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Deutsche
Rechtsdenkmäler
aus
Böhmen und Mähren,
eine Sammlung von Rechtsbüchern, Urkunden und
alten Aufzeichnungen zur Geschichte des deutschen
Rechtes
herausgegeben und erläutert
Emil Franz Rö'ssler,
Doctor der Rechte, Mitgliede der Prager Juristen-Facultat und Sup-
plenten der Lehrkanzel für das österreichische Civil -Recht an der
Karl-Ferdinands-Hochschule.
Mit einer Vorrede von
Jacob Griin m.
I. Band.
Das altprager Stadtrecitt aiu dem XJIV« Jlahr-
li linderte«
Prag, 1845.
J. G. Calve'sche Buchhandlung.
Friedrich Tempaky.
Das
altprager Stadtrecht
aus dem
XIV. Jahrhunderte,
nach den vorhandenen Handschriften zum ersten Mai
herausgegeben und erläutert
Emil Fra^i^. Ro'ssler,
Doctor der Rechte, Mitglitde der Pragtf Juristeii-Facultät und Sup-
plenten der Lehrkanzel für das österreichische Civil - Recht an der
Karl-Ferdinands-riochschuIe.
Mit einer Vorrede von
Jacob Gi^riiti m.
Prag, 1845.
J. G, Calve'sche Buchiiandlung^.
Friedrich Tempsky.
i
fed- \ .
orfs
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VORREDE.
11 ie zwischen deutscher und hühmischer spräche
gil)t es aucli zwischen deutschem und höhmischem
recht eine zwiefache berülirung', deren heider künde
wünschenswerth erscheinen niuss. einmal besteht unter
Deutschen und Slaven überhaupt uralte Gemeinschaft,
die schon auf die wurzeln ihres rechts gewirkt,
sicher in dessen ausbildung, wie weit sie sich von
einander entfernt haben mögen, manche spur ein-
gedrückt hat. dann aber ist späterhin nachbarschaft
und wechselseitiger einfluss der herschaft Ursache
geworden, dass einzelne gesetze und recht sbräuche
von deni einen land übergingen auf das- andere.
Dies Verhältnis ist im allgemeinen weder neu
noch bestritten, ich will es aber hier an ein paar
neuen beispielen erläutern.
Im slavischen recht haben sich die technischen
ausdrücke meistentheiis besser als im deutschen er-
halten, das von der römischen rechtssprache allzuviel
begritfe und henennungen entnommen hat; früherhin
war dies anders und zumal die altnordischen und
angelsächsischen gesetze verbürgen uns den reich-
thum deutscher den heimischen Vorstellungen genau
sich anschliessender Wörter und formein. es lässt
II
sich aber auch hei den übrigen släinmen noch viel
zerslreulcs zusannnentragen und erklären. Den Böh-
men heisst das darlehen dluh, den Polen dfug, den
Russen dolg, den Serben dug, durch das ganze
slavische volk ist der ausdruck verbreitet, von
welchem dann auch das bölun. dluznjk debitor, poln.
dfuzniczek debitor, dluznik creditor u. s. w. her-
geleitet wird. Allehi die wurzel und abkunfl des worts
ist noch unermiltelt ; zwar verweisen Dobrowskys in-
slilutiones s. 128 auf dolgylongus und Jungmann 1,380
meint geradezu, weil das darlehn nicht auf die gegen-
wärtige Zeit, sondern eine lange, künftige genommen
werde lieisse es dluh von dlauhy longus. Wenn
nun gleich schulden lange dauern können oder nach
unserm altdeutschen Sprichwort „liegen und nicht
faulen" so ist doch ihr begrif nicht an länge der
zeit gebunden, sondern das heute dahin gegebne
kann schon morgen und übermorgen zurückgefordert
werden. Vor allem aber muss die bereits öfter von
mir angezeigte merkwürdige einslimmung des gothi-
schen Sprachgebrauchs hervorgehoben werden. Ulfilas
verdeutscht Luc. 7^ 41 ymoqfih'zi,^ dulgis skula und
darnarrig dulgahäitja , einige capilel nachher 16, 5
wird dasselbe xQ^oqulttTj^ gegeben faihuskula, was
deutlich geldschuldner bezeichnet dulgis skula scheint
aber etwas bestimmteres, wie schon die unterbliebiie
Zusammensetzung kund gibt, hat der Golhe sein dulgs
oder dulg -/ohj.- von dem Slaven oder der Slave sein
in
dolg vom Gothen? es scheint l)ei allen Slaven vor-
handen, unter den Deutschen aber bloss den Gothen
in dieser bedeutung bekannt ; doch die übrigen deut-
schen Stämme besitzen offenbar das wort und legen
ihm andern sinn bei, das könnte uns gerade seine
eigentliche bedeutung aufschliessen. das althoch-
deutsche tolk drückt aus vulnus , üvor (Graff 5, 420.
421) und ist neutrum, wogegen Otfried in zwei
stellen IIL 25, 27 und 26, 29 das masc. dolk ver-
w^endet und damit offenbar die Vorstellung von tod,
also todeswunde, tödtung verbindet. Die angelsäch-
sische mundart setzt dolg oder dolh überall für wunde
(cod. exoniens. 68, 24, 89, 10. Beo^lllf 1627),
Aelfredes dömas 23 (Thorpe s. 35) geben dolgböte
compositio \iilneris. In den altfriesischen gesetzen
erscheint dolg, dulg sehr häufig, immer in der be-
deutung von \^ilnus (Richthofen s. 689). der alt-
nordischen dagegen ist dolg piigna (Snorra edda 214"),
dölgr hostis, bellator, dölgspor vulnus (Saera. edda,
167"). Alle diese Wörter sintl buchstäblich eins mit
dem gothischen, dessen abstracter begrif ein ab-
geleiteter gegenüber dem sinnlichen von vulnus er-
scheint. Und wie sind beide zu vereinigen? mich
dünkt, leicht genug. In unserm alten recht war die
obligatio e delicto sicher mehr im gebrauch als die
obligatio e pacto, der Schuldner ist gew()hnlich der.,
welchem oblag, wunde oder todschlag zu bezahlen,
der gläubiger, dulgahäitja (wie sculdbeizo gebildel)
IV
der Tür wunde oder lödlunflf zu fordern halte« die
Wörter dehnte man hernach aus auf das o;el(hlarlehn
und dulgis skula oder dulo:askula kann gleicliviel
werden mit faihuskula. Wenn also, wie ich nicht
zweifle die slavischen Wörter identisch sind den
deutschen, so entspringt die frage, ob sie aus diesen
entlehnt wurden oder in der slavischen spräche mit
gleichem recht zu hause waren? Die sinnliche be-
deutung redet für das höhere alter der deutschen
form, obgleich auch die abslracte, da sie bereits
Ulfdas gebraucht, früh hinaufreicht, vielleicht lässt
sich bei näherer aufmerksamkeit auch in altslavischen
denkmälern jene aufspüren.
Bleibt demnach das eigentliche verhalten des
böhmischen dluh zum deutschen tolk im allgemeinen
sicher, im einzelnen unentschieden, so wird ein
andres beispiel die mnnittelbare entlehnung slavischer
rechtsbegriffe aus deutschen kaum verleugnen. Unser
älteres recht bestimmt männliche oder weibliche bluts-
verwandtschaft nach den Vorstellungen schwert und
Spindel; das böhmische prjbuzny po meci, polnische
krewny po mieczu scheiden dem deutschen swerl-
mage, das böhmische pijbuzny po wi'elene, polnische
po wrzecienie oderpo kadzieli dem deutschen spindel-
mage deshalb abgesehn, weil diese ausdrucksweise
weder im frühen slavischen alterthum noch bei den
Russen begegnet, also erst zur zeit unserer rechts-
bücher auf das benachbarle Böhmen und Polen über-
gegangen sein muss.
Bei dem grossen erfolg ^ welchen die thätigkeit
treflicher männer wie Safarjk, Palacky, Hanka für
die böhmischen allerlhümer in spräche, recht und
geschiclite gegenwärtig hat, wird es höchst erwünscht
sein, dass der Verfasser vorliegender samlung eifrig
bemüht gewesen ist. nunmehr auch die lateinisch
oder deutsch abgefassten rechtsquellen des deutschen
rechts in Böhmen heraus zu geben. Geschähe ein
gleiches oder ähnliches auch in Schlesien, Polen,
Mähren, Steiermark und Kärnthen, so Avürde deut-
licher, als es bisher gelingen konnte, zu zeigen sein,
wie beide Völker sich einander näherten und durch-
drangen. Böhmen war zumal seit Ottokar, den Pre-
mysliden und Luxenburgern unausgesetzt in berüh-
rung mit Deutschland. Schon die nothwendigkeit,
dass für die böhmische hauptstadt deutsche gesetze
abgefasst wurden, und die deutschen eigennamen,
welche in den städtisclien rechtsbüchern und urlmnden
allenthalben vortreten, zeigt es, wie wichtig und
bedeutsam diese einflüsse waren. Aus der will-
kommnen bekanntmachung der bisher zerstreuten
oder gänzlich unbenutzten denkmäler wird das deut-
sche gleich dem böhmischen recht gi-ossen und viel-
seitigen gewinn zu ziehen wissen.
Da mir von der samlung erst zwölf bogen zu
gesiebt gekommen sind, so kann ich nicht wissen.
VI
was sie ausserdem enthält, iiocli beiirtheilen . welche
erläuterungen und reffister der hcraustjeber ihr bei-
zufügen willens ist. Seite 7 wird unter den gegen-
ständen, welche nach einer Urkunde von 1348 auf
der Prager brücke verzollt werden musslen, an-
getroffen das vinum quod schawernack dicitur. Auch
Ottokar von Hornek cap. 350. s. 310' nennt unter
deu starken weinen „claret und schafernakch," in
einem älteren Liede Nitharts Ms. 2, SP ist hin-
gegen mit diesem ausdruck ein zu winter getragnes
Kleidungsstück, etwan eine pelzmütze gemeint: „nü
treit man den schavernak für die bluomenhüete,"
und erst danach scheint ein scherzhafter weinname
gebildet, der zecher mochte den Schabernack auf
dem haupt getragen haben ; heutzutage verstelm wir
unter schabernak neckische possen, wie es schien
bei Leibnitz Script, rer. brunsw. 3, 304 heisst „einen
hund sande to schavernake," Kilian erklärt Schaber-
nacken parasitari; hessische feldfluren kennen die
örtliche bezeichnung „auf dem Schabernack, oder auf
dem schabenack." Vorher ist vinum bozanicum vel
de Rivoli genannt, und naclriier werden viimm bo-
zanicum, R^^ole mid Schawernach im zoll gleich-
gestellt; gemeint ist wein von Botzen in Tirol und
Rivoli im Veronesischen, anch Ottokar a. a. o. führt
Raival auf. was man später entstellte in Rheinfall:
„ein löge Rheinfal" Schweinischens leben 1, 303,
„ein stübichen Rheinfall*' Luthers briefe 5, 788,
VII
„gleich als wäre er am Schafliaiiser Rheinfall ge-
wachsen;" doch lässt hereits Suchenwirt 4, 116
„chlarn Rainfal" einschenken. Wie in der Schrei-
bung schawernak W für V oder F gesetzt ist, so
gehen diese deutschhöhmischen denkmäler s. 16
wierzehen für vierzehen, s. 58 walsch für falsch,
umgekehrt aber s. 57. Fygolais slalt Wygolais; dem
böhmischen organ war der F-laut im gründe fremd
und es ist geneigt ihn mit W zu verwechseln. Der
herausgeber hat, ich weiss nicht ob und in wie fern
auf seine Handschriflen gestützt, den mittelhoch-
deutschen unterschied zwischen z und i gerade um-
gedreht, nemlich z für i und ', für z drucken lassen,
was vielleicht besser gemieden worden wäre und
beim lesen anstoss gibt. s. 25 sollte getrennt slehn:
mit der waren tat. s. 27 auf der untersten zeile
war das sie zu sparen, da cheinerlei vollkommen
recht ist und in der alten Sprache bedeutet: irgend
eine auf der nemlichen seite bedeutet der^e zwei-
mal: dazu.
Den ausdruck totpezleute , d. i. todbeltsleutc
für die am lager des sterbenden testators stehenden,
habe ich anderwärts noch nicht gelesen, vielleicht
ist er noch heute in böhmischen gegenden gäng
und gebe.
Die schon aus andern abdrücken bekainileii s.
187 bis 191 aufgenommenen jura Teutonicoruni in
suburbio pragensi, deren erste fassung bereits dem
V[ri
jähr 1065 zufällt, enthalten merkwürdiges, unter
andern §. 23. ,,si furllvus equus apud Theulonicuin
fuerit recog^nitiis, ille qiii equiini cognoscit prius ju-
rabit rem amisisse furlive: postea Theotonicus jurabit
stans in circulo facto cum gladio in terra, se non
furatum esse equura vel rem illam, sed emisse et se
non cognoscere illum venditorem vel domum ejus."
Sicher echtdeutscher brauch, weil dem Deutschen
sogar in Böhmen gestattet wird, sich nach seinem
persönlichen recht gegen die anfahung (vindicalion)
eines pferdes zu vertheidigen : er hat mit seinem
theuern schwert, wie der zauberer mit dem stab,
einen kreis um sich gezogen, lässt niemand an sich
kommen und schwört nmi ungehindert. Auch die
Salfelder Statuten art. 4. verordnen: „ob einem man
umme seinen kouf ein verstolen ding versatzt wirt,
komt hernach (der) des iz ist. her sal iz anvangen
also recht ist. gibet her ime schult . daz her iz ver-
stoln habe, her sal da vor richten, ob he ein un-
verlumet man ist, Ist iz uninie ein vihe, her sal
einen kreiz krizen an deme margkete und sal sweren,
daz her iz da gekouft habe liechtis tages."
Ich wünsche dass der samlung alle theihiahme
und dem mühvollen fleiss des herausgebers die an-
erkennung widerfahre, welche sie verdienen,
Berlin 18 Merz 1845,
Jacob Oriiiiiii.
^
Die Untersuchung der geschichtlichen Wechseluir-
kung des deutschen und slavischen Elementes im Rechte
der Böhmen und Mährer ist für beide Nationalitäten gleich
wichtig. Den Mangel einer solchen Arheit beklagend, fühlte
ich zu bald, dass nur dann eine gründliche Lösung die-
ser Aufgabe gedacht werden kann, wenn die zahlreichen
Quellen und Denkmäler, welche noch ungedruckt in Ar-
chiven und Bibliotheken zerstreut , theils in wenig zu-
gänglichen Sammlungen oft fehlerhaft gedruckt sind , in
zweckmässiger Ausgabe der kritischen Würdigung vor-
liegen.
Darum wurde diese Sammlung unternommen, welche
alle wichtigen Urkunden und Denkmäler umfassen soll, die
sich über deutsche Colonien, überdeutschesMunicipahvesen
und deutschen Rechtseinfluss erhalten haben.
Es wird hier im ersten Bande, wohl nicht ganz chro-
nologisch, doch dem Zwecke unnachtheilig, mit der Her-
ausgabe des bisher ungedruckten altprager Stadtrechtes
aus dem XIV. Jahrhunderte sanunt mehreren sich hierauf
beziehenden Urkunden begonnen.
Den zweiten Band werden die alten Brünner und
Iglauer Stadtrechte sammt dem für Böhmens und Mährens
Rechtsgeschichte so wichtigen über decisionum, auch über
sententiarum Otakari (Weisthümer, Sprüche des Brünner
Oberhofes und Schöffenstuhls) einnehmen.
Diese sich gegenseitig ergänzenden Rechtsquellen
beginnen mit dem Xlll. Jahrhundert und waren bis zum
XVI, von praktischem Einflüsse.
Für einen fernem Band ist eine Urkundensammlung
zur Geschichte des Ursprunges der Städte und der Ein-
fiihrnno- und Vcrhrriliino- (Iculsrhei- Culonistcn und Redilo
in Büliinen und Mahren vorborcilft.
Eine Sanindung- deutscher Dorf-Weisthümer aus Böh-
men und 3Iährcn soll den Inhalt des letzten Bandes aus-
machen.
Wie es bei dem vorliegenden Bande geseliehen ist,
sollen auch ferner Einleitungen und übersichtliche Dar-
stellungen des Inhaltes, sorglallige Register die Benützung
der Oiicllpii erleichtern.
Gcnviss kann der deutsche Rechtshistoriker daraus
mehrfachen Gewinn ziehen, indem diese Denkmäler gross-
tentheils Colonenrechte sind, welche dem einheimischen
Rechte gegenüber in einer bestimmten Form auftreten.
Es sind Aeste und Zweige des deutschen Rechtes, welche
in den ältesten Uiberlieferungen ihre gemeinschaftliche
Wurzel haben.
Aber auch dem Forscher im slavischen Rechte wird
die Scheidung dessen, was sich auf slavisclies Recht zu-
rückführen lässt, erleichtert.
Endlich hat eine solche Sammlung ein weit allge-
meineres Interesse. Die rechtlichen Verhältnisse sind die
wichtigsten Momente der Culturgeschichte. Die erhalte-
nen Qupllt'n sind fast das einzige Rettbare, welches uns
über Sitten und Gebräuche, über Gesinnung und Richtung
der Vorzeit ein treues Bild giebt.
Möge dieses Unternehmen nach dem sehnlichsten
Wunsche des Herausgebers das wissenschaftliche Interesse
an den innern Schicksalen seines Vaterlandes erhöhen.
Unsere Zeit ninunt ja das Verdienst in Anspruch, die
Vergangenheit in ihren Ergebnissen allseitig und unpar-
teiisch zu erfassen und den Gang der Begebenheiten un-
befangen darzustellen. Nur damit kann unserer Aufgabe,
Eintracht zwischen dem Alten und Neuen wieder herzu-
stellen, genügt, und dem Studium des vaterländischen Al-
terlhunis Achtung und Würdigung verbürgt werden.
XI
Es ist daher mein Streben , durch eine urkundliche
Darstellung eine wissenschaftliche Ohjectivilät zu erzielen,
welche durch jedes andere Verfahren ausgeschlossen bleibt.
Ob ich mit meiner Arbeit glucklich gewesen bin, mögen
Kenner beurtheilen, die mit einem tiefern Blick in die Ver-
hältnisse der Vorzeit begünstigt sind. Diese 3Iänner, mit
der Schwierigkeit eines solchen Unternehmens vertraut,
werden mich auch in manchen Puncten nachsichtig be-
urtheilen. Mögen sie es als den ersten , wohl etM as ge-
wagten Versuch in einem Fache ansehen, wo ich mich
autodidaktisch fortbewegte und wo selbst der redlichste
Fleiss eine fast von Jugend erlangte Gewandtheit in archi-
varischen Studien nur schwer ersetzt.
Es war auch ferner der Mangel an Hilfswerken und
dem gesammten literarischen Apparate in Prag nur schwer
zu beseitigen, und blieb immer sehr fühlbar.
Jüngere Freunde, welchen das Unternehmen oder das
hier Gebotene Anlass oder Aufmunterung zu ähnlichen Stu-
dien sein mag, ersuche ich, sich von der gewöhnlichen
Ungerechtigkeit fern zu halten, mit welcher man in der
Freude neuervvorbener Ansichten, neu gefundener Belege,
auf die Arbeiten jener herabsieht, auf deren Schultern
man steht und welche eben die schwierigere erste Grund-
läge gewährten.
Schliesslich erfülle ich die angenehme Pflicht, die
Namen jener verehrten Männer zu nennen, welche mein
Unternehmen förderten und unterstützten. Herr Bibliothe-
kar Ritter Hanka hat durch Mittheilung einer von ihm
selbst gefertigten Abschrift des Statutarrechtes nach dem
Archivscodex die Idee zu diesem Unternehmen angeregt
und eben mich zu ferneren Forschungen aufgemuntert,
und gab so mittelbar Veranlassung zur Auffindung des
bisher gänzlich unbekannten Originals.
Eben so freundlich und unterstützend betrugen sich
XH
die Herren Süfitrik und Piilacky ""effen mich, und Ii;d>en
dureli Millheiluiigt'ii uerllivoller Mulizen und Ouellen der
Sache genützt.
Für eine f'oihvahreiide helclirende Leiluno- nu'iner
Studien, für viellacli mündlich erliieilten Ralh und Ermun-
terung bleibe ich dem hochgeehrten Herrn Jacob Grimm,
dem Herrn Professor Homeyer in Berlin, den Herren Pro-
fessoren Julius Weiske und 3Iorilz Haupt in Leipzig in-
nigst verbunden. Die Herren Bibliothekare Gersdorf in
Leipzig und Falkenstein in Dresden haben sich um das
Unternehmen durch Zumittlung von Oucllen , die entwe-
der hier gar nicht vorhanden, oder viel schwerer zu er-
halten waren, verdient gemacht. Für die liberale Gestat-
tung der freien Benützung der Handschriften sei dem Hrn.
Domdechant Waclawjcck und Hrn. Domkapitular Pe.sina,
dem Herrn Bürgermeister und Appellationsrath Müller
Dank gesagt. Bliebe doch das Beispiel dieser Männer nicht
ohne Nachahmung, und mögen alle jene, welche Biblio-
theken und Archiven vorstehen, endlich deren Benützung
erleichtern und ijefördern, nnd so den Bann lösen, unter
Avelchem diese Schätze blos der Zeit zum Raube hin-
gegeben, einem andern Zwecke aber verschlossen sind.
Endlich muss ich auch ölfentlich die thätige und liebe-
volle Theilnahme meines Freundes und j\Iilschülers W. W.
Tomek, der von dem ersten Beginne der Arbeit bis zu
ihrem Schlüsse mir mit Ralh und That zur Seite stand, innig
und freudig anerkennen.
Prag am Oslersonntage des Jahres 1845.
I>er llerausg-obei*.
I. £ i 11 1 e i 1 11 11 g'.
§. 1. Älteste Municipal- Verfassung Prag-s.
In das Dunkel der Gründung Prags ein Licht zu bringen,
wird wie vormals keinem Geschichtsforscher gelingen; bis in jene
Zeit, wohin man gewöhnlich den Beginn der Stadt versetzt, reicht
nicht unsere Geschichte , dort bewegen sich nur dunkle unsichere
Gestalten der Sage.
Gewiss ist es, dass der Wysehrad und Ilradcin, die ersten
bewohnten Plätze Prags , zeitlich befestigt als Burgen ( castra,
mnnitiones) wohl auch urbes, die Sitze zweier Landes -Zupen
waren. Sie werden als solche in Urkunden und von den Chro-
nisten häufig erwähnt.
Um diese Burgen mochten sich in früher Zeit schon An-
siedlungen" gebildet und jenen Raum eingenommen haben, worauf
sich heute die Altstadt und Kleinseite befindet.
Mit grosser Wahrscheinlichkeit kann man die von den
Chronisten erwähnten suburbia dahin verstehen. Diese gewan-
nen mit der Zeit an Raum und Bedeutung^ allein sie haben
in dem Sinne des Mittelalters noch keine Stadt gebildet , d. h.
eine geschlossene Gemeinde freier Leute mit einer selbstständigen
Jurisdiction und Selbstregierung. Die Bewohner der suburbia
waren den beiden Landes- Zupen unterworfen, und waren Mini-
steriale und Zinsleute der Herzoge und Könige ( Burgmannen,
castrenses, näprawnici). *)
Im Gegensatze zu diesen Bewohnern der suburbia bildete sich
durch deutsche Ansiedlungen unter der Regierung K()nig Wrali-
') Palacky Gesch. II. .31.
XIV
sla>v's II. lOGl — 1092 die Gomeindo der Deutschen, sie erhielleii
die Berechtigung^^ vivere secundum legem et justiciain Theuloni-
*) Um dieses Privilejj^iuiii richtig aufziifjissen, vergleiche man es
mit jenen der (ieutschen Colonicn in Siehenlnirffen und Ungarn
(Ederde initiis juribuscjue prinncvis Saxonum). Unter Kiinig Geysa
(1141 — 1161) erhielten Deutsche (Hospites nostri Theutonici
ultrasilvani . . con([uerentcs . . quod . . a sua libcrtalc qua
vocati fucrunt a püssinio Rege Geysa . . exccdissent . .) Rechte,
und Immunitäten, vor den Landeshewohnern: Mdites. . qningenli
infra regmim ad Rcgis expeditionem servire deputenlur (Anh.
VII. §. 3.) . . nee regi ullra pra'fatuin numerum poslularc li-
ceat.. Sacerdotes vero suos lihere eligant .. nullus jndicet nisi
nos vel Comes Cihinensis. (Anh. VII. §. 1.) (Confinnatio Re-
gis Andreae 1224.) Diese Ansiedler werden in der Urkunde des
Cardinais Gregorius v. ll'^O (Baliiz Epp. Innocens III. T. I.
L. 1. Epist. 282. p. 141.) Flandrenses genannt und ihrer Freiheit
erwähnt (Flandrensihus consessit). Schlötzer hat (G. d. Deutsch, in
Siebenhiirg. 209.) deiitlicii dargethan, dass sie keineswegs Sach-
sen, sondern ^'iederli^^der und Flamländer waren. (Die Grund-
verfassung der Sachsen in Siebenb. Ilcrmannstadt 1S39, 12.).
Vergleicht man diese mit den Freiheiten der Deutschen in
Prag, wo deutlich auf bereits mit übertragene Rechtügebräuche
hingewiesen wird, so kann es keinem Zweifel unterliegen, dass
die zahlreichen Colonien in Böhmen grossen Theils auch Nieder-
länder waren. S. auch die gleichzeitige Urkunde des Bischofs
vonMcissen v. 1054. (Schöttgen Gesihichte Konrad des Grossen
322): Nolura esse volumus . . qualiter ego strenuos viros ex
Flandrens! provincia advcntantes . . coUocaverim.
Bei den ungemein reichen Urkundenschalz, den Schlesien vor
uns hat, ist die Nachwirkung der flandrischen Einwanderer
nachweisbar; dort erscheinen Hämische IlulVn. (Böhme Beiträge
z. d. R. IL 67.) die Städte Neisse, Kreuzhiirg, Oltmaciiau, das Dorf
Pogel sind nach flämisrhem Rechte ausgesetzt ; als schon längst
bestehend wird um das Jahr 12S9 das Dorf Flämschdorf (Fla-
mingi villa) erwähnt. Es unterliegt daher keinem Zweifel, dass
auch Flandänder und Wallonen sich zeitlich ansiedelten. End-
lich enthält die Culmer Handfeste ai. 1233 (Hartknoch Alt-
und Neu - Preuss. 668 §. 2) hercditatem flamingicalem. (Stenzel
Urkundenb. 141). Auch in Wien bildeten die Fläminger eine
eiffene (Jemeinde; i. J. U20S <jab ihnen Herzog Leopold einen
Freihcilj.bricf (Honnayr. Wien. IL 2. S. 91, 191, Rauch S.rip-
XV
corum (quam) a prima ipsoriim vocatione in Boemiam obtincrc per
principes meruerunt), bildeten eine Genieindeverfassung und hallen
Genieinderechte mit einer von den Landesgerichlen exemten Eigen-
gerichtsbarkeit unter ihrem Richter (judex, Hichterius). Ihnen kam
die Wahl ihres Seelsorgers zu, ihr Gemeindewesen wird in einem
gewissen Sinne civitas genannt (art. 13.), und sie erliielten
mehrere städtische Befreiungen; so wurden ihnen die Staats- und
Landesfrohnen , welche in der Regel den Landbewohnern oblagen
(qu« terraj incolis inferri consveverunt, art. 3. 4.) erlassen: sie
waren dem Landesfürsten unmittelbar unterworfen; ihn vertrat
der Camerarius, welcher im Namen des erstem später den Blul-
bann ausüble.
Diese Colonie gewann durch Reichthum und Handel an Macht
und Bedeutung und überschritt bald den vicus Theutonicorum am
Poi'ic und erlangte binnen einem halben Jahrhunderte eine solche
Übermacht iu der Stadt, dass unter der Regierung Bofiwoy's II.
(1100—1124) die Gäste (hospites) vor einem Richter im Kauf-
hause (curia hospifuni, später laia curia, Tin, üngelt), die Bürger
(cives) vor dem Richterius vel camerarius zu belangen sind.
Daher mussten nun schon um diese Zeit die Deutschen in medio
civitatis angesessen sein, und das jus civile (hier Gericht) war
bereits in ihren Händen ^).
tores rer. Aust. III. 117): Quod Burgenses nostros qui apud nos
Flandrenses nuncupantur . . instituimus . . ut ipsi in officio suo
jure fori nostri in civitate et in terra nostra libertate et privile-
gio . . gaudeaut. . . Ab officio judicis nostri in AVicnna cxinii-
mus. Ob die Bemerknng Honnayrs , dass Fiandrenser der allge-
meine Name der von Leopold dem Glorreichen hcreinberiifencn
Fremden, und das identische „Hausgenossen" der Ge^jensatz vom
ursprünglichen Bürger der „neu aufgenommene und der Stadt und
Limd verburgrechtete Fremde" sei, muss dahin gestellt werden^
') Diess geht aus nachfolgender hier zuerst veröffentlichten Urkunde
(umd.J. 1101) aus einem Codex der Prager Domcapitular-Bibliolhck
hervor, sie verbreitet über die städtischen und rechtlichen Ver-
bidtniss jeener Zeit vielfaches Licht :
„Istam donationem dedit ecclesiae Pragensi Boriwoy bcatae me-
moria» secundus dux Boheniorum . . . videlicet curia m ho-
XVT
Bei diesem raschen Aurscliwiinjr. den die deutsche Gemeinde
nahm., wurde von Sohesiaw I. {IIOO — 1140.) eine neue Be-
spitiiin in nie diu civitatis Pragic et poudiis cl tynain et
Judicium ad ouriam pertinens, ipiatinus uiiuistri ecclcsiiP
Pragcnsis ex rcditihus ruriae aiinuatim provenienlibus singulis
sepliuianis duos solidos percipiani, in hac ordinatione, ut pres-
byter xi, dyaconus vii , suhdyaconus iüior canipanarü duos in
ordine vicis sutc recipiaiit, rcliquuin vcro usibus canonicorum.
De lüstono xx denarii et xl alleeia, de husone, de luceis, de
carpionibus, de scutibus xl part. si husones vcnduntur pro ar-
gciito, de (lualil)ct niarca iiii"r denarii; si pro pauno, de quo-
libet panuo iiii"f denarii; de unifornii plaustro huuiili tyua datur ;
de duplicato dua? ; merciitores de exlraneis partibus, si vendunt
cutes sive mel sive cerain sive vinum sive boves pro argento,
de qualibet marca iiii denarii; si pro pannis, de quolibet panno
duo denarii; qiiicunque venit cnni |)ecunia pro equis aut aliis
rebus euiendis, de inarra argenli dat üü""^ denarios, de auro
secundiiin valoreni argenli; si fraudem f'eccrit, oniniluis spoliatur;
de quadraginta paribus caligaruni unuui par, de xl eautibus salis
similiter, de peplis simililer, de stamine linei panni duos, mer-
catores si extra curiam occultaverint sua praeter iicentiam, aut
tineos pannos simul per fraudem consverint, pretiuin, quod darc
debucrant, accipiant, et onuiibus spolientur.
Si quis aliuni vulncral, solvit Ires marcas, si occidit omnibus
spoliatur. Si quis vulneratur, aut (pii vulnerat alium, aut perni-
ciosus, quorunique modo fucrit in curia, non a camerario
aut richterio aut ab alio quocimque invadiatur.
Deprehensus in fornicatione solvit Ixxii marcas. Quandocun-
qwc ciun mercibus vadit extra civitatem, solvit marcam piperis,
cyrotecas et calcaria. Nullus extra euriam maneat, nisi per Ii-
centiam, solula tanien eadeni juslitia.
Si quis in civili jure debel jurare solus, in curia jurat ipsc
nnus , si ibi ipsc unus , in curia i|)sc xx unus, si ibi ipse xx"'
unus, in nosiro jure ipse Ixxiiii's. Hospiles ronveniimtur cor am
n o s t r o j u d i c e, c i v e s ab li o s p i t i b u s c o r a ni richterio
vel camerario.
Ista sunt jura domestici : de reyfone unnni denarium accipit,
de tyna nimm, de |)eiisa nnum, de (juolibet cquo nnum. Dome-
stici interest linuun cdurere et donius tecia et cetera custodirc.
Radco ista testatus est coraiu istis, qui sidiscribuutnr, Bcnesiii.'«;
Malhaeus presbyteri de S. Maria in Traga, INicolaus presbyter de
XVII
slättigung dieser Rechte geheisclil. Da diese Fassung wahrschein-
licli vo41slandiger und iiihallsreiclier als die vorhergehende, oder
die spater allein erhallone Urkunde war, so wird das Privilegium
vorzugsweise das Sobeslaw'sche Privilegium genannt.
König Wenzel 11.(1191 — 1192) heslattigte und vermehrte
dieses Privilegium , und Art. 26. deutet zweifellos auf eine
Verbreitung der Deutschen ausser ihrem Vicus in die Stadt (in
suburhio sive in villis). ')
So wurde das Privilegium wichtig und bedeutend wegen der
Gewährung der Eigengerichtsbarkeif als die eigentliche Charta
magna der Municipalverfassung Prags, gegenüber der Landes-
verfassung angesehen, und wurde als solche in iluvr ursprüng-
lichen Gestalt bis auf den Zeitj)unkt bestältigt, wo die deutsche
Bewohnerschaft die unbestrittene Übermacht in der Stadt und im
Rathe erlangt hatte.
Dahia ist auch die Bestättigung Otakars (1272) zu ver-
stehen. Damals hatten sich die Deutschen schon längst über den
Poi'ic verbreitet, der Inhalt der Urkunde war veraltet, die Be-
setzung der Pfarre war schon an den Convenl der Kreuzherrea
übergangen, allein es handelte sich um den Schutz der Gemeinde-
verfassung, welche durch die Bestättigung geschützt wurde.
Nur in diesem Sinne ist die Bestättigung König Johanns zu
nehmen (cives majoris civitatis nostne Pragensis nobis exhibue-
runt quoddam Privilegium, postulantes ut privilegium ipsum et
singula contenta dignaremur coufirmare). Sämmlliche Bürger nahmen
Blatna, Iteincz, Moriz, Petrus, Janeck, Gilges, Bohdal, AVitek,
Jacobus ciuis Pragensis, Radozlaus, Georgius, Andreas, Johannes,
amen.
') Über die Bedeutung suburbium, so wie über die weitere Aus-
führung, verweise ich auf eine Ahiiandlung, welche in böhm.
Sprache von W. Tomek in der Museums -Zeitschrift (1815, II.
213 244) über die deutsche und bühm. Nationalitat in Pr.ig bis zum
Anfang des XV. Jahrh. unter dem Titel „Ceskä a nemeckä närod-
nost w Praze az do zacätku 15. stoleti" eben erscheint und über
diesen Gegenstand umständlicher und urkundlicher, als es hier der
Raum gestattet, berichtet.
b
xvin
dafür sich die anfäng-licli der deutschen Coloiiie gewährten städ-
tischen Freiheiten und Vorrechte in Anspruch.
Viele dieser Beslininningen linden sich darum auch im Stadt-
rechte selbst verwebt.
Dieses Privileifium, fortan das Sobeslaische genannt, blieb
stets im guten Gedaclituisse.
Als im XV. Jahrhunderte die altstadter Bürgerschaft, um
mancherlei politische ÜborgrilTc zu entschuldigen, ein Machwerk
vorbrachte , welches ihre Ansprüche begründen sollte , so wurde
dieses Falsificat wohl mit gutem Grunde das Sobeslai"sche Recht
(Präwa SobeslawsUa) genannt.
Wie wir nun auf der Allstadt durch eine lange Reihe von
Jahren die Deutschen eine Macht gewinnen sehen und wie sich
daraus allmälig das deutsche Muuicipalwesen gebildet hatte, so
geschah diess durch Otakar auf der Kleinseite schneller und
energischer.
Um das Jahr 1257 begann dort eine völlig neue Be-
setzung der Stadt, und bald darauf erscheint die Kleinseite,
welche früher nur als Suburbium erwähnt wird, als civitas nova
sub Castro. Diesen Kamen behielt sie noch bis in das WI. Jahr-
hundert. Vielleicht schon zu jener Zeit oder wenige Jahre dar-
nach erhielt die Kleinseite Blagdeburger Recht *).
Mit dem Ende des XIII. Jahrhundertes verbreiten städtische
Urkunden, welche mit jedem Jahre im reicheren Maasse zunehmen,
nun über die Verfassung der Altstadt schon deutliches Licht. —
Es tritt uns da ein ausgebildetes Gemeindewesen entgegen.
Ein Richter und Schöffen stehen der politisch berechtigten
Bürgerschaft vor, sie ordnen aulonomisch innere und äussere
Verhältnisse, sie üben die höchste Gerichtsbarkeit über Gut und
Blut. Weit aussehende Handelsverbindungen werden geknüpft,
deutscher Kunstfleiss, Handel und Gewerbe haben geschäftig ihren
') Vergl. hier die Continuat. Cosnifo I. 390. Dobner. Mon. II. 15.
und die weitere Ausführung im Aufsätze Tonieks a. a. U.
XIX
Boden gefunden. Schon treten nuiclitige Bürger- und Patricier-
Gesclilcchter hervor:
Tausentniark, Friedinger, Sink, Mcolaus de Turri, de La-
pide, Wolflhius, Kornbuhcl , Roczaner, Phigoles. Sie erlangen
eine Übermacht im Ratlie und in der Verwaltung des Gemeinde-
wesens. Aus ihnen werden die Richter und liathsverwandten
gewählt.
I\lit dem Beginne des XIV. Jahrhunderts sehen wir die Bür-
gerschaft bereits in die politische Landes - Geschichte eingreifen.
Die strittige Königswahl, König Heinrichs von Kärnthen Un-
fähigkeit, der anarchische Zustand des Landes, hatte die Bürger
von Prag, die sich zeitig mit Kuttenberg, einer gleichfalls be deu-
tenden Stadt, geeinigt hatten, zu thätigen Eingriffen genöthigt *).
Den friedlichen Gewerben, dem Handel, dem Genüsse des Er-
worbenen war dieser gesetzlose Zustand des Landes am unerträg-
lichsten, daher regte sich insbesondere im Bürgerthume das kräf-
tigste Streben nach Ruhe und Orduung.
Die Bürger Prags erscheinen mit bei dem Landtage, welcher
die Abfertigung einer Gesandtschaft an den römischen König Hein-
rich beschloss, um dessen einzigen Sohn Johann dem Lande zum
Könige zu erbitten.
Vier Bürger aus Prag: Konrad Kornbuhel, Otto Phigoles, Eber-
hard, Sohn des Popplin, und Eberlin von Stein (de Lapide), zwei
aus Kuttenberg Tilman v. Lvna und Konrad der Bruder Heinrichs
zogen am 1. Juli 1310 mit den übrigen aus den höheren Ständen
gewählten Gesandten aus Prag und erlangten den Prinzen Joiiann
Kum Könige von Böhmen. 31it ihm zog Friede, Ordnung und Ruhe
in die Städte und in das offene Land Böhmens \\ieder ein '^).
' ) Vergl. Jacobi Codex epist. Nr. 202 ; er erwähnt ein pactum sive
decretuiii jain diiduiii ordinatuni.
^) Ergreifend sind die Schilderungen des Kolhstandes unseres Va-
terlandes in jener Zeit. Chroiiicon aula; regia» und ßiness de
AVeitinul entwerfen ein eben so beklagenswerlhes als treues
Bild. Letzterer sagt (Pelzel Script. H. 218) von 1307: Spolia
frequentautur — luget Clerus, ululat popuhis. — Et ha?c mal? du-
b*
XX
Mit diesem Jitlire erlnngt aiieli Pvags Munieipalverfassung
eine feslere Gestalliing wieder. Vom Jalire 1310 hat sich daa
älteste Stadthuch erhalten, wo sich mit dein Jalire 1327 die erste
Aufzeichnung- der städtischen Statuten und die Aufnahme allerer
schon friilier erlassener Ueelitssatzuiigen his an das Ende dieses
Jahrhunderts verfolgen lassen.
Schon unter König Johann und mehr unter seinem Sohne
Karl IV. heijinnt die eigentliche Bliithezeit des Prager iMunicipalwe-
sens; die Stadt hatte sich allmäüji hedeutende iMaclil und Beich-
thum erworben, da erhob sich aucli das Bürgerthum zu einer ei-
gentliümliclien Grösse und Herrlichkeit. Karl halte eine besondere
Vorliebee für Prag; er nannte es das Ilauj)! und den Stuhl (caput
atcpie sedes) des KönigreiclTes. Wie viel thal er für die Hebung
der Stadt , die durch den Glanz des königlichen Hofes ungemein
gewann.
Das Zuströmen von Fremden aus allen Theilen Europas, das
Herbeiziehen von Handwerkern, Künstlern und Kaufleuten überflu-
thete den engen Raum der .\lfstadt und Kleinseite, so dass ein
neuer Stadttheil, jedoch unbeschadet der Vorrechte der alten Stadt
angelegt werden musste.
Handelsverbindungen w^aren zahlreich. Kaiser Karl suchte
diesen Verkehr durch Privilegien und Vertrage mit Städten und
Ländern zu heben.
rant trihus annis continuis quH)us istns Carinlhiann."« rpgnal in
Boemia tanta mala fecit et fieri permisil ita qiiod flagcllnm
Dei ipse fore credcbatur; von der Rückkehr der friedlichen Zei-
ten unter König Juliaim (p. 226): Pragani cum bona prosperi-
tate reversus est, raplores, furcs et turbatores pacis iibique per-
sequendo, castra et refugia nialorum hunio roa^qnando.
Tunc jiidicia, et eccle.siastii um et .secidare seu lerne, rcince-
perunt habere vigoreni, et iustitia de ccrlo pro.spexit, reddens
vnicuiqtic, quod suum erat. Dnrantibu.s enini priediclis gwerris
nulli reddebatur iuslilia, <piia vnusquisqiie, quod voluit, rapicbat,
niodica vel nulla usquc ad h<ec teinpora secuta est dt inalefac-
toribus vindicta.
XXI
So mit Nürnberg, Frankfurt, Venedig, Ungarn, Krakau,
Baiern, Wien, Regensburg.
In diese Zeit, wo in Prag Künste und Wissenschaften, Ge-
werbe und Handel einen neuen Umschwung erlangt hatten, die Nach-
wehen des frühem kriegerischen kampflustigen Geistes nicht ganz
verwischt sind, fällt der grössere Theil unseres Statutarrechtes und
tragt auch die deutlichen Spuren der ihm zur Grundlage dienen-
den Lebensverhältnisse.
Finden wir in der Stadtverfassung sehr bezeichnende bis
ins Einzelne reichende Übereinstimmungen mit dem gleichzeitigen
Stadtwesen in anderen Tiieilen Deutsciilands: so möge einmal
diess zur Erklärung dienen , dass schon zu jener Zeit das
deutsche Recht seit den Tagen Otakars I. in Städten und auf dem
Lande in Böhmen und )lähren feste Wurzel gefasst hatte. Der Ein-
fluss, der sclion längst nach deutschem Rechte bewidmeten Städte
Brunn und Iglau ist nachweisbar ^).
Ferner war bei der Gemeinschaftlichkeft der Grundansichfen
die intensiv kräftigen Berülirungen und Wechselwirkungen der
einzelnen deutschen Städte durch Handel, Verkehr , durch
Einreibung der ühers»iedellen Kaudeute in den Rath gewiss von
so mächtigem Einiluss, dass Übereinstimmungen in Rechtsinslituten
und Verfassungsformen, nach Namen und Geist, nicht so uuer-
klärbar sind ^).
') Vergl. Palacky Geschichte I. p. MO. U. 240. HL 238 u. a. 0.
'^) 3Ian ist wohl heutzutage von der irrigen Ansicht abgekommen,
das in den Städten einst geltende Privatrecht als ein durch Ge-
setzbücher erst aufgedrungenes oder verliehenes Recht anzusehen.
Alles Recht, was einst in Städten galt, war eine Wirkung der
Autononiic, die nicRt .aus einer blossen Willkühr hervoi-giug,
sondern aus localcn Veranlassungsgründen entstanden war und
sich, durch Sitten und Gewohnheit gestaltet, nach und nach in
ein bleibendes Recht verwandelte.
So bezeugt für das Augsburjjer Recht das Privileg, von 127(5
selbst, dass das Stadtrecht entstanden sei: ex Sententiis definitivis
seu jndicialiter lalis in ununi collectis (Lünig R. A. Pars. Sp.
com. II. >^9). E? wurde daher auch das Bediirfniss angeregt,
die einzelnen Urkunden , wie sie in speciellcn Fällen noch vor-
XXII
§. 2. VerhäHniss des aüprager Stndfrechts zu den
spätem Rechtsbüchern,
Wird eine bisher unbekannte Geschichts- oder Reclitsquelle
veröffentlicht, so hängt das Urtheil über den Werlh derselben
insbesondere von der Stellung ab , welche diese zu den bereits
vorhandenen und bekannten Überlieferungen einnimmt.
Unter der Regierung Kaiser Rudolfs II. wurden im Jahre
1579 jene Stadirechte, deren Giltigkeit und Anwendung sich
banden waren, zusammenzustellen. Vergl. nur die'Entstchnng an-
derer Stadtrerhtc, und aus den iiltesteu StJituten aller Stiidte zei^
es sich. (Zöpfl Bamb. llccht 46. Puffendorf obs. jur. un. T. III.
Rr.3. Walchüber d.Nürnb. R Beitrag. MittermaierZ.f.d.R. II. 328).
Merkwiirditj ist bei Prag nur das, dass zu jener Zeit, wo die
meisten Städte sclion organische Gesetze hatten , das Stadtrecht
noch in einer Form bewahnt ist, wie es andere Städte Deutsch-
lands vor Jahren hatten. Die Erklärung dürfte wohl darin
liegen , dass auch in jenen berühmten Mutterstädten die syste-
matische Abfassung grösstentheils nicht sowohl wegen des un
mittelbaren Bedürfnisses des Rathes, sondern ans ganz andern
Veianlassun;xsgrnnden entstanden ist. So tlicils, um die Bestät-
tigung in ihrer bishcritron Übimg zu erhallen, oder um dem An-
suclien i'renuler Städte , welche nach dem Muster einer berühm-
ten Stadt Privilegien erhielten, zu genügen.
Die ältesten Aufzeichnungen des Magdeburger Rechtes finden
sich in den Mittheilungen des in Magdeburg geltenden Rechtes ntich
Schlesien (Gaupp. d 3Iagd. R. 46) ; sie lassen bezweifeln, dass
es damals ein fonnlich anerkanntes geschriebenes Stadtrecht in
Magdeburg selbst gab. Ähnliches lassen auch die ältesten Mit-
theilungen anderer Städte , deren Rechte weiter verbreitet wur-
den, selbst wenn es schon einen festern Kern ihres geschriebe-
nen Rechtes gab, verinuthcn. (Eichh. R. G. §. 284).
Schliesslich muss noch bemerkt werden, dass nicht überall,
wo eine Stadt die Jura civitatis einer andern erhielt, auch eine
geschriebene Privalrechtssammlung mitgetheilt wurde. In Böhmen,
wo so eine grosse Anzahl von Städten mit dem Magdeburger
Recht bevvidmel war, hat sich bisher eine solche Rechlsiuittheiluug
noch nicht aulfinden lassen, wiewohl allentlialben nachdem xMa<j-
deburger Recht gesprochen wurde, wie es insbesondere in Leil-
meritz, Küniggrälz, .Vussig, Brü\ u. v. a. nachweisbar ist.
XXIII
bald über das ganze Land erstreckte, und welche auch später
in der Markgrafschaft Mähren eingeführt wurden, kundgemacht
und auf dem Landtage als gillig angenommen. Sie hallen iu
beiden Ländern bis zur Erscheinung der allgemeinen bürgerli-
chen Gesetzbücher in den Jahren 1787 und 1811 für den Bür-
gerstand gesetzliche Kraft. Der Verfasser jenes Rechtsbuches,
Paul Christian von Koldin und auf Martinic (geb.
1530, -J- 1598), Kanzler und nachher Senator des allstädler
Rathes, benülzte wohl das ältere Stadtrecht, eine Arbeil des
Mag. Brictius v. Liczko') (Brikci z Licka), (-f-1543) vom
Jahre 1530. Auch Brictius war früher Kanzler im aitstädler
Raihe, und beide Gesetzbücher gingen von dem aUslädter Halbe,
welcher eben damals eine besondere politische Macht im Lande
erlangt hat, aus.
Obschon nun diese beiden Gesetzbücher, dem römischen
Rechte nachgebildete Reformationen städtischer Gesetzgebung,
sich ganz deutlich auf eine ältere, bei ihren Arbeiten benutzte
Quelle berufen, ja selbst ein auf dem altstädter Rathhause lie-
gendes Buch als solche bezeichneten , so wurde dieses doch
nicht weiter beachtet '^).
') Gedruckt zu Leiloinischl 1536. Vergl. Jungmann Histor. liteiat.
238. über die Ausgaben des Koldiuischen Stadtrechts ebenda 259.
/*) Im Brikcischen Stadirechte wird ausdrücklich p. 5. erwähnt „dass
dieses Stadtrecht von den alten lateinischen am wenigsten dem
Sinne (w rozunui) nacli unterschieden, vielmehr alles nach bester
öloglichkeit ansgeki>t fwyklädana)." Die Dediralion des Koldiiius
enthüll folgende merkwürdige Stelle: „So bci,neifen diese Ileclile
nichts neues Oller unerhörtes in sich, denn allein das, was in den
Rechten der k. Hauptstadt Prag in lateinischer Sprache auf Per-
gament geschrieben auf dem Ralhliause Hegt und noch bis auf
den heutigen Tag allda liegend vorhanden, desgleichen in an-
deren löblichen Ordnungen und alt hergebrachten Gewolin-
heilcn ermessen und hegriffen ist."
Dass der Liber sententiarum, dessen Grundlage die Brünnor
SchölTensprüche (liber decisionum foreusium; Monse Üb. die älte-
sten Municipalrechtc Mährens, Olniütz 178H) bilden, von einem
XXIV
Die Eigonthümlichkeiten des Pnig^er Stndlroclites sind fer-
ner in Böhmen seit dein XVII. Jahrliiiiiderte iiiübesondere oft-
bedeutenden Einfliiss «iif die Municipjdverfassung >ind Gesetze
Prags gewesen sei, kann wohl nicht iiherselieii werden. Diese
Sammhmg von Rechtssprüchen findet sich in vielen Handschriften
des XV. und XVI. Jahrhundertes in Böhmen und ist gewöhnlich
mit Weisthüniern anderer Städte ßöiiinens vermehrt. (Hanka
Piehlcd1ö2) Wenn man die h(ihniischen (Jhersctzungen mit dem
Brikcischen Stadrcchte vergleicht, wird wohl dies am ersichtlich-
sten. Doch ist immerinn auch tmser Slatutarrucht auf das Brik-
cische und Koldinisihe Stadtrecht von besonderem Eintlusse ge-
wesen. iMan möge nur folgende beispielsweise herausgehobene
Stellen des Brikcischen Stadtrechtes mit den Bestimmimgen un-
seres Rechtsbuches vergleichen, so XXIII. 11. Die Erben stehen
für Schulden und Bürgschaft des Erblassers ein.
XXYII. 18. Erbrecht der Wittwe in das Vermögen des Mannes>
XXVII. 20. Erbunlahigkeit unehelicher Kinder.
XVI. 14. Über Spielschulden.
XXX. 11. Cunutlation mehrere Klagen.
XXXVIII. 1. Aufbewahrung des Nachlasses eines Fremden durch
Jahr und Tag.
XXXI. 1. j
XI Vll 'S - Beweis des Ehebruches und der Entführung
Yviii \ mit VI. Consakramentalen.
LXX. Begriff der Volleist.
XX. Begriff der Hollung.
LXXII. Vom Finden falscher Schlüssel.
LXXII. Vom Finden fremder Münze.
Deutsche Rechtstermen kommen an vielen Stellen vor, so:
Forwerk LXXII; span, als Einiülnung eines Erben XXVII. 13;
purchrechtnik XXII; urkund XVIII. 3; holfzius IX. 3; gemacht
wandelXX. 4. abschiitten XXVII. 13. unterkaulTel. XLVIII. u. s. w.
Die Prävva konselska sind eine getreue Übersetzung der Sta-
tuta consilii. St. 130.
Eine genaue Verwandtschaft der KoldinischenSfadtrechte mit un-
seren lässt sich bei einem tiefern Eingehen in den Inhalt beider
Rechtsbücher sehr genau darthun. Es ist dasKoldinische Sladtrecht
nur eine nach dem römischen Rechte umirebiMele Hel'ormation
der allen Staliitarrechte. Wenn man die dem römischen Rechte
nachgebildeten Einu;mge, die darin anigoiiommeuen Parömien
XXV
mal Gegenstand wissenschaftlicher Bearbeitung, ja Gegenstand
der Vorlesungen an der Universität gewesen. Noch in der In-
scheidet, so bleibt der Text unseres Stadtrechtes als die eigent-
liche Ouelle, besonders hinsichtlich der wichtigsten Lehren über
Voriiiundschafteii, über Testamente, dann die einzelnen polizei-
lichen Anordnungen crkenn])ar.
Zum Belege möge nur noch erwähnt werden.
a) Die Wiederaufnahme der Präwa konselska in A. 4 — 32.
St. 130.
b) Dann vergleiche man nur folgende beispielsweise hervor-
gehobene Stellen:
A. 52. F. 23. Bestimmung v. Jahr und Tag mit St. p. 15.
A. 46. ungesessene Leute nur können gefänglich belangt
werden.
A. 50. Ehehafte IVoth mit St. p. 44.
A. 53. Anfang der Klage.
A. 5S. fieschlechts-Yormundschaft des Mannes.
A. 60. Vorrecht des Gastes vor Gericht mit Stat. lOS.
B. 23. Vorgang gegen Mordbrenner und Räuber an gebun-
denen Taijen. Rh. 37.
B. 26. Frauen dürfen nicht Vorsprecher sein. Rb. 96.
B. 33. Verdienstsätze der Vorsprecher.
B. 61. Mündigkeit der Jünglinge und Mädchen. St. 53. 129.
C. 42. Erbrecht der Gattin.
C. 52. Frist zur Einverleibung des Heirathsbriefes.
C. 56. Anspruch des Mannes auf die Morgengabe.
C. 58. Beisitz der Frau auf dem Wittwengute.
D. 7. Der nächste Schvverdmagen hat Anspruch auf die
Vormundschaft.
D. 37. Von jungen Leuten eine treue Nachbildungvon St. 21.
D. 43. Von Testamenten, Geschäftsbriefen.
E. 1. An die Saazer wegen Testament; dieses Statut ist
im Archivs-Codex cntlialtcn, daher es keinem Zwei-
fel unterliegt, dass von Koldinus dieser Codex be-
nützt wurde. (A. 261.)
E. 37. Von Aufbewahrung der Verlassgüter der Frenulen.
F. 21. 33. Erlansrung der rechten Gewehr durch Besitz von
Jahr und Tag.
Es möge diese Anzahl von Stellen, welche eine völlige Vcr-
XXVI
corporations-Urkunde unter K. Ferdinand I. wird Jus nuini-
cipale als Lehrgegensland erwähnt *).
wandtschiift mit unserem Stadlreclitc in Form und Inhalt bewah-
ren, geniigen; wir hielten es für überflüssig, sie noch zu veriiu'hrcn.
Dass ich die Präwa Sobesiawska, die angeblich di-m Ht-izog
Sobeslaw zugeschriebenen Gesetze für i'rag nicht ferner bcrtiiirte,
dürfte mir wohl nicht verargt werden. Diese Rechte von Hayek
in das Jahr 1132 versetzt, an deren Echtheit selbst Piibitschka
zweifelt, die Dobner (Annal. VI. 237.) monstra leguni nennt und
von Dübrowsky als ein lacherliches Machwerk des IValional-
hasses (Museunj Zt. 1S27. Mai. 75 — 80) gewürdigt sind, rühren
ungefähr aus dem Jahre 1450 her. Obschon sie nicht die min-
deste Spur der Echtheit an sich haben, so sind sie doch aus
dem Grunde rechtshistorisch interessant, als sie selbst deutliche
Receptionen aus dem Statularrcihte enthalten. Sie haben sich
in mehreren Handschriften eriialten, im Archivs-Codex; in den
2 Handschriften der Univcrsitäts-ßibliolhek. XVII. F. 49. XVII.
C. 22.; dann in einer Rechtshandschrift der gräfl. CoUoredo-
Mansfeldschen Bibliothek, p. 188.
In sehr zahlreichen .Abschriften findet sich ferner ein Rechts-
buch unter dem Titel: „Fräwa welikeho rnesta Praskeho.'* Ilanka
zahlt in seinem Prehlcd allein an 20 Ilaudschriften auf. Es ist
diess lediglich eine Übersetzung des Schwabenspiegels vom capil.
346. (b. Senkenberir) de usurariis.
Es durfte wohl vorläufig noch nicht an der Zeit sein über
diese merkwürdige Erscheinung abzusprechen, doch glauben
wir nicht, dass dieses Rechtsbuih eine bedeutende praktische
Bedeutung hatte. Einmal war das Bedürfniss nicht vorhanden,
denn eben in jener Zeit, wo diese zahlreichen Übersetzun-
gen erschienen ( es war sicher nicht früher als in der .Mitte
des XV. Jahrhundertes), galt noch unser Statutarrecht , wie am
allerdeutlichsten der Sladlbuch -Codex, dann der Archivs-Codex
nachweist.
Ferner tragen die von uns als ffeltend bezeichneten Quellen
auch äussere Merkmale des Gebrauches und der Abnützung an
sich, während jene Viiilig unberüiirt erscheinen: so haben die
Statuten eben durch vielfache Raiid-Aninerkungen uud Eiuschic-
bungen deutliehe Spuren der ßeniilzung.
') Urkundenbuch zur Ztschft. d. vaterländ. Museums 1827. 21.
XXVII
Allein die Rechtslelirer bemühten sich mehr oder minder,
das römische Recht , welches seit dem XVI. Jahrhunderte eben
in Böhmen recht heimisch geworden war, allg-ewaltig in das
Gebiet der städtischen Rechte zu ziehen und begnügten sich
mit einigen höchst einfachen Berufungen der Koldinischen
oder Brikcischen Stadtrechte. Es darf daher nicht befrem-
den, dass auf ein älteres Recht gar keine Hinweisung zu finden
ist, und man mit vollem Grund hehau|)ten kann , dass sie auch
keine Ahnung von der Existenz eines solchen Rechtsbuches hat-
ten. Mit dem Aufleben des Interesses für historische Wissen-
schaften in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, dürfte
Wühl unser höchst verdienstvoller Gelasius Dobner (Monu-
menta IV. 193.) zuerst am deutlichsten auf eine ältere, den
obigen Stadtrechten zu Grunde liegende Quelle hingewiesen ha-
ben. Dobner kannte den sogenannten Liber sententiarum , und
den Archivs-Codex ; in beiden fand er deutliche Spuren einer
älteren Municipalgesetzgebung und er weist in mehreren Stellen
deutlich darauf hin.
Nach ihm haben Adauct. Voigt (Geist d. bölim. Ges. 125.),
und J. Gross (Einleitung zu den prakt. Vorlesungen 25) auf
eine ältere Municipalgesetzgebung aus der Periode König Johanns
hingewiesen , sie behaupteten , dass die ältesten Stadtrechte
Prags von König Johann herrühren. Es scheint insbesondere
Voigt durch ein im XV. Jahrhunderte entstandenes Falsifikat,
das auch Wele Slawin kannte, beirrt zu sein.
Franz 3Iartin Pelzel, welcher den Archivs-Codex ^anz
genau kannte und daraus für seine Geschichte Böhmens so viel-
fach fördernden Arbeiten Urkunden verölTenllichte, nahm ganz
richtig das hier zum erstenmal gedruckte Statutarrecht für ein
Ganzes an, nur irrte er hierin , dass er es für ein von König
Johann beabsichtigtes Gesetzbuch annahm. Der Grund dieses Irr-
thumes wurde durch eine Urkunde im Archivs-Codex selbst, vom
5. October 1341 König Johanns veranlasst; (s. Anhang VIU.)
die Schötfen und die Gemeinde zu Prag erklären , dass sie in
Folge eines Auftrages des Königs beschlossen haben, ein go-
XXVill
schriobenes Recht zu machen, und dass hiozii i Männer der Sladt
gewählt werden. Gegen die Ächtheit dieser Urkunde lässt sich
gar nichts einwenden, aber desto mehr gegen die daraus gezo-
genen Folgerungen. Es hätte schon einmal der Inhalt des Gan-
zen die Ansicht verdächtigen sollen , die lose an einander ge-
reihten Statuten für das Hesultal einer Gesetzes-Uedaction anzu-
nehmen ^).
Wenn uns auch das Erscheinen derselben Statuten in drei ver-
schiedenen Handschriften in derselben Reihenfolge, dann besonders
die Vergleichung mit den gleichzeitig geführten Stadt- und Ge-
richtsprotokolleu , die volle Gewissheit gibt, dass diese Statuten
eben in jener Zeit die Grundlage des damals geltenden Rechtes
waren, so berechtiget sie uns nicht zu der Annahme, dass die
vier von dem Könige bestellten Redactoren nur auf eine Abschrift
der einzelnen Statuten ihre Tliäligkeit beschränkt hätten.
Diese Ansicht findet jedoch , seitdem die Originalaufzeich-
uung der Statuten in dem Stadtbuchs-Codex bekannt wurde , ihre
völlige Bestätigung.
In diesem Stadtbuche, welches noch bis in das XVI. Jahr-
hundert zur Aufnahme der Bürgererncnnung und zu anderen
öllcuüichen Zwecken verwendet wurde, daher stets ein wichtiges
Buch war, finden sich die einzelnen Statuten nach der Rechts-
findung aufgenommen: sie sind mit später erlassenen vermehrt.
Da diese Aussprüche noch zu einer Zeit aufgenommen wurden,
als bereits das Johannische Rechlsbuch vollendet sein sollte, auch
späterer Zeit erwähnen, so muss nunmehr jene Ansicht gänzlich
zurückgewiesen werden, und es kann nur unsere Auffassung: das
alte Statutarrecht Prags als eine rein autonomische Erscheinung
*■) Sehr intoiessant ist das Ynrknninien eines fast gleichzeitigen
Auflraffs Köiiiij Johanns im .hilirc 1346 für das Fürstenlhuni
Brcshui; auch hii-r sollten (i IV'rsonen, 3 von den konigl. Vasal-
len nnd 3 von den Ralhshorren, ziKsainnienlrclon \in(l die Lücken
und .Mängel der (iesetze beseitigen. Die l'rUiiiKle hei G;in|ip.
d. .schlcs. Liindieclit 63. auch di-sseii : das dciilsclie Recht in
Schlesien, in Reysclier u. \\ ildas Zeitschrift 111. 77.
XXIX
desRalhes, der Bürgerschaft und der Schöffen nach den Lokal-
bedürfnissen, nach Inhalt und Form anzusehen, die richtige sein.
Bei der raschen Entwicklung neuer Lebensverhältnisse des
städtischen Wesens Prags wurde wohl auch auf die Reciite an-
derer Städte hingesehen, diess lassen die zu häufigen, schon
oben angedeuteten Übereinstimnuiugen mit andern Stadlrechten
mit Grund schliessen, und doch können wir uns nicht bestim-
men, dieses Statutarrechl als ein Tochterrecht der beiden gros-
sen Hauptfamilien der deutschen Stadtrechte , weder der nördli-
chen, der Magdeburg-Hallischen noch der Süddeutschen, welche
man die Cöllnische nennen dürfte, zu erklären.
Anderseits ist, wie erwähnt, die Einwirkung des Brünner und
Iglauer Rechtes auf diese jene des ^lagdeburger, dessen Giltigkeit
und Anwendung zur Zeit des Stalutarreclites der Altstadt nur
durch die Brücke, einen Raum von kaum 800 Schriften geschieden
war, nachweisbar. In der Verfassung Prags sind aber auch Spu-
ren des süddeutschen Stadtrechtes, wenn man es so nennen darf,
mit Übereinstimmungen der Nürnberger, Regensburger, Bamberger
und Augsburger Rechte nicht zu verkennen
Es steht daher das Prager Stadtrecht, obgleich mit andern
verwandt, in einer ziemlichen Selbstständigkeit in der Mitte
zwischen den beiden Hauptgruppen deutscher Stadtrechte ^).
') Um die Einführung des deutschen Rechtes in Böhmen und Mäh-
ren genügend zu verfolgen, sind noch in zu geringem Masse die
Urkunden und Quellen bekannt. Nnr einzelne Daten sollen hier
Platz finden. — ■ Immer bleiben bisher die Jura Theutonicorum
(Anh. VII. p. 187) das wichtigste Denkmal für Böhmen. In 3hih-
ren fallen die Colonisationen dcutsciier Ansiedler bereits vor
das Jahr 1030. Energischer wurden sie im XIII. Jahrhundert
durch die deutschen Herrn, durch die \A'eleiirader Mönche und
den Markgrafen ^Vladisiaus Ileiin-ich (geb. 1197,7 1222) fortgeführt.
Für die Ausbildung des deutsclieu Lehuwesens in Mähreu llial
jedoch am meisten Bischof Bruno, ein Graf von SchauMd)urg,
der Liebling OtaUars (Boczek Dipl. I. Einleit. XIX.)
Ob nun die Deutschen in IMälircn auch narh den er-
wähnten Juribus Theut. lebten, wollen wir auf die einfache
XXX
§. 3. Besclircihung der IIa lulsiliriflon.
I. Handschrift des Präger Stadlhuchamtes,
Diese Ilaiulsclirirt des Prager Stadtrechtes ist die älteste und
von ganz besonderer Wichtigkeit , indem sich bei Vergieichung
Anj>nho Boczelis nicht nnnohinon, aber schon im XTII. Jahrhun-
dert erscheint in Mahren dcutsclics, und zwar Ma<rdt'biirsror Recht.
Im Jahre 1213 wurde Frciulcnthal in iMahrcn mit deut-
schem Rechte hewidmet. „ Innntescat quod locationem veslrae
civitatis secundum jns Theutonicorum quod hactenus in
terris BoheniitC et Moraviic inconsuetum, inusitatum ex-
stiterat sed vobis primum per carissinuim fratrem nostrum illu-
strem Wladishium concessum dignoscitur" (tVkundc Otakars von
1213. Boczek Dipl. II. Nr. 60.). Bald darauf wurde auch Neu-
stadt (Uncow) mit denisciben Rechte bcüabt. „Eisdern idem jus
Maidburgcnse quod habent nostri cives de Frcudenthal volumus
indnlgere." (Urkunde 1223. Boczek II, N. 145.) Von Freuden-
thal ging das Magdeburger Recht bald auf andere Städte über.
Markgraf Johann bestimmte, dass Ollmütz, welches gleichfalls
Maijdeburger Recht hatte (Urk. 1228. Bocz. II. Nr. 16), ein
Oberhof für Neustadt, Schönhcrg, Littau und alle übrigen Städte
sein solle , welche diese Rechte gebrauchen. (Urk. 1243 Bocz.
III. Nr. 43. Dann Urk. 3. Miirz 1352. Fischer Gs. Ollmiitz I.
112). Ebenso Bodenstadt (Monse Abhandl. 93). Hodonjn (Gö-
ding Urk. 1228. Bocz. II. 18'J.), Brunn (um 1243) und Iglau
(1234 — 1243) erhielten eigene deutsche Stadtrechte, welche
bald für Böhmen und 3Iähren von der höchsten Wichtisjkeit
wurden. Einzelne Städte erbielten dem Iglauer nachgebildete
Stadtrechte, so Deutschbrod (1278. Slernberg l'nnisse I. 2,
30.). Das Brunn er Recht hatte bedeutenden Einfluss auf das
Prager Recht, aber auch andere Städte erhielten Brünner Rechte,
so Eger (Jura civilia (pia> civitas Brunncnsis liabct. ) (Urk.
1342). Ebenso Raigern in Mähren (Urk. 1234) Nach Iglauer
Rechte richtete man sich auch in bürgerlichen Sachen in sehr
vielen Berg- und anderen Städten. So Cotiebors, (Jakobi
Cod. Regest. 1381). Kollin, (1311. Jakobi a. o.) Bergreichen-
sl«Mn, Czaslau, Schütteuhofen, ("hrudim, i hönigsb. Codex IN. 13.)
Auch in andern Theilen Böhmens iiatte das i^lagdeburger Recht
XXXI
mit den andern Handschriften zeigl, dass sie die ursprüngliclien
zeitlich Fuss gefasst. Leitmeritz hatte schon unter Wenzel (1230 —
1253) Magdeburger Recht, (Confirnianius) privilegia illustrium
priusqiiam Wenzeslai, Oltocari et Wcnzeslai soceri — volentes
ut — civos — cousuetudinihus ^ia2[dol)urgensihus quibus ab antiquo
freti sunt frui in perpctuo deboant— qua; iisdem utuntur juiibus,
super dul)iis sententiis definiendis (Urk. 1321 Pelzel Kaiser
Karl I. 64.)
So wurde Leitmeritz Oberhof für viele Städte, wie es von Aussig,
Tetschen, Leipa, Kamnitz und vielen Dörfern bisher urkundlich
nachweisbar ist.
Bereits lange vor König Johann galt auf der Kleinseite das
Jlagdeburger Recht (Urk. v. J372. D.D. XXV. 219). Auch der
Ilradcin und manche der Stadt zu liegende Dörfer, Ginonic, Kosif,
Botowic richteten sich nach diesem Rechte und erkannten den
Kleinseitner Schöppenrath als Oberhof an.
Königgratz, Trautenau, Hof, Braunau richteten sich nach dem
deutschen Rechte, welches Ghitz halte. (Bienenberg Ges. v. Kö-
niggratz I. 96.)Glatz hatte aber Magdeb. Recht (Stenzel Urk. 115.)
Wir wollen uns nicht an die Träumereien eines Goldastus
(de Privileg, juribus 527. de Boheni. juribus cap XV.), oder
eines Ludwig (de suffragio regis Bohem. Cap. 2. §. 14. und
Germania princeps Halle 702. lib. IIL c. 5. p. 147.) halten;
jedenfalls ist aber die Stelle des Weichbildes art. X. (es sollen
die von Polen und Boheim in ir recht zu Magdeburg holen) für
die Gepflogenheit wichtig ; denn Kaiser Karl IV. verwendete
sich selbst vielmals in Rechts-Angclegenheiten nach Magdeburg,
insbesondere als Kronprinz. So ersuchte er den Herzog von
Sachsen, „ut nuncium suuni apud cives 3Iagdeburgenses pronio-
veat" (Jacobi Codex epistol. 36). Dann ein Schreiben in glei-
cher Absicht an den Erzbischof von Magdeburg (consules et
jurati) nuncium de hiis in quibus nostro et paterno nomine
requirit sumere expediant et informent dentque et assignent
eidei)i informata hnjusmodi in scriptis eorum autenticis ad me-
nioriam duraturam (ebenda Nr. 106 auch N. 34. 36. 37). Papst
Gregor XL schreibt au Kaiser Karl IV. wegen der Verbrei-
tung des Sachsenspiegels in Böiiiuen „qui in partibus iniperii
et regni tui uti dicebatur." Seine Ausbreitung über Deutschland,
Lielland und Böhmen wird ausdrücklich erwähnt (Raynaldi An-
nales eccles. XIX. 526. W. 12).
XWII
gleichzeitigen Aufzeichnungen der Satzmigoii für den Stadtralh
enthalte *).
Der Codex selbst, eines der wicliligsten Schriftdenkmäler
des XIV. .lahrliiiiideils für Böliniens Heclit^sgeschiclite, ist im Jahre
1310 angelegt (Gross- Folio 1' 2 7^" »»och, lOy^" breit, auf
pergamentartigem Papier, 316 Blatter) noch gegenwärtig in der
Verwahrung des Sladlbuchamtes, ohne eine besondere Bezeichnung.
Zu welchem Zwecke das Buch ursprünglich bestimmt war,
kann nicht genau ermittelt werden. Die ältesten Aufzeichnungen
darin sind Stadtrechnungen, es scheint daher, dass das Buch
ursprünglich als Liber ralionum verwendet worden sei. Später
benutzte man es zur Aufnahme der einzelnen Schülfensatzungen,
welche gegenwärtig von Fol. 175, aber weder in einer chrono-
logischen noch systematisciien Folge auf gespaltenen Columnen
aufgenommen sind, sondern nach Zulass des Baumes bald da,
bald dort aufgezeichnet wurden. Hinter den einzelnen Satzungen
ist häufig Platz gelassen, und diess schien planmässig zur Auf-
nahme späterer Bathsverordnungen geschehen zu sein , so wie
ursprünglich fast jedes wichtige Statut auf die vordere Seite
eines Blattes geschrieben ist.
Nun findet sich auch häufig , dass einzelne Bechtssatzungen
durch spätere Erlässe des Rathes aufgehoben, ja gestrichen worden
sind. Es kann daher keinem Zweifel unterliegen, dass dieses
Mit der Mitte des XV. .lahrhunderts beginnen die ungemein
zahlreichen l)ohniischeii Ül)erselziiiigeii der deiilsclicn Rcchts-
büciier, des Sachsenspiegels, des Miig(iel)urgcr Weichbildes, /.uiii
Theil auch des Scl\wabens|'ieirels (Iliiiika l'ieliied praw. w ("ccii.)
Um das Jahr 1536 hielten »ich noch Laiin, Schlan, Melnik,
Nimburg nach dem Magdeburgischen Rechte.
') Wie diess eine Anmerkung im Buche selbst fol. 234 besagt:
HiPC sunt (listributa civitatis annu doiuini mdcccx a festo S. Galli
inchoali. Itcni dedimus Ires fertones pro lil)ro |)rescnti. Ein»
uinständlitlu'io Beschreibung dieses Buches unternahm mein Freund
\V. Toniek für das IV. lieft 1.S44, 566— r)SS der Ixihm. Museums-
zeitschrift. Ich verweise dalier ül)er die nähere Bezi-ichinuig der
Bcschaffenlieil und des Inhaltes dieses Buches darauf.
xxxin
Buch zum unmittelbaren Gebrauche des Rathes bestimmt war.
Dafür spricht die ganze innere und äussere Beschaffenheit und
Einrichtung dieses Codex, selbst der Umstand, dass er auch zur
Aufnahme wichtiger städtischer und Privaturkunden benützt wurde,
ja später als Liber civitatis die Biirgerrechtsvertheilungen enthält,
welche bis an das Jahr 1517 reichen. Blit Grund kann man daher
schliessen , dass , da dieses Stadtbuch seit der Zeit des XIV.
Jahrluuulcrtos fortwährend in Verwahrung und dem Gebrauche
des Stadlrathes blieb, auch die darin enthaltenen Statuten bis
ins XVI. Jahrhundert von Wichtigkeit und Einfluss waren.
Noch sichtlicher wird diess aus einer näheren Vergleichung
der zwei andern Handschriften , welche offenbar nur Abschriften
daraus sind und daher sich mehrfach auf dieses Buch berufen^).
Von einer spätem Hand ist auf dem ersten Blatte ein Re-
gister über die einzelnen Rechtssalzungen beigefügt, welches mit
den Worten beginnt: „Incipit registrum Jurium et statutum civi-
tatis per numerum ante scriptum", hierauf:
1) de Ungelto civitatis.
2) de igne u. s. w.
ungefähr um 1370 entworfen, weil die später zugeschriebenen
Salzungen dem Register angefügt oder vorgesetzt sind , z. B.
nova statuta. Quanidiu duret annus et dies (Nr. G2) vom Jahre
1370, de expensis faciendis (Nr. 63; Nr. 63) de expeditionc;
um diese Zeit mag auch die Blattbezeichnung entstanden sein.
Die Schriftzüge und die. Sprachform lassen mit Grund an-
nehmen, dass die Aufnahme der Statuten entweder gleichzeitig
oder wonige Jahre darauf erfolgte. Gegenwärtig ist das Stadt-
buch in Pergament gebunden , der Einband rührt aus einer weit
späteren Zeit her. Mehrere Blätter fehlen, auch ist durch diesen
Einband die Reihenfolge gestört, so folgt Fol. 7. auf 34, nach
') Am aulfallendsten aus der Stelle (St. f. 5. unter p. 7.); dort
wird vom Brückenzoll gesprochen. Hae conditioncs — qua; notatae
sunt in hoc libro anti(iuo ubi antiqua jura civitatis conscripta
sunt. Es bezeichnet somit der Archiv-Codex die Handschrift des
Stadtbiirhes als die ältere.
XXXIV
Fol. 59 folgt 8 bis 33, dann bei Fol. 178 sind 31 Blatter
leer; Fol. 132 folgt auf 248. u. g. w.
Dieser für die Stadt- und Rechtsgeschicbte Prags und somit
des ganzen Slädtewesens Bölunens so wichtige Codex war bisher
gänzlich unbekannt, er wird daher nirgends ciliit ').
Ich nahm ihn als Grundtext an und führe ihn unicr der
Bezeichnung St. nach den Fol. auf.
//. Uandschrift im Präger Stadiarchiv.
Eine andere Handschrift des Sladlrecbtes befindet sich in
dem Codex des Präger Stadtarchivs , gewöhnlich nach einer Auf-
schrift des XVI. Jahrhunderts: „Liber vetustissimus pri-
vilegiorura Statuorum et decreloruni" auch zuweilen
,,Copiarium privilegiorum" genannt ^).
Dieser Codex in Folio, 1' 3" 6'" hoch, 11" 5'" breit,
enthält erstlich auf 42 Pergamenlblättern die wichtigsten Privi-
legien Prags, deren Originale sich theilweise nicht mehr vor-
') Sehr überraschend ist die Vergleichung dieses Codex mit ähn-
lichen gleichzeitigen Handschriften anderer deutscher Städte, so
z. B. mit Band)erg.
Im Jahre 1306 bcschloss daselbst der Rath die Anlegung eines
eigenen Gfiichtsbuchcs, um die von ihm erlassenen Verordnungen
aufzuzeichnen.
In dieses Gerichtsbuch >vurden aber ausser den eigentlichen
Rathsverordnungen , welche meist kriminellen und polizeilichen
Inhaltes sind, nur selten das Privatrecht betreffen, noch einge-
tragen ein Verzeichniss der Genannten nebst der Bestinunung
über die BürgerbewalTnung, sodann die Bürgeraufnahmcn.
Dieses Gcrichtsbuch wird an einer Stelle selbst „Stadtbuch"
genannt, und von Zöpfl (Das alte bamberger Recht, p. 31)
als der Kirchnerische Codex beschrieben, und enthält ganz so
wie unser Stadtbuch die ältesten Statuten der Stadt Bamberg,
welche die Grundlage des spätem Stadtrechtes bildeten. Ein
ganz ähnlicher Vorgang war in Nürnberg; auch dort ist das
Nürnberger älteste Stadtbuch von einer bis ins Einzelne über-
einstimmend gleichen Einrichtung.
') Von Pelzel so angeführt in seinem „Leben Kaiser Karls IV."
XXXV
finden, nebstdem auch noch andere wichtige Urkunden, Briefe
oder Privatverträge. Diese Abscliriften auf den Pergamenlblättern
sclieinen aller Wahrscheinlichkeit nach um 1367 gemacht worden
zu sein, wie sich aus Vergleichung des Inhaltes und der Hand-
schritt ergibt. An diese Pergamentblatler reihen sich an 300
Blatter starkes pergamentartiges Papier, wo auf pag. 175 von
einer andern Handschrift das Stadtrecht von Prag anhebt, schon
in einer etwas geschlossenem Form ohne Übersclirift auf durch-
gehenden Zeilen. Diese Abschrift dürfte zum grossen Theile, ins-
besondere bis Art. 129 schon vor dem Jahre 1380 gefertigt
sein, oder sie ist aus einer andern um diese Zeit vollendeten
entnommen ^).
Die Abschrift ist mit Fleiss gemacht, für farbige Initialen Raum
gelassen, und ohne Unterbrechung auf einmal gefertigt. Die Statu-
ten sind jedoch nicht so vollständig, wie sie der Stadt-Codex hat.
es fehlen insbesondere alle jene, welche der Stadt -Codex uU
aufgehoben bezeichnet. An dieses Statutarrecht reihen sich sodann
zahlreiche andere wichtige Privat- und öffentliche Urkunden, die natli
und nach darin eingeschrieben wurden. Insbesondere für das X\ .
Jahrhundert sind höchst wichtige Dokumente enthalten. Diese Be-
nützung zur Aufnahme wichtiger städtischer Urkunden währte bis
in's XVII. Jahrhundert. Dieser Codex scheint auch ursprünglicii zu
einem amtlichen Gebrauche gemacht worden zu sein. Dafür findit
man in Form eines Inhaltes einige Belege : gewiss wurde er schon
seit dem XVI. Jahrhundert als Liber privilegiorum angesehen.
i') Für die Annahme spriciit der Umstand, dass das Statut im Sladt-
biiche Fol. 271 hier unter Art. 59, obschon nach einer Anmer-
kung daselbst im .lalue 1380 aufgehoben wurde, dennoch sowolil
im Archivs - Codex, als Doiiik. Codex noch als geltend aul-
gcnonnnen ist, da doch aufgehobene und nicht nieiir giltige Sta-
tuten in den beiden Abschriften in der Regel ausgelassen wur-
den, wie es das Statut hier Nr. 44 nachweist, welches im Sladl-
buch durchstrichen, in den beiden andern Ilandscliriflen nicht
mehr aufgenommen i.^t.
,. *
XXXVI
///. Handschrift in der Prager Domcripilular-Bihliolkek.
Eine dritte Handsclirift des Statutarreclites enthält ein Codex
der Prager Domcapitular-Bibliothek mit der Bezeicliniinff K. XIX.
Die Aufschrift „Jura civitatis pratensis" rührt ans neuerer
Zeit her. Dieser Papier-Codex (Quart 8'' 6'" hoch, 6" breitj zäldt
178 Seiten.
Auf dem Vorsatzblatte liest man : In Iheulonico et latino ex-
cerpta Nova (Noia?) Jura civitatis pratensis et registrum Juriuni et
Statutorum civitatis pragensis in isto libro continentur etc. — pro
xiiii. gros. Diese Bemerkung rührt wahrscheinlich von dem Ab-
schreiber her, oder ist wenigstens gleiclizeilig mit einer Hand-
schrift, von welcher mehrere Anmerkungen, die, wie es Iiäufig
bei Privat -Handschriften der Fall ist, häusliche Verhältnisse des
Inhabers helrelTen, angetroffen werden, als:
„Item cingulus latus ad pcrani in jejunio anno Ixxxxiiii et
habet in pondere argenteum (sie) duas marcas V quentinos de la-
bore dedi vnani gross, summa iv. seh. ix. gross."
Diesem folgt von einer andern Hand: „Item notatur quod sla-
buli noslri retro sunt disrupti die sabati post margaretham anno do-
mini LXXXXHII."
Dann :
„Item cingulus nrgenteus cum marca habet in pondere argen-
teum (sie) ii. marcas vi. d. dimidi — latonum et etiam reformavi
eodem die ut supra anno Ixxxxiiii." Ich führe diess hier auf, weil
darnach zweifellos anzunehmen ist, dass diese Handschrift um das
Jahr 1394 schon vollendet war.
Der Codex ist nach seiner Anlage in drei Theile getheilt; der
erste Theil beginnt mit der Überschrift: Von b riefen vmb
Schuld mit einem Rechtshandbuche, welches aa ir wegen seines
Verhältnisses zu den sächsischen Rechtsquellen so wie zu dem Sta-
tufarrechte gleichfalls hier aulnahmen. ')
') Es ist im Ganzen der Charakter einer Privatarboil, etwa eines l)ei
der Stadt angestellten Kotars leicht erkennbar, und wir halten
dafilr, dass sein Inhalt als mehr als ein Anszu<j und Ilandburh
des damals zu Prae ffellcndeii Heelites. :ds ein wirklich zu äint-
XXXVII
Dieses Rechtsbuch, welches mit Überschriften versehen ist,
endet auf Seite 57, wo mit: Es scholl ein icleich gast
der der da kuinpt gegen Prag u. s. w. wieder einzelne
Slatularsatzungen beginnen, welche wir p. 70. Nro. 117 gaben.
Nach diesem folgt auf p. 56 das Landfriedengesetz König
Wenzels von 1389, welches bereits bei Lünig Reichsarchiv Part.
Spec. Cont. 1. p. 38. üumont Corpus diplomat. I. 220. Datt.
Volumen rerum germanicarum seu de pace imperii publica.
Ulm 1687. lib. I. c. IX. p. 66. abgedruckt ist.
Mit Seile 73 beginnt mit der Überschrift: Incipit regis-
t r u m j u r i u m et s t u t u t o r u m civitatis p r a g e n s i s per
n u m e r u m a n t e s c r i p t u in , das Register unseres Statutarrechtes,
welches mit dem auf der ersten Seite des Stadtbuches angeführten
Register ziemlich in der Reihenfolge und dem Inhalte übereinstimmt ;
es folgen hierauf die Statuten selbst bis p. 133.
An dieser Stelle beginnt der dritte Theil des Codex, welcher
ein Copiarium ^vichtiger städtischer öffentlicher Urkunden und
Privilegien enthalten sollte. Diess Unternehmen gedieh jedoch nur
bis zur Abschrift eines Registers, welches 50 Urkunden aufführt,
grösstentheils aus dem Archiv-Cod. ; allein der Abschreiber scheint
von diesem Plane abgekommen zu sein, indem auf den nachfol-
genden Seiten nicht diese Urkunden, sondern Rechtssatzungen kom-
men, welche wir gleichfalls aufnahmen. Der Abschreiber dieses
Codex, der wahrscheinlich den Stadt- und Archiv-Codex kannte,
verfuhr weit lässiger als seine Vorgänger, indem er sich in der
Abschrift eine ganz willkürliche Schreibung zu Schulden kommen
Hess, sehr oft den Text corrumpirte, bei manchen Satzungen ganz
willkührlich abbrach, ja einige Seiten hintereinander oft ein und
dasselbe nochmals gedankenlos aufnahm. Doch enthält dieser Co-
dex mehrere wichtige Statuten, welche weder im Stadtbuche noch
im Archiv-Codex enthalten sind : daher dem Abschreiber wahr-
lichcin Gebrauche bestinnntcr oder vcrfasstcr Codex für den
Kcthtshisturikcr von Interesse sei.
XXXVIII
scheinlich eine andere, uns nicht erhaltene Handschrift von fer-
neren SchölTensatzungen vorgelegen sein mag, welche dieser be-
nützte.
Auf dem leeren Räume p. 150, dann von p. 169 bis zu
Ende sind die früher erwähnten Rechtsbemerkungen, grössten-
theils praktischen Inhaltes, Rechtsfälle, Erläuterungen des Stadt-
rechtes, deren Abdruck aus dem Grunde unterblieben ist, weil
die Form dieser Aufzeichnungen erkennen lässt, dass es bloss Ge-
dächtnisshilfen des Eigenthümers daher von keinem allgemeinen
Interesse sind.
Der Domcaj)itular-Codex wird mit D bezeichnet, die Sta-
tuten nach der Nr. des Registers, dort, wo dieselbe nicht vor-
gesetzt ist , nach der von uns vorgenommenen Paginirung des
Codex.
§. 4. Grundsätze bei der Herausgabe.
Um eine vollständige Idee von der Beschaffenheit der Hand-
schrift zu geben , so haben wir den Text des Stadtbuches als
des ältesten, der Ausgabe des Statutarrechtes zu Grunde ge-
legt, die Reihenfolge der einzelnen Stutute nach denselben bei-
behalten , und die Schreibung der Worte so treu als möglich
Avicdergegeben , damit jeder Leser, auch der Sprachforscher,
darüber ein selbstsländiges Urlheil zu fällen im Stande ist.
Die Varianten der beiden andern Handschriften wurden treu
angeführt und allenorts auch die Zahlen der Satzungen und Sei-
ten der Codices bemerkt.
An die Durchführung einer gleichmässigen Ortographie konnte
um so weniger gedacht werden, als der völlig willkürliche Ge-
brauch und die oft höchst zwecklose Häufung von Buchstaben einen
durchgreifenden Grundsatz nicht erkennen Hessen und leicht zu
Übergriffen und Missverständnissen verleitet hätten. Nur insofern
erlaubte ich mir eine Änderung, als ich das in den Handschrif-
ten ganz willküluiich abweichende cz, tz, cz mit dem zuweilen
bei denselben Worten gebrauchten i, vertreten Hess, so %. B.
statt datz und dacz, czeugeu und tzeugeu nur da^ und '^eugeu.
XXXIX
Die spätem Fragmente erinnern in den Satz- und Wortbildun-
gen schon an eine Verwandtscliaft und Berülirung mit dem Böh-
mischen, und beirren durch ihre Schreibung noch mehr. Doch
um leichter citiren zu können, wurden sowohl in dem Texte
als Register Zahlen beigefügt. Als die Handschrift des Stadt-
buchamtes aufliörte, wurden die übrigen Satzungen aus dem
Domcapilular-Codex, so wie aus dem Archivs-Codex in der Rei-
henfolge dieser Handschriften wieder gegeben.
Um das Verhältniss der Herausgabe zu den Quellen zu be-
zeichnen und eine Totalübersicht der einzelnen Theile der Hand-
schriften zu haben, diene folgende Tabelle.
XL
c«
Nr.
und
Reihen-
Nr.
es
pq
Seite
des D.
fol<,'eund
Seite des
A.
Datum.
1
1
1
175
2
2
2
79
2
176
3
2
2
79
2
176
4
2
2
79
2
176
5
2
2
79
2
176
6
4
—
—
3
177
14.
Decbr. 1314.
7
5
3
80
4
177
11.
August 1348.
8
27
28
1
2
76
76
32
32
187
187
9
28
2
76
33
187
10
—
76
33
187
11
—
76
33
187
12
—
76
33
187
13
—
76
33
187
14
—
76
33
187
15
—
76
33
187
16
—
76
33
187
17
—
76
33
187
18
—
76
33
187
19
29
4
81
34
188
8.
Septemb. 1327.
20
30
5
83
34
189
15
Juli 1329.
21
30
6
84
34
189
cf.
16
A. 56. 58.
Juni 1330.
22
34
7
85
5
178
23
34
8
86
6
178
24
34
9
86
7
178
25
34
10
87
8
178
15
Seplbr. 1330.
26
34
11
87
9
170
27
34
12
87
10
178
19.
3Iai 1332.
28
34
13
88
11
179
13.
Janner 1328.
29
39
—
12
179
1.
Februar 1337.
30
40
—
14
181
19.
Nüvbr. 1328.
31
40
—
—
15
181
8.
An^nist 1330.
32
42
—
—
16
182
13.
3Iai 1331.
33
43
—
—
—
—
19.
31arz 1341.
XLI
7i
Nr. und
Reihen-
Nr.
34.
CS
Seite
des D.
folge und
Seile des
A.
Datum.
45
14
89
17
183
S. D. 1331.
auch
fol.
278
35
• • • •
45
15
90
18
183
36
45
15
90
19
183
31. August 1331.
37
46
16
90
20
183
38
46
17
91
21
164
39
46
18
91
22
164
40
46
19
91
23
184
41
46
20
91
24
184
14. Mai 1335.
42
46
21
93
25
184
7. Juni 1335.
43
47
22
93
26
185
S. D. 1331.
44
•48
—
—
—
—
10. Miirz 1338.
45
50
—
—
—
—
18. Febr. 1318.
46
50
24
94
—
—
47
51
25
94
—
—
48
54
26
95
27
186
30. 3Iarz 1349.
49
54
27
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20. Novbr. 1350.
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—
—
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24. Octob. 1354.
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15. Febr. 1360.
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22. Dec. 1365.
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2. März 1370.
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26. August 1371.
XLII
«1
Nr. und
Reihen-
1
Nr.
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des D.
folge und
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A.
Datum. 1
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28. Febr. 1338.
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16. Dec. 1340.
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15. August 1342,
XLIII
'Xl
j\r. und
Reihen-
Nr.
-6
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C3
Seite
des D.
fols^c und
Seite des
A.
Datum.
99
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_!
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7. Juni 1390.
u.
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• • > .
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—
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u.
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XLIV
•^
Nr. und
Reihen-
Nr.
»
Seite
des D.
folge und
Seite des
A.
Datum.
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203
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• . . .
—
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Post25.Marfiil380.
132
....
205
bis
20(5
4. SepM380. Sab-
balo ante nativita-
tis 3Iariae.
133
. . . .
—
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20. Sept. 1380.
134
• • . .
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bis
207
20. Üct. 1380.
135
• . . .
—
—
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207
21. Jai>. 1381.
136
• . .
—
—
—
—
207
137
....
—
. —
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207
30. Jul. 1381.
138
....
—
• —
—
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207
bis
23. Nov. 1381.
208
139
• . . .
—
—
—
— i208
140
. . . .
—
—
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— 208
20. Dec. 1390.
141
. ...
—
—
—
— 208
5. iNov. 1404.
bis
209
142
....
—
—
—
—
209
143
. . . .
210
bis
211
c. c, 1400.
144
• . • .
—
—
— -
—
211
27. Aug. 1407.
145
1
211
bis
2 12
31. Aug. 1407.
14(!j
....
—
—
—
—
212
18. Od. 1407.
147
....
—
—
—
—
212
bis
12. Febr. 1418.
i
213
XLV
Bei der BehaiuUung des Textes des Rechtsbiiehes trat aber
die Schwierigkeit entgegen, dass bisher nur eine Handschrift,
jene in dem Domcapitular-Codex benutzt werden konnte. Die
schon früher beklagte Nachlässigkeit des Abschreibers erschwerte
sehr die Wiedergabe eines genauen Textes.
Wir fanden uns veranhissl, diesem Texte Berufungen auf an-
dere Rechtsquellen, welche wahrscheinlich die Grundlage der Ar-
beit sein konnten, oder auffallend übereinstimmende Bestimmun-
gen enthalten, beizugeben.
Rücksichllich dieser Yergleichungen bedarf es einer weitern
Erwähnung und theilweise einer Entschuldigung. Wenn üucli be-
fürchtet werden nuiss, dass hier die Vollständigkeit nicht erreicht
wird, ja den Forschern des nun so weit entwickelten Studiums
gar Bekanntes geboten wird, so glauben wir hiemit insbeson-
dere Anfänger berücksichtigen zu müssen und ihnen damit zu
dienen, indem sie so bei Lesung dieses Buches auch mit den
Quellen des deutschen Rechtes wenigstens in ein äusseres Ver-
hältniss gesetzt werden. Darum ist auch an manchen Orten, wo
vielleicht eine blosse Berufung genügt hätte, die Parallelstelle
selbst angeführt, weil mit Grund vermuthet wird, dass die Quel-
lenwerke bei uns nicht jedem Leser zur Hand sind.
II. R e c li 1 1§ s y s t e m.
§. 5. S ta d tverfas sung.
Den Vorstand der Stadtgemeinde bildeten der Richter (Judex)
und die Schöffen (.lurati, consules, scabini), und zwar in einer
zweifachen Bedeutung, als Stadtgericht (Judicium), indem sie
die Gerichtsbarkeit über Gut und Blut der Insassen der Stadt
ausübten, dann als Stadtrath (Consilium) als Verwaltungsbehörde
der Bürgergemeinde. Bei der Identität der Rechts- und Gemeinde-
verwaltung im Mittelalter stellt sich diese Scheidung erst zu
Ende des XIV. und Anfange des XV. Jahrhunderts recht deut-
lich hervor, wo auch der Bürgeiineister (^lagisler civium) als
XLVI
Vorstand des G(Mncinrathes von einer überwiegenden politischen
Bedeutung wurde ').
Das Amt das Richters wurde von dem Könige verliehen,
und es ist dessen Aiutswirksamkeit mit jener des Scliulllieis (Vögten)
in anderen deutschen Stadien sehr analog. Der Uichter erscheint
als Stellvertreter des Königs und unmittelbarer Vorstand aller
Functionen städtischer Behörden, er besetzt mit den Schöffen
die städtischen Ämter, bezieht den Antheil der Gerichtslaxen
(St. 74), und der Sühngelder (St. 21. 71. 72. 73. 75. Rh. 52).
Ihm scheint insbesondere die Ausübung der Strafjustiz (St. 31)
zuzustehen. Er und seine Diener fahen die Verbrecher, (St. 2. 21.)
doch ist seine Amtswirksamkeit vielfach an die Mithilfe der
Schöffen gebunden. Er sitzt blos dem Gerichte vor und spricht
nicht selbst Recht. Zur Handhabung der Gewerbspolizei muss
er immer Schöffen zuziehen, und will er einen Bürger aus einem
Haus, wohin derselbe geflüchtet, nehmen, so kann das nur in
Gegenwart der Schöffen geschehen (St. 34). Sein Verhalten
bei Gericht ist vorgezeichnet (Rh. 19.32.), und es können die
Parteien gegen dessen gesetzwidriges Benehmen Klage erheben,
und er wird von den Schöffen gericlilel (Rh. 135).
Ihnen zur Seite standen die Schöllen, anfänglich XII an der
Zahl, sie solllen alljährlich erneuert werden; die gewälhlen wur-
den von Königen bcsläüigt (St. 3G.). Die von dem König zu-
gestandene jährliche Ralhserneuerung unterblieb häufig, es lag
') In welciier Zeit diese Würde in Trag entstanden, kann aus dem
Stadirechte nicht entnoninien werden.
Karl IV. orlaubte der Stadt Breslau, einen Bürgermeister zu
wählen. Es dürfte in Pray; früher dioso Würde entstanden sein;
schon unter Johann scheint diese Würde bestanden zu hidxii (.la-
cobi Codev epist. Nr. 183, 209); indessen ist der Einllnss des
Bürgermeisters durch jenen des Hiehters in Hintergrund gestellt,
und die hoho Stellung dieses Amtes, da er an die Spitze der
städtischen Verwaltung tritt, Vorstand des Uathes ist, die lau-
fenden Geseliäfte besorgt inid die Kallissehlüsse vollzieht, mäch-
tigen politischen Charakter erlangt, gehört einer spätem Pe-
riode an.
XLVII
diese Umänderung im Interesse der gesammten Bürgerschaft,
indem durch längere Verwaltung des Schöffenamtes gewisse Fa-
milien zu mächtig Murden ^).
Die Richter und Schöllen standen unter dem Unterkämme-
rer des Königs, einem der höchsten Hofbeamten. Von den Schöffen
wurden die Wählbaren vorgeschlagen ; der König selbst oder au
dessen Stelle der Unterkämmerer nahm die Rathserneuerung vor.
Ein umständliches Statut (St. 130), um das Jahr 1330 ent-
standen, setzte die Rechte und Pflichten der SchölTen sowohl
beim Rathe als beim Stadtgericht fest ; dieses Statut, das ins
Böhmische übersetzt, in zahlreichen Handschriften als Pravta
') Über die spätere Verfassung des Rathes , so wie üljcr dessen
Wahl gibt uns eine Urkunde König Wenzels vom Jahre 1413, A.
114, erwünschten Aufschluss; dort heisst es:
Auch seczen wir vnd wellen, das ein yczlich burger, er sey
reich oder Arm, bei Irem Statrechten genczlichen bleiben sol,
vnd der sol auch vns noch nyniandes anders von vnsern Wegen
auf iren gerichte gegeben werden, wan wir wellen uff nynian-
des keyn arge glawben noch nyniandes vor vns beklagen las-
sen vnib keynerley missetat. Sunder hat yniandes, es weren wir
seihet ader unser Aniptleule, von vnsern wegen zu burgern ich-
tes zu sprechen, das sol vor dem Rat daselbst geschehen vnd
der Rat, der die weilen siezen wirt, sol beyde teile besenden
vnd klag vnd die antwurt virncmeu vnd dornach vrteylcn noch
Ireiu Rechten, als sie gesworen haben vnd was si also teylen
werden bey Iren eyden , da bey sol es bleiben, es sey zu Iren
helfen ader gutern, als es von alders bis her komen ist. Est ist
auch vnserr ernste meynunge vnd vellen das Jeziiche gesaczte
Schöpfen von vns ein gancz Jar von der czeit als sie gesaczt
sein zu Rechten siezen suUen vnd nicht lenger vnd doselb Jar
sol sich alweg anheben vierczehen tag vor sent Wenczlaws tag
vnd von Ir Jar aufgeet , so sullcn sie funfczig gesessen erbere
leute vnd Burgere vns geschriben gt.ben ader senden halb bc-
heiii vnd halb dewczen , aus denseUien suUen wir Achtczehen
schepfeu seczen vnd kysen halb Beheni vnd halb Dewczen, die
uns gevallen werden, di sollen aber ein Jar siezen vnd sulche
ordenunge vnd sacznnge sol also wcren in aller des weis, als
oben ist begriffen.
XLMII
Konselska aucli in das Brikcisclio iitid Koldinische Stadtreclil
überging-, gebietet Verschwiegenbeit in Amtssacben. (St. 130.
§. 2. Rb. 80.), die strenge Abndung- jeder PiuUilichkeil (St 1.30.),
Rübe und Anstand bei der Versiinmiliini;", Gehorsam gegen den
Bürgermeister wurde ihnen besonders empfohlen.
Über ihre Beeidigung spricht St. .3(>.
Wie die Seh(dlen in vielfacher Beziehung bevorzugt waren,
so wurden ihre Vergeben aucii strenger geahndet, (St. 133. 85.
Rb. 73. 79).
Die Richter und die Schöffen wurden vorzugsweise die
Herren (domiui) genannt.
Dass neben den Schöllen welche mit dem Richter den en-
gen Ralh bildeten, noch ein grösserer Ausschuss der Bürger-
gemeinde bestand, lasst sich mit ziemlicher Gewissheit anneh-
men Wir halfen die Ältesten (St. 27, 98) Cives majores und
Seniores), wahrscheinlich auch die Genannten für solciie Raths-
verwaudte , wir glauben diese nicht blos als Biderhleute , son-
dern als geschworene Rathsglieder des grösseren Ausschusses
zu nehmen ').
Als solchen kommen ihnen auch mehrfache Befugnisse zu, und
die Genannten sind vorzüglich zur Zeugenschaft in Civil- und
Strafsachen berufen.
I
'^ Zu dieser Annahme scheinen uns alle Sulien des Rerhtsbuches
und Stadtrechtes zu bereclili^en. Wir sehen daher die Genann-
ten nicht wie Züpfl Baiid). R. (ki bloss als angesessene (Je-
sehleciiter ..luderl) Icut" an. (iciiiniiiti' ersclieincii auch in IS'iirnberg
in einer ämtlichen Würde. Siebeukics. 111. 223. Leider konnte ich
die Abhandlung eines Ungenannten über die Genainilen in INürn-
berg, Wien 1786, nicht benützen.
Diese Auffassung hat auch Hüllniann, Stiidtw. 111. 5-10. Auch
in AVien koiunu'ii (icnimnle vor. llorniiiyr Wien 144.
') Die Anilsverriclitnn<jcu der Schollen (inden wir in einer bis auf
die einzelnen (Jeschäfte übereinslinnnenden Meise in andern
deutschen Stadien wieder. Man vergleiche insbesondere Frei-
bnrger Sladtr. 1120. Slagdeb. Rechte 1261. Grotlau Sladtr. bei
Stcnzel 125. ff. 6 — 10. Schweidnitz Handfest, ebend. Nr. 91,
§. 3-10.
XLIX
Es darf überhaupt nicht übersehen werden, dass in Prag
anränglicii das Amt der Schöffen und Geiiaiintcn nur in den Hän-
den der ältesten und reichsten Kaufmauustamilien >\-ar, welche
ein Übergewicht über die Handwerker ausübten. Diese Macht ge-
staltete sich insbesondere durch die Art der Ralliserneuerung,
indem die schon bestehenden Schöffen die neuen vorschlugen.
Dadurch wurde das Schöffenanit immer in ihren Geschlechtern
erhallen').
Am deutlichsten geht dieses aus dem Geiste der einzelnen
Statuten hervor; die „mercatores'' werden an vielen Stellen den
artifices nianuales entgegengesetzt, Ersfere erschienen als Bürger
im engeren Sinne, Geschlechter, Patricier : im Interesse dieser
Familien sind die älteren Statuten abgefasst. Auch darf der so
oft wiederkehrende Ausdruck ,, reiche" und „arme" nicht über-
sehen werden , und wir stehen nicht an, auch hier den Gegen-
salz der Geldaristokratie den Handwerkern gegenüber zu finden ").
Mit dem Ende des XIV. Jahrhunderts war der Einlluss
dieser Geschlechter schon sehr geschwunden, zahlreidie Hand-
werker erschienen im Schöffenamte und Ratlie, und mit ihnen
waltet ein mehr demokratisches Element , welches schon eine
Reaction gegen das deutsche Wesen erkennen lässt, die mil der
ersten Hälfte des XV. Jahrhunderts zum vollen Ausbruch k;im.
Personen, welchen neben den SchöffiMi Funclioiicu bei dem
Stadtgerichte und Süidtraliie zukamen, waren:
1. der Gerichtsschreiber ( Notarius , auch Pronolarius ),
eine der wichtigsten Gerichtspersonen. Er ist . wie die Praxis
cancellaria sagt, oculus civitatis; ihm liegt die Ausfertigung
der Gerichtsbriefe , vor allen aber die Führung der Stadtbücher
ob. (St. 74. 12t,) Zu diesem Behufe führte .er ein Manuale,
worin die mündlichen Verhandlungen notirt , dann in die ein-
') Stadtr. n. 41.
^) Vergl. über den Ausdruck Ziipfl Bamberg. 63, über die Richer-
zeche, Milda Gildewesen 178. Haltaus Glossar, reich, Eichhorn
Z. für gcsch. H. II. 192.
d
zelnen Bücher, i. B. über memurabiliiini vel autcnticum über-
tragen wurden ').
•) Über die amtlichen Obliegenheiten eines Notars gibt oine bisher
ungedruckte und unbenutzte Handschrift aus der .Mille des \V.
Jahrhunderts in einem Codex der Prager Metropolitaii-Hibliothek,
unter der Bezeichnung K. xiii., die genügendsten Aul'schliisse.
Es ist eine vollständige Anweisung über das Geschäft eines
Stadtnotars.
Es wird ihm insbesondere zur Pflicht gemacht „qyod nolanut
diligenter ex libris et privilegtis et statutis et coHSvetudinihns per-
scrutare debet jus speciale cicilalis sita.'' Diese höchst interes-
sante Handschrift enthält eine grosse Anzahl von Bestimmungen
über die Stadtrechte Böhmens, und ist uns nach seinem Inhalte
der deutlichste Beleg, dass unser Stadtrecht oder ein ihm völlig
nachgebildetes auch noch in jener Zeit in Anwendung war, in-
dem die allgemeinen und selbst einzelnen Grundsätze zur Gänze
übereinstimmend beluuden werden.
Es dürfte der gelegenste Ort sein, die Namen und die Be-
stimmung der einzelnen Stadtbücher daraus aufzunehmen.
Zu der Zeit (1451) des Verfassers, der nach Allem Notar in
Prag und wahrscheinlich später in Beraun war, wurden folgende
Bücher in den Städten geführt:
1. Liber manualis oder manuale zur unmittelbaren Aufzeich-
nung der Gerichtsverhandlungen vor den Schötfen.
2. Liber memorialis sive autenticus, auch autenlicum allein,
das wichtigste Buch, worin die einzelnen Gerichtsverhandlungen
aus dem manuale übertragen und in Reinschrift jrebracht wurdi n.
3. Liber rationuni, worin die zwölf Schöffen, einer nach ileni
andern, die Monatsrechuung eintrugen; auch die Schulden der
Stadt wurden darin aufgenonnnen.
4. Regisfrum hcBreditatum, worin alle liegende Habe (Erbe),
das zur Stadt gehörte, Häuser, Höfe alphabetisch behufs der
Uralegung der Steuer aufgezeichnet war.
.^. Regislrtim hevnnruin, ähulich dem vorerwähnten Buch, ent-
hält sjlcichfall.s die steuerbaren Stadtgründe , nur bc-^land der
Unterschied, dass in das K. B. jedes Giil , wenn es auch nicht
gefreit, disbrigatmii, aufgenommen wurde, und diese.«: bloss
zum Handgebrauche der Losunjer botiiimit war, während das
Registrum luereditalis von all<reimiuor Beweiskraft ist, und
1,1
Es ist auffallend, welche hohe Wichtigkeit das Sfadtrecht
den Gerichtsbüchern und Stadtbiichern einrnuml. Es war daher
der Notarius eine ebenso wichtige als einflussreiche Person. Der
Notarius war in der Regel ein Literatus^ ihm war eine bestimmte
Summe als Gehalt ausgesetzt, die Wohnung im Rathhause zum
Nutzen und Frommen der ihn suchenden Parteien angewiesen ^).
2. Der Büttel, Fronebote, Praeco, welcher in seiner Stel-
lung als niedere Gerichtsperson sehr wichtige Aratsverrichtun-
gen hatte.
Ihm stand die Insinuirung der gerichtlichen Klagen (St. 74.),
das Aufwarten bei Gericht, die Vorbietung der Güter im Stadl-
worin in Gegenwart der Parteien die gesammten gefreiten Güter
eingetragen wurden.
6. Registrum Censuum, ähnlich dem Erbbuch, enthält wie die-
«es die Gülten, Ewigzinse.
7. Liber Personaruni für die Bürgerrechtsaufnahmen,
8. Liber judicialis , zur Aufnahme der vor Gericht mündlirh
geschehenen Venditiones, resignationes, impignorationes.
9. Liber Senfentiarum , zur Eintragung der Urtheile, welche
an die Parteien hinausgegeben wurden. Dieses Buch wurde nur
in jenen Städten geführt, welche andere Städte mit ihren Rech-
ten bewidmet hatten; in solchen Städten ist dieses Bmh. welrhes
diese Weisthünier und Schöffensprüehe enthält, ..jiiri.N fundamen-
tum." Es kommt dieses Buch auch unter den« N;uaen »Ortelbuch
liber appellationum " vor. Die wichtigsten sind das Iglauer,
Brünner und Frager Ortelbuch.
10. Liber Proscriplionum seu criminalis^ in quo criminosi et
maleficii, qui niorte digni sunt, annotantur.
Von allen diesen Arten Büdiern haben sich aus dem XV. Jahr-
hundert in Prag mehrere erhalten, und sie sind eine höchst er-
giebige Quelle für die Stadt- und Recbtsgeschichte Prags, ja in
gewisser Beziehung der Landesgcschichle Böhmens.
') Später war dem Joannes notarius, welcher sich beklagte: se de
reditibus seu proventibus notarise civitatis — ad viclus neccssu-
riis sustentari non posse, das officiutu stannifussoiite mit dem
jährlichen Einkommen zugewiesen. Urkunde vom 29. Mai 1328.
A. 16.
d»
LH
gericht zu. Ein Zeugniss iH)er seine AinlsverricJitung halte Be-
weiskraft (Rh. 5G.).
In Strariällen kam ilim die Ergreifung der Verbrecher
(Rb. 52. 56. 74.), auch die unmittelbare Ilaftausüliung zu;
Rb. 59. erwähnt der bei ihm übernachteten Gefangenen Er be-
zieht für seine Amlsverrichlungen Gerichtstaxen (St. 74.); Ge-
schenke anzunehmen ist ihm strenge untersagt. Ob ihm auch
die Ausübung der Todesstrafe, oder ob diess wie an andern Or-
ten dem jüngsten Rathsherrn zukam, kann aus den uns bekannt
gewordenen Quellen nicht beantwortet werden.
Als Amtsleute (officiales) der Stadt erscheinen eine Reilie von
Personen, welche die Scijöffen in ihren polizeilichen Amtsxer-
richtungen unterstützten, theils selbst aus den Schölfen gewählt
wurden. (St. 69.)
Die Unterkauffel (Subemptores), welche ganz nach Weise
der Äläkler Kaufgeschäfte besorgen ; sie sind selbst von Ilandels-
und Wechsclgeschäften ausgeschlossen, und vermitteln den Ver-
kehr zwischen fremden und einheimischen Kauflierren. fn dieser
Richtung hin halten sie einen Amtscharakler, und iiir Zeugniss
hatte eine bevorzugte Beweiskraft.
Es waren auch den einzelnen Gewerben solche Subemp-
tores vorgesetzt. Jährlich wurden sie von dem Richter und
Schöffen gewählt, beeidet und in das Studtbuch eingetragen. Sie
mussten Bürgen setzen. So gab es Subemptores institorum, equo-
rum, carnificum, in foro fructuum, auri et argenli, paunorum, in
leinwat, rauchwar, chupher, wachs, heuter, in cambio (1853); ähn-
lich sind ihnen die: Messer, 31 es sr er, mensuratores (in tela
perverii et wachs, leinwat, salis) S ta t-Weger (St. 117, Pon-
deratores) die Schauer, Beschauer bei den llan(U> erken ; für
jedes Gewerbe wurden 2 erwählt. (St. 58.); affussores vini
« t c e r e v i s i a» , S c h r ö 1 1 e r , W e i n s c h r o 1 1 e r , E x t r a c t o-
res vini. (St. 46.)
Zur Überwacliung der Kaufmaiinswaaren und der frenulen
Waaren wurden 4 Kaullcnle (StadlplU-iiir, Sladipholger, ponde-
ralores? Urk. l;51I. IM 12.) aus dem Hallie von den Schöllen
LIII
gewühlt, „welche aller Ka ii f ma nn s chaft pflegen und
warten"; ihnen wurden 4 Schreiber beigegeben. Sie hatten alle
Waaren, welche von Gästen ein- und ausgeführt wurden, zu be-
schreiben ; so wie jeder, der Waaren aus der Stadt führte, sich
mit einem Stadizeichen auszuweisen hatte. Ihnen halten die Un-
terkäufel alle Handelsgeschäfte zu melden. Diese 4 Kautleute
wurden auch den Schöffen beigezogen, bei Berathung über ein-
zelne Handelsstatuten. (St. 117. Urk. v. 1351. A. 52.)
Die Stadts teurer, (Losunger, Collectores, Col-
lect anei) sind nach den Gattungen der Steuern verschieden. Ur-
kunden erwähnen Collectores berna?, collectores fructuum, collec-
tores Thelonei. (Urk. 1398.)
Die Rechte und Befugnisse des Richters und der Schöffen
als Gesammtheit waren folgende :
I. Kam ihnen die Befugniss zu, in Verwaltungs- und Ver-
fassungssachen durch Satzungen die Verhältnisse zu ordnen, das
geltende Straf- und Civilrecht durch neue Rechtsfindungen zu er-
gänzen, das Recht zu ^^'illkühren. Diese Satzungen (Statuta, Aus-
tragungen , consveludines) bilden das Stadtrecht ') Prags , und
wurden in dem Stadtbuche (in libro civitatis , ubi antiqua jura
civitatis conscripta sunt) bewahrt.
Der Enlstehungsgrund dieser Statuten war theilweise das
augenblickliche Bedürfniss, in andern Fällen eine Bestätigung und
Aujizeichnung eines längst bestandenen Gerichtsgebrauches, zu-
weilen die Einführung eines neuen Institutes. In der Regel gin-
gen sie nur von dem Richter und den Schöffen aus, in wichti-
geren Angelegenheiten wurde auch der grössere Bürgeraus-
schuss , die Ältesten beigezogen ; in Sachen von der grössten
Wichtigkeit, so über die Art der Bürgerbewaffnung (St. 64.) sind
') In einem enfforn Sinne wird unter dem Ausdrucke „Stadlrechl"
das jus iniinicipalo, Weiilihiid, justitia civitatis verstanden. Ja an
einigen Orten sul)jertiv die Berechtigung hiezu, das Bürgerrecht
so genannt. Zuweilen bedeutet aber Stadtrecht ein InhcgiifT von
Nonnen St. 50 , und das Stadibuch soviel wie Gesetzbuch. St.
6(1, 64, 93.
UV
die Satzungen »Is Ergebniss der Berathung der ganzen Gemeinde
bezciclinel '). Zur Vermehrung ihrer Glaubwürdigkeit wurden sie
als Briefe ausgefertigt , mit dem Siegel der Stadt bekräftigt,
(St. 58. 79.), in den Stadtbüchern eingetragen (St. 60. 64.), ja
zuweilen dem Landesherrn zur Bestattigung vorgelegt.
Diese Statuten und Satzungen, die Grundlage der späteren
städtischen Gesetzgebung in ihrer ältesten Form, sind für Böh-
mens Rechtsgeschichte um so wichtiger, als sie auf andere
Städte Böhmens übertragen und das Mutterrecht für diesel-
ben wurden '^). Für diese , mit einem Tochterrechte bewidmeten
Städte, bleibt das Frager Schöffengericht lange der Oberhof, woher
') Nebstdem ist wohl noch das Statut über die Verhältnisse der
fremden Kaufleute vom S.Jänner 1351, A. 52, ein Beleg:
„Darum haben wir richter und scheffen der genannten Stfld mit
Urlaub rat und geheiss unsers gnädigen vorgenannten herrn —
mit gemeinen rat der eldesten gemacht und ausgetragen die ge-
setz und gebot in sulcher weis "
Höchst charakteristisch ist auch folgende Stelle in derselben
Urkunde :
So globen wir richter und schepphcn und die noch uns kumpf-
tig werden, alle di gesetze, die wir gemacht, und ausgetragen
haben oder noch austragen myt den vier, die von unser wegen
czu finden die Gesetze darüber gesaczt; stet, gancz und creftig
an alle arglist mit ganczer trewen czu behalten vnd czu vol-
furen. Auch welle wir das ab wir keyn sach adir gesecz
vergessen hellen , wann man alle sache czu ainen mal mit be-
denken niak noch kann — — was wir hernach austragen
di — gesecz — globen wir stelle und gancz zu hallen.
') Es lässt sich diess schon im XIV. Jahrhundert von vielen Städ-
ten Böhmens nachweisen. Urk. v. 1342 erhält das Städtchen
Waczlawicz, quod jure civitatis majoris gaudeat. Um das J. 1360
erhielten IVassaberg, Chrudini, Nimburg auch dasselbe Recht.
(Glafey Anecl. Nr. 51, 73.) 1383 erhielten es auch Prachatic
und Pisek, „juribus et slalutis et consuetudinibus gauderc dcbent
— quibus — incolfD Pragenses majoris civitatis." Auch in Ho-
razdowic galt dieses Recht.
LV
wichfige Enfscheidungen und Weislhümer eingeholt wurden. (St.
137. 144.)
II. Eine fernere Amtsverrichtung der Schöffen ist die Be-
setzung des Stadtgerichtes.
Diess Gericht die vier Bänke wurde in der Regel durch den
Richter und die 12 SchöiTen gebildet, doch konnten auch 1 1 Schöffen
im ausserordentlichen Falle Recht sprechen.
Oben sass der Richter, neben ihm die vier ältesten Schöffen,
ihm zur Linken und Rechten auf den 2 Bänken gleichfalls zu 4
Schöffen. Die 4. Bank nahm der Gerichtsschreiber (Notarius) mit
der versperrten Truhe ein, worin sich das Stadtsiegel befand.
Es gab nur bestimmte ordentliche Gerichtstage (bescheiden
Tagen), wo soM'ohl Straf- als Civilsachen mündlich und öffentlich
verhandelt wurden ^).
Doch musste in ausserordentlichen Fällen der Richter mit 3
Schöffen, theils für geringe StralTälle, und in geringfügigen Civil-
sachen Recht sprechen. (Rb. 22.)
III, Von einem sehr grossen Umfang war die Thätigkeit
der Schöffen in Hinsicht der Verwaltung des städtischen Ge-
meinde - Wesens.
Ihnen kam die Einnahme der Stadtgelder zu ; auch alle
Beiträge der Bürger zu den Kriegslasten , Gesandtschaften , gingen
durch ihre Hände. Sie überwachten die Stadtsteuerer (Losunger),
die Messerer, und aus ihrer Mitte wurden zur Verwaltung der
einzelnen Gegenstände einige Glieder bestimmt. Daher mussten
die Schöffen auch nach jedem Verwaltungsjahre über die Em-
pfänge Reciuning legen (St. 44.) Sie bewahrten die Schlüssel
zum Stadtsiegel. (St. 130. §. 6.) Im Vereine mit diesen Amts-
leuten übte der Schöffenrath die gesammte Verwaltung.
') Neben dem Stadtgerichte gab es noch die Landesgerichte, Judi-
cium terne , Landrechte , dann ein geistliches Gericht und ein
Judengericlu, v. Anhang. Das geistliche Gericht Rb. 30, 88 war
Causalgericht in vielen das canonische Recht berührenden Sa-
chen ; sonst erschienen alle diese Gerichte als fora privilegiala
personaruni.
LVI
1. Surfte für die öfienlliche Siclicrlieit und Ordnirng: sie
Icitelen mit den Bürgern die Überwachung der Sladlbewalfnung,
und es kommt ihnen aber insbesondere zu
a) die Überwachung des Verbotes der Sammlungen und Auf-
laufe. — In der fehdelustigen Zeit war auch Bekriegung
der einzelnen Bürgerfamilien häufig.
Nur mit Schwierigkeit konnte der Stadtralh diesen gewal-
tigen Reibungen ungebundener Streitlust Schranken setzen.
b) Verhinderung und Bestrafung des WalTentragens in der Stadt
mit 10 Schock. Nur angesessene Bürger und Landherren durften
Waffen tragen ; einige Arten der Waffen waren gänzlich ver-
boten. (St. 37. 72.)
c) Verhinderung aller Excesse in Bierhäusern.
Nach dem dritten Schlage der Glocke des Richters durfte
kein Bier und Meth oder Wein in den Schenken gereicht
werden.
Wer ohne Licht nach des Richters Glocke auf der Strasse
betroffen w urde , den traf Gefängniss ').
d) Aufsicht über Spiel. Es durfte nicht höher gespielt werden,
nicht mehr als Spielgeld eingesetzt werden, als man im
Gürtel Geld hatte. Der Wirth hatte darüber zu wachen ").
2. Sorge zur Verhütung öffentlicher Gefahren. Eine ziem-
lich ausgebildete Feuerordnung enthält St. 2. Jedes Handwerk
musste mit Haken erscheinen ; den Wagenleuten ist die Wasser-
zufuhr, den Zimiuericuten (carpcntariis) das Erscheinen mit ihren
Werkzeugen , den Daadern das Erscheinen mit Wasserkübeln
vorgeschrieben.
3. Die Sorge für eine feuerfeste Bauart der Stadt gibt
sich durch die Aufsicht der Schöllen über Bau und die jedes-
malige Anzeige jedes neuen Gebäudes kund. (St. 76. Rb. 141.^)
4. Sorge für die Reinlichkeit der Strassen durch die Stadt-
') Museuins-Zcitschrifl, 1827. A|»ril. 11.
2) Veigl. Iglan, Bninii. St. K.
^) Schvveiduitz, Sladtwillluihi. Slenzcl Nr. 91. p. i'i. VergL Slea-
£cl 239.
LVII
pflaslenmg (St. 76. Rb. 15.), das Verbot des Ausgiessens von
Badgefässen , Beschränkung des Haltens von Schweinen (St. 132 ').
Am auffallendsten zeigt sich ihr Einfluss auf die 3Iarkt- und
Gewerbe-Polizeiaufsicht über alle Gegenstände des Handels und
Wandels.
1. Aufsicht über Mass und Gewicht. (Rb. 47. 48.) Wein-
maass (St. 55. St. 58.). Alle Waaren mussten bei der Stadt-
wage gewogen und nach der Prager Elle gemessen werden.
2. Aufsicht über falsche Münze. (Rb. 49.)
3. Anweisung der Verkaufsorte. So Bestimmung des Kohl-
marktes (St, 143.), Fischmarktes (St. 122.), der Schmelzhütten
(St. 143.), des Obstmarktes. Brodmarkt war täglich. ^)
4. Verhinderung des Vorkaufes bei allen Gattungen von
Waaren. Die Verkaufsorte waren an einen bestimmten Zins gebunden,
der jedenfalls ursprünglich dem Könige, später aber der Stadt zukam.
5. Aufsicht über die Güte der Waaren, über Schank: dass
der Wirth das geöffnete Fass ausschenke. (St. 55.)
6. Bestimmung des Preises, Hankwerkstaxen.
Ebenso ausgedehnt war die Aufsicht über die Innungen der
Handwerke , deren wir später gedenken.
Auffallend ist es gewiss, dass sich bei so zahlreichen poli-
zeilichen Anordnungen keine Andeutungen über das Schulwesen,
Wohlthätigkeits- und Armen - Anstalten finden. Das war wohl
damals Sache der Geistlichkeit, die mit dem Rathe in keine wei-
tere Berührung kam. Auch fehlte es nicht an zahlreichen Spi-
tälern in der Stadt, so das der Kreuzherren an der Brücke, und
mehrerer anderer Klöster.
Auch erscheinen in mehreren Höfen die weiblichen Be-
guinen ^) welchen die Pflege der Armen und Kranken oblag.
') Zur Erhaltung der Reinlichkeit der Stadt wurden die Einkünfte
des Weinschrottaintes, welches der König der Stadt abgetreten
hatte, angewiesen. Urkunde v. 21. Mai 1341. A. p. 8. V. Paiacky
in Mus. Z. 1827. II. 92.
^) Utk. 25. Jänner 1393. A. 85.
^) Man vcrglckhc über die Beguiuen : E. Haihnann Geschichte des
LVIII
«. Privatrecht,
§. 6. Personen- und Fa milienrecht.
Die Bestimmungen über Personen- und Familien-
recht sind in unserem Stadirechle nicht sehr zahlreich. Die
Mündigkeit tritt bei Jünglingen mit dem 18., bei Mädchen mit
dem 15. Jahre ein. (St. 53. St. 129. p. 87.) Dieses Alter
(aetas debita anni discretionis) ; kann im Zweifel auch erwiesen
werden, wozu hier die Aussage von drei bis vier glaubwürdigen
Verwandten genügt (St. 56.). Die Minderjährigen stehen unter
dem Mundium des Vaters, oder des vom letztern berufenen Vor-
mundes, und es scheint hier das Sladlrecht nur die testamenta-
rische Vormundschaft gemeint zu haben, indem das vormund-
schaflliche Verhältniss mit jenem des Testamentsexecutors iden-
tisch ist. Hat der Vater keinen Vormund bestellt, so ist hierzu
der nächste Schwerdmagen, der nächste väterliche Verwandle und
Erbe (rechter Vormund) berechtigt. Die Vormünder, welche
während der 3Iinderjährigkeit die Gewere vertreten, haben bei
der Grossjährigkcit das Gut zu übergeben und sich über die
Gebahrung desselben auszuweisen. (St. 54. Rb. 105.)
Die Verwendung des Waisenvermögens zum Ankauf lie-
gender Güter war geboten — die Veräusserung von Waisen-
gütern schon an und für sich ungültig. (St. 103. 119.) Ei-
genthümlich ist die Bestimmung, dass ein Kind nach zurückge-
Ursprungcs der belgi-schen Beguinen, Berlin 1844. Beghinen, Be-
guinen wurden um das .lahr 1180 von einen» frommen Priester
Lambert de Begiie zu Liittich gestiftet, ^aell diesem Beispiele
bildeten sich in der ersten Hälfte des Xlll. Jahrhundertes in den
meisten Städten Belgiens Vereine von Witwen und Jungfrauen.
Dem Verfasser sind bloss die Beguinenhofe zu Kaufljeuern und
Waldsee bekannt ; docii gab es in Prag schon im XIV. Jahr-
hunderte mehrere Hofe ; der berühmteste ist der sogenannte
Tempel.
N«rh Hallmann's Buch dürfte sich manches nun mehr ergän-
zen lassen, was bisher über die Beguinen angenonuncn war.
V«rgl. auch Haumcr ilohcnstauf. VI. 459.
LIX
legtem 15. Jahre sich selbst einen Vormund wählen durfte.
(Rb. 106.)
In Hinsicht der Frauenrechte setzt das Stadtrecht, wie an-
dere Quellen sächsischen Rechtes, den Grundsatz fest, dass Frauen
nicht das Geschäft der Vertretung vor Gericht haben. (Rb. 96.)
Die Frau steht unter demMundiuni des Ehegatten, dem sowohl
das Recht als die Pflicht zum gerichtlichen und aussergericht-
lichen Schutze und Vertretung derselben obliegt (St. 119.), wie
der Hausvater auch die gesammte Familie und die damit in Ver-
bindung stehenden Commensualen (brodesser) zu vertreten hat.
(St. 119.) Ohne des Mannes Willen hat die Frau ein be-
schränktes Verfiigungsrecht. (St. 59.) Doch wurde sie zu Eiden
zugelassen. (St. 105. Rb. 94.)
Frauen, welche Handelsgeschäfte betreiben , auch Krämerin-
nen, waren in ihrem Verkehr den Männern gleichgestellt. (St. 119.)
Was die Güterrechte unter Ehegatten betrifft, so findet man
keine Spur einer „Dos" im römischen Sinne; die Bestellung war
nicht nothwendig, Gütergemeinschaft war nicht statutarisch ; doch
haftete in gewissen Fällen die Frau mit ihrem Vermögen für
die Schulden des Mannes.
Auch hatte der Mann bei unverschuldeter Arniuth einen An-
spurch auf die Morgengabe *).
Umständlich ist die Anordnung über Verlobungen. Verlo-
bungen sollen vor den Hei r athsleuten, d. h. vor den näch-
sten Verwandten (St. 129.), oder vor den Rlulsfreunden beider
Theile geschehen. Das Zeugniss zweier derselben hatte durch
Jahresfrist Beweiskraft über die Morgengabe ; was aber sonst noch
verabredet ist, soll binnen 42 Tagen verbrieft oder ins Gerichts-
buch geschrieben werden.
Ein charakteristischer Zug jener Zeit ist es übrigens, dass
die Wittwe vor Gericht zuerst gehört werden sollte. (St. 130.)
Die wechselseitige Haftung der Kinder und Eltern bei Geldschuld
und Verbrechen tritt im beschränkten Maasse ein. (Rb. 46.89. 128.)
') Vergi. damit Koldinus St. R. C. 37, 3S, 58.
LX
§. 7. Elbe, Eigen, Zins, Bere il schart, fahrende
Habe.
Als Arten der Sachen wird falirende Habe der
unfahrenden Habe entgegengesetzt, (erb und fahrendes hab.
Hb. 111, 31.) Beides wird in Bezug auf den Besitzer das „S ei n**,
sua substantia genannt. (St. 138. 102.)
Unfahrende habe, auch „Eigen" genannt, jede im vollen
Eigenihume belindliche Sache (jus proprietatis, quod vulgariter
„Eigen" dicitur) wird dem Lehen, Gedinge entgegengesetzt.
(St. 116.)
Der Ausdruck „E r b e" ist, so wie in anderen gleichzei-
tigen Stadtrechten in verschiedener Bedeutung genommen; einmal
ist es gleichbedeutend mit „Eigen", so Erb und Eigen (Rb.
155.) Gewehr an Erb und Eigen (Rb. 8.) Haus und Erbe
(St. 108.) Erb und fahrcndlie Hab (Rb. 31. St. 116.).
Zuweilen ist „Erbe" in dem Sinne der Spiegier (Sp. I. 6.
§. l.Schwabsp. 260. §. 1.) der Nachlass eines Verstorbenen ohne
eine Beschränkung (Rb. 155. §. 2.); auch kömmt unter diesem
Ausdrucke das von Blulserben Ererbte dem auf andere Weise
erworbenen „Eigen" entgegengesetzt vor.
Den unbeweglichen Sachen ist auch der Zins beigezählt. —
So Haus und zius (St. 107.); haus, erbe, zins.
Von der fahrenden Habe wird insbesondere die Bereitschaft,
BaarschafI, Geld (pecuuia parata) im Gegensalze zu den übrigen
Arte» der Habe gebraucht. (St. 18.) Von Gerade Hergewelle,
Mustheil ist im Erbrechte die Rede.
Das Sachenrecht herulit nach dem Stadtrechle auf dem Be-
grille der Gewere. Älil dicsciu Ausdrucke, ebenso vieldeutig und
umfassend wie das \\()rl Possessio im römischen Sinne, wird
zuweilen die blosse lnliai)uiig oder auch der reclillich geschützte
Besitz (Rb. 98.) bezeichnet; dann aber auch als eigentliche
rechte Gewer (Besitz mit Besitzrecht) darunter verstanden, und
wird der lediglichen abgeleiteten Gewere (3Iitgewer) entgegen-
gesetzt. Bei unbeweg-lichen Sachen kömmt die ledigliche Gewer
ausser der Bauernleihe auch in der Form des Lehen (Gedinge) vor.
Die rech te Gewer^), welcher Ausdruck hier das Eigen-
thumsrecht selbst bezeichnet an einem unbeweglichen Gute, Erb
und Eigen, an einem Stadtgrunde, Hause, Erbe und Zins, kann
nur durch die gerichtliche Auflassung, durch Aufgabe vor ge-
hegter Bank erworben werden. (Rb. 39. -) Die Verhandlung
wird im Beisein der Schöffen, binnen 3 Gerichtstagen gelautniert,
und ins Gerichtsbuch eingetragen. (St. 107. 109. 121. •')
Der Verkäufer musste binnen Jahr und Tag (annus lil)cra-
tionis) das Gut gefreyen (disbrigare) d. i. dasselbe binnen die-
ser Zeit von allen Ansprüchen der Gläubiger, insbesondere
der nächsten Erben, welche diess Geschäft während dieser Zeit
ansprechen dürfen, frei machen. (V. Eichh. R. G. §. 360. Sp.
III. 83. I. 34.) Bei Gütern auf dem Lande war die Frist auf 3
Jahre und dreimal XIV Tage erweitert. (Rb. 146.)
Es wurden daher in der Regel erst nach Jahresfrist die Ge-
richtsbriefe in die Stadtbücher eingetragen, und erst nach Erlan-
gung dieser rechten Gewere wurde der Besitzer als vollständiger
Eigenthümer angesehen. (Rb. 142. St. 107. 106.) Der Besitzer
war während dieser Zeit noch nicht in der rechten Gewere, nicht
Eigenthümer , wesshalb auch z. B. der Brandschaden bei einem
Hause binnen dieser Frist nicht ihn, sondern den Verkäufer traf.
(St. 70. Rb. 140.) Gewöhnlich geschah es auch, dass der Kauf-
preis erst nach Verlauf dieser Zeit ausgezahlt wurde und bis
dahin zu Geiicht erlegt ward. ^)
') Mittennaier P. R. §. 150. Albretht Gewere p. 140.
"•) Vergl. Koldin St. R. F. 24. G. 46.
*) Über die Gerichtsbücher in Böhmen, besonders in Städten, hat-
ten sich die in diesem Statutarrechte erhaltenen Grundsätze auch
im XVL Jahrhundert erhalten. Vergl. die Praxis Cancellariae.
Der Gebrauch der Einfranjung aller Geschäfte, welche sich auf
unbewegliche Güter bezogen , in Bücher (Kauf- und Handels-
bürher genannt, weil solche Geschäfte Händel hiesscn: in Oster.
noch die Gegenliändler als Buchbeanite) ist in Deutschland sehr alt.
*) Vergl. Praxis caiicellariie.
LXII
Nachdem Kaiser Karl IV. zur Hebung des Weinbaues be-
stimmte, dass alle Gründe 3 Meilen im Umfange der Stadt mit
Wein bebaut werden sollten, wurde zur Handhabung dieser Maass-
regel in der Person des Nicolaus Rost ein eigener Bergmeister
(magister montium et vinearum) bestellt, es wurden mit dessen
Siegel, statt jenem der Richter und der Schöffen, die Übergabsur-
kunden ausgefertigt und in die Bergbücher eingetragen. (St. 136.) ')
Wie nun überhaupt Immobilien nur durch die gerichtliche
Auflassung und die Eintragung in die Stadtbücher erworben
werden konnten, so war es auch mit der Erlangung anderer ding-
licher Hechte auf Immobilien oder ihnen gleichgestellter Sachen.
So Verzichte, Erlangung von ServitBtsrechten.
Zu den Immobilien wurde auch wie erwähnt der Zins, Ewig-
zins, Gülte, Census perpetuus gerechnet, er wird mit als lie-
gende Habe, Erbe und Eigen der fahrenden habe gegenüber auf-
geführt, (haus und zins St. 107.)
Da die Darlehensgeschäfte im Mittelalter sehr beschränkt wa-
ren, auch das verzinsliche Darleihen, insbesondere seit dem Ein-
flüsse des kanonischen Rechtes, verboten war, so geschah es
häufig, dass gegen ein bestimmtes Capital von einer Liegenschaft
eine jährliche Abgabe bezahlt wurde. 3Ian betrachtete das In-
stitut des Ewigzinses (Census annui perpetui) als Mittel zur Siche-
rung von Darleihen, doch konnte der Gültherr (der RenlenKäufer)
den Besitzer der Liegenschaft in dem freien Verkaufe des Gutes
nicht hindern (abschütten, abscutere) (St. 65. 119. 108. Rh. 139.).
Auch wurde in Böhmen zeitig die Ablösbarkeit des Ewigzinses
durch Erlag eines Capitals pr. 10 pCt. bestimmt (St. 134.) und
hiedurch der ursprüngliche Grundsatz, dass der Zins von keiner
Seite aufkündbar sei, behoben, und so hat das Institut seine
Wesenheit zeitlich verloren.
Am umständlichsten ist das Stadtrecht in den Bestimmungen
in Bezug auf das Verhältniss des Schuldners zu seinem Gläubiger,
') Vrgl. RiKsslei- Djirstriiiinji der vorbe.staiideiien und gegenwärtigen
Gerichls.stelleii in Trap. p. 4«.
LXIH
über die Befestigungsarien der Forderungen durch Bürgschaft und
die Geltendmachung der Forderung ').
Bei Forderungen und Schulden wird unterschieden, ob die
Schuld um bereit Geld, oder auf eine andere Weise bestehe (St.
119.), weiter, ob die Schuld vor Gericht einbekannt ist, oder
nicht. Einer Baarschuld und einer einbekannten Forderung
wurde eine schnellere Execution zugesichert.
Ferner wurde bei den Schulden Hauptgut und Schaden un-
terschieden. Gewisse Gattungen von Schulden hatten keine Klag-
barkeit, so Spielschulden (Hb. 44.), Bierschulden gleichfalls, da
der Betrag für Trank alsogleich und mit bereitem Gelde bezahlt
werden sollte. (St. 55.)
Entgeltliche Darlehens-Geschäfte waren anfänglich ganz ver-
boten. (St. 13. 14. 15.) Nur Juden waren hiezu berechtigt.
(St. 16. Anhang VII.) Selbst Waaren sollten um bereit Geld
verkauft werden, und in 4 Wochen war das Klagerecht rück-
sichtlich einer geborgten Waare erloschen.
Als das gewöhnlichste Befestigungsmittel der Verträge er-
scheint die Bürgschaft, auch Gelübde. (Gelobede Rb. 10. 11.)
Der Bürge hatte die Exceptio ordinis. (Rb. 131.) Die Bürgschaft
übergeht auf die Erben. (St. 91. Rb. 116.)
Ferner wurde schon einfache Bürgschaft und Bürgschaft mit
gesammter Hand geschieden. (St. 91. Rb. 3. 11.) Aber auch
ausser den Schuldverhältnissen ist die Bürgschaft von ausgedehn-
tem Gebrauche. Es wurden Bürgen für die Leistung des Eides
(Rb. 116.), für das Erscheinen bei Gericht (Rb. 114.), im Vindi-
cations- Verfahren bei Thieren (Rb. 115.) bestellt").
Im Civil- und Strafverfahren konnten Bürgen erst nach An-
stellung der Klage bestellt werden (Rb. 60.). Konnte der Kläger
keine Bürgen stellen, so wurde der Beklagte gefangen genommen.
Schliesslich konnte man sie!» der Bürgschaft nnr vor Gericht ent-
ledigen. (St. 94. Rb. 77. 127.)
') Zü|ifl Baiiibcfff. Rprhl. §. f)!.
^) Grimm U. A. (Uy. .Millcriiiiiier P. R. §!. 295.
LXIV
Wegen rücksländigcr ForHcniiiff köniint iiiuli dus Pfand-
nehinen vor. Das gerielitlich genoninR'iie Pfand wird dreimal
vor Gericht aufgeboten, damit Jemand etwas darauf lierleilien
soll. (Rb. 12. 13.) Löst der Schuldner es nicht ein, und bezahlt
er seine Schuld nicht, so wurde es dem Gläubiger eingeantwor-
tet (Rb. 23.), dasselbe veränssert, und der Überschuss dem Schuld-
ner herausgegeben. Eine eigenthümliche Befriedigung des Gläu-
bigers in Forderungssachen bei Geldfordernngen ist die Recep-
tio super damna debitoris, Schadennehmen, Gerichteter Schaden.
(St. 17. 25. 27.)
Konnte der Gläubiger eine verbriefte oder unverhriefte For-
derung auf keine andere ^^'eise erhalten, so nahm er von einer
dritten Person auf Schaden des Schuldners das Geld auf und
trat so aus seinem Verhallnisse als Gläubiger. Doch hatte dieses
Geschäft nur dann Kraft, wenn es vor Gericht gesciiehen und
durch den Eid des Gläubigers bekräftigt wurde. Auch das Ein-
lager (Leistung, obslagiuni) führt unser Stadibuch alsBefesligungs-
mittel der Schuldverhällnisse an (Sl. 23. 2G.). Es verpflichtet
sich der Schuldner im Falle der Nichlleislung seiner Schuld
nach dem Verfallstage an einem gewissen Orte entweder allein,
oder mit seinem bestimmten Gefolge sich cinzuiinden, und ihn
vor Erfüllung seiner Verbindlichkeit nicht zu verlassen ' ).
§. 8. Erbrecht.
Das Erbrecht nach dem Stadtrechte und dem Rechtsbuche
ist ein gesetzliches, ve r tr a gsm äs siges und ein Erb-
recht nach de m Ge s ch ä ft e (Testamente). Das gesetzliche
Erbrecht und Erbfolge ist die Regel und diese muss ver-
standen werden, wenn ohne weitere Unterscheidung vom Anfalle
(devolutio) die Rede ist. Das ganze Institut beruht auf deutsch-
rechtlichen Principien , es ist keine Spur einer besondern Be-
sitzergreifung der Erbschaft zu bemerken, daher trat der Erbe
sogleich als Nachfolger des verstorbenen Familiengiedes ein, nach
') VcfKl. diirül)i'r Millt riiiititT 1'. R. $. 279.
LXV
der Parömie: Der Todte erbt den Lebenden, oder der Todte
setzt den Lebenden an die Gewer (Mortuus aperit oculos vi-
ventis ')•
Desshalb war der Erbe noch nicht gehalten, die Erbschaft
anzunehmen. Die Erbfolge ist an die Gemeinschaft des Blutes
(Verwandtschaft, Magen, cognatio,) und zweitens an die Ehe ge-
knüpft. Diess sind die beiden Gründe der gesetzlichen Delation,
Die verschiedenen Bestimmungen (St. 98. 103. Rb. 149.
150, 152.) lassen sich auf folgende Grundsätze zurückführen.
I. Erbfolgeordnung in das Vermögen des Hausvaters.
a) Zunächst berufen erscheinen hierzu dessen Kinder (Busen),
fernere Descendenten und die Ehegattin. Die letztere er-
hält , wenn Kinder derselben Ehe vorhanden sind , nicht
bloss den usus fructus eines Erbtheiles nach der 117.
Novelle des römischen Rechtes, sondern das Eigenthum eines
Drittheiles des Naclilasses, wenn sie mit Einem Kinde ^ einen
gleichen Kindesfheil, wenn sie mit mehreren Kindern zu-
sammentrifft,
b) Beim Abgange von Abstämmlingen erbt die Gattin mit den
männlichen Blutsverwandten (magenschaft, Schwertmagen)
väterlicher Seits, so dass sie ein Drittheil des Nachlasses
nebst der Gerade erhält. Die anderen zwei Drittheile fallen
den Blutsverwandten zu.
c) Ist die Gattin nicht am Leben, so erben die männlichen
Schwertmagen allein-).
d) In Ermangelung dieser sind erst die Schwestern des Erb-
lassers berufen (St. 103).
*) Mittermaier P. R. §. 465. Eichhorn P. R. 20.
^) So erklärt eine Urk. König Wenzels vom 26. Mai 1384. A. 79:
Gingen aber Burger oder Burgerinne abe an gescheffte und an
eeliche Erben, derselben gut sullen uf den nächsten gebornen
freunde swertshalben — mannes oder weibes gesiecht gevallen
wer aber kein freunde do Swerthalben, so sullcn dieselben guter
alle auf die nchstea freunde Spinnelhalbcn gefallen.
e
LXVI
Ähnlich ist auch die Erbfolge in das Vermögen der Hausfrau.
Einen wesentlichen Einfliiss auf das Erhfolgerecht der Kinder
halle die Erbabiheilung; abgelheilte, abgcsonderle Kinder be-
erben die Eltern nicht.
II. In das von dem Vater herstammende Vermögen seiner
Kinder, welche ohne Descendentcn (Busen) abgehen, folgt dieser,
nach ihm erst die Geschwister des Erblassers. (lU). 151.)
III. Sterben abgesonderte Kinder ohne Nachkommen, so
folgt in dieses Vermögen nicht der Vater, sondern die Geschwister.
(Rb. 153. 149. §. 2.) Doch konnte der Vater die Kinder von
diesem Erbrechte bei der Abiheilung ausschliessen. Auch die
Kinder der abgetheillen Söhne vertreten rücksichllich des Erb-
theiles ihre Altern, nicht so die Kinder der abgetheillen Schwestern.
Überhaupt folgt die ausgeheirathete Schwester erst nach Abgang
aller übrigen Geschwister. Sind keine Geschwister vorhanden, so
folgen die Schwerlmagen. Die 31uller, so wie die Verwandten
mütterlicher Seils (Spillmagen und Kiftel) sind von der Erb-
folge in jenes Vermögen ganz ausgeschlossen. (St. 98.)
Als zweite Art des Erbrechtes erscheint die verlragsmäs-
sige Erbfolge — Erbfolge durch Geding. (Rb. 149. §. 3. und 4.
und 108.) Diese Aufgabe des Gutes und die gewöhnlich in
Verbindung stehende Absonderung und Tlieilung konnte nur vor
Gericht giltig gemacht werden').
Die dritte Art des Erbrechtes, das testamentarische, wird
im Slatufarrechte umständlich erwähnt. Die letzlwilligen Ver-
fügungen heissen Geschäfte, und in der Randglosse auch Testamente'^).
') Vergl. Runde die erfrühte Erbfolge, Reyschcr und WiUla, Z. f.
deutsch. Roclit, VII. 1, 37. Boselcr Lehre v. Erbvertrage, Re-
cension in krit. Jahrb. VI. 4. 325.
') Der Sp. kennt wohl Verfügungen auf den Todesfall über famiss
und eigen, aber keine Testamente. Sp. I. 3, §. 9, 14; §. 3, 4,
I. 52. Der Schvvh. erwähnt Testamente in beschränkter Form.
C. 206, 284, 2S5,
Kommen auch unter K. Karlund unter K. Wenzel einzelne Privile-
gien vor. wodurch das Recht der freien Anfälle, der Testaments-
Erriehtung theils einzelnen Städten oder auch Personen zuge
LXVII
Angesessene Bürger und Hausfrauen können Geschäfte er-
richten, und über Güter, welche in ihrer Macht und nicht ver-
pfändet sind, lelztwillig verfügen. Unser Stadtrecht kennt jedoch
keine Beschränkung der Gescliaflserrichtung auf dem Siechbette,
auch ist die Bedeutung der rechten Erben (St. 135. Rb. 105.)
nicht erwähnt (Art. 84.). wie es andere Sfatutarrechte enthalten ^),
Die Erwähnung der Schulden scheint jedocli zur Giltigkeit
nothwendig zu sein, auch müssen diese vor allen gezahlt werden.
(St. 61.)
Als Zeugen der Testamente werden die Totbellleut ge-
nannt; sie sollen angesessene Biederleut sein.
Verschieden von diesen Zeugen erscheinen die Vormünder
als Testamentsvollstrecker, „di füllen dafelbe Geschäft vollführen
und handeln." Ihrer Treue hatte der Testator die Vollführung
seines letzten Willens überlassen. Sie sind von der Zeugenschaft
des Testamentes ausgeschlossen ^).
Diese Testamentsvollstrecker, an die die Gewer des Ver-
mögens überging, und denen gleichsam die Vertretung des Erb-
lassers oblag, hallen besonders die Vollführung der frommen
Sliflungen (felgret) ^) und die Aufsicht über die Waisengüter.
standen wird, so darf diese Erscheinung nicht zu dem nahe lie-
genden Schluss verleiten, dass den belichenen Personen dieses
Recht früher nicht ziik;im. AVer nur einigcrinassen mit dein Ver-
fassungswesen der Stiidte des Jlittelalters bekannt ist , weiss
auch, dass mit der Gewährung des Stadtrechtes auch schon diese
Befugnisse ertheilt waren. Am deutlichsten lässt sich eben diess
in Prag darthun, wo später derlei landesherrliche Bestätigungen
vorhanden sind , während doch die Gerichtsacten nachweisen,
dass dieses Recht längst schon geübt wurde.
') Vergl. Mittcrniaier P. R. §. 432, auch Koldinus E. 20, 24.
^) Die Vormünder sind den Salinannen, Seclwartel, besonders in
West -Deutschland analog. Vergl. Mitt. F. R. §. 464, und die
neueste Abhandlung von Scholz : die deutschen Salnianncn in
Beziehung auf Testanicntsvoilzichung. Zeitschr. f. Civilrecht und
Process XX. 131.
3) S. Mittermaier P. R. §. 459, Augsb. St. 331, Frcib. St. R. 188.
Urkunde 1300. Altes und Neues aus der Geschichte. I. 558.:
LXVIII
Erfüllten sie nicht des Geschäftes Laut, so konnten sie von dem
nächsten Freunde bei den SchölTen verklagt werden,
Zwr äusseren Förmliciikeit eines Testamentes gehörte, dass
das Testament mit des Erl)lassers und zweier Schölfen, oder
des Richters und zweier Schöllen, oder zweier Freunde als
Tolbettleut und zweier SchöHcn Siegel verbrieft sei (St. 61).
Ist das Testament nicht so verbrieft, so sollen die Vormünder
und die Tolbettleut, welche gegenwärtig waren, einen Geschäfts-
brief ausfertigen (St. 61.)- selben von zwei Schölfen versie-
geln lassen, jedoch binnen einer Fallfrist von dreier 14 Ta-
gen; nach Verslreichung dieser Frist hat die Aussage der
Zeugen ihre Kraft verloren').
Die Zeugen haben ihre Aussage über den Inhalt des Testa-
mentes gerichtlich zu beschwören; bei Ehrlosigkeit ist ihnen
Verschwiegenheit über den Inhalt aufgetragen.
Ein Tesfamentum privilegiatum zur Zeit der Pest erwähnt
St. 135,
Über den Anfall des erblosen Gutes findet sich im Stadt-
rechte eine von gleichzeitigen Rechtsbüchern abweichende Bestim-
mung, Es fällt das erblose Gut in drei Theile :
Der erste für die Seele des Erblassers.
„Der Zins, den er einnimmt, sol nach seinen Tod ewig rollen
und bleiben zu einen ewigen Selgcret seiner Sei und seines
Vaters."
Der Pfarrer, der diese Stiftung zu besorgen halte, war des
Selgcrates Lehuherr. Urk. 1346. Testamentum Slukonis A. 18.
Wer aber daz der Pfarrer der egenanntcn Kirche (S. Kiclas)
des Selgeretes lehenherr . . .
Dagegen sind Selbader wirklirlie Bader, welche nn Arme
verrichtet wurden, und durch welche fromme Anordnung die
Testatoren ihr Seelenheil bedachten. Urk. 1339. A. 5.: „Den-
noch bescheide ich drittehalb Mark ewiges geldes , domit sal
man arme leute verhaden alle jar.
') Man sehe die Fürmiichkeilen bei Testamenten (Koldin. St. R. D.
41. E. 1), welche im Wesentlichen damit übereinstimmen.
LXIX
der zweite für Stege und Wege,
der dritte für die Stadtiiothdurft. (Rh. 107').
Der Nachlass eines Gastes wird Jahr und Tag aufbewahrt,
und das so durch die Stadtsiegel gesicherte Gut den sich als
Erben Legitimirenden herausgegeben. (Rh. 109.)
Über die Beschaffenheit eines Nachlasses und der verschie-
denen Gegenstände finden sich im Statutarrechte mannigfache
Bestimmungen. Erbe ist alles bewegliche und unbewegliche Gut,
welches ein Verstorbener hinterlässt, welches auf seine Ver-
wandten, lediglich nach der Sippschaft, abgesehen von anderen
Gründen, übergeht. Desshalb gehören Lehn, Zinsgüter, Gerade,
Morgengabe, Heergeräthe, Leibgeding und Mustheil der Frau,
nicht zum Erbrecht. (St. 98.)
Es wird die Gerade der Frau als ferwlicher Hausrath, als
der ihr gebührende Theil der ehelichen Errungenschaft bezeich-
net, von dem übrigen Hausrath geschieden. St. 60 zählt als
Gerade auf:
1. den weiblichen Kopfputz (ihr Gebende),
2. die Kleider der Frau,
3. die Kleider- Truhen,
4. den Ehering (Mehel flngerl),
5. die Ehebetten, welche auch dann zur Gerade gehören,
wenn sie nicht von der Frau beigeschafft wurden.
Im Gegensatze zu diesen Letzteren werden die Bettgewän-
der der Gastgeber als nicht zur Gerade gehörig bezeichnet.
Das Heergewäte (Heergeräthe) als Inbegritf gewisser be-
weglicher Sachen aus dem Nachlasse des Mannes, welche aus-
schliessend dem nächsten Schwertniagen zufallen, wird weder
im St. noch im Rb. erwähnt. Des Muslheils, Hofspeise, sonst
die Hälfte aller Victualien, welche zur Zeit des Todes des Mannes
in dem Hause und Hofe bis zum dreissigsten Tage vorfuulig
sind, wird nur vorübergehend gedacht. (Rb. 148.-)
') Vergl. damit die Anmerkung zu d. Art. d. R. B.
-) Vergl. darüber Grimm. R. A. 466 ff. Eichhorn R. G. §. .373, 451.
LXX
Von dem Schiildwesen gilt der Grundsatz, dass die er-
wiesene Schuld aus der Erbmasse bezahlt werden muss (Rb.
4. 5. 6.) ; doch scheint diese Haftung keine persönliche Ver-
bindlichkeit des Erben zu sein, sondern nur die Erbmasse an-
gegangen zu haben, (St. 54. Rb. 56. 96.)
Dem Gesindelohn war, Avie im Sachsenspiegel, ein gleiches
Vorrecht eingeräumt. (Rb. 7. 113.)
Über die passive Erbfähigkeit sind nur wenige Andeutungen
enthalten.
Spielleute, Kämpfer, unehelich Geborene sind rechtlos, daher
auch erblos.
Mönche und Nonnen haben kein Erbrecht. (Rb. 155.) Sie
erlangen es jedoch wieder, wenn sie binnen des ersten Jahres
austreten. (Rb. 9.)
Die Geistlichen haben jedoch, so wie die Nachgeborenen,
gleiches Erbrecht. (Rb. 155.)
Frauen verlieren durch Unehrbarkeit ihr Erbrecht nicht.
(Rb. 155.) Der Nachlass eines Gerichteten kömmt an die Erben.
§. 9. Das Verfahren.
Das Verfahren in Civilsachen war in der Regel münd-
lich und offen t Hell, nur wurden bei Gericht von dem Notarius
die Verhandlungen aus dem Munde der Parteien nolirt, in das
Gerichtsbuch eingetragen und darüber Gcrichtsbriefe ausge-
fertigt '). Der Bürger konnte seine Klage entweder in Person
vorbringen, oder sich eines Vorsprechers (Anwaltes) bedienen *).
aiittcrmaier P. R. 432—450. Zöpfl R. G. §. 94. Über Gerade Sp. I,
24. Srhwsp. 270. Hecrgericthe Sp. I. 10, 22, 27. Schw. 267, 270.
Mustheil Sp. I. 20, 24. Schwsp. 267.
') Ver<Tl. damit München St. R. 14. Freising 282. Schwsp. 132.
Augsburg. St. R. 415.
*) Hier bemerkt man schon den Übergang aus dein rein mündlichen
Verfahren in das schriniiche. Wie überhaupt das kanonische Recht
auf das Verfahren von einem weit grösseren Einfluss, als das
Jus roiiiuuuiu WiU", so lial jenes hier die Vcranhissung gegeben.
LXXI
Diese V o r s p r e c li e r (P r o 1 o c u t o r e s *) des Stadtgerichtes
hatten sowohl in Straf- als Civilsachen das Vertheidigungsrecht
der Parteien. Für ihre Geschäfte sind feste Sätze bestimmt.
Ausser den Vorsprechern durfte in der Regel Niemand für einen
andern eine gerichtliche Handlung führen. Doch wurde die Ehe-
frau von ihrem Manne (St. 119.), Waisen von dem Vormunde,
Hausinsassen von dem Hausvater giltig vor Gericht vertreten.
(St. 42.)
Rücksichtlich der Gerichtszeit unterschied man das ordent-
liche Gericht (Judicium bannitum), welches nur an einigen
Tagen der Woche Nachmittags gehalten wurde ") ; und das Ge-
richt am Morgen (Morgensprache, maniloquium). (St.
43. 3).
Ausser diesem Hauptgerichte waren auch zwei Schöffen,
wie erwähnt, zu den laufenden Geschäften berechtiget. In ge-
bundenen Tagen (Friedenstagen, befriedeten Tagen) sollte
Cap. 11. X. de prohat. fordert ausdrücklich, dass der Richter
zur Aufnahme der Verhandlung sich eines Schreibers bediene.
Diese Notare nnd Schreiber waren häufig Geistliche, auch soll
der Notar ein Literatus sein. Henricus Italus legte im XIll. Jahr-
hunderte in Prag eine Schule für Notare an. (DoUiner Codex
epist. Ottocar.) Durch sie wurde das römische Recht heimisch.
Wie aligemein, wurden auch in Prag die Gerichtsprotokolle und
Gerichtsbücher im XIV. Jahrhundert in lateinischer Sprache ge-
führt, welche den Inhalt der Klage und Antwort und das Unheil
summarisch verzeichnen (Eich. R. G. §.462»); schriftliche Klagen
waren etwas Seltenes.
•) Über Vorsprecher vergl. Nietsche de prolocutoribus. Dann aber
die andern Quellen Sp. I. 6. §. 2. Schwabsp. 76. 31ünch. St. R.
5. Freising. L. R. 8. Nürnberg. Siebenkäs. III. 214.
^) Vergl. München St. R. 228. 31an sol vormittags nicht richten,
nur an einen Fastag.
3) Morgensprache als Versammlung und Reredung der Handwerker
kommt gleichfalls in Böhmen vor. Vergl. Schweidnitz. Schöll'cn-
belehr. an d. Stadt Ratibor 1293. §. 7. Stcnzel 135. Nota cpiod
— artifues — pra'lcr conscnsum consulum — ncc consiliuin
»piod dicitur niorgcusprach ha]»cro priesiunant.
Lxxn
gleichfalls nur in dringenden Fällen verhandelt werden , so wegen
Friedbruch; in Sachen der Gäste und bei wahrer Thal. (Rb, 37.)
In solchen Fällen der dringenden Justiz war auch ein schleuniges
Verfahren und eine Abkürzung der Formen angeordnet. (Rb.20. 22.)
Anfangspunkt des Civil Verfahrens ist die Klage (An-
sprache). Niemand kann gezwungen werden von der Klage ab-
zulassen. (Rb, 29.) Eine muthwillig angestellte Klage wird be-
straft. (Rb, 61.) Die Zahl der Klagen, welche vereint vor-
gebracht werden konnten, ist auf drei beschränkt. (Rb. 69. 70.)
Bei Klagen um Geldschuld niuss die Causa debendi angege-
ben werden. (Rb. 64.) Eine Form der Widerklage erwähnt
Rb. 67.
Als Beweismittel vor dem Stadtgerichte erscheinen
Zeugen, Urkunden und der Eid. Der gerichtliche Au-
genschein wird gleichfalls erwähnt.
Was die Zeugen anbetrilft, so konnten regelmässig aus-
wärtige Leute nicht Zeugen sein. Vornehmlich sind zur Zeugen-
schaft Schöffen oder geschworene Genannte (St. 129.)
Rathsglieder berufen. (St. 41.) Übereinstimmend mit den Quellen
des sächsischen Rechtes werden Kämpfer, ihre Kinder, Spiel-
leute und uneheliche oder die in Acht Erklärten, Diebe
und Räuber von der Zeugenschaft ausgeschlossen. (Rb. 99.)
Es wird insbesondere auch erfordert, dass Zeugen im bür-
gerlichen Wesen angesessen, ja ein bestimmtes, der Losung
nnterzogenes Vermögen besitzen. Zu 100 Schocken angesessen
wegen Judenschuld (St. 16.); in der Regel wird eine Ansässig-
keit mit 20 Sckock gefordert. (St. 66. 116.) Auch 10 Schock
bei Todschlag. (Sl. 50.)
Zum Beweise einer Thalsache sind zwei Zeugen und
der Eid des Zeugenführers hinreichend, in Sachen, die vor Gericht
verhandelt wurden , genügte die Aussage eines Schölfen. (St. 24.)
Einen vollen Beweis wirkte aber auch die Aussage des Richters
imd eines SchölTen.
LXXIII
Wer mit Zeugen angesprochen ward, inussle auch den
Gegenbeweis mit Zeugen führen. (St. 115. 129.)
Als Zeugen bei besonderen Geschäften (St. 116.) >vurden-
beim Kaufe die Leukafleut (litkufer St. 66.), bei Testamenten
Todbettleut, bei Verlobungen über Morgengabe Hei rathsleut
(Heirizleut) erwähnt.
Nebst Zeugen erscheinen die Urkunden als Bew^eismittel
und zwar mehrere Gattungen derselben. Sie werden mit dem Aus-
drucke Literae, Briefe bezeichnet. Von diesen Briefen, als
Beweismittel des Privatrechtes, müssen vorerst andere ämtliche
Ausfertigungen (Decrete, z. B. Mahnungen wegen Stadtsteuer
St. 112.) geschieden werden; denn diese, so wie die Salzungen
der Schöffen autonomischen Inhaltes über Stadtrecht und Ge-
meindewohl hiessen zuweilen Briefe. (Bb. 23.)
Die Urkunden im engeren Sinne zerfallen :
1. in öffentliche und
2, in Privaturkunden,
Als öffentliche Urkunden erscheinen insbesondere:
1. die Stadtbriefe (literae cum magnis sigillis, Sl.
127.). Sie wurden von den Schöffen ausgefertigt und mit dem Siegel
der Stadt versehen. (St. 109. 117.) Solche Briefe wurden über
Häuser, Ewigzins ausgefertigt. Auch Schenkungen und fromme
Stiftungen sollten mit dem Stadtsiegel bekräftigt werden. (St. 134.).
2. literae cum parvis sigillis (St. 109.), wurden bloss
als ämtliche Ausfertigungen über Privatgeschäfte mit den Siegeln
der Schöffen bestättigt; so die Geschäftsbriefe.
Als Privaturkunden kommen Schuldbriefe (St. 57.),
Quitbriefe über Morgengabe, gelöste Briefe (St. 59. 120.)
vor. Als besondere Arten werden auch die Hülfebriefe (St.
145.) und Freibriefe (St. 118.) erwähnt. Letztere sind eine
Art moratorien, welche von dem Könige bedrängten Schuldnern
ertheilt wurden ^).
') Vcrgl. über Freibrief Nürnberg. St. R. Sicbcnkäs. HI. 216.
LXXIV
Des häufigen Missbraiiches willen, der mit derlei leicht er-
wirkbaren Befreiungen verbunden Avar, hestiinnitc der Stadtrath,
dass, wer einen solclien Freibrief von unser m gnädigen
Herrn zum Schaden seiner Gläubiger gewinnt, soll
rechtlos und treulos sein. (St. 118.)
Der Eid (sweren uf den creuze St. 23. 27. auf den hei-
ligen St. 34.) erscheint unter allen Bcwcisniilteln am meisten
ausgebildet. An vielen Stellen ist das Wort Recht ganz
gleichbedeutend gebraucht. Der Eid ist keine Last der Partei,
sondern eine Begünstigung, indem man nur im glücklichen Falle
zu dem Eide zugelassen wurde. In allen persönlichen Forde-
rungssachen ist der Beklagte zum Schwur berechtigt.
Bei der Vindication beweglicher Sachen wird der Yindicant
zum Schwüre zugelassen, — Bei der Vindication unbeweglicher
Sachen hatte dieses Verfahren nicht Statt, weil das Prager Stadt-
recht bei Immobilien nur deu Beweis durch Stadt- und Gerichts-
briefe kennt. Nach der Beschaffenheit der Sache genügt der Eid des
Klägers oder Geklagten oder dessen Schwur mit einen oder
mehreren Eideshelfern.
Nach vollendetem Beweisverfahren erfolgte die Hilfe des
Richters, der Spruch, das Urtheil. Den Schöffen war eine
schleunige Rechtsfindung zur Pflicht gemacht. Das Urlheil wurde
nach Stimmenmehrheit der anwesenden Schöffen auf des Richters
Befragen gefunden.
Der Spruch umfasste nebst der Hauptsache auch den
Schaden und die Unkosten. Die Execution des Urtheiles ge-
schieht durch Pfändung; doch kennt das St. auch den Schulden-
arrest, ja sogar ein Pri vatgefängniss.
Der Schuldner soll dem Gläubiger bei der Hand antworten.
') Vergl.: Das geben zu Hand und Halfter des Sp.; auch
hier mehr ein SicliersUlInnjisiniltcl, wenn der Schuldner weder
Bürgen noch Pfand bcätellcn kann. V. vcriachrl. Sp. II. c. 15.
LXXV
(St. 68, '). Nur Juden sollen den nicht zahlenden Schuldner
bei einem ehrsamen Christen in Haft bringen. (St. 78.) Über
Execution wegen Geldschuld spricht am umständlichsten St. 119.
Eine Art Concursjerfahern trat dann ein, wenn ein
Schuldner flüchtig wird, oder mit grossen Schulden stirbt.
Das Stadtgericht ^nahm sich dann der Habe an und befrie-
digte daraus die Gläubiger. Die verbriefte Schuld hat gleichfalls
eine bessere Classe (St. 133.), als die unverbriefte. Die Gäste
gingen den Bürgern mit ihrer Forderung nach. (St, 57.)
Die anderen Gläubiger wurden nach der Grösse ihrer For-
derung verhällnissmässig befriedigt, doch mussten sie ihre For-
derung mit einem Eide bekräftigen. (St. 133.)
Obschon wir keine eheliche Güttergemeinschaft kennen, so
haftet die Frau in einem solchen Falle für die Schulden ihres
Mannes. Sie durfte nur 1 Mantel, 1 Rock, 1 Schleier und 1
Bettgewand ausscheiden. (St. 57.)
Jede Partei, auch die Schöffen konnten das Urtheil schelten
(strafen, sententiam arguere et appellare) und die
Sache zur Entscheidung vor den König bringen.
Es. war eine Frist, binnen welcher das Urtheil gebracht
werden musste, festgesetzt, und zwar 14 Tage, wenn der
König im Land; 6 Wochen, wenn er ausser Landes ist. (St. 81.)
Diese gegen das Urtheil eingelegte Berufung hat suspensive Kraft.
Wenn aber der Scheltende kein reformatorisches Urtheil
erhält , muss er dem Richter Strafe (Wette) und auch die Kosten
auf die abgeschickten Boten bezahlen. (Rb. 27. 28. 55.)
Ein anderes Rechtsmittel war die Hollung, Holunge, Er-
holunge, itineratio causae; das heisst das Nachholen eines Ver-
säumten ^).
Eine Änderung und Verbesserung (St. 83. p. 53. Rb. 88.
p. 126.), daher auch die mittelalterliche Form: sich Hollung und
d. 2. Seine Dienstleistung Sp. IL 39. Verm. Sp. IL 15. Schwabsp.
130, 131, 134. Im Koldin. St. R. wurde es ausdrücklich abgeschafft.
') Vcrgl. Jura iglav. arl. 13.
LXXVI
Wandel dingen, d. h. die Freiheit zum Gutmachen eines Fehlers
oder Vermeiden eines Rechlsnachtheiles sich vorbehalten, be-
sonders jenes Kachtheiles , der den Parteien aus einer der
Processregeln , z. B. der Eidesfonn, erwächst; man behält sich
die Restitutio in integrum vor. Dieses Recht musste der Vor-
sprecher der Partei vorbehalten ').
». Sfrafrecht.
§. 10. Strafbare Handlungen.
Wie in gleichzeitigen Quellen ist auch im Stadtrechte keine
genaue Scheidung der einzelnen strafbaren Handlungen in Ver-
brechen, Übertretungen und Vergehen , noch ein höherer Ein-
theilungsgrund zu finden. Einzelne Verbrechen und Übertretun-
gen sind nach den Vorfällen des Tages, wie diese die Satzungen
hervorriefen, hier aufgeführt. Älord und Todschlag stehen hier,
wie allerorts, obenan , die Ausdrücke sind gleichbedeutend ge-
braucht, und mit einer besonderen Strenge und Nachdruck die
') Dieser Rechtsnachtheil wurde in deutschen Rcchlsbürhern varc,
auch gcfar, Gefährde genannt. Vergl. Baiubergcr Recht S- 274,
Zöpfl. Goslar Stat. Göschen 376. Frankfurt Thomas Oberliof 89,
Dessen allgemeine Bedeutung bei Gralf III. 275. Vergl. auch
Kietsche de prolocutoribus p. 15, wo Stellen aus den Statuten
von Hamburg, Lübeck, .Maodcburg uud Soest angeführt sind.
Ich führe zum Belege und zur Erläuterung noch eine Stelle
aus dem ungedruckten Liber sentcnliarum an. Nach diesem Rechts-
buche kam den Parteien auch Iloilung, als Revocalio verborum,
bei einer Klage zu.
Actor et reus coram judicio per sc causas pro|)onenles revo-
cationem verborum, (pia> vulgariler holung dicitur, iion habent,
tamen si iu principio de hoc caveani, petentes per judicem per
hujusmodi revocationem, dcliberalionem et alia, qnx advocati con-
svcverunt — sibi concedi; lunc — habent singula, (juie conipe-
tunt advocalis.
Dieser Widerruf konnte daher nur ^ on den Vorsprechern be-
dungen werden, musslc alter vou den l'arleien selbst vorgenom-
men werden, wie unser Sladlrecht es kennt.
LXXVIl
Slrafsanctionen angeführt. Es wird hier unterschieden, ob der
Mörder auf handhafter That oder auf der Flucht ergriffen, oder
bloss über einfache Anklage vor Gericht gestellt wird, und nur
diese Unterscheidung, welche wir beim Verfahren weiter bespre-
chen werden , ist ersichtlich. Es ist die Grösse der Strafen
nicht nach der Beschalfenheit der That, sondern nach der Art
der Überweisung geschieden. Die Strafen des 3Iordes und Todt-
schlages sind strenger als in den anderen gleichzeitigen Rechts-
quellen. Der kriegerische, fehdelustige Geist der Bürgerschaft,
der noch wenige Jahre vorher durch den ungebundenen anar-
chischen Zustand des Landes an Privatrache gewöhnt war, trägt
daran Schuld ^). Eine Satzung beklagt, dass Mord und Tod-
schlag in der Stadt viel geschieht; und schwer konnte auch spä-
ter diese Privatgewalt gehemmt werden. Von den übrigen Ver-
brechen sind uns meistens nur die Namen nnd Strafen bekannt.
Brandstiftung wird mit dem Feuer bestraft (Rh. 85. 83.),
Nothzucht mit dem Pfahl (Rb. 87. 88.), Diebstahl während dem
Brande mit dem Tode im Feuer. (St. 2.)
In Übereinstimmung mit den andern Quellen bestimmt Rb,
33. 34. das Rad für Mord, Pflugraub, Kirchenraub; Verbrennen
wegen Unglauben ").
Die Mitschuldigen und Theilnehmer an diesen Verbrechen
trifft gleiche Strafe, so wie auch einen, welcher Diebe, Räuber
beherbergt. (Rb. 34^).
Nur für eine eigenthümliche Mithilfe am Todschlage (Vol-
leist) bestimmt St. 52. eine mildere Strafe.
Als andere böswillige Handlungen werden aufgeführt:
1 . Der Friedbruch, der schon einmal nach der Beschalfen-
heit des Friedens strafbar ist ^). Es wird der Königsfriede, der
») Vergl. Sp. I. 66, §. 1. Weichb. 38. Richtst. 32, 33, 35.
*) In Ül)creinstinimung mit den übrigen Rechtsbüchern. Vergl. Sp,
III. 13, § 4, §. 5, §. 7. Zöpfl R. G. II. 189.
3) Vergl. Sp. II. 13, §. 6. III. 46, $. 2.
■•) Inj Sinne der mittelalterlichen Rechtssprache wird zu Vielem
LXXVIII
gelobte verbürgte (St. 46.), der bestallte (St. 48. 51.), ein
vom Richter gebotener (Rb. 130.) Friede iinterscliieden.
Dann scheidet sich die Strafbarkeit nach der Art der Ver-
letzung des Friedens. Hier gefällt sich das Stadtrecht in einer
besonderen Casuislik der einzelnen Verwundungen, Friedbruch
mit Worten und Werken. Durch Handabschlagen, Messerrücken
Rb. 147.) durch Fusstibschlagen, Ohrfeigen (St. 48. 49. 51. 87.
Rb. 130.) Auf Bruch eines verbürgten Friedens durch Tod-
schlag , Lahuiung , Verwundung bei handhafter That folgt der
Tod. (Rb. 122.)
Der Friedbrecher ist rechtlos und kann straflos getödtel
werden. (Rb. 123.)
Älit einer besondern Strenge wird der Gerichtsfriede auf-
recht erhalten, und selbst wörtliche Unbilden an Schöffen und
dem Richter, oder auch an andern ehrbaren Männern auf dem
Rathhause geahndet. (St. 88. Rb. 57.)
2. Überhaupt Verletzungen und Verwundungen, Abschla-
gen der Hand (St. 23. 34.), des Fusses, Auges, Lähmungen
CLeme, Lemde, Leimle, Lemen, Leimen, St. 19. 07.), dann offen
wunden (plawsleg), Blauschlägc (St. 61.), andere thätliche In-
jurien, wie Schlagen mit Knitteln, Ilaarraufen. (St. 6. 90.)
Gewöhnlich ist für diese Vergehungen eine Busse (Sühn-
geld, Emenda) fesstgeselzt; wer sie nicht zahlen kann oder mag,
den trifft der Verlust eines Gliedes, oder Achtung aus der Stadt.
3. Heimsuchung, Störung des Hausfriedens und Störung
der Ruhe auf der Slrasse durch Zusammenlauf, Krieg, Tumult,
(Sammlung) mit Waffen. (St. 41. 92*).
auch in unserem Stadtrcrhlc unter Fricdbnicli überhaupt jedes
Verbrechen verstanden. Vcr<;l. Zdpfl R. G. II. 189, so auch Sp.
II. 66 ; daher war auch die I odtung eines Vorbrechers als Nolh-
wehr und Selbsthilfe straflos. Sp. II. G9. IIL 84. Rb. 123.
') Hciinsuchunfr, Storuiij? dos Hausfriodons waren die gowöhnlirh-
ston VerltrociioM dos Milloiallors. Vornl. darüber München St. R
13. Sohw. 230. Augsh. St. R. 184, 185. Aniberg 29.
LXXIX
Wie wenig der Sfadtrath noch im Stande war, den Haus-
frieden ganz zu sichern, dafür ist insbesondere St. 74. 76.
ein interessanter Beleg, wornach nur die SainmUing und das
Eindringen in das Haus seines Feindes mit bewaffneter Hand an
die Anzeige bei Gericht gebunden zu sein scheint, nach deren
ErfüUung man allerdings die Privafrache befriedigen konnte. In
Verbindung mit diesen Anordnungen stehen auch die zahlreichen
Verbotsgesetze über Waffenfragen, worauf in einzelnen Fällen
selbst Verlust der Hand gesetzt ist. (St. 19 ').
') Eine städtische Urkunde vom 6. Dec. 1342, A. 63, verbreitete
sich weitläufig über die Fehden der Bürgerschaft , welche nur
schwer beschränkt werden konnten. Darin heisst es , dass „dy
gesworn sceppfen der stat . . . angesehen haben dy vngelimphe,
czwaivng vnd den krieg , der czwissen den vreunden vnsern
mitpurgern, beyde von werten vnd von werken bisher gewest
ist , do von sie ^Tid ire erben vnd auch die stat hernoch ver-
derben mocht, vnd daz daz bericht vnd gesucht frevntlich czwis-
sen in werde, so haben die selben vnser burger alle gcniainlicli,
wie sie gehaisen siut, die also mit enander krigeten, dez geiau-
bet vnd getraut vnd auch gebeten , daz wir daz vnterstehen
schorlden, vnd sie cze frevnt machen, vnd ewicleichen frevnt an
alle argelist bleiben scholden. So habe wir des ersten mit ver-
dachtem mut, mit der sechsen, dy czu vns erkoren seint vnd
waren, vnd auch mit der eldostcn von der stat rat vnd gchais
gemachet vnd bestetiget, vnd wellen, daz furbas chain man, her
sey arm odir reich, der vnser purger ist, muten schol an seinen
widersachen, der auch vnser purger ist, vm welcherlaye sach
daz sey, iz sei groz odir clayn, vm totsiege, leeme, wunden
oder ander sache, wy dy begangen werden, daz man die be-
richtigung odir ab clegungen lazc czu seinen frevnden cze be-
richten. Wer dor vber anders tele, der schol treweloz seyn, vnd
ewiclichen vortreiben sein aus der stat, vnd dor czu alle seine
recht vnd ansprach seiner sache vorlorn haben. Dornoch schol
nyemand vm chainerlaie sache mer man werden vnd manschaft
tuen, allein vm totsiege, vnd auch nyemand mer man werden
schol, danne ainer, den man vmb den totslak beschuldiget hat.
Auch schol man niemans mer man werden den des, der an der
voderunge des totslages stet, ez cn sei danne, daz er mer prü-
der von vater vnd von muler habe, swie wil der sie, der aller
LXXX
4. Diebstahl ^vir{l an mehreren Stellen , jedoch nur vor-
übergehend erwähnt. Der verwahrte oder gefundene Sachen
verbirgt, wird als Dieb behandelt. (Rh. 14.) Diebstahl während
des Brandes St. 2.
5. Schliesslich verschiedene streng verpönte Handlungen, als:
Verfertigung falscher Schlüssel Rh. 57.
Umgehung des Zolles . . . Rh. 24.
Fahren aufgebauten Wegen . Rh. 25.
Schmähung und Lästerung . . Rb. 58.
Ausgeben falsclier Münzen. . Rb. 49, 50.
Als Strafen sind nebst Tödtung (mit dem Schwerte) auch
andere körperliche Strafen, Absclilagen der Hand (St. 37. 31.
51. 88.), mit Tod im Feuer für Brandleger und Diebe beim
Feuer, das Rad, Durchstechen der Hand (St. 19. 37.), Gefäng-
niss imThurm (St. 20. 21.), in der Sau (St. 41), Stäupe (Haut
und Haar), endlich Geldstrafen gewöhnlich.
Diese Geldstrafen, Bussen, Emenda, Poenae, auch Ablösung,
häufiger als andere Strafen, kamen zuweilen auch als Sühu-
geld und nach der Katur des älteren ^^'ergeldes an die Ver-
wandten (St. 48.), zu grossem Theil an den Richter, Schöffen,
und theilweise auch der Stadt selbst zu ^).
Dieses bildete eine bedeuteude Einkommenquelle der Schöffen
und der Stadt, auch des Königs, dem besonders der Blutbann
über grosse Verbrechen in den einzelnen Städten Böhmens vor-
behalten war -).
4
prüder schol nur der ain man werden vnd manschaft tuen, der
den toetslag hat getan. Vnd czu cynem vrchund vnd . . .
') Von dem Verhäitniss der Busse zum VVehrgeld. Vergl. Zöpfl.
R. G. §. 89. Kr. 10. Vom Strafgeld als Wolle ibid. §. 92. Nr. 12.
*) Ein interessanter Beleg dafür findet sich in Jacobi Cod. epist.
König Johann isl besonders erfreut, wenn bedeutende Bussen in
Städten entstehen ; sie werden schleunig und mit Härte ein-
getrieben. Nr. 22, 26. Die eigene Schwiegertochter bittet den
König, die Emenda eines pannirida von ihr anzunehmen, weil
^ie dessen Unschuld leichter beweisen könne. Kr. 18.
LXXXl
Nebst den Geldstrafen kömmt häufig- die Acht, Ver-
festung, Räumen der Stadt, vor. Stadtacht ist Landes-
acht (Rh. 39.); wer ein Jahr in der Sladtacht ist, ist rechtlos.
(Rh. 100.) Acht in Prag gilt auch für alle andere Städte (St.
28.29.)-, wer sie bricht, ist des Halses bestanden. (St. 25.35.)
Die Acht wurde auf immer (St. 35. Anh. YIII), oder auf
einen bestimmten Zeitraum ausgesprochen, 100 Jahre und 1 Tag
(St. 80.), auf zehn (St. 37.), vier (St. 87.), zwei Jahre (90. 77.),
in St. 20. 33. 41. 52. 89. auf V^ Jahr (St. 41.); dann so
lange bis er des Verletzten Huld gewinnt (St. 87.); bis zur
Wiedergenesung des Verwundeten. (St. 90.)
Ebenso auch auf Entfernungen ; die Acht erstreckte sich
auf zwei (St. 32.), vier (St. 35.), fünf (St. 53.), zehn (St.
90.), zwanzig (St. 87.) Meilen.
§. 11. Strafverfahren.
Das Stadtgericht war in Prag zugleich das Blutgericht, und
wir finden in unseren Quellen keine Erwähnung eines eigenen
Gerichtshofes für Straf- und Blutfälle.
Die Verhandlungen waren öffentlich und mündlich, nur
wurde über das U r t h e i 1 ein Gerichtsbrief ausgefertigt , und
wichtige Fälle in das Gerichtsbuch (liber proscriptio-
n u m) eingetragen. Die Grundlage des Strafprocesses bildet die
Anklage des Beschädigten, oder wenn er nicht selbst klagen
kann, die der nächsten Freunde des Erschlagenen oder der Schöffen
und des Richters , sobald diese Kunde von der That erhalten
haben. Das Verfahren schied sich sodann : ob der Verbrecher
mit handhafter, warer That, oder mit beschriener, b e-
ruffener, oder mit übernächtiger That, oder mit übler
Nachrede bezüchtigt wurde.
Über wäre, ha ndhafte That (wenn der Beklagte auf der
That betreten wurde), folgte ein schleuniges summarisches Ver-
fahren. Gegen den Beklagten wurde mit Gefangennehmung vor-
gegangen, ihm kein Reinigungseid zugelassen und er mit einer klei-
f
LXXXII
nen Zahl der Zengen überwiesen. Der mit war er That betrof-
fene Mörder wurde an der Stätte der Tliat gerichtet.
Wird der Thiiter mit heruffener, beschriener That
beklagt, so war das Verfahren gegen ihn mit jenem auf handhafter
Thal ziemlich gleichgestellt.
Dem Zeugnisse der Schreileute, welche das Gerüfte
(Geschrei) des Verletzten gehört hatten , war eine besondere
Beweiskraft eingeräumt.
Wird der Thäter mit übernächtiger That beklagt (hat
der Kläger die That übernächtig werden lassen), so tritt bloss
eine Überweisung durch eine grössere oder geringere Anzahl
von Eideshelfern, das Übersiebnen ein. (St. 50.) Dem Beschul-
digten wurde jedoch die Beinigung (expurgatio) mit einer grös-
seren Anzahl von Eideshelfern zugestanden.
Auf eine andere Art gestaltete sich das Verfahren, wenn
der Thäter bloss durch üble Nachrede beschuldigt wird. In
einem solchen Falle kann er sich durch einen einfachen Eid
reinigen.
Bücksichtlich der Zeugen ist das meiste bei dem Ci^ilver-
fahren Erwähnte auch hierher gehörig, wie überhaupt das ge-
richtliche Verfahren in Civil- und Criminalsachen in jenem Zeit-
räume hinsichtlich der Form wenig verschieden war.
Neben den Zeugen, oder in Ermanglung derselben, wurden
Kur Verstärkung der Anklage auch Leibzeichen beigebracht,
als : blutige zerrissene Gewänder , Werkzeuge , welche mit als
redende Zeugen auftraten.
Von noch grösserem Gewichte war der gerichtliche Augen-
schein, die Besichtigung des Gemordeten zur Sicherstellung der
That, der blickende Schein (Augenschein).
Die kämpfliche Ansprache (der gerichtliche Kampf),
welche zwar in den Judenrechten ,als einer altern OutUe er-
wähnt ist, scheint später bei dem städtischen Gerichte nicht mehr
vorgekommen zu sein, wir haben wenigstens in unseren Quellen
keine Spur davon gefunden. Es dürfte wohl auch hier die Ab-
neigung städtischer Bewohner gegen dieses Beweismittel daran
LXXXIII
Schuld tragen , da insbesondere die nationale Seite desselben
dadurch an Ansehen verlor, dass es in jener Zeit schon Leute
gab (pugiles) , welche aus der Übernahme dieser Ordale ein Ge-
werbe machten *).
Die Tortur, welche erst im 14. Jahrhundert durch die
Verbreitung italienischer Praxis in Deutschland Boden gewann,
scheint erst zu Ende unserer Zeit in Prag heimisch geworden
zu sein , indem wir im Sladtrechte nur an einer einzigen
Stelle eine vorübergehende Erwähnung eines Tortor bemerken,
während in den spätem Interpolationen des Liber sententiaruni
schon zahlreiche Satzungen darüber vorkommen.
Das Verfahren ging, wie erwähnt, vor dem Stadtgerichte
vor, und zwar in gehegter Bank, bei vollständig besetztem Ge-
richte, Nur bei handhafter That soll auch in gebundenen Tagen
ausser der Gerichtszeit zum Beweise des Thatbestandes in
schleuniger Procedur von Richter und Schöffen gerichtet und
vorgegangen werden. In geringfügigen Strafsachen hatten ohne-
diess die durch die ganze Woche zu Gericht sitzenden 2 Schöf-
fen die Judicatur über Blauschläge und Lemde.
Der Beschuldigte, auch der 3Iörder und Todtschläger konnte
sich eines Verlheidigers, Vorsprechers (prolocutor) bedienen.
Von besonderem Umfange war bei Verbrechen und im Verfahren
das Bürgschaftsverhällniss. Bürgen mussten zu 20 Schock ange-
sessen sein (St. 67); es wurden Bürgen für Wunden (Rb. 29.
126. 123. 121), für das Erscheinen des entlassenen Gefan-
genen (Rb. 124.), wegen Friedbruch (Rb. 48.) und andern Ver-
brechen gestellt. Es haftete jedoch der Bürge für die That. (Rb
36. 114.)
c* Mias Hüfget'thum*
§. 12. Bürger und Gäste.
Das Bürgerrecht, im mittelalterlichen Begriffe eine Vereini-
gung wichtiger Rechte, die Mitgliedschaft an einer von dem
') Vergl. hierüber Zöpfl Bamb. Rrcht p. 143.
LXXXIV
Landesfiirslen befreiten und begnadip-ten Genossenscbafl , wurde
auch von dem freien Bürofervereine liocli geaclitel, und die Auf-
nahme eines Fremden als Bürger gesciiah immer mit besoirde-
rer Vorsicht.
Der Fremde musste ein Zeugniss über sein Wohlverlialten
beibringen, 2 Bürgen stellen, diiss er 3 Jahr und Tag mit der
Stadt gut und übel leiden wolle; er musste den Bürgereid
schwören ; und halte er überhaupt die Absicht, das Bürgerrecht
zu erlangen, so musste er es binnen 4 Wochen von dem Tage
seines Aufenthaltes erwerben. (St. 22. 33.)
Eine Erwerbung der Freiheit und des Bürgerrechtes durch
einen Aufenthalt von Jahr und Tag kennt unser Stadtrcchl nicht;
es wird im Gegentheile die ausdrückliche Erwerbung des Bür-
gerrechtes gefordert.
Wohl ist derjenige Gast, welcher sich über 4 Wochen in
der Stadt bleibend aufhält, d. i. wenn er ohne Bürgerrecht zu
erlangen hier seinen Wohnsitz genommen hat, zu allen bürger-
lichen Lasten verpllichtet, ohne irgend einen Ansi)ruch auf die
Berechtigungen zu haben. Jeder Bürger ist verpflichtet, die Lasten
der Stadt (onera universitatis), Losung und andere Beschwerung
mit zu tragen. Um Bürger zu sein , muss man mit der Stadt
täglich übel und gut leiden, die Stadtsteuer zahlen, sich auch
den Kriegsdiensten unterziehen. (St. 135. ^)
Der Bürger hatte das Becht des stadtischen Erbanfalles und
Testirungsrechtes, den Anspruch auf Wahl bei städtischen Äm-
tern, und die ausschliessende Befugniss zur Erlangung des Mei-
sterrechtes beim städtischen Gewerbsbotriebe. (St. 111. 139. '')
Nur Bürger konnten anfänglich in der SladI Erb und Eigen,
Zins oder Kirchen Leihe besitzen ; Gästen, Herren (Adelichen)
Mönchen, Nonnen, Pfaffen und Juden war der Besitz nur aus-
nahmsweise gestattet. (St. 129.)
') Jeder Bürger musste einen eigenen Iltcrd li;il)cn (einen eigenen
Ranch. Nürnberg 1. c. III, 223.)
*) Völlig übcrcinslimuiend, Nürnberg. II. 214. C. 81.
LXXXV
Eine bedingte Steuerfreiheit geniesst der Bürger durch das
erste Jahr nach der Erlangung des Bürgerrechtes. Auch war
er binnen der 3 ersten Jahre berechtigt, ohne Abfahrtsgelt aus
der Stadt abzuziehen.
Ein besonderer Unterschied in der Berechtigung der ein-
zelnen Bürger wird hinsichtlich der Ansässigkeit gemacht.
Angesessene Bürger sind vornehmlich zur Zeugenscliaft be-
rechtigt ; nur wer 50 Schock versteuertes Erbe besitzt, wird
als angesessen betrachtet. (Bb. 138.)
Das Bürgerrecht geht verloren durch Entsagung. Man hat aus
guten Gründen für diese , dem städtischen Wesen nicht gleich-
giltige Handlung bestimmte Förmlichkeiten vorgeschrieben, theils
um zu vermeiden, dass Schuldner nicht so ihren Verpflichtungen
entweichen, theils auch um zu erschweren, dass Bürger in den
Tagen der Gefahr sich ihren Verpflichtungen durch Austritt aus
der Gemeinschaft nicht eigenmächtig entziehen ^). Ein sol-
cher Austritt niusste dreimal vor Gericht gelautmert, dann
ebenso oft von Gericht ein Urlaub von 14 Tagen begehrt wer-
den. Das Gericht gab dann noch eine Frist von 4 Wochen.
(St. 490
Es wurde eine gerichtliche Abrechnung getroffen, die Güter
des Abtretenden beschrieben, die Gläubiger zur Nahmhaftma-
chung ihrer Forderung angewiesen. Ein dem Gericht verschwie-
genes Gut fiel der Stadt anheim. (St. 116.)
Es musste auch ein Abfahrtsgeld 10 von 100 gezahlt
werden, und ein gleicher Betrag wurde auch von Erbschaften
an Fremde und Geistliche abgenommen. (St. 131. 133.)
Will der ausgetretene Bürger ein Haus besitzen, so muss
er wie ein anderer Landmann Losung zahlen , das Bürgerrecht
konnte er erst nach Ablauf von 3 Jahren wieder erlangen. Das
Bürgerrecht geht ferner auch zur Strafe verloren, und zwar in
dem Falle, wenn der Bürger die Losung nicht zahlt. (St. 137.)
Eine eigenthümliche Stellung den Bürgern gegenüber kümnit
') Vergl. Nürnberg. St. K. HI. 219.
LXXXVI
den Gästen (adven», hospites) zu. Gäste sind ungesessene Leute,
die sich in der Stadt ohne eigenen Heerd nur zeitweih'g auf-
halten. Gäste werden von Insassen geschieden, welche ohne
Bürgerrecht zu erhuigen, bleibend in der Stadt verweilen. Diese
letzteren werden rücksichtlich der Verpflichtungen den Bürgern
gleichgehalten ; sie werden zuweilen auch Bürger (cives) im wei-
teren Sinne genannt. Der Gast aber zahlt keine Losung oder
Bürgersteuer und trägt auch keine Lasten (St. 1 17,), er geniesst
nur das Gastrecht (jus advenarum), welches dem Bürgerrechte
(jus civitatis) mehrfach entgegengesetzt wird.
Die rechtliche Stellung des Gastes ist den Bürgern gegen-
über beschränkt. Er ist von der Zeugenschaft, Vormundschaft
ausgeschlossen; er konnte anfänglich gar nicht, später erst
unter besonderen Beschränkungen städtische Güter erwerben.
(St. 129.)
In einer noch nachtheiligern Stellung befinden sich die
Gäste als Kauf- und Handelsleute. Eben die Wichtigkeit der
Stadt Prag im XIV. Jahrhundert zog eine Unzahl fremder Kauf-
leute mit ihren Waaren her, wohl auch Abenteuerer und Glücks-
ritter. Der Rath aus Kaufherren und Gewerbsleuten gebildet,
suchte eifersüchtig auf seine Macht, durch zahlreiche Saz-
zungen jede ihm gefährliche Concurrenz zu beseitigen und das
GemeindeAvesen vor Betrügereien der Fremden zu wahren. Daher
die grosse Anzahl derlei Bestimmungen, die wir nur theilweise
aufführen können. Aus Böhmen, Mähren und Polen und aus
den Ländern, die zur Krone Böhmens gehören, können Waaren
von jedermann eingeführt, hier zum Kaufe gebracht, oder bloss
durchgeführt werden. (St. 117. ')
') Für die Fortbildunof des Gastrechtes , welrhes wir oben in sei-
nen Elenieiilen ans der Urkunde Boiiwojs p. XV kennen lern-
ten, ist insbesondere nachstehende Urkunde vom Jahre 1304,
aus dem Stadtbuch-Codex lol. 62, sehr wichtig. Es ist das Sta-
pelrecht der Altstadt und Kleinseite, hier civitas nova sub Castro,
näher bezeichnet. "Wenn man die Bestimmungen des Sladtbuches
mit der Urkunde vom 5. Jänner 1351, A. 52 und vom 2. Jäuuer
Lxxxvn
Kein so freundschafHiches Verhällniss scheint mit Österreich
damals bestanden zu haben, (p. 73.)
1349, A. 51, nach welcher Bürger und Kaufleute anderer Städto
bloss die Jura advenarum geniessen sollen, mit der nachstehen-
den Urkunde verbindet, ergibt sich ein so vollständiges Bild der
äussern Rechtsverhältnisse hei Handel und Verkehr der Stadt im
XIV. Jahrhundert, wie kaum über eine spätere Zeit zu erlan-
gen ist.
„Nos Wencezlaus — — notum esse volumus — — — quod
universitas civium nostrse antiqtice civitatis Pragensis nee non
cives nov<B civitatis Pragensis sub caslro videntes, quod ipsae ci-
vitates niulta detrimenta et dampna recipiant et receperint a tem-
poribus retroactis propter hospites de quibuscunque terris , sua
niercimonia legata et non ligata indictas civitates adduccntes de
nostra special! gratia et favore statuerunt, ut quandocunque dicti
hospites cum suis mercimoniis ad dictas civitates venerint, in
ipsis civitatibus stare debent et sua niercimonia ibidem deponere
vel ipsa deducere, si eis placet; et si quinque diebus in dictis
civitatibus manserint, tunc debent sua niercimonia disligare co-
ram duobus probis viris et nolario , qui per cives ad hoc electi
fuerint, et tunc dicta niercimonia nullatenus de civitatibus dedu-
cere- teneantur, quod si non facerent, extunc ad solutionem trium
marcarum argenti nomine pcenae sine difFicultate qualibet tenean-
tur, et nihilominus disligare dicta niercimonia tenebuntur sub
conditionibus superius pra;notatis. Item statuerunt, ut dicti hospi-
tes sua niercimonia non debeant in ipsa civitate Pragensi aliis
hospitibus vendere; sed tantuni Pragensibus et aliarum civitatum
nostrarum de Boeniia et Moravia civibus, qui coUectas suas et
alia jura civitatum facere et exsolvere consveverunt; quod si
non facerent, extunc tarn hospes vendens quam emens popnae sub-
jaceat praenotatae, ita quod quilibet eorum ad solutionem trium
marcarum argenti sine dilTicultate qualibet teneatur, et tarn ven-
ditio quam enitio niercimonioruin, qu<e facta esse dinoscitur, nul-
lius roboris habeat finuitatem; et si unus eorum recesscrit, et
alter remanserit, idem, qui remanserit, pcrnam solvere teuebitur
dupplicatam.
Item statuerunt, ut quilibet hospes, recipiens hospites extraiieos
ad hospifiiijit suum apud eosdem hospites nusquani debet cmere
aliqua niercimonia; et si hospes tain eniens quam vendens secus
fecerint, extunc quilibet eorum ad Solutionen! sex marcarum ar-
LXXXVIII
Strenge verboten war aber jede Verbindung des Wirthes
(Gastgebers) mit den Gästen in Hinsiebt ihres Geschäftes. Der
Gastgeber durfte weder mit den Waaren des Gastes handeln
genti nomine pcpnae sine difTitultate qunlibet tencatur, et nihilo-
minus emptio et vcnditio, quic farta esse dinoscitur, nullius ro-
boris habeat firiuitatem. Item statuerunt, quod quotienscunque
aliquis ex civibus utriusque civitatis per duos viros idoneos,
quibus fides adhiberi poterit, inculpatus fuerit, qnod societatem
in venditione et eniplione niercimoniorum habuerit cum hospiti-
bus, ideni inculpatus debet assumerc duos viros idoneos quorum
quilibet ad cejituin marcas arjjenti habere dinoscitur: et illi duo
cum inculpato jurabunt, quod societatem non habuerit cum ho-
spitibus praenotatis; et si idem inculpatus se expurgare non po-
terit cum duobus viris idoneis, quod dictam societatem cum ho-
spitibus non habuerit, extunc ad Solutionen! deceni marcarum
argenti poenae nomine tencatur , et nihilominus jurabit , quod
nullam societatem cum bospitibus de cajtero exercere debeat vel
habere.
Item statuerunt, quod nullus civium utriusque civitatis mcrci-
nionia aliqua ab ali(juo cive de Flandria vel de Vencliis aut de
aliis regionibus quibuscunque in pra'dictas civitates duccre debet
ibidem alicui civium assignanda, nisi literam testimonialem ha-
beat eandem , quam civis aliquis ex ipsis civitatibus pro merci-
moniis hospiti suo ad partes pra;dictas dinoscitur destinasse f et
si aliquis civis pracdictarum civifatum aliqua mercimonia sine
dicta litera in ipsas civitates de quibuscunque regionibus duxe-
rit, ille idem civis tres marcas argenti et quintum denarium de
mercimoniis adductis nomine pcena; dare et exsolvere teneatur.
Statuerunt etiam ut cum prajscriptis poenis muri, turres, pon-
tes fraclt, via, semiltB et alii defectus civitatum, quicunque fue-
rint debeant emendari.
I'ra^lerca volumus, ut pra;dicta statuta ad Reinhvrum de Flo-
rcnlia et ad ejus socivlatetn se alitpiatenus non exlendant.
Kos autem pranlictorum civium supplicationibus in hac parle
favorabiÜler iuclinali pra'dicla statuta, proul superius sunt ex-
pressa, volumus et mandamus inviolaluliter observari.
In quorum omnium tcstimoniuni et robur perpeluo valilurum
präsentes literas fieri et sigillis majestatis nostrs jussimus com-
muniri. — —
LXXXIX
noch seinen Wein schenken (St. 8. 10. 11.), überhaupt keine
Gemeinschaft mit Gästen in Handelssachen haben. Der Gast-
geber ist übrigens der gesetzliche Bürge für den Gast (St.
117.); er ist für dessen Handlungen verantwortlich, und ist ver-
pflichtet, dem Gaste die einzelnen Verbotsgesetze der Stadt (St.
8. 13. 38.) mitzutheilen, verdächtige Gäste den Genannten oder
dem Rathe anzuzeigen (St. 129.). Den Gästen waren Kaufs-
und Yerkaufsgeschäfte unter einander, so wie Wechselgeschäfte
untersagt (St. 8. 9. 117.).
Der Gast selbst niusste seine Waaren in das Kaufliaus (Fron-
hof) führen und dieselben beschreiben lassen. Dann hat der Gast
nach Galtung der Waaren eine Frist von 3 bis l-l Tagen (St. 5.
8.) um sich zu bestimmen , ob er die Waaren aufbinden wolle
oder nicht (St. 8. 12. 117.). Die aufgebundene Waare musste
auch in Prag verkauft werden (St. 8.).
Will der Gast die Waaren bloss durchführen, so musste das
Eigenlhum an den Waaren nachgewiesen werden.
Alle Käufe und Verkäufe der Gäste sind nur mit Zuzie-
hung eines geschworenen Unterkäufels giltig; sie dürfen sich
nicht eines eigenen Jlasses oder Gewichtes bedienen, und sind an
die Stadt- Wage und das Stadt-Mass gewiesen (St. 117.).
§. 13. Die Juden.
Die Juden wurden in Prag nicht als ordentliche Mitglieder
des gemeinen Wesens, sondern bloss als Schutzverwandte ange-
sehen. Die Judengenieinde Prags rühmt sich eines sehr ansehn-
lichen Alters. Ein Grabstein des alten Kirchhofes scheint ihren
Aufenthalt schon im VIH. Jahrhunderte unserer Zeitrechnung
darzuthun ; ihre Anwesenheit im XI. Jahrhundert ist durch die
jura teulonica ausser Zweifel gesetzt, ^ach dem Rechlsbuche
hatten die Juden den Königsfrieden *), sie standen als königliche
') Wie auch in andern deutschen Rechtsqueilen. Sp. HI, 7. Sciiwab.
346. M. Schöir. b. Stenzel Nr. 105, §. 118.
xc
Kammerknechte (servi cammerae, cammerae regiae per Bohemiam
serviles ^) unter dem Kämmerer.
Von besonderer Wichtigkeit für die StclUing der Juden in
Böhmen ist das sogenannte Judenrecht von 1254. Dieses Privi-
legium, welches im Wesentlichen mit mehreren ähnlichen Gesetzen
in anderen Theilen Deutschlands nach Inhalt und Form überein-
stimmt, hatte ein päpstliches Gesetz zur Grundlage ^).
Nach diesen Gesetzen haben die Juden der städtischen ge-
genüber eine eigene Verfassung. Sie erscheinen als berechtigte
Geldmäkler, ihnen Avar der \^'ucher (Zinsen von Zinsen) gestattet,
welchen canonische Gesetze den Christen strenge untersagten. Sie
bewohnen einen eigenen Stadtlheil mit einem eigenen Gerichtsver-
fahren. Jede Verletzung der Juden ist strenge verboten. Ihr
Leben, ihre Hauser und Leichenhofe haben steten Frieden. ^)
Im Verkehre mit Christen ist die Zahl der Zeugen genau
bestimmt.
•) Vergl. Jacobi Codex 162.
^) Und zwar die Bulle Innocenz IIL vom Jahre 1199. Vergl. Ray
naldi annal. ecc. ad ann. IVr. 54. Nicht wie ni;m gewöhnlich annimmt
Innocenz IV., der zwar 1247 diese Gesetze erneuerte. Raynaldi
a. a. 0. Nr. 83.
*) Wir gaben im Anhang Nr. VI die Jadenrechte Ottokars, welche
in dieser Fassung bisher nicht bekannt sind.
Senkenberg'(Vision p. 311) gab einen Abdruck der mährischen
Judenrechte, welche aus einem Hradischfcr Codex eulnommen
sind. Davon gibt auch Hermannsdorf Ges. d. Israel. AVien 1819,
111, und Luka Justiz-Codex I. 73 einen Abdruck. Da diese Edi-
tionen alle nur nach einem Codex gemacht sind, giaui)en wir die
Aufnahme dieser neuen Fassung des Rechtes diessmal gerecht-
fertigt. Es dürfte hier nicht ganz zulässig sein, über die ver-
schiedenen Judenrechte, die im Wesentlichen zusammengehen,
sich weiter auszubreiten, und nur die Aufzählung der bekannten
möge hier genügen.
Österreich: Priv. Friedrichs II. für d. Juden v. 1238. Hor-
mayr Wien, Urkb. Nr 19. Dess. Tasihcnlmch 1S12, p. 69, Kurz 0.
unl. Ollükar II. 32. l'riv. v, 1244. Hauch Script. I. 201.
XCI
§. 14. Kaufherren und Handwerker.
Im prager Sladtrechte treffen wir auf zahlreiche Andeutun-
gen über genossenschaftliche Einigungen der Handwerker.
Alle die Stellen lassen schliessen, dass Innungen in Prag schon
längst bestanden haben ; es handelte sich daher nur um die Con-
firmation und Bestättigung der einzelnen Statuten.
In der ersten Periode der Statuten werden die Gewerke den
Kaufherren, den Geschlechtern gegenüber gesetzt (artifices inechanici
sive operarii et mercatores St. 32. artificium manuale St. 2.).
Auch die Krämer und Schenker werden als zünftig bezeichnet.
Allen Gewerben voran stehen die Tuchmacher und Tuchhändler
(panniPices et pannicidfe), letztere auch Gewandschneider genannt.
(St. 29. 30. 58. 94.)
Bei einzelnen Handwerken erscheinen geschworne Vormei-
ster, welche von den Schöffen gewählt und alljälvrlich bestättigt
wurden. Nebst diesen Vormeistern (Fürmeistern St. 94.96.) waren
Beschauer, so bei den Tuchmachern (St. 96.), Schneidern (St. 58.),
Fischern und Müllern (ßl. 97.). Aus diesem Zunftrathe bildete
sich insbesondere bei dem letzten Gewerbe das sogenannte
Mühlenrecht (saud mlynäfsky ^). Die Aufsicht auf Gewerbe
bezog sich auf Jlaass und Gewicht (St. 58. 29. 33.97.), Fest-
setzung einer eigenen Taxe (^St. 3. 4.) , Bestrafung gewerl)s-
widriger Erzeugnisse (Bb. 93.) und die Kräftigung des Zunft-
verbandes durch Beschränkung in dem Alleinbetriebe (St. 30.)
und Hemmung aller Streitigkeiten.
Polen: Priv. Herzog Boleslaws v. 1264. Hormayr Archiv 1826,
Nr. 29, 33. Laski Commune jus Polon. Crac.1506, f. 16S.Konar.soii
Volum. LegUMi, AVars. 1732, p. 3U9.Bandlkie Jus polouicuni, Wars.
1831. 1 — 21.
Schlesien: Schntzbrief Herzog Heinrichs IV. von Breslau v.
1295. Sommersberg Script. III. 91, 105. Böhme Bciträije II. 2. 187.
And CT e Theile Deutschlands: Siehe Goidast. const.
imp, III. 399. Fabricii annal. misnens. ad annum 1265.
') Vergl. Rössler die Gerichtsstellen und IS'ebenrechle Prags, p. 17.
Xfll
Zum Gewerbsbelriebe war das Bürgerrecht erforderlich (St.
30. 31. 32.33.); der neue Meister nuissle Bürgen setzen, dass
er 3 Jahre und 1 Tag mit der Stadt leide. (St. 33.) Doch
haben wir schon eine Spur des Überganges des Meisterrech-
tes auf Meistersöhne und den Vorrang jenes, der des Meislers
Tochter ehelicht. (St. 33.)
Ganz eigenthümlich ist die Haftung der Schneider für die
Vergehen ihrer VV^erkgenossen. (St. 33.)
Neben den Zünften bestanden bei den Gewerben noch Bru-
derschaften, welche nebst den Zunftinteressen noch religiöse und
gesellschaftliche Zwecke befolgten. So wird eine Bruderschaft
der Schneider erwähnt; auch hatten die Maler und Schilder
eine Bruderschaft gestiftet '). Doch haben wir deutliche Spu-
ren, dass nicht alle Gewerbe noch zünftig waren, so wurde das
Becht Gold zu schmelzen, als Art eines städtischen Begales einem
Heinrich dictus Bauber übertragen. Er musste das geschmolzene
Gold mit den Stadtzeichen versehen. Die Silberschmelze wird einem
Bürger Conradus auf ähnliche Weise übertragen. Die Preise für
die einzelnen Handlungen sind festgesetzt, doch wurde ihnen
der Verkauf und Handel mit diesen Gegenständen nicht gestattet.
<i. Finanz- und Miriegsverfassung,
§. 15. Stadtsteuer und S tadteinkü nfte.
Die Stadt war als Gesammtheit zur Zahlung verschiedener
Steuern verpilichtet. In den Tagen, wo der Finanzliauslialt der
Fürsten nicht geregelt war, Adel und Geistlichkeit nur freiwillige,
oft aber auch willkürlich eingestellte Beiträge leisteten, der
Bauernstand durch häufige Kriege verarmte, waren die Städte
eine der wichtigsten Geldquellen der Fürsten. Grosse Summen
') Das Original dieser Statuten, welches noch vor kurzer Zeit auf
einem Pergiuncntblattc vorhanden war, konnte ich leider trotz
aller Bemühungen nicht einsehen. Einen Abdruck derselben ent-
halten die Materialien zur allen und neuen Statistik von Böhmen,
VI. 117, mit einem Facsiiiiilc.
XCIII
musstcn oft und schnell aufg:ebracht sein. Es wurden daher ver-
schiedene Steuern und Auflagen erdacht, das indirecte Einkom-
men durch Vorbehalt mannigfacher Zinsen und Abgaben von
Handel und Gewerbe durch Bestimmung- zahlreicher Geldstrafen
versichert. Nebst der Hauptabgabe (Königssteuer, bernae, ex-
actio collecta) gab es auch noch Hilfsgelder (Beden^ ; dann be-
hielten sich die Könige bei gewissen Städten häufig Erb- und
Grundzins von gewissen Hofplätzen (areae), weiter einen Antheil
an den Gerichtsfällen, Grundzinse von Fleischbänken, Brod- und
Schuhbänken. Dann das Ungeld, Hebungen vom Kaufhaus (do-
mus forensis, domus mercatoria, Theatrum) und die verschiedenen
Brücken- und Kaufzölle, 3Iünzgelder u. s. w. ^)
Viele dieser Einnahmsquellen, welche ursprünglich Sache des
Königs waren, kamen bald auf entgeltliche oder unentgeltliche
Weise an einzelne Bürger oder an die Stadt selbst. ^)
Diess war insbesondere schon in jener Zeit der Fall, in
welche unser Stadtrecht fällt.
') Eine Urkunde König Wenzels vom Jahre 1410 (im Archivs-Codex
107) enthält eine vollständige Terminologie von Steuern; darin
wird eine Befreiung von allen Steuern, Losung, auf zwei Jahre
ausgesprochen und aufgeführt : Losung, gulte, Rente, Steuer,
berne, hülfe, bete, usseczunge, beschaczunge und
sust aller ander beswerunge, wie man die mit sunderlichen Wor-
ten benennen mochte. — Wichtig ist darin auch folgende Be-
stimmung: Alle Landlcute, Bittere, Knechte, die uff dem lande
czinse, erbe oder äkcr haben, die irer hülfe begeren in ire stat,
und Burger recht einnemen mugen, werden Alle wegc uon Hun-
dert Schocken czinses ader erbes werte czehen schock grossen
derselben — Stat — jerlicher zu geben pflichtig sein — Das
sol weren bis zu unsern AViderrufen und als lange, als das der-
selben Landleute guter wille ist. Wann so wir das nicht mer
gestaten wollen, so mugen wir sie hiesen von der stat czyhen
und des gleichen mugen sich auch dieselben Laudleule uon der
stat einbrechen und i'rey usczyhen, wen sie wellen, an alle ab-
rechnunge und hindernusse.
*) Vergl. Stenzel Urkundenbuch 191.
XCIV
Um eine baare Summe auf7,iihrin|»en, nherliess der Köni^ das
Ungellum an die GiMiuinde selbst. Es ist bicr nicht am Orte,
eine historische Hntwickhing dieser Erscheinungen zu geben. Es
niuss nur die Thatsache erwähnt Averden, dass nach unserem
Stadirechte die meisten indirecten l\öni<rlichen Einkommensquel-
len *) an die Stadt übergangen waren ; die Gemeinde hatte die Auf-
legung und Bestimmung der bürgerlichen Steuer den Bürgern ge-
genüber, und nur sie war dem Könige gegenüber verpflichtet.
Steuerbefreiungen des Königes trafen daher nicht die einzelnen
Bürger, sondern die Bürgerschaft als Gemeinde, ")
Um die von den Königen geheischten Summen als eigent-
liche Berna, Königssleuer , aufzubringen, erhob die Stadt die
Stadtsteuer (Losung), nebstdem kam ihr das Ungeltum zu und
mehrere andere Gefälle. Doch auch diese Einkommensquellen ge-
nügten oft nicht den Anforderungen der Könige, daher auch
schon zeitlich Schulden (Dcbita civitatis) erschienen.
Zu der dircclen Steuer gehört vorerst die Losung.
Der ordeiillichen Sladtsteuer (Losung) unterlag jedes städ-
tische Vermögen, sowohl fahrendes als unfahrendes Habe, sie
betrug von einem Pflug Acker 40 gr. von einem Schock Zins 4 gr.,
von einem Schock fahrenden Habe 1 gr. ■')
Diese Steuer niusste auch von Insassen, welche nicht das
Bürgerrecht erlangten, und anderorls Angesessenen, die hier Stadt-
güter hatten, bezahlt werden.
') Doch nicht unbedingt alle.
') Auch schon früher geschehen solche Übergaben. Urkunde Jo-
hanns von 1359. (Archivs -Codex 61.) Tria ungelta videlicet
pannoruni , inslilaruni et braxaturas cerevisise werden der Stadt
übertragen.
Urkunde v. 132S (Archivs-Codex) spricht von: oil'i(-iuin Slan-
nifussorix, Urkunde v. 1342 (ibid. 4) oiriciuin fussoriie cera;; Ur-
kunde v. 1412 (ibid. 113) ofTicium carbonaria?, welche an einzelne
Personen vom Könige übertragen wurden.
*) Die Stadlsleuer, Losung, niussle nötbigenfalls beschworen werden.
Auch in IViirnberg küninit diese Stndlsleucr unter dem Kamen
Losung vor. Beschweren der Steuer 111. 210.
xcv
Zur Zahlung der Steuer war eine Frist von 14 Tagen ge-
geben. Wer die Stadtsteuer nicht zahlte, verlor das Bürgerrecht,
und konnte es nicht mehr erlangen. Die Hebung und Bestimmung
der Steuer war von dem Rathe den städtischen Steuereinnehmern
(Losunger) 4 an der Zahl übertragen. Sie waren aus den Schöf-
fen und der Gemeinde gewählt, hatten anfänglich eine Besoldung
von 5 Schock, welche ihnen aber später entzogen und strenge
untersagt wurde, sich von dem Stadtgelde zu nähren und zu klei-
den. Ihnen kam auch die Eintreibung der rückständigen Steu-
ern durch Pfändung des Vermögens zu. (St. 112. *)
Zu der indirecten Besteuerung gehörte in Prag das Ungel-
tum, accise ^'). Wir finden die im Mittelalter sehr gebräuchliche
Steuer auch in Niedersachsen, Riieinlande, Franken, südlichen
Bayern und Österreich. Es ^Yar eine städtische Abgabe (^St. 1.),
welche die Stadt durch ihre Abgeordneten einheben Hess, sie
wurde von verschiedenen Waaren, insbesondere Tüchern, Krä-
merwaaren, Fellen, Hölzern, dann von Esswaaren, so Salz, Hopfen,
Honig, Vieh, nach dem Werthe der Waaren sowohl vom Käufer
als Verkäufer abgenommen, jedoch nur, wenn die Waare den
Werth einer Mark überstieg.
Esswaaren zum eigenen Gebrauche und Durchfuhrswaaren
waren frei.
Neben diesen Abgaben finden wir auch in Prag einen Brük-
kenzoll (Theloneum in ponte pragensi dando. St. 7.), welcher
am 11. August 1348 zur Herstellung der steinernen Brücke er-
neuert wurde.
') Losung als Stadtsteuer kommt nicht in den Städten in iVord-
Deutschland, wohl in Süddeutschland, so in Nürnberg, Augsburg
vor, in andern Städten trug sie den Namen Geschoss. Stenzel 261.
») Hüllmann Städtewesen H. 119. Scherz Gloss. Ungelt. Schreiber
'Urkundenbuch der Stadt Breisffau I. 96.) will unigeld lesen.
Siehe darüber Stenzel 263. Anmerkung. Auch Günther cod. dipl.
Mosel. II. 290. Als gehässige Abgaben auch Unrecht genannt, in
Frankreich Mala tolta.
XCVI
Audi hier wiederholt sich bei der Beslimmung der Zollsätze
eine AiilV-ühlimg der einzelnen \\'aaren<Tattungen nach Fässern,
Centen, Zahl der Stücke rnif nicht unbedeutenden Auflagen.
Merkwürdig ist es, dass selbst die über die Brücke überzie-
henden Bürger iii gr. ; jede Braut, welche nach ihrer Vermäh-
lung über die Brücke geführt wurde, 1 gr. zahlt. Für die Ab-
nahme dieses Zolles waren eigene Beamte bestellt.
Die Einnahme des Weinzolles besorgten 2 Weinbeschauer,
(Affussores Vini qui juraverint ad hoc quod mensurent vinum
portanlium), welche gegen jede Umbilde durch Verhängung
schwerer Strafen geschützt waren.
Es wurde daher eine und dieselbe Waare mit dem Ungeld
und dem Brückenzolle belegt.
Zum Zwecke der Pflasterung Avurde (1331), weil die Einkünfte
nicht reichten , auch noch ein Zoll auf Malz und auf Zug- und
Wagenpferde gelegt. (St. 43.) Nur Baufuhren waren ausgenommen.
Andere Einkünfte:
1. Abgabe an der Stadtwage.
2. Antheil an den Strafgeldern und Gerichtsgefällen, ins-
besondere bei den Urtheilfmdungen für andere Gerichte.
3. Das bürgerliche Abfahrtsgeld. (St. 131. 133.)
§. IG. Städtische Kriegs Verfassung und Gesandt-
schaft.
Die Bürger waren ferner zur Stadt- und Landwehr ver-
pflichtet ; auch hier übte der Bath die obere Leitung aus, ihm
kam es zu, die Bürgerschaft im Kriege anzuführen.
Der Schulz der Stadt, die Verlheidigung der Mauern und
Thore, war schon längst Sache der Bürgerschaft; es wurde
einzelnen Gewerben und Künsten die Bewahrung einzelner Stadt-
theile eingeräumt, so den Schildnern, den Genannten, u. s. w.
Über die Heerfahrt ausser dem Lande enthält unser Stä-
tutar-Becht eine ausführliche autonomische Bestimmung.
Die Stadt war zu diesem Behufe in 4 Viertel, die noch
im XM. Jahrhunderte von Bedeutung sind, getheill.
XOVII
Unser Frauen- Viertel (Tlieinkirclie).
S. Leonardi- Viertel.
S. Niklas-Viertel.
S. Galli-Viertel.
Wenn auf zwei dieser Viertel das Loos fiel, so hatte sich
jeder Bürger, arm oder reich, zu bewalTiien und zu folgen;
nur im Falle einer erwiesenen Krankheit und anderer Ehaften
kann er sich vertreten lassen.
Die Heerfahrt unternehmen sie auf eigene Kosten, sie blei-
ben aber der Losungen frei, welche von den daheim geblie-
benen gelragen wurden.
Als Anführer erscheinen zwei Hauplleute , einer aus den
Schöffen und der andere aus der Gemeinde gewählt. Die Stadt
gab ihnen 100 ü' Groschen wöchentlich zur Aushülfe.
Zur Vertretung des Bathes nach Aussen behufs der Ver-
mittlung der Stadt mit dem Laudesherrn, war das Verhältniss
der Botschaften nöthig.
Ein anderes umständliches Statut bestimmte den Aufwand,
welcher bei einer Gesandtschaft an den König nicht überstiegen
werden .soll. Jeder Gesandte reitet mit 3 Knechten und 4
Pferden aus , nicht mehr oder minder wegen der
St ad tehre.
Nur wenn der König sich am Rhein oder in Welschland
aufhält, kann die Zahl der Reisigen und Pferde gemindert werden.
Jeder Gesandte erhält für sich und seine Leute von der Stadt wö-
chentlich im Lande 4 iV'-, wenn es ausser das Land ging, 5 11 ,
III. l§»cliluss\vort.
§. 17. Charakter des Rechlsdenkmals, Sitte und
Brauch der Zeit, Bild und Leben der Stadt.
Wenn man sich eine Rechenschaft über den Gesammlein-
druck geben soll, den diese ehrw^ürdigen Reste aus dem Gebäude
der Municipalverfassung Prags bei uns zurücklassen, so muss vor
allen das jugendlich frische Leben darin anziehen, und besonders
XCVIII
das vertraiiungsvolle und kräftige Geslallen dps shidtisclien We-
sens erfreuen.
Doch trotz dieser Lebendigkeit, dieser Ursprünglichkeit in
Form und Inhalt der autonomischen Erscheinungen, werden auch
dem Freunde der Vorzeit viele Schattenseiten niciit entgehen
und das Schwanken eines noch unentfalteten Organismus nicht
unbemerkt bleiben.
Im Privatreclite deutet eine grosse Ängstlichkeit in den
Normen noch auf die Kindheit der Rechtsentwicklung hin. Bei
dem Aufleben des Handels und Verkehres, bei der Erweiterung
der bürgerlichen Verhältnisse, wurde mit neuen nur zeitweisen
Massregeln den nächsten Bedürfnissen nothdürftig entsprochen.
Und doch begegnet man an keiner Stelle des Stadtrechtes
einer deutlichen Reception des römischen Rechtes , welches in
Obligationenverhältnissen so ausgebildet , hier eine erwünschte
Aushülfe hätte bieten können ; allenthalben tritt die körnige
Bezeichnung der Rechtsverhällnisse in den einfachen selbstgege-
benen Formen der Satzungen erfreulich hervor.
Im Strafrechte, das ein weit reicheres Materiale bietet, ist
noch keine Spur einer allgemeinen Auffassung, überall eine
ängstliche Casuistik, Rohheit der Strafen, theils auf physische
Abschreckung gegründet, theils auf eine nicht minder rohe
Prävention.
Nur in äusserst seltenen Fällen tritt die Strafe aus der Idee
der Poena publica hervor.
Friede innerhalb der vier Pfähle, in der Familie und im Hause,
auf Wegen und Strassen, die Grundpfeiler der Verfassung des
geselligen Lebens , waren noch vielfach gefährdet. Daher so
viele Strafen -gegen Heimsuchung, Entführung und Notzog, gegen
Sammlung und Friedbruch. Und doch finden wir in der Ein-
fachheit und Schlounigkeit des Verfahrens , in der Mündlichkeit
und ÖlTentlichkeit der Verhandlungen , in der Berechtigung der
Bürger als Richter und Schönen, als Rcclilfindonde und Recht-
sprechende die Vorzüge des mittelallerliciien Strafverfahrens, die
manchen Ersatz für die angedeuteten Mängel bieten.
XCIX
Nicht minder mangelhaft war die Finanzverwalliuig' der
Städte. Auch hier eine grosse Scheu hei Neuerungen und ein
noch gänzlich unentwickeltes Ahgahenverhältniss.
Am zahlreichsten sind die polizeilichen Anordnungen , der
wichtigste und inhaltrcichste Theil des städtischen Rechtslebens,
Genossenschaften sind die Seele der Städte, daher auch zahlreiche
Anordnungen zu ihrem Schutze ; heilig und hehr war das Biir-
gerthum, darum die strenge Bewachung seiner Rechte und Aus-
schliessung aller Fremden und Gäste von derselben.
Das interessanteste Bild gewährt die Stadt unstreitig als
die Gesammtheit der Bürger. Die Prager Bürgerschaft steht da,
eine markige mittelalterliche Gestalt in kräftigen Ulannsjahren in
einer würdigen bewussten Selbstständigkeit. 3Iit einem aner-
kennungswerthen Tacle wurden die Rechte und Freiheiten der
Stadt gewahrt und immer nach einer grössern Abgeschlossen-
heit gerungen.
Wollen wir schliesslich auch einen Blick auf die zahlrei-
chen Spuren der mittelalterlichen Gebräuche und Sitten und auf
das Bild der Stadt werfen, wie es sich aus unseren Quellen öfinet.
VVie eigenthümlich sind hier die Luxusgesetze, das Verbot
des Kleider-Luxus — nur zwei Wambse sollen Bürger haben — (St.
45) — das Verbot des Festgesindes — (St. 42), die zahlreichen Ord-
nungen wegen Waffcnlragen , die ganz eigenthümliche Bestra-
fung der jungen Bürger (St. 21), das strenge Verbot von Spiel,
wie des Richters Glocke Ruhe und Ordnung in Gasse und
Haus, Schenke und Keller heischte (St. 5. 40.)-, Wallfahrten wa-
ren zahlreich, durften nicht gehindert werden (Rh. G2. 112.).
Ein Verzeichniss von Esswaaren und Getränken, Gewürzen
und Früchten, Kleidungsstücken und Waaren könnten wir aus den
einzelnen Stellen genug bezeichnend für den damaligen Handel
und Lebensbrauch zusammenstellen , wenn wir nicht besorgen
niüssten, hier den Raum einer Einleitung, wo doch vorneiinilicli
auf das rechtliche Element Rücksicht genommen werden soll, zu
überschreiten.
Doch wollen wir nur noch zum Schluss das Bild unserer
Hauptstadt , wenn anch mehr im Nebelbilde als in bestimmten
Umrissen vor uns erscheinen lassen.
Leider haben bald nach unserer Periode hereinbrechende
Stünne dem Zahne der Zeit vorgegrilTen und vieles zerstört,
was noch in unseren Tagen als sprechender Zeuge da stehen
könnte.
So viel wir aus unserem Buche und gleichzeitigen Urkun-
den erkennen, war das Getriebe des Handels und der Gewerbe
hauptsachlich auf den kleinen, damals wohl noch mehr beschränkten
Raum der Altstadt, selbst nach Gründung der Neustadt eingeengt.
In den engen winklichen Gassen wogte das Leben einer der heu-
tigen Bevölkerung wohl gleichkommenden Einwohnerschaft ; man
denke sich Prag als Sitz des deutschen Kaisers und dessen
glänzenden Hofstaates, einer blühenden Universität und als Sta-
pelplatz eines bedeutenden Handels. Die Kleinseite, von jeher
unbedeutender, wird, sonderbar genug, in den zahlreichen von uns
und unseren Freunden durchforschten Urkunden wenig erwähnt.
Diese rege Bewegung wurde durch zahlreiche Vorsprünge
(Vorbauten) an den Häusern von Holz und Stein gehemmt.
Die Häuser, grösstentheils von Holz, klein, nur auf das nächste
Bedürfniss berechnet , wurden möglichst zusammen gedrängt,
denn mit dem Umfange wuchsen die Kosten der Befestigung,
mit dem Umfange wuchs die Schwierigkeit der Vertheidigung.
Nur die öffentlichen Gebäude, Kirciien und Klöster -waren
prächtig und von Stein aufgeführt. Auch erhoben sich bald die
Häuser der Herren, Ritter und reicher Äbte in grosser Pracht-
Mächtigere Patricierfamilien blieben nicht zurück.
So wie in den Zeiten des Krieges jede Stadt den Charakter
einer Festung trug, so wurden auch in den Tairen, wo Privat-
fehden ungemein häufig waren , die Häuser der vorzüglichsten
Bürgerfamilien einzelne abgeschlossene Verlheidigungspunkte.
Über den hohen Spitz- und Giebeldächern ragten oft Thürme
hervor und neben den wohl verwahrten und vergitterten Fen-
stern waren Schies.sscharlcn angchraclit : denn haullg wurden
diese Hauser geschlossen und Fehde geführt. In den Tagen des
CI
Friedens gewann die Stadt ein heiteres und belebtes Bild. Auf
allen öffentlichen Plätzen, am Ringe, in den breiteren Strassen,
vor der Frauenkirche , auf dem Kohlmarkt vor der Gallikirche,
in den Nonnen- und Klosterhöfen hatten sich in den einzelnen
Hütten (Huttae), Krambuden (institae, apothecae), AA-elche dem Erbe
zugerechnet waren, die Kaufleute eingemiethet, oder sie standen
mit ihren Wagen (currus), Tischen (mensa;) da.
Jeder Gattung von Waaren war in der Regel das Verkaufs-
lokale angewiesen.
Vor dem Rathhause, vor dem Thurme standen die Hurdler
mit Borden, doch durften sie nicht mit Parchant , Golz, Lein-
wand, Zendalt und Seidengewand handeln.
Auf dem Ringe vor des Reisenkiltels Hause wurden Feigen,
Mandeln, Reis, Weinber feilgeboten , doch durfte nicht Wachs
und Zucker verkauft werden.
Zeitlich gab es einen Holzmarkt am Podskal, einen eigenen
Fisch- (St. 127.), Obst- (St. 128.), Kohlenmarkt (St. 126. 143.)
mit bestimmten Satzungen.
Einzelne Gewerbe waren besonders wegen der polizeilichen
Aufsicht bei Lebensmitteln mit ihren Bänken (Bancis) an ein-
ander gereiht. So die Brodbänke , Fleischbänke, Weinbänke,
Bierbänke; dann auch die Leder- und Schuhbänke.
Schon vor unserer Periode waren der Tandelmarkt und das
Lederhaus Verkaufslokalitäten, was urkundlich nachzuweisen ist.
Auch dürften diese , so wie die altstädter Fleischbänke noch
das Bild jener milteialterlichen Verhältnisse am meisten ver-
deutlichen.
Prag gab damals wie fast alle deutschen Städte das Bild
eines fortwährenden Jahrmarktes, darum auch die Verordnung,
dass die Vorbauten der Hütten der Kaulleute so hoch sein sol-
len, dass ein Reiter ungehindert darunter fortkommen kann.
Sehr häufig waren hei den Häusern am Markte Vorlauben
von Stein oder Holz angebracht, welche erst später überbaut
und zum Hause seihst gezogen wurden.
In diesen Lokalitäten, den gelegensten, hatten die städli-
CII
sehen Kaufleute ihre Waaren ausgestellt, daher die hohe Bedeu-
tung der Lauben, die Berechtigung der Laubenherreq vor andern
Kaufleuten und Bürgern.
Noch lebhafter ging es in dem Fronhof, dem Theinhofe
oder Ungelde zu, der seil dem XI. .lahrhundert das Kaufliaus und
der Aufenthaltsort der Fremden war. Da waren die Waaren
der Fremden niedergelegt, hier banden sie ihre Waaren auf und
verkauften sie. Viele rs'alionalitaten berührten sich hier. Die Fran-
zosen und die Italiener, die Karnlhner und Lützelburger durch
die geschichtlichen Verhältnisse unseres Vaterlandes an diesen
Boden einmal gewöiint, kamen auch später als Kaufleute wieder.
So wogte allenthalben buntes Leben; die meisten Hand-
werker wählten nach Sitte jener Zeit zum Betriebe lieber die
Strasse als die finstern Häuser; gab es Händel, so waren die
muntern Gesellen auch dabei und warfen ihr Handwerkzeug hin-
weg und ergriffen die verpönten , schlecht verborgenen Waf-
fen. ISur Bürger und Herren waren waffenfähig, allein nuui
müsste die vielen Satzungen über WafTentragen schleciit ver-
stehen, wenn man nicht durch sie die Thatsache beslältigt
finden würde, wie das Gebot gehandhabt wurde. Wie schwer
wurde es daher dem Bichter und seinem Gesinde, Buhe zu ge-
bieten, und kaum konnte des Bichters Glocke am Abende das
geräuschvolle Leben, auf Strassen und Wegen, das aus den Häu-
sern und Hütten und selbst aus den Kellern, denn auch diese
waren bewohnt und hatten ihre Ausgänge gegen die Gasse,
herausschallte, bis an den Morgen zum Schweigen bringen.
So gewinnen wir ein Bild unserer Stadt, das dem gere-
gelten und civilisirten Zustande der Jetztzeit wenijj gleicht,
auch in uns keinen Wunsch des Wechsels erregen wird ; aber
gewiss hat es einen vorzü<>;licli malerischen Anflug; die bunte
Manigfalligkeit und eine rührige Lebendigkeil verleiht dem Gan-
zen einen eigenen Beiz.
Das
tatutarrcelit.
1. I>e Uiig^elto civitatis.
St. t'olio primo. A. 175.
Unffeltum civitatis Pratensis sie (lebet recipi et dari. si-
ciit iiiferius in praesenti libro coiitinetur expressuin et primuin
de vino.
Quiciinque viinim Revolam aut Bozanicum adduxerit et hoc
propinare voluerit, tenetiir et debet de qiiolibet vase hujusinodi
dare unam sexagenam gross, denariorum pragensiiim.
Item de quolibet vase auslralici viiii i ') sexag. gross.
Item de quolibet vase vini terra? i ferfonem gross. Et
quicunque viniini adduxerit quodcunque ad vendendum et infra
xiiii dies continuos a die, qua adduxerit, non veadiderit, tene-
tur et debet ungeltum dare de quolibet vase sicut superius est
expressum. Si vero ante xiiii dieruni exituni eduxerit , nullum
dare tenetur ungeltum. Item quicunque vinuni emerit quodcun-
que non ad propinandum sed ad deducendum, tenetur et debet
de qualibet marca dare iiii parvos denarios pragcnses et ven-
ditor siniilifer. Et quicunque vinum adduxerit quodcunque et
vendiderit , tenetur et debet de marca qualibet iiii parvos de-
narios dare, eniens vero tale vinum ad propinandum tenetur et
debet dare de quolibet vase vini ungeltum , sicut superius est
expressum. Item quicunque nnum vas vel dimidiuni aut tynam
vini cujuscunque pro se emerit ad bibendum , nullum tenetur
dare ungeltum. Si vero plures liomines quicunque unum vas
pro se ernennt ad bibendiun et diviscrinf inier se , tenontur et
debent de tali vase dare ungeltum sicut snjierius continetur.
Praeterea ungeltum de pannis sie de!)et recipi atque dari,
scilicet : Oi''f""f|"^ pannos cujuscunque maneriei adduxtrit, cum
tales pannos disligaverit, tenetur et debel de qualibet marca
') 1. inediam A.
(lare iiii parvos denarios Pragenses, et quicunqiie tales pannos
enierit , liic eiiiplor teiietur et debel ctiam de qiialihet marca
dare iiii parvos denarios. Item quicunque pannos adduxerit et
vendere noiuerit vel non poterit , potest int'ra xiiii dies conti-
niios a die, qua adduxit , eosdcni pannos abdiicere sine solu-
tione un^elti; si vero hi dies xiiii fuerint elapsi , tenetur et
debet solvere ungeltuin , sicut superius est expressum. Est
autem sciendum , quod quodlibet stamen panni scarleti pro xvi
marcis computalur , de quibus quilibet tanlummodo tenetur et
debet solvere ungeltum ; et quodlibet stamen panni Gandaniensis
pro viii marcis et quodlibet stamen panni Iprensis pro v mar-
cis, et quodlibet slamen panni gravis de Dorn pro v marcis,
et duo stamina |)anni levis de Dorn pro v marcis, et duo sta-
mina panni de Popring pro v marcis tantummodo computantur.
Insuper quilibet de aliis pannis quibuscunque secundum valorem
panni tenetur et debet de qnalibet marca dare iiii parvos de-
nar. Prag.
Praeterea ungeltum de mercibus institorum sie est reci-
piendum et dandum : Quilibet emeiis merces institorum tenetur
et debet dare *) de marca qualibet iiii parvos denarios et ven-
dens similiter. Item quicunque civis merces institorum addu-
xerit, mox cum eas disligaverit , dabit ungeltum, et quotiens-
cunque merces institorum emerit, totiens solvere tenetur un-
geltum. Si vero aliquis merces institorum emei'it infra marcam
absolute aut vendiderit , nulluni tenetur dare ungeltum. Item
quicunque merces institorum adduxerit et vendiderit ungellum-
que semel de talibus mercibus dederit. sicut dare tenebatur , si
cum denariis pro mercibus hujusmodi receptis infra xiiii dies
continuos merces quascunque emerit, nulluni tenetur dare un-
geltum ; si vero xiiii diebus a die venditiouis elapsis emere vo-
luerit, tenetur et debet solvere ungeltum. Haec sunt pertinen-
tia ad merces institorum: lineus pannus, pelliculte quaeiibet
spectantes ad arfeni pellipariam, coreum et corrigiiP , lignum
fladrinum et bu.xiuuni , semina porri , ceparum, papaveris et
consiniilia ac oleum.
Pra'terea ungeltum de pecoribus sie recipiatur atque de-
tur: Quilibet emens bovem aut vaccam tenetur et debet dare
de quolibet bove aut vacca vi parvos denarios pragenses et
vendens similiter. Item de porco empto pro majori pretio
quam pro diniidio firlone emptor tcuclur dare iii parvos dena-
') Uecst in A.
rios et vcndens similiter. El quilibet eniens ovem Icncfur ilare
de ipsa ove i parvuiu denariuin et veudens similiter et de
capra etiam emeiis eani i parviim denariiim et veiulens simi-
liter. Item quilibet emeiis pernam tenetur et debet dare iii
parvos deiiarios et vendens similiter. Item qiiicqiiid emerit inter
alia ad istiid ungeltum spectantia pro minori pretio , quam pro
dimidio fertoiie, de hoc nulliim debet solvi ung^eltiim.
Prs-terea ungeltum de sale et luimulo retipiatur et detur ')
tali modo : Quilibet emens mensuram salis , quae vulgariter
schedel dicitur, tenetur et debet dare i parvum denarium Prag.
et vendens similiter; et de mensura, quae dicitur stranna -),
emens i parvum denarium et vendens similiter. Item de kuppa
salis. quae mensura kufen dicitur, emens i parvum den. et ven-
dens similiter solvere tenebitur et debebit. Item quicunque de
humulo simul et semel pro una marca emerit aut vendiderit,
emens tenetur et debet dare iiii parvos denarios et vendens
similiter.
Praeterea ungeltum de melle recipiatur et detur taliter :
Quicunque tynam mellis emerit aut vendiderit, emptor de tyua
mellis tenetur et debet dare i fertonem gross, den. Prag, et
venditor similiter, de olla vero mellis nemo tenetur solvere
ungeltum.
Praeterea ungeltum de piscibus; Quilibet emens sarcinam
allecis, quae vulgariter maysen dicitur, tenetur et debet dare
de ipsa sarcina iiii parv. den. Prag, et vendens similiter. Item
quicunque allecia adduxerit et vendere noluerit vel forte non
poterit , potest infra xüii dies continuos a die, qua adduxit,
eadem allecia abducere, nulluni soluturus ungeltum. Si vero
hoc facere neglexerit, tenetur et debet immediate solvere un-
geltum. Item de husione et de piscibus curruum emptor horum
piscium tenetur et debet solvere de marca qualibet iiii parvos
denarios et vendens similiter, si pro marca emerit et vendide-
rit si vero pro minori pretio quam pro marca nulliim solvaf
ungeltum.
Praeterea ungeltum de braxaturis cerevisiae sie debet re-
cipi et dari , quod quilibet dequolibet braseo venali tenetur et
debet dare duos grossos denarios Pragenses.
') datur A. ^) scranna.
2. De ](»-iio.
St. f. 2. D. Kr. 2. A. p. 176.
Hapc sunt statuta judicis et juratoruin pro commodo ci-
vitatis.
Primo quod quilibct manens in civitate ab ignis incendio
sibi caveal et ignoui suuni cuslodiat et cuslodiri faciat dili-
genter. Quod si iu domo aliiujus ignis fuerit succensus ita
quod supra ipsam domuni incendiuni visum fuerit per vicinos,
tunc hospes donuis ejusdem dare debel poen« nomine pro me-
lioratione civitatis iiii sexageuas gross. Prag. Si vero servus
vel ancilla hospilis alicujus domum ipsam incenderit , debet in
ipso incendio concreniari.
Item nemo del)et armalus aut cuspidatus ad ignis iiiceu-
dium currere nisi judex civitatis et tamiiia sua; et si aliquis
talis invenlus fuerit, debet privari cuspide et etiam armalura
(e.xcepto pileo ferreo, securi et cyrotecis ferreis ').
Item nemo debet alicui homijium sub tali incendio quis-
quam recipere de sua substanlia in (loino inccnsa sive de domo
porlata, quod si feccrit debet decapitari.
Item quodlibet arliliciuni maiiuale-) debet liabere uncos
ignis, et cum ignis fuerit incensus'*), quod arlilices ipsius ar-
tificii cum suis uncis accurentes domos dislrahant incensas; et
quodcunque artiücium hoc facere non curaverit, illius artiücii
arlifices dehent dare pcTu* nomine x talenta parvorum denario-
rum pro meiioralione ci\italis.
Item omnes carpeularii dobent ad ignem succensum-*) ve-
nire et ibidem ildcliter adjuvare ; quodsi aliquis ex ipsis facere
non curaverit, debet sibi recipi tola sua substantia, et debet
ejici de civitate nunquam perpeluo redilurus ^).
Ilem omnes vectores civitatis vecturas pro prelio facien-
tes, quilibet eorum debel aquam ad ignem succensum adducere;
cui del)et dimidius soliibis jjarvorum denariorum dare de quo-
libet vase aquao : et quicuuquc hoc non feccrit, doI)et sibi currus
cum equis recipi, et de civitate expelli non redilurus ''), sicut
prius.
') In D. *) D fehlt. ') .siucessus I). ') incendium D. "•) Quod
si aliquis ex ipsis faocrc non ciiravorit, ille uiiani sex. gross,
pro poMia dal)il pro nieliorationo civitatis, vel extra rivilatem
dclicl iiiaiicre ad iiiuiiii inicirrmn anmim. Siinililer onincs bal
neatoros tnniiliares siios cum tinis et instnimenlis suis ad illinn
iü;ncin dcbcrit dirriprerc sub ptrnn pricniissa U. '■) perpeluo D.
3. I>c ceiiieiito ot lateribus.
St. f. 2. D. Nr. 2. A. 176.
Item voliint, ut cemenlum sie vendatur. Quilibet vendens
cementum debet dare ceiitum et decem tinas pro uiia sexag-.
gross. Si vero minus dederit, perdet totuin cenienlum, et non
cremabit aliud infra unius auni spatium.
Item mille latcres murales debent dari pro xxii grossis
et millc lateres lectuales ') debent dari pro xxiv grossis. Si
vero pretiosius dederit, perdet lateres et infra unum annum non
cremabit alios.
4. De I^apicidiis.
St. f. 2. D. Nr. 2. A. p. 176.
Item, nulli magistro lapicidiie aut carpentario debet dari
plus pro die laboranti nisi duo grossi denarii et servitori , qui
mereri' potest pro die ii grossi. Si vero plus recepcril pro
die, perdet tolam suam substantiam et insuper exibit perpeluo
civilatem. Et quicunque plus dederit pro die quam ordinatum
est quotiens hoc fecerit, totiens dabit Ix. parvos denarios.
3. ]>o caiiipasaa jitdiciis.
Sl. f. 2. D. Nr. 2. A. p. 176.
Item post tertium pulsum campanae judicis nemo debet
dare aliqem potum extra domiim vel in domo. Si vero facere
praesumpserit dabit Ix parvos denarios.
6. l>e coiiibustioiie auri.
C14. Dec. ist 4.)
St. f. 4. A. p. 177.
Nos Wolflinus judex et Henricus dictus de lapide, Ma-
theus de Egra , Fridricus de Gallis , Martinus de Egra, All)er-
tus Alberti, Betleliem Rudgerer -) diclus pawer, Clionradiis
pleyer Pillungvs, Clionradus de Neumburga , Vlricus Snoymeri
et Bercbtoldus de Benescliaw jurati cives Pragousis civilalis
nolum facimus universis pra^sentes literas inspecturis, qiiod nos
') Icrtiiralct; D. A. -) Riuligcr A.
6
a jiiralis antecessoribus nostris civibns Prag'ensibus statuta re-
cepiimis intra scripta, scilicet ut Heniicus dictus Räuber debeat
per se vel suuin siilxliliim (piodlibet auriim , sive civium fiieril
vel hosj)iliini conbiirere et ipsciiict iioii dehet cmere nee ven-
dere aiirmii. I)id)et eliam ipse Heinn'ciis lestain rivalis auri
ad ulilitalein illiiis , cujus est aurum converlere, vel ille snius
converlat sibiincl ad ulilitatem corani Heinrico pra-dicto. Prse-
terea si diclus Henricus conbustum aurum conburit debet gut-
las anri de tesla evellere, quam testam pro se reponat. Prae-
terea diclo Heinrico debent dari de marca rivalis auri, quae
per euni conbureltir, sex parvi denarii Prageiises. Item de
marca coinbusli auri iii parvi denarii , et de marca rivalis auri,
quam purg-abit et ponderabit. dabuntur ei iii parvi denarii. Item
de ponderatione conimiini , quam facere debet de marca com-
bu«ti auri , qufp ad ipsum Heinricura afferetur, emptor dabit 1
parvum denarium. Item de auro ciminato de marca dabitur
unus grossus denarius et caligo tamph maneat Heinrico prae-
dicto. Item dictiis Henricus debet teuere pondus ponderans
aurum et argenlum et debet sibi dari de quinque marcis ar-
genti unus parvus denarius, et si citra fuerit , etiam unus par-
vus denarius , et si citra xx marcas ponderabit vel ultra paulo
plus debent sibi dari ii parvi denarii et sie deinceps. Pr«-
terea conbustoria auri debent esse , apud ipsum Henricum vel
illum, quem jurati, qui pro tempore fuerint, ad boc deputabunt
et non alibi. Item aurum sijxnari debet per ipsum Henricum
vel per alium quem jurati ad hoc constituent , capite Iconis,
argentum vero niedio capite leonis, et quicunque ex civibus
vel hospitibus , aut ex praeemptoribus auri contra praedictum
statutum auri facere, pra^sumserit , lenetur dare pfvnae nomine
XXX solidos breves parvor. denar . prima vice , secunda vice
decem talenta et si terlia vice excesserit, tenetur exire civila-
tem, non rediliirus per annum. Item conbustoria arsfenti debent
esse apud Conradum et suum socium in ipsornm conbiislorio
vel in domo et non alibi. Isli debent couliurere purum argen-
tum. Si vero accedat quod non fuerit purum de uno quen-
lino vel de uno selino, ita quod boc eis invitis contingat, pro
eo non debent ferre po'nam. Si vero fuerit deterius , tenetur
dare pcense nomine xxx solidos parvorum denariorum prima
vice, secunda vice decem talenta, tertia vice perdent conbusto-
rium , si excesserint , sicut in ipsorum privilegio continetur;
hortau'.ur ijrilur et nionenius tenore pra-setilinn» juratos succes-
sores uoslros cives Pragenses, qui pro tempore fuerint , eis ni-
hilominus consulentes , ut haec statuta pro bono civitatis pra-
gensis et incolaruin ejus leneant et observent, ea non pejoran-
tes, sed in melius, si potuerint , emendantes. In cujus rei te-
stimonium praesentein paginam sigilli civitatis noslrae minimine
roboramus. Datum Pragae anno domini nicccxiiii xix kal.
Januarii.
7. De Tlieloiieo in poiito prag^onsi daiido.
{^11. Aug. 1348.^
St. f. 5. D. Nr. 3. A. 177.
Hae conditiones in thelonei receptione prout inferius
confinent de rebus universis in ponle ligneo Pragensi pro re-
edificatione pontis lapidei sie observabuntur , qua; etiam nolatte
sunt in hoc libro ^) anno Domini mcccxlviii sequenti die post
diem beati Laurentii martiris.
Item primo de unaque ^) ligatura pannorum , quae zawm
dicitur i gross.
Item de quolibet stamine panni, quod educilur i hal.
Item de quolibet stamine panni mixti sive grisei, quod
huc illuc ducitur i hal.
Item de qualibet ligatura, quae zawm dicitur de Gol^ seu
gallice vel bavaricalis thele i gros.
Item de quolibet vase vini Bozanici vel Rivoli iii gros.
Item de quolibet vase vini, quod schawernak •'') dicitur
ii gros.
Item de quolibet vase vini Elsasensis et Franconicensis
ii gros.
Item de quolibet vase vini Australici i gros.
Item de quolibet vase medonis Egrensis ■*) i gros.
Item de quolibet vase cerevisiae 3Iarlialis i gros.
Item de quolibet vase vini Luthmiricensis vi hal.
Item de qualibet lagena vini Bozanici Ryvole et Schawer-
nach ii hal.
Item de quolibet magno vase Olei ii gross.
Item de qualibet lagena Olei ii hal.
Item de qualibet tunna alecum ii hal.
Item de qualibet ligatura , quae zawm dicitur rerum in-
stitalium quarumcunque i gros.
') In libro antiquo ubi antiqiia jnrii civitatis conscripta sunt. A. hoc
libro D. -) uiiaqua(iuc D. A. 'J Zaweriiak ü. ') Ichlt .\.
8
Item de (|iioli[)et centeiiario ciipri shimii el phinibi , qiiod
huc vel illiid dueiüir i lial.
Ilein de quolibet cenlenario cerae ii hal.
Item de centiim ciitibus maffnis boiim vel vaccanim ii gros.
Item de quiiuiiiaoiiita cutil)iis eariiiidem cutiiim i gros.
Item de iiiuHjiiiilichnie li<ratiiia, qua' /.awiii dicitur parvarum
ciiticiilariiin el eliaiii pellieulanini (|iiariimeuii(|ue ' ) i gros.
Item de medio zawm dictarum ciiticulanim seu pellicula-
rum vi hal.
Item de quartali unius zawm dictarum cuticularum et pel-
liculariim eariimdem iii hal.
Item de quolibet centenario ligni Hader et puchspan et
tulium reriim i hal.
Item de uiio qiioque ciimi salis i gros.
Item de iino quocpie currii ferri i gros.
Item de quoli!)et ceiitenarum laue ii hal -).
Item de quolibet molari , qui per poutem ducitur vi hal.
Item de quoque curru lapidum lalerum arena; cimoiiti et
argillae i hal.
Item de quolibet curru bladi cujuscuuque grani et de
quolibet curru liguoruui truucorum et carbouuni i hal.
Item emptores et veuditores pecorum de quolibet bove
sive vacca i hal.
Item de sex ovibus seu capris i hal.
Item de duobus magnis porcis enutritis i hal.
Item de sex porcis parvis i hal.
Item, quilibet, qui cum rebus suis se per pontem traherit
ad aliam maH.-^iouem iii gros.
Item de qualibet sj)ousa malrimouialiler copulata et per
pontem deducta i gross.
Item de usione quantum drum dicitur iiii gros.
Praeterea hoc statulum fecerunt cives jurati ejusdem auui,
quod quicunque cauponum atFusores vini, hoc est, illos duos
\iros, qui juraveriut ad hoc, quod mensureut vinum portautium
semel verbis coul'udilur, tcnelur dare i {> gross., si eidem eos
secuudo similiter vorbis confuderit. tcuetur dare ii gross., si
autem idem cos tcriia vice verbis couluderit, tenefur X JY' gross,
et non propiuare uno auno coutinuo , si autem eos de facto
male tractaverit, hoc est, verberaverit vel vulneraveril, lenetur
dare x fp gross. •*).
') fehlt A. 0 g'os. D. ') frhlt Ü.
S. He lioMpc'Si contra lioügiiiem eiiiat
iBiorces.
St. f. 27. D. Nr. 1. A. p. 187.
Der richter vnd di fchepfen viid der rat von Prag-e,
di wellen vnd gebieten daz , da'^ ein it.^licli galt wider einen
andern galt nielit koufen fülle, der da iit ir>;eriialp der llal ge-
relTen, vnd onch nicht verclionfen Iz mag oucli wol ein iclich
galt iiie ligen fvnf tag vnd lieh belrachten , ob er oulge-
pinden mvge oder nicht. An dem fechrten tage foll er vf
binden oder er mag ez enwek fvren , ob ez im fuget. Iz
aber daz er vf gebindet, fo fol erz ouch hie verkoufen. Iz
fol chain gaftgebe feinem gafte koufen wider einen andern
gaft. Iz fol auch kein gaftgebe fines gaftes gut nicIit ver-
kovfen einem andern gafte , noch kein gaft fol ouch fines
Wirtes gut nicht verkoufen einem andern gafte. Iz fchol ouch
kein gaftgebe nicht gefellfchaft haben mit finem gafte. Iz
fol auch iclich gaftgebe finen gaft warnen der buze ; vnd mag
aber der gaft finen wirt vber winden, daz er in nicht gewar-
ret hat, fo fol der gaftgebe felbe die buze geben. Vber daz
fint gefe^et :^wene man, die dar vmb gelworen haben der ftat,
daz fi des warten fcliullcn ; vnd wen fie dar vmbe befagen vf
iren eit, daz hat kraft, vnd die buze dar vber daz fint drew
fchoch groffer pfennige : vnd wo fie die buzze befagen, da fol
man nvr pfant nemen an bürgen , vnd das phant das behelt
man vierzehen tage; vnd loft man iz nicht in den vierzehen
tagen, fo gibt man im darnach nicht recht antwort. Vnd ouch
welche furkovtlein ^) neuwes kramgewant, welcherleye iz fi
veil treit, das fal man ir nemen.
IBe IiUiüpitibiis«
Anno domini mcccxxviii factae
funt conflitutiones infrafcriplae.
St. f. 28. D. Nr. 2. A. p. 187.
Dife gefe^ haben di purger gemeinlich gemachet durch
der ftat eren willen.
) vorkaulfelin D.
10
1). Q,iiofl iiiiiis liospos noii voiidat altori
iiietalla aliciua ad libraiii i»poetaiitia.
(Ibitlem.)
Item daz erfte gefe^ ift das, da-^ ein gaft einem andern
gafte weder ^in , noch pley, noch knppfer, noch deiieiiierlei
konfnianlciiaft, di 7,u der wage gehorent, verkonfen fol, i)i der
buze, daz l'int drew fchok grozzer prager plennige, di er ge-
ben fol.
lO. JVe lioispois ab liospite eiiiat vel veii-
dat eideiii.
(Ibidem.)
Item das ander gefe; ift , daz dehein wirt feinem gafte
deheinerlei koufmanfchaft koufen noch verkoufen fol bi der fel-
ben buze.
11. Do propiiiatiouc viiii.
(Il)idem.)
Item ez fehol onch dehein piirger fchenken eines gaftes
wein; tele er aber das, l'o lol er ye von dem vaffe, als ma-
nich, vas er aus fchenket, drew fchok geben zv buze der vor-
geuanten ') pfennige,
13. Do iiiorcibus coiiiostibillbus.
(Ibidem.)
Item ez mag onch ein yet flieh -) gaft feine koufman-
fchaft von effenden dingen drei tag hie felb verkoufen, vnd
nach den drein tagen fol er fi hin geben oder verfuren bei
der genanten buze.
13. Jlo quis auriiiii vol arg^oiitiiiii dot
supor toi'iiiiiiuiii.
(Ibidoin.)
Ilem ez fol onch dehein purger noch dehein gaft weder
golt noch filber verkoufen noch hin borgen ouf ein tag; er
fol ez hin geben nvr vnd) bereite pfenninire, daz man ez wege,
vnd ouch im hin trage bi der buze , di her nach gefe'^el ift.
') cgenannten D. -) idcirii D.
11
14. Dv paiiiiis et popore.
(Il)i(lein.)
Item, ez fol ouch nieiiiaiid weder g-ewant noch pfeffer
noch deheiiicrlei koiifnianrchaft verkoiifon nocii hin borgen, ßr
enhabe ez den bereit in feiner gewalt; vnd wen er ez verkou-
fet, l'o fol er ez laffen tragen aus feiner g-ewalt, vnd wen ez
ausgetragen ift, fo enfol er, noch fein broteffe, ez nicht lofen,
noch wider koufen.
15. He quii§ coiicedat pecuniaiti super
teriiiiitum.
(Ibidem.)
Item, ez fol ouch niniant bereite pfenninge hin leilien auf
ein tag vm gewiii, vnd nimand fol den tag feiner gulde ver-
lengen vnib gewin,
10. IWe quis concr^dat alicui Judo
peeuBBiai§.
(Ibidem.)
Item, ez fol ouch dehein criften man deheinem Juden leihen
Pfenninge vm gewin : geichehe aber daz, daz ymant befchuldiget
wurde an den dingen oder an deheinen der dinge, der mag
fich entfchuldigen felbdrit mit feinem eide mit zwen biderben
mannen der iCi^flicher gefezzen fei ze hvndert fchocken. Vnd ift
daz, da^ er fich alfo nicht entfchuldigen mag, fo fol er geben
zehen fchok der vorgenanten pfenninge ze buze. Wirt aber
einer befchuldiget fulcher dinge ze dem andern mal , vnd mag
er fich nicht entfchuldigen felb dritte , als vor gefchriben ift,
fo fol er zwein'ijik fchok pfeninge geben ze buze. Were aber
das, daz er ze dem dritten mal an deheinen der dinge von den
fcheppfen oder von der grozzern meinge der fcheppfen beci-
gen wurden, fo fol fich alles fin gut vervallen ze buze alfo,
dem kunige dez gutes ein dritte teil, der flat der andere dritte
teil, feiner haufvrowen vnd feinen hindern daz dritte dritte teil ;
darzv fchol er di flat ravmen ewiclichen.
17. l>e daiiipuiis.
(Il)idcm.)
Item, ez ift ouch der gcfc^ eines , wen ein man einen
globten fchadcn auf eines andern niannes fchadcn nenien fol
12
oder wil, daz mag er wol tuen in fnlilier weife, daz er mit
dem manne, zv dem er den fchaden {ren\men hat, vor daz ge-
riilile in di vier benke treten fol, vnd Ibl das belutmern. auf
wen er den fchaden genvnien iiabe , vnd waz das fei , daz er
gekoufel iiabe, vnd wem er das gekoufel habe, fo hat ez kraft;
tele er des nicht, l'o hat cz uiciit kraft.
1^. l>o Isido.
(Ibidem.)
Item , ouch ift daz der gel'ei^. eines, daz nyemani vmb
deiieine bereilfciiaft, nocli vmb dehein gelt fpilen fol. (ierdielie
aber daz , da'^ einer einen andern icht an gewnnne mit fpil ;
iener, der da verfpilet, mag nymmer veriifen nvr das, daz er vber
feiner gurfel hat, vnd daz füllen fi beide verbuzen y der man
mit fumf fchillingen haller: gewinnet aber einer dem andern
ein fchok an oder mer mit fpil , da^ füllen fi ouch beide ver-
buzen y der man mit einem fchok grozzer pheninge pregil'cher
gegen den fchepj)fen der ftat "").
19. nie doforaiitur arinortiiii dofoiidieiila.
(Ilc g^ladiis et ciiltelli.«».)
fcc. S. Sept. 13Sr.J
Sl. f. 29. D. ^>. 4. A. p. 188.
Wir richter vnd fcheppfcn vnd purger gemoincldich der
ftat zv Präge bechennen, daz wir mit gemeinem rate geboten
haben von vnfers herren des kuniges Johans vnd des haupt-
mannes hern Berkeu wegen von iren geheizze vnd ouch von
vnfern wegen durch dez gemachs willen , daz der mort vnd
ander vntat in der ftat abge , daz nieman der in der ftat zv
Präge') gefezzen oder wonhaft ift, fol fwert noch ftechnielfer
tragen in der ftat zv Präge, er habe -) denne zchen march wert
erbes, vnd da'^ er die zehen march verlofunge, wenne der ftat
lofunge ift, Treit ieman dar vl)er fwert oder ftehmeffer, der
richter oder fein gefinde fol im ez nemen, vnde fünf fchilling
haller dar'^v*)i;v pvzze. Wirt^) aber ymant fwert oder ftechmelTer
tragen, der alfo '/,\ -jehen marchen nicht gefeffen ift, der fchol
das verpurgen, vnd trage er fwert oder ftechmelTer, vnd lo-
funge von zehen marchen, darnach \nd') loriinirc wird gefa'^t hoch
•) Ichll D. -) fehlt I). ') dar vber D. ') ^^il D. ') .lic I).
-) vmb spilgelt sol mau kiiues rerlitc-s helfen .V. D.
13
oder nider. Gefchecli aver daz, daz der felbe ein vntat tut,
daz er einen ^v tot flecht oder verwimt oder leint vnd vor-
llncliticli wirt , lo fchol der piirgel ^elien march den fchepfen
ouf die l'tat geben, vnd di vntat oder die gefchicht fchol ge-
vordert werden zv denifelben fchol i) nach der ftat recht. Aber
wer ov'^'^erhalb der ftat gefeffen oder >^onhaft ift, er fei ge-
feffen oder vngefeffen , der fchol noh i\vert noh nieffer in
der ftat tragen, er fei d;inn ein lantherre oder ein piirffer, der
mak >vol mit feinen khneiiten fwert vnd me'/;^er fnren vnd
tragen. E^ fuUön ouch pfaJFen khnecht, wi grof ir herren fein,
noch fwert noch meffer in der ftat tragen: vnd wer in di
ftat reiten, varn oder chomen wil, vnd nicht herberig hat. der
fchol fwert vnd meffer vor der ftat lazzen, oder man niiftt ez
im als den andern, ob er in die ftaf damit chomet. Ift aber
daz , daz er in ein herberig choint , der wirt fchol im fagen,
daz er fwert und meffer in der herberig lazze vnd nicht da
mit auzgee : vnd get er dar vber da mit auz : man fchol im ez
nemen ; lagt ez im awer der wirt nicht, fo fchol der wirt daz ver-
piiezzen mit fünf fchillinghallcr gegen dem ricli(ervnd den fchepfen.
Dar vber wer ein meffer treit verporgen in fchuhen oder
viider den chleidern: zv wem man daz vindet, dem fol man ez
nemen vnd ^wain^ich groffe pfenniug zv puzze. Vindet man ez
zu dem felbeu zu dem andern male, er fchol ez all'o felbft
verpuzz.en. Vindet man ez zv dem felben ^u dem dritten mal,
man fchol im daz meffer durch die hant ftechen vnd die ftat
verpieten. Hat aber der felbe nicht pfenning zu geben zv puzze
ZV dem erften mal oder zv dem andern mal, er fchol ie für die
zwain'ijich grozze acht tage zv dem richter in einem ftokch
fi^en vnd den vreuel da mit puzzen. Daz gefe'^e ift gemachet
do man zalt noch Crifles gebiirde dreiizehen hundert jar in dem
fiben vnd zwain^igiftem jar vmiie Milcrn Vrowen tage der le-
deren.
30. ]%e sine face poüi g>isl»i»uin eaiiipaiiae
Judicis doaiiibuletur.
( IS e e a III p a n a J ii il i c i ü» 1>. )
(lö. Juli l.iSif.J
St. f. 30 D. ISr. 5. A. p. 189.
Wir richter vnd fchepfen vnd purger gemain in der ftat ze
Präge bechennen, das wir durch des vrides vnd des gemaches
') solt (schuldigen) D.
14
Avillen fiilche gefe^c gefa^el haben vnd orelubt haben pey unrcrm
eid ze halten, als lank als vns gut (hinket, das nynian naih des
richlers glocken, als man ze dem drille mal gelautet hat, in der
ftat an licht gen l'al. Dar vher wirt yman bejrrillVn vnd auf gehal-
ten vom dem richter oder von l'inem gelinde, der l'ol ze buzze geben
ein Ichok grozzer pfenninge, vnd l'ol verlorn bahn verpoten vvier')
ob niandiebey im vindet; vnd ob er der pfennige nicht gibt oder
nicht ze geben hat , fo fol her acht tag in dem turn auf der
brücke vor dem fpital da ze Prag puzzen die leibe vntat. Wer
aber das, das man den leiben ze dem ander mal allo i'elbeft be-
griffe vnd auf Iiille. I'o l'ol her ^waf fchok gebn zepuzze, oder her
jol zwo wociien puzzen in dem vorgenannten turn. ^^ ird aber der
felbe ze dem drille mal allo I'elbeft begriffen vnd auf gehalten, fo
fol er drev fchok ze buzze gebn. Hat er der nicht ze geben, fo
fol er drei wochen in dem genant turn ligen vnd puzzen, vnd fol
di ftat räumen vod ans der ftat fein ein jar an aller flachte wi-
derred. Der felbe puzze an den pfonnigen vnd an dem harnafch
gehört -) dem richter das dritte tail vnd den fche|)fen di '^wei
tail. Das ift gel'chehen nach Criftes gehurt vber drev^ehn hundert
jar in dem nevn vnd zweinzigften jar an dem heiligen zweifboten
lak, als fi verfanten wurden.
21. De juvoiiibiis civibus.
(16. Juni i:t:joj
St. f. 30 D. Nr. 6. A. 189.
Wir .. richter vnd .. fcepfen vnd purger gemeinclich arm vnd
reich ze Prag fein des ze rat worden, vnd mit vordachtem nute
vber ein chommen mit vnl'ers hern des chvniges willen vm di
jungen vngeralen purgere da ze Prag , fi fein reich oder arm,
durch ir gedeinuffe willen, welcher dcrfelbeu jungen |)urger, er
fei ledig oder elich, der fines gvtes vngwellig ift , fein gut furbas
ver'^iret vnd vertut vnnu'^lich, es fei mit ezzen oder mit trinken,
oder wi er das anders vertut, den fol der ftat richter vahen, vnd
ful in in di venknuffe bringen in den türm vf die brücke vor das
fpital, vnd l'ol in da lan fi^en vir:^eheu lag; vnd fwenn derl'elbe vs
der venknuffe cliomet, wirl er aber vngeralen als vor, in l'ol aber
der ftat richter vahen , vnd fol in an diiVlbe flal bringen in die
venknuffe, das er da felbef fi:;et vier wochen ; vnd t\t es aber
me, als er aus chomet, fo fol er das verbuzzen in der felbe venk-
') Wehr. *) gclpit A.
15
nuffe virteil eines iares; 7.e dem virdmal Pol er fi^en in der felbe
^v-venknulTe ein halp iar, ob er des leiben pllege; vnd ift denn vn-
geraten ze dem fvmt mal als vor, fo fol man in in den fak
flozzen vnd dertrinken *).
Item wil aber den felben vngeralen jungen feiner -frewent
deheiner leibe gichtigen, er mag es \\o\ getvn in der Avife, als
vorgel'chriben Itet.
Item dar vber, wer der were, der demfelben vngeraten jun-
gen, er fei criften ader Jude, ichteficht borget, der fol das durch-
flecbtes vorlorn haben, vnd fal dar vm nimmer me monen ; im fol
oucb dhein recht dar vm gefchehen. Dar vber fol der felbe das
verbuzzen, er fol drew fchok grozzer pfennige geben ; vnd ob
der felbe furbas dar vm monet, alz oft als er das tvt, fo fol er ye
das verbuzzen mit drin fchocken grozzer pfenningen , oder er
muge dar vm ein recht tvn, das er ien nicht gemonet hab, vnd fol
allewek das verlorn haben, das er jenem porget hat.
Item vber das alles, v\er des felben vngeraten jungen purgel
wirt, den fol man vahen vnd fe^en ze dem felb fchol in di venk-
nuffe in den türm, das er dar inne als lank fi^e, als der felb fchol
fi;en fchol.
Item , der buzze aller an den pfennigen fal das dritte teil
fein des richters vnd di ^wei teil der ftat.
Item, dife dink fein befchriben vnd gelautmert an dem neh-
f ten tag nach fand Veytes lag, an einem funnabent.
33. De jure civili qiialitor dobeat con-
quiri.
St. 34. D. Ar. 7. A. 178.
Da^ ift der purger -) gefe'ije vnd ir recht ze Präge, wer
fich her ein ze Präge mit wefen halten wil , der fchol byn vier
Wochen purger recht gewinnen \ domit ift er der lofunge Icdich
von derfelben zeit jar vnd tak. Tut er aber des nicht, fo fol er
lofungen als ein purger ze haut, ab in der ftat lofunge begreift.
33. ]>e obstag^iis.
St. f. 34 D. Nr. 8. A. p. 178.
Wer laiften wil oder inleger gelobt nach der ftat recht zv
Prag der fchol in eines piderben mannes hovs oder in fein her-
') erlrenken D. ^) gesworn burger vnd der gemeine D.
16
berg ein varn viul ein cliomen, wo man im daz Ijcfcheit, vnd IVliol
dar inne zwa imal eilen an einem tag-e, als man nicht vallol, vnd
fcliol dar inne lein bi nacht vnd bi ta^e. vnd l'chol dar ovs nicitt
enchommen, daz ez im zu fchaden niuchl clionien an dem leih oder
an dem gut an yens vrlovhe 'J, dem er do leiltt.
34. De tabulis judicii.
St. f. 34. I). l\r. 9. A. p. 178.
Das ift ein recht von des gerichtes tavel. Wem der richler
vnd ein l'chepfe ydermann vf fein eid gelteet, vm was lach das
fey, das iiat Ural't; vnd ein l'chepfe mac driftunt gefteen um ein
fach, daz es kialt hat. Ift aber der fchepfen mer wen ein, di
ez gefteen mit fanit dem richter vf ire eide , daz hat fo vil
mer kraft.
25. De receptioiio super daiiipna debi-
töris.
(1.5. Sept. tSSO.)
St. f. 34. I). Kr. 10 A. p. 178.
Wer vf eines fchaden fines fcliuldigers fein gelt nemen fol
oder wil, er habe des pricfe oder nicht, der Fol daz nach der ftat
recht tvn : er fol es lutmern-) in den vir henken in dem gericht,
daz er daz gelt genumen liab vf dez mannes fchaden da ze dem,
vnd den felben, ze dem er daz gelt vf fchaden genumen hat, fol er
bi imlan fteen in dem gericht, vnd der felbe fol dez bekennen: vnd
als er ez hechant hat. geluvbt man im ez. wol vnd gut : wol man
ez nicht tun, fo fol der leihe daz helialdeu mit feinem ayd : er fol
fweren vi dem cru'^e, fo hat ez cral't, anders hat ez nicht craft,
vjid man gilt dem fchaden anders nicht.
Do man '>;alt nach Criftes gepuri dreu/^ehen hundert jar, dar-
nach in dem dreyfigyften jar wier'ijehen lag vor fand 31icbels tag
ift das gemerket vnd gefchrihen ■'*)•
2i>. I>e iiieii!«a seii e?tLpeii!«is obstag^iaiitfiiiin.
St. f 34 D. iVr. 11. A. p. 170.
Wer inleger leifleu fol nach dem ftalrecht der fol nacht
vnd tag inneligen vnd demfelhen fol der v\irt nur drei gros
') Vrlanbe A. D. -) liinlhinern D. A. ') (Do man zait — };e.scbri-
ben) fehlt in D. und A.
17
vor ein mal rechen , vnd der felhe niak ein viiteil eines jares
iniigen, das er die kolt nicht be'i;all nach dem virteil io fol er
den wirt bemalen mit bereiten pfenuigen.
37. Q,uoiiiodo cpoditor dobot facoro cum
debet i§uper daiiipiia rocipcrc debitorii§ ^y
(19. Mail 332 J
St. f. 34. D. 12 A. 178.
Do man ^alt nach Criftes gepurt dreu^elien Imndert jar
vnd ^wai vnd dreifig iar, do leint di gefworn der flat ^e
Präge Heinrich der glas , Niclas Rok^aner Niklas im türm , Jo-
han gewanfneider vnd ander aidgenolTen des ze rat worden
mit fampt den elteflen purgern , vjid feint des mit in vber ein
chunien in der nechCten wochen vor der chru^wochen an ein»
dinl'tag. Swer der ift, der fein gelt, das man im fchuldig ift,
auf ienes fehaden, der do fchuldig iff, nenien \\\\ oder nemen
fchol, her hab des prief oder nicht , der fchol geen vor das
gerichte wur di >vier henken, do richfer vnd fehepfen ^u gericht
fi^en, vnd fchol das lautmeren, das er das gelt genumen hab^)
auf eines fehaden , vnd fol den benennen vnd fol ienen bei im
lan fteen , ^u dem er es genumen'*) hat, er fei Criften oder
Jud, vnd derfelbe fchol das bechennen. Wil lieh dor vber der-
felbe, auf den man fehaden genumen hat, daran lan genuegen,,
das ftel.da ^i im; wil er des nicht, fo fchol der, der vf fehaden
genumen hat, das mit feim aid behalten, er fchol fchwern vf
dem heiligen cru'^e, vnd das felbe fchol iener auch tun, der
auf fehaden gegeben hat, fol auch fwern, wil man im es nicht
gelauben. Swer allo felbeft fein gelt auf fehaden uymt vnd den
fehaden alfo felbft beweift, den fehaden gilt man im pillich,
vnd fwer des nicht entut, vnd ob er des prief habe oder het,
welcherlei di prief Avern vnd was ingefigel daran hieng, das
er des nicht lautmeren folt, vnd das er es nicht tun fcholt,
als vorgefehriben fteet, das fol dhehein crafl"t haben, das man
dem felben dhehein fehaden richten fol.
SS. Q,uaiido 11IIUS excrodit bona aliciijuii
et postea aufugit, quid cum illo sit fa-
cioiiduiii.
(13. Jan. 1328.J
S. 34. D. Nr. 13. A. 179.
Nos Nicolaus judex ceterique jurati et tota commuuilas
') creditori.«» D. und A. ^) D. gewannen. ^) ebenso.
2
18
civiiim civitatis Pragensis recognosciinus tenore praesentium et
ad publicam deferiinus notioiiem , q\un\ qiiia (|uidum nobiscum
manentcs apiid plures ex nobis pamios et alias merces ex-
credidenmt sive in credentia receperiinl |)romittenlcs bona fide
creditoribus suis persolvere debila boiioiilice in praefixis ter-
minis, qiue tcnerent , accidit tarnen jani plmies, quod lales sni
promissi, lidei et bonoris inimemores se niendaces et lidefragos
publice ostenderunt; nani die et tennino venienle, in quo sol-
vere debent debita suis creditoribus, colleclis et receptis bonis
et rebus suis aufugiunt et reddunt se profugos, ut debita non
persolvant. Nos igilur volenles huic fraudi et malitiae occur-
rere , ne talia nobis vel aiicui noslrum danqina contingant, de
celcro decrevinius unauimiler, et pro jure sive juris sententia
pronnilganuis , quod quicunque civiuni vel hospituni pannos vel
merces alia^ apud nos vel aliquem ex nobis excrediderit, et
debitis ipsis non persolutis aufugerit, bic vel talis proscriptus
et bannitus apud nos'Pragae et alias ubique in regno Bohe-
niicE debet esse , ita quod nbicunque talis medio tempore fue-
rit detentus, debet in persona sicut für et falsidicus condeni-
pnari. In cujus rei menioriam porj)etuani praesentes litleras
scribi et sigillo noslro coniuiuniri et civitatis Pragensis prae-
dictai fecimus roborari, Acluui Praga; anno doniini mcccxxviii
Idus Januarii.
S9. PaifiMificum vi paiiiiicidaruin ordi-
itatio.
C1 Febr. 1S37.)
St. 39.
Nos Fren'^linus de Posenpach judex et Pillunger Conradus, de
Lulliouiiri^ , Martinus de Egra, Conradus Junossii, Meinhardus
Wolframi, Ileinricus Theodrici, Nicolaus Albus, Heinricus deThust,
Scidlinus de Pycska, Nicolaus Rollliune, Jolilinus Jacobi, Nicolaus
liatcr Bohuzlai, Wolllinns de Poseubacli, Wenccslaus Alberti et
Fren^liuus TliusciillinKin.li jiirali civcs civitatis Pragensis recogno-
sciinus teuore praesenliinn et ad publicam dcfciiuiiis notionem,
quod quia pannicidte et paunifices concivcs nostri liligabant ad
inviccm pro iiicisuia cl vcuditione pannorum , qui fiunt Pragae.
Slatuimus et ordinamus, quod ipsi pannifices, niagistri et fa-
inuli debent onines pannos suos, qui non raduntur, integres
vendere ipsis pannicidis vd allori cuicunque , sed alios pannos
suos, q<ii radunliir, possunl ijisi pannifices, niagistri lantum non
19
ramnli, incidere et vendere ad «liiam vel per iiliiam Pragensem.
Quodsi aliqiüs dictornin pannificiim aliter vel alio modo paii-
iios siios praedictos vendiderit aut inciderit , hie mediam sexag.
gross. Prag, prenae nomine dare tenehitiir, videlicet jiidici et jii-
ralis Prag, xv gross, et pannicidis priediclis alios xv gross,
contradiclione qualibel procul mola. Item ipsi pannicidae non
debent se unire nee eonspirare insiniul , ex qua unione seu
conspiratione dampniim \el noeumentum panuificibus praedielis
proveniat in venditione vel incisnra ipsorum pannorum suorum ;
sed tarn ipsi pannieidie quam panniliees debent sineere et abs-
que dolo et malo ingenio se invicem in foro pannorum prte-
diclorum fideliter proniovere. Quotlsi aliquis pannicidarum per
dictos pannifices vel aliquem ex ipsis de danipno et nocumento
hujus modi fuerit inculpatus, hie dahit mediam sexag. gross.
poenae nomine judici Prag, vel jurabit coram eo in cruce,
quod sit innocens hujus rei. Cujus poenae tertia pars ipsi judici
et duae partes juratis, qui fuerint pro tempore, dari debent. In
cujus rei (estimonium pra?sentes literas sigillo civiuni Pragen-
sium et civitatis Pragensis pra'dictae fecimus roborari. Actum
et datum Pragae anno domini Millesimo ccc tricesimo septimo Ka-
lend. Februarii.
30. Torificuiti (ordiiiatio).
(19. Nov. 13SS.)
St. f. 40. A., p. 181.
yrir iSiclas richter vnd . . . fchepfen, purger der ftat i;v
Prag bechennen an dil'en gegenwortigen brif, daz wir durch
der ftat frum willen 7^^ Prag vnd ouch durch der meifter der
platner, puchler vnd helmer willen, vnfer purger, di mit vns
vnd der ftat vbel vnd gut leident, dez ^e rat worden lein, vnd
wellen , daz dhein wremder man , er lei meifter oder chnechf,
fieh ^e Prag fe^en fchol , der platner, puchler oder helmer
hantwerk ze wurchen , er hab denn der ftat recht empfangen
vnd wird purger, als recht if t , daz er mit der ftat vnd mit
finen vercligenozzen leid vebel vnd gut; vnd dar unib ze einem
vrechund haben wir difen brief mit der purger ingefigel ze
Prag gegeben nach chriftes geburd vber dreu^ehn hundert jar
in dem acht vnd ^\a eiu'^igften iar and fand Elifbeten lag.
2*
20
31. Taberiiatoruiii (ordiiiaiio).
(8. Au;;. 1330.J
St. f. 40. A. p. 181.
Wir . . . richter vnd . . . fcliepfcn viul purger gemeinclich der
grofferen ftat ze Prag bechennen an difen gegeiiworligen brif,
daz wir wellen, daz das verboten fei, daz niman t'inl)as Icheii-
ken fchol in der berren , bofleuten bofen vnd in der pl'afTen
vnd in der muncben vnd in der niinnen vnd in der Juden lie-
fen vnd hevfern, di in vnl'er ftat ligent, weder pir nocb mede
noch wein, ez wer denn daz di hofe vnd die heufer mit vns
vnd mit vnfer ftat trugen vnd liden, als wir tun. So w^elle
wir euch, daz niman aus einer andern ftat füren fol furbas ze
vns ze Prag in vnfer ftat wegen merv;igchpir ') nocii anderlei
pier ^e fchenkenn , vnd wer das vorbas bringet, der fcbol ez
verlorn haben ; dez fcbol ficb der ftat richter vnderwinden,
des felben pires fchol dritte teil dem richter vnd '^wei teil
füllen der ftat.
Ouch welle wir, das das verboten fei, das chein vremder
man fich fe^en fol in vnfer ftat ^e Prag, das er mulije oder
fchenke, er hab denn der burger recht gewunnen vnd verbür-
get, als gewonlich ift.
Ez fcbuUen ouch di mul^er, di mit vns ze Prag fi^ent, gute
mal^e machen. Und daz daz als fiele bleibe, fo habe wir difen
prief lazzen fchreiben vnd veringefigeln mit vnfer ftat ingefigle,
do man ^alt nach Crifles gehurt drei^ehen hundert jar in dem drei-
figeften an der nechften milwochen vor fand Louren^en tag.
33. De paviniciitatioiie civitatis.
(lö.Itlai 1331.)
SU f. 42, A. p. 182.
Nos Franciscus de Posenpach judex et Conradus Gynoch-
sel , Marlinus de Egra, Conradus de Lutbomiricz , Jleinhardus
Wolframi , Henricus Theodrici , Nicolaus Albus , llenricus de
Thust, Seydlinus de Pyezka , Johlinus Jacobi, Nicolaus frater
Buzlai, Wencezlans Alberli, Fren'^linus Tusentiimark et Nicolaus
Rotinne, jurali et tola communilas civium civitatis Pragensis
recognoscimus tenore pra*sentium et ad publicani deferimus no-
tionem , quod diligenti deliberalione et traclalu inter nos prsB-
habilis in hoc concordavimus et in unum conveaimus et in
') nierzisch pir St.
21
hoc resedimus oninino voleittes, quod pavimentatio , quse nunc
fit civitalis pra^dictae procedat. Debent qiioque cives jiirati ci-
vitatis prEedictae , qiii fuerint pro tempore , pavimeiitatorem sive
niagistriim Iiiijus paviiiientationis semper ad unum quarlale sive
ad unam qnarlam partem anni tantuin eligere, qui pavimentare
debeat, ubicuiique plus expedit et necessarium est civilati, ad
ipsorum juranientorum consiiium et mandatum. Et volumus,
quod omnia coUa celariorum sub tectis et extra tecta , sub te-
studinibus et extra testudines , quae sunt extra muros et extra
parietes domorum in ipsa civitate sitaruin immediäte , cum ma-
gislri operis sive pavimentationis hujusmodi ad ea pavimen-
tando pervenerint , obstruanlur et nuiro claudantur, sicut jam
factum est phiribus ex nobis sub domibus nostris in pa\imen-
talis plateis. Quodsi aliquis ex nobis vult habere colUim ce-
larii ab extrinsecus domus suae^ potest hoc facere sub muro et
pariete domus suae direcle in bassum, ita quod nichil de spa-
tio vel de loco communilatis extrinsecus proinde usurpet. Vo-
Uimus etiam, quod omnia tecta sive tecturae, quae sunt ante
domos , super qua? vel quas non est babitatio , deponantur et
removeantur ex toto , exceplis a-diüciis testudinatis et ligneis,
quae vulgariter swibogen et vberscbus dicuntur, super quae sunt
habitationes et commoda , quibus subsunt columpnae lapideas et
ligneae, quae deponi et removeri non debent; sed ubi sunt li-
gneae c-olumpnae, hec possunt per inhabilalores domorum mutari
et meliorari ibidem columpnis lapideis pro columpnis ligneis con-
stitutis. Sub bis columpnis et ligneis et lapideis coUa celariorum
muro claudi debent, nee fiat aliter, nisi eo modo, sicut pra^dixi-
mus, sub pariete domus ligneae et murata?. Item volumus, quod
ibidem sub columpnas coUes, altitudines , elevationes et aedilicia
quaecunque deponi , conplanari et adaequari arese communi ci-
vitatis praedictae debeant , et quod clausurae vel obstacula quae-
cunque ante domum quamlibet, lignea et lapidea, deponantur et
removeantur, ita quod fiat undique in plateis civitalis pra?diclaB
patens , communis et directus transitus sub domibus et etiam
ante domos. Item volumus, quod artifices, niecbanici sive ope-
rarii et mercatores quicunque incolae civitatis et advenae, qui
stant et stare solent sub domibus et ante domos in foro et
platea praedictae civitatis cum suo artificio vel opere vel mer-
caturis vel rebus vendibilibus quibuscunque, nullum ccnsum red-
dant vel solvant alicui, sed undique ante domos et ante jauuas
domorum, sive illae domus babeant ante se testudines vel alias
supereminentias, slare possunt libere. Ita tarnen quod de domi-
23
nibiis ipsis et ad domns ipsas libere exilus et inlroitus habea-
tur. Item volunins, qiiod in Ibro sive in pla^a civitatis pra^dict«
nemo forensiinn sive illorum, qui vendunt sal, pisces, fructus
et alias res quascunque aliquam proprielatem habeat, qiiod cur-
rus, mensas, bancos, vel casas aiit biittas per noctem sfare di-
niittat; sed quilibet horum forcnsinm die et tempore fori ea,
quiB habet, vendat et hiis venditis ciirrus, mensas, bancos vel
casas aut hutfas dediicat , qiiod ciiilibet forum sive pla'^a ad
standum et vendenduni ulensilia sit communis. Praeterea volu-
mus, quod quilibet ex nobis, habens apotecam vel institam ex-
tra testudinem , clausuram institae suae , sive fuerit ferrea vel
lignea , quae 1yd vidgariter dicitur exponat de instita sua ver-
sus viam ad unam ulnam Prasfensem tantum, ita quod illa clau-
sura habeat sustentamentum appendens. et eliam quod tectum
sive tectura ipsius institae habeat in latitudine tres ulnas Pra-
genses, et in altitudine ad unum equitem, quod possit subtus
quilibet equitare. Quodsi est instita sub testudine , nulluni ha-
bere debet tectum. Praeterea volumns , quod nemo ex nobis
emittat aquam de brasiatoria et de balneo suo ad viam vel ad
vicum, sed quod aquam ipsam teneat in area donuis sua>. Item
volumus, quod nemo habeat kanale et dolium ad suum braxa-
torium ad extra vel de foris domus sua?. Pra'terea volumus,
quod nemo fabrorum habeat angarium, quod vulgariter dicitur
notstal, ante domum suum, sed in area vel in curia domus suae,
si habet tantum de spatio , debet hoc facere et habere. Si
autem non habet spatium pro locando et habende angario in
area vel in curia domus suae, lunc debet hoc ante domum
suam habere ad quinque ulnas Pragenses a domo sua remotum,
si ibi est ad hoc spatium suificiens ; si autem ibi non est tan-
tum de spatio , tunc nulluni habere debet angarium faber ille.
Praeterea de meatibus aqua?, qui vulgariter dicuntur ey-juch,
qui habentur intra muros civitatis praedictae, volumus, quod hü
nieatus fiant absque dampno muri et fossati civitatis prtedicta? ;
quodsi in muro vel in fossato civitatis praMÜcfa- aliquod dam-
pnum propterea acciderit, ille, qui fuerit cnlpai)ilis, meliorabit
hoc sua pecunia et dabit nomine po'nsc decem lalenia parvo-
runi denariorum Pragensium. Item volumus, quod nullus fene-
stram aliquam vel foramen in muro vel in turri civitatis prae-
dictse sub mceniis facere debeat vel habere. Insuper volumus,
quod nemo habeat privatam super murum et inter muros ci-
vitatis praedicfae, nisi de muro vel lateribus factam a fundo
usque sursum et hoc circa , si cives jurati facere haue permit-
23
lenl ; nee (lebet aliquis inter ipsos inuros civilatis simililer ter-
ram, lapides, ligna vel aliud deiicere siib pctna deceiii talento-
ruin priedicta, nisi tunc constriiere vel adificare voluerit aliquid
pro commodo donuis suae. Quodsi aliquis nosfrum alio modo,
quam praedixinius, facere pra'sumpserit, hie dabit deeem talenta
parvorum denariorum PragensiunipoensB nomine; insuper quicquid
fueril a?dificatum vel factum, debet frangi , destrui et doponi ;
de qua pcena dabitur tertia pars judici, et dufe partes civitati
debentur. Et ut hiec omnia et singula processum habeant et
a nemine possint aut debeaut impediri ; promittimus bona fide
vice et nomine jnramenti , quod, quieunque ex nobis hanc no-
stram voluntatem et communeni Ordinationen! impedire aut con-
tra eam facere rel venire prassumpserit aut forte per dominum
noslrum regem vel reginam aut aliam quamcunque personani
cujuscunque dignitatis vel excellenliae revocare vel immutare aut
probibere attemptaverit , hie fidefragus vel perjurus ipso facto
existat. In quorum omnium testimonium pra?sentes literas scribi
et sigillo civitatis Prasensis praedictae fecimus roborari. Actum et
datum anno domini 31ilIesimo trecentesimo tricesimo primo Idus
Mail.
33. Privilcgiuaii saptorum.
(19. Mära 1311 J
St. f. 43. p. v.
Wir Wen^lav genannt Rokijaner richter, vnd Meinhart hern
Wolframs fun, AA'en'<;lav hera Albrecbts fun, ]Ni4ilas Roft , Pe-
fchil Neumburger, Elbel Wa^inger, Mertel hern Matlics fun von
Eger, \\ olfel von dem Stein, Thomas der Swar^ genant, Jakfeh
Payer , 3!einel liok'^aner vnd Via hern Johans gewantfchneiders
fun, die gefworn purger der ftat ze Prag bechennen vnd tun
chunt olfenleich an diefem brief, das wir angel'ehen Iiaben den
gebrechen, den dy ftat ze Prag hat, vnd den di fneider haben
darinne gefezzen , die manic vnbehend red fleizzen muzzen da-
von , das manic vnehunder vnd vngewiffer chnecht auf irem
hantwerk fich von aigener gewalt zv maifter fe^et, vnd wenn
derlelbe vremder leut gut als vil auf fich geporgt, das ers
nicht vergelten mak oder Avil, fo entrint er do mit von der
ftat ; des zeicht man denn di fneider in der gemain vnd nicht
den fchuldigen alain. Wir haben auch angefehen, das vil ver-
ftolens dinges von afchroten die von fneider auf dem lant vnd
in der ftat gefezzen vnd auch von manigerlei leuten werdent
heimlich verchouft in der ftat , das man des auch zeicht di
24
fneider in der gemain, fi haben ez verftoln, vnd wartet ny-
mant darzv, von wan ez her choni vud wer Ichuldic daran
fey. Vnd auf di red , daz an fulchen faclien die l'tat furhas
von fchaden vnd der fneider er von vnbeliender red werd be-
wart, fo geben v.ir vnd vinden in ze einem recliten, das fy
vier gefworn niaifter vnder in haben viirbaz zv aller ijeit ; di
fchiillen alle jar die fcheppfen chiefen, die des jares gefa^et
werden , vnd di felben vier maifter fchullen daz bewaren mit
dez richters vnd der fcheppfen hilfe ; vnd wer fich in Prag mit
fneidvverc vil generen, der fchol mit ?wain vnd dreizzic groz-
zen pfening piirger recht gewinnen gen richter vnd gen fchep-
pfen , vnd fol darnach geben den maiftern ein fchok grozzer
Prager pfening in ir bruderfchaft vnd recht mit eynander , vnd
fwer fich dar auz zeicht vnder in , er fei mailler ader werd
maifter, der hat fein recht verlorn; vnd derfelbe, der maifter
werden wil, fol purgen vor den fcheppfen fe^en vurijehen fchok
grozzer Prager pfenning, daz er drei jar vnd drei tag mit der
ftat leid vbel vnd gut ; vnd ob derfelbe di >veil ieman in der
ftat fins gutes icht empfninulole, do fol der purg wur fteen,
als ver di ^ehen fchok gelangen , vnd doch der ftat ir recht
gefche; vnd wer ains maifters tochter nimt, der dorf dehein
ander pfenning geben, den do mit er purger recht gewint ; vnd
der felbe , der maifter wirt , fol des fweren vor den maiftern,
das er fein hantwerk getrewlich vnd erleich >vurche; das felbe
füllen auch tun zv difem mal alain alle di maifter, die i-^vnt
in der ftat fein. Wirt ieman von vnchunft ein gewant wer-
fniten, der trag das vur di maifter, vnd fwaz puzz di dor vber
vinden, die fol der fneider leiden ; wirt auch ieman vberwunden
mit den gefworn maiftern mit einer halben eilen, die bey ein-
ander eins tuchs fey, der hat fein recht verlorn vrd fol ein
iar die ftat meiden; vnd welcher maifter verftolns chouft, der
hat fein recht verloren, als ob erz felb verftoln het, vnd fol
ein iar fein auz der ftat; diefelbe puzze fol auch leiden der
maifter, zv dem man vindet newe vngefrumten dechlachen oder
halb recke, dy niclit mit recht dar chomen fein; vnd zv wem
man ein valfch wambeis vindet , daz fol man brennen zvm er-
ften mal, vnd zum andern mal alfam ; begreift man es zv im
zvm dritten mal, er iiat fein recht verlorn vnd fol ein jar di
ftat meiden. Swo ein menller newes wercket, als oft er do mit
begriffen wirt,. fol erz verpuzzen gen richter vnd gen fcheppfen
mit einem halben fchoc grozzer, vnd wo man newes gemach-
tes gewant begreift , daz vail iff , ez fei hie oder andreswo
25
gemacliet, des haben richter vnd fcheppfen gewalt, wie man in
daz verpiizzen lulle. Ob irn ein chnecht in der Ttat von eini
maifter auf ftet vnd net eim hoflneider, den fol dehein ander
niaifter fe^en in eim gan'^en iar , wer daz vberuert, der ift
dem richter eins vierdungs grozzer pfennig beftanden ; das
leibe fol man behalten an den chnecht, der vier^ehen tag vor
einer hochzeit feim maifter auf fteet. Ez fol auch der niaifter
recht auf ir chinder erben. Der vber zv einer beftetigung vnd
einer ewigen gedechlnusse haben wir difen brif mit der ftat
infigel ze Präge verfigelt. Der ift gegeben zv Prag noch Cri-
ftes gepurt vber dreu^ehen hundert iar, darnach in dem ain
vnd vier^igften iar, des nechften niantags nach dem fvnlag
noch mitter vaften.
34. ]>e Iioinicidio.
Ct331J
St. f. 45 D. Nr. 14 A. p. 183 (dasselbe auch fol. 278 p. v.).
Do man ^alt nach Criftes geburt taufent jar vnd drevhun-
dert jar vnd ein vnd dri^ig jar, do fint der richter vnd di fche-
pfen vnd purgere gemeinclich des ^e rat vorden , vnd fint des
vberein chumen durch des vrides vnd durch des gemaches wil-
len, das di mort abgeen, der laider vil gefiht *) in der ftat vnd
vor del- ftat, das fi das ze einem recht haben wellen vnd ha-
ben das ze einem recht, wer ein mort begeet, oder das ein
einem andern ze tode fleht, er fei rieh oder arm, wirt der
felb morder mit der warentat vf fluchtigem fus begriffen 2)
von dem richter oder von des gerichtes wegen wissentlich
^wain fchepfen oder jwain getrewen bidermannen , das fi den
felben morder befagen bey irem aid in dem rat von den fche-
pfen, man fol vber den felben morder richten vber fein hals
an der felben ftat dort, avo der mort gefiht. Ift aber das,
das ein mort gefiht oder das ein einen andern ze tode fteht*)
vnd das der felb, den man iz -^aliit ^), nicht begriffen Avurt mit
der warentat, funder das di fchepfen das erfaren mugen vnd
erfaren vor ein gan? warheif, das er fchuldig ift an dem mort
oder an dem totflak, der felb morder ift neher ze verwinden,
das man in billicher vberfibent als recht ift, den er fich des
enfchuldigen muge oder geweren muge mit clieinem recht. Ge-
fiht aber ein mort oder ein toU'lak heimlich, vnd das das an
') gesiebt A. '') gogrilTcn. ') sldit A. |) zeihit D.
26
den richter vnd an di fcliepfon cliomef, viid das fi des nklil
erfaren nuigen, Aver rdiuldig lei an dem mort oder au dem
tolflag-, wirt dar v!)er ymant daniml) bercliuldioel, der felbe
mag lieh bas geweren nacli der Hat reelit viid mag bas cho-
men ^e feinem reciit, den man in iz verwinden ') nuige.
35. Q,iialitop iiiiiis so oxpurgrarc dobeat,
cuiiipi'O aiiiputatioiio itiaiius» alicujiiis iii-
culpatiir.
St. f. 45 D. Kr. Ifi. A. p. 183.
Es haben oiich di fchepfen vnd di piirgere gemeinclieh ze
einem recht fanden vmb den Peter Tirchen genant, den man
befchuldiget hat vmb die liant , di man dem Fridel von Dymu-
ten fun abilagen hat, das der felb Peler Tirch mak fich ent-
fchuldigen der felbcn tat er felb driet ouf den heiligen , ob er
tar; vnd Aven er das gelut -), fo fal im di ftat ze Präge ver-
boten fein ewiclich, das er bei her meilen ze der ftat nyminer
chomen fol; wirt aber her begrilfen in der ftat oder oswcii-
dik der ftat be fier meilen, fo l'ol man über in richten vber
fein hals an aller flacht widerred.
36. De jurainonto ot iiiutatione ^) con-
suluiii (ipsoruiti omni aniio).
(:3t. Aug. 13S1.J
St. f. 45. A. p. 1S3.
Do man ^alt noch Crifles gehurt laiifent jar vnd drew-
hundyrt jar vnd ain vnd drizzig iar, da haben di hern Niklas
Hok'^aner, Heinrich Glas, Johau gewanlfneyder , Virich Hein-
bnrger, Pefold fleishacker, Niklas im türm, .lohel Ruprecht,
Fren^il Kornpuhel , Ilenfil Jlathes, Elbel Kornpidiei, Ott"*) ge-
wanthicider vnd Chun^il von Thiift an Sant Egidius abent
am funabent fich des IVhepfamt vnderwunlen von des chunyges
geheyss , vnd habeni dar viiib gefAVorn vor dem chunig yeder
man mit fein '^wain vf gerakten lingern alfn ^) : wir l'wern
des ain ait Got vnd vnferm hern dem chunich vnd armen vnd
riehen, das wir Avellen an dem fchepfanipt daz recht fterkin vnd
') vberwvnden D. ') ciilvt D. ') iiistilutionc A. ') folill in A.
*) alalssuss A.
27
das vnrecht khreukin vnd daz wir wellen den armen vnd den
riehen vor lein an aller gereclUicheit, das vns Got ^u helff vnd
ailo heilig-en. Do hat der chunich gelabt das her allejar di fche-
pfen Yorkeren wolle ^wiffen den ^wain vnfern vrowen, der ere-
ren vnd der lederen.
37. De arinis.
St. f. 46 D. Nr. 16 A. p. 183.
Swert vnd ftechmezzer vnd alle vorboten wer vnd har-
nal'ch vnd wapen , wi es alles genant il't , fol vorboten lein
den armen vnd riehen , den heren vnd lantlevten, den purgern
vnd allen gemeinclichen innerhalb der ftat, das es nyenian vor-
bas tragen fol. Traget dorvber ymant das I'wert oder das
mezzer oder vorboten wer oder harnafeh, das fol der ftat
richter nemen vnd buss der-je ze eini fwert ein fierdung oder
funf^ehen gros, vnd ze eim mezzer fiinf gros. Dar vber wient
man ze ymant vorholen mezzer, das her das heymlichen trug,
der fal das vorbufen, fol geben ^ehen fchok pfennige, vnd hat
er der nicht ze geben , fo fol man im das mezzer durch di
hant ftechen vnd fol darze ^ehen iar ous der ftat fein. Ru-
cket aber yemant das mezzer oder das fwert ouf ein andern
ze ftechen oder ze flahen, vnd das das di fchepfen erwaren vor
ein gan^ vorheit, der fol funf'^ig fchok geben ze bus ouf di
ftat, vnd hat er des gutes nicht ze geben, fo fol man im dy
hant apflahen. Darvber fol nyemant fcheidmezzer tragen, das fpi-
^ik fei oder her mus das verlorn haben vnd fünf gros derze.
3H. Cttiocl quilibot liospos dobet stiii» lio-
ispitibuis proliibitioiioiti arinoruiii iiuii-
tiare.
St. 46. D. Nr. 17. A. p. 164.
Darvber fol yder wirt fein geften fagen, das fi fwert vnd
mezzer vnd vorboten wer vnd harnafch lan ligen in ir herber-
gen ; tut er des nicht, fo fol er das vorbuzzen mit ein fchok
grofcheu pfennigen.
39. De proi^eriptis.
St. f. 46. D. Nr. 18. A. p. 164.
Wer da 7,\ Präge in der groffeu ftat geeciit wirl vmb
cheinerlei (sie!) vnlat, der fol in dem lanl '^u Bechern in allen
28
ftelen vnd in allen dorfcrn, fi fein des cliunigcs oder der he-
ren oder >ves i'i fein, geeclit fein.
40. De Iiis, qui pomt piilsiiiti eainpanae
judiciii traiisouiif.
St. f. 46. D. Kr. 19. A. p. 184.
Wer nach dez richters gloken, als man fi ze dem dritten
mal gelout hat, er fey weinfchenk oder melfciienk oder pier-
fchenk, fein geft fi^en let in feim hous vnd in feinen trang ze
tringen gyht, der fol das vorhufen mit fnnf gros vnd yder gaft
fol di felb bus geben.
41. De aceiipeiitibus ad coiiflictuin.
(^uoniotlo deltent puniri, qui cum arinis currunt
ad conflictuni de die vel de nocte A.)
(li. Mai 1335 J
St. 46. D. Nr. 20. A. 184.
Do man ^alt nach Criftes gebnrt drev^ehen hnndert iar
vnd fünf vnd dryzzig iar, des feint di fchepfen der flat ze
Präge Stephan Cliramer, Seydel von Piesk, Aiklas Rechijer, Hen-
ricus PlTelTer, Niklas Znoymer, Frenzel Gepold, Frenzel Nevn-
burger, Henricus Melniker, Johel Hiltprant, Henzel Wa^inger, Ni-
klas Clementer vnd Via Pleyer des zv rat wurden mit andern
purgern arm vnd rieh drey wochen vor pfingeften. Wer forbas
ZV eynem krige oder zu eynem gefeclite bey tage oder bey
der nacht chvmt gegangen oder geloufen mit einem armbruft
an den riehter oder an die fchepfen, der fol das verpuzcn mit
X fclioken grozz prager pfenning gegen dem riehter vnd gegen
den fchepfen mit einem genanten man oder mit ijwain genan-
ten manen vor dem riehter vnd vor den fchepfen der ftat ze
Präge. Wer aber das, das der felbe der pfening nicht zu ge-
ben hat, fo fol er das armbruft verlorn haben, vnd fol iar vnd
tag aus der ftat fein an alle genad. Darvber wer zv fulchen
krige mit ayner grellen oder mit ayner gli^en oder mit einem
fper gegangen oder geloufen chvmt bey tag oder bey nacht,
vnd des vberfagt ■\^irt vor dem riehter vnd vor den fchepfen
mit genanten, als vorgefchriben ftet von eynem fchepfen mit
aynem genanten man oder von '^wain genanten manen . der fol
das puzzen gegen den riehter vnd gegen den fchepfen mit
29
A'eyn fchoken grozzer prager pfening, vnd fol di grellen oder
di gli'^eii oder das fper verlorn haben ; hat aber derfelbe der
pfening nicht zu geben, fo fol er das pvzzen vfF dem tvrni bey
dem fpytal vf der bruken ; er fol fi'>;en in der faw acht tag ge-
vangen, oder ain vrcfail ains iars aus der ftat fein. Dar vber
wer ZV fulchem krige oder zvm gevechte chumt mit einem panzer
oder mit einer platen oder mit eynem fpi-jigen fAvert, mit eynem
pugler oder mit (eynem fchilt oder mit eyner flappen oder mit
eynem eyfen i) hut oder mit plechhantfuchen oder mit eyfen
hantfochen oder mit verporgen hantfuchen vnd des vberfagt
•vvirt, als vorgefchriben fteet , der fol das panzer oder di pla-
ten mit einem halben fchok grozzer prager pfenig lofen mit
das fpi'^ig fwert mit einem pugler oder mit dem fchilt vnd
einem vierdung -) vnd di flappen vnd den eyfenhut mit x groz-
zen vnd di hantfuchen mit v grozzen fol man lofen oder es fol
alles verlorn fein.
42. De faiiiiliaribus fo§iivalibuis.
(Ue Sunntag^sknecliten.)
(7. Jun. 1335.)
St. f. 46. D. Nr. 21. A. p. 184.
Wir richter vnd fchepfen der ^) ftat ze Präge wellen vnd
gebieten das, das di funlages knecht einem yetlich purger, er
fei reich oder arm, verpoten fein, das chein purger chein ^ins-
man noch dhein wremden man ze dinfte hate ^) oder mit ym
fore in der ftat ze Prnge , er fei danne fein protezze oder
fein mage oder fein geborn wrunt. Es enfol ouch dhein pur-
ger fich an nemen vmb dhein man, vm in zv taydingen vor
dem gericht noch in der morgenfprach in dem rate , er fei
denne fein protezze oder fein geboren wrunt. Tet es aber ye-
mant, das er einem anderm nach ginge ze dinft, der fein ^ins-
man oder vremde ^) man wer, vnd nicht fein protezze , noch
fein geborn wreunt wer, der fol das verpuzzen mit iii fchoken
grozzer ^) pfennige gegen dem richter vnd gegen den fche-
pfen ; hette aber der felbe der pfeninge nicht ze geben, fo fol
er aus der ftat iar vnd tage fein. Dar vber fol der felbe pur-
ger auch das verpuzzen mit iii fchocken grofer pfeninge als
er fich an neme vmb dhain i^insman oder vmb dhainen vrem-
den man, das er in vertaidingen welle in dem gericht oder in
•) deest A. ') losen D. ^) grozzen D. 0 habe D. *) ficvnde D.
^) prager D.
30
der morgenfprach. Das gcTe-ije il'l gefchehea noch Criflos ge-
burl vber Mcccxxxv an (kr ni i t w o c h e n i ii der p 1" i n g e 1' t
Wochen ^).
43. De tlicloiieo ad paviiiiontaiicluiii -).
St. f. 47. D. Kr. 22 A. 185.
Do man '^alt nach Crifles gehurt dreu^ehen hundert iar
vnd ein viid drizzik iar, de finl di^) purger -^e Präge geniein-
clich vberein clmmen mit des chuniges willen , das man ijollen
Fol vnd das man anliei)en l'ol 7,e ijollcn an dem nechlten man-
tag nach vnfern vrowen tag der ledern ze hille dem belegen,
das man thut in der Itat, als lank als fi das gut dunket, wan
das win ATigelt nicht fo vil gelragen mak, als das belegen vor
fich gee, vnd haben fi es all'o belcheidenlichen gemacht'*) (das
man von eim y-ijlichcn mal^ , das ze einer nuiel chumt , das
man malen fol, vnd auch von eim i-;lichen mal^ , das man fürt
aus der flat in einer dorf oder in ein Avremde flaf, ^wen
gross geben fol. Dar-jv fo fol man von eim ijjlichen pferd, das
da geet in eim geladen wagen in di flat, fechs ciain pfenige
geben, man für gewant, win , '^in , chupfer, wachs, iifch oder
anderlei chufmanfchaft : das fchnllen di wagenleul tun, vnd nicht
di chufleut, das ein yglich er fei wer er f i , oder van er für,
der mit einem geladen vagen in die ftat fierl , als oft , als er
das tut, er für gewant, win, gelraid, hol^, hew oder grass oder
anderley, was fei oder wi es genant fei , y von einem pferd,
das in dem vagen geet , ain kleinn phenning geben fol vnder
der ftat tor an widerred : vnd wer das nicht tut, der fol ge-
ben ze buzze fünf fchilling kleiner pfenning pregifcher an als
vil ^) ; wer di ftein oder den >jigel oder den kalch oder fant
oder ^immerhol^, welcherlei es fei, von dem Podfkal oder von
fand Valentein fürt in di ftat, v^e einem bew, es fei koufet ")
oder vnkouft, der fol des '^olles ledig fein.
44. De ratioiiibii.« juratoruiii
CIO. itlart. 1SS8.)
St. f. 48.
Nos Wenccslaus diclus Ilok-^nncr judex et Seidlinus de
Piesca , Andreas diclus Goldner , Nicolaus albus , llenricus
'JD. A. ') |iaviiiu'ntationis D. ^) Die D. ^) von <his bis izlirlion Pferd
fehlt D. nnil ersf heiiil s|i;il('i- imlor dcrlcltcisilirifl INr. 2;< de prelio
brasciitonun in inoleiidiiiis. ') Jener hIso vil L). ") gekoul'et I).
31
Melniker, Pesoldus carnifex, Frenclinus Cornpuhel, Nicolaus Znoi-
meri, Nicolaus Clementeri, Viricus Silber^eiger , Ylricus Pleyer,
Jeclimis Ruperti et Johlinus Rok/^aiier , jurali cives et uuiversi-
tas civium civitatis Pragensis recognoscimus , quod diligenti et
matura delil)eralione inier nos pnthabita, ac commune honum
sive utile civitatis in eo considerantes et honestum, quod volu-
nius et promittimus sub puritate juramenti nostri de oninibus
et singulis perceptis et debitis civitatis prajdictae, cujuscunque
conditionis exislant, in fine anni nostri reddere juratis succes-
soribus nostris rationem , contradictione qualibet non obstante.
Id ipsum ab aliis juratis successu teniporis , qui fuerint pro
tempore, observari firmiter volumus in aeternum , sie quod qui-
libet consulatus , qui successu teniporis pro tunc fuerit , alteri
consulatui sibi succedenti coram viris commuuibus , quotquot
ad hoc recipere voluerint , rationem reddere, ut prasdicitur, est
asstrictus, harum testimonio literarum. Actum et datum anno
domini Mill. trecentesimo tricesimo oclavo vi Nonas Martii.
(Statutum hoc cancellatum est in libro.)
45. De sartoribus.
(18. Feh. 13 tS.)
St. f. 50.
Wir Fri^e, gehaifen der Lange, richter ze Präge, vnd di
fcläepfen von der I'tat Jakob Frenkeis fun , Conrad der Pleyer,
Jacob der Schon, Pebenis fvn, vnd Gvnther von Pcrge, Conrad
von Leulhmiri^, Henrich der Negel , Ilerman der Galm , Dityl
der Peke vnd Friije von Perge , Herolt Rechijer , Ylrich von
Heynburch , Herman Glas, Virich der Puzel, Rudel der fneider
vnd Johan des Dylmars prüder vnd di andern fchepfen ge-
mainclich tun kunt vnd bechennen an diefem gegenwurtigen
prief allen den , di in an l'ehen oder boren lefen, das wir ze
bilfe den fneydern in vnfer ftat ze Prag gefezzen, wen fi vbel
vnd gut mit vns leiden tag vnd nacht vnd leiden muzon, ze
eim rechte fvnden haben, das keiner irer knecht noch nyemant
fich nider fe^^en i'ol maifter ze l'ein an irem hanlwercb her
en habe vor dem purgermeil'ter verpurget bei vier fchoken
grozzer pfenninge, vbel vnd gut mit in ze leiden jar vnd tage
nach der ftat recht, vnd gebe auch ein halbe fchok ze anlait
ein vierdunk des felben habe (sie) l'chokes den Ichepfen vnd den
andern vierdung den l'neydern \ vnd ob das gefclieh , das der
purge der vir fchoke bellanden wurde , fo fol ein drilleil der-
32
felben vier fclioke dem richler, vnd ein drilleil den fcliepfen,
vnd den fneydern ein drilleil. (Jucli l'ul nyenian ein neves
wambeis noch ein vberlrages feil Irngen, es en fei danne ze-
rifen, noch an keiner ftat feil Iragen, wen yeder man, do er
gefeffen ift, fol haben nur '>;wai wambeis , ein behemifch vnd
ein fwebifch , oder nur aines allaine ; di vambeis lullen auch
vngefelft fein ; findet man aber vber das ein uand)eis an einer
andern ftat fail, das fol man nemen vnd ein vngerechtcs oder
ein gefeistes wambeis, wo man das fvnde, das fol man ouch ne-
men, vnd des fol halbe dem richler geburn vnd halb den fney-
dern ; vnd och das kein genecht von feinem maifter fol geen
ze einem hoffneider; welcher es dar vber tut, den fol chein
maifter in einem iar ze im nemen ; welcher maifter aber das
dar vber tut, der fol geben ain halbe fchok; des haben fchokes
fol geburen ein drilleil dem richler, ein dritteil den fcliepfen,
vnd den fneidern ein dritteil ; vnd ouch, das kein nientler chein
nevf gewant fneyden fol; welcher es dar vber tut, der fol
auch geben ein halb fchok; dasfelbe halb fchok fol man in
drev laden , dem richler vnd den fcliepfen vnd den fneydern,
als vor gefchriben ifl. Vnd ze ainer fletikeit difer rede hab
wir difen prief veringefigelt mit vnl'er ftat ingefigel. Der prief
ift gegeben nach Criftes geburl Ihufent jar, drevhunderl jar in
dem ach'jjehend jar an dem nechflen fvnabenl vor fand \N ar-
purgeu tage.
46. I>o extractoribuis viiii.
St. f. 50. D. Nr. 24.
Nota, quod pro extracloribus vini, qui weinschroter vul-
gariler dicuntur , debet cuilibet eorum de quolibet vase vini,
cujuscumque gcncris sit, cum per cos de cellario trahitur, duo
grossi Pragenses, et cum imponitur, ii gross! , et cum de uno
curru in alium ponilur ant super sujierliciem terra; localur,
unus tantum grossus pra?diclus soivi alque dari'.)
47. De tlieloiieo porvc^rii, puclis»bauiii et
aliis lioiiiiiiibus.
St. f. 51. D. Nr. 25.
Wir richler vnd fciie|)fen der flat ze Präge haben gemacht
mit verdachtem mute durch der gemein heften willen, das man
') debet L.
33
von loden, von perwer vnd von puchzpavm cliain gelait ouf
der pruken nicht nemen fol, noch von ruhen, noch von ^wifel,
noch von lavch fanien auch nidit nemen fol. Auch welle wir,
das man von einem '^uwer wein, was wein es fei, vnd dar-
vnter gein vngelt nicht nemen fol.
4$. I>e treiigiü liomiciclii, vtiliioris vel
■nutilatioiiin, quam poeuai&i iiiciduiit fide-
jusi§orei§ , i§i lii, pro qiiiS>ui§ fadcjubctur,
aufugiuiit.
(30. illän. 1349.J
St. f. 54. D. Nr. 26, A. p. 186.
Do man ^alt noch Criftus gehurt drey^en hundert iar vnd
nevn vnd vyer^ig des neheftes mantages nach Judica feyn wir
Borfuth der richter, Johil hern Jacobis, Fren^il Thavfettmarg, Ny-
colaus * ) Weyze, Via Negill, Nicolaus de Jornleyn, Via Pleyer,
Merkil Stach, Meynel Duhij, Nicolaus Gevnher, Via Rog'-janer,
Albertus hern Wolfeis Camerers fon , vnd Seydil hern Otten
gewandfnyders fon , gefworen fchepfen der groffern ftat ^v
Prag des mit der edelften rat durch der flad eren, frides vnd
gemaches ^^illen vberayn konien gemayncleych , daz wer do
purgen . fe^ vm ayn vryde aynes totflages, wrniden odir le-
munge, ift daz der felbe fryde an ymandes geprochen wirt
frefeleych, alfo daz her ermort"), gelemt, gewund odir gefla-
gen wirt, vnd wirt der felb fchuldig gevangen mit warer tat,
er ift des halfes beftanden. Ift obir , daz her feynen rechten
nicht getrewen tar , vnd vorfluchlig wirt vnd in dye echte
komt , fo find die purgen , dye vor den fryde gefprochen ha-
ben , vor eyn totflag fündig fchog grofer phennynge vorvallen,
dye fi bemalen fchuUen in fyer^en tagen vor den fchcppen :, vnd
der felben funf-^ig fchog fchullen den nechften vrunden, ^wan-
^ig fchog grofer vor daz hovb ^) vnd avf dye ftad ^wan^ig
fchok vnd dem richter ^ehen fchog an all Widerrede gcvallen.
Darnach ift daz daz gefchecht, daz yman^ pricht eyn beflaltcn
fryde mit freuel, vnd flecht eynem eyne hant odir eynen fvz
gar ab odir eyn avge gar auz, ift daz er darvm bcgriflen
wirt mit warer tat, her ift des halfes beflanden. Ifl ahir daz
er hyn kommet vnd vorfluchtig wirt, alzo da/, her in dye achte
') Niklas U. -) gcmorl l). ') f.-lilt 1)
34
konit, fo feyn dye piirgen, dye vor diu fri«le gelobt lian, vmb
ayn haut, ayn fvz odir ayn oi\g v^wen/^ig l'chog grofcr phenynge
beftanden, vnd vin eyn leiiid '^ehcn ') l'cliog, viid vm eyn avIFen
wunden fvnf fchog grofcr vorvallen , dye fi oiitli in vyer'i^eni
tagen be/alen Icbiilkn vor den fcbepben: vnd des geldes Ichul-
len ie y^wen pbenynge den geflagen, '.jwene phenynge avf dye
ftal vnd ayn plicnig dem richler (als vorgelVliriben flet -), gevallen.
49. De treug^iis pro alapis.
St. f. 54 D. Kr. 27. A. p. 186.
Dornach ift daz yniand eyn beftallen fryde prycht frene-
leichen, alfo daz er eyn eyns an den hals llet odir wunl, vnd
>virt er darvm begrilTen vnd des vbirwunden, lo ift er des hal-
fes bel'tanden. ll't abir, daz her hyn wek komt vnd in dye eeiile
komt, fo feyn die purgen , die vor den fryde globit haben , fvnf
fchog grofer phenninge vor vallen, dye fie auch vor den fehep-
phen be'^alen fchullen in vyer'^en tagen.
50. Q^ualiter iiiius aliuiii debot coiiviii-
cerc» de lioiiiicidio.
St. f. 54. D. IVr. 28. A. p. 186.
Dornach ift daz ymand angefprochen •') odir befchuldiget
vvirt von ynian^ vm eyn tolflag, fo fdiol der, der eyn anfprycht,
in des vbir^^•ynden mit fiben mannen, der ycleicher ^) pey ^e-
heu fchoken hal)ent feyn, vnd dye vorlofvnge. So mag fich ouch
der angefprochen odir der befchuldiget ^) her wider mit nowen
mannen, der ouch ydeicher pei ;;elien Tchoken habent feyn, vnd
die verlüfvngel, enlfchuldigen noch vnfer flat rechte.
51. De liis qui stantibus^ treugis exceduut
verbis.
St. f. 54. D. IVr. 29. A. p. 186.
Darnach wer eyn beflalten fryde i)ricliet mit worten vnd
des vbirwunden wirt mit ijwen erfamen mannen, der ydeicher
pei 'i;wen:jig fciioken grofer phenynge gefeffen ift , der ift be-
ftanden der hochften puz, daz ift fihenihalp fchog grofer phe-
nynge mit fnldiir viiderfcheid. Ift daz er fich des nicht enlfchul-
'J zwei D. -) f^-hU D. ') aiispn rhen l). ') izlichen D. A. ■•) wird.
35
digen mag nuch mit ^wen manen, der ycleicber pei ^weiiijig fclio-
cken V) gelerfen il't, vnd >vokliir der nicht yjii geben hat noch
mag. der fchol iar vnd lag avz der ftat feyn pey fiinf meylen,
vnd wirt er aliir darvbir begrillen in der ftat, fo flecht man ym
eyn glyt an der hant odir an dem tVz abe.
53. De coadjutorio, quod vul§:o volleyst
iiiiiicupatur.
St. f. 54. D. Nr. 30. A. p. 187.
Dornach ^v dem le^ften wirt ymant befchuldiget nmb eyn
volleyl't vnd vbirwiinden dez mit -^wan pyderfen mannen, die pei
^wen^ig fchocken grofer geielTen l'eyn, der il't beftanden der vor-
gefchriben hochften pvz, odir er entfchuldiget fich des mit ^wayn
erfamen mannen der itwedir pey ^wan^ig fchocken gefeffen fey;
vnd welcher der pvz nicht zv geben hat noch in mag, der fchol
auch pei fvnf meylen iar vnd tag avz der ftat feyn , odir man
riecht ym , wirt er begriffen in der ftat , eyn glit an der hant
odir an dem fvz abe.
53. De aefate debita pueporum.
(De stetate niasculi et feiuellae.)
(20. Nov. 13Ö0.J
St. f. 60. D. Nr. 31, A. p. 190.
Anno domini millesimo ccc qiiinquagesimo jnbila'o. Sabbate
post festum Sanctie Elizabeth Jesco de Borschow, Nicolaus Znoy-
mer, Thomas de ferrea platea, Johlinus Praun, Seydlinus insti-
tor, Ludlinus carnifex -) , Henricus Morunger. Frowinus auri-
faber, Pesoldus pistor, Leo sartor, Mcolaus tuchmacher et Ja-
cobus sutor, jurati convocatis Omnibus senioribus civitatis hoc
pro jure cum eisdeni senioribus civitatis adinvenerunt unauiniitcr,
et circa hoc concordiler permanserunt. quod masculus, cum est
decem et octo anuorum, tunc habet a'tatem debilani, et femella,
cum est quindecim annorum , tunc habet eliam debitam aetatem.
54- De executoribus tesiaiiieiitl.
St. ibid. D. Nr. 31. A. p. 190.
Item quando alifjuis facit tcslaiueutiim et coiumilil suis exe-
cutoribus bona et facta sua. ilü cxecutons dobeui Iraclure bona
') grossen D. ') in.-;lilor I).
36
ejusdeni, qui decessif, t|iioiisqiie pueri sni ad annos discretionis
perveniant, et dum pervem'unt ad discretionis annos, tiinc statim
debent ipsis bona eoriim per ipsos exccutores assienari. Si vero
aliquibus aniitis videretiir qiiod exccutores in factis et bonis pue-
roruni non bene facerent. illud ipsi aiuici debent proponere do-
minis juratis, et ipsi doinini jurati secunduin deuni et justiliam
debent hoc judicifre.
Item cum aliquis moritur cum iixore et relinquil *) domum
et ipsa domus per creditores impetitur, debet justitia fieri ad
ipsain dümuni.
Ö.3. Do pi'opinatioiie ^iiii.
St. D. A. ibidem.
Item omnis caupo propinet -) suum vinum; sicut vidi, ita
tamen, quod nisi luuim vas debet aperire, ita etiam, quod sicut
iucipiet in apercione vini propinare, sie usque ad exitum vini
propinet, et non debet deducere vinum initiatum. Si vero secus
aliquis fecerit, dabit pro pa?na vü sexagen. gros.
Item tanla mensura debet dari in tabcrna de vino, quanta
datur extra domum ad portanchim. El quicuuque voluerit \inum
bibere in taberna . ilie debet statim dare paratam pecuniam pro
ipso vino. Sed nullus debet occulle propinare vinum sub poena
pra'dicta.
Item quicuuque pecuniam de '') vino debibitam contra vo-
luntatem hospitis propinantis deportaverit . dabit pro paMia vii
sexagen. gros, quam si dare non poterit, in turri xiii septimanis
sedebit. Acta sunt biec anno donüni et die, quibus supra.
56. De probatioBio lo|;itiiiiao aotatis.
(24. Od. ISöt.)
St. 60. D. ibid. A. p. 190.
Item anno doniini niillesiuio Ireceulesimo quiuquagesimo quarto
Reimbote Goldner. Nicolaus de .lureud-iu, l-jidcriinus Sluk, Joh-
linus Praun, Fridliuus Holl, llal)ardiis pannicida, Jobannes Luth-
meri^er, ISicolaus Gentes, Seyboto de ßenescbow •*), Nicolaus
Lekscheil et Franciscus Rok^aner jurati consules, Seydlinus de
Pieska, Nicolaus Znoimer, Frana Negell et Joblinus Hunel, sca-
bini majoris civitatis Pragensis cives in domo consilii simul coii-
') reii<|iiit A. ■) piopinat D. ') in 0. A. ') Bussow A.
37
gregati de uiiaiiimi consilio et consensu seniorum ejusdem civi-
tatis tunc praesentiam, solempiii tractatu et malura deliberatione
inter ipsos prajhabitis, concordiler ordinavenint et statuerunt, iit
cum aliquo vel aliqua alTirinanli vel asserenti , se fore majorem
aiinis et aetatem habere legitimam vel ad illam atatem pervenisse,
tutore suo seu quolibet alio hoc dilTitente vel negante, quod idem
affirmans et asserens aetatem suam legitimam et se fore majorem
aiuiis probare potesl et debet per quatuor aut *) per tres fide
dignos cousanguineos suos proximiores , qui bona et pura fide
ipsorum fateantur et tcstificentiir , se scire eumdem seu eandem
alTirmantem et asserentem esse majorem aniiis et aetatem habere
legitimam vel pervenisse ad illam. Actum anno quo supra die xxiiii
mensis Octobris.
57. De solutioiie debitorum.
eis. Febr. 1360.J
St. f. 61. D. fehlt A. p. 191.
Do man ^alt nach Criftes gepurt drei^enhundert iar vnd fech-
^ig iar, an dem nechl'ten funabent nach fan Valenteins tak, lein
di gefvvorn der flat '^u Prag, Niclas Znoymer, Wolllynus Galm,
Bohuslaus de Mili^in, Via Zilber^eiger, Jeffel Rotel, Johl Junof-
fii, Frana Seydlini de Pieska, Martinus Waurziconis vnd ander ir
aylgenoffen mytfampt den elteften purgern vnd myt der gemeyn
feint dez vber eyn chunien wer der purger wer, der do Iturbe
oder entrune, vnd alz vil gu^ nicht enlis, daz do vergelten niocht
werden peyd den purgern vnd den geften, fo fol man von erften
von dem gut gelten den purgern vor allen geften, vnd waz do
vberig wer vber di fchuld, daz fol man den geften geben ; vnd
ob di fchult den geften nicht geraichen mocht, fo fol man daz
gut ayner mark tayln alz der andern vnler di geft, auzgenomen
ob der geft ayner vber di fchult ayn prif bette, der get vor dy
fchult der andern gefte ; vnd ift auch auzgetragen, welcher der
purger wer, der do flurbe oder entrunne, daz der gu^ alz vil
nicht lis, daz den purgern nicht vergolten mocht werden, vnd ob
fein hauzvraw icht bette an gewant oder an chleynoten, di fol
leyden mit dem felben , daz fi hett am gewant , an chleynoten
vnd am wey daz wer, daz fi hett, myt dem allem fol fi mit irem
man leiden, vnd fol di fchult vergelten von der hab, auzgenomen
ayns manfels vnd ayns roks vnd ayns floyerz, daz ir di geller
'J vel D.
38
felber geben, auch aiizgenomen ir [)eto:e\v{inl. do fi ouf (egieich
gelegen ifl mit irin manne, da/, l'ol ir noch volgen.
5S. De defectibuii paiiiiicidaruin et iii-
stitoruiii.
(]>e institoribus et pannicidis.)
CS 2. Decemb. 1365.)
St. f. 115. D. Nr. 32. A. p. 191.
Wir Hana Benel'choNver richter. Johannes Lenlmiri-^er. Ma-
thes Turym (sie), Lew fneyder. Via Silberi;aiger, Fanija Donati,
Fl'0^Yinus aurifaber, Jeffeo Rotonis, Bcrniiardiis Seidliiii, Mathias
de TurnOAV, AinUuuigs de Cracovia, PelTlinns de ^^'i^■chegra(lu,
Swaehcbo pellifex, Johannes de Brunna, Procopius Vlmanni, Jaxo
Polkonis, Mathias Ki'^inirer, Hainricus Ilalbardi et Jekliniis Czwaair
gelVorn fchephen vnd die gemayn der grolTeren Hat '^u Prag be-
kennen vnd be'ijeiigen, das di befchayden leut gewant l'nayder,
dye kromer, vnl'er milpurger, vor vns komen feyn. vnd haben
vns vorgeleget ir ehoflen geprel'tn, den fie haben vnd leiden ain-
halben von den , die für dem rathaus vnd auf dem markt mv/,
an den turym pey den reychen kremen auf den bürden si^en vnd
anderhalben') von den, die vor Reyffenkitels -) \nd.."^) Leul-
meri'^ers heuffern fi-^'^en, auch welunder"*) von den, die do vor
den kyrchen vnd kloCtern oder wo l'ie fi'^^en in der Fiat, wie
die felben hurdkr cijlich kremerci, vnd kramgewant, die man won
aller austragen vnd gewonbayt alain^ igleichen nur vndir de
fteyneynen kremen fayl vnd vorkaufei hat , hawen •**) nv wider
die leibe vorgenante alte gewanhayt vnd austragen, mitder eilen
vnd mit der wage vorkauffet vnd hyngewegen.
Darunibe man fie vbel vnd gut , tag vnd nacht , mit der
ftal wüliclcycben vnd gerne leiden, des fey wir '^u rat worden,
vnd haben daruiuen mit arm und mit reychen mit wolwedachtem
mute mit der eldeften rothe *'•) ausgetragen vnd vberainchomeii
durch gemaynes nu'^es die fach in aller weys, alz hernach ge-
fehriwen ftet.
Das die vorgenanfen hurdler vorm rathaus auswenig ") der
fwiwogen vnd auf dem markt vnd vor dem türm oder wo fie
fi^^ent, fchullen ir gewicht ^nd ir Wag all'o weft eilen, das fie
') andellialbeii A.. auderhnll) \). -) reisscikilel. ') ^or den A. Ü.
■*) be.siiiidcr A. D. ■') ludtfii I). '^) rate ü. ') auswendig D.
39
nicht fwerer noch mer wegen, dan pey ayni ringgen •) vierdunk
oder pei vier lotteu, won fie pay aym vierdank allerlei kreme-
rei Hinwegen vnd Aorkauffen mugen. Auch fchullen fie furwas
noch gol^ noch parchant noch leynwat, cendalt, ^endalin noch
l'eyden gewant vorkaulTen, ausgenummen der portleyn, l'ie find
fwar^ oder weifs, filwereyn oder guldeyn, ains finger, breit, die
fie mugen wol verkaufien pey der eilen vnd vorfneyden, vnd die
fie mochen, die fchulen fie peyn ftuken verkaufen. Darnach Avol-
len wir, das die vors Reyfenkitels un^ \Ven'>;law Leutmeri^ers
hevffern, alz fie mit irem willen dor^u haben gewilkurt, fayl fchul-
len haben feygen, mandel, reys, m eynper, ole, fwaden viid an-
ders, was fie von alder haben fayl gehabt, ausgenummen ijuker
vnd wachs vnd ander kremerey , die man phligt mit der wag,
vnd mit der eilen verkautFen ; auch wollen wir wer der wer, der
das, als vorgefchriwen ftet, vbertret , der fchol ^um erften ain
vierdunk geben, ^um andermal ain halbes fchok, ^um dritten mal
ain fchok, ^um vierden mal ften'*) ;u der herren genaden; wel-
cher von den ^wayn, die do^u gefa^ fint, wurd wefayt '*), das
fchol krafft haben.
Auch fchullen die felben ^wen wefchawen "*) alle kremer-
rey ob die phertig oder vnphertig fey, vnd wen fie dorumme we-
fagen^), das fchol auch kraft haben; den fchol man verpuzen
:5um erften mal vm ayn fchok, ^um andermal vm ?way, ^um
dritten- mal vm drey, vnd ^um vierdennial ^u der herren genade,
vm ain groffer pus.
Auch fei wir ^u rat worden von der gewanfneyder wegen
vnder fneyder: das kayn fnayder, der hantwerk treywen wil, der
fchol kaynerlay gewant nicht fchneyden , ausgenummen grobes,
gewant oder welcherley forb daz fey, das ym lande gemachet ift
'^u peheim, vnd allerlay Polanifch*) gewant; vnd wer der Mcr der
ander gewant fnyd dan vorgefchriwen ftet , der fchol ^u pu'^e
geben ^um erften mal ain fchok, ^u andern mal ^wain fchok,
'^um dritten mal drey fchok, ^um vierden mal, fo fchol der felbe
für bas kain gewant fchneyden.
So fchullen auch da'^u ^wen vons raths wegen koren ^)
werden, vnd wen die felben wefagen, daz fchol kraft haben vm
die felben puzen, die oben gefchriwn ften ^).
Auch haben wir ausgetragen, das die gewantfneyder rechte
mafe fchullen gewen, vnd auch ain gewant pey feym rechten no-
') geringe D. ^) vnd vor des. |) her D. ') werde bcsa<rl D. ') bo-
schawen. '') bcsiii;fii D. ') Pohinisch A. "") Kckorn D. ') wie d\|-
selhcn dje oben gesribcii sicl. U.
40
men, als es vom recht g-enannt iff, vorkaiilTen. pey ilen of)ge-
nannten puzeri *) viid ^uiii vierdciimal aus der Itat.
Auch Mollen wir, das alle kromer eyfneyn eilen vnd ge-
wicht, payde gezeychet mit der ftat :5aYclien : welcher der >ver
der 7jU kur^ mess , oder vnrcciit wug, der fchol ^ii puze ge-
wen ^um erften ain Ichok , ijum andermal '^way , ^iim dritten
mal drew, ijum vierdenmal fo Icliol der leibe furbas keynerley
kremerey wegen noch meffen noch vorkaufFen.
Sub anno domini Jlillesimo ccclxv feria secunda post fe-
slum beati Thonise apostoli proxima siipradicta ") fecisse nos ju-
dex et jurati ac communilas civitatis pr;eniiss<E dinoscimur cou-
stituta, per nos et ouines, (pios concernunt, inviolabiter obser-
vanda.
59. De viduis ot virg^iulbuis despoiisaii-
dis et tesiiiiioiBlis ac ceteris coiidepeii-
deiitibu§.
C8. August 1364.)
St. f. 271. D. IVr. 33. A. p. 192.
Do man >;alt nach Crifti gepurt drev/ehen hundert iar vnd
in dem vier vnd fech'i;iftem iar an dem nechften donerftag vor
fant Loren?; tag, do fein wir Seidel Kramer, Johannes Roft. Mei-
nel Dub'-; , Mathes Ress, ^iklas Payer kursner, PelTel Bullaw,
Hainel Stach, ^^'en:;]aw Borl'chowrky. Niklos vom Neumhaus, Eli-
gaft fcliuclifter. Diid Fulkcnriayu . M'en>;law melTrer mit dem
kohvleyn. PelTek Bycli . .Niklas Genies vnd Bernhart Pecke, die
fchepfen vnd die gel'wornen der grolTern Itat iju Präge, deij mit
den elleflen mit gemaynlichem rat, durch gemaynes nu^5;es ar-
mer vnd reicher fein iju rat wurden vnd v!)erain komen. daz die
gefe^e, die hernach gefchriwen ftecn . fclmllen viirnank haben
vnd bei allermenikleyciien ewidcichen fclinllcii werden geiialten.
Zum erflcii, wen daz ift. daz ain man ain junafrawn oder
vitlewen nemen wil, fo fchol er vnd fie von paiden lallen ir frunt
bitten •') oder ander piderb gefeffen leule ^u heirc^ leulen, vnd
daz finl recht heyre^ lenle, vor den daz gelub gefchicht. Auch
waz mit namen mit in befa'^t wirt, daz hat kraft in fulcher weis,
daz ^Aven hcire',{man die mugen ^eugen vm morgengab ain iar
vnd ain lag vnd nichl lenger.
Wolt aber yeman/, daz die morsrensrab leng-er flund vnd das
') Briefen D. •) su])ra scripta I). ') A. ') D. A.
41
geliib , der bovar fich furbas mit giilen briefen oder mit dez
gerichtes puch der ftat. Darüber ob daz ver, daz ain man ain
morgengab vor iar vnd vor tag beijalet, der fchol nemen ain gu-
ten quitbrief mit dez felbs figel , dem man die morgengab be-
malet ; bat er aber kein figel, fo fcbol er dez richters figel an
feines figels ftat baben vnd dav;u ^wayer fcbepfen.
Wer aber daz getan , daz vor den vorgenannten heire^-
leulen keynerley ander gelub gefebehen vm erbtail oder vm ander
fache, ausgenummen der morgengab alz vorgefcbriben ftet, der
felben gelub fchol fich ain man oder fraw bewarn, daz daz vor-
brift werd inwennik dreyn vier-jehen tagen, oder gefcbriwen werd
in dez gerichtes puch der ftat in gehegter pank. Wo aber die
bewarnuffe nicht gefchecht in dreinvier^eben tagen , als vorge-
fcbriben ftet, fo fchol der vorgenannten heyre^leuten ^euknuffe
kayn kraft haben vm die felben fach*).
Kain fraw die mag nich^ vorfchaffen kaynerlay fach, ciain
noch gross , es fei claynet , ge>vant oder gut , an irs mannes
willen ; ^u bew er aber feynen willen geb , daz mag fie wol
vorfchaffen : ausgenummen het ain fraw gnt oder claynet , daz
ir aygen gut ver, vnd auch daz fie ausgenummen bei, da fie im
wart gelubt, daz fie beweifen mocht mit briefen oder mit des ge-
richtes puch der ftat, als da vorgefchriwen ftet, daz felbe gut daz
mag fie fchaffen , wem fie wil, an alle hindernuffe. Stürbe fie
aber an gefcheft, oder daz fie daz felbe gut nicht vorgewen het,
fo fchol es gevallen an iren virt mit vollem rechten.
(Domini consiiles et cottunuiiifas jusserunf illtid deleri anno
domini inccclxxx in rigilia beati Mathcei apostoli et erarnjelistae.)
60. IL^oii dem froAvlicIieii liaussrat.
St. p. 272. I), ibid. A. p. 292.
Auch wen ain man ftiibet, der ain eleicbe hausfrawn let,
der fchol nachvolgen ir frevleicher hausrat ; vnd daz ift ir frevlei-
cher hausrat, des erften ir gepent als -) als vil als fein do ift
noch feim tod, dornach alle ire clayder vnd auch die trüben,
dorinnen fie bat gehapt ire clayder, vnd ain mehel fengerl. daz
er ir hat gegewen, ob ers nicht vertan hat, vnd ir petgewant, dor-
auf fie mit fampt im gelegen ift : daz fchol ir nachfolgen , fie
habs ^u im procht oder nicht, daz mag er ir nicht vorfchaffen ;
vnd was anders havsra^-^) da ift anvam"*) das fei, er flerb an
') DasFolscnde bis zum Ab.satz 60 fehlt sowohl in der Handsrhrifl
A. und D. -J gepett D. gebeut A. ') hausrates D. ') woran D.
42
gefchefl, fo pleybt ir ain dritteil des vbrigen liausra^ mit l'ul-
cher vnterfchayde.
Hat er nicht kiiider, fo g:evallen ^waitail des liausra^, wo-
hin ers fchicket ; rturbe er aber an srefcbeft, Ib g^evallen die lei-
ben ^waytail auf fein neilificn fnint IVer'^balben ; wer obir er
lis ain kint oder ?way, doraiif gefilen die ?>vay tail dez baus-
ra; ; wem aber der kinder mer den ?way, fo fchol ir nacbuol-
gen gleichertail als der kinder aim an dem vberigen bausrat.
Abir der gaftgeben pctgewant, da die gefte auf ligen, da^
mag er geben, ftirbt er mit gelVbeft, wem er wil ; ftirbt er abir
an gefciieft, fo gevelt es obir auf feine kindere. ob er fi bat; hat
er fi nicht , fo gevelt es auf die nechften frunde fwer'ijbalben •,
was de?, vberigen hausraij ift, daz gevelt an die vorgenante feine
kinder, als vorgefchriwen ift.
Ausgenumen der austragung, die da gefchriwen ftet in der
ftat puch von der fcbult wegen, ob ain man fturb, der do nicbij
^u gelten het, fo fcbol ir auch nicb^ nacbvolgen den noch der
ftat puch laut in aller weis, als darinnen gefchriwen ftet.
61. l>e to$itaiiioiitiis ordiiiaiidis.
St. f. 272. 1). ibid. A. p. 193.
Ain man der mag ain gefchelt tun, er fei gefunt oder fich,
mit guter vornuft. Wem er daz enpbilbet, es fei aim oder mer,
daz fint recht fnrmunden, viid die leiben furnuinden die mugen
in nich'^ felben bezeugen , fuuder die , die ^u gc^euknuss des-
felben gefchef^ fein gerufl, dicfelljcu fint recht tot pezieut, alfo
daz fie fchullen fein gefeffen iiiderbleut. Vnd die felben egenan-
ten fnrmunden die fchullen daz felbe gefcheft volfuren vnd ban-
deln, als es in enpbolhen wer ^u irem trewen, an aller leul hin-
dernuss, ausgenumen ob der oder die daz gefcheft nicht alfo han-
delten, als vorgefchriwen ftet, oder ob der oder die furmunden
alfo vnweislichen mit ir felbs gut vmgiengen, daz man fich des
verfocht, daz daz gut vurd') vertan, daz in enpbolhen wer, ez
fie an felgret oder an vayfen gut, noch dez gcfcbeftes laut, fo
mag ain frunt oder ain ander piderbmau vor die fcbephen gen
vnd in daz kunt tun, oder ob die fcbcpfen daz felbe innen vur-
den, fo fchullen fie fenten noch den felben furmund, oder fur-
munden, daz fie das gut vorpurgen, daz daz ficher fei vnd nicht
abbendik werde.
0 wurd A. D.
43
Dornach ain i'^leich man der mag vorfchaffen fein gut,
wem er wil, des er geweldik iCt, vnd daz nicht anderwo vor-
kummert ') ift, ausgeniimen der fcliiilt, die er fchuldig ift, die
rdiol vor allen rächen'^) vorgolden wem; vnd fein \e7,\ gel'cheft,
daz er mit guter vernuft tut, daz hat kraft ; ift daz er daz vor-
prieft pei feim lebendigen leib mit feim figel vnd mit ^wayer
l'chepfen figel, fo hat daz feli)e gefchepht volle kraft.
Wer abir daz getan , daz er fein figel nicht fo gehleich
haben mocht oder nicht figels het, fo fchol er des richters vnd
'^wyer fchepfen figel haben ; wil er abir des richters figel nicht
piten , fo mag er ^wayer fchej)fen vnd ^wayer frunt figel , die
recht totpe^leut fint, hengen an den brief.
Wer abir, daz ain man ain gel'cheft tet, vnd daz nicht vor-
brift vurde pei feim lebentigen leybe, fo fchol der furmund ayner
odir ob ir mer weren, den er die furmuntfchaft hat empholhen,
mit den totpe^leuten, als vil als er ir gcpeten het ^u ge^evknuffe
feins gefchefz, ain gel'cheft brief machchen mit der totpe^leuten
figel; den fchullen fie tragen inwennik dreyn vier^ehen lagen ^u
^wayn fchepfen, die die furmuuden lazen fchreiben in der brief;
den felben brief die vorgenanten fchepfen fchullen figeln, ob die
totpe^leute nemen ^u iren ayden, daz daz gefcheft alfo gefche-
hen wer , als der brief laut ; vurd abir der gefcheft brief von
dem tag, als er tot wer, in wennik dreyn vier^ehen tagen nicht
vorfigdt, fo het der totpe>jleulen ^euknuffe keine kraft.
Auch tolpe^leut die mugen nicht lenger bezeugen von dem
tag, als er tot ift, der daz gefcheft hat getan, den dreyn vier-
^ehen tage, vnd auch die fchepfen vnd die totpe'jjleut , was fie
gebort haben von des gefchef^ Avegen, daz fchullen fie an aydes
ftat vntl pei trewen vnd pei eren vorfwigenleichen pei in belial-
den vnd nindar daz melden an kayner flat , daz dem gefchefle
fchad were ; wurd abir da^ gemelt von fchepfen, von furmunden
oder von totpe^leuten , der figel an dem brief hingen , die fint
mayned vnd trewloz vnd erloz, die fchol man olfenbaren in ge-
hegtter pank.
Auch fchullen ^wen fchephen durch dwochen vnder ;chen
fchoken gericht fi-jen vnd da vor ^u antworten fchol man aim
gefeffen drei ftund furpiten ; auch phant vnder ^chen fchoken mag
man wol aufpielen, vnd vm treuel , bofer red vnd plaw lieg,
nicht ollen vunden mag man clagen vnd auch richten.
') A. I). -) sachcheii.
44
Auch vnfer dyner vnd der lofunger diner vnd putel dye
fchullen ' ) ewiclaichcn kayn jar ^u >veynachlen^» noch oberig-
ften -) golden gen.
63. Quanidiu durot aiiiiuis et Ale».
(2. März. iS70.)
St. f. 273. D. IVr. 31. A. p. 194.
Wir Mathes in dem Turm, Fan^a Donal '*), Via Silber^eiger,
Hainl Stach, Via Rok-^aner, Mirco von Eylow, Eligaft der fchue-
rter, Jax Polk, Wen^lav Leuthmiri'^er, Fridel Roll, Ilenfil Zeifel-
meifter, Fan^a Nuemburger, Pesco •*) Budener, Walther Gabler,
Wen^lav Negel, Johil Slingel, Pecha Kotko, Procop Seidel, Wern-
her Fullengaft ^) Aikil Virfing ^), Frana Terkler, Wen'ijlav Zur-
ni'^), Nikil Dirnda, ^^'ernhe^ tuchmacher, vierteln Zala^, Jurfik
Hoholsky, JelTke **) Podwinsky ^) , 3Iaske Kra^mer * •^) , Doske
auf dem rosmarkt vnd Jurl'ik der pek, gefnorne purger vnd fche-
pfen ^u der ^eit der grozern ftat zu Präge, bekennen olTenlich
vnd tun kunt, daz wir durch gemeines nu^es willen mit den el-
deften gemeineclich zu rate fein wurden, alfo, alz vor vns lan-
geft ^ ■) ift ausgetragen das furbas mer ewiclich ein jar vnd
ein tag füllen fein feclis wochen vnd ein jar vnd wider minner
noch mer. Das ift gefchecn , do man -{alte von Crifli gepurde
drei'ijeen hundert jar in dem fibenijiiriften jare am funabcnt vor
dem funtag alz man finget invocavit in der vaften.
63. De expeiisis faeieiidis in let^atioiii-
bus civitatis.
St. 273. D. ?»>. 35 A. p. 194.
Darnach in dem feiben jare am monfag vor vnfer vrawen
tage, alz fy ^u himmel für, haben wir ausgetragen, das vnfer flat
mit grozer ^erungc, dy an reifen ift oflc gefcheen vnd vil, werde
geringert, vnd in ein rechte vnd gewiffe ordnunge chome, fo ma-
che wir vnd fCijen mit der eldeften rat, wenne das gefchiet, das
man durch notdurft willen fendet ^u vnferm hern dem kunige
fchepfcn oder ander gemeine leule einen ' -) oder mer, aus vnfer
') nimmer A. D. -') obcristen 1). ^) Franza D. ^) Rudencr A. ^) Vol-
lenjjast D. «) Virinf ü. ") Czcrni A. *) Jessko A. ») Fudinsky D.
'"j Krezmer D. u. A. ") lang D. '^) ander D.
45
ftat, das ein iclicher fol ausreiten felbe vierde mit drein knechten
vnd vier pferden. Ift dy fart do er hin fol oder hin füllen in dem
lande, oder in dem das ?u der krön zu Behem gehört, fo fol man
itlichen mit feinen knechten geben alle wochen vier fchok grofer
^u ^erunge vnd niclit mer: ift aber dy reife aus dem lande, alfo
das vnfer iierre der kunig nicht in dem laude were, fo fol man
iclichen fünf fchok grofer mit feinen knechten vnd pherden ^u
^erunge geben, vnd aber nicht mer. Auch meinen wir, das weide
einer mit minner knechten vnd pherden aus reiten oder ^iben, das
fal man im nicht geftaten, durch der ftat ere willen, ausgenu-
nien ob vnfer herre in weliffchen landen were oder an dem Reyne,
fo mochte man dy knechte vnd dy pherde wol ringern darnach,
das man mit der egenaunten wöchentliche ^erunge mochte ^u
chomen. Auch meinen wir, das ab ein man dohin ?uge , do er
nicht ein woche dorfte aus fein, do wolde man im geben ^erunge
^u rechen noch den tagen, als lieh noch der wochen geburt vnd
nicht mer.
64. De forma in expeditioiiibus obser-
vaiida.
C26. August 1371.J
St. f. 273. A. p. 194')-
Darnach do man ^alte nach Crifti gepurd drei^en hundert
jar vnd darnach in dem ein vnd fiben^igiftem jare am dinstage noch
fend Bartholomeen tage, wir der egeuannte rat, Mathes im türm
etc. mit der ganzen gemeine der groferu ftat /^ü Präge bekennen
offenlich vnd tun kunt, das wir durch eiiaftiger not von vnlers
gnedigen herren wegen des keyfers vnd kuniges ^u Beheim, dy in
vnd fein land vnd vns mit herfarten von kriges wegen ofte an
trit, ^welfe erbern mannen, vier von dem rate vnd achte von der
gemeine, aus vns erkoren haben, dy dife artikel vnd fachen mit
gutem rate ausgetragen haben, alz hernach gefchriben ftet.
Von erften das vnfer vrauwen virteil vnd fend Leonardes
vierteil an den felben fachen füllen beinander bleiben vnd fend
Nidas virteil vnd fend Gallen virteil auch beinander bleiben mit
fulcher beifchendenheit (sie), vff welche ^wei virteil das los ge-
fellet aus ^u ;ihen in dy herfart auswendig des landes, aus den
felben virteiln fal yderman gemeineclich ^ihen, er fei arm oder
reich mit feinem eigen leibe an wider rede auf fein eigen ^e-
') fehlt in D.
46
runge, alfodoch, das dy MboTi dy ans dcnrolbcn \irli'ilii y^ihen wer-
den vnd fuUn, dy leiben InlkMi ledig vud los fein ^weier gair-{en lo-
lungen, dy man nocb dyl'en loliingen, dy iijunt fein, aller leliireft
fe'^en wirt, mit fulcher vnderRlieil. wcnue fy aus '-^üien aus der
ftat vnd lein aufen '^wen läge niinner oder nier, oder wy lange l'y
aus bleiben, kur'^ oder lang, Ib lullen fy 7,i\ baut der ijweier lo-
funge ledig fein alz i^unt gelproclien ifl; gefcbee aber das, wenne
fy nu auswendig weren gewel'en, das vnfer berre der kunig etlicbe
der felben, life wider bin beim ^ibeii vnd bebilde etlicbe bei im
oder hies fy fuft bleiben, dy felben, dy alfo bleiben von dem tage
^u reeben alz dy andern von in ge'ijogen fein, alz niancb menet fy
bleiben, dy füllen alz ofle einer lofunge ledig fein mit den ege-
nannten ^wein lofungen; docb all'o dy ^wei virteil, dy alfo do-
heime bleiben werden, dy lullen dy ^wei lofunge Hebten vnd
be/alen ^u der ftat notdiirft. Aucb aus den felben '>;wein virteiln,
dy aus^iben werden, fal man kyfen ^wene bauptmanne, aus eim
virteil einen fcbepfen vnd aus dem andern einen gemeinen man,
vnd dy felben füllen aucb vf ire eigen ^erunge aus ^ihen, vnd
iullen aucb der ^weier lofunge ledig fein, vnd dy ftat dy fal den-
ielben aucb iju bulfe geben iclicbes menet bundert fcbok grofer,
das ift iclicben funf-^ig fcbok grofer, alz oft fy ein menet aufen
bleiben. Dar nacb dife gegenworlige austragunge dy fal alfo be-
fchriben ligen in der ftat bucbe auf dy rede ; wenne ez aber not
gefchiet furbas in ^ukumftigen geilen, das man von vnfers her-
ren des kuniges wegen aber folde aus ^iben in dy berfart aus-
wendig des landes, fo füllen dy ?wey virteil, dy i^unt do beime
bleiben, denne aucb aus ijiiien gemeinedicb alle niiltennander in
alle der austragunge vnd recliten, dy vorbegritfen fein ; wurde
aber dy felbe nebefte berfart nocb difer inwendig des landes,
fo fal der rat mit der gemeine dar vber fi-jen vnd zu rate wer-
den vnd austragen, das ein billichs vnd ein befcbeidens fey aber
in den facben. Wer aber der were, der von gebrecben wegen
oder fuft von ebaftiger not nicbt mit feinem eigen leibe mocbte
aus'^iben, der folde das beweilVn vor dem rate, vnd wy denne der
rat den felben bil'e vor ficb ausfenden, das folde er tun an Wi-
derrede. Vnd mer vll' dy felben '^wey virteil, dy das los i^unt
gevellet (sie), gel dy gegenwerligen berfart abe, alfo das fy nicbt
ans ^ihen vnd ficb der ^u bereiten, do mite füllen fy nicbt ledig
fein, funder fy lullen aus -^ibcn in dy berfart, dy aller nebeft wirt
auswendig des landes.
4T
05. Do rosidoiiUa civiuin M
(28. Febr. 1S38J
St. 275. D. Nr. 36. A. p. 195.
Wir Andres Goldner, Nyclas der weys, Seydel vom Pyesek,
Pefold flayfliaccer, Hainreych Melniker, Fren^el Cornpuhel, Nyclas
Znoimer, Nyclas dementer, Ylreych Silbcri^eiger , Via Pleyer,
Jecyl-) Ruprecht vnd Joiiyl Ruk^aner, gcISvorn Icliepfen der ftat
^e **) Präge haben das mit den eltelten mit verdachtem ^) miit 7,e
einem ecliten funden, wer der fey, der do ain erb hat in der
ftat oder vor der ftat, das '>;inshaft fey, ift das, das es peffer
ift fünfzig fchok , den der ^ins , der do auf dem erb ift , der
ift gezeffen, vnd anders nicht, nach der ftat recht. Das ift ge-
fchehen nach Criftes gehurt vber ^) dreu^ehen iuindert jar vnd
in dem acht vnd dreizzigiften jar an dem funnabent vor kottem-
per in der faften.
Dar nacli habe vir auch funden, das ein ycleyher vnfer pur-
ger der ^inshaft erbe habe, mag das erbe verchoufen, wem er
wil, an ienes hindernuffe, des der jins ift.
66. ]>e testibus.
St. A. il)ideni D. Kr. 37.
Wir fein auch mit den eltiften des vber ain chumen auf
ein iar oder di weyl man nicht beffers fent, wer der ift, der
da ^eugen furn wil oder fchol , der fcho! fchulch ^engen Xurn,
dy da bey i;wain^ig fchoken gro^^er Pregizzer pfenning gefeffen
fein an erb oder '') aigen vber den ^ins, ob her yemant ijinft, es
fei vmb gelt, vmb vunden '^) oder vmb welcherlai fach das fei,
es fey leukaflleut, totpctleut oder heralleut oder welcherlai ?eug-
nuffe das fei.
67. De fiflojii§soribiis pro iiiutilacioiie.
St. A. ibid. D. Nr. 38.
Dar nach habe wir funden, wer da vmb vunden oder vmb
leme purg wil fein, der fchol auch bei ^wan'^ig fchoken gefeffen
fein, als vorgefchriben ftet, alfo befchaidenlichen, ob der vunde
ze kirchen vnd ^e ftra^e gen mag.
') De bonis operatis ccnsibus ac debitoribus et fidejiissoribus ipso-
rum ist in A. das Smnmariiim für Nr. 67 bis 71. '^) .lekil D. u.
A. *) zu D. *) vorbedachten D. ^) fehlt in» D. ") an D. u. A.
") avundon D. ii. A.
48
OS. De dol>itoi>ill>as.
St. et A. ihideiu D. Ar. 39.
Dar nach habe wir fiiiuleii, Mohh man Icliuldisr ift vnd fein
prief vber fich gibt vnd nicht liclt, als lein priel') iouten, vnd
darvmb treulos wirt , dem dager l'ol man hellen ze feinem gut
farent vnd vnfarent, vnd hei her des gutes nicht, fo l'ol man
in dem clager antworten hei der hant , vnd mag in halten als
lang, als er wil: vnd ftirht her die weil in der gewangenuffe
von gotes gewalt, fo fol der clager nyemant antworten dar vnib.
Welcher man aber helt vnd layft, als fein prief lauten, di weil
er das beweifen mak mit feinem ^) gut, das des als wil ift, das
er houptgut vnd fchaden verrichten mag, di weil fol man in nicht
hoher treiben.
09. ]>o subomptoi'Ibus.
Sl. II. A. ibid. D. Kr. 40.
Dar nach habe Avir funden vmb di vnlercoufel, welcher vn-
tercoufel, der gefworn hat, entrint vnd enpfurt den leulen ir gut,
man mag in vnd fein purgen bas vberwinden vmb das felb gell,
do her purgen gcfcha^et •*) hat, den her oder •*) fi fich weren
Hingen.
TO. Do eoiiibiistioiio doiiius.
St. u. A. il.id. D. l\r. Jl.
Dar nach habe wir funden, welch man ain hous Avider ainen
andern choufl, vnd das es verprint •^'), e der ijeit, ee den her iras
aufgibt vor den Avier penchen, er geh im darumb gelt oder nicht,
fo ift es dem verprunnen, ders verchouft hat, es fei dan , das
hers mit genanten vorten ausgcnumen habe.
71. De juribus judieis et eineiidiis coiisu-
luiii.
St. 276. D. Nr. 42. A. p. 192.
Wir Wen'^lav richter, Niclas der Aveys. Andres Goldner,
Seidil von Piesk, Henricus Mclniker '') vnd ander vnfer aidgenos
fcheppfen der ftat ze Frage fein des mit den eltiflcn vnib des
richters vnd der fcheppen puze mit verdachtem niut vber ein
chumen, vnd haben das ausgetrogen als hernacher gefchriben ftect.
') fehlt im D. ^) erb und mit seinem. ^) pesazl I). ^) oder fehlt
im A. ^) « der zeit ze den her 'm\s aufffiht ü. ') llenrieus iMel-
nikcr fehlt in A.
49
71- De magnis poeiiis jiiraforum.
St. D. A. ibidem.
Des erftcii vnib di grozzen puzcn , di da gevallen von
den, di da gegen ifcem ricliler oder dien den fchepfen mit red
freweln in den vier penchen oder in dem rat, das feint vii fchok
grolTer pregüTe pfennig: der foi dem richter xxx fchylliiik, vnd
ye dem fcheppen xxx fchilling gevallen der vorgenanteu pfennige.
73 Do iiiiiaoribit>^ pooiiis.
(Ibidem.)
Dar nach vmb di andern piizen nach den grozzen, di von
den fchepplen gefaxt fein, di von fiier, von verpolen gepew, von
welcherlai harnafch oder von welcherlei gepot oder gefc^e der
fcheppfen gefallen, der puze fol dem richter ein drilteil vnd den
fcheppfen i^Avaytail der genannten puze gefallen ^ das fol der rich-
ter kein red wider gehabn.
73. De deiaario jur«iie«eiiii, aidpfeniiig-.
(Ibidem.)
Dar nach vmb di aidpfennig, wer do fwert in dem gericht,
als er gefworn hat, fol er für das /rew^ ^) ^wen haller pregif-
fer -) legen vnd in ehaften digncn (sie) iiii hailer vnd nicht nier.
Dar nach ven ■*) man des aides vher hebt in dem gerichte,
des fol iiii haller geben, vnd in ehaften dingen acht haller vnd
nicht mer.
74. De praeeoiiuBii deiiario.
(Ibidem.)
Dar nach vmb der putel Ion, ven ein putel einem vergepeut
in das gericht , dem fol man geben einen haller ze Ion vnd in
ehalten dingen ^wen vnd nicht mer.
75. De de»ariis jiidicis et notarii de pu-
blieatioise.
(Ibidem.)
Dar nach wer ein erb oder ein hous in dem gericht an-
gibt, der fol dem richter xxxii haller vnd dem fchreywer •*) iiii
haller vom fchreiben geben vnd nicht mer.
') kurz A. ') pregis.schcr. ^) wen A. *) Schreiber A.
4
50
70 Do structura doiiioriiiii
(Ibidem,)
Dar nach welle wir, wer da wider der Tchepfen gebot an
einem lious bouet oder niuert, das der v ' J^rciiiilink ze biis he-
bert fül ; \nd bouet er ze dem andern mal, fo fol er geben h fchok,
l& dem driUen mal iii l'chok, vnd bout er ze dem vierden mal
wider der fcheppfen gebot, fo fol er geben vii fcliok ze pnze;
die fcliullen dem richter vnd den fcheppfen gevallen, als vor ge-
fchriben fleet.
TT. De solario prolocutoruiii.
(De prolooutoribus.)
(29. Apr. 1334.)
St. 276. D. Nr. 44. A. p. 197.
Wir Borzuth richter, Rcinbolh Goldner, Nikolaus von Juren-
tein , Enderl Sluk, Joliel Praun, Fridel Roll. Cun/Jinus Rotlew,
Ilabart gewantfneider, Johannes Leulniiri^er, Seybulh von Bene-
fchaw'-'), iSickel Genies, Fran-^iscus Rok^aner vnd Niko Lek-
fcheit ratherren 3), Seydlinus-*) von Piesk, Nikel Znoimer, Johel
Hunel , Frana Negell vnd Albrechl Camarer, fchepphen, gefworo
burger der groffer flat im Frage, fein des vbcrein komen vnd
mit wolbedaclitem mut haben aufirelragen durch der ftat gemein
gutes vnd nuvis willen, das vurbas die vurfprech vnfer ftat ge-
reichtes vnd rales von den fachen, die man in dem gericht vnd
auch in dem rat handelt, vor ire mue vnd arbeit ir Ion füllen viffen.
Item des erflen fwelch vurfprech eins manncs wort vmb ein
honpt oder vmb totflag reden wil oder reden wirt, dem fol man
xiiii groffer Prager pfenning geben. Dar nach von einer lemunge
fiben gros, darnach von einer offen wunde ^wen groffer Nnd als
vil von eim volleifte: vnd fwclch vurfprech fich derfelben fachen
einer vnderwindet, die fol her in dem gerichte oder in dem rat
auf ein ende bringen nicht nie da von eyfchende.
Item dar nach von der fchult vnder ^ehen fchoken ein gros
vnd von der fchult vnder ^) eym fchok vi haller; was aber der
fchult ifl vbcr ^ehen fchoken , da fal man geben ^wen grofer.
Dar nach von den andern gemain loutmerungen, die in dem ge-
richt gefchen, vnd auch von den gemainen clagen fol man ein
') fünf A. ') Seibot von Benrsrlinw fihll im A. ^) ralherri-n fehlt
im A. ■•) Seidel A, '^l und A.
51
gros geben, vnd die felben loulmerungen vnd clag füllen die ver-
l'prech oiich iiiF ein ende bringen nicht me da von eifchende.
Item fweicher vbcr das viiifprecli von eim mon me neme,
den als vor gefcliriben flet, vnd des mit eim bidcrman^) vber-
Avunden wirt, der I'cliol ^elien ftliok grolTcr pfcaninge ull" die
ftat geben, oder fthol '^v-ay gan'>je jar aus der (tat fein. Anno
domini mccc quinquagefimo quarto feria tertia poft dominicam
mifericordia domini factum est istud.
TS. Q,uando debent toiieri dcbitorcs In
capitc.
{^28. Aug. 1359.}
St. f. 277. p. V. D. ^r. 45. A. p. 197.
Wir Niclas Reinbots fun der richter, Johannes Luthmiri:^cr,
Virich Czolter, Wolfel Galm -), Johannes Roft ^) vnd dy ander
vnfer eydgenoss gefworn purger der ftat ^C*) Präge beken-
nen, das Avir mit den eltiftea von der ftat ^u Präge haben das
lu eim recht gefunden, wen ein man dem ander ein gelt fchul-
dig ift vnd nicht mag noch en hat zu gelten, fo fol man in, dem
er fchuldig ift, bey der hant antworten, vnd wen das gefchie-
het, fo fol er in hallen noch kalt noch warm, aber in kein fef-
fern, noch in keinen panlen, vnd fol im nor waffer vnd prot ^)
^effea geben, es wer den das er im icht mer von gnaden geben
wolt, oder ob er geftaten woll, das im fein freunt icht mer ge-
ben, das ftet zu im. Entrint er aber aus der fenknuss, fo fol
man in echten auf das hoft recht ; flirbt er aber in der felb fenk-
nuss, der, der in helt, fol dar vnib nyemant antworten. Vnd ob
einer eim Jud fchuldig wer vnd im nicht zu gelten hett, fo fol
der Jud ein erfamen chriften haben, der im fein fchuldigen halt
in aller der weis, als da for gefchriben flet. Actum in die sancli
Auguslini anno domini millesimo ccc quinquagesimo nono.
79. Ctuoiiiodo i§ol\ oro doboat dobituiii is,
qoi pecogjioscii.
St. A. ibid. D. p. 46.
Auch wen das ift, das vnfer einer purger bechennel '•), das
er eim gaft fchuldig ift, dy fchult fol er im gellen in xiiii tage.
Datum et actum ul supra.
') biderbman .\. ') Golii» A. ■") Uos.^lii A. *) 7m. '') prolh A. ") he-
ketiiu't.
52
SO. Q,ui daiiiiiiiiti civitatis laboraiit').
(11. Aug. 1356.)
St. f. 277. D. >r. 47. A. p. 197.
Do man ^all nach Criftes gepurt tauiend jar drewhundert jar
vnd in dem feclis vnd funf'^iiriricn jar an eini diinerflag- nach fanl
Loren^ tage, fo hahen dy ratlierren mit den eltil'ten von der
ftat mit gemaym rat ausfragen, wer der wer, der der flat fchad
vvurb , wo oder wi das wer, der felb fol der flat fünfzig l'choii
grozzer zu puss geben ; hat er aber dez gel^ nicht zu geben, fo
fol im dye ffal lu Präge verpoten werden hundert jar vnd ein tag.
Sl. Do appollatioiie ad domiiiuni regem.
St. f. 277. D. Ar. 48. A. p. 197.
Dor nach -) wer der wer, der fich von der ratherren vnd
fcheppfen orteil an vnfern herren den kunig berufet , der felb
fol >;ehen fchok grozzer bereylcr pfenninge den ratherren vnd
den fcheppfen an alle wider red vnib dy berufunge ^uhant ge-
ben, vnd fol dar ^u das orteil von unferm vorgefprochen herren
kunig , ift das er im land ift, in vier^ehen tag pringen. Ift er
aber aus wendig des landes, fo fol er in dreyn vier^ehen tagen
das orteil pringen. Teet er aber des nicht , fo verleuft er fein
recht.
S3. Ctuoiitodo liiius in judicio vel coiisi-
llo pro aliqua caii.^a juraiiieiitiiiii suuiii
facit
(14. Aug. 1361.J
St. f. 277. D. Ar. 49. A. p. 198.
Do man ^alt nach Crifti gepurd xiii hundert jar vnd in dem
ein vnd fcch^igrten jar an dem abent vnfer vrawen als fi in hi-
mel für, do fein wir fcheppfen der 3Iathes Ress, Seybolh von
Benefchaw, Frana Negell, Busslaw vom Miii^in, Aicias der jung
Clenicnler, Hana von Kleyss , Via Zilber^eiger ''j vnd di ander
vnfer aidgenoss der ftat ^u Präge, mit den elliflen von derfelb
ftat vber ein cbomen, vnd haben das zu eim recht gefunden, wer
der ift, der in dem gericht oder im rat fein recht tut, vmb
'3 Oiütin ponnain iücurrtTc delut alupiid in d.Tiimum civitatis rc-
Ifreiis aiil appfliiiii.« ad (loiiiinuiii rc^'cni A. IVr. 27. ^) Darnach
A. ^) Silbcrreiycr \.
53
welcherley fach das fey, der Ibl ledig fein vnd fchol enprochen
fein, ob man ym fein recht mit keyner gewiffen hohen wolt.
$4. De liolluiigo post priaiiuin jura-
iiieiituiii.
St. A. ibidem D. IVr. 50.
Auch yderman vmb allerlay fach, vnib dy man yn anfprichet
nach faim erften ayd , fol vnd mag ^weier holunge haben , ob
ym das fein furfprech dinget.
Wir Wen'ijla'w Rok^aner, richfer, vnd Ilein^il, hern ^ ) Dit-
reichs fun , ?siklas Rok^aner, Johel hcrn Jacobs fun , Ditel -)
Hopfner vnd di andern vnfer aidgenoz, fchepfen der ftat ze
Präge, fein des mit den eltiflen vnd mit einem gemainem rat des
vber ain kumen , das di gefe^e , di her nacii gcfchriben fteen
vnd fein der ftat ze ere vnd ze gemach, wurgauk fchullen ha-
ben beid arem vnd reich.
84. De test amen tis.
St. f. 278. D. Nr. 51. A. p. 198.
Des erften welle wir, das yeder man, der vnfer purger ift,
der in feinen vnchreften in feim fiche pette ligt, das der felbe
mit guter ^) Vernunft mag fein gut, das im got geben hat, ver-
fchalTen oder geben, wem er wil, an alle hindernufche feiner
chinder oder feiner freunde.
85. De Iiis qui contra judiceni vel jura-
to» in judicio, vel in con$»ilio frivoli»»
verbis excednnt.
St. f. 278. D. Nr. 52. A. p. 199.
Dar nach welle Mir, welcher man in dem gericht oder im
rat gegen dem richler oder gegen den fcheppfen mit rede fre-
welt, das der felbe fchol vii fcliok ze puze geben : der felbe puze
fchol dem richler xxx fchillink vnd ye dem fchepi)fen xxx fchil-
link <revallcn.
') herren \. ') Ditil A. ') gulis A.
54
S6. I>e coiisiilibus lioiiiiiios cominuiics
in platea maletraetantibus.
St. f. 27^. D. >r. 53. A. p. 199.
Ist aber, das ein fclieppfe ein gemaiii man mit rede auff
dem markt oder in der galten vbel liandelt, vnd wirt er dar
vmb vor den fcheppfen beclag-l ' ) , der mag- (ich der clag mit
reinem aid eutlchuldigcn, oder er gebe ein fcliok ze puzc auf di
flat; das felbe fcliol der gemaiu man her wider tun.
S7- I>e eo qui aliquoitt in praetorio ala-
pizat.
St. (fehlt) D. Ar. 54. A. p. 199.
Darnach wollen wir , wer der ift , der ain bidermann im
rolhaus mit verdochtem mut oder mit frevel ans maul oder an
hals flecht , oder raullet, oder mit enteilen, ob er das vber-
wunde wirt, als vor gefchriben flet, der fchol aus der ftal fein
als longe , biz er des hulde gewint, den er alfo welriwet vnd
geflahen hat. Darnach fo fchol er auf die ftat ^wain^ik fchok 5;u
pu7,7,e geben, oder er fei vier iar aus der flat bei 3wain/,ik mei-
len von der ftat; vnd Aver ain fulclicn fretl'ler, der vnfer pur-
ger ift, auf? feind gut hegt oder hell, der fchol auch aull die
ftat ^wain'/^ik fchok /^u puze geben'-).
SS- Tie liis vel eo, qui aliqueni in judi-
cio alapizat.
St. 278. D. Nr. 55. A. p. 199.
Dar nach welle wir , wer dem andern in dem gericht ein
maulflak gibt, das dem fcheppfen wiffenllich fey, der fchol dy
hant dar vmb verlorn haben, oder er gebe 1 fchok grozzer ze
puze auff di ftat.
S9. De liis qui coiis>-rosr»<>^ asniciü suis
currit (sie) super iiiiiiiicos vel iniuticum
suuni.
St. f. 27«. 0. A'r. 56. A. p. 199.
Dar nach welle Mir. wer der ift, der ein foinpnung ze
wege piinget vnd louft da mit auf fein wider fache, ob er des
') kla^nt. '^) Virglciih. M) p. 55.
55
vber wunden wurde , vnd il'f das fein wider fache von im an
fehaden chumet, der felbe fcliol der fampnung fol vii fchok ze
puze geben auf di flat vnd ye der man, der wolleift, ein fchok,
oder er fei ein jar aus der ftat.
90. I>e liis, qui aliqueiti doliberato aiii-
iiio capillaiit vol porcutiuiit cum puii-
giio, cult<?llo, baciilo« vel alio ligiio.
(SO. Sept. 1339.)
St. f. 278. D. Nr. 57. A. p. 199.
Dar nach welle wir. wer der ift, der ein biderben man ' )
mit verdachtem mut routlt oder llecht mit fuften "), mit knutle-
len oder mit mezzer **), vnd ob er des vberwunden wirt, als vor-
gefchriben iteet, er fol aus der ftat fein als lange, bis er genes
hulde gewint, den er allb betrübet vnd geflagen hat. Dar nach
fo fol er auff di ftat x^) fchok ze puze geben, oder er fey ^way
jar bei x ^) meilen von der ftat, vnd wer ein fulchen frewler,
der vnfer purger ift, auif feim gut helt oder hegt, der fol auch
auff di ftat x fchok ze puze geben. Actum anno domiui mcccxxxix
in vigilia sancti Mathei apoftoli.
91. De proiiiisisiis in solidum.
St. f. 278. D. 58. A. 199.
Wir Wen^law genannt Rok^aner richter , vnd Meinhart
hern Wolframs fun , Wen/law hern Albrechts fun, Niclas der
Roft^), Pefchel ') Keumburger vnd di andern vnfer aidgenos,
fchepfen der ftat ze Präge , fein des mit den eltiften vnd mit
einem gemainen rat des vber ein chomen, welcher man, der vn-
fer purger ift mit ainem lanthern oder mit ainem andern man
mit gefampter hant vnverfcheiden vmb gelt purg wirt, vnd gilt
der lanlher nicht, oder laift, als ier prief lautent , der purger,
der do zv vns gefeffen ift, fchol hallen vnd laiften, als fein prief
lauten; vnd ftirbt der purger di weil, fo fchulkn des felben
purgers erben von feinem gut hallen vnd laiften, als ir vater fich
verfchriben hat.
') bidcrbman A. ^) Fausten A. ^) messer A ^) zuhen A. ') zeheu
A. «) Rossth A. ') Pessil \.
56
1>3. I>e discordaiiHbus siitiul, quoinodo
dcbeant juratiis et judici praei^igiiificare,
aiitequani so ad doiiauin cum aiiiicis suis
cougrogabuiit.
St. f. 278. D. Nr. 59. A. p. 200.
Dar nach welle wier, wer der ift, der ein vnftig oder ein
vntat tut, oder es wird im getan, er fchol das dem richler vnd
den f cheppfen kunt tun , ee dem er fich mit feinen frevnden in
fein haus fampt, das fy im fred vnd genad fchaden vnd ein recht
tun, vnd mugen fy im nicht (rid und genad machen, als er gereu
fehe, vnd das er das beweyfen mit dem richter vnd den fchep-
pfen mag, lampt ficJi dor vber der, dem der fchad getan ift, in
feinem hous mit feinen frewnden durch gemachs willen, vnd das
man in nichtvb erlauf, er fol dar vmh dhein pus nicht geben ;
fampt er fich aber, ee dan hers dem richter vnd den fcheppten
chunt tut, vnd wirt her des mit dem richter vnd fcheppfen oder
mit i^wain biderben mannen vberwunden , er fchol geben ein
pus, als gefchriben fteet.
03. Q,ua9Ucr niaus de liooiiieidio doboat
coiiviiici.
St. f. 278. D. Kr. 60. A. p. 200.
Wir Wen^Iav genant Rok^aner richter, vnd Meinhard hern*)
Wolframs fun , Wen^lav hern Albrechts fun , ^'iclas ") der Roft,
PefcliyH) »uniburger, Elbil Wa^inger, Jlertyl"*) hern Mathes
fun von Eger, A\ollir'') von dem Stein, Thomas der Swar? *"')
genannt, JaUrcli") Paycr, i\leinli!Uis ^) Hokii^auer vnd Via hern
Johanns ^) gewanlfneiders fun di l'cheppen vnd purger gemainlich
der ftat ^u Prag, die hernach gefchriben fteen. Johan hern ^^'olf-
leins fun, Hein/il hern Ditreiclis fun. Andres Goldner, Seidel vom
Piesk, Niklas Weis, iViklas Hok^cner, Pefold von Eger, Bufflaw
hern Wolframs fun, Polk hern Jakobs fun, Fren/il Gepold, Keim-
bot Goldner, Henzel Mathes, >iklas Rech:7er, Peter Glas, Hein-
reich Glas, Fren^il Hopfner, Fren7,il von Pofenhach , Otto ge-
Avanlfneidcr , Fren'^el Cornpuliel , Heiurcich Rok^ancrs fchreiber,
Barlha Kokot , Dylil Hopfner, Pefold Fleishaccer ' ") , Ilcinreich
») fehlt im A. ') IVicklas A. ^) Pe.ssil A. ') Meilit A. ') AVolfil A.
*) Siiarz A. ') .Jake.ss A. *) Meinlin A. ") und Via liern .loiiaiKs,
gewantkueiders A. '") Ilanrich von Cadan, Vlricus Siiberieipcr A.
5T
vom Cadan, ^^riclls Silber^eiger, Heinreich Czigler, Virich vom
Slan, Johl Ruprecht, Jakfcli ') Ruprecht, Otto Roilo'^), Heinzil
Wa^inger, Via Player, I^iclas Planer, Otto Planer, Polk Rok^a-
ner, Johel Thasner ■*), Conrad Kokol, Heinel Negel, Johel Hil-
prant, Peter Fygolais'*), Wen-jcll von Tuft^), Pesco Harrer,
Jakfeh <5) Stuk, Endrlin Stuk '), Hannus vom Meyfen, Leutyl*^)
Weinfchroter , Johel Rok^aner, Jesco Payer, Cunradus Leuthmi-
ri^er, Nico Bohusslai, Hannus von Cfachaw, Henzel hern Mein-
hards fun, Wen'i;lav Imprech vnd Jurgel des Go^lcins Pieyers
aydem fein des mit vordachtem mute mit guten villen vnge-
twungen ^e rate wurden vnd vber ein komen , vnd das das
ewikckleichen alfo beleyb, durch des Indes vnd gemaches villen,
das dy mort ab geen , der leyder vil gefchicht in der ftat vnd
vor der ftat, das wir zu einem rechten haben wellen, wer ein
mord begeet oder ein v^a tot Hecht, das man den vbirvinden vnd
vbir^eugen fol nach der ftat recht, als vor langer 'i;eit gewon-
lich ift gewefen , als das die gefe^ vmb di mord vnd totflege,
, das man ein morder noch der gewiffen foll vberwunden, als in
vnfer ftat puch gefchriben flund, abe füllen geen, vnd furbas
dhain ^) chraft nicht füllen haben.
04. I>e liis, qui se voluiit de fidejussis
eximere cautioiie.
St. f. 279. D. Kr. 60. A. p. 200.
Auch Svelle wir, wer do purg vor ein Avirt, vmb welcher-
lei fach das fey vnd wil do won ledig fein, er fol den felben,
wur den er purg wurden ift , ftellen wur das gericht in dy
vier benchen vnd fol dem richter vnd 5;wein fcheppfen an pi-
ten, das er fich aus der purgfchaft geledigt habe. Gefche aber
das hernach, das der richter des felben an piten von wergeffen-
heit nicht gedenkt, vnd ym des nicht geftund, vnd ^wen fchep-
pfen des geftunden vnd gedechten , er fol aber der purgfchaft
ledig fein ; wer aber das, daz der ^wayer fcheppfen ainer fturb
vnd der lebendig fcbepf des im geftund, daz er het dem rich-
ter vnd ^wain fcheppfen angepeten, das er fich aus der purg-
fchaft het gebogen, er fol aber der purgfchaft ledig fein, er fol
aber ein aid fwerin, ob man in des nicht vberheben wil, daz
') Jakess A- -) Rollo A. ^) Thassncr. ") Siseleis A. ■) Fust A.
*J Jakei A. ') Eudlin Stulz A. •) leutil A. ^'■') dheiue.
58
er dem richler viid den fchejipfen aiio-epolen habe, dar er fich
aus der purglchatt gebogen habe, als vorgefcbriben Iteel.
05. Do consulibiis inorieiitibus.
St. f. 297. D. Nr. 62. A. p. 201.
Auch Melle wir vnd haben das funden 7,e einem rechten,
in welchem jar ainer fchef aus den xii fchepfen, dy ze der fei-
ben zeit fcheppfen fein, von gotes verhenknuffe ob l'turb vnd ob
ginc , das dy andern xi fcheppfen lebentig den gewalt vnd die
chrafl haben fchuilen, was fi fagen oder ge^eiigen bey irm aid,
vmb welch fach das fey, daz daz chraft haben fol gleicher weyz
fam fy alle xii von aim ganzen rat gefagt vnd gezeugt hellen.
96. De pauiiif icibus.
St. f. 279. D. Nr. 63. A. p. 201.
Auch welle wir, das dy vier gefworn niaifter aus den luch- *
machern di macht vnd das recht haben füllen, wen das iff, daz
fi in eines bidermans hous, ez fei in der flat oder aus der
ftat ir hantwerk vnd der ftal err. als in bey irm aid enpholhen
ift, beworen wellen geen, fo lullen fy noch dem froiipoten fen-
den, ob fi den gehaben mugcn, vnd mugen fi des nicht geha-
ben , fo mugen fi felber da hin geen an alles mannes hinder-
Dufch vnd wider rede vnd finden fi da felbeft dhein valfch oder
vnflat an irm hantwerk an alle arglifl, fo füllen fi abir fenden
noch des richters polen; mugen fi den gehaben, wol vnd gul;
mugen fi in nicht gehaben, fo füllen fi di felbe walfche habe
felber nemen vnd ze dem richter oder ze dem purgernieifter
oder vor dy fcheppfen tragen auch an alles mannes hindernuf-
fche vud wider rede.
97. Q,iialiier tpaii§s:roi§i$oros iiioiifiiirae
iiioleiKliiiariiiit dobeaait puniri.
(16. Dec. 1340.J
St. f. 200. 1). (fehlt) A. p. 66.
Wir Johannes, von goles gnaden chunik ze Behem vnd
grof ze Lu^clburg, tun cliunt ollenleich an difem brief, das vur
vns fint chomen vnfcr lieben gelre\\en riililcr \nd fcheppfen vn-
Cer ftal zit Frag, den fi durch geumiueu nu; haben lazzcn fchrei-
59
ben, als wir oft geboten haben^ das man das folt haben getan,
vnd der brief loulet von wort zu wort alfo ' ) :
Wir Wen'^lav genant Hok^aner richter, Jleinhart hern Wol-
frams fvn, Wen^lav hern Albrechts fvn, Nyclas Roft , Pefchyl
Keumburger, Elbel Wa^inger, Mertil hern Mathes fvn von Eger,
Wolfel von dem Stein, Thomas der Swar^ genant, Jakfeh Payer,
Meynel Rok^aner vnd Via hern Johans gewantfneiders fvn, ge-
fworn purger der ftat ze Prag bechennen vud Ivn chunt offen-
fich an difem prief, das wir gefelien vnd geprüft haben, das di
leibe vnfer ftat grozzen gebrechen leidet vnd geliden hat von ful-
chen fachen, das alle dy mvlen, dy vmb di ftat gelegen fein, von
der oberften vn^ an dy niderften nieren ein raazz haben oder ein
gemeffen recht dor an -) in geniigen fchol vnd dor vber nymant
greilTen geturre, vnd das dem armen als vol vug als dem reichen,
vnd nach dem ein iglich man gepowen mug auf daz feyn alles, das
er recht hat. Dor vmb als vnfer herre der cluinik vnd vnfer herre
der marchraf oft geboten habent vor bey andern fcheppfen vnd
auch bey vns, vnd als vns des vnfer aid vnd gewiffen ermonent,
fo feyn wir mit den eldiften von der ftat ze rat wurden, das als
fchir weter tage chomen , die fcheppfen , dy ze der felben ^eit
fein, füllen chyefen vier aus in oder ander gemainen purger vier
von der ftat, vnd di felben füllen chiefen ze in vier maifter mul-
ner, von wan fi wellen, vnd dy alle fcluillen fweren ze dem hey-
ligen, das fy an alle argelift einer iglichen mul geben ir mazz,
di fi ZV recht haben fchol, alfo das nymant do von erhlos werde,
vnd das dy vor genant ftat auch in fulchen fchaden icht chom,
als layder vor oft ift gefcheen, funder das ein igleich man, er
fey reich oder arem, noch der felben mazz muge gepawen alles,
des er recht hat , vnd das das felbe ewiclichen fteet beleih 3).
Vnd ob yemant wer, der vber di felbe maz, dy ym bey gefworm
aid ZV recht gegeben wirt, greifen geturft ^), chomt das yemant
ze fchaden, der fol es clagen in dem rat vor den fcheppfen : fo
fchullen di felben fcheppfen fenten dar zv zwen gefworn maifter,
die di warheil dor an beleben \ vnd fagent di felben, das di jnaz
vber varen fey, fo fol der fchuldig ^ehen fchok grozzer zvm er-
ften mal zv puz geben an dy ftat-, chumt ein fulch clag zvm
andern mal auf den fchuldigen, vnd wirt befehen vnd befaget, als
vor gefchriben ift, fo fol er '^wain-jig fchok geben an die ftat;
gefchiht das zvm dritten mal, fo fol er dreizzik fchok geben an
di ftat, vnd fchol fein mvl dem felben ganzen jar vngemalen fteen.
') in A. fehlt dieser Eingang. 0 A. ^) blcibr A. ") glorsl A.
60
Dar vber zv einer gewiffen vrchund haben wir difen prief laz-
zen fclirciben vnd mit der l'tut inligel ze Prag verfigeln ; der ift
gegeben nach Criftes gehurt vber drei'^ehen hundert jar dar nach
in dem vier^igften ') jar") des nechften vreitages noch fant
Merteins tag. Vnd haben vns gejjeten, das wir den felben prief
geruchen mit vnfern chuniclichen briefen vnd infigelen beftetigen.
So haben wir an gefelien, das der felbe prief ^evcht auf eines
gemaines beffes der ftat vnd vug dem armen als dem reichen,
vnd bewart di ftat von fwinlichen fchadcn, dye ofle vor l'int M'i-
der waren. Dar vmb fo wollen wir, das der felbe hrief vnd al-
les, das dor iiine befchriben ift, volle chraft habe, vnd gan^ vnd
fteet ewiclich beleih, vnd das wider nyemant getur icht getun. Wer
aber da wider icht tut, der leid di puze, dy dor nach gehört
vnd dor auf ift gefaxt. Wir wellen auch, das man dy felben fach
an greiff vnd vol Avur als in dem genanten brief fteet befchri-
ben. Dor vber zv einem gewiffen wurchunde haben wir difen
brief gehaizzen mit vnferm grozzen infigel verfigeln ; der ift ge-
geben ze Prag nach Criftes gehurt vber drewi^ehen hvndert iar
dar nach in dem vier^igiften iar des fvnabeudes iu der quatem-
per vor Mcynachten.
0§. De liis qiii doeediiiit, bona, rolietas
et pueros seil lieredeis reliiiqueiites.
(15. Aug. 1342.)
St. f. 283. (D. fehlt) A. p. 201.
■
WirWenijlav genant Rok^aner richter, .Xndres Goldner, Scydl
von Picsk, Ott gewantfneider, vnd dy andern, di do vor gefchri-
bcn ften, fchepfen, bechennen, das wir mit den eltiften dorvber
ain chumen vnd das fchol eviclich dem reychen als dem armen
ze eim rechten fein. Ift das ain man, der vnfer purger ift, ftirbt
vnd hausfraw vnd kinder mit gut leet, vnd fterben di kinder,
man gibt der muter ire morgengabe vnd nicht mer; vnd das
gut, das dy kinder laffen, fchol an dy nechften freunt ires fa-
ters vnd nicht an ir muter vrevnt gevallen, an alles manes vi-
derred. Gegeben nach Criftes gepurt vber drey^ehenhunderl iar in
dem ^way vnd vier'-;igiften iar an den nechften tag nach fand
Barlol. zwclfpol lag.
') vicrundsechzigcütin A. •) IVliil hi.- zum Schlüsse im A
61
99. I>e JtBro civili.
(Jus de p u r g^ e r r e eil t.)
C15. JHära 1344.J
St. f. 284. (D. fehlt) A. p. 201.
Wir Wen^lav genant Rok^aner der richter, vnd der Dytel
Hopfner, Mclas der Weis, ^iclas der Planer, Wen^lav etwen
herren Albrechtes fun, Reynboth Goldner, Pefold von Eger, Jo-
hil Ruprecht, Conrad von Thauft, .lohil Rok^aner, A'iclas Korn-
puliil, Meynl Dub^ vnd der Johel Eberhard, gefchworn fcheppfea
vnd die geniain der f tat ze Prag bechennen , das wir mit vor-
dachten nuit das zu einem recht funden haben, welcher vnfer pur-
ger von vns vjiehen will vnd fein purchrecht auf gewen wil, der
fchol drey vier^ehen tag in dem gericht vrlaup nemen \ vnd wen
er hat das getan , fo fchol er darnach aber vier wochen frift
von hin ze Rieben haben, vnd fchol fich von hin mit wefeu an-
ders wo flehen vnd halten, vnd bey dreyn iarn kain purchrecht
fchul enpfaheu, noch her zu vns fich mit wefen halten noch Rie-
hen, vnd quem dar vber chainer, der alfo vrlaup hat genumen,
vnter einem, vnter ^wain oder in dem drittiftem iar her ein ze
vns mit wefen, er fchol lofung geben, als ein purger; der pey
vns gefeffen ift, vnd kain helfrede da wider haben fchol, vnd alle
dye fchult, dy in begrilfen hat, ee danne er vrlaup hat genumen,
fchol er auch mit leiden vnd tragen, als einer der do vnfer pur-
ger ift ; vnd noch den dreyn iarn mag er wol purchrecht eu-
phalien, vn drey iar fchol er mit der ftat vbel vnd gut leiden,
vnd von dem tag, als er purchrecht hat genumen, fchol er ein
iar der lofunge vrey vnd ledig fein. Dar nach als oft in di lo-
fung begreifet, di fchol er geben vnd berichten an wider rede.
Actum anno domini Sülles, trecenl. quadrag. quarto secuuda fe-
ria post dominicam laetare proxima.
lOO. Ista perÜBiont ad poiidus civitatis.
St. 312. D. Nr. 54. A. p. 312.
Primo, mandel vnd reis lorber ') vnd flachs.
Item quecfilber vnd meffing vnd pecken.
Item 3;wifal fanien, lauch famen vnd fvaden.
Item gros wachs, was vnder eim eenten ift.
') larber A.
63
Item tafel wachs, wi vil dez ifl, daz gehört an der ftat
wage vnder den kramen.
Item, pl'eirer, ing^ver, muscat, ncirel, faffran vnd alle fpe-
^erei, ^vi di genant ilt, mit allen varben , ^vi vil der ift , daz
gehört zu der i'lat wage vnder den kramen.
Item vveinper, Teigen, faifen, Iwefel vnd knmel ') mit gan-
zen lagen oder tunen, laqnari^, alavu vnd kumel mit ganijen feckeu
gehört in den vron hol ^u wegen ; wil daz feihe gut dar nach
ymant teilen, daz fcliol nyniant tuen dcnne mit weger vnder den
kramen.
lOl. Isla pcrtiiicBit ad pondus (civita-
tii§») iii I^aoia Curia.
St. f. 312. D. 65. A. 203.
Primo Aveinpcr, feigen, faifen vnd fwefel mit ganzen lagen
oder tnnnen. hiquari';;, alavn vnd kumel nn't ffan'^en feeken ; vnd
wil daz felhe gut dar nach ymant teilen, daz fcliol nuer tuen der
ftat vnder den kramen gefworn weger oder fein dien er.
Item ^uckermel, oel daz gehört in den vron hof.
Item wachz daz gehört auch an den vron hof, allez daz
ift vber ein centen, funder tafel wachz vz gennmen, wi vil dez
ift, daz gehört an di chiin wagen vnder den kramen.
Ilem hupiari'^ mit gan'ijen feckeu.
Item pley, cyu, fmer, vullicht, chupher, hanf, werk, wcin-
ftein, lamp wol , leder, pallen daz gehört alz in den vron hof.
Item cali'^enflain, cuppherwaffer auch in den vron hof.
103. De isubcgBtptoribiiS-
D. Nr. tiö-).
1. Ein iclicher underkeufel der fol keinerley kaufmanfchaft
treiben, noch fol keinerley kaufmanfchaft feyl haben.
2. l)y underkanlfel füllen keinen fcliudon kaiilfcn geffen, und
die underkaufel füllen keinen kauf einem ncmen denn fie einem
ander geben wellen.
3. Vnd das die nnderkauffel geflen kaulTen und vorkauffen
in das wider, das füllen fie nicht tun: funder was fie den geflen
kaufen, das füllen di gelle von hinne füren.
') kumel fcldt im .\. ^) das Folgen. Ic i>l blos in 1). crtlliallcn.
63
4. Ein underkauffel fol vor nymandes purge werden.
5. Abe einem gafle bleibet ein neyge an feiner kaufman-
fchaft, dy fol kein underkauffel vorkauffen, es fey denne der gaft
gegenwerlig.
6. Das di underkauffel ain guidein wechfel, cheinen wechfel
machen füllen von einem gafte zu dem andern.
7. Ein iclicher underkauffel fol ein purger furdern vor einem
gaft; vnd abe ^wenne erbar manne chomen und fprechen, das
fich ein underkauffel nicht redlich gehalten bette , den fol man
gelauben vnd fol den von den vnderkauffe fejen.
Do man ^alte noch Crifti gepurd drei^enhundert jar vnd in
dem drei vnd fibent^igiften jar am necliften Donnerftag noch fend
Paulstag, als er bekert vort, fo fein wir Peffel Bufflab, Berniiard
Sedel, Lew Sneider-, Henfel Freyberger, Bernharl von Mublhaufen,
Hanfa Leutmeri^er, .lesco Rotell. Friz Neugruner, Procop Bufflaw,
Jaxo Meinhart, ISikel von ^eunbaus, Hanna Beneffawer, Johann
von Ach, Franciscus Glafer, 31atess Ki'^inger, Peffel Aeumburger,
Malhcs von Turnaw, Mertein ^A'awrzik, Johl Golijfniid, ISikel Sla-
ner, Mixo von Kadan , Biisko Jlyffka , Mikat fifcher, Hasco der
Lang, Michel Lederer, Velyk Trubacz, Cunffo Qnaffka, Ilenflinus
Rauber, Peffel Tnrffmid. Heni;lik vom fand, Ambrofius di gefworne
purger und fcheppfen der groflern ftat zu Prag des mit den el-
deften mit gemeinlichen rat durch gemeines nu^ villen arm und
reich vber ein komen, da^ di gefe^e di hernacli gefcriben fteen,
füllen vorgank haben vnd von ahueinclich ewicleich fulden be-
halten werden.
103. De testamoiitfis decodontibus iiite-
statiii^ de tutoribus et aliis.
D. Nr. 66.
Von erften ab ein man an feinem lotpet ligt, der mag fein
gut fchicken vnd geben, wem er vil vnd vie er vil angehindert.
Gieng aber derfelbe ab an gefcheft vnd lyes ein hausfraw vnd
ein kint, fo fal dy fraw an feinem gute haben ein dritfeil vnd
das kinde ^wey teil ; lyess aber derfelbe mer kinder den ains vnd
ein hausfraw, vnd ginge ab an gefchefte, fo fol di fraw haben
an dem gute mit dem kind ein gleiciiteil, als vil als der kinder
eins. Gieng er aber ab an gefchefte vnd lyess ein hausfrawe vnd
nicht kinder, fo fol haben an feinem gut di fraw ein dritteil vnd
64
di andern ^wey teil fiillen gevallen auf desfelben nechften fruud
fvveiies halben, vnd der frawen fol rieliekliclien folgen ir l'reu-
lich hausrat, als der im ftat piicii g:elVril)en 11 et.
Vnd ab ein man abget vnd lelt kinder, die nicht ir iar ha-
ben, vnd die von einander geteilt feyn , gieng derfelben kinder
eins ab, di niciit ir iar haben, fo lullen di abgeteilt kinder alfo
gut recht haben ^v dem leihen anfallen, als der vngeteilten kin-
dern eins; ez wer den das der water, der di geteilte kinder ains
oder nier von dem anfalle genummen halte l'under ein tochter,
di einen manne hat vnd abgeteilt ift , di fol nicht rechtes an
dem anfalle haben vor dem kinde, das alfo abgegangen wer, das
nicht fein iar bette, es were denne, das di kinder gar abgegan-
gen weren, fo fol der kinder gut an di tochter fallen mit gan-
zem rechte oc.
Wer aber das ein man abginge, vnd ein gefcheffle tet, vnd
kinder lyess, vnd Vormunden hct gemacht feines gefchefltcs vnd
feiner guter, wer denne ymand, der do fprech, das ym der tot
man fchuldig wer, der felbe mag di Vormunden vmb di fciiuld
anfprechen 5 vnd wenne fie mit iren rechte beiiallen, das fie do von
nicht viffen, fo feinen fie vnd di kinder, dy in enpholhen fint,
ledig; weiden fi is aber nicht behalden mit iren rechte, fo mufte
der felbe peiten alfo lang, vn^ di kindern ^i iren iarcn kumen,
vnd di felben kinder mag er aniprechen vmb di fcliuld.
Wer aber, das ein man ab gieng, vnd Vormunde machte
feines gefcheHles vnd kinder left, di nicht ir iar hal)en , kompt
der kinder ains ^u feinen iaren, das ein fun il't, der felbe fun
ifl feiner gefwiftret gut naher, wenn der den Vormunde vorpur-
gel das gut feiner gefwiftret, das er do mit vor fey, vu^ das fy
^u iren iaren kumen, er fey vngeraten oder geraten.
Auch kein Vormunde fol den veyfen, die im enpholhen fint,
M'eder erb noch ^inffe nicht vorkaullen noch vorkuniern, es fey
denne mit des rates vnd mit der ftat viffen.
Vnd wenn ein man feinen kindern bereif gelt left, das felbe
füllen di Vormunden nicht legen auf kaufmaufchaft, funder man
fol in '^ins oder erb dorumb kauffen.
Vnd ob ein man abgeet, der nicht prüder hat an erben
vnd an gefchefte, das der felbe gut fol vallen an fein fwefter 3C.
104. De colIecUoBie vt colleetoribus.
1). Nr. 67.
Wenne ein man vor di lofung kompt, der fol fein lofung
nebten als er gefcriben ftet. Ilal er fich pefierl an gut, fo fol
65
er fich auch peffern an der lofung. Vil aber ein man fein lo-
fung nicht richten, I'o fol er mit feinem gute mit den lofungnern
rechen ; fint man mynner an feinen gutern, er geh mynner ; fin-
det man aber mer, wen fein lofung gefcriben ift, das felbe fol
man der ftat ncnien, vnd der ftat domit von der fchuld hellfen.
Vnd wen ein man vor di lofiinger konipt, der fein lofung, mit
de (sie) er gefcriben ift, richten vnd bemalen vil, hatte der felbe ein
erb kouffet, der felbe fol das gelt, dorvmb er das erb kauft hat,
das dritteil vorlofungen in der erften lofung ^u xJer vordem lo-
fung ; aber iju der andern lofung fol er lofung geben, als ein ander
von (einem erb gibt. Auch fol ein iclicher man geben von eime
phflugs acker v^u lofung vier^k groffer, vnd von einem fchok ewi-
ges ^ins iiü gr. vnd einem fchok varund hab i gr. ^u lofung. Vnd
ein iderman, wen er vor di lofungner kompt, der fol lagen, wie
vil er ingefins habe, oder ob ymand mit im in feiner koft fey,
das di lofunger beyfcreiben. Vorfweiget der felbe ymand, das
man des gewor were, der felbe fchol drey fchok 5;u puffe ge-
ben , vnd dennoch füllen di felben , di alfo vorfwigen fein , ir
lofung richten. Yerfweigt aber ein man veyfen gelt oder felgret,
das er innen hat, oder'feines gefeilen, mit dem er gemeinfchaft
hat, der felbe fol ach drei fchok ^u puss gebin, vnd dar^u fül-
len fie auch ir lofung richten. Wen ain man vor di lofunger
kumpt, der fein lofung richten fol, vnd ab rechnet mit den lo-
fungner-, der felb fol fein lofung richten vnd befallen an dem
dritten tag ; tut er des nicht, fo fol er des dritten pfennigs mer
geben, denn fein lofung ift; vnd wer di lofungner bit vmb einen,
der fein lofung richten fol, der felbe fol auch drei fchok ^u
puffe geben etc.
Vnd wenne ein man vor di lofunger kumpt, der vor nye cheine
lofunge geben hat, dem felben füllen di lofunger vragen, was er
^u lofunge geben vil. Sehen denne di lofunger, das er meynet von
feinem gute genuk iju tun, fo füllen das di lofunger von im ne-
men', volde er aber nicht tun von feinem gute, das den lofungern
gevil, fo füllen di lofunger auf in fe-jen feine lofunge : vil aber
der felben lofunge nicht geben, fo fol er lofunge geben bei fei-
nen ayde.
105. Ctuaiido aliquis clueit virginom et
viduaiii in uxoreiii, quae aiiiios liabent.
D. Nr. 68.
Auch wenne man ein frawe, di witlib ift odir iuncfrawe
ift, anfpricht mit einem rechten, es fey vmb fchuld odir vmb an-
5
60
dir fache, di do inuiidig" il'l viul ire yarc hat, didelhe, wenn
man ir ein recht teilet, mag >vol fallen an irem rechten als ein
man etc.
Vnd wenne ein man ein vilib nymt //i der ee, di vormun-
dig ift gewefen, di felhe in iar vnd tag, fpricht man fi an, di
mag vol fallen an iien reclili'n , alfo das l'ie das felhe richten
fol, doran fi geuallen il'l mit irem gute eigem, der noch denne
noch iär vnd tag, di veil fy denn man hat. Ipricht man fy an vnd
feilet fy an irem rechtem, das leihe richten vnd bemalen noch
ires mannes tode, ab fy icht eigens gutes haben wert etc.
lOO. Q,uaiiclo aliqiiis domuiii voiidit,
quam iioii potost disbrig^are.
D. Nr. 69.
Auch wer ein erhe oder ein haus vorkauft vnd das nicht
gefreyen mag, all'o das man dorauf fürt mit einem rechten in
iar vnd in tag, derfelbe fol des dritteils mer geben der fummen
geldes, dorumb er das erbe oder haus vorkauft hat, oder er frey
das felhe haus oder erbe.
107. Q,uod litcrae civitatis supor doiiii-
bus ante aiiiiuin libcratioiiis darf iioii
debeaiit.
D. Nr. 70.
Vnd auch nymand fol man cheinen flatbrief geben, es fey
vbir haus oder '^ins, es fey denne jar vnd tag vorgangen.
lOS. Ct»<>d ille, qiil babot super allqna
domo eeiisum, emptorem illiiis domus
abseutere iioii potest, ot aliis.
D. Nr. 71.
Vnd ab ein man ein haus oder ein erbe hat, vnd ein an-
dir mau ijins hat auf demfelbe erbe oder häufe, vnd wolde der
fein haus oder erbe vorkaulTen eim andern, vnd der felbe, der ^ins
darauf hat, wolde den, der das erbe oder liaus vorkaufft, abe-
fcluilen von feines -jinfes wegen, das mag nicht gefein, funder
67
er mag fein haus oder erbe vorkauffen, wem er vil, in dem rechte,
als ers gehabt hat oder noch hat durch des villen , das fy leuthe
icht eygen oder ge(h'imgen werden.
Ynd abe ein man einen //ms hat auf einem erbe oder liaufe,
vnd der felbe volde den leiben /Jus vorkauffen, des leiben '^u kau-
fen vnd ab ^u lofen ift der neher, (des) das haus oder erbe ift,
denne ymand anders.
109. De reg^iiitratioiie literarum cum
parvis isig^illis.
D. Ar. 72.
Auch haben wir ausgetragen, das alle di purger vnd pur-
gerinne oder anderley leuthe, wy di genannt fein, in vnfer ftat
^u Präge, di briffe haben mit dem ftatfigel oder mit fcheppfen
figel vmb ^ins , er fey ewig oder nicht , auf heufern oder auf
hoffl'teten , di in vnfer ftat ^u Prag gelegen fint, das di felben
in iar vnd tag ^u rechen noch difer leuthmerunge chomen fül-
len mit iren britfen auf das rothaus, vnd den ^ins da felbeft fül-
len laffen befcreiben in der ftat ^u Prag regifter noch ir brieffe
laute; vnd wer das nicht entet in iar vnd tag, vnd feine briff alfo
nicht vmb feinen ^ins life beyfcreiben, des felben brifle di furbas
mer kein crafl haben füllen.
Auch meinen wir das, daz cheine man, der da ^ins, erbe
oder haufer in unfer ftat ^u Prag hat, dy im in gehegter pank
vorsieht fein , vorliefen muge mit cheiner andern lautlimerunge,
di gewonlich in den fachen in unferm gericlite ^u tun ift, es fey
denne, das der felbe, der den ^jins, erbe eygen oder haus hat, dy
wider vorreithe in gehegter pank, do er difelben empfangen hat.
HO. T>e colloctoribu.^, quocl »oii bibaiit
iicqne coiiieAaiit de peciiiiia collecta et
aliiis.
D. Nr. 73.
Auch das furbas mer in der ftat ^u Prag füllen fein vier
lofunger vnd nicht mer, ^wen fcheppfen vnd ^wcn von der ge-
mein, vnd di felben füllen di lofunge ein nemen ganvj vnd gar
in einem halben iar ; vnd vo fi des nicht teten, fo füllen fy ir
gelt vorlorn haben, das man yn gibt von der lofunge, das ift
68
ydernian fünf fcliok gr. VVere es aber yn 7,u vbirfweiike, fo fül-
len fie das dem rate kunt tun , das er der^u tu vnd in helfe.
Auch die felben lofiuiffer lullen nich eilen noch trinken bey
irem eyde auf der flat pfennig-, es fey in der lol'iinge oder aus-
wendik, lunder >vas in von pulTen wirt, das nuigen fy vol vol-
leren. Auch di lofunger lullen nyniand cheiue trinkpfennig geben,
es fey iren knechten oder andern.
Vnd mer di felben lofunger, \\enne ymand vor fy kunipt, dein
füllen fy vnib fein lofunge , di er geben fol , nicht lenger tag
geben, denne vierten tag, das er bereit gelt bringe. Auch wenne
^wen lofuuger mit an ander fi^en, dy felben lullen nyniand fein lo-
funge niinnern noch nieren, fy fein denne alle vier mit enander.
Gefchee abir, das ir nur drey weren, di felben lullen treten in
einen rat vnd füllen das kunt tun , ob fy ymand fein lofunge
vellen inynneren oder meren.
111. Q,ui appelleiitair eives et »int capa-
ces devolutioiiuiii.
D. Nr. 74.
Das heiffen purger vnd purgerinne, an di anfeile mochten
geuollen, vnd di teglich leyden vbil vnd gut mit der ftat ^u Präge,
die ir lofung geben vnd vorrichten, wenn man fy von yn for-
dert; vnd alfo lange feint fi purger vnd purgerinne, die weil fy
nicht aberechen mit der ftat vnd vrlaub nemen. Wer aber der
were, der nicht lofunge volde geben, wen man in manet, vnd
fi vol bette, den felben fol man dar^u halden, das er fi geben
fol , • di er vorfeffen hat ; vnd volde er fey denne furbas mer
nymer geben, fo fol er abrechen mit der ftat, fo wirt er nim-
mer purger. Wer aber einer, der nicht ^u geben bette lofunge,
dem felben fol man vrlaub geben von der ftat, ab er fol von
erl'ten ftellen vor gehegte pank , vnd fol fich lauthmeren drei
vier^ehen tag vnd da vorantwurten , was man ^u ym ^u fpre-
chen hat.
112. De civibus residentibus in terra.
D. Nr. 75.
Aber di purger oder purgerinne, die auf dem lande fi?en,
den felben fol man der ftatbrielTe fenden, das fie ir lofunge rich-
ten auf einen gewiffen tag ; vnd (wan ?) fiauf den lag nicht kommen,
60
•
fo füllen dy lofiinger reiten auf das land vnd fi pfenden, vnd
was di ftat fchaden nympt, den di loliinger fprechen, es fey an
pfenden oder an andern fchachen, di füllen fi der ftat ausrich-
ten ; were aber ymand, der feine lofunge nicht geben volde oder
nicht enhette, dem felben fol man tun als vorgefcriben ftet.
113. Q,uod coiisilium §e a modo noii de-
beat vestire.
D. Nr. 76.
Auch haben die fchepfen mit einer gemeine ausgetragen,
das fich furbas mer ewicleich chein rat mer cleideren fol auf
der ftat gelt. Auch di lofunger vnd di fcheppfen füllen nymmer
trinkpfennig aus der lofung nemen, vnd füllen auch iren dineren
nyemer von der ftat trinkgelt geben ; funder vvil ymand effen,
trinken oder fich cleideren, der do ift in dem rate oder in der
lofunge, das fol er tun auf fein aigen gelt, vnd alfo als icleich
lofunger vormals von der lofunge vor feine arbeit gehabt hat
fünf fchok groffer, di füllen in nu abgen vnd furbas nyemer
geben werden.
114. duaiido alicul fit justitia pro parata
pecuuia.
D. Nr. 77.
Dornach haben fi ausgetragen, ob einem man rechs wer ge-
holfen auf einen anderm noch feiner brilT laut umb bereit gelt,
und di varende habe wer im ^uge;eigent, nu quem ein andern
mit elderen priefFen , vnd volde der varenden habe neher fein,
fprechen fy, das der, dem di varende habe ift eingeben, neher
ift derfelben , den der mit den eidern briefen. Anno Ixxviii in
vigilia sancti Bartholomei.
115. Ctuaudo UU11S cum icstibus iiiipeiitur.
D. Nr. 78.
Wen ein man den anderen anfpricht mit ^eugen , fo mag
fich der antwurt bas mit ^eugen weren , denne yn der clager
mit ^eugen muge vbirwinden.
70
*
116. ^Vie eilt iiiaiiiio sol abreelieii mit
der stat
D. Ar. 79.
Wer abreclien wil. der fol von alle feine gute abrechen, vnd
fol di guter laffen befereibeii. von den er vi! abrechen. Sprech
abir ymaiid, das er von feinen entern Icluildig were, das fol er
redlich beweyfen; mag er das nicht getiin, fo fol der die fchult
mit feinem eyde belialden, daz er die fchnldig fey, vnd der, dem
er fchuldig ift, der fol auch das mit feinem eide behalden, das
der, der abrechen vil, ym alfo vil fcliuldig fey an gewerde ac.
Vnd fol abrechen von varunder habe gan^ vnd von erben,
^infen, hewferen auch gan-j : finde man aber mer in iar vnd in
tage, denne er abrechent helle, das fol vorloren fein vnd an di
ftat gevallen.
Wer gefeffen ift in einem gedinge, >vil der felbe des lehens
nicht geben, fo fol er des ledig fein, vnd fol /jihen, avo er hin
vvil ; w'\\ er aber purger fein, fo fol er mit der ftat leiden, als
ein ander purger.
Wil abir ein man noch der abrechnung ein haus in der ftat
bauen, fo fol er das verlofung als ein ander lanthman, vnd fol
den fiirbas chein begenknuffe mer der in treiben.
117. (Von den grasten vnd vreinder Kauf-
nianscliaft)
D. f. 51 s. Nr.
Es fchol ein ideich gafl, der da knmpt gen Prag in di alten
groffen ftat odir in dy newe mit feiner kaufmanfchaft, velcherley
di fei, füren in den fronholT, vnd nicht aus fiiren, fy wert den be-
l'criben von dem. der da ^u gefa'^l ift von des rates wegen. Wer
des nicht tet, der vorbeft an den eines IVlioks groffen ^u pus.
Weicher wirt lieh keins gafij gut vnderwunt, gepundcn oder
vngepunden, ee den es yn dem fronholT befcriben wirt, der ift
ein Ichok groffen ^u pus bcftanden.
Es fchol ein igleych gaft fein gepunden kaufmanfchaft nicht
aufpinden an ein gefworn vnterkaufel oder an den , der dar-^u
gefa'^t ift. bei der vorgel'criben pns.
Es feiiol aiuh kein gaft fein kaulinanfcbaft vorkaulTen an ein
gefworn vnterkaufel noch keinem anderem gaft nicht vorkaulTen
bei dreyn fchoken er. zu pus.
Es fchol auch kein gaft fein gut nynderl aufjiindcn in den
71
^wein landen Behem vnd Merheren, nur in der flat ;u Prag vor-
kaufen bey dreyn fdioken ^u piis.
Es fchol auch kein galt l'eiu kaufmanfchaft nicht vorkauffen
nur vmb bereit gelt oder >ju dem lengiftem beyten drey nienod;
wer da vider tet dem hulff man furbas keins rechten, ob ym lein
not gefech.
Welich gaft fein kaufmanfchaft brengt gen Prag, der mag
fich Avol befehen vierteilen tag, ob er auf pinden wil oder nicht.
Pint er dornoch auf, fo fol er fein gut gar,^ vnd gar vorkauf-
fen ^u Prag, llt aber daij er gaujj durch wil füren, das fchol er
betidigen , das es feyn fey vnd nyman^ anders , vnd vil is ge-
richt turen aus den ijwein landen Behem vnd 31erheren ; vnd wo
er an dem veld vnd des vbirwunden wurd, der fchol geben fech^
fchok ^u pus.
Es mag ein icleich man gaft von Behem, Polan vnd Mer-
heren die vnd die '//\ der krön gehören gen Behem fein gut durch
füren ^u Prag hin heym in fein ftat vnd dy vorkaulfen, wem er
vil an alle argelift , funder das er es betidigen mus , das kein
arg dor an fey wider di gefe^, di da vorgefcriben fein.
Welch gaft der vorgefchriben gefe^ eyns vbirtret, oder mer
vnd ^u der felben ^eit hin qwem mit feinem gut vnvorpuft, ven
er denn herwider kom oder fein gut, fo fol man derfelben pus
bekommen an ym oder an feinem gut, an alle viderrede.
Es fchol auch kein gaftgeb kein kaufmanfchaft vider fein
gaft kaulTen bey dreyn fchocken gr. >;u pus, vnd der gaft alfo viU.
Es fchol auch kein gaftgeb mit feinem gaft gemainfchaft
nicht haben bey x fchok gros, ^u pus.
Ab fich keiner vnfer purger eins gaft gutvnterwunt yn frem-
den landen, oder halt hye in der ftat, vnd nicht domit tet ga-
ftes recht, der ift beftauden ^ehen fchok ^u pus.
Es fol auch keiner vnfer purger mit keinem gaft yn aller-
ley kaufmanfchaft, noch gemainfchaft, noch gefeU'chaft haben bey
fünfzig fchoken gros, '/^u pus.
Es fchol auch ein icleich gaftgeb fein gaft varen der pus
an allen ftucken, odir er mus fie felber gebin.
Ob auch ymant vnfer purger oder gaft kein gewant vor-
kauft, vnd nennet es aus eynner ander flat, wen do es gemacht
ift, odir ein ander ^eichen dor auf macht, den dor auf gebort
^u recht, vnd wirt der vbirwunden mit einem vnderkeufel vnd
mit frumen lewten, den ^u gelauben ift, der verleuft das felhe
gut an vider rede vnd auch fol er eynem icleichen tuch fein vol-
lige lengc gebin, als ym dort worden ift bey der vorgefcriben pus.
73
Es fchol auch kein gaft gegen dem andern gafte kein vech-
fel nicht treiben bein drein Ichok gros, ^u piis dem hingeber als
dem kauffer.
Es fchol auch kein gaft kein kaufmanl'chaft nicht vorkauf-
fen bei der eilen, noch pei der wag, nur was der flat wegar
vnd meffer hinwegt vnd mift, vnd fchol auch nicht haben weder
eilen, noch wag, noch gewicht in feiner gewalt bei drein fcho-
ken lu pus.
Es mag ein icleicher purgcr oder purgerin kaufen vider
einen gaft ir nothdurft , das fie nicht vider hingeben vellen an
einen vnderkauffel.
Vnd velcher wirt vurd verpuff ;u einem mal ^wir dreyftund,
^u dem virdemal gibt er x fchok ^u pus, vnd ^u dem funflemal
ftet er in der fcheppen gnaden : vnd welcher vnfer purger den
gu legen volt, die der pus wirdigen veren, vor dem furflen, lant-
herren , geiftlichen Ieut?n oder vor dem rat mit vorte odir mit
verken odir mit befchuijung, vnd wurd des vbirvunden mit ^wen
fchepfen , der verleuft ijweu'^ig fchok gr. i;u pus an viderred,
oder er fol fein iar vnd tag aus der flat fein (sie).
Es fchol auch ein icleich man keinerley koufmanfchaft, al-
lerley war, die er hie gekauft hat, nicht vorkauffen , er breng
fie des erften hin heym in fein gewer, pey einem fchok ^u pus.
Es fchol auch ein ycleich man , er fey burger oder gaft,
kein kaufmanfchaft aus der ftat füren, er hab denn ein geich von
der ftat pholger.
Es fchol auch ein icleich kaulTman, er fey purger oder gaft,
was kaufmanfchaft er kaufft, nicht aus dem haus tragen, dorvmb
er fey kauft, es fey den ein gefworn vnderkauffel dabei, der dar^u
gefaxt ift von des rales wegen.
Welcher vnderkauffel kauffmanfchaft oder wechfel ym felber
treibt, oder keinerley fach tet wider dy gefe^ des brielTs, vnd des
vberwunden wurd, der leidet di puffe, das er fi^en fol einen
langen tag auf dem prauger vnd fol fein iar vnd tag aus der
ftat, vnd yni kein ampt nymmermer kumen ; vnd ob der vnder-
kauffel worfwyg keinerley freykaiiff vnd die nicht meldet, die vor-
polen fein, der fchol leyden die felbe pus ; wer das der vnder-
kauffel dy fach meldet vnd ym es chein purger aufT haus , das
es ym gefchaden moclif , der purger fol beflanden fein jehen
fchok gros.
Es fchol auch ein idicher kauffmann , er fey purger oder
gaft, der wein in lagen her furi , nicht vorkauffen bey der la-
gil, funder bey dem ^uber, pey einem fchok ^u puffe.
73
Es fcliol auch keiner g»ft von purgeren von Oftrreich nicht
durch faren weder hin durch noch her durch mit feiner kaufi-
manfchaft ; wer das vber füre, der verleuft alles, das er furl.
Ob das Vier, das die von Krokaw oder die von dem Berk
floh an nemen ander leut gut vnd yns durch fürten oder prech-
ten, dy das rechten nicht haben, wes di beftunden fein, das fint
felber (sie).
IIS. De literi!» siipra debita.
C2S. Jan. 13S9J
D. f. 136. p. V. s. Nr.
Als man ^alte nach Crifli gepurd drei^ehen hundert iar vnd dor
noch in dem neun vnd ach^igiften yar am dem neheften donerstag
für vnfer frawen tag lichtmeffe, von (sic-wir ?) Berenhard vom Piesk,
Johan von Ach, Reynhart von MuUenhaufen, Otto quantfchneider,
Johannes Player, Kryfch Gramerer, Franciscus Koki^aner, Hanfa
Roft, Wen'ijlav Otto, Fran^ Steubll, Johannes Gosler, Hrzko vom
Brode; , Conrad von Markpurg, Criftan Leythner, Fran^ Hawer,
Cun^il Dibifch vnd Fran^ Ilopfner, ^u den geilen fchepfen, be-
kennen offenlich vnd tun kunt, das wir mit der ganzen gemeine
groffen vnd merklichen fchaden wir vnd vnfer ftat von fulchen
vnfern mitpurgern, die yn freybriffe von vnferm genedigen herre
dem kunig vmb fchulde, die fie den lewten beyde burgern vnd
geften fchuldig fein vnd bleyben, gewinnen vnd beheffen fich da-
mit, das man ^u yn vnd ^u iren gutern nicht rechtes helfen fol,
da von wir denne hye vnd anderswo in den landen fwere ge-
fuchet werden von iren gelaubigern, di da fprechen, wir vollen
in noch gueter kuntfchaft briefen vnd beweyfung cheins rechten
helfen vnd mit fampt der gan^e gemeine, die noch gefcriben, aus-
tragung gefan haben, das alle die, die alfo freybriff vmb fchult,
die fie fchuldig fein, das man ^u yn vnd iren gutern nicht rech-
tes helfen fol von vnferm genedigen herren dem kunig oder an-
derm herren gevinnen, das fie leihen vnd irr i^licher fvllen treu-
loss fein vnd erloz fein, noch cheines bidermannes ftat nymmer
vorfteen vnd vortreten mugen furbas mer ewiclich in cheiner weis.
74
119. l>c> dobitif^, eitB|itioiiibus et aliis.
(7. Jim. 1390.J
D. p. 137. s. Nr. nochmals p. 163.
Do man '^alle nach Crifti gepiird drei^ehen hundert iar vnd
denne*) in denie nciur^igirien iar am nehel'ten monla^ noch gu-
tes leichnam tag, lein wir Simon Canler (sie), ^ii den ijeiten pnrger-
meifter, Pesko Drobnii^ie ^), Engel apoteker, Fridel Knssenpien-
nig, Jesco Domp'^e, Frana Bileholf, Herdegen, Fal'^ner •''), Velis-
laus Melijer, Ilensliniis ^) La'^ina, Jesco Kotko, Uenslinus Gobell,
Jeseo Smatlan , Thomas 3Ieli;er , Simon von Plxen , Andres Ila-
barlh, Merlein Schräm, Michel Salier^) vnd Vanik ß) MeF^er,
gefworne pnrger vnd fchepfeir der grolTen l'lat 7,\x Prag, des mit
den eldeften , die wir ^u vns aus der gemeine mit der leiben
ganzen gemein villen vnd rat gekorn '^) haben, vnd auch mit iren
gemeinclichen rat durch gemeines nu^es villen armer vnd reicher
^u rat wurden vnd vbir ein komen, das die gel'e^e, die hernoch
gefcriben fteen, furgang haben lullen, vnd von aller nieniclichen
ewiclichen gehalden ^) werden.
Von erften vorwilkuret odir vorfchreii)elh fich ymaud vmb
bereit gelde, befallet er nicht auf den tag, als er lieh vorl'cri-
ben hat oder vorvilkuret hat, wirt ^u feiner vnuarender habe,
einem häufe oder erbe, alfo das man feine varende habe nicht
findet, ein recht geholfen, denne fo fol der, dem das recht ge-
holfen ift vorden 3), die felbe im antwortet ' ") vnuarunde habe
^u dreyn malen in dreyen gehegten dingen aufbieten, vnd dar-
noch allererft fol im der fchuldig das haus oder erbe ^u haut vnd
nicht eer räumen ' ^).
Noch dem fol auch der gelaubiger * -) das haus oder erbe
dem fchuldiger anpielen mit der gewilTen, das ift vor ^wen fchep-
pfen oder^ "*) genannten oder vor dem rat; wil oder mag er denne
das nicht wider -ju im ledigen , fo mag der gclaubiger das haus
oder erbe vorkaufen mit der gewiffen, als vor ift begrillen • "•).
Wirt ' ^) aber ein recht ^u vnuarender habe geholfen vmb
flechte fchult vnd nicht vmb bereit gelt , fo fol der gelaubiger
das haus oder erbe, das ym geanlwurt wird vnd ' •') dem rech-
Variantcn derselben Stelle D. p. 163:
') dar noch. ^) Drobnize. ^) Pfalziier. ') Ilenzlin. ^) Sellator.
*) Wanik. ') geboten. •) bchalden. ') werden. "*) geantwortet.
") rawen. ") globiger. ") di. '^) gescriben. '*) Wer. "^) mit
dem.
75
teil, auch drei ftund in dreien gehegten dingen aufbieten vnd lauth-
nieren , vnd das denne iar vnd tag halden noch der ftat recht
allo das der fchuldiger nicht dorlF das haus oder erbe noch der
lauthmerungen ^u liant, als gefcriben ift, räumen, vnd auch der
gelauhiger mag vorkauffen oc.
Hilfet man aber ^u varunder habe, es fey vmb bereit gelde
oder l'unft l'lecht fchulf, ein recht, fo fol man die pfant dreil'tund
in dreien gehegten dingen autbicten, die felben dem fchuldiger
dornoch anbieten mit der gewiffen ; lofet er denne ^u haut die
i'elbe varunde habe ^u im nicht, fo mag der glaubiger die pfände
vorkaulfen mit der gewiffen, ausgenommen effende pfant, die mag
man vorkauffen an dem dritten tag alleweg, doch mit der gewif-
fen, als vor ift gefcriben.
Dornoch vorkauff ymand ein erbe oder haus, dorauff ^ins ' )
eins anderen, vnd vil des vorlanken -) vnd in damit abehendig
machen, der fol feins hoeften rechten 3), das ift das (sie) hilfes "*)
beftanden fein vnd vorvallen.
Vorkaufft auch ymand eines veyfen, der fein iar nicht hat,
haus, erbe, ^ins oder eygen an der fcheppfen rat, villen vnd gunft;
das fol chein crafft haben ; wer aber fache, das er alfo an der
fchepfen ^) vorkauffet wurde, gelauthmert, gefreyet noch der ftat
recht vnd brieff mit dem ftatfigel dar über geben, fo fol, der das
haus''), erb oder ^ins vorkauffet, vnd nicht der, der es kouffet
hat, mit feinem fpravijen dem veyfen das vor aus worten') vnd
fagen, mit velichem rechten fie das vorkauft haben. Bewayfent *)
er oder fie ^), das fie das ^ ") erbe, ^ins, haus mit rechte ver-
kauffet haben, das füllen fie gevil'fen ; mugen fie aber des nicht
beweifung haben, fo lullen fie vor allen fachen dem Avayfen vmb
fein^ ') vorchaufft erbe genuk tun, vnd dorvmb, da^ fie an vif-
fen der fcheppfen an recht es vorkaufft haben, fchullen die fchep-
pfen ' -), die ^u der ^eit werden fein, mit in tun vnd auch in
das keren, nach deme als fie des ^u rate werden noch irem eyde.
Vere auch fache, das einen wayfen, der fein iar nicht ^u
enhette, fein erb, haus, ^ins vorkauft wurde, gelautmert, ftalbrieffe
darüber geben vnd nach der ftat recht bewaret, als vor ift ge-
fcriben, vnd der vorkauffer mit fampt feinen fprav^en nichles hel-
len, damit fie dem wayfen vni feines vorkaulltes gut genug tun
mochte, oder op fie alle tot weren, vnd betten nich alfo vil guter
Varianten derselben Stelle D.p. 163:
') ist vnd vorsweiget dann zinz. '^) vorlangen. ^) rechten horten.
*) holses. ^) rat. ^) pfand , haus. ') vorantworten. *) bewey-
sen. *) er oder sie fehlt. '") gut. ") idr. '^) fehlt.
76
noch in gelaffen, da man dem wayfen vnib feine vorkaulTle gu-
ter genug gelcheen mochte, _fo fol vnd mag der wayle nacli vn-
ferm gemeinen rechte von dem tage, als er zu feinen iaren ku-
men ift, fein gut vnd erben anfprechen inwending iar vnd tag,
das ift fechs wochen , das ym der befi^er vnd kaufler '^u hant
räumen fol an viderrede, vnd des felben erbes kaufTcr oder be-
fi^er fol fich denne furbas an die, dy im das erbe, ^ins oder gut
vorkaufft haben, halden vmb feinen fchaden, vnd fich des an fei-
nem leybe, hat er des gutes nicht, derholen, alfo das der weyfe
alleweg das fein nicht in cheiner weys fol vorliefen.
Spricht aber der weyfe fein vorkaufTtes gut von dem tag,
als er fein iar hat , in eine iar vnd fechs wochenn dasfelb iar
lu rechen nicht') an mit dem rechtem, vnd ift ^u lande, denne
fo fol ym weder der befi^er -) noch der vorkaulfler •') feines"*)
gutes mit feinen fprav^en darvmb furbas nier nicht antwurten vnd
des (sie) ^) weys, fint dem male das er *') in iar vnd tag, als er
fein iar gehabt hat, gefwigen hat, fol auch denne furbas mer fwei-
gen vnd fie vngemuhet '^) laffen.
Item Averen vngeteiit bruder, denn ir water abgangen were
an gefchelTte, der eldefte bruder fol noch mag denn jungern bru-
dern vnd andern feinen gefweftredenn nichtes ?u fchaden vort-
nen (sie) noch vorkaufTenn, funder alleine feinem teile fol er
^eren, damit er tuen mag, was er wil.
Bürget ymand, er fey purger oder gaft, einer kramerinne,
gewandfneiderinne^) oder andern veiben ^) , die manne haben,
vnd teglich ^u marke fi^en, vnd beclaget man fie vmb fchult vor
gerichte; ir man mag fie darvmb vortreten vnd ^u feinem rech-
tem komen: auch bekennet fie ymandes vor gericht der fchult;
die felbe bekentnus fol dem manne, dem fie fein gut nicht vor-
geben mag, vnfchedlich fein an feinem rechte.
Hat aber das weip ir eigene guter, fo fol fie die fchult,
der fie bekennet, gleicherweis als ein man befallen ; hat fie aber
nicht eygene guter vnd vbirlebt denn man, denne von denn gu-
tern, die fie ^u irem teyle angepuren, fol fie dy fchult, der fie
vormals bey mannes feiten bekant hat, befallen, vnd darumb fol
ein yderman auffehen, wie vnd wem er borge.
Spricht man aber man vnd weip mit ein andir ' ") vor ge-
richte vmb fchult oder vmb ' ' ) ander fache, darüber der clager
Varianten derselben Stelle p. 16J:
') vnd fordert das nicht. ^) bcisizer. ^) vorkauffer. *) desselben.
*) der. *) das in jaren vnd tagen. ') vngehindert. *) leigwadcne.
') ander weiber. "") an. ") fehlt.
77
keine beweyfung hat ; beyde, man vnd weip vnd man, füllen dor-
auff antworten; wil aber der man fein weip mit dem*) ayde,
der ir geteilt wirl, vortreten, das mag er vol tun alleweg vn-
fchedelich dem eyde, dem") wirt im geteilt, denne er dar^u tun
fol, als werre man in des nicht wil vbirheben.
130 De vino.
D. p. 141. s. Nr.
Item weifchen wein fchol man vmb drey groffen, Romanye
vmb iiii gr., Reywol vmb iii gr., 31alvafie vmb fünf gr., Elzaf-
fer vmb ii gr., Ungerifche vnd Ofterwein vmb 1^ gr. vnd nicht
tewrer fol man in fchenken oc.
131. I^oii dem ri eilt er.
D. \). 141 nochmals p. 166 s. ]Vr.
Venne ymand im gerichte ein erb , haus oder ^ins auf-
nympt , der fol dem richter drei gr. vnd feinem fchreiber vier
haller vnd dornoch von aller ander befchreibung wier haller, dem
putel von i'^lichen lavtmerungen ^wen haller (von der aufgebung
des eydes vier haller allein) *') vnd nicht mer geben, vnd in ehaf-
tigen teydingen ^weyer als vil fol man dem fcreiber, dem pu-
tell vnd auch eyd pfennige^) dem richter geben.
Auch wer ein ^) mit einem putell vorpieten wil, der felbe ^)
fol dem putel nur allein ^wen haller geben.
Hilfet ymandes der richter ein recht vmb fchult vnd vmb')
gelte vbir ^ehen fchok gros, davon fol man ym geben fünf gr.
vnder ^ehen fchoken ^wei vnd ein halb ^) gros, vnd von einem
fchoke ^) darunder nicht mer denne einen gros.
Auch vochet der richter einen vmb redliche fache, der ge-
fangen fol im ^u ftockrecht iii gr. vnd * '') den puteln drei^ehen
haller allein vnd nicht mer gebin, ausgenomen wer bey noch an
Tchawb get, vnd gefangen wirt, der fol dem richter fünf gros,
als das vormals ausgetragen ift, vnd als werre die fcheppfen nicht
anders austragen vnd bot tun werden.
Varianten derselben Stelle D. 166:
') mit drei ayde. *) der im wirt geteilet. ') fehlt. ^) pfennig.
*) einen. «) selbe fehlt. ') fehl». ^) dritthalben. ") vnd dar-
wider. '") hier bricht die Abschrift D. 166 ab ; es ist auch der
Schluss der Handschrift D. selbst, das Übrige v. p. 169—178 sind
blosse Privataniiierkungen von einer andern Hand.
79
Auch füllen di brielT mit Iclioppfen inrigeln vfl le.vp gediii-
geii lawuten, beyde geil'lliche vnd wertliche, vnd nicht lint regi-
flrirt gleiclierweis erallt haben recht, als fie geregillirt werden.
Item wurde ymand den andern mit einem gelol'te brielF an-
fprechen oder manen, dem (eiben fol man recht nach des leiben
brielTs laut lal'fen viderfaren, vnd das gelchecn il't; wurde den der-
felbe mit einem rate, dem das vilTenllich wer, oder mit quilt-
brillen vberwunden , fo fol der , der das gelt mit vnrecht hat
genumen, denne, von dem ers genomen hat, vor allen fachen wi-
der keren, vnd darumb die fcheppfen füllen in darund) an feinem
gelde vol vorpuffen ; hat er aber des geldes nicht, fo füllen dye
yn an feinen leip beffern nach dem, als fie -ju rate werden.
133. De foFO pisciuin.
D. p. 143. s. Nr.
Item vmb den fifchmark fein wir mit den aus der Neunftat
vber ein komen, das cleyne fifch allerley, auch forchen vnd kreu-
fen, die man allein vnder dem pranger fol feyl haben, vnd nyn-
dert andersvo vorkauffen, nymandes l'urkauiren fol, die weil wifch
fteet vber fumer vnd vinter, es fey denne ^u ftunden für mittage,
vnd der vifch abgenommen wirt, alererft mag man die vorkaulfen
vnd nicht er. Vber trete das nycmand, wer der ift, der fol als
olTle das gefchiet, den fcheppfen fünf gros, ^u puffe geben vnd
fein an viderrede vorvallen oc.
Wohle aber ymand nicht vnder denn pranger fleen , dem
fol man alle fcheine vifclic, die er veile hat, nemen.
Auch wurde ymand von der egenannten vorpietung wegen
die fifch nicht frue oder ?u rechter ^eit v^ü marke tragen, es fey
purger oder gaft, vnd vorhalden bis auf dy -jeit, das man die vor-
kaufFen mochte, denne fol man die wil'che alle nemen, die er '^u
marke bringt, vnd furbas nier nymmer ^u markte fleen vnd fifch
vorkauffen.
Alle vorgefcribene austragung fchaden füllen allein von dem
heutigen tag an /^u heben furbas mer ewideichen craft haben vnd
gehalden werden.
133- I>e propiiiatioiio viiii ctjcerevisiae.
i). p. 143. s. Nr.
Ein icleich weinfchenke fchol nur aus einem vaffe vnd pap-
pen einerley wein fthenkcn, vnd das leibe was fol vorfigell wer-
79
den wenn (sie?— von) den fcreil)er, der dar^u gefa'^t ift, und I'al
geben ein volle niaffe yni haus vnd aus dem haus. Wil ein man aber
in dem lanthaus trinken, vnd pringet man lein gefes mit im dar, fo
lal man ym do wein ein rechte malle geben; heilchet aber ein
man von dem fcbenken trank in glas oder in einer kanel, der wirt
oder fchenk mag ym das vol geben, vnd den trank darin vor-
tragen ; wold im aber der fchenk dorumbe nicht fruuort oder koft
geben , fo mag yms der gaft kaullen oder mit im darpringen ;
alden welifchen wein ein pint vmb iii gr., Romanie vmb iiii gr.,
Schawernak vmb iiii gr., Mahval'ie vmb fünf gr.
Vnd einen jjuber weins fol man nicht geben tewer aus-
fchenken oder ausfüllen, den das fich ein pint gepur als tewr,
als der felbe wein gefa^et ift.
Vnd wer denn abgenanter gefe; eines vbirtut, der fol ^u
puffe gebin ^um erften iii fchok gr., ^um andern mal vi^ fchok
gr. , ^um driften mal xiii fchok gr. vnd ^u dem vierden mall
fol der felbe ein gan^ iar nicht wein fcbenken noch nyemant
von feinen entwegen an alles geverde.
Man fol ein pint ofterwein fcbenken vmb einen gr. vnd nicht
tewer, eine volle maffe vnd nur aus einem faffe, vnd einem i'/^-
lichen fass, das man will auftun, das fol vorfygelt w erden ; vnd
wer das gefe; eines vbirtrit, als aben gefcriben flet, der fol
^um dem erften v^u jjuffe geben ein fchok gr. vnd ^um andern
mall iir fchok gr., ^u dem dritten mall vil fchok gr., ^u dem
vierden mall ein gan^ iar nicht fcbenken, als oben gefcriben fteet.
Vnd wenn man vorpuffen >\ill, denn fchol man vor erften
helfen einen eyd fweren, das er die puffe leyde, die im dy her-
ren werden aufliegen, vnd dy y^unt ift ausgetragen oder hcrnoch
wirt begriffen.
Dennoch fol man Sittawer pier fcbenken eine pint vmb vi
haller, Sweydniijer vmb viii haller, vnd alle pier prager ^u vi hal-
lern vnd nicht lewer, ein rechte maffe vnd nur aus einem vaffe,
vnd wer der eines vbirtritt, der fol ^u erftem v^ü puffe geben
einen vierdung, '>;u dem anderm mal ein^ fchok gr., ^u dem drit-
ten mal ein fchok gr. vnd ^u dem vierden mal ein gan^ iar nicht
fcbenken, als oben von weinfchenken ftet gefcriben.
Item wenn ein man feinen boten noch wein fendet, vel-
cherley das wein fey, noch Sweydni^er, noch Sittawer pier; ift
denn das der fchenke den boten nicht vill geben ein rechte moffe
noch der ftat recht, fo fol der poten fein gevaffe laffen vor
dem waffe fteen, vnd fol das dem purgermeil'ter oder feinen fchep-
pfen, denn neheftenn, den er vindet, kunt tun oder dem rate, fo
80
fol man den noch dem felben fchenker fenden, das er vor die
fcheppfen kome, do fol man in frag-en. Tar er denne nicht lein
recht tun vm das, das man yni Ichiilt gil)t, vT dem kreir^e, man
fol ym ein fulche puffe auflej^en , als aben vmb i'^lichen trank
funderlichen ift ausgetragen. Auch fol man ir einen als olTle vor-
puffen, als er das vordinet, noch dem als vor auch ift gefcriben.
Wenne abir einen, ^weinen oder dreien fchepfen viffent ift
vmb die fache, vor die der wil fchweren, fo fol man in nicht
laffen fweren, funder man fol an alle viderrede die puffe von ym
nemen, die er vor vurwercht hat.
Vnd ein iclich kanel fol haben einen nagell, als von alder
negell vnd ^eichenn an denn gevallen gewefen fein oc.
Auch fol man cheinerley pier laffen her füren von fremden
fteten, airsgenomen Svt^eydni^er vnd Sitawer pier.
134. De coiii§uliini sigillis.
D. f. 73. p. v. sin. Nr.
Auch ift ausgetragen, das man ^ins brieffe mit fcheppfen fi-
geln nymmer fol mer fcreiben fol (sie) lofung frey, noch vor-
figeln.
1S5. I>e pecuiiia civitatis.
D. f. 73 p. v. s. Nr.
Auch ift ausgetragen, das ^wen fcheppfen füllen ftetes farg
haben vmb der flat gelt, vnd des felb gelt ausgeben, wem es der
rat heift^ vnd als lang ein rat wert, alfo lange lullen einerley
lofunger fein, das man nicht ftetes bedurlRe newe lofunger kyfen
vnd fie felben lofunger ein fume machen des, das fie haben eine
genomen, vnd des, das fie ausgeben haben.
Vnd alle, die teglich mit vns ein fi^en, vnd fich bey vns
teglich neren, die füllen allerley lofung, ftewern vnd ander be-
fwerung mit vns leyden, als offte alfo vil als wir.
Item wen vormund vor die lofunger kommen vnd fweren fol-
len vor die wayfen , die yn empfolhen finl, fo fol einer vnder
in fweren, alfo das die andern gegenwertig fein vnd fprechen,
das das ir wort fey.
Vnd wer einem Juden fein haus vorkaufl, der fol im das
ausgeben ausgenomen der ftat lofunger vnd mit namen ein fchult
has (sie), das vor nye chein Juden haus ift gewefen.
Vnd wen eyn man weyfen gut kauffet mit des rates wey-
fen vnd nyemand vil fprav; werden , fo füllen die fchuldigen
81
fprav^en >verden, die das gell vmb das felbe gut nemen vollen,
ein i^licher vmb alfo wil ausheben.
Item denne das weyfen werden angefprochen vor gerichte,
di nicht vormund haben, fo mag der nehefter freunt der felben
weyfen, der vor in beytund ift anfals, fie vor treten vnd vorant-
wurten ; vnd wenne kinder oder weyfen fweren follen vor ires
waters fchult, fo füllen fie fweren, das ir waler dem clager nichj
fey fchuldig bliben.
Dornoch ift das ein witib wirl angefprochen vmb fchult,
vnd nu hat einen man, fo mag fie ir man vol vortreten; hat fie
aber funderlichen gut oder hab an denne man , fo fol fie won
dem felben gut fchult befallen, die man zu ir pringen mag; hat
fie aber nicht eygen gut, fo fol der fcliuldiger beyten alfo lange,
biz die frawe eygen gut gewinnet oder gewinnen mag. Ab man
vmb die felbe frawe muge aufhallen, die weil fie den man hat,
das ift noch nicht ausgetragen.
Noch toder hant fol man fchult weifen redlich mit gefigel-
ten brieffen mit der ftatpuch, mit dem rate, mit fchepfen vnd mit
genanten vmb alfo ^^l, als die kralft haben vnd ge^eugen mugen.
Vnd wen fich mer perfon vmb fchult vorfcreiben in einem
brilT mit gefanipler hant, vnvorfcheidenlich, fo füllen fie alle hal-
den noch des brieffs laut, es fey vmb haupgelt oder vmb leifl-
gelt, oder vmb fchaden , alfo das fich cheiner von dem anderm
mit feinem teile muge laffen an der andern wille.
Vnd ^wene mit einander kriegen oder teydingen vnd der
clager fürt ^eugen, vnd der anlworter fürt auch feine ^eugen, vnd
dy ^weyeley ^eugen tragen nicht vbir ein, funder fint wider-
wertig an iren ge^eugknuffen, fo fol man des clagers ^eugen
nemen vnd des antwurters '^eugen vorwcrffen.
Dornoch ift gefcheen , das vnfer mitpurger einer fchuldig
was gefteen, vnd het fich gen yn vorfcriben mit brieffen, do tra-
ten die gefte do vor den ratt vnd boten in rechts helfen noch
irs brifTes lauth, do quamen andir vnfer purger vnd fprachen, der
purger wer in auch fchuldig vnd der purger bekant in auch der
fchult , das word geworffen auf die gemein ; do fprach dy ge-
mein mit fampt dem rat ^u einem rechte, das vnfer mitpurger
teglich mit der ftat leyden wil vnd gut neher füllen fein ^u der
fchult den (piemen geft, vnd füllen vorgeen , vnd was dornoch
vberplib , von donifelben füllen geft, gericht vnd befallen wer-
den: wolt aber der galt, eime purger nicht gelanben des, vnd
fprech er lei; dem fchuldigcr ^u lib, fo fol er fein recht dor vmb
un, das er fein eiüren fchult fei.
6
62
Dornoch ift gefcheen das, iiiifer milpurger hat ein redliche
gefchaft hat getan, vnd ift tot, vnd hat fein gnl gefchafl, wem er
vold : nu feinen des felhen lüden gefwiftred ^ngefaren, vnd liahen
die ansgefprochen vor gerielite, den das gut gefchafTt ift wor-
den, alfo das fie, davon geleilet werden mit einem rechten.
Noch dem hahen die, den das gut gefchalTt ift, das felhe gut vor-
kauft vnd die lanliilafeln (sie) geleget. IVu fint ^ngefuren die vor-
genanten gefwiftred, den vor ein recht ift viderfaren von dem rat
vnd ein vrteil gefprociien, do wyder fich nyemant gerufft hat, vnd
fprechen das felbe guet von news an in der lanlhtafeln, vnd trei-
ben den ein , der es vorkaiiiTl hat vnd dem is vorkaufl ; ob fi
das getan mochten, das wart geworfen an die gemeine. Nu hat
der rat mit fampt der gemein ausgetragen ^u einem rechtem, das
der rat fol dar ^u tun, was redlich gefchefft ift , das das Vor-
gang hab, vnd das es bey dem vrteil bleib, das vor geteilt ift,
vnd da vider fich nyemant beruffet hat, vnd das die leiben teil
ir recht fuchenn vor dem rate, fint dem male vnd fie beyderfet
unfer mit purger feint ; iiaben fie den cheinerley beweyfung, es
fey lanlhtafel odir andir beweyfung, das füllen fie vor dem rate
weyfen ; vnd das nyemant vider tun folle, das fol ein rat vnlerfleen.
Es ift ein vnderkeufel iju gefaren, vnd ift komen ^u einem
pnrger vnd gefprochen, ob er icht gutes hab 7,u vorkauH'en, vnd
der purger hat ym fein gut gehen ^u vorkauffen, do hat der vn-
terkaulTel ym genant einen gaft, vnd er fey feines gel^ wol ge-
wiffen, vnd hat das gnel alfo angetragen, vnd hat das gut ^u fei-
nem nu? kort, alfo das der purger nicht mochte bekennen vmb fein
gut, war ym der vnterkeufel gefangen vnd auf das rathaus gefaxt,
alfo das fie fache wort der gemein vorgelegt. Nu fprach dy ge-
meine 7,\\ einem rechtem mit dem rate , wer des felben vnter-
kauffeKs purge gewefen ift zu der felben ?eil, da die fache ge-
fcheen . der fol vnib das gell anlwurten vnd fol fich mit dem
purger richten ; wirl der purge woderen ein recht ?u dem vn-
terkeutlel, fo fol man ym auch ?u ym eines rechten helfen Sab-
bato ante exurge.
Item di gemeine, ift das ein man hat ein frey erbe auf
dem lande vnd vorkaiiffl das felbe in der lanlhtafel, vnd der felbe
vorkander ift fchnldig, fo fol man in iar vnd lag nicht dem ?u
fprechen, der das erb '^u kaufll hat, funder der, dem der es vor-
kaulTt hat. vnd was n\an ?u ym mag prengen, das fol er leyden
von feinem andirm gut vnd vorantworten ; hat aber der felbe nicht
mcr gutes, fo fol man in anhalten, als lange das dem genuk
egfech die ?u ym hahen ?u fprechen.
83
ISO.
D. p. 151.
Viid (sie) die Colen ift auch der fcheppfen meinunge, wer der
Coler, der deiner fecke haben wirt, denn die maffe ift, vnd dor-
mit begriffen wirt, dem I'elbeu fol man ^um erften mal die felben
fecke aller vorprennen ; ijiim andern mal wirt er aber domit ge-
griffen, fol man ym die fecke verprennen, vnd Colen halb geben
den meiflren, die das weten, vnd das ander teil den gefangen; ^um
dritten mall, ob der felbe wirt aber dein fecke haben, dem fol
man fie abir nemen, vnd die fecke prennen, vnd die Colen teylen
als vorgefprochen ift; vnd dar^u fol man von ym nemen v gr.
lu puffe, vnd die felben v gr. aber halp denn meutern, die das
gewarten, vnd aber halp dem vorwesner der gefangen leuten ; ^um
wirdem mal ab ein fulcher wirt aber begriffen mit deinen fekken
ein oder mer, dem felben fol man dem v.agen millayll nemen vnd
fol denn dem rate oder dem purgermeifter antwurlen , vnd die
mugen damit tun, was fie ^u rate werdenn.
Item es foll keiner Coller, der herkumpt, lenger fteen ?u
marke, den an dem dritten tag ; vnd wen man findet an dem drit-
ten tag, wenn man vesper leutet, des Collen aber füllen aber gan^
vorloren fein vnd fol auch die dreytag mit pferden vnd mit allem
gerete hie liegen.
Item es fol nyemant kein Collen furkauffen, vnd wer der
ift, der Collen vorkauffen wirt , vnd furbas ^u märcket bringet
bey fecken, bey fudern , in wegen oder in korben, die füllen
auch als vor dem rate vorfallen fein.
Item ein jeder man, der colen her pringet ^u markt, der
fol fein colen vor felber vorkauffen bey fecken oder bey fudern,
vnd keiner koler knecht fol iner bey im fteen, funder die knecht
füllen alle funderlichen fteen bey ein ander, vnd velchen knecht
der colmeifter dar gibt, der fol die fecke tragen, vnd nyemant
anders wenne der colmeifter fol fein eigene knecht haben , die
das vorwefen mugen, vnd den er felben Ionen fol, vnd fol dem
colmeifter von einem facke -jollen ^wen haller, als olft man denn
tragen wirt in die ftat, vnd von einem ganzen wagen ii gr. ^u
lone geben, vnd der aldenn knechte fol der kolmeifter furbas kei-
nen haldeni vnd wenne der gaft eyne mane feine colen furbas
heymfirt, die fol der colmeifter laffen ab tragen vnd nemen von
einem wagen ii gr., als vor ift befcriben, ^u lone. Auch fol der
colmeifter haben ein bechwagen , dor an fol man wegen alles
bech, das in der (tat gekaufft, denn worten , das ydem manne
6»
84
ein billichs widerfarc, vnd wer das kaiilT, der fol geben von wier
ftainen pechs oder dar vndor ein haller ^u wegen.
IST- De foro plsciutn.
D. p. 152.
VIT dem grnn fifclimark ift ausgetragen , das kein purger,
der da gefte haldet filcher mit iren fil'chcn, fol mit den geben
feinen geften einen kauff machen in der herberge vmb die felben
fifche. Wurde aber gaft oder der wirt vberwunden mit ^wein oder
mit drein gefworen, fo fol der gaft die felbe fifche aller vor-
liefen, vnd der kauffet, geben alfo vil geldes, als die fifche wert fein.
Gefchee abir ein fulches vi dem markte, ee man das ^ei-
chen hat abgenomen, fo fol der, der kaufet, vnd der furkauffer
ein fulche puffe leyden vnd geben, als oben ftet gefcriben.
Auch fol i^licher gaft mit feinen fifchen ften ^u marck biz
an den dritten tag, vnd an dem dritten tag noch effens fol man
den fifchen, die bleiben fein, ire ^egel abflahen, das man fie fur-
bas nicht muge feyl haben.
Auch füllen die biegen fifcher funderlichen ftcen vud die gefte
funderliche mit iren fifchen das man muge vnderfclieid haben ^wif-
fen in beyden.
Auch füllen alle fifcher , es fey weip oder man , ab iren
fifchen 7,ü markte fteen, vn5 nicht fi^en, vn; ^u der ftund, die
der rat v>'irt ausgetragen vnd der wifch noch fteket, pey einer
puzze ii gr. Wer auch den fifcher enkegen geet , die fifche ^u
markte vellen tragen vud die felben l'ü'che vorkaufl , ee fie ^u
marckt komen, fo fol der kauller alfo vil gel^, vnd der vorkaulTer
die fifch gar vorliefen i,n iniffe *c. In capite secundi fs^lii.
Auch fol uycmant, ut ibi continenlur.
138. Do foro fructuiiiii.
I). i>. ir)3.
Vmb den obsmark ift der fchej)fen meinung, von erften das
man das ampt einen bidcrmanne, des der felben warten mag, laf-
fen fol vmb ein genannte fumme gelder in fulcher weyfe, als
der Hermel das wor gehabt hat : vnd dar '^u haben wir vns der
faren, das gioffe vnlerkaull'e fein auf dem obsemargk, vnd das
diefelben ab'^eler felber vorkaufcl fein ; dorund)e ueme wir, das
der felbe cheiner mc abseien fol, fiinder der l)iderman, der das
ampt haben vnd beftcen wirt, felber kneelit nemen fol, als vil er
der bederifen wirt vnd vm fust'n werden, die auch keinen für-
85
kauf treiben füllen , fimder nur alleine befallen ; der felbe der
denne. den obesmarckt befteen wil , der fol nicht mer nemen
von allerley obes, denn von alder her kommen ift vnd auch her-
noch gefcriben fteet.
Von erften von einem fuder nuffe ^u abe^alien iü gros.,
von einem fuder epfel ^u abe^allen ii gr.
Auch nemen wir , das ein i^licher kauffman , der das obs
her prenget, nicht lenger mit dem obs ligen fol, denne vff den
dritten tag ^u vesper ^eit, vnd das obs fol er nicht ob fchutlen ;
fchutet er das aber ab, denne fo fol das obs fein vorloren vff
der herren der fcheppen gnade.
Auch meinen wir, wer der were, der das obes vorkauffl oder
vnder precht vff denn mark vff wegen, carren, fecken oder kor-
ben, vnd das vider kauffen volde mit dem hauffen, was man des
findet, das fol aber verloren fein vff der herren gnade; aber bey
pfennig werden^) mugen fie das wol vorkauffen,- vnd wer der
were, der obs vorkauffen wurde auff wegen, carren, korben
oder fecken das er das ^u haut vor dem markt füren vnd tra-
gen fol, vnd nicht anderweit vorkauffen fol in feinem noch im
des gaftes namen ; Avurde ymand dorvber begriffen, denne das obs
fülle aber vorloren fein vff der herren gnade ; vnd in denn vor-
genannten buffen , fal der der das ampt ynne hat oder haben
wirt, ein teil haben , noch deme als die heren ^u rat werden.
Auch fol chein ab^eler von leuten, die obs kauffen, gelt ein ne-
men, funder der gaft, der das vorkauffet, der fol fein gelt felber
ein nemen.
Auch fol nyemand fifche ^u niarckt pringen nach der ftund,
die dar ^u genant ift, vnd noch dem vnd der wifch abgenomen
ift, als lieb ym fein die fifche ^u behalden ; brenget aber ymand
fifche ^u der felben ^eit, die fol fie behalden vnd des marges
vorkauffen.
Auch fol chein fifcher feinen lachs vff das eys legen vnd
behaldenn an dem gefwer; ab er das tete, der fol denn felben
lachs gar ^u puffe vorliefen.
12^9. Oaz sein die artikel, die g^euaiiteii
aiigelioi'eii.
A. p. 180.
Des erflen fchol ein iclicher genanter werfweigen fein bei
feinem aid, was er hört in dem rat bey den fchepfen.
') wert?
86
Darnach das I'ie der ftat eer viul ir reclit vnd ir gefe^e
furn vnde beholfen fein mit werten vnd mit wercken , als ver
als fie niugen, vnd den Icliepfen geliorfam fein -ju irni gepoten,
vvor an fie ir bedorfen.
Darnach fol kein der genanten da bey fein, do aynunge oder
fundere rat gefe'^t oder gefworn wirl, wan die felben winkelret
vnd aynunge fint vordainl vnd vorj)olen in einem iclichen rech-
ten vnd in einer iclicher geniain , als ein vorretnuzze dez ge-
meinen rechten vnd dez oüen rates, davon daz fprichwort geet :
die worheit facht nicht winkel. Dor vmb fol ein iclicher genan-
ter bei feinem aid rat vnd weg geben , daz die felbe aynunge,
die wider gemain beftes ift erdacht, geftort vnd vortilget werde;
vnd fwer fulchen winkelrat vnd aynunge fwert, der fwert ein
gemains recht ^u hindern.
Darnach fol nyemanl den andern furm gericht mit kein ge-
^eiigen an fprechen, nur mit den genanten.
Darnach fol kein genanter ^wiffchen nyemant ge^euge fein
vmb gelt oder fchult ' ) , welcherley die fei , oder vmb ander
fache, in bile den, der do fchuldig ift, vnd gener, dem daz gelt
fchol, daz er der oder der red mit auzgenomen Worten, die er
von in beden hört, ge'^eng fei.
Darnach ob ymant den andern anfpricht vmb xxv fchok oder
dorvnder mit ^wayn genanten , die fol er v^n hanl do benennen,
wer die fein, da^ man fie wol erkenne; wes die gefteen, do
gebort kein lougen gegen. Mag aber difer, der angefprochen
wirt, ^wen genanten do gegen haben, die er auch nenen fchol
^uhant , als do gefprochen ift , das man wiffe , wer fie fein ;
er wert fein leyp vnd fein gut baz mit '^wain genanten, den yms
yemant ab mag erzeugen. Vnd wenne diefelben genannten ge^eu-
gen füllen , fo lullen fie treten vorn richter vnd fchepfen vz
gericht, vnd fol in der richter gepiten. daz fie auf den ait. den
fie gefworn haben , lagen die gan^e worheit, waz in ^wifchen
dem vnd dem, die er do nennen wirt, wiffentlich fei: fo füllen
fie den fprechen : her richter , wir nemen daz uß vnfern aid,
daz vnd (sie) daz wiffentlich ift , vnd füllen die fache do be-
nenen ; vnd fwes fie gefteen, da^ hat chraift. Sie mugen auch
in irem bekantnuffe nicht gefeien noch gefallen, wan es ift gan^
an geverde.
Darnach ein iclicher wirt oder gaftgeber, wer gefeffen ift
in der ftat, der fol kcynen gaft halden , er wiffe den , daj er
') sull A.
87
ein wol gehalten man l'ey ; ill er lein nicht gewiss, er tu is den
genanten kunt den nclten, die er gehaben mag ; die lullen ^u im
geen bey der puz fünf gros, pfenning, vnd füllen fie befehen ;
mugen fie fich gewiffe vnd gerecht vor in machen, fie genyef-
fen fein. Ift des nicht, fich vnterwind fein richter vnd halt in,
pis er fich gerecht macht ; man fol in auch vragen, von won er
fey, oder von wan fein gefchepht fey, vnd fol fein anlwurt vor
den fchepfen oder vor den genanten befchreiben. Mag er doran
volvaren, daz er gerecht ift, er genis fein ; ift dez nicht, er leid
darvmb ein recht. Hell aber ein wirt ein fulchen fchedlichen man
oder gaft, den er den genanten nicht kunt tut, wird er gevan-
gen oder entrint er, der wirt leyd darvmb, was im die fchepfen
teylen, di als gefcriben wirt hernach.
Darnach keyn genanter fol auch dabey fein bei feinem aid,
noch mage ge^eug fein, do kinder, die nicht achtgeben iar alt
fein, hin geben ir gut oder fich des vor^ihen an der vreunt rat,
den fie bevolhen fein, oder die fie ^u gev. alt haben, oder do ein
nienfch, daz nicht guter wi^ hat, hingibt fein gut an vreunde rat,
als vorgefprochen ift.
Darnach kein man, er fei fchepfe oder genannter oder ge-
mainer, ful do bey fein, do fich maid oder knecht an vater vnd
muter villen oder der, den fie befolhen feynd, ich vroluben ?u
der ee ; e^ fol auch nyemand des felben anlrager oder anirage-
rin feyn bey der bus, die dor vber hernach gefchriben wirt.
Ez fol auch kein genannter do bey fein, daz man geften,
herrn, munchen, nunnen, pfaffen oder Juden erb oder aygen,
^ins oder felgret in der ftat inwendig der mower vorkauf oder
fchafe oder gebe, darvmb daz der ftat ir rechte davon nicht abgee.
Ez fol auch kein man genanter werden, der vor gefworen
gelter ift gewefen : vnd fwer ein gefworn geller wirt , der fol
nimmer vurbas genanter fein.
Swer auch der genanter einen maynait fwert, oder der ar-
tikel, die hie gefcriben fint, ein vberfurt, wird er des vberwun-
den mit dem meren teyl der fcheplTen, der ift von der genanter
ampt, vnd fol dor an nymmer mer komen, wan er ift maynaid
vnd recht loz worden.
Darnach wenn der purgermeifter vnd di fchepfen haifen
vnd gepiten aus der genannten ^wcn, drey oder vir, oder wy vil
man ir bedorff, die fchiltwach halden, fo füllen fie an alle wi-
der rede gereit fein, in der ftat bei der nacht in irm wappen
vnib ^geen vnd die felb fchiltwach, als recht ift, halden; fie fui-
|en auch die felbe nacht, als fie werden vmb geen, vollen ge\ a\t
98
haben der fchepfen, geleycher weis, als die Ithqdicu Iclbcn do
bey gegenworticüchen weren.
130. Statuta coiisilii.
A. p. 203.
Das fein die gefeje vnd ordnunge, die ein iclicher fchepfe,
der an einem rale ift, mit fleilTe halden fal.
1. Von erften, das ein iclicher l'chepfe Tai gehorfam fein dem
burgermeifter ; vnd der burgermeifter fal mit fleiffe merken, das
er einen iclichen fchepfen an reden, an hotl'clicphteu vnd an andern
fachen, die den rat angecn niiigen, all'o vil muhe als den andern,
das er nicht einen vor '^ihe vor den andern , fundern das einer
alfo vil arbeit vnd muhe habe, als der ander.
2. Darnach kein fchepfe in der rat ftubcn, wenne leute die nicht
den rat angehören, vor in fein, fal reden vor dem burgermeifter, es
fei denne das, das im der burgermeifter gepcufet ^u reden, oder
das er in ju reden bette gepeten ^ wer aber alfo reden wurde in
einem rat an gepot vnd an bete des burgermcifters, der fal vii
haller '/,ü buffe geben dem burgermeifter vnd andern fciiepfcn \
vnd wurde der burgermeifter der felben buffen nicht fordern, fo
fal er fie felber geben.
3. Auch fal kein fchepfe mit einem gemeinen manne in der
rat ftuben nicht reden, funder hat er mit ymande icht '^u reden,
er fal vrlaub nemen '^u dem burgermeifter, vnd fal aus der rat
ftuben geen vnd fal mit dem felben reden, vnd denne wider in den
rat körnen ; wurde aber ymand alfo in der rat ftuben reden, der
fal feclis haller ^u buffe geben.
4. Auch fal kein fchepfe aus dem rate hin heim geen oder
anderswo hin an des burgermeifters vrlaub, bei der buffe fechs
haller.
5. Gefchee aber das, das ein ftoz vnd ein widerWertigkeit
oder ein krig '^wifclien ^weien fchepfen in einem rate wurde,
denne fal in der l)urgermeifter gejiilen , das fie austreten aus
der rat fttdion , und die füllen denne nicht hinwek geen ; vnd
was der burgermeifter mit andern fchepfen >;wifchen den jweien
fprechen vnd machen wurde, das füllen fie bede volgen an alle
■Widerrede; wer aber, das ir einer frewlichen alfo hinwek ginge
an des burgermcifters willen , vnd der felbe wurde geJieifen ;u
bleiben, vnd bli!)e niclit, der fal geben den necliften tag darnach
allen herren des rates ein mal '^u buffe, vnd dar^u fol er fie mit
fleife bilen. das fie im diu frewel vorgeben.
99
6. Viid alle die herreu, die du fluflele haben ^u der trulie,
dariiiiie der ftat l'igel vorlloffeii ift, die füllen ire l'luffele halden
mit fleile; veriure aber ymand aus den leiben feinen fluffel, der
fal darvmb auch allen hern des rates geben ein mal ^u effen.
7. Auch fal nyemand offenbarn vnd kunt tun die heimlich-
keit des rates, vnd alles, das heimlichen in einem rate gehandelt
>virt, noch chein andere fache, da mite ein rat mochte gemel-
det werden.
8. Vnd die fchepfen alle die fchollen beinander bleiben vnd
fteen getrewlichen bey dem eyde, den fie gefworen haben in
allen den fachen, die den rat angeen vnd antreffen mugen, die
weile, das fie an dem fchepfampt fein vnd auch darnach, wenne
fie davon chomen fein.
9. Auch fal chein fchepfe fein freund oder ein andern in
den rat füren an des burgermeifters vrlaub, bei der bul'fe eines
groffenpfeninges den, denherren^u bufe geben fal, der alzo einen
füret in den rat ; vnd der alfo hin ein gefiirt ift, der fal 7^u hant
wider hinaus geen an alle Widerrede.
10. Auch fal kein fchepfe in keinen teidingen oder in fa-
chen in dem rate offenbarlichen fteen vor feinen freund ; tete er
aber das , fo fal man in von den teydingen vnd fachen helfen
austreten.
ri. Vnd ein i^licher fchepfe der fal keine gäbe nemen bei
feinem eyde von einem , der ^u teidingen hat, dem andern ^u
fchaden.
13. Auch fal kein fchepfe bürge werden wider ein rat vnd
wider ein recht ; vnd ein i>;licher fchepfe fal ^u keinem tage
geen ; es fei denne mit des rates villen vnd wiffen.
13. Vnd alle die fchepfen, die in einem rate an einem rech-
ten fi^en , füllen mit fleife vnd eigentlichen merken , was einer
claget, vnd was der ander vff die clage antworteden uorten, das
fie die clage oder die antwort hinnach icht vorwandeln. Vnd ein
iclicher fchepfe, der in der ftat ift, der fal alle tage in den rat
geen bei der buITe vi haller, es fei denne , das er des burger-
meifters vrlaub habe , das er durch nolorft willen da heime
muge bleiben.
14. Vnd wer der ift ^um erften vff das ralhaus kumpt, den
fal man ^um erften ausrichten, ausgenomen witiben, weilen, ge-
ften, priftern, munchen, Tiunen vnd der ftat fachen vnd andern
notlichen teidingen, die fol man von erften richten. Vnd wenne
das ift , das ficli die fchepfen einer fachen vnterwiiulen haben
90
^u richten, die lullen l'ie enden, vnd füllen die weile fich nicht
einer andern lachen, fie fei denne gar not, vnderwinden.
15. Vnd >venne das ift, das man noch einen fchepfen von
des furften hoffe vnfers herren des kuniges fendet ; vraget man
denne den felbeu fchepfen ich^, das den rat anlriff'et, das fol er
felber nicht voranlworlen, funder er fal das brengen an feine
eidgeuoffen. Vraget man aber den felben ich^ vmb feine eigen
fachen, die mag er felber wol vorantworten, vnd alzo mag ein
iclicher fchepfe vmb fein eigen fachen ■wol ^u des furften hofe
geen, vnd die felben feine fachen vorantworten, noch deme als
im aller nu^licheft fein wirdet.
1 6. Auch Mcnne das ift, das ein fchepfe aus der rat fluben
trit in feiner notorft, der fal nicht hinabe von dem rathaufe geen
bei fechs hallern ^u buffe an des burgermeifters vrlaub,
17. Auch woniie das ift, das die fchepfen ^wen oder me ^u
eime bekentnuffe aus dem rate gefendet werden, die füllen nicht
niee denne vmb die fach, darvmb fie gefant werden, macht ha-
ben als der gan^e rat ^u be'^eugen, vnd die fache, vmb die fie
gefant werden fein, die fal man in dem rate melden vnd ofl'enbaren
18. Item alle fache, die ein rat angeboren, nindert anders-
wo austragen, vnd dar^u famen geen füllen in kein haus, weder
in die gemeche, wie die genannt mochten fein, funder auff das
rothaus, di fcliol man austragen, vrleile vnd alle facheu richten,
die ftat vnd die gemein angehören.
131. I%Ie procouc.^ aliquid rc^eapiant ab
Ifioiniiiibus in f ofo.
(1380 yost 25. Marl.)
A. p. 205.
Tota communilas dictavit, quod precones nihil debent reci-
pere ab hominibus in foro, nee res nee pecuniam, et positi sunt
super prangenium gratiose; et si ammodo fuerint reperli reci-
pientes, debent suspendi in patibulum. Anno ccclxxx post Pa-
scha fuit factum.
133.
(4. Sept. 1380.)
A. p. 205 — 206.
Sabbato ante nativitatis ZMariae»
Qui male dederunt lozungam et sunt jam mortui, ubicnnque
illud scitur pro verilale, debet esse perditum.
91
Item quando legalur exltaneis vel personis ecclesiasticis,
debet compiifari cum civitate de x sex. una.
Item quilibet de!)et porcos suos servare in domo sua, quod
non ambulant per tot um in plateis, propter foetorem.
Item a tunc solvebat unus grossus xiiii parvos.
Item domini et communitas permiserunt propinare Sittawer
per viii parvos et Swidnicense per decem Hallenses.
133.
C20. Sept. 1380.)
A. p. 206.
Item in vigilia S. Mathaei ewang-elistae communitas dictavit,
si mulier contraxerit cum viro, et mulier illa habet propria bona
immobilia, tunc marili non sunt illa bona, nisi mulier sibi resigna-
verit, videlicet bona immobilia.
Item si vnus vendit census super domo sua, et plus erit ibi
de censu, quam domus possit portare aut solvere, tunc pro re-
siduo ad omnia alia ipsius bona est facienda justitia, si habet ; si
vero non habet alia bona, tunc in corpore detineatur.
Item ubi duo scabini fuerint cum scriptore civitatis juxta le-
stamentum jam in pestilentia, et unus scabinorum mortuus est,
unus scabinus cum scriptore habent vigorem ; et de cetero , si
duo scabini fuerint praesentes, et unus mortuus est ante recogni-
tionem, tunc vnus superstes non poterit solus testificare.
Item vmb den Weingarten fal einer dem andern ^u fprechen
vmb den anfal , do fie bederfeit gcfelTen fein , vviewol das gut
anderswo ligt oder der Weingarten.
Ymb die cramer von vnfer frawen fal man nicht do laffen
fi^en, vnd fal fie aus den fronholT treiben.
Item illi, quibus legatum est in testamentis, puta extraneis
et personis ecclesiasticis, debent computare cum civitate de cen-
tum sexagenis x sex, de x sex. i sex.
Item quando plures sunt debitores super vnum , et nullus
eorum habet literas seu testimonium, et ille debitor est extra ci-
vitatem fugitivus, detur sibi certus terminus, infra quem si non
venerit, detur vni cuique (de) bonis secundum taxam marcae, vni
tantum sicut alteri, ita quod quilibet obtineat suo juramento, quan-
tum dicit sibi obligari.
Ein derflanden recht fal man in jar vnd tag einbrengcn ;
ftirbet aber der, vlT den es erflanden ift, fo fal man den befijer
feiner guter von newes angrciffen vnd vortreiben vor gerichte.
93
vnd der l'al es voranhvorlen auch nacli einem oder nach '/;weiu
jareo oder mer.
134.
(20. Oct. 1380.)
A. p. 206-207.
In octava Sancti Galli communitas.
Die gemein wil nicht den Newl'tetem geben aufal, wan es
wer wider vnler briefT.
Item die purkmeifter fidlen das iar vmb fürt des amptes
warten.
Item der pfafFen briefT fal man figelen mit der ftat figel,
die in felber lonten , wan ein man der mag den ^ins mit x sex.
ablafen.
Item ab ein man miig fchaffen den anfal, des er peit, vnd
im noch nicht Avorden ilt ; die gemein fpricht neyn , er tung
nich gefchaffen, wen er ift noch nicht fein.
Item die gemein wil, das man die >'ewfteler nicht vberheb
des vngel^, noch der brief hiut.
Item in causa Hiltprandi Kusmid fal es fein, als es ift ge-
wefen vor der nehften austragung, als in der ftat puch ftet ge-
fchriben dem alten, vnd in andern fachen der gleich.
Auch hat man einer frawen geteilt hinder fich oni iren Kin-
dern anfal, darvmb das fuft nyemant neher was ; das was Weli-
kin fchufterin des dieners der vngelter weip.
Item simile Johanconis Vettreich.
Item simile nudieris, cujus literam habuit Lajina sulor.
Item simile der Gothardin ift anfal bliben.
135.
(21. Jan. 1381.)
A: p. 207.
Item die gemein hat ausgetragen an f. Agnefeu tag, anno Ixxxi.
Wen ein man ein gefchelFt tut oder getan hat, vnd flirbt
nicht ^uhant , fuuder darnach vber ein iar oder ^wei, wen
das ift, fo get alles fein gut in demfelben gefchepfte mit, das
er het, di weil er fchadt , oder das er hernach gcwunnen hat
vn^ an feinen tod, wan das gefchelTl wirl nur dem tod allererft
bcftetigl.
Item eines anfals fint vellein Kinder nelier den vatcr oder
muter, wan der anfal vellel vor fich, es wer denne, das nye-
93
mant nehers wer den valcr oder mufer, als vor auch ift aus-
getragen.
Item wer ein ding- anCpricht in der ftat pucli, pringet er die
anfprach nicht ein in jar vnd tag, als das ding ift gefprochen,
fo fal man die anfprach auFlun, vnd der anfprecher fal dem von
newes ^u iprcclien mit einem rechten, ab er wil, in hinder den
ehalTte not ; die felbe fal er kunt tun vnd laulmeren.
Item wer nicht teglich mit der ftat leidet vbel vnd gut in
allen fachen, lofung vnd ander befwerung, der ift nicht burger,
vnd iiat kein burgerrecht; vnd was ein man gutes hat, das er
nicht vorlofungt, vmb das felbe gut fal man fich nicht vm in
annemen, ob des not gefchiet.
Item wer eines gefchepftes fich vnderwindet an des ra^
wiffen, was er alfo tut vnd hingibt, das fal er widerlegen; vnd
wes er laugent, vmb das fal gericht werden.
136.
A. p. 207.
Wer einen Weingarten anfeht von rauher wur^ , der fal
darüber nemen des perges figel; aber darnach vorkaufft man
ein Weingarten oder ^ins darvff, man fol in ausgeben vor ge-
richt in vnfer ftat vnd lautmeren vnd ftaltbriefT darüber nemen,
way es ift auch erbe.
Item es waren ijwen bruder vngeteilt ; einer het kinder vnd
ftarb, der ander het nicht kinder vnd lebt ; nu ftuibcn die kin-
der alle vn^ an ein fraw der kinder fwefter ; die was ausgericht ;
dl wolt neher fein des anfals ir gefwiftred, den der, der vnge-
teilt, bruder. Der rat hat ir den anfal geteilt, vnd nicht dem vn-
geleilten bruder, als vil als des gutes der kinder ift gewefen, die
tot fein.
137.
C30. Jul. 1381.J
A. p. 207.
Feria tertia ante vincula Petri anno Ixxxi.
Wie vil lozunge ein man muge verfi^en, das er fein burger-
recht vorliefe, die gemein fpricht , man fal in fo dar^u halden,
das er geh mit phenden oder mit einheiffchen, oder er rechen ab.
Ein man hat pfant gefaxt, vnd ftirbet vnd let weifen, die
nicht jar haben , vnd an gefchepfTt , oder ein man ift lang in
94
fremden landen; wen l'al man di pliant anfchibenV Die genkcin
fpricht: Den rat fal man fie itiifrliiben, vnd mit IViner gewif-
fen vorkaufen.
Auch hat die gemein anstraifen, man l'al furbas aus den fte-
ten von iclichen vrteil ncmen fulT^ig grolTen-, ein teil dem ftat-
fchreiber, vnd ^wei teil dem rate.
Auch fpricht die gemein, das man einen vladeken mag vor-
pieten vnd hindern an ein loth vmb funlT mark vmb allerlai fchult.
C23. Nov. 1381.)
A. p. 207—208.
Anno Ixxxi sabbato ante Katherinae.
Wer ein haus oder ?ins nicht mag gefreyen, das er vor-
kaulTl hat, der fal geben des dritten pfenniges mer, es fei denne,
das ein andre wilkur '^wilTclien in gefcheen fey.
Auch hat die gemein ausgetragen , das man von i^lichem
wagen mit meffal^ fal nemen funlf groffen vnd messhaller dar'iju
vnd ein fchaufel fal?.
Item von einem wagen kulTenfal;^ , ift der gan? , fal man
nemen v gr. ; ift er nicht gan? , fo fal man nemen üii gr. iii
ader ii gr.
Item fo fal der, wer den markt ynne hat, alle iar dem ftat-
fchreiber drei fchcdel fal'? in die kuchcn geben, den worten, das
er des bas ?u kummen mag, wennc die fchepfen, lofungcr oder
ander herren vff dem rathaus effeu.
Man teilt nymant fchaden nach briffs laut, es wer den, das
dy fchaden nacii dem ftat recht bewart vurden, ader das im briff
ftund fein fchlechten vurten ^u gclauben.
Wen einer das fein vorleuft ader das im vorprint mit fei-
ner hab, fo fal er es bevarn nach der ftat recht, das ift, das er
^uhant, wen im der fchad gefehlt, mit ?wcin naciibauren oder
mit ^vvein gefworn be?e?en vnd laulmern fal, fo darlT er das nicht
gelten.
130.
A. p. 20«^.
Qui recipit jus civile, tres praerogativas habet, quas non
habet ille, qui est civis, seu qui sedet üii seplimanis cum pro-
prio igne.
Primo quod recipieus jus civile per primum annum est über
95
de losungis et aliis rebus mobilibus; sed qui est civis sine jure
civili, statim, quando monetur, oportet, quod det losungam, et
ad bellum recedat, sicut aller civis.
Secundo quod lapsis tribns aunis potest de civitate recedere
sine computatione reruui suarum, quod civis per se non polest,
quin opportet eum coinputare, quando vult recedere.
Tertio quod potest testari, quando vult, et quod post mor-
tem suam nuUus de bouis suis se poterit intromittere, quin civitas
se pro eo inlerponat.
Item qui sedet in civitate quatuor septimanis cum proprio
igne, reputatur statim pro cive.
Item qui ducit filiam civis alicujus, etiam reputatur pro cive.
140.
(20. De%. 1390.J
A. p. 208.
In vigilia Sancti Tbomae apostoli.
Comuuuiitas dictavit anno xc, quod qui vult civis esse in
civitate Pragensi, debet sedere in civitate et pati cum civitate bo-
num et malum, et de aliis bonis extra civitatem Iiabentibus debet
computare cum civitate, secundum quod protunc civitas est debita ;
sed si vult, beue potest extra civitatem habitare cum beredibus
suis, sed debet pati de omnibus bonis suis cum civitate.
Item eodem die dictavit, quod in vigilia nativitatis Cbrifti
nee famuli civitatis nee famuli judicis nee precones nee tortor
nee famuli braxalores nee ductores aquarum ad braseas debent
transire colendisatum , nee eliam meretrices aliquo tempore de-
bent transire colendisatum ; et duo consules debent mitli ad
novam civitatem et petere illos consules, ne meretrices de nova
civitate huc transirent in festo nativitatis Cbristi propter lestum
magnum , et ne pauperes aggraventur per famulos civitatis et
tortorem et alios.
Hoc notari debet ad librum civitatis, ut perpetuo habeatur
et in futurum teneatur.
14fl.
CS. Novemb, 1404.)
A. p. 208—209.
Nota anno domini millesimo cccc qnarto feria iiii post
omnium sanctorum communitas invenit, quod judex debet ha-
9G
hcre aniiualitn sülum deccm sexagenas grossoiuni de civitatc, et
in preiiis iion debet habere parlem, in qiiibus consilium homines
poenisat, nisi in illispoenis, qiias qiiis incuneret in jiulicio sedendo.
Item quod non sedcal in jiulicio, nisi iiaheal duus juratos,
nee de nocte debet transire sine juratis.
Item quod judex debet recipere, cui juvat justitiam vel ar
reslat aliquem, quod de x sex. gr. et supra non plus nisi quin-
que grossos, et de illo, quod est infra x sex. gr. non plus nisi
iii gr, et sub i sex. gr, nisi vnus gr.
Communitas invenit, si quis fngit criminosus ad domum
alicujiis civis, illiim judex non debet extra domum recipere, nisi
Iiabeat duos juratos apud se: furem autem bene potest recipere
sine juratis extra domum ; sed ubi se percutiunt in domo vel
extra domum, ibi potest judex currere et inferripere, sicut potest.
Exportaverunt consules cum communitate, quod hospites
servcnt sua celaria pro celariis et non pro commodis, ita quod
nullus habeat in celariis cameras, stubas vel alia reservaeula,
vbi occullanlur malefici , ita quod foci et stuba? et camersE ef-
frangautur, sub pa?na vii sexagenorum grossorum, nee hospites
debenl teuere in domo sua lusores laxillorum, latrones vel alios
homines. Prima vice dent hospilcs vnam sexagenam pro poena, vice
altera vi.V sexag. grossorum, praeter ludum honestum aleae.
Item alba cerevisia debet propinari.
A, p. 209.
Nota. Das fein die redit , die '^u der nnelijhutten gelieren,
die in dem Fronholle fteet.
Item gibt der galt dem wirte, der die hulten inne hat, von
der ftat Megen von einem -jenten kleyns '^ins vi haller.
Item von dem groben ^yn iiii haller von einem Reuten.
Item mulTen die gefte geben den fmel^ern von einem Ren-
ten ii liallcr.
Item mulTen die gefte geben ii hallcr den vndorkcAvnel, als
verre als die gefte das kre^e behalden, l'o muffen fie das gelt
geben, wann ein wirt hat das kre^e von gnaden von den ^inern.
Item wer das fache, das der wirt, der die hutten inne hat
von der ftat wegen ^eichent grob :;yn, das niciit gerecht iff,
vnd wirt das ^yn beklaget oder wider bracht gen Präge, fo
ift der wirt vorvallen fulT^ig fchok gr. der ftat , vnd darvn»b
fo mus der, der die liutfen inne hat, gar eben '^ufelien, das das
'^in gerecht fei, das er /«iciient mit der ftat -^eichen.
97
143. Koliliiiarkistatuteii.
(er. 1400.)
A. p. 210 - 211.
A'ola. Es ward ausgei ragen zu dein Drobni-^e, der zu der
^eit burgerineisler war , do hei auch ein ander l'chepfe wir, und
vier gel'xA oren , und -^wene fchepfen mit iren gel'woren aus der
newen l'tat, di aus beiden reten dar^u gegeben wurden.
Von erften, das nymandes koln fal furkauffen, als ein fur-
kaufTel, der die furhas tewerer der der arniut der ftat vorkauffen
^^'olde, bey der hufe, als die herren linden.
Item ein i'^licher koler, der coln zu markte brenget, der sali
sie l'elher vorkaullen : und kein knecht sal da bei fein , und kein
knechl sal kein kolen kaulVen , es l'ei denne, das der do bei fei,
der die kolen kaullcn will.
Aucii sal der kolrichter xxx secke haben, da man die kolen
an nu'ffen fal: und die sullen mit der ftat 'ijeichen ge^eichent sein;
al!(). weniie ein koler fein koln in die ftat vorkaulft , das denne
diefeilten koln nynuinds abefragen fai, denn der knechte einer, den
er dar',;n geben wirl: und der fal derfelben fecke einen oder iner
haben . daran er die koln abmeffen fal.
Item das kein koler fein koln in der flal umfure, IiukIli' die
allein ulf dem markte vorkauHen fal: vnd ob ein koler fein coleii
eineni manne in die ftat vorkauille, und das derl'elhe mann, der
sie kaulfie , nicht gar die koln neme , denne fo fal der kohler
diefeli)en ubriüen koln niemanden tewerer vorkauHen, denn er fie
vor vorkaullt halte: funder er mag fic wol has feiler vorkaullen:
und fal fie nicht in der flat unibfuren , funder er fal fie ^ider ulf
den mark füren , ab er fie einem andern uiclit vorkauirte, als vor
ift gefchriben.
Item, fo mag der kolrichter in die hüllen einen, ^wene oder
drei etc. oder ijehen fleyne [)eclis vlF das meyfle kaull'en , alfo
doch das er kein pech an keinem markt läge vorkauHVn fal, fun-
der das vorkaiid'en, vrenne nicht markt hinne fein fai, den Wor-
ten, das man die lege, fo hinne nicht niarkl ift. kein gebrechen
an peche leide.
Item die drei tage, als die koler hinne zu iiiaiKle llceii . fo
fal der kolrichter kein koln feil haben, allein in den hiillen mag-
er halier werd und pfenni<>: werd zu ein'^el vorkaullen . und fuft
durch die gan>;e wochen.
Auch mag er mileinander \x fecke koln kaull'en in die hut-
ten niid uiclil nier.
7
99
Ilem die drei läge , als die Koler in der newen llal zu
markte fleen, fo maff er '^wene gair/;e lecke kolii auslegen vor die
luitlcn, und die bei 2an7,en fecken ader füll wi er mag, vor-
kaulTen : und wenne er die vorkaiilll , l'o mag er andere ^wene
auslegen, das man liinne noldurdl an koln iiabe , durch armer
lewte willen, die nicht bei ganzen wegen niugen kaulFen.
Auch Tai kein velel bey hallerwerd coln vorkaullen , es fei
denne mit des kolricblers willen.
Auch wer pech her -ju markte bringet , der fal das ulT dem
markte vorkauiren , und ab er das pech an dem markt tage nicht
mochte vorkaulfen . lo fal er das pech nicht in die herberge fü-
ren, i'under er fal das ull" dem kolmarkle vor der hülfen nyder
legen ; und das fal auch nyeniand vorkaullen : und was man pechs
kaulTen wirt, das fal au der flat wage, die der kolrichler haben
fal , gewogen Averden : und fal je von 'ijweyen fteynen ein haller
zu wegen geben, der, der das pech kaufen wirt.
Auch fal der kohlrichter fein eigen kneclile haben . die das
vorwefen mugen, und fal der alden knechte keinen halden.
144
C2T. Aug. IWT.)
A. p. 211.
Nota. Communitas iuvenil, quod judex, qui juval jus exlra
civitatem, debet recipere unuin ferloncm, sit prope vel remole;
et e.xpenfa debeut sibi solvi, quando per noclem extra civitatem
permanet ; et illas expensas et inpensas solval ille, su|)er (pio
ducitur. Anno duniini 31ccccvii sabbatu post Bailholomaei.
145
(Sl. Aug. 1 W?J
A.p. 211—212.
Vmb hnlll'e brief. die die burger haben vif ander lewl bur-
ger, viid ht'lfeii domit denfelben gegen den andern aus dem
gefenknuffe, fo ift die gemein dar an hüben, das man dem felbm
helfe noch feines brifes laute, als fein brill" laut, zu feinen gutern
varenden.
Hat er nicht varende hab, fo helfe ym zu feinem häufe, vnd
halte das haus jar vnd lag, vnd eyireu ym das zu, das noch jar
vnd tag die andern auch zu demfylben. bat er ichle , mochten
greifen: bat er aber nicht guter, so helfe ym rechtes zu feinem
leibe, als ftal recht ift.
Left er denne den leihen een , vnd liclt vn nicht «refausien.
99
so l'olden yin iiiclil dar nach nocli feines briles laute lialden, sun-
der man fol denne den felben brifl' haben vor hülfe briff, vnd
nicht vor ein rechten fchuld brilf.
Actum anno domini Mccccvii, feria iiii Felicis et Aucti.
140
fIS. Oct. HOT.)
A. p. 212.
Anno domini millesimo ccccvii feria tertia in die santi Lu-
cae communitas iuvenit , quod census , quem habent homines in
domibus, quae domus retincnt ipsorum collecfas, illi census re-
tenti debent transire ante collectas . et collectanei debent reci-
pere collectas, et nemini debent exspectare , et ille , qui habet
census, si apparet sibi. quod dampuificetur in censibus, ille in-
tromittat se de domo.
Ifcm invencrunt . quod nullus debet propinare in domibus,
quae uon patiuntur iti civitate, nee in Laeta curia, nee in do-
mibus barouum vel monachorum aut plebanorum aut alibi. quae
non patiuntur cum civilale.
Item comnuiuilas iuvenit, quod hospes in Laeta curia et
hospites in donubus dommorum et alii servitores et officiales non
debent fieri jurati , et si sunt jurati, non debet pro eis dirigi
ad communitatem.
Item comnmiiilas iuvenit , quaudo quis moritur intestatus,
et dimittit bona et orphanos, prout consilium sunt supremi lu-
tores , quoscumque consilium elegerit in tufores illorum orpha-
noruni , illi debeut perniauere vigorose . et aliud consilium hoc
non debet inimularc.
147.
(12. Febr. 1418.)
A.p. 212-213.
Mos magister civium, consules et scabiiii niajoris civitatis
Pragensis recogno.-;cimus publice et testamur, quia communilalis
nostrae accedente assensu pariter et consensu , decrevimus et
decernimus vigore praesentis scripti perpetue valituro, ut omnes
et singuli concives nostri, habentes proprias in suis domibus
seu alibi conventuales tesludines, in quibus venduut res perti-
nenles ad inslitas , |)uta crocum, flores et nuces niuscalas, ga-
langam , cinamonium . canellam, gariofolos, zedoarium. cubebas,
grana isaradisi. rardainoiiiiiin. pipci- Inimuni, easdem in pondere
7*
100
(luariiin libraruni et supra veiidere possiiiil . iiil'ia poiidiis Nt'io
diiariiin libraruni millus audeat ibidem in diclis Icslndinibiis |)rae-
dictas spt'fies pondtiaie . i)i|H'r vcro lonininnc , /.in/Jber, cinii-
nuni, aniiirdala, üciis, nvas, i)ass<Tat< lisivii . ccram , sniigma et
boinbiceni in pondtre niedii cpiarlalis lenlcnarii vi snpra. qnan-
lum ])lacuerit ; inlVa pondiis autcni nu-dii (|iiarlaiis siniiliter non
debeat in praeCalis tc'sliidinii)us cuipiani venuni dari ; liciluni
tarnen erit cuilibel , liabenli propriam sen convenlualein lestu-
(b'ncm , eliam babere et inslilan» in locis ab anIi(pio consnelis,
et ibidem in (inalicnnupie pondeie qnixis v(duerit , parvo seil
magno, onines et singulas res instilales praedielas \endere po-
terit omni impcdimento |)roenl moto.
Adjecimus denique, ne aliquis praesnmat in domii)US extra
lestudines aut ante domos sen ante eeclesias vel in plaleis res
praedictas venales exponere, sed dunlaxat circum et circa prae-
torium ac alias domos ibi vicinas , ubi ab antiquo sunt localae
inslitae et construetae.
Ut autem isla decreta in sui roboris firmilale j)ermancant,
slaluimus ad hoc duos vel plures juralos eligendos, (|iii singnla
supra dicta bis in cbdomada deligenter conspieianl . ne ali(jnis
audeat biis decretis aliquatenus conlraire.
Si vero aliquis reperlus t'uerit eoulraveniens alicui ex ar-
ticulis supradictis, noverit, se ptenam Irinin scxagciiarum gros-
sorum bonorum monelaj Pratensis lolieiis. (pioliens secns fecerit,
irremissibililer incursuriim : cujus ixenic dua- |)arles ludiis consu-
libiis pra'senlibus seu fuliiris, el lerlia pars '^eeliu' insliloruni de-
bebunt cedere in emendam.
Celerum de aliis omnibus reluis inslilaiibiis. cpioniodo sen a
(|uibiis personis vendi debeant. ju\la leiiorcm diiarum anliquarnm
lileraruni desuper confectariiiii . (|uaniin iiiiiiis data est de anno
iiieariialioiiis Ciirisli niillesimo treeeiilesimo vicesimo sabbato anle
reslum saneli Georgii, alterius vero sub anno doinini mülesimo
trecenlcsinio sexagesimo quinto feria seciiiida post i'esluin saneli
Tliomte aposloli. volumus instilores noslros eoncixes conservare :
quas lilcras el singula in eisdeni conlenta. oiiines (pioque arli-
culos super hiis prius in libro civitatis iiosira' baliilos el coii-
scriplos eliam prsesenlibus conlirmaniiis.
Ada siinl luec anno a nalivitale domiiii nullesiiiio ccccwiii
sabbalo ante t'esliim Saneli Valenlini.
Das
Reelttüliiieli.
1. Von vorbrieftoi» .Scliulcl.
Ob man n i c li t leyl'tet.
D. p. 1.
Wer der fei, der brilT id)r lieh g-eyt, und nicht lielt, als
fein biifT laiileiit , und dorumb trewloz wirt , fo fol man den
clager reclites helfen v/i feinez gutes, warent und unwarent.
a. KeclitiSAvirkuiigoii der Eiiilialtuiig:.
Ob man leyftet.
Vnd welcher man holt und leyft, als fein brifT lautent, dy
veile er das beveyfen mak mit feinem erb und mit feinem gut,
das das als vill ift, das er liaupgut und fchaden vorrichten mag,
dy veü fal man in nicht ubrlrejben.
3. Ton Bürg^scliaft mit gei§aiiiinter Ilaiid.
Ob man mit gefampter haut gelob it.
Welch pnrger mit einem lanlherren, oder mit ein andern
man mit gefampler haut vnvorfchaideu umgelt purgen wirt vnd
gilt der lantlier nicht, oder ied't er als ir brilf lautent, und ftirbt
der purger, dy weil fo lullen (ieffelben purgers erben von fei-
nez gut halden und leiflen als ir valir vorfcriben hat.
1. Den Beweis durch I)ric(!i( he Urkunden hei Schuldsachcn kennt
der Sachsenspiegel niciu.
Vergleiche Sp. I. 7. »iclilsl. 6. Wcichhild. 67. Stadtri-clite
kennen Schuhihrit'le zsipll. Büiuherg. 232; dort über die ver-
schiedenen Formen dcrsrlhcn.
LlhereinsliiMMUMid mit Vrt\>j. .Sl;it. art. 6^. p. 4^.
2. ÜhcvcinstimnuiHl itiil PrH"- Sliit. ;irt. ()S. in [ine.
'S. rijcrciiislimmni;] niil l'r;l^ Sial. ;irl. 5)1. [). .'».i.
104
Von ey nlcy (logLT Icliiill.
I). p. 2.
Was ein nian dem andern IVInd(lii>- ill oder /,u im nynif,
das mnlTen l'cin erben vor anlwurlen, ilt daz gener llirbl oder
fein necldlen friint.
5. Uoberg'ans' der li-lagcii auf die Erben.
Ob der l'lirbt, auf dem man u m 1) felnilt c lag- et.
Stirbt aber der, auf den die elage i>et, fein erben anlwnr-
ten dorumb nicht. Si haben den daz gnt >;n gewer, darumbe
gener Avaz beclaget.
6. Ueber§aiBs» der ^eliiild auf den Be-
sitzer de$ii («iutes.
1) e debil o.
Stirbt ein man , der ymaiid fehnhlig ifl, let er guel, wer
das befi'^et, der fol dye fcliull gelten.
T. JibloIiiiUBss des Oesieides des Verstor-
benen.
Seh 111 dt nmb verdinle lone.
Ein i'^leieh diid't mag behalden feins Nordinlen lones auf
fünf fciiilinge auf dem crev/e.
4. Vcfol. Sp. I. 6. §. 2.
Ricklst. 10. Ir».
AI. Seh. IL 11. 2. 1). (5. 11. 111. I). 2. 3.
Kaiserreehl, 11. 4i).
5. Vcri;!. Sp. 111. 'M. §. 2. ('i)erein.sliiniiien(I.
Slirhr al)er jene nlVe, (U-n die elage get . sine tilieii cii aiit-
worlcn da\()r iiiclit. sii- eu liahn da/, gut \iiler in, daniniln' jene
beclaget ^'^as. Schwab. 2>-! 1
6. (!cht wohl uns dem (liiind.salzc im Sp. 1. 0. §. 2. hervor.
7. Veigl. Sp. 1. 22. §. 2
Richtsl. 4.').
>Vcirld). TS.
Kaiserreehl. II. 2S. M).
105
8. Gewere aus dein uiiaiig^efocliteiioii
Besitz.
V 0 11 e r I) e.
Wer erbe und eigen hat iar und tage bel'ezzen an anfpruch,
der behaldet is furi)as miten gemache.
9. Erbrecht des Ilöiiclis.
Von erben und von monfchaft.
Jlunchet ein man ein kint und M'ert is ans idem erflen ior,
das kind hat fein erbtail nicht verloren.
lO. Von geitteinsaineii iScIiuldiierii viid
Bürgen.
De d e b i l 0 , u m b f c h u 1 d.
Vo vil laute globen mit einander ein gelt ^u geben, gibt
idicher fein tayl, fi find ledig, gildet einer und der andere nicht,
dye gülden haben, dy find ledig.
11. I^on Bürgschaft mit gesanimter
Hand.
Umb fchuld.
Geloben aber vil leut ein gell einem manne mit gefampter
hant '/,u gebir, gelden fie alle biz auf einen oder auf v^wt'n , fi
find doch nicht ledig, iz foy alles gogoldeii, wenno gliil)de bricht
alles recht.
8. Vergl. Sp. IL 44. §. 1
Swilch man gut in gewcrcn. hat jar und tac ane rechlo wider-
spräche, der hat dar an eine rechte gewcrc.
Richtst. 27.
9. Vergl. Sp. I. 25. §. 2.
Munechet man aber ein kint Iiiuncn seinen iaren, ez inuz \\o\
binnen sincn iaren, uz varen, und heheldct lehenrecht und laud-
recht.
M. Seh. U. I. 10. D. J.
Wirt aber ein -Alan ein .Munirh, vnd feret bei tag vnd jar wi-
der aus . . . der inaa; darnach crijc nanicn.
Cuhn. V. r)0.
10. Vergl. Sp. III. 8.1. §. 1.
Weichh. 128.
11. Vergl. Si». III. 85 §. 2. auch Frair. Slal. arl. 125, p. 81.
106
13. l'oiii Ff'aii(li'Oclit€*.
Von f r 1) e s p f a n d e . v o n e r 11 and e ii 1" c li nid.
Vo der man lein recht erflanden hat. und nin'^ iieiuen erhe
^11 pfände, der richter vnd l'chcpphen fchnllen dem clager hellen
nach allen rechten pfandes. do lieh gener laz genügen.
13. Wirkung der Verpfändung:.
Von erbe, das man ^n pfände fe'^et.
üb ymant dem andern Ichuldig ift und hal im nicht iju gel-
den, denne mit feinem erb und ob er im das felb erb vor fe^et
vor gerichle umb dye felbe fchuld, fo fol iz ^u pfände haben iar
vnd tag, ob iz der fchuldiger denne nicht lazzet, l'o l'al iz gener
vir bieten drey ftnnt vor gerichfe, vnd ab is gener darnoch nicht
lofet, fo is der richter vor etlichen fclieppten dil'em ledideychen
anlwurlen ; das er is vorfeijen und vorkaullen nuige und feines
geldes doran bekommen.
14. \^er9ielilen gofandener Sachen.
Von V in den, de inveniendis.
D. p. 3.
Was der man vindef, leukent er fein, fo man «lornoch vra-
gel und vindet man is in feiner befloffen wer , fo ift is deube.
15. Busse wegen Feuer und Bau.
Von des Richters buzen und der S l a t.
Von -wem ein fuer aus chumpt oder ver pawet vider der
fcheppfen gebot, dy puz fal dem richter.
13. Vergl. Sp. I. 70. 1. 2. Theilweise auch I. 53.
Schwabs. 95. 130.
Richlst. 7. 42.
Görlitz L. R. 46.
Kaiserrecht. I. 26.
Culm. R. III. lUO.
14. Vcrirl. Sp. II. 37. §. 1.
Swas so man vndcr icniarine vint, vorsachcl crz, so man dar-
nach vragct . so ist ez diibe.
Richtst. 12.
Kaiserrecht. II. 40. 41.
(lorlitz. L. R. 47.
15. Versk'ich. Pra^. Slat.
Vergleich. Sp. 111. 66. §. 4.
107
10 \jou aidpfeiiiiig.
Von den e y d e n i n d e ni g e r i c Ii t e.
\>'er in dem gericht IVerf, von er der gefworen hat, l'o fal
dar iju denie creu'^ /^wen haller pragerilTer legen und in ehaften
dingen wier haller vnd wen man des eides vber hibet, der lol
vier haller geben und in ehaften acht vnd nicht mer.
17. \fon liOliii des Froiiboteii.
Von der p u l e 1 1 Ion.
Dornach umb der putel Ion wenn ein putell ein für gebo-
ten in das gerichl, der fol im geben einen haller ^u Ion , in
ehaften dingen ^wen und nicht mer.
IS. Aufgaben in Govicht.
Von den h a u f e r n und erben in dem g e r i c h t v f v^ü
geben.
Wer ein haus in dem gericht auf gebit oder ein erb, der
fal dem richter xxxii haller vnd nicht mer, vnd dem fcreiber
Avier haller vnd nie ht mer.
19. \^erlialten des Richters bei Gericht.
Wie fich ein richter halden fülle in dem Gericht.
Der richter fol nicht mer fragen, wen ab einer an feines
verfprochen vort yche und ^wiffen ^wen mannen eins rechten vr-
teils, hilfet er eym mer, wen dem anderem an der frage: er tut
vnrecht.
30. Gästen soll immer Recht gesprochen
werden.
Wen der richter rechtes helfen fcholl.
D. p. 4.
Der richter mag alle tage wol richten vmb gelt geften vnd
vngefeffen leuten.
16. Vergl. Prag. Stat. oben art. 73. p. 49.
Vergl. Iijlau St. R. art. 12. p. 211. de remissione juramenti. §. 9.
17. VertrI. Oben Prajr. Stat. art. 74. p. 49.
18. Verirl. ibidt'in Art. 75. auch Iglau St. R. art. 10. ]). 212. de re-
signationo ijircdilatiiiii.
19. Vergl. Sp. I. 62. §. II.
Richtst. 23.
20. M. Seh. V. II. II. I). 13. Weichbild. 6«. Cidm. II. 51.
108
21 Pflicht dof^ OciMtos.
V 0 II (I e r o- i\ II fs.
Der galt Icliol aucli IVerii das er ein fremder gaCt loy vnd
alzo Averre gefelTen Tic das er '^u rechlcii tage '^eit iiielil kö-
rnen muge.
SS. Besotzuiigr <les Grericlits.
Wie der rieht er reciites helfen feholl.
Idoch l'oll der ricliler '^wen fehepplien 7^um niinnyfleni pey
yni haben, wen er vil richten, al'^o vorgelVriben fied, wen aneh
der riehler pfandes helfen l'eholl, zo fehol er ^wen fcliepphen hey
yni haben, ob er nicht nier gehaben mag.
23. Vopfalipoii bei bcstolltoii Fausitpfaiid.
V ü n V a r r e n d e n p f a n d e n v ni b f c h u 1 d.
Welcher man dem andern plant fc^t varendes gutes, wel-
cherley das fey, das fol ein man auf pieten dreu gericht oder in
ehaftem dinge ^u einem mall.
Zum wirden mall fall ers iom an |)ielen. das is «reweft ift
mit den gewifl'en, loft ers den nicht, fo mag is ^orkanll'en vnd
bleybet im icht vber das fol er genen vider keren, gepricht im
aber daran ichtes, das fol er im erfüllen '^u haut, komj)! ai)er
ein ander vnd fpricht im das plant an , vnd gevint mit rechte,
es lall der gelten, der is gefa'^t hat.
S4- Uiiigx'liuiig' de»» Zolles».
Von Rollen.
Wer en '^oll vor fiirf. der gel) vierftund. allo vill \nd fey
do mit lediff.
22. Vciffl. IVaff. Slal. R. Art. 119. p. 74.
2^^. Ehen (lasellist. p. 75.
24. Veriil. Sp. II. 27. §. 1.
Swcr so hrucken zol oder wazzer zoll cnivnret. der sal in \\r-
\ald ucldi'n
Ucchlsab.srhiiMl \ou\ .lalir 12;<,'). (.'aj). 10. §. 2.
Görlitz. L. K. 34. 44.
Schwabsp. 214. — M. Seh. U. 1. 21. D. 12. Lulm lle.hl. \. 20.
109
95. »Strafe dos Faliroiiis auf ^iirecliteii
Wegen.
Von \ II r e c h t c 11 v e g e n.
^^'e^ vnreclit \og wert vber gebauwet laut, der gibt von
icliclien rad ein ])fennig', der ijwelfe gellen einen grofen ; wert
er ficb aber das pfandes ob ein gerulTe vber in cbumt . fo gib
vierffnnt alfo vill vnd fey ledig.
36. Reclitspriicli weg-eii Scliiild.
Yen ein man fein recht erlanget hat vor gerichte.
D. p. 5.
Waz fchult ein man erlanget in elichen dingen , do fcholl
man ein rechtes helfen an dem dritten tag.
2T. \^oiM UrtlieilsclBeUeii.
Von \ r t e i I n.
^^'er vrteil ffralfen vill, der ftraffe is vol der volgen. —
28. Foi'tisetzuiig^.
Von vrteil ftraffen.
Wer vrleil flrall'en vil, der mag furpaz nicht gcftralfen, piz
an das puch.
25. Yergl. Sp. II. 27. §. 4.
Swcr so unrechten wck slct vber gcw iinnen lant , vor ieclich
rat sal her ge])en einen pfcnninij .... davor nivz man si wol
pliandcn : veren sie daz phand wi<lcr recht, man l)e.sletiget sie
mit demo genullte , so iniizzcn sie I)cz7.cni (his gcrnclitc mit
drin schillin<ren.
Vergl. Reichtst. 42.
Görlitz. L. R. 44.
Grim. R. A. .T.i3.
27. Über UrthcilschL-llen veröl. Sp. II. 12. §. 3. 4. Richtst. 49. .^)0.
Weichl). 11.
M. Seh. II. I. 4. D. 3.
liier iiat \Aahrscluiiilich der Abschreiber die Formel des Ur-
t'ieilschaltens ausgelassen. Siehe Inerüb. Froiherjj St. \. 174. Ist
dar ein man ein unrechtes uitheil schalten wil , das mag ein
nkliihcrmaii wol strafen er steh auf uud spreche also. Ileri- rich-
ter (las I rtlieil ist unrecht u. s. w. auch der Art. 175.
2S. Auch (liesi'r Artikel sclieinl mn oilstäudiü'.
llu
5S9. Zwang zur /tblassuiig von der K1ag:o.
\' 0 111 a 1) \y e i f e n der c 1 a g- e.
Der riilikr iioih rdiopplien nocli kein man keinen man cwin-
gen fiillen. das er las von der elage er lu es den gerne.
30. Strafe dos VerKlagens \op einem
ungeliörigen C«rericlite.
I s f 0 1 kein 1 a y den andern in g e i f 1 1 i ch recht
laden.
Welcher lei dem andern beclaget vor geiftlichem gerichte
vmb IVgetane fache , die der weltliche richter i;ii recht richten
fchoU vnd pringet er in in Ichaden und wirt er dorvmbe be-
claget von dem richter, er l'chol is vor puzen gegen dem rich-
ter vnd yeme fchaden aus richten.
31. .^nniassung- fremder Saclien.
Es f 0 1 n i e m a n t mit v n r e c h t erb oder anders gutes
V n d e r v i n d e n.
Was ficli ein mit vnrecht vndervindet, es fey erb oder va-
rende habe vnd wirt is im mit rechte angewonnen er muz dem
richter vnd den fchepphen puzen vnd yeme fein fchaden ausrichten.
3Ä. Reclif »Verweigerung- durcli den
Rieliter.
Ob die clag vor im kiinipt und nicht vil brichfe.
Welcher ricliler vngericlite nicht richten vil . der ift des
felben gerichles fchuldig iju leyden, daz vber gen i'cholde vbergen.
29. S|). I. 62. §. 1. Regeln vom Verfahren bey Gericht:
Man eil sal nieiiiaiine t^^■iIlgen zu einer clage, der her nicht
hcffuiit en hat,
Hiclitsl. 3;}. Schwal)sp. 92.
M. U. V. 1261. §. 46.
Görlitz. L. R. 46. .Münch. St. 1. Froising 1.
Kaisorrecht. I. 13. 14.
30. Übereinstimmend. Sp. III. 87. III. 30. §. I.
Weiciih. 2*^.
M Sil), r. I. 1. D. 23.
G.irlilz. L. R. 47.
31. Ganz iibereiiistiiimioiul : Sp. II. 13. §. 8.
Riditsl. 31 AVei.hhild 17. Görlitz L. R. 40.
111
33. I§ti*afeii für vei»seliie€leiie\ erbreclieii.
Von morde ii.
Alle morder viid pflugrauber, kircheiiprecher oder vorrater
oder mortprenner viid dye, die ir potfchaft werben, die fchol
man alle rad precheu.
34. Strafe des IJiiglaubeiis.
Von un glauben.
D. p. 6.
Wer vngeloubig ift, der nicht cril'len ift oder mit ^awher
vmb get, den fchol man \erbrennen.
35. Strafe der Hilfeleistung des Raubes
und Diebstalils.
Von d e u h e.
Wer dyebe oder rawber behaldet oder ymant dor^ii fter-
ket , vber den fchol man richten , als vber genen , der fie tut.
36. Bürgsctiaft iveg-eu Untliat.
De fide.
Heyfent fcheppfen den riehter, das er etwen vorpurge vm
vnrat iiymt er oder fein fcreiber, folche purgen, das yener mit
vor l'wuret ^virt , is fchol der riehter peffereu , mbs yener an
den purger abget.
37. Grericlitliclie Handlungen in g'ebun-
denen Tagen.
Von gebunden tagen.
In gebunden tagen fchol nymanf fweren den vmbfrid vnd
vmb einen gaft einen purger oder ein purger einen gaft, oder
33. Vergl. Sachsp. II. 13 §. libereinsfiininend.
Grim. R. A. 682. 626.
Reichsabschied. 1187.
34. Svvilch cristen man vngolouhiir ist oder mit zeau!)eri unime get
oder mit vergifnissc, vnde des verwimdiii wird, den liat man
iif der hurt hiirntMi. Sp. II. 13. §. 7.
35. Übereiiisliiinneiul. S|). II. 13. §. 6.
Görlitz. L. R. 47
Grim. R. A. 699.
37. Vergl. Sp. II. 10. §.3. Binnen goljimdiMU'n tagen nmz in;ni niciil
112
t'in mau ircNvaiiffcn wird mit varer lat als dys morlln-inner vnd
Diordcr vnd iliciclicnpicrlicr, do mag man wol vml) hverfii.
3$. Gcc^waliauüübuiig- an den BeKlagteii.
K r etil N II d g V \\ all.
Wer einen l)ecla<>k'ii man aus dem gerieht mit gewalt fnri,
der feliol ycnen glcicli pein leiden.
Si}. ErwoFl» €lc»r roelitoii §ewope.
Von gab in den wier benclien,
^^'as der man gibt ini>eliegelin dingen in den wier beucben
vor riehler vnd vor iVlie])|)ren beholt er das iar, vnd tat an recht
ansprach, er il'l der nelier v^n behalden, den is ym yniant muge
an gevinnen ge-jugt, er das als recht il'l.
40. Von der moi'g^eng^abe.
Von in or gengab.
"Wohl man der fra\\en ir niorgeiigab brechen an bereylen
gii(. das man ir gelohit v^n der ^eil, do man l'ye '^n ee gab, l'y
behaldel is mit rechle. vas den er is yenen geloben miige, leihe
riheiide mit man vnd mit wrawen , die do gegenwortis waren
Iahen vnd horten.
41- ISomäoIaiigung' froinden £i§ontliunis.
V Oll V 0 r \> i r k e n.
I). p. 7.
Nyeniaiil mag vorw irlicii eins andern maniies gut. das er bey
im hat, ob er wol reinen le>be vorwirket.
swcren. \Aeii den \ rede, -mkI oiirh iill'e den man . der mil der
liiiiilhatU'ii tat ge\anlu'ii isl.
tieirhsl. 2it.
M. S(h. V. III. 3. D. 1—5.
'A9. Ver»!. Cidin. R. IV. 1. Chereiiislimmcnd.
Sp. II. 44. Sachsp. III. 8.3. §. 3.
Riehst. 27.
10. Ver<v|. Cnim. R. IV. 11.
•Jl. Ncrirl. Cnim. R. V. 32.
;\ymant der mag cynes andern marines jjnt vorwirkeii . der is
in sviier sicwall hat — Svn lyep vnd giil niaü lier wtd vorw irkeii.
Sdiwahsp. 311.
.Mau. .Seh. r. III. e. 1. I). 3.
113
4!^. Vom Haclilass dois Gericliteteii.
Von vorwirken.
Wer von gerichtes wegen vorleult feinen leib fein erben
vder fein frund befi^ent mit recht fein gut, vnd fal in kein ge-
walt daran gefchen.
43. Uebergfabe des Erbe vor Giericbt.
Von erbe.
V^'elch man ein gut empfangen hat vor gericht.
44. Von IVürfelspiel.
Topilfpill.
Vmb topilfpill fchol der richter noch die fcheppfen nyemant
rechtes helfen.
45. Horgeiig^abe der g-eischiedeiieii Frau.
Von m 0 r g e n g a b.
\Mrt ein weip mit rechte von irem man gefcheiden, fie
beholdet doch morgengab, die fy bezeugen mag.
46. Haftung- des Sohnes.
Vor f c h u 1 d vor dem ^^• a t e r.
Der fon bedorf nicht antworten vor den water als der ge-
rtirbt, was er vngerechtes hat getan das nicht ^u gloge komen
ift, vor fein fchuld fol er antworten.
42. Vergl. Sp. II. 31. §. 1.
Swer von ?rerichtes halben siucii üb verliisct, oder tut her
ime selben den tot, sin nehste getelinc nimt sin erbe.
Magb. R. V. 1304. 135.
M. Seh. U. III. 6. D. 1 — 3.
44. Vergl. Sp. I, 6. §. 2.
Culni. R. III. 77-
Magb. R. 1304. 6. Gaupp. 107.
Richtst. 10. 45.
M. Seh. U. II 2. D. 6. 11.
46. Vergl. Sp. 11. 17. §. 1.
8
114
47. Aiifüiclit ühvv Maas.
V 0 11 Ordnungen m o z e.
Richter vnd fclieppfen füllen von kmifiuanfcliaft noch der
niozze Orden alle dinge nach gemeyner nii^e pey der bui'fe.
4S- Von viiroclitoii Maaso.
Von p u z z e.
Wer mit vngerechte moze oder wag oder eilen ir funden
>virl, trucner oder nozer dinge; der fcholl dos crflen ein mark
vorpuzzen, ^u dem anderen mol i;\vo, ?;u dem dritten mal x mark
oder ein hant.
49. Falsche ]?Iüiize.
Von fall'chen pfennig.
D. p. 8.
Ob falfch pfennig bey einem erfamen menfchen, der nie be-
^iget wort bozer dinge, funden worden vnd das der yene, das
im dy felben pfennig gegeben weren von ein andern als woll
ein erhaft wort bete, fo fal vnd mag der befchuldigte fich fclber
fibent paz entfchuldigent, den yn der erfle felb fibente vber
vinden mug.
47. Magb. R. v. 1304. 1.
Weichbild. 42.
M. Seh. U. 1. 1. D. 7.
Culm R I. 6.
48. Weichbild. 43.
M. Seh. U. I. 1. D. 8.
Culm. R. I. 9.
Vergl. Iglau St. R. art. 3 p. 208.
Item vdlumns ut (piieuni(|iic iiomintmi vcl viroriim vcl nuilic-
niin runi injiista mensura iiivcnliis tiuTit contra nicnsiirain stalutain
aridonim \ c! Iiumidonini, vel ciim injiista idiia piindcie vcl libra,
uniini niarciim dabit .liidici et- juralis. si seemuliirio invenlus
fueiit dabit II. Marcas .si tertio iiianu carcbil \v\ si eaiii re-
dinicre voliierit det x marcas de (|iiil)iis diiao partes ccdeiit jii-
diei et terlia jiiratis, .si reii.s iiiiserieordiam luiii (■<»n.<C(|iiatiir.
49. Vergl. Stat. fa.st trau/, naelijrebildet dem I<ilaiierSt. R. art. 5 p. 209.
Si falsi dciiarii apiid ali(|iiein lione.stiiiii \ iriiiii inventi fiieriiit
et idem dixerit sibi tale.s denarios es.se datos ab alio \ iro ille se
tarne rcspondens inetse|)tiiiuis se melins polest expurgare (piain
aetor cum vincere nietseptimus, si aulcin professus fuerit se re-
cepisse a Monetarin s(> possit inetstplinin.s cxpurgarc.
115
50. Fortsotziiitg-.
Idem.
Ol) eins manncs haiisfiaw uf gchaldeii wirt mit falfchen pFen-
niiig, ir iiiau pot dy willekor, ob er vor fye iii dem gericht
antworten Avelle, fleuclit ober der man, dy iumsfraw wirt ledig.
.51. Vom Ricliier.
Von g e r i c h t e,
Is fchol nicht mer richter in einer ftat fein denne einer, vnd
wer riclUcr wcfeu will, der foll ein purger lein vnd das fein dor-
umb, daz er der ftat from bcfte fleyffickleiclsc werben vnd wol-
fur vnd durch eins yars willen oder durch ^wayer dy purger
icht reyffe (sie) vnd die armut der flüt.
53. Die Frist zur Zaliluug^ der Busso des
Ricliteri§.
Von Trift des richters puze.
So dem gerichte getailt wirt ein puz groffe oder kleine,
der fo! vor^ihen vnd auf fchibea wier^elien tag. \'o maar er dye
puzze wol nemen oder pfenden dor und).
53. Klagen gegen den Richter.
Von urteil der fcheppfen.
D. p. 9.
Ob ymant über der richter claget vor gerichte vnd er gegen-
wertig ift, fo fol der richter ein anderen an fein ftat fe^en vjjd
fal antworten jju aller clage als ein andern man , vil er abir
nicht antworten, fo lullen in dy fclieppfen bedrowen dnr xIkt
einer befage vor einem grol'fcn gericiilo nach dem gebole l'al
er leyden das recht, das er felben gibt.
51. Vergl. Iglau St. R. art. 6. p. 209. 84.
Nohis rivibiis cxpedire videtur ne in aliqun oivitate regni phi-
res sint jiidiccs (jiiain iinns. — —
52. Übereinstimmend mit I<jlau. St. R. Art. 7. p. 210. Modus rc( i-
piendi cniendani.
Emcnda — iiidacinrc debet rcniii (piaUiordecini diebus spario
quibiis finilis — accipiat eniendam siiaiii,
53. Giebt Iglati St. R. art. >>. p. 211 de ohedioiiciii jiuliri.-i fast wört-
lich wieder.
Si contingal aiicptem hominem de ali([uo (pierimoniam faccre
u. s. w.
8*
110
54. Vers e hieb IUI g des \^rtlieils.
Von urteil der fcheppfen.
Ob yniant niulcr den fcheppfen vrteils gefrajret wirt , vnd
das vrteil vorlclilhen will in dy morgenfprach. l'o l'al in der richler
wragen bey feinem eyde , ob er das vrteil nicht vinden künde
uiit feinem aytgenozen, dy bey ym fiijent, fo mag er is wol
fchieben in dy morgenfprach.
55. Beruffuiig: vom Vptlieil der Scliöffen.
Von vor fachen der rechtes der fcheppen.
VS'^on richter vnd von fcheppfen ein volleges recht gefchicht
vnd er das vorfchmocht vnd fich berulFl an den konig vnpilieich
er boftet x h. an die ftat; ob im aber richter vnd fcheppfen
nicht rechtes helfen vollen , fo beruffe er fich wreylich an den
kunig felber.
56. Vom Zeugfiiisse des Butteis.
Von put eil.
Ein iclicher putel mag be^eugnize des geben, ob er yman-
des gut in eins anderen haus vorfpricht, oder ob er ymant für
geboten hat, fein gebot hat craft ; idoch mag fich ein piderman
oder ein frowe do von nemen mit einem rechten, das in vnge-
wiffentlich dorvmb fye.
57. Strafe für Verfertig uii§^ falscher
Sclilüssel.
Von fmiden falfchen.
Ob ein fmid ymant walfch fluffel, holfen oder negell macht,
ob der fmid mit dreyen ge-^cugen vhir Minden wirt , er hat dy
55. Vergl. Iglauer St. Art. 17. p. 214. De appellationc.
QuiriiiiKpie coraiii judicio ot .liiratis liahimdans jiixtilia facta
fucrit et illain oontemnens appcllet iiidcl)ile ad dominum regem
stahlt in poena x talentornin si aiitcin judex et jiirati sibi non
satisfecerint ex tunc lilxrc ad aliuni Judicium appellabit postipiam
justicia sibi denejiata. de predicto autem pecunia due partes ce-
duut judici vel tertia juratis.
57. Vergl. Iglauer S. R. :irt. 2'X p. 215.
Expedit etiam ut quicunujue fabrorum viro alioui vel mulieri
falsa."! claves vel unros feccrit si cum tribus victus fuerit teslibus
117
hant vorloren oder '^elien fchok, vnd ob er fich entfchuldigen
vil, er l'oll felb dritte mit eydeii in dem ftotke fein vnl'chult be-
weren, der x fchok gevelt, dem clager ein teil, dem richter
eins, das dritte an die ftat.
5S. \fon liästerung: und l§ctiitiälieii.
Yen ein purger dem andern fchent.
D. p. 10.
Ob ein purger dem anderen ein ke^er heifet oder ein verreter
oder leftert fuft mit frechen worten , der leyde dy puzz, tut is
abir ein pub gegen dem andern, den fal man flagen an dy feul
oder treyben aus der ftat.
50. Vom liOlin clei§ Büttel.
Von putel Ion.
Welch gewangener ^u dem putel vbirnechtig, der fal dem
putell geben vi haller ^u Ion vnd der putell fol fein hab nicht
mer nemen.
60. Von Bestellung: der Burg-en bey
Klag^en.
Von cl a g e.
Kein clager dorf purgen fe^ent ee dy clage geolfenwart wirt,
wer purgen nicht gehaben mag , den foU der richter behalden
ift das er beclaget wirt vmb vngerichte vnd auch gevisheit neme
von dem claffer.
manu privetur, vel eam redirnet cum decem niarcis sed si se
expurgare voluerit niet tertius iu cruce praestabit jurainentum de
isla poena cedat tcrtia pars actori tertia judici tertia juratis.
Vergl. Miinch. St. R. 355.
59. Vergleiche Iglau St. R. art. 26 p. 216 de acusatione Spolii. Si quis
Preconi presentatus fnerit et apud eum pernoctaverit dabit pre-
coni XIV. halenses et nihil de rebus suis aiuplius reri|)iet preco ;
si auteni non pernoctaverit dabit ei 6 halenses et Über erit nuUam
in rebus suis suslinens lesionem.
60. Sp. I. 61. §. 1. Giebt denselben Grundsatz so: Nichein clegere
darf bürgen seczen e di clage gcdagt wirt. Swer cheinen Bur-
gen haben mag, da her auch chein erve bat, den sol di vrone-
gevvalt behalden ob her unibe ungerichte claget oder die clage
II f in get.
Vgl. damit Richtst. .3. 33.
Weichb. 27.
118
61.BUISSO ivcgeii iiiutliwillit;: aiigfostelltcr
Klage.
Von c\i\g vm b g\i l.
Claget einer auf gut vnd wirf er diir abegeweyfet mit rech-
ten pleybt in puze die veil er lieh nicht des gutes vudervin-
den hat.
63 Von Wallfart und Kauffart.
Pelfart.
Ift das ein man pelfart oder feines Kaufes varen vill aus
dem lande, der mag niemant gehinderen, er fchol recht von ym
iju hant nemen.
03. Von Zins.
Von ^infe.
Ider man mak felben yni helfen vmb fein v,'nis an puffe.
64. Vom Beweis der Klagen wegen Geld.
Von wrag, worumme einer den ander beciage.
Wetch man vmb gelt claget vor gericlile auf den andern,
wroget gener, worumme er is ym iVhuldig fey, das fol er be-
nennen, ob es ym gelubt fey oder vmb ander fache.
65. Vom Schaden an aufbewalirtem Gut.
Ob einer de in a n d e r n gut v; u ii a 1 d e n gib t.
D. p. 11.
Welch man dem andern gut ^u halden gil)t, vvirt is ym
vorftollen oder abgeraubt oder ftirbt is fyech ift , er fal kein
not dorvuib leyden, tar er fein recht dorumb tun, das is an feine
fchuld gefchecn fey.
ei.Vergl. d. Gninde d. Sp. I. 58. §.1.
62. Vergl. "Weichbild 5(5.
63. Gicbt nicht so deullich wie der Sp. III. 41. §.4 dio.seli)e Grund-
Ansicht wieder. Dort heissl es: Swilch man vor dein gerichte
gelt vorderct uf einen andern, vraget jene war ab erz inie schul-
dic sie her sal durch reclit sagen, weder erz von gelobede schul-
dic si oder von crlie, duz her entphaiigen habe.
65. Gicbt den Giiiiidxitz des Sp. III. 5, §. .S. Inst wortlieb wieder.
119
66. Vom iSchadeii au g:elielieneitt Grut.
Ob y 111 a n t dem anderen 1 i ii e t oder f e ; e t.
1. Was man ymande icht liehet oder fe^et , das fal man
vnvorderbet vider geben oder gelden noch feinen Avirden.
2. Stirbt pferd oder ander vych bey der fa/ung an yenes
fchuld, dem ift is vorfai;t, beweyfet er das vnd der tar darvmb
l'ey recht tun, er gilt lein nicht, er hat ober vorloren fein gelt,
das ym ftiinde, jr gelubde ftee ^wiffen in den anders.
67. Von Widerklagen.
Von c 1 a g e.
Welch man anf den andern claorel vnd gener vider auf in
der erfte clager hat ym nicht v^vi antwurten, er fey allerft von
ym enlbrochen.
6$. BeantAvortung- der Klag^e.
Antwort.
Ob einem man vorgepoteu wirt von manchen manne. — —
69. Von nielireren Klag^en.
Von c 1 a g e.
Ob ^weyer manne dag in die hant gegeben v\irt vor ge-
richte mit ir beyder ville, das man fye vorrichten fülle mit gan-
zen rat nymmer mer ^u clagen vold ir ainer das mer clagen, der
ander het ym vmb nicht ^u antworten vrab die fache , ob ers
ge^eugen mag als gefprochen ift.
66.1) Aus Sp. III. 5, §. 4; 2) ebendaselbst aus §. 5 entnommen;
findet sich auch M. Seh. U. I. 6. D. 6.
67. Stimmt mit Sp. III. 12. §. 1 würtiich übercin.
68. Dieser Artikel ist wie viele andere unvollständig. Vielleicht
dürfte sich die Ergänzung dieses wie des folgenden durch eine
Vergleichung mit Sp. III. 12. §. 2 angeben : Clagen vil lute uf
einen man ungerichte, her en hat den andern nicht zu antwur-
ten, 8 her des ersten ledig ist. >Virt ouch die clage gedajret,
her en darf nicht bürgen seczcn, denne vor sin weregcld, al si
der clage vilc.
120
70. Von der Vereiiiig^uiig: der Klagten.
Von c 1 a g e.
D. p. 12.
Ain menfche auf den andern mag nicht nier clagen die dag
einem gerichte den drey clag.
71. Von der Vorladung- eines Weibes.
Von ein v e y p g e 1 o d e n w i r t.
Ob ein Vinyp vor gerichte geloden wirt, dy einen eelichen
man hat, das ftet an yres mannes wilkur, ob er vor ly antwor-
ten vvil oder nicht, wer abir der wirt do heim nicht l'i hat den
fchiib an iren wirt.
73. Vorzug- bey Anstellung- der Klag-en.
Von wunden.
Ob ?wey gleich clagen vor dem gerichf, wem der richter
bey ftet, der hat dy vorclag, is hab denne der erfte den groffe-
ren fmer^en, wer ober der richter do heym nicht , funder fein
hausfraw oder der fchreiber, er behaldet mit yn dy erfte clage.
73. IVen ein seheppfe übel g-eliandelt.
Von V n 5 u c h t.
Handelt ein fcheppfe einen gemeinen man oder yemandes
anders vbel mit red auf dem mark oder in der gaffen vnd wirt
er dorvmb vor den fchepfen bedaget, er mag fich der clage
mit feinem ayd entfchuldigen oder er geb ein fchok an dy flat,
daz felb tu einer gemeiner man wider.
70. Igl.St. R.art. 18 p. 214denumero causariiin. Voluimis utnulluscoram
aliquo juditio de pliiribiis causis incusari possit quam de tribus.
Ähnliches Biiiiiherff St. §. 60.
72. Vtrjrl. \Vei( hl)il(l .s2. G.irliU R. 1304 Art. 30. Görlitz Land.
Hechl. 47. §. 11. Diese Bestiiiiinungeii tielfen in ihrem Grund-
salze ziemlich liberein.
73. Vergl. Stat. 86.
121
'S'4. Verboth des bewaffneten Volksauf-
laufes.
Von faumunge der leute ^u krige.
D. p. 13.
Wer der ift, der ein faumenunge ^n vege pringet vnd lauf
domit auf fein viderfacher , ob er des vbervunden wirt vnd
komt fein viderfach von im an fchaden dy felbe faumnunge fol
vii fchok ^u puzze geben an dy ftat, vnd yder man verluft ein
fchok oder er fye ein iar von der ftat.
75. 1^ träfe der Iflissliandlung-en eines
ehrbaren IVIannes.
Von vbel handelunge eins pidermann.
Wen ein pider man mit vordachtem mute rauft oder fiecht
mit feuften oder mit knitteln oder mit meffern, vnd ob er das
vbervunden wirt, der fal als lang aus der ftat fein, piz er gen/,
huld gevint, den er alfo betrübt vnd geflagen bat , dernach fol
er auf dy Itat x fchok ^u puz geben oder er fey '^wey yar pie
?ehen meil von der flat, vnd ver vnfer purger ^u folchen frei-
ler auf fein gut bebalt oder hegit , der geb auch ^ehen fchok
auf dy ftat.
76. Pliiclit zur Anzeig-e eines Ueberfalls .
Von faumungen vm vntat, dy einer tut oder yni
gefchicht.
Wer der ift, der ein vnfug oder ein vntat tut oder is wirt
ym getan , er fol is dem richter vnd den fcheppfen chund tun,
ee den er fich mit feinen frunden in fein haus fampt, das fy ym
frid vnd gnad fchaffen vnd im recht tun , vnd mögen fye ym
nicht frid vnd gnad machen , als er gene fach vnd das er das
beweyfen mit dem richter vnd mit den fchepfen mac.
Saumet fich darvber der, dem der fchad ift getan in feinem
haus mit feinen frunden durch gemachs villen vnd man in icii
vberlaufe , er fal dar vmb kein puz geben. Samet er fich aber,
ee den er is dem richter vnd den fcheppfen kunt tut vnd wirt
74 Vergl. Prag. Stat. art. 89.
75. Vergl. Prag Stat. art. 87, 90, p. 54, 55.
76. Veigl. Stat. art. 92, p. 56.
122
er des mit dem lichter oder mit den IVlieppfen oder mit ijwen
pidonnaaneii vbcrvuiideii, er l'ol geben ein pns allo >vor.
77. Eiitlodig-uiig' der Bürg-ücliaft.
Von purgfchaft vnib im tat, wye man der ledig
wirt.
D. p. 14.
Wer des anderen purg wirt vmb vntat, welcherley dy Icy,
vnd wil er do von ledig werden, er fal den felben, vor den er
purger worden il't , l'tellen vor das geriebt in dye wyer ponk,
vnd fal den ricbter vnd Tjwen fcheppfen an pitcn , das er fich
aus der purglehaft geledigl bat, gefcbee aber das hernach, das
der ricbter des felben von vergeffenheit nicht gedenkt, vnd ym
das nicht geftiind vnd i^wen fcheppfen das geftunden vnd gedecb-
ten, er fal der purgfcliaft ledig fein, wer aber das, das der
^weyer fcheppfen einer fterbe vnd der lebendige fcheppf ym das
geftunde, das er hott den ricbter vnd ^wen fcheppfen angebo-
ten, das er fich aus der burgfchaft hat endogen , er fold der
purgfchaft ledig fein, er fal aber ein ayd fwcren , ob man in
das nicht vberheben vil , das er den ricbter vnd den fcheppfen
angeboten bab , das er fich aus der purgfchaft getrogen habe,
als vor gefcriben ftet.
7S. Beweiskraft der Sehöffenzeiigrnisse.
Von xi fcheppfen craft.
Was dye xi fcheppfen, ob der ^weifte obftirbt nemen fy
auf iren ayd das, das craft hab.
79. Verfahren gfegeii strafbare Seliöffen.
Von fcheppfen.
D. p. 15.
Ob ein fcheppfe muffe tut, der fal von dem ricbter vnd
vor gericht, als ein ander man vor antworten, was man ^u yin
fprechen wil.
77. Veifil. Prag. Slat. R. art. 04.
TS. ilbereiiistinimcrKl Prasj. Stiit. art. 95,
79. Giebl den (Jrmuisalz (h\s Igliiii. Sl. K. arl. 15 p.2i;^ de Juratis wieder.
Si (|iiis Jiualoniiii in ali(|iia causa dcviaverit aiit delitpiorit vcl
123
§0. VeriScliAviogeiilieit in ilLiiitiiisaclieii.
I d e ni.
Kein fcheppfe ift des gebunden, ob er vmb yniant gewregt
wirt, bey dem eyd oder bey feinem trewen, das er antwurt, nu
ob er von dem richter vmb eine l'acb, dy das gericht angehöret,
oder auch in den rat vmb ein ftliache dy dahin gehöret, vvirt
gefraget.
Sl. Verbotli der Begüiistiguiig der eiii-
zeliieii Parteien.
I d e m.
Is fal kein fchepfe veder vor gericht nocli in dem rat fich aus
fchiffen vor dy andern, der er ymant v^n oder ab lege an fei-
nen fachen den mit gemeinen rat, do von ym alleine ein gunft
enftund vnd anderen leuten ein vngunft enftund.
82. Zeug-eneide der IScliöfien.
Von den fcheppfen.
Ob ein fcheppfe vor dem gericht mit feinen ayd ymand hel-
fen wil, fo fol der richter ^wen anderen fcheppfen ^u poten dar
lu geben, dy do hören wye er hefte an feinen bekentnuffe bey
dem ayde.
83. Ueberweiisung: der ßrandleger.
Von m 0 r t p r e n n e n.
D. p. 16.
Wer vmb ein anzünden wirt begriffen mit der vorheyt er
vorget mit dem wewr ob aber der entrint vnd wirt dornoch, ob
excesserit coram judicio et judici siciit alter homo respondeat
nee amplius. — —
80. Damit ist übereinstimmend Iglau St. R. de juratis a. a. 0. Item nul-
liis juratoriim interrogatus per suum juramentum respondere tenetur.
83. Vergl. Iglau. St. R. Art. 27. p. 216.
Pro incenso alias pro incendio si qiiis fuerit captus igne per-
ibit. Si vero incendiuin fecerit et effugerit et postca deprchendi-
tur et si ininas incensionis antel'ecit cum septein \ iris coru'iii-
citur si autein judicio volunlaric astiterit inet septinius expur-
gabitur; sed si in fuga detentus fuerit iteruiu cum seplcni viris
convincetur.
München St. R. 189.
124
er vorgetrewet hat dy felben prunft ?u tun mag, man in mit
fiben mannen vbervinden. Stell er lieh abir vor gericht er ent-
fchuldigt fich felb libent; >virt er aber an der vluchte begriffen,
fo lullen in abir fiben vber vinden.
$4. UeberAveisuiig- der Brand clroliuiig-.
Von p rinnen.
Ob einer vor erberen leuten drowet ^u prinnen ainen ande-
ren, vnd fy das hören , fo mag der , dem gedrowet ilt, genen
vbirvinden felb dritte ; will er abir nicht, wan er fein nicht hat
geboret, er mag in mit anderen drein mannen, dy is gebort ha-
ben vbirvinden.
85. Uebepweisuiig: bei Ohrfeigten.
Von vn-^ucht vnd maulf legen.
Ob yman, den anderen in unwirde ein maulflag gibt oder in
dy '^en flocht, wirt er des vberwunden mit drein erberen man-
nen, er gibt feinen anfprecher ein marg, dem richter ein marg
vnd der ftat ein margk -ju puzz.
86. Strafe der Hotlizucht.
Von n 0 'i 0 g e.
Ob ymant ein juncfraAven oder ein veyp gewaldycleich vbir-
drucket, der hat den hals vorloren, abir alfo fol er vbirwunden
werde, ob die mait oder das veyp clage , das fy auf dem velde
geno5;igit fey, fy hat an einen ge^eugen geniich, der ge^eug fye
der herte oder ain ander.
84. Von 3Inrdbrenncn wird in Sp. II. 13. §. 3 erwähn!.
Ähnliche Erwcitenin<j onthiilt auch Cciriilz L. R. 47. §. 11.
86. Dieselbe Bestiinniung lindcl sich Isiiaii Sl. K de violacione mu-
licri.s et Stiipro art. 33. als :
Districte volumiis iit si cpiis nudierein vd virijineni violenter
oppresseril decollitnr tiiii aiitem modo coiivincitur si mulier vel
• virgo u. s. w.
Vergl. Sp II. 64. §. 1, II. 13. §. r>.
Magd. r2r)3. §. 10. 1304. §. 13, 17.
Lcohsch. §. 17.
Bninii. §. 24.
125
Abir in der ftat ift an ?wain ge^eugen genuck, ift abir
das, daz dy mait oder das veyp ^iirilTenen gewande oder plu-
tigen ir clag tut vnd kein ge^eiig habe, der befagt, mag er
fich vor gericht mit zwen ^eugen entfchuldigen. Ift aber das l'ie
noch mit ^uriflen gewande noch plutigen ir clag füret, der befage
mag er fich allein entfchuldigen.
Ift das ein gemeines veyp claget, das fy geno^ogit fie vnd
das fy mit gewaltiger hab beweyfet, der richter vorgelt im das,
noch etclycher rat.
8T. Entfülirungf der Ehefrauen.
Wen einer bey einer elichen fraw^en begriffen wirt.
D. p. 17.
Ob ymant dem anderen fein elich weip entfuret, er fol mit
fiben ^eugen vbirwunden werden vnd fol vnderligen dem papft-
lichen vrteyll , vnd ob ymant dem anderen bey feinen eelichen
veip erwifcht, ift das er fye payde totten vil, er ruff den richter
vnd en fcheppfen dar^u vnd flach durch fy payde einen pfall, alfo
man fye toten gefchee, abir das der menfchen nur ainer ermor-
det werden, ez wer das veyp oder der man vnd das ander ent-
rinne der der fye gemordet hat, der beweret das felbe dritte auf
dem creu^e, vnd leydet dorunib kein puzze, ob obir weip oder
man dornoch fo iz ein wunden oder mer wunden empfahet ent-
rinnet vnd mit fiben ge^euge vbir wunden wirt , es fey veyp
oder man, flecht im den hals ab.
8$. Beweis der IVothzucht.
Von n 0 ; 0 g.
Ift das ein frawe oder ein juncfrawe genOijogit wirt vnd
clagit fie fye geno^ogit, mag fie das be-^eugen mit man mit fra-
87. Giebt dasigl. St.de adulteratione alicujus art. 34 p. 2 17 fast wörtlich
wieder. Si quis alteri uxoreni suam legitiniam deduxerit, si cum
Septem testibus convictus fueritsententise pali (?) subjacebit u. s. w.
Vergl. Jura original §. 19.
Haller SchölFen Recht. 1235, g. 13. Magd. 1304, ff. 17-
Jura original §. 26.
Si vero luulier coniuuinis conqueritur se vi oppressani esse et
si constiterit judex ei satisfaciet de oppressione Juxta consiliuni
et senteutiam juratorum, in potestate quoque judicis erit si vo-
luerit illam punieudi.
88. Vergl. damit: Sp III. 1.
12«
>von, die ir cfofclirpy hört liahen, vnl pringen fie das nis recht
il't, man (lecht iiiii ab das haiip, Ict l'i is vbernachtig werden
viul den richter wol docli gehaben mochte, vnd lel is clagfc lo/
ir fcbol nicht gericht werden dnrcli das da/- fis is vbirnacbti«'
hat gelüireii werden.
Il't abir das fy des tages v/x der flat cliumen mag vnd auf
dem feUic die not an ir ergangen iCt vnd der hirte das gefchrey
gehört hat vnd dar ^u ein veip oder man mit den mag l'ie wen
fi m der Itat komt vor den richter mit den leuten, di ir gefchrey
gebort haben vbir in vol ge^eugen, ir^euget fy is als recht ift,
man flecht im das haup ab.
Inlial abir l'y der gechigten fache kein ge^eugnuss, fo ge-
richt er ir felh ix, bat er der eytgeno'^en nicht, die im von
den noten lielfen, fo fol er alleine fweren ix ayde den erflcn an
hoUing, die andern mit liolung, gerichtet er als recht ift, er fol
fein ledig von ir vnd von dem richter : wirt im aber prucht an
den eyden, man flecht im das haup.
89. £iitfüliruiig' oiiier verlobten Juug'-
frau.
Wenn man ein jiincfraw enifuri wirt.
D. p. 18.
Wo ein man ein tochter hat , dy er vorlobt hat, vnd das
gelubd vorburgct wirt mit xxx marken oder wie das fey 'ijwif-
fen in gefcheen vnd fey ein ander hin fnrf. vnd man noch im
wert vnd fye begriffent mit ein ander, man fol ^u rechtem rich-
ten» vbir in, wenn er dy ee vnd dy frunlfchaft der '^weyer ehaf-
ten man von einander hat gefcheyden.
90. Veraiitwortliclikeit des Vaters für
seilt ICiiid.
D. p. 19.
Von einem vngerotem kinde vrteil.
Tut eines mannes kint einen fchaden , das ^u feinen iaren
niclit kunien ift, der waler fol anlwiirten vor das kint /ii einem
Weich!). 38. S8.
M. Seh. V. III. 6.
Culm. III. 32.
.Schwab. 201.
(iiini l\. A.
.Miinch. is;).
89. (laii/. iilinliciie Besliniiiiiiiigcii ciilhalleii auch die Bninii. Scliofl'.
127
male vivd ^u dem anderen male allein, ^u dem dritten mal muz
das kint vor fich felber antwurten ob is der waler nicht tun will.
Ol. I§itrafe der K-iiittel- und Stockscliläg-o.
Von knittel flegen.
Wenn ein purger mit knilteln oder mit ftecken fleclit oder
mit dem har wider die erden wirfet vnd in in tret, wirt er fei»
vbirwunden, er vorleuft das haiip.
93. Aiizeig^e der Braiiddroliuug*.
Von p r i n n e r n.
Wo man einen man drewit ^n prinnen mit boten oder nn't
brieffen oder ein brant vor dy tor henget, das fal er kiiiit tnn
dem richter vnd den purgern, vorfwiget er is, gefcbiet der ftat
do von , das fol er pefl'ern mit leybe vnd mit gut , wenn fein
manch man hat enkolden, hat er abir is kunt getan dem richter
vnd ^u der kirchen den leuten, das er gerne volde den man pef-
feren vnd geh im frid ^u im vnd von ym, ob er fich mit im muge
voreben, komt er der vber nicht vnd tut den fchaden, wo man
an komt, do fol man vber in richten. Gebt man abir einen volko-
ganten man fcludt vmb prant , vnd der felbe man vngerne tete
folchen fchaden, Mil er der do clogit in des nicht vorbiffen er
muz do vor richten mit ^wey fingern, wirt ein man dor vmb
befait, der fich nicht vol gehalden hat vnd auch ee pofer dinge
ge^igen ift, der clager fwert auf in felb ix er felbe an holung,
93. Verf alireii g-eg-eii Tuclimaclier Aveg'eii
sclilecliter IVaare.
Von w a 1 f c h,
D. p. 20.
Wier wollen, daz dy wier gefworen meifter aus den luch-
machern, di mach vnd das recht haben füllen, wen das iff, daz
U. und der nachmalige Liber Sentcntiarum unter der Aufschrift :
De raptu virginum. '
91. Stimmt in der Aufzahlung der einzelnen MissliniKllungen völlig
mit dem I^tlau. St. R. Art. 32 überein , dort ist bloss eine Geld-
strafe festgesetzt.
92. Giel)t so ziemlich den Grundsalz in Isjlaii. Sl. R. de incen-
soribusart. 27, auch: Si quis alteri miualus inccndiuni coram ho-
nestis viris (pii audinnt u. s. w.
93. Verffl. Prag. Stat. A. 96.
128
fi in eines pidermannes haus es fei in der flat oder aus der ftal,
ir hantwerff vnd der ftat ere, als in bey ireii aid empfullien ifl,
bewareii wollen gehen, fo füllen noch dem fronpoten fenden, ab
fi den haben mugen , muffen fy den nicht ffehaben , fo mugen
fy felber do hin gen an alles mannes hinderiiuffe vnd viderrede
vnd vinden fy felbeft kein waliVh oder vnflat an ireni hantwerg
an alle argelift; fy fulten fie vbir fenden noch des richlers bo-
ten mugen fi den haben wol vnd gut mugen fi in nicht geha-
ben, fo füllen fy die felben vvalfch hab felber nemen vnd ^u dem
richler oder purgermeifter oder vor dy fcheppfen tragen an alles
mannes hindernuffe vnd viderrede.
94. Gresclilecliti^vorinuiidiscliaft der
Frauen.
Von Vormunden.
Meyde vnd weip füllen Vormunden haben an allen clagen,
wan man fy nicht vber^eugen mag, das fye vor gerichte komen,
felben füllen fy fweren vnd nicht ir Vormunden.
95. Frist bey Zeugnis^ durcli die g^eiiaiiteii.
xii tag vvrift.
Wer mit genanten ge^eugen fol, der fol wier^ehen tag lak
(sie) haben, das er fie geftelle, will er fie abir ^u hant ftillen,
das mag er woll tun vnd yener fchol fye nemen.
96. Von den Versprechen der Frauen.
Vmb Yorfprechen.
D. p. 21.
Is mag kein weip an vorfprechen fein noch ane vorfpre-
chen clagen, das vor vorchlen mein (sie) weip, di hiess Cale-
forma (sie), die vor gericlite miffebarte vor '^orne, do ir wille
an vorfprechene nicht mochte ange.
94. Sp. I 46. dann 47. §. 1.
96. Giebt die Geschichte des Sp. II. 63. §. 1. Dort heisst es:
Ezen niuz nirhein wib vorsiirccho sin noch ane Vormunden '■la-
gen : daz verlos in allen calelurnia. die vor denie riebe inisse-
barte von zorne, da ir wile ane vorsprechen nicht muste volgen.
Vergl. 1. §. 5. D de postiilando III. 1. Recht. 2.
Görlitz. L. R. 47. p. 74.
Schwabs. 245.
129
97. f«rcvi'ehrloI«^tiiisg: S>o£ni l^aiifo.
von kouffen.
Wer koufTes bekennet, der fchol des recht g-ewer fein, das
er vorkauft hat, wenn er ift ein dip oder fein genoz, der des
koufTes bekennet, vnd der gewere laukent, er habe is denne an-
gefcheiden mit ge^eugen, do er iz vorkauffte.
98. Rechtsfolgen aus der Gewehr.
von %v e r u n g e.
Wer die gewere hat an eynie gute, do wider muss in yener
mit mer rechte vber^eugen : der hat peffer recht mit jeugen fich
weren den yener, der der gewer darbit.
99. Eiduiifähigfkeit der Rechtlosen.
von leuten di nyemant rechtes mugen helfen oder
ge^eugen.
Chempfen vnd ir kinder fpillevt, vnd die vnelich fint, vnd
ir leib geloft haben von haut vnd von bar, oder die deup vnd
roube abgelegt haben, mögen keinem man an feinen rechten ge-
helfen.
lOO. König^sacht und f§tadtacht.
von echten.
Wer in des chuniges echt wirt getan oder in der ftat echt,
bleybet er ein yar darinne, er fchol rechtlos fein.
97. Sp. III. 4. §. 2. Übereinstimni. hier mit dem Schlüsse des Spiegels :
her en habe sie uz gescheiden mit gezugc, da her si vorkoufte.
Riehst. 25.
Eichhorn deut. P. R. §. 171.
98. Vergl. Sp. II. 34.
99. Folgt wörtlich dem Sp. I. 38. §. 1.
Vergl. Schwabsp. §. 41.
Riehst. 34.
Görlitz. L R 41. §. 1. 44. §. 1
Magd. Seh. U. I. 14. D. 1 17. D. 2.
Eich. R. G. §. .349.
Grimm. R. A. 681.
Kraut. §. 66.
100. Vergl. Sp. I. 38. §. 2. Eine Umbildunj des darin enthalte-
nen Grundsatzes: Die ouch iar vnd tag in des riches achte sin,
9
130
lOl. Vom Zciig^iiiss um Erbe.
von g e ^ e u g e n v m erbe.
Sol ein man vmb erbe ge-^eiigen, das nuis er tun mit erb
genozzen.
103. Vom Zoiig^iiiss um Kaufmaiinscliaff.
von k auffmanf c haft gejeuguuffe.
D. p. 22.
Ein igleich man mag fein kauffemanfchafl mit ^eiigen gehal-
den reibe dritte vmb gelt vf den heihgen oder vmb varende
hab vnd nicht vmb erb vnd aigen , die is gehört vnd gelehen
haben.
103. Vom Zeug'iiiss um Morg-ciigabc.
von morgen gab ge^eugnuffe.
Wold man der frawen ir morgengab prechen an gereylera
gut , das man ir gelobit ^u der ^eit , do man fie ^u ee gab,
rie beheldet es mit rechte bas, den ir is yeman gelaiiken miig,
felb fibend mit man vnd mit frowen, dy do gegeuworlig Ovaren,
horten vnd fahen.
104. Von der elioliclioii CÄütergemeiu-
scliaft.
id e m.
Komt ein man vnd ein frowe mit ein andir ^n famen an
gut viid an erb ir, arbeiten fie dornoch gut, erb vnd aigen mit
ein ander, vnd liat fie m ol kinder vnd hat ir der man nicht oc.
die teilet man rechtt-his viid verteilt in eiffcn vnd Icn, daz. . . .
Riehst. 24. 33 Schwab.'jp. 46.
Weichb.§. 5. Swehh iiiiiii in des kuniffs acht hleibt Jar vnd tag,
der hat verlorn seine Ehre seine Lehn sein recht vnd seine frei-
heit. Görlitz. L. K. 32. §. 2. 36. §. 2.
103. Über den Beweis des Rechtes auf der Morgengabe. Vergleiche
Sp. I 20. §. S9. I. 21. §. 1.
Görlitz L. R. 47. §. 6.
104. Dieser Satz ist wohl unvollständig.
Vergl. Magd. R. 1261. §. 18, 1304, S. 24.
131
lOJ. \oii den Testa in enteil und Vor-
inundiscliaften.
von dem letzten gefcheft.
D. p. 23.
1 . Wen ein igleich purger , der in feinen vncreften in
fichbette leit, der mag mit guter vernuft fein gut, das im got
gegeben hat, vorlchafTen oder geben, wem er will, an alles hin-
dernuss feiner kinder oder feiner hausfraw.
2. Stirbt aber ein man an gefchaft, der kinder let, di ^u
Iren iaren nicht komen fein , ir neftr frunt nach dem fwert fal
ir Vormunde fein ^u recht, piz das fie ^u iren iaren komen. Ha-
ben fie erb vnd aigen, er fol is in pefferen vnd nicht ergeren,
und alle iar vor denn neften frunten rechnung do von haben ;
haben fi aber forundes kut, das kaufmanfchaft heiffet , erbeitet
er do mit , er fal aber alle iar do von haben, als do vor ge-
fcriben ift, vnd fol den kinden ir gut meren vnd nicht mynne-
ren, is fei den das daz vnglucke dor^u flach, das ehaftnot hel-
fet, das fol er beweifen. Beweifet er des nicht, er fol den kin-
dern ir ganje ;all, irs gutes vider geben, den gewin dar^u.
106. Walil der Vormünder durcli die
UrUndel.
von kinde ven fie vorm und mugen kiezen.
Wenn ein kint funf-^ehen yar alt wirt , fo mag is einen
frund kyzen vnd den frunden , wen is wil, is in fey den , das
fein water an feinen ende anders hab gemacht vnd gefchaft.
105. 1. Vergl. Prag. St. R. Nr. 84, 61.
2. Vergl. Weichbild 49.
Stirbt ein Jlann, der Kinder hat, die zu ihren Jahren nicht ko-
men sein, ir nächster ebenbürtiger Schwertmag soll ir Vor-
niiind sein, bis sie zu ihren Jahren kommen.
Riehst. 93.
Sp. I. 23. §. 1.
Görlitz L. R. 37.
Eich. R. G. §. 372.
Grimm. R. A. 566.
306. Vergl. Schvvabp. 63. Alz daz kind zu XIV Jarn kumt, es nimt in
wo! einen andern pflegär, er hab im wol oder vbel getan viul
sol es den nenien nach seiner wisen freunde rat. Ebendast-Ihst
auch arl. 59. 66.
Ma^b. R. VhU, ^. 49.
9»
132
lOT. Allfälle des erblofüeii C»iite<».
wer ftirbt an veip v n d an kinl.
Stirbt ymande an hausfrawen vnd an kinder vnd fein ge-
fcheft nicht getan hat, fo fal fein gut leinen nechlten erben wer-
den: vnd ob er keinen erben let, lo Tai lein gut alfo geteilt wer-
den, ain tail vor fein feil, das ander iju ftegen vnd iju wegen,
das dritte an der ftat notdorft, vnd das lullen die fcheppfen be-
richten.
lOS. Vepfü§uii§: auf den Todesfall.
vo einer ftirbt.
ü. p. 24.
Vnd an welcher ftat einer ftirbt, der bey guter vernnnft
ift gewefen an feinen ende, was der mit feinem gut gefchalTet
hat vor erberen leulen, das fol craft haben.
109. Verlasseiiscliaft der Cräste.
ob ein gaf t ft i r b t.
Stirbt abir ein gaft an gefchelTte, der fein ding nicht ge-
ordnet hat , des gut vnd fin gut hab füllen di fchcppen vnder
Auch Sp. I. 42. §. 1. , wo <iicser Rechlssatz ausgespro-
chen ist.
107. Der Anfall des erblosen Gutes findet .sich ganz übereinstimmend
in Iglauer Sl. R.praMn. p. 207. Ähnliches bestimmten auch die Jura
Brunn.: Tertia pars pro anima detuncli tertia judici tertia cedat in
usus civitatis. Schon das Freibnrffer Stadtrecht von 1120 setzt
einen ähnlichen Anfall fest. §. 20. Dieses ist eine .\usnahme
von dem Anfalle des erhloscn Gutes an den Richter oder an den
König. Magb R. 1261, §. 41. ISOl, §. tJ7.
108. Giebtdie Jura liilauprcrm.p. 207 fast worllirh wieder. Item ubicun-
que nioriturali(piisconi|)osrati(>nis «juid de bonis ordinaverit coram
viris idoneis et hdedignis vel juralis vel plebano suo ratum est.
Jura Brunnens. 53 spricht diesen (Jrnndsatz auch besonders von
den Fremden aus :
llem volumiis ut advena hospes in civitate nuiriens de rebu.s
suis (piid(piid ordinaverit ratum et firmum volumus permanere.
Wien. St. Item volunuis et uiHli-cumpie \enerit advena si
moriens aliquid de Rebus suis ordinaverit rate maneat ejus or-
dinatio.
109. Vergl.Prag. St R.art. 103.84: dann auch .Iura Iglav. prcnin. p. 207.
Si autem honio alienis aliquis moritur intestatus et de rebus
suis nihil ordinaverit .lurati res suas et bona sua sub sigillo ci-
133
dy Hat infigell vbir iares wrift haizzen belialden ; ob in der
vrift ymant feiner frunde oder feiner gefellen kom mit gewif-
fem vrkunde, der behab is noch der ftat recht.
Ob abir nyemant kompt in iares Avrift, fo fol man is teilen,
als vorgefcriben ift.
HO. ü^alil des Beg^räbiiisses.
von kiezen di beygraft.
Ein igleich man hat wrei wilkor ^u kyjen fein beygraft,
wo er vill.
111. Anspruch des Mannes auf die ]?Ior-
gengabe.
von morgengab.
Ein igleicher man vornuftiger mag mit feinem gut, warent
vnd vnwarend tun, waz er wil, an allein fein hausfraw das vider-
reden mag; doch ftet die herfchaft in feiner hant. Ift aber das,
daz er vor vromen leuten feiner hausfrawen ir morgengab bey
fcheiden hat, fo ift im vnerlouplich, das er die vorkaiiiT, oder
anders ymand geb an im villen ; doch ob ir frunt vnd di feinen
fehen, das er ein arbeiter ift vnd nicht ein vnrecht vortuer des
gutes , vnd das erkennen , das er von vngluck arm vorden ift,
dorvmb denne, das er der betelfur icht ^u teyll werde, fo füllen
vitatis per anni unius spaciiuii observari facient et si mcdio tem-
pore nliquis amicoriiin vel sociorum suciriun veiierit cum certis
indiciis bona illiiis jure civitatis oblinebit si auteiu nulbis in ra
amii spaciuni venerit et ultra bona sua in tria dividantur et fiat
cum eis sicut dictum est ante.
110. Stimmt mit Jura Igl. a. a. 0. überein:
Item hospes et indigena cujuscunque gcneris liberum arbitrium
habeat ui)icunque voluerit sepeliri.
Jura Brunens p. 55 drücken benselben Grundsatz so aus. Li-
berum quoque habebit arbitrium ubicunque voluerit sepeliri.
111. Vergleiche Jura Iglar. art. 2. pa«r. 208. 0"'l'''6t hoiuo ra-
cionis capax cum bouis suis juvta libitiun suum faccro poterit
et licet uxor reclamet et pueri contradiciuit tamon dominium in
suo arbitrium stabil si autcm uxori sue cum probis viris Patri-
monium assignavcrit quod vulgo morgcngabe dicitur hoc sibi
vcndere et alteri dare sine u\oris consensu non licebit verum
tamen si niaritus infortunio conipellcnte ad tantam devenerit iu-
opiam quod nihil habcnt pro manibus quo se et uxorem et pue-
ros suos nutriat ne mendicare compellatur tunc cum scilu pa-
rentum uvoris dictum Patrimonium poterit obli^^are licet uxor
reluctetur.
134
di fnint fie an weifen mit bete vnd nicht cwing-en , das fie ir
morgengilb lass vorkauf oder \or\\y/, Averd , das l'i mit fulcher
ftewr mit Tarnt des mannes arbeit die biteliur vormeiden mngen,
1B3. miispraclie dor Frau g^ogcii IVall-
falirt.
pilgrems wart mag vern di liausfrow den manne.
I). p. 2.').
Ob ein man auf den gotes wek wil hin ^u Rom oder hin
^n fant Jakob oder anderswo, fein hausfraw, ob fy wil, mag in
wol hindern.
113. Voproclit des Dieiistlolinos.
Von gedingtes g e f i n d e 1 o n e nach dem t o d e des
h er re n.
Stirbt ein man , der gedingt gefinde hat , man fchol gel-
des von dem gute ^u dem erften legen dem gefindc, do er fie
vmb gedinget hat; will aber di fraw vnd di erben das gefinde
laffen, fo lullen fy in ein gan^ Ion geben ; haben fi abir icht
vbir das vnvordinlen lones gennmmen, des in fulien fie nicht,
der herfchaft vidergeben dodurch, daz man fie an ir fchnlt hat
vorkert, vnd in vrhuib ift gegeben.
114. Wenn Hlensclien sterben, deren Er-
sclieinen vor Oericiat verbürgt ist.
Von purgfchaft vnd von anfange.
D. p. 26.
Ift ein man vm fchnlt beclaget, die noch nicht auf in be-
habt ift
112. Vergl. Iglaii. St. R. art. 2. p. 20S Ad limina Sanrtorum Petri
Pauli vei .lacohi aut alihi, uxor sua si voliierit iler suum im-
[)edire ])()lorit. excepto voto Jerozolyniitano.
113.Vergl. Sp. I. 22. §.2.
Von denic erbe sal man aller erst gehlen deme inge.sinde ir
vortinte Ion, als in gelniret hiz an den lag, daz ir herre starp .ic.
Ist aber on zu vil lones gegeben, des en dorfen sie nicht
wider gebn. Versachet man oM'h in ires lones von einie iare
oder von eiine halben, daz nmzen sie wol ulfen heiigen behalden.
\Veichbild 78.
Richsteiff. 45.
KaiserriTht 11. 28.
Scliwahsp. 25.
114. Diese Stelle ist unvollständig; mir dunkt sie der Anfang einer
135
115. IVonii Tliiorc sterben, doroii Er-
sclieiiicii vor Gericht vepa>üpg-t ist.
Ob ein angefangenes vich tot ift.
Stirbt pferd oder pfiech, daz man angefangen hat, vnd auf
purgen gegeben wirt, das man is ftellen fchulle, f teilet man di
hut, fo fein dy purg ledig.
116. Wenn der stirbt, der für Eide Bür-
gten gestellt liat.
Von e y d e n.
Wer aber vor eyde piirget fe^ent, ftirbt er, ee venn er den
eide fchol tun, fein erbe oder fein purgen follen denn aid vor-
pringen ;u glob der ^eit, oder fi muffen das gut bö/;al[en, vor
daz fi geloben habenn.
117. Haften des Herrn für den li^neclit.
Von purgfchaft der knechte.
Nyemant ift ^u pflichfig anlwurten vor feinen kneclit, denn
alfo wer fein Ion geweren mag, er werd denn fein purge.
Umbildung von Sp. III. 10. §. 2. Izt aber her vmbe schult be-
cLiget, die noch nicht uf in gewuuncn ist ; es hisst sich daher
mit den folgenden Worten des S|). die Stelle erjjänzeu. Stirl)t
her binnen denie tage man en sal in nicht vorc bringen, ab der
bürge sinen tot selb dritte gezugcn niac so ist der bürge ledic,
sein erbe sul antwurten vor di schult.
115. Vergl. Culuier Recht. V. 43. Von Ancvang der Pferde.
Giebt den S|). III. 10. §. 3 fast wörtlich wieder, wählt nur
statt vorbringen — angefangen. Diesen Grundsatz enthalt bereits
Lex. Baj. 1. 14. c. 1.
116. Übereinstiiuniend Sp III. 11.
Svver aber vor eide bürgen seczt, stirbt her e, denne her den
eid tun sulle, sin erbe oder sin bürge muz die eide tun vor in
zu gelobeter zeit, oder die schult ist ulfen bürgen gewuunen,
dar die eide vor gelobt waren.
117. Vergl. Sp. II. 32. § 1. Nienian en ist vor seinen knccht phliclilic
zu autvvurtenc vor baz, wen als sin Ion geweret, her en werde
sin burjjc.
136
11§. liOliii der entlauf eiioii Knechte.
Ob ein Unecht oder dirne enget.
Engeet abir der Unecht odir di dirne dem herren oder der
frowen von mullwillen vnd vas die veyle Ichadcns gefeiet an ir
arbit, vnd Uoinpt man fi an di veilc, fie füllen den ichaden auf-
richten vnd ein ander dinft gewinnen an ir ftat.
119. Wenn ein Knecht seines Herrn Gut
verliert.
Ob ein Unecht feines herrn gut vortut.
Welcher Unecht feines herrn gut vorfpielt oder vortut oder
vorfe^t, >vo is der herre an Uumpt, er het fich dor^u mit rechte.
l!SO. Vom l§chaden des Viehes.
Von fiech.
D. p. 27.
Welcherhande fiech ein Ichaden tut, vor'^eihet fich yener,
des fieches , er anlwurlet genem nymmer ; wer abir das , daz
ymant fulch fiech het, do von dem leuten fchaden Uonien mochte,
tet man daz Uunt mit der gewiffe , daz fiech fchedleich were,
vnd hilde er is vbir das, waz daz fchaden tele, daz fchol er mit
rechte vorantwurten.
121. Bürg^schaft für das Erscheinen
eines ABidern vor Gericht.
Von purgfchaft '^ u dem gcricht.
Wer purg wirt eines mannes in vor gerichte pringen, vnd
mag er fein nicht gehaben , als er in vorprcngen fchol, er muz
118. Wörllirh mit Sp. II. 32. §. H.
Entjjet (Itr Unecht siine henoii von inulwillen , licr .s;il
deine herren also vi! ^eben, als im der hcrie gt'lobct hatte ;
vnd s\\H7. so iine Yer<juitlen ist, daz sal her zwigelde widergeben.
119. Wörtlich Sp. III. 6. §. 1.
Verui. Schwiihsj). 2;i9.
120. VerirLalsSj). II. 47. §. 3 II. 40. §. 1—1. II. 54. §. 5, Weichb. 121,
G(irlitz L. R. 1. 38. § 2.
121.Fa.st ^vörtiicll iihereinslimineiid S\) Itl. 9. §. 1: Als her in
vcri)rcngeii siill. lur iiiiiz btzztrn nach (Icmo , daz her beclasfot
was; — dann hat der Sp. : daz .sal werden (lerne clcgerc, vnd
nicht denie riihfere sin. <re\>ette hat er aber dar an.
Riehst. 34. Weichbild 113.
137
pezzern nach dem, als yener ift beclagt, vnd er ift das der clag
vbirwunden. Geet im aber di clag an denn leib, er muz geben
fein wergelt, daz IVhol werden dem clager.
1S3. Bruch des g^elobteii Friedens.
Von frides pefferunge.
Zu der felben weife fchol ein man den fride pefferen den
er vor ein andir gelobt ^ ) ; pricht abir ein man denn fride, den
er vor fich felber gelobt, er get im an denne '■^) hals.
133. Bürgfscliaft für das Ersclieinen.
Purgfchaft vor fride.
Wer purg wirt eines mannes vor gerichle in ^u pringen,
kumpt derfelbe fchuldig vor vnd viret fich ^u rechte '^) vor ge-
richte vnd mag er daz be;eugen mit fcheppfen ^) , er hat fein
purg geledigt.
124. Bürg^scliaft für die RücRkelir eines
Grefangenen.
Burgfchaft vor ge richte.
D. p. 28.
Wer aber aus purgen ^) eifl gefangen man (wider ^u ant-
wurten) ^), daz muz der purger volprengen, das er wider geant-
wurt fey, als fein gelubd gef landen hat, vnd nicht der gefan-
gene man.
135. \^on Verletzung: an einem Fried-
breclier.
Von fii dp re eben.
Wer da wundet oder tutet ein fridprecher, er bleibt an
vandel, ob er es felb fibend bezeugen mag, daz er in wunte an
der flucht oder in der tötet '), do er den fride prach.
122. Übereinstimmend Sp. III. art. 9. §. 2.
123. Ebendas. §. 3. Prag. St. R. 41.
124. Ebend. §. 4.
125. Übereinst. Sp. II. 69. Riehst. 32.
') gelobt Sp. ^) dem, Sp. 3> vnd beut er sich vor gerich» Sp.
*) fehlt Sp. ■•) auch purget Sp. «) fehlt Sp. ') That sp.
138
120. IVeiiii lHoiiseliOBi storbon. doron Er-
siclieiiieii vor Oericlit verbürget iat.
Von pu r g f c ha ft.
Schol ymand einen man vorprengen ^ii befcheiden tagen,
der vml) vngerichle bedaget ift, flirbt er die ^veill , man fcliüll
den toten vorprengcn, vnd ilt do mit ledig.
137. '%^oii Scbulf1bürg:cii.
Vor purgen vm gelt.
Wer purgen fe>;et , fo das er feib gelt * ) oder fein purge
wor im, mak er is volpringen, daz er wol gelden-) hab, er hat
feine purge geledigt.
128. ^^ertretuiig- dos ISohiies durch den
Vaior.
Von vortreten.
Ob Avater vnd fun werden befcliuldiget vmb ein niiffelat,
vnd wil der water dein fon vorfprechen, das mag er nicht ge-
tan, er l'ey der lachen enprolten.
129. Bürgscliaft für Todtschlag: und
^Vunden.
V 0 n p u r g e n.
D. p. 30.
Wirt ymant für den anderen purgen vmb totflag oder vmb
vunden, geftelt er in nicht, er muz an fein ftat flen.
126. Übereinst. Sp. III. 10. §. 1,
AVeichb. 117.
Eich. Pr. R. §. 120.
127. Übereinst. Sp. III. 85. §. 3.
AVeichb. 31.
Eich. Pr. R. §. 120.
128.Versl. Sp. II. 17. §. 2.
Wirt aber vater vnd sun vmb eine tat bcriajrcl . der on mac
ber in nicht abgenenien, her eu habe sich selber aller erst cnl-
redet.
Vergl. Wcirhbild 76.
Magdeb. R. 3. 11. 88. §. 2.
M. Seh. U. I. 96.
Eirh. R. G. §. 352,
129. Vergl. AVeichb. 84.
Schwabsp. arl. 79. 152.
') also daz er selber gellen will Sp. ') gölten Sp.
139
I30. Fpiedbpueli durch IVorte oder
Worfee.
Van fri (I p r ec h en.
Pridit ein man den fride , denn er felbe arelobet hat mit
den worlcn, gel is ym an dy pfennig, mit ten werken an
den hals.
131. Bürg^schaft für Oeldiscliuld.
Purgfchaft vmb gelt.
Wer purg wirt vor den anderen vmb gelt, ob yener nicht
leyftet, daz er is I'elbe gelden nuiz, fprech der felb fcluildig, das
er is wor gelden het, das muft er beweyfen felb dritte auf dem
creu^e- het er den brilf, do mit werden fein purg ledig.
133. €«rCAve]irlei!§tuiig- beim Pfordekauf.
V 0 r k a u f f e.
Vorkauft ein man ein pferd einem anderen*), er fchol im
^u recht geweren, das is nicht ftetig noch ftarblind (noch ru-
^ig) ^) noch her^fletig"*) fey.
133. "Voll den Bienen.
Von den peinen.
Dy pein auch ein wild worgeet einem fwarme aus vnd flu-
get in feines nackepures haus oder hoff, wo fy hin finget, wer
fie des erften wohet, der hat fy mit reclit ; wenn ju der jeit
ift fi gemein.
131. Gleiche Bestimmungen. Vergl. Sp. III. ^5. §. 3 Beweis der
Zahlung fSelhdritt). Auch Sp. II. 6. Vergl. Weichbild 31. 105.
106. xM. Seh. II 2. D. 8. 10.
132. Übereinst. Weichbild 107.
133. Ganz übereinstimmend Weichb. 119.
') binnen Weichb. da er gewerschaft angelobet. -) fehlt Wcichb.
dafür noch vnrechter Ankunft. 3) hartschlegig.
140
134. Von den Tauben.
Von tauben.
Dy taube ift aucb gemein, fchuzet fie ein man vnd weit
fie auf die gemain, er mag fi nemen mit recht.
135. Von den wilden Vög:eln.
Von federfpill.
Grüne wederfpil ift nicht gemain, >ver is fecht, der fchol
is antwurten mit recht.
136. Friedensbruch durcli IVorte.
Von fridprechen.
Der denn frid, der won dem richter gepoten wirt, pricht
er mit worten, er puzzet dem anfprecher mit einem fchok, dem
richter vnd der ftat ;>vir alfo vill.
137. Friedensbrucli durcli ScliAverd-
rücKen.
Von fwert ruken.
Rüget aber einer fwert auf feine« widerfacher in gepoten
frid, als vorgefprochen ift, vnd tut nicht fchaden, fo ift fein puz
^wir als gross vnd alfo fwer als wor.
138. Be§:riff eines ansässig^en Bürgers.
Aufgefeffigkeit vmb 1 fchock gr,
Do noch fey wir des ^u rat worden, wer der fei, der ein
erb hab in der ftat, doz ^inshaflig ift oder ^inshaft fei, is das
134. Vergl. Schwabsp. 240.
135. Vergl. Schwabsp. 141.
136. IglauerSt. R. de pace servaiula art. 29, p. 216. Siquis pacem sibi
indictam a Judice in directis opcribus u. s. w. si verbis in honc-
stis Leobschulz §. 13.
137. Vergl. damit Sp. I. 62, §. 2.
Swer sin swert zvliet uf eines andern scboden, daz swert sal
des richfcrs sein.
Vergl. IglaiuT St. R. art. 30, p. 217. De gladio evaginato. Qui
gladiuni coram juratis evaginaverit su|)er alitpiem actori cedat
niarcani unam u. s. f.
138. Vergl. Prag. St. R. art. 65, p. 47.
141
is peffer ift den funfTjig fchock über den ^ins , fo ift er gefef-
fen vnd anders nicht nach der ftat recht.
139. Der £igeiitli linier eines Zln§ei§ darf
den Besitzer des belasteten Csrutes nielit
Itindern im \^erKaufe.
Das man ^ins haftig erb mag vorkauffen.
Dornach hab wir funden , daz ein igleicher vnfer purger,
der ^inshaft erb hat, mag das erb vorkauffen, wenn er will, an
wenes hindernuffe, des der ;ins ift, anders er ift nicht erb, fun-
dern eigen.
140. Vor der gericSitlicIien Ueberg:abe
trifft der zufällig^e Scbade den VerKäufer.
Ob ein haus vorprint ee das man is auf gibt.
"Welcher man ein haus wider einen andern kauft vnd das
is vorprinnet e der ^eit, ee den er yms auf gibt vor den >vier
penken, er geh im dorvmb gelt oder nicht, fo ift is dem vor-
pronnen, der is vorkauft hat, is fei den, den er is mit genan-
ten ^Vorten ausgenomen hab.
141. IStrafe eines unerlaubten Baues.
Ob ymantAvider der fcheppfen gebot pawt oder
m a u r t.
D. p. 31.
Wer wider der fcheppfen gebot an ein haus gepaut oder
maurt , der fchol -geben v gros. , pawt er ^u dem andern mal,
er gib ein ^ fchock ; ^u dem drittenmal iii fchok, 7U dem wier-
den mall vi^ fchock ^u puzze.
139. Übereinst. Prag. St. R. art. 108 und 109.
140. Vergl. Prag. St. R. art. 70. p. 48.
141. Vergl. Prag. St. R. Nr. 76 iihoreinstimniend statt Schilling gross.
142
143. Erlaiis-iiiig* der rocliton Grewehr.
Von erb auf ii e in e n vor dem g e r i c h f e.
Welcher man ein <jut enipfanj^en hat vor gericlite vnd daz
befi^et yar vnd tag an alle ■widerfprach , der hat daran recht
gewer.
143. Klag-e untorbriclit die Erlang uiig-
dop €Äew€?hp.
An fp räch hindert gewer.
Wie lang abir ein man erb vnder im hat, das anfprach
wert von yar 5;u yar, vn.d di clag bezeugen mag, di weil hat er
an dem erb kein gewer.
144. C«resetzAvidrig-c Beiiiäclitisruiig' eiiios
Gutes.
Von erbs vnrecht vnderwinden,
Vndcrwindet fich abir yenian erbs vnd wirt do von ge-
weyfet mit recht, der muz vorpuzzen richter vnd fcheppfen.
145. fÄeAvelirleistiiiig- bei Sitadtgütorii.
Von erbe vorkauffen vn gewer.
Wer aigen oder erb vorkaiilTol, daz der l'tat 'ijugchorf, der
fol des gewer fein von aller anfprach mit iar vnd tag.
1-12. Verjrl. Sp. 11. 44, §. 1. III. 83. §. 2. Masb. Recht. 1261, (^. 16.
1304, Si- 23. Riehst. 27. 25. Kai.scrrerhl. Eiclih. R. G. .=)367.
143. Im Alliicmeineii stimmt dies mit dem Grundsatz im Sp. III, 83,
§. 2 überein.
Jahr und Taff durfte der Kaun)rief nielit ausffcfertifft werden,
weil so hui^ie die Gewaluleistiiriij wahrte, bis dahin mns.ste er
das Ihms von allem Ansprüche Itefreieu (disbriirare). sonst tref-
fen ihn nachtheiliire Kolben. Vide St. R. art. 106. KoUlin G. 47.
Ver^rl. R. B. 145.
144. Sp. III. 83, S- 3.
Riehst. 25.
Eiehh. P. R. §. 170.
145. Ver{,d. R. B, 143.
14S
140. firewelirlcistung- bei liaiidgütern.
Von erb freien auf dem lande.
D. p. 32.
Leyt abir das erb auf dem lande, fo muz er fein gewer
fein drei iar vnd drei wicr'^eben tag.
14T. Verfüg II« 8:sreclit der Weiber über
die Morgeiigabe.
Von erb vnd von m o r g e n g a b.
Ob ein man ein weip nymt vnd ftirbt er dornoch ee den
fi, di frawe bat an feinem eigen nicht, er hab irs denn mor-
gengabt, oder hab fie es 7,ü im pracbt ; wil abir dy frawe dor-
nach einen man nemen, die morgengab mag i'ie geben, wem fi
wil, an alle wideri'prach; vollen abir di kyider, doz erb laffen
vor dy morgengabe , das mugen fi tun mit recht. So mag fi
vorkaulTen oder vorfe^en wem fi will.
148. Vererbung- des lieibgediiiges.
Von 1 e i b g e d i n g e.
Dy frow niac ir leip gedlng nicht vorkauffen an dy erben,
wenn kein weip mag erb i;u morgengab noch eigen v/i leip ge-
dinge behalden noch irm tot ; ftirbt fi, is gefellet an des man-
nes kint. Hat abir ir der man kein gut gegeben, fi bcfi/jet in
dem erb mit den kinden, dy weil fy wefen will an man. Ir nol-
durft füllen fy ir geben an all dem, daz fi bedorfe.
140. Erbrecht der Kinder.
Von k i n d e r e r 1) f c h a f t.
1. Hat ein man oder fraw kinder mit einander, vnd was
der kinder fiiit junclVawen oder knecht, diefelben kinder behal-
den das erb, daz fi ynne fi^en.
147. Yerffl. Sp. III. 76. §. 1. 2. sohl. Lehn. R. cap. 31. Magdb.
R. 1261, S. 14. 1302, §. 8.
148. Vererbung des Leibgcdings hierüber gleiche Grundsatze Sp. I.
21. III. 75. ^ ^ ^ '
Kaiserrecht. II. 62.
144
2. Ift abir der kinder keins ausi?e^eben, der Fol nicht erb-
tayl haben ; flirbt abir keins der kinder, fo gefellel fein erbteil
auf di anderen gleich.
3. Gybt ein man bey feinem lebendig^cn leib fein gut fei-
nen kindern vor gerichte auf oder fein weip, er mag das fur-
paz nyemant furlangen noch vorkumern.
4. Gybt ein man feinem weip fein gebeude, daz auf eines
andern mannes holFftat leit, l)ei gefunden leib vor den '^insherrn,
vud bcfi^t is mit biderwen leufen, ftirbt der man an kint, fein
nechfter frunl haben an dem gut nicht, ob die frowe be5;ogt,
daz is ir gegeben fei mit recht.
5. Ift abir das aigen des mannes, da das gebeude auf ftet,
fo muz ers ir vorlangen vor gericht odir is hat nicht craffl.
1.50. £r6>reclit deis Brurlerkiiiclos.
Von^erbtail prüder kinder,
D. p. 33.
Ob ^wen prüder oder drey nemen hausfrawen, di vngeteilt
fein an dem erb, waz di kinder haben, di nemen gleichen teil an
der water erbe.
151. Erbrecht dor Sioliiioskiiider.
Von erbrecht des fones kinder.
Nymt der fun weip bei des water leben nach des vaters
rat vnd der frunde, vnd gewint er kind bey ir, vnd ftirbt er den
vngeteilt fein kinder nemen gleichen teil irs water, das er ne-
men fülde ; daz felb tun tochter kinder.
153- £rbroelit dc^r abg^esondertoii Söliiie
in das <jrut des Bruders.
üb ein fun geteilt ift von dem wate r, der m er prü-
der hat vngeteilter.
Wirt ein fun geteilt von dem water, hat er prüder, di in
dem erb bleiben fint, flirbt der ainer an kint , di kinder teilen
an andir gleich vnd der fwefter kinde nicht.
Vergl. auch sachs. Lehnr. art. 31.
Schwabsp. art. 19. 21.
Magd. 1261, §. 2«, 14.30, 20.
145
153. Eiiirecliiiuiig^ clor Voroinpfängfe in
«teil Erbtiieil des iiacli doin Tode des
Vaters seboriieii ICiiides.
Von erben rechten der kinder, die mit gerait-
fchaft fein gerichet.
D. p. 34.
1. Sunder der waler vnd der multer kiiider mit dem ge-
reilem gut von in, wollen fy donioch mit denn andern gleichen
teil haben an erb vnd an gut nach irs Maters tode, fi muffen
alles daz inpringen. do mit fie abgefundert waren, nach der ge-
wiffen mit dem aide, ob is warent gut ift, vnd teilen den gleich ;
ift do erb, daz befi^en di fun vnd di techter sundert mit erb,
vnd haben fich vorjigen vor gericht, als recht ift, fo haben fi
kein teill mer.
2. Ob ein man ftirbt, der in dem iar ein weip oder ein junc-
frawen haben genomen, vnd er nicht kinder hat gelaffen, fnnder
ab di frawe eines kindes fwanger fei worden, vnd fi daz kind
hat getan den leuten, vnd daz felb kint, daz di frawe hat ge-
lragen, di wier wende befchreit, daz kint beholdit ^u recht des
water erb. Stirbt abir daz kint, daz do ift, gebort das gut erbt
an die muter mit allem recht.
154. Erbrecht der Eltern.
Von anfal des water erbes.
Stirbt abir ein man an kint, hat im der water geben erb
vnd eigen, is gefeilet wider an denn water oder an den prüder.
153. 1. Giebt im wesentlichen den Grundsatz Sp. I. 13. §. 1.
2. Stimmt mit dem Grundsatz in Sp. I. 33. überein. Fordert aber
erst den Beweis der Schwangerschaft binnen den dreissigsten.
Vergl. M. R. 1304, §. 85.
M. Seh. U. I. 9. D. 3. Schwab. 38.
Über das Besohreien der vier Wände. Grimm. R. A. 75.
154. Vergl. Sp. I. 17. §. 1.
Stirbt der Mann ane kint, sin vater nimt sin erbe; en hat
her des Vater nicht, e/ nimt die nmler mit mereme rechte den
sin bruder.
Richtst. 23, 24. dagegen Schwabensp. 14.
Stirbt einem vater ein chinl vnd hat er im gut iz gegeben,
es si vorde gut oder ander gut vnd is es ein sun, vnd stirbt er
ane weip vnd ane kint, der vater erbet des sunes gut mit rechte
ez mak der bruder nit erben noch di swester.
10
146
155. I. Roclit der Ultiwe nach aiifg-olio-
beiioin ISoi^^itz. II- Krbroelit iiiiolirbaror
Frauen und III. der Grei^tliclien.
Von der gewalt der muter, di witlibe ift, ir fon
w e i p n y m t v n d vor für b t.
1. Plibt ein frowe witlibe nodi ircs manncs tode mit iren
kindern in dem gut, daz ir der mau an dem gut nicbl gegeben
hat, vnd nymt der fun ein weip bcy irem lebendigen leip, vnd wirt
der fun ausgericht mit feiner morgengab , ftirbt der fun , des
funes weip nymt des maunes morgengab mit recht, ab fi das
belogen mag, als recht ift; ftirbt abir der fun in der muter ge-
walt ane kint, fo iz fi nehner ^u bebalden des funes gut von
des funs weip, fie hab iz den gelobt mit Ynderfclieiden.
2. Eine frowe mag mit vubefcbeidenheit ir ere krcnken, ir
erb mag fi nicht domit vorliefen.
3. Der pfaffe nymt gleichen teil mit andern gefwiflrii an
erb vnd an aigen. Der pfaft" nymt teil mit den prudern, vnd nicht
der munich noch die nvnne.
156. Cberg^ang der IScbuIden auf den
Erben.
Von fchuld ^u gel den.
D. p 35.
Wer des maniies erb befi^et , der fol vor in gelden , als
werre das erb wert ist an warunden gut.
155. Verffl. Sp. III. 76. §. 1. I. 20. §. 3.
Weichbild 57. (Jiirl. L. R. 3«.
31 Sdiir. U. I. 7. D.
Eichhorn 11. G. §. 335.
Giinini. R A. 170, 476.
2. Stimmt der Griindsntz dos Spicfjler im Sp. I. 5. §. 2 völlig
übereil!, dort wird stall vnbcschcidenhoit — vnkiischkeit ires
libes {jt'braurht.
3. Gieht im Ganzen Sp. I. 5. § 3 wieder, nur ist es hier
kürzer gefasst , und bestiinniler. Im Sp. i.sl ninnnicli und nunne
ninschriebcn. Vergl. auih Sp. I. 25. 1.
147
157. Erbroelit der Frau iiiad Iliiider bei
der zweiten £lBe.
V 0 II w e i p V II d von man, d i an gut ^ u einander
k 0 m e n v n d d a z \v e i j) k i n d e r hat.
iSyml ein man ein weip , di kinder hat, vnd hat er kein
gut noch erb noch fie vnd hat der man einen fun bei feinem
erften weihe, vnd erarbeiten fi gut, vnd legen is an erb oder an
aigen oder an kauffcha^, vnd ftirbt der man nach der ^eit an
gefchafte, di frowe behaldet ir driltcil an dem gut, ob ir nicht
mer gegeben ift ; vnd hat di frawe kind an den man, des man-
nes Tun behaldet daz erb mit rechten baz dan der frawen kint.
15$. IVas zum Krbe und Mustlieil gfe-
Iiört.
Dazgehort^udemerb.
D. p. 36.
Daz ift, das ^u dem erb gebort, alles das filber vnd golt,
das vngeworch ift, vnd filbrcin geweffe vnd gewant, wiiUen vnd
leinen do ^u der frawen claider, daz nicht gefuiten ift, vnd pfan-
nen, di ftille fteen, vnd keffel, funder ein wachs keffeil, der ge-
hört ^u der grad, alles aigen vnd erb, das do nicht vorgebin ift,
harnafch vnd fvvert, gurtel vnd meffer vnd des mannes finger-
lin, alle koften, di flecht ledig fint, nicht auf ir haben, tifch,
fidel, ftuU vnd peuk, hanlfas, melkoften, korukoflen vnd alle ver-
hermuter, di man in dem hoff ijucht, di geboren ^u dem erb, alle
meftfwein gehorn ^u der muftel.
159. Gerade der Frau.
Di^ geboret ju der frawen grad.
Wen der man ftirbt, fo nymt daz weip, das der^u gerat ge-
hört, nach dem driffengeftin, do gebort ^u alles, das geworechl
157. Sp. I. 24. Ciilm IV. 50.
158. Zahlt im Gegensätze zur Gerade und Mustheil die beweglichen
Güter auf, weh-he zum Erbe gehören.
Vergl. damit Sp. I. 24, §. 3.
Auch die Glosse zu diesen bei Zobel.
Vermehrt Sp. I. 5. pr.
Lüneburg. Recht, von 1247. VI f. §. 3. 4.
Kraut, p. 292.
159. Giebl Sp. I. 24. §. 3.
1 0 '■'
148
ift, von gelde vnd von filber, daz 3;u frawen ge^ird gehört, von
vingerlin, furfpan, lardien, fchapeil von fclieiden geworchl, di fro-
wen pflegen ^u tragen, fcliall, gens vnd anten vnd huner koften
mit auf gehobin liden , pel vnd pfull, kiilTcn vnd lailachen vnd
tifclilachen, vmbhenk, fperlachen, nickelaiben, lebech, twelin vnd
waipliche claider vnd gevende, ilachs vnd planne, di man aus-
mitet, di geboren 'iju der gerot, becken, leucbler vnd di pucb, di 7,»
gotes dinft geboren, di frawen lefen, wacbs, keffel vnd fovm-
fcherin, daz ift alles, daz ^n der frawen geboret.
lOO. Roelit der Rc>i»ic^ii<leii.
Von v e c f e r t i g e n 1 e u t e n. Ad r u f t i c o s.
Erlit einem vecferligen man fein pfert, er mag wol körn
fneiden vnd im daz furlegen in dem wege vnd er fol flen mit
einem fus in dem wege vnd mit dem anderen hin^u, daz er is
gereicben mag, hinwek fol er fein nicbt fiiren.
161 Haftung: dei» Ilirtoii für die Horde.
V 0 n d e s b i r t e n r e c b t.
D. p. 37.
Befcbuldiget man den birten, daz er ein viech ^u flat oder
^u dorff nicbt pracbt bab , daz man im hat vorgelriben, tar er
fein recht do vortun, er ift ledig ; wer feines viebes vormiffet
In anderer Ordnung und mit cinzebien Abweichungen wieder.
I. 22. §. 3. 4.
Vergl. Maffd. R. 1235, §§. 23, 24, 56: 1261, S- 57.
Magd. R. 1304. §. 39 Weichb. 23,24 Görlitz L. R. 41. §. 6.
Der Begriff der Gerade. Vergl. Lex. Angl. et Werin. T. 7. §. 3.
ornanienta nudiebria quod riiedo dicunt Sachsp. Distinkt b. Pol-
niann ix. 10. 4. Gerade beisset alse viel als Hausgerethe. M.
Kraut Grundriss §. 182.
160. Vergl. Sp. IL 68
161. Giebt im Ganzen den Grundsatz des Sp. IL 54. §. 6 wieder,
nur werden dort mehr Fälle unterschieden. Dieselben Grund-
sätze finden sich in den meisten Recbt.sbiichern.
Schwabensp. 296.
Freising 84.
München 49.
,\ugsburg 90.
Ruprerht L. R. 118.
149
vnd ;u hant ^u im gel vnd im dor vmb fchuld gibt mit vrkund
zweier man feiner nochgepewer, daz is den viffentlich fein, fo
mag der hirte do vor nicht gefwern, er muz is gelten.
163. Wenn das Korn zu lange auf dem
Felde »teilt
Von körn recht, daz ju lange ftet.
Hat ymant fein körn auffen fteen als lang, biz ander leut ir
kern haben in gefiirt, vbir ^eit den is recht fei, treibt denn der
gemein hirte von flat oder vom dorff ^u felde in di ftupphel
noch der gewanheit, gefchicht den man fchad an feinem körn, man
gilt im fein nicht; daz felb tut man den pfaffen, di im ^ehent la-
^en auf den velde vbir recht ^eit.
163. Von Geineinde-Besclilüsisen.
Von den fcheppfen, von den gefworenen.
Waz der purgermeiffer fchafFet ^u der ftat ere vnd frume
mit willekor der meiften menge, daz mag di mynner nicht vider
reden.
164. Von Deicli- (Damm-) pfliclit.
Von t a m mes recht.
Welches dorff bey vozzer leit, vnd ymant einen tam hat,
der fie vor flut bewart, igleich teil des dorffes fal fein teil des
tammes bewaren vor der flut ; komt abir der flut vnd pricht den
tam, vnd ladet man mit geruft dor^u, di dorfl'chaft, di bei dem
tam gefezzen fein, M'elcher nicht hilft peffern den tam, er vorlu-
zet fogetan erb, als er von dem tomen mocht vorlii^en ; pricht abir
di fluit ein abgank, domit verlazet er feines erbes nicht.
162.Vergl. Sp. II. 48. §. 2—7.
Eichhorn Rechtg. §. 377.
163. Vergl. Sp II. 55. Eine Umbildung des Dorfrechtes auf das Stadt-
recht.
Swaz (so) der huruieyster schaffet des dorfes vromnien mit
willekore der meisten nienie der gebure, des en mac die niin-
nere teil nicht wider reden.
Eich. Rechts. §. 346. art. 1.
164. Übereinstimmend. Vergl. Sp, 56. §. 1, 2.
Vergl. Sp. II. 56. §. 3.
Stinmit mit Sp. II. 52. §. 2 im Grundsatz überein wie hier.
150
165. \^oin Iiiselroclit.
Von de m w e r d e.
D. p. 38.
Wo ein werde^) leit bei eim ftade, daz di flut in hin prichct,
vnd daz erlreich hin wert 7^u eim andern ftat wechfet, do felb
ein wert vnd dort nicht, er gehört ^u dem l'tad dem er nehir leit.
166. ^on Obistbäuiiioii.
Von 0 b e s p a u m e n.
Is Tchol nyemant obs paum fCi^en , daz di efle niciit han-
gen in eines andern niannes holF; hangen Ci abir dorin, daz obs
von den eften il't des nahegepaurs.
167. Von Zäunen.
Von 'ijevnen.
Wer feinen ^aun ^evnen fal, der fol efte von den gcrlen
in feinen hoff keren vnd anders nyernt.
16S. Von ISacKöfon, Abzüg^cn, iStällen,
Feuepinauern.
Von den p a k o f e n.
Pakofen vnd genge, die fwachcit haizzent, fweinftel ^) di fol
man paven von dem rain -) drei fuzze, man fchol auch di ofen
bewaren an dem fewr, daz di funken nicht warn in eins andern
mannes holF ^u fchoden. Genge fol man auch bewaren nät ge-
bevde gcgin eins anderes mannes holf piz auf di erden.
165.VcrsI. Sp. II. 56. §. 3.
') lande Sp. -) wenlcr Sp.
167. Vergl. Sp. II. Ö2. §. 2.
Weichbild 126.
Criinin. 11. A. 70. .t51.
J) Swink()!)c S|). ^) von inerune S[*.
168. Übereiuslinnnond Sp. 11. 51.
Weichhiid 12L', 121.
M. Seh. U. I. ly 1) 1.
151
109. Recht cle!§ Hachbars wegen Hopf eu.
Von den hopfen.
Vlichtet fich der hopIT vbir denn '>;un , wer die wor^il in
feim hoffe hat, der greiffe dem 5;inie, fo er nehft miige, waz er
domit gewinnen mag, daz ift fein, der andir feins nagepaurs.
170. Vom l§itrasseii- uiid Malilreclit.
Von des konges ftraze.
D. p. 39.
Des konges ftraze fol fein als preit, das ein wogen dem
andern geraumen miige, der eytelP) wagen fol rawmen dem gela-
en, vnd der mynner ift geladen, dem fweren, der reytende weich
dem wagen vnd der gende dem reitenden. Sint fie abir in eines
engen wege oder auf einer prucken, welch wagen ee auf di prucken
komt, der fol er vbir geen, er fei geladen oder nicht. Der auch
e ^u der mule komt, der fal auch e malen.
ITl. Greg eil wen grelit die Forderuiig-
wegeu freiAvillIg- aus dein Besitz g^ela!««-
senen Grutes.
Von wihen.
Welch man dem andern leicht pfert oder claider odir wel-
cher hande hab iz ift, ^u welcher weife er iz aus von feiner
gewer vorfe^et oder vorleihet, vorkauft iz yener, dem iz ge-
lihen ift, oder vorfe^t oder vorpilt er iz , oder wirt iz im vor-
ftollen oder abgeraubt, yener, daz fi vorlihen hat vorfe^et, mac
kein vodrung der auf haben, dem er iz leih odir vorfa-^te. Stirbt
abir yener rechtes todes oder vnrechtes, fo ^ihe er fich v^a
feinem gut mit rechte gegen den erben oder gegen dem richter,
ob iz an in gepurt.
169.Vergl. Sp. II. 52. §. 1.
Weichbild 126.
170. Übereinstimmend Sp. II. 59. §§. 3 und 4.
') im Sp. itele leer.
Weichbild 129.
Grimm. R. A. 104.
Goslar St. R. p. 528.
171. Übereinstiimnend Sp. II. 60. $• 1—2. Richtst. 16.
153
17 ft' Von den vier IVeltrelclien,
Von dem erften rechte '^u Babilonia.
Zu Babilonia in der ftat hub fich daz erfte recht ; daz was
gewoldig vbir alle lant, daz ^u ftorte Giros vnd legt daz reich
in Perlia biz an Darium, den ^u lei;t Alexander mit ftreite vbir
want ; der konig Alexander legt iz dahin ^u Krichen , dornoch
vnder wunden lieh lein di Römer, do Julius kaifer wart, do von
behild Sand Peter daz geiftlich fwert, vnd auch Romifch reiche daz
Tverltlich fwert, dorvmb heizzet fy ein haupftat aller chriften-
heit , Sand Peter gefegnet daz fwert von gotes halbe alles daz
geiftlicher gewalt wolt vider fleen, daz das romifch reich mit
dem M'erllichem fwert bezwungen folde.
173. ü^ergrelt und Buisse der Rechtlosen.
Von vnelicher kint recht,
D. p. 40.
Pfaffen kind dem gibt man ^u puze ein fuders hew als
^wen yeriche *) ochfen ge^ihen mugen. Mii'fe tut ein warunde
man odir fein kint, der gut vmb ere nymt, rauft man odir fchlich
in an wunden, do nicht beweyfung an ift vmb vn-jucht, dem gibt
man ^u puzze den fchaten von den manen.
174. Fortsetzung-.
Von vnrechter leut puze.
Kämpfen odir iren kindern den gibt man ^u puze den plik
von eime kampffchilde gegin der fvnne ^wen pefferm vnd ein
fchor ift der puze di ir recht mit deube vor werken mit ein
fchillinge odir dor vndir.
172.Vergl. Sp. III. 44. §. 1, 2.
Weichbild 6, 7. . ^
Eichhorn Recht. G. §. 15. g.
Grimm. R. A, 322.
') jahrige Sp.
173. Übercinstimmeiid mit Sp. III. 45. §. 9.
Weichbild 127,
Grimm. R. A. 677.
IM. Seh U. 1. 14. D. 7.
Görlitz L. R. 38. 7.
Senkenberg Vision 343.
174. Vergleich fast übereinsthum. Sp. III. 45. §. 9. zweiter .\bsalz.
153
175. Fortstetzuiis*.
Von vnelichen kindern.
Vnelich kinder , pfafTen kinder , kompfen kinder , fpilleat
kinder, di roub vnd deub haben abgelegt, den gibt man kein wer-
gelt noch holbes.
176. Vom Schaden, den Hunde tliun.
Von hunden.
D. p. 41.
Welchen hund man fürt ^u velde, den fol man alfo bewa-
ren, das er ieman keinen fchaden tu. Tut er abir fchoden, den
fchol der gelten odir fein pfleger ift oder fein herre.
Wer bei eines mannes weip flefl offenbar, vnd des felbes
weibes eleich man ftirbt, nyml er fie, der alfo offenbar bey ir
gefchlaffen hat, ^u ee, woz er kinder bei ir gewinnet, di mu-»
gen vor gerichte kommen man feins rechten gehelfen oder ge-
jeug wefen.
Wer an feinen rechten heren Irewloss wirt odir an andern
leuten vnd vor fluchtig wirt aus dem lande, den vrtaill man fein
ere vnd fein lehenrecht vnd nicht dem leip.
177. Ver fahren gfeg^en den llnterkaufler.
Von vnderkouffel.
Welcher vnderkauffel , der gefworn hat , entrint vnd em-
pfurt denn leuten ir gut, denn mag man vnd fein purgen paz
vbirwinden vmb das felb geld , do er vmb purgen gefaxt hat,
den er oder fie fich gewer mugen,
17$. £nt!scliuldigunsf des Diebistalils.
Von der deupheit, wie man fich der entf chuld ig l.
D. p. 42.
Waz man dem man lihet odir tut ^a behalden offenbar, mag
er das be5;eugen felb dritte, man mag in deube oder rauhes dor
an nicht ge'ijihen.
i76.Stiinnit überein mit Sp. III. 49. Grimm. R. A. 669.
177.Vergl. Prag. St. R. art. 60 oben Seite 48.
154
179. Haftung- doü ll^irtlios für fioiiie
K-iieclito.
Von den, d i man ^ihet dor fi app rechen halden.
Ob ein wirt befchuldiget wirt in dem rat , daz er boze
Unecht adir ahprecher hahle von fein nochpawrn oder von den
genanten, ^um erften wirt er ledig mit feinem eide, ab er tar
do für gefworen, ^um andirnmall muz er felb dritte fweren do
für, ^um dritten mall man vorfag im di flat, vnd fal nicht mer
purger wefen, ab er vbir wunten wirt.
ISO. Diebstalil wälirciid des Brandes.
Ob einer ftilt, di wil iz p rinn et.
Wer do ftilt, die weil es prinnet, ift iz x gros, wert,
man fol in haben, wandet abir einer ein bie dem feur, wirt er
fein vbirvunden, er verleuft dy hant.
ISl. I. "Vom Kirclienraiib , II. HLircIien-
g^ut, III. ^trassenraub, IV. bis \ II. Dieb-
stalil.
Von kirchenpruchen.
1. Ein igleicUer kirchenprucher , der in kirchen oder in
kloftern ftilt, der fal geredert werden, 2.1s fol auch kein kouf-
niann, kramer, leulkob an kirchen gut '/,u pfände oder '^u behol-
den nemen nur mit gewiffen vrkuiid ; wer do vider tut, ift daz
felb ding einer mark wert, er liab ein mark vorloren. Ift es
bey X marken er geb x mark odir di hant, iz ist hin vber ; der-
felben puze gehört an di kirchen das dritteil, dem richter daz
dritteil, der ftat doz dritteil etc.
179. Vergl. Iglauer St. R. de male infamalo p, 2 IS slinimt fast ganz
überein: Siquis infainatus tiierit, quod nocivos honiines teneat
1'iires et latrones et alias (pioscuiKpic u. s. w.
180. Vergl. Igl St. R. de inconsoiibus p, 216. Item in inccndio siquis
furtum fecerit valcns Ix denarios suspcndalur. Si([uis facto in-
ccndio aliquem vulneraverit victus tribus teslibus decoUetur.
Vergl. Sp. III. !)1. §. 1.
ISl.Vcrgl. Sp. II. 1:3. .SV. 4. Darin ist das Rad die Strafe des Kir-
chenraubes. Hier wird dieses aucii auf Kloster ausgedehnt.
Übrigens ist §. 1 — 3 dieses Absatzes eine Übertragung von
Iglauer St, R. art. 28. p. 216 de sacrilcgo judiclo et rebus ec-
cletiiasticis.
155
3. Wirt ein man beraubt auf der Itrazze, \ntl er der rouber
mit dem gute in der I'tat ankumet vnd vbir in fchreit vnd er in»
vorflucbtig, iz daz er is dem ricbter kunt tut, der i'ol mit dem
beraubten manne dem rauber noch volgen vnd fchol im daz gut
wider gewinnen, ob fi in mugen an kommen ; entrint er in auf
ein fefte, fo fchullen fie von dem herren der vefte den rauber
wodirn ; beheldit er in mit gewalt , fo fchullen fie is clagen
dem oberften gericht vbir denn herren.
4. Wirt eiu diep gefangen mit einem deube, daz fich gein
^welf pfeiinig ijihe, dor vmb fol man in villen vnd fchornen vnd
prinnen durch daz wange, vnd fal im di ftat vorpieten ; begreift
mau in ^u dem andern mall mit deube vnd fchicht daz geprant
^eichen an ym, fo hat er vordint den galgen vmb doz vorftol-
len gut.
5. W^o einem man daz gut vorftollen wirt vnd doz felb gut
wirt getragen in eines guten mannes haus, der nicht weis, wie
is dar komen ift, daz fol er gerichlen mit ^wen fingern,
6. Windet man abir vorftollen gut in eines mannes koften, da
er den fluzzell ^u hat vnd fein hausfrawe feiner heimlich nicht
weis, er ift der deub beftanden.
7. Windet man abir daz gut in feim haus vff erhalb feines ga
deins vnd auch des fchrines, daz füllen fi gerichten, daz is an
ir beidir wiffen dor in kommen fey.
18^. I>ielb!§ia9Bl vnd Raub au Pferden.
Von deupheit.
D. p. 44.
Wirt einem man fein pferd deuplich oder rauplich genomen
odir ander fein gut, wo er daz ankumpt , do fchol er fich ^u
halden mit recht vnd das felb dritte behalden.
183. ylinfall deis den Dieben vnd Räubern
abgenonimenen Gruiei§.
Ob yemant icht vindet odir abiagit diben oder
r a u b e r n.
Waz der man vindet odir diben oder raubern abiaget, das
fchol! er auf bieten vor fein gewer ^u der kirchen; kompt ye-
mant bey fechs wochen, dem iz ^u gebort, er foll fich dar '^u
^ilien felb dritte vnd gildet di koft, die yener do mit getan hat.
156
ob is pferd oder wiech ift. Ift abir yener von eiin andern dorfT
oder von eim andern gericht, des daz gut ift, fo beholdit yener
daz dritte teil, der den diben oder den raubern abgeyagt hat ;
komt abir in den fechs wochen der fich dor '^u ijihen , fo nymt
der richter dy ^way teil vnd yener behalt daz dritte.
184. Verfahren bei Ilorausfordoruiig-
g:eraubteii oder g-estolileaien Outesi.
Ob einer deup oder raub offenbar hat gekaufft.
Der abir den anderen tac feinen deube oder fein raup vnder
eimandern vindet, der das offenbar gekauft hat, vnd vuheimlich ge-
halden, den mag man keiner hanthafligen tat befchuldigen ; abir
windet man dy deub vndir im , er hab vor fein recht vorloren,
wann mit des rechtes vrlaup mag er wol fein gut anvangen
mit rechte ; vvil abir yener fein gut weren , ee is vor gerichte
kome, fo pitt er mit im gen Vorgerichte ; begeet er daz, er fchreit
doz gerufle, vnd greift in an vor feinen diep, als ob di tat hant-
haft fei, wenn er fich fchuldig hat gemacht mit der flucht; komt
abir yener vor gerichte mit villen, er fol fich vndernnden fei-
nes gutes ;u recht.
185. \l'enii der Inhaber behanirtet die
S»aehe g:eniacht oder die Thiere g^ezog^en
zu haben.
Ob einer do wider fprech , er iz gemacht oder
gebogen.
Spricht abir yener do vider, ab iz gewant ift, er hab iz
geworcht lazen ; ob iz pferd oder fiech ift, er hab is in feinem
ftall gebogen, er muz is mit m-ereren rechte behalden, yener der
184. Stimmt fast wörtlich mit Sp. II. 36. §. 1 überein. IVur der
Schlusssatz nach: AVen mit des richters vrlaube fehlt, muz her
sin gut wol ane vanjren mit rechte.
Vergl. Kaiserrecht II. 68.
Eichh. R. G. § 596.
Richtst. 32. 40. 47.
Leobsch. §. 41, 42.
185. Vergl. Sp. II. 36. §. 3. Der Sp. hat statt gerichlen Gewand, ge-
worrbten Sachen ,
Richtst. 17.
Weichb. 133.
157
iz in gewer hat, ob er iz felbe dritte feiner geburde ge^evgen
mak, den yener, der is gefanget hat.
1§0- Woiiii sich der Iiiliabor mit Markt-
kauf oder auf oiiio andere Weise eiit-
scliuldigft.
Spricht aber yener er hab is gekauft of dem mark.
D. p. 45.
Spricht abir yener , er hab is gerauft auf dem gemeinen
mark, er weyfe wider wen, fo ift der deup ledig vnd vnfchul-
dig, doz er di ftat beweyfe vnd fein recht dor^u tu. Seine
Pfennige vorlifet er, dy er dorvmh gab, vnd yener beheldet fein
gut , doz im vorftoUen Avaz , ob er fich dor^u feucht v^u den
heiligen felbdritte volkomener leut an irem recht , di daz wi-
fent, daz is deuplich odir rauplich gelozet fey. Sagit abir yener,
is fey im gegeben oder hab is gekauft , fo muz er benennen
feinen geweren, wider den er is gekoufet hat.
Er muz abir fweren , daz er fich ^urechte ^uge ; fo muz
ym yener volgen vbir xiiii nacht , wo er feucht an, vbir fchif
reich wazzer, wirt is gewert, als recht ift, des gutes an feiner
ftat vor daz gut ; wirt abir im prucht an gewer , er muz das
gut mit gewerte vnd mit puze lazzen , vnd ^ihet man in deupe
oder rauhes, dor an er fich muz entfchuldigen noch rechte, wor
auch der do angeuanget hat , er muz is lazzen mit puzze oder
mit gewerde. Man fol auch wol -ijihen auf manchen gewern, der
eine auf den anderen als lange biz man komt auf den, der iz in
feinem ftall gebogen hat, ob is wiech ift, odir ob ers felb ge-
worcht hat, ob iz gewant ift , felb dritte foll er fich dor^u ^i-
hen, daz er geangefangen hat an im prucht wirt, an dem ge-
wern, vnd er dem daz gut behalden in feinen gewern, als lange,
piz er iz im angewinnen wirt mit rechte.
186. Giebt gleichfalls Sp. II. 36. §. 4 — 8. bis auf unerhebliche Um-
stellungen der Worte wieder.
Vergleiche damit auch :
Richtst. 13, 14, 16, 17, 22.
Görlitz L. R. 46. §. 10.
Weichbild 130.
JJ. Seh. II. I. 13. D. 1.
i 8
IST. IVoliitioii froBiidor Naehoii aus Irr-
tliiiin.
Ol) ein des au d e r n f w c r l o d e i* n ii d c r n i c li t v o r-
h a n d e 1 1.
D. p. 46.
Wer des aiulern fwerl oder daidcr odir welcherliand is
ift von der ftuben treit, helle, kullVii, riaflaclien '^ii Tarnen
legt vor daz fein, vnd l'eines do leil, holdct er is in dem wane,
daz is lein, fei vnworholn vnd lar er feinen aid darvber tun, er
pleibl ane wandel angefangen •, mag man is wol vnd inbeclagen
denbes oder rauhes, wo mau in dorvnd) hefchuldigel, des nuis er
fich wol eutfchuldigen , ob er des ge'^eugen hat, daz er das
vnheiudich gehalden hat, fo mag man in keiner hanlliafligen tat
befchuldigen.
18§. m^er iialf UlflxPBi viid lläsiborii auf
liaaiflliaftig'c^r Tliat Ibogriifen Avurdc
Ob einer mit d e u b e gefangen w i r t.
Wer in der hanthaftigcn tat gefangen wirf mit deube oder
mit raube, der mak fich an keinen geworn '^iheu, noch mit keinem
recht im kam vnd der clager in leib fibendc ^bir'^lIge».
189. DiebisialBl dos goliauoiioii drasos.
Wen g e h a w e n gross f t i 1 1.
Wer des nachtes gehowcn gros flilf, daz fol man riehen
mit der wil; flilt er des tages, iz get im '^u haut vnd v/x bare.
187. Geht mit Sp. III. 89 völlig zusammen, nur ist die Aufzählung
der entnommenen Gegenstände etwas verschieden.
188. Wendet den (inindsatz des Sp. III. ü'i. §. 1, an, bestimmt den-
selben am Schhisssatzc etwas unisländlicher.
Vergl. AVeichb. 76, 90, 112.
Schwab. 2Ü4.
189. Gieht Sp. II. IS. §. 3 wieder. Nur spricht der Sp. auch von ge-
hauen hülz.
159
1 90. Verfalipoii mit ziis-eflossoiioiiSacIieii.
Wer eins andern hab ^u 11 uzt in wazzer.
Wer aucli eines andern mannes hab in vazzer zu fluzzet,
der fol fie yeneni vider geben, daz er fich dor ^u ^ihe, als recht
ift, vnd das er im fein kofteg-elde nach guter leute kor, er fal fie
auf bieten vnd halden vnverpsrgen fechs wochen: fragt yemant*
dor nach, er iz bekennen ; leukent er is, fo ift is deublich, ob man
is vnder im fider vindet, vnd muz is mit puze vider geben vnd mit
gewerte, wenn er is deuplich verleukent hat, keine deube hat er
dor an getan, di im an feinem leip oder gefunt oder ere gee, wenn
er fie vndeuplichen vnd vnrauplichen aus von eins gewalt prachl hat.
191. W^icdofffoi'fSoFiiiig: gfolielieuer Sa-
cSaeia.
1. Yinflication««reclB4. 3: Sleiiiäclitig^un«- fremder
Saclien. 3. 8^]rl»rec3it in das Ciiiit eines Cirericliteten.
4* eines iSelbstuiürders. 5. Anfnil ^esioSilener
Saclien«
Wer dem andern leicht p f e r d e.
D. p. 47.
1. Wer dem anderen leicht pferde odir claider ^u befcheiden
tagen, .hat er is vbir tac, vnd wirt er dor vmb beclaget, er fol
is ^u hant vidergeben vnd peffern, ob crs geergert hat ; denb noch
rauhes mag man nicht ge'^ilien, wenn er is im lebe ; vndervlndcn
mak er fich auch, wol ein man feines gutes mit rechte wo er is
fihet, daz man im vorheldet mit vnrecht vbir befchaiden -jeit.
2. Nyemant mak vorwirken eins anders mannes gut, daz er
vndir im hat, dennoch er feinen leip vorwirket.
3. Wer vor feines gerichtes halben feinen leip vorleufet, fein
neheft geteling nymt fein erbe.
4. Wer fich felbe von leibe tut, fein erben nemen fein gut,
5. Deube adir raube, die man vnder ein man vindet, daz fol
man behalden iar vnd tag; ^euch di weile nyemant dor^u als
recht ift, fo ker iz der richter in feinen nujt.
190. Stimmt ziemlich mit Sp. II. 29 überein.
VeiRl. Richtst. 12.
191. 1) folgt dem Sp. III. 22 mit ganz unwesentlichen Änderungen.
Vevgl. auch Richtst. 11. 47.
IGO
102. Bürg^scliaft für Wunden.
Vmb vunden.
D. p. 48.
\^'er vmb wunden odir vmb lemde purg w'\\ fein, der fehol
vor XX fcliok gelelfen lein alfo bordieidentliili, ob der wunde iju
■kircben odir iju flrazze gen mak, daz lol der purg beweil'en
mit ^wen pidermannen.
193. Ilaftung^ des Wirtlics.
Von 1 e u t e n, d i d o g e C t e halten der v n '^ u e h t v e g e n.
Herbergt ein man leute, flecb einer den andern tot an des
virtes fcbult in dem hauze oder dor vor odir waz vnfuge einer dem
andern tut, der wirt pleibt lein an l'chuld vnd auch di leute, ob fi
den felben entl'cbuldigen , nicht aufgehelden mögen vnd behalten
daz auf den heiligen, l'o man l'i dor vmb befchuldiget.
194. 'Von dorn Beistand, den man den
Reisenden , Q ästen oder Flüclitig-en
leistet.
Wen man helfen fal vor vn gerech gewalt.
Seinen vecfertigen gefellen vnd feine wirte, do er beherber-
get ift, vnd feime gafte vnd wer ^u feinen gnaden flucht, dem fol
der man helfen, daz er fich erwere vnrechter gewalt vnd tu wi-
der fein Irew nicht.
195. "Von Ergreifung- eines Verletzers
auf wahrer Tliat.
Von wunden vnd tot f 1 a g e n.
D. p. 49.
Ift das ymanl den andern wunt , wirt der felb begriffen mit
warer tat, vnd prenget man in vor gerichte — —
193. Giebt im Ganzen den Grundsatz des Sp. III. 91. §. 1 wieder.
194. Stimmt mit Sp. III. 78. §. 7. Die Glosse zu wegfertij^.
Ein wegfertiger Geselle, der einen lanpen Weg geht, vnd
ferne mit den andern geht als jjilgriin sind gar wie bruder. —
zu — wer zu seinen (i n a d e n f 1 e u c h e t.
Das ist, der in seine vier pfale fleuchet oder der bereit darin
ist. Wer seine vier phelb wehret, der tliut nolwer, als der sei-
nen leib rettet.
195. Dieser Artikel ist abermals unvollständig. Von dem Verfahren
gegen einen Verletzer auf handhafler That. Siehe Einleitung.
161
106. Klagen weseii Wunden und Todi-
sclilag*.
Der richte r fodern fol ein wunden oder ein tot-
flag.
Ob einer wuiit wirf oder derflagen, vnd ob feiner neFten
kein do bei mag gefei der in foder, fo niac in der richter oder aia
ander frunt fodern.
197. Fortsetzung-.
Von clage.
Ob fich ;wene an ein andern wunden, di do gleich wunt fein.
Ob fich abir ^wen an ein andir wunden, der ein clagt dem
richter vnd der andir nicht von in in den vier penken.
19S. H^orzug der fillagen bei Rundungen.
Ob fich ^ w e n f t e c h e n.
Wunden fich ^wen mit einander, einer mit eim mezzer, der
andir mit einem fwert, der gef lochen ift mit einem meffer, hat
dy vor clag. Ift is abir ein fpi^ fwert, vnd hat domit gefto-
chen, der mit dem groffern fmer^en hat dy vor clag.
199. lirueli eines gelobten Friedens.
F r i d , der gemacht w i r t von richter vnd von
f ch epp fen.
Komt abir einer vnd clagt dem richter vnd fcheppfen vmb
wunden, oder vmb ein tot flag, wirt ein frid ^wiffen in von
.richter vnd von fcheppfen geworcht, pricht der fachwald den frid,
in vbir^eugen richler vnd fchepfen paz, wan er fich geweren kann.
Wie ein mau lam wirt an wunden an nafen oder vo das fei. —
900. Strafe einer scli^vangern Frau.
Von weihe n.
D. p. 50.
Man fchol vbir kein weip, die ein lebendes kind treit, nicht
hoher richten, den ^u hant vnd ?u har.
200. Giebt Sp. III. 3. prmm. wieder.
Vergl. Richtst. 32, 43. Weiclib. 94.
11
1(52
201. S»trafe uiiitiiiiifligfei* Hiiider.
Von kinden.
Kein kind inac lein leben vorwirken, ee is kom '^u leinen
yaren: tut is iclit, daz Cal lein fornuind pelTeren.
203. Folgen der Groselluiig'.
Ob fich einer erfellet.
Derfellet fich ein man, oder wirt er wunt oder geflagen
alfo fere, das er ^u herberg nicht komen mag, treit ein ein man
^u dorf durch feinen trew willen, tut er das kunl dem richter
vnd den nagepauren , ftirbt er dornoch, er pleibt fein an wan-
den \ hat er kein kol't mit im getan, di fol man im gelten noch
rechte.
303. Verwuiidiiiig;^ oder Tödtung^ eines
Friedbrecliers.
Von fridprecher.
Wer wundet oder tötet ein fridprecher oder geechten man,
er pleibt fein an fchaden, ob er das beweifen mag als recht ist.
304. Strafe der ziA^ei fachen Ehe.
Von e 1 e i c h e n mannen.
Ob ein man ein eleich weip hat vnd I)ei irem lebendem leibe
ein andere nymt anderswo, ob er der vbirwuiiden wirt, man
enlhallet in, vnd wer fein weip an rechtes vrleil irlotet, der
fchol in geiftliche gerichte antwurten.
201. Ist nach Sp. II. 65. §. 1 bearbeitet. IN'ur ist hier der Grund-
satz des Spieglers, dass der Vorimind den Schaden aus i\e.s Kin-
des Verniöiren ersetzen nia;;, nicht enlliallen. Gleiches bestimmt
Kichlst. 32, 43.
Görlitz L. H. 34. §. 5.
203. Ver-rl. Grundsatz des Sp. II. 69. Richtst. 32. statt Wandel ist
Schaden jiilirauchl. Auch der Beweis des Sp. ist hier ausgeführt.
204. Nach Sp. II. 13. §. 5 ist die ETithauptung Strafe des Ehe-
bruches.
163
205. Haftungr des Vaters für seinen Solin.
Daz ein water nicht gewunden ift vmb ein tot-
flag vor feinen fun ^u antwurten.
D, p. 51.
Wo ein man einen fun hat, der von feinem proth nicht
gefcheiden ift, flegt er ein man ju tode, der water antwort
vor den fun, ab er will,
!206. Verbreclien unter Juden und Chri-
sten.
Ob ein jud ein vnlat tut oder ob fie an im gefchit.
Siecht ein Jude oder tut an eime criffen man ein vnge-
richte, do er mit begrilFen wirt, man richtet vbir in als vbir
ein criften man. Siecht abir ein criften einen Juden, man rieht
vbir in noch des konges vride, den er an im geprochen hat
oder tut er ein vngerichte an im.
206. Ist Sp. III. 75. 2. völlig nachgebildet. Der Schlusssatz des Spie-
gels : disen vride erwarb in Josephus wider den kunig Vespa-
sianum da her sinen sun tytum gesund niachete von der gicht,
ist hier weggelassen.
a>e^5*«-
11
A n li a n gr*
♦»*-
I. Iiicipit i§tatutuiti civitatis Prageiisin in
quo Rex eli§:it cives Prag^euses seiiiores
et dat eis in violatores liiijus Statut! quos-
libet coiiditioualiter potestateni i>.
(^4.Seft.l287J
(Aus einem Codex des königl. preuss. Archivs in Köniffsberff, dort
Kr. 1. Eine genau verglichene Abschrift befindet sich im böhmischen
National -3Iuseum Nr. 142 a/1. Auch im iv. k. Hausarchiv in ^Vien
findet sieh ein Codex unter der Aufschrift: Liber a missionibus re-
gum per manus Zdenkonis de Trebecz, welcher p. 48 dieses Statut
enthält. Man vergleiche auch den Codex der Prager Metropolitanbib.
K. XXXIII. Der Text wurde nach dem Königsberger Codex hier auf-
genommen, die Abweichungen des AVien. Codex mit W. bezeichnet.)
^Venceslaiis dei gracia Rex Bohemiae et marchio Mora-
vie etc. Ad exstinquendum perniciosa discordiarum incendia qui-
bus hucusque nostra Pragensis Civitas aestiiarat, et ut mul-
torum temerilas que post obilum palris nostri se supra se niniis
arroganter erigens ut nullius quasi dominii jugum l'erens efFre-
nata quedam licencia perpetravit quod voluit non divagetur im-
punis, Cunctis ejusdem civitatis Cives a festo Beati 3Iichaclis
primo futuro per anni unius circulum revolutum sub
hujusmodi statutorum norma ex deliberato con-
siliariorum nostrorura consilio vivere volumus
et manere.
1. Ut si aliquis ex civibus antediclis adversus alium inimi-
cicias gesserit vel habuerit occultas, ille contra quem gerentur
coram Symone dicto Stak, Cunrado Junossii Lu-
tolfo filioBernhardi nigri, Theoderico filioWol-
flini, Nicoiao cristine et Petro dicto Sceflero")
Civibus Pragensibus juratis electis a nobis de alioruni consilio
') Bios m. W. ^) Lutoldo Vridingerio etc. W.
168
civium et statulis et ordiiiatis ad hoc ut observeiilur ' J et ob-
servari faciant uiiiversa et singula inlVa scripta et ad faciendum
et ad ordinandiim singula qua; Paci diite civitatis et honori no-
stro videriiit expedire. Debet proponere accusare illiitn, qui gerit
occultas inimicicias contra ipsuin, et tunc, prsdicti sex jurati ac-
cusato insinuabunt quod adversus praetaxattim accusantein occul-
tas gerit inimicicias prfecipient, ut vel diniiltat eas vel quod non
babeat se legittime debeat expurgare.
2. Quod si forsan idem vel per superbiam vel per aliquam
callidilatem nolueril vel neglexerit adiniplere. Post primani nio-
nicioneni x talenta denariorum nobis et judici ac Civitati quiu-
que talenta persolvet.
Secundo monifus si non adimpleverit item deceni talenta de-
nariorum nobis et quinque judici et civitati sine niora solvere
compellatur.
Tertio vero nionitus nee adimplens nobis et judici et ci-
vitati simili et aequali prioribus taleatorum mulctabitur -) quan-
titate.
Post terciam vero monicionem si pertinacia perseveraverit in
incepta, sit ex hoc statim judicalus nobis'^) rebus pariter et per-
sona. Quemlibet et cujuscuiique condicionis existat habente ini-
micitias manifestas, dicti sex jurati monebunt, ut cum inimicis
suis debeat concordare.
Quod "*) si concordare forte non pofcrit adversariorum pro-
tervia respuente vel ipse refutaverit dedignantcr monebiliir ut
coram ipsis juratus Jus de ipsis inimicitiis juxta quod sibi com-
petit adversus adversarios prosequitur.
Quod si ter monitus non curaverit effectum mancipare in
decem talentis denariorum nobis et Judici et Civitati in quinque
pro monicione qualibef puniatur.
Sed si post tertiam monicionem pertinax inventus fuerit
nobis sit persona adjudicatus et omnibus rebus suis.
3. Praeterea cum regis sit omnes diiTicultates causarum re-
solvere ; Si pra?dicti sex et Jurati alii Civitatis in determinandis
et sententiandis qua^stionibus ^) dissencient et in ejusdem uon
poterint, vel noluerint sentenlite consonanciam convenire. Ad nos
quid unaqujpque ^) pars senciat deferelur et cujus parlis delibe-
rationem collaudaverinius juxta ipsius senlenliam finalem causa
exitum sorcietur.
') ut observRienl W. ') unilliplicabitiir. *) fehlt \\. *) Qui "=) qiii-
bns \V. ') una W.
169
4. Statuiinus etiain qiiod niillus Civis aliquem proscriptuui
aut famulum qiii M ii n 1 1 e y t ' ) dicitur in ipsa Civitate Pragensi
fovere audeat vel teuere.
5. Et*^) quod eiises, gladios fixurales acutos, lanceas lo-
ricas et alia ciijuscungue generis arma nulliis Civis aut famulus
die vel nocte ferre audeat vel praesumat. Si quis vero ex civibus
vel servis ipsorum in praedictis articulis vel praedictorum aliquo
secundum Jus civitatis probabitur esse culpabilis decem ta-
lentorum denariorum nobis, Judici autem et civitati quinque co-
gatur culpa solvere pro eadein.
Si secundo probabitur esse culpabilis xx talenta denariorum
nobis, Judici et civitati x solvere compellatur.
Si tertio in xxx talentis nobis, Judici et Ci\itati in xv pu-
nielur ac si probabitur esse culpabilis quarta vice tunc adjudi-
catus sit nobis rebus suis Omnibus et persona.
Hoc verumptamen observando moderamine in pauperibus Ci-
vibus atque servis , qui in prasfatis articulis vel prsfatorum ali-
quo culpabiles probabuntur, ut si quis ex eis Statute paMie non
poterit solvere quantitatem tunc praedicti sex Jurati punient eum
sicut expedire videbitur, verumptamen justitia mediaute.
6. Volumus quoque atque prageise mandamus ut obligatione
et pacto quibus se invicem vel cum aliis quibuscumque obliga-
runt Cives Pragenses sive eedem obligationes fide aut Juramento
aut litteris aat quomodolibet fuerint vallate reuuncient a data
praesentium infra quatuordecim dies continue numerandis absol-
vantqiie se penitus ab eisdem et litteras super ipsis editas no-
bis assignet infra quatuordecim dierum spatium praetaxatum.
Et de hiis per pradictos sex juratos moniti habebuntur.
Quod si primam monitionem non fecerit qui monitus fuerit x ta-
lenta nobis et Judici et Civitati quinque solvere tenebitur sine mora.
Post secundam viginti nobis et decem talenta solvent Judici
et etiam Civitati.
Post tertiam in trigiuta nobis et in quindecim Judici et Ci-
vitati niulcte nomine punietur.
Ac si post quartam monitionem non curaverit facere tunc
nobis adjudicatus sit rebus pariter et persona.
7. Statuimus etiam quod si tumultus aliquis bellicus excita-
lus fuerit in civitate ad quem aliquis pr^ter mandatum diclorum
sex Juratorum armatus occurrerit idem decem talenta nobis et
quinque Judici et Civitati pro qualibet vice solvel.
') Mundelvelt Tulgariter W. ^) et.
170
Si aulein solvcre noii poleiil lunc pryedicli sex .lurali pii-
nient euni juxta quod expedire vidchilur') justitia verumptameii
mediante.
8. El quia dignuin est, ut ciiilibet subjeclorum -) nostro-
ruin justitiain conservenuis , si aliquis fuerit accusalus vei infa-
nialus nobis eidem accusalo vel infainato expurgationem conce-
diiiiiis debitam et infamantem noininabimus ^) vel etiam accusan-
tem et si se expurgaveiit prout decet infamator vel acciisator
eadem *) pnnietur quam accusalus vel infamatus subire debuerat
si se per purgalionetn suam condignam innocentiam non pro-
basset.
9. Statuimus insuper et diclis sex Juratis expresse inanda-
mus quod justum forum de viclualibus vino et quolibet polus ge-
liere alque de qualibet rc alia que veiuiitur ad mensuram justum
forum et mensura debita seiundum valorem denarii slatualur et
hiidem sex Jurati faciaut hoc ^) slriccius observari.
10. Haec autem omnia et singula prout superius descri-
buntur dicti sex Jurati soUicite alque fideliter adimplebunt et
praicipimus eis quod excusationi debile sine dolo et caplione
qualibet debeant emendare.
11. Sed si forte sex praedicti Jurati praefala vel aliqua pra?-
fatorum per se exsequi non valebunt. Tunc Judicis et aliorum Ju-
ratorum auxilium implorabuut et biidem Judex et Jurati omne
ipsis consilium et auxilium inpatienfur fideliter et sincere et ideo
scripti prassentis tenorem mandamus dictis Judici et Juratis Civi-
tatis quicunque pro tempore illo fuerint quod diclis sex Juratis
assistant consilio et auxilio fideliter in omni articulo quociens-
cunque per eos fuerint requisili.
12. Si vero aliquis ex praedictis sex Juratis vel Judex aul ali-
quis ex juratis Civitatis prece precio odio vel amore dolo vel quocun-
que malo ingenio praedicta omnia et singula que praescripta sunt elfec-
tui non curaverit mancipare; Post primam monitionem cum casus
exigerit viginti talenta denariorum nobis et decem Judici et Ci-
vitati sine cujuslibet dispendio more solvet.
Post secundam monitionem quadraginta nobis talenta, vi-
ginti vero Judici ac etiam Civilati.
Post tertiam in sexaginta talenta nobis mulclabitur^) et Ci-
vitati et Judici in triffinta.
') fehlt w. *) Subditorum W. ') volumus. *) eadem pocna W.
*) ha?c W. ") niuitiplicabilur Vv.
171
Post has autem nionitiones si adhuc perseverare ' ) perti-
nacia contumaciter -) eiiitetur.
Tunc periurus et infamis (lebet ab omnibus judicari, et in-
super adjudicatus erit nobis rebus pariter et persona.
13. Statuimus ad haec; Quod Judex Pragensis quicunque pro
tempore fuerit causas omnes determinet et judicet secuudum Jus
Civitatis et de consilio juratorum Civitatis.
De praescriptis autem nibil attemptet pro se judicare sine
praedictorum sex Juratorum arbitrio et voluntate, Decernentes ir-
rilum et inane quidquid per eum contra hoc edictum fuerit ju-
dicatum.
14. In quorum statutorum stabilem firniitatem pra?fati anni
unius spatium inviolabiliter duraturam praesentem paginam conti-
nentiae statuta nostris Rawissii^) de, ., Jaroslai deSternberch, Pin-
cerne Bohemiae et Purgravium in Vechau ^) consiliariorum no-
strorum , et quia sex dicti Jurati de consilio aliorum civium
Pragensium et voluntate a nobis electi fuerunt ut dixinuis et quia
hiidem Jurati libera voluntate promisserunt nobis Corporali prae-
stito Juramento eadem statuta observare et efiicaciter facere ob-
servari, Praedicte civitatis et eorundem sex Juratorum sigillis de
ipsorum voluntate spontanea muniri fecimus in testimonium ve-
ritatis. Datum Präge anno domini incarnationis millessimo ducen-
tesimo octogentesimo septimo priedie nonas Septembris per ma-
nus Weceslai prothonotarii regni nostri ^).
II. Statutuiii Coiisuluiii de 6. Jan. 1307.
St. f. 5. p. V.
Nos...judices consules et jurati cives civitatis Pragensis no-
tum esse volumus universis praesentes literas inspecturis , quod
nobis et aliis polioribus civitatis civibus in domum Wolfranii
filii quondam Meinbardi de Egra civis Pragensis convocatis super
negotiis et utilitatibus ipsius civitatis pertractandis, inter alia ci-
vitatis negotia , quae ibidem fuerant pertractata, consilio habito
praematuro, statuimus, promisimus unanimiter et volumus, quod
quicunque civis vel alter homo, cujuscunque conditionis fuerit,
ab honorabilibus viris , dominis . . . praeposito et canonicis Pra-
gensis ecclesiae, curiam in civitate Praga apud monasterium fra-
trum minorum ordinis S. Francisci de S. Jacobo sitam, pro an-
') perseverare curaverit W. ') contumacia contumacite. ') Zawissi
de Falkenstein. ") Vetau. ^) fehlt im Königsberger Codex.
173
nua pensione conduxerit, quod ille civis vel alter hoino, ut est
dictum , de lucris suis de diita curia percipiendis praeter col-
lectam suam de bonis et rebus suis juxta cousuetudinein nppro-
bataiii, et ut moris est, civitati exsolvcndam, sive eliam collecla
civifati fuerit generalis imposita vel non iinposita , decem mar-
cas argeuti, ad subsidiuin civitatis et commoduni ac ad utilitates
quascunque ipsi civitati incuinbcndas, dare et exsolvere in lernii-
nis inferius annotatis sine difficultate qualibet teneantur, non
obstantibus privilegiis vel liberlatibus, quae vel quas dicti do-
niini pnvpositus et canonici dictae Pragensis ecclesiae fortassis
nunc liabent ab illustribus regibus Boemiie, vel habere poterunt
in futurum super dicta pecunia per dictum civem inbabitatorem
et conductorem dict» curiae non solvenda. Cujus quidem prae-
scriptae pecuniae mediam partem in festo S. Gcorgii anno quolibet
dabitperpetuo et exsolvet (et alteram) in festo S. Michaelis immediate
postea secuturo. Quodsi non faceret, extunc judex et . . . jurati,
qui pro tempore fuerint, dictum civem pro dicta pecunia in dic-
tis terminis non soluta plenam inpignorandi habere poterunt fa-
cullatem. In cujus rei testimonium perpetuo valiturum pra^senles
fieri fecimus et sigilli civitatis munimine communiri. Actum et
datum Pragae per manus magistri Petri, dictae civitatis public!
notarii, anno domini Millesimo ducentesimo nonagesimo seplimo
in die epiphaniae domini viii Idus Januarii.
III. Statutuiii coiümiluiBi do domo con-
silii.
C2. Jim. 1296.)
St. f. 6. X. A. p. D. p. 150
Nos Franciscus judex, J a c o b u s filius quondam W o 1 f-
lini, Wolfram US filius quondam Meinhardi, Philip-
pus^) quondam Johannis, Sypoto deßenessow, Hein-
ricus dictus Herstul, Perchtoldus Pullus, Otto fi-
lius Conradi, Otto filius Simonnis Stukonis, Otto de
Lapide, Heinricus scriptor, Jacobus Fridingeri, ju-
rati et cives civitatis Pragensis, notum fieri volumus universis
tenorem pra^sentium inspecturis, quod cum quidain ex nobis es-
sent elecli una cum aliis bonestis viris civibus. de consilio ma-
turo nostro et communilalis, videliccl Lutoldo de Turri, Con-
rado de Ryczano et Bylhingo, ad collectam domini regis
'J niins D.
173
et civiiiin fideliter colligendam , qua- se extendebat ad summaiu
inille inarcaruin argenti , quos super eadem coUecta iideliter col-
ligeuda oportebat super crucem in ecclesia sancti Nicolai prae-
stare corporale juramentuni, ut candem coUectam colligere fide-
liter debprent ubsque omni doli captione, et ipsam in usus lau-
dabiles pro republica ipsius civitatis nee non pro honore et com-
modo tarn divitum quam pauperum omni, quo possint, studio per-
tractare; consideralis diversis defectibus civitatis, quorum unus
fuit, quod civitas tam a nobilibus quam civibus regni ipsam ci-
vitatem visitantibus notam ruboris et verecundiae passa fuisset
per multa tempora non modicam, ex eo quod non haberet do-
mum consilii et maniloquii sicut alia; civitates capitales consue-
verunt habere, in qua causae super diversis negoliis civitatis et
consilia civium tractarentur, et oporteret ipsos cives septimanis
singulis quterere diversa locorum diverticula ipsorum honori mi-
nus decentia pro causis civitatis et negotiis pertractandis :
Alter defecfus civitatis fuit, quod cum notarii nostri certos
non haberent redditus, sicut notarii aliorum civitatum capitalium
consueverunt liabere, per quos possent babere et sustentalionem
honorificam et decentem et insuper in domo aliqua honestam re-
sidentiam corporalem, in qua invenireutur semper parati ab Om-
nibus ipsorum servitium pro literis vel pro aliis civitatis negotiis
requirentibus, et ob dictum defectum iidem notarii nostri forsitan
libenter viderent, ut annis collectie colligantur singulis in prae-
judicium civitatis :
"Ad removendum hos prsscriptos defectus nos praedicti ci-
ves , qui ad dictam coUectain suscipiendam sub juramento cor-
porali prEBslito fueramus electi, juxta idem juramentum per nos
factum domum Jacobi Cubconis civis Pragensis, sitam in
foro et contiguam domui Burchardi de Egra, de modica
parte dictae collect«? residua nee non de pignoribus et emendis
a transgressoribus maudatorum, quae cives slatuerant, receptis ad
honorem et comniodum tam divitum quam pauperum pro domo
consilii ipsorum civium matura deliberatione prsthabita emendam
duximus et solvendam, sub hujusmodi emptionis et solutionis
forma, ut jurati civitatis, quicunque pro tempore fuerint, in dicta
domo causas et negotia ipsius civitatis"-^) perlractare, et magister
Petrus notarius noster, de cujus scientia, fidelitate et honesta
morum conversatione laudabile testimonium perhibemus, et sui
successores in eadem domo corporalem habebunt residenliam, et
') icnla ü. •) habere dcbeanl et peipeluo D.
174
omnes usufriicUis, censum et ulilitatos, qua? de eailem domo
provenire poterunl isla vice vel in futurum, debent percipere et
habere, ipsostpie olTicio nolarijp gau.lere volumus, quamdiu se
circa cives lideliter gesserint et deceuter, collectas et iiteras ci-
vium lideliter conscribendo, secrela et occulta tarn princijjis, quam
civium, ex quibus malum possil accidere, nulli communicaiido
etiam vel Iradendo, et quamdiu se ab islis eiiormitalibus jam
praescriptis custodiverint, et non convicti ipsorum juratorum te-
stimonio fuerint enormilatibus de eisdem, ipsos, ut diximus, gau-
dere volumus otTicio nolariae et gratiis pneuolatis. Statuimus
etiam * ), quodsi dictus magister Petrus et sui successores dictum
nolarä oilicium resignarent, suum statum in melius ex adjutorio
Dei et civium commutautes, vel etiam si decederent, extuuc nul-
lus ex ipsis civibus ad hoc debet dare operam et praeslare, ut
suus cognafus vel consanguineus in civitatis notarium eligatur,
propter partem sucrum amicorum magis quam civium promoven-
dam, sed homo communis, literatus et (idelis , qui sufficien-
ter civium sciat dictare Iiteras et ipsorum negotia pertractare,
et qui Omnibus civibus benevole et libenter serviat per ipsos
juratos et alios majores cives in civitatis notarium eligatur
sub singulis conditionibus superius praenotatis. Ut igitur emptio
seu exsolutio dict;e domus, facta pro honore et commodo civi-
tatis a nobis et nostris successoribus , juratis civibus Pragensi-
bus, quicunque fuerint, rata et grata permaneat et perpetuo in-
convulsa, praesens Privilegium conccribi de certa scientia nostra
fecimus et sigilli civitatis munimine communiri. Actum Prag«
anno domini Millesimo ducentesimo nonagesimo sexto iüi Nonas
Junii.
IV. Couflriiiaiio regia litcrao praece-
deutis.
eis. Sept. 1299,)
St. f. 6. A. p. 159.
Nos Wenceslaus dei gratia rex Bohemiae, dux Cracovi«' et
Sandomiriai, marchioque Moraviae, notum facimus universis pra;-
sentes Iiteras inspecturis, quod dilecti nobis Franciscus olim ju-
dex, .lacobus fdius quondam Wolflini, Welframus filius quondam
Meinhardi , Philippus lilius quondam Johannis , llenricus scriptor
nee non ceteri jurati civitatis nostr« Pragensis ex parle sua et
') ordiuantis D.
175
communilalis civitatis ejusdem. nobis exhibuerunt quoddam instru-
mentiim super provisionem (sie) facta per ipsos dilecto nobis
magislro Petro, publice jain dictae civitatis notario, et suis suc-
cessoribus conscriptum, petentes, ut idein instrumentum et in ipso
coiitenta ratificare et confirniare majeslatis noslrae gratia digna-
remur. Erat autein ipsum instrumentum non abolitum, non abra-
sum, non canceliatum nee in aliqua parte sui vitiatum, sigillo ci-
vitatis prfedict* munitum et de verbo ad verbuin per omnia
continentia ejus talis.
Nos Franciscus judex etc. *). Nos vero obsequiorum fide-
lium promptitudinem et grata; conversationis babilitatem, quibus
praedictus magister Petrus tam nostr« celsitudini quam civitati
praedicta coniplacere studuit, iutuentes, gloriosum quoque et con-
decens fore reputantes, ut talis civitas, quse capitalem in regno
nostro dignitatem obtinet, sie suo noturio in certis proventibus
et retributionum prffniiis provideat, quse ipsum nofarium ad suf-
ferenda continui laboris onera et ad obsequendum fideliter tam
nobis quam civitati praefatae dulcius alliciant et invitent, pra;fa-
tum instrumentum et universa et singula in ipso contenta rata
gereutes et grata, eidem magistro Petro et suis successoribus
Omnibus, quibus jurati , qui pro tempore fuerintj et alii potiores
cives nostri Prageuses degunanimi cousilio et beneplacito civita-
tis jam dictae notariam publicam, cum vacaverit, committendam
et concedendam duxerint, ex certa nostra scientia tenore pra;-
sentium auctoritate regia confirmamus. In cujus rgi testimonium
praesentes confirmalionis nostrae literas fieri et sigillis majestatis
nostrae jussimus communiri. Datum in Mysenburk (sie) per manus
venerabilis Petri Basiliensis episcopi , Wyssegradensis praepositi
et regni Boheniiae cancellarii, principis nostri dilecti anno domini
Millesinio ducentesimo nonagesimo nono xiiii kal. Octobris, duo-
decima indictioue, regni nostii anno tertio.
Ista duo privilegia tenet et conservat Meinhardus Wolframi
pro communitate civium et notarii civitatis Pragensis.
\'. liitera super domo consilii.
C2S. Aug. 1338.)
St. f. 259 p. v. A. 47. 65.
Nos Johannes dei gratia Bohemiae rex ac Lucemburgensis
comes notum facimus universis praesentes literas inspccturus, quod
') Das vorstehende Statut der Sctiöffen vom 2. Juni 1296 im Ar-
chiv Codex so wie Doiiik. Codex. Diese liünigl. Bcstältigung der
176
(lilecti iiobis judex, jurati iic uuiversitas rivium mnjoris civitatis
Priigeiisis pro parte sua el coimminitalis civitatis ejusdem iiobis
exliibucrimt copiam tiijusdaiii iiislniineiiti super provisione per
eos dictip civitatis facta, peteutes, ul ideui instrumentuui et oinuia
in ipso contenta ratificare et confirmare niajestatis noslrae gratia
dignarenuir. Copia autem sive tenor ipsius instruineuti erat talis :
In nomine doniini, Amen. Actiones, quas niundus labiiis or-
dinal, saepe delet oblivio et successus temporum, nisi firmentur
Viva voce teslium aut elficaci karaktere literaruni. Hinc est quod,
nos Wenceslaus dictus Rok-^auer judex, el Nicolaus Albus, An-
dreas dictus Goldner , Pezoldus carnifex , Seidlinus de Pieska,
Henricus Melniker, Frenzlinus Kornpubel, ISicolaus Znoimeri, Ni-
colaus Clementeri, VIricus Silber^eiaer, Jeclinus Kuperti, Vlricus
Pleyer et Jolilinus Rok'^aner jurati et universitas civium majoris
civitatis Pratensis notum fieri volumus universis tenorem pra'sen-
tiuni inspecturis, quod nos cum senioribus matura deliberatione
praehabita diversos defectus civitatis praetendentes, quorum major
fuit, quod ipsa civitas tani a nobilibus quam a civibus regni
Bocmiae ipsani civitatem visitantibiis notam ruboris et verecundiae
passa fuisset per nuilla tempora non modicam, ex eo quod non
baberet domum consilii et nutniloquii, sicut alise civitates capita-
les consueverunt habere , in qua causaj super diversis negotiis
civitatis et consilia civium tractarentur, et oporteret ipsos cives
seplimanis singulis quaerere diversa locorum diverticula ipsorum
honori minus decentia pro causis civitatis et negotiis pertrac-
tandis, ad removendum bunc defeclum, nos prtedicli cives domum
cum area quondam Wolflini de Lapide et censibus praesentibus
el futuris, si qui adaucli l'uerint, et aliis pertinentiis ad ipsam
domum et aream spectantibus universis sitam in acie medii
fori contra domum Joblini Jacobi in ipsa civitate Pragcnsi , de
vngelto vini ad honorem et commodum tam divitum quam pau-
perum pro domo consilii ipsorum civium matura deliberatione
praehabita emendam duximus ac etiam exsolvendam sub hujusmodi
emptionis et solutionis forma, ut jurati civitatis pra^dictte, quicun-
que pro tempore fuerint, in dicta domo causas et negotia ipsius
civitatis et collectas habere debeant el perpetuo pertractare, im-
pedimento cujuslibet non obstante.
Statuimus eliam sub pcena infrascripta, volcntes, ne aliquis
nobilium seu civium, cujuscunque dignitatis. prieeminenlia', condi-
städtischen Urkunde ist vor- und nacliijesclzt und an dieser Stelle
die Urkunde uufgenonunen.
177
tionis, Status, vel ofTicii existat, domum ipsani vel censum ejus
in loto vel in parte ex adjutorio doaiini nostri regis vel succes-
sorum suorum sibi vel hteredibus aut amicis suis usurpare vel
alienare pr*sumat, audeat vel debeat quomodoiibet in futurum,
sed ad ipsam civilatem pro honore vel commodo spectare debet
in a^ternum. Si quis vero vel si qui Statut is nostris praedictis ad
dominum noslrum regem, haeredes vel successores ipsius pro usur-
patione seu alicnatione dictae domus vel census ipsius in parte
laborando, contraire vellet aut vellent , bic vel hü per nos aut
successores nostros et a quolibet fidedigno perjurus et fidefragus
debet esse, et etiam violator sui honoris, et ubilibet appellari, cum
ammissione rerum et corporis, quoruni bonorum media pars fisco
domini nostri regis, reliqua vero pars civitali cedere debet ante
dictae, corpus autem hujusmodi transgressoris juxta gratiam ju-
ratorum exstat judicandum. Volumus eliam, ut nullus alter dictam
domum inhabitet nisi bic , qui per nos aut successores nostros
juratos pro tunc inibi fuerit collocatus. Insuper est expressum,
quod si aliqutE literae successu temporis in pra-judicium dictas
domus aut census ejus in toto vel in parle inventae et ostensas
fuerint, quibuscunque sigillis sigillatae, tales literas praeter bas
nullius vigoris dicimus esse de caelero aut niomenti. Ut igitur
emptio seu exsolulio dictfe domus, facta pro honore et commodo
civitatis a nobis et nostris successoribus juratis civibus Pragen-
sibus, quicunque fuerint, rata et grata permaneant et perpetue
inconyulsa , praesens Privilegium scribi de certa nostra scientia
fecimus et sigilli civitatis prsedictae munimine communiri. Actum
et datum Pragae anno domini Millesimo cccxxxviii x kalcndas
Septembris.
Nos vero petitionibus ipsorum civium pie annuentes, ipsum
instrumentum et omnia in ipso contenta super ipsa provisione
facta ratificamus , approbamus et sigillo majestatis nostrae con-
firmamus. Datum Ambyamis sexta feria ante feslum beati Mathaii,
aposloli et evangelista) anno domini Mill. trecentcsinio tricesimo
oclavo.
VI. §itatuta Jiidaeoi'uiii.
(/?e auuo 12.54.J
(Aus dem sogenannten Membran - Codex des Prager Stadt - Archivs,
naeh llanlurs Bezeichnung Nr. 45. P. p. 258—263:)
In nomine sanctae et individuae trinilatis feliciler Amen.
Karolus quarlus, divina favenle dementia Homanorum im-
pevator semper Auguslus et Boemiie rex, ad pcr|)eluam rei me-
12
178
nioriam exliibita nostrie celsiliidiiii pro parle Juda'oruin Pra^eii-
sium nee non omnium aliorum Judicoriim, in regiio nosiro Boe-
miae et terris nobis subjectis consislenlium, caiuerae nostrae ser-
vorum, supplex pelitio contincbat, ut quoddam Privilegium clarae
memoriae illiistris quondam Ottakari, tunc ducis Auslriae et
marchionis Moravite quct-dam privilegia aplica dictis Judteis con-
firmantis, nee non aliud Privilegium ejusdein quondam Ottakari
ut regis Boemise super juribus et dislindione eoriimdem Juda?-
orum approbare, ralilicare, innovare et (.onlirniare de beuignitale
solita dignaremur. Quorum quidem privilegiorum priuii lenor ta-
lis est :
Ottakarus, qui et Przyemysl, dei gralia dux Austris
et marchio Moravia; universis hanc paginam inspecturis in per-
petuum recognoscimus et prasentibus publice protesfamur, quod
literas summi pontilicis sub sigillo reverendi patris et domini H e r-
nianni venerabilis Erbipolensis episeopi judaüs concessas,
non vitiatas, non cancellatas, ut asseruit, nee in aliqua sui parte
diminutas , de verbo ad verbum vidinms et audivimus in hunc
modum continentes: Innocentius, episcopus servus servorum
dei, dilectis in Christo filiis fidelibus Cristianis salutem et apo-
stolicam benedicUonem. Sicul Judieis non debet esse licentia in
synagogis suis, ultra quam permissum est , lege pra^sumere, ita
in liiis, quae concessa sunt, nuihim dcbcnt pra^judicium sustinere.
Nos ergo, licet in sua magis velint durilia perdurare, quam pro-
pheliarum verba et suarnm scripturarum archana cognoscere atque
ad Cbristianae fidei et salutis notiliam pervenire.
Quia tamen defensionem nostram et auxilia postulant et
Cbristianae pietatis mansveludinem prjedecessorum nostrorum fe-
licis memorise Calixti, Eugen ii, Alexandri, Clemen-
tis, Celestini, Innocentii, Uonorii et Gregorii, Ro-
manorum ponlificum, vestigiis inhärentes, ipsorum petilionem
adniittimus eisque protectionis nostrte clipeum indulgemus.
Slatuimus etiam, ut nullus Chrislianus invitos vel uolenles
ad baptisnuim venire eompellat, sed si eoruni quilibet sponte ad
Chrislianos fidei causa confugerit, poslqnam voluntas ejus fuerit
patefacla , Christianis absque elTiciatur calumpnia, verum quippe
Christianitatis lideni habere non credilur, qui ad Cbristianos bap-
tisma non sponlaneus. sed invitus cognoscilur pervenire.
Nullus etiam Chrislianus eorum personas sine judicio pote-
slatis terra; vulnerare aut occidere, vel suas illis pecunias auf-
ferre prsesumat, aut bonas, quas hactenus in ea, in qua habitant
regione, habuerunt, consvetudines immutare.
179
Praeterea in feslivilatum siiarum celehrafione quisquain fu-
stibus vel lapidibus eos nullateniis non peiturbet, neque aliquis
ab eis coacta servitia exigat, iiisi ea, qua; ipsis praeteritis facere
temporibus consveverunt.
Ad haec malorum bominuin pravitati avaritise obviantes de-
crevimus ut nemo cimiterium Jud<eorum inutililare vel minuere
audeat sub oblentu pecuniae, corpora humata effodere, nee etiam
aliquis eis obiciat, quod in ritu suo bumano utantur sanquine;
cum tarnen in veleri testamento praeceptiim sit eis , ut de hu-
niano sanquine taceamus, quod quolibet sanquine non utantur,
cum apud F u 1 d a m et in pluribus aliis locis propter hujusmodi
suspicionem multi Juda^i sint occisi : quod auctoritate prasen-
tium, ne deinde üat dislrictius, inbibemus.
Si quis autem decreti hujus lenore cognito teraere, quod
absit, contraire teinptavarit, bonoris et officii sui periculum pa-
tiatur, aut excommunicalionis ultione plectatur, nisi pra?suniptio-
nem suam digna satisfactione correxerit ; nos autem dumtaxat
hujus protectionis prssidio nolumus comnuniiri, qui nibil macbi-
nare praesumpserint in subversione fidei Cbristianaj. I n n o c e n-
tius, episcopus servus servorum dei , dilecto filio decano E r-
bipoleusi salutem et apostolicam benedictionem.
Obviare non credimus ecclesiasticae bonestati, si sedes apo-
stolica, pia mater, Judaeos, quos inter filios sui uteri sub pro-
priis rilibus eorundem salutem expcctans niisericorditer patitur
conservari, sui expertes favoris et pra!sidii non relmquat . . . sicut
Judaeorum civitatis et diocesis Herbipolensis petitio nobis ex-
bibita continebat.
Venerabilis frater noster Herbipolensis episcopus con-
siderans, quod nonnulli Ciirislianorum ejusdem civitatis et dio-
cesis dictos Judaeos indebilis molestiis et exactionibus contra in-
dulta privilegii dictaj sedis inbumaniter affligebant, ac pia super
hiis gestans viscerae erga eos, volensque ipsorum quieti consu-
lere in bac parte ac dictorum Chrislianorum providere, saluti in
civilate et diocesi praedictis per subdilorum suorum loca duxit
generaliter staluendum, ac eliaiu inhibeudum, nc aliquis subdilo-
rum suorum clericus vel laicus, in quos ipse spirituajem vel tem-
poralem jurisdictionem obtinet, Judaeos ipsos in parte aliqua, in
personis, rebus vel familiis eorumdem aliquatenus audeat laedere,
invadere vel etiam in aliquo molestare, prout in litcris confectis
exinde ac ipsius episcopi sigillo munitis plenius dicitur conlineri.
Nos itaque pra^dictorum Judaeorum precibus inclinati, quod
ab eodem episcopo super hoc proinde factum est, ratum haben-
12*
180
tes, discretioni tua; per apostolica scripta maiidanius , qiiatenus
eosdein Judajos contra prsdictoruin slatuti et iiiliibitionis tenorem
iion penniltas super hiis ab aliquibus indebitc moleslari.
Molestatores bujusmodi per censuram ecclesiasticam appel-
latione posl posita compesceiido noii obstaiilc, si aliquibus a sede
apostolica sit indultum, quod ai)sque nosfro spcciali maiidato ex-
communicari aut interdici nequeant aut suspendi.
Datum A vissii vii Kalendas Octobris ponlilicalus nostri aiino
undecimo.
Igitur cum sanctorum patrum concessiones et statuta uobis,
qui titulis dig^nitatis nostrae sub principio hujus paginae duximus
exprimendos , documenta cerfa siiit mcrito et cxempla uiiiversis
fidelibus regui nostri per Boemiam baronibus, supanis, villicis,
judicibus et aliis a nobis babentibus judiciariam polestatem damus
gralia nostrse sub obtenfu , rerum quoque et personarum con-
servatione firmiter in praiceptis, ut et ipsi una noI)iscum firmiter
custodiant et observent uuiversa et singula, qua? in liac pagina
sunt expressa de Judasis in prtedicto regno nostro constitutis et
cimiteriis eoriim, signagogis, rebus quoque et personis perpetuo
indebite non laedendis. Ut autem. quse in hac pagina continentur,
perpetua sint et liraia, ipsa sigillorum nostrorum munimine ro-
borari mandavimus cum testibus subnotalis, qui sunt: Bavarus,
summus camerarius regni nostri, Witko de Noua domo,
S m i 1 o de L e u c h t e m b u r c h , J e r o s s i u s b u r g r a v i u s
Pragensis, Sdeslaus dapifer Hloraviae, Cbadoldus
Orphanus, Marquardus subcamerarius , Andreas subda-
pifer et alii quam plures. Actum in Satesca anno gratis; mille-
sinio ducentesimo quinquagesimo quarlo, decimo Kalendas Novembris.
Secundi vero privilegii, de quo supra fit mentio; talis est
tenor :
In nomine sanctie et individuse trinilatis Amen.
Nos Otakarus dei gratia rex Boemia;, dux Austriae et
Sliriae et marcbio Jloraviae omnibus in perpeluum. Quum unius
cujusque condilionis itonünes in nostro dominio commorantes vo-
lunius gratis; et benevolentia; parlicipcs inveniri , universis .)u-
daMS in regno nostro et domiuio constitutis liac jura statuimus
inviolabiliter observari.
i. Contra judieos non (lebet adinitti ad testhnoninm christia-
nvs, nisi probat per judivum et i/ir/stiauiini.
Primum quidem statuimus ut pro pecunia mobiii aut pro re
immobili aut in causa criininali , tpue tangit personam aut res
181
jiuhvi. Kiillus elirislianus coiilra judaeum, nisi cum christiano et
juda'O in testimoniuin admittatur.
2. Si ckristianus pro pingiwribns cifat judcciim, et ille non
confilefur: judceus per juratnentum etadaf.
Item si christianus judfeum impetit asserens quod ei siia
obligaverit, et judaeus diffitetur et christianus judsi simplici verbo
fidem noluerit adliii)ere , judsus jurando super equivalente sibi
oblato suam inteiicioiiem probabit et transeat absolutus.
5. Si pro minor i pecunia asserit christianus, sc judceo pin-
gmis obligasse: judcens per juramentum probet.
Ilem si christianus obligaverit pingnus judaeo , afFirmans
quod judteo pro niinori pecunia obligaverit, quam juda?us confi-
teatur, jurabit judaeus super pignore sibi oblato, et quod jurando
probaverit, christianus ei solvere non recuset.
4. Si judceus dicat, christiano se aliquid mntuasse christianus
juraniento se expurget.
Item si Judaeus christiano non assumptis testibus dicat, se
pignora mutuasse, et ille negaverit, super hoc christianus solius
sui juramento se expurget.
5. Judaus pro pignore omnia potest recipere , exceptis vesti-
bus sacris et madefactis sanquine.
Item Judaeus recipere poterit nomine pingnoris omnia quae
sibi fuerint oblata, quocunque nomine vocentur, nuUa de bis requisi-
tione faQta, exceptis vestibus sanquinolentis et madefactis et sacris
vestibus, quas uullatenus acceptabit.
6. Juda'us contra christianum jurabit., quod nesciebat pingnus
furatum aut riolenter ab/atum, dum obfigabatur ei.
Item si christianus impelierit judaeum, quod pingnus, quod
judajus habet ei furlive vel per violentiam sit ablalum, judaeus
juret super illo pingnore , quod cum recipit furlim ablatum vel
raptim ignoraverit, hoc suo juramento implicito quanto sit ei pin-
gnus obligalum hujusmodi probabit, et sie expurgatione facta
christianus sortetur et usuras ei persolvet, que medio tempore
accreverint.
182
7. Si christkinus ajitid Judccum aliquid iiipingnoraverit et
judceus suum cum i/lo amisil, jurabit jitdanis et ubsolrettir a
petilis.
Item si aut per casum incendii aiit por fuiliim aiit per viiii
res suas cum obligatis sibi pingnoribus amiserit, et hoc constiterit
et Christianus, qui hoc obligaverit, nihilomiaus impetit eum, judaeus
juramento proprio se absolvet.
8. Civitas nihil agat cum Judwis 7iisi Rex Tel Dux: pro
reatu rero persoiie soliis Rex jiidicabit.
Item si judei inier se discordiam de facto movcrint aul
guerram judex civitatis nostre nullam Jurisdictionen) sibi vindicel
in eosdem, sed Rex aut Dux, aut summus terre vel regni Camme-
rarius Judicium exerceßlt. Si autem realns vergit in personam
soli Regi vel Duci, casus reservabitur judicandus.
9. Pro xnlnere judcei poeiia debetur Recji et. ccbso.
Item si christianns jud»o vulnus qualecunque inflixerit, reus
Regi vel duci solvat xii marcas auri sue camere deferendas et
vulnerato xii marcas argenti et expensas, quas pro sua curatione
impenderit medicine.
10. Pro capite judcpi pcena dehefur Regi ridelicet conßscatio
bonorum.
Item si christianus judajum occiderit digno judicio punialur
et omnia rei mobilia et immobilia in Regis polestatem transeanl.
11. Pro plaga judcei non sanquinolenta poena debetur Regi et
C(cso sdfisfdcto.
Item si christianus juda^um ceciderit ila lamen quod sanqui-
nem non edundat, solvat Regi vel duci iiii marcas auri, et per-
cusso seu Iseso iiii marcas argenti satisfaciet. Si vero pecuniam
nou habuerit , per detruncationem manus satisfaciet et pro
commisso.
12. De theloneo a judeeis exigendo.
llem ubicunquc Judaeus dominium noslrum Iransierit , nullus
ei aliquod impcdimenlum preslabit, nee molestiam inferal , nee
gravamen. Sed si aliquas merccs aut alias res duxerit, de quibus
mnta debeat provenire per omnia mutarum loca non nisi debitam
solvat mutam. quam solveret unus civium civitatis illius, in qua
judaeus eo tempore commoralur.
183
13. De ductura morfuonim jiidaurum.
Item si judaei juxta suam consvetudinem aliquem ex inorluis
suis, aiit de civitale ad civitatem, de proviiuia ad provinciani, aut de
sua terra aut de una terra ad aliani terram deduxerint, nihil ab ipsis
per itiutarios volumus extorqueri, si autcm mufarius aliquid ex-
torserit ut pntdo, qui vulgariter dicitur r a u b e r, puniatur.
i4. De dissipatione cimiterii.
Item si christianus cimiterium eorum quacunique temeritate
dissipaverit aut invaserit, forma judicii moriatur et omnia sua
perveniant regis camerae sive ducis qiiocumque nomine nuncu-
pentur.
15. De tioleiitiu schölte judcBorum.
Item si quis temerarie jactaverit super scolas Judaeorum
judici Judaeorum duo talenta volunuis ut persolvat.
16. De poena judicis contra judcpum.
Item si judteus, suo judici in poena penitentiaria (pecuniaria)
que Wandel dicitur, reus invenfus fuerit, non nisi xii denarios
solvat ei.
17. De contumacia Judcei, qua poena puniatur.
' Item si judaeus per edictum sui judicis vocatus ad Judicium,
et prjmo et secundo non venerit pro utraque vice judici iiii
denarios solvet, si ad tertium edictum non venerit, solvat xxxvi
denarios judici memorato.
18. Si judceus judceum vulneraverit.
Item si judaeus judaeum vulneraverit, suo judici quae in
pcenam qua; wände 1 dicitur duo talenta solvere non recuset,
19. Qiialiter judcei jurare debent.
Item statuimus, quod nuUus judaeus juret super Ro dal nisi
sit pro magni^ causis que se extendunt , usque ad L marcas
argenti preterquam ad nostram praesenliam evocatus , pro mino-
ribus vero causis jurare debet ante scholas ad hostium dicfae
scholae.
20. De occtdta Judoii interfectione.
Item si judsus dam fuerit interemptus ut per testimonium
conlestari non possit amicis suis, quis cum interemit , si post
184
inqiüsitionem laclani aüquem suspeclum habere ceperil Judiei,
nos Jiulais pugilem contra suspeclum volimius e.xhibcre.
21. De violeutiu mauuali in judwuin.
Item si Christian! alicui jutlteo mauum injecerint violentam,
manus illorum volumus detruncari.
^2. De pofesfafe judicis judaornm.
Item judex 'judaeorum nullam causam ortam inter Judieos
ad Judicium deducat, nisi per querimoniaai lucrit invitalus.
23. De accresenfia usuranim.
Item sj judeo cristianus pingnus suum absolverit, ita qiiod
usuram non persolverit , easdem Vsuras si infra mensem non
dederit, illis usuris accrescant usurae.
24. De ho&pitatione in domo jiidcei.
Item nulluni in domo judaü volunuis hospitari.
25. De literis et possessione bonorum juda'i immobiliiim.
Item si judaeus super posscssioncs aut literas niagnatum
terrae pecuniam mutuaverit , et hoc per suas literas et sigilluui
probaverit, judiro aliorum pignorum assignabimus obligata aut
eis eas contra violentiam defendomus.
26. De jvda'orum pueris.
Item si aliquis vel aliqua abduxerit pucrum judiei , ul für
volumus condempuctur.
27. De pingnore judicandi.
Item si judanis rcccpcrit a chrisliano pingnus et per spa-
cium unius anni tenuerit; si pingnoris valor nuituam pecuniam
non cxcesseril, Judteus pingnus Judiei sno demonslrabit ut poslca
habeat libertalem vendendi. 8i qiiod pingnus apud .Indaum
diem et anuum rcmanserit, nulli postea dosupir respondebit.
28. Judxei non judicen/iir die fcrinlii situ.
Item volunuis, ut nuUns juda-um suj)er solutiune pingiiDruni
iu sua l'criiili die audeut coantarc.
185
29. De ablütis pinyiioribus judmo per aliquem.
Item quicunqiie christiaiuis a judaeo per vim abstuleiit pin-
gnus suuin, aut violentiam in domo sua exercuerit, ut dissipator
noslre camere graviter punietur.
30. Jnda'orum excesstis in scholis judicenfur eorundem.
Item contra judaeum non nisi in scholis in judicio proceda-
tiir, nobis exceptis, qui eos possumus ad nostram prcesentiam
evocare.
3i. De impetitione judcci per christiamim pro puero interemto.
Item jiixta constitutiones Pape , in nomine sancti Patris
nostri disstricius proliibemus, ne de cetero judtei singuli in nostro
dominio consliluli culpari debeant, quod humano generi utantur
sanqnine, cum juxta preceplum legis ab omni prorsus sanqiiine
se Judaei coiitineant universi. Sed si aliquis judaeus de occisione
aliciijus pueri christiani per christianum fiierit inciilpatus, tribus
christianis et totidem judacis convinci debet; et post, quam con-
victus fuerit, tunc ipse judaeus tantummodo paena quae sequitur
puniatur crimine pro commisso. Si vero ipsum testes supradicti
et sua innocenlia expurgabit, poenam christianus, quam judajus
pati debuerat, non immerito sustinebit.
32. Aeqnalis pecunia sive debitum semper judceo reddatur
cum vsiiris.
Item statuimus ut, quodquid Judaeus mutuaverit, sive aurum
fuerit , denarii vel argentum , idem ipsi soivi vel reddi debeat
cum usura debita, quae accrescit.
El ut omnia, quae prasmissa sunt, perpetuae obtineant fir-
mitatis robur , prtBsens instnimentum cum testium amiotalione
ipsos dedimus cum sigilli nostri caractere pro cautela.
Testes vero sunt hü : Benessius camerarius Moraviae,
Jeneczo deDoblin, Hartlebus frater suus, Luno Mar-
se h a 1 c u s de W e 1 b e c i n , S m i 1 o de B r u m o w e , D i e t r i-
cus filius Hrutonis, ßsnata dapifer, Nezamysl pin-
cerna, Bohussius filius Chironis, Bohussius de
T a s 0 w , ]\ i c 0 1 a u s frater B o n o n i s , H y m 1 o de B e 1-
kowe, Jerostius frater suus, Markwardus longus,
Wikardus de Tyrna, Milota frater Benessii, Lacz-
la US Hartlebus filiusWyetene, Johannes deWssc/. c-
n 0 w , R a d s 1 a u s de H e r o 1 1 i c z , Andreas frater B e-
186
nessii, Woczlaiis de L üb lieh, ilem servieiites Ratibo-
rius frater N eza m y sli n i , Uncones de Tasow, anibo
Prziedbor et Radmiz filii ydiconis, Wilbelmus fi-
1 i u s S 1 a w i b 0 r i i , 31 a r q 11 a r d 11 s d e ß y e l k 0 w , U n s s i k
D r a li 0 s 1 a u s , H o 1 b r a m ii s K a y t y n a r i u s , W i 1 li e 1 iii u s
filius Wolbrami, Merllo frater suus, Hersso cog-
natus Wikardi, Eberbardus frater suus, Pardicz
K u t s c h m a n n u s, W 0 1 e s s, \V e « e z, S c h o c li et a 1 i i quam
plures.
Actum in Praga anno doinini Millesimo ccliii". Datum Wyen-
nae per manum nostri protonotarii magislri Arnoldi, iiii". Kalen-
das Aprilis.
Mos igilur supradicloriim Juda^orum nostrorum devotis pre-
cibus benignius indinati, animadvertcntcs pnecipue , quia sancla?
matris ecclesiae constilutionibus ac beatorum patrum in pra?mis-
sis nos decet vestigiis inhsrere, pensantes eliam ulilia et grata
ipsorum Judaeorum servilia, qua; majestati nostra> relroactis ex-
hibere temporibus et frequenter nostrae camera* non desinunt ex-
hibere supradicta privilegia et omnia et singula in eis conspecta
auctoritate Boemiae regia ratificamus ap])rül)ainus , iiinovamus et
ex cerla scientia tenore pra^sentiuin conliiniamus adinstar tlarae
memoriae illustris quondam J o h a n n i s Boemiae regis genitoris
nostri dilecli, qui suis ea literis, quas vidimiis , similiter con-
firmavit.
NuUi ergo omnino liominum liceat haue paffinam nostra' ma-
jestatis infriiigere, vcl ei qiiovis ausu tenierarie contraire.
Si quis autem contrarium altemptiuo pr;es»mpserit , indig-
nationem nostram gravissimam et pfpuain quinqiiagiuta marcarum
auri pari totiens, quotiens contrafactum fuerit , eo ipso sc no-
verit incursurum , medietate poenae hujusmodi camerae seu fisci
nostri regalis Boeinia', reliqua vero laesorum vel iaesi usibus ap-
plicandam. Testes hujus sunt: illustres Wenceslaus Lucein-
burgensis et Johannes M a gd eb urgen si s et Brabaii-
t i a e d u X frater n o s t e r , V e n e r i s Johannes 0 1 o m u-
c e n s i s, Johannes L u t h o m y s 1 e n s i s et T e o d r i c u s M i n-
densis episcopi, illustres Wilhelmns marchio Misnensis,
Bolko Falkemburgensis, Prczimko Tessniensis et
Bolko Opoliensis dnces , spectabilis Albertus senior,
Albertus minor principes As eh am e de Anhalt, Wil-
helmus de Kacz en elb o gen et Johannes M agdeb ur-
gen sis comites, nobilos Sbinco de llaseinburch et
Busco deWilharticz, magistri camer« nostra>, H u do 1 f us
187
de \\ art, Timo de Coldicz el alii quam plures fidelis no-
stri praesentiutn sub bulla aurea , typario nostra iinperialis ma-
jestatis impressa testirnonio literarutn. Datum in castro Stou-
fe n anno domini millesimo trecentesimo quinquagesimo sexto, ii
Kalendas Octobris, regnorum nostrorum anno undecimo, imperii
vero secundo.
VII. Jura Toiitosiieoruiti In suburbio prä-
gen«!.
CUm das Jahr 1065.)
(Der Text ist hier aus dem Archiv Codex p. 96 aufgenommen. Die-
sen hat auch Pelzel in der Abhandhmg d. k. Gesellschaft d. Wiss.
1788, p. 380 gewählt, endlich auch Stenzel in die IJrkundensamm-
iung i\r. 65 aufgenommen. Eine andere Fassung dieser Rechte blos
mit der Otakarischen Confirmation enthält der Neustadter Codex,
nachher der Rieggerische und gegenwärtig ^luseums-Codex Nr. 685.
Dieser Codex lag auch der Dobner'schen Ausgabe, Aunales VI. 523,
zu Grunde, wovon Boczek in seinem Codex diplom. Nr. 324 einen
Abdruck gab. Die Varianten aus letzterer Handschrift sind hier mit
R bezeichnet und angegeben worden, damit eine Vergleichung beider
Formen erleichtert werde.)
Nos Johannes dei gratia Boemiae et Poloniae Rex ac Lu^jen-
burgensis comes etc. ad universorum etc. quod conslituti in
nostra praesenlia fideles nostri cives majoris civitatis no-
strse Pragensis, nobis exhibuerunt quoddam Privilegium illustris
domini Oltakari quondain regis Boemiae, pra^decessoris noslri,
cum instantia postulantes , ut Privilegium ipsum et singula
contenta sub ipso dignaremur de innata nobis dementia con-
firmare. Tenor vero privilegii ipsius, quem de verbo ad verbuin
inseri fecimus prseseutibus, per omnia talis est:
Kos Ottakarus Dei gratia Rex Boemiae, (Dux Austriae, Carin-
thiae, Marchio Moraviae, dominus Carnioliae et portus Naonis) te-
nore presentium devenirc oupimus in publicam notionem, quod nos
quoddam Privilegium Theolunicorum Pragensium a patre olim no-
stro domino Wenceslao, illu.stri quondam rege Boeniie, conces-
sum vidimns in haec verba :
In nomine domini dei amen :
Wenczesslaus dei gratia Boemorum rex quarlus, omnibus
fidelibus regni sui quibus hae litterae ostensae fuerint, gratiam et
omne bonum. Noverint universi tarn praesenles quam fuluri, qiiod
Tlieotunici Pragenses, cives nostri, ad pra^sentiam nostram acce-
dentes, praedecessorum nostrorum, videlicet Sobyzlai illustris duci.i
188
Boemie, et patris nostri recoIeiid;p memoria' ejtisdem regni inclili
reg-is Primiz'l privileg-ia dcmonslrantes, a nobis Iiiimililer poslu-
laveruii!, iil ea, qufe in privilegiis ipsis fiierant iiuliilta et concessa,
siil) regimine nostri temporis dignaremur renovare et simililer eon-
firmare. Nos vero statuta antecessorum nostrortim dinoscentes
ex pia deliberatione et gratia processisse, lilera ad iiterain, verbo
ad verbum petimus renovari, preeibus eoruni hiimilibus exauditis -
niliil de liiis immiitantes nee dementes, quae a prima ipsorum,
vocatione in Boemiam obtinerc per principes merueriiiit. Incipiiint
autem sie :
Ego Sobyzhuis, dux Boemoriim, notiim Omnibus prcsenlibus
et futuris quod in gratiam meam et defensionem suscipio Tlicu-
tonicos, qui manent in suburbio Pragensi, et placet mihi, quod
iidem Theutonici sunt de Boemis natione diversi '-), sie etiam ^) a
Boemis eorum lege vel*) consuetudine sunt divisi.
Concedo itaque eisdem Tbeutonicis vivere secundum
legem et justiciam Th ent oni co ru m, quae babueriint •')
a tempore avi mei regis Wraczlay.
§. 1. Plebanum ^) quem ipsi libenter elegerint ad ecclesiam
eorum, concedo, et judicem similiter, et episcopus pelilioni eorum
nullomodo contradicat.
§. 2. Debent jurare septem manil)us pro furto vel pro eo, quod
dicitur NadAvore '^).
§. 3. Ad nullam ex7)editionem pergere debent, nisi sit pugnan-
dum pro patria.
§. 4. Si dux est extra Boemiam in expedilione, lunc debent
Tbeutonici Pragam cuslodire cum duodecim scutis (circa quam
übet valvam^).
§. 5. De ^) homicidio judicare pertinet ad principem pro
quo scilicet ^ **) homicidio solvantur principi decem talenta ^ * ) Hatis-
ponensis monetae, vel dextera maiius interlectoris, vel secundum
gratiam ordinetur.
§. 6. Qui pacem inter eos fregerit, x talenta principi solvat,
qui reus est.
§. 7. Si causam habet Boemus cum Tiicotunico, qu.e leslibus
debeat comprobari* -), Boemus habeat erga Theutonicum Thooto-
nicos duos et ununi Boemum, fideles omnes.
§. 8. Similiter causam habet Thcutonicus cum Bocmo, tuuc
') Hier l)eginnt die Handschrift R. ^) divisi R. ^) causa. ^) et R.
^) habuerunt R. ") Presbylcrimi R. ") Nadworzc R. **) blos in R.
")P(0 R. '"J stall pro quo scihcol : pro ((iio quidem R. ' ') duode-
cim lalcnla dcnarioruni R. '^) procarc R.
189
Theulonicus habeaf erga Boennim duos Boemos et unum Theulo-
nicum, sed ^) fideles.
§. 9. De Romanis et Judfeis siiniliter.
§. 10. Item, si Boemiis vel Romaniis vel quiscunque inculpa-
verit (Tlieiitoiücum-) tunc camerarius summusdebet mittere nunlium
ad jiulicem Theotunicorum, et ipse judex Theotunicoriim judicabit
causam illam, et ibi nihil plus pertinet ad camerarium.
§. 11. Et eliam concedo Theutonicis quod liberi sint ab
hospitibus et peregrinis et advenis.
§. 12. Noveritis, quod Theutonici liberi homines sunt.
§. 13. Quicunque advena vel hospes, de quacunque terra
veniens, cum Theotunicis voluerit manere in civitate, legem et
c 0 n s u e t u d i n e m T b e 0 1 u n i c 0 r u ni habeat.
§. 14. Furtum, si ad Theutonicum est, debet excipi praesenle
judice Theutonicorum,
§. 15. Si für Theutonicus est, tunc princeps eum judicabit.
§. 1 6. Si für in nocte capitur, suspenditur.
§. 17. Si in die capitur, excoriatur in publico, et civitatem
abjurabit ; poslea si capitur, suspenditur.
§. 18. Quidquid faciunt Tiicutonici, non capiuntur, nee in
carcerem ponunUir, si hahuerint (idejussores vel domum propriam.
§. 19. In quacunque re culpabiles erunt vd rei Theutonici
nihil dampni vel verecundi« patiantur eorum pueri et uxores.
§. 20. Si per vicos Theutonicorum aliquis iret in nocte,
et facpm non babuerit, si ille occiditur^), Theutonici inculpabiles.
§. 21. Si falsa monela vel ferra ■*) inventa l'uerint in cisfa
Theutonici, reus est ille, cujus est cista.
§. 22. Si vero in curia vel in domo iuveniuntur, inculpabiils
est, cujus donuis est vel curia, propter iniquos et malignos, qui
talia solent proicere in domos vel in curias.
§. 23. Si furtivus equus ^) apud Theutonicum ^) fuerit
recognilus, ille, qui equuni cognoscit, prius jurabit, rem ami-
sisse furtive. Postea Theutonicus jurabit, stans in circulo facto cum
gladio in terra, se non furalum esse equum vel rem illam, sed
emisse, et se non cognoscere illuni vcnditorem vel domum') ejus.
§. 24. Nusquam jurare debent Theutonici nisi ante ecclcsiam
S. Petri, nisi principis sit mandalum ^).
§. 25. Si taberna collecla^j fuerit in domo Theutonici inventa
') sie R. ^J R ») morialur R. '} frarta R. ■) cqiiuin R. "J se R.
') doniinuiu R. ") jurandiim R. ') occulta R.
190
ipse dominus domus capiatur praesenle jiidice Theulonicornm vel
ejus luiutio, et nullus alter ').
Ad h iE c n 0 s W e n c e s 1 a u s j) r e d i c t u s r e x B o e in o-
rum concedimus et irr e fr a ga h i ! il e r decerniinus o Ij-
servandum ut eandem übertäte ni nostris tempori-
bus obtineant, quas hactenus habuerunt.
§. 26. Possessiones emptas vel exposilas seu etiam a prin-
cipibus eis collatas, quas tribus annis et Iribus diebus absque que-
rimonio lenuerunt, £as libere omni contradiclione postposita pos-
sideant cum quiete.
§. 27. Domos eorum et slratam seu in suI)urbio sive in
villis, si aliquam culpani inciderint, nullus ausu tenierario inva-
dere vel diripere audeat uec altemptef nee in ipsos nianus vio-
lentas quisquam iniciat, sed fidejussoribus exquisitis corani nobis
vel nostro camerario compareant judicandi.
§.28. Tribatum, quudmir vocatur. et alias exactiones qua^
terrae incolis inferri consucverunt , et pernoctationes , sicul eis a
primordio sunt concessa?, sie eis in perpetuuni indulg-enuis. Qui
vero concessionem nostram ausus fuerit forsitan violare prefatos
Theutonicos ultra jura statuta conlumaciler aggravando tamquani
reum lese majestatis regle se noverit puniendum, insuper nialodic-
tionem dei omnipotentis cum Datan et Abiron obtineal sempiterno.
ISos aulem Otlakarus Dei gratia rex ßoemorum boc Privile-
gium jam praescriptum. sicut rite et rationabiliter factum est. sie
ipsum auctoril^te regia confirmamus. In cujus coufirmalionis
nostre testimonium et robur presens scriptum liori etc. etc. etc.
Actum et daluni Praga; per manus magistri Henrici prolho-
notarii regni nostri et plebani in Chors. Anno douiini millesimo
CCLXXIIIl VI Kai. Decembris III. indictionis.
Nos quoque J oa n nes, Dei gratia etc. presens Privilegium
et singula contenta in ipso, sicut rationabiliter concessa et pro-
vide facta sunt , innovamus , approbamus et aucloritatis nostre
Regie patrocinie conlirmamus. Et ut cives nostri producli eliam
per nos consolalionem recipiant ampliorem, subscripla preniissis
gratiis adicimus, prcmittentes rata et Firma habere ac observare,
quocunque ipsis in nostris iileris promisimus quibuscunque, spon-
demus denique omnes eos Nobiles et alios , qui civibus ipsis
suas patentes super debitis et aliis rebus quibuscunque dedernnt
literas ad observationem eorum ad que ipsi se obligaverunt sine
') aliter R. Hier hurt die Ilandsrhrift R. auf, für das Folgende ist
blos die Archivhand.schrifl heiiiitzt.
191
slrepifu Judicii coinpellere et tenere volentes , ut si civium ali-
quis, quod absit, captivatus fuerit, quod nisi pro tredecim par-
vis debeal liberari. In cujus concessionis, innovalionis , appro-
batiüiiis, et conliimaliouis nostre teslimoniiim et robur presentes
fieri etc. Actum et datum Präge per manus vencrabiiis Joan-
uis Visseg-r. Preposili vi. Kai. aug. anno Domiiii, ut supra etc.
^'III. Statuta ut jus scriptum inveiiiatur
per certos ad lioc deputatos.
(3. Oct. 13il.J
A. p. 11.
Wir AVenczlav Rokczaner riditer vnd Andres Goldner,
Seydel von Piesk, >'yklos Czaymer (sie) ^yklas Clementer, Hein-
rich Swab genant Cziegler, Freidreicb Sechsei, Otto gewantsnei-
der, Jakse Ptuprecht, Jesco Payer, Cunsch von Pracz, Peschel
Harrer vnd Nyclaus Geunher , gesworen schepfen der stat cze
Prag vnd die geniain daseibist , becbennen an disen brief allen,
die in sehent oder liorent lesen, daz ■\vie angesehent vnd geprufet
haben, daz layder manich morde, mainaid, dube vnd ander vn-
czuclit vnd bozbeyt vngewonlich vnd vngebort wider got vnd daz
recht in der vorgenanlen stat czu Präge ofte begangen vnd ge-
scheen seyn, vnd daz daz alles ab ge, vnd fried vnd gemach dem
armen alz dem reichen in derselben stat gegeben werde; so sey
wir dez mit vorgedacbtenniut vndder gunst vndgehayse vnsers hern
dez kuniges durch fried vnd gemachs w illen oberayn komen, also
daz eyn g e f c r i e b e n recht gemacht vnd g e t i c h t e l >'v erde,
vnd ewiclich dem armen alz dem riehen pey der egcnanten stat
vnd in allen steten cze Beheim ane die in berkrechte siezen, beleiben
schol. Dez haben wir alle gemeynlich eintrechticleich vnd mit vor-
dachten mut vier piderwe man auz uns dorczu erkorn, die unserm
hern dem kunig vnd vns dorum gesworn haben, dez ersten An-
dres Goldner, Hensel Mathiz von Eger, Heynrich von Cadan vnd
Via Pleyer, dy darvber siezen sullen, dareyn gefchribens recht
gemachet vnd ewicleich befteliget werde: vnd ab der ayner
oder ^wein abefturben, fo fcbullen die scheppfen der vorgenan-
ten stad die czu der selben czeit sein, ander an irre stad kiefcn ;
och wellen \ fo geben wir den selben viern volle gew alt, alz yn
vnser herre der kunig gegeben vnd bestetiget hat, waz sie ma-
chen vnd bescreiben czu eynem rechten, daz daz crafl vnd macht
haben sol, vnd daz bestefigen wir vnd wellen, daz daz vorgank habe
\ nd die schepphen, dy czu der selben czeit sin, schulleu auch dy
192
selben recht, die sie machen, mit der vorgenanten stal breif be-
stetigen, daz sie ewicleichen vorgank haben an allerhandc wider
rede. Wer aber, daz die vorgenanten vier man myt rate adir myt
werke haimlich oder offenbar kegen vnsern hern dem kiinig, sei-
nen erben oder gegen seinen liauj.'t ieiiten oder amplleiiten, die
^u der ^eit im lande wern, hindert oder hindern wolt, der hin-
derer schol leyp vnd gut vorlorn haben, leyp vnd gut dez selben
schol halbes in vnsers hern des kunigs cammer geuallen vnd daz
ander halpl tail seines gutes an die egenante vnser stat vor eyn
puze auch schol geuallen. Hat aber er des gutes nicht, so schol
derselbe hinderer eyn tag vnd hundirt iar aiiz der oft genanten
stat pey czehen nieylen ewiclich bleiben. Ynd czu eynem vrkunde
vnd eyner ewigen stelikeit habe, wer disen brief durdi gemaciies
vnd friedes willen dem armen als dem reichen myt der oft ge-
nanten stat ingesigel vorsigelt, der gegeben ist czu Frage nach
Cristes gcpurl dreuczeben hundert iar, darnach in dem ain vnd vir-
^igestin iar dez achten tages noch sent Wcn^lavs tage.
Wort- lind Saelipegister.
Die römische Zahl bezeichnet die Seiten der Einleitung, St. das Slatutarrecht . die
beigefügte Zahl den Artikel; Rb. das Rechtsbuch, gleichfalls nach den Artikeln berufen;
Anh. den Anhang. Einzelne Worte des Te-\les werden mit der Seitenzahl des Textes citirt.
mit den Worlcrklärungen habe ich vornehmlich jenen zu Hilfe kommen wollen, welche mit
Rechtsdenkmälern in der millelhochdeulschen Mundart nicht vertraut sind, und es ist daher
auch manches Forschern im Fache Wohlbekanntes aufgenommen. Eben darum wurde bei
einigen Worten auf den juridischen Sprachgebrauch umständlicher hingedeutet. — Voll-
ständigkeit war hier nicht zu erzielen, und alle Formen konnten nicht erklärt werden. So
wird sich wohl jeder Leser an Umwandlungen, wie wenn für denn, derstanden für
erstanden, chein, dhein ebenso für kein als ein, was für war, wesagl für
besagt, weschawer für beschauer bald gewöhnen.
Abgefheilten, Erbrecht der abgetheilten Kinder (böhni. di'lni) p. 64.
S. Erbrecht.
Absonderung der Kinder. LXVI. Rb. 151, 153.
Abscutere^ Abeschiitten (böhin. ssiiti) p. 67, 73. Brikciiis St. R. XXIII.
vieiieirht abwendig machen, ainovere, wegbringen.
Acht, Wirkung derselben St. 39, 100.
Acste, über des iVachbars Raum hängende, Rb. 166, 167.
Affussores vini p. 8.
Aidpfennig, Aidgenossen. S. Eidpfennig, Eidgenossen.
Alter, gesetzliches (bühm. leta) LVIII, St. 53, 56, 129.
Amtsleute, ofFiciales LII.
Anfall, Anval, AngetrajUe, Jus devolutionis, Nachfulgerecht (Itöhin.
näpad), p. 92, 93. anevelle, auch Jus custodia? pupillae.
Anfall gestohlener Sachen. Rb. 191.
Anlait St. 45. Schm. W. II, 513 hier nicht in der Bedeutung von
Laudemiuin, sondern als Abgabe beim Eintritt ins Handvverfc.
Ansässigkeit, bürgerliche (bohin. usedlost', Rb. 13S, 188. p. 22.
Ansprache. S. Klage, AUocutio (böhm. närok).
Antrager, Vermittler bei Heirathen (böhm. nänduwci), p. 87.
Apolheca vel Instita, p. 22. Krainstelle überhaupt, Gudenus III. 835
(mercatoris apotheca).
Appeltatio. S. Urlheil
Arm und reich. St. 21.
Aschroten ein abgeschnittenes Stück, Abfälle bei den Schneidern p. 23.
Ziemann 13. Sehnt. VV. III. 521.
Ausfertigungen, LXXIII.
Austragung, Stalutum (böhm. wynos). p. 92.
13
194
AustraUcum rinum^ p. 1. Ostreich. Wein.
Ayfucli, eyzuch, ductus aquae, p. 22, 30, auch Aytzucht. Script. Rer.
Lus. i. 424.
Backöfen, Rb. 168.
Badestube, p. 22.
Bannilus, geächtet, p. IB.
Bank, Batike, band. 1. vier Bänke (böhm. ctyry lawice), gehcj^ler
Gerichtsort, XV. St. 17, auch SchötTen-Dinfj, Stadlffcricht, Rh. 3.
Gericht überhaupt. (Grimm R. A. 212) 2. Banci als Krämer-Stellen,
p. 22. Brodbänke.
Bauen, Rb. 45.
Begenknuss, Gewerbe, p. 117.
Beklagter, Gewalt am Beklagten, Rb. 38.
Berges Siegel, Bergmeisfer-Siegel, p. 93.
Bereitschaft, bereite pfennig (bühm. holowe penize"), p. 66, bcreitgiit
Rb. 49. parata pecunia Baarschaft, auch Gereilschafl. Senkenb. Se-
lect. 363. St. 18.
Bessern, puzzen (bohm. naprawiti), eniendare, durch Geld den Scha-
den gut machen.
Bescheiden leule, ehrliche Leute.
Bescheiden Tage, tcrmini (böhm. roky), Rb. 126.
Bett, bau, p. 30. Rb. 141.
Beycraft, Begräbniss, Wahl des Begräbnisses, Rb. 110.
Bienen, Diebstahl an Bienen, Rb. 133.
Bladum Getreide, p. 8.
Botanicum vinum, E. VI. Wein aus Botzen in Tyrol, danial berühm-
ter Weinwachs (Chron. Vinc. Dob. Mon. I. 49).
Brand, Diebstahl während des Brandes, Rb. 180.
Branddrohung, Rb. 92, 84.
Briefe, Urkunden, LXXllI.
Brodesse, Protesse, St. 14. 42. Hausmann, qui suo (Domiiii) pane
vescitur. (Jur. orig. Brün.) commcnsualis (bohm. chlebni lide),
Dienstleute und Hausgesinde. Haltaus 187.
Brücke, Zoll auf der B. p. 7.
Bruderschaft, p. 24, XLIV.
Bürgerliche Ansässigkeif, p. 22.
Bürger, Burgerthum, LXXXIII.
Bürgermeister, Purgmeister (böhm. purkmistr), XLV. p. 92.
Bürgerrecht (böhm. sausedske |)rihvo), LXXXIII.
Bürgschaft (böhm. rukojemsiwi LXIIl). für Eid. Rb. 107, 116: für Er-
scheinen vor Gericht, Rb. 121; für Friede, Rb. 122, 123; wegen
Unthat, Rb. 36, wegen Schuld, Rb. 3, 127, 131, wegen Tod-
schlae, Rb. 129; wegen Vieh, Rb. 115; Erledigung der Bürg-
schaft, Rb. 77.
Bürgschaft mit gesammter Hand (böhra. spolecnau rukan), Rb. 3.
Bussen, Buzzen (Zeilw.) überhaupt einen Schaden durch Kürper-
oder Geldstrafe gut machen (Haltaus 202). S. auch Bessern.
Büttel, Fronbote, Praeco, nuncius puhlicus, auch Bedallus, Pedellus LI.
böhm. biric), dessen Lohn, Rb. 17, 59; dessen Zeugniss, Rb. 56.
Campana judicis. S. Richter.
Cetuialin, cendall, ein Halbseidenstoft, p. 39. Zendel (.Augsburg 1276,
p. 61). Zendal, Zindcl. Schetterlaffet (Ziem. 680).
195
Ckiessen, Kiesen, wählen, p. 24.
Chleynot, clainod, kleinod, p. 37, 41.
CoHeclores, Losunger, collectanei, LIII, XCV. St. 146 (bulini. bernici).
Conrursrerfalireii^ LXXV.
Consules^ p. 95.
Creuze, auf den c. schw'ur. eid. p. 16.
Dammrecht, Rb. 164.
Dechlachen, ungefrunimle, ungefornite Turhsliicke, p. 24.
Deheilt, dhein dekein (in ne<rali\. Sätzen;, irgend ein, auch kein, LXXX.
Dieb und Räuber .sind rechtlos, Rb. 99,
— Verfahren gegen sie, Ri). ISH.
— als Dieb gilt der Hehler, Rb. 35.
Dieb- und Raubgul ist der nicht zurückgestellte Fund, Rb. 190.
— Anfall des Gutes, Rb. 191, 183.
— wer nut Diebgut gefangen wird. Rb. 188.
Diebstahl und Raub. LXXX.
— während des Brandes. Rb. 180.
— Entschuldigunff, Rb. 184, 186, 178.
— an Heu. Rb. 189.
— an Bienen, Rb. 133.
Dienstboten. S. Gesinde.
Dieube., Deube, Diebsgut.
Ding. S. w. Urtheil, St 135.
Disbrigare, Befreiung des verkauften Gutes von den Ansprüchen der
Erben und Schuldner, gefreien (böhni. sprawiti), p. 94.
Dreistund, dreimal, p. 16, 43.
Drum, ein Stück Fragment de husione quod drum dicitur, auch das
äusserste Ende, p. 8. (Ziem. 59.)
Durchschlechtes, durchaus.
Ee, 1} die Ehe, Gesetz, Bund. 2) eher, vor.
Ehehafte Dinge ^h. 17, 23, St. 73.
Ehehafte Aoth (impedinienta legitima) p. 93 als Entschuldigung vor
Gericht: Krankheit oder GeranffMi.ss, Herren- (Kriegs-) Dienst,
Gottesdienst, Wallfahrt, Sp. II. 7. Schwbsp. 274. Grimm R. \. 847.
Elichen (echten diuff), Rb. 26.
Eid. LXXII, LXXIV.
Eideshelfer, consacramentales von Zeugen wohl zu scheiden, erklä-
ren durch ihren Eid, dass sie ihren Genossen für .Meineids un-
fähig hallen. V. Lex Rip. Tit. 58. §. 5. Lex. Baj. 16. c. 2. Zöpfl.
R. G. I. 176, not. 18 nach ihrer Anzahl cum sexla, cum septima
manu jurare. Lex fris. T. 6. Lex. sax. IL 3.
Eidgenossen, Aitgenossen (böhiu. piisezni). 1) Schöffen, Jurati, ge-
schworn bürger. St. 27, 57, p. 4H. 2) Eideshelfer, Rb. 88.
Eidpfennig (denariuiu .lurainenti) St. 73.
Eidunfcihigheil der Rechtlosen. Rb. 93.
Eigen (bohm. dedictwi) Schm. W. I. 27. Grimm. R. A. 491, ein zu
vollem Recht besessenes Grundstück im Gegensatze zum Lehen.
Einlager, inlager XLIV. p. 14, 15, 16, obstagium, Leistung (biihni.
lezeni) , Art der Leistung, St. 23. Kosten des Einlagers , St. 26.
Empfrunden, stehlen, p. 24.
Emmenda. S. Busse.
Entführung, Rb. 89.
13*
19G
Erhe, 1) so viel wie Gut. XL St. 103, 104. 2) nls Muslheil, Rb. 158.
Erben des Gerichteten, Rh. 42, 191.
— des Selbstmörders, Rb. 191.
— Übergang der Schulden (Rh. 4.), der Klagen (Rb. 5.) auf den
Erben.
Erbfolgeordnung, LXV.
Erbrecht (bühni. präwo dedicni), LXX. unehrbarcr Frauen, Rb. 15.5;
Geistlichen, Rb. 9; der abgetheilten Kinder, Rb. 149; der Miinche
iindlVonnen, Rb. 9; der Brudersiuiuler, Rb. 150; des Nachgebo-
renen, Rb. 1.^)3; der M ittwc, Rb. 157.
Erbschaft des Sohnes laiil auf den Vater, Rb. 154.
— Einrechnung der Vorempfänge, Rb. 153.
Erholung. S. Hollung.
Erstanden, auch derstanden gut, p. 91.
Erstanden Recht, Rb. 12.
Essende Pfand. S. Pfand.
Essende Waaren, dinge, 3Ierces comniestibiles, St. 12.
Ewig zins. S. Gilt.
Eytel, leer, itel, Rb. 170.
Falsch, Walsch, Verfälschung von Waaren, besonders dsr Münzen.
Federspiel (Habicht und Falken).
— überhaupt Vögel, Rb. 135.
Ferto. S. Vierdung.
Feuer, Löschordnung, St. 2.
Flader, ädriges Holz auch fraxinus (Zienmnn, 475").
Forchen, forellen, p. 78.
Frmien, LXX.
— Vormundschaft über Frauen, Rb. 94.
— können nicht Vorsprecher sein, Rb. 9(5.
— verlieren durch Unehrbarkeit nicht ihr Erbrecht. Rb. 155.
— Erbrecht in die Gerade.
— Vorladung, Rb. 71.
Freibriefe, Moratorien, p. 73.
FnerfirecAer-Strafe, LXVVIII. Rb. 125, Rb. 130.
Friedbruch, LXXVII, durch "Worte Rb. 13(5. St. 51.
— „ Schlage.
_ „ Todschlag, St. 4«.
_ „ Maulschlag, St. 49.
Friede, bestallter Friede (böhni. mir), p. 33. St. 48.
— gebotener, Rb. 137.
— gelobter, Rb. 122, 130.
— versprochener, St. 4^.
Fundgilt wird Diebsgut, Rb. 14.
Gast "(böhm. host) LXXXVI.
— Pflicht des Gastes Rb. 21.
— Verbot des Waflentragens. St. ,3«.
Gaslrecht (böhm. präwo hostinske) .Ins advenarum, LXXXV. Schnelle
Gerichtshilfe, Rb. 20. Bewahrung der Vcrlassenschafl, Rb. 109.
Gebende, Kopfputz, allerlei Bänder zum Kopf. iNii-b. Lied 10(i2. 2;S()2.
Gebresten, gepresten, Mangel, i\olh, p. 3S. Schwsp. c. 102. Gudenus,
III. 469.
Gebundene Tage, LXXI. Sonn- und Feiertage, Gerichlsfcrien, Rb. 37.
197
Gedinge^ p. 70. Vertrag, Vertragsverhältniss , Bedingung, auch Ge-
richtsbezirk (Zieinann 96^7*
Geistliche^ ihr Erbrecht. S. dieses.
Geistl. Gericht (bohm. pravvo duchovvnf), Verboth der Ladung des
Bürgers, Rh. 30, 88.
Geld als Geldschuld, Rh. 64.
Gelder, Gelter, Gläubiger, dann auch Schiddner, p. 37, 87.
Geleit, p. 33. 31aut.
Gelten, bezahlen, p. 37.
Gelobte, Gelubte, gelobete (böhm. slib), zuweilen Bürgschaft, St. 49.
Gelub, Vertrag, Versprechen, Rb. 11.
Genannte XLIX.
Genge, Kloaken, Rb. 168. G. die Schwacheit heizzent; Weichbild,
122, 124, Heimlichkeiten.
Gerade, LXV, was dazu gehört (böhm. Grad), Rb. 159.
Gerakte Finger, zum Eid aufgehoben. T. p. 26. Schm. W. III. 39.
Gericht (böhm. saud), dessen Besetzung Rb. 22, Verfahren Rb. 53.
Gerüffte, Gerichte, LXXXI,
— bei Nothzucht, Rb. 88.
— zur Deichpflicht ladet man mit G. Rb. 164.
Gesammte hand, Rb. 2, (in solidum) Rb. 11.
Geschäfte, Geschäft, Gescheft (böhm. ksaft), LXIV. p. 43, p. 92, Ver-
fügung auf den Todesfall, Testament. Schm. W. III. 331. Erfor-
derniss, Rb. 108, 112, Vollstreckung des Testamentes. St. 54.
Gesinde (böhm. celed), aj Diener des Richters (famuli, familia Ju-
dicis) p. 4. bj Dienstboten, Dienstknechte, Vorrecht ihres Loh-
nes, Rb. 7. 113. Lohn der Entlaufenen, Rb. 118. Wenn sie ihres
Herrn Gut verderben, Rb. 119. Haftung des Herrn für denselben,
Rb. 117, der Geistlichen dürfen keine Waffen tragen.
Gesindelohn, LXX.
Gexcandschneider , pannicidae, Tuchhändler, qui jus habent incidendi
pannos (IVürnb. St. R.), p. 39.
Geicere als Gewähr (böhm. spräwa).
1. welche der Verkäufer dem Käufer leistet, Rb. 97, insbeson-
dere bei Pfand und Kauf, Rb. 132.
2. Gewer an Haus und Hof.
Gewere, Werung.
aj Gewarsam, Rh. 5, 171.
bj Besitzrecht, befreit vom Beweise, Rb. 98.
cj rechte gewer. (Grimm. R. A. 602).
1. rechtmässiger Besitz, wird unterbrochen durch Klage,
Rb. 143; wird erlangt durch Übergabe in den 4 Bän-
ken, Rb. 39.
2. Besitz durch Jahr und Tag, Rb. 8, 142.
Gewer en :
1. vertheidigen (den er sich des entschuldigen und geweren
nuisje), p. 25, 26.
2. Gewer leisten, disbrigare, freien, Gewersmann (auctor) sein.
S. Disbrigare.
Gewerung bei Stadtgütern durch Jahr und Tag, Rb. 145.
„ „ Landgütern durch 3 Jahre, Rb. 146.
Gilt, ewiggilt ewig zins, ewig gelt, census pcrpetuus (bohm. wecny
198
plal). Uer Zins von einem Hause oder Erbe welches anfänglich
als imanfUishar anffesehen wurde.
GeKissen (böhui. swedomi), ein liaus anbieten mit der Gewissen,
d. h. mit 2 Schöffen, p. 75. Rb. 120.
Glhze, St. 41, eine Art Waffen,
Golden, p. 44, colendisare, p. 95, ein Christgeschenk einsammeln
(hölini. külcdowati), das Geschenk selbst, kolcda,etwa mit col-
k'cta verwandt.
Gol-^, p. 7 und 39. eine Art Leinwand.
Goltesvcg, Wallfahrt, Rb. 112.
Grellen, St. 41, Kralle, eine Waffe (lat. falculse).
Gufjel, Kappe, cucullus, Gugelhut, capucium.
Guide, Gülte, Schuld (böhm. dluh), St. 15.
Gütergemeinschaft, ehelich,
//a/s (böhm. hrdio), Strafe an Hals und Hand, Lebensslrafe, Sp. 111,
52, §. 3, ebenso des Halses bestanden, p. 38. Strafe am Leben.
Handhaft Tliat. warentat, Schm. W. II. 207, p. 33.
Handicerker, XCI. (artifices, mechanici St. 32).
Tuchmacher, pannifices, St. 29, 30, 58, 96.
Tuchhandler, pannicidae, St. 29.
Platlner 1
Püchler | Torifices St. 30.
Helmer '
Schenker, Tabematores, St. 31.
Krämer, institores.
Melzer, Mulzer, St. 34, p. 27.
Schneider, sartores, St. 33, 43.
Menller, Flickschneider, p. 24, 32.
Hofschneider (nicht zünftige, bei den Landedeileutcn arbeitende),
p. 24, 25, 32.
— Überwachunsj der Handwerker, St. 55.
Harnascli, Verbolh des Trasrens, St. 20, 37.
Hauptcjut und Schaden, Rb. 2.
Haut und Haar, Leibesstrafe, Grimm, RA. 702.
Schwangere werden nur nach Haut und Haar gerichtet.
Heerfahrt, XCVII.
Heergerathe, LXIX.
Heiligen, auf den heiligen, Sclnvur, d.h. dasRcli(]uienkiisl(hen wurde
dem Frohnhüten in den Schouss gegeben und hierauf der Eid
geleistet. Sp. IL 56, §. 1.
Heimsuchung, LXXVIII.
Heiralh, LXUl.
Heircilcute, LXXIII. H— mann, St. 59. Zeugender Verlobung.
Helfrede. excci)tio.
Herren, die Kallislierr(?n, p. 9-1, 97.
üirle, Recht der Hirten, Rb. 161.
tiefsleten, 149. Haus und Hofraum, area p. 67. Locus seu area aperta
vacua nuda ab aediiiciis.
Holhing, LXXV, Rb. 8S. für Erholune. erholen, euholeii, das Verbes-
sern des Versainnlen (btdim. /matek).
Hopfi-n. humnlus. der sich ubern Grunzzaun flicht. Rb. 169, Zoll, p. 3.
Uulfbriefe, St. 146.
199
Hund, Rb. 176.
Hart, Hort, Scheiterhaiife.
Hürden, Marktbude, p. 39, 38, Hurdler, Krämer, St. 58.
Hullae, do. p. 22, 29.
Jahr und Ta<], Betriff, p. 15.
Ichl, etwas, Schin. W. I. 23, ichteflicht, p. 15.
Ingesins^ Gesinde, p. 65.
Inleger^ S. Einlager.
Insel^ Werder, Rb. 165.
Instifa, Krainstelle, p. 22; institor, Krämer.
Juden, LXXXIX.
Junge Bürger, Bestrafung der Verschwenderischen, p. 14.
Kanäle vel dolium, Rinne, Strassenrinne, p. 22.
Kämpfer sind rechtlos, Rb. 175, LXX.
Kaujleule, XCI.
Kellerhälse, p. 21.
Kirchengut (böhm. zädusni), Pfändung, Rb. 181.
Klage, LXXII. Ansprache, Allocutio (böhm. narok, allgemeiner zaloba),
— unterbricht die Gewehre, Rb. 143.
— Folgen der muthwillig angestrengten, Rb. 61.
— Bestellung der Klagsbürgen, Rb. 60.
— Übergang der Klagen, Rb. 5.
— Klagsverweigerung, Rb. 32.
— Kiagsvercinigung, Rb. 70.
Knechte, S. Gesinde.
Königsstrasse (böhm. krälowskä cesta), Rb. 170.
Koren, gekoren, gewählt, p. 39.
Korn, auf dem Felde, Rb. 162.
Kretze, .das heutige Krätze, p, 96, Abfälle von Zinn.
Kvppa, Kliffen, Salzmaass, p. 3.
Lagel öl, Rauch, Scrip. r. aust. 1. 206. Lagena Vini p. 7, 72. Die
Lagena ein Fass von ungefähr 12 bis 15 Maass. (Ziem. 204 i).
Lähmung Qnihm. pocbroma), LXXVHI.
Leihgeding (böhm. wi-no), Verfügung des Ehegatten, Rb. 148.
Leiheertrag (böhm. ptijcka), Rb. 66.
Verboth des entgcitl. Darlehens, St. 15, an Juden, St. 16.
Lernen, Leinen, verwunden, p. 13, 33, 34.
Leuhaflsleuf, LXXIII. Zeugen beim Kaufe. Auch Litkouffer, Leihkauf-
fer, Leutkob.
Leymrat, Leinwand, p. 39.
Loden, p. 33, gebräuchlich als grobes Wollzeug, ahd. Ludara, ludra,
hier jedoch in einer andern Bedeutung.
Losung, Stadtsteuer, p. 93, Losunger, Stadtsteuerer.
Lufmern, lautmeren, kundmachen (böhm. prohläsili).
Lvtzel, klein.
Lyd, clausura' institae. Laden zum Schlüsse der Krambuden Glied
p. 22, 29. Schm. W. IL 439. '
Lyden, Rb. 159. Leden, Laden, Kasten zum Aufbewahren der Sachen.
Maass, Überwachung des Maasses, Rb. 47, 48.
Magen, Blutsverwandte, p. 29.
Maulschlag, Ohrfeige, Rb. 85, St. 87.
Mannen, Rb. 173, hier Mond.
200
Maysvn Sarcina alcris, p. 3, Maass für Härinaf, kommt auch in der
Wassciiiiaiit in Hainbiirg vor. Rauch. Script. I. 206, auch Schni.
W. IL 628, Hoilniani) Fuiuljjrub. 1, 383. Meise Tragreff, ein
Korb oder Butte, uui etwas auf dem Rücken zu tragen.
Mehd finjrerl, p. 41. Brautrinsr, Mehil, gcmähl, gemähleu, Heurathen,
Augsb. Stadtrecht IV. 290. Ziemanu, 242").
Minllir, p. 2-4. AN as ein Alcntler furi alts gewand, Haind)urgcr Was-
sennaut, bei Schni. \\ . 2, 003. .Manteiuiacher. S. Handwerker.
Mir (Tril)utum quod Mir dicitur Anh. VII. ,^\ 28), Vgl. damit Urkunde
cu. 1241 bei Stenzel p. 203, habitantes — ab omni cilatione et
vexalione sint immunes scilicet, powo^, bobilo, mirzn.
Mir ist im allrussisclien Rechte vom Für.sten Jaroslavv aus
dem XI. Jahrhiuulert, Gen>einde, bei den Montenegrinern ist Mir
die Versöhnung nach der Blutrache, wobei ohne Zweifel etwas
gezahlt wird. Auch mit pu-na concordia? im altpolnischen jed-
nane wäre es in Verbindiuig zu bringen. Eine interessante Ana-
logie biethet auch «las AVort mit «f^oc, slaw. mira, Thcil, Maass,
Zahlung, daher dürl'te es überhaupt eine Zahlung, Tribut bedeuten
und eher in dieser Bedeutung und nicht wohl als Friedenssteuer
zu nehmen sein.
Misshandlung eines biderben 3Iannes, 75.
Missebaren, sich nicht recht betragen, Sp. II. 63.
Mönch hat kein Erbrecht, LXX.
Murd und Todschlaq, Kb. 33, St. 50^
Morgengabe, LXlX.'Rb. 40.
— Beweis d. M Rh. 103, 104.
— Anspruch auf d. M. nach der Scheidung, Rh. 45.
— Verfügungsrecht der Frau über d. M. Rb. 47.
— Anspruch des Mannes auf die M. Rb. lll,
— Zeugniss wcffen Morgengabe, Rb. 103, 104.
Morgensprache, Maniloipiituu, LXXI.
1) Als Gericht, p. JO, 54.
2) Versamndung der Handwerker (Wilda Gildewcs. 334).
Mündigheit, Zeit der ^Mündigkeit, St. 105.
Muntniann, Muntlcyt, Leibeigene, p. 169, Grimm RA. 311. Nürnb.
St. R. IIL 206, Pertz, Mon IV, 410.
Miinz.e, LXXX, falsche, Rb. 49, 50.
Muslheil, LXJX.
r\adwore oder Nadworze (Anh. VII. §. 2.) wörtlich : auf den Hof.
Stenzel 383. versteht Obcrgcrichlshof; das dürfte wohl zu fern
liegen. In alten polnischen und andern slawischen (,)uell.-n ist
vielfach von furtum in curia dwör) rcgis aut militis ( Edelmann)
die Rede, daher scheint ein G.-j,rensalz des Fclddiebstahlis zmu
Hofdiebstahl nicht unj,rc\v()hnli(h. Spätere diulsclie Rechlsbücher
haben eine ähnliche S.heidung. S\,. II. 13. IVa<hl- und Tag-
diebstahl, ferner Feld- und Uausdiebslahlj. Grimm RA. 637.
A<c/t/cs, keinesfalls.
[Rindert, niemals
A//Vt'/, LXVI.
AiV/ycM, nirijendwo.
A(U(/je;j, LXX.
^olkiucht, Rb. 86. 88.
201
NotsfftI, p. 22, aiiffariiim ([iinfl nofstal diciliir , Z\v<inff.stall zum Pfer-
debesi'hlagen.
Obstbäume, Strafe des Brechens des Obstes, Rb. 166.
Pannum scarletum Scharlach, sraiideniense v. Gent, Iitrense v. Ypern,
de Poprinij v. Popcrinffe, de Dorn v. Tornay (Dornik) , p. 2.
Parchanl. ein Kleidungstoff, p. 39.
Feiten, beiten. warten, p. 92.
Pcrges-Siegel, S. Berges-S,
Per wer, p. 33.
Petfart, AVallfahrt. Rb 62.
Pfand (bühni. zäklad), Pfandrecht LXIV, essende Pfand, Pfand an Vieh .
— an beweglichen Gut Ri). 23.
— Verfahrer bei Verpfändung. Rb. 22.
— AVirkung der Verpfändung Rb. 13.
— Pfändung um Geldschuld.'Rb. 12.
Pflasterung der Stadt, St. 32. 43.
Pholger, Stadtwäger, St. 72.
Platten, Platte, p. 29. Brustharnasch, thorax. BeiOtokar v. Homek, Ar-
matura pectoris v. plat dicitur inVocab. Melecense. (Zicniann 29Ö « )
Plaza sive forum, p. 22.
Portleyn, Borten, p. 39.
Privat, Privet, Abtritt, p. 22-
Pugler p. 29. Puchler ein kleines Schild (auch bei Olokar von
Hornek).
Purgel, Bürge, p. 13, 15.
Purgineister, Purgermeister, S. Burgermeister.
Baub, S. Diebstahl.
Beceptio super damna debitor. S. Schaden.
Rechtlose,, ihre Busse, Rb. 173; können nicht Zeugen sein, Rb. 99;
deren Wergelt, Rb. 173, 174
Richter, dessen Befugnisse, Besetzung, Anitswirksamkcit, XLVI. des
Richters.
— — Busse. Rb. 32.
— — Beweiskraft des Zeugnisses p. 16, 3. R.
— — Gesinde, p. 12, 17.
— — Glocke, St. 20, 40, p. 14.
Rodal, Rodel, p. 183., der Juden Talmud, die fünf Bücher Mosis.
Schilter Observ. ad Richthoven Chronik p. 1043. Dieses Wort
ist wahrscheinlich dem lateinischen Rotulus nachgebildet.
Sah, Sackstecken, Strafe, p. 15.
Sarcina. S. Maysen.
Satc LXXX, in der saw gefangen sitzen, p. 29.
Scabini, Schöffen. St. 56.
Schaden nehmen, S. Receptiu. Super damna debitoris LXIV. Vgl.Schni.
W. I. 321. Judenschaden, Auer Münch. St. R. 350. a
Schawernak, IV. p. 7.
Schelten, das Urtheil (bohm. slraffugi ortel), LXXV.
Schmähung, LXXX.
Schlüssel, LXXX.
Schöffen, (böhm. konselc) XLVIIl, ihr Eid. St. 36. Ergänzung des
Ralhes im Falle eines Todes. St. 95. Verfahren gegen slrafb.
Rb. 73, 79. Ihr Zcugniss. Rl>. 82. 78. •
202
Schub, Rb. 71, vielleicht so viel wie Aufschub, hier Fristverlänge-
rung, weil ihr Ehemann nicht zu Hause ist, an (ohne) ihren
AVirtli. In derselben Bedeutung gebrauchen es d. Langensalza'er
Stat. V. 1550. Walcli. VIII. 378. Menken. Sc. rer. germ. 1. 810.
Lünig. RA. Pars. IV. c. 2, 715.
Schuldner und Burgen LXII.
Salt II hlciifiefdugii iss. LXIII.
Sciucertinagen, Verwandte von Seite des Mannes, pars gladii (böhm.
piäteie po meci), (Magdb. 125.3. §. 22-). Das Speer bedeutet
den Mannestamm, im Gegensatze zum Spindelmagen , Spilmagcn,
Kungelmagen, von Seite des \Veibes. Grimm RA. 163.
Schuiehugen, Überschuss (böhm. po preslici).
Selbdrilt, d. h. mit 2 Eidgenossen, p. 11. St. 16.
Sehjret LXVII, Seelgerat p. 37, 41, 87, legatum ad pias causas, zu-
weilen die Anordnung des Testators, zuweilen die Stiftung so
benannt. Schm. W. III. 148. eine Stiftung für die Seele des
Testators.
Sieben, die Siebenzahl kehrt bei Zeugenschaft oft wieder, z. B.
a) Jura Theulon. §. 2.
b) bei .Morgengabc, Rb. 10.3, 104; beiNothzucht, Rb. 87; bei
Diebstahl und Raub Rb. 188.
Slappen^p. 20, slawisch: Siapa, Hut, Haube, Kappe. Schm. W. III. 454.
iS7ei;3eM, (St. 33. die manic unbehend red sleizzen muzzen), sieizen
(ymanen slizcn), slizen heisst zuweilen soviel wie uti, frui.
Der Sinn ist etwa : die manchen Tadel über sich ergchen lassen
müssen. Dürfte es nicht mit dem slaw. slyseti zusammengehen?
Auch dann giebt es einen Sinn: Die manchen Tadel von sich
boren müssen.
Slotjer, Schleyer p. 37.
Sonntagsknecht, Suntegsknecht, familiäres festivales, Festtagsgesinde
(böhm. sw.ätecni pacholici) kommen auch iu Wien vor. Horniayr
(Wien, Urkunden- Buch p. 50. Urkunde von 1353) halt sie für
Taglöhner.
Span, XXIV. Münch. Stadt. R. 503, Schm. W. III. 565, ein (Freiberg
Samnilg. I. 3.36) kleines Stück Holz, dient als Symbol der ge-
richtlichen Einführung.
Spiel, Verbot des Spieles. \A ürfelspiel. auch Topel, Topihpiel. S. d.
Spielleute, LXX, sind rechtlos, Hb. 9i).
ihr Wergeid, Rb. 175.
Spillmagen LXVI.
Sprav:,en (böhm. sprawce), p. 75, Bürge, disbriffatio.
Stadtituch altes, welches die Austragung enthalt, p. 92, als Gesetzbuch,
als Gericht.sbuch St, 135.
Sladige rieht. XLV.
Stadirecht (Jus civitatis) (böhm. präwo mestskö).
als Büfffcrrecht, p. 19.
als Weichbild. Recht, St. 19, 25, 26.
Stadtcerfassuug. E. XLV.
Stccilinesser, eine kurze Waffe. Nach den Jiir. orginal. Stechmesser
qui dicitur miscricors.
Stocfi, so viel wie Gefangniss, St. 19.
Strafen, LXXV.
203
Sirrtfrecht. XLV, LXXVI, LXXXI.
Suburbiuin, XXV.
Swaden, p. :i9.
Svibogen et ilberschuss, aediflcia testudinata et liffnea, p. 21.
Tage, gebundene, Friedenstage, Gerichtsferien, Dies ferialae. Narh
Sp. II. 66. waren die 4. Wochentage vom Donnerstag bis Sonn-
tag befriedete, gebundene Tase (Rb. 37.).
Tnge bescheidene, wo eine Gerichtshandhing anberaumt ist.
Tainpf, cailiffo, p. 6.
Tauben, ihr Recht, Rb. 134.
Taydingen, p. 29. Tagedingen, taidingen, bei Gericht verhandeln ;
Taydingen, Teidinger, auch Schiedsmann, arbitrator, Vermittler,
(Ziemann 462»).
Testamente, LXYI.
Thele für Telee. Gewebe, p. 7.
Todbeltleuf, LXVII, LXXIII. Todbezleut, rechte T. p. 42. 43. Zeugen
des Testamentes.
Tode hand, Schuld nach todter band. Schulden eines Verstorbenen,
auch eine ererbte Forderung. Culm. R. 111. 65. Walch. Beit.
VI. «9.
Topilspiel, Würfelspiel Rb. 44.
Tortor, p. 95.
Tvcelin, Rb. 159, Twehele, Handtuch (Ziemann 486=").
Überschuss. S. Sicibogen.
Ungelt XCV. St. 1. p. 92.
Weinungelt, p. 30.
Unterkavfel, Rb. 177.
Untericinden. sich bemächtigen einer Sache, St. 31.
Urkunden, LXXII. LXXIII.
Urlhei/, LXXXIV.
Urlheil schellen, strafen, arguere sententiani, Berufung vom Schölfen-
urtheil, (böhm. auch odwoläui). S. Sciielten.
Valsch überhaupt jede Fälschung, besonders bei 3Iünzen.
Verchgenossen, Werkgenosse, St. 30.
Vecferlig. Wegferlig, Rb. 160, ein Reisender.
Verhermultcr, Rb. 158, varsch, Schwein. Augsb. St. R. statt : var-
chennuitter.
Verfahren in Civihachen LXX. in Strafsachen LXXXII.
Velel, p. 98, hräinerin, Ilöckierin.
Virdiink, Geld, der 4le Theil eines Pfundes, p. 39.
Vladeken. S. Wlaclyken,
Vog, Rb. 25, weg.
Volleist p. 35. p. 50. Coadjutorium, Hülfe, Beistand, insbesondere bei
Verbrechen.
Vormundschaft (böhm. porucenstwi), LXVII.
Waffen, Verbot des ^^■afrl■ntragens. St. 19. 37, 38.
Wallfahrt, Petfahrt, Pilgerfahrt, Pilgrimsfahrt, (iotlesweg. Rb. 62. 112.
Wambeis p. 32. \va;nib, wand)escli, fffaiubcsiuni. boiubasium, ,la/ifiC(^,
wams, leibchen, corset, ein Ivleidungsstiick. das zunächst Unter-
leib luid KuMi|)f bedickt und srliiitzt. (Ziemann (i06.)
Wandel LXXVI. (Anh. VI. §. 16, 18; p. 1»3;, eine nachlhciligc
204
recht!. Folge einer Handlung, so dass auch die öffentliche Strafe
milbegriffen sein kann.
Warender Mann, fahrender M. Vagabund. Rh. 173.
Wergcll, Rb. 121.
Wladijken, Vladeken, p. 94. Edler, Adelicher. Vergl. Palacky Gesch.
I. 169.
Wor-Jl, Wurzel, Rb. 169.
Zaum, Saum, souni, Ligatura Pannoruin, p. 7 ; auch Sarcina ; wie
viel ein Saum Tiiclier ist, lehrt Schin. W. III. 246.
Zeche, institoruni, p. lÜÜ.
Zeugen, LXXII.
Zoll, LXXX.
Erklärung'
der Abkürzungen in den Cifafen der Schriftsteller und
Quellen.
AlbrecJd. Die Gewere (8. Königsb. 1828).
Augsb. St. R. Augsburger Stadtrecht v. 1276 bei Walch vermischte
Beiträge zum deutschen Recht. (8. Jena 1771. IV. 23—106).
Bamberg St. R. Zöpfl das alte Bamberger Recht (8. Heidelberg 1839).
Bienenberg dessen Geschichte der Stadt Königgrätz (8. Prag 1780).
Boczek Diplom. Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae. (4. Olmucii
1836— III. Bde.)
Böhme diplomatische Beiträge zur Untersuchung der schlesischen Rechte.
VI. Bde. (4. Berlin 774-75.)
Brunn. St. R. auch Jur. orig. Brunn, anni 1243. bei Senkenberg Visio-
nes 215, Boczek Dipl. III. IVro. 32.
Cont. Cos/wae (Continualiones Cosmae in Scriptor. Rer. Boh. 8. Prag.
1783).
Ciilm. Recht., das alte Kulmische Recht. C. K. Leman (8. Berlin 1838).
Dobner Gelas. Monumenta historica Boemiee (4. Prag. 1764. 1785.
VI. vol.).
Du Gange Gloss. medise infimae aevi ed. G. A. h. Henschel (4. Paris
1840).
Eder Jos. Carl de initiis juribusque primaevis Saxoniae (4. Wien 1792).
Eichh R. G. Eichhorn K. f. Staats- und Rechtsgeschichte. 5. A. (8. Gütt.
1843— 44.)
Eichh P. R. dessen Einleitung in das deutsche Privat - Recht. (8.
Gütting. 1836).
Freiburg St. R., F. Stadtrecht v. J. 1120 bei Gaupp deutsche Städte-
gründung (8. Jena 1824) auch Schöpflin bist. Zaring. V. 29.
Freiberg St. R. in Walch's Beiträgen III. 146.
Gaupp. M. K. das alte Magdeburger und Hallische Recht (8. Brcs
lau 1826).
Gaupp S. L. das schlesische Landrecht (8. Leipzig 1828).
Görlitz L. R. das in Homeyers Ausgabe des Sachsenspiegels II. Th.
(Berlin 1844) von Seite 177 abgedruckte Rechtsbuch.
Görlitz St. älteste Slatulcn v. Görlitz. Script. Rerum Lusat. I. Band.
(Görlitz 1839, p. 383).
Grimm R. A. dessen Rcrhtsalterthümer (8. Göttingen 1828).
Grimm Gram, deutsclie Grammatik (8. Gott. 1822. 1837).
Goldasti Collectio constitul. imperial, (f. Frank 1713).
206
Goslar. St. R. Die Goslarischen Staliilm heraiisgegeben von Göschen
(8. Berlin 1S40).
Gudenus Codex diploniatirus anerd. (4. Fraiikf. 1751.)
Haller S. R. — H. Schöffenrechtc anni 1235 an die Stadt IVcuniarkt.
Stenzel. Nro. 16.
Ifaltaiis Glossariiiiii jsrennanii lun niedii ^acA'i (f. Leipz. 173.3).
Hanka Piehled pranicnii präwiiich vv Cechäch). Übersicht der 0»ßll*'n
des Rechtes in Bühincn aus den Abhandlungen der Gesellschaft
der Wissenschaften 1841.
Jacobi Codex. Codex e|)istolaris Johannis regis Boheniia;, heraus-
gegeben V. Dr. Th. Jacobi (4. Berlin 1841).
Iglauer St. R.., auch Sladtrecht von Iglau, .Iura civit. Iglav. v. 1248.
Ausgabe Dobner Mon. IV. 191 — 232. Peitliner Gs. d. Bergwerke
(f. AVien 1781.) 2Ül. Jura prima'va (8. Brunn 1781) 76—118.
Die Berufung nach der Dobner. Edition.
Jungmann Slownik (4. Prag 1836).
Kaiserrecht das kleine b. Senkenberg.
Kohlinus Stadtrechfe für Böhmen, deutsche Ausgabe (fol. Lp. 614.)
unter dem Titel: Böhmische Rechte; spätere und letzte Ausgabe
(4. Wien 1724).
Koenigsherg, Codex. MS. ein Formelbuch auf der k. königsberger Bi-
bliothek ; eine Abschrift dieses für Bölnnons Goschiciite so wich-
tigen Codex befindet sich im hiesigen Museum.
Kraut Grundriss zu Vorlesungen über die deutsche P. R. '8. (Jölting.
1839.)
Leohsch. St.R. anni 1270. Stenzel Urk. N. 2. (König Otakar's Priv. für
Leobschütz in Schlesien).
Lüniq Teutsches Reichsarchiv. Pars, special mit 4 Continuat. (f. Lpz.
1710- 14).
Magdeburger R. anni 1188, 125f). 1261, 1304. bei Gaupp und Stenzel.
J>/. Seh. U. Die den alten Ausgaben des Saclisens|iicgels beigel)unde-
nen Schöffenurtheile. Ich citire nach der Dresdner Ausgabe v.
1553.
Memmingen St. R. Freiberg, histor. Schriften. V. 245.
Mittcrmaier P. G. Grundsätze des gemeinen deutschen PrlAat-Rcchtes
CRegensb. 1842).
München St. R. Auer das Stadtrecht von München (München 1840).
Palacky Geschichte Böhmens (8. Prag 1836—1845).
Fehel Geschichte Kais. Karl. IV. (8. Prag 1780).
Praxis Cancellaria die pag. L. i)eschricbene Handschrift.
Pubilschha Geschichte Böhmens (4. Prag 1770- I779\
Pnfendorf observationes Juris universi (V. Vol. Hanov. 1744).
Rauch Scriptores Rerum austria? (4. >A ien 1793).
Ruprecht Rb., G. L. v. Maurer das Stadt- und das Landrechtsbuch
Ruprechts von Freysing. 8. Stiilt^art 1839.).
Regensburg. St. R. anni 1320 Freibcrü: liistor. Schriften V. 29.
Richtsteig des Landrechls bei Senkenberg. C. J. G.
Schlüf^er kritische Sammlungen zur (Jeschichle der Deutschen in
Siebenbürgen. 8. (Jötlinsj. 1795.
Schmcller i. A. bairisches Wörterbuch, (8. Stuttgart u. Tüb. 1827 38.
4 Tbl.).
207
Senkenberg Corpus Juris Germanici cura G. G. König v. Königsthal
(f. Frankf. 1760).
— Selecta Juris et historiae (8. Frankf. 1732. 42).
— Visiones diversae de collectionibi« leguiu germanicarum (8.
Lpz. 765).
Schwabenspiegel an den meisten Orten aus der Lassberg-Reyscher-
schen Ausgabe.
Sp. Sachsenspiegel (das sächs. Landrecht) im Allgemeinen nach der
trelTlichen Ausgabe des Professor Homoyer (2. Aufl. Berlin
1838), wo in der Ausgabe Steilen angeführt sind, wurde der
hochdeutsche Text nach der Leipziger Handschrift (Hom. N. 11.)
aus der kleinen Handausgabe des Professor Weiske (12. Leip-
zig 1840) als unserm Rechtsbuche naher liegend benutzt.
Siebenkees Beiträge zum teutschen Rechte. (6 Theil. Nürnbg. 1786
— 17911.
Slenzel und Tzschoppe ürkundensammlung zur Geschichte des Ur-
sprunges der Städte. (4. Hamburg. 1832.)
Weichbild das sächs. \>'eichbild kömmt in Böhmen in einzelnen Hand-
schriften unter dem Kamen des Magdeburger Rechtes vor. Ausgabe
V. J. G. Ludovici. (4. Halle 1721).
Wiener Sladtreehl v. 1221, Ister Abdruck. Wiener Jahrbuch für Lit.
XL. Anzeigb, p. 15. unvollständig auch Hormayr Wien Urk.
Nro. 15.
— Stadirecht v. 1296. Stadtrecht Herzog Albrechts für Wien. Sen-
kenberg Vision. 288.
Ziemann mittelhochdeutsches Wörterbuch. CQuedlinb. und Leipzig.
1838.) ^ ^
Zöpfl das alte Bamb. Recht als Quelle der Carolina (8. Heidelberg
1839).
Zöpfl RG. dessen deutsche Staats- und Rechtsgeschichte (8. Heidel-
berg. 1834).
— =:^3<^c=:^:=—
npuckfohlor iiiicl \^oi'bo$i.«(oriiiisoii.
S. XV,
Z. 3 V.
u.
« XVI,
„ 20 V.
u.
„ XVIII,
„ 1 V.
u.
„ XXII,
„ 15 V.
0.
r LV,
„ 4v.
0.
V LX.
„ 15 V.
0.
„ LXIX,
„ 14 V.
0.
In der Abhandlung :
st. vcrhältniss jcener lies Verhältnisse jener.
„ tineos 1. lineos.
„ dafür sich 1. da für sich.
„ bewahnt 1. bewahrt.
nach ..die- Gericht" ,
st. fah.ond'ie 1. fahrende.
„ ferw'\''eo 1. frewlicher.
Im Urkundtiihuche:
st. Judo 1. Judeo.
„ jol 1. sol.
„ rel I. vel.
„ urd 1. und.
„ grossen 1. grossen.
„ echten I. rechten,
soll die Nr. 71 des Artikels ganz wegbleiben.
" " St. 84 1. 83.
„ nicht vb erlauf 1. nicht vberlauf.
„ helsc 1. helfe.
„ urtheil schalten 1. urtheil schelten.
„ Welch i. Welch.
Kleinere, den Sinn nicht störende Druckversehen bleiben der
Nachsicht des gütigen Lesers überlassen.
Zur Seite XV (Anmerkung) ist noch zu bemerken, dass jene
Schenkung von Kaiser Karl IV. im Jahre 1351 bestätigt wurde. So-
wohl Pessina im Fhosp. septicorn. rad. II, als Balbinus in den Mi cell,
bist. lib. VI. 1. 51 geben die kaiscrl. Confirmation mit einem The^e
der Urkunde Boriwojs, jedoch ^iel incorrecter, zum Thcil ganz un-
verständlich. — An beiden Trasumptcn fehlen die Zeugen, üiess zur
nähern Würdigung der Urkunde und des dort (besagten.
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Inhalt.
Seite.
Vorrede von Jacob Grimm , I
Voricort des Herausgebers IX
I. Einleitung.
§. 1. Die älteste Municipalverfassung Prags XIII
§. 2. Verhaltniss des altprager Stadtrechts zu den späteren
Rechtsbüchern XXII
§. 3. Beschreibung der Handschriften XXX
I. Handschrift im prager Stadtbuchamte.
II. Handschrift im prager Stadtarchive.
III. Handschrift in der prager Domkapitular-Bibliothek.
§. 4. Grundsätze bei der Herausgabe XXXVIII
II. Rechtssystem.
§. 5. Die Stadtverfassung überhaupt XLV
a. Priiafrecht.
§. 6. Personen- und Familienrecht LVIII
§. 7. Erbe, Eigen, Zins, Bereitschaft, fahrende Habe . . LX
§. 8. Erbrecht LXIV
§. 9. Verfahren LXX
b. Slrafrecht.
§. 10. Strafbare Handlungen . LXXVI
^.11. Strafverfahren LXXXI
c. Das Bärgerlhum,
§. 12. Bursrer und Gäste LXXXIII
§. 13. Die Juden LXXXIX
§. 14. Kaufherren und Handwerker XCI
d. Finanz- und Kriegsverfassung.
§. 15. Stadtsleuer und Stadteinkünfte XCII
§. 16. Städtische Kriegsverfassung und Gesandtschaft. . . XCVI
14
210
III. Schlusswort.
Seite
§. 17. Charakter des Rechtsdenkmals; Sitte und Brauch der
Zeit ; Bild und Leben der Stadt XCVII
Urkundenbiich.
A. Das ahprafjer Sfatutarrecht 1
B. Das Rechtsbiich 101
C. Anhaiifi Itiö
I. Sfadtfriedenffcsetz König Wenzels v. 1287 167
II. Prager SchüHensatziing v. 1297 171
III. dto dto. „ 1296 172
IV. Königliche Bestätigung des Vorhergehenden 174
V. Prager Schöffensatzung v. 1338 mit der königlichen Be-
stätigung 175
VI. Judenrechte Otakars v. 1254 mit der Bestätigung Kaiser
Karls V. 1356 177
VII. Die Rechte der Deutschen in Prag v. 1065 mit der Be-
stätigung Köiiiff .lohanns |87
VIII. Schöffensatznnir v. 1341 191
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i^F£ 1 1928
K Rdssler, Emil Franz (ed.)
Deutsche Rechtsdenkmäler
R7188D4 aus Böhmen und Mahren
18.45
Bd.l
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