des Diplococcus nicht
festzustellen vermochte, wurde der Letztere mikroskopisch bei sämmtlichen
anderen Fällen mit mehr oder weniger deutlicher Kapsel nachgewiesen.
Indess sei hier gleich besonders hervorgehoben, dass der Nachweis
in den meisten Fällen mit vieler Mühe und Zeitverlust verbunden war.
Der Diplococcus war in dem eitrigen Exsudat meist so spärlich vertreten,
dass oft gegen 20 Präparate hergestellt und durch gemustert werden
mussten, bis unzweifelhafte Exemplare desselben gefunden wurden.
Das Kulturverfahren fand zumeist in der Weise statt, dass das
meningitische Exsudat gleich bei der Sektion nach der Methode von
Schottelius auf mehrere Agarröhrchen ausgestrichen wurde; nur in
2 Fällen wurde es zu Agarplatten ausgegossen. Bis auf die Grenadiere
Kl. und K., welche beide ein längeres Krankenlager durchgemacht hatten,
liess sich durch die Kulturversuche in sämmtlichen anderen Fällen eine
Bakterienart in Reinkultur gewinnen, welche in morphologischer und
kultureller Beziehung eine Uebereinstimmung mit dem Diplococcus pneu¬
moniae Fraenkel-Weichselbaum besass. Auf der geimpften Agarfläche
entwickelten sich ausser sehr spärlichen Verunreinigungen zarte, fast
durchsichtige, mit dem Auge kaum wahrnehmbare, vielfach zu einem
schleierartigen, feinen Ueberzuge zusammenfliessende Kolonien. Mikro¬
skopisch bestanden sie aus länglichen Kokken, welche in der Regel paar¬
weise, zuweilen auch in mehr oder weniger langen Ketten von mehreren
aneinander gereihten Einzelgliedern gelagert waren und nach der
Gramschen Methode sich vorzüglich färbten. Während die Ueberimpfung
auf Gelatine auch bei einer Temperatur von 20° C. kein Wachsthum
erkennen liess, entwickelten sich die Diplokokken sehr gut bei Tem-
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peraturen von 33° in FleischpeptonbouiJlon mit einer Trübung derselben.
Nach mehreren Tagen klärte sich die Bouillon auf unter Bildung eines
grauen Bodensatzes, welcher mikroskopisch aus den genannten Bakterien
bestand. Auf Kartoffeln konnte ein 'Wachsthum nicht wahrgenommen
werden.
Weitere Aufschlüsse über das Wesen, und vor Allem das pathogene
Verhalten desselben sollte das Thierexperiment liefern. Von den zwei
ersten Meningitisfallen wurde je 1 ccm der mit dem Rückenmarkseiter
vermengten Cerebroßpinalfiüssigkeit, in welcher mikroskopisch und später
auch durch die Kultur die Anwesenheit des Diplococcus sicher nach*
gewiesen war, Meerschweinchen unter die Haut eingespritzt. Bis auf
geringe Temperaturerhöhung und verminderte Fresslust übexstanden die
Thiere den Eingriff und blieben gesund. Auch eine weisse Maus vertrug
eine subkutane Einspritzung von 0,5 ccm der Cerebrospinalflüssigkeit.
Wegen des negativen Ausfalls dieser Impfungen dienten zu weiteren
Versuchen nur Kaninchen, welchen je 1 ccm der frischen, in der Schädel*
höhle nach der Herausnahme des Gehirns angesammelten Cerebrospinal*
flüssigkeit Unter die Haut und in die Bauchhöhle eingespritzt wurde.
Ausserdem erhielten die Thiere mehrere Oesen des eitrigen Rückenmarks*
belages in eine Hauttasche am Rücken. Sämmtliche so behandelte Thiere
zeigten bereits nach mehreren Stunden Temperatursteigerungen bis gegen
40 sowie deutliche Krankheitserscheinungen; sie sassen zusammengekauert
im Käfig und hörten auf zu fressen. Indess haben sich von den fünf
geimpften Kaninchen drei allmählich von dem Eingriff erholt, und nur die
beiden übrigen (geimpft mit dem Exsudat von K. und Str. Fall 8 und I)
gingen am 5.Tage nach der Impfung ein. Bei der Sektion bot sich bei
beiden dasselbe Bild dar: Mässige Milzschwellung, frische exsudative
Bauchfellentzündung und eine überaus grosse Menge der Kapsel-Diplokokken
im Blute. Eine entzündliche Schwellung an der Stelle der Impfung war
bei keinem Thiere wahrzunehmen.
Neben dem genannten Diplococcus kamen in einzelnen Agarröhrchen
noch weisse und gelbliche Kokkenkolonien zur Entwickelung, welche in
morphologischer und kultureller Beziehung eine derartige Aehnlichkeit
mit den Eiter-Staphylokokken besassen, dass sie auch thatsächlich im
Anfang dafür gehalten wurden. Jedoch lieferte weitere Prüfung den
Beweis, dass sie entweder zufällige Verunreinigungen oder nach dem
Tode in der Leiche zur Entwickelung gekommene Bakterien waren.
Abgesehen von jeglicher krankmachender Wirkung auf Thiere, waren
sie, entgegengesetzt den Staphylokokken, der Gramsehen Färbmethode
unzugänglich.
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Bei dieser Lage der Verhältnisse muss sicherlich jede
Annahme als gezwungen erscheinen, welche nicht den regel¬
mässig gefundenen Diplococcus als den spezifischen Erreger
der Erkrankungen beschuldigte, sondern die Quelle derselben
in anderen Einflüssen bezw. in der Einwirkung anderer Bak¬
terien suchen würde.
Es gab, wie bereits erörtert, nur einen einzigen Fall (Grenadier Kl.
— Fall 4 —), bei welchem nicht der Diplococcus, sondern Staphylococcus
pyogenes albus und aureus in dem meningitischen Eiter durch die Kultur
festgestellt worden ist Doch auch dieser bakteriologische Befund spricht
durchaus nicht gegen die Annahme eines mit den anderen gemeinsamen
Infektionskeimes. Der Mann erkrankte mit stürmischen meningitischen
Erscheinungen, welche etwa 8 Tage andauerten. Hierauf trat unter Nach¬
lass des Fiebers eine von Tag zu Tag zunehmende Besserung ein, bis
am 25. Krankheitstage wieder neuer Ausbruch des menigitischen Prozesses
durch heftige Erscheinungen sich ankündigte und in 3 Tagen dem Leben
ein Ende bereitete. Bei diesem klinischen Verlauf ist wohl die Annahme
nicht unberechtigt, dass der Krankheitsfall ebenso wie die übrigen durch
dasselbe Gift, den Diplococcus, eingeleitet worden sei. Wenn Letzterer
zur Zeit der Untersuchung in den Hirn- und Rückenmarkshäuten in
nachweisbarer Form nicht mehr vorhanden war, so liegt die Vermuthung
nahe, dass er nach einer gewissen Zeit ebenso wie in der Kultur seinen
Vegetationskreislauf abgeschlossen hat, im Körper untergegangen und aus
dem Gewebe verschwunden ist. Wenn auch eine Entfernung desselben
nach aussen, wie z. B. bei der Lungenentzündung, bei den bekannten
Verhältnissen der Schädelkapsel nicht gut denkbar ist, so besitzt doch
die Natur so viele Wege, um die Resorption bezw. Ausscheidung des
todten Materials zu bewerkstelligen. Es spricht für diese Auffassung
auch der anatomische Befund, indem sich bei der Obduktion bereits
deutliche Heilungsvorgänge in den Hirnhäuten haben feststellen lassen.
Wenn nach eingetretener Besserung am 25. Krankheitstage ein neuer
stürmischer und tödtlich verlaufender Ausbruch des meningitischen Prozesses
wieder aufgetreten ist, so liegt die Erklärung dafür entschieden in einer
neuen Infektion durch den Staphylococcus pyogenes, welcher auf irgend
einem Wege in die Blutbahn eingeführt sein mag, in den durch die erste
Invasion des Diplococcus bedingten Veränderungen der Hirn- und Rücken¬
markshäute Hemmnisse erfahren haben, und sich daselbst festgesetzt,
entwickelt und zu einem neuen Ausbruch des meningitischen Prozesses
geführt haben mag.
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Füge ich nun meine Beobachtungen den einwandsfreien Untersuchungs¬
resultaten anderer zuverlässiger Forscher hinzu, so glaube ich durch das
neue, ziemlich umfangreiche Material zur Begründung einer einheitlichen
Anschauung über die Aetiologie der epidemischen Genickstarre beizutragen.
Ueberall, wo es sich um reine, genuine Fälle dieser Krankheit und nicht
um metastatische Formen oder Komplikationen anderer Krankheiten
gehandelt hat, ist in Uebereinstimmung mit meinem Untersuchungs-
ergebniss bis auf einige wenige, von Weichselb aum beobachtete Ausnahme*
falle mit dem Diplococcus meningitidis intracellularis, ein und derselbe
Mikroorganismus gefunden worden, welcher, wenn auch mit dem
Fränkelschen Diplococcus pneumoniae sich nicht ganz deckend, doch
demselben so nahestehend und verwandt ist, dass er nur für eine Modi¬
fikation desselben gehalten Werden könnte.
Die zum Theil schon von Anderen und auch bei meinen Unter¬
suchungen festgestellten Unterschiede zwischen beiden beziehen sich
hauptsächlich nur auf den verschiedenen Grad ihrer Lebensfähigkeit und
Virulenz. Im Vergleich zu dem Diplococcus pneumoniae erwies sich bei
dem meningitischen Diplococcus zunächst seine saprophytische Wachs¬
thumfähigkeit als eine äusserst beschränkte. Trotz der peinlichsten
Ueberwachung des richtigen Grades der Alkaleszenz der Nährböden und
trotz stets gleichmässiger Temperatur des Thermostaten (33 ° C) gelang es
nur von einem einzigen Fall (No. 7.) die 13. Generation des Diplococcus
zu erzielen; die meisten Kulturen konnten nur bis zur 7., in dem letzten
Fall (No. II) nur bis zur 3. Generation fortgepflanzt werden.
Den zweiten Unterschied bildet ein sehr geringer Grad seiner Virulenz
und zwar ebenso bei direkter Uebertragung des meningitischen Ergusses,
wie auch der aus diesem gewonnenen Reinkulturen auf Thiere. Von acht
im Ganzen mit dem frischen meningitischen Exsudat geimpften Versuchs-
thieren starben nur zwei Kaninchen an der bekannten Septicämie. Meer¬
schweinchen und weisse Mäuse erwiesen sich unempfänglich.
Mehrfache Impfungen von Kaninchen mit Reinkulturen des meningi¬
tischen Diplococcus wurden in der Weise ausgeführt, dass auf Agar
gewachsene und abgeschabte Kulturen bezw. gut entwickelte Bouillon¬
kulturen in Mengen bis zu 2 ccm in die Bauchhöhle und unter die Haut
eingespritzt wurden. Dabei konnte man eine von Generation zu Generation
auffallend rasch zunehmende Abschwächung der Virulenz, der auch schon
im jüngsten Zustande wenig wirkenden Kulturen beobachten. Es gelang
nur ein einziges Mal, mit der 3. Generation der Kultur (von Fall I) bei
einem weissen Kaninchen tödtliche Diplokokken-Septicämie zu erzielen.
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Ein anderes, trächtiges Kaninchen, mit der vierten Generation geimpft y
abortirte zwar 18 Stunden nach der Impfung und zeigte neben schwerem
Kranksein 4 Tage hindurch Temperaturen bis über 40 0 C., überstand jedoch
den Eingriff in etwa sieben Tagen und blieb am Leben. Impfungen mit
noch älteren Kulturen haben bis auf geringe Temperatursteigerungen
kaum Krankheitserscheinungen verursacht Eine weitere Eigenschaft des
bei unseren Fällen gefundenen Diplococcus war seine Neigung, in Kulturen
grössere Ketten, manchmal bis zu 20 Gliedern, zu bilden. Ganz besonders
haben sich durch diese Streptokokkenanordnung die von den Fällen 5
und I gewonnenen Kulturen ausgezeichnet — Aehnliche Beobachtungen
scheint auch Professor Bonome gemacht zu haben; ja er will sogar bei
mehreren Fällen epidemisch aufgetretener Meningitis cerebrospinalis regel¬
mässig einen Streptococcus gefunden haben, welchen er für eine neue,
von Anderen noch nicht beschriebene Bakterienart hält, die ebenso wie
der Diplococcus lanceolatus ^ne Meningitisepidemie verursachen könne.
Ohne mich auf die Kritik der von Bonome zur Begründung seiner Ansicht
angeführten Unterschiede einzulassen, will ich nur die Thatsache hervor-
heben, dass sowohl in dem meningitischen Exsudat als in dem Blut
eines mit Letzterem erfolgreich geimpften Kaninchens, von welchem unsere
Streptokokkenformen herstammen, in der Regel nur Diplokokken mit
Kapsel und selten Ketten von 3 bis 4 Einzelgliedern zu sehen waren.
Noch mehr wurde dieses Yerhältniss durch ein Thierexperiment klargelegt.
Das mit der nur Kettenformen enthaltenden Reinkultur von Fall I geimpfte
und verstorbene Kaninchen zeigte im Blute enorme Mengen von Diplo¬
kokken mit Kapsel und nur in einzelnen wenigen Exemplaren Ketten
zu 3 bis 5, aber nicht mehr Gliedern. Diese Beobachtung vermag wohl
die bereits von Bordoni Uffriduzzi geäusserte Ansicht, dass es sich bei
den Fällen von Bonome höchst wahrscheinlich um eine Modifikation
bezw. Varietät des Diplococcus pneumoniae und nicht um eine neue von
ihm entdeckte Pilzart gehandelt habe, zu stützen.
In Anbetracht der geringen und kurzdauernden Lebensfähigkeit und
Virulenz des meningitischen Diplococcus in der Kultur erschien für die
Aetiologie der Krankheit die Frage von grossem praktischen Interesse,
ob der meningitische Keim sich in irgend einem Zustande ausserhalb des
Körpers längere Zeit wirksam erhalten könne. Zum Studium dieser
Frage dienten folgende Versuche:
Ein Theil der direkt von der Schädelhöhle in sterilisirten Gefassen
aufgefangenen und mit Rückenmarkseiter vermengten Cerebrospinalflüssig- *
keit, deren Virulenz durch erfolgreiche Verimpfung auf Kaninchen be-
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353
wiesen war, wurde an Seidenfäden angetrocknet, der Rest in flüssigem
Zustande gegen Eintrocknung und Tageslicht geschützt in dunklem
Schrank aufbewahrt Nach Verlauf von 4 Wochen gelangten die beiden
Proben in der Weise zur Uebertragung, dass das flüssige Exsudat einem
Kaninchen unter die Haut eingespritzt, das an Seidenfaden angetrocknete
zunächst in sterilem Wasser aufgelost und hierauf einem anderen
Kaninchen unter die Haut eingespritzt wurde. Ausserdem brachte man
die aufgeweichten Seidenfaden dem Thiere in eine Hauttasche am Rücken
hinein. Während das erste Thier einen Tag nach der Impfung nur geringe
Temperaturerhöhung (vor dem Versuch 38,2, Tags nach dem Versuch 39,3°),
ferner an der Stelle der Verimpfung etwa dreimarkstückgrosse entzündliche
Schwellung der Haut, sonst aber keine Krankheitserscheinungen und
schon am 3. Tage sich wieder fast völlig gesund zeigte, war das andere
mit Seidenfaden geimpfte Thier etwa 6 Tage hindurch schwer krank.
Seine Körperwärme schwankte zwischen 39 und 40°, es frass nicht und
sass zusammengekauert in der Ecke des Käfigs. Die der Ohrvene täglich
entnommenen Blutproben wurden mikroskopisch untersucht, doch die
Anwesenheit des Kapsel-Diplococcus konnte in ihnen einwandsfrei nicht
festgestellt werden. Nach 7 Tagen wurde das Thier wieder gesund. —
Wenn schon aus diesem Versuch der höhere Grad der Virulenz des
spezifischen meningitischen Erregers in getrocknetem Zustande als wahr¬
scheinlich erscheint, so sollte das gewonnene Resultat noch ein zweiter
Versuch bestätigen, bei welchem das Blut eines durch Impfung mit
meningitischem Exsudat getödteten Kaninchens verwendet wurde. Dabei
bestaifd die Absicht, den Diplococcus mit erhöhter Virulenz, wie sie
gewöhnlich durch Passiren des Thierkörpers erreicht wird, zur Verfügung
zu haben, um damit einen Thierversuch erfolgreicher anstellen zu können.
Ein Theil des dem Thier entnommenen, an Diplokokken sehr reichen
Blutes wurde nun ebenso wie oben in flüssigem Zustande in ein sterilisirtes
Reagenzglas aufgenommen, ein anderer Theil an Seidenfaden angetrocknet.
Nach 4 Wochen gelangten die Proben in derselben Weise zur Verimpfung
auf 2 Kaninchen. Leider ging inzwischen das Blut des Reagenzglases
in Fäulniss über, so dass es sich zum Versuch wenig eignete. Trotzdem
wurde je 1 ccm desselben unter die Haut und in die Bauchhöhle einem
Kaninchen eingespritzt, welches auch am 3. Tage verstarb. Bei der Sektion
fanden sich ausser Milzschwellung frische Bauchfellentzündung, im Blut
jedoch trotz der sorgfältigsten Untersuchung keine Diplokokken, so dass
der Tod nicht als durch die Einwirkung des Diplococcus, sondern durch
die Fäulnisskeime bedingt anzusehen war. Das andere mit Seidenfaden
MüitÄrärxtliche Zeitschrift. 1895. 23
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geimpfte Thier zeigte wieder schwere Krankheitserscheinungen, Tempera¬
turen bis über 40° und verendete am 4. Tage nach der Impfung. Bei
der Sektion war das Blut mit Kapsel-Diplokokken vollgepfropft
Das Ergebniss dieser beiden Versuche dürfte wohl mit einiger Wahr¬
scheinlichkeit dafür sprechen, dass der spezifische Erreger der Meningitis,
welcher in der Reinkultur in so kurzer Zeit nicht nur seine Wirksamkeit,
sondern auch seine saprophy tische Wachsthumsfähigkeit verliert, unter
besonderen Verhältnissen, so wie bei dem Versuch in eingetrockneten
Körpersäften sich wochenlang lebensfähig und wirksam erhalten kann.
Es scheint, als ob bei dem Eintrocknen aus dem eiweisshaltigen Material
sich um den Mikroorganismus eine Hülle bilde, welche ihn vor baldigem
Absterben schützt
Damit wäre aber auch einiges Licht in die bis dahin dunklen
Verhältnisse der Verbreitung des meningitischen Giftes geschaffen, indem
die Schlussfolgerung als nicht ganz unberechtigt erscheint, dass der
einmal eingeschleppte und in den Stuben, auf den Betten,
Kleidern etc. dnponirte Giftstoff sich in trockenem Zustande
längere Zeit virulent erhalten, in Staubform in die Luft gelangen
und, durch deren Vermittelung auf empfängliche Individuen
übertragen, neue Erkrankungen hervorrufen kann.
Versuchen wir diese experimentell gewonnene Anschauung, welche
für die Desinfektionsmaassregeln von grosser praktischer Bedeutung wäre,
durch verschiedene bei unserer Epidemie gemachte Wahrnehmungen zu
unterstützen. *
Zunächst spricht für eine durch die Luft vermittelte Aufnahme des
Giftes die Thatsache, dass bei mehreren Erkrankungen Schnupfen und
Entzündung der Rachenschleimhaut voraufgegangen sind. Es ist nicht
unmöglich, dass der Giftstoff sich zunächst auf der Schleimhaut der
ersten Luftwege etablirt und erst von daher nach der Schädelhöhle
verbreitet habe. Wenn auch unsere, daraufhin gerichteten, bakteriologischen
Untersuchungen negativ ausgefallen sind, so ist doch schon von anderen
Forschern (Weichseibaum) verschiedentlich derFraenkelsche Diplococcus
bei Meningitisfallen in den Nebenhöhlen der Nase sicher nachgewiesen
worden.
Eine zweite wichtige Wahrnehmung betrifft den ganz unregelmässigen,
in Sprüngen sich vollziehenden Verlauf unserer Epidemie. Obwohl die
meisten schweren Erkrankungen im hinteren Flügel der Kaserne, ja
sogar drei tödtlich verlaufene auf einer und derselben Stube vor¬
gekommen sind, so dass die Vermuthung eines Kontagiums nahe liegt,
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so spricht das zeitlich vollkommen getrennte Auftreten dieser örtlich
einander nahe stehenden Erkrankungen gegen diese Auffassung. Nach¬
dem der erste tödtlich verlaufend Erkrankungsfall auf der Stube 209 auf¬
getreten, folgte schon 5 Tage später der vierte tödtliche Fall auf derselben
Stube, jedoch kam der zwölfte und letzte tödlich verlaufene Fall der Epi¬
demie in der Grenadier-Kaserne erst nach einer Ruhepause von 3 Wochen
auf der Stube 209 vor. Dazwischen fallen die übrigen Erkrankungen
und zwar bald unterhalb der Stube 209 im 2. Stockwerk, bald wieder
gegenüber derselben auf demselben Stockwerk, der 3. Fall zwar im
hinteren Flügel, jedoch weit entfernt von der eigentlichen Seuchequelle,
der Stube 209, dann wieder auf demselben Flügel im 1. Stockwerk etc.
Trotz genauester Nachforschungen hat sich ein vermittelndes Verbindungs¬
glied zwischen den einzelnen Erkrankungen nicht feststellen lassen; die
von der Seuche Ergriffenen haben bis auf die drei auf Stube 209 gemein¬
schaftlich kasernirten Leute vor ihrer Erkrankung weder miteinander
verkehrt, noch auch sonst in irgend einer Beziehung miteinander gestanden.
Ziehen wir noch in Betracht, dass sowohl Von dem ärztlichen wie
auch von dem Pflegepersonal im Lazareth welches wohl mit den. Kranken
in nächster Berührung gestanden, Niemand an Genickstarre erkrankt ist,
so erscheint die Annahme einer durch die Luft vermittelten Verbreitung
des Krankheitskeimes mehr begründet als die einer direkten Ansteckung
von Person zu Person.
Wegen der am 22. Dezember erfolgten Ausquartierung des 2. Bataillons
nach Neureuth-Knielingen, wohin ich als dessen Bataillonsarzt mein
Quartier ebenfalls verlegen musste, konnten Untersuchungen behufs Auf¬
findung des spezifischen Erregers auf den Stuben selbst in grösserem
Umfange nicht ausgeführt werden. Erst in der zweiten Hälfte der Epidemie
gelangte der Wandputz und Fehlboden der Stube 119, auf welcher der
verstorbene Grenadier R. erkrankt ist, in folgender Weise zur Unter¬
suchung: Nach sorgfältiger Vermischung des Materials wurden Proben
von 1 ccm des Fehlbodens und des Wandputzes in mehrere sterile Nähr-
bouillonkölbchen gebracht und in den Brutschrank (Temperatur 33° C.)
gestellt Im Verlauf von 1 bis 2 Tagen trübte sich die Bouillon sehr
stark, auf ihrer Oberfläche bildete sich ein dickes, trockenes Häutchen,
und bei Lüftung des Wattepfropfens konnte man widerlichen Geruch
nach faulen Eiern wahmehmen. Nach sorgfältiger Durchmischung der
Bouillon, wobei das Häutchen so ziemlich in der Bouillon sich vertheilte,
entnahm man mehrere Platinösen des Bakteriengemenges, übertrug sie in
schwach alkalische Glycerinagarröhrchen, legte davon in. bekannter Weise
23*
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H
— 356 —
weitere Verdünnungen an und breitete sie in Petriechen Sch aalen zu
Platten aus. Bereits nach 24stündigcm Stehen in dem Brütschrank waren
die Originalplatten und die der ersten Verdünnung so massenhaft mit
verschiedenartigsten Kolonien besäet, dass eine Differenzirung derselben
unmöglich erschien. Erst die Platten der zweiten und dritten Verdünnung
lieferten abimpfb&re Kolonien, deren morphologisches Verhalten meist die
Stäbchenform zeigte; es konnte jedoch eine Bakterienart, welche in
morphologischer und in kultureller Beziehung an bekannte pathogene
Arten erinnerte, nicht gewonnen werden.
Gleichzeitig mit dem Kulturverfahren wurde das in der Bouillon
vorhandene Bakteriengemisch durch einen Tbierversuch geprüft, indem ein
Meerschweinchen je 1 ccm der Bouillon unter die Haut und in die Bauch¬
höhle eingespritzt erhielt. Das Thier ging nach 36 Stunden zu Grunde*
Bei der Sektion fand sich frische Bauchfellentzündung mit ziemlich
reichlichem serös-fibrinösem Erguss, in welchem mikroskopisch meist zu
Zweien angeordnete Kokken zu sehen waren. Durch Verstreichen des
Exsudats auf Agarröhrchen gelang es, dieBe Kokken in Reinkultur zu
gewinnen. Von vornherein sei jedoch erwähnt, dass dieselben in ihrem
Aussehen sowie biologischejn Verhalten in keiner Weise mit dem
Fränkelschen Diplococcus pneumoniae übereinstimmten. Sie waren zwar
fast regelmässig zu Zweien angeordnet, jedoch nicht oval, sondern gegen¬
einander derartig abgeplattet, dass sie ein mehr halbkugelformiges Aus¬
sehen besitzen. Auch kulturell zeigt diese Kokkenart deutlich Unter¬
schiede von der Fränkelschen: die massig üppig auf Agar wachsende
Kultur bestand aus mohnkom- bis stecknadelknopfgrossen, vielfach
konfiuirenden, flachen, in auffallendem wie durchfallendem Lichte weisslich
grauen Kolonien. Das Wachsthum hörte bei Zimmertemperatur nicht
auf. Auf Gelatine, welche dabei nicht verflüssigt wurde, entstanden
flache, weisse, rundliche, stecknadelknopfgrosse Beläge. Auch in Bouillon
gedieh der Mikroorganismus recht gut, wobei mässige Trübung der Bouillon
eintrat. Eine subkutane und intraperitoneale Einspritzung von 0,5 ccm
der Bouillon-Reinkultur bei einem jungen Meerschweinchen blieb bis auf
geringe Temperaturerhöhung wirkungslos. Trotzdem ist durch das Thier¬
experiment nicht sicher erwiesen, ob krankmachende Eigenschaften der
beschriebenen Diplokokkenart ganz abgehen, da zu dem Versuch leider
eine ältere Kultur (20. Generation) verwandt wurde. Die genauere
Schilderung des gefundenen Diplococcus erfolgte wegen seiner auffallenden
morphologischen Aehnlichkeit mit dem von Weichselbaum im meningi-
tischen Exsudat einzelner Fälle gefundenen Diplococcus meningitidis intra-
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cellularis. Er unterscheidet jedoch sich von Letzterem ausser durch das
Wachsthum bei gewöhnlicher Temperatur auf* Gelatine noch durch sein
Verhalten der Gramschen Färbung gegenüber. Während Weichselbaums
Diplococcus intracellularis sich dabei entfärbt, nimmt der unsrige die
Gramsche Färbung sehr schön an.
Sobald der epidemische Charakter der Krankheit feststand, gelangten,
um die Mannschaften vor weiterem Einflüsse der Seuche zu schützen,
ausgedehnteste Maassnahmen zur Ausführung. Abgesehen von der sofortigen
Isolirung der Erkrankten und strengsten Desinfektion ihrer sowie ihrer
Nachbarn Kleider, Betten etc. wurden die gesundheitlichen Verhältnisse
der Kaserne und ihrer Insassen nach den bekannten sanitätspolizeilichen
Grundsätzen geregelt und Vorgefundene Uebelstände beseitigt. Man
assanirte, so weit es möglich war, das Kasemengrundstück, entfernte die
Stallungen aus der Kaserne, entleerte rechtzeitig und oft die Asch- und
Müllgruben, besserte die Latrinenverhältnisse durch Beschaffung neuer,
eiserner Tonnen, sorgte für Sauberkeit der Unterkunftsräume und deren
Geräthschäften, verminderte die Belegung der Kasernenstuben durch Aus-
quartierung aller, mit dem Truppendienst nicht beschäftigten Mannschaften,
suchte die Widerstandskraft der Leute zu erhöhen durch Ueberwachung
der Ernährung, durch Gewährung des Verpflegungszuschusses, durch
möglichste Beschränkung des Dienstes, durch Belehrung, Sorge für
wärmere Bekleidung und für eine angemessene Durchwärmung der Wohn-
räume, um Erkältungen möglichst auszuschliessen. — Von der bei früheren
Epidemien schon mehrfach bewährten Voraussetzung ausgehend, dass
durch weiteres Auseinanderlegen der Mannschaften in der Kaserne die
Seuche zum Stillstand gebracht werden könnte, wurde, wie schon erwähnt,
das 2. bis dahin seuchefreie Bataillon bereits am sechsten Tage des
Herrschens der Epidemie nach benachbarten Dörfern: Welsch-, Deutsch-
Neureuth, Knielingen in Bürgerquartiere gelegt. Doch die gehegte
Hoffnung erfüllte sich nicht. Es traten bei den in der Kaserne zurück¬
gebliebenen Mannschaften immer neue Erkrankungen auf, so dass auch das
1. und 3. Bataillon am 6. Januar unterdess freigemachte, vortreffliche
Kasemenräume in Rastatt beziehen mussten. In der nun völlig geräumten
Grenadierkaserne wurden zunächst sämmtliche von der Seuche berührten
Zimmer einer sorgfältigen Behandlung unterworfen. Nach einer 48stündigen
Einwirkung von Schwefeldämpfen wurden die Fussböden herausgerissen,
die Bodenfüllung entfernt, Wände und Decken abgekratzt, sämmtliche
Löcher und Ritzen ausgeputzt, sämmtliches Holzwerk, Betten, Schemel,
Spinden, Thüren, Fensterrahmen etc. mit 5 prozentiger Karbolseifenlösung
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abgewaschen; dann 'wurden die Stuben mehrere Tage gelüftet und mit
frischer Oelfarbe versehen. •"Nachdem die Fehlböden als neues Füllmaterial
Gips erhalten, wurden sie neu gedielt, die Wände und Decken frisch
angestrichen. Dieselbe Behandlung erfuhren auch sämmtliche andere, von
der Seuche nicht berührten Stuben mit Ausnahme der Erneuerung des
Fussbodens und des frischen Oelanstrichs des Holzwerks. Dagegen
wurden auch hier die Fugen der Fussböden verkittet, die Böden selbst
mit Oelanstrich und die Wände mit neuem Kalkanstrich versehen. Erst
nachdem sämmtliche Räume in dieser Weise erneut worden waren,
bezogen die drei Bataillone am 2. März die Kaserne und blieben von nun
an bis auf eine ganz leichte, in ihren Erscheinungen zweifelhafte Er¬
krankung eines Sergeanten D. von der Genickstarre frei.
Prüft man nun, ob die durchgeführten Maassnahmen thatsächlich
Nutzen gestiftet haben, so ergiebt das Studium der Epidemie eine bejahende
Antwort. Zunächst ist das ganze 2. Bataillon durch die bereits am
sechsten Tage des Herrschens der Epidemie erfolgte Ausquartierung vor
der Seuche geschützt worden, trotzdem dieselbe bereits durch das Be¬
fallen des am Ausrücketage erkrankten Grenadiers der 6. Kompagnie Schl.
Einzug ins Bataillon gehalten hatte. Nicht so günstiges Ergebniss lieferte
dem Anscheine nach die Verlegung der beiden anderen Bataillone nach
Rastatt. Abgesehen von dem bereits tags nach dem Ausrücken erfolgten
neuen Meningitisfall, als dessen Infektionsquelle noch die bis dahin von
ihm bewohnte, durch drei Todesfälle belastete Stube 209 beschuldigt
werden muss, traten über vier Wochen nach dem Beziehen der neuen
Unterkunftsräume in Rastatt drei unzweifelhafte Erkrankungen an Genick¬
starre auf. Dass die Infektion noch in der verlassenen Karlsruher Kaserne
stattgefunden habe, ist wohl in Anbetracht der übermässig langen
Inkubationsdauer unwahrscheinlich; ebenso ist auch eine neue Ansteckungs¬
quelle in Rastatt schon deshalb auszuschliessen, weil daselbst nicht ein
einziger Fall von Genickstarre weder beim Militär, noch bei der Zivil¬
bevölkerung im Winter 1892/93 vorgekommen ist. Wie es kam, dass die
Erkrankungen erst so spät nach dem Verlassen von Karlsruhe entstanden
sind, ist mit Bestimmtheit nicht zu sagen. Der Gedanke kann aber nicht
von der Hand gewiesen werden, dass der Infektionstoff mit den
nicht desinfizirten Montirungsstücken verschleppt und erst
später durch Vermittelung derselben von den Erkrankten aufgenommen
worden ist Damit wäre jedoch die Nutzlosigkeit der Ausquartierung
nicht bewiesen, sondern nur eine Lücke bei der Durchführung der Schutz¬
maassregeln aufgedeckt, welche in Zukunft vermieden werden müsste.
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Wenn die Räumung der durchseuchten Unterkunftsräume sich bewähren
und nicht noch eine Verschleppung der Seuche herbeifuhren soll, so darf
sie nur unter gleichzeitiger Zurücklassung sämmtlicher Montirungsstücke,
Wäsche und Gerätschaften bewerkstelligt werden, welche alle erst nach
einer gründlichen Desinfektion wieder in Gebrauch zu nehmen sind.
Mindestens aber bezieht sich diese Maassregel auf diejenigen Stuben und
Theile der Kaserne, welche in dem Bezirk des Seucheherdes liegen. Wenn
kostspielige bauliche Veränderungen zur Zerstörung des Ansteckungskeimes
ausgeführt werden, so erscheint noch berechtigter die Forderung, den an
den Kleidern, Wäsche, Betten etc. haftenden Feind zu vernichten, welcher
doch aus der nächsten Nähe die Leute bedroht.
Erheblichere Erkranknng nach der Anwendung des Behringschen
Diphtherie-Heilserums.
Von
Ober-Stabsarzt Dr. Adolph Hecker in Düsseldorf.
Nicht etwa als ein Gegner der heutzutage im Mittelpunkte des
ärztlich wissenschaftlichen Interesses stehenden vielbesprochenen und
-vielumstrittenen Behringschen Lehre von der spezifischen Heilserumbehand¬
lung der Infektionskrankheiten, insonderheit der Diphtherie, sondern
in freudigem Vertrauen, dass die neue Lehre im prüfenden Feuer der
praktischen Erfahrung zum grossen Theile das halten wird, was ihr
kühner Entdecker in Aussicht gestellt hat, dass sie sich in der That als
eine wirksame Schutzwaffe gegen den mörderischsten Feind unserer Kinder
und damit als eine Kulturthat erster Ordnung erweisen wird, bringe ich?
folgende Beobachtung von übler Nachwirkung des Heilserums, die mir
nach In- und Extensität das Maass der diesbezüglich bis jetzt bekannt
gewordenen Erfahrungen zu übersteigen scheint, zur Kenntniss der Fach¬
genossen. Es leitet mich dabei die Erwägung, dass es wie im Interesse
der wissenschaftlichen Wahrheit und Klarheit, welche die unverrückbare
Grundlage und die suprema lex jeder Forschung und Lehre bilden muss,
so auch ganz besonders im ureigensten Interesse der neuen Heilmethode
selbst gelegen ist, dass alle Beobachtungen der unwillkommenen Nach¬
oder Nebenwirkungen rückhaltlos und in vollem Umfang bekannt gegeben
werden, einmal um die mit der Herstellung des kostbaren Saftes verant¬
wortlich betrauten Techniker und wissenschaftlichen Berather energisch
anzuspornen, unermüdlich auf weitere Verbesserungen in der Darstellung,
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auf möglichst sichere Garantien gegen die jetzt zweifellos noch gelegentlich
vorhandenen unerwünschten Beimengungen von krankmachenden Potenzen
hinzuarbeiten, sodann aber auch, um nicht durch absichtliche oder fahr¬
lässige Verschweigung oder Milderung solcher schädlichen Wirkungen, die
auf die Dauer ja doch nicht verschwiegen bleiben, sondern durch zweite
und dritte Hand in übertriebener und entstellter Form weitergetragen und
gelegentlich von tendenziösen Kritikern ausgebeutet werden, das Heil¬
verfahren bei Laien und Aerzten zu diskreditieren. Weiterhin wird dann
aber auch jeder Arzt, von dessen Votum die geängstigten Eltern die
Entscheidung der Frage abhängig machen, ob im gegebenen Falle das
Heilserum angewandt werden soll oder nicht, einerseits bei einer leicht
einsetzenden, wenn auch bakteriologisch als echt erwiesenen Diphtherie
gewissenhaft mit sich zu Rathe gehen, ob er nicht vorher die örtliche Behand¬
lung mit der feststehendermassen recht wirksamen baktericiden Löfflerschen
Flüssigkeit versuchen soll, ehe er das Kind der Möglichkeit einer die zu
bekämpfende Krankheit eventuell an Schwere übertreffenden künstlichen
Nachkrankheit aussetzt, anderseits wird er unter allen Umständen, wenn
er sich für die Heilserumbehandlung entschliesst, die Angehörigen rück¬
haltlos auf die möglicherweise in Folge der Seruminjektion zu erwar¬
tenden , recht unangenehmen subjektiven und objektiven Gesundheits¬
störungen aufmerksam machen, um sich dadurch von vornherein vor
der peinlichen Situation zu sichern, die sich nothwendigerweise unver¬
ständigen Eltern gegenüber (ich hatte es glücklicherweise mit verständigen
zu thun) ergeben muss, wenn dieselben nach vollkommener Heilung der
Diphtherie ihren genesenen Liebling plötzlich in Folge der Serumeinver¬
leibung akut erkranken und, wie in dem von mir zu berichtenden Falle,
•9 Tage lang intensiv leiden sehen müssen!
Else M., achtjährige Tochter des Hauptmanns M. hierselbst, klagte
am Abend des 5. Februar gegen 10 Uhr, nachdem sie sich bis dahin
ganz wohl befunden und nur öfter als gewöhnlich geräuspert hatte, übel
Halsschmerzen. Die in der Krankenpflege erfahrene Mutter untersuchte die
Rachenhöhle und fand nur eine leichte Röthung der Mandeln. Die
Klagen wiederholten sich gegen 12 Uhr, und die erneute Besichtigung des
Rachens ergab einen kaum linsengrossen weissen Fleck auf der linken
Mandel. Trotz sofortiger Gurgelungen mit vorräthig gehaltener Lösung
von Kal. chloric. zeigte sich um 2 Uhr die ganze linke Mandel weiss
belegt; es war Erbrechen eingetreten, und die Temperatur habe bei der
Messung nahezu 40° C. ergeben. Mit diesem Bericht holte mich der Vater
zu der Patientin, die ich gegen 3 Uhr in folgendem Zustande traf:
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Temperatur 40,6°, P. 140°, klein und schwach. Die Weichgebilde des
Rachens massig geröthet, die ganze Vorderfläche der geschwollenen linken
Mandel speckartig grauweiss belegt; foetor ex ore; Maxillar- und Sub-
maxillardrusen massig geschwollen. Sensorium frei, Stimme nicht heiser.
Starker Zungenbelag. Die Membran auf der linken Mandel haftet sehr
fest, doch gelingt es, mittelst eines in der Komzange befestigten Watte¬
bausches genügendes Material für die bakteriologische Untersuchung zu
gewinnen (die, um dies vorweg zu nehmen, fast Rein-Kulturen der
JLöfflerschen Bazillen und nur sehr spärliche Streptokokken ergab); dabei
geringe Blutung, wie dieselbe in der Folge noch wiederholt bei den
örtlichen Manipulationen eintrat. Ich begann die Behandlung sofort und
vorerst mit einer zweimaligen gründlichen, je 6 Sekunden währenden
Durchtränkung der membranosen Stelle mit reinem Liquor ferr. sesquichl., ^
den ich aus meiner Wohnung mitgebracht hatte und den ich schon seit
langen Jahren bei Diphtherie anzuwenden pflegte, während ich auf Grund
der Lofflersehen Empfehlung 1 ) die neueste baktericide Flüssigkeit dieses
Forschers (Alkohol, Toluol, Menthol und Liqu. ferr. sesquichl. in bekannter
Zusammensetzung) für die weitere Lokalbehandlung in Anwendung zn
ziehen gedachte, dieselbe auch sofort verschrieb und schon von demselben
Morgen an in der von Löffler angegebenen Weise konsequent anwandte.
Als Gurgelwasser wurde ausserdem eine Verdünnung von Liqu. ferr.
sesquichl. (1 Theelöffel .auf 1 Tassenkopf Wasser) abwechselnd mit Hydrarg.
cyanat. (0,1: 800) verordnet.
Warum ich mich nicht sofort zur Injektion von Heilserum entschloss?
Nun, abgesehen davon, dass ich trotz des kaum noch einen diagnostischen
Zweifel zulassenden makroskopischen Befundes zunächst das Resultat der
bakteriologischen Untersuchung abzuwarten gedachte, hielt und halte ich
mich auch für verpflichtet, bei einer derartigen* so zu sagen unter den
eigenen Augen entstandenen, d. h. ganz frischen und offenbar noch lokal
beschränkten, vor Allem auch der örtlichen Behandlung bequem zu¬
gänglichen Rachen-Diphtherie das von einem so zuverlässigen Beobachter
, wie Fritz Löffler auf Grund experimenteller Studien und praktischer
Erfahrungen warm empfohlene lokale Heilverfahren zu versuchen. Der
diphtheritische Prozess ist ja doch im Anfang ein lokaler; die Möglichkeit,
ihn bei absolut frischen Fällen als solchen zu coupiren und damit die
Giftquelle zu zerstören, ehe sie den Organismus mit bedenklichen Mengen
von Toxinen durchseucht hat, hat uns Löffler mit seinem hervorragend
baktericiden Gemenge an die Hand gegeben. Warum sollen wir nicht
l) Deutsche Medizin. Wochenschrift 1894 No. 42.
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den unter allen Umständen unschädlichen Versuch wagen, stets bereit,
uns sofort und rechtzeitig, d. h. jedenfalls vor Ablauf des dritten Tages, die
mächtige Unterstützung des Behring sehen Heilserums dienstbar zu
machen, wenn wir erkennen, dass das Löffler sehe Verfahren, wie in
meinem Falle, nicht vollkommen zum Ziele führt? Für die allgemeine
Einführung des Löfflerschen Verfahrens und die exakte Durchführung
desselben im Einzelfalle scheint mir übrigens leider ein sehr bedenkliches
Hinderniss in der Umständlichkeit desselben und in seiner quälenden
Schmerzhaftigkeit zu liegen. Es gehört ein gewisses Maass von alt¬
römischem Heroismus, jedenfalls ein in der modernen Kinderwelt nicht
häufig zu findender Grad von Geduld, Zucht und Willigkeit dazu, sich
Tag und Nacht alle 3 bis 4 Stunden je 10 Sekunden lang den mit der
auf Schleimhäuten intensiv brennenden Lösung getränkten Wattebausch
gegen die diphtheritischen Stellen andrücken zu lassen! In meinem Falle
zog das vortrefflich erzogene und muthige Kind, das gleichwohl nur selten
10 volle Sekunden lang die Touchirungen ertragen konnte, sogar den
Liquor ferri sesquichl. der Löfflerschen Flüssigkeit vor.
Der kleinen Patientin, die, wie berichtet, frühmorgens um 3 Uhr
zweimal durchdringend mit Liqu. ferr. sesquichl. touchirt war, wurde von
da ab 3 bis 4stündlich das Löffler sehe Mittel applizirt. Den Beginn
der Erkrankung darf ich entsprechend dem ersten Auftreten des Primär-
Affektes auf die erste Stunde des 6. Februar verlegen. Schon im Verlaufe
des Erkrankungstages war ein günstiger Einfluss der lokalen Applikationen
unverkennbar. Der dipbtberitische Belag, vorher fest, wurde breiig und
Hess sich in Fetzen abwischen, um aber stets wieder sehr bald nach¬
zuwachsen, ohne sich vorläufig weiter auszudehnen. Das Allgemein¬
befinden erschien besser, der Puls machte am Vormittag nur noch
120 Schläge (bei einer Temperatur von 38,8°, also ein Fieberabfall um
fast 2° binnen 8 Stunden, abends um 6 Uhr 39,2° C. bei 130 Schlägen
Der foetor ex ore verminderte sich. Abends um 11 Uhr indessen wurde bei
im Uebrigen gutem Befinden bereits ein fingernagelgrosser frischer Belag
anf der rechten Mandel festgestellt und gleichfalls eindringlich touchirt.
Trotz weiterer skrupulöser Applikation des Mittels, wodurch stets die
durchtränkten Membranen bald breiig erweichten und in Massen ab¬
gewischt werden konnten, ging der Prozess im Laufe des zweiten Tages
auf die Gaumenbögen und auf die Vorderfläche der Uvula über. Dabei
blieb das Allgemeinbefinden gut, und die Temperatur hielt sich in mässigen
Grenzen (morgens 38,6, abends 39,4, Puls wechselnd zwischen 115 und
130). Am Morgen des dritten Krankheitstages war das Bild ein ernsteres.
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Das bis dahin lebhafte Kind erschien etwas apathisch und hinfällig; die
Temperatur betrug etwas über 40°, der Puls war sehr frequent (über 140)
und schwach. Im Urin fanden sich massige Mengen von Eiweiss. Der
diphtheritische Prozess hatte sich erheblich ausgedehnt. Die hintere Fläche
der Uvula, die tiefsten Abschnitte der Mandeln, soweit man sie überblicken
konnte, das Yelum, ein Theil der Wangenschleimhaut und die hintere
Kachenwand zeigten Beläge. Di^ Lokalbehandlung war also trotz ihrer
anfangs in die Augen fallenden günstigen Beeinflussung des Krankheits-
Verlaufs der Intensität des Prozesses doch nicht gewachsen gewesen;
letzterer hatte bereits Partieen ergriffen,' die eine weitere gründliche
Applikation ausschlossen. Ich griff deshalb zum B ehr in g sehen Heilserum
und injizirte vormittags um 9 Uhr mittelst einer neuen gründlich
sterilisirten Asbestspritze in die nach antiseptischen Kegeln gereinigte
Yorderfläche des linken Oberschenkels ein Fläschchen Serum No. 2.
Keine Massage; Verschluss der nicht blutenden Stichöffnung mit etwas
steriler Watte und Jodoform-Collodium. An den zugänglich gelegenen
diphtheritischen Stellen wurde noch zwei Tage lang nach der Injektion die
bisherige örtliche Behandlung fortgesetzt. Bereits am Abend nach der
Einspritzung zeigte sich im Allgemeinbefinden der Patientin trotz einer
massigen Schmerzhaftigkeit in der Gegend der Injektionsstelle, die dabei
vollkommen reaktionslos blieb, eine geradezu auffallende Wendung zum
Besseren. Die Temperatur erreichte zwar noch 38,8, aber die Pulsfrequenz
war auf 116 Schläge zuruckgegangen, die Qualität des Pulses besser
geworden, die Apathie war verschwunden und hatte einer theilnebmenden
Lebhaftigkeit Platz gemacht; der gänzlich verschwundene Appetit regte
sich wieder. Die Membranen boten dasselbe Bild wie am Morgen. Am
nächsten Vormittag betrug die Temperatur bei ausgezeichnetem Befinden
nnd gutem Puls nur 37,8°, um am Abend noch einmal auf 38,0° an-
zusteigen und von da an vorläufig normal zu bleiben. Der Urin enthielt
nur noch Spuren von Eiweiss. Bei der Besichtigung des Rachens fiel auf,
dass die Beläge sich abgegrenzt und an ihren Grenzen wulstig aufgerollt
hatten, sich auch bei der Applikation des Löffler sehen Mittels mehr los¬
lösten und in umfangreicheren Fetzen an der Watte haften blieben. Die
vollkommene Abstossung der Membranen, die am längsten auf der linken
Mandel haften blieben, war am 4. Tage nach der Einspritzung beendet.
Urin eiweissfrei. Puls 80 bis 90 regelmässige Schläge. Das Kind befand
sich nun über eine Woche lang in vortrefflicher Rekonvaleszenz. Seine
Kräfte hoben sich bei ungestörtem Appetit zusehends. Seine Stimmung
war heiter und lebhaft.
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364
Am 17. Februar, also wie in den ähnlichen von Lublinsky *) und
Scholz *) berichteten Fällen, am 10. Tage nach der Injektion, stellte sich
ein von beiden Oberschenkeln ausgehender und dann den ganzen Körper
mit Ausnahme des Gesichts einnehmender stark juckender und brennender
Ausschlag ein. Derselbe bestand aus linsen- bis erbsengrossen, verschieden
dicht stehenden, flachen, rothen Knötchen, die auf dem Rücken so dicht
angeordnet waren, dass sie zu grossen ^ flächenartigen Flecken confluirten,
während sie den Extremitäten ein mehr gesprenkeltes, marmorirtes Aus¬
sehen gaben. Die befallenen Stellen fühlten sich heiss an. Der Ausschlag
hielt sich in seiner Totalität 5 Tage lang auf seinem Höhestadium. Die
Involution, die sich ohne jegliche Schuppung vollzog, begann fast durchweg
vom Centrum des Knötchens aus, das sich zunächst flach vertiefte und
dann abblasste, so dass man zu dieser Periode ringförmige Bildungen
(Erythema annulare) vor sich hatte. Die Beine blassten zuerst ab,
wurden dagegen beiderseits in den nächsten 5 Tagen zweimal von kurz
dauernden Rezidiven befallen. In Uebereinstimmung mit Lublin sky
glaube auch ich in dem von mir beobachteten Exanthem den ausgesprochenen
Charakter des Erythema exsudativum multifome zu erkennen.
Dies Exanthem verlief unter sehr schweren subjektiven und objektiven
Gesundheitsstörungen. Es trat sofort ein neun Tage lang dauerndes
remittirendes Fieber auf, das an den drei ersten Abenden 40°, an den
übrigen 39,5° um einige Zehntel überstieg und sich morgens zwischen
38° und 39° hielt. Dabei war der Puls sehr frequent (in den Abend¬
stunden bis 140, in den Morgenstunden bis 130). Im Urin fand sich
wieder vier Tage lang Eiweiss in mässiger Menge. Der Appetit lag
vollkommen danieder. Die Patientin machte wieder den Eindruck einer
Schwerkranken. Vor Allem aber bestanden neun Tage lang Gelenk- und
Gliederschmerzen der allerheftigsten Art, so dass das, wie bereits bemerkt,
ausserordentlich geduldige und beherzte Kind je nach der Heftigkeit der
Exacerbationen ganze Stunden hindurch entweder laut schrie oder
wimmerte. Sämmtliche Gelenke der Extremitäten waren der Reihe nach
(oft mehrere zusammen) befallen, am intensivsten die Hüftgelenke bezw.
die beiderseitige Hüftgegend; denn die Schmerzen waren nicht etwa auf
die Gelenke, von denen die Knie-, Fuss- und Handgelenke vorübergehend
leichte Schwellungen zeigten, beschränkt, sondern erstreckten sich vielmehr
über die ganzen Extremitäten, auf die Muskeln und Sehnenansätze. Durch
*) Deutsche Medizin. Wochenschrift 1894 No. 45.
*) Ebenda No. 46.
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besondere Hartnäckigkeit waren die Schmerzen im Verlaufe der Streck¬
sehnen beider Füsse ausgezeichnet Anscheinend ohne jeglichen Erfolg
wurde Phenacetin, Antipyrin und Natron salicyl. (letzteres tagelang) in
entsprechenden Mengen verabreicht. Auch warme Vollbäder hatten nur
während ihrer Dauer einen lindernden Einfluss. Dagegen schienen
hydropathische Einwickelungen und KataplaBmen wohlthätig zu wirken*
Am Morgen des 26. Februar (des 10. Tages) erschien das Kind fieber-
und schmerzfrei und ist es bis zur Niederschrift dieser Mittheilung
(Abend des 1. März) geblieben. Der Appetit ist wieder vortrefflich und
das Allgemeinbefinden trotz der vorhandenen Schwäche gut 1 ).
Ich enthalte mich jeden weiteren Kommentars zu vorstehender
kasuistischen Mittheilung, die des Interesses der Fachgenossen sicher sein
kann, weil sie einerseits mit überzeugender Kraft für die Heilwirkung des
Behring sehen Serums in einem recht schweren Fall von echter Rachen-
Diphtherie spricht, und weil sie andererseits eine dem Einfluss des Heil¬
serums unzweifelhaft zuzuschreibende Erkrankung von meines Wissens
bis jetzt noch nicht berichteter In- und Extensität berichtet.
Diesem Berichte möchte ich noch hinzufugen, dass ich den Angehörigen
(Eltern und Bruder) der Patientin zwecks Immunisirung je den vierten
Theil eines Fläschchens Serum No. 1 injizirt habe. Sie sind frei von
Diphtherie geblieben, auch hatten Vater und Sohn kaum nennenswerthe
Unbequemlichkeiten von der Injektion, während die Mutter vom 5. Tage
an einen ausgedehnten brennenden und juckenden Ausschlag an dem
injizirten Arm und an beiden Oberschenkeln bekam und viermal, je
durch zwei schmerzfreie Tage unterbrochen, von etwa 24 ständigen recht
empfindlichen Gelenk- und Gliederschmerzen befallen wurde.
Erworbene Ektopia perinealis eines Hodens.
Von
Oberstabsarzt Hartmann in Detmold.
Bei der Seltenheit erschien nachstehender Fall eines verspäteten und
fehlerhaften Descensus testiculi der Veröffentlichung werth.
Musketier S. war angeblich früher stets gesund, hat nie bemerkt,,
dass er nur einen Hoden habe, und war dies auch ärztlicherseits früher
nie bemerkt worden. Am 28. März 1894 bei einer Gefechtsübung ver¬
spürte er beim Bergablaufen im feldmarschmässigen Anzuge plötzlich
*) Das Kind ist seitdem bei andauerndem Wohlbefinden wieder kräftig und
blühend geworden. 16. Juli 1895. Der Verfasser.
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heftiges Ziehen im Unterleibe und in der rechten Leistengegend „als ob
ihm die Eingeweide unten herauskämen“. Seitdem konnte er nur noch
mit gespreizten Beinen gehen. Am nächsten Morgen meldete er sich
krank, und hierbei wurde fest gestellt, dass der rechte Hoden nicht im
Hodensack sondern unter der Dammhaut rechts von der Mittellinie lag.
ln dieser Lage blieb er in der ersten Zeit fast unveränderlich und liess
sich nicht in den Hodensack verlagern; nach einigen Tagen stieg er
jedoch höher hinauf in den hinteren Abschnitt des Hodensacks und liess
sich leicht nach vom und hinten verschieben. Im Stehen mit geschlossenen
Oberschenkeln liegt der Hoden jetzt gewöhnlich unmittelbar vor der
Beruhrungslinie der ersteren; beim Gehen wie auch beim Spreizen der
Beine und in Rückenlage tritt er mehr nach hinten. Untersucht man in
aufrechter Stellung und bei geschlossenen Oberschenkeln, so besteht der
Hodensack aus zwei ungleichen Abschnitten, der tiefer stehenden,
grösseren linken Hälfte, welche den kräftig entwickelten regelmässig ge¬
stalteten und gestellten linken Hoden enthält, und einem kleineren
hinteren Abschnitt, in welchem unmittelbar vor der Beruhrungslinie der
inneren Oberschenkelflächen der kaum halb so grosse rechte Hoden derart
gelagert ist, dass seine Längsachse sich fast der Sagittallinie nähert und
der Nebenhoden mehr nach unten als nach hinten steht. Der Hoden ist
weniger empfindlich als der linke. Der Samenstrang lässt sich deutlich
bis zum Eintritt in den Leistenring verfolgen. Obwohl letzterer sehr
erweitert ist, so dass er bequem die Daumenspitze eindringen lässt, und
dem auch äusserlich eine von hier aus nach der Hodensaokwurzel ver¬
laufende tiefer stehende Hautfalte entspricht, kann man doch mit dem
Finger nicht tiefer eindringen. Lässt man den Kranken die Steinschnitt¬
lage einnehmen, sp verändert der rechte Hoden sofort seine Lage und
Stellung. Der Hodensack besteht nur noch aus einer, den linken Hoden
enthaltenden Abtheilung; der rechte liegt unmittelbar unter der Haut
des Dammes, etwas nach innen von der Mittellinie und 4 cm vom After
entfernt, fast quer gelagert und lässt sich mit seinem einen Ende bis
über die Mittellinie hinaus und noch weiter nach dem After zu verschieben.
Der Samenstrang verläuft über den absteigenden Schambeinast hinweg,
auf dem man ihn rollen fühlt. In der angegebenen Lage ist der Hoden
beim Gehen leicht Insultationen ausgesetzt und behindert den Gang, der
sehr breitbeinig ist.
Der Fall bietet ein doppeltes Interesse, erstens wegen der Seltenheit
der Anomalie, zweitens wegen der Zeit und der Art ihrer Entstehung.
Die Lagerungsanomalien des Hodens werden nach König unterschieden
in 1. Retention des Hodens auf seinem normalen Wege ins Scrotum (in
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der Bauchhöhle, im Leistenkanal, im Leistenring); 2. Inversionen, wobei
die Stellung des in das Scrotum herabgestiegenen Hodens eine regel¬
widrige ist; 3. Ektopien: Orts Veränderungen des Hodens. Bei letzteren
hat man den Hoden unter der vorderen Bauchhaut (E. abdominalis) oder
an der Stelle der Schenkelhemien (E. cruralis) oder unter der Dammhaut
(E. perinealis) gefunden. Nach Bardeleben sind die Fälle sehr selten,
wo beim verspäteten Descensus testiculi der Hoden durch den sogenannten
canalis cruralis heraustritt, und noch seltener diejenigen, in welchen er,
durch den Leistenkanal hervortretend, weiter seinen "Weg nach hinten
gegen den After hin genommen hat. Alle an fehlerhaften Stellen liegenden
Hoden sind kleiner und weniger empfindlich als im Normalzustände.
Den Descensus perinealis beobachtete Yidal bei einem ihm befreundeten
Komponisten: der Hoden lag dicht über dem After, da wo man den
ersten Einschnitt bei der Sectio lateralis macht. Ein Bruder dieses
Mannes bot dieselbe Ektopie dar, der Vater hatte sie nicht. Kocher
hat 15 Fälle dieser Ektopie in der Litteratur gefunden.
Was die Entstehung betrifft, so müssen wir uns zunächst den phy¬
siologischen Descensus vergegenwärtigen. Er beginnt etwa um die Mitte
des Fötallebens. Bis dahin liegt der Hoden anfangs vor, später unter
der gleichseitigen Niere; im 7. Monat erreicht er den Leistenkanal, tritt
im 8. durch diesen hindurch, im 9. in den Hodensack hinein. Diese
Ortsveränderung vollzieht sich in gleichem Maasse wie sich einerseits an
der Stelle der Bauchapertur des Leistenkanals eine blindsackförmige
Ausstülpung des Peritoneums — der Processus vaginalis peritonei —
bildet, andererseits ein vom Peritoneum umkleideter bindegewebiger
Strang vom unteren Ende des Hodens entwickelt, das lig. Hunten genannt.
Diese Veränderungen beginnen im 3. Fötalmonat; beide, sowohl der
Scheidenfortsatz wie das Leitband, ziehen sich durch den Leistenkanal
hindurch nach dem Grunde des Hodensackes — ersterer wird immer
länger, letzteres immer kürzer. — Am Ende des Fötallebens ist ersterer
geschlossen und in einen soliden Strang verwandelt, dessen Reste einen
Bestandtheil des Samenstranges ausmachen; das Leitband dagegen ist,
wenn der Hoden auf dem Grunde des Hodensacks angekommen ist, voll¬
kommen geschrumpft. Welche Rolle das Offenbleiben des Scheidenfort¬
satzes nach der Geburt für die Entstehung von Leistenbrüchen und An¬
sammlung seröser Ergüsse in der Scheidenhülle des Hodens und Samen¬
stranges spielt, ist bekannt; ob aber für die angeborenen Lagerungsanomalien
des Hodens mehr eine Persistenz bezw. Verlängerung des Leitbandes
oder Regelwidrigkeiten im Verschluss des Scheidenfortsatzes, partielle
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oder zu frühzeitige Verwachsungen, welche den normalen Descensus hindern,
verantwortlich zu machen sind, — ist eine offene Frage. Physiologisch
schliesst sich der Scheidenfortsatz erst nachdem der Hoden bereits in
den Hodensack eingetreten ist. Die Lageveränderungen des Hodens sind
in den allermeisten Fällen angeborene oder auf angeborener, fehlerhafter
Anlage später entwickelte, in den seltensten Fällen, wie bei der sog.
Luxation, erworbene. Die vorliegende Beobachtung, dass der zeitlich
und örtlich fehlerhafte Descensus testiculi durch eine rein mechanische
Veranlassung ähnlich wie ein Leistenbruch entstanden ist, dürfte wohl
ziemlich vereinzelt sein. Eine blosse Luxation des Hodens war aus-
zuschliessen, da der Hoden offenbar früher im Leistenring gelegen hatte,
wo er nach den Angaben des Kranken schon öfters eine schmerzhafte
Anschwellung in der rechten Leistenbeuge verursacht hatte. Auch die
Art der Empfindung bei der Entstehung „als wenn die Eingeweide nach
unten herauskämen“ beweist, dass der Hoden erst bei dieser Gelegenheit
herabtrat. Luxationen des Hodens entstehen nach König meist durch
direkte Gewalt oder Muskelaktion des Kremaster, vielleicht auch hier mit
gleichzeitiger Einwirkung eines Druckes. So wurden Luxationen in den
Inguinalkanal durch einen Fehltritt beim Turnen und Fall mit dem
Unterleib auf die Schienen (Berchon, Gintrak, König), in den Bauch bei
einem heftigen Coitus (Salmuthius), nach dem Damm durch einen Stoes
gegen den Sattelknopf (Partridge) beobachtet. Dass ein Hoden ohne
Mitwirkung äusseren Druckes lediglich durch gesteigerte Wirkung der
Bauchpresse oder des Kremaster aus seiner normalen Lage nach dem
Damm sollte verschoben werden können, ist mechanisch nicht gut denkbar.
Die Entstehung der Ektopie im vorliegenden Falle ist vielmehr so zu
denken, dass der rechte'Hoden, welcher an einer Stelle seines normalen
Abstieges zurückgehalten und fixirt war, aus dieser Lage plötzlich los-
gerissen wurde durch die Erschütterung des Leibes beim Bergablaufen,
bei verstärkter Wirkung der Bauchpresse und gleichzeitiger Kompression
des Bauchhöhleninhaltes durch das festgeschnürte Koppel. Welche mecha¬
nischen Verhältnisse für die Verlagerung nach dem Damm entscheidend
waren, ist unbekannt. Dass der Weg des Hodens nach dem Damme ein
kürzerer ist, als selbst nach dem hinteren Theil des Scrotum, konnte
man daraus erkennen, dass in Steinschnittlage und bei gespreizter
Stellung, wobei die Bauchhaut stärker gedehnt wird, der Hoden jedesmal
aus der skrotalen in die perineale Lage überging, und der Samenstrang
sich über dem Schambeinast anspannte. Nach Den tu wäre auch die
gleichzeitige Inversio testiculi durch eine falsche Anheftung des Hunter-
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sehen Leitbandes bedingt. Atich in unserem Falle war der ektopische
Hoden etwas atrophirt, was ebenfalls dafür spricht, dass er bislang in
seinem Entwicklungsgänge und Descensus aufgehalten und einem Drucke
ausgesetzt war.
S. wurde als Halbinvalide infolge äusserer Dienstbeschädigung
entlassen.
Weitere Beiträge auf dem Gebiete moderner feldärztlicher Technik.
Von Dr. Eugen Jacoby,
. Stabs* und Bataillonsarzt im Königl. Bayerischen 17. Infanterie-Regiment Orff.
I. Erleichterung und Beschleunigung des Verwundeten¬
transportes im Kriege.
Die Einführung der modernen Handfeuer- und auch der artille¬
ristischen Waffen mit ihren verheerenden Wirkungen haben auf dem
letzten internationalen Kongress in Rom die Anschauung befestigt, dass
unsere jetzigen Verwundeten-Transportmittel schwerlich genügen werden,
die grosse Anzahl von Verwundeten und namentlich Schwerverwundeten
im Zukunftskriege rechtzeitig der ärztlichen Hülfe zuzuführen, und die
Ansicht von der humanen Wirkung der neuen Geschosse ist nach den
neueren Schiess versuchen unwiederbringlich verloren. Es wird wohl
wesentlich darauf ankommen, den Verwundeten so schnell als möglich
der ärztlichen Hülfe zuzuführen.
Daher besagt auch die französische Kriegssanitätsordnung: „Der
Transport geht dem Verbände vor“, und es erheben sich in der dies¬
bezüglichen Litteratur auch immer mehr Stimmen, welche den Volkmann-
schen Grundsatz: „Der erste Verband entscheidet das Schicksal des
Verwundeten“, nicht mehr zu Recht bestehen lassen wollen, sondern den
Nachdruck darauf legen, dass die Schnelligkeit des Transportes das Schick¬
sal des Verwundeten in erster Reihe bestimmt. 1 )
Man ist wohl jetzt darüber einig, dass die grosse Anzahl der Ver¬
wundeten im Zukunftskriege aus dem Gefechtsbereiche selbst bei den
weiten Transportwegen durch Tragen mittelst Tragbahren wegen der
damit verbundenen übergrossen Anstrengung der Krankenträger nicht
rechtzeitig wird zurück geschafft werden kann.
Um nun den Transport zu erleichtern und zu beschleunigen, ist der
Einführung von fahrbar zu machenden Tragbahren sowohl von dem
1) Ti roch, Militärarzt 1895, No. 1 und 2.
Militär ärxiliche Zeitschrift 1895. 24
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preussischen als auch von dem italienischen Referenten auf jenem Kongress
Erwähnung gethan worden. Der Tragen-Transport eines einzigen Ver¬
wundeten aus der Feuerlinie bis zum Hauptverbandplätze — wobei eine
Entfernung von nur 2 Kilometern angenommen wird — dauert nach den
Ausführungen des Königlich preussischen Oberstabsarztes 1.KL Dr. Werner,
welcher das Referat in dieser Sache hatte, nicht weniger als 1V» Stunden
(Hin- und Rückweg).
Diese Ideen, dass wir Vorrichtungen brauchen, welche bei den grossen
Transportwegen des Zukunftskrieges nöthig sind, um den Transport für
die Träger zu erleichtern und für den Verwendeten zu beschleunigen,
haben mich schon vor Tagung des besagten Kongresses bewegt, und ich
habe bereits in dem diesem Kongresse voraufgehenden Jahre, nämlich im
September 1893, auf der 65. Jahresversammlung der Gesellschaft deutscher
Naturforscher und Aerzte zu Nürnberg in einem Vortrage diese Gesichts¬
punkte erläutert und eine von mir aus Stahlrohr konstruirte einräderige
Tragbahre vor der militärärztlichen Sektion demonstrirt In diesem
Vortrage gab ich dem Gedanken Raum, dass es sich vielleicht empfehlen
möchte, unsere vorhandenen Tragbahren einräderig zu aptiren, und neuer¬
dings hat mich Herr Korps-Generalarzt Dr. Port dazu angeregt, diese
Aptirung zu versuchen, speziell aber zunächst eine Truppenkrankentrage
zu aptiren, da nach der Ansicht des Herrn Korps-Generalarztes im
Zukunftskriege gerade diese Art von Tragen den bei Weitem grössten
Theil des Transportes zu bewältigen haben w r ird.
Die Aptirung der Sanitäts-Detachements-Trage zu einer einrädrigen
fahrbaren Trage ist eine sehr einfache, da die von mir auf der Natur¬
forscher-Versammlung zu Nürnberg demonstrirte Trage dieselben Grössen-
und Konstruktionsverhältnisse hat wie die Sanitäts-Detachements-Trage
(Fig. 1).*)
Schwieriger gestaltete sich schon die Aptirung der Truppenkrankentrage,
da dieselbe zusammenlegbar ist, und das Rad, wenn es felddiensttauglich
gearbeitet sein soll, sich nicht, w r ie bei der Sanitäts-Detachements-Trage,
in der Trage selbst unterbringen lässt. Ich habe auch von dieser Be¬
dingung aus diesen Gründen abgesehen, zumal da die vier Räder für die
vier Tragbahren des Truppen-Medizinwagens sich theils auf dessen Verdeck
und zwar auf den Tragen selber festgebunden, theils an den Seitenwänden
des Wagens unterbringen lassen.
Marschirt die Tragbahre unbeladen in völlig unbefahrbarem Terrain,
wie z. B. Sturzacker, gegen die Feuerlinie vor, so wird das Rad mittels
*) Heft 3 dieser Zeitschrift, Jahrgang 1894.
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der Brustklappen auf der Trage festgeschnallt. Geht die Tragbahre beladen
zurück, so wird in unbefahrbarem Terrain das Rad von No. 3 getragen.
Das Bedenken, welches sich gegen das Einrad insofern ergiebt, als
die Trage bei kurzen Wendungen derselben oder bei ploltzlichen Be¬
wegungen des Verwundeten leicht umfallt, habe ich nun dadurch beseitigt,
dass die aptirte Truppenkrankentrage nicht als Schubkarren von einem
Mann, sondern wie eine Fahrbahre von zwei Mann bedient wird, also in
vier Händen ruht; demnach ist ein Umstürzen der Trage völlig ausge¬
schlossen. Das Rad ist so weit nach der Mitte zu verschoben, dass beide
Träger bequem schreiten können, und die Radgabel ist so hoch, dass die
Griffenden der Trage bis zur Handhöhe der schreitenden Träger reichen,
diesen also die Handhabung der Fahrbahre ganz bequem wird.
Konstruktion: Unter der Basis des Kopfgestells verläuft quer von
einem Längsholm zum anderen eine breite, kräftige Schiene, welche iu
24 *
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ihrer Mitte zwei zylindrische Zapfen tragt, die dazu bestimmt sind, in
die Gabel des Rades eingestellt zu werden, so zwar, dass die Schweifung
der Gabel nach dem Fussende der Tragbahre gerichtet ist. Damit die
Stösse beim Fahren abgeschwächt werden, sind jene zylindrischen Zapfen
an ihrer Verlöthung mit der Querschiene mit Gummihülsen umschlossen.
Es empfiehlt sich, dass der grössere Träger am Fussende, der kleinere
am Kopfende der Trage schreitet, weil die Trage zusammenlegbar ist und
ihr Fusstheil im Scharniergelenk leicht herabsinkt, vom grösseren Träger
aber naturgemäss mit geringerer Anstrengung wagerecht erhoben gehalten
wird, als wenn er am Kopfende und ein kleinerer Mann am Fussende
vorausschreiten würde. Auch habe ich der Trage wie bei meiner ursprüng¬
lichen eisernen Tragbahre zwei Fussstützen beigegeben, um, wie das jetzt
auch in neuerer Zeit als sehr vortheilhaft hervorgehoben wird, die Trage
als eine Art Noth-Verband- und Operationstisch gebrauchen zu können,
damit das ärztliche Personal nicht genöthigt ist, in knieender Stellung,
mühsam arbeitend, seine Kräfte frühzeitig zu verbrauchen. Erforderlich
ist aber hierbei, dass ein Krankenträger die Tragbahre am Kopfende
festhält.
Das Einrad gewährt gegenüber den zweiräderigen Systemen den
Vortheil, dass die Reibung eine geringere, die Fortbeweglichkeit eine
schnellere, die Erschütterung des Verwundeten auf ein geringeres Maass
beschränkt ist. Die Konstruktion und der Mechanismus sind einfacher, die
Herstellung mit weniger Kosten verknüpft, und vor Allem ist die Be¬
nutzung des Einrades schon auf jedem Feldwege mit einigermaassen festem
Untergründe möglich; für gefrorene und ausgefahrene Strassen ist das
Einrad vor dem Zweirade wesentlich zu bevorzugen. Die Lazareth-Reserve-
Depots führen ja zweiräderige Gestelle nach, auf welchen unsere Sanitäts-
Detachementstragen als Räderbahren befestigt werden können; wie es
aber ausdrücklich in §. 41 Ziffer 1 Seite 66 der Krankenträger-Ordnung
heisst, wird die dadurch hergestellte Räderbahre nicht auf dem Schlacht¬
felde, sondern nur zum Transport einzelner Verwundeter und Kranker
innerhalb eines Ortes oder einer grösseren Lazarethanlage verwendet
Ganz abgesehen davon, dass diese Rädergestelle erst ganz weit hinten
zur Verfügung stehen, wäre der Transport auf dem Zweirade innerhalb
des Feuergeländes selbst für den Krankenträger wegen der Unebenheit des
Weges gewiss keine Erleichterung, für den Verwundeten selbst aber wegen
der Erschütterung der gebrochenen Knochen oftmals geradezu eine Tortur.
Für den Gebrauch im Feuergelände bekenne ich mich daher offen
als einen ausgesprochenen Gegner jeglichen zweiräderigen Systems. Hat
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ja doch auch aus gleichen Gründen das einspurige Fahrrad der Radfahrer
das doppelspurige Dreirad, wie es früher gebräuchlich war, völlig verdrängt.
Mit dem Einrade ist man eben von der Beschaffenheit des Geländes fast
ganz unabhängig.
Ist der Verwundete der Hauptsache nach auf dem Truppenverband-
bezw. auf dem Hauptverbandplätze versorgt und eine gute Strasse erreicht
worden, so kann man zwei einräderige Fahrbahren mit Stangen oder
Latten zusammenbinden. Die nöthigen Stricke und Stangen oder Latten
können auf den Krankentragen der Sanitäts-Detachements, bezw. auf den
Truppen - Medizinwagen mitgeführt werden. Diese letztere Art des
Transportes käme namentlich auf dem Wege vom Hauptverbandplatz
zum Feldlazareth in Betracht, da nach Port die im Kriege zu requirirenden
Bauernwagen für diesen Zweck einer Waffe vergleichbar sind, die nicht
immer losgeht, und welche, wenn sie losgeht, ganz abscheulich stösst. 1 )
Diese Möglichkeit, die Verwundeten sofort nach der ersten Versorgung
(auf dem Hauptverbandplätze) durch Menschenhände in das Feldlazareth zu
schaffen, ist einer der schätzenswerthesten Vortheile der einräderigen
Fahrbahre.
Durch das Zusammenbinden zweier einräderiger Tragen entsteht so
ein zweiräderiges Transportfahrzeug, mittels dessen zwei Verwundete auf
zusammen zwei Tragen auf guten Wegen sogar schon von einem Mann
allein mit Leichtigkeit fortgeschafft werden können. Ja man kann auf
diese Weise auch drei Tragen zusammenbinden, das Rad der mittleren
Trage herausnehmen und somit alsdann auf einem zweiräderigen Transport¬
fahrzeug durch Menschenhände, die ja im Kriege immer reichlich vor¬
handen sind, sogar drei Verwundete ins Feldlazareth schaffen, und
nur in diesem ist die alleinige rationelle Pflege der Verwundeten und
Kranken möglich.
Auch die marschirenden Truppen hätten alsdann auf ihren Medizin¬
wagen Fahrbahren bei sich, mit denen sie jeden Moment, ohne auf die
Requisition von Bauemwagen angewiesen zu sein, ihre auf dem Marsche
plötzlich erkrankten Mannschaften in Lazarethpflege bringen könnten.
Bei der Artillerie dürften sich die zur Fahrbarmachung der Tragbahren
nothwendigen Räder an den Munitionswagen unterbringen lassen.
Zur Bedienung der den Transport doch sehr erleichternden Fahrbahre
brauchte man im Gefechtsbereich zum Tragedienst doch gewiss nur drei
anstatt vier Mann; der vierte Mann könnte sofort zum Transport der
Verwundeten vom Hauptverbandplatz ins Feldlazareth verwendet werden.
*) Cfr. Münchener mediz. Wochenschrift 1892 No. 39, pag. 684.
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Das gäbe für ein Sanitäts-Detachement allein schon 40 Träger, von denen
jeder zwei zusammengebundene Tragbahren fortschaffen könnte; das
sind 80 Verwundete mit einem Transport. Vergegenwärtigt man sich
ferner, dass der Verwundeten-Abtransport in Zukunft erst in den Feuer¬
pausen resp. nach Beendigung der Schlacht, also nachts wird vor sich
gehen können, soll nicht das ganze ärztliche Personal und Material vom
Geschosshagel vernichtet werden (cfr. Habart u. A.), so erhellt der
Vortheil aus der Einführung fahrbarer Tragbahren erst recht, denn
nur diese können den Transport bewältigen, der jedoch in Zukunft in
einem viel kürzeren Zeitraum aus obigen Gründen wird ausgeführt werden
müssen als in früheren Feldzügen, wenn anders die Verwundeten nicht
zu spät in die Hände des Chirurgen gelangen und damit die Chancen
der konservativen Chirurgie wesentlich gekürzt werden sollen.
II. Schutz der Verwundeten gegen Wind und Wetter schon in
der Feuerlinie.
Auf der 65. Jahresversammlung der Gesellschaft deutscher Natur¬
forscher und Aerzte im Jahre 1893 habe ich in der Diskussion, die sich
an die Demonstration meiner einräderigen Tragbahre anschloss, die Absicht
geäussert, unsere Tragbahren mit einem Schutzdach zu versehen, damit
der Verwundete, sobald die Krankenträger auf ihn treffen, sofort gegen
Witterungseinflüsse geschützt ist. Es muss doch für einen Verwundeten,
der vielleicht viele bange Stunden im Schneewasser oder bei strenger
Kälte auf hartgefrorenem Boden oder in strömendem Regen oder in der
Sonnengluth, von Schmerz und Durst gequält, der Hülfe gewärtig, dagelegen
hat, ungemein wohlthuend sein, schon in dem Moment, wo die Kranken¬
träger auf ihn stossen, sozusagen unter Dach und Fach zu kommen.
Herr Geheimrath Professor Dr. v. Esmarch, der mir damals die
Ehre erwies, meiner Demonstration anzuwohnen, legte mir den Gedanken
nahe, ob man zu einem solchen Tragbahren-Schutzdache nicht unsere
Infanterie-Zeltausrüstung verwenden könnte.
Fig. 2 zeigt das Gerüst eines solchen Schutzdaches nebst einer alle
seine einzelnen Theile bezeichnenden Legende und die Fig. 3 zeigt die
fertige Schutzvorrichtung über dem Verwundeten.
Man benöthigt, um eine Tragbahre zu decken, zweier Infanteriezeltaus-
rüstungen (mit Ausnahme des sogenannten Mittelstocks), sowie zweier
Oesen aus Eisenblech, -welche gleich hinter dem Scharniergelenk des
Kopfgestells an der Seitenfläche der Längsholme der Tragbahre befestigt
werden (Fig. 2 Oe). In diese Oese wird der Unterstock hinein- und auf
diesen der sogenannte Oberstock der Zeltausrüstung hinaufgesteckt (Fig. 2 a).
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Nun werden die beiden schwarzen Leinen (Fig. 2 L) bei S am
Fnssende der Trage angeschlungen und bei Z um den Zapfen des Ober¬
stocks befestigt. Die beiden Zapfen der Oberstocke werden dann unter-
e in an der, sowie mit den oberen Enden des Kopfgestellrahmens bei T
und mit den Warzen, auf welchen die gezahnten Kopflehnstützen ruhen,
durch Bindfaden (Fig. 2 B) straff verschränkt, und das Gerüst ist fertig.
Hierauf werden zwei Mannschafts-Zeltbahnen miteinander verknüpft, auf
das Gerüst aufgelegt
und an den Längs¬
holmen mittelst der
an den Zeltstocken
befindlichen Knüpf¬
schnüre befestigt. Zu
beachten wäre dabei,
dass dieses Schutz¬
dach so aufgelegt
wird, dass das
Fig. 2.
Z = Zapfen des Oberstocks, 0 = Oberstock, H = H&lse,
dem TJ=Unterstock, Oe = Oese, F=Fttsse der Trage, K —Kopf-
_ Polster, BK = Brnstklappen, L = Leinen, B = Bindfaden.
Kopftheil der Trage
entsprechende Stück das dem
Fusstheil entsprechende über¬
ragt (Fig. 3), damit bei Regen¬
wetter das Regenwasser nicht
an der Verbindung der beiden
Zeitstücke hindurch und auf
den Verwundeten herabfliesst.
Ventilation ist genügend vor¬
handen.
Trifft die gedeckte Trage
auf einen Verwundeten, so wird das Dach über den Kopftheil zurück¬
geschlagen, die eine Leine (L) auf der Seite, wo der Verwundete liegt,
vom Zapfen (Z) gelost und jetzt kann der Verwundete von der Seite
her bequem aufgeladen werden. Darauf wird die gelöste Leine wieder
mit ihrer Schlinge am Zapfen (Z) angeschlungen und die Zeitstücke auf¬
gelegt und festgebunden.
III. Versorgung der Oberschenkelbrüche und Hüftgelenksver¬
letzungen auf dem Schlachtfelde durch natürliche, klinisch
richtige Lagerung. (Fig. 4.)
Während meiner vielfachen Versuche bei der Sanitätskompagnie
K. 2. Train-Bataillons verfiel ich auch auf die Idee, die Truppenkranken-
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trage durch eine einfache Vorrichtung so herzurichten, dass man jeden
Moment aus dieser Art von Tragen eine doppelt schiefe Ebene zu
gestalten vermag.
Das Bedürfniss nach einer solchen zur Lagerung von Oberschenkel-
Schussfrakturen und Hüftgelenkschüssen besteht schon lange, und man
erkennt diese Lagerung als die beste Versorgung der genannten Verletzungen
an, welche für den Feldarzt in offener Feldschlacht schon von jeher eine
seiner grössten Sorgen bildeten.
Neuerdings hat Hessing seine bekannten, auch auf der Nürnberger
Naturforscher-Versammlung im Jahre 1893 demonstrirten, sogenannten
Kriegsverbände empfohlen; Seydel jedoch spricht sich in seiner Kritik
über diese Verbände im Septemberheft der deutschen militärärztlichen
Zeitschrift vom Jahre 1894 dahin aus, dass er die doppelt schiefe Ebene
im Gegensatz zu jenen Kriegsverbänden bei Oberschenkel-Schussfrakturen
und Hüftgelenkschüssen als noch unübertroffen bezeichnet, und Lehrn-
becher sagt in seiner sehr bemerkenswerthen, hochinteressanten Ab-
Fig. 4 . handlung, 1 ) in welcher er eine an
seiner Rädertragbahre angebrachte
doppelt geneigte Ebene beschreibt:
„Durch diese doppelt geneigte Ebene
erhalten wir eine Lagerung, welche
bei dem Transport von Verletzten
mit Oberschenkelbrüchen so sehr ge¬
wünscht wird.“ (Ich habe schon im Jahre 1891 für beide Arten der in
der Armee reglementären Tragen eine doppelt geneigte Ebene mit Hülfe
des Mechanikers Storz konstruirt.)
Die jüngst von mir erdachte Improvisation, die sich allerdings nur
bei den Truppenkrankentragen zur Anwendung bringen lässt, ist so ein¬
fach und schnell ausführbar und ermöglicht eine klinisch so richtige
Lagerung, dass ich mich hochbefriedigt fühle, diesen glücklichen Gedanken
gefasst zu haben.
Die Umgestaltung der Truppen kranken trage zur doppelt schiefen
Ehene geht nun folgendermaassen vor sich:
Die Trage wird in ihrem Scharniergelenk so geknickt, dass der
Kopf- und Fusstheil der Trage in einem stumpfen Winkel zueinander
stehen (Fig. 4 ). Der Kopftheil der Trage entspricht dann dem auf¬
steigenden (Fig. 4 Au) und der Fusstheil dem absteigenden Theil
(Fig. 4 Ab) der doppelt schiefen Ebene. Nunmehr werden die Füsse der
*) Maiheft dieser Zeitschrift 1893.
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377
Trage (FF) auf jeder Seite mit doppelten Stricken (Str) straff verbunden,
und jetzt können bei beladener Trage, wenn die Träger die Trage auf-
heben und forttragen, die beiden Theile Au und Ab nicht mehr herab¬
sinken. In den Spalt der Trage wird der in Wurstform zusammen¬
gerollte Mantel hineingelegt (M); derselbe wird durch die Schwere der
Extremitäten des Verwundeten in den Spalt fest hineingedrückt, füllt
diesen so aus und verhindert zugleich, dass die Kniekehlen des Verwun¬
deten von den scharfen Rändern des Leibbezuges der Trage gedrückt
werden. Die nöthigen Stricke können unter jeder Truppenkrankentrage
zwischen den Querbügeln verschränkt mitgeführt werden.
Es hat sich nun ergeben, dass der aufsteigende Theil der Trage (Au)
für den Oberkörper des Verwundeten in der Regel etwas zu kurz ist,
so dass der Verwundete mit dem Kopf zu weit über den oberen Rand des
Kopfgestells hinaus liegt und die Lagerung für den Oberkörper so eine
unbequeme wird. Ich habe dem nun so abzuhelfen versucht, dass ich
den gepackten Tornister des Schein verwundeten zur Verlängerung des Kopf¬
gestells verwendete (Fig. 4 T); wenn die Lagerung des Kopfes trotzdem auch
keine ganz bequeme ist, so ist doch der Vortheil einer klinisch richtigen
Lagerung der Extremitäten ein so grosser, dass ich jene Unbequemlich¬
keit nur für sehr geringfügig veranschlagen möchte.
Die Füsse des Verwundeten werden durch dreieckige Tücher mit
einem sogenannten Steigbügel, die Beine ober- und unterhalb der Knie¬
gelenke, sowie unmittelbar unterhalb der Hüftgelenke mit dreieckigen
Tüchern (in Krawattenform) zusaramengebunden. So wirkt das gesunde
Bein als Schiene und die doppelt geneigte Ebene in der bekannten Weise
als Zug und Gegenzug an den gebrochenen Gliedmaassen.
Beim Aufheben der Trage werden die Traggurten nicht sogleich au
den Griffenden angeschlungen, sondern vorerst nur lose von den Kranken¬
trägern von der rechten Schulter zur linken Hüfte über den Rücken
gelegt, dann wird die beladene Trage aufgehoben und erst jetzt werden
die Schlaufen der Traggurten von der Reserve-Rotte (No. 2 und No. 4)
an den Griffenden befestigt. Vor dem Absetzen der Trage werden die
Schlaufen von jenen Nummern zuerst gelöst. Es ist das nöthig, weil die
Trage als doppelt geneigte Ebene, auf dem Boden ruhend, mit ihren
Griffenden diesen so innig berührt, dass es in dieser Stellung der Trage
unmöglich ist, die Strickschlaufen anzuschlingen.
Der Verwundete wird erst dann auf der Trage gelagert, wenn dieselbe
zur doppelt schiefen Ebene hergerichtet ist und seine Beine, wie oben
beschrieben, zusammengebunden sind.
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— 378 —
Bei den Trage versuchen hat es sich ergeben, dass der Verwundete
mit seinem Kopf etwas gegen die Brust der Kopfnummer (No. 1) drückt.
Die betreffenden Träger haben es aber auf mein Befragen nur als unbe¬
deutende Besch werniss bezeichnet.
Die Vortheile, die diese klinisch richtige Lagerung bietet, sind so
gross, dass, zumal es sich hier nur um eine Improvisation handelt, kleine
Nachtheile unbedenklich mit in den Kauf genommen werden können.
Was die Versorgung der in Rede stehenden Verletzungen auf der
nicht zusammenlegbaren Tragbahre der Sanitäts-Detachements anbetrifft,
so halte ich es unmaassgeblichst nach meinen bei der Sanitäts-Kompagnie
allerdings nur im Frieden erworbenen Erfahrungen für sehr zweckmässig
und höchst einfach — und das Einfachste ist ja in der Regel immer
das Beste —, wenn jeder Patrouillen-Unteroffizier, also jede dritte Trage,
eine grosse Volkmannsche T-Schiene mit sich auf das Gefechtsfeld fuhrt.
Diese Schiene könnte an einem Riemen von dem betreffenden Unter¬
offizier, über dem Rücken von der rechten Schulter zur linken Hüfte
hängend, getragen werden.
Ein Beitrag zur Entlarvung erheuchelter einseitiger Blindheit
(Vortrag gehalten in der militärärztlichen Gesellschaft.)
Von
Assistenzarzt Dr. Hamann.
Die Vortäuschung einseitiger Amblyopie oder Amaurose nimmt das
grösste Kontingent ein unter allen Simulationen von Störungen in den
Sehfunktionen. Dementsprechend ist im Laufe der Zeit eine grosse
Anzahl Entlarvungsmethoden vorgeschlagen worden.
Bereits seit einer Reihe von Jahren hat man Untersuchungsmethoden,
welche auf einem exakten physiologischen Fundamente beruhen. Die
Anwendung des Prismas, um Simulation einseitiger Blindheit zu entdecken,
welche Albrecht v. Gräfe im Jahre 1865 empfahl, war die erste und
fand ihres physiologischen Prinzips halber bald den allgemeinen Beifall
der Augenärzte. Sie wurde, wie Alfred Gräfe schreibt, bereits 1867
von vielen Militärärzten in vorkommenden Fällen gebraucht. Bekanntlich
werden durch Vorhalten eines Prismas vor ein Auge bei ungestörtem
binokularen Sehakt Doppelbilder des betrachteten Gegenstandes erzeugt,
indem durch Ablenkung der Strahlen durch das Prisma auf einer nicht
mit der des anderen Auges korrespondirenden Stelle der Retina ein
zweites Bild entsteht. Giebt der Untersuchte Doppelbilder zu, so ist
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damit der Beweis für vorhandenes Sehvermögen beider Augen geliefert.
Bas Prinzip dieses einfachen Verfahrens wurde leider den Kreisen der
Simulanten bald bekannt Bereits zwei Jahre nach der Publikation
gelang es Alfred Gräfe bei einem gewarnten Simulanten nicht, ihn
auf diese Weise zu entlarven; derselbe blieb mit unerschütterlicher
Zähigkeit bei der Angabe, einfach zu sehen. Ba ersann Gräfe ein
äusserst listiges Verfahren. Er hielt ein Prisma so vor das gesunde
Auge, dass die Basis oder Kante das Pupillargebiet halbirte. Badurch
entstand monokulares Doppelsehen, indem die Strahlen oberhalb der
Kante ungebrochen, unterhalb aber abgelenkt in das Auge treten. Zu¬
nächst leugnete der Untersuchte. Als ihm aber das angeblich blinde
Auge verdeckt wurde und er sich nun überzeugte, dass er mit dem
anderen alleip doppelt sah, gab er Doppelbilder zu. Wie von ungefähr
zog nun Gräfe die verdeckende Hand fort und schob gleichzeitig
das Prisma unmerklich nach oben, so dass es völlig vor der Pupille stand
und dadurch das einäugige Doppelsehen aufgehoben wurde. Als der
Soldat nunmehr wieder Doppelbilder zugab, konnten dieselben nur bin¬
okular entstanden sein und er war somit überführt. Gräfe wurde da¬
durch belohnt, dass der Untersuchte seine Schuld eingestand. Es handelte
sich um einen Invaliden, der in der Schlacht bei Königgrätz einen Streif¬
schuss an der rechten Schläfe erhalten hatte. So geschickt dieser Versuch
ist, so giebt es doch heutzutage schlauere Simulanten, welche die von
ihrem Standpunkte aus ganz natürliche Methode an wenden, sich über¬
haupt nicht auf Doppelbilder einzulassen, sondern konsequent behaupten,
einfach zu sehen. Verweigert ein Simulant beim Alfred Gräfe sehen
Versuch hartnäckig, monokular doppelt zu sehen, so ist er zwar in hohem
Grade verdächtig, allein durch das einfache Leugnen ist ein positiver
Beweis aus verschiedenen Gründen nicht geliefert; denn nur zu häufig
sind bei diesem Versuche Fehlerquellen auf Seiten des Untersuchers wie
auch des zu Untersuchenden. Ist z. B. die Pupille eng, so genügt ein leichtes
Zittern der Hand des Arztes, um das Prisma so nach oben zu verschieben,
dass monokulare Doppelbilder nicht zu Stande kommen; oder der Simulant
macht Augenbewegungen, durch welche das Pupillargebiet ganz ausserhalb
oder ganz innerhalb des Prismas fällt. Auch geringe Intelligenz des
Untersuchten kann selbst bei gutem Willen den Versuch vereiteln. Diese
Erfahrungen hat ein langjähriger Assistent Gräfes, Herr Dr. Fröhlich,
häufig gemacht; ich selbst hatte in seiner Klinik die Gelegenheit, bei
einem Rekruten meines Regiments das Gleiche zu beobachten. Dieser
Mann erklärte beim ersten Schiessen auf dem Scheiben stände, dass er
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380
jmt dem rechten Auge absolut nichts sähe. Der Verdacht der Simulation
lag von vornherein nahe, da der Mann, wie jeder andere, bei der Ein¬
stellung auf beide Augen einzeln untersucht war, sich über ihn aber nichts
Besonderes verzeichnet fand. Um ihn zu entlarven, nahm ich ihn mit in
die Froh lieh sehe Klinik. Die Pupillarreaktion, direkte wie konsensuelle
waren beiderseits äusserst prompt; der ophthalmoskopische Befund völlig
normal; beiderseits wurde mit dem Spiegel geringe Hyperopie festgestellt.
Trotzdem wollte er selbst bei Beleuchtung mit dem Reflektor im Dunkel¬
zimmer nicht hell und dunkel unterscheiden können. Da Schreckversuche
nicht das geringste Zucken hervorriefen, so wurde alsbald zu den Prismen
übergegangen. Allein vergeblich, er leugnete beharrlich, doppelt zu sehen
beim Albrecht v. Grafcschen wie beim Alfred Gräfesclien Versuche.
Durch Verneinen des monokularen Doppelsehens beim letzteren lieferte er
uns allerdings einen Verdachtsgrund mehr, aber aus den erwähnten
Gründen keinen Beweis. Ebenso wenig durften wir das äusserst geschickte
Zusammenkneifen des rechten Auges, wodurch er alle unsere Versuche
mit dem Stereoskop parirte, als Beweis für beabsichtigten Betrug ansehen,
da dies plötzliche momentane Zusammen kneifen bei Neurasthenikern und
Hysterikern nichts Seltenes ist, wie wir uns zufällig in denselben Tagen
bei einem Fall von traumatischer Neurose überzeugen konnten. Es kam
also darauf an, bei diesem offenbar instruirten Simulanten eine Methode
anzuwenden, bei welcher mit grösserer Sicherheit als beim Alfred
Gräfe sehen Versuche einäugiges Doppelsehen hervorgerufen wurde. Je
sicherer diese Methode war, ein desto schwererer Verdachtsgrund musste
Leugnen des Doppelsehens sein. Bereits Monoyer verfolgte dies Prinzip, er
benutzte Doppelprismen, welche mit ihrer Basis aneinander gelehnt waren.
Aju bequemsten ist ein Doppelprisma von viereckiger Form, aus einem
Stück geschliffen. Die Mitte wird durch die aneinanderstossende Basis
eines jeden gebildet. Bringt man dies Prisma so vor das Auge, dass
die Pupille von der Mitte des Prismas ungefähr halbirt wird, so muss
der Untersuchte, da er durch beide Prismen gleichzeitig sieht, doppelt
sehen. Bei der Grösse des Prismas, und da dasselbe vollständig vor dem
Auge steht, sind die Fehlerquellen des Alfred Gräfeschen Versuches,
Verschiebung durch Zittern der Hand des Untersuchenden, abweichende
resp. orientirende Augenbewegungen des Untersuchten, kaum möglich.
Sollte dennoch beharrlich Doppelsehen geleugnet werden, so ist an
einem wissentlichen Betrüge nicht mehr zu zweifeln. Giebt der
Betreffende aber Doppelbilder zu, so fährt man in derselben Weise wie
beim Alfred Gräfeschen Versuche fort. Während man die das angeblich
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blinde Auge verdeckende Hand fortzieht, schiebt man das Doppelprisma
nach der Nase zu weiter, bis nur die eine Hälfte vor der Pupille steht,
so dass ein einfaches, aber verschobenes Bild vor diesem Auge entsteht;
giebt der Simulant jetzt abermals Doppelbilder zu, so ist er entlarvt, da
dieselben nur binokular entstanden sein können. Mit besonderer Sorgfalt
ist nach dem Wegziehen der verdeckenden Hand bei der Fragestellung
vorzugehen. Fragt man nach dem Freigeben des angeblich blinden Auges
wieder: Sehen Sie noch zwei Bilder? oder: Wieviel Bilder sehen Sie jetzt?
so wird der Simulant aufmerksam gemacht, dass etwas Neues vor¬
genommen ist. Man setzt daher am besten mit seiner Frage das Sehen
des Doppelbildes gleichsam voraus, indem man nur kurz die Antwort
verlangt: Wo, rechts oder links, oben oder unten erscheint das zweite
Bild? oder: Wie weit sind beide Bilder voneinander entfernt, stehen sie
jetzt näher oder weiter? Für die gewarnten Simulanten, welche unseren
Prismenversuchen einfach durch Leugnen des Doppelsehens begegnen,
haben wir demnach mit dem Doppelprisma eine gute Waffe in der Hand;
ohne viel Zeitverlust können wir jedenfalls feststellen, ob wir es mit
einem gefährlichen Schwindler zu thun haben. Ein noch sichrerer Prüf¬
stein für die Ehrlichkeit der Angaben wäre aber ein Prisma, welches
unter allen Umständen, wie man dasselbe auch vors Auge halten mag,
stets die Eigenschaft hat, das fixirte Objekt doppelt erscheinen zu lassen.
Dann hat man nicht mehr mit Fehlerquellen zu rechnen oder mit
mangelnder Intelligenz; der Mann ist eben gezwungen, doppelt zu sehen.
Sollte er dennoch die Kühnheit des Leugnens haben, so könnte man ihn
mit Fug und Recht als Betrüger verurtheilen. Herr Dr. Fröhlich kam
auf den Gedanken, die doppelbrechende Eigenschaft des Kalkspaths
hierzu zu benutzen. Im Kalkspath wird jeder auffallende Lichtstrahl
in zwei gebrochene Strahlen zerlegt, weil die molekulare Zusammen¬
setzung des Kalkspaths nach verschiedenen Richtungen hin eine verschiedene
ist und der Lichtstrahl den Krystall in verschiedenen Richtungen durch¬
läuft. Der brechende Winkel des Fröhlichschen Kalkspatbprismas
beträgt 14 °, so dass die Doppelbilder nicht weit voneinander entfernt
sind und sofort leicht beobachtet werden können. Man mag dies Prisma
drehen, wie man will, es entstehen unfehlbar Doppelbilder. Gegen das
Doppelprisma hat es nur den Nachtheil, dass die Beschaffung ganz durch¬
sichtigen Materials und die Bearbeitung schwieriger ist, so dass es
etwa den dreifachen Werth hat. Benutzt man das Kalkspathprisma zu
den Versuchen von Albrecht v. Gräfe und Alfred Gräfe, so handelt
es sich natürlich nicht mehr um Doppelsehen, sondern beim ersteren um
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binokulares Dreifachseben, beim letzteren um die Verwandlung mon¬
okularen Dreifachsehens in binokulares. Die Ausführung der Versuche ist
genau dieselbe, man hat aber den grossen Vortheil, dass der Untersuchte
durch die grossere Anzahl der Bilder, welche er sieht, verwirrt wird.
So wird es, wie in unserem Falle, sich wohl öfter ereignen, dass der
Simulant aus Furcht nicht mehr antwortet, oder er macht richtige An¬
gaben, so dass er alsbald entlarvt ist. Auf der Erzeugung einäugigen Drei¬
fachsehens beruht noch ein anderer zur Entlarvung geeigneter Prismen versuch,
der von Monoyer bereits angewandt wurde, von Fröhlich jetzt zweck¬
mässig verändert ist, weshalb ich ihn erwähnen will. Wenn man zwei
Prismen mit der Basis aneinander legt, so hat man ein Doppelprisma; durch
die Mitte desselben sieht man, wie erwähnt, mit einem Auge doppelt.
Entfernt man aber die eine Prismenbasis von der anderen, so dass ein
kleiner Spalt entsteht, der aber kleiner als der Durchmesser der Pupille
sein muss, so sieht man drei Bilder; denn durch den Spalt treten un¬
gebrochene, zu beiden Seiten aber durch die Prismen gebrochene Strahlen
in die Pupille. Giebt der Untersuchte zu, dass er drei Bilder sieht — und
das wird er, wenn man sein angeblich blindes Auge verdeckt, so dass er
sich überzeugt, dass alle drei Bilder mit dem gesunden Auge gesehen
werden —, dann hält man ein farbiges, am besten ein rothes Glas bald vor
das ganze System, bald vor eines der Prismen, bald vor den Spalt.
Er wird dann angeben, dass bald alle Bilder roth sind, bald das linke
oder rechte, bald das mittlere. Dies letztere muss man ihm möglichst
oft als das farbige erscheinen lassen, damit er sich daran gewöhnt, es
seinem gesunden Auge zuzurechnen; denn davon hängt das Gelingen dieses
Versuches ab. Sind nämlich beide Augen geöffnet, so siebt man auch
nur drei Bilder, da das mittlere Bild dann ein Sammelbild ist des einen
bis dahin verdeckten Auges und des mittleren freien Pupillartheiles des
anderen Auges. Hat man den Simulanten auf diese Weise eingeübt, so
hält man statt der verdeckenden Hand auch vor das angeblich blinde
Auge ein rothes Glas. Gleichzeitig verdeckt man den Spalt, so dass das
mittlere Bild seine Farbe nicht ändert. Merkt man aus der Sicherheit
der Antworten, dass der Simulant es als unverfänglich erkannt hat auch
beim Vorhalten eines rothen Glases vor das angeblich blinde Auge die
mittlere Kerze roth zu sehen, so zieht man plötzlich während der ver¬
schiedensten Kombinationen mit den Gläsern das rothe Glas vom Spalt
weg. Er hat dann nur vor dem angeblich blinden Auge und einem der
Prismen oder beiden ein farbiges Glas; mithin muss er, wenn er wirklich
einseitig hlind ist, nun die mittlere Kerze weiss sehen, giebt er sie als
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farbig an, so ist er entlarvt; denn farbig sieht er sie jetzt nur mit dem angeb¬
lich blinden Auge. Die Beschreibung aller dieser Versuche ist viel um¬
ständlicher als ihre praktische Ausführung bei einiger Uebung. Sie lassen
sich noch mannigfach ändern und erweitern. Bei der grundlegenden
Bedeutung, welche die Prismen zur Aufdeckung der Simulation haben,
ist eine möglichst reiche Auswahl der Methoden jedenfalls vortheilhaft
und daher die Einführung des Kalkspathprismas wohl zweifellos als ein
Gewinn zu betrachten.
Bei der Entlarvung des erwähnten Rekruten haben wir uns nich
auf die Prismen versuche beschränkt, sondern fast alle bekannten Methoden
durchgeprobt; zwei derselben gelangen in überraschender Weise. Da sie
sehr einfach, ohne viele Hülfsmittel auszufuhren sind, so sei es mir
gestattet, sie zu schildern. Der eine ist schon alt, es ist die Methode
der Anwendung farbiger Gläser, die auf der Absorption farbiger Strahlen
durch die Kontrastfarbe beruht. Man braucht dazu ein rothes und ein
grünes Glas und auf schwarzes Papier aufgeklebte rothe und grüne Papier¬
stückchen, deren Farbe mit der der Gläser übereinstimmen muss. Hält
man dem Untersuchten die Gläser vor die Augen und fordert ihn dann
auf, die rothen und grünen Papierstückchen zu bezeichnen, so ist er dazu
nur im Stande, wenn beide Augen sehen; ist eins blind, z. B. das mit dem
grünen Glase, so sieht er die grünen Stückchen schwarz auf schwarz,
also gar nicht. Unser Simulant merkte, dass er die rothen nicht heraus¬
suchen dürfe, er bezeichnet« aber alle Stückchen als grün, auch die,
welche schwarz auf schwarz erscheinen mussten, wenn er einäugig blind
war. Statt der rothen und grünen Papierstückchen nimmt man besser
Buchstaben in diesen Farben bunt durcheinander gedruckt, welche Worte
bilden. Lässt man den Simulanten schnell lesen, so ist es auch dem
geübten nicht möglich, sich vor Irrthum zu schützen, er liest auch anders¬
farbige Buchstaben mit.
Der zweite Versuch ist von Fröhlich erfunden und noch nicht
veröffentlicht. Er beruht auf der die Akkommodation lähmenden Wirkung
des Atropins und man braucht zu ihm weiter nichts als ein paar Tropfen
Atropin. Zunächst lässt man den Simulanten aus einem Buche etwas
vorlesen, ohne irgend welchen Werth darauf zu legen, ob das angeblich
blinde Auge offen oder verdeckt ist. Während dessen benetzt man einen
Finger, am besten den rechten Zeigefinger, mit einem Tropfen Atropin.
Dann geht man auf den Simulanten zu und beschäftigt sich mit beiden
Augen, indem man bald hier, bald dort palpirt und fragt: Thut’s hier
weh oder dort? etc. Dabei bringt man das Atropin heimlich in
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das gesunde Auge. Nun lässt man ihn beide Augen schliessen oder
mit einem Tuche zuhalten oder man verbindet sie, damit er sich nicht
orientiren kann, und wartet die Wirkung des Atropins ab. Hat das
einmalige Auftropfen nicht genügend gewirkt, so macht man die Mani¬
pulation möglichst harmlos noch einmal, bis die Pupille stark erweitert ist.
Sofort nach Abnahme der Binde hält man ihm das Buch wieder vor und
fordert ihn auf, weiter zu lesen. Sollte es ihm auch gelingen, sich etwas
zu orientiren, so kommt es ihm doch zu gefährlich vor, auf einmal zu
behaupten, er könne gar nicht lesen; er liest also und durch Verdecken
des angeblich blinden Auges zeigt man ihm, dass er mit dem gesunden
nicht weiter lesen kann, also mit dem blinden allein gelesen hat. Dieser
Versuch, der naturgemäss beim Hyperopen und Emmetropen am leich¬
testen gelingt, glückte bei dem Rekruten an zwei aufeinanderfolgenden
Tagen vorzüglich und ich glaube daher, dass auch er seiner Einfachheit
halber ein beachtenswerther Beitrag zur Entlarvungsfrage ist.
Zum Schlüsse möchte ich nur noch erwähnen, dass der Optiker
Rocken stein, Berlin, Kommandantenstr. 41, ein Etui angefertigt hat, in
welchem die genannten Prismen, sowie die farbigen Gläser mit Papier¬
proben enthalten sind.
Zar Methodik der Unterkleidernntersnchnng.
Von Dr. Schumburg,
Stabsarzt beim Medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Institut
(Schluss.)
Den Schluss der Versuche machte die Untersuchung der
Aufnahme und Abgabe strahlender Wärme,
welche gleichfalls nach der im allgemeinen Theil skizzirten Methode (Um¬
hüllen von Thermometerbassins mit den Stoffen, bestrahlen lassen) aus¬
geführt wurde. Als Wärmequelle wurde diesmal, da die Dezember¬
sonne nur sehr selten und dann nicht ausreichende Wärmestrahlen lieferte,
ein Argandbrenner mit Zylinder benutzt. Die beiden umhüllten und ein
drittes nicht umhülltes Thermometer wurden im Laboratorium 30 oder 40 cm
von dem Argandbrenner entfernt aufgehängt. Dann musste dasjenige
Thermometer die höchste Temperatur zeigen, dessen Umhüllung die
meisten Wärmestrahlen absorbirt hatte. Die Ergebnisse dieser Unter¬
suchungen fasst folgende Tabelle zusammen.
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Zeit der
Beobachtung
Entfernung
von der
Wärmequelle
Es stand di
Teichmann
auf
is Thermomefe
Rüdiger
auf
;r umhüllt mit
1 Nichts
| auf
12 «®
Flamme entzündet
21,4°
21,5°
21,4°
12«> bis 1*>
30 cm (ganze Flamme)
24,8°
23,6°
22,6°
l 00 bis l 10
40 cm (halbe Flamme)
2*2,3°
22,i°
21,6°
1*° bis 1*®
30 cm (ganze Flamme)
26,2°
25,6°
24,o°
l ao
(Flamme verlöscht)
1*5
21,4°
21 , 6 °
21,4°
Danach ist die Aufnahme und Abgabe strahlender Wärme beim
Teichmannhemd etwas grösser als bei dem Rüdigerhemd. —
Fassen wir nun die Resultate der einzelnen Ermittelungen und Ver¬
suche zusammen, so finden wir,
1. dass das Teichmannsche Hemd nach ähnlichem hygienischen
Prinzip und aus demselben Stoff (Baumwolle) gewebt ist wie das Rüdiger¬
hemd;
2. dass es aber dicker ist und vermöge dieser grösseren Dicke eine
geringere Durchlässigkeit für Wärme, selbst in durchnässtem Zustand,
besitzt als letzteres, wenn es auch durch die Eigenschaft stärkerer Wärme¬
strahlung sich etwas auszeichnet.
3. Das Teichmannhemd nimmt ferner seiner grösseren Stoffmasse und
seiner lockreren Webeart entsprechend mit der Flächeneinheit eine grössere
Wassermenge und diese schneller auf, dunstet sie aber langsamer ab als
das Rüdigerhemd.
4. Die gasförmigen Sekretionsprodukte der Haut führt es leichter
durch die Maschen seines weiten Gewebes nach der Aussenluft ab als
das Rüdigerhemd.
5. Die Elastizität des Teichmannhemdes erreicht nicht diejenige des
Rüdigerstoffes.
6. In Bezug auf Fettgehalt wie auf Kapillarität stehen sich beide
Hemdenarten nahe.
Versucht man nun auch aus diesen Resultaten ein praktisch ver-
werthbares Urtheil abzuleiten, so Hesse sich dies vielleicht in folgende
drei Sätze kleiden.
Milittrtratlicbe Zeitschrift 1806. 25
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1. Der unverkennbare Vortheil des Teichmannhemdes liegt in dem
grossen Luftgehalt des weitmaschigen und so sehr durchlässigen Gewebes;
es wird deshalb noch mehr als das Rüdigerhemd bei grosser Kälte wärme-
sparend wirken und doch zu gleicher Zeit den gasförmigen Sekretions¬
produkten der Haut (besonders der Kohlensäure) leichten Auslass nach
aussen gewähren; es wird ferner wegen seiner leichten Benetzbarkeit und
grossen Wasseraufnahmefähigkeit das Gefühl des Feucht- und Kaltseins
auf der Haut nicht leicht aufkommen lassen; es wird nach diesen beiden
Richtungen hin mehr als das Rüdigerhemd Wohlbehagen erregen und
Krankheiten, welche durch plötzliche Durchnässungen oder Abkühlungen
entstehen, mehr als irgend ein anderes Hemd verhüten können. Deshalb
ist das Teichmannhemd als Winterhemd oder als Hemd für den Artilleristen
und Kavalleristen durchaus zu empfehlen.
2. Dagegen macht die hohe wärmesparende Kraft das Teichmannhemd
für die Verwendung als Hemd des marschirenden Infanteristen weniger
geeignet gegenüber dem Rüdigerhemd. Messungen an Soldaten, welche
erhitzt vom Marsche kamen, haben ergeben, dass schon das Rüdigerhemd
die Wärmeabgabe nicht ganz so begünstigt als das gebräuchliche Armee-
Kalikohemd. Das Teichmannhemd wird dieses noch bei Weitem weniger
thun. Deshalb verdient das Rüdigerhemd, welches sowohl die wärme¬
sparende Kraft des Teichmannhemdes, wenn auch nicht in jenem hohen
Maasse besitzt, als auch in Bezug auf schnelle Wärmedurchlässigkeit sogar
dem Kalikohemd sehr nahe steht, für den Infanteristen den Vorzug.
3. Die allzu grosse wärmesparende Eigenschaft des Teichmannhemdes
liesse sich vielleicht herabmindem durch Herstellung eines dünneren Ge¬
webes. Damit würde dann aber das Teichmannhemd von seinen guten
anderen Eigenschaften und vor Allem auch von seiner Haltbarkeit ver¬
lieren.
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Liste der Temperaturmessungen nach München Im Sommer 1893.
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Rückkehr; lOß „ / Tornister und Mantel. Rückkehr: 10 15 „ ) und Mantel.
Exerziren vor dem Schlesischen Thorplatz. Lufttemperatur 18,5° C.
Lufttemperatur: 19,9° C. I
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Temperatur + 3° R. — Tuehanzug und Mütze.
•) Anderes Thermometer.
394
Referate und Kritiken.
Dr. F. Hermann, a. o. Professor der Anatomie, und Otto Rüdel,
cand. med. (Erlangen), Die Lage der Eingeweide. An einer Serie
von Frostschnitten dargestellt. Erlangen 1895. Bei Metzer und
Eiffländer.
Das Heft enthält auf 21 Tafeln (21 :25,5 cm) 23 Abbildungen von
transversalen Sägeschnitten durch den Rumpf der gefrorenen Leiche eines
18jährigen Mannes, ferner 11 Zeichnungen, darstellend Projektionen der
Eingeweide auf verschiedene Körperflächen bezw. durch den Körper
gelegte Ebenen, und schliesslich ein Bild des äusseren Reliefs der Brust-
und Oberbauchgegend. Die Schnittzeichnungen sind auf photographischem
Wege gewonnene Verkleinerungen von Wandtafeln, welche Rüdel nach
den Frostschnitten angefertigt hat; die Projektionsfiguren sind an der
Hand der Schnitte konstruirt; das Reliefbild ist nach einer photographischen
Aufnahme gezeichnet.
Die Reihe der sehr sorgfältig und topographisch naturgetreu aus¬
geführten Schnittbilder, in Verbindung mit den Projektionszeichnungen,
gewährt in ihrer Zusammenstellung ein gutes körperliches Bild der Lage
der Eingeweide zueinander, und wenn die Schrift hierbei den bekannten
grösseren topographisch-anatomischen Werken gegenüber nichts eigentlich
Neues bietet, so kann sie doch als eine vorteilhafte Ergänzung der
gebräuchlichen Lehrbücher angesehen werden, besonders auch deshalb,
weil sie ihres billigen Preises wegen (5 Jt.) zugänglicher ist als jene
grösseren Werke.
Von den Mängeln, welche von den Autoren selbst als den Darstellungen
anhaftend hervorgehoben werden, ist wohl nur der eine von einigem
Belang, dass Milz und Leber in geringem Grade vergrössert sind, da die
Person, deren Leiche die Schnitte entstammen, an einer akuten Krankheit
verstorben war. Die Bilder geben eben die Verhältnisse, die normalen
wie die pathologischen, genau so wieder, wie sie bei der einen Leiche
Vorlagen. Wollte man diesen Uebelstand, wie er sich aus der genauen
Wiedergabe der bei einem einzelnen Individuum Vorgefundenen Ver¬
hältnisse nothwendigerweise ergeben muss, vermeiden, so müssten
Schnitte von einer grösseren Anzahl von Leichen hergestellt und die
Zeichnungen dann gewissermaassen nach dem mathematischen Mittel der
bei dem Vergleich der Schnitte untereinander gefundenen Resultate kon¬
struirt werden. Diesen Konstruktionen sind aber Zeichnungen nach der
Natur — selbst wenn sie kleine Mängel aufweisen, falls diese nur bekannt
sind — zweifellos vorzuziehen, und es kann daher das Werkchen dem
Arzte sowohl wie dem Studirenden unbedenklich zur Anschaffung warm
empfohlen werden. Müller III. — Berlin.
Friedr. Hanel (Dresden), Zur Frage der Desinfektionsfähigkeit
der Wunden. Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, No. 8.
Die einschlägigen Versuchsergebnisse von Schimmelbusch hatten
auf dem Chirurgen - Kongress 1894 durch Henle und Messner Ein¬
schränkung bezw. Widerspruch erfahren. Henle war zu dem Ergebniss
gekommen, dass bei weniger virulenten Infektionen eine innerhalb der
ersten zwei Stunden angeweudete Desinfektion wirksam sein könne.
Messner hatte sogar gefunden, dass noch nach 6 bis 18 Stunden die
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Strepto- und Staphylokokken-Infektion durch Karbolsäure und Lysol un¬
schädlich gemacht werden konnte. Ganz auffallend war in seinen Versuchen
der Einfluss der verschiedenen Behandlungsart auf den Verlauf der
Infektion; alle trocken aseptisch behandelten Kaninchen gingeu mit
Ausnahme eines einzigen an der Infektion zu Grunde, während alle feucht
antiseptisch behandelten Thiere mit einer Ausnahme am Leben blieben.
Hänel macht darauf aufmerksam, dass die Messnersehen Versuche
eigentlich nur das beweisen, was wir aus der Erfahrung am Krankenbett
längst wissen, nämlich dass infizirte Wunden sich im Allgemeinen besser
unter feuchten Verbänden befinden als unter trockenen, wo die Ein¬
trocknung sehr bald Retention mit ihren Folgen bewirken kann. Ausserdem
komme für die Verschiedenartigkeit der bisherigen Versuchsergebnisse
der oft sehr verschiedene Grad der Virulenz des verwendeten Materials
(Eiter, Gewebssaft, Kulturen) in Betracht; es sei nothwendig, diesen Grad
vor Beginn des Versuches für die benutzte Thierart festzustellen. Hänel
hat unter Berücksichtigung dieser Bedingungen die Messnerschen
Versuche wiederholt und dabei die bloss aseptisch behandelten Kontrol-
thiere nicht trocken, sondern mit sterilisirter, 0,6% starker Kochsalz¬
lösung in gleicher Weise verbunden wie die mit 3% starker Karbollösung
behandelten. Die Ergebnisse weichen wesentlich von denjenigen Messners
ab. Bei 44 derartig infizirten und behandelten Kaninchen hat
sich ein Unterschied in dem Verhalten der mit Karbolsäure
und der mit Kochsalzlösung behandelten Thiere nicht im
geringsten ergeben. Seine Versuche erweisen von Neuem die alte
praktische Erfahrung, dass mit chemischen Mitteln eine Desinfektion des
lebenden Gewebes nicht zu erreichen ist, und dass für den günstigen
Verlauf nach erfolgter Wundinfektion höchstens die mechanische Wirkung
der antiseptischen Lösungen (Abspülung, Abtupfen), in weit höherem
Masse aber, neben den spezifischen Eigenschaften der Infektionserreger,
die physikalischen Bedingungen der Wundheilung: freier Abfluss des
Sekrets, breites Offensein der Wunde, Richtung des osmotischen Stromes
aus der Wunde in den Verband, in Betracht kommen. „In dieser Richtung
bewegen sich bekanntlich mit Erfolg unsere therapeutischen Bestrebungen,
und es stimmen somit die Ergebnisse der Experimente mit den längst
bekannten praktischen Erfahrungen überein.“ A. Hiller (Breslau).
Nauwerck (Königsberg), Aethernarkose und Pneumonie. Deutsche
medizinische Wochenschrift 1895, No. 8.
Die Bronchopneumonie, welche sich bisweilen im unmittelbaren An¬
schluss an eine Aethernarkose entwickelt und nicht selten zur Todes¬
ursache wird, hat Nauwerck in zwei solchen Fällen der chirurgischen
Klinik einer genauen anatomischen Untersuchung unterzogen und ist dabei
zu dem höchst beachtenswerthen Ergebniss gekommen, dass es sich hier
stets um eine Schluckpneumonie handelt, welche dadurch zu Stande
kommt, dass während der Narkose infolge der Lähmung (Anästhesie)
des Gaumensegels, der Zungenbasis und des Kehldeckels Mundspeichel
aspirirt wird und so direkt in die Lunge gelangt. Der Mundspeichel
beherbergt bekanntlich häufig gerade diejenigen Mikroben, welche bei
der Entstehung der akuten Pneumonien die Hauptrolle spielen (Pneumo¬
kokken, Streptokokken). Ausserdem wird Speichel und Mundschleim
durch den Reiz der Aetherdämpfe gewöhnlich während der Narkose in
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grosserer Menge abgesondert. In prophylaktischer Beziehung folgt daraus,
dass die Technik der Aethernarkose die grösste Aufmerksamkeit und
Vorsicht erfordert. Eintretendes Röcheln und Rasseln in den Luftwegen
ist stets verdächtig. Die Hypersekretion wird am besten vermieden
dadurch, dass man die Aetherdämpfe nicht zu konzentrirt einathmen lässt
Eine der Narkose voraufgehende Desinfektion der Mundhöhle hält
Nauwerck für nutzlos. _ A. Hiller (Breslau).
L. Wachholz (Krakau), Ueber Veränderungen der Athmungs-
Organe infolge von Karbolsäurevergiftung. Deutsche medi¬
zinische Wochenschrift 1895, No. 9.
Bekanntlich werden bei tödlich verlaufenen Vergiftungen mit Karbol¬
säure neben den AetzWirkungen in den Verdauungswegen gewöhnlich
auch mehr oder weniger heftige entzündliche Veränderungen in den
Athmungsorganen (Laryngitis, Tracheitis, Pneumonie) gefunden. Die
Frage, ob diese letztere Veränderungen durch Aspiration von Karbolsäure
oder erst sekundär durch Resorption vom Blute aus erzeugt werden, hat
Wachholz, im Anschluss an zwei von ihm beobachtete Vergiftungsfalle,
durch Versuche an Kaninchen und einer Katze geprüft Die Ergebnisse
waren folgende: Die Karbolsäure scheidet sich in Vergiftungsfallen, gleichviel
ob die Resorption vom Magen oder vom Unterhautzellgewebe aus erfolgt,
grösstentheil8 durch die Nieren, im Urin, zum Theil aber auch in den
Respirationsorganen aus und bewirkt hier die erwähnten Entzündungen,
die bis zur Gewebsnekrose sich steigern können. Der Grad dieser Ver¬
änderungen ist theils von der Menge der einverleibten Karbolsäure, theils
von der Lebensdauer des Individuums abhängig. Im Blutdestillat konnte
die Karbolsäure stets chemisch nachgewiesen, aber merkwürdigerweise
durch die Geruchswahrnehmung nicht erkannt werden.
A. Hiller (Breslau).
K. Köster (Bonn), Ueber muskulären Schiefhals. Deutsche medi
zinische Wochenschrift 1895, No 8.
Köster hat durch die anatomische Untersuchung mehrerer Fälle von
angeborenem Caput obstipum gefunden, dass es sich hierbei nicht um
ein während des Geburtsaktes erlittenes Trauma, sondern um eine schon
während des intrauterinen Lebens bestehende Degeneration des einen
Kopfnickers handelte. Die Entartung bestand in bindegewebiger
Wucherung mit Untergang der Muskelsubstanz und Umwandlung des
Muskels in einen fibrösen knolligen Strang (Dystrophia fibrosa oder
Myositis fibrosa). Die Erkrankung befallt nur diesen einen Muskel und
fast stets nur der einen Seite, häufiger rechts als links. Aehnliche, auf
intrauterine Ursachen zurückzuführende Fälle von Schiefhals sind auch
von Heusinger, M. Schmidt, Petersen (Druck von Amniosfalten)
und Whitman mitgetheilt worden.
Aus diesen Beobachtungen folgt noch nicht, dass die fibröse Muskel¬
entartung allen Fällen von kongenitalem Schiefhals zu Grunde liege;
vielmehr hält auch Köster die Stromeyersehe Annahme einer Zer*
reissung oder Quetschung des Muskels während des Geburtsaktes, mit
nachfolgender narbiger Verkürzung des Muskels, für viele Fälle wahr¬
scheinlich. Thatsache jedenfalls ist es, dass Kinder mit Schiefhals auf¬
fallend häufig in Beckenendiage oder mit Kunsthülfe geboren werden.
A. Hiller (Breslau).
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Dardignac, Reflexions sur l’ongle incarne, quelquesunes de ses
causes et sa eure radicale (Revue de Chirurgie No. 5 und 6).
Nach Besprechung der Häufigkeit — 2% aller Soldaten der französischen
Armee sollen durch das Leiden in Behandlung kommen — und der Ursachen
geht Dardignac genauer auf die Physiologie des Fusses ein. Als
normale Form betrachtet er den Hohlfiiss, den Plattfuss und die Mittel¬
stellung zwischen beiden, bei welcher der äussere Fussrand den Boden
berührt. Am wichtigsten für das Zustandekommen des eingewachsenen
Nagels ist der Augenblick des Abstossens mit der Fussspitze, da dann
die ganze Körperlast auf den Zehen ruht. Das Einwachsen des Nagels
ist meist von Formabweichungen der Zehen begleitet bezw. durch solche
bedingt Drei Gruppen dieser Formabweichungen: 1. Die kleinen Zehen
„reiten“ auf der grossen. Sitz des Geschwürs: äusserer Rand der
grossen Zehe. 2. Durch laterale Verschiebung (hallux valgus) geräth die
r >8«e Zehe unter die zweite. Geschwür am äusseren Grosszehenrand.
Die zweite Zehe ist unter die grosse und dritte Zehe untergeschoben.
Der Nagel der zweiten Zehe meist total eingewachsen. Eine Radikal¬
operation — Entfernung des Nagels mit Nagelbett — nur dann nöthig, wenn
doppelseitige, anderer Behandlung trotzende Einwachsungen mit Geschwüren
vorhanden sind. Keine der bisher angegebenen Operationen (nach Auger,
Follin, Quenu u. A.) leistet Gewähr für sichere Ausrottung des Nagels;
dies erläutert durch anatom. Bilder des Endgliedes einer Zehe. — Operation
nach Dardignacs Vorschlag: 1. Der Nagel entfernt durch Längsspaltung
und Aufrollen nach den Seiten. 2. Seitliche Schnitte ausserhalb der seit¬
lichen Nagelrinnen, die nach hinten auseinanderweichen. 3. Durchstechen eines
schmalen und langen Messers an der Nagelwurzel in der Querrichtung,
Lappenbildung durch Herausschneiden nach vorne. 4. Entfernung der
Lunula mit Messer und Pinzette, während der Lappen nach dem Fuss
zu zurückgeklappt wird. 5. Zurücklagerung des Lappens an seine richtige
Stelle. 6. Verband: trockene, mit Cocain-Borsalbe bestrichene Jodoform¬
gaze, nach 24 Stunden trockener Mull-Watte-Verband, der alle 8 Tage
gewechselt wird. Heilung folgt unter 4 Verbänden. Aufstehen ist nach
6 Tagen, Gehen nach 10, Tragen von Schuhwerk nach 20 Tagen möglich,
nach 3 bis 5 Wochen ist völlige Diensttauglichkeit wieder vorhanden. —
Dardignacs Operation entspricht folgenden Anforderungen: Schonung
der Weichtheile, nur das Nothwendigste wird entfernt Durch Entfernung
der Lunula ist der Erfolg gesichert. Nähte und Anfrischungen sind nicht
nothwendig. Als Regimentsarzt des 51. Infanterie-Regiments war Dar¬
dignac in der Lage, eine grosse Zahl (über 2(0) Fälle nebst Erfolg der
Operation noch längere Zeit zu beobachten. 25 Fälle folgen, von welchen
20 nach seiner Methode operirt sind. Die Beobachtungsdauer betrug
8 bis 36 Monate. Die ganze Abhandlung ist durch zahlreiche gute
Abbildungen sehr anschaulich. Trapp.
Kaufmann, Die traumatische Knochen- und Gelenktuber¬
kulose in ihren Beziehungen zur Unfallpraxis. (Monatsschrift
für Unfallheilkunde 1895, No. 6.)
Die Entstehung von Knochen- und Gelenktuberkulose durch Ver¬
letzung ist nach gewiesen; sie ist stets eine metastatische, ohne dass
sichtbare Eingangspforten vorhanden zu sein brauchen. Aus der gewerb¬
lichen Unfallstatistik für 1887 ergiebt sich, dass 0,04 % der Gesammt-
unfälle, 0,02 °/ 0 der Extremitäten Verletzungen zu Tuberkulose führten
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Diese Zahlen sind aber nach Kaufmann zu niedrig. Wie schon vor
einer Reihe von Jahren durch Ermittelungen des französischen Kriegs¬
ministeriums festgestellt, hat auch Kaufmann gefunden, dass Gelenk-
tuberkulöse oft nach geringen Verstauchungen der Gelenke eintritt Dann
bleibt die anfängliche Schwellung trotz’ entsprechender Behandlung
bestehen oder nimmt zu, es tritt Abmagerung der betreffenden Glieder
ein und nach 8 bis 10 Wochen ist die Tuberkulose offenbar. Verbaltniss-
mässig leicht und früh ist die Tuberkulose am Hand- und Fussgelenk
zu erkennen wegen der leichten Zugänglichkeit, schwieriger ist sie
am Kniegelenk zu bemerken wegen des sehr chronischen Verlaufs (oft
1 bis 2 Jahre) und der Form, die oft nur eine gonitis serosa ist und
wenig Funktionsstörungen macht, wegen der grösseren Widerstands¬
fähigkeit der Knorpel und Knochen Erwachsener. Die Wirbel tuberkulöse
ist auch häufig Folge von Verletzungen, wie Horsetzky (Deutsche
militärärztliche Zeitschrift 1887 Heft 9 und 10) nachwies. Bei allen
Knochen- und Gelenktuberkulosen treten zuerst rheumatische und neur¬
algische Schmerzen auf, die bei entsprechender Behandlung der Verletzung
nicht schwinden. Von der Wirbeltuberkulose zu unterscheiden ist die
sogenannte Spondylitis traumatica von Kümmell, die ebenso wie die
Tuberkulose zu Gibbusbildung führt. Zur richtigen Erkennung der
Knochen- und Gelenktuberkulose nach Trauma ist eine längere und
sehr sorgfältige Beobachtung nötbig, dieselbe ist aber, nach Kaufmann,
ein Jahr nach dem Unfall immer möglich.
Eine Reihe von Entscheidungen des Reichs-Versicherungs-Amtes,
der österreichischen Schiedsgerichte für Unfallversicherungsanstalten und
des schweizerischen Bundesraths zeigen die Wichtigkeit dieser Erkrankungen
für die Begutachtung, die ja auch für uns in Betracht kommt
__ Trapp.
Dunbar (Hamburg), Zum Stande der bakteriologischen Cholera¬
diagnose, unter besonderer Berücksichtigung der Pfeifferschen
spezifischen Cholerareaktion. Deutsche medizinische Wochen¬
schrift 1895, No. 9.
Die Erfahrungen der letzten Jahre haben ergeben, dass die bisher
zur Identifizirung des Choleravibrio benutzten Merkmale nicht genügend
charakteristisch waren, um die Sicherheit der Choleradiagnose in jedem
Falle zu gewährleisten. Kürzlich hatte R. Pfeiffer ein Verfahren an¬
gegeben, mit Hülfe des Blutserums gegen Cholerakulturen hochimmunisirter
Thiere durch einen Versuch am Meerschweinchen innerhalb kurzer Zeit
sicher zu erkennen, ob eine gegebene Vibrionenkultur mit dem Kochschen
Choleraerreger identisch ist. Echte Cholerabakterien, mit einer
Spur jenes Blutserums in die Bauchhöhle von Meerschweinchen
hineingespritzt, werden dort innerhalb einer halben Stunde
vollständig aufgelöst, andere Arten von Vibrionen dagegen
nicht.
Dunbar hat diese Angaben einer umfassenden Nachprüfung unterzogen
und vollinhaltlich bestätigen können. Das Blutserum der gegen echte
Cholerakulturen immunisirten Meerschweinchen bildet ein wichtiges und
zuverlässiges Hülfsmittel, echte Choleravibrionen von den morphologisch
und biologisch ähnlichen Vibrionen zu unterscheiden. Insbesondere konnte
Dunbar für die phosphoreszirenden Wasservibrionen hierdurch nach weisen,
dass sie einer anderen Art angehören, gleichviel ob diese Vibrionen aus
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menschlichen Dejektionen oder aus dem Wasser der Elbe, der Spree oder
der Unstrut gezüchtet waren. Für andere nicht phosphoreszirende cholera¬
ähnliche Vibrionen ist dieser Nachweis noch zu erbringen.
A.Hiller (Breslau).
G. Klemperer (Berlin), Die Bedeutung der Milchsäure für die
Diagnose des Magenkarzinoms. (1. medizinische Klinik.) Deutsche
medizinische Wochenschrift 1895, No. 14.
Boas hatte vor 1 »/* Jahren das Vorhandensein von Milchsäure im
Mageninhalt als charakteristisch für Magenkrebs angegeben, so dass daraus
schon, selbst bei nicht direkt nachweisbarem Tumor im Magen, die
Diagnose gestellt werden könne. Klemperer fand bei 15 Kranken mit
Magenkrebs nur in 12 Fällen starke Milchsäurereaktion; in drei Fällen, in
welchen die Obduktion die Diagnose bestätigte, fehlte sie vollständig.
Somit kann dieses Symptom für die Krebsdiagnose nicht als zuverlässig
gelten. — Durch weitere Beobachtungen konnte Klemperer feststellen,
dass die Milchsäure stets sich bildet bei langdauernder Stagnation
des Mageninhalts, auch wenn dieselbe nicht durch Krebs bedingt wird.
Die von Boas angegebene Reaktion auf Milchsäure (der Aetherextrakt
des zur Syrupdicke eingedampften Mageninhalts wird mit,Braunstein und
Schwefelsäure destillirt, das Destillat in alkalische Jodlösung geleitet)
fand Klemperer sehr zweckmässig.
A. Hi 11 er (Breslau).
M. Mendelsohn (Berlin), Die Verschiedenheit des Problems der
Harnsäureauflösung bei gichtischen Ablagerungen und bei
Konkretionen in den Harnwegen. Deutsche medizinische Wochen¬
schrift 1895, No. 18.
Mendelsohn hat gefunden, dass kohlensaures Lithion, sowie
Piperazin und das neuerdings von Laden bürg entdeckte Lysidin, welche
Substanzen die krystallisirte Harnsäure in der Retorte mit destillirtem
Wasser mehr oder weniger schnell auflösen, im menschlichen Körper als
Arzneimittel eingenommen diese Wirkung nicht äussern, obwohl sie
tlieilweise unzersetzt in den Harn übergehen. Ja, selbst in der Retorte
kommt die Lösung nicht zu Stande, wenn man anstatt des destillirten
Wassers gewöhnlichen Menschenharn nimmt. Daraus folgt, dass im Harn
Stoffe enthalten sein müssen, welche die Lösung verhindern.
Es gelang Mendelsohn, nachzuweisen, dass die beim Eindampfen
und Veraschen des Harns zurückbleibenden anorganischen Salze, unter
ihnen vornehmlich das Kochsalz, in ausgesprochenem Maasse diese
Wirkung ausüben. Wenige Körnchen Kochsalz zu einer durch Lysidin
bewirkten Harnsäurelösung hinzugesetzt, haben das sofortige Aus-
krystallisiren der gesummten Harnsäure zur Folge. Es ist dies die unter
dem Namen des „Aussalzeus“ seit alter Zeit bekannte und technisch
vielfach angewendete Eigenschaft des CI Na und anderer Verbindungen,
gewisse schwerer lösliche Salze (Seife) aus ihren Lösungen zu verdrängen.
Angesichts dieser Thatsache muss man sich wundern, dass trotz der
regelmässigen Anwesenheit von Kochsalz in den Geweben und Säften des
Körpers eine so schwer lösliche Substanz wie die Harnsäure doch für
gewöhnlich stets gelöst im menschlichen Körper zirkulirt und nur aus¬
nahmsweise, unter pathologischen Verhältnissen zur Ausscheidung gelangt.
Es müssen also im gesunden Körper noch unbekannte Stoffe oder Kräfte
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vorhanden sein, welche die Harnsäure auch bei Anwesenheit von Na CI
gelöst erhalten. Weder die Temperatur, noch die alkalische Reaktion des
Blutes reichen, wie Mendelsohn nachweisen konnte, zur Erklärung aus.
Doch ist dabei in Betracht zu ziehen, dass der Gehalt an Kochsalz
in den einzelnen Organen des Körpers ein sehr verschiedener ist.
Während im sauren Harn täglich etwa 16 bis 17 g Na CI ausgeschieden
werden, enthält das Blut nur überhaupt 0,85 % Salze, unter welchen Na CI
wiederum nur einen Theil ausmacht. In der That gelang auch Mendel -
sohn die Losung der krystallisirten Harnsäure mittels Lysidin und
Piperazin im Blutserum vollkommen, im Ham dagegen niemals; wurde
aber zur Lösung im Blutserum mehr Kochsalz hinzugesetzt, so erfolgte
auch hier sofort ein Auskrystallisiren der Harnsäure, und zwar stets als
saures harnsaures Natrium, wie in den gichtischen Konkretionen.
Von den festen Geweben des Körpers ist namentlich der Knorpel, diese
Hauptablagerungsstätte für gichtische Konkretionen, durch einen ausser-
gewöhnlich hohen Na CI Gehalt ausgezeichnet Die bekannte Plötzlichkeit
des Gichtanfalles und das so oft beobachtete Auftreten von Gichtattacken
nach Diätfehlem lassen sich sehr wohl mit der Annahme einer plötzlich
verminderten Alkaleszenz des Blutes bei gesteigerter Bildung von Harn¬
säure und mit vermehrter Anwesenheit von Na CI im Körper in Verbindung
bringen. _ A. Hi 11 er (Breslau).
H. Senator (Berlin), Ueber Peptonurie. (A. d. III. Medicin. Univ.-
Klinik.) D. med. Wochenschr. 1895, No. 14.
Das Vorkommen von Pepton an Stelle von Eiweiss im Urin hat
man früher schon beobachtet bei grossen Eiteransammlungen im Körper,
welche zur Resorption gelangen (sog. pyogene Peptonurie), ferner
bei Leberkrankheiten, namentlich bei der akuten Leberatrophie (hepatogene
Peptonurie), bei manchen ulcerativen Erkrankungen des Darms, z. B.
beim Typhus (enterogene Peptonurie), endlich bei allgemeinen Blut¬
erkrankungen, z. B. Skorbut, Vergiftungen, häufig bei Wöchnerinnen,
bisweilen bei Schwangeren und auch bei Geisteskranken. Eine bestimmte
Beziehung zu einzelnen Krankheiten oder Krankheitsgruppen, welche dem
Pepton diagnostische oder prognostische Bedeutung verleiht, war dabei bisher
nicht nachzuweisen. — Senator hat nun durch fortgesetzte Harnunter¬
suchungen auf seiner Klinik gefunden, dass Peptonurie regelmässig
vorkommt bei croupöser Pneumonie, kurz vor und nach der Krisis,
bei eitriger Meningitis und Peritonitis und beim Empyem. Viel
seltener fand sie sich beim Gelenkrheumatismus, aber niemals bei Leuk¬
ämie. Bei der Meningitis könnte der Nachweis von Pepton im Urin dazu
beitragen, die manchmal schwierige oder zweifelhafte Diagnose zu bestätigen,
wofür eine von Senator gemachte Beobachtung spricht; in allen übrigen
Krankheiten dagegen ist dieser Nachweis von untergeordneter Bedeutung.
Uebrigens handelte es sich in allen Fällen, wie schon Stadelmann
und v. Noorden angegeben haben, nicht um echtes Pepton im Sinne
Kühnes, d. h. um das Endprodukt der Eiweissverdauung, sondern um
Vorstufen desselben, um sogenanntes Propepton oder Albumosen in
mehreren Modifikationen. — Zum chemischen Nachweis von Pepton (im
älteren Sinne, als Sammelname für die durch Hitze und Säuren nicht
mehr gerinnenden Eiweissabkömmlinge) im Urin hat Senator das von
Salkowski (Cbl. f. d. med. Wiss. 1894 No. 7) empfohlene Verfahren sehr
bewährt gefunden. Es besteht im Wesentlichen darin, dass man an dem
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durch HCl und Phosphormolybdänsäure erhaltenen Niederschlag nach
Auflösen in verdünnter Natronlauge und Erwärmen die Biuretreaction
(Natronlauge und Kupfersulfat) ausführt. A. Hiller (Breslau).
E. Flatau (Berlin), Ueber Färbung von Nervenpräparaten
(Vortrag mit Demonstration im Verein für innere Medizin.) Deutsche
medizinische Wochenschrift 1895, No. 13.
Die Ueberschrift entspricht nicht dem Inhalt. Von der Färbung ist
in der ganzen Abhandlung nicht die Rede, sondern nur von den Resul¬
taten, welche in den letzten 20 Jahren durch die Anwendung der
Golgischen Färbemethode, welche von verschiedenen Forschern und vom
Verfasser noch modifizirt worden ist, bezüglich der Histologie des Zentral¬
nervensystems erhalten worden sind. Diese Resultate gipfeln gegen¬
wärtig in der hauptsächlich von Waldeyer ausgebildeten, sogenannten
„Neuronenlehre .
Eine Nervenzelle (Ganglion) besteht bekanntlich (Deiters, 1865) aus
einem Zellenleib mit Kern; aus diesem Zellenleib gehen zwei Arten von
Fortsätzen aus, erstens die Protoplasmafortsätze, gewöhnlich mehrere
und stets baumförmig verästelt, und zweitens der Axenzylinder oder
Nervenfortsatz. Gerlach hatte später die Theorie aufgestellt, dass die
Protoplasmafortsätze der Nervenzellen des Gehirns untereinander anasto-
mosiren und ein Nervennetz bilden. Golgi aber wies 1880 und 1881
durch seine Färbemethode nach, dass eine direkte Verbindung ver¬
schiedener Nervenzellen nicht besteht, sondern dass die Protoplasma¬
fortsätze frei endigen, und ferner, dass auch die Nervenfortsätze Nebenäste
(Collateralen) und End Verästelungen besitzen, durch welche wahrscheinlich
die Kommunikation mit benachbarten Nervenzellen bewirkt werde. Allein
Ramon y Cajal zeigte 1889, dass nicht nur die Protoplasmafortsätze,
sondern auch die Axenzylinderfortsätze frei endigen. Dies Ergebniss ist
vollkommen bestätigt worden, und seit 1889 steht demnach die Nerven¬
zelle des Gehirns für unsere Auffassung als ein selbständiger Organismus
da, welchen man als eine Nerveneinheit bezeichnen kann. Diese
Nerveneinheit nennt Waldeyer „Neuron“. Das gesammte Zentral¬
nervensystem besteht aus einer Kette von Neuronen. Die Verbindung
derselben untereinander erfolgt in der Weise, dass die Axenzylinder^
fortsätze eines Neurons die Protoplasmafortsätze eines anderen umspinnen.
Es findet also kein direkter Uebergang einer Nervenzelle in die andere,
sondern nur ein Kontakt ihrer Verästelungen statt. Die Endverästelungen
des Axenzylinderfortsatzes und der Protoplasmafortsätze, die einem
Bäumchen ähnlich sind, hat man als Endbäumchen bezeichnet; Wal¬
deyer nennt sie neuerdings Polstücke.
Welche Bedeutung die neue Lehre für den Bau des Nervensystems
hat, wird vom Verfasser an dem Beispiel der Retina erläutert. Früher
hat man in der Retina sehr viele Schichten gesucht, gegenwärtig aber
nimmt man an, dass die Netzhaut nur aus drei Neuronen besteht. Das
erste Neuron im Innern des Augapfels ist die Gesichtszelle, welche
aus drei Stücken besteht: dem Zellkörper in der Mitte, dem Protoplasma¬
fortsatz (früher Stäbchen oder Zapfen genannt) und dem Axenzylinder¬
fortsatz, welcher nach hinten geht und sich frei verästelt. Das zweite
Neuron bildet die bipolare Zelle, mit dem Zellkörper in der Mitte;
die Protoplasmafortsätze sind vom Endbäumchen des Axenzylinderfort¬
satzes des J. Neurons umsponnen, während der Axenzylinderfortsatz zum
miitsnntiiehe Zeitschrift 1805. 26
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II. Neuron geht. Das III. Neuron ist die ganglionäre Zelle, deren
Protoplasmafortsätze von den Verästelungen des Axenzylinderfortsatzes
des ll. Neurons umsponnen sind und dessen Axenzylinder als Faser des
Nervus opticus zum corp. geniculatum later, und corp. quadrigeminum
ant. oder zur Hirnrinde verläuft.
Auch für die Anwendung der Neuronenlehre auf die Physiologie
und Pathologie des Zentralnervensystems werden Beispiele angeführt.
Der Bewegungsvorgang erklärt sich hiernach folgendermaassen: Der Impuls
zu einer Bewegung entsteht im Zentrum, in der Hirnrinde, und geht von
da aus zu den Muskeln. Ein Neuron, z. B. eine motorische Pyramiden¬
zelle, welche durch ihre Protoplasmafortsätze mit anderen Neuronen des
Zentrums in Verbindung steht, schickt ihren Axenzylinderfortsatz zur
motorischen Zelle des Rückenmarks oder zu der Zelle des Kerns der
motorischen Hirnnerven. Der Impuls wird hier durch die Protoplasmafort¬
sätze des zweiten Neurons aufgenommen und auf den Nervenfortsatz dieses
Neurons übergeleitet, welcher mit seiner Endausbreitung in dem Muskel
endigt und diesen zur Kontraktion bringt. Der ganze Vorgang erfordert
also die Mitwirkung von mindestens zwei Neuronen. Waldeyer nennt
das zentral liegende Neuron dieser Kette das Archineuron, das periphere
das Teleneuron. — Ganz ähnlich ist der in entgegengesetzter Richtung
verlaufende Empfindungsvorgang zu denken. Nur sind die ana¬
tomischen Verhältnisse im Rückenmark hierbei zu berücksichtigen. Aus
den sensiblen Ganglionzellen des Rückeomarks geht ein Nervenfortsatz
heraus, und dieser theilt sich in zwei Theile. Ein Theil geht zur Peri¬
pherie und wird zu einem sensiblen Nerven, der andere Theil geht in die
Hinterstränge und theilt sich in zwei Aeste, einen absteigenden und
einen aufsteigenden. Der erste Ast ißt sehr kurz und verästelt sich ge¬
wöhnlich frei, indem er in kontaktartige Verbindung mit den Fortsätzen
anderer Neurone tritt; der andere Ast geht nach oben und findet sein
Ende in den Kernen der Medulla oblongata. Hier liegt ein anderes
Neuron, dessen Protoplasmafortsätze die Endausbreitung der aufsteigenden
Hinterstrangfaser umspinnen und dessen Nervenfortsatz zur Hirnrinde
verläuft. Eine Tastempfindung also entsteht in der Haut, geht durch die
hintere Wurzel und fl interstrangfaser des Rückenmarks zur Medulla
oblongata und wird hier von einem zweiten Neuron aufgenommen, welches
den Empfindungsreiz zur Hirnrinde (vielleicht zuerst in die Basalganglien)
fortleitet. Für die Reflexerscheinungen wird angenommen, dass der
sensible Reiz in dem Nervenfortsatz der Spinalganglienzelle „durch eine
Reflex kollaterale“ zu der motorischen Nervenzelle ungefähr desselben
Rückenmarkssegments und dann zu den Muskeln geleitet wird.
Was dann die psychischen Funktionen anbetrifft, so wissen wir,
dass im Grosshim zwei Gruppen von Fasern angenommen werden, erstens
die Projektions]fasern, welche die Hirnrinde mit der Peripherie ver¬
binden, und zweitens die Associationsfasern, welche verschiedene
Stellen einer und derselben Hemisphäre oder symmetrische Stellen beider
Hemisphären verbinden. „Auch auf diesem Gebiete können wir, obwohl
hier die Thatsachen anatomisch und psychophysiologisch noch sehr gering
sind, annehmen, dass das psychische Leben sich sehr wahrscheinlich in
den Associationsbahnen abspielt auf Grund der kontaktartigen Ver¬
bindungen der Associationsneurone.“
Für die Pathologie des Zentralnervensystems bleibt noch die
Grundfrage zu entscheiden, ob ein Neuron nur dann funktioniren kann,
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— 403 -
wenn alle seine Bestandteile intakt sind, oder ob, wenn einer von den
Bestandteilen degenerirt, das ganze Neuron gelähmt ist. Eingehend
wird an dem Beispiel der Tabes ausgeführt, dass es bis heute noch un¬
entschieden ist, ob die Erkrankung zuerst ihren Sitz hat in den Hinter¬
strangen (Charcot) oder in den hinteren Wurzeln (Leyden) oder in den
hinteren Spinalganglien selbst (Marie, Wollenberg). Die letztere An¬
nahme, nach welcher also die Degeneration der Fortsätze sekundäre sind,
gewinnt neuerdings mehr und mehr Wahrscheinlichkeit
_ A. Hiller (Breslau).
Mittheilungen.
Sitzungsberichte der Berliner militärärztlichen Gesellschaft.
Am 21. März 1895.
Herr Grawitz spricht über Einrichtung und terapeutische Bedeutung
von Sandbädem.
Herr Hamann hält seinen Vortrag: Beitrag zur Entlarvung einseitig
erheuchelter Blindheit. (Der Vortrag ist in diesem Hefte, S. 378 ff. ver¬
öffentlicht.)
Am 22. Ajuril 1895.
Herr Kühler bespricht den Verlauf der Cholera in Deutschland
während der Jahre 1893 und 1894. (Vortrag wird in dieser Zeitschrift
veröffentlicht)
Herr Barth trägt über die Beeinflussung fieberhafter Temperaturen
durch Einpinselungen auf die Haut vor. (Wird veröffentlicht.)
Am 21. Mai 1895.
Der Vortrag des Herrn Burchardt: „Ueber Skiaskopie und die
Grenzen ihrer Anwendbarkeit“ wird in dieser Zeitschrift veröffentlicht
In der Diskussion, welche sich dem Vortrag anschloss, erinnert
Herr Peltzer daran, dass es leicht sei, auch ohne die Schatten probe
die Art der Refraktion, sowie den ungefähren Grad der Ametropie zu
erkennen, wenn man einfach das Auge durchleuchte und sich dann hin
und her bewegt; bei Myopie bewege sich das Netzhautbild umgekehrt,
bei Hypermetropie gl eich massig. Herr Roth erwiderte darauf, dass es
doch in vielen Fällen nothwendig sei, den Grad der Ametropie näher
zu bestimmen, als es durch die einfache Durchleuchtung möglich sei.
Auf Herrn Burchardts Vortrag eingehend, giebt Herr Roth zu, dass
allerdings in vielen Fällen die Untersuchung im aufrechten Bilde der
Schattenprobe vorzuziehen sei; jedoch gebe es auch Fälle, in denen das
Verhältnis ein umgekehrtes sei. Die Schattenprobe sei dem aufrechten
Bilde überlegen besonders in zwei Fällen, nämlich bei der Bestimmung
der hochgradigen Myopie und des Astigm. regul. Bei der hochgradigen
Myopie sei es mittelst der Schattenprobe möglich, den Fernpunkt ohne
Zuhülfenahme von Gläsern direkt aufzufinden, während bei der Unter¬
suchung im aufrechten Bilde starke Konvex-Linsen zur Anwendung
kommen müssten und dadurch erst eine Umrechnung erforderlich sei.
Beim Astigmatismus gestatte die Skiaskopie viel leichter und genauer die
Refraktion im Hauptmeridian zu bestimmen, als dies im aufrechten Bilde
möglich sei. Herr Burchardt giebt das Letztere zu, ist jedoch der
Meinung, dass die bei hochgradiger Myopie anzu stellen de Rechnung ein¬
fach genug sei, um die Refraktionsbestimmung zu ermöglichen. Sch.
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Die militärärztliche Schule zu Lyon.
Im Journal des Debats wird die Einweihungsfeier des neuen Gebäudes
der militärärztlichen Schule in Lyon, welche von 1889 bis 1894 provi¬
sorisch im Hospital Desgenettes untergebracht war, eingehend geschildert.
Die Einweihung wurde am 12. Mai dieses Jahres von dem Kriegsminister
Zarlinden vollzogen. In der Begleitung des Ministers, welcher früh
um 8 Uhr aus Paris ein traf, befanden sich der General Rau, sein
Abtheilungschef, die Ordonnanzoffiziere Hauptleute de Francey und
Bessieres, sowie der Chef des Militärsanitäts wesens Dujardin-
Beaumetz und Generalarzt Vallin, der frühere Direktor der militär-
ärztlichen Schule in Lyon.
Am Bahnhof empfingen den Kriegsminister und sein Gefolge der
Gouverneur von Lyon, der Präfekt des Rhonedistrikts sowie die Behörden
von Lyon unter dem vorschriftsmässigen Geschützsalut und dem Klang
der Marseillaise; die Truppen der Garnison bildeten vom Bahnhof bis
zur Schule Spalier, die Strassen waren von Tausenden von Menschen
erfüllt.
Yor der Schule liess der Kriegsminister die Truppen in Parade
vorbeidefiliren; dann begann die eigentliche Einweibungsfeierlichkeit auf dem
grossen Hof der Schule, wo ein Ehrenzelt errichtet war. Die Zöglinge
der Anstalt waren, mit den Professoren an der Spitze, in zwei Reihen
aufgestellt.
In seiner Dankesrede an den Kriegsminister erinnerte der Bürger¬
meister von Lyon an die berühmten, in Lyon thätig gewesenen Aerzte
Larrey, Broussais, Sedillot und Villemin; und gerade jetzt, so
fuhr er fort, wo alle Söhne Frankreichs sich der allgemeinen Wehrpflicht
unterziehen müssen, ist es für jede Mutter ein guter Trost, zu wissen,
dass in der Kaserne wie im Felde, im Biwak wie am Bette des Kranken
und Verwundeten ein Militärarzt wacht, der nicht nur die höchsten
wissenschaftlichen Kenntnisse besitzt, sondern auch ein Herz für seine
Untergebenen hat, welcher es nicht nur als seine Aufgabe betrachtet,
Krankheiten zu heilen, sondern auch durch seine Persönlichkeit Muth und
Lebenskraft neu zu erwecken versteht, welcher, um diese seine vornehme
Pflicht erfüllen zu können, sich immer des Wahlspruchs des Sanitätskorps
bewusst ist: Ehre und Muth, Wissenschaft und Liebe zu den Soldaten.
Dann nahm nach einer kurzen Ansprache des Direktors der Schule,
Dr. Kelsch, der Kriegsmi nister das Wort und dankte, indem er von der
Schule Besitz nahm, der zweiten Stadt Frankreichs für die Vollendung
des patriotischen Werks. Er knüpft an an den Verlust der militärärzt¬
lichen Schule in Strassburg, an die parlamentarischen Verhandlungen des
Jahres 1888 bezüglich der Neuerrichtung einer solchen Schule, wobei der
Regierung die Wahl der Stadt freigestellt wurde. Lyon sei deshalb
bestimmt, weil es alle übrigen in Frage kommenden Städte übertraf durch
den Reichthum seiner medizinischen Fakultät, durch die Vielseitigkeit
seiner Sammlungen und durch das ruhmreiche und ehrwürdige Alter
seiner ärztlich-wissenschaftlichen Einrichtungen. Darauf wendete sich
der Minister an die Zöglinge mit folgenden bedeutsamen Worten: „Sie
werden niemals, dessen bin ich sicher, aus den Augen verlieren, dass es
für Sie nicht allein genügt, sich die nöthigen wissenschaftlichen Kennt¬
nisse anzueignen. In welchem Klima auch ein französischer Soldat lebt,
kämpft oder leidet, er muss in seiner Nähe einen Arzt finden, wohl vor-
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bereitet auf die körperlichen Anstrengungen und die Gefahren des mili¬
tärischen Lebens, der bereit ist, ihm jede durch seine Wissenschaft
gegebene Hülfe zu bieten, bereit aber auch und befähigt, jene andere nicht
minder schöne Aufgabe des Arztes zu erfüllen, den Lebensmuth der
Leidenden wieder zu heben. Die Reihe Ihrer Vorgänger, welche auf dem
Schlachtfeld oder durch Epidemien für Frankreich und für die Armee
dahingerafft wurden, ist eine recht lange und sie bildet eine Ehrentafel für
das Sanitätskorps; die Hamen dieser Verblichenen werden bald auch in
dem Ehrensaale dieser Schule prangen. Und wie die Hauptgebäude die
Namen Percy, Larrey, Desgenettes tragen — Namen, welche schon
am Triumphbogen auf dem Etoile-Platz eingemeisselt sind inmitten der
berühmtesten Generale —, so sollen die Namen d’Arcolin, Beurdy,
Millot, Lallemand, Rustegbo, Mestre, Barby, Guyard, Raynaud,
welche den einzelnen Theilen der Kasernen beigelegt sind, Sie daran
erinnern, wie das Vaterland alle Sanitätsoffiziere ehrt, welche ihr Leben für
Frankreich dahingaben. Ein Name noch, deijenige des Zöglings Bartho-
lomot, welcher auf den Wällen von Strassburg bei seinem Sanitäts¬
detachement getödtet wurde, soll Ihnen die Hingebung der Zöglinge der alten
Schule vor Augen führen, von denen eine Anzahl verwundet wurden oder fielen
bei treuer Erfüllung ihrer Pflicht während der Belagerung dieser Festung....
Die militärärztliche Schule“, sagte der Kriegsminister zum Schluss, „ist eine
der letzten Errungenschaften unseres militärischen Reorganisationswerks.
Es ist jetzt Sache der Professoren und der Zöglinge, mit aller Kraft den
alten Ruhm der Wissenschaft, des Gehorsams und der Ehre zu bewahren.
In Erfüllung dieser Pflicht werden Sie der Dankbarkeit des Vaterlandes
sicher sein, helfend an der Verwirklichung unserer immerwährenden
Aufgabe, welche Turenne in die Worte fasste: »Mein höchstes Gut ist
das Leben des Soldaten.“
Geilleton, der Bürgermeister von Lyon, wie alle Anwesenden
tief ergriffen von der Rede des Kriegministers, dankte mit kurzen
Worten ihm und der Regierung für das grosse Vertrauen der Nation,
welches durch die Errichtung der Schule der Stadt Lyon übertragen sei.
Dann überbrachte der Minister den Erbauern der Anstalt Ordens¬
auszeichnungen.
Nach einem Rundgang durch die neuen Räume sowie durch das alte
Hospital Desgenettes wurde im Stadthaus das Frühstück eingenommen,
bei welchem die üblichen Trinksprüche nicht fehlten. Unter dem Donner
der ihm gesetzmässig zustehenden 19 Kanonenschüsse verliess der Kriegs¬
minister um 2 3 /i Uhr Lyon wieder.
Es wird nun den Lesern der militärärztlichen Zeitschrift nicht
uninteressant sein, zu erfahren, wie die Aufnahmebedingungen sowie der
Bildungsgang für diese militärärztliche Schule in Lyon festgesetzt sind.
Die der medizinischen Fakultät in Lyon zur Seite stehende militär¬
ärztliche Schule hat den Zweck, erstens einen genügenden Ersatz des
Sanitatsoffizierkorps zu sichern; zweitens die Universitätsstudien der
Zöglinge zu unterstützen; drittens den Zöglingen die nötbige militärische
Erziehung zu geben bis zu ihrem Uebertritt in das Val de Gräce zu
Paris. Die Zahl der zuzulassenden Zöglinge wird jährlich vom Kriegs¬
minister festgesetzt. Die Zöglinge ergäuzen sich aus denjenigen Medizin
Studirenden, welche den weiter unten aufzuführenden Bedingungen
genügen. Sie erhalten in der Schule eine erweiterte litterarische und
medizinische Bildung neben den Kursen, Kliniken und praktischen
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Arbeiten der Universität. Wenn die Schüler das Doktordiplom errungen
haben, können sie auf die klinische militärärztliche Schule des Val de
Gräce in Paris übersiedeln. Nachdem sie auch auf dieser ihren Kurs
vollendet haben, werden sie zu Assistenzärzten 2. Klasse ernannt; zu
gleicher Zeit werden ihnen fünf Dienstjahre angerechnet Die Zöglinge
unterstehen den Militärgesetzen.
Die Aufnahmebedingungen sind etwas eigenartig. Die Aufnahme
geschieht nur durch Bewerbung. Zu dieser sind alle Studenten der
Medizin berechtigt, welche vier Semester studirt und mit Erfolg die
ärztliche Vorprüfung (premier examen du doctorat) bestanden haben.
Sie müssen ferner folgende Bedingungen erfüllen: Sie müssen Franzose
sein; sie dürfen am 1. Januar des Konkurrenzjahres das Alter von
22 Jahren nicht überschritten haben — eine Ausnahme ist nur bei den
ihrer Dienstpflicht genügenden Studenten zulässig —; sie sollen feld¬
dienstfähig und mit Erfolg geimpft sein; sie müssen den Nachweis eines
erfolgreichen, allgemeinen klassischen Studiums (diplöme de bachelier des
lettres et des Sciences) erbringen. Diese Bedingungen sollen ausnahmslos
streng gefordert werden. Die Zöglinge müssen, gleichgültig wie viele
Semester sie bereits studirt haben, den ganzen Bildungsgang der Anstalt
vom jüngsten Semester an durchmachen. Der Preis für Wohnung und
Beköstigung beträgt 1000 Frcs. im Jahr. Für die Ausstattung ungefähr
1050 Frcs. Die Bücher und die nöthigsten Instrumente werden den
Studirenden vom Staat geliefert. Die Examenkosten und Druckgelder
für die Dissertation hat der Zögling zu tragen. Ganze und halbe
Stipendien, sowie Erstattung der ganzen oder halben Ausstattung
wird nur bedürftigen Zöglingen gewährt; in einer besonderen Verfügung
werden die Präfekten angewiesen, die Nachfragen in dieser Beziehung
zeitlich genau anzustellen. Die von der Schule Entlassenen sina
gehalten, die bis zu ihrem Austritt erwachsenen Kosten zurückzu¬
erstatten. Von ihrem Eintritt in die Schule an müssen die Eleven sich
verpflichten, für den Fall, dass sie nicht den Rang des Assistenzarztes
2. Kl. erreichen, oder falls sie, wenn sie Assistenzarzt geworden, nicht
sechs Jahre von ihrer Ernennung ab gedient haben, drei Jahre bei der
Truppe zu dienen. Bei ihrem Eintreffen in der Schule werden sie einer
ärztlichen Untersuchung unterzogen; die endgültige Zulassung erfolgt nur,
wenn sie bei dieser Untersuchung für tauglich befunden werden. Die
untauglichen Zöglinge, auch wenn sie sich schon im Dienste befinden,
werden vor eine vorbehaltlich höherer Entscheidung beschliessende
Kommission gestellt.
Die Bewerbung der Studenten um Zulassung muss bis zum 25. Juni
abends geschehen sein; die Bewerber im Zivilverhältniss wenden sich
an die Präfektur des Departements, in welchem sie ihre Studien machen,
die bereits dienenden an die Präfektur ihres Garnisonortes. Nachträglich
wird grundsätzlich jede Meldung zurückgewiesen. Die Präfekten schicken
die Listen an das Kriegsministerium, dieses die Namen der Zugelassenen
an diejenigen Korps-Generalärzte, welche mit den Zulassungsprüfungen
beauftragt sind. Die für die Bewerbung beiz u bringen den Papiere sind:
Geburtsschein, Zeugniss über Diensttauglichkeit, über stattgehabte Impfung,
über die wissenschaftliche Fähigkeit, über sein Vermögen; ausserdem
bedürfen die Bewerber, welche gerade ihrer Dienstpflicht genügen, eines
Führungszeugnisses sowie eines Attestes über Straflosigkeit und abgeleistete
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Dienstzeit. Ferner soll jeder den Ort an geben, wo er geprüft zu werden
wünscht. Die Papiere werden den nicht Aufgenommenen zurückgeschickt.
Die Prüfungsbestimmungen sind sehr umfangreich und ins Einzelne
ausgearbeitet. Es sind zwei verschiedene Prüfungen von den Bewerbern
abzulegen, die Zulassungs- und die endgültige Prüfung. Erstere zerfallt
in einen schriftlichen (geschichtlicher, allgemein naturwissenschaftlicher
und fremdsprachlicher Aufsatz) und einen mündlichen Theil, welcher
öffentlich abgehalten wird und für jeden Prüfling 15 Minuten dauern soll.
Nach dem Ausfall dieses Examens entscheidet der Vorsitzende der
Prüfungskommission, welche der Kandidaten zu der endgültigen Prüfung
zugelassen werden sollen. Diese ist nur eine mündliche und erstreckt
sich auf ähnliche Gegenstände wie die Zulassungsprüfung, doch dauert
sie 20 Minuten. Die Prüfungskommission reicht dann die Liste der
besten Kandidaten dem Minister ein. Die in der Druckvorschrilt ganz
ausführlich niedergelegten Bestimmungen über die zu prüfenden Gegen¬
stände sind im Ganzen dieselben, welche bei uns bei der ärztlichen Vor¬
prüfung verlangt werden.
Der Minister ernennt dann die neuen Zöglinge, die an einem
bestimmten Tage in Lyon eintreffen und die oben erwähnten Gelder
einzahlen müssen.
Das letzte Kapitel behandelt die Stipendien und Erstattung der
Equipirungsgelder, welche, auch zur Hälfte, bedürftigen Zöglingen gewährt
werden können. Die Bedürftigkeit ist von dem Magistrat deijenigen
Stadt festzustellen, in welcher die Eltern der Betreffenden wohnen. Die
Entscheidung über die Gewährung trifft der Kriegsminister; er veröffent¬
licht auch die Namen der also Bedachten im „Journal officiel“.
Aus alledem geht hervor, dass auch die französische Regierung mehr
und mehr danach strebt, durch eine sehr sorgfältige Auswahl des Ersatzes
namentlich nach der wissenschaftlichen Seite hin die Stellung und
Leistungsfähigkeit des Sanitätsoffizierkorps zu heben.
Schumburg.
Neuere Arznei- und Desinfektionsmittel.
Von Dr. H. Salzmann — Berlin.
Aether anaestheticus König ist nach A. Schneider (Pharm.
Zentralhalle 1895, 9, S. 115) eine Mischung aus 1 Volumtheil wasser-
und alkoholfreiem Aether und 4 Volumtheilen Petroleumäther. Das
Präparat wird von der chemischen Fabrik von Dr. H. König & Co. in
Leipzig in den Handel gebracht. Nach Prof. Th. Köllicker ist der
Königsche Aether besonders geeignet zur Erzeugung lokaler Anästhesie.
Die genannte chemische Fabrik theilt über den Aether das Folgende mit
(Pharm. Zentralhalle 1895, 15, S. 207): Aus den Urtheilen namhafter
Chirurgen geht hervor, dass der Aether anaestheticus König vor dem
Aether sulfuricus den Vorzug intensiverer Wirkung besitzt, so dass er
auch die Vornahme grösserer Operationen ohne Zuhüifenahme der Narkose
gestattet. Ausserdem bringt dieses Präparat den nicht zu unterschätzenden
Vortheil mit sich, dass die bei Anwendung anderer Aetherarten auf¬
tretenden heftigen Schmerzen nach Beendigung der Operation gänzlich
wegfallen.
Gegenüber dem Aethylchlorid zeichnet sich der Aether anaestheticus
König dadurch aus, dass nach mündlichen Mittheilungen der Herren
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Professoren Kölliker und Tillmann' die Anästhesie nicht, wie beim
Chloräthyl, sich nur auf die Oberhaut erstreckt, sondern viel tiefer in die
Gewebe eindringt, so dass auch bei tiefer gehenden Operationen die
Schmerzlosigkeit erwiesen ist. Ausserdem wird der Blutzufluss nach der
Operationsstelle so zurückgedrängt, dass der Esmarchsche Verband nicht
mehr nöthig ist.
Aminol ist nach Ephemeris of materia medica (D. Pharm. Zentral¬
halle 1895, 25, S. 357) die wässerige Lösung eines Gases, welches
antiseptisch und geruchzerstorend wirkt. Das betreffende Gas soll durch
Einwirkung von Kalk auf Ambe erhalten werden. Das Aminol stellt
eine alkalische, unangenehm riechende Flüssigkeit dar und wird in zwei
Sorten in den Handel gebracht.
Anaesthyle wird eine Mischung von 1 Theil Methylchlorid und
5 Theilen Aethylchlorid genannt. Die Mischung soll zur lokalen Anästhesie
Verwendung finden.
Anti-Bacillare nennt Prof. Garofalo in Palermo ein Mittel gegen
Phthise, welches Kreosot, Tolubalsam, Glycerin, Codein und Natrium-
arseniat enthält.
Antinosin siehe unter Nosophen.
Antirheumaticum wird nach Pharm. Zentralhalle 1895, 25, S. 357
ein in den Handel gebrachtes Gemenge von Methylenblau und Natrium-
salicylat genannt.
Antistreptococcin ist ein im Pasteurschen Institut von Mar¬
in orek hergestelltes Serumpräparat, das aus dem Blut der gegen Erysipel
mittelst des Toxins aus den Erysipel-Streptokokken immunisirter Thiere
gewonnen wird. Das Mittel hat sich nach den bisherigen Mittheilungen
gegen Erysipel vortrefflich bewährt.
Argon in ist eine neue Verbindung des Silbers mit Casein und Alkali
(A. Liebrecht, Therap. Monatshefte 1895, S. 306; durch Pharm. Zen¬
tralhalle 1895, 25, S. 357). Zur Darstellung wird eine Losung der
Natriumverbindung des Caseins mit Silbernitrat versetzt und die Mischung
mit Alkohol gefällt. Der so entstandene Niederschlag stellt nach dem
Trockenen ein feines weisses Pulver, das Argonin, dar. Die Verbindung
ist in kaltem Wasser schwer, leichter in heissem löslich. Das Silber ist
in dem Argonin durch die gewöhnlichen Reagentien nicht nachweisbar.
Nach Versuchen von Jadassohn und Meyer hat das Argonin
bakterientödtende Eigenschaften und wirkt dabei nicht ätzend. Dasselbe
soll vorzugsweise als Trippermittel Verwendung finden. (Vergleiche auch
Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankheiten 1895, XX, Heft 1.)
Das Argonin wird von den Höchster Farbwerken in den Handel
gebracht.
Bismutol. Unter diesem Namen bringt (nach Apoth. Zeitung 1895,
42, S. 362) die Radlauersche Apotheke ein weisses krystallinisches Pulver in
den Handel, das als Bismuth-Natrium-phosphat-salicylat bezeichnet ist
Das Präparat soll in sich die antiseptischen, antipyretischen und fäulniss-
widrigen Eigenschaften des Wismuth, der Phosphorsäure und der Salicyl-
säure vereinigen. Es wird angewendet als Streupulver mit Talkum ver¬
mischt 1 : 2 oder 1 :5, ferner in 10 bis 20prozentigen Salben mit Vaselb
oder Lanolin oder in 1 bis 4prozentigen wässerigen Lösungen bei der
antiseptischen Wundbehandlung, Hautkrankheiten, Tripper, Wundsein der
Kinder, Schweissfüssen etc.
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Bismutum benzoicuro. Wismuthbenzoafc wird neuerdings an Stelle
von Wismuthsalicylat empfohlen, weil Benzoesäure leichter löslich ist und
weniger ätzend wirkt wie Salicylsaure.
Bismutum loretinicum ist die Wismutbverbindung des schon
früher besprochenen Loretins. Es soll die therapeutischen Eigenschaften
der Jodpräparate und des Wismuths in sich vereinigen. Insbesondere
erscheint es durch die austrocknende Wirkung bemerkenswerth, die es
bei äusserlicher Anwendung auf Wunden ausübt Innerlich kam das
Wismuthloretin bisher nur in beschränktem Maassstabe bei Diarrhöen der
Phthisiker des letzten Stadiums zur Anwendung, wobei durch Gaben von
0,5 g, ein oder mehrmals täglich verabreicht, Beseitigung der Durchfälle
erzielt wurde. (Januarbericht von G. Merck; durch Pharm. Zentralhalle
1895, 8, S. 106.)
Bismutum pyrogallicum. Das pyrogallussaure Wismuth, Pyro-
gallol Wismuth oder auch Hel cos ol genannt, ist eines der seit etwa
zwei Jahren von der Firma Dr. v. Heyden Nachfolger in Radebeul
bei Dresden in den Handel gebrachten Wismuthphenolate. Die Verbindung
hat ein besonderes Interesse dadurch erweckt, dass sie trotz der giftigen
Eigenschaften des einen ihrer Komponenten, der Pyrogallussäure, ganz
oder fast ungiftig ist
Das Wisrauthpyrogallat bildet ein gelbes oder grüngelbes geschmack¬
loses, in Wasser und Alkohol unlösliches Pulver. In Pottaschelösung
und in Salzsäure erfolgt Lösung. Der Wismuthgehalt schwankt in den
Handelspräparaten von 50 bis 60% Wismuth.
Es ist als Antisepticum zum äusseren Gebrauch bei Behandlung von
Hautkrankheiten, Geschwüren etc. empfohlen, da es die Haut nicht ätzt
Hinsichtlich der inneren Anwendung liegen neuere Unsersuchungen von
Vittorio vor (Bollettino Chim. Pharm.; durch Apoth. Zeitung 1894, 70,
S. 687). Verfasser kommt auf Grund seiner chemischen und physiologischen
Versuche zu dem Ergebniss, dass das Wismuthpyrogallat selbst in grösseren
Dosen nicht giftig ist und ein Präparat darstellt, das in allen jenen
Fällen indizirt ist, in welchen man die Pyrogallussäure anwenden, deren
Giftwirkung aber vermeiden will. Es empfiehlt sich somit für die anti¬
septische Behandlung der Magen- und Dannkrankheiten.
Bismutum subsalicylicum. Das in den Nachtrag zum deutschen
Arzneibuch aufgenommene basische Wismuthsalicylat, welches in den
letzten Jahren bei chronischen Magen- und Darmleiden, auch bei Typhus
in Dosen von 0,3 bis 1,0 g mehrmals täglich Anwendung gefunden hat,
ist von Thabuis (Moniteur scientifique; durch Apoth. Zeitung 1895, 7,
S. 63) einer ungünstigen Beurtheilung unterzogen worden. Verfasser
räth, die Verbindung wegen ihrer Unbeständigkeit und der Unsicherheit
ihrer Zusammensetzung in der Therapie ganz fallen zu lassen und zum
Wismuth subnitrat oder noch besser zu dem frisch bereiteten Wismuth-
oxydhydrat zurückzu kehren.
Calcium boricum wird von A. Avaro (L’Orosi durch Apoth.
Zeitung 1895, 25, S. 218) bei Verbrennungen, nässenden Ekzemen,
übelriechenden Schweissen etc. empfohlen, innerlich gegen Diarrhöen bei
Kindern.
Calcium sulfophenolicum ist nach Tarozzi (Bollettino Chim.
Farm; durch Apothekerzeitung 1895, 14, S. 121) ein hervorragendes
Antisepticum, Desinficiens und Adstringens, das innerlich bei hartnäckigen
Brechdurchfällen und ferner in allen Fällen, in welchen eine Vernarbung
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gewisser innerer oder äusserer Verletzungen an gestrebt wird, zur Verwendung
kommen soll.
Chininpralines sind vom Prof. Caspari eingeführt und empfohlen
worden. Dieselben enthalten im Stück 0,1 g Chinin und sind angenehm
einzunehmen, ohne dass die Resorbirbarkeit oder die Wirksamkeit des
Chinins beeinträchtigt wäre.
Chinolinrhodanid, ein neues Antiseptikum, welches die Wirkungen
des Sublimats und der Karbolsäure besitzen, dabei aber vollständig
unschädlich sein soll (Prag. Rundsch. 1895, S- 159; durch ;Pharm. Zei¬
tung 1895, 38, S. 314). Bei Anwendung einer lprozentigen Lösung
gegen Gonorrhoe war eine prompte und schmerzlose Wirkung festzustellen.
Cupratin nennt W. Filehne (Deutsche med. Wochenschrift; durch
Pharm. Zentralhalle 1895, 25, S. 358) eine ähnlich dem Ferratin her¬
gestellte Kupfereiweissverbindung.
Diacetanilid. Das Dach älterem Verfahren durch Erhitzen von
Phenylsenföl und Essigsäure dargestellt wurde, soll auch durch Erhitzen von
Monoacetanilid (Antifebrin) mit Eisessig auf 200 bis 2500° gewonnen
werden können. Das Diacetanilid zeigt dieselben Wirkungen wie das
Antifebrin, nur in stärkerem Maasse (Giorn. di Farm: durch Pharm.
Zentralhalle 1895, 7, S. 92).
Dormitiv, ein neues Schlafmittel, ist nach einer Mittheilung in der
Apoth. Zeitung 1895, 14, S. 122 ein spirituöser mit Anisöl und Zucker
versetzter wohlschmeckender Auszug von Lactuca sativa.
Extractum fluidum erindeliae robustae sine resina, welches
als Mittel gegen Asthma, Fieber, Entzündungen der Schleimhäute etc.
angewendet wird, wird aus dem grob gepulverten Kraut durch Maceration
und Percolation mittelst heissen Wassers gewonnen.
Ferrum caseinatum wird durch Umsetzung von Calciumcaseinat
mit einer frisch bereiteten Lösung von milchsaurem Eisen erhalten. Es
stellt ein geruch- und geschmackloses Pulver dar, d^s in Wasser unlöslich,
dagegen löslich in schwacher Sodalösung und in Ammoniak ist. Es
enthält 2,5% Eisenoxyd. Unter Einfluss von Pancreatin wird es liydra-
tisirt; bei künstlicher Verdauung mittelst Pepsin und Salzsäure wird es
vollständig gelöst. Dawydow empfiehlt die Verbindung als leicht ver¬
dauliches Eisenpräparat. (Chem. Zeitung Repert. 1895, S. 145; Pharma-
ceft 1895, 244; durch Pharm. Zeitung 1895, 48, S. 396.)
Galliein. Unter diesem Namen bringen Sandoz & Co. in Basel
den Methyläther der Gallussäure in den Handel. Die Darstellung erfolgt
durch Erwärmen einer Lösung von Gallussäure oder Tannin in Methyl¬
alkohol mit Salzsäuregas oder konzentrirter Schwefelsäure. Die Verbindung
bildet schneeweisse verfilzte Nadeln, welche bei 200 bis 202° schmelzen
und in heissem Wasser, in warmem Methyalkohol, in Aethylalkohol und
Aether leicht löslich sind. Das Gallicin soll ungiftig und nach Mellinger
(Korrespondenzblatt f. Schweiz. Arzte; durch Pharm. Zeitung 1895, 38,
S. 314) in Form von Einblasungen oder Einpinselungen bei gewissen
Katarrhen der Bindehaut des Auges mit gutem Erfolge zu brauchen sein.
Hexamethylentetramin ist die schon länger bekannte Verbindung,
die aus der Einwirkung von Ammoniak auf Formaldehyd (Formalin) ent¬
steht. Die therapeutische Verwendung dieses Körpers hat Nicolajer
angeregt. Derselbe beobachtete, dass sowohl Formaldehyd wie das Hexa¬
methylentetramin harnsäurelösende Eigenschaften haben.
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Das Mittel bildet in Wasser leicht lösliche, alkalisch reagirende
Krystalle; in Alkohol ist es wenig löslich, in Aether fast unlöslich.
Innerlich gegeben zeigte das Mittel bei Einverleibung von 6 g (in wässeriger
Lösung) keine unangenehmen Nebenwirkungen. Es erzeugt Diurese; die
Reaktion des Harns bleibt stets sauer, aus dem Harn scheiden sich
weder Urate, noch Harnsäurekrystalle aus. (Zentralbl. f. med. Wissensch.,
durch Pharm. Zentralhalle 1895, 10, S. 142.)
Jodeiweisspräparate werden nach einem Liebrecht und Röh-
mann in Breslau ertheilten Patente dadurch erhalten, dass Eiweissstoffe
mit Jod innig gemischt und erwärmt werden. Die neuen Verbindungen
sollen zu medizinischen Zwecken Verwendung finden.
Jodogen. Unter diesem Namen wird eine Mischung von Kohle
und jodsanrem Kalium, die in Form von Räucherkerzchen gebracht ist,
vertrieben. Beim Verglimmen entwickeln diese Räucherkerzchen Jod.
Sie sollen zur Desinfektion von Wohnräumen und Aborten Verwendung
finden.
Kreosal nennen Bailand und Dubois eine Verbindung, die aus
Tannin und Kreosot hergestellt wird und die bei Entzündungszuständen
der Schleimhäute des Kehlkopfes, der Luftröhre etc. in wässeriger Losung
oder als Pulver mit Erfolg angewandt sein soll. Als mittlere Tagesgabe
werden 3 g angegeben, was etwa 1,8 g Kreosot entsprechen würde.
Das Kreosal stellt ein hygroskopisches, dunkelbraunes, in Wasser,
Alkohol, Glycerin und Aceton leicht lösliches, in Aether unlösliches
Pulver dar. Die wässerige Lösung wird durch Mineralsäuren, Kochsalz,
Kaliumacetat und fast durch alle anderen Mineralsalze gefällt, auch durch
Alkaloide, Proteinsubstanzen und Stärke.
Kreosotum-Calcium chlorhydrophosphoricum. Weisse, sirup¬
artige Masse, bestehend ans einem Gemenge von Kreosotkarbonat und
trockenem Calciumchlorhydrophosphat. Dieses Präparat wird neuerdings
in Amerika gegen Phthise und Skrophulose angewendet.
Lacty Itrop ein wird durch Einwirkung von Milchsäure oder Milch¬
säureanhydrid auf Tropin, das Spaltungsprodukt des Atropins, erhalten.
Sein in Prismen krystallisirendes, in Wasser und Alkohol lösliches Nitrat
wird in geringen Dosen als Herzmittel empfohlen. Lactyltropein wirkt
auf Herz und Athmungsorgane erregend.
Laifan ist ein rohes, etwas wasserhaltiges Bomeol (Borneokampher)
und höchstwahrscheinlich mit dem öfter beschriebenen NgaYkampher
identisch. Es wird von den Chinesen als Einreibung gegen nervösen
Kopfschmerz verwendet und bildet eine dicke, mit zahlreichen Kryställchen
durchsetzte Paste. Sie kommt in etwa 200 g haltenden irdenen Töpfen
in den Handel (Südd. Apoth. Zeit.; durch Pharm. Zeit. 1895, 38, S. 314).
Lanichol nennt Hutchinson ein nach einem neuen Patent gereinigtes,
neutrales und geruchloses Wollfett.
Liqueur de goudron. Ein dem Guyotschen gleiches Präparat
erhält man, wenn man 25 Theile Holztheer und 22 Theile Natrium-
bicarbonat mit 1000 Theilen destillirten Wassers einen Tag lang bei
mittlerer Temperatur unter öfterem Umschütteln macerirt; hierauf wird
filtrirt (Schweiz. Wochenschrift f. Chemie und Pharm.; durch Pharm.
Zentralhalle 1895, 17, S. 243).
Lysol um bohemicum ist ein neues Desinfektionsmittel, das von
Brdlik in Kralup hergestellt wird. Nach Prof. Hlava stellt das Präparat
eine dunkelbraune Flüssigkeit von nicht unangenehmem Geruch dar. Es
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löst sich in Wasser zn einer gelblichen klaren Flüssigkeit, die zwar
mit der Zeit nachdunkelt, aber stets durchsichtig bleibt. Die Lösungen
machen die Hände nicht schlüpfrig und greifen weder Apparate noch
Wäsche an.
Hlava hält das Präparat für wirksamer als die bekannten ähnlichen
Präparate des Handels (Lysole, Kreolin, Sapocarbol etc). Zur Wund¬
desinfektion soll das Lysolum bohemicum in 1- bis 2 prozentiger Lösung
angewandt werden, zur Desinfektion von Instrumenten in 0,2 prozentiger
Lösung. Zur schnellen Desinfektion genügen 2 bis öprozentige Lösungen.
(Prager Rundschau 19; durch Pharm. Zeit. 1895, 47, S. 390.)
Magnesium ricinoleatum. Durch Verseifung von Ricinusöl
mittelst Soda und nachheriges Zersetzen der Seife durch Kochen mit
Magnesiumsulfatlösung haben Stockmann und Dott ein Magnesium-
ricinoleat dargestellt, von welchem sie glauben, dass es unter Umständen
das sehr schlecht zu nehmende Ricinusöl zu ersetzen im Stande sein
würde. Das Präparat stellt ein trockenes Pulver dar und lässt sich
demzufolge besser behandeln als das Ricinusöl. — Die im ersten Theile
des Prozesses entstehende Natronseife hoffen die Verfasser als Ricinusöl-
ersatz in Form von Suppositorien verwerthen zu können. (Amer. Drugg.;
durch Pharm. Zeit. 1895, 31, S. 259.)
Musin. Unter diesem Namen bringt die chemische Fabrik von
J. G. Stroschein in Berlin ein aus Tamarinden bereitetes abführendes
Präparat in flüssiger Form in den Handel.
Mydrin. Weisses, in Wasser lösliches Pulver, das eine Mischung
der beiden mydriotisch wirkenden Alkaloide Ephedrin und Homatropin
darstellt. Nach den Ausführungen Groenomos ist das Mydrin ein
Mydriatikum, dessen hervortreten dste Eigenschaft in der ausserordentlichen
Flüchtigkeit seiner Wirkung besteht, die sich für diagnostische Zwecke
trefflich verwerthen lässt. Während die Homatropinmydriasis meist erst
nach ein bis zwei Tagen verschwindet und die Atropinmydriasis sogar
doppelt und dreimal so lange anhalten kann, währt die durch Mydrin
erzeugte Pupillenerweiterung nur stundenlang. Es wird in lOprozentiger
wässeriger Lösung in die Augen geträufelt (Januar-Bericht von E. Merck.)
Hinsichtlich des Ephedrins sei erläuternd bemerkt, dass dasselbe aus
Ephedra vulgaris, var. helvet., isolirt wird.
Nosophen, ein Jodoform-Ersatzmittel, ist ein Jodsubstitutionsprodukt
des Phenolphthaleins und soll der Formel (C 6 H t J 2 OH) s C. 0. C*
H 4 CO entsprechen = Tetrajodphenolphthalein. Es ist von Classen und
Löb durch Einwirkung von Jod auf Phenolphthaleinlösung erhalten und
von Seifert auf seinen therapeutischen Werth untersucht worden.
Es bildet ein schwach gelb gefärbtes, geruch- und geschmackloses
Pulver, ist unlöslich in Wasser und Säuren, schwer löslich in Alkohol,
leichter in Aether und Chloroform. Es verhält sich wie eine schwache
Säure und bildet mit Basen beständige Salze, von denen diejenigen der
Alkalien in Wasser löslich, die der Schwermetalle aber unlöslich sind.
Das Natrium salz, Antinosin genannt, stellt ein blaues, in Wasser
gleichfalls mit blauer Farbe lösliches Pulver dar.
Seifert wandte das Nosophen zu Einblasungen in die Nase bei
Erkrankungen der Nasenschleimhaut und zum Aufstreuen auf Geschwüre
an. Nach ihm wirkt das Mittel bakterientödtend und austrocknend, dabei
nicht örtlich reizend und nicht giftig. (Therap. Monatsh. 1895. S. 197;
Wien. klin. Wochenschr. 1895, 12.)
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Auch Lieven hat das Nosopheu therapeutisch untersucht und fest¬
gestellt, dass das Mittel ungiftig ist und dass demselben überall da, wo
es iü direkte Berührung mit Wundsekreten kommen kann, eine beträcht¬
liche, den sämmtlichen anderen zur Wundbehandlung dienenden
Präparaten mindestens gleichwerthige antiseptische Wirkung zugesprochen
werden muss.
Hinsichtlich des wasserlöslichen Antinosins bemerkt Lieven, dass
es die Fähigkeit hat, sehr leicht in die Zellen einzudringen und durch
die gleichmässige Imprägnirung der Wunde eine Dauerwirkung herbei¬
zuführen, welche anderen Antisepticis in diesem Maasse nicht zukommt.
(Münch, med. Wochenschrift 1395, 22; durch Pharm. Zeit 1895, 46,
S. 382.)
An der eben genannteu Stelle äussert sich auch Dr. v. Noorden
günstig .über das neue Antisepticum und empfiehlt es für die chirurgische
Praxis an Stelle des Jodoforms. Als Streupulver verwendet er 35 Theile
Nosophen und 5 Theile Talkum. Ausserdem hat er mit gutem Erfolge
auch Nosophen-Gaze in Anwendung gezogen.
Ortho-Tolypyrin, von der Firma J. D. Riedel in den Handel
gebracht, ist Ortho-Tolyldimethylpyrazolon. In der Wirkung gleicht
dasselbe dem bekannten Tolypyrin (rara-Tolyldimethylpyrazolon) (Pharm.
Zentralhalle 1895, 9, S. 120).
Ova Kreosoti sind mit Vanillinzucker bestäubte elastische Gelatine-
Kapseln, die je 0,05 g Kreosot enthalten sollen.
Pinol. Unter dieser Bezeichnung bringt die Firma Burroughs
Wellcome & Co. in London das ätherische Oel aus den Nadeln von
Pinus Pumilio, das sogenannte Latschenkieferöl, in den Handel.
Saligenin ist der schon lange bekannte Ortho-Oxybenzylalkohol,
der aus dem Salicin durch Einwirkung von Säuren und Fermenten
erhalten wurde. Diese Spaltung des Salicins findet auch statt, wenn das
Letztere innerlich gegeben wird. Es lag daher nahe, an Stelle des in
England, Amerika, Italien und Spanien bei Malaria, Rheumatismus,
Typhus, Katarrhen verschiedener Schleimhäute, sowie als Stomachicum
mit Vorliebe angewandten Salicins das Saligenin in Gebrauch zu ziehen.
Der chemischen Fabrik von Dr. v. Heydens Nachfolger in Radebeul
bei Dresden ist nun die synthetische Darstellung des Saligenins durch
Kondensation von Phenol mit Formaldehyd gelungen, so dass die Erlangung
des Mittels zu mässigen Preisen möglich ist.
Das Saligenin bildet farblose, bei 86° schmelzende, in kaltem Wasser
ziemlich leicht, in beissem Wasser und in Alkohol sehr leicht lösliche
Krystalle von schwach bitterem Geschmack.
P. Walther hat das Saligenin in einigen Fällen von akutem Gelenk¬
rheumatismus mit günstigem Erfolg angewendet Das Mittel wurde in
Gaben von 0,5 bis 1,0 g zweistündlich bis stündlich, entweder als Pulver
oder in Losung gereicht. Man nahm bisher an, dass die Wirkung des
Salicins wie auch des Saligenins auf die im Körper gebildete Salicyl-
säure zurückzufuhren sei. Da aber Saligenin bereits in kleineren Gaben,
als sie von Salicylsäure nöthig sind, wirksam ist, so glaubt Lederer,
dass die therapeutische Wirkung des Saligenins diesem selbst zukomme.
(Münch, med. Wochenschr. 1894, S. 619; Therap. Monatshefte 1895, S. 198;
durch Pharm. Zentralhalle.)
Salithymol oder salicylsaurer Thymolester ist eine Verbindung von
Salicylsäure mit Thymol, die von W. Kollo durch Behandeln äquimole-
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kularer Mengen Natriumsalicylat und Thymolnatrium mit Phosphortri-
chlorid bei 120° bis 130° erhalten worden ist.
Das Salithymol bildet ein weisses krystallinisches Pulver von schwach
süsslichem Geschmack, das in Wasser nur wenig, in Alkohol und Aether
leicht löslich ist
Kollo hält den Körper für ein Autisepticum und hofft, ihn arzneilich
verwertben zu können. (Pharm. Post 1895, S. 77.)
Schilddrüsen-Präparate (Thyreoidin-Präparate) werden seit
mehreren Jahren therapeutisch gegen Myxoedem, Morbus Basedowii und
bei Folgezuständen nach Exstirpation der Thyreoidea verwerthet
Hertig verwandte zu seinen Versuchen ein Extrakt aus der Schild¬
drüse des Schafes, die alsbald nach der Tödtung des letzteren entnommen
war. Er beobachtete nach subkutaner Injektion des Extraktes Besserung
bei Myxoedem, daneben auch erhebliche Vermehrung der Harnmenge.
(Wiener med. Blätter 1891, S. 672.)
In der Folge sind von verschiedenen Seiten verschiedene Präparate
aus der Schilddrüse hergestellt. Ein Thyreoidinum siccatum wird
von E. M erck aus der Schilddrüse des Schafes gewonnen. Ein gleich¬
falls trockenes Präparat stellt W. Siek aus den frischen Schilddrüsen
vom Kalb oder Schwein dar. (Pharm. Zentralhalle 1894, 28, S. 401.)
Neuerdings werden von der Hofapotheke in Dresden Tabletten
in den Handel gebracht, deren jede einem Gehalte von 0,3 g frischer
Schilddrüse entspricht.
Auch E. Merck hat in letzter Zeit Thyreoidin-Tabletten dargestellt;
dieselben besteben aus 0,1 g feinst gepulvertem Thyreoidin, d. h. ge¬
trockneter und gepulverter Schilddrüse. (Pharm. Zentralhalle 1895, 8,
S. 110.)
Blake hat in einem Falle von Myxoedem, bei dem das Mittel
innerlich, selbst in schwächster Dosis, nicht vertragen werden konnte,
mit bestem Erfolge eine 2prozentige Thyreoidin-Lanolinsalbe täglich
zweimal über den ganzen Körper einreiben lassen. (Semaine m^dicale 1894,
58; Pharm. Zentralhalle 1895, 8, S. 111.)
Endlich liegt eine Arbeit von Notkin über einen Ei weisskörper
aus der Schilddrüse vor (durch Pharm. Zeitschr. f. Russland 1895, 23,
S. 357). Der von dem Verfasser isolirte Körper ist nach seinen Gesammt-
eigenschaften eine chemische Einheit und nicht identisch mit bisher
schon bekannten Eiweisskörpern. Versuche an Thieren haben gezeigt,
dass dieser Körper - Thyreoproteid — sehr giftig ist und nur langsam
aus dem Körper ausgeschieden wird. Die Wirkung ist anfangs eine
reizende und darauf eine lähmende und trifft wahrscheinlich das Zentral¬
nervensystem. Nach Ansicht des Verfassers stellt dieser Körper dasjenige
Gift vor, welches bei Thieren nach Entfernung der Schilddrüse sich im
Körper ansammelt, und zwar ist es nicht als Produkt der Thätigkeit der
Schilddrüse, sondern des Stoffwechsels zu betrachten. Die Funktion der
Schilddrüse besteht nun darin, dieses im Körper entstehende Gift ver¬
mittelst eines von ihr ausgearbeiteten Ferments unschädlich zu machen.
Sirupus Calcii - Ferrophospholactici. Unter diesem Namen
bringt Apotheker Freund in Breslau ein Präparat in den Handel,
welches 0,3% milchphosphorsauren Kalk und 0,25% milchphosphorsaures
Eisen enthalten soll. Ein ähnliches Präparat ist von Laraja empfohlen
worden. (Pharm. Zeit. 1895, 30, S. 252.)
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Thallinum perjodatum ist ein Jodadditionsprodukt des Tkallin-
sulfats. Schwarzer kry stallin ischer, in Alkohol löslicher Körper. Mor-
timer Granville hat vor geschlagen, das Carcinom mit Thallinperjodat
in Verbindung mit Moschus bezw. Pilocarpin zu behandeln, da er von
dieser Behandlungsweise seit Jahren die besten Resultate gesehen habe.
(Pharm. Zentralkalle 1895, 8, S. 107.)
Tinctura rhei aquosa und vinosa Denzel. Unter dieser Be¬
nennung werden Rhabarbertinkturen in den Handel gebracht, die den
Vorschriften des Arzneibuchs entsprechen, dabei aber nicht den charak¬
teristischen und manchen Patienten unangenehmen Geschmack des
Rhabarbers besitzen sollen.
Trioxymethylen (Paraform, Triformol) ist eine polymere Modifikation
des Formaldehyds. Weisses Pulver, das sich in kochendem Wasser löst.
Das Trioxymethylen ist nach Aronson ein sehr starkes Antisepticum,
das unter den als Darmantiseptica gebrauchten Präparaten nur im
jS-Napbthol seines Gleichen hat, da es nicht nur die Bakterien selbst
tödtet, sondern auch die von ihnen erzeugten toxischen Produkte un¬
schädlich macht. Aronson glaubt, das Mittel als beachtenswertes
Darmdesinficiens bei Darmkatarrhen, Typhus und Cholera empfehlen zu
dürfen. Die physiologische Wirkung gleicht der des Kalomels.
Bei chirurgischen Fällen hält Aronson den Gebrauch des Trioxy-
methylens nicht für rathsam, da die damit behandelten Wundflächen
stark gereizt werden. (Zentralbl. f. klin. Med. 1894, 13.)
Nach Berlioz und Annequin wird das Mittel, in Pillenform
gegeben, schlecht vertragen. (Durch Pharm. Zentralhalle 1895, 8, S. 108.)
Unguentum caseini. Caseinsalbe ist eine von Beiersdorf & Co.
in Hamburg in den Handel gebrachte Salbengrundlage zur Bereitung
trocknender Salben, die als eine Vervollkommnung des Unnaschen
Caseinfirnisses angesehen werden kann. Die Caseinsalbe setzt sich zusammen
aus Casein, das in Aetzalkalien gelöst ist, Glycerin, gelber Vaseline,
Zinkoxyd, Benzoesänre und Wasser. Die Mischung stellt eine gleich-
mässige, zähflüssige, haltbare Emulsion dar, die mit allen Substanzen,
welche Casein nicht koaguliren, mischbar ist. Ausgeschlossen sind
hiernach starke Säuren, saure Salze und Kalksalze. Die Darstellung der
Caseinsalbe ist patentrechtlich geschützt. (Apoth. Zeit. 1895, 25, S. 2IG;
Monatsschr. f. prakt Dermat. 1895, S. 301.)
Zinkstearat verwendet Gibb mit 25% Europhen vermischt zum
Einblasen in die Nase bei gewissen Erkrankungen der Schleimhäute.
Das Pulver fühlt sich fettig, seifenartig an und haftet gut an den Schleim¬
häuten.
Ein neues Thermometer sowohl znm Feststellen der Lufttemperatur
als auch der Körperwärme zu gebrauchen.
Von Dr. Miethke, Assistenzarzt 1. Kl. im Infanterie-Regiment No. 57.
Schon längst hat sich beim Truppenarzt das Bedürfnis geltend
gemacht, bei Märschen, Uebungen und Biwaks ein genau messendes
Thermometer zur Hand zu haben, um unabhängig von dem wechselnden
subjektiven Gefühl für Höhe oder Tiefe der Temperatur die nöthigen
Schutz- und Sicherheitsmaassregeln für die Truppe rechtzeitig in Vorschlag
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bringen zu können. Dass aber trotzdem ein Truppenarzt selten oder nie
ein Thermometer zu diesem Zwecke mit sich führt, liegt meines Er-
ächtens daran, weil dem gewöhnlichen Zimmer- oder Badethermometer von
dem berittenen Truppenarzt, der jede verfügbare Tasche bei grösseren
Uebungen mit den nothwendigsten Instrumenten und Medikamenten
angefüllt hat, kein gesicherter Platz eingeräumt werden konnte.
Die Winterübungen und Winterbiwaks nun, welche im vergangenen
Winter fast von sämmtlichen Truppentheilen der Armee veranstaltet
wurden, stellten den begleitenden Arzt vor die Noth wendigkeit, dennoch
ein solches für den Transport vollständig ungeeignetes Instrument mit sich
zu führen und anzuwenden. Die Sorge, dasselbe während des Marsches
und der Uebung glücklich bis zum Beziehen des Biwaks unterzubringen,
werden viele der Kollegen ebenso wie ich selbst hinreichend erfahren
haben.
Diese Erfahrungen haben mich bewogen, ein Thermometer zusammen¬
zustellen, welches bequem in der Verbandtasche einen sicheren Platz
findet und sowohl zum Messen der Lufttemperatur, als auch
der Körperwärme Anwendung finden kann. Es vereinigt demnach
Luftthermometer und Fieberthermometer in einem einzigen Instrumente
und ist von mir „Doppelthermometer“ genannt worden. Da nun ein
Fieberthermometer in der Verbandtasche des Truppenarztes nicht fehlt,
so entsteht durch Einführung des Doppelthermometers, welches genau
die Form und Grösse eines gewöhnlichen kleinen Fieberthermometers hat,
keine Vermehrung des Instrumentariums und dennoch ist der Arzt um
ein wichtiges Instrument reicher.
Aber auch jeder praktische Arzt wird es als einen Vortheil begrüssen,
wenn er in seiner Praxis mit ein und demselben Thermometer jederzeit
die Fiebertemperatur des Patienten und die Temperatur des Kranken¬
zimmers festzustellen in der Lage ist.
Die Zusammensetzung dieses Doppelthermometers ist eine einfache.
Aus der Hülse herausgenommen zeigt die Vorderansicht ein gewöhn¬
liches Fieberthermometer, die Quecksilbersäule aus dem konisch geformten
Behälter aufsteigend zeigt die Temperatur von 4-34 ° bis 44 ° C. an.
Auf der Rückseite befindet sich das Luftthermometer. Aus der Queck¬
silberkugel, welche oben liegt, erhebt sich hier die Quecksilbersäule von
— 30 ° C. bis + 35 ° C. Die Kugel ist durch ein Metallgitter geschützt.
Schraubt man nun das Thermometer in seine Metallhülse, welche das
Thermometer zum besseren Schutze aufnehmen soll, ein, so kann man das
Luftthermometer trotzdem beobachten, da die Hülse mit einem langen
schmalen Fenster versehen ist. Dasselbe zeigt ebenfalls zu beiden Seiten
eine Gradeintheilung, welche sich genau mit der des Luftthermometers
deckt, so dass das Instrument, als Luftthermometer benutzt, nicht aus
der Hülse herausgenommen zu werden braucht.
Zum Messen der Körperwärme wird es dagegen aus der Hülse
herausgeschraubt und kommt in gewöhnlicher Weise zur Anwendung.
Zum Schluss bleibt noch zu erwähnen, dass die Firma Evens und
Pistor, Vereinigte Verbandstoff-, Gummiwaaren- und Instrumenten-Fabriken
in Kassel, die Herstellung dieses Thermometers übernommen hat.
Gedruckt io der Königlichen Hofbuchdruckerei tod E. S. Mittler & Sohn, Berlin SW., Kochstr.68—71.
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Deutsche
Militärärztliche Zeitschrift.
Redaction: \
Prof. Dr. Jt. <£en!(ofb, Generalarzt,
Berlin W„ Tauben* trasse 5, \
n. Dr. Oberstabsarzt,
Berlin N<., Chansseestrasse 27. >
Verlag:
Sßittfer k £oOtt,
Königliche Hofbuchhandlung,
Berlin. Kochstrasse 68—71.
Monatlich erscheint ein Heft von mindestens 8 Druckbogen; dazu ein „Amtliches Beiblatt 14 . Der
Zeitschrift wird das Werk: „W. Roth’s Jahresbericht über die Fortschritte anf dem Gebiete
des Miüttr - Sanitltswesens* unentgeltlich beigegeben. Bestellungen nehmen alle Postämter und
Buchhandlungen an. Preis des Jahrgangs 16 Mark.
XXIV. Jahrgang. 1895 .
Heft 10.
Der Verlauf der Cholera in Deutschland während der Jahre
1893 und 1894.‘)
Von
Stabsarzt der Reserve Dr. KUbler,
Kaiserlicher Regierungsrath und Mitglied des Gesundheitsamts.
Die Choleraepidemie des Jahres 1892 hatte in Deutschland einen
günstigeren Ausgang genommen, als nach dem heftigen Ausbruch der
Seuche in Hamburg zu erwarten war. Nur in wenigen Orten vermochte
die Krankheit sich wirklich festzusetzen; nach etwa 2 Monaten, im
grösseren Theile des Reichs schon nach kaum 6 Wochen, durfte sie als
erloschen betrachtet werden; die Gesammtziffer der Erkrankungen betrug
trotz der gewaltigen Ausdehnung der Epidemie in Hamburg im gesammten
übrigen Reich nur etwa den 10. Theil der in jener Stadt gezählten
Fälle.
Es entsprach der Ueberzeugung weiter Kreise, wenn Seine Majestät
unser Kaiser jenes erfreuliche Ergebniss bei Eröffnung des Reichstags in
der Thronrede als Erfolg der „kräftigen Abwehr“ bezeichnete. In der
That glaubte man sich der Hoffnung hingeben zu dürfen, dass es mit
den im Jahre 1892 zum ersten Male energisch durch geführten Maassregeln
gelingen würde, auch in Zukunft das Reich vor den aus früherer Zeit
bekannten und in Hamburg von Neuem empfundenen Schrecken der
Cholera bewahren zu können. Nur diejenigen, bei welchen R. Kochs
*) Nach einem am 22. April 1895 in der Berliner militärärztlichen Gesellschaft
gehaltenen Vorträge.
Hilitir&rztliche Zeitschrift. 1895. 27
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Lehren von dem Wesen und der Verbreitung der Krankheit noch nicht
zur Anerkennung gelangt waren, mochten nicht den angewandten
Maassregeln, sondern nur einem glücklichen Zufall, etwa dem Fehlen
einer örtlichen oder zeitlichen Disposition den günstigen Ausgang des
Cholerajahres verdanken. „Ich warte und zwar mit einigem Bangen
fürs theure Vaterland“, so schrieb v. Pettenkofer >) „was in den
nächsten Jahren kommen wird“.
Seitdem sind unsere Erfahrungen vermehrt worden. In beiden
vergangenen Jahren hat es an Choleragefahr für Deutschland nicht gefehlt,
beide Male hat sich die Krankheit auch in unserem Lande gezeigt
Dennoch ist es zu einer eigentlichen Epidemie im Reiche nicht gekommen,
6ur an wenigen Orten sind wirklich Ausbrüche der Krankheit erfolgt;
die Verluste an Gesundheit und Menschenleben waren im Verhältniss zu
den Verheerungen durch die Cholera in früherer Zeit verschwindend
gering.
Zwar im Beginn des Jahres 1893 schien es, als ob die Befürchtungen
einer Wiederzunahme der Cholera begründet gewesen seien. Das uner¬
wartete heftige Auftreten der Seuche in der Irrenanstalt Nietleben bei
Halle a. S., ihr Wiedererscheinen in Hamburg und Altona lieferten
in der That nahezu mit Bestimmtheit den Beweis, dass die Krankheit im
vorausgegangenen Jahr noch nicht ausgerottet war, sondern Keime zurück-
gelassen hatte, von denen eine neue Epidemie ihren Ausgang nehme»
konnte. Indessen erreichten jene beiden Choleraausbrüche bald ihr Ende,
ohne zu einer allgemeinen Verbreitung der Krankheit Anlass gegeben zu
haben. Den Erfahrungen aber, die gerade an diesen Ausläufern der
Epidemie des Vorjahres gewonnen und von R. Koch in den beiden
bekannten Aufsätzen: „Die Cholera in Deutschland während des Winters
1892—1893“ und „Wasserfiltration und Cholera“ zusammengefasst
wurden 9 ), waren neue Aufschlüsse über die Verbreitungsart der Cholera
zu danken. Sowohl in Nietleben wie in Altona wurde bakteriologisch
der Nachweis des Zusammenhangs zwischen Wasserinfektion und Auf¬
treten der Krankheit geführt In Hamburg stellte Dunbar und nach ihm
Rumpel zweifellos fest, dass der Choleravibrio den menschlichen Körper
passiren kann, ohne zur Erkrankung Veranlassung zu geben; jener Befund
ist seitdem häufig wiederholt worden, aber regelmässig nur auf solche Per¬
sonen beschränkt geblieben, die der Cholerainfektion ausgesetzt gewesen
*) Münchener medizinische Wochenschrift 1893 No. 4 S. 78.
*) Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankheiten. Band XIV 1893 S. 89
und 395.
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waren; er führte zu der Erkenntnis^ dass der Ansteckungsstoff der Krank¬
heit auch durch scheinbar Gesunde verschleppt werden kann, und der
praktischen Verwerthung dieser Thatsache durch die Ausdehnung der bak¬
teriologischen Untersuchung in Cholerafallen auf alle Personen der Um*
gebung der Kranken ist es in der Folge zu danken gewesen, dass
sogenannte „Bazillenträger* oder „Klinisch Unverdächtige* in zahlreichen
Fällen ermittelt und rechtzeitig vom Verkehr mit Anderen abgesondert
wurden.
Dem Erlöschen der Cholera in Nietleben und Hamburg-Altona folgte
in Deutschland eine cholerafreie Pause von nahezu dreimonatlicher
Dauer. Dann kam es seit Ende Mai wiederum in Hamburg zu anfangs
^einzelnen, später häufigeren Erkrankungsfällen. Wie im Vorjahre erschien
die Seuche zuerst in der Umgebung des Hafens; erst von Mitte September
ab wurden auch die inneren Stadttheile heimgesucht; es fand sich, dass
infolge einer im Bereiche des Schöpfkanals des neuen Wasserwerkes ein¬
getretenen Bodensenkung ein Zufluss von rohem Elbwasser zum filtrirten
Leitungswasser stattgefunden und vermuthlich die Keime der Seuche zu den
Privatwohnungen getragen hatte. Bald darauf erfolgte aus ähnlichen
Ursachen auch in Stettin eine Ausbreitung der Cholera. Dem an Ort und
Stelle entsandten Prof. Pfeiffer gelang es, festzustellen, dass die Ende
September zunächst unter der Hafenbevölkerung aufgetretene Krankheit
durch Vermittelung der Wasserleitung auch in der Stadt Eingang gefunden
hatte; denn das Rohwasser des Wasserwerks enthielt Choleravibrionen:
der Durchfluss des Wassers durch die Sandfilter aber vollzog sich so
schnell, dass eine wirkliche Reinigung nicht gelingen konnte und auch
nachweislich nicht zu Stande kam.
Der von Hamburg und Stettin ausgehende Fluss verkehr brachte
die Krankheit nach einer Anzahl der im Stromgebiet der Oder und Elbe
gelegenen Orte. Der heftigste Ausbruch erfolgte in Havelberg; dass
auch hier eine Infektion der mit unfiltrirtem Havelwasser versorgten
Wasserleitung vorlag, wurde bakteriologisch festgestellt.
Die ersten Ursachen des Wiederauftretens der Cholera in Hamburg
und Stettin sind nicht aufgeklärt worden; es ist möglich, dass die Seuche
sich mittelst unbekannt gebliebener Zwischenglieder aus dem Vorjahre
fortgesetzt hatte; auch reicht unser Wissen von der Biologie des Cholera*
vibrio nicht aus, um bestimmt auszuschliessen, dass ein Ueberwintern
von Keimen aus der Epidemie des Jahres 1892 an einzelnen Stellen
unserer Gewässer stattgefunden hat. Sehr wohl aber kann es sich auch
um neue Einschleppungen vom Auslande her gehandelt haben. Von
27*
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unseren östlichen Nachbarländern war Russland während des ganzen
Winters 1892/93 niemals cholerafrei gewesen; im August war die Krank¬
heit in erheblicher Ausdehnung in Russisch-Polen sowie in Galizien
und Bosnien aufgetreten. Im Westen waren sowohl Frankreich wie
Belgien und Holland während des Sommers von der Seuche heimgesucht;
in Frankreich hatten insbesondere die Städte Nantes und Brest eine
Mortalität an Cholera, welche für jede derselben ungefähr die gleiche Höhe
erreichte wie die Jahressterbeziffer in ganz Deutschland. Die örtliche
Vertheilung der Cholerafälle in den Niederlanden liess deutlich erkennen,
dass die Krankheit an den Wasserstrassen fortschritt.
Von Holland aus hat sich die Seuche auch mittelst des Flussyerkehrs
auf deutsches Gebiet fortgesetzt, ohne dass es indessen an den zunächst
bedrohten Ufern des Rheins zu einem eigentlichen Ausbruch der
Krankheit gekommen ist. Die Gesammtzahl der im engeren deutschen
Rheingebiet festgestellten Erkrankungen betrug 28; 21 davon betrafen
Angehörige der Schifferbevölkerung, die Mehrzahl wurde unweit der nieder¬
ländischen Grenze festgestellt; viermal hatte die Infektion nachweislich in
Holland stattgefunden. Die Entstehung einer Anzahl von Erkrankungen,
die ausserdem in der Arbeiterkolonie Papiermühle bei Solingen
erfolgten, wurde nicht aufgeklärt.
Die östlichen Provinzen des Reichs blieben, abgesehen von einer
Gruppenerkrankung in Tilsit, von der Cholera fast vollkommen verschont,
erst gegen den Jahresschluss erfolgte an verschiedenen Orten des
Regierungsbezirks Oppeln ein unerheblicher Ausbruch der Krank¬
heit, welcher erst mit dem 20. Januar 1894 sein Ende nahm.
Von einigen sonst zerstreut im Reiche vorgekommenen Fällen mögen
noch drei Erkrankungen mit zwei Todesfällen in Bodenwerder bei
Hameln erwähnt werden, zu deren Aufklärung der Verfasser an Ort
und Stelle entsendet worden ist Es waren hier zwei Frauen 24 Stunden
nach einer gemeinsamen Wäsche erkrankt; eine derselben starb, die
andere genas, übertrug aber die Krankheit auf ihren Ehemann, der der
Seuche erlag. Die Frauen waren in der vorausgegangenen Zeit ausser
bei der Wäsche nicht zusammengekommen; unter den Wäschestücken
hatte sich das Unterzeug des Ehemanns einer der Erkrankten befunden;
letzterer aber hatte einige Tage vorher, zur Zeit des heftigeren Wieder¬
auftretens der Cholera in Hamburg, in einer Herberge zu Hannover über¬
nachtet, welche fast ausschliesslich von kleinen Geschäftsleuten, Hausirem
und dergl. aus Hamburg besucht wird. Da eine andere Möglichkeit,
wie die Cholera in den von den gewöhnlichen Verkehrsstrassen abgelegenen
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Ort Bodenwerder gelangt sein konnte, trotz eifriger Bemühungen nicht nach¬
gewiesen wurde, nach den Ermittelungen auch fast bestimmt ausgeschlossen
werden musste, so darf wohl angenommen werden, dass die Seuche über
die erwähnte Wirthschaft zu Hannover ihren Weg dorthin gefunden hat.
Der Verlauf der Cholera im Jahre 1894 unterschied sich von
dem Gang der Seuche in den beiden vorausgegangenen Jahren ganz
wesentlich dadurch, dass nicht im Innern des Reichs die ersten Er¬
krankungen erfolgten, sondern vielmehr vom Ausland her an den Grenzen
zunächst Einschleppungen stattfanden. Das Reichsgebiet selbst war
vier Monate hindurch, vom 20. Januar bis zum 23. Mai, vollständig
cholerafrei gewesen; jenseits der Grenzen aber entwickelten sich Epidemien,
die namentlich im Osten einen weit grösseren Umfang erreichten
als im Vorjahre. Die russisch-polnischen Gouvernements waren seit Ende
Mai fast ausnahmslos, Galizien seit dem Juli in der Mehrzahl seiner politi¬
schen Bezirke aufs Heftigste heimgesucht. Aus Frankreich wurde von den
nördlichen Küstengebieten, von Paris und Marseille das Auftreten der
Cholera gemeldet; in den belgischen Kohlenrevieren um Lüttich trat die
Krankheit epidemisch auf, in den Niederlanden, besonders in Amsterdam,
aber auch an zahlreichen andern Orten wurde ihr Erscheinen festgestellt.
Fast überall, wo sich die Cholera im Jahre 1894 in Deutschland
gezeigt hat, konnte unmittelbar oder mittelbar ein Zusammenhang mit
dem Auslande nachgewiesen werden. Nur für wenige Orte fehlt es an
bestimmten Anhaltspunkten für diese Annahme, da hinsichtlich des
Weges, auf dem die Seuche dort Eingang gefunden hatte, überhaupt
nichts ermittelt wurde.
Zuerst erschien die Cholera wieder im Regierungsbezirk Oppeln.
Vornehmlich im Kreise Kattowitz, aber auch in einigen Nachbarkreisen
desselben erfolgten anfangs vereinzelte, später zahlreichere Krankheitsfalle;
die ersten waren nachweislich aus Russland eingeschleppt, und auch in der
Folge gelangte mehrfach von dort neuer Ansteckungsstoff über die Grenze.
Die Weiterverbreitung wurde durch die Berufs- und Lebens Verhältnisse
der Bevölkerung begünstigt; in engen Wohnungen zusammengedrängt,
hei gemeinsamer Arbeit in der Grube oder in den Hüttenwerken vereinigt,
kommen die Bergleute und Hüttenarbeiter untereinander in nahe Be¬
rührung. Für hygienische Einrichtungen und die zur Bekämpfung der
Cholera angeordneten Maassnahmen fand sich bei ihnen wenig Verständniss.
Die unmittelbaren Beziehungen besonders, welche durch die Berufs-
thätigkeit über die Grenze hinüber unterhalten werden, da russische
Bergleute in Deutschland, deutsche in Russland arbeiten, erschwerten die
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rechtzeitige Feststellung der Einschleppungen. So hat die Cholera in
Oberschlesien immerhin einige Fortschritte machen können, wenn auch
die Gesammtziffer von 190 durch sie bedingten Todesfällen im ganzen
Regierungsbezirk, von denen die Mehrzahl auf den September entfielen,
nicht gross ist. In den Bergrevieren um Lüttich wurde unter ähnlichen
Umständen eine 3 mal grössere Mortalität erreicht.
Nicht lange nach dem ersten Erscheinen der Cholera in Ober¬
schlesien wurden auch von der preussischen Weichselstrecke her
vereinzelte Fälle der Krankheit gemeldet. Theils handelte es sich um
Flösser, welche von Russland her den Strom mit ihren Traften herunter¬
schwammen; daneben aber waren auch einheimische, auf der Weichsel
oder an ihren Ufern beschäftigte Fischer, Schiffer, Holzwächter und der¬
gleichen betroffen. Fast ausnahmslos war indessen eine Beziehung der
Erkrankten zum Strom vorhanden. Die Fälle erfolgten im Uebrigen an
ganz verschiedenen, zum Theil weit voneinander entlegenen Orten. Später,
seit Mitte Juli, nahm ihre Zahl zu, auch kam es in der Folge an einzelnen
Orten, in Tiegenhof im Kreise Marienburg und in Tolkemitim Landkreis
Elbing zu einem heftigeren Auftreten der Seuche; aber eine eigentliche,
sich über ein grosseres Gebiet erstreckende Epidemie blieb in der Provinz
Westpreussen aus. Im Ganzen starben dort an der Krankheit 131 Per¬
sonen, davon 44 in Tolkemit, 11 in Tiegenhof, die übrigen 76 theils auf
Wasserfahrzeugen, theils in 31 Landorten.
Ein Theil des von Russland die Weichsel herabkommenden Verkehrs
zweigt sich bei Kurzebrack ab, um von dort durch den Bromberger
Kanal, die Netze und Warthe in die Oder zu gelangen; zwischen
den Stromgebieten der Oder und Elbe bestehen weitere Kanalverbindungen.
Auf diesen Wegen drang die Cholera 1894 auch in das Innere Deutsch¬
lands vor, allerdings glücklicherweise mit verhältnissmässig geringem
Erfolge. Nur im Gebiete der Netze selbst kam es zu einer einigermaassen
nennenswerthen Zahl von Fällen; insbesondere in der Stadt Nakel, wo
31 Personen an der Krankheit verstarben, vermochte sich die Seuche hart¬
näckiger zu behaupten. Dagegen blieben die Erkrankungen und Todes¬
fälle im Bereich der Warthe, Oder und der Elbe nur vereinzelt.
Mit den im Weichselgebiet erfolgten Einschleppungen aus Russland
hangt vermuthlich auch ein Theil der in Ostpreussen beobachteten
Cholerafälle zusammen. Denn die Binnenwasserstrassen, an denen auch
hier die Verbreitung der Cholera stattfand, nehmen u. a. den Ver¬
kehr vom Weichselgebiet her auf. Vom Frischen Haff, an dem das
wie erwähnt von der Seuche besonders heimgesuchte Städtchen Tolkemit
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liegt, gelangen die Schiffe in den Pregel, demnächst über Wehlau in die
Deime, von Labiau aus auf dem grossen Friedrichsgraben in die Gilge,
diese aufwärts, den Russ thalwärts, schliesslich durch Vermittelung der
Minge und des König-Wilhelms-Kanals dicht bei Memel zum Kurischen
Haff. An diesen Wasserläufen nun sind hier und dort zerstreut seit
Anfang August bis in den Dezember hinein Cholerafalle vorgekommen,
die theilweise untereinander in Zusammenhang standen; gelang es auch
nicht, den Ursprung derselben durchweg im Weich sei gebiet zu finden, so
ist im einzelnen Falle doch nachgewiesen worden, dass die Seuche von
dort aus nach Königsberg i. Pr. verschleppt war. Das Auftreten der
Cholera in Ostpreussen blieb übrigens nicht auf den Bereich der erwähnten
Wasserstrassen beschränkt; in dem denselben entlegenen Orte Grieslinen,
Kreis All enstein, kam es infolge einer Einschleppung durch Flösser, die
auf dem Landwege von Königsberg i. Pr. anlangten, zu einem kleineren,
in dem Dorf Niedczwedczen, Kreis Johannisburg zu einem grösseren
örtlichen Seuchenausbruch. Niedczwedczen liegt nahe der russischen
Grenze, jenseits deren die Cholera stark herrschte. Die ersten Fälle
wurden irrthümlich auf Genuss verdorbener Fische bezogen, dann sprach
man auch von Ruhr. So hatte die Krankheit, bevor es zur amtlichen
Feststellung kam, bereits erheblich an Ausdehnung gewonnen, und die
Versuche, die Ursache der Entstehung des Ausbruchs zu ermitteln, kamen
zu spät.
Ausser den in Preussens östlichen Provinzen Schlesien, Posen, West-
und Ostpreussen erfolgten Choleralallen sind aus dem ganzen übrigen
Reichsgebiet nur wenige zu berichten. Selbst am Rhein, wo, wie in den
beiden Vorjahren, der rege Schifffahrtsverkehr mit Holland eine nicht
geringe Gefahr der Seuchenverbreitung in sich schloss, wurden nur
einzelne Fälle gezählt. Aber gerade diese waren zum Theile in epidemio¬
logischer Beziehung nicht ohne Interesse, weil sie den Beweis liefern,
dass mit vollem Recht von dem Strom verkehr am meisten die Ver¬
breitung der Cholera befürchtet wird. Abgesehen von fünf Fällen, die
sich in Aachen vermuthlich infolge einer unmittelbaren Einschleppung
aus den Niederlanden ereigneten, und weiteren 17, die einem kleinen,
Seuchen au sbruch in dem Dorfe Bürgeln bei Marburg angehörten,
sind im Rheingebiet noch 13 Choleraerkrankungen vorgekommen, davon
12 mit 8 Todesfällen in sechs unmittelbar am Strom gelegenen Orten
und zwar 10 unter Personen der Schifferbevölkerung, davon wiederum
9 bei solchen, welche aus Holland angelangt waren; ein Fall betraf einen
Arzt, der sich in seinem Beruf bei einem erkrankten Schiffskapitän
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infizirt hatte, der zweite einen Mann, der sich im Rhein hatte ertränken
wollen, aber gerettet worden war. Der Selbstmordversuch hatte in
Emmerich unweit der Liegestelle eines Schiffes, auf dem ein Cholerafall
vorkam, stattgefunden.
Ein Rückblick auf den vorstehend kurz geschilderten Verlauf der
Cholera im Deutschen Reiche während der beiden verflossenen Jahre 1 )
zeigt, dass die Befürchtungen, welche Ende 1892 in der Fachpresse und
in den Tagesblättern so lebhaft geäussert wurden, sich nicht bewahrheitet
haben. Vielmehr waren die Verluste, die dem deutschen Volke an
Gesundheit und Menschenleben durch die Cholera zugefugt wurden,
gering. Die Gesammtsumme der Erkrankungen und Todesfälle betrug
1893 915») und 396, 1894 1056») und 490.
Wohl ist auch in früheren Jahren drohender Choleragefahr zuweilen
die Zahl der Cholerafalle beschränkt geblieben. In der geringen räumlichen
Ausdehnung des Seuchenbereichs, in dem Ausbleiben einer Wiederholung
der Einschleppung aber fand sich dann leicht eine Erklärung des günstigen
Ergebnisses. Beispiele dafür sind das Jahr 1865, in dem eine einmalige
Einschleppung aus Odessa den Anlass zu dem Choleraausbruch in Alten¬
burg gab, und das Jahr 1884, in welchem eine örtlich beschrankte
Epidemie in den Ortschaften Gonsenheim und Finthen bei Mainz zu
verzeichnen war. In dem Jahre 1893 dagegen erschien die
Seuche in 115, im Jahre 1894 in 157 verschiedenen Ortschaften
des Reiches und dennoch kam es zu einer ernsthaften Ver¬
breitung derselben nicht.
In einigen Veröffentlichungen ist der Vermuthung Ausdruck gegeben
worden, das erfreuliche Verschontbleiben des Reiches hänge mit einer
Aenderung des Charakters der Cholera zusammen, die Seuche sei gut¬
artiger geworden. Solchen Auslassungen liegt eine Unkenntniss der
thatsächlichen Verhältnisse zu Grunde. Die im Vergleich zur Erkrankungs¬
ziffer hohe Sterblichkeit, die zahlreich beobachteten Uebertragungen, vor
Allem die heftige Entwickelung der Seuche an einzelnen Orten, in denen
sie während ihres ersten Auftretens unerkannt und unbekämpft geblieben
war, beweisen das Gegentheil. In dem kleinen ostpreussischen Dorf
Niedczwedczen erkrankte der zweite bis dritte und starb der neunte von
x ) Ausführliche wissenschaftliche Berichte sind im XI. und XII. Bande der
Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamte (Berlin J. Springer) veröffentlicht.
*) Darunter 115 Fälle, in denen bei scheinbar gesunden oder nur leicht
kranken Personen Choleravibrionen gefunden wurden.
s ) Einschliesslich von 52 klinisch unverdächtigen Fällen.
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den 183 Einwohnern; in Tolkemit zählte man bei rund 3000 Einwohnern
-83 Erkrankungen und 44 Todesfälle, in Nakel betrug die Erkrankungs¬
ziffer 73, die Zahl der Verstorbenen 31 bei einer Bevölkerungszahl von
Tund 6800. Noch deutlicher zeigt sich an den vom Ausland eingestandenen
Verlusten, dass die Cholera an Furchtbarkeit nichts eingebösst hat. In
dem kleinen Holland wurden regierungsseitig vom August bis Dezember
1893 259 und vom Juli bis Oktober 1894 220 Todesfälle an asiatischer
Cholera festgestellt, eine im Verhältnis zur Bevölkerungsziffer weit höhere
Mortalität als in Deutschland. In Belgien erlagen in der Provinz Lüttich
allein im verflossenen Jahre 586, d. i. mehr Personen als im ganzen
Deutschland, der Seuche. Besonders gross aber waren die Verluste in
solchen Ländern, wo die Bekämpfung der Krankheit, wie anzunehmen
ist, dem Kulturzustande der Bevölkerung und der weniger ausgebildeten
Organisation der Verwaltung entsprechend, grösseren Schwierigkeiten
begegnete, als in unseren westlichen Nachbarstaaten. Galizien verlor
amtlicher Feststellung zufolge im Jahre 1894 mehr als 8000, Russisch
Polen rund 15000 Menschen durch Cholera. Unter Berücksichtigung der
eigenartigen, der Thätigkeit der Medizinalbehörden nicht günstigen Ver¬
hältnisse in Polen wird man in der Annahme, dass jene amtlichen
Zahlen nur einen mehr oder weniger grossen Theil des Gesammt-
verlustes wiedergeben, nicht fehl gehen.
Die Choleranoth in Polen während des Vorjahres zeigt aber nicht
allein, dass die Seuche ihres früheren mörderischen Charakters nicht
verlustig gegangen ist; sie vergegenwärtigt zugleich die Gefahr, welche
unseren östlichen Provinzen gedroht hat. Mehrere der hart an die
preussische Grenze reichenden Gouvernements, wie das den Regierungsbezirk
Oppeln berührende Petrikau und das an Bromberg und Marienwerder
grenzende Plotzk gehörten zu den am heftigsten heimgesuchten russischen
Landestheilen. Vor Allem jedoch waren besonders die von der Weichsel
durch strömten Gebietstheile an der Epidemie in hervorragendem Maasse
betheiligt. Die Geschichte der Cholera in Preussen lehrt, dass gerade von
diesem Strom her mit dem Holzflösserverkehr die Einschleppung der Krank¬
heit regelmässig erfolgt ist; im Jahre 1873, als die Verhältnisse in Russisch-
Polen ähnlich lagen wie im Vorjahr, erhielt Preussen auf diesem Wege
eine Epidemie, welche in den 12 Regierungsbezirken Königsberg, Gumbinnen,
Danzig, Marienwerder, Potsdam, Frankfurt, Stettin, Posen, Bromberg,
Liegnitz und Oppeln, sowie in der Stadt Berlin 43 550 Erkrankungen
und 22 986 Todesfälle verursachte.
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Das erfreuliche Ausbleiben ähnlicher Choleraverheerungen im Voijahre
einzig als Erfolg der getroffenen Abwehrmaassnahmen preisen zu wollen,
liegt mir fern; angesichts der Erfahrung, die oft bewiesen hat, dass dem
menschlichen Können von der Natur zuweilen unerwartete Schranken
gesetzt sind, würde es kühn sein, in den angewandten Kampfmitteln
unfehlbare Waffen gegen die Choleragefahr zu sehen. Wohl aber darf
anerkannt werden, dass das drei Jahre hindurch stets mit demselben
Ergebnisse erprobte System eine bisher niemals erreichte Wirksamkeit ver¬
bürgt. Gelang es, wie erstrebt wurde, den ersten Cholerafall oder wenigstens
einen der ersten Cholerafalle an einem Ort rechtzeitig festzustellen, wurde
thatkräftig für eine Absonderung des Kranken, für die strenge Beobachtung
der seiner Umgebung angehörigen Personen und für die Desinfektion der
von ihm bewohnten Räumlichkeit, seiner Kleider und Gebrauchsgegen¬
stände gesorgt, beugte man einer Weiterverbreitung der Seuche durch
infizirtes Wasser vor, so war auch die Gefahr eines ernstlichen Ausbruchs
der Krankheit abgewandt. Nur wo die Diagnose zu spät gestellt wurde,
wo es zur Anwendung der erwähnten Maassnahmen erst kam, wenn die
Erkrankungen nicht mehr vereinzelt waren, gewann die Seuche Raum.
Aber auch in solchem Falle vermochte zielbewusstes Eingreifen noch
günstigere Erfolge zu erringen, als in früheren Zeiten erreicht worden
waren.
Es wurde zu weit fuhren, an dieser Stelle auf die einzelnen Maass-
regeln, ihre Durchführung und Wirksamkeit einzugehen. Es mag genügen,
darauf hinzuweisen, dass die Mittel, die gegen die Seuchengefahr anzu¬
wenden wir gelernt haben, ihre Grundlage besitzen in dem erweiterten
Wissen über das Wesen und die Verbreitungsweise der Cholera.
Auf der Versammlung des Vereins für öffentliche Gesundheitspflege
zu Magdeburg fand im September v. J. Kochs Ausspruch, dass der von
ihm entdeckte ganz bestimmt charakterisirte Parasit allseitig als die
Ursache der Cholera angesehen werde, nirgends Wiederspruch. Bereits
vorher hatte v. Pettenkofer sich mit der Annahme befreundet, dass
das von ihm gesuchte x in dem Kommavibrio gefunden sei; sein Schüler
Emmerich hatte sogar eben diesen Mikroorganismus als Grundlage für
Untersuchungen verwertbet, die die Pathogenese des Krankheitsbildes der
Cholera aufzuklären bestimmt waren.
Allerdings ist mit der Anerkennung der Bedeutung des Cholera-
vibrio das Wes$n der Krankheit noch keineswegs vollkommen klargestellt.
Ob die Wirkung jenes Spaltpilzes auf Giftabspaltung innerhalb des
Organismus oder auf der Giftigkeit des Bakterienleibes selbst beruht, ob
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und welche anderen Umstände seine Virulenz mitbedingen, das sind
Fragen, die trotz der werthvollen, von der Wissenschaft bereits dazu
gelieferten Aufschlüsse als endgültig gelöst noch nicht bezeichnet werden
können. Vor Allem ist es auch noch nicht bekannt, weshalb
dieselbe Infektion den einen Menschen in wenig Stunden tödtet, den
anderen schwer, den dritten leicht krank macht und den vierten endlich
scheinbar überhaupt nicht beeinflusst. Dass hierbei eine örtliche und
zeitliche Disposition nur eine geringe Rolle spielt, scheint zwar aus den
epidemiologischen Beobachtungen der letzten Jahre ziemlich bestimmt
hervorzugehen, aber damit ist zur Erklärung der persönlichen Dis¬
position nichts geleistet
Soviel darf unter allen Umständen als Erfolg der Erkenntniss über
die ätiologische Bedeutung des Choleravibrio gerühmt werden, dass unser
Desinfektions verfahren auf eine feste Grundlage gestellt ist. An¬
statt Räucherungen und anderer zweckloser Maassregeln, mit denen
man den unbekannten Krankheitserreger sicher zu vernichten trachtete,
werden jetzt Verfahren angewendet, die mit verhältnissmässig einfachen
Mitteln den Mikroorganismus, den wir als Ursache der Krankheit kennen,
nachweislich unschädlich machen. Zahlreiche Gegenstände, die früher,
weil sie der Seuchen Verbreitung verdächtigt wurden, zerstört werden
mussten, können heute nach einer verhältnissmässig wenig eingreifenden
Desinfektion ohne Besorgniss wieder in Gebrauch genommen werden.
Die Mehrzahl der Waaren wird unbedenklich von Ort zu Oit und Land
zu Land versandt. Die Wissenschaft hat den Beweis geliefert, dass dies
ohne vorausgegangene Desinfektion möglich ist.
Für die Seuchenbekämpfung ist die diagnostische Bedeutung
des Choleravibrio fast noch grösser als die ätiologische. Gerade in
den letzten beiden Jahren ist es durch Verbesserung der Nachweismethoden
erreichbar geworden, dass nicht nur die Auffindung des Mikroorganismus
im Wasser verhältnissmässig leicht gelingt, sondern dass besonders im
Krankheitsfalle die bakteriologische Diagnose in kürzester Frist gestellt
wird. Freilich ist die Feststellung auf der anderen Seite durch die
Entdeckung zahlreicher choleraähnlicher Vibrionen schwieriger geworden.
Ueber die Rolle, welche diese Bakterien spielen, ist eine endgültige Einigung
wissenschaftlich noch nicht erzielt. Die anfangs vielfach geäusserte Ver-
muthung, dass es sich um Spielarten oder degenerirte Formen des echten
Choleravibrio handele, scheint sich nach den Untersuchungen Pfeiffers
nicht zu bestätigen. Sicher aber ist es zu weit gegangen, wenn man
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jene Befunde dazu verwerthen will, um die Zuverlässigkeit der bak¬
teriologischen Diagnose der Cholera überhaupt zu bezweifeln.
Hier entscheidet nicht die theoretische Erwägung, sondern die
epidemiologische Erfahrung. Wohl haben sich hier und dort Erkrankungen,
in denen der bakteriologische Nachweis anfangs nicht gelang, später
dennoch als Cholerafälle feststellen lassen, auch ohne dass mangelnde
Uebung des ersten Untersuchers für den ursprünglichen Irrthum verant¬
wortlich zu machen war. Indessen sind solche Falle selten gewesen. Zeit-
versäumniss, mangelhafte Beschaffenheit der Untersuchungsproben und
andere Umstände konnten meist als Ursache nachgewiesen werden;
mikroskopische Untersuchungen lassen auch in der Diagnostik anderer
Krankheiten zuweilen in Stich; dass dies besonders für bakteriologische
Untersuchungen gilt, zeigt das Beispiel der Tuberkulose. Andererseits
ist bei Krankheitsfällen, bei denen der Choleravibrio gefunden wurde,
während dem klinischen Bild nach oder aus anderen Gründen die An¬
nahme der Cholera wenig wahrscheinlich war, oft genug gleichzeitig oder
in der Folge durch Hinzutreten neuer Umstände die Richtigkeit der
bakteriologischen Diagnose bestätigt worden. Mehrfach gab die bakterio¬
logische Untersuchung den richtigen Aufschluss, wo ohne dieselbe die Ver-
muthung der Cholera eine vage Hypothese gewesen wäre.
Ein auf einem holländischen Schiff angelangter Mann starb anscheinend
an einem längst festgestellten Blasenkrebs und wurde anstandslos beerdigt.
Als bald darauf unter seinen Familienangehörigen Cholerafälle vorkamen,
grub man die Leiche aus und fand in ihrem Darmkanal Cholera Vibrionen.
In Nakei litt ein Gastwirth an Magenkrebs. Erst als mehrere Personen
aus verschiedenen Stadtvierteln nach dem Besuch seiner Wirthschaft
erkrankt waren, wurde man auf gewisse, dem Verlauf eines Magenkrebses
nicht entsprechende Krankheitszeichen an ihm aufmerksam und erhielt
schliesslich durch den bakteriologischen Befund den Beweis, dass er an
Cholera litt und vermuthlich bereits andere Personen infizirt hatte.
Wiederholt gelang es, die Eirankheit bakteriologisch festzustellen, während
die äusseren Anzeichen derselben erst späterhin hervortraten.
Der Werth der bakteriologischen Diagnose erhellt aber besonders
beim Vergleich mit früheren Zeiten. Vor Kenntniss des Choleravibrio
war es die Regel, dass die ersten Cholerafalle an einem Ort, wenn sie
überhaupt Beachtung fanden, zunächst nicht als solche anerkannt wurden.
Schon um die Bevölkerung nicht in Besorgniss zu versetzen oder auch
der eigenen Beruhigung halber tröstete man sich damit, dass Cholera
nostras vorliege, dass Genuss von unreifem Obst, schlechtem Bier, ver-
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dorbenem Fleisch vorausgegangen sei, dass es sich um die Folgen eines-
groben Diätfehlers handele. Erfolgte ein Cholerafall bei kleinen Kindern,
die, wie wir jetzt wissen, gerade besonders häufig im Verkehr bei ihren
Spielen sich gegenseitig infiziren und so zur Verbreitung der Seuche oft
mehr als Erwachsene beitragen, so wurde ohne Weiteres das Vorliegen
von Kinderbrechdurchfall angenommen. Die Folge war dann, dass die
Cholera um sich greifen konnte, und dass die Maassregeln der Behörden
erst zur Anwendung kamen, wenn sich bereits eine Epidemie entwickelt
hatte.
Gegenwärtig wird durch den Ausfall der bakteriologischen Unter¬
suchung bei verdächtigen Fällen jede Unsicherheit beseitigt. Die Be¬
hörden besitzen dadurch eine feste Grundlage zum Eingreifen und ver¬
mögen gerade die vereinzelten Fälle unschädlich zu machen, bevor
weitere Uebertragungen von ihnen ausgegangen sind. Regelmässig ist
man in den beiden Vorjahren auf Grund des bakteriologischen Befundes
energisch vorgegangen, ohne sich beirren zu lassen, wenn den Begleit¬
umständen des Krankheitsfalles nach die Annahme der Cholera nicht
wahrscheinlich war; mehrfach erhielt man die Genugthuung, dass der
weitere Verlauf das Geschehene klar rechtfertigte.
In Berlin erkrankte im Sommer 1893 ein polnischer Arbeiter; die
bakteriologische Untersuchung ergab Cholera, doch fehlte es an jedem
Anhalt zur Erklärung der Infektion; von einem Auftreten der Cholera
war weit und breit nichts bekannt Nichtsdestoweniger wurde die Ab¬
sonderung und Desinfektion streng durchgeführt. Kurz darauf erfolgten
zwei weitere Fälle aus denselben Bevölkerungskreisen, bald wurde
ermittelt, dass die betroffenen Personen den zuerst Erkrankten vor dem
Eingreifen der Behörde besucht und sich bei ihm infizirt hatten. In der
hierdurch nachgewiesenen Uebertragbarkeit der vorliegenden Krankheit
war die Bestätigung der bakteriologischen Diagnose gegeben.
Ein hervorragendes Ergebniss haben die Erfahrungen der verflossenen
Cholerajahre weiterhin insofern geliefert, als mit einer alle Erwartungen über¬
treffenden Schärfe der Beweis geführt wurde, dass die Cholera vorzüglich sich
längs der Wasserstrassen verbreitet, und als es gelang, diese Thatsache zu
erklären. Wohl war das Auftreten der Cholera an Wasserläufen schon
früher bekannt. Doch erst in den Jahren 1892 bis 1894 ist die Regel¬
mässigkeit dieser Erscheinung erwiesen worden. Jede Cholerakarte,
die in diesen drei Jahren hergestellt worden ist, zeigt deutlich, dass die
an den Wasserläufen liegenden Orte von der Seuche bevorzugt sind, mag
es sich nun um das Rhein-, das Elbe- X das Oder-, das Netze-Warthe-,
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das Weichselgebiet oder die Wasserstrassen Ostpreussens handeln, mag
man die Vertheilung der Seuche in den Niederlanden oder in Ungarn
(1893) berücksichtigen.
Die Erfahrung hat ferner gelehrt, dass die Verbreitung des
Cholerakeimes von Ort zu Ort weniger durch die Strömung der Flüsse
als durch die auf dem Wasser verkehrenden Menschen, also hauptsächlich
durch die Schiffer und Flösser erfolgt, dass dagegen der von Erkrankungs¬
fallen unter solchen Personen ausgehende Ansteckungsstoff allerdings durch
Vermittelung des in der Nahe der dadurch verunreinigten Stelle geschöpften
Flusswasßers Anderen verderblich werden kann und sogar zuweilen eine
gewisse Zeit lang im Wasser wirksam bleibt.
In dieser Wahrnehmung findet die Schiffsüberwachung ihre Begründung,
deren günstige Erfolge in Deutschland auch im Auslande gewürdigt wurden
und die Regierungen fast sämmtlicher Nachbarstaaten zu ähnlichen Maass¬
nahmen veranlassten. Auf der Elbe wurden durch die Konfrontationen
im Jahre 1892 108 Cholerafälle festgestellt, während die Zahl der
damals unter der Flussbevölkerung jenes Stromes vorgekommenen Er¬
krankungen 133 betrug. 1893 wurden 21 Fälle ermittelt bei einigen
30 Erkrankungen der Schifferbevölkerung. Auf dem Rhein wurden in den
drei vergangenen Jahren fast sämmtliche, auf dem Flusse unter den
Schiffern und deren Angehörigen überhaupt beobachtete Erkrankungsfälle
durch die gesundheitspolizeiliche Kontrolle festgestellt. Aehnlich war es
an der Weichsel; im Jahre 1894 gelang es dort der Wachsamkeit des
Stationspersonals, trotz unaufhörlicher Einschleppungen von Russland her
zwei Monate hindurch ein Cebergreifen der Seuche auf die Landbevölkerung
gänzlich zu verhüten und auch in der Folge, wenn man von dem örtlichen
Ausbruch in Tolkemit absieht, das eigentliche Weichselgebiet frei zu
halten.
Das günstige Ergebniss ist der Hülfe des Königlich Preussischen
Sanitätskorps in erster Linie zu verdanken. Die von der Lei¬
tung des Sanitätswesens unserer Armee sorgfältig gepflegte Ausbildung
auf dem Gebiete der Hygiene, die in Manövern, bei Krankenträger-
Übungen und anderen Anlässen erlangte Uebung im selbstständigen
Organisiren des Krankendienstes, die Schulung des Hülfspersonals haben
neben der militärischen Disziplin hier anerkennenswerthe Erfolge erzielt.
Nur der unermüdlichen Pflichttreue, mit der der anstrengende und oft
einförmige Dienst an den Stationen versehen wurde, konnte gelingen,
was erreicht ist. Durch thatkräftiges Eingreifen einzelner Sanitätsoffiziere
aber wurden wiederholt Seuchenausbrüche, von denen die Cholera leicht
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eine grössere Ausdehnung hatte erlangen können, ihrer Gefährlichkeit
entkleidet. So ist es das Verdienst des Stabsarztes Dr. Lindemann,
die Seuche im Jahre 1892 in Kiewo, des Stabsarztes Dr. Kohl stock, die
Krankheit 1893 in Havelberg unterdrückt zu haben. In Nakel sind neben
dem Assistenten am Institut für Infektionskrankheiten Dr. Frosch im Vor¬
jahre Stabsarzt Dr. Nietner und Assistenzarzt Dr. Knak thätig gewesen,
und in Tolkemit hat Stabsarzt Dr. Kim mle mit den Assistenzärzten
Dr. Hinze, Dr. Janz und Esche unter Ueberwindung grosser Schwierig¬
keiten die Weiterverbreitung der Cholera verhütet.
Mag immerhin der Militärarzt sein eigentliches Arbeitsfeld am
Operationstisch und am Krankenbett finden, vielen Kameraden, die in
den verflossenen Jahren bei Bekämpfung der Cholera Verwendung fanden,
wird auch die dort ausgeübte Thätigkeit nicht ohne Nutzen gewesen sein.
Dem Vaterland aber hat das Sanitätsoffizierkorps hierdurch Dienste
geleistet, welche nicht nur von zuständiger, ja von Allerhöchster Stelle
aus Anerkennung gefunden haben, sondern auch in der Geschichte der
Seuchenabwehr unvergessen bleiben werden.
Ueber Skiaskopie und die Grenzen ihrer Verwendbarkeit.
Vortrag
in der Sitzung der Berliner militärärztlichen Gesellschaft am 21. Mai 1895
gehalten von
Oberstabsarzt I. Kl. Burchhardi
Die Skiaskopie ist 1873 vonCuignet unter der Bezeichnung Kerato-
skopie eingefuhrt worden. Wie dieser letztere Name es besagt, so hat
Cuignet das von ihm erfundene Verfahren zunächst für die Untersuchung
von Hornhautveränderungen benutzt. Zu bemerken ist, dass schon lange
vor Cuignet kein Geringerer als Bowman bereits den Lichtwechsel in
der Pupille bei wandernder Belichtung beobachtet hat. Sehr bald ist
nach Cuignets erster Veröffentlichung sein Verfahren zur Bestimmung
der Refraktion des Auges von Anderen angewendet worden. Das Ver¬
fahren fand in Frankreich und in England viel früher als in Deutschland
Beachtung und Eingang. Ich habe dasselbe zuerst aus dem Optical
xnanual des Surgeon*General T. Longmore (London 1885) Anfang des
Jahres 1886 kennen gelernt. Es erweckte sofort mein lebhaftes Interesse.
Nichtsdestoweniger fühlte ich eine gewisse Abneigung, die Skiaskopie
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viel anzuwenden. Zwei Ursachen trugen hieran die Schuld. Einmal
kam für mich in Betracht, dass ich in denjenigen Fällen, in welchen ich
eine objektive Bestimmung der Refraktion vornehmen will, den Augen**
hintergrund regelmässig im aufrechten Bilde untersuche und dass ich
hierbei die Refraktion ohne besondere Mühe gleichzeitig erfahre. Die
andere Ursache lag in dem Umstande, dass die mathematische Begründung
der Theorie der Skiaskopie mir in der Form, in der ich sie aus der
Litteratur kennen lernte, zwar richtig erschien, aber nicht bequem
anschaulich wurde. Ich lege ihnen hier das schöne Buch von E. Fick
über die Schattenprobe (1891) vor, das trotz der Abbildungen und der
klaren Darstellung sich meinem Yerständniss erst nach ernster Arbeit
erschlossen hat. In noch höherem Grade gilt dies von der erschöpfenden
Abhandlung, welche der ausgezeichnete Mathematiker Dr. Rueppel,
Oberstabsarzt 3. Kl. und Garnisonarzt von Altona in v. Graefes Archiv
über die mathematische Theorie der Skiaskopie veröffentlicht hat
Erst nachdem ich mir auf einem anderen kürzeren und, wie ick
glaube, recht einfachen Wege es klar gemacht habe, warum die optischen.
Vorgänge bei der Skiaskopie sich in der bekannten Weise abspielen,
wende ich die Schattenprobe mit grösserer Vorliebe an. Da ich zu
wissen glaube, dass recht viele Aerzte für die so wichtige objektive
Bestimmung der Refraktion, weil sie die Untersuchung des Auges im
aufrechten Bilde — wenn auch mit Unrecht — verschmähen, auf die
Schattenprobe angewiesen sind, so hoffe ich, dass auch an dieser Stelle
meinem Versuche, die Vorgänge bei der Schatten probe möglichst einfach
und anschaulich zu erklären, ein freundliches Wohlwollen entgegen gebracht
werden wird. Ich bitte um Nachsicht, dass ich nicht neue Thatsachen,
sondern nur eine bequemere Art der Anschauung Ihnen vorführe.
Um Alles so einfach wie möglich zu gestalteu, will ich vorweg
bemerken, dass es unnöthig ist, den Gang der Lichtstrahlen innerhalb
des zu untersuchenden Auges im Einzelnen zu verfolgen. Es handelt
sich ja nur darum, festzustellen, aus welchen Theilen der Pupille des
untersuchten Auges Lichtstrahlen in das Auge des Beobachters gelangen,
wenn dieser in irgend einer Richtung Licht in das untersuchte Auge
geworfen hat. Denken wir uns, dass dies Licht oder vielmehr ein
Lichtstrahl eine einzelne Stelle der Netzhaut getroffen hat Von dem
getroffenen Netzhautpunkte aus gehen nun nach allen Richtungen Licht¬
strahlen. Ueber den Gang derjenigen Lichtstrahlen, welche durch die
Pupille des Auges austreten, sind wir sofort genau unterrichtet, wenn
wir nur den Fernpunktsabstand des Aug^s und die Richtung des in die
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Pupille einfallenden Lichtstrahles kennen. Es sei uv
die Pupille, cd der in dieselbe einfallende Lichtstrahl,
n der Punkt, in welchem der rückwärts verlängerte
Lichtstrahl die Fernpunktsfläche / schneidet. Unter
diesen Voraussetzungen müssen sämmtliche aus uv
austretenden Lichtstrahlen, die dem einfallenden Strahl
cd ihre Entstehung verdanken, nach n gerichtet sein.
(Hier und im Folgenden werde ich die in die Pupille
einfallenden Strahlen durch voll ausgezogene Linien,
die aus der Pupille zurückkehrenden Strahlen durch
punktirte Linien bezeichnen.)
Ich erinnere noch daran, dass es für den Beobachter gleichgültig
ist, in welchen Theil seiner eigenen Pupille die Lichtstrahlen eintreten.
Er bekommt dieselbe "Wahrnehmung der Lichtquelle, auf welche er sein
Auge eingestellt hat, mag das Licht einen beliebigen Theil seiner Pupille
oder gleichzeitig die ganze Pupille treffen.
Nachdem ich dies vorangeschickt habe, wende ich mich zur Be¬
trachtung des Ganges der Lichtstrahlen bei der Schattenprobe. Um
Alles möglichst einfach zu gestalten, mache ich folgende Voraussetzungen.
Der Beobachter sitzt so, dass sein Auge sich etwa 0,5 m vor dem zu
untersuchenden Auge befindet, welches nach der Stirn des Beobachters
blickt. Die Lichtquelle (l) steht links neben dem Untersuchten und sei
ebenso weit wie dessen Auge von dem Auge des Beobachters entfernt.
Die Lichtquelle sei hell und punktförmig. Die Pupille (uv) des unter¬
suchten Auges sei etwas grösser im Durchmesser, als die vom Belage
frei gemachte Stelle (be) des Spiegels, durch welche der Beobachter nach
uv sieht. Der Spiegel sei gross und werde um die senkrechte Achse
Tom Beobachter rechtsläufig gedreht, so dass das vom Spiegel zurück¬
geworfene Licht nach und über uv von der linken Seite des Untersuchten
her wandert.
Im Folgenden werde ich alle wichtigeren Fälle der verschiedenen
Fempunktslagen berücksichtigen.
Zunächst gehe ich davon aus, dass das untersuchte Auge kurzsichtig
ist* und dass im Fernpunktsabstande sich alle Punkte der Linie ff be¬
finden mögen, welche zwischen dem Kreuzungspunkt (k) der Diagonalen
des Vierecks uvbe und uv gelegen sei. Der Spiegel habe eine so schräge
Anfangsstellung, wie sie die von der Mitte m des Spiegelstückes be aus
gezogene gerade Linie mn' angiebt. Unter diesen Umständen gelangen
allerdings von n' und von Punkten, die nahe n! weiter nach auswärts
Mfltt&rirztliche Zeitschrift. 1895. 28
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im Spiegel gelegen sind, in die Pupille uv . Da sie aber auf ihrem
Wege dahin in das Viereck beim an Stellen eintreten, welche zwischen
/'/' und uv liegen, so gelangen, wie ein Blick auf die Zeichnung lehrt,
sämmtliche rückkehrende Strahlen ausschliesslich nach solchen Punkten
der Fernpunktslinie ff, welche ausserhalb des Vierecks bevu liegen,
und können daher be und die Pupille des Beobachters nicht treffen.
uv erscheint dem Beobachter daher dunkel. Erst wenn der Spiegel bis
zu der Stellung nro" gedreht ist, und ein Lichtstrahl durch den Schnitt¬
punkt p' (von ff und ev ) hindurch in den äussersten linken Rand von
uv geworfen wird, tritt eine wesentliche Aenderung ein. Es gehen dann
alle von diesem Strahl n"p’w hervorgerufenen
aus uv zurückkehrenden Strahlen nach dem
Punkte p\ weil einer von diesen Strahlen,
nämlich der bei u austretende, nach p ' gehen
muss, da er denselben Weg nimmt, wi der
bei u einfallende Strahl. Nur der bei v am
rechten Rande der Pupille uv austretende
Strahl gelangt, indem er in der Linie vp’
nach e weiter geht, in das Auge des Beob¬
achters. Dieser sieht nunmehr den rechten
(vom Beobachter aus linken) Rand der Pu¬
pille uv aufleuchten.
Wird die Drehung des Spiegels rechts¬
läufig weiter fortgesetzt, so gehen die ein¬
fallenden Strahlen nicht nur zum Theil
durch jp', sondern immer weiter nach q f (dem
Schnittpunkte von bu und f f) fortschreitend
durch die Linie ff hindurch. Nach den
von den einfallenden Strahlen getroffenen
Punkten der Fernpunktslinie ff sind alle aus uv rückkehrenden
Strahlen gerichtet, und es gelangen daher zunächst die aus der Nachbar¬
schaft von v aus der Pupille austretenden Strahlen nach be . Der Be¬
obachter sieht daher die Pupille in der Richtung von v nach u hell
werden. Hat man die Drehung des Spiegels so weit fortgesetzt, dass
der letzte durch q’ einfallende Strahl nach v gerichtet ist, so erhält der
Beobachter nur noch von u aus Licht in sein Auge. Die Pupille ut?
erscheint ihm nur noch bei u hell. Wird der Spiegel noch weiter gedreht,
so gelangt ebenso wie im Beginn des Versuches in das Auge des Be¬
obachters kein Licht aus uv , das nunmehr wieder schwarz aussieht.
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Wir haben also erfahren, dass bei rechtsläufiger Drehung des Spiegels
die Pupille zuerst schwarz aussieht, dann am .(vom Untersuchten aus
gerechnet) rechten Rande bei v aufleuchtet, dass das Aufleuchten nach
u hin fortschreitet, während von v her die Pupille wieder dunkel wird.
Es wandern also, wenn der Beobachter durch Drehung des Spiegels das
Licht in der Richtung von u nach v über die Gegend des untersuchten
Auges gleiten lässt, Licht und Schatten in der Pupille uv in gegen¬
läufiger Richtung.
Untersuchen wir nunmehr die optischen Vorgänge, wie sich dieselben
bei immer mehr abnehmender Kurzsichtigkeit für die Skiaskopie geltend
machen.
Hat die Kurzsichtigkeit so weit abgenommen, dass die Fernpunkts¬
linie durch den Schnittpunkt k der Diagonalen eu und bv hindurchgeht,
so findet insofern eine bemerkenswerthe Veränderung statt, als alle durch
den Punkt k hindurch gehenden einfallenden Strahlen die Wirkung
haben, dass die durch sie veranlagten ruckkehrenden Strahlen aus dem
ganzen Gebiet der Pupille uv kommen und sämmtlich in be eintreten.
Dies war vorher nicht der Fall. Es gab vorher keinen einfallenden
Strahl, der für sich allein die ganze Pupille uv leuchtend machte.
Nimmt bei weiterer Abnahme der Kurzsichtigkeit die Fernpunkts¬
linie die Lage /"/" zwischen be und k ein, so gilt das, was soeben für
den Punkt k erörtert ist, für das zwischen den Diagonalen eu und bv
liegende Stück der Fernpunktslinie. Alle innerhalb dieses Stückes durch¬
gehenden und in die Pupille uv eintretenden Lichtstrahlen bedingen ein
gleichzeitiges Aufleuchten der ganzen Pupille.
Wir bemerken zugleich, dass die Winkeldrehung des Spiegels,
während deren die Pupille leuchtet, immer geringer wird, je mehr die
Fernpunktslinie sich be nähert Man kann dies auch so ausdrücken:
„Das Wandern des Lichtes und des Schattens wird um so rascher, je
mehr die Fernpünktslinie sich be nähert.“ Dabei betheiligt sich ein
immer kleiner werdendes Stück des Planspiegels an dem Leuchtendmachen
der Pupille uv. Es erklärt sich dies daraus, dass das bezügliche Stück
des Planspiegels für die Fernpunktslinie ff zwischen den Verlängerungen
der Linien np f und vq ', für die weiter von uv abstehende Fernpunkts¬
linie ff' von den Verlängerungen der viel weniger divergenten Linien
up n und vp" eingeschlossen ist.
Wenn die Fernpunktslinie mitten durch be hindurchzieht, so ist
nach dem bisher Erörterten klar, dass aus der Pupille uv kein Licht nach
be gelangt, während nur der ausserhalb von be gelegene Theil des
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Spiegels Licht in die Pupille uv wirft. Die Pupille erscheint dem Be¬
obachter so lange schwarz. Sobald aber das Licht von einem zwischen
b und e gelegenen Theile des Spiegels her in die Pupille uv geworfen
wird, leuchtet diese sofort in ganzer Ausdehnung auf, da jeder zwischen
b und e liegende Punkt ein zugeordneter Brennpunkt für einen ent¬
sprechenden Punkt des Augenhintergrundes ist Das Wandern des
Lichtes ist für diesen Fall unendlich rasch, da der Uebergang vom
Dunkel zum Leuchten und umgekehrt gar keine Zeit beansprucht Das
unvermittelt plötzliche Aufleuchten und Dunkelwerden der Pupille uu
beweist also, dass der Spiegel des Beobachters sich im Fernpunktsabstande
des untersuchten Auges vor dessen Pupille befindet Wir haben in dem
Abstande des Spiegels das Maass der Sehweite des Auges gefunden.
Liegt die Fernpunktslinie des untersuchten Auges hinter be, so rufen
nur die Lichtstrahlen, welche von be aus in die Pupille uv geworfen
werden, rückkehrende Strahlen hervor, welche wieder in be eintreten und
die Pupille uv leuchtend erscheinen lassen. Stellen wir uns nun wieder
vor, dass der Beobachter den Spiegel rechtsläufig dreht, so wird die
Pupille uv so lange ihm schwarz erscheinen, bis ein Strahl von e aus
bei u einfallt. Dieser Strahl veranlasst, dass aus der ganzen Pupille zahl¬
reiche ruckkehrende Strahlen nach dem Punkte p'" (dem Schnittpunkt
der Fernpunktslinie /"' /'" und der Verlängerung von ue) hingehen.
Von allen diesen Strahlen gelangt nur der in der Bahn von eu rückwärts
laufende in die Pupille des Beobachters. Dieser sieht also bei u den äusser-
sten linken Rand der Pupille uv aufleuchten. Bei weiterer Fortsetzung der
rechtsläufigen Drehung des Spiegels wird Licht sowohl vom Punkt e aus,
als auch von den e zunächst benachbarten Punkten der Linie be in u und in
die u zunächst benachbarten Theile der Pupille uv geworfen. Die aus
uv nunmehr rückkehrenden Strahlen nehmen ihre Richtung nach p und
den p'" benachbarten Theilen der Linie p ,n q ,n . Auf ihrem Wege treten
sie durch be in das Auge des Beobachters, der also das Licht in der
Pupille uv von u aus sich nach v hin, also gleichnamig mit der Spiegel¬
drehung, ausbreiten sieht. Bei weiterer Fortsetzung der Drehung des
Spiegels ist der letzte in uv von be aus einfallende Strahl bv, und v
daher der letzte noch helle Theil der Pupille, die gleich darauf dunkel
wird.
So lange als die Fernpunktslinie noch durch das Dreieck bez (z ist
der Durchschnittspunkt der verlängerten Linien ub und ve ) hindurch geht,
wird jeder Lichtstrahl, der von be aus nach uo geworfen wird und
rückwärts verlängert die Schnittlinie von f" /" und des Dreiecks bez
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treffen würde,. die Wirkung haben, dass die ganze Pupille von be aus
leuchtend gesehen wird. Da nun die Strecke der Fernpunktslinie die dem
Dreieck bez nicht angehört, desto länger wird je weiter die Fernpunktslinie
hinter be liegt, so nimmt gleichzeitig die Geschwindigkeit, mit der das Leuchten
sich über die ganze Pupille uv verbreitet, allmählich ab. Liegt die Fern¬
punktslinie hinter z, so giebt es unter den von be nach uv geworfenen
Strahlen keinen, der für sich allein die ganze Pupille uv leuchtend machen
kann.
Liegt die Fernpunktslinie in unendlicher Entfernung, ist das Auge
also emmetrop, so erzeugt jeder in nt? einfallende Strahl ein aus der ganzen
Fläche der Pupille austretendes Bündel von Lichtstrahlen, welche dem
einfallenden Strahl parallel sind. Bei der rechtsläufigen Drehung des
Spiegels trifft zuerst der Strahl eu die vorher dunkele Pupille. Von dem
ganzen Bündel, der aus uv jetzt rückkehrenden Strahlen erreicht nur ue
das Auge des Beobachters. Die Pupille leuchtet also bei u auf. Bei
weiterer Rechtsdrehung des Spiegels wandert das Leuchten der Pupille
von u nach v gerade so, wie ich es für die Fernpunktslinie f" f" be¬
schrieben habe, also gleichläufig mit der Drehung des Spiegels. Die in
be eintretenden je von einem in uv einfallenden Lichtstrahl erzeugten
rückkehrenden Strahlen bilden je ein Bündel, das bei dem Austritt aus
uv im Querschnitt höchstens so gross wie be sein kann.
Ist endlich das Auge, dem uv angehört, übersichtig, liegt die Fern¬
punktslinie also hinter uv, so schneidet der bei der Rechtsdrehung des
Spiegels zuerst in uv eintretende Strahl eu die Fernpunktslinie
in Die von diesem Lichtstrahl erregten rückkehrenden Strahlen
verlassen uv in divergirender Richtung, wie wenn sie von p"" kämen.
Von denselben gelangt nur der Strahl ue in das Auge des Beobachters,
der den äussersten Randtheil der Pupille uv bei u nunmehr aufleuchten
sieht Der weiteren Rechtsdrehung des Spiegels folgen Licht und Schatten
ebenso gleichläufig, wie dies für die Fernpunktslage und für 'die
Emmetropie besprochen ist Der einzige Unterschied in den zu be¬
obachtenden Erscheinungen liegt darin, dass bei dem übersichtigen Auge
der durch je einen in uv geworfenen Lichtstrahl erzeugte leuchtende Kreis
noch kleiner als bei dem emmetropen Auge ist. Dieser in der Pupille
uv liegende leuchtende Kreis wird desto kleiner, je grösser die Ueber-
sichtigkeit ist Denn derselbe wird durch den Lichtkegel gebildet, der
von dem bezüglichen' Punkte in p”" q nn nach der Grundfläche be hin¬
zieht und der bei seinem Austritt aus uv einen desto kleineren Quer¬
schnitt haben muss, je näher jp"" q" n hinter uv liegt.
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Aus dem Gesagten geht hervor, dass der Beobachter nicht bloss auö
dem plötzlichen bei dem Zusammenfallen von be mit Fernpunktslinie
eintretenden Umschlagen der Wanderung des Lichtes einen Schluss auf
die Refraktion des untersuchten Auges machen kann, sondern dass er auch
aus der Schnelligkeit des Wanderns und aus der Art der Zunahme und
Abnahme der Lichterscheinungen sich über den Grad der etwaigen Kurz¬
sichtigkeit oder Uebersichtigkeit orientiren könnte. Diese Möglichkeit
wird aber dadurch sehr beeinträchtigt, dass wir als Lichtquelle in
Wirklichkeit nicht einen leuchtenden Punkt, sondern eine leuchtende
Fläche benutzen. Denn durch die Grösse dieser Fläche wird es bedingt,
dass das Leuchten der Pupille nicht bloss stärker ist, sondern besonders auch
länger dauert, als es bei einer punktförmigen Lichtquelle der Fall sein
würde. Allgemein benutzt man daher mit Recht den deutlich wahrnehm¬
baren plötzlichen Licht- und Schatten Wechsel als maassgebendes Moment
Die grossen Vortheile, welche die Skiaskopie für die Refraktions¬
bestimmung darbietet, sind die Bequemlichkeit und Schnelligkeit der
Ausführung, besonders auch beim Astigmatismus, und der Umstand, dass der
Beobachter, wenn er sich auf die Bestimmung des plötzlichen Umschlages
der Lichtwanderung beschränkt, von seiner eigenen Akkommodation so gut
wie unabhängig ist. Ausserdem ist anzuerkennen, dass die Skiaskopie
für alle diejenigen Beobachter, denen die objektive Bestimmung der
Refraktion im aufrechten Bilde nicht geläufig ist, eine sehr willkommene
Aushilfe gewahrt.
Diesen Vortheilen stehen aber auch wesentliche Nachtheile gegenüber,
welche der Verwendbarkeit der Skiaskopie Grenzen ziehen.
Bei der Skiaskopie entspannt das untersuchte Auge, wenn es nicht
durch Atropin oder ähnliche Mittel auf den Fernpunkt eingestellt war,
seine Akkommodation bei Weitem nicht so vollständig, wie bei der
Untersuchung im aufrechten Bilde. Wir sind also bei der Skiaskopie viel
mehr zu der Anwendung der Mydriatika gedrängt als bei der Unter¬
suchung im aufrechten Bilde.
Ferner ist es als ein erheblicher Nachtheil zu betrachten, dass die
Schattenprobe ein etwas verwirrendes Bild des Licht- und Schatten¬
wechsels liefert, wenn der mittlere Theil der Hornhaut und die bei weiter
Pupille sehr mitwirkenden seitlichen Theile der Hornhaut gleichzeitig
benutzt werden. Die mittleren stärker gekrümmten Theile der Hornhaut
geben im Vergleich zu den Randtheilen einen Schatten Wechsel, welcher
einem höheren Grade von Kurzsichtigkeit, bezw. einem geringeren Grade
von Uebersichtigkeit entspricht. Der Unterschied beträgt oft eine halbe
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Dioptrie und ist bisweilen noch grosser. Das aufrechte Bild giebt über die
bezüglichen Verhältnisse sofort Klarheit und ist hierdurch der Skiaskopie
sehr überlegen.
Ebenso ist es ein Nachtheil, dass bei der Skiaskopie die verschiedenen
Theile des Augenhintergrundes in ihren Refraktion s Verhältnissen schwer
auseinander zu halten sind. Bei einem stark kurzsichtigen Auge ist die
Gegend des gelben Fleckes sehr oft erheblich und selbst um mehrere
Dioptrien kurzsichtiger, als die seitlich gelegenen Theile der Netzhaut.
Dies lässt sich im aufrechten Bilde, unter Umständen auch im umgekehrten
Bilde leicht messen, bei der Skiaskopie wirkt es verwirrend, weil der
Beobachter nicht genau wissen kann, welcher Theil des Augenhintergrundes
ihm gerade gegenüber liegt
Ferner wirken Geschwülste, die in den Glaskörper hineinragen, Netz¬
hautablösung oder Trübungen der brechenden Medien so störend ein, dass
es in solchen Fällen unmöglich wird, durch Skiaskopie die Refraktion zu
bestimmen, während dies bei Anwendung des aufrechten Bildes noch mit
voller Sicherheit gelingt Diese Minderwerthigkeit der Skiaskopie ist
mir namentlich bei der Untersuchung glaukomatöser Augen aufgefallen.
In diesen Nachtheilen liegt die Begrenzung der Verwendbarkeit der
Skiaskopie. Ich will hierbei besonders hervorheben, dass bei der grossen
Wichtigkeit, welche die objektive Bestimmung der Refraktion für den
Militärarzt hat, die Brauchbarkeit der Skiaskopie dadurch sehr eingeengt
wird, dass bei dieser Untersuchungsart eine völlige Sicherheit über die
Stelle des Augeninnern, von der die Lichterscheinungen ausgehen, nicht
gewonnen wird. Bei dem aufrechten und bei dem umgekehrten Bilde
erkennen wir dagegen die Einzelheiten des Augenhintergrundes und können
uns daher genaue Rechenschaft über die Refraktionsverhältnisse der
gesehenen Theile geben.
Bei der auf meinen Vortrag folgenden Diskussion habe ich zu¬
gegeben, dass bei sehr starker Kurzsichtigkeit das aufrechte Bild sieh
nicht sehr bequem für die Refraktionsbestimmung verwenden lässt. Ich
habe hinzugefügt, dass dann ein Verfahren, welches ich seit 14 Jahren in
meinen Augenspiegelkursen lehre, zweckmässig gebraucht werden kann.
Dies Verfahren benutzt das umgekehrte Bild. Der Beobachter verlegt
durch ein in den Augenspiegel eingeschobenes Glas seinen Fernpunkt auf 8 bis
10 cm. Er lässt dann das umgekehrte Bild des Hintergrundes des kurz¬
sichtigen Au ge 8 ohne Anwendung einer Hilfslinse in der Luft zu Stande
kommen. Nachdem er dasselbe im Fempunktsabstande scharf gesehen
hat, misst er die Entfernung von seinem Spiegel zum Auge des Unter-
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suchten und zieht von dieser Entfernung die eigene künstliche Sehweite
ab. Der Rest ist die Sehweite des untersuchten Auges. In dieser Zeit¬
schrift Jahrgang 1874 (Seite 115) habe ich bereits dasselbe Verfahren
angegeben, nur mit dem Unterschiede, dass ich den Fempunkt des
Beobachters auf 13 cm zu verlegen rieth. Die Erfahrung hat mich später
gelehrt, dass es besser ist, den Fernpunkt auf 8 bis 10 cm zu verlegen.
Ein Fall von angeborenem Defekt der Brnstmnskeln.
Von
Stabsarzt Dr. Overweg.
Unter den diesjährigen Ersatzrekruten befand sich ein Mann, der
eine ganz auffällige Difförmität seiner rechten vorderen Brusthälfte darbot
Der Befund ist folgender: Vom rechten grossen Brustmuskel ist nur der
Theil vorhanden, welcher vom Schlüsselbein und den beiden ersten Rippen
entspringt, — Brustbeinschlüsselbein theil — der andere von der 3. bis
.5. Rippe entspringende Theil — Brustbeinrippen theil — fehlt vollständig;
auch bei einer Untersuchung mit dem unterbrochenen Strom lassen sich
nicht die geringsten Spuren von etwa vorhandenen Muskelbündeln nach-
weisen. Der Brustbeinschlüsselbeintheil des grossen Brustmuskels ist im
Vergleich mit der linken Seite etwas stärker entwickelt, jedoch nicht
gerade in besonders mächtiger Weise. Ferner fehlt der rechte kleine Brust¬
muskel fast vollständig, es lassen sich nur mit dem unterbrochenen Strom
einzelne spärliche Muskelbündel nachweisen; sichtbar sind dieselben nicht,
auch dem untersuchenden Finger entziehen sie sich vollständig. Im Bereiche
des Muskelsdefektes fehlt jegliches Fettpolster, die Haut liegt der Brust-
wand ungemein fest und straff an, so dass sie sich nur in kleinen Falten
aufheben lässt und beim Erheben der Arme nicht mit in die Höhe
gezogen wird, während dies auf der linken Seite in der üblichen Weise
der Fall ist, deshalb steht auch die linke Brustwarze bei erhobenen
Armen etwas höher als die rechte, während sich beide bei herabhängenden
Armen in gleicher Höhe befinden. Die rechte Brustwarze hat einen
um 0,5 cm geringeren Durchmesser als die linke und trägt keine Haare,
während die linke deren einige aufweist, im Uebrigen ist die rechte Brust¬
warze gut entwickelt und nicht eingezogen. Das Knochengerüst des
Brustkorbes ist gut entwickelt und zeigt gegen links nur insofern einen
geringen Unterschied, als die Knorpelansätze der 5. bis 7. Rippe etwas
stärker hervortreten. Schliesslich ist noch ein etwas geringerer Haarwuchs
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in der rechten Achselhöhle zu bemerken. Die anderen, den Oberarm
bewegenden Muskeln einschliesslich des Deltamuskels sind vorhanden und
in gleicher Weise, weder stärker noch schwächer, entwickelt wie auf der
linken Seite. Auch die Armmuskulatur zeigt auf beiden Seiten gleiche
Verhältnisse; messbare Unterschiede bestehen nicht, nur ist die linke
Hand etwas breiter und stärker, mehr „ausgearbeitet“ und zeigt an der
Hohlhand etwas dickere Schwielen. Die Beweglichkeit des rechten Armes
ist vollkommen frei, der Mann fuhrt jede gröbere Bewegung ebenso gut
aus, wie mit dem linken Arm, auch die Kraft der Bewegungen zeigt
zunächst keinen Unterschied. Er ist von Beruf Maurer und giebt an,
dass er den auffälligen Zustand seiner Brust kennt, so lange er denken
kann; er hat mit der rechten Hand die Maurerkelle geführt und mit der
linken Hand die Steine genommen und gesetzt, — soweit meine Erfahrung
reicht, verrichten alle Maurer ihre Arbeit in dieser Weise — nur für
schwerere Arbeiten — Steine tragen — hat er sich des linken Armes und
der linken Schulter bedient, sonst hat er seine Arbeit wie jeder Andere
verrichtet. In seinem Beruf war er jedenfalls nicht behindert.
Der Zustand springt beim ersten Blick derartig in die Augen, dass
er nicht gut übersehen werden kann, er war auch bei der Aushebung
bemerkt und als nicht hinderlich für den Dienst angesehen worden. Dem¬
gemäss verblieb der mittelkräftige und gutwillige Mann zunächst im
Dienst Es stellte sich nun bei mehrwöchiger Beobachtung heraus,
dass es hauptsächlich zwei Uebungen waren, die er nicht ausführen konnte
und die seine Ausbildung im Turnen und Schiessen wesentlich erschwerten.
Erstens brachte er keinen Kliromzug fertig. Der grosse Brustmuskel
zieht den Arm an den Stamm und rollt ihn leicht einwärts. Der — hier
fehlende — Brustbeinrippentheil zieht für sich die Schulter herab oder
bei feststehender Schulter, den Stamm in die Höhe. Der kleine Brust¬
muskel zieht die Schulter nach vorn und abwärts und wirkt bei fest¬
stehender Schulter wie der untere Theil des grossen Brustmuskels. Bei
dem Ausfall dieser mächtigen Muskeln kann es nicht Wunder nehmen,
dass kein Klimmzug gelingen wollte. Bei Versuchen, die ausdrücklich
darauf hin unternommen wurden, stellte es sich auch in der That heraus,
dass unser Musketier die rechte Schulter auffällig weniger herabziehen
konnte als die linke und mit sehr erheblich geringerer Kraft. Zweitens
war er unbeholfen mit dem Gewehr, namentlich konnte er den Kolben
beim Zielen nicht fest an die Schulter anstemmen, „einziehen“, wie der
dienstliche Ausdruck lautet. Das feste Einziehen ist zur Ruhigstellung
des Gewehrs für sicheres Zielen und Schiessen absolut nothwendig, und
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dass sich hier wieder der Muskeldefekt hinderlich erwies, erklärt sich
aus der oben angeführten physiologischen Wirkung der betreffenden
Muskeln. Deshalb wurde der Mann als dienstunbrauchbar eingegeben und
anerkannt
Es erhebt sich die Frage, ist der Defekt angeboren oder erworben?
Der Mann gab an, dass er in seinem 10. Lebensjahre von einem Scheunen¬
boden herab mit dem rechten Arm auf die Tenne aufgefallen sei, es soll
eine Verrenkung der rechten Schulter bestanden haben, und ein Arzt zu
Rathe gezogen worden sein Man kann also an einen erworbenen Zustand
denken. Doch sprechen die oben beschriebenen Unterschiede im Verhalten
der Bedeckungen, namentlich die straff am Brustkörbe anliegende Haut
und der Mangel des Fettpolsters mit Entschiedenheit für einen an¬
geborenen Zustand, auch die allerdings geringen Unterschiede in der
Entwickelung und Behaarung der Brustwarze sprechen dafür. Bei er¬
worbenen Atrophien sind diese Erscheinungen nicht vorhanden. Ich
konnte mich an einem gleichzeitig eingestellten Manne mit sicher im
5. Lebensjahre erworbenem Schwund des linken Kappen-, grossen Brust-
und grossen Sägemuskels von dem Unterschiede zwischen angeborenem
und erworbenem Brustmuskeldefekt bezw. -Schwund überzeugen, insofern
bei dem letzteren die Haut überschüssig vorhanden und schlaff ist und
sich leicht in grossen Falten aufheben lässt, auch ist das Fettpolster
ebenso reichlich entwickelt, wie auf der gesunden Seite. Die beiden Leute
wurden in der Sektion für Heilkunde der medizinisch-naturwissenschaftlichen
Gesellschaft zu Jena vorgestellt, die bestehenden Unterschiede waren in
die Augen fallend und leicht zu demonstriren.
Auf welchen entwickelungsgeschichtlichen Vorgängen der Zustand
beruht, ist nicht festgestellt.») Man hat drei verschiedene Theorien auf¬
gestellt, auf welche ich jedoch nicht näher eingehen will, sie sind
zusammengestellt in der unten angeführten Arbeit von Rieder.*)
Der Zustand ist selten. Bei der diesjährigen Musterung habe ich
unter etwa 4000 Gemusterten zwei dem vorliegenden ganz ähnliche Fälle
gefunden, im Uebrigen berufe ich mich aber auf die angeführten Arbeiten
von Stintzing und Rieder. Hyrtl z. B. bekennt in seinem Lehrbuche
der Anatomie nur zweimal völligen Mangel des Brustbein-Rippen-Theils des
*) Stintzing: der angeborene und erworbene Defekt der Brustmuskeln etc.
Deutsches Archiv für klinische Medizin. Bd. XLV.
*) Rieder: Drei Fälle von angeborenem Knochen- und Muskeldefekt am
Thorax. Annalen der städtischen allgemeinen Krankenhäuser zu München.
München 1894.
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443
grossen Brustmuskels (wie im vorliegenden Falle) gesehen zu haben,
Henle fuhrt ebenfalls nur eine kleine Zahl von Autoren für das theilweise
oder gänzliche Fehlen der Brustmuskeln an etc. Rieder, welcher die
bisherigen Beobachtungen zusammenstellt, zählt im Ganzen 30 genauer
beobachtete und beschriebene Fälle auf. Der Mangel des Brustbeinrippen-
theils ist am häufigsten beobachtet worden; in allen Fällen war der kleine
Brustmuskel entweder nur in Spuren oder überhaupt nicht vorhanden,
sehr selten war die Anomalie auf beide Brusthälften ausgedehnt. Auch
an anderen Muskeln, namentlich dem Deltamuskel, dem grossen Säge¬
muskel und an der ganzen dem Defekt entsprechenden Körperbälfte ist
gleichzeitig ein gewisser Grad von Schwund beobachtet worden; Rieder
zählt 9 Thoraxdefekte, die sowohl die Knochen als Muskeln betrafen, auf.
Die Brustmuskeldefekte haben Gelegenheit geboten, die physiologische
Bedeutung der Zwischenrippenmuskeln zu untersuchen, und von allen
Untersuchern wird bestätigt, dass die äusseren und inneren Zwischen¬
rippenmuskeln bei der Einathmung in Thätigkeit treten und Heber der
Rippen sind, und ferner, dass die Zwischenrippenräume bei gewaltsamer
Ausathmung mit geschlossener Stimmritze — Husten etc. — sich hervor¬
wölben. Diese beiden Erscheinungen sind auch im vorliegenden Falle
vorhanden; die sonst auch beobachtete Erscheinung des primären Ein¬
sinkens der Zwischenrippen räume zu Beginn der Einathmung wird
dagegen im vorliegenden Falle vermisst.
Eine besondere Erwähnung verdient noch die Thatsache, dass trotz
des Mangels der in Rede stehenden Muskelmassen die Leistungen des
Armes kaum beeinträchtigt werden; die betreffenden Leute waren in
ihrer Arbeitsfähigkeit nur dann beschränkt, wenn noch andere Muskeln
an dem Schwund betheiligt waren. Für die fehlenden Brustmuskeln
tritt eine Reihe von Schultermuskeln ein, welche in geeigneter Kombination
und Abstufung im Stande sind, die fehlenden Brustmuskeln zu ersetzen.
Stintzing berichtet von einem Studenten, der trotz angeborenen Defektes
der linken Brustmuskeln — in der Art, wie im vorliegenden Falle —
von jeher Linkshänder gewesen ist und links eine ebenso gute Klinge
geschlagen hat wie rechts. Allerdings konnte er gewisse Turnübungen,
z. B. das „Hängen in der Knickstütze“ nicht ausfuhren und war dauernd
vom Militärdienst befreit, obwohl alle übrigen Muskeln vollkommen
normal, ja sogar athletisch entwickelt waren. Ein von Rieder beschriebener
Mann — es fehlte der linke grosse Brustmuskel theilweise, der linke
kleine Brustmuskel und der linke grosse vordere Sägemuskel, er hatte
eine Trichterbrust, die vierte und fünfte linke Rippe fehlte theilweise mit den
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entsprechenden Zwischenrippenmuskeln, infolge dessen eine Lungenhemie
bestand — war ein guter Reiter, der das Reiten berufsmässig trieb, ein
guter Violinspieler, der im Zirkus die Violine auf dem Rücken, zwischen
den Beinen etc. spielte, und ein guter Turner, er konnte indessen nicht
schwimmen.
Was zum Schluss die Tauglichkeit zum Militärdienst betrifft, so halten
allerdings einige Beobachter dieselbe nicht für aufgehoben, Stintzing
spricht sich gegen dieselbe aus. Das vorliegende Beispiel zeigt, dass
auch in unseren Kreisen keine Uebereinstimmung herrscht; doch glaube
ich, gezeigt zu haben, dass und warum der von mir beobachtete Mann
nicht tauglich ist. Immerhin mag in anderen Fällen sich ein anderes
Ergebniss herausstellen, und gewiss erscheint es ratbsam, jeden Fall für
sich zu beurtheilen. Von den beiden in diesem Jahre beobachteten
Männern habe ich einen für tauglich gehalten, weil alle anderen Muskeln
vorhanden und gut entwickelt waren, den andern für untauglich, weil
einige Muskeln der betreffenden Schulter schwach entwickelt bezw. theil-
weise geschwunden waren.
Referate und Kritiken.
L’Etat sanitaire des Armces Fran 9 aise, Allemande, Anglaise,
Autrichienne, Beige, Espagnole et Italienne. Par Antony.
Arch. de Med. et de rharm. mil. tome 26. August 1895.
Eine ausserordentlich interessante vergleichende Studie.
Im Allgemeinen beträgt der jährliche Zugang im Lazareth und
Revier die Hälfte bis 8 /io der Kopfstärke. Diese Zahl ist erheblich
hoher als die der Zivilbevölkerung. Nicht dass die Erkrankungen hier
an sich geringer wären. Aber einerseits hat der Soldat kein Interesse
daran, sich mit Krankheit lange im Dienst aufzuhalten, sondern meldet
sich schon mit Kleinigkeiten, welche im Kampf um das bürgerliche
Dasein nicht zum Arzt treiben. Andererseits wissen die Militärärzte zu
gut, dass die frühzeitigste Behandlung kleiner Leiden beim Soldaten oft
genug einem langen Kranksein vorbeugt, und begünstigen daher die
Meldung jener. Verfasser hätte noch hinzufugen können, dass der an
eine bestimmte Dienstkleidung gebundene Soldat schon hierdurch gezwungen
wird, bei Krankheiten das Revier aufzusuchen, welche den bürgerlichen
Arbeiter höchstens veranlassen würden, in seiner Bekleidung dieses oder
jenes Stück wegzulassen oder bequemer zu gestalten. Man denke allein
an die massenhaften Affektionen, welche das Tragen des Stiefels verbieten!
Am höchsten stellt sich die Morbidität in den Armeen Englands und
Deutschlands. Von 1880 bis 1890 gingen
in Deutschland 897 bis 1172 °/ oo ZU
„ Oesterreich-Ungarn 891 „ 995 „
„ England
„ Italien
„ Frankreich
810 „ 829 „
796 „ 833 „
612 „ 618 *
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445
Dafür stehen Deutschland und England hinsichtlich der Sterblichkeit
am besten. Hier stellt sich das Resultat folgendermaassen:
Sterblichkeit
Bürgerliche
Bevölkerung
Armee
in %o
1873 bis 1877
1873 bis 1877
1890
England
21,7
8,4
5,5
Frankreich
22,4
9,2
5,8
Deutschland
26,9
5,7
3,3
Italien
29,5
11,6
9
Oesterreich-U nj
rarn 32
11,2
6,1
Natürlich sind
bei Beurtheilung
der Armeesterblichkeit
stets
die
Bestimmungen für Aushebung und Entlassung als unbrauchbar im Auge
zu behalten. Je strenger jene, je milder diese gehandhabt wird, um so
geringer ist die Sterblichkeit der Dienenden. Die Aushebungsbestimmungen
hängen aber ihrerseits eng mit den politischen Erwägungen der noth-
wendigen Heeresstärke zusammen. Es ist daher nicht verwunderlich,
dass z. B. die englische Armee mit ihrer Gesammtstärke von 100000 gut
3 jwachsenen und streng untersuchten Leuten im Punkte der Sterb-
eit besser steht, als jede der festländischen, auf allgemeiner Wehr¬
pflicht begründeten Armeen. Viel bequemer bietet sich die Vergleichung
der Unbrauchbaren dar. Antony berechnet das Verhältniss in folgender
Zusammenstellung.
Sterblichkeit in %<>:
Unbrauchbarkeit in °j
, 1862-1869
10,10
6,8
Frankreich -
1 1872-1879
1880-1884
9,25
8,4
12.5
13.5
i
l 1885-1889
6,3
18,2
Preussen...
[ 1846—1863
9,7
8,4
Deutschland
1873—1877
l 1880—1889
5,7
3
27,7
31
1840-1850
28
Oesterreich-
Ungarn
1850-1860
1871—1879
1880-1888
17.5
11.6
8,3
. 1889—1891
5,9
1
r 1864-1869
13,3
Italien. . . J
1 1871—1880
10
13,6
I
[ 1882—1891
7,5
18,3
|
1860-1868
9,52
33,86
England . 1
1 1871—1880
1 1880-1889
7,95
6,1
22
19,6
1
[ 1890
5,1
16,7
1868—1869
12,8
8,5
Belgien . . |
1 1876-1879
| 1880-1884
5,8
4,6
4,85
1887-1891
14 bis 17,5
Spanien . • j
f 1886
L 1891
13,49
10,1
30
28,5.
Aus Vorstehendem erhellt eine allgemeine Abnahme der Sterblichkeit
seit 30 Jahren. Seit derselben Zeit aber hat die Entlassung wegen
Unbrauchbarkeit zugenommen, ungefähr in gleichem Maasse, mit Aus¬
nahme von England.
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446
Es würde den Raum eines Referates ungebührlich überschreiten,
wenn aus den interessanten Betrachtungen über das Verhalten der
einzelnen Krankheiten Genaueres wiedergegeben werden sollte. Referent
beschränkt sich deshalb auf einige Daten aus den Erhebungen über die
wichtigsten Heereskrankheiten.
Der Typhus scheint angesichts der bedeutenden Fortschritte in der
Gesundheitspflege allgemein abzunehmen. Die englische Armee hatte
1881 l%o Erkrankungen, 1890 1,26 mit einer Sterblichkeit von 0,29 auf
1000 K.') In der deutschen Armee betrug die Sterblichkeit von 1873
bis 1882 0,85 °/oo K; die Erkrankungsziffer 7 bis 12°/oo. Seither stetiger
Rückgang. Zur Zeit beträgt die Morbidität 3,2 °/oo, die Mortalität
0,29 o/oo K ; rund 6% der Erkrankten. Oesterreich-Ungarn lieferte
1890 3,8°/oo Erkrankte mit 0,6 %o K. Todten = 15 bis 18°/ 0 der Er¬
krankten. Die Italiener hatten von 1867 bis 1872 einen Verlust von
l%o K; von 1877 bis 1882 stieg diese Zahl bis 2,3. Seither hat sich
die Morbidität auf 6,2 °/oo K. und die Sterblichkeit auf 1,6 vermindert
und betrug 1891 = 1,4. Von den Erkrankten starben 18,5%. Die
französische Armee im Inlande hatte von 1863 bis 1872 l,97%o K,
Sterblichkeit an Typhus; von 1873 bis 1880 = 3,2. Von da ab Ver¬
minderung auf 1,31 in 1890, und 1,28 in 1891. Die Erkrankungsziffer
dieses intensivsten Typhusherdes in Europa betrug 1880 20°/oo K. und
ist bis 1891 auf 7,9 %o zurückgegangen. Von den Erkrankten starben
15 bis 16%.
In der Erkrankungsziffer an croupöser Pneumonie stehen Deutsch¬
land und Oesterreich-Ungarn mit mehr als ll%o K. obenan. Die Sterb¬
lichkeit zeigt fast überall eine Zunahme; die Krankheit ist zur Zeit
bösartiger als vor 20 Jahren; ein Umstand, der grosser Beachtung
werth ist.
Die Lungen-Tuberkulose zeigt folgendes Verhalten:
Erkrankungs- Sterblich- Total-
ziffer:
keit:
Entlassene
Verlust.
f 1862-
-1869
2,8
1,57
0,78
3,35
Frankreich J
1872-
-1881
2,4
1,26
2,06
3,32
l 1882-
-1891
3,81
0,93
3,56
4,49
Deutschland
j 1873-
I 1879-
-1881
-1890
3,2
3,1
0,88
0,8
3,5
5
4,3
5,7
Oesterreich i
f 1878-
l 1889-
-1887
-1891
5
4,3
1,7
1,2
2.5
3.5
4.2
4,7
1875-
-1881
1,31
1,85
3,16
ItcViien • • •
( 1882-
-1891
—
1,32
1,5
3,82
f 1859-
-1860
—
2,61
5,2
7,2
England .
1879-
-1883
10,1
2,1
4,0
6,1
l 1885-
-1890
—
1,39
2,11
3,5
Belgien . . -
1 1879-
1 1889-
-1883
-1891
4,2
7,4
1,04
1,48
—
Spanien. .
1886-
-1891
2,25
5,5
7,75
Die Statistik ist jedoch bis zu dem Zeitpunkt unsicher, in welchem
die Diagnose nach dem Koch sehen Kriterium allgemeine Forderung wird.
Doch kann man nach dem vorliegenden Material mit Sicherheit» echUessen,
dass die Sterblichkeit an Schwindsucht in allen Armeen im Abnehmen
*) K. gleich Kopfstärke.
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begriffen ist — freilich immer mit dem Hintergedanken, dass diese
Grösse durch die Zunahme der Entlassungen verschleiert 'wird. Iu der
That ist die englische Armee mit ihren äusserst strengen Aushebungs¬
bestimmungen die einzige, in der Sterblichkeits- und Entlassungsziffer in
gleichem Maasse abnehmen. Welche anderen Gründe zu diesem günstigen
Stande beitragen, ist schwer zu sagen, doch dürfte Verpflegung, Unter¬
kunft besser, die Anstrengung im Dienst geringer sein als in den grossen
Armeen. Immerhin muss ein Sporn für sämmtliche Sanitätsleitungen
in der Erreichbarkeit eines so günstigen Ergebnisses liegen.
In der Vergleichung der übrigen Affektionen vermisst Referent die
Herzkrankheiten. Doch müsste eine vergleichende Statistik dieser im
Verhältnis zu der Steigerung der taktischen Anforderungen speziell an
den Infanteristen interessante Ergebnisse liefern.
Die verdienstliche und mühevolle Studie Antonys bietet Beherzigens-
werthes genug, um zur Lektüre im Original Empfehlung zu verdienen.
Die Trockenheit statistischer Erhebungen hört auf, wenn Zahlen eine
solche Sprache führen. Körting.
Gould, Observations on the action of the Lee-Metford bullet
on bone and soft tissnes in the human body. (British medical
journal No. 1803.)
Die Beobachtungen sind gemacht bei der Chitral - Expedition.
20 Fälle werden mitgetheilt. Leider war es dem Verfasser unmöglich,
die Entfernungen festzustellen, aus welchen die Verwundungen erfolgten,
oder eine Sektion vorzunehmen, da die Gefallenen sofort von den Ein-
f eborenen mitgenommen und beerdigt wurden, Aus den mitgetheilten
allen lässt sich Folgendes entnehmen: 1. Der Einschuss ist stets glatt,
nie lappig zerissen, höchstens in geringem Maasse eingestülpt. 2. Ausschuss
ist meist von derselben Grösse wie der Einschuss oder nur unerheblich
grösser, manchmal die Ränder ein wenig zerissen und ausgestülpt
3. Weichtheile sind glatt durchschlagen, nur bei einem Milzschuss
zeigte sich Explosiv Wirkung. 4. Knochen. Selbst die grossen Röhren¬
knochen zeigen keine nachweisbare Fraktur und nur geringe Splitterung;
zwei deutliche Frakturen unter den 20 Fällen. Kleine Knochensplitter
mussten häufig entfernt werden. 5. Behandlung. Ableitung der Wund¬
flüssigkeit durch Drainage; Reinlichkeit, antiseptische Verbände mit Jodo¬
formpulver, Borlint. 6. Heilungsdauer und Erfolg. In allen Fällen
nur „kurze ^leilungsdauer“ (keine Zahlenangabe.) Die meisten Ver¬
wundeten waren bald wieder kampffähig. Bei Gelenkschüssen befriedigender
funktioneller Erfolg. Gould kommt zu dem Schluss, das Lee Metford-
Geschoss entspreche allen Anforderungen der Humanität. Trapp.
Knaggs, Gunshot injuries produced by the Lee-Metford rifle.
(British medical journal No. 1803.)
Schuss aus etwa 10m Entfernung, Schwarzpulverpatrone. Einschuss:
Ränder gequetscht, eingedrückt und geschwärzt, zwischen neunter und
zehnter Rippe an der Knorpel-Knochengrenze. Ausschuss am dritten
Lendenwirbel, einen Zoll rechts von dem Wirbeldorn, fast ebenso gross wie
der Einschuss, etwas gelappte Hautränder. Krankheitserscheinungen.
Komplete Lähmung des linken Beines. Keine Zeichen von Darm¬
durchbohrung. Tod nach 24 Stunden in Shok. Sektionsbefund.
Reichliche Blutung in der Bauchhöhle, Milz zerrissen, Explosivwirkung.
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Dünndarm an zwei Stellen verletzt, Blutaustritte im Mesenterium. Psoas
sin. durchbohrt. Der dritte Lendenwirbel zeigte drei, durch den Körper
hindurchgehende Sprünge, am oberen Band Defekt von »/* Zoll Tiefe,
linker Bogen fehlt ganz, der Domfortsatz durch Sprünge von beiden
Gelenkfortsätzen getrennt. Durchreissung der Wurzeln des plex. sacralis.
_ Trapp.
Ziegler, Casuistische Mittheilung aus der Münchener chirur¬
gischen Klinik. (Münchener medizinische Wochenschrift 1895, No. 33.)
Schwere Schussverletzung des Unterleibes, welche 1 */-* Stunden nach
der Verletzung in Behandlung kam. Es wurde sofortige Laparotomie
ausgefuhrt, bei der sich neun Darmdurchbohrungen, zwei davon am
Gekröseansatz und fünf Durchbohrungen des Gekröses nebst aus¬
gedehnterer Quetschung desselben ergaben. Das stark veränderte Geschoss,
aas ein 1 cm langes Stück eines Federmessers mitgerissen hatte, fand
sich mit einem Zeugfetzen zusammen an der Wirbelsäule. Ausserdem
war ein grosses Mesenterialgefäss durchrissen. Sämmtliche Darmwunden
wurden durch dreietagige Nähte verschlossen, die anliegenden gequetschten
Gekrösestellen überaäht, das Mesenterialgefäss unterbunden. Nach Aus¬
tupfen des Bauchraumes und kleinen Beckens mit trockenem Mull
Verschluss der Bauchwunde durch Etagennaht. Im Ganzen 200 Nähte.
Der Verlauf war komplizirt durch schweren Magendarmkatarrh infolge
Trinkens des Wassers einer Eisblase. Entlassung nach 28 Tagen in
bestem Zustand, der andauert Trapp.
Schaffer E., Trauma und Tuberkulose. Vierteljahrsschrift für gericht¬
liche Medizin. 1895. Heft 3, S. 29 ff.
Ein 34jähriger, bis dahin gesunder und erblich nicht belasteter
Mann wurde bei einem Eisenbahnunglück von seinem Wagen geschleudert
und stürzte in einer Entfernung von mehreren Metern mit der linken
Körperseite auf den Boden (24. Oktober 1884). — Kurze Bewusstlosigkeit,
keine äussere oder innere (nachweisbare) Verletzung; heftige Lenden-
und Kreuzschmerzen links. Nach zwei Tagen Störungen der Empfindung
an der hinteren Seite des linken Oberschenkels mit Zittern und Parese
des Beins; letztere schritt langsam vor. 1886 10. Oktober Anästhesie
in linker Hüfte und Bein, Blasen- und Mastdarmstörung; Patellarreflex
links gesteigert, Fussklonus; — 1887 18. Mai weitere Verschlechterung;
1889 pleuritis exs. sin., später Lungentuberkulose links (Bazillen) nach¬
weisbar; Tod infolge letzterer 13. Dezember 1893; keine Sektion.
Schäffer führt aus: in unmittelbarem Anschluss an das Trauma
der linken Körperseite entstand eine Entzündung der Rückenmarkshäute
und des Rückenmarks, und zwar nach den Erscheinungen an einer
örtlich genau begrenzten Stelle des Brusttheils; infolge weiterer Aus¬
breitung des Krankheitsprozesses — „Zweifel an der tuberkulösen Natur
desselben sind nach keiner Hinsicht begründet“ — wurden auch die
Nachbarorgane in Mitleidenschaft gezogen und es kam zu pleuritis sin.;
später wurde auch tuberkulöse Erkrankung der linken Lunge nachweisbar,
der Patient 1893 erlag.
Das Vorkommen tuberkulöser Erkrankungen am Rückenmarke
infolge von Traumen bei Personen ohne jede Belastung ist zweifellos
erwiesen (cf. Leyden 1878 u. A.).
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Schaffer erachtete (als gerichtlicher Sachverständiger):
1. Der positive Nachweis eines ursächlichen Zusammenhangs
zwischen Unfall und Ableben kann bei dem lückenhaften Beobachtungs¬
material nicht mit Bestimmtheit erbracht werden.
2. Nicht nur die Möglichkeit, sondern vielmehr die Wahr¬
scheinlichkeit eines ursächlichen Zusammenhanges ist keineswegs
ausgeschlossen. Ltz.
R. Schaeffer, Ueber die Desinfektion der Hände. Therapeutische
Monatshefte 1895, Juliheft.
Schaeffer beantwortet die Frage, „in welcher Weise erzielt man am
sichersten eine Sterilisation seiner Hände“ unter Berücksichtigung der
einschlägigen deutschen Litteratur (Verzeichniss) durch Folgendes:
1. Durch Pflege der Hände. Die Hände dürfen nicht aufgesprungen,
ekzematös, rauh, rissig, mit Schwielen bedeckt sein, die Nägel nicht
zu Jang, die Nagelfalze nicht überragend sein. Durch Enthaltung
von grober Arbeit (Rudern, Gartenarbeit etc.), durch häufiges Waschen
mit heissem Wasser, durch Einreibungen von Glycerin oder Fett, durch
Pflege der Nägel wird die Hand die für eine Desinfektion nothwendigen
Vorbedingungen erhalten.
2. Durch sorgsames sich Fernhalten von infektiösen Stoffen
(Sektionen, jauchigen Wunden, ansteckenden Krankheiten). War
eine Berührung nicht zu vermeiden, so ist sofortiges und mehrmals
wiederholtes, gründliches Waschen und Desinfiziren nothwendig.
Bei stärkeren Verunreinigungen der Hände ist eine freiwillig auf¬
erlegte Abstinenz durchaus geboten.
3. Durch die Desinfektion. — Bei derselben sind mehrere Phasen
zu unterscheiden:
a) die mechanische Reinigung: Benutzung möglichst heissen Wassers,
der Seife (am besten der Alkali enthaltenden Schmierseife) und
der (vorher ausgekochten) Bürste (Wurzelbürste). Intensives
und aufmerksamstes Bürsten der Haut und besonders der Nägel
während etwa fünf Minuten unter mehrmaligem Wechseln des
Wassers. Die Reinigung der Nägel mittelst eines Nagelreinigers
wird am besten in die Mitte dieser Prozedur verlegt. Die Ver¬
wendung von Sand oder Marmorstaub neben der Bürste ist
zweckmässig.
b) Bürstung der Hände und besonders der Nägel mit Alkohol
während drei Minuten.
c) Bürstung der Hände und Nägel in einer antiseptischen Lösung
etwa ein bis zwei Minuten lang. Da das Sublimat auch in
l%o Lösung noch allen übrigen Antisepticis überlegen ist, so ist,
wenn nicht besondere Veranlassung vorliegt, dieses Mittel zu
wählen. Die Hände werden nicht abgetrocknet. Jede sogenannte
Schnelldesinfektion ist als unzuverlässig zu verwerfen. Ltz.
Fowler, Anew operative method in the treatment of fracture
of the patella. (Annales of surgery H. 30. Juni 1895.)
Die ligamentöse Vereinigung der Querbrüche der Kniescheibe ist
einer Pseudarthrose gleichzuachten. Um knöcherne Heilung zu erzielen,
muss vermieden werden: 1. Schlechtes Aneinanderliegen der Bruchenden.
2. Einkeilung von Weichtheilen. 3. Knochenerkrankung (Druckbrand,
Milit&rftrztlicfce Zeitschrift. 1895. 29
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450
Sepsis). Durch direkte Gewalt erzeugte Brüche heilen leichter knöchern,
da namentlich Punkt 2 fehlt. Vier eigene Beobachtungen werden an¬
geführt zum Beweis der letzteren Behauptung. Die wie gewöhnlich
durch Muskelzug entstandenen Brüche heilen nicht knöchern, da sich
Theile der bursa praepatellaris zwischen die Bruchenden drängen und
von den rauhen Knochen dann festgespiesst werden. Nur wenn die
Weichtheile sehr dünn sind, kann vielleicht knöcherne Heilung ein treten.
Bei 30 Fällen durch Muskelzug entstandener Querbrüche, bei denen
Fowler das Innere des Gelenks zu sehen bekam, waren Weich theile
zwischengelagert. Kniescheibenbrüche, bei denen sich die Theile fest
und unter deutlichem Reiben aneinander lagern lassen, behandelte er
mit gefensterter Gipsschiene und Gegeneinanderziehen der Bruchstücke
durch Heftpflaster; nach vier Wochen Massage des Quadriceps, wenn
feste knöcherne Vereinigung (nach sieben Wochen), Beginn mit aktiven
und passiven Bewegungen. Bei Einschiebung von Weichtheilen verwirft
Fowler die sofortige Naht, weil 1. die Gewebe zu stark gequetscht und
infolgedessen der Infektion zugänglicher sind, 2. sehr oft der obere
Recessus geöffnet ist (Riedel 9) und bei Infektion Phlegmone unter den
Muskeln entsteht; 3. die Haut nicht sicher genug desinfizirt werden
kann.
Er wartet zwei bis drei Wochen, desinfizirt die Haut öfters in dieser
Zeit. Schnittführung: Längsschnitt oder Bildung eines nach unten
konvexen halbmondförmigen Lappens mit Basis über der Mitte der Knie¬
scheibe, Freilegung der Bruchenden nur so viel wie unumgänglich nöthig,
Entfernung zwischengelagerter Weichtheile, Näherung der Bruchstücke
durch eine neu konstruirte Klammer mit nur je einem Haken oder
Silbernaht. Darauf Schluss der Hautwunde, keine Ausspülung, keine
Drainage des Gelenks, Gipsverband. Die Klammer bleibt drei Wochen
liegen.
Die Vortheile der Methode gegenüber sofortiger Operation sollen
sein: 1. Besserer Ernährungszustand der Weichtheile. 2. Geringste Ver¬
letzung des Gelenkes selbst. 3. Kürzeste Operationsdauer. 4. Kein Fremd¬
körper bleibt zurück (bei Verwendung der Klammer). 5. Die Klammer
kann leicht entfernt und, wenn nöthig, leicht wieder angelegt werden.
Fowlers Klammer nicht unbedingt erforderlich, die anderen Formen
auch brauchbar. Seine Konstruktion lässt leichter Naht der Haut etc. zu.
Trapp.
Bier: Weitere Mittheilungen über tragfähige Amputations¬
stümpfe im Bereiche der Diaphysen. (Archiv für klin. Chirurgie
Band L, Heft 2.)
Die Stümpfe nach gewöhnlichen Amputationen im Bereich der
Diaphysen sind nicht tragfähig durch die Empfindlichkeit, die bedingt ist
1. durch Bildung eines Kallus am Knochenstumpf; 2. Verwachsung der
Weichtheile mit der Knocbennarbe, auch wenn die Hautnarbe selbst nicht
in deren Bereich liegt; 3. durch die mit der Zeit ein tretende Inaktivitäts¬
atrophie von Knochen und Weichtheilen, welche die Schmerzhaftigkeit
und das leichte Eintreten von Ulcerationen der Haut befördert; der Stumpf
selbst wird dann kegelförmig.
Diese Nachtheile sind nicht vorhanden bei Stümpfen nach Exarti¬
kulationen und Amputationen in der Epiphysengegend. Amputations-
Stümpfe der Diaphysen werden tragfähig, wenn 1. die Markhöhle primär
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451
geschlossen wird durch ein Knochenstück, das keinen Kallus bildet;
2. zweckmässige Hautbedeckung gewählt wird (keine Narben im Sohlentheil,
widerstandsfähige Haut); Muskellappen ist zweckmässig aber nicht unbedingt
nöthig. Folgende Verfahren zur Bildung tragfähiger Stumpfe werden
angegeben:
I. Stumpfplastik durch Bildung eines „künstlichen Fusses* (Keil¬
ausschnitt oberhalb des Amputationsstumpfes mit Umlegen des losen
unteren Stückes). Der „Fuss“ beim Gehen nicht benutzt, nur werthvoll
bei Anlegen der Prothese.
II. Stumpfplastik durch Bedeckung der Knochenwunde mit gleich
grossem Knochenstück in Verbindung mit Periost und Weichtheiien.
Nach vorheriger gewöhnlicher Amputation Keilausschnitt oberhalb des
Stumpfes, Umklappen des Knochenweichtheillappens, Vernähung der
Hautränder.
IIL Bedeckung der Knochen wunde mit einem Knochenstück, kleiner
als ihr Querschnitt in Verbindung mit Periost und Weichtheiien. Ist nur
Modifikation von II. und nur von theoretischem Interesse.
IV. Bedeckung des Knochenendes mit Knochen. Periostlappen
ohne die übrigen Weichtheile. Bildung des Lappens aus der Vorderfläche
der Tibia mit langer beweglicher Periostbrücke.
V. Auflegen eines ganz abgelösten Periostknochenlappens (Knochen¬
transplantation).
Im Ganzen hat Bier 17 Fälle von Stumpfplastiken ausgeführt, darunter
12 mit gutem, 4 mit keinem Erfolg wegen Nichtanheilung der Knochen¬
stücke. Ein Fall noch unentschieden. Zum Schluss giebt er noch einige
Winke über die Art der Prothesen. Schematische Holzschnitte erleichtern
das Verständnis._ Trapp.
M. Müller (Breslau), Ueber den Einfluss von Fiebertemperaturen
auf die Wachsthumsgeschwindigkeit und die Virulenz des
Typhusbazillus. Dissertation. Breslau 1895. (Auch in Zeitschrift
für Hyg. von Infektionskrankheiten, Band XX.)
Bekanntlich haben viele Forscher die Ansicht ausgesprochen, dass
die höheren Fiebertemperaturgrade bei Infektionskrankheiten die Lebens¬
fähigkeit und Virulenz der Infektionserreger abschwächten und dadurch den
Ausgang der Krankheit in Heilung herbeiführten. Müller weist durch eine
grosse Anzahl sorgfältig angestellter Versuche nach, dass diese Annahme
für den Ileotyphus nicht zutrifft. Eine Temperatur von 40° C. ist
selbst bei tagelanger Einwirkung nicht im Stande, Typhus¬
bazillen in Bouillon-Kulturen wesentlich in ihrer Wachsthums¬
energie oder in ihrer Virulenz zu beeinträchtigen. Erst eine
Temperatur von 44,5° C. vermag bei längerer Einwirkung Typhusbazillen
abzutodten. In einem Versuche konnten noch nach 62 Tage langem
Aufenthalt in dem auf ungefähr 42° C. eingestellten Thermostaten voll¬
ständig lebenskräftige und vermehrungsfähige Bazillen nachgewiesen
werden. A. Hiller (Breslau.)
S. Krüger (Berlin, Moabit), Ueber die chemische Wirkung der
Elektrolyse auf toxische und immunisirende Substanzen.
Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, No. 21.
Es ist Krüger gelungen, durch Anwendung des konstanten elek¬
trischen Stromes mittelst polarisirbarer Platinelektroden in Kulturen von
29*
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Pneumoniekokken, Choleravibrionen und Diptheriebazillen die Bakterien
abzutödten und die toxischen Substanzen abzuschwächen bezw. unschädlich
zu machen, ohne die immunisirenden Substanzen der Kulturen zu
zerstören, also ähnliche Wirkungen zu erzielen, wie man sie früher schon
von der Erwärmung (Klemperer, Choleravibrionen) kannte. Von so
behandelten Diphtheriekulturen konnte er eine farblose, vollkommen klare
Flüssigkeit von schwach alkalischer Reaktion darstellen, welche, im
Vakuum auf Vs Volumen eingedampft, das Behringsche Hormalheilserum
(vom Jahre 1893) bei Meerschweinchen an Wirksamkeit um das 12V* fache
übertraf. Heil versuche an Menschen sind bisher nicht gemacht worden.
_ A. Hi 11 er (Breslau.)
Dieudonn4. Eine einfache Vorrichtung zur Erzeugung von
strömenden Formaldehyd-Dämpfen für Desinfektionszwecke.
(Arbeiten aus dem Kaiserl. Gesundheitsamt, Band XL S. 534.)
Die desinfizirende Wirkung des Formaldehyds — CHOH — ist
bereits von mehreren Seiten festgestellt worden; ein besonderer Vortheil
dieses Gases vor den üblichen flüssigen Desinfektionsmitteln besteht darin,
dass es selbst empfindliche Stoffe, wie Gemälde, Metalle, Sammet, Leder
und dergl. in keiner Weise angreift. Einen wesentlichen Fortschritt zur
Verwendung in der Wohnungs-Desinfektion bedeutet die Möglichkeit,
das Gas selbstthätig, in beliebigen Quantitäten, in jedem Raum, mühelos
herzustellen. Man erreicht dies durch Spaltung von Amylalkoholdämpfen,
welche man an einem glühenden Platingeflecht vorüberstreichen lässt, also
ähnlich wie bei der bekannten Jägerschen Platinlampe. Ersonnen ist
die Vorrichtung von dem Direktor der chemischen Fabriken Hüstener
Gewerkschaft und in drei Grössen angefertigt (5, 6 und 7,50 Jft.).
Dieudonn4 hat nach günstig ausgefallenen Vorversuchen auf diese
Weise in einem Zimmer von 28,4 cbm Inhalt 320 g Methylalkohol in
Formaldehyd übergeführt, das Zimmer 24 Stunden verschlossen gehalten
und dann Milzbrandsporen abgestorben gefunden; ein Resultat, welches
sich bei gleichzeitiger Erwärmung des Zimmers in wesentlich kürzerer
Zeit erreichen lassen dürfte. Auch Oehmichen berichtet in demselben
Band in seinen Beiträgen zur Desinfektionslehre von ähnlichen Resultaten
bei weniger intensiven Formaldehydquellen, so dass ohne Zweifel dieses
Gas bei der Desinfektion bewohnter Räume eine grosse Rolle spielen
wird, welches — nebenbei bemerkt — auch Ungeziefer gründlich beseitigt.
Butt er sack —Stuttgart.
Die emetinfreie Ipecacuanha-Wurzel, ein wichtiges Heilmittel
gegen Dysenterie. Deutsches Kolonialblatt 1895, S. 87 und 119.
(E. S. Mittler & Sohn.)
Die Bestrebungen, zur Behandlung der Ruhr das brechenerregende
Alkaloid Emetin aus der Ipecacuanha-Wurzel zu entfernen, gingen von
dem Surgeon-major Harris in Simla (1890) aus; darauf stellte die Firma
Merck — Darmstadt emetinfreie Ipecac. Wurzel dar, welche von Dr. Kades
Oranienapotheke zu Pillen (2 Pillen = 1,25 g Ipec. Pulver) verarbeitet
den deutschen Aerzten in den Kolonien zur Verfügung gestellt wurde.
Hach den Berichten sind die Pillen in Kamerun, Südwestafrika und
Heu-Guinea mit Erfolg gegeben, während die in Deutsch-Ostafrika
gemachten Erfahrungen nicht günstig waren. Ltz.
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453
H. Reinicke (Osnabrück), Ein Fall von chemischer Trional-
Vergiftung. Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, No. 13.
Den von E. Schulze, Herting und Hecker mitgetheilten drei Fällen
reiht Reinicke einen vierten an, welcher in seinem Verlauf ganz ähnliche
Erscheinungen darbot. Den Anfang machten nervöse und gastrische
Symptome: Kopfschmerz, Schwindelgefühl, Augenflimmern, Schmerz im
Epigastrium und Leibschneiden; dazu traten häufige blutige, wässerige
Stuhlentleerungen, Brechreiz, Fieber, schneller kleiner Puls, fahle Gesichts¬
farbe und am dritten Tage Entleerung von 250 ccm eines tief dunkelroth
gefärbten, in dicken Schichten beinahe schwarzen Urins, von saurer
Reaktion, nicht riechend, mit reichlichem Sediment. Der Harn enthielt
2% Eiweiss; die Blutfarbstoffreaktionen fielen positiv aus. Mikroskopisch:
spärliche rothe und farblose Blutkörperchen, Blasenepithelien, zahlreiche
hyaline Cylinder, viel körniger Detritus. Ob es sich bei der eigentümlichen
Färbung des Trionalurins um sogenanntes Hämatoporphyrin handelt, ist
nach Quinckes Untersuchungen zweifelhaft.
Auch dieser Fall betraf eine Frau, eine 26jährige Geisteskranke.
Das höchst Auffallende dieser Beobachtung besteht aber darin, dass von
diesem bisher als ungiftig und schadlos angesehenen Schlafmittel inner¬
halb 107 Tagen nur 40 g gebraucht worden waren, und dass sich in
diesem Zeitraum noch zwei längere Pausen von 8 bezw. 21 Tagen
befinden, während welcher kein Trional gereicht worden war.
A. Hiller (Breslau.)
E. Harnack (Halle a. S.), Ein Fall von akuter Vergiftung nach
gleichzeitiger externer Anwendung von Tannin und Kalium¬
permanganat Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, No. 10.
Bei einem 14 jährigen Mädchen, welches wegen hartnäckigen, über
den ganzen Körper verbreiteten nässenden Ekzems der Haut Umschläge
mit konzentrirter Tanninlösung und gleichzeitig Bäder mit Sol. Kalii
hypermanganici 0,5 bis 1 g auf 1000 erhalten hatte, traten Vergiftungs¬
erscheinungen (heftige Dermatitis, Fieber bis 41°, Durchfälle) auf,
welche mit Wahrscheinlichkeit auf die Bildung von Pyrogallol, durch
Oxydation der Gerbsäure durch Kaliumpermanganat entstanden, zurück¬
geführt werden konnten. Pyrogallol wirkt stark reizend und giftig.
Die erhebliche Ausdehnung der resorbirenden Fläche der Haut hat
dem Zustandekommen der allgemeinen Intoxikation offenbar Vorschub
geleistet. _ A. Hiller (Breslau.)
W. Filehne (Breslau): Beiträge zur Lehre von der akuten und
chronischen Kupfervergiftung. Deutsche medizinische Wochen¬
schrift 1895, No. 19.
Bekanntlich gedeiht der Weinstock unter Kupferbehandlung (Be-
sprengung mit Bordeauxbrühe oderEau c&este) besonders gut und wird durch
sie von den gefährlichen parasitären Erkrankungen freigehalten. Die Beeren
und der aus ihnen gewonnene Wein werden in geringem Maasse kupferhaltig
(im Liter 0,1 mg). Doch wies Tschirch nach (Das Kupfer vom Stand¬
punkte der gerichtlichen Chemie, Toxikologie und Hygiene. Stuttgart 1873),
dass in solchen gekupferten Weinen das Kupfer nicht durch HCl und H*S
nachweisbar (Kupfersalz), sondern erst nach Veraschung des Verdampfungs¬
rückstandes erkennbar sei, also in organischer Verbindung (Kupferchlorophyll)
im Weine bestehe und daher eine gesundheilsschädliche Wirkung wahr-
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454
'scheinlich nicht mehr besitze. Neben diesem „maskirten“ Cu können
aber auch Kupfersalze im Weine Vorkommen und zwar weinsaures
Kupferkalium und Kupfernatrium; beide entstehen, wenn Traubensaft,
Most oder ausgegorener Wein mit Kupfer (Messing) oder Kupfersalzen
in Berührung kommen. Es sind Vergiftungsfalle bÄannt geworden, die
entstanden sind durch den Genuss von Wein, welcher durch eine grünspan-
haltige Messingpipe abgezogen worden war. Harnack hat die Giftigkeit
dieser weinsauren Doppelsalze des Kupfers sowohl bei Darreichung per os,
als auch bei subkutaner und intravenöser Einspritzung bei Thieren in
bestimmter Dosis festgestellt. Filehne wies nun durch Kaninchen versuche
nach, dass bei diesen Thieren durch tägliche Darreichung von minimalen
Gaben des Kupferdoppelsalzes, welche an und für sich noch keine er¬
kennbare schädliche Wirkung ausüben, nach Verlauf von einigen Wochen
eine typische Vergiftung zu Stande kommt, welche symptomatisch und
anatomisch grosse Aehnlichkeit mit den Vergiftungen durch andere Schwer¬
metalle (Blei, Eisen, Quecksilber) hat. Diese chronische Kupfer¬
vergiftung ist, gerade so wie andere chronische Metall Vergiftungen,
im Wesentlichen gekennzeichnet durch materielle Schädigung der protoplas¬
matischen Substanz der Parenchyme und des Blutes: durch beträchtliche
Anämie sämmtlicher Gewebe und Organe, fettigen Zerfall der Leberzellen,
Wucherung des Bindegewebes in der Leber (Cirrhose), Tendenz zu Ikterus,
Degeneration der Zellen in den Nierenkanälchen, sog. Stauung in der
Grenzschicht der Niere. Neben den Fetttröpfchen fand Filehne in der
Leber und Niere Tröpfchen mit geringerem Lichtbrechungsvermögen
(ähnlich deip Myelin), welche sich mit Osmiumsäure nicht schwarz, sondern
dunkelbraun färbten; möglicherweise bilden sie eine Vorstufe des Fettes
bei der Degeneration des Zellprotoplasmas. — Von der akuten Ver¬
giftung durch Kupfersalze unterscheidet sich diese chronische Vergiftung
durch das vollständige Fehlen von lokaler Reizung des Verdauungstraktus
(Erbrechen, Gastroenteritis) und durch die langsamere, aber in ihrem
Enderfolge darum deutlichere Entwickelung der DegenerationsVorgänge in
den inneren Organen (Blut, Leber, Nieren). — Das Kaliumsalz ist nur
halb so giftig als das Natriumdoppelsalz; obwohl es diffusibler ist, wird
es im Darm der Kaninchen doch viel langsamer resorbirt. — Für die Ge¬
sundheitspflege folgt daraus, dass Weine und andere zum Genuss be¬
stimmte Lösungen von weinsauren Salzen vor der Berührung mit Kupfer,
Messing oder Kupfersalzen zu bewahren sind. Ebenso müssen bei Kupfer¬
behandlung des Weinstocks die Trauben vor der Kelterung von etwa
anhaftenden Kupfersalzen gereinigt werden. A. Hill er (Breslau).
Dr. H. Albrecht: Handbuch der praktischen Gewerbehygiene.
Im III. Theile (Verhütung der durch den Maschinenbetrieb be¬
dingten Unfälle) des zeitgemässen, trefflichen Werkes (s. d. Z. 1895
S. 179 und 276) behandelt der Gewerbeinspektor, Regierungsbaumeister
E. Claussen den Abschnitt „Kessel und Motor“. Die vorwiegend
technischen Erörterungen sind dem Verständnisse des Laien zugänglicher
gemacht durch zahlreiche Abbildungen, welche eine verliältnissmässig
leichte Orientirung ebenso gestatten, wie bei dem von Regierungsrath
R. Platz verfassten Abschnitte IX, „Wellenleitungsanlagen und deren
Theile“ bezw. dem von Ingenieur C. Specht bearbeiteten Abschnitt X
„Anlagen zum Heben von Lasten“.
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Theil IV, „Verhütung der gesundheitlichen Schädlichkeiten des
Gewerbebetriebes im engeren Sinne“, soll noch im Herbst d. J. erscheinen
nnd das Werk beschliessen.
Jahresbericht über die Fortschritte der Diagnostik im Jahre
1894. Herausgegeben von Oberstabsarzt Dr. E. Schill, Dresden. —
Leipzig, 1895. B. Konegen.
Den vorliegenden ersten Jahrgang des obigen Jahresberichts leitet
der langjährige bewährte Mitarbeiter unserer Zeitschrift mit einem Vor¬
worte ein, welchem wir entnehmen, dass er in dem Jahresbericht „alle
werthvollen, auf Diagnostik bezüglichen Arbeiten }n der Litteratur, welche
sich oft an recht versteckten Orten finden, Zusammentragen will,“ so, „dass
der Leser, ohne auf die Quellen rekurriren zu müssen, die betreffenden
diagnostischen Untersuchungen ausführen kann“.
Dazu gehörten ein seltener Fleiss und grosse Litteraturkenntnisse;
über beide verfügt Schill in hervorragender Weise, und davon legt auch
der erste Jahrgang Zeugniss ab. In 15 Abschnitten werden (pflanzliche
und thierische Krankheitserreger, Vergiftungen, Allgemeines, die einzelnen
Theile des Körpers) die Angaben untergebracht, so dass eine leichte
Orientirung möglich ist.
Vielleicht dürfte es sich empfehlen, die allerdings deutlichen, aber
für litterarisch weniger Erfahrene doch gelegentlich wohl weniger leicht
verständlichen Litteraturangaben durch eine Uebersicht der Abkürzungen
vor dem Texte in den nächsten Jahrgängen zweifellos zu machen. Ltz.
Encyklopädie der Therapie. Herausgegeben von Geheimrath
Dr. Oskar Liebreich unter Mitwirkung von Privatdozent M. Mendel¬
sohn und Sanitätsrath Dr. A. Würzburg. — Berlin bei August
Hirschwald 1895.
Die Encyklopädie der Therapie (erschienen Band 1, Abtheilung 1,
19 Bogen gross 8°) hat es sich zur Aufgabe gestellt, die sich mehr und
mehr häufenden Entdeckungen und Beobachtungen aller Disziplinen der
Medizin mit Bezug auf die Therapie in Einklang mit den werthvollen
älteren Erfahrungen zu bringen und für die Therapie fruchtbar zu machen;
dazu müssen die gesammten vorhandenen Hülfsmittel derselben von einem
einheitlichen Gesichtspunkte aus betrachtet werden.
Dass diese Aufgabe nach Möglichkeit gelöst wird, dafür bürgt der
Name des Herausgebers, welcher von zahlreichen hervorragenden Mit¬
arbeitern wie v. Bardeleben, Eulenburg, Ewald, v. Jaksch, Jolly,
Leyden, Mendel, Munk und vielen Anderen mehr unterstützt wird; das
zeigt auch der vorliegende Band, welcher in alphabetischer Ordnung bis
„Auge, künstliches“ gekommen ist
Auch aus anscheinend entfernter liegenden Wissenschaften sind die¬
jenigen Kapitel, welche für ein volles Verständnis der Therapie von
Wichtigkeit sind, zur Aufnahme gekommen.
In Aussicht genommen sind neun Abtheilungen, welche im Laufe
der nächsten zwei Jahre ausgegeben werden sollen.
Jahrbuch der praktischen Medizin, begründet von P. Börner,
herausgegeben von Dr. Jul. Schwalbe in Berlin. Jahrgang 1895.
Börners praktischem Blick war es nicht entgangen, dass der in der
Praxis stehende Arzt sich nach einem Buche sehnt, welches ihm jährlich
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in Kürze über Alles berichtet, was in dem verflossenen Jahr auf den
verschiedensten Gebieten der Medizin geleistet wurde, welches ihn somit
vor dem Veralten schützt. Diesem Zweck entspricht in vollem Maasse
das von Börner begründete Jahrbuch der praktischen Medizin, dessen
Herausgabe von jetzt ab der vielbewährten Feder Jul. Schwalb es
an vertraut ist. Und diese hat dies Vertrauen im vollsten Maasse
erfüllt. Denn der Jahrgang 1895, der das alte „Arbeitsprinzip der strengsten
Wissenschaftlichkeit bei prägnanter Kürze“ aufrecht erhält, zeigt erhebliche
Verbesserungen. Zunächst hat der Band eine Einschränkung der Referate
über die Forschungsergebnisse einiger Spezialdisziplinen, als dem
allgemeinen Praktiker zu fern liegend, erfahren; aus derselben Rück¬
sicht wurden Anatomie und Physiologie als selbstständige Kapitel ge¬
strichen, ebenso wie die Militärmedizin. Das letztere gerade uns
angehende Kapitel werden gleichwohl auch die Sanitätsoffiziere nicht
zu sehr vermissen, da der Roth sehe Jahresbericht über diese Wissen¬
schaft doch vollständiger berichten kann, als es in dem Jahrbuch
möglich war. Dagegen ist der gesammte Stoff übersichtlicher geordnet
und — was für einen Jahresbericht unerlässlich ist — in den einzelnen
Kapiteln einheitlich zu einer Art Gesammtkritik verschmolzen, die das
Flickwerk verwischt. Die Randnoten ermöglichen beim Nachsuchen eine
schnellere Orientirung. Doch das Buch soll „nicht nur ein Nachschlage¬
werk sein zur gelegentlichen litterarischen Orientirung, sondern gewisser-
maassen auch ein Lehrbuch, das den nur wenig Studienmusse geniessenden
Arzt befähigt, in kurzer Frist eine kontinuirliche und einheitlich ge¬
ordnete Ucbersicht über die letztjährigen Arbeitsfrüchte der gesummten
praktischen Medizin zu gewinnen.“
Dieses Ziel hat das Buch durchaus erreicht und es wird, wenn auch
die Militärmedizin aus ihm elimiuirt ist, gerade dem Sanitätsoffizier, der
wie kein anderer in der Praxis stehender Arzt zumal bei der Begutachtung
seiner Kranken mit den neuesten Fortschritten auf allen Gebieten der
Medizin vertraut sein muss, ein willkommener Lehrer des neu Erreichten
sein. Möchte es in unserm* Kreise recht viele, nicht nur diesjährige,
sondern dauernde Freunde finden! Schumburg.
Dr. Max Joseph. Lehrbuch der Haut- und Geschlechtskrank¬
heiten fürAerzte und Studirende. Erster Theil: Hautkrankheiten.
Zweite vermehrte Auflage. Leipzig 1895, bei G. Thieme. 320 Seiten.
Das in zweiter Auflage erschienene Lehrbuch will „in möglichst
knapper Form einen Ueberblick der Hautkrankheiten, ihres Wesens und
ihrer Diagnose sowie der entsprechenden Therapie“ geben. Diesen Zweck
hat der Verfasser durch eine übersichtliche und leicht verständliche
Darstellung der Hautkrankheiten erreicht. Nach einer kurz gefassten,
39 Seiten einnehmenden Einführung in die Anatomie, Physiologie und
allgemeine Pathologie der Haut werden in 7 Kapiteln die speziellen Haut¬
krankheiten besprochen. Der Verfasser folgt dabei keinem der bisher auf-
gestellten Systeme der Hautkrankheiten, sondern entnimmt theils dem
Hebra-Kaposischen, theils dem Au spitz sehen System einzelne Klassen
und Ordnungen und gelangt damit thatsächlich zu einer im Allgemeinen dem
pathologisch-anatomischen Gesichtspunkt entsprechenden, übersichtlichen
und einfachen Eintheilung des Stoffes. Dass eine Reihe von Hautkrank¬
heiten in dem Buche von Joseph noch keinen zweifellos passenden Platz
im „System“ gefunden und ebensogut in diesem wie in jenem Kapitel
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hätte untergebracht werden können, lasst sich bei dem heutigen Stand
der dermatologischen Wissenschaft wohl entschuldigen. Der Sache thut
das auch wenig Eintrag.
Das erste Kapitel bilden die entzündlichen Dermatosen (Ekzem,
Impetigo contagiosa, Psoriasis, Acne et$.), dann folgen die Zirkulations¬
störungen (Erytheme, Urticaria, Exanthemata medicamentosa), die
progressiven (Ichthyosis, Elephantiasis, Geschwülste) und die regressiven
(Atrophie, Sclerodermie) Ernährungsstörungen der Haut, die neurotischen
(Herpes, Prurigo, Pemphigus) und die parasitären (Scabies, Favus, Herpes
tonsurans etc.) Dermatosen; den Schluss bilden die chronischen Infektions¬
krankheiten der Haut (Tuberkulose, Lupus, Lepra etc).
Der Verfasser bespricht bei jeder Krankheitsform das klinische Bild,
den Verlauf, die Ursache, Prognose, Therapie und Differentialdiagnose.
Die Ergebnisse der neuesten Forschungen, insbesondere in der pathologischen
Anatomie der Haut, sind berücksichtigt. Sehr kurz — manchmal offenbar
zu kurz — ist die Aetiologie besprochen. Wenn auch das offene Ge¬
ständnis» des „ignoramus“ an und für sich lobenswerth ist, hätten doch
die verschiedenen Ansichten über die Ursachen mancher Hautkrankheiten
eine etwas eingehendere Berücksichtigung auch in dem knappen Rahmen
eines Lehrbuchs verdient.
Die Ausstattung des Joseph sehen Lehrbuchs ist sehr gut. Die
beigegebenen Zeichnungen betreffen meist nur mikroskopische Bilder der
Hautpathologie; allerdings haben auch Zeichnungen von Hautkrankheiten
ohne Farbe nur einen sehr untergeordneten Werth. Hoffentlich hilft die
in Entwickelung begriffene Kunst des farbigen Photographirens später
diesem Mangel ab. Reinhardt.
Sir Douglas Galton: Healthy Hospitals, Observations on some
points connected with hospital construction. Oxford 1893.
Als eine der bemerkenswertbesten Neuheiten auf dem Gebiet des
Hospitalbaues muss eine ausführliche Arbeit Sir Douglas Galtons
angesehen werden, die er „Healthy hospitals“ betitelt, ln ihr legt der
weltberühmte Krankenhaushygieniker, der Nicht-Arzt ist, eine so reiche
Fülle von Einzelbeobachtungen, die stets den findigen englischen Praktiker
wie den erfahrenen Hygieniker erkennen lassen, nieder, dass ein Aufzählen
der Einzelheiten unmöglich ist; nur Einiges sei aus dem vielseitigen
Inhalt der 20 Kapitel entnommen.
Das 1. Kapitel bringt als Vorrede einen etwas weit ausholenden
historischen Abriss, der bis auf die Erbauung der ersten bekannten
Militärhospitäler unter Trajan zurückgeht. Die Frage nach der Aus¬
dehnung eines allgemeinen Krankenhauses wird ausführlich erörtert
(1 Bett auf 1000 Einwohner nach Burdett); jeder Patient soll zu den
Kosten seines Lazarethaufenthalts nach Möglichkeit beitragen. Dann
folgt die Eintheilung in die verschiedenen Arten von Krankenhäusern
und die Aufstellung allgemeiner hygienischer Grundsätze. 3. Kapitel
handelt von der Lage des Krankenhauses, wobei Galton den Grundsatz
vertritt, das allgemeine Krankenhaus müsse für die Patienten leicht
und schnell erreichbar sein; Isolirspitäler verbannt er aus der Stadt,
Rekonvaleszentenhäuser gehörten an das Meer, Spitäler für Unheilbare
und Alte aufs Land. Bei dem Eingehen auf die Lage eines allgemeinen
Krankenhauses bevorzugt Gal ton Anhöhen; der Bodenluft schenkt er
«ine vielleicht zu weit gehende Wichtigkeit, eine ebenso grosse einem
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möglichst sich gleichbleibenden Grund wasserstand. In weiterem Verfolg
solcher Ansichten schliesst sich Gal ton dann dem etwas veralteten
Standpunkt Camerons in Dublin an, der meint, dass die organische
Materie im Boden unter Umständen im Stande sei, der Atmosphäre das
Gift mitzutheilen, welches Krankheiten errege; ähnliche Bedingungen
seien wahrscheinlich auch die Ursache vieler Typhuserkrankungen in
Indien. Galton erörtert dann die Grösse des Kubikraums pro Bett in
genauer Weise und im 4. Kapitel die Art, wie die Luft in Wohnräumen
verschlechtert wird in bekannter nichts Neues liefernder Darstellung, im
5. Kapitel die Luftmenge, welche nöthig ist, um diesem Uebel-
stande zu begegnen, gestützt auf genaue Berechnungen. Das 6. Ka¬
pitel zählt Apparate und Methoden zur Luftreinigung auf, besonders
eingehend eine von E. A. Cowper ausgeführte, sehr zweckmässig
erscheinende Anlage. Das 7. Kapitel ist der Ventilation gewidmet; die
Darstellung unterscheidet sich von den allgemein bekannten nur durch
hinzugefügte ausgedehnte rechnerische Begründungen. Die nächsten
drei Kapitel behandeln die Heizung. Dass Gal ton auf diesem, seinem
eigensten Gebiet eine Musterleistung in Auswahl des Stoffes und Form
der Darstellung bringt, braucht nur erwähnt zu werden. Im 11 Kapitel,
das die Beleuchtung bespricht, tritt Gal ton natürlich für das elektrische
Licht ein, „welches auf keine Weise die Luft eines Krankenraumes
verschlechtern kann und in der That die der Hygiene am meisten
entsprechende Form der Beleuchtung ist, welche man sich denken kann“.
Kapitel 12 belegt das in den vorhergehenden Kapiteln allgemein theoretisch
Behandelte mit Beispielen aus englischen Krankenhäusern, die
ausserordentlich glücklich gewählt sind, wie Ref. aus eigener Anschauung
bestätigen kann. Die Erörterung über das Krankenzimmer beginnt mit
dem bekannten Grundsatz, dass in der Form des Krankenzimmers die
Zukunft des Hospitals liegt. Der einstöckige Pavillon wird allgemein —
abgesehen von der Lage in dichtbevölkerter Stadt — zu Grunde gelegt.
Dabei geht Gal ton auf das Eppendorfer Krankenhaus, sowie für warmes
Klima auf das Tollet’sche System näher ein; auch das Für und Wider
der runden Krankensäle wird abgewogen (Burnley Hospital und Hopitai
civil in Antwerpen), schliesslich die Nothwendigkeit der Tageräume
gestreift. Auch Kapitel 14 und 15 besprechen mit kritischer Schärfe
die weiteren zum Krankenzimmer gehörigen Einrichtungen: Heisswasser¬
röhren sollen nicht in Kanälen liegen wegen des sich dort ansammelnden
Schmutzes; die Fensterfläche 6oll nicht zur Grundfläche, sondern zum
Kubikraum ins Verhältniss gesetzt werden; unter dem Fussboden soll
sich stets ein freier Luftraum befinden; Holzfussboden soll wasserdicht
sein, Gal ton empfiehlt u. A. unsere deutschen Parkettböden. Weiterhin
(Kap. 16) werden die Vereinigungen solcher Krankenzimmer, die Pavillons
und Blocks, in Kapitel 17 die Verwaltungsgebäude betrachtet. Die in
England ja besonders ausgedehnten Räume für die Poliklinik werden
gebührend berücksichtigt; Koch- und Waschküche und Vorrathsräume
sollen, wie das überall in England streng durchgeführt ist, gänzlich von
den Krankenräumen abgetrennt sein; die Wichtigkeit der in England oft
anzutreffenden Lage der Küche im obersten Stockwerck wird mit Recht
betont; die zahlreichen für Wärterinnen und Schwestern vorgesehenen
Räume sind für deutsche Begriffe reichlich gross, indess sollten
wir darin etwas mehr der schönen englischen Sitte uns anschliessen und
würdigere Schwesternheime schaffen, als man sie in den meisten deutschen
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Krankenhäusern antrifft. Die Bemerkungen über Krankenpflege der Kinder
— welche letzteren nie allein gelassen werden sollten — sind sehr reich¬
haltig und ebenso zutreffend wie die Forderung, dass mit jedem Hospital
ein Rekonvaleszentenhaus ausserhalb der Stadt, womöglich am Meere
verbunden sein sollte. Was Galton in den 18 Kapiteln für die all¬
gemeinen Krankenhäuser festgesetzt hat, will er in Kapitel 19 auch für die
Gebäranstalten „in zehn Mal peinlicherer Form“ angewendet wissen.
In dem Schlusskapitel' gesteht Gal ton, dass er zu der beweglichen
Baracke kein rechtes Vertrauen hat, die Errichtung und Einrichtung
dauere zu lange; Docker streift er nur sehr oberflächlich.
Schumburg.
Neue Schulbank. W. Rettig, Oberbaurath a. D. — Leipziger Lehr¬
mittelanstalt. 1895.
„Sichere, klare Grundsätze für Bau und Aufstellung der Schulbänke,
welche doch schliesslich überall dieselben Bedingungen zu erfüllen haben,
sind nirgends deutlich zu erkennen“, schliesst W. Rettig auf Grund der
Beobachtungen, welche er durch umfangreiches Studium der einschlägigen
Verhältnisse gewonnen hat.
Er glaubt eine Lösung der Frage gefunden zu haben, welche, wenn
auch nicht endgültig, so doch den Weg bezeichnet, auf weichem eine
vollkommen fertige Lösung zn erreichen ist.
Seine Bank ist zweisitzig, hat eigene Lehne und keine beweglichen
Theile. Trotz der vermehrten Zwischengänge (40 cm) beansprucht die
Aufstellung keine grössere Saaltiefe als die der mehrsitzigen Bänke,
(wesentlich bezüglich der Kosten). Letzteres erreicht Rettig dadurch, dass
er die Sitzbank und Pultplatte gegen die gewöhnlichen Abmessungen
verkürzt und die Stirnwände der Bank nicht am Ende der Pultplatte,
sondern am Ende der Sitzbank anordnet. — Die Bänke können leicht
seitlich umgelegt werden, so dass eine vollkommene Reinigung des Klassen¬
raumes möglich ist; ein unbefugtes Umlegen ist dabei nicht angängig.
Die Bank hat zum Aufsetzen der Füsse einen erhöhten Rost (19,5 cm
über dem Boden) wodurch auch das ganze Pult höher liegen musste, im
Interesse der Wärme der Füsse, des leichteren Aufstehens (Heraustreten
mit einem Beine) und des Heraustretens aus der Bank.
Die Bank stellt sich dar als eine solche mit Nulldistanz, zeigt aber
in Wahrheit — da die Sitzbank schmal ist, um die freie Bewegungs-
fahigkeit der Beine zu gestatten, und nur ein aufrechtes, gutes Sitzen
mitten vor der Platte gestattet — die Sitzraumbemessung einer Bank mit
Minusdistanz. (S. 36.) — Rettig giebt die Abmessungen für zehn Bank¬
grössen an.
Am Schlüsse wird „Schulisches“, „Gesundheitliches“, „Bauliches“ und
„Wirthschaftliches“ in 44 Sätzen zusammengefasst.
Näher auf die interessante und werthvolle Arbeit, welcher ein um¬
fassendes Litteraturverzeichniss (187 Nummern) angehängt ist und die
durch zahlreiche Figuren erläutert wird, einzugehen, verbietet leider der
Raum. Ltz.
Die Cholera im Deutschen Reiche im Herbst 1892 und
Winter 1892/93. — Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamte,
Bd. X, 2.
Die Cholera 1. im Elbegebiete, ausserhalb Hamburgs und der
nächstliegenden Theile, bearbeitet von Regierungsrath Dr. Kübler —
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und 2. in den westlich vom Elbegebiete belegenen Theilen des
Reichs, bearbeitet von Regierungsrath Dr. Wutzdorff. — Berlin 1895,
Julius Springer.
Die Arbeiten Kühlers und Wutzdorffs bilden die Fortsetzungen
der Gaffkysehen Abhandlung über die Cholera in Hamburg 1892 und
1892/9 3 .
1. Kubier berichtet demgemäss über die Erkrankungen an Cholera
im Bereiche der zum Elbegebiete gehörenden Wasserstrassen, abgesehen
von Hamburg und Umgegend, und den Kreisen Pinneberg und Stormam,
Angermünde und Oberbarnim und der Ortschaft Zerpenschleuse. — Die
Zahl der befallenen Orte in diesem Berichtsgebiete beträgt IGO, die Zahl
der Erkrankungen 757.
Die ersten bekannt gewordenen Erkrankungen traten in der Nähe
von Hamburg am 19. 8. und 20. 8. auf, doch zeigte sich bereits in den
nächsten Tagen die Seuche auch in entfernteren Orten (22. 8. Artlenburg,
24. 8. Berlin, 25. 8. Wittenberge, 27. 8. Rathenow, 28. 8. Magdeburg etc.);
die Hauptausbreitung fiel auf die Zeit vom 20. 8. bis 31. 8. — Ueber die
Art der Verschleppung konnte in 116 Ortschaften festgestellt werden,
dass der erste Fall auf den Verkehr zurückzuführen war und zwar in
115 Orten auf den Personenverkehr. Eine Weiterverbreitung der Seuche
fand in 68 Orten statt.
Die Möglichkeit eines Zusammenhanges der Verbreitung mit orts-
eigenthümlichen Verhältnissen des Untergrundes wird nur in einem
einzigen Berichte (die Darstellung fusst auf amtlichen Berichten der
Zivilsanitätsbehörden und der kommandirten Sanitätsoffiziere) hervor¬
gehoben; als unmittelbare Ursache der einzelnen Erkrankungen findet
sich — abgesehen von Ausnahmefallen, in welchen eine Aufklärung nicht
gelang — durchweg entweder die Uebertragung von Person zu Person,
oder der Genuss nachweislich bezw. vermuthlich infizirten Wassers be¬
zeichnet; häufiger wird auch eine Verunreinigung der Boden Oberfläche
betont.
Kübler berichtet sodann über die Verbreitung der Cholera von
Person zu Person: bei Familienangehörigen, Hausgenossen oder Pflegern
der nachweislich Erkrankten, oder solchen Personen, deren Erkrankung
an Cholera nicht erkannt war, — weiter über die durch das Wasser,
und erläutert seine Ausführungen an der Hand der Berichte; besonders
eingehend ist, entsprechend ihrer grossen Bedeutung, die Verbreitung
durch das Wasser behandelt.
Die Bekämpfung (III) der Seuche erfolgte nach den am 27. 8. bis
28. 8. im Reichsamte des Innern festgestellten „Maassnahmen gegen die
Cholera“, welche schon in den ersten Tagen des September 1892 zur
Ausführung gelangten. — Nach denselben sollten Verkehrsstörungen
möglichst vermieden werden; ein sehr grosser Werth wurde auf
allgemeine hygienische Maassregeln und vor Allem auf ein rechtzeitiges
Erkennen der Erkrankung und das Verhüten einer Weiterverbreitung
gelegt — Hierdurch wurde es auch wohl erreicht, dass es zu einer
Ausbreitung der Cholera niemals kam, sobald die ersten Fälle rechtzeitig
festgestellt und sachgemäss behandelt wurden. „Auch in solchen Orten,
wo die Krankheit bereits um sich gegriffen, erlosch sie in kurzer Zeit^
sobald man die »Maassnahmen« thatkräftig zur Anwendung brachte.“
Einen sehr wesentlichen Einfluss auf das einheitliche Vorgehen gegen
die Seuche im Allgemeinen hatte die Thätigkeit der neu errichteten Rrnchs-
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Cholerakommission, welche in besonders enger Fühlung mit dem am 12. 9.
berufenen Reichskommissar für die Gesundheitspflege im Stromgebiete
der Elbe blieb. Unter Letzterem arbeiteten auf den in Altona, Hamburg,
Lauenburg, "Wittenberge, Rathenow, Potsdam und Berlin etc. eingerichteten
Kontrolstationen kommandirte Sanitätsoffiziere, welche ihren beschwer¬
lichen und verantwortungsvollen Dienst derartig versahen, dass auch in
den folgenden Jahren bei der Strom Überwachung auf dieselben zurück¬
gegriffen wurde. — Die an der Elbe stationirten Sanitätsoffiziere regelten
zunächst den Dienst nach eigenem Ermessen unter Beachtung der erhaltenen
allgemeinen Weisungen; bald ging ihnen eine vorläufige Dienstanweisung
zu, welche weiterhin durch die „Dienstanweisung für die Scbiflskontrol-
stationen im Stromgebiete der Elbe“, erlassen, 28. 9. vom Reichskommissar
ersetzt wurde.
Die Hauptaufgaben der Kontrolstationen bestanden in Ueberwachung
und Belehrung der auf den Wasserstrassen verkehrenden Personen und
in ihrer Versorgung mit einwandsfreiem Trinkwasser; grosser Werth wurde
auch auf eine zweckmässige Beseitigung bezw r . Unschädlichmachung der
menschlichen Auswurfstoffe gelegt. — Sämmtliche Fahrzeuge erfuhren eine
Desinfektion des Bilgewassers, die sich auch auf Wohn- und Schlafräume etc.
erstreckte, sobald Choleraerkrankungen festgestellt wurden; in letzterem
Falle wurde eine sechstägige Quarantäne über das Fahrzeug verhängt,
welche dasselbe abseits vom Schiffsverkehr durchmachte. — Dieser Ueber-
wachungsdienst wurde an der Elbe mit dem 29. 11. überall eingestellt,
nachdem vom 13. 9. bis 29. 11. 57 108 Schiffe und Flösse mit 205 954
Personen revidirt und 108 Cboleraerkrankungen, 11 choleraverdächtige
Fälle fest gestellt waren.
Kübler zieht aus dem Berichte folgende Schlüsse (auszüglich):
a) Der zeitliche Verlauf der Cholera im Elbegebiete entsprach der
Entwickelung der Epidemie in Hamburg.
b) Die Ausbreitung entsprach der Entfernung von Hamburg; je
näher an Hamburg, um so stärker die Verbreitung, welche
c) fast ausschliesslich durch den menschlichen Verkehr erfolgte, und
zwar häufig
d) von Person zu Person. Gleichzeitiges Auftreten zahlreicher
Erkrankungen an einem Orte musste auf eine Verunreinigung des Trink¬
wassers in der Regel zurückgeführt werden, wobei nicht selten ungünstige
hygienische Verhältnisse der Krankheit Vorschub leisteten.
e) Anderen Berufsarten gegenüber sind die Personen der Fluss¬
bevölkerung und die Ziegler besondere zahlreich an der Cholera erkrankt.
f) Die rechtzeitige Feststellung der ersten Cholerafalle an einem Orte,
die Absonderung der Kranken und eine zweckmässig ausgeführte Des¬
infektion haben sich als wirksame Mittel zur Bekämpfung der Cholera
erwiesen.
g) Durch die einheitlich geleitete und gewissenhaft durchgefuhrte
ärztliche Ueberwachung der Flussbevölkerung ist die Ausbreitung der
Cholera erfolgreich beschränkt worden.
2. In den westlich vom Elbegebiete belegenen Theilen des Reichs
kamen nur wenige verschleppte Fälle von Cholera vor, deren Ansteckungs¬
art nur zum Theil festgestellt werden konnte. — Seit dem 1. 10. waren
auch am Rhein unter Sanitätsoffizieren Kontrolstationen eingerichtet,
welche sechs Cholera- und drei choleraverdächtige Erkrankungen fest-
stellten. L tz.
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Mittheilungen.
f
Am 16. August d. Js. starb zu Berlin infolge eines Nierenleidens,
welches sich zu einem seit längerer Zeit bestandenen Blasenkatarrh gesellt
hatte, der Generalarzt a. D. Dr. Valentini. Seiner Dienstlaufbahn
wurde im Jahrgang 1891 dieser Zeitschrift (S. 631) anlässlich seines
50jährigen Doktor-Jubiläums gedacht. Nach seinem am 30. April 1890
erfolgten Ausscheiden aus dem Dienst widmete er sich vornehmlich
mannigfachen künstlerischen Interessen. Ehre seinem Andenken!
Aus dem Inhalt der Archives de medecine et de pharmacie
militaires. Baud XXV. Januar bis Juni 1895.
S. 81. Note sur les injections hypodermiques de Quinine
par Kelsch. Nachdem sich bei verschiedenen Kranken die Behandlungs¬
dauer durch Abszesse verzögert hatte, welche als die Folge subkutaner
Chinininjektionen anzusehen waren, erhielt Verf. vom Kriegsministerium
den Auftrag, die Bedingungen zu studiren, unter denen solche Folgen zu
vermeiden sind. Er empfiehlt für die Injektion frische Lösungen eines
vollkommen neutralen Chininum hydrochloratum. Dieses Salz löst sich
bei gewöhnlicher Temperatur in zwei Dritteln seines Gewichtes an Wasser;
es ist daher leicht, Lösungen herzustellen, die in 1 ccm 0,5 bis 0,75 g
Chinin enthalten. Die Formel lautet Rep : Chin. hydrochlor. perf. neutr. 5,0
Aqu. dest. ad '0,0. Die Injektion ist nicht schmerzhaft und hat keine
lokalen Entzündungen im Gefolge, wenn man die auch für diese unbe¬
deutende Operation unerlässlichen antiseptischen Kautelen beachtet. Der
Stich muss zuverlässig ins Unterhautzellgewebe dringen, die Entleerung
der Spritze langsam erfolgen. Trotzdem kommt es bei sehr erschöpften
und abgemagerten Individuen hin und wieder zu Abszessen. Speziell bei
schwerer Malariakachexie nach langem Tropenaufenthalt. Aber auch in
diesen Fällen wird man nicht gern auf die Injektionsbehandlung ver¬
zichten und zwar erstens, weil deren Gefahren mit denen des Grundleidens
nicht zu vergleichen sind, und zweitens, weil es keine Form der Chinin-
Einverleibung giebt, die gleich schnell und gründlich wirkt.
S. 209. Traiteraent des bubons par les injections de Vaseline
jodoformee. p. llullier. Von dem Wunsche beseelt, die oft verzweifelt
langwierige Behandlungsdauer der venerischen Bubonen abzukürzen, giebt
Verf. folgende Methode an: Nach gründlicher antiseptischer Reinigung der
ganzen erkrankten Partie wird der Bubo mit einer Lanzette oder einem
schmalen Bistouri punktirt. Dann wird der Eiter durch Druck so viel
wie irgend möglich entleert und in die Höhle eine erwärmte und dadurch
verflüssigte 10 prozentige Jodoform Vaseline eingesprizt. Darüber ein dichter
Sublimatwatteverband. Schmerz und Schwellung sollen schnell zurückgehen,
die Heilung in sechs bis sieben Tagen ohne erhebliche Narbe beendet
sein Dies sind die günstigsten Fälle. Aber selbst bei weiter reichendem
Infiltrat soll eine zweite, höchstens dritte Injektion genügen, um den
Prozess in längstens 15 Tagen zu beenden. Bedingung des Erfolges ist
frühes Eingreifen, sobald die erste Fluktuation festzustellen ist. Ist die
Haut erst weithin uuterminirt, verdünnt und livide, so gelingt ihre Er¬
haltung mit dieser Methode ebenso wenig, wie mit einer anderen.
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S. 228. Orchite typhoidique. Conatatation du bacille
d’Eberth. p. Messerer et Gasser. Referirt die interessante Thatsache,
dass in dem lymphoiden Sekret eines im Verlauf des Typhus entzündeten
Hodens Typhusbazillen in grosser Menge gefunden wurden.
S. 238. Les balles tubulaires p. Nimier. Von Krnka und
Hehler ist neuestens ein röhrenförmiges Geschoss in Vorschlag gebracht
worden. Und zwar, um die Verlangsamung durch den Luftwiderstand
auszuschlie8sen. Das Geschoss ist — ähnlich unserem alten Langblei —
von ogivaler Gestalt mit stumpfgerundetem Basaltheil und langausgezogener
Spitze. Es wird von einem Kanal durchzogen, der */» des Geschosskalibers
Durchmesser hat. Das Material ist Stahl; in der Mitte ist ein kupferner
Führungsring angebracht. Um ein Entweichen der Pulvergase zu ver¬
hindern, wird das Geschoss in einem Spiegel aus Papiermache geführt,
der seinem hinteren Ende genau aufsitzt, ohne mit ihm fest verbunden
zu sein. Er kann also vor der Mündung des Gewehres abfallen. Beim
Schuss aus dem Mannlichergewehr M. 93, mit Pulverladungen von 1,64 und
2,16 g wurden folgende Resultate erzielt: Mit 1,64 g 1050 m Anfangs¬
geschwindigkeit, 204 cm tiefes Eindringen in Tannenholz, bei 2500 m Ent¬
fernung noch 672 m Geschwindigkeit, 84 cm Eindringen. Gesammtschuss-
weite 9172 m. Mit der stärkeren Ladung 1215 m Anfangsgeschwindigkeit
und 281 cm tiefes Eindringen in Tannenholz; bei 500 m noch 1117 m Ge¬
schwindigkeit und 238 cm Eindringen. Thierversuche liegen noch nicht
vor; man kann also über die chirurgische Seite der Frage noch nichts
sagen.
S. 251, 329 und 502. Lesexercises d’improvisations medico-
chirurgicales dans l’armee bavaroise p. Ecot. Verf. beschreibt
die Improvisationsübungen, denen er unter Ports persönlicher Leitung in
Würzburg beiwohnen konnte. Es ist dem französischen Militärarzt nicht
anders gegangen wie jedem, der das Vergnügen genossen hat, den liebens¬
würdigen Erfinder dieser Technik selbst an der Arbeit zu sehen: man
wird lebhaft interessirt und erfreut. Augenscheinlich wusste Verf. nicht,
dass auch die preussische Heeres-Sanitätsleitung sich der Thatsache nicht
verschlossen hat, dass Ports Technik einen hohen Nutzen sowohl für
die feldärztliche Praxis wie für die Entwickelung des Denkvermögens
und der Geschicklichkeit beim Sanitätspersonal besitzt Denn es ist in
der ausführlichen Arbeit der Einführung der Improvisationsübungen in
den Lazarethgehülfen- wie Krankenträgerunterricht der gesammten Deutschen
Armee mit keiner Silbe gedacht.
S. 481. Otite externe et phlegmon mastoidien dans un cas
de dysenterie aigue. p. Mathias et Gasser.
Fall von akuter Ruhr, in dessen Verlauf sich eine phlegmonöse Ent¬
zündung im äusseren Gehörgang und an dem Warzenfortsatz entwickelte.
Ausgang in Heilung, nach Spaltung des Abszesses. Verf. erörterten be¬
sonders die Frage, ob es sich im vorliegenden Falle um ein zufälliges
Zusammentreffen oder um einen kausalen Zusammenhang der Phlegmone
mit der Dysenterie handelte. Die Litteratur lässt hierüber in Stich.
Besseren Aufschluss gab die bakteriologische Untersuchung des entleerten
Eiters. Durch diese wurde die Anwesenheit des Bacterium coli
commune in demselben erwiesen. Die Betheiligung dieses Bazillus an
der Entstehung der Ruhr scheint sicher zu sein. Damit würde auch
die Annahme erlaubt erscheinen, dass derselbe Spaltpilz von seinem
Darmherd aus unter gewissen Bedingungen nach anderen Körpertheilen
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wandern und dort Entzündung bedingen kann. (Ref. mochte glauben,
dass die Verschleppung durch die Finger zumal nach dem hier befallenen
Ort hin viel näher liegt, als die Annahme einer Emigration.)
__ Körting.
J. Borntraeger, Regierungs- und Medizinalrath. Diät-Vorschriften
für Gesunde und Kranke jeder Art. Leipzig 1895. Hartung & S.
Die bisherigen Diätzettel sind nach Borntraeger nicht vollständig,
nicht eingehend genug und unterscheiden nicht zwischen der Kost des
-Bemittelteren und Aermeren. Er stellte deshalb 36 Diät-Vorschriften
zusammen, welche die passende Diät bei verschiedenen Krankheiten und
Krankheitsanlagen, aber auch komplizirtere Diätkuren und die Diätetik
des Gesunden bieten.
Der Arzt trennt den geeigneten Zettel vom Blocke ab, streicht und
setzt zu, wie er es für nöthig erachtet. — Die Vorschriften werden als
Ganzes (2,80 Rm) und einzeln abgegeben. Dieselben stellen ohne Frage
eine grosse Erleichterung für den ordinirenden Arzt dar und erscheinen
recht empfehlenswerth. Ltz.
Dr. F. Kaliski. Therapeutisches Vademecum. Berlin 1895 bei
S. Karger.
Ein nach Affektionen geordnetes Buchlein, welches die empfehlens-
werthen Rezepte mit ihren genauen Preisen nach der Taxe bringt; bis
auf wenige Ausnahmen ist der Durchschnittspreis der Verordnungen
40 bis 60 Pf. ohne Glas, Schachteln u. dergl. Ltz.
Die Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie
auf dem 24. Kongresse (17. bis 20. April 1895) sind in sehr stattlichem
Bande erschienen. — Ein eingehenderer Bericht über die Verhandlungen
ist Heft 5, Seite 224 bereits veröffentlicht
Dr. Paul Börners Reichsmedizinalkalender für Deutschland 1896.
Herausgegeben von Professor Dr. Eulenburg und Dr. J. Schwalbe.
— Leipzig, Georg Thieme, 1895.
Der erste Th eil des beliebten Kalenders, das geschäftliche Taschenbuch
mit Beiheft, ist zur gewohnten Zeit erschienen. Das geschäftliche
Taschenbuch — in den bekannten verschiedenen Ausgaben, entsprechend
den Wünschen der Käufer — bietet ausser dem bisherigen Inhalt ein
Verzeichniss der öffentlichen Blindenanstalten Deutschlands, weiter Ab¬
handlungen über „Erste Hülfeleistung bei plötzlichen und bedrohlichen
Erkrankungen“ (J. Schwalbe) und über „Scheintod, Wiederbelebung
und erste Mittel bei plötzlichen Verunglückungen“ (A. Guttstadt).
In dem Beihefte finden wir als neue, werth volle Abhandlungen: „Zur
topographischen Diagnostik bei Gehirnkrankheiten“ von Professor A.Eulen¬
burg, — „Kurzer Abriss der Diagnostik und Therapie der Frakturen und
Luxationen“ von Dr. Hoffa, — und „Kurze Anleitung zur Sachverständigen-
Thätigkeit des Arztes in der Kranken-, Unfalls-, Invaliditäts- und Alters¬
gesetzgebung“ von Dr. J. Thiersch.
Empfehlenswerth ist neben dem Kalender die Beschaffung der „Kurz¬
gefassten Abhandlungen über wichtige Kapitel der medizinischen Praxis .
(Preis 1,00 JC.). __ _
Gedruckt in der Königlichen Hof buchdrnckerei Ton E. S. Mittler & Sohn, Berlin SW., Koehftr. 68—TI*
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Deutsche
Militärärztliche Zeitschrift
fUdaction:
Pro£ Dr. Jl. Generalarzt,
Berlin W n Tubenatnase 6,
n. Dr. $• «^Utfort, Oberstabsarzt,
Berttn ChnnsseeatrsMe 27.
Verlag:
f. $. dt
Königliche Hofbuchhandlang,
Barlin. Kochatrasae 68— 71.
Monatlich oncheint ein Heft von mindeatena 8 Druckbogen; dazu ein Amtlichea Beiblatt 1 *. Der
Zeitachrilt wird daa Werk: „W. Roth's Jahreabericht über die Fortachritte anf dem Gebiete
dea Miltthr - Banitttaweaens** nnentfeltlich bei gefaben. Beotellangen nehmen alle Poatlmter und
Bnehhandlnngen an. Praia dea Jahrganga 16 Mark.
XXIV. Jahrgang. 1895. Heft 11.
Ein Fall von Hysterie virilis.
Von
Dr. Seydel, Oberstabsarzt und Privatdozent, München.
Der letzte SaDitätsbericht der Königlich preussischen Armee, welcher
die Rapportjahre 1889/90‘) behandelt und der Königlich bayerische
Sanitätsbericht 1889/91*) enthalten eine grössere Zahl sehr prägnanter
nnd interessanter Fälle von hysterischen Affektionen bei Soldaten und
ersterer Bericht stellt mit Recht die Behauptung auf, dass diese Fälle
eine noch grössere Rolle spielen, als dies bis jetzt aus den Berichten
hervorgeht
Jeder Arzt, welcher dergleichen Kranke zu behandeln bekommt,
weiss zu erzählen von der grossen Mühe und Arbeit, welche sie machen,
von der grossen Verantwortlichkeit, welche deren Beobachtung und Be-
urtheilung meist mit sich bringt.
Meint man doch oft heute, man hat es mit einem der geriebensten
Simulanten zu thun, bis dann plötzlich des andern Tages Erscheinungen
in den Vordergrund treten, welche die Möglichkeit einer schweren Er¬
krankung des Gehirnes oder Rückenmarkes nicht ausschHessen.
In solcher Weise hat in den letzten Monaten ein Mann die chirurgische
Abtheilung des Garnisonlazarethes München in ständigem Athem erhalten,
dessen Krankheitsbericht ich hiermit der Oeffentlichkeit übergebe:
] ) Sanit&tsbericht der Königlich preussischen Armee 1869/90 Seite 68.
*) Sanitätsbericht der Königlich bayerischen Armee 1889/91 Seite 128.
MiliUrlrztliche Zeitschrift 1895. 30
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466
Der Sergeant N. N. wurde am 30. August 1894 auf die Station
No. II. für innerlich Kranke des Königlichen Garnisonlazarethes auf¬
genommen.
Derselbe klagte damals über stechende Schmerzen in der linken
Lunge, die er von einer während des Manövers erlittenen Erkrankung
ableitete. Er sei nämlich am 16. August im Dorfe Feld bei Ganghofen
unter heftigen Krämpfen erkrankt und mehrere Tage bewusstlos gewesen,
am 18. August habe er stechende Schmerzen in der Lunge LO bekommen.
Obige nervöse Erscheinungen seien früher bei ihm nie aufgetreten, w r enn
er auch zugeben müsse, dass er von jeher aufgeregter Natur gewesen.
Eine Ursache für diesen Nervenanfall könne er nicht angeben und nur
sogen, dass er früher nie ernstlich erkrankt war, auch seine Eltern und
sechs Geschwister seien gesund. Vor zwei Jahren sei er wegen einer Zahn-
geschwulst etwa 25 Tage in Lazarethbehandlung gewesen; wiegen einer
unbedeutenden Verstauchung des rechten Fussgelenkes im Januar 1894
gelegentlich einer Felddienstübung habe er seinen Dienst nicht unter¬
brechen müssen.
Die objektive Untersuchung auf Station No. II für innerlich Kranke
ergab normale Dämpfungsgrenzen. LO erschien der Schall verkürzt, an
dieser Stelle war Reibegeräusch und verschärftes Athmen zu hören, von
Seiten des Herzens keine Anomalie nachzuweisen, ebenso wenig hinsichtlich
der Abdominalorgane. Einige Tage später theilten sich die Schmerzen auch
der rechten Lunge mit und am 4. September wurden ausserdem Klagen
über Gliederschmerzen laut Kurz darauf hatte Patient Stechen im
Unterleib und am 8. September waren diese Schmerzen auch auf die
Extremitäten Und Ohren übergegangen. Zu all diesen Beschwerden ge¬
sellten sich am 15. September Schwindelgefühl und am 17. Schmerzen
in den Brustwirbeln.
Am 3. Oktober traten zuerst Schmerzen im rechten Fussgelenk auf
und ausserdem zog Patient sich eine Angina zu, welch letztere jedoch in
einigen Tagen wieder völlig beseitigt war. Objektiv liess sich eine geringe
Schwellung fraglichen Gelenkes erkennen. Fieber war nicht vorhanden.
Eine hochgradige Gehstörung präsentirte sich zum ersten Male am
10. Oktober. Patient schleppte den rechten Fuss vollständig nach und
zwar in der Art, dass durch Kontraktion der Wadenmuskeln der Fuss
plantar flektirt gehalten und der innere Fussrand durch Kontraktion des
Tibialis anticus gehoben war. Es kam dadurch eine hochgradige Pes-
varus-Stellung zu Stande, die so bedeutend war, dass die Dorsalfläche
der Zehen beim Gehen auf den Boden fortgeschleift wurde. In der
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Bettlage stand der Fuss normal und auch die Bewegungen im Tibio-tarsal-
Gelenk zeigten sich nach allen Richtungen frei.
Der rechte Fuss wurde nun fünf Tage in einen Gipsverband gelegt;
nach Entfernung desselben am 16. Oktober war die Schwellung des Fusses
geringer, Patient konnte mit dem ganzen Fuss auftreten, das rechte
Bein jedoch wurde noch etwas nachgeschleppt.
Die Schwellung des rechten Fusses nahm im Verlauf der nächsten
Woche wieder zu, ohne dass man eine Erklärung für ihre Entstehung
hätte linden können. Patient war dauernd fieberlos und hatte keine
spontanen Schmerzen. Abermals wurde der Fuss eingegipst; diesmal blieb
der Verband 12 Tage. Nach seiner Abnahme zeigte sich die Gehstorung
bedeutend stärker als früher, Patient klagte über heftige Schmerzen im
rechten Fussgelenk, ausserdem über Schwindelgefühl beim Gehen. Das
Fussgelenk selbst war noch etwas geschwellt. Auf Einreibung mit
Unguentum hydr. ein. ging die Schwellung zurück, doch hatte Patient
angeblich zeitweise an spontanen Schmerzen im fraglichen Gelenk zu
leiden.
Da für die fortgesetzten Klagen über die verschiedenartigsten Be¬
schwerden kein ursächlicher, objektiver Krankheitszustand nachgewiesen
werden konnte, so wurde auch an Simulation beziehungsweise Aggravation
gedacht und deshalb nähere Recherchen über die Erkrankung des Rubri-
katen am 16. August 1894 sowie über dessen bisherige Führung gepflogen.
Seitens der Kompagnie des Patienten wurde nun gemeldet, dass
derselbe am 16. August bewusstlos war, heftige Kopfschmerzen hatte,
sich im Bette zusammenkrümmte und fortwährend über Brust- und
Unlerleibsschmerzen klagte. Die Bewusstlosigkeit habe mit ganz kurzen
Unterbrechungen auch am darauffolgenden Tage fortgedauert, so dass
derselbe vom Manöverterrain aus in das nächstliegende Krankenhaus
nach Ganghofen überfuhrt wurde. Diese eigenartigen Krankheitssymptome
seien ärztlicherseits als ein schwerer Kolikanfall diagnostizirt worden.
Bis am 22. August habe sich Patient wieder so weit erholt, dass er zum
Wachtkommando nach München zuruckbeordert werden konnte. Der
Umstand, dass Patient, ein wenig verlässiger und wahrheitsliebender
Mann, aus dienstlichen Gründen nicht mehr bei der Kompagnie kapituliren
durfte und deshalb eventuell um jeden Preis eine Pension zu erlangen
trachtete, schien für Simulation zu sprechen. Ausserdem glaubte sein
Kompagniechef, dass der übermässige Genuss unreifen Obstes oder auch
das in der kritischen Zeit sehr regnerische Manöverwetter zur Krankheits¬
entstehung beigetragen haben könne.
30*
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468
Dem Truppenärzte, Stabs- und Bataillonsarzt Herrn Dr. Büttner gegen¬
über gab sich N. vor seiner Entlassung aus dem Krankenhause Ganghofen als
gesund an und klagte nur noch etwas über Mattigkeit; ausserdem waren
seine Angaben besonders bezüglich der Brustschmerzen sehr unbestimmt.
Objektiv konnte auf den Lungen nichts nachgewiesen werden. Einmal
gestand er den Genuss unreifen Obstes zu, dann negirte er denselben
wieder; ferner führte er sein Leiden auch auf einen anstrengenden Marsch
während des Regimentsexerzirens zurück; nun hatte aber ein solcher
entschieden nicht stattgefunden.
N. erkrankte nach Angabe des Truppenarztes mit heftigen Krampf¬
anfällen unter zeitweiser Aufhebung des Bewusstseins; nach etwa fünf¬
tägiger Stuhlverhaltung erfolgte im Krankenhause Ganghofen auf Klysmen
ein ausgiebiger Stuhl und waren dann die Schmerzen wie mit einem
Schlage verschwunden. N. erholte sich darauf hin ziemlich rasch und
konnte bald als geheilt entlassen werden. Auffallend an ihm war
genanntem Arzte in den letzten Tagen eine gewisse Unruhe und Auf¬
regung. Auf dessen Frage, warum er so unruhig sei, gab er zur Antwort:
„Ich bin von jeher sehr aufgeregt.* 4 Zweifelhaft ist, ob die damalige
Bewusstlosigkeit nur als Choc, ausgehend von der Kolik, aufzufassen ist,
oder ob eine andere Ursache zu Grunde gelegen hat. An amnestisch konnte
Herr Stabsarzt Dr. Büttner eine solche nicht finden.
Da nun nach allen Erwägungen eine innere Ursache für die Schwellung
im rechten Fussgelenke und die Funktionsbehinderung der Unter¬
extremitäten nicht zu eruiren war, so wurde an die Möglichkeit eines
tieferen Vorganges von Kreislaufstörung oder Entzündung gedacht und
Patient aus diesem Grunde am 29. November auf die chirurgische Ab¬
theilung zur weiteren Beobachtung und Behandlung verlegt.
Hier zeigte Patient zuerst einen spastischen Gang und grosse Un¬
sicherheit in der Fortbewegung. Die Wadenmuskulatur beider Beine war
stark kontrahirt, die Patellarreflexe beiderseits, mehr der linke, deutlich
verstärkt, die Sensibilität nicht gestört, ebenso wenig der Ortsinn, das
Rombergsche Phänomen nicht vorhanden.
Am 6. Dezember bei einer nochmaligen sorgfältigen Untersuchung
präsentirte der Patient ein ganz anderes Bild. Die spastische Gangart
war gänzlich abgelegt, er hinkte nunmehr rechterseits und bot dem
unbefangenen Beobachter das Bild wie bei einer schlecht geheilten
Malleolenfraktur. Das linke Bein schien unbetheiligt. Ausserdem waren
die Rachenreflexe gut erhalten, Kremaster- und .Bauchreflex dagegen sehr
verstärkt, ebenso die Patellarreflexe, die Pupillenreaktion auf Lichteinfall
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normal. Belm Beklopfen der ulnaren Streckseite des rechten Unter¬
armes kamen zunächst deutliche Reflexbewegungen der rechten Hand
zum Vorschein, später gerieth dieselbe in tremorartige Bewegungen. Die
rohe Kraft des rechten Armes war nicht herabgesetzt, die Sensibilität
normal, von Ataxie keine Anzeichen konstatirbar.
Nachher hochgradige Erregung des Patienten, so dass derselbe
förmlich wankte, ohne Unterstützung zu Fall gekommen wäre und im
Bette noch etwa eine Stunde lang einen heftigen Tremor des ganzen
Körpers aufwies.
In den letzten Wochen war besonders der Umstand auffallend, dass,
wenn er bis zur Morgenvisite im Bett blieb, der spastische Gang immer
stärker ausgeprägt erschien, als wenn er schon längere Zeit ausser
Bett war.
Bei einer abermaligen genaueren Untersuchung, die am 13. und
14. Januar 1895 vorgenommen wurde, war folgendes Verhalten zu
konstatiren: Die Unterextremitäten sind kühl und von bläulicher Haut¬
farbe. Die Partie des rechten Fussrückens in der Nähe des Sprung¬
gelenkes zeigt eine kaum messbare Umfangsvermehrung von */* cm gegen
links; es sind die Konturen der Strecksehnen daselbst nur leicht ver¬
wischt und es macht den Eindruck, als ob es sich lediglich um eine
vermehrte Blutfüllung handle. An manchen Tagen der letzten Wochen
war übrigens gar keine Anschwellung sichtbar. Auch heute fehlt jede
Druckempfindlichkeit und hat Patient auch beim Gehen nur wenig
Schmerzen. Während die beiden Unterschenkel gleiche Zirkumferenz haben,
erweist sich der rechte Oberschenkel am Uebergang des unteren Drittels
ins mittlere und das mittlere ins obere um 1y 2 cm schwächer.
Am 13. äusserte sich bei N. ein nur leicht hinkender Gang, vielleicht
mit geringer Andeutung von spastischen Erscheinungen. Die Reflexe
der Patellarsehnen waren mässig erhöht, Fussklonus nicht vorhanden.
Am 13. wurde ihm Bettruhe verordnet, um den Einfluss, den diese auf
seinen Zustand haben würde, zu untersuchen. Am 14. morgens bot nun
Patient ein total verändertes Bild:
Aufgefordert, aus dem Bett zu kommen und zu gehen, bekommt er,
sobald die Füsse den Boden berühren, einen starken Tremor der Beine*
der ihm schon das Stehen fast unmöglich macht.
Am Gang, soweit derselbe überhaupt möglich ist, ist im Allgemeinen
die als Hauptsymptome der spastischen Spinalparalyse bekannte Ver¬
änderung bemerkbar, wozu sich noch ausgesprochenes Hinken des rechten
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JBeines und ein auch dem Rumpf mitgetheiltes Zittern gesellt Eine bald
nachher vorgenommene Untersuchung der Reflexe ergiebt:
Der Patellarsehnenreflex ist deutlich erhöht, aber nicht so stark, wie
es nach einer so ausserordentlich hochgradigen Gehstorung, welche durch
erhöhte Reflexe bei Parese der Muskeln verursacht wird, zu erwarten wäre.
Fussklonus ist überhaupt nicht nachzuweisen, der Kremasterreflex heute
entschieden nicht erhöht, der Bauchreflex zwar deutlich, aber nicht stark
ausgesprochen. Sehnenreflexe vom Vorderarm sind nicht auszulösen.
Die Pupillen reagiren auf Lichteinfall sowohl wie bei Konvergenz.
Irgend eine Parese ist an der sehr kräftig entwickelten Muskulatur
der Beine nicht nachzuweisen. Bei der genauen Feststellung der
Sensibilität fehlen vollständig irgend welche anästhetische oder hyper-
ästhetische Zonen auf der Körperhaut. Dagegen werden bei der Unter¬
scheidung von „Spitz und Stumpf“ sehr häufig Fehler gemacht, noch
mehr bei der von „Kalt und Warm“.
Die Lokalisation ist im Allgemeinen richtig, die Schmerzempfindling
normal, die Sensibilität des Rachens weder gesteigert noch vermindert,
Druck auf die Hoden nicht schmerzhaft, ebenso wenig Druck auf die regio
iliaca.
Die Augenuntersuchung, von Herrn Oberstabsarzt Dr. Seggel vor¬
genommen, lässt Folgendes erkennen: das Verhalten der Pupillen, das
zentrale Farbenunterscheidungsvermögen ist normal. Das Gesichtsfeld
zeigt für Weiss eine zwar geringe, aber bei zehnmal wiederholter Unter¬
suchung konstante Einengung nach aussen; dass dieselbe nicht durch
Mangel an Intelligenz vorgetäuscht wird, beweist der Umstand, dass nach
innen das Gesichtsfeld normal ist, ebenso für Roth und Blau.
Ermüdung kann man nicht nachweisen, im Gegentheil werden die
Grenzen unter dem Einfluss der Uebung eher etwas weiter.
Der ophthalmoskopische Befund ist beiderseits normal. Patient
macht nicht den geringsten Versuch, bei der Augenuntersuchung zu
simuliren. —
Die erste Frage, welche man sich bei Beurtheilung dieses schwierigen
Falles stellen muss, ist die: Handelt es sich um eine chirurgische Er¬
krankung oder eine interne und, wenn letzteres zutrifft, um ein zentrales
oder peripheres Leiden?
Für eine chirurgische Erkrankung würde der Umstand sich ver-
werthen lassen, dass Patient am 3. Oktober 1894 über Schmerzen im
rechten Fussgelenk klagte und im Januar 1894 bei einer Felddienst¬
übung das rechte Fussgelenk verstauchte, ohne jedoch seinen Dienst,
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471
obwohl eine vorübergehende ßelenksanschwellung auftrat, aufgeben zu
müssen.
Von diesem Standpunkte aus konnte man zunächst an einen Fungus,
einen tiefliegenden Abszess, ein Sehnenscheidenexsudat denken. Gegen
den ersteren wäre vor Allem die Geringgradigkeit der Schwellung, das
Fehlen der lokalen Druckempfindlichkeit, die relativ unbedeutende
Schmerzhaftigkeit beim Gehen, die stets normalen Körpertemperaturen
im Verein jnit dem Nichtvorhan densein jedweder erblichen Belastung
einzuwenden; der Diagnose eines tiefliegenden Abszesses ist namentlich
der absolut fieberlose Verlauf und das Fehlen eines fixen Schmerzes
hinderlich; für ein Sehnenscheidenexsudat fehlen die Krepitations¬
geräusche, auch ist die Schwellung über dem rechten Fussgelenk zu weich,
das rasche Auftauchen und Wiederverschwinden, respektive die Ver¬
kleinerung derselben ohne nachweisbare äussere Ursache nicht wahr¬
scheinlich; letztere Momente passen übrigens auch nicht zu den beiden
anderen chirurgischen Erkrankungen.
Und nehmen wir ein peripheres, inneres Leiden an, etwa eine
Neuritis ascendens, so fehlt uns wieder das wichtige Kriterium der rasch
einsetzenden Atrophie.
Eine kleine Abnahme der rechten Oberschenkelmuskulatuj* von
1V* cm liess sich allerdings, wie oben erwähnt, wenn auch erst bei
einer der letzten Untersuchungen erkennen; allein sie müsste viel aus¬
giebiger sein, viel früher eingetreten sein und sich noch auf den rechten
Unterschenkel erstrecken, was nicht der Fall ist.
Demnach haben wir vorliegendes Gebrechen als ein inneres zentrales
aufzufassen, und es ist nach meiner Ansicht nur noch zu erörtern, ob
als Kückenmarkserkrankung spastische Spinalparalyse, oder als funktionelle
Hirnanomalie: Hysteria virilis.
Gegen die Diagnose der spastischen Spinalparalyse, sowie überhaupt
einer anderen Rückenmarkserkrankung sprechen: der sehr plötzliche
Beginn der Gehstörung und die Art der zuerst aufgetretenen Gehstörung,
welche in einer einfachen Nachschleppung des plantarflektirten Fusses
bestand. Von Spasmen ist nichts erwähnt; ferner das schnelle Verschwinden
und Wiederauftauchen des spastischen Ganges in ganz plötzlicher Weise,
welches mit einer bestehenden anatomischen Veränderung etwa in den
Seiten6trängen nicht gut zu vereinbaren ist, insbesondere da dieselbe
entsprechend dem Grad der nach Bettruhe vorhandenen Gehstörung eine
recht bedeutende sein müsste; endlich das Fehlen von Paresen in den
Beinen, zum mindesten im linken, welche mit zum Bilde der spastischen
Spinalparalyse gehören.
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472
Dagegen kommen für Hysterie in Betracht:
1. Der Beginn der Erkrankung mit einem Anfall, der mit Krämpfen
und Bewusstseinsstörung verlief; dass dieser Anfall kein Kolikanfall
war, scheint die ausserordentlich schnelle Wiederherstellung zu beweisen,
die nach einem so schweren Kolikanfall wohl länger gedauert hätte.
Die Bewusstlosigkeit scheint keine vollständige gewesen zu sein, was
gegen einen hysterischen Anfall sprechen würde, da erwähnt ist, dass er
„fortwährend über Brust- und Unterleibsschmerzen klagte“. (Während
des Anfalls).
2. Die Thatsache, dass eine dem N. von seinem Hauptmann am
16. August ertheilte Rüge mit dem Tage des Anfalls zusammenfällt;
es ist bekannt, dass psychische Ursachen ausserordentlich häufig bei
Hysterikern Anfälle auslösen.
3. Die nun sich unmittelbar anschliessenden vagen Beschwerden über
stechende Schmerzen in allen möglichen Körpertheilen (sogar in den
Ohren), für welche niemals irgend ein Grund aufzufinden war — der
einmal gefundene geringe positive Befund an der Lunge kann nicht die
monatelangen Schmerzen in allen Körpertheilen erklären — und welche
den Patienten in den Verdacht eines Simulanten brachten.
4. Der Umstand, dass nach dem durch die Schwellung des rechten
Fusses und später durch den Gips verband die Aufmerksamkeit des
Patienten auf das rechte Bein gelenkt war, das Leiden hauptsächlich dort
auftrat und sich immer steigerte. Die Schwellung des rechten Fuss-
gelenkes kann, wenn sie keine zufällige Komplikation war, ursprünglich
ein neurotisches Oedem gewesen sein; später wurde der Fuss durch die
perverse Haltung beim Gehen häufigen Insulten ausgesetzt.
5. Die ebenso wie der vorige Umstand durch die hysterische
Suggestibilität bedingte Erscheinung, dass nach Bettruhe die Gehstörung
in so auffallender Weise zu Tage tritt, während sie beim Aufsein ver¬
schwindet, bis auf geringe Reste; die Klagen über Schwindelgefühl
namentlich nach dem Aufstehen; die hochgradige, schliesslich zur Ohnmacht
führende psychische Erregung nach der ärztlichen Untersuchung; die
an scheinbaren Widersprüchen reiche Krankheitsgeschichte und die
Mannigfaltigkeit der Symptome; die von dem Kompagniechef über den
Charakter des Patienten gemachte Angabe, dass er „ein wenig verlässiger
und wahrheitsliebender Mann sei“. Die Weitläufigkeiten des über den
Rubrikaten eingeleiteten Verfahrens, die verschiedenen ärztlichen Urtheile
über seinen Zustand, die Hartnäckigkeit, womit die Krankheit andauerte
und allen Heilbestrebungen trotzte, trugen jedenfalls hoch das Ihrige dazu
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bei, den N. immer mehr in Unruhe zu versetzen und diese Krankheitsform
immer ausgeprägter auftreten zu lassen.
Aus allen diesen Punkten, unter welchen die etwas herabgesetzte
Sensibilität und die geringe Einschränkung des Gesichtsfeldes absichtlich
nicht aufgezählt wurden, weil beide nicht ausgesprochen genug sind, um
beweiskräftig zu sein, scheint mir die Diagnose Hysterie sich zu ergeben.
[Aus dem Garnisonlazareth Bromberg.]
Zar Kasuistik der Pankreascysten.
Von
Oberstabsarzt Dr. Herrmann.
Der im Folgenden zu besprechende Fall, an sich schon eine Seltenheit
unter den Krankheiten, welche den Gegenstand der Behandlung in den
Militärlazarethen bilden, bietet in Beziehung auf die Diagnose und auf
die mit der zweckmässigsten Behandlungsweise in Beziehung stehenden
Fragen so manches Bemerkenswerthe, dass sich seine Mittheilung wohl
lohnen dürfte. Erst nach der Operation fiel mir die Monographie von
Boeckel 1 ) über Pankreascysten in die Hand, deren Kenntniss geeignet
gewesen wäre, die vor der Operation und zum Theil nach derselben noch
bestehenden Zweifel über die Herkunft der nachgewiesenen Cyste des
Bauches zu lösen, aber auch den Entschluss über die geeignetste Operations¬
weise erleichtert haben würde.
Der Sergeant K. vom 2. Pommerschen Feldartillerie-Regiment No. 17,
welcher bereits vom 23. August bis 6. September 1894 an akutem Alkohol¬
delirium im Lazareth gelegen hatte, ging demselben am 25. September
wieder zu mit der Klage über heftige Leibschmerzen, welche sich seit
dem Tage vorher eingestellt haben sollten. Es war ein kräftig gebauter
Mann mit etwas blassem Gesicht, aber gutem Ernährungszustände,
bei welchem keine Regelwidrigkeiten ausser einer harten Spannung des
Leibes, Empfindlichkeit der Magengegend und mässig belegter Zunge
entdeckt wurden. Die Eigenwärme war nicht erhöht.
Es wurde daher Magenkatarrh infolge chronischen Alkoholismus
angenommen und künstliches Karlsbader Salz verordnet, worauf Stuhlgang
eintrat. Die Leibschmerzen bestanden jedoch fort, namentlich in der
linken Bauchseite und in der Blasengegend, und der vorher klare Ham
*) Des cystes pancreatiqaes par le docteur J. Boeckel, Strassburg 1891.
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zeigte am 28. September eine wolkige Trübung, enthielt jedoch kein Blut
oder Eiweiss.
Die Trübung war in wenigen Tagen verschwunden; dagegen wurde
seit dem 3. Oktober über heftige Schmerzen in der linken Schulter ge¬
klagt, ohne dass eine örtliche Ursache gefunden werden konnte; am
.6. Oktober war der Harn wieder trüb, aber ohne Eiweissgehalt, am
10. Oktober völlig klar.
Nachdem der Kranke über heftigere Schmerzen geklagt hatte, die vom
Schambein bis zur Schulter ausstrahlten und die Nachtruhe störten, fand
sich am 14. Oktober in der linken Seite eine an der fünften Rippe be¬
ginnende, in die Milzdämpfung übergehende Dämpfung, während unterhalb
des Schulterblattwinkels abgekürzter Schall, darüber tympanitischer und
Bronchialathmen zu hören war. Auch stieg die Eigenwärme bis 38,5°.
Diese Erhöhung der Eigenwärme, selten 38° übersteigend, dauerte
bis zum 18. Oktober; am 19. Oktober war die höchste Temperatur 37,5°;
vom 20. an erfolgten wieder Steigerungen bis 38,9° am 22. Oktober, von
da an langsames Absinken bis zum 26. Oktober, dann fortdauernd
fieberloser Zustand. Während dessen änderten sich die physikalischen
Erscheinungen nur wenig, die Schmerzen wurden heftiger, der Kranke
hatte ein verfallenes Aussehen und wenig Appetit; es zeigten sich
Störungen in der Defäkation, auch wurde der Leib stärker aufgetrieben.
Eingiessungen in den Darm riefen Stuhlgang und Nachlass der Beschwerden
hervor, so dass zum ersten Mal an einen die Baucheingeweide beengenden
Tumor gedacht wurde, der indess noch nicht zu fühlen war.
Erst am 22. Oktober wurde unterhalb des linken Rippenbogens, wo
die Schmerzhaftigkeit am grössten war, ein grösserer Widerstand gefühlt
und am 26. Oktober, als der Kranke über grosse Schmerzhaftigkeit in
der Magengegend klagte, sah man den Bauch daselbst stärker aufgetrieben,
erhielt beim Beklopfen tympanitischen Schall, zugleich aber fühlte man
deutliche Fluktuation. Letztere änderte sich nicht bei Lagewechsel, auch
ergaben die Seitentheile des Bauches keine Dämpfung, so dass sich die
Flüssigkeit also in einem geschlossenen Raum befinden musste.
Die Raumbeengung des Bauches nahm nun mehr zu; Speise wurde
nur in kleinen Mengen genommen, weil sonst Druckgefühl und Brech¬
neigung entstand, Stuhl erfolgte nur durch Wassereingiessungen, worauf
der Kranke sich jedesmal sehr erleichtert fühlte.
Am 1. November wurde in der Mitte des Bauches, unterhalb des
Schwertfortsatzes, eine drei Finger breite Zone lauten tympanitischen
Schalles, darunter eine Handbreite mit gedämpft tympanitiscbem, in
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welcher man Wasserplätschern hörte, weiter nach unten heller tympa-
nitischer Schall festgestellt. Oberhalb des linken Schulterblattwinkels,
etwa von der Mitte des Schulterblattes an» fand sich verkürzter, unterhalb
leerer Schall, der in die seitliche und vordere Dämpfung überging. Das
Athemgeräusch war daselbst schwach zu hören, am Rücken vesikulär,
in der Seite unbestimmt, zuweilen war leises Reibea vernehmbar.
Die Ergebnisse der Beklopfung änderten sich nicht, wenn in sitzender
oder stehender Lage des Kranken untersucht wurde, doch befand er sich
selbst bei aufrechter Haltung wohler. Es wurde daher angenommen, dass
der Magen durch die Geschwulst nach oben gedrängt sei (eine Meinung,
die sich übrigens bei der Operation als irrthümlich erwies), dagegen,
sobald K. aufstehe, auch der Magen durch das Herabsinken der Geschwulst
mehr Platz erhalte, und deshalb dem Kranken die Nahrungsaufnahme
bei aufrechter Haltung erleichtert werde. Schon jetzt wurde dem Kranken
die Nothwendigkeit einer Operation nahe gelegt, um ihn darauf vorzubereiten.
Die Diagnose neigte dahin, eine vom linken Leberlappen ausgehende
Echinokokkuscyste anzunehmen, wenngleich Hydatidenschwirren nicht zu
bemerken war.
10. November. Die Geschwulst wurde nun in der mittleren Bauch¬
gegend oberhalb des Nabels sichtbar, die linke Seite hervorwölbend, so
dass der Leibesumfang 86 cm betrug. Die perkutorischen Ergebnisse
waren verschieden; beim Stehen des Kranken war die obere Lebergrenze
am oberen Rande der siebenten Rippe, in der Magengrube laut tympa-
nitischer Schall, diesem folgte gedämpft tympanitischer bis 4 cm oberhalb
des Nabels, dann völlig leerer bis zum Nabel. Nach der Seite war die
Geschwulst nicht genau abzugrenzen, weil der tympanitische Schall der
Därme durchklang, so dass eine üeberlagerung der Geschwulst durch
Darmschlingen vermuthet wurde. Dagegen war die Fluktuation oberhalb
des Nabels und seitlich nach links so deutlich, als ob die Geschwulst
dicht unter den Bauchwandungen läge.
Da der Kranke infolge mangelnder Nahrungsaufnahme schwächer
wurde und schon um 2,5 kg an Gewicht abgenommen hatte, drängte
Alles zur Operation. Die Art des Vorgehens musste sich nach der Art
der Cyste richten, welche man noch immer geneigt war, für einen Echino¬
kokkussack zu halten; daher wurde am 14. November eine Probepunktion
drei Finger breit oberhalb .des Nabels in der Mittellinie gemacht, welche
trotz der deutlichen Fluktuation keine Flüssigkeit lieferte. Sie wurde am
16. November in derselben Höhe, aber 4 cm nach links von der Mittel¬
linie wiederholt und ergab nun eine wasserhelle Flüssigkeit, in welcher
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bei der mikroskopischen Untersuchung keine Haken, nur sehr spärliche
Plattenepithelien sich nachweisen Hessen, auch beim Stehen keine Gerinnsel¬
bildung eintrat Eine Klärung der Diagnose war also noch nicht erreicht,
vielmehr die Möglichkeit, dass es sich um einen Echinokokkus handele,
noch nicht ausgeschlossen; für diesen gab es aber uur eine Ope¬
rationsmethode, welche die Zerstreuung der Echinokokkenkeime im
Peritonealraum und deren Gefahren ausschloss, nämlich die einzeitige
Laparotomie.
Sie wurde am 19. November unter den sorgfältigsten aseptischen
Maassnahmen, die ich als selbstverständlich übergehe, ausgeführt. Vor der
Narkose erhielt K. eine subkutane Morphiuminjektion; die Anästhesirung
durch Chloroform gelang sehr gut, ohne jeden störenden Zwischenfall.
Es wurde zunächst ein 5 cm langer Hautschnitt in der linea alba
gemacht, welcher 3 cm oberhalb des Nabels endete. Nach Eröffnung des
Peritoneums lag der Magen vor, welcher als solcher an der unteren
Kurvatur, die 1 cm oberhalb des unteren Wundwinkels lag, erkannt wurde.
Daher wurde der Schnitt um 5 cm über den Nabel hinaus, links an ihm
vorbeigehend, erweitert. Trotz Einführung des Fingers in die Peritoneal¬
höhle war die Cyste nicht zu finden, dagegen hinter dem kleineu Netz
Fluktuation zu fühlen. Dieses wurde daher stumpf eingerissen, worauf
sich eine bläuUche Blase mit derber Wandung vordrängte, welche empor¬
gehoben, angestochen und, da helle klare Flüssigkeit im Strahl hervor¬
stürzte, eingeschnitten wurde. Die Menge der nun ausfliessenden Flüssigkeit
betrug etwa 1500 ccm. Der während des Abflusses in die Höhle eingeführte
Finger fühlte eine glatte Wand, welche nur unten links eine vorspringende
Leiste hatte, konnte aber das Ende der Hohle nach oben, links und
hinten nicht erreichen; Tochterblasen waren nicht zu finden. Es wurde
hierauf der Sack vom kleinen Netz stumpf abgelöst, mit zwei Fäden
durchstochen und daran emporgehoben, um den Rest abfliessen zu lassen,
der letzte Rest mit einem dicken Gumroischlauch herausgehebert, so dass
die Gesammtmenge der Flüssigkeit etwa 3000 ccm betrug. Nachdem der
Sack mit zwei Nähten an die Bauchwand geheftet worden und ein finger¬
dicker, 20 cm langer Gummidrain in die Höhle eingeführt worden war,
wurde das Peritoneum mit Katgut, die Bauchwand mit Seidennähten
geschlossen. Auf die Wunde wurde Jodoform gepudert, etwas Jodoformgaze,
darauf sterile Gaze und Watte in dicker Lage.
Obwohl die Operation im Ganzen 1V« Stunde gedauert hatte und fast
150 g Chloroform verbraucht waren, befand sich der Kranke beim Erwachen
aus der Narkose sehr wohl und fühlte sich erleichtert. Er schHef zwei
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Stunden, nahm aber nur wenig Wein zu sich und klagte etwas über
Schmerzen im Kücken (wahrscheinlich vom Drain herrührend), der Puls
war ziemlich klein, die Pulsw’elle niedrig und die Spannung gering.
Ord.: Tinct. Opii spl. 15 Tropfen, um Stuhlgang zu verhindern. Die
mikroskopische Untersuchung der Flüssigkeit ergab zahlreiche rothe,
gezackte und einzelne weisse Blutkörperchen; ihr Eiweissgehalt betrug
0,25%; sie war klar, hell, gelblich weiss und enthielt keine Gerinnsel.
20. November. Der Kranke hat gut geschlafen, klagt aber über
Schmerzen im Kreuz. M. T. 37,5°, P. 80, R. 20, M. T. 37,6°, P. 84,
A. T. 37,6, P. 96. Die Arterienspannung und -Füllung besser als gestern,
aber noch unter dem Mittel.
Der mit Flüssigkeit durch tränkte Verband wird erneuert, statt des
Drains ein Streifen Jodoformgaze eingefuhrt; es entleert sich noch 50 ccm
Flüssigkeit.
22. November. Fieberloser Zustand, der Puls hat sich gehoben,
Schmerzen werden nicht geklagt, flüssige Nahrung genommen. Harn¬
entleerung ohne Beschwerden. Beim Verbandwechsel kommt keine
Flüssigkeit aus der Wunde; die Perkussion ergiebt in ihrer Umgebung,
auch in der linken Unterrippengegend, lauten tympanitischen Schall.
24. November. Beim heutigen Verbandwechsel flössen aus der Wunde
300 ccm trüber Flüssigkeit, auch der Verband war durchtränkt. Das
Befinden des K. sehr gut, am 25. November gegen Abend trat von selbst
Stuhlgang ein.
26. November. Verband durchtränkt, aus der Höhle kommt noch
eine geringe Menge heller Flüssigkeit Die Hautnähte werden entfernt,
da erste Vereinigung eingetreten ist, nur die zwei die Cystenwand an
die Bauchwand heftenden Nähte bleiben liegen. Um eine reaktive Ent¬
zündung bezw. Verkleinerung der Höhle herbeizuführen, wird ein mit
Lugolscher Lösung getränkter Gazestreifen in dieselbe eingeführt.
Es folgte hierauf stärkere Absonderung, so dass täglicher, zum Theil
wiederholter Verbandwechsel stattfinden musste, auch bildete sich in der
Umgebung der Wunde ein stark juckendes Ekzem. Der Kranke nahm
reichlich Nahrung, Stuhl wurde am 29. November durch Magnes. sulf.
herbeigeführt. Eine Untersuchung der Brust am 30. November ergab von
der fünften Rippe an tympanitischen, darüber gewöhnlichen Lungenschall;
die Leberdämpfung in den gewöhnlichen Grenzen.
2. Dezember. In die etwas Eiter absondernde Hohle wird 1 ccm
Lugolscher Lösung eingespritzt; das Ekzem ist theil weise abgeheilt.
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5. Dezember. Mit einer Sonde kann man über 8 cm tief in die Fistel
eindringen, die letzten Nähte werden entfernt. Es hat sich eine 8 cm
lange, fast 2 crn breite derbe Narbe gebildet Das um 6 kg verminderte
Körpergewicht stieg bis zum 11. Dezember um 1,5 kg und der Kranke
begann sich zu erholen. Die Entleerung von Flüssigkeit aus der Hohle
dauerte fort und zwar, wie der Kranke selbst bemerkte, am meisten bei
und nach der Nahrungsaufnahme; die Haut in der Umgebung der* Fistel
zeigte noch erhebliche Reizungserscheinungen. Unter abnehmender Ab¬
sonderung war die Fistel am 20. Dezember geschlossen; der Kranke nahm
beständig zu, so dass er am 7. Januar 1895 das bei der Aufnahme notirte
Gewicht von 62 kg erreicht hatte. Er wurde am 8. Januar in das
Revier entlassen. Er befand sich wohl, hatte frische Gesichtsfarbe und
guten Ernährungszustand; doch gab er an, nicht viel auf einmal essen
zu können, weil das Gegessene schwer über die Narbe hinwegkomme.
Letztere ist 10 cm lang, 0,5 breit, aber fest; ihre Umgebung bot tympa-
nitischen Schall, die Leber- und Milzdämpfung hatte die gewöhnlichen
Grenzen und die Dämpfung unter dem linken Schulterblattwinkel sowie
in der Seite war verschwunden.
Zur Diagnose. Während die Diagnose bisher nur in ungewissen
Vermuthungen sich bewegte, war ein Zweifel, dass es sich um eine
cystische Bildung in der Bauchhöhle handele, ausgeschlossen, sobald die Ge¬
schwulst die Bauchwandung erreichte. Dagegen war dieFrage der Herkunft
eine noch immer zweifelhafte und blieb es sogar bis zurOperation. Das ist nun
freilich in den meisten Fällen von Pankreascysten vorgekommen. Boeckel
führt in seiner oben angegebenen Arbeit 30 Fälle an, welche zur Operation
kamen; ich vermag deren noch 5 hinzuzufügen, von v. Bergmann, 1 )
Lindner,*) Dixon, 3 ) Richardson, 1 ) Hersehe, 5 ) dazu 2, in welchen
der tödliche Ausgang vor der Operation erfolgte, von Rotgans*) und
Reddingius. 7 ) In diesen 37 Fällen wurde die Diagnose nur 9 mal vor
der Operation gestellt, nämlich, ausser den 7 bei Boeckel angeführten,
von Richardson und Rotgans, in den übrigen Fällen blieb sie zweifel¬
haft. Die Explorativ-Punktion hellte in 3 Fällen das Dunkel auf, in
!) Hinrichs, Inaugural-Disserfcation. Berlin 1889.
2 ) Internationale klinische Rundschau 1889. No. 8/9.
3) New-York med. Record 1889. Bl. XXV.
4 ) Boston Med. et Surg. Joum. CXXIV 5/91.
5 ) Wiener klinische Wochenschrift No. 51. 1892.
6) Nederl. Tijdschr. v. Geneeskunde No. 9. 1892.
7) Ebenda No. 10. 1892.
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8 Fällen die Operation, bei 5 blieb auch nach der Operation die Diagnose
schwankend, aber sich mehr auf die Seite der Pankreascyste neigend;
endlich wurde in den übrigen Fällen der Zweifel durch die nachträgliche
chemische Untersuchung des Cysteninhaltes oder durch die Autopsie
gelost. Am häufigsten wurde ein Echinokokkussack der Leber vermuthet;
aber auch Netz- und Mesenterialcysten, Ovariencysten, abgekapselte Abszesse
und Sarkom. Aber auch das Umgekehrte ist vorgekommen; Boeckel
selbst stellte die Diagnose auf eine Pankreascyste, fand aber bei der
Operation eine solche des Ovarium, ein Irrthum, welcher ihm Veranlassung
gab, diese Frage näher zu studiren.
Nun, der letztere konnte bei unserem Falle glücklicherweise nicht in
Frage kommen, um so eher die übrigen schon genannten, wozu noch
Cysten der Milz oder der Nieren hinzugefügt werden konnten. In der
ersten Zeit fanden sich Zeichen, welche an eine Erkrankung der linken
Niere denken Hessen, nämlich die Trübung des Urins, welche bald ver¬
schwand, aber nochmals wiederkehrte. Doch wird dies auch in anderen
Fällen beschrieben, so z. B. bei Richardson; vorübergehende Albuminurie
auch bei Subotic und Treves. Es ist also eine nebensächliche Erscheinung,
welche ebenso wie die damit verbundene Schmerzhaftigkeit der Ent¬
leerung vielmehr mit den heftigen Schmerzanfällen zusammenzuhängen
scheint, welche wiederholt, ja fast regelmässig bei Pankreascysten
beschrieben werden und auch in unserem Falle nicht fehlten.
Bei dieser Gelegenheit verdienen die lebhaften Schmerzen in der
Schulter hervorgehohen zu werden, über welche unser Kranker klagte
und die bisher in keinem ähnlichen Falle erwähnt sind. Bekannt ist ja,
dass Erkrankungen der Leber auf dem Wege des Reflexes Schmerzen in
der rechten Schulter hervorrufen; in Erinnerung an diese Erscheinung
lag es nahe, den Umstand, dass hier die linke Schulter der Sitz der
Schmerzen war, in der Weise zu verwerthen, dass der Sitz des ver-
mutheten Echinokokkus in den linken Leberlappen verlegt wurde.
Schon Niemeyer warnte vor einer Ueberschätzung dieses Zeichens; um
es hervorzurufen, werden Reizungen der Nerven in der Bauchhöhle,
gleichviel welcher Art, vorliegen müssen und es wird sich mehr darum
handeln, ob die Entwickelung der Bauchgeschwulst mehr in der rechten
als in der linken Seite sich vollzieht, so dass eine Ausstrahlung der
durch Druck verursachten Schmerzen nach der entsprechenden Schulter
stattfindet.
Die bei K. sich entwickelnde Geschwulst dehnte sich nun that-
sachlich anfangs mehr nach oben links aus, indem sie das Zwerchfell
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empordrängte, ehe sie die Bauchwand erreichte. Dagegen Hess sie die
Seitenwand des Bauches frei. Diese Erscheinung ist wohl gegen eine
von der Niere ausgehende Geschwulst ins Feld zu fuhren, nicht aber
gegen eine solche der Milz und des linken Leberlappens, weil die
gefundene Dämpfung sich von der Gegend des linken Schulterblatt¬
winkels bis zu der duktuirenden Geschwulst ohne Unterbrechung
erstreckte.
Mitbestimmend für den Sitz der Cyste ist ihr Verhältnis zu den
Darmschlingen und zum Magen. Durch die Perkussion wurde festgestellt,
dass lufthaltige Eingeweide vor dem Tumor lagen, aber nicht in seiner
ganzen Ausdehnung. Dagegen täuschte man sich völlig über die Lage
des Magens, man glaubte ihn durch die wachsende Geschwulst nach oben
verdrängt (thatsächlich wurde sein unterer Rand kaum zwei Finger breit
oberhalb des Nabels gefunden, also der natürlichen Lage ziemlich genau
entsprechend, die man, wie neuere Beobachtungen zu beweisen scheinen,
früher zu hoch oberhalb des Nabels zu suchen gewöhnt war. Die
Geschwulst lag, wie die Operation erwies, hinter dem Magen, ihn von
hinten nach vorn gegen die Bauchwand zusammendrückend). Es war dies
ein Irrthum, der die Fruchtlosigkeit der ersten Probepunktion zur Folge
hatte und den ich bei Gelegenheit der Behandlung noch weiter zu
erwähnen habe. Aufklärung würde die Aufblähung des Magens mit
Kohlensäure wohl gewährt haben, wenngleich dies Verfahren in diesem
Falle zum mindesten sehr belästigend und schmerzhaft für den Kranken
gewesen wäre, angesichts der schon so erheblichen Raumbeengung. Zur
Klarstellung der Beziehungen der Geschwulst zu den Eingeweiden hätte
eine Hegarsche Eingiessung in den Mastdarm wohl nicht mehr bei¬
zutragen vermocht, als ohnehin schon feststand. Allerdings ist die Lage
des colon descendens vor den Nierengeschwülsten das Gewöhnliche,
doch kommen auch Ausnahmen vor; Boeckeli) beschreibt einen Fall,
in welchem die Geschwulst der linken Niere das colon descendens nach
hinten und aussen verdrängt hatte.. Indess war in unserm Falle eine
Nierengeschwulst durch die mangelnde Dämpfung der Seitengegenden
des Bauches bereits ausgeschlossen.
Die Operation erwies, dass sich die Cyste in dem Raume hinter dem
Magen und dem Netze entwickelt hatte; in solchem Falle kann es sich
nur noch um eine Cyste des Netzes oder des Mesenteriums handeln;
erstere kam nicht in Frage, weil das Netz stumpf durchrissen werden
musste, ehe man zu der dicken Cystenwand gelangte, letztere konnte
*) Etnde snr les cystes hydatiques du rein. Paris 1887.
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durch die Beschaffenheit des Inhalts ausgeschlossen werden, so dass also
nur die Pankreascyste übrig blieb, auch wenn der unmittelbare Zusammen¬
hang derselben mit dem Pankreas nicht erwiesen war. So weit war
man jedoch vor der Operation noch nicht, und eine genaue Diagnose
schien um so nöthiger, als das einzuschlagende Verfahren davon abhing.
Ich entschloss mich daher zur Probepunktion; ihre Entbehrlichkeit hat
schon Karewski betont, der bei zwei von ihm mit Glück operirten
Fällen das erste Mal sie noch anwandte, beim zweiten für überflüssig
hielt, jetzt sogar ihr Ergebniss als ohne sichere Beweiskraft und zu
Fehlschlüssen verführend ansieht. *) Auch nach unserer Beobachtung muss
sie für unsicher, ja sogar für gefährlich erklärt werden. Für die Diagnose
des Echinokokkus lieferte sie keinen Aufschluss; denn der Umstand, dass
man keine Haken fand, spricht ja noch nicht für ihre Abwesenheit. Der
mikroskopische Befund von weissen und rothen Blutkörperchen wird
allerdings auch in anderen Fällen von Pankreascysten aufgeführt, andere
Male war jedoch der Inhalt derselben stark bluthaltig, chokoladenfarben.
Im Allgemeinen erlaubt dieser Befund nur einen gewissen Grad von
Wahrscheinlichkeit. Es wäre nun die Eigenschaft des pankreatischen
Saftes: Stärke in Zucker zu verwandeln und Oel zu emulsioniren, in
Betracht zu ziehen; aber auch hier bleibt das Ergebniss zweifelhaft.
Schon von vornherein dürfte man bei einer so reichlichen Flüssigkeits¬
ansammlung, in der sich nur ein geringer Bruchtheil von Pankreassaft
befinden kann, keine deutliche Reaktion erwarten; hierzu kommt aber
noch, dass derselbe in den Cysten sich bald verändert und seine
charakteristischen Eigenschaften verliert, um so mehr, je länger die Cyste
besteht. Vermengt mit der Blutflüssigkeit, soll er sich nach Hoppe
sogar in Harnstoff verwandeln. Immerhin ist die Reaktion in einzelnen
Fällen gelungen und hat, wo sie besteht, unbedingte Beweiskraft.
Dagegen wird der Inhalt der Mesenterialcysten als kreide- bezw.
milchweiss, dick und nach Fett riechend beschrieben, wie natürlich, da
er ja nur eine Fettemulsion darstellt Diese Eigenschaft ist charakteristisch
genug, um ein Urtheil zu erlauben; demgemäss konnte eine solche von
uns mit Bestimmtheit ausgeschlossen werden.
Die Schwierigkeiten der Diagnose sind also sehr bedeutend, doch
nicht derartig, um in gewissen Fällen ein sicheres Urtheil vor der Lapara-
tomie nicht zu gestatten; bei derselben wird es wohl selten unklar
bleiben, es müssten denn erhebliche Verwachsungen mit den Nachbar-
J ) Deutsche medizinische Zeitung 1891. No. 34.
Militärärztliche Zeitschrift. 1895. Qi
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th eilen vorhanden sein. Die Frage, ob eine Pankreascyste im engerem
Sinne, also eine Retentionscyste vorliege, oder ob sie sich aus einem
Hämatom umgebildet habe — apoplektische Cyste —, ist eine wesentlich
anatomische und höchstens bei der Autopsie zu entscheiden. Für die
kleinen Cysten — ranulae pancreaticae nach Yirchow — ist die
Annahme der Retention die natürliche, für die grossen unwahrscheinlich,
aber nicht unmöglich. In unserm Falle können wir uns mehr für die
Blutcyste entscheiden und zwar auf Grund der Aetiologie.
Es wurde nämlich festgestellt, dass K. im März 1894, also sechs
Monate vor den ersten, durch die Cyste veranlassten Storungen, eine
heftige Quetschung des Leibes erlitten hatte. Beim Besteigen eines
Pferdes ging dieses mit ihm durch; K. blieb mit der Hose, welche
ganz zerrissen wurde, am Sattel hängen und erhielt nun durch den
Hinterzwiesel mehrfache Stösse gegen die mittlere Bauchgegend. Eine
Qnetschung des Bauches ist für Pankreascysten die häufigste Ursache;
Boeckel hat sie unter 30 Fällen 15 mal notirt, mehrfach auch heftiges
Erbrechen; wenn aber das Trauma der Zeit nach weit zurückliegt, kann
es auch in Vergessenheit gerathen sein. Denn die Schnelligkeit, mit der
sich die Cyste entwickelt, ist sehr verschieden; vier Wochen beiKarewsky,
fünf Jahre bei Richardson, sogar 20 Jahre bei Rotgans, wobei allerdings
unentschieden bleibt, ob der Tumor in letzterem Falle nicht schon früher
nachzuweisen gewesen wäre.
Bezüglich der Behandlung ist die Verurtheilung der einfachen
Punktion und der durch Aetzmittel zu erzeugenden Verwachsung der
Cyste mit der Bauchwand schon erfolgt; auch unser Fall giebt einen
Beleg dafür. Die Punktion ist gefährlich, einmal wegen der Möglichkeit
des Ausfiiessens von Flüssigkeit in die Bauchhöhle, namentlich sobald
ein Echinokokkensack nicht ausgeschlossen werden kann, ferner wegen
der Möglichkeit der Verletzung von Eingeweiden. Die erste von mir
ausgeführte Probepunktion traf anscheinend den Magen, obwohl alle
Anzeichen dafür sprachen, dass er nach oben verdrängt sei; sie hat,
was hervorzuheben sich wohl verlohnt, nicht die geringsten üblen Folgen
gehabt. Wie aber, wenn statt der dünnen Kanüle der Pravazschen
Spritze ein dickerer Troikart ihn durchbohrt hätte? Die Methode, durch
Aetzmittel eine Verwachsung zu erzeugen, hat schon oft versagt, trotz
dieser Aetzung fand sich nicht die Spur einer adhäsiven Entzündung.
Wäre sie aber in diesem Falle gelungen und der Einschnitt ihm gefolgt,
so hätte er bei der tiefen Lage des Magens unmittelbar in denselben
hineingeführt.
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Die Laparotomie und spätere Eröffnung der Cyste — zweizeitige
Operation — bietet keine Vortheile vor der einzeitigen; ursprünglich
ersonnen, um das Einfliessen der Flüssigkeit in die Bauchhöhle zu ver¬
meiden, sind ihre Ergebnisse nicht besser, eher schlechter als bei der
einzeitigen. Unter 10 Fällen zweizeitiger Operation blieb 7 mal eine
Fistel für längere Zeit oder für immer zurück, unter 20 einzeitigen nur
1 mal. Der Nutzen der ersteren wird durch das Emporheben und
Annähen des Sackes an die Bauchwand bei der einzeitigen Operation
völlig erreicht; nöthig ist dies jedenfalls, und nicht weniger wie bei den
Echinokokken. Denn bei den 30 Fällen ist 9 mal ein sehr lästiges
Ekzem der Umgebung der Wunde aufgetreten, welche von der ausfliessenden
Flüssigkeit benetzt wurde. Drückt sich hierin der offensive, verdauende
Charakter der Cystenflüssigkeit aus, so könnte man eine gleiche und
dann gefährlichere Wirkung auf die Wände und den Inhalt der Bauch¬
höhle erwarten. Dieses Ekzem scheint auch insofern eine diagnostische
Bedeutung zu haben, als es die Beimengung pankreatischen Saftes zur
Cystenflüssigkeit anzeigt. Die Heilung ist in fast allen einzeitig operirten
Fällen in 28 bis 30 Tagen vollendet gewesen. In manchen Fällen haben
eich Stücke des Sackes abgestossen, in anderen nicht. Um Wieder¬
ansammlung der Flüssigkeit zu verhüten, kann die Exstirpation des
Sackes in Frage kommen. Aber es scheint doch^als ob dies auch durch
Schrumpfung des Sackes erreicht werden könne, und in dieser Absicht
ist bei uns LugoIsche Lösung eingespritzt worden. Ob die Absicht
•erreicht worden ist, bleibt freilich zunächst dahingestellt, doch scheint
nach den bisher bekannten Fällen die Heilung eine dauernde zu sein
und von Störungen der Funktion der Eingeweide ist nirgends die Rede;
in unserem Falle haben sie nicht ganz gefehlt, wie die eigene Angabe
<3es Mannes andeutet.
Die totale Exstirpation des Cystensackes kann mit der einzeitigen
Eröffnung nicht in eine Linie gestellt werden. Sie ist nur in den sehr
seltenen Fällen möglich, in welchen die Cyste gestielt ist; dann hat sie
ein gutes Resultat ergeben. Bei irgend erheblichen Verwachsungen und
vorhandenem Stiel ist bisher immer der tödliche Ausgang eingetreten.
Die einzeitige Operation der Pankreascysten ist daher die normale, von
cler abzugehen nach den bisherigen Erfahrungen nur ausnahmsweise
Berechtigung vorliegen wird.
Unser Kranker hat sich Ende Januar wieder vorgestellt. Nach seiner
Entlassung aus dem Lazareth hatte er sich auf Urlaub in seine Heimath
begeben und dabei einen Fussmarsch von etwa 9 km zurückgelegt
31*
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Diese Anstrengung, für den von der schweren Operation kaum Genesenen
eine grosse Leistung, hatte zur Folge, dass er heftige Schmerzen im
Leibe bekam und mehrere Tage das Bett hüten musste. Auch sei der
Leib angeschwollen gewesen, doch sei die Anschwellung in einigen Tagen
zurückgegangen. Jetzt sah er frisch, fast blühend aus, hatte wieder um
2 kg an Gewicht zugenommen und hatte keine Klagen. Die Narbe war
roth, aber nicht schmerzhaft; Verwachsung mit den unterliegenden
Theilen bot sie nur an der Stelle, an welcher die Cystenwand mit der
Bauchwand vernäht worden war, sonst liess sie sich umgreifen. An
jener Stelle bildete sie eine Ausbuchtung nach links, so dass die Narbe
im Ganzen keinen geraden Verlauf hatte, sondern eine umgekehrt £ förmige
Krümmung darbot. in ihrer ganzen Umgebung bestand tympanitischer
Perkussionsschall, von einer Wiederanfullung der Cyste war keine Spur
vorhanden. Die nach der Anstrengung des Marsches entstandenen Schmerzen
können also zwanglos auf die Zerrung der Narbe bezogen werden und
man kann sich freuen, dass sie solchen Angriffen Stand gehalten hat.
Referate und Kritiken.
Professor Dr. Theodor Kocher: Zur Lehre von den Schusswunden
durch Kleinkalibergeschosse. Cassel 1895. Verlag von Th. G. Fisher
& Co.
Seit 20 Jahren ist die Geschossfrage nicht zur Ruhe gekommen.
Speziell die Einführung der Kleinkalibergeschosse hat in den letzten
Jahren mehrere grosse Arbeiten veranlasst, die erst in neuester Zeit
auf Grund umfangreicher Versuche unter allen möglichen Vorsichts¬
maassregeln zu einem gewissen Abschluss gekommen zu sein schienen.
Nachdem aber Kocher auf dem internationalen Kongress in Rom
in einem Vortrag über neue eingehende Schiessversuche berichtet hatte,
war zu erwarten, dass er in einem ausführlicheren Werke seine
Beobachtungen niederlegen würde. Das ist nun erfolgt In einem
Bande der Bibliotheca medica hat der berühmte Forscher auf diesem
Gebiete seine sämmtlichen in den Jahren 1872 bis 1894 gemachten
Erfahrungen zusammengefasst. Man kann der Verlagsbuchhandlung die
Anerkennung nicht versagen, dass sie in so ausführlicher Form, in so
würdiger Ausstattung mit 30 theilweise vorzüglich ausgeführten litho-
graphirten Tafeln die Möglichkeit gegeben hat, das gesammte grossartige
Material der Oeffentlichkeit zu übergeben.
Köcher nimmt Bezug auf seine früher erschienenen bekannten Ver¬
öffentlichungen, vor Allem auf die 1880 bei F. C. W. Vogel in Leipzig
verlegte Arbeit „Ueber Schusswunden“ und reproduzirt einzelne Kapitel
aus derselben, um auf Grund neuerer Schiessversuche die inzwischen
gemachten Einwürfe zu widerlegen, oder seine Ansichten zu modifiziren.
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Er basirt seine Ausführungen auf Schiessversuche mit 25 verschiedenen
Geschossen, massiven Stahlgeschossen (7,5 und 10,4 mm Kaliber), Stahl¬
mantelgeschossen (5,8, 6 und 7,5 mm Kaliber), Hart- und Weichblei¬
geschossen, solchen aus Kupfer, Zinn und Aluminium, sowie endlich mit
Rundkugeln aus Kupfer, Blei, Eisen und Wachs. Als Ziele wählte er
Eisen-, Sandstein-, Glasplatten, Büchsen mit Marmeln- oder Kieselsteinen
gefüllt, Bleiklötze, grosse Stücke Seife, Lehm und Gummi, Kasten und
Blechröhren mit Wasser gefüllt, endlich frische und konservirte mensch¬
liche Leichen. Vorab ist zu berichten, dass alle Schüsse mit
abgebrochener Ladung behufs Nachahmung der Schüsse auf ver¬
schiedene Distanzen abgegeben sind. Bekanntlich sind in neuerer Zeit
alle Schiessversuche mit abgebrochenen Ladungen angezweifelt worden
auf Grund thatsächlicher Beobachtungen einer verschiedenen Geschoss¬
wirkung, sowie auf Grund der theoretischen Erwägung, dass ein mit
abgebrochener Ladung abgefeuertes Geschoss mit einem anderen Einfalls¬
winkel und einer geringeren Rotation ins Ziel kommt als bei Vollladung.
Kocher, der übrigens der Rotation des Geschosses keinen Antheil an
seiner Wirkung beimisst, verwirft diesen Einwand, da bei sechs Ver¬
gleichsschüssen auf Oberarme und Unterschenkel derselben Leiche die
Unterschiede in der Geschosswirkung eines mit abgebrochener und mit
Vollladung abgefeuerten Projektils „keine sehr auffälligen“ gewesen seien.
Dem gegenüber muss die Thatsache bestehen bleiben, dass nach ander¬
weitigen angestellten und sehr sorgsamen Schiess versuchen recht auffällige
Unterschiede beobachtet sind.
Der Schwerpunkt der Kocher sehen Ausführungen liegt nun in der
Theorie der Geschosswirkung. Er kommt nach sein- sorgfältiger Wider¬
legung aller gemachten Ein wände im Wesentlichen zu denselben Resultaten,
die aus seinen früheren Arbeiten bekannt sind. Nur haben sie eine viel
breitere Basis bekommen, und jede Behauptung ist durch eine grosse
Anzahl sehr sorgfältig angelegter und durch geführter Schiessversuche
gestützt Leider ist es nicht angängig, die — übrigens nicht sehr grossen
— Differenzpunkte der Kocher sehen Ansichten mit denen durch andere
Forschungen in der neueren Zeit erzielten zu erörtern, auch würde dies
den Rahmen eines Referats erheblich überschreiten. Ich werde mich
deshalb darauf beschränken, die Koch ersehen Anschauungen kurz wieder¬
zugeben.
Kocher zerlegt die Wirkung der modernen Kriegsgewehrgeschosse
auf den menschlichen Körper sowie auf alle Ziele in zwei Komponenten:
einmal die Wirkung in der Richtung der Bewegung der Geschosse,
andererseits in einer dazu schrägen oder senkrechten Richtung. Die
erstere Wirkung bezeichnet Kocher als Durch schlags Wirkung, die
letztere als Seitenwirkung. Die getroffenen Theile werden vor und neben
dem andrängenden Geschoss verschoben (Schiebebewegung) oder die
Bewegung wird an dieselben abgegeben und in diesen und durch sie
fortgeleitet (Schleuderbewegung). Beide Arten der mitgetheilten
Bewegung können mit und ohne Ein- und Durchdringen des Geschosses
einhergehen. Alles, was das Durchdringen erleichtert, verringert die
Seitenwirkung. Durchschlagswirkung und Seitenwirkung stehen also in
umgekehrtem Verhältnis zueinander. Die Durchschlagswirkung kommt
zürn Ausdruck, indem das Geschoss die Theile entweder auseinander¬
drängt (Keilwirkung), oder vor sich her schiebt (Locheisenschuss).
Ersteres findet statt bei kleinem Querdurchmesser, geringer Geschwindigkeit
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des Geschosses und grosser Elastizität des Ziels, also an der Haut (am
Ausschuss), den Fasden und Sehnen, seltener am Muskel, fast nie am
Knochen, letzteres bei grossem Querdurchmesser und grosser Ge¬
schwindigkeit des Geschosses sowie bei spröden Zielen. Die Seiten¬
wirkung besteht bei geringer lebendiger Kraft nur in Verschiebung der
getroffenen und Mitziehen der anstossenden Theile, die sich bei Weich-
theilen als Quetschung äussert, während an den Knochen Sprunge in der
Richtung der grösseren Spaltbarkeit auftreten. Wird die lebendige
Kraft grösser, so wird an die getroffenen Theile und durch diese an die
Umgebung Kraft abgegeben im Sinne einer Schleuderbewegung. Die
Wirkung dieser Schleuderbewegung ist die Sprengung. Diese Sprengung
macht sich bei spröden Körpern (z. B. Knochen) in erster Linie inner¬
halb des spröden Körpers selbst in Form von Sprüngen und Splittern
geltend und erst in zweiter Linie, soweit ausgerissene Theile noch eine
Schleuderbewegung beibehalten, wird die Umgebung in Mitleidenschaft
gezogen. Ist also die lebendige Kraft des Geschosses gering, so wird sie
erschöpft durch die Ueberwindung des Widerstandes, und die Kraft¬
übertragung auf die Splitter ist gering. Bei flüssigen Körpern ist nur
geringe Arbeit nötbig, um die Flüssigkeitstheilcben zu verschieben, und
wird der ganze Stoss infolge der Inkompressibilität der Flüssigkeit fast
ungeschwächt in letzterer nach den Seiten fortgeleitet und wirkt schliesslich
auf die umgebenden Hüllen. Bei elastischen Gebilden ist ebenfalls die
Verschiebbarkeit der einzelnen Theilchen eine sehr grosse, die Spreng¬
wirkung ist aber um so geringer, je grösser die Elastizität ist, da die
Theile sofort nach der Verschiebung ihre frühere Lage wieder ein¬
nehmen. Ein prinzipieller Unterschied zwischen der trockenen und
feuchten Sprengung (der hydraulischen Pressung, welche Bezeichnung
Kocher für Schuss Wirkungen beibehält) besteht sonach nicht. Nur
kommen die höchsten Grade der hydraulischen Pressung häufiger in
die Erscheinung. Bei den höchsten Graden der — trockenen und
feuchten — Sprengung finden Zerstörung nach allen Seiten statt, bei
mittleren Graden kommt eine trichterförmige Erweiterung des Schuss¬
kanals nach dem Ausschuss zu und durch denselben hindurch oder bloss
bis in die Nähe desselben zu Stande, der Grad der Sprengung ist zunächst
von der Natur des Ziels abhängig. Je spröder der getroffene Gegenstand,
um so ausgeprägter und zahlreicher sind die Sprünge, je mehr sich
dasselbe dem Flüssigkeitsgrade des Wassers nähert*, desto deutlicher sind
die Formen hydraulischer Pressung. Bei den meisten Zielen des mensch¬
lichen Körpers haben wir es mit einer Mischung von spröden und zähen,
flüssigen und festen, elastischen und starren Gebilden zu thun und
wechselt deshalb auch die Schuss Wirkung von Stelle zu Stelle, von
Organ zu Organ. In zweiter Linie ist der Grund der Sprengung von
dem Querdurchmesser des Geschosses abhängig. Je grösser derselbe, um
so zahlreicher sind die in Bewegung gesetzten Theilchen, und um so
stärker ist die Sprengung. Alle Momente, die also den Querdurchmesser
erhöhen, wie queres und schräges Aufschlagen des Geschosses, vor Allem
Difformirung desselben, erhöhen auch die Sprengung. Umgekehrt wird
sich durch Reduktion des Kalibers nicht nur für die elastischen, sondern
auch für Organe mit mittlerem Flüssigkeitsgehalt, speziell Muskeln und
Epiphysen die Sprengwirkung erheblich vermindern lassen. Die geringste
Seiten Wirkung wird bei einem kleinkalibrigen sich nicht deformirenden
(z. B. massiven Stahl-) Geschosse eintreten.
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Diese an todten Objekten gewonnenen Resultate lassen sich nun
ohne Weiteres auf den menschlichen Körper anwenden.
Der zweite Theil des Ko eher sehen Werkes behandelt die durch
kleinkalibrige Geschosse verursachten Schusswunden am Menschen. Die
Hauteinschussöffnung stellt einen runden Defekt mit etwas ein-
gestülpten Rändern dar, bei mittleren Distanzen kleiner als das Geschoss¬
kaliber; bei Nahschüssen sind die Ränder schärfer und regelmässiger
als bei Fernschüssen, wo sie mehr eingerissen oder gar gezackt sind.
Bei schrägem Auftreffen sowie bei unregelmässiger Hautspannung kann
der Einschuss oval werden. Liegt die Haut direkt über einem Knochen,
so können Längsrisse durch Sprengwirkung entstehen. Die Grösse und
Gestalt der Ausschussöffnung hängt davon ab, ob bloss das Geschoss die
hier dehnbare Haut vorgedrängt hat, oder ob noch andere Theile mit¬
gerissen worden sind oder bei der Dehnung der Haut mitgewirkt haben.
Kleine Ausschüsse sind für Weichtheilschüsse charakteristisch. Grosse
Ausschüsse kommen nur bei Knochenschüssen vor, lassen also den Rück¬
schluss auf eine Knochenverletzung zu; in weiteren Distanzen sind auch
bei Knochenschüssen die Ausschüsse klein. Die gewöhnliche Art und Weise
der Verletzung eines Blutgefässes ist die eines Risses, der gewöhnlich quer
verläuft. Sonst werden die Blutgefässe durch Knochensplitter oder durch
eigentliches Platzen infolge h) f draulischer Druckwirkung vollständig
zerrissen. An den Muskeln ist die hydraulische Wirkung, die Kocher
auch hier annimmt, äusserst gering, und sind cylindrische Schusskanäle
die Regel. Nur bei Querschlägern, Deformation der Geschosse sowie
hinter Diaphysenschüssen findet man ausgedehntere Zerstörungen.
Ebenso wie an den Weichtheilen sind auch die Schussverletzungen
an den Knochen, die Kocher erhalten hat, nicht abweichend von denen,
die in neuerer Zeit beschrieben sind. Nur in der theoretischen Er¬
klärung geht Kocher andere Wege. Er nimmt an, dass an den
spongiösen Knochen, namentlich an den grossen Epiphysen der Röhren¬
knochen bis auf 600 m Distanz sehr ausgesprochene hydraulische Spreng¬
wirkung zu Tage tritt, dass dagegen die bedeckenden Weich theile keine
ausgedehnten Zerstörungen zeigen. Der Ausschuss bleibt stets klein.
Ueber 600 m hat er stets Lochschüsse erhalten. Für den zwischen der
eigentlichen Epiphyse und der Diaphyse liegenden Abschnitt des Knochens
wählt Kocher den Namen Metaphyse und betrachtet die Schuss¬
verletzungen dieses Abschnittes gesondert. Je näher der Epiphyse die
Metaphyse getroffen w r ird, desto reiner sind auf grosse Distanzen die
Loch eisen schüsse, desto stärker macht sich bei Nahschüssen die feuchte
Sprengung geltend. Umgekehrt je näher der Diaphyse der Schuss ein¬
schlägt, um so mehr treten bei grossen Distanzen die Dehnungsfissuren,
auf kurze Distanzen das Bild der trockenen Sprengung in den Vordergrund.
In letzterem Falle ist der Knochen in massenhafte kleinste Splitter zer¬
schmettert, welche auch die Weichtheile mehr oder weniger zerreisseu.
Die platten Knochen zeigen in allen Distanzen Lochschüsse, bei Nah¬
schüssen mit mehr oder weniger Randsplitterung. Bei leeren Schädeln
bandelt es sich um zwei Durchbohrungen platter Knochen mit Randfissuren
bei nahen Distanzen. Der Defekt in der Tabula vitrea ist grösser als in
der externa. Bei gefüllten Schädeln kommt zu diesen Zerstörungen die
Wirkung des Schädelinhaltes. Dieser zerschmettert bei nahen Distanzen
die Kapsel durch die hydraulische Pressung, und zwar bei den höchsten
Geschwindigkeiten derart, dass das Geschoss am Ausschuss durch
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klaffende Spalten hindurchtritt. Bei geringeren Graden sind um den
Einschuss und Ausschuss starke Sprengfissuren zu Stande gekommen,
aber der Schädel ist nicht so weit auseinandergeplatzt, dass nicht das
Geschoss noch einen runden Ausschuss bewirkt hätte. Allmählich
nehmen die Fissuren am Einschuss und Ausschuss ab, bis schliesslich
nur die Verbindungsfissur beider Schusslöcher übrig bleibt. Bei den
weitesten Distanzen endlich beobachtet man auch am gefüllten Schädel
Lochschüsse.
Für die kompakte Zone am Röhrenknochen ist der Splitter¬
bruch der Typus der Schussverletzung. In nahen Distanzen sind die
Splitter klein und zahlreich, die Weichtheile in grosser Ausdehnung zerrissen.
Allmählich werden die bisher schrägen Fissuren steiler und die Splitter
grösser, die Weichtheilzerschmetterung beginnt nachzulassen. Lochschüsse
sind eine grosse Ausnahme. Einfache Längs-, Quer-, Schräg- und Spiral¬
frakturen will Kocher bei 3000 bis 4000 m Entfernung beobachtet haben.
Diese Arten von Schuss Verletzung der Knochen sind sonst nicht beobachtet,
da mit so geringen Geschwindigkeiten nicht geschossen ist. Zur Erklärung
der Schussverletzungen der Diaphysen nimmt Kocher eine trockene
Sprengwirkung an in bestimmtem Gegensatz zur Seitenwirkung durch
blosse Mitbewegung. Die hydraulische Pressung schlägt er für die
kompakten Diaphysen gering an, obschon er den Flüssigkeitsgehalt für
nicht gleichgültig hält. In weiteren Distanzen über 1200 m tritt die
Seitenwirkung durch Schleuderbewegung ein und erklären sich die
Dehnungsfissuren meist durch Keilwirkung.
Im dritten Theile giebt Kocher eine sehr eingehende Besprechung
der Behandlung der Schusswunden in der ersten Linie und im Feldlazarett!.
Da man berechtigt ist, anzunehmen, dass das Geschoss keine virulenten
Mikroorganismen mit sich führt, andererseits nach Pfuhl auch die
Soldatenkleider solche nicht enthalten, so kann man die Schusswunden
als aseptische ansehen und muss der oberste Grundsatz bleiben, „nicht
zu schaden“. Dieses nil nocere darf aber nicht in ein laisser aller aus¬
arten, sondern der Feldarzt muss auch Vorsorge treffen, dass die Wunde
aseptisch bleibt bezw. dass eine infizirte aseptisch wird. Wäre nicht die
Gefahr der Infektion, so würde Kocher für Naht der Schusswunden
sein. Statt dessen schlägt er als gutes Okklusionsmittel für kleine Ein-
und Ausschussöffnungen stark klebende Pflaster vor, die mit einem anti¬
septisch wirkenden Harz imprägnirt sind. Grosse zerrissene Ein- und
Ausschussöffnungen sollen mit 1 %o Sublimat ausgespült und drainirt,
stark gequetschte Wunden mit Jodoform- oder Karbolgaze oder mit
5% Karbolglycerinbäuschen tamponirt werden. Unter Umständen, wenn
auf mehrere Tage ärztliche Ueberwachung fehlt, empfiehlt sich eine anti-
oder aseptische Okklusion im Sinne des Guer in sehen Watteverbandes
(v. Bergmann). Für die Blutstillung in der ersten Linie bringt Kocher
die zentrale Unterbindung der Arterien, die sonst schon vielfach verworfen
wird, wieder zu Ehren. Er steht natürlich auch auf dem Standpunkte,
dass die Ligatur in loco das beste Mittel ist, eine Blutung zu stillen.
Muss man diese Operation in der ersten Linie machen, dann ist die
Wunde als infizirt anzusehen und mit Tamponade zu behandeln. Wo aber
Gefahr ist, durch lokale Ligatur Asepsis und damit die definitive Blut¬
stillung zu stören, empfiehlt Kocher die zentrale Ligatur. Sonst besteht
die Behandlung einer Blutung in der ersten Linie darin, dass mau die
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Wunde wie jede andere mit Jodoformgaze tamponirt oder eine Kompressiv-
einWickelung bezw. einen Esmarchschen Schlauch anlegt
Am meisten machen dem Militärarzt in der ersten Linie die Diaphysen-
schüsse zu schaffen, da hier ein Fixations verband angelegt werden müsse,
der die Aepris der Wunde und die Wirkung des antiseptischen Okklusiv-
yerbandes nicht schädigt Kocher glaubt, dass hier der Guerinsche
Watteverband am meisten leiste, und räth wegen der Gefahr der Infektion
davon ab, schon in der ersten Linie Splitter zu entfernen. Amputationen
sind nur bei vollkommener Zertrümmerung eines Gliedes oder bei
dringender Lebensgefahr (unstillbare Blutung) zulässig. Die Epiphysen¬
schüsse und die Schussverletzungen platter Knochen bedürfen keiner
besonderen Behandlung. Schliesslich weist Kocher der ersten Linie
noch die Tracheotomie bei Erstickungsgefahr zu und hält auch eine
Trepanation bei deutlichem Hirndruck am schon geöffneten Schädel
nicht für einen so schweren Eingriff, dass man deshalb ein Menschen¬
leben aufs Spiel setzeü dürfe. Auch die Laparotomie bei Bauchschüssen
weist er nicht ohne Weiteres vom Verbandplatz zurück, sondern er meint,
falls die Diagnose der Darmverletzung sicher sei, solle man den Darm
aus dem Abdomen herausziehen und draussen behalten, ihn dann entweder
nähen oder auch nicht. Bei unsicheren Fällen könne man durch raschen
Transport und grosse Opiumgaben einen verzögerten Eingriff verant¬
worten.
Besonders interessant sind die Erörterungen zur Behandlung der
Schussverletzungen in den Feldlazarethen. Der Schwerpunkt ist auch
hier die Infektion der Wunde, nicht die Entfernung etwaiger Fremdkörper.
Solange eine Wunde aseptisch ist, ist jede Untersuchung und Berührung
derselben kontraindizirt. Ist sie dagegen infizirt, so kommt zunächst die
antiseptische Drainage (nach Kocher mit Glasdrains), bei grösseren
Wunden die Tamponade zur Geltung. Genügt auch das nicht, so wird
ausgiebig gespalten und energisch antiseptisch gespült Kocher erwartet
von der sekundären Desinfektion der Wunden noch schöne Resultate.
Hilft auch das nicht, dann wird amputirt bezw. ausgiebig resezirt. Bei
Schulter- und Hüftgelenkschüssen räth Kocher, zunächst Konservativ zu
verfahren und nur zu reseziren, wenn bei starker Splitterung und ein-
getretener Eiterung es sich als unmöglich herausstellt, einen aseptischen
verlauf herbeizuführen. Bei Ellbogen- und Handgelenksschüssen giebt
die frühzeitige Resektion und zwar bei ersteren die partielle der Vorder¬
armknochen, bei letzteren die totale, die besten funktionellen Resultate,
auch ist bei ihnen die Mortalität relativ gering. Die Fussgelenksschüsse
sind zunächst exspektativ zu behandeln, nur wenn diess nicht zum Ziele
führt, mache man die partielle Resektion. Die Knieschüsse sind seit
den schönen Resultaten v. Bergmanns unbedingt konservativ zu be¬
handeln.
Betreffs der Schädelschüsse weist Kocher darauf hin, eine wie grosse
Anzahl von Schädelschüssen durch den nachträglichen Zutritt von Infektion
noch letal verlaufen, und wie wichtig gerade bei ihnen die durch¬
geführte Desinfektion sei, die man bei infizirten Fällen durch Inzisionen,
oplitterextraktionen, Resektionen und Trepanation erreichen könne.
Die erste und sorgfältigste Behandlung im Feldlazareth erheischen
die Bauchschüsse, die, sofern sie penetrirend sind, eine Indikation zur
sofortigen Laparotomie abgeben. Kocher nimmt stets eine Darmverletzung
an, wenn der Einschuss unterhalb des Nabels liegt und wenn Zeichen
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von lokaler Peritonitis auftreten, wie lokale Dämpfung, Druckempfindlichkeit
und event. metallischer Perkussionsschall (Fieber fehlt oft). Die Senn sehe
Wasserstoffeinblasung per rectum zur Diagnose der Darmlocher will er
nur während, nicht vor der Operation zulassen. Der Schnitt wird am
besten in der Medianlinie geführt, der Darm Schlinge für Schlinge vor-
gezogen, dann gleich wieder reponirt, wobei er stets feucht erhalten werden
muss. Die Naht soll stets mit Seide, fortlaufend und doppelreihig angelegt
werden. Bei Schussverletzungen der Leber kann nur Tamponade, bei
solchen der Milz und Niere Tamponade oder bei schweren Verletzungen
die möglichst frühzeitige Exstirpation des Organs in Frage kommen.
Es ist ein abgerundetes, in sich abgeschlossenes Werk, das vor uns
liegt. Rückhaltlos soll das grosse Verdienst anerkannt werden, das sich
Kocher dadurch für die Kriegschirurgie erworben hat. Die Kapitel
über die Behandlung der Kriegsschussverletzungen werden jedem Sanitäts¬
offizier ein willkommener Leitstern für sein Handeln im Ernstfälle sein.
Die Beschreibung der zu erwartenden Schussverletzungen zeigt klar, wie
falsch die immer wieder auftauchende Annahme von der Humanität des
Kleinkalibers, vor Allem bei Knochenschüssen ist. Die von Kocher
aufgestellte Theorie der Geschosswirkung bildet ja für sich ein wissen¬
schaftliches System. Einen Abschluss dürfte sie jedoch noch nicht bringen,
da durch anderweitige Schiessversuche doch Thatsachen aufgedeckt sind,
die durch Kocher weder widerlegt, noch ganz erklärt sind. Tilmann.
Dr. Schönwerth: Ueber einen geheilten Fall von Stichverletzung
des Zwerchfells. — Münchener medizinische Wochenschrift 1895,
Seite 815 ff.
Messerstichverletzung an der linken Brustseite zwischen 9. und 10.
Rippe in der hinteren Achsellinie; in der 3 cm langen Wunde ist Netz,
welches die Wunde völlig verschliesst, in der Länge von etwa 8 cm
vorgefallen. Der angetrunkene Verletzte war zunächst X U Stunde zu
Fuss gegangen, sodann mit Nothverband zur Klinik Angerers ver¬
bracht, wo er nach drei .Stunden eintraf.
Aussehen blass, doch kräftiger Puls; kein Meteorismus; tympanitischer
Schall über der linken Brust, Herzdämpfung verschwunden. — Sofortige
Laparotomie nach den nöthigen Vorbereitungen mit 20 cm langem
Schnitte parallel dem Rippenbogen; ein Netzstrang war in eine 4 cm lange,
glattrandige Wunde des Zwerchfells eingekeilt und konnte leicht nach
Abtrennung des in der äusseren Wunde vorgefallenen Theiles zurück¬
gebracht werden. Verschluss der bei Einathmung weit klaffenden, bei
Ausathmung sich schliessenden Zwerchfell wunde durch fünf Nähte.
Keine weitere Verletzung von Baucheingeweiden. — Verschluss des
Peritoneums mit'?fortlaufender Catgut-, der Bauchdecke mit Etagen-Naht;
Collodiumverband. — Dauer der Operation (Privatdozent Ziegler) etwas
mehr als 30 Minuten; kurz nachher zweimaliges sanguinolentes Erbrechen.
— 25 Tage später konnte Patient mit Leibbinde als geheilt entlassen
werden; Bauch- und Brustorgane funktionirten völlig normal. Ltz.
G. Perthes (Bonn): Ueber die Operation der Unterschenkel-
Var icen nach Trendelenburg. (Aus der Chirurgischen Universitäts¬
klinik.) Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, No. 16.
Perthes berichtet über die Erfolge der von Trendelenburg (Bei¬
träge zur klinischen Chirurgie, Band VII, 1890) angegebenen Operation
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in einer grosseren Anzahl von Fällen, welche nach Ablauf eines längeren
Zeitabschnittes untersucht worden sind. Die Operation besteht in der
doppelten Unterbindung und Durchschneidung der v. saphena
magna bei Unterschenkel-Varicen. Sie ist begründet auf folgende
physiologische Erwägung.
Die Untersuchung' der grosseren Venen bei Unterschenkel-Varicen
hat ergeben, dass die Venenklappen im Bereich der v. saphena magna
insuffizient geworden sind, d. h. nicht mehr schliessen, vielleicht schon
durch die blosse Erweiterung des Venenlumens. Da an der v. iliaca und
cava inf. Klappen nicht vorhanden sind, so besteht demnach eine offene
Kommunikation zwischen dem untersten Varix und dem rechten Herzen;
dadurch wird sowohl der Blutdruck, als auch die Blutzirkulation
in den Unterschenkelvenen von Grund aus verändert. Der Druck wird
bedingt durch die Schwere der ganzen, durch keine Klappen mehr
gehemmten Blutsäule, welche vom Varix bis mindestens zum rechten
Herzen hinaufreicht. Er bewirkt die pralle Spannung der Krampfadern,
das Fortschreiten der Varicenbitdung in peripherer Richtung, die
subjektiven Beschwerden der Kranken und die pathologischen Störungen
in der Ernährung der Gewebe (Oedem, Ulcera, Elephantiasis). Erhebt
man bei Rücklage des Patienten das varicen kranke Bein über das
Niveau des Körpers, so fliesst das Blut aus den Krampfadern ab; ihre
"Wände fallen zusammen. Komprimirt man jetzt die v. saphena und
lässt den Patienten aufstehen, so bleibt die pralle Füllung aus; nur ganz
allmählich tritt von den Kapillaren her eine massige Füllung der Venen
ein, sowie sie dem normalen in den Unterschenkel venen herrschenden
Druck entspricht. — Für die Zirkulation ist in Betracht zu ziehen, dass
im gesunden Bein die Fortbewegung des Blutes vom Fusse aufwärts im
Wesentlichen auf dem Spiel der Muskeln beruht, welche bei ihrer
Zusammenziehung das Blut in den leicht komprimirbaren Venen hinaus¬
drücken, von Klappe zu Klappe. Beim varicen kranken Bein hingegen
wird das Blut in den tiefliegenden, intermuskulären Venen durch die
Muskeln zwar ebenfalls nach oben getrieben, aber in der v. saphena muss
es mangels schliessungsfähiger Klappen wieder nach unten fallen, so dass
dadurch ein förmlicher Kreislauf in den Venen der unteren Gliedmaassen
zu Stande kommt, natürlich zum weiteren Nachtheil für die Ernährung
der Gewebe. Verschliesst man die v. saphena, so muss die pathologische
rückläufige Strömung in diesem Venenstamme aufgehoben werden.
Perthes will beobachtet haben, dass bei Patienten, bei welchen die
Unterbindung der v. saphena ausgeführt war, bei ruhigem Stehen noch
eine mässige Füllung der varicösen Venen zu sehen war, dass aber die
Yaricen bis zur Unsichtbarkeit zusammen fielen, sobald er die Patienten
einige Schritt gehen liess. Auch die Messung des Wadenumfanges
bestätigte den Erfolg: an einem varicenkranken Bein nimmt der Umfang
beim Umhergehen gar nicht oder fast gar nicht ab; beim gesunden Bein
fand Perthes nach einigen Schritten eine Abnahme um 2 bis 3 mm;
nach Verschluss der v. saphena durch Ligatur oder auch Kompression
bei einem varicenkranken Bein betrug die Verminderung des Waden¬
umfanges beim Gehen bis zu 16 mm. — Es sind im Ganzen 63 Kranke
onerirt worden, davon 24 an beiden Beinen, meist in Narkose. Die
Unterbindung erfolgte handbreit über dem Condylus int, bisweilen höher;
manchmal, bei doppelter v. saphena oder bei Kollateralbahnen, wurden
zwei Unterbindungen gemacht. Die Nachbehandlung bestand in 3 wöchiger
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Bettlage, Hochlagerung und täglich erneuerter Flanellbinden-Einwickelung
das Unterschenkels. — Ulcera cruris heilten auffallend rasch nach der
Unterbindung. — Unter 41 Operirten war bei 32 der Heilungserfolg noch
nach Va bis 9 Jahren ein dauernder. A. Hiller (Breslau).
Dr. H. Nicolai, Oberstabsarzt, Frankfurt a. 0.: Ein Fall von Ver¬
eiterung des Nierenzellgewebes, vorgestellt in der Sitzung der
Berliner Militärärztlichen Gesellschaft am 20. November 1894. (Selbst¬
bericht.)
Füsilier P. L. vom Leib-Grenadier-Regiment (8.) hat in früher Jugend
einige Kinderkrankheiten, während der Dienstzeit Syphilis, Muskel-
rheumatismus und zweimal kleinere Zellgewebsentzündungen durchgemacht.
Angeblich am 8. April 1894 bei einer scherzhaften Balgerei mit der linken
Seite auf einen daliegenden Spatenstiel gefallen, spürte er seit dieser Zeit
Schmerzen in der Unken untersten Rippengegend, später Brustbeklemmungen
und kam am 24. April in das Lazareth zur Beobachtung auf Lungen-
Tuberkulose. — Die Athemwerkzeuge erwiesen sich als gesund. Am
24. April Klagen über Schmerzen in der linken Kreuz- und Darmbein¬
gegend. — In der linken Nierengegend findet sich eine leichte Anschwellung
von Handtellergrosse, welche auf Druck sehr schmerzhaft ist; der Harn
ist klar, frei von Eiweiss. Am 30. April wird bei geringeren Schmerzen
tiefe Fluktuation gefühlt, am 1. Mai eine Probepunktion in der Lenden¬
gegend gemacht, welche weissen Eiter zu Tage fordert Der Kranke wird
auf die äussere Station verlegt Am 4. Mai fiebert der Kranke, kann
das linke Bein nicht strecken. Bei rechter Seitenlage fühlt man von vorn
unter den untersten Rippen durch die Bauchdecken eine grosse rundliche
Geschwulst, welche der Niere angehören könnte; bei gleichzeitigem Druck
auf die Anschwellung in der Lendengegend hat man deutliches Fluktuations¬
gefühl. — Nierenschnitt (Incisio renalis posterior). Chloroform¬
narkose. Es wird ein etwa 15 cm langer Hautschnitt von der Spitze der
12. Rippe senkrecht auf den Darmbeinkamm geführt. Durch den untersten
Theil des M. latissimus und das oberflächliche Blatt der starken Lumbo-
dorsalfascie, durch den äusseren Theil des M. sacrolumbalis wird bis auf
das tiefe Blatt der Fascie eingedrungen, die Gefässe, darunter ein stärkeres,
die erste Lendenarterie, unterbunden. Darauf erschien nach Durch¬
trennung des Quadratus lumborum die Transversalfascie und aus einem
kleinen Einriss in diese quoll gelber Eiter. Der Einschnitt wurde nun
nach oben und unten ergiebig erweitert; aus der Wunde entleerte sich
etwa 7t bis */< 1 gelben, rahmigen, mit Ge websfetzen untermengten Eiters.
Die Eiterhöhle konnte bequem ausgetastet werden; man fühlte nach oben
die Innenfläche der 12. und 11. Rippe, nach innen den Psoas und die
mit dem äusseren Rande nach vorn aufgerichtete, also um ihre Längsachse
gedrehte Niere, deren Oberfläche uneben, mit vielen grösseren und kleineren
Grübchen und Hockern besetzt schien. Dieser weiche matschige Ueberzug
der Niere war nichts Anderes als der Rest des vereiterten Nierenzellgewebes.
Nach unten gelangt man in einen für zwei Finger durchgängigen Kanal,
welcher sich an der Innenfläche des Darmbeines zu verlieren scheint.
Die Höhle wurde mit Borsäurelösung ausgespült und mit Jodoformmull
ausgestopft. Später genügte ein Drain, weitere Ausspülungen wurden
nicht gemacht. Heilverlauf ungestört. Am 20. Mai war die Wundhöhle
ausgefüllt und verschlossen, die noch übrig bleibende Hautwunde heilte
durch allmähliche Uebernarbung.
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Kocher, Th. (Bern): Methode und Erfolge der Magenresektion
-wegen Carcinom. Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, No. 16,
17 und 18.
Kocher belichtet über 16 von ihm in den letzten Jahren ausgeführte
Magenresektionen, welche weit günstigere Resultate ergeben haben als die
früher ausgeführten. Yon den 16 Kranken sind nur 2 gestorben; bei
beiden fuhrt Kocher den Misserfolg auf technische Abweichungen zurück.
Bei dem einen Kranken bestand starke Verwachsung mit dem Pankreas*
köpf, welche in drei Portionen unterbunden und abgetragen werden
musste; auch war die Inzision so ausgiebig, dass das Duodenum nach
Resektion des Pylorus in die vordere Magen wand, anstatt in die hintere,
eingenäht werden musste. Bei dem zweiten, 70jährigen Kranken war
nach der Operation eine offene Wundbehandlung gewählt worden, musste
aber wegen fortdauernden Erbrechens unterbrochen und die genähte Stelle
nachträglich etwas gewaltsam reponirt werden. Den günstigen Ausgang
in den 14 übrigen Fällen führt Kocher im Wesentlichen auf die gewählte
Operationsmethode zurück. Er verwirft die früher geübte „typische
Pylorusresektion“ (Billroth, Wölfler, Rydigier) wegen Unsicherheit der
Nahte. „Wo die Zirkulärnaht und die Quernaht des Magens in drei
Linien zusammenliegt, ist ein unsicherer Punkt.“ Er giebt jetzt der
Pylorektomie mit folgender Gastroduodenostomie und Implan¬
tation des Duodenums in die hintere Magen wand den unbedingten Vorzug.
Die 12 Kranken, welche genau nach dieser von Kocher in seiner Operations¬
lehre beschriebenen Methode openrt worden sind, sind alle geheilt.
Bei einem Kranken besteht die Heilung seit 7 Jahren vollkommen, bei
vier Kranken seit 1 Va bis Jahren; zwei von diesen letzteren erfreuen
sich blühender Gesundheit, essen und trinken wie gesunde Leute; die
zwei anderen haben ein Rezidiv, der eine am Rectum, der andere an der
Operationsstelle. Die übrigen 7 Patienten sind erst in den letzten
8 Monaten operirt. Das Verfahren hat vor der älteren Methode den
Vortheil, dass man sämmtliche Nähte absolut genau und sicher anlegen
kann, wie dies gegenwärtig auch bei den Darmnähten der Fall ist, so dass
man nur noch die Antisepsis richtig zu leiten braucht, um vor Kompli¬
kationen geschützt zu sein. Kocher erklärt, dass er erst seit Anwendung
dieser Methode eine volle Sicherheit in der technischen Ausführung erlangt
hat und gar kein Bedenken mehr trägt, jedem Patienten mit beweg¬
lichem Pyloruscarcinom die Operation entschieden zu empfehlen.
_ A. Hi 11er (Breslau).
Kocher, Dr. Theodor: Chirurgische Operationslehre. Zweite
vermehrte und verbesserte Auflage. Jena 1894. Gustav Fischer.
Wohl selten ist die Bezeichnung „vermehrte und verbesserte Auf¬
lage“ so berechtigt wie in dem vorliegenden Werk. Verbessert sind vor
Allem die Abbildungen, vermehrt ist am meisten das Gebiet der Bauch¬
chirurgie, für welches 23 Operationen angegeben und genau beschrieben
sind. Wie in der ersten Auflage, so hat Kocher auch in der zweiten
einen neuen Weg beschritten, indem er für jede Region des Körpers und
bis in jede Tiefe hinein den Weg angiebt, den das Messer bei Inzisionen
zu beschreiten hat. Auf diese Art kommt Kocher auf 237 Operationen,
die er einzeln beschreibt. Für den chirurgischen Spezialisten ist das ausser¬
ordentlich willkommen, und für jeden Arzt ist das Buch stets ein unent¬
behrliches Nachschlagebuch, da er sich vor jeder Operation in jeder Körper-
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region genau orientiren kann, welche wichtigen Tbeile ihm voraussichtlich
in den Schnitt kommen werden. Ob es aber für den Studenten, speziell als
Unterlage zum Operationskursus an der Leiche geeignet ist, möchten wir
bezweifeln; jedenfalls würde es nicht möglich sein, in einem Semester alle
Operationen durchzumachen. Schliesslich möchten wir es als einen Vorzug
des Buches betrachten, dass es ein stark subjektives Gepräge hat, dass der
Verfasser vorwiegend die Operationen, die er auf Grund seiner grossen
Erfahrung als die besten erkannt hat, empfiehlt, so z. B. bei der
Herniotomie, der Exzision recti u. a. m. In der Einleitung giebt Kocher
eine Uebersicht über Anasthesirung und die Wundbebandlungsmethode.
Von besonderem Interesse ist sodann der Abschnitt über die Wahl der
Schnittrichtung. Wenn man mit der Schnittrichtung unter Berücksichtigung
des Verlaufs der sensiblen und motorischen Nerven der von Langer
angegebenen Spaltbarkeitsrichtung der Haut folgt, so werden die Narben
nachher so fein, dass man Muhe hat, sie zu erkennen, während Narben
infolge anders gerichteter Schnitte gerade am Halse durch Verkürzung
und Faltenerhebung oft nachträglich entstellend werden können. Der
spezielle Theil zerfallt in drei Abschnitte, die Inzisionen (Unterbindungen,
Neurektomien, Rippenresektion, Lungenchirurgie, Bauchoperationen, Her-
niotomien, Steinschnitt), die Exzisionen und Resektionen, sowie die
Amputationen und Exartikulationen. Für die Resektionen sei noch
besonders erwähnt, dass der Verfasser sich bemüht hat, besonders
schonende Verfahren der Arthrotomie zu finden, gewissermaassen als Ein¬
leitung zu weitergehenden Operationen.
Die Koch ersehe Operationslehre hat insofern einem Bedürfniss
abgeholfen, als man in ihr nicht nur für typische, sondern gerade
für atypische Operationen einen sichern und klaren Rathgeber zur Hand hat
Tilmann.
Lenhartz, Dr. Hermann, Professor der Medizin und Krankenhaus-
Direktor in Hamburg: Mikroskopie und Chemie am Kranken¬
bett Zweite vermehrte Auflage. Berlin 1895. Verlag Julius Springer.
331 Seiten.
Bald nach dem Erscheinen der ersten Auflage ist eine zweite nöthig
geworden, ein Zeichen, wie schnell das Buch Beliebtheit erlangt hat.
Die zweite Auflage hat keine wesentlichen Veränderungen erfahren, ist
aber um gut zwei Bogen vermehrt worden, welche den Kapitelu über
Bakterien-, Mageninhalt- und Milchuntersuchung zu Gute kommen.
In der Einleitung giebt der Verfasser eine kurzgefasste, sehr klare
und leicht verständliche Beschreibung des modernen Mikroskops, seines
Gebrauchs und der nöthigen Hülfsmittel. Im ersten Kapitel werden daun
die pflanzlichen und thierischen Parasiten behandelt. Trotz der Kürze
erhalten wir eine fast vollständige Darstellung der Züchtungs- und
Färbungsmethoden der Bakterien, dann im speziellen Theil der pathogenen
Mikroben selber. Alles praktisch Wichtige und Bewährte, die Herstellung
der Nährböden, Farblösungen, die Untersuchung der einzelnen pathogenen
Bakterien wird sehr anschaulich beschrieben, immer mit Hinweis auf die
klinische Bedeutung. Zehn ausgezeichnete farbige Abbildungen tragen
zum Verständniss des Textes ausserordentlich bei. — Es folgen dann
die thierischen Parasiten, welche fast alle abgebildet sind.
Besonders eingehend ist die Lehre vom Blute und seiner Untersuchung;
speziell sind die neueren Färbungsmethoden nach jeder Richtung hin
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besprochen uud durch sehr gelungene farbige Tafeln veranschaulicht.
Auch der forensische Nachweis von Blut findet Berücksichtigung.
Das dritte Kapitel bringt die Untersuchung des Auswurfs. Nach
kurzer anatomischer Beschreibung des Respirationsapparats und all¬
gemeinen Bemerkungen über Menge, Farbe, Eintheilung der Sputa folgt eine
sehr umfassende, aber gedrängte Darstellung der makro- und mikro¬
skopischen Untersuchung, dann das Verhalten des Auswurfs bei den
verschiedenen Krankheiten und die diagnostische Verwerthung desselben.
Im nächsten Abschnitt wird die Untersuchung des Mundhöhlen-
Bekretes und der Magen- und Darmentleerungen beschrieben. Am aus¬
führlichsten ist naturgemäss die chemische Prüfung des Mageninhalts
behandelt und die qualitative wie quantitative Bestimmung des wichtigsten
Bestandteile wird nebst klinischer Bedeutung des Befundes gelehrt.
Im fünften Kapitel folgt dann die Untersuchung des Harns, die
chemische, die mikroskopische mit zahlreichen erläuternden Abbildungen
im Texte, die spektroskopische, schliesslich das Verhalten des Harns
bei den einzelnen Krankheiten; in einem Anhang werden die Milch
und die Scheidenausleerungen besprochen.
Schliesslich kommt die Untersuchung der Pnnktionsflüssigkeiten,
speziell wird auch die neuerdings vielfach angewendete Punktion des
Wirbelkanals genauer beschrieben.
Das Werk bringt mehr, als in der Ueberschrift versprochen wird,
und Alles sehr übersichtlich und klar. Die Ausstattung — Papier, Druck
und besonders die farbigen Tafeln — ist recht gut, der Preis, 8 ein
massiger. So kann auch diese Auflage allen Studirenden und Aerzten
angelegentlichst empfohlen werden. Martens.
Kleen, Dr. Emil: Handbuch der Massage. — Aus dem Schwedischen
übersetzt von Dr. G. Schütz, Vorstand des Berliner medico-mecba-
nischen Instituts. — Zweite vermehrte Auflage. Leipzig 1895. Georg
Thieme.
Die grosse Verbreitung des Kleen sehen Handbuchs, welches in den
skandinavischen Ländern an den medizinischen Hochschulen eingeführt,
auch in das Englische übersetzt ist, dürfte sich zumeist wohl dadurch
erklären, dass das Werk sich frei hält von spezialistischer Einseitigkeit,
indem dasselbe den wissenschaftlichen Boden, den Anatomie und
Physiologie befestigt haben, niemals verlässt und gleichzeitig stets eine
enge Verbindung mit den anderen Zweigen der ärztlichen Therapie wahrt
(Schütz). Kleen bezeichnet als das wichtigste Moment bei der
Erreichung einer guten Massagetechnik, abgesehen von der notbwendigen
Kenntnisß der grundlegenden Wissenschaften, ein genaues Studium der
physiologischen Wirkungen der Massage und eine klare Einsicht in die¬
selben. Er wünscht» dass die Massage — eine sehr leichte Kunst —
allgemein seitens der Aerzte gekannt und ausgeübt werde, nicht nur
▼on „Massagespezialisten*.
Zahlreiche Krankengeschichten beleuchten die Ausführungen des Ver¬
fassers, der selbst nicht Massagespezialist ist, und auch nicht sein wilL
Ltz.
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Dr. Leopold Weiss, Professor der Augenheilkunde—Heidelberg: Seh-
probe-Tafeln zur Bestimmung der Sehschärfe für die Ferne.
Wiesbaden 1895. J. F. Bergmann.
Weiss hat nach dem Sn eilen sehen Prinzipe Probetafeln (zwei
grosse [verschiedene Buchstaben] und eine kleinere mit lateinischen,
eine mit deutschen Buchstaben und eine mit Zahlen) angefertigt, welche
sich durch tadellosen Druck und grosse Reichhaltigkeit auszeichnen.
Letztere gestattet ohne Distanzwechsel eine Sehschärfenbestimmung von
0,1 bis 2,0, steigend je um 0,10 (es fehlen lediglich S = 1,7 und = 1,9).
Dies, sowie der berechtigte Wunsch jedes Untersuchers, verschiedene
Tafeln zur Verfügung zu haben, werden den Tafeln raschen Eingang in
die Praxis sichern, zumal der Preis ein recht mässiger ist. Ltz.
Groenouw (Breslau): Ephedrin-Homatropinlösung, ein Mydria¬
tikum von rasch vorübergehender Wirkung. (Aus der Augen¬
klinik zu Breslau.) D. med. Wochenschrift, 1895, No. 10.
Eine 10% starke Ephedrinlösung bewirkt nach einer halben bis
ganzen Stunde am Auge eine nur mässige Mydriasis (von 3 bis auf
4% mm Pupillen weite), welche schon nach einer halben Stunde wieder
abnimmt. Eine auffallende Verstärkung der mydriatischen Wirkung lässt
sich aber erreichen durch Zusatz einer geringen Menge (0,1%) Homa¬
tropins.
Eine Lösung von
Ephedrin, hydrochlor. 1,0
Homatropin, hydrochlor. 0,01
in Aqu. destill. 10,0
ist vollkommen klar und farblos, verursacht in der Bindehaut des Menschen
manchmal unbedeutendes Brennen, meist aber gar keine Reizerscheinungen
und ruft nach durchschnittlich 8 V 2 Minuten (6 bis 13 Min.) Pupillen¬
erweiterung hervor, welche nach Verlauf von 34 Minuten ihr Maximum
erreicht und nach durchschnittlich 63 Minuten wieder abnimmt. Auf
der Höhe der Wirkung beträgt der Pupillendurchmesser etwa 5,6 mm.
Auf die Akkommodation hat die Ephedrin-Homatoprinlösung keinen
Einfluss, wie die Bestimmung des Nahepunktes mit sehr kleinen Schrift¬
proben ergab. Obwohl die mydriatische Wirkung ziemlich kräftig ist,
so wird doch die Reaktion der Pupille auf Licht niemals vollkommen
aufgehoben. — Das Mittel eignet sich daher vorzugsweise für Pupillen¬
erweiterungen zu diagnostischen Zwecken (Augenspiegel-Untersuchun¬
gen). — Die Mischung der beiden Substanzen wird von E. Merck (Darm¬
stadt) unter dem Namen „Mydrin“ in den Handel gebracht.
A. Hi 11 er (Breslau).
G. Schwabe (Leipzig): Die Heilung der trachomatösen und
skrophulösen Keratitis durch Lidlockerung (Blepharocha-
lasis). Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, No. 20.
Schwabe sieht die Gefahr des Uebergreifens der trachomatösen und
skrophulösen Bindehauterkrankung auf die Hornhaut (Pannus, Geschwüre,
Narben) hauptsächlich veranlasst durch den Druck, welchen die ge¬
schwollenen und gespannten Augenlider auf die Hornnaut ausüben, zum
Theil auch durch den mechanischen Reiz der nach innen gekehrten
Lidränder und Cilien. Beides soll beseitigt werden durch seine
„Lidlockerung“. Das Verfahren besteht darin, dass er den äusseren Lid-
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winkel mit der Scheere bis an den Orbitalrand spaltet und aus der
äusseren Haut des oberen und unteren Augenlides je eine mit der Pinzette
erhobene Hautfalte, oben von 20 mm, unten gewöhnlich von 10 mm Breite,
herausschneidet und die Hautränder vernäht Das Pupillargebiet der
Hornhaut wird dadurch ganz frei und der Luft zugänglich, was auf die
Granulationsentwickelung hemmend ein wirkt. Die Nachbehandlung
ist eine allgemeine und lokale: Reine Luft der bewohnten Räume, Bäder,
gute Ernährung; örtlich schwache Cocain- und Atropin-Eintröpfelungen,
Umschläge mit Sublimatlösung (1 : 10 000), Bleiwasser oder dergleichen,
je nach Erforderniss Anwendung von Cuprumstift, Argentum nitricum
oder Knapp scher Rollpinzette auf die Granulationen. — „Die Heilung
des pannus trachomatosus geht hierbei in zwei bis vier Wochen
von Statten. Rezidive treten sehr selten ein und laufen unter ent¬
sprechender Behandlung leicht ab.“ — Verfasser hat das Verfahren seit
dem Jahre 1885 in 510 Fällen angewendet und sich dabei stets von der
überraschend schnellen Heilung de9 Leidens nach der Lidlockerung über¬
zeugen können. Bei der Keratitis scrophulosa namentlich, dieser
sonst so langwierigen und in der Kinderwelt verbreiteten Krankheit,
erzielte Schwab e mit seiner Operation „ wahrhaft überraschende Heil¬
erfolge“. Der Arzt könne seinem Patienten nach der Operation „Heilung
seines bedrohten Auges in zwei bis drei Wochen mit fast absoluter
Sicherheit versprechen“. A. Hiller (Breslau).
Dr. Chr. Jacob: Atlas des gesunden und kranken Nerven¬
systems, nebst Grundriss der Anatomie, Pathologie und
Therapie desselben. — (Lehmanns medizinische Handatlanten,
Band IX.) München 1895. J. F. Lehmann.
Ein sehr anerkennendes Vorwort Strümpells — Erlangen begleitet
das Werk seines früheren Assistenten, der sich „in eingehendster Weise
mit der normalen und pathologischen Anatomie des Nervensystems be¬
schäftigt“ hatte.
Jacob bietet zunächst eine Uebersicht über äussere Konfiguration,
Zusammensetzung und Lage des Nervensystems, dessen Entwickelung
und Bau er im zweiten Abschnitte beschreibt, während er im dritten
Abschnitte die Anatomie und Physiologie der wichtigeren Nervenbahnen
darstellt. Diese drei Abschnitte werden durch 52 trefflich ausgefuhrte
Tafeln mit nebenstehendem kurzen Texte erläutert.
In den Abschnitten IV und V werden die allgemeine und die
spezielle Pathologie und Therapie der Erkrankungen des Nervensystems
behandelt. (Tafeln 53 bis 78.)
Die Grundlage der Abbildungen bildet die Präparatsammlung, die
Jacob während seiner mehrjährigen Assistenten thätigkeit an der
Strümp eil sehen Klinik angelegt hatte.
Ausser den Erläuterungen zu den Tafeln giebt Jacob eine kurz¬
gefasste Uebersicht des Behandelten, etwa vergleichbar einem kurzen
Auszuge aus einschlägigen Lehrbüchern. — Ein sechster Abschnitt enthält
Bemerkungen zum Sektionsverfahren und zur Ausführung der mikro¬
skopischen Untersuchung des Nervensystems.
Der Studirende sowie der mit diesem Zweige der medizinischen
Wissenschaft noch nicht näher vertraute praktische Arzt kann sich mit
Hülfe des vorliegenden Atlasses verhältnissmässig leicht ein klares Bild
Milit&räretliche Zeitschrift 1895. 32
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von dem jetzigen Standpunkte der gesammten Neurologie machen
(Strümpell). Der Preis ist trotz der vortrefflichen Ausstattung auffallend
billig (Mk. 10). Ltz.
Lode, Dr. Alois, Assistent am hygienischen Universitäts-Institut Wien:
Die Gewinnung vou keimfreiem Wasser durch Zusatz von
Chlorkalk. (Traubesches Verfahren.) Aus „Das österreichische
Sanitäts wesen“ No. 22.
Lode hat in ähnlicher Weise wie Referent 1 ) das Traubesche Ver¬
fahren auf seine praktische Brauchbarkeit geprüft und zu diesem Zweck
auch zahlreiche Versuche über die Einwirkung des Chlorkalks auf bact.
coli, Typhus und Cholerabakterien, sowie auf natürliche und künstlich
verunreinigte Wässer angestellt. Er kommt zu dem Resultat, dass die
von Traube angegebenen Mengen Chlorkalk zwar zur Sterilisation des
Wassers nicht genügen, dass aber trotzdem auch bei Verwendung grösserer
Chlorkalkmengen das Verfahren in kleineren Verhältnissen noch praktisch
brauchbar sei.
Wegen der nach Lodes Ansicht schweren „Benetzbarkeit“ des Chlor¬
kalks empfiehlt er, entweder auf mechanischem Wege durch Anrühren
eines Chlorkalkbreies mit einigen Tropfen Wasser, oder auf chemischem
Wege durch Zusatz von Zitronensäure das im Chlorkalk vorhandene Chlor
wirksam zu machen. Auch im letzteren Fall muss der Chlorkalk erst in
einigen Kubikzentimetern Wasser vertheilt, eine kleine Menge Zitronensäure in
Substanz hinzugefugt und es muss dann das Gemisch schnell in das zu
sterilisirende Wasser geschüttet werden. Die fleissige Arbeit bedeutet einen
wichtigen Fortschritt in der Frage der Wasserversorgung der Truppen im
Manöver und im Felde, besonders während Epidemiezeiten.
Bassenge.
Berthold (Berlin): Die Diphtherie, Sammel forschung der
Deutschen medizinischen Wochenschrift. Deutsche medizi¬
nische Wochenschrift 1895, No. 32.
Berthold, Mitglied des Städtischen Statistischen Amtes in Berlin,
hat die vorläufigen Ergebnisse der auf Anregung des Vereins für innere
Medizin von der Deutschen medizinischen Wochenschrift veranstalteten
Rundfrage an alle Aerzte und Krankenanstalten zusammengestellt. Der
Bericht umfasst 10312 Fälle von Diphtherie, von welchen 5833, also
mehr als die Hälfte, mit Heilserum behandelt worden sind. Von den
letzteren starben 9,6%, von den nicht mit Serum behandelten 14,7%.
In beiden Beobachtungsreihen war die Sterblichkeit am grössten bei
Kindern unter 2 Jahreu (21,8% bezw. 39,7%); bei Kindern im Alter
zwischen 2 und 10 Jahren betrug die Sterblichkeit nur 8,8 % bezw. 15,2 %
und bei Kindern über 10 Jahren 4,1 % bezw. 3,7 %. Der Nutzen der
Serumeinspritzung war am deutlichsten, >venn sie am ersten und zweiten
Krankheitstage erfolgte; die Sterblichkeit betrug bei 3353 solchen Kindern
nur 4,2 %, bei den erst später zur Behandlung gekommenen Kindern
dagegen 16,9 %. Am höchsten w T ar die Sterblichkeit auch unter der
Serumanwendung, bei Kindern mit diphtherischer Larynxstenose; von
701 Kindern, welche ohne Tracheotomie blieben, starben 126 = 17,9%,
*) Vergl. Bericht über die Sitzung der Berliner militärärztlichen Gesellschaft
vom 20. Juli 1895 in diesem Hefte.
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von 317 Kindern mit Tracheotomie starben 105 = 33,1%. — Späte
„Herztodesfalle“ wurden 69 = 1,2 % beobachtet; Albuminurie in
726 Fällen, Lähmungen in 343 Fällen in beiden Gruppen ohne tödlichen
Ausgang. _ A. Hi 11 er (Breslau).
Oswald Vierordt (Heidelberg): Erfahrungen über Diphtherie seit
der Anwendung von Behrings Heilserum. (Aus der Kinderklinik.)
Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, No. 11.
Die Erfahrungen erstrecken sich über 63 Diphtheriefälle der Universitäts¬
klinik. Vier davon waren leichte, die übrigen mittelschwere, theilweise
schwere und sehr schwere Fälle. Acht Kranke wurden in völlig hoffnungs¬
losem Zustande, fast schon moribund hereingebracht, aber trotzdem „aus
Gründen der Humanität“ noch mit Serum behandelt. — Die Mortalität
dieser Serum-Periode ist erheblich geringer als in den voraufgegangenen
Jahrgängen der Klinik. Sie betrug insgesammt 25% der Fälle, mit
Ausschluss der letzten acht Fälle sogar nur 14,6%. Während der vorauf¬
gegangenen sechs Jahre betrug die Sterblichkeit an Diphtherie zwischen
41% und 67%. — Nicht tracheotomirt waren 37 Kinder, mit 1 Todes¬
fall = 2,7%. Tracheotomirt wurden 15 Kinder, mit 7 Todesfällen
= 46%. Mit völlig freiem Kehlkopf traten in die Behandlung
24 Kinder, davon starb nur 1 = 4%. Von 23 mit ausgesprochenen Er¬
scheinungen von Larynxstenose aufgenommenen Kindern genasen 9 nach
mehrtägiger Dyspnoe ohne Tracheotomie. — Von den Gestorbenen waren
2 am zweiten Krankheitstage, 2 am dritten, 3 am fünften und 1 am
siebenten Krankheitstage in Behandelung mit Heilserum getreten. —
W T as den Verlauf der einzelnen Fälle anbetrifft, so war ein günstiger
Einfluss der Seruminjektionen nicht zu verkennen. Er zeigte sich
namentlich im baldigen Stillstand der örtlichen Schleimhautaffektion, in
der Mehrzahl der Fälle nach ungefähr 36 Stunden. Der Abfall der
Körpertemperatur trat deutlich und zuweilen endgültig nach 24 Stunden
ein und war dann gewöhnlich auch mit einem Umschlag im Allgemein¬
befinden des Kranken, Hebung des Pulses, grösserer Munterkeit und
Esslust verbunden. Gegenüber früheren Epidemien fiel besonders auf die
erheblich geringere Betheiligung des Kehlkopfes, die geringere Zahl
schwerverlaufender septischer Diphtheriefälle, dementsprechend das ver-
hältnissmässig günstige Verhalten der Herzkraft und die geringere
Häufigkeit der Albuminurie. „Eine ganze Reihe von in jeder Beziehung
sehr schweren bezw. aufgegebenen Fällen sind zu unserem Erstaunen
schliesslich doch durchgekommen. Alles das sieht man in den Diphtherie¬
sälen der Krankenhäuser auch sonst; aber wir haben Derartiges noch nie
so häufig erlebt.“ A. Hi 11 er (Breslau).
J. B6kai (Budapest): Meine Erfolge mit Behrings Diphtherie-
Heilserum. Aus der Universitäts-Kinderklinik. Deutsche medizinische
Wochenschrift 1895, No. 15.
Bökai hat auf Grund von 120 einschlägigen Fällen ebenfalls die volle
Ueberzeugung von der spezifischen und günstigen Wirksamkeit des
Heilserums bei Diphtherie gewonnen. Die Sterblichkeit unter dieser
Behandlung betrug 25,5 %, während sie in früheren Jahren die Höhe von
53,5 bis 67,5 % erreicht hatte. Im Einzelnen bringt der Bericht kaum
etwas Neues. — Ausser Erythem und auch Nesselausschlag hat er un¬
angenehme Nebenerscheinungen von den Serum - Injektionen nicht be-
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obachtet. — In solchen Diphtherie-Fällen, welche von Anfang an einen aus¬
gesprochen septischen Charakter besitzen, ist auch nach Bökai die Wirkung
des Serums zweifelhaft. A. Hill er (Breslau).
Axel Johannessen (Christiania): Ueber Immunisirung bei Diph¬
therie. (Aus der Universitätskinderklinik.) Deutsche medizinische
Wochenschrift 1895, No. 13.
Anlässlich einiger vorgekommenen Diphtheriefalle wurden 30 noch
diphtheriefreie Kinder der Klinik mit Behrings Heilserum No. I (Injektion
in die Infraklavikulargegend) immunisirt. Bei drei von diesen Kindern
trat die Diphtherie auf und zwar nach 15 bezw. 22 Tagen und 8 Wochen.
(Nach Kos sei soll die Dauer der Immunität nur zwei bis drei Wochen
betragen.)
Die Untersuchung des Rachenschleims von 48 anscheinend gesunden
Kindern ergab bei sechs die Anwesenheit typischer Lofflerscher Bazillen.
Eins von diesen letzteren Kindern bekam die Diphtherie, wozu Scharlach¬
fieber hinzutrat; die übrigen fünf Kinder blieben gesund. Die Bazillen
waren bei diesen Kindern 8 bis 26 Tage lang nachzuweisen.
A. Hi 11er (Breslau).
H. Scliottmüller (Greifswald): Ein Fall von Wunddiphtherie mit
Diphtheriebazillen bei gleichzeitigem Vorhandensein von
Diphtheriebazillen im gesunden Rachen. (Hygien. Institut.)
Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, No. 17.
Der Ueberschrift ist nur hinzuzufügen, dass der Fall ein Kind von
1 Jahr 2 Monaten betraf. Das diphtherische Geschwür in der Ingjnal-
falte heilte nach Auskratzen unter Jodoformverband. Die bakteriologische
Diagnose wurde von Löffler gestellt A. Hill er (Breslau).
Behring, E. (Marburg), und Ransom, F. (Halle a. S.): Choleragift
und Cholera - Antitoxin. (Aus der wissenschaftlichen Versuchs¬
station der Höchster Farbwerke.) Deutsche medizinische Wochen¬
schrift 1895, No. 29.
In der Einleitung theilt Behring mit, dass ihm und Ransom
bereits im Dezember 1894 im hygienischen Institut zu Halle a. S. die
Herstellung des löslichen Choleragiftes und des spezifischen
Cholera-Antitoxins gelungen sei, dass hier jedoch die Mittel und der
Raum gefehlt hätten, die Versuchsergebnisse an grossen Versuchsthieren zu
prüfen. Die Höchster Farbwerke seien ihm hierzu bereitwillig entgegen¬
gekommen und hätten für seine Mitarbeiter eine wissenschaftliche Versuchs¬
station errichtet. In der Antitoxingewinnung seien in Höchst bis jetzt
für zwei Krankheiten erfreuliche Fortschritte gemacht worden: für die
Tuberkulose und für die Cholera. Für das Cholera-Antitoxin könne
die rein wissenschaftliche Arbeit schon als abgeschlossen betrachtet werden;
es wird jetzt „das Choleraheilserum in einer besonderen Serum-Abtheilung
für die Bedürfnisse der Praxis bearbeitet“.
Ueber die Darstellung des Choleragiftes und des Antitoxins
erfahren w'ir in der Abhandlung nichts. Es wird nur gesagt, dass man
aus flüssigen Cholerabazillen-Kulturen eine trockene Substanz isoliren
könne, welche stark giftig ist und dieselben Vergiftungssymptome bei
Meerschweinchen hervorruft wie die von Bazillen befreite Mutterflüssigkeit
Die Krankheitserscheinungen sind denjenigen ähnlich, welche der Ein-
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501
Verleihung von lebenden Choleravibrionen folgen. — Mit diesem „Cholera-
gift tf sind nun Meerschweinchen, Hammel und Ziegen „nach den bekannten
Immunisirungsmethoden“ behandelt worden, um das Cholera-Antitoxin
zu gewinnen. Wie es gewonnen wird, und welche Eigenschaften es
besitzt, wird nicht gesagt. Es werden sodann mehrere Versuchsreihen,
sämmtlich an Meerschweinchen, mitgetheilt zum Beweise dafür, dass
Ziegenblut-Heilserum, unter die Haut von Meerschweinchen gespritzt, die
giftige Wirkung sowohl des reinen Choleragiftes als auch tödlicher Dosen
von lebenden Cholerakulturen, welche in die Bauchhöhle gespritzt wurden,
aufzuheben vermag. Die lebensrettende Wirkung des Ziegenblut-Heilserums
für Meerschweinchen war auch dann noch vorhanden, wenn die intra¬
peritoneale Cholerainfektion 48 Stunden später erfolgte.
_ A. Hiller (Breslau.)
A. Eulenburg (Berlin): Ueber den Missbrauch der Thyroidin-
Tabletten. Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, No. 33.
Seit der Mittheilung von Leichtenstern 1893, dass Thyroidin auch
bei Fettleibigen eine Abnahme des Körperfettes bewirke, ist nach Eulen¬
burg ein förmlicher Entfettungssport, namentlich in der Damenwelt, ein¬
getreten, welcher noch durch den Umstand gefordert werde, dass der
Verkauf von Thyroidin-Präparaten bisher schrankenlos freigegeben sei.
Eulenburg berichtet über eine „vielgenannte dramatische Künstlerin“,
welche, um magerer zu werden, auf Anrathen des Apothekers täglich
6 Stück Tabletten über einen Monat lang eingenommen hatte und
dabei allerdings um 17 Pfund Körpergewicht leichter geworden war,
aber gleichzeitig schwere Störungen der Herz- und Nerventhätigkeit er¬
litten hatte, welche Eulenburg auf hydrämische Blutbeschaffenheit zurück¬
führte. Dieser Fall sei nur einer von vielen! Eulen bürg fordert daher,
dass die Thyroidinpräparate dem Handverkauf entzogen werden und nur
noch auf ärztliche Verordnung verabfolgt werden dürfen.
A. Hiller (Breslau.)
S. Kalischer (Berlin): Ein Fall von Tabes dorsalis mit Kiefer¬
nekrose. Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, No. 19.
Sensible und trophische Störungen im Bereiche peripherer Nerven
kommen bekanntlich bei Tabes nicht selten vor, besonders im Gebiet der
cerebralen und cervikalen Nerven (Tabes cervicalis). H. Rosin hat
kürzlich (Zeitschrift für Nervenheilkunde, 1891, Band I, Heft 5 und 6)
aus der Litteratur 22 Fälle von trophischer Kiefererkrankung
(Ausfallen der Zähne, Unempfindlichkeit des Zahnfleisches und der Alveolen,
Atrophie des Kiefers) zusammengestellt, von welchen neun mit Nekrose
des Kiefers verbunden waren. Der von Kalischer jetzt mitgetheilte Fall
ist der zehnte dieser Reihe. Es ist ein typischer Fall von Tabes dorsalis
und cervicalis; ausser dem N. trigeminus (Kiefer) waren auch noch der
N. oculomotorius und opticus (Sehnervenatrophie mit Amaurose), der
Geruchs- und Gehörsnerv, sowie der N. laryngeus und Recurrens
(Störungen der Respiration und Phonation) und die oberen Gliedmaassen
an der Erkrankung betheiligt. A. Hiller (Breslau).
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Getreide und Hülsenfrüchte als wichtige Nahrungs- und Futtermittel
mit besonderer Berücksichtigung ihrer Bedeutung für die Heeres¬
verpflegung. — Herausgegeben im Aufträge des Königlich Preussischen
Kriegsministeriums. Zweiter besonderer Theil mit 78 Abbildungen im
Text und 16 Tafeln in Farbendruck. Berlin 1895. E. S. Mittler &
Sohn.
Mit diesem zweiten besonderen Theil ist das lehrreiche Werk vollendet,
dessen erster Theil S. 273 dieser Zeitschrift besprochen wurde.
Der näheren Beschreibung der einzelnen Getreide- und Hülsenfrucht¬
arten werden allgemeine Bemerkungen über die Haupt-Anbaugegenden,
über die Ein- und Ausfuhrverhältnisse, sowie über die Arten und
Handelssorten der einzelnen Früchte vorausgeschickt Die Früchte selbst
werden sehr genau nach Gestalt, innerem Bau, Farbe, Gewicht, sonstigen
Eigenschaften, mit ihren pflanzlichen und thierischen Schädlingen und
Unkraut8ämereien beschrieben, wobei zahlreiche Abbildungen im Text das
Verständniss der Ausführungen erleichtern und gleichzeitig eine vortreffliche
Anleitung für die Prüfung der Fruchtsorten gewonnen wird. Eine
Zusammenstellung der Nahrungsbestandtheile und der Verwendung der
Früchte schliesst die jedesmaligen monographischen Abhandlungen.
In dem sehr umfangreichen Anhänge werden die Krankheiten des
Getreides und der Hülsenfruchtpflanzen beschrieben, durch welche die
Beschaffenheit der Früchte sowie des Strohs (Schmarotzerpflanzen und
Thiere) beeinflusst wird, ferner die im Getreide am häufigsten vor¬
kommenden, sowie die besonders schädlichen Unkrautsamen, endlich
die Insekten, welche den Früchten, sowie den daraus bereiteten Ver¬
pflegungsmitteln während der Aufbewahrung schädlich werden. Dieser
wichtige und interessante Theil, in welchem auch häufig auf die gesund¬
heitsschädliche Einwirkung der Schädlinge hingewiesen wird, ist durch
16 vorzüglich in Farbendruck ausgeführte Tafeln in bester Weise illustrirt
Der Darstellung sind die Werke von anerkannten Fachgelehrten zu
Grunde gelegt; die Herstellung der Originalabbildungen zu den Insekten¬
tafeln unterlag der Kontrole des Direktors der zoologischen Abtheilung
des Museums für Naturkunde und der Kustoden dieses Institutes, die
der Samenabbildungen dem Vorsteher der vegetabilischen Abtheilung des
Museums der landwirtschaftlichen Hochschule. Ltz.
Mitteilungen.
Adolf v. Bardeleben.
Nachruf
von
Albert Köhler.
Das Bild unseres Altmeisters Bardeleben, seine stattliche Er¬
scheinung, seine rüstigen, jugendlichen Bewegungen, sein frisches Aussehen,
die lebhaften braunen Augen, seine tiefe volltönende Stimme, die ruhige
Sicherheit, der Eifer und die Pflichttreue, mit welcher er sein schweres,
vielgestaltiges Amt verwaltete, wird uns vorschw r eben, solange wir denken
können. Für das Sanitätskorps ist sein Tod ein ganz besonderer Verlust;
ihm hat er einen grossen Theil seiner Thätigkeit gewidmet. Er war uns
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ein eifriger, allverehrter Lehrer, Vielen auch Berather und Freund, und
Allen ein Vorbild als gewissenhafter, sorgfältiger Arzt, als geschickter
Chirurg im Frieden und im Kriege. Lange Jahre — mehr als ein halbes
Jahrhundert — hat er gewirkt; seit 30 Jahren, seit 1866 können wir
ihn zu den Unsrigen zählen. — Am 1. März 1819 in Frankfurt a. 0.
geboren, besuchte er das dortige Gymnasium, studirte 1837 bis 1843 in
Berlin, Heidelberg, Giessen, Paris; 1841 hatte er in Berlin promovirt.
Er war dann bis 1848 in Giessen, zuerst als Assistent des Physiologen
Bischof und als Prosektor, später als ausserordentlicher Professor. Noch
nicht 30 Jahre alt übernahm er 1849 die Professur für Chirurgie in
Greifswald, wo er fast 20 Jahre lang eine mühevolle, aber erfolgreiche
Thätigkeit entfaltete. 1868, nach dem Tode Jüngkens, wurde er nach
Berlin an die chirurgische Klinik im Charite-Krankenhause berufen.
27 Jahre lang hat er hier in den Räumen des Sommerlazareths operirt
und dozirt, und wenn er auch oft mit heissendem Spott die Fehler und
Mängel des alten Baues gegeisselt hat und nicht müde wurde, seine ver¬
geblichen, seit 1868 oft wiederholten Besserungsvorschläge zu beschreiben,
— sein Herz hing doch mit allen Fasern an Klinik und Vorlesung; für
sie und für den nahe bevorstehenden Fortbildungskursus für Stabsärzte
hat er noch w r enige Tage vor seinem Tode Anordnungen getroffen.
Er starb am 24. September (einen Tag vor Beginn des genannten
Kursus) an einem Nierenleiden, das wahrscheinlich als späte Folge einer
heftigen, vor 7 Jahren erlittenen Kontusion anzusehen ist. Im Anschluss
daran entwickelten sich die Zeichen eines paranephritischen Abszesses,
der in das Nierenbecken durchbrach und zur Entleerung enormer Eitermengen
per vias naturales führte. Der damals 70jährige Mann erholte sich langsam,
aber vollständig von dieser schweren Krankheit, arbeitete mit alter Frische
und Kraft weiter, bis vor einem halben Jahre, allmählich zunehmend,
sich neue Zeichen einer Pyelitis einstellten, an welche sich, ebenso
allmählich, Schrumpfungssymptome anschlossen. Den Schluss bildete
ein ruhiger Schlaf, aus dem er nicht mehr erwachte.
v. Bardel eben war im Feldzuge 1866 als Generalarzt und konsultirender
Chirurg für die Feldlazarethe des Bezirkes Gitschin, im Feldzuge 1870/71
in gleicher Eigenschaft bei der Ersten Armee thätig; er war Kitter des
Eisernen Kreuzes 1. Klasse. Eine genaue Kenntniss seiner Thätigkeit
in diesen Kriegen besitzen wir leider nicht; er erzählte gern, war aber
nicht dazu zu bewegen, aus seinem thatenreichen Leben auch nur einzelne
Episoden niederzuschreiben. Aus seinen gelegentlichen Erzählungen lässt
sich sch Hessen, dass es für ihn mühevolle, an Strapazen, Gefahren, aber
auch an hervorragenden Leistungen reiche Zeiten waren. — Im Jahre 1872
wurde er Generalarzt ä la suite, später mit dem Range als Generalmajor;
zu seinem 50jährigen Doktor-Jubiläum wurde ihm der erbliche Adel ver¬
liehen.
Als wir ihm in dieser Zeitschrift unsere Glückwünsche zu dem ge¬
nannten Jubiläum darbrachten, haben wir einige seiner Verdienste um
unsere Wissenschaft und um unseren Stand erwähnt: die Vorzüge seines
Lehrbuches, die Einführung der Antiseptik, seine Thätigkeit im Interesse
des ärztlichen Standes im Allgemeinen und des unsrigen im Besonderen
in allen über Gegenstände der Kriegschirurgie und des Militär-Sanitäts¬
wesens berathenden Kommissionen. „Von denen, welche als Studenten
in dem alten längst unzureichenden OperationS9aale des Sommerlazareths
sassen, konnten eine grosse Zahl später als Unterärzte und noch 9päter
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als Stabsärzte unter Bardelebens persönlicher Leitung thätig sein.“
Seine letzte grössere Arbeit behandelt einen uns speziell interessirenden
Gegenstand, die kriegschirurgische Bedeutung der modernen Geschosse.
Dass er als Examinator nicht die Lücken im Wissen, sondern durch
Hin- und Herfragen das aufsuchte, was der Kandidat wusste, dass er sich
den Aufgaben der Operationskurse, deren Theilnehmer er fast alle noch
persönlich kannte, mit grosser Freude widmete, dass er dabei, wie immer,
das praktisch Wichtige hervorhob und sich nicht länger, als nöthig war,
mit seltenen, sogenannten interessanten Fällen auf hielt, dass er hier wie
überall uns als Vorbild an Arbeitsfreude und Pflichtgefühl erschien, das
brauchen wir einem Leserkreise, der in der Mehrzahl aus seinen Schülern
besteht, nicht weiter zu beschreiben.
Alle, denen er Lehrer und Freund, Alle, denen er menschenfreundlicher
Arzt war, werden sein Andenken in Ehren halten.
Berliner militarärztliche Gesellschaft.
Sitzung am 21. Juni 1895.
Vor der Tagesordnung stellt Herr Peltzer einen Fall von Muskel¬
hypertrophie des linken Beines vor. Der früher stets gesunde Mann
erkrankte einige Monate nach der Einstellung mit linksseitigen ischiadiscben
Schmerzen und Wadenkrämpfen. Es fiel auf, dass die Muskulatur,
namentlich die des .linken Oberschenkels, umfangreicher war als rechts.
Besonders bei der Plantarflexion der Zehen traten Wadenkrämpfe auf,
die sich auch nachts sehr schmerzhaft spontan einstellten. Beim Stehen
fühlen sich die Muskeln bretthart an. Vortragender führt das Leiden auf
Ueberanstrengung bei der Ausbildung zurück und stellt die Diagnose auf
wahre Muskel- (Arbeits-) Hypertrophie.
Tagesordnung: Herr Heyse stellt einen Fall von Pseudoleukämie der
vorwiegend lienalen Form vor, einen Feuerwerker betreffend, welcher
zwei Monate hindurch im Lazareth beobachtet worden ist Der Fall
zeigt eine Besonderheit in dem plötzlichen Einsetzen der Krankheit mit
hohem Fieber, starkem Kräfteverfall und schnell zunehmender Anämie.
Es bestand bei der Aufnahme ein bis über den Nabel hinausgehender
Milztumor und geringe, aber allgemeine Drüsenschwellungen. Mehrfache
Blutuntersuchungen ergaben keine nennenswerthen Abweichungen. Der
Verlauf war ein relativ günstiger, indem nach 14 tägigem Fieber die
Anämie und der Kräftezustand sich wesentlich besserten, während der
Milztumor nur wenig verringert fortbestand. Die Behandlung bestand
in grossen Dosen Chinin und Sol. arsen. Fowleri.
Vortragender erörtert im Anschluss hieran die Differential-Diagnose
unter Demonstration von Blutpräparaten, sowie die Bedeutung derartiger
akut einsetzender Fälle für die Auffassung der Pseudoleukämie als
Infektionskrankheit. Im vorliegenden Falle war jedoch keine Eingangs¬
pforte (angina, Stomatitis) nachzuweisen.
Herr Sch aper spricht über einige neuere Krankenhäuser des Aus¬
landes.
Im Anschluss hieran ergreift Exzellenz v. Coler zu einigen Be¬
merkungen das Wort.
Sitzung am 20. Juli 1895.
Vor der Tagesordnung. Herr Schmidt (Selbstbericht): Demonstration
von Präparaten, welche der Leiche eines Selbstmörders entstammen
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(Revolverschuss), Einschuss im fünften linken Zwischenrippenraum, 2 mm ein¬
wärts von der Brustwarzenlinie. Bei der Einlieferung bestand massige Blutung
nach aussen, geringe Dyspnoe und leidlich guter Puls. Unter Zunahme
der Dyspnoe (Dämpfung über der linken Brusthälfte bis zur zweiten
Rippe nach oben) und unter peritonitischen Erscheinungen (Kothbrechen,
Tympanites) erfolgte am vierten Tage der Tod. Wegen der Peritonitis
wurde eine Punktion des pleuritischen Exsudats unterlassen.
Sektionsergebniss: Schussrichtung vom Einschuss schräg nach innen
und oben, die Herzspitze durchbohrend, ohne Eröffnung der Ventrikel;
neben dem Körper des elften Brustwirbels eine schlitzförmige Oeffnung
in der Pleura; auf der elften Rippe, 4 cm nach vorn, das 7 mm dicke und
15 mm lange Geschoss (Kontourschuss).
Im linken Pleuraraum 1800 ccm blutig seröser Flüssigkeit, Lunge
stark komprimirt, nicht verletzt; im Herzbeutel 50 ccm gleicher Flüssigkeit.
— Hochgradige Pleuritis und Pericarditis mit starkem fibrinösen Belag;
beginnende Peritonitis, von der Pleura augenscheinlich fortgeleitet, da das
Zwerchfell unverletzt war. Die Sektion bot noch eine weitere interessante
Thatsache: die linke Niere fehlte; der rechte Harnleiter mündete an
der normalen Stelle in die Blase. Es fehlte ferner die linke Art. und
Ven. renalis. Ursprung der linken A. mesenterica super, und spermatica
interna in der Höhe der Abgangsstelle der rechten A. renalis. Rechte
Niere kompensatorisch vergrössert, keine Hufeisenniere, keine Hypertrophie
des linken Ventrikels.
Tagesordnung: Herr Schmidt. Demonstration eines Streckapparates
bei kompleter Radialislähmung nach Splitterfraktur des rechten Humerus
in seiner Mitte; Radialislähmung, Pseudarthrose. Durch Knochennaht
wurde Konsolidirung erreicht. Die Radialislähmung war bei kompleter
Entartungsreaktion als unheilbar anzusehen.
Der Apparat besteht aus zwei Lederkappen, welche Unterarm und
Handrücken decken. Zwischen beiden am Radial- und Ulnar-Rande je
eine Spiralfeder, welche das gebeugte Handgelenk strecken; auf der Kappe
des Handrückens fünf Spiralfedern, welche einen Zug ausüben an fünf
entsprechenden Dornen, die auf einer Metallhülse über die Grund¬
phalangen der Finger gestreift werden. Die Flexoren wirken unbehindert,
bei ihrer Erschlaffung wirken die Spiralfedern als Strecker. Mit dem
Apparat sind die verschiedensten Bewegungen möglich. Der Verletzte
kann selbst damit schreiben.
Diskussion: Herr Tilmann erwähnt einen Ersatz des demonstrirten
ziemlich kostspieligen Apparats, bestehend in einer Kappe um den Unter¬
arm, mit welcher die Finger eines angezogenen Handschuhs durch Gummi¬
streifen verbunden sind. Dieser improvisirte Verband leistete dem
betreffenden Patienten gute Dienste.
Herr Korsch stellt einen Fall von Erschlaffung des Schultergelenks
infolge von Drucklähmung vor. (Selbstbericht.)
Ein Pionier vom Eisenbahn-Regiment No. 2 verspürte am 19. April
d. Js. nach dem Tragen von Eisenbahnschienen auf der rechten Schulter
Schmerzen und Gebrauchsunfahigkeit des rechten Armes.
Befund bei der Lazarethaufnahme am 22. April: Bei herabhängenden
Armen keine wesentliche Verschiedenheiten der Konfiguration; der
rechte m. deltoides erscheint schwächer, namentlich an der vorderen und
mittleren Partie. Beim Versuche, den Arm seitwärts zu erheben, wird
eine Schleuderbewegung nach hinten ausgeführt. Horizontale Haltung
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ermüdet schnell, Herunterfallen mit einer ähnlichen Schleuderbewegung,
Unterarm muss mit der anderen Hand unterstützt werden. Von Zeit zu
Zeit werden unwillkürlich, jedoch auch selbständig Bewegungen mit
dem Oberarmkopf von vorn nach hinten ausgeführt, wobei der Kopf die
Gelenkfläche verlässt. Es gelingt auch, leicht passiv den Kopf aus der
cavit. glenoid. herauszudrängen.
Nach vier Wochen traten diese Bewegungen seltener auf. Der rechte
Schulterblattwinkel steht ein wenig vom Brustkörbe ab, keine Atrophie
der übrigen Schultermuskeln und des Serratus aut. maj. nachweisbar.
Nach Massage massige Besserung in der Gebrauchsfähigkeit des rechten
Armes, nach kalter Douche Verschlechterung.
Jetziger Befund des rechten deltoid., wie oben erwähnt, desgleichen
die Beweglichkeit des Oberarmkopfes. Das rechte Schlüsselbein tritt
weniger deutlich hervor als das linke. Aktive Erhebung gelingt mit
geringer Schleuderbewegung seitlich bis zur Horizontalen, weitere unmöglich.
La dieser Stellung ist die Klavikularportion des rechten Deltoides erheblich
abgeflacht, die hintere Portion tritt kräftiger als links hervor. Der Angulus
scap. entfernt sich mässig vom Brustkörbe und nähert sich dabei der
Mittellinie. Dies ist noch deutlicher bei Erhebung nach vorn, wobei der
Gelenkkopf aus der cav. glen. nach hinten tritt: die Schulter wird dadurch
abgeflacht. Bei herabhängendem Arm unwillkürliche kleine Exkursionen
im Ellenbogengelenk. Rotationen nach innen und aussen können aus¬
geführt werden, jedoch bei Weitem nicht so ausgiebig wie links, bei
Rotation nach aussen tritt der Kopf ziemlich weit nach hinten. Grobe
Kraft erheblich herabgesetzt, die der Hand beträgt rechts 14, links 40 kg.
Leichte Sensibilitätsstörungen ohne bestimmte Verbreitung. Sehnen¬
reflexe erhalten. Elektrische Untersuchung: Schwache faradische Ströme,
welche links gerade noch Zuckungen auslösen, erzeugen beim Anlegen der
Elektrode auf der Mitte des rechten Deltoides eine tetanische Zusammen¬
ziehung der ganzen Schulter-, Ober- und zum Theil auch Unterarm-
muskulatur, die auch noch eine geraume Zeit nach Unterbrechung anbält;
dasselbe auch bei Reizung des Erb sehen Supraclavikularpunktes. Aus¬
giebige Zuckungen bei 5 Af. A. Bds.
Epikrise: Schädigung des Gelenkes selbst durch das Trauma aus¬
geschlossen; der schwere, aber gleichmässige Druck konnte eine Fraktur
der cavit. glenoid. nicht erzeugen. Der Muskelapparat musste geschädigt
sein. — Eine weite Verschiebung des Oberarmkopfes gestattet bei
abpräparirten Muskeln die sehr weite Kapsel im normalen Zustande.
Die Fixation, d. h. die innige Berührung des Kopfes mit der Gelenkfläche,
besorgen die mm. supraspinatus, infraspinatus und teres minor, deren
Thätigkeit eine Einbusse erfahren haben musste. Diese zeigte sich in
der sehr verminderten Rotation nach aussen. Die ebenfalls verminderte
Rotation nach innen lässt auf eine Beeinträchtigung der Zugwirkung des
Subscapularis schliessen. Ein strikter Beweis für die Parese derselben ist
nicht zu erbringen wegen ihrer von anderen Muskeln verdeckten Lage.
Die fehlerhafte Stellung des Schulterblattes kann auch durch Parese des
Subscapularis bedingt sein, während der Ausfall der Wirkung des volu¬
minösen und elektrisch erregbaren Serratus aut major vielleicht auf die
mangelnde Fixation des Oberarmkopfes zurückgefuhrt werden muss.
Evident ist nur die theilweise Lähmung des m. deltoides, dessen Funktion
hierdurch jedoch nur in mässigem Grade beeinträchtigt ist. Der ihn
versorgende n. axillaris kann direkt nicht durch die auf die Schultern
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drückende Last geschädigt sein, ebenso auch nicht durch Quetschung
zwischen Schlüsselbein und erster Rippe. Der Ort der Schädigung muss
mehr nach dem Erb sehen Supraclavikularpunkte zu liegen, wo die den
n. axillaris bildenden Fasern des plexus cervicalis durch die scharfe Kante
der Schiene lädirt worden ist. Sehr wohl möglich ist eine direkte Läsion
des n. suprascapularis, welcher die mm. supra- und infraspinatus und teres
minor versorgt. Wegen ihrer tiefen Lage kann auch eine direkte Be¬
schädigung der n. n. subscapulares und erst recht des n. thoracicus
longus nicht erfolgt sein.
Auffallen muss, dass die Erscheinungen des Schlottergelenks schon
nach zwei Tagen fast ebenso wie heute ausgebildet waren. Im Gegensatz
dazu befindet sich die so geringe Atrophie der Muskulatur. Auch die
elektrische Prüfung ergiebt ein wenig befriedigendes Resultat. - In Betreff
der Betheiligung der einzelnen Muskeln an der Ausbildung des Schlotter¬
gelenks befinden sich die Autoren im Widerspruch. Nach Eich hörst z. B.
führt eine länger andauernde Lähmung des n. axillaris bezw. die Atrophie
des m. deltoides zur allmählichen Ausbildung des Schlottergelenks, w'ährend
Duchenne hierfür nur die Lähmung der Kapselspanner, der Auswärts¬
rotatoren und in erster Linie des m. supraspinatus verantwortlich macht.
Selbst bei gänzlicher Atrophie des Deltoides „werden diese pathologischen
Bewegungen — das Rückwärtstreten des Kopfes durch Zug des Teres
major und des langen Tricepskopfes — unmöglich, wenn der Supraspinatus
intakt ist“.
Herr Tilmann bemerkt, nach oberflächlicher Untersuchung des vor¬
gestellten Falles ausser den vorgetragenen Symptomen gefunden zu haben,
dass der kranke Arm länger sei als der gesunde. Ist das wirklich der
Fall, dann dürfte es sich vielleicht um eine sogenannte Omoplegia reflect.
traumat. handeln. Vor Kurzem hat Müller einen solchen Fall im
Zentralblatt für Chirurgie besprochen, bei dem eine Subluxation des
Humerus nach Trauma vorlag, bedingt durch eine Erschlaffung und Aus¬
weitung der Kapsel des Schultergelenks. Letztere will der Autor nun
so erklären, dass die Stauchung des Gelenks infolge des Traumas durch
Reizuug der sensiblen Gelenkäste des nerv, axillar, uud supraclavicular.
zu einer reflektorischen Atrophie und Lähmung des muscul. deltoideus
und supraspinat. führt. Theils durch die Schwere der Extremität, theils
durch Muskelzug entsteht dann die fehlerhafte Stellung des caput humeri
sowie die Kapseldehnung. Von Frankreich aus ist eine operative Be¬
handlung vorgeschlagen, welche durch Tabaksbeutelnaht oder Anlegung
einer longitudinalen Falte eine Verengerung der Gelenkkapsel anstrebt.
Herr Bassenge: Ueber die Herstellung keimfreien Trinkw r assers durch
Zusatz von Chlorkalk. (Selbstbericht)
Vortragender hat das Tr au besehe Verfahren nachgeprüft und die
Untersuchungen auch auf pathogene Organismen ausgedehnt. Traube
(Zeitschrift für Hygiene, Band XVI) hat ein einfaches Verfahren zur
Herstellung keimfreien Trinkwassers durch Chlorkalk angegeben und
verbrauchte zur vollkommenen Sterilisation von 100 ccm Wasser innerhalb
zweier Stunden nur 0,0004 g Chlorkalk. Das nicht verbrauchte über¬
schüssige Chlor beseitigte er durch Zusatz von 0,0002 g Natriumsulfit.
Vortragender gebrauchte indessen zur Erreichung des gleichen Effekts eine
zehnfach grössere Menge von Chlorkalk als Traube, sowohl zur Vernichtung
der gewöhnlichen Wasserbakterien, als auch zur Abtödtung pathogener
Bakterien. — Da aber, um das Verfahren brauchbar praktisch zu machen,
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die Desinfektion in noch viel kürzerer Zeit beendigt sein muss, so wurden
auch diejenigen Chlorkalkmengen ermittelt, welche binnen 10 bis 15 Minuten
pathogene Bakterien in jeder beliebigen Menge Wasser vernichten.
Es stellte sich heraus, dass in diesem Fall mehr als das 30 fache an
Chlorkalk verbraucht wurde. Immerhin handelt es sich hierbei noch um
so geringe Chlorkalkmengen, dass nach Beseitigung des Chlors durch
Natriumsulfit eine Schädlichkeit durch den Genuss derartigen Wassers
für den Organismus schwer denkbar ist. Indessen könnte das zu Natrium¬
sulfat oxydirte Natriumsulfit infolge seiner abführenden Wirkung bei
fortgesetztem Genuss solchen Wassers nicht unbedenklich werden. Es
wurde daher zur Beseitigung des Chlors das Kalciumbisulfit gewählt,
durch dessen Zusatz nach vorheriger Behandlung des Wassers mit Chlor¬
kalk sich Kalciumsulfat und Kalciumcblorid bilden. Durch diese Zusätze
innerhalb der als nothwendig ermittelten Grenzen erhält das Wasser
keinen fremden Beigeschmack und keinerlei Bestandteile, die nicht in
den in der Natur häufig vorkommenden harten kalkhaltigen Wässern
auch enthalten sind. Das Wasser bekommt nach diesen Zusätzen eine
um einige Grade höhere Härte, doch wird die zulässige Grenze sicher
nicht überschritten, denn die für diese Behandlung in Betracht kommenden
Wässer würden stets sehr weiche Oberflächenwässer sein. Vortragender
empfiehlt, zur praktischen Verwendung den Clorkalk in Pastillenform
vorzubereiten, um ein sicheres Dosiren zu ermöglichen.
Für praktische Versuche diene folgende Vorschrift: Eine Messerspitze
(etwa 1,0) Chlorkalk wird zu 5 1 Wasser zugesetzt. Durch schütteln,
Umrübren und 15 Minuten stehen lassen. Sodann tropfenweiser Zusatz
von so viel doppeltschwefligsaurem Kalk, bis ein Chlorgeschmack oder
-Geruch nicht mehr wahrnehmbar ist.
Eine genaue Beschreibung der Versuche findet sich in der Zeitschrift
für Hygiene, Band XX.
Gelegentlich des darauf folgenden kameradschaftlichen Beisammenseins
erbat Herr Generalarzt Grossheim das Wort, um der aufopfernden
erfolgreichen Tbätigkeit der deutschen Militärärzte in der nunmehr
25 Jahre zurückliegenden ernsten glorreichen Zeit des Feldzuges 1870/71
zu gedenken. Des Weiteren lenkte Redner die Aufmerksamkeit auf zwei
Männer, welche eine besonders segensreiche chirurgische und organi¬
satorische Thätigkeit entfaltet haben. In Herrn Geheimrath v. Bardeleben
feierte Redner den treuen Kameraden, den Nestor der deutschen Kriegs¬
chirurgie, den unter den Sanitätsoffizieren einzigen noch lebenden Ritter
des Eisernen Kreuzes 1. Klasse. Sr. Excellenz dem Generalstabsarzt
der Armee gebühre ein grosses Verdienst an den Erfolgen des Heeres-
Sanitäts-Wesens im Kriege 70/71. Seine reichen Erfahrungen, welche
er in seiner Thätigkeit als Divisionsarzt machte, sind grundlegend
gewesen für unsere Kriegs-Sanitäts-Ordnung. Des Redners Vorschlag,
Glückwunsch-Telegramme an die genannten Herren abzusenden, fand
begeisterte Zustimmung der Versammlung.
Die 31. Sektion (Militärsanitätswesen)
der 07. Versammlung deutscher Naturforscher nnd Aerzte
zn Lübeck.
Vom 16. bis 21. September 1895.
Nach kurzer Begrüssung der erschienenen Herren, unter denen sich
drei österreichische Kameraden befanden, durch den Einführenden der
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Sektion, Stabsarzt Dr. Parthey-Lübeck, wurde als Vorsitzender Ober¬
stabsarzt Dr. Düms-Leipzig, als Stellvertreter Regimentsarzt Dr. Keinen y-
Komorn gewählt.
Die erste Sitzung füllte der Vortrag des Oberstabsarztes Dr. Düms
über „Trommlerlähmungen“. l ) — Derselbe sprach in einer am 19. ge¬
meinschaftlich mit der chirurgischen Sektion abgehaltenen Sitzung weiter
über „Spontanfrakturen in der Armee“.
In den Sanitätsberichten von 1882 bis 1890 sind mehr oder weniger
ausführlich 13 Fälle von Spontanfrakturen erwähnt, denen Düms
noch drei eigene Beobachtungen hinzufügen konnte. — Vortragender schaltet
alle Fälle aus, deren Pathogenese klar und durchsichtig ist, so die Brüche
durch aktiven Muskelzug (siehe Beispiele in den Sanitätsberichten), ferner
die durch idiopathische oder durch rhachitische (im Kindesalter) Osteopsa-
thyrose hervorgerufenen Brüche, weiter die Knochenbrüche bei Geschwülsten
(Sarkom, Carcinom, Echinokokkus). Die Spontanfrakturen betreffen
sämmtlich den Oberschenkel und zwar (vorwiegend den rechten) stets
entweder in der Mitte oder in der Gegend zwischen oberem und mittlerem
Drittel. Die Befallenen sind fast ausschliesslich Leute des ersten Dienst-
jahres ohne frühere nachweisbare Erkrankungen oder Schädigungen des
Knochens; in einzelnen Fällen hatten zwar schon Monate vorher zeitweilig
Schmerzen an der späteren Bruchstelle bestanden, aber nur in zwei
Fällen war ein Trauma vorausgegangen. Die Brüche entstanden entweder
beim Stiefelausziehen, raschem Aufstehen von der Pritsche, oder erfolgten
plötzlich auf dem Marsche oder beim Exerziren, wobei die Betreffenden
einen stechenden Schmerz an der Bruchstelle fühlten, umsanken und
nicht im Stande waren, wieder aufzustehen.
Bezüglich der Pathogenese sind in erster Linie die nach einer atypisch
verlaufenden chronischen Osteomyelitis zurückbleibenden Erweichungs¬
cysten zu erwähnen, deren Folgezustand eine Brüchigkeit des betreffenden
Knochens sein kann. Dann kommen tabische, tuberkulöse und gummöse
Prozesse in Betracht; indessen kommt Tabes in so jugendlichem Alter
kaum vor, würde sich auch durch andere Symptome bemerkbar machen,
und die Tuberkulose befällt fast ausschliesslich die Epiphysen, ln einem
der vom Vortragenden beobachteten Fälle, bei dem es sich um einen
extrakapsulären Schenkelbruch handelte, der beim Rückmarsch von einer
Felddienstübung auf der Strasse dicht vor der Kaserne entstand, musste
man wegen der vorausgegangenen Symptome an eine tuberkulöse Erkrankung
denken. Mehr dürfte wohl die Syphilis als Ursache von Spontanfrakturen
in Betracht kommen und Manches spricht dafür, dass in einigen der
Fälle ein Gumma Vorgelegen hat — so die geringe Schmerzhaftigkeit der
Bruchstelle, vielleicht auch die auffallende reichliche Calluswucherung,
das Fehlen einer harten Krepitation u. A. Die Schlussfolgerung, dass
nach dem Gebrauch von Jodkali Konsolidirung eingetreten sei, ist nicht
beweiskräftig, da auch ohne Anwendung dieses Mittels die Brüche gut
geheilt sind. — Vortragender vermuthet, dass vielleicht die Erschütterungen
beim langsamen Schritt eine Brüchigkeit des Knochens herbeizuführen
im Stande sind, wenn diese Annahme auch zunächst durch nichts zu
beweisen ist. Immerhin ist es interessant, dass aus anderen Armeen,
z. B. der österreichischen und französischen, Mittheilungen über Spontan¬
frakturen des Oberschenkels fehlen. Zum Schluss spricht Düms die
l ) Wird in dieser Zeitschrift veröffentlicht.
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Hoffnung aus, dass ihm aus der reichen Erfahrung der anwesenden Ver¬
treter der Chirurgie besonders nach der pathologisch-anatomischen Seite
hin Aufklärungen zu Theil würden.
In der Diskussion (Professor Wolf-Berlin, Länderer - Stuttgart
u. A.) weist Düms den Gedanken nicht zurück, dass sich die Spontan¬
frakturen nach dem Wolf sehen Transformationsgesetz vielleicht so erklären,
dass unter abnormen Verhältnissen, d. h. wenn Reize zu intensiv auf den
Knochen wirken, sich an und unterhalb des Trochanters, wo sonst die
festeste Stütze liege, pathologische Veränderungen entwickeln könnten,
die dann zu einer Knochenbrüchigkeit führten. Dasselbe gelte auch für
die Belastungstheorie.
In der nächsten Sektionssitzung (20. September) betont Stabsarzt
Dr. Neu mann-Krotoscbin in seinem Vortrage über „Sanitätsübungen“
den Mangel einer eingehenderen Litteratur und hält das, was bisher
praktisch geschehen, für völlig unzulänglich. Der Friedensdienst solle
eine Vorbereitung für den Kriegsdienst sein, im Kriege werden aber an
das Gros der Aerzte Aufgaben gestellt, die sich nicht durch theoretisches
Studium im Frieden oder aus dem Stegreif richtig lösen lassen. Bisher
sei aber, abgesehen von den Krankenträgerübungen, in dieser Richtung
nach den Erfahrungen des Vortragenden im Manöver, wie weiter ausgeführt
wird, wenig geschehen. Er schlägt deshalb vor: Während der Herbst¬
übungen sollen wirkliche Sanitätsübungen, lehrreich für Arzt und Truppen¬
führer, als ein ein- für allemal befohlener Dienst stattfinden. Vortragender
will nun für die Sanitätsübungen von den 10 Manövertagen drei Nach¬
mittage (vor einem Ruhetage oder vor einem Biwak) angesetzt wissen,
und zwar für jeden Manöverabschnitt (Brigade-, Divisions- und Korps-
Manöver) je einen, während in der übrigen Zeit keine Sanitätsübungen
stattfinden sollen.
Vor diesen Uebungen müssen sämmtliche Sanitätsoffiziere über die
Gefechtslage unterrichtet und von den Truppen die erforderlichen Mann¬
schaften (zum Markircn der Verwundeten und dergleichen) gestellt werden;
auch muss alles nöthige Material (Flaggen, Wagen, Wundtäfelchen etc.)
zur Stelle sein. besprechend den einzelnen Gefechtsmoraenten soll dann
der Dienst der Truppenärzte, des Sauitätsdetachements etc. sich vollziehen;
die Stellung der Feldlazarethe und etwaiger anderer Formationen wird be¬
stimmt, zugleich die Zahl der erreichbaren Fuhrwerke, die Belegungsfähigkeit
der Ortschaften, die Zahl der Feuerstellen u. A. m. Nach dem Abbrechen
des Gefechtes finden [Jebungen statt im Transport von Verwundeten auf
Tragen und Wagen (Truppenfahrzeuge) zum Hauptverbandplatz, bezüglich
zum Feldlazarett hin; hierbei könnten vielleicht auch Transportversuche
auf Feldeisenbahnen angestellt werden. Ueber die getroffenen Anordnungen
sind auf dem Gefechtsfelde Meldungen mit Kroki zu erstatten; in der
Ortsunterkunft folgen Berichte; letztere gehen durch den leitenden Arzt
an den Truppenbefehlshaber. Ersterem sind Meldereiter zur Verfügung
zu stellen, die ihn einerseits mit dem Truppenführer, andererseits mit
den einzelnen Sanitätsformationen verbinden. Kritik durch den Truppen¬
führer und leitenden Arzt. — Dass jeder Arzt im Manöver beritten ist,
setzt Vortragender als selbstverständlich voraus.
Die Vortheile solcher Sanitätsübungen im Manöver sind nach
Neumanns Ansicht:
1. Der gesammte Sanitätsdienst lässt sich an den gedachten drei
Gefechtstagen kriegsmässig darstellen und ausführen;
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2. das grossere Interesse wird bei diesen Uebungen dem Sanitätsdienst
zugewendet sein;
3. die Truppe erhält ein wahrheitsgetreues Bild des Kriegssanitäts¬
dienstes. Die Werthschätzung des Sanitätsoffiziers bei der Truppe
wird gesteigert.
Das bisher Ausgeführte gilt Vortragendem als sicher erreichbar. Er
mochte aber noch Folgendes vorschlagen:
1. Am letzten Manövertage kann sich an den Uebungen eine frei¬
willige Transportkolonne praktisch betheiligen
2. Es kann auch der Etappensanitätsdienst praktisch geübt werden.
So können Krankentransportkommissionen gebildet und Sanitätszüge
eingerichtet werden. Vielleicht lässt sich die Rückkehr eines kleinen
Truppentheils in die Garnison durch einen Lazarethzug bezw.
Hülfslazarethzug bewerkstelligen.
3. Bei Belagerungsübungen soll der Sanitätsdienst ebenfalls veran¬
schaulicht werden.
Ausserdem wünscht Neu mann, dass die vor ihrer Beförderung zum
Stabsarzt zum Fortbildungskursus kommandirten Aerzte des Beurlaubten¬
standes durch besondere Aufgaben und Arbeiten im Feldsanitätsdienst
geübt werden, ferner, dass sämmtliche aktiven Sanitätsoffiziere Winter¬
arbeiten über Themata aus dem praktischen Sanitätsdienst machen und
bei den Kriegsspielen der Offiziere, wo auf den Sanitätsdienst Rücksicht
zu nehmen ist, zugegen sind. Die höheren Sanitätsoffiziere sollen an den
Uebungs- und Generalstabsreisen theilnehmen und die als Chefärzte der
Feldlazarethe für den Mobilmachungsfall Designirten vorübergehend zu
den Train-Bataillonen kommandirt werden, um sich genauer mit ihren
Dienstobliegenheiten im Felde bekannt zu machen. — Zum Schluss
empfiehlt Vortragender jedem Truppenärzte angelegentlichst, das Interesse
seines Truppenführers für den Sanitätsdienst nach jeder Richtung hin
zu erwecken und zu fördern.
Stabsarzt Parthey macht auf die praktischen Schwierigkeiten auf¬
merksam, welche die Durchführung der Sanitätsübungen in dem grossen
Rahmen, wie sie Vortragender vorschlägt, bedingt. Bei der schon karg
bemessenen Zeit für die eigentlichen Truppenübungen im Manöver Hessen
sich für besondere Sanitätsübungen keine drei Nachmittage gewinnen.
Die bisherigen Truppenübungen, die zuweilen mit ihren Rückmärschen etc.
bis in die späten Nachmittags-, ja bis in die Abendstunden hineinreichen,
durch eine sich an das Gefecht anschliessende Sanitätsübung noch weiter
auszudehnen, erscheine ihm aber unthunlich. Am allerwenigsten dürften
die Biwakstage zur Vornahme von Sanitätsübungen geeignet sein, da ja
die Leute die Zelte aufzuschlagen, Wasser zu holen und abzukochen
hätten. — Eine Reihe der von dem Vortragenden geforderten Uebungen
im Manöver Hesse sich ganz gut bei den praktischen Krankenträger¬
übungen ausführen. Zu einem allzu sehr verzweigten Dienst, wie ihn die
verschiedenen, wenn auch zum Theil nur gedachten Sanitätsformationen
im oder unmittelbar nach dem Gefechte bedingten, hätten die Truppen¬
ärzte zumeist keine Zeit, da gerade in den betreffenden Momenten ihre
Hülfe bei Ohnmächtigen, Hitzschlagkranken etc. nöthig werden könne,
so dass sie sich im Allgemeinen nicht zu weit von der Truppe entfernen
dürften. Es müssten für solche Sanitätsübungen neben den Truppenärzten
dann schon besondere Aerzte, wenn auch nur in beschränkter Anzahl,
kommandirt werden. Uebereinstimmend mit dem Vortragenden hält
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Parthey es für absolut nothwendig, dass die von der Truppe im Moment
abkömmlichen Aerzte an der Kritik theilnehmen, und dass die gedachten
Sanitätseinrichtungen im Gefecht bei der Kritik mitbesprochen werden.
Er möchte der Erwägung anheimstellen, ob nicht vielleicht in grösseren
Garnisonen, unter Leitung älterer Sanitätsoffiziere (Korps- bezw. Divisions¬
ärzte) besondere Kriegsspiele für den Sanitätsdienst abgehalten werden
könnten. — N eu man ngiebtdie Schwierigkeiten der praktischen Durchführung
der von ihm vorgeschlagenen Uebungen zu, spricht aber die Hoffnung aus,
dass durch Förderung des Interesses der Truppenführer für den Sanitäts¬
dien st Vollkommeneres als bisher im Manöver erreicht werde. — Düms betont,
dass in gleicher Weise wie bei der Truppe auch die Sanitätsübungen von
dem, der die Aufgaben stellt, eingehend bearbeitet werden müssen. Dazu
gehöre vor Allem eine Kenntniss der Felddienst-Ordnung und zwar nicht
allein des Abschnittes über den Sanitätsdienst. In Leipzig seien Sanitäts¬
übungen im Anschluss an Felddienstübungen mit gemischten Waffen, die
alljährlich in der Garnison stattfinden, angelegt worden. Zu dem Zwecke
erhalte er mehrere Tage zuvor vertraulich die zu Grunde gelegte Idee
von dem Truppenkommandeur und stelle auf Grund dieser die Spezial¬
aufgabe für die Sanitätsübungen. Werth sei vor Allem auch hierbei auf
die richtige militärische Abfassung der Befehle zu legen, die sich streng
den Vorschriften der Felddienst-Ordnung anzupassen hätten. Als Befehls¬
träger seien bei der Uebung Radfahrer zweckdienlich zu verwenden.
Am Schluss der Uebung habe er nach beendeter Kritik des Truppen¬
kommandeurs von diesem den Befehl erhalten, die Sanitätsübung nach
Art der gestellten Aufgabe, Verlauf mit Vorlesung der eingegangenen
Meldungen kurz zu besprechen. Von den Sanitätsoffizieren seien dann
Berichte mit Krokis (einige derselben werden gezeigt) am nächsten Tage
eingegangen. — Regimentsarzt Perlsee bespricht kurz die Sanitätsübungen
in der österreichischen Armee, die in etwas ausgedehnterer Weise als
unsere Krankenträgerübungen vorgenommen werden. Parthey.
Tappeiner, Professor—München: Lehrbuch der Arzneimittellehre
und Arzneiverordnungslehre. Zweite Auflage. Leipzig. F. C.
W. Vogel.
In Tappeiners Werk ist dem therapeutischen Theile oder der
Arznei verordnungslehre ein verhältnissmässig grosser Raum gewidmet;
die Rezepte will Tapp ein er indessen nur als Uebungsbeispiele betrachtet
wissen. Von der experimentellen Pharmakologie kamen nur die Er¬
gebnisse zur Aufnahme, welche für das allgemeine Wirkungsbild eines
Arzneimittels nöthig oder für die Anwendung desselben wichtig erschienen.
Ltz.
Dr. Schreiber. Die Arzneitaxe für Aerzte. Dritte Auflage. Frank¬
furt a. M. 1895. Job. Alt.
Das Büchlein will die offizielle Arzneitaxe dem Verständnisse der
Aerzte näher bringen und ihnen lehren, billig — besonders für Kranken¬
kassen- etc. Verhältnisse — zu verschreiben.
Die Arznei Verordnungen desselben Verfassers sind (2. Auflage) in
demselben Verlage erschienen. Ltz.
Gedruckt in der Königlichen Hofbuchdruckerei ron E. S. Mittler & Sohn, Berlin SW, Eochfitr. ÖS—71.
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Deutsche
Militärärztliche Zeitschrift
Redactlon:
Prot Dr. 3t. <£*»!!#&, Generalarzt,
Berlin W M Tanbenstraase 5,
u. Dr. $• 4.tu%ax% 9 Oberstabsarzt,
Berlin N«., Chausseeatruse 27.
Verlag:
#. §. SRtttbr St fof«,
Königliche Hofbachhandlang,
Berlin, Kochstraaee 68—71.
Monatlich erscheint ein Heft von mindestens S Drnokbogen; dazn ein „Amtliches Beiblatt* 4 . Der
Zeitschrift wird das Werk: „W. Roth's Jahresbericht ftber die Fortschritte auf dem Gebiete
des Milit&r - Sonit&tswesens“ unentgeltlich beigegeben. Bestellnngen nehmen alle Postämter nnd
Buchhandlungen an. Preis des Jahrgangs 16 Mark.
XXIV. Jahrgang. 1895. Heft 12.
Zwei Halswirbellnxationen durch Muskelzug.
Von
Dr. Müller, Stabsarzt.
Die Verrenkungen der Halswirbelsäule sind in den letzten Jahrzehnten
wiederholt auf chirurgischen Kongressen besprochen worden, so dass uns
ein ziemlich reiches Material über diese Verletzungen zu Gebote steht.
Die Veranlassung war fast immer ein Stoss oder ein Sturz, die Ursache
der Verrenkung eine Verletzung; selten kam diese zu Stande durch
Muskelzug. Ueber zwei Fälle letzterer Art kann ich berichten.
I. Fall: Füsilier K., dessen Eltern und sechs Geschwister gesund sind,
will vor zwei Jahren an Typhus und Brustfellentzündung gelitten haben,
sonst stets gesund gewesen sein.
Er sprang am 27. Juli 1891 in der Hindemissbahn des Kaiser Franz-
Regiments, in dessen 11. Kompagnie er diente, über einen kleinen Erdwall.
An Gepäck trug er nur den Mantel umgebängt, das Bajonettirgewehr in
der Hand. Der Niedersprung, welchen er auf die Hacken ausführte,
verursachte ihm einen Ruck durch den ganzen Körper und stechende
Schmerzen im Genick. Es war ihm unmöglich den Kopf zu bewegen.
Derselbe stand ihm fest nach der linken Schulter gewandt Mit Mühe
in sein Quartier gelangt, suchte K. zunächst auf dem flachen Bette
Linderung, fand sie aber nur für kurze Zeit, bald hielt er es im Liegen
nicht mehr aus und brachte die Nficht sitzend zu, indem er den Kopf
bald mit der rechten, bald mit der linken Hand unterstützte. Von
Nahrungsmitteln vermochte er nur flüssige zu schlucken, da schon ein
Bissen Brot seine Schmerzen ausserordentlich steigerte. Bei der Unter-
Militlr&rzÜicho Zeitschrift. 1895. 33
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sucbung im Revier, welche ihm keine Hülfe schaffte, stotterte der Kranke
deutlich. Lähmungen zeigten sich nicht
22 Stunden nach dem Unfall sah ich den Kranken im Garnison-
lazareth Nr. II Berlin. Derselbe sass unbeweglich still und hielt seinen
Kopf mit' ängstlichem Gesichtsausdruck in beiden Händen. Erst auf
eindringliches Zureden nahm er sie vorsichtig herab und bot folgenden Befund.
Das Haupt des mässig kräftigen Mannes ist in gleicher Richtung
wie der oberste Theil seines Halses um 30° nach links gegen den unteren
gebeugt. Die Muskeln dieser Seite liegen schlaff, während die der
rechten Hals- und Nackengegend stark angespannt hervorspringen.
Das Kinn steht in der Mittellinie. Der Kopf ist nicht nach links gedreht
'und bleibt unverändert stehen, trotzdem K. sich bemüht ihm wieder die
natürliche Stellung zu geben. Die Abweichung der Wirbelsäule beginnt
oberhalb des fünften Halswirbels. Die Betastung ergiebt an den Dorn¬
fortsätzen hier eine Grube, von der an der Hals stark nach links ab weicht,
Rechts gelingt es nicht, einen knöchernen Vorsprung deutlich durch die
empfindliche gespannte Muskulatur zu fühlen. An der hinteren Rachen¬
wand fühlte der tief eingeführte Finger eine empfindliche Vorwölbung
etwas rechts von der Mitte.
Die Diagnose: Rotationsluxation des vierten Halswirbels nach rechts
wurde durch die Reposition ohne Narkose bestätigt. Der Kopf wurde
erst stärker nach links gebeugt, dann mässig stark nach oben gezogen
und nach rechts gerichtet. Ich selbst kontrollirte die Vorwölbung an der
Rachenwand und fühlte sie plötzlich verschwinden. In dem Momente
stand der Kopf frei gerade, der Hals war beiderseits gleich. Voller
Freude drehte der Patient seinen Kopf hin und her. Alle Beschwerden
waren fast verschwunden. Nur war der Hals in der Gegend des vierten
bis sechsten Halswirbels druckempfindlich und das Schlucken verursachte
in den folgenden Tagen noch leichte Schmerzen.
Pappcravatte mit Gipsbinden, flache Lagerung mit erhöhtem Kopf¬
ende des Bettes Hessen den Schaden heilen. Nach sechs Tagen wurde
der Verband entbehrlich, in 17 Tagen konnte Patient geheilt entlassen
werden. Auswurf und Harn zeigten keine pathologischen Bestandteile.
Den II. Fall theilte mir auf die freundliche Veranlassung des
Chirurgen Dr. Zeller in Moabit Herr Dr. Skutsch mit.
Ein zwölfjähriger Knabe, sonst gesund, kam im März 1892 zu ihm
um Hülfe. Der kleine Patient gab an, dass er auf der Eisbahn mit der
Spitze des Schlittschuhs sitzen geblieben sei und sich stark mit dem
Oberkörper nach hinten geworfen habe, um nicht vornüber zu fallen.
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Unmittelbar danach bemerkte er, sein Kopf stand schief und war nicht
beweglich. Die Untersuchung ergab:
Der Kopf steht nach rechts gedreht, das Kinn etwas nach der
Brust zugeneigt Gleichzeitig besteht eine geringe Neigung des ganzen
Kopfes nach der rechten Seite. Links sind die Halsmuskeln gespannt,
rechts erschlafft. In der Gegend des dritten Halswirbels ist neben der
Mittellinie links ein abnorm fester Vorsprung deutlich zu fühlen.
Die Rotationsbewegungen sind nach links gehemmt. Schmerzen bezw.
Druckerscheinungen von Seiten des Halsmarkes sind nicht vorhanden.
Die Einrenkung, welche Herr Dr. S. und auch ein zweiter Arzt ohne
Erfolg versuchte, gelang in der Königlichen Klinik in Narkose leicht
nach Richet-Hueter. Es wurde eine unvollkommene Luxation des
zweiten auf den dritten Halswirbel festgestellt. Zehn Tage darauf wurde
Patient geheilt entlassen.
Beide Fälle sind durch Zurückwerfen des Kopfes bei plötzlichem
Stillstehen des schnellbewegten Körpers hervorgerufen. Eine Durchsicht
der betreffenden Litteratur ergab mir die gleiche Ursache einer Rückwärts¬
bewegung bei Desault I, 1 ) dessen Patient einen Purzelbaum im Bette
geschlagen hatte, bei Kieferle,*) Dequevauviller, Fall auf die Hände, 5 )
Heinecke,0 Dupuytren, 1 ) Anziehen des Hemdes, Völker II, 5 ) Anziehen
der Weste.
Häufiger ist ein schnelles Umsehen die Veranlassung der Verrenkung
gewesen.
Desault II, Advokat sieht nach der Thüre, Seifert, 6 ) Erschrecken
im Bette, Neumann, 7 ) Maxson, 8 ) Chopart, 0 ) Pouteau, 10 ) Blick nach
dem oberen Stockwerk aus dem Fenster, Schuh I, 11 ) Rotter, 4 ) Umsehen
bei Zuschnallen der Binde, Völker I, 5 ) Losreissen einer Festgehalteneu,
.Berthold, 1 *) schnelles Wenden beim Abtrocknen des Halses.
*) Desault, Tr. des fract. et lux. von Malgaigne 1855 t. II, Boyer 1822 t. IV,
Paris.
Kieferle, Neumeisters Repert. med. chir. Journale 1845 p. 273.
3) Dequevauviller, revue m6d. chir. t. 6. p. 177.
4 ) Heinecke und Rotter, Zeitschrift für Chirurgie II. p. 484
3) Völker, Zeitschrift für Chirurgie 1876 p. 424 u. 1877.
з) Seifert, Rosts Mag. der ges. Heilkunde. Bd. 34, p. 442.
*) Neumann, med. chir. Zeitung 1818.
8) Maxson, Buffalo med. Journ. 1857.
9 ) Chopart hei Desault 1 ).
10 ) Pouteau, oeuvres posth. t. II, p. 289.
и ) Schuh, Wiener medizinische Wochenschrift. 1865 No. 1 u. 58.
12 ) Berthold, ärztliches Intelligenzblatt 1875, No. 14. „
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Das Alter der Patienten ist ein jugendliches: 1. Dequevauviller,
7jähriges Mädchen. 2. Desaul tl, 8 bis djähriges Kind. 3. Maxson,
7jähriges Kind. 4. Kieferle, Knabe. 5. Volker I, junges Mädchen,
6. Neumann desgl. 7. Unser Fall II, 12jähriger Knabe. 8. Heinecke,
13jähriges Mädchen. 9. Pouteau, 14jähriges Mädchen. 10. Berthold,
19jähriges Mädchen. 11. Unser Fall l, 21 jähriger Füsilier. 12. Rotter,
21jähriger Jäger. 13. Schuh I, 24jähriger Nadler. 14. Schuh II,
24 jährige Köchin. 15. Völker H, muskulöser Eisenbahnarbeiter.
16. Dupuytren, ein Mann. 17. Chopart, 24jährigerMann. 18. Desaultll,
Advokat. 19. Seifert, robuste Frau von 40 Jahren, die sich mit
20 Jahren schon einmal den Hals luxirt hatte.
Jugendliche Schnelligkeit lässt den Menschen eher den Kopf herum¬
werfen und die Muskulatur der einen Seite zu kräftig anspannen. Ohne
Ueberlegung sendet er einen übermässigen Impuls zu dem Kopfnicker der
einen Seite, heftiger als er zur Drehung des Kopfes auf den beiden
obersten Wirbeln erforderlich ist. Infolgedessen pflanzt sich die Drehung
auf die darunterliegenden Wirbel fort. Die Antagonisten sind nicht recht
gespannt, und die ganze drehende Kraft trifft die Wirbelbänder, welche
wir bei jungen Individuen schwächer finden, besonders schwach aber bei
unserem Patienten annehmen müssen. Die Bänder reissen ein und geben
die Möglichkeit zur Luxation. Die Befunde von Autopsien fehlen uns,
denn alle diese Fälle haben einen glücklichen Verlauf genommen. Aber
an sonst normalen Leichen vermochte Martin erst unter Anwendung
grosser Hebelkraft den Bandapparat zu zerreissen; und bei Volkers
Versuchen war die Verrenkung erst möglich, wenn er die Bänder zwischen
den Wirbeln soweit durchtrennt hatte, dass nur noch die Kapsel des
Gelenks der entsprechenden Seitenfortsätze der anderen Seite bestand.
Durch Drehung trat dann z. B. die untere Gelenkfläche des proc. art.
sin. III auf der entsprechenden oberen IV. immer weiter vorwärts, bis
ihr hinterer unterer Rand auf dem stumpfen oberen Vorderrande der
entsprechenden Gelenkfläche zu stehen kam. Das ist die sogenannte
unvollkommene Luxation. Völker betont hierbei, dass die Rotation,
nicht die Abduktion die Hauptsache sei, während Blasius 1 ) eine
Abduktion als zweites Erfordemiss, Hueter sie als das wesentliche
hingestellt hatte. Völker brachte selbst bei stärkster Adduktion durch
Rotiren noch die Luxation hervor. Mit der Unwiderstehlichkeit einer
Schraubenbewegung sah er den Wirbel in die pathologische Stellung
! ) Blasius, Prager Vierteljahrsschrift. 1869 Bd. IV.
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gleiten. Führt man die Rotation noch weiter, so tritt der hintere untere
Rand der Gelenkfläche des dritten vor den oberen Vorderrand des
vierten linken Seitenfortsatzes herab in die Incis. ve. sup., der dritte
Wirbel ist halbseitig vollkommen luxirt.
Völker verglich nun beide Stellungen und fand in beiden den
luxirten Seitenfortsatz höher als in der Norm, bei der unvollkommenen
0,7 cm, bei der vollkommenen 0,6 cm. Dabei trat derselbe unmessbar
wenig über die Seitenfläche nach aussen hervor.
Somit müssen wir also in jedem Falle einer Rotationsluxation eine
vollkommene Verrenkung annehmen, denn die Differenz ist ja so gering,
dass wohl kaum Jemand mit Sicherheit diese Diagnosen trennen kann.
Seitlich kann der obere Dornfortsatz dabei bis 1 cm über den des
unterliegenden Wirbels ah weichen, so zwar, dass der linke Zacken des
oberen über dem rechten des unteren Fortsatzes liegt. Das entgegengesetzte
Gelenk der anderen Seite fanden die Untersucher nur in geringer Diastase,
am hinteren Umfange des Wirbelkörpers ist der Vorsprung 1 bis 2 mm
w f eit, so dass er vom Schlunde nur schwer zu fühlen ist Eine Reihe
von Beobachtern geben aber an, dort eine Anschwellung gefühlt zu haben.
Ich glaube, dass dieselbe durch gespannte Muskulatur deutlicher wird.
Was die Stellung des Kopfes betrifft, so ist sie nicht immer dieselbe.
In seltenen Fällen weicht nämlich der über der Verrenkung liegende Theil
nicht wie gewöhnlich nach der entgegengesetzten Seite ab, dreht sich
also auch nicht das Gesicht dorthin. Nach meiner Auffassung will auch
Hueter das ausdrücken, wo Völker ihm die Auslegung nach der Ent¬
gegengesetzten gab.
In unseren Fällen war der Kopf beide Mal nach der entgegengesetzten
Seite gerichtet, im ersten Falle nicht gedreht, im zweiten dorthin gedreht.
Die Muskeln springen an der betroffenen Halsseite stark vor. Ihre
krampfhafte Spannung wurde von Martini und Rotter betont von
Völker sogar als untrüglichstes Zeichen der Verrenkung angegeben. Ein
noch sichereres Zeichen aber ist das Ab weichen des Dornfortsatzes auf
die Seite der Luxation. Wie schwer sie durch Betastung festzustellen
ist, habe ich selbst gesehen; erst nach längerer Betrachtung am Skelett
gewann ich im Fall I die Sicherheit, dass der vierte Halswirbel luxirt
war. Auch normal tauchen nämlich der dritte und vierte Dornfortsatz
in die Tiefe herab und lassen sich schwer ab tasten, zumal bei kräftig
entwickelter Nackenmuskulatur. Da aber die oberen Wirbel mit dem
verrenkten fest Zusammenhängen, lassen sie uns die Diagnose leichter
stellen, besonders, wenn wir einen Wirbelbruch, der eine äussere Ver¬
letzung als Ursache voraussetzt, ausschliessen können.
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Die Einrenkung einer Rotationsluxation ist nicht schwer und — das
ist das Wichtige — ungefährlich. Allerdings sind die ersten derartigen
Versuche bei den veröffentlichten Fällen oft misslungen. Früher galten
sie als so gefährlich, dass selbst die Chirurgen im Anfänge unseres Jahr¬
hunderts nicht zu reponiren wagten. Heut liegt es anders. Aber einer
Unruhe wird sich der Nichtchirurg auch heute nicht erwehren können,
wenn ein solcher Patient seine Hülfe anruft. Mancher wagt es wohl nicht,
die nöthige Kraft anzuwenden, und lässt den Kranken länger leiden als
es nöthig ist. Die Narkose erleichtert uns die Reposition, sie bringt aber
eine Gefahr hinzu. Und auch ohne dieselbe, ja einigemal spontan ist
der verrenkte Gelenkfortsatz wieder zurückgetreten. In einem Falle hat
sich ein Knabe den Kopf eingerichtet, indem er ihn gegen eine Mauer
stemmte. Ein anderes Mal vollführte ein Bader die Einrichtung. Wieder¬
holt sind Patienten geheilt, indem sie ohnmächtig hinsanken.
Mit Rücksicht darauf können wir unbesorgt die Einrenkung vornehmen.
Als das beste Verfahren gilt das von Richet angegebene und durch
Hu et er allgemein bekannte der Hyperabduktion mit nachfolgender
Rotation. Indessen hatten Martini, Rotter und Völker auch mit
Extension und Rotation denselben Erfolg. Auch in meinem Falle gelang
diese Art der Einrichtung. Namentlich mit Rücksicht auf Volkers
Versuche glaube ich mich dieser Methode zuneigen zu müssen. Die
Warnung vor Anwendung roher Gewalt wird wohl nur für wenige Aerzte
gelten. Haben ja auch ältere Chirurgen trotz starken Zuges nie eia
Unglück dabei gesehen.
Taubheit eines Armes, Ameisenkriechen in demselben, auch Erbrechen
dürfte wohl durch den vorübergehenden Druck des Wirbels auf die
Cervicalnerven seine Erklärung finden. Wie heftig Neuralgien derart
auftreten können, habe ich selbst nach einer Verstauchung in der Hals¬
wirbelsäule kennen gelernt Ziehende und bohrende Schmerzen, Frost,
Taubheit und grosse Schwäche des Armes folgten unmittelbar nach der¬
selben, verschwanden aber allmählich in einigen Wochen, ohne üble Folgen
zurückzulassen. Für das Stottern in unserm Falle I kann ich keine
nähere Erklärung finden als die allgemeine eines Druckes auf die med.
oblongata.
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lieber einen Fall von schwerer Unterleibsqnetschung.
Von
Stabsarzt Dr. Brecfce in Hagenau i. E.
Schwere Unterleibsquetschungen sind im militärischen Leben nicht
selten. In den Sanitätsbericbten für das deutsche Heer von 1881 bis
1890 finden sich 43 Fälle davon beschrieben, darunter 32 == 74,4% mit
tödtlichem Ausgang. Allein 28 waren durch Hufschlag hervorgerufen
(21 todtlich), je dreimal sind Ueberfahrenwerden und Bajonettstoss
angegeben, ebenso oft war der Reiter beim Stürzen oder Ueberschlagen
seines Pferdes unter dasselbe zu liegen gekommen, zweimal war Sturz
aus der Höhe die Ursache, je einmal Fall auf einen Balken, auf einen
Baumstumpf, einen Brunnenrand, sowie Anrennen gegen ein Treppen¬
geländer. Schon aus diesen Angaben kann man schliessen, dass Unter¬
leibsquetschungen bei berittenen Waffen viel häufiger sind als bei Fuss-
truppen. — Von den einzelnen Organen wurde am meisten der Darm,
allein oder hauptsächlich in Mitleidenschaft gezogen: er war in 16 Fallen
eingerissen oder abgerissen, siebenmal war die Leber beschädigt, fünfmal
scheint eine Niere, viermal die Blase gequetscht gewesen zu sein; einmal
waren die Milz und die untere Hohlblutader zugleich abgerissen. Die
Todesursache war am häufigsten Bauchfellentzündung, welche in 15 der
16 Fälle von Darmriss, dreimal nach Leberquetschung (je einmal mit
Leberentzündung, Brustfellentzündung und Verblutung verbunden) auftrat.
In dem Fall von Bauchfellentzündung und Verblutung, sowie in drei
anderen Fällen ist Verblutung als Ursache angegeben (dreimal nach Einriss
der Leber, einmal des Dünndarms), ferner einmal Schwäche (Leber- und
Zwerchfellzerreissung). Bei sechs von den 32 Gestorbenen trat der Tod
innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Verletzung ein, bei 14 am
zweiten bis vierten, bei fünf am fünften bis siebenten Tage, bei je einem
nach 26, 40 Tagen und 7 % Monaten. Bei den vier Uebrigen fehlt eine
Angabe über die Zeit.
Die Aussichten auf Genesung sind demnach bei derartigen erheblichen
Unterleibsquetschungen gering. — Im Folgenden soll über eine solche Ver¬
letzung berichtet werden, welche sich sowohl durch ihren verwickelten
Verlauf als auch dadurch ausgezeichnet, dass der Verletzte geheilt und
wieder dienstfähig geworden ist.
Am 4. Juni 1894 gegen 7 % Uhr vormittags stürzte auf dem Truppen¬
übungsplatz Hagenau der Vorderreiter eines Geschützes, Kanonier G.,
beim Auffahren im Galopp mit seinem Pferde und kam unter dasselbe
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zu liegen. Auch die übrigen Pferde des Gespannes kamen zu Fall.
Nachdem G. aus dem dadurch entstandenen Knäuel von Pferden und
Menschen befreit war, wurde er mit Krankenwagen zum Barackenlazareth
gebracht.
Bei der Aufnahme, gegen 8 Uhr vormittags, sitzt er mit angezogenen
Knieen auf der Trage und stöhnt vor Schmerzen, besonders in der . Mitte
des Oberbauchs und in der Gegend des rechten Schulterblatts. Das
Gesicht ist graubleich, der Puls bei 92 Schlägen in der Minute klein,
die Athmung etwas mühsam. Die Bauchdecken erscheinen wenig vor¬
gewölbt und gespannt, die Leberdämpfung reicht von der sechsten Rippe
bis zum Rippenbogen, an den abhängigen Theilen des Unterleibs besteht
eine etwa 10 cm breite Dämpfung, welche nach vom bis in die Blasen¬
gegend reicht, im Uebrigen tympanitischer Schall. An der rechten
Schulter wird etwas Krankhaftes nicht gefunden. Verordnet werden Eis¬
pillen, Opiumtinktur, Wein, Eisblase auf die Magengrube und Wärm¬
flasche an die Füsse. Im Lauf des Vormittags, nachdem einmal viel
Flüssigkeit mit Brot und einige rothe Blutflocken erbrochen sind, nimmt
die Blässe zu, der Puls wird kleiner und schneller (120), die Füsse kühl.
In Ermangelung einer Einrichtung für Kochsalzeingiessung wird ein
heisser Darmeinlauf gemacht, sowie heisser Wein und Kaffee gegeben,
worauf der Zustand sich wieder etwas hebt. — Die Schmerzen in der
Gegend des linken Leberlappens und an der rechten Schulter sind meist
ziemlich heftig, die Eisblase auf dem Leib muss sehr vorsichtig angebracht
werden. Abends wird nach einigen vergeblichen Versuchen rothgelber
klarer Ham ohne Eiweiss und ohne Blut von selbst entleert, aus welchem
sich viel Salze niederschlagen; ebenso in der Nacht und früh morgens,
im Ganzen gegen 3 /* Liter. — Die Nacht vergeht mit Hülfe von Opium
erträglich.
In den nächsten Tagen steht im Vordergrund die grosse Schwäche,
welche einmal wieder einen bedrohlichen Grad annimmt Der Puls ist
klein, seine Zahl gewöhnlich 120, die der Athmung 34 in der Minute.
Die Körperwärme ist weder erhöht, noch herabgesetzt. Erbrechen erfolgt
nicht wieder; am 5. Juni nach Eingiessung, am 6. von selbst je ein
brauner breiiger Stuhl. Der dunkle Harn enthält viel Salze, kein Eiweiss,
kein Blut. Der Befund am Unterleib bleibt wie bei der Aufnahme. Die
Leibschmerzen wechseln, die Schmerzen an der rechten Schulter nehmen
schnell ab. — Vom Morgen des 7. Juni ab scheint G. sich ein wenig zu
erholen.
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Am Abend des 10. Juni steigt die Körperwärme auf 38,3°. Nach
leidlichem Schlaf bis gegen 2 Uhr erfolgt zweimal kurz hintereinander
dünner Stuhlgang, dabei treten plötzlich starke stechende Schmerzen im
Leib und gleich nachher bei sehr kleinem Puls grünes Erbrechen auf.
Am nächsten Morgen ist der Kranke sehr blass, der Puls bei 124 Schlägen
oft kaum fühlbar, der Leib etwas mehr aufgetrieben als bisher, dabei
sehr schmerzhaft und druckempfindlich und zwar jetzt in den unteren
Theilen. Diese Erscheinungen gehen in den nächsten Tagen zurück, der
Puls bessert sich, beträgt jedoch am 15. Juni abends noch 116, die
Körperwärme steigt abends bis gegen 39°. Täglich werden ein Liter
Milch und etwa eine Flasche Schaumwein genommen, andere Weine nicht
vertragen. Erbrechen tritt nicht wieder auf, täglich erfolgt zweimal
dünner gelber Stuhl. — Am 16. Juni zeigt sich bei einer Abendtemperatur
von 39,2° und Spuren von Gallenfarbstoff im Harn, an der Haut und den
Bindehäuten schwache Gelbfärbung, welche vom 17. Juni ab wieder
abnimmt.
Am 18. Juni abends 10 Uhr wird der Kranke leichenblass und
unruhig, die Athmung mühsam und oberflächlich, 40 in der Minute, der
Puls bei 124 Schlägen sehr klein und unregelmässig. Etwa eine Stunde
später erfolgt wässeriges Erbrechen. Durch eine Darmeingiessung von
42° und andere kräftige Reizmittel werden die zuweilen höchst be¬
drohlichen Erscheinungen bekämpft, und um 2 Uhr vormittags stellt
sich bei regelmässigem Puls von 108 und 28 Athemzügen Halb¬
schlummer ein.
Vom nächsten Nachmittag ab bessert sich der Kräftezustand täglich,
der Appetit ist leidlich (etwa 1 Va Liter Milch, 2 Eier mit Sherry, Kaffee,
Schaumwein), ein bis zwei mal in 24 Stunden erfolgt von selbst breiiger
braungelber Stuhl, Schmerzen werden bald nur noch bei Bewegungen
in der linken Unterbauchgegend empfunden, wo am Beckenrande sich
noch eine handbreite Dämpfung befindet; die Körperwärme beträgt
abends gegen 38°. — Am 3. Juli klagt der Kranke über Schmerzen in
der linken Halsseite; die Körperwärme beträgt über 39°, die linke Ober¬
schlüsselbeingrube zeigt sich durch eine im Allgemeinen weiche Schwellung
ausgefüllt, in welcher ein derber, dem Verlauf der Gefässe entsprechender
Strang zu fühlen ist; ein ebensolcher etwas dünnerer ist nach zwei Tagen
an der Innenseite des linken Oberarms nachweisbar. Der Speichenpuls
ist unverändert. Der Eiranke giebt an, in den letzten Tagen zuweilen
auf der linken Seite anstatt, wie bisher, auf dem Rücken gelegen zu
haben. — Die Entzündungs- und Stauungserscheinungen sind fast ganz
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522
zurück gegangen, als G. am 12. Juli Schmerzen in der linken Seite
äussert Die Milzgegend ist sehr druckempfindlich, ohne dass bei der
seit drei Tagen wieder stärkeren Auftreibung des Leibes eine Vergrösserung
der Milz nachzuweisen ist.
Nach Beseitigung auch dieser Beschwerden tritt am 19. Juli abends
Husten und am 20. Juli bei der Morgenvisite ein heftiger Hustenanfall
mit Brustschmerzen und Athemnoth auf. Der Kranke athmet fast nur
mit der linken Seite. Rechts vom besteht eine Dämpfung, welche nach
oben bis zur vierten Rippe, nach unten bis zur oberen Lebergrenze,
nach links bis auf 2 cm an die Brustwarzenlinie heranreicht und sich
über die vordere Achsellinie hinaus nach hinten erstreckt; auf eine Fest¬
stellung der hinteren Grenzen wird zunächst, um den Kranken nicht zu
bewegen, verzichtet; im Gebiet der Dämpfung ist kein Athmen zu hören.
Athemnoth und Husten lassen — bei Anwendung von Morphium — in
den nächsten Tagen nach, während die Dämpfung noch längere Zeit
bestehen bleibt: sie wird am 5. August vom nach oben durch die
fünfte Rippe begrenzt, während sie hinten unten 3 cm breit unter dem
Schulterblattwinkel beginnt und bis zur unteren Lungengrenze reicht.
Im Uebrigen erholt sich der Mann: seit dem 11. Juli hat er feste
Speisen, seit dem 31. Juli auch Beefsteak mit gutem Appetit gegessen.
Am 5. August zeigen seine Wangen ein schwaches Roth, der Puls ist
bei 88 Schlägen mittelkräftig, die Körperwärme steigt abends noch bis
gegen 38° (vom 8. August ab ist sie normal); links von der Schambein¬
verbindung befindet sich eine 3 cm breite Dämpfung, und an dieser etwas
derben Stelle ist der Leib ein wenig druckempfindlich. Am 6. September
ist hier eine harte strangformige Geschwulst zu fühlen. — Von Anfang
September an werden warme Bäder angewandt, von Mitte dieses Monats
an steht der Mann auf.
Am 7. Oktober wird er gebessert aus dem Barackenlazareth in seinen
Standort entlassen: er ist in sehr gutem Ernährungszustände, die Dämpfung
über der rechten Lunge ist hinten unten 3 cm breit, diejenige links
neben der Blasengegend besteht wie früher. Als G. wegen der zuletzt
genannten Erscheinung zu einer Badekur nach Wiesbaden abreist, ist an
der Brust nichts Krankhaftes mehr nachweisbar. — Bei der Aufnahme
in die Wilhelms-Heilanstalt am 13. November wird bis auf eine gewisse
Resistenz der linken Bauchhöhlenhälfte nichts Krankhaftes, insbesondere
keine Dämpfung gefunden; der sehr gesund aussehende Mann klagt über
Schmerzen, welche bei .tiefem Athemholen in den oberen Theilen des
Bauchs unter den Rippenbögen auftreten sollen. Am 11. Dezember ist
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G. aus der Wilhelms-Anstalt geheilt entlassen und thut wieder Bienst.
Die Schmerzen unter den Rippenbogen sollen sich zwar zuweilen noch
bemerkbar machen, ohne aber die Leistungsfähigkeit des Mannes zu
beeinträchtigen.
Der Fall bietet in Bezug auf die Art der Verletzung und in seinem
Verlauf einiges Bemerkenswerthe.
Gleich nach der Verletzung und noch einmal am 15. Krankheitstage
wurde die Aufmerksamkeit fast ausschliesslich durch die hochgradige
Blutleere und den drohenden Kollaps in Anspruch genommen. Als
Ursache des Blutverlustes war eine Blutung in die Bauchhöhle
anzunehmen, denn es war eine Quetschung des Unterleibs erfolgt, und
an den abhängigen Theilen desselben bestand gleich nachher eine
Dämpfung, welche beim Fehlen von Erscheinungen einer Bauchfell¬
entzündung durch einen Bluterguss bedingt erschien. Die Blutung
scheint vor Allem aus einer Verletzung der Leber erfolgt zu sein,
Dafür sprechen die für eine solche als bezeichnend geltenden Schmerzen
in der übrigens gesunden rechten Schulter und die Schmerzen in der
Gegend des linken Leberlappens, welcher danach besonders betheiligt
gewesen zu sein scheint. Auch die am 13. Tage aufgetretene Gelbsucht
deutet auf eine Verletzung der gallenbereitenden Drüse hin, eine
Erklärung, welche näher liegt, als etwa die Annahme eines Re¬
sorption sikterus. (Gumprecht. Deutsche medizinische Wochenschrift
1895, No. 15.) Nach Nussbaum sind bei Leberverletzungen Nach¬
blutungen besonders am 24. bis 39. Tage nicht selten beobachtet: auch
in unserm Falle dürften die am 15. Krank hei ts tage plötzlich auftretenden
bedrohlichen Schw'ächeerscheinungen, für welche eine andere Ursache
nicht erkennbar ist, auf eine Nachblutung zurückzuführen sein. Die
noch nach der Entlassung aus dem Lazareth links von der Blase nach¬
weisbare Geschwulst scheint lediglich eine Folge des dorthin ergossenen
Blutes und vielleicht auch einer durch dasselbe bedingten geringen
Bauchfellreizung gewesen zu sein. Wenn auch in dieser Gegend
Zerreissungen stattgefunden hätten, so würde G. bei der Aufnahme in
die Wilhelms-Heilanstalt wohl nicht nur über Schmerzen unter den
Rippenbögen geklagt haben. Auch dieser Umstand lässt zunächst an
eine Verletzung der Leber denken.
Erschien es nicht geboten die Bauchhöhle zu Öffnen und die
Blutung an Ort und Stelle zu bekämpfen? Der Gedanke liegt nahe, er
trat auch am Krankenbette und bei einer späteren Besprechung des Falls
hervor. Aber bei der Aufnahme war die Diagnose einer Leberverletzung
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524
Doch nicht so klar, wie sie sich im weiteren Verlaufe herausstellte, u. a.
wurde von einem Herrn auch eine Zerreissung der Milz für möglich
gehalten. Es war daher zweifelhaft, ob durch einen chirurgischen Eingriff
wirklich die Blutung mit Erfolg bekämpft und ein unglücklicher Ausgang
abgewendet werden konnte. Nachdem vom zweiten Krankheitstage ab
keine Verschlechterung, vom vierten ab eine schwache Besserung im
Zustand des Kranken sich bemerkbar gemacht hatte, erschien die ein¬
geschlagene Behandlungsart gerechtfertigt, und es lag kein Grund mehr
vor, von ihr abzugehen. — In den 43 Fällen aus den Sanitätsberichten
von 1881 bis 1890 scheint eine Eröffnung der Bauchhöhle zum Zweck
der Blutstillung, Darmnaht oder der Reinigung des Bauchfells niemals
ausgeführt zu sein. Einmal ist erwähnt, dass sie in Frage gekommen
ist: im Berichtsjahre 1889/90 bei einem Ulanen in Stuttgart, welcher
einen Hufschlag gegen den Unterbauch erhalten hatte. — Dass die
Frage, ob die Bauchhöhle eröffnet werden muss oder nicht, oft auch bei
Schussverletzungen sehr schwierig zu entscheiden ist, sei hier nur
angedeutet (vergl. Deutsche medizinische Wochenschrift 1895 No. 23. S. 101.)
Der weitere Verlauf zeichnet sich aus durch eine Reihe von Kom¬
plikationen.
Am 9. Krankheitstage 2 Uhr vormittags traten nach zwei dünnen
Stühlen plötzlich bei sehr kleinem Puls grünes Erbrechen und heftige
stechende Leibschmerzen auf: zum Glück bald zurückgehende Zeichen
von Bauchfellentzündung, deren Eintreten besonders in den ersten
Tagen mit Besorgniss erwartet war. — Am 13. Tage machte sich der
erwähnte Ikterus, am 15. von Neuem gefahrdrohende Erscheinungen von
Blutleere bemerkbar, als deren Ursache oben eine Nachblutung ver¬
mutbet wurde. Die Verstopfung der linken Schlüsselbeinblut¬
ader, welche sich am 30. Tage zeigte, war vielleicht durch das Liegen
des Kranken auf der linken Seite hervorgerufen. — Endlich wurden vom
47. Tage ab umschriebene Dämpfung und Aufhebung des Athmens im
unteren seitlichen Theil des rechten unteren Lungenlappens nachgewiesen.
Diese Erscheinungen traten plötzlich auf ohne Ansteigen der Körper¬
wärme, sie dauerten mehrere Wochen lang. Eine Lungenentzündung ist
es nicht gewesen, gegen Hypostase spricht ausser dem plötzlichen Auf¬
treten der Nachweis der Dämpfung auch an der vorderen Brustwand und
ihre scharfe seitliche Begrenzung. Es dürfte sich vielmehr um eine
Lungenembolie gehandelt haben, eine Annahme, welche durch die voraus¬
gegangene Verstopfung der Schlüsselbeinblutader noch an Wahrschein¬
lichkeit gewinnt. Bei einer im Sanitätsbericht 1889/90 von Langhoff
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beschriebenen Unterleibsquetschung durch Hufschlag mit Nierenverletzung
und Bauchfellentzündung ist ebenfalls Lungenembolie beobachtet worden.
Trotz der schweren unmittelbaren Folgen der Verletzung, trotz des
verwickelten Verlaufs ist endlich ein glücklicher Ausgang eingetreten.
Welchen Umstanden ist dies zu danken?
Zum Vergleich seien aus den Sanitätsberichten 1881 bis 1890 die¬
jenigen Fälle kurz berührt, bei welchen entweder die Ursache oder die
Art der Verletzung dieselben waren, wie bei unserm Kranken. — Die
drei Fälle, in welchen dieselbe Ursache, d. h. Druck des auf den Reiter
liegenden Pferdes, angegeben ist, sind alle tödtlich verlaufen. Bei dem
einen (Karlsruhe 1884/88) war der Dünndarm eingerissen, der Tod trat
am dritten Tage durch Verblutung ein; ein in Glogau und Züllichau
1888/89 behandelter Mann starb nach Einriss des Querdarms am 26. Tage
infolge von Bauchfellentzündung; solche führte bei dem dritten in Deutz
1889/90 beobachteten Fall, bei welchem am Darm starke Quetschungs¬
erscheinungen bestanden, am vierten Tage das Ende herbei. — Leber¬
risse sind in den genannten Berichten siebenmal beschrieben:
Einer Karlsruhe 1882/83, Hufschlag, Bauch- und Brustfellentzündung,
Tod nach 7»/* Monaten;
einer Berlin 1884/88, Hufschlag, Leber- und Bauchfellentzündung,
Tod am 7. Tage;
einer Weissenfels 1884/88, Ueberfahren (mit Nierenquetschung), Ver¬
blutung, Tod am 1. Tage;
einer Verden 1884/88, Ueberfahren (mit Schlüsselbeinbrucb), Ver¬
blutung und Bauchfellentzündung, Tod am 2. Tage;
einer Brandenburg 1884/88, Sturz auf Brunnenrand, Tod nach
4 Stunden;
einer Darmstadt 1889/90, Hufschlag (mit Zwerchfellriss), Schwäche,
Tod nach 40 Tagen;
einer Lissa 1889/90, Hufschlag, Verblutung. Tod am 5. Tage.
Wie bei den Unterleibsquetschungen im Allgemeinen, so findet sich
also auch bei den durch Sturz unter das Pferd insbesondere als
häufigste Todesursache Bauchfellentzündung im Anschluss an Darm-
zerreissung angegeben. Bei den sieben Leberquetschungen führte eben¬
falls zweimal Bauchfellentzündung den Tod herbei, während in den drei
Fällen aus Weissenfels, Verden, Lissa, und wahrscheinlich wohl auch
in dem aus Brandenburg Verblutung den unglücklichen Ausgang ver¬
ursachte.
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526
Unser Fall lag hiernach insofern günstig, als das Verdauungsrohr
weder eingerissen noch überhaupt irgendwie wesentlich beschädigt wurde;
die durch die am ersten Tage erbrochenen Blutflocken angezeigte Ver¬
letzung der Magenschleimhaut kann nur unbedeutend und ebenso gut
durch die Brechbewegungen, wie durch die Unterleibsquetschung bedingt
gewesen sein. Ein Austreten von Darminhalt in die Bauchhöhle fand
daher nicht statt, und die gefährlichste und häufige Ursache von Bauch¬
fellentzündung fiel damit fort Jedoch auch ohne Dannverletzung musste
besonders in den ersten Tagen nach dem schweren Unglücksfall das Auftreten
peritonitischer Erscheinungen befürchtet werden: bis au feine kurze Andeutung
solcher am vierten Krankheitstage blieb der Mann vor der Erkrankung
bewahrt, welche vielen seiner Leidensgenossen früher den Tod gekostet hatte.
— Dagegen drohte mehrere Male der starke Blutverlust verhängn iss voll zu
werden. Auch diese Gefahr ging vorüber, die Blutung aus der Leber
kam ohne einen besonderen Eingriff zum Stehen. Welche günstigen
anatomischen Verhältnisse dies ermöglicht haben, entzieht sich unserer
Kenntniss, da zum Glück weder Laparotomie, noch Leichenöffnung notb-
wendig gewesen sind. — Auf den durch den starken Blutverlust
geschwächten Körper des Kranken stürmten dann in fast ununterbrochener
Folge die vielen Komplikationen ein und drängten die Hoffnung auf
einen guten Ausgang immer wieder zurück- Der Kranke hat auch diese
weiteren Angriffe überstanden, er ist nach viermonatiger Behandlung in
sehr gutem Ernährungszustände aus dem Lazareth, nach weiteren zwei
Monaten aus der Wilhelms-Heil-Anstalt geheilt und dienstfähig entlassen
w'orden. Ausser den erwähnten günstigen Umständen dürfte dieser
Erfolg der zähen ostpreussischen Natur und der sofortigen Lazareth-
aufnahme des Mannes, weiterhin der Möglichkeit, ihn bei dem imverletzten
Verdauungsrohr verhältnissmässig gut zu ernähren, und endlich vielleicht
auch dem Umstande zuzuschreiben sein, dass das gute Wetter und die
örtlichen Verhältnisse des Barackenlazareths es gestatteten, den Kranken
in seinem Bett häufig ins Freie zu stellen.
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[Aus der III. medizinischen Klinik des Herrn Geheimraths Senator.]
Ueber die Beeinflussung fieberhafter Temperaturen durch
Einpinseluugen auf die Haut.
Vortrag, gehalten am 22. April 1895 in der Berliner militärärztlichen
Gesellschaft.
Von
Stabsarzt Dr. Barth, Assistent der Klinik.
Wenn die Anwendung der Fiebermittel in unserer Zeit gegen früher
eine unverkennbare Einschränkung erfahren, so ist dieselbe der Ver¬
änderung unserer Anschauungen über das Fieber entsprungen. Die
essentiellen Fieber, welche die alten Aerzte mit ihren Fiebermitteln
bekämpften, haben vor der modernen Forschung ihren Charakter als
selbständige Krankheiten verloren und sich ausnahmslos als blosse Symptome
der verschiedensten Krankheiten erwiesen, welche den verschiedensten
Ursachen entspringen. Diese Erkenntnis hat also die Fiebermittel in
die Reihe der rein symptomatischen Mittel verwiesen.
So wenig also die sogenannten Antipyretika — nur wenige bekannte
Ausnahmen zugegeben — sich gegen das gesammte Krankheitsbild
richten, so wenig aber sind sie auch im Stande, den Symptomenkomplex,
^welchen das Fieber für sich allein ausmacht, vollständig zu beseitigen.
Indem sie die gesteigerte Temperatur und die erhöhte Pulsfrequenz herab-
setzen, beseitigen sie nicht das Fieber, die pathologische Veränderung
und Beschleunigung des organischen Stoffwechsels.
So häufig zwar der Summe der fieberhaften Erscheinungen der
'Organismus erliegt und so wünschenswerth es ist, dieselben zu beseitigen
so können doch nur diejenigen therapeutischen Maassnahmen vor der
Kritik bestehen, welche die Krankheitsursache treffen, so dass mit dieser
zusammen Krankheit und Fieber verschwinden.
Hun ist das Fieber der Ausdruck des Kampfes des befallenen
Organismus gegen die Krankheitsursache. Wie irgend ein Gewebstheil,
z. B. die äussere Haut* den eingedrungenen und ihre Gewebszellen
schädigenden Fremdkörper durch Entzündung und Eiterung zu entfernen
sucht, wie die von Schädlichkeiten getroffene Schleimhaut durch gesteigerte
Absonderung sich vertheidigt, so ist das Fieber die allgemeine Reaktion
des Gesammtkörpers gegen die von dem Krankheitserreger im allgemeinen
Stoffwechsel und in der Blutmischung gesetzten Veränderungen. Der
Organismus steigert seine vitalen Kräfte. Durch beschleunigten Kreislauf
und erhöhte Athmung, durch gesteigerte Wärmeerzeugung, durch vermehrte
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Gewebsverbrennung und vergrösserte Ausscheidung der Stoffwechsel¬
produkte sucht er die Krankheitsursache sammt den durch sie gesetzten
Veränderungen auszuscheiden.
So sagt bereits Boerhaave: Quid est febris? Est naturae irritatae
conamen ad expellendum stimulum inconsecutum — und Borsieri: Quos
interdum morbos remedia non curant, febris curat.
Das hervorstechendste Fiebersymptom ist die gesteigerte Temperatur;
zweifelsohne kann sie für sich allein den Körper schwer schädigen —
man braucht nur desHitzschlags sich zu erinnern, besonders des in den Tropen
beobachteten. Indess ist bei der künstlichen Herabsetzung der Fieber¬
temperatur daran zu erinnern, dass gewiss eine Reihe von Krankheits¬
erregern durch die Fieberhitze wesentlich geschädigt werden. Zum Beispiel
die Rekurrensspirillen und die Erysipel Streptokokken gehen wenigstens
zum Theil in fieberhaften Temperaturen zu Grunde. Die Gesichtsrose,
mit hoher Temperatur, mit Temperaturen von 40° C. und mehr, heilt
rascher und sicherer als das Wandererysipel, welches sich oft monate¬
lang bei geringem Fieber hinzieht. Allerdings giebt es wohl auch
Krankheitserreger, welchen selbst hohe fieberhafte Temperaturen nicht
beizukommen im Stande sind, wie die Tuberkelbazillen.
Ueber die vernichtende Wirkung der Fieberhitze für die Krankheits¬
keime sind im Laboratorium der dritten medizinischen Klinik Versuche
angestellt worden. Man kann bekanntlich die Körpertemperatur eines
Thieres durch Verletzung des corpus Striatum mittels des Sachs-Aronsonschen
Hirnstiches ohne erhebliche Schädigung des Thieres bis über 42°
bringen. Diese künstlich gesteigerte Temperatur hält tagelang an. Wurden
derartig operirte Kaninchen, nachdem sie eine Körpertemperatur von 41 0
und darüber erreicht hatten mit Bazillen der Diphtherie oder der Hühner¬
cholera oder des Schweinerothlaufs oder mit Pneumokokken infizirt, so
vollzog sich der Ablauf der Infektion folgendermaassen:
1# Bei Dosen, die das Hundert- und Mehrfache der eben tödtlichen
Gabe betrugen, trat eine Verlängerung des Lebens gegenüber den Kontroll-
thieren ein, manchmal von erheblicher, manchmal von geringerer Dauer.
2. Bei Dosen, die das Zwei- bis Dreifache der tödtlichen Gabe betrugen,
gelang es, die Versuchsthiere zu heilen und dauernd am Leben zu
erhalten.
Was leisten nun bei der Bekämpfung der Krankheit die sogenannten
Fiebermittel! Der oberste Grundsatz jeder Therapie ist: „Nicht schaden“,
und jeder therapeutische Eingriff hat doch nur einen Werth, wenn er die
Heilbestrebungen der Natur unterstützt.
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Jedenfalls dürfen wir die Hintaohaltung und Bekämpfung des Fiebers
zu keinem therapeutischen Grundsatz erheben. Ein Fiebermittel ist nur
dann am Platze, wenn es wie das Chinin bei der Malaria nicht nur das
Fieber, sondern die ganze Krankheit bekämpft, wenn es also die
ganze Krankheitsursache beseitigt. Leider wirkt das Chinin in dieser
Weise nur gegen die eine genannte Krankheit; bei anderen fieberhaften
Krankheiten vermag es nur Temperatur und Puls und somit den ge¬
summten fieberhaften Stoffwechsel herabzusetzen. Man darf sich aber
nicht der Hoffnung hingeben, durch künstliches Herabdrucken der Wärme¬
erzeugung den fieberhaften Prozess selbst zum Stillstand zu bringen.
Eine Verminderung der Wärmeerzeugung ist nicht denkbar ohne Ver¬
minderung der Lebensthätigkeit des Organismus, ohne Herabsetzung
seiner Reaktions- und Widerstandsfähigkeit. Eine solche Verminderung
ist aber gleichbedeutend mit Vergiftung, welche sich häufig genug nicht
allein in allgemeiner Abgeschlagenheit, sondern auch in ganz akuten Ver-
giftungserscheinungen, wie Herzstörungen, Ohrensausen und Magen¬
beschwerden äussern.
Trotz der Schattenseite des Cinchonismus, welcher unter Umständen
sogar bei der Malariabehandlung die Heilung unliebsam stören kann, ist
das Chinin bis auf den heutigen Tag das Ideal des internen Medikaments
geblieben. Nur das Quecksilber und die Salizylsäure lassen sich noch
mit ihm vergleichen.
So sehr die Wissenschaft bemüht war, ähnliche Spezifika gegen die
verschiedenen in den Körper eingedrungenen Krankheitsursachen zu finden,
so gering blieb der Erfolg. Die Digitalis, das Salizin, die Benzoesäure,
Antipyrin, Kairin, Thallin, Antifebrin, Phenacetin, auch das Salipyrin — sie
alle üben keine spezifische Wirkung aus; sie vermögen wohl das Fieber
herabzudrücken durch Lähmung gewisser Zentren, manche von ihnen
haben sich als symptomatische Mittel gegen gewisse nervöse Beschwerden
in unserem Arzneischatz unentbehrlich gemacht, indem sie gleichfalls
lähmend auf erregte Nervenzentren wirken, aber keins hat eine spezifische
Wirkung und keins ist frei von nachtheiligen Wirkungen. Bei einigen
treten so schnell und so leicht bedrohliche Vergiftungserscheinungen auf,
dass sie überhaupt nur noch historischen Werth besitzen.
Wir müssen uns aber auch darüber klar werden, ob das hohe Fieber
in allen Fällen absolut nur Heilwirkung ausübt; können die hohen und
schliesslich angehäuften Temperaturen nicht auch schädlich wirken? Wir
müssen zugeben, dass aussergewöhnlich hohe Temperaturen, besonders bei
längerer Einwirkung, die Herzkraft beeinträchtigen und die Nervenzentren
Milit&rärztliche Zeitschrift 1895. o a
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bedrohen können, so dass doch eine Herabsetzung der Körperwärme
anzustreben ist. Biesen Zweck kann man erreichen, indem man Wirme
entzieht, ohne die Wärmeerzeugung selbst herabzusetzen, indem man den
heissen Körper abkühlt, ohne die Mehrbildung von Reaktionswärme auf-
zugeben oder zu vermindern.
In diesem Sinne redete Cantani auf dem Berliner Internationalen
Kongresse 1890 den verschiedenen hydriatischen Methoden, den kalten
Vollbädern, den kalten Einwicklungen und Uebergiessungen, ferner den
lauen und nach und nach abgekühlten Bädern, das Wort Dem gleichen
Zwecke können grosse Wassermengen dienen, die man trinken lässt oder
mittelst des Enteroklysmas hoch in den Darm einführt.
Von allen diesen Prozeduren ist es bewiesen, dass sie dem Körper
Wärme in sehr bedeutendem Maasse entziehen, indem sie grosse Mengen
Wärme an das kältere Wasser abgeben, während sie die Wärmeerzeugung
im Innern keineswegs herabsetzen, sondern sogar steigern. Liebermeister
hat beobachtet, dass die Temperatur in der Achselhöhle während dieser
Wärmeentziehungen nicht sinkt — sie fällt erst naoh vollendeter Wärme¬
entziehung für einige Stunden — also nicht sinkt, während die Peripherie
sehr viel Wärme — bei Gesunden bis siebenmal mehr als bei gewöhnlicher
Bekleidung — abgiebt. Man muss den Schluss ziehen, dass diese Wärme¬
entziehungen die Wärmeerzeugung ausserordentlich vermehren. Die
Wärmeentziehung kommt also nur einem Tlieil des Körpers, der Ober¬
fläche, zu Gute; im Uebrigen steigert sie die Verbrennung und den Stoff¬
verbrauch, der schon durch das Fieber erhöht ist, — sie erhöhen also
den Heilwerth des Fiebers. Aber es ist auch begreiflich, dass eine solche
künstliche Steigerung der Gewebsverbrennung und des Stoffverbrauches
für Herz und Nervenzentren gefährlich werden kann, — wie der Kollaps
im Bade beweist. Also auch in der hydriatischen Methode ist Vorsicht
geboten, wie dieselbe in der Anwendung lauer oder lauwarmer Bäder
mit allmählicher Abkühlung — zugleich zum grösseren Behagen des
Kranken — immer mehr Anwendung findet.
Die Bäderbehandlung des Fiebers findet also mit Recht die grössere
Zustimmung der Aerzte, weil sie den Heilungsprozess der Natur unter¬
stützt, sie beseitigt nicht das Fieber, sie beseitigt nur die gefährliche
Wärmestauung, während die inneren chemischen Fiebermittel die Wärme¬
erzeugung lähmen — und abgesehen von ihren giftigen Nebenwirkungen —
die Heilung nur verzögern können.
In den letzten zwei Jahren ist eine neue dritte Methode, auf das
Fieber einzuwirken, angebahnt worden, die man vielleicht als kutane be¬
zeichnen kann.
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531
Im März 1893 machte Sciolla in Genua die überraschende Mit¬
theilung, dass Guajacol, auf die äussere Haut gepinselt, in kurzer Zeit
eine bedeutende Herabsetzung der fieberhaft erhöhten Temperatur herbei-
fuhre. Sciolla hatte bei den verschiedensten fieberndon Kranken, be¬
sonders bei Tuberkulösen, Guajacol in Dosen von 2 bis 10 ccm auf die
Haut gepinselt und die betreffende Stelle dann sofort mit einem luftdicht
abscbliessenden Verbände bedeckt. Unter reichlichem Schweiss sank die
Körpertemperatur innerhalb drei bis vier Stunden, um nach sechs bis acht
Stunden wieder, und meist unter Schüttelfrost, rapide anzusteigen. Das
Allgemeinbefinden, Puls und Athmung wurden dabei nicht gestört. Eine
Schädigung der Nieren, durch welche das Guajacol zum grossen Theil
wieder ausgeschieden wurde, wurde nicht beobachtet. In einigen Fällen
wurde durch Wiederholung der Pinselungen an demselben Tage sogar
«ine Tagesdosis von 30 g erreicht ohne Nachtheil für die Patienten. Auf
- Grund dieser Beobachtungen empfahl Sciolla das Guajacol als ein sicheres
und unschädlich wirkendes Antipyreticum.
Das Mittel wurde darauf von Bard in Lyon und ferner auf der
Senatorscheu Klinik von Stolzenburg nachgeprüft. Die Wirkung des
Guajacol bestätigte sich; sie waren beide von ihrer Intensität überrascht,
so dass sie rathen, nie mehr als 0,5 bis 1 g pro dosi anzuwenden.
Der Abfall geschieht in den ersten zwei Stunden sehr schnell, dann
allmählich, und in der Regel wird in fünf bis sechs bis acht Stunden der tiefste
Stand erreicht Die Temperaturerniedrigung beträgt nach l /* bis 1 g Dosen
2 bis 3° C. nach grösseren Dosen sogar 5° C.
Bei gesunden Personen findet dagegen nach Einpinselungen von sogar
3 bis 5 g gewöhnlich keine nennenswerthe Temperaturerniedrigung Statt.
Mit wenigen Ausnahmen erfolgt der Temperaturabfall unter starkem
Schweissausbruch. Die Temperatur steigt unter Frösteln und selbst unter
heftigem Schüttelfrost wieder an und erreicht leicht einen höheren Grad
als vorher. Diese Erscheinungen werden aber so lästig und führen auch
bei Wiederholung zu einem derartigen Schwächegefühl, dass sich die
weitere Anwendung verbietet Athmung und Puls werden im Allgemeinen
nicht ungünstig beeinflusst, doch sind auch Kollapserscheinungen seitens
des Herzens beobachtet
Auf die Nieren scheint das Guajacol nicht zu wirken; Albuminurie
ist nicht beobachtet worden, oder, wo dieselbe vorhanden, wurde sie nicht
gesteigert.
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Die lokalen Reizungen der Haut durch das Mittel sind nicht
erheblich und hangen jedenfalls von der Reinheit des Präparates ab.
Erytheme werden zwar häufiger beobachtet, lassen aber bald nach.
Ekzeme oder Oedeme treten wohl auch gelegentlich auf, ohne jedoch
ernsteren Charakter anzunehmen.
Der praktische Werth dieser Methode ist nicht bedeutend, da ihre
Gefahren einen intensiveren, fortgesetzten Gebrauch verbieten. Bei
Tuberkulose will man hier und da einigen Nutzen gesehen haben. Am
ehesten lässt es sich bei der Behandlung des Erysipels verwerthen, wo
bei besonders hoher Temperatur eine schnelle Entfieberung gewünscht wird.
Am interessantesten ist wohl der Mechanismus der Wirkung. Be¬
kanntlich ist das Resorptionsvermögen der unverletzten Haut sehr gering.
Deswegen hat man angenommen, dass die Aufnahme des Guajacols durch
die Lungen geschehe. Diese Annahme ist aber irrig; denn einmal ist
eine Verdunstung des Guajacols durch den abschliessenden Verband ver¬
hindert, und ferner bleibt bei unmittelbaren Einathmungen von Guajacol-
dämpfen die geschilderte Wirkung aus.
Sciolla nimmt jedoch eine Resorption von Guajacol durch die
Haut an; nach seiner Theorie bindet das Guajacol die fiebererregenden
Toxine und macht dieselben unschädlich.
Guinard konnte bei Thieren nach Einpinselungen von Guajacol
dieses nicht im Harn nachweisen. Er leugnet daher die Resorption und
nimmt an, dass das Mittel auf die Nervenendigungen in der Haut nach
Art der Revulsiva, ähnlich wie ein Senfteig wirke.
Dem negativen Befunde von Guinard stehen jedoch die Angaben
von Lannois und Linossier gegenüber, welche bereits eine Viertel¬
stunde nach der Einpinselung Guajacol im Harn nachweisen konnten.
Die Ausscheidung erreichte ihr Maximum nach 1 */* bis 4 Stunden und war
meist nach 24 Stunden beendet. Innerhalb dieser Zeit waren von den
auf die Haut eingepinselten 2 bis 4 g Guajacol 55% durch den Urin
ausgeschieden worden.
Stourbe bestätigt die Ausscheidung durch den Harn; er machte
ferner die interessante Beobachtung, dass ein Zusatz von Glycerin zum
Guajacol die Resorption ganz beträchtlich verhindert
Für die Thatsache der Resorption spricht wohl auch der nicht selten
auftretende Guajacolgeschmack nach der Einpinselung, wonach also auch
durch die Speicheldrüsen eine Ausscheidung stattfindet
Indess genügt die Resorption allein nicht zur Erklärung der temperatur-
herabsetzenden Wirkung; denn Klystiere von Guajacol sind nicht im
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Stande, wenigstens nicht in auffälliger Weise, die Einpinselungen zu
ersetzen. Dass der peripherische Nervenreiz eine grosse Rolle spielt,
beweist das Experiment von Guinard. Dieser beobachtete, dass bei
einem Kaninchen, bei welchem der Ischiadicus durchschnitten war, die
Einpinselung wirkungslos blieb, während bei den Kontrolthieren die
Temperaturerniedrigung eintrat.
Ist diese genannte Guajacolwirkung schon sehr erstaunlich, so musste
noch überraschender die Mittheilung von Tensier wirken, welcher durch
Einpinselungen mit Cocain dieselben Wirkungen wie mit Guajacol
beobachtet haben wollte. Auch Versuche von Geley wollten zeigen,
dass Aufpinselungen von 5 cg bis 1 dg Cocain mur. in 1 ccm Wasser
fieberhafte Temperatur um Vs bis 3° erniedrigten. Sogar auf sübnormale
Temperaturen sollte das Cocain in der Weise wirken, dass sie zu normaler
Hohe gesteigert würden. Die CocaTneinpinseiungen sollten also nicht
einfach antipyretisch, sondern vollständig regulatorisch auf die Wärme¬
ökonomie des Körpers wirken.
Diese auffallende Wirkung des Cocains habe ich nachgeprüft. Bei
den verschiedensten fieberhaften Krankheiten pinselte ich Dosen von 1 cg
bis zu 2 dg in wässeriger Lösung auf die Haut, nach derselben Methode
wie das Guajacol, habe aber weder bei Phthisis pulmonum, noch bei
Pleuritis, noch bei Typhus abdominalis eine Beeinflussung der Temperatur
bemerkt. War die Temperatur im Ansteigen begriffen, z. B. in den
ersten Nachmittagsstunden, so wurde sie durch die Cocaineinpinselungen
in keiner Weise aufgehalten. Ein einziges Mal beobachtete ich unmittelbar
nach dem Einpinseln bei einem Phthisiker einen Abfall von 4 /io Graden nach
Ablauf einer Stunde; die Temperatur desselben bewegte sich jedoch so
unregelmässig, dass ich die genannte Erniedrigung nicht als CocaTn-
wirkung ansehen kann, zumal ich sonst niemals einen Einfluss des Cocains
beobachten konnte; auch die Pulsfrequenz und das subjektive Befinden
zeigten keine Veränderung. Bei Typhus abdominalis trat zweimal bei
acht Einpinselungen etwa 12 bis 14 Stunden später ein leichter Schweiss¬
ausbruch au£ aber auch von diesem ist es nicht sicher, ob er mit der
.Cocalneinpinselung in Zusammenhang steht.
Ich kann also nach meinen Kontrolversuchen dem Cocain auch nicht
den geringsten Einfluss auf die Körpertemperatur zuerkennen. Ander¬
weitige Kontrol versuche habe ich in der Litteratur nicht gefunden.
Es würde sich aber wohl verlohnen, die französischerseits behauptete
Wirkung des Cocains auch noch anderweitig nachzuprüfen.
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534
Dagegen veranlassen mich die überraschenden Wirkungen des
Guajacol, einige chemisch verwandte Körper desselben auf gleiche Wir¬
kungen hin zu prüfen.
Das Guajacol wird gewöhnlich aus dem Harze des Guajakholzes
gewonnen, findet sich aber auch in den beiden Kreosotarten, dem Stein-
kohlentheerkreosot und noch mehr im Buchenholztheerkreosot.
Es lag nahe, zunächst das Kreosot zu prüfen und zwar ver¬
wandte ich den Buchenholztheerkreosot, welcher wohl ausschliesslich in
der Pharmakopoe Verwendung findet.
1 g Kreosot, auf die Haut gepinselt, hatte keinen Einfluss auf die
Temperatur; der Einfluss jedoch wuchs mit der aufgepinselten Menge.
Bei 2 g betrug die Temperaturerniedrigung gewöhnlich 1 bis 1,3°, bei
3 g bis zu 2°, bei 4 g 3° C. Grössere Dosen habe ich nicht angewendet
Der Temperaturabfall vollzog sich meist ebenso wie bei der Guajacol-
anwendung; die Schweissbildung schien mir noch etwas stärker zu sein;
sie begann 3 bis 4 Stunden nach der Einpinselung; nach 5 Stunden stieg
die Temperatur gewöhnlich unter Schüttelfrost zu der alten Höhe, welche
sie mitunter etwas überschritt.
Diese Wirkung des Kreosot ist um so weniger überraschend, als das
Guajacol eben ein wesentlicher Bestandteil desselben ist
Ausser dem Guajacol kommt im Kreosot als wesentlicher Bestandteil
das Kreosol vor. Dasselbe wurde ebenfalls geprüft
Es wirkt für sich allein fast ebenso wie das Guajacol, nur dass hier
die Schweissbildung seltener auftritt. 2 g Kreosol können innerhalb
drei Stunden um 3 1 /* 0 die Temperatur erniedrigen; nach 5>/i Stunden
ist die Temperatur auf der alten Höbe, nach Stunden um */* bis 1°
überschritten.
Bei dem chemischen Charakter der genannten Stoffe als aromatische
Körper war es naheliegend, den Hauptvertreter derselben, das Phenol,
auf seine kutane Wirkung hin zu prüfen. Diese Prüfung hat aber
unüberwindliche Schwierigkeiten. Stärkere wässerige Lösungen sind für
die Haut zu gefährlich, und bei fettigen Lösungen, sowohl in Oel wie in
Vaselin, konnte ich keinen nennenswerthen Einfluss beobachten. Damit
ist aber die Frage nicht entschieden, denn auch das Guajacol versagt
bei Mischung mit Oelen und Fetten.
Dass die Phenole jedoch eine kutane antipyretische Wirkung ausüben,
geht aus der beobachteten Wirkung des Lysols hervor. Das heute viel
gebrauchte Lysol ist eine Mischung von Roh-Kreosolen, welche durch
neutrale Seife löslich gemacht sind. Lysol, auf die Haut gepinselt,
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'vermag binnen drei bis vier Stunden bei Dosen von 2 bis 4 g die fieber¬
hafte Temperatur um 2 bis 3° C zu erniedrigen. Normale Temperaturen
werden nicht beeinflusst. Wird das Lysol in öliger Verdünnung ver¬
wendet, so bleibt auch bei Fieberhitze die Wirkung aus.
Die beschriebene Wirkurg der genannten Benzolderivate ist um so
wupderbarer, als die Lösungen der bekannten Fiebermittel, das Chinin
und das Antipyrin, selbst bei stärkeren Konzentrationen auf die Haut
gepinselt, keine antipyretische Wirkung äussern. Damit ergiebt sich
aber auch wohl, dass die Resorption des Guajacols und der gleichwirkenden
Körper allein die erstaunliche Wirkung nicht hervorbringt, sondern noch
nervöse, nicht näher bekannte Prozesse ins Spiel gesetzt werden. Auf¬
fallend ist es, dass fast bei allen die Schweissbildung ein hervorstechendes
Symptom ist, welches die Erniedrigung der Temperatur begleitet.
Ich möchte mir vorstellen, dass die genannten Körper hauptsächlich
einen Reiz auf die sekretorischen Fasern der Schweissdrüsen ausüben.
Dieser Reiz ist aber nicht von der Resorption abhängig; denn in fettigen
und öligen Lösungen tritt auch Resorption auf, jedoch bleibt bei dieser
Mischung der temperaturerniedrigende Reiz aus. Der Schweiss ist das
hauptsächlichste Fiebermittel der Natur. Der schwitzende Körper giebt
mehr Wärme an die Peripherie ab als der trockene — der Schweiss
verhindert die Wärmestauung — abgesehen davon, dass gleichzeitig
schädliche Stoffe ausgeschieden werden.
Viele akute fieberhafte Katarrhe gehen unter spontaner Schweiss¬
bildung zurück, der Gelenkrheumatismus verliert bei feuchter Haut an
Schmerzhaftigkeit, der kritische Schweiss bei Lungenentzündung zeigte
die Entfieberung an, ehe man das Thermometer kannte. — Das Warm¬
halten, die künstliche Erzeugung von Schweiss durch Wärme bedeutet
für den Körper eine Abkühlung, so paradox es klingt.
Ob das Guajacol und die ihm gleich wirkenden Körper allein durch
die Schweisserzeugnng wirken, wage ich nicht zu entscheiden, jedenfalls
ist sie aber eine wesentliche Komponente der fieberwidrigen Wirkung.
Sicherlich stecken unter den aromatischen Körpern noch viele von
ähnlicher Wirkung, und es verlohnt sich wohl der Mühe, sie alle
experimentell zu prüfen. Wenn auch ein unmittelbarer praktischer
Erfolg nicht zu erwarten steht, so behält die Gewinnung rein wissen¬
schaftlicher Thatsachen auch in der praktischen Medizin ihren Werth,
und nie ist die Möglichkeit ausgeschlossen, dass sie auch unschätzbare
praktische Verwerthung finden kann.
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536
Referate und Kritiken.
Dr. Paul Myrdacz, k. u. k. Stabsarzt. Handbuch fürk. u. k. Militär¬
ärzte. II. Band. Beiträge zur Kenntniss des Militär-Sanitätswesens,
unter Mitwirkung hervorragender Fachgenossen herausgegeben. Wien
1895. Verlag von Josef Safär.
Heft I. Das französische Militär-Sanitätswesen von Dr. Paul
Myrdacz.
„ II. Sanitätsgeschichte des Krimkrieges 1854 bis 1856 von
demselben.
„ HI. Geschichte des k. u. k. österreich-ungarischen Militär-
Sanitätswesens von Dr. S. Kirchenberger, k. u. k. Regi¬
mentsarzt.
Infolge vielseitiger Anregungen seit dem Erscheinen der Vorschrift
über die stabsärztlichen Prüfungen in Oesterreich-Ungarn hat der bewährte
militärärztliche Schriftsteller P. Myrdacz es unternommen, jene Theile
des Prüfungsprogramms, für welche es an leicht zugänglichen litterarisehen
Behelfen mangelte, in kurzgefassten und dennoch möglichst erschöpfenden
Aufsätzen darzustellen. Das vorläufige Programm der letzteren umfasst
die Geschichte und gegenwärtige Gestaltung des österreich-ungarischen,
deutschen, französischen, italienischen und russischen Militär-Sanitäts¬
wesens, die Sanitätsgeschichte des Krimkrieges, der Feldzüge 1859, 1864,
1866, des deutsch-französischen und russisch-türkischen Krieges, ferner die
Geschosswirkung und die Improvisationen, Zelte und Baracken und das
Krankentransportwesen.
Erschienen sind bisher in rascher Aufeinanderfolge, welche bei der
kurzen, seit dem Erlasse jener Vorschrift verflossenen Zeit recht bemerkens-
werth ist, die oben angeführten Abhandlungen.
Es ist leider an dieser Stelle nicht möglich, so auf die hochinteressanten
Monographien einzugehen, wie dieselben es verdienen; wir empfehlen die
hochbedeutsamen Werke unseren Lesern auf das Angelegentlichste zu ein¬
gehendem Studium.
I. Die Geschichte des französischen Militär-Sanitätswesens charak-
terisirt sich anfänglich durch die Rivalität zwischen „Aerzten“ und
„Chirurgen“ und späterhin durch den Kampf beider gegen die Vorherr¬
schaft des Kriegskommissariats und der Intendanz, welcher schliesstich
mit dem vollen Siege des Sanitätswesens endet.
Die ersten Andeutungen eines „geordneten Sanitätswesens“ finden sich
in Frankreich um das letzte Drittel des 15. Jahrhunderts bei dem Heere
Karls des Kühnen, welcher jeder Kompagnie von 800 Mann einen Chirurgen
zutheilte. Letztere pflegten gewöhnlich im Herbste nach Beendigung der
Kriegsaktionen wieder ihre alte Zivil praxis voll aufzunehmen. Daß genügte
selbstverständlich, zumal bei der höchst umständlichen Wundbehandlung,
für den Truppendienst, durchaus nicht. Um so erstaunlicher ist es, dass
die 1597 bewährten Einrichtungen Sullys — entsprechend den Be¬
strebungen Par es — sehr bald wieder vergessen wurden: Sully hatte
für die erste Hülfe eine bewegliche Ambulanz eingerichtet, von welcher
die Verwundeten in das stehende Spital überführt wurden. — Im Jahre 1718
erschien das erste Sanitätsreglement, welches ausführlich wiedergegeben
ist und recht interessante Aufschlüsse über den Dienstbetrieb bietet. —
Eine wesentlichere Aenderung desselben erfolgte 1747 mit der Einführung
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der Kriegskommissare, welche durch die ewigen Eifersüchteleien zwischen
Aerzten und Chirurgen immer mehr Einfluss — und leider keinen guten —
auf das Militär-Sanitätswesen gewannen.
Die Ausbildung der Chirurgen liess in älterer Zeit Manches zu wünschen
übrig und geschah seit 1718 in den Militärspitälem, wo die Unterweisung
in Anatomie und Operationslehre erfolgte. Nichts desto weniger war ihre
Stellung seit Pare eine hochgeachtete und durch Eifer und Geschick bei
den vielen Feldzügen wohlverdiente; zur weiteren Förderung in wissen¬
schaftlicher Beziehung wurde 1767 eine periodische medizinische Zeitschrift
für Militärärzte (die erste überhaupt) gegründet, welche jedoch schon 1772
wieder einging. — In der späteren Zeit wurde bald mehr, bald weniger
Werth auf die Ausbildung der militärärztlichen Eleven gelegt, je nach
Laune der betreffenden Machthaber oder der die letzteren berathenden
Personen; gelegentlich war für die Auflösung der oft blühenden Bildungs¬
schulen auch der Geldmangel maassgebend. — Trotzdem ging es mit der
Ausbildung, wenn auch oft durch Rückschritte in übelster Weise unter¬
brochen, im Allgemeinen vorwärts.
Während der Revolution und des Kaiserreichs (1789 bis 1815) konnte
das Militär-Sanitätswesen den an dasselbe gestellten Anforderungen nur
in der ersten Zeit genügen; der Nachwuchs fehlte, welcher um so
nothwendiger war, je mehr die Reihen der Sanitätsoffiziere durch die
fortwährenden Kriege gelichtet wurden. Hierzu kam, dass die Freu¬
digkeit zum Dienst trotz aller Aufopferung der Militärärzte durch kränkende
Einschränkungen auch in dieser Zeit getrübt wurde: so besonders im
Jahre 1797, wo man den gesammten Sanitätsdienst den Kriegskommissaren
und der Intendanz so gut wie unterstellte, — eine Anordnung, die erst
1811 zu Gunsten der Aerzte geändert wurde. — Nach dem Sturze des
ersten Kaiserreichs musste der Sanitätsdienst zum Theil von Grund aus
wieder aufgebaut werden. Durch das Reglement von 1824 waren der
Intendanz sehr umfangreiche Befugnisse eingeräumt, welche durch Ueber-
griffe stetig. vergrössert wurden, da die „Mitglieder des Sanitätsraths,
weise und gelehrte, aber friedliche Männer . . . der Intendanz endlich
ganz freie Hand Hessen“. — Schier unerträgliche Zustände waren die Folge,
auch noch nach der Organisation von 1852, welche zwar den Unterschied
zwischen Aerzten und Chirurgen endlich zum Verschwinden brachte, aber
die Unterordnung der Spitalsärzte unter die Intendanz bestehen liess und
ausserdem den wiederholt bereits gewährten Offiziersrang den Militärärzten
wieder einmal entzog. — Erst die üblen Erfahrungen in den Kriegen
1854 bis 1856, 1859, 1870/71 bahnten den nothwendigen Wandel an:
1860 wurden die Militärärzte zu Sanitätsoffizieren ernannt; in der Zeit von
1872 bis 1875 erfolgte eine neue Organisation des Sanitätskorps, welches
endlich 1882 bezw. 1889 (nach den Erfahrungen in Tonkin) völlig selbst¬
ständig gemacht wurde.
Die Zentralleitung des Sanitätsdienstes liegt jetzt im Kriegsministerium,
wo der Inspecteur general alle den Dienst angehenden Fragen bearbeitet.
Die Korpssanitätschefs, die Dienstchefs der einzelnen Formationen sind in
Bezug auf den Sanitätsdienst Vorgesetzte des gesammten Militär- und
Zivilpersonals für diesen Dienst; bei den Truppentheilen ist der Chefarzt
nur fach technischer Vorgesetzter bezw. der Gesundheitspflege und der
Heilkunde.
Das Sanitätskorps umfasst die Aerzte und Apotheken (im Frieden
1300 bezw. 185), deren Ergänzung im Mobilmachungsfalle aus
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der Reserve- und Territorialarmee erfolgt. Der Friedensstand setzt sich
zusammen aus 100 (15) Aide-majors de 2 d ®classe, 300 (43) de l^cl., 480
(GH) Majors de 2 de cl., 320 (46) l re cl., 45 (6) Principaux de 2 de cl., 45 (6)
I r# cl., 9(1) Inspecteurs, 1 Inspecteur general bei insgesammt 28000 Offizieren
und 532 631 Mann.
Die Assistenzärzte ergänzen sich aus den Zöglingen des Sanitätsdienstes,
welche beim Militärspitale Yal de Gräce für ihren speziellen Dienst aus¬
gebildet werden, ln dieser Ausbildungsschule finden Aufnahme a) Doktoren
der Medizin bezw. diplomirte Apotheker nach einem Konkurrenzexamen,
b) die aus der Sanitätsschule zu Lyon übertretenden Zöglinge. — Letzteren
werden mit dem Tage ihrer Beförderung zu Assistenzärzten fünf Dienst¬
jahre auf Grund ihrer Studien billigerweise angerechnet! —
Das Sanitätshülfspersonal besteht aus den Krankenpflegern der Truppen
(wirkliche, titulaires und Hülfskrankenpfleger, auxiliaires), — den Ke-
gimentsblessirtenträgern (brancardiers regimentaires), — den Kranken¬
pflegern der Spitäler und Ambulanzen, — endlich den Blessirtenträgem
der Ambulanzen.
Der Sanitätsdienst im Frieden umfasst bei den Truppen den Dienst
in den Maroden zimmern (infirmiers regimentaires), den Marodenhäusern
(infirm. höpitaux) und iu den Rekonvaleszentendepots. Bezüglich der Ein¬
richtungen, sowie des Ersatzes und der Ausbildung des Hülfspersonals
sei auf das Werk verwiesen.
Der Dienst im Felde (regiement 31. 10. 1892) zerfallt in den „Service
de l’avant“, zu welchem alle mit dem Armeekorps marschirenden Forma¬
tionen gehören, und in den „Service de Paniere, dessen Formationen dem
Etappendirektor bezw. dem Generaldirektor der Eisenbahnen und Etappen
und dem Generalstabschef unterstehen. Der vordere Dienst theilt sich
in den Regimentsdienst, die Ambulanzen und die Feldspitäler, der rück¬
wärtige Dienst umfasst die zeitweilig unbeweglich gewordenen Feldspitäler,
die stabilen Spitäler, weiter die Evakuationsspitäler, die Bahnhofsmaroden-
zimmer, die Evakuationstransporte und die Magazinstationen.
Jedes Armeekorps hat je eine Ambulanz für jede Division und eine
beim Hauptquartier, weiter acht Feldspitäler und eine Sektion Kranken¬
pfleger (S. 46). — Ueber die Ausrüstung und den Dienst muss auf das
Werk verwiesen werden.
II. Kirchenberger behandelt das österreichische Militär-Sanitäts-
w’esen in sechs zum Theil umfangreicheren Abschnitten über die Organisation
und Stellung, die Ergänzung und Ausbildung des ärztlichen sowie des
Sanitäts-Hülfspersonals, die Organisation der Sanitätsanstalten im Frieden
und Krieg und die des Medikamentenwesens.
Die ersten Angaben über fest angestelltes ärztliches Personal bei der
kaiserlichen Armee finden sich um das Ende des 15. Jahrhunderts, —
indessen war es damals, wie auch noch später lange Zeit um das Militär-
Sanitätswesen schlecht bestellt. Um die Wende des 16. Jahrhunderts
werden Medici und Wundärzte erwähnt, und damit beginnen wie in Frank¬
reich auch hier Eifersüchteleien mit ihren üblen Folgen für beide Theile.
— Im Jahre 1718 wurden die bis dahin bestehenden Kompagniefeldscherer
abgeschafft und für jedes Infanterie- bezw. Kavallerieregiment ein Regiments¬
feldscherer beim Stabe bestellt, dem je vier bis zehn Feldscherer zur
Unterstützung dienten. Dieser Regimentsfeldscherer wurde 1752 „dem
Stocke des Regimentskommandanten entzogen tt und erhielt 1754 den
Lieutenantsrang, während den Stabschirurgen (beim Hauptquartiere) der
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Hauptmannsr&ng zugebilligt wurde. Alseine Mittelstufe zwischen Regiments*
und den übrigen Feldscherern schuf man 1769 die Bataillonschirurgen,
deren 1779 jedes Regiment zwei (drei im Kriege) im Stande führte,
während 19 „Unterchirurgen“ (die früheren Feldscherer) vorhanden waren.
— Durch die Reformen unter Josef II. wurde an die Spitze des gesammten
Heeres-Sanitätswesens der Protocbirurg berufen, welcher dem Hofkriegs-
ratbe angehörte und zugleich Leibchirurg Seiner Majestät war. Dem
Range nach folgten die Stabschirurgen (als „Direktoren des Medizinal¬
wesens“ in den Provinzialhauptstädten bezw. als „Direktoren“ in Festungs-
und Invalidenspitälern), sodann die Regimentschirurgen, endlich die Unter-
Chirurgen, welche sich aus den Zöglingen der Josefs-Akademie oder aus
Praktikantenlehrlingen (mussten der lateinischen Sprache mächtig sein
und bei Militärspitälern lernen) ergänzten. — Der Titel „Chirurg“ wurde
erst 1802 durch „Arzt“ ersetzt, trotzdem doch schon lange Zeit die Aus¬
bildung des gesammten höheren Personals eine gleichmässige und dieselbe
in Medizin und Chirurgie war (Oberstfeldarzt, Stabs-, Regiments-, Ober-,
Unter-Feldarzt).
Einen sehr ungünstigen Erfolg hatte die 18Ö9 aus persönlichen, nicht
sachlichen Gründen erfolgte Uebertragung des Referats über Sanitäts¬
angelegenbeiten im Hofkriegsrathe an einen Laien (bis 1853), welches
bisher der Chef des Militär-Medizinalwesens, der „Oberstfeldarzt“, gehabt
hatte. Die Folge war ein völliger Stillstand aller organisatorischen Ver¬
besserungen in dieser Zeit; Verständniss und Theilnahme fehlten dem
Laien. Hierzu kam, dass auch die „Stabsärzte“ bei den Landes-General-
Kommanden nicht die eigentlichen Referenten darstellten, sondern mehr
berathende Organe der verschiedenen wirklichen Referenten waren,
welche gelegentlich ohne jede Mitwirkung der Stabsärzte alle möglichen
sanitären Angelegenheiten bearbeiteten und entschieden! Bezeichnend für
die Stellung der Feldärzte damals ist es, dass der Oberarzt, ein Doktor
der Medizin und Chirurgie, erst seit 1843 mit „Herr“ angeredet wurde.
Alles drängte zu einer Reorganisation, welche endlich 1848 (März)
erschien, jedoch „allenthalben eine ungünstige Aufnahme fand“, da sie
lediglich einen Rückschritt in ein veraltetes System bedeutete, wie selbst
Erzherzog Johann unter Anderem einer Deputation gegenüber äusserte.
Unter dem Drucke der damaligen Unruhen und Kriegsnoth, welche einen
aussergewöhnlichen Bedarf an Feldärzten heischte, wurden bereits im
August 1848 „Begünstigungen der feidärztlichen Branche“ erlassen, welche
endlich den Bann losten, „welcher seit mehr als einem halben Jahrhundert
auf den Aerzten unserer Armee unverdient lastete (Dr. Felix v. Kraus):
die Feldärzte erhielten den Offizierscharakter. — Aber schon 1849 kamen
Einschränkungen, und später wurde den Aerzten wieder der Offiziers¬
charakter genommen. — 1853 brachte die wesentliche Verbesserung, dass
die Sanitätsverwaltung als integrirender Bestandtheil (an deren Spitze
der Chef stand) der Militär-Administration einverleibt wurde, während die
Stabsärzte bei den Generalkommandos das wirkliche Referat erhielten.
Das Jahr 1855 brachte das Militär-Sanitätskomitee und setzte jene Chargen¬
bezeichnungen fest, welche zur Zeit noch bestehen: Generalstabsarzt
(Generalmajor), Oberstabsärzte 1. und 2. Klasse (Oberst und Oberst¬
lieutenant), Stabsarzt (Major), Regimentsärzte 1. und 2. Klasse (Haupt-
mann 1. und 2. Klasse, Oberarzt (Oberlieutenant), Oberwundarzt (Untere
lieutenant); Unterarzt und feldärztlicher Gehülfe gehörten zu den
„Stabsparteien“. — Es folgten weitere Reorganisationen in den Jahren 1857,
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1859, 1864 und 1869 (Armee-Sanitäts-Statistik), durch 'welche im Wesent¬
lichen die Oberbehörden betroffen wurden; Anfang 1869 folgte, dass „die
graduirten Militärärzte in ihrer Gesammtheit ein Offizierkorps“ bildeten,
(die Ernennungen erfolgten durch Seine Majestät), dessen Pflichten durch
die „organischen Bestimmungen für die Militär-Sanität“ geregelt wurden.
Nach denselben hatte das „militärärztliche Offizierkorps“ die Leitung und
Ausübung des gesammten Sanitätsdienstes im Heere und wurde hierin
durch die Sanitätstruppe (unterstellt besonderen Offizieren) unterstützt.
Chef des Ganzen war der rangältere der beiden jetzt etatsmässigen General¬
stabsärzte (14. Abtheilung, Sektion UI des Reichskriegsministeriums).
Die Schattenseiten dieser anfangs freudig begrüssten Organisation machten
sich bald geltend: der Friedensstand an Aerzten war viel zu gering be¬
messen: — die Militärärzte hatten die volle Verantwortung (besonders in
den Sanitätsanstalten) für einen geregelten Dienstbetrieb, aber keinerlei
Befehls- oder Strafrecht über die dienstthuenden Personen; dieses war
den zumeist jüngeren Sanitäts-Abtheilungs-Kommandanten übertragen. —
Letzterem Uebelstande wurde erst durch die Bestimmungen vom 15. 6. 1894
abgeholfen, nach welchen die Militärärzte Kommandanten der Militär-
Sanitätsanstalten im Frieden und Krieg wurden, nachdem schon vorher
(1881) — und auch jetzt wieder — eine Vermehrung, besonders in den
höheren Stellen etatisirt war.
Die Ergänzung und Ausbildung des ärztlichen Personals liess anfänglich
sehr viel zu wünschen übrig; erst durch Gründung der medizinisch¬
chirurgischen Militär-Akademie (1785), welche 13. 2. 1786 durch A. K. O.
als Josephinische medizinisch-chirurgische Akademie bezeichnet wurde,
fand eine durchgreifende Aenderung statt: die Anstalt wirkte erfolg- und
segensreich. — Trotzdem wurde dieselbe sehr bald vielfach angefeindet,
so besonders nach dem Tode ihres grossen Schöpfers und zur Zeit der
Napoleonischen Kriege, wo der Bedarf an medizinisch und chirurgisch
durchgebildeten Aerzten von dem Josephinum allein nicht bestritten
werden konnte, — dies nicht zum Geringsten bedingt durch die schlechte
Stellung der Militärärzte, welche den erforderlichen Nachschub und Mehr¬
bedarf an Zöglingen nicht gewinnen liess. Schon 1820 wurde die akade¬
mische Lehrthätigkeit der Anstalt sistirt! Die Wiedereröffnung erfolgte
1824, nachdem der Studienplan analog demjenigen auf den erbländischen
Universitäten geregelt w r ar (höherer und niederer Kursus). Indessen blieb
der erwartete Zudrang geeigneter junger Leute bei der erbärmlichen
Stellung der Oberärzte in der Armee aus, hinzu kamen Missgunst von
oben und unten; — im Oktober 1848 erfolgte die Auflösung der Anstalt»
wobei grundsätzlich ihre Vereinigung mit der Universität ausgesprochen
wurde. Jetzt fehlte es erst recht an Ersatz. Das Josephinum wurde
1854 deshalb nothgedrungen wieder eröffnet, mit höherem fünfjährigen
und niederem dreijährigen Kursus; letzterer ging 1864 ein, so dass von
dieser Zeit ab nur nocn Doktoren der Gesammtmedizin aus der Anstalt
hervorgingen. Trotz guter Leistungen hörte indessen der Kampf gegen
die „zu theure“ Anstalt nicht auf, war erfolgreich, und 1874 wurde das Inventar
derselben dem Garnisonspital I überwiesen, zum Theil zur Errichtung
eines militärärztlichen Kursus. Aber diese „billige“ Einrichtung bewährte
sich nicht, trotz aller Stipendien, durch welche Aspiranten angelockt
werden sollten. Man kam immer wieder auf die Wiedererrichtung des
Josephinum zurück, die jedoch bisher an dem Widerstande Ungarns
scheiterte.
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Zur Fortbildung der Militärärzte bestehen seit 1870 Operations- und
Yerbandkurse, seit 1886 Kommandos auf Universitätskliniken, seit 1894
die stabsärztlichen Prüfungen, neben wissenschaftlichen Vereinen in grösseren
Garnisonen. — — Die Ausbildung der einjährig-freiwilligen Aerzte
(seit 1868) ist von Kirchenberger in besonderem Anhänge bearbeitet.
Ueber die Organisation des Sanitäts-Hülfspersonals sei nur hervor¬
gehoben, dass seit 1892 jede Infanterie- und Jäger-Kompagnie 4 Blessirten-
träger (das Bataillon 1 Unteroffizier, das Regiment 1 Feldwebel), die
Korps- und Divisiönsartillerie-Regimenter 1 Unteroffizier und per Batterie
4 ausgebildete Kanoniere haben und dass seit 1893 von jeder Kompagnie
oder Batterie 2 Leute, von jedem Bataillon 1 Unteroffizier neu ausgebildet
werden. Die Ausrüstung der Blessirtenträger ist im Wesentlichen eine
zeitgemässe. — Die Sanitätstruppe, eingetheilt in 26 Abtheilungen
(2 nur Stammabtheilung), besteht im Frieden aus 83 (im Kriege
404) Stabs- und Oberoffizieren, 23 Kadetoffiziers-Stellvertretern, 513
(3120) Unteroffizieren, 615 (4004) Gefreiten und 1804 (14057) Gemeinen,
nebst 83 Offiziersdienern. Die Sanitätstruppe ist nach den jüngsten
Bestimmungen — zum Theile wenigstens — den als Kommandanten der
Sanitätsanstalten fungirenden Militärärzten unterstellt. Ueber die Aus¬
rüstung der Kompagnien sei auf das Werk verwiesen.
Die stabilen Sanitätsanstalten gliedern sich nach den „Organischen
Bestimmungen von 1870 tt in a) Gamisonspitäler mit Filialen, b) Truppen¬
spitäler (Invalidenhausspitäler), c) Marodenhäuser und d) Militärheil¬
anstalten der verschiedenen Kurorte. — Seit 1894 führen nur noch in den
Letzteren den Befehl Frontoffiziere, in allen übrigen Anstalten Militär¬
ärzte.
Leider verbietet es der Raum, auf die Darstellung der historischen
Entwickelung der Sanitätsanstalten in Frieden und Krieg und auf die
Feldzugsberichte, welche Kirchenberger in seinem Werke bietet, hier
näher einzugehen. — Der Sanitätsdienst im Felde ist seit 1879 derart
organisirt, dass sich bei jedem höheren Truppenkommando Militärärzte
als Abtheilungs vorsteh er etc. finden (Armee-, Korps-, Divisions-, Chefarzt).
— Zur Sanitätsausrüstung der Truppen gehören Verbandpäckchen, die
Ausrüstung der Blessirten und Bandagenträger und der Sanitätstruppe.
(Näheres hierüber ist in dem vortrefflichen Handbuche für k. und k. Militär¬
ärzte von Paul My rdacz [2. Auflage] nachzusehen.) — Die Sanitätsanstalten
sind solche I. erster Linie: Divisionssanitätsanstalten einschliesslich
der Feld-Sanitätskolonnen des Deutschen Ritterordens, H. zweiter
Linie: a) Feldspitäler einschliesslich der Blessirtentransport-Kolonnen
des Rothen Kreuzes, b) Feldmarodehäuser, c) mobile Reservespitäler,
d) Krankenhaltstationen, e) Eisenbahn-Sanitätszüge (einschliesslich solcher
des Malteserordens und Krankenzüge), f) Schiffsambulanzen. III. stabile
Sanitätsreserveanstalten: a) Festungsspitäler, b) bestehende Militär-
Sanitatsansalten und Reservespitäler ausserhalb des Kriegsschauplatzes,
c) Vereinsspitäler, Rekonvaleszentenhäuser und Zivilheilanstalten.
Die Infanterie-Divisionssanitätsanstalt ist für zwei Hülfsplätze,
einen Verbandplatz, eine Ambulanz und eine Sanitätsmaterialreserve
ausgerüstet; es sind ihr eigene Aerzte und eine Feld-Sanitätsabtheilung
nebst Kolonne des Deutschen Ritterordens beigegeben; die Kavallerie-
Divisions-Sanitätsanstalten haben keine eigenen Aerzte und sind für
einen Hülfsplatz und einen Verbandplatz ausgerüstet. Die Feld¬
spitäler sind selbständige Anstalten, verschieden eingerichtet nach
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542
ihrer Verwendung im Felde oder Gebirge und haben Belegungs-
fähigkeit für 600 Mann; ihre Ausrüstung gestattet eine sofortige Drei-
theilung; att&chirt ist jedem Feldspitale eine Blessirten-Transportkoloue
des Rothen Kreuzes. — Alle Sanitätsanstalten sind mit antiseptischem
Verbandmateriale ausgestattet.
Den Schluss der werthvollen Monographie bildet die Darstellung des
Militär-Medikamenten wesens und der Ausbildung der einjährig-frei willigen
Pharmazeuten.
III. Myrdacz selbst schreibt die Sanitätsgeschichte des Krim¬
krieges, welche mit drei Kartenskizzen ausgestattet ist, in form¬
vollendeter Weise. Ein Referat über die Ausführungen zu geben, erscheint
zwecklos, da dasselbe ein Eingehen auf Einzelheiten nöthig machen
würde, was hier nicht thunlich ist; die treffliche Arbeit kann nur sehr
sorgsam — wenn überhaupt mit Nutzen — durchgearbeitet werden.
Ltz.
Adolf Seipka, k. und k. Militär-Intendant im technischen Militär-
Comite. Die Militär-Bekleidungsstoffe und deren Beurtheilung.
(Organ der militär-wissenschaftlichen Vereine. Wien 1895. Heft 3.)
In einer interessanten und auch für jeden Laien verständlichen und,
was bei dem spröden Gegenstand besonders werthvoll ist, anregend ge¬
schriebenen Abhandlung geht der österreichische Militär-Intendant Seipka
daran, die Beurtheilung der österreichischen und vergleichsweise auch der
preussischen Militär-Bekleidungsstoffe einer recht eingehenden Kritik zu
unterziehen.
Seine Einleitung unternimmt er vom Gebiet der Kleidungshygiene
her, wobei er sich eng an die ja auch in Deutschland allerseits anerkannten
vortrefflichen Abschnitte über Kleidung aus der Militär-Gesundheitspflege
von Martin Kirchner anschliesst, um das Verhalten der Kleidungsstücke
im Allgemeinen zur Feuchtigkeit, zu Wärme und Licht, zur Luft, zu
Riechstoffen und Gasen, allerdings in recht kompendiöser Form, zu
beleuchten.
Der Haupttheil der Arbeit besteht aus der Kritik der Erzeugung der
Militär-Bekleidungsstoffe sowie der Beurtheilung der Haltbarkeit der¬
selben. Der Verfasser beginnt mit einer Würdigung der verschiedenen
Verfahren zur Gewinnung der Wolle, welche für das österreichische Heer
nur von inländischen vollkommen gesunden und ausgewachsenen Schafen
stammen darf, während die Verwendung anderer als vom Schafe stammender
Thierhaare, dann die Verarbeitung von Pflanzenfasern, von Kunst-, Gerber¬
und Sterblingswolle, sowie einiger bei der Fabrikation sich ergebender
Abfälle grundsätzlich untersagt ist.
Auf Grund hieran anknüpfender Betrachtungen, welche interessante Auf¬
schlüsse über die Gewinnung der Wolle, über die Unterschiede der
Winter- und Sommerwolle, der Sterblings- und der Kunstwolle geben,
entwickelt Seipka die jedenfalls beherzigenswerthe Meinung, dass man
sicher in der Lage sei, aus feinerer Wolle leichtere Gewebe herzustellen,
die ebenso haltbar und bei der grösseren Schmiegsamkeit ebenso warm
sind als die bisherigen Stoffe aus grober Wolle, die zwar ebenso halt¬
bar und wärmedicht, aber erheblich schwerer und steifer seien, eine
unausbleibliche Folge bei dem schweren Gewicht. Die feinwolligen Stoffe
sind deshalb nicht theurer, weil die Stoffeinheit ein geringeres Gewicht
hat als bei grobem Grundstoff. — Wichtig erscheint auch die Differentiai-
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diftgnose zwischen Kunstwoll- und reinen Woll-Geweben: Die erstere
charakterisirt sich durch geringe Faserlänge, durch den — mikroskopisch
zu beobachtenden — «Schuppenmangel am Wollhaar und die pinselförmige
Auflösung der Haarenden in Folge der intensiven Bearbeitung auf dem
Reisswolf ; zuweilen nützt auch die dynamometrische Stoffprüfung. Auch gegen
eine übermässige Beimengung der kürzeren Sommerwolle wendet sich Seipka,
da sie die Haltbarkeit beeinträchtige, während die Fabrikanten die Ver¬
wendung möglichst grosser Mengen von Sommerwolle anstreben; denn
100 kg rohe Sommer wolle liefern 8 bis 10 kg mehr reine Wolle als die¬
jenige der Winterschur.
Es folgt dann das Kapitel der Färbung: die Farbstoffe des Pflanzen¬
reichs sind in der Neuzeit durch die Alizarinfarbstoffe (bekanntlich Ab¬
kömmlinge des Anthracen) ersetzt, „welche eine schonende Behandlung
der Wolle während des Färbeprozesses zulassen, der Wolle ihre Elastizität
bewahren, sie spinnfähiger machen und eine bedeutende Abkürzung der
Walkzeit ermöglichen 11 . So wird in Oesterreich an Stelle des Krapp
Alizarinrotb, an Stelle von Sandei Alizarinbraun und an Stelle von
Salzburgerschwarz zum Theil schon Alizarinschwarz verwendet. Der
österreichische Verfasser erkennt bei dieser Gelegenheit die Leistungs¬
fähigkeit der badischen Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen an, deren
Alizarinblau besonders dunkle Farbentöne liefert. Ein Uebelstand dieser
blauen Alizarinfarbstoffe ist allerdings noch ihre geringe Widerstandskraft
gegen Alkalien, so dass Waschen mit Seife leicht einen Stich ins Grünliche
hervorbringt. Deshalb kann man den Indigo doch wohl nicht so ohne
Weiteres gänzlich bei Seite werfen. — Seipka bespricht dann auch die
in Paris angestellten Versuche über die Entfernung, in welcher die Farben
gut sichtbar sind; für die blauen Uniformen des deutschen Heeres ist
hier die Zahl 6 einer 8 theiligen Skala, bei der 8 den gänzlichen Mangel
an Sichtbarkeit darstellt, aufgeführt.
Ein Schritt weiter in der Betrachtung der Entwickelung des Woll-
gewebes führt zur Erörterung der Eigenschaften der verschiedenen Garne.
Da zeigt sich nun Seipka als ein gründlicher Kenner des Webstuhls und
der Spinnmaschine, ihrer Einrichtungen und ihrer Fehler (starke Spannung
der Kette und dadurch bedingte Schwäche derselben um 36 bis 40°/ o gegen¬
über dem Schuss; ungleiche und unregelmässige Drehung der Spindeln, die
statt zylindrischen perlschnurartiges Garn erzeugt; stärkerer Drell des an
sich schlechten Garnes zur Erhöhung der Zugfestigkeit etc.). In dem
Kapitel über das Gewicht sind eine Reihe interessanter Einzelheiten auf¬
geführt, wobei der Verfasser nicht unterlässt, als vorteilhafte Neuerung
darauf hinzuweisen, „wenn das bisherige grobe, nicht wärmende, wenig
haltbare und nichts weniger als schöne Leinenfutter durch ein abnehm¬
bares, leichtes Schafwollfutter ersetzt würde. Im Sommer, wo der Mantel
doch nur Schutz gegen grosse Nässe bieten soll, mithin leicht sein kann,
wird das Futter herausgenommen, im Winter aber zur Erhöhung des Wärme¬
schutzes ein geknöpft“ — Es folgt nun das Carbonisirungs-Verfahren (Zer¬
störung der Unreinigkeiten auf chemischem Wege, dem Seipka das
Wort redet, sowie eine Kritik des üblichen Walkens (mechanische Be¬
arbeitung des rohen Gewebes bei feuchter Wärme zur Herbeiführung der
Verschlingung der hervorragenden vielen Wollfaserenden und zur Er¬
zeugung einer widerstandsfähigen Filzdecke), eine Erklärung der Dekatirung
(eine Art feuchtwarmer Pressung zur Erzeugung von Glanz), des Dämpfens
(zur Ermittelung der Grösse des Schrumpfens). — Die wasserdichte
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Imprägnirung der Militär-Bekleidungsstoffe hält Seipka für eine höchst
wünschenswerthe Eigenschaft; er bezieht sich bei der Festsetzung der
Eigenschaften einer guten Imprägnirung auf die uns ja wohlbekannten,
von Hill er zuerst aufgestellten Grundsätze der gleichzeitigen Durch¬
lässigkeit für Luft, der Nicht-Beeinträchtigung der Farbe und der
Festigkeit. Vor vier Jahren etwa wurden in Oesterreich derartige
Versuche begonnen; seit zwei Jahren sind die Anstalten in Brunn und
Budapest in vollem Betriebe. Die wasserdichte Imprägnirung der
Mantelstoffe und Kappentuche erfolgt mit einer 1,7 prozentigen Lösung
von essigsaurer Thonerde; die Lösung darf stets nur ein Mal (d. h.
während des Tages) benutzt und muss daher jedes Mal frisch bereitet
werden. Wichtig anzuführen ist noch die Beobachtung, dass bei
Temperaturen über 38° R. sich die essig6aure Thonerde nicht in
einer für die Imprägnirung geeigneten Weise (Abgabe basisch essigsaurer
Thonerde an die Wollfaser) zersetzt, sondern dass sich vielmehr Aceton,
Kohlensäure und Aluminiumoxyd bildet, welch letzteres als staubiges
Pulver im Gewebe zurückbleibt und durch Klopfen leicht aus demselben
entfernt werden kann.
Der zweite Haupttheil der Seipkaschen Arbeit handelt von der Be-
urtheilung der Haltbarkeit von Militär-Bekleidungsstoffen. Trageversuche
bei der Truppe sind nicht in allen Fällen möglich; die stets erfolgreiche
Vergleichung der zu übernehmenden Stoffe mit einem Stoff einfach mittels
Auge und Griff ist nur einzelnen, besonders geübten und tastempfindlichen
Personen gegeben; letztere sind nicht zu entbehren und müssen er¬
zogen werden, wie das jetzt auch in den laufenden Stellen bei den
preussischen Korps-Bekleidungs-Aemtern der Fall ist, wo unter den
Offizieren derselben ein Aufrücken erfolgt; in Oesterreich seien nur im
Ganzen fünf Stabsoffiziere bei den Montur-Verwaltungs-Anstalten vorhanden.
Die Beurtheilung der Gewebe in Bezug auf ihre absolute Festigkeit
und Dehnbarkeit erfolgt wie bei uns mittels des Kraftschen Dynamo¬
meters, welchen Seipka durch Anbringung eines graphischen Registrir-
apparats — wie mir scheint, nicht unwesentlich — verbessert hat. Für
die Beurtheilung der mit diesem Instrument gewonnenen Resultate ist noch
die Grösse der Dehnbarkeit, welche der Seipka sehe Kurvenschreiber an¬
zeigt, sowie das Minimalgewicht nöthig; Seipka will auch ein Maximal¬
gewicht festgesetzt haben unter der Begründung, dass, wenn man von
schlechterem Rohmaterial entsprechend mehr verwendet, der Stoff immer
noch die Minimal-Zugfähigkeit und Minimal-Dehnbarkeit erreichen kant),
nur wird er schwerer. Die Maximal-Gewichte fehlen auch in der Dienst-
Anweisung für die preussischen Bekleidungs-Aemter.
Der Schluss bringt eine Reihe der gebräuchlichen, meist auch bei
uns eingeführten Kunstgriffe zur Beurtheilung der Stoffe in Bezug auf
Reinheit, Feinheit, Echtheit der Farbe (besonders chemische Reagentien),
Mache und Aussehen, der Anhang die Ergebnisse der Untersuchung
Österreichischer und preussischer Militärbekleidungsstoffe. Das Urtheai
über einige der letzteren möchte ich nicht übergehen: „Unter den Stoffen
befinden sich einige, die eine Verbesserung der Qualität sehr vertragen
würden; insbesondere ist das braune, das dunkelgrüne und das ponceau-
rothe Tuch No. 1 minderwerthig, da sie nach der Kettenrichtung eine
verhältnissmässig niedere Arbeitskapazität aufweisen. . . . Dagegen muss
hervorgehoben werden, dass zu sämmtlichen preussischen Stoffen teines
Wollmaterial verwendet wird und auch das Aeussere dieser Stoffe einen
im Allgemeinen sehr günstigen Eindruck hervorruft.“ Schumburg.
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L. Bernegau, Korpsstabsapotheker: Chemische Streifzüge durch
das Konservengebiet unter besonderer Berücksichtigung von
Konserven für Massen Verpflegung. — Apotheker-Zeitung 1895
No. 59 ff.
Eine ideale Armee-Konserve soll aus nationalökonomigehen Gründen aus
inländischen Erzeugnissen hergestellt, soll möglichst leicht, und unbegrenzt
haltbar sein. Die letztere wichtige Forderung wird zeitig noch nicht in
befriedigender Weise erfüllt und der Grund hierfür dürfte vornehmlich in
der allmählich zunehmenden Ranzidität der bei der Fabrikation verwendeten
Fette liegen. (Eine bemerkenswerthe Ausnahme macht die Dauernahrung
von Stabsarzt Dr. Lübbert und Korpsstabsapotheker Dr. Schneider.)
— Diese Ranzidität kann aber vermieden werden durch sorgsame Be¬
handlung der verwendeten Fette, an deren Umsetzung schon vor der
Verarbeitung zu Konserven Licht, Sauerstoff und Mikroorganismen
gewöhnlich ungestört arbeiten können. Nach mehrjährigen Versuchen
empfiehlt Bernegau eine Mischung von sechs Theilen Rinder- und
sieben Theilen Schweinefett, welche von den schwer schmelzbaren Fett¬
säuren befreit und gut gereinigt, sowie gut verschlossen in Steingutgefässen
auf bewahrt, nicht nur einen geeigneten Fettkörper zur Herstellung von
Dauerkonserven, sondern auch ein schmackhaftes Speisefett für den
täglichen Gebrauch bildet.
Berneg au beschreibt näher die Herstellung eines von ihm angegebenen
Mischbrotes (bestehend aus Roggen und Kartoffelmehl, seinem Fettkörper,
„Brotkonserve“, Salz und Magermilch, dazu Hefe oder Sauerteig), welches
sich durch hohen Nährwerth, guten Geschmack und grosse Haltbarkeit
(fünf Wochen) auszeichnen soll, — weiter von Zwieback und Suppen¬
konserven.
Auch die Fleischkonservirungsmethoden lassen noch gar Manches zu
wünschen übrig. Fast in allen Ländern, welche im Grossen Fleischkonserven
darstellen, wird nach Appert mit gewissen Modifikationen gearbeitet.
Das Verfahren ist auch verhältnissmässig sicher, nur muss man bei der
Fabrikation beachten, dass für jede einzelne Fleischart die Dauer des
Erhitzens und der Druck im Appertschen Topfe genau festzustellen sind
(und zwar vorher bei jeder grösseren Herstellung), um nicht nur eine
haltbare, sondern auch eine wohl- und charakteristisch schmeckende
Konserve zu erhalten. Dringend zu rathen ist auch die Einrichtung
von Ställen bei jeder grösseren Fabrik, um die Thiere und deren zweck-
massigste Fütterung vor ihrer Verwerthung gehörig beaufsichtigen zu
können.
Bernegau hofft auch im Grossbetriebe eine grössere Schmackhaftigkeit
der Fleischkonserven dadurch zu erreichen, dass er die Erhitzung der
Fleischeiweissverbindungen auf ein Minimum beschränkt, indem er in Kalt¬
trockenkammern (ähnlich auch bei Gemüse- und Obst-Konserven) den
Fleischstücken den grössten Theil ihres Wassers entzieht und dann
dieselben gereinigt in Dosen hermetisch verschliesst, welche letzteren sofort
unter bestimmtem Druck kurze Zeit im Appertschen Topfe erhitzt,
später ganz allmählich abgekühlt werden. — Gemüsekonserven werden
neuerdings in Deutschland vorzüglich hergestellt. Bern eg au bedauert
das in Deutschland geltende Verbot der Färbung der Konserven mit
Kupferlösungen, da hierdurch dem trefflichen deutschen Fabrikate der
Weltmarkt verschlossen werde; ein Gehalt von 25 mg Kupfer im
Militärlrrtliche Zeitschrift. 1895. 35
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546
Kilogramm sei nicht schädlich; man könne ja die Büchsen als „gekupferte“
äu 88 er lieh kennzeichnen.
Leider ist Deutschland bezüglich seiner Obstkonserven gegen Amerika
zurückgeblieben — wahrscheinlich, bezüglich sicher deshalb, weil in
Amerika nur auserlesenes gepflücktes Obst verwendet wird. Ltz.
Spalinger: Ueber die Endresultate der Hydrocelenoperation
durch Punktion mit Jodinjektion. (Beitrag zur klinischen Chirurgie
B. 13. H. 3.)
Nach einem historischen Ueberblick über die in der vorantiseptischen
Zeit geübten Methoden der Hydrocelenbehandlung, welche alle durch
einen die Blätter der tunica vaginalis propria zur Verklebung bringenden
Reiz bei möglichst geringem äusseren Eingriff wirken, bespricht Spalinger
die Schnittmethoden und fügt dann eine Statistik über die Heilerfolge
hinzu. Die Schnittmethoden geben in Bezug auf rückfallfreie Dauerheilung
den günstigsten Erfolg, die Heilungsdauer ist aber im Allgemeinen eine
längere. Auf der Züricher Klinik ist nach den verschiedensten Verfahren
operirt, 65 Krankengeschichten werden mitgetheilt. Verfasser betrachtet
als den Normaleingriff die Punktion mit Jodinjektion; sie giebt zwar
nicht so sichere rückfallfreie Heilung, ist aber ungefährlicher, einfacher
und ohne Narkose ausführbar und beschränkt die Erwerbsfähigkeit am
wenigsten. Die Schnittoperationen sind auszuführen bei hartnäckigen und
komplizirten Fällen. _ Trapp.
Ruotte: Quelques cas de traumatismes eräniens. (Archives pro-
vinciales de Chirurgie 1895 No. 9.)
Mittheilung von sieben in Algier beobachteten Fällen, davon sechs
frische Schädelbrüche, von denen fünf mit Weichtheil- bezw. Hirnhaut-
und Hirnverletzung verbunden waren, ein Fall von Neuralgie durch Ver¬
wachsung der harten Hirnhaut mit einer Schädelnarbe nach offenem
Splitterbruch. Bei den offenen Schädelbrüchen bestand die Behandlung
nach Reinigung und Desinfektion mit Sublimat Viooo, in Entfernung der
Knochensplitter mit Hammer und Meissei, Abtragung gequetschter Hirn¬
haut- und Hirntheiie, Entfernung von Fremdkörpern, Naht bei frischen,
Jodoformmulltamponade bei infektionsverdächtigen Fällen. Bei dem Fall
von Neuralgie wurde die Narbe nebst einem Stück harter Hirnhaut
entfernt. Die Heilung war eine gute bis auf einen tödlich verlaufenen
Fall. Einmal musste eine Naht wegen Eiterung entfernt werden, der
Erfolg war in allen Fällen befriedigend, bei der Neuralgie glänzend: Die
Hirnerscheinungen (Krämpfe, Lähmungen) gingen so weit zurück, als es
nach Verletzung des Gehirns möglich war, die Neuralgie wurde gänzlich
geheilt. Ruotte hatte mit grossen Schwierigkeiten zu kämpfen, da die
Behandelten sämmtlich Eingeborene waren, die sich mehrfach frühzeitig
der Behandlung entzogen, dadurch auch der eine Todesfall. Zur Be¬
handlung kamen Kinder und Erwachsene. Trapp.
Schröter: Einiges über Schussverletzungen des Magens. (Arch. f.
Klinische Chirurgie B. 51, H. 1.)
Im Anschluss an einen durch Laparotomie und Magennaht geheilten
Fall giebt Schröter eine Uebersicht über die in der Litteratur beschrie¬
benen einschlägigen Fälle nebst einer experimentellen Bemerkung. Die
Symptome will er eingetheilt wissen in allgemeine und lokale. Beiden
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Allgemeinerscheinungen ist von Wichtigkeit, Shock, akute Anämie und
Ohnmacht zu unterscheiden. Er geht bei der Diagnose noch genauer auf
diese Zustände ein. Bei den örtlichen Erscheinungen am wichtigsten
Vorfall des verletzten Magens und Ausfluss von Mageninhalt durch die
Wunde, Beides sehr selten. Ebenso wichtig und weit häufiger Blutbrechen,
auch Erbrechen ohne Blutbeimischung ist von Bedeutung. Herab¬
setzung der Temperatur, Verschwinden der Leberdämpfung von geringerem
Werth. Für die Diagnose der Magenschlisse durch kleinkalibrige Ge¬
schosse ist das Blutbrechen sicherstes Zeichen, Erbrechen ohne Blut¬
beimischung deutet auf Magenverletzung, wenn Erscheinungen von Ohn¬
macht, Shock und akuter Anämie fehlen und die Verwundung in der
Nähe des Magens sitzt. Die Diagnose mittelst Wasserstoffeinblasung
(nach Senn) verwirft er. Die Prognose lässt sich nur nach dem
Einzelfall stellen. Therapie. Ueber diese herrschen noch bedeutende
Meinungsverschiedenheiten, Schröter scheint mehr der Laparotomie in
jedem Fall zuzuneigen. Falls Laparotomie gemacht wird, richtet sich die
Ausführung (Lage und Richtung des Schnitts etc.) nach dem Sitz der
Verletzung. Im Allgemeinen ist der Schnitt in der Mittellinie vorzuziehen.
Blutung kann provisorisch durch Digitalkompression der Aorta gestillt
werden. Zur Magennaht empfiehlt er wegen Schnelligkeit der Ausführung
die fortlaufende Naht, als Nahtmaterial Seide. Die Nahtmethode ist
nicht von Wichtigkeit Die sogenannte „Toilette“ des Peritoneums kann
feucht oder trocken gemacht werden, stärkere Antiseptica sind dabei zu
vermeiden. Zur Drainage ist Jodoformgaze (nach Mikulicz) zu verwenden.
Zum Schluss folgt die Behandlung der Folgekrankheiten: Peritonitis und
Magenfisteln. Trapp.
De Santi: La question des Premiers secours eur le champ de
bataille et le paquet de panseraent. (La Semaine medicale 1895
No. 49 p. 421 bis 425 )
In einer geschichtlichen Einleitung schildert Verfasser zunächst, in
welcher trostlosen Lage sich vormals die Verwundeten befanden. Ambroise
Pare, der wenigstens seinen verwundeten Landsleuten ein warmes Herz
zeigte, erzählt ohne einen Ausdruck der Missbilligung, dass auf einem
Heereszug im Jahre 1536, den er begleitete, die gesammte Besatzung eines
eroberten Alpenschlosses, Verwundete und Unverwundete, niedergemacht
wurden. Ludwig XIV. sorgte in Friedenszeiten allerdings für die Iuvaliden
und gründete Militariazarethe; auf den Schlachtfeldern aber überliess er
die Verwundeten ihrem traurigen Schicksal, so dass diese fast ausnahmslos
dem Wundstarrkrampf, dem Eiterfieber oder dem Hospitalbrand erlagen.
Erst Friedrich der Grosse hat einen Feld-Sanitätsdienst organisirt, doch
meint der französische Verfasser, dass unser grosser König nicht aus
Menschlichkeit, sondern nur in dem Bestreben, möglichst wenig Soldaten
zu verlieren, den Verwundeten Hülfe angedeihen liess. Rückhaltlos wird da¬
gegen anerkannt, dass die Feldärzte Friedrichs des Grossen, Bilguer,
Schmücker und Theden, Schöpfer der Kriegschirurgie gewesen sind, wenn sie
auch bei den chirurgischen Zeitgenossen in Frankreich, Garengeot, Ledran,
Petit und Lapeyronie, die selbst niemals auf Schlachtfeldern thätig gewesen
sind, nur Spott fanden. Schmücker insbesondere schuf die „Feldspitäler“, die
vor Schweidnitz und bei Torgau sich bewährten, aber erst nach Beendigung
des Gefechts und am Tage nach der Schlacht in Thätigkeit traten, also
„Ambulanzen der zweiten Linie“ waren. Als gegen Ende des 18. Jahr-
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hunderts eine andere Taktik aufkam und namentlich die Artillerie ver¬
vollkommnet wurde, reichten die Feldspitäler nicht mehr aus, man bedurfte
in der ersten Linie und selbst in der Avantgarde besonderer Sanitäts-
Organisationen. Als solche bildeten Percy und Larrey die „divisions de
chirurgiens“ und die „ambulances volantes“, welche dann von Napoleon I.
gut geheissen und allgemein eingefuhrt wurden. Napoleon selbst handelte
dabei mehr aus Rücksicht gegen Larrey, dessen Einfluss bei seinen
Landsleuten ihm werthvoll war, als aus Theilnahme für seine Verwundeten.
Letztere waren ihm nur eine Last, deren er sich je schneller um so besser
entledigte. Man hat ihn bekanntlich beschuldigt, dass er bei Aufhebung
der Belagerung von Jaffa die Kranken habe vergiften lassen; ohne Larreys
Dazwischentreten würde er bei Bautzen 4000 Rekruten, die der Selbst¬
verstümmelung im Gefechte verdächtigt wurden, ohne Weiteres haben
erschiessen lassen. Bei den Rückzügen aus Spanien und später aus
Russland, auch in den siegreichen Schlachten von Eylau, Wagram und an
der Moskwa fehlte e5 an jeder Fürsorge für die Verwundeten. Zeugen
dafür sind damalige Feldärzte wie Fournier, Gama, Ollivier, Begin und
andere, die ergreifende Schildeningen des Elends nach jenen Schlachten
hinterlassen haben. Auch nach den Kriegen des Kaiserreichs verstrichen
noch Jahrzehnte, es bedurfte noch der Erfahrungen des Krimkrieges,
des italienischen Feldzuges von 1859 und des grossen Krieges in Nord¬
amerika von 1860 bis 1865, bevor jene allgemeine Bewegung entstand,
die in der Genfer Konvention einen ersten Abschluss fand.
In der Gegenwart ist durch Verbesserung der Verkehrsmittel und
des Nachrichtenwesens, durch Eisenbahnen und Telegraphie besonders
die Evakuation der Verwendeten erleichtert, und hierdurch werden die
Feldarmeen ihrerseits wesentlich entlastet. Es gelingt so, die „gewöhn¬
lichen“ transportfähigen Verwundeten, deren Zahl die nicht transport¬
fähigen um das Fünffache übertrifft, schnell vom Kriegsschauplatz fort¬
zuschaffen. Mit der Einrichtung der grossen stehenden Heere ist andererseits
eine beträchtliche Vermehrung des Sanitätspersonals nothw'endig geworden
und auch thatsächlich erfolgt. Von Bedeutung für den modernen Sanitäts¬
dienst waren ferner die bekannten Bestrebungen, ein humanes Geschoss
zu finden. Dieselben haben nach des Verfassers Ausführungen allerdings
mit der Einführung eines „äusserst mörderischen Geschosses“ geendet; da
indessen die gegen früher vermehrte Furchtbarkeit der Gaseboss Wirkung
nur in dem Theile der Flugbahn, in dem die Geschwindigkeit am grössten
ist, beim Lebelgewehr bis auf eine Entfernung von 600 bis 700 m in
Betracht kommt, werden bezüglich der Art der Verwundungen zukünftig
zwei Zonen des Gefechtsfeldes zu unterscheiden sein, von denen die eine
der Feuerlinie am nächsten liegt und sich durch schwere Verwundungen
auszeichnet, die andere der Feuerlinie entfernter gelegen ist und weniger
ernste Verletzungen aufzuweisen hat. Hiernach wird der Sanitätsdienst
Bedacht nehmen müssen, für die erste Gattung der Verwundeten eilig
Hülfe unmittelbar auf dem Schlachtfelde zu schaffen, und nicht minder
schnell für die Entfernung der anderen, weniger schwer Verletzten zu
sorgen. Nach des Verfassers Berechnung dürften in den Schlachten der
Zukunft auf 100 Kämpfer 3 Todte, 3 schwer und 12 mittelschwer oder leicht
Verwundete zu erwarten sein, während in den Kriegen des Alterthums
50%, bei Sedan 30% (Franzosen), bei Plewna 33% (Russen) Verluste
zu verzeichnen waren.
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Der Sanitätsdienst bei den kämpfenden Truppen (service d’avant)
gliedert sich nach dem französischen Reglement von 1892 wie bei uns in
drei Staffeln: Truppenverbandplätze (service regimentaire), Sanitäts¬
detachements (ambulances), Feldlazarethe (höpitaux mobiles de Campagne).
Die Truppenärzte der französischen Regimenter haben sich in Hone der
Regimentsreserven, das ist 1000 bis 1200 m hinter der Feuerlinie, die
Sanitätsdetachements, deren jede Division und Kavalleriebrigade eins
besitzt, in Höhe der Divisionsreserve, das ist 2500 m hinter der Feuerlinie
aufzuhalten, die Feldlazarethe, deren Zahl voraussichtlich 8 bis 12 in jedem
Armeekorps betragen wird, marschiren mit den Trains des Armeekorps
und haben sich, von Nothfällen abgesehen, erst nach Beendigung des
Gefechts zu etabliren.
An diesen Vorkehrungen hat Verfasser auszusetzen, dass die Hülfs-
stationen zu zahlreich sind, und dass ihre Lage bei der grossen Tragweite
der modernen Feuerwaffen zu weit vorgerückt ist, um die nöthige Ruhe
und Sicherheit für den Transport und die Bergung der Verwundeten
zu bieten oder gar die Möglichkeit zum Operiren zu gewähren. Es ergiebt
sich das bereits aus den Erfahrungen des Jahres 1870; nach dem Bericht
des Inspekteurs Quesnoy geriethen damals bei Vionville und Rezonville
französische Ambulanzen in die Hände der Deutschen; ein Arzt, der sein
Sanitätsdetachement bei Rezonville etablirt hatte, wurde von einer
Kavallerie-Attacke mitgerissen und verlor dabei seiu Leben. Zwei Ambu¬
lanzen, die sich in St. Privat ganz sicher glaubten, wurden von dem
Kampfgewühl überrascht, eine derselben in Brand geschossen, und beide
fielen ebenfalls in die Hände der Sieger. In der Kirche von Frösch-
weiler wurde mitten im Feuer operirt, ein Arzt fiel, ein anderer wurde
schwer verwundet; schliesslich gerieth die Kirche in Brand.
Nach des Verfassers Ansicht hat sich die geschilderte Organisation
auch in der preussischen Armee, in der sie zuerst eingeführt wurde,
niemals wirklich bewährt. Die meisten Aerzte seien im Kriege von 1866
mit den auf Grund der Erfahrungen von Stromeyer, Langenbeck und
Löffler im Schleswig-Holsteinschen Kriege geschaffenen Reglements noch
gar nicht vertraut gewesen; die wenigen bei Königgrätz zur Thätigkeit
gelangten Sanitätsformationen hätten die Masse der Verwundeten nicht
bewältigen können, obwohl die Feinde der Preussen damals über schnell¬
feuernde oder weit tragende Schusswaffen nicht einmal verfugten. Auch
im Feldzug 1870/71 hätten die preussischen Aerzte erst allmählich, als
die französische Armee bereits desorganisirt war, die süddeutschen Aerzte
überhaupt nicht Uebung in der Handhabung der Vorschriften erlangt und
dabei sei bei dem ununterbrochenen Siegeszug die Thätigkeit der
Sanitätsformationen nicht eiumal Störungen von Seiten des Feindes aus¬
gesetzt, die Regelung der Evakuirungen im Etappengebiet ungehindert
gewesen. Fast niemals seien die Absichten des Reglements verwirklicht
worden. In Gravelotte habe man nach Langenbeck für 6000 Verwundete
nur sieben Aerzte gehabt und in Wörth hätten nach Sedillot die fran¬
zösischen Verwundeten bis zu sechs Tagen (?) unversorgt auf dem
Schlachtfelde liegen müssen. Das deutsche Generalstabs werk registrire
auf das Genaueste jeden Standort und jede Bewegung der kleinsten
Gefechtseinheit, erwähne aber, was bemerke ns werth sei, nichts von den
Verbandplätzen (postes de secours). Dabei seien 81 Militärärzte, das ist
3% der in der ersten Linie (bei den Truppen und Sanitätsdetachements)
thätigen Aerzte gefallen, verwundet oder vermisst worden. Trotz solcher
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Erfahrungen habe man die Organisation der drei Staffeln seit 25 Jahren
immer weiter ausgebildet; es sei aber nunmehr ernstlich angezeigt, zu
erwägen, ob sie den Anforderungen eines zukünftigen Krieges genügen
könne. Auch in Deutschland fehle es nicht an Stimmen, die zur Wieder¬
herstellung des alten Systems von Schmücker rathen (?) und den Schwerpunkt
darauf legen, leicht bewegliche Sanitätsformationen zu schaffen, welche
sich bei der Arrieregarde aufhalten und erst nach Beendigung des Gefechts
schnell auf dem Schlachtfeld erscheinen. Die Einführung des Verband¬
päckchens und der blutstillenden Esmarchschen Hosenträger sei ein Beweis
dafür, dass ungeachtet der Dreistaffelorganisation der Verwundete zunächst
für sich selbst zu sorgen hat.
Auch die Diagnosentafeln verwirft de Santi. Zur Identiflzirung
der Person des Verwundeten habe dieser die Erkennungsmarke; ob er
transportfähig ist oder nicht, lasse sich am Sammelplatz ausreichend
schnell entscheiden (?), und für die später in der Ruhe des Lazareths
vorzunehmende Untersuchung seien die flüchtigen Aufzeichnungen des
auf dem Gefechtsfelde thätigen Arztes werthlos (?). Jedenfalls stehe der
Vortheil jener Täfelchen nicht im Verhältnis zu den für ihre Ausfüllung
erforderlichen Aufwendungen an ärztlicher Personal- und Arbeitskraft.
Auch in der ersten Hülfeleistung der Krankenträger erblickt der Verfasser
nur einen zweifelhaften Nutzen; unter Bezugnahme auf die preussische
Krankenträgerordnung und Ports Schriften betont er die Gefahr der
Verunreinigung der Wunde seitens solcher Personen. Mehr ai auf alles
Andere komme es bei der ersten Versorgung der Verwundeten darauf an,
dass diese die Möglichkeit besitzen, sich den ersten Verband selbst
anzulegen.
Die hierzu nothwendigen Verbandpäckchen sind in der französischen
Armee erst seit 1891 eingeführt und Anden dort unter den Aerzten
viele Gegner. Man hat eingeweudet, dass die Soldaten sie nicht auf¬
bewahren, sondern als Taschentuch und dergleichen benutzen würden.
Indessen bürgt dem Verfasser die Disziplin dafür, dass solche Befürchtungen
unbegründet sind, solange man dafür sorgt, die Mannschaften in geeigneter
Weise über den Werth der Päckchen zu belehren. Als antiseptisches
Imprägnirungsmittel für die Verbandstücke des Päckchens ist in Frankreich
wie bei uns das Sublimat eingeführt, während in Oesterreich das Jodoform
bevorzugt wurde. Der Inhalt des französischen Päckchens, welches
ein graues rechtwinkliges Säckchen darstellt und dessen eine Fläche mit
einer Gebrauchsanweisung bedruckt ist, besteht aus einem in Gaze ein¬
geschlossenen Tupfer aus Werg zur unmittelbaren Bedeckung der Wunde,
einer darauf zu legenden Gaze-Kompresse, einem Stück wasserdichten Zeug,
einer Binde und zwei Sicherheitsnadeln. Alle Theile dieses Verbandes
lassen sich weiter theilen. wenn es mehrere Wunden auf einmal zu
verbinden gilt. Den Soldaten wird eingeschärft, die Päckchen nur im
Bedarfsfälle zu Öffnen, die einzelnen Verbandstücke derselben so wenig
wie möglich anzufassen und die zu verbindende Wunde nicht mit den
Händen zu berühren.
Mit einem solchen Verbandpäckchen, dem de Santi zur Blutstillung
den elastischen Hosenträger hinzuzufugen dringend anrätb, wird der
Soldat, wie es in dem Aufsatz wörtlich heisst, „auf dem Scblachtfelde
gegen die beiden Hauptgefahren der Verwundungen, die Iufektion und
die Blutung, gerüstet sein. Es bleibt in der Aufzählung der Todesursachen,
eine dritte Gefahr, die Verletzung eines für das Leben wesentlichen
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Organs. Aber dies ist eine unvermeidbare Gefahr, der unabwendbare
Theil des Geschickes, welches den Menschen und die Kugel lenkt. Alles,
was man fordern oder wünschen kann, ist, dass dieser Theil auf ein
Minimum beschränkt wird u . K .... r.
Dr. Port, Generalarzt: Ueber den Transport bei Brüchen des
Oberschenkels. (Zeitschrift für Krankenpflege. 1895, Oktoberheffc.)
Die jetzt üblichen Nothverbände leisten nicht das Erforderliche:
Beseitigung der Uebereinanderschiebung der Bruchenden durch Ueber-
windung des Muskelzuges. Bei gebeugtem Knie- und Hüftgelenk genügt
die Schwere des Gesässes zu deren Herbeiführung. Zwei Verfahren:
1. Doppelt geneigte schiefe Ebene aus zusammengenagelten Brettern, die
mit den überstehenden Querleisten an die Längsstangen der Trage fest¬
gebunden werden. 2. Dreifach geneigte schiefe Ebene aus fünf Stangen
und einem Stück Segeltuch oder dergleichen bestehend. Die Vorrichtung,
die einem „Triumphstuhl“ ähnelt, ist noch leichter herstellbar als die
erstere und hat sich im letzten Manöver bei einem Fall sehr gut bewährt.
Wesentlich ist, dass die Unterschenkel eine unnachgiebige Unterlage haben,
damit sie als Gegenzug wirken können. Trapp.
Dr. Nikolai, Oberstabsarzt, Frankfurt a. 0.: Ein Fall von Schleim¬
geschwulst im Becken. Vorgestellt in der Sitzung der Berliner
Militärärztlichen Gesellschaft am 20. November 1894. (Selbstbericht.)
Musketier G. vom 24. Infanterie-Regiment hat mehrere Monate vor
seiner Einstellung an Gonorrhoe gelitten, welche bei seinem Eintritt
angeblich geheilt war. Bald nach der Einstellung, am 22. November 1893
meldete er sich wegen rechtsseitiger Leistendrüsenanschwellung und
Blaseukatarrh krank. Am 11. Januar 1894 als geheilt entlassen,
erkrankte er nunmehr an linksseitiger Leistendrüsenentzündung. Auch
diese wurde ohne Operation rückgängig, wiederholte sich jedoch nochmals
(30. März bis 5. April 1894). Hierauf stellten sich neuralgische Schmerzen
im Gebiete des linken Cruralnervengeflechtes ein, woran er vom 6. bis
21. April 1894 behandelt wurde. Mittlerweile waren die Leistendrüsen der
rechten Seite wieder stark angeschwollen, daher wurde die Total¬
ausschälung derselben ausgeführt. Die Operationswunde heilte (27. April
bis 22. Mai 1894), doch entwickelte sich gleichzeitig in der Tiefe des Beckens,
oberhalb des Poupartschen Bandes eine Anschwellung, welche sich mehr
und mehr als Neubildung charakterisirte. Ueber Antrag des behandelnden
Regimentsarztes, G. behufs Operation in ein grösseres Lazareth zu über¬
führen, wurde G. am 22. Mai 1894 in das Garnison lazareth Frankfurt a. 0.
verbracht.
Befund bei der Aufnahme: Kräftiger, gesund aussehender Mann.
In der rechten Leistengegend, dicht unterhalb der Beugefalte, dieser
parallel, eine lange, derbe Narbe, von deren Mitte sich eine 5 cm lange
zweite Narbe nach oben abzweigt Die Narbe ist mit der Unterlage fest
verwachsen, unempfindlich.
Oberhalb des lig. Poupartii, von diesem nicht zu trennen, liegt in
der Tiefe eine faustgrosse Geschwulst, welche der Beckenwand angehört
Die Bauchdecken sind von der Geschwulst durch eine Schicht dazwischen
liegender Eingeweide getrennt. Schiebt man diese nach oben, so ver¬
wandelt sich der vorher hell tympanitische Klopfschall in absolut
gedämpften Schenkelschall. Die derb elastische Geschwulst macht dann
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den Eindruck der Fluktuation. Sie lässt sich an der hinteren Becken¬
wand als unverschieblich abtasten und am Psoas entlang bis in die Hohe
des Nabels, nach oben flaschenhalsähnlich sich verjüngend, verfolgen.
Auf Druck ist die Geschwulst unempfindlich. Der Harn ist klar, ohne
Tripperfaden, Fieber nicht vorhanden.
27. Mai 1894 Operation. 3 cm oberhalb und parallel der Schenkei¬
falte ein 15 cm langer Hautschnitt, von der Spina ant. sub. beginnend,
bis an die Gegend der Art. epigastr. reichend. Spaltung der Fettschicht
der oberflächlichen Fascie, der Aponeurose des M. obliqu. ext, der Fasern
des M. obliqu. int. und des M. transversus, schliesslich der Fase, trans¬
versal., worauf das Bäuchfell an seiner Umschlagstelle frei gelegt ist
Dieses wird nach oben geschoben. Im äusseren Theile der Operations¬
wunde liegt die Fascia pelvica, sie liegt den Muskeln fest an, nach der
Mitte der Schenkelfalte zu erhebt sie sich zu einer flachen Vorwölbung.
Am Aussenrande des Nerven gelangt man in einen Spalt, aus welchem
eine gallertartige Masse vorquillt, mit deren Entfernung sich eine Cyste
eröffnet, aus welcher etwa 150 bis 200 ccm einer klar serösen, mit
wenig Blut untermischten Flüssigkeit ausfliessen. Der Finger gelangt
durch den Spalt in eine Höhle, deren Wandung aus einem buchtigen,
cystösen Gewebe von froschlaichartiger Beschaffenheit besteht. Der Spalt
in der Fascie wird mit dem Messer erweitert, worauf es gelingt, mit dem
Finger ganze Stücke des weichen Geschwulstgewebes zu Tage zu fördern.
Die Höhle wird immer geräumiger, allmählich gelangt der Finger, unter
der Fascie und den Gefas9en weiter grabend, in das kleine Becken, am
Psoas entlang nach oben bis in die Höhe des zweiten Lendenwirbels
und nach unten bis an den Ansatz des M. Psoas am Oberschenkel. Die
ganze Höhle wird soweit als thunlich mit dem Finger und, wo anzureichen
ist, mit dem scharfen Löffel von der Geschwulstmasse entleert, dann mit
lauwarmer Borsäurelösung ausgespült, ein Drainrohr bis in das kleine
Becken reichend, ein zweites unter das Poupartsche Band hindurch ein¬
gelegt, die Wunde bis auf den für die Drains nöthigen Raum vernäht
und aseptisch verbunden.
Reaktion auf die Operation selbst trat nicht ein, nur die Narkose
hinterliess zwei Tage lang einige Magenbeschwerden. Stuhlgang w r urde
durch Opium verhindert und trat am dritten Tage von selbst ein.
Bei den Verbandwechseln wurde, in der Idee durch Färben die
etwa zurückgebliebenen proliferationsfähigen Reste des Schleimgewebes
abzutödten, ein 5%o Lösung von Methyl violett zum Ausspülen der Wunde
benutzt. Es entleerten sich bei den nächsten Ausspülungen noch Gewebs-
fetzen, doch konnte bei der mikroskopischen Untersuchung eine Färbung
der Zellen kerne nicht festgestellt werden. — Die mikroskopische Unter¬
suchung ergab Folgendes: Die Gewebsmasse war von froschlaichartiger
Beschaffenheit, doch waren zwischen den weich gallertigen Partien auch
dickere Stränge von derbem Bindegewebe. Die zwischen diesen vielfach
untereinander weitere oder engere Maschen bildenden Bindegewebszüge
umschlossen Zellenhaufen von verschiedener Dichtigkeit. Wo dieselben
sehr dicht lagen, erschienen sie als rundliche Zellen mit einem bis
mehreren Kernen; wo sie weitläufig lagen, waren sie mehrfach verzweigt
mit zwei bis drei Fortsätzen. Somit machte das Gewebe eigentlich mehr
den Eindruck eines lymphoiden Gewebes, während die weitmaschigen
Partien die unzweifelhaften Kennzeichen des Schleimgewebes trugen.
Nach diesem Befunde dürfte die Deutung der Geschwulst wohl darauf
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hinau8geheu, dass dieselbe von den Lymphdrüsen, welche den Psoas-
muskel umlagern, vielleicht aber auch von dem Bindegewebe desselben
ausgegangen ist, und der Grund der Entstehung der Geschwulst dürfte
vielleicht als eine Folge der Totalexstirpation der Leistendrüsen anzusehen
sein, welche einen störenden Einfluss auf die Lymphbahnen ausgeübt
hat. Doch soll dies nur als Yermuthung, nicht als Behauptung aus¬
gesprochen sein.
Die Heilung verlief ungestört. Die Wunde verschloss sich von innen
her, die Drains mussten verkürzt werden und konnten schliesslich ganz
wegfallen. Am 31. Juli 1894 wurde G. als geheilt in chirurgischem
Sinne zu seinem Truppentheile entlassen. Die Operationswunde war
in Gestalt eiuer tief eingezogenen Narbe fest verschlossen, der Genesene
erfreut sich des besten subjektiven wie objektiven Wohlseins. Die tiefen,
mit der Unterlage fest verwachsenen Narben haben freilich seine Brauch¬
barkeit für den Militärdienst aufgehoben.
A. Loewy und P. F. Richter (Berlin): Ueber Aenderungen der
Blutalkaleszenz bei Aenderungen im Verhalten der Leuko-
cyten. Deutsche medizinische Wochenschrift 1895, No. 39.
A. Loewy und P. F. Richter (Berlin): Ueber den Einfluss von
Fieber und Leukocytose auf den Verlauf von Infektions¬
krankheiten. Ebenda No. 15.
1. Bei Kaninchen (Pflanzenfressern) konnten die Verfasser nach
intravenöser Einspritzung von Pepsin, Pepton, Hemialbumose, Spermin
und Diphtherieheilserum (Schering) regelmässig eine eiuige Stunden
währende, nicht selten beträchtliche Erhöhung der Alkaleszenz des Blutes
beobachten, mit welcher gleichzeitig ein Zerfall zahlreicher Leukocyten
verbunden war. Dieser Verminderung der Zahl der Leukocyten folgt,
nach einigen Stunden eine Vermehrung derselben (Hyperleukocytose);
gleichzeitig nimmt die Alkaleszenzerhöhung wieder ab. Die Bestimmung
der Alkaleszenz wurde nach einer von Loewy erprobten Methode durch
Titriren des lackfarbenen Blutes mit */«» Normalweinsäure, unter Be¬
nutzung von Lackmoidpapier als Indikator, ausgeführt. — Bei Hunden
(Fleischfressern) blieb bei den gleichen Versuchen die Blutalkaleszenz
unverändert; die Verminderung der Leukocytenzahl war gar nicht oder
nur in geringem Maasse nachzuweisen, wohl aber regelmässig die später
ein tretende Vermehrung der Leukocyten. — Beim Menschen (gemischte
Kost) will Loewy in einigen Krankheiten, in welchen ein gesteigerter
Zerfall von Leukocyten wahrscheinlich ist, z. B. Leukämie, Sepsis und
Pneumonie, eine ganz beträchtliche Erhöhung der Blutalkaleszenz gefunden
haben.
2. Hildebrandt und Walther hatten angegeben, dass Kaninchen,
deren Eigenwärme künstlich (im Thermostaten) auf Fieberhöhe (40° bis
42° C) erhöht worden ist, Inlektionen mit Pneumokokken und Ferment¬
intoxikationen besser ertragen und länger am Leben bleiben als Kaninchen
mit Normaltemperatur. Loewy und Richter haben diese Versuche in
grösserer Ausdehnung wiederholt Durch den Sachs-Aronsohn sehen
Hirnstich (in das corpus striatum) gelang es, die Körpertemperatur von
Kaninchen tagelang auf 42° C. zu erhalten. Wurden derartige Kaninchen
mit Bazillen der Diphtherie, der Hühnercholera, des Schweinerothlaufs
und Pneumokokken infizirt, so ertrugen sie das Zwei- bis Dreifache der
sonst tödlichen Dosis, ohne zu sterben, und blieben bei tödlicher Infektion
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viel länger am Leben. Am deutlichsten war diese Wirkung bei solchen
Infektionserregern, welche auch ausserhalb des Organismus schon bei
42° C. in der Virulenz abgeschwächt werden (Pneumokokken). — Bei
den Infektionskrankheiten des Menschen wird bekanntlich als eine häufige,
vielleicht regelmässige Begleiterscheinung Leukocytose beobachtet.
Welchen Einfluss dieselbe auf den Verlauf der Infektion hat, suchten die
Verfasser dadurch zu prüfen, dass sie an Kaninchen künstlich, durch
intravenöse Injektion von Spermin und Gewebssäften, Leukocytose er¬
zeugten und dann die Infektion Vornahmen. Der Erfolg war bei der
Pneumokokkeninfektion, welche bisher allein geprüft wurde, ein eklatanter.
Wurde die Leukocytose durch wiederholte Spermineinspritzung mehrere
Tage erhalten, so gelang es stets, die Kaninchen, welche das Drei- bis
Vierfache der sonst tödlichen Dosis erhalten hatten, zu heilen. Wesentlich
geringer war der Erfolg, wenu die Leukocytose erst 24 Stunden nach
erfolgter Infektion erzeugt wurde; doch konnte auch hier das Leben
erheblich verlängert werden. — Die Verfasser schliessen aus ihren Ver¬
suchen, dass der Organismus in dem Fieber und in der Leuko¬
cytose Einrichtungen besitzt, welche einer Infektion gegenüber
als Schutzkräfte dienen können. A. Hiller (Breslau).
S. Riva-Rocci und G. Cavallero (Turin): Zur Frage der Wasser¬
retention im Fieber. Deutsche medizinische Wochenschrift 1895,
No. 33.
Glax hatte bei Typhuskranken das täglich ausgeschiedene Harnwasser
mit der durch die Nahrung eingefuhrten Wassermenge verglichen und
gefunden, dass die Wasserbilanz im Organismus nicht direkt abhängig
ist vom Fieber, sondern von der Leistungsfähigkeit des Herzens und der
Spannung der Gefässe. Die Ausscheidung von Wasser (genauer: die
Harnmenge) im Verhältnis zur Wasseraufnähme nimmt im weiteren
Verlaufe der Krankheit immer mehr ab; die Wasserretention ist gegen
Ende der Krankheit am grössesten (Hydrämie) und bedingt hier die
Neigung zu Oedemen und Hydrops. — Die Verfasser wenden hiergegen
ein, dass die Harnmenge allein für die Beurtheilung der Wasserausscheidung
nicht genüge und daher die Schlussfolgerungen anfechtbar seien. Sie
haben deshalb bei Fiebernden nicht bloss das Harnwasser, sondern auch
das im Koth ausgeschiedene Wasser direkt bestimmt, dagegen das durch
die Lungen und durch die Haut ausgeschiedene Wasser aus dem Gewicht
der eingeführten Stoffe, den Aenderungen des Körpergewichts und dem
Gewicht der ausgeschiedenen festen Stoffe berechnet (die Art der
Rechnung ist nicht klar, Ref.). Sie kommen dabei zu einem ganz anderen
Ergebniss: es giebt eine wahre Wasserretention im Fieber,
welche von dem pyrogenetischen Prozess abhängt Dieselbe
schreitet nicht gleichmässig mit dem Fieber fort, sondern es tritt all¬
mählich ein Gleichgewichtsverhältniss ein; sobald das Fieber zu fallen
beginnt, wird mehr Wasser ausgesebieden als eingeführt (Die beigefugte
Uebersicht über die Temperatur, die Wasserzufuhr und die Wasserabgabe
in einem Krankheitsfalle vom 8. bis zum 29. Krankheitstage lässt dies
aber durchaus nicht erkennen. Vielmehr ist die berechnete Wasser¬
ausscheidung während der ersten 16 Tage mit hohem Fieber zwischen
39° und 40,4° C. nur an drei zerstreuten Tagen um 253, 892 und 159 ccm
geringer als die Wasseraufnahme, an allen übrigen Tagen aber grösser
als die Wasserzufuhr. Auch zeigt das Stadium des Temperaturabfalles
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fast gar keinen Unterschied in der Wasserbilanz vom Fieberstadium,
insofern die Mehrausscheidung von Wasser hier nicht grösser ist als in
jenem und sogar an einem Tage bei 37,8° C. Temperatur die Wasser¬
ausscheidung gegen die Einfuhr vermindert ist Ueberhaupt könnte nur
an vier Tagen, die im Anfang, in der Mitte und am Ende der Krankheit
liegen und sehr verschieden hohes Fieber aufweisen — z. B. 40° und
37,8° C.! — von einer massigen Wasserretention gesprochen werden. —
Von einer Widerlegung der Schlussfolgerungen von Glax, die übrigens
auch mit den physiologischen und klinischen Erfahrungen weit besser
im Einklang stehen, durch die Angaben der Verfasser kann somit nicht
die Rede sein. Ref.) A. Hill er (Breslau).
Treupel, G. (Freiburg i. B.): Beiträge zur Kenntniss der Anti-
pyretioa und Antalgica. Deutsche medizinische Wochenschrift 1895,
No. 14.
Treupel hat gefunden, dass die vom Anilin abstammenden Anti-
pyretica, nämlich Antifebrin, Phenacetin, Exalgin und Pyrodin,
im menschlichen Organismus sämmtlich in solche Produkte des Para-
amidophenols übergehen, welche beim Kochen mit Salzsäure leicht freies
Amidophenol abspalten. Es lag daher die Vermuthung nahe, dass die
antipyretische Wirkung dieser Körper an die Abspaltung von
Para-amidophenol und Para-acetamidophenol im Organismus
gebunden sei. Diese Vermuthung hat sich thatsächlich bestätigt.
Denn die beiden letztgenannten Körper setzen für sich allein schon beim
fiebernden Menschen die Körpertemperatur in Dosen von 0,5 g rasch und
energisch herab, um etwa 2 bis 3° C., unter gleichzeitigem starken
Schweissausbruch; der Wiederanstieg der Temperatur ist bisweilen von
Frösteln, Ohrensausen und Erbrechen begleitet Ausser der antipyretischen
Wirkung besitzen beide Körper auch eine schwache an talgische. — Von
beiden Grund Substanzen konnte Treupel nun eine ganze Anzahl neuer
Verbindungen ableiten, welche in ihrer physiologischen Wirkung sich
sehr ähnlich verhielten. Wurde in Para-acetamidophenol das Wasserstoff¬
atom der (HO—) Hydroxylgruppe der Reihe nach durch Methyl (CH3),
Aethyl (C* H 5 ), Propyl (Cs H 7 ), Butyl (C» H 9 ) und Amyl (C 5 Hn) ersetzt,
so entstanden Substanzen, welche sämmtlich antipyretische und anti-
neuralgische Wirkungen äussern, aber in sehr verschiedenem Grade. Die
Methyl-Verbindung ist bereits als Methacetin und die Aethyl-Verbindung
als Phenacetin bekannt. Die antipyretischen sowie die antineuralgischen
Wirkungen sind am stärksten beim Methacetin, dem Anfangsgliede
dieser Reihe; sie nehmen mit steigender Grösse der Alkyl-Verbindung an
Stärke ab, so dass die Amyl-Verbindung nur noch schwache antipyretische
Eigenschaften aufweist. Bei allen diesen Körpern lässt sich im Blute
der Thiere Methämoglobinbildung nachweisen, verbunden mit Schläfrigkeit,
taumelndem Gang, ataktischen Bewegungen, bisweilen Erbrechen und
Cyanose, jedoch in verschieden starkem Grade. Sie sind am geringsten
beim Phenacetin. Demnach hat Methacetin die stärkste Wirkung,
aber Phenacetin die geringste Giftigkeit — Von Phenacetin
konnte Treupel abermals eine Reihe neuer Verbindungen ableiten, indem
er das noch vertretbare Wasserstoffatom der (NH—) Imid-Gruppe der
Reihe nach durch Methyl, Aethyl, Propyl etc. ersetzte; er erhielt so Körper,
welche neben der antipyretischen eine ausgesprochen an talgische bezw.
narkotische Wirkung äusserten. Beim Menschen zeigte wiederum das
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erste Glied der Reihe, Methylphenacetin, die stärkste antalgische und
schlafbringende Wirkung, welche die Wirkung der Muttersubstanz um das
Vierfache übertrifft; 0,5 g gleich 2,0 g Phenacetin. Der Verwendung dieses
Körpers in der Praxis steht aber seine Giftigkeit entgegen; er ruft leicht
Reizung des Magens (Erbrechen) und der Nieren hervor. Dem Aetbyl-
phenacetin hingegen kommen bei guter antalgischer Wirksamkeit diese
üblen Nebenerscheinungen nicht zu. Diese Substanz eignet sich gut zur
Verwendung als Antipyreticum und Antalgicum.
Schliesslich ist es Treupel gelungen, eine neue Verbindung herzu¬
stellen, welche das P—Acetamidophenol (den Träger der antifebrilen Wirkung)
mit dem narkotisch wirksamen Aethylderivat vereinigt, und zwar in dem
Molekül der hypothetischen Kohlensäure CO(oh* DiesesP — Acetamido-
phenol-äthyl-carbonat ist ungiftig und eine Dose von 0,5 g beim
Menschen antifebril und anti neural gisch sehr wirksam.
A. Hi Iler (Breslau).
Technik der histologischen Untersuchung pathologisch-ana¬
tomischer Präparate. Für Studirende und Aerzte von Professor
Dr. C. v. Kahlden. Verlag von S. Fischer - Jena. Dritte vermehrte
und verbesserte Auflage.
Das Buch ist als Beigabe zu dem Lehrbuch der pathologischen
Anatomie von Ziegler erschienen und hat in seiner dritten Auflage viel¬
fach Vermehrungen und Aenderungen erfahren. Es lehrt in kurzer, über¬
sichtlicher Darstellung den Gebrauch des Mikroskops, die Untersuchung
frischer Präparate, die Härtung, Entkalkung, Einbettungs-, Injektions¬
und Schueideverfahren, das Färben, die Untersuchung degenerativer Ver¬
änderungen wuchernder Gewebe, der Bakterien, Pilze (Schimmel- und
Spross-) und thierischen Parasiten, die Behandlung der einzelnen Gewebe
und Organe und schliesslich gerichtliches Mikroskopiren. Besonders
eingehend ist die Färbung der Bakterien, des Blutes und vor Allem des
Nervensystems behandelt mit Berücksichtigung der neuesten Methoden.
Martens.
Dr. Carl Günther, Privatdozent an der Universität, Kustos des Hygiene-
Museums zu Berlin: Einführung in das Studium der Bak¬
teriologie. Für Aerzte und Studirende. Leipzig 1895. Verlag von
G. Thieme. 461 Seiten. Vierte vermehrte und verbesserte Auflage.
Mit 72 nach eigenen Präparaten vom Verfasser hergestellten Photo¬
grammen.
Die Bakteriologie hat sich mit der Zeit als besonderes Lehrfach in
die vielseitigen medizinischen Wissenschaften eingereiht, mit dem sich
jeder Mediziner nothgedrungen beschäftigen muss. Als ein vorzügliches
Lehrbuch kann ihm dazu das vorliegende Werk, dessen schnell aufeinander
folgende Auflagen von seiner Verbreitung zeugen, sowohl als Leitfaden
für die bakteriologischen Kurse, als auch zur weiteren Fortbildung
empfohlen werden. Ja selbst ohne weitere Anleitung dürfte es mittelst
dieses Buches gelingen, sich mit der Bakteriologie vertraut zu machen,
zumal durch die zahlreichen naturgetreuen Photogramme sehr zur Veran¬
schaulichung des Textes beigetragen wird. In dem Beifügen derselben
liegt ein grosser Vorzug des Werkes gegenüber anderen ähnlichen, ohne
dass es dadurch zu sehr vertheuert würde (der Preis beträgt nur 10 Mk.).
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557
Die neue Auflage ist erheblich erweitert, mehrere Abschnitte sind
von Grund aus umgearbeitet, andere neu eingefugt worden. Dabei sind
auch die neuesten Untersuchungen berücksichtigt worden. Durchweg giebt
Verfasser einen kurzen historischen Ueberblick mit Hinweis auf die
Originalabhandlungen der Autoren.
Im ersten Abschnitt werden zunächst die allgemeinen Form- und
Lebens Verhältnisse der Bakterien besprochen, dann die Beobachtungs- und
Züchtungsmethoden. Besonders eingehend ist die mikroskopische Technik
behandelt worden und speziell wird auch die Theorie des Abbe sehen
Beleuchtungsapparats, der Immersion und der Blendung leicht verständlich
gemacht. Die Schilderung der Färbungsmethoden uud der Herstellung
der Farblösungen, im nächsten Kapitel die der Bakterienzüchtung ud3
der Bereitung der verschiedenen Nährböden berücksichtigt alle die ver¬
schiedenen kleinen Schwierigkeiten bis ins Einzelne. Im Anhang folgt
eine Darstellung der bakteriologischen Luft-, Wasser- und Bodenunter¬
suchung.
Der nächste Theil des Werkes lehrt uns die Bakterien (bezw\ in
einem Anhang die Schimmelpilze und Protozoen) als Krankheitserreger
kennen. In einer Einleitung schildert Verfasser die Lehre von der Infektion,
Immunisirung und Heilung. Dann werden die einzelnen pathogenen
Bakterien nach Form, Vorkommen, Verhalten bei Färbung und Züchtung
und sonst noch etwa in Frage kommenden Verhältnissen beschrieben.
Im letzten Abschnitt werden die wuchtigsten Saprophyten kurz be¬
sprochen. Das Buch schliesst dann mit den schon erwähnten 72 Photo¬
grammen. Die Ausstattung des Werkes ist recht gut. Martens.
Dr. W. Ohlmüller: Die Untersuchung des Wassers. Leitfaden
zum Gebrauch im Laboratorium für Aerzte, Apotheker und Studirende.
Berlin 1894. Verlag von Julius Springer. 178 Seiten mit 74 Text¬
abbildungen und einer Lichtdrucktafel.
Das Buch soll als Leitfaden in kompendiöser Form für Arbeiten im
Laboratorium dienen. Dementsprechend bringt es in aller Kürze die
verschiedenen Untersuchungsmethoden und den Gang derselben.
Nach einer kurzen Einleitung über das Wasser im Haushalt der Natur
bespricht Verfasser die Probeentnahme desselben mit Berücksichtigung
der in Frage kommenden (wie örtlichen, meteorologischen) Verhältnisse,
dann die physikalische Untersuchung und den Werth derselben, der wohl
noch höher anzuschlagen ist, als es Verfasser schon betont. Der nächste
Abschnitt bringt kurzgefasst, aber ausführlich und auch für den weniger
Bewanderten verständlich die chemische Untersuchung des Wassers —
sowohl die qualitative wie quantitative.
Es folgt die mikroskopische Untersuchung auf fremde Bestandtheile
und grössere im Wasser befindliche Organismen mit Abbildungen der
wichtigsten, dann die bakteriologische Prüfung. Das Verhalten der
Bakterien zum Wasser, die Wasserentnahme wird beschrieben, dann die
Bereitung der Nährböden und Farblösungen, die Bakterienzücntung und
-Beobachtung auch im Allgemeinen, was wohl als bekannt hätte voraus¬
gesetzt werden können. Bezüglich der einzelnen Arten der Bakterien
und des Nachweises der pathogenen wird auf die betreffende Litteratur
verwiesen.
Der letzte Abschnitt behandelt die Benutzung und Verwerthung der
Untersuchungsergebnisse. Martens.
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558
Mittheilungen.
Historisehe Vebersicht über das Sanitätswesen bei der
Königlich Schwedischen Flotte.
Vortrag bei der Jahresversammlung der Schwedischen Militärärztlichen
Gesellschaft am 23. September 1893 von Regimentsarzt
Wilhelm v. Döbeln.
Tidskrift i Militär Helsovärd. 1894.
Aus dem sehr ausführlichen Vortrag kann hier nur das Wichtigste
im Auszug gegeben werden. Um 1500 war die Kriegsflotte ständig auf
sechs Hafenplätze vertheilt, welche später auf 12 vermehrt wurden. Die
geringfügige damalige Krankenpflege wurde von „Bartscheerern“ oder
„Barbieren“ ausgeübt, welche meist recht unwissend und oft Abenteurer
schlimmster Sorte waren. (Am 13. April 1535 verlangte der König von
Bürgermeister und Rath in Arboga, „den Bartscheerer Anders, welcher in
der Stadt ist“, nach Stockholm zur Flotte zu schicken.) Erik XIV. ver-
ordnete 1566, dass die Kranken nicht bei der Flotte bleiben, sondern auf
ein besonderes Schiff gesetzt und an abseits gelegenen, gesunden Orten
untergebracht werden sollten. Uebrigens konnten selbst mit Bartscheerem
nur die hauptsächlichsten Schiffe versehen werden. Im Jahre 1563 waren
auf 27 Schiffen nur 7, 1564 auf 44 Schiffen 13 und 1567 auf 47 Schiffen
nur 17 dergleichen. Gustav Adolf bestellte 1612 den „Meister Marcus,
Barbier, zum Verbinden u. s. w. aller Seeleute und Werftarbeiter in
Stockholm ausser den an Pocken oder Franzosen (Syphilis) Erkrankten“.
Seit 1620 finden sich Bartscheerer in den Löhnungslisten des Stockholmer
Kriegshafens und 1634 sogar ein Meister und zehn Gehülfen. Etwas
besser stand es mit Apotheken. Schon 1575 erhielt Antonius Busenius
die Berechtigung, neben der Apotheke im Schloss eine solche in der Stadt
zu halten. Als Bezahlung erhielten die Bartscheerer um 1560 7 bis
13 Thaler, 8 Ellen Stoff zu Kleidern und Kost in natura, um 1580 20 Thaler,
12 Ellen Stoff und Kost, 1621 nur baar 135 Thaler, endlich 1634 wird
ein Barbiermeister Hans Länstern mit 2 ( X)6 Thalern Gehalt aufgeführt.
Interessant ist es, zu erfahren, dass die meisten dieser Leute eingewanderte,
wenn auch oft wenig studirte Deutsche w T aren. Eine Aufsicht über ihre
Studien oder ihre Dienstfübrung bestand nicht, daher die Gesundheits¬
verhältnisse auf den Schiffen häufig recht unbefriedigende waren. So war
1675 die Flotte gezwungen, zurückzukehren, da von 10000 Mann über 2000
erkrankt waren.
Im Jahre 1679 führt der Etat der Admiralität 1 Medikus, 2 Barbierer¬
meister mit 600 Thaler, 30 Gesellen mit je 252 Thaler und 1 Apotheker
mit 200 Thaler Gehalt auf. Die neu erbaute Flottenstation Karlskrona
erhielt noch 1681 1 Medikus, 1 Barbierermeister, 3 Gesellen und 1 Bruch¬
schneider. Letztere Stelle ging 1719 wieder ein. Die Instruktion für das
Admiralitätskollegium vom 9. Oktober 1689 bestimmte, dass Verwundete
und Krauke der Flotte auf Kosten der Krone gepflegt und sofort in
bestimmte Baracken einlogirt werden sollen. Es sollen Personen zur
Pflege bestimmt, statt der salzigen Schiffskost frisches Fleisch etc. verab¬
reicht und die Kranken gehörig beaufsichtigt werden. Auch wurde noch
unter Karl XI. in Karlskrona ein Admiralitätskrankenhaus erbaut, zumeist
durch russische und polnische Kriegsgefangene. Trotzdem war die
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559
Morbidität an Bord ungeheuer. Im Jahre 1712 verlor die Flotte an
Todten und Kranken 43% in sechs Monaten, ohne mit dem Feinde
zusammenzukommen. Während des Krieges 1741 und 1742 lagen
15 Kriegsschiffe unter Admiral Rayolin im Finnischen Meerbusen. Das
Trinkwasser musste 5 Meilen weit herbeigeschafft werden, die Lebensmittel
verdarben durch die Sommerhitze, und als am 3. August 1741 die Kriegs¬
erklärung gegen Russland anlangte, waren 48%, fünf Tage später sogar
61% der Besatzung todt oder krank, vermutblich an Ruhr, auch der
Admiral starb im September und völlig kriegsunbrauchbar musste die
Flotte im Oktober zurückkehren. Ohne Kampf hatte sie in einem Kriegs¬
jahr etwa 7000 Mann verloren. Am 14. März 1743 wurde in deutscher
Sprache eine Instruktion für Feldscheergesellen erlassen, aus welcher
hervorgeht, dass damals iu Stockholm ein Admiralitätsfeldscheer vorhanden
war, ferner an Bord beim Chef ein Doktor und ein Feldscheermeister,
unter welchem die anderen Feldscheerer standen. In Karlskrona wurde
1750 bis 1751 eine Kaserne für das Werftpersonal erbaut, welche 1756
in ein Krankenhaus umgewandelt wurde, womit die Barackenbehandlung
aufhörte. Das Gebäude bat bis 1866 als Lazareth gedient Seit 1758
wurde von den Feldscheerern der Besuch eines anatomischen Kursus
und ein Examen vor dem Professor der Anatomie in Stockholm verlangt,
und den 8. Oktober 1760 beschloss das Admiralitätskollegium, um auch
nach geschehener Entlassung sich Feldscheerer für künftige Expeditionen
zu sichern, einzelnen nach Verdienst gewisse „Sustentationsgelder“ zu
zahlen gegen die Verpflichtung, künftig wieder einzutreten. Dies kann
als der Anfang der Stipendien für Militärärzte betrachtet werden, vrelche
1836 dauernd cingeführt wurden.
Verbesserte Bestimmungen über Krankenpflege erschienen 1776 und
wurden 1783 durch Einrichtung von drei Departements erheblich erweitert.
Dennoch trat 1788, eingeschleppt durch ein erobertes russisches und
mit russischen Gefangenen besetztes Schiff, in Karlskrona wieder eine
entsetzliche Epidemie auf. Es wurden in Hamburg 30 Feldscheerer an¬
geworben, aber es war ein Tropfen auf einen heissen Stein. Vom November
1788 bis Ende 1790 wurden iu Karlskrona über 26 000 Kranke verpflegt,
von welchen über 5000 starben. Erst im Jahre 1802 wurde auf Vorschlag
des ersten Admiralitätschirurgen Palander in Karlskrona eine klinische
Lehranstalt für Feldscheerer der Flotte eingerichtet und 1808 wurde
bestimmt, dass die Flottenärzte zum Sanitätskorps gehören und wie die
Aerzte des Heeres unter dem Chef des Sanitätswesens stehen sollten, es
wurde ferner für den ältesten Arzt der hinausgehenden Flotte, welcher
den Befehl über sämmtliche anderen hatte, der Titel „Geschwaderarzt“
und für die Feldscheergesellen der Titel „Unterarzt“ eingeführt.
Trotz dieser Verbesserungen w'ar das Elend auf der Flotte während
des Krieges 1808 bis 1809 wieder unendlich gross. Weitere Veränderungen
des Sanitätswesens fanden 1818, 1824, 1836 und 1852 statt. Erst jetzt
wurde im Gehalt der Naturalbezug von Getreide aufgehoben, während
bereits seit 1840 nur noch Studirende der Medizin als Stipendiaten
zugelassen wurden. Seit 1858 betiug der Etat der Flotte 1 Feldarzt,
3 Regimentsärzte, 6 Bataillonsärzte 1. Kl., 3 Bataillonsärzte 2. Kl. und
10 Stipendiaten. Im Jahre 1864 wurden die Krankenpflegeangelegenheiten
an zwei Behörden übertragen, nämlich Aerzten für die medizinischen
Sachen, Materialverwaltern für die Geräthe. Seit dem 1. Januar 1877
ist folgender Etat in Geltung: 1 Oberfeldarzt mit 4000 Kronen, 2 Regiments-
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560
ärzte mit 2800 Kronen, 6 Bataillonsärzte 1. Kl. mit 1800 Kronen, 7 Stipen¬
diaten mit 600 und 8 mit 500 Kronen Gehalt. Ausserdem erhalten diese
Sanitätsoffiziere Tagegelder, welche beim Dienst an Land für Feld- und
Regimentsärzte 4 Kronen, für Bataillonsärzte 3 Kronen betragen.
Das Militärgesundheitskomitee hat als weitergehende Wünsche aus¬
gesprochen, dass das Sanitätskorps der Flotte mit dem des Heeres vereinigt
und unter die Oberaufsicht des Generalstabsarztes gestellt wird, dass das
Sanitätspersonal der Flotte direkt einem Oberstlieutenant im Sanitätskoips
unterstellt wird, der den gesammten Sanitätsdienst sowie das Material
beaufsichtigt und einerseits vom Generalstabsarzt, andererseits vom Flotten¬
chef abhängt, und dass die Beförderungen nach denselben Grundsätzen
wie in der Armee geschehen.
Die gegenwärtige Einrichtung wird, was die Zahl der Aerzte betrifft,
für Friedenszeiten als hinreichend erachtet, während im Uebrigen namentlich
in Bezug auf Krankenräume und sanitäre Einrichtungen an Bord noch
viel zu wünschen geblieben ist.
Der viele interessante Einzelheiten bietende Vortrag ist gefolgt von
einem, wie es scheint, vollständigen Verzeichniss aller Aerzte, welche
vor 1800 bei der Flotte Dienst gethan haben. Die zum Theil mit kurzem
Lebenslauf versehene Anmerkungen über Admiralitäts-Medici, Feldscheerer-
meister und Oberfeldärzte reichen bis 1644 zurück. Ein zweites Yerzeichniss
bringt in alphabetischer Reihenfolge die Namen sämmtlicher Aerzte, welche
von 1800 bis 1890 in der Flotte gedient haben. Stechow.
Guttmann P.: Gesundheitspolizeiliche Maassnahmen gegen
Entstehung und Verbreitung von Malariäerkrankungen. —
Vierteljahrschrift für gerichtliche Medizin 1895, Heft 3.
Guttmann giebt am Schlüsse seines interessanten Aufsatzes ein
ausführliches Litteratur-Verzeichniss, auf welches hier besonders auf¬
merksam gemacht sei.
Das Augustheft 1895 der Therapeutischen Monatshefte enthält
eine Zusammenstellung der werthvolleren therapeutischen Be¬
obachtungen im Jahre 1894: auf dem Gebiete der Kinderheilkunde
von Pauli—Lübeck, der Chirurgie von E. Kirchhoff—Berlin,
der Geburtshülfe und Gynäkologie, sowie der inneren Medizin von
H. Eisenbart —München, der Syphilis etc. von G. Meyer —Berlin.
Medizinal-Kalender für den Preussischen Staat auf das Jahr 1896.
Berlin bei Aug. Hirschwald.
Der altbewährte und Vielen unentbehrlich gewordene Hirschwaldsche
Kalender ist in seinen bekannten zwei Theilen:
I. Geschäftskalender — Heilapparat; Verordnungslehre — Diagnosti¬
sches Nachsch lagebuch.
II. Verfügungen und Personalien des Zivil- und Militär-Medizinal¬
wesens in allen deutschen Staaten
wieder erschienen. — Die Personalien der Sanitätskorps sind recht sorgsam
vom Rechnungsrath Hellmund bearbeitet. Theil I ist herausgegeben vom
Medizinalrath Dr. Wer nick.
Gedruckt in der Königlichen Hofbachdruckerei ronE.S. Mittler & Sohn, Berlin SW.,Kochstr.68—71.
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Viertes*) ausführliches Sachregister
za den
Jahrgängen 1890 bis 1895
der
Deutschen Militärärztlichen Zeitschrift.
Alphabetische Uehersicht der Allerhöchsten Kabinets-Ordres and
Ministerial-Verfügungen
in den Amtlichen Beiblättern zur Deutschen Militärärztlichen Zeitschrift,
von 1890 bis 1895.
Inhalt der Verordnungen, Reskripte etc.
A.
Abdampfschalen aus emaillirtem Eisen.
Aenderungen der Bestimmungen über Bade- und Brunnenkuren
Aerzte des Beurlaubtenstandes.
— (Einjährige und Unter-), Lebenslauf.
Alkohol (undenaturirter), Steuerfreiheit.
Alters- und Invaliditäts-Versicherung in der Armee (s. auch
Invaliditäts-Versicherung).
A1 u m i n i u m- Feldflaschen, -Kochgeschirre.|
Amputirte von 1870/71, Bericht über die mit künstlichen Gliedern
Versehenen.
Anlegung von Inaktivitäts-Abzeichen.
,An mein Heer“ (27. Januar 1895).
Anordnungen über Lazarethkranke mit mehr als zweimonatlicher
Behandlungsdauer sind nicht mehr zu melden.
Anstreichfarbe in Lazarethen.
Ap otheken geräthe, Beschaffung.
—, Ersatz.
—, Tragfähigkeit der Waagen.
Apotheker (einjährig-freiwillige), Kommandirung
Armeesattel, Einführung.
Arzneibuch für das Deutsche Reich ....
■{
Arzneigläser, Beschaffung (sechseckiger)
Arzneikosten-Liquidationen ....
Arzneimittel - Beschaffung und Unterbringung
Bd. Seite.
XXIII. 63.
XXIV. 52.
X£X. 59
XX. 42.
XIX. 73.
XXI. 102.
bis 104.
XIX. 138.
XXI. 78.
XXII. 5.
XIX. 26.
XXIV. 62.
XXIV. 9.
XXIV. 59.
XXII. 50.
XXIII. 19.
XIX. 27.
XX. 1.
XIX. 39.
XXX. 129.
XX. 5.
XXI. 33.
XIX. 16.
XXX. 131.
XXIV. 53.
XXIV. 47.
XXII. 5.
XX. 11.
*) Das erste derartige Register ist Dach Schluss des VI. Jahrgänge» (1877),
das zweite , nach Schluss des XII. Jahrganges (1883), das dritte nach Schluss des
XVIII. Jahrganges (1889) ausgegeben worden.
a
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II
Inhalt der Verordnungen, Reskript« etc.
Arznei- und Verbandmitel auf Schiessplätzen.
Assistenzärzte, Revierdienst-Zulage.
— des Benriaubtenstandes, Kurse.
Aufnahmebestimmungen, neue, för die Militarärztlichen Bildungs¬
anstalten .
Aufnahmescheine für Lazarethkranke.
Aufnahmezimmer der Garnisonlazarethe. Meldetafel in denselben .
Augenkrankheit, kontagiöse, in der Armee.
Ausbildung der Lazarethgehülfen, Verwendung des Gesundheits¬
büchleins des Gesundheitsamts.
Ausbildung jüngerer Sanitätsoffiziere im chefarztlicheii Dienst . .
Ausbildungszeit für Feldlazareth-Aufseher, Beschränkung derselben
auf drei Monate.
Ausrüstu ngs- und Bekleidungsstücke, Einführung neuer Proben
B.
Badebestimmungen, Abänderung
Badeinstitute, militärische.j
Badekuren, Nachweisung von Vorkehrungen in Bädern . . .
—, Unterstützung für Invalide.
Bakteriologischer Kasten und Geräthe. j
Bandagenkasten - Bezeichnung.
Baracken(Holz-), Zementfussboden.
v. Bardeleben, kriegschirurgische Bedeutung der modernen Geschosse
Beamte (pensionirte), Wiederanstellung.
Beamten-Unterstützungsfon dB.
Beerdigungen von Mannschaften.
Beförderungskosten kranker Mannschaften .
— erkrankter Einjahrig-Freiwilliger aus dem Mauöverterrain . . .
Begriffsbestimmung über Xeres-Wein.
Behandlungsdauer Lazarethkranker.
Behringsches Diphtherie-Heilserum, Bestimmungen über Abgabe und
Gebrauch.
Bekleidung und Ausrüstung der Militärkrankenwärter.
Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke, Einführung neuer Proben .
— -Vorschrift für Offiziere und Sanitätsoffiziere.
Beköstigung der Kranken (nach der Beköstigungsübersicht) . . .
— der Kranken, im Sommer ist thunlichst oft frisches und Dörrgemüse
zu verwenden.
Beköstigungsrechnungen werden vereinfacht.
Bericht über Marschbelastung (Zuntz-Schnmburg).
Berichte über Lazarethbesichtigungen.
Beschaffung sechseckiger Arzneigläser.
— von Lampen, nur für den nächsten Bedarf.
— plastischer Modelle zum Lazarethgehülfen-Unterricht.
— von Spielen zur Beschäftigung rekonvaleszenter Mannschaften im
Freien.
— von Waschbecken.
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Bd. Seite.
XXIII. 1.
XXIV. 11.
XXIV. 12.
XXIV. 13.
XXI. 125.
XXIV. 50.
XXII. 31.
XXIV. 22.
XXIV. 47.
XXIV. 40.
XXIV. 61.
[ XIX. 66.86.
XX. 53.59.81.
XXII. 57.
XXIII. 45.56.
[ XXIV. 52.
r XIX. 41.
I XXII. 57.
XXIV. 102.
bis 106.
XXIV. 48.
XIX. 131.
XXL 22.32.
XXII.. 103.
XXI. 22.
XXII. 21.
XXI. 51.
XXIV. 78.
XIX. 138.
XXI. 9.
XX. 21. 41.
XX. 41.
XXIV. 39.
XXIV. 59.
XXIV. L 9.
XXIV. 71.
XXIV. 61.
XXIV. 32.
XXIV. 23.
XXIV. 21.
XXIV. 40.
XXIV. 60.
XIX. 65.
XXIV. 47.
XXIV. 22.
XXIV. 70.
XXIV. 23.
XXIV. 33.
Inhalt der Verordnungen, Reskripte etc.
B eschwerdeführung, Bestimmungen über dieselbe.
Beschwerden, Frist.
Besichtigung der Lazarethe, Berichte.*. . . .
Bestände, Wäsche*, der Feldlazarethe sind nach der TraindepoN
Ordnung zu erhalten.
Bestimmungen über Beschwerdeführung.
Bettstellen in Garnisonlazarethen.
Beurlaubte Mannschaften, Schnellzugsbenutzung durch dieselben
Beurlaubtenstand, Aerzte des, Kontrollisten.
—, Operationskurse.
Beurlaubüngs Vorschriften.
Bibliotheken-, Lazareth-, Bücherbeschaffung.
Bildungsanstalten (militärärztliche), Aufnahmebestimmungen . .
—, erhalten den Namen: Kaiser-Wilhelms-Akademie für das militär¬
ärztliche Bildungswesen.
Blechkannen zum Kaffee-Transport .
Branntwein (undenaturirter), Steuerfreiheit.
Britanniametall-Esslöffel für Feldsanitätsformationen . . . .
Bruchbänder für Invalide.
Burschen-Mitnahme bei Reisen im Auslande.
c.
Cassel, Gamisonbcschreibung.
Chefärztlicher Dienst, Ausbildung jüngerer Sanitätsoffiziere in
demselben.
Chirurgischer Etat der Garnisonlazarethe, Aenderung . . . .
— — der Kadettenanstalten.
Cholera, Verfügungen.
bis 96. 96. 97.
—, Denkschrift über — 1892, Versendung.
—, in Hamburg.
v. Coler Excellenz, Ernennung zum Honorarprofessor
— A. K. O. an denselben.
v. Criegernsches Lehrbuch der freiwilligen Krankenpflege
D.
Decken, wollene, Reinhaltung.
—, wollene, Abgabe zu Transporten.
Desinfektion mit Kalkmilch (Latrinen).
Desinfektions-Apparate, Meldung über vorhandene . . . .
-, Kosten Verrechnung.
Desinfizirung von Kleidungsstücken.
Destillir- (Dampf-) Apparate.
Dienstanweisung vom 1. Februar 1894 .
Dienstsiegel und -Stempel, Beschaffung.
Diphtherie-Heilserum.
-, Behringsches, Bestimmungen über Abgabe und Gebrauch .
Divisionsarzt, Vertretung.
Doeckersche Baracken, Oelanstrich .
-, Transport..
III
Bd. Seite.
XXIV. 50.
XXI. 41.
XIX. 65.
XXIV. 29.
XXIV. 50.
XX1I1. 9.
XXIV. 32.
XIX. 59.
XXIV. 12.
XXIV. 78.
XIX. 3.
XXIV. 13.
XXIV. 101.
XXIII. 18.
XIX. 73
bis 85.
XXIV. 21.
XXIV. 102.
XX. 80.
XXIII. 1.23.
XXIV. 47.
XXII. 68.
XXIII. 30.
XXI. 85
113. 114. 115.
XXII. 17.
89. 90.
XXIII. 54.
XXII. 5.
XXIII. 63.
XXI. 49.
XXIV. 101.
XX. 69.
XIX. 3.
XXI. 32.
XIX. 1.4.
XIX. 2.
XXI. 125.
XXII. 7.
XX. 5. 9.
XXIII. 22.
XX. 102.
XXIII. 96.
XXIV. 1.9.
XX. 79.
XXI. 63.
XXIII. 63.
a*
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IV
Inhalt der Verordnungen, Reskripte etc.
DörrgemGse als Krankenkost.
Dörrobst als Krankenkost.
Drahtmatratzen, Schutz durch Packleinwand. .
Drahtseile (Verzinnte) zum Auf hängen der Wäsche
—, für Fenstervorhänge nicht zu verwenden . . .
Drillicbröcke für Zivilkrankenwärter ....
Druckformulare, Anfertigung.
DruckVorschriften (Beschaffung, Revision). . .
£.
Einberufene Mannschaften, Zahlung von Familienunterstützung in
Erkrankungsfallen.
Einjährig-freiwillige Aerzte, Lebenslauf.j
-, Löhnung.
-, Einstellung am 1. April 1895 .
-, Beförderungskosten erkrankter aus dem Manöver.
-, Führung in Rapporten.
— -freiwilliger Dienst, Zeugnisse '.
Einkommensteuergesetz.
Empyem (Pleura), Sammelforschung.
Entfernungsbescheinigungen.
Entlassungsanzüge für Militärkrankenwärter .......
ErsatzreservUten, Krankenwartedienst.
— können nicht kapituliren.
Erwerbsfähigkeit, Urtheil in Zeugnissen.
Esslöffel von Blech sind bei Neubeschaffung für Feldsanitäts¬
formationen durch solche von Britanniametall zu ersetzen .
Etat, Medizinisch-chirurgischer, Bescheinigung über die Führung des¬
selben .
Exerzirpatronen 88.
F.
Familienunterstützung eingezogener Mannschaften.
—, Zahlung in Erkrankungsfällen einberufener Mannschaften . . .
Feldflaschen aus Aluminium.|
Feldlazareth-Aufseher, Beschränkung der Ausbildungszeit der¬
selben auf drei Monate.
Feldlazarethe, Wäsche-Bestände derselben sind nach der Train¬
depotordnung zu erhalten.
Feldsanitätsformationen, Neubeschaffung von Esslöffeln aus
Britanniametall.
—, Stempel für dieselben sind K. G. zu zeichnen.
—, Thermometerbeschaffung.
Fenstervorhänge, Drahtseile.
Ferngläser für Offiziere, Beschaffung ..
Fernrohr (Doppel-), Bezug.. . .
Feuerungsbedarf für Desinfektionsöfen.
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Bd. Seite.
XXL 101.
XXIIL 37.
XXIV. 21.69.
XXIIL 45.
XXIV. 69.
XXL 61.
XXI. 1.
XXIIL 9.
XXII. 65.
XXI. 54.
XXII. 1.
XXIIL 73.
XXIV. 12.
r XX. 42.
XXIL 21.
XXL 9.
XXIV. 2.
XX. 41.
XX. 102.
XXL 65.
127.
XX. 81.
XX. 4.
XXII. 58
bis 59.
XXIV. 3.
XXIII. 54.96.
XXIV. 30.
XX. 82.
XXIV. 21.
XXIV. 22.
XXII. 7.
XXL 65.
XXIV. 12.
XXL 78.
XXIL 5.
XXIV. 40.
XXIV. 29.
XXIV. 21.
XXIV. 77.
XXIV. 11.
xxm. 9.
XXL 126.
XXIL 8.
XX. 79.
y
Inhalt der Verordnungen, Reskripte etc.
Flaschenyerrechnung (für grössere Flaschen).
Fleischkonservirungsmethoden, Versand des Werkes über .
Fleischschneidemaschinen für Lazarethe.
Formationsänderungen aus Anlass des Etats:
1890/91 .
1891/92 .
1893/94 .
1895/96 ..
Fortbildungskurse für aktive Sanitätsoffiziere
— für Sanitätsoffiziere des Beurlaubtenstandes
Frankirung von Dienstschreiben.
Friedens-Sanitäts-Ordnung vom 16. Mai 1891, Ausgabe .
-, Beilagen Sonderdruck.
-, Ausfuhrungsbestimmungen.
-, Druckfehlerberichtigung.
— .-, Erläuterung.
-, Veränderungen
Friedrich-Wilhelms-Institut, s. Bildungsanstalten (militärärztl.)
Fahr kosten, Entschädigung ffir Gänge im Revierdienst .
Fussartillerie und Pioniere, Litewka-Einführung.
Fussbodenanstrich in fiskalischen Gebäuden.
Bd. Seite.
XXIV.
71.
XXII.
42.
XXI.
102.
XXIII.
20.
XIX.
29.
XX.
31.
XXII.
42.
XXIV.
33.
r XIX.
27.
i 39.114.
XX.
21.
Ixxi. 21 .
101.
1 XXII.
29.
XXIII.
20.
80.94.
1XXIV. 77.93.
XIX.
39.
XXII.
20.
XXIV.
12.
XXL
12.
XX.
60.
xxni.
79.
XX.
71.
XXIII.
20.
XXI.
54.
XXII.
22.
XXI.
126.
XXII. 77.105.
XXIII.
81.
XXIV.
101.
XXIV.
48.
XXIV.
23.
xxn.
65.
G.
Gabeln und Messer in Lazarethen, bei Bedarf mit vernickelten Griffen
beschaffen.
Gänge im Waffendienst sind alle Wege im Interesse des Dienstes .
Gardes du Corps-Rekruten, Gewichtsgrenze.
Garnisonbes chreibungen
—, Verrechnung der Pläne etc. für dieselben.
Garnison karte.
Garnisonlazarethe, Zeichnungen.
—, Baulichkeiten, Meldetermin, Veränderungen, Zeichnungen, Nach-j
Weisungen.|
—, Veränderungsnachweise.
—, Meldetafel im Aufnahmezimmer derselben.
Gasexplosionen in Lazarethen.
Gasglühlichtbrenner.
Gebäudenachweisungen.
Gebäudezeichnungen.j
XXIV.
21.
XXIV.
24.
XIX.
30.
XIX.
13.
29. 40.
XXIII.
1.23.
XXIV.
77.
XXII;
104.
XXI.
1 .
XIX.
55.
bis 57.
XX.
104.
XXIII.
1 .
XXIV.
50.
XXIII.
73.
XXIII.
53.
XX.
104.
XXI.
1 .
XXIII.
64.
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VI
Inhalt der Verordnungen, Reskripte etc.
Gebisse (künstliche).
Geisteskranke, Ausstattung mit Zivilkleidong.
Geistliche, Uebnngen derselben in Garnisonlazarethen . . .
Geldmittel-Verausgabung und Verrechnung in Lazarethen
Gelenkrheumatismus, Rapportwesen.
Gemeindezwecke, Abgaben für.
Gemüse, Dörr- und frisches, Verwendung im Sommer zur Krankeu-
beköstigung.
Gemüsekonserven, Portionssätze.
Generalarzt, Vertretung.
General-Militärkasse, Werthpapier-Niederlegung hei derselben .
Generalstabs reisen, Betheiligung der Gamisonärzte.
Gesundheitsbüchlein des Gesundheitsamtes, Verwendung bei der
Lazarethgehülfen-Ausbildung.
Gesundheitswesen in Preussen, Versenduug des Werkes
Getreide und Hülsenfrüchte.
Gewichtsgrenze für Gardes du Corps-Rekruten.
Glasmensuren für Verbandmittelreserven.
Glieder, künstliche, Verabfolgung.
Gnadenbeweise für Sanitätsoffiziere (12. September 1895) . . .
Gnadengehalt pensionirter Offiziere.
Grasschneidemaschinen für Lazarethe.
Grippe (Influenza), Erkrankungen.•
Grossbeim, Sanitätswesen in Chicago.
Grünkern in der Krankenbeköstigung.
Grundsätze für Besetzung von Subalternstellen.
Gutachten über Mannschaften für Berufsgenossenschaften . . . .
Gynäkologische und geburtshülfliche Operationen bei Soldaten¬
frauen, Kosten etc.
H.
Halbin validen - Abtheilung, Iststärke.
Heilserum, Diphtherie-.
Hemden, Etat für Marinelazarethe.
—, neue sind zu waschen.
Hinterlegungsgelder betr.
Hülfeleistnng, erste, im Betriebe der Heeresverwaltung
Hülfswärter (s. Krankenwärter).
Hygienisch-chemisches Laboratorium.
Hygienischer Kursus s. Fortbildungskursus.
■{
Bd. Seite.
XXIII. 71.
XIX. 85.
XIX. 28.
XXII. 57.
XIX. 130.
XX. 31.
XXI. 63.
XXII. 77.
XXIV. 21.
XXII. 6.
XX. 79.
XXIV. 51.
XXI. 52.
XXIV. 22.
XIX. 113.
XXIV. 95.
XIX. 30.
XX. 3.
XXII. 101.
XXIV. 78.
XXII. 8.
XXIII. 64.
XIX. 14.
XXI. 1. 2.
XXII. 101.
XXIV. 59.
XXI. 12.
XXL 21. 99.
XXIII. 71.
XXL 113.
XXIII. 96.
XXIV. 1. 9.
XIX. 59.
XXIII. 81.
XXIII. 81.
XXI. 49.
XXIII. 45.
XXL 33.
I.
Impfung, Lymphebezug.
Improvisation, Ports Anleitung.
—, Geräthebeschaffung.
„In des Königs Rock“, Beschaffung für Lazarethe
Inaktivitäts-Abzeichen, Anlegung derselben
Infanterie-Belastung.
Influenza 8. Grippe.
Injektionsspritzen, Verbandmittelreserve . . .
{
XIX. 113.
XX. 106.
XXL 51.
XXIII. 95.
XXIV. 61.
XXIV. 62.
xxm. 12 .
XX. 3.
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VII
Inhalt der Verordnungen, Reskripte etc. Bd. Seite.
Invalide, Badekuren-Unterstützung derselben.XXIV. 48.
Invalidenhäuser, Einstellung in dieselben. XX. 51.
Invaliditäts- und Altersversicherung in der Armee. XIX. 138.
-—, Befreiung von der Versicherungspflicht. XX. 22.
— — —, Gebühren- und Stempelfreiheit. XX. 44.
-—, Nachrichten des Reichsversicherungsamts.XX. 72. 80.
-, Quittungskarten. XX. 12.
-, Schiedsgerichte. XX. 22.
Irrigator, Schlauchklemmen. XXI. 50.
—, von Glas ..XXII. 5.
Iststärke, Berechnung. XXI. 29.
62. 113.
K.
Kadettenanstalten, chir. Etat.XXIII. 30.
Kaffeetransport, durch Blechkannen.XXIII. 18.
Kalkfarbenanstrich in Lazarethen.XXIII. 19.
Kalkmilch zur Desinfektion. XIX. 1.
Kasernenräume, Meldetafel in denselben.XXIV. 50.
Kassenprüfung und Lokalrevision sind zwei verschiedene Amts¬
handlungen .XXIV. 31.
Kassenwesen (Marine-Lazarethe). XX. 12.
Kautionen der Lazarethbeamten. XIX. 25.
Kinder von Soldaten, freie Behandlung und Arznei. XIX. 88.
Kirchenanzug. XXI. 11.
Klasseneinteilung der Militärbeamten.XXIV. 96.
Kleinbahnen, Gesetz.XXII. 1.
Kochgeschirre aus Aluminium.^ XXII ^5*
Köhler, A., Einheilen vou Gewehrkugeln. XXI. 10.
Körperlänge für Unteroffizierschulen.XXII. 77.
Kohlenvorräthe, Selbstentzündung derselben.XXIV. 30.
Kommunal - Abgabengesetz vom 14. Juli 1893 XXII. 77.
Kommunionkosten für Lazarethkranke, Verrechnung ..... XXIV. 4.
„ vt • * • i f XXII. 50.
Kongress, XI. internationaler.•< ^XIIl 21
Kontrollisten über Aerzte des Beurlaubtenstandes.XIX. 59.
Korpsbekleidungsämter, Kopfstärke und Erkrankungen . . . XIX. 48.
Krankenbeköstigung erfolgt gemäss der Beköstigungsübersicht . XXIV. 23.
—, Grünkern in derselben.XXIV. 59.
—, frisches und Dörrgemüse im Sommer thunlichst oft zu verwenden . XXIV. 21. 69.
Krankenblätter von Theilnehmern der Feldzüge.XXIII. 95.
Krankenfahrbahre von Herz. XXI. 52.
Krankengeschichten und Leichenbefunde aus Garnison lazarethen, f XIX. 86.
Veröffentlichungen derselben. \ XX. 59. 70.
Krankenkost, Dörrobst.XXIII. 45.
f XXI. 101.
—, Dörrgemüse.] XXIII. 37.
(XXIV.21.69.
—, Gemüsekonserven.XXII. 6.
Krankenlöhnung bei Schutztruppe.XXIII. 23.
—, der Unterrossärzte.XXIV. 71.
Krankenröcke alten Musters, Halsweiten. XX. 11.
Krankenstuben, Lampenschirme in denselben.XXIV. 69.
Krankentragen, Aenderung. XX. 5.
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vm
Inhalt der Verordnungen, Reskripte etc.
Krankenträger - Ordnung, Abänderung
—, Verband mittel tasche ....
-Uebungen, Feldwebeldienstthuer
Krankenwärter
Kriegsdienstzeit-Berechnung (Ostafrika)
Künstliche Glieder-Beschaffung
Lampen für Lazarethgehülfenschulen.
Lampenbeschaffung, nur für den nächsten Bedarf.
Lampenschirme in Krankenstuben.
Landwehr - Inspektion Berlin.
Lanzen aus Stahlrohr, Einführung.
Latrinen-Papier, Beschaffung für Gamisonlazarethe
—Desinfektion mit Kalkmilch.
Lazareth - Beamten, Kautionen.
—Bibliothek, Bücherbeschaffung.
zu beschaffen.
—, Rechnungslegung in denselben bei Rückeinnahmen und dergl.
Lazarethe, Todtentragen für dieselben .
büchleins des Gesundheitsamtes.
— Beförderung (Verleihung des Offizierseitengewehrs).
— Schulen (Skelette).
-, Lampenbeschaffung.
-, Erweiterung.
— Unterricht, Beschaffung plastischer Modelle.
Lazarethkranke, Kommunionkosten-Verrechnung.
Lazarethp fl egepersonal, Mannschaftsschränke für dasselbe .
Lebensversicherungsanstalt für Armee und Marine, Zeugnisse
für dieselbe.
Lehnstuhlbezug .
—, Benutzung der Zinsscheine hinterlegter Papiere.
—, Bestätigung.
Lieferungsverträge, Steuerfreiheit.
—, für Papier.
handlangen.
Lungenblutung, Kranke mit
Lungenleiden bei Rekruten . .
Lungentuberkulose, Kranke mit
Lymphe-Bezug zur Impfung. .
Bd. Seite.
iXIX. 17.132.
J XXII.
32.
XXIII.
81.
1 XXIV.
93.
XX.
93.
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51.
. XXII.
103.
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41.
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. XXIII. 54.96.
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44.
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XX.
103.
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22.
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69.
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104.
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15.
XIX.
2.
XIX.
4.
XIX.
25.
XIX.
3.
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. XXIV.
21.
. XXIV.
59.
. XXIV.
29.
. XXIV.
22.
. XXIV.
62.
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102.
XX.
103.
XXII.
102.
. XXIV.
70.
. XXIV.
4.
. XXIV.
49.
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93.
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11.
. XXIII.
31.
XXII.
20.
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30.
XIX.
87.
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53.
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56.
•{ XXIV.
23.
. XXIV.
31.
XXL
62.
XXI.
114.
XXI.
62.
XIX.
113.
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Inhalt der Verordnungen, Reskripte etc.
M.
Mannschaftsschränke für Pflegepersonal.i
Mannschaftsstrümpfe für Marine.
Marine-Aerzte, Bezeichnung.
-Lazarethe, Kassen Verhältnisse.
-Ordnung vom 12. November 1894, Ausgabe.
-Zeugnisse über Dienstunbrauchbarkeit und Invalidität.
Marschbelastung, Bericht über (Zuntz-Schumburg).
Marsch verpflegungs - Vergütung für 1892 .
Matratzen (der Betten) Schutz.
— der Kranken- und Todtenbahren.
Maximum-Thermometer, Beschaffung für Feldsanitätsformationen
und Truppen-Arzneibehältnisse.
Medizinalfonds, militärische.
—, Nachweisung verfügbarer Bestände.
Medizinalgeräthe, Ersatz-,.*.
Medizinisch - chirurgischer Etat, Bescheinigung über die Führung
desselben.
Medizinkasten, Bezeichnung.
Meldetafel im Aufhahmezimmer der Garnisonlazarethe.
— in Kasernenräumen.
Messer und Gabeln in Lazarethen, bei Bedarf mit vernickelten
Griffen zu beschaffen.
Mikroskop, Versendung für hygienische Kurse.
Militärärzte des Beurlaubtenstandes, Unterstützungsgesuche . . .
— ehemalige, listliche Führung.
Militärärztliche Bildungsanstalten, neue Aufnahmebestimmungen
—, Anstellung bei Kommunalverbänden.
Militäranwärter, Anstellung bei Privat-Eisenbahngesellschaften .
—, Anstellung im Reichsdienst der Marineverwaltung.
—, informatorische Beschäftigung.
Militärbeamte, Klasseneintheilung.
Militärfahrscheine.
Militärgut-Transport.
Militärkrankenwärter, Bekleidung und Ausrüstung.
—, Entlassungsanzüge.
Militär - Sanitäts wesen, Veröffentlichungen. J
Mohrrüben, gedörrte, in der Krankenbeköstigung.
N.
Nachtrag zum Arzneibuch für das Deutsche Reich.
Naphthalin gegen Motten.
Normal-Krankenzahl.
0 .
Obduktionsprotokolle (Urschrift).
Oekonom iehand werter der Korps-Bekleidungsämter, Bericht¬
erstattung über dieselben.
Oel-Leinwand, Auffrischung.
Oesterreich - Ungarn, Vereinbarung mit.
IX
Bd. Seite.
XXIII. 18.
XXIV. 49.
XIX. 95.
XXI. 126.
XX. 12.
XXIV. 2.
XIX. 17.
XXIV. 60.
XXI. 3.
XXIII. 31.
XX. 43.
XXIV. 11.
XXIII. 53.
XXIV. 102.
XIX. 39.
XXIV. 22.
XXL 22.
XXIV. 50.
XXIV. 50.
XXIV. 21.
XIX. 129.
XXIV. 49.
XXI. 61.
XXIV. 13.
XXL 127.
XIX. 51.
XIX. 18.
XIX. 95.
XXI. 29.
XXIV. 95.
XXL 54.
xxm. 22 .
XXIV. 71.
XXIV. 3.
XXL 10. 51.
78.
XXII. 5. 42.
49. 101.
XXIV. 69.
XXIV. 53.
XXL 9.
XXL 11.
XX. 59.
XIX. 48.
XXIII. 11.
xxm. 21 .
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X
Inhalt der Verordnungen, Reskripte etc.
Offiziere und Sanitätsoffiziere, Bekleidungsvorschrift für dieselben
Offizier - Seitengewehr, Verleihung desselben an Ober-Lazareth-
gehülfen.
O hr - Operationsbestecke.
Operationskurse für Sanitätsoffiziere (s. auch Fortbildungskurse) .j
I
Operationstische für Garnisonlazarethe.
P.
Packleinwand zum Schutze von Drahtmatratzen.
Packordnungen der K. S. O., Abänderung.
Panaritien, Verhütung und Behandlung.
Pantoffel für Lazarethkranke.
Papier-Lieferungsverträge.
Pensionirte Beamte, Verfahren bei Wiederanstellung derselben bei
der Militärverwaltung.
Personal- und Qualifikationsberichte.
Personalveränderungen in dem Sanitätskorps in jedem amtlichen
Bei blatte.
Personenstands - Nachweisungen.
Petroleumlampen, Kosten von Abänderungen.
—, Vergrösserung der Rundbrenner.
Pferdegelder.
Pforta (Landesschule), Freistelle.
Pioniere und Fussartillerie, Litewka-Einführung.
Pläne etc. für Garnisonbeschreibungen, Verrechnung derselben . .
P leura - Empyem, Sammelforschung.
Port, Improvisations-Anleitung. j
Proben, Einführung neuer, für Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke
Prüfungskommission für Sanitätsoffiziere, Zusammensetzung . .
R.
Rapport und Berichterstattuug.
Rapporte, Generalkranken-.
Rapportwesen, Führung Einjahrig-Freiwilliger.
—, Personenstandsnachweisungen.
—, Rekruten und Invaliden.
—, Spalte 13.
—, Truppen- und Stationsberichte.
Rationsberechnung.
Rationsquittungen.
Rechnungslegung bei Rückeinnahmeu und dergl. in Lazarethen
Rechnungsrechtfertigungen über Verpflegungsgegenstände . .
Regulativ für Gerichtsärzte, Versendung.
Reichsschuldbuch, Vermögensnachweis.
—, Zweck desselben.
Reise Ordnung, Aenderung der §§ 1 und 2.
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Bd. Seite.
XXIV. 32.
XXIV. 62.
XXIII. 79.
XIX. 39.
XXII. 20.
XXIIL 38.
XXIV. 12.
XXIII. 10.
XXI. 61.
XXII. 66.
XIX. 25.
XX. 105.
XXIV. 53.
XXIV. 78.
XXIII. 21.
XX. 103.
XIX. 58.
XX. 51.
XX. 93.
XXI. 22.
XIX. 88.
XX. 101.
XXIV. 23.
XXIV. 77.
XX. 4.
XXI. 51.
XXIII. 95.
XXIV. 61.
XIX. 1. 137.
XX. 101.
XXII. 17.29.
31.
xxm. 17.
XXIV. 21.
XIX. 48.
XX. 30.
XXII. 68.
XX. 102.
XX. 103.
XXII. 19.
XXII. 41.
XXI. 29.
XIX. 29.
xxn. 32.
XXIV. 59.
XXIII. 80.
XIX. 15.
XXI. 41.
XXL 64.
XIX. 5.
XI
Inhalt der Verordnungen, Reskripte etc.
Bd. Seite.
Reitpferd - Entschädigung.
Rekonvaleszenten, Beschaffung von Spielen zur Beschäftigung im
( XIX. 29.
I XXII. 102.
Freien für dieselben
XXIV. 23.
Re vierdienst, Fahrkosten-Entschädigung für Gänge iu demselben XXIV. 48.
—, Verordnung8böcher.XXIII. 96.
Revierdienstzalage, Zahlung an Assistenzärzte.XXIV. 11.
Rückeinnahmen und dergl. Rechnungslegung in Lazarethen . . . XXIV. 59.
Sanitätsämter, dauernde Einrichtung derselben.
Sanitätsbericht über die deutschen Heere im Kriege 1870/71 .
— für 1884—1888, Versendung.
— * » Verkeilung.
— für 1888/89 .
— für 1889/90 .
Sanitätsberichte, ältere, Verkauf.
Sanitätsdetachement, Verbindezelt.
Sanitätsmaterial (ärztliches), Beschaffung.
Sanitätsoffiziere des Beurlaubtenstandes, BekleidtingsVorschrift für
dieselben.
—, Gnadenbeweise für dieselben (12. September 1895).
— in Sachsen, Uniform.
—, jüngere, sind im chefarztlicben Dienste auszubilden.
— Kontrol listen.
Sch lau chkl emmen für Irrigatoren.
Schnellzugsbenutzung der beurlaubten Mannschaften ....
Schriftstücke, erledigte, Vermerk auf denselben vor Reponirung
„z. d. A.“.
Schutzmannschaft in Berlin, Anstellung.
— in Bremen, Anstellung. J
— in Hamburg.
XXIV. 24.
XIX. 138.
XX. 82.
XIX. 138.
XX. 2.
XXI. 3.
XXII. 30.
XXII. 92.
XXIII. 95.
XX. 1.
XXIV. 32.
XXIV. 78.
XXII. 22.
XXIV. 47.
XIX. 59.
XXI. 50.
XXIV. 32.
XXIV. 31.
XX. 83.
XX. 94.
XXI. 42.
XXI. 4.
XX. 44.
Schutztruppe für Deutsch-Osiafrika
J XXII. 8.
] XXIII. 12.23.
Selbstentzündung von Kohlenvorräthen..XXIV. 30.
Skelette für Lazarethgehülfenschulen. XX. 102.
Soldatenkinder, freie Behandlung und Arznei ... ... XIX. 88.
Sommerröcke für Offiziere, Einführung. XIX. 15.
Sophabezug in Garnisonlazarethen.XXIII. 31.
Spiele zur Beschäftigung rekonvaleszenter Mannschaften im Freien,
Beschaffung.XXIV. 23.
( XIX 73
Spiritus (undenaturirter), Verrechnung.(xXI 102 104
Spuckgläser, Torfmüll-,.XXIII. 93!
Spucknäpfe in Lazarethen, Torfmüllfüllung derselben.XXIV. 49.
Spuck- und Uringläser, Reinigung. XIX. 66.
Staatsschuldbuch - Benutzung bei Führung des Vermögens¬
nachweises .XXIV. 51.
Stärkungsmittel an Personen im Desinfektionsdienst.XXII. 22.
Stahlrohrlanzen, Einführung. XIX. 15.
Stempel für Feldsanitätsformationen sind K. G. zu zeichnen . . . XXIV. 77.
Sterbefälle von Militärpersonen, Beurkundung. XXI. 54.
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XII
Inhalt der Verordnungen, Reskripte etc. Bd. Seite.
Steuer för Gemeindezwecke. XXI. 63.
Strafbücher-Formulare.XXIII. 80.
Stunden - Unterscheidung der Tageshälften.XXIII. 97.
Subaltern-Stellenbese tzung, Grundsätze. XXI. 12.
T.
T ageshälfte n, Stundenbezeichnung
Taschentücher für Lazarethkranke
Teplitz, Badeinstitut.
Thermometer.
—, Beschaffung.
Todtentragen, Abänderung.
— für Lazarethe.
Torfmüll für Spucknäpfe..
Tornister der Feldartillerie.
Tragen.
Trage Vorrichtung für Tornister ...
Traindepot - Ordnung vom 31. März 1892
Transport von Militärgut.
Trink wasserprüfung.
XXIII.
97.
XXI.
77.
[
XIX.
39.
1
XXI.
10.
l
XXII.
57.
(
XXI.
99.
1XXIII. 17.43.
XXIV.
11.
f
XX.
43.
l
XXII.
49.
XXIV.
29.
XXIIL
93.
1
XXIV.
49.
XXII.
7.
f
XX.
5.
l
XXII.
49.
xxn.
i.
XXI.
41.
XXIII.
22.
XIX.
42
bis 47. 55.
58.
Truppen - Arz neibehältnisse, Thermometer-Beschaffung . . . XXIV. 11.
Tuberku lin - Behandlung, Einrichtung einer Station im Garnison-
Lazareth I Berlin. XX. 3.
-, Einrichtung von Stationen am Sitze der Generalkommandos . XX. 9. 10.
— —, Injektionsspritzen und Glasmensuren. XX. 3.
-, Versendung der Gebrauchsanweisung. XX. 29.
-, Versendung von Vorträgen über die Behandlung.XX. 10.43.
Tuberkulose, Sammelforschung. XIX. 48
bis 51. 55.
— in den Rapporten. XX. 30.
-, Berufung der Korps-Generalärzte nach Berlin. XX. 4.
f XX 44
-, Bezug von Tubercul. Kocbii.< XXI* 101
U.
Ueberführungen Kranker in andere Lazarethe etc., Anordnungen
über Lazarethkranke mit mehr als zweimonatlicher Be¬
handlungsdauer sind nicht mehr zu melden.XXIV. 59.
Unfallversicherung, Begutachtung durch Militärärzte .... XX. 69.
Unglücksfall-Verhinderung.XXI. 52. (78)
Uniform sächsischer Sanitätsoffiziere.XXII. 22.
Unterkleider, Wäsche in den Lazareth-Waschküchen. XX. 51.
Unteroffizierschulen, Körperlänge.XXII. 77.
Unterrossärzte, Anspruch derselben auf Wachtmeister-Kranken¬
löhnung .XXIV. 71.
Unterstützung von Familien eingezogener Mannschaften .... XXL 65.
Unterstützungsfonds für Beamte. XIX. 138.
Unterstützungsgesuche für Militärärzte des Beurlaubtenstandes sind
dem Generalkommando vorzulegen.XXIV. 49.
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XIII
Inhalt der Verordnungen, Reskripte etc. Bd. Seite.
Untersuchung von Mannschaften in Oesterreich-Ungarn .... XXIII. 21.
Untersuchiingslisten, Beschaffung.XXIII. 45.
Urin- und Spuckgläser, Reinigung. XIX. 66.
Utensilienbedarf der Lazarethe. XIX. 130.
V.
Veränderungsnachweise der Gamisonlazarethe . . . .
Verbandmittel auf Schiessplätzen.
— -Kasten . .
-Reserve.
-Tasche, .Ausstattung.
Verbandpäckchen .
Verbandscheere von J. A. Henckels.
Verbandstoff, wasserdichter für Feldsanitätsfovmationen . .
Verbandzeugtaschen für Lazarethgehülfen.
Verbindezelt C/87 der Sanitätsdetachements.
Vermögensnachweis.
—, Staatsschuldbuch-Benutzung bei Führung desselben . . .
Veröffentlichungen aus dem Militär-Sanitätswesen . . .
Verordnungsbücher im Revier.
Verrechnung grösserer Flaschen.
Verträge über Lieferungen, Bestätigung . . .
—, Lieferungs-, für Papier ... .
Vertretung des Generalarztes und des Divisionsarztes . . .
Verunglückungen, Nachbehandlung.
Verwundetenzelte, Zeltstangen ... .
Vorschüsse.
W.
Waagen für Kriegs-Sanitätsformationen, Tragfähigkeit. XIX. 129.
Wäsche-Bestände der Feldlazarethe sind nach der Traindepot¬
ordnung zu erhalten.XXIV. 29.
— von Lazarethkranken.XXII. 101.
-Reinigung mit Petroleum.XXIII. 11.
-Stücke der Lazarethe sind für die Abtheilung nicht besonders
zu beschaffen.. XXIV. 60.
— -und Krankenkleidung, Beschaffung. XX. 70.
Waffendienst-Gänge sind alle Wege im Interesse des Dienstes XXIV. 24.
Waschbecken können für jeden Mann beschafft werden .... XXIV. 33.
Waschtische für Offiziergebrauch. XX. 44.
Wasser-Reservoirs in Garnisonlazarethen.XXIII. 32.
— Untersuchung und Geräthebeschafiung. XIX. 42.
bis 47. 55. 58.
Wein, Xeres-, Begriffsbestimmung.XXIV. 39.
Weinbedarf für Lazarethe, Verdingung. XIX. 27.
Werthpapier-Niederlegung bei der General-Militärkasse . . . XXIV. 54.
Wittwen- und Waisen-Fürsorge ..XXIV. 94.
— und Waisengeld-Zahlung.XXIV. 13.
XXIII.
1,
XXIII.
1 .
XXII.
89.
XX.
3.
XX.
93.
XX.
21.
XXII.
65.
XIX.
66.
XIX.
16.
XXIII.
9.
XXII.
102.
XXIII.
95.
XXI.
41.
XXIV.
51.
XXI.
10.
51
.78.
XXII. 5.42.
49. 101.
XXIII.
96.
XXIV.
71.
XXII.
30.
XXIV.
53.
XX.
79.
XXI.
78.
XXIII.
29.
XXIII.
81.
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XIV
Inhalt der Verordnungen, Reskripte etc.
X.
Bd. Seite.
Xeres-Wein, Begriffsbestimmung.
Z.
Zählkarten bei Tuberkulose, Sammelforschung.
Zähne, künstliche.
Zeltausrüstung, tragbare.
Zeltstangen für Verwundetenzelte.
Zement-Fussboden in Holzbaracken.
Zeugnisse für Lebensversicherungsanstalt für Armee nnd Marine .
— über Dienstunbrauchbarkeit und Invalidität in der Marine . . .
—, militärärztliche in Mexiko.
—, militärärztliche in Nordamerika.
—, militärärztliche in Japan.. .
—, militärärztliche in Russland.
—, militärärztliche in Südamerika. . .
—, militärärztliche zum einjährig-freiwilligen Dienst.
— Urtheil über Erwerbsfähigkeit.
Zivilkrankenwärter. . . . .
Zulage bei Bezirkskommandos an Aerzte . . .
-Dienst bei vierten Bataillonen.
— für Revierdienst, Zahlung an Assistenzärzte.
Zun tz-Sch um burgscher Bericht über zulässige Marschbelastung
XXIV.
39.
XIX.
55.
XXIII.
71.
j XXL
61.
1 XXII.
32.
XXIII.
29.
XXII.
21.
XXIV.
11.
XIX.
17.
XXII.
67.
XXII.
67.
XXIL
1 .
XX. 33.
.52.
XXIV.
94.
XXI. 65. 127.
XX.
82.
XX.
4L
XIX.
2.
XXIII. 31.37.
XXIV.
11.
XXIV.
60.
A. (Sachregister.
(Die römische Zahl bedeutet den Band, die arabische Zahl die Seite.)
Abel Generalarzt f . . XXI. 236, 326 ] Amputationen . . . XXI. 128. 452
Abkochen im Felde, Anleitung | Amputationssäge Helferichs
XXIII. 143
Amputationsstumpf-Bildung
XXIV. 450
Anämie XXII. 325. 547. XXIIL 93
185. XXIV. 329
Anästhetica, XXII. 85. XXIV. 22
288
XX. 459 Anästhesie , lokale . . XXIV. 22
Aktinomykose .... XXI. 452 Anasarka-Behandlung XXIIL 215
XXIII. 145. 225 Anatomie, Kompendium XXIL 221
Alkohol, Ham bei . . . XXI. 231 —.theoretische .... XXII. 222
—, ein Völkergift . . . XXIV. 240 —, topographisch (Atlas) . XXIIL 319.
Alkoholfrage, ärztlich . XXIII. 448 Anchylostomum duod.. XXIV. 329
Alkohol verbände b. Phlegmone Antipvretica und Antalgica
XXIII. 310 ' XXIV. 555
A1 uminium, Feldflaschen u. Koch- Antiseptik der Alten . XXIL 423
geschirre . XXL 329. XXIIL 433. —, in erster Linie . . . XXIII. 373
Aluminium-Gefässe für Karbol- Antiseptische Lösungen, Preise
säure.. XXIV. 92 • • • XIX. 122
XXIII. 236
Aethernarkose und Pneumonie
XXIV. 395
Aeus8ere Erkrankungen XIX. 297
Akklimatisation nnd Tropenhygiene
XXIV. 274
Akkumulator zur Galvanokaustik
Digitized by ^.ooQle
Anzeiger, medizinischer . XXI. 376
Aorta, Aneurysma nach Typhus
XXII. 1. 72
Arbeits- und Erwerbsun fähig-
keit, Beurtheilung . . . XXI. 471
— — nach Verletzungen . . XIV. 45
Archiv es de medecine et de phar-
maeie milit. XIX. 46. 678. XX.
140. 628. 718. XXI. 140. 417.
XXII. 93. 403. XXIII. 70. 379
XXIV. 92, 462.
Argent. nitr., Aufbewahrung
XXIII. 45
Arsenik, subkutan . . . XXIII. 93
--Vergiftung .... XXII. 396
Arthritis gonorrh. . . XXIV. 183
Arzneiexantheme . . XXIII. 241
Arzneimittel, komprimirte XXIII.* 558
XXIII. 170. 555. XXIV. 40. 183.
238. 407
—, neuere.XIX. 92.
Arzneimittellehre XXI. 41. 235.
XXIII. 506. XXIV. 512
Arzneitaxe für Aerzte . XXIV. 512
Arznei Verordnung, XX. 236.
XXI. 192. 364. XXII. 564
Aseptik in Kriegschirurgic XXII. 540
Aspergillus, Kieferhöhle XXI. 88
Asphyxie bei Neugeborenen XXIII. 226
Asthma bronch. und Tuberkulose
XXII. 329
Athmungswerkzeuge, Erkran¬
kungen . XIX. 193
Atlas der Bakterienkunde
XIX. 36. 723
Atresia duct. lacrym. . XXII. 26
Atrophie und Anämie . XXII. 325
Atrophia n. optic. träum. XXIII. 1
Augenheilkunde u. Ophthalmo¬
skopie XIX. 42. XXI.
319. XXIII. 443. 462
—, Unterrichtsaufgaben . XXII. 26
Augen krankheit, kontagiöse
XXII. 145
Augenkrankheiten XXII. 185.
XXIII. 135
—, simulirte
XIX. 581
Augenmuskellähmung XXIII. 168
Augenprüfung (s. a. Seh¬
proben).XXII. 184
Augentemperatur . . XXII. 329
Angenverletzung durch Platz¬
patrone . XIX. 585
Augusta, Kaiserin f . . XIX. 1
-letzte Stiftung . . XIX. 295
Aushebung in Italien . . . XX. 512
Auskultation, ösophageale XXII. 79
Auslese, natürliche . . XXIII. 323
Bacter. coli com. . . . XXII. 552
Bajonettverletzungen (Lebel-
Gewehr).XIX. 38
Bakterien, Anpassung an
Temperatur.XXIV. 26
I —, Eindringen in Wunden XXIV. 133
— -Forschung.XX. 507
— u. Kaffee. XXI. 363
I — und Krankheitsgifte. . .XIX."726
, Bakterienkunde, Atlas XIX. 36.
723. XX. 507. XXI. 362. 466
—, Grundriss .... XX. 93. 507
I Bakteriologie, Diagnostik
1 XX. 507. XXIV. 132
—, Einführung in die XX. 507.
XXIV. 556
—, Wasserproben-Versand XXI. 412
Bandwurmstatistik . . . XX. 240
Baracken, gemauerte (Kasernen)
XXII. 399
| — in Helsingfors . . XXIV. 204
j v. Bardeleben, Jubiläum XXI. 46
! Nachruf XXIV. 502
Bauchfell-Tuberkulose XXI. 452
Bauchwunden, durchbohrende
; XXI. 145. 204. 253
v. Beck XX. 717. XXIII. 139. 463
j Beekenschuss.XX. 675
! Behrings Heilserum (siehe Diph-
j therie).XXIV. 8. 359
| Beinbrüche, Behandlung im Um¬
hergehen .XXIII. 558
Bekleidung in der Marine XXI. 116
— und Ausrüstung . . . XXIII. 435
—, Verhalten zu Sublimatlösungen
XXIII. 142
Bekleidungsstoffe (Militär-), Be¬
urtheilung .XXIV. 542
i Belastung und Leistungsfähigkeit
| des Soldaten XXII. 132. XXIV. 49
Belehrungsschi essen . . XXI. 193
I Beleuchtung des Schlachtfeldes
XXI. 551. XXII. 130
— der Wohnung .... XXIV. 275
Berlin, medizinisch . . . XXI. 247
Berufsgeheimniss des Arzte.s
XXIII. 462
> Bibi iothek, Surg. Gen. Office U. S.
XXI. 245
—, W. Koths.XXI. 568
' Bindehautentzündung, gonorrh.
XIX. 16. 592
i Blasenstein bei Tripper . XXII. 18
I Bleivergiftungen . . XXIII. 507
• Blennorrhoe, Behandlung XXIII. 213
! Blepharoplastik .... XXI. 555
I Blindheit, einseitige, ohne Befund
1 XXHI. 193. 411
1 —, erheuchelte .... XXIV. 378
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XVI
Blindheit, Simulation ein¬
seitiger . XXI. 24
Blitzschlag, Verletzungen XXI. 1
v. Block, Magnus Gabriel XXIII. 191
Blödsinn, angeborener . XXII. 113
Bluter, Gelenkerkrankungen XXI. 314
Blutkörperchen, Genese XXII. 548
Blutlose Oberkieferresektion
XXIV. 318
Blutserum-Therapie . . XXI. 516
Blutuntersuchung XXIII. 131.
XXIV. 553
Brachykardie .... XXII. 546
Brehmers Heilanstalt, Mit¬
theilungen .XIX. 88
Brille, stenopäische . . XXIII. 168
Bruche, Radikalbehandlung XXI. 452
Brunnenwässer, eisenhaltigeXX. 454
Brustfellentzündung XXII.328. 508
Brustkrankheiten im Heere
XXIV. 28
Brustumfang, Körperentwickelung
XXII. 542
Bubonen mit Jodoformvaselin
XXIV. 462
Chamberland-Filter. . . XX. 327
Chemie der Nahrungs- und Genuss¬
mittel .XXII. 397
— Repetitorium XXII. 135. XXIII. 457
— und Mikroskopie am Krankenbette
XXIIL 164. XXIV. 494
Chilenischer Krieg XXI. 233. 425
Chinin-Injektionen . . . XXIV. 462
Chirurgie, allgemeine XXI. 369.
XXIV. 560
—, innere.XXI. 452
— (Spezielle), Lehrbuch XX. 129.
XXI. 130. XXII. 402. XXIII. 508
Chirurgische Klinik, Berichte
XIX. 91. XXI. 182
— Technik.XXI. 314
Chlorkalk zur Wasserreinigung
XXIV. 498
Chloroform-Darreichung XXIV. 193
— Nachwirkungen . . . XXIII. 455
C h o 1 e r a, Antixorin(Behring)XXIV. 500
—, Ausröstungsfrage . . XXIII. 439
-, Bazillen XXI.360. XXII.34-38.
169. XXIII. 91. 92. 134. 438.
500. XXIV. 44. 326. 398
—, Behandlung XXII. 171. 273.
XXIII. 54. XXIV. 27
—, Diagnose (siebe auch Bazillen)
XXI. 555. XXII. 78
—, Epidemien XXI. 555. 566. XXII.
37. 38. 43. 169. 241. 336. 407.
XXIII. 438. 537. XXIV. 25. 27.
327. 336. 417. 459
1 Cholera, Flussüberwachung XXII. 457
—, Impfschutz XXII. 37.173. XXIII. 180
XXIV. 326
! —, Niere .... XXII. 173. 390
—, Nitritvergiftung . . . XXIII. 46
—, nostras.XXII. 271
—, Toxalbumine . . XXII. 272. 390
—, Uebertragung XXII. 22. 36. 37.
XXIII. 90
Chromsäure bei Fussschweiss
XIX. 233
Cocain-Intoxikation . XIX. 160
v. C o 1 e r, Rang als Generallieutenant
XX. 585
—, Album-Ueberreichung . . XX. 143
Conjunctivitis gonorrh. XIX. 16. 592
Cummersdorfer Schiessplatz,
Verwundungen.XX. 597
Dänemark, Sanitätswesen . XX. 681
Dänisches Heer . . XXII. 560—62
Darmerkrankungen. . . XIX. 456
Darmnaht.XXIII. 448
Darmschlingen, brandverdächtige
XXI. 452
Darm Verletzungen . . . XIX. 456
Dauerproviant, Marine . XXL 356
Dehiszenzen, spontane . . XIX. 93
Dermatologische Studien XXL 44
Desinfektion der Hände XXIII. 504
XXIV. 178. 449
— der Latrinen.XIX. 34
— des Darmes .... XXIII. 499
— mit Formaldehyddämpfen XXIV. 452
— mit Karbolseifelllösung. . XX. 716
— von Schiffen .... XXII. 455
— „ Sputum XX. 504. XXII. 49
— ,, Trink wasser XIX. 760.
XXIV. 498. 508
— , Typhus-Ausleerungen XIX. 34
XXI. 413
Desinfektionsapparate XIX. 49
XXL 553. XXII. 425. XXIII. 45
Desinfektionslehre, Fortschritte
XXIII. 487. 538
Deutsches Heer, Verbandmaterial
XXIV. 23
Diabetes acutissimus XXIII. 227
— mellitus.XXII. 554
Diagnostik, bakteriologische
XXIV. 132
—, Fortschritte in . . . XXIV. 455
—, medizinische .... XXI. 313
XXIL 133
Diät-Vorschriften . . XXIV. 464
Dienstanweisung (1. 2. 94.)
XXIII. 143. 204
—, französische .... XXIIL 531
Diensttauglichkeit . . . XX. 697
Digitized by ^.ooQle
XVII
Dienstunterricht, für Apotheker
XXIII. 332
— militärärztlicher . . . XXI. 540.
XXIII. 270
Dienstverhältnisse Prenssischer
Militärärzte.XX. 710
Diphtheritis XXII. 500 501.
XXIII. 558 XXIV. 600. (Wund).
Diphtherie - Heilserum XXII. 449
XXIV. 8. 130. 131.176—78. 218.
281. 286. 359. 498. 499. 500
Dynamit-Verletzungen XXIII. 446
Dysenterie XXII. 504. XXIIL 440
Eingeweide, Lage . . XXIV. 394
Eisenbahnen in den Kriegen der
Neuzeit.XIX. 166
—, militärischer Werth . . XIX. 166
—, transportable, im Kriege . XIX. 166
—. schmalspurige .... XXI. 132
Eisenbahn-Verletzungen XXI. 463
Eisenhaltige Tiefbrunnenwässer
XX. 454
Elektrische Lichtanlagen XXIV. 222
Elektrodiagnostik . . XXIII. 169
Elektrolyse, Wirkung auf toxische ;
Substanzen.XXIV. 451 i
Encephalitis, akute . . XXIV. 178 j
Ency kl opädie der Therapie XXIV. 456
Ephedrin-Homatropin XXIV. 496 I
Epidemie in Lehe infolge Badens |
XX. 456. 513
Ermüdung des Herzmuskels XIX. 681 j
Ernährung, Theorien XIX. 249.
XXI. 172 224. XXII. 556 I
Erste Hälfe . XIX. 728. XX. 632 !
Erysipelas, Ichthyol . . . XX. 677 l
—, vasomotor. Paralyse . XXIII. 182 j
Essigäther, Erregungsmittel XXII. 555 j
Farbenapparat, diagnostischer .
XXL 41 |
Farbensinn, Prüfung . . XIX. 584
Fe Id ärztliche Technik . XXIV. 369 '
Feldbahnwagen, Krankentrans¬
port .XX. 193
Feldflaschen XXI. 329. XXIII. 433
Feldkochbuch.XXI. 247
Feldlazareth bis Bahnstation XX. 633
Feldlazarethwesen in Finland
XXII. 188
Fieber, Infektionskrankheiten
XXIV. 553
—, Wasserretention . . . XXIV. 554
Fieberbeeinflussung durch Haut¬
pinselung .XXIV. 527
Filter, syst&me Chamberland . .
XX. 327
—, für Feldverhältnisse . XXIV. 330
Finger, schnellender . . . XX. 668
v. Fircks Taschenkalender XIX. 680
XXII. 520. XXIII. 512
Fleischkonservirung . XXIII. 432
Flussüberwachung . . XXII. 457
Formaldehyddämpfe zur Des¬
infektion .XXIV. 452
Fortbildungskurse, zivilärztliche
XXIV. 288
Fortbildungskursus in Schweden
XXI. 92. XXIII. 94
Fraentzel, O. f ... XXIII. 558
Frakturen und Luxationen, Be¬
handlung .XX. 457
Französische Armee, Verband¬
material .XXIV. 23
Frauenheilkunde. . . .XXI. 89
Fremdkörper-Nachweis XXI. 470
Friedens-Sanitäts-Ordnung .
XX. 563. 620
Friedrich - Wilhelms - Institut
XX. 463. XXI. 142. XXIV. 286. 336
Fus8, menschlicher. . . . XXI. 45
—, Ausdehnungsfähigkeit. XXIV. 91
Fussgelenksdrainage . XXIII. 535
Fussschweiss, Chromsäurebe -
handlung.XIX. 239
Fuss wurzelknochen, Resektion
XXIV. 82
Galvanokaustik, Akkumulator .
XX. 459
Garnisonorte, grössere in Oester¬
reich-Ungarn XIX. 144. XX. 240.
XXI. 192. 520
Gasphlegmonen . . . XXIII. 439
Geburt8hülflicbes Vademecum .
XXI. 183
Gehirn, Behandlung des verletzten
XXII. 220
—, Stich Verletzung . . . XXIII. 465
—, -Verletzungen, Körpertem¬
peratur .XXIV. 90
Gehörstörungen (einseitige).Simu-
lation.XX. 276
Geisteskrankheiten im Heere
XXI. 320. 442. XXII. 113. 118.
371. 375
Geis tes zu stand e,z weife lhafteXX. 604
650. XXL 414
G elenkerkrankungen, Bluter .
XXL 314
Gelenkrheumatismus XXIII. 47
Gelenkverletzungen XXI. 296. 555
Gelenkwassersucht . . . XXL 39
Genfer Konvention . . XXIV. 139
Genickstarre (Epidemie) XXIV. 337
217
Genius epidemicus . . . XXII. 391
b
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XVIII
Gerichtsärztliches Vademecum 1
XIX. 727. XXIII. 456 j
Geschichte des schwedischen
Medizinalwesens . . . XXII. 470
Geschlechtskrankheiten XXIII. 333
537. XXIV. 456 |
—, Atlas.XXIII. 460
Geschosse, kriegschirurgisch, siehe ,
Geschossfrage der Gegenwart XXI. !
313. XXIII. 135. 138 |
G eschossf rage der Gegenwart I
XIX. 137. 718. XXI. 233. 354.
425. 549. XXII. 121. 123. 131.
401. 539. XXIII. 135. 321. 510.
XXIV. 273. 447. 448. 463 484 j
Geschwulst, diagnostisch in- ,
teressante.XIX. 601 I
Gesellschaft, Berliner militärärzt- !
liehe XIX. 93. XXI. 132. 555. I
XXII. 137. XXIII. 234. 458.
XXIV. 32. 136. 403. 504
—, militärärztliche, Kopenhagens
XXII. 191
—, marineärztliche Petersburg XXIII. 235 ;
—, Deutsche für Chirurgie XIX.
95. XX. 279. XXI. 298. XXII.
144. 225. 240. XXIII. 95. 226. 1
281. 384. XXIV. 96. 224. 464 [
Gesundheitsbüchlein . XXIII. 536 |
Gesundheitsdienst im russisch-
türkischen Kriege .... XX. 97
Gesundheitspflege, des Soldaten
XXI. 389. XXIV. 25. 90. 141. 215. 28C
—, deutscher Verein für öffentliche
XX. 512. XXI. 48. 328
—, Entwickelung .... XXII. 558
, Handwörterbuch . .XIX. 600
—, militärische XX. 713. XXI. 184. 471
— , Vorposten.XXI. 365
—, Ziele und Aufgaben . XX. 715
Gesundheitsverhältnisse,
schwedisches Heer . . XXI. 92
— der Heere der Grossstaaten XXIV. 444
Gesundheitswesen Deutschlands
XX. 584. XXI. 47
Getreide und Hülsenfrüchte
XXIV. 273. 502 |
Gewehrkugeln, Einheilung XXI. 129 !
Gewerbebetrieb, gesundheitsschä- I
digende Einflüsse . . . XXIV. 179 I
Gewerbe-Hygiene. allgemeine
XXIV. 223
—, praktische . XXIV. 276. 454 i
Gicht und Harnsäure . . XXIV. 399 i
Giftthiere.XXIII. 507
Giornale medico . . . XXII. 502 I
Gonococcen-Nachweis . XXIV. 183
Granaten-Verletzungen . .XXI. 473
Grippe, XIX. 126. XXI. 90. 99.
124— 126.392.410. 515. XXIII. 181
182. XXIV. 97
—, im deutschen Heere . . XX. 129
—, in der deutschen Marine XX. 572
—, Ohrerkrankungen . . .XX. 689
Grosshirngeschwülste XIX. 720
Grundriss der Bakterienkunde XX. 93
— der Hygiene.XIX. 722
Gypsleimverband . . XXIII. 221
Hämophilie, Blutstillung XXIII. 186
Hahn, Oberstabsarzt f . . . XX. 631
Halswirbelbrüche . . .XXI. 452
Halswirbelluxationen. XXIV. 513
Handbuch für k. k. Militärärzte
XX. 511. XXIV. 31. 536
Handdesinfektion (s. Desin¬
fektion) .XXIV. 178
Handgelenksresektion XIX. 45
Handschrift.XXI. 132
Handwörterbuch der gesamroten
Medizin.XX. 190
Harn- und Geschlechtsorgane,
Krankheiten XX. 712. XXIV. 180
Harninfiltration . . . XXIV. 48
Harnröhre, Strikturen . .XIX. 22
—, Verletzungen .... XXII. 503
Harnsäure und Gicht . XXIV. 399
Harn-Untersuchung . . XXI. 367
Haut, Blutfülle u.Schwitzen XXIII. 46
Hautkrankheiten . . XXI. 468
XXII. 223. XXIII. 333. XXIV. 456
—, Atlas ...... XXIII. 460
Hautpinselu ngen gegen Fieber.
XXIV. 527
Hautverpflanzung . . . XXI. 452
Heere (europäische), Stärkenverhäit-
nisse.XIX. 584
Heilserum siehe Diphtherie; auch
Staphylokokken etc.
Helf erich, Amputationssäge X XII1. 143
v. Helmholtz f . . . . XXIII. 463
Helminthiasis (russische Armee)
XXIV. 94
Henrici, Generalarzt t • .XIX. 97
Hernien in der Armee XXIV. 209
Herz-Ermüdung . . . .XIX. 681
Herz-Ernährung u. Arbeit XXI. 462
Herzkrankheiten XX. 582. XXI.
464. 516. XXII. 546. XXIII. 4
Herzruptur.XXIII. 305
Herzsto8s, diagnost. Verwerthung
XIX. 583
Herztöne, gespaltene, bei Gesunden
XXIV. 1
Hessings Verbände XXI. 132. 370.
XXIII. 392
Hippokrates’ Werke . XXIV. 288
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XIX
Hirnabszess.XX. 1
Hirnkrankheiten, chirurgische
Behandlung. XIX. 675
Histologische Untersuchungen,
Technik.XXIV. 556
Hitzschlag XX. 379. XXII. 309.
499. XXIII. 186. XXIV. 161. 289
Hodon-Ektopie . . . XXIV. 368
Hörprüfungen .... XXII. 473
Hospitäler, gesunde . . XXIV. 457
Hötel Dieu de Poitiers XXIV. 93
Hülfe, erste XXIII. 533. 461.
XXIV. 145. 547
Hufschlag gegen Unterleib, Fass¬
gangrän .XX. 427
Hund im Dienste des Rothen Kreuzes |
XXI. 375 ,
Hundswuth.XXIII. 44 !
Hydrocelen-Operation XXIV. 546
Hygiene XX. 509. XXI. 85.360.
471. XXIII. 504 I
— des Auges.XXI. 416 ;
—, Grundriss.XIX. 722 !
—, Grundzüge .... XXIV. 24 ;
Hyperthelie b.Männern XXII. 95. 519
Hypnose.XXII. 391
—, Heilung durch . . . XXIV. 255
Hysterie in der Armee XIX.. 752.
XXI. 377. 442 I
—, männliche XXIII. 216. XXIV. 465 ,
Ichthyol bei Erysipel . . XX. 677 I
— bei Augenkrankheiten . XXIV. 44 '
Icterus XXI. 132. 521. XXIII. 219
Ileus . . XXL 537. XXIII. 54
Immunitätstheorien . XXIV. 283
Impfung, animale, in der französisch. i
Armee. XIX. 37
—, Impfgeschäft und Technik XX. 583 j
—, in Schweden.XXI. 92 ■
XXIV. 95 I
Improvisationstechnik XXI. 297
XXIV. 463. 551
Index bibliograph. syphilidol.
XIX. 144 |
Infektion mit pyogenen Kokken
XXIV. 284
Infektionskrankheiten, XIX..
768. XX. 677. XXII. 411. XXIV. 553
—, Bekämpfung . . .XXIII. 258. 447
—, in der franz. Armee . .XXI. 187
—, Kochsches Institut . . . XX. 664
Influenza (s. auch Grippe) beim
Pferde.XXI. 99
— und Pneumonie .... XXI. 99
Injektionsspritze . . . XXI. 560
Innere Krankheiten, Diagnose
XXII. 133
-, Thrombose . . . XXIII. 221
Insuffizienz des Herzmuskels
XIX. 681
InternationalerKongress,zehnter
XIX. 608
Intoxikations-Amblyopie
XXII. 185
Ipecacuanha-Wurzel, emetin-
freie .XXIV. 452
Irresein, Verkennung . XXIV. 48
Italienische Armee, Krätzkranke
XXII. 28
Italienische Universitäten
XXI. 555 XXIV. 211
Jahrbuch der praktischen Medizin
XXIV. 456
—, für praktische Aerzte . . XX. 669
—, militärstatistisches XXIII. 171.
XXIV. 128
Jahresbericht über Fortschrittein
Diagnostik.XXIV. 455
— über Fortschritte in der Lehre
von pathogenen Mikroorganismen
XIX. 83. XXI. 368. XXII. 453. 455
Jahresberichte überVeränderungen
und Fortschritte im Militärwesen
XIX. 728. XXI. 472. XXIII. 384
Josef II., Reformator des österr.
Militär-Sanitätswesens . . XIX. 296
Kaffee und Bakterien . . XXI. 363
Kaffeesatz für Spucknäpfe XXIV. 95
Kaiserin Augusta f . . XIX. 1
Kalender XXI. 48. 565. XXII.
520. XXIII. 512. 558. XXIV.464. 560
Kalium bitartaricum XXII. 29. 505
Karbolsäure, Vergiftung XXIII.
217. XXIV. 396
Karbolseifenlösungen XX. 716
Karbon-Natron-Oefen XIX. 244
Kasemen-Beschreibung XXIV. 141
Kasernen in Stockholm XXI. 92
Kastration bei Prostata-Hyper¬
trophie ..XXIV. 221
Kavalleriedivision im Felde,
Sanitätsdienst .... XIX. 97
Kehlkopf-Exstirpation XXIII. 440
-Geschwülste . . . XIX. 579
-Krankheiten . . . XXIII. 509
-Photographie . . . XXIII. 440
Keratitis parenchym. . XXII. 185
Kieferbrüche, Nothverband XIX. 39
Kinderheilkunde betr. XXIV. 560
Kirchners Sputnmdesinfektor
XXII. 49
t Kleinkaliber-Gewehre (s. Geschoss-
| frage) . XIX. 137
Klinik, 1. med. in Berlin XX. 669
b*
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XX
Knochenbrüche, Vereinigung der
Fragmente.XXIII. 444
Koch, R., Bildniss . . XX. 144. 192
—, Heilverfahren XIX. 729. XX. 584
—, Medaille.XX. 144
—, subkutane Spritze . . XIX. 776
Kochgeschirre XXI. 329. XXIII. 433
Kochkunstausstellung, Leipzig
XXI. 555
Kokken, pyogene, . . . XXIII. 502
—» pyogene Infektion . . XXIV. 284
Kongress, deutsche Gesellschaft für
Chirurgie XIX. 95. XX. 279.
XXL 191. 472
— für innere Medizin XX. 289.
XXL 190. 236. XXII. 144. 273
—, internationaler XIX. 175. 608.
(siehe Anhang zu Heft 8 1890)
XX. Beilage. XX. 462. XXII.
287. XXIII. 144. 271
—, internationaler, für Hygiene und
Demographie XX. 583. 587. XXIII.
96. 336
Konserven-Untersuchung
XXIV. 545
Kothfistel.XXL 132
Krämpfe, klonische . . XXII. 550
Krätzkranke im ital. Heere XXII. 28
Krampfadern (Varicen) XXIV. 47
Krankenkost XIX. 728. XXIII. 337
Krankenpflege, freiwillige XIX.
288. XX. 462.. XXL 87
—, Gerätschaften, Verleihung
XXIV. 176
— in Schweden.XXI. 92
Krankenstube (Revier) . . XXL 36
Krankenträger, Leitfaden . XXL 233
Krankentransport XX. 633.XXL 499
— auf Feldbahnwagen . . . XX. 193
Krebs, Stabsarzt, f . . XXIV. 139
Krebs (Haut), Behandlung XXII. 553
—, Heilung durch Serum XXIV. 320
—, Parasiten.XXIV. 134
Kreolin.XIX. 580
Krieg, chilenischer . . XXL 233. 425
—, Gesundheitsdienst im Russisch-
Türkischen .XX. 97
Kriegschirurgie XXII. 217.
XXIII. 25
— des Sehorgans XIX. Beilage.
XXL 368
Kriegssanitätsordnung, Vor¬
schlag .XXIV. 331
Krim krieg, Sanitäts-Geschichte
XXIV. 536
Kurzsichtigkeit, Entstehung
XIX. 172
—, Linsenentfernung . . .XXII. 27
Lanzenstich-Verletzung . .
XXIV. 19
Laparatomie, wiederholte XXI. 341
Latrinen-Desinfektion XIX. 34
Lazareth-Baracke, transportable
XX. 139. 178. XXII. 48
Lararethelend in Torgau 1813
XXIV. 189
Lazarethgehülfentasche XXL 440
Leberabszess . . XXII. 489. 504
Leber-Erkrankungen XX. 329.
XXII. 489
Lehrbuch, Augenheilkunde und
Ophthalmoskopie .... XIX- 42
—, innere Krankheiten . . XXIV. 31
—, spezielle Chirurgie . . . XX. 129
Leipzig, Kochkunstausstellung • .
XXI. 555
Leistenbruch-OperationXXIV. 48
v. Löbells Jahresberichte XIX. 728
XXL 472. XXIII. 384
Lönholdt’sche Sturzflammen-
Feuerung.XX. 494
Luftuntersuchung auf dem Meere
XXIII. 503
Lungenentzündungen XXL 460.
XXII. 6. 521 ^traumatische).
Lungenkapazität .... XXI. 550
Lungentuberkulose XXI. 411.
XXII. 505. 506. 507. XXIV. 279
Lupus-Behandlung . . .XXI. 452
Luxationen, blutige Reposition
XXm. 508
—, von Halswirbeln . . . XXIV. 513
Lymphang. multipl. . . XXL 452
Märchen, medizinische . XXII. 424
Magen, motor. Funktion . XXII. 327
—, Schussverletzungen . XXIV. 546
Magen-Ektasie . XXIV. 135. 192
Magen- Geschwür, Perforation .
XXII. 329
Magenkrankheiten, Diagnostik
und Therapie XX. 510. XXII. 134
XXIII. 507. XXIV. 285
Magenkrebs . XXIV. 220. 399. 493
Magensaft, Einfluss von Säuren
und Alkalien XXII. 326. XXIII. 440
Magnesiabrei zur Trinkwasser¬
desinfektion .XIX. 760
Malaria XXL 49. 109. 555. XXII. 30
323.504. XXIII. 138.436. XXIV. 560
Mandelentzündungen, Behand¬
lung .XIX. 192
Mannlicher-Gewehr, Verletzun¬
gen (siehe Geschossfrage) . XXI. 233
Marine-Sanitätsbericht, deut¬
scher XX. 316. XXI 400. XXIV. 166
—, k. u. k. XXII. 174. XXIII. 498
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XXI
Marine-Sanitätsberieht, rassischer
XXII. 176. 181
Mari ne-Sanitätsordnung XXIII. 29. 75
Massage XX. 458. XXI. 452.
XXIII. 536. XXIV. 495
Maas au a, Fiebererkrankungen
XXI. 316. XXII. 223
Mastdarmkrebs .... XXI. 452
Mastitis chron. . . . XXIII. 508
Mechanotherapie (siehe Massage)
XXIV. 23. 24
Mediciua legale militare . XX. 680
Medizin, militärgerichtliche XXIIL 43
Med izinalwesen, schwedisches
XXII. 470
Medizinische Klinik 1., in Berlin
XX. 669
Medizinisches aus Weltgeschichte
XXIII. 142
Mehlhausen, Dr., Generalarzt,
Ausscheiden aus dem Dienste XXI. 518
Menage, Verbesserung XXI. 248.
XXII. 398. 498
Menagen, landesübliche . . XXI. 124
Meningitis epid. siehe Genickstarre.
Messungen und Wägungen bei
Soldaten . . XXII. 337. XXIII. 327
Micrococcus prodigiosus . XX. 327
Mikrokokken, Eigenbewegung
XX. 326
Mikroorganismen, Färbung XX. 94
—, Mundhöhle .... XXII. 168
XXII. 424
—, pathogene.XX. 453
Mikroskopie, Tabellen . . XXI. 320
— und Chemie am Krankenbett
XXIII. 164. XXIV. 494
Milchsterilisirung . . XXIII. 449
Militärarzt, Ausbildung XXIV. 139
—, ein MenBchenalter lang . XIX. 96
Militärärzte, preussische, Dienst¬
verhältnisse .XX. 710
Militärgesundheitspflege XX. 713
XXI. 184
Militärische Uebungen und Hitze
XXIII. 558
Militär-Medizi nal wesen,
England.XXI. 422
Militärsanitätswesen (auf Kon¬
gressen etc.):
in Berlin.XX. Beilage
in London.XX. ,587
in Nürnberg . . .XXI. 190. 376
—, Beiträge zur Kenntniss XXIV. 536
—, französisches . . . .XXIV. 536
—, Österreich-ungarisches . XXVI, 536
—, Reform des österreichischen XIX. 296
XXII. 400. XXIII. 382
—, Veröffentlichungen . XXI. 129. 313
Milz, Einfluss auf Immunität XXIII. 500
Mittelohreiterungen . . XX. 693
Monatsschrift für Sprachheil¬
kunde .XX. 239
Morbidität und Mortalität, fran¬
zösische Armee. . . . XXII. 11
Morphium, Abstinenzerscheinungen
XXII. 269
Morvansche Krankheit . XXII. 549
Mundhöhle, Mikroorganismen. .
XXII. 168
Muskelatrophien, arthritische .
XXL 469
Muskelbruch .... XXII. 503
—, Operation.XX. 551
Muskeldefekt,angeborenerXXIV. 440
Muskelkrämpfe, isolirte XXIV. 241
Muskelrheumatismus . XXIII. 218
Musterung in Schweden. XXI. 92
Mykologie, pathologische . XX. 507
Myo pie, Entstehung (siehe Kurz¬
sichtigkeit) .XIX. 172
Mytilotoxin.XIX. 726
Myxödem XXII. 548. XXIV. 282
Nachtblindheit . . . XXIV. 327
Nährwerth der Krankenkost . .
XXIII. 337
Nagel, eingewachsener . XXIV. 397
Nagelmangel,angeborener XXIII. 439
Nahrungs- und Genussmittel,
Chemie.XXII. 397
Narkotisirung . . XXIV. 210. 395
Nasenhöhle, Anatomie . XXIII. 509
Naturforscher u. Aerzte(Versamm-
| langen) XXII. 508. XXIV. 35.192. 508
j Nephrectomie.XXI. 452
Nephritis XXII. 64. 554. XXIV. 177
Nervenkrankheiten, Diagnostik
| XXIII. 168
; Nervenpräparate, Färbung . .
| XXIV. 401
Nervensystem, Atlas XXIV. 497
Neuritis, multiple . . . XXIII. 457
Neurose, traumatische XXII. 75
Nierenchirurgie .... XXI. 452
Nierenruptur.XIX. 714
Nierenzellgewebe, Vereiterung
XXIV. 492
Oberarmbrüche, Behandlung . .
XXIII. 186
Oberschenkel brach, Transport
XXIV. 551
Obturatoren.XXIV. 138
Oefen, Karbon-Natron- . . XIX. 244
Ohreiterungen . XIX. 295. XX. 693
Ohrerkrankungen XIX. 535.
XXIIL 49. 289. XXIV. 29. 92
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XXII
Ohrerkrankungen, nach Grippe
XX. 689
Ohrerkrankungen, Politzer Ver¬
fahren .XX. 674
Olecranon, Bruch .... XX. 486
Oleum cinereum, Intoxikation . .
XXIII. 188. XXIL 137
Olof af Acrel.XXI. 92
Operationen, typische . . XX. 578
— in italienischen Lazarethen XXI. 127
XXIV. 322. 323
Operationskursus in Sachsen XX. 554
Operationslehre XXI. 232. 314.
XXIV. 493
Ophthalmie, sympathische XXII. 79
Ophthalmoskopie, Atlas XXIV. 221
Orchitis.XXII. 502
Ostafrika, ärztlicher Rathgeber XX. 667
Osteomalacie, männliche XXIII. 183
Ozon, Wirkung auf Bakterien XX. 96 '
Paak, Stabsarzt f . . . XXIV. 138
Pankreascysten . . . XXIV. 473
Paraffin-Embolie . . XXII. 137
Pasteur-Institut 1892 . XXII. 336
Patella-Brüche, Behandlung.
XXIV. 449
Pathologie und Therapie, innere
Krankheiten. . . . XXI. 468. 550
—, Respirationsapparat. . . XX. 452
XXIII. 270. XXIV. 31
Pathologisch-anatomische Prä¬
parate, Untersuchung . XXIV. 556.
Pental-Narkose . . . XXIII. 218
Peptonurie.XXIV. 400
Perforationsperitonitis XXI. 537
XXII. 61
Pericardiotomie . . . XXIII. 184
Periorchitis .XXII. 503
Perispermatitis haemorrh. XXIL 502
Perityphlitis .... XXIII. 455
Pflastermulle (Unna’sche) bei den
Truppen.XXIV. 335
Phenylhydrazinprobe . XXII. 554
Phlegmone, Alkoholverbände . . i
XXIII. 310
Physicus, der preussische XXI. 469
Pirogoffsche Operation . . XX. 427
Plattfuss .XXI. 452
Platzpatrone, Augenverletzung .
XIX. 585
Pleuritis, Bakteriologie . XXIII. 220
Pneumonie mit Pyämie XIX. 731
Politzers Verfahren . . . XX. 674
Polyneuritis XXII. 529. XXIII. 187
Prostitution.XXI. 235
Protozoen, pathogene XXII. 167
Psychiatrische Vorlesungen .
XXI. 415
Psychopathische Minder-
] werthigkeit.XXIIL 69
Ptomaine und Toxine. .XIX. 726
Puls-Untersuchung . . . XXI. 181
Purpura haemorrh. . . XXIV. 46
Pyämie nach Pneumonie . XIX. 731
I Pyogene Kokken, Infektion . .
XXIII. 502
j Pyopneumothorax subphr. .
I XXIII. 47
Quecksilber, Injektionen XXII. 137
|-Zink-Cyanid-Gaze XIX. 38
| Quetschung des Unterleibs XXIV. 516
! Radfahren.XXIII. 513
Reform des medizinischen Unter¬
richts .XXIV. 48
Reiterkrankheiten . . XXII. 502
Rekrutirung in Schweden
XXIV. 236
Report of the army medic. depart.
XX. 237
Resektion, Ellbogengelenk XXI. 452
— des Magens .... XXIV. 493
— der Thorax-Wand . . XXII. 289
Resektionen, ausgedehnte XX. 486
Respirationsapparat, Pathologie
und Therapie . XX. 452. XXL 231
Revier-Krankenstube XXI. 36.
XXIV. 139
Rindenepilepsie nach Schädel¬
verletzung .XIX. 40
j Roth, W. f.XXI. 322
! —, Denkmal.XXIII. 288
Rottersche Pastillen . . XIX. 41
Rothes Kreuz, dänisches XXIV. 141
—, Kongress.XXL 561
—, Kriegs Vorbereitung . . XXII. 25
—, Preisvertheilung . . . XXIII. 140
Ruhr mit Phlegmone am Ohr
XXIV. 463
Russische Armee. Unterkunft
XXII. 414. 463
Russisch-türkischer Krieg, Ge¬
sundheitsdienst . . . XX. 97
Sachverständigen - Thätigkeit
XXI. 414
Salben, Desinföktionswerth
XXIV. 325
Samenstrang, Neuralgie XXIL 503
Sanitätsbericht (Armee-), Bayern
xxni. 42
—, Belgien.XXII. 175
—, England.XXIIL 434
—, Italien . XXL 405. XXIIL 173
—, Preussen, Sachsen, Württemberg
XIX. 131. XX. 150. XXL 443.
XXII. 311
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XXIII
Sani tätsberichte(Marine-), deutsche
XX. 316. XXI. 400. XXIV. 166
—, „ k. k. XXII. 174.
XXIII. 498
—, „ russische XXII. 176. 181
— über die deutschen Heere XX. 134
185. 229 300
Sanitätsdienst auf dem Schlacht¬
felde s. Geschossfrage der Gegen¬
wart .XXIV. 140
— bei Infanterie-Division . XXIV. 175
— bei Kavallerie-Division XIX. 97.
XXII. 83
Sanitätskolonne, Uebungsbuch
XXI. 89
Sanitätsmanöver, französische
Armee.XXI. 543
— in Preussen .... XXII. 97
Sanitätsoffiziere Deutschlands
XX. 584
Sanitätsordnung, Friedens- XX.
563. 620
Marine-.XXIII.
29. 75
Sanitätspersonal, Ausrüstung
XXI. 555
Sanitätsstatistische Eingaben
(k. k.).XXIII. 212
Sanitätstruppe im Frieden,
üebungen.XIX. 776
Sanitätswesen Dänemarks XX. 681
XXIV. 143
— Griechenlands .... XXIII. 330
— in Chicago.XXIII. 328
— schwedische Flotte . . XXIV. 558
— Türkei.XXIII. 331
Sanitation and health . XXIV. 89
Sarkom-Erkrankungen XX. 241
Sauer, Oberstabsarzt + . XIX. 296
Schädel, Trepanation XX. 436
Schädelbruch XXIII. 97. XXIV. 546
Scharffs Schreibschule . XXI. 96
Schattenprpbe s. Skiaskopie.
Schiefhals.XXIV. 396
SchienenhüIsenverbände XXI. 132
Schiessen und Sehen . XXIII. 135
Schl achtfei d-Be leuch tun g
XXI. 551. XXII. 130
Schleimgeschwulst im Becken
XXIV. 551
Schnellender Finger . XX. 658
Schulbank.XXIV. 459
Schule, militärärztliche, zu Lyon
XXIV 404
Schulhygiene .... XXIV. 222
Schulterblatt, totale Exstirpation
XXIV. 14. 116
S ch u 11er b r ei te, Diensttauglichkeit
XX. 697.
! Schuss Verletzungen XIX. 396.
XXI. 425. 354. 368. 549. 555.
XXII. 482. XXIII. 321. XXIV. 484
—, Behandlung in erster und zweiter
Linie. XX. 580
— des Beckens .... XX. 675
— des Darms XXIII. 446. XXIV. 448
— des Kiefers.XXIII. 446
— des Magens .... XXIV. 546
Schusswunden s. Geschossfrage
der Gegenwart, auch Schussver¬
letzungen
Schwedische Flotte . XXIV. 558
—, Heer.XXI. 92
Schweissfuss, Behandlung
XXI. 89
Schwindsucht, Entlassung aus
der Armee.XXII. 265
—, Erblichkeit .... XXI. 515
— in der Armee XIX. 168. XXIV.
87. 216
— s. auch Tuberkulose.
Sclerodactylie . . . XXII. 29
Scleroderma .... XXI. 132
Sclero8tomum tetracanthum
XXIII. 461
Seebäder, Wirkungsweise XX. 322
Sehorgan, Kriegschirurgie desselben
XIX. Beilage
Sehproben etc. XXII. 184. XXIII.
131. 166. XXIV. 285. 496
Seifen, medizinische . . XIX. 773
Selbstmord in der Armee XXI. 83
XXIII. 268. 509
Semmelweiss-Denkmal XXII. 192
Septische Erkrankungen XXI. 183
Serum-Therapie XXI. 516.
XXII. 154
Simulation, Diagnostik . XXI. 365
—, von Augenkrankheit XIX. 581.
XXI. 24
— von Erbrechen . . . XXIII. 141
— von Gehörstörung . . XX- 276
Skiaskopie XX. 532. XXII. 81.
XXXIII. 215. 255. XXIV. 431
Skoliose, Theorie . . . XX. 714
Soldaten, Wägungen und
! Messungen.XXII. 337
Speichelstein .... XXIII. 162
Speiseröhre, Strikturen XIX. 22
Spitzenstoss .... XXII. 549
Sprachheilkunde, Monatsschrift
XX. 239
Spritze R. Kochs zu Injektionen
XIX. 776
Sprungbein, Verrenkung oder
Bruch. XX. 148
Spucknapf-Füllung mit Kaffee¬
satz .XXIV. 95
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XXIV
Spatnm, Desinfektion XX. 504.
XXII. 49
—, Untersuchung . . . XX. 240
Städtereinigung . . . XXIV. 216
Staphylokok ken-Heilserum
XXIV. 283
Statistik, schweizerische XXIII. 459
Sterilisation der Hände XXIII. 504
XXIV. 178. 449
Stichverletzung des Gehirns
XXII. 303
— des Zwerchfells . . . XXIV. 490
Stoffwechsel undErnährung
XIX. 595
Strangulation (Selbst-) durch
Binde. XXI. 31
Strassenhygiene . . . XXIV. 216
Streptokokken-I nfektion
XXII. 136
—, Untersuchungen . . . XXIII. 132
—, Vorkommen .... XXIII. 188
Strikturen, Ham- und Speiseröhre-
XIX. 22
Stupidität, akute . . . XXII. 118
SublimatverbandstoffeXIX 68. 145
XX. 510
Sulfonal-Vergiftung . . XXIII. 216
Syphilis.XXI. 88. 235
— Bibliographie.XIX. 144
—, Einschleppung in Europa XXIII. 189
—, des Nervensystems . . XIX. 292
Tabes dorsalis XX. 579. XXII. 556
Tachykardie, Kehlkopfexstir-
pation.XXII. 545
Telephonische Sonde . XXI. 470
Tetanie.XIX. 705
Tetanus XXII. 154. 451. 550. 551 563
XXIV. 319
Therapie, Encyklopädic XXIV. 455
—, Vademekum .... XXIV. 464
Thermometer mit Aluminiumskala
XXIV. 141
—, neues.XXIV. 415
—, Zuverlässigkeit XIX. 247. XXI. 374
Thioform.XXIV. 48
Thyroidin-Tablettcn . XXIV. 501
Tolypyrin.XXII. 555
Tolysal.XXII. 555
Trachom, Behandlung . XXIV. 496 I
— in k. k. Armee XXII. 554.
XXIII. 455
Tragbahre, Jacobys XXI. 499.
XXIII. 100
Transport Verwundeter XIX. 181.
XXII. 193
Trendelenburgs Venenunter¬
bindung .... XXIV. 318. 490
Tremor universalis . . XIX. 587
Trepanation bei Rindenepilepsie
XIX. 40
— des Schädels XX. 436. XXII. 303
Trikotschlauchbinden XIX. 592
Trink wasser-Desinfektion
XIX. 760. XXIV. 498. 507
Trinkwasser im Felde . XXIV. 330
Trional-Vergiftung . XXIV. 453
Tripper, Behandlung mit Alumnol
XXII. 553
— , „ Ichthyol
XXII. 552
—, Blasenstein .... XXII. 18
— Herzklappenfehler XXII. 8. 75
Trommelfell-Perforation en
XXI. 319
Trommlerlähmung . . XXI. 472
Tropenhygiene XXI. 376. XXIV. 274
Trophoneurose nach Verletzung
XXII. 482
Truppenverbandplätze, Dienst
XXIV. 25
Tuberkelbazillen . . XXII. 165
Tuberkulin.XX. 239
—, Behandlung XIX. 729. XX. 486
XXI. 452. XXIV. 220
Tuberkulose des Bauchfells XXI. 452
— (chirurgische), Stauung XXIII. 182
I — des Hodens.XIX. 247
I —, Erblichkeit .... XXIV. 93
| —, Guajakol-Behandlung XXI. 520.
! XXIII. 441
I — im Heere.XXIV. 87
] - in der Marine XXIII. 441. XXIV. 216
j —, örtliche, mit Stauongshyperämie
XXIV. 134. 397
i —, Prophylaxe .... XXIII. 442
—, Uebertragung durch Fleisch
XXIV. 276
; — und Septikämie . . . XXII. 452
— und Verletzung . XXIV. 397. 448
Typhus abd.,LarynxgeschwüreXTX. 245
—, aneurysma aortae . XXII. 1. 72
—, Behandlung XXIII. 179. 499.
t XXIV. 27
—, Diagnose XXI. 555. XXII. 552.
XXIII. 439. XXIV. 451. 463
-Epidemie XXII. 271. 382. 423.
xxm. 434
— im französischen Heere XIX. 576.
XXL 187. XXIV. 211
. — im italienischen Heere . . XXI. 315
[ —, Immunität.XXII. 270
—, Verbreitung auf dem Lande XIX. 246
Ueb ungen der Sanitätstrappen XIX. 776
Unfall und Tuberkulose . XXIV. 397
Unfallversicherung und traumat.
Neurose.XXII. 75
Digitized by ^.ooQle
XXV
Unglücksfälle, erste Hülfe XIX. 728
Unterbringung Verwundeter auf
dem Kriegsschauplatz . . XX. 312
Unterkleider-Untersuchung .
XXIII. 360. 417. 471. XXIV. 267
312. 384
Unterkunft, russische Armee XXII. 414
463
Unterleibs - Brüche XX. 456.
XXIV. 209
Unterleibs - Chirurgie auf dem
Schlachtfeld.XXIV. 319
Unterleibsquetschung XXIV. 519
— durch Hufschlag .... XX. 427
Unterleibsverletzung durch
Lanze.XXIV. 19
Unterricht, medizinischer XXIV. 48
Urban, Krankenhaus in Berlin
XXIII. 460
Uvula-Zerreissung . . . XX. 718
Yaccine-Erreger. . . XXII. 166
Valentini, Jubiläum . . . XX. 631
— f ..XXIV. 462
Varicen, Behandlung XXIII. 131.
XXIV. 47
—, Diensttauglichkeit . . XXIII. 111
Venen-Verletzung XXI. 97. 507.
544. XXIII. 84. 112
Verbände, ambulatorische XXII. 10
—, Gypsleim-.XXIII. 221
Verband, erster. . . . XXIV. 208
—, erste? auf dem Schlachtfeld . .
XXIV. 547
Verbandmaterial, antiseptisches
XXIV 23
—, deutsches Heer . . . XXIV. 23
—, französisches Heer . . XXIV. 23
Verbandtechnik . . .XXI. 132
Verbrennungen . . . XXIII. 434
Verein, medizinischer, zu Greifswald
XIX. 192. XXI. 192
—, preussischer, zur Pflege Ver¬
wundeter .XX. 327
Vereiterung subkutaner Brüche
XXIII. 535
Vergiftung mit Kupfer . XXIV. 453
-Tanin und Kalium permungan.
XXIV. 453
-Trional.XXIV. 453
Veröffentlichungen aus Garni-
sonlazarethen XIX. 193. 297. 396. 456
535. XX. 1. 241. 329. 379
Verpflegung in der Marine XXf. 356
Verpflegung mit Konserven XXII. 497
— in Schweden.XXI. 92
Verrenkung des Sprungbeins XX. 148
— des Vorderarmes .... XXI. 249
Verwundetenträger, Dienst . .
XXI. 422. XXII. 132. XXIII. 188
462
Verwundeten - Transport XIX. 181
I XXI. 499. XXII. 193. XXIII. 534
| Verwundungen auf dem Cummers-
dorfer Schiessplatz . . . XX. 597
— durch Granate .... XXI. 473
Vipernbiss, Tod . . . XXIV. 95
Vogel-Ulrichsches Lichtdruck-
j verfahren.XXI. 555
j Vorderarm-Verrenkung XX^ 249
W ägungen und Messungen bei Sol¬
daten . . XXII. 337. XXIII. 327
Wärmeabfuhr .... XXIV. 289
, Wärme-Dyspnoe .... XX. 450
Wasserbett, versendbares XXIII. 106
' Wasserreinigung durch Chlor-
| kalk.XXIV. 498
■ —, Magnesiabrei.XIX. 760
Wasser-Untersuchung XXIV. 557
Watte, entfettete .... XX. 511
Weil sehe Krankheit . . . XXI. 521
1 Wickersheimersche Flüssigkeit
| XXI. 248
Wirbelkörperbruch. . . XX. 147
| Wirbel (Hals-), Luxation XXIV. 513
1 v. Wissmann,Expeditionen,ärztlich
| XXHI. 83
Wohnungs-Beleuchtung XXIV. 275
j — - Hygiene.XXIV. 275
-Statistik.XXIV. 275
Wolf, Ludwig f • - XIX. 30. 141
Wundbehandlung, aseptische
XXI. 132. 458. XXII. 330
Wunden, Desinfektionsfähigkeit .
XXIV. 133. 394
! Wundlaufen und Pyämie XX. 145
Zahnkaries.XXI. 452
Zahnschutz.XXIV. 335
Zelte, Verwendung im Winter. .
XXIV. 287
Zeltsystem.XXIII. 385
j Zittern (allgemeines) . . . XIX. 587
' Zuckerbildung im Thierkörper .
XX. 91
i Zuckernachweis . . . XXII. 554
; Zungenspatel von Holz XXI. 192
Digitized by ^.ooQle
XXVI
B. ^Namenregister.
Abbamondi
e Cipollone
Benzler
XXL
24
Bnrkner
XX. 674
XXIV.
329
XXII. 289.
XXIIL
97
XXIV. 29
Adamkiewi
cz XXII.
220
241
Büsing
XXIV. 216
Albere
XXIII.
221
v. Bergmann
XIX.
295
Bum, Anton
|XXIV. 24
Albers-Saarlouis XIX. 22
675.
XXL
232
Bungartz, J.
XXI. 375
Albert, Ed.
XX.
714
Berille
XXIIL
45
Burchard t-Berlin
Alberti XXL 132.
370
Bernardo
XXII.
382
XIX. 16.592. XXI. 365
Albrand
XXIII.
131
Bernhardt,M. XXII.
550
XXIIL 166.
XXIV. 431
Albrecht
XXIV.
275
Bernheim
XXII.
552
Burchardt, O.
Albrecht, H. XXIV.
276
Bertele
XIX.
37
XXIIL 213
454
Berthold (Berlin)
Burgerstei n
XXIV. 222
Albu, A.
XXII.
506
XXIV.
498
Burri
XXIII. 438
Alfermann
XXL
521
Biedert
XX.
240
Buschke
XXII. 451
Ali-Cohen
XX.
326
Bier XXL 452. XXIV.
450
XXIII. 182
Alt, K.
XXII.
272
Bignami
XXII.
323
Buschujew
XXIIL 141
XXIIL
169
Binz, C.
XXIIL
189
Buzzi, F.
XXL 44
Amende
XXL
555
XXIV.
161
Ammann
XXIIL
536
Blaschko
XXL
235
Canon
XXL 90
Ammon, O.
XXII.
337 i
XXII.
137
XXII. 78
XXIII.
323
Blasius
XXIV.
216
Carasso
XXIV. 279
Antony
XXIV.
444 |
Bliesener
XIX.
760
Carp
XXII. 271
Ajello
XXIV.
46!
Bl ucket
XXIV.
28
Casper, L.
XXII. 553
Arnold, K.
XXII.
135
Bluhm
XXIV.
223
Chantemesse. A.
XXIIL
457
Boas XX. 510. XXII.
134 j
|
XXL 413
XXIIL 507.
XXIV.
285 i
Chawtin
XXIII 180
Boehr
XIX.
731
Clemow
XXIV. 327
Babes
XXIIL
440
Boer
XXII.
449
Cohn
XXL 416
Baccelli XXIV. 319 Bokai, J. (Budapest) v. Coler XX. 139. 178
Baerensprung XX. 329 XXIV. 499 143. 585. XXI. 132
Baginsky XXIV. 281 ■ Börner XXIV. 464 . Contreras, Ant.
Bailand XXIV. 92 Böttger, P. XX. 664 XXI. 184
Banister, J. M. Bohlandt XXII. 547 Coruet, G. XXL 411
XXIII. 135 Bohosiewicz XXL 549 ; v. Criegern-Thumitz
v. Bardeleben, Adolf Bonalumi XX. 680 XIX. 288
XXIV. 502 Bondessen, J. XXII. 560 Czerraack XXII. 26
v. Bardeleben, K. Boretius XXII. 425
XXII. 95. 519. Borntraeger XXIII. 456 Dämmer, O. XIX. 600
XXIII. 319 XXIV. 464 Dardignac XXIV. 397
ßardenheuer XX. 457 Borowski XXI. 471 ; Delmas XXIV. 93
Baumann, G. XX. 633 , Brancaleone-Ribando Delorme, E. XXIII. 25
507 XXII. 391 Demoathen XXIV. 209
Baumgarten, P. Brandt XXIII. 446 Dennig, Ad. XXL 183
XIX. 83. XXL 368 j Brehmer, H. XIX. 88 Derblich, W. XIX. 96
XXII. 453. 455 Brendel XXIV. 240 I Diendonne, A. XXL 99
Beck, M. XXI. 410 Breslauer XXIV. 325 t XXIV. 26. 452
XXIII. 182 Brettner XXL 473,DinkIer, M. XXII. 556
Becker, L. XIX. 45 Breuning-Storm Dreisch XXIII. 255
XXL 471 , XXII. 561 D res er (Bonn) XXIV. 210
Beely, F. XXL 44 Brieger, L. XIX. 726 Duehrasen, A.
Behrens, W. XXL 320 Brosiu8 XXIV. 48 XXL 183
Behring XXL 516 j Brümmer XX. 427 D ums XXI. 440. XXII. 18
XXII. 449. 500 Bruns, P. XIX. 137 XXIII. 145
XXIII. 258. 261t XXIV. 320 Dumesnil XXII. 326
XXIV. 5§ | Bruschettini Dunbar XXIII. 134
Belli, M. XXII. 29 XXIII.. 181 XXIV. 398
Benario XXIII. 500 \ Buchheim XXL 452 ' Dupont XXIII. 47
Digitized by ^.ooQle
XXVII
Ebermann, A. A.
Frosch, P.
XXII.
135
Gutzmann,
A. u. H.
XXIV.
25
Fuchs
XXIV.
288
XX.
239
Ecot
XXIV.
463
Furbringer
XX.
712
Edholm
XXIII.
191
XXIV.
178
Haab, O.
XXIV.
221
Eichbaum
XIX.
295
Fukala, D.
XXII.
27
Haase, W.
XX. 193.
312
Eichhoff, P.
XIX.
773
Funcke
XXIII.
1
XXI. 132.
422
Eichhorst, H.XXIII.
439
Habart, J.
XIX.
718
Eilers, H.
XIX.
247
XXII.
121. 131.
539
Eisenberg
XX.
507
Gärtner
XXI.
360
XXIV.
208
E i s e n l o h r
XXII.
325
Galton Sir Douglas
XXIII. 321.
533
549.
552
XXIV.
457
Haberkorn
XIX,
192
Ekeroth,Carl XXIV.
331
Gamalaia
XXIII.
92
Hänel, Friedr. XXIV.
394
Ellbogen, J.
XXIII.
534
Garten
XXI. 452
Hagemeyer
XXIII.
460
Emmerich, R
. XXII.
169
Gasse
XXIV.
463
Hamann
XXIV.
378
XXIV.
320
Geilenkirchen
Harnack, E. XXIV.
453
Engel, S.
XXII.
548
XIX.
246
Hart
XXIV.
89
Eulenburg, i
i. (Berlin) J
Geissler
XXI.
132
v. Harten
XXII.
560
XXIV.
501
Gelpke
XXIII. 440
Hartmann,
R. XIX.
68
Eskridge
XXI.
368
v. Gerlach
XXII.
327
Hartmann
(Berlin)
v. Esmarch,
Fr.
G erster
XXIV.
288
XXIV.
48
XIX. 728. XX.
632!
| Giles
XXIII.
461
Hartmann
(Detmold)
XXI.
314
Glaeser, C.
XXI.
231
XXIV.
365.
y. Esmarch,
E. XX.
453
Gläser, J. A. XXIII.
221
Hassler
XXIII.
508
Ewald, C. A
. XXII.
564
Globig
XX. 456. 513
Haupt
XXIII.
442
XXIII.
215
Goebel, C.
XXIV.
178
Hausenblas XXIV.
175
Goebel, P.
XX.
718
Heckei
XXIII.
319
Faisst, 0.
XXIV.
318
Goldscheider XXI.
132
Hecker, Ad. XXII. 1
. 61
Ferrati
XXIII.
439
XIII. 168.
220
113
371. 442.
482
Kessler, J.
XX.
677
Golebiewski
XXIV.
359
Filehne, W.
XXIV.
453 !
I
XXIV.
91
Helferich,
H. XXI.
182
Finkelnburg
, C.
l Gordon Norrie
XXIII. 143.
508
XXII.
558
i
1
XXIV.
141
Heim, L.
XXII.
49
Finkeistein
XXIII.
44 !
Gould
XXIV.
447
XXIV.
132
Finkler, D.
XXI.
460 ,
Graefe
XXI.
452
Hennig, H.
XX.
236
y. Fircks
XIX.
680
Graser
XX,
456
XXII.
555
XXIII.
512
G rasser
XXIV.
463
| Herhold
XXII
457
Fischer, B.
XIX.
92
Grawitz
XXI.
555
Hermann,
F., Prof.
XXIII. 170.
503
XXIII.
93
XXIV.
394
Fischer, H.
XXII.
402
Groeningen
XIX. 456
Herrmann
XXIV.
473
Fischer, R.
XXIII.
498
Groenow
XXII.
185
Hersing
XXI
319
Flatau, E.
XXIV.
401
Groenouw
XXIV.
496 !
Herter
XXIII.
411
Flügge
XIX.
722
G roschke
XIX.
297
Hess
XXTII. 461
XXIII.
449
Grosser, E.
XX. 456
Hesse
XXI.
452
Forgue
XXIII.
373
Grossheim
XX.
587
Heusner
XXIII.
186
Forssberg
XXIII.
215
XXIII. 328.
385
Heyl, H.
XIX.
728
Fowler
XXIV.
449
Gruber
XXIV.
326
Heyse XXII. 241.
551
Fraenkel, A. XX.
452
Gröder
XIX.
245
Hiller, A.
XX. 379.
392
Fraenkel
XIX. 36
723
Grunert XXIV. 138.
335
j XXI. 389 XXIII.
499
XX. 93. 507. XXI.
362
Günther
XX.
507
Hinterstoisser XX.
675
466 XXII.
38. 169.
501
Guerra
XXIV.
48
Hirsch, A.
XXII.
327
Frankel, C.
XXII.
173
Gurth, C.
XXII.
497
Hirschfeld
, E-
XXIII. 179.
439
G umprecht
XXII.
396
XXIII.
186
Fraentzel, 0. XXI.
516
Gutjahr
XXIV.
19
Hirschfeld
, L. XXI.
89
Frank
XXII.
554
v. Guttenberg XIX.
166
Hitzig
XXII.
269
Freund
XXII.
75
Guttmann,
P. XX.
669
Hjelt
XXII. 470
XXIII.
219
XXII. 546.
555
Hoffa, A.
XXI. 469
y. Frey, M.
XXI.
181
Guttmann,
S. XX.
669
Hoffmann,
A. XXII. 75.79
Freymuth
XXIV.
320
Guttstadt,
A. XX.
584
Hoffmann,
E. XIX.
192
Friedrich
XXI.
360
1
XXI.
47
Hohenberg
XXI.
116
Digitized by ^.ooQle
XXVIII
Holmberg
XXII.
423
Knaggs
XXIV.
447
Landgraf
XX
241
XXIV.
286
Knechtei, O.
XXI.
89
XXIV.
1
Holsti, H.
XXII.
505
Kobert
XXI.
89
Landmann
XXIII.
188
Hoor, K.
XXII.
544
v. Kobylecki
XIX.
580
v. Langenbeck XX.
139
XXIII.
455
727.
XXIII.
54
Langerbans
XXIIL
217
Hüeber, Th.
XIX. 1.
160
Koch
XX11I.
69
Lanz, O.
XXII.
391
v. Hügel, Freiherr
Koch, R.
XIX.
776
Larin
XXII.
542
XXIV.
287
XXII1.
438
Larsen
XXIL
561
Hüppe
XX.
507
Kocher, Th.
(Bern)
Lassar, O. XXL 235.
Husemann,
Th.
XXIV. 493.
XXIV.
484
XXIL
553
XXI.
235
Köhler. R.
XIX.
601
Lastaria
XXIV.
47
Koehler, A. XIX. 40.
91
Laub
XXIV.
140
Jacob, Chr.
XXIV.
497
XX. 486.
XNI.
129
Lauder-Brunton
Jacob, J.
XIX.
581
Körfer
XXII.
499
XXIIL
506
Jacobson, P. XXII.
329
Köll icker
XXL
452
Lauenstein
XIX.
45
Jacoby, E.
XXI.
499
König, Fr. XXI. 314.
452
Lazarus
XXII.
78
XXIII. 100. XXIV.
369
XXIII.
508
Lebbin
XXIIL
434
J adassohn
XXII.
552
König, J.
XXII.
397
Lecuye
XXIV.
95
Jäger
XXI.
367
Körner, O.
XIX.
93
Lehmann, B.
XX.
509
Jaeger
XXIV.
217
Körting XIX 122.
Lehrnbecher
XIX
68
Jahn, B.
XX.
584
XXI.97. XXII.265.
XXII.
193
Jahn, E.
XX.
236
XXIII.
143
Leloir, H.
XXL
468
Jakowski
XXII.
50S
Köster, K.
XXIV.
396
XXII.
223
Johannessen XXIV. 500
Kohl
XXIV.
141
Lenhartz, H. XXIII.
164
Jolly
XXII.
396
Kohlstock
XX.
667
XXIV.
494
Joseph, M.
XXIII.
537
XXI. 555.
XXII.
30
Leo, H.
XXIIL
216
XXIV. 456
Kolle, W.
XXIII.
500
Leppmann, A. XXI.
414
Kopp
XXIII.
460
Leser, E.
XXI.
130
Kalischer
XXIV.
501
Korsch
XXL
132
v. Lesser
XXL
452
Kaliski, F.
XXIV.
464
Ko rshawin
XXIII.
447
Lesshaf ft, J.
XXIV.
14
Kal Imann
XXIV.
222
Kessel, H. XXII. 36.
449
Lesshaft, P.
XXL
222
Kannenberg XIX.
193
XXIV.
218
116
Kartulis
XXII.
167
Kowalk
XXL
540
Letz
XXL
555
Katalymow
XXII.
43
XXIII. 270. 330.
331
Leube, W.
XXII. 133
Kaufmann,
C. XXI.
470
Kowalzig, E. XXI.
314
XXIII.
218
Kaufmann
XXIV.
397
Kraft
XXIV.
223
Levisohn, P.
XXIIL
47
Kelsch
XXIV.
462
v. Kranz
XIX.
249
Levy, M.
XXIIL
46
Kern
XIX.
752
KratBchmer
XXIV.
330
Leyden
XX.
669.
(XIX. Beilage) XX.
276
Krause, P.
XXIV.
220
XXL 392.
XXII.
390
Kessel
XXIV.
29
Krautwig, P. XXII.
555
XXIII. 187.
457
Kier XXIV. 13!).
141
Krebs
XXIV.
138
Liebermeister XXL
231
Kirchenberger, S.
Krecke
XXIII.
535
XXIII.
219
XIX. 296.
XXIII.
111
Kriege, H.
XXII.
329
v. Liebig, G.
XXI.
550
Kirchhoff
XXL
45
K rock er XX. 494.
715
Liebreich
XXIV. 455
369
XXL
555
Li ermann,W.XXIII.
10
Kirchner
XXI.
36
Krüger, S.
XXIII.
47
Lieto, Salo
XXL
354
XXIII.
106
XXIV.
451
Lindemann
XXIIL
337
Kirchner, A. XXII.
529
Kubla
XXIII.
142
Linden, K. E. XXIV.
204
Kirchner, M. XX.
504
Kubier, P. XX. 327.
Lindner
XXL
452
713
XXIV.
417
v. Lingelsheim
Kitasato
XXI.
90
Kutner, R.
XXII.
424
XXIII. 487.
538
Klebs
XXII.
273
Kutscher
XXIII.
91
Link, A. XX. 510.
511
K leen
XX. 458.
v. Linstow
XXIII.
507
XXIV.
495
Lister
XIX.
38
Klefberg
XXIII.
184
Laache
XXIII.
221
Li vi
XXIII.
327
Klemperer,
G. XIX.
595
Lacassagne
XIX.
38
v. Löbell
XIX.
728
XXII. 37. 173. XXIV.
Lahmann, H. XX.
584
XXL 472
399
Lan i erer, W. XXII.
507
XXIII.
384
Klien, R.
XXIII.
188
XXIV.
23
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XXIX
Lode, Alois
XXIV.
498
Nathers
XXI.
319
Petru8chky,J.XXII.
452
Löffler, F.
XX.
94
Nauwerck
XXIV.
395
XXIII. 502.
XXIV.
284
Longuet
XXI.
83
Neisser, E.
XXIV.
183
?. Pettenkofer
Lorenz XXI. 48.
565,
Netolitzky
XXIV.
222
XXII.
169
Lücke
XXI. 452 i
Netschajeff
XXII.
554
Pfeiffer, R. XIX. 36.
723
Lüderitz, C.
XXI.
363
Neuber
XXIII.
225
XX. 507. XXI. 90.
362
Lühe XXI. 145.204.
253
Neumann, A. XXII.
500
410. 466.
XXIII.
182
Lunkiewitsch
Nicolai, H. F. XIX.
97
XXIV.
326
XXIV.
25
XXI. 1.
XXII.
303
Pfuhl, A. XXI. 412.
Luther
XXI.
367
XXIV.
82
XXII. 136.
XXIV.
97
XXIII.
455
492
Pfuhl, E. XIX. 34.
49
Nicolaier
XXII.
554
145.
XXI.
555
Magnan, V.
XXI.
415
Niebergall
XIX.
587
Philander
XXII. 424
Makiewicz
XXIV.
87
XXI. 341.
544.
Pick, A.
XXII.
36
Maksimo witsch,
XXIII. 84. 112.
Pielicke
XXII.
78
XXIII.
43
XXIV.
241
Pispoii
XXIII.
446
Manchot
XXII.
273
Nieden
XIX.
41
Pistor, M.
XXIV.
284
Mann, L.
XXII.
549
Nilsson, E.
XXIII.
439
Pizzini, L.
XXII.
165
M appes
XXI.
89
Nimier
XXIV.
463
Placzek
XXIII.
462
Marcbiafava
XXII.
323
Nocht
XX.
716
Plagge
XXI.
329
Martin, L. XXII. 323 | Norrie XXII. 562! XXIII. 432. 433
Martini XXII. 549 ; Nuttall Plehn, Fr. XXII. 323
Martins, F. XIX. 583 j XXII. 165. XXIII. 447 Pluinert, Arth.XXII. 174
XX. 1
Matthias XXIV. 463
Matton XXIV. 95 |
Maximow, W. W.
XXIV. 23
Meilly XX5. 396
Meissner XX. 114. 147
148
Mendel, £. XXII. 548
XXIV. 282
Mendelsohn, M.
XXIV. 48. 399
Menger XXII. 48
Merke, H. XXI. 553
v. Mertschinsky,P.
XX. 450
Messerer XXIV. 463
Meyer, P. XXIII. 226
Michael, J. XXIII. 215
Miethke XXIV. 415
Miles XXIII. 446
Miller, W. D. XXII. 168
Mitralsky XXII. 185
Montes de Oka
XXI. 128
M orton, W. J. XXIv! 288
Mosler, Fr. XIX. 192
Müller, M. XXIV. 451
Müller XXIII. 4
t. Mundy, J. XIX. 776
Munk XXII. 556
Mnsehold XXI. 249
XXIII. 440
Myrdacz, P. XX. 511
XXII. 132. 271
XXIV. 31
Oberdörffer XX. 96 ■
Oberl änder-Zuelzer
XXIV. 180
Ochotin XXIII. 182
Oergel XXII. 451 !
Oertel, M. T. XXII. 500
Oldendorff XXIV. 275 ,
Oppenheim XIX. 292
720
Oppler, B. XXIV. 220
Osteri, Ed. XXII. 29
Ostmann XXII. 473'
XXIII. 49. 2891
Overweg XXIV 4401
Page, Herb. XXI. 463
Palleske XXIV. 282
Panienski XXIV. 337
Pannwitz XIX. 572
XXII. 25
Parkes, E. XXI. 85
Parsons XXI. 124
Pasquale, A. XXI. 316
XXIII. 132. XXIV. 44
Pauer, A. XIX. 166
Pecco, G. XXI. 127
XXII. 28
Peltzer XXII. 97
Perthes, G. XXIV. 490
Petella, Giov. XXII. 223
Peters, A. XXII. 26
Petersen XXIV. 141
Petersen, W. XXIV. 320
Petri, R. J. XIX. 244
Pöhl, A. XXIV. 283
Popoff XXIII. 93
Poppert, P. XXIII. 183
Port, J. XXI. 297
XXIV. 145
Prausnitz XXIV. 24
Prinz XXI. 425
Pritzkow XXIII. 507
Proskauer, B. XIX. 244
XX. 454
Pnmpjansky XXII. 542
Randone XXIV. 323
Ransom, F.
XXIV. 500
Raon XXIV. 139
Raptschew sky
XXIII. 45
v. Rechenberg, C.
XXI. 172. 224
Reger, E. XIX. 768
Rehfisch XXIII. 509
Reiner, H. XXIII. 138
Reinicke, H. XXIV. 453
▼.Reitzenstei n,F rhr.
XXIV. 176
Remlinger XXIV. 93
Renvcrs XXI. 132
Rettig, W. XXIV. 459
Rho XXIV. 44
Ribbert
XXIV. 134
Richter XXI. 356
XXIV. 177. 216
Riedel XX.710. XXI. 296
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XXX
Riegel, F.
XXIV.
Riemer XXI.
Riffel, A. XXI.
Ripperger, A. XXI.
RobitzschXXIIl.131.
135
452
515
124
455
Roehs
Röttger
Hoewer
Roos, E.
Rosati
Rose, E.
Rosenboom
Rosin, H.
Rossbach
Roth
Roth, A.
Roth, Otto
Roth, W.
XXI.
XXIII.
XX.
XXIII.
XXII.
XXII.
XXI.
XXIV.
XXIII.
XXII.
XXIV.
XX.
XXill.
XXI.
XIX.
jSchlockow XXI.
Schmidt, Am. XXI.
Schmidt, B. XXL
Schmidt, K.
XXIII.
Schmidt, R. XIX.
Schmidt-Rimpier
XIX. 42. XXII. 71».
XXIII.
Schmiedicke XX.
469
452
452
169
168
232
162
664
83
390
455 Schöfer, J. XXII.
452 498. XXIII.
275 Schönwerth XXIV.
138 Scholl, H. XXIV.
309 | Scholze XX. 689.
223 | Schottmöller,
532; XXIV. 500
168 Schreiber XXIV. 512
364 Schrötter,L. XXIII. 509
443
604
650
398
131
490
320
693
Sjögren, T. XXIV.
Slawyk XXI.
Solomonow, XXIV.
Soltmann XXIV.
Sonderegger XXI.
Sonnenbarg XXI.
Sormani XXII.
Spengler, A. XXIV.
30 Schuchardt,C. XXL 39 ! Stolt
Staecker
Stecbow
Steinberg
Stern, R.
Steudel
Steuer
Steyerthal
Stilling, J.
Stitt
XXI.
XXIV.
XXI.
XXII.
XXII.
XXIII.
XXII.
XXIII.
XXIV.
XXII.
XIX.
XXI.
XXIV.
RotterXX.578.XXI 1. 451 Schüller, M. XXL 520 | StrauscheidtXXIH.
XXIII.
XXII.
XXIV.
XXIII.
K. XIX.
XXIV.
XXIII
XIX.
XXIV.
XXII.
XXIII.
535
XXIV.
90
Strauss
Kotter, 1 .
XXII.
451
Schulte
XXltl.
434 '
Ströbing
Rödel, Otto
XXIV.
394
Schulz, M. XX.
583 !
Strümpell
Ruppel 1
XXII.
81
S c h u m l> u
rg XXIII.
36 C '
XXI.
Kuhemann.
J. XXL
124
417.471
537 .XXIV.
49
X
Rüge
XXL 4 !».
109
267 . 312 .
384 '
Iiullier
XXIV.
462
Schuster
XXL
88 ;
Stutzer
Rumpf
XXII.
171
XXII.
ob 3 j
Szadeck, ]
XXIII.
179
Schwabe
,G. (Leipzig)
R u n e b e r g
XXII.
328
XXIV.
496
Rupprecht
XXL
87
Schwalbt
i, *T. (Berlin)
1
T
de Ruyter,
G. XXL
369
XXIV. 177 .
455
1 appeiner
Saenger XXL
Salomon. M. XX.
SalzmannXXI 11.332. i>i)ö
XXIV. 401. 83. 238 407
Salzwedel XXIII. 310
Sander XXIV. 94
Santini XXIV. 216
Sauer, Prof XIX. 39
Schaefer XXL 320
Schaefer, Hans XXL 120
Schaffer, E. XXIV. 448
Sehaeffer, R. XXIV. 44!)
Sch aper XX. 97
Sc har ff XXL 96
Scheibe XX. 681
Scheller XIX. 126
Sehellong, O. XXII. 323
XXIV. 274
Schenrlen XXIV. 215
Schill XXIV. 45
Schimmelbusch, C.
XXI 132.458.XXIV. 133
Schleich, C.L.XXIV. 22
Schlick, Karl XXIV. 255
Schwarze XIX. 535. 658
452 Schweigger XXI11. 462
582 Schweigger, C.
XXIV.
See, Germain XX.
Seegen, J. XX.
Seggel XX.
Seibert XXIV.
Seil erb eck
i Thiele
' Thurn
XX.
XXL
XIX.
XXIV.
Semon, F.
Senator, H.
Senger
XXIV.
Senn, N. XXIII. 444.
XXIV.
Sevdcl, K. XXII.
XXIII.
XXIV.
Sforza, CI. XXL
Sick XXIII.
Siegel XXII.
Silex XXII.
Simmonds XXII.
285
582
91
697
27
551
555
579
400
318
448
319
217
392
465
315
218
166
329
37
173
Thu rnwald
Till man ns, H. XX.
XXI.
Ti lschkert, V. Xix!
XXII.
i Timann
| Tobold
v. Töply
i Tosi
Toti
Trapp
Trautmann
XXI.
XXIV.
XXII.
XXIII.
XXII.
XXIII.
XX.
Trev mann.O. XXIV.
Tnbenthal XXII.
* Uffelmann XXII.
1 XXIII.
Uhthoff XXII.
Unterberger XX.
‘Urban XXL
273
377
27
131
365
452
550
27
31
193
1
123
270
216
459
436
48
36
584
233
90
183
440
546
579
448
31
438
144
41
512
434
681
289
132
129
452
166
399
555
25
83
510
545
432
459
177
521
35
90
50L
436
452
Digitized by
Google
XXXI
Tidal, E.
XXI.
468
Webersbergi
er
Wittkowski XXIII.
504
XXII.
223
XXIII.
305
iWolff, A. XXIII.
333
Vierordt
XXIII.
142
Wegele
XXIV.
192
: Wolff, J. XXI.
515
XXIV.
499
Weibgen, C.
XXIV.
176
jWolff, L. XIX.
141
Villaret, A.
XX.
190
Weiss
XXIV.
326
Wolffberg XXL
41
XXI.233.471.XXII.
11 j
Weiss
XXIV.
496
1 XXII.
184
XXIII. 435.
513
Werner XX. 139.
178
Woskressensky, N.
XXIV.
179
Wernicke
XXII.
154
XXIV. 327
Viquerat
XXIV.
283 1
XXIII. 193.
465
Voll, A.
XXII.
221
Wesener, F.
XXI.
318
V osswinkel
XX.
510
Weyl, Th.
XXII.
37
XXIII.
504
v. Zander XXI. 472
White, J.
j
, Zarniko, C. XXI.
88
Wachholz, L.XXIV.
396 i
XXIV.
221 '
Zeman ek, Ad.XXIII.
188
Wächter, Fr.
XXII.
130 1
Wichmann,R.XXlI.
548
462
Wagner, C.
XXIV.
134
i Widerhofer
Ziegler XXIV. 448
Wagner, P.
XXI.
452 |
XXIV.
130
Zoegev. Manteuffel
Wagner, V.
XX.
580 j
W ieblitz
XXIV.
95
XXIII.
186
XXII. 401.
540 1
Wietschew
XXIII.
185
ZuckerkandlXXIII.
509
Wa8smnnd
XIX.
181 |
Winkler, F.
XXIII. 441
Zuntz, N. XXI.
462
Weber, H.
XXII.
547
Wissemans
XXIV.
92
XXIV.
49
Oedruektin der Königlichen Hofbuchdruckerei yod E.S. Mittler&Sohn, Berlin SW M Kochstr. 68—71.
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Amtliches Beiblatt
zur ,
Deutschen militärärztlichen Zeitschrift.
1895. — V iernndz wanzigster Jahrgang. — Ml.
Kriegsministerinm.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, den 20. November 1894.
Dem Königlichen Sanitätsamt werden durch das Sanitätsdepot des Gardekorps
3 Fläschchen Behringsches Diphtherie-Heilserum zugehen.
Dieselben sind dazu bestimmt, auf telegraphische Anforderung nach denjenigen
Garnisonen namentlich versandt zu werden, in welchen ein Bezug von Diphtherie-
Heilserum aus Zivilapotheken etc. im Bedarfsfälle nicht möglich.
Die jedesmalige Versendung hat sofort auf dem schnellsten Wege, durch Eilboten,
an den anfordernden Sanitätsoffizier zu erfolgen, und hat das Sanitätsamt von jeder
Verabfolgung eines Fläschchens eine sofortige kurze Meldung hierher zu erstatten.
Bemerkt wird noch, dass der Inhalt eines Fläschchens den von den Farbwerken
vormals Meister, Lucius und Brüning zu Höchst a. M. für je, 11 JC verkauften
Fläschchen No. II entspricht.
Nach Mittheilung des Stabsarztes Professor Dr. Behring würde zur Heilung der
meisten Diphtheriefalle ein Fläschchen, zur Immunisirung 1 ccm ausreichen.
Die Fläschchen sind der Einwirkung des Lichtes zu entziehen und an einem
kühlen Ort aufzubewahren.
Bezüglich der erforderlichen Erneuerung des Heilserums wird s Zt. weitere Ver¬
fügung erfolgen.
No. 1303/11. 94. M. A. v. Coler.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, den 14. Dezember 1894.
Unter Bezugnahme auf die Verfügung vom 20. v. Mts. No. 1303/11. 94. M. A.
wird dem Königlichen Sanitätsamt ergebenst mitgetheilt, dass von den Farbwerken
vormals Meister, Lucius und Brüning zu Höchst a. M. eine Anzahl Fläschchen
Diphtherie-Heilserum No. II beschafft und dieselben dem Sanitätsdepot des Gardekorps
zur Aufbewahrung überwiesen worden sind.
Dieselben sind dazu bestimmt, im Bedarfsfälle an die einzelnen Sanitätsämter bezw.
an Garnisonlazarethe oder Sanitätsoffiziere des Gardekorps, I. bis XI., XIV. bis
XVII. Armeekorps auf Ansuchen zur Behandlung von Diphtheriekranken in den
Garnisonlazarethen bezw. von diphtberiekranken Soldatenfrauen und -Kindern — resp.
zu entsprechenden Immunisirungen — überwiesen zu werden.
Derartige Anforderungen haben eventuell telegraphisch an das Garnisonlazareth
No. I hier8elbst zu erfolgen.
In denjenigen Fällen, in welchen derart abgegebenes Heilserum zur Behandlung
bezw. Immunisirung von solchen Personen verwendet worden ist, für welche die
Verabfolgung von Arzneien etc. nicht für Rechnung des Titels 13 Kapitel 29 des
Etats erfolgt, wie z. B. für Soldatenfrauen und -Kinder, Kadetten, Unteroffizier-
Amttiches Beiblatt. 1895.
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vorschüler u. s. w., hat eine bezügliche besondere Mittheilung der anfordernden
Stelle an das Garnisonlazareth No. I zu Berlin zu erfolgen, behufs entsprechender
Fondsübertragung.
No. 773/12. 94. M. A. v. Coler.
No. 29 des Armee-Verordnungs-Blattes enthalt unter No. 296 eine „Uebersicht
derjenigen Infanterie-Truppentheile, welche am 1. April 1895 Einjahrig-Freiwillige
einstellen*.
A.-V.-Bl. 28, No. 284.
Ausgabe einer neuen Marineordnung.
Ich genehmige hiermit unter Aufhebung aller entgegenstehenden Bestimmungen
— namentlich der Marineordnung vom 19. November 1889 — zur militärischen
Ergänzung der von Mir unterm 22. November 1888 genehmigten Wehrordnung die
beifolgende Marineordnung und ermächtige den Heichskanzler (Reichs-Marine-Amt),
etwa nothwendig werdende Erläuterungen zu erthcilen, sowie erforderlichen Falles
Aenderungen, insoweit sie nicht grundsätzlicher Art sind, zu erlassen.
Neues Palais den 12. November 1894.
Wilhelm.
In Vertretung des Reichskanzlers.
Hollmann.
An den Reichskanzler (Reichs-Marine-Amt).
Berlin den 12. November 1894.
Vorstehende Allerhöchste Ordre bringe ich mit dem Bemerken zur Kenntniss
der Marine, dass den Marinebehörden und Marinetheilen die erforderlichen Dienst¬
exemplare demnächst zugehen werden.
Von einer Berichtigung der in den Händen der Mannschaften des Beurlaubten¬
standes befindlichen Militärpässe darf abgesehen werden. Dagegen sind die Militär¬
pässe der zur Entlassung kommenden Mannschaften nach dem neuen Muster 8 der
Marineordnung zu berichtigen.
Der Staatssekretär des Reichs-Marine-Amts.
A. 6718. Hollmann.
Kriegsministerium. Berlin den 29. November 1894.
Vorstehende Allerhöchste Ordre nebst Ausführungsbestimmung des Reichs-Marine-
Amts wird hierdurch zur Kenntniss der Armee gebracht. Die Marineordnung wird
den in Betracht kommenden Dienststellen in der erforderlichen Anzahl durch die
Drnckvor8chriften-Verwaltung demnächst zugehen.
Genannte Vorschrift erhält im Druckvorschriften-Etat die Nummer 449.
In letzterem ist die gleichnamige Vorschrift No. 260, welche ausser Kraft tritt,
zu streichen.
Das Kriegsministerium weist im Uebrigen noch auf Nachstehendes besonders bin*.
1. Die Anmerkung zu §. 23,2 und s der Wehrordnung, nach welcher
zur seemännischen oder halbseemännischen Bevölkerung auch solche
Militärpflichtige gehören» welche früher den Bedingungen entsprochen
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haben, aber zur Zeit der Aufstellung der Rekrotirungsstammrolle oder
der Aushebung einen anderen Beruf haben,
ist im §. 2, 3 M. 0. dahin erläutert, dass zu dieser Kategorie nur, diejenigen
Leute gehören, welche nach dem 17. Lebensjahre den fraglichen
Bedingungen entsprochen haben.
2. Für die aus der Landbevölkerung für Marinetheile auszuhebenden Mann¬
schaften beträgt das kleinste Körperm&ass (§. 11,3 a. b. M. 0.):
für die Matrosendivisionen.1,65 m
„ „ Matrosenartillerie-Abtheilungen.1,67 9
• „ Seebataillone.1,65 „
Die für die Rekruten der Matrosendivisionen und Matrosenartillerie-
Ahtheilungen angegebenen Körpermaasse dürfen bis auf 1,57 m ermässigt
werden, wenn die in Frage kommenden Leute Binnenschiffer, Flösser,
Fähr- oder Bootsleute von Beruf sind.
Sofern Mannschaften aus der Landbevölkerung für die Torpedo¬
abtheilungen auszaheben sind, entspricht das kleinste Körpermaass dem
für die Matrosendivisionen.
3. Für Rekruten der Matrosenartillerie-Abtheilungen und der-Seebataillone
ist die Kenntniss der deutschen Sprache nicht mehr Bedingung (§. 11,3 d. M. 0.).
4. Angehörige des Beurlaubtenstandes des Heeres, welche sich durch die
Seemannsämter haben anmustern lassen, sind in Gemässheit des §. 111,14
W. 0. (§.48,2 M. O.) nur dann in den Beurlaubtenstand der Marine
überzuführen, wenn diese Anmusterung für eine längere Zeit als 12 Wochen
erfolgt ist.
Von der Ueberführung sind ausser den Offizieraspiranten, Unterärzten,
Unteroffizieren und Arbeitssoldaten auch die Unteroffizieraspiranten
grundsätzlich ausgeschlossen.
• Im Aufträge.
v. Gossler.
No. 622/11. 94. A. 1.
A.-V.-Bl. 28, No. 286.
Kriegsministerium. Berlin den 20. November 18^4.
Entlassungsanzüge für Militärkrankenwärter.
Hinsichtlich der Entlassungsanzüge für Militärkrankenwärter gelten die Be¬
stimmungen des §. 10 der Bekleidungsordnung — erster Theil — in der durch das
Deckblatt No. 163 geänderten Fassung.
§. 196 Ziffer 4 der Friedens-Sanitäts-Ordnung, sowie §. 40 Ziffer 2—4 des
Anhanges derselben erleiden sinngemässe Aenderung.
Berichtigung letzterwähnter Dienstordnung bleibt Vorbehalten.
Im Aufträge,
v. Coler.
No. 1625/9. 94. M. A.
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A.-V.-Bl. 29, No. 298.
Kriegsministerium. Berlin, den 3. Dezember 1894.
Departement für das Invalidenwesen.
Kommunionkosten für Lazarethkranke.
Die Kosten für die Austheilung des heiligen Abendmahls an lazarethkranke
Soldaten sind nach Maassgabe der Bestimmungen der Anlage 7 I zu §. 81 der
Besoldungsvorschrift für das Preussische Heer im Frieden zu verrechnen.
Jedoch haben, die evangelischen Militärgeistlichen bezw. die mit der evangelischen
Militärseelsorge betrauten Zivilgeistlichen die ihnen nach den vorerwähnten Bestim¬
mungen zustehende Vergütung nicht bei einein Truppentheil, sondern bei dem be¬
treffenden Gamisonlazareth zur Liquidation zu bringen.
Die katholischen Militärgeistlichen bezw. die mit der katholischen Militär¬
seelsorge betrauten Zivilgeistlichen haben dagegen die zu vorberegtem Zweck ent¬
standenen Ausgaben — sofern sie nicht zur Bestreitung sämmtlicher Kultuskosten
eine PauschVergütung beziehen — bei den Intendanturen direkt zur Erstattung zu
liquidiren.
No. 82/11. 94. C. 3. v. Spitz.
Personal-Veränderungen im Sanitätskorps.
Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen.
Dr. Wernicke, Stabs- und Bats.-Arzt vom 3. Bat. des Inf.-Regts. No. 129,
zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Füs.-Regts. Graf Roon (Ostpreuss.)
No. 33; — di,e Assist.-Aerzte 1. Kl.: Dr. Müller vom Invalidenhause in Berlin,
zum Stabsarzt des medizinisch-chirurgischen Friedrich Wilhel ms-Instituts, — Dr. B a r k e y
vom Inf.-Regt. von Horn (3. Rhein.) No. 29, zum Stabs- und Bats.-Arzt des 3. Bats.
des Inf.-Regts. No. 137, — Dr. Kauf hold, vom Hess. FeldafL-Regt. No. 11, zum
Stabs- und Bats.-Arzt des 3. Bats. des Inf.-Regts. No. 129; —die Assist-Aerzte
2. Kl.: Guss vom Fussart.-Regt. von Linger (Ostpreuss.) No. 1, — Lambertz vom
Nassau. Feldart.-Regt. No. 27, — Dr. Nordhof vom Inf.-Regt. No. 97, — Dr. Böhncke
in der etatsmäss. Stelle bei dem Korps.-Gen.-Arzt des II. Armeekorps, — Dr. Lincke
vom 4. Thüring. Inf.-Regt. No. 72, — zu Assist.-Aerzten 1. Kl., — Kirstein,
Unterarzt vom 8. Ostpreuss. Inf.-Regt. No. 45, — Dr. v. Pezold^ Unterarzt vom
1. Bad.,Leib-Gren.-Regt. No. 109, — zu Assist.-Aerzten 2. Kl.; — die Stabs¬
ärzte der Landw. 1. Aufgebots; Dr. Cramer vom Landw.-Bez. Wiesbaden,
— Dr. Marx vom Landw.-Bez. Soest, — Dr. Rheinen vom Landw.-Bez. Detmold,
— Prof. Dr. Gasser vom Landw.-Bez. Marburg, — zu Oberstabsärzten 2. Kl.;
— die Assist.-Aerzte 2. Kl. der Res.: Dr. Rudolphsohn vom Landw.-Bez.
Naugard,— Dr. Hoerle vom Landw.-Bez. Wesel, —* Dr. Baas vom Landw.-Bez.
Freiburg, — Dr. Krumm vom Landw.-Bez. Worms, — Ratz vom Landw.-Bez.
Karlsruhe, — Dr. Mitter vom Landw.-Bez. Stralsund, — Dr. Friedei vom Landw.-
Bez. III. Berlin, — Lücke vom Landw.-Bez. Lauban, — Dr. Szukalski vom
Landw.-Bez. Bromberg, — Dr. Wolf vom Landw.-Bez. Heidelberg, — Dr. Lipp-
mann vom Landw.-Bez. III. Berlin, — Dr. Hein vom Landw.-Bez. Magdeburg,—
Dr. Abele vom Landw.-Bez. Frankfurt a M., — Dr. Giese vom Landw.-Bez.
Göttingen, — Dr. Schroeder vom Landw.-Bez. Torgau, — Dr. Friedländer
vom Landw.-Bez. Lotzen, — Dr. Sc hellin vom Landw.-Bez. Inowrazlaw, —
Fangmeier vom Landw.-Bez. Cüstrin, — Dr. Lindner vom Landw.-Bez. Ratibor,
— Dr. Kruckel vom Landw.-Bez. Hamburg, — Dr. Fröhlich vom Landw.-Bez.
Flensburg, — Dr. Klavehn vom Laudw.-Bez. Halberstadr, — Dr. Iven vom
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Landw.-Bez. Bonn, — Dr. Lehmann vom Landw.-Bez. TU. Berlin, —Dr. Kuthe
vom Landw.-Bez. I. Braunschweig, — Dr. Stolle vom Landw.-Bez. Lanban, —
Dr. Reissner vom Landw.-Bez. I. Darmstadt, — Goldmann vom Landw.-Bez.
Neisse, — Dr. Schule vom Landw.-Bez. Heidelberg, — Trantenroth vom Landw.-
Bez. Marburg, — Dr. Gerlach vom Landw.-Bez. Hildesheim, — Dr. Wachendorff
vom Landw.-Bez. Mülheim a. Ruhr. — Dr. Friedrich vom Landw.-Bez. Crefeld,
— Dr. Strauch, Assist.-Arzt 2. Kl. der Landw. 1. Aufgebote vom Landw.-Bez.
I. Braunschweig, — Dr. Reuter, Assist.-Arzt 2. Kl. der Landw. 1. Aufgebots vom
Landw.-Bez. Flensburg, — Dr. Roth, Assist.-Arzt 2. Kl. der Landw. 1. Aufgebote
vom Landw.-Bez. Mainz, — zu Assist.-Aerzten 1. Kl.; — die Unterärzte
der Res.: Hahn vom Landw.-Bez. Königsberg, — Gessner vom Landw.-Bez.
Tilsit, — Dr. Allert, Frankenstein, Lehmann vom Landw.-Bez. Königsberg,
— Dr. Kirchner vom Landw.-Bez. Mühlhausen i. Th., — Peppmüller vom
Landw.-Bez. Halle,— Dr. Lubowski vom Landw.-Bez. Beuthen, — Dr. Haensch
vom Landw.-Bez. Schweidnitz, — Dr. Gilbert vom Landw.-Bez. Dortmund, —
Dr. Koeppel vom Landw.-Bez. I. Münster, — Dr. Stüer vom Landw.-Bez. Bielefeld,
— Dr. Arndt vom Landw.-Bez. Düsseldorf, — Dr. Rüping'vom Landw.-Bez.
Bonn, — Dr. L et haus vom Landw.-Bez. Soest, — Dr. Simon vom Landw.-Bez.
Barmen, — Dr. Kahn vom Landw.-Bez. Meiningen, — Dr. Betzner vom Landw.-
Bez. Cöln, — Arning vom Landw.-Bez. Hamburg, — Leipoldt vom Landw.-Bez.
I. Bremen, — Eberhard vom Landw.-Bez. Neustrelitz, — Dr. Wiessner vom
Landw.-Bez. Calau, — Dr. Buschmann vom Landw.-Bez. I. Altona, — Dr. Voiture t
vom Landw.-Bez. I. Braunschweig, — Dr. Go ecke vom Landw.-Bez. Marburg, —
Beltz vom Landw.-Bez. Mühlhausen i. Th., — Dr. Vieser vom Landw.-Bez. Strass¬
burg, — Dr. Schröder, Unterarzt der Marine-Res. vom Landw.-Bez. Kiel, — zu
Assist.-Aerzten 2. Kl., — befördert. — Prof. Dr. Strübing, Stabsarzt a. D.
im Landw.-Bez. Anklam, zuletzt von der Landw. 1. Aufgebote dieses Landw.-Bez.,
in der Armee und zwar als Stabsarzt mit einem Patent vom 4. April 1890 bei den
Sanitätsoffizieren der Landw. 1. Aufgebote wiederangestellt. — Dr. Petsch, Ober¬
stabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt vom Füs.-Regt. Graf Roon (Ostpreuss.) No. 33, zum
Kurmärk. Drag.-Regt. No. 14, — Dr. Alberti, Oberstabsarzt 2. Kl. und Garn.-Arzt
in Potsdam, als Regts.-Arzt zum GTen--Regt. Prinz Carl von Preussen (2. Brandenburg.)
No. 12, — Dr. Am ende, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt vom Gren.-Regt.
Prinz Carl von Preussen (2. Brandenburg.) No. 12, als Garn.-Arzt nach Potsdam, —
Dr. Cunze, Stabs- und Abtheil.-Arzt von der 2. Abtheil, des Feldart.-Regts.
v on Clausewitz (Oberschles.) No. 21, als Bats.-Arzt zum 3. Bat. des Inf.-Regts.
No. 131, — Ullrich, Stabs- und Bats.-Arzt vom 3. Bat. des Inf.-Regts. Keith
(1. Oberschles.) No. 22, als Abtheil.-Arzt zur 2. Abtheil, des Feldart.-Regts.
von Clause witz (Oberschles.) No. 21, — Dr. Schneyder, Stabs- und Bats.-Arzt
vom 3. Bat. des Inf.-Regts. No. 137, — znm 3. Bat. des Inf.-Regts. Keith (1. Oberschles.)
No. 22; — die Assist.-Aerzte 1. Kl.: Dr. Obuch vom Drag.-Regt. König
Friedrich III. (2. Schles.) No. 8, zum Inf.-Regt. Fürst Leopold von Anhalt-Dessau
(1. Magdeburg.) No. 26, — Dr. Müller vom Inf.-Regt. Herzog Friedrich Wilhelm
von Braunschweig (Ostfries.) No. 78, zum Drag.-Regt. König Friedrich III. (2. Schles.)
No. 8, — Dr. Mallebrein vom Inf.-Regt. von Lützow (1. Rhein.) No. 25, zur
Unteroff.-Vorschule in Neubreisach; — die Assist.-Aerzte 2. Kl.: Dr. Krebs
vom Inf.-Regt. von Alvensleben (6. Brandenburg.) No. 52, zum Inf.-Regt. No. 141,
— Esche vom 2. Pomm. Feldart.-Regt. No. 17, zum Hus.-Regt. Fürst Blücher
▼on Wahlstatt (Pomm.) No. 5, — versetzt. — Dr. Altmann, Stabs- und Bats.-
Arzt vom 3. Bat. des Inf.-Regts. No. 131, mit Pension, — Dr. Epen stein, Stabsarzt
der Res. vom Landw.-Bez. III. Berlin, — Dr. Rust, Stabsarzt der Res. vom Landw.-
Bez. Weissenfels, — Dr. Schwechten, Stabsarzt der Landw. 2. Aufgebote vom
Landw.-Bez. III. Berlin, — Dr. Rennert, Assist-Arzt 1. Kl. der Landw. 2. Auf¬
gebote vom Landw.-Bez. Frankfurt a. M., — der Abschied bewilligt. —
Dr. Goldscheider, Stabsarzt vom medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms-
Institut, als halbinvalide mit Pension aus dem aktiven Sanitätskorps ausg^schieden
und zu den Sanitätsoffizieren der Landw. 2. Aufgebote, — Dr. Güth, Assist.-Arzt
2. Kl. vom Inf.-Regt. Fürst Leopold von Anhalt-Dessau (1. Magdeburg.) No. 26, —
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Dr. Pilf, Assi st.-Arzt 2. Kl. von der Unteroff.-Vorschule in Neubreisach, — ans
dem aktiven Sanitätskorps aasgeschieden und zu den Sanitätsoffizieren der Res., —
fibergetreten.
Neues Palais, den 22. Dezember 1894.
Kaiserliche Marine.
Scbutztruppe für Deutsch-Ogtafrika:
Dr. Koerfer, Dr. Brebme, Assist.-Aerzte a. D., zu Stabsärzten a. D., —
befördert.
Nachweisung der beim Sanitätskorps im Monat November d. Js.
eingetretenen Veränderungen.
Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee.
Den 5. November, *
Dr. Lehrecke, einjährig-freiwilliger Arzt im Inf.-Regt. Prinz Moritz von
Anhalt-Dessau (5. Pommerschen) No. 42 unter Versetzung zum Ulanen-Regt. Kaiser
Alexander II. von Russland (1. Brandenburg.) No. 3 zum aktiven Unterarzt ernannt;
den 8. November,
Dr. Weber, einjährig-freiwilliger Arzt im 1. Bad. Leib-Drag.-Regt No. 20 unter
Versetzung zum Bad. Fussart.-Regt. No. 14 zum aktiven Unterarzt ernannt, — Hofft,
einjährig-freiwilliger Arzt im Ffis.-Regt. Königin (Schleswig-Holst.) No. 86 zum
aktiven Unterarzt bei demselben Regiment ernannt;
den 19. November,
Dr. Klcinschmidt, Unterarzt beim Inf.-Regt. von Goeben (2. Rhein.) No. 28;
den 24. November,
Esselbrügge, einjährig-freiwilliger Arzt im Westfäl. Pionier-Bat No. 7 zum
aktiven Unterarzt bei demselben Bataillon ernannt;
den 27. November,
Dr. Schöneberg, Unterarzt beim 7. Rhein. Inf.-Regt. No. 69,
den 28. November,
Hirtler, einjährig-freiwilliger Arzt im 6. Bad. Inf.-Regt. Kaiser Friedrich III.
No. 114 zum aktiven Unterarzt bei demselben Regiment ernannt, — sämmtlich mit
Wahrnehmung je einer bei ihren Truppentheilen offenen Assist.-Arztstelle beauftragt
Veränderungen im Königlich Bayerischen Sanitätskorps.
Den 30. November 1894,
Dr. Walter (Aschaffeubnrg), Stabsarzt der Landw. 2. Aufgebots, der Abschied
bewilligt;
den 7. Dezember 1894,
Dr. Hasslauer, Assist-Arzt 2. Kl. vom 1. Chev.-Regt Kaiser Nikolaus von
Russland, zum 9. Inf.-Regt. Wrede versetzt — Dr. Leusser, Assist-Arzt 1. Kl.
a. D., vormals in der Res. des Königl. Preuss. Sanitätskorps, als Assist-Arzt 1. Kl.
der Res. (Kissingen) mit einem Patent vom 30. Juni 1889 angestellt. — Dr. Ott
(Weilheim), Assist-Arzt 1. Kl. in der Landw. 1. Aufgebots, zum Stabsarzt —
Dr. Blersch (I. München), — Dr. Brünings (Landau), — Dr. Bibon, Stehle
(I. München), — Dr. Pohl (Kissingen), — Roth (I. München), — Reichel (Nürn¬
berg), — Volkmar, Dr. Mohr (I. München,) — Rabus (Erlangen,) — Dr. Mengert
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(Bayreuth), — Dr. Müller (Würzburg), — Poller (L München), Unterärzte der
Ree., zu Assist-Aerzten 2. Kl., — befördert.
/ -
Veränderungen im Königlich Sächsischen Sanitätskorps.
Den 25. November 1894,
Dr. Frotßcher, Assist-Arzt 1. Kl. vom 3. Inf.-Regt. No. 102 Prinz-Regent
Luitpold von Bayern, zu den Sanitätsoffizieren der Res. versetzt. — Die Unterärzte:
Reinhard vom 5. Inf.-Regt. Prinz Friedrich August No. 104, unter Versetzung in
das 7. Inf.-Regt Prinz Georg No. 106, — Dr. Manitz vom 1. Jäger-Bat. Np. 12,
unter Versetzung in das 5. Inf.-Regt Prinz Friedrich August No. 104, — Dr. Eber¬
wein vom Karab.-Regt., — Dr. Dost, Unterarzt der Res. des Landw.-Bez. I. Chemnitz,
— zu Assist-Aerzten 2. KL befördert; ,
den 18. Dezember 1894,
Dr. Schaefer, Assist-Arzt 1. KL ä la suite des Sanitäts-Offizierkorps, auf
weitere 11 Monate beurlaubt. — Die Aseist.-Aerzte 1. Kl. der Res.: Dr. Kuntze
des Landw.-Bez. Grossenbain, — Dr. Geigenmüller, Dr. van Niessen, Dr. Hin-
derer des Landw.-Bez. PlaueD, — Dr. Thon, Dr. v. Schwanenflügel des
Landw.-Bez. Zwickau, — Dr. Pluder, Dr. Vogel I., Dr. Hubert, Dr. Rührbein,
Dr. Heym, Dr. Nauwerk, Dr. Sarfert, Dr. Kamla des Landw.-Bez. Leipzig,—
Dr. Dürr des Landw.-Bez. II. Chemnitz; — die Assist.-Aerzte 1. Kl. der Landw.
1. Aufgebots; Dr. Königsdörffer des Landw.-Bez. Plauen, — Dr. Robitzsch,
Dr. Arfsten, Dr. Zausch des Landw.-Bez. Leipzig, — Dr. Gilbert, Dr. Michauck
des Landw.-Bez. Dresden-Altst, — zu Stabsärzten, — Dr. Merzdorf, Unterarzt
der Landw. 1. Aufgebots des Landw.-Bez. Zittau, zum Assist.-Arzt 2. Kl. des Aktiv¬
standes und zwar im 3. Inf.-Regt. No. 102 Prinz-Regent Luitpold von Bayern; —
die Unterärzte der Res.: Dr. Warnecke, Dr. Döhler, Dr. Geyer, Kertzsch
des Landw.-Bez. Leipzig,— Delling des Landw.-Bez. Dresden-Altst.,— Dr. Mölling,
Dr. Niewerth, Dr. Schnabel des Landw.-Bez. Dresden-Neust., — zu Assist. -
Aerzten 2. Kl., — befördert. — Dr. Rasch, Stabsarzt der Landw. 2. Aufgebots
des Landw.-Bez. Dresden-Altst., behufs Ueberführung zum Landsturm 2. Aufgebots
der Abschied bewilligt.
Ver&nderongen im Königlich Württembergißchen Sanitätskorps.
Den 7. Dezember 1894,
Dr. Fausel, Assist.-Arzt 2. Kl. der Res. vom Landw.-Bez. Ludwigsburg, im
aktiven Sanität>korps und zwar als Assist.-Arzt 2. Kl. mit seinem bisherigem Patent
beim Drag.-Regt. Königin Olga No. 25 angestellt. — Dr. Wider, Unterarzt der
Res. vom Landw.-Bez. Horb, zum Assist.-Arzt 2. KL befördert;
den 15. Dezember 1894,
Dr. Schoffer, Stabsarzt im 8. Inf.-Regt. No. 126 Grossherzog Friedrich vou
Baden, kommandirt zum Kaiserlichen Gesundheitsamt in Berlin, bis zum 31. Dezember
1895 in diesem Kommandoverhältniss belassen.
Ordensverleihungen.
Fremde:
Das Komthurkreuz erster Klasse des Königlich Württembergischen
Friedrichs-Ordens:
dem Generalarzt 1. KL, Leibarzt Seiner Majestät des Kaisers und Königs,
Prof. Dr. Leuthold, Korpsarzt des Gardekorps.
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Das Ritterkreuz erster Klasse des Königlich Württembergischen
Friedrichs-Ordens:
dem Stabs- und Bats.-Arzt Dr. Ostmann beim Gren.-Regt. König Friedrich III.
(1. Ostpreuss.) No. 1.
Das Ritterkreuz des Ordens der Königlich Württembergischen Krone:
dem Oberstabsarzt 1. Kl. Dr. Schlott, Regts.-Arzt des Hus.-Regts. von Schill
(1. Schles.) No. 4.
Familien-Nachrichten.
Verlobungen: Dr. Brill, Stabs- und Bats.-Arzt, mit Fräulein Lotte Bansen
(Frankfurt a. O.).
Geburten: (Sohn) Dr. Brix (Crossen a. 0.).
Todesfälle: Dr. Joseph Schroeter, Oberstabsarzt 1. Kl. a. D. (Breslau), —
Dr. Heinrich Deiters, Assist.-Arzt 1. Kl. der Res. (Wörishofen), — Dr. Paul
Schotte, Marine-Oberstabsarzt 2. Kl. a. D. (Wilhelmshaven).
Gedruckt in derKönigl. Hof buchdmckerei der BBr.\ E. ß. Mittler & Sohn, Berlin SW., Kochstr. 68-W.
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Amtliches Beiblatt
zur
Deutschen militärärztlichen Zeitschrift.
1895. — Viernndzwanzigster Jahrgang. — M 2.
An Mein Heer!
Zum fünfnndzwanzigsten Male kehren die Gedenktage des grossen Krieges
wieder, der, dem Vaterlande aufgedrungen und nach einem Siegeszuge ohne Gleichen
zum ruhmreichen Ende geführt, Deutschlands Sehnen erfüllt und — als herrlichsten
Lohn für seine Hingabe — in dem Bunde seiner Fürsten und Stamme die uner¬
schütterliche Grundlage für seine Grösse und Wohlfahrt geschaffen hat.
Mit bewegtem Herzen preise ich die Gnade des Allmächtigen, dass er unsere
Waffen in solchem Maasse gesegnet hat.
Theilnahmsvol] gedenke Ich Derer, welche in dem opferreichen Streite für
Deutschlands Ehre und Selbständigkeit freudig ihr Leben dahingegeben haben, und
sage erneut allen Denen Dank, welche zur Erreichung dieses Zieles mitgewirkt
haben.
Besonders richtet sich aber Mein Dank an Mein Heer, welches mit den Truppen
Meiner erhabenen Bundesgenossen in heldenmütiger Tapferkeit gewctteifert hat:
unauslöschlich glänzen seine Thaten in den Büchern der Geschichte, unverwelklich
ist der Ruhmeskranz, den es um seine Fahnen gewunden hat.
Ihm gebührt darum vor Allen die Pflicht, das Gedächtniss auch in den Ge¬
schlechtern heilig zu halten, welche die Früchte seiner Siege gemessen.
Ich bestimme deshalb, um zugleich den Truppen ein wahrnehmbares Zeichen
ihrer stolzen Erinnerungen zu gewähren, dass, so oft in der Zeit vom 15. Juli
dieses Jahres bis zum 10. Mai des kommenden Jahres die Fahnen entfaltet werden,
sämmtliche Fahnen und Standarten, denen Mein Herr Grossvater, des grossen Kaisers
und Königs Wilhelm I. Majestät, für die Theilnahme an diesem Kriege eine Aus¬
zeichnung verliehen hat, mit Eichenlaub geschmückt werden, und die ersten Geschütze
derjenigen Batterien, welche in ihm gefochten haben, Eichenkränze tragen.
Möge Mein Heer stets eingedenk bleiben, dass nur Gottesfurcht, Treue und Ge¬
horsam zu Thaten befähigen, wie die waren, welche seine und des Vaterlandes
Grösse schufen!
Berlin den 27. Januar 1895.
Wilhelm.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, den 19. Dezember 1894.
Aus den hier zur Vorlage gelangten Berichten über Verwendung von Heilserum
bei Erkrankungen an Diphtherie hat die Abtheilung ersehen, dass nicht in allen
Fällen die bakteriologische Feststellung der Diagnose stattgefunden hat. Da sie zur
Gewinnung zweifelsfreier Resultate bei der Beurtheilung der Wirksamkeit des
Behringschen Diphtherie-Heilserums unentbehrlich ist, so hat sie künftig regelmässig
zu erfolgen.
Amtliches Beiblatt. 1895.
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Sofern derartige Untersuchungen nicht an Ort und Stelle ausgefuhrt werden
können, sind die undesinfizirten Untersuchungsobjekte am besten in durch die
Flamme sterilisirten, mit Wattepfropf verschlossenen und in Holzkästchen verpackten
Reagenzgläschen an die nächste militärärztliche Untersuchungsstelle zu senden.
Ausdrücklich wird hierzu bemerkt, dass die rechtzeitige Anwendung des Serums,
sofern dessen Benutzung seitens des behandelnden Arztes in den einzelnen Fällen
auf Grund der klinischen Diagnose für angezeigt erachtet wird, durch die Vornahme
der bakteriologischen Untersuchung in keiner Weise eine Verzögerung erleiden darf,
da erfahrungsgemäss bei frühzeitiger Anwendung dieser Therapie die Aussicht auf
Erfolg um so grösser ist.
In den über diG Anwendung des Diphtherie-Heilserums gemäss Verfügung vom
12. 11. 94 No. 449/11. 94. M. A. zu erstattenden Berichten sind besonders nach¬
stehende Punkte zu berücksichtigen:
A. Bei Einspritzungen zu Heilzwecken.
1. Tug der Erkrankung und Krankmeldung.
2. Tag und Körperstelle der Einspritzung.
3. Bezugsquelle und Konzentration des Serums.
4. Menge des zur Einzeldosis verwandten Serums.
5. Zahl der Einspritzungen und Menge des insgesammt verwandten Serums.
6. Krankheitsbefund vor der Einspritzung.
a) örtlicher 1 Befund .
b) allgemeiner t
(Allgemeinbefinden, Puls, Athniung, Temperatur, Urin in chemischer und
mikroskopischer Beziehung und Angabe, ob der Fall prognostisch als
schwere, mittelschwerc oder leichte Diphtherie entsprechend der Differen-
zirung von Heubner [Deutsche Med. Wochenschrift, Jahrgang 1894 No. 36j
zu bezeichnen ist.)
7. Art der etwaigen lokalen Behandlung.
8. Urtheil über die Wirkung des Serums auf den lokalen und allgemeinen
Krankeitsprozess und weiterer Verlauf.
9. Besonders wichtige Beobachtungen, insbesondere Nachkrankheiten, Kompli¬
kationen etc.
B. Bei Immunisirungen.
1. Angabe, welcher Diphtheriefall Anlass zur Immunisirung gab.
2. Angabe, wann die immunisirten Personen mit Diphtheriekranken in Be¬
rührung gewesen waren.
3. Angabe, ob die Immunisirten zur Zeit der Immunisirung als diphtherie-
verdächtig galten.
4. Zahl der Immunisirungen.
5. Menge und Konzentration des Serums bei den einzelnen Injektionen.
6. Angabe über die Wirksamkeit der Immunisirung und die dabei etwa
gemachten Erfahrungen.
Eine auf Grund der bisherigen Erfahrungen aufgestellte Gebrauchsanweisung
wird zur sofortigen Vertheilung an die unterstellten Sanitätsoffiziere, die Lazarethe
und die mit dem ärztlichen Dienst bei den Kadettenanstalten, Invaüdenhäusero,
Bezirkskommandos und sonstigen militärischen Instituten beauftragten Aerzte beigefug:
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Sämmtlichen unterstellten Sanitätsoffizieren ist von vorstehender Verfügung
schleunigst Kenntniss zu geben.*)
No. 247/12. 94. M. A. v. Coler.
Erieg8ministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, den 25. Dezember 1894.
Es wird beabsichtigt, die Feldsanitätsformationen sowie die Truppen-Arznei-
behältnisse nach und nach mit Maximumthermometern — siehe Beilage 26. B.
No. 110 der F. S. O. nnd No. 138 des amtlichen Preisverzeichnisses von 1888 —
auszustatten, und zwar sollen zunächst für jedes Sanitätsdetachement 6 und für jedes
Feldlazarett) 8 etatisirt werden,
etc.
Ueber die formale Abänderung der K. S. O. wird noch verfugt werden.
No. 1786/12. 94. M. A. v. Coler.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilnng. Berlin, 3. Januar 1895.
Dem Königlichen Generalkommando beehrt sich die Abtheilung auf die sehr
gefällige Zuschrift vom 16. 10. 94 unter Rückgabe des mitvorgelegten Rechnungs¬
belages No. 55 ganz ergebenst zu erwidern, dass hinsichtlich der Zulage für den
Assistenzarzt X. aus Anlass der Mitwahrnehmung des Revierdienstes bei dem
II. und III. Bataillon .... Regiments .... der §. 13,2 der Allerhöchst unterm
16. 5. 91 genehmigten F. S. O. Anwendung findet. Danach darf der Revierdienst
Unter- oder einjährig-freiwilligen Aerzten nur dann übertragen werden, sofern sie
von ihren militärärztlichen Vorgesetzten mit den Erfordernissen dieses Dienstzweiges
hinreichend vertraut gemacht worden sind.
Hierbei wird ebenmässig bemerkt, dass die Beurtheilung dieser Befähigung den
Korpsgeneralärzten untersteht.
Abschrift hiervon beehrt sich dem Königlichen Generalkommando die Abtheilung
zur geneigten Kenntniss ganz ergebenst zu übersenden.
Hiernach ist die Zulage für Mitwahmehmung des Dienstes offener Assistenzarzt-
steilen zahlbar, wenn sich bei dem betreffenden Truppentheil Unter- oder einjährig¬
freiwillige Aerzte befinden, welche die Befähigung für den fraglichen Dienst noch
nicht erlangt haben.
No. 1663/10. 94. M. A. v. Coler.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilnng. Berlin, 3. Januar 1895.
Dem Königlichen Sanitätsamt theilt die Abtheilnng mit Bezug auf die Ver¬
fügung vom 31. 8. 93 No. 1871/8. 93. M. A. ergebenst mit, dass, wie hier bekannt
*) Die von der Medizinal-Abtheilung des Kriegsministeriums aufgestellte Ge-
braucbsanweisnng ist im Interesse beschleunigter Bekanntgabe der Redaktion der
„Deutschen Militärärztlichen Zeitschrift“ bereits im Voraus zur Verfügung gestellt
und schon in Heft 1 des Jahrgangs 1895 Seite 8 wörtlich veröffentlicht worden.
Dieselbe wird deshalb hier nicht nochmals abgedruckt.
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geworden ist, bei Ausstellung obermilitärärztlicher Zeugnisse behufs Aufnahme in
die Leben8versichernngsanstalt für Armee und Marine noch mehrfach die alten
Formulare in Benutzung genommen sind.
Das Königliche Sanitätsamt wird deshalb ergebenst ersucht, den unterstellten
Sanitätsoffizieren die vorgenannte Verfügung, nach welcher nur die neuen Formulare
zu verwenden sind, erneut in Erinnerung zu bringen, wobei gleichzeitig bemerkt
wird, dass im Bedarfsfälle die bezüglichen Formulare jederzeit von der Lebens¬
versicherungsanstalt seitens der betreffenden Zeugnissaussteller unmittelbar bezogen
werden können.
v. Coler.
No. 961/12. 94. M. A.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, den 9. Januar 1895.
Dem Königlichen Generalkommando beehrt sich die Abtheilung Nachstehendes
ganz ergebenst mitzutheilen:
1. Um einer grösseren Anzahl von Assistenzärzten 1. Kl. des Beurlaubten¬
standes, welche nach Maassghbe ihrer Anciennetät zur Beförderung zum
Stabsarzt an der Reihe sind, Gelegenheit zu geben, die für die Beförderung
vorgeschriebene weitere Bedingung der Theilnahme an einem Operations¬
kursus zu erfüllen, wird die Zahl der imEtatsjahre 1894/95 zu Operationskursen
heranzuziehenden Sanitätsoffiziere des Beurlaubtenstandes entsprechend
erhöht.
2. Zu den für 1894/95 noch rückständigen Operationskursen sind demzufolge
einzuberufen:
etc. 98 Assistenzärzte 1. Kl. des Beurlaubtenstandes.
3. Zu den im Frühjahr 1895 für das Etatsjahr 1895/96 stattfindenden
Operationskursen sind einzuberufen:
etc. 40 Assistenzärzte 1. Kl. des Bcurlaubtenstandes.
etc.
v. Coler.
No. 1508/12. 94. M. A.
A.-V.-Bl. 2, No. 16.
Kriegsministerium. Berlin den 21. Januar 1895.
Benachrichtigung der Lieferungsverbände in Erkrankungsfällen ein-
berufener Mannschaften zur Begründung der Zahlung von Familien¬
unterstützungen. •
Es liegt Veranlassung vor, die Truppentheile etc. auf die Beachtung der Fest¬
setzung im §. 3 bezw. §. 6 der Ausführungsvorschriften zu dem Gesetze vom
10. Mai 1892 über die Unterstützung von Familien der zu Friedensübungen ein-
berufenen Mannschaften vom 2. Juni 1892 — Armee-Verordnungs-Blatt Seite 139 —
besonders hinzuweisen.
Gleichzeitig wird im Einvernehmen mit dem Herrn Reichskanzler (Reichsamt
des Innern) hierdurch festgesetzt, dass in die nach den angezogenen Bestimmungen
vorgeschriebenen Benachrichtigungen der Lieferungsverbände über die eingetretene
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Erkrankung eines Uebenden zutreffenden Falles auch die Bescheinigung darüber
aufzunehmen ist, dass die Erkrankung unverschuldet eingetreten ist.
No. 369/1. 95. A. 1. Bronsart v. Schellendorff.
A.-V.-Bl. 2, No. 17.
Kriegsministerium. Berlin den 15. Januar 1895.
Departement für das Invalidenwesen.
Wittwen- und Waisengeld.
Im Interesse der zu Wittwen- und Waisengeld berechtigten Hinterbliebenen von
Angehörigen des Reichsheeres werden diejenigen Dienststellen, welchen die Vor¬
bereitung und Weitergabe der diesfalligen Anträge obliegt, um thunlichste Be¬
schleunigung ihrer Geschäfte ersucht, damit die diesseitige Feststellung der Gebührnisse
rechtzeitig erfolgen und die Zahlung, wenn irgend möglich, mit dem ersten gesetz¬
lichen Fälligkeitstermin beginnen kann.
Vielfach geht dadurch Zeit verloren, dass die zur Begründung des Anspruches
erforderlichen Standesurkunden erst im Augenblicke des Bedarfes beschafft werden.
Es kann daher nur dringend empfohlen werden, dass jeder Heeresangehörige, welcher
bei seinem Tode voraussichtlich wittwen- oder waisengeldberechtigte Angehörige
hinterlassen wird, sich schon bei Lebzeiten die Urkunden über seine, seiner Ehefrau
und seiner Kinder Geburt sowie über seine Eheschliessung verschaffe.
No. 1663/12. 94. C. 2. v. Spitz.
A.-V.-Bl. 2, No. 18.
Kriegsministerium. Berlin den 16. Januar 1895.
Medizinal - Abtheilung.
Ausgabe der neubearbeiteten Bestimmungen über die Aufnahme in die
Königlich Preussischen militärärztlichen Bildungsanstalten zu Berlin
vom 22. Juni 1894.
Die genannten Bestimmungen werden den in Betracht kommenden Stellen von
der Drnckvorschriften-Verwaltung in entsprechender Anzahl zugesandt werden.
Die gleichnamigen älteren Bestimmungen vom 10. März 1890 treten ausser
Kraft, und ist daher die No. 281 im Druckvorschriften-Etafc zu streichen.
Die neuen Bestimmungen erhalten in diesem Etat die No. 450. Sie erscheinen
im Verlage der Königlichen Hofbuchhandlung von E. S. Mittler & Sohn hierselbst,
Kochstrasse 68—70, und kosten bei unmittelbarer Bestellung aus der Armee 5 Pf.
das Stück.
No. 615/1. 95. M. A. v. Coler.
Persoual-Veränderungen im Sanitätskorps.
Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen.
Dr. Grabow, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt vom Inf.-Regt. von Manstein
(Schleswig.) No. 84, — Dr. Glasmacher, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt vom
Füs.-Regt. Fürst Karl Anton von Hohenzollern (Hohenzollern.) No. 40, — zu Ober^
Stabsärzten 1. Kl., — Dr. Goebel, Stabs- und Bats.-Arzt vom 3. Bat. 4. Niederschles.
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Inf.-Regts. No. 51, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Oldenburg. Inf.-
Regts. No. 91, — Dr. Roh 1 fing, Stabs- und Bats.-Arzt Vom 2. Bat. des Fassart.-
Regts. General-Feldzeugmeister (Brandenburg.) No. 3, zum Oberstabsarzt^. Kl. und
Regts.-Arzt des 7. Bad. Inf.-Regts. No. 142, — befördert. — Dr. Kretzschmar,
Stabsarzt vom Militär-Knaben-Krziebungsinstitut in Annaburg, zum Oberstabsarzt
2. Kl. und Regts.-Arzt des Ulan.-Regts. Graf zu Dohna (Ostpreuss.) No. 8; — die
Assist.-Aerzte 1. Kl.: Fabian vom Greu.-Regt. König Friedrich I. (4. Ostpreuss.)
No. 5, zum Stabs- und Bats.-Arzt des 3. Bats. des Inf.-Regts. No. 141, — Dr. Sobotta
vom Grossherzogi. Mecklenburg. Gren.-Regt. No. 89, zum Stabs- und Bats.-Arzt
des Grossberzogl. Mecklenburg. Jäger-Bats. No. 14, — Kranz vom Fussart-Regt.
No. 11, zum Stabsarzt des Militär-Knaben-Erziehungsinstituts in Annaburg, —
Dr. Thiele vom Füs.-Rcgt. Königin (Schleswig-Holstein.) No. 86, zum Stabs- und
Bats.-Arzt des 3. Bats. des Inf.-Regts. Markgraf Ludwig Wilhelm (3. Bad.) No. 111:
die Assist.-Aerzte 2. Kl.: Dr. Langheld vom Garde-Füs.-Regt., — Dr. Sydow
vom 2. Hannov. Ulan.-Regt. No. 14, — Dr. Zabel vom 3. Garde-Regt. zu Fuss,—
Dr. Matschke vorn Pomra. Ffls.-Regt. No. 34, — zu Assist.-Aerzten 1. Kl.; —
die Unterärzte: Dr. Metz vom 3. Magdeburg. Inf.-Regt. No. 66, unter gleichzeitiger
Versetzung zum Kadettenhause in Plön, — Dr. Schöneberg vom 7. Rhein. Inf.-
Regt. No. 69, unter gleichzeitiger Versetzung zum Westfäl. Drag.-Regt. No. 7, —
Dr. Kleinschmidt vom Inf.-Regt. von Goeben (2. Rhein.) No. 28, unter gleich¬
zeitiger Versetzung zum Inf.-Regt. von Horn (3. Rhein.) No. 29, — zu Assist.-
Aerzten 2. Kl.; — Dr. Wanke, Assist.-Arzt 1. Kl. der Res. vom Landw.-Bez.
Schlawe, — Zielinski, Assist.-Arzt 1. Kl. der Res. vom Landw.-Bez. Könitz, —
Dr. Schulz, Assist-Arzt 1. Kl. der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez.
Frankfurt a. O., — Dr. Cajetan, Assist.-Arzt 1. Kl. der Landwehr 1. Aufgebots
vom Landw.-Bez. Bonn, — zu Stabsärzten; — die Assist.-Aerzte 2. Kl.:
der Res.: Dr. Schantz vom Landw.-Bez. I. Bochum, — Dr. Feist vom Landw.-
Bez. Freiburg, — Dr. Zielstorff vom Landw.-Bez. Hamburg, — Dr. Setzke vom
Landw.-Bez. Bitterfeld, — Dr. Meess vom Landw.-Bez. Freiburg, — Dr. Ah re ns
vom Landw.-Bez. Hamburg, — Dr. Krause vom Landw.-Bez. Kiel, — Dr. Bock
vom Landw.-Bez. Schwerin, — Dr. Frederking vom Landw.-Bez. Dortmund, —
Dr. Munter vom Landw.-Bez. Samter, — Dr. Zehner vom Landw.-Bez. Frank¬
furt a. M., — Dr. Baehr vom Landw.-Bez. Erfurt,— Dr. Schwabe vom Landw.-
Bez. Wohlau, — Dr. Frank vom Landw.-Bez. III. Berlin, — Dr. Coester vom
Landw.-Bez. Soest, — Dr. Schüller vom Landw.-Bez. Scblettstadt, — Dr. Fruth
vom Landw.-Bez.>Worms, — Israel vom Landw.-Bez. II. Cassel, — Dr. Giese
vom Landw.-Bez. Stettin, — Dr. Rosenkranz vom Landw.-Bez. Insterburg, —
Dr. Kammler vom Landw.-Bez. Potsdam, — Dr. Gene vom Landw.-Bez. Meiningen,
— Dr. Brock hoff vom Landw.-Bez. Bonn, — Schmith vom Landw.-Bez. Offen¬
burg, — D r . Krautwig vom Landw.-Bez. Andernach, — Dr. Glaw*atz vom
Landw.-Bez. Stade, — Dr. Pec vom Landw.-Bez. Lübeck, ■— Dr. Schmelzer
vom Landw.-Bez. Barmen, — Dr. Lünemann gen. Geisthövel vom Landw.-Bez.
Soest, — Dr. Pajenkamp vom Landw.-Bez. Wesel, — Dr. Müller vom Landw.-
Bez. Neustrelitz; — die Assist.-Aerzte 2. Kl. der Landw. 1. Aufgebots:
Dr. Bieroth vom Landw.-Bez. Cöln, — Dr. Breitkopf vom Landw.-Bez. Ratibor,
— Dr. Schlüter vom Landw.-Bez. Wismar, — Dr. Schwidop vom Landw.-Bez.
Karlsruhe, — zu Assist.-Aerzten 1. Kl.; — die Unterärzte der Res.: Herschel
vom Landw.-Bez. Halle, — Muninger vom Landw.-Bez. Königsberg, — Pichler
vom Landw.-Bez. Insterburg, — Dr. Heise vom Landw.-Bez. Brandenburg a. H.—
Uhl vom Landw.-Bez. Magdeburg, — Dr. Friedemann vom Landw.-Bez. Erfurt,
— Dr. Streitberger vom Landw.-Bez. Meiningen, — Dr. Hildebrandt vom
Landw.-Bez. Lüneburg, — Miodowski vom Landw.-Bez. Schroda, — Dr. Kionka,
Thamm vom Landw.-Bez. I. Breslau, — Dr. Wongtschowski vom Landw.-Bez.
Kreuzburg, — Dr. Tschoepe vom Landw.-Bez. Münsterberg, — Greve, Dr. Kanp,
Dr. Schmidt, Philips vom Landw.-Bez. I. Münster, — Dr. Everts vom Landw.-
Bez. Barmen, — Vogeler vom Landw.-Bez. Bonn, — Dr. Gellhaus vom Landw.-
Bez. II. Oldenburg, — Dr. Deetjen vom Landw.-Bez. I. Bremen, — Brosins
vom Landw.-Bez CV-blcnz, — Scheven vom Landw.-Bez. Schwerin, — Dr. Clemens
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vom Landw.-Bez. Gera, — Dr. Mutert vom Landw.-Bez. Osnabrück, — Dr. Waltke
vom Landw.-Bez. Hannover, — Janssen vom Landw.-Bez. II. Oldenburg, — Wolze
vom Landw.-Bez. II. Braunschweig, — Mertens vom Landw.-Bez. Göttingen, —
Dr. Meyer, Dr. Rothschild vom Landw.-Bez. Frankfurt a. M., — Dr. Backhaus
vom Landw.-Bez. Giessen, — Dr. Kratzenstein vom Landw.-Bez. Frankfurt a. M.,
— Dr. Stern, Schlegel vom Landw.-Bez. I. Cassel, — Dr. Schulz votn Landw.-
Bez. Anklam, — Dr. Ru 11 mann vom Landw.-Bez. Wetzlar, — Dr. v. Hippel
vom Landw.-Bez. Giessen, — Kayservom Landw.-Bez. II. Darmstadt,—Dr. Schnltes
vom Landw.-Bez. Freiburg, — Frank vom Landw.-Bez. Strassburg, — Dr. Meyer
vom Landw-Bez. Danzig; — die Unterärzte der Marine-Res.: Dr. Küttner,
Dr. Franke, Röttger vom Landw.-Bez. Kiel, — Dr. Stucke vom Landw.-Bez.
Lingen, — Dr. Möllmann, Unterarzt der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez.
Nienburg, — zu Assist.-Aerzten 2. Kl., — befördert. — Dr. Kannenberg,
Oberstabsarzt I. Kl. und Regts.-Arzt vom Inf.-Regt, von Boyen (5. Ostpreuss.)
No. 41, als Garn.-Arzt nach Graudenz, unter gleichzeitiger Beauftragung mit Wahr¬
nehmung der divisiousärztlichen Funktionen bei der 35. Div., — Dr. Jarosch,
Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom Oldenburg. Inf.-Regt. No. 91, zum Oldenburg.
Drag.-Regt. No. 19, — Dr. Benzler, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt vom Olden¬
burg. Drag.-Regt. No. 19, zum Gren.-Regt. Prinz Carl von Preus9en (2. Brandenburg.)
No. 12, — Dr. Schultze, Oberstabsarzt 2. KI. und Regts.-Arzt vom Ulan.-Regt.
Graf zu Dohna (Ostprenss.) No. 8, zum Inf.-Regt. von Boyen (5. Ostprenss.) No. 41;
— die Stabs- und Bats.-Aerzte: Dr. Boldt vom 2. Bat. des Gren.-Regts.
König Friedrich I. (4. Ostprenss.) No. 5, zum 3. Bat. 1. Hanseat Inf.-Regts. No. 75,
— Dr. Steuber vom Füs.-Bat. des Gren.-Regts. König Friedrich I. (4. Ostpreuss.)
No. 5, zum 2. Bat. desselben Regts., — Dr. Uhl vom Grossherzogi. Mecklenburg.
Jäger-Bat. No. 14, zum 3. Bat. 4. Niederschles. Inf.-Regts. No. 51, — Dr. Voigt
vom 3. Bat. des Inf.-Regts. Markgraf Ludwig Wilhelm (3. Bad.) No. % 111, zum
1. Bat. des Fussart.-Regts. General-Feldzeugmeister (Brandenburg.) No. 3, —
Dr. Abesser vom 3. Bat. de9 Inf.-Regts. No. 141, zum Füs.-Bat. des Gren.-Regts.
König Friedrich I. (4. Ostpreuss.) No. 5, — Dr. Richter vom 2. Bat. 2. Garde-
Regts. zu Fuss, zum Füs.-Bat. 3. Garde-Regts. zu Fuss, — Dr. Ko walk vom Füs.-
Bat. 3. Garde-Regts. zu Fuss, zum 2. Bat. 2. Garde-Regts. zu Fuss; — die Assist.-
Aerzte 1. Kl.: Meixner vom Kadettenhause in Plön, zum Füs.-Regt. Königin
(Schleswig-Holstein.) No. 86, — Dr. Nion vom Inf.-Regt. von Grolman (1. Posen.)
No. 18, zum Gren.-Regt. König Friedrich I. (4. Ostpreuss.) No. 5, — Dr. Lorenz
vom Hus.-Regt. Graf Goetzen (2. Schles.) No. 6, zum Feldart.-Regt. von Clausewitz
(Oberschles.) No. 21, — Dr. Kühnemann von der Haupt-Kadettenanstalt, zum
Grossherzogi. Mecklenburg. Gren.-Regt. No. 89, — Dr. Stenger vom Westfäl.
Drag.-Regt. No. 7, zur Haupt-Kadettcnanstalt, — Dr. Nell, Assist-Arzt 2. Kl. vom
Inf.-Regt. von Wittich (3. Hess.) No. 83, zum Hess. Feldart.-Regt. No. 11, — versetzt.
Dr. Havixbeck, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom 7. Bad. Inf.-Regt. No. 142,
mit Pension und seiner bisherigen Uniform der Abschied bewilligt. — Dr. Schou-
dorff, Oberstabsarzt 1. KI. und Garn.-Arzt in Graudenz, beanftragt mit Wahrnehmung
der divi8ionsärztlichen Funktionen bei der 35. Div., mit Pension und seiner bisherigen
Uniform, — Dr. Alberti, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt vom Gren.-Regt.
Prinz Carl von Preussen (2. Brandenburg.) No. 12, mit Pension und seiner bisherigen
Uniform, — Dr. Voigtländer, Stabs- und Bats.-Arzt vom 3. Bat. 1. Hanseat.
Inf.-Regts. No. 75, mit Pension, — Dr. Gesenius, Stabsarzt der Res. vom Landw.-
Bez. III. Berlin, — Dr. Böttger, Stabsarzt der Res. vom Landw.-Bez. Halle, —
Dr. Kann, Assist -Arzt 2. Kl. der Res. vom Landw.-Bez. Torgau, diesem behufs
Uebertritts in Königl. Sächs. Militärdienste; — den Stabsärzten der Landwehr
1. Anfgebots: Dr. Feld vom Landw.-Bez. Düsseldorf, — Dr. Bockendahl vom
Landw.-Bez. Kiel, — Dr. Doerinckel vom Landw.-Bez. Giessen, — Dr. Biskamp,
Stabsarzt der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-Bez. I. Cassel, — Dr. Schäfer,
Stabsarzt der Landw. 2. Anfgebots vom Landw.-Bez. I. Breslau, — Dr. Hofmeier,
Assist-Arzt 1. Kl. der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-Bez. Mosbach, — der
Abschied bewilligt.
Berlin, den 26. Januar 1895.
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Kaiserliche Marine.
Neues Palais, den 31. Dezember 1894.
Koch, Marine-Assist-Arzt 1. Kl., zum überzähligen Marine-Stabsarzt. —
Dr. Ortmann, Dr. Keck, Assist.-Aerzte 2. Kl. der Marine-Res. im Landw.-Bez.
Lübeck bezw. II. Altona, zu Assist.-Aerzten 1. Kl. der Marine-Res., — befördert.
— Dieselben erhalten Patente von dem Tage, an welchem die Beförderung ihrer
Altersgenossen in der Armee ausgesprochen wird. — Dr. Bäuerlein, Marine-
Oberstabsarzt 1. Kl. und Marine-Stationsarzt, mit Pension und der bisherigen Uniform,
unter Verleihung des Charakters als Gen.-Arzt 2. KL, — Dr. Lotsch, Marine-
Stabsarzt, — Dr. Höfling, Dr. Cap lick, Stabsärzte der Seewehr 1. Aufgebots
im Landw.-Bez. Wesel bezw. III. Berlin, — der Abschied bewilligt.
Berlin, den 28. Januar 1895.
Dr. Braune, Marine-Oberstabsarzt 1. Kl., unter Entbindung von der Stellung
als Garn.-Arzt zu Wilhelmshaven, zum Stationsarzt der Marinestation der Nordsee,
— Dr. Groppe, Marine-Oberstabsarzt 1. KL, zum Garn.-Arzt zu Wilhelmshaven, —
ernannt. — Dr. Gudden, Marine-Assist-Arzt 1. Kl., zum überzähl. Marine-Stabsarzt
befördert — Dr. Hildebrandt, Dr. Harmsen, Marine-Assist-Aerzte 1. KL,
Patente ihrer Charge erhalten. — Dr. Weber, Dr. Bessler, Dr. Fischer, Assist-
Aerzte 2. KL der Marine-Res. im Landw.-Bez. I. München bezw. Halle und Hamburg,
zu Assist.-Aerzten 1. KL der Marine-Res. befördert. — Die nach Vorstehendem
beförderten bezw. zu patentirenden Marineärzte erhalten ein Patent von dem Tage,
an welchem die Beförderung ihrer Altersgenossen in der Armee ausgesprochen wird.
Nachweisung der beim Sanitätskorps im Monat Dezember 1894
eingetretenen Veränderungen.
Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee.
Den 13. Dezember.
Dr. St ahn, Unterarzt beim 1. Grossherzogl. Hess. Inf.-(Leibgarde-)Regt. No. 115,
— Dr. Salman, einjährig-freiwilliger Arzt beim 4. Garde-Regt zu Fuas, unter
Versetzung zum Inf.-Regt. Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig (Ostfries.)
No. 78, zum aktiven Unterarzt ernannt.
Den 22. Dezember.
Dr. Rössel, einjährig-freiwilliger Arzt beim Posen. Feldart.-Regt. No. 20,
unter Versetzung zum Gren.-Regt. König Friedrich Wilhelm II. (1. Schles.) No. 10,
— Al brecht, einjährig-freiwilliger Arzt beim Grossherzogl. Mecklenburg. Füs. Regt.
No. 90, unter Versetzung zum 1. Grossherzogl. Mecklenburg. Drag.-Regt. No. 17,
— zu aktiven Unterärzten ernannt, —sämmtlich mit Wahrnehmung je einer
bei ihren Truppentheilen offenen Assist.-Arztstelle beauftragt.
Veränderungen im Königlich Bayerischen Sanitätskorps.
Den 17. Januar 1895.
Dr. Wimmer (Wfirzburg), — Dr. Schwab (Augsburg), — Dr. Petz old
(Bamberg), — Hasselmann (I. München), — Adel (Günzenhausen), — Dr. Besold
(Erlangen), — Dr. Scheuer, Barmever, Mirtlsperger, Dr. Hagemann,
Dr. Böck, Dr. Weisschedel (I. München) — Sitzberger (Vilehofen), — Dr. Ziehm
Dr. Schröder, Dr. Eichhorn, Dr. Peyser (I. München), Schwarz (Würzburg),
Dr. Rüth (Amberg), Unterärzte der Res., zu Assist-Aerzten 2. KL der Re9. be¬
fördert.
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Den 21. Januar 1895.
Dr. Pachmayr, Oberstabsarzt 1. Kl. und Garn.-Arzt bei der Kommandantur
der Haupt- und Residenzstadt München, unter Verleihung des Charakters als Gen.-
Arzt 2. Kl., mit Pension und mit der Erlaubnis zum Tragen der Uniform der
Abschied bewilligt, — Dr. Schmidt, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom
11. Inf.-Regt. von der Tann, als Garn.-Arzt zur Kommandantur der Haupt- und
Residenzstadt München, — Dr. Heckenberger, Oberstabsarzt 2. Kl. und Bats.-Arzt
vom 3. Inf.-Regt. Prinz Karl von Bayern, als Regts.-Arzt zum 11. Inf.-Regt von
der Tann, — Dr. Pley er, Stabs- und Bats.-Arzt vom 17. Inf.-Regt. Orff, in gleicher
Eigenschaft zum 3. Inf.-Regt. Prinz Karl von Bayern, — Dr. Mann, Assist.-Arzt
2. Kl. vom 4. Inf.-Regt König Wilhelm von Württemberg, zum 2. Traim-Bat, —
versetzt — Dr. Jacoby, Assist-Arzt 1. Kl. vom 2. Train-Bat., als Bats.Arzt im
17. Inf.-Regt Orff, zum Stabsarzt, — Dr. Rothenaicher, Assist.-Arzt 2. Kl. im
16. Inf.-Regt. Grossherzog Ferdinand von Toskana, zum Assist-Arzt 1. Kl.: —
befördert — Dr. Popp, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt des 17. Inf.-Regts.
Orff, ein Patent seiner Charge verliehen. — Dr. Schiller, Oberstabsarzt 2. Kl. und
Regts.-Arzt des 3. Feldart.-Regts. Königin Mutter, als Oberstabsarzt 1. Kl. charak-
terisirt.
Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee.
Dr. Zuber, einjährig-freiwilliger Arzt vom 1. Train-Bat., zum Unterarzt im
7. Inf.-Regt. Prinz Leopold ernannt und mit Wahrnehmung einer offenen Assist-
Arztstelle heauftragt.
Veränderungen im Königlich Sächsischen Sanitätskorps.
Den 31. Dezember 1894.
Zupitza, Assist.-Arzt 1. Kl. vom Schützen-(Füs.-)Regt. Prinz Georg No. 108,
behufs Uebertritts in die Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika, mit dem
8. Januar 1895 aus dem Heere ausgeschieden.
Den 8. Januar 1895.
Dr. Arland, Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat. Fussart-Regts. No. 12, zum
2. Bat. 6. Inf.-Regts. No. 105 König Wilhelm II. von Württemberg, — Dr. Schulz,
Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat. 6. Inf.-Regts. No. 105 König Wilhelm II. von
Württemberg, zum 2. Bat. Fussart-Regts. No. 12, versetzt.
Den 25. Januar 1895.
Dr. Kampf, Stabsarzt vom Kadettenkorps, zur Sanitatsdirektiou, — Dr. Meyer,
Stabsarzt von der Unteroff.-Scbule, zum Kadetttenkorps. — Dr. Krumbliolz, Stabs¬
und Bats.-Arzt vom 2. Bat. 10. Inf.-Regts. No. 134, zur Unteroff.-Schule, — versetzt.
Dr. Wolf, Assist.-Arzt 1. Kl. vom 10. Inf.-Regt. No. 134, zum Stabs- und Bats.-
Arzt des 2. Bats. dieses Regts. befördert. — Sehichhold, Assist.-Arzt 1. KI. vom
11. Inf.-Regt. No. 139, zum 10. Inf.-Regt. No. 134 versetzt. — Die Assist-Aerzte
2. Kl.: Dr. Näther vom 2. Feldart.-Regt. No. 28, — Dr. Thalmann vom 1. Ulan.-
Regt. No. 17 Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, König von Ungarn; — die
Assist.-Aerzte 2. Kl. der Res.: Dr. Winkler des Landw.-Bez. Zitttau, —
Herold, Ru dorisch des Landw.-Bez. Plauen, — Dr. Melzer des Landw.-Bez.
Schneeberg, — Dr. Franke, Dr. Panse, Dr. Büchel, Dr. Degenkolb,
Dr. Schloeasing, Dr. Stürenburg, Dr. Schmidt III., Schmidt IV., Dr. Hügel¬
mann, Dr. Segelken, Murtens des Landw-Bez. Leipzig, — Dr. Bärwald des
Landw.-Bez. Borna, — Fischer des Landw.-Bez. Annaberg, — Dr. Dreydorff,
Dr. Stolzenbach, Dietel des Landw.-Bez. Dresden-Altst., — Dr. Boldt des
Landw.-Bez. Dresden-Neust,;— die Assist.-Aerzte 2. Kl. der Landw. 1. Auf¬
gebots: Köhler des Landw.-Bez. Plauen, — Dr. Stock, Kröger des Landw.-
Bez. Leipzig, — zu Assist.-Aerzten 1. Kl., — Dr. Schippan, Unterarzt vom
11. Inf.-Regt. No. 139, — Dr. Schacht, Dr. Mentz. Unterärzte der Res. des
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18
Landw.-Bez. Leipzig, — v. Grabowski, Unterarzt der Res. des Landw.-Bez.
Dresden-Altst. — zu Assist.-Aerzten 2. Kl., — befördert.
Veränderungen im Königlich Württembergiscken Sanitatskorps.
Den 28. Dezember 1894.
Die Assist-Aerzte 1. Kl.: Dr. Krauss der Landw. 2. Aufgebots vom
Landw.-Bez. Ulm, — Dr. Andrassy, Dr. Baumann der Landw. 1. Aufgebots
vom Landw.-Bez. Leonberg, — Dr. Koch der Res. vom Landw.-Bez. Stuttgart, —
Dr. Steinacker der Res. vom Landw.-Bez. Reutlingen, — Dr. Rödelheimer der
Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez. Ebingen, — Dr. Baur der Landw. 1. Auf¬
gebots vom Landw.-Bez. Ulm, — Dr. Gayler der Res. vom Landw.-Bez. Reutlingen,
— Dr. Cless der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez. Stuttgart, — zu Stabs¬
ärzten befördert.
Den 4. Januar 1895.
Die Unterärzte: Dr. Krimmel der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez,
Ravensburg, — Dr. Kurtz der Res. vom Landw.-Bez. Stuttgart, — Dr. Kauffmann
der Res. vom Landw.-Bez. Esslingen, — zu Assist.-Aerzten 2. KI. befördert.
Den 17. Januar 1895.
Die Assist.-Aerzte 2. Kl.: Dr. Hoffmann der Landw. 1. Aufgebots vom
Landw.-Bez. Ehingen, — Dr. Schum der Res. vom Landw.-Bez. Mergentheim, —
Dr. Wolf der Res. vom Landw.-Bez. Stuttgart, — Dr. Walz der Res. vom Landw.-
Bez. Horb, — Dr Kübel der Res. vom Landw.-Bez. Stuttgart, — Dr. Knosp der
Res. vom Landw.-Bez. Ludwigsburg, — Dr. Bosch der Res. vom Landw.-Bez
Esslingen, — Dr. Herter im Feldart.-Regt. König Karl No. 13, — Dr. Holzinger
im Inf.-Regt. Kaiser Wilhelm, König von Preussen No. 120,— zu Assist.-Aerzten
1. Kl. befördert.
Den 1. Februar 1895.
Hertkorn, Unterarzt der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez. Calw, zum
Assist.-Arzt 2. Kl. befördert.
Durch Verfügung des Korps-Generalarztes.
Den 15. Januar 1895.
Dr. Bonzelius, Unterarzt im 8. Inf.-Regt. No. 126 Grossherzog Friedrich von
Baden, mit Wahrnehmung einer bei diesem Regiment offenen Assist.-Anstelle
beauftragt.
Orden «Verleihungen.
Preussische:
Den Rothen Adler-Orden dritter Klasse mit der Schleife:
dem Generalarzt 2. Kl. und Korpsarzt Dr. Gründler vom II. Armeekorps,
dem Oberstabserzt 1. Kl. und Regts.-Arzt Dr. Beyer vom Inf.-Regt vou Stülp¬
nagel (5. Brandenburg.) No. 48,
dem Oberstabsarzt 1. Kl. und Garn.-Arzt Dr. Zimmermann iu Metz, beauftragt
mit Wahrnehmung der divisionsärztlichen Funktionen bei der 34. Div.
dem Generalarzt 2. Kl. Dr. Zunker, ä la suite des Sanitätskorps und Leibarzt
Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin.
Den Rothen Adler-Orden vierter Klasse mit der Königlichen Krone:
dem Stabs- und Bats.-Arzt Dr. Friedheim vom Inf.-Regt Graf Kirchbscb
(1. Niederschles.; No. 46 zu Posen,
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dem Stabs- und Bats.-Arzt Dr. Kimmle vom Eisenbahn-Regt. No. 3 zu Berlin,
dem Stabs- und Bats.-Arzt Dr. Ipscher vom Inf.-Regt. Graf Schwerin (3. Pomm.)
No. 14 zu Graudeuz,
dem Stabs- und Bats.-Arzt Dr. Rieder vom Inf.-Regt. von Stülpnagel (5. Branden¬
burg.) No. 48 zu Cüstrin.
Den Rothen Adler-Orden vierter Klasse:
dem Oberstabsarzt 1.K1. und Regts.-Arzt Dr. Prahl vom Grossherzogi. Mecklenburg.
Füs.-Regt. No. 90,
dem Oberstabsarzt 1. Kl. und Garn.-Arzt Dr. Schultze in Danzig,
dem Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt Dr. Schuster vom Niederrhein.
Füs.-Regt. No. 39,
dem Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt. Dr. Siemon vom Inf.-Regt. von
Courbiere (2. Posen.) No. 19,
dem Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt Dr. Grabow vom Inf.-Regt, von
Manstein (Schleswig.) No. 84,
dem Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt Dr. Brinkmann vom Feldart.-Regt.
General-Feldzeugmeistcr (1. Brandenburg.) No. 3,
dem Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt Dr. Fabricius vom 6. Thüring.
Inf.-Regt. No. 95.
dem Oberstabsarzt 2. Kl. und Garn.-Arzt Dr. Dassow in Mainz,
dem Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt Dr. Riedel vom 3. Garde-Ulan-Regt.,
dem Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt Dr. Weber vom 3. Thüring. Inf.-
Regt. No. 71,
dem Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt Dr. Kern vom 1. Bad. Leib-Drag.-
Regt. No. 20,
dem Stabsarzt Dr. Rudolph Müller II. vom medizinisch-chirurgischen Friedrich-
W ilhelms-Institut.
Den Königlichen Kronen-Orden erster Klasse:
dem Generalstabsarzt der Armee Prof. Dr. v. Coler.
Den Stern zum Königlichen Kronen-Orden zweiter Klasse:
dem Generalarzt 1. Kl. und Korpsarzt Dr. Leuthold vom Gardekorps, Leibarzt
Seiner Majestät des Kaisers und Königs,
dem Generalarzt 1. Kl. ä la suite des Sanitätskorps mit dem Range als General¬
major Dr. v. Esmarch.
Den Königlichen Kronen-Orden zweiter Klasse:
dem Generalarzt 2. Kl. Dr. Grasnick, Subdirektor des medizinisch-chirur¬
gischen Friedrich-Wilhelms-Instituts.
Den Königlichen Kronen-Orden dritter Klasse:
dem Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt Dr. Wilkens vom Feldart-Regt.
von Scharnhorst (1. Hannov.) No. 10, beauftragt mit Wahrnehmung der
divisionsärztlichen Funktionen bei der 20. Div.,
dem Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt Dr. Götting vom 1. Westfäl. Hus.-
Regt. No. 8,
dem Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt Dr. Claus vom Inf.-Regt. Graf Werder
(4. Rhein.) No. 30,
dem Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt Dr. Weiss vom 2. Thüring. Inf.-Regt.
No. 32,
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20
dem Oberstabsarzt 1. KI. und Regts.-Arzt Dr. Herzer vom 1. Pomm. Feldart.-
Regt. No. 2, beauftragt mit Wahrnehmung der divisionsärztlichen Funktionen
bei der 3. Div.,
dem Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt Dr. Körting vom 2. Hanseat. Inf.-Regt.
No. 76.
dem Oberstabsarzt 1. KI. Dr. Globig, Garn.-Arzt zu Kiel.
Den Königlichen Kronen-Orden vierter Klasse:
dem Assist.-Arzt 1. Kl. Dr. Slawyk vom 1. Garde-Drag.-Regt. Königin von
Grossbritannien und Irland zu Berlin,
dem Assist-Arzt 1. Kl. Dr. Hinze vom Niedersehles. Fussart.-Regt. No. 5 zu
Posen.
Das Allgemeine Ehrenzeichen in Gold:
dem Oberlazarethgehülfen Kominek vom 3. Oberschles. Inf.-Regt No. 62.
Das Allgemeine Ehrenzeichen:
dem Oberlazarethgehülfen Simon vom Gren.-Regt. König Wilhelm I. (2. West-
preuss.) No. 7,
dem Oberlazarethgehülfen Fr eise, — von der 1. Werft-Di v.,
dem Oberlazarethgehülfen Sewelies vom Inf.-Regt. No. 128 zu Danzig,
dem Oberlazarethgehülfen Kuge vom Inf.-Regt von Winterfeldt (2. Oberschles.)
No. 23 zu Neisse.
Fremde:
Das Ritterkreuz zweiter Klasse des Königlich Bayerischen Militär-
Verdienstordens:
dem Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt Dr. Paur im 7. Inf.-Regt Prinz
Leopold,
dem Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt Dr. Bau mann im 4. Chev.-Regt.
König, dieser zugleich Div.-Arzt der 2. Div.
Seine Majestät der Kaiser und König haben Allergnädigst geruht:
dem Assist.-Arzt 1. Kl. bei der Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika Dr. Richter
eine Allerhöchste Belobigung zu ertheilen.
Familien-Nachrichten.
Verlobungen: Dr. Bartel, Stabs- und Bats.-Arzt, mit Fräulein Elisabeth Weiss
(Metz;, — Dr. Carl Robert, Assist. Arzt 1. Kl., mit Fräulein Käthe Thiele
(Berlin).
Geburten: (Sohn) Dr. Lau ff, Stabsarzt (Karlsruhe).
Todesfälle: Dr. Heinrich Paul Br eh me, Oberarzt in der Schutztruppe für Deutsch-
Ostafrika (Station Masinde [Deutsch-Ostafrika]), — Dr. Conrad Krebs, Stabsarzt
in der Königlichen Sanitäts-Direktion, — Dr. Hochgeladen, Generalarzt a. D.
(Wiesbaden),— Dr. Aefner, Oberstabsarzt 1.K1., Tochter Hertha (Königsberg i.Pr.)
Gedruckt in der Königlichen Hofhuchdruckerei von E. S. Mittler £ Sohn, Berlin SW.. Koohntr. 68-70.
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Amtliches Beiblatt
zur
Deutschen militärärztlichen Zeitschrift.
1895. — Vierundzwanzigster Jahrgang. — M 3.
Zusammensetzung: der Prüfungskommission
für die militttrftrztlichen Prüfungen des Jahres 1895.
I. Für spezielle Kriegschirurgie und Operationen.
Generalarzt 1. Klasse a la suite des Sanitätskorps, Geheimer Ober-Medizinal-Rath
Professor Dr. v. Bardeleben.
Generalarzt 1. Klasse a la suite des Sanitätskorps, Geheimer Medizinal-Rath Professor
Dr. von Bergmann.
II. Für die Kriegsheilkunde im Allgemeinen.
Generalarzt 2. Klasse und Subdirektor des medizinisch - chirurgischen Friedrich-
Wilhelms-Instituts Dr. Grasnick.
Oberstabsarzt 1. Klasse und Regimentsarzt des Garde-Kürassier-Regiments Professor
Dr. Köhler.
Oberstabsarzt 1. Klasse und Regimentsarzt des 3. Garde - Regiments zu Fuss
Dr. Sellerbeck.
Hi. Für die Militärgesundheitspflege und Sanitätspolizei.
Generalarzt 1. Klasse ä la suite des Sanitätskorps, Direktor des Instituts für Infektions¬
krankheiten, Geheimer Medizinal-Rath Professor Dr. Koch.
Generalarzt 2. Klasse ä la suite des Sanitätskorps, ärztlicher Direktor des Charite-
Krankenhauses Dr. Sch aper (mitbetheiligt bei Gruppe IV).
Direktor der Hygienischen Institute der Universität Berlin, Professor Dr. Rubner.
IV. Für die Kenntniss der Verwaltung des Militärsanitätswesens,
sowie der Militärverwaltung im Allgemeinen.
Generalarzt 2. Klasse ä la suite des Sanitätskorps, ärztlicher Direktor des Charite-
Krankenhauses Dr. Sch aper.
Oberstabsarzt 1. Klasse und 1. Garnisonarzt von Berlin Professor Dr. Burchardt.
Oberstabsarzt 1. Klasse und Chefarzt des Gamisonlazareths II. Berlin Dr. Goedicke.
Generalarzt 1. Klasse und Generalarzt der Marine Dr. Wenzel (nur für Marineärzte).
Zu No. 607/2. 95. M. A. _
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, den 18. Januar 1895.
Es wird hiermit genehmigt, dass bei Neubeschaffung von:
Messern und Gabeln
zum Gebrauche für kranke Mannschaften in den Friedens-Lazarethen sowie für
Feldsanitätsformationen an Stelle der bisherigen etatsmässigen Messer und Gabeln
mit eisernen bezw. mit hölzernen Griffen solche mit vernickelten Griffen beschafft
werden und zwar nach der Probe, wie solche von.zum Engrospreise von
42 Pf. pro Paar Messer und Gabeln hierher vorgelegt ist.
Ferner dürfen für Feldsanitätsformationen bei Neubeschaffungen an Stelle der
Esslöffel von Blech solche von Komposition oder Britanniametall, wie für die
Mannschaften in den Friedens-Lazarethen, beschafft werden.
Amtliches Beiblatt. 1895.
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22
Eine Neubesehaffung von Messern, Gabeln und Löffeln hat jedoch nur insoweit
stattzufinden, als die vorhandenen dergl. Stücke nicht mehr brauchbar bezw. für
Feldsanitätsformationen kriegsunbrauchbar sind. Es wird hierbei noch bemerkt,
dass die hölzernen Griffe an den Messern und Gabeln die Feldbrauchbarkeit dieser
Stücke nicht ausschliessen.
Von einer Benutzung der blechernen Esslöffel seitens Kranker in den Friedens-
lazarethen, mithin also auch von einer Auffrischung der gedachten Löffel durch die
letzteren Lazarethe ist Abstand zu nehmen.
No. 68/12. 94. M. A. v. Coler.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, den 19. Januar 1895.
Dem Königlichen Sanitätsamt übersendet die Abtheilung . . . Exemplare des
vom Kaiserlichen Gesundheitsamt verfassten „Gesundheitsbüchleins** mit dem Ersuchen
ergebenst, dieselben nach Entnahme eines Exemplars für die dortige Dienststelle,
an grössere Garnisonlazarethe zur Mitverwendung bei der Ausbildung der Lazareth-
gehülfen, insbesondere in den Lazarethgehülfenschulen, zu vertheilen.
No. 2271/9. 94. M. A. v. Co ler.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, 25. Januar 1895.
Die Abtheilung nimmt Veranlassung, darauf hinzuweisen, dass es im Allgemeinen
nicht vortheilhaft erscheint, Lampen über den nächsten Bedarf hinaus vorräthig zu
halten, weil die nachträgliche Beschaffung in Abgang gekommener Ersatztheile.
Cylinder etc. bei späterer Ingebrauchnahme der Lampen wegen Veraltung der
Systeme auf Schwierigkeiten stossen kann.
No. 1901/1. 94. M. A. v. Coler.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, 29. Januar 1895.
Dem Königlichen Sanitätsamt wird auf die Vorlagen vom 13. 9. und 12. 11.
vorigen Jahres ergebenst erwidert, dass gemäss dem Schlusssätze des §. 297, s der
F. S. O. in die Bescheinigung über die ordnungsmässige Führung u. s. w. det
Nachweisungen über Gegenstände des medizinisch-chirurgischen Etats ein Vorbehalt
aufzunehmen ist, falls eine Prüfung der Sollbestände bei einzelnen Lazarethen zur
Zeit der Einreichung dieser Bescheinigung noch nicht stattgefunden hat. Letztere
ist in diesem Falle laut §. 302,4 der F. S. O. nach nachträglich vorgenommener
Prüfung der Sollbestände an Gegenständen des medizinisch-chirurgischen Etats in
Betreff des richtigen Vorhandenseins derselben zu ergänzen.
Da die eingehendere, pharmazeutische Revision der Lazarethapotheken und
Arznei- und Verbandmittelanstalten der Anmerkung ** zu §. 310,3h der F. S. 0.
entsprechend in der Regel alle zwei Jahre durch den Korpsstabsapotheker auszufuhren
ist, so kann die Ergänzungsbescheinigung erst dann vorgelegt werden, wenn die
Prüfung der Sollbestände wirklich stattgefunden hat.
Die Bescheinigungen bezw. Ergänzungsbescheinigungen sind auf Grund der
Prüfung der Sollbestände unter Angabe des Datums, an welchem dieselbe statt¬
gefunden hat, für jedes in Betracht kommende Etatsjahr getrennt abzugeben.
No. 1495/12. 94. M. A. v. Coler.
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23
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilnng. Berlin, den 5. Februar 1S95.
Bei Gelegenheit der Besichtigung der Lazarethe ist von dem Unterzeichneten
Generalstabsarzt der Armee die Wahrnehmung gemacht worden, dass diejenigen
Mannschaften, welche sich ausserhalb des Bettes befinden, insbesondere die Rekon¬
valeszenten, sich die Zeit oftmals in einer Weise zu vertreiben suchen, welche für
das Lazareth weder nützlich noch w'ünschenswerth ist. *
Um dem Uebelstande abzuhelfen, und da es nicht angängig erscheint, die
Mannschaften in der guten Jahreszeit nur auf die Benutzung der Bibliothek und
der mehr für den Gebrauch im Zimmer berechneten, in Beilage 36 d. F. S. 0. unter
281a vorgesehenen Spiele zu beschränken, wird genehmigt, dass zur Beschäftigung
der betreffenden Mannschaften im Freien geeignete Spiele nach Bedarf und nach
Auswahl des Chefarztes, wie z. B. das bekannte Ringspiel, das Luftkegelspiel,
Boccia u. s. w. für Rechnung des Lazareth-Geräthefonds, sofern derselbe dazu die
Mittel bietet, beschafft werden dürfen.
Des Weiteren ist die Wahrnehmung gemacht worden, dass die Beköstigung der
Kranken nicht immer nach der Beköstigungs - Uebersicht (Beilage 14 F. S. 0.)
verabreicht worden ist.
Es darf vorausgesetzt werden, dass ein Abweichen von letzterer nur ausnahms¬
weise erfolgt; tritt die Nothwendigkeit hierfür aber ein, so ist in jedem Falle auch
die Beköstigungs-Uebersicht zu ändern.
No. 401/2. 95. M. A. v. Coler.
A.-V.-Bl. 3, No. 22.
Einführung der Litewka bei den Pionieren und bei der Fussartillerie.
Ich bestimme:
1. Bei Neubeschaffungen für die Garde-, Linien- und Landwehr-Pioniere
kommt die durch Meine Ordre vom 7. Juni 1894 festgesetzte Probe der
Litewka aus blauem Molton zur Einführung. Der Arbeitskittel fällt fort.
2. Dieselbe Litewka aus blauem Molton darf bei der Fussartillerie neben
der Drillichjacke getragen werden.
3. Die Litewkas zu 1 und 2 erhalten Abzeichen nach Maassgabe der bei¬
folgenden Proben.
Das Kriegsministerium hat hiernach das Weitere zu veranlassen.
Berlin den 17. Januar 1895.
Wilhelm.
Bronsart v. Schellendorff.
Au das Kriegsministerium.
Kriegsministerium. Berlin den 29. Januar 1895.
Vorstehende Allerhöchste Kabinets-Ordre wird hierdurch mit Nachstehendem
zur Kenntniss der Armee gebracht.
1. Bei.den Pionieren tritt die Litewka als etatsmässiges Friedens-Bekleidungs¬
stück an Stelle des Arbeitskittels, für die Landwehrformationen als
etatsmässiges Bekleidungsstück an Stelle des Waffenrocks.
2. Bei der Fussartillerie wird die Litewka ausseretatsmässiges Bekleidungs¬
stück, dessen Beschaffung dem Ermessen der betreffenden Truppentheil e
überlassen bleibt.
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3. Die hinsichtlich des Tragens der Litewka für die Infanterie etc. gegebenen
Bestimmungen — Erlasse vom 17. Mai 1892 No. 281/4. 92 B 3, Ziffer 1,2
und vom 15. Juni 1894 No. 341/6. 94. B. 3, Ziffer 1. Armee-Verordnungs-
Blatt Seite 177 — finden auf die Pioniere sinngemässe Anwendung. Die
Fussartillerie darf die Litewka bei denselben Gelegenheiten tragen, wo
sie bisher die Drillichjacke bezw. den Drillichrock getragen hat.
4. Die erforderlichen Proben werden den Königlichen Generalkommandos
demnächst zugehen.
5. Die Berichtigung der Bekleidungsetats für die Pioniere bleibt Vorbehalten.
No. 675/1. 95. B. 3. Bronsart v. Schellendorff.
A.-V.-Bl. 5, No. 32.
Kriegsministerium. Berlin den 4. Februar 1895.
Fortbestand der Sanitätsämter als dauernde Einrichtung.
Die Anmerkung •) zu §. 50 der F. S. O., betreffend die versuchsweise Ein¬
richtung von Sanitätsämtern, ist zu streichen.
Im Aufträge.
No. 1761/1. 95. M. A. v. Coler.
A.-V.-Bl. 5, No. 35.
Kriegsministerium. Berlin den 6. Februar 1895.
Gänge im Waffendienst
Unter „Gänge im Waffendienst“ im Sinne der Vorbemerkung 1 zur Reiseorduuug
für die Personen des Soldatenstandes sind alle Wege zu verstehen, welche von den
Genannten in Ausübung des im Interesse der Truppe angeordneten Dienstes zurück¬
gelegt werden.
Hierbei macht .es keinen Unterschied, ob es sich um den eigentlichen Front-
dienst oder um Erledigung von Geschäften handelt, welche mehr dem Verwaltungs¬
gebiet angehören, wie z. B. die Thätigkeit der Waffenrevisionsoffiziere oder der
militärischen Kasernenvorsteher.
Entgegenstehende Bestimmungen werden hiermit aufgehoben, jedoch können die
auf Grund derselben bisher gezahlten Fuhrkostenentschädigungen in Ausgabe verbleiben.
No. 485/12. 94. B. 3. Bronsart v. Schellendorff.
Personal-Veränderungen iiu Sanitätskorps.
Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen.
Dr. Brinkmann, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regt«.-Arzt vom Feldart. - Regt.
General-Feldzeugmeister (1. Brandenburg.) No. 3, zum Oberstabsarzt 1. Kl., —
Dr. Lodderstaedt, Stabs- und Bat«.-Arzt vom 2. Bat. des Füs.-Regts. Fürst Karl
Anton von Hohenzollern (Hohenzollern.) No. 40, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-
Arzt des Inf.-Regts. Fürst Leopold von Anhalt-Dessau (1. Magdeburg.) No. 26; — die
Unterärzte: Dr. Lehrecke vom Ulan.-Regt. Kaiser Alexander II. von Russland
(1. Brandenburg.) No. 3, unter gleichzeitiger Versetzung zum Feldart.-Regt. General-
Feldzeugmeister (2. Brandenburg.) No. 18, — Kerber vom Feldart.-Regt. von Peuckei
(Schles.) No. 6, — Hofft vom Füs.-Regt. Königin (Schleswig-Holstein.) No. 86, —
Dr. Weber vom Bad. Fussart.-Regt. No. 14, dieser unter gleichzeitiger Versetzung
zum Inf.-Regt. No. 132, — Hirtler vom 6. Bad. Inf.-Regt. Kaiser Friedrich III.
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No. 114, — zu Assist.-Aerzten 2. Kl., — Dr. Gappel, Marine-Unterarzt von der
2. Matrosen-Div., zum Marine-Assist.-Arzt 2. Kl., — Dr. Marschaux, Assist.-Arzt
1. Kl. der Landwehr 2. Aufgebots vom Landw.-Bez. Magdeburg, zum Stabsarzt; —
die Unterärzte der Kes: Dr. Morgenstern vom Landw.-Bez. III. Berlin, —
Schütt, Dr. Czygan vom Landw.-Bez. Stettin, — Dr. Frick, Dr. Vollmer,
Dr. Zuelzer vom Landw.-Bez. III. Berlin, — Dr. Breuer vom Landw.-Bez.
St. Johann, — Dr. Arensberg vom Landw.-Bez. III. Berlin, — Dr. Schultz
vom Landw.-Bez. Brandenburg a. H., — Dr. Brandenburg, Dr. Redes, Dr. Saal¬
feld, Dr. Kramm vom Landw.-Bez. III. Berlin, — Dr. Hübner vom Landw.-Bez.
Potsdam, — Dr. Heucke vom Landw.-Bez. Aschersleben, — Wapler vom Landw.-
Bez. Naumburg, — Dr. Glitsch, Dr. Schaller vom Landw.-Bez. Halle, —
Dr. Metzner vom Landw.-Bez. Bernburg, — Sen ff vom Landw.-Bez. Erfurt, —
Dr. Raedisch vom Landw.-Bez. Lauban, — Dr. Braun vom Landw.-Bez. Rawitsch,
— Dr. Wolf vom Landw.-Bez. Sprottau, — Dr. v. Wyszynski vom Landw.-Bez.
Posen, — Dr. Schiller, Dr. Pässler, Dr. Jetschin vom Landw.-Bez. I. Breslau,
— Besdziek vom Landw.-Bez. Ratibor, — Dr. Salzburg vom Landw.-Bez.
III. Berlin — Dr. Frye vom Landw.-Bez. Neuwied, — Dr. Hötte vom Landw.-Bez.
I. Münster, — Dr. Bramesfeld, Dr. Schmitz vom Landw.-Bez. Bann, —
Dr. Mentler vom Landw.-Bez. Dortmund, — Koenig vom Landw.-Bez. Hamburg,
— Stier vom Landw.-Bez. Rostock, — Kier vom Landw.-Bez. I. Altona, —
M artini vom Landw.-Bez. Kiel, — Bührmann vom Landw.-Bez. Osnabrück, —
Dr. Ludwig vom Landw.-Bez. Stettin, — Dr. Heim vom Landw.-Bez. Bonn, —
Dr. Rammstedt vom Landw.-Bez. Hannover, — Dr. Böhme vom Landw.-Bez.
III. Berlin, — Dr. in der Stroth vom Landw.-Bez. Lingen, — Dr. Honsel vom
Landw.-Bez. Gotha, — Weise vom Landw.-Bez. Weimar, — Dr. Schreher vom
Landw.-Bez. Wiesbaden, — Dr. Pfeiffer vom Landw.-Bez. I. Darmstadt, —
Dr. Lahr vom Landw.-Bez. Worms. — Dr. Kinscherf vom Landw.-Bez. Heidelberg,
— Deibel vom Landw.-Bez. Mannheim, — Schweiss, Bertelsmann vom
Landw.-Bez. Freiburg, — Dr. Lamparski vom Landw.-Bez. Deutsch-Eylau, —
Jeckstadt vom Landw.-Bez. Danzig, — Dr. Rummel, Unterarzt der Landw.
1. Aufgebots vom Landw.-Bez. Potsdam, — zu Assist.-Aerzten 2. KI., — be¬
fördert. — Dr. Steinbach, Assist.-Arzt 1. Kl., ä la suite des Sanitätskorps, unter
Entbindung von dem Kommando zur Dienstleistung bei dem Auswärtigen Amt mit
Mitte März d. Js. in das Sanitätskorps und zwar bei dem Bezirkskommando II. Berlin, —
Dr. Weber, Assist.-Arzt 2. Kl., ä la suite des Sanitätskorps, in das Sanitätskorps und
zwar bei dem 4. Garde Regt, zu Fuss, - wied ereinrangirt — Die Oberstabs¬
ärzte 1. Kl. und Regts.-Aerzte: Dr. Thelemann vom 3. Bad. Drag.-Regt. Prinz
Karl No. 22, zum 2. Bad. Drag.-Regt. No. 21, — Dr. Wenzel vom 2. Bad. Drag.-Regt.
No. 21, zum 3. Bad. Drag.-Regt. Prinz Karl No. 22, — Dr. Marquard vom Inf.-Regt.
Graf Dönhoff (7. Ostpreuss.) No. 44, zum 2. Hannov. Inf.-Regt. No. 77, — Dr. Si egert,
Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt vom Inf.-Regt. Fürst Leopold von Anhalt-
Dessau (1. Magdeburg.) No. 26, zum 4. Bad. Inf.-Regt. Prinz Wilhelm No. 112;
— die Stabs- und Bats.-Aerzte: Dr. DedolpU vom 2. Bat. des Inf.-Regts.
von Horn (3. Rhein.) No. 29, zum 2. Bat. des Füs.-Regts. Fürst Karl Anton von
Hohenzollern (Hohenzollem.) No. 40, — Dr. Vollmer vom Pion.-Bat. No. 17, zum
3. Bat des Inf.-Regts. von Winterfeldt (2. Oberschles.) No. 23, — Lös euer vom
3. Bat. des Inf.-Regts. von Winterfeldt (2. Oberschles.) No. 23, zum Pion.-Bat.
No. 17; — die Assist.-Aerzte 1. Kl.: Dr. Bührig vom Feldart.-Regt. von Pod-
bielski (Niederschles.) No. 5, zum Garde-Pion.-Bat., — Dr. Rassler vom Inf.-Regt.
Graf Schwerin (3. Pomm.) No. 14, zum Feldart.-Regt. von Podbielski (Niederschles.)
No. 5, — Dr. Neuhaus vom 7. Bad. Inf.-Regt. No. 142, zum Fussart.-Regt. Encke
(Magdeburg.) No. 4, — Dr. Biermann vom MiJitär-Knaben-Erziehungsinstitut in
Annaburg, zum Fussart.-Regt. No. 11, —Dr. Harries vom 2. Brandenburg. Ulan.-
Regt. No. 11, zum Inf.-Regt No. 143; — die Assist.-Aerzte 2. Kl.: Dr. Dorn
vom Königs-Ulan.-Regt. (1. Hannov.) No. 13, zum Hess. Feldart.-Regt.*No. 11, —
Dr. Hammer vom Inf.-Regt. No. 143, zum Königs-Ulan.-Regt. (1. Hannov.) No. 13,
— Dr. Heise vom 3. Magdeburg. Inf.-Regt. No. 66, zum Inf.-Regt. Graf Schwerin
(3. Pomm.) No. 14, — Dr. Keller vom Fussart.-Regt. Encke (Magdeburg.) No. 4,
zum Inf.-Regt. Freiherr von Sparr (3. Westfäl.) No. 16, — Dr. Th öle vom 2. Hess.
Inf.-Regt. No. 82, zum 3. Magdeburg. Inf.-Regt. No. 66, — versetzt. — Dr. Anger-
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26
hausen, Oberstabsarzt 2. KI. und Regts.-Arzt vom Bad. Fussart.-Regt. No. 14,
ä la suite des Sankätskorps gestellt. — Dr. Schmidt, Oberstabsarzt 1. Kl. und
Regts.-Arzt vom 4. Bad. Inf.-Regt. Prinz Wilhelm No. 112, mit Pension und seiner
bisherigen Uniform, — Dr. Schoenenberg. Assist.-Arzt 1. Kl. vom Inf.-Regt.
No. 132, mit Pension, — Dr. Schneider, Stabsarzt der Res. vom Landw.-Bez.
Magdeburg, — Dr. Fackeldey, Stabsarzt der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-
Bez. Geldern, — Dr. Mock, Stabsarzt der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez.
Coblenz, diesem mit seiner bisherigen Uniform, — Dr. Kellermann, Stabsarzt der
Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-Bez. Bruchsal, — Dr. Hillebrecht, Assist,-Arzt
1. Kl. der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-Bez. Detmold, — de^ Abschied
bewilligt. — Dr. Nell, Assist.-Arzt 2. Kl. vom Hess. Feldart.-Regt. No. 11, au?
dem aktiven Sanitätskorps ausgeschieden nnd zu den Sanitätsoffizieren der Res.
übergetreten.
Berlin, den 23. Februar 1895.
Nachweisung der beim Sanitätskorps im Monat Januar 1895
eingetretenen Veränderungen.
Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee.
Den 22. Januar.
•Weist, einjährig-freiwilliger Arzt beim 4. Garde-Regt. zu Fuas, unter Ver¬
setzung zum Gren.-Regt. Graf Kleist von Nollendorf (1. Westpreuss.) No. 6, zum
aktiven Unterarzt ernannt und bei letztgenanntem Truppentheil mit Wahrnehmung
einer offenen Assist.-Arztstelle beauftragt.
Kaiserliche Marine.
Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika:
Berlin, den 4. Februar 1895.
Dr. Becker, Stabsarzt a. D., zum Oberstabsarzt 2. Kl. a. D., unter Vorbehalt
der Bestimmung über das seinem Chargenavancement zu Grunde zu legende Patent,
—■ Dr. Preuss, Arning, Dr. Simon, Assist.-Aerzte 2. Kl. a. D., zu Assist.-Aerzten
1. Kl. a. D., — befördert. Dem Chargenavancement des p. Dr. Preuss ist ein
Patent vom 22. August 1894, demjenigen der pp. Arning und Dr. Simon Patente
vom 21. Dezember 1894 zu Grunde zu legen.
Veränderungen im Königlich Bayerischen Sanitätskorps.
Den 2. Februar 1895.
Veltung (Erlangen). Assist.-Arzt 1. Kl. der Landw. 2. Aufgebots, der Abschied
bewilligt.
Den 6. Februar 1895.
Hirsch, Unterarzt im 1. Fussart.-Regt. vakant Bothmer, — Dr. Schuster,
Unterarzt vom 3. Chev.-Regt. vakant Herzog Maximilian, im 5. Chev.-Regt. Erz¬
herzog Albrecht von Oesterreich, — zu Assist.-Aerzten 2. Kl., — Dr. Nieder¬
mai r (II. München), Assist.-Arzt 1. Kl. in der Res., zum Stabsarzt, — Dr. Zais,
Dr. Schönbrod (I. München), Lutz (Würzburg), Unterärzte der Res., zu Assist.-
Aerzten 2. Kl. der Res., — befördert.
Den 14. Februar 1895.
Dr. Miller, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt im 14. Inf.-Regt. Herzog
Karl Theodor, unter Verleihung des Charakters als Gen. -Arzt 2. Kl., mit Pension
und mit der Erlaubniss zum Tragen der Uniform der Abschied bewilligt.
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Den 25. Februar 1895.
Dr. Ullmaun, Unterarzt des 17. Inf.-Regts. OrfF, zum Assist.-Arzt 2. Kl. in
diesem Truppentheil befördert.
Veränderungen im Königlich Sächsischen Sanitätskorps.
Den 21. Februar 1895.
Dr. Wilke, Stabs- und Bats.-Arzt vom 3. Bat. 5. Inf.-Regts. Prinz Friedrich
August No. 104, zum 2. Bat. 2. Gren.-Regts. No. 101 Kaiser Wilhelm, König von
Preussen, — Dr. Friedrich, Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat. 2. Gren.-Regts.
No. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preussen, unter Belassung in seinem Kommando
zur Universität Leipzig, zum 3. Bat. 5. Inf.-Regts. Prinz Friedrich August No. 104,
— versetzt. — Dr. Bludau, Unterarzt vom 1. Feldart.-Regt. No. 12, — Kras,
Unterarzt vom 2. Feldart.-Regt. No. 28, — Dr. Tauben heim, Jordan, Dr. Magnus-
Alsleben, Unterärzte der Res. des Landw.-Bez. Leipzig, — zu Assist.-Aerzten
2. Kl. befördert. — Dr. Grüne, Stabsarzt der Res. desselben Landw.-Bez., —
Dr. Arnos, Stabsarzt der Landw. 1. Aufgebots des Landw.-Bez. Plauen, — Dr. Engel,
Stabsarzt der Landw. 2. Aufgebots des Landw.-Bez. Freiberg, — behufs Ueber-
führung, zum Landsturm 2. Aufgebots, — der Abschied bewilligt.
Veränderungen im Königlich Württembergischen Sanitätskorps.
Den 8. Februar 1895.
Dr. Bonzelius, Unterarzt im 8. Inf.-Regt. No. 126 Grossherzog Friedrich von
Baden, zum Assist.-Arzt 2. Kl. befördert. — Dr. Beck, Stabsarzt im Drag.-Regt.
König No. 26, zum Bats.-Arzt des 2. Bats. Inf.-Regts. Kaiser Wilhelm, König von
Preussen No. 120 ernannt. — Dr. Roman, Stabs- und Bats.-Arzt im Inf.-Regt.
Kaiser Wilhelm, König von Preussen No. 120, mit Pension und der Erlaubniss
zum Tragen der bisherigen Uniform der Abschied bewilligt.
Den 23. Februar 1895.
Dr. Scheuplein, Stabs- und Bats.-Arzt des. 2. Bats. 4. Inf.-Regts. No. 122
Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, König von Ungarn, zum überzähl. Ober¬
stabsarzt 2. Kl. befördert.
Durch Verfügung des Korps-Generalarztes.
Den 29. Januar 1895.
Dr. Hochstetter, Oestcrleu, Studirende der militärärztlichen Bildungsanstalten
zu Berlin, werden vom 15. Februar d. Js. ab zu Unterärzten des aktiven Dienst¬
standes ernannt und Ersterer beim Inf.-Regt. Alt-Württemberg No. 121, Letzterer
beim Inf.-Regt. Kaiser Friedrich, König von Preussen No. 125 angestellt.
Ordensverleihungen.
Preussische:
Den Rothen Adler-Orden vierter Klasse:
dem Oberstabsarzt 2. Kl. Dr. Zi mm ermann, Regts.-Arzt im 3. Chev.-Regt.
vakant Herzog Maximilian (Bayern;.
Das Militär-Ehrenzeichen zweiter Klasse:
dem Lazarethgehülfen Thelips in der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika,
Die Rettungs-Medaille am Bande:
dem Assist.-Arzt 1. Kl. Dr. Skrzeczka beim Drag.-Regt. von Wedel (Pomm.)
’ No. 11.
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28
Fremde:
Das Ritterkreuz des Ordens der Württembergischen Krone:
dem Oberstabsarzt 1. Kl. Dr. Schmidt, Regts.-Arzt des Ulan.-Regts. König
Wilhelm I. No. 20,
dem Oberstabsarzt 1. Kl. Stegmeyer, Regts.-Arzt des Inf.-Regts. Kaiser Friedrich,
König von Preussen No. 125,
dem Oberstabsarzt 1. Kl. Dr. Strauss, Referent im Kriegsministerium.
Die Königlich Wurttembergische silberne Verdienst-Medaille:
dein Oberlazarethgehülfen Beck im Inf.-Regt. Alt-Württemberg No. 121.
Das Ritterkreuz des Grossherzoglich Mecklenburgischen Haus-Ordens
der Wendischen Krone:
dem Oberstabsarzt 2. Kl. Dr. Schjerning, Referenten in der Medizinalabtheil,
des Kriegsmiuisteriums.
Die Grossherzoglich Mecklenburg - Schwerinsche silberne Medaille
am Bande der Verdienst-Medaille:
dem einjährig-freiwilligen Arzt v. See vom Kaiser Franz Garde-Gren.-Regt
No. 2.
Das Ritterkreuz erster Klasse des Herzoglich Sachsen-Ernestinischen
Haus-Ordens:
dem Stabsarzt Dr. IIborg, Bats.-Arzt des 2. Bats. Garde-Ffis.-Regte.
Das Offizierskreuz des Kaiserlich Japanischen Verdienst-Ordens der
aufgehenden Sonne:
dem Generalarzt 2. Kl. a. D. Dr. Backe.
Das Kommandeurkreuz des Kaiserlich Japanischen Ordens des heiligen
Schatzes:
dem Generalarzt 1. Kl. Dr. Port, Korpa-Gen.-Arzt II. Armeekorps.
Familien-Nachrichten.
Verlobungen: Dr. Max Kern, Assist.-Arzt 1. Kl., mit Fräulein Clementine
Schroeder (Charlottenburg), — Dr. Schelle, Stabs- und Bats.-Arzt, mit Fräulein
Magdalene Ebel (Graudenz).
Verbindungen: Dr. Max Gralow, Stabs- und Bats.-Arzt, mit Fräulein Margarete
Stolp (Pillau — Charlottenburg).
Geburten: (Sohn) Dr. Karl Haberkamp, Assist.-Arzt (Cöln-Braunsfeld), —
(Tochter) Dr. Stolte, Assist.-Arzt (Strassburg i. E.).
Todesfälle: Sanitätsrath Dr. Harwart, Stabsarzt der Landw. 2. Aufgebots
(Braunsberg), — Dr. Pöhn, Oberstabsarzt 2. Kl. (Hannover), — Dr. Klingenbiel,
Assist.-Arzt 1. Kl. der Res. (Cassel), — Dr. med. Julius Langner, Stabsarzt der
Landw. (Liegnitz).
Gedruckt ia der Königlichen Hofbuchdruckerei von E.S. Mittler# Sohn, Berlin SW., Kochstr. 68—
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Amtliches Beiblatt
zur
Deutschen militärärztlichen Zeitschrift.
1895. — Viernndzwanzigster Jahrgang. — 4.
Kriegsministerium.
• Medizinal - Abtheilung. Berlin, den 9. Februar 1895.
Der Königlichen Inspektion erwidert die Abtheilung auf das gefällige Schreiben
vom 17. 8. 94. I. No. 3413 ergebenst, dass nicht beabsichtigt wird, in Bezug anf
die Erhaltung der Wäsche- etc. Bestände für Feldlazarethe eingehendere Vor¬
schriften über diejenigen der Traindepotordnung hinaus zu geben, vielmehr muss den
Traindepots überlasssen bleiben, die erforderlichen Maassnahmen nach den örtlichen
und sonstigen Verhältnissen selbst zu treffen bezw. wegen Bewilligung der erforder¬
lichen Geldmittel einen Antrag an die Korps-Intendantur behufs Vorlage bei dem
Allgemeinen Kriegs-Departement zu richten.
Mit Rücksicht auf die für diese Zwecke nur in beschränktem Maasse zur
Verfügung stehenden Mittel würden derartige Anträge jedoch auf das durchaus
Nothwendige zu beschränken sein.
v. Coler.
No. 13/1. 95. M. A.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, 14. Februar 1895.
Der Königlichen Intendantur wird auf die Vorlage vom 2. v. Mts. erwidert,
dass die Frage wiegen Einführung einer .anderen geeigneten Todtentrage noch zur
Erwägung steht.
Auf diesseitige Anregung hin ist beim Garnisonlazareth zu X mit Erfolg der
Versuch gemacht worden, aus einer vorschriftsmässigen Krankentrage eine zweck¬
mässige Todtentrage herzustellen.
Die zu diesem Behufe getroffenen Maassnahmen sind aus dem abschriftlich
beigefügten bezüglichen Bericht ersichtlich; dazu wird noch bemerkt, dass es sich
zum Zwecke eines noch sichereren Festhaltens der Leiche auf der Trage empfiehlt,
an der letzteren noch eine zweite Klappe zwischen der ursprünglichen Klappe und
dem Fussende der Trage, event. unter Versetzung der vorhandenen Klappe etwas
weiter nach dem Kopfende der Trage zu, anbringen zu lassen.
Die Königliche Intendantur wird ersucht, für diejenigen Garnisonlazarethe,
welche dringliche Anträge auf Beschaffung von Todtentragen gestellt haben, solche
dem Obigen entsprechend, aus Krankentragen hergestellt, beschaffen zu lassen.
Zum 1. Oktober d. Js. wird einem Berichte über die Zweckmässigkeit dieser
Todtentragen entgegengesehen; dabei können Verbesserungsvorschläge gemacht
werden.
v. Coler.
No. 161/2. 95. M. A.
Amtliche« Beiblatt. 1896.
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30
.den . . 1. 95.
Betrifft: Umänderung einer Krankentrage in eine Todtentrage.
Zur Verfügung vom 3. 11. 94. J. No. 3. 11. R. V.
Der Intendantur berichtet das Lazareth zufolge nebenbezeichneter Verfügung,
dass die Umänderung einer vorschriftsmässigen Krankentrage in eine Todtentrage
stattgefunden ha 4 und dass dieselbe in Gebrauch genommen worden ist.
Die Umänderung derselben hat in der Weise stattgefunden, dass an den beiden
Aussenseiten der Tragebäume je drei kleine Messingknöpfe in gleichen Abständen,
sowie zwischen denselben am Fuss- und Kopftheil je ein schmales Verbindungsstück,
aus Eisenblech, welches abnehmbar und gleichfalls mit je drei kleinen Messingknöpfen
versehen, angebracht ist.
Ferner sind für den Fuss- und Kopftheil je ein Bügel aus leichtem Bandeisen
in einer Höhe von 0,20 bezw. 0,40 cm hergestellt, welche an ihrem Untertheil mit
kleinen Ansätzen versehen wurden, um ein Durchgleiten durch die beiden an den
Tragebäumen angebrachten Charnieren zu verhindern.
Ueber diese Bügel wird der aus braunem Drillich gefertigte Ueberzug gespannt,
welcher durch die im unteren Rand desselben befindlichen Knopflöcher -an die
vorgenannten Messingknöpfe geknöpft wird.
Aenderungen an der Trage selbst sind nicht vorgenommen, nur wäre es
wünschenswerth, wenn die beiden Enden vom Kopftheil nicht eckig, sondern rund
wären, wodurch ein noch leichteres Beziehen mit dem Ueberzuge stattfinden könnte,
Im Allgemeinen hat die so hergestellte Todtentrage ein gutes Aussehen und
ist dem Zweck entsprechend brauchbar.
Die Desinfizirung der Trage kann leicht ausgeführt werden.
Unterschrift
An die Intendantur des x. Armeekorps. ,
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilnng. Berlin, den 28. Februar 1895.
Dem Königlichen Sanitätsamt erwidert die Abtheilung auf die Anfrage vom
20. v. Mts. No. 4162 unter Rückgabe der Anlagen derselben ergebenst, dass mit
Ersatzreservisten eine Kapitulation nicht abgeschlossen werden kann. Will ein als
Militärkrankenwärter ausgebildeter Ersatzreservist kapituliren, so muss er zunächst
freiwillig zum zweijährigen aktiven Dienst eintreten (§. 84,6 W. O.). Abgeleistete
Uebungen würden auf {fiese Dienstzeit anzurechnen sein, und erst nach Ablauf
derselben Kapitulationszulage gezahlt werden können.
No. 1725/1. 95. M. A. v. Coler.
Kriegsministerium. Berlin, den 28. Februar 1895.
Aus Anlass der bei einem Garnisonlazarethe in neuerer Zeit vorgekommenen
Selbstentzündung der Steinkohlenvorräthe wird die Königliche Intendantur unter
Bezugnahme auf die Verfügung vom 9. 2. 83. No. 609. 1. 83. M. O. D. 4 ersucht,
die Lokal Verwaltungen auf die zur Verhütung derartiger Vorkommnisse nothwendigen
Maassregeln aufmerksam zu machen.
Im Aufträge.
No. 285. 12. 94. M. A. v. Coler.
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31
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, 2. März 1895.
Der Königlichen Intendantur wird auf die Vorlage vom 17. 1. 95, betreffend
die Abfassung der Verhandlungen über die unvermuthete Kassenrevision beim
Garnisonlazareth zu X. Folgendes erwidert:
Nach den §§. 313 und 314 der F. S. 0. stellen die unvermuthete Kassenpröfung
und die Lokalrevision theils wegen der VertretungsVerbindlichkeiten der in Betracht
kommenden Personen, theils in materieller Beziehung zwei in sich verschiedene
Amtshandlungen dar, auch wenn dieselben im unmittelbaren Anschlüsse an einander
ansgeübt werden.
Während auf die unvermuthete Kassenprüfung die Bestimmungen der Kassen-
ordnung sinngemässe Anwendung finden (§. 313,2 F. S. 0.) und dem entsprechend
die Prüfungsverhandlung von der Kassenkommission mit dem Vermerk »Gelesen®
versehen werden muss (§. 29,7 des Entwurfes zur K. 0.), bedarf die über das
Ergebniss der Lokalrevision aufgenommene Verhandlung nur der alleinigen Unter¬
schrift des Chefarztes (§. 314,4 a. a. 0.).
Um dieses Verfahren durchzufßhren und die Wichtigkeit des Kassenprüfungs-
geschäfts noch besonders in Erscheinung treten zu lassen, wird für zweckmässig
erachtet, über die betreffenden Amtshandlungen bei Garnisonlazarethen mit kautions¬
pflichtigen Beamten getrennte Verhandlungen aufstellen und wie oben erwähnt,
unterzeichnen zu lassen.
No. 1743/1. 95. M. A. v. Coler.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, 8. März 1895.
Gelegentlich der Besichtigungen von Garnisonlazarethen durch den Unterzeichneten
Generalstabsarzt der Armee ist vielfach die Wahrnehmung gemacht worden, dass
zur Beköstigung der Kranken selbst in den Sommermonaten oft dreimal in der Woche
Hülsenfrüchte Verwendung gefunden haben.
Eine so häufige Verabreichung von Hülsenfrüchten erscheint den Kranken nicht
zuträglich, namentlich in der heissen Jahreszeit, und ist einzuschränken, dagegen
wird auf eine ausgedehntere Verwendung von frischen und Dörrgemüsen (Verfügung
vom 20. 9. 92. No 84/8. 92. M. A.) Bedacht zu nehmen sein.
No. 346/3. 95. M. A. v. Coler.
K riegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, 5. März 1895.
Im Interesse einer geordneten Geschäftsführung bei den Lazarethen erachtet es die
Abtheilung für erforderlich, dass alle dienstlichen Schriftstücke, welche ihre sachgemässe
Erledigung gefunden haben und bei den Lazarethen verbleiben, erst dann den Akten
einverleibt werden dürfen, nachdem der ausdrückliche Vermerk: »z. d. A.® von den
Chefärzten vollzogen ist.
Von der Ausführung dieser Anordnung ist gelegentlich der Lokalrevision
Ueberzeugung zu nehmen.
Das Sanitätsamt hat Abschrift hiervon erhalten.
No. 345/3. 95. M. A. v. Coler,
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32
A.-V.-Bl. 7, No. 65.
Bekleidungsvorschrift für Offiziere und Sanitätsoffiziere.
Ich bestimme hierdurch, dass eine besondere Bekleidungsvorschrift den Anzug
der Offiziere und Sanitätsoffiziere regelt, und genehmige, dass der erste Theil
dieser Vorschrift „Anzugsbestimmungen* als Entwurf zur Einführung gelangt
Zugleich ermächtige Ich das Kriegsministerium, erforderlich werdende Erläu¬
terungen selbständig zu geben.
Berlin, den 26. Januar 1895.
Wilhelm«
An das Kriegsministerium. Bronsart v. Schellendorff.
Kriegsministerium. Berlin den 23. März 1895.
Vorstehende Allerhöchste Kabinets-Ordre wird hierdurch zur Kenntniss der
Armee gebracht.
Die Vorschrift erscheint im Verlage der Königlichen Hofbuchhandlung von
E. S. Mittler&Sohn, Berlin SW., Kochstrasse 68—70. Der erste Theil „Anzugs¬
bestimmungen“, welcher den Kommandobebörden etc. in der erforderlichen Anzahl
von Exemplaren nebstVertheilungsplan zugehen wird, kostet bei unmittelbarer Bestellung
auB der Armee geheftet 15 Pf., gebunden 25 Pf. das Stück.
Im Druckvorechriften-Etat ist die Vorschrift unter No. 462 nachzutragen.
No. 540/3. 95. B. 3. Bronsart v. Schellendorff.
A.-V.-Bl. 7. No. 72.
Kriegsministerium. Berlin den 23. März 1895.
Benutzung von Schnellzügen.
Der Deutsche Eisenbahn-Verkehrs-Verband hat unterm 1. d. M.. für die Eisen¬
bahnen Deutschlands folgende Bestimmung erlassen:
„Beurlaubten Soldaten ist bei kürzerer, bis achttägiger, Urlaubsdauer die
Benutzung der dritten Wagenklasse aller Schnellzüge nach den Sätzen
des Militärtarifs bis auf Weiteres in dem Falle freizugeben, dass es sich
um Entfernungen über 300 km und um Reisen handelt, die ausserhalb
der Festzeiten — also nicht an dem Tage vor oder nach Weihnachten,
Ostern und Pfingsten oder während dieser Festtage — angetreten werden.*)
Bei Benutzung von Durchgangs- — D Zügen sind Platzkarten zu
lösen.
Das Bedürfhiss für die Benutzung von Schnellzügen wird seitens der
Truppen auf den Urlaubspässen der Mannschaften durch den an in die
Augen fallender Stelle (etwa oben links) anzubringenden Vermerk „Be¬
nutzung von Schnellzügen“ bescheinigt werden.
Die Fahrkartenausgabestelle hat zu prüfen, oh die Benutzung von
Schnellzügen nach vorstehenden Grundsätzen stattfinden kann, und zu¬
treffenden Falles auf die Rückseite der Fahrkarte den Tages- oder Stations-
*) Auf der Reichsbahn, Badischen, Pfälzischen, Hessischen Ludwigs-, Main-
Neckar- und Württembergischen Bahn findet diese Bestimmung auch in der Woche
nach Beendigung der grossen Herbstübungeh keine Anwendung.
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Stempel za setzen * und mit Tinte das Wort »Schnellzug« zu schreiben,
sofern nicht besondere Stempel hierfür beschafft sind.*
Dies wird im Verfolg des Erlasses vom 9. August 1894 — No. 274/8. 94. A. 1
— (Armee-Verordnungs-Blatt Seite 228) zur Kenntniss der Armee gebracht.
No. 507/3. 95. A. 1. Bronsart v. Schellendorff.
A.-V.-Bl. 7, No. 76.
- Kriegsministerinin. Berlin den 20. März 1895.
Militär-Oekonomie-Departement.
Ergänzung der Anlage 1 zur Garnison-Gebäudeordnung U. Theil.
Die Bemerkung zu Ziffer 42 Waschbecken“ erhält folgenden Zusatz:
„Eine Mehrgewähr kann von der Intendantur genehmigt werden. Dieselbe
muss aber jedenfalls mit einem Stück für jeden Mann erfolgen, wenn Augen¬
krankheiten auftreten oder nach ärztlichem Gutachten eine Neigung zu solchen
▼orhanden ist.”
No. 483/3. 95. B. 4. Frhr. ▼. Gemmmingen.
A.-V.-B1. 8, No. 86.
Formations-Aenderungen etc. aus Anlass des Etats 1895/96. (Auszfiglicb.)
1. Der Etat an Offizieren etc. erhöht sich:
g) bei den Garnisonärzten um
1 Oberstabsarzt 1. Klasse als Chefarzt des Garnisonlazareths in Metz;
h) bei der Oberfeuerwerkerschule und bei der Militär-Telegraphenschule
um je 1 =
2 Assistenzärzte; dafür fallen zwei Assistenzarztstellen bei den
Infanterie-Regimentern fort;
15. Diese Bestimmungen treten, sofern nicht ausdrücklich vorstehend für einzelne
Maassregeln abweichend verfügt ist, mit dem 1. April 1895 in Kraft
Ausführung 8-Bestimmungen. (Auszüglich.)
16. Für die Verwaltung und Verrechnung der Mittel beim Titel 9 des Kapitels 29
der fortdauernden Ausgaben — Militär-Medizinalwesen — tritt die Einteilung
in die Unterabschnitte:
a) Honorare und andere Unkosten bei Operations- etc. Kursen,
b) zur Unterhaltung wissenschaftlicher Bibliotheken für Militärärzte
ein.
Für Abschnitt a bleiben alle bisher für Titel 9 gültigen Bestimmungen
in Kraft; bezüglich des Bibliothekgelderfonds, Abschnitt b, werden besondere
Bestimmungen ergehen.
Die beiden Titel-Unterabschnitte sind untereinander nicht übertragbar.
17. Wenn mit Rücksicht auf den sanitären Schutz der Truppen und der Lazarethe
bei ansteckenden Krankheiten der in Kasernen oder Lazarethen wohnenden
Familienangehörigen von Unterbeamten die Ktankenhausbehandlung noth-
wendig wird, dann darf zur Deckung der dadurch entstandenen Kosten, im
Falle der Bedürftigkeit des Unterbeamten, eine Unterstützung — bei dem
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Militär-Oekonomie-Departement für den Bereich des Garnisonverwaltungs-
wesens bezw. bei der Medizinal-Abtheilung für den Bereich des Lazaretb-
verw<ungswesens — besonders beantragt werden.
Personal-Veränderungen im Sanitätskorps.
Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen.
Dr. Plagge, Stabsarzt vom medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Institut,
zum Oberstabsarzt 2. KL und Regts.-Arzt des Inf.-Regts. Graf Dönhoff (7. Ostpreuss.)
No. 44, — Prof. Dr. Pfuhl, Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat. des Inf.-Regts.
No. 138, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Bad. Fussart.-Regts. No. 14,
— Beide vorläufig ohne Patent; die Assist.-Aerzte 1. Kl.: Aebert in der
etatsmäss. Stelle bei dem Korps-Gen.-Arzt des VI. Armeekorps, zum Stabsarzt des
medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Instituts, — Dr. Kn och in der etatsmäss.
Stelle bei dem Korps-Gen.-Arzt des VII. Armeekorps, zum Stabs- und Abtheil.-Arzt
der 2. Abtheil. 1. Westfal. Feldart.-Regts. No. 7, — Dr. Volkenrath vom Kür.-
Regt. Graf Gessler (Rhein.) No. 8, zum Stabs- und Bats.-Arzt des 2. Bats. 7. Bad.
Inf.-Regts. No. 142, — Dr. Burkhardt vom Hess. Feldart.-Regt. No. 11, zum
Stabs- und Bats.-Arzt des 3. Bats. des Inf.-Regts. von Voigts-Rhetz (3. Hannov.)
No. 79; — die Unterärzte: Esselbrügge vom Westfal. Pion.-Bat. No. 7, —
Dr. St ahn vom 1. Grossherzogl. Hess. Inf.-(Leibgarde-)Regt. No. 115, dieser unter
gleichzeitiger Versetzung zugj Ulan.-Regt. Grossherzog Friedrich von Baden (Rhein.)
No. 7; — die Unterärzte der Res.: Wahl, Hoffmann vom Landw.-Bez.
Königsberg, — Dr. Kornstädt vom Landw.-Bez. Anklam, — Dr. Köttner vom
Landw.-Bez. III. Berlin, — Dr. Röttger vom Landw.-Bez. L Breslau, — Boss¬
mann vom Landw.-Bez. Wesel, — Dr. Grüneberg vom Landw.-Bez. Barmen, —
Dr. v. Freeden vom Landw.-Bez. III. Berlin, — Lübbers vom Landw.-Bez.
Marburg, — Dr. Zimmermann vom Landw.-Bez. Bonn, — Dr. Hammesfahr
vom Landw.-Bez. Solingen, — Langguth vom Landw.-Bez. St Johann, —
Dr. Fabricius vom Landw.-Bez. I. Altona, — Dr. Prütz vom Landw.-Bez. Neu¬
strelitz, — Dr. Witte vom Landw.-Bez. Hannover, — Dr. Heddaeus vom Landw.-
Bez. III. Berlin, — Dr. Jung vom Landw.-Bez. Erfurt, — Dr. Lifisauer vom
Landw-Bez. II. Cassel, — Dr. Sauermann, Unterarzt der Landw. 1. Aufgebots
vom Landw-Bez. Saarlouis, — Dr. Mohr, Unterarzt der Landw. 1. Aufgebots
vom Landw.-Bez. Bonn, — zu Assist. - Aerzten 2. Kl., — befördert. —
Dr. Weber Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom 5. Westfal. Inf.-Regt. No. 53,
zum Füs.-Regt. Fürst Karl Anton von Hohenzollern (Hohenzollern.) No. 40, —
Dr. Glasmacher, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom Füs.-Regt. Fürst
Karl Anton von Hohenzollern (Hohenzollern.) No. 40, zum 5. Westfal. Inf.-Regt.
No. 53, — Dr. Pannwitz, Stabs- und Bats.-Arzt vom Bad. Pion.-Bat. No. 14,
zum 2. Bat. des Inf.-Regts. von Horn (3. Rhein.) No. 29, — Dr. Jäckel, Stabs¬
und Bats.-Arzt vom 2. Bat 7. Bad. Inf.-Regts. No. 142, zürn 2. Bat. des Inf.-Regts.
No. 138, — Dr. Koch, Stabs- und Bats.-Arzt vom 3. Bat 2. Hanseat Inf.-Regts.
No. 76, zum 2. Bat des Inf.-Regts. General-Feldmarschall Prinz Friedrich Karl
von Preussen (8. Brandenburg.) No. 64, — Dr. Parthey, Stabs- und Bats.-Arzt
vom 3. Bat. des Inf.-Regts. von Voigts-Rhetz (3. Hannov.) No. 79, zum 3. Bat
2. Hanseat Inf.-Regts. No. 76, — Dr. Leuchert, Stabs- und Abtheil.-Arzt von
der 2. Abtheil. 1. Westfäl. Feldart.-Regts. No. 7, als Bats.-Arzt zum Bad. Pion.-Bat
No. 14, — Dr. Appelius, Stabs- und Bats.-Arzt vom 3. Bat. des Inf.-Regts.
Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz (6. Ostpreuss.) No. 43, zum 3. Bat des
Grossherzogl. Mecklenburg. Gren.-Regts. No. 89, — Dr. Rothamel. Stabs- und
Bats.-Arzt vom 3. Bat. des Grossherzogl. Mecklenburg. Gren.-Regts. No. 89, zum
3. Bat. des Inf.-Regts. Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz (6. Ostpreuss.) No. 43,
— Dr. Menzer, Assist.-Arzt 2. Kl. vom Inf.-Regt. von Winterfeldt (2. Oberschles.)
No. 23, in die etatsmäss. Stelle bei dem Korps-Gen.-Arzt des VI. Armeekorps.. —
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Dr. Waldeyer, Assist-Arzt 2. KI. vom 2. Westfäl. Feldart.-Regt No. 22, in die
etatsmäss. Stelle bei dem Korps-Gen.-Arzt des VII. Armeekorps, —* Dr. Kralle,
Dr. Jansen, Assist.-Aerzte 2. Kl. vom Füs.-Regt Fürst Karl Anton von Hohen-
zollern (Hohenzollern.) No. 40, znm 5. Westfäl. Inf.-Regt. No. 53. — Dr. Esser,
Assist-Arzt 2. Kl. vom 5. Westfäl. Inf.-Regt. No. 53, zum Füs.-Regt Fürst Karl
Anton von Hohenzollero (Hohenzollern.) No. 40,— versetzt — Dr. Stadthagen,
Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat. des Inf.-Regts. General-Feldmarschall Prinz
Friedrich Karl von Prenssen (8. Brandenburg.) No. 64, ä la suite des Sanitätskorps
gestellt. — Dr. Walter, Stabsarzt der Res. vom Landw.-Bez. Rostock, — Dr. Haecker¬
mann, Stabsarzt der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez. Hamburg, — Dr.Perlia,
Assist-Arzt 3. Kl. der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez. Crefeld, — der
Abschied bewilligt. — Die Assist.-Aerzte 2. Kl.: Dr. Riehl vom Füs.-Regt.
Graf Roon (Ostpreuss.) No. 33, — Dehne vom Gren.-Regt Graf Kleist von Nollen-
dorf (1. Westpreuss.) No. 6, — Beide unter Uebertritt zu den Sanitätsoffizieren
der Res., — Walter vom 4. Magdeburg. Inf.-Regt. No. 67, unter Uebertritt zu den
Sanitätsoffizieren der Landw. 1. Aufgebots, — aus dem aktiven^ Sanitätskorps
ausgeschieden.
Berlin, den 28. März 1895.
Nachweisung der beim Sanitätskorps im Monat Februar 1895
eingetretenen Veränderungen.
I. Durch Verfügung des Kriegsministeriums.
Den 12. Februar.
Loesener, Stabs- und Bats.-Arzt des 3. Bats. Inf.-Regts. von Winterfeldt
(2. Oberschles.) No. 23, durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 23. Februar 1895
zum Pion.-Bat No. 17 versetzt, von seinem Kommando zum Kaiserlichen Gesund¬
heitsamt am 1. März 1895 entbunden. — Dr. Pannwitz, Stabs- und Bats.-Arzt
des Bad. Pion.-Bats. No. 14, vom 1. März 1896 ab bis auf Weiteres zum Kaiser¬
lichen Gesundheitsamt kommandirt.
II. Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee.
Den 30. Januar.
Die nachstehend aufgeführten bisherigen Studirenden der militärärztlichen
Bildungsanstalten werden — die ersten 21 vom 15. Februar, die übrigen vom
15. März d. Js. ab — zu Unterärzten ernannt und bei den nachgenannten Truppen-
theilen angestellt und zwar: Dr. Wie mann, beim 6. Pomm. Inf.-Regt. No. 49, —
Dr. Becker, beim 1. Nassau. Inf.-Regt. No. 87, — Hochheimer, beim Inf.-Regt.
von Stülpnagel (5. Brandenburg.) No. 48, — Dr. Dammermann, beim 1. Hess.
Inf.-Regt. No. 81, — Dr. v. Drygalski, beim Inf.-Regt. von Alvensleben (6. Branden¬
burg.) No. 52, — Dr. Rettig, beim 4. Niederschles. Inf.-Regt. No. 51, — Dr. Barack,
beim Inf.-Regt. von Lützow (1. Rhein.) No. 25, — Dr. Berger, beim Inf.-Regt.
Fürst Leopold von Anhalt-Dessau (1. Magdeburg.) No. 26, — v. Würthenau,
beim 5. Bad. Inf.-Regt. No. 113, — Bossler, beim Grossherzogi. Hess. Feldart-
Regtx No. 25 (Grossherzogi. Artilleriekorps), — Dr. Blüher, beim Inf.-Regt
von der Marwitz (8. Pomm.) No. 61, — Dr. Hoffmann, beim Inf.-Regt. von Goeben
(2. Rhein.) No. 28, — Dr. Fischer, beim Inf.-Regt. No. 99, — Dr. Rauschke,
beim Inf.-Regt. Graf Werder (4. Rhein.) No. 30, — Dr. Le nt, beim Inf.-Regt.
No. 130, — Dr. Hübener, beim 3. Magdeburg. Inf.-Regt. No. 66, — Dr. Westen-
boeffer, beim Inf.-Regt. No. 143, — Schulz, beim Inf.-Regt. Herwarth von
Bittenfeld (1. Westfäl.) No. 13, — Dr. Kops, beim 3. Posen. Inf.-Regt. No. 58, —
Dr. Liesegang, beim Königs-Inf.-Regt. No. 145, — Dr. Schnelle, beim Gross-
herzogl. Mecklenburg. Gren.-Regt No. 89, — Dr. Brockelmann, beim Inf.-Regt.
No. 129, —Dr. Binder, beim Inf.-Regt Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig
(Ostfries.) No. 78, — Dr. Geige beim Gren.-Regt. König Friedrich III. (1. Ostpreuss.)
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No. 1, — Steinbrück beim Füs.-Regt. Graf Roon (Ostprenss.) No. 33, — Dr.
Petzold beinf Grossherzogi. Mecklenburg. Füs.-Regt No. 90.
Den 4. Februar.
Dr. Spiro, Assist.-Arzt 2. Kl. vom Inf.-Regt. Herzog von Holstein (Holstein.)
No. 85 zur Dienstleistung bei der Kaiserlichen Marine kommandirt.
Den 15. Februar.
Dr. .Eggert, Unterarzt beim 3. Thüring. Inf.-Regt No. 71, mit Wahrnehmung
einer bei diesem Truppentheil offenen Assist.-Arztstelle beauftragt
Kaiserliche Marine.
Berlin, den 25. März 1895.
Dr. Renvers, Marine - Stabsarzt, zum Marine - Oberstabsarzt 2. KL, unter
Vorbehalt der Patentirung, — Dr. v. Foerster, Mari ne-Assist-Arzt 1. Kl., zum
überzähl. Marine-Stabsarzt, — Dr. Fischer, Dr. Schneider, Marine-Assist-Aerzte
2. Kl., zu Marine-Assist.-Aersten 1. Kl., unter Vorbehalt der Patentirung, — be¬
fördert. — Dr. Hees, Marine-Assist.-Arzt 2. Kl., scheidet aus dem aktiven
Sanitätskorps aus und tritt zu den Sanitätsoffizieren der Marine-Res. über.
Veränderungen im Königlich Bayerischen Sanitätskorps.
Den 17. März 1895.
Dr. Reckmann (Aschaffenburg), Assist-Arzt 1. Kl. in der Landw. 1. Aufgebots,
zum Stabsarzt, — Dr. Wüllmers (I. München), — Dr. Ley (Kitzingen), —
Dr. Küstermann (Würzburg), — Dr. Schmidt (I. München), — Dr. Hainmann
(Nürnberg), Unterärzte in der Res., — Dr. Becker (I. München), Unterarzt in der
Landw. 1. Aufgebots, — zu Assist-Aerzten 2. Kl. befördert
Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee.
Zu Unterärzten des aktiven Dienststandes ernannt und mit Wahrnehmung
offener Assist.-Arztstellen beauftragt: Riedl, Unterarzt von der Landw. 1. Aufgebots,
im 4 . Inf.-Regt. König Wilhelm von Württemberg, — Dr. Wiedemann, einjährig-
freiwilliger Arzt vom 1. Feldart.-Regt Prinz-Regent Luitpold, im 3. Chev.-Regt
vakant Herzog Maximilian, — Dr. Hasslauer, einjährig-freiwilliger Arzt vom
2. Train-Bat., im 1. Ulan.-Regt. Kaiser Wilhelm II., König von Preussen.
Veränderungen im Königlich Sächsischen Sanitätskorps.
Den 27. März 1895.
Dr. Lübbert, Stabs- und Bats.-Arzt vom 3. Bat. Schützen-(Füs.-)Regts. Prinz
Georg No. 108, in Genehmigung seines Abschiedsgesuches mit Pension zur Disp.
gestellt — Dr. Müller, Stabs- und Abtheil.-Arzt der Reitenden Abtheil. 1. Feldart-
Regts. No. 12, mit Pension der Abschied bewilligt — Dr. Burdach, Stabs- und
Garn.-Arzt auf der Festung Königstein, als Bats.-Arzt zum 3. Bat. Schützen-(Füs.-)
Regts. Prinz Georg No. 108, — Dr. Kretzschmar, Stabs- und Abtheil.-Arzt der
4. Abtheil. 3. Feldart. - Regts. No. 32, als Abtheil.-Arzt zur Reitenden Abtbeil.
1. Feldart.-Regts. No. 12, — Dr. Sommerey, Stabsarzt ä la suite des Sanitäts-
Offizierkorps, unter dem 1. April d. Js. von dem Kommaudo zum medizinisch-chirur¬
gischen Friedrich-Wilhelms-Institut in Berlin enthoben und als Bats.-Arzt zum 3. Jäger*
Bat. No. 15, — versetzt. — Dr. Goesmann, Stabs- uud Bats.-Arzt vom 3. Jäger-
Bat No. 15, unter Stellung ä la suite des Sauitäts-Offizierkorps, vom 1. April d. Js.
ab zum medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilbelms-Institut in Berlin kommandirt —
Dr. Wolf, Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat. 10. Inf.-Regts. No. 134, als Abtheil.-
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Arzt zur 4 . Abtheil. 3. Feldsrt-Regts. No. 32 versetzt. — Dr. Scherner, Assist.-
Arzt 1. Kl. vom 7. Inf.-Regt. Prinz Georg No. 106, zum Stabs- und Bats.-Arzt des
2. Bats. 10. Inf.-Regts. No. 134, — Dr. Wittig, Assist-Arzt 1. Kl. vom Garde.-
Reiter-Regt, zum Stabs- und Bats.-Arzt des 3. Bats. 2. Gren.-Regts. No. 101, Kaiser
Wilhelm, König von Preussen, — Dr. Kiessling, Assist-Arzt 1. KI. vom 8. Inf.-
Regt. Prinz Johann Gedrg No. 107, zum Stabs- und Garn-Arzt auf der Festung
Königstein, — befördert. — Dr. Weigert, Assist-Arzt 1. Kl. vom 2. Gren.-Regt.
No. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preussen, von dem Kommando zum Carolahause
in Dresden enthoben und zum Schutzen-(Füs.)-Regt. Prinz Georg No. 108 versetzt
— Dr. Sonnekes, Assist-Arzt 1. Kl. vom 2. Königin-Hus.-Regt. No. 19, zum
2. Gren.-Regt No. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preussen versetzt und zum
Carolahause in Dresden kommandirt — Dr. Wittich, Assist-Arzt 1. Kl. vom
4 . Inf.-Regt. No. 103, zum 8. Inf.-Regt. Prinz Johann Georg No. 107 versetzt —
Möller, Assjst-Arzt 2. Kl. vom Pion.-Bat. No. 12, — Dr. Boeder, Assist-Arzt
2. Kl. vom Schützen-(Füs.-)Regt. Prinz Georg No. 108, — zu Assist-Aerzten
1. Kl. befördert. — Dr. Bludan, Assist-Arzt 2. Kl. vom 1. Feldart.-Regt. No. 12,
zum Fussart-Regt. No. 12 versetzt — Dr. Wich mann, Unterarzt vom 1. (Leib-)
Gren.-Regt. No. 100, zum Assist-Arzt 2. Kl. befördert. — Dr. Jäger, Stabsarzt
der Res. des Landw.-Bez. Dresden-Altst., der Abschied bewilligt. — Dr. Buck,
Assist.-Arzt 1. Kl. der Res. des Landw.-Bez. Leipzig, zum Stabsarzt; — die Assist-
Aerzte 2. Kl. der Res.: Dr. Thierfelder des Landw.-Bez. Zwickau, —
Dr. Gerhardt, Dr. Meischner des Landw.-Bez. Leipzig, — Dr. Liebe, Dr. Trauer
des Landw.-Bez. I. Chemnitz. — Dr. Beyer des Landw.-Bez. Dresden-Altst., —
Dr. Greif, Dr. Berger des Landw.-Bez. Dresden-Neust., — zu Assist-Aerzten
1. Kl.; — die Unterärzte der Res.: Stierling, Barth des Landw.-Bez. Leipzig,
— Dr. Geyh des Landw,-Bez. Dresden-Altst, — Dr. Schubert des Landw.-Bez.
Dresden-Neust, — Westhoff des Landw.-Bez. Leipzig, — Dr. Schulz des Landw.-
Bez. Dresden-Neust.,— Dr. Baum garten des Landw.-Bez. Dresden-Altst, — Herr¬
mann des Landw.-Bez. Plauen, — Dr. Fichtner des Landw.-Bez. Dresden-Altst, —
Dr. Lummerzheim des Landw.-Bez. Bautzen, — Dr. Mählich des Landw.-Bez.
Annaberg, — Dr. Walther des Landw.-Bez. Dresden-Altst., — zu As sist.-Aerzten
2. Kl., — befördert — Dr. Kann, Königl. Preuss. Assist-Arzt 2. Kl. der Res.
a. D., in der Königl. Sächs. Armee und zwar als Assist-Arzt 2. Kl. der Res. des
Landw.-Bez. Wurzen mit Patent vom 20. September 1894 B 1 angestellt
Veränderungen im Königlich Württembergißchen Sanitätskorps.
Den 29. März 1895.
Dr. Alber, Unterarzt der Res. vom Landw.-Bez. Ludwigsburg, zum Assist.-Arzt
2. Kl. befördert. — Den Stabsärzten der Landw. 2. Aufgebots: Dr. Pfeil¬
sticker vom Landw.-Bez. Hall, — Dr. Sick vom Landw.-Bez. Stuttgart, —
Dr. Tritschler vom Landw.-Bez. Ludwigsburg,— Dr. Bokelmann vom Landw.-
Bez. Reutlingen, — Dr. Römer vom Landw.-Bez Stuttgart, — Dr. Krause vom
Landw.-Bez. Ulm.
Ordensverleihungen.
Preussische:
Den Rothen Adler-Orden dritter Klasse mit der Schleife:
dem Oberstabsarzt 1. KL a. D. Dr. Havixbeck, bisher Regts.-Arzt des 7. Bad.
InL-Regts. No. 142.
Den Rothen Adler-Orden vierter Klasse:
dem Oberstabsarzt a. D. Dr. v. Kronhelm zu Koppitz im Kreise Grottkau.
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Den Königlichen Kronen-Orden vierter Klasse mit Schwertern aoi
weissen Bande:
dem Stabsarzt a. D. und Arzt in der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika
Dr. Koerfer.
Das Militär-Ehrenzeichen zweiter Klasse am weissen Bande:
dem Ober-Lazarethgehülfen in der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika Sch nopp.
Fremde:
Das Kommandeurkreuz zweiter Klasse mit Eichenlaub des Gross-
herzoglich Badischen Ordens vom Zähringer Löwen:
dem Generalarzt 1. Kl. Dr. Strübe, Korpsarzt des XIV. Armeekorps.
Das Ritterkreuz erster Klasse des Grossherzoglich Badischen Ordens
vom Zähringer Löwen:
dem Oberstabsarzt 1. Kl. Dr. Ehrlich, Regts.-Arzt des 2. Bad. Feldart.-Regts.
No. 30.
Familien-Nachrichten.
Verlobungen: Dr. Schlossberger, Assist.-Arzt 1. Kl., mit Fräulein Dagmar
Fetz er (Ludwigsburg), — Dr. Wilhelm Krantz, Assist.-Arzt, mit Fräulein
Frida Ungerland (Altenburg), — Richter, Stabsarzt, mit Fräulein Lotti
Pavenstedt (Bremen), — Hahn, Stabsarzt, mit Fräulein Wanda Eisermann
(Berlin).
Geburten: (Sohn) Dr. Landgraf, Stabsarzt (Berlin), — Dr. Kreysern, Stabs¬
arzt a. D. (Weimar).
Todesfälle: Dr. Joseph Thiel, Stabsarzt des Res. (Ottmachau), — Dr. Konrad
Middeldorpf, Stabsarzt der Res. (Hanau), — Dr. Ewald Brandt, Stabsarzt a. D.
(Breslau), — Dr. med. Jacob Custodis, Stabsarzt der Landw. (Bonn).
Gedruckt in der Königlichen Hof buchdrnckerei von E. S. Mittler & Sohn, Berlin SW n Koch&tr. 68—W-
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Amtliches Beiblatt
zur
Deutschen militärärztlichen Zeitschrift.
1895. — Vierundzwanzigster Jahrgang. — M 5.
Der Reichskanzler
(Reicbsamt des Innern). Berlin, den 17. März 1895.
Euer Exzellenz beehre ich mich anbei Abdruck eines Schreibens, mittelst dessen
ich unter dem heutigen Tage sämmtliche Bundesregierungen und den Kaiserlichen
Statthalter in Elsass-Lotliringen um Herbeiführung einer für das ganze Reichsgebiet
gleichmässigen Auslegung des Begriffes „Xereswein* im Arznei buche ersucht habe,
zur gefälligen Kenntnisnahme zu übersenden.
Der Reichskanzler.
Im Aufträge:
gez. Schroeder.
An den Königlichen Staats- und Kriegsminister, General der Infanterie Herrn
Bronsart von Schellendorff, Exzellenz.
R. A. d. L No. 1966. I.
Der Reichskanzler
(Reichsamt des Innern). Berlin, den 17. März 1895.
Mit dem 1. April d. Js. treten die im Nachtrag zum Arzneibuch für das
Deutsche Reich enthaltenen Bestimmungen über den Schwefelsäuregehalt der Medizinal¬
weine in Kraft. Von diesen neuen Vorschriften wird insbesondere auch Xereswein
betroffen, welcher bei der Darstellung der weinigen Rhabarbertinktur (Seite 332 des
Neudrucks des Arzneibuchs), des Zeitlosen-, Condurango-, Ipecacuanha-, Pepsin-
und Brechweines (Seite 349/51 a. a. O.) zu verwenden ist.
Nach der von dem Kaiserlichen Gesundheitsamt nach Benehmen mit der Arznei-
buchskommi88ion ausgesprochenen Auffassung macht es für die hier in Frage
kommenden Zubereitungen keinen Unterschied, ob dieselben mit Wein, welcher aus
Xeres in Spanien stammt, oder mit einem anderen Südwein, welcher den Charakter
des Xeresweines hat, hergestellt werden. Solche Weine können in einer den neuen
Vorschriften entsprechenden Beschaffenheit nicht nur aus Spanien, sondern auch aus
anderen Ländern, 'namentlich aus Italien (Marsala) und aus Griechenland, bezogen
werden.
Unter solchen Umständen erscheint es unbedenklich, bei den oben erwähnten
Zubereitungen neben dem eigentlichen Xereswein die Verwendung anderer gleich¬
artiger Südweine zu gestatten, zumal dadurch den Apothekern die Deckung ihres
Bedarfs an vorschriftsmässigen Medizinal-Südweinen wesentlich erleichtert würde.
Ich erlaube mir deshalb, eine gleichmässige Auslegung des Begriffes „Xereswein“
in dem Sinne in Anregung zu bringen, dass darunter nicht bloss der aus Trauben
der Umgegend von Xeres bereitete Wein, sondern jeder Süd wein von gleichem
Charakter wie Xereswein zu verstehen ist.
Eure etc. — den etc. — das etc. — darf ich für den Fall des Einverständnisses
ergebenst bitten, das Geeignete zur Ausführung dieses Vorschlages für das dortseitige
Amtliches Beiblatt. 1805.
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Staatsgebiet veranlassen and insbesondere eine entsprechende Verständigung den
Apothekenbesitzem zakommen lassen zu wollen.
Per Reichskanzler.
Im Aufträge:
gez. Schroeder.
An die Regierungen sämmtlicher Bundesstaaten und an den Kaiserlichen Statt¬
halter in Elsass-Lothringen (für Preussen an den Herrn Minister der p. Medizinal¬
angelegenheiten). *
R. A. d. I. No. 1966. I.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung.
Nachrichtlich.
No. 1712. 3/95. M. A
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, 5^ April 1895.
Mit Rücksicht darauf, dass eine Ausbildungszeit von 3 Monaten für die Anwärter
der oberen Lazarethbeamten in der Regel als ausreichend erachtet ist — §. 44, l
des Anhanges zur F. S. O. — wird in Ergänzung der Verfügung vom 4. 6. 87 —
J. No. 656. 3. M. A. — die Ausbildungszeit der Lazarethgehülfen als Lazareth-
aufseher für die Feldlazarethe hiermit von sechs auf drei Monate herabgesetzt
Die Königliche Intendantur wolle in Verbindung mit dem Sanitätsamte dem¬
entsprechend das Erforderliche veranlassen.
gez. v. Coler.
No. 237/2. 95. M. A.
Berlin, den 28. März 1895.
gez. v. Coler.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, den 11. März 1895.
Auf Grund des Ergebnisses der bei einzelnen Gamisonlazarethen angestellten
Versuche wegen Vereinfachung des Schreib- und Rechnungswesens bei der Auf¬
stellung der Beköstigungsrechnungen haben nach dieser Richtung hin vom 1. 4. d. Ja.
ab folgende Aenderungen einzutreten:
1. In der Beköstigungs-Verordnung (Beilage 15 der Friedens-Sanitats-
Ordnung) ist auf der ersten Seite der Nachweis der anssergewöhnlichen
Beköstigung fortzulassen, da die Erläuterung derselben auf den folgenden
Seiten für rechnerische etc. Zwecke genügt
Die einzelnen Verpfleguogsgegenstände zur aussergewöhnlichen
Kost sind auf Seite 2 und 3 der Beköstigungs-Verordnung vorzudrucken,
und zwar in der Reihenfolge, wie in der Zusammenstellung der
Beköstigungs-Verordnungen (Beilage 80 der Friedens-Sanitäts-Ordnung).
2. Die für Lazarethe mit Stationsbehandlung vorgeschriebene Haupt-
beköstigungs-Nachweisung (Beilage 16 der Friedens-Sanitäts-Ordnung)
kommt in Fortfall. Dieselbe wird dadurch ersetzt, dass die Beköstigungs-
Verordnung einer Station, etwa diejenige, welche den meisten Raum
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dafür hat, die Schlusssumme der übrigen Station8-Verordnungen auf¬
nimmt.
Diese Zusammenstellung ist in der in Beilage 16 der Friedens-
Sanitäts-Ordnung vorgesehenen Weise von dem Chefarzt und dem
betreffenden Lazarethinspektor zu vollziehen.
Der Unterschrift des ordinirenden bezw. assistirenden Sanitäts¬
offiziers unter der Beköstigungs-Verordnung ist neben der Charge der
Betreffenden noch der Vermerk zuzufügen: „Ordinirender (bezw.
assistirender) Sanitätsoffizier der . . . . Station“.
3. Die Nachweisung derVerpflegungsbedfirfnisse am Schlüsse der Zusammen¬
stellung der Beköstigungs-Verordnungen (Beilage 80 Seite 870 der
Frieden8-Sanitäts-Ordnung) ist entbehrlich und fortzulassen, weil die
zugehörigen Einzelberechnungen, Seite 871 ebenda, die für den Uebertrag
in die Uebersicht der eingenommenen uud ausgegebenen Verpflegungs¬
bedürfnisse (Beilage 58 der Friedens-Sanitäts-Ordnung) erforderlichen
Angaben enthalten.
4. Die vorstehend zu 3 genannten Einzelberechnungen (Beilage 80 der
Friedens-Sanitäts-Ordnung) sind zweckmässig für alle drei Monate
des Vierteljahres nebeneinander aufzuführen, statt monatsweise hinter¬
einander.
Die Aenderung der Friedens-Sanitäts-Ordnung bleibt Vorbehalten.
Mit Bücksicht auf die Kürze der Zeit ist def Waisenhaus-Buchdruckerei in
Cassel von hier aus MitthciluDg über die vorgedachten Aenderungen unter Zufertigung
der neuen Muster für die betreffenden Formulare gemacht worden mit dem Ersuchen
um rechtzeitige Bereitstellung der letzteren.
Vorhandene Formulare nach Beilage 80 der Friedens-Sanitäts-Ordnung können
mit Rücksicht auf die nicht erhebliche Aenderung derselben aufgebraucht werden.
Die Abtheilung stellt anheim, etwa dortseits erforderliche Aktenexemplare der
Formulare neuen Musters aus den Beständen des einen oder anderen Lazareths zu
entnehmen.
Das Sanitätsamt hat Abschrift vorstehender Verfügung erhalten.
No. 161/3. 95. M. A. v. Coler.
Personal-Veränderungen im Sanitätskorps.
Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen.
Die Oberstabsärzte 2. Kl. und Regts.-Aerzte: Dr. Kortum vom
Schleswig-Holstein. Drag.-Regt. No. 13, — Dr. Fabricius vom 6. Thüring. Inf.-
Regt. No. 95, — Dr. Mahlendorff vom Thüring. Hus.-Regt. N. 12, — Dr. Zwicke
vom Westfäl. Drag.-Regt. No. 7, — Dr. Wewer vom Inf.-Regt. No. 99, — zu
Oberstabsärzten 1. Kl., — Dr. Baerensprung, Stabs- und Bats.-Arzt vom Pion.-
Bat. von Rauch (Brandenburg.) No. 3, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt
des Inf.-Regts. von Winterfeldt (2. Oberschles.) No. 23; — die Stabs- und Abtheil.-
Aerzte: Dr. Braune von der reitenden Abtheilung des Feldart.-Regts. von Peucker
(Schles.) No. 6, zum Oberstabsarzt 2 Kl. und Regts.-Arzt des Inf.-Regts von Horn
(3. Rhein.) No. 29, —Dr. Reymann von der reitenden Abtheil, des Hess. Feldart.-
Regts. No. 11, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Feldart.-Regts. No. 15,
— Dr. Lohrisch, Stabsarzt vom Kadettenhause in Cöslin, zum Oberstabsarzt 2. Kl.
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und Regts.-Arzt des Drag.-Regts. von Brcdow (1. Schles.) No. 4; — die Assis t-
Aerzte 1. Kl.: Dr. Skrzeczka vom Drag.-Regt. von Wedel (Pomm.) No. 11,
zum Stabs- und Bats.-Arzt des 3. Bats. des Inf.-Regts. Grossherzog Friedrich Franz II.
von Mecklenburg-Schwerin (4. Brandenburg.) No. 24, — Dr. Hormann vom
Militär-Reit-lnstitut, zum Stabs- und Bats.-Arzt des 2. Batst 4. Thuring. Inf.-Regts.
No. 72, — Dr. Vogt vom Inf.-Regt. No. 130, zum Stabs- und Abtheil.-Arzt der
3. Abtheil, des Posen. Feldart.-Regts. No. 20, — befördert. — Dr. Slawyk vom
1. Garde-Drhg.-Regt. Königin von Grossbritannien und Irland, zum Stabs- und
Bats-Arzt des 3. Bats. des Anhalt. Inf.-Regts. No. 93; — die Unterärzte: Dr.
Eggert vom 3. Thuring. Inf.-Regt. No. 71, unter gleichzeitiger Versetzung zum Kür.-
Regt. von Seydlitz (Magdeburg.) No. 7, —Weist vom Gren.-Regt. Graf Kleist von
Nollendorf (1. Westpreuss.) No. 6, — Dr. Salman vom Inf.-Regt Herzog Friedrich
Wilhelm von Braunschweig (Ostfries.) No. 78, — die Unterärzte der Res.:
Noack vom Landw.-Bez. Calau, — Dr. Japha vom Landw.-Bez. III. Berlin, —
Scbönborn vom Landw.-Bez. Rawitscb, — Dr. Isaac vom Landw.-Bez. III. Berlin,
— Dr. Fanke vom Landw.-Bez. Sprottau, — Dr. Bieneck vom Landw.-Bez.
1. Breslau, — Dr. Grüneberg vom Landw.-Bez. Düsseldorf, — Bayer vom Landw.-
Bez. Cöln, — Cnsott vom Landw.-Bez. Barmen, — Dr. Liniger, Dr. Büsch
vom Landw.-Bez. Bonn, — Dr. Thiel vom Landw.-Bez. Cöln, — Dr. Martens
vom Landw.-Bez. St. Johann, — Dr. Fischer vom Landw.-Bez. Hamburg, —
Dr. Katzenstein vom Landw.-Bez. Frankfurt a. M., — Dr. Fischer vom Landw.-
Bez. Marburg, — Dr. Dietzel vom Landw.-Bez, Mainz, — zu Assist.-Aerzten
2. Kl., — befördert. — Dr. Schattenberg, Oberstabsarzt 1. Kl. und Garu.-
Arzt in Magdeburg, beauftragt mit Wahrnehmung der divisionsfirztlichen Funktionen
bei der 7. Div., ein Patent seiner Charge, — den Gen.-Aerzten 1. Kl.: Dr.
Lommer, Korpsarzt des IV. Armeekorps, — Dr. Opitz, Korpsarzt des III. Armee¬
korps, — Dr. Lentze, Korpsarzt des VIII. Armeekorps, — der Rang als Gen.-
Major; — den Gen.-Aerzten 2. Kl.: Dr. Grasnick, Subdirektor des medizinisch-
chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Instituts, — Dr. Gross heim, Abtheil.-Chef bei
der Medizinal-Abtheil, des Kriegsministeriums, — Dr. Boehme, Korpsarzt des
VI. Armeekorps, — Dr. Ileinzel, Korpsarzt des XV. Armeekorps. — Dr. Stahr,
Korpsarzt des I. Armeekorps, — der Charakter als Gen.-Arzt 1. Kl.; — den
Oberstabsärzten 2. Kl. und Regts.-Aerzten: Dr. Dieterich vom Inf.-Regt
von der Goltz (7. Pomm.) No. 54, —Jaeger vom Inf.-R^gt. von Lützow (1. Rhein.)
No. 25, — Dr. Weigand vom Inf.-Regt. No. 138, — Dr. Wende vom Inf-Regt.
Markgraf Ludwig Wilhelm (3. Bad.) No. 111, — Dr. Zedelt vom Inf.-Regt. Keith
(1. Oberschles.) No. 22; — deu Oberstabsärzten 2. Kl. und Garn.-Aerzten:
Dr Boehr in Stettin, — Dr. Dassow in Mainz; — den Oberstabsärzten 2. Kl.
und Regts.-Aerzten: Dr. Sarpe vom Inf.-Regt. Freiherr Hiller von Gaertriugen
(4. Posen.) No. 59, — Dr. Hoth vom 2. Pomm. Ulan.-Regt. No. 9, — Dr. Gier ich
vom Inf.-Regt. No. 144, diesem unter gleichzeitiger Versetzung zum Inf.-Regt
No. 131, — Dr. Schultze vom Inf.-Regt. von Boyen (5. Ostpreuss.) No. 41, —
Dr. Sitzler vom Füs.-Regt. Prinz Heinrich von Preussen (Brandenburg.) No 35,
— der Charakter als Oberstabsarzt 1. Kl., — verliehen. — Die Ober¬
stabsärzte 1. Kl. und Regts.-Aerzte: Dr. Körting vom 2. Hanseat Inf.-Regt
No. 76, unter gleichzeitiger Beauftragung mit Wahrnehmung der divisionsärztlichen
Funktionen bei der 33- Div., als Chefarzt zum Garn.-Lazareth in Mete, — Dr.
Schellmann vom Inf.-Regt. von Horn (3. Rhein.) No. 29, zum 1 Nassau. Inf.-Regt.
No. 87, — Dr. Ludewig vom Inf.-Regt. No. 131, zum 1. Hannov. Drag.-Regt.
No. 9, — Dr. Pieper vom Inf.-Regt. von Winterfeldt (2. Oberschles.) No. 23, zum
Inf.-Regt. No. 128; — die Oberstabsärzte 2. Kl. und Regts.-Aerzte: Dr.
Hümmerich vom Hannov. Hus.-Regt. No. 15, zum 2. Hanseat. Inf.-Regt No. 76,
— Dr. Neu mann vom 2. Brandenburg. Ulan.-Regt. No. 11, zum Hannov. Hus.-
Regt. No. 15, — Dr. Letz, Stabsarzt vom medizinisch-chirurgischen Friedrioh-
Wilhelms-Institnt, als Abtheil.-Arzt zur reitenden Abtheil, des Feldart.-Regts. von
Peucker (Schles.) No. C, — Dr. Burghart, Stabs- und Bats.-Arzt vom 3. Bat. des
Anhalt Inf.-Regts. No. 93, zum medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Institut
— Dr. Barth, Stabsarzt vom medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Institut,
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znm Kadettenhanse in Cöslin; — die Stabs- und Bats.-Aerzte: Dr. Wernicke
vom 2. Bat. des Pomm. Füs.-Regts. No. 34, znm medizinisch-chirurgischen Friedrich-
Wilhelms-Institut, — Dr. Evermann vom 3. Bat des Inf.-Regts. Grossherzog
Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin (4. Brandenburg.) No. 24, zum 2. Bat
des Pomm. Füs.-Regts. No. 34, — Dr. Müller vom 2. Bat. 4. Thüring. Inf.-Regts.
No. 72, zum Pion.-Bat. von Rauch (Brandenburg.) No. 3, — Dr. Eichbaum vom
Füs.-Bat. des Gren.-Regts. Kronprinz Friedrich Wilhelm (2. Schles.) No. 11, als
Abtheil.-Arzt zur reitenden Abtheil, dps Hess. Feldart-Regts. No. 11, — Dr. Wichura,
Stabs- und Abtheil -Arzt von der 3. Abtheil, des Posen. Feldart.-Regts. No. 20, als
Bats.-Arzt zum Füs.-Bat. des Gren.-Regts. Kronprinz Friedrich Wilhelm (2. Schles.)
No. 11; — die Assist-Aerzte 1. Kl.: Dr. Haun vom Kür.-Regt. von Seydlitz
(Magdeburg.) No. 7, zum Militär-Reit-Institut, — Dr. Villaret von der Versuchs-
Abtheil. der Art.-Prüfungskommission, zur Ober-Feuerwerkerschule, — Dr. Giese vom
Gren.-Regt. König Wihelm I. (2. Westpreuss.) No. 7, zur Versuchs-Abtheil, der
Art.-Prüfungskommission, — Dr. Dorendorf, Assist.-Arzt 2. Kl. vom Hus.-Regt.
von Ziethen (Brandenburg.) No. 3, zum 1. Garde-Drag.-Regt Königin von Gross-
britanuien und Irland, — versetzt — Den Oberstabsärzten 1. Kl. und Regts.-
Aerzten: Dr. Zimmermann vom 1. Nassau. Inf.-Regt. No. 87, — Dr. Kolhardt
vom 1. Hannov. Drag.-Regt No. 9, dieser beauftragt mit Wahrnehmung der divisions¬
ärztlichen Funktionen bei der 33. Div., beiden mit Pension, dem Charakter als
Gen.-Arzt 2. Kl. und ihrer bisherigen Uniform, — Dr. Dreyer vom Feldart-Regt.
No. 15, — Dr. Schwartz vom Drag.-Regt. von Bredow (1. Schles.) No. 4, mit
Pension und ihrer bisherigen Uniform, — Dr. Staecker vom Inf.-Regt. No. 128,
— Dr. Wegener, Oberstabsarzt 2. Kl. und Bats.-Arzt vom Schleswig-Holstein.
Pion.-Bat. No. 9, mit Pension und ihrer bisherigen Uniform, — Dr. Homann,
Stabsarzt der Res. vom Landw.-Bez. Hamburg, mit seiner bisherigen Uniform, —
Dr. Obkircher, Stabsarzt der Res. vom Landw.-Bez. Freiburg; — den Stabs¬
ärzten der Landw. 1. Aufgebots: Dr. Tenhonsel vom Landw.-Bez. Geldern,
— Dr. Schaefer vom Landw.-Bez. I. Bochum, — Dr. Greiss vom Landw.-Bez.
Hamburg, — Dr. Schultz vom Landw.-Bez. Danzig, — Dr. Borchers vom Landw.-
Bez. Aurich, — Dr. Schroeder, Assist.-Arzt 1. Kl. der Landw. 1. Aufgebots
vom Landw.-Bez. III. Berlin, — der Abschied bewilligt.
Berlin, den 18. April 1895.
Karlsruhe, den 27. April 1895.
Dr. Eggel, Assist.-Arzt 2. Kl. vom Grossherzogi. Mecklenburg. Jäger-Bat.
No. 14, — Dr. D re wes, Assist.-Arzt 2. Kl. vom Ulan.-Regt. von Schmidt (1. Pomm.)
No. 4, — scheiden behufs Uebertritts zur Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika mit
dem 30. April d. Js. aus dem Heere aus.
Nachweisung der beim Sanitätskorps im Monat März 1895
eingetretenen Veränderungen.
Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee.
Den 8. März.
Dr. Wentzel, Unterarzt vom 6. Bad. Inf.-Regt. Kaiser Friedrich III. No. 114,
unter Belassung in dem Kommandoverhältniss beim König]. Charite-Krankenhause
in Berlin, zur Kaiserlichen Marine versetzt.
Den 11. März.
Groll, einjährig-freiwilliger Arzt im 1. Nassau. Inf.-Regt. No. 87, zum Unter¬
arzt bei demselben Regt, ernannt und mit Wahrnehmung einer offenen Assist.-Arzt-
stelle beauftragt.
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Kaiserliche Marine.
Berlin, den 8. April 1895.
Dr. Schneider, Marine-Stabsarzt, zum Marine-Oberstabsarzt 2. Kl., — Dr.
Martin, Marine-Assist-Arzt 1. Kl., zum Marine-Stabsarzt, — Dr. Nahm, Dr. Brach¬
mann, Dr. Scholtz, Marine-Assist-Aerzte 2. KI., zu Marine-Assist.-Aerzten 1. Kl.,
— sämmtlich unter Vorbehalt der Patentirung, — befördert.
Veränderungen im Königlich Bayerischen Sanitätskorps.
Den 2Ö. März 1895.
Dr. Korbacher, Assist-Arzt 1. Kl. des 2. Feldart.-Regts. Horn, — Dr. Weindel,
Assist.-Arzt 1. KI. des 1. Pion.-Bats. — in ihren Truppentheilen gegenseitig versetzt.
Den 24. März 1895.
Dr. Nörr (Augsburg), Assist.-Arzt 1. Kl. der Landw. 1. Aufgebots der Abschied
bewilligt.
Den 25. März 1895.
Dr. Winkler, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt des 2. Inf.-Regts. Kron¬
prinz, mit Pension und mit der Erlaubniss zum Tragen der Uniform der Abschied
bewilligt. — Die Oberstabsärzte 2. Kl.: Dr. Herrmann, Regts.-Arzt vom
1. Fussart.-Regt. vakant Bothmer, in gleicher Eigenschaft zum 2. Inf.-Regt. Kronprinz,
— Dr. Fischer, Bats.-Arzt vom 5. Inf.-Regt. Grossherzog Ernst Ludwig von Hessen,
zum 14. Inf.-Regt. Herzog Karl Theodor, — Dr. Lacher von der Kommandantur
Augsburg, zum 1. Fussart.-Regt. vakant Bothmer, — letztere Beide als Regts -
Aerzte; — die Stabsärzte: Dr. Fikentscher, Bats.-Arzt vom 3. Inf.-Regt.
Prinz Karl von Bayern, zur Kommandantur Augsburg, — Dr. Lösch, Bats.-Arzt
vom 8. Inf.-Regt. vakant Pranckh, zum 3. Inf.-Regt. Prinz Karl von Bayern, —
Dr. Baudrexl, Bats.-Arzt vom 6. Inf.-Regt. Kaiser Wilhelm, König von Preussen,
zum 5. Inf.-Regt. Grossherzog Ernst Ludwig von Hessen, — Dr. Schmitt, Assist.-
Arzt 1. Kl. vom 14. Inf.-Regt. Herzog Karl Theodor, zum 2. Inf.-Regt. Kronprinz,
— Dr. Ritter und Edler v. Pessl, Assist.-Arzt 2. Kl. vom 5. Chev.-Regt. Erzherzog
Albrecht von Oesterreich, zum 4. Feldart.-Regt. König, — versetzt. —Dr. Burgl,
Stabs- und Bats.-Arzt im 16. Inf.-Regt. Grossherzog Ferdinand von Toskana, —
Dr. Neidhardt, Stabs- und Bats.-Arzt im 1. Train-Bat., — zu überzähl. Ober¬
stabsärzten 2. Kl., — Dr. Fleischmann, Assist.-Arzt 1. Kl. vom 2. Inf.-Regt.
Kronprinz, im 6. Inf.-Regt. Kaiser Wilhelm, König von Preussen, — Dr. Lorenz.
Assist.-Arzt 1. Kl. vom 3. Feldart.-Regt. Königin Mutter, im 8. Inf.-Regt. vakant
Pranckh, — Beide als Bats.-Aerzte zu Stabsärzten, —Dr. Laible, Assist.-
Arzt 2. Kl. im 1. Train-Bat., — Dr. Wöscher, Assist.-Arzt 2. Kl. vom 5. Feldart.-
Regt., im 3. Feldart-Regt. Königin Mutter, — zu Assist.-Aerzten 1. Kl., —
befördert. — Dr. Röhring, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt im 2. Ulan.-
Regt. König, ein Patent seiner Charge verliehen. — Dr. Helfericb, Oberstabsarzt
2. Kl. und Regts.-Arzt im 1. Inf.-Regt. König, — Dr. Leitenstorfer, Oberstabsarzt
2. Kl. und Regts.-Arzt im 4. Inf.-Regt. König Wilhelm von Württemberg, —r als
Oberstabsärzte 1. Kl. charakterisirt
Den 31. März 1895.
Dr. Beetz (I. München), Dr. Pauli (Landau), Kienningers (Augsburg)
Stabsärzte in der Res., — Dr. Liegl (Rosenheim), Dr. Hausmann (Hof), Dr. Dietz
(Kissingen), Dr. Hof mann (Würzburg), Dr. Flesch (Aschaffenburg), Stabsärzte in
der Landw. 1. Aufgebots, — Dr. Winter (Augsburg), Dr. Selig (Aschaffenburg),
Stabsärzte in der Landw. 2. Aufgebots, — zu Oberstabsärzten 2. KI., —
Dr. Faber (Zweibi ticken), Dr. Schaad (Hof), Niebling (Landshut), Assist-Aerzte
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1. KL in der Landw. 1. Aufgebots, za Stabsärzten, — Dr. Komeycke (Hof),
Dr. Henneberg (Ludwigshafen), Dr. Hauck (Bamberg), Dr. Schum (I. München),
Dr. Thon Frhr. v. Dittmer (Weiden), Dr. Mfilier (Nürnberg), Dr. Loeb (Kaisers¬
lautern), Dr. Beckh (Nürnberg), — Dr. Wild (Bosenheim), — Assist.-Aerzte 2. Kl.
in der Res., — Dr. Baasner (Ludwigshafen), Dr. Röder (Würzburg), Dr. John
(Landau), Dr. Schmitt (Aschaffenburg), Dr. Streiter, Dr. Bach (Wijrzburg),
Martin (Passau), Dr. Renkel (Mindelheim), Köppen (Aschaffenburg), Assist-
Aerzte 2. Kl. in der Landw. 1. Aufgebots, — zu Assist.-Aerzten 1. Kl., —
befördert.
Den 7. April 1895.
Dr. Bonne (Aschaffenburg), Assist.-Arzt 1. Kl. in der Res., zum Stabsarzt, —
Dr. Vith, Dr. Stein (I. München). Hellwig (Würzburg), Dr. Berberich, Wolf,
Buchholz, Jungnmayr, Dr. v. Schönebeck, Dr. Paulfranz (I. München),
Dr. Heiss (Landshut), Dr. Schilling (I. München), Niermann (Würzburg), Blum
(Landau), Unterarzt« der Res., zu Assist-Arzten 2. Kl., — befördert.
Den 17. April 1895.
Dr. Vith (I. München), Assist-Arzt 2. Kl. der Res., in den Friedensstand des
14. Inf.-Regts. Herzog Karl Theodor versetzt.
Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee.
Heckenlauer, einjährig-freiwilliger Arzt vom 2. Train-Bat., zum Unterarzt
im 6. Chev.-Regt. vakant Grossfürst Konstantin Nikolajewitsch ernannt und mit
Wahrnehmung einer offenen Assi st.-Arztstelle beauftragt.
Veränderungen im Königlich Sächsischen Sanitätskorps.
Den 20. April 1895.
Dr. Jacobi, Gen.-Arzt 2. Kl., Korpsarzt und Leibarzt Seiner Majestät des
Königs, zum Gen.-Arzt 1. KL, — Dr. Hey mann, Oberstabsarzt 2. KL und Regts. -
Arzt des 2. Gren.-Regts. No. 101 Kaiser Wilhelm König von Preussen, zum überzähl.
Oberstabsarzt 1. Kl., — Dr. Würzler, Stabsarzt, beauftragt mit Wahrnehmung des
regimentsärztlichen Dienstes bei dem 11. Inf.-Regt No. 139, zum Oberstabsarzt
2. Kl. und Regts.-Arzt dieses Regts., — befördert. — Dr. Wichmann, Assist-
Arzt 2. Kl. vom 1. (Leib-) Gren.-Regt. No. 100, zum Garde-Reiter-Regt. versetzt. —
Dr.Wachsmuth, Stabsarzt der Res.desLandw.-Bez. Dresden-Altst., — Dr. Spengler,
Stabsarzt der Landw. 1. Aufgebots des Landw.-Bez. Dresden-Neust, — behufs
Ueberfuhrung zum Landsturm 2. Aufgebots der Abschied bewilligt — Dr.
Do mm er, Unterarzt der Res. des Landw.-Bez. Dresden-Altst., zum Assist-Arzt
2. Kl. befördert.
Ordensverleihungen.
Preussische:
Den Königlichen Kronen-Orden dritter Klasse:
dem Oberstabsarzt 1. KL Dr. Vahl, Regts.-Arzt des 1. Garde-Feldart.-Regts.
Fremde:
Das Ritterkreuz erster Klasse des Verdienst-Ordens:
#•
dem Oberstabsarzt 1. KL Dr. Hirsch, Garn.-Arzt in Leipzig, mit Wahrnehmung
des divisionsärztlichen Dienstes bei der 2. Div. No. 24 beauftragt.
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Den Grossherrlich Türkischen Osmanie-Orden vierter Klasse:
dem Stabsarzt Dr. Renvers.
Familien-Nachrichten.
Geburten: (Sohn) Dr. v. Staden, Stabsarzt (Neufahrwasser), — Dr. Münzer,
Stabsarzt (Bromberg), — Dr. Reinbold Schnitze, Assist.-Arzt 1. KI. der Res.
(Berlin), — (Tochter) Gröbenschötz, Oberstabsarzt (Swinemünde.
Todesfälle: Karl Robert Ernst Ri et sc hei, Assist.-Arzt 2. Kl, — Dr. Pani Meisner,
Stabsarzt der Landw. 1. Aufgebots (Bochum).
Gedruckt in der Königlichen Hof buehdrnckerei von E.S.Mittler&Sohn, Berlin SW., Kochstr. 68—71.
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Amtliches Beiblatt
zur
Deutschen militärärztlichen Zeitschrift.
1895. — Yier undzwanzigster Jahrgang. — Jtä 6.
Kriegs mini stenum.
Medizinal -Abtheilung. Berlin, 11. April 1895.
Zufolge der laut Verfügung vom 4 4. 94 No. 2001/1. 94. M. A. erstatteten
Berichte sind alle zum äusseren Gebrauch verordneten, flüssigen Arzneien im Frieden
in sechseckigen Gläsern, an welchen drei nebeneinander liegende Flächen glatt
und die übrigen mit Längsrippen versehen sind, zu verabreichen, und diejenigen
Gläser, welche stark wirkende Arzneien enthalten, mit der Bezeichnung „Vorsicht“
bezw. einer Giftetiquette zu versehen.
Da technische Schwierigkeiten vorliegen, grössere, sechseckige Flaschen herzu¬
stellen, erscheinen Aenderuugen der Form für mehrere Liter fassende Flaschen,
welche vorzugsweise für den Stations- uud Revierdienst gebraucht werden, nicht
erforderlich. Vergl. Anmerkung ••) zu §. 96 der F. S. 0.
Dagegen sind für Sublimatlösungen bei eintretendem Bedarf gelbbraun gefärbte
Flaschen anzukaufen.
Ferner wird die Beschaffung gedruckter Signatureu in verschiedener Grösse für
die gebräuchlichsten Lösungen zu äusserlichen Zwecken nach Maassgube der zur
Verfügung stehenden Mittel genehmigt.
v. Coler,
No. 70/1. 95. M. A.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, 13. April 1895.
Da in neuerer Zeit im Interesse des Krankendienstes und der Heeresverwaltung
mehr als je dahin zu streben ist, dass auch die jüngeren Sanitätsoffiziere mit den
Aufgaben eines Chefarztes völlig vertraut gemacht werden und jederzeit in der
Lage sein müssen, die Leitung eines Militärlazareths zu übernehmen, so erscheint es
erforderlich, dass in denjenigen Garnisonen, in denen Garnisontazarethe sich befinden
und mehrere Sanitätsoffiziere stehen, den Bestimmungen des §. 59,4 und 5 sowie
des §. 72,5 der F. S. O. ganz besonders sorgfältig entsprochen wird, ausserdem
aber noch Stabs- und Assistenzärzte neben ihrem truppen- etc. ärztlichen Dienst
und ohne dass derselbe beeinträchtigt wird, — ähnlich wie zur Wahrnehmung des
Dienstes auf den Kranken Stationen — zur Dienstleistung zum Chefarzt kommandirt
werden.
Bei der Ein- uud Durchführung dieser Kommandos würden folgende Gesichts¬
punkte zu berücksichtigen sein:
Zu den grösseren Lazarethen werden womöglich 1 Stabs- und 1 Assistenzarzt,
zu den kleineren 1 Stabs- oder 1 Assistenzarzt befehligt.
Dieselben haben nach der Anordnung des Chefarztes sich über die gesammte
Lazarethverwaltung, im Besouderen über die Handhabung der Krankenbeköstiguug,
Amtliches Beiblatt 1895.
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der baulichen Einrichtung und Unterhaltung der L&zaretbgebäude, der Rechnungs-
legung, des Registraturdienstes u. s. w. eingehend zu unterrichten, ohne dass jedoch
eine völlige Uebertragung der dem Chefärzte obliegenden Yerantwortlichen
Leitung einzelner Dienstzweige der Verwaltung an die betreffenden Sanitätsoffiziere
stattfindet.
Die Dauer eines solchen Kommandos würde sich je nach der Grösse des
Lozareths und nach der Zahl der vorhandenen Sanitätsoffiziere auf zwei bis sechs
Monate zu erstrecken haben. Eine Wiederholung des Kommandos für die einzelnen
Kommandirten von Zeit zu Zeit ist keineswegs ausgeschlossen. Die Vornahme und
Ueberwachung der Kommandirungen würde in gleicher Weise wie zum Kranken¬
stationsdienst durch das Sanitätsamt zu erfolgen haben.
Dem Königlichen Generalkommando darf die Abtheilung hiernach das Weitere
ganz ergebenst anheimstellen.
No. 675/4. 95. M. A. v. Coler.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, 20. April 1895.
Es sind in letzterer Zeit wiederholt Anträge auf Inausgabebelassung von Fahr¬
kosten, welche von Sanitätsoffizieren für Gänge im Revierdienst nach entfernteren
Garnisonanstalten u. s. w. nach Maassgabe der R. O. liquidirt und überhoben wurden,
hierher vorgelegt worden.
Unter Bezugnahme auf die Anmerkungen * und *** zu §. 32 R. 0. sowie auf
die Verfügung vom 6. Februar d. Js. — A.-V.-Bl. No. 5 für 1895 — wird darauf hinge¬
wiesen, dass Fuhrkosten-Entschädigungen für derartige Dienstgänge nicht zuständig
sind und nur unter besonderen, in der diesseitigen Verfügung vom 12. Januar d. Js.
No. 927/1. 96. M. A. näher erläuterten Verhältnissen zur Verfügung gestellt werden
können.
Wo die Gewährung solcher Entschädigungen nach den bisherigen Erfahrungen
geboten erschien, ist zu ihrer Bestreitung auch für das laufende Jahr durch den
Korps-Zahlungsstellen-Etat eine entsprechende Pauschsumme ausgeworfen und deren
angemessene Verwendung den betreffenden Sanitätsämtern durch diesseitige Ver¬
fügung vom 16. d. Mts. No. 400/3. 95. M. A. übertragen worden.
Da es in Zukunft nicht angängig sein würde, den obigen Bestimmungen entgegen
liquidirte Fuhrkosten für Dienstgänge dieser Art in Ausgabe zu belassen bezw.
anderweit zu ersetzen, wird das Königliche Sanitätsamt ergebenst ersucht, die tfhter-
8teilten Sanitätsoffiziere zur Vermeidung von pekuniären Verlegenheiten hierauf
ausdrücklich hinzuweisen.
No. 1836/4. 95. M. A. v. Coler.
K riegsministeriu m.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, 24. April 1895.
Die aus dem allgemeinen Pensionsfonds für 1895/96 zu Badekuren inaktiver
Mannschaften abgezweigten Geldmittel erlauben es, auch in diesem Jahre x Invaliden
u. s. w. die Wohlthat einer kostenfreien Badekur zuzubilligen.
Gemäss §. 3, 2 der Bestimmungen über Bade- etc. Kuren und auf Grund der
von den Korps-Intendanturen durch die Naehw r eisung über getroffene Badevorkehrungen
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mitgdtheilten Zahlen der im Jahre 1894/95 für Rechnung des Allgemeinen Pensions¬
fonds in die Kurorte entsendeten Invaliden etc. werden dem Königlichen General¬
kommando die Mittel zu Kurbewilligungen hierdurch zur geneigten Verfügung sehr
ergebenst überwiesen.
Im Uebrigen nimmt die Abtheilung bezüglich der diesseits noch reservirten
Freistellen auf ihr Schreiben vom 28. April v. Js. No. 2236 / 4. 94. M. A. eben-
m&ssig Bezug.
No. 2127/4. 95. M. A. v. Coler.
Kriegsministerium.
Medizinal -Abtheilung. Berlin, 26. April 1895.
Die auf Grund der Verfügung vom 21. September 1894. No. 1188/7, 94. A
vorgelegten Berichte über das Ergebniss der Versuche mit Torfmull zur Füllung
der Spucknäpfe sprechen sich zwar zum grössten Theile in günstigem Sinne aus,
doch sind von einzelnen Seiten auch Bedenken gegen diese Maassnahme geltend
gemacht worden. Namentlich wurde hervorgehoben, dass die zur Vernichtung der
Auswurfsstoffe durchaus notbwendige Verbrennung des Torfmulls sich in Lazarethen,
wo geeignete Feuerungen nicht ständig unterhalten werden, nicht leicht wird be¬
werkstelligen lassen.
Die Abtheilung sieht daher von dem Erlass einer allgemeinen Anordnung wegen
Verwendung des Torfmulls zur Füllung der Spucknppfe in den Garnison!azarethen
ab und stellt es in das Ermessen der Königlichen Sanitätsämter, zn bestimmen, ob
bezw. in welchen Garnisonlazarethen eine derartige Verwendung des Torfmulls statt¬
zufinden hat.
No. 277/4. 95. M. A. v. Coler.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. * Berlin, 27. April 1895.
Dem Königlichen Sanitätsamt wird mit Beziehung auf §. 42 der Verordnung
über die Organisation des Sanitätskorps ergebenst mitgetheilt, dass die Bewilligung
von Unterstützungen für die Militärärzte des Beurlaubtenstandes vom 1. April 1895
ab nicht mehr von hier aus erfolgt.
Die fraglichen Anträge sind daher künftig gemäss §.14 des Entwurfs zur
Vorschrift, betreffend die Offizier-Darlehnska^se und den Offizier-Unterstütznngsfonds
vom 14. Februar 1895 dem betreffenden Generalkommando auf dem Dienstwege
vorzulegen
No. 2239/4. 95. M. A. v. Coler.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, 26. April 1895.
Zur Behebung von Zweifeln wird bemerkt, dass es bei Erlass der Verfügung
vom 31. Januar 1894. No. 588/11. 93. M. A. nicht in der Absicht gelegen hat, die Ein¬
führung des abgeänderten Mannschaftsschrankes für das Lazareth-Pflegepersonal
endgültig anzuordnen; eine bezügliche Entscheidung wird erst getroffen werden,
sobald die auf Grund vorgedachter Verfügung von den Königlichen Intendanturen
gemachten Verbessernngs^Vorschläge geprüft worden sind. Bis dahin kann jedoch
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bei erforderliohen Neubesehaffungen von Mannschaftschränken nach Maassgabe der
Verfügung vom 31. Januar 1894 verfahren werden.
No. 695/3. 95. M. A. v . Coler.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, 30. April 1895.
Die in Beilage 37 Seite 690 lfd. No. 300 der F. S. O. beschriebene Tafel von
Holz för das Aufnalimezinimer hat künftig nur folgende Angaben zu enthalten:
Gamisonlazareth.
Normalkrankenzahl.
Am . . /. . Bestand.Kranke
Davon
aus eigener Garnison. ,
„ auswärtigen Garaisoneu. „
Wachthabender Sanitätsoffizier.
Die Tafel ist 68 cm breit und 46 cm hoch.
An denjenigen Stellen, welche täglich mit Kreide ausgefütlt werden müssen,
sind zur Er/ielung grösserer Reinlichkeit und Haltbarkeit der Tafel kleine Schiefer¬
streifen anzubringen.
No. 1997 3. 95. M. A. v. Coler.
A.-V.-Bl. 9, No. 87.
Bestimmungen über die Besch Werdeführung der Offiziere, Sanitäts¬
offiziere und Beamten des Heeres.
Auf Ihren Bericht vom 22. März 1895 will Ich die beiliegenden Bestimmungen
über die Beschwerdeführung der Offiziere, Sanitätsoffiziere und Beamten des Heeres
genehmigen und bestimme unter gleichzeitiger Bezugnahme auf Meine Ordre vom
14. Juni 1894, dass die „Vorschriften über den Dienstweg und die Behandlung von
Beschwerden der Militärpersonen des Heeres und der Marine, sowie der Civilbeamten
der Militär- und Marineverwultung vom 6. März 1873“, soweit sie die Armee
betreffen, nunmehr völlig ausser Kraft treten. Auch will Ich Sie ermächtigen,
etwa nothwendig werdende Erläuterungen der beiliegenden Bestimmungen zu geben.
Berlin den 30. März 1895.
Wilhelm.
An den Kriegsminister. Bronsart v. Schellendorff.
A.-V.-Bl. 9. No. 88.
Kriegsministerium. Berlin den 31. März 1895.
Abänderungen deT Garnison-Verwaltungsordnung.
1. Beilage 3, Ziffer 1, Absatz 1 erhält folgenden Wortlaut:
„Die Namen aller auf der Stube einquartierten Unteroffiziere und Soldaten
müssen auf einer an der inneren Seite der Stubenthür befestigten Tafel verzeichnet
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sein, und zwar an oberster Stelle die Namen des vom Kompagnie- etc. Chef er¬
nannten Stubenältesten und seines Stellvertreters, welcher ebenfalls vom Kompagnie-
etc. Chef zu bezeichnen ist. Die Namen der übrigen Mannschaften folgen nach
dem Alphabet. 8
2. Beilage 33. In dem Muster zu dem Atteste unter der Betegungs- und Lokal-
benutzungs-Nachweisung und Berechnung der zuständigen Verbrauchsgegenstände
für den Monat März ist vor den Worten „verwendet worden sind 8 hinzuzufiigen:
„zu bestimmungsmäßigen Zwecken 8
Deckblätter werden nicht ausgegeben.
Bronsart v. Schellendorff.
No. 384/3. 95. B. 4.
A.-V.-Bl. 9, No. 97.
Kriegsministerium.
Militär-Oekonomie-Departement. Berlin, den 7. April 1895.
Niederlegung von Werthpapieren bei der General-Militärkasse.
Die Niederlegung von Werthpapieren in das Depositorium der General-Militär¬
kasse und die Herausgabe solcher Papiere aus demselben findet in der Regel nur
am 8. eines jeden Monats bezw. dem nächstfolgenden Werktage statt. Anträge auf
Herausgabe von Werthpapieren an einem anderen Tage sind nur im Falle der
Dringlichkeit zu stellen und besonders zu begründen.
Ausser Kurs gesetzte Werthpapiere sind aus Anlass der Hinterlegung bei der
General-Militärkasse nicht erst wieder in Kurs zu setzen.
Frhr. v. Gern min gen.
No. 74/4. 95. B. I.
A.-V.-Bl. 11, No. 107.
Kriegsministerium. Berlin den 22. April 1895.
Benutzung von Staatsschuldbüchern bei Führung des Vermögens¬
nachweises von Offizieren behufs Nachsuchung 'des Heirathskonsenses.
Im Anschluss an die Verfügungen vom 7. Mai 1885 (Armee-Verordnungs-BIatt
Seite 107/108) und vom 21. April 1892 (Armee-Verordnungs-BIatt Seite 111) wird
hierdurch genehmigt, dass der für Offiziere vom Hauptmann und Rittmeister 2. Klasse
abwärts bei Nachsuchung des Heirathskonsenses erforderliche Vermögensnachweis
fortan ausser durch eine in das Reichsschuldbuch oder das Preussische Staats¬
schuldbuch eingetragene Buchschuld auch durch eine bezügliche Eintragung in das
Schuldbuch eines der anderen Deutschen Bundesstaaten geführt werden kann.
Die kriegsministeriellen Bestimmungen vom 1. Juni 1886 Ziffer 2 c, 3 c und 5
Absatz 1 (Armee-Verordnungs-BIatt Seite 174/l75) finden hiernach auf Buchschulden
der Staatsschuldbücher der sämmtlichen Deutschen Bundesstaaten Anwendung.
Bronsart v. Schellendorff.
No. 115/4. 95. C. 3.
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A.-V.-Bl« 11, No. 110.
Kriegsministerium. Berlin den 26. April 1895.
Aenderungen der Bestimmungen über Bade- nnd Brunnenkuren.
Beilage 4 der Fr. S. O.
1 . Im §. 8,1 ist statt §. 70, li zu setzen: §. 71, n.
2. §. 11,3 erhält folgenden Zusatz:
Hinsichtlich der inaktiven Mannschaften sind unter diesen Reisen
lediglich die Wege vom Sitze des betreffenden Bezirkskommandos
bezw. dem Standorte des die Einkleidung besorgenden Linien-Truppen-
theils — §. 16,2 — nach dem Badeorte und zurück zu verstehen. Falls
eine Uebernachtung am Einkleidungsorte nicht zu umgehen ist, hat die
Kasernirnng oder Einquartierung der Mannschaften einzutreten.
3. §. 27,2 hat zu lauten:
Das Kurhau8 bietet Raum zur gleichzeitigen Unterbringung von
10 Offizieren und 43 Mann.
4. §. 28, Ziffer 1 erhält folgende Fassung:
Die zur Kur zugelassenen aktiven und inaktiven Offiziere, Sanitäts¬
offiziere und oberen Militärbeamten erhalten Wohnung in der Anstalt
unentgeltlich. Für ärztliche Behandlung haben sie ein Honorar von
6 JC pro Kopf und Kurdauer an den Anstaltsarzt zu entrichten. Kur¬
taxe wird von ihnen nicht erhoben. Subalternoffizieren, Assistenzärzten
und oberen Militärbeamten gleichen Ranges, Welche im Kurhause
wohnen, wird freie Benutzung der Bäder und Trinkbrunnen gewährt.
5. Der im §. 28, 4 festgestellte Satz für Verpflegung der Offizierburschen erhöht sich
von 1,50 JC auf 1,60 JC.
6 . §. 29 erhält folgenden Wortlaut:
Mit Ausnahme der im §. 28 bezeichneten Subalternoffiziere u. s. w.
zahlen alle in das Kurhaus aufgenommenen Offiziere u. s. w. für ein
Mineralbad 50 Pf., für eine Dusche 25 Pf. und für ein Moorbad die
für die Kurgäste allgemein festgesetzten Preise.
7. Im §. 30,1 ist statt 1,50 JC zu setzen: 1,60 JC Der letzte Satz von „ausserdem 4
ab hat zu lauten:
ausserdem für ärztliche Behandlung 6 «Al an den Anstaltsarzt und für
Bäder die im §. 29 festgesetzten Preise zu zahlen. Kurtaxe wird nicht
erhoben.
8 . §. 30,4 ist statt „durch den Hausdiener unentgeltlich 0 zu setzen: „durch komman-
dirte Militärkrankenwärter 0 .
9. Im Verzeichniss der Badeorte — Seite 424 der F. S. O. — treten nachstehende
Aenderungen ein.
a. vorletzte Spalte (Kurzeit für Mannschaften):
lfd. No. 3 Charlottenbrunn „15. Mai bis 15. Juni und 15. August bis
Ende September“.
„ „ 8 Goczalkowitz. . „15. Mai bis 20. September 8 .
„ „17 Lüneburg .... „15. „ „ Ende September“.
„ „ 23 Pyrmont : . . . „Anfang Mai bis 10 . Oktober 8 .
„ „26 Reinerz.„Mai, Juni, August bis Oktober“.
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53
b. letzte Spalte (Aniahl der unterzubringenden etc. Mannschaften):
lfd. No. 14 Landeck .... gleichzeitig 48 Mann.
Deckbl&tter werden nicht ansgegeben.
No. 494/4. 95. M. A. Bronsart v. Schellendorff.
A.-V.-BL 11, No. 112.
Kriegsministerium. Berlin den 2. Mai 1895.
Verträge über Papierlieferungen.
Im Bereiche der Militärverwaltung dürfen künftig Verträge über Papierlieferungen
längstens auf die Dauer eines Etatsjahres abgeschlossen werden. Bei Verträgen,
welche gegenwärtig bereits auf längere Zeit geschlossen sind, ist — soweit ein
vorzeitiges Kündigungsrecht Vorbehalten — von diesem Gebrauch zu machen.
No. 526/2. 95. K. M. Bronsart v. Schellendorff.
A.-V.-Bl. 11, No. 115.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin den 25. April 1895.
Ausgabe eines Nachtrags zum Arzneibuch für das Deutsche Reich.
Obiger Nachtrag ist in R. v. Deckers Verlag (G. Schenck) hierselbst, Jerusalemer¬
strasse 56, erschienen und wird den betheiligten Stellen von der Druck Vorschriften«
Verwaltung in entsprechender Anzahl zugesandt werden.
Der Ladenpreis für ein Exemplar dieses Nachtrags, welcher im Wege des
Buchhandels bezogen werden kann, beträgt 50 Pf.
No. 772/4. 95. M. A. v. Coler.
Personal-Veränderungen im Sanitätskorps.
Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen.
Dr. Landgraf, Stabs- und Bats.-Arzt vom Füg.-Bat. des 2. Garde-Regts. zu
Fuss, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des 3. Garde-Regts. zu Fuss, —
Dr. v. Mielgcki, Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat. 6. Thüring. Inf.-Regts. No. 95,
zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Feldart-Regts. General-Feldzeugmeister
(1. Brandenburg.) No. 3, — Dr. Düsterhoff, Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat.
des Gren.-Regts. König Friedrich Wilhelm I. (2. Ostpreuss.) No. 3, zum Oberstabsarzt
2. Kl. und Regts.-Arzt des Inf.-Regts. Freiherr Hiller von Gaertringen (4. Posen.)
No. 59, — Dr. Klopstech, Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat. 2. Thüring. Inf.-
Begts. No. 32, zum Oberstabsarzt 2. KL und Regts.-Arzt des 2. Brandenburg. Ulan.-
Regts. No. 11, — Dr. Rosenthal, Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat. 2. Nassau.
Inf.-Regts. No. 88, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Inf.-Regts. No. 144,
— befördert. — Dr. Fritz, Stabs- und Bats.-Arzt vom 3. Bat. des Inf.-Regts.
Herzog von Holstein (Holstein.) No. 85, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt
des 6. Pomm. Inf.-Regts. No. 49, — Dr. Hecker, Stabs- und Bats.-Arzt vom
2. Bat des Niederrhein. Füs.-Regts. No. 39, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-
Arzt desselben Regts.* dieser vorläufig ohne Patent; — die Assist-Aerzte 1. Kl.:
Dr. Haberkamp vom Festungsgef&ngniss in Cöln, zum Stabs- und Bats.-Arzt des
Bad. Train-Bat8. No. 14, — Goronzek vom Hus.-Regt von Schill (1. Schles.)
No. 4, zum Stabs- und Bats.-Arzt des Füs.-Bats. des Gren.-Regts. König Friedrich
Wilhelm I. (2. Ostpreuss.) No. 3, — Dr. Schulz vom Feldart-Regt. von Clausewitz
(Oberschles.) No. 21, zum Stabsarzt des medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms-
Instituts, — Dr. Cornelius vom Inf.-I^gt. Vogel von Falckenstein (7. Westfal.)
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No. 56, zum Stabs- und Bats.-Arzt des 2. Bats. 2. Thüring. Inf.-Regts. No. 32, —
Dr. Doebbelin vom Feldart.-Regt, (general - Feldzeugmeister (2. Brandenburg.)
No. 18, zum Stabsarzt des medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Instituts, —
Dr. Robert vom 1. Garde-Feldart.-Regt., zum Stabs- und Bats.-Arzt des 2. Bats.
des Inf.-Regts. von der Goltz (7. Pomm) No. 54, — Dr. Stolte vom Inf.-Regt.
No. 143, zum Stabs- und Abtheil.-Arzt der 2. Abtheil des Magdeburg. Feldart.-Regts.
No. 4, — Dr. Du da von der Unteroff.-Vorschule in Wohlau, zum Stabs- und Bats.-
Arzt des 3. Bats. des Inf.-Regts. Freiherr Hiller von Gaertringen (4. Posen.) No. 59,
— Dr. Schubert vom Inf.-Regt. von Wittich (3. Hess.) No. 83, zum Stabs- und
Bats.-Arzt des 2. Bats. des Inf.-Regts. von Manstein (Schleswig.) No. 84; — die
Unterärzte: Dr. Rossel vom Gren.-Regt. König Friedrich Wilhelm II. (1. Schles.)
No. 10, — Dr. Tisssot ditSanfin von demselben Regt., dieser unter gleichzeitiger
Versetzung zum Gren.-Regt. König Wilhelm I. (2. Westpreuss) No. 7, — Abel
vom Leib-Kur.-Regt. Grosser Kurfürst (Schles.) No. 1, unter gleichzeitiger Versetzung
zum Inf.-Regt. Prinz Louis Ferdinand von Preussen (2. Magdeburg.) No. 27, —
Albrecht vom 1. Grossherzogi. Mecklenburg. Drag.-Regt. No. 17, — Dr. Ra min
vom Schleswig. Feldart.-Regt. No. 9, dieser unter gleichzeitiger Versetzung zum
Kadettenhause in Cöslin, — Dr. Wiedemann vom Gren.-Regt. König Friedrich I.
(4. Ostpreuss.) No. 5, unter Versetzung zum Ulan.-Regt. von Schmidt (1. Pomm.)
No. 4, — zu Assist.-Aerzten 2. KI., — Prof. Dr Fischer, Stabsarzt der Landw.
2. Aufgebots vom Landw.-Bez. Kiel, — Dr. Hersing, Stabsarzt der Landw.
1. Aufgebots vom Landw.-Bez. Siegburg, — zu Oberstabsärzten 2. Kl.; — die
Unterärzte der Res.: Scheffler vom Landw.-Bez. Wehlau, — Wieser vom
Landw.-Bez. Goldap, — Dr. Gosse, Dr. Rosensteck vom Landw.-Bez. Königsberg,
— Dr. Michaelis vom Landw.-Bez. Stettin, — Dr. Mugge, Dr. Fülleborn,
Dr. Menzel, Dr. Heidemann vom Landw.-Bez. III. Berlin, — Eckstein vom
Landw.-Bez. I. Breslau, — Wawrzik vom Landw.-Bez. Beuthen, —• Dr. Walliczek
vom Landw.-Bez. I. Breslau, — Dr. Langner vom Landw.-Bez. III. Berlin, —
Dr. Hortmann vom Landw.-Bez. II. Münster, — Küchenmeister vom Landw.-
Bez. Rostock, — Dr. Flockemann vom Landw.-Bez. Hamburg, — Rutz vom
Landw.-Bez. Hannover. — Apel vom Landw.-Bez. Göttingen, — Schmidt vom
Landw.-Bez. Hannover, — Zickendraht vom Landw.-Bez. Hersfeld, — Dr. Hey¬
mann vom Landw.-Bez. Limburg, — Dr. Klein vom Landw.-Bez. Frankfurt a. M.,
— Dr. Kipp vom Landw.-Bez. Gotha, — Dr. Sandrog vom Landw.-Bez. Halber¬
stadt. — Dr. Hoyer vom Landw.-Bez. Göttingen, — Dr. Laudenheimer vom
Landw.-Bez. I. Darmstadt, — Kohn, Unterarzt der Marine-Res. vom Landw.-Bez.
Kiel, — Dr. Benedix, Unterarzt der Marine-Res. vom Landw.-Bez. III. Berlin,
dieser unter gleichzeitiger Anstellung im aktiven Sanitätskorps und zwar bei der
Marinestation der Nordsee, zu Assist.-Aerzten 2. Kl., — befördert. — Dr. Sommer¬
brod t, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regte.-Arzt vom Eisenbahn-Regt. No. 2, — Dr.
K rock er, Oberstabsarzt 1. Kl. und 2. Garn.-Arzt in Berlin, — Dr. Dieterich,
Oberstabsarzt 1. Kl. und Regte.-Arzt vom Inf.-Regt. von der Goltz (7. Pomm.) No. 54,
— Dr. Schulte, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom Gren.-Regt. König
Friedrich Wilhelm II. (1. Schles.) No. 10, — Jaeger, Oberstabsarzt 1. KL und
Regts.-Arzt vom Inf.-Regt, von Lützow (1. Rhein.) No. 25, — Dr. Plagge, Ober¬
stabsarzt 2. Kl. und Regts -Arzt vom Inf.-Regt. Graf Dönhoff (7. Ostpreuss.) No. 44,
— ein Patent ihrer Charge verliehen. — Dr. Spies, Oberstabsarzt 2. Kl.
und Regts.-Arzt vom Schleswig-Holstein. Ulan.-Regt. No. 15, — Dr. Riedel,
Oberstabsarzt 2. Kl und Regts.-Arzt vom 3. Garde-Ulan .-Regt., — Dr. Fröhlich,
Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt vom Feldart.-Regt. No. 34, — Dr. Ziegel,
Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt vom Gren.-Regt. König Friedrich Wilhelm I.
(2. Ostpreuss.) No. 3, — der Charakter als Oberstabsarzt 1. Kl. verliehen.
— Dr. Kolbe, Oberstabsarzt 2. Kl und Regts.-Arzt vom 2. Garde-Drag.-Regt., —
Dr. Berndgen, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts-Arzt vom 2. Westfäl. Hus.-Regt
No. 11, — Dr. Funck, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt vom Drag.-Regt
von Arnim (2. Brandenburg.) No. 12, — der Charakter als Oberstabsarzt
verliehen. — Dr. Renvers, Stabsarzt a. D., zuletzt Bats.-Arzt des 3. Bats. des
Garde-Füs.-Regts., unter Beförderung zi^pi Oberstabsarzt 2. Kl., a la suite des
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Sanitätskorps gestellt. — Dr. Weitkemper, Assist.-Arzt 1. Kl. der Bes. vom
Landw.-Bez. II. Munster, im aktiven Sanitätskorps und zwar als Assist.-Arzt 1. Kl.
mit einem Patent vom 25. Mai d. Js. bei dem Inf.-Regt. Vogel von Falckenstein
(7. Westfäl.) No. 56 angestellt. — Dr. Dreyer, Stabsarzt a D. im Landw.-Bez.
II. Braunschweig, zuletzt von der Res. desselben Landw.-Bez., in der Armee und
zwar als Stabsarzt mit einem Patent vom 7. Oktober 1888 bei den Sanitätsoffizieren
der Res. wiederangestellt. — Dr. Kellermann, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-
Arzt vom Thüring. Feldart.-Regt. No. 19, unter Entbindung von den divisions¬
ärztlichen Funktionen bei der 8. Div., als Garn.-Arzt nach Potsdam, — Dr. Schuster,
Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom Niederrhein. Füs.-Regt. No. 39, unter
gleichzeitiger Beauftragung mit Wahrnehmung der divisionsärztlichen Funktionen
bei der 8. Div., zum Thüring. Feldart.-Regt. No. 19, — Dr. Sellerbeck, Ober¬
stabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom 3. Garde-Regt. zu Fuss, zum 1. Garde-Feldart.-
Regt., — Dr. Fritz, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom Hus.-Regt. von Zieten
(Brandenburg.) No. 3, zum 1. Garde-Regt. zu Fuss, — Dr. Sarpe, Oberstabsarzt
1. Kl. und Regts.-Arzt vom Inf.-Regt. Freiherr Hiller von Gaertringen (4. Posen.)
No. 59, zum Hus.-Regt. von Zieten (Brandenburg.) No. 3, — Dr. Am ende,
Oberstabsarzt 2. Kl. und Garn.-Arzt in Potsdam, als Regts.-Arzt zum 1. Garde-
Drag.-Regt. Königin von Grossbritannien und Irland, — Dr. Lorentz, Stabs¬
und Bats.-Arzt vom 2. Bat. des Inf.-Regts. von der Goltz (7. Pomra) No. 54, zum
2. Bat 2. Nassau. Inf.-Regts. No. 88, — Dr. Albers, Stabsarzt vom medizinisch¬
chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Institut, als Bats.-Arzt zum 2. Bat. des Niederrhein.
Füs.-Regts. No. 39, — Dr. Schneider, Stabs- und Bats.-Arzt vom 3. Bat. des
Inf.-Regts. Freiherr Hiller von Gaertringen (4. Posen.) No. 59, zum 2. Bat. des
Gren.-Regts. König Friedrich Wilhelm I. (2. Ostpreuss.) No. 3, — Dr. Kruinbholz,
Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat. des Inf.-Regts. Markgraf Ludwig Wilhelm
(3. Bad.) No. 111, zum 2. Bat. 6. Thüring. Inf.-Regts. No. 95, — Dr. Rüger,
Stabs- und Abtheil.-Arzt von der 2. Abtheil, des Magdeburg. Feldart.-Rcgts. No. 4,
als Bats.-Arzt zum 2. Bat. des Inf.-Regts. Markgraf Ludwig Wilhelm (3. Bad.)
No. 111. — Dr. Börner, Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat. des Inf.-Regts.
von Manstein (Schleswig.) No. 84, zum 3. Bat. des Inf.-Regts. Herzog von Holstein
(Holstein.) No. 85, — Dr. Wagner, Stabs- und Bats.-Arzt vom Bad. Train-Bat.
No. 14, zum Schleswig-Holstein. Pion.-Bat. No. 9, Dr. Reinhard, Stabsarzt vom
medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Institut als Bats.-Arzt zum Füs -Bat.
des 2. Garde-Regts. zu Fuss; — die Assist.-Aerzte 1. Kl.: Dr. Coste vom
2. Garde-Feldart.-Regt., zum 1. Garde-Feldart.-Regt., — Dr. Matschke vom Pomm.
Füs.-Regt. No. 34, zur Unteroff.-Vorschule in Wohlau. — Dr. Treger vom Inf.-
Regt. Prinz Louis Ferdinand von Preussen (2. Brandenburg) No. 27, zum Feldart.-
Regt. von Clausewitz (Oberschles.) No. 21, — Dr. Bieck vom Kadettenhause in
Cöslin, zum Festungsgefängniss in Cöln; — die Assist.-Aerzte 2. Kl.: Voigt vom
Hus.-Regt. Graf Goetzen (2. Schles.) No. 6, zum Inf.-Regt. von Winterfeldt (2. Ober¬
schles.) No. 23, — Dr. Over man vom 1. Westfäl. Feldart.-Regt. No. 7, zum Kür.-Regt.
Graf Gessler (Rhein.) No. 8, — versetzt. — Dr. Horn, Oberstabsarzt 1. Kl. und
Regts.-Arzt vom 1. Garde-Drag.-Regt. Königin von Grossbritannien und Irland,
unter Verleihung des Charakters als Gen.-Arzt 2. Kl., — Dr. Vahl, Oberstabsarzt
1. Kl. und Regts.-Arzt vom 1. Garde-Feldart.-Regt., — Dr. Ernesti, Oberstabsarzt
L Kl. und Regts.-Arzt vom 1. Garde-Regt. zu Fuss. — allen Dreien mit Pension und
ihrer bisherigen Uniform, — Dr. Buchs, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom
6. Pomm. Inf.-Regt. No. 49, mit Pension nebst Aussicht auf Anstellung im Civildienst
und seiner bisherigen Uniform, — Dr. Brinkmann, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts,-
Arzt vom Feldart.-Regt General-Feldzeugmeister (1. Brandenburg.) No. 3, mit Peusion
und seiner bisherigen Uniform, — Dr K riese, Stabsarzt der Res. vom Landw.-Bez.
Andernach; — den Stabsärzten der Landw. 1. Aufgebots: Dr. Neumann
v om Landw.-Bez. Crossen, — Dr. Mauer vom Landw.-Bez. III. Berlin, — Dr.
Weber vom Landw.-Bez. Gera, diesem mit seiner bisherigen Uniform,—Dr.Kabierske
vom Landw.-Bez. I. Breslau, — Dr. Siepmann vom Landw.-Bez. Wesel, — Dr.
Reher vom Landw'.-Bez. Hamburg; — den Stabsärzten der Landw. 2. Auf¬
gebots: Dr. Bertrand vom Landw.-Befe. Halberstadt, — Dr. Knopf vom Landw. -
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Bez. Weimar, — Dr. Baerwindt vom Landw.-Bez. Frankfurt a. M.; — den
Assist-Aerzten 1. Kl. der Landw. 2. Aufgebots: Dr. Borchert vom Landw.-
Bez. III. Berlin, — Dr. Unruh vom Landw.-Bez. I. Breslau, — Dr. Hartmann
vom Landw.-Bez. Hannover, — Dr. Schlesinger vom Landw.-Bez. Frankfurt a. M.,
— Dr. Witthauer vom Landw.-Bez. Eisenach, — der Abschied bewilligt —
Dr. Schlösser, Stabs- und Bats.-Arzt vom Füs.-Bat. des Gren.-Regts. König Friedrich
Wilhelm 1. (2. Ostpreuss.) No. 3, aus dem aktiven Sanitätskorps ausgescbieden und
zu den Sanitätsoffizieren der Res. öbergetreten.
Neues Palais, den 25. Mai 1895.
Nachweisung der beim Sanitätskorps im Monat April 1895
eingetretenen Veränderungen.
Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee.
Den 8. April.
Hansen, einjährig-freiwilliger Arzt, zum Unterarzt bei der Kaiserlichen Marine
ernannt.
Den 24. April.
Dr. Borgmann, Unterarzt vom Hannov. Jäger-Bat. No. 10, — Dr. Ramin,
Unterarzt vom Schleswig. Feldart.-Regt No. 9, — Dr. Wiedemann, Unterarzt
vom Gren.-Regt. König Friedrich I. (4. Ostpreuss.) No. 5, — Dr. Krebs, Unterarzt
vom 2. Hannov. Inf-Regt No. 77, — Dr. Hoppe, Unterarzt vom 1. Bad. Leib-
Gren.-Regt No. 109, — Dr. Blecher, Unterarzt vom Inf.-Regt. Markgraf Ludwig
Wilhelm (3. Bad.) No. 111, — Dr. Schall, Unterarzt vom 3. Hanseat Inf.-Regt
No. 75, — Dr. Tornow, Unterarzt vom Inf.-Regt. Graf Tauentzien von Wittenberg
(3. Brandenburg.) No. 20, — Dr. Kuhn, Unterarzt vom Inf.-Regt. Markgraf Karl
(7. Brandenburg.) No. 60, — Dr. Tissot dit Sanfin, Unterarzt vom Gren.-Regt
König Friedrich Wilhelm II. (1. Sehles.) No. 10, — Dr. Dansauer, Unterarzt vom
5. Rhein. Inf.-Regt. No. 65, — Dr. Becker, Unterarzt vom Inf.-Regt von Boyen
(5. Ostpreuss.) No. 41, — Abel, Unterarzt vom Leib-Kür.-Regt. Grosser Kurfürst
(Schles.) No. 1, — Dr. Lambert, Unterarzt vom 8. Rhein. Inf.-Regt. No. 70, —
Janens, einjährig-freiwilliger Arzt, zum Unterarzt bei der Kaiserlichen Marine —
ernannt.
Den 25. April.
Dr. Trembur, Unterarzt von der Kaiserlichen Marine, — sämmtlich mit
Wahrnehmung je einer bei ihren Truppen- oder Marinetheilen offenen Assist-
Arztstelle beauftragt
Kaiserliche Marine.
Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika.
Schlitz, den 30. April 1895.
Dr. Eggel, Assist.-Arzt 2. Kl., bisher von* Grossherzogi. Mecklenburg. Jäger-
Bat. No. 14, — Dr. D re wes, Assist.-Arzt 2. Kl., bisher vom Ulan.-Regt. von Schmidt
(1. Pomm.) No. 4, — mit dem 1. Mai 1895 der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika
zugetheilt.
Veränderungen im Königlich Bayerischen Sanitätskorps.
Den 25. April 1895.
Dr. Wolfrom (Bayreuth), Stabsarzt von der Landwehr 1. Aufgebots, — Dr.
Pauschinger (Nürnberg), Dr. Würzburger (Bayreuth), Stabsärzte von der Landw.
2. Aufgebots, — der Abschied bewilligt.
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Den 27. April 1895.
Dr. Barg], Oberstabsarzt 2. Kl. und Bats.-Arzt vom 16. Inf.-Regt. Grossherzog
Ferdinand von Toskana, als Regts.-Arzt zum 2. Feldart.-Regt. Horn, — Dr.
v. Kirchbauer, Stabs- und Bats.-Arzt vom 1. Pion.-Bat, zum Invalidenbaus, —
Dr. Groll, Stabsarzt vom Invalidenhaus, als Bats.-Arzt zum 16. Inf .-Regt. Gross¬
herzog Ferdinand von Toskana, — Dr. Schönwerth, Assist.-Arzt 2. Kl. vom
17. Inf.-Regt. Orff, zum Inf.-Leib-Regt., — versetzt — Dr. Niedermayr,
Stabsarzt bei der Kommandantur Nürnberg, zum fiberzähl. Stabsarzt 2. Kl., — Dr.
Be da 11, Assist.-Arzt 1. Kl. vom Inf.-Leib-Regt., zum Stabs- und Bats.-Arzt im
1. Pion.-Bat, — Dr. Schuster, Assist-Arzt 2. Kl. im 2. Inf.-Regt Kronprinz,
zum Assist-Arzt 1. Kl.. — Dr. Zuber, Unterarzt im 7. Inf.-Regt. Prinz Leopold,
zum Assist-Arzt 2. Kl. — befördert. — Dr. Baumbach, Oberstabsarzt 1. Kl. und
Regts.-Arzt im 12. Inf.-Regt Prinz Arnulf, ein Patent seiner Charge verliehen. —
Dr. Roth, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arkt des 2. Fussart-Regts., — Dr. Höhne,
Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des 8. Inf.-Regts. vakant Pranckh, — als Ober¬
stabsärzte 1. Kl. charakterisirt
Den 8. Mai 1895.
Dr. v. Orff, Stabs- und Bats.-Arzt im 2. Inf.-Regt Kronprinz, mit der gesetz¬
lichen Pension und mit der Erlaubnis zum Tragen der Uniform mit den für
Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen der Abschied bewilligt. — Dr. Wolff-
hfigel, Assist-Arzt 1. Kl. vom Sanitätsamt II. Armeekorps, zum 1. Inf.-Regt. König,
— Dr. Hauenschild, Assist-Arzt 2. Kl. vom 2. Feldart.-Regt Horn, zum Sanitats-
amt II. Armeekorps, — Dr. Rossnitz, Assist-Arzt 2. Kl. vom 2. Pion.-Bat.,
zum 2. Feldart-Regt Horn, — versetzt. — Dr. Rapp, Assist.-Arzt 1. Kl. vom
1. Inf.-Regt. König, zum Stabs- und Bats.-Arzt im 2. Inf.-Regt. Kronprinz, — Dr.
Martius, Assist-Arzt 2. Kl. im 1. Feldart.-Regt. Prinz-Regent Luitpold, zum Assist.-
Arzt 1. Kl., — befördert
Den 9. Mai 1895.
Dr. Rohn (Hof), Assist-Arzt 1. Kl. in der Res., zum Stabsarzt, — Dr. Jelling-
haus, Dr. F.euchtwänger (I. München), Weber (Würzburg), Wächter (Nürn¬
berg), Welte, Dr. Wörnlein (Wflrzburg), Dr. Merx (Bamberg), Dr. Schulze
(Würzburg), Butters (Zweibrucken), Dr. Schmidt (Erlangen), Unterärzte in der
Res., — Dr. Friedmann (Hof), Unterarzt in der Landw. 1. Aufgebots, — zu
Assist.-Aerzten 2. Kl., — befördert
Veränderungen im Königlich Sächsischen Sanitätskorps.
Den 21. Mai 1895.
Die Assist-Aerzte 2. Kl.: Reinhard vom 7. Inf.-Regt. Prinz Georg
No. 106, — Dr. Eberwein vom Karab.-Regt, — Dr. Manitz vom 5. Inf.-Regt
Prinz Friedrich August No. 104; — die Assist-Aerzte 2. Kl. der Res. Dr.
Westphal des Landw.-Bez. Plauen, — Dr. Kann, Dr. Arnemann des Landw. -
Bez. Wurzen, — Dr. Dost des Landw.-Bez. I. Chemnitz, — Dr. Rohardt des
Landw.-Bez. Dresden-Neust., — zu Assist.-Aerzten 1. Kl., — Martschke,
Unterarzt vom 4. Inf.-Regt. No. 103, — Degering, Unterarzt der Res. des Landw.-
Bez. Leipzig, — zu Assist-Aerzten 2. Kl., — befördert. — Dr. v. Villers.
Assist.-Arzt 1. Kl. der Res. des Landw.-Bez. Dresden-Altst., — Dr. Buch, Stabsarzt
der Landw. 1. Aufgebots des Landw.-Bez. Dresden-Altst, behufs Ueberfubrung zum
Landsturm 2. Aufgebots, — der Abschied bewilligt.
. Veränderungen im Königlich Württembergischen Sanitätskorps.
Den 3. Mai 1895.
' Dr. Kirn, Assist-Arzt 1. Kl. im Ulan.-Regt. König Karl No. 19, zum überzähl.
Stabsarzt; — die Assist-Aerzte 2. Kl.: Dr. Mayser von der Res. des Landw-
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5S
Bez. Ulm, — Dr. Burk, Dr. Kap ff von der Res. des Landw.-Bez. Stuttgart, —
Dr. Hummel im Inf.-Regt. Kaiser Wilhelm, König von Preussen No. 120, — zu
Assist.-Aerzten 1. Kl., — befördert — Dr. Holzinger, Assist-Arzt 1. Kl.
im Inf.-Regt. Kaiser Wilhelm, König von Preussen No 120, in das Inf.-Regt Alt-
Württemberg No. 121 versetzt.
Ordensverleihungen.
Preussische;
Den Rothen Adler-Orden vierter Klasse:
dem Stabs- und Bataillonsarzt Dr. Arland vom 6. Inf.-Regt. No. 105 König
Wilhelm II. von Württemberg (Sachsen).
Die Königliche Krone zum Rothen Adler-Orden vierter Klasse:
dem Oberstabsarzt 2. Kl. a. D. Dr. Wegener zu Altona, bisher Bats.-Arzt
des Schleswig-Holstein. Pion.-Bats. No. 9.
Den Königlichen Kronen-Orden dritter Klasse:
dem Oberstabsarzt 1. Kl. a. D. Dr. Dreyer zu Mittelbergheim im Kreise
Schlettstadt, bisher Regts.-Arzt des Feldart-Regts. No. 15,
dem Oberstabsarzt 1. Kl. a. D. Dr. Schwartz zu Lüben, bisher Regts.-Arzt
des Drag.-Regts. von Bredow (1. Schl es.) No. 4.
Das Kreuz der Ritter des Königlichen Haus-Ordens von Hohenzollern:
dem Generalarzt 2. Kl. a la suite des Sanitätskorps Dr. Zunker.
Fremde:
Das Ritterkreuz erster Klasse des Königlich Schwedischen Wasa-
Ordens:
dem Stabsarzt Dr. Hummel, Bats.-Arzt im 1. Inf.-Regt. König.
F amilien-Nachrichten.
Verlobungen: Dr. Max Andereya, Assistenzarzt, mit Fräuleih Hedwig Falz
(Ehrenbreitstein-Idar), — Dr. Altgelt, Stabs- und Bataillonsarzt, mit Fräulein
Frieda Habel (Potsdam-Berlin), — Dr. Ottokar Brunzlow, Assistenzarzt, mit
Fräulein Elisabeth Boelitz (Hamburg-Wesel).
Verbindungen: Dr. Pauli, Stabsarzt, mit Fräulein Frida Scholz (Hanau u.
Braunschweig), — Dr. Kühne mann, Assistenzarzt 1. Klasse, mit Fräulein
Margarete Herold (Berlin).
Geburten: (Sohn) Dr. Salzwedel, Stabsarzt (Berlin), — (Tochter) Dr. Sommer,
Oberstabsarzt (Magdeburg).
Todesfälle: Dr. med. Martin Benjamin Rothe. Assistenzarzt 1. Klasse der Landw.
2. Aufgebots (Siegmar), — Dr. med. Friedrich Wilms, Assistenzarzt 2. Klasse der
Landw. 1. Aufgebots (Treptow a. Reg»), — Dr. med. Carl Becker, Stabsarzt der
Reserve (Liegnitz), — Dr. Gustav Lagus, Stabsarzt (Jauer), — Dr. Clebsch,
Assistenzarzt 1. Klasse der Landw. (Blankenhain), — Dr. Gustav Koblhardt,
Generalarzt a. D. (Metz).
Gedruckt in der Königlichen Hof buch drucke rei von E.S. Mittler k Sohn, Berlin SW„ Kochstr. 68—71.
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Amtliches Beiblatt
zur
Deutschen militärärztlichen Zeitschrift
1895. — Vierondzwanzigster Jahrgang. — Ml.
K riegsministeriom.
Medizinal * Abtheilung. »Berlin, 3. Mai 1895.
Die in den Beispielen des Musters für die Nach Weisung der Rückeinnahmen
zu den Unterhaltungskosten-Rechnungen auf Beilage 72 b der F. S. O. unter
Belag 9 vorgesehenen „Namentlichen Verzeichnisse der im Lazareth gegen Bezahlung
verpflegten Offiziere etc.“ erscheinen künftig entbehrlich, weil zur Prüfung der
Rückeinnahmen an Durchschnitts-Krankenpflegekosten die im §. 279,4 der F. S. O.
vorgeschriebenen „Namentlichen Listen der gegen Bezahlung arzneilich etc. ver¬
pflegten Personen“ mitbenutzt werden können.
Der Aufstellung dieser letztgenannten Listen haben die Lazarethe die grösste
Sorgfalt zuzuwenden und darin alle Revierkranken mit aufzunehmen, welche
weder überhaupt, noch für Rechnung des Kapitels 29 freie Arznei, Verpflegung
geniessen.
Es ist für die Folge ebenfalls nicht mehr erforderlich, die im §. 302,5 der
F. S. O. vorgeschriebene Nachweisung der am Schlüsse des Etatsjahres bei den
nicht Jahresrechnung legenden Lazarethen verbliebenen Bestünde an Feuerungs¬
und Erleuchtungsmitteln der Abnahmeverhandlung zu der Rechnung der Korps-
Zahlungsstelle vom Kapitel „Militär-Medizinalwesen“ beizufügen, da die bezüglichen
Angaben in den beim Rechnungshöfe des Deutschen Reiches verbleibenden Nach¬
weisungen über Einnahmen und Ausgaben an Feuerungsmitteln etc. enthalten sind;
vergl. Bemerkung 4 b auf Seite 836 der F. S. 0.
Wegen Berichtigung der F. S. O. bleibt das Weitere Vorbehalten.
No. 1139/4. 95. M. A. v. Coler.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, 8. Mai 1895.
Im Falle der Verwendung von „Grünkern 4 * zur Krankenbeköstigung gelten
für die Bereitung des Mittagessens die Sätze unter II. 4 b,
für die Bereitung des Abendessens die Sätze unter III. A. 2 der Beilage 14
zur F. S. O.
No. 2036/4. 95. M. A. v. Coler.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, 21. Mai 1895.
Dem Königlichen Sanitätsamt theilt die Abtheilung ergebenst mit, dass die
durch die Verfügung vom 20. Mai 1886 No. 654/2. M. M. A. (A.-V.-Bl. für 1886
No. 106 S. 169) vorgeschriebenen, Ende April jeden Jahres hierher vorzulegenden
Mittheilungen über die stattgehabten Ueberführungen von Kranken nach anderen
Garnisonlazarethen und über die dortseits getroffenen bezüglichen Anordnungen
künftighin in Fortfall kommen können.
Amtliches Beiblatt. 1895.
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Die gleichzeitig Ende April jeden Jahres, gemäss des Schlusssatzes der Ver¬
fügung vom 11. Februar 1893 No. 1392/11. 92. M. A., hierher vorznlegenden
Berichte über Anordnungen, betreffend Lazarethkranke, deren Behandlungsdauer
die Zeit von zwei Monaten überschritten hat, sind künftighin ebenfalls nicht mehr
erforderlich, nachdem sich die durch die letztgenante Verfügung getroffenen, auch
künftig besonders zu beachtenden Anordnungen, nach den übereinstimmenden
Meldungen sämmtlicher Sanitätsämter, durchaus bewährt haben.
Es ist diesseits jedoch aufgefallen, dass mehrfach mit den nach vorstehender
Verfügung den Sanitätsämtern zu erstattenden Berichten der Sanitätsoffiziere gleich¬
zeitig Abschriften der Krankenblätter über die betreffenden Lazarethkranken einge¬
fordert oder eingereicht worden sind.
Im Interesse der Verminderung des Schreibwesens dürfte es jedoch angängig sein,
für gewöhnlich hierbei von der Einreichung von Krankenblattabschriften abzusehen
und nur in solchen Fällen, wo eine Einsichtnahme in Krankenblätter für erforderlich
erachtet wird, dieselben in Urschrift einzufordern.
No. 213/5. 95. M. A. v. Coler.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, 24. Mai 1895.
Dem Königlichen Generalkommando beehrt sich die Abtheilung, anliegend
. . Exemplare des vorläufigen Berichts*) über die zur Gewinnung physiologischer
Merkmale für die zulässige Belastung des Soldaten auf Märschen mit Genehmigung
Seiner Exzellenz des Herrn Kriegsministers diesseits angeordneten und von
Dr. N. Zuntz, Professor der Physiologie von der landwirtschaftlichen Hochschule
zu Berlin und Dr. Schumburg, Stabsarzt beim medizinisch-chirurgischen Friedrich-
Wilhelms-Institut ausgeführten wissenschaftlichen Versuche mit dem ganz ergebensten
Ersuchen zu übersenden, je ein Exemplar den unterstellten Divisions- und Infanterie-
Brigade - Kommandos sehr gefälligst übermitteln, das Uebrigbleibende aber zur
geneigten dortseitigen Kenntniss entnehmen zu wollen.
Das Sanitätsamt ist diesseits angewiesen worden, dem Königlichen General¬
kommando über das Ergebniss der Versuche Vortrag zu halten und zugleich Vor¬
schläge darüber zu machen, wie die bisher an einer kleinen Anzahl von Versuchs¬
personen angestellten Beobachtungen im grösseren Rahmen des Truppendienstes zu
erweitern sein würden, um auf der so gewonnenen breiteren Grundlage praktischer
Erfahrungen über Wesen, Ursache und Vorbeugungsmaassregeln für die 'als Hitzschlag
bezeichneten Marschkrankheiten zu gelangen.
No. 2521/3. 95. M. A. v. Coler.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, 5. Juni 1895.
Bei der Wäscheausbietung für die LazarethVerwaltung für das Jahr 1896/97
sind zur Verfügung der Abtheilung Stücke besonders nicht zu beschaffen.
No. 49/6. 95. M. A. v. Coler.
*) Siehe Heft 2 der Deutschen Militärärztlichen Zeitschrift für 1895.
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61
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, 5. Juni 1895.
Der Königlichen Intendantur wird mit Bezug auf die an das dortige Königliche
Generalkommando gerichtete Verfügung des Kriegsministeriums vom 19. Mai d. J.
No. 221/5. 95. Z. 1 empfohlen, im Einvernehmen mit dem Sanitätsamte die Be¬
schaffung der Monatsschrift „In des Königs Rock* auch für die Garnisonlazarethe
in Erwägung zu nehmen und das dazu Erforderliche zu veranlassen.
Die Kosten würden auf den Bibliothekfonds (Kapitel 29 Titel 15 b) der einzelnen
Lazarethe zu übernehmen, die Bestellung und nach Befinden auch die Bezahlung
der Schrift abe* der Vereinfachung wegen zweckmässig von einer Stelle zu be¬
wirken sein. *
No. 2676/5. 95. M. A. v. Coler.
A.-V.-Bl. 14, No. 133.
Einführung neuer Proben von Ausrüstungs- und Bekleidungsstücken.
Auf den Mir gehaltenen Vortrag bestimme Ich:
1. Bei der Infanterie und den Jägern (Schützen) sind:
a) die Helme und Tschakos — unbeschadet der bezüglich der Be¬
schläge und der Zierarten zur Zeit bestehenden Verschiedenheiten, —
b) die Tornister,
c) die Patronentaschen für Gemeine,
d) die Leibriemen,
e) die Hemden.
f) die Unterhosen
für die Folge nach den von Mir genehmigten Proben zu beschaffen bezw.
anzufertigen.
Die Probe der Hemden ist auch für die gesummten übrigen
Truppen, die der Unterhosen für die übrigen Fusstruppen maass¬
gebend.
2. Bel den sämmtlichen Fusstruppen erhalten die Waffenröcke getheilte
Schösse sowie an den Aermeln einen Schlitz zum Auf- und Zuknöpfen des
unteren Aermels. Auch werden die Waffenröcke im Allgemeinen weiter,
die Kragen an denselben um einen halben bis einen Centimeter niedriger
und etwa einen Centimeter weiter, als bisher üblich, angefertigt und
verpasst.
3. Die aus Vorstehendem sich ergebenden Aenderungen in der Ausrüstung
und Bekleidung der Truppen gelangen zur Ausführung, soweit die Mittel
hierzu verfügbar sind. Auch sind die Aenderungen bei den Ausrüstungs¬
stücken derart durchzuführen, dass die Bataillone für die Kriegsstärke
jederzeit in sich gleichmässig ausgestattet sind. Nur bei den für die Ersatz-
Bataillone bezw. Abtheilungen niedergelegten Ausrüstungsstücken kann
während der Uebergangszeit über Verschiedenheiten hinweggesehen werden.
Das Kriegministerium hat hiernach das Weitere zu veranlassen.
Neues Palais, den 25. Mai 1895.
Wilhelm.
An das Kriegsministerium. Bronsart v. Scliellendorff.
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62
A.-V.-Bl. 14, No. 135.
Kriegsministerinm. Berlin den 5. Juni 1895.
Beförderung der Lazarethgehülfen.
Mit Allerhöchster Genehmigung treten im §. 7 der * Bestimmungen über
Beförderung der Unteroffiziere im Frieden vom 14. Juni 1894“ folgende Aende-
rungen ein:
1. Absatz 2 ist zu streichen.
2. An Stelle desselben ist zu setzen:
„In sinngemässer Anwendung der Bestimmungen des §. 3,1 A. B. auf
die Lazarethgehülfen darf die Genehmigung zum Tragen des Offizier¬
seitengewehrs ertheilt werden:
A. nach zurückgelegter 9jahriger Dienstzeit:
a) den Oberlazarethgehülfen in etatsmässigen Schreiberstellen,
b) den Oberlazarethgehülfen, welche als Lazareth-Rechnungsführer
verwendet werden.
B. in der Regel nicht vor zuriiekgelegter 18 jähriger Dienstzeit:
anderen Oberlazarethgehülfen, welche hierzu in Anerkennung
besonders guter und treu geleisteter Dienste der Allerhöchsten
Gnade empfohlen werden. Bezügliche Anträge sind ebenfalls
auf dem Dienstwege zum 15. November jedes Jahres an das
Kriegsministerium zu richten.“
Bronsart v. Sehellendorff.
No. 11C4/5. 95. A. 1.
A.-V.-Bl. 15, No. 140.
Kriegsministerinm. Berlin den 9. Juni 1895.
Anlegung der Inaktivitäts-Abzeichen.
Die durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 26. Januar 1895 als Entwarf zur
Einführung gelangte „Bekleidungsvorschrift für Offiziere und Sanitätsoffiziere.
Theil I. Anzugsbestimmungen“ setzt unter Ziffer 58 fest,-dass inaktive Offiziere etc.,
welchen die Erlaubniss zum Tragen einer Uniform verliehen ist, diese entweder für
alle Zeiten mit denjenigen Unterscheidungszeichen, welche bei ihrem Ausscheiden
vorgesohrieben waren, oder nach Maassgabe etwaiger neuer Vorschriften — jedenfalls
aber mit den vorgeschriebenen Inaktivitäts-Abzeichen — tragen können.
Die Anlegung dieser Inaktivitäts-Abzeichen, deren Beschreibung in dem II. Theil
der Anzugsbestimmungen enthalten sein wird, muss demzufolge auch in allen den¬
jenigen Fällen stattfinden, in denen die Allerhöchsten Kabinets-Ordres, welche die
Verabschiedung oder Stellung zur Disposition unter Verleihung der Erlaubniss zum
Tragen einer Uniform anordnen, den Zusatz „mit den für Verabschiedete vorge¬
schriebenen Abzeichen“ oder „mit den bestimmungsmässigen Abzeichen* nicht
besonders enthalten.
Bronsart v. Schellendorff.
No. 602'5. 95. Z. 1.
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63
Personal-Veränderungen im Sanitätskorps.'
Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen.
Die Stabs- und Bats.-Aerzte: Dr. Statz vom Pion.-Bat. No. 16, zum
Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Drag.-Regts. von Wedel (Pomm.) No. 11,
— Dr. Espeut vom 2. Bat. des Königin Elisabeth Garde-Gren.-Regts. No. 3, zum
Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Gren.-Regts. König Friedrich Wilhelm IV.
(1. Pomm.) No. 2, — Dr. Böttcher vom 3. Bat. des Inf.-Regts. von. Al vensleben
(6. Brandenburg.) No. 52, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Litthau.
Ulan.-Regts. No. 12, — Dr. Kunze vom 2. Bat des Fussart-Regts. von Linger
(Ostpreuss.) No. 1, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Drag.-Regts. König
Albert von Sachsen (Ostpreuss.) No. 10; — die Assist. - Aerzte 1. Kl.:
Dr. Aschenbach vom Thüring. Ulan.-Regt. No. 6, zum Stabs- und Bats.-Arzt des
Pion.-Bats. No. 16, — Dr. Papenhausen vom Leib-Garde-Hus.-Regt, zum Stabs¬
und Bats.-Arzt des 2. Bats. des Inf.-Regts. Graf Barfuss (4. Westföl.) No. 17, —
Dr. Rosenthal vom Feldart-Regt. General-Feldzeugmeister (1. Brandenburg.) No. 3,
zum Stabs- und Bats.-Arzt des 2. Bats. 3. Posen. Inf.-Regts. No. 58, — Dr. Rhese
vom Feldart.-Regt. No. 35, zum Stabs- und Bats.-Arzt des 2. Bats. des Inf.-Regts.
No. 140, — Dr. Ebertz vom 2. Bad. Drag.-Regt. No. 21, zum Stabs- und Bats.-
Arzt des 1. Bats. des Bad. Fussart.-Regts. No. 14, — Dr. Ziemer aom Train-Bat.
No. 17, zum Stabs- und Bats.-Arzt des 1. Bats. des Inf.-Regts. von Boyen (5. Ost¬
preuss.) No. 41; — die Assist.-Aerzte 2. Kl.: Dr. Leuchtenberger vom
Garde-Train-Bat., — Dr. Janz vom Inf.-Regt. von Borcke (4. Pomm.) No. 21, —
Dr. Plitt vom Schleswig-Holstein. Train-Bat. No. 9, — Zemke vom Drag.-Regt.
König Albert von Sachsen (Ostpreuss.) No. 10. — Dr. Knaak vom Schleswig.
Feldart. - Regt. No. 9, — Dr. Schmiz vom 2. Rhein. Hus.-Regt. No. 9, —
Dr. Taubert vom Garde-Füs.-Regt.,— Dr. Glatzel vom 2. Garde-Regt. zu Fuss,—
Dr. Brausewetter vom 2. Garde-Drag.-Regt., — zu Assist.-Aerzten 1. Kl.;
— die Unterärzte: Dr. Becker vom Inf.-Regt. von Boyen (5. Ostpreuss.) No. 41,
unter gleichzeitiger Versetzung zum Gren.-Regt. König Friedrich III. (1. Ostprenss.)
No. 1, — Dr. Tornow vom Inf.-Regt. Graf Tauentzien von Wittenberg (3. Branden¬
burg.) No. 20, — Dr. Daos&uer vom 5. Rhein. Inf.-Regt. No. 65, — Dr. Schall
vom 1. Hanseat. Inf.-Regt. No. 75, dieser unter gleichzeitiger Versetzung zum
Feldart.-Regt. General-Feldzeugmeister (1. Brandenburg.) No. 3, — Dr. Krebs vom
2. Hannov. Inf.-Regt. No. 77, unter gleichzeitiger Versetzung zum Hus.-Regt, Kaiser
Franz Joseph von Oesterreich, König von Ungarn (Schleswig-Holstein.) No. 16, —
Dr. Hoppe vom 1. Bad. Leib-Gren.-Regt. No. 109, unter gleichzeitiger Versetzung zum
Train-Bat. No. 17, — Dr. Bl ec her vom Inf.-Regt. Markgraf Ludwig Wilhelm
(3. Bad.) No. 111, unter gleichzeitiger Versetzung zum Inf.-Regt. von Lützow (1. Rhein.)
No. 25, — Dr. Borgmann vom Hannov. Jäger-Bat. No. 10, unter gleichzeitiger
Versetzung zum Oldenburg. Drag.-Regt. No. 19, — Dr. Kuhn vom Iilf.-Regt.
Markgraf Karl (7. Brandenburg.) No. 60, unter gleichzeitiger Versetzung zum 1. Leib-
Hus.-Regt. No. 1, — zu Assist-Aerzteu 2. KI., — Dr. Trembur, Marine-
Unterarzt von der 2. Matrosen-Div., zum Marine-Assist.-Arzt 2. Kl.; — die Assist.-
Aerzte 1. Kl. der Res.: Dr. Koenig vom Landw.-Bez. Halberstadt, —
Dr. Mosberg vom Landw.-Bez. III Berlin, — Prebel vom Landw.-Bez. Woldenberg,
— Dr. Schlange vom Landw.-Bez. Hannover, — Dr. Hoffmann vom Landw.-
Bez. Halle a. S., — Dr. Ratz vom Landw.-Bez. Erfurt, — Dr. Bock I. vom
Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Hoffmann vom Landw.-Bez. I Trier, — Dr. Kresin
vom Landw.-Bez. Danzig, — Dr. Dommer vom Landw.-Bez. Hannover, —
Dr. Lüssem vom Landw.-Bez. Neuwied, — Dr. Oettinger vom Landw.-Bez. Ham¬
burg, — Dr. Schmitz vom Landw.-Bez. I Bochum; — die Assist.-Aerzte 1. Kl.
der Landw. 1. Aufgebots: Schenck vom Landw.-Bez. Lörrach, — Dr. Donitzky
vom Landw.-Bez. Hannover, — Dr. von Wild vom Landw.-Bez. I Cassel, —
Dr. Appuhn vom Landw.-Bez. Hannover,— Dr. Plinke vom Landw.-Bez. Celle,
— Dr. Kirberger vom Landw.-Bez. Frankfurt a. M., — Dr. Reinecke vom
Landw.-Bez. Kiel, — Dr. Orth I. vom Landw.-Bez. I Darmstadt, — Aue vom
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Landw.-Bez. Hildesheim, — Dr. Neu mann vom Landw.-Bez. Königsberg, —
Dr. Mirbach vom Landw.-Bez. Neuss, — Dr. Gr ei ff vom Landw.-Bez. II Münster,
— Dr. Fleischhauer vom Landw.-Bez. Neuss, — Dr. Knauer vom Landw.-Bez.
Görlitz, — Dr. Laffert vom Landw.-Bez. Stargard; —die Assist.-Aerzte 1. Kl.
der Landw. 2. Aufgebots: Dr. Kirchberg vom Landw.-Bez. II Braunschweig,
— Dr. von Thaden vom Landw.-Bez. Lübeck, — Prof. Dr. Fl ein er vom Landw.-
Bez. Heidelberg, — zu Stabsärzten, — befördert. — Die Assist.-Aerzte
2. Kl. der Res.: Dr. Gissler vom Landw.-Bez. Offenburg, — Dr. Feis vom
Landw.-Bez. Frankfurt a. M,, — Dr. Ivers vom Landw.-Bez. Torgau, —
Dr. Bender vom Landw.-Bez. Metz, — Dr. Kallius vom Landw.-Bez. Göttingen, —
Dr. Zimnik vom Landw.-Bez. Gleiwitz, — Dr. Hillemanns vom Landw.-Bez.
Geldern, — Süssmann vom Landw.-Bez. Kreuzburg, — Dr. Rü sch hoff vom
Landw.-Bez. I Bochum, — Dr. Hellner vom Landw.-Bez. III Berlin, —
Dr. Schmidt vom Landw.-Bez. Magdeburg, — Dr. Win ekler vom Landw.-Bez.
I Breslau, — Dr. Kaute vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Streitke vom
Landw.-Bez. Frankfurt a. M., — Dr. Jacoby II. vom Landw.-Bez. III Berlin, —
Dr. Berger vom Landw.-Bez. Mainz,— Pinther vom Landw\-Bez. Altenburg, —
Dr. Funcke vom Landw.-Bez. Strassburg, — Dr. Pick I. vom Landw.-Bez.
III Berlin, — Dr. Weidmann vom Landw.-Bez. Stolp, — Dr. Kulenkamp vom
Landw.-Bez. II Altona, — Dr. Blumenthal vom Landw.-Bez. III Berlin, —
Dr.Sartorius vom Landw.-Bez. Bonn, — Dr. Sander II. vom Landw.-Bez. III Berlin,
— Dr. Schultz vom Landw.-Bez. Worms, — Dr. Levinstein vom Landw.-Bez.
III Berlin, — Dr. Körner vom Landw.-Bez. Hannover, — Dr. Westphalen vom
Landw.-Bez. Kiel, — Dr. Gerhardi vom Landw.-Bez. Siegen, — Dr. Fähndrich
vom Landw.-Bez. Offenburg, — Dr. Meyerhardt vom Landw.-Bez. Woldenberg;
die Assist.-Aerzte 2. Kl. der Landw. 1. Aufgebots: Dr. Boldt vom Landw.-
Bez. Graudenz, — Dr. Bloch vom Landw.-Bez. Mülhausen i. E., — Dr. Lüsebrink
vom Landw.-Bez. Marburg, — Dr. König vom Landw.-Bez. St. Wendel, —
Dr. Lochte vom Landw.-Bez. Hamburg, — Dr. Hesse II. vom Landtv.-Bez. III Berlin,
— Dr. Köhler vom Landw.-Bez. Görlitz, — Dr. Fiedler vom Landw.-Bez.
Dessau, — zu Assist. - Aerzten 1. Kl.; — die Unterärzte der Res;:
Dr. Pochat vom Landw.-Bez. Stettin, — Dr. Tschirschwitz vom Landw.-Bez.
Hamburg, — Lemberg, Dr. Hildebrandt vom Landw.-Bez. III Berlin, —
Dr. Encke vom Landw.-Bez. Rostock, — Dr. Schirmer vom Landw.-Bez. I Cassel,
— Dr. Halle, Dr. Oppler vom Landw.-Bez. I Breslau, — Dr. Cordes vom
Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Westphal vom Landw.-Bez. Anklam, — Dr. Epstein,
Dr. Löwenthal vom Landw\ -Bez. I Breslau, — Dr. Hammerschmidt,
Dr. Farwig vom Landw.-Bez. I Münster, — Schumann vom Landw.-Bez. Detmold,
— Dr. Tenderich vom Landw.-Bez. Recklinghausen, — Dr. Mohr vom Landw.-
Bez. Bielefeldt, — Fonrobert. vom Landw.-Bez. Rostock, — Wohlberg vom
Landw.-Bez. I Bremen, — Dr. Engel vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Essen
vom Lahdw.-Bez. Aurieh, — Dr. Gersdorf vom Landw.-Bez. I Braunschweig. —
Dr. Mönnikes vom Landw.-Bez. Paderborn. — Schläger vom Landw.-Bez.
II Oldenburg, — Dr. Hoch heim vom Landw.-Bez. I Cassel, — Girs hausen
vom Landw.-Bez. Mannheim, — Dr. Buchmüller vom Landw.-Bez. Bruchsal, —
Fassbender vom Landw.-Bez. Cöln, — Dr. Roos, Roth, Kreitz, Schmidt
vom Landw.-Bez. Strassburg, — Dr. Drewitz vom Landw.-Bez. Ankläm, —
Dr. Müller vom Landw.-Bez. Neustadt, — Dr. Möhlfeldt, Unterarzt der Marine-
Res. vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Dürr, Unterarzt der Marine-Res. vom
Landw.-Bez. Offenburg, — zu Assist.-Aerzten 2. Kl., — befördert. — Den
Oberstabsärzten I. Kl. und Regts.-Aerzten: Dr. Weigand vom Inf.-Regt.
No. 138, — Dr. Wende vom Inf.-Regt. Markgraf Ludwig Wilhelm (3. Bad.)
No 111, — Dr. Zedelt vom Inf.-Regt. Keith (1. Oberscbles.) No. 22, — Dr. Boehr,
Oberstabsarzt 1. Kl. und Garn.-Arzt in Stettin, — Dr. Hecker, Oberstabsarzt 2. Kl.
und Regts.-Arzt des Niederrhein. Füs.-Regts. No. 39, — ein Patent ihrer Charge,
— Dr. Grundier, Gen.-Arzt 2. Kl und Korpsarzt des II. Armeekorps, der Charakter
als Gen.-Arzt 1. Kl.; — den Oberstabsärzten 2. Kl. und Regts.-Aerzten:
Dr. Kirchner vom Greu.-Regt König Friedrich III. (1. Ostpreuss.) No. 1, —
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65
Dr. Winter vom Inf.-Regt. von Groliftan (1. Posen.) No. 18, — Dr. Rittershansen
vom lnf.<Regt. No. 97, — Dr. Weber vom 3. Thüring. Inf.-Regt. No. 71, —
Dr. Mahner-Mons vom Inf.-Regt. Graf Kirchbach (1. Niederschles.) No. 46, —
Dr. Kroker vom Nassau. Feldart.-Regt. No. 27, — Dr. Wischer vom 7. Thüring.
Inf-Regt. No. 96, — der Charakter als Oberstabsarzt 1. Kl., — verliehen.
— Dr. Zabel, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom Drag.-Regt. König Albert
von Sachsen (Ostpreuss.) No. 10, zum Grossherzogi. Hess. Feldart.-Regt No. 25
(Grossherzogi. Art-Korps), — Dr. Schönlein. Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt
vom Gren.-Regt. König Friedrich Wilhelm IV. (1. Pomm.) No. 2, zum 1. Hanseat.
Inf.-Regt. No. 75, — versetzt. — Die Stabs- und Bats.-Aerzte: Dr. Essel¬
brügge vom 3. Bat. 5. Westfäl. Inf.-Regts. No. 53, zum 1. Bat. desselben Regts.,
— Dr. Weber vom 3. Bat. des Grossherzogi. Mecklenburg. Füs.-Regts. No. 90,
zum 2. Bat des Königin Elisabeth Garde-Gren.-Regts. No. 3, — Dr. Hoffmann
vom 2. Bat. des Inf.-Regts. Graf Barfuss (4. Westfäl.) No. 17, zum 3. Bat. des
Grossherzogi. Mecklenburg. Füs.-Regts. No. 90, — Dr. Eckermann vom 1. Bat.
des Inf.-Regts. von Boyen (5. Ostpreuss) No. 41, zum 2. Bat. des Fussart-Regts.
von Linger (Ostpreuss.) No. 1, — Dr. Varenhorst vom 2. Bat. des Inf.-Regts.
No. 140, zum 1. Bat des Inf.-Regts. Graf Bülow von Dennewitz (6. Westfäl.)
No. 55, — Dr. Ziemann vom 1. Bat. des Bad. Fussart-Regts. No. 14, zum 3. Bat.
4. Thüring. Inf.-Regts. No. 72, — Dr. Grosser vom 2. Bat. 3. Posen. Inf.-Regts.
No. 58, zum 2. Bat. des Inf.-Regts. von Courbiere (2. Posen.) No. 19; — die
As8ist.-Aerzte 2. Kl.: Dr. Jahn vom Hus.-Regt. Kaiser Franz Joseph von
Oesterreich, König von Ungarn (Schleswig-Holstein.) No. 16, zum 2. Bad. Drag.-
Regt No. 21, — Beck vom 1. Grossherzog]. Hess. Inf.-(Leib-Garde-)Regt. No. 115,
zum Thüring. Ulan.-Regt. No. 6,— Dr. Graessner vom 1. Leib-Hus.-Regt. No. 1,
zum Leib-Garde-Hus.-Regt., — Dr. Granier vom Inf.-Regt. Graf Tauentzien von
Wittenberg (3. Brandenburg.) No. 20, zum 2. Pomm. Ulan.-Regt. No. 9, —
Dr. Osann vom 1. Grossherzogi. Hess. Drag.-Regt. (Garde-Drag.-Regt.) No. 23, zum
Hess. Feldart-Regt. No. 11, — versetzt — Dr. Triest, Stabs- und Bats.-Arzt
vom 3. Bat. 4. Thüring. Inf.-Regts. No. 72, ä la suite des Sanitätskorps gestellt. —
Dr. Büttner, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom 1. Hanseat. Inf.-Regt. No. 75,
mit Pension, dem Charakter als Gen.-Arzt 2. Kl. und seiner bisherigen Uniform; —
Dr. Schaefer, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom Grossherzogi. Hess. Feldart.-
Regt. No. 25 (Grossherzogi. Art.-Korps), mit Pension und seiner bisherigen Uniform,
— Dr. Schweiger, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom Litthau. Ulan.-Regt.
No. 12, mit Pension, — Dr. Stabbert, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom
Drag.-Regt. von Wedel (Pomm.) No. 11, mit Pension und seiner bisherigen Uniform,
— Dr. Styx, Stabs- und Bats.-Arzt vom 1. Bat. des Inf.-Regts. Graf Bülow von Denne¬
witz (6. Westfäl.) No. 55, mit Pension, dem Charakter als Oberstabsarzt 2. Kl.
und seiner bisherigen Uniform, — Prof. Dr. Behring, Stabsarzt ä la suite des
Sanitätakorps, mit Pension und seiner bisherigen Uniform, — Dr. Knüppel, Assist -
Arzt 1. Kl. der Res. vom Landw.-Bez. III. Berlin, — Dr. Eichler, Assist.-Arzt
1. Kl. der Res. vom Landw.-Bez. Frankfurt a. O.; — den Stabsärzten der
Landw. 1. Aufgebots: Dr. Böhler vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Steding
vom Landw.-Bez. Schwerin, — Dr. Dithmar vom Landw.-Bez. I Oldenburg, —
Dr. Born vom Landw.-Bez. Dessau, diesem mit seiner bisherigen Uniform, — Prof.
Dr. Lahs, Oberstabsarzt 2. Kl. der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-Bez. Marburg,
mit dem Charakter als Oberstabsarzt 1. Kl. mit seiner bisherigen Uniform, — Dr.
v. Holwede, Stabsarzt der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-Bez. I Braunschweig,
— Dr. Steinebach, Assist.-Arzt 1. Kl. der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-
Bez. Osnabrück, — Dr. Reisinger, Assist.-Arzt 1. Kl. der Landw. 2. Aufgebots
vom Landw.-Bez. Mainz, — Dr. Schüller, Assist-Arzt 2. Kl. der Landw. 2. Aufgebots
vom Landw.-Bez. Oels, — der Abschied bewillligt. — Dr. Obuch, Assist.-
Arzt 1. Kl. vom Inf.-Regt. Fürst Leopold von Anhalt-Dessau (1. Magdeburg.) No. 26,
aus dem aktiven Sanitätskorps ausgeschieden und zu den Sanitätsoffizieren der Res.
übergetreten.
Kiel, an Bord S. M. Yacht „ Hohenzollern“, den 25, Juni 1895.
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66
Nachweisung der beim Sanitätskorps in den Monaten April und Mai 1895
eingetretenen Veränderungen.
Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee.
Den 24. April.
Kühe, einjährig-freiwilliger Arzt, zum Unterarzt bei dem Inf.-Regt. Graf Kirch-
bach (1. Niederschles.) No. 46, ernannt,
den 10. Mai.
Dr. Helmbold, einjährig-freiwilliger Arzt vom 6. Thüring. Inf.-Regt. No. 95,
zum Unterarzt im Inf.-Regt. von Wittich (3. Hess.) No. 83, ernannt,
den 11. Mai.
Dr. Leimbach, einjährig-freiwilliger Arzt vom Niederschles. Inf.-Regt No. 51,
zum Unterarzt im Feldart.-Regt von Podbielski (Niederschles.) No. 5, ernannt,
den 15. Mai.
Dr. Derlin, Unterarzt vom 2. Nassau. Inf.-Regt. No. 88,— Dr. Graessner,
Unterarzt vom 4. Bad. Inf.-Regt. Prinz Wilhelm No. 112,
den 22. Mai.
Dr. v. Üaselberg, Unterarzt vom Inf.-Regt. Freiherr von Sparr (3. Westfal.)
No. 16, .
den 31. Mai.
Dr. Marx, Unterarzt vom 2. Bad. Gren.-Regt. Kaiser Wilhelm I. No. 110, —
sämmtlich mit Wahrnehmung je einer bei ihren Truppentheilen offenen Assist-
Arztstelle beauftragt.
Veränderungen im Königlich Bayerischen Sanitätskorps.
Den 31. Mai 1895.
Dr. Weinig (Gunzenhausen), Stabsarzt, — Dr. Hautle (Augsburg), Assist-
Arzt 1. Kl., Letzterem mit der Erlaubniss zum Tragen der Uniform mit den Ab¬
zeichen für Verabschiedete, — Beide von der Landw. 1. Aufgebots, — Dr. Porzelt
(Kitzingen), Stabsarzt. — Dr. Günther (Gunzenhausen), Dr. Wagner, Dr. Freese
(Hof), Assist-Aerzte 1. Kl., — sämmtlich von der Landw. 2. Aufgebots, — der
Abschied bewilligt. — Dr. van Nüss (Kissingen), Dr. Teufel (Kitzingen),
Dr. Attensamer (I. München), Assist-Aerzte 1. Kl. in der Landw. 1. Aufgebots,
zu Stabsärzten, — Dr. Rebitzer (Weiden), Assist-Arzt 2. Kl. in der Res., —
Dr. Fick (Hof), Assist.-Arzt 2. Kl. in der Landw. 1. Aufgebots, — zu Assist-
Aerzten 1. Kl., — befördert.
Den 4. Juni 1895.
Dr. Ritter v. Lotzbeck, Generalstabsarzt der Armee (mit dem Range als
Gen.-Lt.) und Chef des Sanitätskorps und der Medizinalabtheil, im Kriegsministerium,
in Genehmigung seines Abschiedsgesuches und unter Versetzung in das Verhältniss
ä la 6uite des Sanitätskorps, mit der gesetzlichen Pension zur Disp. gestellt. —
Dr. Vogl, Gen.-Arzt 1. Kl. und Vorstand des Operationskursus für Militärärzte,
zum Generalstabsarzt der Armee, Chef des Sanitätskorps und der Medizinalabtheil,
im Kriegsministerium ernannt. — Dr. Schönborn, Gen.-Arzt 1. Kl. und a la suite
des Sanitätskorps, — Dr. Port, Gen.-Arzt 1. Kl. und Korpsarzt II. Armeekorps,
— der Rang als Gen.-Major verliehen.
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67
Den 12. Juni 1895.
Riedl, Unterarzt des 4. Inf.-Regts. König Wilhelm von Württemberg, zum
Assist.-Arzt 2. Kl. in diesem Truppentheil, — Dr. Morian (Augsburg), Dr. Mantel
(Amberg), Hirsch (Würzburg), Unterärzte der Res., zu Assist.-Aerzten 2. Kl. der
Res., — befördert.
Den 14. Juni 1895.
Dr. Mohr, Gen.-Arzt 1. Kl. (mit dem Range als Gen.-Major) und Korpsarzt
I. Armeekorps, in Genehmigung seines Abschiedsgesuches mit der gesetzlichen Pension
zur Disp. gestellt. — Dr. Seggel, Oberstabsarzt 1. Kl., unter Beibehaltung seiner
bisherigen Eigenschaft als Dozent dortselbst, zum Vorstand des Operationskurses
für Militärärzte ernannt. — Dr. Vogl, Oberstabsarzt 1. Kl., bisher Chefarzt des
Garn.-Lazareths München und Div.-Arzt der 1. Div., mit Wahrnehmung der Ge¬
schäfte des Korpsarztes I. Armeekorps beauftragt. — Dr. Rüth, Oberstabsarzt 1. Kl.
und Regts.-Arzt im 5. Feldart.-Regt., — Dr. Schuster, Oberstabsarzt 1. Kl. und
Dozent am Operationskurs für Militärärzte, — Patente ihrer Charge verliehen.
Den 25. Juni 1895.
Dr. Wohlfart (Augsburg), Stabsarzt der Res., — Dr. Köberlin (Erlangen),
Assist.-Arzt 1. Kl. der Landw. 2. Aufgebots, — der Abschied bewilligt.
Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee.
Steidl, einjährig-freiwilliger Arzt vom 1. Train-Bat., zum Unterarzt im
1. Schweren Reiter-Regt. Prinz Karl von Bayern ernannt und mit Wahrnehmung
einer offenen Assist.-Arztstelle beauftragt.
Veränderungen im Königlich Sächsischen Sanitätskorps.
Den 25. Juni 1895.
Dr. Merzdorf, Assist.-Arzt 2. KI. vom 3. Inf.-Regt. No. 102 Prinz Regent
Luitpold von Bayern, zum Assist.-Arzt 1. Kl., — Walter, Unterarzt vom 2. Gren.-
Regt. No. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preussen, — Dr. Schreber, Unterarzt
vom 4. Inf.-Regt. No. 103; — die Unterärzte der Res.: Dr. Neidhardt des
Landw.-Bez. Schneeberg, — Dr. Barnick, Grosse, Hillmann, Dr. Schmidt,
Franke, Stroscher, Meinel des Landw.-Bez. Leipzig, — Dr. Hanfe, Rumpel,
Dr. Hopf, Dr. Beschorner, Dr. Bassenge des Landw.-Bez. Dresden-Altst., —
Dr. H esse, Dr. Schnabel, Reinhardt, Unterärzte der Landw. 1. Aufgebots des
Landw.-Bez. Leipzig, — zu Assist.-Aerzten 2. Kl., — befördert. —
Dr. Troitzsch, Dr. Haase, Stabsärzte der Landw. 2. Aufgebots des Landw.-
Bez. Leipzig, behufs Ueberfübrung zum Landsturm 2. Aufgebots der Abschied be¬
willigt.
Veränderungen im Königlich Württembergischen Sanitätskorps.
Den 10. Jnni 1895.
Beck,’ Unterarzt der Res. vom Landw.-Bez. Reutlingen, unter gleichzeitiger
Anstellung im aktiven Sanitätskorps und zwar beim Inf.-Regt. König Wilhelm L
No. 124, zum Assist.-Arzt 2. Kl. befördert.
Ordensverleihungen.
Preussiscbe:
Den Rothen Adler-Orden vierter Klasse:
dem Stabsarzt a. D. Prof. Dr. Angerstein zu Berlin.
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F re mde:
Das Komthurkreuz des Militär-Verdienst-Ordens:
dem Generalarzt 1. Kl. z. D. (mit dem Hange als Generalmajor) Dr. Mohr,
bisher Korpsarzt I. Armeekorps.
Das Ritterkreuz des Ordens der Württembergischen Krone:
dem (Oberstabsarzt 1 . Kl. Dr. Steiner, Gam.-Arzt der Festung Ulm (linkes
Donauufer).
Das Ehrenkreuz des Grossherzoglich Mecklenburg - Schwerinschen
Greifen-Ordens und das Offizierkrenz des Französischen Ordens der
Ehrenlegion:
dem Stabsarzt Dr. Behring, a la suite des Sanitätskorps.
Den Verdienst-Orden vom heiligen Michael erster Klasse:
dem Generalstabsarzt z. D. (mit dem Range als Gen.-Lt) Dr. Ritter v. Lotzbeck,
a la suite des Sanitätskorps, bisher von der Armee und Chef des Sanitätskorps
und der Medizinalabtheil. im Kriegsministerium.
Das Offizierkreuz des Königlich Griechischen Erlöser-Ordens:
dem Stabsarzt Dr. Ko walk, Bats.-Arzt des 2. Bats. 2. Garde-Regts. zu Fuss,
dem Stabsarzt Dr. Wer nicke vom medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms-
Institut.
Familien-Nachrichten.
Verbindungen: Dr. Hormann, Stabsarzt, mit Fräulein Käthe Mosel (Goslar),
— Dr. Barth, Stabsarzt, mit Fräulein Helene Petiskus (Breslau).
Todesfälle: Bruno Mögel, Assistenzarzt 2. KI. der Reserve (Altona), — Dr. Carl
Ferdinand Sch aus s, Oberstabsarzt a. D. (Erfurt).
Gedruckt in der Königlichen Hofbuchdruckerei von E.S. Mittler «ft Sohn, Berlin SW., Eochstr. 68—71.
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Amtliches Beiblatt
zur
Deutschen militärärztlichen Zeitschrift
1895. — Vierondzwanzigster Jahrgang. — M 8 tL 9.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheiiung. Berlin, 13. Juni 1895.
Gegen die Verwendung von gedörrten Mohrrüben zur Bereitung des Mittag*
essens für Kranke der III. Beköstigungsform findet sich nichts einzuwenden
Als Portionssatz werden auf Grund der dortseitigen Erfahrungen 25 g gedörrte
Mohrrüben mit einem Kartoffelzusatz von 270 g als ausreichend erachtet
Dem Königlichen Sanitatsamte ist Mittheilung zu machen.
An die Königliche Intendantur des x. Armeekorps.
Abschrift.
No. 2332/5. 95. M. A. v. Coler.
Kriegsministerium.
Medizinal * Abtheilung. Berlin, 22. Juni 1895.
Nach den auf Grund der Verfügung vom 4. Mai 1894 No. 2260/4. 94. M. A.
erstatteten Berichten ist Dörrobst als Krankenkost durchaus geeignet und den
bisher nach Beilage 14. IV. 18 der F. S. O. zur Krankenbeköstigung verwendeten
gedörrten Obstarten, dem sogenannten Backobste, im Allgemeinen vorzuziehen.
Nach dem Ergebnisse der angestellten Versuche erscheinen bei der Verwendung
von Dörrobst mit Rücksicht auf seine grössere Ausgiebigkeit folgende Portionssätze
als ausreichend:
für Aepfel.50 g und 35 g Stückzucker
* Birnen.60 „ Ä 15 * „
„ Pflaumen
oder Kirschen.90 * „ 20 * „
Werden verschiedene Obstarten zusammen verabreicht, sogenanntes Mischobst, welches,
wie von mehreren Seiten hervorgehoben wird, die Kranken bevorzugen, so wird
ein Portionssatz von 60 g Dörrobst und 20 g Stückzucker für ausreichend erachtet.
y Bei etwaiger Verwendung von Backobst als Krankenkost verbleibt es bei den
bisherigen Sätzen unter IV. 18 der Beilage 14 der F. S. O.
No. 1302/6. 95. M. A. v. Coler.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, 24. Juni 1895.
Um in den Krankenstuben das grelle Licht der Gasflamme von den Kranken
während der Nachtruhe abzuhalten und einer Störung des Schlafes in wirksamer
Weise zu begegnen, hat sich nach eingehendsten Versuchen die Anbringung einer
sogenannten Globeglocke von Milchglas mit blauem Stoffüberzug über der Gas¬
flamme als am geeignetsten erwiesen.
Amtliches Beiblatt. 1895.
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70
Die Befestigung des Stoffüberzuges an der Glocke geschieht zweckmässsig durch
einen Drathring, weit genug, um einerseits ein Verbrennen des Stoffes, andererseits
ein Herabfallen desselben zu verhindern. Wenn nöthig, kann der Drahtring noch
mit drei Haken an dem oberen Rande der Glocke befestigt werden.
Indem die Einführung derartiger Schutzvorrichtungen in den Krankenstuben
mit Gasbeleuchtung nach Maassgabe der dortseits verfügbaren Mittel, eventuell
zunächst nur in den mit Schwerkranken belegten Stuben, anheimgegeben wird,
bemerkt die Abtheilung, dass etwaigen zweckmässigen Aenderungen in der An¬
bringung des Stoffüberzuges nichts entgegensteht.
No. 814/6. 95. M. A. v. Coler.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, 27. Juni 1895.
Es hat sich das Bedürfniss herausgestellt, zur Förderung des Unterrichts der
Lararethgehülfen, namentlich bei dem Unterricht über den Bau des menschlichen
Körpers und die Verrichtungen seiner Theile, noch mehr wie bisher das von dem
unterrichtenden Sanitätsoffizier Vorgetragene durch plastische Darstellungen und
dergleichen zu veranschaulichen.
Es eignen sich hierzu besondere Modelle des menschlichen Körpers und seiner
Theile, wie sie die Lehrmittelanstalt Dr. med. Benninghoven o. Messing
(Inhaber: Assistenzarzt 1. Klasse der Reserve Dr. Benninghoven), Berlin NW.,
Bandelstrasse No. 25, gemäss anliegender Preisliste anfertigt.
Das Königliche Sanitätsamt wird daher ergebenst' ersucht, für jede der im
Korpsbereich vorhandenen bezw. am 1. Oktober d. Js. einzurichtenden Lazareth-
gehülfenschulen durch das Garnisonlazareth No. I hierselbst folgende Modelle von
der genannten Firma beschaffen zu lassen:
1. Kopf, natürliche Grösse, senkrecht durchschnitten, die Schädelknochen nebst
Höhlen, Grosshirn und Kleinhirn sowie verlängertes Mark/] Nasenhöhle, Luftröhre,
Zunge, Gaumen, Speiseröhre etc. sichtbar. Preis 10 JC. No. 2g der Preisliste.
2. Augapfel, fünffach vergrössert, mit Muskelansätzen, in Horn-und Aderhant,
Glaskörper und Linse zerlegbar. Preis 10 JC No. 3 a der Preisliste.
3. Gehörorgan, fünffach vergrössert, nicht zerlegbar. Preis 10 JC No. 4a
der Preisliste.
4. Herz, natürliche Grösse, zum Oeffnen, auf Stativ. Preis 8 JC No. 9b,S
der Preisliste.
5. Torso stehend, von vorn zu öffnen, die Brusteingeweide, Lungen mit Herz
in einem Stück, zum Herausnehmen; ebenso Magen, Leber und Milz. Preis 60 •£
No. lOi der Preisliste.
Es ist dafür Sorge zu tragen, dass die Modelle in geeigneten Kästen und
dergleichen sorgfältig aufbewahrt werden, im Uebrigen aber in ausgiebiger Weise
beim Unterricht der Lazarethgehülfen Verwendung finden.
In gleicher Weise, wie für die Lazarethgehülfenschulen im Korpsbereich des
Gardekorps, wolle das Königliche Sanitätsamt auch für sämmtliche Lazarethgehülfen¬
schulen des I. bis XI., XIV. bis XVII. Armeekorps je einen Satz der obengenannten
Modelle beschaffen und bei der somit einen grösseren Umfang annehmenden
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Bestellung möglichst eine gewisse Herabsetzung der von der genannten Firma für
Einzelbestellungen normirten Preise anstreben lassen.
Die Sanitätsämter der genannten Armeekorps werden von hier aus angewiesen
werden, Wohldemselben Nachricht darüber zugehen zu lassen, für wie viele Lazareth-
gehülfenschulen in dem betreffenden Korpsbereich Modelle erforderlich und wohin
dieselben nach Lieferung zu überweisen sind.
Die sämmtlichen entstandenen Kosten sind von dem Garnisonlazareth No. 1
hierselbst zunächst bei den Vorschüssen zu verausgaben und besonders zu liqui-
diren. *
No. 2236/6. 95. M. A. v. Coler.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, 30. Juni 1895.
Nachdem durch die A. K. O. vom 31. 3. 92 Ziffer 12 (A.-V.-Bl. S. 75 für 1892)
den Unterrossärzten der Wachtmeisterrang beigelegt worden ist, haben dieselben
auch Anspruch auf die Krankenlöhnung dieser Charge.
Die Aenderung des §. 248 der F. S. O. wird bei der Herausgabe eines Nach¬
trages zu derselben erfolgen.
I. V.
No. 1938/6. 95. M. A. Grossheim.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, 3. Juli 1895.
Dem Königlichen Sanitätsamt erwidert die Abtheilung auf die Eingabe
vom.ergebenst, dass die Kosten für grössere, zur Verabreichung von
Arzneien erforderliche Flaschen u. s. w. für die Folge beim Titel 13 des Kapitels 29
zu verrechnen sind.
Bestimmend für diese Entscheidung ist der Umstand, dass derartige Flaschen
keinen unveränderlichen Stand in der Apotheke u. s. w. haben, sondern nach
Maassgabe der ärztlichen Verordnungen zur Verabreichung von Lösungen mannig¬
facher Art für die Revierkrankenstuben und die verschiedenen Stationen benutzt
werden, nachdem sie mit einem entsprechenden Aufschriftzettel versehen worden
sind. Solche Flaschen sind daher ohne Rücksicht auf die Form und Grösse gemäss
der Vorbemerkung 2 zur Beilage 26 der F. S. O. zu 1 den Nebenbedürfnissen zu
zählen. Anders verhält es sich z. B. mit den unter lfd. No. 22 S. 582 a. O. auf¬
geführten Glasflaschen verschiedener Grösse mit weiter Oeffnung. Diese werden zum
Ansetzen von Tinkturen gebraucht, bleiben dauernd in dem Sanitätsdepot oder der
Lazarethapotheke und gehören daher zu den Apothekengeräthen.
I. V.
No. 599/5. 95. M. A. Grossheim.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, 5. Juli 1895.
Die Königliche Intendantur wolle für . . . Militärkrankenwärter, um welche
den, Etat für das dortige Armeekorps zu erhöhen beabsichtigt wird, je
1 Garnitur der etatsmässigen Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke
Beilage 12 zur F. S. O.,
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ausserdem je
1 Feldmütze,
1 Drillichjacke,
1 Drillichhose,
1 Unterhose,
1 Halsbinde,
X Hemd und
2 Schürzen von grauer Leinwand, endlich
4ps Geräth und die Wasche zur kasernenmässigen Unterbringung dieser
Militärkrankenwirter in Garnisonlazarethen
sogleich neu beschaffen lassen.
Auszuschliessen sind diejenigen Gegenstände, welche in reichem Maasse
überschüssig vorhanden sind.
Die Beschaffungskosten sind noch vor Ablauf des Kalenderjahres auf die
General-Militärkasse zur Verrechnung bei Titel 11a des Kapitels 12 der einmaligen
Ausgaben für 1895/96 anzuweisen und znm 1* Januar 1896 hierher anziunelden.
I. V.
No. 428/7. 95. M. A. Grossheim.
Personal-Veränderungen im Sanitatskorps.
Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen.
Die Unterärzte: Dr. v. Haselberg vom Inf.-Regt Freiherr von Sparr
(3. Westfäl.) No. 16, unter Versetzung zum Inf.-Regt. Graf Bülow von Dennewitz
(6. Westfäl.) No. 55, — Dr. Lambert vom 8. Rhein. Inf.-Regt No. 70, unter
Versetzung zum Inf.-Regt. Graf Werder (4. Rhein.) No. 30, — Dr. Grässner vom
4. Bad. Inf.-Regt. Prinz Wilhelm No. 112, —Dr. Marz vom 2. Bad. Gren.-Regt
Kaiser Wilhelm I. No. 110, — zu Assist. - Aerzten 2. KL; — die Assist-
Aerzte 1. Kl. der Res.: Dr. Müller vom Landw.-Bez. Sangerhausen, —
Dr. Schlief vom Landw.-Bez. Neutomischel, — Dr. Sepp vom Landw.-Bez.
Magdeburg, — Dr. Heptner vom Landw.-Bez. Gleiwitz, — Dr. Bissmeyer vom
Landw.-Bez. Andernach, — Dr. Buchbolz vom Landw.-Bez. Marburg, —
Dr. Hesselbach vom Landw.-Bez. Halle a. S., — Dr. Haug vom Landw.-Bez.
Halberstadt, — Dr. Wallentin, Dr. Kornblum, Dr. KJeinwächter vom Landw.-
Bez. I Breslau, — Dr. Middelschulte vom Landw.-Bez. Dortmund, — Dr. Schmidt
vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Siemon vom Landw.-Be2. Cottbus, —
Dr. Keil vom Landw.-Bez. Torgau, — Dr. Hiemenz vom Landw.-Bez. Andernach,
— Dr. Schmidt vom Landw.-Bez. Jauer; — die Assist.-Aerzte 1. Kl. der
Landw. 1. Aufgebots: Dr. Deneke vom Landw.-Bez. Hamburg, — Dr. Neglein
vom Landw.-Bez. Essen, — Dr. Meridies vom Landw.-Bez. Oppeln, — Prof.
Dr. Heidenhain vom Landw.-Bez. Anklam, — Dr. Stemann vom Landw.-Bez.
II Braunschweig, — Dr. Gress vom Landw.-Bez. Rastatt, — Dr. Giesler vom
Landw.-Bez. Kiel, — Dr. Niemsch vom Landw.-Bez. Hirschberg, — Dr. Schubert
vom Landw.-Bez. Glatz, — Dr Fuchs vom Landw.-Bez. III Berlin, —■
Dr. Bötticher vom Landw.-Bez. Ruppin, — Dr. Knauf vom Landw.-Bez. Weimar,
— Dr. Weiland vom Landw.-Bez. Hamburg, — Dr. Pfeiffer vom Landw.-Bez.
Weimar, — Dr. Jordan vom Lzndw.-Bez. Tilsit, — Dr. Weiler vom Landw.-
Bez. III Berlin, — Dr. Loeffler vom Landw.-Bez. Naumburg a. S., — Dr. Diesing,
Assist -Arzt 1. Kl. der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-Bez. I Braunschweig, —
zu Stabsärzten; — die Assist-Aerzte 2. Kl. der Res.: Dr. Claus vom
Landw.-Bez. Lennep, — Dr. Schaperl. vom Landw.-Bez. Hannover, ,—
Dr. Königsdorf vom Landw.-Bez. ~III Berlin, —- Dr. Langebeckmann vom
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Landw. - Bez. II Bochnin, — Dr. Serger vom Landw. - Bez. Neustrelitz, —
Dr. Firgaa vom Landw.-Bez. in Berlin, — Dr. Ehrich vom Landw.-Bez. Waren,
— Dr. Griesenbeck vom Landw.-Bez. XI Bochum, — Dr. Schmidt vom Landw.-
Bez. Düsseldorf, — Dr. Büdlin vom Landw.-Bez. Guben, — Dr. Jacobi vom
Landw.-Bez. Glatz, - 1 Dr. Heermann vom Landw.-Bez. Sprottau, — Dr. Spangen¬
berg vom Landw.-Bez. Hannover, — Sack vom Landw.-Bez. Frankfurt a. O., —
Dr. Salomon vom Landw.-Bez. HI Berlin, — Dr. Löwenstein vom Landw.-
Bez. Paderborn, — Dr. Schünemann vom Landw.-Bez. Bromberg, — Dr. Kleine
vom Landw.-Bez. Hagen, — Fischer vom Landw.-Bez. Mannheim, — Dr. Schüler
vom Landw.-Bez. I Cassel, — Dr. Bonnenberg, Dr. Bewerunge vom Landw.-
Bez. Düsseldorf, — Dr. Lütteken vom Landw.-Bez. Mülheim a. Ruhr, —
Dr. Fromm vom Landw.-Bez. Paderborn, — Dr. Hager vom Landw.-Bez. Stettin,
— Dr. Rey vom Landw.-Bez. Aachen; — die AssisL-Aerzte 2. Kl. der Landw.
1. Aufgebots: Dr. Mislowitzer vom Landw.-Bez. Schneidemühl, — Dr. König I.
vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Saxer vom Landw.-Bez. Marburg, —
Dr. Ebert vom Landw.-Bez. Wismar, — Dr. Jacobi vom Landw.-Rez. Meiningen,
— Dr. Bungert vom Landw.-Bez. Aachen, — zu Äs^ist.-Aerzten 1. Kl.; —
die Unterärzte der Res.: Dr. Wollermann vom Landw.-Bez. Gumbinnen, —
Petri vom Landw.-Bez. Stettin, — Dr. Krey vom Landw.-Bez. Weissenfels, —
Förstemann vom Landw.-Bez. Halle a. S., — Dr. Plothe vom Landw.-Bez.
Samter, — Dr. Steinitz vom Landw.-Bez. Kreuzburg, — Dr. Scholz vom Landw.-
Bez. Meiningen, — Dr. Heinen vom Landw.-Bez. Jülich, — Kallenberg vom
Landw.-Bez. Essen, — Dr. Reckmann vom Landw.-Bez. Düsseldorf, — Hocjts
vom Landw.-Bez. Cöln, — Dr. Gockel vom Landw.-Bez. Aachen, — Dr. Schneider
vom Landw.-Bez. Wetzlar, — Dr. Cohen vom Landw.-Bez. Cöln, — Dr. Simon
vom Landw.-Bez. St. Johann, — Dr. Kable vom Landw.-Bez. III Berlin, —
Dr. Geiiseler vom Landw.-Bez. Kiel, — Biesalski vom Landw.-Bez. III Berlin-
— Dr. Haeckermann vom Landw.-Bez. I Bremen,— Dr. Perthes vom Landw.-
Bez. Bonn, — Dr. Justi vom Landw.-Bez. Hamburg, — Dr. Illig vom Landw.-
Bez. Giessen, — Dr. Krause, Dr. Arndt vom Landw.-Bez. Göttingen, — Schirmer,
Dr. Vilmar vom Landw.-Bez. I Cassel, — Dr. Büchner vom Landw.-Bez. Giessen,
— Dr. Keller, Dr. Braden vom Landw.-Bez. I Darmstadt, — Dr. Kissner
vom Landw.-Bez. Giessen, — Bark vom Landw.-Bez. Freiburg, — Hormuth
vom Laodw.-Bez. Heidelberg, — Dr. Kal den b erg vom Landw.-Bez. Barmen, —
Sc humann vom Landw.-Bez. Metz, — Mensinga, Unterarzt der Marine-Res.
vom Landw.-Bez. Wiesbaden, — Dr. Oetken, Dr. Laubinger, Unterärzte der
Marine-Res. vom Landw.-Bez. Kiel, — Dr. Ehret, Unterarzt der Marine-Res. vom
Landw.-Bez. Gebweiler, — zu Assist-Aerzten 2. Kl. befördert. — Dr. Dassow,
Oberstabsarzt 1. Kl. und Garn.-Arzt in Mainz, — Dr. Sarpe, Oberstabsarzt 1. Kl.
und Regt&-Arzt vom Hus.-Regt. von Zieten (Brandenburg.) No. 3, — Dr. Hoth,
Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom 2. Pomm. Ulan.-Regt. No. 9, — ein
Patent ihrer Charge, — Dr. Villaret, Oberstabsarzt 2. Kl. und Garn.-Arzt
in Spandau,— Dr. Nicolai, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Ulan.-Regts.
Kaiser Alexander II. von Russland (1. Brandenburg.) No. 3, — der Charakter
nie Oberstabsarzt 1. Kl., — verliehen. — Dr. Hanel, Unterarzt der Res.
vom Landw.-Bez. Schweidnitz, — unter Beförderung zum Assist-Arzt 2. Kl., im
aktiven Sanitfttskorps und zwar beim Fnssart-Regt von Dieskau (Schles.) No. 6
sagestellt. — Dr. Vollmer, Stabs- und Bats.-Arzt vom 3. Bat des Inf.-Regts.
von Winterfeldt (2. Oberschles.) No. 23, zum 3. Bat des Inf.-Regts. von Alvens-
leben (6. Brandenburg.) No. 52 versetzt — Dr. Voigt, Oberstabsarzt 1. Kl. und
Regts.-Arzt vom Drag.-Regt. Freiherr von Derfflinger (Neumärk.) No. 3, beauftragt
mit Wahrnehmung der divisionsärztlichen Funktionen bei der 4. Div., mit Pension,
dem Charakter als Gen.-Arzt 2. Kl. und seiner bisherigen Uniform, — Dr. Becker,
Oberstabsarzt 1. Kl. und Garn.-Arzt in Cöln, mit Pension, dem Charakter als
Öen.-Arzt 2. Kl. und seiner bisherigen Uniform, — Dr. Lückerath, Ober¬
stabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom Feldart.-Regt No. 31, mit Pension und seiner
bisherigen Uniform, — Dr. Walzberg, Stabsarzt der Res. vom Landw.-Bez.
Minden, — Dr. Kolb, Stabsarzt der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-Bez,
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I Darmstadt, — Dr. Zweiböhmer, Assist-Arzt 1. Kl. der Landw. 2. Aufgebots
vom Landw.-Bez. Recklinghausen,— der Abschied bewilligt — Dr. Seyffert,
Stabs- und Bats.-Arzt vom 3. Bat des Inf.-Regts. No. 144, als halbinvalide mit
Pension ausgeschieden und zu den Sanitätsoffizieren der Landw. 1. Aufgebots
fibergetreten.
Neues Palais, den 30. Juli 1895.
Stockholm, an Bord S. M. Yacht „Hohenzollern*,
den 9. Juli 1895.
Dr. Möller, Assist-Arzt 2. Kl. a. D., früher bei dem Feldart-Regt No. 15,
bis zum 9. Juli d. Js. in der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika, in der Armee
und zwar als Assist-Arzt 2. Kl. bei dem Eisenbahn-Regt. No. 1 wiederangestellt
Nachweisung der beim Sanitätskorps im Monat Juni 1895
eingetretenen Veränderungen.
Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee.
Den 6. Juni,
Voigt, einjährig-freiwilliger Arzt von der Kaiserlichen Marine, zum Unterarzt
bei derselben, — Niedner, einjährig-freiwilliger Arzt vom 5. Bad. Inf.-Regt
No. 113, unter Versetzung zum 1. Bad. Leib-Gren.-Regt No. 109, zum Unterarzt,
— ernannt,
den 11. Juni,
Dr. Huber, Unterarzt vom 1. Hess. Inf.-Regt. No. 81,
den 26. Juni,
Dr. Scho der, Unterarzt von der Kaiserlichen Marine,
den 29. Juni,
Dr. Daacke, Unterarzt vom Inf.-Rcgt. No. 98, — Dr. Mein hold, Unterarzt
vom Rhein. Pion.-Bat. No. 8, — Dr. Dieckmann, Unterarzt vom Feldart.-Regt.
No. 33, — sämiutlich mit Wahrnehmung je einer bei ihren Truppen- oder Marine¬
theilen offenen Assist.-Arztstelle beauftragt.
Kaiserliche Marine.
An Bord S. M. Yacht „Hohenzollern“,
Wisby, den 17. Juli 1895.
Dr. Richelot und Dr. Pietrusky, Marine-Assist.-Aerzte 1. Kl., Ersterer zum
Marine-Stabsarzt, Letzterer zum überzähl. Marine-Stabsarzt befördert. — Dr. Osann
und Dr. Bartels, Marine-Assist-Aerzte der Res. 2. Kl., Beide aus dem Landw.-
Bez. Kiel, — und Dr. Knoop im Landw.-Bez. I Oldenburg, — zu Assist.-Aerzteu
1. Kl. der Marine-Res., — befördert; dieselben erhalten ein Patent von dem Tage
der Beförderung ihrer Altersgenossen in der Armee. — Dr. Diewitz, Dr. Schröder,
Dr. Garbsch und Dr. Holländer ein Patent ihrer Charge verliehen.
Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika.
An Bord S. M. Yacht „Hohenzollern“,
Kiel, den 4. Juli 1895.
Dr. Müller, Assist.-Arzt 2. Kl. a. D., mit dem 9. Juli 1895 aus der Schutz¬
truppe für Deutsch-Ostafrika ausgeschieden.
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Veränderungen im Königlich Bayerischen Sanitätskorps.
Den 29. Jnni 1895.
Dr. Solbrig, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom 1. Schweren Reiter-
Regt. Prinz Karl von Bayern, als Chefarzt zum Garn.-Lazareth München, unter
Beauftragung mit Wahrnehmung der divisionsärztlichen Funktionen, bei der 1. Div.,
— Dr. Neidhardt, Oberstabsarzt 2. Kl. und Bats.-Arzt vom l. Train-Bat., als
Regts.-Arzt zum 1. Schweren Reite*-Regt. Prinz Karl von Bayern, — Dr. Eyerich,
Stabs- und Ab theil.-Arzt vom 3. Feldart.-Regt. Königin Matter, als Bats.-Arzt zum
1. Train-Bat, — Dr. Schuster, Assist-Arzt 1. Kl. vom 2. Inf.-Regt. Kronprinz, zur
Equitationsanstalt; — die Assist-Aerzte 2. Kl.: Dr. v. Ammon vom 7. Inf.-
Regt. Prinz Leopold, zum 1. Schweren Reiter-Regt Prinz Karl von Bayern, —
Dr. Dreschfeld vom 3. Chev.-Regt. vakant Herzog Maximilian, zum 10. Inf.-Regt.
Prinz Ludwig, — Dr. Gänsbauer vom 10. Inf.-Regt. Prinz Ludwig, zum 2. Inf.-
Regt Kronprinz, — Dr. Strebei von der Res. (Regensburg), in den Friedensstand
des 11. Inf.-Regts. von der Tann, — versetzt. — Dr. Härtl, Stabs- und Bats.-
Arzt im 16. Inf.-Regt Grossherzog Ferdinand von Toskana, — Dr. Hummel,.
Stabs- und Bats.-Arzt vom 1. Inf.-Regt. König, unter Versetzung als Dozent zum
Operationskurs für Militärärzte, — zu überzähl. Oberstabsärzten 2. Kl., —
Dr. Zäch, Assist-Arzt 1. Kl. von der Equitationsanstalt, als Bats.-Arzt im 1. Inf.-
Regt. König, — Dr. Jungkunz, Assist.-Arzt 1. Kl. vom 1. Schweren Reiter-Regt
Prinz Karl von Bayern, als Abtheil.-Arzt im 3. Feldart-Regt. Königin Mutter, —
zu Stabsärzten, — Dr. Dreisch, Assist-Arzt 2. Kl. im 2. Ulan.-Regt. König,
Dr. Knauth, Assist.-Arzt 2. Kl. im 9. Inf.-Regt. Wrede, — zu Assist.-Aerzten
1. Kl., — Dr. Wiedemann, Unterarzt im 3. Chev.-Regt. vakant Herzog Maximilian,
— Dr. Hasslauer, Unterarzt im 1. Ulan.-Regt Kaiser Wilhelm II., König von
Preussen, — zu Assist-Aerzten 2. KI., — befördert. — Den Oberstabs¬
ärzten 1. Kl. und Regts.-Aerzten: Dr. Kratzer im 6. Chev.-Regt. vakant
GroBsfürst Konstantin Nikolajewitsch, — Dr. Fink im Inf. - Leib - Regt. —
Dr. Dessauer Im 3. Inf.-Regt Prinz Karl von Bayern, — Dr. Schiller im
3. Feidart-Regt. Königin Mutter, — Dr. Helferich im 1. Inf.-Regt. König, —
Dr. Leitenstorffer im 4. Inf.-Regt. König Wilhelm von Württemberg, — Dr. Roth
im 2. Fussart-Regt. — Dr. Höhne im 8. Inf.-Regt. vakant Pranckh, — Patente
ihrer Charge verliehen.
Den 16. Juli 1895.
Zu Assist-Aerzten 2. Kl. befördert: in der Reserve: die Unterärzte:
Claus (Würzburg), Dr. Dreyer (I München), Dietzler (Würzburg), Dr. Brendel
(Straubing), Dr. Jost, Schauber, Kandt, Kalm (I München), Dr. Seitz (Würz¬
burg), Dr. Schilling (I München), Dr. Dietmair (Augsburg), Kreitner,
Dr. Hoeber, Richtstein (I München), Meyerhofer (Passau); in der Landw.
1. Aufgebots: Dr. Klein (I München).
Veränderungen im Königlich Sächsischen Sanitätskorps.
Den 18. Juli 1895.
Dr. Schaefer, Assist.-Arzt 1. Kl., ä la suite des Sanitätsoffizierkorps, zu den
Sanitätsoffizieren der Res. übergefuhrt — die Unterärzte der Res.: Zippel des
Landw.-Bez. Plauen, — Richter, Seiffe, Neubanr des Landw.-Bez. Leipzig,—
Dr. v. Rabenau des Landw.-Bez. Freiberg, — Dr. Hagemann des Landw.-Bez.
Dresden-Neust., — Heinze, Unterarzt der Landw. 1. Aufgebots des Landw.-Bez.
Zwickau, — Löscher, Unterarzt der Landw. 1. Aufgebots des Landw.-Bez. Leipzig,
— zu Assist-Aerzten 2. Kl. befördert. — Dr. Bardach, Stabsarzt der Res.
des Landw.-Bez. Plauen, mit der Erlaubnis^ zum Tragen der bisherigen Uniform
mit den vorgeschriebenen Abzeichen, — Dr. Böttger I., Stabsarzt der Landw.
2. Aufgebots des Landw.-Bez. Leipzig, behufs Ueberführung zum Landsturm 2. Auf¬
gebots, — der Abschied bewilligt.
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Veränderungen im Königlich Württembergischen Sanitätskorps.
Den 3. Juli 1895.
Dr. Neunhöffer, Unterarzt der Landw. 1. Aufgebote vom Landw.-Bez.
Stuttgart, — Dr. Camerer, Unterarzt der Res. von demselben Landw.-Bez., — zu
Assist. - Aerzten 2. Kl. befördert.
Durch Verfügung des Korps-Generalarztes.
Den 18. Juni ft95.
Dr. Klett, Unterarzt im Gren.-Regt. Königin Olga No. 119, mit Wahrnehmung
einer bei diesem Regt offenen Assist.-Arztstelle beauftragt
Ordensverleihungen.
Preussische:
Die Königliche Krone zum Rothen Adler-Orden dritter Klasse mit der
Schleife:
dem Marine-Oberstabsarzt 1. Kl. Dr. Gutschow, Stationsarzt der Marinestation
der Ostsee.
Den Rothen Adler-Orden vierter Klasse:
dem Oberstabsarzt L Kl. a. D. Dr. Buchs zu Gnesen, bisher Regts.-Arzt des
6. Pomm. Inf.-Regt8. No. 49,
dem Oberstabsarzt 2. Kl. der Marine-Res. Weinheimer, bisher von der Marine¬
station der Nordsee.
Fremde:
Die silberne Medaille des Herzoglich Anhaitischen Haus - Ordens
Albrechts des Bären:
dem Ober-Lazarethgehülfen Hilpert im Anhalt. Inf.-Regt. No. 93.
Das Kommandeurkreuz zweiter Klasse des Herzoglich Anhaitischen
Ordens Albrechts des Bären:
dem Marine-Oberstabsarzt 1. KI. Dr. Gutschow, Stationsarzt.
Das Ritterkreuz zweiter Klasse des Königlich Bayerischen Militär-
Verdienst-Ordens:
dem Marine-Assistenzarzt 1. Kl. Dr. Vogel auf S. M. S. .Kaiseradler“.
Den Kaiserlich Oesterreichischen Orden der Eisernen Krone dritter
Klasse:
dem Oberstabsarzt 2. Kl. Dr. Scheibe, Regts.-Arzt des Braunschweig. Inf.-Regta»
No. 94,
dem Stabsarzt Dr. Reinhard, Bats.-Arzt des Füs.-Bats. 2. Garde-Regte.
zu Fuss.
Familien-Nachrichten.
Verbindungen: Gustav Schelle, Stabsarzt, mit Fräulein Magdälene Ebel
(Graudenz), — Richter, Stabsarzt, mit Fräulein Lotti Pavenstedt (Bremen).
Todesfälle: Dr. Renz, Stabsarzt a. D., — Dr. Einstein, Stabsarzt a. D., —
Dr. Johann Peter Clemens Tollhaüsen, Assistenzarzt 1. Klasse der Landwehr
(Frechen, Landkreis Cöln). — Dr. Franz Valentin!, Generalarzt a. D. (Berlin).
Gedruckt in der Königlichen Hof buch drucke rei von E.6. Mittler 4 Sohn, Berlin 8W., Koohstr. 66—71.
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Amtliches Beiblatt
zur
Deutschen militärärztlichen Zeitschrift.
1895. — Vierundzwanzigster Jahrgang. — JSs 10»
Kriegsministenum.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, 24. Juli 1895.
Die Königliche Intendantur wird ergebenst ersucht, Ausgaben, welche im dortigen
Korpsbereich durch Ergänzungen, Pläne etc. zu den Garnisonbeschreibungen entstehen,
bis auf Weiteres bei Kapitel 5 Titel 71a der einmaligen Ausgaben des Etats für
1895/96 zu verrechnen und die Verausgabung hierher mitzutheilen.
1. V.
No. 1909/7. 95. M. A. Grossheim.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, 24. Juli 1895.
Bei Neubeschaffung von Brenn* und Druckstempeln für Feld-Sanitäts-Formationen
(Beilage 6 A. lfde. No. 28 und 35 der K. S. O.) ist entsprechend den Vorschriften
in der F. S. O. die Bezeichnung *K. G.“ anstatt „K. U.“ zu wählen.
I. V.
No. 1257/7. 95. M. A. Grossheim.
Kriegsministerium.
Medizinal * Abtheilung. Berlin, 22. August 1895.
Dem Königlichen Generalkommando beehrt sich die Abtheilung die gauz
ergebenste Mittheilung zu machen, dass der in diesem Jahre hierselbst stattfindende
Fortbildungskursus für Stabsärzte vom 25. September bis einschliesslich 15. Oktober
unter Leitung des Generalarztes 1. Klasse ä la suite des Sanitätskorps, Geheimen
Ober-Medizinal-Baths Professor Dr. v. Barde leben abgehalten werden wird.
Zur Theilnahme an diesem Kursus sind die in dem anliegenden Verzeichniss*)
aufgeführten Stabsärzte des dortseitigen Armeekorps ausgewählt worden, und ersucht
das Königliche Generalkommando die Abtheilung ganz ergebenst, dieselben sehr
gefälligst kommandiren und anweisen lassen zu wollen, dass sie sich am ersten
Tage des Kommandos Morgens 9 Uhr in der Königlichen L anatomischen Anstalt
bei dem Direktor derselben, Geheimen Medizinal-Rath Professor Dr. Waldeyer
melden. Dort wird gleichzeitig ein diesseits beauftragter Stabsarzt anwesend
sein und ihnen Mittheilung über die erforderlichen weiteren Meldungen machen.
Die Abtheilung sieht der Meldung der Kommandirten an demselben Tage
Nachmittags 2 Uhr entgegen.
Einer An- und Abmeldung auf der Königlichen Kommandantur hierselbst bedarf
es nach einer Mittheilung derselben nicht.
I. V.
No. 201/8. 95. M. A. Schjerning.
*) Das Verzeichniss ist diesem Abdruck nicht beigegeben.
Amtliches Beiblatt. 1895.
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A.-V.-Bl. 23, No. 200.
Bestimmungen, betreffend die Befugnisse zur Beurlaubung von
Offizieren, Militärärzten und Mannschaften.
Auf den Mir gehaltenen Vortrag genehmige Ich unter Aufhebung der Ordre
▼om 23. Oktober 1879 die beifolgenden Bestimmungen, betreffend die Befugnisse
zur Beurlaubung von Offizieren, Militärärzten und Mannschaften. Die Festsetzungen
öber Geböhrnisse der Beurlaubten bleiben hierdurch unberührt Das Kriegsministerium
hat das Erforderliche bekannt zu machen, sowie etwaige Erläuterungen zu ertheilen.
Neues Palais, den 1. August 1895.
Wilhelm.
An das Kriegsministerium. Bronsart ▼. Schellendorff.
Kriegsministerium. Berlin den 16. August 1895.
Vorstehendes wird hierdurch zur Kenntniss der Armee gebracht.
No. 100/8. 95. A. 1. Bronsart v. Schellendorff.
No. 23 des Armee-Verordnungs-Blattes enthält unter No. 203 „Bestimmungen,
betreffend das Verfahren bei Wiederanstellung und Beschäftigung pensionirter
Reichs- und Staatsbeamten im Bereich der Preussischen Militärverwaltung*.
Der Generalstabsarzt der Armee. Berlin, 26. September 1895.
Seine Majestät der Kaiser und Köuig haben durch besondere Allerhöchste
Kabinets-Ordre vom 12. September 1895 Gnadenbeweise für Sanitätsoffiziere eintreten
lassen und bei dieser Gelegenheit allergnädigst geruht: „gern auszusprechen, in wie
hohem Grade die Leistungen des Sanitätskorps in dem glorreichen Feldzuge 1870/71
befriedigt haben*.
Euer Hochwohlgeboren werden hiervon zur gefälligen weiteren Mittheilung au
die unterstellten Sanitätsoffiziere ergebenst in Kenntniss gesetzt.
Der Generalstabsarzt der Armee und Chef des Sanitätskorps.
No. 2039/9. 95. M. A. v. Coler.
Personal-Veränderungen im Sanitätskorps.
Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen.
Dr. Faulhaber, Stabsarzt von der Unteroff.-Schule in Marienwerder, zum
Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Inf.-Regts. Graf Schwerin (3. Pomm.)
No. 14, — Dr. Stenzei, Stabs- und Garn.-Arzt in Cüstrin, zum Oberstabsarzt
2. Kl. und Regts.-Arzt des Inf.-Regts. Graf Dönhoff (7. Ostpreuss.) No. 44, —
befördert. — Dr. Waegelein, Stabs- und Bats.-Arzt vom 3. Bat. 2. Thüring.
Inf.-Regts. No. 32, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des In£.-Regts. Graf
Tauentzien von Wittenberg (3. Brandenburg.) No. 20, — Dr. Hartog, Stabsarzt
vom Kadettenhause in Plön, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Feldart-
Regts. No. 31, — Dr. Kosswig, Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat. 7. Rhein.
Inf.-Regts. No. 69, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Kür.-Regt».
Königin (Pomm.) No. 2, — Dr. Meyer, Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat des
Königin Augusta Garde-Gren.-Regts. No. 4, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-
Arzt des Gren.-Regts. Prinz Carl von Preussen (2. Brandenburg.) No. 12; — die
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Assist.-Aerzte 1. Kl.: Dr. Volkmann vom Eisenbahn-Regt No. 1, zum Stabs-
und Bats.-Arzt des 3. Bats. des Inf.-Regts. von Winterfeldt (2. Oberschles.) No. 23,
— Dr. Heuer mann vom 1. Westf&L Feldart.-Regt. No. 7, zum Stabs« und Bafts.-
Arzt des 3. Bats. des Inf.-Regts. No. 144, — Dr. Kriebitz vom Festungsgetängniss
in Spandau, zum Stabs- und Bats.-Arzt des 2. Bats. des Inf.-Regts. No. 144, —
Dr. Steinbacb vom Bezirkskommando II Berlin, zum Stabs- und Bats.-Arzt des
Magdeburg. Jäger-Bats. No. 4, — Dr. Hoff mann vom 4. Garde-Regt. zu Fuss, zum
Stabs- und Abtheil.-Arzt der 3. Abtheil, des Feldart.-Regts. No. 35, — Dr. Bötticher
in der etatsmäss. Stelle bei dem Korps-Gen.-Arzt des Gardekorps, zum Stabs- and
Bats.-Arzt des 2. Bats. 1. Grossherzogi. Hess. Inf.-(Leibgarde-)R,egt8. No. 115, —
Dr. G log au vom Gren.-Regt Kronprinz Friedrich Wilhelm (2. Schles.) No. 11,
zum Stabs- und Bats.-Arzt des Jäger-Bats. Graf Yorck von Wartenburg (Ostpreuss.)
No. 1, — Dr. Lent vom Westfäl. Fussart.-Regt. No. 7, zum Stabs- und Bats.-Arzt
«des 2. Bats. 7. Rhein. Inf.-Regts. No. 69; — die Assist.-Aerzte 2. Kl.: Esche
vom Hus.-Regt. Fürst Blöcher von Wahlstatt (Pomm) No. 5, — Dr. Braun vom
Schleswig-Holstein. Ulan.-Regt. No. 15, — Dr. Ehrlich vom Feldart.-Regt. No. 34,
— Dr. Meyer vom Magdeburg. Feldart.-Regt. No. 4, — Beck vom Thürlng.
Ulan.-Regt. No. 6, — Dr. Schmidt in der etatsmäss. Stelle bei dem Korps-Gen.-
Arzt des XI. Armeekorps, — zu Assist.-Aerzten 1. Kl.; — die Unterärzte:
Dr. Rühe vom Inf.-Regt. Graf Kirchbach (1. Niederschi es.) No. 46, unter Ver¬
setzung zum 1. Pomm. Feldart.-Regt. No. 2, — Dr. Herr vom 4. Niederschles.
Inf.-Regt. No. 51, — Dr. Blanc vom Inf.-Regt. von Winterfeldt (2. Oberschles.)
No. 23, dieser unter Versetzung zum Ffls.-Regt. von Steinmetz (Westfal.) No. 37, •—
Dr. Meinhold vom Rhein. Pion.-Bat. No. 8, unter Versetzung zum 2. Leib-Hus.-
Regt. Kaiserin No. 2, — Dr. Derlin vom 2. Nassau. Inf.-Regt. No. 88, unter
Versetzung zum Kür.-Regt. Graf Gessler (Rhein.) No. 8, — Dr. Huber vom
1. Hess. Inf.-Regt. No. 81, — Groll vom 1. Nassau. Inf.-Regt. No. 87, dieser
unter Versetzung zum 1. Westfal. Feldart.-Regt. No. 7, — Dr. Dieckmann vom
Feldart.-Regt. No. 33, unter Versetzung zum Drag.-Regt. von Arnim (2. Branden¬
burg.) No. 12, — zu Assist.-Aerzten 2. Kl., — Fenger, Dr. Schoder,
Hansen, Marine-Unterärzte von der 1. Matrosen-Div., zu Marine-AB8ist.-Aerzten
2. Kl., — Dr. Heinemann, Stabsarzt der Res. vom Landw.-Bez. Arolsen; — die
Stabsärzte der Landw. 1. Aufgebots: Dr. Loeb vom Landw. - Bez.
Limburg a. L., — Dr. Offenberg vom Landw.-Bez. Neuss, — Dr. Stumpf vom
Landw. - Bez. Weissenfels, — Dr. Kleinert vom Landw.-Bez. Ra witsch, —
Dr. Ritscher, Stabsarzt der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-Bez. Göttingen,—
zu Oberstabsärzten 2. Kl.; — die Assist. - Aerzte 1. Kl. der Res.:
Gen rieh vom Landw.-Bez. Brandenburg a. H., — Dr. Sperling vom Landw.-Bez.
III Berlin, — Zdralek vom Landw.-Bez. Rybnik, — Dr. Braun vom Landw.-
Bez. Wetzlar, — Dr. Fi6chbein vom Landw.-Bez. Dortmund, — Dr. Bublitz
vom Landw.-Bez. Stolp, — Dr. Steffen vom Landw.-Bez. Cottbus,— Dr. Apolant
vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Franke vom Landw.-Bez. Liegnitz, —
Dr. Wachsner vom Landw.-Bez. Gleiwitz, — Dr. Vagedes vom Landw.-Bez.
I Münster, — Dr. Günter vom Landw.-Bez. Hildesheim, — Dr. Poggendorff
vom Landw.-Bez. Anklam, — Dr. Wagner vom Landw.-Bez. Neustadt, —
Dr. Gelpke vom Landw.-Bez. Göttingen, — Dr. Walter vom Landw.-Bez.
II Bremen, — Dr. Kriege vom Landw.-Bez. Barmen; — die Assist.-Aerzte
l.Kl. der Landw. 1. Aufgebots: Dr. Düsterwald vom Landw.-Bez. I Bremen,
— Dr. Bernhard vom Landw.-Bez. Brieg, — Dr. Aye vom Landw.-Bez. III Berlin,
— Weng vom Landw.-Bez. Bruchsal, — Burgtorf vom Landw.-Bez. II Olden¬
burg, — Dr. Lövinson vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Funck vom Landw.-
Bez. Mülhausen i. E., — Dr. Wilhelm vom Landw.-Bez. Karlsruhe, — Dr. Messer-
achmidt vom Landw.-Bez. Anklam, — Dr. Kittsteiner vom Landw.-Bez.
Frankfurt a. M., — Dr. Hassenstein vom Landw.-Bez. Lötzen, — Dr. Grobe
vom Landw.-Bez. Meiningen, — Dr. Gerhartz vom Landw.-Bez. Cöln, —
Dr. Simons, Assist-Arzt 1. Kl. der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-Bez. Metz,
— zu Stabsärzten; — die Assist.-Aerzte 2. Kl. der Res.: Dr. Güth vom
Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Nachtsheim vom Landw.-Bez. Barmen, —
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Dr. Mansholt vom Landw.-Bez. Anrich, — Dr. von Broich vom Landw.-Bez.
Barmen, — Dr. Bögershausen vom Landw.-Bez. II Münster, — Dr. Hübner
vom Landw.-Bez. Ra witsch, — Dr. Müller vom Landw.-Bez. Mannheim —
Dr. Bern dt vom Landw.-Bez. Stralsund, — Dr. Weber vom Landw.-Bez. Torgau,
— Dr. Alexander vom Landw.-Bez. III Berlin, — Blas vom Landw.-Bez. Karlsruhe,
— Dr. Sehrwald vom Landw.-Bez. Eisenach, — Dr. Schulze vom Landw.-Bez.
Halberstadt, — Dr. Sander vom Landw.-Bez. III Berlin, — Eckert vom Landw.-
Bez. Hildesheim, •— Dr. Friedrich vom Landw.-Bez. I Darmstadt, — Dr. Richter
vom Landw.-Bez. Dortmund, — Dr. Schulter vom Landw.-Bez. Hannover, —
Dr. Mönkemöller vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Blum vom Landw.-Bez.
Neuss, — Dr. Weberstädt vom Landw.-Bez. Wismar, — Dr. Beyer vom Landw.-Bez.
Landsberg a. W., — Dr. Bolck vom Landw.-Bez. Stolp, — Dr. Karpinski vom
Landw.-Bez. Danzig, — Dr. Köchy vom Landw.-Bez. I Oldenburg, — Dr. Sallandt
vom Landw.-Bez. I Münster, — Dr. Gottlieb vom Landw.-Bez. III Berlin, —
Dr. Abraham vom Landw.-Bez. Frankfurt a. M., — Larisch vom Landw.-Bez.
Brieg, — Fahlbusch vom Landw.-Bez. Hannover, — Dr. Wodaiz vom Landw.-
Bez. Nernse, — Dr. Zapel vom Landw.-Bez. Brandenburg a. H. — Grörich vom
Landw.-Bez. Waren, — Dr. Schedel vom Landw.-Bez. Cottbus, — Dr. Hessel¬
bach vom Landw.-Bez. Halberstadt,— Dr. Hoffmeister vom Landw.-Bez. Neuss,
— Dr. Zander vom Landw.-Bez. Stade, — Dr. Sieglitz vom Landw.-Bez.
Bruchsal, — Dr. Kippenberg vom Landw.-Bez. I Bremen, -— Dr. Karutz vom
Landw.-Bez. Lübeck, — I)r. Firnhaber vom Landw.-Bez. III Berlin, — Pollitz
vom Landw.-Bez. Brieg, — Dr. Heimbach vom Landw.-Bez. Neuss; — die
Assist-Aerzte 2. Kl. der Landw. 1. Aufgebots: Dr. Busse vom Landw.-
Bez. II Bremen, — Dr. Theobald vom Landw.-Bez. II Braunschweig,— Dr. Baum
vom Landw.-Bez. I Trier, — Dr. Düvelius vom Landw.-Bez. Hannover, —
Dr. Tanks vom Landw.-Bez. I Oldenburg, — Dr. Habermann vom Landw.-Bez.
Braunsberg, — Dr. Schröter vom Landw.-Bez. Recklinghausen, — zu Assist-
Aerzten 1. Kl.; — die Unterärzte der Res.: Dr. Schlodtmann vom Landw.-
Bez. Königsberg, — Dr. Seefisch, Dr. Kauffmann vom Landw.-Bez. III Berlin,
— Dr. Schmidt vom Landw.-Bez. Bitterfeld, —- Dr. Apolant vom Landw.-Bez.
Belgard, — Wosnitza vom Landw.-Bez. Gleiwitz, — Dr. Droese vom Landw.-
Bez. Saargemünd, — v. See vom Landw.-Bez. Coblenz, — Dr. Yeis vom Landw.-
Bez. Frankfurt a. M., — Weissheimer vom Landw.-Bez. Worms, — Dr. Ha^er
vom Landw.-Bez. Strassburg, — Dr. Kaeufer vom Landw.-Bez. Neuwied, —
Dr. Schultz, Unterarzt der Marine-Res. vom Landw.-Bez. III Berlin, — Martens,
Unterarzt der Marine-Res. vom Laudw.-Bez. Kiel* — Dr. Wessel Unterarzt der
Marine-Res. vom Landw.-Bez. I Bremen, — Künoldt, Unterarzt der Landw.
1. Aufgebots vom Landw.-Bez. Hagen, — Koch, Unterarzt der Landw. 1. Aufgebots
vom Landw.-Bez. Giessen, — zu Assist.-Aerzten 2. Kl., — befördert. —
Dr. Gierich, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom Inf.-Regt. No. 131, ein
Patent seiner Charge verlieben. — Dr. Buttersack, Königl. Württemberg.
Stabsarzt a. D., bisher im Gren.-Regt Königin Olga (1. Württemberg) No. 119, in
der Preuss. Armee und zwar als Stabs- und Bats.-Arzt des 2. Bats. des Füs.-Regts.
von Gersdorff (Hess.) No. 80, mit einem Patent vom 21. September 1893 N 2 n l
angestellt. — Dr. Gutjahr, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom Kür.-Regt
Königin (Pomm.) No. 2, unter gleichzeitiger Beauftragung mit Wahrnehmung der
divisionsärztlichen Funktionen bei der 4. Div., zum Drag.-Regt. Freiherr von Derff-
linger (Neumärk.) No. 3, — Dr. Kettner, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt
vom Inf.-Regt. Freiherr von Sparr (3. Westfäl.) No. 16, in die Garn.-Arztstelle zu
Cöln; — die Oberstabsärzte 2. Kl. und Regts.-Aerzte: Dr. Plagge vom
Inf.-Regt. Graf Dönhoff (7, Ostpreuss ) No. 44, zum Inf.-Regt Freiherr von Sparr
(3. Westfäl.) No. 16* — Professor Dr. Koehler vom Eisenbahn-Regt. No. 3, zum
Garde-Kür.-Regt., — Dr. Rochs vom 2. Garde-Feldart-Regt., zum Eisenbahn-Regt
No. 3, — Dr. Groschke vom Inf.-Regt. Graf Tauentzien von Wittenberg (3. Bran¬
denburg) No. 20, zum 2. Garde-Feldart.-Regt, — Dr. Streit, Stabs- und AbtheiL-
Arzt von der 2. Abtheil. 2. Rhein. Feldart-Regts. No. 23, zur 3. Abtheil, desselben
Regtß.; — die Stabs- und Bats.-Aerzte: Dr. Gerlach vom Magdeburg. Jfiger-
Bat. No. 4, als Garn.-Arzt nach Cüstrin, — Dr. Ferber vom Jäger-B&t Graf
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Yorck von Wartenburg (Ostpreuss.) No. 1, zum Kadettenhause in Plön, — Dr. Schwebs
vom 2. Bat. des Inf.-Regts. No. 144, zum 3. Bat. 2. Thüring. Inf.-Regts. No. 32,
— Dr. Boeckh vom 2 Bat. 1. Grossherzogi. Hess. Inf.-(Leibgarde-)Regts. No. 115,
zum 2. Bat. des Königin Augusta Garde-Gren.-Regts. No. 4, — Dr. Schuster,
Stabs- und Abtheil.-Arzt von der 3. Abtheil, des Feldart.-Regts. No. 35, zur Unteroff.-
Schule in Marienwerder, — Dr. Adrian, Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat. des
Füs.-Regts. von Gersdorff (Hess.) No. 80, zum 3. Bat. 7. Thüring. Inf.-Regts.
•No. 96; — die Assist.-Aerzte 1. Kl.; Dr. Grüder vom 1. Pomm. Feldart.-
Regt. No. 2, zum Brandenburg. Train-Bat. No. 3, — Dr. Werner vom 1. Hess.
Inf.-Regt. No. 81, zum Eisenbahn-Regt. No. 3, — Dr. Taubert vom Garde-Füs.-
Regt., zum 4. Garde-Regt. zu Fuss, — Dr. Klip stein vom Fussart.-Regt. General-
Feldzeugmeister (Brandenburg.) No. 3, zum 2. Nassau. Inf.-Regt. No. 88; — die
Assist.-Aerzte 2. Kl.; Dr. Overman vom Kür.-Regt. Graf Gessler (Rhein.)
No. 8, zum Westfäl. Fussart-Regt. No. 7, — Dr. Mette vom Füs.-Regt. von
Steinmetz (Westfäl.) No. 37, zum Bezirkskommando II Berlin, — Dr. Franz vom
Brandenburg. Train-Bat. No. 3, zum Festungsgefängniss in Spandau, — Dr. v. Zander
•vom Eisenbahn-Regt. No. 3, in die etatsmäss. Stelle hei dem Korps-Gen.-Arzt des
Gardekorps, — Dr. Mohr vom 2. Leib-Hus.-Regt. Kaiserin No. 2, zum Feldart.-
Regt. No. 35, — Dr. Meyer vom Drag.-Regt. von Arnim (2. Brandenburg.) No. 12,
zum Inf.-Regt. Fürst Leopold von Anhalt-Dessau (L Magdeburg.) No. 26, — ver¬
setzt. — Professor Dr. Koehler, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom
•Garde-Kür.-Regt, mit Pension der Abschied bewilligt; gleichzeitig ä la suite des
Sanitätskorps gestellt. — Dr. Ben zier, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt vom
Gren.-Regt. Prinz Carl von Preussen (2. Brandenburg.) No. 12, mit Pension und
seiner bisherigen Uniform, — Dr. v. Kobylecki, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-
Arzt vom Inf.-Regt. Graf Schwerin (3. Pomm.) No. 14, mit Pension und seiner
bisherigen Uniform, — Dr. Matth es, Stabs- und Bats.-Arzt vom 3. Bat. 7. Thüring.
Inf.-Regts. No. 96, mit Pension und seiner bisherigen Uniform, — Dr. Henking,
Stabsarzt der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez. I Braunschweig, — Dr. Heuck,
Stabsarzt der Landw. 1. Aufgebots vom Landw-Bez; Mannheim, — Dr. Lievin,
Stabsarzt der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-Bez. Danzig; — den Assist.-
Aerzten 1. Kl. der Landw. 1. Aufgebots: Dr. Hardel vom Landw.-Bez.
Lötzen, — Dr. Westendorf vom Landw.-Bez. Wismar, — Dr. Seeger vom
Land.-Bez. Schleswig, — Dr. Lemcke, Assist-Arzt 1. Kl. der Landw. 2. Aufgebots
vom Landw.-Bez. StTalsund, — der Abschied bewilligt — Dr. Biermann,
Assist.-Arzt 1. Kl. vom Fussart.-Regt. No. 11, aus dem aktiven Sanitatskorps ans¬
geschieden und zu den Sanitätsoffizieren der Res. übergetreten. — Dr. Reinhard,
Assist-Arzt 2. Kl. vom Inf.-Regt No. 136, behufs Uebertritts zur Schutztruppe für
Deutsch-Ostafrika mit dem 21. August d. Js. aus dem Heere ausgeschieden.
Wilhelmshöhe, den 27. August 1895.
Dr. Thomas, Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat. des Inf.-Regts. Prinz
Friedrich der Niederlande (2. Westfäl.) No. 15, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und
Regts.-Arzt des Inf.-Regts. No. 137, — Dr. Hensoldt, Stabs- und Abtheil.-Arzt
von der 2. Abtheil, des Thüring. Feldart-Regts. No. 19, zum Oberstabsarzt 2. Kl.
und Regts.-Arzt des Magdeburg. Hus.-Regts. No. 10, dieser vorläufig ohne Patent;
— die Assist-Aerzte 1. Kl.; Dr. Hofmann vom Grossherzogi. Hess. Feldart.-
Regt. No. 25 (Grossherzogi. Art.-Korps), zum Stabs- und Bats.-Arzt des 3. Bats.
•des Inf.-Regts. von Horn (3. Rhein.) No. 29, — Dr. Oberbeck vom 2. Pomm.
Feldart.-Regt. No. 17, zum Stabs- und Bats.-Arzt des 2. Bats. des Inf.-Regts.
Prinz Friedrich der Niederlande (2. Westfäl.) No. 15; — die Assist.-Aerzte
2. Kl.; Dr. Heise vom Inf.-Regt. Graf Schwerin (3. Pomm.) No. 14, — Dr. Maire
vom Feldart.-Regt. General-Feldzeugmeister (2. Brandenburg.) No. 18, — Dr. Bor-
nikoel in der etatsmäss. Stelle bei dem Korps-Gen.-Arzt des I. Armeekorps, —
Dr. Hamann vom Kaiser Franz Garde-Gren.-Regt. No. 2,— Dr. v. Lin gelsheim
vom Schles. Train-Bat. No. 6, •— Dr. Loew vom Inf.-Regt. Herwarth von
Bittenfeld (1. Westfäl.) No. 13, — Dr. Brunzlow vom 2. Hanseat. Inf.-Regt.
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No. 76, — Dr. Schnellen vom 5. Bad. Inf.-Regt No. 113, — Dr. Krantz vom
7. Thöring. Inf.-Regt. No. 96, — Dr. Schnnck vom Königin Augusta Garde-
Gren.-Regt, No. 4, — zu Assist-Aerzten 1. Kl., — befördert — Die
Assist-Aerzte 2. Kl.: Dr. Stolzmann vom Drag.-Regt Freiherr von Derff-
linger (Neumärk.) No. 3, — Dr. Rittmeier vom Hess. Train-Bat No. 11, —
Dr. Cammert vom Königs-Inf.-Regt No. 145, — Dr. Kahleyss vom Kür.-Regt.
Graf Wrangel (Ostprenss.) No. 3, — zu Assist-Aerzten 1. Kl.: — die Unter¬
ärzte: Dr. Kuntze vom Inf.-Regt. von Boyen (5. Ostprenss.) No. 41, unter gleich¬
zeitiger Versetzung znm Füs.-Regt Graf Roon (Ostpreuss.) No. 33, — Dr. Rennecke
vom Pomm. Ffis.-Regt. No. 34, unter gleichzeitiger Versetzung zum 2. Pomm.
Feldart-Regt No. 17, — Bröggemann vom Inf.-Regt von Al vensleben (6. Bran¬
denburg.) No. 52, unter gleichzeitiger Versetzung zum Inf.-Regt von Borcke
(4. Pomm.) No. 21, — Dr. Leimbach vom Feldart-Regt von Podbielski (Nieder
schles.) No. 5, — Dr. Koch-Bergemann vom Holstein. Feldart-Regt No. 24,—
Dr. Uhlenhuth vom Fös.-Regt. General-Feldmarschall Prinz Albrecht von Preussen
(Hannov.) No. 73, dieser unter gleichzeitiger Versetzung zum Oldenburg. Inf.-Regt.
No. 91, — Dr. Binder vom Inf.-Regt. Herzog Friedrich Wilhelm von Braun-
schweig (Ostfries.) No. 78, unter gleichzeitiger Versetzung zum 2. Hannov. Feldart-
Regt. No. 26, — Dr. Helmbold vom Inf.-Regt. von Wittich (3. Hess.) No. 83, —
Dr. Ge 11 zuhn vom Inf.-Regt. No. 138, dieser unter gleichzeitiger Versetzung zum
Fussart.-Regt No. 10, — Dr. Jacobitz vom Inf.-Regt Graf Barfuss (4. WestfäL)
No. 17, — Dr. Stuertz vom Inf.-Regt. No. 135, dieser unter gleichzeitiger Ver¬
setzung zum Gren.-Regt. Prinz Carl von Preussen (2. Brandenburg.) No. 12, —
Schelle vom Inf.-Regt. Graf Schwerin (3. Pomm.) No. 14, unter gleichzeitiger
Versetzung zum Inf.-Regt. von Grolman (I. Posen.) No. 18, — zu Assist-Aerzten
2. Kl., — Dr. Schanzenbach, Marine-Unterarzt von der 2. Matrosen-Div., —
Janens, Marine-Unterarzt von der 1. Matrosen-Div., — zu Marine-Assist-
Aerzten 2. Kl.; — die Assist-Aerzte 1. Kl. der Res.: Dr. Schultz vom Landw.-
Bez. Hamburg, — Dr. Lorenz vom Landw.-Bez. Mühlhausen i.Th., — Dr. Beckmann
vom Landw.-Bez. I Münster, — Dr. Fischer vom Landw.-Bez. Danzig, —
Dr. Guttenberg vom Landw.-Bez. Freiburg, — Dr. Linke vom Landw.-Bez.
Görlitz, — Dr. Israel vom Landw.-Bez. Aschersleben, — Dr. Paschen vom
Landw.-Bez. Hamburg, — Dr. Hillebrand vom Landw.-Bez. Bonn, — Dr. Gassert
vom Landw.-Bez. Freiburg, — Dr. Wolff vom Landw.-Bez. III Berlin, —
Dr. Neumann vom Landw.-Bez. Potsdam, — Dr. Hofmann vom Landw.-Bez.
Meiningen, — Dr. Krumhoff vom Landw.-Bez. Magdeburg, — Dr. Snell vom
Landw.-Bez. Hildesheim, — Dr. Falckenthal vom Landw.-Bez. Jüterbog, —
die A8sist.-Aerzte 1. Kl. der Landw. 1. Aufgebots: Dr. Altmann vom
Landw.-Bez. Lüneburg, — Dr. Aly vom Landw.-Bez. Minden, — Dr. Levy vom
Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Polzin vom Landw.-Bez. Hildesheim, — Dr. Braun
vom Landw.-Bez. Gotha, — Dr. Streicher vom Landw.-Bez. Lörrach, —
Dr. Keller vom Landw.-Bez. St. Wendel, — Dr. Fassbender vom Landw.-Bez.
II Münster, — Dr. Rennebaum vom Landw.-Bez. Halberstadt, — Dr. Weiermiller
vom Landw.-Bez. Insterburg, — Dr. Rosenthal vom Landw.-Bez. III Beriin, —
Dr. Ortweiler vom Landw.-Bez. Weimar, —Dr. Kellendonk vom Landw.-Bez.
Montjoie, — Dr. Bickel, Assist-Arzt 1. Kl. der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-
Bez. Wiesbaden, dieser ohne Patent, — zu Stabsärzten; — die Assist-Aerzte
2. Kl. der Res.: Dr. Gause vom Landw.-Bez. Frankfurt a. M., — Dr. Reuter
vom Landw.-Bez. Weimar, — Dr. Sobernbeim vom Landw.-Bez. Halle a. S., —
Dr. Habermann vom Landw.-Bez. Wismar, — Wirth vom Landw.-Bez. Heidel¬
berg, — Dr. Ansorge vom Landw.-Bez. Schweidnitz, — Dr. Grote vom Landw.-
Bez. Hildesheim,— Dr. Seebald vom Landw.-Bez. Potsdam, — Dr. Homburger
vom Landw.-Bez. I Breslau, — Dr. Horwitz, Dr. Simonsohn vom Landw.-
Bez. III Berlin, — Dr. Stück vom Landw.-Bez. I Cassel, — Dr. Möller vom
Landw.-Bez. Gera, — Dr. Ammer vom Landw.-Bez. Stade, — Dr. Merkel vom
Landw.-Bez. Göttingen, — Dr. Wendland vom Landw.-Bez. III Berlin, —
Dr. Troeger vom Landw.-Bez. Altenburg, — Dr. Mispelbaum vom Landw.-
Bez. Coblenz, — Dr. Niemeyer vom Landw.-Bez. Hamburg, — Dr. Laureck
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vom Landw.-Bez. II Bochum,— Dr. Elgehaasen vom Landw.-Bez. Lüneburg, —
Dr. Baumgartner vom Landw.-Bez. Rastatt, — Dr. Epstein vom Landw.-Bez.
Hamburg, — Dr. Jacobssohn vom Landw.-Bez. Liegnitz, — Dr. Meder vom
Landw.-Bez. Meschede, — Dr. Engels vom Landw.-Bez. Hannover, — Dr. Doh-
meyer vom Landw.-Bez. Lüneburg, — Dr. Veit vom Landw.-Bez. III Berlin, —
Dr. Fuchs vom Landw.-Bez. Freiburg, — Dr. v. Knoblauch vom Landw.-Bez.
Frankfurt a. O., — Dr. Landwehr vom Landw.-Bez. Bielefeld, — Dr. Gubalke
vom Landw.-Bez. I Altona, — Dr. Fresenius vom Landw.-Bez. I Darmstadt, —
Dr. Schneider vom Landw.-Bez. Frankfurt a. M.,— zu Assist.-Aerzten 1. Kl.
der Res., — befördert. — Die Assist.-Aerzte 2. KI. der Res.: Dr. Klem-
perer vom Landw.-Bez. Strassburg, — Mühsam vom Laudw.-Bez. Schweidnitz,
— Dr. Meckel vom Landw.-Bez. Wetzlar, — Dr. Mallison vom Landw.-Bez.
Königsberg, — Dr. Reis vom Landw.-Bez. I Trier, — Dr. Senge vom Landw.-
Bez. St. Johann, — Dr. Leidner vom Landw.-Bez. II Darmstadt, — Dr. Fels»*
mann vom Landw.-Bez. I Breslau, — Dr. Ernst vom Landw.-Bez. Metz, —
Dr. Bärwald vom Landw.-Bez. Frankfurt a. M., — Dr. Bispinck vom Landw.-
Bez. Mühlheim a. d. R., — Dr. Neuenborn vom Landw.-Bez. Crefeld; — die
Assist-Aerzte 2. Kl. der Landw. 1. Aufgebots: Dr. Lackmann vom
Landw.-Bez. II Darmstadt, — Dr. Uter vom Landw.-Bez. Lübeck, — Dr. Michael
vom Landw.-Bez. Weimar, — Dr. Lueb vom Landw.-Bez. Recklinghausen, —
Dr. Burkbardt vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Katzenstein vom Landw.-
Bez. Cöln, Dr. Bahr vom Landw.-Bez. Oels, — Dr. Schaper vom Landw.-Bez.
Hannover, — Dr. Deus vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. van den Bosch
vom Landw.-Bez. Bonn, — Falckner vom Landw.-Bez. Weimar, — zu Assist.-
Aerzten 1. Kl.; — die Unterärzte der Res.: Kopetsch vom Landw.-Bez.
Königsberg, — Dr. Grunow vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Böeker vom
Landw.-Bez. Neuhaldensleben, — Dr. v. Wybicki vom Landw.-Bez. I Breslau, —
Dr. Mann vom Landw.-Bez. Paderborn, — Engels vom Landw.-Bez. Barmen,—
Dr. Neu vom Landw.-Bez. Crefeld, — Dr. Hof mann vom Landw.-Bez. Bonn, —
Dr. Roemheld vom Landw.-Bez. Mainz, — Dr. Flaig vom Landw.-Bez. Stockaeh,
— Meyer vom Landw.-Bez. Freiburg, — Dr. Nürnberger, Unterarzt der Marine-
Res. vom Landw.-Bez. Kiel, — Dt. Dege, Unterarzt der Landw. 1. Aufgebots
vom Landw.-Bez. I Braunschweig, — zu Assist.-Aerzten 2. Kl., — befördert.
— Dr, Schnitze, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom Inf.-Regt. von Boyen
(6. Ostpreuss.) No. 41, — Dr. Sitzler, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom
Füs.-Regt. Prinz Heinrich von Preussen (Brandenburg.) No. 35, — ein Patent
ihrer Charge verliehen. — Dr. Stadthagen, Stabsarzt ä la suite des Sanitäts¬
korps, als Bats.-Arzt des Hannov Pion.-Bats. No. 10, — Dr. Doering, Assist-
Arzt 2. Kl. ä la suite des Sanitätskorps, unter Entbindung von dem Kommando
zur Dienstleistung bei dem Auswärtigen Amt, als Assist.-Arzt 2. Kl. bei dem
2. Garde - Feldart. - Regt., — in das Sanitätskorps wiedereinrangirt. —
Schumann, Assist.-Arzt 2. Kl. der Res. vom Landw.-Bez. Metz, im aktiven
Sanitätskorps und zwar als Assist-Arzt 2. Kl. mit einem Patent vom 24. September
d. Js. bei dem Inf.-Regt. No. 136 angestellt. — Dr. Statz, Oberstabsarzt 2. Kl.
und Regts.-Arzt vom Drag. Regt von Wedel (Pomm.) No. 11, zum Rhein. Fussart-
Regt. No. 8, — Dr. Knicke, Stabs- und Bats.-Arzt vom 3. Bat. des Inf.-Regts.
von Horn (3. Rhein.) No. 29, als Abtheil.-Arzt zur 2. Abtheil, des Thöring. Feldart-
Regts. No. 19, — Dr. Matth es, Assist.-Arzt 1. Kl. vom 2. Garde-Ulan.-Regt.,
zum 5. Thüring. Inf.-Regt. No. 94 (Grossherzog von Sachsen),— Dr. Hilde mann,
Assist.-Arzt 1. Kl. vom Inf.-Regt. Graf Barfnss (4. Westfal.) No. 17, zum Inf.-Regt.
No. 130, — Dr. Niehues, Assist.-Arzt 2. Kl. vom Hus.-Regt. Kaiser Nikolaus II.
▼on Russland (1. Westfal.) No. 8, zum 2. Garde-Ulan.-Regt., — Dr. Seeger,
Assist-Arzt 2. Kl. vom Oldenburg. Inf.-Regt. No. 91, zum Drag.-Regt. von Wedel
(Pomm.) No. 11, versetzt — Dr. Hartung, Assist.-Arzt 2. Kl. vom 2. Bad.
Gren.-Regt. Kaiser Wilhelm I. No. 110, ä la suite des Sanitätskorps gestellt —
Dr. Kuznitzky, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom Inf.-Regt. No. 137,
nait Pension, dem Charakter als Gen.-Arzt 2. Kl. und seiner bisherigen Uniform, —
Dr. Beesel, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom Magdeburg. Hus.-Regt«
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No. 10, mit Pension und seiner bisherigen Uniform, — Dr. Sarnow, Oberstabsarzt
"2. KI. und Regts.-Arzt vom Rhein. Fussart-Regt. No. 8, mit Pension und seiner
bisherigen Uniform, — Fischer, Stabs.- und Bats.-Arzt vom Hannov. Pion.-Bat.
No. 10, mit Pension und seiner bisherigen Uniform, — Prof. Dr. Barth, Stabsarzt
der Res. vom Landw.-Bez. Marburg, mit seiner bisherigen Uniform; — den Assist.-
Aerzten 1. Kl. der Res.: Dr. Ranniger vom Landw.-Bez. Görlitz, behufs
Uebertritts in Königl. Sächsische Militärdienste, — Dr. Maass vom Landw.-Bez.
Göttingen, — Füchtenbusch vom Landw.-Bez. Strassburg; — den Stabsärzten
der Landw. 1. Aufgebots: Muehl vom Landw.-Bez. Scbneidemühl, * —
Dr. Ke beriet vom Landw.-Bez. Düsseldorf. — Dr. Niemann vom Landw.-Bez.
II Braunschweig, — Dr. Grunau vom Landw.-Bez. Graudenz, — Dr. Wolff,
Assist -Arzt 1. Kl. der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez. Gera, — Dr. Heide n-
hain, Stabsarzt der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-Bez. Stettin, — Dr. Bickel,
“Stabsarzt der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-Bez. Wiesbaden, — der Abschied
bewilligt. — Dr. Haberkamp, Assist-Arzt 2. Kl. vom 2. Hannov. Feldart.-
"Regt. No. 26, aus dem aktiven Sanitätskorps ausgeschieden und zu den Sanitäts¬
offizieren der Res. übergetreten.
Jagdhaus Rominten, den 24. September 1895.
Neues Palais, den 1. August 1895.
Fackler, Sek.-Lt. von der Res. des Pion-Bats. No. 16, aus seinem bisherigen
Militärverhältniss ausgeschieden; gleichzeitig im Sanitätskorps und zwar als Assist-
Arzt 2. Kl. der Res. mit einem Patent vom 21. September 1889 wiederangestellt
Stettin, den 12. September 1895«
Dr. Kuckro, Gen.-Arzt 1. Kl. a. D., zuletzt Korpsarzt des XI. Armeekorps,
der Rang als Gen.-Major verliehen. — Dr. Schocnleben, Oberstabsarzt 1. Kl. a. D.,
zuletzt Garn.-Arzt in Posen und beauftragt mit Wahrnehmung der divisionsärztlichen
Funktionen bei der 10. Div., — Dr. Havixbeck, Oberstabsarzt 1. Kl. a. D., zuletzt
Regts.-Arzt des 7. Bad. Inf.-Regts. No. 142, — Dr. Vahl, Oberstabsarzt 1. Kl. a. D.,
zuletzt Regts.-Arzt des 1. Garde-Feldart.-Regts., — Dr. Ernesti, Oberstabsarzt
1. Kl. a. D., zuletzt Regts.-Arzt des 1. Garde-Regts. zu Fuss, — der Charakter
als Gen.-Arzt 2. Kl. verliehen. — Dr. Nüsse, Oberstabsarzt 2. Kl. a. D.,
zuletzt Regts.-Arzt des damal. 1. Westpreuss. Gren.-Regts. No. 6, — den Ober¬
stabsärzten 2. KI. und Regt.-Aerzten: Dr. Leistikow vom Königs-Inf.-Regt.
No. 145, — Dr. Neumann vom Hannov. Hus.-Regt No. 15, — Dr. Liegener
vom Feldart.-Regt. No. 36, — Dr. Schmidtborn vom Inf.-Regt. No. 132, —
Dr. Weber vom Feldart.-Regt, von HoltzendorfF(1. Rhein.) No. 8, — Dr. Fritzschen
vom Kaiser Alexander Garde-Gren.-Regt. No. 1, — der Charakter als Ober¬
stabsarzt 1. Kl. verliehen.
Nachweisung der beim Sanitätskorps in den Monaten Juni
und Juli 1895 eingetretenen Verändernngei*.
Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee.
Den 28. Juni,
Toepffer, Unterarzt vom Inf.-Regt. No. 132, kommandirt zur Ablegung der
ärztlichen Staatsprüfung zum medizinisch-chirurgischen Friedrich*Wilhelms-Institut,
Unter Belassung in diesem Verhältnis, zum Inf.-Regt Markgraf Karl (7. Branden¬
burg.) No. 60 versetzt.
Den 1. Juli,
Fenger, Unterarzt von der Kaiserlichen Marine,
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~ Den 5. Juli,
Schanzenbach, Unterarzt von der Kaiserlichen Marine,
den 9. Juli,
Brügge mann, Unterarzt vom Inf.-Regt. von Alvensleben (6. Brandenburg.)
No. 52,
den 13. Juli,
Dr. Blanc, Unterarzt vom In£-Regt. von Winterfeldt (2. Oberschles.) No. 23,
den 25. Juli,
Dr. Renn ecke, Unterarzt vom Pomm. Füs.-Regt. No. 34, — Dr. Schwiening,
Unterarzt vom Füs.-Regt. Prinz Heinrich von Preussen (Brandenburg.) No. 35, —
Dr. Jacobitz, Unterarzt vom Inf.-Regt. Graf Barfuss (4. Westfal.) No. 17, —
’Dr. Herr. Unterarzt vom 4. Niederschles. In£-Regt. No. 51, — Schelle, Unterarzt
vom Inf.-Regt. Graf Schwerin (3. Pomm.) No. 14, — Dr. Uhlenhuth, Unterarzt
vom FÜ8.-Regt. General - Feldmarschall Prinz Albfecht von Preussen (Hannov.)
No. 73, — Dr. Knntze, Unterarzt vom Inf.-Regt. von Boyen (5. Ostpreuss.) No. 41,
— Dr. Koch-Bergemann. Unterarzt vom Holstein. Feldart.-Regt. No. 24, —
Dr. Gellzuhn, Unterarzt vom Inf.-Regt. No. 138, — Dr. Stuertz, Unterarzt vom
Inf.-Regt. No. 135, — Dr. Binder, Unterarzt vom Inf.-Regt. Herzog Friedrich
Wilhelm von Braunschweig (Ostfries.) No. 78, — sammtlich mit Wahrnehmung
je einer bei ihren Truppen- oder Marinetheilen offenen Assist. - Arztstelle be¬
auftragt.
Nachweisung der beim Sanitätskorps im Monat August 1895
eingetretenen Veränderungen.
Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee.
Den 5. August.
Dr. Jeschke, einjährig-freiwilliger Arzt vom Inf.-Regt. Herzog Karl von
Mecklenburg-Strelitz (6. Ostpreuss.) No. 43; zum Unterarzt ernannt,
den 14. August,
Dr. van Ackeren, einjährig-freiwilliger Marinearzt von der 2. Matrosen-Div.,
zum Unterarzt ernannt,
den 22. August,
Dr. Wiehage, einjährig-freiwilliger Arzt vom Kür.-Regt, von Driesen (West-
fäl.) No. 4, zum Unterarzt im Feldart.-Regt. No. 15 ernannt, — sammtlich mit
„Wahrnehmung je einer bei ihren Truppen- oder Marinetheilen offenen Assist.
Arztstelle beauftragt.
Kaiserliche Marine.
An Bord S. M. Yacht „Hohenzollern*,
Helgoland, den 4. August 1895.
Prinz, Marine-Oberstabsarzt 2. Kl., zum Marine-Oberstabsarzt 1. Kl. unter
Vorbehalt der Patentirung befördert. — Dr. Börding, Dr. Overbeck, Dr. Bur¬
meister, Dr. Lörmann, Dr. Gabriel, Assist.-Aerzte 2. Kl. der Marine-Res.
im Landw.-Bez. Dortmund bezw. I Bremen, Wiesbaden, I Bremen und Gotha, zu
Assist.-Aerzten 1. Kl. der Marine-Res. befördert. Dieselben erhalten ein Patent von
dem Tage, an welchem die Beförderung ihrer Altersgenossen in der Armee aus¬
gesprochen wird. — Dr. Groppe, Marine-Oberstabsarzt 1. Kl., Garn.-Arzt zu
Wilhelmshaven, mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubnis zum Tragen der
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Uniform der Marineärzte mit den für Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen, —
Dr. Topp, Assist.-Arzt 1. Kl. der Marine-Res. im Landw.-Bez. II Oldenbnrg, —
der Abschied bewilligt.
Neues Palais, den 29. August 1895.
Dr. Runkwitz, Marine - Stabsarzt, zum Marine - Oberstabsarzt 2. Kl., unter
Vorbehalt der Patentirung, — Wasserfall, Dr. Behmer, Marine-Assist.-Aerzte
1. KI., zu Überzahl. Marine-Stabsärzten, — Dr. Lange, Assist*Arzt 1. KL der
Seewebr 1. Aufgebots im Landw.-Bez. 1 Cassel, zum Stabsarzt der Seewehr 1. Auf¬
gebots, — befördert
Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika.
Neues Palais, den 27. August 1895.
Ollwig, Assist-Arzt 1. Kl. a. D., bisher von der Res. im Landw.-Bez. Würz¬
burg, — Dr. Reinhard, Assist-Arzt 2. Kl., a. D., bisher vom Inf.-Regt. No. 136,
— mit dem 21. August d. Js. der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika zugetheilt
Den 15. September 1895.
Dr. Stierling, Assist.-Arzt 2. Kl. a. D., bisher von der Res. im Landw.-Bez.
Leipzig, mit dem 18. September d. Js. der Schutz truppe für Deutsch-Ostafrika
zugetheilt
Veränderungen im Königlich Bayerischen Sanitätskorps.
Den 23. Juli 1895.
Dr. Heckenlauer, Unterarzt des 6. Chev.-Regts. vakant Grossfurst Konstantin
Nikolajewitsch, znm Assist-Arzt 2. Kl. in diesem Trnppcntheil befördert —
Kröner (I München), Assist.-Arzt 1. Kf. der Landw. 2. Aufgebots, der Abschied
bewilligt
Den 25. Juli 1895.
Dr. Schmitt, Assist.-Arzt 1. Kl. des 4. Feldart-Regts. König, — Dr. Hillen¬
brand, Assist.-Arzt 1. Kl. des 2. Train-Bats., — in ihren Truppentheilen gegen¬
seitig versetzt.
Den 12. Augnst 1895.
Dr. Demanget (Dillingen), Stabsarzt in der Res., zum Oberstabsarzt 2. Kl.
■befördert, — Dr. Mayer (Nürnberg), Dr. Scheiding (Hof), Assist-Aerzte 1. Kl.
in der Res., — Dr. ZeitlcT (Bamberg), Dr. Bergeat, Dr. Rieder (I München),
Dr. Brennstuhl (AscbafFenburg), Dr. Schweickert (Ludwigshafen), Dr. Deisen-
hofer (Rosenheim), Assist-Aerzte 1. Kl. in der Landw. 1. Aufgebots, — zu
Stabsärzten, — Dr. Tüshaus (Würzburg), Dr. Swarsensky (Augsburg), Unter¬
ärzte der Res., zu Assist-Aerzten 2. Kl. — befördert
Den 20. August 1895.
Ollwig (Bamberg), Assist-Arzt 1. Kl. der Res., das erbetene Ausscheiden au»
dem Heere behufs Ueb'ertritts in die Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika
gestattet.
Den 8. September 1895.
Dr. Rohm er (Dillingen), Assist-Arzt 1. Kl. in der Res., zum Stabsarzt, —
Weiss, Kanzow, Dr. Rönsberg, Maassen (I München), Dr. Winterstein
(Kissingen), Woblsecker (Würzburg), Unterärzte in der Res., — Dr. Wilhelmy
(Kitzingen), Unterarzt in der Landw. 1. Aufgebots, — zu Assist-Aerzten 2. Kl.,
— befördert
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Den 8. September 1895.
Dr. Friedmann, Assist-Arzt 2. KI. von der Landw. 1. Aufgebots (Hof), zur
Res. des Sanitätskorps versetzt.
Den 16. September 1895.
Dr. T&shaus (Würzburg), Assist-Arzt 2. KI. der Res., in den Friedensstand
des 7. Inf.-Regts. Prinz Leopold versetzt.
Veränderungen im Königlich Sächsischen Sanitätskorps.
Den 9. August 1895.
Dr. Sonnekes, Assist-Arzt 1. Kl. vom 2. Gren.-Regt No. 101 Kaiser Wilhelm,
König von Preussen, unter Enthebnng von dem Kommando zum Carolahause in
Dresden, zum 1. Feldart-Regt. No. 12 (Garnison Dresden), — Dr. Leun er, Assist-
Arzt 1. KL vom 1. Feldart-Regt. No. 12, unter Kommandirung zum Carolahause
in Dresden, zum 2. Gren.-Regt. No. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preussen, —
versetzt.
Den 17. August 1895.
Dr. Voigt, Unterarzt bei der Unteroffizier-Vorschule, — Dr. Lemhöfer,
Unterarzt der Res. des Landw.-Bez. Leipzig, — zu Assist-Aerzten2. Kl. be¬
fördert.— Dr. Kröger, Assist.-Arzt 1. Kl. der Landw. 1. Aufgebots des Landw.-
Bez. Leipzig, in die Res. zurückversetzt. — Dr. Schreyer, Oberstabsarzt 2. KI.
der Res. des Landw.-Bez. Leipzig, mit der Erlaubniss zum Tragen der bisherigen
Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen, — Dr. Risse, Stabsarzt der Landw.
1. Aufgebots des Landw.-Bez. II Chemnitz, behufs Ueberführung zum Landsturm
2. Aufgebots, — der Abschied bewilligt.
Den 2. September 1895.
Dr. Stierling, Assist.-Arzt 2. Kl. der Res. des Landw.-Bez. Leipzig, behufs
Ucbertritts in die Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika, mit dem 17. Sep¬
tember 1895 aus dem Heere ausgeschieden.
Den 17. September 1895.
Dr. Diemer, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Fussart.-Regts. No. 12,
in Genehmigung seines Abschiedsgesuches mit Pension und der Erlaubniss zum
Forttragen der bisherigen Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen, zur Disp.
gestellt. — Dr. Basüner, Stabs- und Bats.-Arzt des 3. Bats. 10. Inf.-Regts. No. 134,
zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Fussart.-Regts. No. 12,— Dr. Richard,
Assist.-Arzt 1. Kl. des Train-Bats. No. 12, zum Stabs- und Bats.-Arzt des 3. Bats.
5. Inf.-Regts. Prinz Friedrich August No. 104, — befördert. — Dr. Friedrich,
Stabs- und Bats.-Arzt des 3. Bats. 5. Inf.-Regts. Prinz Friedrich August No. 104,
unter dem 30. September d. Js. von dem Kommando zur Universität Leipzig ent¬
hoben und zum 3. Bat. 10. Inf.-Regts. No. 134 versetzt. — Dr. Perthen, Assist-
Arzt 1. Kl. vom 2. Ulan.-Regt. No. 18, zum 10. Inf.-Regt. No. 134 versetzt und
unter dem 1. Oktober d. Js. zur Universität Leipzig kommandirt. — Rail, Assist-
Arzt 1. Kl. vom 9. Inf.-Regt. No. 133, unter Enthebung von dem Kommando zum
Stadtkrankenhause Dresden, zum Festungsgefängniss, unter gleichzeitiger Beauftragung
mit Wahrnehmung des ärztlichen Dienstes bei der Arbeiter-Abtbeil., — Dr. Hafer¬
korn, Assist-Arzt 1. Kl. vom Schützen-(Füs.-)Regt Prinz Georg No. 108, unter
Enthebung von dem Kommando zum Stadtkrankenhause Dresden, zum 3. Inf.-Regt.
No. 102 Prinz-Regent Luitpold von Bayern, —- Dr. Damm, Assist.-Arzt 1. Kl.
vom 3. Feldart-Regt. No. 32, unter Kommandirung zum Stadtkrankenhause Dresden,
jmm m Schützen-(Fü8.-)Regt Prinz Georg No. 108, — Dr. Pfitzmapn, Assist-
Arzt 1. Kl. des Festungsgefängnisses, unter Kommandirung zum Stadtkrankenhause
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Dresden, zum 1. (Leib-) Gren.-Regt No. 100, — versetzt. — Dr. Oehmieten,
Assist-Arzt 1. Kl. vom 5. Inf.-Regt. Prinz Friedrich Anglist No. 104, dessen
Kommando znm Kaiserlichen Gesundheitsamt in Berlin bis 31. Dezember d. Js.
verlängert. — Dr. v. Bunan, Assist.-Arzt 1. Kl. vom 9. Inf.-Regt No. 133, zum
Train-Bat. No. 12, — Dr. Näther, Assist-Arzt 1. Kl. vom 2. Feldart.-Regt
No. 28, zum 3. Feldart-Regt. No. 32, — Dr. Merzdorf, Assist-Arzt 1. Kl. vom
3. Inf.-Regt No. 102 Prinz-Regent Luitpold von Bayern, zum 3. Ulan.-Rcgt No. 18
(Garnison Geithain), — Martschke, Assist-Arzt 2. Kl. vom 4. Inf.-Regt. No. 103,
zum 9. Inf.-Regt. No. 133, — Dr. Voigt, Assist-Arzt 2. Kl. der Unteroff.-Vorscbule,
unter dem 1. Oktober d. Js. zum 2. Königin-Hus.-Regt No. 19, — versetzt —
Dr. Wienecke, Assist-Arzt 1. Kl. der Res. des Landw.-Bez. Dresden-Altst., im
aktiven Sanitätskorps und zwar als Assist-Arzt 1. Kl. bei dem 1. (Leib-) Gren.-
Regt. No. 100 mit Patent vom 25. Juni 1895 A angestellt— Dr. Roth, Unterarzt
der Res. des Landw.-Bez. Plauen, — Dr. Lorenz, Unterarzt der Res. des Landw.-
Bez. Leipzig, — zu Assist-Aerzten 2. Kl. befördert.
Veränderungen im Königlich Wörttembergischen Sanitätskorps.
Den 3. August 1895.
Dr. Klett, Unterarzt im Gren.-Regt. Königin Olga No. 119, — Dr. Mirabeau,
Unterarzt der Res. vom Landw.-Bez. Heilbronn, — zu Assist.-Aerzten 2. Kl.
befördert. — Dr. Buttersack, Stabsarzt im Gren.-Regt. Königin Olga No. 119,
behufs Uebertritts in Königlich Preussische Dienste der Abschied bewilligt.
Den 31. August 1895.
Dr. Neck er, Unterarzt der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez. Stuttgart,
— Dr. Mainzer. Unterarzt der Res. von demselben Landw.-Bez., — zu Assist*
Aerzten 2. Kl. befördert.
Den 12. September 1895.
Die Assist.-Aerzte 1. KL: Dr. Ramsperger im Inf.-Regt. Alt-Württemberg
No. 121, — Dr. Hopfengärtner in der etatsmäss. Stelle beim Korps-Gen.-Arzt,—
Dr. Bauer im Train-Bat. No. 13, — zu überzähl. Stabsärzten befördert
Ordensverleihungen.
Preussische:
Den Stern zum Rothen Adler-Orden zweiter Klasse:
dem Generalstabsarzt der Armee z. D. (mit dem Range als Gen.-Lt) Dr. Ritter
v. Lotzbeck, a la suite des Sanitätskorps (Bayern).
Den Rothen Adler-Orden zweiter Klasse:
dem Generalarzt l. Kl. Dr. Jacobi, Leibarzt Seiner Majestät des Königs von
Sachsen und Korpsarzt
Den Rothen Adler-Orden dritter Klasse mit der Schleife und Schwertern
am Ringe:
dem Marine - Oberstabsarzt 1. Kl. a. D. Dr. Groppe, bisher Garn.-Arzt zu
Wilhelmshaven.
Den Rothen Adler-Orden dritter Klasse mit der Schleife:
dem Oberstabsarzt 1. Kl. a. D. Dr. Schaefer zu Darmstadt, bisher Regts.*
Arzt des Grossherzogi. Hess. Feldart. - Regts. No. 25 (Grossherzogi. Art-
Korps).
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dem Oberstabsarzt 1. Kl, Dr. Richter, Regts.-Arzt vom 1. Grossherzogi.
Mecklenburg. Drag.-Regt No. 17,
dem Oberstabsarzt 1. Kl. Dr. Weese, Regts.-Arzt vom Füs.-Regt. Königin
(Schleswig-Holstein.) No. 86, beauftragt mit Wahrnehmung der divisions¬
ärztlichen Funktionen bei der 18. Div.
Den Rothen Adler-Orden vierter Klasse mit der Königlichen Krone:
dem Stabs- und Bats.-Arzt Dr. II berg vom Garde-Füs.-Regt
Den Rothen Adler-Orden vierter Klasse:
dem Stabs- und Bats.-Arzt Dr. Pannwitz vom Inf.-Regt. von Horn (3. Rhein.)
No. 29, kommandirt zum Kaiserlichen Gesundheitsamt.
dem Oberstabsarzt 1. Kl. Dr. Kolbe, Regts.-Arzt vom 2. Garde.-Drag.-Regt.,
dem Oberstabsarzt 2. Kl. Dr. Muecke, Regts.-Arzt vom Königin Elisabeth
Garde-Gren.-Regt. No. 3,
dem Oberstabsarzt 2. Kl, Dr. Rudeloff, Regts.-Arzt vom Königin Augusta
Garde-Gren.-Regt. No. 4.
dem Oberstabsarzt 2. Kl. Dr. Groschke, Regts.-Arzt vom 2. Garde-Feldart.-
Regt,
dem Oberstabsarzt 2. Kl. Dr. Gielen von der Feldart-Schiessschule,
dem Stabs- und Bats.-Arzt Dr. Leu vom Garde-Pion.-Bat.,
dem Oberstabsarzt 1. Kl. Dr. Krosta, Regts.-Arzt vom Inf.-Regt. Graf Bose
(1. Thüring.) No. 31,
dem Oberstabsarzt 2. Kl. Dr. Neumann, Regts.-Arzt vom Hannov. Hus.-Regt.
No. 15,
dem Oberstabsarzt 2. KL Dr. Hümmerich, Regts.-Arzt vom 2. Hanseat. Inf.-
' Regt. No. 76,
dem Oberstabsarzt 2. Kl. Dr. Arendt, Regts.-Arzt des 1. Brandenburg. Drag.-
Regts. No. 2.
dem Marine-Stabsarzt König von S. M. S. „Bayern“,
dem Marine-Stabsarzt Dr. Arimond von S. M. Yacht „Hohenzollera“.
Den Stern zum Königlichen Kronen-Orden zweiter Klasse mit
Schwertern am Ringe:
dem Generalarzt 1. Kl. Dr. Ca mm er er, Korpsarzt vom IX. Armeekorps.
Den Königlichen Kronen-Orden dritter Klasse mit Schwertern am
Ringe:
dem Oberstabsarzt 1. Kl. Dr. Pflugmacher, Regts.-Arzt vom Kür.-Regt
Kaiser Nikolaus I. von Russland (Brandenburg.) No. 6, beauftragt mit Wahr¬
nehmung der divisionsärztlichen Funktionen bei der 6. Div.
Den Königlichen Kronen-Orden dritter Klasse:
dem Oberstabsarzt 1. Kl. Dr. Heberling, Regts.-Arzt des Hus.-Regts. Kaiser
Franz Joseph von Oesterreich, König von Ungarn (Schleswig - Holstein.)
No. 16.
dem Oberstabsarzt 1. Kl. a. D. Lückerath zu München, bisher Regts.-Arzt
des Feldart-Regts. No. 31.
Den Königlichen Kronen-Orden vierter Klasse:
Klaetsch, Lazareth-Oberinspektor zu Berlin,
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90
Memminger, Lazareth-Oberinspektor za Kfistrm,
Wo Iff, Laxareth-Oberinspektor zu Berlin.
Das Allgemeine Ehrenzeichen
dem Ober-Lazareihgehülfen Winter, vom Grossherzogi. Mecklenburg. Füs.-
Regt. No. 90.
Fremde:
Das Ritterkreuz erster Klasse des Albrechts-Ordens:
dem Oberstabsarzt 2. Kl. z. D. Dr. Diemer, bisher Regts.-Arzt des Fassart.*
Regts. No. 12.
Das Kommentharkreuz erster Klasse des Friedrichs-Ordens:
dem Generalarzt 1. Kl. Dr. v. Fichte, Korpsarzt des Armeekorps und Abtbeil.*
Chef im Kriegsministerium.
Das Ritterkreuz des Königlich Dänischen Danebrog-Ordens:
dem Oberstabsarzt 2. Kl. Dr. Zöchner, Regts.-Arzt des Thöring. Ulan.>Regta.
No. 6.
Familien-Nachrichten.
Verbindungen: Waldemar Hahn, Stabsarzt mit Fräulein Wan da Eisermann
(Berlin).
Geburten: (Sohn) Dr. Duda, Stabsarzt (Goldap), — Dr. Leistikow, Oberstabsarzt
2. Klasse, — Dr. Ti 1 mann, Stabsarzt (Berlin), — (Tochter) Dr. Triest,
Stabsarzt ä la suite des Sanitätskorps (Torgau), — Dr. Zabel, Assistenzarzt
1. Klasse (Berlin), — Dr. Koenig, Oberstabsarzt (Potsdam), — Dr. Pust,
Assistenzarzt (Posen), — Dr. Ilberg, Stabsarzt (Berlin).
Todesfälle: Dr. Wilhelm Cramer. Assistenzarzt 1. Kl. der Reserve (Braokwede).
— Dr. Graf, Gen.-Arzt 2. Kl. der Landw. 2. Aufgebots (Konstanz).
Öedruckt in der Königlichen Hof bucbdnickerei von E.S. Mittler&Sohn, Berlin SW., Kochstr. 68—71.
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Amtliches Beiblatt
zur
Deutschen militärärztlichen Zeitschrift
1895. — Viernndzwanzigster Jahrgang. — M 11.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, 5. Oktober 1895.
Dem Königlichen Generalkommando beehrt sich die Abtheilung mit Bezug auf
das diesseitige Schreibeu vom 17. September 1890 No. 786/9. M. A. ganz ergebenst
mitzntheilen, dass der diesjährige hygienische Kursus für Sanitätsoffiziere in der
Zeit vom 21. Oktober bis einschliesslich 16. November 1895, unter Leitung des
Direktors der hygienischen Institute der Universität Berlin, Professors Dr. Rubner,
hierselbst stattfinden wird.
Das Königliche Generalkommando ersucht die Abtheilung ebenmässig, nach
Anhörung des Korps-Generalarztes einen zur Ausführung bakteriologischer Arbeiten
besonders geeigneten Assistenzarzt des Armeekorps zur Theilnahme an dem gedachten
Kursus kommandiren und anweisen lassen zu wollen, sich am 21. Oktober 1895
vormittags 9 Uhr im hygienischen Institut hierselbst C. Klosterstrasse No. 36 bei
dem Professor Dr. Rubner zu melden. Dort wird ein diesseits beauftragter
Stabsarzt anwesend sein und ihm Mittheilung über die sonst erforderlichen Meldungen
u. s. w. machen. Den Namen des Kommandirten bittet die Abtheilung baldigst
hierher mittheilen zu wollen.
Die durch das Kommando entstehenden Reisekosten und Tagegelder tragt
Kapitel 34 des Reichshaushalts-Etats. Wegen des aus den Beständen der Lazareth-
verwaltung leihweise abzugebenden Mikroskops wird auf die diesseitige Verfügung
vom 15. September 1891 No. 710/9. 91. M. A. an das dortige Sanitätsamt Bezug
genommen.
No. 1993/9. 95. M. A, y. Coler.
A.-V.-Bl. 13, No. 128.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, 12. Mai 1895*
Ergänzung und Aenderung der Krankenträger-Ordnung.
I. Als Beilage 5 ist neu erschienen „Die Anleitung zur Herstellung von Zelten zur
vorübergehenden Unterbringung von Verwundeten auf dem Schlachtfelde vermittelst
der tragbaren Zelt-Ausrüstung“.
Die erforderlichen Abdrücke werden den betheiligten Stellen unter Umschlag
zugehen.
Bei unmittelbarer Bestellung aus der Armee kann diese Beilage zum Preise
von 15 Pf. für das Exemplar bei der Königlichen Hofbuchhandlung von E. S. Mittler
& Sohn hierselbst — SW. Kochstrasse 68—71 — käuflich bezogen werden.
Der Verkaufspreis der Vorschrift, einschliesslich der hierzu erschienenen
Beilagen 2 a und 6, beträgt nunmehr geheftet 85 „
gebunden X Exemplar.
Amtliche* Beiblatt 1895.
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II. In der Krankenträger-Ordnung sind folgende Aendernngen vorzunehmen:
1. Seite VI, V. Theil schalte hinter Beilage 4 ein:
„Beilage 5 zu §. 32,7. Zelte aus der tragbaren
Zelt-Ausrfistung.Sehe 106 8
2. Seite 1, Anmerkung •) zu §. 2, l Zeile 2 setze für 312 „346*.
3. Seite 2, §. 2, l, Zeile 1 und 2 von oben setze för Bekleidungs-Reglement
„Bekleidungsordnung — I. Theil —, sowie Bekleidungs- und Ansrüstungs-
Nachweisung*.
4 . Seite 5, §. 5,4 erhält folgenden Zusatz:
„Ob unter besonderen Verhältnissen bei einzelnen Truppentheileo
der Unterricht bereits während des Sommers des ersten Dienstjahre«
stattzufioden bat, bestimmen gleichfalls die unter I erwähnten Kommando¬
behörden.“
6. Seite 6, §. 5, 9 Zeile 1 und 2 von oben setze för Lazarethgehfilfen-
lehrlinge „Lazarethgehülfenschüler“.
6. Seite 5 und 6, §. 5, io erhält an Stelle der jetzigen folgende Fassung:
„Mit den Hoboisten etc. des zweiten Dienstjahres sind Wieder¬
holungen vorzunehmen, in späteren Jahren nur bei freiwilliger Meldung.“
7. Seite 10, $. 8,5, Zeile 6 bis 9 von oben streiche die Worte „die* bis
„machen.**)“, sowie in der zugehörigen Anmerkung **) die Worte
„Hierbei* bis , beachten.*
Der zu dieser Anmerkung bisher gehörige Hinweis auf Ab¬
schnitt X der Schiessvorschrift för die Infanterie (vergleiche Armee-
Verordnungs-Blatt för 1893, Seite 53) tritt nunmehr der Anmerkung *)
hinzu.
8. Seite 49, §. 32 erhält am Schlüsse folgenden neuen Absatz:
„7. Sobald genögend viel tragbare Zelt-AusrGstungen von Ver¬
wundeten und Gefallenen zur Verfügung stehen, schlägt zum Zwecke
der vorübergehenden Unterbringung von Verwundeten die Reserve-
Patrouille Zelte vermittelst der tragbaren Zelt-Ausrüstungen nach der
in Beilage 6 gegebenen Anleitung auf.
Den Platz för die Aufstellung dieser Zelte, sowie die Zahl und Art
der letzteren bestimmt der 1. Stabsarzt.“
Deekblätter werden nicht ausgegeben.
Ko. 2578/4. 95. M. A. v. Coler.
Ko. 20 des Armee-Verordnungs-BIattes enthält unter Ko. 183 das „Gesetz,
betreffend die Fürsorge für die Wittwen und Waisen der Personen des Soldaten-
standes des Reicbsheeres und der Kaiserlichen Marine vom Feldwebel abwärts.
Vom 13. Juni 1895. (R. Ges. Bl. S. 261/64.)* nebst Ausföhrungsbestimmungen.
A.-V.-Bl. 25, Ko. 219.
Ermächtigung des Dr. Wenzel zu Buenos-Aires cur Ausstellung von
Zeugnissen für militärpflichtige Deutsche in Argentinien, Uruguay
und Paraguay.
Dem Chefarzt des deutschen Hospitals Dr. Karl Wenzel zu Buenos-Aires ist
— an Stelle des auf sein Ansuchen von den gleichen Funktionen entbundenen
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Br. Paul Beek — auf Grund des §. 42 Ziffer 2 der Wehrordnung die Ermächtigung
ertheilt worden, Zeugnisse der im §. 42 Ziffer la und b a. a. O. bezeichnten Art
Über die Untauglichkeit oder bedingte Tauglichkeit deijenigen militärpflichtigen
Deutschen auszustellen, welche ihren dauernden Aufenthalt in Argentinien, Uruguay
oder Paraguay haben.
Berlin, den 7. September 1895.
Der Reichskanzler.
In Vertretung.
t. Boetticher.
Kriegsministerium. Berlin den 15. September 1895.
Allgemeines Kriegs-Departement.
Vorstehendes wird unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 10. Sep¬
tember 1888 (Armee -Verordnungs • Blatt Seite 191) hierdurch zur Kenntniss der
Armee gebracht.
No. 452/9. 95. A. 1. Frhr. y. Falkenhauser.
No. 27 des Armee-Verordnungs-Blatt enthält unter No. 227 die .Verordnung,
betreffend die Klasseneintheilung der Militarbeamten des Reichsheeres und der
Marine. Vom 18. August 1895“.
A.-V.-Bl. 27, No. 231.
Kriegsministerium. Berlin den 24. September 1895.
Militär-Oekonomie-Departement.
Ansgabe des .Zweiten, besonderen Theiles* des Werkes „Getreide
und Hülsenfrüchte“.
Von dem im Aufträge des Kriegsministeriums herausgegebenen Werke „Getreide
und Hülsenfrüchte als wichtige Nahrungs- und Futtermittel mit besonderer Berück¬
sichtigung ihrer Bedeutung für die Heeresverpflegung“ ist nunmehr auch der „Zweite
besondere Th eil* fertig gestellt und — ebenso wie der „Erste, allgemeine Theil*
— den Intendanturen und Proyiantämtern zum Dienstgebrauch überwiesen worden.
Dieser zweite Theile des bei den Büreaugeräthen zu führenden Werkes kann
kaufsweise von der Hofbuchhandlung von E. S. Mittler & Sohn hier SW. Koch¬
strasse 68—71 zu dem Preise von 12,00 JC für das geheftete Exemplar und 13,50 JC
für das in ganz Leinwand eingebundene Exemplar bezogen werden.
No. 465/9. 95. B 2. Frhr. y. G emmin gen.
Personal-Veränderungen im Sanitätskorps.
Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen.
Dr. Jarosch, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom Oldenburg. Drag.-Regt.
No. 19, zum Gen.-Arzt 2. Kl. und Korpsarzt des XI. Armeekorps; — die Stabs-
nnd Bats. - Aerzte: Dr. Stadthagen vom Hannov. Pion.-Bat. No. 10, zum
Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Inf.-Regts. Vogel von Falckenstein
(7. We8tfSl.) No. 56. — Dr. Schröder vom 2. Bat. 1. Hess. Inf.-Regts. No. 81,
zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Drag.-Regts. von Wedel (Pomm.)
No. 11, — Dr. Taubner vom 1. Bat. 5. Rhein. Inf.-Regt8. No. 65, znm Ober¬
stabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des Feldart-Regts. Prinz August von Preussen
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(Ostpreuss.) No. 1, — Dr. Heisrath vom Füs.-Bat. des Gren.-Regts. König
Friedrich III. (1. Ostpreuss.) No. 1, zum Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt des
Inf.-Regts. Herzog Karl von Mecklenbnrg-Strelitz (6. Ostpreuss.) No. 43, dieser vor¬
läufig ohne Patent; — die Assist.-Aerzte 1. Kl.: Dr. Müller vom 7. Rhein.
Infl-Regt. No. 69, zum Stabs- und Bats.-Arzt des Hannov. Pion.-Bats. No. 10, —
Dr. Spoerel vom Grossherzogi. Hess. Train-Bat. No. 25, zum Stabs- uud Bats.-
Arzt des 3. Bats. des Inf.-Regts. No. 140, — Dr. Thiemaun vom Anhalt. Inf.-Regt.
No. 93, zum Stabs und Bats.-Arzt des 2. Bats. des Inf.-Regts. Grossherzog Friedrich
Franz II. von Mecklenburg Schwerin (4. Brandenburg.) No. 24; — die Ass ist. -
Aerzte 2. Kl.: Wagner vom Inf.-Regt. No. 140, — Dr. Lesshafft vom Hus.-
Regt König Wilhelm I. (1. Rhein). No. 7, — Dr. Grasnick vom Feldart.-Regt.
von Peucker (Schles.) No. 6, — Dr. Kallina vom 3. Thüring. Inf.-Regt. No. 71,
— Dr. Weber vom 4. Garde-Regt. zu Fuss, — Dr. Herbst vom Inf.-Regt. No. 138,
— zu Assist. - Aerzten 1. Kl.; — die Unterärzte: Dr. Schwiening vom
Ffis.-Regt. Prinz Heinrich von Preussen (Brandenburg) No. 35, unter Versetzung
zum Drag-Regt. König Albert von Sachsen (Ostpreuss.) No. 10, — Dr. Niedner
vom 1. Bad. Leib Gren.-Regt. No. 109, — zu Assist.-Aerzten 2. Kl., — Voigt,
Marine-Unterarzt von der 2. Matrosen-Div., zum Marine-Assist.-Arzt 2. Kl., —
Dr. Dido 1 ff, Stabsarzt der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez. Jülich, zum
Oberstabsarzt 2. Kl.; — die Assist.-Aerzte 1. Kl. der Res.: Dr. Seiffert
vom Landw.-Bez. Kattowitz, — Dr. Schnitze vom Landw.-Bez. III Berlin, —
Dr. Goth vom Landw.-Bez. Crefeld, — Dr. Bajohr vom Landw.-Bez. Deutsch-
Eylau, — Dr. Forstreuter vom Landw.-Bez. Wehlau, — Dr. Mann vom Landw.-
Bez. Glatz, — Dr. Friedrich vom Landw.-Bez. Magdeburg, — Dr. Loewe vom
Landw.-Bez. Bruchsal, — Dr. Mannheim vom Landw.-Bez. III Berlin, —
Dr. Kreibohm vom Landw.-Bez. Göttingen, — Dr. Steenken vom Landw.-Bez.
I Oldenburg, — Dr. Lohaus vom Landw.-Bez. Perleberg, — Dr. Krause vom
Landw.-Bez. Deutsch-Eylau; — die Assist.-Aerzte 1. Kl. der Landw. 1. Auf¬
gebots: Dr. Pulewka vom Landw.-Bez. Osterode, — Dr. Hoerrner vom Landw.-
Bez. Karlsruhe, — Dr. Grünewald vom Landw.-Bez. Frankfurt a. M., —
Dr. Cahen vom Landw.-Bez. Cöln, — Strubel vom Landw.-Bez. Friedberg, —
Dr. Bahrs vom Landw.-Bez. Schleswig, — Dr. He yd er vom Landw.-Bez. Cöln,
— Dr. Köhne vom Landw.-Bez. Mülheim a. d. Ruhr, — Dr. Hoffheinz vom
Landw.-Bez. Königsberg, — Dr. Asch vom Landw.-Bez. I Breslau, — Dr. Köhler
vom Landw.-Bez. Magdeburg, — Dr. Storch vom Landw.-Bez. Hamburg, —
Dr. v. Znaniecki vom Landw.-Bez. Gnesen, — Dr. Bulle vom Landw.-Bez.
Hamburg, — Dr. Kraushaar vom Landw.-Bez. Hersfeld, — Dr. Mayer vom
Landw.-Bez. Frankfurt a. M., — Dr. Müller vom Landw.-Bez. Aschersleben, —
Dr. Behm, Assist. - Arzt 1. KI. der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-Bez.
Nanmburg a. S., — Dr. Oidtmann, Assist.-Arzt 1. Kl. der Landw. 2. Aufgebots
vom Landw.-Bez. Jülich, — zu Stabsärzten; — die Assist.-Aerzte 2. KI.
der Res.: Krieger vom Landw.-Bez. Karlsruhe, — Dr. Roth weil er vom Landw.-
Bez. Burg, — zu Assist.-Aerzten 1. Kl. der Res., — befördert. — Die
Assist.-Aerzte 2. Kl. der Res.: Dr. Gothe vom Landw.-Bez. Barmen, —
Dr. Pommeresch vom Landw.-Bez. Perleberg, — Dr. Wegen er vom Landw.-Bez.
Hildesheim,— Dr. Rindermann vom Landw.-Bez. Mühlhausen i.Th.,— Dr. Risse
vom Landw.-Bez. Düsseldorf, -— Dr. Abei votri Landw.-Bez. Bitterfeld, —
Dr. Gail ine k vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Lustig vom Landw.-Bez.
I Breslau, — Dr. Schmilinsky vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Büttner
vom Landw.-Bez. Stade, — Dr. Zoepffel vom Landw.-Bez. III Berlin, —
Dr. Wilms vom Landw.-Bez. Cöln, — Dr. Schütte vom Landw.-Bez. III Berlin,
— Dr. Kessel vom Landw.-Bez. Erkelenz, — Dr. Toegel vom Landw.-Bez.
Magdeburg, — Dr. Joseph, Dr. Rust vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Roh 1 wes
vom Landw.-Bez. Prenzlau, — Dr. Vobis vom Landw.-Bez. Barmen, — Dr. Wahren-
dorff vom Landw.-Be7. Celle, — Dr. Engelbach vom Landw.-Bez. Freiburg, —
Dr. Schüler vom Landw.-Bez. Frankfurt a. M., — Pfeiffer vom Landw.-Bez.
Schweidnitz, — Dr. Zenthoefer vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Kuhn vom
Landw.-Bez. Halle a. S., — Dr. Ackermann vom Landw.-Bez. Magdeburg, —
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Dr. Schulze vom Landw.-Bez. Hamburg, — Dr. Wang vom Landw.-Bez. Potsdam,
— Berendt de Cuvry vom Landw.-Bez. Frankfurt a. M., — Dr. Jaeger vom
Landw.-Bez. Meiningen, — Dr. Friedeberg vom Landw.-Bez. Magdeburg, —
Dr. Jester vom Landw.-Bez. Königsberg, — Dr. Rech vom Landw.-Bez. Bonn,
— Dr. Palmer vom Landw.-Bez. Hamburg, — Dr. Illig vom Landw.-Bez.
Stargard, — Dr. Lange vom Landw.-Bez. Fosen, — Dr. Rheineboth vom Landw.-
Bez. Halle a. S.; — die Assist. - Aerzte 2. Kl. der Landw. 1. Aufgebots:
Dr. Braun vom Landw.-Bez. Heidelberg, — Dr. Matthäei vom Landw.-Bez.
Hamburg, — Dr. Schweppe vom Landw.-Bez. Hannover, — Dr. Haupt vom
Landw.-Bez. Cottbus,— Dr. Schnurpfeil vom Landw.-Bez. Ratibor, — Voswinkel
vom Landw.-Bez. Prenzlau, — Dr. Ludwig vom Landw.-Bez. Bonn, — zu Assist.-
Aerzten 1. Kl.; — die Unterärzte der Res.: Dr. Arnheim, Dr. Mühlig
vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Müller vom Landw.-Bez. Ruppin, — Zehende r
vom Landw.-Bez. Weissenfels, — Dr. Bode vom Landw.-Bez. Magdeburg, —
Dr. Marx vom Landw.-Bez. Kattowitz, — Dr. Eberstein vom Landw.-Bez.
Dortmund, — Dr. Neumann vom Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. Wasmnth vom
Landw.-Bez. Schwerin, — Dr. Rotmann vom Landw.-Bez. Osnabrück, —
Dr. Keil ermann vom Landw.-Bez. Potsdam, — zu Assist.-Aerzten 2. Kl., —
befördert; — den Oberstabsärzten 1. Kl. und Regts.-Aerzten: Dr. Spies
vom Schleswig-Holstein. Ulan.-Regt. No. 15, — Dr. Riedel vom 3. Garde-Ulan.-
Regt, — Dr. Fröhlich vom Feldart.-Regt. No. 34, — Dr. Ziegel vom Gren.-
Regt. König Friedrich Wilhelm L (2. Ostpreuss.) No. 3, — Dr. Hensoldt, Ober¬
stabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt vom Magdeburg. Hus.-Regt No. 10, — ein Patent
ihrer Charge; — den Oberstabsärzten 2. Kl. und Regts.-Aerzten:
Dr. Mulnier vom Inf.-Regt Prinz Moritz von Anhalt-Dessau (5. Pomm.) No. 42,
— Dr. Groschke vom 2. Garde-Feldart.-Regt., — Dr. Pfahl vom Inf.-Regt
Prinz Friedrich der Niederlande (2. Westfäl.) No. 15, — Dr. Gruhn vom Füs.-
Regt. General-Feldmarschall Graf Moltke (Schles.) No. 38, — Dr. Koch vom
2. Niederscbles. Inf.-Regt. No. 47, — der Charakter als Oberstabsarzt 1. Kl.,
— verliehen. — Dr. Wisnia, Assist.-Arzt 1. Kl. der Res. vom Landw.-Bez. Beuthen,
im aktiven Sanitätskorps und zwar als Assist.-Arzt 1. Kl. mit einem Patent vom
2. November d. Js. bei dem Füs.-Regt. General-Feldmarschall Graf Moltke (Schles.)
No. 38 angestellt. — Die Oberstabsärzte 1. Kl. und Regts. - Ae rzte:
Dr. Hellwig vom Inf.-Regt. Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz (6. Ostpreuss.)
No. 43, zum Oldenburg. Drag.-Regt. No. 19, — Dr. Krosta vom Inf.-Regt. Graf
Bose (1. Thüring.) No. 31, in die Gam.-Arztstelle zu Altona, — Dr. Mein hold
vom Feldart.-Regt. Prinz August von Preussen (Ostpreuss.) No. 1, zum Gren.-Regt
König Wilhelm I. (2. Westpreuss) No. 7, — Dr. Bassin vom InfL-Regt. Vogel
von Faickenstein (7. Westfäl.) No. 56, zum Inf.-Regt. von Voigts-Rhetz (3. Hannov.)
No. 79, — Dr. Ott, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt vom Inf. Regt von Voigts-
Rhetz (3. Hannov.) No. 79, zum Hus.-Regt. König Wilhelm I. (1. Rhein.) No. 7,
— Dr. Schmick, Stabs- und Bats.-Arzt vom 2. Bat. des Inf.-Regts. Grossherzog
Friedrich Franz II. von Mecklenburg - Schwerin (4. Brandenburg.) No. 24, zum
1. Bat. 5. Rhein. Inf.-Regts. No. 65, — Dr. Machatius, Stabs- und Bats.-Arzt
vom 3. Bat des Inf.-Regts. No. 140, zum Füs.-Bat des Gren.-Regts. König
Friedrich III. (1. Ostpreuss.) No. 1, — Zemke, Assist-Arzt 1. Kl. vom Drag.-
Regt. König Albert von Sachsen (Ostpreuss.) No. 10, zum Invalidenbause in Berlin,
— Dr. Krummacher, Assist-Arzt 1. Kl. vom Kadettenbause in Oranienstein,
zum 7. Rhein. Inf.-Regt. No. 69, — versetzt — Die Assist-Aerzte 2. Kl.:
Dr. Metz vom 2. Hannov. Drag.-Regt. No. 16, zum 1. Hannov. Inf.-Regt. No. 74,
— Dr. Bernegau vom Inf.-Regt Freiherr von Sparr (3. Westfäl.) No. 16, zum
Kadettenhause in Oranienstein, — Dr. v. Haselberg vom Inf.-Regt. Graf Bülow
von Dennewitz (6. Westfäl.) No. 55, zum Inf.-Regt. Freiherr von Sparr (3. Westfäl.)
No. 16, — versetzt — Dr. Brümmer, Gen.-Arzt 2. Kl. und Korpsarzt des
XI. Armeekorps, mit Pension und seiner bisherigen Uniform der Abschied bewilligt.
— Dr. Rüppell, Oberstabsarzt 1. Kl. und Garn.-Arzt in Altona, — Dr. Peters,
Oberstabsarzt 1. KL und Regts.-Arzt vom Hus.-Regt. König Wilhelm I. (1. Rhein.)
No. 7, — Beiden, unter Verleihung des Charakters als Gen.-Arzt 2. Kl., mit
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98
Pension und ihrer bisherigen Uniform, — Dr. Preusse, Oberstabsarzt 1. KL und
Regte.-Arzt vom Gren.-Regt. König Wilhelm I. (2. Westprenss.) No. 7, mit Pension
und seiner bisherigen Uniform, — Dr. Schneider, Stabsarzt der Res. des Landw.-
Bez. Erfurt; — den Stabsärzten der Landw. 1. Aufgebots: Dr. Görges
vom Landw.-Bez. m Berlin, — Dr. Wehn vom Landw.-Bez. Cöln, — Dr. Börner
vom Landw.-Bez. Auricb, — Dr. Dubois vom Landw.-Bez. Lötzen, — Dr. Osswald
vom Landw.-Bez. Eisenach, — letzteren Beiden mit ihrer bisherigen Uniform; —
den Assist. - Aerzten 1. Kl. der Landw. 2. Aufgebots: Dr. Asch vom
Landw.-Bez. III Berlin, — Dr. John vom Landw.-Bez. Bitterfeld, — Dr. Krauss
vom Landw.-Bez. Wiesbaden, — Dr. Kraepelin vom Landw.-Bez. Heidelberg, —
der Abschied bewilligt.
Nenes Palais, den 2. November 1895.
Nachweisung der beim Sanitätskorps im Monat September 1895
eingetretenen Verändernngen.
Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee.
Den 7. September.
Dr. Boese, einjährig-freiwilliger Arzt bei der 1. Matrosen-Div., vom 1. Oktober
d. Js. ab zum aktiven Unterarzt. der Kaiserlichen Marine ernannt und mit Wahr¬
nehmung einer von diesem Zeitpunkte ab frei werdenden Assist.-Arztetelle be¬
auftragt.
Den 10. September.
Die nachstehend aufgeführten Studirenden der militärärztlichen Bildungsanstalten
vom 1. Oktober d. Js. ab zu Unterärzten des aktiven Dienststandes ernannt und
bei den genannten Truppentheilen angestellt und zwar: Dr. Hetsch beim Fussart.-
Regt. General - Feldzeugmeister (Brandenburg.) No. 3, — Dr. Gramme beim
5. Thüring. Inf.-Regt. No. 94 (Grossherzog von Sachsen), — Dr. Jürgens beim
Inf.-Regt. No. 132, — Dr. Bluemchen beim Gren.-Regt. König Friedrich
Wilhelm II. (1. Schles.) No. 10, — Dr. Plathner beim Gren.-Regt. Prinz Carl
von Preussen (2. Brandenburg.) No. 12, — Dr. Massmann beim Inf.-Regt.
Herwarth von Bittenfeld (1. Westffil.) No. 13, — Dr. Schlender beim 6. Rhein.
Inf.-Regt. No. 68, — Dr. Schröder beim 1. Hanseat. Inf.-Regt No. 75, —
Dr. Peters beim Gren.-Regt. Graf Kleist von Nollendorf (1. Westprenss.) No. 6,
— v. Bültzlingslöwen beim 4. Thüring. Inf.-Regt. No. 72, — Dr. Sierig beim
3. Thüring. Inf.-Regt. No. 71, — Dr. Kappesser beim 3. Grossherzogl. Hess. Inf.-Regt.
(Leib-Regt.) No. 117, — Dr. Schellmann beim Inf-Regt. No. 131, — Neuhaus
beim Niederrhein. Füs.-Regt. No. 39, — Dr. Garlipp beim Inf.-Regt No. 97, —
Dr. Beck beim 4. Magdeburg. Inf-Regt. No. 67, — Dr. Weber beim Feldart. -
Regt. General - Feldzeugmeister (1. Brandenburg.) No. 3, — Dr. Nu esse beim
1. Hannov. Inf.-Regt. No. 74, — Dr. Feld mann beim Oldenburg. Inf.-Regt.
No. 91, — Dr. Schrecker beim Inf.-Regt. Markgraf Ludwig Wilhelm (3. Bad.)
No. 111, — Dr. Kahlo beim Gren.-Regt. König Friedrich Wilhelm IV. (1. Pomm.)
No. 2, •— Dr. Fontane beim Inf.-Regt. von Manstein (Schleswig.) No. 84, —
Dr. Grimm beim Inf.-Regt. von der Goltz (7. Pomm.) No. 54, — Dr. Auburtin
beim Inf.-Regt. Keith (1. Oberschles.) No. 22, — Dr. Schröder II. beim 2. Bad.
Gren.-Regt. Kaiser Wilhelm I. No. 110, — Dr. Schulz beim Inf-Regt, von Borcke
(4. Pomm.) No. 21, — Dr. Broelemann beim Gren.-Regt König Friedrich I.
(4. Ostpreuss.) No. 5. — Dr. Brückner beim Füs.-Regt Graf Roon (Ostpreuss.)
No. 33, — Dr. Ahlbory beim Inf.-Regt. Graf Kirchbach (1. Niederschles.) No. 46.
Kaiserliche Marine.
Jagdschloss Rominten, den 2. Oktober 1895.
Sander, Marine-Oberstabsarzt 1. Kl., zum Garn.-Arzt zu Wilhelmshaven er¬
nannt — Dr. Fischer, Marine-Assist-Arzt 1. Kl., ein Patent seiner Charge erhalten.
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99
— Dr. Marxsen, Dr. Win ekler, Assist-Aerzte 1. Kl. der Marine-Res. im Landw.-
Bez. Rendsburg bezw. I Bremen, zn Stabsärzten der Marine-Res., — Dr. Staehly,
Dr. Geisler, Dr. Westpbal, Assist-Aerzte 2. Kl. der Marine-Res. im Landw.-
Bez. Oberlahnstein bezw. Hamburg und Neuhaldensleben, zu Assist.-Aerzten 1. Kl.
der Marine-Res., — befördert — Die nach Vorstehendem beförderten bezw. zu
patentirenden Marineärzte erhalten ein Patent von dem Tage, an welchem die Be¬
förderung ihrer Altersgenossen in der Armee ausgesprochen wird.
Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika.
Jagdhaus Hubertusstock, den 7. Oktober 1895.
Dr. Wagner, Hösemann, Dr. Eggel, Assist-Aerzte 2. Kl. a. D., zu Assist-
Aerzten 1. Kl. a. D., unter Vorbehalt der Bestimmung über das ihrem Chargen-
avancement zu Grunde zu legende Patent
Veränderungen im Königlich Bayerischen Sanitätskorps.
Den 8. Oktober 1895.
Dr. Hebenstreit (I München), Dr. Utschneider (Weilheim), Unterärzte der
Res., zu Assi8t.-Aerzten 2. Kl. der Res. befördert
Veränderungen im Königlich Sächsischen Sanitätskorps.
Den 26. Oktober 1895.
Dr. Pritsche, Unterarzt vom 11. Int-Regt No. 139, — Dr. Krahnstöver,
Unterarzt der Res. des Landw.-Bez. Plauen, — Dr. Ol dag, Unterarzt der Res.
des Landw.-Bez. Dresden-Altst, — zu Assist.-Aerzten 2. Kl. befördert. —
Dr. Ranniger, Königl. Preuss. Assist-Arzt 1. Kl. der Res. a. D., in der Königl.
Sächs. Armee und zwar als Assist-Arzt 1. Kl. der Res. des Landw.-Bez. Pirna
mit Patent vom 28. November 1891 angestellt
Veränderungen im Königlich Württembergischen Sanitätskorps.
Den 1. November 1895.
Dr. Holzinger. Assist-Arzt 1. Kl. im Inf.-Regt Alt-Württemberg No. 121,
die nacbgesuchte Entlassung aus dem aktiven Dienst, unter gleichzeitigem Uebertritt
zu den Sanitätsoffizieren der Res., gewährt — Dr. Bornitz, Unterarzt der Landw.
1. Aufgebots vom Landw.-Bez. Calw, — Dr. Schaufler, Unterarzt der Res. von
demselben Landw.-Bez., — zu Assist-Aerzten 2. Kl. befördert
Ordensverleihungen.
Preussische:
Den Rothen Adler-Orden vierter Klasse:
dem Oberstabsarzt ä. D. Dr. Benzler zu Oldenburg (Grossherzogthum), bisher
Regts.-Arzt des Gren.-Regte. Prinz Carl von Preussen (2. Brandenburg.)
No. 12,
dem Oberstabsarzt a. D. Dr. v. Kobylecki zu Gumbinnen, bisher Regts.-Arzt
des Inf.-Regts. Graf Schwerin (3. Pomm.) No. 14,
dem Stabsarzt ä la suite des Sanitätskorps Wicke.
Den Königlichen Kronen-Orden vierter Klasse:
dem Assist-Arzt 2. Kl. Dr. D oering, a la suite des Sanitätskorps und
kommandirt zur Dienstleistung beim Auswärtigen Amt
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Fremde:
Den Kaiserlich Russischen St Wladimir-Orden dritter Klasse:
dem Stabsarzt der Landw. a. D. Dr. med. Wagner zu Odessa.
Familien-Nachrichten.
Verlobungen: Dr. Koch - Bergemann, Assist-Arzt, mit Fraulein Katharina
Mudra (Stralsund), — Dr. Giese, Assist-Arzt 1. Kl., mit Fräulein Else Müller
(Berlin).
Verbindungen: Dr. Schuster, Stabsarzt (Marienwerder, Westpreussen); —
Dr. Wilhelm Voss, Assistenzarzt 2. Klasse, mit Fräulein Hedwig Moeller
(Wustrow i. M.)
Todesfälle: Dr. Kehren, Stabsarzt der Landw. a. D. (M. Gladbach), — Robert
Kurz, Stabsarzt der Res. (Singhofen), — Dr. Held, Assist-Arzt 1. Kl. a. D.
(Tübingen), — Dr. Wilhelm Koenig, Assist-Arzt 1. Kl. der Landw. (Göttingen),
— Dr. Moritz Weichelt, Oberstabsarzt 1. Kl. a. D. (Erfurt).
Gedruckt in der Königlichen Hofbuchdrackerei von E.8. Mittler A Sohn, Berlin SW.« Kochstr. 88—71.
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Amtliches Beiblatt
zur
Deutschen militMrärztlichen Zeitschrift
1895. — Vierundzwanzigster Jahrgang. — .tä 12.
Ans Anlass der hundertjährigen Stiftungsfeier de« medizinisch-chirurgischen
Fried rieh-Wilhelms-Instituts bestimme Ich, dass die jetzt bestehenden militfirärztlichen
Bildungsanstalten — das medizinisch'chirurgische Friedrich-Wilhelms-Institut und
die medizinisch-chirurgische Aksdemie für das Militär — in Uebereinstimmung mit
ihrer Entwickelung zu einer Anstalt vereinigt werden, welche den Namen:
Kaiser Wilhelms-Akademie ffir das militärärztliche Bildnngswesen
zu fahren hat. Indem Ich Mir die Genehmigung der weiteten Organisation dieser
Akademie Vorbehalte, erkenne Ich gern an, in wie hohem Maasse die militärärztlichen
Bildungsanstalten in ihrem nunmehr hundertjährigen Bestehen um die Ausbildung
de* Militär- und Marineärzte und somit auch um die Interessen der Armee tmd
Marine sich verdient gemacht haben.
Neues Palais, den 2. Dezember 1895.
(gez.) Wilhelm.
(ggez.) Bronsart v. Schellendorff.
Telegramm
aus Frankflirt a. 0. vom 2. Dezember 1895, 11 TThr vormittags.
Generalstabsarzt Dr. v. Coler.
An dem heutigen Tage, an welchem das medizinisch-chirurgische Friedrich-
Wilhelms-Institnt die hundertjährige Wiederkehr seines Stiftungstages begeht, gedenke
Ich besonders dankbar der opferwilligen uud segensreichen Tbätigkeit aller Mit¬
glieder des Sanitätskorps, namentlich aber derjenigen, die in grosser Zeit vor dem
Feinde, in den Feldlazaretten und in der Heimath das unabwendbare schwere Leid
des Krieges zu lindern und zu heilen wussten.
Das Militärsanitätswesen ist seiner ernsten, dem Kampfe Mann gegen Mann
gleich zu achtenden Aufgabe damals in allen seinen Gliedern und Theilen voll
gerecht geworden.
Ich fuge gern hinzu, dass es seitdem mit der fortschreitenden Wissenschaft
stets gleichen Schritt gehalten, ja der ärztlichen Kunst zum Segen der Menschheit
neue Wege gewiesen bat.
Dies ist nicht zum wenigsten Ihr Verdienst, und Ich bin der Ueberzeugung,
dass unter Ihrer bewährten Leitung das Sanitätskorps sich auch den höchsten An¬
forderungen gewachsen zeigen wird.
Sie wollen dies der Festversammlung mit Meinem Königlichen Gruss und
dem Ausdruck Meines Bedauerns, nicht Selbst anwesend zu sein, zur Kenntnis«
bringen.
Wilhelm R.
Amtliches Beiblatt 1806.
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102
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, 15. Oktober 1895.
Dem Königlichen Sanitätsamt erwidert die Abtheilnng anf die Anfrage vom
20 d. Mts. No. 7463 ergebenst, dass Invaliden, welche bei der Entlassung ans dem
aktiven Dienst ein einfaches Bruchband erhalten haben, sobald dieselben eines doppelten
Bruchbandes bedürfen, ein solches für Rechnung des Allgemeinen Pensionsfonds
gewährt und unterhalten werden darf.
Das Königliche Sanitätsamt wolle veranlassen, dass sämmtliche Bezirkskommandos
und Garnisonlazarethe des Armeekorps hiervon Kenntniss erhalten.
No. 1694/9. 95. M. A. v. Coler.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilnng. Berlin, 19. Oktober 1895.
Die Königliche Intendantur wird ergebenst ersucht, die nach §. 14 der Beilage 4
zur Friedens-Sanitäts-Ordnung zom 1. April jeden Jahres hierher vorzulegenden
Nachweisungen in Zukunft nach beigefögtem Muster gefälligst aufstellen zu lassen.
Ein Abdruck dieses Musters für das dortige Sanitätsamt liegt bei.
No. 1916/10. 95. M. A. v. Coler.
Kriegsministerium.
Medizinal - Abtheilung. Berlin, 22. Oktober 1895.
Die Nachweisung über die verfügbaren Bestände der übertragbaren Medizinal¬
fonds, Verfügung vom 22. Februar 1889 No. 1107/12. 88. M. A. ist fortan nicht
am 1. Dezember, sondern am 1. Januar aufzuslellen und hierher einzureichen. Der
Eingang hier muss spätestens am 5. Januar früh erfolgen; eine Verspätung
darf In keinem Falle stattfinden.
Die Königliche Intendantur wolle das Weitere veranlassen und dafür Sorge
tragen, dass die «Voraussichtliche Ausgabe bis Schluss des Etatsjahres" sorgfältig
geschätzt und nicht zu hoch angegeben wird, sodann dass, wenn voraussichtlieh
ein bedeutender Bestand am Schlüsse des Etatsjahres verbleibt, die Spalte
«Bemerkungen" Angaben darüber enthält, für welche Zwecke die Bestände notb-
wendig sind.
No. 749/10. 95. M. A. v. Coler.
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103
Intendantur . . . Armeekorps. Muster»
J. No. V.
Zeiteingabe znm 1. April 189 .
in $. 14,) der Beilage 4 F. S. 0.
Nachweisung
der in den Bädern N. und N. getroffenen Vorkehrungen zur Aufnahme
kurbedürftiger Militärpersonen für das Jahr 189 ./ .
An
das Königliche Kriegsministerium
Medizinal -Abtheilung
zu
Militaria. Berlin.
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104
Kurort
Kurzeit
2.
3.
Vereinbarte
für
Kurtaxe
für
Bäder und Brunnen
für
ärztliche
Behandlung
5.
1
7.
15. Mai bis Gleichzeitig
Ende S'ep- 10 Mann;
tember = also für die
20 Wochen. Knrzeit von
(ausnahms- 20 Wochen
weise können zusammen
auch Kranke 50 Mann auf
ansser dieser je 4 Wochen.
Kurzeit Auf¬
nahme finden).
5 JL Brunnen frei;
für den 1 gew. Mineral-
Kopf und bad *) 75 ^
Kurdauer. 1 Dampfbad*) 75 *
1 Moorbad*) 2 JC
1 Duschbad*) 50^
«1 Inhalation,
Ga«bad 30 „
1 I Mutterlauge 5 „
Nach dem Durch¬
schnitt der letzten
2 Jahre haben sich
die Kosten für
Bäder etc. auf
... Pf. pro Kopf
und Tag belaufen.
Der Badearzt Dr. N.
nimmt seit dem
Jahre 1884 den
ärztlichen Dienst
ohne Entschädigung
wahr; erhält jedoch
vom Magistat in N.
die von den Militär¬
personen einge¬
zahlten Kurtaxen
überwiesen.
Für Besuche bei
besonderen Krank¬
heitsfällen ausserhalb
der Sprechstunden
werden die
niedrigsten Sätze
der Medizinaltaxe
Ivergütet.
N. N. I (wie oben)
*) In diesen Sätzen ist die Vergütung für die BadewSUche mitcnthalten.
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105
Kosten
für Wohnung
8.
für
Beköstigung
1 9.
für
Arzneien
und
Verband¬
mittel
10.
für besondere
Diät etc.
11.
für sonstige
Bedürfnisse
12.
Die,
Beauf¬
sichtigung
der
Kranken
erfolgt
13.
Vorkeh¬
rungen zur
Wartung und
Pflege hülfs-
bedürftiger
Kurgäste und
Angabe der
event. Kosten
14.
Die Untei-
Wird von den liefert der
1 1 Milch
Es sind keine
anentgelt-
bringung der
Kurgästen
Apotheker
• • A
Vor-
libh durch
Kurgäste erfolgt
selbst be-
N, nach
X Fl. Wein
kehrungeu
den . . . .
gegen Ver-
schafft. Bei
der Taxe
. . JL
getroffen.
gütigung der
dem Restau-
abzüglich
Molken . . ^
Durchschnitt-
ortsüblichen
rateur N. und
250/0
etc. In den
lieh werden
Miethe in Privat-
dem Brauerei-
Rabatt.
letzten
pro Kopf und
quartieren. Die
besitzer N. ist
2 Jahren
Tag vergütet:
Vermittelung
eine kur-
wurden hier-
1. für Roll-
besorgt der in
gemässe Kost
für pro Kopf
Stühle . . 4
N. befindliche
für 3 JL pro
und Tag
2. u. s. f.
-f
Bezirksfeldwebel.
Kopf und Tag
25 Pf. im
ZU8. . .
1
Nach dem Durch¬
erhältlich.
Durchschnitt
j
schnitt der letzten
aufgewendet.
j
beiden Jahre
1
betrug die
gezahlte Miethe
j
i
60 Pf. pro Kopf
1
I
und Tag.
'
1
!
1
!
j
i
1
1
1
Anmerkung. Die Gesammtkosten für den Aufenthalt eines Kurgastes in N. betragen hiernach
im Durchschnitt . . . JL für die Kurdauer von 4 Wochen, bezw. pro Tag . . . JL
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Im Jahre 189
ren zur Kur zugelassen
% J Bemerkungen.
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1 00 = 1 s
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«LJ 3
* I* |
13. | 14.
A. N. N.
(nur für
Wies¬
baden,
Landeck
und
Teplitz)
Hiervon infolge
Kriegs-
besohädigung,
Friedens-
beschädigung
und zwar aus
dem Bereiche
des
Gardekorps,
I. Armeekorps
Dem General¬
kommando
. . . Armee¬
korps sind
Freistellen für
In validen
uberwiesen:
Verfg. vom
| . . April 95
No.95
M. A. = 16
Verfg. vom
. . Januar 96.
No.96
M. A. = l zus.
17 Stellen,
Davon sind
gebraucht in
Lippspringe 6
Oeynhausen 7
Wiesbaden 4
Die Kurdauer betrug für obige.Mannschaften.
lMann 14Tg.-
2 . 21 , ■
15 . 28 * *
3 * 40 „ =
U. 8. £
April 9.
Mai 9.
Juui 9.
u. s. f.
Antritt hezw. Gebrauch der Kur im Monat:
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107
Personal-Verändernngen im Sanitätskorps.
Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen.
Die Assist-Aerzte 2. Kl.: Dr. Franz vom Festungsgefangniss in Spandau,
— Dr. Gotthold vom Feldart.-Regt von Scharnhorst (1. Hannov.) No. 10, — zu
Assist. - Aerzten 1. KI., — Dr. Jeschke, Unterarzt vom Inf.-Regt. Herzog
Karl von Mecklenburg - Strelitz (6. Ostpreuss.) No. 43, unter Versetzung zum
Westpreuss. Feldart-Regt. No. 16, zum Assist-Arzt 2. Kl., — Dr. Schmidtmann,
Stabsarzt der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez. III Berlin, zum Oberstabsarzt
2. Kl., — Prof. Dr. Siemerling, Assist-Arzt 1. Kl. der Res. vom Landw.-Bez.
Donaueschingen, zum Stabsarzt; — die Assist. - Aerzte 2. Kl. der Res.?
Dr. Specht vom Landw.-Bez. St. Johann, — Dr. Hölscher vom Landw.-Bez.
Deutz, — Dr. Samuel vom Landw.-Bez. UI Berlin, — Dr. Orth vom Landw.-
Bez. Heidelberg, — Dr. Heidemann vom Landw.-Bez. Anklam, — Dr. Str&ter,
Dr. Sachs vom Landw.-Bez. UI Berlin, — Dr. Hainebach vom Landw.-Bez.
Worms, — Dr. Goldstein vom Landw.-Bez. Wehlau, — Dr. Poelchau vom
Landw.-Bez. Magdeburg, — Dr. Francksen vom Landw.-Bez. I Oldenburg, —
Dr. Bersch vom Landw.-Bez. Marburg, — Dr. Krause vom Landw.-Bez. I Cassel,
— Schenck vom Landw.-Bez. Meiningen, — Dr. v. den Velden vom Landw.-
Bez. Frankfurt a. M., — Dr. Kaudewitz vom Landw.-Bez. Lörrach, — Dr. Poddey
vom Landw.-Bez. Gumbinnen, — Dr. Hustedt vom Landw.-Bez. I Braunschweig,
— Dr. Duncker vom Landw.-Bez. 8t. Wendel, — Dr. Petrik vom Landw.-Bez.
Görlitz, — Dr. Torley vom Landw.-Bez. Soest, — Dr. Fritzsche vom Landw.
Bez. Woldenberg, — Dr. Simon vom Landw.-Bez. Hamburg, — Dr. Lambertz
vom Landw.-Bez. Erkelenz, — Dr. Brauner vom Landw.-Bez. Guben, — Dr. Ger¬
hard! vom Landw.-Bez. Dortmund, — Dr. Arns vom Landw.-Bez. Andernach, —
Dr. v. Gu£rard vom Landw.-Bez. Düsseldorf, — Dr. Beckmann vom Landw.-
Bez. Geldern, — Dr. Unversehrt vom Landw.-Bez. Aachen, — Dr. Fock vom
Landw.-Bez. Kiel, — Dr. Wolf vom Landw.-Bez. Cöln, — Dr. Gerwe vom
Landw.-Bez. Soest, — Dr. Marckscheffel vom Landw.-Bez. Bitterfeld; — die
A«8ist.-Aerzte 2. Kl. der Landw. 1. Aufgebots: Dr. Selmair vom Landw.-
Bez. Heidelberg, — Dr. Jung vom Landw.-Bez. Aachen, — Dr. Köhler vom
Landw.-Bez. Lüneburg, — Dr. Müller vom Landw.-Bez. Cöln, — zu Assist.-
Aerzten 1. Kl.; — die Unterärzte der Res.: Kob vom Landw.-Bez. Königs¬
berg, — Dr. Lemke vom Landw.-Bez. Lötzen, — Dr. Will, Dr. v. Jankowski
vom Landw.-Bez. Königsberg, — Dr. Pittius vom Landw.-Bez. Scblawe, —
Dr. Heidemann vom Landw.-Bez. Anklam, — Dr. Strauch vom Landw.-Bez.
III Berlin, — Dr. Hentschel vom Landw.-Bez. Neusalz a. O., — Dr. Buddee
vom Landw.-Bez. Anklam, — Dr. Kahl vom Landw.-Bez. Samter, — Dr. Heiden¬
hain, Dr. Schubert vom Landw.-Bez. I Breslau, — Domnauer vom Landw.-
Bez. III Berlin, — zu Assist-Aerzten 2. Kl., — befördert.— Die Unterärzte
der Res.: Bloch vom Landw.-Bez. Gnesen, — Dr. Stallmann vom Landw.-Bez.
I Münster, — Dr. Weiseber vom Landw.-Bez. Cöln, — Dr. Schaefer vom
Landw.-Bez. in Berlin, — Dr. Mohr vom Landw.-Bez. Schwerin, — Dr. Hampe
vom Landw.-Bez. I Braunschweig, — Dr. Sei pp vom Landw.-Bez. Giessen, —
Dr. Groskurth vom Landw.-Bez. I Darmstadt, — Dr. Seil vom Landw.-Bez.
Friedberg, — Dr. Kiefer vom Landw.-Bez. Freiburg, — Dr. Seelig vom Landw.-
Bez. Strassburg, — Dr. Weiss vom Landw.-Bez. Bonn, — Dr. Kamps vom Landw.-
Bez. Strassburg, — Luchting, Unterarzt der Marine-Res. vom Landw.-Bez. Kiel,
— zu Assist.-Aerzten 2. KL, — befördert. — Dr. Kolbe, Oberstabsarzt 1. Kt.
und Regts.-Arzt vom 2. Garde-Drag.-Regt., ein Patent seiner Charge verliehen. —
Dr. Schroeder, Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom Colberg. Gren.-Regt.
Graf Gneisenau (2. Pomm.) No. 9, mit Pension, dem Charakter als Gen.-Arzt 2. Kl.
und seiner bisherigen Uniform; — den Stabs- und Bats.-Aerzten: Dr. Ostmann
vom 2. Bat. des Gren. -Regts. König Friedrich III. (1. Ostpreuss.) No. 1, —
Dr. Weidenhammer vom 2. Bat. 4. Grossberzogl. Hess. Inf.-Regts. (Prinz Karl)
No. 118, — Dr. Härtling vom 3. Bat. des Inf.-Regts. Graf Werder (4. Rhein.)
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108
No. 30, allen Dreien mit Pension, — Dr. Germeimann, Stabsarzt der Res. vom
Landw.-Bez. Hannover, — Dr. Simon, Stabsarzt der Landw. 1. Aufgebots vom
Landw.-Bez. Gleiwitz, diesem mit seiner bisherigen Uniform, — Dr. Scheffer,
Stabsarzt der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez. Flensburg,— der Abschied
bewilligt. — Dr. v. Lingelsheim, Assist-Arzt 1. El. vom Schle6. Train-Bat.
No. 6, ans dem aktiven Sanitätskorps ansgeschieden und zn den Sanitätsoffizieren
der Bes. fibergetreten.
Neues Palais, den 26. November 1895.
Dr. Rothe, Stabs- nnd Bats.-Arzt vom 3. Bat des Inf.-Regts. Prinz Friedrich
der Niederlande (2. Westfal.) No. 15, zum Oberstabsarzt 2. El. und Regts.-Arzt des
Colberg. Gren.-Regts. Graf Gneisen au (2. Pomm.) No. 9, — Dr. Weisser, Stabe-
und Bats.-Arzt vom 3. Bat. des Inf.-Regts. Graf Bose (1. Thuring.) No. 31, zum
Oberstabsarzt 2. El. und Regts.-Arzt desselben Regts.; — die Assist-Aerzte
1. El«: Dr. Brecht vom Bezirkskommando I Berlin, zum Stabs- und Garn.-Arzt
in Glogau, — Dr. Voigtei vom Garde-Eür.-Regt, zum Stabsarzt bei dem medi¬
zinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Institut, — Dr. Ernst vom 1. Hess. Hus.-
Regt. No. 13, zum Stabs- und Bats.-Aizt des 2. Bäte. 4. Grossherzogi. Hess. Inl-
Regte. (Prinz Carl) No. 118, — Dr. Bosch vom 1. Bad. Leib-Drag.-Regt No. 20,
zum Stabs- und Bats.-Arzt des 3. Bats. des Inf.-Regts. Prinz Friedrich der Nieder¬
lande (2. Westfal.) No. 15, — Dr. Elewe vom 3. Niederschles. Inf.-Regt. No. 50,
zum Stabs- und Bats.-Arzt des 3. Bats. des Inf.-Regts. Graf Werder (4. Rhein.)
No. 30; — die Assist-Aerzte 2. El.: Dr. Jansen vom 5. Westfal. Inf.-Regt
No. 53, — Dr. Over man vom Westfal. Fussart.-Regt. No. 7, — Dr. Zelle vom
Füs.-Regt Prinz Heinrich von Preussen (Brandenburg.) No. 35, — Dr. v. Zander
in der etatsmäss. Stelle bei dem Korps-Gen.-Arzt des Gardekorps, — Dr. Neuhaus
vom Haunov. Train-Bat. No. 10, — Dr. Eauenhoven vom Inf.-Regt Herzog
Earl von Mecklenburg-Strelitz (6. Ostpreuss.) No. 43, — zu Assist - Aerzten
1. El., — befördert. — Dr. Witte, Stabsarzt vom medizinisch-chirurgischen
Friedrich-Wilhelms-Institut, als Bats.-Arzt zum 3. Bat. des Inf. Regts. Graf Bose
(1. Thuring.) No. 31, — Dr. Magnus, Stabs- und Garn.-Arzt in Glogau, als Bats.-
Arzt zum 2. Bat. des Gren.-Regts. Eönig Friedrich III. (1. Ostpreuss.) No. 1, —
Dr. Meyer, Assist.-Arzt 1. Kl. vom Magdeburg. Feldart.-Regt. No. 4, zum Garde-
Kfir.-Regt., — Dr. Gras nick, Assist.-Arzt 1. El. vom Feldart.-Regt, von Peucker
(Schles.) No. 6, zum Eisenbahn-Regt. No. 1, — Dr. Zöller, Assist-Arzt 2. Kl.
vom Inf.-Regt. No. 138, zum Magdeburg. Feldart.-Regt. No. 4, — Dr. Müller,
Assist.-Arzt 2. Kl. vom Eisenbahn-Regt. No. 1, zur Militär-Telegraphenschule, —
versetzt. — Dr. Schaper, Gen.-Arzt 2. Kl., ä la suite des Sanitätskorps, der
Charakter als Gen.-Arzt 1. Kl., — Dr. Scheibe, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-
Arzt vom Braunschweig. Inf.-Regt. No. 92, — Dr. Schjerning, Oberstabsarzt 2. Kl.
und Referent bei der Medizinal-Abtbeil, des Kriegsministerinms; — den Ober¬
stabsärzten 2. Kl. der Res.: Dr. Rahts vom Landw.-Bez. III Berlin, — Prot
Dr. Gaffky vom Landw.-Bez. Giessen, — Prof. Dr. Loeffler vom Landw.-Bez.
Anklam, — Prof. Dr. Martius vom Landw.-Bez. Rostock, — der Charakter
als Oberstabsarzt 1. Kl., — Dr. Heisrath, Oberstabsarzt 2. Kl. nnd Regts.-
Arzt vom Inf.-Regt Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz (6. Ostpreuss.) No. 43,
— Prof. Dr. Pfuhl, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt vom Bad. Fussart.-Regt
No. 14, — ein Patent ihrer Charge, — verliehen.
Neues Palais, den 2. Dezember 1895.
Nachweisung der beim Sanitätskorps im Monat Oktober 1895
eingetretenen Veränderungen.
Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee.
Den 12. Oktober.
Dr. Gnderley, einjährig-freiwilliger Arzt im Gren.-Regt. Kronprinz Friedrich
Wilhelm (2. Schles.) No. 11 zum Unterarzt ernannt, — Lincke, einjährig-freiwilliger
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Arzt im Niederschles. Inf.-Regt. No. 51 zuih Unterarzt ernännt, — Dr. Drünerj
einjährig-fieiwilliger Arzt vom 5. Thüring. Inf.-Regt. No. 94 (Grossherzog voo
Sachsen) unter Versetzung zum Inf.-Regt. von Wittich (Hess.) No. 83 zum Unterarzt
ernannt.
Den 22. Oktober.
Dr. Jaehn, einjährig-freiwilliger Arzt vom Garde-Schüfzeri-Bat. unter Versetzung
zum Königin Elisabeth Garde-Gren.-Regt. No. 3 vom 1. November d. Js. ab zum
Unterarzt ernannt, — Kunze, einjährig-freiwilliger Arzt vom Garde Füs.-Regt.
unter Versetzung zum Posen. Feldart.-Regt. No 20 vom 1. November d Js. ab **um
Unterarzt ernannt, — sämmtlich mit Wahrnehmung je einer bei ihren Truppentheilen
offenen Assist-Arztstelle beauftragt.
Kaiserliche Marine.
Neues Palais, den 6. November 1895.
Dr. Dippe, Marine-Oberstabsarzt 2. Kl., zum Marine-Oberstabsarzt 1. Kl., —
Koenig, Marine-Stabsarzt, zum Marine-Oberstabsarzt 2 Kl , Beide unter Vorbehalt
der Patentirung, — befördert. —. Dr. Koppe, Mari ne-Assist.-Arzt 2. Kl., ein
Patent vom 30. September 1893 erhalten. — Dr. Pistrusky, überzähl. Marine-
Stabsarzt, mit dem 1. Oktober d. Js. in eine offene Etatsstelle eingerQckt. —
Dr. Haacke, Dr. Ehlers, Dr. Kremser, Dr. Marben, Dr., Wegner, Assist.-
Aerzte 1. Kl. der Marine-Res. im Landw-Bez. Rendsburg bezw. III Berlin,
II Altona und Hamburg, — Dr. Bruhn,. Assist.-Arzt 1. Kl. der Marine-Res. im
Landw.-Bez. II Altona, — zu Stabsärzten der Marine-Res., — l)r. Jahn,
Assist-Arzt 1. Kl. der Seewehr 1. Aufgebots im Landw.-Bez. III Berlin, zum
Stabsarzt der Seewehr 1. Aufgebots befördert. — Die nach Vorstehendem
beförderten Marinefirzte des Beurlaubtenstandes erhalten ein Patent von dem Tage,
an welchem die Beförderung ihrer Altersgenossen in der Armee ausgesprochen
wird. — Dr. Petersen, Stabsarzt der Marine-Res. im Landw.-Bez. Kiel, der
Abschied bewilligt
Neues Palais, den 18. November 1895.
Wasserfall, überzähl. Marine-Stabsarzt, mit dem 1. November d. Js. in eine
offene Etatsstelle eingerückt. — Dr. Beisbeim, Dr. Schöningh, Dr. Hansen,
Assist.-Aerzte 2. Kl. der Marine.-Res. im Landw.-Bez. Leipzig bezw. III Berlin
be/w. Flensburg, — Dr. Beide, Assist.-Arzt 2. Kl. der Seewehr 1. Aufgebots im
Landw.-Bez. III Berlin, — zu A seist. - Aerzten 1. Kl. der Marine-Res.
befördert. — Dieselben erhalten Patente von dem Tage, an welchem die Be¬
förderung ihrer Altersgenossen in der Armee ausgesprochen wird. — v. Köppen,
Marine-Stabsarzt, mit der gesetzlichen Pension und der Aussicht auf Anstellung im
Civildienst der Abschied bewilligt.
Veränderungen im Königlich Bayerischen Sanitätskorps.
Den 26. Oktober 1895,
Dr. Banmann, Oberstabsarzt 1. Kl. nnd Garn .-Arzt beim Gouvernement deV
Festung Ingolstadt, — Dr. Bierling, Oberstabsarzt 1. Kl. und Chefarzt des Garn>
Lazaretbs Neu-Ulm, — unter Charakteris. als Gen.-Aerzte 2. Kl., mit der gesetzlichen
Pension und mit der Erlaubnis zum Tragen der Uniform mit den für Verabschiedete
vorge8cbriebenen Abzeichen der Abschied bewilligt. — Dr. Baumbach,
Oberstabsarzt 1. Kl. und Regts.-Arzt vom 12. Inf.-Regt. Prinz Arnulf, als Chefarzt
cum Garn.-Lazareth Neu-Ulm, unter Beauftragung mit Wahrnehmung der Geschäft?
des Garn.-Arzteg dortgelbst; — die Oberstabsärzte 2. Kl.: Dr. Petri, . Regt?.f
Arzt vom 13. Inf.-Regt. Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, als Garn.-Arzt zum
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Gouvernement der Fettung Ingolstadt, unter Beförderung cnm überzähl. Ober¬
stabsarzt 1. Kl., — Dr. Niedermayr von der Kommandantur Nürnberg, alt
Regra.-Arrt zum 12. Inf.-Regt Prinz Arnulf, — Dr. Bfirtl, Bats.-Arzt vom 16. Int-
Regt Grossherzog Ferdinand von Toskana, als Regts.-Arzt zum 13. Inl-Regt.
Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, — Dr. Koch, Stabs- und Bats.-Arzt vom
13. Inf.-R**gt Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, zum 16. Inf.-Regt Grossherzog
Ferdinand von Toskana, — Dr. Port, Assist-Arzt 2. Kl. vom 7. Inf.-Regt. Prinz
Leopold, zum 1 Feldart.-Regt. Prinz-Regent Lnitpold, — Dr. Marc, Assist-Arzt
2. Kl. vom 8. Inf-Regt, vakant Pranckh, zum 2. Feldart-Regt. Horn, — versetzt
Dr. Licbtenstern, Oberstabsarzt 2. Kl. und Regts.-Arzt im 10. Inf.-Regt Prinz
Ludwig, zum fiberzähl. Oberstabsarzt 1. Kl., — Dr. Bögler, Stabs- und Bats.-Arzt
im 9. Inf.-Regt. Wrede, — Dr. Schrantb, Stabsarzt bei der Leibgarde der
Hartschiere, — zu Überzahl. Oberstabsärzten 2. Kl., — Dr. Melzl, Assist.-
Arzt 1. Kl. vom 2. Feldart-Regt Horn, als Bats.-Arzt im 13. Inf.-Regt. Kaiser
Franz Joseph von Oesterreich, — Dr. Kolb, Assist-Arzt 1. Kl. vom 1. Feldart-
Regt. Prinz-Regent Luitpold, bei der Kommandantur Nürnberg, — zu Stabsärzten,
— Dr. Ott, Assist-Arzt 2. Kl. im 16. Inf.-Regt Gros sh erzog Ferdinand von
Toskana, — Dr. Barthelmes, Assist-Arzt 2. Kl. im 18. Inf.-Regt Prinz Ludwig
Ferdinand. — zu Assist-Aerzten 1. Kl., — Steidl, Unterarzt vom 1. Schweren
Reiter-Regt. Prinz Karl von Bayern, zum Assist-Arzt 2. Kl. im 2. Pion.-Bat, —
befördert
Den 8. November 1895.
Dr. Raub (Ingolstadt), Dr. Luther, Dr. Agäron (Kissingen), Sieber
(Bamberg), Dr. Stieglitz (Ansbach), Assist-Aerzte 1. Kl. der Res.,— Dr. Schreiner
(Passan). Dr. Honcamp (Kaiserslautern), Dr. Schlamm (Hof), Dr. Glanz (Nürn¬
berg), Dr. Banik (Hof), Dr. Longard (Kaiserslautern). Assist-Aerzte 1. Kl. in
der Landw. 1. Aufgebots, — Dr. Schmidt (Augsburg), Assist-Arzt 1. Kl. in der
Landw. 2. Aufgebots,— zu Stabsärzten, — Dr. Hecht (Augsburg), Dr. Leder -
mann (Dillingen), Dr. Fanst (I München), Vogt (Würzburg), Dr. Borger (Hof),
Dr. Lange (Landau), Dr. Campbell (Kissingen), Dr. Roemer (Aschaffenburg),
Dr. Neander (Hof), Dr. Eisenstaedt (Günzenhausen), Isensee (Kissingen),
Dr. Fischer (Hof), Fleig (Landau), Dr. Kramer (Hof), Dr. Gerner (Landau),
Dr. Braunreoter (Rosenheim), Dr. Jessen, Dr. Berner (Hof), Dr. Schneegans
(Kissingen), Dr. Göbring (Bayreuth), Immig (Würzburg), Dr. Pöhlmann (Nürnberg),
Waldbauer (Aschaffenburg), Dr. Wolff (Würzburg), Dr. Görtz (Kaiserslautern),
Ass ist.-Aerzte 2. Kl. in der Res., — Dr. Treu mann (Nürnberg), Dr. Weissei berg
(Hof), Dr. Ritter und Edler v. Riedl (I München), Dr. Horn (Zweibrürken), Göhl
(Landshut), Dr. Sänger (Erlangen), Dr. Mosbacher (Kaiserslautern), Dr. Bergeat
(Augsburg), Dr. Wolf (Hof), Dr. Müller (Erlangen), Dr. Sieber (Nürnberg),
Dr. Gerhardt (Landau), Dr. Weisbrod (Ludwigshafen), Dr. Leser (Hof),
Dr. Krapp (Landau), Aj»ist-Aerzte 2. KL in der Landw. 1. Aufgebots, — zu
Assist-Aerzten 1.K1., —Dr. Hausmann, Dr. Ebkens, König, Panzerbieter,
Heizer (I München), Wegener (Hof), Dr. Schmidt (I München), Unterärzte in
der Res., — Dr. Winklmann (Wasserburg), Unterarzt in der Landw. 1. Aufgebots,
— zu Assist-Aerzten 2. Kl., — befördert
Den 19. November 1895.
Dr. Siebert (Landau), Stabsarzt der Landw. 2. Aufgebots, mit der Erlaubnis»
zum Tragen der Uniform mit den für Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen
der Abecbied bewilligt.
Dnrch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee.
Den 15. November 1895.
Dr. Mayer, einjährig-freiwilliger Arzt des 19. Inf.-Regts., zum Unterarzt
in diesem Regt ernannt und mit Wahrnehmung einer offenen Assist. - ArctsleUe
beauftragt
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Veränderungen im Königlich Sächsischen Sanitätskorps.
Den 22. November 1895.
Die Unterärzte der Res.: Reinicke des Landw.-Bez. Bantzen, —-
Dr. Schmiedt, Dt. Friedrich des Landw.-Bez. Leipzig, — Dr. Hofmann des
Landw.-Bez. Dresden-Altst, — zu Assist.- Aerzten 2. Kl. befördert. —
Dr. Berthean, Stabsarzt der Landw. 2. Aufgebots des Landw.-Bez. Leipzig,
behufs Ueberfuhrung zum Landsturm 2. Aufgebots der Abschied bewilligt. —
Dr. Werner, Assist-Arzt 1. Kl. der Res. des Landw.-Bez. Borna, der Abschied
ertheilt.
Veränderungen im Königlich W&rttembergischen Sanitätskorps.
Den 14. November 1895.
Die Assist-Aerzte 1. Kl.: Dr. Volz der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.
Bez. Ulm, — Dr. Hertzberg der Res. vom Landw.-Bez. Reutlingen, — Dr. Fis ober
der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-Bez. Leonberg, — Dr. Gaupp der Landw.
2. Aufgebots vom Landw.-Bez. Gmund, — Dr. Hagel der Landw. 1. Aufgebots
vom Landw.-Bez. Ulm, — Dr. Par ad eis der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-
Bez. Reutlingen, — Dr. Man dry der Res. vom Landw.-Bez. Heilbronn, —
Dr. Bayha der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez. Stuttgart, — Dr. Palm
der Landw. 2. Aufgebots vom Landw.-Bez. Ulm, — zu Stabsärzten; — die
Assist.- Aerzte 2. Kl.: Villinger der Res. vom Landw.-Bez. Ebingen, —
Dr. Lautenschlager der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez. Stuttgart, —
Dr. Gaiser der Res. vom Landw.-Bez. Ludwigsburg, — Ptl ei derer der Res.
vom Landw.-Bez. Leonberg, — Dr. Mann, Dr. Pfänder der Landw. 1. Aufgebots
vom Landw.-Bez. Stuttgart, — Dr. St oll der Res. desselben Landw.-Bez., —
Dr. Holz der Landw. 1. Aufgebots desselben Landw.-Bez., — Dr. Meuret der
Res. vom Landw.-Bez. Ravensburg, — Dr. Kübler der Landw. 1. Aufgebots vom
Landw.-Bez. Reutlingen, — Dr. Wendel im Feldart. Regt. König Karl No. 13, —
Dr. Hocheisen im Inf.-Regt Kaiser Friedrich, König von Preusscn No. 125, —
zu As8i8t.-Aerzten 1. Kl., — befördert.
Den 27. November 1895.
Dr. Fausel, Assist-Arzt 2. Kl. im Drag.-Regt. Königin Olga No. 25, die
Entlassung aus dem aktiven Dienst unter gleichzeitigem Uebertritt zu den Sanitäts¬
offizieren der Landw. 1. Aufgebots gewährt — Dr. Bernhard, Assist-Arzt 1. Kl.
der Landw. 1. Aufgebots vom Landw.-Bez. Stuttgart der Abschied bewilligt.
Den 30. November 1895.
Dr. v. Biberstein, Oberstabsarzt l. Kl. a. D., zuletzt Regts.-Arzt des damal.
7. Inf.-Regt«. No. 125 und beauftragt mit den Funktionen des Div.-Arztes der
26. Div. (1. Königl. Württemberg.), der Charakter als Gen.-Arzt 2. Kl. verliehen.
Ordensverleihungen.
Preussische:
Den Rothen Adler-Orden dritter Klasse mit der Schleife:
dem Generalarzt 2. KL a. D. Dr. Brümmer, bisher Korpsaizt des XI. Armee¬
korps.
Den Rothen Adler-Orden dritter Klasse:
dem Generalaizt 1. KL Dr. Helferich, ä la suite des Sanitätskorps (Bayern).
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Den Rothen Adler-Orden vierter Klasse:
dem Oberstabsarzt 2. Kl. a. D. Dr. Sarnow, bisher Regts.-Arzt des Rhein.
Fussart -Regts. No. 8,
Den Königlichen Kronen-Orden dritter Klasse:
dem Oberstabsarzt 1. Kl. a. D. Dr. Preusse, bisher Regts.-Arzt des Gren.- .
Regts. König Wilhelm 1. (2. Westpreuss.) No. 7,
dem Oberstabsarzt 1. Kl. a. D. Dr. Beese), bisher Regts.-Arzt des Magdeburg.
Hus.-Regts. No. 10.
Fremde:
Das Ritterkreuz erster Klasse des Königlich Wörttembergischen
Friedrichs-Ordens:
dem Marine-Stabsarzt v. Köppen.
Das Ehrenkreuz des Ordens der Wörttembergischen Krone:
Dr. St oll, Generalarzt 2. Kl. a. D., zuletzt Regts.-Arzt des Gren.-Regts.
Königin Olga No. 119 und beauftragt mit den Funktionen des Div.-Arztes
der 26. Div. (1. König). Württemberg.).
Die Königlich WQrttembergische Karl-Olga-Medaille für Verdienste
um das Rothe Kreuz:
dem Asßi$t.-Arzt 1. Kl. der Res. des Sanitätskorps Dr. Teufel-Cusin zu
Tuttlingen in Württemberg.
Das Komthurkreuz des Grossherzoglich Mecklenburg-Scbwerinschen
Greifen-Ordens:
dem Oberstabsarzt 1. Kl. Dr. Ti mann, Regts.-Arzt des Leib-Garde-Hus.-Regts.
Das Komthurkreuz des Kaiserlich und Königlich Oesterreichischen
Franz-Joseph-Ordens:
dem Oberstabsarzt 1. Kl. Dr. Heberling des Hus.-Regts. Kaiser Franr Joseph
von Oesterreich, König von Ungarn (Schleswig-Holstein.) No. 16.
Familien-Nachrichten.
Verlobungen: Dr. Brunhoff, Marine-Oberstabsarzt, mit Fräulein Ella Schaub
(Kiel).
Verbindungen: Dr. Max Andereya, Assistenzarzt, mit Fräulein Hedwig Falz
(Ehrenbreitstein).
Geburten: (Sohn) Dr. Gralow, Stabsarzt (Pillau), — Dr. Porsch, Stabsarzt
(Berlin).
Verantwortlicher Redakteur: Oberstabsarzt Dr. 6. Lenhartx in Berlin. <
Gedruckt in der Königlichen Hofhuehdrnckerei von E.S.Mittler* Sohn, Berlin 8W n Kochstr. 68—71.
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