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Full text of "Deutsches wirtschaftsleben im mittelalter. Untersuchungen ub̈er die entwicklung der materiellen kultur des Platten landes auf grund der quellen zunac̈hst des Mosellandes;"

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DEUTSCHES 

WIRTSCHAFTSLEBEN 


IM  MITTELALTER. 


UNTERSUCHUNGEN 

Obek  die 

ENTWICKLUNG  DER  MATERIELLEN  KULTUR  DES  PLATTEN  LANDES 

AUF  GRUND  DER  QUELLEN 

ZUNÄCHST  DES  MOSELLANDES 


VON" 


KARL  LAMPRECHT. 


Li  DARSTELLUNG. 


LEIPZIG, 

VERLAG    VON   ALPHONS   DÜRR. 

1886. 


Inhalt. 


VI.    Die  Wirtsohaftsorganisation  des  GrofsgrundbesitEes. 

Seite 

!•  Bildansr  nnd  Charakter  des  Grofsgrmndbesitzes 667 

Einleitung.  Bedeutung  der  Grundherrschaft  innerhalb  der  nationalen  Verfassungs- 
entwicklung     667 

• 

Die  Bildung  des  Grofsgrundbesitzes.  Die  kirchliche  Grofsgrundbesitzbildung. 
Erwerb  durch  Schenkung  bezw.  Kauf  und  Tausch  (Erwerbspolitik,  Entwicklungs- 
geschichte der  Erwerbsformen,  Giarakter  der  Erwerbsformen  und  des  Erwerbes 
in  dieser  Richtung  mit  Rücksicht  auf  die  Möglichkeit  rationeller  Verwaltung); 
Erwerb  durch  Kolonisation  und  Ausbau;  Abrundung  durch  Tausch  und  Kauf, 
durch  Abgrenzung  der  Erwerbsbezirke,  Ablösung  der  Grundlasten  und  Entwick- 
lung des  Allmendeobereigentums.  Die  weltliche  Grofsgrundbesitzbildung  nach 
Erwerbs-  und  Abrundungspolitik ;  deren  Formen,  Yomehmlich  in  Kolonisation  und 
Ausbau.  Vergleich  der  übereinstimmenden  und  unterscheidenden  Merkmale  kirch- 
licher und  weltlicher  Grundbesitzbildung 670 

Allgemeiner  Charakter  des  Grofsgrundbesitzes  der  geistlichen  wie  der 
Laienaristokratie  nach  Gröfse,  geographischer  Ausdehnung,  lokaler  Intensität  und 
allgemeiner  Organisationsfähigkeit  (Einwirkung  der  Markverfassung,  Möglichkeit 
der  Unifikation  grundhöriger  Lasten,  Besitzstörungen  unfreiwilliger  und  freiwilliger 
Art).  Abweichungen  des  fiskalischen  Grofsgrundbesitzes  vom  Charakter  des  aristo- 
kratischen Grofsgmndbesitzes 702 

2m  Der  Terwaltangsorgaiiismas  des  Grofsgrnudbesitzes 719 

Die  fiskalische  Lokalverwaltung.  Die  Fiskalverwaltung  nach  dem  Cap.  de 
villis:  Funktionen  der  Zentralstelle,  des  Iudex,  der  dem  Iudex  untergeordneten 
Einzeibetriebsvorstände  (luniores).  Überreste  dieser  Verwaltung  in  späterer  Zeit: 
das  fiskalische  Schultheifsenamt,  die  fiskalische  Vogtei,  die  autonome  Organisation 
und  soziale  Entwicklung  innerhalb  der  alten  Fiskalgebiete  mit  besonderer  Berück- 
sichtigimg der  Schicksale  der  alten  Unterbeamten.    Das  Verhältnis  der  grund- 

^  herrlichen  Organisation  der  kirchlichen  und  Laienaristokratie  zur  Geschichte  der 
Fiskalverwaltung,  insbesondere  der  Cliarakter  der  Schultheifsen  innerhalb  dieser 
Organisation 719 


401507 


[Inhalt.  rV     

Seite 

Die  aristokratisch-grundherrliche  Lokalverwaltung.  Die  Organisation 
des  Grundes  und  Bodens :  die  Fronhofepertinenzen  im  allgemeinen  (Streulage  des 
Besitzes,  Abwandlungen  der  Anzahl  höriger  Hufen,  Spuren  administrativer  Zu- 
sammenfassung bezw.  Unterordnung  verschiedener  Hofpertinenzen  oder  HöfeX  ihre 
Gliederung  in  der  Fronhofsverwaltung  (Salland  und  Gehöferland,  spezifisches  Sal- 
land  und  Beundesaliand  in  ihrem  gegenseitigen  Wirtschafts-  und  Gröfsenverhältnis 
und  dessen  geschichtliche  Abwandlimg).  —  Die  Verwaltungsbeamten:  der  Meier, 
seine  ursprüngliche  Funktion  als  Bewirtschafter  des  Sallandes,  Beaufsichtiger  des 
Beundebaues,  Einnehmer  der  Gehöferzinse  und  Kontroleur  der  Allmendenutzungen, 
sowie  seine  rechtliche,  materielle  und  soziale  Stellung;  deren  Veränderung  und 
die  zum  Ersatz  auftretenden  Neubildungen;  die  Bei-  und  Untergeordneten  des 
Meiers.  —  Die  Wirtschaftsverwendung  der  Grundhörigen,  ihr  allgemeiner  Charakter 
und  ihr  Ausdruck  in  Fronden  für  den  Eigenbetrieb  des  Fronhofes,  den  Beunde- 
bau  und  die  AUmendeausnutzung.  sowie  in  Abgaben  (deren  Arten,  Veranlagung, 
Höhe,  Beitreibung  und  eventuelle  Reduktion).  —  Die  Funktionen  der  Markhörigen 
in  der  Fronhofswirtschaft,  zum  Entgelt  für  die  AUmendenutzung  und  den  Genufs 
der  auf  Grund  von  Markobereigentum  geschaffenen  Einrichtungen 737 

Die  königliche  und  die  aristokratisch-grundherrliche  Zentralver- 
waltung. Die  karolingische  Zentralverwaltung,  speziell  die  Finanzen.  Die 
Thätigkeit  des  Iudex  in  der  Finanzgebarung  und  ihr  Verhältnis  zu  der  analogen 
Thätigkeit  in  der  grundherrlichen  Verwaltung.  Die  Organisation  des  gnmdherr- 
lichen  Nachrichten-  und  Transportdienstes  vornehmlich  in  seiner  Bedeutung  für 
die  Ausgestaltung  einer  Zentralverwaltung.  Das  Personal  der  grundherrlichen 
Zentralverwaltung:  Ministerialität  und  geistliches  Beamtentum,  deren  verschiedene 
Ausbildung  und  Wirksamkeit.  Der  Charakter  der  naturalwirtschaftlich  -  grund- 
herrlichen Finanzgebarung.  Die  Zentralstelle  und  ihre  Funktionen  in  Kontrolle 
und  oberster  Leitung.  Die  Ergebnisse  der  grundherrlichen  Wirtschaftsverwaltung 
und  deren  Schicksale 801 

Anhang 853 

8.  Die  Umwälznng  der  Wirtschaftsverfassang  des  Grofsgrandbesitzes  und  das 
Aufkommen  freier  Landnntzaiigrsformeii  im  12.  und  18.  Jahrhundert   .   .   .    862 

Der  Verfall  der  grundherrschaftlichen  Wirtschaft  des  früheren 
Mittelalters.  Ökonomischer  Verfall  infolge  der  eigentümlichen  Entwicklung 
von  Zinsbezug  und  Grundrente  in  ihrem  gegenseitigen  Verhältnis,  sowie  infolge 
der  Zersplitterung  der  Gehöfergüter.  Administrativer  Verfall  der  Lokalverwaltung 
durch  Eindringen  freier  Landnutzungsformen  in  die  Beundekultur,  die  Salland- 
wirtschaft  und  andere  grundherrschaftliche  Betriebe,  durch  Verselbständigung  der 
Gehöferschaften,  und  durch  Zei*störung  der  Beamtenqualität  sowie  Zusammen- 
schrumpfen der  Funktionen  des  Meiers.  Administrativer  Verfall  der  Zentralver- 
waltung durch  Zerstörung  der  Beamtenqualität  der  Ministerialen  und  geistlichen 
Verwaltungsbeamten.  Lockerung  der  Verbindung  zwischen  Lokal-  und  Zentral- 
verwaltung durch  Verstümmelung  der  alten  Verwaltungszusammenhänge  im  Wege 
der  Veräufserung  und  Verlehnung  bezw.  Lehnsallodifikation,  sowie  durch  allge- 
meine Anwendung  des  Anweisungssystems  zur  Rentenbelehnung  bezw.  zum  Lehns- 
auftrag seit  Beginn  des  13.  Jhs.  Der  grundherrschaftliche  Besitz  der  zweiten 
Hälfte  des  Mittelalters  überwiegend  nur  noch  als  Substrat  von  Renten  beti-achtet : 
der  Rentenbesitz  im  Vordergrund,  das  Land  als  Rentensubstrat  fungibel  ....     862 

Ansätze  zur  Entwicklung  freier  Landnutzungs formen  bis  ins  12.  und 
13.  Jahrhundert  Hinein.   Chai akter  und  Schicksal  der  freien  Landnutzungs- 


i 


—     V     —  Inhalt] 

Seite 

formen  der  Karolingerzeit :  die  Precaria  oblata  und  remuneratoria  und  deren  Aus- 
gang in  der  Periode  der  deutschen  Kaiserzeit ;  das  Beneficium  in  den  Formen  des 
Zinslehens  und  des  Dienstlehens,  vornehmlich  des  Weindienstlehens  und  des  dem- 
selben analog  gebildeten  Ackerteilbaulehens,  und  deren  Einflufs  auf  die  Aus- 
bildung der  freien  Pachten  des  12.  und  13.  Jhs.  Übergänge  des  grundhörigen 
Landbaues  in  freiere  Nutzungsformen :  Aufhebung  der  Dingpflicht  und  Entstehung 
von  Erbzins-  und  Erbpachtverhältnissen,  Allodifikation  grundhöriger  Güter;  Klä- 
rung der  fortbestehenden  grundhörigen  Nutzimgsverhältnisse  durch  diese  Vor- 
gänge. Allgemeine  Veranlassungen  und  erster  Anfang  der  freieren  Pachtformen: 
Pachten  an  grundherrlichen  Nutzungen,  Allmendepachten,  Zehntpachten;  Bedeutung 
der  letzteren  für  die  Frage  der  Priorität  der  Erb-,  Vital-  oder  Zeitpacht ....     S88 

Das  Wesen  der  freien  Pachten  seit  dem  12.  Jahrhundert.  Aufkommen 
der  freien  Pachten  im  12.  Jh.  Ist  Zeitpacht  oder  Erbpacht  früher  entwickelt? 
Die  Erbpacht:  Pachtantritt,  Rechtsverhältnis  in  der  Pacht,  Kanon,  Stellung  des 
Inventars,  Ausübung  grundherrlicher  Rechte  seitens  des  Pächters,  Leistungs-, 
Bau-  und  Betriebsverbindlichkeiten,  Nachlafs  des  Kanons,  Erbbestandgeld  und 
Kautionen  für  die  Aufrechterhaltung  des  Erbpachtvertrags.  Die  Vitalpacht:  ihr 
Verhältnis  zur  Erbpacht  und  ihre  besondere  Ausbildung  zu  Landsiedelleihe,  Villi- 
kationsvertrag  und  Ilalfenpacht.  Die  Zeitpacht:  ihre  Anwendung  und  das  Ver- 
hältnis ihrer  Detailausbildimg  zur  Erb-  und  Vitalpacht 937 

Anlauf  zu  einer  Neubildung  der  grundherrschaftlichen  Wirtschafts- 
verfassung unter  dem  Einflufs  der  Pachtentwicklung.  Allgemeine 
Übersicht  über  die  Entwicklung  der  Grundherrschaft  im  späteren  Mittelalter.  Die 
Wirtschaftsverfassung  der  Stifter  im  besonderen ;  Entfaltung  ihrer  Gemeinwirtschaft 
zum  Pensionariensystem ;  Ausweitung  des  Pensionariensystems  zur  grundherrschaft- 
lichen Pachtgenossenschaft 972 

Anhang 985 

VXL     Gnindherrliohkeit  und   Vogtei  als  Formen  halbstaatlioher   Gewalt 
und  Fermente  sozialer  Sohiohtung. 

1.  Die  Omndherrlichkeit 991 

Der  grundherrschaftliche  Schutz  imd  als  dessen  Folge  das  Obereigentum  am 
grundhörigen  Besitz  als  ursprünglicher  Kern  der  Grimdherrlichkeit.  Ihr  Ent- 
wicklungsgang und  ihre  Ausgestaltung  im  Fronhofsverhältnis:  grundherrliche 
Rechtsvertretung  der  Grundholden  nach  aufsen  bei  Delikten,  Schaffung  des 
Fronhofdinges  für  den  Vermögensverkehr  im  Innern 991 

Die  Einbeziehung  markgenössischer  Rechte  in  das  ursprüngliche 
grundherrliche  Verhältnis.  Entstehung  des  AUmendeobereigentums,  Aus- 
wirkung desselben  auf  dem  Gebiete  der  früher  markgenössischen  Leitung  von 
Urproduktion,  industrieller  Th&tigkeit  und  Verkehrsleben.  Schicksale  des  mark- 
genössischen Beamtentums  und  Finanzwesens.  Veränderte  Stellung  der  einst 
freien  Markgenossen  (Markhörigkeit):  Fronde-  und  Zinspflicht,  Gerichtspflicht, 
Heerespflicht  Verhältnis  der  gröfseren  alten  Markbildungen,  speziell  der  Hun- 
dertschaftsmark, zu  dieser  Entwicklung 996 

Die  Einbeziehung  staatlicher  Rechte  in  das  ursprünglich  grund- 
herrliche Verhältnis.  Die  königliche  Immunität:  die  ältere  Immunität,  ihr 
Charakter,  ihr  Verhältnis  zur  Entwicklung  der  Regalien  und  ihre  Geschichte; 


[Inhalt.  —     VI     — 

Seite 

die  jüngere  Immunität  in  ihrem  Charakter  und  ihrem  Verhältnis  zur  älteren  Im- 
munität Die  landesherrliche  Immunität  Die  Entwicklung  positiver  immunitäts- 
herrlicher Rechte  aus  der  königlichen  Immunität:  1.  Finanzwesen  (Parayeredi, 
Hostilicium,  Nachtseide,  Tributum):  keine  Ausbildung  einer  besonderen  Finanz- 
verfassung, Einbeziehung  der  ursprünglich  staatlichen  Leistungen  in  die  grund- 
herrliche Intradenverwaltung ;  2.  Heerwesen:  nahezu  völliger  Verfall;  8.  Gerichts- 
wesen: Ausbildung  desselben  im  späteren  Mittelalter  (Bauding,  Grundgericht, 
Hochgericht,  Regelung  des  Instanzenzuges,  Lehnhof  und  HofgerichtX  Entwick- 
lung dieser  Ausbildung  aus  den  ursprünglichen  Immunitätsberechtigungen  auf 
der  Basis  der  grundherrlichen  Gewalt  und  Markherrlichkeit  Das  Grundgericht 
und  seine  genauere  Organisation  als  bezeichnendste  Erscheinung  der  ausge- 
bildeten grundherrlichen  Gerichtsverfassung 1015 

2.  Die  Togtei 1062 

Die  Vogtei  über  Einzelpersonen.  Gründe  tUr  das  häufige  Vorkommen  der 
Vogtei  speziell  bei  der  Geistlichkeit  und  den  sozial  tiefer  stehenden  Schichten 
der  Laien:  Perioden  besonderer  Friedlosigkeit  in  der  deutschen  Geschichte  des 
Mittelalters.  Die  Kategorieen  der  Bevogteten  und  der  Vogtherren.  Der  herr- 
schaftliche Charakter  der  Vogtei,  ihre  Dauer  und  Sicherheit,  ihre  Ausgestaltung 
im  kriegerischen  und  gerichtlichen  Vertretimgsrecht 1062 

Die  Vogtei  über  Träger  bestehender  Gerichts-  und  Wirtschafts- 
verfassungen. 

Die  freie  Markvogtei :  Entstehung,  ursprüngliche  Pflichten,  Rechte  und  Emolumente, 
Ausweitimg  derselben  bis  zur  Mai-kherrlichkeit  Entwicklung  wirtschaftlicher 
Forderungsrechte,  Organisation  einer  Rezeptiur  für  dieselben  im  Sinne  eines 
grundherrschaftlichen  Fronhofes,  Aufhebung  der  Unterschiede  zwischen  Grund- 
herrlichkeit und  Markvogtei 1074 

Die  Fronhofsvogtei  sowie  die  Mark-  und  Fronhofsvogtei :  Entstehung,  Verhältnis 
zur  Immunitätsvogtei  und  zur  freien  Markvogtei,  ursprüngliche  Befugnisse  und 
Ausweitung  derselben  auf  dem  Gebiete  der  Gerichtsverfassung,  ursprüngliche 
Emolumente  und  Ausweitung  derselben  auf  dem  Gebiete  der  Wirtschaftsverfas- 
sung. Erweiterung  der  fronhofsvogteilichen  Rechte  im  Fall  der  Markherrlichkeit 
des  Gnmdherm:  Mark-  und  Fronhofsvogtei.  Entwicklung  des  Fronhofs-  bezw. 
Mark-  und  Fronhofsvogtamtes  zur  Vogtherrschaft,  Zusammenfassung  des  vogtei- 
lichen  Herrschafts-  und  Einnahmesystems  in  einer  dem  grundherrschaftlichen 
Fronhofe  analogen  Organisation.  Verfall  der  Fronhofsvogtei  mit  dem  Auf- 
kommen der  Landesherrlichkeit,  ihr  schliefslicher  Charakter  der  einer  beson- 
deren herrschaftlichen  Einnahmeform 1088 

Die  Immunitätsvogtei:  Entstehung  in  der  Karolingerzeit  aus  der  Kombination  der 
persönlichen  Bevogtung  eines  geistlichen  Grundherrn  mit  der  Ausübung  exe- 
kutorischer Funktionen  im  Immunitätsbezirk  eben  dieses  GRmdherm ;  Entwicklung 
zur  vollen  Immunitätsvogtei  des  Mittelalters  im  9.  Jh.  Ursprüngliche  Befugnisse 
und  Emolumente  dieser  Vogtei  und  Erbreitenmg  derselben  auf  dem  Gebiete  der 
Hochgerichtsverfassung,  der  immunitätsherrlichen  Wirtschaftsverfassung  und  der 
Heeresverfassung.  Entwicklung  des  Vogtamtes  zur  erblichen  Vogtherrschaft. 
Konsequenzen  dieses  Vorgangs:  Entstehung  von  Untervögten,  Aufsaugung  der 
Fronhofsvogteien,  Konzentration  der  gesamten  Gerichtsbarkeit  der  Immunitäts- 
herrschaft in  den  Händen  des  Vogtes.  Reaktion  der  Immunitätsherren  hiergegen, 
besonders  dmch  Kreierung  der  Hofschultheifsen.  Erfolglosigkeit  des  immunitäts- 
henlichen  Widerstandes:  Entwicklung  der  Immunitätsvogtei  zu  einer  halbstaat- 


—     VII Inhalt] 

Seit« 

liehen  Gewalt  unter  gleichzeitiger  Verblassung  ihres  ursprünglichen  Charakters; 
auch  Geistliche  werden  immunitätsvogteifähig 1110 

Vogteiliche  Behandlung  der  Reste  staatlicher  Gerichtsverfassung. 
Auffassung  der  Vogtei  als  gerichtsherrlicher  Gewalt  überhaupt:  der  Landesherr 
oberster  Vogt  und  oberster  Gerichtsherr.  Anlehnung  der  Trümmer  der  Hunnen- 
gerichtsbarkeit wie  der  alten  Grafengerichtsbarkeit  an  diese  Auffassung  ....     1135 

Sm  Zur  sozUlen  Gliederung  Yoruehmlich  der  laiidarbeitenden  Klasseu    ...     1139 

Die  hauptsächlichsten  Fermente  der  sozialen  Schichtung  im  deut- 
schen Mittelalter  überhaupt.  Die  Staatsgewalt  der  Frühzeit:  Freiheit 
und  Unfreiheit;  die  halbstaatlichen  Gewalten  des  früheren  Mittelalters:  Lehns- 
nexus, Grundhörigkeit  und  Vogteihörigkeit ;  die  Berufsthätigkeit  in  der  Höhe 
des  Mittelalters:  Ministerialität,  Bürgertum  und  Bauerschaft;  die  Landes-  und 
Stadtgewalt  des  späteren  Mittelalters:  Landadel  und  Unterthanen,  Patriziat  imd 
Zünfte 1139 

Die  Einwirkung  dieser  Fermente  auf  die  soziale  Gliederung  der 
Bevölkerung  des  platten  Landes  bis  gegen  Schlufs  des  Mittel- 
alters   1145 

Der  Gegensatz  von  frei  und  unfrei  in  der  landarbeitenden  Bevölkerung  der  karo- 
lingischen  Grundherrschaften  und  seine  Auflösung  zur  Grundhörigkeit  um  die 
Wende  des  9.  und  10.  Jhs.  Schicksale  der  alten  Freiheit  und  Unfreiheit  aufser- 
halb  des  agrarischen  Nexus  der  karolingischen  Grundherrschaft.  Die  Freiheit: 
Ausgang  ihres  ursprünglichen  Wesens  im  12.  Jh.,  Verschlechterung  desselben 
zur  Markhörigkeit  und  Vogteihörigkeit  und  Verquickung  dieser  Verhältnisse  mit 
der  Grundhörigkeit;  Verbesserung  desselben  zum  Adel.  Die  Unfieiheit:  Aus- 
gang ihres  ursprünglichen  Wesens  gegen  Schlufs  des  10.  Jhs.,  Verbesserung  des- 
selben zur  Handwerkerschaft,  zum  Weinbaulehnsnexus  und  zur  Ministerialität. 
Das  Recht  der  Ministerialität  im  besonderen  und  seine  vasallitische  Entwicklung 
seit  der  zweiten  Hälfte  des  Mittelalters 1140 

Gnindherrlichkeit  und  Vogtei  in  der  Abwandlung  ihi*er  Einflüsse  auf  die  Standes- 
bildung der  landarbeitenden  Klassen.  Weitgehende  Identität  dieser  Einflüsse  im 
Sinne  der  Ausbildung  einer  einheitlichen  giundholden  Bevölkerung.  Kennzeichen 
derselben:  persönliche  Zinspflicht,  speziell  Kopfzinspflicht,  Empfängnis,  Erb- 
gebühr, familienrechtliche  Bindung,  und  hofrechtliche  Bindung  des  Gerichtsstandes 
unter  gelegentlichem  Eingreifen  grundherrlicher  Disziplinargewalt  Lösung  der 
persönlichen  Zinspflichten,  des  Empfängnisses  und  der  Erbgebühr  im  Laufe  der 
ersten  Hälfte  des  Mittelalters  durch  dingliche  Radizierung.  Die  Bindung  an 
die  Scholle  als  nächstes,  die  Erblichkeit  des  grundhörigen  Besitzes  als  weiteres, 
die  Veräufserungsfähigkeit  dieses  Besitzes  als  letztes  Ergebnis  der  Radiziening. 
Veränderte  Benennungen  der  Grundholden  als  Symptom  für  den  Eintritt  der  auf 
diese  Weise  angebahnten  Freiheit  des  Grundeigentums 1177 

Weitere  Entwicklung  der  landarbeitenden  Klassen  seit  Schlufs  der  Stauferzeit  Ver- 
änderte Bezeichnung  der  eigentlichen  Grundholden  in  der  zweiten  Hälfte  des 
Mittelalters  als  Symptom  weiteren  Fortschrittes,  Ziel  desselben  die  Freiheit  der 
Person  innerhalb  der  landwirtschaftlichen  Berufsthätigkeit.  Zu  diesem  Zwecke 
Lösung  der  hof  hörigen  Gebundenheit  der  Grundholden  in  Fronhofsdienstpflicht 
und  Familienrecht  zu  Gunsten  öffentlichen  Gerichtsstandes  durch  Bildung  von 
Bezirksgerichten,  und  zu  Gunsten  freien  Zuges  durch  Einführung  des  Unterzuges 


[Inhalt.  —     Vin     — 

Seite 

und  Aufhebung  des  Verbotes  der  Heirat  aufserhalb  der  Hofgenossenschaft.  Recht 
und  Charakter  des  freien  Zuges  (Abzugs-  und  Einzugsrechtes)  im  späteren  Mittel- 
alter  1195 

Besondere  Entwicklung  der  Wachszinsigen  infolge  unmittelbarer  Bindung  an  die 
Person  des  Herrn  ohne  das  Zwischenglied  der  Fronhofsverfassung.  Charakter, 
Entstehung  und  Schicksal  der  Wachszinsigkeit;  ihre  schliefsliche  Abschwächung 
zur  persönlichen  Schutzhörigkeit  des  14.  Jhs.  Anwendung  ihres  Systems  seit 
spätestens  dem  13.  Jh.  zur  Begründung  eines  Standes  eigenhöriger  (leibeigener) 
Leute  aus  dem  numerisch  wachsenden  Bestand  unbegüterter  Hof  höriger.  Rechte 
und  Pflichten  dieser  Leute 121S 

Das  Schicksal  der  landarbeitenden  Klassen  am  Schlufs  des  Mittel- 
alters. Soziale  Lage:  die  eigeuhörigen  Leute  gewinnen  Einflufs  auf  das  Schick- 
sal der  angesessenen  Grundholden,  letztere  werden  schliefslich  vielfach  als  Leib- 
eigene behandelt  Auf  der  andern  Seite  sondert  sich  eine  Anzahl  besser 
situierter  Grundholder  zu  freier  Pacht  und  dergl.  aus.  Im  ganzen  herrscht 
soziale  Gärung.  Gründe  und  Folgen  dieser  Entwicklung.  Materieller  Zustand: 
glückliche  Zeit  im  13.  und  teilweis  14.  Jh.;  Thatsache  und  Gründe  des  Ver- 
falls im  15.  Jh.  Geistige  Disposition:  das  Verhältnis  der  bäuerlichen  An- 
schauungswelt zum  sonstigen  geistigen  Leben,  speziell  zum  Rechtsleben  der  Ge- 
samtnation im  15.  und  16.  Jh.  Unvereinbarkeit  der  bäuerlichen  Anschauung 
und  der  sonst  vorhandenen  Denkweise 1280 

Anhang 1243 

vm.     Zur  Entwioklungsgesohiohte  der  Landesgewalt. 
1.  Die  Bildung  des  Territoriums 1251 

Einleitung  zum  achten  Abschnitt:  Begrenzung  der  zu  lösenden  Aufgabe  auf  Grund 

der  zeitlichen  und  räumlichen  Schranken  unserer  Untersuchung    .....'*..     1251 

Die  Bildungskräfte  der  Landesgewalt 1255 

Die  halbstaatlichen  Gewalten.  Die  Grundherrlichkeit:  notwendige  Eigenschaften, 
Umformung  und  Abrundung  derselben  zum  Zwecke  der  Territorialbildung,  ihre 
Veränderungen  innerhalb  des  Territoriums.  Die  Vogtei :  für  die  Territorialbildung 
besonders  brauchbare  Vogteiarten,  ihre  Ausgestaltung  für,  ihre  Einrangierung 
in  die  Territorien.  Die  Lehnsherrlichkeit:  Art  der  ftlr  die  Territorialbildung 
in  Betracht  kommenden  Lehen  (speziell  Burgenauftragungen),  Ausgestaltung  des 
Lehnsnexus  unter  der  Einwirkung  der  Landesgewalt  (Lehnshof) 1255 

Die  staatliche  Gewalt,  ihre  Übergangsarten  zur  Landesgewalt,  Umprägung  ihres 
Charakters  im  Kriegswesen,  in  der  Gerichtsverfassung  und  auf  dem  Gebiete  der 
politisch-finanziellen  Verwaltung  (Regalien),  im  letzteren  Falle  unter  Kollision 
mit  den  autonomen  Gewalten 1268 

Die  kirchliche  Gewalt    Bedeutung  der  geistlichen  Oberaufsicht,  Rechtssprechung, 

Vermögensverwaltung  und  Steuerveifassung  für  die  Bildung  der  Landesgewalt  .     1278 

Die  Kriegsgewalt  in  den  Burgen  als  Bindemittel  der  territorialen 

Bildungskräfte 1284 

Entwicklimg  der  Kriegsverfassung  im  allgemeinen.  Schicksal  der  alten  gemeinen 
Heeresverfassung :  kein  völliger  Verfall ;  Bestand  der  personalen  Unverletzlichkeit 


IX     Inhalt] 

«  Seite 

als  der  Vorbedingung  allgemeiner  Wehrhaftigkeit;  Erhaltung  der  Pflichten  der 
Verpflegung  und  Ausrüstung,  der  Fortifikation  und  des  Sicherheitsdienstes;  Bei- 
behaltung des  Auszuges  für  den  Gerichts-  und  Polizeidienst  wie  zum  Landes- 
schutz, Reorganisation  desselben  in  der  Miliz  des  16.  und  17.  Jhs.  Bedeutung 
dieser  Entwicklung  flu*  den  Burgenerwerb  in  der  Territorialbildung  des  18.  und 
14.  Jhs.  Schicksal  der  Lehnkriegsverfisissung:  Notwendigkeit  der  territorialen 
Begründung  derselben,  frühe  Beschränkung  ihrer  Wirkungsfähigkeit,  politischer 
und  technischer  Verfall  seit  dem  12.  Jh.,  Aufkommen  des  Lehndienstvertrages. 
Konsequenz  im  12.  und  18.  Jh.  der  Übergang  zu  überwiegender  Defensive; 
Lehnburgen.  Entwicklung  der  Soldkriegsverfassung:  Anfänge  im  12.  Jh.,  volle 
Ausbildung  zu  spät,  um  zur  ersten  Entwicklung  der  Landesgewalt  beizutragen. 
Schicksal  der  Dienstkriegsverfassung :  ritterliche  Entwicklung  derselben  seit  dem 
zweiten  Viertel  des  12.  Jhs.  Akkommodation  und  Übergang  zum  Lehnkriegswesen 
bis  zum  Schlufs  des  18.  Jhs.  Allgemeines  Ergebnis  der  Entwicklung  der  Kriegs- 
verfassung: Überwiegen  der  Defensive,  Nötigung  zum  Biu-genbau  vom  12.  bis 
14.  Jh 1237 

Die  Bedeutung  des  Burgenbaues  für  die  Konzentration  der  territorialen  Gewalt  im 
besonderen.  Anzahl  der  Burgen,  ihr  Bau  sowie  ihre  Einrichtung  und  Ver- 
waltung. Die  Burgbesatzung  und  ihre  Organisation  in  Sold-  und  Burgmannschaft 
(Burglehen).  Die  Burgen  als  Schutzmittel  der  Umgegend  und  lokale  Zentren 
für  die  Ausübung  der  grundherrlichen,  vogteilichen,  staatlichen,  überhaupt  landes- 
herrlichen Gewalt 1305 

Anhang 1321 

2.  Die  Landeshoheit 1822 

Fürst  und  Unterthan.  Militärhoheit.  Gerichtshoheit:  Entwicklung  einer  obersten 
Gerichtsherrlichkeit  des  Landesherm  aus  vergleichender,  schiedsrichterlicher, 
später  auch  appellationsrichterlicher  Thätigkeit;  Errichtung  eines  Hofgerichts 
auf  Grund  derselben;  Einflufs  dieses  obersten  Gerichtes  auf  die  Gerichtsver- 
fassung der  Untergerichte.  Anpassung  der  alten  Hochgerichte  an  die  Amts- 
bezirksverfassung, und  Ausgestaltung  derselben  zu  Mittelgerichten  zwischen  Unter- 
gericht und  Hofgericht.  Aufkommen  einer  vergleichenden  und  schiedsrichter- 
lichen Thätigkeit  des  landesherrlichen  Amtmanns  neben  den  unteren  Gerichten, 
und  Entwicklung  derselben  zu  voller  Rechtssprechung  in  Konkurrenz  mit  diesen 
Gerichten.  Finanzhoheit:  Unifikation  und  Erweiterung  der  alten  finanziellen 
Bezugsrechte,  Erschliefsung  neuer  geldwirtschaftlicher  Finanzquellen  allein  auf 
Gnmd  von  Landeshoheit  (die  Landbede  im  Gegensatz  zu  geistlichen  Subsidien 
und  ständischen  Hilfen).  Verwaltungshoheit:  Weiterentwicklung  derselben  auf 
Grund  der  fHiher  überkommenen  Gewalten,  sowie  auf  Grund  des  neuen  Begriffs 
der  Landeshoheit  speziell  gegenüber  der  Markgenossenschaft  (Dorfgemeinde) .   .     1322 

Landeshoheit  und  Ständeautonomie.  Die  Städte  und  die  landesherrliche 
Milit&r-,  Finanz-,  Gerichts-  und  Verwaltungshoheit  Die  ständischen  Grund- 
herrschaften, ihr  allgemeines  Verhältnis  zum  Landesherm,  dessen  Eingriffe  in 
ihre  Autonomie  vornehmlich  auf  dem  Gebiete  des  Gerichtswesens 1842 

Die  Landeshoheit  und  der  moderne  Staatsgedanke.  Die  äufsere  Politik 
auf  rein  politischem,  rechtlichem  und  wirtschaftlichem  Gebiete.  Die  innere 
Politik,  die  endliche  Verwirklichung  des  mittelalterlichen  Staatsgedankens  und 
die  erste  Aufstellung  des  Wohlfahrtsideals  des  modernen  Staates 1352 


[Inhalt  — .     X     

Seit» 

8«  Die  LandesTerwaltnng 18-57 

Das  Schicksal  der  fiskalischen  Heichsverwaltung  im  12.  und   13. 

Jahrhundert 1357 

Entwicklung  der  Hammersteiner  und  vornehmlich  der  Sinziger  (Landskroner)  Burg- 
grafen.   Das  Typische  dieser  Entwicklung 1357 

Die  territoriale  Lokalverwaltung.  Die  territorialen  Burggrafen:  frühestes 
Vorkommen,  Funktionen,  Verhältnis  zu  Ministerialität  und  Vasallität,  Burggraf- 
schaft und  Amtsbegriif.  Die  Amtleute :  Entstehung  des  Namens  und  des  Amtes, 
Charakter  des  Amtes  nach  völliger  Entwicklung  der  Amtsverfassung  (Gehalt, 
Pension,  Stellung  zur  Zentralstelle,  Funktionen  im  Amtsbezirk),  Schicksale  des 
Amtes  im  späteren  Mittelalter.  Die  technischen  Beamten  der  Regalienverwaltung, 
Gerichtsverwaltung  und  Domanialverwaltung  und  ihr  Verhältnis  zu  den  Amt- 
leuten. Die  Kellner :  Entstehung,  Ausbildung  und  Verhältnis  zu  den  Amtleuten, 
Funktionen  im  Kellnereibezirke,  Unterpersonal,  Stellung  zur  Zentralstelle  .   .   .     1368 

Die  territoriale  Zentralverwaltung 1421 

Der  Rat  Die  ältesten  Bildungen  eines  Rates  der  Grofsen  im  Lande  und  eines 
Ministerialenrates.  Der  neue  Territorialrat,  seine  Entstehung,  das  amtliche 
Verhältnis  und  die  Art  seiner  Mitglieder  (Laienräte  -  geistliche  Räte,  adlige 
Räte  -  rechtsgelehrte  Räte).  Besondere  Ratsstellen:  der  Kanzler,  der  Hof- 
meister. Die  Geschäflsgebarung  des  Rates:  Kommissionswesen,  Verhältnis  zur 
Lokalverwaltung 1421 

Die  technischen  Zentralstellen.  Das  Hofgoricht  Das  Marschallamt  Die  Kanzlei: 
Unterpersonal,  Expedition,  Registratur,  Rechnungswesen.  Die  Finanzverwaltung : 
Kreditbedürfhis  der  Territorialgewalt  infolge  der  Entwicklung  der  Geldwirtschaft, 
kirchliche  Körperschaften  und  Judenschulen  als  Kreditinstitute,  Geschichte  der 
Territorialfinanzen  in  ihrer  Abhängigkeit  von  diesen  Instituten;  Personal  der 
Finanzverwaltung  bis  zum  Schlüsse  des  13.  Jhs.,  Juden  als  Vorstände  der  Finanz- 
verwaltung in  der  ei'sten  Hälfte  des  14.  Jhs.  und  die  Details  des  zentralen 
Rechnungswesens  unter  ihnen,  spätere  Finanzverwaltung.  Bedeutung  der  jüdi- 
schen Finanzkräfte  für  die  Territorialbildung  überhaupt 14G9 

IX.     Sohlufs. 

Einleitung.   Geschichtsforschung  und  Geschichtsschreibung  in  ihrem  gegenseitigen 
Verhältnis  und  in  Bezug  zur  Aufgabe  der  vorliegenden  Untersuchungen.    Mög-  - 
lichkeit  einer  kurzen  Darstellung  der  Hauptphasen  innerhalb  der  Kulturentwick- 
lung des  platten  Landes  im  Mittelalter 1485 

Die  Periode  der  autonomen  Bildungen,  erstes  Jahrtausend  der  deutschen 
Geschichte.  Völkerschaft,  Stamm  und  Nation  als  aufeinander  folgende  Grundlagen 
der  politischen  Entwicklung.  Die  ursprüngliche  Wirtschaftsorganisation  der 
freien  Volksgenossen:  Wirksamkeit  des  militärischen  Geistes  der  Völkerschafts- 
verfassung in  ihr;  gleichzeitige  politische,  militärische  und  wirtschaftliche  Be- 
deutung der  Hundertschaft;  Harmonie  aller  realen  Interessen  in  derselben. 
Untergang  der  ursprünglichen  Wirtschaftsorganisation;  Entwicklung  des  Grund- 
eigentums;  innerer  Verfall  der  Markgenossenschaft;   sozialer  Ruin  der  Freien    1487 

Die  Periode  der  Grundherrschaften,  deutsche  Kaiserzeit  Aufkommen 
und  Charakter  des  fränkischen  Kirchen-  und  Laienadels,  der  Grofsgrundbesitz 


_     XI     —  Inhalt] 

Seite 

seine  materielle  Basis.  Die  Organisation  des  Grofsgrundbesitzes  und  seine  £nt- 
¥ricklimg  zur  Gnindherrschaft.  Der  offenkundige  Verfall  der  Grundherrschaft 
seit  der  Stanferzeit  und  seine  Hauptursachen :  Aufkommen  der  Vogteien,  Verfall 
der  Hufenverfassung,  Vererblichung  der  Verwaltungsstellen,  Verringerung  der 
Zinsbezüge  (Steigen  der  Grundrente).  Soziales  Emporblühen  der  landarbeitenden 
Klassen:  Auswanderung,  Entstehung  der  freien  Pachten.  Mängel  der  bäuer- 
lichen Entwicklung:  allmähliche  Entstehung  eines  ländlichen  Proletariats,  im- 
glücklicher  EinfluTs  des  Gegensatzes  zwischen  Stadt  und  Land 1501 

Die  Periode  der  Territorien,  späteres  Mittelalter.  Die  Grundherrschaft  als 
Wiege  der  Territorien:  ihr  zunehmender  halbstaatlicher  Charakter  infolge  der 
Aufeaugung  hundertschaftlicher  oder  einst  hundertschaftlicher  Kräfte  vornehmlich 
in  Wirtschafts-  und  Gerichtsverfassung  (Ausscheidung  der  Zendereien  und  Dorf- 
gemeinden aus  der  Hundertschaft,  Untergang  des  alten  Gleichgewichtes  wirt- 
schaftlich und  rechtlich  autonomer  Interessen).  Sonstige  Entwicklungselemente 
der  Landesgewalt:  Vogtei,  Lehnsherrlichkeit,  altstaatliche  Hoheitsrechte:  ihre 
Zusanmienfassung  und  Durchbildung  zur  Landeshoheit  durch  Umgestaltung  und 
straffe  Anwendung  der  Finanz-  und  Militärverfassung.  Zusammenhang  dieser  Ent- 
wicklung mit  der  Entstehung  der  lokalen  Landesverwaltung.  Geschichte  des  Amts- 
begriffs und  Verwirklichung  desselben  in  der  Lokal-  wie  der  Zentralverwaltung. 
Ausbildung  des  Territoriums  in  der  Richtung  einer  besonderen  Staatsindividualität 
unter  dem  obersten  Ziele  der  Landeswohlfahrt;  Stellung  des  Landesherm  zur 
sozialen  Entwicklung  der  Landeseingesessenen.  Aussichten  des  Territorialstaates 
am  Schlüsse  des  Mittelalters 151S 

Anhang 1528 

X.     Anhänge.    Register. 

1.  Chronik  der  elementaren  Ereignisse 1587 

2.  Bibliographie 1558 

S.  Register  mm  ersten  nnd  zweiten  Band 1572 

1.  Sachregister 1572 

2.  Wortregister 1600 

Znsitze  und  Berichtigungen 1631 


Zum  Verständnis  der  Citate. 

1.  Ungedruckte  Quellen  sind  durch  *  als  solche  kenntlich  gemacht,  z.  B.  S.  113  Note  2: 

♦Koblenz  St  A.  Temp.  Vni,  Bl.  474»,  ili\ 

2.  Urkunden  sind  aufser  nach  Urkundenbuch  und  Nummer  (selten,  und  dann  besonders 

bezeichnet,  Seite)  stets  noch  mit  dem  Ausstellung^ahr  citiert;  z.  B.  S.  112  Note  6:  CRM.  3, 
12,  1302.  Dabei  sind  folgende  starke  Abkürzungen  fOi  Urkundenbücher  angewendet: 
MR.  ÜB.  für  das  Mittelrheinische  Urkundenbuch,  CRM.  für  Günthers  Codex  diplomaticus 
Rheno-Mosellanus,  Lac.  ÜB.  für  Lacomblets  Urkundenbuch  für  die  Geschichte  des  Nieder- 
rheins. Weitere  weniger  starke  Abkürzungen  erklären  sich  aus  der  Bibliographie  auf 
S.  1558  if. 
8.  Urbare  sind  citiert  mit  U  und  der  Grundherrschaft,  auf  welche  sich  das  Urbar  bezieht, 
femer  da  wo  es  nötig  schien  mit  dem  Jahr,  und  aufserdem  stets  mit  dem  thunlichst  abge- 
kürzten Drucke;  z.  B.  S.  112  Note  1:  üStift  [Erzstift  Trier]  13.  Jhs.  S.  402  und  425. 
Die  Angabe  des  Druckes  (in  diesem  Falle  MR.  ÜB.  Bd.  2)  ist  mit  Leichtigkeit  aus  den 
Übersichten  des  zweiten  Bds.  S.  59  ff.  und  S.  676  ff.  zu  ergänzen. 

4.  Weistümer  sind  citiert  mit  W  und  dem  Grte,  auf  welchen  sich  das  Weistum  bezieht, 

femer  dem  Jahr  und  häufig  auch  noch  dem  Drocke  (die  Sammlung  von  Grimm  ist  dabei 
mit  G.  bezeichnet);  z.  B.  8.  113  Note  1:  WGalgenscheid  1460,  G.  2,  454—55.  Wo  die 
Angabe  des  Dmckes  fehlt,  ist  dieselbe  nach  dem  Verzeichnis  der  Rheinischen  Weistümer, 
herausgegeben  von  der  Ges.  für  Rhein.  Geschichtskunde,  Trier,  1883,  90  SS.,  bequem  zu 
ergänzen. 

5.  Der  Text  der  Citate  ist  graphisch  bereinigt    Diese  Mafsregel  verstand  sich  gegenüber 

einigen  neueren  Ausgaben,  wie  der  der  Luxemburgischen  Weistümer  durch  Hardt,  der 
Mettlacher  Weistümer  durch  Lager,  von  selbst;  nötig  war  sie  auch  gegenüber  alten 
Dmcken,  wie  denen  von  Kremer,  des  Isenburgischen  Geschlechtsregisters  u.  a.  m.  Bei 
neueren  besseren  Editionen  kommt  der  Grundsatz  natürlich  viel  weniger  zur  Anwendung ; 
wo  von  ihrem  Worttext  (namentlich  dem  des  MR.  ÜB.)  abweichend  citiert  wird,  beraht 
die  Abweichung  meist  auf  Kollation  mit  der  urkundlichen  Vorlage.  Dem  citierten  Text 
nicht  angehörige  Zusätze  sind  in  eckige  Klammer  [],  von  mir  gewählte  Umschreibungen 
einzelner  im  Citat  wegfallender  Textworte  in  runde  Klanmiem  ()  gesetzt  Für  die 
Citierung  der  Weistümer  haben  endlich  häufig  nach  Mafsgabe  der  in  den  Texten  mit 
Item  Vortme  oder  ähnlich  eingeleiteten  Absätze  Paragraphen  eingeführt  werden  müssen, 
wo  die  Dmcke  solche  nicht  zugesetzt  haben. 


VI. 


Die  Wirtschaftsorganisation  des  Grofs- 

grundbesitzes. 


Lftmpreeht,  DratKhM  WirtaeluilUtobca.    L  48 


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1.   Bildung  und  Charakter  des  Orofsgrundbesitzes. 

In  den  bisherigen  Abschnitten  unserer  Untersuchung  ist  die  reale  Kultur 
des  platten  Landes  dargestellt  worden,  soweit  sie  sich  autonom  unter  dem 
Schutze  des  fränkisch -deutschen  Staates  entfaltete.  Allein  der  Staat  der 
Merowinger  und  Karolinger  wie  der  der  deutschen  Kaiserzeit  selbst  in  ihrer 
Olanzepoche  waren  nicht  Gebilde,  in  welchen  das  nationale  Leben  immer  inniger 
aufgegangen  w«nre.  Entstanden  aus  einem  Konfipromifs  freistaatlicher  germa- 
nischer Grundrichtungen  mit  den  Bedürfnissen  eines  in  Erobenmgen  erwachsenen 
Herrschergeschleclits,  welches  die  fränkische  Heimat  mit  deutsch-unabhängigen 
Gebieten  und  mit  einer  römischen,  kultursatten,  des  Gehoi-sams  gewöhnten 
Provinz  der  gleichen  herrschaftlichen  Verwaltungsoi^nisation  zu  unterwerfen 
hatte,  erreichte  dieser  Staat  den  Höhepunkt  seiner  Entwicklung  erst  nach 
vierhundertjährigem  Bestand  unter  einer  neuen  herrschgewaltigen  Dynastie. 
Dieser  Höhepunkt  aber  konnte  nach  der  ganzen  Anlage  des  Staates  nur  durch 
eine  Universalmonarchie  bezeichnet  werden.  Nicht  in  der  gegenseitigen  Ver- 
schmelzung der  einzelnen,  nach  Nationalität  und  Kulturhöhe  durchaus  verschie- 
denen Landesteile  zu  einem  einheitlichen  staatlichen  Organismus  konnten  die 
Merowinger  als  eingeborene  Herrscher  des  mit  am  mindesten  civilisierten  und 
darum  mit  am  mindesten  assimilationskräftigcn  Stammes  im  Reich  ihre  poli- 
tische Aufgabe  finden:  dieselbe  war  vielmehr  im  rohen  schon  gelöst,  wenn 
die  Dynastie  alle  Länder  des  Reiches,  wie  eigenständig  sie  auch  in  ihrem  natio- 
nalen imd  kulturellen  Leben  blieben,  doch  wenigstens  durch  eine  gemeinsame 
Oberverwaltung  aneinanderkettete ,  welche  gräfliche,  mit  relativ  wenig  um- 
fangreichen Verwaltungsgebieten  ausgestattete  Statthalter  in  direktem  Auftrage 
lies  Königs  zu  führen  wufsten.  Diente  dieser  Verwaltungsapparat  anfänglich  nur 
den  persönlichen  Interessen  des  Herrscherhauses  und  denjenigen  Staatszwecken, 
deren  Bedürfnis  dem  germanischen  Eroberer  schon  in  der  Heimat,  unter  pri- 
mitiven Verhältnissen,  aufgegangen  war,  so  l)egreift  es  sich,  wie  derselbe 
Apparat  eine  ganz  andere  Bedeutung  erhalten  mufste,  sobald  er  zur  Verwirk- 
lichung der  staatlichen  Bedürfoisse    einer   hochentwickelten   Kultur   benutzt 

48* 


IWirtftrhall  d.  (}rori4|n^ni(ll)OH.  —     668     — 

want.  In  diow»r  V(»rilii(lert4*u  Anwondunfwweisi»  des  fränkischen  VerwaJtungs- 
appanitM  alxT  Ix^nilit  Hio  Kij?ontttnilirlikoit  und  Gröfse  der  inneren  Politik  der 
Karoliu^or.  Karl  Avr  (Irofso  erschuf  an  seinem  Hofe  durch  Herbeirufung  von 
lN»i*8ttuHchkt*lUMi  vornehmlich  aus  Italien  und  Irland-England,  welche  ganz  unter 
«Ion  gt»ra«U*  in  diestMi  lAndem  h»t  nie  unterbrochenen  Traditionen  römischer 
Kultur  standen,  eine  erste  lokal  auf  den  Hof  und  einige  Klöster  In'schränkte 
Ili»naissance,  und  indem  er  sich  mit  den  politischen  Idealen  dieser  Renaissance 
erfüllte  und  den  fränkischen  Verwaltungsapjuirat  für  ihre  Verwirklichmig  inner- 
hall» der  zunieist  mafsvoll  beachteten  Schranken  der  M^lichkeit  in  Anspruch 
uahnu  \sunle  er  der  Schöpfer  di\ü  karoliugischen  Universalstaates. 

Indes  die  kaixtlingische  Renaissance  stand  in  keinem  Verhältnis  zu  dem 
allgemeinen  Kulturgrad  der  karoliugischen  Staatsunterthanen,  sie  war  h\*per- 
üx)plüsch  und  gekt^nstelt;  und  wie  sie  es  war,  so  war  es  der  Staat,  dessen 
htv^te  Ziele  ihrtMu  Idinnrnkri^ist^  entstammten.  Erst  im  14.  und  15.  Jh.  reiften 
dw  ao^  dem  lUnleu  dt*s  alU*u  KaroUngem^icht^s  entsprossenen  Nationen  einer 
9pni\taueu  und  naturgemälsen  Renaissance  entgegen;  es  ist  kein  Zufall,  wenn 
Kart  dtT  (in>rÄ^  elHMi  bis  ins  16.  Jh.  als  das  unerreichbare  Ideal  monarchischer 
Thätigkeit  galt«  So  umfste  der  fränkische  Verwaltungsopganismus,  in  welchem 
ak*h  ir\igleich  tlio  eiuhtMtUche  Yertissung  «les  Reiches  verkörperte,  nicht  zum 
gi'rii^teu  eUni  au  der  Ausdehiuuig  s^nntT  Funktionen«  wie  sie  die  erweiterten 
Zwecke  A^  KaixWiiv^^r^taates  fonlerten,  i\\  Gnuide  gehen:  daher  der  rasche 
Verfem  der  unter  Karl  dem  Gix^fseu  scheiul>ar  so  glänzend  entwickelten  In- 
;ilitxitiom'U.  l>is  IVutSi'be  Reich  sp^vietl  nahm  aus  dem  Zusanmienbnich  des 
l'uiv\'rsalstaati>s  nur  Trttmuh^r  der  alten  Einrichtungen  herül^r.  deren  Be- 
ttutiuiv:  uelH^u  der  Inanspruchnahme  neuer  Elen:ente  nie  zu  Errichtung  eines 
wahn'u  Staati^*häudt^  g^^fUhrt  hat.  Einer  der  sichersten  R^weise  in  dieser 
Kichtuiv^  ergiebl  skh  aus  dem  früher  in  ANsohnttt  III  danresteUten  SdiicksAl 
der  st;iaUicheii  l^anilesx  erlvAiKie  und  der  auf  sie  begründeten  Institutionen :  hier 
ist  schiHi  tni  IK  Jtu  der  Vertall  uichi  nn'hr  m  leu^nien.  und  nmr  die  Macht 
der  iWw\^uh<Ht  wie  die  aus  der  Ni4we»iigkeit  der  lokalen  In5ätun«>n  5eIS?t 
MÜeis^'mie  Ijclvuskraft  hairen  vi:e  alttni  Kunktiotien  unter  manniirtftcher  V^r- 
slümnietut^  tKVh  authvht. 

AUeiu  ^ihtvKid  der  uni\vr?ale  Staat  XkrtkL  ^ier  aan«-HLale  ^irii  ni-rä:  :v«ri? 
ni  hikkti  vt^muvkle.  enisi*r3k::^*a  den  tin-wlEen  Teifen  uai  rTiie:-n  te? 
SuatSK^i'teii^ «  welche  voca  vVEin^dm  !ier  aur  iK>di  *?krüüf3?  LebrCÄ^rrde 
e«apft8i3ni.  dv  ^^GCiNitt  c»fitT  *tX$^«iiot>taat^-!ier  Krlfte.  I\ft^  bssci:;!;.  ji  w^[..-^eaL 
Äet*  Kniete  5ici  ^scti^Äheü.  w:ir  vi>f  vtni2fciierr5«rkJÄ :  &  vtriz>i2wrT^'iiS 
vu(\ie  x*A  vWr  AMaoikua^c    ies  S«aui^?s    aetva  ita  iltea  i:k:;c:«:o:a  V-fr- 

twtio^i^  Ä-i  r^^cfvr;'  C*ni3>Aerrs«üÄ?tt  m  W^c:S?wwrr   laz  T>r.;*;a  ünflervü 


—     669     —  Bild.  d.  Orofsgrundbesitzes.] 

lidier  Territorien,  die  Grundlage  einer  ersten  TerritorialverMraKung  und  damit 
die  Basis  zur  Entwicklung  einer  eigenständ^en  Fttrstenmacht,  welche  schliefe- 
lich  im  System  der  absoluten  Monarchie  einen  Endausdruc^  gewann.  Der 
mittelalterliche  Staat  versank,  aus  der  Wurzel  namentlich  der  Grundherrschaft 
.erhob  sich  unter  Abstreifiing  aller  ursprünglich  privatrechtlichen  Beziehungen 
der  moderne  Staat.  .  : 

Hatte  das  platte  Land  vornehmlich  in  seiner  Wirtschaftsorganisation 
gegenüber  dem  fränkisch-mittelalterlichen  Staat,  der  nicht  in  seine  Tiefen 
drang,  autonome  Reste  germanischer  Verfassungsbildungen  und  urzeitlicher 
politischer  Anschauungen  gewahrt,  so  erzeugte  es  gleichzeitig  aus  denselben 
Tiefen  heraus  in  der  Grundherrschaft  den  Embryo  des  heutigen  Staates. 

Diese  Betrachtungen  zeigen,  dafs  es  nunmehr  an  der  Zeit  ist,  die  autori- 
tären Bildungen:  d.  h.  vornehmlich  die  Grundherrschaft  und  in  deren  Verfolg 
das  Territorium  nach  seinen  Kompetenzen  und  seiner  Verwaltung  zu  erörtern. 

Die  Geschichte  der  Grundherrschaft  ist,  wenigstens  in  den  Epochen  ihrer 
Entstehung  und  ersten  Ausbildung,  oft  behandelt  worden.  Überwog  bei  den 
früheren  Forschungen  die  Neigung,  die  Grundherrschaft  vornehmlich  als  pseudo- 
staatliche Institution  zu  fassen,  so  ist  die  Untersuchung  neuerdings  mehr  vom 
Gesichtspunkte  der  Wirtschaftsinstitution  ausgegangen.  Mir  scheint,  man  habe 
beide  Gesichtspunkte,  welche  an  sich  zweifellos  anwendbar  erscheinen,  zu  kom- 
binieren; andernfalls  liegt  die  Gefahr  nahe,  den  einen  oder  den  andern  zu 
überschätzen.  Übersieht  man  nun  mit  der  Absicht,  beide  Gesichtspunkte  zur 
Geltung  zu  bringen,  die  Geschichte  der  Grundherrschaft,  so  ergiebt  sich  ohne 
weiteres,  dafs  die  Grundherrschaft  in  ihren  ersten  Entwicklungsstadien  (etwa 
im  8.  bis  11.  Jh.)  mehr  wie  später  einen  wirtschaftlichen,  in  ihrer  späteren 
Entfaltung  schon  vor  dem  Aufbau  von  Territorialverwaltungen  auf  ihre  her- 
vorragendsten Ausgestaltungen  um  die  Wende  des  13.  und  14.  Jhs.  mehr  wie 
früher  einen  staatlich-rechtlichen  Charakter  gehabt  hat.  Die  ursprünglich 
grölsere  Betonung  wirtschaftlicher  Interessen  und  ihr  allmähliches  Verdrängen 
aus  der  Institution  zu  Gunsten  pseudostaatlicher  Anschauungen  und  For- 
derungen bildet  mithin  einen  ganz  wesentlichen,  ja  den  erheblichsten  einheit- 
lichen Gesichtspunkt  in  der  Geschichte  der  Grundherrschaft  überhaupt.  Nach 
ihm,  speciell  nach  den  soeben  erörterten  zwei  Etappen  seiner  Entwicklung  sind 
darum  die  nunmehr  folgenden  Untersuchungen  über  die  Geschichte  der  Grund- 
herrschaft geordnet  wonlen. 

In  diesem  Abschnitt  also  zunächst  von  der  Wirtschaftsorganisation  des 
Grofsgnmdbesitzes :  denn  offenbar  ist  ihre  genaueste  Kenntnis  die  Vorbedingung 
zum  Verständnis  aller  staatlich-rechtlichen,  später  zu  so  gro&er  Bedeutung  er- 
wachsenden Organisationen  des  Instituts. 

Das  Verständnis  der  Wirtschaftsorganisation  selbst  aber  setzt  wieder  eine 
genaue  Untersuchung  über  die  Bildung  und  den  Charakter  des  Grofsgnmd- 
besitzes überhaupt  voraus.  Dies  weniger  in  dem  Sinne,  dais  die  Frage  be- 
antwortet werden  müfste,  wann  zuerst  Grofsgrundbesitz  in  deutschen  Landen 


Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     670     — 

auftrat  —  diese  Frage  ist  schon  oft  genug  der  I^ttfiing  unterzogen  worden^ 
so  dafs  eine  erneute  Erörterung  zurückstehen  kann,  zudem  a])er  ist  sie  auch  mit 
unserem  speciellen  Material  für  die  Moselgegenden  nicht  zu  lösen.  Die  ei-ste  echte 
Urkunde  unserer  Gegend ,  das  Grimonische  Testament ,  ergiebt  schon  für  die 
erste  Hälfte  des  7.  Jhs.  einen  ausgedehnten  Grofsgrundbesitz  im  nordöstlichen 
,  Frankreich  und  westlichen  Moselland:  wieweit  die  Ent>ncklung  eines  solchen 
zunächst  im  Frankenreiche  tlber  diese  Zeit  hinaus  zurückreicht,  kann  nur  ver- 
mutet werden.  Ungleich  wichtiger  als  das  Wann  ist  aber  für  unsere  Er- 
örterungen das  Wie  der  Entstehung.  Und  die  Art  und  W^eise,  in  welcher 
die  Bildung  des  Grofsgrundbesitzes  vor  sich  ging,  läfst  sich  in  miscTer  Gegend 
wenigstens  für  den  geistlichen  Grundbesitz  noch  voll  übersehend 

Zum  Verständnis  der  Eigentümlichen  sich  hier  erge])enden  Bildungen  l)e- 
darf  es  vor  allem  der  Erörteiiing  der  von  der  Kirche  für  den  Erwerb  an- 
gewandten Mittel,  welche  weniger  auf  Ankauf  als  auf  schenkweisen  Jlmpfang 
von  Grundbesitz  hinausliefen  und  ein  förmliches  in  sich  abgeschlossenes  System 
der  Er\verbspolitik  bildeten. 

Dies  System  war  im  wesentlichen  ülierall  auf  dogmatische  Anschauungen 
begründet;  die  schon  früh  entwickelte  Theorie  von  der  Verdienstlichkeit  der 
Almosen  ül)erhaupt^  —  als  solche  erschienen  die  Gaben  an  die»  Kirche  —  und 
die  Lehre  vom  Einflufs  der  Almosen  auf  das  Schicksal  der  Seelen  im  Fegefeuer 
insbesondei-e  *  l)Oten  der  kirchlichen  Erwerbspolitik  die  kräftigsten  Stützpunkte. 
Zu  verfolgen  ist  die  Benutzung  dieser  Theorieen  wie  die  der  in  diesen  Zu- 
sammenhang gehörigen  dogmatischen  und  bil)lischen  Anschauungen  ü])erhaupt 
vornehmlich  in  den  Arengen  der  Urkmiden*.  Den  Grundstoff  bilden  hier  Bil)el- 
Sprüche,  welche  man  mit  seltener  Geschickliclikeit  aus  den  entlegensten 
Büchern  der  h.  Schrift  für  den  öinen  Zweck  der  p]rmahuung  zu  Sch(*nkungen 
zusammengesucht  hatte.  Doch  sind  die  rheinischen  wie  die  deutschen  Urkmiden 
überhaupt  in  dieser  Hinsicht  längst  nicht  so  reich  und  allseitig  ausgestattet, 
wie  etwa  die  französischen*.    Die  Art  aber,  in  welcher  diese  Bibelsprüche  Ver- 


')  Auch  in  anderen  Gegenden  isf^dic?  Art  der  Bildung  des  Grofsgrundbesitzes  seitens 
der  weltlichen  Herren  kaum  zu  übersehen,  wenigstens,  wenn  man  auf  lückenlose  urkundliche 
Begründung  Wert  legt  Bei  weitem  das  beste  über  die  Entstehung  des  weltlichen  Grofs- 
grundbesitzes in  dieser  Richtung  findet  sich  bei  v.  Inama,  Giiindherrschafteu  8.  44  f. 

2)  S.  Ulilhom,  Liebesthütigkeit  der  alten  Kirche,  2.  Au«.  S.  270  f. 

^)  Uhlhom  a.  a.  0.  S.  280  f.  Zur  Geschichte  speciell  der  Fonnel  pro  redemtione, 
ßalute  animae  s.  Uhlhom  S.  411,  Note  81 ;  sie  findet  sich  im  Mosellande  schon  in  der  Arenga 
des  Test.  Grimonis,  638. 

*)  Vgl.  zum  folgenden  auch  Back,  Ravengiersburg  1,  27  f.  über  die  Motive  zu  Schen- 
kungen an  Riiveugiereburg. 

^)  Aus  rheinisclien  Urkunden  habe  ich  der  Zeitfolge  nach  folgende  Sprüche  notiert: 
Date  et  dabitur  vobis:  Honth.  Ilist.  1,  104,  706;  MR.  ÜB.  2,  5,  741-42;  1,  HO,  868; 
Facite  elemosinam  et  omnia  munda  sunt  vobis:  Ilonth.  1,  104,  706;  MR.  ÜB.  1,  25,  772; 
88,  853;  25,  861—62  und  oft  in  Echtemacher  ürkk.,  femer  MR.  ÜB.  1,  110,  868;  206,  960; 
210,  962;   Dies  domini  sicut  für  ita  in  nocte  veniet:   MR.  ÜB.  1,  189,  895;    Qua  hora  non 


—     671     —  Bild.  (1.  Grofsgrundbesitzes.] 

Wendung  fanden,  ergiebt  sich  sehr  deutlich  aus  einer  Arenga  des  Jahres  1136^: 
ego  H.  .  .  cum  sepius  audirem  et  ipse  animadverterem ,  quod  sicut  ignem 
extinguit  aqua,  sie  eleniosin^  diluunt  et  extinguunt  peccata,  (donavi  etc.).  Indes 
deutlicher  noch  als  aus  den  Bibelsprüchen  erhellt  die  dogmatische  Begründung 
der  Erwerbspolitik  aus  den  im  Ton  selbständiger  Mahnung  gehaltenen  Arengen, 
welche  sich  unter  Umständen  zu  kleinen,  mit  Bibelsprüchen  gewürzten  Parär 
nesen  erweitem.  So  heilst  es  in  einer  Urkunde  des  Erzbischofs.  Friedrich  von 
Köln  vom  J.    1117 -:    necesse  est   sie  presentibus  uti  commodis,   quatenus 


putatis,  lilius  hominis  veniet:  MR.  ÜB.  1,  139,  895;  .  .  Lucra  sine  fiöe  mansura:  IVIR.  ÜB. 
1,  163,  923;  Facite  vobis  amicos  de  mammona  iniquitatis,  ut  cum  defeceritis  recipiant  vos  in 
eterna  tabernacula:  MR.  ÜB.  1,  257,  10.  Jh.;  vgl.  MR.  üB.  1,  235,  971;  Honora  dominum 
de  tua  substantia:  MB.  ÜB.  1,  205,  959;  268,  993;  Sicut  aqua  extinguit  ignem,  ita  clemosina 
extinguit  peccatum:  ÄIR.  ÜB.  1,  83,  858;  206,  960;  268,  993;  486,  1136;  2,  153,  1196; 
Schenkgeber  Urkunden  sancti  David  prophete  verbig  incitati  et  moti  dicentis:  dispersit  dedit 
pauperibus;  iustitia  manet  in  seculum  seculi,  comu  eius  exaltabitur  in  gloria:  MR.  ÜB.  1, 
250,  978;  Xon  habcmus  hie  manentem  civitatcm:  Lac.  üB.  1,  105,  169,  1033;  Quod  erogatum 
est  in  seminis  paucitate,  recipietur  in  meeeis  multiplicitate :  Lac.  ÜB.  1,  105,  169,  1033; 
Serve  bone  et  tideUs,  quia  supra  pauca  fiiisti  iidelis,  intra  in  gaudinm  domini  tiii:  Lac.  ÜB. 
1,.144,  222,  1066—75;  Thesaurizate  vobis  thesauros  in  c^lo:  Lac.  ÜB.  1,  159,  246,  1091; 
Quantum  quis  in  hac  vita  seminat,  tantum  in  vüa  etema  metet:  MR.  ÜB.  3,  102,  1209.  Zu 
den  Bibelsprüchen  in  französischen  Urkunden  des  11.  Jhs.  vgl.  Lamprecht,  Zur  religiösen 
Anschauung  der  Laienwelt  in  Frankreich  während  des  IL  Jhs.,  in  Briegers  Zs.  ft'ir  Kirchen- 
geschichte Bd.  6,  494  f.  Hier  ergeben  sich  folgende  Sprüche  als  angewendet :  Ps.  24,  1 ;  62, 
11;  112,  9.  Spr.  3,  9;  11,  17;  13,  8.  Pred.  8al.  9,  10.  Dan.  4,  24.  Sir,  3,  3;>,  38;  14,  17. 
MaWi,  3,  10;  5,  3;  5,  7;  6,  20;  7,  2;  10,  16;  10,  37;  16,  26;  19,  29;  2Ö,  27;  25,  40. 
Mark.  9,  41;  10,  21,  22.    Liik.  (i,  38;  U,  41;  J2,  33;  12,  48;  16,  1  ff.,  bes.  9.    Joh.  6,27; 

9,  4.  Apg.  20,  35.  Rom.  12,  6.  2.  Kor.  6,  10 ;  9,  6,  7 ;  9,  9.  Gal.  6*,  7,  8,  9,  10.  Eph. 
5,  15.  Jak.  2,  17.  Von  ihnen  finden  sich  nur  die  kursiv  citierten  in  rheinischen  Ur- 
kunden; dagegen  schiefsen  in  diesen  ürkk.  6  Sprüche  über.  Der  Reichtum  der  franzö- 
sischen ürkk.  ist  also  viel  gröCser,  besonders  wenn  man  in  Betracht  zieht,  dafs  die  hier 
benutzten  französischen  ürkk.  nur  dem  11.  Jh.  angehören,  wälirend  die  rheinischen  das  8.  bis 
13.  Jh.  umfassen.  AuTser  den  direkten  Citaten  sind  treilich  noch  mannigfache  Bezugnahmen 
und  mittelbare  Ver^endungsarten  von  Bibolspiüchen  zu  beachten.  So  citiert  Ennen,  Qu.  2, 
742,   241,    1245   nicht  wörtlich  2  Kor.  5,   10  und  2  Kor.  9,  6;  und  namentlich  seit  dem 

10.  Jh.  werden  Bezugnahmen  auf  einige  Gleichnisse  des  Neuen  Testamentes  sehr  beliebt; 
man  vgl.  MR.  ÜB.  1,  235,  971;  270,  995;  femer  Ml.  ITR.  1,  303,  1030,  wo  die  verwitwete 
Markgräfin  Jutta  von  Lothringen  schenkt  aliquid  in  gazophilacium  domini  cmn  vidua 
paupere  mittere  studentes  (vgl.  dazu  Arnold,  de  s.  Emmeram.  2,  10);  Lac.  ÜB.  1,  170,  263, 
1104.  —  Eigentümlich  ist  es,  wenn  sogar  Horaz  in  Kontribution  gesetzt  wiid,  vgl.  MR.  üB. 
1,  270,  995:  cum  cuncta,  que  temporaliter  possidentur,  veluti  fumus  et  umbra  depereant,  in 
hoc  tarnen  possidenti  erunt  utUia,  si  ea  decreverit  ad  anime  sue  dispensare  remedia;  atque 
in  hoc  supra  modum  miranda  et  laudanda  propitia  deitas,  quod  inmensa  ipsius  annuente 
gratia  decidentibus  semper  acquirere  statiu*a,  transitoriis  comparare  semper  possimus  etema. 
Und  noch  merkwürdiger  berührt  vielleicht  die  in  Lac.  ÜB.  1,  144,  221,  1066—75  stehende 
neue  Seligpreisung:  Beatus,  qui  sie  transit  per  bona  temporalia,  ut  recipiat  perpetuo 
mansura. 

1)  MR.  ÜB.  1,  486. 
«)  Lac.  ÜB.  1,  284. 


[Wirtschaft  d.  GroCsgrundbes.  —     672     — 

aetemae  felicitatis  semper  mansuris  non  privemur  gaudiis.  de  qua  re  hortaturus 
apostolus  Timotheum  „divitibus,  inqoit,  huius  seculi  precipe  non  sublime 
sapere  neque  sperare  in  incerto  divitiarum,  sed  in  deo  \iTO,  qui  praestat  nobis 
omnia  babundanter  ad  fruendum,  bene  agere,  divites  fieri  in  operibus  bonis, 
fädle  tribuere,  communicare,  ihesaurizare  sibi  fundamentum  bonum  in  futurum, 
ut  apprehendant  veram  vitam  et  in  die  Ultimi  examinis  audire  mereantur 
vocem  domini  dicentis:  venite  benedicti  patris  mei,  percipite  regnum,  quod 
vobis  paratum  est  ab  origine  mundi**.  Unzählige  Arengen  schlagen  diesen 
Ermahnungen  verwandte  Töne  an,  in  denen  sich  altchristliche  Anschauungen 
mit  späterer  Auffassung  mischen:  noch  im  11.  Jh.  wird  die  alte  Vorstellung, 
dafs  Almosen  ein  Gebet  sei,  aufrecht  erhalten  ^ ;  noch  bis  ins  Ende  des  9.  Jhs. 
gQt  eine  Schenkung  an  die  Kirche  als  den  Armen  gegebenes  Almosen^;  die 
liebe  zum  Hause  Gottes  • ,  die  Bewährung  in  der  Selbstverleugnung  *  soll 
fröhliche  Geber  schaffen;  auch  die  weltliche  Obrigkeit  mahnt  zu  freudiger 
Entäulserung '^.  Aber  daneben  finden  sich  schon  seit  frühester  urkundlich 
belegter  Zeit  andere  gröbere  Anschauungen  in  stets  stärkerer  Mischung;  die 
Zulassung  von  Schenkungen  an  Kirchen  erscheint  als  ein  besonderer  Segen 
Gottes*;  die  Überweisung  von  Gaben  wird  zum  Slüinemittel  menschlicher 
Gebrechlichkeit  ^  und  zum  sichersten  Mittel  für  die  Erlangung  ewiger  Freuden  ® ; 
Anfechtung  einer  früher  gemachten  Schenkung  zieht  Seelenqual  im  Jenseits 
nach  sich  • ;  auch  auf  dieser  Erde  wird  jede  Gabe  durch  Glück  und  Wohlsein 
vergolten  ^®.  Damit  nicht  genug :  schon  seit  dem  8.  Jh.  tritt  der  Gedanke  auf, 
dafs  das  Gebet  anderer,  vornehmlich  der  Mönche,  wenn  durch  Gaben  erkauft, 
eigene  Schuld  zu  heben  vermöge^*:  eine  Richtung  ist  angedeutet,  in  deren 
Verfolg  sich  die  spätere  vulgäre  Anschauung  vom  Ablafs  entwickeln  konnte^'. 

• 

^)  Lac.  U6.  1, 149,  230,  1080 :  Optimum  est  et  salubre,  sanctos  doi  et  patronos  nostros 
cum  precibus  tum  facultatibus  nostris  implorare. 

*)  MR.  ÜB.  2,  5,  741—52;  1,  25,  772;  2,  25.  861-62. 

»)  MR.  ÜB.  2,  19,  817. 

*)  MR.  ÜB.  1.  151,  905;  Lac.  i:B.  1,  113,  182,  1047. 

«)  MR.  ÜB.  1,  257,  10.  Jh. 

*)  Dei  miseratio  humano  generi  utile  providit  remedium,  quando  partem  coelestis 
patriae  terrenae  substantiae  fecit  esse  pretium:  Gründungsdiplom  K.  Heinrichs  IT.  für 
Bamberg,  MGSS.  4,  798. 

•^)  Ilonth.  Hist.  1,  104,  706;  MR.  ÜB.  1,  8,  721;  2,  7,  762;  MR.  \JB.  1,  28,  775;  31, 
777;  163.  923;  und  noch  MR.  ÜB.  3,  114,  1219. 

")  Schon  im  Test  Grimonis  vom  J.  633 :  adhuc  pecuni^  lucrelis  in  evitando  metabolum 
venie  fas  redcmptionis  habetur.  Er  schenkt  pro  anime  meae  remedium  et  tantorum  abluenda 
contagia  peccatorum.  S.  femer  MR.  ÜB.  1,  19,  765;  34,  777;  und  noch  MR.  ÜB.  1,  887, 
1052,  sowie  Cardauns  Rh.  ürkk.  10,  S.  354,  1061. 

•)  MR.  ÜB.  1,  144,  898;  vgl.  auch  Gart.  Clairefontaine  6,  1247  cit  oben  S.  640  Note  4. 
»•)  MR.  ÜB.  2,  14,  817;  220,  964;  260,  989.    S.  auch  oben  S.  612. 
")  MR.  ÜB.  1,  16,  762;  41,  804;  60,  834;  61,  835. 

'*)  Bemerkenswert  ist  dagegen,  dafs  eine  andere  in  Frankreich  sehr  gewöhnliche  Auf- 
fiuBimg,  wonach  alles  Gut  eigentlich  dem  Herren  —  also  der  Kirche  gehöre  (vgl.  z.  B.  Gart. 


—     67B     —  Bild.  d.  GroüsgrundbesitzesJ] 

Sehr  natürlich,  dals  diese  oft  genug  und  mit  bestimmter  Tendenz  seitens 
des  Klerus  gegebenen  Lehren  allmählich  in  den  selbstthätigen  Empfindungskreis 
der  Laien  übergingen.  Wenn  sich  schon  seit  dem  9.  Jh.  die  zur  Überredung 
gewählten  Ausdrücke  in  den  Schenkimgsurkunden  abzuschwächen  beginnen^  so 
ist  das  ein  Zeichen  eben  jenes  Eintritts  eigenen  Empfindungslebens  bei  den 
Laien.  In  der  That  erscheint  schon  beim  Beginn  des  9.  Jhs.  einmal  Zer- 
knirschung des  Herzens  als  Motiv  ^;  später  ist  es  namentlich  die  Reflexion 
über  das  Schicksal  der  Seele  nach  dem  Tode,  welche  speciell  dann  auf  Schen- 
kungen wirkt,  wenn  sie  in  Traumgesichten  zu  konkreten  Gestaltungen  gebracht 
worden  ist^.  Und  unverkennbar  bleibt  auf  diesem  Gebiete  auch  der  weib- 
liche, der  Kirche  vornehmlich  zugängliche  Einflufs,  der  bei  der  rechtlich  ge- 
sicherten Einwirkung  der  Weiber  auf  Veräufserungen  um  so  stärker  zur 
Geltung  kommen  mufete®.  Gleichwohl  würde  es  ergebnislos  bleiben,  in  den 
Arengen  der  Schenkungsurkunden  vor  der  zweiten  Hälfte  des  Mittelalters  nach 
spontanem  Willensausdruck  seitens  der  Laien  zu  suchen;  erst  im  15.  Jh.,  zur 
Zeit  einer  späten  und  düifügen  Nachblüte  der  alten  Laienschenkungen,  be- 
gegnen hierher  zu  ziehende  Äufserungen  *. 

Zu  wie  drastischen  Mitteln  man  dagegen  noch  im  früheren  Mittelalter 
greifen  ftufste,  um  Laien  zu  Schenkungen  zu  bestimmen,  zeigt  namentlich  die 
Hineinziehung  der  Heiligen  in  die  Erwerbspolitik.  Da  ist  es  zunächst  all- 
gemeine Sitte,  dafs  man  die  Auflassung  direkt  an  den  heiligen  Patron  des  be- 
schenkten Instituts,  womöglich  über  seinen  Reliquien  vornehmen  läfst,  um  auf 
diese  Weise  den  Schenkgeber  mit  den  segnenden  Kräften  des  Heiligen  auf 
sinnlich -unmittelbare  Weise  in  Berührung  zu  ])ringen*.  Indes  in  manchen 
Fällen  wurde  eine  noch  viel  direktere  Einwirkung  des  Heiligen  auf  Fragen 
der  Erwerbspolitik  behauptet.    So  heilst  es  vom  h.  Gorgonius,  dem  Haupt- 

de  SP^  201,  75;  Cart  de  Savigny  330,  652,  1018,  s.  Ps.  24,  1),  mithin  eine  Schenkung 
seitens  der  Laien  nur  einen  Kückfall  bedeute,  sich  in  rheinischen  Schenkungsurkunden  nicht 
wiederfindet,  obwohl  man  die  Anschauung  kannte  und  sonst,  z.  B.  in  der  Zehntfrage,  aus- 
zunutzen wufste;  vgl.  oben  S.  609. 

*)  Compunctio  cordis;  Prümer  ürk.von-801  hrsgg.  von  Lamprecht,  Westd.  Zs.  Bd.  2 
Korrbl.  No.  173. 

«)  Vgl.  Chron.  Gladbac,  MGSS.  4,  74—77;  Ces.  Heisterb.  Dial.  mai.  1,  34. 

•)  S.  oben  S.  629  Note  1  und  dazu  UlMettlach  No.^VIII,  12.  Jh.  Mitte:  G.  de  R. 
instincta  divini  amoris  simulque  Adelheid^  su^  uxoris  tradidit  monasterio  huic  dimidietatem 
molendini. 

^)  Die  bezeichnendste,  die  ich  gefunden,  steht  G.  Rommersd.  66.  1486:  wir  Maut  van 
S^lbach  und  Margrete  elude  doin  kirnt,  daß  wir  aingesehn  hain,  daß  alle  dingh  in  dieser 
weit  vergenklich  sint  sonder  die  gnade  gotz;  und  hain  darumb  bedacht  unser  beider  seien 
heil  vorzukeren,  und  wanne  wir  van  hinnen  scheiden,  daß  wir  der  gnaden  gotz  allermeist 
bedorfende  sin,  und  demnach,  got  dem  almechtigen  zu  loef  und  zu  eren  und  unser 
und  auch  anderen  unseren  beider  alderen  seien  und,  darvor  wir  des  begemde  sin,  zu  troist, 
schenken  sie. 

»)  Vgl.  MR.  ÜB.  1,  58,  826;  Lac.  ÜB.  1,  4  u.  5,  5  u.  6;  UlMettlach  No.  XDI, 
12  Jh.  Mitte,  cit  oben  S.  639. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgnindbes.  —     674     — 

patroii  von  Gorze,  dafs  seine  Eeliquien,  wenn  sie  in  feierlicher  I^rozession 
einlierjifetragen  und  irgendwo  niedergesetzt  worden  waren,  nicht  eher  wieder 
vom  Platze  erhoben. werden  konnten,  bevor  dieser  Platz  mit  Zubehör  an  das 
Kloster  kam  (quousque  idom  locus  cum  omnibus  appenditiis  eins  [sancti]  ditioni 
jsubiceretur)  ^  Freilich  nicht  alle  Heilige  wirkten  gleich  anziehungskräftig; 
aber  mindestens  verteidigten  sie  doch  durch  Wunder  den  ihnen  einmal  Über- 
gebenen  Besitz^. 

Indes  wän^  es  ungerecht,  w^ollte  man  in  der  systematischen  Anwendung 
geistlicher  Pressionsmittel  für  den  Erwerb  seitens  der  Kirche  ein  den  Zeit- 
4jenossen  unmoralisch  erscheinendes  Verfahren  erblicken.  Dieser  Gedanke 
wird  völlig  dadurch  ausgc^schlossen ,  dafs  der  Klerus  bei  Schenkungen  an  die 
Kirche  ganz  von  den  gleichen  Motiven  ausgeht  wie  die  Laien  ^.  Es  ist  walir, 
dafe  diese  Motive  hier  bisweilen  in  edlerer  Fonn  auftreten,  indes  auch  die 
roheste  Auffassung  dei-selben  ist  nicht  ausgeschlossen.  Weim  ein  l^riester  an 
SUi'sula-Köln  im  J.  942  eine  sehr  bedeutende  Schenkung  macht  mit  der  Be- 
^ipllndung:  pius  dominus  noster  Jhesus  Christus  non  quantitatem  mmu^ris,  sed 
devotionem  conspicit  offerentis  *:  —  so  besteht  doch  nel)en  dieser  Motivierung 
auch  die  ungleich  derbere  der  Vita  Ilathumodae  Kap.  1:  quanto  .  .  plus 
quisque-  pro  deo  dimiserit,  tanto  maioris  meriti  apud  deum  erit,  tanto  maiorem 
mercedem  perceptui*us  erit.  Sicher  ist  (^s,  dafs  man  nicht  selten  in  diesen 
Ai'engen  d(^n  Ausdiiick  eines  wirklich  frommen  Gefühls  trifft',  das  sich  sogar 
auf  Erwerb  in  Laienkreisen  überträgt  *\  Sicher  aber  ist  auch,  dafs  der  Kirche 
selbst  vor  der  Venohung  der  Jahrhundeile  dmch  immer  raffinieiter  aus- 
gestattete Begi'ündungen  bisweilen  Angst  wurde'',  dafs  wenigstens  auf  ver- 
wandt(^n     Gebieten    Zust«^nde    herrschten,     welche    diese    Furcht    erklärlich 


»)  Mir.  s.  Gorironii  c.  6,  MCiSS.  4,  240. 

'•)  Ann.  Lanib.  1071,  MGSS.  4,  21:  sanctiis  llemacliis  a  suis  Legiam  deportatus  de 
Malniundario  ins  siiiim  a  rege  virtutibus  extorsit.  Vgl.  auch  über  den  li.  Ciorgonius  Mir.  s. 
Gorgonii  10  u.  12,  MüSS.  4,  241,  242. 

^)  Vgl.  zuniichst  die  Arengen  der  Urkunden  Ennen  Qu.  1,  473,  19,  1022;  477,  22, 
1028:  MR.  ÜB.  3,  102,  1219.  S.  femer  Arnold,  de  8.  Emmeram.  2,  17,  MGJSS.  4,  562, 
namentlich  alxT  c.  20:  als  Bischof  Wolfgang  von  Regensburg  zu  den  Heiden  geht,  totum, 
quod  habere  potuit,  per  manus  paupenim  in  gazophylaeium  Christi  transmisit.  S.  ferner 
für  den  moralischen  Schenkungszwang  des  Klerus  aufser  oben  8.  594  Note  2  besonders  ('es. 
Heisterb.  Dial.  mai.  11,  43:  Lutharius  praepositus  Bonnensis  clericum  habebat  nimis  avarum, 
Monasteriensis  ecclesiae  canonicum,  et  quia  ex  eins  consilio  idem  praepositus  pendebat, 
mnltam  peconiam  W'alterus  congregaverat  qui  cum  moreretur,  nee  unmu  quidem  denarium 
pro  aninia  sua  legavit. 

*)  VJtinen  Qu.  1,  462,  19. 

^)  S.  z.  B.  MR.  ÜB.  2,  30,  895. 

*)  Interessant  m  dieser  Richtung  ist  MR.  ÜB.  1,  481,  1135.  Hier  spricht  ein  Laie: 
Gustate  et  videte,  quam  suavis  est  dominus;  bcatus  vir,  qui  sperat  in  eo.  cuius  rei  ego 
argimientum  sum:  quia  in  eo  speravi,  possessiunculam,  quam  prius  habui,  adauxit  michi  cum 
onmi  illo  predio  .  .  in  Vria. 

"")  Sigeh.  Mir.  s.  Max.  c.  3  §  27,  962. 


—     675     —  Bild.  d.  Grofsgruiulbesitzes.] 

niafhen\  und  dafs  die  Ketzer  des  12.  Jhs.  den  nicht  selten  auf  solche  Ver*- 
rohuu*]:  hin  spekulierenclen  Mönchen  mit  Recht  voi-warfen:  vos  domum  domui 
et  ainiini  a^o  copulatis  et  quae  nmndi  sunt  huius  queritis^. 

Es  begreift  sich,  wenn  unter  dem  schwankenden  Einflul's  dieser  so  ver- 
schie<lenartigen  Auffassunjren  und  Bestrelmngen  die  kirchliche  Erwerl)Si)olitik 
durch  den  Lauf  der  Jahrhunderte  hindurch  sehr  l>edeutenden  AbwandlungeA 
unterlag  —  Abwandlungen,  welche  fivilich  auch  durch  die  wechselnden  Wirt- 
schaftsformen, speciell  durch  das  Emporkonunen  geldwirtschaftlicher  Tendenzen 
mit  bestimmt  wurden. 

Die  schöne  Zeit  kirchlicher  Erwerbsi)olitik  ist  das  fi'Uhe  Mittelalter  etwa 
bis  zum  Anfang,  höchstens  bis  zur  Mitte  des  11.  Jhs.*  Endgültig  abgeschlossen 
ist  diese  erste  Epoche  mit  der  zweiten  Hälfte  des  12.  Jhs.;  damals  spricht  es 
Erzbischof  Philipp  von  Heinsberg  offen  aus:  reftiguit  Caritas*:  die  Schen- 
kungen im*  alten  Geisü»  waien  in  der  That  zur  giöfsten  Seltenheit  ge- 
worden ^. 

Übersieht  man  al)er  die  gi'ofse  Schenkungsepoche  bis  zum  11.  Jh.,  so 
lassen  sich  in  ihr  zwei  Phasen  unterscheiden.  Die  eine  umfafst  die  Frtih- 
zeit  !)is  zum  10.  Jh.:  in  ihr  geht  der  Impuls  von  der  Königsmacht  aus;  die 
Könige,  und  ihrem  Beispiel  folgend  die  Gro&en  wie  auch  die  kleineren  Laien, 
sind  die  miteinander  wetteifernden  Schenkgeber.  Noch  Karl  III.  nimmt  die 
Sorge  für  das  mat(»rielle  Wohl  der  Kirche  spontan  als  Königspflicht  in  An- 
sprach: oi)ortet  nos  vigilare,  ut  destructa  queque  monasteria  et  a  ])ropriis 
incuria  deviaUi  i)rivilegiis  nostris,  ubicümque  poterimus,  ad  pristinum  statum 
coiTeformentur**.  Dieser  Gesichtspunkt  wird  nun  zwar  noch  im  10.  Jh.  von 
den  Ottouen  festgehalten  mid  \ielfach  in  grofsen  Schenkungen  bethiitigt  "^ ; 
noch  Bei-thold**  nennt  in  der  2.  H.  des  11.  Jhs.  als  Haupttugenden  des 
Königs  iustitia  und  jnetas,  plus  autem  in  regibus  pietas  laudatur;  und  noch 
im  Beginn  d(»s  13.  Jhs.  wie  auch  später  finden  sich  verwandte  Anschauungen 
vom  Beruf  des  Ftkrsten**  —  indes  diese  Auffassmig  hört  doch  mit  dem  Ende 


')  Ceß.  Heisterb.  Dial.  mai.  3,  41:  sicut  audivi,  quidara  confessores  pro  uno  gallinacio 
et  Tini  sext.  mnltonun  poonam  peccatomin  vol  relaxaiit  vcl  dissimulant. 

-)  Ennen  Qu.  1,  524,  47,  1146. 

')  Waitz  Vfg.  7,  184  Not«  1,  auch  S.  185,  rechnet  die  Abnahme  der  Schenkungen  an 
die  Kirche  8chon  seit  dem  10.  Jh. 

^)  Ennen  Qu.  1,  382,  94,  1180. 

'')  S.  z.  B.  MK.  ÜB.  2,  153,  1196. 

•)  MH.  ÜB.  1,  124,  885. 

')  Vgl.  u.  a.  Syri  Vita  Maioli  9;  2,  20. 

«)  Z.  J.  1077,  MüSS.  5,  297,  is. 

*)  Sehr  charakteristisch  in  dieser  Hinsicht  ist  die  Urkunde  des  Grafen  Adolf  von  Berg 
bei  I>ac.  ÜB.  4.  645,  1202:  expedit  nobis,  qui  huic  seculo  nequam  militamus  et  in  multis 
nffendimus,  ut  misericordiam  dei  aliquibus  operibus  reconcilienms,  et  qui  iudices  constituti 
sunius  in  terris,  iudicem  super  nos  agnoscamus  in  celis,  satagcntes,  ne  nos  quandoque  feriat 
illa  terribilis  sententia :  ve  qui  presunt  et  non  prosunt,  et  potentes  potenter  tonnenta  patiamur. 


fWiitschaft  d.  Grofbgrundbes.  —     ö76     — 

der  Karolingerzeit  auf  die  für  die  kirchliehe  Erwerbspolitik  vor  allein  mafe- 
gebende  zu  sein.  Statt  dessen  tritt  ein  ganz  anderer  Impuls,  als  der  des 
königlichen  bzw.  fürstlichen  I^ichtgefühls  auf;  es  ist  der  Impuls  der  kirch- 
lichen von  Cluny  und  von  den  lothringischen  Klöstern  her  verbreiteten 
Reform.  Dieser  Einwirkung  aber  unterlagen  nel)en  dem  sächsischen  und 
teilweis  dem  salischen  Herrscherhause  vor  allem  die  Bischöfe^;  ihnen  ftUt 
daher  jetzt  ein  Itesonders  groliser  Anteil  an  den  Schenkungen  fbr  kirch- 
liche Institute  zu.  Ge¥rils  waren  das  nicht  melir  Schenkungen  im  alten 
Sinne,  es  handelte  sich  vielmehr  nur  noch  um  Überweisungen  von  Gütern 
aus  dem  bis  dahin  unverteilten  Diöcesanschatze  an  einzelne  Institute;  indes 
diese  VermögensiverBchiebung  war  doch  grofs  genug,  um  vom  Gesichts- 
punkte eben  dieser  Institute,  der  kirchlichen  Grundherrschaften  aus  eine 
neue  Phase  der  Erwerbeentwicklung  zu  inaugurieren.  Für  Trier  specieU 
liegt  die  Blüte  der  neuen  Entwicklung  in  der  2.  H.  des  10.  uüd  allenfalls 
noch  in  der  1.  H.  des  11.  Jhs.,  sie  wird  vornehmlich  durch  die  Namen  der 
Erzbischöfe  Dietrich  I.,  Egbert  und  Poppo  bezeichnet '.  Allein  mit  dem 
Schwinden  der  staatskirchlich  friedlichen  Zeiten  Heinrichs  IE.  erkaltete  die 
liebe,  andere  Bischöfe  kamen  ins  Land,  Fürsten,  nicht  Diener  Gottes,  ein 
Adalbert  von  Bremen^  Burkhard  von  Halberstadt,  Anno  von  Köln.  Wie  anders 
erscheint  ihnen  gegenüber  der  Bischof  der  Vergangenheit:  non  in  adquirendis 
municipiis  vel  grege  militum  operam  adhibebat,  sed  aecdesiarum  sublevavit 
necessitates*.  Natürlich  al)er  folgte  diesem  Verfall  bischöflichen  Schenkungs- 
eifers der  des  Klerus  wie  der  Laien  überhaupt;  wehrte  man  sich  doch  um 
die  Mitte  des  12.  Jhs.  spöttisch  sogar  der  Zehntabgabe  ^.  Nun  eigab  sich 
zwar  nach  der  letzten  Periode  grofser  Schenkungen  im  Beginn  des  13.  Jhs. 
auf  Grund  einer  etwas  verspäteten  Kreuzzugsbegeisterung  noch  eine  Nachblüte 
wenn  auch  nur  kleinerer  Schenkungen^:  indes  auch  diese  Nachblüte  schlofs  bald 

■ 

non  enim  sine  causa  portamus  gladiom.  se<l  potestas  nostra  a  dtH>  est  ad  defensionem 
Tidnanun  et  orphanonim  et  miinimentmn  ecclesiamm.  maxüne  autem  tenemur  adesse  domibns 
religiosis  et  presidium  ferre  personis  contemplatiTis.  quanim  confersatio  in  celis  est.  nt.  cum 
defecerint  nostra  inerita.  ipsi  suis  suffragüs  recipiant  nos  in  etema  tabemacula. 

' )  Vgl.  hierzu  Lamprecht,  Der  Charakter  der  klösterlichen  Reformbewegong  Lothringens 
im  10.  Jh..  Picks  Monatsschrift  f.  d.  Gesch.  Westdeutschlands  Bd.  7,  91  flL  217  ff. 

>)  Man  vgl.  für  Dietrich  und  Poppo  beispielsweise  MR.  IB.  1.  244.  973;  326, 
1016 — 47:  für  Egbert  Invent  s.  Celsi  1,  6  und  Lamprecht,  Der  Bilderschmuck  des  Cod. 
Egberti  zu  Trier  und  des  Cod.  Eptemacensis  zu  Gotha,  Bonner  Jahrbücher  Heft  70,  56  ff. 
S.  auch  unten  S.  712  Note  2.  Aus  anderen  Bischofissitzen  vgl.  Cardauns  Rh.  Urkk.  3.  S.  344,  d48: 
W'ikftid  von  Köln  schenkt  pastorali  cura  impulsus  ac  divinitus  in  visionibus  persepe  premonitus. 
Sehr  bezeichnend  ist  auch  das  Zeujniis  Thietmars  6,  o3  über  Bischof  Lievezo  von  Bremen :  ad 
altare  dominicum  nunqnam  sine  oblationibus  accessit:  assiduus  populi  monitor  et  hilaris 
onmibus  anrisit  dator. 

')  Aus  der  Charaktei^hilderung  Balderichs  von  Lüttich.  1008  ff.;  V.  Bald.  Leod. 
c.  2  u.  3. 

*)  S.  oben  S.  613. 

*»  S.  oben  S.  63S.  vornehmlich  Note  2. 


—     (577     —  Bild.  d.  Grofsgrundbesitzes.] 

• 

ab.  Der  Grund  hierfür  lag  vielleicht  weniger  im  geistlichen  Verhältnis  der 
Laienwelt  zur  Kirche,  als  in  der  wirtschaftlichen  Entwicklung.  Bis  zum 
11.  und  12.  Jh.  konnte  das  kirchliche  Vermögen,  wie  jeder  reichere  Besitz, 
Yomehmlich  nur  in  Grund  und  Boden  bestehen ;  jetzt  nun ,  bis  spätestens  zur 
Mitte  des  13.  Jhs.,  hatten  schon  stärkere  Kapitalansammlungen  stattgefunden, 
welche  die  Anlage  gröfserer  Vermögensteile  auch  in  mobilen  Werten  gestatteten. 
Damit  aber  war  den  Laien,  welche  das  Anwachsen  des  kirchlichen  Grund- 
besitzes schon  längst  mit  besonderen  Gefühlen  verfolgt  hatten,  die  Möglichkeit 
gegeben,  die  Kirche  von  der  Besitzfonn  des  Grundeigens  thunlichst  abzudrängen. 
Sie  thaten  das,  indem  sie  kirchlichen  Grunderwerb  entweder  erschwerten  oder 
verboten*,  und  sie  unterbanden  damit  selbstverständlich  die  alte  Erwerbs- 
politik der  Kirche,  welche  überwi^end  auf  Grund  und  Boden  ausgegangen  war. 

Wandte  sich  aber  die  Kirche  nunmehr  vornehmlich  dem  Erwerb  mobiler 
Werte  zu,  so  mufete  sich  auch  ihre  Erwerbspolitik  demgemäfs  ändern.  Bisher 
hatte  es  sich  neben  kleineren  Schenkungen  doch  zumeist,  entsprechend  dem 
Charakter  des  Grundbesitzes,  um  gröfsere  Überlassungen  gehandelt;  jetzt  da- 
gegen kam  es  darauf  an,  auf  den  verschiedensten  Wegen  kleine  Kapitalbeträge 
XU  sammeln.  Die  Mittel  zur  Erreichung  dieses  Zweckes  sind  der  innersten 
Veranlagung  und  Motivierung  nach  von  den  bisher  angewandten  nicht  ver- 
schieden, nur  popularisieren  und  schematisieren  sie  dieselben  so  stark,  dafs 
ihre  äufsere  Form  als  absolut  verändert,  als  neu  ei*scheint.  Hatte  man  bisher 
vermögenden  Laien  gegenüber  das  Seeleuheil  als  dringlichstes  Motiv  zur 
Schenkung  geltend  gemacht,  so  wendet  man  sich  jetzt  unter  Beibehaltung  der- 
selben Motivierung  in  systematisch  abgestuften  Ablässen  öffentlich  und  schamlos 
an  die  zahlende  Menge;  hatten  sich  bisher  die  Heiligen  in  Notfällen  durch 
Wunder  l>ewährt,  so  benutzte  man  nunmehr  ihre  Reliquien  zur  Schaustellung 
am  heimischen  Fest  und  im  marktschreierischen  Landesumzug.  Und  es  be- 
greift sich,  wie  die  alte  Erwerbspolitik  in  ihrer  neuen  Anwendung  auf  die  grofse 
Masse  nunmehr,  einer  ihr  von  jeher  inne  liegenden  Neigung  nur  zu  sehr  ent- 
sprechend, au&erordenüich  verrohen  mufste. 

Es  ist  nicht  unsere  Aufgabe,  die  Geschichte  des  Ablasses,  der  Heiligen- 
feste,  der  Proze^ionen,  der  Heiligenschaustellungen  im  Moselland  genauer  zu 
verfolgen.  Genug  dafs  die  ersten  Ablässe  im  zweiten  Viertel  des  13.  Jhs. 
auftreten*,  während  der  erste  Fall  eklatanter  Heiligenschaustellung  der  fol- 


»)  S.  oben  S.  657  f. 

*)  Man  Tgl.  als  früheste  Nachricht  NotüI.  c.  48  z.  J.  1235 :  indulgentiae  a  Gregorio  IX 
concessae  eis,  qai  eleemosinas  ad  reparationem  ecdesiae  [sancti  Maximini]  dederint.  Darüber 
kinaos  dominns  Theod.  Trev.  archiep.  40  dies  de  iniuncta  penitentia  relaxat,  Sifridus  Mogiint 
20,  Landolph.  Wormac.  40,  dorn.  Spirensis  20.  insuper  procuravit  eisdem  benefactoribus 
idem  Uenricus  abbas  [sancti  Maximini]  in  suo  et  in  aliis  monasteriis  tarn  monachorum  quam 
monialium  3050  missas,  1600  pealteria  et  amplius.  Weiterhin  vgl.  man  in  Goerz  MR.  Reg. 
Bd.  8  für  Heüigenfeste  und  Ablässe  die  Nrn.  826  u.  827  (1250),  906  (1251),  915  (1252),  1008 
(1253),  1052  (1253),  1102  (1254),  1120  (1254),  1144  (1254),  1165  (1254),  1192  (1255),  1206 


(Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     678     — 

gende  von  Cesarius  von  Heisterbach  im  Dial.  mai.  8,  68  erzählte  sein  dtlrfte: 
quando  ecclesiani  suam  monachi  [Brunwilariensis]  coenobii  ampliare  disposuerunt, 
per  quosdam  sacerdotes  saeculares  in  lingua  potentes  et  ad  emungendam 
pecuniam  efficaces  dentem  patroni  sui  beati  pontificis  Nicholai  ad  diversas 
transmiserunt  provincias^ 

Indes  neben  diesen  äufserlich  neuen  Formen,  sich  die  nunmehr  ent- 
wickelten Kapitalkräfte  der  Laien  dienstbar  zu  machen,  entfalteten  die  geist- 
lichen Institute  noch  ])eträchtliches  Geschick  im  Ausbau  einiger  bisher  schon 
mehr  oder  weniger  regelmäfsig  erhobenen  Einnahmen.  Im  Vordergrunde  steht 
hier  der  Einführungszeit  nach  die  Lebensversorgung.  Sieht  man  von  der 
Unterbringung  politischer  Gefangener  sowie  unheilbar  Kranker,  namentlich 
Wahnsinniger,  in  den  Klöstern  ab  ^,  wie  sie  schon  seit  frühester  Zeit  Sitte  war, 
und  lälst  man  die  stets  bekannte  Praxis  der  zeitweisen  Unterbringung  von 
Kindern,  namentlich  Mädchen,  zum  Unterricht  aufser  Betr{icht*,  so  lassen 
sich  doch  sjjätestens  seit  dem  10.  Jh.  auch  wirkliche  Pensionsgeschäftc  auf 
Lebenszeit  nachweisen*.  Ein  heiTorragendes  Beispiel  liefert  die  Familie  des 
Abtes  Johann  von  Gor/e^.  Wie  er,  so  treten  auch  seine  Brüder  als  Mönche 
ins  Kloster  ein,  ebenso  empfängt  seine  Mutter  vom  Kloster  Kleidung  und 
Unterhalt  unter  der  Bedingung,  dafs  der  Besitz  der  Familie,  solange  Johann 
lebe,  dem  Kloster  zur  Nutzniefsung  verbleibe,  nach  dem  Tode  desselben  aber 
den  Erben  nur  gegen  Zahlung  von  30  mr.  Silber  ausgefolgt  werde.  Der- 
artige Geschäfte,  welche  schon  im  11.  Jh.  mit  dem  Aufkommen  der  Laien- 
brüder, das  ebenfalls  hierher  zu  ziehen  ist,  etwas  zugenommen  hatten, 
wurden  nun  seit  Schlufs  des  12.  Jhs.  aufserordentlich  gewöhnlich;  die  Klöster 
^rhieltt^n  geradezu  Piivilegien  in  dieser  Richtung.  So  erlaubt  der  Papst 
Klemens  III.  der  Abtei  Himmerode®:  liceat  .  .  vobis  clericos  vel  laicos  liberos 
et  absolutes  e  seculo  fugientes  ad  conversionem  recipere  et  eos  sine  contra- 

(1255)  u.  8.  w.  Für  Köln  vgl.  Ennen  Qu.  Bd.  2  Register  Tit.  Verschiedenes  u.  d.  W.  Ablafs. 
Ziun  J.  1344  schreibt Trithem.  ann.  Hirsaug.  (Honth.  Prodr.  1189)  schon  über  den  vollsten  Kxcefs  des 
Ablafswesens.  —  Zu  dem  besonders  interessanten  Ablafs  zur  Vollendung  des  Koblenzer  Mosel- 
brückenbaues vgl.  Bd.  2,  243  Note  7  und  CRM.  4,  34,  1409. 

^)  Die  besonderen  Schenkungen  bei  Prozessionen  bzw.  Einzelwallfahrt  sind  schon  sehr 
^It;  so  schenkt  Kaiser  Lothar  I.,  ab  er  oratio nis  gratia  nach  Prüm  kommt:  MR.  ÜB.  1,  87, 
854.  Eine  Springprozession  existierte  in  Prüm  schon  zur  Zeit  Abt  Heinrichs  von  Schöuecken 
(13.  Jh.  2.  IL),  vgl.  ♦Brands  Chronik  Bl.  32^  Kap.  63. 

*)  Vgl.  z.  B.  Ann.  Weifsenburg.  1058:  Heinricus  comes  Palatinus,  mentis  insania  captus, 
tonsuram  et  monachicum  habituni  accepit,  ac  monasterium  Gorziae  sub  specie  religionis  intravit 
S.  dazu  auch  Ann.  Lamb.  1057,  MGSS.  5,  159. 

»)  Vgl.  z.  B.  MR.  ÜB.  3,  209,  1223:  Ludwig  und  Wilhehn  von  Helfenstein,  Brüder 
und  Waisen,  haben  noch  drei  Brüder  und  eine  Schwester.  Et  ipsi  W.  et  L.  unam  sororem 
et  tres  fratres,  quos  adhuc  habeut,  quilibet  duos  sibi  assumet  et  quousque  infra  annos  fuerint, 
sua  diligentia  in  claustris  ponent  et  prebendas  eis  requirent 

.  ^)  Auch  MR.  ÜB.  1,  60,  834  kann  man  schon  hierher  ziehen  wollen. 

»)  Vgl.  V.  loh.  Gorz.  45. 

«)  MR.  ÜB.  2,  105,  1190. 


—      (579     —  Bild.  d.  Grofsgnindbesitzes.] 

dictione  aliqua  retinere.  Dementsprechend  spielen  schon  in  der  ersUMi  Hälfte 
des  13.  Jhs.,  uM  namentlich  in  den  Cistercienserklöstern,  Laienbrttder,  welche 
ttnter  Ul>ert!*a«\Mig- pröfserer  Summen,  oft  des  p:aiizen  Besitzes,  aufjrenommen 
sind,  eine  f?i'6fsd  Rolle;  die  Schriften  defi  Cesarius  von  Heisterbach  sind  voll 
Ton  Anekdoten  gerade  über  diese  Klasse  der  Klosterinsassen  ^  Und  auch  später 
Hefsen  die  Einnahmen  aus  Konversionen  nicht  na<!h  *,  ja  diese  verbreiterten  sich 
sogar  auf  immef  weitere  Kreise  geistlicher*  Institute,  z.  B.  den  Deutsch- 
Orden*.  Hatte"  man  aber  bedeutende  EinAahmen  von  diesen  Konversionen, 
bei  welchen  der  Konvertit  öfters  nicht  l)lofS'Läienbruder,  sondern  geradezu 
Mönch  wurd^,  4etztere8  jedenfalls  unter  Voraussetzung  der  nötigen  Bildung 
stets  wenlen  Tconnte,  so  blieb  nicht  einzusehen,  svannu  nicht  ein  gleiches 
System  mich  für  dtm  Eintritt  ins  Kloster  ü])erhaupt  Anwendung  finden  sollte. 
Und  in  der  That  ist  auf  Grund  diesei*  Erwägung  schon  in  der  2.  H.  des 
13.  Jhs.  ein  regelmäfsiges,  auf  einen  Mindestbetrag  fixiertes  Eintrittsgeld,  ein 
sog.  servitium  consuetudinarium  * ,  bei  fast  allen  geistlichen  Instituten  ent- 
wickelt. Die  Anfänge  in  dieser  Hinsicht  al)er,  soweit  sie  auf  dem  Boden  der 
Sitte  wurzeln,  reichen  viel  weiter  zurück.  Dafs  Novizen  bei  ihrem  Eintritt 
ins  Kloster  Spenden  darbrachten,  ist  eine  Sitte,   welche  «ich   verfolgen  läfst. 


^)  Vgl.  die  klassische  Äufsening  beiiCes.  Heisterh.  Dial.  mal.  1,  36:  qiiidam  converti 
desiderantes  de  novo  sc  vestiunt^  com  cognatis  et  aniicis  ad  monnstcrium  vcniunt,  ne  quasi 
Tagi  et  pauperes  repulsam  patiantur;  alii  vero,  cum  divite&  sinU  paupeiiiatis  habitum  assumunt, 
ut  ex  huniilitate  conversionis  amplius  mereautur.  Doch  ist  zu  beachten,  dafs  der  Ausdruck 
converti  auch  vom  vollen  Eintritt  als  Mönch  gebraucht  wird,  wie  denn  die  Grenze  zwischen 
Mönch  und  Laienbruder  vom  Gesichtspunkt  ;der.  Lebensversorgimg  aus  überhaupt  eine 
schwankende  ist:  zog  man  sich  zurück,  so  wurde  man  je  nach  Neigung  bald  Laienbruder, 
bald  Mönch.  Über  die  Motive  derartiger  Konversionen  s.  die  schöne  Stelle  bei  Ces.  Heist. 
Dial.  mai.  1,  5.  Für  einzelne  Typen  vgl.  Ces.  Ileisterb.  Dial.  mai.  1,  37:  miles  quidam 
Walewanus  nomine  converti  desiderans  cum  dextrario  et  annis  suis  militaribus  Ilemmenrode 
venit,  armatus  claustrum  intravit  et,  gicüt  mihi  retülerunt  seniores  nostri,  qui  tunc  praesentes 
erant,  portario  illum  duccnte  per  mödiifm  chornm  vadcns  conventu  inspiciente  et  novam  con- 
versionis formam  mirante  super  altare  beatme  Virginis  se  obtulit  armisquc  depositi^  in  eadem 
domo  religionis  habitum  suscepit.  Fömer  Ces.  Ileisterb.  Dial.  mai.  4,  6:  apud  nos  monachus 
quidam  fuit,  Theobaldus  nomine,  ante  cöpversionem  leccator  opere  vifto  et  tesscribus  deditus 
totos  et  propter  suam  scurrilitatem  in  tota  civitate  Coloniensi  notissimus.  saepe. illum  nndum 
per  platöas  eiusdem  civitatis  incedere  vidi.  —  Im  übrigjen '  hatten  die  Konversen  auch  noch 
eine  ganz  besondere  wirtschaftliche  Bedeutung,  s.  darüber  weiter  unten. 

«)  Vgl.  z.  B.  MR.  ÜB.  3,  1440  z.  .1.  1258,  gehört  zu  126«,  vpl.  Goerz  MR.  Reg.  3, 
2355.  9.  ferner  »Or.  St  A.  Koblenz  Abtei  Himmerode,  reg.  Goerz  MR.  Reg.  3,  2774,  1272 
Dez.  21 :  ego  Hermannus  dictus  Niger  de  Traverbach  samis  corpore  et  mente  omnibus  liberis 
meis  consentientibus  duas  vineas  measj  quas  proallodio  meis  temporibus  tenui,  .  .  in  manns 
Tenfrahifis  abbatis  domini  Payni '-tunc  temporis  abbatis  in  Hcnuiionrode  astantibuB  lo. 
borsario  et  Sewardo  kamerario  mönaehts  de  Hemmenrode  rennntiavi  libere  et  absolute. 
kleni  vero  abbas  in  confratrem -me-'misoepit  pure  propter  deum,  conimittens  arbitrio  meo,  ut 
rebus  meis  in  mundo  di8p<ysitf^  et  ^dinati!^  ad  claustrum  Hemmenrode  convolarem. 

»)  Vgl.  Hennes  ÜB.  1,  428,  1823. 

<)  S.  Cod.  Lac.  95,  1283,  cit  oben  S.  642  Note  2. 


[Wirtschaft  (L  Grofsgrundbes.  —     680     — 

soweit  wir  urkundlich  überhaupt  zurückdringen  können*;  und  es  ist  natür- 
lich, dafs  diese  Spenden  je  nach  der  materiellen  Lage  des  Neueingetretenen 
sehr  verschiedenen  Wert  gehabt  haben  werden.  Der  Höhepunkt  der  materiellen 
Bewertung  lag  aller  Vermutung  nach  in  der  2.  H.  des  10.  Jhs.  und  allenfalls 
der  1.  H.  des  11.  Jhs.;  damals  ging  im  Gegensatz  gegen  früher,  anger^ 
durch  die  geistlichen  Reformideeen ,  eine  grofse  Anzahl  vornehmer  Laien 
ins  Kloster^.  Später  dagegen  mag  die  Sitte,  wenigstens  materiell,  wieder 
von  geringerer  Bedeutung  gewesen  sein®.  Eine  wirkliche  organisatorische 
Regelung,  einen  Ausbau  zur  Verpflichtung  erfährt  sie  wohl  zuerst  in  den 
Nonnenklöstern;  hier  liegen  seit  Beginn  des  1;5.  Jhs.  genugsam  Zeugnisse  vor, 
dafe  eine  bestimmte  Eintrittssumme,  später  Volleist  genannt,  erhoben  wurde*. 
Den  Nomienklöstern  folgten  dann  die  Mönchsklöster  nach,  bald,  wenn  nicht 
gleichzeitig,  in  grofsen  Städten   wie  Köln**,   später  wie  es  scheint  auf  dem 


1)  Vgl.  MR.  ÜB.  1,  19,  765,  und  32,  775,  für  Prüm,  und  Lac.  ÜB.  1,  30,  65,  855,  fiir 
Werden. 

')  V.  loh.  Gorz.  c.  55;  ein  Beispiel  c.  57—59.  Femer  Arnold,  de  s.  Emmeram. 
2,  14.  Später  änderte  sich  das  wieder;  die  Ideale  wurden  andere.  Man  vgl.  nur  die  fol- 
genden Stellen  über  den  Beruf  des  Mönches  und  des  Kitters. 

Gr^.  1335:  ir  habt  das  süezeste  leben 

daz  got  der  werlde  hat  gegeben: 
swer  im'z  ze  rehte  hat  erkom, 
der  ist  saelic  geboren.  — 

Gr%  1359:  ritterschaft  daz  ist  ein  leben, 
der  im  die  mäze  kan  gegeben, 
sone  mac  niemen  baz  gewesen, 
er  mac  gotes  ritter  gemer  wesen, 
dann'  ein  betrogen  klösterman. 

«)  Vgl.  z.  B.  Lac.  ÜB.  1,  113,  182,  1047;  MR.  ÜB.  1,  642,  c.  1163;  643,  c.  1163. 

*)  Vgl.  *Dipl.  Kingrav.  No.  178  Miltenberg,  jetzt  Reichsarchiv  München,  Goerz.  MR. 
Reg.  2,  936,  1202;  Büttinghausen,  Beitr.  zur  pfälz.  Gesch.  325,  1204;  MR.  ÜB.  3,  605,  1237; 
Andernach.  Schreinsr.  No.  60,  G.  206,  (1241):  M.  P.  delegavit  ecclesie  sanctimonialium  in 
Comeda  [Chumbd]  mediam  portionem  substantie  sue  cum  ülia  sua  ibidem  inclaustrata  necnon 
et  cum  nuru  sua  ibidem  inclaustrata.  et  domina  G.  cognomento  0.  predictis  dominabus  cum 
sua  filia  ibidem  inclaustrata  2  partes  sue  substantie.*  et  domina  D.  filia  domini  I.  cognomento 
R.  cum  sua  iilia  ibidem  inclaustrata  ctiam  diraidiam  portionem  substantie  sue.  Nach  Honth. 
Hist  2,  355,  1417  beträgt  der  Volleist  einer  sofort  (jung)  eintretenden  Novize  im  Kloster 
Dierstein  604  gl. 

»)  Ennen,  Qu.  2,  36—37,  31,  1200.  Hier  findet  sich  sogar  schon  im  J.  1208  die  Ein- 
richtung einer  ewigen  und  erblichen  Familienpräbende,  vgl.  Ennen,  Qu.  2,  33,  28:  die  Abtei 
von  SPantaleon  schenkt  an  den  Ritter  von  Ulmen  und  an  seine  Familie  plenius  fratemitatis 
nostre  .  .  consortium.  preterea  ad  confirmandum  inter  nos  et  ipsum  .  .  amiciti^  rinculom 
ad  petitionem  ipsius,  pro  quacunque  persona  sui  generis  ad  servitium  dei  et  sancti  Pantaleonis 
idonea  petere  decreverit,  prebendam  hereditarie  concessimus,  ita  etiam,  ut  una  exspirante 
alia  ab  eiusdem  generis  procedens  linea  subrogetur.  .  .  ne  . .  in  posterum  inter  coosanguineos 
Ulla  fiat  petitionis  disceptatio,  decrevimus,  ut  huius  scripti  [des  Herrn  von  Ulmen]  heres 
primogenitus  sit  posseseor  necnon  collati  beneficii  sit  perpetuus  institutus.    huius  rci  gratia 


—     681     —  Bild-  d.  Grofsgrundbesitzes.] 

platten  Lande*,  während  die  Stifter,  bei  welchen  der  Eintritt  am  ehesten 
an  andere  Voraussetzungen  der  Herkunft  und  des  Standes  geknüpft  war,  sich 
erst  mit  Schlufs  des  Mittelalters  zm*  Erhebung  eines  bestimmten  Eintrittsgeldes 
entschlossen  zu  haben  scheinen^. 

Nattlrlich  legten  es  solche  periodische  Einnahmen,  wie  sie  in  Lebensrenten, 
Pensionen,  Eintrittsgeldern  und  ähnlichen  Erhebungen  bestanden,  nahe,  die 
Begründung  eines  Klostei's  geradezu  als  ein  lukratives  Unternehmen  zu  betrachten, 
bei  welchem  das  Seelenheil  durch  die  Stiftung  noch  nebenher  um  ein  Bedeu- 
tendes gefördert  wurde :  mithin  Gesichtspunkte  anzuwenden,  wie  sie  später  etwa 
bei  Begründung  der  Montes  pietatis  mafsgebend  waren.  In  der  That  finden 
solche  Anschauungen  schon  seit  Ende  des  12.  Jhs.  Eingang.  Noch  im  Laufe 
des  12.  Jhs.  waren  Stiftungen  gemacht  worden,  welche  sich  durchaus  und 
allein  aus  dem  alten  Anschauungskreise  der  Verdienstlichkeit  guter  Werke 
erklären.  Freilich  nahmen  diese  Stiftungen  an  Bedeutung  immer  mehr  ab 
—  mau  braucht  sich  filr  unsere  Gegend  nur  die  Stiftungsreihe  Laach  c.  1112, 
Schiifenbm-g  1139,  Lonnich  1142  f..  Merzig  1153  zu  vergegenwärtigen^. 
Etwas  Neues  aber  ist  es,  wenn  im  J.  1196  das  Kloster  Chumbd  sine  spe 
questus  vel  a<lvocatie  gegiündet  wird*,  und  wenn  unter  der  hier  abgelehnten 
Voraussetzung  vom  13.  Jh.  ab  eine  ganze  Anzahl  kleiner  Stiftungen  etwa 
in  der  als  typisch  zu  bezeichnenden  Art  der  1318  auf  dem  Kirchhofe  zu 
Mertloch  pro  octo  puellis  ])egrüudeten  Klause^  entstehen.  Hier  waren  die 
neuen,  seit  dem  13.  Jh.  von  den  Klöstern  voll  entwickelten  Erwerbsquellen 
den  Laiengrimdeni  dienstbar  gemacht,  vielleicht  sogar  soweit  als  sie  aus  Ab- 
lässen und  vei-wandten  Unternehmungen  flössen. 

Wir  stehen  damit  am  Abschlufs  der  kirchlichen  Erwerl)spolitik  des 
Mittelaltei*s  sowie  der  auf  sie  basierten  Erwerbsformen,  soweit  sich  dieselben 
auf  Schenkungen  beziehen.  Als  Resultat  ergiebt  sich,  dafs  die  Entwicklung  auf 
Begillndung  von  Grofsgnmdbesitz  nur  bis  höchstens  zur  Mitte  des  11.  Jhs. 
west^ntlich,  in  her\'on'agender  Weise  aber  nur  bis  zum  Beginn  .des  10.  Jhs. 
einwirken  konnte,  während  sie  seitdem  überwiegend  der  Gewinnung  von 
Rechten,  Kapitalien  und  von  kleinem  mit  diesen  gemischtem  Giiuidbesitz 
zugewan<lt  war.  Nun  war  allerdings  die  Schenkung  nicht  die  einzige  kirch- 
liche Er^'erbsform ;   neben  ihr  kommen  noch  Kauf  und  Tausch  in  Betracht^. 


[das  Geschlecht  Ulmen]  .  .  tidele  nobis  et  bonis  ecclesi^  nostr^  in  omnibus  patrocinium 
promisenint 

1)  Vgl.  Cart  Orval  497,  1278  und  *0r.  Koblenz  St  A.  Abtei  Prüm  Rep.  No.  44, 
ISOO  Jan.  2. 

«)  Vgl.  Stat  Wetzlar.  1433,  Blattau  1,  261. 

»)  >[R.  ÜB.  1,  425 ;  512 ;  526 ;  575. 

*)  m\.  ÜB.  2,  157.  Doch  vgl.  Büttinghausen,  Beitr.  zur  pfälz.  Gesch.  2,  325,  1204: 
Heinrich  von  Dicka  schenkt  an  Chumbd  gewisse  Güter  bei  Auftiahme  seiner  Tochter;  sowie 
oben  das  Citat  aus  Andernach.  Schreinsr.  No.  60  auf  S.  680  Note  4. 

»)  CRM.  3,  96. 

*)  Nach   MR.  CB.  1 ,   57 ,   826   ist   Prüm    reich  geworden    ex    liberalitate  liberorum 

Lampr^cht.  I>Aat«ch«8  Wirtschafttleben.    I.  44 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     682     — 

Jedoch  spielt  die  Schenkung  doch  so  sehr  die  Hauptrolle^  —  sind  doch  selbst 
viele  Käufe  genauer  besehen  halbe  Schenkungen^  — ,  dafs  man  nur  von 
ihrer  bevorzugten  Betrachtung  aus  wie  zum  Verständnis  der  Erwerbspolitik, 
so  zu  dem  des  Charakters  des  kirchlichen  Erwerbes  gelangen  kann*. 

In  letzterer  Beziehung  aber  ergiebt  sich  nun,  dafs  die  Schenkungen 
fast  nie  ohne  Klauseln  erfolgten,  fast  stets  irgend  welche  Bedenken  wach 
riefen.  Sehen  wir  auch  von  der  Notwendigkeit  ihrer  Bestätigung  durch  den 
König  wenigstens  bei  Reichsabteien  ab*  —  eine  Bestätigung,  welche  übrigens 
in  der  Blütezeit  der  Schenkungen  einen  beständigen  vom  Kloster  zu  bestreitenden 
Verkehr  zwischen  Hof  und  Kloster  nötig  machte^  — ,  so  lag  auch  in  der 
erbrechtlichen  Gebundenheit  des  Gnmdeigens  im  früheren  Mittelalter  selbst 
bei  deren  ausnahmsweiser  Lösung  im  Schenkungsfall  stets  der  Anlafs  zu  einer 
grofsen  Anzahl  von  Schwierigkeiten.  Bald  waren  nicht  alle  Formen  erfüllt, 
bald  fand  sich  ein  übersehener  nächstberechtigter  Erbe,   bald    verleugneten 

hominnm  tarn  per  traditiones  commutationes  venditionos.  Ähnlich  heifst  es  im  ÜRupertsberg 
S.  366  von  dem  im  J.  1147  angelegten  Rupertsberg:  cum  ibidem  nichil  omnino  possessionis 
haberemus,  primum  fundum  a  domino  B.  comite  de  Hildensheim  pro  20  mr.  emimus.  ea 
vero,  qu(^  modo  possidemus,  aliqua  emimus,  aliqua  pro  animabus  tidelium  collata  sunt  Zu 
einzelnen  Käufen  vgl.  Chron.  Median!  mon.  12,  MGSS.  4,  91—92,  ca.  1000;  UlMettlach 
No.  II,  1095,  Fitten;  IVIR.  ÜB.  2,  16*,  1172:  3,  60,  1216;  Bd.  3,  64,  fi,  1273. 

*)  Nach  dem  Urbar  des  Deutschordenshauses  zu  Saarburg,  *Koblenz  St  A.  ürk.  1301 
Dez.  18,  erfolgt  Besitzvermelirung  per  legata  clemosinas  testamenta  et  per  aliam  viam. 

")  Vgl.  Lac.  ÜB.  1,  112,  180,  1045:  Jemand  schenkt  an  die  Abtei  Deutz  pro  remedio 
anim^  me^  et  coniugis  me^  et  pro  150  mr.  .  .  .  ut  in  die  obitiis  nostri  orationes  veluti 
fratrum  agant  et  sepultura  nobis  loco  concedatur  ipsissimo.  Cardauns  Kh.  ürkk.  14,  S.  359, 
1126:  der  Abt  von  Brauweiler  erwirbt  von  Ministerialen  des  P>zbischofs  von  Köln;  qui 
multis  petitionibus  devicti  tandem  annuerunt  et  minori,  quam  ab  aliis  offerretur,  accepto 
precio  .  .  quia  pro  remedio  animamm  parentiun  suorum  et  ipsorum  .  .  optulcrunt.  MR.  ÜB. 
1,  514,  c.  1140,  schenken  Leute  partim  pro  susceptis  muneribus  partim  pro  animabus. 
Erhard  CD.  Hist  Westf.  2,  306,  1155:  Kappenberg  erwirkt  für  30  mr.  examinati  argenti  deo 
annuente  2  Weinberge  in  villa  iuxta  Renum,  que  dicitur  Riemago. 

*)  Über  Tausch,  Schenkungen  u.  s.  w.  bei  kirchlichen  Instituten  vgl.  auch  v.  Inama, 
Grofsgrundh.  S.  90  f.,  115  Note  3. 

*)  Vgl.  für  Prüm  MR.  ÜB.  1,  69,  831;  70,  842;  58,  844;  105,  866;  117,  880;  femer 
fiir  Burtscheid  Lac.  ÜB,  1,  92,  150,  1018.  Dafür,  dafs  der  Einflufs  des  Königs  in  dieser 
Hinsicht  weiter  reichte,  als  blofs  auf  die  Reichsabteien,  vgl.  G.  cp.  Camerac.  1,  73,  946;  zu 
den  Gründen  s.  Chr.  Gladb.  12,  MGSS.  4,  76:  antistes  [der  Kölner  Erzbischof]  .  .  a  se 
monasterium  constnictum  auctoritate  propria  haud  satis  firmum  ratus  stabiliri  mimificentia 
regali  et  sedis  apostolicae  privilegiis  elaboravit  insigniri.  S.  auch  Rod.  Glaber  5,  4,  MGSS. 
7,  71,  10 :  contigit  .  .  ut  abba  cuiusdam  monasterii  honcstae  possessionis  eidem  imperatori 
[Heinrich  UI.]  equum  valde  optimum  praesentaret,  quatenus  sibi  ac  loco  sibi  commisso  illius 
liberalitatis  amicitiam  conciliaret  .  .  .  at  Imperator  gratanter  illum  suscipiens  suimet  evectioni 
destinavit. 

^)  Vgl.  MR.  1,57,  826;  G.  Witig.  v.  158:  Witigowo  von  Reichenau  sepius  ad  regem 
cursum  tenet  ecce  frequentem.  Chron.  s.  Mich.  Vird.  MGSS.  4,  81:  Äbte,  qui  palatia 
frequentontes  apud  religiosos  principes  monasterii  sui  utilia  providerunt  et  praeceptis  regalibus 
loci  dignitatem  communire  studuerunt  S.  femer  Chron.  s.  Mich.  Vird.  11,  MGSS.  4,  82; 
V.  Bald.  Leod.  1. 


—     683     —  Bild.  d.  Grofsgnmdbesitzes.] 

ursprünglich  zustimmende  Erben  nach  dem  Tode  des  Schenkgebers  ihre  frühere 
Einwilligung:  stets  gab  es  zu  sorgen  und  eifei-süchtig  zu  wachend  Gerade 
diese  Umstände  erklären  es,  wenn  die  mittelalterliche  Klosterverwaltung, 
soweit  wir  sie  aus  erhaltenen  Akten  begreifen  können,  mindestens  ebensosehr 
auf  den  Schutz  wie  auf  die  Organisation  des  Erworbenen  Bedacht  nahm. 
Aufserdem  aber  waren  bedingungslose  Schenkungen  eine  Ausnahme;  zumeist 
war  vielmehr  jede  Schenkung  an  fast  stets  dauernd  lastende  Abmachungen 
geknüpft^.  Die  einfachsten  dieser  Bedingungen  waren  noch  die  rein  geist- 
lichen, kaum  mit  Kosten  verknüpften,  speciell  die  Abhaltung  einer  Memorie*. 
Freilich  wurden  auch  diese  Memorien  durch  ihre  Anhäufmig  im  Laufe  der 
Jahrhunderte  zur  unerträglichen  Last,  und  'so  kann  es  nicht  auffallen,  wenn 
schon  in  der  1.  H.  des  13.  Jhs.  amiiverearii,  tricenarii  und  septenarii  dies 
unterschieden  werden*,  und  wenn  in  der  2.  H.  des  13.  Jhs.  stellenweise  eine 
merkwürdige  Unifikation  dieser  Verpflichtimgen  stattfindet^.  Neben  dem 
Meuioriengenufs  aber  stand  seit  alter  Zeit  als  besonders  gesuchte  Bedingung 
rein  g(»istlicher  Natur  die  Aufnahme  in  die  Gebetsgemeinschaft  des  Klosters, 
das  plenarium  orationum  et  fratemitatis  consortium®;  schon  im  10.  Jh.  finden 
wir  es  zu  Prüm  im  Verein  mit  einer  Begräbnisexspektanz  zur  Grundlage 
besonderer  durch  Schenkungen  zu  erwerbender  Bruderschaftsrechte  ausge- 
beutet'. 

Indes  neben  diesen  Verpflichtungen  rein  geistlicher  Natur  kamen 
gemischt  geistlich-weltliche,  wie  sogar  rein  weltliche  vor.  Die  der  ersteren 
Art  sind  l)ekannt  genug,  sie  schliefsen  sich  in  krauser  Mannigfaltigkeit  beson- 
ders gern  an  die  Memorien  an.  Um  nur  einiges  zu  erwähnen,  so  verpflichtete 
eine   Memorie  von  etwa  1046  zur  Speismig  und  Kleidung  der  Billder   von 

>)  S.  oben  S.  632  Note  4;  Cart  Orval  166,  1212. 

')  Von  regelmäfsigen,  auf  einmal  und  für  immer  zu  erledigenden  Bedingungen  ist  mir 
nur  die  eine  der  Beerdigung  des  Schenkgebers  im  Kloster  aufgefallen;  vgl.  UlMettlach 
No.  XII,  12.  Jh.  Mitte,  cit.  S.  640  Note  1,  und  UlMettlach  No.  VII,  12.  Jh.  Mitte: 
defiinctus  positus  in  monasterio  sancti  Liutwini  requiescit  in  monumento  patris  sui 

»)  S.  beispielsweise  aufser  Lac.  ÜB.  1,  108,  174,  1041  auch  UlMettlach  No.  XVII,  1127 
bis  IISO:  eine  Frau  schenkt  Gut  ea  conditionc,  ut  post  mortem  ibi  scpeliretur  et  memoria 
eins  in  perpetuum  haberetur. 

*)  Ennen,  Qu.  2,  81,  67,  1220. 

»)  S.  die  Urkunde  vom  J.  1263  in  Bd.  3  Xo.  15. 

•)  Vgl.  vornehmlich  Köbier  Urkunden,  Ennen,  Qu.  1,  508,  46,  1134;  525,  58,  1144—47; 
538—9,  65,  1152. 

')  Vgl.  die  sehr  lehrreiche  Stelle  im  *Breve  Chronicon  mon.  Prüm.,  Koblenz  St.A. 
G.  4  fol.  Bl.  22«  f.,  Kap.  36,  Bl.  29»;  Eberhardus  de  Sahnis  [Abt  von  Prüm  971—981] 
celebrem  .  .  confratemitatem  in  honorem  sancti  Bencdicti  erexit,  cui  comites  et  nobiles 
pleriqne  circa  hnius  terrae  partes  nomina  sua  subscripsere  hunc  in  finem,  ut  vigiliarum 
orationum  cnnctorumque  bonorum  operum,  quae  in  eodem  loco  incessanter  a  fratribus 
operabantor,  participes  redderentur,  qui  etiam  post  obitum  monastico  habitu  induti  et  in 
eadem  ecclesia  sepulturae  mandati  foelicem  ibidem  diem  resurrectionis  exspectant  Vgl.  dazu 
Bd.  3,  319,  tr  f. 

44* 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     684     — 

SSeverin-Köln ;  die  Memorie  der  Äbtissin  Theophanu  von  Essen  umfaiste 
die  Spendung  von  5  s.  jährlich  an  100  Anne,  aufserdem  die  Ausgabe  von 
235  s.  unmittelbar  nach  dem  Tode  der  Stifterin  in  Posten  von  5  bis  80  s.; 
und  Kaiser  Heinrich  IV.  bestinmite  pro  remedio  animae  in  einer  Schenkung 
an  Prtlm  folgende  Armenpflegen:  solange  er  lebe,  Speisung  von  je  50  Annen 
am  6.  Januar,  31.  März,  17.  Juli  jedes  Jahres,  nach  seinem  Tode  Speisung 
von  ebenfalls  150  Kleidung  von  42  Annen  an  jährlich  zwei  Terminen*. 
Weniger  häufig  als  derartige  Verpflichtungen  werden  rein  weltliche  Lasten 
bei  Schenkungen  stipuliert;  besonders  selten  geschieht  das  von  einfachen 
Laienpersonen  ^,  öfter  dagegen  von  Genossenschaften,  speciell  Markgemeinden, 
welche  sich  bei  Erlafs  gewisser  Lasten  gern  Rekognitionszinse  bedingen®. 

Alle  diese  Lasten  würden  nun  für  die  Verwaltung  weiter  keine  Schwierig- 
keiten gebracht  haben,  hätten  sie  die  Einkünfte  der  Schenkungen  voll  absor- 
biert, oder  hätten  sie,  imter  voller  Einbeziehung  der  Schenkungseinkünfte  in 
6ine  gemeinsame  Kasse,  auf  einen  einzigen  Ausgabeetat  gebracht  werden 
können.  Von  diesen  beiden  Möglichkeiten  kam  aber  die  erstere  äufserst 
selten^,  die  zweite  nie  vor.  Vielmehr  lautete  die  Stipulation  durchaus  dahin, 
dafs  die  bedungenen  Ausgaben  aus  den  Eiimahmen  des  Schenkungsobjekts  zu 
decken,  der  Ubei'schufs  zu  Gunsten  des  beschenkten  Instituts  abzuführen 
sei  *.  Mit  anderen  Worten :  diese  Lasten  waren  ebensogut  radiziert  wie  irgend 
welche  andere,  z.  B.  grundherrliche  oder  markgenössische,  und  die  ßadizierung 
war  zu  einer  Bedingung  der  Schenkung  gemacht.  Versuchten  daher  die 
geistlichen  Institute  namentlich  seit  dem  13.  Jh.  ihren  Besitz,  soweit  sie  ihn 
belastet  erhalten  hatten,  allmählich  von  Lasten  zu  befreien  *,  so  mufste  dieses 
Bestreben  vor  dem  unter  Riidizierung  von  Lasten  geschenkten  Besitz  de  iure 
Halt  machen.  Es  versteht  sich,  wie  aufserordentlich  diese  Lage  der  Ent- 
wicklung einer  vernünftigen  Finanzgebarmig  entgegenstand.  Am  besten 
konnte  man  sich  noch  da  helfen,  wo  wie  l)ei  den  Stiftern  ein  Teilgenufs  des 
Institutseinkommens  eingetreten  war :  hier  wurde  die  Aufsicht  über  die  richtige 
Verwaltmig  der  durch  Schenkimg  auf  je<ies  einzelne  Besitzstück  radizieiten 
Lasten  dem  Nutzniefser  eben  dieser  Besitzstücke  anvertraut  ^.    In  den  Klöstern 

»)  Cardauns,  Rhein,  ürkk.  6,  S.  351,  c  1046;  Lac.  ÜB.  1,  122,  190,  1054;  MR.  ÜB. 
1,  403,  1101.  VrI.  u.  a.  auch  Cardauus,  Rhein,  ürkk.  10,  S.  3H  1061;  Lac.  IIB.  1,  159, 
247,  1091 :  168,  260,  1101. 

2)  Lac.  ÜB.  2,  178,  1231 :  m\,  ÜB.  3,  613,  1238—39. 

8)  MR.  ÜB.  1.  640,  c.  1163;  3,  1268,  12.54;  Bd.  3,  No.  49,  1272. 

*)  Z.  B.  Ennen,  Qu.  1,  505,  43,  1099-1131. 

»)  Vgl.  u.  a.  MR.  ÜB.  1,  83,  853  —  die  erste  derartige  Urkunde  im  MR.  ÜB.  — ; 
Lac.  ÜB.  1,  111,  179,  1043;  131,  203,  1064—66;  MR.  ÜB.  1,  520,  ca.  1140;  Bd.  3,  S.  61, 
84  f.,  1272. 

»^)  Vgl.  dazu  oben  S.  658  Note  2. 

^)  *Reg.  cens.  et  anniv.  eccl.  mai.  Trever.  1399,  Hannover  Bibl.  XVIII,  1006:  häutige 
Verzeichnung  von  propinationes  und  spendae  der  einzelnen  pensionarii  zu  dem  Anniversar  des- 
jenigen, der  die  von  ihnen  innegehabte  Pension  an  das  Kapitel  geschenkt;  z.  B.  zu  Jan.  29: 


—     685     —  Bild.  d.  Grofsgrundbcsitzes.] 

dagegen  verhinderten  die  Radizierungen  noch  auf  lange  Zeit  jede  einheitliche 
Finanzverwaltung. 

Neben  der  einmaligen  und  dauernden  Belastung  der  Schenkungen  end- 
lich findet  sich  noch  eine  zeitweilige,  welche  fast  stets  eine  Reihe  von  Jahren 
unmittelbar  nach  der  Schenkung  andauerte.  Hierher  sind  schon,  wenn  man 
will,  die  Schenkungen  von  Todes  wegen  zu  rechnen,  namentlich  dann,  wenn 
der  Anerkennungszins  eine  beträchtlichere  Höhe  eiTeichte^.  Mit  der  Schenkung 
von  Todes  wegen  aber  fällt  zugleich  die  in  den  Rhein-  und  Mosellanden  seltene 
Form  der  Manusfinna  in  diesen  Bereich^.  Weit  deutlicher  erhellt  indes 
diese  Art  der  Belastung  bei  der  Prekarei^,  beim  Leibrentenvertrag,  sei  es  für 
die  eigene  Person  des  Schenkgebei-s  oder  andere*,  sowie  auch  bei  den  schon 
fiüher  besprochenen  völligen  Pensionen  oder  Lebensversorgungen  auf  Grund 
von  Schenkung.  In  allen  diesen  Fällen  tritt  der  Genufs  der  Schenkung  erst 
nach  Jahren  und  nach  einer  Reihe  von  Leistungen  ein,  deren  Bestreitung  die 
Verwaltung  der  geistlichen  Institute  notwendig  verwickelt  gestalten  mufste. 
Man  kann  daher  nicht  sagen,  dafs  die  Erwerbsfonnen,  wie  sie  trotz  der  ver- 
schiedenen Entwicklungsstadien  der  kirchlichen  Erwerbspolitik  dieselben 
Wieben,  höchstens  sich  noch  komplizierter  ausbildeten,  der  Führung  einer 
rationellen  Verwaltung  irgendwie  günstig  gewesen  seien. 

Dasselbe  gilt  aber  auch  vom  Charakter  des  erworl)enen  Besitzes.  Kirch- 
licher Besitz  ist  Sammell)esitz :  in  ihm  treffen  sich  in  buntestem  Wirrwarr 
Eigentums-  und  Fordenmgsrechte,  Boden  und  Kapital,  Fahrhabe  und  Inuno- 
bilien.  Indes  waren  die  einzelnen  Bestandteile  in  den  Schenkungen  ver- 
schiedener Zeiten  doch  sehr  vei^schieden  vertreten. 

In  der  älteren  Zeit,  welche  etwa  mit  der  ersten  Periode  der  Erwerbs- 
politik bis  zur  Mitte  des  11.  Jhs.  zusammenfällt,  ül)erwiegt  ganz  entschieden 
der  Land]>esitz ;  noch  die  Gladbacher  Chronik  c.  15,  MGSS.  4,  76,  nennt  als 
Vennögensteile  des  Klosters  libri,  reliquiae,  praedia.  Gerade  auf  dem  Land- 
besitz beruhte  ja  in  naturalwirtschaftlicher  Zeit  die  Bedeutung  wie  des  Staates, 
so  der  social  führenden  Schicliten,  der  weltlichen  wie  der  geistlichen  Aristo- 
kratie^.   Das  Landeigen  aber,  welches  an  <lie  geistlichen  Institute  geschenkt 


memoria  Karoli  Magni  et  aliorum,  qui  contulcrunt  nobis  Velle  cum  suis  attinentiis;  pcn- 
sionarius  solvit  40  s.  et  propinabit  Febr.  6:  memoria  ipsius,  qui  contulit  nobis  Pillich, 
pensionarius  solvet  40  s.  et  propinabit  Febr.  13 :  memoria  illomm,  qui  contulerunt  Minhem, 
pensionarius  solvit  80  s.  et  propinabit 

^)  Das  ist  aber  das  Gewöhnliche.  Schenkung  von  Todes  wegen  ohne  Rekognition  habe 
ich  nur  *  Andernach.  Schreinsr.  No.  169,  13.  Jh.  2.  H.,  gefunden.  Im  übrigen  vgl.  zur  Re- 
kognition Lac  ÜB.  1,  112,  181,  1045;  Cardauns,  Rhein.  Urkk.  12,  S.  357,  1095—9;  Lac.  ÜB. 
1,  170,  263,  1104. 

*)  Vgl.  Lac  ÜB.  1,  167,  259,  1100. 

')  Zur  Prekarei  vgl.  unten  Teil  3  dieses  Abschnittes. 

*)  Vgl.  Lac  ÜB.  1,  146,  225,  1073—75;  Cod.  Lac  88,  1280;  ÄIR.  ÜB.  3,  1503,  1259. 

«)  Vgl.  Richer  2,  11. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgnmdbes.  —     686     — 

• 

wurde,  war  meist  grofs^  Vornehme  schenken  einen  oder  mehrere  Höfe  oder 
Hunderte  von  Hufen  ^,  Geringere  doch  meist  noch  Vollhufen.  Das  Gleiche 
ergiebt  sich  bei  Schenkung  kirchlicher  Vermögensobjekte:  auch  hier  handelte 
es  sich  stets  um  ])eträchtlichen  Besitz  —  wurden  doch  noch  am  Ende  des 
9.  Jhs.  ganze  Al)teien  verschenkt^,  und  waren  doch  die  allgemein  als  Gegen- 
stand  der  Übertragung  behandelten  Pfarrkirchen  und  Kapellen  im  früheren 
Mittelalter  reich  an  Hufen  und  Zehnten*. 

Alles  das  änderte  sicli  immer  mehr  seit  etwa  Mitte  des  11.  Jhs.^. 
Zwar  spielt  auch  jetzt  noch  bis  ins  13.  Jh.  hinein  der  Immobiliarerwerb  eine 
hervorragende  Rolle;  allein  er  ist  anderer  Natur.  Statt  des  vollen  nahezu 
unbeschränkten  Eigens  am  Lande  besteht  er  bei  grofsen  Schenkungen 
nunmehr  neben  einem  Substrat  von  Gnind  und  Boden  nur  noch  aus  gnmd- 
herrlichen  Rechten,  und  bald  werden  die  letzteren  auch  einzeln  veräufsert 
oder  erlassen®.  Nicht  minder  verändert  erscheint  der  Immobiliarerwerb 
bei  kleineren  Ubertragimgen :  die  alte  Hufengröfse  tritt  nur  noch  zerstreut 
auf,  den  VoiTang  haben  Landgüter  verschiedener,  meist  geringerer  Dimension. 
Wie  sich  unter  diesen  Einflüssen  der  Immobiliarerwerb  eines  Klosters  am 
selben  Orte  gestaltet«,  mag  eine  Aufzeichnung  der  Abtei  Rommersdorf  über 
ihren  Besitz  in  Roth  bei  Wierdorf  (Kr.  Neuwied)  vom  J.  1216  zeigen^. 
Damals  besafs  Rommersdorf  daselbst  curtim,  que  vronehof  dicitur,  et  agros 
illi  attinentes;  item  allodiiun,  quod  comparavit  a  quodam  milite  E.  nomine 
et  suis  coheredibus ;  item  bona  cuiusdam  H.  et  filii  eins ;  item  bona,  que  quondam 
fuerunt  E.  postea  conversi ;  item  bona  cuiusdam  V.  et  ipsius  coheredum ;  item 


^)  Thietmar  4,  24,  81.    Vgl.  dazu  wie  zum  folgenden  auch  weiter  unten. 

*)  Vgl.  Cantat.  s.  Huberti  4,  MGSS.  8,  571,  betreffend  die  ältesten  Besitzungen  von 
SHubert 

»)  Vgl.  G.  abb.  Lob.  15,  MGSS.  4,  61,  895;  Lac.  ÜB.  1,  42,  79,  897. 

*)  Zu  den  Pfarreiverleihungen  vgl.  Bodmann  2,  861.  In  unserer  Gegend  wird  schon 
Lac  ÜB.  1,  20,  40,  820  eine  Kirche  wie  anderes  Eigentum  an  ein  Kloster  verschenkt.  Zu 
späterer  Zeit  vgl.  z.  B.  oben  S.  175.  Zum  Reichtum  der  Pfarrkirchen  vgl.  aufser  MR.  ÜB. 
1,  93,  856  MR.  ÜB.  1,  223,  966:  die  Kirche  zu  Diedenhofen  besitzt  den  mansus  dotalitius, 
omnis  decimatio  tam  macelli  et  census  quam  et  frugum  et  peccorum  nostro  usui  atquisitomm, 
2V2  alii  mansus  cum  successoribus  mancipiorum  .  .  Martini  et  Scazelonis  omnique  eorum 
possessione  et  subpellectili.  S.  femer  Boehmer,  Cod.  Francof.  S.  9,  977:  aecclesiam  ad 
Piscofesheim  cum  onmi  decimatione,  cum  mancipiis  et  terris  ad  eam  pertinentibus ;  MR.  ÜB.  1 
No.  245,  975:  die  Kirche  in  üexheim  hat  18  mansi,  die  von  Reiferscheid  6  mansi  und  ein 
Weiderecht  von  100  Schweinen  absque  decimatione.  >ni.  ÜB.  1,  192,  1017  findet  sich  sogar 
eine  Kapelle  Bevem  cum  quinque  mansis. 

*)  Einen  vollen  Eindruck  der  vorgegangenen  Veränderungen  bietet  im  Widerspiel  zu 
der  oben  Note  2  citierten  Stelle  MR.  ÜB.  3,  1376,  1256,  die  Dotation  des  SElisabeth-IIospitals 
Trier  enthaltend. 

«)  Vgl.  Bd.  3,  40,  28,  1264;  Hennes  ÜB.  2,  294,  1287. 

'')  MR.  ÜB.  3,  297.  Verwandte  Aufzeichnungen  s.  MR.  ÜB.  1,  654,  um  1165;  *0r. 
Koblenz  St  A.  Himmerode,  1263  Sept.,  deutsche  Übersetzung  bei  Baersch,  Eiflia'  illustrata 
2  a,  22,  reg.  Goerz  MR.  Reg.  3,  1917.    S.  auch  Cod.  Lac.  142,  1326. 


—     687     —  Bil<l'  d.  Grofsgmndbesitzes.] 

niedietatein  bonorum  cuiusdam  R.  et  eius  cohereduin.  Zersplittert  und 
gemindert  wie  der  weltliche  Erwerb  erscheint  aber  auch  der  geistliche. 
Die  Pfarrkirchen  waren  zmheist  ihres  Zehntrechts  teilweise,  bisweilen  auch 
ganz  beraubt;  sie  hatten  als  Vermögensobjekte  durch  Zerstückelung  und  andere 
Mafsnahmen  starke  Einbufsen  erlitten^;  wertvoll  an  ihnen  war  nui*  noch  die 
Besoldungsunterlage  <les  Pfarrers.  Sie  wurde  nuimiehi*  Gegenstand  der  Über- 
tragung an  kirchliche  Institute;  die  Periode  der  Inkorporationen  begann  mit 
dem  lo.  Jh.  und  eiTeichte  in  inmier  reifsenderem  Zudnlngen  der  geistlichen 
Institute  nach  Vikaroion  in  der  2.  H.  des  13.  Jhs.  ihren  Höhepunkt^,  ohne 
dafs  doch  bischöfliche  Gegenmafsregeln  seit  dem  Beginn  des  14.  Jhs.  das 
eingerissene  Übel  beseitigen  konnten^.  Seit  dem  13.  Jh.  aber  beginnt 
ne])en  weltlichem  und  geistlichem  Immobiliarbesitz  auch  die  Fahrhabe  eine 
stets  bemerkensweiiere  Rolle  in  der  kirchlichen  Erwerbspolitik  zu  spielen. 
Die  Legate  an  Wein  und  Hausgerät,  an  Betten,  Pferden  und  tausend  anderen 
Gegenstünden  mehren  sich*,  bis  endlich  mit  dem  Schlufs  des  Mittelalters  das 
reine  Geldlegat  aufzutreten  beginnt*. 

Nahm  nach  diesem  Überblick  die  Mannigfaltigkeit  der  Schenkungs- 
objekte wie  die  geringere  Bedeutung  jedes  einzelnen  dei*sel])en  im  Laufe  der 
Zeit  immer  mehr  zu  —  ein  Gesichtspunkt,  der  sich  auch  ohne  Quellenbelege 
allein  schon  aus  der  mit  der  Entwicklung  fortschreitenden  Differenzierung  der 
Kulturbe<liirfhisse  ableiten  liefse  — :  so  nmfste  es  immer  schwerer  werden, 
eine  so  ungleiche  Masse  einem  einheitlichen  Betriebe  und  Verbrauche  zu 
unterwerfen.  Am  besten  stand  es  in  dieser  Hinsicht  also  in  ältester  Zeit: 
damals  erlaubte  die  Homogenität  der  Schenkungsobjekte  noch  eine  einheitliche 
Organisation  in  der  Grofsgrundhen-schaft.  Mit  dem  Ende  des  11.  Jhs. 
spätestens  fiel  diese  Möglichkeit  immer  mehr  hinweg;  man  konnte  nur  noch 
aneinandenvihen,  nicht  über-  und  unterordnen. 

Die  Feststellung  dieser  Thatsache  ist  wichtig  filr  das  Verständnis  dessen, 
was  die  geistlichen  Institute  aufserhalb  des  Erwerbs  durch  Schenkungen  für 
die  Mehrung  ihres  Besitzes  durch  Kolonisation  und  Landesausbau  gethan 
haben.    Bis  zum   11.  Jh.  konnte  das  Interesse  dieser  Institute  am  spontanen 

')  Vgl.  z.  B.  Honth.  Hist  1,  739,  1256. 

-)  Vgl.  u.  a.  Cai-t  Orval  379,  1260;  Bd.  3,  49,  1266;  *Pramer  Urkunden  für  Arnheim, 
Ahrweiler,  Kesseling,  Sarresdorf  und  Tondorf  von  1290  und  1301,  St.  A.  Koblenz. 

»)  Stat.  synod.  1310  c.  18,  Blattau  1,  77. 

*)  S.  MR.  VB,  3,  224,  1224;  507,  1234;  691,  1238;  1103,  1251;  1393,  1257;  Cod. 
Lac.  142,  1.326;  CRM.  3,  125,  1324,  cit.  oben  S.  533  Note  8;  *Necrol.  hosp.  s.  Elisab. 
BL  12»  15  Jh.:  I.  K.  pro  tota  parentela  legavit  [an  das  Hospital]  unum  lectum  pulvinaria 
et  unum  par  lintheaminuin. 

^)  CRM.  4,  385,  1491,  Testament  des  Grafen  von  Sayn:  unser  herze  zo  denie  hilligen 
bloede  zur  Wilznaich  zu  schicken  in  blei  zo  fassen  und  dasclbs  zu  begraben  vor  dem  fuse 
des  elters,  der  da  bestedigt  gehiliget  und  gewiget  ist  in  die  ere  des  bilgen  sacramentz 
mitten  in  der  kirchen,  und  hundert  gl.  an  golde  mit  zo  senden  umb  ein  ewige  misse  damit 
20  stiften  und  memorie  davon  daselbs  zu  maichen* 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     688     — 

Landesausbau  nicht  tibennä&ig  grofs  sein:  sie  hatten  vollauf  zu  thun  mit  der 
Organisation  der  reichen  Schenkungen;  nur  insofern  dieselben  noch  nicht 
ausgebeutete  Landfläx^hen  uinfafsten,  lag  ihnen  die  nutzbringende  Einbeziehung 
dieser  Strecken  in  ihre  grundherrliche  Verwaltung  nahe.  Anders  seit  dem 
11.  Jh.  Die  Schenkungen  wurden  spärlicher,  ihr  Charakter  disparat.  Sollten 
sie  in  dem  bisher  gepflegten  grundherrlichen  Betrieb  wirksam  verwertet  werden, 
so  bedurfte  es  stärkerer  Verbindungsglieder  und  gröfserer  Selbstthätigkeit. 
Die  um  diese  Zeit  wirtschaftskräftigen  geistlichen  Institute,  vornehmlich  die 
Cisterzienser,  haben  das  wohl  gefühlt  und  dementsprechend  seit  dem  Beginn 
des  12.  Jhs.  einen  umfassenden  Landesausbau  begonnen:  er  ei-setzte  die  jetzt 
fehlenden  Schenkungen  in  Rücksicht  sowohl  der  gewünschten  Eilragszunahme 
wie  der  Organisationsfähigkeit  der  Schenkungsobjekte. 

Nach  diesen  allgemeinen  Gesichtspunkten  wird  man  Nachrichten  über 
grofse  kirchliche  Kolonisationen  in  früher  Zeit  kaum  erwarten.  In  der  That 
liegt  eine  urkundliche  Überlieferung  in  dieser  Richtung  fast  gar  nicht  vor: 
bezeichnend  dagegen  l)leibt  es,  dafs  wenigstens  am  Niederrhein  die  kirchlichen 
Institute,  z.  B.  Werden,  es  vorziehen,  auf  grofsen  Bifängen  lieber  durch 
Schenkimg  als  durch  eigene  Arbeit  Fufs  zu  fassend  Natürlich  schliefst  diese 
Haltung  der  geistlichen  Institute  gegenüber  der  ersten  Anbauepoche  keines- 
wegs landwirtschaftliche  Interessen  aus,  nur  waren  dieselben  nicht  der  Be- 
siedlimg,  sondern  dem  feineren  Anbau,  namentlich  der  Gartenkultur,  zugewandt^. 

Mit  voller  Macht  dagegen  treten  die  Klöster  mit  in  den  allgemeinen 
Wettbewerb  der  zweiten  Anbauepoche  ^  seit  dem  12.  Jh.  ein.  Schon  seit  dem 
11.  Jh.  hatten  sie  auf  Gmnd  wohlgeordneter  Rodefronden  den  Ausbau  der 
Allmenden  stärker  in  Angiiff  genommen*,  und  tief  bis  ins  13.  Jh.  hinein 
treten  Nachrichten  auf,  welche  von  der  energischen  Thätigkeit  kirchlicher 
Meier  in  dieser  Hinsicht  berichten  ^.  Aber  dieser  Ausbau  war,  soweit  ihn  eben 
die  Klöster,  oft  unter  Mithilfe  der  Konvente  selbst  betrie])en,  gern  feineren 
Kulturen,  speciell  der  Weinkultur,  sowie  dem  gewöhnlichen  Beundebau  ge- 
widmet®:   namentlich   die    erstere  Thätigkeit   blieb   unter   dem   immer  noch 

*)  Zur  Feststellung  dieser  Thatsache  genügt  es,  die  ersten  Urkk.  in  Lac.  ÜB.  Bd.  1 
durchzusehen. 

*)  Vgl.  das  Gedicht  des  Prümer  Mönchs  Wandalbert  über  die  landwirtschaftlichen 
Thätigkeit^n  vom  .1.  848,  dazu  v.  Inama  in  der  Westd.  Zs.  Bd.  1,  277  f.,  auch  unten  Bd.  2,  82. 

')  S.  oben  S.  132. 

*)  S.  oben  S.  148.  Vgl.  auch  aus  späterer  Zeit  die  Rodetage  der  WOuren  1567  §  15, 
WUlflingen  1575  §  7,  ^\^^eumtinster,  G.  2,  35;  WHüpperdingen  §  15. 

»)  Lac.  ÜB.  1,  290,  1080;  2,  504,  1261;  auch  Hennes  ÜB.  1,  252,  1276,  cit  oben  S.  421, 
Note  2.  Aus  viel  späterer  Zeit  s.  noch  *ÜSteinfeld  Bl.  58 » :  dis  bende  is  geslaegen  in  Straes- 
busch.    Also  neu  angelegt 

«)  S.  oben  S.  402,  462.  Vgl.  auch  Lac.  ÜB.  1,  342,  1140,  Urkunde  Erzbischof 
Arnolds  I.  von  Köln:  domum  quandaro,  quam  habebamus  iuxta  Mosellam  fluvium,  quae 
Tolgariter  usque  in  hodiemam  diem  Hurrensons  huse  nuncupatur,  terramque  incultam  etiam 
tone  temporis,  quae  iacet  a  rupe  quae  stat  in  ripa  fluni inis  usque  ad  planum  quod  est  in 
montiB  supercilio,  ecclesiae  beati  Nicholai,  quae  est  in  villa  Brunwillare,  .  .  iure  perpetuo  et 


—     689     ^-  Bild.  d.  Grofsgrundbesitzes.] 

festgehaltenen  gnmdherrlichen  Weinvertrieb  bis  in  die  2.  H.  des  13.  Jhs.^ 
weitaus  die  lohnendste. 

Indes  neben  diesem  feineren  AUmendeausbau  begann  man,  veranlafst 
und  gehoben  durch  die  Entwicklung  des  Novalzelmtrechts  ^,  seit  dem  12.  Jh. 
mit  gröfseren  Unternehmungen,  welclie  auf  neue  Einzol-Hofanlagen  hinausliefen. 
Zwar  waren  auch  schon  in  früherer  Zeit  hier  und  da  Hofanlagen  begiUndet 
worden;  es  findet  sich  eine  solche  sogar  schon  im  8.  Jh.^,  aber  bis  zum  12.  Jh. 
bliel)en  die  Ausbauten  Seltenheiten :  —  wie  ganz  anders  steht  da  nunmehr  neben 
den  firtiheren  vereinzelten  Angaben  die  Notiz,  dafs  allein  die  Abtei  Ilimmerode 
es  während  der  1.  H.  des  12.  Jhs.,  in  den  zwei  ersten  Jahrzehnten  nach  ihrer 
Gründung,  zu  6  vollausgebauten  Einzelhöfen,  oder  wie  sie  die  Cisterzienser 
nannten,  Grangien  gebracht  hatte*! 

Die  Anlage  derartiger  Höfe  erfolgte  nun  entweder  in  grofsen,  nur  im 
Wildbann  stehenden  Privatwäldern  unter  Erlaubnis  und  Landschenkung  seitens 
des  Besitzers^,  oder  —  der  bei  weitem  gewöhnlichere  Fall  —  auf  dem  Boden 
einer  schon  bestehenden  Mark.  Zugleich  scheint  nach  dieser  verschiedenen 
Anlage  auch  der  Charakter  des  Hofes  mehrfach  ein  anderer  gewesen  zu  sein; 
während  in  den  Waldhöfen  bisweilen  noch  der  Versuch  einer  Anlage  im  alten 
grundherrlichen  Sinne  mit  unterstellten  grundhörigen  Hufen  gemacht  wird®, 
bilden  die  Markhöfe  durchweg  nur  ein  gröfseres  Gut  im  Einzelbetrieb :  gerade 
diese  Domänenwirtschaft  ist  das  Charakteristikmn  der  Grangien. 

Innerhalb  der  Mark  konnte  die  Gründung  sich  nun  entweder  auf  der 
Basis  schon  vorhandener  gutsheiTlicher  Rechte  vollziehen:   dann  war  also  der 

legitima  possessione  sine  omni  reclamationis  genere  tradidimus.  hoc  autem  tacere  non  volumus, 
quod  de  prenominata  terra  nobis  annis  singulis  census  solvebatur,  una  vidolicet  ama  vini, 
coius  amae  vini  concambium  a  prenominato  abbate  accepimus  10  videlicet  particulas  vincarum 
iacentium  in  peculiari  villa  nostra  Segkeneheim,  de  quibus  vineunculis  a  scabinis  et  iidelibus 
nostris  vere  et  sub  sacramenti  asercione  nobis  certificatum  est,  quod  nobis  essent  utiliores, 
quam  census  iUe  qui  prius  nobis  de  monte  supradicto  rcddobatur.  in  hoc  itaque  tantum  fratribus 
Dostris  providimus,  ut  si  laborc  proprio  terram  illam  desertara  et  incultam  in  vineanim  possent 
ubertatem  redigere,  uterentur  fructu  labonun  suorum. 

>)  S.  oben  S.  569. 

«)  S.  oben  S.  121. 

»)  MR.  Uß.  1,  16,  762. 

*)  MR.  ÜB.  1,  603,  1157. 

^)  Ein  ausgezeichnetes  Beispiel  bietet  Iderfür  Ml^  ÜB.  3,  834,  1227:  der  Graf  von 
Saarbrücken  schenkt  an  das  Deutschordenshaus  daselbst  quatuor  iuga  boum,  videlicet  octo 
boves,  et  terram  sufßcientem  ad  aratnnn  in  nemore  meo  penes  Sarapontem  sito,  videlicet 
Hagen,  et  fenuni  quod  octo  bobus  sufficiat  prcterea  partem  tene  ad  ortum  herbarum  con- 
stnicndum  et  jiartem  aque  ad  piscandiun  ipsis  demonstrabo,  pomerium  etiam  meum  porte 
adiacentem  d<»di  et  decem  equos  indomitos  cum  dextrario  et  pascua  in  nemoribus  meis  in 
Warant  et  Quirineschit  et  ligna  ad  edificandum  et  comburondum  in  predicto  nemore 
Quirineschit. 

®)  MR.  ÜB.  1,  512,  1139:  montem  in  silva,  que  dicitur  Wisechirwalt ,  Lefphenberch 
vocaturo,  et  terram  novalium  circum iacentium  ad  20  mansos  vel  amplius  cum  fontibus  inde 
manantibus  et  cum  omni  usu  lignorum  excidendorum  ad  edificandum  et  comburendimi,  cum 
pascuis  animalium  et  quibusdam  pratis ...    S.  femer  MR.  ÜB.  2, 68, 1184,  cit  oben  S.  481  Note  6. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgnindbes.  —     690     — 

nene  Hof  nichts  weiter  als  ein  auf  Beundeacker  innerhalb  der  Allmende 
errichtetes  Vorwerk^,  dessen  Stellung  zur  Markgeuieinde  von  vornherein 
geregelt  war.  Dies  war  der  im  ganzen  seltenere  Fall.  Andererseits  erfolgte 
die  Begründung  direkt  auf  dem  Ödland  der  Mark,  ohne  irgend  welche  Filiation 
von  einem  im  Dorfe  schon  bestehenden  Gute  aus^:  dann  waren  die  Verhält- 
nisse des  Zehntbezuges  ^  wie  der  Markberechtigung  in  Zulassiuig  zu  Weg  und 
Steg  und  zu  Wald  und  Weide  *  zu  regeln.  Gerade  von  letzterem  Gesichtspunkte 
aus  gestatten  die  Urkunden  einen  P^inblick  in  den  Ausbau  von  Einzelhöfen. 
War  aber  auf  diese  Weise  die  Einordnung  des  Hofes  in  die  bestehenden 
Verhältnisse  von  Recht  und  Verpflichtung  geregelt,  so  erhob  sich  nun  um 
den  Hof  hemm  eine  Sonderflur,  mid  zum  erstenmal  war  ein  gröfserer 
selbständiger  Wirtschaftsbetrieb  im  Sinne  unseres  Rittergutswesens  geschaffen*. 
Einen  solchen  Betrieb,  die  gi'angia  Wintirbach  cum  onmibus  appenditiis  suis, 
videlicet  agris,  pratis,  nemoribus,  ortis,  piscatione,  verpachtete  Hinniierode 
im  J.  1228  für  einen  Jaliresbetrag  von  50  mir.  Roggen  an  den  Erzbischof 
Dietrich  von  Trier®,  und  wir  lonien  bei  dieser  Gelegenheit  die  Einrichtung 
genauer  kennen:  es  gab  auf  dem  Hofe  28  Stück  Rimhieh,  vielleicht  alles 
Ochsen,  ferner  20  Ziegen;  die  Wirtschaft  wurde  von  4  Konversen  und 
9  Knechten  geführt,  deren  Bekleidung  mid  Beschuhung  auch  während  der 
Pachtperiode  teilweis  von  Hinnnerode  übenionmien  wird. 

Wer  waren  die  4  Konvei-sen?  Wir  begegnen  hier  dem  Element,  welches 
vor  allem  den  Klöstern  den  Ausbau  zu  Einzelhöfen  wie  für  dieselben  den 
bisher  ganz  ungewöhnlichen  Domanialbetrieb '  gestattete.  Die  Entstehung  der 
Laien])il\(lerschaften  in  Deutschland   während  der  2.  H.   des  11  Jhs.  im  An- 

*)  MR.  ÜB.  1,  563,  1152:  grangiam,  qu<?  vocatur  Hart,  sitam  in  tcrritorio  curtis  Altrei^. 
Himmerode  hatte  also  auf  dem  Boden  eines  Hofes  im  Dorf  Altrich  gebaut:  vgl.  MR.  ÜB. 
3,  603.  1237. 

2)  MR.  l'B.  2,  62,  1169—83,  von  der  grangia  de  Wintirbach  auf  dem  Gebiete  der 
Parochie  Kordel:  locus  .  .  ex  toto  desertus  erat  et  vasta  solitudo,  antequam  fratres  [de 
Himmerode]  eum  excolerent.  MR.  ÜB.  3,  99,  1219:  fratres  Ebirbacenses  curiam  nomine 
Dadinburen  infra  terminos  parochie  de  Waldenhusen  sitam  habuenmt,  eidem  parochie  iure 
decimali  astrictam  .  .  curia  memorata  de  solis  novalibus  instituta  fuerat,  super  quibus  curia 
Romana  satis  liberal iter  dispensavit 

»)  Vgl.  MR.  ÜB.  2,  ir,  1171:  25*,  1174:  3,  603,  1237. 

*)  Vgl.  MR.  ÜB.  3,  601,  1237:  669,  1239.  Von  besonderem  Interesse  ist  Remling, 
Speier.  Urkk.  1,  No.  112,  1194:  Gottfried  Abt  von  Weifsenburg  giebt  an  Himmerode  definitiv 
eine  terra  bei  Neuhofen,  qu<,»  a  multis  retroactis  temporibus  ex  maxima  parte  in  paludosam 
redacta  solitudinem  pene  fuit  inutilis.  und  welche  die  Hinnneroder  Mönche  ad  utilitatem  et 
questum  excoluerunt  PIs  stellt  sich  heraus,  dafs  dieser  Sumpf  zur  Allmende  Mutterstüdt  ge- 
hörte, s.  Remling  No.  128,  1207.  Daher  finden  sich  in  dieser  Urkunde  Kloster  und  die 
„coloni  de  MuttersUU"  nebst  ihrem  Vogt  gegenseitig  ab. 

^')  MR.  ÜB.  3,  623,  1238:  curtim  nobtram  [Hof  Wahlholz],  .  .  cirni  attinentiis  et  arabili 
terra  videlicet  vlure,  ut  vulgariter  loquamur,  silva,  que  includit  ipsam  et  curtim,  et  cum 
pratis  quatuor  liinitibus  limitatis. 

«)  MR.  Uß.  3,  347. 

")  Zur  Durchfuhrung  dieses  bisher  nicht  gekannten  Gedankens  s.  MR.  ÜB.  3,  444,  1231. 


—     691     —  Bild.  d.  GrofsgrundbesitzesJ 

scUufs  namentlich  an  die  Hirschauor  Reform  ist  bekannt^;  die  Bewegung 
machte  im  Laufe  des  12.  Jlis.  solche  Fortschritte,  dafe  man  am  Schlufs  des- 
sell>en  in  den  Klöstern  mit  LaienbnUlem  dem  Chor  der  Mönche  allgemein 
einen  Chor  der  Konversen  gegenüberstellte^  und  eine  weitere  Ausdehnung 
der  Laienbrüder  durch  Verbot  der  Aufnahme  verheirateter  Konversen  zu  ver- 
hindern für  gut  fand*.  Diese  Laienbrüder  bildeten  nun  die  mibedeutendere 
ungel(»hrte  Hillfte  der  Klosterkonvente*,  der  die  weltliche  Verwaltung  unter- 
geordneter Klostergeschäfte  zunächst  am  Ort  des  Klosters  selbst  überlassen 
wurde.  Hier  übernahmen  sie  die  Nachtwachen,  führten  die  Ackerwirtschaft, 
hüteten  die  Herden  u.  a.  m.®  Bald  wurden  sie  aber  auch  zu  höheren  Diensten 
verwandt;  unter  einen  mönchischen  Hospizmeister  oder  Kellner  stellte  man 
einen  gleichen  Beamten  aus  den  Laienbrüdern®.  Endlich  drangen  sie  bis  zur 
Spitze  der  w(»ltlichen  Klosterverwaltung  iUxThaupt  vor;  in  einzelnen  Fällen 
wurden  sie  gcTadezu  zu  weltlichen  Disponenten  der  Abtei,  in  deren  Schutz  sie 
sich  begeben  hatten.  So  hatte  z.  B.  das  Kloster  Steinfeld  um  die  Wende  des 
12.  und  13.  Jhs.  unum  convereum  in  administratione  exterionim  ita  sciolum 
et  circmuspectum,  ita  soUicitmn  et  perfectum,  ut  omnia  per  manus  eins  trans- 
irent  et  cuitibus  ecclesiae,  quae  necesvsaria  erant  tam  in  aratris  quam  in 
pecoribus  sivc»  expensis,  ipse  (Juasi  solus  universa  provideret.  onmia  ipse  erat, 
omnia  <lisponens,  nihil  negligens,  agiiim  agro  copulans  et  vineam  vineae 
coniuugens'.  Ebenso  fanden  die  Laienbrüder  auch  aufserhalb  der  Kloster- 
mauem  praktische  Verwendung ;  man  sandte  sie  auf  die  einzelnen  Höfe ;  sie 
traten  an  die  Stelle  der  Meier®.  Schon  fi*üh  erkannte  man  ihre  glänzende 
und  uneigennützige  Thätigkeit  gerade  auf  diesem  Gebiete.  Tempore  illo,  er- 
zählt Cesarius  von  Heisterl)ach  ®,  quo  Reinaldus  [de  Dassile]  factus  est  Coloniae 
archiepiscopus  et  essent  episcopii  redditus  obligati  curtesque  desolatae,  suasum 
est  ei,  ut  ex  diversis  domibus  onlinis  Cisterciensis  dioecesis  suae  conversos 
fideles  atque  providos  acconnnodaret,  qui  et  curtibus  praeessent  et  annuos 
redditus  sua  iu<lustria  refonnarent.  qui  cum  consilio  tali  acquievisset  et  tam 
ex   Campo  quam  ex  Monte  domibus  religiosis  conversos  aliquos  collegisset, 

>)  Vgl.  z.  B.  Born.  Chron.  1083,  1091,  1092,  1093,  1094,  MGSS.  4,  439,  i7~82,  452,  4o  f., 
4d3,  49  f.,  455,  r,  f.,  458, 43. 

^)  ('es.  Ileisterb.  Dial.  mai.  8,  37:  cum  dominus  Hermannus  abbas  esset  in  claustro  et 
in  sollenmitatibus,  interim  dum  chorus  h}'mnum  Te  deum  laudamus  decantaret,  circuiret  ad 
fratres  commonendos  atque  secundum  consuctudinem   in  chorum  conversorum  converterct.  .  . 

»)  MR.  ÜB.  3,  327,  1227. 

*)  Ces.  Heist(>rb.  Dial.  mai.  5,  16:  conversus  quidam  .  .  a  monachis,  cum  quibus 
loquebatur,  in  tantum  litoras  didicerat,  ita  ut  textum  legere  sciret  S.  auch  Ces.  Ileisterb. 
Homil.  2,  S.  68. 

*)  Ces.  Ileisterb.  Dial.  mai.  4,  4;  5,  28;  10,  15  cit.  S.  561  Note  6. 

«)  Ces.  Ileisterb.  Dial.  mai.  4,;  85;  12,  57. 

7)  (,*es.  Heisterb.  Dial.  mai.  4,  62. 

»)  Vgl.  z.  B.  aus  späterer  Zeit  WLosheim  1302  §  5. 

»)  Ces.  Heisterb.  Dial.  mai.  4,  62,  S.  230. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgnindbes.  —     692     — 

Buasum  est  ei,  ut  etiam  praedictuin  conversum  [einen  besonders  klugen  Laien- 
bruder] assunieret.  Natürlich  waren  derartige  Verwaltungstalente  für  die 
Installierung  neuer  Höfe  ganz  besonders  zu  verwenden.  So  finden  sich  denn 
neben  einzelnen  Mönchen^  vor  allem  Laienbrtider  als  Vorstünde  der  Ausbau- 
höfe (grangiarii,  niagistri  grangiaruni)  ^,  und  zumeist  unterstehen  dem  verant- 
wortlichen Vorstand  noch  einige  weitere  Brüder  für  Specialbetriebe®,  wie  denn 
Cesarius,  dem  wir,  wie  schon  bemerkt,  überhaupt  viele  Nachrichten  über  die 
Thiltigkeit  der  Laienbrüder  verdanken  *,  für  den  Betiieb  der  Abtei  Himmerode 
von  einem  couversus  nemorali  ai^atro  cuiusdam  grangiae  deputatus  berichtet^. 

Kein  Zweifel,  dafs  durch  den  Höfeausbau  des  12.  und  13.  Jhs.  mid  durch 
den  auf  den  Ausl)auten  aufgenommenen  Domanialbetriel)  die  Nachteile  grofsen- 
teils  vermieden  wurden,  welche  sich  mit  der  immer  mehr  abnehmenden 
Homogenitilt  der  kirchlichen  Schenkungsobjekte  in  der  Organisation  des  kirch- 
lichen Grofsgnmdbetriebes  notwendig  einstellen  mufsten.  Man  hielt  sich 
infolge  der  veraiehrtcm  Durchführung  dieser  neut*n  Mafsregeln,  so  gut  es  eben 
ging,  auf  der  Höhe  der  fi-üheren  Verwaltungskonzentration.  Dagegen  begab 
man  sich  gerade  in  dieser  Zeit  eines  Mittels  —  wenigstens  seiner  Durchfühining 
im  grofsen  Mafsstabe®  — ,  welches  bisher  zu  einer  energischen  Abrundung 
der  Liegenschaften  geführt  hatte.  Dies  Mittel  war  der  Tausch  und  weniger 
hilufig  auch  der  Kauf  und  Verkauf. 

Nun  stand  zwar  dem  Tausch  wie  auch  jeder  sonstigen  Veräufsemngsart 
gerade  bei  Kirchengut  eine  grofse  Reihe  von  Hindernissen  entgegen.  Sehen 
wir  von  dem  seltener  vorkonmienden  Verkauf  ab'',  so  wurde  zunächst  bei 
vielen  Schenkungen  die  Unvenlufserlichkeit  der  Schenkungsobjekte  auch  durch 


')  Ces.  Heistorb.  Dial.  mal.  7,  15;  wohl  namentlich  auf  Grangien,  welche  Oratorien 
haben. 

«)  Ces.  Heisterb.  Dial.  mai.  1,  3:  ^Ul,  ÜB.  3,  170,  1221.  Von  besonderem  Interesse 
ist  noch  Ces.  Ileisterb.  Dial.  mai.  3,  33:  a  pueritia  enim  in  Alna  nutritus  pecora  eiusdem 
monasterii  pavit.  deinde  factns  couversus  adeo  profecit,  ut  cuiusdam  grangiae  magister 
efficeretur.  qui  bene  ac  tidoliter  administraus  exteriora  sicut  bonus  ac  iidelis  dispeusator 
dona  meniit  interiora. 

^)  Cos.  Heisterb.  Dial.  mai.  8,  43:  couversus  quidam  de  Hemmenrode  cuiusdam  eiusdem 
domus  grangiae  magister  erat  vir  bonus  ac  disciplinatus.  iuxta  hunc  cum  exiret  ad  opera 
manuum  sivo  ad  negotia  domus  suae  alius  quidam  simplex  couversus  angelum  domini 
ambulantem  frequonter  vidit.  Vgl.  femer  Ces.  Heisterb.  Dial.  mai.  8,  17;  ^ffi.  ÜB.  2, 
225,  1224. 

*)  Man  vgl.  z.  B.  auch  folgendes  hübsche  Stimmungsbild  bei  Ces.  Heisterb.  Dial.  mai. 
8,  96:  Honricus  dem  cum  grangiae,  quae  Hart  dicitur,  praeesset  et  die  quadam  in  maio 
segetes  curtis,  orationes  suas  mmmando,  solitarius  circuiret,  bominem  quendam  sub  arbore, 
piro  scilicet,  iiuae  illic  in  agro  singulariter  sita  est,  contra  se  stare  conspexit 

•*)  Cos.  Heisterb.  Dial.  mai.  7.  51. 

•)  Die  Verkoppelungen ,  wie  sie  namentlich  geistliche  Institute  diuxrhfUhren ,  begannen 
dagegen  allerdings  eben  in  der  2.  H.  des  12.  Jhs.  häufiger  zu  werden;  vgl.  oben  S.  383. 

T)  Vgl.  u.  a.  Bd.  3,  35,  20,  1264:  54,  21.  1268.  Zur  Erschwerung  des  Verkaufs  s.  z.  B. 
MR.  ÜB.  3,  370,  1229. 


—     ß93     —  Bild.  d.  Grofsgrundbesitzes.] 

Tausch  speciell  und  privatim  stipuliert^;  ja  man  sorgte  durch  besondere 
Vorrichtungen,  Einzelvogteien  u.  dgl.,  dafür,  dafs  derartige  Bestimnmngen  beob- 
achtet wurden  -.  Wie  sehr  diese  Begrenzung  der  Verfügungsfi'eiheit  ]m  kirch- 
lichen Schenkungsobjekten  Sitte  war,  zeigt  am  besten  der  Umstand,  dafs  man 
bisweilen  Verfügungsfreiheit  als  Ausnahme  von  der  Regel  besonders  zu  stipu- 
lieren  für  gut  fand^.  Und  doch  liefen  diesen  Beschi'änkungen  noch  ander- 
weitige Hindeniisse  zur  Seite.  Zunächst  autoritäre.  So  das  kirchliche  Ver- 
äufserungsver])ot*,  das  Ausnahmen  nur  nach  dem  Grundsatze  zuliefs:  nihil 
sibi  quispiam  cemitur  minuendo,  quicquid  de  contra  recipitur  in  augmentis^; 
femer  wenigstens  ])ei  Reichsabteien  das  königliche  Zustimnmngsrecht*.  Dann 
autonome;  der  Abt  konnte  nicht  ohne  Zustimmung  des  Konventes  verfügen''. 
Endlich  aber  traten  auch  sonst  noch  im  Einzelfalle,  sogar  für  einfache  nicht 
einmal  auf  Veräufserung  hinauslaufende  Wiitschaftsmafsregeln,  Beschränkungen, 
z.  B.  seitens  der  sich  neu  entwickelnden  landeshenlichen  Gewalt,  auf*.  Waren 
aber  alle  diese  Hindemisse  überwunden,  so  blie])en  die  Tauschgeschäfte  immer 
noch  sehr  prekär,  denn  da  nach  Kiichenrecht  jeder  Tausch  für  das  kirchliche 
Institut  vorteilhaft  sein  mufste  ®  und  deshalb  leichtlich  für  die  andere  S^ite  un- 
günstig verlief,  so  bli(»ben  bei  ehrlicher  Anwendung  dieser  Bestimmung  Klagen 
und  Rerindikationsversuche  der  Gegenpartei  nur  selttm  aus^^.  Unter  diesen 
Umständen  begreift  es  sich,  wenn  Tauschgeschäfte  auch  in  früherer  Zeit  längst 
nicht  in  der  Fülle  vorkamen,  welche  damals  nach  dem  Tenor  der  Urkunden 
ül)er  abgeschlossene  Geschäfte  ei-strebt  wurde".  Im  allgemeinen  gelang  es 
nur  einmal,  im  kleinen  eine  geringe  Anzahl  von  Gmndstückszusammenlegungen 


')  Vgl.  z.  B.  MR.  ÜB.  1,  91,  855;  3,  224,  1224. 

«)  S.  z.  B.  Lac.  ÜB.  1,  105—2,  169,  1053. 

»)  Lac.  ÜB.  1,  104,  166,  1049. 

*)  S.  oben  S.  656. 

**)  So  ausgedrückt  Lac  ÜB.  1,  22,  48,  834;  25,  55,  841. 

«)  Lac.  ÜB.  L  92,  150,  1018;  vgl.  auch  Waitz,  Vfg.  7,  201. 

')  Vgl.  z.  B.  mi  ÜB.  1,  98,  860-86;  CRM.  1,  105,  1132.  Genaueres  darüber  in 
Teil  2  dieses  Abschnittes. 

»)  Bd.  3,  221  g. 

*)  Oben  S.  656.  Bei  Tauschen  tauscht  Prüm  regelmäfsig  das  l*/2fache  bis  Doppelte 
Ton  dem  ein,  was  es  hingiebt;  vgl.  z.  B.  MR.  ÜB.  1,  55  u.  56,  823.  S.  temer  Chron. 
s.  Mich.  Vird.  8,  MGSS.  4,  81,  c.  960 :  facta  est  commutatio  inter  C.  abbatem  et  V.  quendam 
nobilem,  dante  abbate  quidquid  erat  sancti  Michaelis  in  villa  T.,  et  Y.  dantc  quidquid 
habebat  in  villa  de  L.,  ita  ut  post  decessum  eins  utrumque  esset  iuris  ecclesiae.  Vgl.  auch 
Lac.  ÜB.  1,  104,  166,  1029. 

'<>)  MR.  ÜB.  2,  164,  1197:  die  Nonnen  von  SThomas- Andernach  haben  von  SFlorin- 
Koblenz  Acker  gegen  Weinberge  umgetauscht.  Canonici  sancti  Florini  videntes  .  .  agros  illos 
Laboribus  et  sum])tibus  monialium  solito  fertilius  abundare,  eandem  connnut«itionem  irritare 
nituntur. 

")  Dafür  finden  sich  zuweilen  Tauschgeschäfte,  welche  durch  irgend  ein  anderes  Schein- 
geschäft maskiert  werden,  vermutlich  um  die  rigorosen  kanonischen  Bestimnmngen  zu  um- 
gehen, vgl.  z.  B.  Bd.  2,  S.  91. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgnmdbes.  —     694     — 

mit  d€»m  Resultat  der  Verfronung  gewisser  Gewannen  durchzuführen^,  dann 
aber  im  Grofsen  denjenigen  Gmndbesitz  abzustofsen,  der  von  den  Verwaltungs- 
zentren allzufem  lag^.  In  letzterer  Beziehung  läfst  sich  eine  rege  Bewegung 
bis  ins  11.  Jh.,  ein  Nachhall  bis  ins  13.  Jh.  hinein  nachweisen^. 

Aufserhalb  des  Gebietes  der  Tauschgeschäfte  aber  standen  den  geistlichen 
Instituten  nur  noch  wenige  Mittel  zu  Gebote,  eine?  stärkere  Zusammenfassung  und 
einheitliche  Ausgestaltung  des  Gnuidbesitzes  herl)eizufilhren.  In  ei"sterer  Hinsicht 
sind  namentlich  die  vertragsmäfsig  oder  bei  Klöstern  gkachen  Ordens  auch  autori- 
tativ erfolgenden  räumlichen  Abgrenzungen  der  Erwerbsbezirke  für  die  einzelnen 
kirchlichen  Institute  zu  nennen*,  in  Ic^tzterer  die  freilich  nicht  weitgreifenden 
Bestn^bungen  zur  Ablösung  der  Zehute  und  der  radizierten  grundherrlichen 
Lasten*  sowie  zur  Herbeiführung  markgenössischer  Leistungsfreiheit**. 

Im  allgemeinen  wird  man  indes  urteilen,  dafs  auch  diese  Mittel  nicht 
viel  verfingen  '^ :  seit  der  Mitte  etwa  des  1 1 .  Jhs.  verfällt  der  kirchliche  Besitz 
immer  mehr  der  lokalen  und  sachlichen  Zei*splitteiiing,  die  Versuche  der 
Zentralisation  verlaufen  immer  lahmer  und  unbefriedigender,  eine  Weiter- 
bildung der  alten  Wiitschaftsorganisation  wird  fast  unmöglich.  Die  Grund- 
herrschaften als  Wirtschaftsorganismen  l)liel)en  daher  nur  noch  kurze  Zeit 
lang,  was  sie  bis  zum  11.  Jh.  geworden  waren,  dann  trat  der  Zerfall  ein. 

Bis  zu  dieser  Zeit  aber  hatten  sie  noch  einen  beachtenswerten  Kitt  er- 
halten durch  die  immer  mehr  foitschreitende  Ausbildung  eines  Hen-schafts- 

1)  Vgl.  MR.  ÜB.  1,  98;  501,  1138;  vielleicht  auch  3,  225,  1224.  Dazu  oben  S.  381, 
Bd.  2,  S.  73  ff. 

2)  So  tauscht  Prüm  z.  B.  eine  Reihe  von  Besitzungen  der  Cella  Altrip  in  der  Gegend  von 
Dürkheim,  Deidesheim  und  Ludwigshafen  aus  gegen  eine  kleine  Grundherrschaft  in  seiner 
unmittelbaren  Nähe,  in  Oos:  MR.  ÜB.  1,  59,  831.    S.  auch  Bd.  2.  S.  91. 

8)  S.  z.  B.  Schannat  Ilist.  Woimat.  2,  79,  1158;  llonth.  Ilist  1,  647,  1209.  Von  be- 
sonderem Interesse  ist  *I)üsseldoif  8t  A.  Or.  23,  1167 — 1191:  Erzbischof  Philipp  bekundet, 
dafs  das  Kölner  Domkapitel  eine  wegen  vogteilicher  Belästigung  wenig  einträgliche  Villa 
Espede  a.  d.  Maas  an  den  Bisclujf  von  Lüttich  gegen  dessen  Höfe  Lantershofen  und  Witter- 
schlick vertauscht  habe;  da  aber  auch  diese  dem  Kapitel  nicht  gepafst  hätten,  so  habe  er 
sie  zum  Pa-zstift  genommen  und  dem  Kapitel  das  Gut  Prumese  und  die  Villa  Niehl  ein- 
geräumt. 

*)  MR.  ÜB.  2,  218,  1204:  Abgieuzung  des  grofsgnmdherrlichen  Erwerbsbezirkes  der 
Klöster  Sayu  und  Rommersdorf  durch  das  Prämonstratenser  Generalkapitel.  Im  übrigen 
braucht  man  nur  die  Karten  10  bis  13  des  zweiten  Bandes  nebeneinander  zu  halten,  um  zu 
der  Überzeugimg  zu  gelangen,  dafs  zwischen  den  gröfsten  g(>istlichen  Grundherrschaften  ein 
stilles  Einverständnis  über  die  getrennt<?  Bevorzugimg  g(;wisser  Erwerbsgebiete  herrschte. 

^)  S.  oben  S.  658,  Note  2. 

«)  Vgl.  MR.  ÜB.  3,  1208,  1254;  Bd.  3,  No.  49,  1272. 

■'j  V.  Inama  spricht  Grofsgrundh.  S.  89  f.  sich  viel  mehr,  als  das  aus  dem  Material  der 
Moselgegend  auch  für  die  seinen  Studien  zu  Grunde  liegenden  Jahrhunderte  erhellt,  filr  eine 
durchgreifende  Veränderung  in  Anordnung  und  Zweckbestimmimg  der  einzeln  erworbenen 
grofsgrundherrlichen  Besitzstücke  aus.  Er  findet  diese  Veränderung  namentlich  dmch  drei 
Mafsregeln  herbeigeführt  1.  Durch  Veränderung  der  Erwerbsarten.  Hier  geht  v.  I.  von  der 
f&r  die  kirchlichen  Institute  namentlich  Südostdeutschlands  nachweisbaren  Thatsache  aus, 


,\. 


—     695     —  BiW-  d.  Grofsgrundbesitzes.] 

Verhältnisses,  welches  nicht  so  sehr  aus  dem  T^iitschaftlichen  wie  dem  rechtlich- 
politischen Charakter  des  Grofsja'undbesitzes  erwuchs;  und  die  Möglichkeit, 
sich  in  dieser  Richtung  noch  um  vieles  weiter  zu  entwickeln,  blieb  erhalten.  Das 
Verhältnis  läfst  sich  aber  in  6inem  Weite  am  besten  als  Allmendeobereifrentum 
bezeichnen. 

Das  Allmendeobereigentum,  von  dessen  Umfang  und  Bedeutung  im  ersten 
Teile  des  folgenden  Abschnittes  noch  mehr  die  Rede  sein  wird,  mufste  sich  ver- 
hältnismäfsig  rasch  und  durchgängig  ergeben,  sobald  der  Anfangszustand  relativer 
Vennögensglcichheit  unter  den  Markgeuossen  nicht  mehr  vorhielt  und  die 
steigende  Bevölkerung  zu  einer  vennehrten  Inanspruchnahme  der  Marknutzungen 
führte.  Der  erste  Umstand  zerstörte  die  wirtschaftlichen  Voraussetzungen  der 
gleichwohl  noch  aufrecht  erhaltenen  alten  Rechtskonstruktion  der  markgenössi- 
schen  Nutzimgsrechte,  der  zweite  wies  gebieterisch  auf  eine  neue  Regelung 
eben  dieser  Nutzungen  hin.  Es  gal)  jetzt  Markgenossen  —  und  fast  stets 
waren  das  Grundhen-en  —  welche  in  der  Gemeinde  wirtschaftlich  und  social 
besonders  hervorragten,  und  gei-ade  in  ihrem  Interesse  lag  eine  neue  Regelung 
der  Allmendenutzungen.  An  sie  lehnten  sich  die  unbedeutenderen  Mark- 
genossen an;  sie  handelten  filr  die  Gemeinde  luiter  Zustimmung  derselben. 
Damit  war  eine  erste  Etappe  auf  dem  Entwicklungsgange  des  Allmendeober- 
eigentums  vollendet.  Es  liegt  in  der  Natur  der  Sache,  dafs  man  sie  an  ver- 
schiedenen Orten  zu  sehr  vei-schiedener  Zeit  erreicht  findet.  Noch  in  einem 
so  sjmten  Dokument,  wie  dem  WMoestroflF  vom  J.  1545,  heifst  es,  der  Gnmd- 
herr  sei  nur  obei*ster  Einungsmann;  wan  die  gemein  seiner  von  nöten  hat, 
80  sol  der  her  bei  die  gemein  stain,  und  die  gemein  sol  bei  dem  heni  stain; 
der  Zender  solle  nicht  gesetzt  oder  entsetzt  werden  liuissent  den  hem,  ebenso 
die  SchöflFen ;  von  seinem  Vieh  habe  der  Herr  huete  und  loin  zu  dein,  als  ein 

dafs  die  Schenkungen  mit  der  Zeit  stets  seltener  werden,  während  Kauf,  Tausch  und  andere  Erwerbs- 
arten, welche  den  Grundherren  mehr  Ingerenz  verstatten,  zunehmen.  Indes  hier  kann  man, 
abgesehen  von  anderen  aus  der  eben  gegebenen  Darstellung  ersichtlichen  Gründen,  einwerfen, 
dafs  die  kirchlichen  Institute  an  dieser  Veränderung  nur  passiv,  nicht  aktiv  beteiligt  sind: 
der  UmschiMing  fällt  auf  das  Konto  absterbenden  kirchlichen  Sinns  bei  den  Laien,  nicht  auf 
das  erhöhten  Organisationseifers  bei  den  kirchlichen  Instituten.  2.  Durcli  Vergröfserung  des 
SaUandes  wenigstens  in  den  weltlichen  Betrieben.  Hier  sagt  v.  I.  S.  93  selbst,  dafs  sich 
eine  solche  Vergröfserung  für  die  Karolingerzeit  nicht  nachweisen  lasse;  der  von  Haxthausen 
S.  133  für  Westfeien  behaupteten  Thatsache  einer  Einziehung  von  Hufen  zu  Gunsten  des 
Sallandes  im  10.  .Ih.  stehe  ich  ebenso  zweifelnd  gegenüber,  wie  v.  Inama.  Die  von  Gu^rard, 
ImuDon  1,  494,  fiir  Frankreich  schon  seit  dem  9.  Jh.,  m.  E.  mit  Recht,  angenommene  Zer- 
schlagung der  alten  Fronhofländereien  aber  beruht  darauf,  dafs  in  Frankreich  das  SaUand 
auf  Grund  früherer  Latifundienbildung  viel  ausgedehnter  war,  als  in  Deutschland,  in  dieser 
Aasdehnung  aber  eben  der  Wirtschaftsorganisation  der  Karolingerzeit  nicht  entsprach.  Über 
die  Frage  der  Vergröfserung  des  Sallandes  s.  im  übrigen  Genaueres  weiter  unten.  3.  Durch 
Arrondierung  und  Gutstäusche.  Hier  wurde  in  der  That  viel  geleistet:  indes  tritt  das  Be- 
ftreben,  zur  Begründung  von  Grofsbetrieben  zu  tauschen,  nirgends  massenhaft  und  evident 
hervor.  Vielmehr  handelt  es  sich  häufig  nur  um  Parzellen-  oder  kleinere  Gutstäusche,  wie 
das  T.  I.  selbst  bemerkt  und  ich  auch  oben  ausgeführt  habe,  oder  aber  um  Umtausch  ganz 
entfernt  liegender  Einzelbesitzungen. 


[Wirtschaft  d.  ürofsgrundbes.  —     696     — 

ander  einenzman.  Besonders  deutlich  und  weitverbreitet  zeigt  sich  dieses 
Stadium  aber  in  einer  Reihe  von  Urkunden  des  12.  und  13.  Jhs. ,  in  welchen 
von  Handlunp:en  eines  hervoiTajrenden  Märkers  unter  Konsens  der  Markgenieinde 
die  Rede  ist^.  Eine  weitere  Etappe  erscheint  dann  genommen,  wenn  die  Ge- 
meinde zwar  noch  mithändelt,  aber  nun  ihrerseits  für  ihre  Handlungen  der 
Zustimnmng  des  ersten  Einungsmannes ,  des  zukünftigen  Obereigentttmers  l)e- 
darf^.  Von  dieser  Lage  ist  bis  zur  vollen  Markgrundherrschaft  nur  noch  ein 
sehr  kleiner  Schritt,  welcher  bald  mehr  bald  minder  entschieden  ausgeführt 
wurde  ^,  und  dessen  Konsequenz  ein  mehr  oder  minder  weit  reichendes  AU- 
mendeobereigentum  war. 

D(T  Zeit  nach  beginnen  sich  Obereigentumsverhältnisse  schon  sehr  früh 
zu  bilden ;  für  die  Moselgegenden  reichen  die  ält(?sten  Zeugnisse  bis  zur  Mitte 
des  8.  Jhs.  hinauf*.  Bis  zum  12.  Jh.  erscheint  dann  das  Obereigentum 
sehr  wc^itreichend  durchgofühit;  namentlich  die  Angaben  des  üSMax.  bringen 
hier  wertvolle  Belege^.  Die  Ausdrücke  endlich  Gnmdherr  (l)ezw.  Dorfherr) 
und  Lehnherr  *^,  welche  dcMi  vollkommensten  Abschlufs  der  Entwicklung  be- 
zeichnen, erscheinen  als  technisch  vollkommen  sicher  gebraucht  seit  dem  letzten 
Viertel  des  13.  Jhs. 

Indes  wäre  es  ein  Irrtum,  anzunehmen,  dafs  mindestens  von  dieser  Zeit 
ab  oder  gar  schon  früher  jeder  grundlK^irliche  Hof  mit  einem  Allmendeober- 
eigentum  verknüpft  gewesen  wäre.    Vielmehr  finden  sich  schon  früh  viele,  und 

^)  Vgl.  :\m.  UB.  2,  11*,  1171,  cit.  oben  S.  525,  Note  5;  ebd.  19,  1173;  3,  704,  1241; 
Bd.  3,  66,  B,  1274  (instinctus).    S.  auch  Bd.  3,  93,  a,  1287. 

«)  Vgl.  Cart.  Orval  314,  1249;  Lac  UB.  2,  649,  1273;  WBubenheim  1387,  cit.  oben 
S.  539. 

')  Man  vgl.  z.  B.  die  in  diese  Entwicklung  einführende  Urkunde  bei  Ennen,  Qu.  2,  14, 
8,  1203:  cum  .  .  inter  prepositum  maioris  ecclesie  Coloniensis,  .  .  necnon  et  milites  et 
Universum  populum  de  Esj)ele  super  quodam  neraorc  eidem  ville  et  predio  attinenti  oxorte 
esscnt  discordie,  iamdicta  imivorsitas  incolarum  .  .  obtinuit,  quod  ipsis  et  suis  successoribus 
ius  et  communionem  nemoris  prcmemorati  recognovit,  ea  tamcn  exempta  conditione,  quod 
ipse  et  succossores  sui  .  .  domini  et  advocati  eiusdem  nemoris  (^mnt,  et  qucmadmodum 
unus  de  inhabitatoribus  prcdii  i)redicti  communione  lignonun  utentur. 

*)  Vgl.  MR.  UB.  1,  10,  752:  termini  villanim  nostranim  [des  Königs  Pijjpin]  (Mehring 
und  Schweich);  MR.  UB.  1,  95,  860.  Vgl.  auch  v.  Inama,  Grofsgrundh.  S.  100;  Waitz,  Vfg. 
2,  1,  394  f.,  ebenso  oben  S.  413. 

'')  m\.  UB.  1,  274,  997;  I^u:.  UB.  1,  117,  186,  1051;  UKarden  11.— 12.  Jh.,  Bitteles- 
dorf; MB.  UB.  1,  649,  c.  1167;  656,  1169;  USMax.  S.  435,  Schönberg  19  a;  S.  440,  Besch 
10 b;  S.  445,  Herl  9d.  S.  ft^mer  Echteniacher  Freiheit  1235  §  19;  *USElisab.  Hosp. 
Bl.  26  h,  Hans. 

«)  Ilonth.  Ilist.  1,  800,  1272:  dominus  fundi,  qui  dicitur  leinherre;  CRM.  2,  369,  1297: 
domnus  ville;  WBreisig  13.  Jh.  PMe,  Borgische  Zs.  12,  180:  leinvroue;  WLosheim  1302: 
domini  feodi  seu  tundatores:  WOckfen  1325  $$  1:  domini  fundi;  ebenso  Bd.  3,  144,  i4,  1326. 
Lehensherre  und  voit  findet  sich  (vgl.  auch  das  ei*ste  Oitat)  in  *Balduins  Beschwerdepunkten 
gegen  Trier  von  1351,  oberster  faut  in  WSimmcm  u.  Dh. ,  G.  2,  145.  Das  WOppen  1488 
§  1  spricht  gar  aus,  dafs  ein  abt  von  Mettloch  si  ein  rechter  giontherre,  banhorre,  lehnherro 
und  hoegerichtsherre. 


—     697     —  Bild-  d.  Grofsgrundbesitzes.] 

späterhin  noch  zahlreichere  Beispiele  dafür,  dafs  ein  Hof  nur  einfache  mark- 
genössische  Eigenschaften  hesafs^  Die  Thatsache  erklärt  sich  sehr  einfach 
aus  dem  Umstände,  dafis  sich  innerhalb  sehr  vieler  Markgemeinden  nicht  blofs 
6in  Hof,  sondern  eine  ganze  Anzahl  von  Höfen  befand  *.  Waren  diese  Höfe 
sich  an  Bedeutung  nahezu  gleich,  so  kam  es  entweder  zu  gar  keiner  Aus- 
bildung von  Obereigentum,  oder  aber  die  Grundherren  der  Höfe  einigten  sich 
und  bildeten  ein  Markkondominat^  —  waren  dagegen  die  Höfe  von  sehr  ver- 
schiedener Gröfse  mid  Leistungsfähigkeit,  so  gewann  wohl  einer  von  ihnen  die 
Vorhand  als  Unterlage  des  Obereigentums,  während  die  übrigen  Höfe  Mit- 
glieder der  ihm  imtergebenen  Einung  wurden. 

So  kam  denn  die  Entwicklung  des  Allmendeobereigentums  wesentlich  den 
kräftigen  grundherrlichen  Bildungen,  diesen  aber  auch  meist  schon  sehr  früh 
zu  gute.  Natürlich  wurde  sie  von  den  Grundherren,  kirchlichen  wie  welt- 
lichen, aufs  ausgiel)igste  zur  Herstellung  von  wirklichen  Wirtschaftseinlieiten 
aus  dem  zerstreuten  Grundbesitze  benutzt.  Wir  werden  später  sehen,  welche 
groüse  Bedeutung  die  Beundenwirtschaft  für  den  Betrieb  dieser  neuen  Einheiten 
hatte:  die  Entwicklung  dieser  Bemidenwirtschaft  aber  zu  der  Höhe,  in 
welcher  wir  sie  im  12.  und  13.  Jh.  finden,  war  ohne  Allmen(leo])ereigentum 
nahezu  eine  Umnöglichkeit.  — 

Wir  ha]>en  in  der  Erörterung  über  die  Bedeutung  des  Allmendeobereigen- 
tums ftlr  die  Organisation  des  Grofsgi'undl)esitzes  unterschiedlos  von  geistlichem 
und  weltlichem  Grundbesitz  gesprochen.  Es  war  dies,  im  Gegensatz  zu  dem 
sonst  bisher  beobachteten  Verfahren,  möglich,  weil  auf  diesem  Gebiete  sich 
die  Tendenzen  beider  Gruppen  des  Grmidbesitzes ,  der  weltlichen  und  der 
geistlichen,  völlig  decken,  w(»nn  auch  diese  Tendenzen  von  den  Laien  vielleicht 
mit  mehr  Energie  zum  Ausdmck  gebracht  sein  mögen,  wie  von  der  Kirche. 
Im  übrig(^n  aber  übersehen  wir  jetzt  auf  Grund  eines  reichen  Materials  alle 
auf  die  Bildung  des  geistlichen  Grundbesitzes  vorwandten  Mühen;  und  es 
fragt  sich  nunmehr,  inwiefern  diese  Kenntnis  unter  gleichzeitiger  Heranziehung 
der  für  diese  Gruppe  spärlichen  Überlieferung  uns  etwa  analoge  Erwägungen 
über  die  Bildung  des  weltlichen  Grundbesitzes  gestattet*. 

Hier  wäre  zunächst  zu  betonen,  dafs  wir  über  die  Erwerbspolitik  des 
Laienadels,  soweit  sie  durch  Kauf,  Schenkung  und  andere  Ubertragungsmittel 
]>estimmt  war.  Genaueres  nicht  wissen^.    Nur  soviel  läfst  sich  wohl  mit  Sicher- 

M  Vgl.  z.  B.  I^c  ÜB.  1,  253,  1096;  MR.  ÜB.  1,  532,  1144;  563,  1152;  629,  1161; 
Bd.  .3,  4;^,  1265;  CRM.  3,  263,  1275:  Bd.  3,  Ko.  176,  1348;  WTrittenheim  1532;  WGostingen 
nnd  Kanach  1539  §  24 ;  WKirst  und  Thirn,  cit  S.  513. 

«)  Vgl.  z.  B.  MR.  ÜB.  3,  218,  1223;  Wülflingen  1575. 

»)  S.  oben  S.  278  f. 

*)  Zum  unterschied  der  Bildung  kirchliclier  und  weltlicher  Grundherrschaften  s. 
V.  'Inama,  Grofsgrundh.  S.  76  f.;  zum  Kirchenerwerb  allein  vgl.  auch  Roth,  Beneficialw. 
S.  248  f. 

'*)  Über  die  Entstehung  des  weltlichen  Grofsgrundbesitzes  handelt  sehr  gut  v.  Inama,  Grund- 
herrschaften S.  44  f.    Er  nimmt  als  Hauptfaktoren  des  Erwerbes  an:  1)  die  Wichtigkeit  der 

Lamprtcht,  DeatsehM  Wirtschaftsleben.    I.  45 


[Wirtschaft  d.  Grofsgnindbes.  —     698     — 

heit  vormuten,  dafs  die  Ausdehnung  der  pereönlichen  Herrschaftsverhältnisse 
des  Adels  über  minder  kräftige  Freie  infolge  von  Kommendation  und  ähnlichen 
Schutzmutungen  vornehmlieh  seit  dem  9.  Jh.  auch  zu  einem  bedeutenden  Zu- 
wachs des  vom  Adel  abhängigen  Grundbesitzes  gefilhrt  haben  mag.  Diese 
Schutzmutungen  fanden  ja  auch  gegenüber  der  kirchlichen  Aristokratie  statt; 
indes  war  ihr  Umfang  und  ihre  Wirkimg  bei  dem  Laienadel  wohl  gröfser,  und 
der  Krfolg  war  jedenfalls  eine  Mehrung  des  weltlichen  Grofsgiiindbesitzes  mit 
Streucharakter. 

Noch  weniger  wie  über  die  Erwerbspolitik  des  Laienadels,  soweit  sie  auf 
schon  vorhandenes  Kulturland  ging,  sind  wir  ü])er  die  Abinindungsmaferegeln 
derselben  für  das  einmal  Erworbene  unterrichtet.  Dagegen  bleibt  noch  ein 
I^mkt  für  die  Besprechung  offen,  in  welchem  man  klarer  zu  sehen  vermag: 
die  Besiedlungspolitik  der  weltlichen  Grofsen. 

Vor  allem  läfst  sich  hier  feststellen,  dafs  dem  Laienadel  die  vornehmste 
Initiative  bei  dem  so  gewaltig  entwickelten  Ansiedlungswesen  der  Karolingerzeit 
zufiel :  der  Bifang  des  8.  und  9.  Jlis.  im  wilden  Walde,  mit  seiner  bemerkens- 
werten Ausdehnung,  wie  sie  nur  durch  Verwendung  zahlreicher  untergeordneter 
Arbeitskräfte  zu  erreichen  war,  mit  seiner  meist  vei-ständigen  Anlage  und  seiner 
raschen  Kultivierung  ist  der  Standoit  einer  speciell  vom  vornehmen  Adel  aus- 
gehenden Besiedlung ;  und  die  Bewegung  in  dieser  Richtung  hört  erst  im  10.  und 
11.  Jh.,  mit  der  Zunahme  des  Beundeausbaues ,  auf^  Diese  grofsen  Bifänge 
wurden  nun  wohl  in  älterer  Zeit  noch  zur  Anlage  umfassenderer  einheitlich  ver- 
walti»ter  W^irtschaften  benutzt ;  namentlich  Kindviehwirtschaften  und  Schäfereien 
kommen  da  in  Betracht;  möglich  dafs  in  diesen  Anlagen  die  letzten  Gedanken 
eines  älteren  römischen  Grofsanbaues  verhallen-.  Allein  sehr  bald  ging  man 
doch  zur  Ausl)eutung  derBifänge  in  Einzel wii1schaft(»n  ül)er;  und  das  Material 
zu  derai-tigen  im  Einzelausbau  aufgeh(»nden  Unternehuuingen  mochten  bald 
Freie  bald  Hörige  liefern.  Eine  Urkunde  des  J.  770  gestattet  noch  einen  ein- 
zigen Einblick  in  die  in  Betracht  kommenden  Vorgänge^.  Sie  zeigt  den 
Pfalzgrafen  Hrodwin  bezw.  dessen  Nachkommen  nel)st  einer  Kolonie  freier 
Leute  unter  seiner  Fühmng,  welche  als  seine  Gamaladionen ,  d.  h.  Gerichts- 


Rodung  für  die  Grofsgnmdherren  durch  Verpflanzung  von  Hörigen;  2)  die  Ausdehnung  der 
persönlichen  Herrschaftsverhältnisse  auf  Grund  der  Rodimg,  Firwerh  von  Unfreien  und  von 
Hintersassen,  welche  landlos  aus  den  Markgenossenschaften  kamen.  Die  Gründe,  welche  v.  I. 
S.  54  f.  für  den  Eintritt  der  Markgenossen  in  die  Gi-undherrschaft  angieht,  sind  indes  teil- 
weis nicht  stichhaltig. 

■;»  ^)  S.  ohen  S.  123,  419.    Eine  besonders  späte  Nachricht  von  einem  Bifang  im  alten 

Sinn  giebt  MR.  ÜB.  3,  34,  1215:  ein  Allod  des  Grafen  von  Ahr  in  Kirchberg,  dazu  bannum 
.  .  iurisdictionem  secularom  piscationem  et  vcnationem,  quousque  termini  illius  alodii 
extenduntur,  [qui  bivance  dicitur,  fährt  eine  Abschrift  fort].  Die  Bewegung  fällt  sonst  haupt- 
sächlich erst  ins  9.  Jh.,  vgl.  oben  S.  401. 

2)  S.  oben  S.  534,  536. 

»)  MR.  ÜB.  1,  22. 


—     699     —  Bild.  d.  Grofsgrandbesitzes.] 

genossen  bezeichnet  werden^,  in  dem  vom  Könige  gewährten  Besitz  einer 
Waldstrecke  in  loco,  qui  dicitur  Benutzfclt  infra  centina  Belslango  infra  vasta 
Ardinna.  Es  ist  das  heutige  Binsfeld  nicht  weit  vom  alten  königlichen  Fiskus 
Holler  im  Luxemburger  Land,  dicht  an  der  Römerstrafse  Reims-Köln,  etwa 
eine  Meile  von  Nieder-  und  Ober-Bellingen.  Dieser  Besitz,  bestehend  aus  dem 
Dorfe  (villa)  Binsfeld  nebst  der  zugehörigen  Mark  (bannus),  ein  Bifang  im 
grofsen  Stil,  war  von  den  königlichen  Domanialbeamten  zerstört  worden ;  nun- 
mehr bestinmit  ein  königliches  Diplom  von  neuem,  dafs  ihn  tam  in  silvis 
quamque  in  terris  agris  pervlis^  campis  pratis  pascuis  aquis  aquarumque  de- 
cursibus  adiunctiis  adiacentiis  del)eat  habere  [tam]  ipse  Chrodoinus  vel  gamal- 
dionis  quamque  et  posteritas  eorum.  Es  ist  hier  auf  die  rechtliche  Stellung 
dieser  Gamaladionen  zum  Pfalzgrafen  nicht  einzugehen  —  genug  dafs  wir  eine 
unter  adliger  Führung  im  Bifangsstil  vollzogene  Besiedlung  vor  uns  haben. 

Es  lag  nun  nahe,  derartige  Siedlungen  durch  einen  Kirchenbau  zu  ver- 
vollständigen und  dadurch  den  einwandernden  Baugenossen  noch  annehmbarer 
zu  machen.  In  der  That  scheinen  gröfsere  Bifangsbesiedlungen  zu  Einzel- 
betriel>en  fast  stets  mit  einem  Kirchenhau  begonnen  zu  sein ;  nicht  nur  gesetz- 
liche Bestimumngen  und  direkt  belegte  EinzelfiUle^,  auch  die  enorme  Anzahl 
von  Patronaten,  welche  sich  später  in  der  Hand  vor  allem  des  Laienadels 
befindet*,  weisen  darauf  hin.  Bedarf  es  aber  noch  eines  weiteren  Beleges  für 
die  aufserordentliche  Verbreitung  des  angenommenen  Vorganges,  wird  er  durch 
die  Thatsache  erbracht,  dafs  in  älterer  Zeit  Kirchen  und  Fronhöfe  als  etwas 
durchaus  Zusammengehöriges  erscheinen  ®,  wie  man  denn  noch  heutzutage  viele 
Kirchen  der  Eifel  und  des  Hunsillcks  als  auf  dem  Areal  früherer  Fronhöfe 
gelegen  nachweisen  kann*. 

Indes  diese  Bewegung  erschöpft  sich  mit  dem  11.  Jh.,  jetzt  kam  der 
Beundeausbau  zu  Ehren,  die  kirchlichen  Sprengel  schlössen  sich,  die  Noval- 
zehntbewegung  wies  vornehmlich  die  Kirche  in  den  WaW.  Die  Besiedlungs- 
thätigkeit  der  Laien  scheint  damit  auf  einige  Generationen  mehr  derjenigen 
der  kirchlichen  Institute  Platz  gemacht  zu  haben.    Als  aber  der  Ausbau  der 


*)  Vgl.  L.  Sal.  47,  4  gamallus. 

*)  So  zu  lesen.  Der  Text  der  Urk.  ist  mehrfach  entstellt  (z.  B.  der  Name  des  Pfalz- 
grafen). 

»)  Vgl.  oben  S.  115,  118,  238,  240,  251,  253  Note  4,  auch  aus  späterer  Zeit  Lac.  ÜB. 

1,  188,  288,  1118;  MR.  ÜB.  1,  505,  1138. 

*)  S.  oben  S.  119. 

*)  Vgl.  dazu  V.  Maurer,  Fronhöfe  1,  132;  femer  Wenck,  Hess.  Landesg.  2^,  ÜB.  16, 
775:  Trad.  Wizenb.  298;  MR.  ÜB.  1,  118,  880;  120,  886;  Lac.  ÜB.  1,  42,  79,  897;  43-44, 
81,  898;  MR.  ÜB.  1,  155,  910;  Cardauns,  Rhein,  ürkk.  1,  336,  923;  4,  347,  962,  vgl.  Lac. 
ra.  1,  61,  105,  962;  MR.  ÜB.  1,  228,  967;  245,  975;  273,  996;  Lac.  ÜB.  1,  93,  152,  1018; 
Stumpf,  Acta  imp.  No.  282,  1026;  luid  aus  späterer  Zeit  MR.  ÜB.  1,  462, 1128;  Honth.  Hist 

2,  129,  ia37;  ♦WDiedenhofen  Ende  15.  Jhs.  Arch.  Maximin.  2,  280. 

•)  Vgl.  auch  .MR.  ÜB.  1,  120,  886. 
')  S.  oben  S.  121. 

45* 


[Wirtschaft  d.  Grofägrundbes.  —     700     — 

Stauferzeit  in  vollem  Zuge  war,  da  trat  auch  der  Laienadel  wieder  stärker  in 
ihn  ein^  Es  geschah  das  immerhin  bisweilen  noch  in  der  alten  Weise,  man 
suchte  nochmals,  soviel  es  anging,  umfassend  zu  l)esiedeln:  diesem  Bestreben 
des  Laienadels  verdanken  die  ausgedehnteren  Neul)ruchsgegenden  der  stau- 
fischen Zeit  ihre  Entstehung^.  Und  auch  hier  steht  wie  ftir  die  Kolonisation 
der  Karolingerzeit  eine  Urkunde  zu  Gebote,  welche  den  Vorgang  der  Be- 
siedlung selbst  erläutert.  Im  J.  1258  schlössen  das  Stift  SSimeon  -  Trier, 
Egidius  HeiT  von  Berg  als  Vogt  von  SSinieon,  Dietrich  Herr  von  Linster  und 
Otto  Ritter  von  Siedelingen  einen  Vertragt  zm*  Anlegung  eines  neuen  Dorfes 
auf  Ländereien,  welche  von  den  genannten  Parteien  zusaimnengeschossen  waren : 
ut  Villa  nova  ibidem  cum  molendino  et  furno  bannalibus  in  locis  ad  hoc  aptiori- 
bus  construatur,  cuius  ville  fiiictus  et  proventus  intc»r  ipsos  taliter  dividantur, 
ut  capitulum  et  dominus  de  Berge  supradicti  medietatem  percipiant  onmium 
eormn,  portionibus  adequatis  pro  bonis,  que  ipsi  contulerunt,  quorum  ad  capi- 
tulum  dominium  et  ad  dominum  de  Berge  ins  advocatie  pertinebat.  reliquam 
vero  medietatem  dominus  de  Lincere  et  Ottho  i)refati  hal)e])unt  pro  portionibus, 
quas  in  bonis  ab  ipsis  collatis  habuerant  dividendam.  partcnn  autem  sumptuum 
et  expensarum  pro  molendino  et  furno  predictis,  tam  circa  loci  comparationem, 
si  non  inveniatur  aptus  in  bonis  supradictis,  quam  circa  edificia  et  construc- 
tiones  ipsorum  hac  prima  vice  capitulum  contingontem  idem  dominus  de  Berge 
pro  capitulo  integre  faciet  et  pereolvet,  et  capitulum  ad  hoc  nichil  penitus  de 
suo  apponet.  officialem  vero  habebunt  al)  ipsis  concorditer  eligendum,  qui 
fidelitate  iuratoria  eis  omnibus  facta  fi^uctus  et  proventus  omnes  ville  predicte 
sicut  dictum  (»st  distribuet  inter  ipsos,  excepta  decima,  quam  recipient  capi- 
tulum et  alii,  qui  ins  habent  eam  recipiendi.  si  autem  aliquis  ex  ipsis  dominis 
aratrum  hab(Te  voluerit  in  bonis  ipsis,  idem  ins  in  eo  [obtinebii],  quod  in  aliis 
rusticomm  aratris  reliqui  obtinebunt,  nulla  sibi  in  hoc  danda  penitus  prerogativa. 
et  si  pro  expeditionibus  suis  secundum  novarum  consuetudiuem  villai-um  quisquam 
dominoiaun  iiisticos  mansionarios  invitet,  hoc  capitulo  vel  alii  domino  forsitan 
non  indigente,  pro  parte  ipsum  contingente  competenti  pecunia  comjjensentur. 
quodsi  foi^sittm  ^ille  constructio  casu  aliquo  retardaretm*,  pioventus  tamen 
bonomm  supredictomm  post  fmges,  que  tunc  in  tena  sunt,  coUectas  inter  me- 
moratas  pei*sonas  proportionil)us  antedictis  nichilominus  dividentur,  et  si  in 
bonis  ii)sis  vol  in  \illa  constnicta  occasione  alicuius  eonun  pignora  capi  aut 
aliqua  contingeret  dampna  infeiri,  is,  cuius  occasione  hoc  fieret,  alios  indempnes 
l)enitus  bonorum  viromm  arbitrio  conservabit.  hiis  itaque  poitionibus  contenti, 
nullus  eormn  in  sua  portione  altemm  molestare  presumet,  nee  in  plurc^s  quam 
in  quatuor  partes  ut  supradictum  est  dividi  valeant  bona  predicta,  quotcunque 
dominorum  fiierint  successores.     Es  ist  der  Anlageplan  mies  Dorfes  nach  der 


1)  S.  oben  S.  132. 

ö)  S.  oben  S.  2:J6  f. 

«)  MK.  ÜB.  3,  1435;  s.  oben  S.  135  f. 


—     701     —  Bild.  d.  Grofsgrundbesitzes.] 

Loi  de  Beaumont,  der  Novarum  consuetudo  villarum,  welcher  hier  vorliegt, 
ein  deutliches  Zeichen,  dafs  man  im  13.  Jh.  eine  einheimische  gangbare  Form 
zur  Anlage  voller  Neudörfer  an  der  Mosel  nicht  mehr  besafs.  Aber  auch  nach 
der  Loi  de  Beaumont  sind  im  übrigen  an  der  Mosel  Neudörfer  nach  urkimd- 
lichem  Ausweis  nicht  mehr  angelegt  worden  —  brachte  es  doch  die  Bewegung 
der  Loi  de  Beaumont  sogar  in  ihi*em  Ursprungsherde,  dem  nordöstlichen 
Frankreich ,  nur  in  13  Fällen  auf  etwa  500  Fälle  ihrer  Einfilhrung  überhaupt 
zur  Neuanlage  eines  Dorfes  ^  Blieben  daher  Besiedlungen  nach  der  Art  der 
alten  Bifänge  in  der  Stauferzeit  eine  Seltenheit,  so  eiferte  man  um  so  mehr 
den  kirchlichen  Hofanlagen  des  12.  und  13.  Jhs.  nach:  gerade  in  Laienhänden 
scheint  diese  Art  des  Ausbaues  eine  Nachblüte  in  der  2.  H.  des  13.  Jhs.  und 
im  14.  Jh.  gefunden  zu  haben-. 

Man  übei-sieht  nunmehr  das  ganze  Gebiet  weltlicher  wie  kirchlicher  An- 
strengungen  zur  Erlangung  von  Grofsgrundbesitz,  soweit  die  Überlieferung  dies 
zuläfst,  und  man  wird  gestehen,  dafs  die  Unterschiede  dieser  doppelten  Be- 
strebungen nicht  so  grofs  sind,  als  das  nach  den  beiderseitigen  Ausgangs- 
punkten wohl  hätte  erwartet  werden  können.  Weltlicher  wie  kirchlicher  Grofs- 
grundbesitz war  bis  zum  11.  Jh.,  der  eine  durch  Besiedlung,  der  andere  durch 
Schenkung,  völlig  ausgeweitet  und  nahezu  abgeschlossen;  weltlicher  wie  kirch- 
licher Grofsgiiuidbesitz  erlebte  vom  12.  bis  14.  Jh.  in  Hofanlagen  eine  Nach- 
blüte des  Erwerbs,  welche  zugleich  mit  der  Einführung  ausgedehnterer  Eigen- 
wirtschaft auf  diesen  Höfen  sicher  lieim  Kirchengut,  vermutlich  auch  bei  dem 
Besitz  der  Laien  verknüpft  war.  Waren  so  die  Schicksale  dieselben,  so  im 
Ganzen  wohl  auch  die  Zusammensetzung.  Zwar  liegt,  es  hier  nahe,  eine  gi-öfsere 
Kohärenz  des  Laien])esitzes  zu  vennuten:  die  Kirche  erwarl)  im  Zufall  vor- 
nehmlich der  Schenkungen,  der  Laienadel  mit  der  bewufsten  Absicht  koloni- 
satoris4»her  Erweiteiiing.  In  der  That  mag  dieser  Unterschied  in  einer  gi'öfseren 
Gedrängtheit,  einem  stärkeren  lokalen  Zusammenhang  des  Gnmdliesitzes  Aus- 
druck gefunden  hal)en ;  man  wird  indes  gut  thun,  nicht  zu  übertreiben.  Die  positiven 
Nachrichten  ei-geben  auch  für  den  Grundbesitz  des  Laienadels  einen  ziemlich  weit- 
gehenden Streucharakter.  So  liegt  schon  im  7.  Jli.  der  Besitz  der  edlen  Irmina 
in  vei-schiedenen  Orten  ^,  im  8.  und  9.  Jh.   findet  sich  das  Gnindeigen  vor- 

M  Bonvalot  S.  259. 

-)  Charakteristisch  in  dieser  Hinsicht  ist  schon  MR.  ÜB.  3,  504,  1234.  Vgl.  weiter 
Hennes  ÜB.  265,  1278:  Gräfin  Mathilde  von  Sayn  schenkt  an  das  Deutschordcmshaus  minen 
hof.  de  liget  op  deine  ackere  hi  der  Xuwenburg,  den  ich  machete  inde  buwede  sider  der  zit^ 
dat  ich  min  gut  an  dat  gestiebte  van  Colne  kerde,  inde  darzu  allet  dat  gut,  dat  darzu  ge- 
höret dat  ich  ouch  al  vergolden  haven  bit  minen  penningen  sider  der  zit,  dat  ich  min  ander 
gut  kerde  an  dat  gestiebte  van  Colne.  S.  femer  *Bald.  Kesselst.  S.  152,  1319:  terras 
arabib'S  dictas  Rodehove  sitas  prope  castrum  Hartenvilz  una  cum  pratis  silvislet  duodecim 
d.  annui  census  .  .  necnon  12  s.  et  8  d.  ad  tres  terminos  solvendis  ac  7  pullos  camispriviales 
annui  et  perpetui  census  .  .  et  ciun  iure  dicto  bestehoft  Septem  homines  commorantes. 
Ahnliche  Nachrichten  bietet  *Bald.  Kesselst.  S.  178,  1824;  S.  226,  1331;  S.  3^5,  1341. 

')  Honth.  Hist  91,  698. 


[Wirtschaft  d.  (jrorsgnmdbes.  , —     702     — 

nehmer  Laien  fast  stets  durch  Terschiedene  Ortschaften,  ja  Gaue  zerstreut*, 
und  wo  wir  klarer  sehen,  ist  das  Bild  Ton  demjenicren.  welches  der  geistliche 
Grundbesitz  bietet,  weniir  versrhieden.  So  hat  z.  B.  im  J.  790  ein  Edler 
Alpad  Grundbesitz  in  Nassau«  Burgschwalhiach,  Hanstätten.  Kellenbach.  ?  Holz- 
heim, Daubom,  Heriniren,  ?Vilmar,  Diez,  Habenscheid.  Lorheim*:  d.  h.  in  Ort- 
schaften, welche  innerhalb  eines  Gebietes  von  ca.  5  bis  6  Quadratmeilen  zer- 
streut liejren.  In  jranz  ähnlicher  Weise  liesteht  ein  Beneficium  des  Jahres  856*, 
welches  eine  kleine  Grundherrschaft  umfafst,  aus  vier  Fronhöfen,  deren  Zu- 
behör an  Land  sich  auf  13  verschiedene  Orte  in  etwa  5  Pfeilen  Ausdehnung 
verteilt,  und  deren  zwei  in  der  Grafschaft  Zülpich.  zwei  in  der  Grafschaft 
Bonn  lieiren.  Ja  eine  erst  im  J.  842  von  Köniir  Lothar  für  seinen  Getreuen 
Alfjrar  ausires4'hiedene  kleine  Grundherrschaft  umfafst  bei  nur  50  Hufen  Um- 
fang in  2  Gauen  7  Ortschaften,  welche  sich  4  Meilen  von  Ost  nach  West, 
etwa  1  Meile  von  Nord  nach  Süd  ausilehnen.  Was  aber  für  das  8.  und  9.  Jh., 
das  inlt  auch  fQr  das  11.  und  12.  Jh.  Damals  hat  z.B.  die  Marksräfin  Jutta 
von  Lothringen  um  das  J.  1030*  innerhalb  des  Saar-  und  Mosellandes  Besitz 
in  Mondorf  bei  Merzitr,  Waldwies  Kr.  Diedenhofen.  Heininiren  Kr.  Bolchen, 
Bettingen  Kr.  Bolchen,  Gondelvangen  bei  Waldwies.  Biringen  Kr.  Saarlouis, 
Silwingen  l»ei  Mondorf,  Gerlevangen  Kr.  Saarlouis.  Bedersdorf  Kr.  Saarlouis, 
Welsingen  Kr.  Saarbunf,  Weiskirchen  Kr.  Merzig,  Kues  und  Bemkastel.  Monzel- 
feld  und  Lonkamp  Kr.  Bemkastel.  Ganz  ähnlich  ausgedehnt  und  zerstreut 
erscheint  aber  um  diese  Zeit  auch  der  Besitz  des  Trierer  Vogts  Thiefried.  des 
Proptes  Adalbero  von  SPauIin  aus  luxemburgischem  Geschlecht,  der  Königin 
Richeza  von  Polen,  anderer  kleinerer  Besitzkomplexe  des  Laienadels  nicht  zu 
gedenken  *. 

Schrumpft  in  dieser  Weise  auch  der  letzte  Gegensatz  zwischen  der  Art 
des  weltlichen  und  kirclilichen  Grundbesitzes,  dessen  Existenz  man  ganz  besonders 
zu  betonen  geneiirt  sein  könnte,  ziemlich  zusammen,  sobald  der  Grundl>esitz 
eben  als  Sul»strat  einer  zu  bildenden  Wirtschaftsverwaltimg  in  Betracht  kommt, 
so  wird  es  erlaubt  sein,  sich  den  Charakter  des  Grundbesitzes  mit  Rücksicht 
auf  seine  Organisationsfähigkeit  im  wesentlichen  ganz  allgemein  zu  venregen- 
wärtigen,  ohne  den  Unterschied  zwischen  geistlichem  und  weltlichem  Erwerb 
besonders  her\'orzuheben. 

In  dieser  Richtung  kommt  zuerst  die  Gröfee  des  jeweilig  4iner  Verfügung 
unterworfenen  Grundl>esitzes  in  Frage.  Gehen  wir  hier,  entsprechend  den  in 
Bd.  2,  S.  4  ff.  entwickelten  Anschauungen  über  mittelalterliche  Zahlenkritik 
und  Zahleasymbolik ,  nicht  von  direkt   ül^erlieferten ,   sondern   vielmehr   aus 

V)  Vgl.  MR.  ÜB.  1,  31,  777;  2,  14,  808-12:  21,  835;  27,  804-5. 
'j  MK.  ÜB.  1.  35. 
*)  Vffl.  MR.  ÜB.  1,  93. 
*)  MR.  TB.  1,  30a 

*j  Vgl.  MR.  ÜB.  1,  294,  1019;  307,  1036;  308,  1036—37  angebl.  (12.  Jh.):  325.  c,  1045 
335,  10.M  (l):  396,  c.  1098:  407,  1103:  419,  1110. 


—     703     —  Büd.  d.  Grofsgrimdbcsitzes.] 

mittelalterlicher  Einzelüberliefemng  durch  Summierung  gewonnenen  Zahlen  aus, 
so  wtlrden  sich  als  Besitz  an  hörigen  Hufen  ergeben :  für  Prüm  im  9.  Jh.  etwa 
1600  Hufen S  für  Mettlach  im  9.  bis  11.  Jh.  etwa  300  Hufen,  für  SMaximin 
im  12.  Jh.  etwa  730  Hufen  268  Erben,  für  das  Erzstift  Trier  im  13.  Jh.  etwa 
620  Hufen  ^.  Diese  Zahlen  sind  nun  bei  der  Lückenhaftigkeit  des  Materials, 
aus  dem  sie  gewonnen  sind,  zweifellos  zu  niedrig  gegriffen;  man  wird  sie 
mindestens  um  10  Prozent  erhöhen  müssen.  Zudem  aber  umfassen  sie  nur 
den  ausgethanen  hörigen  Besitz,  nicht  den  Besitz  in  Eigenbetrieb  und  nicht 
den  Lehn])esitz.  Liefsen  sich  nun  für  den  Besitz  in  Eigenbetrieb  noch  allen- 
falls, wenn  auch  schwer,  ZiflFern  aufstellen,  so  bleibt  ein  solches  Unternehmen 
für  den  verlehnten  Besitz  völlig  unmöglich.  Wenn  daher  der  kritischen  Her- 
stellung der  mittelalterlichen  Besitzzahlen  gewisse  Grenzen  gezogen  sind,  so  fragt 
es  sich,  ob  nicht  direkte  Nachrichten  vorliegen,  welche  im  Lichte  der  bisher 
eruierten  Ziffern  glaubhaft  erscheinen.  Die  Frage  ist  für  die  einzige  aus  dem 
Moselland  vorhandene  Nachricht,  wonach  die  Abtei  SMaximin  auf  einmal  aus 
ihrem  Besitz  allein  quasdam  curtes  et  territoria  scilicet  ad  sex  millia  sexcentos 
quinquaginta  sex  mansos  zu  Beneficium  gegeben  haben  solP,  zu  verneinen: 
es  ist  nicht  anzunehmen,  dafs  der  ursprüngliche  Hufenbestand  von  SMaximin 
den  von  Prüm  mindestens  um  das  Dreifache,  den  des  Erzstiftes  um  mindestens 
das  Achtfache  überragt  habe,  dafs  er  ferner  nach  seiner  Beraubung  auf  etwa 
den  sechsten  Teil  heral>gesunken  sei.  Dagegen  haben  wir  aus  anderen  Gegenden 
Nachrichten,  die  wohl  glaublich  erscheinen,  so  aus  relativ  später  Zeit  die  Notiz 
des  Cod.  Udalrici  55  vom  J.  1007,  wonach  das  Bamberger  Stift  1000  Hufen 
besessen  habe;  in  dem  noch  nicht  lange  bestehenden  Bamberg  mufste  man 
über  die  Besitzverhältnisse  besonders  gut  infonnieit  sein*. 

Inwiefern  aber  ist  die  Anschauiuig,  welche  man  sich  nach  den  bisher  ge- 
gebenen Anhaltspunkten  bilden  kann  und  welche  einem  grofsen  kirchlichen 
Grundbesitz  1 000  bis  2000,  einem  mittleren  300  l)is  600  Hufen  zuweisen  würde, 
normal?  Hier  hilft  für  das  eigentliche  Mittelalter  vielleicht  eine  Stelle  der 
Kudrün  917^  aus,  wo  von  einem  Kloster  also  rtche  gesprochen  wird,  daz  dar 

^)  Auf  Prüm  rechnet  v.  Inama,  Grofsgnuidh.  S.  115  Note  4  42  herrschaftliche  Güter 
and  1466  Bauerngüter  nebst  42  zinsenden  AUoden.    Vgl.  auch  Wirtschaftsgesch.  1,  516. 

2)  Vgl.  Bd.  2,  142,  154,  168,  178. 

*)  MR.  ÜB.  1,  300.  Vgl.  die  Litteratur  über  diese  viel  umstrittene  Frage  bei  Waitz, 
Vfg.  8,  129  Note  1. 

*)  Auch  die  Angabe,  dafs  Moyenmoutier  um  880  1511  Hufen  besessen  habe  (Chron. 
Mediani  mon.  5,  MGSS.  4,  89)  ist  mit  Hinblick  auf  Prüm  als  sehr  wahrscheinlich  richtig  an- 
zusehen. Im  übrigen  vgl.  zur  Hohe  kirchlichen  Besitzes  noch  Waitz,  Vfg.  7,  186;  v.  Inama, 
Wirtschaftsg.  1,  291  f.  In  seinem  Buche  über  die  Grofsgrundh.  S.  32  f.  bietet  v.  Inama  die 
folgende  Übersicht  des  Hufenreichtums  geistlicher  Grundherrschaften  vornehmlich  in  der 
Karolingerzeit:  Benediktbeuem  über  1000  Hufen;  Bistum  Augsburg  1507,  davon  sicher  1427 
vestiti.  80  absi;  Tegemsee  11866  (?);  Bistum  Salzburg  c.  1600;  Niederaltaich  über  341; 
SGallen  4000  (?);  Lorsch  2000;  Fulda  15  000  (?);  Hersfeld  1088  Hufen  694  Mansi. 

»)  Der  Ordo  can.  818  c.  122,  bei  Mansi  Bd.  14,  232,  welcher  einem  kleinen  Stift  200 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     704     — 

dienden  wol  driu  hundert  huobe.  Demnach  galt  eine  Grundherrschaft  von 
300  Hufen  wenigstens  unter  den  geistlichen  Grundherrschaften  der  Stauferzeit 
schon  als  ein  anständiges  Besitztum  ^  Denselben  Eindruck  erhält  man  aus 
den  Schenkungen  des  10.  und  11.  Jhs.;  damals  war  eine  Gabe  von  100 
bis  150  Hufen  schon  eine  entschiedene  Seltenheit^. 

Wie  stellen  sich  zu  diesen  Klostergrundherrschaften  diejenigen  des  Laien- 
adels? Die  hier  in  Betracht  kommenden  Nachrichten  aus  älterer  Zeit  sind 
leider  sehr  spärlich,  lassen  al)er  doch  immerhin  erkennen,  dafs  das  Besitztum 
der  weltlichen  Aristokratie  der  Durchschnittsgröfse  nach  hinter  dem  der  geist- 
lichen zurückstand.  Vielleicht  deutet  eben  dies  auch  die  oben  citierte  Stelle 
der  Kudrün  an.  Dreihundert  Hufen  bildeten  nach  Ausweis  des  Mettlacher 
Urbare  den  Besitz  eines  mittleren  Klostei-s  —  dem  weltlichen  Epos  erscheint 
das  als  reiche  Ausstattung.  Jedenfalls  begünstigen  die  Nachrichten  des  9.  Jhs. 
eine  solche  Anschauung.  Wir  finden  hier  kleinere  weltliche  Grundherrschaften 
zu  etwa  50  und  20  Hufen  und  mit  einem  Bctriebssta^m  von  70  und  35 
Hörigen  als  das  Gewöhnliche®;   bessere  Freie,  Priester  u.  dgl.  besitzen  etwa 


bis  300,  einem  mittleren  1000—2000,  einem  grofsen  3000—8000  Hufen  zuweist,  hat  damit 
doch  wohl  zu  hoch  gegriffen. 

^)  Im  Einklang  mit  dieser  Anschauung  stehen  die  Urbare  kleiner  Klöster  aus  dieser 
Zeit  Vgl.  z.  B.  das  Urbar  von  Retters  bei  Guden.  CD.  3,  791—793,  1191 :  hec  sunt  bona 
et  reditus  in  Rethres:  ibidem  terra  unius  aratri  et  prata  et  silva  cum  pascuis  et  decursibus 
et  molendiniun  cum  omni  re.  in  Bidinowa  census  5  unciarum  et  duo  prata  cum  omni  iure, 
in  Homowa  vinea  una  et  terra  unius  aratri,  et  4  prata  et  silva  cum  omni  iure,  in  Crufdelo 
terra  unius  aratri  et  due  curie  et  4  vinec  cum  omni  iure,  in  Marbotdesheim  2  vineas  et 
census  5  s.  in  Ilartbach  census  10  s.  ecclesia  in  Domheim  cum  omni  iure  et  pertinentiis. 
in  Liderbach  2  vineas  et  4  iugera  agri.  in  Sulzbach  3  curias  et  hubam  unam,  quam  emit 
Gerhardus  de  Eppeustein  33  mr.,  cum  omni  iure,  in  Sualbach  census  5  s.,  vineam  1  et  hubam 
1  cum  omni  iure,  in  Lutdenbacli  vineam  1  et  pratum  et  silvam.  in  Meinboldeshagen  vineam 
1  et  agros  unius  aratri  et  silvam,  cum  omni  iure,  in  Hecgestat  2  mansos  cum  omni  iure, 
in  Steinbach  3  curias  et  terram  unius  aratri  et  pratum  1  cum  omni  iure,  in  Stirstat  dimidiam 
hubam  cum  omni  iure,  in  Rendele  census  10  s.  in  Ilapreshoven  census  16  s.,  ibidem  etiam 
census  5  sl  in  Cnifdelo  apud  Roggenberch  hubam  1.  in  Sirnbach  census  3  s.  In  Beren- 
bninnen  census  10  s.,  et  5  s.  ibidem,    in  Nuwenhagen  4  vineas.    in  Soden  vineam  1. 

2)  Vgl.  Adalb.  V.  Henr.  imp.  4;  Not.  de  syn.  Francof.,  MG  SS.  4,  795  Note  11;  Cod. 
Udalr.  7,  1007;  Chron.  Bern.  1094,  MGSS.  5,  458,  i.  Vgl.  dagegen  MR.  ÜB.  1,  307,  1036: 
der  Trierer  Vogt  Thifrid  schenkt  an  das  Stift  12  Hufen,  und  zwar:  zu  Michelbach  Kr.  Merzig 
(sub  comitatu  Bezelini)  5  obas  in  pratis  silvis  cultis  et  incultis  ar\'is  [Beyer:  aviis]  et  inviis 
et  quarta  parte  molendini,  in  Born  (?)  b.  Mombach  (Luxemburg)  2  Hufen  in  pratis  silvis  arvis 
cultis  et  incultis,  in  Zendscheid  (?)  Kr.  Prüm  [lies  Cinsceiht  st.  einsceiht  bei  Beyer]  1  Hufe, 
in  Rode  (wo?)  4  Hufen. 

')  MR.  ÜB.  2,  14,  808—812:  Henricus  schenkt  an  Echternach  in  pago  Miislense  in 
diversis  locis  hoc  est  in  Wisse  sive  Bmnikc  et  Fedrich  et  Lefankin  et  quicquid  in  parte 
ista  Reni  fluminis  habuit  .  .  et  mancipia  70  utriusque  sexus.  Mit  dieser  Nachricht  hat  die 
Urkimde  für  Piüm  MR.  ÜB.  1,  110,  868  vieles  Ähnliche.  S.  femer  MR.  ÜB.  1,  59,  831: 
Liudold  besitzt  in  Oos  (villa  vel  marca  ipsius  ville)  Güter  cum  domibus  aedificiis  mancipiis 
desuper  mauentibus  .  .  .  pratis  silvis  pascuis  stirpis  aquis  etc.     Die  Mancipien  werden  ge- 


—     705     —  Bild.  d.  Grofsgnmdbesitzes.] 

ein  Zehntel  dieser  Ausstattung^:  sie  stehen  mithin  ungefähr  den  einfachen 
Pfarrkirchen  gleich^,  soweit  sich  diese  nicht  durch  eine  Anzahl  geringer  imd 
lokaJ  meist  sehr  zerstreuter  Schenkungen  zu  vollen  kleinen  Grundherrschaften 
aufgeschwimgen  haben®. 

Natürlich  ist  nach  der  Gröfse  der  Grundherrschaften  deren  räumliche 
Ausdehnung  sehr  verschieden.  Neben  ausserordentlich  weitgreifenden  grofsen 
Herrschaften,  wie  sie  durch  die  Karten  10 — 13  des  zweiten  Bandes  ver- 
anschaulicht werden  und  aus  einer  Reihe  anderweiter  Angaben  des  zweiten 
Bandes*  erhellen^,  stehen  eingeschränktere  kleine  Grundhen'schaften ,  deren 
Teilbesitz  nur  über  wenige  Qnadratmeilen  verstreut  ist,  wie  deren  oben  S.  702 
einige  aufgeführt  sind. 

War  so  die  geographische  Ausdehnung  der  GrundheiTSchaften  voraehmlich 
ihrer  Gröfse  nach  eine  sehr  verechiedene ,  so  lassen  sich,  was  die  lokale  In- 
tensität des  Besitzes,  sein  dichtes  und  kompaktes  Zusammenliegen  auf  kleinem 
Räume  angeht,  Untei'schiede  ZT^ischen  gröfserem  und  kleinerem  Besitze  kaum 
bemerken  —  nur  scheint  der  weltliche  Besitz  von  etwas  festerer  Bildung 
gewesen  zu  sein  als  der  geistliche.  Das  Charakteristische  aber  im  allgemeinen 
ist  eine  ungemein  zeretreute  und  lockere  Schichtung  des  Giiindbesitzes,  wie  sie 
beim  geistlichen  Besitz  durch  den  Schenkungserwerb,  beim  weltlichen  Besitz 
durch  die  Schutzmutuugen  bedingt  wurde.  So  finden  sich  z.  B.  die  50  Morgen 
einer  GiiindheiTSchaft  des  0.  Jhs.  mit  25,  13,  6,  je  zwei  und  je  einer  Hufe  in 
7  Orten  zerstreut;    und  die  17  Hufen  einer  anderen  liegen  in  2  Grafschaften, 


nannt.  es  sind  17  männliche,  18  weibliche.  Urkunden,  welche  eine  Berechnung  der  Hufen- 
zahl gestatten,  s.  MR.  ÜB.  1,  68,  842;  93,  ^56. 

*)  MR.  ÜB.  2,  21,  835,  Wintar  schenkt  an  Echtemach  in  pago  Surense  [Sauorgau]  in 
TÜla  que  dicitur  Ossei^ilre  [Osweiler]  casam  indoniinicatam  cum  curte  et  exitu  et  omni  super- 
posito  suo.  de  terra  salica  plus  minus  iugera  30,  de  prato  vero  ad  carr.  30,  et  de  vineis  int^r 
Steinern  et  Treverim  pedituram  1,  mansum  ingenuilem  1  serviles  2,  cum  omnibus  adiacentiis 
suis  in  terris  pratis  pascuis  silvis  aquis  aquanunve  decursibus  totum  et  ad  integnim,  quicquid 
in  marca  prefate  \illulc  aliquando  visus  fui  habere  vel  possidere,  mancipia  vero  4.  Osweiler 
^i  Ml.  SSO.  Echtemach,  Steinheim  an  der  Sauer  ^U  St  unterhalb  Echtemach,  gut  IV2  Ml. 
in  der  Luftlinie  von  Trier.  MR.  ÜB.  2,  27,  864—5;  der  Priester  W.  schenkt  an  Echtcr- 
nach  in  loco  nuncupante  Edingen  sive  Wis  [Edingen  und  Weis  an  der  Sauer  und  an 
der  Nienis  '/i  ^D.  voneinander  entfemt]  mansos  4  et  quicquid  ibidem  visus  sum  habere,  i.  e. 
casiim  indominlcatam  cum  2  mansis  edificiis  curtis  pratis  vineis  pascuis  aquis  aquammve 
dncursibus  ingressibus  et  exitibus  vel  mancipiis. 

*)  S.  oben  S.  656. 

5)  Vgl.  z.  B.  MR,  ÜB.  1,  77,  847;  105,  866;  104,  871. 

*)  S.  698,  720,  729. 

")  Eine  weitere  Vorstellung  von  der  Ausdehnung  der  Gmndherrschaftcn  giebt  auch  das 
Verzeichnis  der  ft-emden  an  der  Mosel  vertretenen  Grandherrschaften,  oben  S.  133  Note  3. 
Man  vpl.  auch,  was  Brano  de  b.  Saxonico  37  id)er  den  Laienadel  sagt,  welcher  Güter  aufser- 
halb  Sachsens  besitzt  Wie  lange  sich  solch  weit  entfernter  Besitz  hielt,  zeigt  fiir  Molesmes 
Arch.  Clervaux  1,  463,  1371,  ftlr  Bamberg  CRM.  5,  202,  1592. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     706     — 

4  Höfen  und  13  verschiedenen  Orten  ^  Um  1045*  liegt  einPraedium  auf  dem 
Raum  von  etwa  ^i4  Quadratmeile  in  5  Orten;  im  J.  1103®  befinden  sich  die 
Pertinenzen  des  Hofes  Treis  an  der  Mosel  in  11  bis  zu  4  Meilen  weit  ent- 
feniten  Dörfern ;  und  nach  dem  WFalkensUnn  vom  J.  1635  gehören  zum  Falken- 
steiner Hofgeding  Leute  aus  18  zum  Tril  recht  weit  entfernten  Ortschaften. 

Zieht  man  nun  in  Betracht,  wie  äufsei-st  zahlreich  die  Grundherrschaften 
waren  —  gab  es  doch  an  einem  Ort  wie  Siuzig  allein  7  Rittersitze,  und  hatten 
doch  an  der  Mosel  allein  78  fi-emde  Grundhen^schaften  bis  zum  13.  Jh.  Fuss 
gefafst*  — ,  so  begreift  es  sich,  dafs  die  Pertinenzen  aller  dieser  Gnindherr- 
schaften  im  buntesten  Wechsel  durcheinander  lagen,  so  dafs  an  manchen  Orten 
nicht  blofs  einige,  sondern  bis  zu  einem  Dutzend  verechiedene  GrundheiTSchaft«n 
vertreten  waren **.  Damit  nicht  genug:  die  ureprünglich  durch  Schenkung 
oder  sonstwie  ansässig  gewordenen  GiiindheiTSchaften  konnten  durch  Teilung 
weiterhin  zerfallen":  es  konnten  geradezu  ganze  Stämme  in  zweiter  Linie  in- 
folge Teilung  participierender  Grundheiren  entstehen.  So  schildert,  um  ein 
spätes  und  vollentwickeltes  Beispiel  zu  w^ählen,  eine  *Aufzeichnung  des  Arch. 
Maximin.  8,  786  den  Bestand  zu  Losheim  im  Hochwald  während  des  17.  Jhs. 
folgendennafsen : 

Abteilung  der  vier  gemeiner  heiren  zu  Loisshem. 

St  Maximin  helt  diesen 


1.   St.  Maximin  |    ,  „  .  . 

I  stammen  alleinig. 


1 


3.  Leien 


Wasserbui>r  participirt  2  mir. 
^  .  Die  Foncken  von  Heistorf  modo  Michiels  erben  6^  3  mir. 

Reumont  und  Kersten  2  mir.  zusammen. 
Der  von  Haussen  und  Steinliach  2  mir. 

1.  Nassauw  der  graf  participirt  5  mir. 

2.  Vrssperg  5  mir. 

3.  t>])an  von  Enmiel  modo  reverendissimus   elector  Tre- 
veR^nsis  participirt  3  mir. 

,     T      .  ,r      .  T*     •      f  1-  I^^i*  churfüi-st  participirt  14  mir. 

4.  Jungnauw  Marei   von  Bemss  <{  ^   r>  n    u  •  ♦    i-  t      v^     i  i     i 

'^  I  2.  BellenhaussenjetzdieJesuiterl4mlr. 

M  MR.  ÜB.  1,  68,  842;  93.  856;  dazu  oben  S.  702. 

2)  MR.  ÜB.  1,  325. 

^  MR.  ÜB.  1.  407. 

*)  S.  oben  S.  660,  133  Note  3. 

^)  S.  oben  S.  135,  481.  Nach  v.  Maurer,  Dorfv.  1 ,  10  gab  es  in  Trochtelfingen 
(Schwaben)  7  verschiedene  Grundherren,  5  Schlösser.  Andere  noch  schlinunere  FäUe  s.  G. 
der  Fronhöfe  3,  97—100. 

*)  Töpfer  1,  86  u.  87,  1284:  Teilzettel  der  Brüder  Johann  und  Nikolaus  Vögte  Ton 
Hunolstein,  ül>er  die  Erbteilung  des  grofsgrundherrlichen  Besitzes  zu  Prosteroth  und  Lenzaren. 
Ein  Hof  mit  seinen  hereditates  in  IVosteroth  wird  u.  a.  auch  geteilt.  Eine  Vereinfachung 
dagegen  erstrebt  CRM.  5,  282,  1781:  Vertrag  zwischen  Kurtrier  sowie  Pfalz-Zweibrücken 
wegen  der  Grafschaft  Sponheim  und  dem  Grafen  von  Mettemich  als  Herrn  zu  Winnenborg 
und  Beilstein  über  die  Teilung  des  gemeinschaftlichen  dreiherrischen  Gebietes. 


—     707     —  Bild.  d.  Grofßgnmdbesitzes.] 

Es  braucht  kaum  betont  zu  werden,  wie  sehr  diese  allgemeine  geo- 
graphische Ausdehnung  der  Grundherrschaften  im  Verhältnis  zu  ihrer  Gröfse, 
diese  lokale  Zerstreuung  des  Landeigens  in  kleinen  Stücken  durch  viele  Dörfer, 
endlich  vielleicht  gar  wieder  die  durchgehende  Teilung  dieser  Stücke  auch 
schon  in  früher  Zeit  den  Verwaltungsgang  des  Besitzes  aufe  aufserordentlichste 
erschweren  mufeten. 

Es  fällt  das  um  so  mehr  ins  Gewicht,  als  sonst  manche  Umstände  einer 
straflFeren  Organisation  zu  Hilfe  kommen  konnten.  So  die  noch  lange  an- 
dauernde leichte  Veränderlichkeit  des  Aus])aues  infolge  der  Aufnahme  jung- 
fräulichen Bodens,  femer  der  durchgängige  Bestand  der  Hufenverfassung,  welche 
für  jeden  Aufbau  einer  weiter  reichenden  Verwaltung  eine  genügende,  ü])rigens 
darum  auch  von  den  Grundherren  thunlichst  lange  festgehaltene^  Grundlage 
bot-  Aber  freilich,  diesen  günstigen  Verhältnissen  stand,  auch  abgesehen  von 
der  Lage  des  Grundbesitzes,  noch  eine  grofse  Reihe  ungünstiger  Verhältnisse 
gegenüber.  War  die  Hufrnverfassung  für  die  grundherrliche  Organisation  von 
Vorteil,  so  widersprach  ihr  in  gleicher  Richtung  die  alte  Autonomie  der  Mark- 
gemeinde in  Agrarsachen;  und  waren  die  Kulturen  noch  leicht  im  Dienste 
einer  gröfseren  Verwaltung  veränderungsfähig,  so  waren  es  um  so  weniger  die 
Lasten  und  laichten  und  damit  auch  die  Thätigkeiten  der  giiindhörigen  Hufen- 
inhaber.   Dieser  letztere  sehr  wichtige  Punkt  bedarf  noch  näherer  Erörterung. 

Zu  seinem  Verständnis  mufs  von  der  Thatsache  ausgegangen  werden,  dafs 
im  Ge])iete  des  fränkischen  nicht  wie  etwa  in  dem  des  alemannischen  oder 
baiuwarischen  Rechts  die  Lasten  des  Unfreien  bezw.  späteren  Grundholden 
durch  Gesetz  einheitlich  fixiert  waren.  Vielmehr  wurden  hier,  wie  später  auch 
im  Bereich  anderer  Volksrechte,  diese  Lasten  von  vornherein  von  Fall  zu  Fall, 
je  nach  Gelegenheit  und  Laune  fixiert.  Im  grofsen  und  ganzen  waren  daher 
die  Lihaber  gnmdhöriger  Güter  schon  bis  zum  Schlufs  der  Karoliugerzeit  mit 
bestimmten,  von  einander  sehr  abweichenden  Leistungen  belastet.  Was  ge- 
schali  nun,  wenn  derartige  Inhaber  mit  ihren  Gütern  in  den  Verband  einer 
gröfseren  Grundherrschaft  neu  eintraten?  Nur  in  den  allerseltensten  Fällen  kam 
es  zu  einer  Abänderung  der  einmal  bestehenden  Lasten  im  Sinne  einer  Uni- 
fikation mit  den  Leistungen  der  schon  innerhalb  der  Grundherrschaft  am  gleichen 
Orte  befindlichen  Hörigen^:  - —  durchaus  gewöhnlich  blieb  alles  beim  alten ^. 
Grund  hierfür  war,  dafs  die  Übertragungen  von  Grundhörigen  ganz  regelmäfsig 
unter  der  bestimmten  Bedingung  der  Beibehaltung  der  bisherigen  Belastung  statt- 


')  S.  oben  S.  124,  347. 

*)  Ich  kenne  nur  öinen  Fall,  MR.  ÜB.  1,  272,  993—996:  Irminard  schenkt  an  SMaxunin 
sein  Gut  zu  Heisdorf  in  Alzigthal ;  mancipia  quoque,  que  trado,  et  posteri  eorum,  si  in  eadem 
rilla  sederint  vel  nupserint,  tali  libertate  et  servitio  perfriiantur,  sicut  cetera  confessoris 
Christi  [sc.  Maximini]  inibi  manens  familia.  si  qui  vero  foris  nupserint  vel  manserint  vel 
alias  Tagati  fuerint,  unusquisque  eorum  in  festivitate  sancti  Maximini  persolvat  unam  denariatam 
cere  pro  remedium  [!]  anime  mee. 

»)  Vgl.  dazu  Waitz,  Vfg.  5,  208  f.,  215, 


rWirtschaft  d.  Grofsgriindbes.  —     708     — 

fanden ^  Aber  man  hätte  gleichwohl  nach  der  Ühertrapning  ändern  können! 
Auch  diese  Änderung  ging  nicht  an,  weil  ihr  das  Weisungsrecht  der  Hofgenossen- 
schaft, in  welche  der  übertragene  Hörige  eingetreten  war,  entgegenstand:  die 
Genossenschaft  wies  die  Verhältnisse  auch  der  neu  rezipierten  Hörigen,  also 
auch  die  Qualität  ihrer  Zinsbarkeit  als  ihr  unverbrüchliches  materielles  Recht*. 

So  war  jede  Unifikation  der  Leistungen  ausgeschlossen,  auf  welche  sich  ein 
Fortschritt  in  der  Arbeitsteilung  und  Arl>eitsvereinigung  innerhalb  des  grolis- 
grundlierrliclien  Betriebes  hätte  aufbauen  können  —  nur  der  6ine  Ausweg  der 
Unifikation  der  Zinse  durch  Reduktion  auf  Geld  blieb  übrig.  Allein  auch  er  war, 
sehen  wir  selbst  von  dem  Hindernis  noch  naturalwirtschaftlicher  Zustände  ganz 
ab,  nicht  i)raktika])el.  Der  GiimdheiT  wollte  nur  in  der  Münze  aWösen,  welche 
an  seinem  Wohnsitze  galt^:  das  war  aber  oft,  ja  zumeist  nicht  die  am  Wohn- 
ort der  Grundhörigen  geltende  Münze :  was  bliel)  übrig,  wollte  man  nicht  stets 
Unbequemlichkeiten  und  Kursverluste  ha])en,  als  auf  die  Ablösung  zu  ver- 
zichten ? 

Die  Folge  war,  dafs  die  gnmdliörigen  Leistungen  thatsächlich  nicht  ab- 
geändert, noch  \iel  weniger  aber  unifizieil  wurden;  wie  der  Zufall  es  gefügt 
hatte,  so  bliek^n  sie  bestehen,  vielfach  anonnal,  ungleich  lastend,  unpraktisch, 
und  jedenfalls  jegliche  höhere  Organisation  des  technischen  Betriel>es  hindernd  *. 


>)  S.  die  schöne  Stelle  in  MR.  ÜB.  1,  29,  775,  cit.  Bd.  2,  S.  650  Note  3.  Lac  ÜB. 
1,  34,  68,  8(>4  werden  Unfreie  an  das  Kloster  Gerresheim  bestimmt,  mit  der  ausdrücklichen 
Anonlnung,  es  solle  niemand  jemals  wagen  iura  mancipiorum  permutare.  MR.  ÜB.  1,  179, 
943:  der  Edle  Goziin  schenkt  das  Dorf  Hunsdorf  an  SMaximin,  sie  autem  .  .  ,  ut  olim  fnit 
tradita  Gozlino  a  quodam  viro  nomine  A'olmaro.  MR.  ÜB.  1,  206,  960:  Schenkimg  von 
Besitz  in  Mamem  an  SMaximin:  familia  quoque  predicti  loci  eisdem  legibus,  quibus  ab 
anti(piitate  \v\  sub  parentibus  meis  vel  etiam  me  suliiecta  ftierat,  utator,  ni»c  aliis  gravioribos 
su]>di  cogatur.  Hierzu  vgl.  unten  ^IR.  ÜB.  1,  :3S0.  1084  den  Ausdnick  lex  antiqua.  jNER. 
ÜB.  1,  210,  962:  Schenkung  eines  praedium  an  SMaximin:  familia  quoque  ipsa  in  servitio 
et  censu,  quo  a  parentibus  meis  vel  a  me  ha]»ita  est,  in  eodem  pemianeat.  MR.  l^.  1,  341, 
1058:  Schenkimg  eines  pri^dium  .  .  in  marcha  cuiusdam  ville  (Leiwen)  imter  der  Bedingung, 
ut  ad  idem  pn.»dium  pertinons  familia  non  ad  ampliorem  quam  antebac  censum  cogatur. 
Lac.  l'B.  1,  156,  242,  1079—89:  Mancipien  geschenkt  eodem  videlicet  solvendi  censns 
iure  eodemque  debit^  conditionis  senitio,  wie  bisher.  MR.  ÜB.  1,  580,  1084:  Erzbischof 
Engelbert  restituiert  Platten  an  Geren,  villam  P.  cum  banno  et  lege  antiqua  et  cum  onmi 
utilitate,  solos  dumtaxat  sen-ientes  hereditales  in  obsequium  archiepiscopi  excipiens, . .  reddidi. 
riMettlach  No.  14,  ?Serrig  10c,  13.  Jh.  Anf.:  Reginwiz  de  Losma  ti-adidit  sancto  Liutwino 
in  Zuringa  mansum  et  dimidium  in  eo  ipso  iure,  quo  ipsa  tenebat.  Folgt  genaue  Zins- 
beschreilnmg. 

2)  Vgl.  Bd.  2.  648  Note  2:  655;  663.  WWallersheim,  G.  2,  535:  wanehe  ers  also 
empfanglicher  band  hat,  so  sol  ers  gebrauchen  vor  sein  eigen  erf,  und  niemand  sol  ihme 
den  dienst  büken;  und  wie  viel  erbs  er  auch  hat,  und  das  also  zu  geprauchen,  so  lang 
er  lebt. 

»)  Vgl.  B<1.  2,  381. 

*)  Vgl.  z.  B.  in  riMettlach  No.  7.  Tincrey  15  c,  das  starke  Schwanken  der  Abgaben 
der  einzelnen  Hufen.  A'or  allem  aber  ist  hier,  aufser  Bd.  2,  101,  die  Tabelle  Bd.  2,  188  ff. 
zu  konsultieren,    l'ber  verschiedene  Zinsbelastung  des  Nonnalgutes  s.  auch  Küster  S.  45, 


—     709     —  ßiW-  d.  Grofsgrundbesitzes.] 

Es  ist  also  kein  Zufall,  wenn  man  mit  dem  vollen  Emporkonmien  der  Gmnd- 
herrschaften  keineswegs  eine  Differenzierung  der  einzelnen  Betriebe  unter  der 
Idee  einer  gröfseren  Arbeitsteilung  innerhalb  des  Gesamtumfanges  einer  be- 
stimmten Grundherrscbaft  bemerkt^;  vielmehr  ist  überall  das  Gegenteil  wahr- 
zunehmen 2.  Die  grofsen  Landwirtschaften  der  frühesten  Zeit  für  Rindvieh- 
und  Schafzucht  schwinden®;  der  Flachsbau  verliert  sich  bis  zmu  Untergang 
der  alten  technischen  Bezeichnungen*;  übrig  bleibt  einzig  der  Kömerbau. 
Keine  Durchbildung,  eine  Verödimg  der  landwirtschaftlichen  Betriebe  ist  die 
nächste  Folge  der  Grofsgrimdhen-schaften.  Und  auch  späterhin  war  ihr  Einflufs 
auf  diesem  Gebiete  gering.  Die  einmal  reziirierte  Zahl  der  Frontage  ver- 
hinderte lange  eine  Vermehrung  der  Furchen  ^ ;  der  ganze,  auf  Grmid  materieller 
Rechtsweisung  geordnete  Betrieb  gestattete  keinen  Fortschritt.  Dämm  son- 
derten sich  Betriebe,  welche  desselben  dringend  l)eduiften,  wie  der  Weinbau, 
sehr  bezeichnenderweise  el)en  aus  der  gemeinen  gnmdhen'lichen  Wirtschafts- 
organisation aus**. 

Blieb  aber  so  die  Gmndhenschaft  für  die  technisch-landwirtschaftliche 
Entwicklung  ohne  viele  segensreiche  Folgen,  so  gelangte  auch  die  obere  Ver- 
^  waltung  nicht  zu  einer  unverbrüchlichen  und  straffen ,  auf  wohlgeordnetem 
gegenseitigem  Eingreifen  der  einzelnen  Glieder  bemhenden  Organisation.  Der 
Gmnd  ist  hier,  abgesehen  von  der  zerstreuten  Lage  und  dem  eigentümlichen 
Charakter  des  Gmndbesitzes,  namentlich  auch  in  den  e\\igen,  teils  unver- 
schuldeten, teils  seilest  veranlafsten  Stömngen  des  einmal  ermngenen  Besitz- 
standes und  der  öffentlichen  Ruhe  zu  suchen,  unter  welchen  besonders  die 
geistlichen  Institute  litten. 

Sieht  man  von  dem  Einflufs  der  allgemeinen  Landeskalamitäten,  besonders 
grofser  verwüstender  Kri(»ge  al),  wie  sie  Deutschland  genule  nach  der  vollen 
Formation  des  Grofsgmndbesitzes  in  der  2.  H.  des  9.  und  der  1.  H.  des  10.  Jhs. 
heimsuchten''  und  für  Laienadel  wie  Kirche  wohl  ziendich  gleich  verderblich 
waren,  so  hat  die  Kirche  namentlich  unter  der  gesetzlich  geregelten  Säkulari- 
sation  oder  einfachen  Wegnahme   ihrer   Besitzungen   bis  ins  12.  Jh.   hinein 

^)  Das  gilt  zanächst  für  die  gnmdhörigcn  Hufen,  bleibt  aber  auch  flir  die  eigene  Sal- 
wirtschaft  richtig,  da  diese  meist  auf  Beunde-  d.  h.  Rodeland  stattfand. 

-)  Das,  was  v.  Inama,  Grofsgrundh.  S.  80  f.,  über  die  steigende  Spezialisierung  der 
Dienste  und  Al^gaben,  und  besonders  ü])er  die  freie  AVahl  der  Wertform  der  Leistungen 
durrh  die  Cfrundhörigen,  über  Beschränkung  der  Dienstpflicht,  Gewährung  von  Saatgetreide 
and  Ausstattung  der  Zinsgüter  mit  Inventar  ausführt,  kommt  nur  ganz  singiüär  vor  imd 
bat  keine  durchschlagende  Bedeutung  für  eine  einheitlichere  Organisation  der  Grofswirt- 
schaft  gehabt 

»)  S.  oben  S.  698. 

^J  S.  oben  S.  563. 

^)  S.  oben  S.  558,  560. 

^)  Vgl.  z.  B.,  aufscr  weiter  unten  in  Teil  3  dieses  Abschnittes,  üSMax.  S.  443,  445; 
dazu  auch  oben  S.  575. 

')  Für  die  Normannen  vgl.  z.  B.  Trad.  Wizenb.  298,  lür  die  Ungarn  V.  Uodalr.  1, 
MGSS.  4,  2ö7. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgnmdbes.  —     710     — 

schwer  zu  seufzen  gehabt.  Zwar  die  Säkularisationen  der  frühen  Karolinger- 
zeit* wie  die  Zustände  um  die  Wende  des  9.  und  10.  Jhs.,  welche  durch  Ver- 
leihung oder  Veräufserung  ganzer  Abteien  charakterisiert  sind*,  fanden  seit 
der  Ottonenzeit  kein  Analogon  mehr,  nur  selten  wird  späterhin  wenigstens  im 
Moselland  von  ähnlichen  Mafsregeln  berichtet^.    Aber  die  Wegnahme  einzelner 

^)  Ich  habe  hier  auf  dieselben  nicht  genauer  einzugehen;  in  Trier  wurde  Kirchengut 
nach  753  eingezogen,  vgl.  Roth,  Feud.  S.  89. 

«)  Vgl.  G.  abb.  Lob.  15,  MGSS.  4,  61,  885;  G.  ep.  Leod.  2,  19,  889,  dazu  die  Note  in 
MGSS.  7,  200;  für  unsere  Gegend  speciell  s.  Sigeh.  cap.  1,  §  10:  temporibus  Arnulfi  im- 
peratoris  cum  iam  in  hoc  loco  religionis  proh  dolor  Status  haud  minima  ex  parte  laberetur 
.  .  defuncta  monasterii  abbate  Herkemberto  monachi  pro  electione  abbatis  palatium  ex  more 
competunt:  quibus  cum  peccatis  exigentibus  electio  non  permitteretur ,  sequestratis  aliquibus 
monasterii  possessiunculis,  quae  vix  arctam  monachis  sustentationem  potuissent  praebere, 
cnidam  Megingaudo  regni  huius  duci,  qui  tunc  forte  aderat,  abbatia  ab  imperatore  donata  est 
Femer  ebd.  §  12:  post  memoratiun  Megingaudum  potestatibus  et  usibus  huius  regni  ducum 
abbatia  subiacuit,  his  tantum  exceptis,  quae  fratrum  sustentationi  dudum  sequestrata  fiierant: 
quae  tarnen  ipsa  (sicut  et  adhuc)  eorum  defensioni  a  regibus  committebantur.  qua  ex  causa 
.  .  Gisilbertus  admodiun  iuvenis  dux  .  .  monachos  huius  monasterii  etiam  vehementer  afflixit, 
ea  scilicet,  quae  in  usus  eorum  cesserant,  adimens  suisque  satellitibus  dispertiens. 

')  Zu  späteren  Verleihungen  vgl.  den  Libellus  de  lib.  ecci.  Eptem.,  MGSS.  23,  65, 
1192.  Für  die  Frage  der  Säkularisation  liegt  besonders  der  bekannte  S^Iaximiner  Fall  vor, 
vgl.  dazu  Waitz,  Vfg.  8,  129  Note  1  (oben  S.  703  Note  3);  auch  MK.  ÜB.  1,  300,  1023;  306,  10^5; 
sowie  den  wichtigen  Brief  K.  Heinrichs  aus  der  Zeit  des  Erzbischofs  Bnmo  (1102 — 1124)  in  den 
Bonner  Jahrbb.  39  —40,  287.  Im  übrigen  mag  der  Vorgang  hier  in  der  bisher  noch  unbekannten, 
freilich  urkundlich  bekannten  Quellen  entnommenen  Darstellung  Scheckmans  in  seinem  *Spec. 
feud.  wiedergegeben  werden:  in  calce  opusculi  specularis  feudorum  non  dissonum  videtur 
bononmi  quorundam  alienationem  ceu  feudalem  collationem  subnectere,  quorum  nonnulla  per 
imperialem  caesarea  maiestatis  celsitudinem,  nonnulla  per  abbatem  huius  loci  imponuntur.  inclito 
igitur  Henrico  rege  quidem  secundo  imperatore  autem  primo  sacri  Romani  imperii  monarchiam 
administrante  abbas  huic  c^nobio  prefuit  Haricho  vir  admodum  venerabilis.  qui  senio  confectus 
cum  imperatoriis  ser^itiis  domi  militi^que  inser^'ire  inque  expeditionem  ire  non  potuisset,  in 
beneficium  ab  eo  acc^*pit  imperator  predictus  quasdam  curtes  et  territoria  scilicet  sex  milie 
sexcentos  quin([uaginta  sex  mansus,  quos  a  monasterio  alienans  quibusdam  fidelibus  suis  Henrico 
ducijEzzoni  palatino  comiti  necnonOttonicomiti(qui  nihil  eatenus  ab  imperio  feudal iterhabuerant) 
ea  ratione  divisit  et  assignavit  inque  beneficium  tradidit,  ut  ipsi  eorumque  successores  pro  eodem 
abbate  et  eius  succedaneis  abbatibus  curiam  regalem  peterent  et  in  expeditionem  irent,  abbas 
vero  suique  successores  a  regia  curia  et  ab  omni  expeditione,  quemadmodum  abbas  de 
sancto  Willibrordo,  essent  omnino  liberi,  nisi  ad  generale  concilium  sive  colloquium  in 
Mogontiam,  Coloniam,  Metis  aliqua  magna  necessitate  cogcntc  invitarentur.  utque  gratiam 
refiindere  videretur  ac  vicem  rependere  reciprocam,  timore  dei  et  amor^  iustitiae  tactus 
necnon  rogatu  reverendissimorum  archipresulum  divi  Popponis  Treveremsis,  Austri^  marchionis, 
Aribonis  Moguntinensis  ac  Pilgrini  Coloniensis  servitium,  quod  imperatorit?  seu  regali 
magnificenti^  hactenus  ab  hac  abbatia  in  secundo  semper  anno  persolvebatur,  pro  eisdem 
bonis  et  possessionibusque  inde  abstulit  [et]  deo  sanctisque  loanni  et  Maximino  cunctisque 
inibi  abbatibus  futuris  remisit,  cavens  et  mandans  cunctis  succedentibus  imperatoribus ,  ne 
unquam  predictum  servitium  exigerent  aut  repeterent,  nisi  ea  bona  ex  integro  redderent 
utque  hec  preceptio  et  constitutio  pleniorem  obtineret  firmitatem,  non  solum  proprii  sigilli 
munimine  roboravit,  verum  etiam  apostolica  auctoritate  per  sanctissimum  patrcm  dominiun 
Benedictimi  papam    corroborari    promeruit;    insuper  Conradus  imperator  Henrici  memorati 


— .     711     —  Bild.  d.  Grofegnindbesitzes.] 

Besitzteile  geistlicher  Institute  blieb  immer  an  der  Tagesordnung.  Schon  die 
Bischöfe  konnten  bei  ihrer  de  iure  noch  immer  bestehenden  Verfügungsfreiheit 

• 

über  den  gesamten  Kirchenbesitz  der  Diöcese  sehr  leicht  auf  den  Gedanken 
kommen,  einzelne  Klostergüter  an  sich  zu  ziehen;  für  unsere  Gegend  liegen 
Fälle  noch  aus  dem  11.,  ja  noch  aus  dem  Beginn  des  12.  Jhs.  vor^;  nur  die 
Furcht  vor  dem  mit  geistlichen  Verwünschungen  gemischten  Klaggeschrei  der  be- 
troffenen Institute  verhinderte  wohl  häufigere  Eingiiffe  ^.  Neben  den  Bischöfen 
aber  zeigte  der  Laienadel  eine  ausgeprägte  Vorliebe  namentlich  für  klöster- 
lichen Grundbesitz.  Kann  man  die  nicht  selten  in  Anspruch  genommene  Dis- 
position des  Königs  über  Reichsabteigut  noch  juristisch  rechtfertigen,  wenn  sie 
gleich  von  den  betroffenen  Instituten  als  grol)er  Eingriff  empfunden  wurde 
und  gewifs  vor  einer  billigen  Beurteilung  bisweilen  nicht  bestehen  konnte^, 
so  war  doch  die  sei  es  mit  sei  es  ohne  königliche  Erlaubnis  überall  am 
Kirchengut  nagende  Hal)sucht  der  Fürsten  und  auch  des  tiefer  stehenden  Adels 
vornehmlich  gefährlich.  Denn  während  die  königlichen  Eingriffe  in  das  Kirchen- 
gut allmählich  aufhörten  und  nach  dem  Investiturstreit  nahezu  wegfielen, 
dauerten  die  Angriffe  seitens  der  Grofsen  fort  und  verpflanzten  sich,  je  weniger 
das  Reich  der  Aufgabe  der  Friedenswahrung  gorecht  wurde,  auf  um  so  weitere 
Kreise  auch  des  nieileni  Adels*. 


successor  idem  preceptum  ratificavit  approbavit  confiruiavit  et  innovavit;  item  Henricus 
tertius  quartus  Imperator  similiter  laudanmt  innovarunt  atque  contimiarunt  et  alii  post  eos 
imperatores  regesque. 

^)  S.  das  A^rzcichnis  der  SMartin  entrissenen  Mobilien  und  Immobilien,  um  1000, 
Trierer  Sudtbibl.  1413  S.  31—39,  gedruckt  Bonner  Jahrbb.  44,  168,  vgl.  Bd.  2,  723;  G.  Trev. 
1114,  M6SS.  8,  195,  is:  Erzbischof  Bruno  ut  .  .  militum  interminatae  habendi  cupidine 
muneribus  et  beneficiis  potuisset  satisfacere,  non  solum  clericorum  et  laicorum  bona  diripiebat, 
Tenun  etiaro  ecclesiarum  villas  et  curtes  .  .  sed  et  omamenta  preciosa  et  vasa  concupiscibilia 
tem  aurea  quam  argentea  in  suos  usus  redigebat,  et  exinde  expensas  faciens  humanos 
in  se  favores  concitabat;  nichil  enim  ei  laude  fiiit  in  vita  duicius.  Vgl.  auch  Arnold,  de 
s.  Emroeram.  2,  57. 

•)  Vgl.  z.  B.  das  Note  1  citierte  A'erzeichnis:  hac  premissa  excommunicatione  apostolici 
viri,  qui  vicarii  functus  officio  apostolorum  principis  Petri  meruit  quoque  similiter  sortiri 
sententiam  ligaudi,  nuUi  dubium  constat,  ligatos  et  dampnatos  fore,  qui  consensu  vel  actu 
Tel  quolibet  modo  sanctuarium  dei,  bona  videlicet  ^«clesi^  sancti  Martini,  velut  hereditario 
iure  non  timuerunt  invadere,  invadendo  miserabili  et  inrecuperabili  despoliatione  annulare 
[S.  32].  isti  siquidem  maiores  pc^nas  solvent  in  anima,  quam  Ananias  et  Saphira  in  corpore, 
qui  in  actibns  apostolorum  proprii  census  fraude  notati  leguntur  exspirasse.  si  enim  has 
pro  denegatione  su^  proprietatis  tam  valida  dampnat  mortis  sententia,  quanto  magis  iudicabit 
reos  ultio  divina,  qui  sibi  usurpasse  videntur  ^cclcsi^  bona,  verum  ne  id  lat^at  posteris 
et  etiam  scire  cupientibus,  quibus  bonis  idem  locus  sit  destitutus,  summo  arbitri  et  omnibus 
eius  üdelibus  taliter  contigisse  revera  conquerentes  gemendo  exponimus.  Folgt  die  Erzählung. 

«)  Vgl.  z.  B.  MR.  ÜB.  1,  382,  1082—84. 

<)  Vgl.  V.  Wiborad.  25;  Ann.  Weifsenb.  985:  Stumpf,  Acta  imp.  No.  210,  950; 
Lambort  z.  J.  1064;  *H.  Brandanus  Annales  imp.  Mon.  Prumiensis  Trier  Stadtbibl.  Ifde. 
No-  1710.  BL  7a:  Wolframus  [abbas]  Henricum  comitem  de  Limburg  ad  restitutionem 
dominii  de  Pnintzfelde  antbe  Henr.  4.  imp.  anno  1101  compulit,  ac  tandem,  cum  possessiones 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     712     — 

Zugleich  aber  nahm  die  Restitution  von  Kirchengut  ab,  wie  sie  nicht 
selten  stattgefunden  hatte,  solange  die  Königsgewalt  noch  stark  war.  Zwar 
hatten  die  kirchlichen  Institute  von  jeher  alle  Mittel,  welche  ihnen  in  geist- 
licher Beziehung  zu  Gebote  standen,  in  Wundem  und  Träumen,"  in  Warnungen 
und  Verfluchungen  aufgeboten,  um  das  ihnen  entrissene  Gut  wiederzuer- 
langen*; imd  gleichen  Sinnes  mit  ihnen  waren  die  Bischöfe  namentlich  der 
klösterlichen  Reformzeit  in  der  2.  H.  des  10.  und  der  1.  H.  des  11.  Jhs. 
thätig-.  Indes  mehr  doch  als  die  geistlichen  Kampfmittel  der  Kirche  ver- 
mochte auf  diesem  Gebiete  der  Machtspruch  des  Kaisers:  in  frühester  Zeit 
von  kaum  bezweifelter  Geltung  büfste  er  indes  seit  dem  12.  Jh.  an  Kraft  ein 
oder  wurde  wenigstens  nicht  mehr  veniommen^. 

monasterii  Wriliter  contra  invasores  defendisset  et  frugali  oeconomia  notabiliter  augmentasset^ 
foeliciter  anno  admin.  suae  26,  incarn.  1101  obdormivit  Vgl.  ferner  MR.  ÜB.  1,  452,  1125; 
Ennen,  Qu.  1,  506,  45,  1134;  508,  46,  1134;  ^IR.  ÜB.  1,  580,  1154  über  SMatheis:  ^cclesiam 
illam,  quam  malicia  raptonun  attritam  et  attenuatam  condoluimus ;  Cardauns,  Rhein.  Urkk. 
21,  S.  366,  1187;  Lehnsbuch  Werners  IL  von  Boland  S.  18;  Ennen, Qu.  2,   164,  197,  1239. 

1)  Vgl.  V.  Wiborad.  25;  G.  Witigow.  v.  103  f.;  s.  auch  ^klR.  ÜB.  1,  366,  1067,  Ur- 
kunde Herzog  Gcrards  von  Lothringen :  reddidi  aecclesiae  sancti  Willibrordi  alodium  quoddam 
in  viUa  Heinga,  quod  possederam  in  beneficio  ex  regno. 

2)  Vgl.  aufser  oben  S.  676  Note  2  G.  Trev.  Cont  1,  22,  MGSS.  8,  196:  Erzbischof 
Egbert  (1079 — 1101)  inito  consilio  cuni  optimatibus  suis  .  .  huiusmodi  verbis  eos  compellebat: 
obsecro  vos  per  misericordiam  dei,  dilectissimi  filii  mei  et  fratres,  quicquid  ego  et  antecessores 
mei  episcopi  sanctonmi  huius  loci  iniuriae  violentia  magis  quam  ratione  irrogavimus,  vos  me 
commonefacite,  et  ego  restituam  .  .  .  quod  cum  placuisset  omnibus,  discretis  cuiqne  loco 
reditibus,  banni  constnctione  firmavit,  ut  qui  deinceps  inde  subtraheret.  deum  praesumptionis 
suae  ultorem  sentiret.  et  respondenint  omnes:  amen,  ubi  vero  Egilbertus  spiritum  reddidit 
et  Bruno  ei  in  episcopatu  successit,  universa,  quae  ille  resignavit,  iste  resumpsit,  dicens, 
nichil  exinde  ratiun  esse,  quod  ille  infirmus  et  iam  suimet  inpotens  in  novissima  vitae  suae 
hora  constitutus  feccrit  Erbischof  Egbert  erscheint  in  der  That  als  Restaurator  des  Trierer 
Kirchengutes.  Die  Aufzählimg  des  geringen  Ül)errestes  von  Gütern  der  Abtei  SMaria-ad-mart}Tes 
in  einer  seiner  Urkk.  (Slll.  ÜB.  1,  244.  973),  die  Schilderung  der  Verwüstung  von  SPaidin 
(MR.  ÜB.  1,  255,  981)  zeigt  wie  tief  Klöster  imd  Stifter  gesunken.  SPaulin  erhält  trotz 
aller  Anstrengungen  des  Erzbischofs  kaum  den  zehnten  Teil  vom  Werte  seiner  alten  Be- 
sitzungen zurück,  alles  andere  bleibt  in  Laienhänden.  Daher  der  priesterliche  Eifer  Egberts 
gegen  die  potentes  et  rebelies  personae  (MR.  ÜB.  1,  255,  981).  In  dieser  Urk.  heifst  es 
unter  den  Zeugen  Signum  benignissimi*!Ekeberti  Treverensis  archiepiscopi.  Vgl.  über  den  Elrz- 
bischof  Lamprecht  in  den  Bonner  Jahrbb.  70,  5t>,  auch  Invent,  s.  Celsi  1,  6,  sowie  eine 
*\.  Egberti  in  den  Bollandistenpapieren  zu  Brüssel  Burg.  Bibl.  8969,  vgl.  (Altes)  Archiv  8, 
524.  —  Auch  der  Erzbischof  Dietrich  I.  (965—977)  war  als  Restitutor  sehr  thätig,  s.  Invent. 
s.  Celsi  1,  7:  conprovincialium  tyrannidem  aequus  arbiter  auctoritate  compressit,  et  omnia, 
quae  monasteriis  hostili  ftierant  invasione  subtracta,  manu  potestativa  imdecumque  recollegit 

')  Eine  Restitution  liegt  schon  c.  885  vor,  vgl.  G.  ep.  A'irdun.,  MGSS.  4,  45.  Den 
Kaiser  finden  wir  thätig  Hod.  ann.  928,  MGSS.  3.  378,  u  f.;  Stimipf,  Acta  imp.  No.  210, 
950:  Otto  1.  schenkt  an  SFlorin-Koblenz  ein  praedium,  das  früher  dem  Stift  gehört  hatte, 
illisque  fratribus  ob  iniidelitiUem  (quorundam  nobilimn)  direptmn  nostraeque  potestati  regiae 
redactum.  S.  ferner  MR.  ÜB.  1,  334,  1051:  K.  Heinrich  111.  quandam  villam  vocabulo  Prichina 
[Brechen,  von  SMaximin]  . . ,  quam  nos  cuidam  A — i  Theodericum  abbatem  iniuste  pro  beneficio 
prestare  iussimus,  modo  autem  iustitia  dictante  eandem  curtem  cum  omnibus  in  quibuscumque 


—     713     —  Bild.  d.  Grofsgrundbesitzes.] 

Gerade  um  diese  Zeit  aber  gedieh  wiederum  ein  anderes  System  von 
Besitzstönmgen  meist  freiwilliger  Natur  zur  vollen  Blüte,  dessen  Ausbau  seit 
der  Stauferzeit  die  alte  obere  Organisation  der  GrundheiTSchaften,  die  es  stets 
schon  behindert  hattet  nunmehr  völlig  zu  zerstören  drohte:  das  Belelmungs- 
wesen*.  Freilich  waren  auch  schon  in  ältester  Zeit,  unter  den  Karolingern, 
Beneficien  und  prekarische  Güter  verliehen  worden,  deren  Austritt  aus  der 
Gesamtverwaltung  jede  ursprünglich  einheitliche  Organisation  schädigen  niufste ; 
indes  diese  Güter  waren  teilweis  wenigstens  nur  auf  Zeit  verliehen  worden®. 
Wie  anders  jetzt.  Seit  dem  11.  Jli.  strebten  die  grofsen  Grundhen-en  nach 
einer  immer  stärkeren  Ministerialenmacht,  welche  nur  durch  dauernde  Be- 
lehnung zu  en-eichen  imd  zu  erhalten  war*;  der  Durchführung  dieses  Zieles 
wunle  der  Gedanke  einer  allseitigen  Organisation  des  Giiindbesitzes  immer 
mehr  geopfert.  Einzelne  Mafsregeln  *  gegen  diese  Tendenz  fühlten  zu  keinem 
durchgreifenden  Resultat :  gegen  Ende  des  12.  Jhs.  sind  die  Grundherrschaften 
mit  einem  für  ihre  Organisation  und  ihre  Ertragsausbeutung  nahezu  wertlosen 
Nimbus  von  Lehngütem  umgeben®,  und  immer  noch  kommen  zahlreiche 
Überführungen  von  giimdherrlichem  Gut  in  die  Kategorie  des  Ichnsherrlichen 
Besitzes  vor.  Diese  Bewegung  vollzog  sich  aber  nicht  blofs  im  kirchlichen, 
sondern  ebenso,  ja  vielleicht  noch  \iel  intensiver  im  weltlichen  Grofsgrund- 
besitz  ^ :  es  ist  klar,  dafs  sie  jede  weitsehende,  auf  lange  Dauer  und  sorgfältige 
Ertragsausbeutung  berechnete  Oi*ganisation  des  Grofsginindbesitzes  teilweis 
schon  seit  der  Karolingerzeit,  umfassend  jedenfalls  seit  dem  12.  Jh.  verhindern 
mufste.  Es  wiederholt  sich  hier  die  bisher  überall  gemachte  Erfahrung:  weder 
Lage  noch  innerer  Charakter  noch  auch  anfängliche  Entwicklungsgeschichte 
des  Grofsgrundbesitzes  waren  geeignet,  die  BavSis  einer  hervorragenden,  festen, 
etwa  gar  stark  centralisierten  Oi-ganisation  herzustellen. 

Doch  gab  es  eine  Art  von  Grundbesitz,  welche  im  Anbeginn,  vor  der 
schon  mit  späterer  Karolingerzeit  beginnenden  stärkeren  Zerstörung,  für  eine 
straumie  Oi^anisation  und  einheitliche  Verwaltung  ganz  andere  Aussichten  l)ot, 
als  der  weltliche  und*  kirchliche  Grundbesitz.  Das  war  das  Fiskalland ,  das 
königliche  Domanialgut.     Es  liegt  hier  ein  bisher  wenig  beachteter  Unter- 

locis  ad  eam  iuste  et  legaliter  pertincntibus  vel  aspicientibus  . .  reddidimus.  Vgl.  femer  MR. 
ÜB.  1,  434,  1116;  4o2,  1125. 

*)  Vgl.  Roth.  Feud.  S.  177,  Gu^rard  Irm.  S.  902  über  das  numerische  Verhältnis  von 
beneficiarisch  verliehenen  und  nicht  verliehenen  Gütern  bei  kirchlichen  Instituten. 

*)  S.  tu  a.  Baumann,  G.  des  Allgäus  1,  484. 

»)  Späte  Fälle  s.  u.  a.  Chron.  s.  Mich.  Vird.  8,  MGSS.  4,  81,  c.  960;  Lac.  ÜB.  1, 
123-24,  192,  1057. 

<)  Vgl.  z.  B.  V.  Bald.  Leod.  2;  G.  Trev.  Cont  1,  22,  MGSS.  8,  195,  um  1114. 

»)  Z.  B.  MR.  ÜB.  2,  256,  1180—1209. 

«)  Vgl.  beispielsweise  den  Libellus  de  lib.  eccl.  Eptemac,  MGSS.  23,  69-70,  1192, 
auch  die  MR.  ÜB.  2,  467  f.  gedr.  Feoda  sancti  Maximini  12.— -13.  Jhs. 

^)  So  verzeichnet  das  rheingräfliche  urbar  im  wesentlichen  Lehnbesitz;  die  Rhein- 
grafen sind  fast  von  allen  mittelrheinischen  Grafengeschlechtem  belehnt. 

Lamprecht,  DeatBche»  WirtsrhaflBleben.    I.  46 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     714     — 

schied  vor,  dessen  Hen^orhebung  für  das  Verständnis    der  mittelalterlichen 
Grundherrschaft,  vde  man  sehen  wird,  von  Wichtigkeit  ist. 

In  der  Mosel-  und  Mittelrheingegend  gal)  es  etwa  17  bis  20  alte  Fiskal- 
gtiter^;  sie  lagen  vornehmlich  in  den  Flufsalluvien ,  doch  kommt  auch  eine 
ganze  Anzahl  dei-selben  auf  den  Hochflächen,  z.  B.  Platten,  Manderfeld,  Schüller, 
Thommen,  Flammersheim  auf  der  Eifel  im  weiteren  Sinne,  vor.  Für  die  hier 
zu  beantwortende  Frage  kommen  indes  nur  diejenigen  Fisci  in  Betracht, 
über  deren  lokalen  Charakter  und  deren  räumliche  Ausdehnung  Genaueres 
tiberliefert  ist.    Diese  aber  bedüifen  einer  individuellen  Untersuchung. 

Gehen  mr  in  unserem  Gebiete  den  Rhein  hinauf,  so  finden  ^ir  zuerst  den 
Fiskus  Sinzig;  gerade  ülier  ihn  sind  wir  besondei*s  gut  unterrichtet.  Zunächst  aus 
einer  Urkunde  vom  J.  762  ^,  nach  welcher  Kesseling  nebst  dem  Walde  Meliere 
zum  Fiskus  Sinzig  gehört.  Nun  ei*streckt  sich  al)er  der  hier  genauer  beschriebene 
Teil  des  Waldes  Meliere  die  Ahr  hinauf  von  Brück  bis  Leimbach  dicht  vor 
Adenau.  Mithin  reicht  der  Fiskus  Sinzig  bis  mindestens  dicht  vor  Adenau, 
d.  h.  etwa  5  Meilen  das  Ahrthal  aufwärts ;  der  äufserste  bekannte  südwestliche 
Punkt  liegt  in  der  Luftlinie  4  Meilen,  das  Dorf  Kesseling  2^2  Meilen  von 
Sinzig.  Man  kann  hier  einwerfen,  der  Fiskus  sei  auf  dieser  ganzen  Linie  kein 
geschlossenes  Tenitorium  gewesen,  Kesseling  habe  nel)st  dem  Walde  Meliere 
eine  abgelegene  Dependenz  von  Sinzig  gebildet.  Dieser  Einwurf  erledigt  sich 
durch  spätere  Zeugnisse.  Nach  einer  Urkunde  von  1276^  gehören  Königsfeld 
und  Heckenbach  auch  zum  Fiskus  Sinzig:  beide  liegen  aber  fast  genau  auf 
dem  Endpunkte  des  ersten  bezw.  zweiten  Drittels  des  Weges  von  Sinzig  nach 
Kesseling.  Wird  durch  diese  Urkunde  die  meilenweite  imimterbrochene  Aus- 
dehnung des  Fiskus  Sinzig  vom  Rhein  zu  ins  Land  hinein  ei'wiesen,  so  lehren 
andere  Nachrichten  den  Umfang  am  Rhein  kennen  * ;  es  ergiebt  sich,  dafs  sich 
der  Fiskus  zu  beiden  Seiten  des  Ahrthals  in  einer  Ausdehnung  von  über  6iner 
Meile  das  Rheinthal  entlang  ausdehnte.  Hat  der  Fiskus  sich  in  nahezu 
gleicher  Breite  ins  Land  hinein  ei'streckt,  wie  dies  nach  Lage  des  Waldes 
Meliere  und  nach  der  Bodenkonfiguration  wahrscheinlich  ist,  so  umfafste  er 
im  8.  Jh.  ein  zusammenhängendes  Temtorium  von  mindestens  4  bis  5  Quadrat- 
meilen. Nim  gehörte  aber  aufserdem  wahi-scheinlich  zum  Fiskus  Sinzig  ur- 
sprünglich auch  das  vemmtlich  von  König  Zwentibold  an  Essen  geschenkte 


^)  S.  die  Zusammenstellungen  bei  Hontheim,  Hist.  1,  22  f.,  und  Eltester  im  MR.  ÜB. 
Bd.  2  S.  XXXA I. 

9)  MR.  ÜB.   1,  15. 

8)  Guden.  CD.  2,  964. 

*)  Lac.  ÜB.  1,  535,  1192:  in  pago  Connesdorp  [Koisdorf]  infra  terminos  de  Sinzeke 
constituto;  Guden.  CD.  2,  957,  1271:  ^''erkauf  von  bona  nostra  apud  Bodendorp  [Bodendorf], 
prout  Sita  sunt  in  banno  sive  in  territorio  iudicii  de  Bodendorp,  iudicii  de  Sinziche,  iudicii 
sive  banni  de  Dunen  [Kirchdaun],  ac  iudicii  sive  banni  imperii;  CRM.  4,  139,  1429:  das 
Dorf  Franken  gehört  zur  Herrschaft  Sinzig. 


—     715     —  Bild.  d.  Grofsgnmdbesitzes.] 

Ländchen  Breisig^;  es  umfafst  eine  Quadratmeile:  so  dafs  mit  ihm  der  alte 
Fiskus  Sinzig  5  bis  6  Quadratmeilen  betragen  haben  würde. 

Weniger  wissen  wir  vom  alten  Fiskus  Andernach.  Nach  der  Andemacher 
Schreinsrolle  12.  und  13.  Jhs.  gehören  zum  Andernacher  Grundgericht  die 
Orte  Miesenheun,  Mich,  Leutesdorf  und  Steinengers  zu  beiden  Seiten  des 
Rheins  auf  einer  zusammenhängenden  Fläche  von  etwa  einer  Quadratmeile. 
Diese  Ausdehnung  des  Grundgerichtes  scheint  auch  die  des  alten  Fiskus  ge- 
wesen zu  sein;  an  dasselbe  stofsen  von  Westen  her  sofort  aufser  dem  Länd- 
chen Breisig  die  Pellenzgerichte  mit  den  Orten  Wassenach,  Nickenich,  Eich, 
Plaidt  und  Kettig. 

In  Koblenz,  dem  nächsten  rheinaufwärts  gelegenen  alten  Fiskus,  bildete 
noch  im  13.  Jh.  die  Stadtgemeinde  Koblenz  mit  den  Orten  Mosel  weis,  Kapellen 
und  Lützel-Koblenz  eine  Samtgemeinde  ^,  welche  sich  am  Rhein  zu  beiden 
Seiten  der  Moselmündung  etwa  eine  Meile  hinzieht.  Es  imterliegt  wohl  kaum 
einem  Zweifel,  dafs  wir  in  diesem  zusammenhängenden  Strich  von  ca.  ^U 
Quadratmeile  Ausdehmmg  das  alte  Fiskalgebiet  vor  uns  haben;  es  ist  dem  Ander- 
nacher Bezirk  gleich  in  seiner  nördlicheren  Partie  von  Pellenzgerichten  umfafst. 

Die  nun  folgenden  Fisci  Boppard  und  Oberwesel  sind  zuerst  im  Zu- 
sammenliange  zu  betrachten.  Die  früheste  Nachricht  für  sie  enthält  das  Leben 
des  h.  Goar.  Sankt  Goar  siedelte  sich  an  in  quodam  Germaniarum  oppido  .  . 
super  fluvium  Rhenum,  infia  terminum  Wasaliacinse^,  suburbano  Treverico, 
ubi  fluvius  Wocara  vocatur.  Die  heutige  Stadt  SGoar  lag  also  im  Fiskus 
Oberwesel.  An  das  Stift  SGoar  aber  schenkte  K.  Ludwig  im  J.  820*  einen 
um  den  Ort  herum  liegenden  genau  beschriebenen  Wald  von  nicht  ganz  IV2 
Quadratmeilen  Gröfse^,  von  dem  es  in  der  Schenkungsurkunde  selbst:  est 
intra  Wasaliam  et  Bidobricum  fiscos  nostros,  in  der  Übei-schrift  derselben: 
coniacet  inter  Wasaliam  et  Bidobricum  fiscis  dominicis:  heifst.  Diese  Be- 
schreibung der  Lage  ist  dahin  zu  verstehen,  dals  der  Wald  bisher  zu  beiden 
Fisci  gehörte,  von  nun  ab  beide  begrenzte.  Die  Grenze  der  bis  zum  J.  820 
aneinander  stofsenden  Fisci  Boppard  und  Oberwesel  verlief  also  im  SGoarer  Walde. 

Verfolgen  wir  nun  Boppard  für  sich  weiter®,   so  ergiebt  sich  hier  schon 

*)  S.  Gerfs  in  der  Bergischen  Zs.  12,  140. 

«)  Vgl.  MR.  ÜB.  1,  293.  1018;  419,  1110;  3,  5,  1213;  35,  1215;  611,  1238-39; 
Hannes  ÜB.  1,  237,  1274;  *Koblen2  St.  A.  ürk.  1275  Sept.  29  betr.  Stolzenfels,  Kopie 
19.  Jhs.  des  Friedensrichters  Grebel  von  SGoar  aus  dem  Nachlafs  des  Kanzlers  AVimpheling. 
S.  auch  Bd.  2,  313  Note  3. 

»)  Zum  Ausdruck  terminus  s.  Waitz,  Vfg.  2,  1,  397  Note  4,  406 ;  2,  a,  323. 

*)  MR.  ÜB.  1,  52. 

*)  S.  oben  S.  99. 

•)  Im  J.  1005  wird  (MR.  ÜB.  1 ,  284)  der  Fiskus  folgendermafsen  beschrieben :  Boch- 

bardon   in  comitatu  Becelini  comitis   in  pago  Drikiringou  nuncupato  .  .  cum  omnibus  per- 

tinentüs  suis  villis  ^dificiis  areis  terris  cultis  et  incultis  pratis  pascuis  sive  compascuis  silvis 

Tenationibus  aquis  aquanunque  decursibus  molendinis  piscationibus  viis  et  inviis  exitibus  et 

reditibus  qu^sitis  et  inquirendis  ac  c^teris,  qu^  quolibet  rite  vocari  possunt,  utensilibus  et 

appenditiis. 

46» 


[Wirtschaft  d.  Grofegnmdbes.  —     716     — 

uni  991  ein  reger  Kapellenausbau  aus  der  Bopparder  Pfarrkirche  innerhalb 
des  fiskalischen  Territoriums  * ;  775  erscheint  Niederkestert  als  Bestandteil  der 
Bopparder  Mark*;  1236  ist  Oberspay  nach  Boppard  gerichtspflichtig*;  1331 
heüsen  Niederkestert  (s.  oben),  Kamp,  Salzich  und  Pedemach  confinia  opidi 
et  iurisdictionis  Bopardiensis*;  und  nach  einer  Notiz  vom  J.  1110  gehören 
aufser  Schönberg  auch  noch  die  rechtsrheinischen  Orte  Prath,  zwei  Dahlheim, 
?Spay,  ?Bomhofen,  Kamp  (s.  oben)  und  Lyckershausen  höchst  wahrscheinlich 
zum  Fiskus  Boppard  ^.  Aus  diesen  Angaben  gewinnt  man  flir  den  Fiskus  eine 
Ausdehnung  von  ca.  2  Quadratmeilen. 

Ebenso  grofs  wird  der  Fiskus  Oberwesel  gewesen  sein,  wenn  man  die 
oben  erörterte  Nachricht  ül)er  den  SGoarer  Wald  mit  dem  Inhalt  der  Ur- 
kunde No.  212  vom  J.  1385  in  Bd.  3  zusammenbringt  Indes  läfet  hier  eine 
Angabe  vom  J.  1112*  noch  weiter  blicken.  Hier  erscheinen  als  Pertinenzen 
der  Curia  Oberwesel  Gugenheim,  Huffelesheim  und  Treisa  in  pago  Nachgowe 
(bei  Kreuznach):  weit  von  Oberwesel  abliegende  Orte,  deren  Erwähnung  be- 
weist, dafe  zu  diesem  Fiskus  aufser  dem  einheimischen  grofeen  Territorium 
noch  bedeutende  getrennt  liegende  Dependenzcn  gehörten. 

Das  eben  ist  auch  bei  Ingelheim,  der  berühmten  rheingauischen  Pfalz, 
der  Fall.  Für  Ingelheim  hat  neuerdings  Loersch  nachgewiesen,  dafs  zum 
heimischen  Fiskalterritorium,  dem  Reich,  noch  im  15.  Jh.  8  Ortschaften,  früher 
aber  ein  viel  gröfeerer  Bezirk  gehörte,  dafs  aber  aufserdem  noch  eine  zahl- 
reiche Reihe  entfernter  Dependenzen  vorhanden  waren,  deren  einstige  Zu- 
gehörigkeit zur  Pfalz  sich  später  fast  nur  noch  in  den  Oberhof beziehungen  ver- 
folgen läfet  ^ 

Wenden  wir  uns  vom  Rhein  zur  Mosel®,  so  bietet  vor  allem  der  Fiskus 
Kröv  ein  gröfseres  Interesse.  Von  ihm  ist  bereits  früher*  nachgewiesen,  dafe 
er  in  seiner  jetzt  noch  fest  umgrenzbaren  aber  gegen  fnlhere  Zeit  schon  etwas 
verstümmelten  Ausdehimng  etwa  Vis  Quadratmeile  gi'ofs  war;  unverstümmelt 
wird  man  sein  Areal  auf  2  Quadratmeilen  schätzen  düi-fen.  Neben  dem 
Territorium  aber  gab  es  auch  hier  feniliegende  Dependenzen,  so  eine  im 
Trechirgau^^. 

')  MR.  ÜB.  1,  262,  991 ;  vgl.  oben  S.  251. 

«)  Schannat,  Trad.  Fuld.  No.  12. 

»)  MR.  ÜB.  3,  558. 

*)  CRM.  3,  178. 

'^)  Schannat,  Hist  Wenn.  2,  64,  cit  oben  S.  547  Note  6. 

«)  MR.  ÜB.  1,  422. 

^)  Loersch,  Ingelheimer  Oberhof  S.  LIV,  CCIlI  f.,  CCX. 

®)  LT)er  Kreuznach,  den  Fiskus  des  Nahethals,  ist  nicht  viel  zu  sagen.  Vgl.  Forschungen 
z.  D.  Gesch.  18,  200,  868 :  Ludwig  der  Deutsche  schenkt  au  SAlban-Mainz  3  mansos  arabilis 
terre  ex  fisco  nostro  in  villa  Cruciniaco  .  .  ,  quos  fidelis  et  vassus  noster  R.  autea  in  bene* 
ficium  tenuit;  MR.  ÜB.  3,  1191,  1253:  infra  spatium  3  leucarum  in  continio  Crucenach. 

")  S.  oben  S.  180. 

*®)  Stumpf,  Acta  imp.  No.  304,  1050:  Heinrich  III.  schenkt  ex  fisco  nostro  Creve  unum 
mannewerke  vinearum  in  villa  Ennekiricha  in  pago  Trecheri. 


—     717     —  Bild.  d.  Grofsgnmdbesitzes.] 

Viel  weniger  klar  läfst  sich  Geschichte  und  Lage  der  obermosellanischen 
Fisci  übersehen.  Übergeht  man  hier  gewisse  Stellen,  welche  auf  einen  alten 
frühzerstückelten  Fiskus  Saarburg  -  Leuken  deuten  \  so  ist  die  formell  ge- 
fälschte, inhaltlich  ^ber  im  wesentlichen  unanfechtbare  Urkunde  K.  Dagoberts 
vom  J.  633  *  von  besonderer  Wichtigkeit.  In  ihr  schenkt  Dagobert  an  SMaximin 
die  curtis  r^a  Detzem  an  der  Mosel  unterhalb  Trier  cum  omnibus  rebus  ad 
eam  pertinentibus,  hoc  est  quicquid  predii  visus  sum  habere  a  fluvio . .  Ruvera 
usque  ad  silvam,  que  dicitur  leder.  Als  zugehörige  Güter  zwischen  Ruwer 
und  Idar  werden  genannt  die  Moselorte  Kenn,  Kirsch,  Longuich,  Riol,  Pölich, 
Detzem,  Leiwen,  im  Lande  Fell,  Büdlich  und  Thalfang.  FiS  ist  ein  auf 
3  Meilen  von  West  nach  Ost  zu  ausgedehntes  Territorium  von  gewifs  über 
2  Quadratmeilen  Flächeninhalt,  in  welchem  die  genannten  10  Orte  liegen; 
jeder  Ort  mit  Ausnahme  von  Thalfang  liegt  an  einer  Römerstrafse,  Detzem  an 
einem  Knotenpunkt  solcher. 

Ich  schliefse  mit  der  Schilderung  des  Fiskus  Detzem,  obwohl  sich  gleiche 
Beschreibungen  wie  für  die  Fiskalgüter  der  Flufsgegend  auch  fllr  die  der  Hoch- 
flächen beibringen  liefsen  ® :  der  Beweis  ist  genugsam  geliefert,  dafs  das  könig- 
liche Fiskalland  seinen  wesentlichen  Teilen  nach  nicht,  wie  aller  sonstige 
Grofegrundbesitz,  aus  Streubesitz  bestand,  sondern  vielmehr  ein  festgeschlossenes 
Territorium  von  ein  bis  zwei,  im  Ausnahmefall  sogar  von  fünf  bis  sechs 
Quadratmeilen  darstellte*,  so  dafs  in  unserer  Gegend  etwa  12®/o  alles  Landes 

>)  MR.  ÜB.  1,  40,  802,  s.  S.  473  Note  1;  220,  964;  2,  27*,  1177;  8,  420,  1230. 

«)  MR.  ÜB.  1,  3,  vgl.  Goerz,  MR.  Reg.  1,  73. 

»)  Man  ?gl.  z.  B.  für  Thommen  MR.  ÜB.  1,  51,  816. 

*)  So  wenigstens  an  der  Mosel  und  am  Mittelrhein.  Doch  waren  die  hier  gelegenen 
Fisci  Ton  ca.  2  Quadratmeilen  vermutlich  verhältnismäfsig  klein,  wie  daraus  hervorgeht,  dafs 
nms  J.  1065  (Boehmer,  Fontes  3,  398)  die  Fisci  Remagen,  Sinzig  und  Andernach  nur  2, 
Boppard  nur  8  Servitien  zu  liefern  hatten,  während  das  Durchschnittsservitium  der  a.  a.  0.  ge- 
nannten Fisci  8  Tage  beträgt  Von  der  Gröfse  des  königlichen  Fiskallandes  aufserhalb 
unserer  Gegend  mögen  die  folgenden  Nachrichten  eine  Vorstellung  geben.  Dronke,  Cod.  dipl. 
Fuld.  No.  28,  766:  Pippin  schenkt  an  Fulda  villa  aliqua  noncupante  Autmundistat  .  .  cum 
omnibus  terminis  vel  appenditiis  suis.  Es  ist  die  später  aus  zahlreichen  Dörfern  bestehende 
Hundertschaft  üinstadt  des  Maingaues,  s.  Landau,  Salgut  S.  62.  Vgl.  femer  Dronke,  Cod. 
dipl.  Fuld.  No.  57,  777:  Karl  d.  Gr.  giebt  an  Fulda  res  proprietatis  nostrae  Hamalumburc 
.  .  cum  omne  integritate  vel  adiacentiis  seu  appenditiis  suis  Achinebach  Thiupersbach  Harital. 
Es  ist  das  spätere  um&ssende  Amt  Hammelburg,  zu  dessen  curia  schon  nach  dem  Fuld. 
Urbar  20  territoria  (Marken)  gehörten;  Landau,  Salgut  S.  67 — 68.  Dronke,  Cod.  dipl.  Fuld. 
No.  74 :  Karl  d.  Gr.  schenkt  Vargula  in  Thüringen  an  Fulda,  terram  conceptionis  nostre,  hoc 
est  totam  comprovinciam  circa  flumen  ünstrut  ipsamque  curtem  nostram  in  Vargulaha  cum 
omnibus  compertinentiis  suis  et  cum  omnibus  villis  longevel  prope  positis,  quead  eamrespiciunt, 
com  omni  proprietate,  sicut  nos  eam  a  parentibus  nostris  accepimus.  Diese  Schenkung  umfafste 
später  3  territoria  und  7  Kirchen,  s.  Dronke,  Tr.  et.  Antiqu.  Fuld.  117;  Landau,  Salgut  S.  56—57. 
Dronke,  Trad.  et  Ant  Fuld.  S.  84:  K.  Karlmann  schenkt  an  Fulda  villam  proprietatis  sue 
Gerstunge,  cum  onmibus  appenditiis  et  familiis  suis.  Es  waren  nach  dem  Fuldaer  urbar  5  territoria 
[Marken],  mole  7,  ecclesie  2.  Wenck,  Hess.  Gesch.  2,  ÜB.  S.  8,  778:  Karl  d.  Gr.  giebt  an 
Hersfeld  mansum  .  .  dominicatum  in  loco,  qui  dicitur  Ovlaho  .  .  ,  quem  Huwart  .  .  tenuit, 


[Wirtschaft  d.  Grofsgnindbes.  —     718     — 

fest  umgrenztem  fiskalischem  Besitz  angehörte  ^  Die  Nachrichten  über  den 
Fiskus  Detzem  aber  erklären  zugleich  die  Möglichkeit  dieser  besonderen 
Stellung  des  königlichen  Grundbesitzes:  die  Fisci  waren  nicht  neue  Bildungen 
des  7.  oder  8.  Jhs.,  sie  waren  vielmehr  von  römischer  Zeit  her  übernommene, 
aus  römischen  Kulturmitteln  heraus  geschaflfene,  nunmehr  dem  König  anheim- 
gefallene Staatstenitorien  *. 

Es  begreift  sich  ohne  weiteres,  dafs  die  Organisation  dieser  Fiskalterri- 
torien von  einer  anderen  Grundlage  aus  zu  anderen  Konsequenzen  führen, 
mufste,  als  die  des  grundherrlichen  Streubesitzes;  dafs  man  irrt,  wenn  man 
die  aus  dem  Cap.  de  villis  und  anderen  Quellen  bekannte  Fiskalorganisation 
ohne  weiteres  mit  der  grundherrlichen  Organisation  identifiziert.  Grewifs  wird 
man  sich  die  Fiskalorganisation  zu  vergegenwärtigen  haben  zur  Propädeutik 
für  das  nach  Lage  der  Quellen  schwierigere  Verständnis  der  grundherrlichen 
Oi-ganisation  —  aber  man  wird  den  Gedanken  von  sich  weisen,  dafs  man  mit 
der  Fiskalorganisation  til>erhaupt  die  grundherrliche  Verwaltimg,  mit  dem  Cap. 
de  villis  si>ecioll  die  Magna  Charta  der  Grofegrundherrschaft  in  Händen  habe. 
Mit  diesiMi  Voraussetzungen  treten  wir  in  die  Untersuchung  der  Oi^anisation 
des  grundherrlichen  Betriebes  ein. 

infra  silvam  Buchoniam,  et  in  circuitu  ipsius  mansi  in  anamquamqae  partem  de  silva  lengas 
duas.  Es  war  ein  Gebiet  von  später  mehr  als  40  Dörfern :  Landau.  Hessengau  S.  144,  Salgut 
S.  (V>.  MR.  ÜB.  1, 155. 910 :  Ludwig  das  Kind  schenkt  im  I^ngau  curtem  dominicatam  Brechene 
[Brei*hen]  nunouiwtani  cum  curtibus  edificiis  ecclesia  etc.  Thietm.  7,  8:  Heinrich  U.  in 
Ca]mngim  [Kanffungen  bei  Ka<isel]  ftiit,  quo  ipse  curtem  suam  de  civitate  Cassalun  [Kassel] 
dicta  transtulit.  ^MR.  ÜB.  1,  S40,  1053:  Heinrich  HI.  schenkt  an  SMatheis  villam  quandam, 
qnc  vi>catur  Viliniar,  in  j^ago  Logenalü,  cum  omnibus  suis  pertinentiis  .  .  cum  .  .  decimis 
tam  de  maiori  Vilimar  quam  de  minori  et  de  Arenvurt,  Zultel»ach.  Seiebach,  Homenowe 
su|vriori  et  iuteriori,  Himnenl>erch,  Degerembach,  Glabpach,  Virdenmert,  Freiswert,  Velde, 
Wilore,  Brichene  superiori.  Es  ist  YiUmar  in  Nassau,  Amt  RunkeL  Arfurt  an  der  Lahn^ 
Scell»ach  u.  a.  m.:  ein  Bezirk  von  gut  einer  Quadratmoile. 

M  Man  mag  danach  ermessen,  wie  aufserordentlich  beileutend  der  fiskalische  Grund- 
besitz war.  V.  Inama,  Gnmdherr?ch.  S.  26,  berechnet  die  Zahl  der  Königsgüter  am  Schlufs 
der  Karx^linger|H»riiHle  auf  176.  davon  liegen  nach  ihm  >3  in  Franken,  5  im  südlichen  Fries- 
land, 5  in  Sachsen.  12  in  Thüringen,  21  in  Bayern,  50  in  Alemannien,  Dabei  addiert  v,  I. 
freilich  teilweis  zu  hoch :  so  sind  z.  B.  für  den  Minelrhein  nach  MR.  ÜB.  2  Einl.  S,  XXX\T  f. 
(uioht  XID  auch  erst  nach  der  Karoling^^rzeit  gewonnene  Pfalzen  mit  angeführt  Aufserdem  sind 
nunche  der  sonst  angetuhrten  Guter  sicher  nicht  FiscL  sondern  nur  Meierhöfe.  Nehmen  wir 
aber  nur  150  deutsche  Fisci  als  zur  Kan>lingeneit  vorhanden  an  und  beivchnen  wir  jeden 
%ler>eU»en  sehr  gering  vs,  S,  717  Note  4'  zu  2*  •  QuadratmeiU  n,  so  erh.tlten  wir  allein  für  Deutsch- 
lam!  die  stattliche  Z^hl  von  575  l^hudratmeilen  tiskalis<'hen  Landes.  Ist  diese  Zahl  auch 
sicher  sehr  ungenau,  so  giebt  sie  doch  eine  treffende  Vorstellung  von  der  ganz  aufserordent- 
liohen  Ausdthnuag  königlichen  Gnmdbesitres. 

*:  So  vermutet  Back  1.  91  mit  Recht,  dafs  die  ganze  Nori-Hundertschaft  :Mo?el- 
hu!hlertsc:;aÄ^  von  Ravemnersbcrg  »über  ihr^  Aus*!ehnung  s,  a.  a.  O,  >.  63*  ursprängiich  Za- 
boh-.*r  zum  kx^niglichtn  Fiskus  Dtnzen  gewesen  sei;  dit\i<*  Most-l>e;te  wini  .peninentiae  omnes' 
Tv>n  IV'!ir!'n  ;^aAnn:.    IVnr\r.  ist  die  römische  Strafsonstatioi:  IV^smisÄis  ao:  dem  Hochwald. 


2.   Der  Yerwaltungsorganismus  des  Grofsgrund- 

besitzes. 

Nach  den  Ausführungen  des  ei'sten  Teiles  dieses  Abschnittes  haben  wir 
für  das  Verständnis  der  Wiitschaftsorganisation  des  Grofsginindbesitzes  von 
der  Eröiterung  der  karolingischen  Fiskalverfassung,  wie  sie  im  Cap.  de  villis 
vorliegt,  auszugehen^.  Bei  der  Untersuchung  dieser  Organisation  dürfen  wir 
uns  nicht  auf  die  Lokalverwaltung  in  den  Fisci  beschränken;  es  bedarf  zu- 
gleich einer  Darlegung  des  Zusannnenhangs  der  Fiskalverwaltung  mit  der 
o])ersten,  zentralen  Verwaltung,  dem  karolingischen  Domänenministerium,  mn 
zu  einer  richtigen  Würdigung  der  leitenden  Stelle  in  jedem  einzelnen  Fiskus 
zu  gelangen. 

Hier  liegt  nun  von  vornherein  auf  der  Hand,  dafs  die  Zentralverwaltung 
gegenüber  so  ausgedehnten  Unterverwaltungen,  me  es  die  der  Fisci  waren, 
und  bei  so  wenig  ausgebildeten  Verkehrsverhältnissen  me  den  karolingischen 
im  wesentlichen  nur  auf  Rechnungs-  imd  allgemeine  Verwaltungskontrolle  hinaus- 
laufen konnte;  der  Schweipunkt  der  Verwaltung  und  Bewirtschaftung  mufste 
dagegen  im  ganzen  und  grofsen  in  den  einzelnen  Fisci  selbst  liegen.  Es  war 
mithin  die  Aufgabe,  jeden  Fiskus  zu  einer  thunlichst  kräftigen  Einheit  aus- 
zugestalten, an  die  Spitze  desselben  also  6inen,  besonders  umsichtigen  mid  be- 
sonders verantwortungsfähigen  Beamten  zu  setzen.  Unter  diesem  Beamten 
und  von  ihm  a])hängig  konnte  daHn  die  weitere  Ausgestaltung  der  Fiskus- 
veinvaltung  im  einzelnen  vor  sich  gehen.  In  diesem  Sinne  verfähit  das  Cap. 
de  \illis.  Es  spricht  vor  allem  von  den  ludices,  den  obersten  Intendanten 
oder  Amtleuten  der  einzelnen  Fisci  ^ :  an  sie  wenden  sich  fast  alle  Vorschriften 

')  Zum  Cap.  de  villis  vgl.  Anton,  Geschichte  der  teutschen  Landwirtschaft  1,  177  f.; 
Langethal,  Geschichte  der  deutschen  Landwirtschaft  passim ;  Guörard,  Explication  du  capitulaire 
de  villis  (M6m.  de  Tlnstitut,  Acad.  des  inscr.  et  helles  lettres  Bd.  21,  i,  165  f.);  A.  Thaer  in 
Fühlings  landw.  Zs.  Bd.  27,  241  f.,  und  Boretius  zu  seiner  Edition  in  den  Capp.  S.  ^2  f. 
Französische  Übersetzung  bei  Guerard,  deutsche  bei  Thaer.  Eine  ausführliche  erklärende 
Schilderung  der  Villenverfassung  nach  dem  Cap.  giebt  v.  Maurer,  Fronhöfe,  spec.  1,  229  f., 
und  v.  Inama,  Wirtschaftsg.  1,  323  f.,  393  f.  Von  beiden  weiche  ich  im  folgenden  auf  Grund 
der  veränderten  Anschauung  vom  Fiskalbezirk  vielfach  ab. 

•)  Intendant  übersetzt  Guerard,  Amtmann  Thaer.  Die  Stellung  dieser  Amtleute  im 
Fiskus  war  übrigens  keine  neue  Einrichtimg  Karls  des  Grofsen;  schon  das  6.  Jh.  kennt  sie, 
vgl.  Brequigny   S.  26,  Pardessus  1,  75,  528:    Childebert  I.  giebt  an  das  Kloster  SCalais  de 


[Wirtschaft  d.  Grofsgmndbes.  —     720     — 

des  Cap.,  sie  erscheinen  als  die  verantwortlichsten  und  hauptsächlichsten  Be- 
amten der  Domanialverwaltung :  die  Zentralverwaltung  und  die  innerfiskalische 
Verwaltung  kommen  neben  ihnen  erst  an  zweiter  Stelle  in  Betracht. 

Der  Zentralstelle  wird  in  der  That  kaum  mehr  als  die  Rezeptur  der  Do- 
mänenreinerträgnisse  und  die  Kontrolle  der  Fiskuswirtschaften  sowie  die  Ver- 
mittelung  zwischen  den  Wirtschaftsbedtirfiiissen  der  einzelnen  Fisci  zugewiesen. 
In  letzterer  Beziehung  beschliefst  die  Zentralstelle  über  den  Verbrauch  von 
Wein,  der  an  einer  Stelle  entbehrlich  ist  ^ ;  dirigiert  die  Unfreien  aus  Fisci,  wo 
Uberflufs  an  solchen  vorhanden,  in  andere,  wo  sie  mangeln  * ;  und  verteilt  die 
grofsen  Schweineherden  auf  die  einzelnen  Fisci  je  nach  Ausfall  der  Eckermast'. 
Hierher  ist  es  auch  noch  zu  ziehen,  wenn  Jäger,  Falkoniere  und  andere  Pfalz- 
ministerialen zeitweilig  zur  Ausbeutung  gewisser  Sondererträge  aus  Forsten 
u.  s.  w.  in  einzelne  Fisci  gesandt  werden*,  sowie  wenn  man  gewissen  Fisci  Hunde 
zur  Aufzucht  und  Jagdausbildung  tiberweist*.  Zur  Ausübung  der  Kontrolle 
dagegen  gehört  es,  wenn  die  Zentralstelle  die  Instanz  ftir  Klagen  von  Hof- 
genossen und  von  Unterbeamten  des  Iudex  gegen  diesen  bildet*,  wenn  sie 
femer  die  Normalien  ftir  Gewicht  und  Gemäfs  aufbewahrt,  die  auf  allen  Fisci 
gleich  sein  sollen^,  wenn  sie  endlich  über  die  Verwendung  der  Reinerträge 
bestimmt®,  die  Resultate  der  Pferdezucht  revidiert ^  überhaupt  die  Rechnungs- 
kammer für  alle  Fisci  bildet*^. 

Derartig  ausgedehnte  Kontrollpflichten  erforderten  nattirlich  bedeutende 
Arbeitskräfte  an  der  Zentralstelle,  welche  sowohl  die  Rechnungen  zu  prüfen, 
wie  den  schriftlichen  Verkehr  mit  den  einzelnen  Fisci  *^  zu  unterhalten  fähig 
sein  mufsten :  man  mufs  sich  also  unter  dem  König  und  der  Königin,  bezw.  den 
mit  der  Zentralverwaltung  der  Domänen  speziell  beauftragten  Pfalzbeamten,  dem 
Seneschalk  und  dem  Schenk  **,  ein  bedeutendes  Schreiberpersonal  thätig  denken. 

Gegenüber  der  mehr  kollegialisch  ausgestalteten  Leitung  der  Zentralstelle 
war  die  Verwaltung  des  einzelnen  Fiskus  selbst,  wie  gesagt,  eine  durchaus 
einheitliche:  alles  lag  hier  in  der  6inen  Hand  des  Iudex,  der  sich  nur  im 
Einzelfalle  und  für  untergeordnete  Geschäfte  von  einem  Mandatar,   Gewalt- 

flsco  nostro  Maddoallo  super  fluvium  Anisola  [die  Anille,  fliefst  in  die  Braye;  Dep.  Sarthe] 
.  .  terminus  ergo  de  nostra  donatione,  qui  est  inter  dominationem  fisci  Maddoallensis  et 
nostra  traditione,  incipit  a  nlla  .  .  .,  et  pergit  .  .  .;  deinde  descendit  ad  eiim  iocum,  ubi 
Maurus,  ipsius  Maddoallo  iudex,  manere  videtur. 

1)  Cap.  de  villis  §  8. 

«)  Ebd.  §  67. 

«)  Ebd.  §  25. 

*)  Ebd.  §  47. 

»)  Ebd.  §  58. 

«)  Ebd.  §  29  u.  57. 

"0  Ebd.  §  9. 

»)  Ebd.  §  33. 

»)  Ebd.  §  15. 

1«)  Ebd.  §  28. 

")  Denuntiatio,  a.  a.  0.  §  7. 

")  Ebd.  §  16,  47. 


—     721     —  Verwaltungsorganisraus.] 

boten,  Missus,  vertreten  lassen  konntet  Das  schliefst  natürlich  nicht  aus, 
dafe  dem  Iudex  ein  Bureau  zur  Seite  stand;  man  ist  vielmehr  gezwungen, 
ein  solches  Bureau  als  bestehend  anzunehmen,  sobald  man  den  ausgedehnten 
Geschäftskreis,  namentlich  das  komplizierte  Rechnungswesen*  des  Iudex 
kennen  lernt®. 

Der  Iudex  selbst  war  stets  ein  freier  Mann,  er  war  Richter  der  Freien 
im  Fiskalgebiet*;  es  wird  femer  vorausgesetzt,  dafs  er  wohlbegütert  war*, 
das  Jagdvei^tigen  liebte*  und  genügende  Macht  besafs,  die  Einwohner  des 
Fiskus,  speziell  die  Hofgenossenschaften,  unter  Umständen  zu  bedrücken^. 
Er  wurde  audi  aufserhalb  des  Fiskus  für  den  Reichsdienst  in  Anspruch  ge- 
nommen sowohl  in  Heerfahrten  wie  auf  Wacht  und  in  Gesandtschaften  ®.  Über 
die  Dauer  seiner  Amtsgewalt,  seine  Besoldung,  überhaupt  die  Regelung  seiner 
persönlichen  Verhältnisse  erfahren  wir  nichts;  nur  soviel  ist  klar,  dafs  er 
ein  eigentlicher  Beamter  war  und  damit  der  königlichen  Disciplinargewalt 
imterstand  *. 

Der  Domanialbezirk,  welchem  er  vorgesetzt  war,  hiefs  Fiskus,  im  Gegen- 
satz zur  Villa,  dem  einfachen,  wohl  fast  stets  in  einem  Dorfe  befindlichen 
Fronhofe,  und  im  Gegensatz  zum  Mansionile,  dem  mit  einem  Hofe  verbun- 
deneu oder  vereinzelt  wohl  auch  selbständigen  Vorwerk  ^^.  Derjenige  Fronhof 
des  Fiskalgebietes,  in  welchem  der  Iudex  residierte,  fühlte  den  Namen  Curtis 
oder  Curtis  dominica,  Fronhof  im  prägnanten  Sinne";  nicht  selten  war  er  mit 
einer  königlichen  Pfalz  ^*  versehen.  Das  Fiskalgebiet  selbst  umfafste  in  seinen 
verschiedenen  Ortschaften  stets  mehrere  untergeordnete  Fronhöfe  ^^  und  Vor- 
werke^*,   mehrere    Mühlen",    mindestens   drei    bis    vier    Weinschenken^*, 

1)  Cap.  de  Tillis  §  5.    Zur  Stellung  des  Iudex  vgl.  Gu^rard  S.  289  f. 

*)  S.  darüber  weiter  unten  in  Abschnitt  VUI. 

•)  Auch  sprechen  einzelne  Ausdrücke  direkt  für  ein  solches  Bureau,  vgl.  Cap.  de 
TÜlis  §  7:  computare  fieu^iat  Die  Bureaubeamten  heifsen  §  16  iuniores,  wie  alle  Subalternen; 
Tennutlich  gehörten  zu  ihnen  die  §§  10  und  58  (vgl.  §  8)  genannten  cellerarii,  vielleicht  auch 
die  ebd.  genannten  decani,  die  letzteren  sind  wenigstens  schwerlich,  wie  Gu^rard,  Polypt. 
dlrminon  1,  44,  will,  eine  Art  Meier.  Sie  erscheinen  überhaupt  nicht  als  eine  spezifische 
Beamtenart,  sondern  als  eine  Beamtenklasse,  wie  die  Zusammenstellung  bei  Hincmar,  De 
discipl.  palat  §  17:  iuniores  aut  decani  beweist    Vgl.  auch  Prou  S.  47  Note  6. 

^)  Freilich  kommen  ja  ab  und  zu  sogar  ursprünglich  unfreie  Grafen  vor. 

*)  Cap.  de  viUis  §  3,  36. 

•)  Ebd.  §  11. 

'^)  Ebd.  §  3,  11.    Kleine  Geschenke  an  den  Iudex  sind  zulässig,  ebd.  §  3. 

*)  Ebd.  §  16.    Zur  Abwesenheit  s.  auch  §  5. 

•)  Bestrafung  durch  Verbot  des  Trinkens,  ebd.  §  16. 

^^)  Ebd.  §  4,  19,  52;  s.  dazu  Thaer  S.  246. 

")  Ebd.  §  8,  20,  27,  45,  56. 

**)  Über  die  Pfalzeinrichtung  spricht  ausführlich  v.  Maurer,  Fronhöfe  1,  212  ff. 

")  Ebd.  §  17,  40. 

»♦)  Ebd.  §  19. 

")  Ebd.  §  18. 

")  Ebd.  §  22. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     722     — 

Arbeitshäuser  für  Frauen^  und  Handwerker,  sowie  unter  Umständen  mehrere 
Kirchen  -. 

Für  den  ganzen  Bezirk  stand  dem  Iudex  die  obere  Wirtschaftsverwaltung, 
die  Rechtspflege  und  die  Polizei  zu ;  der  Bezirk  war  also  von  der  gewöhnlichen 
Hundertschaftsverfassung  eximieit  und  bildete  ftlr  sich  wie  einen  eigenen  Wirt- 
scliafts-  so  auch  einen  eigenen  Gerichtssprengel. 

Am  meisten  wurde  der  Iudex  von  der  Wirtschaftsverwaltung  in  Anspruch 
genommen.  Hier  handelte  es  sich  zunächst  um  eine  allgemeine  Aufsicht  über 
den  Acker-  und  Weinbau  ^,  welche  in  der  jährlich  drei-  bis  viermal  wiederholten 
Revision  aller  unterstellten  Fronhöfe *,  in  der  Auswahl  neuer  Rottlandstücke*, 
sowie  in  Meliorationen,  beispielsweise  für  das  Saatgetreide*  oder  im  Garten- 
bau', ihi'en  Ausdruck  fand.  Ebenso  stand  dem  Iudex  die  Oberaufsicht  über 
die  heiTSch  ältliche  Viehzucht  im  Fiskalgcbiete  zu;  er  vermehrt  die  Zucht  % 
disponiert  über  die  Deckhengste®  und  leitet  überhaupt  die  hervon^agend  be- 
tonte I^ferdezucht  bis  zur  Bildmig  der  einzelnen  an  die  subalternen  Poledrarii 
abzugebenden  Herden  ^^.  Auch  sonst  ist  der  Iudex  ganz  allgemein  zu  wirtschaft- 
lichen Meliorationen  verpflichtet;  er  pflegt  den  Wald,  legt  Fischteiche  an^*, 
sorgt  für  einen  ausreichenden  Bestand  an  Baunweiuschenken  ^^  und  hält  Bauten 
und  Brühle  seines  Gebietes  in  Ordnung  ^®.  Zu  alledem  kommt  noch  eine  Ober- 
aufsicht über  die  herrschaftlichen  Arbeiten  des  Fiskus^*.  Soweit  endlich  die 
Piodukte  des  Fiskus  aufserhalb  des  Fiskalbezirks,  al)er  innerhalb  der  könig- 
lichen Domänenwirtschaft  nützlichere  Verwendung  als  daheim  finden  köimen, 
hat  der  Iudex  darüber  an  die  Zentralstelle  zu  berichten,  welche  dann  den  Aus- 
gleich veranlafst.  So  berichtet  er  z.  B.  über  die  Höhe  der  Schweinemast^^  wie 
ü])er  die  Zahl  leei^tehender  (verfronter)  Hufen  bezw.  überschüssiger  Unfrinen**. 

Mit  der  obersten  Kontrolle^  über  die  hen-schaftliche  Produktion  im  Fiskus 
war  natürlich  die  Eiunahmo,  Veirechnung  und  Verteilung  der  fiskalischen  Er- 
träge, sowie  die  Abführung  der  Ertragsübei-schüsse  verbimden.  Der  Fronhof, 
auf  welchem  der  Iudex  residierte,   bildete  somit  die  Generalrezeptm*  des  Fis- 

1)  Cap.  de  Wllis  §  31. 

2)  Ebd.  §  0. 

^)  EIkI.  §  5,  8. 

♦)  Ebd.  §  20. 

•')  Ebd.  §  36. 

ß)  Ebd.  §  32. 

')  Ebd.  §  70. 

«)  Ebd.  S  23. 

»)  Ebd.  §  13. 
1«)  Ebd.  §  14. 
")  Ebd.  §  21,  65. 
")  Ebd.  §  22. 
")  Ebd.  §  46,  48,  49. 
")  Ebd.  §  45. 
»)  Ebd.  §  25. 
u)  Ebd.  §  67. 


—     723     —  Verwaltungsorganisraus.] 

kus^  in  welche  die  Vorstände  der  XJnterbetriebe  die  gesammelten  Einzel- 
ertrage  abzuführen  hatten;  einzelne  Abgaben,  wie  die  Eier  und  Hühner  der 
Gehöfer  und  Unterbeamten,  nahm  der  Iudex  auch  wohl  direkt  ein^.  Von 
dem  in  dieser  Weise  aufgehäuften  Gesamterträgnis  behielt  der  Iudex  unter 
genauer  Abrechnung  tlber  die  einzelnen  Posten  zunächst  das  für  die  Bedürf- 
nisse der  eigenen  Betriebe  Notwendige,  einschliefslich  der  Anfordeiiingen  der 
Frauenhäuser,  Handwerker  u.  s.  w.  ^,  brachte  fenier  das  auf  jedem  Fiskalgebiet 
befindliche  Zeughaus  auf  die  vorgeschriebene  Höhe  der  Kriegsrationen  und 
Kriegswerkzeuge*,  bestritt  Zehntzahlungen*  imd  sonstige  laufende  Verbind- 
lichkeiten des  Fiskus  namentlich  gegenüber  der  Hofhaltung®,  machte  die  für 
den  Fiskus  nötigen  Einkäufe  an  Wein  u.  s.  w. '',  und  lieferte  dann  den  zu- 
rückbleibenden tlberschufs  an  die  Zentralstelle  ab®. 

Zu  diesen  Verwaltungsfunktionen,  denen  sich  noch  die  venimtlich  durch- 
gehende Emeuerungsbefugnis  der  Subalternen  und  der  fiskalischen  Kleriker 
zurechnen  läfst®,  kam  eine  starke  Beschäftigung  in  der  Rechtspflege  des 
Fiskalgebietes.  Der  Iudex  hatte  die  Exekution  der  königlichen  Gerichtsgefälle, 
welche  die  nicht  hofhörigen  Fiskuseingesessenen  verwirkt  hatten^**;  er  war 
ferner  der  Fronhofrichter  der  hofliörigen  Fiskalinen,  da  sich,  scheint  es,  die 
einzelnen  Hofdinge  unter  dem  Meier  als  Richter  und  dem  Iudex  als  Bann- 
herren noch  nicht  ausgebildet  hatten  ^^  Endlich  aber  hatte  der  Iudex 
das  Exekutionsrecht  gegenüber  allen,  freien  wie  unfreien,  Fiskuseingesess(»nen 
bei  Fonlerungen  Auswärtiger^^. 

Ging  schon  die  allgemeine  Stellung  des  Iudex  als  richterlichen  Beamten 
für  die  Hofgenossenschaft  in  die  eines  Polizeirichtei-s  über,  so  waren  auch 
noch  gerade  in  dieser  Richtung  die  polizeilichen  Funktionen  des  Iudex  im  ein- 
zelnen besonders  eindringlich  ausgeprägt.  Der  Iudex  hatte  das  Ztichtigungsrecht 
bei  Verg(*hen  der  Hofgenossen  gegen  den  Ilenn ^^,  er  hatte  gegen  Zauberei  und 
Unterschlagung  im  Frondienst,  wie  gegen  jederlei  Müfsiggang  der  Hofgenossen 
einzusclireiten  ^*.    Mit  den  speziellen  polizeilichen  Vollmachten  verbanden  sich 

1)  Cap.  de  viUis  §  20. 

2)  Ebd.  §  39. 

»)  E»kL  §  31,  43. 

«)  EM.  §  30,  42,  64,  68. 

^)  Ebd.  §  6. 

•)  Speziell  das  sog.  servitium,  s.  a.  a.  0.   §  7,  24.      Vgl.  ferner  (das  Vorfiibren  der 
Kerde  §  15. 

")  Ebd.  §  8. 

»)  El)d.  §  28. 

•)  Vgl.  elxl.  §  6.  Auch  §  10  geht  in  seinem  befehlenden  Tone  an  die  TudiceF. 
^0)  EM.  §  4. 

*^)  Vgl.  a.  a.  0.  §  56 :  ut  unusquisque  iudex  in  eonim  ministerio  frequentius  audientias 
teneat,  et  iustitiam  faciat,  et  praevi<leat,  qualiter  recte  faniiliae  nostrae  vivant. 
«)  Ebd.  §  52. 
")  Ebd.  §  4. 
")  EiA,  §  53,  54. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     724     — 

einige  allgemeinere :  die  Sorge  für  rechtes  Mafs  und  Gewicht  ^,  für  gute  Wirt- 
schaft in  den  Weinschenken^,  die  Bewahrung  der  Weiberhäuser  vor  unsittr 
lichem  Einbruch®,  der  Äcker  u.  a.  m.  vor  Zauberei*,  endlich  die  Verpflich- 
tung zur  Vertilgung  der  Wölfe*. 

Diesen  weitreichenden  Befugnissen  des  Iudex  stehen  nun  die  einzelnen 
ihm  sämtlich  zur  Rechnungslage  verpflichteten®  Lokalbetriebe  gegenüber. 
Man  kann  sie  in  allseitige  landwirtschaftliche  Betriebe  —  die  Fronhöfe  — 
und  in  Sonderbetriebe  teilen;  zu  den  letzteren  gehören  die  Forstverwaltung, 
die  Pferdezüchterei ,  die  Zollverwaltung^,  wahrscheinlich  auch  die  Müllerei®, 
Brauerei®,  Fischerei^®,  Hundezüchterei "  und  sicher  wiederum  das  Hand- 
werk*^. Bestanden  von  diesen  Sonderbetrieben  nicht  selten  mehrere  derselben 
Art  in  änem  Fiskus*®,  so  fand  sich  doch  vor  allem  stets  eine  Mehrzahl  von 
Fronhöfen,  und  ihnen  waren  wiedeinim  einige  kleinere  Betriebe,  z.  B.  die 
Zeidlerei  ** ,  angeschlossen. 

An  der  Spitze  aller  dieser  Betriebe  standen  nun  Subalterne,  luniores  des 
Iudex*®,  so  der  Maior  (Meier)  an  der  Spitze  eines  Fronhofes,  der  Poledrarius 
an  der  Spitze  einer  Pferdeherde  u.  s.  w.  Das  Soldverhältnis  dieser  Subalternen 
konnte,  je  nach  ihrer  rechtlichen  Qualität  und  ihrer  Beschäftigung,  auf  drei- 
fache Weise  geregelt  sein:  entweder  sie  waren  frei  und  hatten  als  Besoldung 
für  ihr  Amt  ein  einträgliches  Beneficium;  oder  sie  waren  hofhörig  und  hatten 
eine  grundhörige  Hufe ,  von  deren  Fronhanddiensten  sie  auf  Grund  des  Amtes 
dispensiert  waren*®;  oder  aber  sie  waren  hofhörig  ohne  Hufe  und  empfingen 
ihren  Lebensunterhalt  in  Form  einer  Präbende  aus  dem  direkten  fiskalischen 
Betriebe*^.  Die  letzte  Art  der  Besoldung  war  natürlich  nur  bei  denjenigen 
Specialbetrieben  rationell,  wo  dem  Besoldeten  in  dem  ihm  untergebenen  Be- 
triebe nicht  eine  Quelle  allseitigen  Lebensunterhaltes  offien  stand,  also  z.  B. 

')  Cap.  de  villis  §  9. 

«)  Ebd.  §  22. 

«)  Ebd.  §  49. 

*)  Ebd.  §  51. 

^)  Ebd.  §  69. 

«)  Ebd.  §  10,  11,  13,  14. 

^)  Ebd.  §  18. 

8)  Ebd.  §  61. 

»)  Ebd.  §  21. 
>o)  Ebd.  §  58. 
")  Ebd.  §  4.5. 
>»)  Ebd.  §  63. 
")  Ebd.  §  13. 
1*)  Ebd.  §  17. 
18)  Ebd.  §  16,  58. 
1®)  Hierzu  speziell  vgl.  ebd.  §  10. 

")  Ebd.  §  50;  poledrarii,  qui  liberi  sunt  et  in  ipso  ministerio  beneficia  habuerint,  de 
illorum  vivant  beneliciis;  similiter  et  fiscalini,  qui  mansas  habuerint,  inde  vivant,  et  qui  hoc 
non  habuerit,  de  dominica  accipiat  provendani. 


—     725     —  Verwaltungsorganismus.] 

bei  den  Pferdezuchten!  oder  den  Zöllnern;  am  wenigsten  angebracht  war  sie 
bei  den  Meiern,  den  Vorstehern  ausgebildeter  landwirtschaftlicher  Betriebe,  für 
welche  sich  ein  volles  Leben  mit  und  aus  der  Wirtschaft  nicht  verhindern 
liefe,  vielmehr  von  selbst  zur  Besoldung  als  besonders  praktisch  ergab.  Die 
Meier  werden  daher  stets  in  der  ersten  oder  zweiten  oben  beschriebenen  Art 
besoldet  worden  sein;  bei  ihrer  unter  den  Subalternen  besonders  wichtigen 
Stellung  —  waren  ihnen  doch  andere  kleine  Betriebe,  z.  B.  die  der  Zeidler,  bei- 
geordnet —  war  wohl  die  Besoldung  mit  einem  Beneficium  die  Regelt  In 
diesem  Falle  waren  die  Meier  von  Frondiensten  persönlich  frei  und  stellten  an 
ihrer  Statt  einen  Vertreter  (vicarius)  für  die  Hand-  und  Pflugdienste  wie  ftlr 
sonstige  Leistungen.  Es  begreift  sich,  dafs  eine  solche  Freiheit  von  persönlichen 
Leistungen,  verbunden  mit  einem  gut  ausgestatteten  Beneficium  in  Land  und 
einer  besonders  angesehenen  Stellung  innerhalb  der  fiskalischen  Betriebe  auch 
an  sich  wohlhabende  freie  Leute  des  Fiskus  zur  Annahme  eines  Meieramtes, 
vielfach  gewife  zum  Zwecke  unberechtigter  Ausbeutung  der  hofhörigen  Leute, 
verlocken  konnte.  Es  wird  darum  ausdrücklich  bestimmt,  dafs  die  Meier- 
ämter nur  an  Leute  mittlerer  Lebensstellung,  von  denen  man  getreue  Ver- 
waltung erwarten  könne,  vergeben  werden  sollten^;  und  zugleich  wird  im 
Interesse  des  Betriebes,  wie  zur  Beschränkung  der  Bedeutung  des  Meieramtes 
festgestellt,  dafs  die  dem  einzelnen  Fronhofe  zugewiesenen  Hufen  und  Äcker 
nicht  umfangreicher  sein  sollen,  als  dafs  man  sie  an  6inem  Tage  umgehen 
kann^. 

Im  übrigen  waren  indes  die  Meier,  wie  die  anderen  Subalternen,  Ministe- 
rialen niederer  Gattung*,  Beamte,  welche  der  königliche  Dienst  zwar  ehrte*, 
welche  aber  durch  eben  diesen  Dienst  gegenüber  dem  Herrn  in  ein  tief- 
greifendes persönliches  Abhängigkeitsverhältnis  gelangten:  die  königliche  Dis- 
dplinargewalt  ging  in  ihren  Wirkungen  bis  zur  Karenz  und  Prügelstrafe®. 

Übersieht  man  das  soeben  streng  nach  den  Bestimmungen  des  Cap.  de 
villis  gezeichnete  Bild  der  karolingischen  Fiskalverwaltung,  so  fällt  vor  allem 
die  feste  Begründung  derselben  auf  die  Einheit  des  Fiskalbezirkes  auf,  unter 
der  unabweisbaren  und  für  die  ganze  Organisation  notwendigen  Voraus- 
setzung, dafs  dieses  Fiskalgebiet  einen  bedeutenden  und  geschlossenen  Um- 
fang,  eben  die  Gröfee  eines  Territoriums  von  mindestens  1  bis  2  Quadrat- 


')  Cap.  de  vUUs  §  10. 

2)  Ebd.  §  60. 

»)  Ebd.  §  26. 

*)  Ebd.  §  16. 

*)  Vgl.  dazu  Cap.  miss.  792  oder  786,  Boretius  S.  67,  c.  4:  fiscilini  quoque  et  coloni 
et  ecdesiastici  adque  servi,  qui  honorati  beneiicia  et  ministeria  tenent,  vel  in  bassallatico 
honorati  sunt,  cum  domini  sui  et  caballos  arma  et  scuto  et  lancea  spata  et  senespasio  habere 
po&sunt 

«)  Ebd.  §  16. 


[Wirtechatt  d.  Grofsgrundbes.  —     726     — 

meilen  hal)e,  wie  dieselbe  durch  unsere  früheren  Einzeluntersuchungen  als  die 
für  alte  Fisci  ji;ewöhnliche  Ausdehnmig  nachgewiesen  worden  ist. 

Wie  stellen  sich  nun  hierzu  die  grundherrlichen  Organisationen  der 
Kirche  und  des  Laienadels?  Zeigen  sie  in  karolingischer  oder  späterer  Zeit 
eine  der  Fiskalverwaltung  gleiche  oder  wenigstens  verwandte  Ordnung?  Zur 
Beantwortung  dieser  Fragen,  zur  Möglichkeit  eines  vollen  Vergleiches 
fiskalischer  und  grundherrlicher  Organisation  durch  mehrere  Jahrhunderte  hin- 
durch bedarf  es  vor  allem  einer  Untersuchung  des  Schicksals  der  karolingi- 
schen  Villenverfassung  l)is  in  die  Stauferzeit  hinein. 

Da  finden  wir  nun  schon  in  der  Tradition  des  10.  bis  13.  Jahrhunderts  nur 
noch  trümmerhafte  Spuren  der  alten  Fiskalorganisation ;  die  Fiskalgebiete  zeigen 
sich  durch  königliche  Schenkungen  sehr  zusammengeschmolzen^,  die  Königs- 
gewalt selbst  erscheint  erlahmt.  Gleichwohl  ist  es  möglich,  auch  noch  in  dieser 
Periode  die  Spuren  der  alten  Oi-ganisi\tiou  in  ihren  auffallendsten  Eigentümlich- 
keiten wieder  aufzufinden. 

Sieht  man  von  gewissen  Eesten  der  Zentral  Verwaltung  ab^,  so  gilt 
es  natüi'lich  vor  allem,  das  Amt  des  Iudex  wiederzuerkennen  und  seine 
Schicksale  bis  zur  Höhe  des  Mittelalters  zu  verfolgen.  Hier  steht  zu- 
nächst fest,  dafs  das  Amt  sich  das  ganze  9.  Jh.  hindurch  ungeschwächt 
erhielt.  Im  J.  835  ei*scheint  in  der  Pfalz  Ingelheim  ein  Exactor  palatii 
Agano  neben   einem    Fronhofsmeier  ^,    er    ist   kein    anderer   als   der   Iudex 


')  Auch  wohl  schon  früh  durch  Veräufserung  von  Ländereien  des  Fiskus  seitens  Fiskal- 
ehigesessener  an  auswärtige  Grofse,  vgl.  Cap.  miss.  803  c.  10,  Boretius  S.  115. 

2)  Hierhin  ist  vielleicht  der  in  unserer  Gegend  nur  in  Boppard,  aber  freilich  allein 
während  des  13.  Jhs.  erscheinende  Notarius  imperii  oder  imperialis  aule  zu  rechnen,  vgl. 
MR.  ÜB.  3,  360,  1228;  597,  1237;  64L  1238;  707,  1241;  1304,  1250.  Es  war  nach  MR.  ÜB. 
3,  707,  1241  in  allen  diesen  Jahren  Konrad  Propst  von  SMartin- Worms.  —  Neben  dem 
Reichshofhotar  erscheint  ebenfalls  nur  in  Boppard  1245  (MR.  ÜB.  3,  844)  ein  Elias  officialis 
de  Bopardia,  1249  (MR.  ÜB.  3,  982  und  1005)  ein  imperialis  aule  camerarius  Philipp  von 
Hohcnfels,  der  sich  MR.  ÜB.  3,  1034,  1250  imperialis  aule  camerarius  tunc  officialis  nennt 
Der  Titel  Reichshof kämmerer  ist  also  für  Boppard  sekundär;  in  seiner  Stellung  in  Boppard 
ist  Philipp  Amtmann,  Officialis,  wie  Elias.  Welche  Stellung  dieser  Bopparder  Amtmann  ein- 
nahm, wird  aus  den  für  ihn  allein  vorliegenden  Urkunden  nicht  völlig  klar;  das  Wahrschein- 
lichste aber  ist,  dafs  sein  Amt  um  die  Mitte  des  13.  Jhs.  im  Sinne  der  späteren  Relchs- 
und  Territorialverwaltung  neu  begründet  war  und  der  Oberaufsicht  (procuratio)  der  Reichsgüter 
am  Rhein  diente;  daher  auch  sein  Befehl  an  alle  Reichszöllner,  MR.  ÜB.  3,  1005,  1249. 
Boppard  eignete  sich  zur  Bestellimg  eines  solchen  neuen  Aufsichtsbeamten  über  die  Trümmer 
des  alten  Reichsgutes  am  Mittelrhein  deshalb  besonders  gut,  weil  es  mindestens  seit  de^m 
11.  Jh.  der  bedeutendste  Fiskus  in  diesen  Gegenden  war,  vgl.  oben  S.  717  Note  4.  Eine  ähnliche 
Prokuration,  wie  sie  für  den  Mittelrhein  besteht,  findet  sich  1216  zu  Sinzig  für  den  Nieder- 
rhein, vgl.  MR.  ÜB.  3,  47,  sowie  429,  1231.  Zur  Frage  nach  den  Reichsamtleuten  vgl.  die 
"wenigen,  nicht  ganz  klaren  und  von  v.  Maurer  zu  sehr  beeinflufsten  Notizen  bei  Küster, 
Reichsgut  S.  56  f. 

»)  MR.  ÜB.  1,  62. 


—     727     —  Verwaltungsorgaiiismus.J 

des  Cap.  de  villis;  858  und  873  werden  ferner  die  ludices  direkt  in  öffent- 
lichen Akten  genannt  ^  Für  die  spätere  Zeit  ist  die  Benennung  des  Iudex 
im  P,  Jh.  zu  Ingelheim  ein  wertvoller  Fingerzeig:  Exactor,  Schultheifs  wird 
nuniuehr  überall  der  Titel  der  Nachfolger  des  alten  Iudex  —  ein  sehr  berech- 
tigter Titel,  wenn  man  sich  erinnert,  dafs  der  Iudex  mit  der  Verwaltung  der 
königlichen  Fiskalgefälle  von  jeher  die  der  Gerichtsgefälle  verband.  Derartige 
Schultheifsen  finden  sich  nun  seit  dem  12.  und  bis  ins  14.  Jh.  in  allen  alten, 
ihrer  Verfassung  nach  noch  einigennafsen  erhaltenen  Fisci,  so  in  Andernach, 
Koblenz,  Boppard,  Oberwesel  und  Kröv,  auch  die  Wetzlarer  Schultheifsen 
können  hier  genannt  werden  ^.  Die  Schultheifsen  in  den  genannten  Fisci  sind 
stets  fireie  Leute,  meist  wenn  nicht  immer  Adlige^,  sie  führen  die  Prädikate 
doniuus  und  honestus  vir*.  Ihre  Funktionen  gehören,  wie  früher  die  des 
Iudex,  der  Wirtschafts-  und  Rcchtsverwaltung  zugleich  an;  sie  stehen  an  der 
Spitze  der  alten  Fiskalgemeinde  bei  Verfügungen  über  die  Allmende^;  sie 
sind  die  ordentlichen  Eichter  des  Fiskalbezirks  für  streitige  und  freiwillige 
Gerichtsbarkeit*;  sie  bilden  endlich  den  Vorstand  der  Fiskalgemeinde  auch 
in  deren  äufseren  Beziehungen^. 

Bemerkenswert  bleibt  indes,  dafs  Schultheifsen  im  alten  Sinne  der  ludices 
sich  innerhalb  unserer  Gegend  fast  nur  da  leidlich  intakt  bis  ins  12.  und 
13.  Jh.  erhalten  haben,  wo  ihre  Stellung  durch  die  starke  Grundlage  eines 
innerhalb  des  Fiskus  entwickelten  städtischen  Gemeinwesens  gestützt  wurde, 
und  wo  das  Fiskalgebiet  in  eben  diesem  Gemeinwesen  einen  aus  der  allgemeinen 
Landesentwicklung  selbst  herauswachsenden  festen  Kern  erhielt.  In  anderen 
Fisci  dagegen,  in  welchen  eine  solche  Durchlrildung  des  fiskalischen  Hauptortes 

« 

*)  Ep.  Hincmari  ad  Ludov.  regem  c.  14,  858,  Baluze  2,  115;  Cap.  Caris.  873  c.  3, 
MGLL.  1,  520.  Doch  ergiebt  sich  gerade  aus  der  ersten  Stelle  schon  die  Neigung  der 
ludices,  sich  von  der  Kontrolle  der  Centralstelle  zu  emancipieren,  selbständig  aufzutreten  und 
eigene  Rechte  gegenüber  den  Fiskal  inen  geltend  zu  machen. 

*)  Der  volle  Titel  ist  da,  wo  der  Fiskus  noch  in  königlicher  Hand  ist,  scultetus 
imperii  oder  regni,  vgl.  >IR.  ÜB.  3,  61,  1216;  Bd.  3,  492,  i8,  1324.  Im  übrigen  vgl.  Ander- 
nacher Schreinsrolle  12.— 13.  Jhs.;  —  MR.  ÜB.  3,  849,  1246;  983,  1249;  Hennes  ÜB.  1, 
237.  1274:  —  MR.  ÜB.  3,  61,  1216;  78,  1217;  360,  1228;  503,  1234;  641,  1238;  844,  1245; 
1034,  1250;  1071,  1250;  1167,  1252;  1207,  1253;  1379,  1257;  CRM.  2,  339,  1291;  Honth. 
HisL  1,  20,  1303;  CRM.  3,  34,  1305;  —  MR.  ÜB.  3,  164,  c.  1220;  1245,  1254;  —  Bd.  3, 
492,  l^  1324 ;  —  MR.  ÜB.  3,  362,  1228.  —  Im  14.  Jh.  setzte  man  in  den  an  andere  Grund- 
herrschaften übergegangenen  Fisci  anstatt  der  Schultheifsen  Amtleute  bezw.  Burggrafen  ein; 
Tgl.  z.  B.  fiir  Oberwesel  Bd.  3,  No.  212,  1385. 

«)  >m.  ÜB.  3,  503,  1234;  1034,  1250;  CRM.  3,  34,  1305;  Bd.  3,  492,  is,  1324. 

*)  MR.  ÜB.  3,  503,  1234;  Honth.  Hist.  1,  20,  1303. 

»*)  MR.  ÜB.  3,  362,  1228;  Hennes  ÜB.  1,  237,  1274;  CRM.  3,  34,  1305,  cit.  oben 
S.  296  Note  5. 

«)  MR.  ÜB.  3,  61,  1216;  78,  1217;  164,  c.  1220;  360,  1228;  849,  1246;  1034,  1250; 
vor  allem  CRM.  2,  339,  1291.  Der  Stellvertreter  des  Schultheifsen  in  dieser  Richtung  war 
einer  der  Schöffen:  MR.  ÜB.  3,  933,  1249. 

')  MR.  ÜB.  3,  1167,  1252;  1207,  1253;  1379,  1257. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     728     — 

zur  Stadt  entweder  überhaupt  nicht  oder  nicht  früh  genug  eintrat,  verschwin- 
det das  Amt  des  Schultheifsen  zumeist  mit  dem  zeitweisen  Auseinanderfallen  des 
Fiskalgebietes.  So  im  alten  Fiskus  Sinzig,  so  in  Kröv  und  Ingelheim.  Über  die 
Gründe  des  Verfalls  und  über  die  auf  ihn  folgende  modernere  Entwicklung 
in  Sinzig  wird  später  zu  sprechen  sein^  Von  Kröv  und  Ingelheim  aber  ist 
schon  hier  deshalb  genauer  zu  handeln,  weil  die  Entwicklungsgeschichte  beider 
Fisci  für  das  Schicksal  der  karolingischen  Verwaltung  auf  dem  platten  Lande 
—  d.  h.  auf  dem  Gebiete,  wo  sie  mit  der  Entfaltung  der  übrigen  Grundherr- 
schaften vornehmlich  zum  Vergleiche  steht  —  von  grofsem  Interesse  ist. 

In  Ingelheim,  für  welches  erst  seit  dem  13.  Jh.  dürftige,  seit  dem  Aus- 
gang des  14.  Jhs.  ergiebigere  Nachrichten  vorliegen^,  erscheint,  soweit  man 
immer  zurücksehen  kann,  in  jedem  Orte  des  Grundes,  d.  h.  des  noch  übrig 
gebliebenen  alten  Fiskalgebietes,  ein  vom  Verwalter  des  Pfalzbezirks  ernannter 
Schultheifs,  welcher  bei  den  Verhandlungen  der  Hübner  wie  der  Schöffen  gleich- 
mäfsig  den  Vorsitz  führte,  an  der  Spitze  der  Gemeinde  stand  und  diese  Stel- 
lung auch  behielt,  als  sich  die  Ratsverfassung  entwickelt  hatte  imd  Bürger- 
meister gewählt  wurden^.  Diese  Schultheifsen  sind  also  nicht  die  Nach- 
folger des  karolingischen  Iudex,  sondern  vielmehr  der  karolingischen  Meier: 
es  liegt  der  ganz  besonders  zu  betonende,  auch  bei  andern  Ämtern,  z.  B.  l>ei  dem 
Zenderamt,  nachzuweisende  Fall  vor,  dafs  der  Titel  des  Oberbeamten  bei 
Wegfall  desselben  auf  die  diesem  unterstellten  Subalternen  übertragen  worden 
ist.  Was  aber  war  aus  dem  alten  Amt  des  Iudex  der  karolingischen  Zeit  ge- 
worden? Wir  finden  es  erst  im  14.  Jli.  in  d6r  Fonn  wieder,  dafs  der  Schult- 
heifs von  Oppenheim  —  hier  entspricht  also  der  Ausdruck  Schultheifs  noch 
dem  älteren  Iudex  —  die  Rechte  der  Aufsicht  und  höheren  Verwaltung  als 
oberster  Beamter  von  Reichs  Vegen  übt*;  in  Ingelheim  selbst  dagegen  hat  sich 
keine  Spur  des  Amtes  erhalten.  Ei-st  später,  im  16.  Jh.,  erhielten  dann  die 
Orte  des  Pfalzgebietes  im  Oberschultheifsen  einen  neuen  gemeinsamen  Ober- 
beamten, der  mit  dem  Vorsitz  im  Reichsgericht  gewisse  Funktionen  in  der 
höchsten  Verwaltung  des  Ingelheimer  Gebietes  vereinte,  welche  früher  dem 
Schultheifs  oder  Amtmann  von  Oppenheim  zugestanden  hatten^.  Dieser  Ober- 
schultheifs  ist  also  der,  wenn  man  will,  erst  nach  langer  Unterbrechung 
wiederum  selbständig  auftretende  Naclifolger  des  Iudex. 

Noch  anders  verlief  die  Entwicklung  in  Kröv®.  Hier  blieb  ein  grofser 
Teil  des  Fiskalgebietes,  sehen  wir  von  einer  offenbar  nur  zeitweisen  Vei^pfän- 

*)  In  Abschnitt  VIII  Teil  2. 

«)  Loersch  S.  LXXIII. 

8)  Loersch  S.  LXXVIII. 

*)  Loersch  S.  LXXX.  Dafs  die  im  12.  Jh.  erwülinte  Vogtei  der  Herren  von  Bolanden 
dem  alten  Amt  des  Iudex  entsprochen  habe,  wie  Loei'sch  S.  LXXIX — LXXX  annimmt,  halte 
ich  auf  Grund  Unten  S.  730  f.  erwilhnter  Analogieen  für  unwahrscheinlich. 

«)  Loersch  S.  LXXIX. 

^)  Vgl.  zum  Folgendon  oben  S.  180  f. 


—     729     —  Verwaltungsorganismus.] 

dung  desselben  in  der  1.  H.  des  12.  Jhs.  ab^  bis  in  die  2.  H.  des  13.  Jlis. 
ohne  jede  Schmälerung  beim  Reiche  erhalten.  Dann  aber  übergab  K.  Rudolf 
das  Gebiet  im  J.  1274  dem  Schutz  und  der  Fürsorge  (protectioni  et  eure)  der 
Grafen  von  Sponheim*.  Auf  Grund  dieser  wie  späterer  Urkunden  von  1309 
und  1316®  erscheinen  nun  die  Grafen  von  Sponheim  schon  im  ältesten  c.  1330 
aufgezeichneten  Weistum  als  Lehnherren  des  Fiskus,  und  1399  erhalten  sie 
das  Reichsgebiet  endgiUtig  zu  rechtem  Mannslehen*.  In  §  7  des  genannten 
Weistums,  v.  Ledeburs  Archiv  14,  306,  heifst  es  nun:  herumb  hat  der  vagt 
ein  dritteil  an  der  boissen,  die  in  dem  riebe  vor  dem  gerichte  fallende  sint, 
und  von  iedem  beddeman  einen  eimer  wins,  da  der  lehnherr  eine  ame  hebt, 
l^m  Vogt  wird  also  von  jeder  Ohm  Weins,  welche  der  Graf  von  Sponheim 
als  Lehnherr  hebt,  ein  Eimer  zugewiesen.  Hiermit  vergleiche  man  folgende 
Stelle  in  Bd.  3,  492,  28,  1324:  ubicumque  scultetus  regni  scilicet  Spainheim 
toUit  am.  vini  ratione  petitionis  sue  sive  precarie  ibidem,  cedit  advocato  situla 
sive  uma.  Kein  Zweifel,  dafs  hier  dem  Grafen  von  Sponheim  als  Schultheifsen 
des  Reiches  dieselben  Leistungen  wie  oben  als  Lehnherm  zugewiesen  werden. 
Die  Stelle  kann  kaimi  anders  erklärt  werden,  als  dahin  dafs  sie  eine  ältere 
Rechtsanschauung  wiedergiebt^,  welche  den  Grafen  von  Sponheim  noch  nicht  als 
Lehnherm,  wohl  aber  als  Reichsschultheifsen  kannte.  Hierzu  stimmt  es,  dafs 
die  Grafen  nur  in  dem  Dokument,  welchem  die  citierte  Stelle  angehört,  sonst 
aber  nie  als  Reichsschultheifsen  bezeichnet  werden,  wie  denn  dieser  Titel  für 
Kröv  überhaupt  nur  an  dieser  Stelle  vorkommt.  Nimmt  man  aber  an,  dafs 
die  Grafen  von  Sponheim,  bevor  sie  als  Lehnherren  des  Reiches  bezeichnet 
werden,  Reichsschultheifeen  waren,  so  liegt  die  Vermutung  nahe,  dals  sie 
dieses  Amt  in  der  Urkunde  Rudolfs  durch  die  Überweisung  der  protectio 
und  cura  des  Reiches  übertragen  erhielten,  ein  Amt,  aus  welchem  sie 
dann,  dem  allgemeinen  Zuge  der  Zeit  folgend,  sehr  bald  eine  umfassendere 
Lehnsherrlichkeit  entwickelten.  In  diesem  2iusammenhange  ergiebt  die  Aufzeich- 
nung von  1324  noch  eine  sehr  wertvolle  Notiz  über  die  Stellung  des  alten 
Reichsschultheifsen  (S.  493, 2) :  si  alique  emende  hiis  diebus  (in  den  ungebotenen 
IHngen)  faciende  fiierint,  super  illis  potest  renuntiare  advocatus  consensu 
sculteti  super  hoc  minime  requisito.  Wir  haben  oben  gesehen,  dafs  der  Vogt 
ein  Drittel  der  Bufsen  bezog;  hier  erfahren  wir,  dafs  er  auf  dasselbe  verzichten 
konnte,  ohne  der  Zustimmung  des  Reichsschultheifsen  zu  bedürfen.  Der  Reichs- 
schultheifs  hob  also  offenbar  die  beiden  anderen  Drittel  der  Bufsen   ein  oder 


»)  MR.  ÜB.  2,  S.  39,  1171. 

«)  T.  Ledeburs  Archiv  14,  207,  1274. 

»)  V.  Ledebur  S.  210—12. 

*)  V.  Ledebur  S.  218—19. 

*)  Vielleicht  ist  sogar  der  Text  älter  als  1324  und  in  die  Aufzeichnung  dieses  Jahres 
handschriftlich  herübergenommen;  die  Worte  scilicet  Spainheim  machen  ganz  den  Eindruck 
eines  Zusatzes. 

LftBpreeht,  Deatschet  Wirtachaft8l«ben.    I.  47 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     730     — 

verfügte  mindestens  in   irgend  einer  Weise  ül)er  sie:   d,  h.  er  war  noch  im 
Besitz  einer  der  Hauptfunktionen  des  alten  Iudex. 

Sehen  wir  so  aus  den  Nachrichten  der  rein  ländlichen  Fiskalgebiete,  ^ie 
das  alte  umfassende  Amt  des  Iudex,  entsprechend  der  Zersttlckelui^  und  dem 
Auseinanderfallen  des  fiskalischen  Amtsbezirkes,  spätestens  im  13.  Jh.,  meist 
aber  schon  fitüier  völlig  zu  Grunde  geht^  während  es  sich  in  den  Bezirken 
mit  städtischen  Vororten  vornehmlich  auf  ein  Stadtschultheilsentum  unter  Bei- 
behaltung gewisser  Funktionen  für  den  ganzen  Fiskalbezirk  konzentriert,  so 
weisen  die  letzten  Nachrichten  über  Kröv  zugleich  energisch  auf  ein  bisher 
noch  nicht  beachtetes  Amt  hin,  die  Vogtei.  Wie  für  Kröv  ist  nämlich  für 
jeden  Fiskus  ein  Vogt  nachweisbar*,  der  wie  die  späteren  SchulÜieifsen  regel- 
mäfsig  dem  Adel  angehörte®.  Über  die  Funktionen  desselben  erfahren  wir 
nirgends  Genaueres,  als  in  Kröv.  Aus  der  dortigen,  oben  S.  180  f.  präzi- 
sierten Stellung  des  Vogts  ergiebt  sich,  dafs  er  gräfliche  Rechte  und  femer  die 
obersten  Rechte  des  Kaisers  als  fiskalischen  Grundherrn  ausübte.  Von  ihnen 
erklären  sich  die  letzteren  speziell  daraus,  dafs  die  Kröver  Vogtei  aus  den 
Befugnissen  der  Aachener  Kalzgrafen  abgeleitet  ist*,  die  ersteren  dagegen 
sind  allgemeinerer  Natur.  Zu  ihrem  Verständnis  hat  man  sich  zu  vergegen- 
wärtigen, dafs  die  Fiskalbezirke  keineswegs  von  der  Grafschaft  eximiert  waren ; 
sie  bildeten  vielmehr,  entsprechend  den  Hundertschaften,  besondere  Unter- 
abteiluneren  der  Grafschaft.    So  war  es  in  karolingischer  Zeit^  und   so  blieb 


^)  Erhalten  findet  sich  das  Amt  auch  hier  bisweilen  dann,  wenn  ein  voller  alter 
Fiskus,  welcher  rein  dem  platten  Lande  angehört,  auf  einmal  in  fremde  Hände  geraten  ist. 
Ein  derartiger  Fall  liegt  in  unseren  Gegenden  nicht  vor,  läfst  sich  aber  im  Elsafs  für  den 
alten,  ganz  an  Andlau  gekomnien(>n  Königshof  Marlei  konstatieren.  Hier  heifst  es  im  Ding- 
hofrotel zu  Marlei  1338,  G.  2,  727:  die  Äbtissin  von  Andlau  sol  ouch  einen  büttel  iian  .  .  , 
und  sol  ihn  das  dorf  kiesen,  .  .  und  sol  ihn  der  schuUheiß  setzen  .  .  .  min  froue  sol  han 
einen  Schultheißen,  der  Schultheiß  sol  m.  fr.  rechte  forderen  und  sol  ir  dink  besitzen  hie 
und  in  dem  gericht,  das  darzu  höret,  zu  dem  gericht  höret  Marie  und  Kirchheim  und  Odratz- 
heim  und  Cronthal  und  Northeim,  das  höret  in  sin  gericht:  hie  ist  er  recht  richter  zu  den 
vorg.  dörferen  zu  richtende  alles,  das  man  von  recht  richten  sol.  derselbe  Schultheiß  der  hat 
den  gewalt  zu  timde  und  zu  lande  an  freveln  und  wette  bis  an  3  d.  one  alle  geverde,  und 
was  do  feilet  zu  recht,  des  ist  der  dritte  d.  des  vogts  umbe  das,  daß  er  ihme  helfe  twingen, 
was  er  nit  getwingen  mag.  derselbe  Schultheiß  ist  schuldig,  m.  fr.  zu  twingende  und  zu 
richtende  allen  iren  bresten  one  tibergriffen  an  walde  imd  velde,  luid  sol  ime  dar  ein  vogt 
zu  recht  helfen. 

2)  Vgl.  für  Boppard:  MR.  ÜB.  3,  503,  1234;  844,  1245;  für  Oberwesel:  MR.  ÜB.  3,  164, 
c.  1220;  1406,  1257;  für  Ingelheim:  Loersch  S.  LXXIX  f ;  fiir  Wetzlar:  MR.  ÜB.  3,  362,  1228; 
für  Kröv:  Bd.  3,  No.  297a,  1324;  WKröv,  G.  2,  372.  Für  Andernach  und  Koblenz  sind  zwar 
auch  Vögte  nachweisbar,  da  aber  beide  Fisci  in  geistliche  Hände  (Köln  bezw.  Trier)  gekommen 
waren,  so  bleibt  es  fraglich,  ob  man  Reichs-  oder  Kirchenvögte  vor  sich  hat.  Die  Ober- 
weseler  Vogtei  wurde  im  13.  Jh.  abgelöst,  s.  MR.  ÜB.  3,  1406,  1257. 

3)  Bd.  3,  497,  7,  c.  1324. 

*)  Engel  mann  bei  v.  Ledebur  S.  6  f. 

^')  ('ap.  min.  792  oder  786,  Boretius  S.  67,  c.  4. 


—     731     —  Verwaltungsorganismus.] 

es  spater  ^  Als  dann  die  Grafschaftsrechte  zerstückelt  wurden,  mögen  die 
Könige  dieselben,  soweit  sie  sich  über  die  Fisci  erstreckten,  an  sich  gezogen 
und  hestimmten  Vertretern  übertragen  haben:  diese  ui-sprünglich  amtlich, 
später  kraft  eignen  Rechtes  auftretenden  Vertreter  der  staatlichen,  altgräflichen 
Rechte  im  Fiskus  sind  die  Vögte  ^. 

Die  gerichtsherrlichen  Vogteirechte  aber  weisen  nunmehr  dringend  auf 
eine  kurze  Erörterung  der  inneren  Organisation  der  Fiskalgebiete  überhaupt, 
soweit  sie  in  späterer  Zeit  erkennbar  ist.  Auch  hier  kann  vor  allem  auf  die 
frühere  Schilderung  des  Fiskus  Kröv  oben  S.  180  f.  verwiesen  werden.  Wie 
dort  Kröv,  so  ergeben  sich  alle  übrigen  Fisci  durchaus  nach  dem  Muster  der 
Hundertschaftsverfassung  ausgestaltet^;  sie  haben  eine  dementsprechende  Ge- 
richts- und  Heeresverfassung,  und  die  autonome  Wirtschaftsverfassung  ist  nicht 
minder  entwickelt,  wie  in  den  freien  Hundertschaften.  Jedes  Fiskalgebiet 
bildet  mithin  vor  allem  ein  einheitliches  Allmende-  und  Gerichtsgebiet*,  ist 
ursprünglich  als  Substrat  6iner  Gemeinde  gedacht.  Aber  wie  aus  der  Hundert- 
schaftsgemeinde, so  haben  sich  auch  aus  der  Fiskusgemeinde  eine  Anzahl  von 
Untergemeinden  bis  zu  geringerer  oder  gröfserer  Selbständigkeit  losgelöst.  Bei 
dieser  Loslösung  übernahm  dann  der  Fiskusvorort,  zumeist  eine  sich  eben 
bildende  Stadt,  einen  grofsen  Teil  der  Vertretung  der  gemeinsamen  Interessen  *, 
namentlich  wurde  sie  zmn  Oberhof  der  in  den  Einzelgemeinden  gebildeten 
üntergerichte  ®.    Gleichzeitig  aber  erstarkte  die  Gemeinde  des  Fiskusvororts 


*)  MR.  ÜB.  1,  293,  1018,  der  Fiskus  Koblenz  kommt  an  Trier:  quandam  .  .  curtem 
nomine  Confluentiam  et  abbatiam  sitas  in  pago  Trichire,  in  comitatu  vero  Berclidoldi  comitis, 
com  theloneo  et  moneta  et  cum  omnibus  eorum  pertinentiis.  CRM.  1,  62 ,  1064:  octo 
mansos  in  loco  Sinzeche  dicto,  in  pago  Argowe,  in  comitatu  Sicconis  comitis  sitos.  Ebenso, 
mir  dafs  Graf  Pertold  genannt  ist,  Lappenberg,  Hamb.  ÜB.  1,  94,  1065. 

*)  Das  gilt  auch  von  der  Bolandenschen  Vogtei  in  Ingelheim,  Loersch  S.  LXXIX  bis 
LXXX;  8.  oben  728  Note  4. 

*)  Vgl.  dazu  die  sehr  charakteristische  Schenkung  in  den  Mitt  der  antiqu.  Ges.  zu 
Zünch  8  ÜB.  No.  1,  853:  K.  Ludwig  giebt  seiner  Tochter  curtim  nostram  Turegum  [Zürich] 
.  .  im  Thurgau  cum  omnibus  adiacentiis  et  adspicientiis  eins  seu  diversis  iunctionibus,  id 
est  pagellum  Uroniae  cum  ecclesiis  domibus  usw.    Es  ist  die  Hundertschaft  Uri. 

*)  Bezeichnend  hierfür  ist  aus  schon  sehr  später  Zeit  Guden.  CD.  2,  957,  1271:  bona 
xpad  Bodendorp,  prout  sita  sunt  in  banno  sive  in  territorio  iudicii  de  Bodendorp  iudicii  de 
Sinzicbe,  iudicii  sive  banni  de  Dunen  ac  iudicii  sive  banni  imperii.  Hier  bezeichnet  iudiciuni 
den  Gerichts-,  bannus  den  Markbezirk.  Man  vgl.  noch  MR.  ÜB.  3,  78,  1217;  362,  1228; 
besonders  wichtig  aber  sind  für  diese  Dinge  die  Urkunden  der  neuerdings  von  Hoeniger 
publizierten  Andemacher  Schreiusrolle,  Ann.  d.  bist.  Ver.  f.  d.  Niederrh.  42,  1 — 60. 

*)  Vgl.  z.  B.  MR.  HB.  3,  1167,  1252:  iudices  scabini  ceterique  cives  Colonienses 
einigen  sich  mit  dem  scultethus,  den  milites  et  cives  Bopardienses  ac  universi  sub  ipsorum 
iorisdictione  et  iudicio  constitutis  [diese  heifsen  nachher  concives:  aliquem  civium  Bopar- 
diensem  sive  militem  seu  alium  concivem]  Qber  die  gegenseitige  gleichmäfsige  Behandlung 
ihrer  Bürger  in  Schuldsachen.    Gegenurkunde  von  Boppard  Eimen,  Qu.  2,  324. 

•)  CRM.  2,  339,  1291,  eine  Bopparder  Urkunde,  spricht  von  civitatibus  et  villis,  que 
iura  sua  apud  nos  requirunt  et  ex  antiquo  iiu-e  requirere  debent. 

47* 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     732     — 

ZU  einer  hervorragend  selbständigen  Mark-  und  Gerichtsgemeinde  \  aus  der 
sich  noch  früher,  wie  auf  dein  Lande  in  den  Kollegien  der  Dorfgeschworenen  ^, 
in  Bürgermeister  und  Rat  die  vollendeten  Behörden  kommunaler  Selbstver- 
waltimg erhoben^. 

Dieser  Verfassungsentwicklung  entsprach  die  Ausgestaltung  der  sozialen 
Scliichtung  in  den  Fiskalgebieten.  Sie  wäre  dieselbe  wie  in  den  freien  Hundert- 
schaften gewesen,  hätten  nicht  die  ursprünglich  rein  beamtenmäfeigen ,  später 
zu  erblicher  Berechtigung  erstarkten  Subalternen  der  Fiskalvenvaltung  ein 
besonderes  Element  in  der  Entwicklung  abgegeben.  Am  bedeutendsten  unter 
ihnen  sind  in  früherer  Zeit  und  später  auch  noch  soweit  sie  Ritter  geworden 
die  königlichen  Meier*;  daneben  stehen  die  Subalternen  der  technischen  Ver- 
waltung, die  Förster,  Münzer,  Zöllner,  Burgmannen  u.  s.  w.*.  Sie  alle  zu- 
sammen bilden  jetzt  den  festen  Körper  der  Reichsministerialität;  und  sie  ge- 
langen namentlich  in  denjenigen  Fiskalgebieten  zu  grofser  Bedeutung,  wo  sie 
in  der  ministerialischen  Burgmannschaft  einer  dem  Fiskalvorort  benachbarten 
ursprünglichen  Reichsburg  einen  festen  KiystaUisationspunkt  erhalten®.  Ihnen 
stehen  an  sozialer  Bedeutung  diejenigen  hervorragenden  Geschlechter  der  Fiskal- 
eingesessen(»n  zur  Seite,  welche  infolge  exklusiver  Kooptation  der  SchöflFen- 
kollegien  ausschliefslich  schöffenbar  geworden  sind :  Schöffenbare  und  Ministerialen 
bilden  zusammen  die  Klasse  der  Bevölkenmg,  aus  deren  Schofs  sich  die  Ge- 
richtspersonen rekiiitieren  und  die  Kommunalverfassimg  entspringt^. 

So  ergiebt  sich  denn  hier  dasselbe  Charakteristikum  der  Entwicklung» 
welches  sich  im  Schicksal  so  vieler  frühmittelalterlicher  Institutionen  verfolgen 
läfst:  die  subalternen  Kräfte,  ursprünglich  in  straffer  Abhängigkeit  von  einem 
mit  weitgehender  Vollmacht  ausgerüsteten  Oberbeamten,  haben  sich  nach  Weg- 
fall dieses  Beamten  durch  korporativen  Zusammenschlufs  gekräftigt;  der  neue 
genossenschaftliche  Halt  gestattet  ihnen  die  Fortsetzung  ja  Erweiterung  ihrer 

1)  Vgl.  MR.  ÜB.  3,  141,  1220;  Hennes  ÜB.  1,  237,  1274;  CRM.  3,  34,  1305,  cit  oben 
S.  296  Note  5. 

2)  S.  oben  8.  318  f. 

')  Darauf  ist  hier  weiter  nicht  einzugehen,  s.  oben  S.  322  Note  1. 

*)  Ziu"  Stelhmg  der  Königsmeier  s.  die  Klage  Erzbischofs  Friedrich  von  Köln  über 
Heinrich  V.,  ('od.  üdalr.  295,  167:  quid  de  kathedris  episcopalibus  dicemus,  quibus  regales 
villici  praesident,  quas  disponunt  et  de  domo  orationis  speluncam  plane  latronum  efficiunt 
S.  auch  Lambert  z.  J.  1063,  MGSS.  5,  167,  a.  Die  Meier  erhalten  sich  bisweilen  sogar 
unter  diesem  Titel  an  Orten,  die  schon  längst  nicht  melir  fiskalisch  sind,  für  die  Einnehmer 
kleinerer  noch  üskalischer  Gefälle.  So  findet  sich  z.  B.  ein  villicus  regis  in  Andernach,  MR. 
ÜB.  2,  91,  1187;  Andern.  Schreinsr.  G.  2,  1244,  c.  1215. 

*)  Genaueres  darüber  später.  Zum  Zusammenhang  der  Fiskalbezirke  bzw.  der  Fiskal- 
liöfe  mit  den  Jagden  s.  Lac.  ÜB.  1,  i<2,  132,  1000;  zu  dem  mit  der  Verkehrsverwaltung  vgl. 
unten  Bd.  2,  257. 

8)  Vgl.  z.  B.  für  Boppard  MR.  L^.  3,  664,  c,  1220;  360,  1228;  641,  1288;  844,  1245; 
1034,  1250;  1879,  1257. 

^)  Äufserst  bezeichnend  für  ihr  gegenseitiges  Verhältnis  ist  die  Bopparder  Urkunde 
im  CRM.  2,  339,  1291. 


—     733     —  Verwaltungsorganismus.] 

Funktionen  auf  autonomer  Grundlage,  und  die  Beibehaltung  dieser  Funktionen 
durch  Generationen  hindurch  unter  starkem  Anwachsen  der  beteiligten  Familien 
bewirkt  schliefslich  die  Ausbildung  eines  vollen  neuen  Standes.  Grofse 
Ministerialengeschlechter  in  jedem  Fiskus,  aber  kein  oberster  und  direkter 
Beamter  mehr  im  Sinne  des  alten  königlichen  Vei'waltungsrechtes,  im  wesent- 
lichen nur  noch  in  den  städtischen  Fiskalvororten  Schultheiüsen  als  königliche 
Stadthäupter  mit  einigen  weiteren  in  das  platte  Land  hineingreifenden  Befug- 
nissen: das  ist  die  verfassungsmäfsige  Signatur  der  meisten  Fiskalherrschaften 
der  Stauferzeit. 

Jetzt  aber  sei  die  oben  S.  726  gestellte  Frage  wiederholt:  wie  verhält  sich 
die  Organisation  der  aristokratischen  Grundherrschaften  und  deren  Entwick- 
lung zu  den  Schicksalen  und  zur  ursprünglichen  Ausgestaltung  der  Fiskal- 
verwaltung? 

Gehen  wir  auf  die  karolingische  Zeit  zurück,  so  liegt  in  den  bekannten 
Urbaren  dieser  Zeit,  vor  allem  in  dem  unserer  Gegend  angehörigen  Urbar 
von  Prüm  auch  nicht  die  geringste  Spur  eines  zahlreicheren,  den  ludices  ent- 
sprechenden Beamtentim[is  vor.  Was  Gu6rard  für  Frankreich  ausgeführt 
hatS  das  gilt  auch  für  Deutschland:  es  giebt  keine  höhere  Klasse  von  grund- 
herrlichen lokalen  Verwaltungsbeamten,  als  die  Meier  der  einzelnen  Fronhöfe. 
Dagegen  kommt  allerdings  schon  in  karolingischer  Zeit  in  der  Zentralver- 
waltung geistlicher  Grundherrschaften  oder  auch  bei  sehr  grofsen  Grund- 
herrschaften von  der  Zentralverwaltung  detachiert  ein  Beamter  vor,  dem  zwar 
nicht  die  Wirtschafts-  wohl  aber  die  Gerichtsfunktionen  des  Iudex  für  die  ge- 
samte Grundherrschaft  bezw.  grofse  Teile  derselben  zufallen.  Es  ist  der  Viztmu 
oder  Propst^.  Und  dieser  Beamte  wird  später  Schultheifs  genannt^.  Die  beste 
Information  über  ihn  erhalten  wir  nach  der  Überlieferung  unserer  Gegend  aus  den 
Dokumenten  der  Abtei  Prüm  —  eben  jener  Abtei,  für  welche  wir  die  Abwesenheit 
von  lokal  verteilten  Schultheifsen,  welche  den  ludices  entsprächen,  für  den  Schlufs 
des  9.  Jhs.  mit  Sicherheit  konstatieren  können*.  Hier  finden  wir  noch  um 
1280  auch  keinen  Beamten  der  Zentral  Verwaltung,  welcher  mit  den  sonst  schon 
früher  vorkommenden  Klosterschultheüsen  verglichen  werden  könnte,  vielmehr 


^)  Polyptique  de  Pabb^  Irminon  1,  S.  483. 

*)  Gu^rard  a.  a.  0.  S.  486  bemerkt  bierzu:  L'officier  qui  parait  r^pondre  au  judex 
€st  le  Ticedominus,  Tadvocatus  et  quelquefois  le  praepositus.  Von  ihnen  fällt  indes  der  Vogt 
veg:  er  hatte  in  karolingischer  Zeit  allerdings  jurisdictionelle  Befugnisse  in  den  geist- 
Hchen  Gnmdherrschaften  zu  Tersehen,  welche  in  den  Fiskalgebieten  dem  Iudex  anheim- 
fielen (vgl  dazu  Gu^rard  S.  487  f.)  —  das  ist  aber  auch  der  einzige  Vergleichspunkt 
zwischen  beiden. 

')  £in  Schultheifs  am  Hofe  des  Abts  von  Marmoutier  im  J.  1168,  Hanauer  Constitutions 
S.  74 — ^75.  Auch  die  Äbtissin  von  Hohenburg  hat  solch  einen  Schultheifsen:  Hanauer 
Constit  S.  244  §  1:  das  min  frowe  sol  hie  uf  demselben  berge  haben  ein  Schultheißen,  der 
loeuf  sitzet  mit  huse,  und  sol  der  ein  Hohenburg  man  sin. 

*)  Man  vgl.  auch  noch  zu  Echtemach  MR.  ÜB.  2,  S.  520  s.  v.  scultetus. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgnindbes.  —     734     — 

hält  der  Abt  das  Hauptgericht  der  Grundherrschaft  selbst  ab,  während  die 
Meier  oder  Lokalschultheifsen ^  den  einzelnen  Hofgerichten  vorstehen^.  Doch 
ist  für  das  Hauptgericht  eine  Vertretung  vorgesehen,  es  kann  gehalten  werden 
per  abbatem  vel  per  alium,  quem  ad  hoc  deputandum  duxerit^.  Und  schon 
in  eben  der  Urkimde,  welche  diese  Bestimmung  enthält,  ist  die  Möglichkeit 
dieser  Vertretung  des  Abtes  durch  Oberbeamte  wenn  auch  nicht  für  das 
Hauptgericht,  so  doch  für  eine  Reihe  zusammenliegender  Höfe  an  der  Mosel 
fester  ins  Auge  gefafst :  in  §  1 1  (S.  83, 23)  ist  die  Rede  von  officiatis  superiori- 
bus  (in  einer  nahezu  gleichzeitigen  deutschen  Übersetzung  ubirampflude)  . .  de 
novo  super  Mosellam  instituendis ,  sive  villici  sculteti . .  vel  alio  nomine  num- 
cupentur  ex  usu.  Diesen  Intentionen  für  die  Mosel  wie  in  erweiterter  Aus- 
führung ft\r  die  Umgegend  von  Prüm  entsprechend  erscheinen  dann  1291  zwei 
Oberschultheifsen,  der  eine  um  Prüm,  der  andere  auf  der  Mosel,  als  Vertreter 
des  Prümer  Abtes  als  Gerichtsherren:  die  Hofgerichte  werden  auch  jetzt  nodi 
von  den  Meiern  oder  Schultheifsen  gehalten,  edoch  der  apt,  wanne  daz  er  wil, 
mit  im  selver  oder  mit  sinen  ubirscultessen  mag  in  den  hoven  dingen  und 
die  selve  dignisse  besitzen*.  Diese  beiden  Oberschultheifsen  entsprechen  nun 
ganz  den  sonst  meist  nur  in  6inem  Exemplar  vorhandenen  Klosterschultheifsen^ 
fri\heren  Viztumen  oder  Pröpsten  geisflicher  Grundherrschaften;  ihre  Funk- 
tionen decken  sich  also  ungefähr  mit  den  gerichtlichen  Funktionen  der  fis- 
kalischen ludices.  Genauer  zeigt  das  noch  das  grofse  Weistum  von  Rommers- 
heim  vom  J.  1298,  welches  einen  vorzüglichen  Überblick  über  die  Funktionen 
des  Pi-ümer  Oberschultheil'sen  für  die  Umgegend  von  Prüm  gewährt.  Ober- 
schultheils  ist  damals  der  Ritter  Thielmann  von  Cronenburg;  er  ist  Richter  des 
Obersten  Hofes  zu  Rommersheim;  zu  seinen  Dienstobliegenheiten  als  richter- 
lichen Vertreters  des  Abtes  gehört  es,  in  jedem  Unterhofe  seines  Bezirkes 
jährlich  ein  Ding  abzuhalten,  sowie  die  oberste  Gerichtspflege  überhaupt,  z.B. 
beim  Zweikampf,  zu  handhaben;  aufserdem  konkurriert  er  im  Aufgebot  zum 
Heeresauszug  und  in  der  Verleihung  von  Salgut  mit  dem  Unterschuliheifsen 
der  einzelnen  Höfe.*  Es  ist  klar,  dieser  überschultheifs  repräsentiert  ein  neues 
Amt,  dessen  Funktionen  im  Anschlufs  an  früher  schon  anderwärts  bestehende^ 
zur  obei-sten  Verwaltung  der  Immunitätsrechte  geschaffene  Beamtungen  be- 
gründet und  geregelt  sind;  von  einer  unmittelbaren  Ableitung  von  den  alten 
Gesamtfunktionen  des  Iudex  aber  kann  keine  Rede  sein. 

Wie   in  Prüm   so  stellen  sich  aber  seit  dem  12.  imd  18.  Jh.  die  Dinge 
auch  in  den  anderen  irröfseren  Gnmdhen-schaften.     Mit  der  Stauferzeit  trat 


^)  Hier  wird  das  Wort  Schultheifs  dem  für  Ingelheim  oben  S.  728  fcstgesteUten  Sinne 
entsprechend  identisch  mit  Meier  gebraucht  (vgl.  Bd.  8,  80  §  2  stets  sculteti  sive  viUici); 
über  diese  restringierte  Bedeutung  s.  Genaueres  weiter  imten  S.  735  f. 

«)  Bd.  3,  80  §  1  u.  2. 

»)  Bd.  8,  80,  20. 

*)  Bd.  8,  97  §  2. 


—     735     —  Verwaltungsorganismus.] 

die  Wirtschaftsverwaltung  in  den  Grundherrschafteii,  wie  wir  in  einem  späteren 
Absclinitt  sehen  werden,  immer  mehr  zurück,  die  rechtliche  Seite  dagegen  fand 
immer  stärkere  Betonung.  Da  war  es  notwendig,  die  Rechtspflege  besser  als 
bisher  auszugestalten  —  eine  Anforderung,  welche  infolge  des  nunmehr  völlig 
zu  Tage  liegenden  Verfalls  der  Grafengewalt  doppelt  streng  genommen  werden 
mulste.  Wie  aber  konnte  man  ihr  besser  nachkommen,  als  indem  man  in 
kleinen  Grundherrschaften  im  Anschlufs  an  den  alten  Viztum  bezw.  Propst 
einen  höheren  Gerichtsbeamten  ausbildete,  in  gröfseren  aber  mehrere  höhere 
Gerichtsbeamte  für  zusammenhängende  Teile  der  alten  Hofesverfassung  als 
besondere  Stellvertreter  des  Grundherrn  in  Gerichtssachen  schuf?  Solche 
Beamte  aber  sind  die  in  der  Stauferzeit  völlig  entwickelten  grundherrlichen 
Schultheilsen.  Es  ist  naturgemäfs,  dafs  sie  zuerst  in  grundherrlichen  Städten 
auftauchen^;  später  finden  sie  sich  auch  fllr  ländlich-grundherrliche  Kreise; 
und  nirgends  können  wir  ihr  allmähliches  Aufkommen  im  einzelnen  besser  ver- 
folgen, wie  in  der  erzstiftisch  Trierischen  Grundherrschaft  um  die  Wende  des 
12.  und  13.  Jhs.^ 

Aber  neben  diesen  generellen  Schultheifsen  kommen  noch  geringere 
Schultheifsen  nur  für  6inen  Hof  vor.  Ihren  Ursprung  haben  wir  schon  im 
Ingelheimer  Fiskalgebiet  kennen  gelernt:  ist  er  stets  derselbe?  Auch  hier 
sind  die  Prümer  Urkunden  aus  der  2.  H.  des  13.  Jhs.  wieder  in  besonderem 
Grade  lehrreich.  Zunächst  unterliegt  es  nach  ihnen  keinem  Zweifel,  dafs  diese 
geringeren  Schultheifeen  mit  den  Meiern  parallel  zu  stellen  sind;  die  Texte 
sprechen  von  sculteti  sive  villici,  meiere  und  scultes;  es  ergiebt  sich,  dafs 
sie  beide,  Meier  wie  Schultheifs,  Fronhöfen  vorstehen®.  Gleichwohl  sind  sie 
nicht  völlig  identisch.  Der  Meier  ist  zugleich  der  Gerichts-  und  Wirtschafts- 
vorstand des  Hofes ;  der  Schultheifs  braucht  nur  der  Gerichtsvorstand  zu  sein, 
neben  dem  noch  nebenher  im  Meier  oder  Baumeister  ein  besonderer  Wirtschafts- 
vorstand bestehen  kann  *.    Man  sieht,  wie  das  Schultheifsenamt  dem  Meieramt 

»)  Man  vgl.  für  Trier  MR.  ÜB.  2  S.  520  s.  v.  scultetus,  auch  Bd.  2  S.  625  Note  4. 
Ferner  für  Bingen  MR.  ÜB.  3,  1037,  1250;  für  Bacharach  MR.  ÜB.  3,  1443, 1258;  für  Bem- 
kastel  oben  S.  171.  Wo  ein  alter  fiskalischer  Schultheifs  safs,  ging  derselbe  bei  Yeräufserung 
des  alten  Fiskalgebietes  natCirlich  mit  an  den  neuen  Herren  über,  vgl.  fUr  Boppard  Honth. 
Hist  1,  20,  1803:  per  honestum  virum  C.  schultetum  Bopardiensem  fidelem  nostnim 
[arcluepiscopi].    Derselbe  Fall  liegt  vieUeicht  schon  für  die  Schultheifsen  von  Trier  vor. 

')  S.  die  ausführliche  Darstellung  des  Vorganges  unten  in  Bd.  2,  171  f. 

«)  Bd.  3,  63  §  2,  1280;  97  §  2,  1291.  In  späteren  Dokumenten  werden  die  Schult- 
heifsen auch  villarum  praetores  genannt,  Honth.  Hist.  2,  215,  1361. 

*)  Vgl.  WRommersheim  1298  §  5:  ein  Abt  mag  kiesen  in  allen  hoven  einen  scholteißen, 
der  ieme  beholflichen  ist,  und  sal  damite  brechen  und  bützen  und  den  verantworten  zu  allin 
sinen  wUlen,  als  lange  als  er  eme  beholflichen  und  ndtzlichen  is,  und  mach  he  dan  einen 
anderen  Jdesin  in  vurs.  maißen  ane  wederrede  sins  vaitz  .  .  §  7:  ein  abt  sal  kesin  vorster 
visscher  und  bämeister  in  allin  hoven,  sowie  der  hoeve  gewainheit  steit,  und  sal  damite  eime 
vaide  nit  unrecht  doin.  Dazu  s.  ferner  WRommersheim  §  16:  wenn  ein  Vogtsmann  räumt 
oder  stirbt,  an  dessen  Hof  sal  ein  hoifsscholtes  und  der  gosworen  boede  und  der  meiger  neit 
hant  ane  slaen.     Der  Hof  soll  aber  später  kommen  in  viemgewalt  und  in  des  hoefscholtes 


[Wirtschaft  d.  Grofsgnmdbes.  —     736     — 

entwächst.  Sobald  das  Meieramt  erblich  zu  werden  begann  S  und  sobald  in 
gleicher  Zeit  die  Richtung,  vornehmlich  die  rechtliche  Seite  der  Grundherrschaft 
zu  betonen,  erwachte,  lag  es  aufserordentlich  nahe,  dem  Meier  die  bisherigen 
gerichtlichen  Funktionen  zu  entziehen  und  mit  denselben  einen  besonderen 
Beamten ,  den  Schultheifs ,  zu  betrauen.  Wo  man  aber  entweder  noch  weiter 
ging  und  das  alte  Meiergeschlecht  verdrängte,  oder  aber  nicht  so  weit  kam, 
dem  Meier  seine  Gerichtsrechte  abzuzwängen,  da  vereinigte  man  in  der  Hand 
des  neuen  Schultheifsen  auch  die  wirtschaftlichen  Fimktionen,  bezw.  übergab 
dem  alten  Meier  als  Schultheifs  die  gerichtlichen  Befiignisse.  So  entstehen 
denn  jene  Mischformen,  welche  man  in  der  PiHmer  Grofsgrundherrschaft 
während  der  2.  H.  des  13,  Jhs.  antrifft:  an  der  Spitze  der  einfachen  Fron- 
höfe entweder  Schulthei&en  (bezw.  in  den  Urkunden  von  1280  imd  1291  auch 
noch  Meier)  mit  den  vollen  wirtschaftlichen  und  rechtlichen  Funktionen  der 
alten  Meier,  oder  Schultheifeen  mit  um-  rechtlichen  Funktionen  und  daneben 
noch  für  den  Wirtscliaftsbetrieb  l)esondere  Meier  oder  Baumeister  *.  Der  Über- 
gang aber,  welchen  die  Prümer  Grundherrscliaft  in  der  2.  H.  des  13.  Jhs.  auf- 
weist, vollzieht  sich  auch  anderweits,  und  teilweis  schoji  früher:  so  findet  sich 
in  Graach  im  J.  1168  ein  erzstiftisch  Trierer  Schultheifs*,  welcher  kein  Vor- 
läufer der  späteren  gröfseren  SchulÜieilsenausbildung  ist,  über  welche  Bd.  2 
S.  171  f.  handelt,  sondern  nur  als  Fronhofschultheifs  erklärt  werden  kann; 
und  in  der  SMaximiner  Grundherrschaft  sind  um  die  Wende  des  12.  und 
13.  Jhs.  verwandte  Schultheifeen  in  Kenn,  Longuicli,  Detzem,  Luxem,  ^[atzeii, 
Moertz,  Hilbersheim,  Simmem  u.  Dh.,  Thaben  und  Kürenz*  vorhanden. 

l'bersehen  wir  jetzt  die  bisher  zur  Entwicklungsgeschichte  der  gnmdherr- 
lichen  Organisation  gefundenen  Ergebnisse»,  so  sind  für  den  ferneren  Gang  der 
Untersuchung  besonders  folgende  Thatsachen  festzustellen.  Die  Funktionen  des 
karolingischen  Iudex  erhalten  sich  in  den  Fiskalgebieten,  soweit  sie  dem  platten 
Lande  angehören,  bis  zur  Höhe  des  Mittelaltei-s  nur  noch  in  abgeschwächten 
Resten,  soweit  sich  der  Vorort  des  Fiskalgebietes  zur  Stadt  entwickelt,  in 
speoifischer  der  städtischen  Entwicklung  angepafster  Form  noch  länger.  Dem 
karolingischen  Iudex  entspricht  kein  Beamter  der  aristokratischen  Grundheir- 
schaften ;  in  Parallele  mit  ihm  stellen  kann  man  mir  den  Viztum  oder  Propst, 
der  aber  nicht  der  Lokalverwaltung  angehört  und  nur  Vertreter  der  rechtlichen 
Interessen  d(»s  Grundhemi  zumeist  als  Imnumitätsherrn  ist.    Der  oln^rste  finiuid- 


hant  ...  bis  ein  ander  genoissich  man  darbi  kompt.  Aufserdem  pfändet  der  Scluütbein»  zu- 
sammen mit  dem  Fronboten  (§  12)  und  verleibt  das  Salgut  (§  20.  27). 

M  S.  darüber  unten  S.  771  flf. 

^)  Ein  solcber  Fall  liegt  z.  B.  vermutlicb  auch  vor  in  WDnisenheim.  G.  1,  734:  solle 
ein  abt  von  Swartzach  haben  sitzen  von  sant  Peters  gnaden  einen  gewaltigen  schultheil^n  zu 
Trusenheim  an  dem  geriohte;  und  waz  derselbe  Schultheiß  nit  getwingen  mag.  daz  solle  ime 
ein  vougt  helfen  t^ingon.    daruml»e  so  nimpt  ein  vougt  daz  dritteil  von  den  großen  freveln. 

»)  MR.  ÜB.  1,  653,  1168. 

*)  USMax.  S.  441.  443.  447.  449.  4.X»,  454.  455.  466. 


—     737     —  VenÄ'altungsorganismus.] 

herrliche  Wirtschaftsbeamte  aufserhalb  der  Zentralstelle  ist  der  Meier,  er  ist 
der  mit  dem  fiskalischen  Fronhofsmeier  identische  Beamte.  Eine  Änderung  in 
dieser  Verfassung  der  aristokratischen  Gnmdherrschaften  tritt  mit  der  2.  H. 
des  12.  Jhs.  ein,  mit  dem  vollen  Verfall  der  Grafschaftsrechte  und  mit  dem 
Zunehmen  der  Neigung,  die  Grundherrschaft  voniehmlich  als  Rechtsinstitut  an- 
zusehen. Diese  Änderung  gewinnt  einen  doppelten  Ausdruck.  Einmal  werden 
in  den  einzelnen  Fronhöfen  wirtschaftliche  und  rechtliche  Funktionen  schärfer 
getrennt,  letztere  besonders  betont  imd  dementsprechend  entweder  für  sie  neben 
dem  Meier  ein  besonderer  Beamter,  der  Schultheifs  kreiert,  oder  aber  der  Meier 
zum  vornehmlichen  Gerichtsbeamten,  oft  auch  unter  der  Bezeichnung  Schultheifs 
mngeschaifen.  Femer  aber  wird  —  soweit  nicht,  wie  bei  kleineren  Grundherr- 
schaften, der  alte  Viztimi  oder  Propst  ausreicht  —  für  die  Gerichtsverwaltung 
eine  Mittelinstanz  zwischen  Fronhöfen  und  Zentralstelle  geschaffen,  für  deren 
Bezeichnung  in  denjenigen  Grundherrschaften,  wo  die  Meier  der  Fronhöfe  trotz 
anders  betonter  Funktionen  ihren  alten  Titel  behalten,  der  Titel  Schultheifs, 
in  denjenigen  Grundherrschaften,  wo  die  Bezeichnung  Schultheife  schon  für 
den  Vorstand  der  Fronhöfe  verbraucht  ist,  der  Titel  Oberschultheifs  in  An- 
wendung kommt.  Ein  Beispiel  für  den  ersten  Fall  ist  die  Grundherrschaft 
des  Trierer  Erzstiftes,  für  den  zweiten  diejenige  der  Abtei  Prüm.  Natürlich 
ist  die  verschiedene  Verwendung  des  Titels  Schultheifs  geeignet,  Verwechs- 
lungen hervorzurufen.  Um  sie  in  unseren  Eröilerungen  zu  vermeiden  S  wenden 
wir  da,  wo  eine  scharfe  Trennung  der  Begriffe  notwendig  ist,  folgende  Aus- 
drücke an :  Oberschultheifs  für  die  Mittelinstanz  zwischen  mehreren  Fronhöfen 
und  der  Zentralstelle ;  Schultheiüs  oder  Vollmeier  für  den  gerichtlichen  und  zu- 
gleich wirtschaftlichen  Vorstand  des  Hofes ;  Hofschultheifs  für  den  nur  gericht- 
lichen Vorstand  eines  Fronhofes,  neben  dem  noch  ein  Meier  steht;  Wirt- 
schaftsmeier für  den  nur  wirtschaftlichen  Vorstand  des  Hofes. 

Und  nunmehr  gehen  wir  völlig  zur  Untersuchung  der  Wirtschaftsver- 
fassung  der  aristokratischen  Grundherrschaften  über,  um  die  Erfahrung  reicher, 
dafs  wir  den  karolingischen  Iudex  und  seine  Funktionen  keinesfalls  zu  ihrem 
Verständnis  heranziehen  dürfen^.     Aus  der  ganzen  Fiskalverfassung  bleiben 


')  Die  geschilderte  Entwicklung  wird  in  Abschnitt  VII  Teil  1  noch  weiter  zu  be- 
sprechen sein.  Doch  sei  zur  Stützung  der  bisher  beigebrachten  Beweise  schon  hier  darauf 
hingewiesen,  dafs  die  Trennung  zwischen  Meier  und  Schultheifs  schon  für  die  im  12.  und 
13.  Jh.  erfolgende  Besiedlung  des  Ostens  mafsgebend  geworden  ist  Bei  derselben  finden 
sich  überaU  Schultheifsen  als  Unternehmer  und  erhalten  Erbschulzenamt  mit  eigenem  Hofe, 
während  die  Gutsherren  auf  ihrer  Hufe  als  Verwalter  einen  Meier  (nllicus)  haben. 

')  Das  eben  ist  bislang  geschehen  und  hat  das  Verständnis  der  grundherrlichen 
Organisatioa,  soweit  sie  nicht  fiskalisch  ist,  getrübt.  Einigermafsen  ausgeglichen  wurde  der 
Fehler  noch  dadurch,  dafs  man  fiskalischen  und  sonstigen  Grundbesitz  seinem  verschiedenen 
Charakter  nach  nicht  unterschied,  sich  von  der  Territorialanlage  und  -gröfse  der  Fisci  keine 
auf  die  Eridänmg  des  Cap.  de  viliis  angewandte  Vorstellung  machte  —  v.  Maurer,  Fronh. 
1.  235,  wie  v.  Inama,  Wirtschaftsg.  1,  821  halten  den  Fiskus  für  eine  blofec  Domäne  —  und 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     738     — 

als  Vei-gleichsobjekte  vielmehr  mir  der  Meier  und  die  übrigen  Subalternen 
der  Foretverwaltun^,  der  Verkehrsverwaltung  u.  s.  w.  übrig,  also  diejenigen  Be- 
amten, über  welche  wir  aus  dem  Cap.  de  villis  wie  aus  der  sonstigen  karolingischen 
Gesetzgebung  nur  wenig  erfahren.  Wir  werden  deshalb  gut  thun,  für  das 
Vei-ständnis  der  grundherrlichen  Verwaltungsorganisation  nicht  so  sehr  aus  fis- 
kalischen AnalogieenS  als  vielmehr  aus  einer  genauen  Kenntnis  des  Ver- 
waltungssubstrates, aus  einer  Untersuchung  über  die  Verhältnisse  des  giiind- 
herrlichen  Bodens  sichere  Anhaltspunkte  zu  gewinnen. 

Und  hier  stehen  wir  schon  auf  der  Hauptsache  nach  gesicherter  Grund- 
lage:   wir   wissen,  dafs  der   aristokratische    Gnmdbesitz   im   Gegensatz   zur 


demgemäfs  zu  einem  richtigen  Verständnis  der  Stellung  des  Iudex  nicht  gelangte.  Natürlich 
ergah  sich  durch  die  Anwendung  des  fiskalischen  Schemas  auf  die  anderen  Gnmdherrschaften  eine 
starke  Gliederung  derselben  nach  Haupt-  und  Unterhöfen,  deren  Existenz  quellenmäfsig  nicht 
zu  belegen  war,  für  welche  man  daher  eine  Anzahl  in  dieser  Sache  nichts  beweisender 
Stellen  über  Zuziehung  einiger  Hufen  zu  gewissen  Fronhöfen  u.  a.  m.  benutzte,  vgl.  z.  B. 
V.  Inama,  Grofsgrundh.  S.  97.  Nicht  minder  unklar  ist  man  sich  bisher  über  den  Unte]> 
schied  zwischen  Meier  und  Schul theifs  geblieben.  Der  einzige  Forscher,  welcher  ihn 
stärker  betont,  ist  Hanauer,  vgl.  z.  B.  Paysans  S.  94  f.  Doch  kommt  H.  über  die  Kon- 
statierung des  Unterschiedes  selbst  nicht  hinaus  und  findet  namentlich  keine  Erklärung  seiner 
geschichtlichen  Entstehung.  Zur  Thatsache  selbst  vgl.  noch  Liesegang,  Histor.  Zs.  N.  F. 
19,  111:  in  Andernach  heifst  der  Eeichshofbeamte  gegen  P^nde  des  12.  Jhs.  noch  villicus 
oder  iudex,  aber  seit  dem  Anfang  des  18.  Jhs.  etwa  wird  scultetus  gebräuchlich.  S.  auch 
Waitz,  Vfg.  8,  76-77. 

>)  Der  Gedanke,  der  aristokratische  Grofsgrundbesitz  sei  durchweg  dem  fiskalischen 
analog  organisiert,  ist  aber  bislang  für  die  Forschung  mafsgebend  gewesen.  Das  gilt  auch 
noch  zum  guten  Teil  für  v.  Inama,  s.  Grundh.  S.  47,  92,  Wirtschaftsg.  1,  824,  und  besonders 
prägnant  Grundh.  S.  96:  So  entstand  .  .  jene  Villenverfassung,  welche  uns  am  vollständigsten 
aus  dem  Cai)itulare  de  villis  bekannt  ist,  aber  auch  bei  weltlichen  imd  geistlichen  Grund- 
herren im  Laufe  der  Karolingerzeit  eine  allgemeine  Einfühnmg  gefimden  hat  Indes  macht 
v.  I.,  Grundh.  S.  97  und  Wirtschaftsg.  1,  305,  doch  schon  einen  Unterschied  zwischen  den 
Grundherrschaflen  des  Laienadels  und  der  Kirche;  die  Besitzungen  des  ersteren  werden  nach 
ihm  regelmäfsig  auf  Rechnung  der  Herrschaft  durch  Vögte  und  Meier  bewirtschaftet,  während 
der  geistliche  Besitz  vielfach  nur  aus  dienenden  Hufen  bestanden  habe,  deren  Kolone  als 
Propst  mit  der  Überwachung  seines  Villikationsbezirkes  betraut  war.  Den  Beweis  für  die 
Identität  der  fiskalischen  und  sonstigen  grundherrlichon  Verwaltung  sucht  v.  I.  in  detailliertem 
Eingehen  Wirtschaftsg.  1,  824  zu  erbringen,  indes  mit  Ausnahme  der  fiskalischen  Buch- 
fuhrung,  deren  Einführung  auch  ihm  (S.  898  f.)  unwahrscheinlich  dünkt  Die  a.  a.  0.  bei- 
gebrachten Beweisstücke  schrumpfen  nach  eigner  Angabe  v.  I.s  (S.  325—26)  fast  ausschliefslich 
auf  Prümer  Nachrichten  zusammen:  die  Prümer  Angaben  aber  beweisen  die  aufgestellte  Be- 
hauptung nicht  Was  zunächst  die  drei  Oberhöfe  Prüm,  SGoar  und  Münstereifel  angeht,  so 
stammt  die  Nachricht  über  sie  allein  aus  dem  13.,  nicht  aus  dem  9.  Jh.,  und  die  Erklärung 
für  ihre  Existenz  mufs  auf  ganz  andere  Verhältnisse,  als  die  karolingische  Villenver£as8ung 
zurückgehen  (s.  weiter  unten).  Bleibt  die  Unterordnung  gewisser  mansi  indominicati  unter  curiae 
oder  fisci  übrig,  wie  sie  v.  I.  beispielsweise  für  Rommersheim,  Salmrohr,  Klüsserath  und 
Trittenheim  behauptet  Die  hier  von  v.  I.  angezogenen  Notizen  lauten  für  Rommersheim 
terra  indominicata  mansa  7;  und  ganz  ähnlich  für  Salmrohr  ten*a  dominicata  mansus  3,  für 
Klflsserath   und  Trittenheim:    inter  Clutterchä  et  Trittenheim   sunt  mansa  24,  ex  bis  sunt 


—     739     —  Verwaltungsorganismus.] 

territorialen  Geschlossenheit  der  Fiskalgebiete  vornehmlich  durch  seine  Streu- 
lage charakterisiert  wird.  Zwar  soll  nicht  geleugnet  werden,  dafe  sich  in 
älterer  Zeit  auch  aristokratischer  Grundbesitz  von  bedeutender  und  einheit- 
licher territorialer  Ausdehnung  findet  —  schon  die  bis  ins  11.  Jh.  nachweis- 
bare Verwendung  der  Worte  cuiüs  und  villa  für  den  6inen  Begriff  des  Fron- 
hofes beweist  das\  und  es  lassen  sich  auch  wenigstens  bis  ins  10.  Jh.  hinein 
zahlreichere  und  auch  später  noch  vereinzelte  Beispiele  gröfserer  territorial 
geschlossener  Fronhöfe  nachweisen^.  Aber  diese  Nachweise  ergeben  doch  nur 
bestimmte  und  relativ  seltene  Ausnahmen®;  im  allgemeinen  unterliegt  die  That- 
sache  regelmäfsigen  Streubesitzes  fttr  die  Fronhöfe  auch  nicht  dem  geringsten 


dominicata  10  et  7 ;  und  sie  sind  zu  übersetzen :  in  Rommersheim  verfrontes,  d.  h.  zum  Eigen- 
betrieb des  Hofes  eingezogenes  Land  7  Hufen  u.s.w.  Diese  Angaben  gehen  also  keineswegs 
auf  Höfe,  welche  einem  Haupthofe  untergeordnet  wären,  sondern  auf  als  mansi  absi  (s.  unten 
S.  749  f.)  eingezogene  Hufen,  welche  einstweilen  in  Eigenkultur  des  Grundherrn  stehen. 
Oder  sollen  etwa  in  Klüsserath-Trittenheim  auf  einen  Haupthof  von  nur  7  Hufen  Landes 
17  Unterhöfe  kommen? 

»)  Vgl.  Hanauer,  Paysans  S.  41,  sowie  MR.  ÜB.  1,  273,  996,  und  MR,  ÜB.  1,  152, 
1059,  cit.  oben  S.  882  Note  8.  Dagegen  sehe  man  WFötz  1560  §  8:  die  scheffen  erkennen, 
Yetz  kein  haus  noch  hof  zu  sein,  sondern  ein  dorf. 

')  6.  ep.  Camerac.  2,  17:  fuit  autem  huic  .  .  predium,  quod  Martinas  dicitur  [Merchten 
in  Brabant?:  Le  Glay],  ÜEuniliis  quidem  et  rebus  circumfluis  locupletissimum  ...  in  eodem 
pago,  villa  videlicet  quam  loci  habitatores  Ham  [bei  Yilverde]  dicunt,  defunctus  .  .  ad 
Martinas  deportatus.  Das  predium  umfafst  hier  wohl  den  ganzen  pagus,  dessen  Hauptort 
Martinae  ist,  daneben  kommen  eine  Reihe  villae,  wie  z.  B.  Ham,  vor.  S.  femer  MR.  ÜB. 
1,  14,  762 — 804,  Dingsdorf:  mansum  cum  curtilis  et  uilares  una  cum  terris  vel  superposito, 
tarn  terris  quam  pratis  necnon  et  silvis  sive  etiam  pascuis  aquis  vero  aquarumve  decursibus, 
mobile  namque  et  immobile  onmia  et  ex  onmibus  totum  namque  et  ad  integrum,  quantum 
vero  cumque  ab  ipso  manso  aspiciat  vel  quicquid  de  parte  genetricis  tu^  Bertradane  tibi 
itaque  ibidem  legibus  obvenit  tam  de  alode  quam  et  de  comparato  seu  de  quolibet  attracto. 
Acta  acad.  Theod.  Palat  6,  248,  796 :  Jemand  schenkt  villas  meas  apud  flumen  Blesa,  quibus 
Tocabula  sunt  Ramesbach,  Dittelveinga  et  Vilarium  [Bliesransbach ,  Dietelfingen,  ?  Wallers- 
hofen]  .  .  una  cum  bemiis  [1.  pervüs]  casis  superpositis  aedificiis,  cum  adiacentiis  eorum 
ibidem  adspidentibus  vel  pertinentibus,  campis  usw.  Bertholet  2,  P.  just.  58,  814:  der  h. 
Remaclus  baut  Stablo  und  Malmedy,  K.  Sigibert  giebt  um  beide  Orte  herum  de  sua  foreste 
12  lengas  undique  mensuratas  sive  quae  infra  erant  Folgen  die  genaueren  Grenzangaben.  MR. 
ÜB.  1,  190,  948 — 50  werden  2  curtes  genannt  Bodenheim  et  Sconilar  dictae  .  .  villulis  duabus 
adiunctis  [es  sind  wieder  B.  und  S.  gemeint].  Aus  späterer  Zeit  vgl.  noch  ^ULehmen,  Hs. 
Koblenz  St  A.  CXI^  Bl.  88^.  S.  auch  noch  Landau,  Salgut  S.  56  f.;  Back,  Ravengiers- 
borg  1,  61 ;  Hanauer  Paysans  S.  5  f.,  87  f. 

*)  Dagegen  sind  nach  v.  Maurer,  Einl.  S.  97,  die  meisten  landesherrlichen  Domänen 
«OS  ehemaligen  Reichs-,  Gau-  oder  Centallmenden  hervorgegangen.  Bei  solchen  Ansichten 
ist  natürlich  eine  grofse  Übertreibung  der  Bedeutung  der  einzelnen  Grundherrschaft  nicht  zu 
venneiden,  vgl.  z.  B.  v.  Maurer,  Fronh.  1,  202.  Zu  der  auf  ihr  beruhenden  Auffassung  der 
gnmdherrschaftlichen  Organisation  vom  Gesichtspunkte  des  Rittergutes  aus  s.  v.  Maurer, 
Fronh.  1,  254,  258,  278,  814,  822,  885  u.  s.  f. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgnmdbes.  —     740     — 

Zweifel.  Das  gilt  auch  für  die  älteste  Zeit^;  schon  am  Schlufs  des  9.  Jhs.  ist 
die  Erscheinung  so  selbstverständlich,  dals  in  den  Urbaraufzeichnungen,  z.  6.  im 
Prümer  Urbar,  die  einzelnen  im  Streubesitz  liegenden  Hufen  gar  nidit  mehr 
besonders  als  so  gelegen  bezeichnet  werden,  sondern  sich  unter  der  Haupt- 
rubrik des  Hofes,  von  welchem  sie  ressortieren,  einfach  mit  aufgezeichnet  finden  *. 
Auch  später  tritt  in  diesen  Verhältnissen  trotz  aller  Tausch-  imd  sonstigen 
Abrundungspolitik  eine  fühlbare  Änderung  nicht  ein;  sehen  wir  von  anderen 
Beispielen  ab®,  so  finden  wir  z.  B.  im  J.  1030  einen  Hof  mit  Dependenzen 
in  4  Orten*,  im  J.  1103  einen  solchen  mit  Dependenzen  an  11  Orten®,  um 
die  Wende  des  12.  und  13.  Jhs.  einen  Maximiner  Hof  mit  Zubehör  in  7  Orten*; 
und  im  J.  1232  wird  ein  Hof  erwähnt,  quam  habent  [monachi  Lacenses]  in 
Cruthe  et  alias  in  Meineveit  vel  ubicumque  in  Palacia  [der  Pellenz]  ^.  Darf  hier 
ein  allgemeiner,  aus  imifassender  Lektüre  der  Quellen  gewonnener  Eindruck 
wiedergegeben  werden,  so  nimmt  der  von  den  einzelnen  Fronhöfen  ressoitierende 
Streubesitz  bis  zum  13.  Jh.  eher  zu  als  ab.  Seitdem  aber  scheint  eine  für  grofse 
und  kleine  Grundherrschaften  divergierende  Entwicklung  einzusetzen.  Während 
bei  den  kleineren  Grundherrschaften  die  Verstreuung  des  Besitzes  infolge 
mannigfachen  Verkaufs  am  einen,  Kaufs  am  anderen  Orte  zunimmt®,  kommt 
es  in  denjenigen  Grundherrschaften,  welche  als  Substrat  für  die  Bildung  eines 
Territoriums  dienen,  zum  festeren  Zusammenschluls  der  einzelnen  Hofdepen- 
denzen.  Sehr  deutlich  erhellt  dieser  Vorgang  in  dem  Luxemburger  Urbar 
aus  dem  Beginn  des  14.  Jhs.®;  hier  sind  Fälle,  wo  die  Dependenzen  eines 
Hofes  zerstreut  liegen  und  etwa  gar  verschiedenen  Bezirken  der  neugebildeten 


1)  Vgl.  Honth.  Hist  1,  91,  698;  MR.  ÜB.  1,  61,  835;  93,  856;  139,  895;  136,  894: 
villam  [M^r}'  Graüschaft  Yerdun]  cum  integritatibus  suis  in  quorumcunque  pagorum  seu 
comitatuum  finibus  sitis;  vgl.  dazu  MR.  ÜB.  1,  152,  908:  res  in  villa  [Enkirch]  sive  undique 
coniacentes  et  illo  pertinontes. 

2)  Vgl.  Bd.  2,  88. 

3)  Vgl.  schon  oben  S.  705  f,  sowie  Lac.  ÜB.  1,  51,  91,  981;  Flod.  z.  J.  938,  MGSS.  3, 
885,  8  f..  MR.  ÜB.  1,  273,  996;  287,  1008—16;  325,  c.  1045;  Act.  Theod.  Palat.  6,  111, 
1091;  MR.  ÜB.  1,  390,  1096;  396,  c.  1098. 

*)  MR.  ÜB.  1,  302,  1030. 

»)  MR.  ÜB.  1,  407,  1103;  s.  oben  S.  705-706. 

«)  üSMax.  S.  449,  Rittersdorf. 

^)  MR.  ÜB.  3,  461,  1232. 

*)  Das  gilt  wenigstens  fiir  die  Grundherrschaft  von  SMaximin,  wo  ein  Vergleich  des 
ÜSMax.  12.  Jhs.  mit  dem  *üSElisabeth-Hospital  aus  dem  Ende  des  13.  Jhs.  und  dem 
*Grofsen  urbar  ^n  1484  die  Beweise  liefert  Man  vgl.  auch  WSinunem  u.  Dh.,  G.  2,  145. 
Vielfach  trat  wohl  auch  dadurch  Zerstreuung  ein,  dafs  einzelne  nur  persönlich  Zinspflichtige 
Freizügigkeit  erlangten;  einen  Anklang  in  dieser  Richtung  ergiebt  schon  CMR.  3,  448,  1358: 
den  &onehof  (zu  Stremiche)  mit  den  luden,  die  in  den  hof  gehorent,  so  wo  die  lüde  sin  gesessen. 

»)  Bd.  3  No.  287. 


—    741     — 


,  Yerwaltungsorganismus.] 


Territorialämter  angehören,  sehr  selten  ^  Sieht  man  indes  von  dieser  terri- 
torialistischen,  aus  dem  Verfall  der  Grundhen-schaften  heraus  zu  neuen  lebens- 
vollen Institutionen  ftüirenden  Entwicklung  ab,  so  wird  man  bis  ins  13.  Jh. 
hinein  und  in  den  meisten  Grundherrschaften  auch  für  die  Folgezeit  einen 
weitverbreiteten  Streubesitz  als  grundlegend  für  die  Organisation  der  Ver- 
waltung ansehen  müssen. 

Und  dieser  Besitz  umfafste  keineswegs  selbst  da,  wo  er  in  einem  Fronhof 
kumulierte,  die  ganze  Ortschaft:  es  ist  schon  früher  gezeigt  worden,  wie  ein 
Dutzend  und  mehr  Grundherren  am  gleichen  Orte  nebeneinander  Grundbesitz 
haben  konnten^. 

Es  steht  mithin  der  Streubesitz  in  keinerlei  sicherem  Verhältnis  zum  Um- 
fang des  Grund  und  Bodens,  der  einem  bestimmten  Fronhof  angehörte;  viel- 
mehr erfordert  die  Frage  nach  der  den  einzelnen  Höfen  unterstehenden  Besitz- 
masse noch  besondere  Untersuchung.  Gehen  wir  hier  von  den  Verhältnissen 
der  grofsen  Grundherrschaften  aus,  welche  uns  durch  Urbare  genauer  bekannt 
sind,  so  ergiebt  sich  das  Folgende.    Es  hatten,  abgesehen  von  Salland : 


1 
Zeit        Grundherrschaft 

Höfe- 
zahl 

Hof  mit  Maximal- 
besitz 

Hof  mit  Minimal- 
besitz 

Durchschnitts- 
besitz 

Hufen 

Erben 

Hufen 

Erben 

Hufen 

Erben 

9.  .Jh.  Ende 

Prüm 

118 

68 

_ 

1 

13,6 

9.— 11.  Jh, 

Mettlach 

13 

6OV2 

— 

6 

— 

13 

— 

1030 

SMaria-ad-mar- 

tyres-Trier 

12 

28 

— 

5 

15,7 

12.Jh.Ende:  SMaximin-Trier 

49 

48 

— 

4 

— 

}  22,4 

5,7 

bzw.  27  V2 

37 

bzw.  2 

5 

laJh-Anf. 

Erzstift  Trier 

21 

77V2 

— 

5 

29,6 

— 

Scheint  es  nach  den  aus  dieser  Tabelle  sich  ergebenden  Daten,  als  wenn 
im  Laufe  des  frllheren  Mittelalters,  von  der  Karolinger-  bis  zur  Stauferzeit, 
eine  bedeutende  Erhöhung  der  den  Fronhöfen  unterstehenden  Hufenzahl  von 
etwa  1 3  Hufen  bis  auf  das  Doppelte  stattgefunden  habe,  so  entsprechen  dieser 


*)  So  gehören  z.  B.  ULuxemburg  356,  s  f.  zum  Hofe  Attert  6d  Vogteien  zu  Schou- 
weiler  und  Bettingen  7e  und  Rippweiler  6e,  sowie  Tontlingen  6d,  von  denen  Schouweiler 
und  Bettingen  nicht  in  derselben  Chastelerie  Arlon,  wie  Attert,  sondern  in  der  Pr^vost^ 
Luxemburg  liegen.    Ähnlich  gehört  Thiaumont  6d  zu  Wolkringen  7d  (S.  357,  19). 

*)  S.  oben  S.  135. 


[Wirtschaft  d.  Grodsgrundhes. 


—     742     — 


Anschauung  doch  die  sonst  zur  Verfügung  stehenden  Nachrichten  nicht  völlig  ^ 
Als  Ausgangspunkt  ergiebt  sich  allerdings  auch  nach  diesen  fast  genau  die 


Ort  des  Hofes. 

Hufen. 

Sonstiger  Besitz. 

• 
Quelle  und  Zeit 

Leudesdorf 

15 

9  arip.  vinearum 

Einh.  Transl.  ss.  Petr.  et  Marc.  JaflK  4, 4%. 

Matzem 

8 

curtilli 

MB.  ÜB.  2,  20,  a^. 

Osweiler 

2 

— 

MB.  ÜB.  2,  22,  835. 

Albisheim 

13 

MR.  ÜB.  1,  61,  8^5. 

Wissersheim 

7 

8  sedii  cum  viniolis 

MR.  ÜB.  1,  64,  836. 

Bettingen 

8 

MR.  ÜB.  1,  71,  845. 

Mersch 

12 

— 

MR.  ÜB.  1,  83,  853. 

Ballesheim 

4 

— 

\ 

Strafsfeld 

7 

""                 1 MK.  ÜB.  1,  93,  856. 

Gilsdorf 

2 

1 

Pissenheim 

6 

J 

Kochem 

8  curtili 

Bachem 

26 

3  farinarii 

Hospelt 

4 

— 

MR.  ÜB.  1, 105,  866  (Rateresdorf  wüst 

Jüchen 

36 

^^■" 

unterm  Drachenfels). 

Kateresdorf 

9V« 

— 

Elvenich 

42 

— 

. 

Arenberg 

80 

— 

Erhard,  CD.  >>'estf.  1,  25,  868,  vgl.  dazu 

1               MR.  l^B.  1,  118,  880. 

Dinspel 

1          8 

1 
1                                1 

MR.  ÜB.  1,  120,  880. 

19  Höfe 

12,3 

? 

9.  Jh.  Durchschnitt 

1 

« 
Gostingen 

6 

_— 

MR.  IB.  1,  170,  929. 

Bei  Arel 
Arel 

3 
2 

\  MR.  TB.  1,  174,  c.  9:38. 

\\  ormsgiiii 

;« 

20  arip.  Weinberg 

Lac.  ÜB.  1,  5:^  94.  941. 

^^  abergau 

11''2 

— 

MR.  TB.  1,  199,  955. 

Steinern 

46 

Lac.  ÜB.  L  61,  105,  962. 

Beiiren 
Lenningen 

36 
50 

1 

1 

1  Uc.  ÜB.  1,  228,  967. 

Schleich 

20 

— 

,  >m.  TB.  1,  249,  976. 

Winningen 

15 

i  Lac.  IB.  1,  123,  989. 

Muthfort 
Dahlem 

32 
34 

. 

1  MR.  IB.  1,  273,  996. 

12  Höfe 

24 



.    10.  .Ui.  Durchschnitt 

Pellenz 

8 

c.  vinea  ad  carr.  7. 

'  MR.  TB.  1,  287,  1008—16. 

Vallendar 

mehr  als  80 

^^^ 

;  Marttfue  Coli.  2,  56,  1035. 

Lengsdorf 

1 

i  Lac.  TB.  1,  136,  209,  1067. 

Nickenich 

14 

1               """ 

j  MR.  ÜB.  1,  368,  1069. 

Luxemburg 

4 

'  Bertholet  3,  Pieces  jiistif.  36,  1080. 

Aflen 

IS 

— 

TKanlen  11.-12.  Jhs. 

6  Höfe 


c.  14 


11.  Jh.  Durchschnitt 


fk. 


—     743     —  Verwaltungsorganismus.] 

gleiche  Durchschnittszahl  des  Hufenzubehörs,  also  etwa  12  bis  13  Hufen  für  den 
Hof.  Indes  im  übrigen  zeigen  die  Einzelnachrichten  schon  im  10.  Jh.  eine 
bedeutende  Steigerung  der  DurchschnittszifFer ,  weit  stärker,  als  sich  das  aus 
der  oben  gegebenen  Tabelle  entnehmen  läfst.  Im  11.  Jh.  dagegen  ergiebt  sich 
aus  den  von  nun  ab  freilich  sehr  spärlich  werdenden  Einzelnachrichten  wiederum 
ein  Sinken  der  Durchschnittszahl  dienender  Hufen.  Dieses  Sinken  setzt  sich 
namentlich  in  den  kleinen  Laienherrschaften,  soweit  wir  zu  beobachten  ver- 
mögen, konsequent  bis  ins  14.  Jh.  fort,  während,  wie  sich  aus  unserer  Tabelle 
wie  aus  dem  ULuxemburg  ergiebt,  dies  bei  den  grofsen  Laiengrundherrschaften 
—  worunter  auch  Trier  als  Territorium  zu  rechnen  —  nicht  der  Fall  ist. 
Nimmt  man  die  hier  aus  einzelnen  Überlieferungsgruppen  gefolgerten  That- 
sachen  als  allgemein  geltend .  an,  ein  Verfahren,  gegen  welches  keine  anderweit 
bekannten  Erfahrungen  sprechen,  so  wäre  die  Erklärung  etwa  in  folgenden 
Vorgängen  zu  finden.  Die  geistlichen  Ginmdherrschaften  haben  immer  mehr 
Land  aus  dem  sei  es  ursprünglich  vorhandenen  eigentlichen  Salland,  sei  es 
durch  Rodung  gewonnenen  Beundesalland  in  den  Kreis  der  dienenden  Hufen 
gebracht ;  eben  dieser  Bewegung,  namentlich  soweit  sie  auf  Rodung  beruht,  sind 
auch  die  grofsen  Laiengrundherrschaften  gefolgt.  Die  kleinen  Laiengrund- 
herrschaften dagegen  zogen  mehr  dienendes  Land  in  den  Eigenbetrieb.  Die 
letztere  Erscheinung  würde  sich  als  Konsequenz  des  fränkischen  Erbrechts 
leicht  verstehen:  in  je  mehr  Teile  eine  adlige  Grundherrschaft  zerfiel,  um  so 
mehr  mufste  von  den  einzelnen  erbenden  Parteien  auf  Eigenwirtschaft  Nach- 
druck gel^  werden,  um  dem  Erbteil  gröfsere  Früchte  abzugewinnend 

Doch  sehen  wir  von  diesen  Vorgängen  weiterhin  ab:  konstatieren  wir 
für  das  Folgende  zunächst  nur,  dafs  der  frühmittelalterliche  Fronhof,  die  einzige 
durchgreifende  Basis  der  grundherrschaftlichen  Verwaltung,  in  Streubesitz  lag 
und  etwa  12  bis  24  zugehörige  Hufen,  zum  grofsen  Teil  an  anderen  Orten  als 
dem  Fronhoforte,  umfafste. 

Wird  somit  der  Fronhof  als  die  spezifische,  durchaus  für  sich  bestehende, 
ursprünglich  an  sich  ganz  selbständige  Grundlage  der  grundherrlichen  Organi- 
sation hingestellt,  so  soll  doch  nicht  übersehen  werden,  dafs  sich  schon  zeitig 
hier  und  da  Richtungen  geltend  machen,  welche  auf  eine  weitere  Gliederung 
des  grundherrlichen  Organismus  hinauslaufen.  In  dieser  Hinsicht  mul'ste  von 
Anbeginn  an  vor  allem  die  Einordnung  der  Weinkultur  in  den  grundherrlichen 
Betrieb  von  Bedeutung  sein.    Der  Weinbau  erforderte  besondere  agrarische 

Vom  12.  Jh.  ab  verlohnt  es  sich  bei  der  geringen  Zahl  von  Quellen  nicht,  die  Nachrichten 
tabellarisch  zusammenzustellen.  Man  vgl.  MR.  ÜB.  3,  83,  1218:  curtis  et  12  niansi  von 
Rommersdorf  in  Gladbach;  Hennes  ÜB.  2,  300,  1288,  mittlerer  Besitz:  curtim  sitam  in  villa 
Sinsteden  et  duos  mansos  et  dimidium  mansum  terre  arabilis  eidem  curti  attinentes  et  decimas 
decem  mansorum  terre  arabilis  consistentes  in  parrochia  Rumerskirghen ;  Hof  in  Laienbesitz 
mit  3  mansiones,  *Bald.  Kesselst.  S.  178,  1324;  ebenso  mit  9  Hufen,  Bd.  3,  140,  2»,  1325; 
el>en8o  2  Höfe  mit  je  4V2  Hufe,  Bald.  Kesselst.  S.  385,  1346,  cit  oben  S.  367  Note  6. 
*)  Vgl.  zu  diesen  Erwägungen  auch  unten  S.  771. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     744     — 

Ausgestaltungen  ^  besonders  geschulte  Grundhörige,  besondere  Kontrollen ;  sein 
Betrieb  sonderte  sich  innerhalb  der  Hofesverwaltungen  naturgemäß  aus  der 
sonstigen  gehöferschafllichen  Organisation  bis  zu  einem  gewissen  Grade  aus*, 
war  der  Hofverfassung  in  loserer  Weise,  nach  Art  eines  mehr  oder  weniger  selb- 
ständigen Beüiebes,  eingeordnet^.  Was  aber  vom  Weinbau  gilt,  das  behält  auch 
für  die  übrigen  geringeren  Specialbetriebe ,  z.  B.  den  Hanfbau,  die  feinere  Vieh- 
zucht u.  dgl.  seine  Richtigkeit.  Weiterhin  kam  es  wohl  vor,  dafs  der  hörige  Besitz 
eines  Hofes  auf  zwei  oder  mehrere  Ortschaften  nahezu  gleich  stark  verteilt 
war;  dann  kreierte  man  entweder  zwei  Fronhufen  in  koordinierter  Stellung 
oder  man  konnte  leicht  zur  Bestellung  eines  Unteimeiers  in  der  minder  be- 
vorzugten Ortschaft  gelangen*.  Eine  ähnliche  Unterordnung  wie  hier  trat 
auch  wohl  bisweilen  infolge  von  neuen  Bedürfiiissen  oder  alten  Zusammenhängen 
in  der  Rechtspflege  ein :  wo  die  Zusammengehörigkeit  eines  früheren  Gerichts- 
bezirks auch  innerhalb  der  neuen  grundheirlichen  Organisation  gewahrt  werden 
konnte,  hielt  man  ihn  aufrecht'*;  und  wenn  der  Grundherr  Streitigkeiten  für  seine 
Höfe  persönlich  schlichten  wollte,  geschah  das  bisweilen  nicht  an  Ort  und  Stelle, 
sondern  von  einem  ihm  gelegener  scheinenden  Hofe  aus  ^.  Wie  hier  schon  die 
Lage  innerhalb  der  GnmdheiTSchaft  einzelnen  Höfen  eine  besondere  Bedeutung 
für  die  Gerichtsverfassung  zu  geben  vermochte,  so  war  dies  noch  vielmehr  l>ei 
<lem  Wirtschaftsverkehr  innerhalb  der  Gmndherrschaft  der  Fall.  Hier  handelte 
es  sich  vor  allem  um  den  Transi)ort  umfangreicher  Xaturalzinse  nach  dem  Sitz 
des  Grundherrn:  es  lag  in  der  Natur  der  Sache,  dafs  die  für  diesen  Verkehr 
besonders  günstig  gelegenen  Höfe  bald  von  besonderer  Wichtigkeit  werden 
mufsten  ^.  Indes  so  bedeutsam  eben  diese  Vorgänge  fllr  die  spätere  Ausbildung 
einer  stärkeren  Gliederung  der  Grundherrschaft  von  der  rechtlich-politischen 
Seite  aus  zu  werden  vermochten:  vorläufig,  fi\r  die  Periode  specifisch  wirt- 
schaftlicher Bedeutung  der  Grundheri-schaft  bis  mindestens  zum  Ende  des 
11.  Jhs.,  alterierten  sie  den  Ginmdsatz  nur  wenig,  dafs  jeder  Hof  eine  volle 
Einheit  für  sich  war,  und  dafs  zwischen  Zentralstelle  und  Höfen  weitere 
Zwischenstellen  nicht  bestanden. 

Wie  aber  war  nun  der  Gnmdbesitz  innerhalb  des  einzelnen  Hofes  für  die 


»)  S.  dazu  oben  S.  404  l 

2)  Darüber  weiter  iinten  Abschn.  VI  Teil  3. 

^)  Vgl.  MR,  ÜB.  1,  118,  880;  l^Rheingrafen :  allodium  in  Leibersheim ,  cum  .  .  vineis 
dominicalibus  et  aliis  vineis  niultis,  que  tertiam  vel  quartam  partem  vini  curia  subserviont 
üSMax.  S.  445:  die  Weingüter  zu  Köverich,  Trittenheim,  Xiederemmel  gehören  zur  curia 
Detzem;  de  emendationibus  et  petitura  editicanda.  de  omni  iure  ecclesie  [sancti  Maximini] 
in  curia  apud  Decimam,  si  in  aliquo  dubitaverint  inquirent. 

*)  Vgl.  G.  ep.  Camerac.  2,  26,  685:  MR.  ÜB.  1,  302,  1080:  3,  636,  1238;  1344,  1256. 
S.  femer  USMax.  unter  Ewerlingen-Ospem,  Hosten-Auw,  Weiskirchen-Bisingen. 

'^)  USMax.  S.  401,  Issel. 

«)  MR.  ÜB.  1,  573,  1153. 

')  Vgl.  darüber  weiter  unten  gegen  Schlufs  dieses  Teiles. 


—     745     —  Verwaltungsorganismus.] 

Verwaltung  gegliedert?    Die  Frage  führt  zur  Erörterung  der  Gegensätze  Sal- 
land  und  Gehöferland. 

Der  Begriff  terra  salica  begegnet  schon  in  frülimerowingischer  Zeit;  er 
ist  damals  mit  terra  a^^atica  identisch  und  bedeutet,  im  Gegensatz  zu  der  zu- 
nächst aus  Rottland  gebildeten  Errungenschaft  an  Landeigen,  das  zum  väter- 
lichen Hofe,  der  SalaS  in  bestimmtem  altem  Zugehörigkeitsverhältnisse  stehende 
Land,  das  Stammland,  das  obligatorischem  Erbgang  unterworfene  Erbgrund- 
eigen  ^.  In  diesem  ausschliefslichen  Sinne  findet  sich  aber  das  Wort  in  der 
Sprache  der  Urkunden,  soweit  diese  auch  zurückgehen,  nirgends  mehr  ange- 
wendet. Vielmehr  wird  hier  schon  die  Rotterrungenschaft,  soweit  sie  nur 
durch  Erbgang  in  den  unverbrüchlichen  Besitz  des  Hofes  mit  einbezogen  ist, 
stets  ebenfalls  als  Salland  angesehen^.  In  diesem  Sinne  spricht  man  von 
salischen  Wäldern^,  salischen  Weinbergen^,  und  im  Falle  von  AUmendeober- 
eigentum  kann  sogar  die  Allmende  als  Salland  des  Obereigentümers  gedacht 
sein*.    Von  dieser  Stufe  aus  kommt  es  dann   vereinzelt  zu  einem  völligen 

')  Das  Wort  Sala  noch  Ennen,  Qu.  1,  447,  1,  844:  Egilbert  schenkt  salam  meam  cum 
terra  araturia  et  petiola  vinee  ad  lacum  dicte  civitatis  [Köln]  .  .  sitam.  Dann  wiederum, 
al)er  schon  archaistisch  und  der  Erklärung  bedürftig  im  14.  .Jh.,  vgl.  *  UMünstennaifeld,  lls. 
KoblejLz  CXI»  Bl.  4^  cit.  unten  S.  747  Note  2. 

2)  S.  oben  S.  39,  44  f. 

')  An  den  alten  Gebrauch  erinnert  noch  Cesarius  zum  ÜPrüm  S.  144  Note  1:  de 
mansis  indominicatis,  qui  sunt  agri  cime,  ([uos  vulgariter  appellamus  selgunt  [!]  sive  atten  vel 
cunden.  Hier  ist  also  die  Beundc  noch  zum  Salland  in  gewissen  Gegensatz  gebracht  Das 
ist  auch  das  Verfahren  des  USMax.,  das  neben  den  culture  das  salicum  bonum  noch  fast 
stets  (doch  s.  USMax.  S.  438,  Ohlingen)  besonders  aufzählt,  s.  USMax.  S.  440,  Be?ch  und 
Kenn;  S.  448,  Metterich;  S.  458,  Oberemmel;  S.  461,  Issel.  Der  hier  zu  Grunde  liegende 
Gegensatz  ist  indes  nicht  mehr  der  alte  der  Merowingerzeit ,  sondern  der  zwischen  Land  in 
Gehöferbestellung  und  in  ganzeigner  Bestellung,  vgl.  USMax.  S.  465 ,  Ham ,  Jammais :  3  cul- 
turas,  et  terram  dominicalem  ad  aratrum.  —  Der  neue  Gebrauch,  obgleich  durch  faktische  Ein- 
beziehung von  Rottland  in  die  Salländereien  früh  vorbereitet,  setzt  sich  allgemein,  in  genereller 
Aufnahme  der  neuen  Bedeutung  des  Wortes  Salland,  doch  erst  später  durch,  vgl.  USMax.  S.  438, 
Remich,  cit  oben  367  Note  5,  femer  MR.  ÜB.  3,  289,  1226 :  jemand  soll  auf  Bergen  bei  Trier  den 
Zehnten  haben  de  omni  terra,  sive  salica  sit  sive  non,  de  qua  non  ambigitur  vel  probari  poterit, 
hactenus  ipsum  decimam  percepisse  . .  de  omni  terra  salica  in  posterum  excolenda  nichil  penitus 
rec(epturus).  S.  femer  Bald.  Kesselst  S.  221,  1331,  cit  oben  S.  496  im  Texte;  WLonguich 
1408,  cit  oben  S.  456;  WSimmem  u.  Dh.  1484,  cit  Bd.  2,  659  Note  1. 

*)  MR.  ÜB.  2,  6*,  1171,  cit  oben  S.  473  Note  6;  USMax.  S.  458,  Losheim;  Bd.  3 
Wortr.  u.  d.  W.  salica  silva.  Vgl.  auch  MR.  ÜB.  3,  309,  1230 :  omnem  terram  salicam,  quam 
habemus  in  nemore  apud  Edesbure  [bei  Malberg]. 

»)  MR.  ÜB.  1,  141,  134,  893:  vineae  indominicatae ;  femer  MR.  ÜB.  1,  302,  1030: 
terra  salica  partim  arabilis,  partim  cum  vineis,  dazu  oben  S.  405  Note  2;  USMax.  S.  466, 
Kürenz:  vinee  salice  dant  quintum  sext  sine  decima,  im  Gegensatz  zu  den  Pichtem;  Lehn- 
bach Werners  II.  v.  Boland  S.  28:  salica  vinea. 

•)  Vgl.  UStift  395,  Weiler  11c:  dem  Erzbischof  gehört  die  Mark  (bannus):  quicquid  est 
ibi  in  agris  vel  silvis,  quod  archiepiscopi  est,  exceptis  mansis  [Fronhufen]  terra  salica  est. 
S.  ferner  UStift  420:  quicquid  in  Roscheit  est,  dominus  archiepiscopus  totum  salico  iure 
teoet;  sed  inde  concessi   sunt  2  mansi ,   quorum  uterque  .  .  solvet  5  s.,  de  omnibus  aliis 

Lamprecht,  DeatKbes  Wirtdchaflsleben.    I.  48 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     746     — 

Umschlag  der  alten  Bedeutunji:,  man  versteht  unter  Salland  nicht  mehr  das 
erbeijjene  Land  im  Hufschlag,  sondern  ganz  speciell  das  erbeigene  Beundenland  *. 
Indes  diese  Auffassung  ist  doch  die  bei  weitem  seltenere ;  im  allgemeinen 
gehört  die  Bedeutung  des  Begriffs  salica  terra  im  eigentlichen  Mittelalter 
überhaupt  nicht  so  sehr  der  Rechts-  als  der  Wirtschaftsterminologie  an,  so 
dafs  sich  hier  die  auch  sonst  zu  beobachtende  Thatsache  ergiebt,  dafs  ur- 
sprüngliche Rechtsbegriffe  späterhin  leicht  zu  Tvirtschaftliclier  Auffassungsweise 
abschwenken.  In  letzterem  Sinne  aber  bedeutet  salisches  Eigen  nunmehr 
soviel  als  in  eigner  Bewirtschaftung  des  Landherm  selbst  stehendes  oder 
wenigstens  in  direktem  Auftrag  des  Herrn  bewirtschaftetes  Eigen.  Fronhöfe 
nebst  dem  vom  Fronhofe  direkt  beA^irtschafteten  Lande  sind  also  zugleich 
Salhöfe^.  Indes  erfährt  der  BegiifF  in  dieser  Richtung  doch  von  Anbeginn  an 
in  der  ganz  übenNiegenden  Zahl  der  Anwendungsfälle  eine  besondere  Be- 
ziehung nur  auf  das  dem  Fronhof  zu  direkter  Bewirtschaftung  unterstellte 
Land,  nicht  aber  mehr  auf  den  Fronhof  selbst:  curtis  oder  mansus  dominicus 
cum  terra  salaritia  oder  salica  ist  der  gewöhnliche  Ausdruck  für  den  Fronhof 
nebst  direkt  abhängigem  Wiitschaftsland*.  Und  dabei  braucht  das  Wirt- 
schaftsland nicht  direkt  der  Hofwirtschaft  zu  unterliegen;  es  kann  auch  un- 
bebaut sein*.  Gerade  von  diesem  Tunkte  aus  aber  ging  man  bald  weiter. 
Wurde  dem  Fronhof  wiitschaftlich  direkt  unterstelltes  Land  nicht  mehr  vom 
Hofe  aus  be\Nirtschaftet ,  sondern  anderweit,  nur  nicht  in  grundhörigem 
Nexus,  sondern  in  freiem  Miets-  oder  Pachtvertrage  verliehen,  so  hiefs  es 
nun  gleichwohl  noch  Salland*,  im  Gegensatze  zu  dem  grundhörigen  Gehöfer- 

medima  sohitur.  S.  ferner  W.  Rommersheim  1298,  G.  2,  519;  *Sclieckman,  Spec.  feud.  B2: 
decima  de  culturis  comitis ;  et  salicae  terrae  in  banno  .  .  decima  dicta  Yulgariter  das  ziel- 
guit  ader  erde;  WSchüttringen  1542  §  4:  so  einer  dem  [grundherm]  .  .  sein  selhegnet  on 
iirloef  und  verhenknus  wonne  und  bauwet,  der  vermacht  die  bousz. 

1)  S.  oben  S.  334  f.,  419  f.,  auch  S.  423. 

*)  Vgl.  z.  B.  MK.  ÜB.  1,  121,  887,  Uckenheim:  curtem  salariciam  cum  casa  et  borrea  et 
spicario  cum  ceteris  casticiis,  aspicit  ad  eundem  locum  de  terris  salariciis,  quicquid  ad  eundem 
coustat  curtem  cum  aripennis  et  pratis  silvisque,  seu  quicquid  ibidem  nostrum  esse  dino- 
ßcitur;  CRM.  2  Einl.  S.  V:  curtis,  que  Franconmi  lingua  selohof  dicitur;  Schauberg,  Zs.  f. 
noch  ungedr.  Schweiz.  Rechtsqu.  1,  68:  curtem  seu  villicatum  in  Rieden  esse  salicam  terram, 
que  ^Tilgo  dicitur  sellant  —  S.  auch  femer  MR.  ÜB.  3.  242,  1225,  Wiltingen:  decinie  pro- 
venienti  de  5  petituris,  que  et  salica  tenii  dicitur  et  siunptibus  ipsius  ecclesie  excoluntur; 
WRommersheim  1298:  eins  abts  leidigh  guit  .  .,  dat  man  da  nent  seilguit  of  abteie. 

')  Vgl.  z.  B.  Cardaims,  Rhein,  ürkk.  1»  S.  336,  923:  curtem  dominicatam  cum  duabos 
terris  salaritiis  u.  so  öfter;  MR.  ÜB.  1,  320,  1080,  cit.  oben  S.  419  Note  7  (auf  S.  420); 
V.  Ledeburs  Archiv  8,  161,  1130:  dominicalem  ipsius  curtem  atrio  monasterii  eorum  adherentem 
cum  tota  eiusdem  curtis  salica  terra;  Galmet^  2.  Preuves  389,  1179:  Nezel  de  Latha  in  Wihre 
dedit  2  mansos  cum  silica  terra  et  silva  ad  pastum  porcorum;  s.  noch  ferner  Ennen,  Qu.  1, 
582,  93,  1180;  2,  93,  84,  1224. 

*)  MR.  ÜB.  2,  190,  1201;  Lac.  ÜB.  2,  504,  1261. 

»)  MR.  ÜB.  2,  40,  1140  (s.  vielleicht  schon  Lac.  ÜB.  1,  49,  88.  927);  Lac.  ÜB.  1,867, 
1149,  cit.  oben  S.  450;  ÜSMax.  S.  447  üerzig,  S.  451  Kripplingerhöfe ,  S.  452  Montenich, 
S.  457  Weiten  cit  oben  S.  438  Note  3;  ÜStift  398,  Irsch:  in  festo  sancti  Andree  de  Salicis 


—     747     —  Verwaltimgsorganismus.] 

land  *.  In  diesem  Falle  aber  war  der  alte  Zusammenhang  des  Sallandes  mit  dem 
Fronhof,  soweit  er  wirtschaftlicher  Natur  war,  offenbar  aufgehoben :  geblieben  war 
nur  die  Freiheit  von  grundhörigen  Lasten  im  Gegensatz  zum  Gehöferland,  auf 
welches  sich  eine  grofse  Anzahl  von  grundhörigen  Lasten  radiziert  hatten. 
Salland  bedeutete  also  in  diesem  Falle  nur  noch  von  grundhörigen  Lasten 
freies  und  somit  in  gewisser  Richtung  privilegiertes  Land*.  Es  liegt  auf  der 
Hand,  dafe  damit  eine  Richtung  in  der  Begriflfeentwicklung  eingeschlagen  war, 
welche  allmählich  zu  voller  Verblassung  der  Bedeutung  führte:  Salland  war 
schlielslich  vielfach,  ohne  jeden  noch  erkennbaren  Zusammenhang  mit  der 
Fronhofeverfassung,  nur  noch  hinsichtlich  der  Grundlasten  besonders  begünstigtes 
Landeigen*. 

Halten  wir  indes  den  Begriff  fest,  wie  er  für  die  Grofsgrundherrschaft 
vor  ihrem  Verfall  ma&gebend  ist*,  so  hat  man  unter  Salland  das  speziell  der 
Fronhofewirtschaft  zum  Eigenbetrieb  unterstellte  Land  zu  verstehen,  im  Gegen- 
satz zu  dem  an  einzelne  Gehöfer  ausgeteilten  Landzubehör  des  Fronhofes. 
In  dieser  Bedeutung  kommen  für  das  Wort  salicus,  welches  das  rechts- 
gebräuchliche  ist,  auch  einige  andere  Ausdrücke  vor,    so  dominicus  bezw. 


terris  archiepiscopi  dabuntur  7  s. ;  ebd.  406,  Pfalzel :  de  areis  et  Salicis  terris  et  pratis  in  festo 
sancti  Petri  solvuntur  10  s.  et  4  d.  Bezeichnend  ist  auch  die  besondere  Betonung  der  Eigenwirt- 
schaft in  UStift  421,  Wittlich:  salicam  terram  arat  aratrum  archiepiscopi.  S.  femer  ÜRhein- 
grafen:  d.  Rh.  hat  a  comite  de  Scowenburch  curiam  in  Studemheim  .  .  .,  de  eadem  cur 
habet  H.  Krobe  salica  bona  a  ringravio.  Eine  Anzahl  weiterer  Nachrichten  des  13.  Jhs. 
sind  oben  S.  440  Note  4  und  5  zusammengestellt  Aus  späterer  Zeit  s.  aufser  *UMünster- 
maifeld,  Hs.  Koblenz  CXI»  Bl.  12b,  *USMax.  1484  Bl.  20^,  WSimmem  u.  Dh.:  welche  man 
zelegut  hait,  der  gibt  dem  apt  zwei  bestehauft. 

^)  Terra  subiugalis,  servilis,  servitialis,  mansualis,  hofsgut,  dinkelich  gät,  vgl.  MR.  ÜB. 
1,  199,  955;  228,  967;  851,  1058;  UKarden  11.— 12.  Jh.;  *UKarden  Bl.  16»»,  1232;  MR. 
CB.  3,  686,  1238,  cit.  oben  S.  483;  Bd.  3,  524,  lo;  *ÜLehmen,  Hs.  Koblenz  St.  A.  CXI» 
Bl.  83b. 

«)  Vgl.  MR.  ÜB.  2,  28*,  1179;  93, 1189;  *  ÜMünstermaifeld  Hs.  Koblenz  CXI»  Bl.  4b: 
der  Propst  hat  in  Münstermaifeld  domum  et  curiam,  que  vocatur  der  Sal,  .  .  ad  quam  per- 
tinent  tria  bona.  Diese  Güter  gaudent  eodem  iure  et  libertate,  quo  gaudet  ipsa  Aula  [d.  i. 
der  Saal]  prepositi  eapropter,  quia  fondat(a)  sunt  supra  ftindum  ipsius  prepositttre  .  .  nullam 
decnnam  solvunt  nisi  ipsi  preposito  in  curiam  suam.  *USMax.  1484  Bl.  47  b,  WGostingen 
{  8:  habet  ibidem  monasterium  salicam  decimam  et  sunt  aliqui  campi  et  prata  ad  istam  sali- 
cam decimam  pertinentia  in  inferiori  parte  Tille  circa  Mosellam,  que  omnia  sunt  bene 
mtrcata;  que  tantum  dant  domino  salicam  decimam  et  nulli  alten,  ettenentur  scabini  hec 
omnia  reünere  et  denumerare.  WGedscheid  1491  §  22:  in  demselbigen  bezirk  sine  ge- 
legen etliche  guter  genant  seieguter,  die  ouch  eime  goitzhuse  Mettloch  alleine  zeinden  geben. 
Vgl  auch  *Bald.  Kesselst  S.  744,  1346  Juni  12:  zu  Grintkamp  ackerlant,  daz  dat  selegüt 
genant  ist,  aber  ohne  irgend  eine  weitere  Eigentümlichkeit  vor  dem  übrigen  Land. 

')  Charakteristisch  ist  in  dieser  Hinsicht,  dafs  schon  in  einer  Originalurkimde  von 
1137  statt  salicus  der  Ausdruck  selectus  gebraucht  wird:  MR.  ÜB.  1,  597. 

*)  Zum  Begriff  salicus  vgl.  Landau,  Salgut  S.  94  f.,  v.  Maurer  Einl.  S.  16  —  17, 
Fronh.  1,  256;  v.  Inama,  Hofsyst  S.  61,  Wirtschaftsg.  1,  104;  Waitz,  Vfg.  1»,  127 
Note  8;  2,  90. 

48* 


[Wirtschaft  d.  Grofsgnmdbes.  —     748     — 

dominicalis  und  andere  Formen  desselben  Wortes  \  zu  deutseh  fronde*,  femer 
fiscalis^,  principalis ^,  publicus*^,  legitimus®.  Von  ihnen  bietet  der  Ausdruck 
dominicalis  in  den  Formen  dominicatus,  indominicatus  noch  ein  näheres 
Interesse:  diese  durch  Jahrhunderte  hindurch  unverändert  vorkommenden 
passiven  Wendungen  zeigen,  dafs  die  Abgrenzung  des  Sallandes  nicht  eine 
unverbrüchlich  feste,  sondern  vielfach  wechselnde  war. 

Geht  so  die  Bedeutung  von  ten-a  salica,  je  tiefer  wir  ins  Mittelalter  gelangen, 
um  so  melir  ins  Wirtschaftliche  über,  so  tritt  an  die  Stelle  ihi*er  Rechts- 
l)edeutung  ursprünglich  aufser  dem  nur  sehr  selten  vorkommenden  peculiaritas  ^ 
das  Wort  haereditas".  Indes  auch  dieses  Wort  konnte  sich  für  echtes  Eigen 
natürlich  nicht  halten,  sobald  sich  für  das  letztere  Veräufeerungsfähigkeit  ent- 
wickelte: mit  diesem  Zeitpmikte  wird  es  durch  allodium  abgelöst*.    Allodium 

^)  Vgl.  Lac.  ÜB.  1,  137,  211,  1068:  donÜDicatos  mansus,  quod  vulgo  dicitur  selehova; 
MR.  ÜB.  2,  40,  1140:  domiaicalem  teiTam,  que  legali  verbo  seleguet  appeUatur;  MR.  ÜB. 
1,  037,  1163:  deciinam  salice  vel  dominicalis  terr?  [monasterii  Lacensis  in  Cnift],  wiederholt 
MR.  ÜB.  2,  131,  1177—1194;  s.  auch  MR.  ÜB.  3,  298,  1226:  terra  salica  —  terra  dominica. 
Vgl.  femer  MR.  ÜB.  2,  30,  895;  UPrüm  No.  34,  35,  36,  42,  45,  46,  50,  84;  MR.  ÜB.  1, 
173,  936;  368,  1069;  3,312,  1227.  Daneben  scheint  dominicalis  terra  bisweilen  das  Hofland 
zu  bezeichnen,  welches  nicht  Salland  im  alten  Sinne  (nur  Ilufschlagsland)  ist,  vgl.  MR.  ÜB. 
1,  392,  1097,  cit.  oben  S.  453  Note  1.  —  Zum  Sinn  von  dominatio  vgl.  Lac.  ÜB.  1,  13,  29, 
801,  cit.  oben  S.  292  Note  1,  und  MR.  ÜB.  1,  173,  936:  ein  Gut  ad  partem  et  dominationem 
domini  sancti  Petri  redeat  et  in  eins  deinceps  mancat  potestate.  S.  zu  diesem  Zusammenhang  auch 
Andernach.  Schreinsr.  Nr.  23,  (J.  630,  1190:  domus  illa  apud  Andernacum  sita,  que  erat 
domini  II.  et  domini  I.,  cum  arabili  terra  in  Misenheim  et  in  Andemaco,  a  quodam  homine, 
qui  in  sua  potestate  et  possessione  prefata  bona  tunc  temporis  liabuit,  ccclesi?  beat?  Mari^  in 
Ilemmenrot  libere  collata  est,  quia  ea  bona  potuit  dare,  quod  vulgo  dicitur  seien  inde  setzen ; 
MR.  ÜB.  3,  849,  1246:  ein  Besitzer  von  unbelasteten  Weinbergen  heifst  dominus  et  verus 
possessor  eanmdem. 

2)  Bodmaun,  Rheing.  Altert.  75,  681:  curtis  dominica,  que  dicitur  fronegutli;  Cesarius 
zum  üPrüm  S.  144  Note  8:  in  domo  dominica,  quam  ai)pellamus  vidgariter  wronhof;  MR. 
ÜB.  3,  297,  1226 :  in  Roth  bei  Dierdorf  hat  Rommersdorf  curtim ,  que  vronehof  dicitur. 
8.  auch  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  W.  frone.  Wie  umfassend  das  Wort  dominicalis  den  deutschen 
Begnflf  fronde  wiedergiebt,  zeigen  die  aufserordentlich  zalilreichen  Verbindungen  wie  ortus 
dominicus  UPrüm  No.  1,  plantatum  dominicatum  ebd.  No.  24;  fimus  dominicus  ebd.  No.  47: 
dominicale  =•  Fronland  USMax.  S.  446,  Naurath;  dom.  dies  tcutonice  froendage  *USMax. 
1484  Bl.  1»;  dom.  opus  USMax.  S.  457,  Nochem;  dom.  porci  ebd.  S.  464,  Ileiningen,  u.  a.  m. 

3)  Cardauns  Rhein.  Urkk.  3,  S.  344,  948. 
<)  MR.  ÜB.  1,  396,  c,  1098. 

^)  V.  Ilerib.  Colon.  8:  im  Castrum  Deutz  ist  ein  publicus  horreus;  URupertsberg  881: 
in  Wellengesheim  allodium,  tres  habet  ciutes  .  .,  secunda  .  .  dominicalis  vel  publica  dicitur; 
(Westf.)  Zs.  f.  vaterl.  Gesch.  u.  Altert.  3,  39  u.  41 :  der  Ei-zbischof  von  Mainz  habet  11  mansos 
absolutos,  qui  pertinent  ad  curiam  publicam  domini  episcopi;  weiter  hat  er  5  mansos  ab- 
solute pertinentes  ad  curiam  publicam. 

«)  MR.  ÜB.  1,  7,  721,  cit  oben  S.  470  Note  1,  vgl.  S.  97  Note  4;  Stumpf,  Acta  imp. 
No.  282,  1026,  cit.  oben  S.  116  Note  5. 

')  MR.  ÜB.  1,  133,  893. 

8)  S.  oben  S.  40,  626. 

•)  Doch  finden  sich  noch  bisweilen  später  Spuren  der  alten  Anwendung  mit  dem  Zusatz 


—     749     —  Verwaltungsorganismus.] 

ist  nunmehr  das  freie  Eigen,  das  man  veräufsem,  verlehnen,  verpachten,  ver- 
erben kann*;  zu  ihm  gehört  innerhalb  der  Grundhen-schaft  also  auch  das 
Gehöferland  ^.  Statt  allodium  findet  sich  dann  seit  Schlufs  des  12.  Jhs.  auch 
proprietas*.  Und  wenig  später  macht  sich  auch  für  das  Wort  allodium  die 
Neigung  bemerkbar,  wirtschaftlicher  Begriff  (=  Landgut)  zu  werden*;  die 
Folge  ist^  dafs  nunmehr  der  Bestand  der  ursprünglichen  Bedeutung  durch 
Zusätze  wie  liberum,  verum,  merum,  purum  allodium  besonders  zimi  Ausdruck 
gebracht  wird**.  Während  aber  so  allodium  bezw.  proprietas  für  den  alten 
Begriff  haereditas  eintraten,  begann  dieser  jedes  erblich  verliehene  unechte  Eigen 
zu  bezeichnen ;  ja  Erbe,  haereditas,  nahm  geradezu  die  Bedeutung  Erbzinsgut  an  ^. 
Doch  kehren  wir  von  den  Ersatzwörtem,  wie  sie  für  den  ursprünglichen 
Rechtsbegriff  der  terra  salica  geschaffen  wurden,  zur  Wirtschaftsbedeutung  des 
Wortes  Salland  selbst  zurück,  so  tritt  jetzt  vor  allem  die  Frage  auf,  ob  das 
Salland  einen  stabilen  Teil  des  gesamten  Fronhofszubehörs  an  Land  umfafste, 
oder  ob  es  in  seiner  Ausdehnung  schwankte.  Sehen  wir  hier  von  dem  späteren 
schon  oben  erwähnten  Vorgang  ab,  dafs  man  Salland  im  freien  Pachtverhält- 
nis austhat,  und  beachten  wir  vorläufig  den  Zuwachs  an  Fronhofsland  durch 
Beundenbau  nicht  weiter,  so  ist  die  gestellte  Frage  mit  der  andein  identisch, 
ob  die  Grenze  zwischen  Salland  und  Gehöferland  eine  flüssige  war. 

propria  oder  libera  (hereditas),  vgl.  z.  B.  Arch.  Maxim.  13,  1261,  cit  oben  S.  451  im  Text; 
•WLonpuich  1408,  Arch.  Maxim.  8,  34. 

M  Hennes  ÜB.  2,  286,  1284:  pro  allodio,  quod  vulgariter  dicitur  eigen;  vgl.  auch 
MR.  ÜB.  1,  32,  775;  Ennen,  Qu.  1,  502,  40,  1127;  MR.  ÜB.  3,  3,  1213;  USMax.;  S.  439, 
Hosten  und  Auw;  S.  440,  Kenn.  Über  den  Unterschied  zwischen  Benefiz  und  Allod  s.  Waitz, 
Vfg.  6,  4. 

*)  MR.  ÜB.  1,  368,  1069 :  allodium  .  in  villa  (Nickenich ,  zwischen  Kruft  und  Ander- 
nachX  unde  sine  terra  indominicali  sunt  14  mansi. 

«)  MR.  ÜB.  2,  87,  1187;   Cesarius  zu  ÜPrüm  No.  24:  propriolum  =  egen;  CRM.  2, 

222,  1226:  iure  proprietatis  sive  allodii;  Hennes  ÜB.  1,  226,  1273,  cit  oben  S.  284  Note  2; 

Hennes  ÜB.  1,  326,  1293,  s.  oben  S.  382  im  Text,  vgl.  femer  Bd.  3  Worti*.  u.  d.  W.  allo- 

dialiter.     MR.   ÜB.  3,  907,   1247   bezeichnen  die  Ausdrücke   dominium   et  proprietas    die 

Lehnsherrlichkeit. 

*)  USMax.  S.  440,  Kenn  8d:  culturas  24  iug.  et  pratum  5  iug;  3  iug.  salici  boni; 
9  iug.  allodii,  quod  V.  emit  MR.  ÜB.  3,  33,  1215:  quasdam  vineas,  quas  vulgo  seiegut 
dicunt,  sitas  in  allodio  suo  [des  Grafen  von  Ahr]  supra  Mosellam  in  Elre. 

^)  Vgl.  MR.  ÜB.  3, 605,  1237 ;  Lac.  ÜB.  2,  619, 1271 ;  CRM.  2,  267,  1275,  cit.  oben  S.  396 
Note  3;  Hennes  L'B.  2, 309, 1290;  Westd.  Zs.  3,  Korrbl.  No.  144,  1299,  cit.  oben  S.  626  Note  6; 
fneigen  z.  B.  WBacharach,  G.  2,  221.  —  Sehr  lehrreich  ist  Lehnbuch  Werners  II.  v.  Boland  S.  24: 
W-  hat  ein  beneficium  in  Kirchheim,  tertiam  videlicet  partem  frumenti  et  totius  iustitie,  que 
solvitur  de  »ilva  illi  allodio.  cuicunque  autem  pertineat  allodium,  nichil  ad  me,  si  tanquam 
^ominus  allodii  de  meo  beneficio  ponam  beneficiatiun  et  ab  illo  requiram  statutum.  In  der 
rbers.  (S.  61)  wem  der  grönt  zfthoret,  do  kern  ich  mich  nit  an,  danne  alse  ein  here  des 
ptnides  oder  der  eigenscbaft  setzen  ich  ein  manne,  von  dem  fordern  ich  min  recht.  Es  ist 
offenbar  Allmende,  welche  bebaut  worden,  Werner  ist  Grundherr  und  fordert  als  solcher  Zins, 
^  Eigentum  der  Allmende  kümmert  ihn  nicht. 

•)  Gart,  Orval  19,  1145—1167,  der  Abt  von  SVannes  schenkt  an  Orval  Land  bei 
«'unetz:  si  quis  autem  iure  hereditario  habet  aliquam  investituram  alicuius  quartarii  in  ipso 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     750     — 

Ihre  Beantwortung  führt  auf  den  Begriff  absus*.  Der  Gegensatz  zu 
ihm  ist  insessus^;  es  ist  identisch  mit  in  manus  domini  devolutus®;  es  be- 
zeichnet Land,  welches  von  keinem  Gehöfer  besetzt  nicht  mehr  zum  Gehöfer- 
land  gehört  *.  Ist  es  darum  ohne  weiteres  Salland  ?  Da,  wo  eine  hörige  Hufe 
am  Orte  des  Fronhofs  pfleglos  wurde,  oder  auch  an  Orten,  wo  schon  Salland 
in  Fronhofsbetrieb  lag,  war  es  sehr  natürlich,  dafs  man  das  pfleglose  Land 
zum  Salland  zog.  Es  ist  das  der  gewöhnlichste  Fall;  für  ihn  zutreffend  er- 
klärt Cesarius  zum  XJPrüm  S.  144,  Note  1 :  mansi  absi  sunt,  qui  non  habent 
cultores,  sed  dominus  eos  habet  in  sua  potestate,  qui  vulgariter  appellantur 
wronide ;  und  zu  diesem  Begriffe  stimmt  es  auch,  wenn  man  das  Pfl^losmachen 
von  Hufen  (absare)  geradezu  mit  den  Worten  wronen,  infronen,  dominicare» 
inbannire  ausdrückt^,  sowie  wenn  es  von  einem  Land,  das  pfleglos  wird,  im 
UStift  S.  426  heilst:  transit  in  salicam  terram  archiepiscopi*^.  Indes  dieser 
direkte  Übergang  der  terra  absa  in  terra  salica  ist  doch  nur  der  vor  allem 
herkömmliche  und  darum  in  der  gewöhnlichen  Bedeutung  des  Wortes  absus 
besonders  betonte  Fall.  Es  konnte  auch  vorkommen,  dafs  sich  pflegloses 
Land  keiner  Fronhofswirtschaft  anschliefsen  liefs'';  dann  blieb  es  entweder 
wüst  liegen®,  oder  es  wurde  auch  schon  in  älterer  Zeit  in  einem  freieren 
Nutzungsverhältnis,  z.  B.  im  Teilbau,  ausgegeben  ®.  Das  letztere  System  nahm 
dann  mit  dem  Aufschwung  der  freien  Pachtfonnen  im  Verlauf  des  12.  Jhs. 

allodio,  ex  hoc  et  deinceps  recognoscat  se  obtinere  ab  ecclesia  Aureaevallis,  salvo  tarnen  censu 
et  caeteris  iustitiis.  Zum  Sinne  von  haereditas  als  Gninderbe  vgl.  UStift  S.  894,  Merzig; 
USMax.  S.  458,  Losheim;  WEppelsdorf  14.-15.  Jh.  §  11;  WHeisdorf  1606  §  9  f.  S.  aach 
Bd.  3  Wortr.  ii.  d.  WW.  erbe,  hereditarium  ins  u.  s.  w.,  hiretage,  libere  et  hereditarie,  zins. 

')  Vgl.  Grimm  RA.,  336;  Gudrard  Polypt  d^rminon  1,  §  254,  821;  Landau,  Territ 
S.  9;  V.  Maurer,  Fronh.  1,  344;  Hanauer,  Paysans  S.  62. 

2)  Cardauns,  Rhein.  Urkk.  ,  S.  336,  922.  Vgl.  UPrüm  No.  80,  81:  sunt  in  Ilertene 
mansa  12  .  .  nullus  habitat  in  Ilertene.  sunt  etiam  in  Bundende  mansus  8  etiam  apsa. 
*  USMax.  1484,  WNospelt,  hat  für  absus  den  Ausdruck  plagelos.  Ich  nehme  ihn  oben  in 
den  Text  auf,  da  er  sehr  bezeichnend  ist.  Weniger  charakteristisch  ist  die  Bezeichnung  als 
verlegen  hoifsgut,  \\nSledennendig  1382,  G.  2,  490. 

8J  Bd.  3,  65,  11,  1274. 

*)  Übertragen  ist  es,  wenn  Cesarius  zum  UPrüm  S.  170  No.  45  Villance  auch  von 
homines  absi  spricht:  absi  homines  ex  nostra  familia,  qui  infra  potestatem  nostram  sunt 
sine  mausis. 

^)  UPrüm  S.  157  Note  2;  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  W.  infronen;  Bd.  3,  103,  u,  1297;  18,  e«, 
1260.  S.  auch  *  Paris  Nat.  bibl.  Ms.  Cat  11104  Bl.  1,  p:chtemach,  nach  1155:  3  mansi,  in 
febniario  debent  30  carr.  seminis  a  curti  in  dominicatos  agros  transvehere;  ebd.  Bl.  47,  nach 
1155:  case  dominiciite  in  Orto.  Andere  Ausdrücke  sind  noch  publicare  UStift  S.  426,  Münster- 
maifeld; in  froenhant  legen,  *WHagelsdori,  Arch.  Maximin.  6,  354;  bewischen,  WWellingen  1582, 
G.  2,  274—5;  bestechen,  WObennendig  1531,  G.  2,  497,  cit.  unten  S.  751  Note  1. 

«)  Vgl.  weiter  UPrüm  No.  50,  54;  UStift  S.  413,  Reinsfeld. 

'')  Ein  sehr  evidenter  Fall  fiüherer  Zeit  ist  Bd.  2,  S.  93 — 94  besprochen. 

")  UPrüm  No.  46,  Mabonpr^:  est  ibi  alter  molendinum  desertus,  si  restauratus  fiierit . .; 
ebd.  No.  47:  [cultura]  est  deserta. 

»)  Trad.  Wizenb.  281,  290, 291,  294:  mansi  absi  2,  inde  venit  3  pars  grani.  MR.  ÜB. 
1,  120,  886:  8  mansi  absi,  wovon  der  Priester  B.  jährlich  1  Ib.  Silber  zahlt 


—     751     —  Verwaltungsorganismus.] 

aufserordeutlich  zu,  so  dafs  man  seit  dieser  Zeit  überhaupt  nur  noch  wenig 
von  pfleglosem  Lande  hört. 

Die  Gründe,  aus  welchen  Gehöferland  pfleglos  erklärt  oder  verfront 
wurde,  lassen  sich  erst  aus  den  Quellen  späterer  Zeit  genauer  übersehen.  Es 
sind  im  wesentlichen  vier,  freiwilliges  Verlassen  des  Bodens  seitens  des  Ge- 
höfers,  Zinsversäumnis  unter  erschwerenden  Umständen,  unverbesserlich 
schlechter  Anbau,  endlich  bisweilen  starke  Verletzung  der  für  das  Empfängnis 
bestehenden  Rechtsformen  bei  vorkommendem  Besitzwechsel.  Doch  erfolgt 
die  Verfronung  sofort  fast  nur  im  ersteren  Falle,  bisweilen  auch  im  letzteren ; 
anderenfalls  sind  Verzugsfristen  von  14  Tagen  bis  zu  6  Wochen  und  deren 
zwiefachem  Multiplmn,  ja  bis  zu  einem,  drei  und  vier  Jahren  gewährt;  und 
namentlich  bei  schlechtem  Bau  ist  man  aulserordentlich  nachsichtig  ^  Zudem 
war  die  einmal  ausgesprochene  Verfi-onung  keineswegs  endgültig  gemeint,  viel- 
mehr bestehen  die  mildesten  Bedingungen  für  eventuelle  Entfronung^.  So 
genügt  es  z.  B.  bei  Zinsversäumnis  und  schlechtem  Bau,  dafs  der  Schuldige, 
bisweilen  j;ieben  einer  kleinen  Geldstrafe,  die  restierenden  Smnmen  bezw.  die 
vorgenommenen  Meliorationen  bezahlt,  um  die  Entfronungzu  bewirken^.  Ein 
weiterer  stark  auf  Entfronung  wirkender  Antrieb  war  in  den  vogteilichen  Ver- 
hältnissen mindestens  der  geistlichen  Grundherrschaften  gegeben.  Wurde  ein 
höriger  Hof  als  pfleglos  eingezogen,  so  kamen  natürlich  die  vogteilichen  Abgaben 

»)  Vgl.  USMax.  1484,  WUeisdorf,  cit  oben  S.  457  im  Text;  ferner  WKesselheim  1551 

I  §  3,  G.  6,  614:  wan  ein  hofer  tots  halber  abgehen  wurde,  seind  ihnen  die  andern  hofer 

schuldigh   zu  rügen,  so  sol  der  nechste  erb  also  geiiiget  des  gemeinen  hofsguts  schuldigh 

sein  auf  dem  hof  zu  Kcsselheim  zu  erscheinen  und  daselbst  mit  ufgerecktem  halm  sein  hofsgut 

uf  obg.  hofgedingh  zu  empfangen,    und  wo  er  solches  verachtet  und  nicht  gehorsam  were, 

sollen  die  herren  von  Aich  macht  haben,  solch  ohnempfangen  hofsgueter  under  ihren  pflugh 

rn  schlagen  in  obg.  ihren  hof.    Eine  Frist  von  etwas  über  14  Tagen  findet  sich  Bd.  3,  18, 20, 

1260;   zur  Sechswochenfrist  vgl.  WObermendig  1531,  G.  2,  497:  welicher  man  entpfengliche 

guter  hait,  der  solde   die  entpfangen  binen   dem   siebenthen  und   das  khuirmoet  verenden 

binnen  dem  dreifsigsten.    wanne  er   das  nit   thete,  sol  ine  der  Schultheis  mit  dem  froeneu 

beschicken,  das  er  herbiqueme  und  eutpfienge  die  gueterc.    ob  er  dan  auch  nit  queme,   sol 

der  Schultheis  die  guetere  drei  vierzehen  tag  verurkhunden,  und  ob  er  der  einen  vergefs,  sol 

er  von  neuwem  anfangen  zu  verurkhunden,  wie  obstet;  wann  die  dan  umb  seint,    so  sol  er 

die  guetere  bestechen  mit  dem  froenen.    Ein   Jahr  ergiebt  WTholey  1450,  G.  3,   760;  drei 

Jahre  WKapellen  1489;   WNiedermendig  vor  1563,  G.  2,  492-3;  Wörzig  1686,  G.  2,  368, 

cit  oben  S.  576  Note  5  (auf  S.  577);  vier  Jahre  WWolf,  15.  Jh.  Ende,  G.  2,  817,  cit.  oben 

S.  579  Note  4 ;  und  WObermendig  1448,  G.  2,  496. 

*)  Vgl.  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  WW.  dedominicare,  defiscare,  entfroenen. 
*)  Vgl.  WObermendig  1448,  G.  2,  496:  of  der  man  up  die  guede  .  .  neit  enginge  noch  da 
up  wunne  noch  wurve  achter  der  zit,  si  geweist  ind  beleit  weren  mit  zwen  scheffen ,  ind  neit  eut- 
pfienge: so  sal  die  frauwe  die  goide  dat  eirste  jaer  dreiss  laessen  ligen,  in  dat  ander  jaer  dama  rosen 
laessen  dragen ,  in  dat  dritte  jaer  dorne  ind  bremen  laessen  dragen ;  ind  dat  veirde  jaer  sal 
die  frauwe  mit  eren  ploigen  laessen  winnen,  of  in  eren  ploich  slagen,  of  weme  sulchs  von 
»«itwegen  bevolen  ist.  ind  dit  vierschreven  hait  der  scheifen  mit  underscheide  ind  genaden 
gewist,  of  der  rechte  erve  qweme  ind  wolde  allen  versessen  hinderstendighen  zins,  pecht, 
golde,  alle  kost  ind  besseronge,  darup  gegangen  were,  bezalen,  denselbe  sal  die  frauwe 
^.  Widder  zu  sime  erve  lassen.    WNiedermendig  vor  1563,  G.  2,  492—3:  ob  m.  j.  renth 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     752     

des  früheren  Gehöfers  in  Wegfall,  der  Vogt  erlitt  also  einen  Verlust.  Damit 
lag  es  im  Interesse  des  Vogtes,  jede  Verfronung  zu  verhindern.  Nun  kam  es 
allerdings  zu  Kompromissen  zwischen  Grundherr  und  Vogt,  welche  dem  Vogt 
seine  bisherigen  Einnahmen  in  der  einen  oder  andern  Weise  sichern  sollten*, 
indes  schon  aus  dem  häufigen  Eintritt  schiedsrichterlicher  Vermittlungen  auf 
diesem  Gebiet  ergiebt  sich,  dafs  diese  Kompromisse  keine  abgeschlossenen 
Zustände  schufen  imd  die  Eifersucht  der  Vögte  nicht  völlig  einzuschläfern 
vermochten. 

Man  wird  unter  Berücksichtigung  dieser  Differenz  zwischen  dem  grund- 
heiTlichen  und  dem  vogteilichen  Interesse  und  unter  Kenntnis  der  einseitigen 
grundherrlichen  Mafsregeln,  welche  sämtlich  auf  Venneidung  der  Verfronung 
hinauslaufen,  annehmen  müssen,  dafs  das  Salland  durch  Verfronung  pfleg- 
losen Gehöferlandes  nur  sehr  geringen  Zuwachs  erhalten  hat.  Dem  ent- 
sprechen denn  auch  die  positiven  Nachrichten  um  so  mehr,  je  weiter 
wir  im  Laufe  der  Jahrhunderte  vordringen:  finden  wir  im  9.  Jh.,  z.  B.  im 
UPrüm,  noch  eine  ganze  Anzahl  pflegloser  Hufen  genannt,  so  werden  dieselben 
schon  im  12.  und  13.  Jh.  selten,  und  wo  sie  vorkonmien,  gilt  ihre  Existenz 

und  gülden  worden  wehren  und  nhu  verhalten  würden,  des  sol  man  ansehen  rollen  und 
register,  seint  sie  pfandbar,  so  sol  man  sie  pfänden;  ist  es  eigen  gut  oder  erb,  so  sol  man 
Stilen  und  wischen  und  drei  14  tagh  nachgeben,  als  recht,  das  erste  jhar  sol  es  driesch 
liegen,  das  zweite  jhar  di&telen  und  doni  tragen,  das  dritte  jhar  sol  es  der  Junker  unter  sein 
pflugh  schlagen;  kombt  doch  der  hausman  mit  allem  uncosteu  und  schaden,  so  sol  man  in 
wiederumb  zu  seinem  gut  kommen  lassen.  Noch  günstiger  ist  \V Münstermaifeld  1589,  G.  2, 
462:  die  Güter  sollen  nach  versäumter  Zinsabliefennig  in  froene  unt  herrenhant  jähre  unt 
tag  liegen,  und  quäme  alsdan  der  arme  man  imt  bitt  umb  gnade  mit  lieferung  unt  entrich- 
tung  haubgelts,  und  was  darauf  gangen  und  einwachsen,  sol  der  grundherr  dem  armen  man 
gnade  thun ;  und  so  der  arme  man  nach  verschienenen  jähre  und  tagh  nit  quäme  noch  seine 
zins  wie  vorgemelt  nit  bezahlt  noch  entricht,  alsdan  sol  der  grunther  die  guter,  so  in 
froene  gelegen,  unter  seinen  ploech  legen  und  winnen  lassen. 

»)  Vgl.  z.  B.  Bd.  3,  05,11,  1274;  92,  n,  1285;  103,  u,  1297;  \\^^iedermendig  1382, 
6.  2,  490:  alle  verlegen  hoifsgoit,  dat  vur  der  heiTon  reicht  bleve  ligen,  dat  sal  ein  scholtis 
uf  deme  hoeve  inge^-innen  unde  mach  dat  vur  sich  halden  unde  sinen  ploich  darin  slain; 
unde  sal  deme  vaede  sin  andeil  geven  des  reichtz,  daz  dat  verlegen  goit  \nor  plach  zuo 
geven;  dat  is  wail  verurkunt.  S.  auch  WKesselheim  1551  §  13,  G.  6,  613:  die  gnmdherr- 
lichen  schöpfen  zeigen  auch  an  und  bekennen,  die  gueter,  so  im  gericht  wüst  liegen  und 
kein  ban  darauf,  sol  von  iedem  stuck  geben  werden  2  alb.,  davon  gehöret  denen  gerichts- 
junkeren  2  theil  und  dem  gericht  ein  theil.  Eine  recht  eigentümliche  und  ausfuhrliche  De- 
duktion zu  diesem  Thema  enthält  das  *WLonguich  1408,  Arch.  Maximin.  8,  31,  §  1 :  ludica- 
nmt  memorati  scabini,  quod  bona  mansionalia  vulgariter  hoifguet  sita  in  banno  et  iurisdic- 
tione  villae  Longuich  sint  censualia  domino  abbati  et  conventui  sancti  Maximini  et  sub 
advocatia  advocati  pro  tempore  ibidem  videlicet  in  Longuich,  quodque  idem  advocatus  illis 
bonis  potest  imponere  tallias  sive  exactiones  vulgariter  dafs  er  mag  daruf  schaeflTen ;  et  si  ita 
moderatas  tallias  sive  exactiones  huiusmodi  bonis  imposuerit,  quod  homines  eorundem  bono> 
rum  possessores  ipsas  tallias  et  exactiones  solvere  et  pati  possunt,  advocato  huiusmodi  tallias 
et  exactiones  solvere  homines  praedicti  possunt,  si  vero  advocatus  huiusmodi  bonis,  quae  suae 
sunt  ut  praefei-tur  advocatiae,  immoderatas  imponeret  tallias  sive  exactiones,  quas  possessores 
bonorum  sustinere  non  possent,   tunc  huiusmodi  bononun  possessores  possunt  eadem  bona 


—     753     —  Verwaltungsorganismiis.] 

oflFenbar  nicht  als  vorteilhaft  ^  Wenn  sich  aber  in  älterer  Zeit  zahlreichere 
pfleglose  Güter  finden,  so  liegt  der  Grund  dafür  wohl  kaum  im  Bestreben 
der  Grundherren,  das  Salland  zu  vermehren,  und  der  Anlafs  wird  meist  weniger 
in  irgend  einer  Versäumnis  des  bisherigen  Inhabers,  als  vielmehr  im  Mangel 
an  anzusetzenden  Bauern  zu  suchen  sein. 

So  wäre  es  denn  auch  für  die  ältere  Zeit  falsch,  aus  den  Fluktuationen 
pfl^losen  Gehöferlandes  ein  allgemeines  Bestreben  der  Grundherren  zu  er- 
schliefsen,  das  auf  die  Vergröfserung  des  Sallandes  gerichtet  gewesen  wäre; 
die  Verfronung  war  vielmehr  ein  Notbehelf  gegenüber  dem  ursprünglichen 
Mangel  agrarischer  Arbeitskräfte,  als  eine  kultivatorische  Maferegel  zur  Ver- 
gröfserung des  Sallandes. 

Wie  grofs  aber  war  dieses  Salland  überhaupt  durchschnittlich?  Erreichte 
es  den  Umfang  heutigen  Rittergutsareals,  oder  blieb  es  unter  demselben? 
Waren  die  Fronhöfe  zentrale,  für  Grofswirtschaft  angelegte  Domanialhöfe  im 
heutigen  Sinn,  oder  waren  sie  nur  einfache  Bauernhöfe  mit  der  besonderen 
Bestimmung,  neben  einer  im  Sinne  anständigen  Hufenbesitzes  betriebenen  Land- 
wirtschaft die  Natural-  und  Geldintraden  von  den  hörigen  Hufen  zu  sammeln? 

Dem  Domanialcharakter  widerspricht  zunächst  alles,  was  wir  urkundlich 
über  die  bauliche  Ausdehnung  der  Fronhofsanlagen  wissen  und  aus  dem 
Bauplane  der  heutigen  Dörfer  erschliefsen  können.  Die  meisten  Ortschaften 
an  Mosel  und  Rhein,  für  welche  die  Existenz  von  etwa  sechs  bis  zehn  Fron- 
höfen nachgewiesen  ist,  haben  nach  ihrer  heutigen,  gegenüber  dem  Mittelalter 

dimittere  et  non  debet  advocatus  extunc  ibidem  ex  vel  ab  eis  vel  eorum  altero  fS.  32]^ 

qui  huinsmodi  bona  sie  dimiserunt  vel  dimisit,  quicquam  exigere  vel  requirere,  nee  ipsos 

vel   ipsum   ulterius  vexare  aut  artare,  quam   aliquem,   qui   huiusmodi   bona  nimquam    ha- 

baerit  §  2;  Ammodo  referebant  scabini,   quod  abbas  pro  tempore  dicti 

monasterii  vel  sui   officiati  sub   testimonio  vulgariter  mit  orkunde  scabinorum  in  Longuich 

possunt  huiusmodi  bona  sie  dimittere  vulgariter  in  froengewalt  et  ad  manus  sive  potestatem 

ipsius  domini  abbatis,  quodque  huiusmodi  bona,  interim  quod  sie  sunt  in  et  sub  manibus  ac 

potestate  domini  abbatis  et  dicti  monasterii,  advocato  pro  tempore  in  Longuich  nulla  iura 

dare  debent  §  8:  Ulterius  dicebant  iidem   scabini,  quod   sive  huiusmodi 

bona  per  tres  dies  vel  per  annuum  aut  quantocunque  longo  vel  brevi  tempore  sie  in  manibus 

domini  abbatis  monasterii  praedicti    sive  in  froengewalt  iacuissent,  quandoque  requircTetur 

▼ülicus  pro   tempore  in  Longuich  dicti  domini  abbatis  per  verum  haeredem  eius,  qui  dicta 

bona  dimisit,  venientem  ad  ipsum  villicum  cum  duobus  censibus  et  una  emcnda,  illi  haeredi 

volenti  dicta    bona  dimissa  recuperare  debet  dictus  villicus  sub  testimonio  scabinorum  in 

Longuich  praefata  bona  assignare.  §  4:  Retulerunt  praefati  scabini,  si 

»dvocato   in  Longuich  pro  tempore   displiceret,  quod  huiusmodi  bona  dimissa  nimis  diu  in 

manibus  domini  abbatis  sive  in  froengewalt  iacerent  et  quod  tallias  et  exactiones  suas  inde 

sibi  non  darentur,  tunc  ipse  advocatus  polest  unum  legalem  virum  in  sella  sua  pendentem 

com  duobus  censibus  et  una  emenda  ducere  ad  villicum  domini  abbatis  praedicti  in  Lon- 

püch,  qui  vir  sie  ductus  erga  ipsum  villicum  bona  huiusmodi  acccptare  et  villicus  sibi  ea  sub 

testimonio  scabinorum  in  Longuich  cum  dictis  [censibus]  et  una  emenda  assignare  debebit, 

*tiam  talis  vir  huiusmodi  census  prius  domino  abbati  praedicti  monasterii  et  tallias  deinde 

de  dictis  bonis  advocato  in  Longuich  dare  et  praesentare  debet. 

>)  S.  Bd.  2,  210. 


[VVirtscbaft  d.  Grofsgrundbes.  —     754     — 

fast  Stets  nur  gering  veränderten  Anlage  auch  nicht  6ine  Area,  welche  ge- 
räumig genug  gewesen  wäre,  uni  einem  Domanialhofe  als  Unterlage  zu  dienen, 
geschweige  denn  dafs  sich  mehiere  derartige  Hofetätten  finden  liefsen.  Wo 
aber  die  Urkunden  des  Mittelalters  Fronhöfe  genauer  schildern,  erscheinen  die- 
selben stets  nur  als  etwas  bessere,  vielleicht  auch  etwas  gröfsere  Bauernhöfe  * ; 
und  ist  das  zu  ihnen  gehörige  Areal  umfangreicher,  als  dafs  es  sich  von  einem 
solchen  Hofe  aus  bewirtschaften  läfst,  so  wird  nicht  etwa  die  Zentralstelle 
vergröfsert,  sondern  man  greift  zu  dem  Auskunftsmittel  der  Ausbauten  und 
Vorwerke  2,  welche  dann  dem  Charakter  des  AUmendeausbaues  gemäXs  bald 
zu  Eigenwirtschaften  erstarken.  Alle  diese  Ei-scheinungen  gehören  dabei  nicht 
blofs  der  Frühzeit  des  Grofsgrundbesitzes  an,  sondern  sie  bleiben  —  abgesehen 

»)  Vgl.  aufser  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  \VW.  curtarius  ff.  auch  MR.  ÜB.  2,  7,  762,  eine  Stelle, 
welche  hesonders  wichtig  ist,  da  sie  sich  als  foimelhaft,  also  allgemein  gültig  ergieht,  s.  MR. 
ÜB.  1,  8,  770—774.  S.  ferner  MR.  ÜB.  1,  120,  »86:  ciirtis  salaricia  cum  casa  salaricia  et 
orrea  et  spicario;  MR.  ÜB.  2,  80,  895.  MR.  ÜB.  1,  431,  1115:  ein  predium  in  Lehmen, 
sciliret  domum  cum  ambitu  curi^,  cum  vinea  u.s.w.;  MR.  ÜB.  1,  508,  1139;  Lac.  ÜB.  1,420, 
1108,  cit.  oben  S.  333  Note  1;  Ernst,  Hist.  du  Limbourg  6,  155,  1176;  MR.  ÜB.  2,  65, 
11S4;  MR.  ÜB.  2,  378,  c.  1200;  Goerz  Regg.  der  Erzb.  z.  J.  1317  Okt  22;  *  Bald.  Kesselst 
S.  469,  1353 :  hof  zu  Nidemwalmelache  uf  dem  Einriebe  gelegen,  mit  schüren,  garten,  wier- 
huse,  mit  14  seheffen  u.s.w.;  *USMax.  1484  Bl.  11^:  der  Abteihof  zu  Sauerschwabenheim  ist 
frei  von  allen  Lasten,  si  per  nos  vel  servos  nostros  conductitios  fuerit  ciüta  et  inhabitata; 
er  umfafst  cimi  orto  eins  circa  2  iumalia.  Im  allgemeinen  ergiebt  sich  aus  diesen  Nach- 
richten, dafs  die  Fronhöfe  einfache  Hufenhöfe  waren,  nur  mit  besonders  guter  Ausstattung 
in  Scheimen,  zur  Aufl)ewahnmg  der  Beundefrüchte.  Ein  gröfseres  Areal  findet  sich  nur  da, 
wo  der  Hof  in  ursprünglicher  Einzelhofanlage  entstanden  ist.  —  Der  Name  des  Fronhofes 
ist  von  jeher  curtis  oder  curia,  oft  mit  dem  Zusatz  dominicalis,  dominica,  vgl.  L.  Alam.  1, 
29,  LL.  3,  54;  L.  Baiuw.  1,  20,  9,  LL.  3,  331;  üPrüm  Nr.  54,  55,  62,  66,  70,  104;  Lac.  ÜB. 
1,  161,  249,  1094;  später  tritt  das  rechtliche  Moment  mehr  her\'or,  vgl.  CRM.  3,  S.  823—4, 
1379:  cuitis  iudicialis  dicta  dinglich  hof.  Der  deutsche  Ausdruck  ist  neben  Fronhof  auch 
Salhof,  später  in  Stiulcjl-  oder  Sattelhof  entstellt,  vgl.  (luden.  CD.  2,  979,  1299,  cit  oben 
S.  628  Note  2 ;  ferner  eine  Hiinnieroder  Aufzeichnung  von  c.  1350,  cit.  oben  S.  241  Note  5  von 
S.  24ü:  auch  (iuden.  CD.  2,367,  1291:  curie  militum  .  .  que  stadilhobe  vulgariter  appellantur. 
S.  dazu  Püttmann,  Über  die  Siittelhöfe,  deren  Rechte  imd  FreihtüU^n,  Leipzig  1788.  Nel>en 
diesen  Ausdrücken  kommen  lokal  noch  andere  vor,  z.  B.  Abtei  für  abteiliche  Fronhöfe,  s. 
*üSMax.  1484  Bl.  6^,  WSauerscliwabenheim  1407:  wisent  och  die  7  seheffen  dem  apt  jerlich 
3  buedingdage  in  sime  hoobe  zu  S.  die  aptie  genanten;  und  dazu  *USMax.  1484  Bl.  11^: 
curtis  in  Swabenheni  vocata  die  aptie  vel  der  zendehobe.  —  l-ber  die  Gröfse  gnmdherr- 
licher  Hofstätten  spricht  v.  Maurer  Einl.  S.  25;  (Jesch.  d.  Fronh.  1,  112—113,  136  sieht  er 
gar  jeden  Fronhof  als  Burg  an. 

-)  MR.  FB.  1,  No.  14,  702—804:  in  Dingdoif,  Carasgau,  an  Primi  geschenkt  von  der 
Frau  ^Veta  mit  Konsens  ihres  Mannes  res  proprietatis ,  nemlich  ein  mansus  nun  curtilis 
et  vilares  una  cum  tenns  vel  8upeq)osito  tarn  terris  quam  pratis  necnon  et  silvis  sive  etiam 
pascuis  aquis  vero  aquanmive  deciu^ibus  .  .  iam  de  allode  quam  de  comparato  seu  de  qua- 
libet  adtracto  tua  ibidem  fiiit  possessio  vel  dominatio.  MR.  ÜB.  2,  20,  832:  in  Matzen 
(Bitgau)  3  niansi  cum  manso  indominicato  cum  cmtillis  et  casis  superpositis  tam  terris  cam- 
pis  pratis  pascuis  aquis  aquarumve  decursibus  cum  watriscapis  et  per  vias  legittimas  cum 
ingressu  et  egressu  omnia  et  ex  omnibus  totum  et  ad  integrum,  quicquid  ad  ipsos  mansos 
tres  cum  manso  indominicato  pertinet,  tam  de  allodio  quam  et  de  comparato  seu  de  quo- 
cumque  ingenio. 


^.. 


—     755      —  Verwaltungsorganismus.] 

von  den  neuen  Hofanlagen  des  12.  und  folgender  Jahrhunderte  zunächst  seitens 
der  Klöster,  dann  auch  seitens  der,  Laien  —  dieselben  das  ganze  Mittelalter 
hindurch.  Sehr  natürlich.  Noch  der  Neuzeit  ist  es  schwer  geworden,  das 
Problem  zentralisierter  Verwaltung  grofser  Güter  mit  Erfolg  zu  lösen :  und  dem 
frühem  wie  auch  dem  spätem  Mittelalter  sollte  es  möglich  gewesen  sein,  mit 
ungleich  unvollkommeneren  Mitteln,  ohne  den  Besitz  qualifizierter  Arbeitskräfte 
und  daher  ohne  wesentliche  Arbeitsteilung  imd  -Vereinigung,  ohne  starkes 
Kapital  und  ohne  eine  nur  bei  dichtester  Bevölkemng  zu  gewinnende  zen- 
tralistische  Verwaltungserfahmng  die  Bewirtschaftung  grofser  Landgüter  ein- 
heitlich zu  organisieren? 

Diese  Bedenken  wie  die  urkundlichen  Nachrichten  und  die  Thatsache  der 
kleinen  Hofstätten  scheinen  den  Erörterungen  über  die  Gröfse  des  Sallandes 
schon  eine  ganz  bestimmte  Richtung  zu  geben.  Gleichwohl  ist  das  nicht  in 
dem  Grade  der  Fall,  als  man  von  vornherein  annehmen  könnte.  Wir  haben 
hier,  an  frühere  Untersuchungen  anknüpfend,  daran  zu  erinnern,  dafs  das  Sal- 
land  wirtschaftlich  in  zwei  Teile  zerfiel:  in  Land,  welches  unmittelbar  unter 
dem  Pfluge  des  Fronhofs  stand,  also  das  eigentliche  Wirtschaftsareal  desselben 
war,  und  in  Land,  welches  von  den  Gehöfera  unter  Aufsicht  der  Fronhofs- 
verwaltung im  Beundebau  bestellt  und  abgeerntet  wurde,  also  dem  Fronhof 
nicht  ein-,  sondern  nur  angereiht  war.  Beide  Teile  des  Sallandes  wird  man 
bei  der  Untersuchung  über  die  Gröfse  des  Fronhofsareals  genau  zu  scheiden 
haben,  und  es  liegt  auf  der  Hand,  dafs  nur  die  Ausdehnung  des  eigentlichen 
Fronhofsareals,  nicht  aber  des  Beundelandes  zur  Gröfse  der  Fronhofsstätte  in 
gewissem  Verhältnis  stehen  mufs. 

Wie  grofs  war  aber  nun  das  spezifische  Salland  nach  positiven  Nachrichten^  ? 
(lehen  wir  hier  in  die  älteste  Zeit  zurück,  so  ergiebt  sich  urkundlich  als  be- 
deutendste Thatsache,  dafs  bis  tief  ins  9.  Jh.  hinein  der  Fronhof  ganz  über- 
wiegend als  mansus  indominicatus  bezeichnet  wird  ^ ;  da,  wo  statt  dessen  curtis 
dominica  vorkommt,  ist  meist  ebenfalls  eine  Hufe  gemeint^.  Zieht  man  aus 
dieser  Thatsache  den  Schlufs,  dafs  bis  dahin  das  spezifische  Salland  der  Regel 
Dach  nur  aus  6iner  Hufe  bestanden  habe,   so  wird  dieser  Schlufs   noch   von 

')  S.  zxim  folgenden  Roth ,  Feudalität  S.  139  f.,  der  den  Charakter  des  karolingischen 
mansus  indominicatus  richtig  erkennt;  femer  v.  Inama,  Wirtschaftsg.  1,  307  f.,  wo  aber  die 
fehlende  Unterscheidung  zwischen  Salland  par  excellonce  und  Beundcland  zu  schiefer  Auf- 
&ssuDg  führt ;  endlich  Hanauer,  Paysans  S.  38  f.  Nach  letzterem  hätte  das  Salland  allmählich 
abgenommen. 

8)  Vgl.  MR.  ÜB.  1,  105,  866,  an  verschiedenen  Stellen;  femer  MR.  ÜB.  1,  104,  871; 
118,  880;  Lac.  ÜB.  1,  43—44,  81,  898;  MR.  ÜB.  1.  163,  923;  170,  929;  173,  936;  174, 
c  938;  273,  996. 

')  MR.  ÜB.  1,  lu5,  866:  die  Kapelle  zu  Bachern  bei  Köln  besitzt  einen  mansus  in- 
dominicatus cum  Omnibus  aediiiciis  ac  casticiis  superpositis  &U{\ie  mansis  26,  cum  farinariis 
8  ad  eam  ciulem  [d.  h.  den  mansus  indominicatus]  deservientibus ,  cum  omni  servitio  et 
pr^idio,  quicquid  in  eadem  villa  sui  iuris  fuit,  cum  omnibus  mancipiis  desuper  commanenti- 
bos.  Ebenso  heifst  Reg.  Prüm.  8  Sarresdorf  ein  mansus  indominicatus  curtis  dominica.  Vgl. 
toch  noch  MR.  ÜB.  1,  120,  886 ;  Lac.  ÜB.  48,  87,  927. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     756     — 

einer  andern  Seite  her  bekräftigt.  Die  älteren  Urbare  von  Prüm,  Mettlach 
und  SMaria-ad-martyres  in  Trier,  welche  den  Zeitraum  vom  9.  Jh.  bis  zum 
11.  Jh.  umfassen,  spezifizieren  das  eigentliche  Salland  nur  aufserordentlich 
selten  —  die  Urbare  von  Mettlach  und  von  SMaria-ad-martyres  so  gut  wie 
gar  nicht  — :  sie  begnügen  sich  mit  der  Angabe,  dafs  salisches  Land  vor- 
handen sei,  und  selbst  diese  Angabe  fehlt  häufig.  Dagegen  erwähnen  sie  das 
Beundenland  gewissenhaft  \  Dasselbe  Verfahren  findet  sich  auch  bei  einigen 
Urkunden  aus  der  1.  H.  des  10.  Jhs.,  welche  besonders  ausführlich  abgefafst 
sind^.  Diese  Erscheiiuing  ist  kaum  anders  als  dadurch  zu  erklären,  dafe  das 
spezifische  Salland  noch  überall  eine  im  allgemeinen  feststehende  Gröfse  hatte. 
Diese  Gröfse  aber  kann  nur  die  der  Hufe  gewesen  sein.  Sind  die  bisher  gemachten 
Beobachtungen  richtig,  so  mufs  sich  als  Korrelat  derselben  die  Thatsache 
finden,  dafs  im  9.  und  10.  Jh.  die  Gröfse  salischen  Landes  nur  da  angegeben 
wird,  wo  sie  nicht  auf  der  Hufen  Verfassung,  also  auf  der  Stempelung  einer 
einfachen  Hufe  zum  Fronhof  beruht.  In  der  That  ergeben  die  Quellen  diese 
Ersclieinung^.  Damit  steht  es  nun  fest,  dafs  der  Fronhof  der  Karolinger-  und 
Ottonenzeit  durchschnittlich  w^eiter  niclits  als  eine  dem  grundherrlichen  Betrieb 
speziell  vorbehaltone  Hufe  war. 

Aber  blieb  dies  Verhältnis  bestehen?  Sehen  wir  vom  Beundenland  ab,  über 
welches  bald  zu  sprechen  sein  wird,  so  konnte  das  Salland  offenbar  schon  durch  Ein- 
fronung  hier  und  da  vergröfsert  werden,  von  andern  Möglichkeiten,  Einbeziehung 
von  günstig  gelegenem  Beundenland  in  das  spezifische  Salland  u.  a.  m.,  abgesehen. 

Die  erst  vom  12.  Jh.  ab  genügend  genau  vorliegenden  Nachrichten  ergeben 
nun  folgende  Einzeldaten.  Es  findet  sich  ein  Fronhof:  bei  Herzogenrath  1117 
mit  2  Hufen  Sallandes;  zwischen  Zülpich  und  Euskirchen  zu  Iversheim  1176 
mit  90  Morgen;  am  Niederrhein  1180  mit  4  Hufen'*.  Es  läfst  sich  femer 
aus  dem  SMaximiner  Urbar  für  den  Schlufs  des  12.  Jhs.  aus  16  verschiedenen 

1)  Vgl.  Bd.  2,  140  f.,  145,  154,  206.  Wenn  im  üPrüm  (S.  140  f.)  bisweilen  Frongut 
in  Land  angegeben  ist,  so  beruht  das  meist  auf  Anzeige  von  Einfronung. 

2)  MR.  ÜB.  1,  173,  936;  174,  c.  938. 

«)  Vgl.  MB.  ÜB.  1,  63,  835;  MR.  ÜB.  1,  108,867:  im  Jülichgau  in  commarca  Bardun- 
bacb  [Bardenberg  im  Aachener  HofsystemJ  ein  curtilis  cum  arboreta  ac  de  terra  arabili  et 
prata  iugera  34,  de  silva  bonuarios  26  und  2  loca  molendini;  et  in  villa  Palembach  [Palen- 
berg  s.  Geilenkirchen,  an  der  Xordgrenze  des  Aachener  Hofsystems]  1  curtilis  20  iugera 
teiTae  arabilis  und  pratorum,  de  silva  iugera  30,  2  loca  molendini.  S.  femer  Bd.  2,  99  f. 
zum  .1.  886;  MR.  ÜB.  1,  220,  964:  in  Leuken  (Saargau)  airalem  unum  et  inter  terram  ara- 
bilem  et  prata  iugera  73  et  quicquid  ad  eundem  airalem  pertinere  dinoscitur  cum  pascuis 
pratis  aquis  a(|uarumve  decursibus  ingressibus  et  regressibus.  Auch  MR.  ÜB.  1 ,  235 ,  971 
kann  noch  hierher  gezogen  werden:  an  Prüm  schenkt  man  in  Fliefsem  curtilem  unum  .  . 
cum  tot<a  integritate  sua  per  omnia  donationis  inter  terram  aratam  et  inaratam  iugera  36, 
dazu  eine  curtis  dominicalis  in  Wachenvur.  Dem  wird  entsprechend  gehalten  eine  curtis 
dominicata  in  Etteldorf  cum  omnibus  appenditiis  suis  pretermissis  14  noctibus  et  angariis  in 
autunmo,  mansa  .  .  per  omnia  10  und  dazu  jährlich  2  carr.  Wein. 

*)  Vgl.  schon  die  vereinzelten  Zusammenstellungen  oben  auf  S.  659  f.  S.  femer  Ann. 
Rod.,  Ernst  S.  22,  1117;  Ernst,  Hist.  du  Limbourg  6,  155,  1176;Ennen,  Qu.  1,582,93,  1180. 


.ll^l«.Ä-  *    M       —  . 


—     757     —  Verwaltungsorganismus.] 

Antraben  eine  Dui'chschnittsgröfse  von  26,5  Morgen  für  das  Salland  der  SMaxi- 
miner  Fronhöfe  berechnen,  unter  Schwankungen  von  V2  bis  zu  124  Morgen*. 
Fast  dasselbe  Resultat  erhellt  aus  einer  Prüfung  der  Angaben  des  Ruperts- 
berger  Urbai-s  aus  der  Wende  des  12.  und  13.  Jhs.,  hier  finden  sich  bei  wirk- 
lichen Fronhöfen  mit  Hufendependenzen  durchschnittlich,  unter  Schwankungen 
zwischen  7  und  über  62  Morgen,  etwa  30  Morgen  als  Salland,  während  die 
Gröfse  des  bebauten  Areals  bei  den  umfangreicheren  freien  Gütern  ohne  Hufen- 
dependenzen im  Mittel  etwa  55  bis  58  Morgen  beträgt^.  Weniger  ausgiebig 
wie  das  SMaximiner  und  Rupertsberger  ist  für  die  1.  H.  des  13.  Jhs.  das 
erzstiftische  Urbar,  aus  einigen  Angaben  läfst  sich  hier  das  Salland  auf  etwa 
50  Morgen  durchschnittlich  berechnen^.  Von  der  2.  H.  des  13.  Jhs.  ab  sind 
wir  wieder  auf  Einzelangaben  angewiesen.  Es  finden  sich  die  Fronhöfe :  1 297 
zu  Xothausen  bei  Koblenz  mit  130  Morgen  Salland,  1298  in  Eckum  bei 
Ronmierskirchen  mit  2*/2  Hufe  6  Morgen,  c.  1300  in  Merxheim  mit  13^  m  Mqr- 
gen,  1307  wiederum  zu  Nothausen  mit  133  Morgen  30  Ruten  Sallandes^.  Im 
J.  1319  giebt  dann  das  Marienthalcr  Urbar  für  das  Luxemburger  Land  eine 
mehr  summarische  Auskunft,  bei  fünf  Fronhöfen  erreicht  das  Salland  unter 
Maximal-  und  Minimalgrenzen  von  97  und  51  Morgen  durchschnittlich  68 
Morgen*^.  Nunmehr  setzen  wieder  vereinzelte  Nachrichten  ein,  so  finden  sich 
1324  ein  Fronhof  zu  Malbergweich  mit  20  Morgen,  1325  ein  solcher  zu  Adendorf 
mit  180  Morgen,  1326  der  Hof  von  SFlorin  zu  Mayen  mit  60  Morgen,  c.  1330 
die  Münstermaifelder  Höfe  zu  Salmrohr  mit  36,  zu  Münstennaifeld  mit  40 
Morgen,  c.  1340  der  Matheiser  Hof  zu  Polch  mit  315  Morgen,  1341  ein  Hof 
zu  Veienauwe  mit  63  Morgen,  1349  ein  Hof  zu  Konz  mit  54  Morgen,  1353 
ein  Hof  zu  Armsheim  mit  94  Morgen^.  Weniger  zahlreich  sind  späterhin  die 
nun  erst  wieder  für  das  1 5.  Jh.  einsetzenden  Nachrichten.  Hier  beziehen  sich 
zwei  Angaben  des  grofsen  Maximiner  Urbars  von  1484  auf  die  Höfe  zu  Winter- 
bom  und  Simmern  u.  Dh.  und  ergeben  27  bezw.  36  Morgen  Salland^;  und 
diesen  Angaben  schliefeen  sich  weitere  von  c.  1490  bezw.  c.  1530  für  die- 
SMaximiner  Höfe  Sauerschwabenheim  und  Longuich  an,  aus  welchen  sich 
Salländereien  von  73^/4  bezw.  c.  30  Morgen  berechnen  lassen  ®.  Hierzu  kommen 
endlich  noch  einige  Aufklärungen  aus  dem  Steinfelder  Urbar  von  c.  1500,  welche 
aufeerordentlich  grofse  Salländereien  von  172  Morgen  im  Durchschnitt  ergeben®. 

')  Vgl.  Bd.  %  167  f.,  209. 

«)  Vgl.  Bd.  2,  206  f. 

»)  Vgl.  Bd.  2,  178. 

*)  Hennes  ÜB.  2,  334,  1297;  336,  1298;  ♦.Chart.  SSimeon,  Trier.  Stadtbibl.  Ifde.  No. 
1611,  Schmutzblatt  des  vorderen  Deckels;  Hennes  ÜB.  2,  375,  1307. 

^)  Cart  Marienthal  S.  366  ff. 

«)  *Bald.  Kesselst  S.  178,  1324;  Bd.  3,  No.  113,  1325;  Honth.  Hist.  2,  109,  1326; 
Bd.  2,  S.  215,  216,  c.  1330;  Bd.  2,  S.  216,  c.  1340;  *Bald.  Kesselst  S.  335,  1341;  Bd.  3, 
•507  c,  1349;  507  d,  1353. 

')  *USMax.  1484  Bl.  18»,  21b. 

«)  Bd.  2,  224  f.,  226  f. 

»)  Bl  2,  230  f.,  oben  S.  660. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     758     — 

Geht  man  über  das  aus  diesen  Einzelangaben  zweifellos  ersichtliche  all- 
gemeine Ergebnis  hinaus,  dafs  die  mittelalterlichen  Fronhöfe  zu  keiner  Zeit 
Bittei^ter  gewesen  sind,  sondern  stets  nur  über  ein  relativ  geringes  Salland 
verfügt  haben,  so  ist  es  nicht  leicht,  sich  aus  den  innerhalb  gewisser  Grenzen 
aufserordentlich  schwankenden  Anga])en  irgend  welche  sichere  Detailvorstel- 
lungen über  die  Entwicklung  des  Sallandes  zu  machen.  Erhöht  wird  die 
Schwierigkeit  noch  durch  den  Umstand,  dafs  der  Ausgangspunkt  der  Entwick- 
lung, der  mansus  dominicus  des  9.  bis  11.  Jhs.,  zwar  der  Bezeichnung,  nicht 
aber  dem  Landmalise  nach  für  alle  hier  in  Betracht  kommenden  Gegenden 
identisch  war  —  bekanntlich  gab  es,  abgesehen  von  allen  besonderen  Formen, 
allein  schon  reguläre  Hufen  von  einem  zwischen  30  und  60  Morgen  schwanken- 
den Areale  Unter  diesen  Umständen  bleibt  es  das  Sicherste,  die  Entwick- 
lung des  Sallandes  zunächst  an  nur  6inem  .durch  verschiedene  Jahrhunderte 
hip  übersehbaren  Beispiele  zu  verfolgen.  Dies  Beispiel  bietet  unter  den  oben 
zusammengestellten  Nachrichten  das  Salland  der  Abtei  SMaximin.  Es  beläuft 
sich  um  die  Wende  des  12.  und  13.  Jhs.  für  den  Fronhof  durchschnittlich  auf 
26,5  Morgen;  und  für  die  Wende  des  15.  und  16.  Jhs.  stehen  Daten  von 
27,  30,  36  und  73^4  Morgen  zur  Verfügung.  Man  sieht,  hier  iöt  das  Salland 
sich  im  Laufe  von  drei  Jahrhunderten  im  allgemeinen  gleich  geblieben  — 
denn  gerade  für  die  73^  4  Morgen  des  15.  Jhs.  läfst  sich  im  gleichen  Fronhof 
(Sauerschwabenheim)  für  den  Schlufs  des  12.  Jhs.  ein  Korrelat  von  67  Morgen 
nachweisen^.  Entsinnt  man  sich  nun  aber,  dafs  der  Grundbesitz  der  Abtei 
SMaximin  fast  durchweg  der  Gegend  des  30-Morgenfufses  der  Hufenverfassung 
angehört^,  so  erscheint  dieses  Salland  von  durchschnittlich  etwa  30  Morgen 
eben  nur  als  der  alte  mansus  dominicus:  so  dafs  hier  in  der  Ausstattung 
der  Frouhöfe  mit  specifisch  salischem  Areal  seit  dem  8.  bis  zum  16.  Jh.  im 
allgemeinen  eine  Änderung  nicht  eingetreten  zu  sein  scheint.  Sehr  wahrschein- 
lich, ja  so  gut  als  gewifs  wird  aber  diese  Vermutung  durch  den  Umstand, 
dafs  die  sonst  noch  vorhandenen  gröfseren  Durchschnittsziffem  für  das  Salland 
von  Rupertsberg  um  1200  mit  30  Morgen,  und  für  das  Salland  von  SMarien 
im  Thal  um  1320  mit  68  Morgen  diesen  Erwägungen  durchaus  entsprechen; 
die  Rupertsberger  Grundherrschaft  gehört  dem  Gebiet  des  30-Morgenfuf8es, 
die  Marienthaler  dem  des  60-Morgenfufses  der  Hufe  an. 

Freilich  ist  mit  dem  bisher  Ausgeführten  die  Frage  nur  für  die  geistlichen, 
also  die  besonders  konsen^ativen  Grundherrschaften  entschieden:  bei  ihnen 
mag  eine  fast  völlige  Stabilität  wenigstens  f[\v  die  ältere  Fronhofsbildung  die 
Regel  gewesen  sein*.    Aber  galt  das  auch  für  die  jtlngere  Grangienbildung, 


1)  Vgl.  oben  S.  346  f. 

2)  Bd.  2,  224-5. 

8)  Vgl.  Karte  12  in  Bd.  2. 

*)  Doch  findet  sich  auch  hier,  wenn  auch  sehr  spärlich,  eine  Bewegung;  vgl.  Lac.  ÜB. 
1,  49,  88,  927;  126,  189,  1054.  —  Vgl.  zum  folgenden  auch  oben  S.  743. 


—     759     —  Verwaltungsorganisraus.] 

welche  sich  mehrfach  bald  zum  Fronhofesystem  erweiterte  ^ ,  und  galt  es  auch 
für  die  Laienfronhöfe?  Die  Quellen  ^eben  hier  keine  klare  Antwort;  soll 
man  sich  aus  dem  kargen  positiven  Material,  aus  individuellen  Eindrücken 
des  gesamten  Quellenstoffes  und  aus  allgemeinen  Erwägungen*  eine  Meinung 
bilden,  so  würde  etwa  zu  sagen  sein,  dafs  sich  in  den  Laienfronhöfen,  soweit 
sie  erst  seit  der  Salier-  und  Stauferzeit  und  vornehmlich  soweit  sie  von 
kleineren  Grundherren  im  Einzelhofsystem  angelegt  sind,  sowie  in  den  Grangien 
seit  der  Stauferzeit  eine  stärkere  Ausstattung  mit  spezifischem  Salland  ent- 
wickelt haben  wird,  als  in  einer  Anzahl  der  oben  angeführten  Einzelfälle 
zum  Ausdruck  gelangt^. 

Nun  fragt  es  sich  aber,  in  welchem  Verhältnis  sich  denn  die  Beimden- 
entwicklung  neben  die  Ausstattung  mit  spezifischem  Salland  stellte.  Über  die 
Beunden  ist  schon  früher  ausdrücklich  gesprochen  worden*;  hier  mag  kurz 
rekapituliert  werden,  dafs  diese  von  den  Grundherren  allein  mit  Beschlag  be- 
llen und  aufgewonnenen  meist  recht  umfangreichen  Stücke  der  Allmende, 
welche  allen  Kulturen  zugänglich  waren,  schon  früh  vorkommen,  dafs  sich  seit 
der  Ottonenzeit  ihr  Charakter  abzurunden,  ihre  Zahl  zu  vergröfsem  beginnt, 
und  dafs  ihre  Rodung  um  die  Wende  des  12.  und  13.  Jhs.  den  Höhepunkt 
erreicht.  Von  da  ab  schreitet  die  Bewegung  nicht  mehr  fort,  ja  es  läfst  sich 
nicht  einmal  der  erreichte  Bestand  behaupten.  Ein  Teil  der  Beunden  wird 
nach  schon  länger  andauernden  Versuchen  in  dieser  Richtung  in  der  ver- 
schiedensten Weise  parzelliert^,  ein  anderer  tritt  in  das  spezifische  Salland, 
d.  h.  in  die  direkte  Bestellung  und  Bewirtschaftung  des  Fronhofes  über:  schon 
im  Beginn  des  14.  Jhs.  findet  eine  Verwischung  des  Charakters  der  Beunde 
überhaupt  statt  *.  Ist  es  schon  bei  diesem  wechselvollen  Schicksal  der  Beunden 
nicht  leicht,  sich  eine  sichere  Vorstellung  von  ihrem  jeweiligen  Verhältnis  zum 
eigentlichen  Salland  zu  machen,  so  wächst  die  Schwierigkeit  bei  einer  näheren 
Betrachtung  der  wirtschaftlichen  Vorbedingungen  für  den  Beundeausbau.  Die 
Beunden  wurden  von  den  Gehöfern  gerodet  und  bestellt;  ihre  Gröfse  stand 
also  zu  der  Zahl  der  einem  bestimmten  Fronhof  zugewiesenen  hörigen  Hufen 
in  einem   gewissen  Verhältnis.    Die  Zahl  dieser  Hufen   aber  war,   wie   mr 

*)  Vgl  z.  B.  MR.  ÜB.  2,  25*,  1177,  Besitz  von  Ilimmerode:  grangiam  de  Gevelestorp 
com  manso  B.  manso  0.  manso  A.  et  manso,  quam  G.  de  B.  vobis  dedit 

*)  In  dieser  Hinsicht  ist  z.  B.  anzunehmen ,  dafs  die  Grangienbildung  sehr  dazu  auf- 
forderte, die  Eigenwirtschaft  auch  sonst  zu  erhöhen,  vgl.  z.  B.  MR.  ÜB.  3,  444.  1231. 

•)  Die  nunmehr  gewonnene  Auffassung  von  der  Entwicklung  des  Sallandes  steht 
freilich  der  bisherigen  Ansicht  über  die  Bedeutung  des  Sallandes  ziemlich  schroff  gegen- 
über. Zur  letzteren  vgl.  v.  Inama,  Wirtschaftsg.  1,  882—83:  mit  der  vielseitigen,  gut  ge- 
federten Arbeit  dienender  Leute  und  Hufen  [schon  in  der  Karolingerzeit!]  führte  also  die 
Gnmdherrschaft  eine  grofsartige  Wirtschaft  für  eigene  Rechnung  auf  ihren  Domanial- 
g&tem  durch. 

*)  S.  oben  S.  418  ff. 

»)  S.  oben  S.  438  ff. 

«)  S.  oben  S.  413. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes. 


~     760     — 


früher  gesehen \  keineswegs  fest,  sondern  von  den  verschiedensten  Zu- 
fälligkeiten abhängig.  Zudem  aber  war  der  der  einzelnen  Hufe  auferlegte 
Beundedienst  nicht  in  allen  Fronhöfen  gleich  bemessen,  sondern  sehr  verschie- 
denartig ausgedehnt*:  so  dafs  der  gleichen  Anzahl  Hufen  in  verschiedenen 
Fronhöfen  ein  sehr  vei-schieden  grofses  Beundefeld  zur  Bestellung  überwiesen 
sein  konnte.  Gegenüber  diesen  schwankenden  Möglichkeiten  bedarf  es  des  unum- 
wundenen Anerkenntnisses,  dafs  an  eine  generelle  Feststellung  des  Beunden- 
unifangs  im  Verhältnis  zum  Salland  nicht  gedacht  werden  kann.  Gab  es  doch 
gi'ofse  Höfe,  welche  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  überhaupt  keine  Beunden 
hatten^,  während  andere  sehr  reichlich,  bis  zur  Höhe  des  Sallandes,  ja  darüber 
hinaus  mit  Beundeland  ausgestattet  waren  ^.  Welchen  Eindiiick  aber  die  Ver- 
teilung im  allgemeinen  machte»,  mag  man  sich  aus  den  o])en  S.  428  f.  gemach- 
ten Mitteilungen,  welche  vielfach  ebensosehr  für  den  Fronhofe-  als  für  den 
Markumfang  gelten,  wie  aus  den  S.  443  gegebenen  Notizen  über  die  verschie- 
dene Gröfse  alten  Beunde-  nunmehrigen  Gehöferschaftslandes  vergegenwärtigen. 
Und  soll  aus  diesem  Eindrucke  heraus,  trotz  entgegenstehender  Schwierigkeiten, 
eine  für  das  volle  Verständnis  der  Fronhofeverfassung  unumgängliche  Vermutung 
über  die  Entwicklung  des  Beundelandes  im  Verhältnis  zum  Salland  geäufsert 
werden,  so  wird  es  auszusprechen  sein,  dafs  die  Beunden  während  der  Karo- 
lingerzeit wohl  noch  hinter  dem  Salland  zurückstanden,  dafs  sie  im  Laufe  der 
Kaiserzeit  bis  zu  den  Staufem  mit  dem  Salland  in  immer  gefährlicheren 
Wettbewerb  traten,  seit  dem  13.  Jh.  aber  infolge  von  Entfremdung  vom  Fron- 
hof  oder  auch  infolge  Übergangs  zum  Salland  stets  mehr  an  Bedeutung  verloren. 


1)  S.  oben  S.  741  f. 

2)  Man  vgl.  aufser  G.  ep.  Camcrac.  2,  26,  685  die  Tabellen  für  Prüm  in  Bd.  2,  140  f. 
und  dazu  145;  hier  bestellen  in  verschiedenen  Fronhöfen 

46      mansi  Land   für  700  mo.  Aussaat, 
60^/2 
8 


n 


n 


n 


16 
29V 


;> 


n 

300 

» 

n 

n 

80 

n 

jy 

T> 

40 

n 

n 

n 

400 

n 

Tf 

U.S.W. 


Ahnliihe  Verhältnisse  ergeben  MK.  ÜB.  1,  173,  936;  174,  c.  938. 

3j  Vgl.  Bd.  2,  225. 

*)  Vgl.  Bd.  2,  209  f.  No.  4;  ferner  »Bald.  Kesselst  S.  178,  1324.  Recht  lehrreich 
bind  auch  die  Angaben  des  UMarienthal  von  1321  im  Cart.  Marienthal  S.  3Ö6_ff.  Hiernach 
kommen  in  Morg(»n  auf 


Orreum 


Eigentliches 
Salland 


Beundeland 


Diedenhofen 
Heimscheid 
Norzingen   . 
Ferlingen    . 
Elvingen  .   . 


71 
57 
51 
97 
64  Va 


83 

93 

121 

12 

88 


—     761      —  Verwaltungsorganismus.] 

Mit  der  Entwicklung  des  Verhältnisses  zwischen  Fronhofsland  und  Gehöfer- 
land,  und  wiederum  innerhalb  des  Fronhofslandes  der  gegenseitigen  Beziehun- 
gen zwischen  spezifischem  Salland  und  Beundesalland  übersehen  wir  nunmehr 
die  Organisation  des  grundhenlichen  Grundes  und  Bodens  überhaupt,  soweit 
dieselbe  für  das  Verständnis  der  lokalen  Wirtschaftsverwaltung  seitens  der 
aristokratischen  Grundherrschaften  von  Wichtigkeit  ist.  Wir  entnehmen  ihr 
vor  allen  Dingen  die  Forderung  einer  dreifachen  Thätigkeit  des  obersten 
lokalen  Wirtschaftsbeamten  oder  Fronhofsvorstandes:  er  mufs  Bewirtschafter 
des  spezifischen  Sallandes,  Beaufsichtiger  des  Beundebaues,  Einnehmer  der 
Intraden  vom  Gehöferlande  gewesen  sein.  Mit  diesem  Gedanken  treten  wir 
in  die  Untersuchimg  der  grundherrlichen  Lokalverwaltung  ein. 

Der  Fronhofsvorstand  war  ursprünglich  allein  der  Meier,  villicus ;  er  blieb 
es  auch  allein,  so  lange  die  älteste  vornehmlich  wirtschaftliche  Fronhofsverfassung 
vorhielt.  Bei  ihm  finden  wir  nun  in  der  That,  unter  geringen  lokalen  Ab- 
weichungen hinsichtlich  der  Ausdehnung  und  Abgrenzung  der  Kompetenzen, 
eben  jene  dreifache  Thätigkeit,  welche  soeben  auf  Grund  der  Organisation  der 
Fronhofsländereien  vorausgesetzt  ^vurde.  Aber  mit  ihr  verbindet  sich  noch, 
abgesehen  davon,  dafs  der  Meier  bisweilen  zugleich  Zehnteinnehmer  ist\  eine 
vierte.  Wir  haben  schon  öfter  berührt,  und  es  wird  in  Abschnitt  VII  noch 
besonders  auszuführen  sein,  wie  die  Giiindherren  es  vielfach,  ja  bis  zum  Schlüsse 
des  Mittelalters  in  weit  überwiegendem  Mafse  zur  Stellung  eines  Obereigen- 
tümers der  Mark  brachten,  in  welcher  der  Fronhof  gelegen  war.  Trat  nun 
dies  Obereigentum  ein,  so  war  es  natürlich,  dafe  —  nahm  man  nicht  den 
bisher  autonomen  Zender  unter  die  grundherrlichen  Beamten  auf  -  der  Meier 
zugleich  mit  der  Beaufsichtigung  der  vom  GnmdheiTn  abhängigen  Allmende- 
nutzungen  beti*aut  wurde.  In  diesem  Falle  fiel  also  dem  Meier  aufser  der 
Fronhofswirtschaft,  der  Sorge  für  das  Gehöferland  und  der  Kontrolle  des 
Beundebaues  auch  noch  die  Kontrolle  der  Allmendenutzung  zu^. 


*)  Vgl.  z.  B.  IJSMax.  S.  485,  Schönberg  9a:  %illicus  colligit  omnem  decimam  nostram.  Die 
Abtei  SMaximin  war  zugleich  Patron  in  Schönberg,  S.  480.  Vgl.  auch  MR.  ÜB.  1, 802, 1080. 
cit.  oben  S.  419  Note  7  (auf  S.  420).  Auf  die  Thätigkeit  des  Villicus  in  der  Gerichtsver 
tkssung  ist  hier  erst  teilweise  einzugehen;  weiteres  imten  Abschnitt  VII  Teil  1.  Zur 
Thatsache  selbst  vgl.  einstweilen  WIgel  1292,  Honth.  Hist.  1,  826:  ecclesia  sancti  Simeonis 
d«*bet  habere  villicum  in  dicta  villa,  qui  debet  colligere  census  et  reditus  dictae  ecclesiae, 
coram  (|uo  etiam  homines  dictae  curtis  sancti  Simeonis  iuri  stare  debent. 

*)  Hanauer  bemerkt,  Paysans  S.  98,  im  nächsten  Bezug  auf  die  Ämter  des  Meiers  und 
des  Schul theifsen:  Dans  son  ensemble,  quant  ä  ses  traits  caract^ristiques ,  Porganisation  de 
nos  dinkhofs  est  partout  la  meme  pour  les  colonges  du  meme  ordre;  on  voit  que  ces  cours 
decoulent  toutes  d'une  meme  source,  qu'elles  sont  toutes  formöes  siu*  un  meme  modMe.  Mais 
lorsqu'on  descend  aux  dätails,  on  retrouve  aussi  partout  variantes  sans  nombre:  on  h^site  k 
formuler  des  regles  genitales;  tant  il  serait  aise  de  signaler  des  exceptions!  Dies  Urteil 
ist  doch  nur  teilweis  begründet  Die  in  ihm  wahmohml)are  Übertreibung  beruht  darauf, 
dafs  Hanauer  zwischen  den  wirtschaftlichen  und  gerichtlichen  Funktionen  des  Meiers  nicht 
genügend  scheidet  luid   Meier  und  Schultheifs  in  ihrer    specifischen  Ausbildung   seit  dem 

Lampreebt,  Deutschet  Wirtschaftaleben.    I.  49 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     762     — 

In  der  Fronhofswirtschaft  zunächst  spielte  der  Meier,  entsprechend  der 
gewöhnlichen  Gröfee  des  Fronhofsareals,  kauiu  eine  andere  Rolle,  als  jeder 
Besitzer  einer  noch  unzerstückelten  alten  Hufe ;  er  war  auch  keineswegs  von  den 
Fordeiimgen  der  völlig  autonomen  oder  unter  dem  AllmendegrundheiTn  immer 
noch  grofser  Selbständigkeit  geniefeenden  Markgemeinde  befreit;  imd  wo  er 
mit  besonderen  Markrechten  ausgestattet  war,  da  waren  ihm  zum  Entgelt  auch 
vielfach  besondere  Verpflichtungen  auferlegte  Gegenüber  dem  Grundherrn  war 
der  Meier  einfacher  Mandatar,  er  besafs  also  keinerlei  Verfügungsrecht  über 
die  Substanz  des  Fronhofes-,  —  freilich  findet  sich  später  der  Anfang  eines 
Beistimnumgsrechts  des  Meiers  zu  Veräufserungen  aus  dem  Gut^  — ,  dagegen 
war  er  der  rechtliche  Vertreter  des  Grundhen-n  bei  etwaigen  Veräufserungen 
und  namentlich  bei  den  später  sehr  überhand  nehmenden  Verpachtungen  von 
Salland  *.  Auch  Meliorationen  nahm  der  Meier  nicht  ohne  Befehl  des  Grund- 
herrn vor'*;  für  die  Instandhaltung  der  Fluren,  und  besonders  der  Gebäude, 
wurden  spezielle  Abmachungen  getroffen*. 

•  ■  

über  die  Kontrolle  des  Beundebaues  durch  den  Meier  ist  schon  oben  in 
anderm  Zusammenhange  eine  Reihe  von  Angaben  gemacht  worden^.  Hier  sei 
kurz  resümiert,  dafs  eine  solche  Kontrolle  die  Beaufsichtigung  aller  Bestellungs- 


12.  und  18.  Jh.  nicht  genm  tondcit..  Im  allgemeinen  ist  vielmehr  die  Durchbildung  der 
Meier-  und  SchnltheiAenftiiiktioiien  bei  doch  überall  autonomer  Entiiv'icklung  eine  staimens- 
wert  gleichmäfsige. 

^)  Ein  drastisches  Beispiel  bietet  Wllüpperdingen  §  16,  cit  oben  S.  525  Note  6. 

2)  Man  vgl.  schon  die  Stelle  MR.  UR  1,  62,  825,  welche  freilich  auf  eincH  Iudex  geht. 
S.  femer  Stumpf,  Act  Mogunt.  Nr.  98,  1184:  eiik  villicus  von  Altenmünster-Mainz  hat  abbatissa 
ignorante  et  inconsulta  gewisse  Äcker  an  Bnpertsberg  vorkauft.  Das  winl  nun  redressiert. 
Ziu-  gerichtlichen  Vertretung  vgl.  MR.  ÜR  8,  1088»  c.  1250,  und  USMax.  1484,  Bl.  35»,  cit. 
oben  8.  489  Note  1. 

3)  S.  Hennes  ÜB.  1,  496,  1327,  cit.  oben  8.  8^  Note  2. 

*)  Vgl.  z.  H.  WRommersheim  1298,  G.  2,  619:  OQch  hat  der  scheffcn  vur  vol  geweist, 
dat  ein  vait  von  Schonecken  of  vaitleute  noch  nemin  keint  rcchtz  ensuUc  sich  vermessen 
an  keipie  gude,  dat  eins  abts  und  seins  gotshaus  is,  dat  man  nent  seileguit  oder  aptei,  id 
enwerc  dan  sache,  dat  it  ein  overste  scholtifs  eins  abta  of  der  holfsscholtifs  liende  hin  um 
iren  meidem.  S.  ferner  WWeifskirchen  1493,  cit.  oben  S.  580  Note  5.  Eigentümlich  ist 
es,  wenn  es  USMax.  8.  446,  Naurath.  heifst,  dafs  der  bedeUoB  dominicalia  ad  colendum 
distribuet. 

'^j  S.  Lac.  IB.  2,  504,  1261,  vgl.  auch  Lac.  ÜB.  1,  289,  108Q:  quaedam  novalia  in 
Mosella  fluvio  iuxta  villam,  quae  dicitur  Urcecho,  ot  alterani  meäietatan  eonmdem  erutomm 
sancto  (ieorgio,  quao  scilicet  erutji  imprimis  inccpta  sunt  a  Bnmone  et  Engilberto  villico. 

«)  Vgl.  MR.  ÜB.  3,  1087,  c.  1250:  SCieorg  Koeln  bekennt,  qood  villicus  curie  nosü-e 
in  Raitche,  <|ui  (|uoudam  fuit  ecclesie  nostre,  iure  herodit<irio  poasedit  eaui,  ita  tamen,  quod 
si  domus  curie  et  torcularia  ex  vetustate  et  non  ex  negligentia  ipsius  villici  corruenmt, 
quod  nos  debuinius  ipsam  recdificare,  et  villicus  per  tectum  edificia  debuit  inputribilia  con- 
s('r^•an^  ot  si  ex  negligentia  vel  paupertatc  ipsius  villici  dicta  edificia  aliquam  patei*entur 
niinam  ot  putrodinem,  idem  villicus  ecclesiam  a  dampno  penitos  relerare  tenebatur,  alioquin 
ecclosia  cxtunc  esset  libera  ab  ipso  et  altori  posset  locare  villkattonem. 

')  S.  oben  S.  430  ft'.,  451 ;  vgl.  auch  Bd.  2,  166  f. 


—     763     —  Verwaltimgsorganismus.J 

arbeiten,  der  Acker-  wie  der  Wiesenbestellung,  und  so  auch  die  Leitung  der 
Schiffelkidtur  auf  Fronland  in  sich  schlofs\  Um  diese  Kontrolle  wirksam  zu 
handhaben,  bot  der  Meier  zum  Beundebau  auf:  er  ist  zu  diesem  Zwecke 
schuldig,  am  morgen  zu  gebührlicher  zeit  die  klocken  zu  leuten,  dergestalt, 
wan  die  klocken  zum  dritten  mal  leutet,  daz  ein  jeder  (der  ziun  Beundebau 
verpflichtet  ist)  in  gang  und  zu  obbestümter  zeit  bei  vorsch.  maizeichen  er- 
scheine^. Femer  sucht  der  Meier  bei  einer  überschiefsenden  Anzahl  von  Ver- 
pflichteten die  ihm  für  die  Arbeit  besonders  tauglich  Scheinenden  aus^,  stellt 
die  Bestellungszuthaten,  z.  B.  das  Saatgetreide  * ,  und  liefert  das  den  Verpflich- 
teten seitens  des  Grundherrn  zu  reichende  Essen.  Wichtiger  wie  diese  Einzel- 
funktionen, bei  denen  der  Meier  sich  zum  Teil  durch  einen  Boten  verti^eten 
lassen  kann*,  ist  der  Umstand,  dafs  ihm  mit  der  Kontrolle  der  Arbeiten  zu- 
gleich eine  Kontrolle  des  Personalbestandes  der  verpflichteten  Arbeiter  zufiel  *. 
Im  übrigen  wissen  wir  schon,  dafs  gerade  die  Beundebaukontrolle  mit  dem 
12.  und  13.  Jh.  infolge  der  Zerstückelung  der  Beunden  immer  mehr  an  Be- 
deutung verlieren  mufste"^:  bei  der  nun  eintretenden  neuen  Ordnung  der 
Dinge  erhält  der  Meier  nur  noch  die  Rezeptur  der  auf  Geld  oder  Naturalien 
reduzierten  Beundepflichten.  Doch  kam  es  auch  vor,  dafs  die  Beunde  unter 
Ablösung  der  Beundepflichten  nicht  zerstückelt,  sondern  in  Regie  genommen 
wurde.  In  diesem  Falle  wurden  dem  Meier  als  Entgelt  für  seine  Bestellung 
die  Beundepflichtablösungen  zugewiesen®. 

Bei  der  dem  Meier  ebenfalls  überwiesenen  Ü^?erwachung  des  Gehöferlands 
und  der  Erträge  desselben  ergiebt  sich  als  Hauptpflicht  zunächst  die  Sorge  füi- 
den  Bestand  desselben.  Der  Meier  weist  deshalb  entweder  selbständig  oder 
nach  Anweisung  des  Herrn  bei  Handwechsel  die  einzelnen  Gehöfer  in  die 
hörige  Hufe  ein^;   in  gleicher  Weise  bestimmt   er  über  die  Zulassung   von 

>)  Vgl.  auch  USMax.  433,  Schüttringen,  cit.  oben  S.  559  Note  8;  ebd.  S.  451,  Moorz; 
AVLonguich  1408,  cit.  oben  S.  408  im  Text. 

«)  WSchönfeld  1684  §  15. 

«)  USMax.  S.  446,  Naurath;  ebd.  S.  445,  Herl,  cit.  oben  S.  531  Note  8. 

*)  USMax.  S.  451,  Brohl. 

*)  WMaraer  1542  §  88:  wanehe  die  achten  gewonnen  werden  von  dem  hem,  sol  der 
bode  die  seile  schneiden  und  in  die  achten  leigen  und  vor  seinen  loen  die  letzte  garbe  nemen 
und  haben. 

•)  *  Düsseid.  St.  A.  Pant.  Or.  No.  23,  1161:  Abt  Wolbero  quendam  hominem  nostnmi 
nomine  E.,  qui  in  curiam  nostram  Lon  pertinebat  et  a  predecessore  nostro  Gerhardo  abbate 
sancto  Patroclo  ad  concambium  ad  ins  ministeriale  donatus  fuerat,  dum  eum  quidam  villicus 
noster  reposceret,  rogante  simul  et  precipiente  archiepiscopo  Reginoldo,  in  iure,  [in]  quod 
per  concambium  datus  fuerat,  remanere  permisi;  et  hoc  ei  ins  data  sibi  carta  sigillo  nostro 
impressa  confirmavi,  et  ut  nullus  ei  hoc  ius  infringat  sub  anathemate  denuntiavi. 

^)  S.  auch  oben  S.  451. 

»)  USMax.  S.  461,  Fell  8d:  villicus  custodis  ab  11  beneficiatis  [Weinlehen]  11  d.  re- 
cipiet,  unde  fenum  custodis  secari  faciat;  quod  si  aliquid  deftierit,  propriis  expensis  perficiet. 

»)  Vgl.  ÜWincheringen  um  1200,  MR.  ÜB.  2,  365,  cit.  oben  S.  585  Note  8;  WWeifs- 
kirchen  1493,  cit.  oben  S.  647  Note  3. 

49* 


[Wirtschaft  d.  Grofsgnindbes.  —     764     — 

Belastungen  der  hörigen  Hufen  ^  und  leitet  die  notwendig  gewordenen  Ein- 
fronimgen,  mögen  sie  nun  zur  Aufnahme  des  eingefronten  Landes  in  das  Sal- 
land  oder  zu  dessen  Verpachtung  führen  ^.  Nicht  minder  kümmert  der  Meier 
sich  um  den  Anbau  des  Gehöferlandes  zum  Zweck  der  Vermeidimg  jeder  De- 
terioration ;  es  ist  natürlich,  dafs  diese  Kontrollpflicht  am  bestimmtesten  gegen- 
über den  feineren  Kulturen,  speziell  gegenüber  dem  Weinbau  zum  Ausdruck 
kommt  ^.  Endlich  aber  besorgt  der  Meier  die  Erhebung  der  von  den  hörigen 
Hufen  fälligen  Zinse ;  ja  er  ist  für  sie  sogar,  alten  Analogieen  der  fränkischen 
Steuerverfassung  entsprechend,  haftbar*.  Dieser  Haftbarkeit  entspricht  indes 
keinerlei  Dispositionsfähigkeit  über  die  Zinse*,  vielmehr  ist  Zinshöhe  und 
Zinsart  durch  die  Weisung  der  Gehöfer,  welche  zu  einer  Genossenschaft  kon- 
stituiert sind,  festgelegt  ® ;  dem  Meier  wird  nur  bisweilen  eine  subsidiäre  Nach- 
weispflicht filr  die  Zinse,  namentlich  im  Falle  einer  Inanspruchnahme  derselben 
von  aufsergehöferschaftlicher  Seite,  zugelegt ''.  Die  Zinseinnahme,  deren  Termin 
bisweilen  angemessene  Zeit  vor  der  Erhebung  verkündigt  wird®,  kann  in 
frl\herer  Zeit  durch  einen  Unterbeamten  des  Meiers  geschehen*;  später  ist 
das  durchaus  Gewöhnliche,  (lafs  sie  vor  Meier  und  Höfschöffen,  als  Vertretern 
der  Genossenschaft  der  Gehöfer,  nach  Ausweis  des  gewiesenen  Urbars  statt- 
findet *<>. 

Mit  dieser  letztem  Einrichtung  stofsen  wir  nun  auf  eine  Institution,  welche 
dem  Meier  ganz  allseitig  zur  Durchfühnmg  seiner  Kontrollpflichten  für  das 
Beunde-  wie  das  Gehöferland  zur  Seite  steht,  das  Bauding.  Das  Bauding  ist 
ein  hofeenossenschaftliches,  durch  gehöferschaftliche  Schöffen  unter  dem  Meier 
als  Richter  besetztes  Gericht,  in  welchem  über  schlechten  Bau  im  Beunde- 
viie  im  Gehöferland,  über  Zinsversäumnis  und  über  Entfremdung  von  Gehöfer- 
land aus  dem  Fronhofszugehör  erkannt  wird^^  und  dem  zugleich  zur  Ermög- 

M  \Vntlingen  1575  §  34. 

«1  Bd.  3,  92,  17,  1285:  WLintgeu  1484,  cit.  oben  S.  457  im  Toxt. 

«)  Vgl.  oben  S.  577  Note  3.  5,  6. 

♦1  Vgl.  Sohm  S.  259:  AVHeUingen  1716  g  12. 

^)  S.  WMaroiU  1606,  cit.  Bil.  2,  S.  648  Note  3. 

*^  Vgl.  dari\ber  Bd.  2,  628  ff,  wo  auch  die  Abwaudliing  der  hier  berührten  Verhält- 
nisse gi*nau  untersucht  ist. 

•1  Vgl.  Chron.  s.  Hub.  41.  MGSS.  8.  591,  lOSl,  cit.  Bd.  2.  S.  638  Note  3:  s.  auch 
vot^leichshallHT  rMünstermaifeld  1337,  cit.  Bil.  2,  S.  639  Note  7:  ITell  1512,  cit  Bd.  2, 
8.  640  Note  3. 

*^J  Wlnimerath  1660.  G.  2.  396—7. 

^)  V.  lob.  Gore,  c.  100.  Vgl.  auch  UStift  410,  Birkenleld-Broml»ach:  archiepiscopus 
debet  liaK^re  in  B.  et  B.  4  officiatos,  qui  dicimtur  cinsera  et  centenera :  et  hii  quatuor  debent 
esse  excepti  ab  omni  exactioue  et  petitione. 

'""^  8.  IM.  3,  113.  i£.  1810;  WBesch  l.%41  §  8:  W8chönteld  1682  §  24.  cit  Bd.  2, 
8,  635  Note  2. 

"1  Vgl.  I-.-IC,  TB.  1.  11<  186,  1051:  MR.  TB.  1.  541.  114<k  8channat,  Hist  Wormat 
2.  79.  115S:  MR,  ÜB.  2.  192,  1201:  iVren  hat  einen  mansus  in  Wizport,  dessen  Juris- 
diction   8Matheis   besitzt.     Eine  rntersuchunc   der  Oerenschen  Rechte   durch   eine  Korn- 


—     765     —  •  Verwaltungsorganismus.] 

lichung  solcher  Erkenntnisse  die  Kontrolle  des  Baues,  der  Zinseinnahrae  und 
der  Einweisung  in  hof hörige  Hufen  zugewiesen  ist^ 

mission  ergiebt:  referebant  etiam,  quod  eiusdem  mansi  ratione  mansionarii  veniebant  quolibet 
anno  ad  placitum  observatunun  apud  Horreum  ante  fenestram  magistre,  et  quis  satisfecerat 
de  censu,  qui  solvi  consuevit  in  festo  sancti  Martini,  absque  omni  gravamine  recedebat;  alio- 
quin  satisfaciebat  magistre  pro  censu  neglecto  emende  nomine  secundum  sententiam  scabi- 
norum;  MR.  ÜB.  3,  1087,  c.  1250;  Bd.  3,  515,  le,  c.  1325.  WNiederemmel  1532,  G.  2,  352: 
so  iemants  were,  der  seinen  gruntzins  und  freie  zins  nicht  usricht,  so  hat  ein  schulteifs  die 
macht,  dafs  er  ein  pewgeding  mag  bescheiden  zwuschen  sanct  Mertinstag  und  Weihnachten, 
das  sol  er  lassen  verkündigen  zu  Emmel,  zu  Numagen,  zu  Pisport  vor  der  kirchen.  darnach 
[sal]  ein  schulteifs  ein  armen  man  ustedingen;  und  so  ein  armer  man  sich  vertragen  wil  mit 
dem  schultheifsen,  der  sal  den  usstant  zinswein  bezalen  zum  höchsten  zapfen  mit  der  boefsen; 
and  so  einiger  cost  ufgangen  were,  sal  er  darmit  abtragen.  S.  auch  noch  WNeumünster, 
G.  2,  34;  WHeimbach  1601  oder  1602.  Eine  besondere  Bedeutung  im  Sinne  einer  Abgabe 
hat  budink  MR.  ÜB.  3,  1440,  1258. 

>)  Vgl.  USMax.  S.  432,  Schüttringen,  cit  Bd.  2  S.  635  Note  2;  Bd.  3,  113,  i9,  1310; 
"*  UMünstermaifeld  Hs.  Koblenz  CXI«  Bl.  12^:  in  Polch  unterschieden  seilgüt  und  h&fgüt; 
das  seilgüt  verpachtet  fiSir  30  mir.  silig.  an  3  Parteien;  das  hü%üt  im  Genufs  von  11  Parteien: 
^oilibet  possidens  bona  dicta  h&ifgüt  tenetur  dare  [ausser  einem  bestimmt  abgestuften  Korn- 
zins]  in  die  beate  Gertrudis  virginis  1  pullum,  et  teneutur  esse  et  comparere  singuli  possi- 
dentes  tam  seilgftt  quam  hüifgüt  eodem  die  in  iudicio  ibidem  in  area  prepositure  coram  .  . 
officiali  .  .  prepositi  ad  ins,  quod  dicitur  dink;  et  tenentnr  dictam  siliginem  bonam  .  .  pre- 
sentare  infra  muros  Monasterii  ad  granarium  ipsius  prepositi  una  cum  puUis  .  .  sub  certis 
penis  et  forma  curtariorum;  *WBreisig  1363,  Kindl.  123,  25,  Münster  St  A. :  dat  u.  frawe 
Torg.  na  dem  herfste  ein  buding  het,  dat  sol  behöden  er  geschwomer  bawmeister,  und  sal 
3  dage  na  einander  dingen  mit  ihren  geschwomen  hoeveren;  die  3  dage  bringen  6  wochen: 
welche  hoevere  da  nit  enweren,  die  wetten  u.  frawen  7Va  s.  lichter  d.,  und  wer  da  bedingt 
wirt  van  pacht  of  von  zinfse,  der  wett  auch  u.  frawen  7^/a  s.  lichter  d.  vort  deilen  sie,  dat 
u.  frawe  ein  wisslike  ding  hat,  ims  als  die  wislike  zinse  geschet  sint,  so  sollen  u.  frawen 
anhoerige  leute  da  sein,  und  u.  frawen  scholtefs  sal  dingen  mit  ihren  anhoerigen  leuten: 
wer  da  nit  enwere,  die  wirt  u.  frawen  VI2  s.  lichter  d.  WLonguich  1408,  §  16,  cit.  oben 
S.  575  Note  6,  und  femer  ebenfalls  *  WLonguich  1408,  Arch.  Maximin.  8,  33,  §  5:  retu- 
lerunt  memorati  scabini,  quod  tria  sunt  annalia  placita  in  dicta  curte  in  Longuich  observanda, 
quonun  primum  in  feria  secunda  proxima  post  festum  epiphaniae  domini,  secundum  feria 
secnnda  proxima  post  dominicam  quasimodogeniti ,  et  tertium  feria  secunda  proxima  post 
festom  Remigü  singulis  annis  solent  observari,  et  quod  quodlibet*  huiusmodi  trium  placitorum 
habeat  duas  dilationes  sive  duas  quindenas  vulgariter  zwo  wissighen,  quodque  cuiuslibet 
emendae  cedentis  in  huiusmodi  tribus  placitis  et  eorum  quindenis  ac  in  quotidianis  iudiciis 
per  totum  annum  duae  partes  spectant  ad  dominum  abbatem  pro  tempore  dicti  monasterii  et 
tertia  pars  dictorum  emendarum  pertinet  ad  advocatum  in  Longuich;  et  quod  ipse  advocatus 
pro  tempore  pro  parte  domini  abbatis  requisitus  pro  huiusmodi  tertia  parte  tonetur  exigere 
et  domino  abbati  suas  duas  partes  ad  promptuarium  suum  in  aulam  ad  sanctiun  Maximinum 
deliberare.  §  8:  Item  referebant  dicti  scabini,  quod  singulis  annis  in  festo  sancti  Brictii 
census  dicti  domini  abbatis  in  Longuich  cedimt  et  solvi  debent,  quodque  ipse  dominus  abbas 
singulis  annis  dicto  festo  lapso  potest  communitatem  ibidem  piüsu  campanae  convocare  et 
ibidem  ante  ecclesiam  imponere  diem  placiti  quod  vulgariter  appellatur  sin  fri  buwegedinge, 
et  duas  eins  dilationes  sive  quindenas,  et  nominare  unum  diem,  quemcumque  voluerit,  in  quo 
sibi  census  sui  solvi  debent.  et  scabini  ciutis  domini  in  Longuich  in  eodem  die  ipso  do- 
mino abbati  [S.  34]  ostendere  et  adiudicare  debent  census  suos  et  bona  sua  dicta  sine  duir- 
zinsig  guet,   et  quod   omnes   emendae  timc   cedentos  totaliter  et  solummodo  ad  dominum 


[Wirtschaft  d.  Grofsgnmdbes.  —     766     — 

Schliefslich  noch  einige  Worte  über  den  Meier  als  Aufsichtsbeamten  grund- 

abbatem  spectant  et  nihil  de  eis  ad  advocatum.  §  9:  Item  dixerunt  iidem,  qupd  si  orirentur* 
aliquae  discordiae  super  bonis  domini  duirzinsig  guet,  non  debet  alibi  in  iudicio  expeiiri 
quam  in  praefata  curte  et  placito  vulgo  M  buwegedinge.  WSchönfeld  1682  §  24,  cit  Bd.  2 
S.  635  Note  2 ;  Bd.  2  S.  627  f.  In  welcher  Art  die  regulären  Geschäfte  des  Baugedinges, 
welches  an  sich  nichts  mit  der  aus  Grundgerichtsbarkeit  bzw.  der  Immunität  erfliefsenden  höheren 
gi-undherrlichen  Gerichtsverfassung  zu  thun  hat,  verliefen,  mag  aufser  *Chart  s.  Simon.  Trier. 
Stadtbibl.  1611  Bl.  44*,  1448;  ^Mlagelsdorf,  cit  Bd.  2,  626  Note  4  (auf  S.  627);  WRüdesheim  bei 
Kreuznach  1488;  WKittersdorf  1565;  *  Baumholder  Archiv  No.  111,  noch  das  nachfolgende 
*AVMandem,  aus  Arch.  Maximin.  9, 287,  zeigen.  §  2:  Item  dama  wist  der  scheffen,  daß  einambt- 
man  oder  meier  zur  zit  sal  uf  dem  vorg.  maentagh  mitsampt  den  scheffen  ufheben  die  kleine  zinse 
mins  herren  obg.,  die  da  machent  10  s.,  von  welchen  zinsen  gebührent  den  zweien  voiden 
van  Filsbergh  ein  s.  und  jonker  Albrecht  ein  s.  Trierscher  münzen;  und  das  uberentzigh  ist, 
sal  ein  abt  zur  zit  und  sin  gotteshuis  haben.  §  8 :  Item  uf  den  vorg.  maendagh ,  wan  die 
scheffen  und  meier  die  klein  zinse  gehaben  haint,  ist  min  herr  van  sent  Maximin  den  scheffen 
zw(^n  sester  wins  schuldigh,  wilt  alsdan  min  herr  vorg.  uf  denselben  tagh  sin  jahrgeding 
halten,  so  suUen  die  scheffen  gehorsamen  sin,  das  jairgeding  zu  halden,  aif  is  noit  were; 
und  darvor  ist  ihn  min  herr  nist  mehr  schuldigh,  dan  die  vorg.  zwene  sester  wins.  weret 
auch  sach  daß  einer  of  denselben  tagh  geruget  würde ,  und  [S,  238]  bußfeldigh  würde ,  dan 
ist  er  mine  herm  vorg.  10  alb.  und  den  scheffen  ein  sester  wins  schuldigh.  item  eine  er- 
schaflmß  ist  5  s.  Trierisch,  item  min  herr  biet  da  kein  mehme  büß,  den  10  alb.  §  4; 
Item  dar[na]  wist  der  scheffen,  daß  uf  sant  Stephans  tagh  sal  der  meier  mit  den  scheffen  heven 
die  hoiftnaißenzinse ,  und  schütten  die  alle  uf  einen  häuf;  wan  dat  gedain  ist,  so  sal  man 
den  voiden  lieberen  vor  voitrecht  van  demeselben  häuf  24  hoeftmaessen.  und  darumb  wulde 
imants  mime  herren  vorg.  in  sine  gericht  tragen  [?],  sal  ihn  der  voit  beschirmen  und  sine 
gerechtigkcit,  die  ihme  die  scheffen  wiesent,  helfen  behalden.  vortme  sal  der  geschwome 
bode  10  mir.  alder  maessen  us  demselben  häuf  messen,  und  sal  die  mins  herren  meier  oder 
wen  min  herr  darstellet,  lieberen ;  weret  aber  sach  daß  kein  boide  da  were,  so  sal  ein  hoifis- 
man  ader  ein  gehüber  mit  gehorsamkeit  dieselbe  10  mir.  even  messen  und  dem  meier  lieberen, 
wer  et  och  sach  daß  dem  boide  ain  demselben  häuf  aifgienge  van  den  10  mir.,  so  wiesent 
die  scheffen ,  daß  sie  in  ihren  sack  sullen  griefen  und  mime  herm  die  10  mir. ,  daß  sie 
vollekomlich  da  sin,  erft^llen.  wer  et  auch  sach  daß  ain  demselben  häuf  etzwat  beubert,  dat 
sullen  die  scheffen  hain  zu  vollost  [1.  volleist]  ihrer  kost,  of  daß  sie  mins  herren  zinse  desto  fleiß- 
lichor  hieven  und  behalden.  §  5:  Item  of  denselben  tagh  sallent  ofgehaven  werden  24  brot, 
der  sullen  die  voigte  8  hain  imd  min  herr  vorg.  16.  und  wan  die  zense  uf  denselben  tagh 
ofgehaven  sint,  so  ist  min  herr  vorg.  den  scheffen  schuldigh  ein  sester  wins.  §  6:  Item  das 
zweite  jairgedinge  ist  fallen  des  nesten  maendaghs  na  der  heiliger  dreier  köning  tagh;  da 
wist  der  scheffen,  dat  et  sint  etzlich  geerbet  ader  hüber  schuldigh  of  denselben  tagh  ^/a  mir. 
koms  [S.  2H0j ,  und  der  it  schuldig  ist,  sal  it  brengen  des  morgens  in  des  meiers  hus, 
demselben  ist  der  meier  ein  soppe  schuldigh  zu  machen,  item  of  denselben  tagh  ist  der 
meier  schuldigh  eine  soppe  zo  machen  und  gütelichen  zu  doin;  dama  Iraget  der  meier  die 
scheffen,  uf  ihn  die  soppe  genuege,  genüget  den  scheffen  die  soppe  nit,  so  sal  der  meier  uf 
ein  nuwet  den  scheffen  ein  ander  soppen  doine  kochen;  dama  sullent  der  meier  und  die 
scheffen  sitzen  und  ufheben  die  kleine  zinse,  die  da  sint  10  s.,  und  sal  der  meier  geben  den 
voigten  24  penningh,  die  machent  4  hl.  Trierscher  müntzen.  und  wanne  die  scheffen  die 
vorg.  zinse  ufgehaben  haint,  so  ist  ihn  min  herr  schuldigh  zwen  sester  wins.  wilt  dan  min 
herr  ader  sin  meier  ader  imant  van  mins  herren  wegen  uf  denselben  tagh  das  jairgedingh 
halten,  so  sullent  die  scheffen  gehorsam  sin,  und  nüst  mehr  davan  heischen,  wer  et  auch 
sach  daß  imantz  were,  den  der  scheffen  mget  und  der  boußfelligh  würde,  der  ist  mime  herren 
10  alb.  und  den  scheffen  1  sester  winz  schuldigh.     item  eine  erschaftbueß  ist  5  •• 


—     767     —  Verwaltungsorganismus.] 

herrlicher  Alhiienden^  Als  solchem  stand  ihm  natürlich  zunächst  die  Kontrolle 
der  markgenössischen  Wald-  imd  Weidenutzungen  zu;  und  namentlich  für  die 
Waldnutzung  in  Holzhieb  und  Eichelmast  finden  sich  zahlreiche  Vorschriften  *. 
Aulserdem  aber  hatte  der  Meier  auch  die  Nutzung  des  Allmendebodens  in 
extensiven  Kulturen,  speziell  im  Schiffelbau,  unter  seiner  Aufsicht^,  und  es 
scheint,  als  wenn  er  bisweilen  auch  eine  Kontrolle  über  andere  Kultiu^n 
geltend  gemacht  hätte,  welche  aus  Allmendeausbau  entstanden  waren*.  In 
allen  diesen  Fällen  stand  nun  dem  Meier  die  Überwachung  der  Nutzungs- 
ausübung zu,  wie  sie  oft  durch  das  Erfordernis  besonderer  Erlaubnis  geregelt 
war*;  und  wo  für  die  Nutzung  ein  Entgelt  gegeben  wurde,  hatte  der  Meier 
die  einschlägigen  Abgaben  zu  heben.  Seine  Thätigkeit  in  letzterer  Richtung 
war  eine  ziemlich  ausgedehnte ;  wurden  doch  als  Entgelt  geradezu  markgenös- 
sische  Fronden  zum  Beundebau  gefordert®. 

So  viel  über  die  Funktionen  des  Meiers.  Welches  aber  war  seine  persön- 
liche und  soziale  Lage?  Wie  prägte  sich  seine  Stellung  als  vornehmlicher 
Wirtschaftsbeamter  des  Fronhofs  aus? 

Greifen  wir  hier  auf  die  Karolingerzeit  zurück,  so  finden  wir  den  fis- 
kalischen Meier  entweder  als  ursprünglich  freien  Mann  mit  einem  Beneficium 
als  Besoldung,  oder  als  hofhörigen  Mann  mit  einer  Besoldung  in  grundhörigem 
Landgenufs'.     Diese   verschiedenartige   Stellung  scheint   im   8.    und    9.   Jh. 

als  vorg.  stdt,  und  den  schcffen  1  sester  winz.  §  7:  Item  des  zweiten  maendages  na  den 
osteren  so  ist  das  dritte  jairgedinge  vallen.  of  demeselben  jairgedinge  sollent  der  meier  und 
die  scheffen  mime  herm  vorg.  uf  heben  hundert  und  zwenzigh  eier;  der  sollen  die  voigte  24 
haben,  und  wan  die  vorg.  zinse  sint  ufgehaben,  so  ist  min  herr  den  scheffen  schüldigh 
zwen  sester  winz,  wilt  dan  der  meier  oder  imant  van  mins  herren  wegen  das  jairgedinge 
halten,  so  suUent  die  scheffen  gehorsam  sin  und  nuest  me  davan  heischen,  und  würde  imanz 
Tan  den  scheffen  geniget  und  bußfeldig,  der  ist  mime  herren  10  alb.  und  den  scheffen  1  sester 
winz  schüldigh.  item  eine  erschaftbouß  ist  5  s.  mime  herren,  och  münzen  als  vorg.  steit, 
und  den  scheffen  1  sester  winz. 

>)  Vgl.  generell  schon  Lac  ÜB.  1,  107,  186,  1051. 

^  S.  besonders  oben  S.  489,  dazu  noch  im  einzelnen  MR.  ÜB.  3,  182,  1222,  cit. 
oben  S.  490  Note  2;  MR.  ÜB.  3,  636,  1288,  cit  oben  S.  483  im  Text;  Bd.  3,  103,  n,  1297; 
WIgel  1298,  cit  oben  S.  491  Note  1  u.  6;  WSchweich  1517,  cit  oben  S.  488  Note  4;  W. 
von  Wabern  und  von  Hamm  1561,  cit  oben  S.  510  im  Text  —  WPeterslahr  a.  d.  Wied 
1579,  cit  oben  S.  523  Note  7 ;  WZerf  1581  u.  1684,  cit  oben  S.  492  im  Text 

«)  Vgl.  WKenn  14.  Jh.  2.  H.,  cit  oben  S.  455  im  Text;  WLonguich  1408  und  WThaben 
1487,  cit  oben  S.  456  im  Text 

*)  S.  MR.  ÜB.  2,  21,  1174,  cit  oben  S.  572  Note  3. 

»)  Vgl.  dazu  oben  S.  490. 

•)  S.  aufser  Cantat  s.  Huberti  16,  MGSS.  8,  576,  auch  MR.  ÜB.  1,  408,  1103,  Erzbischof 
Bruno  fiür  Münstermaifeld:  accepta  (canonicorum  Monasteriensium)  excusatione  de  villici  mei 
exactione,  qua  eos  urgebat,  ut  ad  dominicalem  meam  terram  excolendam  ter  in  anno  venirent 
.  .  banno  corroboravi,  ne  quis  .  .  inde  eos  inquietet.  Vgl.  darüber  auch  weiter  unten  die 
Schildening  der  Fronden  AUmendehöriger,  speziell  S.  797  Note  7,  sowie  Abschn.  VII  Teil  1. 

')  S.  oben  S.  724.  Im  übrigen  vgl.  zum  Folgenden  noch  Landau,  Salgut  S.  195  f., 
Waiti,  V%.  7,  815  f.,  Hanauer,  Paysans  S.  97  f. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     768     — 

durchweg  auch  für  die  sonstigen  grundherrlichen  Meier  vorhanden  gewesen 
zu  sein^;  und  noch  bis  ins  12.  Jh.  hinein  lassen  sich  in  vornehmerer  Be- 
nennung und  besserer  Behandlung  Spuren  dafür  erkennen,  dalis  auch  Freie 
in  das  Meieramt  eintraten^.  Doch  blieb  der  grundhörige  Charakter  des 
Meiers  wohl  das  Gewöhnliche^.  Die  Stellung  des  Meiers  wurde  aber,  gleich- 
gültig ob  ihr  Inhaber  frei  oder  grundhörig  war,  als  ministerium  oder  servitium, 
als  Amt  gefafst.  Derart  erscheint  es  wie  in  ältester  Zeit,  so  auch  noch  im 
12.  Jh.*;  namentlich  wehrt  man  sich  tiberall  dagegen,  an  die  Stelle  desAmts- 
verhältnisses  ein  LehnsverhäJtnis  gesetzt  zu  sehen**.  Eine  Abwehr,  welche 
freilich  vielfach  wenig  fruchtete,  wie  weiter  unten  genauer  auszuführen  sein  wird. 
Als  Ministerial  bezog  der  Meier  ein  bestimmtes  Gehalt.  Sieht  man  von 
kleinen  Einnahmen,  wie  persönlichen  Reichnissen*,  XJberweisung  eines  reichlich 
bemessenen  Wii-tschaftskapitals  für  das  Frongut ^,  gewissen  Gebühren®  und 
bisweilen  einigen  Begünstigimgen  in  der  Marknutzung*  ab,  so  war  dasselbe 
entweder  als  Benefizium  fundiert,  so  dals  also  der  Meier  im  Besitze  des  Grund- 
kapitals war,  aus  dem  das  Gehalt  erfolgte,  oder  aber  es  bestand  aus  einzelnen 
Zinsen  und  Renten,  über  welche  dem  Meier  keinerlei  Verfügung  zustand. 
Die  benefiziarische  Fonn  ist  die  ältere ^^,  die  des  reinen  Gehaltes  die  jüngere", 


1)  S.  Cap.  miss.  792  vel  786,  Boretius  S.  67,  c.  4. 

«)  S.  MR  ÜB.  1,  97,  861^884;  272,  993—996;  396,  1098;  433,  1116.  Zur  Be- 
nennung der  Meier  s.  auch  noch  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  W\V.  inquilinus,  maire,  provisor,  vmicus. 

»)  8.  Cod.  Salm.  139,  1320;  Hennes  ÜB.  1,  423,  1320. 

*)  S.  schon  oben  S.  732;  ferner  MR.  ÜB.  1,  10,  752;  Lambert  z.  J.  1070,  MGSS. 
5,  178,  6;  MK.  ÜB.  1,  447,  1121,  imd  453,  c.  1125,  cit.  oben  S.  176  Note  3.  So  auch 
im  Dienstrecht  Burchards  von  Worms,  Waitz,  Vfg.  5,  326.  Für  die  Stellung  in  späterer 
Zeit  s.  auch  im  USMax.  Mertert  S.  431  Abs.  5;  Schüttringen  S.  433;  Muthfort  434 
Z.  1;  Feulen  S.  434  letzte  Z.;  Schönberg  S.  435  nach  Mitte;  Mersch  S.  437  Z.  10 
V.  u.;  Medemach  S.  440  Schlufs;  Besch  S.  440  Schlufs;  Kenn  S.  441  Schlufs;  Detzem  S.  403 
Anf.,  S.  444  Schlufs;  Pölich  S.  444  Schi.;  Herl  S.  445  Schi.;  Naurath  S.  446  Z.  4  v.  o.: 
Eslingen  S.  448  Z.  1  f. ;  Metterich  S.  448  Z.  7  v.  u. ;  Macheni  S.  457  Schi. ;  Bachern  S.  457 
Schi.;  Losheim  S.  457  Auf.;  Oberemmel  S.  459  Abs.  2;  Bisingen  S.  466  Schi.;  Issel  S.  461 
Schi.  V.  Abschn.  1;  Heiningen  S.  465  Abs.  5. 

^)  Vgl.  z.  B.  Martene  Coli.  ampl.  2,  91. 

6)  Vgl.  z.  B.  U2Mettlach  S.  194-95,  1329. 

^)  Bd.  3,  29,  38,  1263. 

**)  So  beruht  z.  B.  das  Gehalt  des  Maximiner  Meiers  in  Barv^eiler  wesentlich  mit  auf 
Gebülircn;  vgl.  *  \M3anÄ'eiler  1484,  Arch.  Maximin.  1,  566:  officium  villici  ibidem  est  1  mir. 
siliginis  de  decima  et  unum  mir.  fS.  5(i7j  avenae,  et  pullos  censuales,  scilicet  54,  et  decimam 
porcellomm  lini  et  cannabis  et  IV2  nüi*.  avenae  de  censibus.  item  de  vinicopiis  .  .  sext. 
^ini.  item  de  imoquoque  commth  6  all),  item  habet  etiam  omni  anno  18  alb.  de  de- 
cima foeni. 

®)  S.  WXeiunagen  1315,  cit  oben  S.  465  Note  3. 

>«)  Vgl.  MR.  L^.  1,  447,  1121;  453,  c.  1125,  dazu  oben  S.  176  Note  3. 

")  *\VLintgen,  Arch.  Maximin.  9,  240,  §  16:  der  meier  zur  zit  zu  Manderen  sal  hain 
vor  sin  lohne  omnes  census  pecuniales  et  ova  et  16  panes  et  omnes  minutas  decimas,  dempta 
decima  apum,   quae  nobis  cedit,    habebit  etiam  medium  mir.  siliginis,  quod  cedit  secunda 


.-£ss.kä 


—     769     —  Versal  tungsorgauismus.] 

doch  kommen  Mischformen  wie  auch  rein  benefiziarische  Fundienmg  noch  bis 
zum  Schlüsse  des  Mittelalters  vor^  Gleichwohl  läfst  sich  das  Bestreben  der 
Grundherren,  das  reine  Gehalt  einzuführen,  namentlich  um  die  Wende  des 
12.  und  13.  Jhs.  sehr  wohl  verfolgen  ^i  damals  mufste  ihnen  diese  Neuerung 
g^enüber  den  Emanzipationsbestrebungen  der  Meier  besondere  nahe  liegen. 
Aufeer  dem  Gehalt  aber  genossen  die  Meier  noch  Freiheit  von  einer 
Anzahl  von  Lasten.  Im  Vordergrund  stehen  hier  die  vogteilichen  Lasten, 
namentlich  Schaft  und  Herberge^,  von  ihnen  sind  die  Meier  fast  stets  befreit. 
Daneben  kommen  noch  Befreiungen  von  grundherrlichen  Leistungen  vor*. 

feria  post  regum,  et  dabit  scabinis  offam  codcm  die  et  7  sext.  vini,  quae  eis  tenemur  per 
annum.  et  [S,  241]  expediet  omnia  onera  nostra  ibidem,  habebit  etiam  duo  mbr.  avenae 
de  censibus  avenae  ibidem,  et  propter  boc  devehet  et  praesentabit  nobis  alia  octo  mh*.  avenae 
ad  monasterium  nostrum  suis  expensis.  WHellingen  1716  §  12:  der  Scbamburger  meier  ist 
.  .  verpflicbt,  seiner  gn.  herrschaft  ihre  rente  und  gulte  einzutreiben  und  aufrichtig  lieferen 
zu  thon,  deswegen  bekombt  er  für  seine  bestalhmg  ahn  weitzen  4  sester  und  ahn  geld 
30  Brabanter  stuber. 

*)  *üSMax.  1484  Bl.  47^,  WGostingen:  villicus  habet  unum  campum  dictum  am 
struechen,  et  unum  pratum  dictum  antiquiun  vivarium,  et  unum  medium  mir.  grani,  quod 
redpit  de  censibus,  et  cetera  emolumenta  ad  villicationem  pertinentia;  et  unum  pratum 
dictum  das  klein  wiesgin,  et  parvum  ortulum,  quod  annue  prestat  2  d.  *WWeifskirchen 
14d3,  Arch.  Maximin.  1,  96,  §  7:  dominus  abbas  habet  in  dicto  banno  duodecim  iumalia 
terrae  vel  circiter,  quae  quidem  tenentur  a  villico  loci  ratione  officii  ciun  aliquibus  parvis 
redditibus  (S,  97]  et  censibus. 

*)  So  erhält  z.  B.  der  Meier  zu  Schifüingen  nach  der  Loi  de  Beaumont  den  Zins 
von  2  gnmdhörigen  Quartalia,  Olarienthal  1817  S.  322,  und  ähnlich  lautet  die  Regelung 
in  aUen  ViUcs  neuves.  Auch  in  der  SMaximiner  Grundherrschaft  ist  am  Ende  des  12.  Jhs. 
das  Reiche  Prinzip  schon  weit  durchgeführt,  die  Meier  erhalten  mit  Vorliebe  das  ins  dimidii 
mansi  oder  sonst  sichere  Bezüge,  vgl.  USMax.  S.  434,  Muthfort;  S.  434,  Feulen;  S.  440  Besch; 
8.  441  Kenn ;  S.  445  Herl.  Etwas  mehr  als  ein  halber  Hufenbezug  wird  gegeben  USMax. 
S.  448,  Eslingen;  S.  459,  Oberemmel;  ein  volles  Hufenrecht  ist  genannt  S.  444,  Detzem; 
S.  444,  Pölich :  S.  447,  Naurath.  Zu  anderen  Einnahmen  s.  USMax.  S.  435,  Schönberg  i.  L. ; 
8.  448,  Metterich :  S.  457,  Mechem. 

«)  Vgl.  MR.  ÜB.  2,  Nachtr.  2,  1192—1200:  quisquis  (in  Nalbach)  villicus  institutus 
faerit,  ab  omni  exactione  et  hospitatione  [advocati]  liber  erit  omni  tempore  villicationis  su?. 
S.  femer  MR.  ÜB.  3,  80,  1218;  ebd.  313,  1217:  der  Vogt  schwört,  quod  villicum  de  Vivers 
[Viviers  Lothringen,  domkapitularischer  Hof],  quicunque  fiierit  pro  tempore,  ab  omni  exactione 
assisa  hospitatione  et  aliis  prestationibus  immunem  et  libenun  in  perpetuum  conservabit. 
Ebenhierfaer  gehört  Bd.  3,  58,  ai  f.,  1269 ;  aus  späterer  Zeit  sei  noch  genannt  WAmual  1417 : 
alle  meiger  des  Stifts  sollent  frie  sitzen  aller  gebode  Schätzung  bede  oder  heischung  des 
nmgts.  Kremer,  Or.  Nass.  2,  No.  165,  1285  erscheint  sogar  das  Gesinde,  die  familia  con- 
doctitia,  des  Schultheifsen  (=»  Meiers)  und  aller  anderen  Beamten  von  Vogtslasten  frei.  — 
An  andern  Stellen  dagegen  kommt  es  nicht  einmal  zur  vollen  Befreiung  des  Meiers.  Vgl. 
laflächst  MR.  ÜB.  3,  319,  1227,  erzstiftischcs  Gut  zu  Pommern:  scultetus  erit  liber  ab 
omni  exactione  [advocati],  nisi  bona  ad  advocatiam  pertinentia  sibi  acqiürat  Ist  diese  For- 
derung noch  verständig,  so  gehen  doch  andere  Zeugnisse  weiter,  vgl.  z.  B.  WKoenigsmacher 
1273  §  6:  villicum  ponent  abbas  et  conventus  pro  eonun  voluntate,  quem  non  gravabit 
dictns  I.  advocatus  exactionibus  plus,  quam  aliquem  hominem  villae  de  Macheren.  Ganz 
ihnlich  lautet  auch  Bd.  3,  76,  se,  1277. 

^)  WSchönfels  1682  §  31:   daß  der  her  zu  S.  einen  meier  zu  satzen  und  zu  entsetzen 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrandbcs;  —     770     — 

Diesen  Befreiungen  standen  aber  spezielle  Meierlasten  gegenüber.  Ab- 
gesehen von  vereinzelten  Leistungen  kommen  hier  allgemein  namentlich  zwei 
Gnippen  in  Betracht,  Empfängnisgebühren  und  Herbergslasten.  Die  ersteren 
werden  bei  Antritt  des  Amtes  gezahlt  und  bestehen  meistens  aus  einer  ein- 
maligen Geldleistung  * ;  die  letzteren  beziehen  sich  ursprünglich  auf  die  Ver- 
pflichtung, den  Grundherrn,  bezw.  dessen  Vogt  während  seiner  Anwesenheit 
als  Richter  zu  verpflegen.  Derartige  Verpflegungen  erscheinen  schon  früh 
im  Sinne  einer  ganz  bestimmt  umschriebenen  Last  geregelt,  später  sind  sie 
meist  auf  Geld  reduziert 2.  Ein  Ausflufs  gerade  dieser  Leistung  ist  wohl  die 
nicht  selten  vorkonmiende  Verpflichtung  des  Meiers,  ein  Schwein  des  Grund- 
heiTn  grofs  zu  füttern^.  Schweinsbraten  war  das  fast  unentbehrliche  Haupt- 
stück des  bei  Gelegenheit  jedes  Jahresgedings  abgehaltenen  Festessens. 

habe,  welcher  nieier  wehrender  meiere!  semer  frönde  wegent  seiner  ambssdienstbarkeit  frei 
und  ledig  ist  S.  auch  WLintgen  1537  §  4.  Bisweilen  kommen  auch  besondere  Belohnungen 
diensttreuer  Meier  vor,  vgl.  z.  B.  Arch.  Clenaux  110,  1820. 

')  Vgl.  USMax.  S.  437,  Mersch  9a:  villi cus  cum  villicationem  recipit,  dat  nobis  5  s. 
S.  femer  MR.  ÜB.  2,  357,  Iura  prep.  s.  Gast.  Confi.  um  1200:  sciendum  quoque  est  de  iam- 
dictis  officialibus  [des  Kapitels],  quod  si  quid  questus  [Glosse  16.  Jhs:  winkauf]  ex  officii 
susceptione  vel  transmutatione  a  villicis  seu  decimatoribus ,  ut  fieri  quandoque  solet,  forte 
provenerit  .  .  . 

')  S.  USMax.  S.  461,  Hofgeding  in  Issel:  ius,  quod  recipimus  a  villico  in  8  placitis; 
in  quolibet,  quando  venire  voluerimus,  dabit  nobis  [villicus]  2  sext  vini  et  siun.  avene  et 
cetera,  et  honeste  nos  recipiat  Vgl.  femer  a.  a.  0.  S.  465,  Heiningen;  466,  Trincrey.  Auf 
Geld  zurückgeführt  erscheint  die  Leistung  schon  USMax.  S.  466,  Bisingen:  villicus  bis  in  anno 
debet  preposito  servitium  pro  qualibet  vice  28  d.,  s.  dazu  S.  431 :  5  s.  ad  servitium  mensale, 
und  ebd.  3  s.  visitales.  Aus  späterer  Zeit  s.  UMarienthal  1317  S.  334:  Wllicus  [de  Wolk- 
ringen] tenetur  in  festo  pascho  pro  encheniis  1  agnellum,  1  sext  vini  .  .  et  panem  de  1  sext. 
tritici ;  tantum  tenentur  eodem  tempore  furaarius  et  molcndinarius.  et  (juilibet  eomm  tenetur 
in  festo  Remigii  pro  encheniis  2  aucas  sext  vini  et  jianem  de  sext  tritici.  WWeidelbach 
1538  (53),  G.  2,  172:  es  ist  nit  mehr  ubimg,  daß  ein  schulteß  des  closters  diener  uf  diesen 
dingtag  zu  empfangen,  ein  feur  ohn  rauch  anzumachen,  ein  kraut  und  fleisch  zu  kochen 
und  ein  glas  mit  einer  wied  darzustellen,  dergleichen,  daß  der  hüber  under  dem  daiunen  ein 
hollendsch  zu  bringen  und  mit  zu  wein  zu  g(^ben  [habc]^  ein  hoUendsch  sol  also  gut  sein  als 
zwen  heller.  In  denselben  Zusammenhang  gehört  aber  auch  schon  aus  früher  Zeit  UlMettlach 
No.  21  Bidlingen  12  d:  der  villicus  zinst  in  festo  sancti  Liutwini  victimam  1  aut  12  nummos 
et  4  panes  et  2  sext  vini;  in  natale  domini  4  gallinacians  [!]  9  panes  4  sext  vini  2  mo. 
avene;  vgl.  U2Mettlach  S.  195,  1329:  omnes  i)iscatores  vennanun  et  naviculanim  et  3  villici 
(von  Mettlach,  Besseringen,  Dreisbach)  tenentur  quinque  vicibus  servire  in  anno  [dem  Abte] 
um  Palmarum  Ostern  usw.  Villici  tenentiu*  .  .  servitium  de  12  d.,  piscatores  vennarum 
8  denariatas,  piscatores  navicularum  4  denariatas ;  et  unicuique  datur  bacarium  vini  et  panis, 
(luotiescumque  servitia  apportaverint 

^)  Die  Abgabe  eines  Schweines  seitens  des  Meiers  ist  z.  B.  durchaus  gewöhnlich  im 
r  Luxemburg,  namentlich  in  den  deutschen  Partieen  der  Luxembiu-ger  Höfe.  Im  einzelnen 
vgl.  MR.  ÜB.  2,  Nachtr.  2,  1192—1200,  Nalbach,  Hof  von  SSimeon:  20  d.  de  rebus  ecclesie 
sancti  Simeonis  .  .  villicus  accipiens  qualem  poterit  porcum  inde  comparabit,  et  inpinguatam 
de  n^bus  suis  propriis  in  nativitate  domini  advocato  dabit,  quem  si  advocatus  refutaverit,  5  s. 
pro  porco  illo  dabit  *  USMax.  1484  Bl.  47^,  WGostingen:  sententiavemnt  etiam  scabini, 
quod  villicus  annue  tenetur  in  die  Stephani  unum  porcum  3  fl.  vel  pecuniam,  scilicet  tres  fl., 


—     771     —  Verwaltungsorganismus.] 

Umschreiben  wir  die  Stellung  des  Meiers  nach  seinen  bisher  festgestellten 
wirtschaftlichen  Einzelfünktionen,  Einnahmen  und  Lasten,  sowie  unter  gleich- 
zeitiger Berücksichtigung  seiner  Stellung  als  Vorstand  der  Fronhofswirtschaft 
in  den  allgemeinsten  Zügen ,  so  tritt  uns  das  Bild  eines  naturalwirtschaftlich- 
grundherrlichen  Zins-  und  Steuereinnehmers  entgegen,  der  sich  freilich,  um 
seiner  Rezeptur  mit  Erfolg  vorzustehen,  stark  um  den  Ausbau  des  Steuer- 
substi-ats  kümmern  mufs,  und  dessen  Stellung  aufserdem  durch  Überlassung 
einer  Hufe  zur  Eigenwirtschaft  im  Fronhofsystem  gehoben  ist.  Der  Meier  ist 
demnach  unter  allen  Umständen  um  vieles  mehr  naturalwirtschaftlicher  Finanz- 
beamter als  Fronhofslandwirt;  er  besorgt  als  Hauptgeschäft  die  Zinshebung 
unter  starker  Beaufsichtigung  der  genossenschaftlich  geeinten  Steuerpflichtigen, 
während  seine  Aufsicht  andrerseits  unter  die  Mitwirkung  der  Steuergenossen- 
schaft  gestellt  ist,  welche  ihren  lokalen  Mittelpunkt  im  Fronhofe  findet.  Und 
diese  Funktionen  übt  der  Meier  als  Beamter  aus,  er  ist  Mmisterial.  Auch 
seine  Besoldung  war  ursprünglich  fast  durchweg  im  Sinne  der  alten  Ministerialen- 
besoldung benefiziarisch  geregelt. 

Unterlag  da  das  Meieramt  bei  dieser  Stellung  und  Besoldung  nicht  der 
allgemeinen  Entwicklung  des  ministerialischen  Beamtentums?  War  nicht  zu 
befürchten,  dafs  es  sich  im  Laufe  des  12.  und  13.  Jhs.  in  eine  Erbstellung  zu 
Lehnrecht  oder  gar  zu  eigenem  Rechte  umwandelte? 

Bedenken  in  dieser  Richtung*  und  Spuren  eines  eigemnächtigen  Ein- 
«neifens  tauchen  schon  früh  im  12.  Jh.  auf  2;  gegen  Schlufs  dieses  Jhs.  finden 
wir  dann  die  Meier  vielfach  in  usui*piertem  Eigenbesitz  ^  oder  wenigstens 
erblichem   Nutzungsbesitz*    ihres    urspiUnglichen   Amtes;    sie    sind    anderen 


deliberarc  ad  sanctum  Maximiiiiim.  *USMax.  14S4  61.  87^,  WBisingen  §  19:  sunt  et  ad- 
Tenitmt  alique  parva  iura  denarionun  et  etiam  parve  emende,  que  etiam  recipit  villicus  in 
Hibsidium  porci  pemalis,  quem  ut  supra  scriptum  est  tenetur  annue.  Besonders  deutlich  ist 
WKönen  1508,  G.  2,  86:  weisen  die  scheffen,  daß  der  meier  sol  einem  thumbcilster  alle 
jähr  nf  sanct  8teffans  tag  ein  schwein  liefern,  imd  das  schwein  sol  sechs  wochen  und  drei 
tag  zavom  iniigen,  und  were  sach,  daß  iemant  anders  frucht  uf  der  mülen  oder  tremen  hette 
and  der  meier  begehrte  dem  schwein  zu  mahlen,  sol  der  müiller  des  andern  maus  frucht  ab- 
holen und  dem  meier  mahlen,  daß  er  dem  herm  sein  schwein  fett  mache,  des  meiers 
schwein  sol  so  gut  sein,  als  sechs  gl.,  und  der  meier  von  C.  sol  mit  des  schultheßen  von 
Grendmch  schwein  gegen  das  ander  wiegen,  und  ist  es  sach  daß  des  meiers  schwein  das 
andere  überwiegt,  sol  der  thumbcüster  dem  meier  geben  sechs  ehlen  tuchs,  da  die  ehl  so 
fnt  sei,  als  acht  weißpfenning;  wieget  aber  das  ander  mehr,  sol  der  Schultheiß  das  tuch 
kriegen.  —  Bisweilen  erscheinen  statt  der  Schweine  wohl  auch  Schafe,  s.  USMax.  S.  437, 
Mersch:  quelibet  curtis  solvit  4  d.  .  .,  de  quibus  villicus  duas  oves  emet 

")  Vgl.  Martene  Coli.  ampl.  2,  91,  Stablo. 

*)  Vorbedeutungsvoll  ist  schon  die  Macht  der  Meier  im  9.  Jh.,  vgl.  Ep.  Hincmari  ad. 
Lndov.  regem  c  14,  858,  Baluze  2,  115.  Im  übrigen  s.  MR.  ÜB.  1,  490,  1186;  2,  1*,  1169; 
Qaix  Cod.  Aqu.  1.  39,  1191. 

•)  Gute  Beispiele  bieten  Quix  Cod.  Aqu.  1,  50,  1192;  MR.  ÜB.  3,  291,  1226.. 

*)  S.  z.  B.  MR.  ÜB.  2,  98,  1189;  Quix  Cod.  Aqu.  1,  132,  1222. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     772     — 

Ministerialen  entsprechend  zu  Rittern  geworden  und  steigen  mit  der  Ritter- 
Würde  in  die  sozial  bevorzugten  Klassen  auf^ 

Natürlich  wehren  sich  die  Grundherren  gegen  diese  Entwicklung.  Zu- 
nächst suchen  sie  den  Amtscharakter  des  Meiers  durch  veimehite  Energie  der 
Inspektion  zum  Ausdiiick  zu  bringen:  daher  überall  seit  dem  Beginn  des 
12.  Jhs.  die  Eimichtung  besonderer  inspizierender  Gewaltboten,  welche  von 
der  Zentralstelle  aus  direkt  kommittiert  sind  und  bald  gewisse  Zinse  zu  er- 
heben, bald  den  Hofdingen  vorzustehen,  bald  namentlich,  als  sogenannte 
Windelboten,  die  Weinlese  zu  beaufsichtigen  haben ^.  Allein  bald  ging  man 
weiter.  Sehen  wir  von  der  schon  filiher  angedeuteten,  später  weiterhin  zu 
erörteiTiden^  Loslösung  der  gerichtlichen  Funktionen  aus  dem  Meieramt  ab, 
für  deren  Ausübung  man  das  neue,  dem  Meieramt  parallel  laufende  Amt  des 
grundherrlichen  Schultheifsen  in  eben  dieser  Zeit  kreierte,  so  suchte  man  auch 
sonst  den  Meierdienst  in  seiner  Bedeutung  abzuschwächen  und  in  seinen  Be- 
fugnissen zu  zerstückeln.  In  ersterer  Hinsicht  mufste  es  von  besonderer  Be- 
deutung sein,  dafs  eben  jetzt  die  Auflösung  des  Beundebaues  begann;  mit 
der  Parzellierung  und  Verleihung  der  Beunden  hörte  natürlich  die  Beunde- 
aufeicht  des  Meiers  auf*.  In  letzterer  Beziehung  ging  man  darauf  aus,  für 
einzelne  Befugnisse  des  Meiers,  besonders  für  die  Weinbergsaufsicht  und 
Marküberwachung  besondere  Beamte,  namentlich  die  sogenannten  Baumeister 
anzustellen^.  Wo  aber  diese  Mittel  nichts  fluchteten  oder  ihre  Anwendung 
unterblieb,  da  schritt  man  zum  Abkauf  des  Meieramts  aus  den  Händen  des 

')  Ces.  Heisterb.  Dial.  mai.  21,  6:  ein  villicus  cuiusdam  divitis  als  vir  honestus 
bezeichnet. 

2)  Vgl.  LacArch.  3,  137,  lia5,  cit.  oben  S.  614  Note  1;  MR.  ÜB.  2,  40,  1140,  Fest- 
setzung zwischen  SMartin-Koeln  und  den  Gehöfem  von  Winningen.  Für  Delikte  beim 
Herbsten  logato  abbatis,  non  villico  compositionem  facient.  Ferner:  annis  .  .  singulis  tria 
nostra  [abbatis]  placita  observare  debebant,  in  quibus  diversis  questionibus  obnoxii  erant 
et  ex  illis  duo  remisimus,  tertium  nostre  ditioni  retinuimus.  petitionom  quoque,  quam  villicus 
faciebat,  condonavimus ,  nisi  presentialiter  verbum  ad  ipsos  necessitate  interdiun  coacti  pro- 
feramus.  Von  gleichen  Gesichtspunkten  geht  die  sehr  lehn-ciche,  oben  S.  450  citierte  SteUe 
in  Lac.  HB.  1,  867,  1149  aus.  S.  femer  MR.  ÜB.  3,  656,  1239,  auch  MR.  ÜB.  8,  1087, 
c.  1250:  villicus  curie  sancti  Georgii  in  Raitche  placita  (ciuie)  bis  in  anno  de  excessibus 
familie  circa  culturani  vineanim  et  de  alienatione  et  venditione  bonorum  servabit  ex  com- 
missione  mmtionim  [der  Boten  vom  Stift],  si  personaliter  Interesse  noluerint,  et  emendas 
ipsorum  usque  adventum  nuntionun  ecclesie  nostre  reservabit.  —  Zu  den  Windelboten  speziell 
vgl.  noch  oben  S.  613;  USMax.  S.  442,  Fell;  S.  443,  Detzem;  S.  466,  Kürenz;  MR.  ÜB.  8, 
28,  1214;  Cesarius  zum  UPrüm  8.  180  Note  B. 

3)  S.  oben  S.  734  ff.  und  imten  Schlufs  von  Teil  1  des  Abschnittes  VII. 
*)  Vgl.  oben  S.  451. 

'^)  S.  Cesarius  zum  UPnim  S.  180  Note  B;  WRommersheim  1298,  G.  2,  517:  vortmehe 
mach  ein  abth  von  Prume  kiesen  einen  vroenbodeu  in  allen  hoeven,  als  dicken  als  das  noit 
is,  und  daemit  nit  unrecht  zu  dhoin  eime  vait  zu  Schonecken,  item  voitme  hat  der  scheffen 
vur  vol  geweist,  dat  ein  abt  von  Prume  sal  kiesen  vorster  vischer  und  bumeister  in  allen 
hoeven,  so  wie  der  hoeve  gewohnheit  steit,  und  sal  damit  eime  vait  von  Schonecken  nit  un- 
recht doin.    S.  ferner  noch  WBacharach,  G.  2,  221. 


—     773     —  Verwaltungsorganismus.] 

alten  Besitzers*  und  übergab  das  freigekaufte  Amt  entweder  kleinen  Leuten 
und  noch  besser  Priestern,  bei  denen  Verjährung  und  Erblichkeit  nicht  zu  be- 
fürchten war^,  oder  stellte,  namentlich  von  Seiten  geistlicher  Körperschaften, 
Teilhaber  der  Grundherrschaft,  im  besonders  genannten  Falle  geistliche  oder 
Laienbrüder  der  Genossenschaft,  als  Meier  an^.  Und  dabei  läfst  sich 
im  ersteren  Falle  das  Bestreben  wahrnehmen,  auf  das  neuvergebene 
Meieramt  nicht  mehr  den  veralteten  ministerialischen  Amtsbegriff,  sondern 
vielmehr  den  neuen,  eben  erst  im  Werden  begriffenen  Amtsbegriff  der  er- 
wachsenden Tenitorialverwaltung  anzuwenden*.  Häufig  beruhigte  man  sich 
aber  auch  bei  diesen  Malsregeln  noch  nicht,  man  schritt  geradezu  zur  Ver- 
pachtung  des   alten   Amtes,   sei   es  in  Erbpacht*,    in  Zeitpacht*    oder  im 

')  MR.  ÜB.  2,  98,  1189;  Quix  Cod.  Aqu.  1,  50,  1192;  132,  1222;  MR.  ÜB.  3,  291, 
1226:  ziÄ'ei  Herren  von  Helfenstein  omnem  rancorem,  quem  occasione  villicationis  in  Overen- 
berg  erga  vos  et  ecclesiam  (Herfordensem)  concepimus,  remittimus  .  .  .  vos  autem  predictam 
Tillicationem  de  manu  H.  Lenherii  [aus  dem  Andemaclier  Geschlecht]  infra  duos  annos 
redimere  promisistis. 

*)  MR.  ÜB.  3,  291,  1226:  cum  eadem  villicatio  ad  vos  libera  redierit,  vos  nulü  diviti 
vel  potenti  persone  eam  conferetis,  sed  uni  de  litonibus  vestris  cum  consilio  nostro  [des 
Vogtes]  committetis,  qui  vobis  integram  et  antiquam  integre  solvat  pensionem.  Diese  kleinen 
Meier  wurden  dann  wohl  zu  besserer  Beaufsichtigung  zu  mehreren  unter  einen  besonderen 
procurator  gestellt,  vgl.  MR.  ÜB.  3,  820  u.  821,  1245.  Der  spätere  Name  war  colonus  oder 
hoTeman,  vgl.  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  W.  hob;  MR.  ÜB.  3,  820,  1245:  colonus  curtis  nostre,  qui 
hoveman  dicitur;  Wenck,  Hess.  Landesg.  3,  ÜB.  130,  13.  Jh.  Mitte:  Ludewicus  villicus,  qui 
dicitur  hoveman.  Auch  der  Ausdruck  curtarius,  curtelanus  geholt  meist  in  diesen  Zusammen- 
hang, 8.  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  WW.  curtarius,  curtelanus,  auch  U2Mettlach  S.  194,  1329  für 
Rech,  Orschobe?,  Besseringen  a.  d.  Saar. 

«)  S.  schon  früli  •Düsseid.  St.  A.  Pant  Or.  No.  23,  1161:  frater  noster  H.,  qui  tunc 
villicationem  prefat?  curtis  amministrabat;  MR.  ÜB.  3,  893,  1230;  \Mgel  1292,  cit.  oben 
S.  491  Note  1  u.  6;  WLosheim  1302  §  5:  fundatores  [die  Grundherren,  der  Abt  von  Mett- 
Uchj  sine  advocato  ponere  debent  in  curia  unum  conversum  et  non  laicum,  qui  conversus 
ipsum  advocatum  ad  placitiun  suum  .  .  .  [Lücke]  servare  debet  teuere  cum  tribus  equis,  ac 
eisdem  stramen  et  feniun  dare  tenetur  et  mallum  ipsius  advocati  custodire.  Natürlich  hat 
auf  diese  Entwicklung  die  Grangienwirtschaft  des  12.  und  13.  Jhs.  (s.  oben  S.  688  ff.)  einen 
grofseu  Einflufs  gehabt 

*)  So  erhalten  nach  dem  Lehnsbuch  Werners  U.  von  Boland,  S.  33,  die  Meier  Boland- 
scher  Höfe  (mansionarii)  an  Lehngut  von  Werner  Land  im  Werte  von  20—30  bisweilen  40  mr., 
ein  mansionarius ,  der  zugleich  in  Erpenstein  procurator  tuiTis  et  vigilum  [Sauer  vigiliuml] 
ist,  erhjüt  Lehnland  iiir  50  mr.  Diese  Art  der  Belehnung  ist  aber  auch  diejenige,  von  der 
■an  zur  späteren  Amtsbesoldung  fortschreitet  Vgl.  auch  Guden.  Sylloge  S.  125,  1222:  de 
UDO  .  .  residuo  manso,  qui  .  .  vocatur  ammethuobe;  und  CRM.  2,  376,  1298,  Prüm:  officium 
nllicationis  seu  iurisdictionem  eorum  in  opido  Reimbag,  in  quo  olim  dicti  comites  de  Ho- 
fitaden.  nunc  vero  nos  archiepiscopus  et  ecclesia  Coloniensis  sumus  maiores  et  superiores 
advocati,  prout  in  ipso  oppido  et  extra  ipsum  opidum  dictum  officium  villicationis  cum  omni- 
bog  suis  pertinentiis  et  iuribus  se  extendit  et  antiquitus  de  iiu*e  extendcre  se  consuevit 

^)  Dies  ist  nach  den  eben  gemachten  Erfahrungen  natürlich  der  seltenere  Fall,  doch 
kommt  er  vor,  vgl.  MR.  ÜB.  3,  1087,  c.  1250:  villicus  curie  (sancti  Georgii  in  Colonia)  in 
Baitche,  qoi  quondam  fuit,  .  .  iure  hereditario  possedit  eam. 

*)  Hierher  gehört  schon  in  gewissem  Sinne  MR.  ÜB.  3,  91,  1218,  Streit  zwischen 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrandbes.  —     774     — 

Teilbau  ^;  und  in  einzelnen  Fällen  trennte  man  bei  dieser  Gelegenheit 
noch  die  eigentliche  Fronhofswirtschaft  von  der  Verwaltung  der  Zinse  und 
Renten  ^. 

Natürlich  wurde  infolge  dieser  Vorgänge  die  alte  Einheit  der  Beziehungen 
und  Funktionen  des  Meieramtes  seit  dem  Ende  des  12.  Jhs.  rapide  zur  Auf- 
lösung gebracht;  an  Stelle  der  festen  Konstruktion  früherer  Zeit  erscheinen 
nunmehr  seit  dem  18.  Jh.  in  immer  wachsender  Zahl  abweichende  Bildungen, 
imd  neben  der  Regie  durch  Teilhaber  der  Ginindherrschaft  nimmt  namentlich 
die  Verpachtung  immer  gröfsere  Dimensionen  an.  Aber  auch  in  jener  Minder- 
zahl aller  Fälle,  in  welchen  sich  die  alte  Form  hält,  ändern  sich  doch  nicht 
selten  einige  wesentliche  Beziehungen.  Zwar  behält  der  Grundherr  meist  das 
freie  Ememmngsrecht  des  Meiers^,  aber  doch  macht  sich  hier  und  da  neben 
ihm  irgendwelche  Ingerenz  des  Vogtes  oder  auch  der  Hofgenossenschaft  —  im 
letzteren  Falle  meist  im  Sinne  eines  Wahlrechtes  —  geltend*.     Auch  das 


<lein  Bamberger  Domkapitel  luul  SSimeon  über  die  Pfarrkirche  zu  Henningen.  De  villicatione 
difßnio :  canonici  sancti  Simeonis  villicationem  a  Babenbergensi  ecclesia  defimcto  illo,  qui  nunc 
possidet,  habebunt,  de  sexto  in  sextum  annum  huius  villicationis  receptionem  renovantes  ad 
commonitionem  nuntii  ecclesie  Babenbergensis ,  quam  ecclesia  Babcnbergensis  non  negabit. 
*Bald.  Kesselst  S.  299,  1338,  liegt  gar  schon  ein  Fall  vor,  wo  nur  auf  ^in  Jahr  yerpachtet 
winl:  die  höve  zfi  Lainsheim  und  zft  Dreise,  die  verpechtet  man  ie  des  jars  umb  höndert 
mir.  fruchte  und  umb  zehene  oder  zwenzig  mir.  daezfi.   S.  auch  Bd.  3,  488,  No.  51  ff.,  c.  1350. 

')  MR.  ÜB.  3,  393,  12!^0:  si  abbas  et  conventus  Seinensis  secularem  personam,  que 
prcfatam  curiam  pro  pensa  vel  media  parte  fructus  colere  consueverat,  amoverint  et  unam  de 
suis  fratribus  substituerint  et  agros  suos  propriis  cxpensis  excoluerint  .  . 

2)  So  findet  sich  im  IhMarienthal  1317,  S.  319 — 20,  ein  Meier,  der  nur  Geld  einnimmt, 
keine  Wirtschaft  hat:  villicus  banni  Arlunensis  tenetur  12  s.  Metensiiun  d.  de  serritio  suo, 
femer  12  s.  de  diversis  consibus,  de  6  particulis  tcrre  .  .  3  s.,  de  quadam  alia  particula 
teiTe,  quo  vocatur  durzense,  2  s.  usw. 

^)  S.  MR.  TB.  3,  69,  1217:  villicatus  ciulis  in  Flachte  ad  liberam  dispositionem  et 
ordinationem  capituH  [SFlorin-KoblenzJ  cum  omni  iure  suo  spectat.  Vgl.  femer  Bd.  8,  58, 
18,  1269;  65,  i7,  1274;  102,  27,  1293;  WLintgen  1320,  Arch.  Maximin.  7,  732,  §  1:  in  curte 
l)raedicta  villico  vacante  dictus  dominus  abljas  habet  constituere  villicum,  und  äluilich  *WIion- 
guich  1408,  Arch.  Maximin.  8,  36,  S  20;  WLosheim  1465  §  18:  *\VBisingen,  .\rch.  Maximin. 
1,  1287;  MHagelsdorf  1596  §  5. 

♦)  Vgl.  schon  Schannat,  Buch.  vet.  S.  338,  1126:  Fulda  verspricht  den  neuen  Ansied- 
lern im  Branforst,  ne  alienus  villicus  colonis  illis  i)raeficeretur,  nisi  unus,  quemcumque  inter 
se  elegissent.  S.  femer  MR.  TB.  2,  Nachtr.  2,  1192—1200:  der  Meier  von  Nalbach  wird 
vom  Gnmdherra  bzw.  dessen  Vertreter  gewählt.  Sed  si  homines  eiusdem  curtis  electionem 
in  institutione  villici  se  habere  contenderint,  ipsi  aut  decem  aut  pliu^s  ex  ipsis,  qui  fideliores 
aut  maioris  auctoritatis  inventi  fuerint,  Treverim  accedant  sponte  sive  inviti  ab  advocato 
compulsi,  coram  preposito  prefat^  ecclesi?  experientur;  WEsmingen  1348  §  5:  die  Vögte 
sollent  den  meier  zu  E.  machen;  und  wer  es  das  uns  [den  Gmndherren,  Grafen  von  Luxem- 
burg] der  meier  nit  envugte,  so  sollent  die  scheffen  imd  die  gemeinde  von  E.  neun  welen. 
und  wer  es  dat  uns  der  neun  keiner  gefiel  noch  enfuegte,  so  sollent  doch  (die  Vögte)  den 
neunten  meier  machen.  WBech  bei  Echtemach  §  11:  stirbt  der  Hobsmeier,  so  sollen  die 
gerichten  ein  andern  mit  wissen  und  willen  (des  Abts  von  Echtemach),  des  ganzen  convents, 
des  vogtmeiers  und  ganzen  hofs  wiedemmb  kiesen. 


—     775     —  Verwaltungsorganismus.] 

ursprünglich  unbedingte  und  ungel)undene '  Absetzungsrecht  des  Meiers  bleibt 
dem  Grundheim  nicht  immer  gewahrt;  öfters  erscheint  das  Amt  de  iure  als 
erblich,  falls  keine  Disciplinarvergehen  vorliegen^;  und  de  facto  war  die  Erb- 
lichkeit wohl  überall  da  vorhanden^,  wo  kein  besonderer  Zeittumus  der  Neu- 
besetzung feststand*. 

Ist  es  wichtig,  das  Schicksal  des  Meieramtes  bis  in  die  eben  festgestellten 
Einzelheiten  zu  verfolgen,  so  genügt  für  die  dem  Meier  bei-  oder  unter- 
geonlneten  Beamten  ein  kurzer  Überblick.  Diese  Beamten  gehören,  ab- 
jresehen  von  den  eigentlichen  Fronhofeunterbeamten  (z.  B.  Schäfer  imd  Ochsen- 
hirt) und  von  den  für  die  gesamte  Gehöferschaft  amtierenden  Unterbeamten 
(wie  Müller,  Ofner,  Förster),  sämtlich  der  technischen  Verwaltung  an;  sie 
sind  dem  Meier  beigeordnet,  sobald  die  ihnen  unterstehende  Verwaltung  be- 
sonders extensiv  oder  intensiv  ist ;  im  andern  Falle  sind  sie  ihm  untergeordnet. 

Aus  der  Urproduktion  stehen  deshalb  die  grofse  Forstverwaltung '^  und 
die  auf  weite  Strecken  ausgedehnte  Flufsfischerei  ®  wie  die  Pferdezucht,  soweit 
sie  besonders  gründlich  getrieben  wird',  als  gleichberechtigte  Ämter  neben 
Meierämteni,  dasselbe  gilt  von  der  Verkehi-sverwaltung  (Zoll,  Fähren)  wie 
dem  Handwerk  am  Sitze  der  Grundhen-schaft  ®.  Vereinzelte  Handwerker  da- 
gegen, wie  vereinzelte  Jäger,  Fischer,  Fergen  stehen  unter  einem  Meier. 
Indes  ist  ihr  Verhältnis  dann  kein  reines  Beamten-  oder  Ministerialverhältnis : 
sie  sind  im  Besitz  einer  giimdhörigen  Hufe  und  bilden  nur  eine  besondei-s 
beschäftigte  und  hin  und  wieder  auch  bevorzugte  Klasse  in  der  Gehöferechaft. 

GemäJs  diesen  Unterscheidungen  können  wir  imter  den  dem  Meier 
untergeonlneten  Subalternen   imterscheiden   einmal   Diener   für   die   Spezial- 


>)  S.  Bd.  8,  58,  18,  1269.;  65,  n,  1274;  *WLonguich  1408,  Arch.  Maximin.  8,  36,  §  20; 
•\S^isingen,  Arch.  Maxiniin.  1,  1287,  §  1;  WHagelsdorf  1596  §  6. 

*)  WSchengen  1624  §  41:  richter  meier  und  scheffen  bleiben  ihr  lebenlang  in  ihren 
diensten  und  ampten,  ohne  daß  sie  deren  beraubt  oder  entsetzt  werden,  sie  haben  es  dan 
mit  handen  munt  oder  sunsten  vermacht 

«)  Man  vgl.  z.  B.  *U8Max.  1484  Bl.  30»>,  WMochem  1487:  Henselin  meiger  un 
Kheffen  zu  Mecheiii,  der  hondert  und  6  jare  alt  wais. 

*)  Hierzu  vgl.  *WLintgen  1320,  Arch.  Maximin.  7,  732,  §  3:  anno  revohito  semper 
dictus  abbas  potest,  si  placet,  villicum  a  villicatione  sua  removere  et  alium  constituere. 
^WMandem,  Arch.  Maximin.  9,  237,  §  1:  so  wisen  die  scheffen  zo  Manderen  mime  hem 
vao  sant  Maximinc  und  sime  gotshuse  alle  jare  dru  jairgedinge,  das  eint  jairgedinge  ist 
TiUen  des  nesten  maentags  na  sent  Peters  und  sent  Paulus  tagh,  uf  welche  jairgedinge  oder 
ts(^  were  sach  das  min  herr  der  abt  hette  einen  ambtman  oder  meier,  der  ihme  und  sinem 
gotshuise  nit  nützlich  ader  bequemlich  were,  magh  er  denselben  abesetzen  und  mit  rate  der 
scheffen  vorg.  einen  anderen  ambtman  ader  meier  machen  uf  den  vorg.  maendagh,  welche 
meier  sal  w^anen  uf  Peterschaffvodien  mins  herren  gront  van  sant  Maximin. 

^)  S.  oben  S.  495  ff,  vgl.  auch  Waitz,  Vfg.  8,  264  f. 

•)  S.  oben  S.  500. 

')  S.  oben  S.  533. 

»)  S.  u.  a.  MR.  ÜB.  3,  915,  1247;  U2Mettiach  S.  194-5,  1329.  Zu  den  Hofhand- 
werkem  s.  v.  Maiu^r,  Fronh.  1,  202  f.,  244  f. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     776     — 

Wirtschaft  des  Froiiliofs:  hier  wären  nur  die  ziemlich  selten  vorkommenden 
Schilfer  und  Ochsenhirten  zu  nennen  ^  Femer  Unterbeamte  für  die  gehöferschaft- 
liche  Verwaltung:  hier  kommen  Untermeier-  und  in  Lothringen  auch  Dekane* 
als  direkte  Vertreter  des  Meiers,  Müller  und  Ofher  als  Vorstände  der  grundhen- 
lichen  Mllhlen  und  Backöfen  *,  endlich  Förster  für  die  Hut  grundheiTlicher  All- 
menden in  Betracht^;  und  auch  der  eigentlich  der  grundherrlichen  Gerichts- 
verfassung angehörige  Fronl)ote  vei-sieht  bisweilen  Dienste  in  der  Wirt- 
schaftsverwaltung an  Meiers  Statt  *^.  Endlich  aber  sind  etwa  noch  als  dritte 
Klasse  uneigentlicher  Subaltenien  diejenigen  Gehöfer  heranzuziehen,  welche 
im  besonderen   technischen   Dienst  Verwendung  finden,    der  Zimmermann', 

1)  USMax.  S.  433,  Muthfort;  ♦USteiufeld  Bl.  153  <«. 

-)  *  WWeifskirchen  1493,  Arch.  Maxiiuin.  1,  99:  villicus  Semibesengiae  potest  con- 
stituere  villicum  in  Alba  ccclesia  ad  suscipicndos  redditus  praefatomm  dominorum  abbatis 
et  conventus  monasterii  praefati,  qui  faciet  bonani  et  competentem  solutionem  et  computationem 
dicto  villico  seu  ofßciario  Semibesengiae  pro  et  nomine  praefatomm  dominorum. 

*)  S.  Calmet  5,  140,  Longueville;  USMax.  S.  46ö,  Tincrey  und  Orioncourt 

*)  S.  z.  B.  üMarienthal  1317  S.  334,  cit.  oben  S.  770  Note  2.  Hierhin  gehören  wohl 
auch  die  grundherrlichen  Brauer;  zur  Brauerei  vgl.  oben  S.  »586. 

^)  Zu  den  Fimktionen  des  Företers  s.  namentlich  USMax.  S.  448.  Eslingen;  s.  auch  a.  a. 
0.  S.  433,  Schüttringen;  S.  445,  Naurath;  S.  456,  Weiten.  Für  später  vgl.  WKenn  14.  Jh. 
2.  H.,  cit  oben  S.  455—6;  WGostingen  und  Kanach  1539  §  41,  cit  oben  S.  426  Note  4; 
WAsselbom  1566  §  24:  ein  wald  erst  aufgeforstet  auf  der  Hofsleute  Firbe,  darum  nur  diesen 
gehörig;  für  ihn  sind  2  Förster  vorhanden,  jeder,  wer  hofgut  oder  erbe  hat,  zahlt  ihnen  jähr- 
lich einen  Halm.  —  Übrigens  kommen  die  mannigfachsten  Kombinationen  grundherrlicher 
und  markgenössischer  Forstbeamten  vor,  s.  schon  WSponheim  1491:  nota  quod  Silvas  et 
prata  habemus  [d.  Kl.  Sponh.]  in  districtu  Sp.  iacentia,  pro  quibus  conservandis  atque  tutandis 
necessarius  est  custos,  quem  abbas  solus  potest  ponere,  quemcumque  voluerit,  videlicet  super 
Silvas  suas  et  prata.  potest  etiam,  si  vult,  communem  custodem  habere  cum  villanis.  Eigen- 
tümlicher noch  ist  WKlotten  1511,  G.  2,  b20:  wat  die  foerster  finden  binnen  dem  ban  van 
Clotten  vehe  uf  der  herm  erf  van  Bruwilre,  dat  sullen  si  in  den  hoef  Bruwilre  driven,  und  wat 
si  van  luiden  vinden  uf  der  herren  van  Bulwilre  erf  und  gueder,  dat  sullen  sie  dem  schoultili 
roeghen,  imd  wat  sie  up  den  andern  guederen  finden,  den  sullen  sie  eime  heimberigen  van 
Clotten  roeghen. 

*)  S.  schon  USMax.  S.  446,  Naurath:  bedellus  dominicalia  nostra  ad  colendum  distribuet: 
dafür  erhält  er  vom  Heu,  quantum  dens  furce  longus  est  S.  femer  WDahlem  1472,  G.  2, 
571 :  der  Fronbote  soll  die  achter  und  auch  die  brod  hüeten,  und  abe  sie  geatten  wurden,  schul- 
dige leutli  zu  weisen;  abe  er  das  nit  thete,  sol  er  das  selber  bezalen.  des  hat  er  zu  Ion  in 
der  achten  ein  garbe  usw.  WRiol  und  Fell  1537,  G.  2,  304:  die  potten  haben  auch  zu  Riol 
von  einem  ganzen  ploech  alle  jar  ein  broeth,  und  von  eim,  der  keinen  ploech  hat,  zwene  hl. 
ader  einen  wihnachtsweck ;  danmib  sollen  sie  dem  gruntherren  sein  vünfteil  hüten,  sollen 
auch  zu  Velle  dem  gruntherren  meier  zeuder  und  gemeinen  gehorsam  sein:  darum  haben  sie 
von  eim  jeden  hausgesesse  alle  jar  ein  broet. 

^)  Gerade  der  Zimmeimann  spielt  eine  bedeutende  Rolle,  vgl.  V.  Herib.  Colon.  8; 
Bd.  3  Wortr.  u.  d.  \V.  carpentarius ;  und  besonders  im  USMax.  Schüttringen  S.  433 :  habet 
iura  dimidii  mansi  preter  censualem  annonam;  Mutlifort  S.  433;  Mersch  S.  437:  carpentarius 
messem  dominicam  in  horreum  deducit;  Mamer  S.  434:  car|)entarius  recipit  de  cumi 
geliniam  [1.  gerbam]  unam;  Mersch  S.  437:  de  plaustro  20  gerbarum  unam  recipit;  Mersch 
S.  437:  villicus  cum  villicationem  recipit,  dat  nobis  5  s.,  forestarius  et  carpentarius  18  d.; 


—     777     —  Verwaltungsorganismus.] 

Schmied*,  Weber*,  Fischer®,  der  Glasmacher,  Pergamentlieferer ,  Zeidler, 
Köhler  und  wie  die  Spezialgehöfer  alle  heifsen*.  Ihnen  allen  gemeinsam 
ist,  dafe  sie  auf  grundhörigem  Gehöferland  gleich  andern  Hofgenossen  sitzen*, 
während  ihre  Zinse  und  Leistungen  nur  zum  geringeren  Teil  der  Urproduktion, 
zum  gröfseren  ihrem  besonderen  Beruf  entnommen  sind. 

Sehen  wir  von  dieser  letzteren  Klasse  ab,  so  ist  die  Lage  der  dem  Meier 
bei-  bezw.  untergeordneten  Beamten  der  des  Meiers  analog,  nur  weniger  ftei 
und  weniger  scharf  ausgeprägt.  Auch  sie  beziehen  ein  benefiziarisch  fest- 
gelegtes oder  freies  Deputat®,  auch  sie  sind  von  gewissen  Abgaben  frei  und 
schulden  gewisse  besondere  Leistungen '';  und  als  äufseres  Zeichen  der  Unter- 
ordnung der  Subalternen  unter  den  Meier  erscheint  eine  Empfängnisgebühr  und 
ein  Herbergsgeld,  entsprechend  den  gleichen  Leistungen  des  Meiei*s  gegenüber 
dem  GrundheiTu®. 


12  sunt  nostri,  6  viUici;  Besch  S.  440:  villicus  habet  ius  dimidii  mansi,  forestarius  dimidii, 
carpentarius  dimidii;  Oberemmel  S.  459:  carpentarius  habet  V2  mansum  et  in  hebdomada, 
qua  nobis  servit,  mo.  siliginis.    S.  auch  noch  a.  a.  0.  Pellenz  S.  452,  Z.  10  v.  u 

^)  S.  u.  a.  üStift  397,  Serrig  10  c:  2V'2  mansi  ad  fabricandum  archiepiscopo  per- 
tinentes  ad  quodcumque  ipse  voluerit  edificium;  sed  fabro  ferrum  dandum  est  et  si  forte 
archiepiscopus  itiirus  est  in  expeditionem,  coloni  predictorum  mansuum  ex  ipsis  unum  solo 
et  nudo  palefrido  preparatom  archiepiscopo  mittent,  iit  ferraturam  equorum  suonun  procuret ; 
et  ipse  archiepiscopus  reliquum  apparatum  fabro  providebit    S.  auch  oben  S.  555. 

^  S.  Cesarius  zum  UPrüm  S.  145  Note  5:  ministri  sive  villici  femoralia  consuta  a 
feminis  servilibus  de  officio  suo  debent  representare ;  femer  Kremer,  Ardenn.  Geschl.,  Cod. 
dipL  S.  149,  13.  Jh.  Anf. 

«)  S.  Lac  l^.  1,  190,  290,  1119;  oben  S.  500  Note  7;  besonders  aber  WVölkelingen 
1421,  6.  2,  10:  wieset  der  hof^  das  min  here  fünf  frieher  vischeringen  hait,  und  umb  das  die 
▼ischer  die  frieheit  von  den  vischeringen  hant,  so  sol  iglicher  vischer  von  sinen  vischerigen 
alle  wuche  gein  Sarbnick  in  mins  hem  kuchen  zehn  penwerth  vische  [tragen];  und  werent  die 
▼ische  nit  eins  schillinges  phennig  wert,  so  genügen  sie  minen  hern  nit;  und  sol  min  here 
den  vischem  ire  weidenaichen  geben,  wan  ine  das  noit  geburt,  und  sint  die  alden  des 
meigers;  wollent  die  vischer  die  nachen  behalden,  so  sol  ein  vischer  dem  meiger  vunf  s. 
geben  vor  sinen  naichen. 

*)  S.  Bd.  2  S.  179,  Kolumne  Spezialgttter. 

•)  MR.  ÜB.  1,  287,  1008—1016:  feodum,  quod  pertinet  ad  fabrile  opus;  s.  femer 
rSMax.  8.458,  Rübenach,  und  dazu  S.  776  Note  7;  Bd.  2  S.  179,  Speziälgüter;  UMarienthal 
1817,  cit  oben  S.  770  Note  2. 

*)  UPrüm  No.  2:  unus  molendinarius  tenet  de  terra  ioraalem  pro  sua  vestimenta;  USMax. 
8.  488,  Schüttringen:  forestarius  habet  .  .  in  cultura  nostra  15  gerbas  hiemales  et  15  estivales, 
I.  anch  S.  776  Note  7;  *USteinfeld  Bl.  158  d:  imse  schefer  hait  unse  groesse  wese  zoe  dem 
•chae&taUe,  ind  gilt  uns  danaf  10  gülden. 

^)  MR.  ÜB.  8,  80,  1218;  Kremer  Or.  Nass.  2,  No.  165,  1285 :  von  den  Vogteipflichten 
in  Ravengiersburg  sind  befreit  sculteti  custodes  nemomm  ceterique  officiati  a  preposito  et 
conventa  institnti  ac  ipsorum  familia  conducticia.  S.  femer  UMarienthal  1317,  cit.  oben 
8.  770  Note  2. 

*)  Das  Empfängnis,  weil  der  Meier  die  Subaltemen  in  ihr  Amt  einweist,  vgl. 
Üll^iicheriiigen  um  1200,  MR.  ÜB.  2,  865,  cit  oben  S.  585  Note  8.  Vgl.  auch  USMax. 
8.  487,  Mersch  9a:  viUicus,  cum  villicationem  recipit,  dat  nobis  5  s.^  forestarius  et  carpen- 

lisaf  r«eki,  DeataehM  Wirtscbaftoleben.    I.  50 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     778     — 

Wie  aber  stellen  sich  nun  gegenüber  dieser  Organisation  der  Wirtschafts- 
verwaltung die  Leistungen  der  Grundhörigen?  Inwiefern  greift  der  Gehöfer 
in  die  Fronhofswirtschaft  ein,  inwiefeni  zinst  und  zahlt  er? 

Im  allgemeinen  zerfallen  die  Leistungen  der  Gehöfer  in  persönliche 
Dienste  (Fronden)  und  in  Abgaben  (Zinse).  Doch  sind  beide  Gruppen  durch- 
aus nicht  immer  reinlich  getrennt;  es  giebt  vielmehr  eine  Anzahl  von  Leistungen, 
in  welchen  Fronde  und  Zins  kombiniert  auftreten,  z.  B.  das  Auffahren  von 
Dünger  aus  der  eigenen  Wirtschaft  auf  Salländereien  ^  In  ganz  besonders 
inniger  Weise  verquickt  erscheinen  aber  Fronde  und  Zins  namentlich  in  der 
Herbergspflicht  der  Gehöfer  ftlr  den  Grundherrn  bezw.  dessen  Vertreter, 
welche  auf  eine  bestimmte  Summe  fixiert,  dennoch  der  Natur  der  Sache  nach 
mit  gewissen  Dienstleistungen  verknüpft  bleibt.  Sie  kommt  zumeist  unter  dem 
Namen  Weisung  vor,  da  ihre  Ausübung  si)eziell  zu  den  Gerichtstagen  be- 
anspmcht  wurde  ^. 

tarius  18  d.,  12  sunt  nostri,  6  villici.  Zum  Herbergsgeld  s.  üSMax.  431 :  der  Meier  erhält 
denarii  visitales  von  zwei  Mühlen  seines  Bezirkes;  ebd.  8.  434,  Muthfort:  recipit  [villicus] 
a  carpentario  in  nativitate  domini  4  panes,  2  d.,  sext  vini;  a  2  forestariis  et  molendinario 
idem;  ebd.  S.  446,  Naurath:  in  nativitate  domini  carpentarius,  forestarius,  2  molendinarii 
singuli  (villicum)  visitant  et  6  d.  visitales  dant. 

')  Vgl.  z.  B.  die  Notizen  im  UPrüm  für  den  Ausdruck  ümum  ducere:  ducit  de  suo 
fimo  carr.  5  (No.  1);  dasselbe  wird  No.  37,  38  mit  vectura  bezeichnet  Femer:  arant  et  fimant 
de  illonun  ümum  iomalcm  dimidiiun  ad  hibematicam  satiouem  ac  sigulum  seminandum,  ad 
tremensem  in  martio  et  aprile  arant  iomales  3  (No.  45  Villance);  ducit  cum  carro  suo  ex 
dominico  fimo  et  fimat  diem  1  (No.  46  Mabonprd);  solvit  de  fimo  carr.  5  (No.  89);  unum 
diem  ad  fimum  ducendum  (No  104  Gemmerich).  —  Das  Wort  ducere  hat  im  UPrüm  über- 
haupt den  bisweilen  kaum  sicher  zu  fixierenden  Doppelsinn  von  blofser  Transportleistung 
und  von  Zins-  und  Transportleistung,  vgl.  No.  8 :  pro  ligna  ducit  de  annona  mo.  5,  de  spelta 
mo.  10;  de  curte  dominica  ducit  ad  monasteriiun  de  annona  mo.  5.  In  No.  9  z.  B.  gehört 
de  spelta  15  mo.  nicht  mehr  zur  angaria,  vgl.  No.  16,  19,  20.  S.  auch  No.  6:  ducit  devino 
in  angariani  carr.  1. 

2)  Vgl.  zur  Verdeutlichung  zunächst  aus  späterer  Zeit  Saarbrückener  Recht  1821,  G.  2,  3: 
wir  gebieten  und  wollent,  das  alle,  die  in  dieser  frieheit  sint  zu  Sarbrucken  und  zu  Sanct  Johan 
und  dar  komen  mogent,  das  iglichs  in  sime  huse  einen  stal  mache  nach  der  wide,  die  es 
hait,  unser  fiimde  und  unser  goste  zu  enthalten,  wan  wir  in  enbiedent;  und  sollent  ine  geben 
hauw  und  strowe  und  bette  dem  pherde,  die  nacht  lunb  zwene  deine  tomes.  Speziell  zum 
Ausdruck  Wisung  s.  *ÜSMax.  1484  Bl.  23  b,  WThaben  1487:  die  SchöflFen  weisen  nach  dem 
jargedinge  2  wisunge  ader  vrie  gerichtzdage  dem  apt  zu  14  dagen,  also  verre  daß  kein 
gebaute  vierdage  op  dem  jargedinge  oder  op  die  2  wisungen  enkomen;  alsdan  sal  man  das 
jargedinge  und  wisunge  des  nesten  wcrkdages  darnach  halden.  Im  übrigen  s.  UlMetÜach 
No.  5,  Vahl  15  d:  in  natale  domini  aut  visitationem  aut  6  d.;  ebd.  No.  6,  Roden  12  d:  (12  mansi) 
in  natale  domini  in  visitatione  sua  2  s.  et  40  panes  et  20  mo.  avene  reddunt  Ebd.  No.  23 
heifst  die  visitatio  xenium;  sie  kommt  auch  öfter  vor,  ohne  direkt  genannt  zu  sein,  z.  B. 
No.  13,  15,  21.  Auch  im  UKarden  11. — 12.  Jhs.  ist  sie  xenia  genannt:  in  Hambuch  ad 
xenias  3  panes,  gallinam  et  ob.  S.  femer  noch  ÜSMax.  S.  443,  Detzem,  (wisungsemer) ; 
S.  445,  Herl;  UStift  S.  405,  Welschbillig,  sowie  S.  403,  Forstamt:  mansus  [eine  Forsthufe] 
solvit  .  .  magistro  forestariorum  in  festo  Stephani  prothomartiris  1  mir.  avene  non  cumulate, 
quod  dicitur  wisunge;  und  ebd.  S.  414,  Kell:  7  mansi  geben  in  natali  domini  pro  wisunga 
1  mir.  avene  scapulam  d.  et  2  panes. 


—     779     —  Verwaltungsorganismus.] 

Über  die  Höhe  der  gehöferschaftlichen  Leistungen  pro  Hufe  erhält  man 
keine  bestimmte  allgemeine  Anschauung  ^  Zwar  haben  einige  Volksrechte  in 
Gegenden,  wo  in  der  Frühzeit  der  Entstehung  dieser  Rechte  noch  durchaus 
homogene  Belastungsgrundlagen  in  gleichmäfsig  angelegten  Hufen  vorhanden 
gewesen  sein  mögen,  eine  Leistungseinheit  für  den  Gehöfer  aufzustellen  ge- 
sucht*; in  unserer  Gegend  finden  sich  indes  zu  keiner  Zeit  Spuren  eines 
derartigen  Versuches.  Die  einzige  Mafsnahme,  welche  sich  in  verwandter 
Richtung  nachweisen  läfst,  läuft  darauf  hinaus,  innerhalb  eines  bestimmten 
Hofes  oder  wenigstens  innerhalb  aller  speziell  am  Fronhofeort  gelegener  gehöfer- 
schafUicher  Hufen  dieselbe  Leistungshöhe  einzuführen.  Und  offenbar  war  man 
zur  Karolingerzeit  in  dieser  Hinsicht  sehr  weit  gekommen:  die  ganze  Art 
karolingischer  Urbarverzeichnung,  wonach  unter  Angabe  der  gesamten  Hufen- 
zahl die  Leistungen  einer  bestimmten  Hufe  exemplifizierend  aufgezählt  werden, 
beruht  auf  der  Voraussetzung  gleicher  Leistungshöhe®.  Späterhin  verschwindet 
indes  diese  Art  der  Verzeichnung*;  und  aus  diesem  Vorgang  wie  aus  einer 
Fülle  späterer  thatsächlicher  Erscheinungen^  ersieht  man,  dafs  alle  spätestens 
seit  der  Ottonenzeit  hinzugewonnenen  grundhörigen  Hufen  dem  alten  Uni- 
fikationsbestreben nicht  mehr  unterlagen. 

Indes  wären  wir  auch  wirklich  im  Besitze  einer  viel  einheitlicheren  Über- 
lieferung über  die  Leistungshöhe  der  einzelnen  gehöferschaftlichen  Hufen  als 
dies  thatsächlich  der  Fall  ist,  so  würde  es  immer  noch  gewagt  sein,  allgemeine 
Anschauungen  aus  ihr  heraus  zu  entwickeln.  Der  Grund  hierfür  liegt  in  dem 
Charakter  der  grundhörigen  Leistung  überhaupt.  Die  Leistung  hat  etwas  in  sich 
Unbestimmtes ;  sie  wird  nicht  in  ihrer  Dauer  und  Höhe,  sondern  in  ihrem  Ziel 
begrenzt  * ,  sie  läfst  sich  nicht  mit  unserer  heutigen  Akkordarbeit,  sondern  nur 
mit  unserer  Bestellungsarbeit  vergleichen.  Die  Leistung  ist  perfekt,  sowie  das 
durch  sie  zu  deckende  Bedürfiiis  befriedigt  ist;  ist  eine  solche  Befriedigung 
noch  nicht  erreicht,  so  hat  sie  bis  zum  Eintritt  derselben  fortzudauern^.  Es 
ist  natürlich,   dafs  dieser  Grundsatz  besonders  auf  dem  Gebiete  der  Fronden 


^)  S.  Bd.  2,  188  ff. 

*)  L.  Baiuw.  1,  14,  i — 5;  L.  Alam.  c.  22  u.  23.  Dabei  sind  die  Abgaben  in  Baiern 
nach  gallischem  Recht  normiert,  vgl.  MGLL.  3,  278 — 80  Anm. 

»)  Vgl.  Bd.  2,  70,  78,  108—9,  660.  Vgl.  z.  B.  ÜPrüm  No.  107 :  servilia  mansa  12. 
qui  sub  uno  censu  tenentur,  id  est  3  dies  in  ebdomada.  et  sunt  7,  qui  sunt  sub  uno  censu, 
excepto  4  dies  in  ebdomada  faciunt 

*)  Bd.  2,  660. 

*)  Bd.  2,  788  ff. 

*)  Vgl.  z.  B.  als  bezeichnend  WBech  1529:  solle  ein  ieklicher  sein  planken  also  ver- 
wahren an  dem  hof,  daß  er  binner  eim  jähr  nit  abgehe,  und  feit  ehr  ab,  so  muß  er  den 
bessern  mit  der  bossen  mit  einem  sester  weins. 

^)  Wie  sehr  das  wirkliche  Bedürfiiis  mafsgebend  ist,  zeigt  z.  B.  Trad.  Wizenb.  S.  68, 
774:  Rihbald  schenkt  an  Weifsenburg  mancipia,  que  super  ista  terra  conmianere  videntiu*; 
illorum  opera:  3  dies  in  ebdomada,  et  si  necessitas  fiierit  ad  maiora  opera,  14noctes  veniant 
ad  ipsa  opera. 

50* 


[Wirtschaft  d.  Grofsgnmdbes.  —     780     — 

von  Bedeutung  sein  mufste.  Die  Fronden  liefen  auf  die  Bestellung  des  Sal- 
landes  hinaus:  das  war  das  Hauptziel:  die  zu  seiner  Erreichung  notwendigen 
Arbeiten  waren  seitens  der  Gehöfer  zu  leisten.  Waren  demgemäfe,  bei  dem 
nicht  stets  gleichen  Verhältnis  von  Gehöferzahl  und  Sallandsareal ,  schon  von 
Anbeginn  an  die  Bestellungsfronden  der  Gehöfer  an  verschiedenen  Orten  und 
in  verschiedenen  Höfen  verschieden  hoch,  so  mufste  sich  diese  Verschiedenheit 
bei  der  bald  gröfseren  bald  geringeren  Zunahme  der  Beunden  durch  Rodung 
und  bei  den  untereinander  abweichenden  Fortschritten  der  einzelnen  Grund- 
herrschaften in  Bestellung  und  Melioration  noch  beträchlich  erhöhen.  War  im 
Ganzen  ein  Steigen  der  Bedürfhisse  und  dem  entsprechend  eine  Erhöhung  der 
Bestellungsfronden  der  überall  zu  erwartende  Vorgang,  so  trat  dem  allerdings 
das  schon  früh  von  der  Gehöferschaft  beanspruchte  Recht  entgegen,  die  Fronden 
als  integrierenden  Bestandteil  ihrer  Leistungen  und  ihres  materiellen  Rechtes 
unverbrüchlich,  unerhöhbar  zu  weisen.  Zwischen  diesen  beiden  Tendenzen, 
dem  stärkeren  Bedürfnis  der  Grundherren  und  dem  Fixierungsanspruch  der 
Gehöfer  auf  dem  Wege  Rechtens,  war  also  zu  vermitteln.  Kompromisse  in 
dieser  Richtung  aber  kamen  um  so  eher  vor,  je  mehr  wiederum  eine  ganze 
Anzahl  von  Leistungen  allmählich  als  antiquiert  in  Wegfall  kam,  z.  B.  das 
Jäten  des  Getreides  nach  vollständiger  Urbarung  und  Klärung  des  Bodens*, 
das  Wachen  bei  den  Feimen  nach  Erlangung  einer  festeren  Rechtsordnung 
und  gröfseren  Landessicherheit*. 

Aus  den  bisherigen  Ausführungen  ergiebt  sich,  dafs  die  grundhörigen 
Leistungen  sehr  verschieden  hoch  sein  mufsten,  nach  Zeit  und  Grundherrschaft, 
nach  Lage  und  Beundeareal  des  Fronhofs,  sowie  nach  tausend  anderen  Be- 
dürfiiissen,  welche  sich  neu  geltend  machten  und  seitens  des  Grundherrn  unter 
Verständigung  mit  der  Gehöferschaft  möglichst  berücksichtigt  wurden®.  Dem- 
gemäfs  kann  es  nicht  unsere  Aufgabe  sein,  die  Leistungen  nach  Gehalt  und 
Höhe  einzeln  zu  schildern*;  jeder  Versuch  in  dieser  Richtung  müüste  unvoll- 
ständig bleiben.  Vielmehr  kommt  es  nur  darauf  an,  durch  Eingehen  auf  die 
gewöhnlicheren  Leistungen  eine  konkrete  Vorstellung  von  der  Einordnung  der 
Gehöfer  und  des  Gehöferlandes  in  den  grundherrlichen  Betrieb  zu  erlangen. 

Der  Weg,  welcher  zu  diesem  Zwecke  eingeschlagen  werden  mufs,  wird 
durch  die  Einteilung  des  grundherrlichen  Areals  wie  den  Charakter  der  Leistungen 
als  Fronden  und  Zinse  vorgeschrieben;  wir  werden  zuerst  die  Fronden  für  die 
Eigenwirtschaft  des  Fronhofs,  für  den  Beundebau,  für  die  Ausnutzung  der 
grundherrlichen  Allmende,  darnach  die  Zinse  nach  Art  und  Veranlagung,  Höhe, 
Beitreibungs-  und  Liefenmgsart  zu  betrachten  haben. 

')  Oben  S.  556. 

2)  Darüber  unten  S.  782  Note  3.  Doch  finden  sich  die  alten  Wactae  noch  spät,  z.  B. 
in  Niederingelheim  noch  im  15.  Jh.,  Loersch  S.  LXni. 

^)  S.  auch  schon  oben  S.  759. 

♦)  Einen  Versuch  s.  bei  v.  Maurer,  Fronhöfe  1,  357  ff.;  speziell  för  den  Hunsrück  vgl. 
Back  1,  98  f. 


—     781     —  Verwaltungsorganismus.] 

Unter  den  Fronden  *  treten  jene  für  die  direkte  Fronhofswirtschaft  ver- 
hältnismäfsig  zurück  ^ ;  was  hier  zu  thun  war,  wurde  durch  die  Fronhofskräfte 
selbst  besorgt,  die  Gehöferfronden  dagegen  galten  vornehmlich  der  Beunde- 
wirtschaft.  Bezeichnend  ist  in  dieser  Hinsicht  der  Mischgebrauch  der  Aus- 
drücke für  fronden  und  achten  (arbeiten  auf  der  Acht,  der  Beunde),  sowie  die 
Gleichstellung  der  Pflugfrondepflicht  und  der  Beundebestellungspflicht^.  Indes 
kamen  doch  in  beschränkter  Weise*  Fronden  unmittelbar  für  den  Fronhofe- 
acker vor,  so  z.  B.  im  Prümer  Urbar  das  Jäten,  Reinigen,  Beetmachen  und 
Pflanzen  im  Garten,  die  Flachsbestellung  und  Flachsbereitung  u.  a.  m.  Im 
allgemeinen  aber  gehen  für  den  Fronhof  direkt  geleistete  Dienste  nicht  eigent- 
lich auf  die  Ackerwirtschaft,  sondern  überwiegend  auf  den  Schutz  der  Ernte 
und  die  bauliche  Erhaltung  des  Hofes  ^.  So  bezieht  sich  z.  B.  die  Fronde  der 
Clausura  im  Mettlacher  Urbar  nicht  blofs  auf  das  Schliefeen  der  Erntefelder 
durch  Zänne,  sondern  auch  auf  das  Bedecken  der  Kornmieten  mit  Dächern, 
weshalb  es  wohl  geradezu  edificare  heifst  (No.  7,  10,  18);  und  auch  die  An- 
fertigung von  Schindeln  und  Ziegeln  steht  mit  diesem  Dienste  in  Zusammen- 
hang (No.  10,  11,  18).  Ebenfalls  auf  die  Baupflicht  am  Fronhof  laufen  mit  die 
grofeen,  meist  zweimal  im  Jahre  wiederholten  Fronzeiten  hinaus,  welche  in 
älterer  Zeit  als  XV  Noctes  bezeichnet  werden  und  zumeist  für  den  Transport- 


')  Zu  den  Fronlasten  und  zur  Fronarbeit  vgl.  v.  Inama,  Wirtschaftsg.  1,  156  f.,  358. 
Zu  aUem  Folgenden  s.  femer  stets  Bd.  2,  188  ff. 

*)  Zu  ihnen  gehörte  doch  wohl  auch  die  multitudo  mancipiorum,  qui  cotidianum, 
quando  eis  preceptum  fuerit,  domino  abbati  persolvunt  servitium,  UPrüm  S.  195  Note  B.  — 
V.  Inama,  Grofsgrundh.  S.  78,  drückt  das  vorliegende  Verhältnis  folgendermafscn  aus:  den 
mandpia  non  casata  [Unfreie  auf  dem  Herrenhofe  ohne  Hufe]  lagen  auch  die  eigentlich  land- 
wirtschaftlichen Arbeiten  auf  den  Salländereien  ob,  deren  Bestellung  . . .  ihnen  allein  zufiel,  so- 
fern nicht  die  vom  Hofe  aus  betriebene  Wirtschaft  im  Vergleich  zur  Zahl  dieser  Leistungen 
zu  grofs  war;  in  diesem  FaUe  wurden  auch  die  servi  casati  zu  Arbeitsleistungen  heran- 
gezogen; ja  selbst  die  blofsen  Precaristen  und  die  freien  Zinsleute  mufsten  solche  Arbeit 
für  den  Fronhof  leisten.  Die  hier  vorliegende  Grundanschauung  ist  richtig,  nur  ist  die  be- 
sondere Bedeutung  des  Beimdebaues  nicht  in  Rechnung  gezogen. 

')  Zum  Begriff  corvada  s.  oben  S.  421,  auch  v.  Inama,  Grofsgrundh.  S.  79.  Femer 
TgL  WWehnich  1509  und  WKreuznach,  G.  2,  151.  Wenn  es  im  Wildern,  G.  2,  65,  heifst: 
niemant  darf  mehen  vor  dem  halben  heumonat  on  Urlaub,  desgl.  darf  niemant  das  kom 
schneiden  vor  dem  halben  äugst,  dem  gotteshaus  sei  dan  sein  fronen  geschehen,  so  setzt 
diese  Bestimmung  auch  das  Fronden  auf  Beunde  voraus. 

^)  Wie  sehr  sie  gegen  die  Beundenfronden  zurücktraten,  zeigt  z.  B.  UlMettlach  No.  8, 
Wallmünster  13  c:  (mansionarii)  incipiunt  araturam  suam  in  capite  martii  et  perficiunt  in  fine 
ipsius.  in  aprili  claudunt  comiadas,  mensuras  et  prata  ...  in  iimio  excolunt  araturam  et 
post  meridiem  operantur,  quod  eis  initmgitur.  in  iulio  secant  fenum  et  introducunt.  in 
angusto  circa  messem  occupantur.  in  septembre  similiter  circa  messem  occupantur  .  .  in 
octobre  araturam  excolunt.  Hier  kann  nur  der  kt^siv  gednickte  Ausdruck  auf  Dienst  im 
eigentlichen  Salland  gehen. 

^)  Auch  für  die  bauliche  Erhaltung  des  eigenen  Hofes  hatten  die  Gehöfer  zu  sorgen, 
TgL  WLiesdorf  1458,  und  WGostmgen  und  Kanach  1539,  §  35. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     782     — 

dienst  in  Anspruch  genommen  erscheinend  Daneben  spielt  endlich,  abgesehen 
von  manchen  Specialaufgaben,  die  oft  wenig  mehr  mit  der  Fronhofswirtschaft 
zu  thun  haben  ^,  auch  der  Wachtdienst  eine  grofse  Rolle.  Der  Fronhof  selbst, 
seine  Vorräte  und  seine  Herden  bedurften  besonderer  Sicherheit,  dieselbe 
wurde  durch  besondere  Bewachung  seitens  der  Gehöfer  gewährleistet®. 

Viel  eigentümlicher  ausgeprägt  als  diese  Fronhofsfronden  sind  aber  die 
eigentlichen  Beundefronden.  Sehen  wir  von  den  nicht  allzuhäufig  vorkommen- 
den Stücken  des  Beundelandes  ab,  welche  zeitweis  zum  eigentlichen  Salland 
herübergezogen  erscheinen  *,  so  beziehen  sich  die  Fronden  auf  jede  Feldart 
und  jeden  Bau,  der  im  Beundeverhältnis  vorkommen  kann,  also  namentlich 
auf  Rodung^,  Getreidebau,  Wiesen-  und  Weinbergswirtschaft.  Von  diesen 
Arten  ist  hei  weitem  die  bedeutendste  der  Getreidebau;  mit  aratura  wird 
daher  wohl  gelegentlich  der  ganze  Frondienst  bezeichnet®.  Es  handelt  sich 
dabei  um  den  ganzen  Komplex  der  Feldbestellung,  nicht  etwa  blofs  um  Pflügen 
und  Emtedienst,  wie  denn  Cesarius  zum  UPrüm  S.  144  Note  1  ausdrücklich 
erklärt:  quomodo  mansionarii  debent  iugera  dominica  arare  Seminare  colligere 

• 

^)  Vgl.  UPrüm  No.  24 :  matcriamen,  quod  in  silva  ad  XV  noctes  faciunt  —  100  palos  — 
duciint,  qui  boves  habent  et  qui  non  habent,  et  dabitur  eis  panis  integer;  dazu  Cesarius 
S.  156  Note  8:  materiamen  sunt  ligna,  que  nos  vulgariter  appellamus  cinber;  quando  enixn 
necesse  habemus  Tel  torcularia  vel  domos  vel  alia  edificia  de  novo  facere,  homines  ad  hoc 
determinati  XV  noctes  ibi  debent  operari. 

«)  Vgl.  z.  B.  ÜSMax.  Custod.  S.  460,  Mattenerhof  9d:  die  Gehöfer  in  festo  sancti 
Maximini,  si  placet  custodi,  aderunt  ei  in  servitio  monasterii,  quo  die  dant  9  onera  iuncorum ; 
quibus  redduntur  6  panes.  quotiens  necesse  est,  administrant  scopas,  et  tunc  redditur  panis 
unus  et  scopus  vini.  in  rogationibus  prcfcnmt  vexilla,  quibus  inter  quatuor  datur  1  panis 
et  stopus  vini. 

^)  Neben  dem  Wachdienst  wäre  vor  allem  noch  der  Transportdienst  zu  nennen;  der- 
selbe tindet  erst  unten  am  Schlüsse  dieses  Teiles  S.  812  f.  in  anderem  Zusammenhang  seine  Dar- 
stellung. —  Der  Ausdruck  Wactas  facere  wird  von  Cesarius  zum  UPrüm  S.  145  Note  2  weit- 
läufig erklärt  als  Bewachen  des  noch  nicht  ausgedroschenen  Getreides  in  der  Scheuer  und 
Wachdienst  bei  Anwesenheit  des  Abtes.  Vgl.  dazu  im  UPilim  selbst:  vigilant  ad  curtem 
dominicam  (No.  55  Iversheim);  debent  inter  4,  si  senior  ibi  fuerit  [in  Neckarau],  focum  de 
sua  ligna  facere  et  wactare  domum  et  luminaria  dare;  et  si  aliquid  furatum  fuerit  in  ipsa 
domo,  debet  de  suo  componere  (No.  118);  si  senior  ibi  fuerit,  debet  caballos  suos  custodire 
uno  die  et  una  nocte  (No.  114);  debet  curtem  custodire  (No.  114);  debent  porcos  custodire 
in  pastu  simul  cum  porcario  (No.  114).  Später,  bei  Eintritt  friedlicherer  Zeiten,  sind  diese 
Dienste  aufgehoben  oder  abgelöst.  Vgl.  z.  B.  WEsch  1561,  G.  2,  339:  weist  der  scheffen 
5  gl.  wechtergeld  [bei  seiner  Anwesenheit];  wan  der  wacht  von  nöten  ist  und  die  gemeind 
die  wacht  selbst  thet,  sol  sei  alsdan  die  5  gl.  nit  zu  geben  schuldig  sein.  S.  auch  WBem- 
kastel  usw.  1315,  G.  2,  357,  über  waichtkom. 

*)  Vgl.  UlMettlach  No.  1,  Wadrill  lOe:  de  dominicali  terra  habenuis  4  carruadas,  2«  arantur 
ex  nostro  aratro.  et  a]i<^  2  cum  familia.  preter  ipsas  in  beneficio  sunt  dat^  11  et  dimidia, 
qu^  omnes  similiter  solvunt  et  serviunt.  Das  similiter  bleibt  unerklärt.  S.  femer  USMax. 
S.  456,  Thaben  10  c:  si  messem  nostram  et  decimam  in  pactum  damus,  pactor  coUiget,  sin 
autem,  mansionarii  colligunt  et  in  horreum  nostrum  componunt. 

'^)  Vgl.  z.  B.  WOuren  1567,  §  15;  WUlfiingen  1575,  §  2;  WHüpperdingen  §  15. 

ö)  Mon.  Boica  28»,  495,  1021,  für  Boppard. 


—     783     —  Verwaltungsorganismus.] 

et  in  orreuin  deducere  suo  tempore  et  sepem  facere  ac  triturare,  fere  omnibus 
patet^  Dementsprechend  ist  es  nicht  nötig  ,  eine  besondere  Schilderung 
dieses  Dienstes  zu  geben,  derselbe  verläuft  in  seinen  Einzelthätigkeiten  durch- 
aus in  der  früher  S.  553  flf.  dargestellten  Weise  mittelalterlichen  Anbaues  über- 
haupt^. Und  natürlich  gestaltet  er  sich  auch  unter  fortschreitender  Intensität 
und  Ausdehnung  der  Landwirtschaft,  wenn  auch  nur  langsam,  entsprechend 
um,  so  da(s  man  ihn  an  verschieden  fortgeschrittenen  Orten  zu  gleicher  Zeit 
oder  am  selben  Orte  in  aufeinanderfolgenden  Jahrhunderten  in  sehr  abweichender 
Höhe  beobachten  kann®.  War  z.  B.  die  reguläre  Grundlage  der  ganzen 
Ackerfronde  ursprünglich  die  dreimalige  Pflugfahrt  des  Jahres,  so  erweitert 
sich  diese  Basis  später  gelegentlich  bis  zur  fünfmaligen  Fahrt*  und  dement- 
sprechend nehmen  alle  sonstigen  Beundethätigkeiten  zu*^.  Ähnlich  steht  es 
mit  den  Wiesen-  und  Weinbaufronden:  auch  hier  keine  unverbrüchliche 
Fixierung,  sondern  Wandel  nach  Ort  und  Zeit,  nach  Ausdehnung  der  Brühle 


»)  S.  oben  S.  557  Note  4. 

«)  S.  auch  Bd.  2,  204  f. 

»)  Vgl.  2.  B.  UlMettlach  No.  18,  Losheim,  Bd.  2, 107  f.;  USMax.  S.  482—33,  Schüttringen ; 
S.  4:33,  Muthfort;  S.  434,  Mamer;  S.  434,  Feulen;  S.  444,  Detzem;  S.  445,  Herl;  S.  445-6, 
Xaurath,  cit  oben  S.  430  f.  im  Text;  S.  451—2,  Brohl;  S.  455,  Simmern  u.  Dh.;  S.  460, 
Issel.  S.  femer  WBemkastel  1315,  cit.  oben  S.  431  f.  im  Text;  WMenzweiler  1429  §  4; 
WA?V^aUmünfiter  1497,  G.  2,  67;  WBesch  1541,  G.  2,  249;  WMeisenberg  1549,  §  26  f.; 
WLinster  1552,  §  1;  WAspelt  1585  §  7  f.;  WMerl  1631;  WGostingen,  Hardt  S.  290; 
^VRavengie^sburg,  G.  2,  179  f.;  WSchönfels  1682;  WKreuznach,  G.  2,  151.  —  Zum 
Jäten  speciell  s.  oben  S.  556;  ÜWincheringen  um  1200,  MR.  ÜB.  2,  364,  cit.  oben  S.  549 
Note  8;  UPrüm  No.  23:  ad  fenum  et  ad  annonam  purgandam  et  ad  coUigendam  mit 
dem  Zusatz  des  Cesarius:  quas  modo  appellamus  vulgariter  meiswerhc  spurcelwerhc.  — 
Zorn  Mähen  s.  z.  B.  WSchweich  1517,  G.  2,  310:  wanne  er  kombt  an  den  eren,  so  ist  ein 
iglicher  hoveman  schuldig,  einen  tag  zu  schneiden,  solcher  schnider,  das  er  ein  taglohn 
gewinden  kann;  WHambach  U  §  2,  G.  6,  592 — 3:  furter  han  die  herren  ein  feld,  die  cond 
genant,  die  sal  der  hofoian  und  die  nachpam  schneiden;  desz  sal  der  hofinan  den  hofsman 
in  guter  zeit  wissen  lassen  und  einen  tag'  verkündigen  lassen,  weicher  hofsman  dan  auspleibt, 
wan  die  klock  zum  dritten  mal  geleütt  hat,  der  sal  den  höfem  flu:  8  alb.  verfallen  sein,  wan 
die  cond  abgeschnitten  ist,  sal  der  ho6nan  einen  guten  weckbrei  han  und  des  gnug. 
S.  femer  CSMax.  Custod.  S.  460,  Issel  8d;  USMax.  S.  441,  Longuich;  \VDalheim  bei  Remich 
1472,  §  87-89;  WAhn  1625,  §  5;  WSimmera  u.  Dh.,  G.  2,  145,  dazu  oben  S.  482  f.  —  Zum 
Dreschen  s.  UStift  418,  Ochtendunk:  archiepiscopus  habet  .  .  11  agros,  qui  dicuntur  bunden, 
qnorum  segetes  mansionarii  triturabunt  totaliter;  quilibet  mansus  triturabit  2  mir.  ad 
seminandum  ante  festum  sancti  Remigii,  et  reliquam  partem  triturabunt  postea. 

*)  S.  dazu  oben  S.  567;  vgl.  auch  noch  UlMettlach  No.  3,  No.  1,  Wadrill  3e;  USMax. 
S.  447,  Eslingen  7  c.  Später  hiefsen  dann  wohl  die  ursprünglichen  drei  Pflugfronden  grofse 
Frontage,  s.  UStift  418,  Ochtendunk:  (mansus)  arabit  archiepiscopo  3  diebus  in  anno,  qui 
vocantor  magni  dies. 

*)  Auch  der  Frondienst  von  3  Tagen  per  Woche  wird  wohl  durch  die  Pflugfahrten 
beeinflufst  Zwar  sind  diese  3  Tage  das  Regelmäfsige,  vgl.  z.  B.  Hanauer,  Paysans  S.  117, 
Constitutions  S.  51;  UPrüm  No.  21,  24,  42.  Doch  finden  sich  daneben  schon  früh  auch 
1  Tag,  UPrüm  No  45,  Villance;  2  Tage,  UPrüm  No.  83,  Linnich;  No.  97,  Duisburg;  No.  115; 
4  Tage  UPrüm  No.  107,  Schwalbach;  No.  108,  Neisen. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     784     — 

und  Weinbänne  und  nach  Anzahl  der  dienenden  Gehöfer^  Zu  so  flüssiger 
Umgrenzung  der  Beundepflichten ,  deren  vom  wirtschaftlichen  Fortschritt  stets 
erforderte  Änderung  nur  durch  den  rechtlichen  Weisungscharakter  des  Herren- 
dienstes in  Schranken  gehalten  wurde,  kam  nun  noch  der  weitere  Umstand, 
dafs  auch  das  Substrat,  auf  welches  die  Fronden  bezogen  wurden,  beträcht- 
lichen Änderungen  unterlag.  Ursprünglich  waren  die  Fronden  auf  das  mark- 
genössische  Substrat,  die  Hufe,  veranlagt  worden:  waren  doch  die  Gehöfer 
in  ihren  landwirtschaftlichen  Beziehungen  eben  markgenössische  Huftier.  Wir 
haben  aber  schon  gesehen,  dafs  dieses  Substrat  auch  innerhalb  der  mark- 
genössischen  Verfassung  auf  die  Dauer  nicht  vorhielt ;  die  fortschreitende  Ver- 
teilung des  Grund  und  Bodens  und  der  damit  eintretende  Verfall  der  Hufen- 
verfassung führte  daher  dort  wie  hier  zum  Bedürfiiis  neuer  Grundlagen  flir 
die  Lastenveranlagung.  Es  ist  gezeigt,  wie  sie  für  die  Markverfassung  ge- 
wonnen wurden*;  die  dort  aufgestellten  Grundsätze  werden  auch  auf  die 
Fronhofsverfassung  angewandt.  Nur  dafs  hier  noch  ein  neues,  weiter  ver- 
wirrendes Moment  hinzu  kam.  In  der  Markverfassung  hatte  man  nie  ge- 
zweifelt, dafs  Hufe  und  Hüfner,  reales  und  persönliches  Substrat  der  Belastung, 
sich  decken  mufsten;  bei  diesem  Grundsatz  in  seiner  allgemeineren  Fassung: 
Wirtschaft  imd  Wirt  als  identische  Unterlage  der  Belastung:  blieb  man  auch 
in  späterer  Zeit  trotz  aller  Veränderungen.  Anders  in  der  Fronhofeverfassung. 
Hier  hatte  es  neben  realiter  veranlagten  Lasten  von  Anbeginn  eine  Anzahl  von 
persönlichen  Leistungen  der  Gehöfer  in  ihrer  Eigenschaft  als  Hörige  gegeben  • ; 
es  stand  also  neben  dem  Grundsatze  der  Realbelastung  von  jeher  der  andere 
Grundsatz  der  Personalbelastung.     Lag  es  mm  bei  Zersplitterung  der  realen 


^)  Zum  Wiesenbau  s.  aufser  oben  S.  527  f.  und  S,  554  Note  3  f.  passim  ÜPrüm  No.  1, 
8,  10,  48,  113,  dazu  Cesarius  S.  145  Note  4,  S.  149  Note  2;  ferner  ülMettlach  No.  11, 
Dudweiler,  dazu  Bd.  2,  S.  158;  üMax.  S.  445,  Herl  9d,  cit.  oben  S.  531,  Note  3;  S.  450, 
Matzem  7c;  USMax.  Custod.  S.  460,  Issel  8d;  *Arch.  Max.  11,  748,  Descript.  bon.  in  Seins- 
feit:  einige  Höfe  sind  schuldigh  den  bruel  zu  friden;  WEsch  1561,  G.  2,  339:  sol  aus  der 
gemeinden  ider  hausgeseß  einen  taglohner,  der  dhienlich  ist  und  eines  taglohens  wert  sei, 
schicken  kom  zu  schneiden,  heuw  zu  machen,  heuw  zu  zeden,  maulhofel  zu  spreiten  und  die 
wesen  zu  fiegen.  WSellerich,  G.  2,  547:  ist  auch  der  hoftier  in  dem  broel  zu  zeunen  ein 
moßrot  lang  schuldig,  in  dem  so  nit  gnugsam  mit  einer  roten,  ist  der  herr  das  andere 
schuldig  zu  zeunen.  —  Zu  Weinbaufronden  s.  aufser  der  oben  S.  484  im  Text  gedruckten 
Aufzeichnung  *WFell  1598,  Arch.  Maximin.  5,  1125,  §  8:  ein  jeder  inwohner  zu  Fell  ist  das 
jähr  durch  neben  der  traubenlast  zwen  tag  zu  graben  und  drei  zu  schneiden  im  herrenberg 
zu  Longuich  durch  sich  selbst  oder  einen  anderen  leberichen  arbeiter  zu  erscheinen  schuldig, 
denen  ihr  notürfbige  kosten  durch  die  herren  gegeben  werden.  §  9:  welcher  bei  solchen 
kosten  oder  arbeit  den  anderen  liegen  hiesche,  unhöeblig  grobe  wort  gebe,  an  ehren  und 
glimpfe  schulte  oder  schlüge,  oder  icht  was  mehr  an  essen  und  tiinken,  dan  ihme  durch  die 
verordnete  boten  dargestelt  und  gegeben  würd ,  zu  sich  nehme  oder  abstriche ,  der  und  die- 
selbe sein  alle  in  der  gemeinde  straf  hoch  oder  nider,  demnach  der  verbruch  oder  Über- 
tretung geschehen  ist. 

«)  S.  oben  S.  375  fif. 

«)  S.  darüber  unten  Abschnitt  VU,  Teil  3. 


—     785     —  Verwaltungsorganismus.] 

Grundlage,  wie  sie  ursprünglich  die  Hufe  bot,  nicht  nahe,  für  eine  Reihe  ur- 
sprünglich realiter  veranlagter  Lasten  zur  Personalbelastung  überzugehen? 
MuTste  sich  nicht  leicht  eine  Verquickung  beider  Veranlagungsarten  ergeben? 
In  der  That,  sie  tritt  bisweilen  einS  und  damit  wird  die  Verwirrung  der  Ver- 
anlagungen in  späterer  Zeit  zu  einer  Höhe  gesteigert,  welche  jeder  syste- 
matischen Darstellung  spottet^. 

Dieser  Ausgang  der  Veranlagung  gilt  im  wesentlichen  auch  für  die  dritte 
Art  des  Frondienstes,  welche  nunmehr  zu  besprechen  ist,  für  die  gehöfer- 
schafUichen  Leistungen  zur  Ausnutzung  der  im  grundherrlichen  Obereigentum 
stehenden  Allmende.  Hier  handelt  es  sich  zunächst  um  übrigens  selten  vor- 
kommende Weidedienste*,  vor  allem  aber  um  die  Ausbeutung  der  grundherr- 
lichen Gewässer  und  Wälder*.  Die  Fischerei  wird  seitens  der  Grundherren 
meist  in  Wehranlagen  (Fachen)  betrieben;  diese  zu  erhalten,  namentlich  im 
Frühjahr  auszubessern,  ist  eine  der  ziemlich  regelmälsig  wiederkehrenden 
gehöferschaftlichen  Pflichten^.    Ausgedehnter  und  spezialisierter  noch  sind  die 

^)  S.  z.  B.  schon  jetzt  oben  S.  376  Note  2. 

')  S.  oben  S.  876.  Im  speciellen  vgl.  man  schon  aus  dem  13.  Jh.  Cesarius  zum  UPrüm 
S.  145  Note  3:  corvadam  facere  est  ita  nobis  sicut  sibi  ipsis  arare,  que  corvade  vulgariter 
appeUantur  atepluge.  qui  enim  non  habent  animalia  sive  animal  adhoc  utile,  veniet,  quando 
ei  predpitur  a  nostro  ministro,  cum  suo  fossorio  et  cooperabitur  aliis  hominibus  hoc,  quod 
ei  iniunctum  fiierit.  S.  auch  UPrüm  No.  24:  facit  corvadas  3  cum  aratro,  qui  boves  habent, 
et  qui  non  habet,  trahit  perticas  aut  fodiat  in  campo.  Hier  ist  also  schon  eine  Veranlagung 
ganz  nach  der  persönlichen  Wirtschaftsfähigkeit  der  Gehöfer  durchgeführt  Dem  entspricht 
der  Ausdruck  sicut  aratratus  est  im  USMax.,  vgl.  z.  B.  S.  432,  Schuttringen;  S.  433,  Muth- 
fort;  S.  438,  Ohlingen;  S.  460,  Issel,  und  später  der  Gegensatz  der  dieta  carrucalis  und 
mannalis,  brachialis,  *USMax.  1484,  A^'Bisingen.  Eine  ganz  andere  Ordnung  liegt  dagegen, 
auch  auf  Prümer  Grund  imd  Boden,  in  dem  späteren  WBüdesheim,  G.  2,  545,  vor:  von  iedem 
viertel  landes  dem  ho&cholteßen  9  froehner,  der  solt  einer  ein  solcher  sein,  daß  er  9  heim  uf 
seinen  rücken  zehlen  kan,  sol  dem  scholteß  gnug  sein,  sein  frohen  zu  quiten.  Die  hier  ge- 
troffene Anordnung  lehnt  sich  an  die  Grundsätze  der  Loi  de  Beaumont  an.  Eine  sehr  gewöhnliche 
spätere  Veranlagung  ist  endlich  die,  dafs  fronden  mufs,  wer  nur  so  viel  Land  hat,  dafs  ein  drei- 
stemplicher  Stuhl  darauf  gesetzt  werden  kann:  vgl.  z.  B.  WPellingen  1545;  WWinchenngen  1663, 
§  8.  —  Bisweilen ,  und  schon  früh,  wird  übrigens  auch  die  Strecke  des  vom  einzelnen  Gehöfer  zu 
bestellenden  Ackers  limitiert,  so  USMax.  S.  446,  üendg  7e:  mansus  colet  nobis  tantum  agri, 
ubi  ^/s  sext  siliginis  et  sext.  avene  serat,  sementem  dabimus;  vgl.  dazu  USMax.  S.  446, 
Naorath:  bedeUus  dominicalia  nostra  ad  colendum  distribuet.  Hierauf  geht  wohl  auch  der 
Ausdruck  Mensura  im  UlMettlach,  vgl.  z.  B.  a.  a.  0.  No.  3,  Wallmünster  13  c:  in  aprili 
daudunt  corruadas  mensuras  et  prata;  und  ebd.  No.  10,  Dudweiler  12 e,  8 — 9  Jh.:  (mansus) 
trat  croadam  et  mensuram  suam;  ebd.  No.  18,  Losheim,  8. — 9.  Jh.:  ...  arat  mensuram 
soam  et  croada  ÜLcit  2  dies.    Doch  ist  eine  solche  Verteilung  im  ganzen  Ausnahme. 

*)  USMax.  S.  464,  Heiningen  12  c,  cit  oben  S.  520  Note  6.  Vgl.  übrigens  auch  zum 
folgenden  Bd.  2,  188  ff. 

^)  Doch  standen  die  hier  anknüpfenden  Fronden ,  wie  überhaupt  die  Fronden  auf 
Allmendenutzung ,  den  Beundenfronden  an  Bedeutung  sehr  nach;  symptomatisch  in  dieser 
Hinsicht  ist  es,  wenn  im  USMax.  S.  442,  Lorscheid  9d,  die  gewöhnlichen  Frondienste  unter 
opera  ad  culturam  [Beunde]  et  ad  prata  zusammengefafst  werden. 

»)  S.  oben  S.  503. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrandbes.  —     786     — 

Waldfronden ;  hier  ergiebt  sicli  neben  Wacht-  und  Forstdiensten '  der  Holzhau 
für  Brennholz  als  Hauptfronde  ^,  daneben  steht  die  Zubereitung  gewisser 
Hölzer  zu  Fafsdauben^,  Fafsreifen*  und  Stickholz  ^  für  den  Weinbergsbetrieb 
und  die  Abschälung  der  jungen  Eichenkämpe  zur  Gewinnung  von  Lohbündeln  •. 
Auch  das  Sammeln  von  Masteicheln  zur  Schweinezucht^  und  von  Brombeeren 
zur  Herstellung  von  Moraz®  wird  in  Fronde  betrieben.  Neben  diesen  Wald- 
fronden kannte  das  Mittelalter  keinerlei  Jagdfronden;  erst  seit  dem  Ausgang 
des  15.  Jhs.  usurpieren  die  Grundherren  diese  bald  unerträglich  lastenden 
Fronden,  deren  ursprünglicher  Mangel  an  Berechtigung,  allmähliches  Wachsen 
und  schliefsliche  allgemeine  Usurpation  sich  an  den  Quellen  des  16.  Jhs.  noch 
wohl  verfolgen  läfst®. 

Zeigen  die  bisher  besprochenen  Fronden,  wie  sie  die  Gehöfer  für  Salland 
und  Beunde,  für  den  Fronhof  und  die  grundherrliche  Allmendenutzung  zu 
leisten  hatten,  ein  au&erordentlich  buntes   Bild,   so  ist  die  Zahl    der  ver- 


*)  Vgl.  aufser  oben  S.  520  Note  5  *USMax.  1484,  WBiesingen  (Lothr.)  §  16:  sepescriptus 
dominus  abbas  [sancti  Maximini]  habet  ncmus  unum  le  boy  de  Wey  dictum,  quod  quidem 
de  quinquennio  iu  quinquennium  solet  secari  et  amputari  ad  dispositionem  dicti  domini 
abbatis,  et  debet  ab  incolis  summa  cum  diligentia  servari  et  custodiri,  ne  preiudicium  domino 
abbati  et  damnum  in  hac  parte  generetur  usque  ad  secandi  et  amputandi  tempus.  Granz 
ähnlich  »WWeifskirchen  1493,  Arch.  Maximin.  1,  93. 

•)  Oben  S.  508  f.,  ferner  ÜSMax.  Custod.  S.  460,  Mertesdorf  8d:  in  porificatione 
dat  quisque  mansus  onus  lignorum  et  recipit  candelam;  Honth.  Hist.  2,  129,  1887, 
Niederwerth  bei  Koblenz:  tenebuntur  etiam  homines  morantes  in  insula  predicta,  quamdiu 
archiepiscopus  [der  Grundherr]  ibidem  presens  fuerit,  ligna  combustibilia  suis  sumptibus  ad 
ipsam  curiam  sufificientia  procurare. 

*)  UPrüm  No.  65,  Ahrweiler:  als  Fronde  tonnam  1,  circulos  12.  Dazu  erklärt  Cesarius 
S.  155  Note  1:  (tonnae)  quedam  vasa  magna  ad  vindemiam  valdc  necessaria,  que  appellantur 
bilden.    S.  femer  MR.  ÜB.  2,  40,  1140. 

*)  S.  aufser  S.  779  Note  6  USMax.  S.  444,  Detzcm  und  PöHch;  S.  446,  Naurath; 
S.  456,  Weiten,  wo  sich  meist  eine  starke  Mitwirkung  des  Carpentarius  findet. 

»)  S.  oben  S.  580. 

«)  S.  oben  S.  515,  Note  3. 

')  S.  oben  S.  521,  Note  4. 

8)  S.  oben  S.  564,  Note  6. 

^)  Vgl.  z.  B.  WWelmich  1507 :  helfen  ricken  sticken  iagen  ist  nit  bisher  noet  ge- 
schehen daselbst  Die  erste  Jagdfronde  in  Luxemburg  findet  sich  erst  im  Wiltzer  Erblehn- 
recht von  1661,  §  15.  S.  femer  WSchittingen  und  Waldweiler,  1549:  wanne  die  herren  jagen 
werden,  sullen  sie  die  gam  fiieren,  so  weit  die  hem  zu  jagen  haben ;  und  ob  sei  gern  pro- 
viand  oder  sunst  ihre  notturfb  zu  Trier  wullen  laissen  holen,  dergl.  wiltbret  heim  laissen 
fueren,  sollen  sei  auch  thun.  WBuch  1551 ,  G.  2 ,  199 :  so  dick  u.  gn.  h.  jeger  zu  Buech 
oder  umb  die  gegent  gejechts  halber  kemen,  alsdan  sollen  die  bevelhaber  des  gejechts  bei 
den  hoevem  iren  underzugh  und  leger  haben,  sampt  den  honden  des  gejechts  halben  dahin 
pracht;  und  die  jeger  mit  den  hunden  ire  speisung  zu  notturft  bei  den  hoebem  fordern 
und  gesinnen;  und  sol  inen  alsdan  in  keinerlei  weis  geweigert  noch  abgeschlagen  werden, 
ob  es  sach  wäre,  das  die  jeger  wein  zu  solchem  essen  prauchen  und  weißbrot  darzu  haben 
wulten,  sollen  dieselbigen  jeger  uf  iren  costen  imd  nit  des  hoebmans  schaden  solches  erkaufen. 
Ungemessene  Jagdfronde  kennt  dagegen  schon  das  Hochwaldsw.  1546,  G.  4,  715. 


—     787     —  Verwaltungsorganismus.] 

schiedenen  Abgaben,  des  census  gegenüber  dem  servitium  (Fronde)  \  fast  noch 
gröfeer.  Schon  aus  den  ältesten  Quellen,  wie  der  Urbaraufzeichnung  für  fitain 
vom  J.  706  *  oder  dem  Prümer  Urbar  des  9.  Jhs.  ®,  ergiebt  sich  ein  stattliches 
Verzeichnis  vei-schiedener  Zinse,  und  dies  Verzeichnis  liefse  sich  aus  späteren 
Quellen  leicht  vermehren*.  Wie  aufserordentlich  detailliert  die  Forderungen 
der  Grundherren  auf  diesem  Gebiet  waren,  übersieht  man  speciell  an  einzelnen 
besonders  häufig  vorkommenden  Zinsartikeln,  wie  den  Schweinen*^  oder  den 
Hühnern®;  wie  stark  aber  auch  die  Neigung  der  Gehöfer  zur  Sonderung  der 


*)  So  imterscheidet  das  ÜPrüm,  doch  findet  sich  servitium  auch  allgemein  für  Dienste 
und  Abgaben,  vgl.  No.  33,  55,  60,  94,  96. 

«)  Gu^rard,  Polypt  d'Irminon  2,  341,  VI. 

')  Hier  konmien  die  folgenden  Abgaben  vor:  Brot,  panis;  Mehl,  farina  (BI.  10»);  Bier, 
cerevisia,  cer\i8a;  Malz,  brat  (Bl.  27»),  braz  (28»),  braiz  (29^);  Wein,  vinum;  Honig,  mel 
(44»);  Wachs,  cera  (19»);  Senf,  sinapum  (14^);  Salz,  sal  (21»);  Flachs,  linum ;  Wollbündel, 
troctae  (23»);  Scharlach,  vermiculum  (20^).  Getreideabgaben  werden  allgemein  mit  annona 
bezeichnet.  Annona  mixta  ist  eine  Mischung  von  Gerste  und  Roggen.  Weiter  erscheinen 
Spelz,  spelta;  Hafer,  avena;  Roggen,  rogo  (31»),  siclum  (28^),  sigulum  (28»);  Weizen, 
frnmentom  (23 1»,  Langethal,  G.  1,  2,  S.  337);  Gerste,  ordeum  (38»).  Sonstige  Abgaben  sind: 
Hühner,  pullus;  Eier,  ovuni;  Schafe,  vervex  (38»),  ovis  (47^);  Län^mer,  agnus;  Böcke, 
mnlto  (27»),  aries  (35 b);  Schweipe,  porcus,  soalis,  sualis;  Ferkel,  porcellus  (23»,  11^); 
Frischlinge,  friskinga  porcina  (27»),  ver\'ecena  (18»);  Pferde,  caballus  (20»);  Lachse,  salmo 
(47^);  Blutigel,  samsuga  (42»),  sanguisuga  (48»).  Die  Waldabgabe  wird  allgemein  als 
lignarinm  bezeichnet  (Erklärung  des  Ges.  7^),  naher  erscheinen  als  derartige  Abgaben  Bau- 
holz, materiamen  (Erkl.  d.  Ges.  15  b),  Pfähle,  palus  ad  vineam  (17^),  ad  vennam(16^X  pertica 
(14^);  Schindeln,  scindula,  und  Scheithölzer,  asilis  (8»),  sundelinga  (46^);  Tonnen, 
tonna(14^);  Ruthen,  gardus  (14^);  Reifen,  circulus  (34^);  Fackeki,  facula  (14^);  Leuchten; 
locema  (46^X  luminare  (47»);  Lohbündel,  daurastuva,  dabrostobus  (26»,  Gesar.  Erkl.  7^). 
Als  Leistungen  aus  dem  Betriebskapital  der  Wirtschaft  sind  zu  nennen :  Dünger,  fimus  (31  ^ ), 
femer  die  Überlassung  von  Mancipien  zu  Heu-,  Ernte-  und  Weinbergsdienst,  ad  fenum, 
messem  et  vineam  (19»  u.  s.  f.)  und  die  Durchwinterung  des  Viehes  (48  b). 

*)  Von  eigentümlichen  Abgaben  seien  noch  besonders  genannt  Blutegel  (ÜPrüm  No.  96, 
114),  Schuhe  und  Socken  (MR.  ÜB.  3,  668,  1239),  Pelze  und  Stiefeln  (CRM.  3,  73,  1315), 
s.  auch  ÜSMax.  S.  458,  Oberemmel  9d:  ^|2  mansus,  qui  solvit  30  coclearia  comea;  ein  an- 
derer '/2  m.  solvit  lampadem  in  festo  sancti  Andree;  ein  anderer  V2  m.  solvebat  mensam 
abbati,  pro  qua  nunc  solvit  (12  d.). 

^)  Vgl.  z.  B.  MR.  ÜB.  1,  431,  1115,  Lehmen:  5  victime   porcin^  perfecte  laudabiles, 

1  lateralis  porcus,  2  porcelii;  s.  auch  die  Wörter  Sualis,  Soalis  und  Donativus  im  ÜPrüm  No.  1, 
47,  74,  114  (dazu  Cesarius  S.  144  Note  1,  auch  oben  Note  3);  bezw.  No.  44, 45,  46,  55, 72.  Zmn 
Pensionsschwein  speziell  s.  ülMettlach  No.  VIII,  12.  Jh.  Mitte,  Waldwies  11  c:  porcus 
mias  20  nummorum  pretii  a  nobis  eodem  molendinario  d(a)tur,  qui  saginatus  7  ebdomatibus  8  s. 
pretii  restituatur.  Hierzu  vergleiche  man  die  Notizen  über  Bannmühlenschweine  in  WMetÜach 
1499,  §  46:  in  der  .  .  molen  .  .  sulient  sine  2  swine  von  werde  alle  beide  zusamen  8  gl., 
nsser  den  2  swinen  habe  ein  [Grundherr]  maicht  zu  hoilen  und  uszunemen  das  allerbeste, 
ond  von  dem  andern  das  smalz  den  kop  den  hals  und  die  4  leuffer;  von  dem  uberentzichstcn 
teil  sal  man  vasnaichts  braden  machen  vur  die  14  scheffen,  lehenmeiger  und  boden  etc. 

*)  Hier  werden  namentlich  Hühner  und  Kapaune  unterschieden,  vgl.  üStift  S.  414, 
Kell:  8  gallinas  .  .  2  pullos;   ebd.   S.  427,  Gierschenach:   in  messe  4  iuvenes  pidlos  vel 

2  veteres.    Doch  ist  pullus  MR.  ÜB.  2,  363,  c.  1200,  identisch  mit  gallina.    Vgl.  auch  noch 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     788     — 

einzelnen  Abgaben  war,  ergeben  die  zahlreichen,  je  nach  Art  und  Zweck  ver- 
schiedenen Benennungen  der  vorkommenden  Geldzinses  Und  nicht  minder 
verschieden  war  die  Form  der  Abgabe;  so  wurde  z.  B.  Geld  nicht  selten  in 
besondem  neuen  Börsen  geliefert*;  an  andern  Stellen  wurde  der  Geldzins 
wohl  einem  Opfer  gleich  in  eine  besondere  Opferschale  geworfen*.  Gleich- 
mäfsiger  verlief  dagegen  die  Zinsung  von  Getreide ;  hier  scheint  stets  gehäuftes 
Mafe  gefordert  worden  zu  sein*. 

Es  begreift  sich,  wenn  sich  gegenüber  dem  Gewirr  von  Zinsarten  und 
Lieferungsweisen  bald  das  Bedürfiiis  geltend  machte,  die  überall  ^  vorkommen- 
den Zinse  in  Kategorien  zu  bringen.  So  unterschied  man  zwischen  den  kleineren 
und  gröfseren  Zinsen,  indem  man  erstere  als  ins  ininutum  dem  Getreide  gegen- 
überstellte *,  oder  man  sprach  von  Grundzinsen,  gröfseren  Zinsen,  welche  be- 
stimmt radiziert  erscheinen '',  gegenüber  den  freien,  nicht   oder   wenigstens 


WSchönfels  1682,  §  36:  das  lieferhaftige  Huhn  mufs  auf  den  Gatter  fliegen  können  (dazu 
Bd.  2,  S.  7)  und  WKrittenach  und  Obermennig,  G.  2,  118:  hoener  oder  hauen,  wie  der  arm 
man  die  uf  der  misten  zeugt  Zum  Pensionshuhn  s.  VSTWiltingen  1495,  §  6:  6  Zinskapaunen 
sollen  macht  haben  zu  gehen,  d.  h.  in  Pension  bleiben  in  der  Bannmühle  von  Remigius  bis 
zu  Weihnachten  SJohannis  Tag.    Erst  dann  kommen  sie  nach  Mettlach. 

*)  Vgl.  dazu  z.  B.  Cesarius  zum  UPrüm  S.  180  Note  B,  auch  unten  S.  796  Note  6). 

')  *Scheckman  Spec  feud.  F.  1:  die  Isenburger  erhalten  aus  Rübenach  4V2  mr. 
Brabantinas  in  una  nova  bursa. 

')  Verzeichnis  der  SMartin  entrissenen  Güter,  ca.  1000,  hier  nach  Trier  Stadtbibl. 
1413  S.  36:  est  ^cclesia  cum  yilla  Cardmiacus  dicta  in  ripa  Mosell^  non  longe  hinc  posita, 
qu^  etiam  cum  suis  appenditiis  sancti  Martini  taliter  dinoscitur  esse  hcreditaria:  siquidem 
arbor  fraxinus  in  atrio  ^cclesi^  ipsius  quod  multi  nostrorum  viderunt  steterat,  sub  cuius 
frondibus  marmorea  columna  altitudinem  et  latitudinem  unius  pedis  concavum  demonstrarat 
singulis  ergo  annis  consuetudo  erat  hominibus  loci  illius  in  festo  sancti  Martini  huc  con- 
venientibus,  [ut]  censum  suum  huic  marmori  infiindendo  tunc  demiun  profiterentiu"  persolvisse, 
cum  cumulum  nummorum  nudatus  ensis  potuisset  eradere. 

*)  S.  Bd.  2,  487. 

'')  So  viel  ich  sehe,  imterscheidet  nur  das  WAhn  1626,  §  14,  Gehöfer,  die  Zins  geben 
und  solche,  die  keinen  geben.  Im  übrigen  ist  gerade  Gehöferland  stets  Zinsland,  vgl.  Ennen, 
Qu.  1,  476,  21,  1022:  von  V2  mansus  auf  dem  Martinsfeld  (Köln),  der  zu  Grofsmartin  gehört, 
solvitur  et  villico  in  Rodinkircho  mir.  aven^,  quo  per  h^c  non  dubitetur,  predictam  tenam 
ad  eiusdem  ville  curiam  pertinere  ac  eam  tenentes  omnis  iuris  debitores  ibidem  esse.  CRM. 
2,  213,  1264:  zwei  Güter  in  Valendar  non  .  .  feodalia,  sed  censualia  ad  duas  curias,  ad 
curiam  videlicet  donmi  episcopi  Treverensis,  que  sita  est  in  Insula,  et  domni  comitis  de 
Nassowe,  que  sita  est  in  Valendra. 

^)  MR.  ÜB.  2,  103,  1190:  a  .  .  universitate  proventuum  totam  annonam  et  iura  minuta 
excipimus ;  USMax.  S.  453,  Rübenach :  census  minutus  ortorum  et  mansioniun.  Im  *Rot  censuum 
Maximin.  Trier  Stadtbibl.  14.  Jh.  Anf.  ist  lus  parvum,  minutum  =»  Hühner-  und  Eierzins.  — 
Man  spricht  wohl  auch  bei  den  Fronden  von  Minutum  opus,  vgl.  USMax.  S.  432,  Schüttringen ; 
s.  auch  ebd.  S.  434,  Mamer:  pro  stipitibus  et  aliis  minutis  iuribus. 

^)  So  ♦WLonguich  1512,  Arch.  Maximin.  8,  36.  Daneben  bedeutet  der  Ausdruck  Grimd- 
zins,  census  fiuidalis,  freilich  auch  den  spezifisch  grundhörigen  Zins,  so  z.  B.  WDahlheim  bei 
Remich  1472,  §  7 :  min  herre  von  sanct  Maximin  hait  hinnen  [=  sich]  behalden  in  dem  hove 
die  gruntzinse  zu  gezuchniß,  daß  er  ein  grundherr  ist.     und  die  zinse  der  erbschaften,  die 


—     789     —  Verwaltungsorganismus.] 

nicht  auf  grundhörigem  Boden  radizierten  Zinsen  ^  Indes  alle  diese  Unter- 
schiede erscheinen  stets  mehr  oder  minder  flüssig,  mid  sie  mufsten  dies  sein, 
weil  eine  durchgängig  identische  Veranlagung  und  gegenseitige  Beziehung 
der  Zinse  nicht  erreicht  ward. 

Zwar  findet  sich  urkundlich  hier  und  da  ein  Ausdruck,  welcher  wenigstens 
die  Empfindung  des  Bedürfnisses  wiedergiebt,  einen  vollumschriebenen,  all- 
gemein gültigen  Begriff  für  die  Leistungshöhe  der  hörigen  Hufe  zu  besitzen,  so 
z.  B.  plena  servitus  oder  oblata^,  indes  im  allgemeinen  lagen  die  thatsäch- 
lichen  Verhältnisse  zu  verwickelt,  war  femer  das  Abstraktionsvermögen  nicht 
stark  genug  ausgebildet,  um  einen  solchen  allgemeinen  Begriff  aufkommen  zu 
lassen.  Das  einzige,  was  erreicht  wurde,  war,  dafs  man  gewisse  kleine  Zinse, 
namentlich  Hühner  und  Eier  —  eben  das  oben  genannte  ius  minutum  —  in 
ihrer  Höhe  auf  andere  Zinslieferungen,  Getreide  mit  besonderer  Vorliebe 
Hafer*,  oder  Wein*  veranlagte.  Im  übrigen  aber  ist  es  zu  einer  Anordnung 
der  Zinse  nach  einheitlichen  Gesichtspunkten  nicht  gekommen. 

Sehr  begreiflich,  dafs  dann  die  Beziehung  aller  Zinse  auf  ein  einheitliches 
grundhöriges  Substrat  ebensowenig  gelungen  ist.  Indes  liegen  die  Dinge  hier 
doch  klarer,  als  bei  der  Veranlagung  der  Fronden.  Die  ursprüngliche  Ver- 
anlagungsgrundlage war  natürlich  die  Hufe*.     Mit  ihrem  Verfall  im  12.  Jh.* 


in  herrnhant  ligent,  die  sal  er  vorabe  heben,  e  der  foither  sin  schaft.  Ebenso  ist  census 
fiindalis  im  *ürbar  der  Kellnerei  Fell  von  1512,  Arch.  Maximin.  5,  1043  f.,  gebraucht. 

^)  *USMax.  1484  Bl.  6^,  WSauerschwabenheim :  hait  och  der  apt  daselbes  sin  frie 
zinse,  mit  namen  cappen,  huner  und  gelt;  MR.  ÜB.  3,  570,  1236:  ein  Jude  giebt  in  Trier  von 
4  Häusern  an  SSimeon  Zins  26  s.  Treverenses,  et  quattuor  cappones  in  camiprivio  tamquam 
de  re  censuali. 

^)  MR.  ÜB.  1,  351, 1058;  USMax.  S.  448,  Stedem:  mansus  plenicensualis,  semicensualis ; 
rVVincheringen,  MR.  ÜB.  2,  368  f.,  um  1200. 

')  Vgl.  >\^orchingen  1494,  §  2:  also  manche  mir.  even  also  manche  hone,  12  eiger, 
und  also  veil  mir.  ^ven  also  veil  pennick;  WBech  1529,  G.  2,  68—69:  also  manchen  vierlingh 
(haber)  man  da  hieb,  also  manche  eighe,  und  also  manchen  ferdelingh,  und  also  manchen 
froendienst;  also  manchen  vierdelingh,  also  manchen  planken;  und  ein  planken  solle  sieben 
schoe  langh  sein  und  2  schoe  dick  und  2  schoe  breit;  und  vier  vierdelingh  ein  hoen. 
WOberdonwen  1542,  §  10:  pringt  ein  mir.  [zins-]haber,  1  hoene  und  7  eiger  darzu;  WRans- 
bach  1532,  G.  2,  86:  weiset  der  scheffen  m.  gn.  h.  jerlichs  18  mir.  habems;  und  ie  zu 
dreien  sestem  ein  hime;  auch  als  mangen  sestem  habem,  als  manch  zwei  eier  darzu,  von 
iclichem  ei  ein  stecken  zu  zeunen  für  m.  g.  h.  guter.  —  Für  Mischkom  bezw.  Weizen  vgl. 
*WLonguich  1512,  Arch.  Maximin.  8,  36:  3  firceUe  utriusque  [fructus]  dant  unum  pullum; 
WGostingen  und  Kanach  1536,  §  16 :  ein  iglicher  sester  habem  und  weizes  pringt  und  macht 
ein  eiger  und  sexce  hoener.    Zu  Eiern  und  Flachs  s.  WGreisch  [b]  §  6,  Hardt  S.  296. 

*)  *WSPeters  Hochgericht  zu  Riol,  1460,  Arch.  Maximin.  9,  596,  §  5:  weist  der  scheffen 
für  recht,  nemblich  von  einer  ahmen  weins  ein  sester  und  zwei  hüner  und  zehen  aier.  item 
vor  sanct  Brictius  tagh  rieht  man  die  hafer  und  nach  sanct  Brictius  tagh  sol  man  die  hafer 
heufen. 

^)  S.  oben  S.  369  nnd  661,  auch  Hanauer,  Paysans  S.  57  f.,  68. 

•)  S.  oben  S.  368  f.,  auch  schon  Ed.  PisL  864  c.  30,  MGLL.  1,  495—6. 


[Wirtschaft  d.  Grofegrundbes.  —     790     — 

mufete,  so  scheint  es,  auch  die  Zinsveranlagung  verfallen  —  und  kein 
Zweifel,  dafe  diese  unabweisliche  Folge  vielfach  eintrat.  Allein  es  machte  sich 
hier  doch  ein  Unterschied  zwischen  der  Entwicklung  der  Fronden  und  der 
Zinse  geltend.  Die  Fronden,  einheitlich  in  Person  oder  in  persönlich  bei- 
gestellten Arbeitskräften  zu  leisten,  mufsten  notwendig  auf  die  neuen  Teil- 
besitzer alter  VoUgtiter  veranlagt  werden,  die  Zinse,  in  ihrem  Betrag  sehr 
wohl  zerlegbar,  konnten  ohne  Schwierigkeit  durch  Beiträge  der  Tenbesitzer 
insgesamt  geleistet  werden.  Zudem  war  die  Auffassung,  dafs  eine  Zins- 
genossenschaft den  Gesamtzins  eines  Zinssubstrats  zu  zahlen  habe,  nicht 
neu:  nicht  selten  imd  schon  früh  erscheinen  sogar  ganze  Fronhofegenossen- 
schaften zur  gemeinsamen  solidarischen  Zinszahlung  verpflichtet*.  Dem- 
entsprechend bilden  sich  nunmehr  Zinsgenossenschaften  der  alten  Hufen- 
gttter  aus  mit  einem  Hauptmann  oder  Lehnsträger  an  der  Spitze,  der  an  erster 
Stelle  verantwortlich  war^,  und  die  Zinslieferung  erfolgt  im  Durzins  gemeinsam 
und  einheitlich  an  den  Grundherrn^. 

War  dies  das  mehr  im  Osten  unseres  Gebietes  herrschende  System  — 
neben  welchem  freilich,  wie  auch  im  Westen,  die  Veranlagung  der  Zinse  auf 
kleinere  und  ungewissere  Einheiten,  z.  B.  das  Hausgesefs,  sporadisch  herlief* 


1)  Vgl.  MR.  ÜB.  1,  385,  1042—47.  Auch  aus  der  Höhe  der  in  der  Umgebung  von 
Mettlach  fäUigen  und  wohl  direkt  ins  Kloster  abgeführten  Zinse  von  6  Hufen  (UlMettlach 
No.  23)  ergiebt  sich,  dafs  dieselben  gemeinsam  von  den  Gehöfem  gezahlt  werden  mufsten, 
so  dafs  unter  ihnen  ein  Zahlungsverband  existieren  mufste.  Ähnlich  steht  es  mit  UKarden 
11. — 12.  Jh.,  Bittelsdorf.  Aus  späterer  Zeit  vgl.,  aufser  dem  wichtigen  Zeugnis  im  WErpel 
1383,  §  25,  G.  5,  332—33,  *WOberemmel  1373,  Arch.  Maximin.  4,  568,  §  4:  so  weisen  wir 
usser  dem  dorf  und  gemeinen  zu  Emmel  alle  jähr  ein  handrichtung  von  fünfzehen  mir.  rocken, 
fünf  pfund  pfenning  Trierischer  wehnmg,  und  als  mannig  huen  also  manig  feurstat  zu  Enunel  ist. 
zu  Zeiten  der  herrschaft  von  Meisenburg,  die  nun  inhant  die  von  Clerf  und  der  von  Monklar. 
und  were  sach  daß  das  dorf  Emmel  also  arm  und  verwüst  wäre,  daß  unser  herr  der  abt  Mirg. 
des  obangezeigten  schaffs  nit  da  haben  künt,  so  sol  derselbig  unser  herr  der  abt  inen  den 
roeken  von  seim  Speicher  und  das  gelt  außer  seiner  kisten  handreichen  der  obg.  herrschaft. 
Ferner  s.  *WLonguich  1512,  Arch.  Maximin.  8,  86,  §  3:  retulerunt  scabini,  quod  si  domino 
defectus  fuerit  in  summa  census  fundalis,  videlicet  ut  nee  habeat  fundum  in  manu  sua  nee 
census  sibi  daretiu*,  tunc  debent  scabini  omnium  perlustrare  agros  istum  censum  solventes, 
et  unicuique  summam  suam  augmentare  vel  minuere,  donec  dent  quod  iustum  fuerit,  et  domini 
summa  perfecta  fuerit.  WHüpperdingen  §  17 :  die  Grundherren  haben  jährlich  24  gl.  schalt, 
außerdem  26  gr.  zins ;  und  wer  auch  sach  daß  nit  dan  3  menschen  in  dem  hoebe  H.  weren, 
so  sollen  die  herren  von  P.  [die  Grundherren]  den  vurg.  thienst  haben  allewege  als  obsteht 
schafif  und  zins. 

^)  Zur  Verpflichtung  des  Hauptmanns  findet  sich  eine  sehr  charakteristische  Stelle  im 
WBetzing,  G.  2,  478 :  wanhe  ein  hoiber  hette  hundert  morgen  und  behelt  einen  morgen  davon, 
ist  derselbig  dem  hofshem  seine  gerechtigkeit  zu  geben  schuldig;  wan  solches  nit  geschehe, 
mag  der  hofsher  die  hinderste  thuir  an  bis  zu  der  födersten  umbschlagen  und  damit  thun 
seines  gefallens. 

3)  S.  oben  S.  370  Note  2,  S.  452;  dazu  noch  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  W.  stam,  imd 
UWincheringen,  MR.  ÜB.  2,  363,  c.  1200. 

*)  S.  oben  S.  376;  WGrevenmacher  1252,  §  1  u.  2. 


—     791     —  Verwaltungsorganismus.] 

—  SO  schritt  man  im  Westen  mehr  zur  Auflage  der  Zinse  auf  den  einzelnen 
Morgen  bezw.  das  Viertel  Land  zu  16  Morgen*;  ja  es  konnte  auf  Grund 
solcher  neuen  Veranlagung,  wie  sie  seit  dem  13.  Jh.  auftritt,  geradezu  zu 
einer  sicheren  Ausbildung  kleiner  Güter  vom  Viertel-  bis  Drittelinhalt  der 
alten  Hufe^  konmien. 

In  diesen  späten  und  seltenen  Fällen  läfst  sich  natürlich  die  Höhe  der 
Zinsbelastung  für  den  Morgen  sehr  genau  angeben :  die  jetzt  eben  aufkommen- 
den Pachtformen,  welche  den  Grundbesitzern  erst  den  Gedanken  eines 
rationellen  Rentengenusses  aus  dem  Grund  imd  Boden  entscheidend  nahe 
legten,  wie  die  verständige  Konstruktion  des  grundherrlichen  Erbzinsgenusses 
im  Nordosten  Frankreichs,  im  Gebiete  der  Loi  de  Beaumont,  mögen  hier 
wesentlich  zur  Läuterung  und  Vereinfachung'  der  Belastung  beigetragen  haben. 
Aufserhalb  dieses  Kreises  aber  ist  es  um  so  schwerer,  sich  über  die  Höhe  der 
Belastung  überall  gleich  sichere  Vorstellungen  zu  machen.  Es  bedarf  nur 
eines  kurzen  Überblickes  der  in  Bd.  2,  188  ff.  zur  Belastungshöhe  der  grund- 
hörigen Hufen  zusammengestellten  Nachrichten,  mn  schon  aus  der  Ungleich- 
mäfeigkeit  der  Angaben ,  der  Verschiedenheit  der  Zinsarten,  der  DiflFerenz  der 
Mafee  und  Gewichte,  der  mehr  oder  minder  problematischen  Art  der  Auf- 
zeichnung den  Schlufs  zu  ziehen,  dafs  sich  eine  Reduktion  dieser  Angaben 
auf  den  gleichen  Nenner  und  damit  ein  befiiedigender  Vergleich  derselben  kaum 
ermöglichen  läfst.  Und  gesetzt  auch,  man  könnte  alle  Zinse  nach  den  sonst 
vorhandenen  Preisangaben  auf  Geld-  bezw.  reinen  Silberwert  bringen:  weder 
die  wirkliche  Einnahme  der  Zinse  in  älterer  Zeit  steht  der  Regel  nach  sicher*, 
noch  ist  es  wahrscheinlich,  dafs  die  Zinslieferungen  auch  nur  annähernd  in  der 

')  WCessingen  1242:  hereditavit  .  .  dominus  delMeisenburch  B.  de  Rodiche,  hominem 
(Arnoldi  de  Rupe),  in  quatuor  iugeribus  terre;  pro  hiis  tenetur  [B.]  sibi  [sc  domino  de  M.] 
servire  cum  duobus  aratris  per  unum  diem,  et  vecturam  vini . . ,  que  dicitur  enger.  UMarien- 
tbal  1317,  S.  322:  bona  de  (Schifflingen)  .  .  continent  82  quartalia  tarn  in  pratis  quam  in 
campis  arabilibus,  et  quodlibet  quartale  continet  tarn  in  pratis  quam  in  silvis  16  iugera  terre. 
quodlibet  quartale  terre  solvit  in  festo  pasche  4  ova  cum  dimidio  et  puUum  1,  et  .  .  tenetur 
in  maio  pro  exactione  2  s.  Treverensium  d.  et  in  auctumpno  tantum.  quodlibet  quartale 
tenetur  1'2  mir.  siliginis  et  Vs  mir.  avene  et  3  sext  tritici  .  .  .  villicus  et  forestarius,  quilibet 
eorum  recipit  iura  2  quartalium.  Dies  ist  die  Ordnung  nach  der  Loi  de  Beaumont  S.  femer 
noch  WKem  14.  Jh.  2.  H.,  §  13,  G.  6,  547;  USMax.  1484  Bl.  89»,  Kenn,  cit  oben  S.  448, 
Note  5. 

*)*WBarweiler  1484,  Archiv.  Maximin.  1, 567  Zusatz:  habet monasterium  sancti  Maximini 
in  Barweiler  77  feudalia  sive  lehengueter,  und  jahrlich  etwedes  lehen  gibt  V«  simmer  haber 
5  hl.  und  ein  huen  etc.  ut  supra.  item  hat  ein  ieder  lehensman  nach  erkantnus  der 
scheffen  fiin&ehn  morgen  lants  walt  und  zaim,  nemblich  ahn  wiesen,  feit,  buesch,  hecken 
und  änderst  etc. 

*)  Vgl.  MR.  ÜB.  1,  332,  1042—1047,  wo  geradezu  ein  Fall  längerer  Zinsverweigenmg 
▼orliegt  Wie  die  Gehöfer  die  Dinge  ansahen,  zeigen  viele  Weistümerangaben  in  der  Art  des 
WSabershMsen  1537,  §  3:  so  verhoeifen  sie  [die  Gemeinde  S.],  das  (die  Herren  von  Karden) 
sallen  inen  geneigt  sin  und  inen  ...  an  der  vurg.  habem  etwas  .  .  nachlaessen  sallen. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgnmdbes.  —      792     — 

Qualität  der  marktreifen  Waare  erfolgten  ^  Zudem  aber  unterlag  die  Zins- 
höhe der  grundhörigen  Güter  im  Laufe  der  Zeit  Abänderungen,  welche  mit 
einem  gerechten  Ausgleiche  des  etwa  hinter  der  Steigerung  der  Ertragsfähigkeit 
zurückgebliebenen  Zinssatzes  gegenüber  der  neueren  Ertragshöhe  nur  wenig 
zu  thun  hatten.  Die  vorkommenden  Steigerungen,  wie  sie  die  Grundherren 
natürlich  liebten,  waren  vielmehr  durchaus  willkürliche^,  wie  schon  aus  dem 
an  sich  unveränderlichen  Rechtscharakter  der  gewiesenen  Zinshöhe  folgt; 
und  nur  spät  und  selten  wird  ihnen  gegenüber  seitens  der  Gehöferschaft  ein 
Mittel  der  Restriktion  entwickelt^. 

So  bleibt  zur  Eruierung  der  Zinshöhen  nichts  übrig,  als  sich  an  die  in 
voller  Reluition  zu  Geld  oder  sonstwie  ausnahmsweise  sicher  erhaltenen  An- 
gaben, wie  sie  meist  die  Fronlasten  zugleich  umfassen,  zu  halten ;  eben  dieser 
Gesichtspunkt  ist  für  die  Berechnung  in  Bd.  2  S.  615  und  für  die  dieser  Be- 
rechnung zu  Grunde  liegende  Quellenauswahl  mafsgebend  gewesen.  Über  die 
auf  diese  Art  erhaltenen  Resultate  ist  schon  oben  S.  620  gesprochen  und 
wird  noch  später  in  Teil  3  dieses  Abschnittes  zu  handeln  sein;  hier  sei  nur 
die  Bemerkung  gemacht,  daüs  die  Zinse  schon  seit  der  Karolingerzeit  im 
ganzen  nicht  übermäfsig  hoch  erscheinen. 

Aber  wurden  sie  auch  prompt  eingeliefert?  Und  welche  Zwangsmittel 
für  ihre  Beitreibung  standen  den  Grundherren  zur  Verfügung? 

Die  Antwort  auf  die  erste  Frage  lautet,  soweit  eine  Kontrolle  möglich 
ist,  überraschend  günstig.  Wo  eine  Gehöferschaft  überhaupt  bereit  war,  zu  Zinsen  *, 

^)  Man  vgl.  nur  den  Preisunterschied  zwischen  Zins-  und  Bedwein  und  eigenem  Wachstum 
in  den  kölnischen  Einnahmen  zu  Rhens,  1277—1291,  Bd.  3  No.  205. 

*)  Daher  für  Abgabe  nicht  selten  der  Ausdruck  torsio  oder  extorsio,  vgl.  Bd.  3  Wortr. 
u.  d.  WW.  extorquere,  torsio.  S.  femer  W4Banngedinge,  G.  2,  182:  wan  einer  wehre, 
welcher  lehengueter  verkaufen  oder  vertiiuschen  wil,  so  sol  ers  thun  mit  vorwissen  und 
willen  des  lehenhenn  und  des  hübeners ;  unt  der  hübener  sol  daz  uf  diesen  heutigen  tag  vor- 
bringen, uf  dax  ein  verbesserter  zins  uf  daz  verkauft  oder  vertauschte  gut  gelegt  werde,  unt 
wan  das  verkaufte  oder  vertauschte  gut  wieder  einkombt  in  daz  hauptgut,  daraus  es  hiebevor 
genommen  ist,  alsdan  ist  der  gebesert  ziens  ab,  unt  eher  nicht 

^)  WFrisingen  1541,  G.  2,  250 — 51 :  so  ein  hoebsmanu  vermeinen  wolt,  er  geh  von 
seinem  erbe  zu  viel  zins  und  beschwemüs,  dan  sol  der  hen*  und  hoebman  das  erb  und  guet 
mit  urkimt  deren  schefifen  und  des  hoebmans  erben  messen  von  einem  ende  zum  anderen, 
nichts  wenig  oder  viel  unterwegen  gelassen,  dan  also  nauw  in  das  maß  geschlagen,  daß  man 
den  herte,  da  der  hoibsman  sein  fuer  ufmachen  muß,  gemessen,  und  nit  also  [vil]  iries  erbs 
hab,  dafs  er  sein  iuer  daruf  mugt  stellen,  und  foedem  danis  zins  machen,  es  were  dan  daß 
er  mit  denselbigen  schefFen  wisen  muegt,  daß  er  erbe  hette  lunb  einen  sonderlichen  zins  dem 
herm  thinen;  und  wamach  dan  der  arme  man  erbe  und  guet  hette,  und  wie  sich  an  den 
roden  und  maissen  erfeindt,  darnach  sol  der  arme  man  zins  geben  und  vemugen. 

*)  Das  war  allerdings  durchaus  nicht  immer  der  Fall,  vgl.  oben  S.  791  Note  3,  femer 
MR.  ÜB.  1,  514,  c.  1140.  Ein  besonders  lehrreiches  Beispiel,  wie  den  Klöstem  Zinse  verloren 
gehen  konnten,  bietet  das  WBerg  bei  Remich  1484 — 5.  In  Berg  gab  es  noch  SLutwinsgüter, 
aber  der  Zusammenhang  mit  Mettlach  war  längst  gelöst,  das  Dorf  war  imtergegangen ,  das 
die  Zinse  zahlte,  sein  Land  hatten  jetzt  andere  Herren,  die  von  SLutwin  nichts  wissen 
wollten. 


—     793     —  Verwaltungsorganismus.] 

da  liefen  die  Zinse  mit  gi'ofser  Regelmäfsigkeit  ein^  so  dafs  das  Einnahine- 
budget  keinerlei  grofsen  Schwankungen  ausgesetzt  war. 

Indes  finden  wir  gleichwohl  überall  umfassende  Mafsregeln  getroffen, 
mn  die  volle  Zinsleistung  der  einzelnen  Gehöfer,  die  sogenannte  Garzinsigkeit 
der  Hufen  ^  zu  verbürgen.  Diese  Mafsregeln  gegen  Zinssäumnisse  laufen  ent- 
weder auf  die  Zahlung  von  ohne  weiteres  zu  erhebenden  Konventionalstrafen, 
oder  auf  die  Einleitung  einer  gerichtlichen  Beitreibung  hinaus.  Die  bezeich- 
nendste Form  für  das  erstere  Verfahren  ist  die  Einführung  des  Rutschpfennigs*, 
für  das  letztere  die  Verfronung*,  doch  kommen  vielfache  Mischformen  vor, 
deren  Darstellung  im  einzelnen  aufserhalb  unserer  Aufgabe  liegt".    Das  gericht- 

>)  Vgl.  Bd.  2,  ^19,  No.  ß.  Auch  die  »Weinzinse  in  Detzem,  1340  und  1345  ver- 
zeichnet, vgl.  Arch.  Maximin.  2,  431  f.,  440  f.,  ergeben  sich  innerhalb  dieser  fünf  Jahre  bei 
einer  Zahl  von  mindestens  100  Parteien  als  fast  absolut  unverändert,  niu*  bei  einem  Zins  von 
4  sext  ^/s  sexcella  und  1  pinta  ist  1345  zugeschrieben  Nb.  hoc  est  dimissum. 

*)  WSteinecken  1506,  G.  2,  399|:  ein  gut  garzinsigh  machen:  die  pächt  oder  zins,  so 
darauf  stehen,  bezahlen,  das  churmit  geben.    Ebenso  WScheidweiler  1506,  6.  2,  389. 

')  WHillesheim  §  9,  G.  6,  587:  wie  derjenige  zu  strafen  seie,  welcher  uf  diesen  tag 
seinen  zins  nit  bezalt?  antwort:  .  .  demselben  wird  der  zinsze  von  tag  zu  tag  verduppelt. 
also  da  einer  uf  diesen  tag  salle  bezalt  haben  1  alb.,  derselbe  ist  morgen  schuldig  2  alb., 
übermorgen  4  alb.,  uf  den  dritten  tag  8  alb.,  uf  den  vierten  tag  16  alb.,  uf  den  fünften  tag 
32  alb.  und  also  fortan.  WBuch  1551,  G.  2,  199:  beweisen  die  schultheiße  und  scheffen, 
das  under  16  hoebspersonen  und  hausgesessen  (welcher  7  des  heimgerichts  scheffen  sollen 
sein)  des  ersten  dinklichen  tags  alle  und  iedere  besunder  geben  liefern  und  bezalen  sollen 
ein  SOUL  habem,  sampt  dreien  raderhl.  von  iren  hoebsguetem.  und  im  fal  das  sie  solche 
haber  und  zinsgelt  nit  gehantreicht,  so  sollen  die  hoebere,  welche  noch  solchen  zins  pflichtig 
waren,  gleich  des  andern  taghs  darnach  in  doppelheit  bezalen;  so  aber  solche  doppelungh 
nit  des  zweiten  taghs  ausgericht  wurt,  soll  auch  solche  doppelung  sampt  dem  hauptzins  von 
tagh  zu  tagh  an  uf  horung  in  doppelfeldigung  verzinst  werden. 

*)  WOckfen  1325,  §  11:  si  aliqua  bona  pro  ccnsu  neglecto  et  non  soluto  devolverentur 
ad  ipsum  monasterium  ex  decreto  seu  sententia  scabinorum  .  .  .  WDömbach  1508,  G.  2, 
}i<07 :  wan  ein  arm  man  seümig  wäre  auf  sanct  Remigius  tag  und  nicht  gebe  seinen  zins,  wie 
er  schuldig  were,  so  sollen  u.  junkem  ihn  mit  recht  und  gericht  annehmen,  und  nicht  mit 
gewalt,  sofern  er  seßhaftig  were.  WDünchenheim  1521,  G.  3,  816:  pfecht  und  zins  ist  man 
scholdig  zu  sanct  Martins  tag.  da  ein  man  seumig  würt  und  nit  liebert,  sol  ime  der  schultes 
die  guter  verpieten  drei  gedinglicher  tag.  kompt  der  man  nit  binnen  den  dreien  dingtagen 
und  legt  allen  schaden  ab,  sol  ihme  der  schultes  die  guter  under  der  frauwen  pilug  schlagen, 
brauchen,  bessern,  wie  ire  eigene  guter  also  lang,  bis  daß  kompt  der  man  und  legt  allen 
kuntlichen  schaden  ab  und  bit  darumb,  sol  die  fraw  inen  wiederumb  belhenen,  als  were  es 
nit  gewesen. 

^)  Vgl.  hierzu  wie  zur  Behandlung  der  Zinssäumnis  überhaupt  WErpel  1383,  §  4, 
G.  5,  328—9;  §  26,  G.  5,  333;  WBischofeheim  1402,  G.  2,  38;  WSchweppenhausen  1407, 
§  2;  WWeiden  1478  Schlufs,  G.  2,  137-8;  WRoden  1484,  §  18,  Lager  S.  234;  WRüdes- 
heim  1488,  §  6,  G.  4,  734;  WGedscheid  1491,  §  8  u.  9,  Lager  S.  284;  WOberheimbach 
15.  Jhs.,  G.  2,  228;  WBiebem  1506,  §  10,  G.  2,  191;  WOberelbert  1507,  §  3,  G.  1,  609; 
WTUvengiersburg  1509,  Thomasw.  §  7,  G.  2,  178—9;  WTreissen  1526,  §  3,  G.  4,  643; 
WFaha  1529,  G.  2,  66;  WMengerschied  1539,  §  2,  G.  2,  173;  WSchiUingen  und  Waldweiler 
1549.  G.  2,  123;  WHottenbach  1558,  §  16  u.  17,  G.  4,  720;  WRittersdorf  1565,  §  7  u.  23, 
Hardt  S.  608;  WStruht  1565,  G.  6,  482;  Notizen  der  Linzer  Äbtissin  16.  Jhs.,  G.  1,  624; 
Lampr«eht,  Denttebes  Wirta^«ftal«ben.    I.  51 


[Wiitschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     794     — 

liehe  Verfahren  fand  dabei  vor  dem  gehöferschaftlichen  Bauding  statt*;  ge- 
nügte die  einfache  Verfronung  nicht  als  Strafe  bezw.  Zinsersatz,  so  wurde  auch 
das  sonstige  Eigentum  des  Schuldners  haftbar  gemacht^.  Ja  in  einzelnen 
Fällen  ging  man  nach  den  verschiedensten  Richtungen  hin  noch  weiter; 
es  findet  sich  z.  B.  der  Fall,  dafs  für  restierende  Weinzinsen,  abgesehen 
von  einer  Bul'se  des  Schuldners,  an  zeitlich  erster  Stelle  die  Wirte  des  grund- 
henlichen  Verbandes  haftbar  gemacht  wurden.  So  iemants  were,  heifst  es 
im  WTrittenheim  bei  Grimm  2,  324—5,  der  imsenn  heni  [von  SMattheis]  seine 
zins  zu  gepurlicher  zeit  und  im  herbst  nit  enliebert,  oder  solchen  zins  mit 
frevel  verhelt,  denselbigen  weisen  wir  boeßfelligh  und  streflich.  und  sal  unsers 
hemi  dhiener  alsdan  gähn  bei  drei  wirth  zu  Trittenheim,  nit  mit  dem  nünsten 
und  auch  nit  von  dem  meisten  gelt,  und  solle  so  viel  weins  kaufen,  als  nhun 
der  zinßbar  man  schuldigh  ist  und  damit  unsers  hein  faß  fhüUen.  und  dar- 
nach sol  der  zinß})ar  man,  der  da  schuldigh  ist,  nach  sent  Mertinstagh  nach- 


WChorweiler  1602  G.  2,  194;  WHalsenbach  und  Bickenbach  1647,  G.2,  238;  WBendorf  1671, 
§  3  f.,  G.  1,  613;  WIrrel  1699,  §  2;  WSchönfels  1682,  §  20,  24,  27,  Hardt  S.  678—4; 
WEhrenberg  §  5,  G.  3,  770;  WGemünden,  G.  2,  170;  WHirzenach,  G.  2,  282;  WJohaimis- 
berg,  G.  1,  552;  WKreuznach,  G.  2,  152;  WNeumünster,  G.  2,  36;  WRavengiersburg,  4  Bau- 
gedinge §  10,  G.  6,  506;  WBüdesheim  §  3  u.  4,  G.  2,  161-2;  WSternberg  §  2,  G.  2,  288; 
W Winterburg,  G.  3,  768.  Dafür,  dafs  Verfronung  gar  ohne  gerichtliches  Verfahren  aus- 
gesprochen werden  konnte,  vgl.  WKenn  1493,  G.  2,  314—5;  WScheidweiler  1506,  G.  2,  889; 
WNiederbachem  1553:  wan  ein  hübener  nit  bezahlt  oder  ungehorsamb  ist,  sollen  die  junkem 
dem  hübener  die  hübe  verbieten,  bis  daß  er  gehorsamb  wirt  und  bezahlt,  und  damit  strafen. 
WEppeldorf  §  15 :  wanehe  die  hofserben  ihre  zins  nit  usrichten  zu  ihrer  gebührlicher  zit,  so 
sal  min  ehrw.  her  zu  Echtemach  band  an  den  grond  schlan,  der  grond  sol  sinen  pand  sin. 

')  Einen  guten  Einblick  in  dasselbe  unter  Vergleich  von  WWincheringen  1494,  §  5  u.  6, 
Hardt  S.  745,  und  WWincheringen  1663,  §  10,  gewährt  WWmcheringen  16.  Jhs.,  §  2,  G.  3, 
787:  dweil  obg.  herren  zu  sanct  Simeon  unsere  gruntherren  sin,  weisen  mir  in  och  darum!» 
irre  gruntzense;  und  were  sacli  das  iemand  in  siner  zens  siiniig  wiu*de  und  die  herren  nit 
entricht,  so  han  mir  meiger  und  gericht  von  wegen  unser  herren  drei  geschworen  tag.  mag 
der  gemelt  schulder  uf  den  ersten  tag  betreffen  sin  zens  ein  pfants  libberen,  einer  quart  wins 
wert  ist,  uf  den  anderen  tag  sol  er  sulchen  pfant  besseren  und  nit  ergeren.  kompt  er  aber 
vor  dem  dritten  tag  und  bezalt  sin  beixen,  sol  im  der  meiger  sine  pfende  sonder  uncost 
widdergeben,  erwart  er  aber  des  dritten  tags,  sol  er  brengen  die  zens  in  einer  band  und 
den  herren  die  boeß  in  der  anderen,  so  er  dan  darüber  usbelipt  und  kein  entrichtung  kan 
oder  wil  thun,  so  weist  der  scheflfen,  der  meiger  sul  pfent  in  gedachten  schulders  haus 
nemen  laessen  und  den  herren  bezalung  verschaffen;  vindt  er  nit  pfent  im  haus,  sol  erden 
stal  besuechen,  von  dem  stal  an  moebel  uf  dem  velt,  vindt  er  dan  och  nit  moebel,  sol  ers 
erbguet  antasten  un  den  henen  iiTC  zens  machen,  darbei  sol  siücher  man  von  sinen  herren  über 
hundert  jare  und  einen  tag  nit  enterbt  werden  mit  bezalung  und  ablegung  aller  der  forderen 
und  mitteler  zit  ufgewachsenen  zinsen.  Vgl.  dazu  USMax.  1484,  Bl.  11^,  cit  Bd.  2,  647, 
Note  1. 

2)  S.  WEslingen  1588;  vgl.  auch  die  interessante  SteUe  im  UStift  426,  Münstermaifeld: 
wer  seinen  Zins  vom  Hofgut  nicht  zahlt,  indutias  habet  dandi  censum  6  ebdomadas,  antequam 
publicetur.  si  infra  publicationem  homo  moritur,  quicqiiid  ad  ipsum  a  parentibus  suis 
hereditario  iure  devolutum  est,  quicquid  habet  allodii,  excq[>ta  dote  axoris  8ue>  transit  in 
salicam  terram  curtis  archiepiscopi. 


—     795     —  Ver^-altungsorganismus.] 

gehen  und  sol  den  wirden  den  wein  bezalen  und  auch  die  boeß  dem 
schultessen*. 

Gegenüber  all  diesen  Schwierigkeiten  der  Zinssäumnisse  wäre  nun  das 
sichei'ste  Mittel  an  sich  der  Abkauf  gewesen.  Er  wird  gleichwohl  im  ganzen 
Mittelalter,  so  viel  ich  sehe,  kaum  angewandt,  aus  dem  einfachen  Gininde, 
weil  die  Gehöfer  an  den  Heirn  nicht  nur  wirtschaftlich ,  im  Sinne  von  Land- 
pachten!, sondern  auch  rechtlich  als  Grundhörige  gebunden  waren.  Die  recht- 
liche Abhängigkeit  aber  zugleich  mit  der  wirtschaftlichen  durch  Abkauf  auf- 
zuheben, konnte  aus  später  zu  entwickelnden  Gründen  wenigstens  vor  dem 
13.  Jh.  nur  selten  im  Interesse  der  Grundherren  gelegen  sein.  Bliel)  so  der 
Abkauf  unausführbar,  so  war  doch  in  der  einheitlichen  Zurückführung  der 
Zinse  wie  auch  der  Fronden  vornehmlich  auf  Geld,  der  Zinsreluition,  ein  Weg 
g^eben,  die  Zinslieferung  zu  vereinfachen  und  damit  wohl  auch  manchen  Vor- 
wand für  die  Zinssäumnis  auszuschliefsen. 

Freilich  wurden  auch  Reluitionen  ^  noch  bis  ins  spätere  Mittelalter  in 
relativ  nur  geringer  Höhe  vorgenommen,  denn  auch  ihnen  standen  bedeutende 
Hindemisse  entgegen:  die  Unsicherheit  des  Mtinzfufses,  die  Verschiedenheit 
der  Geldsorten  in  den  verschiedenen  Fronhofebezirken  gröfserer  Grundhen- 
schaften*,  die  in  den  Quellen  schon  früh  angedeutete  Erwägung,  dafs  mit 
dem  Sinken  der  Kaufkraft  des  Geldes  Reluitionen  auf  Geld  an  Wert  ver- 
lieren könnten*.  So  begreift  es  sich,  dafs  man,  imgeachtet  mancher  frühen 
Reluitionen^,  doch  noch  bis  ins  spätere  Mittelalter  hinein  bei  gröfseren 
Gütern  fast  durchweg  Zinskomplexe  in  natura  antrifft*.     Doch  nahmen  im 


1)  S.  dazu  »XYSPeters  Hochgericht  zu  Rio!  1460,  Arch.  Maximin,  9,  596,  §  6 :  weist 
der  scheffen  den  kornzins  mit  dem  wein  zu  bezahlen  und  mit  der  boussen;  und  wer  an  der 
bezahlung  des  weins  im  herbst  säumich  würde,  weist  der  scheffen,  daß  der  säumigh  sol  den 
wein  bezahlen,  wie  er  zu  sanct  Johanns  tagh  zu  Trier  am  zapfen  gilt,  nit  zimi  höchsten  noch 
zum  wohlfeilesten,  ungefehrlich. 

*)  Das  lateinische  Wort  ist  Redemptio,  vgl.  Cesarius  zum  UPrtim  S,  184,  Note  B; 
^Paris  Naibibi.  11104,  Bl.  1,  Echtemach,  nach  1155:  5  s.  ex  censu,  12  d.  pro  redemptione 
lini ;  USMax.  S.  453,  Rübenach :  de  redemptione  arantium  8  s.  Colonienses.  —  Zum  folgenden 
s.  auch  V.  Maurer,  Fronh.  1,  357. 

»)  S.  Bd.  2,  381. 

*)  S.  Cesarius  zum  UPrüm  Seite  184,  Note  B;  aus  späterer  Zeit  Scotti,  Chur-Tiier 
1,  578,  1602;  vgl.  unten  S.  796  Note  5. 

»)  S.  Bd.  2,  107—8,  158. 

•)  Vgl.  z.  B.  Ennen,  Qu.  2,  106,  97,  1236;  *Tper  Stadtbibl.  23,  Cod.  1,  Bl.  112^, 
SMaria  ad  martyres,  13.  Jh.  2.  H.:  habemus  (prope  Bidburg)  curtem,  ad  quam  pertinent 
certe  croade  cum  octo  mansis  et  dimidio.  dimidiiun  mansum  recipit  advocatus  pro  iure  suo 
Hbere  et  absolute  a  censu  sed  non  a  decima.  residui  octo  solvunt  monasterio  pro  censu 
12  mir.  grani  et  6  mir.  avene  et  integram  decimam.  de  avena  recipit  advocatus  tria  mir.  item 
in  die  sancti  Stephani  cedunt  monasterio  62  panes  meliores  et  puriores,  sicut  opidani  in 
aeiiüs  suis  comedunt;  de  quibus  recipit  advocatus  dimidietatem.  item  16  s.  censuum,  de 
ipSStmM  primo  monastcrium  recipit  30  d.  reliquam  pecuniam  equaliter  dividit  cum  advocato. 
S.  ferner  Bd.  2,  214,  No.  6,  14.  Jh.  Auf.;  Honth.  Hist  2,  109,  1326:   der  SFloriner  Uof  in 

51* 


ik& 


^:AV' 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     796     — 

Laufe  der  Zeit  die  zwingenden  Gründe  für  eine  Reiuition  an  Zahl  immer 
mehr  zu.  In  älterer  Zeit  hatte  fast  nur  eine  vom  Fronhofe  ganz  besonders 
feine  Lage  einzelner  Hufen  zur  Reiuition  nötigen  können^;  nunmehr  waren 
die  zunehmende  Zersplitterung  an  sich  nicht  teilbarer  Zinse,  z.  B.  der  Tier- 
zinse^,  der  Einflufs  der  neu  entwickelten  Geldwirtschaft  im  Umkreis  grofser 
Städte®,  die  wachsende  Wertlosigkeit  der  Fronden  bei  Verpachtung  oder  Ver- 
äufserung  des  Beundelandes*  ebensoviele  Aufforderungen,  eine  Reiuition  der 
Zinse  und  Leistungen  eintreten  zu  lassen. 

Gleichwohl  schritt  man  nur  sehr  ungern  zur  endgültigen  Reiuition; 
meist  wurde  die  Wahl  zwischen  Naturalabgabe  und  Zins  vorbehalten,  oder  die 
Möglichkeit  einer  Auswahl  zwischen  verschiedenen  Zinsarten  festgestellt^; 
eret  spät  finden  sich  häufiger  reine  Geldzinse,  deren  specifische  Benennung 
meist  noch  auf  die  Art  der  reluierten  Naturallast  hinweist*.  Noch  später 
kommt  es  endlich  zur  Fixierung  schwankender  Abgaben,  wie  es  die  Zehnten 
waren'',  oder  periodisch  verschieden  hoher  Zinse,  wie  sie  die  Dreifelder- 
wirtschaft mit  sich  brachte®,  in  reinen,  sich  gleichbleibenden  Geldabgaben. 

Übersieht  man  das  gesamte  Reluitionswesen ,  so  läfst  sich  nicht  ver- 
kennen ,  dafs  auf  diesem  Gebiete ,  trotz  mancher  vielversprechender  und  früh- 
liegender  Anfänge,  im  Laufe  des  Mittelalters  nur  wenige  Fortschritte  qualitativer 
wie  quantitativer  Art  zu  verzeichnen  sind.     Sollten   die  Grundherren  geahnt 

Mayen  hat  an  selbstbebautem  Lande  60  iumalia  terre  4  prata;  an  census  7  s.  d.,  6  mir. 
12  som.  siligo,  6  mir.  partim  ordei  et  partim  avene,  1  anser,  4  pulli.  Für  weiter  s.  Bd.  3, 
505,  1340;  Bd.  2,  217,  1342;  Bd.  3,  303,  i9  f.,  1499;  Bd.  2,  231,  Xo.  ß,  1503  c. 

1)  üKarden  IL— 12.  Jh.  Alflen;  USMax.  S.  449,  Rittersdorf. 

')  S.  *Bald.  Kesselst.  S.  448,  1350:  in  Kobem  uf  der  Nette  ein  zins  von  drei  und 
dreißich  eiere  und  daz  drittedeil  von  eime  eie.    S.  auch  Bd.  2,  210  No.  y\  222  No.  f. 

3)  Lac.  ÜB.  1,  136,  209,  1067;  Ennen,  Qu.  1,  574—5,  87,  1176;  2,  93,  84,  1224; 
Guden.  CD.  2,  948—49,  1249. 

*)  S.  z.  B.  üSMax.  S.  453,  Rtibenach,  cit  oben  S.  795  Note  2.  Abgelöste  Corvadae  äufserst 
häufig  im  ULuxemburg,  z.  B.  S.  361,  i7,  s.  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  W.  corveie.  S.  auch  Goerz, 
Regg.  d.  Erzb.,  zum  26.  Juni  1469. 

^)  Vgl.  MR.  ÜB.  1,  23,  771,  cit  oben  S.  587,  Note  7;  MR.  ÜB.  1,  332,  1042—47; 
Cardauns,  Rhein.  Urkk.  22,  S.  368,  1199;  WSteinecken  1506,  G.  2,  39;  WImmerrath  (1507), 
G.  2,  396,  cit.  oben  S.  600,  Note  2.  Vgl.  auch  noch  Cesarius  zum  ÜPrüm  S.  184,  Note  B: 
sciendum  est,  quod  per  totam  abbatiam  ita  [est]  ab  antiquo  constitutum,  ubicunque  vel 
salmones  vel  porci  vel  angarie  vel  quicunque  reditus  positi  sunt  ad  redemtionis  summam, 
quod  in  voluntate  erit  ecclesie,  vel  ipsas  res  sive  redemptionem  inde  accipere.  Scotti,  Chur- 
Trier  1,  578,  1602:  die  sämtlichen  churfürstlichen  ff  ellner  werden  angewiesen,  die  erfaUenden 
Geld-  und  Natural- Kameral-Zinsen  und  Rentüen  pünktlich  zu  erheben,  sodann  auch  die  seither 
mit  zu  geringer  Geldvergütung  berichtigten  Hühner-,  Gänse-,  Oehl-,  Wachs-,  Pfeifer-  und 
dergleichen  Renten  entweder  in  natiuu  oder  deren  Aequivalent  in  Gelde  nur  nach  den  all- 
gemeinen laufenden  Preisen  dieser  Gegenstände  zu  empfiängen  und  in  Rechnung  zu  bringen. 

*)  Z.  B.  die  Vaspennege  in  Ahrweiler,  vgl.  Cesarius  zum  ÜPrüm  S.  180,  Note  B; 
155,  Note  1. 

^)  S.  oben  S.  615  f. 

^)  Vgl.  z.  B.  UStift  407,  Kordel. 


—     797     —  Verwaltungsorganismus.] 

haben,  dafs  mit  dieser  Reluition  der  Zinse  und  Dienste  in  Geld  notwendig 
eine  gröfsere  Freiheit  ihrer  hörigen  Gehöfer  eintreten  müsse,  welche  fast  un- 
mittelbar und  mit  grofser  Leichtigkeit  zur  allgemeinen  Einführung  fi^eierer 
Pachtverhältnisse  geführt  haben  würde  ?^  — 

Bisher  haben  wir  nur  die  Fronden  und  Zinse  der  Gehöfer  betrachtet, 
also  der  Hufen-  imd  Landbesitzer,  welche  einem  bestimmten  Fronhofe  als  hörig 
untergeordnet  waren.  Aber  das  waren  nicht  die  einzigen  Leistungen,  welche 
der  Wirtschaftsorganisation  des  Fronhofes  zu  Gute  kamen ;  neben  ihnen  stehen 
Leistungen  seitens  der  allmende-  oder  markhörigen  Leute,  welche  aus  dem 
Allmendeobereigentum  des  GrundheiTn  erwuchsen.  Sie  sind  bei  der  gewaltigen 
Ausdehnung  des  Allmendeobereigentums  schon  im  früheren  Mittelalter^  von 
nicht  zu  imterschätzender  Bedeutung,  darum  über  sie  noch  einige  Worte  ^. 

Ihre  Begründimg  erfolgte  fast  ausnahmslos  unter  dem  Gedanken,  dafs 
sie  ein  Äquivalent,  einen  Entgelt  filr  die  nunmehr  gnindherrliche  Mark  dar- 
stellen sollten*.  Nun  gehörten  aber  zur  Mark  einerseits  direkte  Allmende- 
nutzungen  in  Weide,  Wasser  und  Wald,  andererseits  gewisse  gemeinsam 
beschaffte  Grundlagen  einer  rationellen  Wirtschaft  in  der  Nutzung  der  öffent- 
lichen Wege  und  der  gemeinsamen  Verkehrsanstalten,  der  Mühlen,  Backöfen, 
Fähren  u.  s.  w.,  überhaupt  der  ersten  Vorbedingungen  für  die  Möglichkeit 
einer  primitiven  wirtschaftlichen  und  socialen  Existenz^.  Demgemäfs  charak- 
terisieren sich  die  Leistungen  der  markhörigen  Leute  als  Entgelt  entweder  für 
direkt  von  der  Natur  gegebene  Allmendenutzimgen  oder  für  die  seitens  der 
Markgenossenschaft  bezw.  seitens  der  Markgrundherren  geschaffenen  gemein- 
samen Wirtschaftseinrichtungen. 

Die  Leistungen  der  ersteren  Art  können  Fronden  oder  Abgaben  sein. 
Unter  den  Fronden  spielt  der  Beundedienst ,  wenn  auch  nicht  überall  vor- 
handen, doch  meist  eine  sehr  bedeutende  Rolle®,  bisweilen  erstreckt  er  sieh 
nicht  auf  die  Pflugfahrt,   sondern  nur  auf  die  Ernte''.    Daneben  sind  dann 

')  Vgl.  Lamprecht  in  Conrads  Jahrb.  f.  Natök.  und  Statistik  NF.  Bd.  11,  340,  auch  317. 

')  S.  oben  S.  390,  695  f.,  über  die  Konsequenzen  des  Alhnendeobereigentums  auch  S.  397  f. 

')  Vgl.  zum  Folgenden  ganz  allgemein  Bd.  2,  188  ff.  Neben  dem  Gehöfer-  und  All- 
mendehörigkeitsfronden  sowie  den  auf  die  Grundherren  übergegangenen  autonomen  Allmende- 
diensten  (s.  unten  S.  801)  kommen  für  die  Fronhöfe  auch  noch  ursprünglich  staatliche 
(militärische  und  gerichtliche)  Fronden  als  später  nur  noch  nutzbringende  Wirtschaftsdienste 
in  Betracht;  von  ihnen  wird,  ihrem  Ursprünge  gemäfs,  erst  später  bei  der  Darstellung  der 
Grundherrlichkeit  (Abschnitt  VII  Teil  1)  zu  reden  sein.  Ebenso  ist  auch  auf  die  Alknendedienste 
noch  weiter  vom  (resichtspunkte  der  Markherrlichkeit  des  Grundherren  aus  einzugehen. 

*)  Vgl.  z.  B.  Gesarius  zum  UPrüm  No.  25:  et  mansi  sancti  Petri  et  sancti  Paulini 
fiidont  nobis  corvadas  et  alia  iura  minnta,  quia  habent  communionem  in  pascuis  aquis  necnon 
in  terminis  nostris. 

»)  S.  oben  S.  282  f. 

*)  Er  ist  ausnahmslos  für  alle  Markeingesessenen  entwickelt,  s.  Gesarius  zum  UPrüm 
$.  l45.  Note  3:  onmes  homines  villas  ac  terminos  nostros  |inhabitantes  tenentur  nobis  cur- 
vadas  facere,  non  solum  autem  mansionarii,  verum  etiam  scararii  et  haistaldi. 

^)  Zu  den  Pflugfohrten  vgl.    aufser  oben  S.    436  f.   und   S.   767   Note    6   USMax. 


I  Wirtschaft  d.  Grofsgiaindbes.  —     798     — 

Fronden  fllr  den  Wiesenbaus  für  die  Wald-  und  Wassemutzung *  entwickelt, 
und  auch  die  Spui-en  von  sonstigen  Frondearten,  so  von  Herbergsdiensten 
if.  a.  m.  sind  hier  und  da  zu  erkennen  ^.  Die  Abgaben  haben  entweder  einen 
ganz  unmittelbaren  Bezug  zu  gewissen  Allmendenutzungen  ^  und  schwanken 

S.  449,  Rittersdorf:  arat  nobis  mansionarius,  sicut  aratratus  est,  et  quicumque  in  banno 
nostro  est,  ter  in  anno;  und  ebd.  S.  450,  Matzem:  quicunque  in  banno  nostro  moratur, 
servit  nobis  ter  in  anno,  sicut  aratratus  est  Femer  s.  Ccsarius  zum  UPrüm  No.  25,  S.  158 
Note  5,  cit  oben  S.  797  Note  5 ;  UStift  S.  398,  Irsch :  quivis  mansionarius  in  banno  eiusdem 
curie  debet  9  dominicales  dies  archiepiscopo  cum  aratro,  qui  aratrum  habuerit,  et  qui  non, 
cum  ligone;  und  ebd.  S.  419,  Manderscheid :  hominum  in  iUo  banno  manentium  quilibet,  qui 
aratrum  habet,  8  diebus  in  anno  agros  archiepiscopi  arabit.  Dazu  s.  oben  S.  371  Note  3. 
Aus  später  Zeit  s.  noch  WTholey  1584,  G.  8,  766.  Nur  Ernte-,  nicht  Pflugfronde  kennt 
USMax.  S.  446,  Naurath. 

>)  USMax.  S.  442,  Loersch;  S.  446,  Naurath;  S.  447—8,  Eslingen;  S.  456,  Thaben; 
oben  S.  435. 

')  Vgl.  dazu  im  allgemeinen  oben  S.  283.  Im  wesentlichen  handelt  es  sich  hier  um 
Holzfällen,  Hohspalten  und  Holzfahren  zu  bestimmten  Zwecken,  vgl.  WAnwen  1362,  §  2: 
jeder  Pflug  hat  jährlich  6  Fuder  Holz  zum  Kalkofen  nach  Luxemburg  zu  fahren.  WBischofs- 
heim  1402,  G.  2,  38:  ieder  pluch,  als  er  gespannen  ist,  zu  acker  zu  gan,  ein  fuder  kamer- 
liolze  in  die  bürge  zu  füren.  WSchillingen  und  Waldweiler  1549,  G.  2,  123:  iglicher,  der 
gesind  hat,  ist  schuldig  jarlichs  den  hem  ein  foder  cammerholz  zu  fueren,  und  das  sol  ge- 
libert  werden  vor  dem  jargedingh,  so  man  zu  weinachten  helt;  und  sol  dermassen  geladen 
werden,  daß  ein  junger  knabe  von  13  oder  14  jaren,  so  zu  dem  h.  sacrament  gegangen,  den 
wagen,  so  vonnöten,  möge  ufheben,  und  das  rad  inthun.  und  wanne  das  holz  geliebert  ist, 
sollen  die  hem  dem  jungen  oder  dem  knecht  die  sopp  geben,  daß  er  möge  wiederumb 
heimkomen.  WPluwig  1542,  G.  2,  121:  welcher  man  hinder  dem  herm  sitzet  und  fhewr 
hat,  dem  sal  der  meier  von  Schöndorf  ein  bouche  in  des  jonkem  weide  geben  und  der  man 
heimfhüren  und  daraus  spelder  machen,  ie  einen  sieben  schoen  langh;  dieselb  uf  den  hart 
dur  machen  und  dem  herm  ein  karr  fol  heimfhüren.  dieselb  khar  sol  so  groß  sein,  das  wo  ein 
rat  usginge,  ein  mensch,  der  dreimael  zum  hermgodc  hait  gangen,  das  rat  mit  einer  haut  und 
die  achse  mit  der  andern  haut  greifen,  und  wiedemmb  zuthun  moege :  und  der  herr  sol  dem 
armen  man  den  cost  geben.  Bisweilen  kommen  auch  andere  Holzfronden  vor,  z.  B.  Köhlern, 
vgl.  WZerf  1581,  1642,  G.  2,  107,  cit.  oben  S.  516  Note  1.  Zur  Fischerei  vgl.  oben  S.  503, 
Note  6;  WLampaden,  G.  2,  113:  wir  weisen  auch  unserm  ehrw.  hem  alle  fischerei  in  der 
Lampader  bach,  und  sein  die  nachbam  zu  Lampaden  die  zwei  mhal  zu  gewonlicher  zeit  des 
jars  unserm  ehrw.  hem  schuldigh  zu  fischen;  deswegen  sie  ein  ledige  hove  haben,  gnant  die 
fischhove;  und  so  man  die  bach  gefischt,  sol  der  meier  den  fischem  ein  flesch  oder  halben 
sester  weins,  und  ein  suppe,  so  gut  als  ein  halber  sester  weins,  geben. 

')  S.  WMeddersheim  1514,  §  10:  wan  der  gmndherr  komt  gen  M.  oder  schickt  seine 
reishabe,  so  sol  ein  schuelteiss  gSn  zu  dem  heimberger  des  dorfs  und  sollen  bestellen,  dasz 
u.  gn.  h.  essen  und  trinken  und  atzent  habe;  damach  sollen  das  die  heimburger  der  gemeine 
berechnen,  und  sol  das  die  gemeine  bezahlen.  Eigentümlich  sind  auch  noch  UlMettlach  No.  1 : 
im  Juni  in  WadriU  debent  3  dies  de  unaquaque  domo :  unum  ad  urbis  opus,  alium  ad  fenum, 
tertium  ad  araturam;  *WSPeters  Hochgericht  1460,  Arch.  Maximin.  9,  596,  §  4:  vort  ist  ein 
bergh  über  Mosel  genannt  Röckenberg,  ein  ieglicher  man,  hinder  sanct  Petera  gericht  sitze, 
wanehe  man  des  zu  herbst  noit  hat  ein  frondagh  für  ein  windelbot  da  zu  sein,  ausgenommen 
die  scheffen  obg.  gerichts,  dan  sal  der  herr  sanct  Peters  gericht  möglich  herbstkosten  geben, 
des  sal  der  herr  sanct  Peters  gericht  ein  halb  mir.  koras  zum  brod  [S.  598]  im  herbst  geben, 
das  übrige  sal  der  maier  wie  von  alters  gewöhnlich  darstellen. 

♦)  Vgl.  z.  B.  UlMettlach  No.  1:   in  Wadrill  10  e  zahlt  jeder  mansus  in  natale  domini 


—     799     —  Verwaltungsorganismus.] 

denigemäCs  nach  der  Höhe  und  Inanspruchnahme  derselben,  oder  aber  sie  stellen 
einen  allgemeinen  Entgelt  für  den  mit  Allmendenutzung  verbimdenen  Auf- 
enthalt in  der  Mark  dar.  In  die  erste  Kategorie  gehören  die  Medemabgaben 
für  zimi  Anbau  verliehenes  Markland  ^  sowie  sonstige  Zinse,  welche  sich  an 
die  Verleihung  von  Rottland  für  Gärten  und  Wiesen,  für  Weinberge  und 
Beunden  unter  Ausscheidung  vom  Übertriebsrecht  ^,  auch  an  die  Verleihung 
von  Sonderwäldem^  anknüpfen  konnten,  feiner  der  Dem  imd  sonstige  Weide- 
abgaben*. In  der  zweiten  Kategorie  ergiebt  sich  ein  auf  die  einzelne  Feuerstelle  ge- 
legter Zins  als  Hauptabgabe,  wie  er  bald  als  Herdpfennig*,  bald  als  Rauchhuhn*, 


.  .  pro  ligno  2  mo.  dominic<^  aven^  et  secundo  anno  4  d.  pro  porcis;  USMax.  S.  456, 
Thaben:  quicunque  est  habitator  ville,  dabit  ad  pratum  obulunif  si  silvam  ingreditur, 
denarium. 

1)  S.  oben  S.  394,  auch  S.  127,  sowie  Bd.  2,  659  Note  1. 

«)  Vgl.  ÜMarienthal  1317,  S.  314,  Zinse  vom  Rottland  der  Allmende  48  pulli ,  femer 
mescom  47  sext  von  Allmendewiesen  und  64  sext.  parve  mensure  Wein  von  Allmendewein- 
bergen.  Zum  Ausdnick  mezcom,  mescom  s.  auch  USMax.  S.  436,  Nospelt;  üStift  S.  409, 
Birkenfeld.    Im  übrigen  vgl.  noch  oben  S.  386,  403. 

')  MR.  ÜB.  1,  514,  c.  1140:  nee  est  pretermittendum ,  quod  homines  vill<^  [Schleich] 
communiter  amam  vini  Treverensis  mensure  quotannis  de  silva,  que  Canvith  vocatur,  per- 
solvunt    S.  auch  USMax.  S.  453,  Rübenach:  census  silve. 

*)  Vgl.  z.  B.  WWaratwald,  G.  2,  12. 

*)  Hierher  gehört  vermutlich  schon  Lac.  ÜB.  1,  186,  284,  1117;  ferner  eine  ♦Aufiseich- 
nung  im  Koblenzer  St.A.,  Pgtbl.  von  46  zu  ca.  15  cm.,  auf  der  Rückseite  von  Hand  15.  Jhs. : 
Rile  buwehoifstede,  die  die  herdel  geldent;  und  darunter  von  Hand  18.  Jhs.:  Specification 
besthäubtiger  hofstedt  und  feurzins  zu  Reil:  ad  No.  62  R.  E.  Die  Aufzeichnung  stammt  aus 
dem  Ende  14.  Jhs.,  hat  aber  spätere  Zusätze.  Nach  der  alten  Aufechrift:  In  Rile  buehofstede 
dÄ  nidirval  geldint:  werden  die  einzelnen  Häuser  und  deren  Inhaber  mit  ihren  Geld-  und 
teilweis  Hühnerzinsen  aufgeführt  Aus  späterer  Zeit  vgl.  aufser  WRemich  1477,  G.  2,  241, 
und  WMersch  1542,  §  5,  auch  WMeisenburg  1549,  §  20:  alle  burger  geben  den  herdpfennig,  mit 
Ausnahme  der  Schöffen;  WReuland  1586,  §  3:  wer  dan  halt  vuer  und  rok  aufgaen  in  der 
freiheit  Rulant,  der  sei  schuldig  4  d.,  und  vort  von  sinem  eitter  2  d.;  WMondorf  1594  §  11: 
der  Herdpfennig  beträgt  4V2  stüber,  Bistumsleute  die  Hälfte  (2  stüber  und  2  pfennige), 
von  jeder  Feuerstelle,  auch  wenn  zwei  in  einem  Hause  wohnen. 

*)  Honth.  Hist  2,  113,  1329:  Zins  tot  pullorum,  quot  sunt  ibidem  loca  ignium  sive 
foci;  WNiedermendig  1382,  G.  2,  491:  alle  hovereden,  die  verbuit  sint,  vueir  unde  rauch 
haint  ufgain,  die  uf  sente  Marien  hof  gehorich  sint,  die  geint  vaßnaichthoinre ;  vort  alle  an- 
boriche  lüde,  die  uf  denselben  hof  gehorich  sint,  vueir  und  rauch  haent,  so  wa  die  gesessen 
sint,  geint  onch  vaßnaichthoenre;  WErpel  1388,  §  3:  quilibet  parochianus  [Nachbar]  aut 
qoilibet  parochiana  habens  et  tenens  mansionem  habitabilem  propriam  vel  locatam  in  parochia  E., 
que  mansio  si  sit  parva  vel  magna,  dabit  dominis  nostris  [den  Kölner  Domherrn]  gallinam 
annuatim  circa  festum  camisprivii,  demptis  scabinis,  qui  nullam  solvere  tenentur  ratione  sui 
officii  scabinatus;  WHarbmch,  G.  2,  136:  daß  ein  ieder  lenman  zu  diesem  jartag  sein  hun 
in  seiner  band  haben  sol  und  vor  die  schultessen  bringen;  WImmerath  1660,  G.  2,  397:  iedes  haus 
gibt  drei  hauen;  imd  wan  einer  an  einem  zäun  feur  uf  bläst,  der  ist  drei  hauen  schuldig,  der 
drithalb  schueh  hoch  seines  Vermögens  flieht,  solle  der  gerichtsherr  zufrieden  sein. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     800     — 

Bauchhafer*  oder  Rauchbrot  2,  auch  wohl  als  Zinskomplex  in  verschieden- 
artiger Kombination  dieser  Abgaben  imter  sich  und  mit  andern  kleinen 
Leistimgen,  Eiern  u.  dergl.  auftritt^.  Beim  Vorhandensein  der  letzteren 
Erhebungssumme  wie  bei  etwa  gleichzeitigem  starkem  Bestand  an  markhörigen 
Fronden  war  dann  der  einzelne  nur  markhörige,  nicht  hof hörige  Bauer  doch 
dem  Gehöfer  ziemlich  weitgehend  assimiliert,  und  das  Bestreben  der  Grund- 
herren, diese  Assimilation  zu  einer  vollkommenen  Identifizierung  zu  ent- 
wickeln, begreift  sich  olme  weiteres.  Der  wichtigste  Schritt  grundsätzlicher 
Art,  welcher  zu  diesem  Zwecke  geschehen  mufste,  bestand  darin,  dafs  man 
nicht  nur  die  Allmende,  sondern  alles  Eigen  der  nur  markhörigen  Bauern  als 
in  grundherrlichem  Obereigentum  befindlich  ansah  und  demgemäfs  der  grund- 
herrlichen Gerichtsbarkeit  unterwarf.  In  der  That  wird  dieser  Weg  ein- 
geschlagen und  oft  bis  zum  letzten  Ziele  verfolgt.  Im  WNiederprüm 
z.  B.  wird  gewiesen*,  wanehe  ein  man  als  vil  aigen  erf  het,  dafs  er  ein 
feuerplatz  daruf  machen,  und  so  viel  geraumbs,  dafe  er  ein  betplatz  darauf 
gemachen  künte,  imd  künte  ein  geiß  bei  sich  gebinden  und  ein  dreisteinplichen 
stul  darbei  gesetzen,  sol  er  sich  defsen  nit  gebrauchen,  er  habs  dan  entpfenk- 
licher  band  vom  grunthem  oder  hofescholtifsen ,  und  uf  der  platzen  zu  ent- 
pfangen,  da  sichs  gepürt. 

Hinter  solchen  Konsequenzen  blieb  freilich  die  Bedeutimg  jener  zweiten 
Art  markhöriger  Leistungen  weit  zurück,  welche  sich  als  Folge  besonderer  sei 
es  früher  von  der  Markgenossenschaft,  sei  es  später,  nach  Entwicklung  des 
Markobereigentums,  vom  Markgrundherm  zu  schaffender  oder  geschaffener 
gemeinsamer  Wirtschaftseinrichtungen  bezeichnen  liefs*^.    Von  besonderem  In- 


*)WZerf  1581,  1684,  G.  2,  108:  alle  di^enige,  die  hinter  dem  herrn  probst  wohnen, 
die  fewr  und  flani  aufblasen,  seint  alle  jähr  schuldigh  ein  faß  haber,  die  also  geliebert 
werden  sol,  das  der  meier  baussent  dem  gatter  stehen  sol  und  der  erfliug  darbinnent,  und 
doch  also  messen,  daß  nicht  abfalle  und  der  meier  liefern  könne.  S.  auch  WGules- 
hahn  1683. 

*)  WNospelt  1542  §  10:  wer  da  feuret  und  flammet  hinder  dem  grundherm,  der  muesz 
eim  hem  apt  als  grundhem  geben  2  rockenbroet,  der  fünf  ein  sester  duent. 

^)  USMax.  S.  447—8,  Kslingen:  omnis  domus,  que  in  banno  nostro  est,  dat  nobis  in 
die  sancti  Stephani  3  panes  et  2  sum.  avene.  UMarienthal  1317,  S.  314,  Marienthal  hat  den 
Bann  [Allmendeobereigentum]  in  Kahler:  quelibet  mansio  domorum  et  hominum  bamii 
predicti,  ubi  ignis  reperitur,  tenetur  2  sext  avene  et  3  puUos  .  .;  ratione  advocachie  1  sext. 
avene  et  1  Metensem  d.  .  .;  ubicunque  ignis  non  reperitur,  non  sohimt  pullos  seu  avenam 
seu  d.  ^^^Völlstein  1486,  G.  2,  159—60:  weisen  wir  u.  gn.  h.  zue  W.  von  einem  jeden 
haus  ein  cmtgans  und  ein  fassnachthun.  WMersch  1542  §  5:  also  manich  hertpfenninc 
einer  gibt,  also  manich  eie  sol  auch  einer  geben.  —  Ein  Zins,  der  vermutlich  auf  reduzierte 
markhörige  Fronde  geht,  findet  sich  UStift  409,  Birkenfeld:  in  banno  apud  Birken velt  qui- 
libet  manens  solvit  sciüteto  de  vronde  1  mensuram  siliginis  et  1  mensuram  avene,  quanun 
quatuor  faciunt  mir.,  quod  dicitur  haccom.    Ähnlich  in  banno  Brombach. 

*)  G.  2,  553,  1576. 

*)  S.  zur  Entwicklung  der  grundherrlichen  Rechte  vorläufig  oben  S.  303  die  Anm. 


—     801     —  Verwaltungsorganismus.] 

teresse  ist  hier,  neben  Abgaben  für  Mühlen-  und  Backofenbenutzimg S  Wein- 
schank-  und  Fähn-echt*,  nur  eine  auf  älteren  Rechtsgrundlagen  erwachsene 
Leistung.  In  den  freien  Marken  hatten  Abgaben  imd  speciell  auch  Fronden 
zui'  Durchführung  von  Markmeliorationen  bestanden.  Der  Anspruch  auf  diese 
lusprünglich  autonomen  Leistungen  ging  bei  Entstehung  von  Markobereigentum 
natürlich  an  den  neuen  Markgrundhenen  über ;  und  wir  finden  die  Leistungen 
daher  in  der  grundherrlichen  Mark  als  sogenannten  Zendertag  oder  als  Zender- 
werk  z.  B.  im  SMaximiner  Urbar  wieder.  Doch  werden  sie  jetzt  nicht  mehr 
ausschliefslich  im  Interesse  der  Mark,  sondern  auch  für  die  verschiedensten 
Arbeitszwecke  des  Grundherrn  ausgenutzt^.  — 

Wir  übersehen  nimmehr  die  gesamte  lokale  Wirtschaftsverwaltung  des 
Grofsgrundbesitzes ,  wie  sie  sich  vornehmlich  an  den  Fronhof  anknüpft,  die 
Organisation  ihres  Substrats,  des  Grund  und  Bodens,  die  Funktionen  ihres 
Beamtenpersonals,  besonders  des  Meiers,  endlich  die  Verwendung  der  grund- 
und  markhörigen  Bevölkerung  im  grundheiTlichen  Wirtschaftsinteresse.  Aber 
wir  kennen  noch  nicht  das  Gesamtergebnis  dieser  Verwaltung.  Welches  war 
der  Erfolg  einer  so  vielgegliederten  Organisation,  wie  sie  sich  im  Fronhof 
darstellt,  im  einzelnen,  und  wie  arbeiteten  die  Fronhofsverwaltimgen  zu  Gunsten 
der  gemeinsamen  Grundherren  ineinander:  das  sind  die  Fjagen,  welche  noch 
der  Lösung  harren.  Ihre  Beantwortung  kann  nur  in  der  Untersuchung  der 
grundherrlichen  Zentralverwaltung  erfolgen. 

Auf  diesem  Gebiete  tritt  uns  aber  wiederum  die  Frage  entgegen,  in- 
wiefern denn  die  karolingische  Villenverfassung  für  die  Entwicklung  der  Or- 
ganisation des  aristokratischen  Grofsgrundbesitzes  von  vorbildlichem  Einflufs 
gewesen  sei.  Ist  die  aristokratische  Zentralverwaltung  in  sich  und  in  ihrer 
Verbindung  mit  den  lokalen  Fronhofsverwaltungen  eine  Nachbildung  der 
karolingischen  Domanialverwaltimg  oder  nicht?  Nur  eine  unabhängige  Neben- 
einanderstellung beider  Verwaltungsbilder  wird  für  eine  dieser  Alternativen 
entscheiden  können.  Für  den  Gang  der  Forschung  ergiebt  sich  daher  die  Not- 
wendigkeit, vorerst  die  zentrale  Domanial Verwaltung  der  Karolinger  zu  er- 
örtern, ehe  an  eine  Untersuchung  der  aristokratisch-grundherrlichen  Zentral- 
verwaltung gegangen  werden  kann. 

*)  Über  Banmnühlen  und  Verwandtes  vgl.  Waitz,  Vfg.  8,  275  f.;  s.  ferner  Bd.  8  Wortr. 
u.  d.  WW.  moture  und  multer;  UPrüm  No.  118—114;  Ennen,  Qu.  1,  547,  71,  1158;  üSMax. 
S.  442,  Loersch;  Bd.  3,  64,  84  f.,  1278;  146,  26,  1828. 

8)  Vgl.  ÜPrüm  No.  114;  MR.  ÜB.  8,  1491,  1259;  WTholey  1450,  G.  8,  757;  WSchweich 
1517,  G.  2,  809 ;  WBirresborn,  G.  2,  528 ;  —  Lac.  ÜB.  1,  95,  158,  1019. 

')  Vgl.  USMax.  S.  449,  Rittersdorf:  quicunque  in  banno  nostro  sunt  vel  super  salicum  bonum 
manent,  operantur  1  diem,  qui  dicitur  centenarii;  ebd.  S.  450,  Matzem:  operantor  mansionarii 
Td  quicumque  salicum  bonum  tenent  uno  die  opus,  quod  vocatur  centenarii,  suis  expensis. 
WKieselbach  1549,  G.  2,  196:  zwei  Heimburgen  zu  K.  in  der  herm  gericht  gesessen  setzen 
Mihfrohnden  an.  Hier  handelt  es  sich  wenigstens  höchst  wahrscheinlich  um  ursprünglich 
antonom-markgenössische  Fronden.  Über  diese  ursprünglichen  Hundertschaftsfronden  ist  unten 
Abschnitt  VII  Teil  1  noch  genauer  zu  handeln. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgnmdbes.  —     802     — 

Die  zentrale  Domanialverwaltung  der  Karolingerzeit  läfst  sich  aber  ohne 
einen  kurzen  Einblick  in  die  Beichszentralverwaltung  dieser  Epoche  überhaupt 
nicht  vei-stehen.  Von  diesem  allgemeinsten  Punkte  ist  also  auszugehen,  und 
dieser  Punkt  um  so  mehr  zu  betonen,  als  seine  Erörterung  sich  später  für  die 
Untersuchungen  des  Abschnittes  VHI  umnittelbar  fruchtbar  erweisen  wird. 

Die  karolingische  Zentral  Verwaltung,  wie  sie  uns  systematisch  aus  der 
von  Hinkmar  von  Eheims  überarbeiteten  und  erweiterten  Aufeeichnung  Adal- 
hards  De  disciplina  palatii  am  besten  bekannt  ist\  charakterisiert  sich  vor 
allem  durch  ihre  eigentümliche  Mittelstellmig  zwischen  der  altgermanischen 
fürstlichen  Hofverwaltung  und  der  frühabsolutistischen  Kabinetsverwaltung.  Schon 
sind  eine  Anzahl  angesehener  Pfalzbeamten  entwickelt,  welche  neben  dem 
grofsen  aus  der  alten  Volksversammlung  ausgeschiedenen  Staatsrat  für  königliche 
Sachen  wie  für  Geschäfte  des  königlichen  Hauses  und  Hofes  einen  beson- 
deren kleinen  Staatsrat,  ein  Kabinett,  bilden :  aber  sie  sind  nur  zum  kleineren 
Teile  mit  eigentlichen  Staatsgeschäften  beauftragte  Beamte,  der  Mehrzahl  nach 
gehören  sie  noch  dem  königlichen  Hausdienste  an. 

Man  kann  acht  grofse  Pfalzämter,  im  Sinne  etwa  späterer  Ministerien 
—  sie  werden  auch  ministeria  genannt  —  unterscheiden,  das  des  Erzkaplans, 
des  Pfalzgrafen,  des  Kämmerers,  des  Seneschalks,  des  Schenken,  des  Stall- 
giafen,  des  Quartiermeisters,  der  Jägermeister. 

Von  ihnen  waren  nur  die  beiden  ersten  eigentlich  und  von  Grund  aus 
I)olitische  Ämter.  Der  Erzkaplan,  seit  der  Karolingerzeit  meist  ein  Diakon 
oder  Priester,  seltener  ein  Bischof,  war  der  Minister  für  alle  geistlichen 
Sachen^;  unter  ihm,  als  dem  schrifterfahrenen  Kleriker,  stand  zugleich  das 
gesamte  Kanzleiwesen  mit  dem  Erzkanzler  an  der  Spitze^;  und  bisweilen 
vereinigte  der  Erzkaplan  wohl  auch  das  Amt  des  Erzkanzlers  mit  dem 
seinigen*.  Das  Gegenstück  zum  Erzkaplan  bildet  der  Pfalzgraf ^*,  der  Minister 
ftlr  alle  weltlichen,  vornehmlich  ftlr  die  Rechtssachen®,  deren  Entscheid  bei 
dem  bekannten  auch  im  Karolingerreich  nicht  dauernd  zu  Gunsten  einer 
höheren  Auffassung  überwundenen  ausschliefslichen  Friedens-  und  Rechts- 
charakter des  germanischen  Staates  den  gröfeten  Teil  der  königlichen  Ver- 
waltimgsgeschäfte  ausmachte.  Der  Geschäftsgang  bei  beiden  Ämtern  war  so 
ger^elt,  dafs  alle  geistlichen  Unterthanen  durch  den  Erzkaplan,  alle  welt- 
lichen durch  den  Pfalzgrafen  mit  dem  König  verkehrten'. 

Neben    den    politischen   Ämtern  standen   als    eigentliche  Hofämter   vor 

')  Neue  Ausgabe  mit  Kommentar  von  M.  Prou,  Bibl.  de  V^  des  hautes  ^tudes,  Fase. 
58,  Paris,  Vieweg,  1885.    S.  zum  folgenden  auch  schon  oben  S.  720. 
«)  Discipl.  palat.  §  13  f.,  20. 
8)  Ebd.  §  16. 

^)  Zur  genaueren  Entwicklung  s.  Sickel,  Acta  1,  9  f. ;  Prou  S.  43  Note  2. 
^)  Bisweilen  gab  es  auch  mehrere  Pfalzgrafen,  Prou  S.  55  Note  1. 
«)  Discipl.  palat  §  16,  19,  21. 
^)  Vgl.  namentlich  Disdpl.  palat  §  21. 


*.' , 


—     803     —  VerwaltungsorganismuB.] 

allem  die  des  Kämmerers  und  des  Seneschalks.  Von  ihnen  hat  der  Kämmerer 
als  Adlatus  der  Königin  die  Verwaltung  der  Pfalzen  nach  Ausstattung  und 
Baulichkeit  zu  besorgen,  unter  ihm  steht  deshalb  auch  der  Schatz,  wie  er  sich  vor- 
nehmlich durch  Geschenke  einheimischer  Grofser  wie  fremder  Fürsten  fülltet 
Der  Seneschalk  dagegen  hat  die  Verpflegung  unter  sich,  abgesehen  von  der  dem 
Schenk  übergebenen  Sorge  für  Getränke  und  der  dem  Stallgrafen  zustehenden 
Versoi^ng  des  Maretalls^.  Die  häufige  Ortsveränderung  des  Hofes,  welche 
mit  der  R^elung  der  Verpflegung  desselben  aufs  engste  zusammenhing,  brachte 
es  mit  sich,  dafs  sich  die  Stellung  des  Seneschalks  zugleich  imd  fast  vornehm- 
lich zu  der  eines  Reisemarschalls  des  Hofes  ausbildete;  zur  Bewältigung  der 
sehr  bedeutenden  in  dieser  Richtung  entstehenden  Geschäftslast,  welche  u.  a. 
auch  die  gemeinschaftlich  mit  dem  Schenken  geführte  Zentralverwaltung  des 
königlichen  Domänensystems  umfafste,  trat  ihm  der  Hofquartiermeister^  zur  Seite. 

Eine  selbständige  Stellung  neben  den  Hofämtern  des  Kämmerers  und 
Seneschalks,  des  Schenken,  Stallgrafen  und  Quartiermeisters  hatte  endlich 
das  HoQägeramt,  welchem  vier  Jägermeister  und  ein  Oberfalkonier  vorstanden®. 
Ihm  fiel  auf  Grund  der  Soi-ge  für  die  königliche  Tafel  und  für  die  aus- 
gedehnten Jagd  Vergnügungen  des  Hofes  die  periodische  Verteilung  des  Jagd- 
personals über  die  einzelnen  Domänen  und  Forste,  sowie  die  Anlage  von 
Hundezüchtereien  bezw.  die  Beauftragung  der  Domänenbeamten  mit  der 
Himdezucht  zu. 

Natürlich  unterstand  jedem  einzelnen  Pfalzamt  eine  grofse  Anzahl  von 
Mittel-  und  Unterbeamten*;  so  dem  Erzkaplan  die  Kanzleibeamten;  dem 
Halzgrafen  vennutlich  ein  Personal  von  Rechtskundigen,  vielleicht  auch  der 
Ostiarius ;  dem  Kämmerer  der  Sacellarius,  Dispensator,  Scapoardus ;  dem  Jäger- 
amt die  Bersarii,  Veltrarii,  Beverarii**.  Über  die  Stellung  dieser  Unter- 
beamten giebt  die  Disciplina  palatii  keine  genauere  Auskunft;  vermutlich 
waren  sie  wenigstens  in  den  subalternen  Posten  bessere  Unft*eie,  ihr  Verhältnis 
zum  König  gewifs  das  des  Ministeriums.  Sie  waren  dabei  wohl  meist  lebens- 
länglich in  ihrem  Dienst  thätig;  sicher  ist  das  letztere  der  Regel  nach  für 
die  hohen  Pfalzbeamten  der  Fall®. 

Schon  mit  dieser  gewöhnlich  lang  andauernden  Stellung  mufete  sich  fllr 
die  Pfalzbeamten  eine  reiche  administrative  und  auch  politische  Erfahrung 
ergeben ;  es  lag  nahe,  dieselbe  in  Begründung  eines  koUegialischen  Beratungs- 
körpers zu  vereinigen  und  auszunutzen.     Wie  schon  oben  angedeutet,  sind 

1)  Discipl.  palat  §  16,  22. 

2)  Ebd.  §  16,  23.  Zur  Stellung  des  Seneschalks  und  des  Schenken  —  so  wird  doch 
buticularius  am  besten  zu  übersetzen  sein  —  vgl.  auch  Gu^rard,  M^m.  de  Plnstitut,  Acad. 
des  inscr.  21,  i,  193  f. 

«)  Discipl.  palat  §  16,  24.    S.  Guerard  a.  a.  0.  S.  200  f. 
«)  Discipl.  palat  §  28. 
^  Ebd.  §  17. 
•)  Ebd.  §  26. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     804     — 

hierzu  in  der  Karolingerzeit  einige  Anfange  gemacht.  Kam  es  nicht  zu  der 
in  den  Verhältnissen  eigentlich  natürlich  gegebenen  vollen  Ausgestaltung  eines 
Kabinetts,  so  lag  der  Grund  hierfür  vornehmlich  in  der  Konkurrenz  der  aus 
den  Grofsen  gebildeten  einmal  jährlich  zusammentretenden  Versammlung  S 
welche  man  nach  der  Art  ihrer  Verhandlung  wie  nach  der  Weise  ihrer  Be- 
nutzung seitens  der  Krone  ^  als  einen  grofsen  Staatsrat  bezeichnen  kann. 
An  diesem  Staatsrat  nahmen  auch  die  Pfalzbeamten,  Erzkaplan  und  Kämmerer 
jedenfalls,  die  übrigen  falkultativ,  teil^:  daher  war  mit  der  Geschäftskenntnis 
aller  oder  eines  Teiles  der  Pfalzbeamteu  die  Möglichkeit  gegeben,  aufserhalb 
der  Sitzungsperiode  des  grofsen  Staatsrats  die  dessen  Beratung  zufallenden 
Materien,  wenn  sie  dringlich  waren  oder  den  Hof  speciell  betrafen,  im  engeren 
Gremium  der  Pfalzbeamten,  als  kleinerem  Staatsrat,  zu  behandeln  und  häufig 
wohl  auch  abzuschliefsen*. 

Gehen  wir  nun  speciell  auf  die  Frage  nach  der  Thätigkeit  der  zentralen 
Finanz-,  d.  h.  Domänenverwaltung  ein,  soweit  dieselbe,  vom  SeneschaJk  und 
vom  Schenken  geführt,  die  Oberaufsicht  über  die  fiskalischen  Abschlüsse  und 
die  Einziehung  der  fiskalischen  Überschüsse  betraf,  so  geben  die  Quellen, 
speciell  auch  Adalhard-Hinkmar,  kaum  nähere  Auskunft.  Man  kann  sich  viel- 
mehr die  hier  herrschende  Thätigkeit  nm*  vom  Gesichtspunkte  des  Iudex, 
also  des  obersten  lokalen  Fiskalbeamten,  aus  vergegenwärtigen:  für  diesen 
liegen  umfangreiche  Angaben  im  Cap.  de  villis  vor.  Treten  wir  jetzt  in  die 
Erörterung  derselben  ein,  so  führt  dieser  Umw^  der  Betrachtung  gleichwohl 
wenig  vom  geraden  Pfade  ab,  denn  es  wird  sich  zeigen,  dafs  der  Schwerpunkt 
des  Rechnungswesens  der  Fiskalverwaltung  weniger  in  der  Zentralbehörde,  als 
in  den  Händen  des  Iudex  lag:  nur  an  ihn  berichteten  und  zahlten  bezw. 
liefeiten  die  Specialbetriebe,  und  die  Zentralstelle  war  dem  Iudex  gegenüber 
nur  Kontrollinstanz. 

Die  Einnahmen  des  Fiskus,  wie  sie  der  Iudex  sammelte,  bestanden  nun 
einmal  aus  den  Erträgen  der  eigenen  Landwirtschaft  bezw.  des  Beunden- 
baues,  femer  aus  den  in  Geld  erfliefsenden  Erträgen  des  Boden-  imd  Ver- 
kehrsregals, der  Gerichtsbarkeit,  der  Steuern  seitens  der  nicht  hofhörigen 
Unterthanen  im  Fiskus,  endlich  der  Specialbetriebe,  soweit  diese  nicht  direkt 
landwirtschaftlicher  Natur  waren;  sie  umfafsten  ferner  die  Zinse  der  vom 
Fiskus  verliehenen  Hufen  und  die  Erträge  von  den  fiskalischen  Handwerken 
und  bergmännischen  Betrieben.  Eine  Übersicht  über  diese  Einnahmequellen 
giebt  der  §  62  des  Capitulare  de  villis,  indem  er  die  Rubriken  aufzählt,  nach 
welchen  der  Iudex  jährlich  zu  Weihnacht  ül)er  Ertrag  und  Bestand  der  fis- 


')  Discipl.  palat  §  34—86. 
2)  Ebd.  §  60. 
»)  Ebd.  §  32. 
*)  Ebd.  §  32,  83. 


—     805     —  Verwaltungsorgamsmus.] 

kaiischen  Wirtschaft  Rechnung  legen  sollte.    Man  kann  aus  der  Aufzählung 
die  folgenden  Positionen  bilden: 

1.  Fronland  im  Eigenbetrieb. 

2.  Beunden^ 

3.  Dem  2. 

4.  Medem^. 

5.  Freiwillige  und  peinliche  Gerichtsbarkeit. 

6.  Forstgerichtsbarkeit. 

7.  Anderweite  Gerichtsbufsen  (Fronhofs-  bzw.  Baudingsbufeen). 

8.  Mühlen. 

9.  Forsten. 

10.  Brauhäuser^. 

11.  Brücken  und  Fähren. 

12.  Abgaben  der  freien  Fiskuseingesessenen  und  Centenen. 

13.  Märkte. 

14.  Weinbei^e  und  Weinzinse*. 

15.  Bestand  —  an  Heu;  Brennholz  und  Fackeln,  Schindeln  und  sonstigen 
Holzabgaben*;  Gemüse,  Kolben-  und  Rispenhirse;  Wolle,  Lein  und 
Hanf;  Baumfrüchten,  giolsen  imd  kleinen  Nüssen,  veredelten  Baum- 
friichten;  Gärten  und  Rübenland;  Teichen®;  Leder,  Fellen  imd 
Hörnern^;  Honig  und  Wachs;  Fett,  Talg,  Seife;  Moraz,  gekochtem 
Weine,  Met,  Essig,  Bier,  jungem  und  altem  Wein ;  altem  und  neuem 
Getreide;  Hühnern,  Eiern  und  Gänsen. 

16.  Bestand  an  Fischern,  Schmieden,  Schildmachem,  Schuhmachern, 
Backtrögen  und  Schreinen,  Drechslern  und  Sattlern,  Eisenhämmern  und 
Bergwerken  auf  Eisen,  Blei  und  andere  Metalle. 

17.  Bestand  an  Tributarii  (Staatssteuerpflichtigen). 

18.  Bestand  an  Hengst-  und  Stutenfohlen®. 

Den  in  diesen  18  Positionen  verzeichneten  oder  in  den  Bestandangaben 
angedeuteten  Einnahmen  standen  Ausgaben  in  doppelter  Richtung  gegenüber: 
Ausgaben  für  den  Fiskus  selbst,  und  Ausgaben  für  den  Staat. 


1)  Zu  Position  1  und  2  vgl.  Cap.  de  Tillis  §  20. 

«)  Vgl.  Cap.  de  villis  §  36.    Anders  Gu^rard  S.  265. 

')  So  nach  der  richtigen  Vermutung  von  Pertz,  s.  Boretius  S.  89  Note  c,  und  Gu^rard 
S.  267. 

*)  Vgl.  Cap.  de  villis  §  8. 

^)  Hier  folgt  das  unverständliche  quid  de  proterariis,  welches  ich  weglasse. 

«)  Vgl.  Cap.  de  villis  §  21,  61. 

')  Ebd.  §  66,  69. 

^)  Der  Bestand  an  sontigem  Grofsvieh  war  wohl  unter  Pos.  1  anzugeben;  vgl.  auch 
Cap.  de  villis  §  23. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgnmdbes.  —     806     — 

In  ersterer  Beziehung  handelte  es  sich  einmal  um  Verwendung  gewisser 
Einnahmen  zur  Erhaltung  und  Erweiterung  des  fiskalischen  Betriebes.  So 
wurde  ein  Teil  des  Ertrags  zur  Verpflegung  imd  Besoldung  nicht  hufensässiger 
Subalternen  in  der  Form  der  Präbende  vorbehalten  \  ein  anderer  wurde  zur 
Verpflegung  der  Frauenhäuser  verwendet^.  Femer  sollte  aus  den  Erträgen 
gewöhnlicher  Wein  für  die  Fiskalinen  und  gutes  Saatkorn  gekauft  werden*. 
Dann  aber  kann  hierher  auch  noch  die  Abgabe  des  Zehnts  aus  allem  Ertrag, 
der  Regel  nach  nur  an  Kirchen  innerhalb  des  Fiskus,  gerechnet  werden*. 

Die  staatlichen  Ausgaben  zerfallen  in  solche  für  den  Hof  und  das  Heer. 
Bei  den  Hofausgaben  handelt  es  sich,  abgesehen  von  einzelnen  Lieferungen, 
z.  B.  von  Fischen,  Hengstfohlen,  Fässern^,  und  abgesehen  von  den  Auf- 
wendungen für  Beherbergung  und  Verpflegung  der  Pfalzjäger*,  vornehmlich 
um  das  sog.  Servitium,  den  vollen  Verpflegungsdienst  des  Hofes  für  eine  be- 
stimmte Anzahl  von  Tagen  '^.  In  diesem  Dienst  mufsten  lebendes  Vieh,  Pferde, 
Rinder,  Kleinvieh,  Hühner,  Enten,  geliefert  werden  ®,  femer  Getreide  für  täglich 
zwei  Mahlzeiten  ® ;  dazu  kamen  dann  noch  Liefemngen  an  anderweitigen  minder 
wertvollen  Konsumtibilien  ^®,  wobei  die  Lieferungshöhe  für  die  Fastenspeisen  zu 
zwei  Drittel  des  Gesamtertrags  derselben  angesetzt  war^^  Handelte  es  sich  bei 
den  Hofausgaben  zugleich  vielfach  um  gröfsere  Transporte,  so  waren  die  Anfor- 
demngen  für  das  Heer,  in  Friedenszeiten  wenigstens,  an  den  Fronhof  des  Fiskus 
selbst  gebunden.  Jeder  Fronhof  enthielt  ein  Zeughaus  mit  eisernen  Waffen,  mit 
einer  Anzahl  von  Transportwagen  und  der  zu  diesen  gehörigen  Ausrüstung  an 
Waffen  und  Koffern  (Fässern).  Dieses  Inventar  hatte  nun  der  Iudex  in  gutem  Stand 
zu  erhalten;  er  hatte  ferner  das  zur  Armiemng  nötige  Zugvieh  und  den  ent- 
sprechenden Proviant  bereit  zu  stellen* 2.  Zum  Kapitel  der  Kriegesaufwendung 
kann  man  ferner  wohl  noch  die  Ausgaben  zählen,  welche  dem  Iudex  aus  der 
Festhaltung  und  Verpflegung  ihm  überwiesener  Geiseln  entstanden*®. 

Über  diese  infolge  steter  Vei'wendung  von  Naturalien  ziemlich  kom- 
plizierte Einnahme  und  Ausgabe  sollte  in  der  Weise  Rechnung  geft\hrt  werden, 
dafs  für  die  Ausgabe  zwei  Bischer,   eins  für  die  Aufwendungen  innerhall)  des 


>)  Cap.  de  villis  S  31. 
2)  Ebd.  §  31,  43.  49. 
8)  Ebd.  §  8,  32. 
*)  Ebd.  §  6. 
^)  Ebd.  §  65,  15,  68. 
ö)  Ebd.  8  47. 
')  Ebd.  §  7. 
«)  Ebd.  §  23,  28. 
»)  Ebd.  §  24. 
'ö)  Ebd.  §  34-3.5. 
")  Ebd.  §  44. 
*«)  Elid.  §  80,  42,  64,  68. 
»)  Ebd.  §  12. 


—     807     —  Verwaltimgsorganismus.] 

Rskus,  ein  andei-es  für  die  Aufwendungen  im  Staatsdienst  angelegt  wurden. 
Arn  Jahresschlufs  waren  dann  die  Daten  beider  Bücher  kurz  zusammenzufassen 
und  der  nach  dem  oben  gegebenen  Schema  zu  buchenden  Einnahme  gegenüber- 
zustellen. Am  Schlufs  der  Gegenüberstellung  endlich  war  das  Facit,  welches 
den  Reinertrag  ergab,  zu  ziehen.  Ein  Schriftstück,  welches  diese  Angaben  über 
Ausgabe,  Einnahme  und  Reinertag  enthielt,  mufste  jedesmal  bis  zum  25.  De- 
zember an  der  Zentralstelle  einlaufen  ^  Seitens  der  Zentralstelle  wurde  nun- 
mehr die  Prüfung  vorgenommen,  Dechai-ge  erteilt,  und  Befehl  darüber  ge- 
geben, ob  der  Reinertrag  in  natura  abgeliefert  bezw.  noch  bis  auf  weiteren 
Befehl  aufgespart  oder  aber  an  Ort  und  Stelle  verkauft  werden  solle.  Im 
letzteren  Falle  hatte  der  Verkauf  noch  im  Winter  zu  erfolgen ;  der  Geldertrag 
mufste  bis  zum  Palmsonntag  abgeliefert  sein^. 

Neben  den  mit  dieser  Rechnungslage  verbundenen  winterlichen  Schi-eib- 
arbeiten  hatte  aber  der  Iudex  auch  sonst  noch  eine  ganze  Anzahl  von  Be- 
richten zu  erstatten;  so  vor  der  Sprungzeit  über  die  Qualität  der  Deckhengste*, 
bis  zum  1.  September  über  die  Höhe  des  Masteckers*,  an  nicht  näher  be- 
stimmt(»n  Terminen  über  etwaigen  Überflufs  an  Wein  und  unfreien  Arbeitern, 
über  veifronte  Hufen,  sowie  über  die  Zahl  der  getöteten  Wölfe,  im  letzteren 
Falle  unter  Übersendung  der  Felle  ^. 

Wurde  der  Iudex  schon  durch  diese  zahlreichen  Berichte  in  scharfer 
Kontrolle  gehalten,  so  kamen  die  Visitationen  durch  besondere  Gewaltboten 
(Missi)  hinzu,  um  ihn  in  fortwährender  strenger  Nichterfüllung  zu  bestärken. 
Ja  auch  für  die  Rechnungsablage  selbst  war  eine  gewisse  Kontrolle  geschaffen : 
da  das  Servitium  bei  einzelnen  Lieferungen  eine  gewisse  Quote  des  ganzen 
Ertrages  umfassen  sollte^,  so  lag  die  Möglichkeit  vor,  sich  durch  Ver- 
gleich der  Höhe  dieser  Lieferungen  mit  den  Angaben  in  der  Einnahme- 
seite unter  Umständen  ein  Urteil  über  die  Redlichkeit  des  Iudex  zu  ver- 
schaffen. 

Welch  auiserordentlich  weit  entwickeltes  System  der  Rechnungslage  und 
auch  schon  der  Kontrollen  erhellt  aus  diesen  Bestimmungen  des  Cap.  de  villis. 
Und  wie  erscheint  der  Iudex  im  Mittelpunkte  der  ganzen  Finanzgebarung 
stehend :  er  bildet  eine  in  hohem  Grade  selbständige  Sammelstelle  für  die  Ein- 
nahmen eines  vollen  Fiskus,  von  ihm  aus  erfolgt  Verwendung  und  Verkauf 
der  meisten  Naturalintraden,  seine  Abgaben  an  den  königlichen  Hof  sind  im 
wesentlichen  begrenzt  oder  erfolgen  nur  auf  besondere  Anweisimg. 

Liels   sich   nun   dieses  System  der  Finanzgebarung,    dessen    Schicksal 


')  Cap.  de  vUlis  §  55. 

«)  Ebd.  §  28,  33. 

»)  Ebd.  §  13. 

*)  El)d.  §  25. 

"*)  Ebd.  §  8,  67,  69. 

•)  Ebd.  §  44. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes. 


—    808    — 


über  die  Karolingerzeit  hinaus  zu  verfolgen  hier  nicht  unsere  Aufgabe  ist\ 
ohne  weiteres,  ja  auch  nur  mit  wesentlichen  Änderungen  in  den  aristokratisch- 
grundherrlichen  Betrieben  einftüiren? 

Der  Kernpunkt  der  ganzen  Fiskalverwaltung  liegt  in  den  Funktionen  des 
Iudex,  die  Voraussetzung  für  die  letzteren  wieder  ist  die  territoriale  Ge- 
schlossenheit grösferer  Fiskalgebiete.  Diese  Voraussetzung  trifft  für  den  grund- 
herrlichen Besitz  nicht  zu,  imd  das  Amt  des  Iudex  fehlt  der  aristokratischen 
Verfassungsbildung.     Unter  diesen   Umständen  ist  an   eine  Rezeption  oder 


')  Vgl.  MR.  ÜB.  3,  982  und  1005,  1249;  1034,   1250,  dazu  oben  S.  726  Note  3.  Im 
übrigen  vgl.  noch  nach  Boehmer,  Fontes  3,  397—8,  die 

Aachener  Aufzeichnung  über  die  Curiae  mensae  regis  Romani. 

Die   lombardischen  Kurien   sind  bei  der  Zasammenetellang  weggeUesen.     Die  Anfkeichnang  fällt  nach   Maihaei, 
Klotterpolitilc  Heinriebe  II.,  S.  96—102,  zwischen  1066—1069;  leine  Aneetsnng  wird  im  weeentlichen  richtig  sein. 

Vgl.  auch  Waiti,  Vfg.  8,  281. 


Provinz        Zahl 


Bemerkungen. 


Sachsen 


20 


Rheinfranken     21 


Baiem 


12 


Es  geben  5  Tage:  1  Kurie;  40: 1,  von  den 

übrigen  fehlen  die  Angaben. 
Es  geben  1  Tag:  2  Kurien;  2:  7;  3:  4; 

4:  1;  7:3;  8:  4. 

Es  geben  1  Tag:  4  Kurien;  2:  3;  3: 1; 

5:  1;  7:  2«. 


Total 


53 


422 


40 


Es  geben  1  Tag:  6  Kimen;  2:  10;  3:  5; 
4:  1;  5:  2;  7:  5;  8:  4;  40:   1. 


Das  durchschnittliche  Servitiimi  einer  Kurie  beträgt  mithin  etwa  8  Tage.    Die  Höhe 
des  Servitiums  (pro  Tag)  ist  nach  der  eben  benutzten  Aufzeichnung  die  folgende: 


1 

Provinz       Kühe 

i 

1 

Schweine 
grofse  [  kleine 

Hühner 

1 

1 
Eier 

Käse 

Gänse 

1  Bier 
1  carr. 

Pfeffer  1  Wachs 

Ib.    i    Ib. 

Wein 

1 

!     carr. 

< 

Sachsen           ,    3 

30 

5 

50 

50»     90 

10 

5          5 

10 

de  cellario 

Rheinfranken  ' 

1 

und  Baiem 

5 

40 

7 

50 

500  !   90 

1 

10 

—    '     5 

1 

10 

4 

Durchschnitts- 

höhe f.d.  Kurie 

32 

280 

48 

400 

4000 

720 

80 

20 

40 

80 

16 

>)  Von  einer  Kurie  iet  da*  Serriünni  nicht  angegeben. 

S)  Die  BemMbug  am  Sehlnfii:  iate  annt  enrie  de  Bawaria,  dant  riginti  sex  regalia  ierritia,  et  tarn  magna 
aieot  illa  de  Fraaeia:  atinmt  in  ihrem  eraten  Teile  nicht 
S)  XoDi  vohl  500  hüStn, 


—     809     —  VerwaltungsorganismußJ 

greifbare  Nachahmung  der  karolingischen  Zentralverwaltung  durch  die  Grund- 
herren nicht  zu  denken  \  Die  grundherrliche  Zentralverwaltung  entwickelte 
sich  ^^elmehr  selbständig  und  hat  mit  der  Fiskalverwaltung  nur  diejenigen 
Seiten  gemein,  welche  in  dem  naturalwirtschaftlichen  Charakter  beider  Ver- 
waltimgen  begründet  sind. 

Ziun  Verständnis  der  besonderen  grundherrlichen  Zentralverwaltung  aber 
wird  man  von  der  Thatsache  des  Streubesitzes  der  Fronhufen,  im  Gegensatz 
zur  Geschlossenheit  des  fiskalischen  Besitzes,  auszugehen  haben;  und  noch 
mehr  wird  der  Streucharakter  auch  der  Höfe  in  Betracht  kommen,  dessen 
durchgängige  Existenz  schon  ein  oberflächlicher  Blick  in  die  Karten  10  bis  13 
des  zweiten  Bds.  ohne  weiteres  nachweist. 

Es  ist  natürlich,  dafs  für  diese  zerstreut  liegenden  Höfe,  wie  schon  für 
die  Hufen,  vor  allem  eine  genügende  gegenseitige  Verbindung  und  eine  passende 
Kommxmikation  mit  der  Zentralstelle  zu  schaffen  war,  ehe  an  die  Einwirkung 
einer  zentralen  Verwaltung  gedacht  werden  konnte.  Diese  doppelte  Verbin- 
dung aber  mufste  nieder  zwiefachen  Ausdruck  finden:  es  kam  darauf  an, 
Nachrichten  wie  Transporte  zu  vermitteln.  So  wird  die  Organisation  eines 
verständigen  Nachrichten-  und  Transportdienstes  zur  unentbehrlichen  Voraus- 
setzung jeder  wirksamen  zentralen  Leitung  innerhalb  der  grundherrlichen 
WirtschaftsvenN'altung. 

Der  Nachrichtendienst  konnte  dabei,  aufser  den  speziellen  Verwaltungs- 
fragen, nebenher  noch  den  verschiedensten  Zwecken,  z.  B.  dem  Verkehr  mit 
dem  königlichen  Hofe,  dem  litterarischen  Verkehr^,  ja  sogar  der  staatlichen 
Nachrichtenbesorgung®  dienen.  Seine  Organisation  erhellt  besonders  aus  den 
Angaben  des  Prümer  und  SMaximiner  Urbars,  welche  Bd.  2,  139  und  163 
zusammengestellt  sind  *.  Es  ergiebt  sich  da  eine  Verteilung  von  hörigen  Boten- 
hufen über  das  ganze  Gebiet  der  Grundherrschaft,  welche  eine  alle  Höfe  be- 
treffende Berichterstattung  nach  der  Zentralstelle  gestattete.  Gewöhnlich  sind 
die  an  den  äufsersten  Grenzen  der  Grundherrschaft  liegenden  Höfe  mit  Boten- 
hufen ausgestattet;  die  Boten  selbst  gehen  von  dort  über  die  weiter  nach  dem 
Zentrum  zu  gelegenen  Höfe  entweder  nach  der  Zentralstelle  selbst,  oder  nach 
gröfseren  Dependenzen  derselben,  von  welchen  bald  zu  sprechen  sein  wird, 
in  der  Prümer  Grundherrschaft  z.  B.  nach  den  Klöstern  Altripp,  SGoar, 
Münstereifel.  Hier  findet  also  ein  Zusammenströmen  der  Nachrichten  statt, 
die  dann  von  jenen  Punkten  aus  einheitlich  nach  der  Zentralstelle  weiter  be- 

^)  In  der  Buchführung  glauht  auch  v.  Inama,  Deutsche  Wirtschaftsgesch.  1,  893  f.,  die 
Villenverfassung  seitens  des  GrundheiTn  nicht  nachgeahmt. 

^  Zu  dem  lebhaften  litterarischen  Verkehr  z.  B.  von  Prüm  aus  vgl.  Lupi  epist  No.  10, 
26,  72,  85,  91. 

')  Hierauf  geht  doch  wohl  MK.  ÜB.  1,  118,  880:  im  Zülpichgau  in  Albiniacum  und 
Vuitracha  erhält  jemand  von  Prüm  Güter  auf  Prekarei,  exceptis  paucis  scarariis,  quos  ob 
servitium  senioris  nostri  donmi  videlicet  Hludouuici  iunioris  [Ludwig  III.]  retinuimus. 

*)  Vgl.  dazu  Bd.  2  Karte  10  und  12,  sowie  Bd.  2  S.  254.  S.  auch  noch  Bd.  2,  188  ff. 

Lamprecht,  Devtachaa  WirtsckafUIeben.    I.  52 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     810     — 

fördert  werden.  Aufser  dieser  innerhalb  der  Grundherrschaft  verlaufenden 
Bewegung  läfst  sich  aber,  namentlich  für  Prüm  —  in  SMaximin  liegt  filr  das 
Ende  des  12.  Jhs.,  wie  nach  dem  UStift  in  Trier  filr  das  13.  Jh.  schon  ein 
Verfall  der  Einrichtung  vor  —  noch  eine  nach  auswärts  strebende  Richtimg 
des  Nachrichtendienstes  erkennen.  Die  Prümer  Boten  laufen  nach  allen 
Grofsstädten  imd  vornehmlich  nach  allen  Handelsplätzen  im  Bereich  der 
Grundherrschaft,  nach  Verdun  und  Moyenvic,  nach  Frankfiirt  a.  M.,  nach 
Koblenz  und  Kochem,  nach  Köln,  Aachen  imd  Duisburg :  an  allen  diesen  Orten 
waren  also  regelmäfsige  Geschäfte  der  Grundherrschaft  zu  vermitteln. 

Der  Botendienst  selbst  fand  in  der  sogenannten  Scara  statt,  wenigstens 
wird  das  Wort  Schar  mit  Vorliebe  für  diese  Dienstart  verwendete  Der  Dienst 
konnte  entweder  zu  Fufs  oder  zu  Pferd*,  bisweilen  auch  zu  Schiff  geleistet 
werden,  gewöhnlich  umfafste  er  einen  vollen  Tag^.  So  hatte  z.  B.  das 
Stift  SPaulin  nuin  hovestede  zu  Buren,  igliche  dm  frondage  in  dem  jare  boit- 
schaft  zu  dune,  sin  broid  in  dem  gieren  und  den  staf  in  der  band,  und   mit 


')  So  im  ÜPrüm  im  Süden  der  Eifel  und  noch  in  der  Eifel  selbst,  vgl.  Bd.  2,  137, 
während  nördlich  der  Eifel  der  Begriff  sich  mit  dem  der  Angaria  verquickt  Den  Sinn  von 
Angaria  hat  das  Wort  auch  im  UMettlach,  s.  UlMettlach  No.  10,  Dudweiler  12e,  8.  bis 
9.  Jh.:  mansus  in  festivitate  Keraigii  solvit  d.  8  aut  scainam  inter  tres  mansos  ad  raona- 
sterium  vel  ad  Treveris  30  mo.  sive  Mettis  vel  Thiedonisvillam  inter  duos  mansos  carr.  1. 
Im  UStift  wird  der  Botendienst  speziell  mit  Legatio  bezeichnet,  s.  UStift  S.  321  No.  11  und 
dazu  M.  Baer  in  den  Forschungen  ziu*  Deutschen  Geschichte  Bd.  24  S.  237—8.  Der  Aus- 
dnick  Schar  dagegen  geht  hier  auf  die  Stellung  von  Saumrossen  zum  Kriegsdienst,  s.  UStift 
S.  322  No.  13,  331  No.  5;  331  No.  7;  346—7  (doch  vgl.  Bd.  2,  S.  173  Note  1);  und  einen 
gleichen  Sinn  haben  auch  die  Zusammensetzungen  Kintscham  in  WNeiunünster,  G.  2,  35, 
und  Pfertscham  in  WRavengiersburg  1509  Thomasw.  §  12,  G.  2,  180.  Im  übrigen  kann 
Schar,  wenigstens  später,  jedweden  Dienst  bezeichnen,  s.  WOberelbert  1507  §  2,  WLissingen, 
O.  2,  598.    Vgl.  auch  Waitz,  Vfg.  5,  293,  297  Anm.  3. 

*'^)  S.  UPrüm  No.  69:  faciunt  scaram  ad  Pnuniam,  ad  Aquisgranmn,  ad  Coloniam,  ad 
Bimnam,  ad  sanctum  Goarem  sive  cum  eco  seu  cum  pedibus;  No.  114,  Rheingönheim :  scaram 
facit  cum  suo  caballo  ad  Prumiam  et  portat  aut  6  sarciles  aut  8  camsiles  aut  6  salmones ; 
No.  65 :  scaram  facit  cum  pedibus.    UPrüm  No.  67  findet  sich  der  Ausdmck  scara  pedestria. 

^)  Im  Fall  des  Schiffsdienstes  meist  längere  Zeit;  es  finden  sich  bis  14  Tage,  vgl. 
UStift,  Koblenz:  4  mansi  hominem  1  cum  navi,  quantum  14  diebus  ire  potest  Vielleicht  ist 
hier  freilich  zugleich  an  Transport  gedacht.  Doch  kann  ein  Mann  z.  B.  rheinabwärts 
namentlich  bei  langen  Touren  Nachrichten  sicher  schneller  zu  Schiff  als  zu  Fufs  überbringen. 
S.  auch  noch  UPrüm  No.  69 :  in  Rettersdorf  scaram  cum  nave  bis  in  anno  ad  sanctum  Goarem 
sive  ad  Dusbuhrc ;  No.  71,  Unkel:  scaram  facit  cum  nave,  ebenso  Dieuheim  No.  112.  Ferner 
No.  113,  Neckarau:  scaram  facere  debent  in  navi  usque  ad  Covelenzä  vel  quantum  in  4  dies 
possunt  ambulare.  Im  übrigen  kommen  auch  lokal  enge  Begrenzimgen  des  Botendienstes 
vor,  vgl.  USMax.  S.  448,  Eslingen:  forestarius  fert  nuntia  nostra  3  miliaribus;  ebd.  S.  457, 
Weiten:  Iiaiulus  legationis  nostre  .  .  ibit  .  .  Treverim  et  quo  termini  ipsius  curtis  extendun- 
tur.  Vgl.  auch  Feoda  SMax.,  Longuich,  S.  470:  H.  et  B.  habcnt  cottidianum  feoduni,  quod 
nuntium  ecclesie  facient  usque  Ridenberch  et  infra,  item  usque  Retersdorph  .  .  si  pontein  de 
Drogene,  si  pontem  Treveri  transierint,  moitam  vaden  recipient 


—     811      —  Verwaltungsorganismus.] 

der  sonnen  us  und  wieder  heim^  Dabei  war  der  Dienst,  wie  in  dem  vor- 
liegenden Fall,  gewöhnlich  ein  beschränkter,  doch  kommen  auf  besonders  be- 
lebten Strafsen  und  für  vornehmlich  wichtige  Verbindungslinien  auch  ungemessene 
Dienste  vor^. 

Ursprünglich  war  dieser  Schardienst  eine  Fronde  wie  jede  andere  Fronde 
auch ;  den  Gehöfem,  welche  ihn  leisteten,  wurden  dafür  andere  Fronden  nach- 
gelassen^. Allein  schon  im  Laufe  des  9.  Jhs.  ging  eine  beachtenswerte  Ver- 
änderung vor  sich*.  Schardienst  wird  nunmehr  zu  besserem  Dienst,  als 
gewöhnliche  Fronde  ^ :  erforderte  er  doch  in  häufig  friedlosen  Zeiten  besonders 
kräftige  Männer  imd  besonders  starkes  Vertrauen  seitens  der  absendenden 
Meier ;  nicht  selten  war  auch  die  Stellung  eines  schnelllaufenden  Pferdes  nötig, 
wie  sie  nicht  jedermanns  Sache  war.  So  werden  die  Schardienste  zum  Privileg 
persönlich  wie  wirtschaftlich  besonders  kräftiger  Gehöfer*:  schon  im  9.  Jh. 
erscheinen  sie  als  passende  Verpflichtung  für  benefiziarischen  Besitz'',  sie 
nehmen  fernerhin  an  der  Entwickelung  des  Lehnswesens  in  der  ersten  Hälfte 
des  Mittelalters  teil®,  und  in  der  ersten  Hälfte  des  13.  Jhs.  erscheinen  ihre 
Inhaber  als  volle  Ministerialen®.  Hiermit,  mit  der  trotz  des  Lehnbegriffes 
nicht  seltenen  Zersplitterung  der  Scharhufen  ^*^,  wie  mit  dem  wirtschaftlichen 
Verfall  der  grundherrlichen  Wirtschaftsorganisation  in  dieser  Zeit  überhaupt 
tritt  nun  eine  Verdunkelung  der  alten  Schardienste  ein ;  die  zweite  Hälfte  des 
Mittelalter  kennt  sie  nur  noch  in  Ausnahmefällen"  —  im  allgemeinen  ging 
das  Institut  des  Nachrichtendienstes  mit  der  Stauferzeit  zu  Grunde. 

^)  WSPaulin  Beuren  w.  Throneck  1380  §  6,  G.  6,  517. 

«)  Z.  B.  UStift  422,  Altrich  bei  Wittlich,  auf  der  Strafse  Koblenz-Trier. 

')  Vgl.  UPrüm  No.  31:  aquam  portat,  scaram  facit  et  omnia  opera  servilia;  dazu 
No.  55,  59,  91,  92.  Ferner  ebd.  No.  28:  omne  servitium  faciunt,  sicut  superiores,  excepto 
suales  .  .  non  solvimt  .  .,  sed  scaram  pleniter  faciunt. 

*)  Ziu*  Möglichkeit  des  Studiums  derselben  vgl.  Bd.  2,  137. 

^)  UPrüm  No.  15:  mansus  1  .  .,  qui  ante  servilem  servitium  faciebat  et  modo  scaram 
facit;  ebd.  No.  6,  Zusatz:  I.  habet  dimidium  [mansiun],  qui  modo  scaram  facit  So  öfter 
halbe  Mansen  neuerdings  in  Schardienst  gegeben. 

*)  irPrüm  No.  7:  scararius  1  R.,  qui  tenet  mansum  IVa,  quem  comparavimus  ad  R.; 
ebd.  No.  2:  Herico  maior  tenet  mansa  servilia  2  .  .  et  modo  scaram  &ciunt 

')  UPrüm  No.  22:  sunt  in  Wihc  scarii  2  .  .  tinus  est  in  beneficio.  Die  kursiv  ge- 
druckten Worte  gehören  der  zweiten  Renovation  des  Prümer  Urbars  an. 

^)  USMax.  S.  445,  Herl  9d,  cit  oben  S.  581  Note  8,  wo  der  Ausdruck  legatorium 
feodum;  vgl.  auch  Feoda  SMax.  S.  470,  Riol:  I.  de  L.  habet  mansum  [zu  liehen],  qui  dici- 
tur  scarhuve,  und  ebd.  Longuich,  cit.  oben  S.  810  Note  3.  Zu  verwandten  Bl^twicklungen 
8.  oben  S.  496. 

•)  S.  Cesarius  zum  UPrüm  S.  147  No.  1  z.  d.  W.  scararii  oder  scarii:  modo  mini- 
steriales  appellamus.  scaram  facere  est  domino  abbati,  quando  ipse  iuserit  [!],  servire  et  nun- 
tium  eins  seu  litteras  ad  locum  sibi  determinatum  deferre. 

^®)  Feod.  SMax.  S.  467:   0.  et  R.  habent  [zu  Lehen]  3   iug.  terre   salice,   de  quibus 
nuntium  debent  ecclesie. 

")  Vgl.  z.  B.  WRiol  und  Fell   1587,  G.  2,  802—8:    erkennen   und   wiesen   auch    die 
scheffen  eim  erw.  apt  etliche  arme  unnerthaenen,   die  potschaefUehen   von  dem  grunthem 

52* 


[Wirtschaft  d.  Grofsgnmdbes.  —     812     — 

Als  ein  Konelat  des  Nachrichtendienstes  nach  wirtschaftlicher  Aufigabe 
wie  geschichtlicher  Entwickelung  erscheint  der  Transportdienst.  Auch  bei 
ihm  läXst  sich  zunächst,  wie  beim  Nachrichtendienst,  eine  Bichtung  auf  die 
Zentralstelle  und  eine  solche  auf  die  grofsen  Städte  und  Märkte  in  der  Nach= 
barschaft  der  Grundherrschaft  imterscheiden ,  nur  dafs  die  letztere  Richtung 
aus  bald  zu  erörternden  Gründen  längst  nicht  so  stark  hervortritt,  wie  im 
Nachrichtendienst  \  Der  Transportdienst  selbst  begimit  dabei  erst  im  Verhältnis 
von  Hof  zu  Hof;  für  die  Einsammlung  innerhalb  des  oft  mehrere  Quadratmeilen 
umfassenden  Hofeebietes  waren  besondere  lokale  Vorrichtimgen  getroffen ''^. 
Für  die  Zentralstelle  kamen  daher  zunächst  nicht  so  sehr  die  Leistungen  der 
einzelnen  Hufen,  wie  die  nach  Abzug   des  lokalen  Verbrauchs   restierenden 

haben;  und  sollen  die  ermelten  lehendrägere  ire  lehen  von  dem  grunthem  wie  pillich  ent- 
pfangen  bedingen  und  vermannen,  und  sollen  dieselbige  lehenmanne  dem  grunthem  sein  pot- 
schaeft  innewennigh  einer  banmilen,  woehin  sie  geschickt  werden,  treuwelich  thun  und 
werben,  und  so  aber  die  lehenmanne  ire  potschaeft  nit  thun  wolten,  auch  nit  gehorsam 
weren,  so  sol  der  pot,  der  inen  gepotten  hat  von  wegen  des  grunthem,  zu  des  grunthem 
haus  gane  imd  sol  darine  ein  mStze  [mutsche]  hoelen  und  die  dem  armen  lehenmanne  zu 
seim  hoennerloech  instoessen,  ziun  zeichgen,  das  im  von  wegen  des  gmnthem  gepotten  und 
er  ungehorsam  erfunden,  und  so  nuhe  der  lehenman  zu  dem  lehenhem  die  potschaft  zu 
nemen  kompt,  so  sol  man  im  ein  soppe  machen  und  die  flesche  vellen  und  hinwegsenden, 
und  so  er  wederumb  kompt,  sein  antwort  zu  geben,  so  sol  ime  solichs  und  abermals  ein 
soppe  gemacht  werden. 

*)  Vgl.  dazu  Bd.  2,  138  f.,  153  f.,  164  f.,  173,  und  die  zugehörigen  Karten  des  2.  Bds., 
s.  femer  wiederum  Bd.  2,  188  ff. 

2)  Vgl.  irWincheringen,  MR.  ÜB.  2,  863,  um  1200:  vom  Zinsgetreide  tenetur  quilibet 
mansionarius  id,  quod  debet,  ferre  ad  granarium  (domini)  propriis  expensis;  ME.  ÜB.  2, 
272,  1198—1210:  der  Kanon  einer  Erbpacht  in  Kobem,  in  Getreide  zahlbar  für  SMaria  ad 
martyres,  ist  lieferbar  in  curia  (sanctae  Mariae  ad  mart)  in  Guntravia.  Aus  späterer  Zeit  s.  WBech 
1529,  G.  2,  68 — 69:  magh  ein  hofman  den  scheffen  gepieten  zu  den  zinsen  zu  heben  und 
auch  zu  dem  jargedingh,  und  sollen  die  scheffen  iren  zins  mitbringen,  den  sie  dan  schuldigh 
seien;  und  mag  iederlich  ein  pfert  mitbringen,  und  sol  ieklicher  sein  mantel  aufspreiten 
und  sein  pfert  darstellen,  mach  der  habera  so  viel  holen,  als  es  essen  magh;  ist  aber  der 
scheffen  nit  zins  schuldig,  so  solle  sein  pfert  der  habem  entpehren;  das  ist  der  scheffen  ge- 
rechtigkeit.  WNiederemmel  1532,  G.  2,  352 — 353:  weisen  wir  scheffen,  wanehe  der  herbst 
in  ist  und  der  wein  gehoben  ist,  so  sal  der  keiner  von  Pfaltzel  ein  schrift  herab  schicken 
und  sal  solches  dem  schulteißen  verkundigen,  dan  sal  der  schulteiß  die  klock  laßen  leuten, 
und  so  die  geleut  hat,  so  sollen  alle  diejenige  khomen,  so  in  Emmeler  gericht  wonen  und 
sollend  unserm  gn.  hem  seinen  wein  zu  schif  liebem;  des  sal  der  scheffen  frei  sein  und 
doch  mitgehen,  damit  unserm  gn.  hem  sein  gut  verwart  werde.  S.  ferner  das  sehr  lehrreiche 
WMandem  1^7,  §  8  und  9,  G.  6,  476—478.  Charakteristisch  ist  auch  die  Notiz  im  WOber- 
gundershausen  1771,  G.  3,  784:  daß  des  lehentherren  schulteis  oder  diener  sollen  2  beutel 
haben  [beim  Einsammeln  der  Zinse],  einen  ledigen  und  einen  vollen;  aus  dem  vollen  sollen 
sie  zehren  und  in  den  ledigen  sollen  sie  sambelen.  —  Eine  Ausnahme  von  der  ersten  Samm- 
lung der  Zinse  durch  die  Lokalbehörden  tritt  nur  da  ein,  wo  der  Grundherr  sehr  nahe 
wohnt,  vgl.  z.  B.  WFellerich  1581,  G.  3,  791 :  nach  sant  Martins  tagh  ist  ein  genanter  tagh, 
daß  kein  hofman  hieher  gepotten  wirt,  dan  solle  der  ehrw.  herr  hiehero  kommen  mit  seinem 
gespan  und  wagen  in  den  hof,  da  solle  er  stehen  und  seine  seckh  uf halten,  da  solle  er 
scheffen  sitzen  und  ihrer  ehrw.  seine  zins  in  die  seckh  lieberen. 


—     813     —  Verwaltungsorganismus.] 

reinen  Gesamteinnahmen  der  Höfe  in  Betracht*;  die  Höhe  dieser  Einnahmen 
kannte  man  im  Zentrum  ganz  genau  und  stufte  die  einzelnen  Höfe  wohl  gar 
nach  denselben  systematisch  ab^. 

Die  Reineinnahmen  bestanden  aber  nicht  aus  allzuvielen  verschiedenen 
Werten;  au&er  anfangs  geringen,  später  wachsenden  Geldzinsen  handelte  es 
sich  hauptsächlich  nur  um  Getreide  und  Wein.  Demgemäfs  wurden  die  Liefer- 
fristen für  Getreide  und  Wein  die  hauptsächlichsten  Anfangsfristen  für  den 
Transportdienst  ^.  Nun  lagen,  sieht  man  von  wenigen  Intraden,  namentlich  den 
Bedeabgaben  ab,  welche  teilweis  im  Mai  gesammelt  werden*,  die  Zinstermine 
für  alle  Getreidearten,  ja  für  alle  sonstigen  Einnahmen  überhaupt,  mit  grofser 
Regelmäfsigkeit  im  Herbst  bezw.  Frühwinter:  Marien  Himmelfahrt  (Aug.  15), 
St  Bartholomäus  (Aug.  24),  St.  Paulin  (Aug.  31),  Marien  Geburt  (Sept.  8), 
St.  Martin  (Nov.  11)  mit  nachfolgendem  St.  Brictius  (Nov.  13),  St.  Andreas 
(Nov.  30),  Weihnacht  und  St.  Stephan  (Dez.  26)  sind  die  gewöhnlichsten  Zins- 
termine ^.    Sicher  wurde  an  ihnen  der  bei  weitem  überwiegende  Teil  aller 

^)  Diese  finden  sich  daher  auch  oft  für  sich  verzeichnet,  z.  B.  MR.  ÜB.  1,  431,  1115: 
Erzbischof  Bruno  schenkt  an  das  Kapitel  ein  predium  in  Lehmen,  scilicet  domum  cum  ambitu 
Coric  cum  vinea  et  terra  arabili  et  pratis  ad  eandem  domum  pertinentibus.  Dieses  Gut  zahlt 
jährlich  eine  refectio  an  das  Domkapitel  bestehend  aus:  5  mir.  frumenti  claustralis  mensur?, 
2  am?  claustr.  mens.,  5  victime  porcin?  perfecte  laudabiles,  1  lateralis  porcus,  2  porcelli, 
20  gallinc,  20  casei,  300  ova,  1  Ib.  piperis,  4  carrat§  lignorum,  1  sext  fecis  cervisialis, 
1  sext  aceti,  3  metrete  mellis,  ^k  mir.  salis,  porri  quantum  fratribus  datur  die  et  dimidio 
quadragesimali ,  200  scutell^,  ad  usum  coquin^  12  d.  Besonders  charakteristisch  ist  der 
*Liber  presentie  sancti  Gereonis  Colon.,  im  Kirchenarchiv  zu  SGereon-Koeln ,  um  1300, 
letztes  Bl. :  curtis  de  Ambele  solvit  annuatim  187  mir.  tritici  et  22  mir.  siliginis,  9  mr.  paga- 
menti  Ck>loniensis  et  dimidiam  mr.  pro  memoria  Heriberti  de  Heise.  Moirstorp  solvit  153 
mir.  tritici  et  9  s.  pagamenti  Coloniensis  ad  luminare  capelle  beate  Cecilie.  Gisenkirgen 
solvit  120  mir.  ordei  6  mir.  tritici  et  18  mir.  siliginis  et  7  mr.  pagamenti  Coloniensis  circa 
festmn  nativitatis  Christi.  Sinstei&en  solvit  26  mir.  siliginis  .  .  .  Item  nota:  Ambele  solvit 
ad  presentiam  40 V2  mir.  tritici  et  5  mir.  siliginis  de  festo  beate  Margarete  usquc  ad  crasti- 
num  beati  Gereonis.  Item  Moirstorp  solvit  16  mir.  tritici  et  duo  de  Decstein  ad  predictam 
diem.  Item  Sinsteiden  solvit  8  mir.  siliginis.  S.  feiner  *UMünstermaifeld  Hs.  Koblenz 
CXI » ,  Bl.  12  ^ :  die  beiden  orrea  in  Mertloch  geben  an  die  Propstei  45  mir.  siliginis  mensure 
Monasteriensis  ab. 

•)  S.  USMax.  S.  435,  Heisdorf.  Doch  s.  eine  andere  Erklärung  der  dimidiac  curtes  in 
Abschn.  VH  Teil  1. 

•)  Vgl.  UPrüm  No.  113:  debent  integram  carr.  vini  et  carr.  fiarine  .  .  ducere;  No.  62: 
angarias  2,  unam  de  vino,  aliam  de  annona.    S.  auch  Bd.  2,  138  f.,  153  f.,  164  f.,  173. 

*)  Beispielsweise  giebt  es  WSteinbach,  6.  2,  203,  zwei  Dingtage,  Mai  und  Martini,  auf 
jedem  sollen  geliefert  werden  2  Ib.  hl.,  sol  iedes  pfunt  bezahlt  werden  mit  15  alb.  alter 
wehrung. 

»)  S.  Bd.  3,  506,  10,  1342;  WEdingen  1588;  WKenn  1490;  Honth.  Hist  2,  97,  1318; 
♦WLonguich,  Arch.  Maximin.  8,  34,  §  10;  *USMax.  1484,  WHospelt;  Cesarius  zu  UPrüm 
S.  178  Note  1;  WSchönfels  1682,  §  24,  cit  Bd.  2,  S.  645  Note  1;  besonders  lehrreich 
WWöUstein  1486,  G.  2,  159:  erkennen  und  weisen  wir  u.  g.  h.  3  frei  zinstag,  der  erst  den 
negsten  tag  nach  u.  l.  frauen  tag,  als  sie  gebohren  wart;  die  zeit  sol  ieder  sein  zinskom 
der  herren  fauth  zue  W.  zue  haus  bringen,  das  heißt  man  foechtkom.  item  der  andere  zins- 
tag ist  uf  den  5  tag  Martini  im  winter  gelegen;  da  sol  ein  ieder  sein  habem  und  kappen- 


[Wirtschaft  d.  Grofsgnindbes.  —     814     — 

Wein-  und  Getreidezinse  eingenommen.  Aber  während  man  das  Getreide 
ohne  weiteres  zur  Zentralstelle  oder  zu  sonstiger  Verwendung  hinweg  tians- 
portieren  konnte,  mutete  der  Wein  erst  vergären;  erst  im  kommenden 
Frühjahr  wurde  er  transportierbar  ^  Demgemäfs  teilen  sich  die  Trans- 
portdienste der  Zeit  nach,  von  wenigen  Ausnahmen  abgesehen*,  in  zwei 
Klassen,  in  Herbste  und  Frtilgahrsfahrten^.  Von  ihnen  finden  die  Frühjahrs- 
fahrten mit  grolser  Regelmäfsigkeit  im  Mai,  die  Herbstfahrten  zumeist  im 
Oktober  bis  Dezember  statt*.  Die  Wege,  welche  von  den  Fronfuhren  ein- 
gehalten wurden,  waren  noch  bis  ins  1 1 .  Jh.  hinein  die  Römerstrafsen  ^ ;  neben 
ihnen  kommen  schon  fi1lh,  doch  wohl  erst  später  vollkommen  ausgebildet, 
Transporte  zu  Wasser  in  Betracht®.  Die  Kenntnis  dieser  Transportwege  ist 
aber  deshalb  von  Wichtigkeit,  weil  sich  nach  ihnen  und  ihrem  Zusammentreffen 
in  gewissen  Knotenpunkten  die  weitere  Organisation  des  Transportwesens 
wenigstens  teilweis  richtete.  Denn  nicht  alle  Transporte  gingen  direkt  bis  zur 
Zentralstelle,  wenn  es  gleich  das  Bestreben  war,  die  direkte  Überführung  von 
den  einzelnen  Höfen  eben  hierhin  immer  vollständiger  durchzusetzen'';  viel- 
mehr strömten  die  meisten  erst  in  günstig  gelegenen  Zwischenstationen  zu- 


zins  dem  fauth  zue  W.  zuq  haus  tragen,  item  der  dritte  zinstag  ist  uf  sanct  Andreae,  da  sol 
ein  ieder  sein  geltzins  auch  dem  fauth  zue  haus  bringen  und  ausrichten. 

^)  Natürlich  konnte  er  auch  noch  später  im  Herbst  versandt  werden,  s.  Bd.  2,  173. 

^)  Vgl.  USMax.  S.  446,  Naurath:  (circulos)  uno  anno  Uli  de  Sconebach  precipiente 
carpentario  de  silva  educunt  et  Nuwih-e  evehunt;  illi  de  Nuwilre  Teverim  deducuiit;  ebd. 
S.  439,  Donwen:  (mansus)  fenum  secatum  fert  pro  voluntate  camerarii  Treverim  seu  proprio 
vehiculo  ad  littus  Machere.  Diese  beiden  Fron&hrten  fallen  wohl  nicht  grade  in  den  Mai 
oder  Herbst. 

')  Bezeichnend  ist  USMax.  S.  435,  Schoenberg  i.  L.:  devehit  nobis  [mansus]  2  mir. 
dominicales  in  autumpno  Treverim;  quodsi  in  autumpno  nT^n  monemus,  usque  in  maio  über 
erit  vel  4  d.   pro  redemptione  dabit. 

*)  Vgl.  Bd.  2,  138  f.,  153  f.,  164  f.,  173;  auch  die  kurze  Notiz  UPrüm  No.  45,  Vil- 
lance:  faciunt  angarias  in  mense  maio  et  decembre. 

^)  In  der  ältesten  Grundherrschaft  an  der  Mosel,  welche  wir  kennen,  Detzem,  liegen 
fast  alle  zugehörigen  Orte  an  Römeretrafsen ,  vgl.  MR.  ÜB.  1,  3,  633  (gefälscht,  aber  inhalt- 
lich wenig  anfechtbar,  s.  Goerz  MR.  Reg.  1,  73).    S.  femer  Bd.  2,  289—240. 

«)  S.  Bd.  2,  249,  auch  S.  164  und  173.  Zu  den  Einzelheiten  vgl.  aufser  der  schon  Bd.  2, 
249  angeführten  Aufzeichnung  von  c.  1220,  Picks  Monatsschrift  5, 91,  noch  USMax.  S.  451,  Moertz : 
navim  nostram  mansionarii  cum  vino  Treverim  deducunt.  datur  autem  eis  primo  sit  vini, 
quam  bibunt,  et  Treveri  am.  vini,  ut  in  navi  bibant.  si  autem  ab  hoc  labore  eos  absolvimus, 
4  d.  a  quolibet  manso  accipimus.  Vgl.  auch  ebd.  S.  452,  Loef:  (mansus  dat)  in  martio  1  d.,  ita 
tamen,  si  navis  non  ascendit  Treverim;  si  vero  ascendit,  non  solvit,  sed  tenetur  dare  virum 
ad  trahendum  .  .  .  si  navis  nostra  ascendit,  hominibus,  quos  mansi  dabuut,  propinabitiu* 
sit  vini  in  littore  Lovene  tantum,  et  am.  rini  Treverensis  mensure  ponetur  in  navi,  de 
qua  ipsi  homines  bibunt  in  via.  preterea  cum  apud  Staffele  per\'enerint,  eis  dabitur  panis 
et  vinum  preter  predictam  amam.  et  eisdem  propinabitur  sext.  vini  ad  quelibet  2  milliaria, 
etiam  preter  predictam  am.  apud  Treverim  dabitur  eis  de  nocte  panis  et  companagium  et 
viniun,  in  mane  autem  panis  et  vinum  tantiun. 

')  S.  Bd.  2,  137—38,  173. 


—     815     —  Verwaltungsorganismus.] 

samiiien.  Diese  Stationen,  mit  gröfseren  Räumlichkeiten  zur  Aufspeicherung 
versehen,  waren  nun  die  Knotenpunkte  der  verfolgten  Wege,  z.  B.  für  die 
Prümer  Grundherrschaft  die  Orte  Altripp,  Worms,  Bingen,  SGoar,  Kochem, 
Metz,  Remich,  Mehring,  Holler,  MtinstereifeP ;  und  nicht  selten  fielen  diese 
Stationen  mit  den  später  zu  besprechenden  gröfseren  Dependenzen  der  Zentral- 
stelle zusammen,  wie  das  beispielsweise  bei  Prüm  für  die  Orte  Altripp,  SGoar 
und  Münstereifel  zutrifft. 

Indes  nicht  alle  Transporte  strebten  überhaupt  der  Zentralstelle  zu; 
von  manchen  läfst  sich  vielmehr  vermuten,  dafs  sie  ohne  weiteres  den  Markt 
aufsuchten^.  Nur  darf  man  sich  nicht  vorstellen,  dafs  der  Transportdienst 
etwa  in  so  starker  Weise  in  die  grofsen  Städte  einmündete,  wie  der  Nach- 
richtendienst^. Es  geschah  das  schon  deshalb  nicht,  weil  es  die  Grundherren 
für  den  Verkauf  ihrer  Landesprodukte  vielfach  zu  eigenen  Lokalmärkten  ge- 
bracht hatten*.  Zudem  wäre  es  falsch,  anzunehmen,  dafs  die  Grofsgrund- 
herren  des  Mittelalters  die  Landwirtschaft  jemals  zu  einem  vornehmlich  oder 
überhaupt  bedeutend  für  den  Markt  produzierenden  Gewerbe  entwickelt  hätten ; 
die  Wirtschaft  war  ihnen  vielmehr  Lebens-  als  spezifisch  Erwerbsart  ^:  nur  so 
erklärt  es  sich,  dafs  die  Zentralstelle  mancher  Grundherrschaft  fernab  vom 
Verkehre  an  waldreicher  sonst  öder  Stätte  lag^.  So  ist  es  auch  nur  natür- 
lich, dafs  der  Getreidehandel  erst  in  der  zweiten  Hälfte  des  Mittelalters  grofsen 
Aufschwung  nahm^,  dafs  gröfeerer  Viehhandel  im  ganzen  Mittelalter  kaum 
vorhanden  war^,  und  dalis  unter  den  vermittelst  des  grundherrlichen  Trans- 
portwesens gesammelten  Landesprodukten  allein  Wein  und  Salz  einen  bedeu- 
tenderen Handelsartikel  ausmachten*. 

>)  Bd.  2,  95,  137.  Im  übrigen  s.  noch  MR.  ÜB.  2,  146,  1136—96:  das  Domkapitel 
hat  in  Leiningen  und  Beuren  zwei  curtes,  dazu  ein  „cellarium''  in  Leiningen,  von  dem  aus 
das  Domkapitel  Beträge  anweist  In  ähnlicher  Weise  hat  SMaximin  in  Luxemburg  einen 
Speicher,  WHospelt  1542  §  7.  In  Beilstein  an  der  Mosel  befindet  sich  noch  jetzt  ein  alter 
Mettemichscher  Speicher  von  1577,  das  sog.  Burghaus:  Keller  für  ca.  100  Fuder  im  Souter- 
rain, überdeckt  mit  ^inem  grofsen  Tonnengewölbe;  im  Parterre  Raum  fi\r  Abgabe  des  Bed- 
weins  und  für  das  Keltern  mit  einer  alten  Presse,  auf  der  immer  1  Fuder  geprefst  werden 
kann;  im  obem  Stockwerke  8  Kornböden  für  ca.  8000  mir.  Frucht,  mit  Getreideschurre  in 
den  Hofraum. 

«)  Vgl.  z.  B.  UPrüm  No.  24. 

')  S.  oben  S.  810. 

*)  S.  Bd.  2,  260. 

^)  S.  Bomhak  1,  121. 

«)  S.  z.  B.  MR.  ÜB.  1,  505,  1138. 

^)  S.  oben  S.  593.  Anders  urteilt  von  Inama  über  die  Handelsbestrebungen  der  Grofs- 
gmndherren,  vgl.  Grofsgnmdh.  S.  107,  Wirtschaftsg.  1,  438  f.  Seine  Anschauungen  scheinen 
mir  aber  nicht  bewiesen,  und  soweit  ein  Beweis  versucht  wird,  dieser  mifslungen.  So  be- 
zieht V.  I.  z.  B.  Grofsgrundh.  S.  108  die  Prümer  Angariae  u.  s.  w.  ohne  weiteres  auf  den 
Handel. 

8)  S.  Bd.  2,  323. 

»)  Zum  Wein  s.  CRM.  3,  29,  1307:  Erzbischof  Diether  verftlgt  in  seinem  Testa- 
ment u.  a.  über  100  carr.  vini  melioris,   quod  in  Confluentia  apud  nostrum  celerarium  habe- 


[Wirtschaft  d.  Grofegrundbes.  —     816     — 

Der  Transportdienst  selbst  war  in  der  Weise  organisiert,  dafe  allen  Ge- 
höfem  eine  besondere  Fronde,  die  Angaria\  zu  diesem  Zwecke  auferlegt  war: 
die  Transportpflicht  war  also  allgemein  grundhörig  und  lastete  nicht  etwa,  wie 
der  Nachrichtendienst,  nur  auf  besonderen  Hufen.  Dieser  Veranlagung  ent- 
sprechend, wie  konform  den  nicht  selten  recht  weiten  Entfernungen^,  auf 
welche  sich  der  Dienst  bezog,  wurden  die  Fronfahrten  von  den  Gehöferschaften 
gemeinsam  unternommen ;  die  in  Bd.  2,  S.  248  citierte  Stelle  der  Mir.  s.  Mansueti 
schildert  anschaulich  das  Äufsere  einer  solchen  Gesamtfahrt.  Dagegen  wurde 
im  Unterschied  zu  der  gemeinsamen  Durchführung  der  Fahrt  die  Transport- 
höhe, welche  jedem  Gehöfer  zufiel,  individuell  geregelt.  Dies  geschah  nun 
entweder  so,  dafs  man  das  von  jedem  Gehöfer  an  sich  zu  transportierende 
Quantum  ein  für  allemal  feststellte^,  oder  gewöhnlicher  so,  dafs  man  sogleich 
von  grundherrlicher  Seite  aus  den  Transportzug  mit  seinen  grofsen  Lastwagen 
und  ihrer  Bespannung  von  2  bis  4  Ochsen*  formierte,  die  einzelnen  Gehöfer 
mit  ihren  Zugtieren  in  die  Formation  einordnete  und  nur  noch  festzusetzen 
hatte,  welche  Last  auf  je  einen  Wagen  traf.  Die  gewöhnliche  Belastung  war 
in  diesem  Falle  12 — 15  mo.  Roggen,  Hafer,  Spelz  oder  Mischkom,  20  mo. 
Hafer  imd  ^U  bis  1  Fuder  Wein^. 

Es  ist  bezeichnend  für  den  Verfall  der  grundherrlichen  Wirtschaftsorgani- 


mus,  de  quibuscunque  bonis  vel  redditibus  ibidem  advenerint  —  Zum  Salz  vgl.  Bd.  2,  248, 
328  f.,  auch  Bd.  2,  138,  153-4. 

^)  Bisweilen  wird  die  Angaria  auch  in  den  Wochenfrondienst  der  XV  Noctes  hinein- 
gezogen und  dcmgemäfs  auch  mit  dem  Ausdruck  XV  Noctes  bezeichnet,  so  z.  B.  evident 
UPrüm  No.  1,  wo  die  Angariae  der  Monate  Mai  und  Oktober  mit  dem  Ausdruck  XV  Noctes 
rekapituliert  werden.  Vgl.  femer  UPrüm  No.  46,  auch  wohl  No.  113.  Dagegen  unter- 
scheidet man  e1)d.  No.  47  genau:  in  menso  maio  facit  alias  XV  noctes  aut  faeit  angariam 
ad  Pnunia.  Später  findet  sich  der  Ausdruck  vierzennachten  noch  oft,  z.  B.  WNiedermendig 
1382,  aber  kaum  wohl  im  Sinne  von  angariare.  Statt  der  XV  Noctes  kennt  man  in  Echter- 
nach  36  dies,  vgl.  *Paris  Ms.  lat  11104  Bl.  1,  12.  «Jh.,  Echt^mach:  in  februario  operantur 
36  dies,  in  maio  totidem. 

*)  So  erzählt  Cesarius  zum  UPrüm  S.  157  Note  1 :  curie  .  .  de  episcopatu  Wormacensi 
angarias  navigio  facere  tenebantur  bis  Kochem  a.  d.  Mosel.  Vgl.  auch  Regino  Caus.  synod. 
1,  384,  ex.  Cap.  Karol.  M.  789:  tria  carraria  opera  licet  fieri  in  dominica  die,  i.  e.  hosti- 
licia,  carra  victualia  vel  angaria,  et  si  forte  necesse  sit,  corpus  cuiuslibet  duci  ad  sepidchrum. 

8)  Vgl.  USMax.  S.  440,  Bosch;  S.  447-8,  Eslingen;  S.  449,  Rittersdorf;  S.  454, 
Hilbersheim. 

♦)  Über  den  Wagen  als  Transportmittel  s.  Bd.  2,  153 — 154  die  Mettlacher  Tabelle. 
Zum  Zugvieh  s.  UPrüm  No.  46,  Mabonpr^:  facit  angariam  mense  octobri  cum  bovis  2  et 
carrum  ad  Musella;  ebd.  No.  47,  Tavigny:  in  angaria  ad  Mosellam  mense  octobri  cum  bovcs 
2  et  carrum  dimidium.  —  S.  auch  noch  USMax.  S.  436,  Hünsdorf. 

^)  S.  UPrüm  No.  45,  Villance:  si  f];umentum  duxerit  aut  sigulum,  tunc  ducit  unus- 
quisque  carra  mo.  12,  si  avena,  mo.  20;  et  in  maio  si  frumentum  duxerit,  mo.  15,  si  avena, 
20;  ebd.  No.  52:  inter  3  mansos  ducunt  ad  Prumie  carr.  1  de  vino  aut  de  frumento  mo.  15; 
ebd.  No.  33:  ducit  de  frumento  mo.  [1]5  ad  Prumiam  aut  inter  4  carradam  de  vino  [von 
Kemich];  ebd.  No.  6:  de  spelta  mo.  15  angariam  integram,  in  No.  7  sind  10  mo.  annonae 
und  5  mo.  sich  angera  integra.    Vgl.  auch  noch  S.  817  Note  5. 


—     817     —  Verwaltungsorganismus.] 

sation,  dafs  sich  das  soeben  beschriebene  System  des  Transportdienstes,  ob- 
gleich durch  Begründung  auf  eine  allgemeine  Fronde  aufs  denkbar  stärkste 
gesichert,  doch  nur  in  Trümmern  über  die  erste  Hälfte  des  Mittelalters  hinaus 
erhielt.  Schon  in  den  Urbaren  aus  der  Wende  des  12.  und  13.  Jhs.,  dem 
USMaximin  und  dem  UStift,  zeigen  sich  die  Engerfahrten  in  Verfall*;  im 
UMettlach  kann  man  unter  11  Fällen  schon  5  Fälle  von  Ablösung  der  Enger- 
fahrt in  Geld  nachweisen,  und  im  USMaximin  sind  es  11  unter  20  Fällen^. 
Da  ist  es  nicht  verwunderlich,  wenn,  abgesehen  von  geringen  und  vereinzelten 
Spuren  der  Erhaltung^  oder  verstreuten  Versuchen  der  Wiederbelebung*,  im 
späteren  Mittelalter  nur  geringe  Reste  der  alten  Angaria  nachweisbar  sind. 
Bei  weitem  am  besten  haben  sich  einschlägige  Bestimmungen  noch  im  Bereich 
der  Prümer  Grundherrschaft  erhalten;  sie  sind  besonders  wertvoll,  weil  sie 
mit  der  Redseligkeit  der  Weistumsquellen  eine  Anzahl  von  Details  über  die 
Organisation  der  Engerfahrten  geben,  welche  die  älteren  Quellen  vennissen 
lassen  ^ 


^)  S.  Bd.  2,  164,  172.  Im  USMax.  erscheint  wenigstens  schon  das  Eifeler  Transport- 
wesen zusammengeschrumpft. 

2)  S.  Bd.  2,  153—4,  164—5.  Zur  VerdeutUchung  von  EinzelfäUen  vgl.  USMax.  S.  486, 
Nospelt:  8  Hufen,  Jede  zahlt  4  d.  pro  vectione;  und  ebd.  S.  442,  Lorscheid:  23  Hufen,  jede 
zahlt  in  autumpno  pro  nno  deducendo  4  d.  ' 

')  Toepfer  ÜB.  2,  260,  1438 :  Clais,  Eltzkoms  Sohn  von  der  Hagen,  welchem  Nicolaus 
Vogt  und  Herr  zu  Hunolstein  den  Hof  Cuntzenbusch  für  70  gl.  verkauft  hat,  verpflichtet 
sich,  jährlich  vier  mir.  Frucht  und  einen  Hammel  zu  liefern,  sowie  eine  Moselfahrt  und 
andre  Fronden  zu  thun. 

*)  So  WThroneck  1634,  §  4  ff.,  G.  6,  474—5.  Von  besonderem  Interesse  ist  in  dieser 
Hinsicht  auch  eine  *Urkunde  von  1526,  Arch.  Maximin.  5,  1167  f. 

*)  WBirresbom ,  G.  2 ,  525 :  der  hof  Berisbom  ist  m.  h.  von  Prüm  schuldigh  aUe  jar 
acht  angerwagen,  vier  zu  sanct  Walperts  tagh  und  vier  zu  sanct  Martins  tagh;  und  die  angerfahrt 
sol  der  gehofner  thun  entzwuschen  Contzerbrucken  und  Hasselpfort,  und  sol  laden  ein  frohn-' 
fuder,  außgenomen  wein  und  stein;  und  der  gehofner  ist  schuldigh  an  der  Mosel  zu  warten 
von  einer  somien  zu  der  andern:  wannie  er  dan  nit  geladen  wird,  sol  er  an  die  Mosel 
gehn,  dreimal  mit  seiner  gapfei  krachen,  heimfahren,  und  dan  sein  angerfahrt  bezahlt  hain  . . . 
wannie  der  herr  den  angerwagen  nit  vonnoten  hat,  sol  der  gehofiier  eine  angerfahrt  bezahlen 
mit  6  gl.,  wie  von  alters.  WNiederpriim,  G.  2,  534:  zwei  Angerwagen  zur  Moselfahrt  soUen 
vier  ohmen  weins  laden,  und  die  fünfte  nit  liegen  laßen.  W Wallersheim ,  G.  2,  537:  acht 
angerwagen,  dero  vier  im  mai  und  vier  im  herbst  schuldigh  [zur  Moselfahrt]  ...  die  wein  zu 
holen  zwischen  Contzerbrück  und  Hatzenpfort,  vier  ahmen  schwer  [WWetteldorf:  ein  firoi- 
foder  schwer,  d.  i.  4  ahmen]  zu  laden,  sonder  waßer  und  stein.'  Eventuelle  Ablösung  mit 
4  gl.  alter  Moselwährung.  WGondenbret,  G.  2 ,  541 :  4  angerwagen,  3  zu  herbst  zwischen 
Michaeli  und  sanct  Martins  tag,  den  vierten  zum  mei,  sollen  14  Tage  vorher  angesagt  werden. 
Wanehe  aber  die  gehöfener  wie  recht  geboten  seind,  soUen  sie  kommen  fahren  uf  den 
freien  hof  und  dem  Schultheißen  anzeigen,  sie  seien  reit  zu  faren,  und  begeren,  daß  der 
Schultheiß  ihnen  bürg  setze,  ob  sie  ungefals  ader  scheden  halben  leid  überkommen  kriegen,  daß 
sich  weib  und  kinder  des  zu  erholen  wissen :  das  sol  der  Schultheiß  thun  und  ihnen  bürgen  setzen. 
WBüdesheim,  G.  2,  544:  Angelfahrten  halb  zum  mei  und  halb  zum  herbst;  zwischen  Kontzer- 
brüek  und  Hatzenport,  vier  Fuhrleute  bei  jedem  Wagen,  eventuelle  Ablösung  mit  6  gl.;  vgl. 
oben  WBirresbom,  auch  WSeUerich,  G.  2,  548:  belangen  die  angerfahren  weisen  sie  drei  wagen 


[Wirtschaft  d.  Giofsgrundbes.  —     818     — 

So  ist  denn  nur  fllr  die  erste  Hälfte  des  Mittelalters,  hier  aber  auch  in 
dem  hervorragendsten  Sinne,  der  Nachrichten-  und  Transportdienst  das  Binde- 
mittel der  zerstreuten  Höfe  einer  Grundherrschaft ;  er  verknüpfte  kontinuierlich 
und,  abgesehen  von  zeitweisen  Kontrollen,  allein  die  Hofverwaltungen  der 
Meier  mit  der  Zentralstelle.  Das  ist  ein  Verband  und  ein  System,  welches 
von  der  Art  der  fiskalischen  Organisation  doch  sehr  abweicht,  wenn  auch 
die  Fisci  aufser  dem  geschlossenen  fiskalischen  Territorium  einzelne  Depen- 
denzen  im  Sinne  grundherrlicher  Fronhöfe  hatten.  Dort  der  Iudex,  ein  Lokal- 
beamter, selbständiger  Vorstand  einer  ausgedehnten  Regie  und  Hauptträger 
des  Rechnungswesens,  nur  in  der  Abführung  des  äufsersten  Reinertrags  der 
Zentralstelle  zahlungspflichtig  —  hier  der  Meier,  vornehmlich  Einnehmer  der 
grundhörigen  Zinse  in  Geld  und  Landesprodukten,  weniger  Administrator  und 
am  wenigsten  rechnungsmäfsig  selbstverantwortlicher  Wirt,  zur  Ablieferung 
aller  Intraden  des  Hofbezirkes  verpflichtet,  und  zum  Zweck  der  Aufrecht- 
erhaltung dieser  Verpflichtung  durch  ein  ausgebildetes  Nachrichten-  und  Trans- 
portsystem unteratützt.  Es  begreift  sich,  wenn  unter  diesen  Umständen  die 
Funktionen  der  Zentralstelle  innerhalb  der  aristokratischen  Grundherrschaften 
gröfsere  Bedeutung  gewinnen,  wie  innerhalb  der  Fiskalverwaltung.  Damit  ist 
freilich  noch  nicht  gesagt,  dafs  unsere  Quellen  uns  zu  einer  ausreichenden  und 
allseitigen  Würdigung  dieser  Bedeutung  verhelfen,  vielmehr  gilt  hier  für  die 
doch  vornehmlich  in  Betracht  kommende  urkundliche  Überlieferung  der  auch  sonst 
bewahrheitete  Satz,  dafs  ihr  Umfang  entsprechend  jeder  Bezugnahme  auf  sociale 

im  hof  dem  hcrn  mit  aller  pfenwertb,  sonder  wasser  und  stein,  zwischen  Kontzerbrücke  und 
Hatzenport  zu  fahren  vier  ahmen  schwer,  doch  fünftehalb  sollen  sie  nit  liegen  laßen,  darumb 
der  fuhrman  haben  sol  von  iederm  boden  eine  sester  weins.  die  fohrcn  sollen  geschehen, 
danach  sie  geboten  sein,  acht  tagh  für  oder  nach  sanct  Martins  tagh,  soe  a1)er  zur  gemelten 
zeit  nit  geschige,  alsdan  zu  mai,  wie  dem  hem  gelegen  ist.  WSeffeni,  G.  2,  549:  wer  ni. 
gn.  h.  9  sester  haber  oder  even  gibt,  sol  m.  gn.  h.  2  angerpferd  thun,  auch  was  dem  fomian 
von  seine  gerechtigkeit  werden  sol.  wanehe  der  man  ausgespannet  hat,  sol  in  des  hem  ge- 
leit  sein;  ob  der  fohrman  todeshalbeu  abgenge,  sol  der  herr  weib  und  kind  versorgen,  der 
forman  sol  an  die  Mosel  faren  und  solle  dar  beiden  von  einer  nonen  zit  zu  der  andern:  ob 
er  dan  nit  geladen  wird,  sol  er  dreimal  mit  seiner  geißeln  klieben  und  sol  heimfaren,  sol 
sein  angel  bezalt  haben.  —  Eigentümlich  ist  WBockenau,  G.  2,  169:  weist  man  auch  mit 
recht,  daß  ein  hoiinan  zue  Neunkirchen  nit  mehr  dan  einen  hauen  und  ein  huen  zu  halten 
haben  uf  der  gemeinen  zue  B.  auch  so  ein  hofinan  da  were,  der  pfert  und  geschirr  hielte, 
der  sol  alle  übernächtige  fahrt  thuen,  die  die  gemein  zue  B.  unscm  gn.  herren  thuen  sol. 
des  zu  urkunt  gibt  der  apt  dem  gericht  zue  B.  ein  halb  mir.  habem  gehäuft  und  3V2  s. 
Die  einzige  Quelle  früherer  2^it  von  annähernd  gleicher  Ausführlichkeit,  wie  diese  Weis- 
tumssteUen,  ist  USMax.  S.  453,  Rübenach:  devehit  [mansus]  8  mir.  annone  apud  Mettriche; 
si  plaustrum  frangitur,  emendationi  tenetur  .  .  .  annonam  ecclesie  mansionarii  Treverim  dedu- 
cunt  recipit  scabinus  de  annona  situlam  vini  .  .  .  devehit  mansus  ad  littus  Muselle  sivc 
Rheni  carr.  vini.  si  plaustro  quicquam  infortunii  acciderit,  mansus  solvet;  et  si  vas  amplius 
quam  carr.  capiat,  ecclesia  dampnum  habebit.  in  vino  deducendo  scabinus  recipit  sext.  nni; 
si  vero  in  Lovene  in  littore  ultra  1  diem  mansionarius  cum  vino  iacuerit,  ecclesia  Stipendium 
dabit  mansionarii  in  eundo  situlam  vini  in  communi  habebunt  .  .  .  cetera  in  vino  deducendo 
Treverim  sicut  illi  de  Lovene  recipient  et  solvent 


—     819     —  Verwaltungsorganismus.] 

Entwicklungen  der  Laien  der  Regel  nach  abnimmt.  Und  eben  um  eine  be- 
sondere weltliche  Standesbildung  handelt  es  sich  bei  der  Frage  nach  der 
Ausrüstung  der  grundherrlichen  Zentralstelle.  Diese  Standesbildung  ist  die 
ministerialische. 

Sieht  man  von  einer  Art  von  Ministerialenstatut  der  Abtei  SMaximin,  an- 
geblich V.  J.  1135  \  ab,  so  sind  wir  über  das  Emporkommen  der  Dienst- 
mannen im  Moselland  leider  nirgends  durch  systematische  Aufzeichnungen 
unterrichtet,  und  Einzelurkunden  wie  Schriftsteller  reden  nur  dann  deutlicher, 
wenn  sie  nicht  den  regelmäfsigen  Gang  der  Entwicklung,  sondern  aufser- 
gewöhnliche  Zustände  zur  Schilderung  bringen^.  Bei  dieser  Lage  der  Quellen 
wird  es  schwer,  sich  von  den  ministerialischen  Dienstverhältnissen  auch  nur 
innerhalb  der  grundherrlichen  Verwaltung,  welche  uns  hier  allein  beschäftigen  ^, 
eine  sichere  Vorstellung  zu  machen. 

Zunächst  bilden  da  die  Ministerialen,  abgesehen  von  den  Laienbrüdern 
(Conversi)*,  den  einzigen  weltlichen  Beamtenkörper  der  grundherrschaftlichen 
Verwaltung*;  aufser  ihnen  sind  nur  noch  Beamte  geistlichen  Charakters,  und 
diese  natürlich  nur  in  kirchlichen  Giiindherrschaften  vorhanden.  Ihrer  Aus- 
schliefslichkeit  entsprechend  nehmen  die  Ministerialen  Stellen  sowohl  in  der 
Lokal-  wie  in  der  Zentralverwaltung  ein.  In  der  Lokalverwaltung  finden  wir 
sie  von  jeher  als  Meier®  oder  Inhaber  der  Spezialbetriebe  bezw.  der  Güter 

')  MR.  ÜB.  1,  483.  Daneben  kommen  nur  noch  die  ganz  späten,  unten  S.  858  fif.  ab- 
gedruckten Aufzeichnungen  in  Betracht  Die  räumlich  nächstliegenden  Ministerialenstatuten 
wären  die  von  Worms,  von  Weifsenburg,  der  Grafen  von  Ahr,  von  Köln  imd  Xanten. 

')  So  gelegentlich  der  Überhebung  der  Trierer  Ministerialen  im  11.  und  12.  Jh.; 
s.  dazu  Waitz,  Yfg.  5,  345;  7,  49 — 50.  Grade  solche  Fälle  sind  aber  für  uns  von  geringerem 
Interesse. 

*)  Speziell  über  die  militärische  Stellung  und  Entwicklung  der  Ministerialen  ist  erst 
später  in  Abschnitt  VIII  zu  sprechen. 

*)  S.  aber  diese  oben  S.  690  f. 

')  Minister  wird  darum  der  einzige  speziell  bezeichnende  Ausdruck  des  früheren  Mittelalters 
für  Beamter  sein,  vgl.  z.  B.  Lac.  ÜB.  1, 162,  249,  1094.   S.  auch  Nitzsch,  Ministerialität  S.  66  f. 

•)  S.  oben  S.  769  f.,  vgl.  MR.  ÜB.  1,  32,  778:  abbas  eiusque  successores  [so  statt 
rectores  zu  lesen]  aut  agentes  ipsius  monasterii  (Prüm).  Ebenfalls  für  Prüm  ist  MR.  ÜB.  1, 
52,  820,  sowie  61,  835  die  Rede  von  rectores  et  ministri  monasterii,  MR.  ÜB.  1,  89,  855 
von  provisores  monasterii.  In  allen  diesen  Fällen  sind  unter  agentes,  ministri,  provisores 
embryonal-ministerialische  Meier  zu  verstehen,  vgl.  MR.  ÜB.  1,  105,  866,  Prüm:  terris  ac 
vineis  .  .  ac  reliquis  subsidiis,  sicut  hactenus  nostris  usibus  deservierunt  vel  a  ministris 
nostris  conservate  esse  noscuntur.  Ein  weiterer  Beweis  in  dieser  Richtung  liegt  in  der  Be- 
zeichnung der  Villicatio  Mersch  als  ministerium,  ÜPrüm  No.  23.  Für  spätere  Zeit  s.  Calmet 
5,  140,  Longueville:  villici  vestri,  forestarii,  decani  sive  caeteri  servientes,  ubicunque  sint, 
nullum  servitium  debent  advocato.  servientes  ergo,  qui  specialiter  loco  vestro  deserviunt, 
exceptis  aliis.  qui  per  curias  ecclesie  deputati  sunt,  prout  opus  luerit,  vobis  in  officio  vestro 
assumantur.  Dazu  femer  CRM.  1,  105,  1132;  MR.  ÜB.  1,  453,  1124-27;  Cart.  Orval  166, 
1212.  Vom  Leben  eines  vermutlich  ministerialischen  Meiers  giebt  die  V.  loh.  Gorz.  ein 
anschauliches  Bild;  vgl.  Vit  loh.  Gorz.  9:  (lohannes  oriundus  fuit)  villa  olim  regia  vocabulo 
Vinderia  [Vendicre]  parcntibus  utique  non  nimium  obscuris,  substantiae  sane  locupletioris . . . 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     820     — 

mit  Sonderlasten,  namentlich  der  Scharhufen  ^:  eben  von  der  Grundlage  der 
letzteren  Gtitergruppe  aus  entwickelt  sich  vornehmlich  ihre  militärische  Be- 
deutung. Neben  der  Lokalverwaltung  aber  bilden  sie  das  alte  Verwaltungs- 
material der  Zentralstelle.  Ursprünglich  war  die  Zentralstelle  nur  Hausver- 
waltungsstelle und  die  Ministerialen  waren  demgemäfe  unfreie  Hausdiener,  eine 
gleichförmige  Masse  des  Gesindes,  in  welcher  Seneschalk  und  Schweinehirt, 
Marschalk  und  Bäcker  fast  unterschiedslos  nebeneinander  standen*.  Allein 
teil  weis  schon  früher^  und  spätestens  mit  der  Ausbildung  der  Grundherrschaften 
begann  infolge  der  neuen  Arbeitsteilung  in  der  Güterverwaltung  die  Gruppen- 
bildung unter  dem  Gesinde.  Nur  die  eigentlichen  Hausdiener  und  die  Hof- 
gewerbe, wie  Bäcker  und  Schmied,  blieben  auf  der  alten  Basis  noch  längere 
Zeit  stehen ;  über  sie  erhoben  sich  stets  höheren  Ansprüchen  und  Vorrechten  zu- 
strebend die  Gruppen  der  selbständigen  Handwerker  und  der  eigentlichen  Höflinge. 
Sehen  wir  von  den  selbständigeren  Handwerkern,  den  Webern,  Walkern, 
Fischern  u.  a.  m.  ab,  da  deren  Entwicklung  bald  eigene  Bahnen  einschlug*, 
so  bleiben  für  unsere  Erörterung  die  Gruppen  des  niederen  Hofgesindes  und 
der  höheren  Höflinge  übrig. 

Über  die  erste  Gruppe,  wie  sie  die  eigentlichen  Hausdiener,  etwa  den 
Gärtner,  den  Schmied,  den  Zimmermann,  in  den  Klöstern  femer  den  Barbier, 
den  Pförtner,  sowie  die  niederen  Kirchendiener  umfafste  ^,  sind  wir  für  die  hier 
in  Betracht  kommenden  Verhältnisse  verhältnismäfsig  gut,  aber  freilich  erst 
durch  Quellen  des  13.  und  15.  Jhs.,  unterrichtet®.  Im  13.  Jh.  finden  wir  alle 

(pater)  ruri  intentus  ac  regendae  fsuniliae  .  .  .  plura  ei  ex  iusto  labore  succrescerent  essetque 
possessionibus  sumptibus  pecunia  .  .  admodum  auctus.  Die  coniux  war  liberioris  generis; 
der  Mann  hatte  soviel,  dafs  er  hospitalitas  elemosinae  pflegte  und  der  Kirche  gab.  Johannes 
folgt  zuerst  seinem  Vater  nach,  Vit  loh.  Gorz.  11:  agro  pecore  faniilia  et  his  instituendis 
atque  alendis  substantia  non  mediocri  locupletatus  deinde  in  artiuni  diversarum,  quae  ad 
variam  suppellectilem  usui  sunt,  exercitio  et  dispositione  (multum  valuit).  Als  er  dann  das 
Mannesalter  erreicht,  verweilt  er  einige  Jahre  in  domo  comitis  Riquini  [wohl  als  Ministeriale], 
nam  et  ecclesiam  villae  ipsius,  ex  qua  ortus  est,  dono  eiusdem  comitis  possidebat. 

')  Vgl.  aufser  oben  S.  495,  MR.  ÜB.  1,  382,  1082—84  und  noch  prägnanter  MR.  ÜB. 
1,  483,  angebl.  1135,  SMaxirain:  predia  et  mancipia  eorum,  qui  ministri  vel  scaremanni 
dicuntur.  S.  femer  MR.  ÜB.  1,  482,  1135;  Bd.  2,  179;  WGüls  1385,  Zs.  des  Berg.  Gv.  18, 
158;  CRM.  3,  337,  1346. 

«)  S.  z.  B.  L.  Alam.  2,  81,  LL.  3,  73. 

3)  S.  oben  S.  54. 

*)  Vgl.  V.  Maurer,  Fronh.  1,  202—3,  auch  244  f.  Im  übrigen  s.  z.  B.  Mir.  s.  Celsi, 
MGSS.  8,  207;  UStift  415,  Koblenz;  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  W.  carpentarius.  S.  auch  Warn- 
koenig,  Flandi*.  Rechtsg.  3,  133  f.,  148  f.,  und  Stat.  Wetzlar.  1433,  Blattau  1,  264—265. 

^)  S.  z.  B.  Schöpflin,  Als.  dipl.  1,  262,  1041 ;  ü2Mettlach  S.  194—5,  1399. 

®)  Es  liegen  hier  zunächst  die  Urkunden  über  die  Dienerschaft  des  Trierer  Domstiftes 
von  1245  und  1258,  MR.  ÜB.  3,  833  und  1468,  vor,  aufserdem  die  unten  S.  853  ff.  abgedruck- 
ten Stücke.  Die  Urkunden  des  MR.  ÜB.,  vermutlich  Übersetzungen  des  15.  Jhs.  aus  dem 
Lateinischen,  sind  einer  leider  verloren  gegangenen  Hs.  des  verstorbenen  Professors  Marx  in 
Trier:  Ordnung  der  Dienerschaft  des  Domkapitels  in  Trier:  entnommen  und  nach  sehr 
schlechten  Kopieen  gedruckt.    Doch  macht  die  Emendation  meist  geringe  Schwierigkeiten. 


—     821     —  Verwaltungsorganismus.] 

Glieder  dieser  Gruppe  innerhalb  der  Zentralstelle  einer  Grundherrschaft  kor- 
porativ organisiert;  sie  bilden  eine  Genossenschaft,  oder  wie  es  in  den 
Dokumenten  flir  das  Trierer  Domstift  heilst,  ein  Kapitel,  welches  am  ge- 
nannten Orte  zur  Disposition  des  Kellners  und  imter  der  Gerichtsbarkeit 
des  Propstes  stand.  Doch  gehörte  die  Genossenschaft  in  Strafsachen,  speziell 
bei  öffentlichem  Friedensbruch,  unter  die  Kompetenz  des  gemeinen  Gerichts, 
und  auch  ftir  Handlungen  freiwilliger  Gerichtsbarkeit  konnten  die  Genossen 
den  Trierer  Schöffenstuhl  suchen.  In  sich  zerfiel  die  Genossenschaft  in 
einzelne  Abteilungen,  z.  B.  in  die  eigentlichen  Hausdiener  und  die  Küchen- 
diener. Das  hinderte  aber  nicht,  dafs  man  sich  als  6ine  Korporation  fühlte, 
welche  sich  ihre  Rechte  wies  und  im  Fall  des  Streits  über  dieselben  mit  dem 
Kellner  eine  domkapitularische  Kommission  als  Schiedsrichter  anrufen  konnte. 
Die  Unterhalts-  und  Lohnverhältnisse  der  Genossenschaft  waren  in  d6r  Art 
geregelt,  dafs  ihr  neben  einer  bestimmten  Anweisung  auf  freie  Station  sub- 
sidiär, wenn  diese  nicht  ausreichte,  ein  Anrecht  auf  einen  Teil  des  kapitula- 
rischen  Ernteergebnisses  zustand;  zudem  hatten  die  Genossen  einen  Anteil  am 
Herbst  des  Kapitels  und  den  Genufs  einer  Anzahl  von  Rentenbezügen,  welche 
teils  auf  fremdem  Besitz  fundiert  waren,  teils  aus  den  Fronhöfen  und  Ämtern 
des  Kapitels  erfiossen  und  im  wesentlichen  dazu  bestimmt  waren,  an  gewissen 
Heiligen-  und  Marientagen*  gemeinsame  Ergötzlichkeiten  zu  bestreiten. 

Bei  weitem  andei^s  ist  das  Bild,  welches  aus  den  Maximiner  Aufzeich- 
nungen des  15.  und  beginnenden  16.  Jhs.  über  die  Lage  der  ehemals  un- 
freien, ministerialischen  Dienerschaft  erhellt.  Wir  stehen  hier  am  Schlufs 
der  Entwicklung:  Scheckman  selbst,  der  in  seinem  Speculare  feudorum 
von  ca.  1520  eine  letzte  Beschreibung  des  Instituts  giebt,  spricht  es  wieder- 
holt aus,  dafs  er  von  halb  vergessenen  Dingen  rede.  In  der  That  erscheinen 
jetzt  die  alten  Dienststellen  sogar  der  Zahl  nach  zusammengeschmolzen;  statt 
zweier  Kochstellen  giebt  es  nur  noch  eine,  und  die  Existenz  der  Schmiede- 
stellen gehört  einer  so  fernen  Vergangenheit  an,  dafs  Scheckman  über  sie 
nichts  mehr  im  Archive  der  Abtei  vorfindet '^. 

Ursprünglich  aber  bestanden  in  der  Abtei  SMaximin  10  Dienststellen. 
Von  ihnen  bezogen  sich  \ier  auf  den  Kirchendienst,  auf  die  Nachtwache  in 
der  Kirche,  die  zeitweilige  Tagwache  am  Reliquienschrein,  die  Bewahrung  der 
Fenster,  das  Anzünden  und  Löschen  der  Leuchter,  das  Läuten  der  Glocken 
u.  a.  m.  Die  vier  Diener,  ein  Apothecarius ,  vornehmlich  für  den  Reliquien- 
dienst, und  drei  Aeditui  oder  Cereales,  standen  unter  dem  Spezialbefehl  des 
Küsters  oder  Sakristans.    Die  anderen  sechs  Dienststellen  fielen  zu  je  zwei 


*)  Solcher  Tage  gab  es  eine  ganze  Anzahl,  ich  nenne  Jan.  1,  13  und  18;  April  15; 
August  15,  22  und  31:  Oktober  23  und  25;  November  8,  11  und  23;  Dezember  8  und  9. 

^)  Die  letzte  Erwähnung  der  Maximiner  Dienstmannen  findet  sich  wohl  in  dem  von 
Wolff  edierten  Modus  propinandi  in  festis  ss.  Maximini  videlicet  et  Agritii,  Geschbl.  f.  d. 
mittelrh.  Bistümer  Bd.  1. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgnmdbes.  —     822     — 

auf  den  Bäcker-  und  Kornmesserdienst,  die  Küche,  und  den  Schmiededienst ; 
sie  unterstanden  dem  Kellner  und  in  höherer  Instanz  dem  Abt.  Die  Inhaber 
aller  zehn  Dienststellen  bildeten  zusammen,  wie  die  Dienerschaft  des  Trierer 
Domkapitels,  eine  Genossenschaft  mit  eigenem  Recht,  eigenem  Weistum  und 
eigener  Strafbefugnis  in  Dienstsachen,  imd  sie  standen,  ursprünglich  neben 
kleinen  genossenschaftlichen  Rentenbezügen,  in  der  Natural  Verpflegung  der 
Abtei.  Aber  wie  hatten  sich  diese  Dinge  bis  zum  15.  Jh.  geändert.  Jede 
Dienststelle  war  mit  besonderen  Renten  dotiert  worden,  sie  war  zum  Dienst- 
lehen ^  geworden.  Und  diese  Dienstlehen  erscheinen  nunmehr  fest  imter  be- 
stimmten Modalitäten  auch  an  Weiber  vererblich  und  zugleich  von  den 
Inhabern  wenn  auch  nur  an  Männer  veräufserlich ;  ein  Kochlehen  wird  z.  B. 
auf  70  rheinische  gl.  Wert  berechnet.  Die  Inhaber  dieser  DiensÜehen  dienen 
nicht  mehr  selbst  im  Kloster,  längst  haben  sie  sich  daran  gewöhnt,  Stell- 
vertreter aus  dem  Kreise  der  kleinen  Trierer  Handwerker  zu  senden,  und 
diese  Handwerker  bilden  nun  noch  notdürftig  eine  Genossenschaft  imd  weisen 
mühsam  das  alte  Recht.  Die  Inhaber  selbst  aber  sind  vornehme  Leute,  mit 
Vorliebe  beteiligen  sich  die  Schöffen  der  Immunität  SMaximin,  Landadlige, 
Schöffen  und  sonstige  bessere  Bürger  der  Stadt  Trier,  und  sogar  das  Kloster 
selbst  ist  im  Besitze  von  Lehen  und  sucht  weitere  Lehen  zu  erwerl)en.  So  war 
das  Dienstlehen  zu  einem  mit  gewifs  nicht  allzugrofsen  Revenuen  verbundenen 
Titel  geworden,  einem  Titel,  der  einem  reichen  Bürger  unter  Umständen  ein 
ähnliches  Vergnügen  gewähren  mochte,  wie  unter  heutigen  Verhältnissen  die  Titel 
des  Kommerzienrates  oder  Hoflieferanten.  In  der  That  wird  man  beim  Ent- 
wicklungsgang dieser  niederen  Ministerialität  an  ein  ähnliches  Verhältnis  er- 
innert, wenn  man  sieht,  wie  Erzbischof  Balduin  schon  im  Beginn  des  14.  Jhs. 
einen  reichen  Koblenzer  Bürger  gegen  Auftrag  eines  kleinen  Dienstlehens  in 
die  Genossenschaft  der  Trierer  Ministerialen  und  Vasallen  aufnimmt,  unter  der 
Verpflichtung,  dem  erzbischöflichen  Hofe  für  die  Zeit  seiner  Anwesenheit 
in  Koblenz  und  im  Umkreis  einer  Meile  die  Tischtücher  zu  liefern-. 

Haben  wir  so  die  Entwicklung  der  niederen  Ministerialität  bis  zu  ihrem 
völligen  Verfall  in  der  zweiten  Hälfte  des  Mittelaltei*s  verfolgt,  so  bleibt  gegen- 
über der  höheren  Ministerialität  vorläufig  nur  die  Aufgabe,  die  Funktionen  der- 
selben innerhalb  der  Zentralverwaltung  der  Grundherrschaft  zui*  Zeit  der  Blüte 
grundherrlicher  Wiitschaftsverwaltung  nachzuweisen;  vom  Verfall  der  Mini- 
sterialität als  Beamtentum  kann  dagegen  erst  weiter  unten,  bei  der  Erörterung 
der  Entwicklung  der  Tenitorialverwaltung  des  späteren  Mittelalters,  die  Rede  sein. 

Füi*  die  Funktionen  der  Ministerialität  in  der  grundherrlichen  Zentral- 
verwaltung ist  ein  doppelter  Gesichtspunkt  festzuhalten.  Einerseits  bildeten 
nämlich  diese  Funktionen  sich  in  besonderen  feststehenden  Ämtern  aus,  deren 


M  Feudum  servile  oder  ministeriale. 
2)  Bd.  3,  No.  94,  1318. 


Cf  !• 


—     823     —  Verwaltungsorganismus.] 

« 

Inhaber  übrigens  von  Zeit  zu  Zeit,  oft  in  festbestimmten  Perioden  \  wechseln 
konnten ;  andererseits  war  fast  stets  ein  Gros  von  dienstpflichtigen  Ministerialen 
an  der  Zentralstelle  vorhanden  2,  aus  dem  man  einzelne  Gruppen  für  Einzel- 
geschäfte verwandte.  Amt  und  Kommissariat  sind  mithin  die  beiden  Formen 
ministerialischer  Dienstleistung  innerhalb  der  grundherrlichen  Verwaltung, 
geradeso  wie  sie  später  die  beiden  Formen  der  Eatsdienstleistung  innerhalb 
der  städtischen  Verwaltung  geworden  sind. 

Unter  den  Ämtern  stehen  zunächst  die  alten  vier  Hofämter  im  Vorder- 
grund, daneben  wohl  auch  das  Küchenmeisteramt,  das  Kellner-  und  das  Forst- 
amt ^.  Wichtig  aber  ist,  dafs  neben  diesen  zunächst  auf  den  Hofkonsum 
berechneten  Ämtern  —  wenigstens  überwiegt  dieser  Gesichtspunkt  bei  den 
vier  Hofämteni  —  auch  ein  Amt  vorkommt,  das  unter  verschiedenen  Namen 
auf  eine  Generalverwaltung  der  Einnahme  und  Ausgabe  und  damit  auch  auf 
eine  Oberaufsicht  über  die  grundherrlicben  Fronhöfe  hinweist.  Am  besten 
verdeutlichen  läfst  sich  Zweck  und  Geschäftsgang  dieses  Amtes  an  der  Erzäh- 
lung (ier  V.  loh.  Gorz.  über  die  Thätigkeit  des  Ministerialensohns  und  späteren 
Abtes  von  Gorze  Johann  als  Solatium  des  früheren  Abtes:  Solatium,  Gehülft» 
Adlatus  oder  Stütze,  war  eben  der  gewöhnliche  Name  des  Generalverwalters 
da,  wo  er  in  den  geistlichen  Ämterverband  einbezogen  erscheint.  Als  Solatium 
hatte  Johann  zunächst  das  Ausgabe-  und  Einnahmegeschäft;  des  Klosters,  unter 
obei'ster  Kontrolle  des  Abtes,  unter  sich:  quaecumque  nummis  vel  quibuslibet 
aliis  rebus  expendit,  summam  eorum  in  breve  notatam  abbati  post  hebdomadam 
aut  mensem  reddidit,  nee  minus,  quaeque  extrinsecus  de  ratiociniis  quibusque 
illata  recepisset*.  Als  oberstem  Rechnungsführer  des  Klosters  kam  es  ihm 
auch  zu,  die  offenbar  nicht  imbedeutenden  Ausleihegeschäfte  des  Klosters  zu 
besorgen:  commodabat  equidem  plurima  et  recipiebat,  cautus,  ne  quo  dolo 
debitomm  falleretm*,  .  .  .  si  frumentum  vinum  sal  vel  quaecumque  ad  cibum 
peitinentia,  similiter  ad  vestitum  commodabantur,  eiusdem  mensurae  vel  quanti- 
tatis  reposcebantur,  ut  nihil  supra  exigeretur.  argentum  pondere  iusto  commo- 
dabatur,  nee  ipsuni,  quod  moneta  iure  extorquet,  ullatenus  petebatur,  sed 
(juantum  (luis  accipiebat  aut  dabat,  at»qua  lance  refundebatur^.  Nicht  minder 
aber  griff  er  vom  finanziellen  Gesichtspunkte  aus  in  die  Rechtssprechimg  des 
Klosters  ein.  Hier  war  es  Hauptsache,  einmal  dem  Grundherrn  die  Fructus 
iurisdictionis  voll  zu  wahren,  andererseits  aber  jede  ungerechte  Übervorteilung 


^)  So  z.  B.  im  Kölner  Dienstmannenrecht ,  ed.  Frensdorff,  HoeUbaums  Mitteilungen 
Heft  2,  4  ff. 

2)  S.  UStift  S.  322;  MR.  ÜB.  1,  391,  1097;  2,  117,  1191;  oben  S.  495;  vgl.  auch 
V.  Maurer,  Fronh.  1,  206  f.,  250;  Warnkoenig  1,  202  f.,  sehr  verbessert  8,  117  f. 

^)  Über  die  Pflicht  der  Ministerialen,  an  der  Zentralstelle  der  Grundherren  zu  weilen, 
winl  noch  später  Abschnitt  VIII  Teil  2  die  Rede  sein.  Zur  Sache  s.  auch  schon  v.  Maurer 
Fronh.  1,  167  ff. 

*)  V.  loh.  Gorz.  c.  73. 

'')  A.  a.  0.  c.  SS. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     824     — 

ZU  vermeiden:  quicquid  iustitia  acquireret,  totum  fidelitur  monasterio  inferre, 
et  illud  optime  cavere,  ne  sacculus  monasterii  qualibet  umquam  doli  vel  mise- 
roruin  fraiide  vel  calamitate  contaminaretur  ^  Eine  ähnliche  Stellung  wird  es 
gewesen  sein,  welche  im  10  Jh.  in  SMaximin  der  ministerialis  fi^trum  xar 
i^oxrpf  einnahm*,  welcher  wir  am  erzbischöflichen  Hofe  von  Trier  im  11.  und 
12.  Jh.  in  dem  Amte  des  Viztums,  Oeconomus,  Prokurators  b^egnen^, 
welche  unter  gleicher  Benennung  in  den  Frauenklöstem  noch  im  13  Jh.  und 
später  wiederkehrt*.  Nicht  immer  braucht  diese  Stellung  ständig  und  fest 
umschrieben  gewesen  zu  sein;  sie  war  ein  Vertrauensplatz  an  der  Seite  des 
Grundherrn,  welcher  nur  besonderer  Treue  und  Energie  verdankt  ward.  So 
wird  z.  B.  dem  1099  gestorbenen  Meier  Lambertus  von  SHubert  nachgerühmt, 
er  sei  gewesen  strenuus  cooperator  abbatis  Theoderici  maioris  in  acquirendis 
praediis  et  ornamentis,  in  renovandis  et  amplificandis  aedificiis,  in  vitreis  et 
fabrefacturis,  in  ordinando  fratrum  victu  et  vestitu  et  in  quibuscunque  poterat 
ecclesiae  profectibus  et  utilitatibus  *.  Trotz  dieser  offenbar  lunfassenden  Thätig- 
keit  behielt  Lambert  seinen  einfachen  Meiertitel ;  er  erhielt  keinen  Nachfolger; 
seine  Stellung  starb  mit  ihm  aus.  Soviel  aber  leuchtet  ein,  wo  auch  immer 
sich  die  Stellung  eines  Generalverwalters  ständig  oder  zeitweis  entwickelte, 
da  fiel  ihr  bei  gröfseren  Verwaltungen  eine  bemerkenswerte  Verantwortlich- 
keit zu;  so  dafs  es  sich  fragt,  wie  ihr  Inhaber  sich  derselben  im  allgemeinen 
gewachsen  erweisen  konnte. 

Von  Johann  von  Gorze  erzählt  die  Biographie  c.  85  ausdrücklich :  rarus 
.  .  illi  ad  (villas  monasterii)  accessus,  potiusque  de  ipso  monasterio,  queque 
foris  agenda  essent,  dictabat,  bre\ique  sub  tempore  ministris  —  es  sind  die 
Meier  gemeint  —  evocatis,  minus  aut  amplius  quod  ipsi  expletum  referrent 
edicebat.  Gleichwohl  kann  Johann  sich  nicht  der  Mühe  entschlagen,  bisweilen 
auf  (iie  Fronhöfe  zu  gehen;  die  Geschäfte  daselbst  werden  dann  beim  Essen 
abgemacht  *^.  Ein  solches  System  prinzipieller  Enthaltsamkeit  von  persönlicher 
Kontrolle  entsprach  vielleicht  dem  grade  von  Gorze  ausgehenden  asketischen 
Anschauungen  der  deutschen  Klosterreform  des  10.  Jhs. ,  liefs  sich  auch  bei 
der  infolge  von  Zinslieferungen  nicht  seltenen  Anwesenheit  der  Meier  an 
der  Zentralstelle  allenfalls  durchführen,  praktisch  war  es  aber  nicht.  Im 
Interesse  eines  tüchtigen  Generalverwalters  mufs  es  vielmehr  gelegen  haben, 
soviel  das  der  Dienst  um  die  Pei-son  des  Herrn  gestattete,  auf  Visitationen 


')  V.  loh.  Gorz.  c.  87. 

2)  MR.  ÜB.  1,  163,  923. 

«)  MR.  ÜB.  1,  310,  1038;  318,  1042  (Or.  a.  d.  13.  Jh.!):  361,  1065;  453,  c.  1125. 
Die  Stellung  der  bekannten  Burggrafen  Dietrich  und  Ludwig  in  Trier  unter  Erzbischof  Eber- 
hard u.  s.  w.  (W'aitz,  Vfg.  7,  49—50)  hat  zunächst  mit  den  erzbischöflichen  Generalverwaltem 
nichts  zu  thun. 

*)  Stat  Brem.  1290,  Blattau  1,  61. 

*)  Cantat  s.  Hub.  87,  MGSS.  8,  618. 

**)  V.  loh.  Gorz.  c.  86. 


—     825     —  Verwaltungsorganismus.] 

der  Meier  unterwegs  zu  sein;  das  ist  die  Vorschrift,  welche  Karl  der  Grofse 
dem  in  vielen  Punkten  eher  mit  dem  Oeneralverwalter  als  mit  dem  Meier  zu 
parallelisierenden  Iudex  giebt. 

Indes  auch  der  fleifsigste  Generalverwalter  war  wohl  schwerlich  in  der 
Lage,  dieser  Aufgabe  voll  Gentige  zu  leisten.  Da  treten  denn  die  ministeria- 
lischen  Kommissariate  ergänzend  ein.  Solange  die  grundherrliche  Wirtschafts- 
verwaltung blüht,  sehen  wir  von  der  Zentralstelle  aus  geschickte  ministerialische 
Kommissare,  missi  oder  manaliti  yne  sie  in  der  ältesten  Zeit  heifsen,  in  den 
verschiedensten  durch  die  Zentralstelle  zu  erledigenden  Geschäften  thätig: 
sie  stellen  Grenzen  fest,  sie  suchen  Plätze  für  gröfsere  wirtschaftliche  Anlagen, 
Fischereien  u.  dgl.  aus,  sie  kaufen  und  übernehmen  neuen  grundherrlichen 
Besitz,  sie  visitieren  endlich  die  einzelnen  Meierämter  ^  Und  so  war  in  der 
administrativ  mobilen  Macht  der  Ministerialen  in  der  That  ein  Mittel  gegeben, 
von  der  Zentralstelle  aus  ohne  gröfseres  ständiges  Beamtenpersonal  und  vor 
allem  ohne  giofse,  jener  Frühzeit  der  ei-sten  Hälfte  des  Mittelalters  noch 
sehr  schwer  fallende  Schreibereien  eine  bedeutende  ländliche  Wiilschaftsver- 
waltung  zu  leiten. 

Doch  war  die  Ministerialität  nicht  das  einzige  für  die  Zwecke  der 
Zentralverwaltung  vorhandene  Material;  neben  ihr  kommt,  wenigstens  für 
die  geistlichen  Institute,  noch  der  Klerus  in  Betracht.  Sehr  natürlich;  der 
Klerus  war  in  schriftlichen  Arbeiten  gewiegt,  die  geistliche  Grundhen^schaft  setzte 
sich  zudem  im  kirchlichen  Grofsgrundbesitz  fast  stets  aus  den  Genossen  einer 
Korporation  zusammen:  wainim  sollte  man  diese  einzelnen  Genossen  nicht 
auch  gleich  den  Ministerialen  für  die  Geschäfte  der  weltlicljen  Zentralstelle 
verwenden,  soweit  dies  der  geistliche  in  der  Ordensregel  verkörperte  Zweck 
zuliefs?  Aufserdem  schrieb  die  Regel  zumeist  Beschäftigung  mit  der  Land- 
wirtschaft vor,  man  interessierte  sich  für  sie  auch  spontan^,  und  mit  Aus- 
nahme ganz  asketischer  Epochen  galt  die  Vennehrung  und  gute  Verwal- 
tung des  ja  fast  nur  in  Giamdwerten  bestehenden  Kirchengutes  als  gott- 
gefälliges Werk*.    Dem  entsprechend  sehen  wir  zu   allen  Zeiten  kirchlichen 

1)  Vgl.  MR.  ÜB.  1,  10,  752;  103,  c.  842;  Lac.  ÜB.  1,  168,  258,  1096;  MR.  ÜB.  1, 
610,  1158,  cit  oben  S.  659  Note  3;  Cart.  Orval  166,  1212,  Urkunde  Ludwigs  IV.  Grafen  von 
(Hiiny:  cum  fratres  AurcaevaUis  querelam  movissent  adversum  me  pro  prato  ante  Ivodium 
fossatis  incluso,  quod  se  dicebant  a  patre  meo  piae  memoriae  Ludovico  Iherosolymam  pro- 
fecturo  in  elemosinam  accepisse,  tandem  in  talem  pacis  couventionem  pervenimus,  quod  ego 
eis  de  praedicto  prato  16  falcatas  assignavi  et  dedi  per  manus  viUici  Ivodiensis . .  et  aliorum 
Diinisterialium  meonun  Ivodiensium  [so!]  perambulari  feci  et  certis  metis  positis  distingui. 
Mon.  Boica  87,  22:  ministerialibus  .  .  nostriB  [Bischof  Brunos  von  Würzburg]  hoc  officium 
iniungimus,  ut  singulis  annis  tantum  quatuor  ex  eis  in  tempore  messis  ad  supradictam  curiam 
[in  Westfalen]  veniant  et  villicos  [1.  villicum]  consulant,  et  cum  illo  de  redditibus  Universum 
debitum  exquirant  et  suscipiant  —  Sehr  selten  kam  es  vor,  dafs  man  einem  Ministerial  Voll- 
machten als  Teilverwalter  gab,  vgl.  V.  loh.  Gorz.  c.  97. 

«)  S.  oben  S.  462,  auch  Bd.  2,  82. 

')  So  ermahnt  sich  MR.  ÜB.  1,  463,  1129  Abt  Gerard  von  SMaximin  zur  Wachsamkeit 

Lamprecht,  Dentaehtts  Wirt«chaftol«ben.    I.  53 


[Wirtschaft  d.  Grorsgnmdbes.  —     826     — 

Au&chwungs  auch  sofort  eine  eneiigische  Thätigkeit  der  kirchlichen  JKorpo- 
rationen  für  die  äulsere  Verwaltung  ihres  Besitzes  einsetzen;  nie  sind  Äbte^ 
und  Bischöfe'  eifrigere  Organisatoren  und  Administratoren  des  Kirchengutes 
gewesen,  wie  im  Blütezeitalter  der  deutschen  Kirche  des  Mittelalters,  unter 
den  Ottonen  und  den  ersten  Saliern^. 

Worin  bestanden  aber  die  verfassungsmäfsigen  Vorbedingungen  f&r  eine 
Verwaltungsthätigkeit  der  geistlichen  Korporationen  innerhalb  des  ländlichen 
Grolsgrundbesitzes?  Nur  wenige  Hauptnormen  können  hier  zur  Sprache 
kommen. 

Innerhalb  der  Klosterverfassung  zunächst  disponierte  der  Abt  keineswegs 
frei  über  das  gemeinsame  Eigentum  ^ ;  er  war  vielmehr  bei  Kauf  ^  und  Tausch  *, 
hei  Leihe  ^  und  EnÜeihung  ®  wie  bei  allen  grö&eren  Vertrags-  und  Verwaltungs- 

in  der  Klosterverwaltung  mit  dem  Spruch:  illnmina  oculos  meos  domine,  ne  nmquam  obdor- 
miam  in  morte,  ne  quando  dicat 'inimicus  meus:  »prevalui  adversus  eum«.  Dagegen  heifst 
es  V.  loh.  Gorz.  91,  es  solle  von  der  wirtschaftlichen  Thätigkeit  Johanns  nichts  mehr  ersfthlt 
werden,  denn  dies  bringe  nicht  edificatoriam  oblectationem,  sed,  ut  nostre  mores  scio  etatas, 
tediosam  omnino  £acerent  lectionem. 

^)  So  Abt  Ansteus  von  SAmulf-Metz  und  Johann  von  Gorze,  vgl.  V.  loh.  Grorz.  c.  36, 
67,  89:  femer  Necrol.  s.  Maximin.  7  kal.  febr.:  Ogo  abbas  huius  loci,  postea  Tungrensis 
episcopus,  qui  hoc  monasterium  a  ftmdamentis  reparavit  et  locum  pene  pessundatnm  reno- 
vavit,  et  numerum  fratrum  ad  60  et  ad  religionem  ampliavit.  Ogo  stirbt  945,  vgL  Honth. 
Hist  dipl.  1,  279.  Statt  LX  ist  übrigens  lxx  zu  lesen,  vgl.  Brower  ed.  Stramberg  1,  844 
bis  345,  der  eine  nomenclatura  in  veteris  psalterii  prolegomenis  forte  inserta  erwähnt, 
welche  bei  Novillanius  c.  26  und  von  Kraus,  Bonner  JB.  50,  218  gedruckt  ist 

«)  Vgl.  z.  B.  über  Wazo  von  Lüttich  G.  ep.  Leod.  2,  46,  47,  MG8S.  7,  217;  über 
Bemward  von  Ilildesheim  V.  Bemw.  8.  Im  übrigen  verweise  ich  hierfür  wie  för  das  folgende 
überhaupt  auf  Lamprecht,  Der  Charakter  der  klösterlichen  Reformbewegung  Lothringmis  im 
10.  Jh.,  in  Picks  Monatsschrift  für  die  Geschichte  Westdeutschlands  Bd.  7,  91  f.,  217  f. 

')  Aus  späteren  Zeiten  vgl.  noch  Catal.  abb.  Eptemac.  II,  MGSS.  23,  35,  über  Abt 
Reiner  von  Echtemach  (1231—1242),  imd  Damianus  Dhame,  Honth.  Prodr.  S.  1043,  über  Abt 
Reiner  von  SMaximin  (1587—1618). 

*)  S.  schon  oben  S.  693.  —  Ich  sehe  hier  von  der  Einwirkung  ab,  welche  bei  könig- 
lichen Klöstern  auch  der  König  auf  die  Verwaltung  ausübte;  s.  für  Prüm  MR.  ÜB.  1,  59. 
831,  wo  K.  Ludwig  Prüm  geradezu  monasterium  nostrum  nennt  Die  Abtei  tauscht  MR.  ÜB. 
1,  61,  835  permissione  regis,  ebenso  a.  a.  0.  58,  844,  licentia  imperatoris;  ähnlich  a.  a.  0. 
117,  880.  MR.  ÜB.  1,  105,  866  nennen  die  Mönche  K.  Lothar  senior  noster  und  schliefsen 
einen  Leihvertrag  mit  seiner  Zustimmung. 

»)  MR.  ÜB.  3,  1467,  1258. 

®)  MR.  ÜB.  1,  55,  827:  Abt  Taucrad  von  Prüm  tauscht  mancipia  consentiente  eius- 
dem  [!]  tota  congregatioui  prefati  monasterii;  MR.  ÜB.  1,  56,  823  tauscht  er  Güter  una  per 
consensum  et  cohibentiam  monachorum  ibidem  degentium.  S.  femer  für  Prüm  MR.  ÜB.  1, 
98,  860—86.    Für  SMaximin  vgl.  MR.  ÜB.  1,  153,  909;  163,  923. 

"*)  MR.  ÜB.  1,  14,  769—808:  Abt  Assuer  von  Prüm  verleiht  eine  Prestarei  cum  con- 
sensu  fratrum  nostrorum;  vgl.  MR.  ÜB.  1,  30,  c  777:  eine  Prekarei  vestra  [des  Abtes]  seu 
servorum  dei  qui  in  ipso  cenobio  commorare  videutur  dccrevit  voluntas;  MR.  ÜB.  1,  119, 
887:  eine  Prekarei  nostra  (abbatis)  decrevit  voluntas  omniumque  fratrum  nostronun  consensit 
1)enignitas.    Vgl.  auch  §  10  der  imtcn  im  Anhang  S.  860  gedruckten  Urkunde  von  1296. 

^)  S.  §  10  dor  unten  als  Anhang  S.  860  gedruckten  Urkunde  von  1296;  auch  Bd.  3, 
No.  72  §  7  f.,  1291. 


—     827     —  Verwaltungsorganismus.] 

geschäften  überhaupt  *  au  die  Zustimmung  des  Konvents  gebunden.  Die  Folge 
war,  dafs  der  Abt  auch  da,  wo  er  selbständig  handelte,  wohl  kaum  irgend 
eine  wichtigere  Verwaltungsmafsregel  durchführte,  ohne  vorher  den  Rat  her- 
vorragender Mönche  gehört  zu  haben*:  auf  diese  Weise  sicherte  er  sich  vor 
jedem  Vorwurf  bei  Geschäften,  bei  denen  es  zweifelhaft  sein  konnte,  ob  nicht 
doch  die  Billigung  durch  den  gesamten  Konvent  erforderlich  war.  Dieser  Rat 
der  sanier  pars,  welcher  in  allen  kanonischen  Bestimmungen  eine  so  grofse 
Rolle  spielt,  konnte  nun  gradezu  zu  einer  anfangs  nur  kommissarischen,  später 
mehr  oder  minder  ständigen  Vertretung  des  Konventes  entwickelt  werden '. 
Nach  alledem  war  der  Abt  in  seiner  freien  Disposition  in  Wirklichkeit  doch 
sehr  beschränkt,  rnn  so  mehr,  als  er  durch  Wahl,  und  zwar  meist  aus  der 
Mitte  des  Konvents  selbst,  zu  seiner  Würde  gelangt  war*. 

Ein  Gegengewicht  ergab  sich  allerdings  aus  der  absoluten  Freiheit  des 
Abtes  in  der  Wahl  der  mönchischen  Beamten  flh'  den  geistlichen  wie  den 
weltlichen  Verw  altungsdienst  des  Klostere,  welche  durch  ein  ebenfalls  freies  Ver- 
setzungs-  und  Entsetzungsrecht  vervollständigt  ward  *.    Indes  machte  sich  doch 

')  Vgl.  §  10  und  11  der  Urkunde  von  1296,  ferner  Lac.  ÜB.  1,  166,  257,  11.  Jh.; 
*Paris  Ms.  Lat  11104,  1.  H.  12.  Jhs.,  Echtemach:  censum  vinearum  de  Veilsbechc  con- 
cessit  domnus  abbas  Godefridus  cellerario  in  presentia  omnium  fratrum;  MB.  U6.  1,  578, 
1154.  —  Über  die  Verwaltung  Prüms  in  abtloser  Zeit  s.  MR.  ÜB.  3,  857,  1246,  und  dazu 
MR.  ÜB.  3,  862,  1246. 

•)  Lac  ÜB.  1,  35,  69,  874.  VieUeicht  gehört  hierher  auch  MR.  ÜB.  2,  6,  1171, 
Urkunde  Abt  Rotberts  von  Prüm:  dum  vero,  quod  mente  conceperam,  sepius  inter  familiäres 
meos  pia  soUicitudine  retractarem  .  .,  quatinus  subtili  indagatione  et  sapienti  consilio  pro- 
viderem  .  .  . 

*)  MR.  ÜB.  1,  60,  884:  Abt  Markward  von  Prüm  erscheint  am  Hofe  cum  quibusdam 
monachis  ex  eiusdem  monasterii  congregadone  und  bittet  um  Bestätigung  einer  Schenkung; 
Bd.  3,  147,  14,  1329;  NoviUan.  c.  56:  nos  .  .  habemus,  quod  ofiQciatis  seu  senioribus  5  aut 
6  singulis  annis  semel  rationem  reddere  de  statu  monasterii  debet  [abbas] ;  cellerarius  vero  . . 
tenetur  coram  discretis  fratribus  ad  minus  quater  in  anno  computaüonem  £Eu;ere.  Die  Statuten 
der  Bursfelder  Union  von  1463  schreiben  vor,  dafs  jeder  von  ihnen,  solange  er  dies  nicht 
halt,  tamdiu  in  loco  novidorum  stare  debet.  Novillan.  c  57:  das  Provinzialkapitel  von 
1458  schreibt  vor,  ut  a])bates  bis  in  anno,  videlicet  in  cal.  oct  et  in  cal.  apr.  facerent 
computum. 

*)  Vgl.  z.  B.  Ennen,  Qu.  1,  466,  12,  959,  Erzbischof  Bruno  für  Grofs  SMardn-Köln: 
tirmum  edam  esse  volumus,  quod  inter  ipsos  monachos  libera  sit  electio  illius,  quem  sibi 
preesse  maluerint,  ne,  si  aliunde  eligatus,  vite  regularis  unitas  dissimilitudine  vivendi  in 
disddium  ruat  Zur  Wahl  selbst  vgl.  die  interessante  Nachricht  des  Cantat.  s.  Huberd  54, 
MGSS.  8,  596,  1087:  der  alte  Abt  sdrbt.  Eo  tandem  sepulto  episcopus  obtulit  fratribus 
eligendi  abbads  opdonem,  protestatus,  inde  noUe  recedere,  nisi  eis  loco  deftmcd  ordinaret 
patrem.  convenit  in  unam  sentendam  et  fratrum  elecdo  et  curialium  attestado  et  popularis 
acclamado,  donandam  eamdem  abbatiam  Theoderico  praeposito;  quod  licet  ille  videretur 
reniti  seque  fateretur  non  convenire  tantae  assumpdoni,  adeo  increvit  semel  emotus  omnium 
favor,  ut  de  re  agenda  nee  ipsi  retractare  liceret  episcopo.  iamque  donata  abbada  quassans 
caput,  aim  prae  admiradone  familiaribus  suis  enimtiaret  tand  favoris  clamorein  timere  se 
in  posterum  alicuius  sinistri  portend  fore  ... 

*)  Vgl.  z.  B.  V.  loh.  Gorz.  c  73;  Bd.  3,  No.  72,  1291. 

63* 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrandbes.  —     828     — 

auch  auf  diese  Ernennungen  seitens  des  Abtes  ein  starker  Druck  des  Kon- 
vents geltend,  da  der  Abt  dem  Konvent  in  jährlich  ein-  bis  zweimaliger 
Rechnungslage  über  die  Verwaltung  aller  Beamten  Auskunft  zu  geben 
schuldig  war*. 

Nicht  viel  anders,  wie  die  Klöster,  waren  ursprünglich  die  Stift;er  in 
den  besprochenen  Verhältnissen  organisiert.  Zwar  tritt  hier  im  eigentlichen 
Mittelalter  sofort  die  Scheidung  zwischen  dem  Körper  der  Stiftsherren  und 
dem  Propst  hervor  ^,  die  Stiftsherren  mit  dem  Dechant  an  der  Spitze  aber  er- 
innern doch  in  vielen  Punkten  an  die  Klosterverfassung.  Auch  hier  gemein- 
same Verhandlimg  und  Beschlufsnahme  über  die  wichtigsten  Verwaltungsmafs- 
regeln  ^,  auch  hier  Eechnungslage,  wenn  auch  nicht  blofs  des  Dechants,  sondern 
auch  anderer  stiftsherrlicher  Beamter  vor  versammeltem  Kapitel*.  Freilich 
wurde  die  alte  Einheit  der  Stiftsverwaltung  bald  aufgelöst:  ein  Vorgang, 
welcher  hier  nicht  genauerer  Betrachtung  zu  unterziehen  ist. 

Auf  Grund  dieser  Verfassungsverhältnisse  entfaltete  sich  nun  die  giimd- 
herrliche  Zentralverwaltung  ursprünglich  ziemlich  gleichmäfsig  in  Kloster  un<i 
Stifte.  Sehen  wir  vom  Eingreifen  der  Laienbrüder *^,  wie  von  den  niederen 
praktischen  Dienstleistungen  der  Mönche,  welche  als  opus  claustri  dem  opus 
oratorii  gegenübertraten  ^,  ab,  nehmen  wir  auch  auf  die  Ämterhierarchie  der 


^)  S.  oben  S.  827  Note  3,  und  §  10  der  unten  S.  860  als  Anhang  gedruckten  Urkunde  von 
1296.  Wenn  Novillan.  c  56  der  Cellerarius  neben  dem  Abt  Rechnung  legt,  so  entspricht 
das  der  späteren  Dezentralisation  der  klösterlichen  Güterverwaltung.  Vgl.  übrigens  zu 
SMaximin  noch  Novillan.  c.  58:  1482  wird  Dietrich  III.  Abt  von  SMaximin,  antea  ceUerarius 
existens;  nee  unquam  computationem  fecerat  per  annos  ferme  12,  quibus  cellerarius  fuerat 

^  Wenn  auch  das  Stiftsherrenkapitel  den  Propst  bisweilen  wählt:  MR.  ÜB.  1,  874, 
1074.  Dieselbe  Differenz  erwächst  übrigens  später  zwischen  Abt  und  Kapitel,  s.  Bd.  3, 
No.  118,  1329. 

»)  Z.  B.  Wahl  der  weltlichen  Beamten,  MR.  ÜB.  1,  318,  1042  (Or.  a.  d.  13.  Jh.!). 
S.  femer  Bd.  72,  27,  1277;  CRM.  3,  67,  1315:  die  Stiflsherren  von  Beatusberg  bei  Koblenz 
haben  das  Recht,  ut  capitula  teuere  valeant,  tractare  in  eisdem,  ordinäre  et  disponere  de 
rebus  ecclesie  su(i  et  de  negotiis  in  eadem  emergentibus ,  in  omni  ea  consuetudine ,  prout 
prepositus  decanus  et  capitulum  ecclesie  nostre  Treverensis  obtinent  et  consueverunt  exer- 
cere,  proviso  tarnen  quod  fratres  dicti  capituli,  qui  tractatibus  et  in  capitulo  interesse  volu- 
erint,  saltem  in  sacro  diaconatus  ordine  sint  constituti. 

*)  *Consuet  Mon.  Meinef.  Bl.  7  ^ :  computationes  ecclesie  debent  reddi  et  fieri  decano 
et  capitulo  generaliter  et  nuUi  persone  singulariter,  et  debent  fieri  in  capitulo  et  non  alibi. 

'*)  Vgl.  zum  folgenden  auch  Back,  Ravengiersburg  1,  40  f.;  Wegeier,  Rommersdorf 
S.  41 ,  auch  die  prächtige  Übersicht  über  den  verschiedenen  Wirkungskreis  und  Beruf  der 
SHuborter  Mönche  im  Cantat  s.  Hubert  8,  MGSS.  8,  573,  Z.  17. 

ö)  S.  oben  S.  690  f. 

^)  Dahin  gehören  u.  a.  coquina,  vestium  ablutio,  horti  communis  opera,  calciamentorum 
lavatio,  missae  hebdomas,  vgl.  loh.  V.  Odonis  Cluniac.  2,  23;  V.  loh.  Gorz.  c.  62  und  77, 
Ziun  Gegensatz  von  opus  claustri  und  opus  oratorii  oder  monasterii  s.  Lamprecht  a.  a.  0. 
S.    99. 


—     829     —  Verwaltungsorganismus.] 

niederen  Konvents  Verwaltung  weiter  keine  Rücksicht  ^  so  kommen  namentlich 
zwei  geistliche  Beamte  auch  für  die  äuJsere  Verwaltung  in  Betracht.  Es  sind 
das  der  Propst  oder  Prior  in  den  Klöstern  Dechant  in  den  Stiftern,  und  der 
Kellner  in  beiden  Arten  geistlicher  Genossenschaften.  Der  Propst  war 
in  den  Klöstern  der  Vertreter  des  Konvents  gegenüber  dem  Abt,  wie 
der  Dechant  der  Vertreter  der  Stiftsherren  gegenüber  dem  Propst  war: 
Klosterpropst  wie  Stiftsdechant  hatten  daher  Veranlassung,  sich  mit  dem 
Stand  der  weltlichen  Klosterverwaltimg  in  Vertretung  der  hinter  ihnen 
stehenden  Genossen  zu  befassen.  Sie  waren  nicht  eigentliche  Verwaltungs- 
beamte füi-  die  gesamte  geistliche  Grundherrschaft,  sie  waren  nur  mit 
einigen  Verwaltimgsbefiignissen  versehene  korporative  Kontrollbeamte  des 
Abtes  bezw.  Propstes^.  Dagegen  war  der  Kellner,  soweit  kein  Solatiimi 
vorhanden  war^,  der  eigentliche  Beamte  des  Abtes  bezw.  des  stiftischen 
Kapitels  für  die  Geschäftsleitung  der  grundherrlichen  Wirtschaftsverwal- 
tung*, und  nicht  selten  erhielt  er  infolge  giofser  Geschäftslast  noch  einen 
Unterkellner  zugeordnet*.  In  der  That  war  er  in  seinem  Amte  ungemein 
beschäftigt,  er  hatte  die  Meier  zu  kontrollieren,  den  Weisungen  der  Gehöfer 


^)  Diese  kann  sehr  verschieden  ausgedehnt  sein.  So  gab  es  z.  B.  in  Gorze  im  10.  Jh. 
anfser  der  praepositura  und  dem  ceUarium  noch  den  decanatus,  das  vestiarium  (camera), 
hospitium  und  infirmarium,  vgl.  V.  loh.  Gorz.  c.  73.  Das  Cantat  s.  Hubert  8,  MGSS.  8, 
572,  1055,  ergiebt  als  Personalbestand  von  SHubert  mit  Ausnahme  des  Abtes  den  Robertus 
senex,  £jinenfridus  decanus,  Evrardus  precentor,  Guilelmus  praepositus,  Alfridus  thesaurarius, 
Lietbrandns  camerarius,  Lambertus  organista,  Gualerannus  cellerarius,  Robertus  armarius, 
Stepelinus  exterior  scolasticus  et  interior  Balduinus,  femer  die  einfachen  Mönche  Lambertus, 
Gaerizo,  Engenulfiis,  Henuardus,  Otto,  Gualterus.  8.  femer  CRM.  3,  67,  1315:  das  Kloster 
Beatusberg- Koblenz  wird  KoUegiatstift  mit  12  Kanonikalpräbenden,  darunter  4  prelati: 
decanus,  cantor,  scolasticus,  custos.  Und  nach  *Registr.  annivers.  s.  Max.  Trier  Stadtbibl. 
16d5  Bl.  2^  finden  sich  1389  in  SMaximin:  1  Abt,  1  prior,  1  infimiarius,  1  hospitalarius, 
1  custos,  1  cellerarius,  1  cantor,  9  Mönche,  2  Subdiaconen,  7  scolares.  Übrigens  können  alle 
Beamten  der  geistlichen  Korporationen,  auch  die  der  inneren  Verwaltung,  insofem  mit  der 
iolseren  Wirtschaftsverwaltung  zu  thun  bekommen,  als  zu  ihrem  Amte  bestimmte  ein  für 
aUemal  angewiesene,  also  auch  von  ihnen  verwaltete  Einnahmen  gehören,  vgl.  UlMettlach 
No.  n,  1095,  Fitten  11c. 

«)  Vgl.  MR.  ÜB.  1,  70,  842,  Prüm:  der  Propst  und  mehrere  Mönche  sind  im  Auftrag 
des  Abtes  zur  Nachsuchung  der  Bestätigung  einer  Schenkung  am  Hofe;  MR.  ÜB.  1,  65,  855; 
98,  860-886;  153,  909;  168,  923;  G.  ep.  Leod.  2,  32;  Lac  ÜB.  1,  172,  266,  1081—1105; 
Ces.  Heisterbac.  Dial.  mai.  4,  19,  cit.  unten  Note  5.  S.  auch  Wamkoenig,  Flandr. 
RG.  3,  150. 

»)  S.  oben  S.  823. 

«)  S.  z.  B.  Bd.  3  No.  72,  1291,  und  Stat.  s.  Paulin.  1500,  Blattau  2,  42,  den  langen 
Abschnitt  de  cellario. 

*)  Ces.  Heisterbac.  Dial.  mai.  4,  19 :  cellerarius  quidam  maior  cum  priore  suo  de  rebus 
ezterioribuB  verbis  contendit,  et  videbatur  ei,  quia  valde  radonabiliter  moveretur.  Ein 
Cellenrius  maior  in  SFlorin-Koblenz  MR.  ÜB.  3,  249,  1225;  320,  1227;  WMettlach  1499, 
dt  oben  S.  524  im  Text 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     830     — 

beizuwohnen,  gröfsere  Anordnungen  auf  den  Fronhöfen  persönlich  zu  treffen  * : 
vom  Kellner  des  Stiftes  SCastor-Koblenz  heilst  es  uni  1200:  pro  exterioribus 
^cclesi^  negotiis  toto  anno  pertractandis  equitatura  carere  non  potest^.  In 
allen  diesen  Punkten  entsprach  der  Kellner  als  geistlicher  Beamter  also  nahezu 
dem  ministerialischen  Generalverwalter  ^.  Der  Parallelismus  zwischen  der 
Ausbildung  der  Ministerialität  und  der  geistlichen  Genossenschaft  für  die  Wirt- 
schaftsverwaltung geht  aber  noch  weiter :  auch  die  Verwendung  koUegialisch  an- 
geordneter Kommissariate  findet  sich  in  den  Ki'eisen  der  Stiftsherren  und  Mönche 
wie  der  weltlichen  Dienstmannen,  und  wie  das  Institut  so  wird  auch  der  materielle 
Kreis  der  Verwendung  desselben  der  gleiche  gewesen  sein  *.  Freilich  kommen 
neben  kollegialischen  Kommissariaten  auch  einzeln  beauftragte  mönchische 
und  wohl  sicher  auch  stiftsherrliche **  Kommissare  vor®. 

Zeigt  sich  hier  schon  ein  Unterschied  zwischen  geistlicher  und  welt- 
licher Venv'altung,  so  noch  mehr  in  einem  innerhalb  der  reinen  Ministerialen- 
verwaltung —  also  bei  weltlichen  Grundherrschaften  —  wie  es  scheint  gar 
nicht  in  Frage  gestellten  Punkte.    Die  weltlichen  Grundherrschaften,  zumeist 


')  Zur  Übersicht  des  Dienstes  des  Kellners  im  Kloster  ist  äufserst  wichtig  das  *Urbar 
der  Celleraria  von  Echtemach,  Hs.  Paris  Nat  bibl.  11 104  Bl.  47  &.  S.  femer  Ennen,  Qu.  1, 
523,  56,  1145;  WMettlach  1499,  cit  oben  S.  524  im  Text;  WMersch  1542  Einl.;  WMeckel 
1699  Einl.  Lehrreich,  wie  die  oben  S.  594  Note  2  (auf  S.  595)  citierte  Stelle  aus  Ces. 
Heisterb.  Dial.  mai.  4,  67  ist  auch  Ces.  Heisterb.  Dial.  mai.  6,  5:  Emfried  war  Dechant  von 
S Andreas-Köln :  habebat  autem  cognatum  Fredericum  nomine,  eiusdem  ecclesiae  canonicum, 
officio  cellerarium.  iste  avunculum  saepius  arguere  consuevit  de  indiscreta  liberalitate  et 
ipse  versa  vice  increpabatur  ab  illo  de  nimia  parcitate.  habebant  enim  communes  expensas 
et  idcirco  satis  gravabatur  Fredericus,  quia  quicquid  rapere  poterat  decanus  occulte  dabat 
pauperibus.  tempore  quodam  idem  Fredericus  de  officio  suo  multos  et  magnos  habens 
porcos  occidit  et  in  pemas  formavit  easque  in  coquina  tempori  congruo  reservandas 
suspendit. 

2)  MR.  ÜB.  2,  358. 

')  Dieselbe  Stellung  hatten  etwa  auch  die  Provisoren  an  den  Frauenklöstem.  Neben 
ihnen  stand  gewöhnlich  ein  provisor  spiritualis  oder  confessor,  vgl.  §  13  der  unten  S.  860 
als  Anhang  gedruckten  Urkunde  von  1296;  Bd.  3,  225,  25;  s.  auch  die  interessante  Stelle 
im  Gart  Marienthal  330,  1317:  ego  Th.  capellanus  Vallis  sancte  Marie  .  .  iam  40  annis  et 
amplius  capellanus  existens  monasterii  .  .  anno  1317  circa  festum  beati  Martini  hyemalis  .  . 
investigavi  et  conpilavi  omnes  redditus  et  proventus  monasterii.  Hierzu  ist  wiederum  Bd.  2, 
724,  betr.  Oeren,  zu  vergleichen. 

*)  S.  MR.  ÜB.  1,  57,  826;  60,  834;  70,  842;  163,  923;  184,  946;  auch  wohl  Ennen, 
Qu.  1,  523,  56,  1145;  femer  Bd.  8,  37,  s,  1264;  53,  1,  1267.  Bisweilen  ist  eine  Kommission 
auch  aus  Konversen  und  Mönchen  gemischt;  s.  den  einfachsten  Fall  Bd.  3,  42,  13,  1265; 
s.  dazu  38,  ss,  1264. 

^)  Eigentümlich  ist  ♦Or.  Koblenz  St.  A.  (1210),  vgl.  Kreglinger  5  No.  29  und  MR. 
Reg.  2  No.  1100:  der  Abt  von  SNabor  besorgt  einige  Verwaltungsgeschäfte  des  Trierer  Dom- 
kapitels auf  Grund  eines  ihm  durch  den  Cellerar  übermittelten  kapitularischen  Auftrags. 

«)  So  der  STronder  Weinpropst,  Bd.  3,  33,  e,  1264;  s.  femer  Bd.  3,  224  No.  p;  225 
No.  q;  Cod.  dipl.  Ronmersdorf.  58,  1357.  Hierher  gehört  wohl  auch  Cesarius  zu  ÜPri'un 
S.  180  Note  B,  s.  oben  S.  772  Note  2. 


—     g31     —  Verwaltungsorganisnius.] 

relativ  dicht  geschlossen ,  in  ihrem  Besitz  wohl  nur  selten  über  mehrere  Land- 
schaften zerstreut,  bedurft;en  wohl  kaum  besonderer  Zwischeninstanzen  zwischen 
der  Zentralstelle  und  den  Fronhöfen.  Anders  bei  einigen  gro&en  geistlichen 
Grundherrschaften.  Hier  lag  der  Besitz,  wie  er  vornehmlich  durch  Schenkung 
gewonnen  war,  bisweilen  über  Himderte  von  Quadratmeilen  zerstreut  — 
reichte  er  doch  z.  B.  in  der  Abtei  Prüm  von  der  Neckarmündung  bis  nach 
Amheim  in  Holland,  und  von  der  Lahn  bis  zur  Maas  — ;  in  solchem  Falle 
konnte  der  Gedanke  der  Einrichtung  von  Zwischenstellen  zwischen  Zentral- 
und  Lokalverwaltung  wohl  eine  Stätte  finden. 

Und  wirklich  tauchen  bei  grofsen  klösterlichen  Grundherrschaften  hin 
und  wieder  solche  Zwischenstellen  auf.  Ihre  Organisation  in  der  vollendetsten 
Gestalt  ist  die  eines  kleinen  Klosters,  einer  Cella:  es  wird  geradezu  eine  Filiale 
des  alten  Klosters  errichtet.  Gründe  und  Vorgang  der  Einrichtung  lassen  sich 
noch  sehr  wohl  an  einzelnen  Beispielen  verfolgen.  So  errichtet  z.  B.  der  Abt 
von  SMichael-Virten  um  1035  eine  Zelle  innerhalb  eines  Hofkomplexes,  dessen 
villae  absunt  .  .  a  monasterio  bidui  vel  tridui  itinere,  nee  facile  provideri 
possunt  a  quoquam  eunte  vel  redeunte  ^  Am  vollendetsten  ist.  dieses  System  in 
imserer  Gegend  innerhalb  der  grofsen  Grundherrschaft  der  Abtei  Prüm  durchge- 
führt: hier  finden  wir  in  den  deutschen  Gebieten  die  Zellen  zu  Altripp  am  Ober- 
rhein, zu  SGoar  am  Mittelrhein,  zu  Münstereifel  im  Westen  und  zu  Kesseling  im 
Osten  der  Eifel,  dazu  eine  Zelle  zu  R6vin  an  der  Maas  und  vermutlich  eine  noch 
embryonale  Zelle  zu  Villance  in  den  Ardennen^.  Es  ist  das  ein  voller  Kreis 
von  Tochterklöstem,  der,  vorläufig  meist  noch  im  engsten  Zusammenhang  mit 
dem  Mutterinstitut  ^,  Verwaltungs-  und  Missions-  bezw.  Bildungszwecken  in 
gleicher  Weise  gedient  haben  mag.  Indes  auch  wo  man  nicht  zu  vollem 
Zellenausbau  fortschritt,  schickte  man  doch  wohl  hier  und  da  geistliche  Ver- 
mittlungsbeamte zwischen  den  Fronhöfen  und  der  Zentralstelle  unter  dem 
Titel  eines  Propstes  in  die  entfernter  liegenden  Teile  der  Grundherrschaft*; 

')  Chron.  s.  Mich.  Vird.  33,  MGSS.  4,  85. 

*)  Zu  Villance  vgl.  Bd.  2,  89  Note  2.  Die  übrigen  sind  die  sog.  cellae  oder  loci 
subiecti,  s.  MH.  ÜB.  1,  122,  884.  Zu  ihrer  Entstehung  und  ihrem  Charakter  vgl.  ME.  ÜB. 
1,  15,  762;  16,  762;  25,  772;  52,  820;  auch  die  schöne  Commemoratio,  quemadmodum  et  a 
quo  ceUa  sancti  Goaris  fiierit  monasterio  Prumit  sociata,  im  Liber  aureus  Prüm.  Bl.  109^, 
gedr.  als  Anhang  zu  Wandalberti  V.  s.  Goaris.  Aus  späterer  Zeit  vgl.  *Brandani  annales, 
Trier  Stadtbibl.  Ifde.  No.  1710  Bl.  2»:  Tancradus  3  ceUas  in  conventuales  crevit,  videlicet 
sancti  Medardi  in  pago  Spirensi,  sancti  Petri  in  Keslingen  et  beatae  Mariae  virginis  ad 
Mosam,  quarum  aliquae  barbarorum  vastationibus  deletae  fuerunt,  quamquam  de  Mariae 
possessionibus  Monasterium  adhuc  aliquas  possideat  reliquias,  prout  ad  Mosam  sua  oppida, 
videlicet  Kevin,  Feppin  et  Fumay  cum  dependentiis.  Ferner  ebd.  Bl.  2»:  Abt  Marquard 
gründet  Münstereifel  für  Mönche  (später  Canonici);  sufficientem  de  bonis  Prumiensibus 
sQStentationem  assignavit  et  quaedam  inter  alia  8  matrices  ecclcsias  eisdem  contulit 

»)  Doch  vgl.  Bd.  2,  102. 

*)  Lac.  ÜB.  1,  430,  1168:  Engelbert  a  duobus  abbatibus  .  .  prepositus  constitutus 
curtis,  qu^  sita  est  in  villa  Remago,  zählt  die  von  ihm  abgewickelten  Geschäfte  auf.  MB. 
ÜB.  3,  1467,  1258:   ego   Henricus   dei  permissione   abbas  sancti   Maximini   Trevirensis  .  . 


[Wirtschaft  d.  Grolsgnmdbes.  —     832     — 

ja  sogar  ein  zeitweiliger  kommissarischer  Propst  für  den  Herbst  in  den  STronder 
Weingütern  an  Mosel  und  Rhein  kommt  vor*. 

Inmierhin  wird  man  diesen  Zwischenstellen  eine  gröfsere,  etwa  gar  all- 
gemeine Bedeutung  nicht  beilegen  können;  dafür  sind  sie  zu  selten,  auch 
machen  sich  die  kleinen  Zellen  im  Laufe  der  Zeit  so  selbständig,  dais  sie 
nicht  mehr  als  dem  Wirtschaflsorganismus  des  Mutterklosters  eingefügt  gelten 
können^.  Und  so  bleibt  denn  thatsächlich  und  der  durchaus  gewöhnlichen 
Regel  nach  die  Zentralstelle  die  einzige  über  den  Fronhöfen  stehende  Rezeptur 
und  Kontrollinstanz.  Von  dieser  Grundlage  mufs  man  ausgehen,  will  man  zu 
einem  Verständnis  der  Gesamtfunktionen  dieser  Zentralstelle  gelangen. 

Für  dieses  Verständnis  mufs  aber  noch  eine  zweite  Grundlage  gewonnen 
werden.  Wir  sind  gewohnt,  uns  die  Finanzgebarung  einer  Zentralstelle  in- 
sofern sehr  einfach  zu  denken,  als  wir  6ine  Zentralkasse,  6ine  gemeinsame 
Rezeptur  bezw.  Zahlstelle  für  alle  Einnahmen  und  Ausgal)en,  als  selbstver- 
ständlich ansehen.  Aber  gerade  eine  solche  Generalkasse  fehlt  der  natural- 
wirtschaftlichen Finanz  Verwaltung®;  statt  derselben  ist  vielmehr  ein  verwickeltes 
System  von  Einzelerhebung  und  Einzelverbrauch  vorhanden,  welches  darauf 
beruht,  dafs  für  jede  etatsmäfeige  Ausgabe  auch  eine  etatsmälsige  Einnahme 
fe>st  und  definitiv  gebunden  angewiesen  ist:  so  dafs  der  gesamte  Etat  ohne 
höhere  Einheit  sofort  in  eine  grofee  Anzahl  von  Einzeletats  zerfällt,  als  deren 
Bürgen  imd  Verwalter  die  einzelnen  Ämter  erscheinen.  Es  ist  ein  System, 
welches  man  gegenüber  dem  Zentralisationssystem  der  geldwirtschaftlichen 
Verwaltung  als  naturalwirtschaftliches  Anweisungssystem  bezeichnen  kann. 

Wie  wurden  nun  unter  der  Herrschaft  dieses  Systems  die  Einnahmen 
an  die  Zentralstelle  abgeführt?  Die  Einnahmen  bestanden  entweder  aus  den 
Liefenmgen  der  Fronhöfe  oder  aus  zerstreuten  Einzeleinnahmen.     Die  Ein- 

notum  esse  volo,  quod  accedente  consensu  nostri  conventus  de  proprio  motu  et  libera  volim- 
tate  auctoritatem  et  plcnam  potestatem  dedi  Ew.  magistro,  preposito  nostro  in  Gowe,  bona 
ecclesie  mee  in  Brizzenheim  domum  infra  muros  et  census  Mogimtinos  vendendi  sive  in 
melius  convertendi,  prout  sibi  melius  viderit  expedire.  SMaximin  hatte  schon  früh  Pröpste  in 
Thaben  und  Münsterappel ;  die  Einrichtung  war  aber  bereits  um  Mitte  des  11.  Jhs.  antiquiert, 
s.  MR.  ÜB.  1,  345,  1056.  S.  auch  Bd.  2,  89,  Note  2,  dazu  oben  S.  831  Note  2;  und  vgl. 
oben  S.  733. 

»)  Bd.  3,  33,  6,  1264. 

^)  Das  gilt  z.  B.  von  den  Prümer  Zellen,  speziell  von  Münstereifel.  Wie  man  sich 
überhaupt  später  das  Verhältnis  solcher  Zellen  dachte,  ergeben  die  Ann.  Rod.  Ernst.  S.  50, 
1140,  gelegentlich  der  Verpflanzung  der  Nonnen  von  Herzogenrath  nach  Marienthal:  tunc 
discrevit  eis  Johannes  [abbas]  agros  et  vineta  . .,  non  ut  ea  penitus  sequestraret  ab  (Rodensi) 
ecclesia,  cuius  propria  sunt  et  possessiva,  sed  ut  Ulis  pro  tempore  suppeditarent  nutrimenta. 
Vgl.  S.  64:  concessa  sunt  (sororibus)  allodia  quedani  sola  stipendiorum  ratione,  quorum 
tamen  proprietas  remansit  (Rodensi)  ecclesie,  sicut  et  illa  pariter  ecclesia  [MarienthalJ  est 
etiam  (Rodensis)  propria  respectu  obedientie.  Das  ist  dann  ein  Verhältnis,  welches  im 
wesentlichen  nur  noch  in  seltenen  Visitationen  seitens  des  Abtes  des  Mutterklosters  seinen 
Ausdruck  findet;  vgl.  Bd.  3,  225  No.  r. 

*)  Das  gilt  ganz  allgemein  für  die  naturalwirtschaftliche  Finanzverwaltung,  s.  dazu 
z.  B.  oben  S.  300.    Vgl.  im  übrigen  zum  folgenden  auch  v.  Maurer,  Fronh.  1,  247. 


—     833     —  Ven^altungsorganismus.] 

liefei-ung  der  letzteren  machte  natürlich  keine  besonderen  Schwierigkeiten;  sie 
waren  von  vornherein  besonderen  genau  begrenzten  Zwecken  zugewiesen  und 
wurden  für  diese  von  den  für  die  betr.  Zwecke  thätigen  Beamten  direkt  ein- 
gezogen ^  Andere  die  grofsen  Fronhof leistmigen,  welche  den  gesamten  Jahres- 
überschufs  eines  Meieramtes  umfafsten.  Ihre  Lieferung  an  die  Zentralstelle 
war  über  das  ganze  Jahr  in  der  Weise  verteilt,  dafs  jeder  Fronhof  die  ge- 
samten Vonäte  für  den  grundherrlichen  Unterhalt  auf  eine  bestimmte  Reihe 
von  Tagen  zu  beschaflFen  hatte:  die  Leistung  für  je  6inen  solchen  Tag  hiefs 
Servitium.  Wir  finden  diese  Servitien  schon  früh  als  ständiges  Institut  der 
Fiskalverwaltung,  das  Cap.  de  nllis  kennt  sie  schon  als  alte  Einrichtung,  und 
noch  um  die  Mitte  des  11.  Jhs.  scheinen  sie  auf  fiskalischem  Gebiet  verhältnis- 
mäfsig  imversehrt  bestanden  zu  haben  ^.  Spätestens  um  diese  Zeit  sind  sie  dann 
auch  in  den  aristokratischen  GrundheiTschaften  nachweisbar®;  im  J.  1125  be- 
klagt sich  der  Abt  von  SMaximin  schon  bei  Kaiser  Heinrich  V.  de  .  .  Godefrido 
scilicet  Palatino  comite  .  .  eo  quod  quasdam  curtes  et  gcclesias  [es  sind  9  Fi'onhöfe 

*)  Vgl.  dazu  Lac.  ÜB.  1,  34,  68,  874,  jemand  schenkt  Kirchen:  ecclesiam  .  .  in  M. 
ad  album  panem  sororum  nostramm  (der  Nonnen  in  Gerresheim)  constituimus  . . .  basilicam  . . 
in  S.  cum  universa  decimatione  ad  panem  siligineum  camem  et  caseum  .  .  .  ecclesiae  .  .  in 
M.  decimationis  utilitatem  .  .  ad  quadi*agesimale  mandatum  et  ad  panis  camis  cascique 
usum  .  .  .  ecclesiam  quippe  P.  .  .  dimidiam  .  .  ad  meliorem  cerevisiam  et  ad  panem  nigrum. 
S.  femer  Ennen,  Qu.  1,  471,  16,  973 — 84:  Sürsula-KöLa  erhält  eine  Schenkung  in  Liegen- 
schaften, von  deren  Einkünften  ein  Teil  ad  continuanda  luminaria,  ad  restauranda  tecta  und 
zur  Erhaltung  der  Nachtwachen  des  Klosters,  der  andere  Teil  ad  victualia  sanctimonialium 
verwandt  werden  soll.  S.  femer  aufser  MR.  ÜB.  1,  514,  c.  1140,  noch  Cod.  Lac.  81,  1274: 
cum  nos  quoddam  pratum  iuxta  Crufthe  pertinens  ad  molendinum  nostrum  ibidem  situm 
emeremus  pro  21  mr.,  frater  Hudolfus  solvit  ex  eis  in  elemosinam  5  mr.  ea  conditione,  ut 
magister  curtis  nostre  in  Crufthe  .  . ,  Q^i  pro  eo  tempore  fiierit  .  . ,  de  dicto  prato  solvet 
nostro  cellerario  annis  singulis  dimidiam  mr.  isto  modo  convertendam  .  .  quinque  s.  mini- 
strabit  in  piscibus  conventui  in  die  beate  Katherine  .  .  residuum  distribuet  inter  familiam,  et 
caritatem  vini  dabit  eadem  die. 

')  Vgl.  oben  S.  808  Note  1,  und  s.  dazu  Lambert  z.  J.  1074,  MGS8.  5,  206, 15:  rexnati- 
vitatem  domini  Wormatiae  celebravit,  longe  aliter  ibi  victitans,  quam  regiam  magnificentiam 
deceret  nam  neque  ex  fiscis  regalibus  quicquam  servitii  ei  exhibebatur,  neque  episcopi  aut 
abbates  vel  aliae  publicae  dignitates  consueta  ei  obsequia  praebebant,  sed  in  sumptus  cotti- 
dianos  necessaria  ei  vili  pretio  coemebantiu*.  erant  tamen  cum  eo  nonnulli  ex  principibus; 
sed  hi  neque  cum  eo  semtiorum  apparatu,  neque  cum  ea  militum  aut  apparitorum  frequenüa, 
qua  soliti  fiierant,  sed  cum  paucis  ac  pene  privato  habitu  ad  salutandum  eum  venerant 

»)  Vgl.  Catal.  abb.  Eptem.  I,  MGSS.  23,  32—33:  Abt  Reginbert  (um  1060)  abbatiam 
8ub  descriptione  posuit,  ex  quibus  locis  et  quibus  temporibos  quisque  fiscus  fratribus  con- 
stttutam  praeberet  annonam ;  ac  diumalia  servitia  insdtuit  pani  fratnim  quadrantem  apposuit, 
praebendam  in  ovis  et  caseis  et  uncia  adauxit,  addens  unicuique  fratrum  ad  statutum  ovum 
unum;  et  caseum,  qui  antea  inter  4  dividebatur,  inter  3  partiri  iussit;  et  ad  unciam  18  d. 
addidit  S.  femer  MR.  ÜB.  1,  501,  1136:  Abt  Adelbero  von  Prüm  untersucht  die  Stipendia 
der  Stiftsherren  von  SGoar  und  ündet,  ea  ipsis  non  esse  quotidiana  in  iulio  mense  et , 
augusto;  schenkt  darum.  Man  vgl.  auch  noch  das  aufser  unserem  Sprengel  gelegene 
Servitium  cotidianum  Coloniensis  archiepiscopi  ed.  Frensdorff  in  Hoehlbaiuns  Mitteilungen 
Heft  2,  59  f. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     834     — 

mit  5  Kirchen],  unde  per  3  menses  victualia  debent  procurari  fratribus,  vio- 
lenter  sibi  auferens  suis  non  veritus  est  beneficiare  militibus^  Die  Servitien 
der  Fronhöfe  bestanden  nun  der  Hauptsache  nach  natürlich  aus  Getreide  und 
Wein  sowie  aus  dem  Reinertrage  anderer  grofser  Kulturen^,  und  sie  erflossen 
da,  wo  nur  6ine  Person  Grundherr  war  —  wie  in  den  weltlichen  Grundherr- 
schaften —  oder  wo  bei  korporativ  gestalteten  Grundherren  noch  gemeinsames 
Leben  herrschte  —  wie  in  den  Klöstern  des  früheren  Mittelalters  —  direkt 
in  die  Speicher  der  Zentralstelle.  Wo  dagegen  der  Grundherr  mehrere  Haus- 
haltungen hatte,  wie  namentlich  schon  früh  bei  den  Stiftern  und  gewifs  auch 
bei  den  Ganerbschaften,  trat  sofort  eine  Teilung  des  Ertrages  ein.  Indes  be- 
standen doch  aufserdem  überall  noch  kleinere  neben  dem  grofeen  Ser- 
vitium  herlaufende  Lieferungen  eben  auch  der  Fronhöfe,  welche  direkt 
an  einzelne  Ämter  gingen^.  So  ergiebt  sich  z.  B.  für  das  Refektorium 
von  SMaximin  aus  dem  Bd.  3,  321  gedruckten,  der  Konzeption  nach  spätestens 
dem  Ende  des  12.  Jhs.  angehörenden  Budget  die  Existenz  von  10  kleineren 
Meierservitien,  welche  je  zu  Weihnacht,  Ostern  imd  teilweis  auch  am  Maximins- 
fest (29.  Mai)  in  wesentlich  gleicher  Höhe  an  dieses  Amt  zu  liefern  waren*. 

Aus  dem  Servitiensystem  und  dessen  Einfluls  auf  die  gesamte  Finanz- 
gebarung ergeben  sich  nun  sofort  zwei  beachtenswerte  Folgen.  Einmal  eine 
sehr  grofse  ökonomische  Freiheit  der  Fronhöfe,  welche,  die  richtige  Lieferung 
ihrer  Servitien  vorausgesetzt,  in  ihrem  Wirtschaftsplan  von  der  Zentralstelle 
fast  ebensowenig  abzuhängen  brauchten,  wie  die  grundhörigen  Hufen  vom  Meier. 
Es  wai'  das  eine  wirtschaftliche  Freiheit,  welche  infolge  der  durch  das  An- 
weisungssystem verursachten  Kreditunfähigkeit  der  Zentralstelle  noch  wesent- 
lich erhöht  wurde:  nur  auf  die  Revenuen  der  einzelnen  Fronhöfe  hin  konnte 
mit  Sicherheit  Kredit  in  Anspruch  genommen  *  wie  auch  —  zumeist  wenigstens 
—  Anweisungen  erteilt*  werden.  Zweitens  ergiebt  sich  sofort,  dafs  neben 
einer  Hauptrezeptur,  in  welcher  die  Hauptservitien  imd  gewisse  andere  auf 
dieselbe  ein  für  allemal  angewiesene  Einnahmen  flössen,  eine  Anzahl  von  ein- 
zelnen Rezepturen  bestehen  mufste,  in  welche  aufeer  anderen  auf  sie  fixieiten 
Intraden  auch  die  Nebenservitien  flössen. 

Wiiklich  bestand  nun  überall  eine  solche  Anzahl  von  Nebenrezepturen: 
jedes  Amt  der  ministerialischen  wie  der  geistlichen  Verwaltung  bildete  zu- 


»)  MR.  ÜB.  1,  452. 

^  S.  oben  S.  788  Note  6,  femer  Lac.  ÜB.  1,  190,  290,  1119;  üKarden  11.— 12.  Jhs.; 
AVNiederbachem  1553  §  14. 

»)  S.  z.  B.  *üSPantaleon,  um  1200,  Berlin  Bibl.  Cod.  Boruss.  Qu.  234,  Bl.  38»>,  s. 
unten  S.  839  Note  2. 

*)  S.  auch  Bd.  3,  99,  m,  so,  1291. 

*)  Vgl.  Bd.  3,  222  No.  m;  225  No.  t 

«)  MR.  ÜB.  1,  416,  1108:  Erzbischof  Ruthard  von  Mainz  fratribus  saneti  Martini  .  . 
de  reditibus  Pinguie  ad  cameram  nostram  pertinentibus  12  Ib.  d.  annuatim  persolvendas 
tradidi,  quas  a  Wllico  loci  predicti  eorundem  fratrum  dispensator  acceptas  .  .  distribuat 


—     335     —  Verwaltungsorganismug.] 

gleich  eine  Rezeptm,  es  nahm  direkt  alle  für  seine  Funktionen  unmittelbar  notwen- 
digen Mittel  ein :  es  war  sozusagen  als  ein  voller  Rentner  für  sich  konstituiert,  es 
stand  in  direktester  Beziehung  mit  den  Quellen,  aus  denen  die  materiellen 
Kräfte  fllr  die  Amtsthätigkeit  erflossen^  Dieser  Punkt  ist  für  die  weitere 
Entwicklung  von  entscheidender  Wichtigkeit,  wenn  man  bedenkt,  dafs  unter 
den  Mitteln  zur  Erhaltimg  der  Amtsthätigkeit  auch  das  Amtsgehalt  rangiert. 
Der  ministerialische  wie  der  geistiiche  Beamte  stand  also  in  direkter  Verbin- 
dung mit  der  wirtschaftlichen  Machtquelle,  deren  teilweiser  Genufs  sein  Gehalt 
ausmachte.  In  dieser  Lage  bedurfte  es  nur  der  Erblichkeit  der  Beamtenfamilie, 
um  aus  dem  Beamten  allmählich  einen  Nutzniefser  zu  eigenem  Recht,  einen 
Herren  des  Amtes  zu  machen.  Das  ist  die  Entwicklung  bei  der  Ministerialität 
gewesen:  genau  dei-selbe  Vorgang,  welcher  aus  den  mit  Benefizien  ver- 
sehenen Beamten  der  karolingischen  Zeit  den  Lehnsadel  des  Mittelalters  ge- 
schaflFen  hat. 

Doch  kehren  wir  zur  Finanzgebai-ung  der  einzelnen  Rezepturen,  wie 
sie  mit  jedem  Amte  verknüpft  waren,  zurück :  in  welcher  Weise  r^elte  sich 
ihr  Ausgabebudget?  Auch  hier  wieder  derselbe  Charakter.  Alle  einzelnen 
Ausgaben  sind  genau  fixiert,  für  jede  ist  ein  besonderer  Bestandteil  der  Ein- 
nahme definitiv  angewiesen:  das  Amt  ist  nur  die  Vermittlungsstelle  ganz  be- 
stimmter Einnahmen  füi'  ganz  bestimmte  Ausgaben^.  Nirgends  läfst  sich 
dieser  Charakter  der  Finanzgebarung  wohl  besser  übersehen,  wie  bei  den 
Memorienämtem^ :  gerade  hier  war  bei  den  einzelnen  Seelgeräten  jedesmal  in 
besonders  feierlicher  Weise  festgesetzt,  dafs  gewisse  Einkünfte  nur  zu  be- 


^)  Vgl.  Bd.  3  No.  72,  §  3  und  4,  1291;  und  als  hervorragendes  Beispiel,  welches  alle 
Detaileinblicke  gestattet,  Bd.  3  No.  288.  Im  übrigen  s.  noch  MR.  ÜB.  1,  163,  928:  ein  ein- 
getauschtes Landstück  kommt  ad  ministerium  porte;  ebenso  ist  MR.  ÜB.  l\  167,  926 
die  Bede  vom  ministerium  custodis  von  SMaximin,  zu  ihm  gehört  Kirburg.  S.  femer  Paris 
Ms.  Lat  11104,  1.  H.  12.  Jhs.,  Echtemach,  gedr.  oben  S.  827  Note  1;  MR.  ÜB.  2,  67,  1183: 
der  Kardener  fabrica  wird  das  Stipendium  cuiusdam,  que  apud  (canonicos)  vacabat,  praebende 
inkorporiert  Weiterbin  s.  MR.  ÜB.  8,  1161,  1252;  *Chartul.  Mediolac  Trier  Stadtbibl. 
Bl.  233  \  1290 :  Streit  super  curte  .  .  ad  monasterium  .  .  iure  hereditario  spectantem ,  officio 
custodie  eiusdem  monasterii  deputata;  Bd.  3,  No.  118,  1329.  Wahrscheinlich  gehört  hierher 
auch  Chron.  s.  Mich.  Vird.,  MGSS.  4,  80 :  E.  [abbas]  ordinavit,  et  [Karolus  Magnus]  praeeepto 
bnllato  confirmavit,  quid  abbas,  quid  provisor  panis  et  salis  et  sagminis,  quid  provisor 
piscium,  quid  provisor  vini,  quid  provisor  luminarium,  quid  provisor  pauperum,  quid  provisor 
hospitum  habere  deberent,  et  omnes  inde  abbati  responderent 

')  Sehr  deutlich  zeigt  das  z.  B.  Cod.  Lac.  81,  1274:  nos  .  .  quosdam  census  nostros 
in  Thure  et  in  Mendig  sitos  deputavimus  ad  officium  cellerarie,  ut  ex  ipsis  censibus  cellerarius 
ministret  in  piscibus  et  in  karitate  vini  conventui  .  .  in  die  animarum  .  .,  etiam  prefatam 
karitatem  vini  ex  eisdem  censibus  conparabit  Vgl.  zum  folgenden  auch  Horawitz  in 
Zs.  f.  Kulturgesch.  1872,  478  ff.,  und  Meindl,  Bartholomaei  Hoyer  dicti  Schirmer  cellerarii 
1462 — 69  registrum  procurationis  rei  domesticae  pro  familia  Reichersperg ;  Arch.  f.  österr. 
Gesch.  61,  35  ff. 

^)  Doch  vgl.  auch  MR.  ÜB.  3,  833,  1245:  auch  ein  vorzügliches  Beispiel  der  angedeu- 
teten Finanzgebarung. 


[WirtBchaft  cL  Gro&gnmdbes.  —     836     — 

stimmten  Zwecken,  pro  salute  animae,  verwendet  werden  sollten  S  und  häufig 
lagen  auch  noch  über  die  Art  der  Verwendung  ins  einzelne  gehende  Ord- 
nungen Yor^.  Doch  war  man  im  letzteren  Punkte  nicht  allzu  skrupulös,  in 
späterer  Zeit  sind  die  ursprünglich  unendlich  verschiedenen  Arten  der  Memorien- 
feiem  fast  überall,  wenigstens  was  die  mit  ihnen  verbundenen  Beichnisse  be- 
trifft, auf  eine  geringe  Anzahl  bestimmter  Formen  gebracht  worden'.  Doch 
blieb  es  für  die  Einnahme  des  Memorienamtes  noch  immer  charakteristisch, 
dais  dieselbe  je  nach  dem  Eintritt  der  einzelnen  Memorien  aufserordentlich 
unregelmäfsig  verteilt  war.  Sie  fiel  z.  B.  im  Trierer  Domstift  am  Schiulis 
des  14-  Jbs.  *  in  folgender  Weise  auf  einzelne  Termine : 
1.  Jan.    9  fl. 


6.  . 

10  fl.  8  fl. 

Rhen.».  239  b.« 

19.  „ 

289  s.  1  mr. 

21.  n 

7  fl. 

140  8. 

25.  „ 

2  fl. 

60  s. 

29.  „ 

26  fl. 

380  s. 

1.  Febr. 

100  8. 

2.  n 

3  fl. 

80  s. 

8.  . 

11  fl. 

60  8. 

6.  n 

110  8. 

10.  „ 

8  fl. 

100  8. 

18.  „ 

4Va  fl. 

477  8. 

14.  „ 

2fl. 

84  B.  11  d. 

22.  „ 

14  fl. 

520  8. 

Vf%  Bcudatus  antiquos  aut  eonim  valor. 


Sa.  91  Vs  fl.  dfl.  Rhen.  2519  s.  11  d.  1  mr.  IVs  acudatus  andquus  aut  eorum  valor. 

^)  S.  z.  B.  C.  dipl.  Rommersd.  No.  18,  1252:  frater  Grerhardus  .  .  abba8  in  Rommer- 
dorf  .  .  .  notum  fiacimns  .  .,  quod  singoliB  annis  in  anniversario  bone  memorie  Hedwigis 
BobiliB  matrone  de  Kempenich  sumentur  duodecim  s.  Colonien8e8  de  proventibus  curtis  nostre 
in  Rile,  de  quibus  ipsa  die  providebitur  pitantia  conventui  intus  et  foris.  preterea  de  pre- 
dictis  boniB  8umentur  18  s.  Colonienses,  de  quibu8  annuadm  in  commemoratione  honeste 
recordationiB  domine  lutte  de  Blankenheim  uxoris  quondam  Theodorici  nobilis  viri  de  Tsen- 
borg  mini8trabitur  conventui  intus  et  foris  in  piscibus  pulchro  pane  et  vino. 

*)  S.  oben  S.  688  f.  Die  erste  Refectio  pro  memoria  defunctorum  in  Prüm  liegt  861—84, 
8.  MR.  ÜB.  1,  97. 

*)  Vgl.  z.  B.  die  hauptsächlichsten  Verteilungsformen  von  Präsenzen  im  '^Registr.  cens. 
et  annivers.  eccl.  mai.  Trev.  von  1399,  Hannover  kgl.  Bibl.  XVIII,  1006:  A)  presbiteris 
15  gr.,  choralibus  3  s.,  ad  compulsandum  2  s.,  residuum  ut  moris  est.  B)  presbiteris  20  s., 
choralibus  3  8.,  ad  compulsandum  1  s.,  residuum  ut  moris  est  C)  presbiteris  5  s.,  chora- 
libus 2  8. ,  ad  compulsandum  1  s.  D)  presbiteris  quarta  pars,  presbitero  missam  cantanti  1  s. 
£)  presbiteris  5  gr.,  choralibus  8  s.,  capellano  alteris  sancti  Nicolai  5  s.  et  ad  compul- 
sandum 1  8. 

^)  Nach  dem  eben  genannten  *Registrum  seu  volumen  censuum  vom  7.  Sept.  1399. 
Verteilung  gemäfs  den  im  Reg.  genannten  Daten.  Der  Inhalt  des  Registers  umfafst  im 
ganzen  die  Zeit  von  1250—1399,  z.  B.  sind  von  den  Dompröpsten  solche  von  1252  ab, 
von  den  Dechanten  solche  von  1265  ab,  von  den  Archidiakonen  solche  von  1219  ab 
genannt 

'^)  Nachtrag. 

•)  Wohl  immer  parvi  Turonenses. 


—     837     —  Verwaltungsorganismus.] 

Ebenso  steht  es  mit  den  SMaximiner  Memorien  14.  bis  16.  Jhs.S  und 
auch  die  bedeutenden  Memorieneinnahmen  von  SKunibert-Köln  von  1239 
in  der  Höhe  von  1414  s.  4  d.  kölnisch,  91  nur.  Weizen,  10  mir.  Hafer, 
2  mir.  Alba  pisa,  29  Hühnern,  2  Kapaunen,  2  Semmeln,  50  Eiern,  einer 
Kerze  von  ^2  Ib.  Wachs  ^  werden,  wie  sie  von  den  verschiedensten  Orten 
erfielen,  so  zu  den  verschiedensten  Zeiten  eingegangen  sein. 

Sehr  begreiflich,  dafs  bei  solcher  Sachlage  eine  Übersicht  ttber  Ein- 
nahme und  Ausgabe  auch  für  die  Einzelämter  nur  mit  Mühe  zu  er- 
reichen war.  Wie  verwickelt  sich  die  Dinge  stellten,  kann  man  generell  ver- 
hältnismäfsig  noch  am  einfachsten  da  ersehen,  wo  aus  dem  gemeinsamen 
Budget  der  geistlichen  Grundherrschaften  schon  gewisse  Präbenden  ausge- 
schieden waren,  in  deren  Einnahmen  sich  Sonderbezttge  im  Sinne  der  alten 
Ämterintraden  und  Bezüge  aus  dem  alten  Gesamtbudget  treflFen.  Derartige 
Präbenden  treten  bekanntlich  zuerst  bei  Stiftern  und  Hospitälern  auf;  hier  sei 
als  Beispiel  der  besonders  leicht  übersichtliche  und  gut  erhaltene  Etat  der 
12  Piäbenden  des  Hospitals  Grofs-SMartin  am  Altmarkt  in  Köln,  ft\r  das  Wirt- 
schaftsjahr 1194—5  berechnet,  angeführt^.  In  diesem  Jahr  hatten  die  Prä- 
benden zu  fordern:  I.  besondere  Einzelrevenüen  aus  Salgütem  zu  Horrem, 
Rheinheim,  Wellen,  Friesheim,  Gleuel,  Geyen,  Weiler*,  Worringen,  PfafFen- 
rath,  Lülsdorf,  Aldenhoven;  H.  an  gemeinsamen  Revenuen  zur  Repartition 

1.  an  laufenden  Einnahmen: 

a)  von  der  Domscholasterei  denarios  waiinge, 

b)  von  den  denarii  convivales  und  elemosinales 

a)  im  Kloster  Grofs-SMartin  einen  Satz  von  4  d.  1  ob., 

b)  in  den  anderen  Kirchen  einen  Satz  von  1  d. 

c)  Vom  vinum  elemosinale  im  Dom  pro  am.  1  scopus. 

2.  an  einmaligen  Einnahmen  zu  festen  Daten: 

a)  S Andreas  (Nov.  30):  für  jede  Präbende:  19  mo.  Hafer,  11  d.  zu 
Holz ;  vom  Hofe  Berge  bei  Brasselt  (Rees),  zahlbar  durch  den  Villicus 
des  Hospitals. 

b)  SThomas  (Dezbr.  21):  13  Pulli  vom  Hofe  Berge. 

c)  Quinquagesima  (Febr.  12):  2  s.  zu  Fleisch  vom  Hofe  Berge. 

d)  Caput  ieiunii  (Febr.  15):  6  d.,  6  scopi  Wein,  2  mir.  Weizen; 
vom  Domdechanten. 

e)Im  leiunium:  2  Häringe  und  1  Weifsbrot  für  jede  Präbende 
täglich  [alle  Brote  =  2  mir.  Weizen];  vom  Domdechanten. 


1)  Bd.  2,  S.  218  No.  9. 

')  Vgl.  die  Warringia  minor  de  camera  sancti  Cuniberti,  1289,  Ennen,  Qu.  2,  197,  201. 
Das  Verzeichnis  ist  übrigens  nicht  vollständig. 

»)  S.  Ennen,  Qu.  1,  609—10,  112,  1193—1197. 
*)  Es  wird  Wilere  statt  Wileke  zu  lesen  sein. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     838     — 

f)  Quadragesima  (Febr.  19):  8  mir.  Legumina,  13X40  (=  520) 
Brote;  vom  Hofe  Berge. 

g)  März:  V2  mir.  Gerste  vom  Hofe  Bei^e. 

h)  Cena  domini  (März  30):  2  mir.  6  d.,  6  scopi  Wein;  vom  Dom- 

dechanten. 
i)  Pascha  (April  2):  13  pulli,  130  Eier;  vom  Hofe  Berge, 
k)  Rogationes  (Mai  8  —  10):  30  Käse  vom  Hofe  Berge. 

3.  an  einmaligen  Einnahmen  zu  vom  Hospital  zu  fixierendem 
Datum: 

1  Tischtuch  von  12  Ellen,  1  Handtuch  von  5  Ellen,  2  Schurztücher  beim 
Waschen,  2  Heizkessel  zum  Voll-  bezw.  Fufsbad,  1  grofse  und  eine 
kleine  Schüssel;  vom  Hofe  Berge. 

4.  an  einmaligen  Einnahmen  zu  nicht  angegebenen  Terminen: 

a)  7V2  s.  von  zwei  Hufen  bei  SSeverin-Köln  und  von  Monheim. 

b)  2  mr.  von  MeUem. 

c)  16  d.  an  Zehnten  von  den  Präbendargütem  in  den  oben  sub  I  genannten 
11  Dörfern. 

d)  1  am.  Wein  bei  der  Weinverteilung  der  Domherren. 

e)  3  Summern  Erbsen. 

Natürlich  wäre  es  sehi*  zu  verwundem,  wenn  man  bei  so  aufserordent- 
lich  verwickelter  Etatsanlage  zu  einer  sorgfältigen  Bilanzziehung,  zu  einer 
wohlbegründeten  Übersicht  über  Gesamteinnahme  und  -ausgäbe  zu  kommen 
vermocht  hätte.  Es  begreift  sich  vielmehr  ohne  weiteres,  dafs  die  Information 
über  diesen  Punkt  stets  eine  mehr  als  oberflächliche  blieb.  Wenn  der  Konvent 
von  SCäcilien-Köln  sich  im  J.  941  beklagt,  sibi  nunquam  in  uno  eodenique  anno 
tantum  de  annona  in  suis  locis  excrescere  potuisse,  ut  ab  initio  usque  ad  fineni 
illius  anni  inde  vivere  quirent\  so  scheint  eben  die  Aufmachung  der  Bilanz 
völlig  und  allein  in  der  Feststellung  der  Möglichkeit  des  Unterhaltes  auf 
Giimd  der  eingenommenen  Körneifnicht  bestanden  zu  haben.  Zur  selben, 
hier  noch  auf  Wein  ausgedehnten  Anschauung  führt  auch  eine  Stelle  aus  der 
neuen  Ordnung  über  die  Vei-waltung  des  Prümer  Klostergutes  vom  J.  1291, 
nach  welcher  die  Abgabe  von  Wein  und  Weizen  aus  den  Klosterrevenüen 
nicht  statthaft  ist,  nisi  tantum  de  vino  sit  in  cellario  et  de  tritico  in  granario 
conventus,  quod  ad  minus  per  annum  integrum  et  duos  nienses  a  venditione 
seu  alienatione  ipsius  vini  sive  tritici  pro  competentia  prebendamm  monasterii 
sufficiat  habundanter  ^.  Und  diesen  Bestimmimgen  entsprechen  die  wenigen 
Spuren  direkt  erhaltener  Bilanzangaben  bezw.  Jahresschlüsse.  So  wird  z.  B. 
ein  Jahresschlufs  des  Stifts  SGereon-Köln  noch  im  Beginn  des  14.  Jhs.  ein- 

1)  Lac.  ÜB.  1,  52,  93,  941. 

*)  Bd.  3,  S.  99,  12,  1291.  Doch  erhält  man  hier  zugleicli  einen  lebhaften  Eindruck  von 
dem  vorsorglichen  Eifer,  mit  welchem  die  mittelalterlichen  Institute  gegen  Mifswachs  und 
Hungersnot  magazinieren  zu  müssen  glaubten. 


—     839     —  Verwaltungsorganismus.] 

fach  in  der  Angabe  hei-gestellt,  es  seien  525  mir.  Weizen  und  246  mir.  Roggen 
eingenommen  * ;  und  eine  nicht  viel  bessere  Bilanzierung  läfst  ein  *  Voranschlag 
über  die  regulären  Einnahmen  der  Abtei  SPantaleon-Köln  aus  der  Wende  des 
12.  und  13.  Jhs.  ahnen ^.  Es  ergeben  sich  hier  als  Einnahme  a)  438  mir. 
t  r  i  t  i  c  i.  Hiervon  werden  verausgabt :  dem  Abt  44  mir. ;  den  Kirchherren  von 
Embe  und  Eilstorp  12  mir.;  für  den  Klostergebrauch  16  mir.  und  weiterhin 
eine  nicht  zu  konstatierende,  weil  im  Or.  ausradierte  Summe;  an  Renten 
ca.  43  mir. ;  füi*  Anniversarienfeieni  72  mir.  Summa  187  mir.,  es  bleibt  mit- 
hin, schlecht  gerechnet,  die  Hälfte  der  Einnahme  zum  Verkauf.  Es  ergeben 
sich  femer  b)  577  mir.  siliginis.  Hiervon  werden  verausgabt:  dem  Abt 
40  mir.;  an  Renten  und  Gehältern  206  mir.;  für  Anniversarienfeiem  67  nur. 
Summa  313   mir.,   es   bleiben   mithin    264    mir.    zum  Verkauf.     Weiterhin 

c)  24^2  mir.  pise,   sie   werden   sämtlich   im  Kloster  verbraucht     Endlich 

d)  891  mir.  avene;  hieiTon  bleibt  der  bei  weitem  grö&te  Teil  für  den 
Verkauf  frei. 

Wie  man  am  letzteren  Beispiele  ersieht,  konnten  gut  ausgestattete  Kirchen 
auch  bei  so  wenig  geordneter  Übersicht  der  Finanzen,  wie  sie  hier  vorliegt,  ganz 
wohl  bestehen.  Und  das  ist  demi  der  Eindruck,  den  man  überhaupt  für  den 
gröfsten  Zeitraum  des  früheren  Mittelalters,  für  die  Epoche  seit  etwa  Mitte  des 
10.  Jhs.  bis  zmn  Ende  des  12.  Jhs.  erhält.  Bis  in  die  Blütezeit  Ottos  I.  hatten 
die  geistlichen  Institute  noch  arg  gelitten;  die  nunmehr  einsetzende  kirchliche 
Reform  brachte  sie  auch  wiilschaftlich  empor*,  und  seit  dem  11.  Jh.  mag  das 
stets  intensivere  Steigen  der  Landeskultur  das  Seine  zu  weiterem  Aufschwung 
beigeti-agen  haben  *.  Natürlich  waren  auch  jetzt  nicht  alle  Institute  gleich  wohl- 
habend, auch  jetzt  kommen  noch  arme  Stifter  vor  *,  und  der  Unterschied  welt- 
licher Ausstattung  ist  bei  den  geistlichen  Korporationen  stets  ein  grofser  ge- 
blieben*. Indes  im  ganzen  liegt  doch  ein  wohl  noch  bis  ins  13.  Jh. 
andauernder  Fortschritt  im  wirtschaftlichen  Wohlbehagen  vor.  Von  da  ab 
geht  es  aber  rasch  bergab.  Schon  in  der  1.  H.  des  13.  Jhs.  finden  sich  einzelne 
mit  Schulden  belastete  Klöster  ^  in  der  2.  H.  dieses  Jhs.  nimmt  die  allgemeine 
Verschuldung  der  kirchlichen  Institute  reifsend  zu,  die  Wirtschaft  wird  zu- 
sehends schlechter,  und  überall  werden  von  Oberaufsichtswegen  die  seit  der 

>)  S.  oben  S.  548  Note  5. 

^  *üSPantaleon  um  1200,  Berlin  Bibl.  Cod.  Bor.  Qu.  234  BI.  38^:  hec  est  estimatio 
hladi,  cuiuscumque  sit  generis,  quod  senritur  ad  granarium  monasterii  nostri,  exclnso  blado, 
quod  specialiter  solvitur  .  .  ofßciatis  monasterii  nostri. 

')  Lamprecht,  Charakter  der  klösterlichen  Reformbewegung  S.  96  f. 

*)  S.  oben  S.  601  f. 

^)  MR.  ÜB.  2,  57,  1183:  ecclesia  Cardonensis  a  prima  fundatione  sua  [erat]  in  posses- 
sionibus  pauper,  in  reditibus  tenuis,  in  constructione  templi  et  ceteranun  officinarum  multum 
fuit  debilis,  unde  iam  multis  quassionibus  patet  et  ruinis. 

•)  S.  Bd.  8,  437,  1339. 

^)  Rein.  Ann.  M6SS.  16,  680,  1230:  SJacob- Lüttich  ist  obligatum  mit  644  mr.  und 
700  mo.  bladi. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     840     — 

1.  H.  des  10.  Jhs.  aufser  Braucli  jjrekommenen  ^  Kontrollen  und  Visitationen 
wieder  eingeführt,  in  deren  Programm  die  Frage,  ob  das  visitierte  Kloster 
verschuldet  sei,  mit  bedenklicher  Regelmäisigkeit  wiederkehrt^. 

Indes  sehen  wir  von  dieser  äufseren  Geschichte  der  Finanzgebarung 
ab,  behalten  wir  vielmehr  ihre  ganze  Ausgestaltung  in  der  naturalwirtschaft- 
lichen Epoche  der  deutschen  Kaiserzeit  im  Auge  imd  fragen  wir  von  diesem 
Standpunkte  aus  nach  der  Einwirkung  der  Verwaltungsthätigkeit  der  Zentral- 
stelle auf  das  ihr  direkt  unterstellte  Gros  der  Fronhöfe.  Kann  diese  Ein- 
wirkimg,  gehindert  durch  die  vollständige  Unttbersichtlichkeit  des  Budgets, 
gelähmt  durch  die  reglementarische  Festlegung  aller  gröfseren  Einnahmen, 
zurtickgestofsen  von  der  bis  zu  besonderer  Kreditfähigkeit  fortgeschrittenen 
Selbständigkeit  der  Fronhöfe,  eine  durchgreifende  und  unablässige  gewesen  sein? 

Wir  können  die  zweifellose  Antwort  urkundlich  kamn  auf  ihre  Richtig- 
keit prüfen.  Akten  der  inneren  grundherrlichen  Wirtschaftsverwaltung  aus 
dem  früheren  Mittelalter  sind  äufserst  selten  erhalten®;  fast  alle  Befehle 
wurden  mündlich  gegeben*.  Soweit  indes  urkundliche  Spuren  dieser  Ver- 
waltung vorliegen,  gehen  sie  nicht  über  den  Nachweis  grundherrlicher  Ver- 
anlassung oder  Zustimnmng  zur  Verpachtung,  Verpfändung  oder  Veräufserung 
von  Gütern*,  sowie  zur  Aufiiahme  von  Kapitalien®  seitens  der  Meier  hinaus. 

In  der  That  wird  die  Zentralverwaltung  weniger  in  die  Fronhofsverwal- 
tung eingegriffen  als  den  Versuch  gemacht  haben,  eine  wirkungsvolle  Kontrolle 
über  die  Fronhofsverwaltungon  zum  Zwecke  der  Aufrechterhaltung  ihrer 
finanziellen  Verpflichtungen  auszuüben.  Und  in  dieser  Hinsicht  sind  Thätig- 
keit  und  Erfolge  der  Zentralstelle  auch  heute  noch  sehr  wohl  festzustellen. 

Das  erste  und  ausdauerndste  Mittel,  welches  die  Zentralverwaltung  zur 


')  S.  noch  Lac.  ÜB.  1,  50,  91,  931. 

2)  S.  z.  B.  die  oben  S.  663  Note  8  (auf  S.  664)  abgedmckte  Münstermaifekler  Visi- 
tationsformel. 

8)  S.  z.  B.  MR.  ÜB.  3,  1088,  c.  1250:  Theodericus  nobilis  de  Isenburch  Rudengei-o 
fideli  sculteto  suo  in  Mettrich  salutem  et  gratiam  suam.  Mandamus  tibi  presentium  tenore, 
quatinus  ex  parte  nostra  cum  fratribus  de  Himmerode  ad  diem,  quo  cum  adversariis  suis 
super  bonis,  que  Heimo  contulerat  eisdem,  sunt  responsiui,  personaliter  accedens  testimonium 
perhibeas  pro  nobis,  quod  a  fratre  Gimtardo  niülam  onmino  pecuniam  (scilicet  litteram 
tantiunmodo)  receperimus,  quam  super  eisdem  bonis  acceperant  a  nobis.  id  ipsum  Adolfo  et 
ceteris  nostris  hominibus  ex  nostra  parte  precipias,  quatinus  testimonium  ibidem  perhibeant 
de  premissis. 

*)  Bezeichnend  hierfür  ist  Bd.  3,  226  No.  u. 

^)  Lac.  ÜB.  1,  172,  266,  1088—1105;  CRM.  1,  105,  1132;  MR.  HB.  3,  1467,  1258; 
s.  auch  Bd.  3,  No.  288,  1414;  *Koblenz  St  A.  MC.  Ill^  Bl.  84  b,  reg.  Goerz  Regg.  der 
Erzb.  S.  136;  Bd.  3,  No.  240,  [1460];  *Koblenz  St  A.  MC  VII  Bl.  311 1— 312  a,  reg. 
Goerz  S.  243. 

«)  Bd.  3,  222  No.  m;  225  No.  t;  s.  auch  *Cod.  Himmerod.  Bl.  39 ^i  ein  Magister 
curie  macht  auf  seinen  Hof  Schulden,  was  der  Abt  von  Himmerode  bescheinigt. 


—     841     —  Verwaltungsorganismus.] 

Kontrolle  der  Fronhöfe  anwandte,  war  die  Herstellung  einer  umfassenden 
Registratur  an  der  Zentralstelle  gegenüber  dem  anfangs  wohl  absoluten  Mangel 
jedes  Schreibwesens  in  den  Fronhöfen:  erhielt  sich  doch  auf  dem  platten 
Lande  noch  bis  ins  15.  bis  17.  Jh.  hinein  nicht  selten  das  altnationale  Kerb- 
wesen ^  Und  noch  über  das  Mittelalter  hinaus  verblieb  der  Zentralverwaltung 
mit  seltenen  Ausnahmen^  die  voDe  und  alleinige  Regelung  der  Registratur®, 
ein  mächtiges  Mittel  eingehendster  Kontrolle,  wie  es  energische  Wiite  von 
Karl  dem  Grofsen  ab  bis  ins  spätere  Mittelalter  mit  stets  gleichem  Erfolge 
ausgenützt  haben. 

Diese  Registratur  war  auf  ihrer  frühesten  Stufe  noch  keine  m-bariale; 
\ielmehi'  schlofs  sie  sich  anfangs  einfach  den  Erwerbsurkunden  an.  Man 
kopierte  oder  protokollierte  die  Urkunden  in  ein  gemeinsames  Buch:  die 
Traditionsbücher  bildeten,  wenigstens  für  den  kirchlichen  Grofsgrundbesitz,  die 
erste  Grundlage  grundherrlicher  Verwaltung*.  An  einzelnen  Stellen  mag  man 
sogar  noch  primitiver  verfahren  sein ;  in  Pi1lm  z.  B.  weisen  die  alten  Urkimden- 
regesten  des  Liber  aureus,  welche  sich  zumeist  als  ursprüngliche  Archiwermerke 
ergeben,  darauf  hin,  dafs  man  auch  ohne  die  Aufstellung  eines  Kopiars  bzw. 
Urbars  die  Urkunden  einfach  nach  Gauen  geordnet  als  einzige  schriftliche 
Grundlage  der  Verwaltung  hätte  gebrauchen  können*.  Indes  envies  sich  eine 
solche  Ordnung  doch  wohl  bald  als  unzureichend;    ül)erall  wird  die  urbariale 


')  Bd.  2,  6  Note  1. 

«)  S.  z.  B.  WMüstert  1682  §  4,  G.  6,  521 :  daß  man  den  herren  zu  Züsch  oder  ihrem 
iifheber  zu  Münster  von  etlichen  guetem  laut  zinszbuchs,  so  sie,  die  scheffen,  hinder  ihnen 
haben  .  .  zu  liefern  schuldig;  .  .  und  sollen  die  scheffen  das  zinszbuch,  damit  sie  wissen 
den  wein  ufzuheben,  hinder  ihnen  behalten. 

')  Vgl.  z.  B.  *Köln  St  A.  A.  X,  50,  Liber  rubeus  s.  apost,  vgl.  Ennen,  Qu.  3,  354, 
aus  dem  Zinsregister  von  SAposteln:  ego  magister  Lutginus  scolasticus  ecclesie  sanctorum 
apostolorum  inveni  in  cista  domini  Friderici  de  Waldeckin  bone  memorie  decani  eiusdem 
ecxJesie  ista,  que  sequuntur:  hü  sunt  census,  qui  solvuntur  singulis  annis  in  Linsse  eccle- 
sie sanctorum  apostolorum,  conscripti  ex  ore  Cünemanni  anno  1293;  dazu  8  andere  Urbar- 
ialien,  von  welchen  wenigstens  das  erste  noch  in  der  Kiste  beruht  haben  wird,  da  es  älteren 
I>atums,  wie  1293  ist,  indes  doch  nach  1252  liegt.  Diese  werden  nun  von  dem  Fundort 
aus  in  das  Kopiar  (lih.  ruh.)  übertragen.  Aus  späterer  Zeit  vgl.  u.  a.  WKärlich  16.  Jh.  §  5 : 
jeder  hofinan  sol  geben  seinen  zinß,  als  ein  register  u.  gn.  hem  inhelt,  und  wie  der  hofer 
vor  recht  erkennen  kan. 

*)  S.  Lamprecht  in  Conrads  Jahrbb.  f.  Nationalökonomie  und  Statistik  N.  F.  11,  317, 
zur  Arbeit  von  Redlich  über  bayerische  Traditionsbücher  und  Traditionen.  Vgl.  auch  Lac. 
Arch.  3,  139,  1222,  cit  Bd.  2,  674  Note  2. 

^)  Dafs  die  Kegesten  des  Liber  aureus  fast  stets  nur  Kopien  von  auf  den  Originalen 
angebrachten  Regesten  sind,  zeigt  u.  a.  MR.  ÜB.  1,  32,  wo  das  Regest  durch  den  Ab- 
schreiber 11. — 12.  Jhs.  verderbt  wiedergegeben  ist.  Zum  Charakter  dieser  Regesten,  welche 
stets  den  Gau  verzeichnen,  in  dem  der  in  der  Urkunde  behandelte  Besitz  liegt,  vgl.  MR.  ÜB. 
1,  23,  772:  carta,  quam  Sigefridus  fecit  in  Caresa  [Karasgau].  S.  femer  MR.  ÜB.  1,  30, 
39,  53,  58,  65,  74,  82,  89,  119;  sowie  zum  Unterschied  zwischen  den  über-  und  unter- 
geschriebenen Regesten  Bd.  2,  671  Note  6. 

Lanpreeht,  Deataches  Wirtsehaftaleben.    I.  54 


[Wirtschaft  d.  Grofsgnmdbes.  —     842     — 

Fixierung  des  Einnahmebudgets  als  ein  au&erordentlicher  Fortschritt  angesehen*, 
wie  er  von  frühester  bis  spätester  Zeit  empfohlen  zu  werden  verdiente*. 

Indes  bedingten  auch  die  Urbare  keineswegs  eine  Einrichtung  der 
Registratur,  welche  für  allseitige  Kontrolle  genügt  hätte.  Es  ist  hier  nicht 
der  Ort,  auf  die  Geschichte  des  Urbars  in  ihren  mannigfachen  Wandlungen 
genauer  einzugehen^:  nur  so  viel  sei  betont,  dafs  das  Urbar  durch  alle  Ent- 
wicklungen hindurch  ein  nichts  weniger  als  fehlerfreies  Mittel  zentraler  Auf- 
sicht gewesen  ist.  In  ältester  Zeit  stand  die  Unbeholfenheit  des  Schreibwerks 
der  absoluten  Zuverlässigkeit  des  Urbars  entg^en,  sie  liefs  namentlich  die 
nötige  Beweglichkeit  für  Nachträge  und  für  registratorische  Aufnahmen  ver- 
änderter Zustände  nicht  aufkommen*.  Später,  mindestens  seit  dem  14.  Jh., 
war  diese  Beweglichkeit  eireicht  ^,  aber  mittlerweile  war  eine  so  aufserordent- 
liche  Zersplitterung  der  grundherrlichen  Bezüge  eingetreten®,  dafs  auch  die 
aufhierksamste  Verwaltung  ihr  aktenmäfsig  kaum  folgen  konnte^.  Eine  leid- 
liche Beherrschung  der  Urbarialregistratur  trat  somit  erst  nach  einer  nochmaligen 
Erweiterung  imd  einer  noch  intensiveren  Durchbildimg  des  Schreibwerks  im 
16.  Jh.  ein®. 

Und  zudem :  die  Grundlage  der  Registratur  war  anfangs  stets  und  blieb 
vielfach  auch  noch  bis  in  die  späteste  Zeit  hinein  die  Weisung;  d.  h.  die 
Registratur  arbeitete  schliefslich  nicht  mit  eigenen  Aufsichtsmitteln,  sondern  mit 

^)  Vgl.  G.  ep.  Camerac.  1,  5.5,  um  860:  excrescente  .  .  discordia  inter  Karlenses  et 
Lotharienses  aecclesia  Laubiensis  male  labefactatur  .  .  .  episcopus  [Johann  von  Kanmierich] 
tamen  divino  consilio  usus  poleticum,  quod  adhuc  in  eadem  aecclesia  reservatur,  scripsit;  et 
hoc  ab  apostolica  auctoritate,  sed  et  a  comprovincialibus  episcopis  confirmato  omnes  aeccle- 
siae  ipsius  pervasores  a  christianorum  societate  sequestrans,  tali  modo  aecclesiam  a  tanto 
naufragio  inmuneni  reliquit  UWincheringen,  MR.  ÜB.  2,  368,  um  1200:  sancti  Simeonis  in 
Treveri  fratres  contra  humane  memorie  iniirmitatem  remedium  querentes  et  contra  raram 
nisticalis  plebis  fidelitatem  et  frequentewi  officialium  suorura  varietatem  sibi  et  successoribus 
suis  providere  studentes  opere  pretium  crediderunt,  bona  et  iura  ad  ecclesiam  suam  spectan- 
tia  .  .  scripto  adnotari  et  scriptum  presens  ad  instructionem  certitudinis  sue  et  suorum 
posterorum  caute  reservari.    S.  auch  Lac.  Arch.  3,  139,  cit.  Bd.  2,  674  Note  2. 

2)  S.  Ann.  (Marbac.)  Alam.  Guelfcrb.  et  Nazar.  z.  J.  751,  dazu  Roth,  Feud.  S.  82; 
femer  Bd.  2,  82,  662  Note  3. 

»)  S.  darüber  Bd.  2,  657  ff. 

*)  S.  Bd.  2,  93,  102,  105,  643  Note  2. 

^)  S.  UMarienthal  1317  S.  361—2,  zu  den  Zinsen  in  Kehlen:  semper  debet  hie  poni 
cedula,  in  qua  scripti  sunt  debitores  dictorum  censuum  cum  nominibus  predictorum  debitorum, 
pratis  et  campis,  de  quibus  tenentur  solvere  predictos  census,  quia  debitores  multotiens 
variantur;  et  quando  debitores  variantur,  tunc  facienda  est  nova  cedula,  que  reponetur  loco 
prime  cedule. 

ö)  S.  Bd.  2,  667,  709,  776. 

')  Vgl.  Bd.  3,  509,  29,  1309;  Bd.  2,  712. 

8)  Vgl.  Bd.  3,  673;  s.  z.  B.  auch  WAltwies  1693  §  8:  die  dem  Grund-  und  Gerichts- 
herm  zustehenden  Rauchhüner,  Schaftzehnten,  Frohnden,  Dienste  und  Pachte  stehen  in  ab- 
sonderlich aufgerichteten  Verzeichnissen,  Registern,  Beständnissen,  Dokumenten  imd  Kon- 
trakten. 


—     843     —  VerwaltungsQrganismus.] 

denen  der  grundhörigen  Bevölkening;  nur  in  deren  Weisung  fanden  die  For- 
derungen des  Fronhofsvorstands ,  fand  auch  das  Recht  des  Grundherrn  eine 
wahrhaft  rechtniäfsige  und  sichere  Kontrolle. 

Freilich  übte  der  Grundherr  in  der  älteren  Zeit  neben  der  Registratur 
noch  eine  persönliche^  oder  kommissarische  Aufeicht.  Allein  dieselbe  verfiel 
sehr  bald ;  schon  im  späteren  Mittelalter  ist  sie  nicht  mehr  vorhanden,  wie  die 
Weisungen  über  nicht  mehr  in  Anspruch  genommene  Herbergspflicht  der  Gehöfer 
für  den  Grundherrn  zeigen:  daüs  die  junkem  zu  B.  ein  lager  haben  sollen,  wan 
sie  gen  B.  kommen,  selbdritt,  weist  §  2  des  WNiederbachem  vom  J.  1558,  das 
haben  sie  von  den  alten  gehört,  ist  aber  bei  ihnen  nit  gebraucht  worden  ^.  Und  wo 
wir  auch  die  Kontrolle  in  früherer  Zeit  geübt  finden,  da  ergeben  die  Neben- 
umstände, dafs  dies  selten  imd  darum  zumeist  ohne  dauernden  Erfolg  geschah®. 

Nach  alledem  wird  man  die  Einwirkungen  der  Zentralstelle  auf  die 
Fronhofsverwaltimgen  nicht  für  besonders  nachhaltig  und  eindringlich  erkläi-en 
dürfen:  die  Zentralstelle  konsumierte  im  wesentlichen  nm'  und  kümmerte 
sich  nicht  mehr  als  absolut  nötig  um  die  Lokalverwaltung.  Symptome  dieser 
Haltung  sind  in  Fülle  vorhanden:  GimndheiTen  veräufeem  einzelne  Hufen 
oder  bestimmte  Einnahmequoten  eines  Fronhofe*,  ohne  zu  beachten,  dafs  sie 
damit  den  Wirtschaftsbetrieb  empfindlich  schädigen  müssen;  und  in  jeder  ge- 
nauer  bekannten   Grundherrschaft    entdeckt    man   bei    eindringlicher  Unter- 

^)  V.  Liutb.  3:  matrona  pro  causis  necessariis,  quia  plurimis  in  locis  possessiones 
habebat  procurandas,  iter  agens;  MR.  ÜB.  1,  573,  1153:  der  Abt  von  SMaximin  vergleicht 
sich  in  curia  nostra  Rivenache  über  Barweilerer  Streitigkeiten. 

«)  S.  schon  Bd.  2,  632  Note  1.  Vgl.  femer  Bd.  2,  250  f.,  und  aufser  WBendorf  1403 
§  3,  WBeringen  1488  und  WLeudesdorf  1563  namentlich  die  altertümlichen  Bestimmungen  in 
\\1¥iltingen  1488,  6.  2,  64:  wanehe  ein  abt  zu  Metloch  persöhnlich  wilt  kommen  zu  dem 
jahrgeding  zu  Wiltingen,  so  mag  er  mit  drittenhalben  man  und  mit  drittenhalben  pfert 
kommen;  da  solle  er  dan  finden  neun  hobstede,  nach  hulden  wohlgebaawet,  in  der  ein  mag 
er  ziehen,  wie  ihme  geliebet;  in  welche  er  dan  ziehet,  solle  man  ihm  bewahren  sein  sattel 
und  zäume;  man  sol  auch  seinen  pferden  rawfoder  bis  ahn  die  obren  geben,  und  streusei 
bis  ahn  den  bauch;  wilt  er  aber  essen  oder  drinken,  mag  er  greifen  in  seinen  beutel  und  in 
sein  zins  imd  dieselbige  begaden.  WSensweiler  1520 — 1550,  G.  2,  129:  forter  hat  unser  gn. 
h.  ein  leger  zu  Sinsweiler  umb  Bartholomei  ungeverlich,  vor  oder  nach,  alsdan  sol  ein  haus 
geben  ein  hupfaß  habem  und  ein  iedes  haus  ein  hun,  und  ob  ein  kindbetsfraw  befunden 
wurde,  sol  ein[es]  herm  knecht  im  den  köpf  abbrechen  imd  das  hun  der  kindbetsfrawen  wider 
ins  haus  werfen,  forter  weist  der  scheffen,  wan  der  her  oder  seine  diener  kommen  und  den 
leger  halten  wollen,  alsdan  sol  der  her  oder  bevelhaber  under  die  schafherd  gehen  und 
daraus  nehmen  ein  hamel  imgeverlich  nit  den  besten  und  auch  nit  den  hosten,  und  sollen 
darbei  verzehren  imder  einem  Ib.  hl. 

')  S.  MR.  ÜB.  1,  171,  929;  CRM.  1,  105,  1132. 

*)  MR.  ÜB.  3,  84,  1218 :  der  Graf  von  Sponheim  verschenkt  mansum  [1]  .  .  ad  ciuiara 
meam  Daleheim  pertinentem.  MR.  ÜB.  1,  244,  (973X  Aufeeichnung  12.  Jhs.:  in  £hrang 
schenkt  der  Erzbischof  an  SMaria  ad  martyres  de  investitura  ^cclesi^  cum  duabus  partibus 
decim^  tribusque  mansis  et  dimidio  5tam  quoque  manipulum  de  croadis  et  iugeribos  ibidem, 
de  Silva  5*«»  arborem,  de  porcis  in  silvis  pascentibus  5*«™  quoque  d.,  de  venna  etiam  5*«"» 
piscom,  unam  petitiuram  et  aliam  quandam  vineam  cum  quadam  area  iuxta  ^cclesiam. 

64* 


[Wirtschaft,  d.  Grofsgnindbes.  —     844     — 

suchung  ihres  Urbare  eine  Reihe  von  Unordnungen,  welche  unter  der  Ein- 
wirkung einer  energischen  Zentralverwaltung  unverzeihlich,  ja  undenkbar 
wären  *. 

Das  einzige,  was  die  Zentralstelle  dauernd  interessierte,  war  eben  eine 
sich  verhältnismäfsig  stets  gleichbleibende  Höhe  der  Einnahmen,  welche  die 
reguläre  Fortführung  der  durch  so  viele  verschiedene  Kanäle  rinnenden  und 
darum  so  schwer  zu  übersehenden^  noch  schwerer  zu  verändernden  Ausgaben 
ermöglichte.  Eine  solche  Stabilität  scheint  denn  in  der  That  erreicht  worden 
zu  sein',  namentlich  auch  vermöge  der  sorgsamen  Praxis,  stets  einen  nach 
unseren  Anschauungen  unverständig  hohen,  mit  Rücksicht  auf  das  Bedürfnis 
des  Magazinierens  aber  im  Mittelalter  vielleicht  absolut  notwendigen  Überschufs 
über  die  Einnahmen  zu  erzielen*. 

Über  die  Höhe  der  Einnahmen  selbst  sich  im  Sinne  unserer  Rechnungs- 
weise so  zu  informieren,  dafis  man  alle  Intraden  auf  einen  gemeinsamen  Geld- 
nenner bringt,  hat  wenig  Belehrendes.  Es  ist  vielmehr  richtiger,  die  Ein- 
nahmen einzelner  hervorragender  Qrundherrschaften  so,  wie  sie  erfallen,  zu 
ersehen^,  und  sich  im  übrigen  zu  fragen,  welche  sozialen  und  politischen 
Wirkungen  mit  denselben  hervorgebracht  worden  sind. 

Die  letztere  Frage  wird  sich  freilich  beim  Stande  unseres  Quellenmaterials, 
soll  man  nicht  in  allgemeine  von  uns  beharrlich  vermiedene  Erwägungen  ver- 
fallen, nur  von  6inem  Punkte  aus  beantworten  lassen.  Wir  kennen  die 
Frequenzen  einer  grolisen  Zahl  hervorragender  Klöster  des  Mittelaltere;    es 

^)  Nehmen  wir  z.  B.  SMaximin  heraus.  Hier  liegen  zunächst  die  zu  einzehien  Höfen 
zugehörigen  Orte  oder  Ortsteile  oft  ziemlich  weit  auseinander  und  innerhalb  der  natürlichen 
Grenzen  anderer  Höfe:  so  gehören  zum  Hof  Mertert  Güter  in  Seilig,  Donwen  und  Aach, 
zum  Hof  Schoenberg  i.  L.  Güter  in  Steinsei,  Nommem,  Linster  und  Nospelt,  zum  Hof  Moertz 
Güter  in  Moselsürsch,  Kalt,  Kriplingerhöfe  und  Fell.  Öfters  gehört  auch  der  Besitz  in  Einern 
Dorfe  zu  verschiedenen  Höfen,  z.  B.  der  von  Schofs  nach  Mersch  und  nach  Lintschen ;  ja  es 
kommt  vor,  dafs  Besitz  in  einem  Fronhofeort  in  einen  anderen  als  den  einheimischen  Fronhof 
gehört:  eine  Hufe  im  Hofort  Feulen  ressortiert  von  dem  ca.  10  km  entfernten  Hof  08pem-£wer- 
lingen.  Derartige  Zustände  lassen  sich,  wenn  auch  nicht  ausnahmslos,  doch  der  überwi^enden 
Anzahl  nach,  nur  durch  den  Umstand  erklären,  dafs  man  von  der  Zentralstelle  aus  ursprünglich 
Passendes  zusammenlegte,  später  aber  zu  nachlässig  war,  am  einmal  Vorhandenen  zu  ändern,  auch 
wenn  sich  viel  bessere  neue  Kombinationen  ergaben.  Man  hatte  eben  im  Zentrum  überhaupt 
kein  Interesse  ftlr  das  Spezialschicksal  der  Höfe;  darum  finden  sich  z.  B.  im  USMax.  eben  in 
Auflösung  begriffene  Höfe  in  Giwenich  und  Mandem,  ohne  dafs  man  einen  bessernden  Ein- 
flufs  der  Zentralstelle  erkennt;  andere  Höfe  sind  kombiniert,  wie  £werlingen-Ospem,  Hosten- 
Anw,  Weifskirchen-Bisingen;  noch  andere  haben  anderweitig  verwunderliche  Verhältnisse 
unter  sich,  so  Fell-Schoenberg,  Moertz-Loef,  Thaben  im  Verhältnis  zu  Bachem  und  Losheim. 

«)  S.  oben  S.  792—3. 

')  8.  Bd.  3,  99,  IS,  1291.  Bei  Ces.  Heisterb.  Dial.  mal.  4,  48  erzählt  ein  Abt: 
praedecessor  meus  nimis  erat  dapsilis  et  indiscretus,  ofißciales  eins  nimis  prodigi.  sie  ordinäre 
debemus  expensas  monasterii  atque  temperare,  ut  si  forte  seges  nostra  grandinata  fuerit,  et 
tempora  cara  emerserint,  habeamus,  unde  pauperibus  subveniamus.  huiusmodi  verbis  avaritiam 
suam  pallians  ... 

*)  S.  Bd.  2  S.  143,  155. 


—     845     —  Verwaltungsorganismus.] 

wird  darauf  ankoiuiuen,  hierhiu  gehörige  Ziffern  zu  sammeln  und  sich  aus 
ihnen  heraus  eine  Voretellung  von  der  allgemeinen  Wirkung  und  zeitlichen 
Wirkungsdifferenz  der  Reinergebnisse  grundherrlicher  Wirtschaft  zu  machen* . 
Als  Kommentar  aber  für  die  Höhe  der  überlieferten  Ziffern  wird  die  Bemer- 
kimg vorauszusenden  sein,  dafs  eine  Bildimg,  wie  sie  im  fillheren  Mittelalter 
die  geistlichen  Grundherrschaiten  fast  allein  vertraten,  in  dieser  Zeit  notwendig 
sehr  teuer  sein  mufste,  denn  sie  war  ein  zeitlich  aus  früheren  höheren  Kultm*- 
epochen  herübergenommenes  Gut  und  unterlag  daher  der  stets  hohen  Bewertung 
aller  Importgüter^. 

Die  früheste  Notiz,  welche  wir  in  unserer  Gegend  über  den  Personal- 
bestand hervoiTagender  Klöster  —  nur  um  diese,  nicht  um  Stifter  kann  es 
sich  handeln^  —  haben,  betrifft  Echteniach.  Hier  ergiebt  sich  im  J.  885  für 
ein  Institut,  das  bei  seiner  Begründung  klein  gedacht  war*,  ein  Bestand  von 
40  BrüdeiTi*.    Für  das  10.  Jh.  liegen  dann  ausführliche  Notizen  für  die  Klöster 

^)  Diese  Untersuchung  kann  hier  natürlich  nur  für  den  beschränkten  Kreis  unserer 
Gegend  vorgenommen  werden;  sie  allgemein  durchzuführen  würde  aber  von  den  hier  geltend 
gemachten  wie  anderen  Gesichtspunkten  aus  von  grofsem  Interesse  sein.  An  Verzeichnissen 
von  Personalbeständen  aufser  den  oben  benutzten  vgl.  ein  solches  von  796  in  der  Hs.  der 
Kölner  Dombibl.  83*  (Jaff6  und  Wattenbach  S.  29),  das  Verzeichnis  det  Mönche  von  SDenys 
von  838,  bei  D'Ach^ry  Spicil.  4,  229;  die  Series  viventiiun  von  Pfäffers,  9.  Jh.  Ende, 
SGallen  Stiftsarch.  und  Stiftsbibl.,  vgl.  A.  Archiv  9,  595—599  und  Birlinger  in  Alemannia  9; 
das  Personalverzeichnis  des  Köhier  Kapitels  9.— 10.  Jhs.,  Köhi  Dombibl.  175,  8^  Pgt  65  BU. ; 
ein  Namenverzeichnis  aus  Gandersheim  9.— 10.  Jhs.  in  einem  Gandersheimer  Lectionar  zu 
Koburg;  die  Nomina  Lauresham.  coenobii  fratrum,  10.  Jh.  Mitte,  Rom  Vat  Palat.  169;  die 
Nomina  confratiun  beati  Lamberti,  12.  Jh.,  Köln  Dombibl.  87,  4^,  212  Bll.;  die  Nomina 
sanctimonialium  sancte  Marie  Mettensis,  Rom  Vat  Christ  566 ;  das  Verzeichnis  der  Aachener 
Stiftsmitglieder,  Mitte  14.  Jhs.,  Düsseldorf  St  A.  A  118  13.  Jh.  f.  48  Bll.  Pgt.  fol.,  letztes 
Blatt,  fehlerhaft  ediert  von  Quix. 

*)  S.  dazu  Lamprecht  in  den  Preufsischen  Jahrbüchern  Bd.  56,  183. 

')  In  den  Stiftern  herrscht  von  Anfang  an  zu  sehr  die  t}^ische  Zahl  12  —  nach  der 
Zahl  der  Apostel  — ,  als  dafs  sie  für  unsere  Frage  in  Betracht  kommen  könnten.  Vgl.  z.  B. 
Boehmer,  Cod.  Francof.  S.  6,  882:  an  der  königlichen  Kapelle  in  Frankftirt  sind  12  clerici 
exceptis  presbyteris;  V.  Bald.  Leod.  6:  G.,  Probst  der  Kathedrale  von  Lüttich,  baut  die 
SBarthels-Kirche  in  Lüttich  und  setzt  12  fratres  hinein.  £benso  sind  noch  im  J.  1315  in 
Beatusberg  12  Stiftsherren:  CRM.  3,  67,  1315,  cit.  oben  S.  829  Note  1.  Nim  geht  man 
freilich  von  dieser  Zahl  vielfach  im  Laufe  der  Zeit  ab,  aber  doch  nicht  sehr  beträchtlich; 
so  ergeben  sich  z.  B.  nach  Ennen,  Qu.  1,  592,  100,  1185  als  Bestand  des  SSeverinsstiftes 
22  Personen,  nach  Ennen,  Qu.  1,  597,  103,  1188  als  Bestand  des  SGeorgsstiftes  19  Personen, 
und  nach  *0r.  Metz,  vgl.  Goerz,  MR,  Reg.  2  No.  955,  1203,  hat  STheobald-Metz  16  Prä- 
benden.  Gröfsere  Bestände  zeigen  wohl  nur  die  Domkapitel,  so  war  z.  B.  das  Trierer  Kapitel 
nach  *0r.  Koblenz  St  A.  1242  [jetzt  nicht  aufzufinden],  vgl.  Goerz,  MR.  Reg.  3  No.  290, 
gegen  60  Seelen  stark. 

*)  Ek^htemach  wird  bei  der  Gründimg  monasteriolum  genannt,  s.  Honth.  Hist  1,  91, 
698;  vgl.  auch  Honth.  Hist  1,  104,  706:  in  Echtemach  fratres  peregrinos  vel  alios  deum 
timentes  congregent,  ut  ibidem  secundum  ordinem  sanctum  degere  et  conversari  debeant. 
S.  auch  die,  wenngleich  gefälschte,  Urkunde  MR.  ÜB.  1,  168,  927,  und  dazu  Thiofr.  V. 
WUlibrordi  :33. 

»)  MR.  ÜB.  1,  139,  895. 


[Wirtschaft  d.  Orofsgrandbes.  —     846     — 

Prüiu^  und  SMaximin  vor;  das  erstere  weist  einen  Totalbestand  von  186,  das 
letztere  einen  solchen  von  70  Köpfen  auf'.  Es  sind  das  keineswegs  aufser- 
gewöhnlich  hohe  Ziffern;  in  Vienne  gab  es  um  700  10  Mannsklöster  mit 
1470  Mönchen^,  Fulda  besals  um  920  180  Insassen^,  und  von  Hersfeld  er- 
zählt Lambert^,  es  habe  schon  früh  eine  Zahl  von  150  Mönchen  gehabt.  Das 
war  die  Blütezeit*.  In  der  2.  H.  des  Mittelalters  —  für  die  Zwischenzeit 
fehlen  leider  die  Daten  —  finden  wir  Prüm  wie  SMaximin  wie  auch  Echter- 
nach  jäh  verfallen.  Prüm  kann  1361  kaum  den  Lebensunterhalt  für  16  Mönche 
aufbringen,  obgleich  damals  die  Unterhaltungskosten  eines  Mönches  zweifellos 
viel  geringer  waren,  wie  im  10.  Jh.,  SMaximin  zählt  1389  nur  noch  25  Mönche '', 
und  Echtemach  vor  1406  nur  noch  7  ®.  Nun  werden  zwar  Prüm  und  Echtemach 
reorganisiert  und  bringen  es  infolgedessen  auf  25  bezw.  13  Mönche^,  und 
SMaximin  hält  sich  wenigstens  noch  bis  ins  16.  Jh.  im  wesentlichen  auf  der 
Höhe  des  14.  Jhs.  ^.  Wo  aber  sind  die  hohen  Ziffern  der  frühmittelalterlichen 
Blütezeit  geblieben? 

Nach  den  g^ebenen  Zahlen  liegt  der  Verfall  nach  dem  10.  und  vor 


^)  Für  Prüm  s.  zu  dieser  wie  den  folgenden  Angaben  Bd.  8,  821  f. 

*)  S.  oben  S.  826  Note  1.  MR.  ÜB.  1,  65,  855  ergiebt  für  SMaximin  1  Abt,  1  Prae- 
positus  et  monachus  und  11  monachL 

')  Nitzsch,  Gesch.  d.  deutschen  Volkes  1,  168. 

«)  Schannat  hist  Fuldensis  Probat  No.  28,  920. 

^)  De  inst  Hersf.  prol.,  MGSS.  5,  187.  Später  freilich  sei  die  Abtei  ganz  herunter- 
gekommen proptei*  violentiam  praedonum  .  .  .  maximam  autem  violentiam  patimur  ab  his, 
qui  defensores  esse  debuerant  ecclesiae  nostrae,  d.  h.  den  Vögten.  Hilfe  gegen  sie  sei  nur 
beim  HErm  zu  finden,  der  da  sagt  »mihi  vindictam,  et  ego  retribuam«  (Hebr.  10,  80). 

*)  Im  früheren  Mittelalter  mufs  man  sich  auch  sonst  die  Zahl  der  Geistlichen  sehr 
hoch  denken.  Lehrreich  in  dieser  Hinsicht  sind  die  Angaben  der  V.  Adalb.  ü  Mett  c.  24: 
episcopi  sui  [Adalberonis]  temporis  aliqui  fastu  superbiae,  aliqui  simplicitate  cordis  filios 
saecularium  sacerdotum  ad  sacros  ordines  admittere  dedignabantur,  nee  ad  clericatum  cos 
recipere  volentes ;  hie  vero  [Adalbero]  . . .  passim  cunctos  redpiebat . .  vix  in  omni  tempore  sui 
pontificatus  aunus  transiit,  quo  vel  ante  diem  natalis  dominici  vel  quadragesimae  tempore 
statuto  antiquitus  ieiuniorum  sabbato  presbyteros  diaconos  et  reliquos  aecclesiastici  iuris 
minlstros  non  ordinaret  .  .  in  tantum,  ut  sacerdotum  ab  eo  ordinatorum  numerus  ultra  mille 
fere  procedat  et  reliquorum  graduum  numerositas  comprehendi  nequaquam  possit  Adalbero 
saTs  von  984 — 1005,  ordiniert  wurde  er  kurz  vor  985.  £r  ordinierte  also  in  jedem  Jahr 
mindestens  50  Priester.  Nehmen  wir  nun  an,  dafs  wo  anders  nur  50  Weihen  aller  Grade 
im  jährlichen  Durchschnitt  stattgefunden  haben,  so  ergiebt  sich  für  Deutschland  als  Summe 
der  jährlichen  Weihen  etwa  1600 — 1700.  —  Adalbero  weihte  auch  fast  40  Äbte,  s.  a.  a.  0. 
c.  26.  —  In  Boppard  waren  nach  Mone  Zs.  24,  152,  1179,  bis  zmn  J.  1179  4  Priester,  von 
da  ab  5. 

^)  Registr.  annivers.  s.  Max.,  Trier  Stadtbibl.  1685,  Bl.  2  b. 

*)  Novillanius  c  59. 

^)  Novillan.  c  59 :  um  1500  hat  SMaximin  27  fratres,  demptis  donatis.  Im  Jahre  1502 
sind  dann  in  SMaximin  24  excl.  Abt,  Novill.  c  59.  S.  femer  Novill.  c.  61:  1522  fuerunt 
fratres  munero  28  et  quatuor  donati,  inter  hoc  tres  diaconi.  Um  1580  waren  dann  18  Professi 
vorhanden,  Novill.  c.  64. 


—     847     —  Vei-waltuiigsorganismus.] 

dem  14.  Jli.  Einige  anderweitige  Angaben  gestatten  eine  engere  Begrenzung. 
Etwa  seit  dem  Beginn  des  13.  Jhs.  hören  wir  überall  von  einer  Restriktion 
der  alten  Personalbestände,  teilweis  unter  sehr  deutlicher  Motivierung,  So 
spricht  es  Erzbischof  Dietrich  von  Trier  1227  für  SMartin-Trier  aus :  taxata  .  . 
diligenti  studio  tenuitate  proventuum  monasterii  sancti  Martini  Ti-evirensis 
perpendimus,  quod  non  amplius  quam  18  monachi,  tarn  maiores  quam  minores, 
de  dicte  ecclesie  reditibus  commode  valeant,  nisi  augeantur,  sustentari, 
.  .  maturo  bononun  consilio  consensuque  et  favore  dilectomm  filionun 
Richardi  abbatis  et  conventus  iamdicte  ecclesie  statuinms,  sub  anathemate 
inhibentes,  ne  monachorum  numerus  in  eadem  ecclesia  tam  in  maioribus  quam 
minoribus  decimum  octavum  numerum  excedat  et  ne  aliquod  Stipendium 
extravagans  alicui  conferatur,  insuper  ne  conversi  aliqui  cum  uxoribus  ab  ipsa 
ecclesia  deinceps  recipiantur,  quoniam  hoc  in  confusionem  et  dampnum  nml- 
totiens  et  grave  rerum  cedit  detrimentum^  In  der  Übereinstimmung  ander- 
weitiger Mafsregeln  und  Nachrichten  mit  dieser^  liegt  es  klar  zu  Tage: 
spätestens  mit  dem  Schlufs  des  12.  Jhs.  war  der  Verfall  der  Klostereinnahmen 
überall  evident^.    Er  kann  al)er  nur  auf  einen  Verfall  der  Wirtschaftsver- 

^)  MR.  ÜB.  3,  327,  1227. 

«)  Ces.  Heisterb.  Dial.  mai.  1,  1;  MR.  ÜB.  3,  34,  1215.  Nach  MR.  ÜB.  8,  903,  1247 
sollen  in  Mettlach  nicht  mehr  als  300  Mönche  (treccnonim  monachomm  numerus)  sein.  So 
nach  Kopie  im  Mettl.  Chart  Trier  Stadtbibl.;  es  ist  jedenfalls  an  30  zu  denken.  Die  ein- 
zige Nachricht^  welche  vor  dem  13.  Jh.  von  einer  geringen  Anzahl  von  Mönchen  redet,  ist 
Cant  s.  Hubert.  8,  MGSS.  8,  572,  1055,  cit,  oben  S.  829  Note  1.  Aus  späterer  Zeit  vgl. 
noch  Lac.  ÜB.  3,  287,  1334:  Erzbischof  Walram  von  Köln  bestätigt  das  Statut  des  Kapitels 
zu  Komelimünster,  wonach  die  Zahl  der  sämtlichen  Geistlichen  der  Abtei  wegen  der  im 
Laufe  der  Zeit  erlittenen  grofsen  Verluste  an  Gütern  auf  16  Personen  einschliefslich  des 
Abtes  beschränkt  sein  soll.  Cod.  Lac.  189,  1358:  die  Zahl  der  Mönche,  Kleriker  und  Kon- 
versen in  Laach  soll  30  nicht  übersteigen;  50  setzt  Erzbischof  Boemund  von  Trier  fest,  cum 
iuxta  facultates  vestri  monasterii  prefatum  adhuc  numerum  credamus  sufficere,  ut  persone 
huiusmodi  numeri  iuxta  Status  sui  decentiam  sustententur. 

')  Am  frühesten,  aber  noch  aus  besonderen  Gründen  verfallen  zu  sein  scheint 
SMaximin,  vgl.  Ilonth.  Hist  1,  523,  1133;  G.  Alberon.  c.  16,  MGSS.  8,  252;  NoviU.  c.  42. 
Zu  den  späteren  Schicksalen  des  Klosters  vgl.  NoviU.  c.  53;  Necrol.  s.  Maximin.  4  non.  iul.; 
NovilJ.  c.  61.  Im  übrigen  beginnt  der  Verfall  an  der  Mosel  erst  mit  den  sechziger  Jahren 
des  12.  Jhs.,  während  er  im  Westen  des  Mosellandes  schon  früher  liegt,  s.  z.  B.  Ann. 
Laubiens.  1160,  MGSS.  4,  23.  Für  die  Mosel  vgl.  G.  Trev.  Cont  3,  5,  MGSS.  24,  882,  von 
Erzbischof  Arnold  (1169  ff.):  est  etiam  illud  de  eo  valde  predicabile,  quod,  cum  in  primis 
suae  praelationis  temporibus  aecclesias  circuiret  et  eas  fere  omnes  propter  mala  predicta,  quae 
tempore  Alberonis  archiepiscopi  contigerant  in  terra,  desolatas  et  aere  alieno  oppressas 
inveniret,  ita  iuxta  uniuscuiusque  qualitatem  eis  de  sua  substantia  erogavit,  quod  in  brevi 
eas  a  debitis  expediens,  ad  pristinum  statum  repara\it  denique  in  obitu  suo  ad  duo  milia 
mr.  sunt  computata,  quae  ab  eo  in  elemosinam  quibusque  aecciesiis  .  .  sunt  erogata. 
Honth.  Hist  1,  605,  1178:  Vereinigimg  von  SMarien-Luxemburg  mit  SVannes,  weil  ersteres 
tam  in  monasticae  religionis  disciplina,  quam  in  temporalibus  bonis  .  .  pene  defecisset 
♦Düsseldorf  St  A.  Pant  Cop.  B.  5  V  (1224):  die  Einkünfte  von  Pantaleon  verringert  tum 
propter  devastationem  curtiiun,  tiun  propter  inopiam  censualium.  Manrique  Ann.  Cisterc. 
4,  448,  1233:  die  heruntergekommene  Abtei  Stablo  wird  unter  Prümer  Verwaltung  gestellt 
Würth-Paquet  Reg.  Publ.  Luxemb.  14,   103,  1240:    die   Abtei  SMaur-Virten  in  schlechten 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrandbes.  —    848     — 

fassung  der  kirchlichen  Gnmdherrschaften  zurückgeführt  werden.  Ini  10.  Jh. 
hatte  unter  dem  geistlichen  Einflufe  zunächst  der  Klosterreform  ein  auiser- 
ordenüicher  Zudrang  zum  Mönchsleben  stattgefunden^;  und  die  gleichzeitig 
einfallende  Blütezeit  der  kirchlichen  Wirtschaftsverfassung,  eine  der  stärksten 
Unterlagen  für  den  enormen  Aufschwung  der  kirchlichen  Bestrebungen  im 
10.  und  11.  Jh.  überhaupt,  hatte  diesem  Zudrang  gegenüber  Thor  und  Thür 
zu  öffnen  gestattet.  Dieser  ersten  grolsen  Ausweitung  der  klösterlichen  Ge- 
nossenschi^n  war  dann  um  die  Wende  des  11.  und  12.  Jhs.  eine  Nachblüte 
gefolgt'.  Jetzt  dagegen  waren  die  Schleusen  geschlossen,  mit  dem  einbrechen- 
den 13.  Jh.  verengte  sich  die  ökonomische  Basis  der  Mönchsklöster. 

Eine  andere  Entwicklung,  scheint  es,  haben  die  Nonnenklöster  genommen. 
Zeichneten  sie  sich  von  jeher  durch  aufserordentlich  hohe  Mitgliederzahlen 
aus,  welche  vermutlich  eine  weitgehende  Bedürfnislosigkeit  der  Einzelperson 
zur  Voraussetzung  hatten^,  so  scheinen  diese  Zahlen  im  hohen  und  späteren 
Mittelalter  noch  gewachsen  zu  sein  ^.  Und  hätte  diese  Beobachtung  die  Bürg- 
ökonomischen Verhältnissen;  ähnlich  das  Köhier  Domkapitel,  MR.  ÜB.  8, 885,  1246.  Würth- 
Paquet,  Reg.  Publ.  Luxemb.  15,  69,  1258  ist  die  Rede  von  den  minces  revenues  d'Echtemach. 
*0r.  Koblenz  St  A.  1254,  MR.  Reg.  8  No.  1116:  das  Stift  SStephan-Mainz  hat  vermmderte 
Einkünfte  wegen  des  Schismas  zwischen  Rom  und  dem  Reich.  MR.  ÜB.  8,  1287,  1255:  Erz- 
bischof Arnold  von  Trier  kauft  von  dem  intoUerabili  debitorum  suorum  incommodis  et  onere 
bedrückten  Laach  gewisse  Höfe  f)ir  700  mr.  koeln.  auf  Lebenszeit  Cod.  dipl.  Rommersd. 
No.  27,  1268,  Papst  Klemens  lY.  filr  Abt  und  Konvent  von  Rommersdorf:  indulgemus,  ut 
ad  solutionem  aliquorum  debitorum  a  predecessoribus  vestris  eiusdem  ecclesie  nomine  con- 
tractorum  minime  teneamini,  nisi  creditores  eorum  legittime  probaverint,  eadem  conversa  esse 
in  utilitatem  ecclesie  memorate,  non  obstantibus  renuntiationibus  confessionibus  obligationibus 
penarum  adiectione  iuramentis  instnunentis  et  litteris  quibuscunque  contractuum  tempore 
interiectis.  Hennes  ÜB.  2,  402,  1807:  der  Deutschorden  verschuldet  debitorum  onere  et 
usurarum  voragine.  Aus  späterer  2^it  s.  Trithem.  Chron.  Sponh.  z.  J.  1489  von  den  Spon- 
heimer  Mönchen:  nimia  enim  paupertas  et  inopia  rerum  temporalium  eos  ad  spiritualis  vitae 
desperationem  perduxerant,  qua  se  non  posse  credebant,  quod  faciliter  potuissent  Vgl  auch 
noch  *Cod.  Himmerod.  Bl.  94 &,  de  oppressione  debitorum:  cum  ex  relatione  venerabilis 
coabbatis  nostri  ülii  vestri  abbatis  de  Heisterbach  didicerimus,  domum  suam  adeo  debitorum 
usurariorum  pondere  pregravatam  necnon  et  pensionibus  annuis  ac  multitudine  personarum 
oppressam,  quod  nisi  de  celeri  sibi  succurratur  qualicumque  consolationis  rcmedio  in  ultimum 
desolationis  incidet  laberintum,  hinc  est  quod  nos  precibus  dicti  vestri  fiiii  de  Heisterbach 
inclinati  patema  sollicitudiue  futuris  dicte  domus  periculis  obviando  tenore  presentium  vobis 
benigne  mandamus,  quatenus  predicto  filio  vestro  licentiam  concedatis,  si  vobis  utile  \1sum 
fuerit,  quod  habito  consensu  sanioris  partis  conventus  domus  predicte  aliquas  possessiones 
ultra  quam  proventus  dicte  domus  unius  anni  se  extendunt,  ad  certos  annos  vel  ad  vitam 
quarumcumque  personarum  prout  a  vobis  habere  voluerint,  dimittere  possit  seu  etiam  obligare. 
Datum  .  .  . 

*)  S.  Lamprecht,  Klosterreform  S.  96  fiT. 

«)  Wattenbach,  Geschqu.  2,  128. 

^)  S.  Nitzsch  a.  a.  0.  Dazu  kam  die  firühe  Au&ahme,  vgl.  Ces.  Heisterb.  Dial.  mai.  6,  37 : 
in  dioecesi  Treverensi  monasterium  quoddam  sanctimonialium  situm  est,  Lutere  vocabulo.  in 
lioc  ex  quadam  antiqua  consuetudine  nulla  recipitur  puella,  nisi  septennis  sit  vel  infra. 

*)  Die  früheste  Nachricht  bietet  CRM.  1,  S.  205,  11.  Jh.:  das  Frauenkloster  SThomas- 


—     849     —  Venvaltimgsorganisnius.] 

Schaft  allgemeiner  Geltung,  so  würde  sie  mit  dem  Auftauchen  der  Frauenfrage 
seit  dem  12.  Jh.  in  Zusammenhang  zu  bringen  sein^ 

Doch  kehren  wir  zu  jenen  Erfahrungen  zurück,  welche  sich  aus  der  Ge- 
schichte der  Personalbestände  der  größten  Maimsklöster  entnehmen  lie&en,  so 
lassen  dieselben  keinen  Zweifel  darüber  zurück,  dafs  der  Ertrag  der  grundherr- 
lichen Wirtschaftsverwaltung  spätestens  seit  dem  Anfang  des  13.  Jhs.  anfing  zurück- 
zugehen: mit  der  Wende  des  ersten  und  zweiten  Viertels  dieses  Jhs.  war  der 
Verfall  schon  evident  mid  erforderte  ein  neues  Airangement  der  Peisonalfrage. 

Dieselbe  Thatsache  des  Verfalls  ergiebt  sich  nun  auch  aus  einer  Reihe 
anderer  Symptome. 

Die  kirchlichen  Gnuidherrschaften  hatten  nie  darnach  getrachtet,  grofse 
Mittel  für  produktive  Zwecke  zu  sammeln:  eine  so  geringe  Summe  wie  12  Ib. 
16  d.  6  ob.  galt  in  Echteniach  noch  um  die  Mitte  des  12.  Jhs.  als  Schatz^. 
Indes  hatten  sie  doch  die  ab  und  zu  angesammelten  Kapitalien  dazu  benutzen 
können,  um  Geldgeschäfte  auf  dem  Wege  der  älteren  Satzung®  oder  auf  sonst 
welchen  Umwegen  zu  machen*;  imd  noch  spät  tönen  einzelne  Nachrichten 
nach,  welche  die  Klöster  mit  als  die  Banquiers  des  früheren  Mittelalter  erscheinen 
lassen**.  Jetzt,  seit  Mitte  des  13.  Jhs.,  geht  diese  Stellung  verloren:  die  Juden 
treten  nunmehr  zunächst  fast  ausschliefslich  an  Stelle  der  Klöster**. 

Kapital  aber,  welches  nicht  direkt  produktiv  angelegt  wurde,  war  von 
<len  Klösteni  während  des  ganzen  früheren  Mittelalters  zur  Verschönerung 
ihres  Heims,  namentlich  zur  Ausstattung  des  Kultus,  wie  zum  Betrieb  wissen- 
schaftlicher Studien  verwendet  worden.    Daher  jene  erste  Blüte  der  mittel- 

Andemach  wächst  bis  zu  100  Mitgliedern,  diese  Zahl  darf  nicht  überschritten  werden.  S.  femer 
MR.  U6.  1,  496,  1187:  bei  Stiftung  des  Klosters  Stuben  wird  bestimmt,  ut  sorores  ibi  degentes 
centenarium  numerum  non  excedant;  ebenso  flir  SThomas- Andernach  MR.  ÜB.  1,  504,  1138. 
Weiterhin  vgl.  MR.  ÜB.  3,  294, 1226:  im  Nonnenkl.  zu  Yalendar  non  ulta  numerum  100  aliqua  ibi 
dominasu8cipiatiu'preterhas,quibus  ibidem  iam  prebendesunt  assignate  et  in  sorores  publice  nomi- 
uate.  Nach  Bertholet  5  Piäc.  justif.  79  finden  sich  in  Marienthal  (Luxemburg)  im  J.  1298  ca.  120 
Konventsmitglieder.  Auf  geringeren  Präsenzzahlen  halten  sich  aber  auch  hier  wieder  die  alt- 
fimdierten  adligen  Klöster;  so  soll  z.  B.  nach  MR.  ÜB.  2, 292, 1190—1212  die  Zahl  der  Frauen  von 
Oeren  nicht  40  überschreiten;  in  Prüm  wird  1296  die  Zahl  der  Nonnen  auf  25  festgesetzt 
(s.  §  12  des  unten  S.  860  abgedr.  Reformationsmandats  von  1296);  und  1311  wird  nach  Lac. 
ÜB.  3,  109  die  Abtei  Vilich  wegen  Schulden  auf  12  Fräulein  und  8  Kanonichen  beschränkt  — 
Zur  Zahl  der  Hospitalmitglieder  vgl.  aufser  oben  S.  837  die  '^Nomina  fratrum  et  sororum 
fratemitatis  hospit.  s.  Elizabet  Bl.  20  &:  es  waren  1250  (zum  Beginn)  23,  darunter  4  Trierer 
Schöffen;  und  femer  die  Urkunde  bei  Honth.  Hist  2,  486,  1458,  nach  welcher  das  Hospital 
von  Kues  für  33  Personen  eingerichtet  ist 

^)  S.  Bücher,  die  Frauenfrage  im  Mittelalter,  Tübingen  1882. 

«)  Paris  Nationalbibl.  11104  Bl.  47»,  nach  1155.    Vgl.  Bd.  2,  377  f. 

')  Zur  wirtschaftlichen  Bedeutung  der  älteren  Satzung  vgl.  W.  Küster,  Reichsgut  S.  87. 

*)  Vgl.  oben  S.  826;  MR.  ÜB.  8,  465,  1232;  739,  1242;  Bd.  3,  35  ff.  Was  bedeutet  es, 
wenn  Ann.  Corb.  1147,  M6SS.  3,  17,  4s,  ein  sacerdos  als  creditarius  einer  Äbtissin  vorkommt? 

*)  Toepfer  1,  347,  1371:  Johann  Vogt  von  Hunolstein,  Herr  zu  Neumagen,  hat  seine 
Kleinodienkiste  in  SMaria  ad  martyres. 

*)  Genaueres  darüber  unten  in  Abschnitt  YllL 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     850     — 

alterlichen  Kleinkunst  und  Architektur,  jener  Aufschwung  der  Wissenschaften 
im  9.  und  10.  Jh.\  mit  der  ersten  Glanzzeit  der  grundherrlichen  Wirtschafts- 
verwaltung. Und  noch  folgte,  wenigstens  auf  dem  Gebiete  der  Kunst,  eine 
Nachblute  im  12.  und  beginnenden  13.  Jh.  Speziell  im  Rheinland  ist  sie  über- 
raschend  vertreten,  überall  entstanden  hier  damals  Kirchen  und  Klöster  des  Uber- 
gangsstiles,  noch  heute  geben  diese  Bauten  den  Landschaften  an  Mosel  und 
Mittelrhein  ihren  besonderen  architektonischen  Charakter*.  Ja  noch  in  der 
Spätzeit  der  1.  H.  des  13.  Jhs.  vermochten  energische  Äbte  die  teilweise  schon 
verschuldeten  Klöster  auf  diesem  und  andeni  Gebieten  mit  einer  letzten  Glorie  zu 
umgeben.  So  Abt  Reiner  von  Echtemach,  1231—1242:  ad  curtes  Berg  et 
Mondrichen,  quas  sua  industria  de  novo  aedificavit,  et  ad  aedificia  super 
Mosellam  aliarum  curtium  seu  ad  molendinorum  reparationes  quadringentas 

1)  Eine  Ausführung  der  folgenden  Gedanken  für  andere  Gegenden  s.  bei  Lamprecht 
in  Conrads  Jahrbb.  f.  Nationalökonomie  und  Statistik  N.  F.  Bd.  11,  870  f.  —  Zur  Geschichte 
der  Wissenschaften  an  der  Mosel  von  dem  hier  in  Betracht  kommenden  Punkte  aus  bietet 
die  Geschichte  der  einzebien  Bibliotheken  ein  wertvolles  Material,  s.  dazu  Bd.  2,  680  if.  Im 
übrigen  vgl.  noch  an  Symptomen  für  die  Höhe  bzw.  den  Verfall  der  litterarischen  Bildung 
in  unserm  Gebiete  Lupi  epist  No.  10,  26,  72,  85,  91 ;  MR.  ÜB.  1,  179,  943,  femer  das  Ge- 
dicht des  Trierer  Domschukneisters  Winrich  (um  1140),  ed.  Kraus  in  den*  Bonner  JBB.  50, 
238  f.  —  Zur  Geschichte  der  Kunst  an  der  Mosel  im  9.  u.  10.  Jh.  vgl.  Lamprecht,  Der 
Bilderschmuck  des  Codex  Egberti  zu  Trier  und  des  Cod.  Eptemacensis  zu  Gotha,  Bonner 
JBB.  70,  56 — 112,  femer  das  von  mir  Bonner  JBB.  74,  180 — 146  gegebene  Verzeichnis  kunst- 
geschichtlich wichtiger  Handschriften  des  Mittel-  und  Niederrheins,  sowie  mein  Werk  über 
die  Initial-Omamentik  des  VIH.  bis  XUI.  Jhs.,  Leipzig,  Dürr,  1882.  Natürlich  kann  es  hier 
wie  im  folgenden  nicht  die  Absicht  sein,  kunstgeschichtlich  vollständige  Belege  für  die  oben 
entwickelten  Ansichten  zu  geben,  doch  sei  die  Anfühmng  einzelner  bisher  von  der  rheinischen 
Kunstgeschichte  unbeachteter  Notizen  gestattet.  Das  *Breve  Chronicon  monasterii  Pmmiensis 
von  Heinrich  Brandt,  Koblenz  St,  A.  G.  4  fol.  Bl.  22  f.  erzählt  in  Kap.  6 ;  in  hodieraum  usque 
diem  sepulchrum  sancti  [!]  Lotharii  sub  nigro  marmore  in  medio  chori  ecclesiae  nostrae 
monstrctur  .  .  .  certissime  compertum  ex  antiquis  documentis  liabeamus,  eundem  imperatoreni 
iu  gradibus  ecclesiae  altare  pretiosissimum  ex  piu-o  auro  conflatum  construxisse,  cuius  tarnen 
reliqiüae  nostra  aetate  nusquam  supersunt  Ebenda  befindet  sich  Kap.  10  f.  eine  Aufzählung 
der  Reliquien  des  Klosters:  genannt  werden  u.  a.  die  Sandalen  Christi;  crux  ingentis  magnitudinis 
ex  auro  purissimo  confecta  et  gemmis  pretiosissimis  compacta  vom  Kaiser  Lothar,  darin  2  Kreuz- 
partikeln; Haare  der  Jungfrau  Maria  u.  a.  m.;  die  Körper  der  HH.  Primus  und  Foelicianus, 
Lupianus,  Pontianus;  brachium  sancti  lacobi  maioris  argento  inclusum;  dann  sind  aliae  aurca(> 
et  argenteae  thecae  mit  Reliquien  erwähnt,  ebenso  eine  crux  aurea  minor,  diversa  armaria 
ecclesiae.  S.  ferner  das  Inventar  der  Martinskirche  in  Vilipp,  MR.  ÜB.  1,  120,  886,  aus 
einer  Urkunde  des  Prümer  Liber  aureus:  caps^  2,  cnix  cum  argento  parata,  guntfanones  2, 
serica  casula  virida  1,  calix  argenteus  cum  patena,  missalis  unus,  Icccionariiun  1  et  anti- 
fonarium  simul,  item  missalis  1  et  coUectorium,  Gregorii  40  omeli^,  item  ibidem  anti- 
phonarium  1  et  liber  omeliamm.  Endlich  vgl.  Necrol.  s.  Maxim,  non.  oct:  Willems  pres- 
biter  et  abbas  [t  957]  nostre  congregationis ,  qui  post  Ogonem  episcopum  monasterium  et 
claustrum  perfecit  et  tabulam  auream  ante  altare  paravit;  imd  weiter  zur  Kunstübung  unter 
Willer  Xovill.  Honth.  Prodr.  S.  1003  über  den  frater  Gosbertus. 

^)  Aus  der  bisher  unbekannten  Überlieferang  s.  u.  a.  ein  *Inventai'  der  Abtei  SMaria- 
ad-martyres  in  Trier  12.  Jhs.,  Hs.  Trier  Stadtbibl.  23  Codex  1  Bl.  112i>:  in  ecclesia  nostra 
continentur  8   calices,    septem   libri  cum   tabulis   aureis  et  argenteis,    sedecim  cappe,   ti'cs 


—     351     —  VerwaltuDgsorganismus.} 

Ib.  et  ainplius  expendit,  insuper  in  auginentationem  reddituuni  teinporalium, 
quos  suis  teinporibus  comparavit  seu  conquisivit,  quingentas  Ib.  et  amplius 
exposuit  abbatiam  etiain,  quam  in  suae  confirmationis  novitate  quadringentis 
Ib.  debitoruin  et  aniplius  invenerat  obligatam,  iuribus  monasterii  districte  con- 
servatis  et  univereis  suae  curae  connexis  ad  felicem  statum  redactis,  a  debi- 
torum  onere  penitus  exemit  et  absolvit.  sui  etiam  tempore  pastoratus  monasterium 
ac  monasterii  aml)itus  testudinibus  cooperta,  fenestrarum  picturarumque  oraa- 
tibus  sunt  decorata^  Allein  das  waren  Ausnahmen.  Wie  die  Wissenschaft 
schon  früher  in  den  geistlichen  Grundhen'schaften  abgestorben  war,  so  verfiel 
jetzt  die  Kunst:  noch  wurden  fast  alle  Kirchen  des  romanischen  Übergangs- 
stiles ausgebaut,  aber  die  erste  grofse  Kathedrale  gotischen  Stils,  der  im  J.  1248 
begrt\ndete  Kölner  Dom,  blieb  in  seiner  Unvollendung  ein  Mahnzeichen  des 
Verfalls  kirchlicher  Wohlhabenheit  bis  in  unsere  Tage^. 

Nicht  anders  wie  mit  dem  edlen  Luxus  des  Geistes  und  der  Kirnst  er- 
ging es  mit  dem  Luxus  des  Alltagslebens.  Im  frlüieren  Mittelalter  mit  seinem 
natiiralwirtschaftlichen  Charakter  gab  es  keinen  gröfseren  Luxus,  als  den 
grofser  Dienerschaften  imd  pmnkv^ollen  Reisegeleits :  wer  viel  einnahm,  konnte 
unmittelbar  aus  seinen  Naturalintraden  viele  essen  lassen^.  Dieser  Luxus 
stirbt  nunmehr  in  den  Grundherrschaften,  mit  Ausnahme  der  zur  Territorial- 


dalmadce,  4  kasule  cum  aurifrigiis,  quinque^  albe  cum  auriirigiisb)  quatuor  stole  auro  in- 
texte,  due  stole  argento  intexte,  due  stole  auro  mixte  absque  fanonis,  undecim  sericee 
8toIe  .  .  .<:.  cinguli^  sericei.  tria  pallea  ad  summum  altare  pertinentia,  et  alia  5«  pallea, 
una  mapula  sericia,  et  due  mapule  cum  aurifrigiis,  undecim'  mapule  intexte  et  15  alie, 
duo  pallea  cum  leonibus,  quinque  fanones,  copertorium  sepulchri  sancti  Bead,  sexaginta  due 
albe,  quinque  cruces  deaurate,  et  11  candelabra,  tres  urcei  et  unus  baccinus,  duo  libri 
matutinales,  vetus  testamentum  in  duobus  voluminibus,  omelie  Gregorii  pape,  passiones 
apostolorum,  biblioteca  et  duo  greci  libri. 

1)  Catal.  abb.  Eptemac.  II,  M6SS.  23,  35.  Aus  erst  viel  späterer  Zeit  s.  wieder 
Damianus  Dhame  Honth.  Prodr.  S.  1045  über  Abt  Reiner  von  SMaximin  1581 — 1613:  arcem 
Freudenburgensem  nunc  iacentem  una  cum  ccclesia  et  domo  pro  villico  in  Freudenburg  iuxta 
preposituram  in  Tabena  non  paucis  sumptibus  reparavit  et  resp.  de  novo  aedificavit  in 
causas  iudidales  ultra  7000  imperialium  bono  fructu  impendit  in  omnibus  locis  iurisdictioni 
nostri  monasterii  subditis  annalia  placita,  feudalia  et  curialia,  servavit.  bona  census  et  iuris- 
dictiones  tarn  in  patria  Trevirensi  quam  Luxemburgensi  per  scabinos  locorum  renovavit 

*)  Eine  weitere  Ausfiilurung  dieser  Gedankenreihe  s.  bei  Lamprecht,  Der  Kölner  Dom 
und  seine  Geschichte  S.  32  f. 

')  Vgl.  des  weiteren  hierüber  Lamprecht,  Beiträge  zur  Geschichte  des  französischen 
Wirtschaftslebens  im  11.  Jh.  S.  143;  auch  Lambert  z.  J.  1069,  MGSS.  5,  176,  ii,  sowie 
Pans.  1,  529.  Aus  unserm  Gebiet  s.  Y.  loh.  Gorz.  c.  113;  Ennen,  Qu.  1,  521,  55,  1145; 
535,  63,  1151;  577,  88,  1177;  allenfalls  noch  Bd.  3,  33,  1264.  Das  Conc.  Tolet  c.  5 
vom  J.  646  schreibt  vor,  der  Bischof  soUe  nie  mit  mehr  als  50  Begleitern  in  der  Diöcese 
reisen,  und  nie  mehr  als  ^inen  Tag  in  ^iner  Kirche  verbleiben.  Diesen  Kanon  überschreibt 
RA^gino  Gaus.  syn.  1,  8:  ut  episcopus  cum  paucis  suam  parochiam  circumeat 

a)  Chergtschrithen  Septem,  b)  Zusatg  prima  sine  amictn.  c)  Rasur,  übtrgeftchriebeti  tres  aurei.  d)  Über' 
gt»dinibin  dno.    e)  Übirgtschrieben  octo.    0  tin  gtsiriehtn,  übergeschriebm  tre. 


[Wirtschaft  d.  Gro&grundbes.  —     852     — 

Wirtschaft  erweiterten \  ab;  an  seine  Stelle  tritt  der  kleine  Luxus  der  Pei-sou 
und  des  Hauses,  der  Komfort^:  mit  der  Mitte  des  13.  Jhs.  beginnt  der  von 
nun  ab  nie  unterbrochene  Faden  geistlicher  Gesetzgebung  g^en  den  Luxus  der 
kirchlichen  Institute  ®,  einen  Luxus,  der  schliefslich  in  seiner  Kleinlichkeit  und 
in  seiner  Beziehung  nicht  mehr  auf  das  Institut,  sondern  nur  auf  die  früher 
zurücktretende  Einzelperson  eben  die  ganze  Ohnmacht  der  neueren  kirchlich- 
grundherrlichen  Verwaltimg  blo&legt*. 

So  predigen  es  tausend  Symptome  des  realen  wie  idealen  Interessen  zu- 
gewandten Lebens :  der  Verfall  der  grundheirlichen  Wirtschaftsverwaltimg  war 
gegen  den  Schlufs  des  12.  Jhs.  offenkundig. 

1)  S.  Bd.  3,  204,  2,  1349;  211,  i4,  1350.    Dagegen  MR.  ÜB.  3,  8,  1213. 

*)  Über  derartigen  Luxus  bei  den  Mönchen  hatte  man  bisher  nur  vor  der  Kloster- 
reform geklagt;  Kicher  3,  37;  Lamprecht,  IQosterreform  S.  93. 

')  Bertholet  5,  P.  justif.  18,  c.  1240,  Luxusgesetze  für  die  Benediktinermönche  der 
Trierer  Diöcese;  Stat.  synod.  1310  c  11  (Blattau  1,  73):  De  conviviis  monachorum  et  canoni- 
corum:  sie  sollen  gemäfsigt  werden,  ebenda  c.  15  S.  75  betr.  Kleiderluxus,  und  ebenso  c.  42 
S.  91,  sowie  Stat  synod.  1337  c.  1,  Blattau  1,  157.  In  derselben  Richtung  bewegt  sich 
c.  52  S.  95 :  statt  einiger  Arten  soU  nur  eine  cappa  .  .  .  valoris  100  gr.  Turonensium  antiquorum 
gegeben  werden. 

*)  S.  dazu  MR.  ÜB.  3,  1103,  1251;  1398,  1257;  1418,  1257;  Toepfer  ÜB.  1,  S.  168 
unten  — 169:  Verzeichnis  des  Prunkgeschirres  des  1335  gestorbenen  Trierer  Dompropsts 
Nicolaus  von  Hunolstein.  Von  Interesse  ist  auch  eine  "^ Aufzeichnung  im  Urbar  des  Propstes 
Elias  von  MOnstermaifeld ,  Hs.  Koblenz  CXI»  Bl.  61  ^,  betitelt:  Hec  sunt  utensilia  nostri  Elie 
prepositi  Monasteriensis,  que  habemus  in  domo  nostra  Monasteriensi.  Die  Notiz  ist  auf  die  Rück- 
seite des  letzten  Bl.  der  Hs.  geschrieben,  die  Schrift  ist  teilweis  abgerieben  und  dadurch  unlesbar, 
um  so  mehr,  als  sich  mannigfache  Rasuren  und  Streichungen  finden.  Doch  ergiebt  sich  etwa 
folgendes:  Primo  4  lectos,  2  de  maioribus  et  2  de  minoribus.  Item  3  pulvinaria,  unum  de 
maioribus  et  2  de  minoribus.  Item  3  cussinos  de  pennis.  Item  2<^  cervicalia  de  plumis. 
Item  3^  paria  linteaminum  de  bonis  et  malis.  Item  unum  superpellicium  de  mediocribus  [?] 
.  .  .  Item  unum  pilleum  ....  de  vario,  Choräle  cum  cappa  modica  [?].  Item  2  mensalia 
de  maioribus  et  unum  de  minoribus.  Item  3  manutergia,  unum  de  maioribus  et  uniun  de 
minoribus.  Item  unam  flescham  stanneam  .  .  .  scophos  continentem.  Item  imam  patellam 
ferream    et    unum    pondus   ereum,  3  ereos,    unum    de    maioribus    alium   de  mediocribus  c. 

Item  unum  par  cultellorum  ....    Item   20  scutella  stannea  de  maioribus 

discum  ....  stannei  ....  2  paria maioribus  et  aliud  de  minoribus.     Item 

S  suppellectilia  de  maioribus  et  1  ...  .  tenue.  Item  2  mortaria  unum  maius  et  [?] 

Item  1  asserem   murialem  [?].    Item  in  domo  nostra  superiori  7 niagnam 

unam  parvam.  Item  2  sedilia,  unum  infra,  et  aliud  supra.  Item  in  aula  prepositure  predicta 
unum  sedile.  Item  lucemam  unam  de  melioribus  ....  Item  20  cussinos  cum  ....  Item 
49r  stalachen  frusta.    Item  2  saccos  et  1  wan.   [Folgen  zwei  unleserliche  Zeilen.]    Habemus 

etiam  ibidem  12  libros  iure  concessos consanguineo  [?],  prout  in  littera 

desuper  confecta  continetiu:. 

a)  Urspr.  3,  iras  durchatricheti.    b)  Urspr.  4or,  durchstrichen,    c)  So. 


Anhang. 


7.     Weistum  über  Pflichten  und  Hechte  der  zehn  DiensÜehnmcmnen  der  Abtei  SMaximin, 
c,  1450. 

Aop.  Tritt  StadthM,  Chart,  s.  Max.  in  der  Mitte  attf  un/otiierten  BU.  mit  der  Aufsthriß:  Qoae  vanlli  donin» 
et  dominn«  TanAllis  praenUre  tonetar,  fol.  26.  Die  Zeit  bestimmt  sieh  aus  den  im  Chart,  «.  Mca.  at^  unser 
i^üek  folgenden  Kopieen  aus  derseihen  hslichen  Torlage  Bl,  89  f.^  welche  ein  Vsrzeiehnis  der  Dienstlehnemp/dngmr 
unter  Abt  Anton  (1469 — 1477)  enthalten,  auf  etwa  die  Mitte  des  15,  Jhs, 

1.  Der  lehenlude  sollen  zehen  sein,  4  under  dem  coster  und  6  under  dem  keiner, 
und  diese  sind  die  vier  under  dem  coster:  der  ein  sol  des  heildoms  warten  uf  dem  fronelter, 
wer  sach  das  er  nit  da  sin  enmacht,  so  sal  er  mit  laube  einen  anderen  erbaren  man  oder 
knecht  dar  senden  und  wole  gedruwe.  auch  ist  derselve  lehenman  schuldig  oder  sin  knecht 
mit  den  hem  zu  gan  mit  den  cruzen  mit  eim  Stabe,  als  sie  processie  gant,  als  dick  sich 
das  geburt 

2.  Auch  sal  derselve  lehenman  die  glesen  finster  stoppen,  als  vor  6  penninge  geburt 
und  nit  darüber,  und  die  hem  sint  schuldig  darzu  die^  steigen,  auch  ist  er  schuldig  die 
kerzen  uf  dem  fronelter  und  uf  dem  Stander  zu  enphegen  und  zu  verlessen,  als  dicke  da& 
noit  ist. 

3.  Die  andere  dri,  under  dem  koster  sint,  die  sint  schuldig  iglicher  ein  drittel!  von 
dem  jähr  des  nachtes  in  dem  monster  zu  schlafen  und  des  coisters  knecht  bi  im,  und  wan 
des  kosters  knecht  ufsteit  und  entphengt  in  ein  Hecht  und  eine  klocke  geludit,  so  sal  der 
lehenman  oder  sin  knecht,  dem  die  zit  zugehorit,  u&tan  und  sal  dem  koster  fort  helfen 
luden. 

4.  Auch  sin  sie  schuldig,  wan  is  hogezit  ist,  das  man  die  cronen  entphengen  sal, 
oder  wan  man  die  groisser  klocken  luden  sal  ein  oder  zwoe,  dan  ist  iglicher  schuldig  einen 
knecht  zu  hülfe  zu  senden,  als  dicke  sie  die  groisser  klocken  ludent,  so  ist  der  convent  dem 
knecht  schuldig  ein  dritteil  von  ein  sester  wins.  . 

5.  Auch  sal  man  den  zweige  lehenman,  die  die  cronen  entphengent,  iglichem  geven 
ein  gedrete  kerze  in  den  schachgit,  damiede  sie  die  cronen  entphengen,  die  sal  sin  als  lang 
von  dem  elbogen  an  bis  an  die  vinger.  als  sie  die  cronen  entphengen  hajit,  was  in  dan 
blivet  des  lichtes,  das  mögen  sie  mit  in  dragen  oder  dun,  was  si  wollent,  als  dicke  sie  die 
cronen  entphengen,  und  der  dritte  sal  sie  wieder  lessen,  als  is  zit  ist 

6.  Auch  sint  sie  schuldigh  eins  in  dem  jar  die  alben  zu  buchen^  in  der  fasten, 
welcher  lehenman  die  alben  dut  wessen,  dem  sal  man  geben  dri  fuder  holzes,  des  sal  der 
abte  ein  iiider  usser  sime  walde  mit  sinem  wagen  und  perden  fueren  doin.  die  ander  zwei 
iuder  sint  schuldig  die  von  Mirtesdorfe'  zu  foeren,   darzu  sal  der  keiner  von  dem  gotzhus 

1)  Hs.  SU. 
3)  blichen  f 
8)  Mertesdorf,  8d  auf  der  Oriemtierungskarte  des  dritten  Sandes. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgnmdbes.  —     854     — 

sie  haldeOf  abe  sie  es  nit  deden.  auch  sal  ime  werden  ein  broit  uf  sanet  Peters  dach,  das 
die  von  Loische^  brengent,  das  sal  sin  von  einer  firzel  koms.  auch  were  es  sache  das  es 
verloren  wurde  in  der  kirchen,  des  enhaint  die  lehenlude  nit  zu  schaffen,  noch  ensint  nit 
schuldigh  zu  bezahlen. 

7.  Nu  wissent,  wanne  das  ein  lehenman  eine  busse  verbrichte,  die  die  lehenlude 
Wisent,  so  ist  er  schuldich  einen  sester  wins,  nit  von  dem  besten  noch  von  dem  ärgsten,  und 
das  achte  teil  von  eim  ponde  wachs,  und  mach  den  sester  wins  loesen  mit  8  penningen  und 
das  wachs  mit  drin  penningen.  auch  were  es  sache  das  er  die  busse  nit  engebe  mit  der 
sonnen,  als  der  lehenman  wise,  so  ist  er  des  andern  dags  zweifaltigs  schuldig,  und  ensal 
sich  dan  nit  me  dobbelen. 

8.  Auch  ist  man  schuldich  den  dreien  lehenluden  oder  knechten  von  iren  wegen  uf 
kristnacht  einen  braden  zu  geben  oder  6  penninge  darfur,  und  uf  sanct  Agritius  abent'  ein 
sester  wins,  und  uf  sanct  Maximins  abent'  ein  sester  wins,  und  uf  der  dage  iglichen  zwene 
Schilling,  die  sal  der  koster  geben. 

9.  Dis  sint  die  ander  sesse:  deren  sint  zwene,  die  das  broit  sollent  doin  backen  von 
der  herren  fruchte,  die  sie  ine  gebeut,  und  als  gut,  als  die  fruchte  gibt;  und  were  es  sache 
das  die  heren  ine  besser  broit  hieschen,  dan  von  der  fruchte  kueme,  das  sint  sie  nit  schuldig 
zu  besseren,  dan  von  der  fruchte,  die  man  ine  geliebert  halt  oder  ihren  knechten  kommen 
ist,  und  sollent  des  gelauften  sin.  und  were  es  sache  das  sie  einche  busse  schuldig  wurden, 
die  der  lehenman  wtste,  so  ist  er  schuldich  ein  sester  wins  noch  von  dem  besten  noch  von 
dem  ärgsten  und  mach  denselben  loesen  mit  8  penningen,  und  einer  knechte^  mit  6  penningen. 
auch  were  es  sache  das  er  die  busse  nit  engebe  mit  der  sonnen,  als  der  lehenman  wiset,  so 
ist  es  des  anderen  dags  zweifeldig,  und  es  sal  sich  dan  nit  me  doppelen. 

10.  Dis  sint  die  zwei  kochelehen,  die  sin  schuldig  einen  knechte  dem  convent  zu 
schicken,  ihre  erwis  zu  kochen,  abe  sie  es  nit  selber  doin  enwollen,  in  des  convents  kuechen 
von  des  convents  erwis  und  aller  irer  gereitschaft,  die  zu  den  erwissen  horent;  dan  ist  man 
dem  koche,  der  die  erwis  sudet,  schuldig  als  vil  als  eim  heren.  und  wan  das  er  die  erwis 
den  herm  angericht  hait,  und  dicke  was  im  blibet,  das  magh  er  dragen,  war  er  will,  und 
abe  der  koche  einche  busse  schuldig  wurde,  die  der  lehenman  wise,  so  ist  er  schuldig  einen 
sester  wins  und  mach  den  loesen  mit  8  penningen  und  einem  lebendigen  huene,  das  mach 
er  loesen  mit  vier  penningen;  und  were  es  sache  das  er  die  busse  nit  gebe  wie  vurg.  steit, 
so  sal  sie  sich  dobbelen. 

11.  Dis  sint  die  zwei  smedelehen,  die  sint  schuldig  zu  ver^'aren,  was  man  smedcii 
sal  zu  den  klocken  und  zu  dem  monster  von  der  hem  irem  und  von  irem  gereitschaft,  und 
das  behueden,  das  den  hem  nit  unrechte  geschehe,  dan  sint  die  herm  schuldig  iglichem  als 
lang,  als  sie  dabi  sint,  eine  probende  glich  einem  herm,  als  dicke  das  geschieh  auch  were 
es  sache  das  sie  einche  busse  schuldig  wurden,  das  der  lehenman  wise,  so  ist  er  schuldig 
einen  sester  wins  als  vurg.  steit,  und  mach  den  loesen  mit  8  penningen  und  einen  leffel,  der 
sal  sin  iseren  und  also  groiss,  das  man  der  herren  probende  damit  schepfen  mach  ^^  und  mach 
den  leffel  loesen  mit  zehen  penningen;  der  ander  einen  krauwel,  den  mach  er  auch  loesen 
mit  zehen  penningen.  und  were  sache  das  er  die  busse  verbreche  und  nit  engebe  wie  obg. 
steit,  so  sal  sie  sich  des  anderen  dags  doppelen. 

12.  Auch  wissent,  das  aller  diser  leben  keins  fallen  mach  ausser  keinem  geschlecht 
nummerme,  es  enwurde  dan  verkauft  oder  hinweggeben,  auch  were  es  sache  das  ein  lehen- 
man stürbe,  so  sal  das  lehen  fallen  an  sin  wif,  wiewoil  sie  kinder  habent:  were  sache  das 
dan  das  wif  stürbe,  so  sal  das  lehen  fallen  an  des  lehenmans  eisten  soin,  abe  er  keinen  soin 

*)  Losheim  11  d. 

*)  Jan.  12. 

8)  Mai  28. 

*)  So. 

^)  Hieren  eingetragen:  Nota,  der  dat  lehen  halt,  der  da  was  meister  Jacobs  von  Boitzwiler. 


—     855     —  Anhang.] 

hette,  so  sal  es  fallen  an  sin  eiste  dochter.  auch  mach  die  frauw  das  lehen  erben  glich 
anderen  erben,  das  sie  halt,  also  lang  sie  keinen  anderen  man  nimt  und  were  es  sache 
das  sie  einen  andern  man  neme,  so  sal  der  man  das  lehen  der  frauwen  lebedage  lang  haben 
imd  nit  femer,  dan  fallet  das  lehen  wiederumb  an  die  erste  kinder. 

13.  Auch  were  es  sache  das  der  lehenman  so  vil  stürben,  das  der  frauwen  me  weren 
dan  der  manne,  so  sind  sie  schuldig  die  lehen  zu  besetzen  mit  erbaren  mannen,  die  urteil 
mögen  sprechen,  und  were  sache  das  sie  keine  kint  enhette,  so  mach  sie  mit  dem  lehen 
dein,  wie  sie  will,  auch  ensal  noch  enmach  keine  frauwe  das  lehen  kaufen,  es  enfall  ir  dan 
zu.  auch  wer  es  sach  das  der  lehenman  eincher  beklaget  wurde,  so  enmach  er  nit  me  ver- 
fallen, dan  als  vil  bussen  als  vurg.  steit 

J4,  Auch  enmag  niemand  urteil  sprechen  von  allen  diesen  vurg.  Sachen,  dan  die 
lehenlude,  die  darzu  gehörig  sint.  auch  ist  ein  abt  schuldig  uf  sanct  Agritius  dage  und 
uf  sanct  Maximins  dage  iglichcm  lehenman  mit  einem  knechte  und  einem  honde  essen 
zu  geben. 

15.  Auch  alle  diese  vurg.  sachen,  das  sie  also  warlichen  wäre  sint,  das  haint  gewisen 
dise  nachg.  lehenlude  mit»  namen  Johan  Erkal,  meister  Matthiss  von  dem  nossbaume,  meister 
Jacob  von  Boitzwiler,  Conrait  Boiss,  Contz  uf  der  ecken,  Heinze  Schele  und  Reiner  ge- 
bruder,  und  bidden  wir  alle  unsere  gesellen  und  nachkommen,  das  sie  es  wollen  also  halden 
und  helfen  halden. 

16.  Auch  were  es  sache  das  ein  lehenman  uf  den  heiligen  lege^,  der  beklaget  were, 
der  endarf  nit  me  sprechen,  wes  man  ine  da  ziget,  des  si  er  unschuldig,  so  ime  got  helfe 
und  die  heiligen. 

17.  Auch  sollent  die  lehenlude  vor  keinem  gerichte  nit  antworten,  es  si  geistlichen 
oder  werentlichen,  dan  ein  abte  zur  zit  und  convent  sint  sie  schuldig  dannen  zu  hoden, 
want  es  alles  kaiserlichen  ist. 


2.  Aufzeichnung  Scheckmans  über  den  gleichen  Gegenstand  in  seinem  Speculare  feudarum^ 
ca.  1520. 

Am  Tarier  StadibOd.  \f(l(.  So.  1648  ^ ,  vgl.  Bd.  2,  HB.  Abs.  des  Herrn  Cand.  kitt,  Schidtheifs.  Die  Ai^Mtiekfmng 
iet  teihctu  eine  erläutemde  und  erweiternde  Umschreibung ,  ieüweis  eine  naheiu  wörtH^e  Überseiwung  de» 
vorhergehenden   Weistums. 

Quanquam  feudum  ad  impendenda  servitia  institutum  constet,  extant  tarnen  nonnulla 
apud  nos  feuda  singulariter  ministerialia  feuda  appellata  decem  numero:  quorum  quatuor 
custodi  ecclesiae  nostre  servitium  faciunt,  reliqua  sex  cellerario  monasterii  huius.  etiam 
dicuntur  illorum  fideles  feudales  custodis,  hii  feudales  cellerarii;  verum  non  ab  ipsis,  sed  a 
domino  abbatc  feuda  huismodi  et  suscipiuntur  et  imponuntur.  et  licet  non  omnia  in  usu  sint 
et  practica  et  aliqua  mortua  seu  extincta  alia  prope  expiratura,  placuit  tarnen  singula  stili 
officio  demandare.  enimvero  ut  nova  placent,  sie  delectant  antiqua:  inest  quippe,  ut  Cicero 
scribit,  antiquitati  iucunditas  et  solet  atque  debet  plurimum  cum  admirationis  tum  amoris 
habere,    itaque  ad  propositum  tendemus. 

Ministerialium  feuditariorum  custodis  unus  est  custos  sacrosanctarum  reliquiarum  in 
summo  altari  expositarum,  tres  reliqui  editui  et  cereales.  quorum  omnium  officia  iuraque 
specificabimus  paucis  admodum  demptis,  in  quibus  id  nequit  observari;  cumque  hiis  servilibus 
feudis  summam  manum  imposuerimus ,  tum  ad  liberalia  feuda  articulum  flectemus,  quae 
quasi  libera  censentur  eo  quod  rariuscule  servitiiun  dent 

Feudum  apothecarii:  modo ^  huic  feudali   hbmini  hec  incumbunt:   reliquias 

>)  So. 

*)  Fehlt  der  Name  des  Inhabers. 


[Wirtßchaft  d.  Grofsgnmdbes.  —     856     — 

sacras,  quando  exponuntur  ad  summum  altare  in  festivitatibus,  sub  custodia  et  conservatione 
habet;  stat  a  leva  altaris  baculum  gestans  in  manu  argentenm.  quodsi  illi  non  placeret  com- 
parere,  substituet  famulum  fidelem,  cui  tuto  credi  posset.  precedet  stationes  seu  processiones 
totiens,  quotiens  peraguntur,  maxime  dum  feruntor  reliquie  et  processiones  sunt  praecipuae 
et  solemnes.  obstruet  fenestrarum  rimas  apud  principale  altariiun  chori  seu  refici  curabit, 
neque  ultra  sex  d.  pro  salario  exponere  tenetur;  in  expensis  monasterii  fiet  ascensorium, 
quo  accedatur  et  stetur  in  restauratione  fenestrarum.  est  etiam  de  officio  eins,  candelas  in 
ara  summa  et  super  candelabris  ante  illam  et  circa  promptuarium  reiiquiarum,  et  tres  magnas 
candelas  subtus  lampadem  chori  in  festis  sanctorum  Maximini,  Agritii,  Nicetii'  accendere 
et  extinguere,  nolam  item  ad  sanctos  et  elevationem  venerabilis  sacramenti  pulsare.  insuper 
in  investitura  feudi  sui,  quam  accipere  debet  et  renovare  a  quolibet  noviter  electo  et  con- 
firmato  abbate,  promittet  fidelitatem  et  alia,  que  feuditarius  homo  promittere  et  iurare 
solet  et  quidem  illa  ad  ipsum  pertinent,  ratione  quorum  a  monasterio  recipit  singulis 
septimanis  per  anni  circulum  viginti  Ib.  panis  triticei  pistati;  extendunt  se  annuadm  ad 
quina  mir.  grani. 

Hoc  feudo  quoudam  inauguratus  fuit  quidam  Godefiridus  de  Meisenburgh ;  quo  defuncto 
suscepit  illud  Henricus  apothecarius  civis  Trevericus  gener  eins  a  venerabilibus  dominis 
abbatibus  Anthonio,  Ottoue,  Thoma;  et  isto  Henrico  per  mortem  subtracto  infeodad  illo 
fuere  a  reverendo  patre  domino  Thoma  abbate  iure  et  lege  feodali  generi  Henrici  Joannes 
Quetzpennick  consul  Trevericus,  Cuno  de  Koppenstein  scabinus  Treverinus.  est  Thoma 
abbate  mortuo  infeodavit  tenore  quo  supra  reverendus  pater  et  dominus  Vincentius  loannem 
ijuetzpennick  seorsum,  Cuononem  de  Koppenstein  ac  Nicolaum  de  Siepiera  aeque  generum 
Henrici  apothecarii  coniunctim.  verum  loannes  Quetzpennick  fortuitum  facit  ac  dictas  Ib. 
panis  percipit,  et  recte  quidem  satisque  consone,  nam  seniorem  filiam  uxorem  habet,  cui 
videtur  ins  conpetere,  ut  post  suo  ordine  et  loco  prosequetur  narratio. 

Reliqui^  tres  feuditarii  ministeriales  custodis,  qui  editui  vel  cereales  dicuntur,  hiis 
legibus  subiecti  sunt  et  fuerunt  ab  antiquo:  licet  nam  ex  toto  non  observentur,  attamen  ipsa 
servitia  annotanda  veniunt.  quilibet  ipsorum  trium  tertiam  anni  partem  dormire  habet  in 
ecclesia  cum  famulo  custodis  seu  campanario.  cum  noctu  surrexerit  campanarius  pulsaturus 
matutinas,  accensam  candelam  porriget  seu  dabit  aedituo  feudali  vel  eius  ministro  et  ipse 
interim  primum  Signum  ad  noctumalem  sinaxim  faciet  exurget  interea  ministerialis  feudi- 
tarius in  ordine  vicis  suae  et  consequenter  iuvabit  campanarium  in  pulsatione.  preterea  ad 
eos  spectat,  ut  in  solemnitatibus,  quibus  corone  accendende  sunt  et  maior  campana  pulsanda, 
mittet  quisque  pro  iuvaraine  famulum;  quotiens  autem  sie  pulsaverint,  dabitiu*  cuique  tertia 
pars  de  sext  vini.  duobus  accendentibus  Coronas  cuilibet  dabit  custos  candelam  plicatam 
et  spissam  longitudinis  a  cubito  ad  suinmitatem  digitorum,  quibus  accendunt  Coronas;  cmn 
restantia  quod  volunt  faciunt  verum  tertius  feudalis  perfecto  opere  divino  candelas  extin- 
guere  tenebatur. 

Huius  feuditarii  servitium  onusque  ad  monasterium  nostnim  conversum  est,  pro  quo 
exequundo  et  perficiendo  habemus  pomerium  subtus  vineam  Petituram  iuxta  Ciuvatiam^.  hoc 
.  feudum  obtinuit  quidam  Enschringensium  a  domino  Ottone  abbate  ad  resignationem  honesti 
Bemardi  de  Traiecto-inferiori,  scabini  potestatis  beati  Maximini. 

Hec  bona  feudum  habet:  sextam  partem  decimae  in  villa  Policha*  cum  attinentiis  suis, 
item  pratum  imum  in  Kuvera^  iuxta  molendinum  nostri  monasterii,  et  campum  duorum 
iumalium  apud  Curvatiam  apud  vineam  nostri  coenobii  vocabulo  Petituram,  quem  dominus 
Thomas  venerabilis  abbas    pro   servitio    ecclesiae   sine  sacristano   impendendo   retinuit   et 

»)  Mai  29,  Jan,  IS,  Okt.  1. 

2)  Dand>€r  die  Überschrift  Feudnin  Enschringensium  minioteriale. 

8)  Kürens  bei  Trier. 

*)  Pölich  8d. 

5)  ßwcer  ö.  Trier,  8d, 


—     857     —  Anhang.] 

applkait  monasterio  hnic,  ut  iam  immediate  retalimus  et  inferias  littera  D  secundo 
emuncdus  agemus  atqae  difiusius. 

Alter'  edituonim,  qui  et  cerealis  appellatur,  habet  sextam  partem  decimae  in  villa 
Policha  cum  pertinentiis  suis;  item  pratum  seu  brolium  in  Ravera  iuxta  molendinum  mona- 
sterii  nostri;  campum  terre  arabilis  circa  curtem  Kevenich'  apad  croadam  monasterii  huius, 
ortom  sub  districtu  sancti  Maximini  inter  ipsum  monasterium  et  Trevericam  urbem  contiguum 
stratae  publicae,  quem  modo  monasteriiun  presens  obtinet  et  perpetuo  tenebit  pro  hiis  citra 
servitium  sacristae  debitum  promittit  feuditarius  homagii  sacramentum  et  fidelitatis  profert 
iuramentum,  ut  est  solitum  et  consuetum;  possidet  hoc  feudum  evo  isto  ex  patema  succes- 
sione  Sebastianus  de  Lepore  alias  de  Albo-equo  civis  Treverensis. 

Alius'  edituuB  sive  cerealis  habet  molendinum  in  villagio  Ruvera  situm  in  loco  dicto 
Koppinger  cum  suis  pertinentiis.  gerens  id  feudum  lavabit  singulis  annis  quadragesimali 
tempore  semel  albas  ecclesiae  nostrae.  eapropter  dabuntur  illi  tria  carata  lignorum,  quorum 
imnm  exhibebit  dominus  abbas  ex  silva  sua  cum  quadriga  et  equis  suis;  reliquaduo  advehent 
villani  de  Mertisdorf^  quod  ut  perficiant  soUicitabit  cellerarius  huius  monasterii.  quodsi  illi 
non  fnerint  datae  eaedem  lignorum  vecture,  ad  albarum  lotionem  non  tenebitur  nee  astrin- 
getur.  datur  illi  proinde  magnus  panis  siligineus  ponderis  fercelle  unius,  quem  offerunt 
villani  de  Loissheim  super  altare  sanctae  crucis  in  festo  passionis  beatorum  Petri  et  Pauli 
apostolorum^,  quibus  viceversa  custos  ecclesiae  nostrae  ministrabit  ceream  candelam,  quam 
accendentes  in  medio  praedicti  altaris  ponunt  homagium  feudalis  facit,  etiam  fidelitatem 
servat^  prout  frequenter  et  quidem  ab  antiquo  molitor  molendini  prefati  gestat  feudum. 

Descripsimus  ofBcia  et  beneficia  feudalium  sacristani;  superest  [ut],  quam  luituri  sint 
mulctam  in  omissione  vel  negligentia  commissionum  et  ministeriorum,  disseramus.  si  quis 
predictorum  feudariorum  in  officio  et  servitio  suo  negligentior  vel  transgressor  repertus 
fiierit  —  nisi  ins  feudarium  maiori  censura  poenam  et  mulctam  statuerit  et  inflixerit,  singu- 
lare autem  ius  inter  se  gerunt  — ,  dabit  et  solvet  custodi  poenae  nomine  sext  vini  nee  ad- 
modum  melioris  nee  admodum  vilioris,  et  octavam  partem  Ib.  in  cera.  vinum  octo,  ceram 
tribus  d.  redimere  poterit  si  ante  solis  occasum,  ut  eorum  ius  dictat,  non  solvent,  altera 
illuscescente  die  duonun  sext  vini  reus  erit,  nee  deinceps  duplicatio  fiet  vel  augmen- 
tatio  altera. 

Dabuntur  etiam  duobus  iam  proxime  supradictis  cerealibus  feudariis  in  dominico  natali 
cames,  quam  assaturam  christianam  appellitant,  vulgariter  den  kirstbraden,  vel  loco  eins- 
modi  sex  d.;  insupcr  in  profestis  divorum  pontificum  Maximini  et  Agritii  dabitur  cuilibet 
eorum  sext  vini  cum  duobus  d.,  quos  ecclesiae  custos  exponet  tradetque. 

Sex  feuditarios  ministeriales  cellerarius  monasterii  habet  duo  respectum  gerunt,  ut 
panes  debite  pinsantur;  duo  item  curabunt,  ut  dominis  seu  fratribus  cibaria  et  pictantiae  rite 
coquantur  preparenturque ;  duo  residui  prospicient  ad  ea,  que  ex  ferro  fabricanda  occummt 
in  campanis  et  necessariis  ecclesiae  inque  monasterii  utilitatibus  et  necessitatibus.  eorum 
quoque  esse  aiunt  providere  semper  et  disponere  in  assignato  sibi  feudatali  officio  famulum, 
si  quando  continget  licentiari  et  dimitti  aliquem;  primi  videlicet  pistorem,  medii  coquum, 
Ultimi  fabrum.    nunc  eorum  feudalia  bona  assignemus. 

Primum  feudum  pistrine*^  habet  annuatim  quinque  mir.  siliginis  mensiu*ae  feodalis 
huius  monasterii  sancti  Maximini,  devolvitur  ex  avito  et  antiquo  iure  per  successiones 
heredum,  sicque  defluxit  ab  Hermanno  de  üfßngen  ad  filium  loannem  Uffingen  scabinum 
Trevericum  atque  potestatis  Maximineae. 

1)  Dan'Uxr  dit  Ubtrschnft  Feudum  Sebastian!  de  Lepore  alias  de  Albo-eqno. 
«)  Kewfntg  7  b. 

3)  Darüber  die  Überschn'ß  Feadnm  molendlDarii  in  Rarera. 
*)  Juni  29. 

S)  Dan'ther  dit  Cbtrsckri/t  Fendam  loannis  de  Uffingen. 
Laxnprecht,  DunUches  Wirtschaftsleben.    I.  55 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     858     — 

Secundum  feudum  pistrinae^  tenninabile  est  et  non  perpetuum;  siquidem  moriente 
feudatario  feodum  non  ad  eins  proles  vel  uxorem  transit,  sed  huic  monasterio  reservatur 
atque  ad  beneplacitum  domini  abbatis  pro  tempore  alteri  conceditur.  Stipendium  huius  feudi: 
annue  tria  mir.  siliginis  mensure  feodalis  huius  monasterii.  is  feudalis  ministerialis  requi- 
Situs  considerabit  et  examinabit,  si  blada  monasterio  soluta  ac  resignata  in  recto  valore  et 
debita  mensura  sint  hoc  feudum  olim  quedam  Irmengardis  relicta  loannis  Lubennist  resigna- 
vit  in  poenitentia  duonun  feudalium  hominum  coUegio  monasterii  sancti  Maximini  pure  et 
simpliciter  propter  deuni  in  remedium  animae  suae.  quod  suscipiens  frater  Nicolaus  de 
Lorich  hospitalarius  et  provisor  hospitalis  beatae  Elizabeth  tum  actor  domini  Lamperti 
abbatis  absentis  de  consensu  domini  prioris  et  conventus  rursum  alium  quempiam  loannem  de 
Kirschem  scultetum  sancti  Paulini  infeodavit  conditionaliter  tarnen:  interveniendam  enim 
voluit  auctoritatem  et  annisum  domini  abbatis  regressuri,  anno  dominice  nativitatis  assignato 
MocccGoxxvio.  tandem  reversus  dominus  Lampertus  abbas  (qui  fere  iam  triennio  abfiierat) 
ratam  habuit  hanc  locationem  concessionemque  et  litteris  propriis  confirmavit  factum  timc 
feudum  peqietuum  successione  legittima  devenit  ad  quendam  Gerardum  de  Schonenbergh 
cellerarium  in  Palatiolo,  quod'  de  voluntate  conparis  suae  Agnetis  ad  honorem  dei  et  sancti 
Maximini  pro  salute  animanim  suarum  resignavenint*  feudum  in  manus  domini  Anthonii 
abbatis,  nuUum  prorsus  ius  usumque  feuditarium  ammodo  sibi  reservantes. 

Habuit  etiam  feudum  istud  ortum  in  vico  dicto  Hoilgasse  situm,  quem  ....  resigna- 
vere:  acta  in  presentia  loannis  Wandalini  de  sancto  Wandalino  notarii  publici  coram  testibus 
Joanne  Walrami  et  Gerardo  Reineri  clericis  Treverinae  diocesis,  anno  domini  MoccccoLXinio. 
abhinc  finibile  cxtitit  feudum  atque  a  domino  Ottone  abbatc  primum  alienatum  et  concessum 
ad  vitae  dies  loanni  Wre  scabino  Treverensi,  quem  et  dominus  Thomas  abbas  illo  infeodavit 
titulo  quo  supra.  quo  de  medio  facto  idem  dominus  contulit  illud  magistro  Gerardo  de 
Kamstock  civiiun  magistro  lu'bis  Treyericae,  et  illo  defimcto  obtinuit  illud  a  dominis  magni- 
ficis  Thoma  ac  Vincentio  loannes  de  Niederwisse  consularis  et  magister  pistomm  in  urbe 
Treveri  atque  scabinus  potestatis  Maximineac;  qui  et  in  presentianun  id  possidet,  donec 
vitales  auras  duxerit,  imponendum  tum  alteri  vel  reservandum,  cui  dominus  abbas  pro  tem- 
pore diixerit  conferendum,  inquc  post  futura  tempora  taliter  obser>'andiun  procedendumquo ; 
quo  scabinatum  resignante  a  domino  Vincentio  illi  et  feudum  ablatum  et  coUatum  Mathiao 
de  Enden  tinctori,  lege  qua  supra  ad  dies  vitae  a  domino  loanne  abbate  susceptum. 

Coquinale  feudum^,  cum  esset  quondam  geminum,  per  interpolationes  tempoi-uin  ac 
renmi  varietates  factum  est  simphim.  quod  aliquando  hercditaria  accessione  gestans  (juidam 
Heimannus  de  Schoden  scabinus  Trevcrensis  vendidit  Thihnanno  Rutgeri  et  Aleidi  coniugibus 
civibus  Treverensibus  septuaginta  fl.  Ronensibus.  Thilmaiino  Rutgeri  mortuo  cum  ipsa  Ah»idis 
vidua  Nicoiao  Meise  que  Treverino  scabino  nupsisset  isque  diem  clausisset  extremum,  j)ertesa 
iterandis  nuj)tiis  ex  sj)Ociali  favore  et  inclinatione  liberc  tradidit  feodum  in  manus  Nicolai  do 
Zerflfe  et  Aleidis  de  Besselich  coniugum  legittimoi*um  civium  Treverensium ,  de  consensu 
domini  Anthonii  abbatis  celeberrimi;  annum  domini  millesimum  quadringentesimum  augnicn- 
tante  septuagesimo  quinto.  quod  tenens  hac  tempestate  ipsa  Aleidis  relicta  dicti  Nicolai 
ZerflFe,  cum  olim  dotatum  fuisset  feudum  stipendii  loco  quinque  mir.  siliginis  mensnrae 
Treverensis,  et  ipsa  pietatis  imitatrix,  qua  frustra  fuerat  sortita  feodum,  dei  intuitu  et  spe 
retributionis  etemae  in  remediumque  animae  suae  ac  mariti  sui  omniumque  progenitonun 
quinque  mir.  predicta  duplicata  annue  recipere  destinavit:  ea  conditione  et  pacto,  ut  ii)sa 
mortua  mortuum  et  feudiun  esset  et  ad  monasterium  reverteretur  ac  utilitati  illius  et  usibus 
applicaretur;  acta  compositio  anno  domini  Moccccoxciiio,  abbatiali  dignitati  prelato  domino 
Ottone  de  Eltena.    preter  dicta  mir.  siliginis  habet  feudimi   vineam   quandam    in   loco   dicto 

')  Darüber  die  Überschrift  Feaduin  loannis  de  Niederwisse. 

«)  So. 

^)  Darüber  die  Überschrift  Fendum  Aleidii  relictae  ZerfTe. 


—     859     —  Anhang.] 

Schibel  unius  iugeris  sine  phara^  atque  ortum  apiid  adaquaturam  equorum  circa  cenobium 
sancti  Maximini:  sopito  feudo  monasterii  erunt 

Feoda  insuper  fabricae  ferrariae  in  usu  non  sunt,  quare  et  de  bis  scribere  longius 
consilium  non  fiiit;  eo  ipso  maxime,  quia  litterae  desuper  facientes  et  tractantes  inquisitae 
diligentius  minime  inventae  fuere,  ut  scribundi  et  materiam  preboissent  et  ausum. 

Digesta  comoditate  feuditariorum  cellerarii  aptum  est,  ut  et  penas  debitas  in  negli- 
gentia subnectamus.  si  quis  talium  in  sibi  assignato  feudi  officio  culpabilis  fuerit  conpro- 
batus,  ad  dictamen  iudicis  feudalium,  quem  semper  habebunt  communem  cum  hominibus 
fidelibus  custodis,  solvet  et  dabit  sext.  vini  nee  melioris  nee  peioris,  quem  redimere  potent 
octo  d. ;  si  ante  solis  occubitum  non  solvent,  ut  de  ministerialibus  sacristani  digessimus, 
alterios  diei  lucano  duomm  sext  vini  reus  erit,  nee  deinceps  geminatio  fiet  super  hoc  feu- 
ditarius  culinalis  addet  gallinam  redimendam  d.  quatuor;  et  feuditarii  fabronun  in  trans- 
gressione  alius  dabit  et  superaddet  coclear  fen'eum  tantae  amplitudinis,  ut  portionem  conven- 
tualem  una  vice  et  hauriat  et  contineat,  quod  redimere  poterit  decem  d. ;  alter  dabit  fiiscinam 
id  est  ungulam  ferream,  redimendam  totidem  d.:  e  quibus  elici  videtur,  ut  uno  delinquento 
ambo  solutioni  obnoxii  sint  et  teneantur. 

Narrationis  iam  opportunitas  exigit,  alias  quasdam  feudalium  tarn  custodis  quam 
cellerarii  observantias,  consuetudines,  iura  etiam  quedam  et  privilegia  perstringantur^.  legibus 
itaque  istis  atque  ceremoniis  honorati  pariter  et  onerati  (artati)  simt;  feudorum  huiuscemodi 
nullum  extra  progeniem  derivatur  nee  devolvitiu*,  nisi  forsan  venderetur  vel  certe  daretur 
alicui,  etiam  hoc  assentiente  abbate  domino  feudi;  alioquin  cassaretur  venditio  vel  donatio, 
quemadmodum  über  (ie  feudis  pluribus  passibus  attestatur.  honun  quis  si  detoctus  fiierit, 
feodum  paenes  uxorem  eins  manet,  licet  ex  viro  proles  sustulerit  habueritque.  mortem 
obeunte  uxore  ad  seniorem  filiiun  transibit  feudiun;  si  filius  nullus  maior  seu  prior,  minor 
vero  vel  posterior  superesset,  illius  erit  feudum.  quodsi  prorsus  filius  non  habetur,  ad 
seniorem  filiam  feudum  transfunditur.  tcnebit  uxor  defuncti  feudum,  quoad  ipsa  vixerit.  si 
alteri  viro  nupserit,  idem  obtinebit  et  geret  feudum  diebus  vitae  uxoris  illius,  qua  vita  fimcta 
revertetur  feudum  ad  prolem  mariti  prioris  legittimi  feudalis,  sive  mas  sive  femina  fiierit,  ut 
supra  dictiun  est.  si  morte  interveniente  plures  feminae  quam  viri  restarent,  tenebuntur  ipsae 
feodalia  sua  et  ministeria  per  alios  subordinatos  honestos  et  probos  viros  tutari  ac  perficere, 
tales  inquam  viros,  qui  in  exequundis  feodalibus  rebus  et  iuribus  servandis  ferendisque 
iudiciis  gnari  industrii  et  quam  accomodatissimi  sint  si  mulier  sobole  careret,  poterit  ipsa 
de  et  ciun  feudo,  ut  utile  iudicaverit,  facere;  nee  tamen  vendet  sive  alienabit,  priusquam  sibi 
cesserit  et  in  manus  devenerit 

Si  quispiam  honun  feuditarionun  aliqua  in  re  lapsus  proclamandus  et  mulctandus 
veniret,  non  ultra  predictas  ])oenas  condenmabitur;  nisi  adeo  gravis  foret  excessus,  ut 
maiorem  requireret  poenam;  nee  quisquam  aliquam  debet  sententiam  ferre  aut  promulgare 
super  Omnibus  rebus  antefatis,  nisi  qui  predictis  feudis  investiti  sunt  in  festis  sanctorum 
Maximini  et  Agritii  archie])iscoponun  habebunt  prandium  in  monasterio  nostro  quisque  cum 
famulo  et  cane.  non  respondebunt  in  aliquo  iudicio  tam  spirituali  quam  seculari,  sed 
dominus  abbas  conventusqne  illos  tuebimtiu*.  nemo  eorum  conventus  convictusque  super  re 
aliqua  artabitur  maius  iuramentum  proferre,  nisi  illud  simpliciter,  quod  eum  deus  adiuvet  et 
sanctus  ille,  super  vel  coram  quo  iiu-are  conpellitur. 


•)  =  cireiter,  unfff/äfir. 

55 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     860     — 


3.    Beformationsfnandat  des  Abtes  Heinrich  von  Prüm  für  die  Nonnen  zu  Niederprüm, 
1296  Mai  14, 

A'op.  Dipl.  Prumiense,  KobUitB  St.  A.  Bl,  ÜO^f. 

In  nomine  domini  nostri  lesa  Christi  amen.  Anno  domini  MCC  nonagesimo  sexto  nos 
Henricus  dei  gratia  abbas  monasterii  Prumiensis  ex  officio  nobis  commisso  ad  monasterium 
Prumie  inferioris  [nobis]  subiectum^  visitandi  gratia  accedentes  de  observantia  religionis,  de 
redditibus  et  aliis  omnibus  circumstantiis  tam  in  spiritoalibus  quam  in  temporalibus  inqui- 
sivimus  diligenter  et  correjumus ,  qae  vidimns  corrigenda.  -  verum  ne  deo  dicate  virgines 
Christi  £Eimule,  que  velud  clara  luminaria  et  stelle  serenissime  in  umbras  istius  regionis 
actenus  lucem  [mittere]^  consueverunt,  a  sua  laudabili  conversione  inimico  superseminante 
zizaniam  desistentes  alicuius  Infamie  vel  scandali  nebulis  inposterum  valeant  obfiiscari,  nos 
communicato  nobis  iurisperitorum  prudentium  et  discretorum  consilio  diligentique  tractatu 
prehabito  disposuimus  et  ordina?imus  ipsum  monasterium  tam  in  spiritualibus  quam  in  tem- 
poralibus, prout  ad  divini  nominis  cultum  conservandum  et  augmentandum  et  saluti  animarum 
monialium  ipsius  monasterii  credimus  convenire,  salutariaque  monita  nostra  et  precepta,  per 
que  futuris  scandalis  et  insolentiis  obvietur,  de  predictorum  bonorum  et  discretorum  consilio 
duximus  ipsis  monialibus  indicenda: 

1,  Primo  monemus  priorissam  ipsius  monasterii  sub  comminatione  divini  iudicii,  ut 
ipsum  nomen  priorisse  factis  expleat  et  sicut  aliis  prior  est  officii  dignitate,  ita  eas  antecellat 
exemplo  vita  et  conversatione.  2.    Postmodum  tam  priorissam,  quam  oeteras 

moniales  monemus  actenus  et  obse-  [Bh  51^]  cramus,  ut  sponso  suo  lesu  Christo  taliter  in- 
herendo  deserviant,  ne  exdnctis  suis  lampadibus  ab  etemis  nuptiis  cum  fatuis  virginibus 
excludantur.  3.    Precipimus  insuper  in  virtute  sancte  obedientie,   quod  ad 

matutinas  et  ad  omnes  alias  horas  canonicas  necnon  et  ad  capitulum  hora  consueta  cottidie 
tam  priorissa  quam  moniales  omnes  conveniant  et  in  refectorio  cum  priorissa  simul  omnes 
cottidie  moniales  comedant  et  in  dormitorio  simul  omnes  dormiant,  nisi  aliqua  earum  infir- 
mitate  detineatur  vel  alio  legitimo  impedimento,  et  hoc  de  licentia  priorisse.  ipsam  autem 
priorissam  in  omnibus  horis  canonicis  et  aliis  snpra  omnibus  exequendis  primam  et  ultiniam 
esse  volumus  et  precipimus,  nisi  infirmitate  vel  ncgotiis  monasterii  sui  cxcusabiliter  deti- 
neatur. 4.  Item  precipimus,  quod  priorissa  cum  ceteris  monialibus  post  com- 
pletorium  et  aliis  statutis  horis  silentium  teneant,  sicut  regule  congruit  et  hactenus  est  con- 
suetum,  et  ut  post  completorium  cum  silentio  et  sine  strepitu  simul  dormitum  vadant  et 
simul  surgant.  ö.  Item  inhibemus  dictis  monialibus  in  virtute  sancte  obedien- 
tie, ne  cucullas  vel  superpellicia  nigosa  vel  complicata  seu  nimia  longitudine  notanda  nee 
pannos  croceas  vel  in  vestibus  suis  manicas  strictas  vel  nodos  nee  alia  omamenta  secularia 
deferant,  sed  vestes  et  habitiun  gerant  longeva  consuetudine  approbatum  et  regule  con- 
gruentem.  6.  Item  precipimus,  quod  omnia  hostia  et  aditus  claustri  et  mona- 
sterii claudantur  et  seris  firmentiu",  nee  alicui  claustnun  ingredi  vel  egredi  liceat  sine  licentia 
priorisse.  7.  Item  inhibemus  tam  priorisse  quam  monialibus  in  virtute  sancte 
obedientie  et  sub  pena  excommunicationis ,  ne  rixentur  invicem  nee  turpia  verba  inhonesta 
vel  convicia  sibi  invicem  inferant,  nee  manus  sibi  invicem  iniciant  violentas;  et  statuentes 
volumus,  quod  si  aliqua  eanmi  seciis  fecerit,  quod  pro  conviciis  duos  menses  integres,  pro 
iniectione  vero  manuiun  per  annum  integmm  extra  consortiiun  alianun  sola  comedat  oret  et 
dormiat,  et  per  dictum  tempus  fores,  ubicumque  conventus  simul  intrat  et  exit,  prostrata 
iaceat  nee  immisceat  se  divinis,   et  inhibemus   omnibus   et  singulis  aliis,   ne  tali  vel  talilms 

1)  Hs,  subiect«,  nobis  om. 

2)  Ergänet. 


—     861     —  Anhang. 

cibo  potu  coUoquio  vel  aliquo  alio  genere  familiaritatis  per  dictum  tempus  communicare 
presumant,  nisi  priorissa  [Bl.  51  ^J  vel  aliqua  senior  monialis  de  licentia  vel  iussu  priorisse 
per  monita  salutis  talem  vel  tales  confortando  vel  consolando  velit  ad  viam  salutis  revocare. 
nee  volumus,  quod  priorissa  penam  istam  mitigare  possit  vel  levigare,  nisi  de  nostro  mandato 
speciali.  8.    Precipimus  autem  priorisse  in  virtute  sancte  obedientie   et  sub 

pena  suspensionis  et  excommunicationis,  quod  hec  salubria  monita  nostra  et  precepta  primum 
ipsa  observet  et  faciat  a  ceteris  monialibus  firmiter  observari,  nee  in  corrigendis  excessibus 
et  insolentiis  sit  remissa,  ne  sanguis  aliarum  de  manu  sua  requiratur,  in  correxione  vero  sua 
quasi  Stateram  in  manu  tenens  nee  personam  alicuius  aeceptans  equaliter  ponderet,  ne  unius 
exeessus  eonniventibus  oculis  transeat  et  ex  odii  vel  rancoris  fomite  ad  eorreetionem  alterius 
durius  non  procedat.  9.    Inhibemus  etiam  eidem  priorisse,  ne  cum  monialibus 

rixas  moveat,  sed  si  aliqua  forte  monialis  excesserit,  hoc  in  eapitulo  suo  hora  competenti 
non  exprobrando  vel  conviciando,  sed  verbis  honestis  et  ad  eorrexionem  pertinentibus  corri- 
gat  et  emendet  cum  omni  patientia  et  doctrina.  potest  tamen  priorissa  et  intra  et  extra 
capitulum  moniales  in  spiritu  levitarum  instruere  et  monita  salutis  eis  dare,  ubicumque  viderit 
expedire.  10.    Item  precipimus  eidem  priorisse,  quod  de  redditibus  monasterii 

et  de  Omnibus,  que  reeipit  et  exponit,  bis  in  anno,  videlicet  infra  octavas  nativitatis  saneti 
lohannis  baptiste  et  infra  octavas  beati  Martini  hyemalis,  eonventui  suo  computet  mediante 
aliquo  probo  viro  uno  vel  duobus,  quem  vel  quos  ad  hoc  duxerimus  deputandos;  nee  volu- 
mus,  quod  priorissa  aliquos  creditores  habeat  vel  aliquos  contractus  vel  debita  £Eiciat, 
nisi  de  eonsensu  et  voluntate  sui  conventus  vel  ad  minus  sanioris  partis  de  con- 
ventu.  lU    Nullos  etiam  servos  vel   ancillas   conducat   vel  teneat,  nisi    de 

consilio  ad  minus  trium  vel  quatuor  saniorum  de  conventu;  et  idem  inhibemus  etiam  ceteris 
monialibus,  ne  aliquas  ancillas  vel  servos  teneant  sine  licentia  priorisse.  12.  Pre- 

terea  volumus  et  precipimus,  ut  numerus  ab  antecessoribus  nostris  abbatibus  in  dicto  mona- 
sterio  constitutus,  videlicet  viginti  quinque  prebendarum,  amodo  in  ipso  observetur,  nee  diete 
moniales  ipsius  [Bl  52^]  numerum  XXY  transgrediantur ;  et  nos  etiam  ipsum  observare 
volumus  bona  fide.  13.    Insuper  dictis  monialibus  duos  provisores,  unum  in 

spiritualibus  et  alium  in  temporalibus,  ordinavimus,  et  dicte  priorisse  precipimus,  ut  secundum 
dictorum  provisorum,  et  quos  nimc  posuimus  et  quos  in  posterum  dicto  monasterio  prefieere 
nos  contingat,  consilium  in  spiritualibus  et  temporalibus  se  regat,  et  eomm  consiliis  licitis 
et  honestis  obtemperet  qiiibus  etiam  provisoribus  iniunximus  in  remissionem  suorum  pecca- 
torum ,  ut  fideliter  auxiliis  et  consiliis  dicto  monasterio  provideant  et  mandata  nostra  supra- 
scripta  diligenter  faciant  observari,  remissas  vel  rebelies  nobis  denunciando. 

Ut  autem  hec  nostra  precepta  et  monita  salubria  firmiter  observentur  nee  processu 
temporis  a  memoria  ipsarum  mouialium  valeant  aboleri,  ipsa  presenti  cedule  inscribi  fecimus 
et  nostro  sigillo  commimiri. 

Anno  domini  quo  supra  feria  seeunda  post  penticosten. 


3.    Die  Umwälzung  der  Wirtschaftsverfassung  des 
Orofsgrundbesitzes  und  das  Aufkommen  freier  Land- 
nutzungsformen im  12.  und  13.  Jahrhundert. 

In  den  eben  abgeschlossenen  Erörterungen  ergab  sich  als  Blüteperiode 
der  frühmittelalterlichen  Grundherrschaft  das  10.  Jh.  und  allenfalls  noch  die 
erste  Hälfte  des  11.  Jhs.;  seitdem  fand  ein  immer  mehr  zu  Tage  tretender 
Verfall  statt,  dessen  Symptome  schon  seit  früher  Stauferzeit  kaum  noch  ii^end 
jemand  verborgen  bleiben  konnten. 

In  der  That  waren  um  diese  Zeit  schon  die  Grundlagen  der  alten 
grundherrschaftlichen  Wirtschaftsverfassung  teilweis  zerstört  imd  durchweg 
morsch,  und  auch  der  administrative  Aufbau  kam  schon  ins  Schwanken. 

Eine  der  hauptsächlichsten  Voraussetzungen  für  die  Blüte  imd  den  Be- 
stand des  Grofsgrundbesitzes  und  seiner  Verwaltung  war  die  weithingreifende 
Ausnutzungsfreiheit  des  gehöferschaftlichen  Güterbestandes  gewesen:  l)ildeten 
doch  die  grundhörigen  Güter  den  bei  weitem  überwiegenden  Teil  des  grund- 
herrlichen Besitzes  überhaupt,  ergaben  doch  ihre  Leistungen  die  Hauptein- 
nahnien  der  Fronhofsrezepturen,  war  doch  ohne  ihre  Mitwirkung  die  Bestellung 
des  Fronhofslandes,  speziell  der  Beunden,  kaum  denkbar. 

Wie  stand  es  aber  jetzt  mit  den  gehöferschaftlichen  Leistungen  und 
Lasten? 

Die  Verpflichtungen  waren  zumeist  im  8.  und  9.,  höchstens  im  10.  Jh. 
fixiert  worden,  seitdem  waren  sie  unveränderlicher  Bestandteil  des  materiellen 
Rechtes^  der  Hofgenossen.  So  konnten  sie  nun  entweder  im  Naturalzustand, 
wie  sie  ursprünglich  ganz  überwiegend  konstituiert  waren,  bleiben,  oder  al)er 
auf  Geld  reduziert  werden  —  der  dritte  denkbare  Fall  vollen  Abkaufs  ist 
so  selten^,  dafs  die  gestellte  Alternative  durch  ihn  nicht  erweitert  zu  werden 

>)  S.  oben  S.  588  f.,  Bd.  2,  650  Note  3;  v.  Inama,  Wirtschaftsg.  1,  376. 

2)  S.  MR.  ÜB.  3,  504,  1234:  SMaximin  kauft  einen  Zins  ab,  quia  plus  utilitatis  per- 
cepimus  ex  14  Ib.  simul  persolutis,  quam  ex  censibus  dictis  singulis  annis  solvendis  fuissemus 
habituri.  Vielleicht  gehört  hierher  auch  WMeckel  1541,  G.  3,  797,  cit  Bd.  2,  650  Note  4. 


—     863     —     Umwälzung  d.  Wirtschaftsyerfassiing.] 

braucht.  Nehmen  wir  den  zweiten  Fall  vorweg  S  so  unterlag  es  schon  im 
10.  Jh.  keinem  Zweifel,  dafs  im  9.  Jh.  in  Geld  reluierte  Zinse  unter  der 
mittlerweile  eingetretenen  Depravation  des  Münzwesens  litten  ^ ;  bis  zum  13.  Jh. 
aber  trat  infolge  steigender  Münzentwertung  in  unserer  Gegend  ein  Ausfall 
von  mindestens  der  Hälfte  der  ursprünglichen  Zinshöhe  ein^.  Der  Vorgang 
eines  aufserordentlichen  Verfalls  aller  Geldeinnahmen,  wie  er  den  Ausgang  des 
Mittelalters  zur  Neuzeit  begleitet,  ist  also  im  früheren  Mittelalter  schon  ein- 
mal, wenn  auch  in  viel  kleinerem  Mafsstabe,  durchlebt  worden.  Aber  auch 
da,  wo  man  die  alten  Naturalleistungen  beibehalten  hatte,  zeigte  sich  ein 
äufserst  beträchtlicher,  wenngleich  um  die  Geldentwertungsquote  geringerer 
Ausfall.  Mit  der  Aufnahme  energischerer  Landeskultur  in  der  deutschen 
Kaiserzeit  sowie  mit  der  letzten  Ausbauepoche  des  Landes  in  den  Jahren  der 
Staufer  ging  ein  rapider  Aufschwung  der  Grundrente  Hand  in  Hand ;  erst  in  dieser 
Entwicklung  erhielt  der  Grund  und  Boden  Monopolrechte  und  Monopolpreis.  Diese 
Steigerung  der  Giiindrente  kam  natürlich  auch  dem  gehöferschaftlichen  Boden 
zugute.  Dagegen  fiel  der  Genufs  der  Steigerung  ftlr  den  Grundherrn  w^;  in 
früheren  Erörteiiingen  ist  gezeigt  worden,  dafs  demselben  seit  dem  12.  Jh. 
nur  etwa  ein  Fünftel,  den  Gehöfem  aber  mindestens  vier  Fünftel  der  Grund- 
rente zugute  kamen*.  So  war  der  Grundherr  von  seinem  hof hörigen  Eigen- 
tum wirtschaftlich  —  und  wie  wir  sehen  werden  auch  rechtlich  —  zum  guten 
Teile  depossediert,  und  doppelt  depossediert,  wenn  er  seine  Einnahmen  etwa 
schon  früh  auf  Geld  reduziert  hatte. 

Es  begreift  sich,  dafs  gute  Wirte  unter  den  Grundherren  dies  Ende  mit 
Schrecken  schon  seit  verhältnismäfsig  früher  Zeit  voraussahen.  Demgemäfs 
fehlt  es  nicht  an  Versuchen  einer  Reaktion.  Hierhin  gehört  die  Abwälzung 
der  staatlichen,  ursprünglich  auf  den  Gehöfem  ruhenden,  aber  vom  Grund- 
herrn vielfach  übernommenen  Lasten  wieder  auf  die  Schultern  der  Gehöfer 
schon  in  spätkarolingischer  Zeit*;  hierher  die  Zinssteigerungen  durch  Ver- 
gröfsenmg  der  grundherrlichen  Mafse  und  Gewichte  ® ;  hierher  auch  die  vielen 
Bedrückungen  der  Gehöfer  im  10.  und  11.  Jh.  ^,  welche  zumeist  auf  Lasten- 
steigerung hinausliefen.  Systematischer  noch  war  das  namentlich  imter  den 
Staufem  beliebte  Mittel  der  Einftlhrung  einer  grundherrlichen  Bede*.  Diese 
Mittel  halfen  freilich  sämtlich  nicht  auf  die  Dauer.  Die  Staatslasten,  vielfach 
aus  Fronden  bestehend,  degenerierten  * ;  die  Mafs-  und  Gewichtskontrolle  wurde 

')  Bd.  2,  158. 

«)  Vgl.  Bd.  2,  400  ff.,  s.  auch  S.  881. 

^)  Im  fri'iheren  Mittelalter  wurde  übrigens  noch  wenig  abgelöst,  s.  oben  S.  795  f. 
Dagegen  haben  schon  die  späteren  Tradd.  Rupertsb.  fast  durchweg  Geldzinse. 

*)  S.  oben  S.  620  ff.  Auch  diese  Entwicklung  wiederholt  sich  später  teilweis  im  Erb- 
pacht- und  Erbzinsverhältnis.  So  erscheint  z.  B.  der  Erbzins  auf  den  Schaffgotschischen 
Gütern  Anfang  des  18.  Jhs.  gegenüber  der  Pacht  äufserst  niedrig  bemessen;  Heisig  S.  54. 

")  Darüber  weiter  unten  in  Abschnitt  VTI,  Teil  1. 

«)  S.  Bd.  2,  510. 

•)  Waitz,  Vfg.  5,  266  ff. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgnmdbes.  —     864     — 

dem  Grundherrn  genommen  und  zum  Bestandteil  der  Hofweisung  entwickelt  ^ ; 
die  Bedrückungen  riefen  Aufetände  hervor^;  die  Bede  wurde  im  Laufe  des 
13.  Jhs.  meist  geschlossen*. 

Es  blieb  dabei:  in  späterer  Stauferzeit  waren  die  Grundherren  auch 
nicht  entfernt  mehr  im  VoUgenufe  der  ihnen  aus  gehöferschaftlichem  Boden 
ursprünglich  reservierten  Gewinnquote. 

Aber  noch  mehr:  die  Grundlage  dieser  Leistungen,  das  alte  gehöfer- 
schaftliche  Vollgut,  war  jetzt  meist  verschwunden,  verteilt,  verzettelt.  Agrarisch 
war  die  Basis  der  gehöferschaftlichen  Ländereien  absolut  dieselbe,  wie  die  der 
Markgenossenschaft;  damit  galt  das  Schicksal  der  Hufenverfassung  auch  für 
das  ausgethane  grundhörige  Land*;  wie  auf  den  freien,  so  entwickelte  sich 
auf  den  gehöferschaftlichen  Hufen  seit  der  Einführung  voller  Vererblichkeit 
und  Übertragungsfähigkeit  des  Grundbesitzes,  also  seit  spätestens  dem  Ende 
des  6.  Jhs.,  der  individuelle  Wettbewerb  mit  seinen  zersetzenden  Wirkungen 
für  die  alten  einst  staatlich  geschaffenen,  später  staatlich  aufrecht  erhaltenen 
Einheiten.  Die  Folgen  werden,  nach  einer  Periode  wohl  meistens  vermiedener 
Realteilung*,  seit  der  Karolingerzeit  überall  sichtbar,  die  Hufenzersplitterung 
beginnt,  und  seit  Mitte  des  12.  Jhs.  etwa  ist  sie  bis  zum  vollen  Verfall  der 
Hufenverfassung  fortgeschritten  ®.  Damit  war  der  grundherrschaftlichen  Lasten- 
veranlagung die  Recheneinheit  entzogen.  Null  werden  zwar  neue  Veranlagungs- 
einheiten entwickelt,  der  Pflug,  der  Morgen^,  kleinere  Gutsformen®;  auch 
sucht  man  durch  Auffüllung  der  alten  Hufen  mittelst  Beundeland*  die 
Zersplitterung  teilweis  aufzuheben  oder  wenigstens  zu  maskieren.  Aber  diese 
Mafsregeln  haben  nur  halben  Erfolg.    Die  Zerstückelung  des  Gmndbesitzes 

1)  S.  Bd.  2,  488. 

')  S.  z.  B.  Ann.  Egmond.  z.  J.  1103:  plurimi  de  comitatu  [Holland]  et  maxime  rustici, 
qui  se  nimis  opprimi  dolebant,  spe  libeilatis  inaniter  accensi  consilium  [pugnandi]  inienint. 
Vgl.  auch  Waitz,  Vfg.  5,  269,  und  Bonvalot  S.  68—69.    • 

8)  S.  oben  S.  617. 

*)  S.  oben  S.  376. 

^)  S.  oben  S.  642. 

•)  S.  oben  S.  368  flf.  Bezeichnend  speziell  für  die  Grundherrschaften  ist,  dafs  um  1200 
zum  letztenmal  das  karolingische  Urbarschema  vorkommt,  welches  die  Veranlagung  auf  die 
Hufe  als  Normalgut  basierte,  vgl.  ÜWincheringen,  MR.  ÜB.  2,  363,  um  1200:  quilibet  man- 
sionarius  tenetur  solvere  partem  prenominati  iuris  iuxta  portionem  sue  possessionis;  quilibet 
unius  mansi  possessor  debet  u.  s.  w.,  folgt  Beschreibung  der  persönlichen  Dienste. 

'')  S.  u.  a.  oben  S.  371  f.;  speziell  S.  371  Note  3. 

»)  S.  oben  S.  375. 

®)  S.  u.  a.  oben  S.  380.  Diese  AufTülhmg  ergiebt  sich  für  das  frühere  Mittelalter, 
abgesehen  von  den  Nachweisen,  welche  im  ersten  Teile  dieses  Bds.  erbracht  sind,  nunmehr 
auch  noch  aus  der  Erscheinung,  dafs  das  eigentliche  Salland  des  früheren  Mittelalters  sich 
durch  Jahrhunderte  hin  gleich  bleibt,  indem  der  sich  stetig  mehrende  Überschufs  der  Beunde- 
ländereien  in  den  Kreis  der  dienenden  Hufen  übergeht,   s.   oben  S.  743  und  758. 


—     gg5     —    Umwälzung  d.  Wirtschaftsverüassang.] 

greift  immer  tiefer*,  und  ihre  Unaufhaltsamkeit  wird  von  den  Grundherren 
durch  Zulassung  und  Entwicklung  des  Institutes  des  Durzinses  und  der  Haupt- 
mannschaft anerkannt^.  Die  Folge  war  eine  unendliche  Zersplitterung  der 
Zinse®  und  damit  ihr  vielfacher  Verlust*,  der  durch  die  Zunahme  einiger  mit 
der  Zerteilung  vervielfältigten  Lasten,  z.  B.  der  Kurmeden,  wohl  kaiun  aus- 
geglichen wurde*. 

Natürlich  mufsten  die  Konsequenzen  dieser  Zersplitterung  fllr  die  Be- 
wahrung der  persönlichen  Dienste,  der  Fronden,  seitens  der  Gehöfer  noch  viel 
verderblicher  sein.  In  der  That  finden  sich  schon  seit  dem  Schlufs  des  11.  Jhs. 
vereinzelt  Spuren  von  Nachlafs  bezw.  Verlust  derartiger  Fronden  •,  und  im 
SMaximiner  Urbar  aus  dem  Schlüsse  des  12.  Jhs.  ergiebt  sich  ein  Posten  de 
redemptione  arantium^,  wie  denn  auch  grofse  Fronhöfe  in  auffälliger  Weise 
von  Frondiensten  entblöfst  sind®.  Seit  dem  Ende  des  13.  Jhs.  aber  sind 
Ablösungen  der  Fronden  in  Geld  etwas  durchaus  Gewöhnliches*. 

')  Vgl.  dazu  als  Specimina  Bd.  2,  206  No.  8;  210  y;  215  No.  8.  Die  *Censu8  in 
Detzme  anno  xlv®,  Rotulus  von  12*/9  X  47  cm  in  Koblenz  St.  A. ,  zu  SMaximin  gehörend, 
beginnen:  anno  domini  m^  ccc^  xlquinto  feria  sexta  post  Andree  facta  est  innovatio  nominum 
debentiiun  census  in  Detzme,  qui  dicimtur  hufzinse,  mediantibus  scabinis  et  communitate 
ibidem.    S.  femer  Bd.  3,  647  Note  1;  Bd.  2,  224  k;  281  /?. 

«)  S.  oben  S.  650  f. 

*)  Vgl.  als  bezeichnend  WBirresbom,  G.  2,  525:  weist  der  scheffen  dem  herm  von 
Pram  zu  den  ostem  ein  hobsei,  und  ist  gelegt  uf  iede  vierteil  lants  2V9  ei ;  und  wannie  ein 
gehofher  schuldigh  ist  2V9  eier  und  wil  nit  drei  ganzer  eier  geben,  so  sol  er  das  dritte  ei 
auf  seine  schwel  legen  und  mit  einem  messer  enzwei  hawen,  feit  das  meist  stuck  binnen  die 
schwel,  so  ist  er  dem  herm  umb  eine  boeß  erfallen,  fält  aber  das  meiste  stuck  vor  die  thur, 
so  ist  der  gehofner  los. 

*)  S.  u.  a.  üStift  1822—23,  S.  886,  379,  cit  oben  S.  369  im  Text  und  Bd.  2,  370 
Note  8.  Von  Interesse  ist  auch  noch  die  Stelle  des  *WLintgen  im  USMax.  1484:  und  sie 
haen  auch  fort  gewisten,  alle  diejene,  die  grontzinse  dem  obgenanten  herren  apt  und  sime 
gotshus  jars  schuldich  sint,  suUent  kommen  in  die  neheste  wissunge,  die  noch  dem  jarge- 
dinge  noch  der  heiliger  drier  koning  dag  feilet,  ire  zins  berechenen  vor  gericht  mit  den 
boissen.  und  were  sache  dass  einich  zinse  verloren  wurden,  die  man  nit  finden  künde,  so 
sal  man  demselben  von  sime  willesteine  an  messen  und  huisongen  hoefisteide  garten  wiesen 
feit  dreschen  und  all  sine  erbe  doselbst  und  also  mannigen  morgen  man  in  der  maessen 
und  erbschaft  findet,  also  manichen  penning  Lutzenburger  münzen  sal  er  geben. 

^)  S.  oben  S.  649. 

ö)  Vgl.  aufser  Guden-  CD.  1, 882, 1074,  cit  unten  S.  872  Note  2,  vor  allem  Hanauer  Const  51, 
Maursmunster,  c.  1117:  abbas  Adelo  .  .  pro  incuria,  pro  torpore  ac  desidia  curie  servientium, 
hominum  videlicet  ut  dicebantur  dominicalium ,  triduanum  conunutavit  servitium  ea  con- 
ditione  .  .,  ut  quantum  in  censu,  tantum  pro  servitio  redderetor,  sicque  tam  illorum  pudori 
seu  inutilitati,  quam  nostre  consuleretur  sumptuositati.  Vielleicht  deutet  auf  den  Inhalt  des 
Textes  oben  auch  schon  das  Fehlen  spezifizierter  Dienste  in  der  zweiten  Beschreibung  des 
Hofes  Losheim  im  UlMettlach,  s.  Bd.  2,  107. 

'')  USMax.  S.  453,  Rübenach. 

»)  Bd.  2,  209  No.  4. 

•)  Vgl.  z.  B.  üLuxemburg  S.  876,  »:  en  mait  pour  les  kerves  (corvadae]  de  ehernes, 
si  y  at  18  ehernes,  montent  descendent,  si  vaut  chascune  eherne  2  s.,  le  gros  pour  16  d.; 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     866     — 

Viel  drastischer  freilich  als  vereinzelte  unmittelbare  Nachrichten  und 
Vorgänge  beweist  das  Schicksal  der  grundherrlichen  Fronhofeverwaltung  und 
vor  allem  das  Schicksal  des  Landbestandes  der  Fronhöfe  den  allmähligen 
Verlust  einer  grofeen  Masse  im  früheren  Mittelalter  konstituierter  persönlicher 
Dienste  bis  zum  Beginn  des  13.  Jhs. 

Von  hervorragendem  Interesse  ist  hier  besonders  das  Schicksal  des 
Beundeackerbaues.  Von  der  Auflösimg  der  Beunden  ist  früher  schon  mehr- 
fach die  Rede  gewesen^;  hier  wird  es  genügen,  die  in  anderem  Zusammen- 
hang erörterten  Erscheinungen  ins  Gedächtnis  zurückzurufen  und  mit  einer 
Anzahl  neuer  Thatsachen  in  Verbindung  zu  bringen.  Da  ergiebt  sich,  dafe  der 
Beundenacker  den  Fronhöfen  seit  dem  Anfang  des  12.  Jhs.  in  immer  steigen- 
dem Mafee  entfremdet  wurde  bis  zu  fast  völligem  Verschwinden  grundherrlichen 
Eigenbaues  in  den  Beunden  am  Schlufe  des  Mittelalters  ^.  Diese  Entfremdung  ging 
in  den  mannigfachsten  Modalitäten  vor  sich;  neben  der  Hingabe  im  ganzen 
kommt  Parzellierung  und  Aufteilung  im  einzelnen®  vor,  und  bei  Aufteilung  an 
einzelne  Nutzniefser  waren  alle  Arten  der  Leihe,  zu  Erbpacht  und  Zeitpacht, 
zu  festem  Nutzungsschilling  und  Teilbau  besonders  beliebt*.  Wie  sich  inner- 
halb dieser  Entwicklung  neben  so  manchen  anderen  Formen  auch  das  be- 


somme  26  s.  —  Item  doit  en  awost  de  kerve  chascuns  feus  4  d.,  si  montent  et  descendent; 
valent  somme  6  8.  So  noch  oft  im  ULuxemburg.  *Mayener  Kellnereirechn.  1344:  messoribus 
curie  domini  in  Maien  nihil  hoc  anno,  quia  depactata  fiiit 

1)  S.  namentlich  oben  S.  418  ff.,  auch  S.  772,  sowie  in  verwandter  Beziehung  S.  753 
und  756  f. 

«)  S.  oben  S.  438,  dazu  vielleicht  MR.  ÜB.  1,  393,  (1097),  wo  statt  mercennarii  man- 
sionarii  zu  lesen,  femer  MR.  ÜB.  2,  95,  1189;  *USteinfeld  BI.  88 1,  Rockendorp:  V2  morgen 
bendes,  V4  lants  zinsen  40  d.;  in  Engelgau  sind  3  Benden  mit  3  Empfängern  (=*  Pächtern). 
Nur  einmal  begegnet  (Bl.  106^,  Hinterwilre)  ein  eigener  bende  unverleint.  Die  SchafF- 
gotschische  Herrschaft  bewirtschaftete  noch  um  1715  nur  wenig  Land  selbst;  sogar  dem 
Gesinde  wurde  Ackerland  und  Vieh  zur  Nutzniefsung  an  Lohnes  Statt  überlassen;  s.  Heisig 
S.  54,  dazu  oben  S.  438. 

»)  S.  oben  S.  440,  auch  S.  759;  dazu  Feoda  SMax.  Detzem  S.  470;  UStift  S.  420, 
Manderscheid :  habet  archiepiscopus  2  hattas,  de  quibus  alique  partes  hominibus  advenientibus 
concesse  sunt,  videlicet  aree  et  orti,  unde  in  censu  .  .  solvuntur  .  .  11  d.  S.  femer  Bd.  2, 
223  d;  227  Z.  6  v.  u. 

*)  S.  oben  S.  438  ff.;  Bd.  2,  226;  für  Zins-  und  Leihverhältnisse  zu  festem  Nutzungs- 
schilling MR.  ÜB.  2,  40,  1140;  *Litterae  de  croada  hospitalis  sanctae  Elisabethae  prope 
Longuich  concessa  anno  1295,  Arch.  s.  Max.  8,  210  ff.;  *Locatio  croadae  in  Wasserluesch 
durans  ad  20  annos  a  dato  praesentium,  anno  domini  1472,  a.  a.  0:  Bd.  13,  1211  ff.; 
*Descriptio  bonorum  in  Wellen  1495,  a.  a.  0.  Bd.  13,  1262  ff.;  WMettlach  1499  §  37.  — 
Zum  Teilbau  vgl.  oben  S.  420  und  439  über  den  Ausdruck  Messe,  dazu  etwa  noch  UStift 
S.  398,  399,  408,  und  aufser  WHeisdorf  1606  §  9  ff.  das  *ürbarbuch  von  SElisabeth  1435, 
SWalpurgis:  man  hait  verluhen  Peter  Mongens  son  von  Kenne  .  .  unser  felde  zu  Kenne  in 
den  drien  floren  nun  jare  lang  alle  jare  von  dem  kom  halbscheit,  ußgescheiden  daz  ein  feit, 
daz  da  helt  3  morgen,  [daz  git  daz  dritteile],  und  von  der  even  von  allen  felden  daz  diit- 
teil  .  .  .  auch  salle  Peter  vorg.  alle  unse  wesen  zu  Kenne  gelegen  han  in  daz  bestentenischoj 
ul^gescheiden  [2  Wiesen]. 


—     gg7     —    Umwälzung  d.  WirtschaftsverfiBissung.] 

sondere  Rechtsverhältnis  der  modernen  Gehöferschaft  ausbilden  konnte,  ist  schon 
früher  gezeigt  worden*. 

Aber  nicht  blofs  die  Ackerbeunden  wurden  dem  grundherrlichen  Betriebe 
auf  diese  Weise  entfremdet ;  auch  für  Weinberge  ^  und  Wiesen  *  im  Beunden- 
verhältnis  wie  für  den  Wald*  wiederholen  sich  im  wesentlichen,  wenn  auch 
nicht  gleich  ausgedehnt,  dieselben  Vorgänge.  Ja  gerade  im  Wald  erhält  die 
Umfonnung  des  Betriebes  dadurch  noch  ein  erhöhtes  Interesse,  dafs  die  neuen 
Leiheformen  hier  wie  auch  aufserhalb  des  grundherrlichen  Nexus  zum  Ausbau 
von  RotÜand*  in  Schiffelkultur*  und  zu  regulärem  Ausbau^  in  Wiese  und 
Weinberg  benutzt  wurden. 

Indes  die  Bewegung  beschränkte  sich  überhaupt  nicht  auf  Beundeland 
oder  beundefähige  Allmende :  sie  griff  ebenso  in  die  eigentlichen  Salländereien 
der  Fronhöfe  ein®.  Nicht  nur  verfrontes  Land  (terra  absa)  wurde  zu  freierer 
Nutzimg  ausgethan^,  auch  das  alte  und  eigentliche  Hufensalland  des  Fronhofs 
wurde  auf  diese  Weise  behandelt  und  jede  Einzelwirtschaft  damit  ganz  oder 
teilweise  zerstört*®.  Bei  solcher  Verleihung  des  Landes  blieb  natürlich  nur 
die  Fronhofsarea  mit  ihren  Gebäuden  übrig,  und  auch  sie  wird  bisweilen  noch 
verliehen". 

Was  sollten  bei  solcher  Auflöung  noch  losere  Fronhofspertinenzen ,  wie 


')  S.  oben  namentlich  S.  453. 

2)  MR.  ÜB.  1,  652,  1168;  Feoda  SMax.  S.  470,  Detzem;  MR.  ÜB.  3,  53,  1216. 

»)  Vgl.  USMax.  1484  Bl.  2,  W^Bisingen,  cit  oben  S.  447  Note  5;  WWeisskirchen  1498, 
Arch.  Maximin.  1,  96,  cit  oben  S.  580  Note  5;  *Locatio  prati  domini  in  Stronssbach  apud 
Meirait,  1512,  Arch.  Maximin.  6,  511. 

*)  MR.  ÜB.  1,  640,  c.  1163;  Hennes  ÜB.  1,  369,  1305;  üSMax.  1484,  BL  86»,  Kor- 
lingen,  cit  oben  S.  458  Note  2. 

'')  MR.  ÜB.  3,  504,  1234.    Genaueres  darüber  später. 

»)  S.  oben  S.  456  ff.,  »Arch.  Maximin.  8,  42,  Longiiich;  WKenn  1490,  G.  2,  312. 

')  UStift  S.  399,  Pallast;  Bd.  3  No.  211,  1382. 

«)  MR.  ÜB.  1,  386,  1092. 

»)  S.  oben  S.  750,  auch  Ennen,  Qu.  2,  98,  84,  1224. 

^^)  Ann.  Rod.,  Ernst  S.  55,  1144:  bei  Nortbech  tres  mansi  terra  illius  [so  oft  in  Ann. 
Rod.  statt  der  urspr.  konkreten  Bezeichnung]  mensure  .  .  .  terra  .  .  ex  parte  aratro  subiecta 
et  ex  parte  cultoribus  est  disposita,  unde  ipsi  censualia  solvunt  debita.  MR.  ÜB.  2,  95, 
1189:  die  Abtei  Siegburg  de  omni  terra  nostra  sive  salica  sive  non  salica,  que  continetur 
infra  territorium  parrochi^  eiusdem  vill^  [Güls]  tam  proprio  sumptu  et  proprio  nostro  labere 
culta  sive  in  posterum  colenda,  quam  de  ea,  quam  aliis  colendam  distribuimus  vel  adhuc 
distribuemus,  totam  decimam '(ecdesie  beati  Servatii  in  Traiecto)  recognoscimus. 

^')  üStift  412,  Andernach:  archiepiscopus  habet  curiam  in  A.,  quam  Lenherius  exposuit 
hominibus  pro  censu.  Es  handelt  sich  zunächst  um  das  Hofgebäude,  aber  auch  das  Acker- 
land ist  zerschlagen.  Der  Zins  bringt  für  das  Haus  11s.  9  d.  Colon.,  für  den  Acker  17  s.  9  d. 
Colon.  Dazu  eine  Einnahme  aus  der  Bede  von  15  s.  5V4  d.  Preterea  attinent  curie  archi- 
episcopi  ibidem  40  iumales,  quarum  seminantur  imo  anno  15,  altero  25,  preterea  sunt  ibi 
agri,  qui  cum  avena  seminantur. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgnmdbes.  —     868     — 

Fischereien  oder  Mühlen  nützen?  Auch  sie  wurden  verliehen ^  Und  was  die 
SpezialVerwaltungen,  die  Fischämter,  grundherrlichen  Müllereien  imd  Förstereien? 
Sie  wurden  aufgelöst*. 

So  konnte  ein  Fronhof  völlig  dismembriert  werden,  unterlag  er  der 
vollen  Einwirkung  dieses  mit  der  1.  Hälfte  des  12.  Jhs.  leise,  mit  der  2.  Hälfte 
des  12.  Jhs.  stärker  einsetzenden  Entwicklungszuges ;  höchstens  blieb  von  ihm 
ein  trauriger  Rest  einstiger  Bedeutung  übrig.  Das  spätere  Mittelalter,  in 
welchem  die  eben  geschilderte  Entwicklung  sich  immer  allseitiger  durchsetzte, 
zeigt  daher  neben  ziemlich  intakt  gebliebenen  Fronhöfen  eine  grofse  Anzahl  solcher 
zerpflückter  und  zerzauster  Fronhöfe,  welche  wirtschaftlich  ohne  gröfsere  Bedeu- 
tung, ja  nahezu  unproduktiv  sind®. 

Es  versteht  sich,  dafs  die  Bewegung  zur  Auflösung  des  grundherrlichen 
Nexus  und  zur  Ausbildung  freierer  Landnutzungsformen  eine  gewisse  Gärung 
innerhalb  der  Fronhofgenossenschaften  mit  sich  brachte.  Die  Gärung  mufete 
imi  so  bedeutender  sein,  als  der  Beginn  der  geschilderten  Vorgänge  im  12. 
und  13.  Jh.  lag,  also  in  der  Epoche  letzten  Landesausbaues,  in  welcher  die 

1)  WNalbacher  Thal  1532,  G.  2,  26;  WMeddersheim  1514  §  13,  cit.  oben  S.  642, 
Note  6. 

«)  S.  oben  S.  496. 

')  Wie  klein  man  sich  schon  im  Beginn  des  14.  Jhs.  einen  Hof  vorstellen  konnte, 
zeigt  Goerz,  Regg.  der  Erzb.  z.  J.  1317  Okt.  22:  der  Erzbischof  giebt  dem  Domkapitel  eine 
Hofstatt  zu  Osburg  and  40  Ib.  kleine  Tumosen  zum  Bau  eines  Hauses  för  einen  Hofinann, 
der  gleiche  Rechte  wie  die  dortigen  Einwohner  an  der  Allmende  haben  soll.  8.  femer  Cod. 
Salm.  139,  1320:  Friedrich  von  Malberg  trägt  an  das  Erzstift  zu  Lehen  auf  curiam  in  Bur- 
scheid prope  Kilburch,  de  qua  singulis  annis  mihi  proveniunt  16  mir.  partim  siliginis  et 
partim  avene,  item  colonum  in  eadem,  qui  mihi  singulis  annis  servit  de  uno  porco  20  s. 
Trevirensium ;  item  lacobum  de  Censcheid  hominem  meum,  qui  mihi  dat  singulis  annis  20  s. 
Trevirenses,  mir.  siliginis  et  mir.  avene  .  .  et  ultra  ambo  ad  voluntatem  moam  et  hereJes 
dictorum  hominum  et  bona  eorum  cum  omnibus  iurisdictionibus,  iuribus,  dominus,  redditibus 
et  aliis  quibuscunque  ad  predicta  pertinentibus ,  que  omnia  pleno  iure  et  allodialiter  ad  nie 
I)ertinent  *Bald.  Kesselst.  S.  178,  1324:  domum  seu  curiam  cum  orto  sitas  apud  capellam 
Wich  prope  Mailberg  necnon  20  iugera  terre  arabilis  sita  circa  villam  Wich  et  centum  iujreni 
tam  silvarum  quam  camporum  sita  in  loco  dicto  Eschedelle  prope  Wich,  item  tres  mansiones 
habitabiles  in  Wich,  in  quibus  nunc  homines  commorantiu-,  de  quibus  tribus  mansionibus 
specialiter  ce<lunt  annuatim  in  festo  beati  Martini  hiemalis  duodecim  capones  et  sex  dies 
senitii  dicti  vronedage  tempore  messis  requirendi  una  cum  iurisdictione  iure  et  pertinentiis 
eiusdem  curie  universis.  Aus  dem  15.  Jh.  vgl.  aufser  Bd.  3  No.  288,  1414,  namentlich  die 
Nachrichten  im  *Maximiner  Urbar  von  1484,  zunächst  Bl.  18»:  habet  dominus  in  Monsterappel 
curtem  suam  cum  suis  attinentiis,  que  annue  locatur  pro  6  vel  7  mir.  siliginis  et  habet  ab 
antiquo  27  iumalia  agrorum.  Femer  *ebd.:  curtis  domini  in  Winterbom  locata  est  annue 
cum  suis  attinentiis  pro  8  mh-.  siliginis  .  .  .  Dann  *USMax.  1484  Bl.  21  b;  curt(is)  cum 
attinentiis  scilicet  cum  36  iumalibus  agromm  et  2  pratis  (2  plaustrorum) ,  locata  pro  6  Ib. 
hl.  et  3  am.  vini;  *ebd.  Bl.  85  ^  betragen  die  Einnahmen  im  Hofe  Tharforst  3V2  mir.  silig. 
und  13V3  mir.  avene,  davon  kommen  nach  Abzug  der  Verwaltungskosten  von  Villicus  und  Scabini 
an  SMaximin  3  mir.  2  ferc.  süig.  und  6  mir.  avene.  Den  vollen  Ruin  der  alten  Hofverfassang 
ergiebt  endlich  *üSMax.  1484  Bl.  49»,  Oberdonwen:  5  ferc.  solnmtur  ex  hereditate  dicta  im 
Spedcl,  et  fuit  quondam  cuitis. 


—     gg9     —    Umwälzung  d.  WirtschaftsverÜBissung.] 

Arbeitskräfte  der  landarbeitenden  Klassen  zweifellos  sehr  gesucht  waren  *,  und 
in  der  Zeit  des  ersten  städtischen  Aufschwunges,  welcher  die  Landleute  massen- 
haft nach  den  neuen  Stätten  des  Handels  imd  Gewerbfleifses  zog*,  sowie  end- 
lich in  der  Zeit  jener  gro&en  Besiedlung  des  Ostens,  welche  die  deutschen 
Volksmassen  mächtig  in  die  unteren  Donaugegenden  und  in  das  ttberelbische 
Gebiet  hinaustrieb.  Diesen  Lockungen  städtischer  Freiheit^  und  kolonisatorischer 
Wirtschaftsselbständigkeit  im  Osten  mag  damals  eine  beträchtliche  Anzahl 
grundhöriger  Bauern  gefolgt  sein ;  die  Quellen  haben  für  den  Vorgang  geradezu 
stereotype  Ausdrücke  wie  fugam  dare  oder  recedere  ausgemünzt*.    Zweifellos 


1)  S.  oben  S.  137. 

^  Was  auch  schon  kleinere  Städte  um  diese  Zeit  neuen  Ankömmlingen  boten,  mögen 
die  Beispiele  von  Münstereifel  und  Dieburg  zeigen;  vgl.  MR.  ÜB.  2,  171,  1197,  für  Münster- 
eifel:  ut  nullus  pugil  precio  conductus  nee  aliquis  civium  cum  cive  nisi  de  mortiferis  vel 
manifestis  vulneribus  monomachiam  ingrediatur;  mancipia,  quae  in  prephata  villa  anni  spa- 
tium  compleverint,  ad  extera  placita  nee  veniant  nee  citentur;  domno  suo  annuatim  et  in 
morte  sua  debitam  persolvant  iustitiam;  nullus  iudicum  de  aliqua  alicuius  rei  emptione  vel 
mensura  presumat  iudicare  exccpto  centurione  cum  scabinis,  nisi  forte  ad  eum  deferatur 
propter  alicuius  opportunitatem.  Für  Dieburg  (neugegründet  am  Castrum  Dieburg  bei  Darm- 
stadt) s.  die  Freiheit  im  Lehnsbuch  Werners  II.  v.  Boland  S.  16—17:  tali  vero  libertate 
gaudet  prefeta  civitas,  ut  omnis  advena,  qui  ibidem  habitaverit  per  annum  et  diem  nuUo 
reclamante  et  asseverante,  se  habere  dominium  in  illo,  nuUi  tenetur  ulterius  servire,  nisi 
dominis  eiusdem  loci,  item  quicunque  duxerit  uxorem  in  eadem  civitate  et  ibi  habitaverit, 
reputandi  sunt  paris  conditionis.  item  quicunque  ibi  decesserit,  heredes  sui  non  possunt 
cogi  ad  divisionem  mobilium,  que  vulgo  dicitur  buteil,  nee  tenentur  id  dare,  quod  dicitur 
hererecht  item  omnes  iUic  habitantes  warandiam  habent  in  marcha  communi,  qui  vulgo 
dicomtur  sint  werhaft.  item  quelibet  area  in  eadem  civitate  in  festo  sancti  Blasii  [Febr.  3J 
nomine  census  solvit  6  d.  hunc  censum  dominus  Henricus  burgensibus  usque  ad  consum- 
mationem  munitionis  civitatis  indulsit.  Zur  Datienmg  s.  Sauer  a.  a.  0.  S.  50 — 53.  Aus 
späterer  Zeit  vgl.  noch  Honth.  Hist  3,  248,  1609,  für  Bemkastel.  Doch  liegen  die  Dinge 
nicht  stets  so  günstig,  s.  Bd.  3;  82,  la,  1280. 

»)  Vgl.  u.  a.  *  Andernach.  Schreinsr.  No.  35,  G.  1449,  um  1220:  ego  S.  C.  .  .  me 
uxorem,  filios  et  filias  omnesque  successores  meos  ab  iniusta  exemi  Servitute,  et  me  et  filios 
et  successores  meos  ecclesie  beate  Marie  applicui  sub  tali  conditione,  ut  d.  annuatim  ad 
emendam  ceram  altari  eiusdem  ecclesie  persolvam.  Ähnlich  *ebd.  No.  36,  G.  1449,  um  1220: 
ego  E.  de  Rengsdorf  .  .  a  servitio  mei  domini,  videlicet  burggravii  in  Rinhecke  [so  statt 
durchgestr.  Hamersteinensis]  me  et  filium  meum  G.  exemi,  et  me  ecclesie  beate  Marie  una 
cum  ipso  contuli,  censum  dimidii  talenti  cere,  tantumque  mens  filius  illuc  annuatim  soluturi. 

*)  Vgl.  MR.  ÜB.  2,  81,  1186:  Busendorf  verkauft  ein  Allodium  in  Ramespach  an 
Wadgassen,  quod  .  .  tum  propter  raritatem  incolendum,  tum  propter  diversos  contrarios 
eventus  minus  utile  fiierat,  für  28  talenta.  MR.  ÜB.  3,  462,  1232,  Wadgassen  tritt  an  den 
Grafen  von  Blieskastel  einigen  Besitz,  u.  a.  den  in  Berge  ab :  de  hominibus  autem  de  Berge, 
qui  relicta  hereditate  sua  recesserunt,  ita  statutum  fuit,  ut  si  ad  hereditatem  suam  apud 
Berge  sine  omni  coactione  redire  voluerint  libera  voluntate,  proprii  erunt  comitis  et  heredum 
suorum,  sicut  fuenmt  ecclesie  (Wadegozingensis).  S.  feiner  die  äufserst  bezeichnenden  Nach- 
richten Bd.  3,  81,  5,  1280;  85,  w,  1280;  145,  20,  1326,  sowie  *Bald.  Kesselst  S.  589,  1327 
April  3:  ego  Walterus  de  Hentre  nunc  scultetus  in  Sarburg  recognoso  publice  per  presentes, 
quod  ego  volimtarie  non  coactus  promisi  .  .  (BaldewinoX  me  permansurum  iugiter  cum  per- 
sona rebus  et  bonis  meis  universis  tarn  mobilibus  quam  immobilibus  apud  eundem  dominum 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     870     — 

wurde  aber  die  Entblöfsung  des  platten  Landes  von  tüchtigen  Wirtschafts- 
kräften durch  die  Auflösung  der  alten  gehöferschaftlichen  Grundlagen  sehr 
begtüistigt ;  und  zweifellos  wirkte  eben  diese  Entblöfsung  auf  die  zurück- 
bleibenden Gehöfer  wiederum  im  Sinne  starker  Verselbständigung. 

In  der  That  trägt  der  Bauer  um  die  Wende  des  12,  und  13.  Jhs.,  trotz 
mannigfachen  Unglücks  namentlich  infolge  kriegerischer  Verwüstungen,  sein 
Haupt  so  hoch,  wie  bisher  nie  im  Verlauf  der  deutschen  Kaiserzeit.  Fehlt 
auch  an  der  Mosel  eine  so  detaillierte  Überlieferung  über  die  Wohlhäbigkeit  des 
Bauernstandes,  wie  sie  für  die  Gegend  des  Siebengebirges  in  den  Schilderungen 
des  Cesarius  von  Heisterbach,  für  Südostdeutschland  in  den  Dichtungen  Neit- 
harts  von  Beuental  vorliegt,  so  lassen  doch  die  allgemeinen  wirtschaftlichen 
Grundlagen  wie  eine  Anzahl  von  Symptomen  keinen  Zweifel  darüber,  dafe  es 
auch  an  der  Mosel  hoch  hei^ng,  dafs  auch  die  Eifel  Figuren  in  der  Art 
Meier  Helmbrechts  erzeugt  haben  wird.  Schon  frlüi  wird  vereinzelt  über  den 
steifen  Nacken  der  Baueni  geklagt*  und  in  unserem  Gebiete  wie  über  dessen 
Grenzen  hinaus  die  Bereitwilligkeit  und  der  Fleilis  der  Land^eute  für  den 
Herrendienst  in  Zweifel  gezogen^.  Dann  folgen  positive  Eingriffe  seitens  der 
Grundhörigen.  Jede  Bevorzugung  eines  einzelnen  Hörigen  wird  von  der  ge- 
samten Genossenschaft  eifersüchtig  verfolgt  und  thunlichst  verhindert^,  die 
Zinsweigerungen  und  Zinsrückstände  werden  immer  allgemeiner  *,  und  hier  und 

archiepiscopum  et  .  .  abbatem  sancti  Mathie  Treverensis,  quonim  amborum  sum  homo  ratione 
bonorum  meorum,  que  ab  ipsis  habeo,  et  quod  non  recedam  seu  divertam  me  ab  ipsis  nee 
me  nee  res  seu  bona  mea  prenotata  transferam  ad  aliquem  locum  libertatuni  recedendi  ab 
eisdem  dominis  meis  causa  ullo  unquam  tempore  in  futunmi.  in  cuius  rei  testimonium  etc. 
Für  später  vgl.  man  Bd.  3,  498—499,  14.  Jh.  2.  H.,  und  Hochgerichtsw.  Blankenheini,  G.  2, 
584-5,  (1582). 

»)  NoviU.  Honth.  Prodr.  S.  1014,  cit  oben  S.  375  Note  1,  nach  MR.  ÜB.  1,  332,  1042—41. 

2)  Guden.  CD.  1,  382,  1074,  Eibingen-Rüdesheim,  cit.  unten  S.  872  Note  2;  Hanauer 
Const  51,  Maursmünster,  c.  1117  cit.  oben  S.  865  Note  6. 

^)  Man  vgl.  die  nach  vielen  Richtungen  lehireiche  Urkunde  des  *St.  A.  Düsseldorf,  Pant. 
Gr.  26,  1181,  in  der  Abt  Heinrich  von  SPantaleon  beurkundet,  quod  antecessor  noster  abbas 
Wichmannus  pro  instanti  utilitate  et  frequenti  familiarium  suorum  petitione  cousul(tub)  quan- 
dam  Luchardam  in  curtim  nostrani  Sulpeze  ad  eoram  ins,  qui  planum  debitum  solvunt,  per- 
tinentem  ad  censum  duorum  d.  annuatim  persolvendum  et  quicquid  cerarii  iuris  est  ante 
mortem  et  post  mortem  custodi  consignandum  [promovit].  cum  autem  procedente  tempore 
sub  nostra  Providentia  familia  curtis  inconsulte  et  minus  caute  hoc  factum  proclamaret  et 
dampnum  ecclesi«?  in  tali  facto  afißmiaret,  consilio  ipsius  famili^  et  tideliimi  noßtrorum  et 
per  nostrum  consensum  predicta  L.  in  recompensationem  detrimenti  capitalis  census  iugenmi 
1  su^  proprietatis  sine  uUius  reclamatione  in  propri(;tate  semper  possidendum  curti  tradidit 
et  confirmavit  ne  ergo  aliquis  de  familia  eiusdem  curtis  posthac  eam  publica  accusatione 
ad  iniustam  exactionem  devocet,  coram  villico  et  ministeralibus  omnique  familia  interdiximus 
et  interdictum  hoc  banno  nostro  confirmavimus ,  per  nomen  Domini  obtestantes  et  anathe- 
matis  vinculo  obligantes  illos,  qui  hanc  confirmationem  et  iustitiam  ei  infringere  ausi  fuerint. 

*)  MR.  ÜB.  1,  556,  ca.  1150;  *USPantaleon-Köln,  ca.  1200,  Bl.  38^  (IIs.  Berlin  kgl. 
Bibl.  Cod.  Boruss.  234):  in  Euskerchen  solvebantur  olim  72  mir.  [tritici];  sed  propter  guerras 


—     871     —    Umwälzung  d.  WirtschaftsTerfassung.] 

da  sucht  man  geradezu  grundherrliches  Eigentum  an  sich  zu  reifeen.  So  er- 
zählt z.  B.  eine  Urkunde  vom  J.  1150  über  zwei  verbrüderte  Bauern  der 
Grundherrschaft  Grofs-SMartin-Köln  zu  Winningen  an  der  Mosel,  sie  seien 
in  familia  ecclesie  (sancti  Martini)  generosiores  eiusdemque  prestantiores  atque 
fortiores  gewesen,  unde  .  •  nimium  de  se  presumentes  partes  quasdam  vinearum 
ad  nos  pertinentium  aliquantisper  pertinaciter  occupaverant,  non  hominii  ratione 
neque  aimuum  inde  censum  persolventes,  sed  quasi  proprias  eas  sibi  vendi- 
cantes.  Dagegen  gehen  nun  die  Mönche  von  Grofs-SMartin  gerichtlich  vor, 
aber  gleichwohl  behalten  die  Brüder  die  Weinberge,  die  Abtei  mufs  sich 
schliefslich  bei  einem  magern  Vergleiche  beruhigen  ^ 

Was  war  zur  Besserung  der  verfahrenen  Zustände  zu  thun,  welche 
sich  aus  diesen  Symptomen  ergeben? 

In  Frankreich,  wo  eine  verwandte  Entwicklung  um  ein  bis  zwei  Genera- 
tionen friüier  einsetzte,  entnahm  man  aus  derselben  schon  frühzeitig  die  Auf- 
fordenmg  zu  einer  umfassenden  Neuordnung  der  ländlich-bäuerlichen  Verhält- 
nisse. Ihr  vollendeter  Ausdmck  ist  die  Loi  de  Beaumont;  sie  wurde  ohne  jedes 
zwingende  Drängen  seitens  der  Bevölkerung  durch  die  Grundherren  eingeführt*, 
und  noch  spät  war  man  sich  der  fortdaueniden  Gründe  ihrer  Einführung  wohl 
bewufst.  So  heifst  es  in  der  der  Loi  de  Beaumont  nachgebildeten  Freiheits- 
karte {\\r  Montquentin  und  Couvreux  vom  Jahre  1475:  les  corps  des  hommes 
et  des  femmes  dMceulx  villaiges  .  .  estaient  et  sont  de  condition  serville  et 
formariage.  Aber  nun  giebt  Jehan  de  Ville,  seigneur  des  dits  lieux,  ihnen  die 
Freiheit,  sachant  certainement,  que  ä  ceste  cause  par  ci-devant,  et  encore  ä 
präsent,  les  plusieurs  des  dits  hommes  et  femmes  se  sont  absent^s  et  absentent 
des  dits  lieux  et  en  son  al6s  et  vont  en  estraignes  marchiez,  ä  l'occasion  de 
de  laquelle  chose  il  y  a  maintenant  en  iceulx  villaiges  pauret6  de  peuple, 
par  quoi  ä  giand  peine  se  peullent  faire  les  mariaiges  d'un  ä  l'aultre  poui' 
les  proximit^s  de  lignaige  qui  y  sont;  et  aussi  que  ä  ceste  cause  les  6difices 
d'iceulx  lieux,  ensemble  les  h6ritaiges,  demeurent  vagues  et  ch6ent  en  ruynes, 
qui  est  mon  tr^s  grand  dommaige®. 

miilto  tempore  ibidem  durantes  et  alia  infortunia  de  agris  desertis  et  incultis  depererant 
nobis  de  dictis  mir.  quolibet  anno  17  mir.,  prout  scultetus  noster  ibidem  se  exhibet  monstra- 
turum.  MR.  KB.  3,  861,  1228;  *Chart.  Himmerod.  Trier  Stadtbibl.  1259,  MR.  Reg.  3 
No.  1535:  eine  seit  6  Jahren  nicht  entrichtete  Weinrente  wird  von  Himmerode  vor  dem 
Propst  von  Pfalzel  als  päpstlichem  Delegat  eingeklagt  S.  femer  Bd.  8,  80,  n,  1264,  und 
*ULehmen  Hs.  Koblenz  CXI  Bl.  44»:  im  Burgener  Hof  sollen  jährlich  2  am.  una  snelle 
Wein  einkommen.  1338  debitum  vini  deficientis  .  .  fiiit  1  ama  9  snelle  preter  6  geltas  .  ., 
que  circa  6  annos  deficiebant.  Charakteristisch  ist  auch  Hennes  1,  498,  1309?:  auf  An- 
regimg des  Koblenzer  Deutschordenshauses  befiehlt  Papst  Riemens  dem  Scholaster  von 
Wetzlar,  dafs  er  die,  welche  in  der  Diöcese  Trier  dem  Deutschen  Haus  von  Koblenz  zins- 
pflichtig sind,  zur  Zahlung  anhalte.    Ähnlich  Hennes  1,  494,  1319. 

1)  Ennen,  Qu.  1,  529,  1150. 

^  Bonvalot  S.  276  f. 

3)  Bonvalot  S.  281. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgnmdbes.  —     872     — 

Anders  verfuhr  man  in  Deutschland.  Hier  wurde,  die  Politik  des  Zwangs 
und  der  kleinen  Mittel  angewendet:  man  suchte  die  Freizügigkeit  der  grund- 
hörigen Bauern  zu  verhindern  ^  und  man  entschlofs  sich  zu  kleinen  Erleichte- 
Hingen  durch  Zinsnachlässe  ^  und  Übergabe  der  Beunden  in  den  Eigenbau 

>)  Die  Tendenz  zeigt  schon  MB.  ÜB.  3,  300,  1226:  ein  Höriger  wird  dem  Trierer 
Domkapitel  zugesprochen  seitens  des  Trierer  Ofücialats.  Cum  Hermannus  miles  de  Wolme- 
rode  Gilbertum  de  Pünderiche,  quem  capitulum  Treverense  hominem  suum  esse  dicebat  et  in 
possessione  sua  tenuerat,  annis  mnltis  ad  villam  suam  de  Wolmerode  diceret  attinere,  adeo, 
ut,  si  ab  illa  diverteret,  ipsum  revocandi  ius  haberet,  eundem  propter  hoc  capdvasset,  nos 
tam  capitulo  quam  ipsi  H.  diem  constituimus  litigandi  et  probandi  de  iure  suo.  Den  Ab- 
schlufs  z^igt  Honth.  Hist  2,  170,  1346,  Karl  IV.  für  Trier:  inhibemus,  ne  homines  seu 
subditi  dicti  archiepiscopi  suorumque  successonun  utriusque  sexus,  quocunque  genere  seni- 
tuds  vel  conditionis  ipsis  adstricti,  vel  pueri  eorum  in  nostris  seu  ipsorum  aut  quorumlibet 
aliorum  civitatibus  seu  oppidis  absque  pretactorum  archiepiscoporum  licenda  ezpressa  reci- 
piantur  vel  quomodolibet  admittantur:  sed  si  quos  taliter  recipi  contigerit  vel  admitti,  huius- 
modi  receptionem  seu  admissionem  cassamus  et  irritamus  .  .  volentes,  ut  taliter  receptos  vel 
admissos  infra  annum  ipsi  archiepiscopi  in  statum  pristinum  sine  cuiusquam  contradictione 
valeant  revocare.  Vgl.  auch  das  W.  des  Königsreichs  bei  Horch weiler  1550,  G.  2,  40: 
wan  einer,  der  uf  dem  königreich  begutet  were,  etwas  verkauft  und  hinder  andere  hera  zöge, 
was  der  m.  g.  h.  verfallen  were?  Er  sie  m.  gn.  h.  ein  besthaupt,  dem  Schultheißen  die  laut- 
losung,  nemlich  3  alb.  3  d.  und  den  hubem  1  sester  wein,  thut  3  maßen,  verfallen. 

^)  Guden.  CD.  1,  382,  1074,  Eibingen-Büdesheim :  ut  etiam  eundem  populum  nostnun  magis 
benivolum  et  promptum  ad  excolendam  terram  illam  haberemus,  indulsimus  eis,  ut  in  campo 
nulla  in  eos  fieret  angaria.  Hanauer  Const  51,  Maursmünster  c.  1117,  cit.  oben  S.  865  Note  6; 
Westd.  Zs.  Bd.  3  Korrbl.  No.  122,  1198,  Propst  Gebuin  für  die  Censiten  zu  Mengerscheid : 
misericordia  commoti  censitic[i]i8  ecclesie  nostre  in  villa,  que  vocatur  Mengeresrod,  et  in 
aliis  huic  adiacentibus  haue  gratiam  concessimus  per  presentes,  ut  imusquisque  villanus,  qui 
omni  anno  solvere  debuerat  15  d.,  dabit  10  super  altare  sancti  Christophori,  et  unaqueque 
femina  persolvat  5;  et  sie  liberi  sint  impostenim  ab  omnibus  prestationibus  et  immunes, 
servitiis  in  his  exceptis.  si  quis  autem  eonim  berede  superstite  mortmis  ftierit,  dabit  ecclesie 
nostre  predicte  optimimi  caput  pecudis  siii,  et  mulier  optima  vestis  [!],  sicut  exactum  est  ab 
antiquo.  Ebd.  No.  123,  aus  Düsseldorf  St.  A.  Pant.  Or.  30,  1199:  Abt  Waldever  von 
SPantaleon  beurkimdet,  quod,  dum  quidam  paupenim  de  familia  ^cclesie  nostre  Bftlhove 
pertinentes  frequenti  nos  proclamatione  merendo  piilsarent,  ut  a  iiu'e  plenarii  debiti  eos 
absolverem,  quia  tanta  sepe  violentia  conprimerentur ,  ut  nonnulli  vacuas,  quas  tenebant, 
possessiunculas  reliquentes  patriis  e  sedibus  migrarent,  .  .  consensu  coniitis  Adolfi  advocati 
eiusdem  curtis  subadvocati  Bälandi  .  .  ista  familia,  quam  a  iure  plenarii  debiti  absolvimus, 
hoc  deinceps  iure  utatur,  videlicet  ut  omni  anno  in  festo  sancti  Pantaleonis  censum  2  d.  in 
curtim  villico  persolvat,  pro  licentia  vero  nubendi  vir  sive  mulier  6  d.  conferant,  cum  cetera 
tamen  familia  eiusdem  curtis  semel  in  anno,  videlicet  4»  feria  post  octavam  epiphaniQ  ad- 
vocaticiiun  placitum  possideat  cum  vero  aliquis  inter  eos  vita  decesserit,  si  vir  fuerit, 
equum  vel  melius  iumentum  quod  habuerit,  si  femina,  melius  quod  propriis  manibus  filaverit 
et  texuerit  positis  super  eandem  vestem  2  d.  consignet.  ad  hoc  ius  exigendum  et  suscipien- 
dum  magistros  unaqueque  cognatio  eiusdem  familie  inter  se  eligant,  qui  censum  supradictum 
Statute  tempore  et  ius  de  mortuis  sicut  dictum  est,  quotiescumque  provenerit,  villico  deferant 
et  2  d.,  qui  super  vestem  ponuntur,  in  ius  suum  vertant  si  quis  autem  ex  eis  predictum 
censum  3  annis  supersederit,  ius  pretitulatum ,  quod  eis  pro  misericordia  .  .  concessimus, 
amittat.  .  .  .  visum  est  .  .  nostrorum  fidelium  sapientioribus ,  nullam  ipsius  curtis  utilitatem 
hoc  modo  decurtatam,  sed  potius  augmentatam,  dum  .  .  femina,  qu^  antea  nihil  penitus 
solvebat,  deinceps  .  .  censum  2  d.  annuatim  persolvat 


—     873     —    Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung.] 

der  Gehöfer^  Natürlich  ohne  Erfolg:  der  freie  Zug  wurde  von  den  Gehöfem 
dennoch  im  späteren  Mittelalter  vielfach  erreicht,  die  Zinserleichterungen 
blieben  vereinzelt  und  darum  wirkungslos,  die  Beundenübergabe  war  schon 
viel  zu  selbstverständlich,  um  besonderen  Eindruck  zu  machen.  So  wurden 
die  grundhörigen  Verhältnisse,  nachdem  sie  unter  dem  Verfall  der  alten  grund- 
herrlichen Wirtschaftsverwaltimg  im  12.  und  13.  Jh.  ins  Schwanken  geraten 
waren,  nicht  von  neuem  allgemein  geregelt;  sie  blieben  vielmehr  ihrer  ganz 
speziellen  und  einzeln  lokalisierten  Entwicklung  überlassen,  ft\r  welche  sich 
nur  ein  stets  weitergreifendes  Streben  zur  Aufhebung  des  grundhörigen  Nexus 
im  Sinne  der  Kreierung  freierer  Landnutzungsformen  als  Grundrichtung  an- 
gel)en  lälist^. 

Diese  Bestrebungen  versprachen  aber  um  so  eher  Erfolg,  als  sie  inner- 
halb der  Fronhofsverwaltung  kaum  noch  ernsteren  Widei-stand  zu  überwinden 
hatten.  Namentlich  war  hier  der  Meier,  bisher  der  kräftigste  Beamtentypus 
des  Grofsgrundbesitzes,  nunmehr  in  Bedeutung  und  Ausdehnung  seiner  Funk- 
tionen sehr  zurückgegangen.  Schon  die  Umwandlung  des  Meieramtes  in  lehns- 
rechtliches  oder  erbliches  Eigen,  wie  sie  in  der  1.  H.  des  12.  Jhs.  bereits 
gedroht  hatte,  in  der  2.  H.  dieses  Jhs.  aber  meist  zur  Wirklichkeit  geworden 
war^,  mufste  eine  beträchtliche  Erschlaffung  der  Fronhofsverwaltung  zur 
Folge  haben:  wie  sollte  sich  der  Lehnmeier  oder  Erbmeier  um  mehr  als 
seine  Interessen ,  d.  h.  seine  Einnahmen  im  Fronhof  kümmern  ?  Aufserdem 
aber  schrumpften  die  Funktionen  des  Meiers  auch  aus  anderen  Anlässen  fast 
ausschliefelich  zur  Renten-  und  Zinsrezeptur  zusammen.  Bisher  hatte  der 
Meier  sich  an  der  Gerichtsverwaltung  im  Fronhof  lebhaft  beteiligt;  jetzt  trat 
eine  Abzweigung  dieser  Thätigkeit  ein,  sie  wurde  einem  besonderen  Beamten, 
dem  Schultheifs,  übertragen*.  Ferner  hatte  die  Eigenwirtschaft  im  Fronhof, 
soweit  sie  sich  auf  Beundenkultm*  stützte,  mit  der  Entfremdung  dieser  aus 
dem  Fronhofsbetrieb  aufgehört,  die  Fronden  waren  in  Geld  konvertiert,  alle 
sonstigen  Dienste  ebenfalls  abgelöst  oder  verfallen*^.  Unter  diesen  Umständen 
blieb  dem  Meier  nur  die  Einnahme  der  noch  bestehenden  Zinse  und  Pachte, 
sowie  die  Vornahme  der  zu  diesem  Zwecke  etwa  nötig  werdenden  Verpachtungen 
übrig*.    Und  auch  in  dieser  beschränkten  Thätigkeit  wurde  er  nicht  voll  be- 


^)  Lac  ÜB.  1,  367,  1149:  der  Abt  von  Brauweiler  verteilt  das  Salland  des  verwüsteten 
Hofes  Kaifenheim  unter  die  Hofeshörigen,  ne  tantis  malis  exacerbati  eflugarentur  et  predia 
ecclesi^  honun  recessu  vastarentur. 

^)  Genauer  wird  über  diese  Fragen  sehr  bald  noch  in  diesem  Teil  zu  handehi  sein. 

»)  S.  oben  S.  771. 

*)  S.  darüber  oben  S.  772  imd  weiter  unten  Abschnitt  VII  Teil  1. 

»)  S.  oben  S.  451. 

^)  Vgl-  * Arch.  Maxijnin.  8,  42,  Longuich :  silvae  dictae  raedsfloir  und  raedbusche,  dant 
quintara  garbam,  semper  lucrari  debent  in  IP  anno,  locantur  per  villicum;  WKenn  1490, 
G.  2,  312;  WW^eifskirchen  1493,  Arch.  Maximin.  1,  96,  cit.  S.  580  Note  5,  und  dazuüSMax. 
1484  Bl.  2,  WBisingen,  cit  oben  S.  447  Note  5. 

Lamprecht,  DentscliM  WirttchaftsIebeD.    I.  56 


[Wirtschaft  d.  Grofegnmdbes.  —     874     — 

lassen;  schon  früh  vertraute  man  die  Erhebung  bestimmter  Zinse  anderen 
Beamten,  den  Baumeistern,  Windelboten,  Zinsmeistem  an^. 

Wie  der  Vorstand  der  Fronhofsverwaltung,,  so  ging  aber  auch  das  Per- 
sonal der  Zentralstelle  seinen  alten  Funktionen  allmählich  verloren.  Es  wird 
später  teilweis  noch  genauer  zu  untersuchen  sein,  wie  die  Ministerialität  zum 
Erbbeamtentum,  das  geistliche  Beamtentum  zum  Sinekurensystem  im  Pensionar- 
verhältnis  entartete:  schon  diese  grofse  Revolution  genügte,  die  stets  geringe 
Thätigkeit  der  Zentralverwaltung  in  wesentlichen  Punkten  völlig  lahm  zu  legen. 

Gleichwohl  würde  der  Verfall  der  alten  Wirtschaftsverfassung  des  Grofe- 
grundbesitzes  schwerlich  mit  der  aufserordentlichen  Schnelligkeit  eingetreten 
sein,  welche  den  Umschwung  am  Schlufs  der  staufischen  Epoche  kennzeichnet, 
wäre  nicht  noch  eine  Anzahl  von  Erscheinungen  hinzugekommen,  welche  das 
Verhältnis  des  Grundherrn  zu  den  Lokalverwaltungen  im  höchsten  Grade  zu 
lockern  geeignet  waren.  Es  handelt  sich  hier  im  wesentlichen  um  die  rapide 
Ausdehnung  des  Anweisungssystems  im  13.  Jh.  mit  der  Konsequenz  nunmehr 
völligei*  Umgestaltung  des  Fronhofe  und  seiner  hörigen  Güter  zum  blofeen 
Rentensubstrat,  und  um  die  durch  Veräufeerung  und  Verlehnung  verursachte 
Verstünunelung  der  alten  Verwaltungszusammenliänge. 

Was  zunächst  die  Veräufserung  ganzer  Höfe  betrifft,  so  ist  sie  in  älterer 
Zeit,  abgesehen  von  Schenkungen  an  die  Kirche,  selten,  obwohl  schon  im 
11.  Jh.  Beispiele  für  die  Erscheinung  nicht  fehlen,  dafs  Grundherrschaften 
nicht  mehr  imstande  sind,  in  entfernter  liegenden  Fronhöfen  einen  genügenden 
Einflufs  ihrer  Wirtschaftsverwaltung  geltend  zu  machen  und  darum  solchen 
Besitz  veräufsern^.  Aber  geradezu  erschreckend  mehren  sich  diese  Fälle  mit 
dem  Beginn  de«  18.  Jhs.,  namentlich  veräufsert  ein  nicht  unbedeutender  Bruch- 
teil der  vielen  fremden  geistlichen  Grundherrschaften  an  der  Mosel®  seit 
dieser  Zeit  seinen  Besitz  aus  dem  offen  ausgesprochenen  Grunde,  weil  er 
keinen  Nutzen  mehr  bringe.  So  tauscht  SSinieon  -  Trier  im  J.  1209  curtim 
quandam,  que  dicitur  Gladebach,  .  .  sibi  minus  utilem,  utpoto  ab  eadem  ecclesia 
remotam  mit  näher  gelegenem  Besitz*,   1223  verkauft  Burtscheid  einen  Hof 

»)  S.  u.  a.  Lac.  ÜB.  1,  367,  1149,  cit.  oben  S.  450  im  Text. 

«)  Martene  Coli.  2,  56,  1035:  der  Hof  Vallendar  gehört  zu  SMartin-Mctz.  Der 
Abt  von  SMartin,  cum  a  loco  longe  aberat,  .  .  nullum  servitiiun,  nuUum  potcrat 
habere  respectum.  Die  curtis,  quae  plus  80  mansis  constabat ,  giebt  nur  noch  jährlich  8  s. 
Zins,  und  auch  diese  Summe  wird  bestritten.  Klage  beim  Kaiser  hilft  nicht  Schliefslich 
Tausch  mit  Stabloer  Besitzungen,  welche  näher  liegen«  Sudendorf,  Registr.  2, 19, 1070—1078 : 
predium,  quod  ego  [Hezil  von  Hildesheim]  et  canonici  mei  viciniun  Reno  possedimus,  ita 
nobis  est  alienatum,  ut  nee  eiusdem  predii  colonus  quisquam  ad  nos  venire  nee  nos  ilhic 
quenquam  audeamus  dirigere.  non  enim  te  latuit,  canonicorum  meorum  legatos  innocen- 
tissime  ibi  in  priori  anno  coecatos.  insuper  preposito  de  [Name  fehlt],  qui  predium  meae 
ecclesiae  sibi  usurpavit,  qui  colonos  meos|  in  vinculis  maceravit  .  •  .  Zum  königlichen  Besitz 
8.  G.  ep.  Vird.  cont  2,  MGSS.  4,  46. 

8)  S.  oben  S.  133  Note  8. 

^)  Honth.  Hist  1,  647,  1209. 


—     875     —    Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassiing.] 

4 

ZU  Kostheim,  quia  ad  culturani  et  provißionem  eius  sine  inultis  expensis  ac 
laboribus,  viarum  quoque  periculis,  operam  impendere  non  potuimus  efficacem  ^ : 
und  aus  ähnlichen  Motiven  veräufsein,  neben  vielen  anderen  Fällen  *,  SKunibeit- 
Köln  1253  seine  Moselgtiter^,  SSeverin-Köln  12&7  seinen  Zeltinger  Besitz*, 
STrond  1264  seine  Höfe  an  Rhein  und  Mosel  ^  SApern-Toul  1266  seine  Güter 
zu  Erden  und  Klüsserath®,  Corbie  1309  seine  Höfe  an  Maas  und  Rhein'. 

Nicht  nunder  störend  wie  diese  grofsen  Verkäufe  mufeten  aber  kleine 
Veräufseiiingen  aus  einzelnen  Fronhöfen  wirken;  verwirrten  jene  den  Gang 
der  Zentralverwaltung,  so  diese  die  Verwaltungspraxis  der  Lokalstellen.  Der- 
artige Veräufserungen  kommen  allerdings  im  ganzen  selten  vor®;  so  unwirt- 
schaftliche Maferegeln,  wie  sie  etwa  Dietrich  I.  von  Metz  um  970  traf  —  in 
singulis  curtil)us  mansum  unum  usibus  suis  subtraxit  atque  aecclesiae  sancti 
Vincentii  superadidit  *  —  gehören  entschieden  zu  den  Ausnahmen  ^^.  Indes  zeigen 
doch  hier  auch  die  wenigen  Fälle,  wie  rücksichtslos  man  sich  unter  Umständen 
gegen  den  regulären  Betrieb  der  Fronhofeverwaltung  verging. . 

Zudem  aber  waren  Besitzentfremdungen  aus  dem  Fronhofsbestand  unend- 
lich viel  häufiger,  als  die  Veräufsenmgen  dies  ahnen  lassen;  denn  sie  fanden 
in  anderer  Foito,  in  prekarischer  und  namentlich  in  Lehnsvergabung  statt  ^^ 
Wie  aufserordentlich  gewöhnlich  speziell  das  System  der  Lehnsvergabung  im 
Mittelalter  der  deutschen  Kaiserzeit  war,  ergiebt  sich  schon  aus  der  That- 
sache,  dafs  die  Lehnsregister  geradezu  den  Abschnitten  der  Urbare  konfonii 
angelegt  werden  ^^ :  und  wo  wir  in  dieser  Zeit  einmal  eine  Hofbeschreibung  unter 
gleichzeitiger  Angabe  der  verlehnten  Pertinenzen  finden,  da  zeigt  sich  ein  ab- 

')  Joannis  2,  529,  1223. 

ä)  Vgl.  dazu  die  oben  S.  133  Note  3  angef.  Litteratiir. 

»)  Bd.  3,  28  Note  3. 

*)  Bd.  3,  28  Note  4. 

»)  Bd.  3,  24  ff. 

«)  Toepfer  1,  37,  1266. 

')  Bd.  3,  34  Note  2 ;  s.  auch  Bd.  3,  223  No.  n. 

»)  S.  oben  S.  843,  dazu  MR.  ÜB.  3,  675,  1240;  *Repertor.  von  SFlorin  Koblenz  St.  A. 
1243,  s.  MR.  Reg.  3  No.  366  (Tausch  einer  zum  Hofe  Wirges  gehörigen  Landishove  gegen 
ein  Allod  Heinrichs  von  Isenburg);  Cod.  Salm.  118,  1307. 

«)  V.  Deod.  I.  Mett  c.  15. 

»<>)  Doch  s.  auch  MR.  ÜB.  1,  224,  973  (Fälschung),    obwohl  es  sich  hier   vermutlich 
nicht  um  direkte  Vergabung,  sondern  Anweisung  einer  Ertragsquote  handelt. 

*'*)  Precariaro  und  inbeneficiare  (infeodare)  wird  als  mit  alienare  identisch  oder  venn'andt 
zusammengestellt,  s.  MR.  ÜB.  1,  104,  871;  105,  866;  110,  868;  Cod.  Udalr.  4,  ürk.  Ludwigs 
des  Kindes  900—911;  MR.  ÜB.  1,  268,  993;  537,  c.  1145,  und  616,  1159;  Cardauns,  Rhein. 
Urkk.  10,  S.  354,  1061;  Bd.  3,  177,  la,  1340.  S.  zum  folgenden  auch  Nitzsch,  D.  Gesch.  2,  106  f. 
>«)  S.  Bd.  2,  116.  Andererseits  wurden  vom  Lehnbesitz  Urbare  bei  den  Lehnherren 
aun>ewahrt,  s.  aufser  Toepfer  1,  156,  1314  auch  *Dominic.  S.  119,  1312:  Erzbischof  Balduin 
l>elehnt  Dietrich  von  Runkel  zu  Rom  mit  gewissem  Lehenbesitz  unter  der  Bedingung,  dafs 
D.  6  Monate  nach  seiner  Heimkehr  ein  genaues  Verzeichnis  der  Lehenstticke  einreiche;  vgl. 
dazu  Friedensburg,  Beitr.  zu  den  Regesten  des  Erzb.  Balduin  1311—1313  No.  20,  WesttL 
Zs.  3,  301. 

56* 


[Wirtschaft  d.  Grorsgniiidbes.  —     876     — 

schreckendes  Bild  der  Verwfistung  ursprOn^cheii  Besitzes  \  ja  der  Fall  kommt 
vor,  dafe  ein  Hof  unter  der  Last  der  Yeriehnungen  geradezu  za  Grande  ge- 
gangen ist^ 

Und  gegen  diese  Verlehnnngen  wurden  keinerlei  Mafisr^eln  der  Abwehr 
eingriffen.  Es  kommt  allerdings  vor,  dab  einzelne  Lehen  zurQckgekauft  werden* 
oder  heim&nen,  im  ganzen  und  grofsen  aber  war  verlehnter  Besitz  wirt- 
schaftlich verloren  ^    Im  froheren  Mittelalter  finden  sich  dabei   wohl  wirt- 

')  MB.  ÜB.  S,  8,  1213,  Hdmich  von  Isenbnig  schenkt  ein  AUod  an  Lasch:  ego  ven> 
aUodimn  meam,  qnod  a  progenitoribos  meis  in  Gräfte  possedi  .  .  eidem  ecdesie  contnli  com 
omni  iore,  qnod  in  illo  haboL  pertinent  antem  ad  dictom  allodinm  bona,  que  Grodefiridos  et 
Wichardus  de  Andemaco  a  me  tenebant  in  benefido,  et  ea  que  Nicolans  Godefridos  et 
frater  eins  Conradns,  Henricos  et  frater  eins  Bndolftis,  Bicwinos,  Maaridns,  Engdbertns 
Chns  et  Henricos  de  Bospe  a  me  possidebant.  qoia  vero  ista,  que  &cta  sont,  maTJma  egent 
cantda  fiimitatis,  ne  ecdesia  Lacensis  in  aliqoo  in  postemm  molestetor,  consoltum  mihi 
yidebatur,  nt  in  propria  persona  in  eandem  ecdesiam  yenirem,  et  conrocatis  eisdem  milittbns 
a  me  inbenefidatis  predictis  abremmtiaTi  bonis,  qnod  iam  nxor  mea  Lmingardis  et  filins 
mens  Henricos  et  oniversi  liberi  nostri  commonicata  mann  et  pari  Toto  antea  fecerant;  et 
idem  prefiui  milites  benefidom,  qood  a  me  haboemnt,  ab  abbate  recepemnt  et  d  hooiiniom 
fecenmt  eo  iore,  qoo  deboenmt  V^.  aoch  MB.  ÜB.  1,  814,  1041:  Heinricos  comes  .  . 
cortem  Eftemacom  saacti  Clementts  WiUibrordi,  qoam  benefidi  nomine  Tisos  est  habere  .  . 
post  obitom  soi  .  .  reddere  .  .  c<mlaodaTit  .  .  et  qoicqoid  inde  spedaliter  haboit  ad  soom 
senitiom,  bis  ezcepCis,  qoae  milites  soi  habent  in  benefidom.  Wie  sehr  die  Verlehnong  dem 
wirtschaftlichen  Fortschritt  schaden  konnte,  zeigt  «Dässeld.  St  A.  Pant  No.  29,  1195  bis 
1197:  Abt  Waldewer  von  SPantaleon  hat  inndom  qoendam  .  .,  qoi  Hart  cognominator, 
conionctom  cenobio  sororom  de  Kfiningistorp.  .  .  .  com  esset  appenditiom  coiusdam  benefidi 
ab  abbate  inbenefidati,  propter  soam  sterüitatem  800  annis  et  amplios  incoltos  iacoit  .  .  . 
com  igitor  ipsa  possessio  in  mann  abbatb  libera  redisset,  ot  potnisset  eam  libere  conferre 
coi  Teilet,  prefoti  monasterü  sanctimonialibos  .  .  eam  tradidit  ...  in  ipso  igitor  loco  .  . 
consilio  eorom,  qui  rebos  earom  disponendis  presont,  magno  labore  et  impensis  collocare 
Wneam  instituenmt 

^  Feod.  SMax.  S.  468,  Straze;  ebenso  in  Domeldinge. 

*)  Namentlich  in  der  2.  H.  des  12.  Jhs.,  kurz  vor  ihrem  wirtschaftlichen  Verfall, 
scheinen  die  Grundherrschaften  in  dieser  Hinsicht  nochmals  Anstrengungen  gemacht  zu 
haben;  vgl.  ^Düsseld.  St  A.  Pant  No.  18,  Cop.  C.  I,  1152:  Wolbero  abbas  sancti  Pantaleonis 
quandam  possessionem  ecclesi^,  qoam  quidam  homines  nostri  in  beneficiis  habebant  ab  eis 
data  pecunia  redemi,  videlicet  in  Sfistele  mansum  1,  qui  solvit  16  s.  Lac.  ÜB.  1,  430,  1168. 
Urkunde  des  Verwalters  des  Gladbacher  Hofs  in  Remagen :  bina  nihilominus  beneficia  in  Vene 
a  duobns  hominibns  Adalberto  videlicet  atqoe  Amoldo  pro  mr.  quatuor  et  fertone  redemi ;  qoae, 
quia  modicum  solvebant  censum,  sob  aratri  nostri  coltora  redegi.  Namentlich  vgl.  aber  Cardauns 
Rh.  Urkk.  21,  S.  867, 1187:  episcopos  omnesque  ecclesiastid  ordinis  personas  a  suis  hominibus 
ea,  que  ab  ipsis  habent  beneficia,  per  peconie  commotationem  redimere  Tide(a)mus,  et  suis 
ecclesüs  sub  anathematis  obligatione  conferre. 

*)  Nur  in  firühester  Zeit  läfst  er  sich  aus  wirtschaftlichen  Gründen  noch  anders  dis- 
ponieren, mehren  oder  mindern,  vgl.  MR.  ÜB.  1,  108,  867,  wo  der  Herr  von  2  Beneficien  in 
BüÜesheim  nö.  Euskirchen  je  1  bnnuarium  (Morgen)  wegnimmt  zum  Austausch.  Eine 
freie  Verfügung  über  das  Gesamtbenefidum  findet  sich  in  unserer  Gegend  noch  unter 
K.  Lothar  H.,  MR.  ÜB.  1,  108,  867.  Zur  wirtschaftlichen  Sdte  in  späterer  Zeit  dagegen  vgl. 
Toepfer  1.  156,  1314:  wir  Jofiret  herre  von  Forpach  ton  kont  .  .,  dat  alsulich  len.  dat  her 
Boemunt  der  voigt  von  Hunolstein  von  ons  hait  in  dem  dorf  zu  Birkenveit,  dat  derselber 


—     877     —    Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung.] 

schaftliche  und  pseudowiitschaftliche  Gegenleistungen  in  Form  eines  Zinses 
oder  sonstweicher  Rekognition  ^,  allein  sie  gehen  seit  der  Stauferzeit  mit  der 
vollen  Ausbildung  des  Unterschiedes  zwischen  bäuerlichem,  dienstlichem  und 
freiem  Lehen  für  die  grofsen  hier  in  Betracht  kommenden  Lehen  verloren. 
Allerdings  sollten  eigentlich  nur  die  freien  Lehen  von  wiitschafllichen  Leistungen 
vollständig  entbunden  sein;  in  Wahrheit  waren  es  aber,  wie  es  Scheckmans 
Lehenspiegel  zeigt,  wenigstens  am  Schlüsse  des  Mittelalters,  auch  die  Dienst- 
lehen :  feudum  Eschringensium  bifariam  dividitur  .  .  in  liberale  et  ministeriale, 
sed  solo  nomine,  sagt  Scheckman  *a.  a.  0.  D  2,  und  ähnliche  Aufserungen 
wiederholen  sich  an  vielen  Stellen. 

Dazu  kam,  dafs  Wiederverleihung  eines  Lehns  zu  Lehen  mit  wenigen 
Ausnahmen-  gestattet  wurde ^,  ja  sogar  zu  Zins  im  Sinne  giimdhöriger  Bindimg 
nicht  ausgeschlossen  blieb*.  Das  sind  Vorgänge,  welche  die  Ausscheidung  des 
Lehngutes  aus  dem  urspiilnglichen  Nexus  der  lehnsheiTlichen  Wirtschaftsverwal- 
tung zu  einer  endgültigen  und  unabänderlichen  machen  mufsten.  Ja  noch  mehi*  : 
in  vielen  Fällen  wurde  schliefelich  der  Lehnsnexus  überhaupt  gebrochen  oder 
wenigstens  bis  zur  Unkenntlichkeit  verdunkelt.  Sieht  man  von  nicht  allzu- 
selten vorkommenden  lehnsheiTlichen  Verzichten  auf  verlehntes  Gut  ab*,  so 


Bo.  der  voigt  vorg.  datselbe  len  mach  verzeichen  und  sinen  notz  damitte  .  schaffen ,  alse  mit 
sime  eigeme;  und  dat  ist  mit  onserm  guten  willen  und  verhencniße. 

^)  Ich  habe  hier  auf  die  diesen  Untersuchungen  im  ganzen  femliegende  Entwicklung 
des  Lehnswesens  an  der  Mosel  nur  nach  einigen  Seiten  hin  nebenher  einzugehen.  Man  vgl.  auch 
Bd.  3  Wortr.  u.  d.  WW.  homagium,  ligium,  manlehen  f.,  relevare  ff.  Zu  wirtschaftlichen 
oder  halbwirtschaftlichen  Äquivalenten  bei  Beneficium  bzw.  Lehen  s.  ÜPriim  No.  31 ;  MR.  IIB. 
1,  383,  1085  (pro  investiture  respectu  jährlich  3  d.);  MR.  ÜB.  2,  292,  1190—1212. 

«)  S.  z.  B.  Honth.  Hist.  2,  113,  1329. 

')  Ein  treffendes  Bihl  der  infolgedessen  eintretenden  Zust&nde  zeigt  Honth.  Hist  2, 
118,  1327,  Urkunde  des  Trierer  Bürgers  Johann  von  Oeren:  descendunt  in  feodum  a  prefata 
ecciesia  Trevirensi  mei  lohannis  predicti  homines  seu  fideles  subnominati  cum  eonun  bonis 
subscriptis,  que  ipsi  ulterius  a  me  in  feodum  tenent,  videlicet  Ludewicus  de  Detzme  et 
Rodolfus  dictus  Isele  cum  eorum  bonis  in  villa  Poilrait  et  eins  confiniis  situatis;  Nicolaus  de 
Mnlenbach  ciun  tertia  parte  decime  in  Reinsfelt,  lacobus  iunior  scabinus  Trevirensis  cum  iure 
patronatus  ecclesie  in  Tumbe  et  decima  ibidem,  Henkinus  de  Perle  cum  quibosdam  redditibus 
vini  in  kose  iuxta  locum  dictiun  Wizewacke,  Ar.  Wolf  scabinus  Trevirensis  cum  quibosdam 
vineis  in  monte  prope  Curvaciam,  Hennekinus  de  Metis  ciris  Trevirensis  cum  quibusdam 
bonis  in  Numagio,  Henrico  de  Alto-amore  cum  domo  sua  inter  turres  in  Brücken  extra 
Trevirim,  que  fuit  quondam  Brunonis  de  Ove. 

*)  Lac.  ÜB.  2,  178,  1231:  ego  Domin  filius  Hermanni  de  Ditbach  vineam  meam  in 
Crucebach,  quam  possedi  de  domino  Wemero  de  Walbach  ratione  hominii,  ex  consensu 
eiusdem  Wemeri  et  Hermanni  fratris  sui  contuli  in  curtem  agri  sancti  Petri  in  perpetuum 
possideri  ea  conditione,  ut  frater,  quicumque  eidem  curti  prefiierit,  mr.  unam  michi  et 
successoribus  meis  post  me  persolvat  annuatim  in  die  sancti  Martini. 

^)  Hennes  ÜB.  2,  282,  1283:  Lodowicus  filius  quondam  domini  Petri  dicti  de  Ponte 
militis  notum  facio,  quod  super  homagium  mihi  factum  a  viro  honesto  lacobo  de  Orrio  sca- 
bino  Treverensi  ratione  bonorum  quonmdam  sitorum  apud  Wibre,  que  fuenmt  allodium 
antecessonmi   meonim   et   meum  et  que  quondam   dominus  Carolus   pater  eins  a  predicto 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     878     — 

niiifste  es  hier  vor  allem  darauf  ankommen,  die  Investitur  beim  Lehnswechsel 
in  Vergessenheit  zu  bringen.  Versuche  in  dieser  Richtung  l)egegnen  schon  am 
Schlüsse  des  18.  Jhs.  So  mufs  z.  B.  König  Adolf  für  den  Reichsbezirk 
Kochern  zu  Gunsten  des  Trierer  Erzbischofs  festsetzen:  si  qui  vasalli  vel 
lideles  ecclesie  tue  infra  terminum  a  iure  statutum  neglexenmt  aut  neglex- 
erint  contumaciter  a  te  vel  tuis  successoribus  investituram  feudorum  suorum, 
que  tenent  ab  ecclesia  Treverensi,  sicut  consuetum  est,  recipere,  et  propter 
hoc  de  iure  perdiderunt  aut  perdiderint  ipsa  feuda:  super  hiis  tibi  et  tuis 
successoribus  exhibebimus  iustitie  complementum,  et  ad  recuperationem  talium 
bonorum,  si  necesse  fuerit  et  requisiti  fiierimus,  vobis  promittimus  regali 
potentia  assistere  et  te  et  tuos  successores  ipsis  recuperatis  in  eorum  possessione 
pacifica  cU^fendere  et  tueri.  Wenn  aber  die  Umgehung  der  Investitur  sogar 
gegenüber  dem  Erzstift  aussichtsvoll  war,  wie  mufs  man  daim  gegenüber  den 
Abteien  und  kleinen  Grundherrschaften  verfahren  sein !  Der  Maximiner  Mönch 
Scheckman  beginnt  gegen  Ende  seines  Lehnspiegels  die  genaue  Untei-suchimg 
von  sieben  grofsen  Lehen  mit  folgenden  Woiten :  quae  sequuntur  feuda,  quam 
plurium  annorum  decursu  non  fuere  suscepta  eoque  circa  annotationem  et 
signaturam  literariam  captarunt  minume ;  annotanda  tamen  veniunt,  quo  dinos- 
catur  liquido,  et  quid  a  presente  monasterio  profluxerit,  et  quos  antiquos  ob- 
ligatos  habeat  et  habere  debeat  feuditarios,  a  memoria  neutiquam  recedat: 
verum  qu^  sequuntur,  ex  vetustis  et  cum  primis  probatis  scedis  et  monimentis 
enita  sunt.  Und  die  Einleitung  zu  einer  der  nun  folgenden  Erörterungen 
lautet:  dux  Bavariae,  palatinus  Rheni,  comes  Spainheimensis,  tenet  feudum  in 
Grewilre;  (|Uod  magis  occupare  quam  possidere  videtur:  moituo  eins  quopiam 
vasallo  illud  sibi  vendicasse  et  eatenus  habitum,  nullatenus  tamen  receptum 
nee  confessum:  huius  feudi  possessor  olim  fuit  Henricus  de  Grewilre.  Was 
hier  im  Einzelfall,  aber  in  Scliecknians  Lohnsspiegel  unter  gewissen  Modi- 
fikationen oft  genug  >riederholt  auftritt,  das  war  gewifs  auch  in  anderen  geist- 
lichen Grundherrschaften  seit  langer  Zeit  beklagensweile  Sitte.  Da  war  es 
nur  (»infache  Konsequenz,  wenn  die  Beliehenen  auch  das  Zustinmmngsrecht 
der  L(»hnsherr(Mi  l)ei  Veri)fändung  und  Veräufsei*ung  des  Lehngutes  teilweise 
schon  selir  früh  zu  unterdrücken  wiifsten.  Wie  schwankend  man  in  dieser 
Hinsicht  l>is  zum  Schlufs  des  Mittelalters  sogar  schon  in  der  Tlieorie  geworden 
war,  zeigen  die  Auseinandersetzungen  Scheckmans  in  der  Einleitung  zu  seinem 
Speculum  feudale:  vasallus  non  potest  vendere  feudum  sine  voluntate  domini; 
et  dum  v(»ndit,  debet  rogare  dominum  suum,  ut  ab  eo  recipiat  et  altemni 
emptorem  infeodet  et  investiat.   quod  si  dominus  denegat  et  euni  exorare  non 

doniino  Petro  patre  meo  (*t  ipse  lacobus  a  nie  in  feodo  tenuerunt  et  habuenint,  renuntio 
et  eifestuco  volens  et  consentiens,  ut  ipse  la.  et  sui  successores  exnunc  dictis  bonis  taniquani 
honis  eorum  allodialibus  utantur  et  fruantur  sine  mea  contradictione  et  reclaniatione  et  ciuii 
eis  disi)onant,  prout  eis  visum  ftierit  expedire.  Derartige  Verzichte,  welche  wohl  schwerlich 
ohne  Zahlung  einer  Verzichtleistungssumme  erfolgten,  sind  auch  sonst  in  dieser  Zeit  nicht 
selten  und  weisen  meist  auf  den  Verfall  des  kleineren  Adels  hin. 


—     879     —    Umwälzung  d.  Wirtscliaftsverfassung.] 

potest,  det  emptori  alia  bona  equivalentia  pro  tali  feudo  vendito  .  .  et  sie 
vasallus  posset  alii  in  feodum  dare  suum  feodum  etiam  invito  domino,  veiiim- 
tanien  requisito  ac  requirendo  .  .  feodum  ab  ecclesia  obtentum  non  po[te8t] 
vendi  sine  consensu  ecclesiasticarum  pei-sonarum.  In  Wirklichkeit  war  man 
indes  über  diese  theoretischen  Feststellungen  Scheckmans  schon  seit  dem 
Schlüsse  des  13.  Jhs.  vielfach  hinweggegangen.  Während  noch  um  die  Mitti* 
des  13.  Jhs.  der  Konsens  der  Lehnherren  bei  Veräulserung  und  Verpfändung 
der  Regel  nach  eingeholt  wird*,  mufs  schon  im  J.  1273  König  Rudolf  im 
Interesse  von  SMaximin  verbieten,  ne  quis  bona  possidens,  unde  praedicto 
monasterio  homagium  fieri  est  consuetum,  ipsa  bona  vendere  valeat  vel  pignori 
obligare,  nisi  abbatis  ad  hoc  accedente  consensu  et  licentia  special!*.  Und 
seitdem  wiederholen  sich  analoge  Bestimmungen  mit  mehr  oder  weniger  Aus- 
führlichkeit bis  über  das  Mittelalter  hinaus®:  meist  ohne  Erfolg:  noch  um 
1630  führt  die  *Summa  gravamimmi  Prumiensium*  als  einen  Hauptbeschwerde- 
punkt multonim  feudorum  distractio  auf. 

Diese  mit  der  2.  H.  des  13.  Jhs.  auftretende  Zersetzung  des  Lehnsnexus 
war  nun  aber  nicht  ohne  wirtschaftlichen  Hintergiimd ;  bis  zu  dieser  Zeit 
siültestens  hatten  sich  die  Grundherren  durch  Jahrhunderte  fort<lauenide  Ver- 
gabung ihrer  Besitzungen  in  Lehnsweise  soweit  niiniert,  dafs  weitere  Ver- 
lehungen  in  gleich  umfangreicher  Weise  wie  bisher  nicht  stattfinden  konnten; 
es  blieb  also  den  voi-wärts  strebenden  Beliehenen  nichts  übrig,  als  ihre  bis- 
herigen Erfolge  durch  Usurpation  besseren  Rechtes  wenigstens  in  jeder  Hinsicht 
zu  festigen.  Und  so  stellt  sich  denn  die  Bewegung  auf  Allodifizierung  der  Lehen 
seit  der  2.  H.  des  13.  Jhs.  vor  allem  auch  als  ein  S)rmptom  des  im  wesentlichen  er- 
reichten Abschlusses  der  giundheiTlichen  Lehnsvergabungen  aus  Fronhofsbesitz  dar. 

In  der  That  braucht  man  nur  auf  die  Geschichte  der  Lehnsvergabung  im 
fiiüieren  Mittelalter  einen  Blick  zu  werfen,  um  die  Folgerichtigkeit  dieser  Vor- 
gänge zu  erkennen.  Sieht  man  dabei  von  den  grofsen  Lehen  ab,  wie  sie 
Grafen  und  Fürsten  erteilt  wurden  —  vei-spricht  doch  im  J.  1097  Erzbischof 
Egilbert  von  Trier  einem  Grafen  600  Hufen  auf  einmal,  sobald  sie  ledig 
würden  *  —  so  sind  es  vor  allem  die  Dienstlehen,  welche  die  Grofsgrundherr- 
schaften  niinieii:  liaben.  Schon  früher  ist  betont  worden  ®,  wie  gerade  auf  dem 
(jebiete  ui-spiünglich  meist  unfreier  Begleit-  und  Kriegsmannschaft  vom  kirch- 

*)  S.  z.  B.  MR.  ÜB.  8,  1361,  1256,  wo  freilich  schon  eine  Neigung  zum  Umgehen  des- 
äelbon  konstatiert  werden  kann. 

«)  Honth.  Hist  1,  801,  1273. 

^)  Stat  synod.  1310  c.  102,  Blattau  1,  124:  ne  quis  feuda,  retrofeuda,  iura  vel  alia 
Iwna,  quae  ab  ecclesiis  habet,  aliouet  sine  praelatorum  licentia  et  consensu.  S.  femer  aus 
später  Zeit  Scotti,  Chur-Trier  1,  661,  1677. 

*)  Hs.  Koblenz  St  A.  G.  4  fol.  Bl.  21». 

•^j  MR.  ÜB.  1,  394,  1097;  s.  auch  Lambert  z.  J.  1069,  MGSS.  5,  174,  ao;  MR.  ÜB. 
1,  551,  c.  1148:  2,  139,  1195.  Vgl.  auch  Waitz,  Yfg.  6,  78-80;  Baumann,  Gesch.  des  All- 
gäus  1,  484. 

«)  S.  oben  S.  851. 


[Wirtschaft  d.  Grolsgnmdbes.  —     880     — 

liehen  wie  weltlichen  Adel  naturalwirtschaftlicher  Epochen  der  gröfete  Luxus 
entfaltet  wird;  in  unserem  Mittelalter  haben  diese  Dienstgefolge  geradezu 
die  Fruchtböden  gebildet,  auf  denen  in  der  Stauferzeit  eine  neue  Stünde- 
bildung  der  Nation  reifte.  Zu  dem  Luxusbedtü:tu8  der  Epoche  traten  femer 
staatliche  Anforderungen,  welche  den  Grundherrn  zur  Stellung  einer  be- 
stimmten Kriegsmacht  verpflichteten;  so  hatte  z.  B.  der  Abt  von  Moyenmoutier 
um  870  eine  Truppe  von  80  Loricati  in  Kri^2:sbereitschaft  zu  haltend 
Natürlich  wurde  diese  Verpflichtung  unter  dem  Einflufs  des  vorhandenen  Luinis- 
bedürfnisses  bald  zu  einem  gern  betriebenen  Sport ;  sobald  die  Grundherr- 
schaften im  10.  Jh.  und  in  der  1.  H.  des  11.  Jhs.  ihre  wirtschaftliche  Blüte- 
zeit erreicht  hatten,  wetteiferte  man  im  Besitz  hervorragender  Kriegsmann- 
schaften ;  überall  wird  von  den  militiae  der  einzelnen  Grundherren  gesprochen  ^, 
und  Liudprand^  erzählt  mit  besonderer  Freude  von  einem  Grafen:  praedives 
erat,  cuius  multitudo  militum  regis  aciem  condecorabat 

Die  Ausstattung  dieser  Dienstmannschaften  mag  hier  und  da  wohl  mit 
flüssigen  Mitteln  stattgefunden  haben*;  das  Gewöhnliche  aber  war  die  Ver- 
leihung eines  kleineren  Lehens  von  einigen  Hufen.  Diese  Dienstlehen  sind 
anfangs  nicht  erblich:  noch  am  Schlüsse  des  10.  Jhs.  wird  beim  Tode  eines 
Bischöfe  eine  vollständig  neue  Vergabung  durch  seinen  Nachfolger  bef&rchtet  * : 
vor  allem  aber  trat  bei  jedem  gewaltsamen  Wechsel  in  der  Leitung  der  Grund- 
herrschaft fllr  die  Dienstmannen  das  Risiko  ein,  die  wirtschaftliche  Grundlage 
ihrer  Existenz  zu  verlieren*.  Gerade  diese  prekäre  Lage  mufste  die  Dienst- 
mannen kühn  und  verwegen  machen;  geschlossen,  als  Genossenschaft,  be- 
haupteten sie  das  Recht  des  Besitzes  und  setzten  es  auch  gegen  den  Willen 
des  Grundherrn  durch.  So  namentlich  in  den  geistlichen  Grundherrschaften  ^. 
Hier  wird  schon  in  der  2.  H.  des  10.  Jhs.  die  Klage  gehört,  dafs  alle  Ein- 
nahmen des  Grofsgiimdbesitzes  im  Interesse  der  Dienstmannen  festgelegt 
seien  ® ;  und  jedes  fieiwerdende  Gut  unterliegt  sehr  bald  der  Gefahr,  sofoit  an 
sie  verteilt  zu  werden*.  Die  Dienstmamien  werden  daher  seit  dieser  Zeit 
zur  unentbehrlichen  Last,  sie  vornehmlich  bilden  den  kleineren  oder 
gröfseren  Hof  der  Gnindheiren  ^®.    Ilire  Schädlichkeit  für  den  materiellen  Be- 


')  Chron.  Mediani  mon.  c.  5,  MGSS.  4,  89. 

«)  S.  beispielsweise  G.  abb.  Lob.  c.  25;  MGSS.  4,  66,  22,  954. 

»)  Antap.  4,  27. 

*)  Darauf  läfst  vielleicht  Richer  1,  36  schliefsen. 

^)  Mir.  B.  Mansueti  c.  17. 

«)  Flod.  z.  J.  939,  MGSS.  3,  386,  u;  V.  Bald  Leod.  c.  21. 

•^)  S.  z.  B.  G.  ep.  Leod.  2,  24,  MGSS.  7,  202,  4o. 

«)  MR.  ÜB.  1,  254,  980;  256,  981. 

»)  MR.  ÜB.  1,  394,  1097. 

'<>)  Charakteristisch  ist  V.  Bald.  Leod.  c.  22  (1009—18):  ad  regendum  oppidiuii,  ad 
castri  defensionem  oportere  pliirimum  laborare,  vigilias  onlinare,  stipendia  militibiis  larga 
manu  erogare.    S.  auch  E.xc.  de  lib.  de  inst.  Hersf.,  MGSS.  5,  140,  le  ff. 


—     881     —     UmwMzung  d.  Wirtschaftsverf'assung.] 

Stand  der  Giiindherrschaften  wird  seit  Mitte  des  11.  Jhs.  wohl  eingesehen*; 
und  zahlreiche  Beispiele,  wie  sie  namentlich  Lambert  für  die  2.  H.  des 
11.  Jhs.  überliefert  hat,  zeigen  schon  den  Ubennut  dieser  alten  mifreien  Ge- 
folge*. Allein  eine  volle  Klage  über  unabweislichen  Verfall  ertönt  doch  erst 
mit  dem  12.  Jh.;  erst  mit  der  Mitte  dieses  Jhs.  findet  sich,  wenigstens  von 
Seiten  der  kirchlichen  Grundhen'schaflen ,  der  Gedanke  ausgesprochen,  die 
Verleihung  weiteren  Grundbesitzes  in  der  bisherigen  Weise  sei  ein  Verbrechen '. 
In  der  That  hatten  sich  etwa  bis  zu  dieser  Zeit  vornehmlich  die  Bischöfe 
durch  neue  Vei-gabung  aus  Klostergut  geholfen*;  jetzt  versagte  auch  dieser 
Quell,  und  es  blieb  nichts  übrig,  als  die  Unmöglichkeit  einzugestehen,  dafs 
auf  dem  alten  Weije  weiter  zu  «'elansren  sei^. 


')  Lac.  ÜB.  1,  132,  203,  1064 — 6,  ftlr  Siegburg:  abbas  preter  famalos  aecclesiae  nuUam 
militiam  maiorem  assumat,  sed  horum  obsequio  res  sibi  commissas  intus  et  extra  disponat. 

«)  Vgl.  Lambert  z.  J.  1063,  MGSS.  5,  164,  42;  z.  J.  1075,  a.  a.  0.  183,  2»;  220,  47; 
222,  29;  230,  18,  40 ;  z.  J.  1076,  a.  a.  0.  252,  46;  s.  auch  Ann.  Hildesh.  z.  J.  1103,  imd  Lac. 
ÜB.  1,  181,  279,  1116,  um  1100:  possessiones  ecciesie  [Gladbacensis]  in  manus  extraneas 
devenisse  et  minorari  cottidie.  Vgl.  auch  aus  etwas  späterer  Zeit  G.  Godefr.  (1124—1127), 
MGSS.  8,  202:  porro  paucis  adhuc  innotuerat,  quod  episcopatum  pretio  comparaverat,  ciun 
ecce  insurrexerunt  in  eum  ex  equestri  ordine  viri  iniqui  exigentes,  dari  sibi  promissa  bene- 
iicia,  mercedem  videlicet  favoris,  quoniam  ipsi  eum  magis  favore  suo  quam  ecclesiastica 
electione  constituissent.  quibus  cum  iUe  plurima  episcopalium  redituum  concederet,  nee 
tarnen  satis  eis  ad  placitum  impertiret,  calumpniato  eo  abscedebant,  et  aliqui  ex  eis  in  eins 
iniuriam  castra  instituebant,  alii  predationes  alii  concremationes  exercebant,  adeo  ut  nostris 
quoque  temporibus,  sicut  antiquitus  factas  legimus,  devastationes  huius  Traebericae  civitatis 
deploremus. 

*)  MR.  ÜB.  1,  537,  1145  ca.,  Urkunde  Erzbischof  AU)eros:  non  par\'um  crimen  iudicamus 
ecclesiastica  bona  spargere  vel  vendere  vel  infeodare.  MR.  ÜB.  1,  616,  1159,  Urkunde  Erz- 
bischof Hillins:  sicut  non  parvum  crimen  iudicamus  ecclesiastica  bona  spargere  vel  vendere 
vel  infeodare,  ita  nichilominus  magni  pretii  dicimus  illos,  qui  sparsa  recolligunt,  qui  inaniter 
infeodata  labore  suo  iterum  in  usus  fratrum  reformare  satagunt.  S.  dazu  auch  Ennen,  Qu.  1, 
536,  63,  1152. 

^)  G.  ep.  Leod.  2,  34;  Chron.  Gladbac.  c  17,  MGSS.  4,  77;  G.  Trev.  30,  MGSS.  8, 
171,  1008:  Heinricus  autem  Imperator  Meingaudo  episcopatum  dedit,  preposito  ecclesiae 
Mogontinae;  qui  cum  pararet  potentiae  Adelberonis  resistere,  80  mansos  de  rebus  sancti 
Martini  Ravengero  de  Madelberch  et  Udelberto  de  Stalle  in  beneficium  dedit,  nee  tamen 
praevaluit;  vgl.  dazu  das  von  Kraus  edierte  Verzeichnis,  Bonner  JBB.  44,  168  ff.  8.  femer 
G.  Trev.  31,  MGSS.  8,  172:  Erzbischof  Poppo  60  monialium  praebendas  militibus  in  bene- 
ficium  distribuit 

^)  Zur  nunmehr  erreichten  Höhe  der  Verlehnungen  vgl.  im  Libellus  de  lib.  eccl.  Eptemac. 
MGSS.  23,  69 — 70,  1192  die  Aufzählung  der  Echtemacher  Lehen  in  der  näheren  Umgebung 
des  Klosters:  in  primis  dompnus  Amoldus  de  Castro  Rupis  habet  beneficium  vexillarii,  et 
Cuono  frater  eins  de  Belpere  habet  de  prefatis  bonis,  Walterus  de  Wilz  et  de  Belfiirt,  Wal- 
tenis  nepos  eins  de  Mesenburg,  Tidericus  et  Becelinus  frater  eius  de  Vischebach,  Anseimus 
de  Kavelre,  Tidericus  de  Septem-fontibus,  Wezel  de  Zolvera  et  frater  eius  Robertus  de  Bir- 
tinga,  Isenbardus  de  Holvels  castrum  de  Theodonisvilla  cum  beneficio,  Amoldus  de  Rode- 
machra,  quod  castmm  est  in  proprietate  ecciesie,  Heicnga,  Hettinga,  Pris,  Atelpelth,  Hassele ; 
Daniel  de  Ronvels,  Johannes  de  Wilra  et  de  Biu^cheth,  Godefridus  de  Asch  et  Henricus  de 


[Wirtschaft  d.  Gro&gnmdbes.  —     882     — 

Doch  fand  man  auch  jetzt,  spätestens  seit  dem  Beginn  des  13.  Jhs., 
wieder  ein  Hilfsmittel,  welches  freilich  die  giiindherrliche  Wiitschaftsverwaltung 
in  noch  viel  empfindlicherer  Weise  lahm  legen  mufste.  Während  bei  der  bis- 
herigen Art  der  Vei^abung  die  Beliehenen  ohne  weiteres  in  den  vollen  Ge- 
nufs  und  Besitz  eines  Teiles  des  grofsgrundherrlichen  Eigentums  gelangt  waren, 
also  in  einer  Form  dotiert  worden  waren,  welche  die  späteren  Bestrebungen  zm* 
Allodifizierung  dieser  Lehen  ganz  aufserordentlich  begünstigen  mufste,  wurde 
jetzt  eine  neue  Art  der  Dotierung  im  Anweisungssystem  durchgeführte  Dies 
Anweisungssystem  nahm  eine  doppelte  Form  an.  Entweder  gab  der  Grund- 
herr als  zukünftiger  Lehnherr  dem  zu  gewinnenden  Vasallen  Geld  zum  Ankauf 
eines  Lehens,  welches  nunmehr  dem  Grundherrn  aufzutragen  war,  oder  aber 
er  wies  ihm  statt  der  Geldsumme  die  Zinsen  derselben  in  Einkünften  seiner 
Grundherrschaft  an. 


Harn  frater  eius  et  Uoseldinga ;  domnas  Brunicho  de  Malberch  et  domnus  Hudolphus  castnim 
Bettinga,  quod  tenet  domnus  Brunicho;  Theoiridus  de  Schonevels  Herbrandus  de  Valken- 
stein,  quod  est  in  fundo  ecclesie,  Walterus  et  Cnono  de  Ruolant,  Uodo  de  Asch,  Wiricus  de 
Schindice,  Walterus  de  Berge,  Tidericus  de  Manderscheit,  quod  cum  altero  vicino  est  in  fundo 
ecclesie,  Tidericus  de  Bruoche.  summa  castellorum  est  plus  quam  80  absque  Lutzelburch. 
ipsi  autem  castellani  tenent  maxima  beneficia  de  bonis  illis  que,  sicut  prediximus,  a  regibus 
quondam  et  ducibus,  comitibus  ceterisque  nobilibus  sancto  Willibrordo  et  ecclesie  Epter- 
nacensi  collata  fiierunt,  et  postea  propter  inciu'sionem  Nortmannorum  reprimendam  ab  Amoldo 
imperatore  pro  supplendo  scuto  regio  et  comitatu  Luzelburgensi  augendo  regno  delegata 
üicrunt  [perpendat  itaque  discretio  imperialis  maiestatis,  quale  sibi  consilium  dederunt,  qui 
talem  dignitatem  a  regno  et  a  tarn  nobilibus  heredibus  sequestrare  volueruntj  hec  vero 
predieta  simt  tantum  de  Eptemacensi  ecclesia.  ceterum  alia  multa  maiora  simt  ad  comitatum 
pertinentia,  preter  hoc  quod  comes  est  advocatus  summus  in  oppido  Eptemacensi  et  in 
Omnibus  villis,  que  pertinent  ad  proj)rietatem  prebende  nostre,  sive  in  episcopio  Trevirensi 
sive  in  Metensi,  hi  quibus  habet  777  mansos,  de  quibus  inbeneficiati  sunt  ])lurimi  nostn» 
teiTe  nobiles.  S.  dazu  die  Angabe  in  Bd.  2,  226.  Für  das  Trierer  Erzstift  s.  f(jmer 
MR.  ÜB.  2,  166,  1197:  Verzeichnis  der  Lehen,  welche  Pfalzgraf  Heinrich  dem  Erzstift 
resignierte,  und  Honth.  Hist.  3,  190  f.,  1599:  Verzeichnis  der  vom  firzstift  belehnten  Grafen, 
F'reien  und  Herren,  auf  über  5  Foliospalten.  Für  SMaximin  vgl.  man  die  Feoda  sancti 
Maximini,  ed.  MR.  ÜB.  2,  467  f.,  femer  die  Angaben  Bd.  2,  226.  Aufserdem  sind 
noch  zu  nennen  *Münstermaifeld ,  Hs.  Koblenz  St.  A.  CXI»  Bl.  17»  f.,  cit  unten  S.  884 
Note  4  (auf  S.  885),  Lehnhof  des  Propstes  von  ca.  1350,  und  Geschlechtsregister  Isenburg 
U.S.W.  Urkk.  S.  218,  Zeit?,  Verzeichnis  der  Aktivlehen  des  hoohgräfl.  Hauses  Wied. 

')  Anweisungen  auf  gmndherrlichen  Besitz,  auch  von  dauernder  Natur,  kommen  frei- 
lich schon  sehr  früh  vor,  doch  sind  sie  bis  zum  13.  .Ih.  immer  Ausnahmen;  vgl.  MR.  ÜB.  1, 
244,  973  (falsche  Urk.):  Erzbischof  Dietrich  fretus  .  .  exemplo  quonmdam  predecessomm 
meorum,  qui  .  .  quintas  partes  in  aliquibus  episcopii  ciunis  .  .  quibusdam  largiti  sunt  ^ccle- 
siis,  schenkt  an  SMaria  ad  martyres  in  Ehrang  quintum  .  .  manipulum  de  croadis  et  iugeribus 
ibidem,  de  silva  quintam  arborem,  de  porcis  in  silva  pascentibus  quintum  quoque  d.,  de  venna 
etiam  quintam  piscem.  Lac  ÜB.  1,  141,  217,  1073:  Ei*zbischof  Anno  von  Köln  capellano 
nostro  H-o  .  .  parvum  beneficium,  censum  .  .  duamm  Ib.  Goloniensis  monet^  et  6  j)orcos 
in  Kempeno  singulis  annis  usque  in  iinem  vit^  su^  tradidimus.  MR.  ÜB.  1,  374,  1074:  der 
Erzbischof  von  Mainz  schenkt  ex  bonis  nostris  ad  30  Ib. ,  10  de  curte  Soberaheim ,  10  de 
curte  Ulmena,  10  in  provincia  Hessun  dicta. 


—     888     —    Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung.] 

Fassen  irir  zunächst  den  letzteren  Fall  ins  Auge,  so  behielt  der 
Grundhen-  hier  das  Sutetrat  der  bestimmten  Einnahme,  welche  er  verlieh, 
in  Besitz  und  Venvaltung;  dem  Beliehenen  stmd  biut  die  AUiebiiBg  der 
Einnahme  selbst  zu.  Diese  Art  der  Anweisung  würde  einen  sehr  wesentlichen 
Fortschritt  eingeleitet  haben,  wären  die  Beliehenen  nur  durchweg  für  Erhebung 
ihrer  Einnahme  auf  eine  einzige  Kasse,  die  Zentralkasse,  angewiesen  worden. 
Allein  dem  stand  das  ganze  Wesen  der  naturalwirtschaftlichen  Finanzgebarung 
entgegen:  die  Einnahmen  wurden  fast  durchweg  auf  die  einzelnen  Fronhofs- 
verwaltungen angewiesen  und  damit  eine  neue  Bresche  in  die  alte  Einheit 
der  Fronhofsverwaltung  gelegt. 

Auch  bei  der  zweiten  Ait  der  Anweisung  wurde  meist  eine  Fronhofs- 
verwaltung, wenn  auch  nicht  die  des  Grundhemi,  gestört.  Auch  hier  be- 
stand nämlich  das  Lehen  doch  meist  aus  Renteneinkünften  von  bestimmter 
Höhe,  welche  der  Vasall  entweder  auf  seinem  Grund  und  Boden  spezialisierend 
anwies  oder  an  fremdem  Grundbesitz  erwarbt 

Lehnsaufträge  beider  Arten  finden  sich  nun  in  unserer  Gegend  zuerst 
im  Urbar  der  Rheingrafen  aus  dem  Anfang  des  13.  Jhs.^;  wenig  später  sind 
sie  im  Westen  des  Moselgebietes,  in  Lothringen  und  Luxemburg,  schon  ganz 
bekannt  und  verbreitet^;   seit  etwa  1220  dringen  sie  vereinzelt  an  der  Mosel 

')  Vgl.  vorläufig  Bd.  3,  101,  s,  1293,  für  weitere  Belege  beider  Fälle  vgl.  die  näch- 
sten Noten. 

«)  Vgl.  üRheingrafen  13.  Jh.  Anf. :  domino  B.  et  filio  suo  G.  de  Eberbach  dedit 
ringravius  30  mr.,  et  econtrario  ipsi  assignabont  ringravio  de  predio  suo  aut  beneficio  tan- 
tum,  quod  solvet  annuatim  60  mir.  siliginis;  et  hoc  a  ringravio  in  beneficio  possidebunt. 
Ähnlich  ebd.:  Cuono  de  Katzenelebogen  comparabit  predium  valens  85  mr.,  qua«  sibi  dedit 
W.  ringravius,  et  hoc  ab  ipso  ringravio  in  feudo  recipiet,  ita  quod  assessor  ait  et  castrensis 
in  Rinberc,  et  quod  sit  suum  castrense  beneficium  insuper.  dedit  eidem  C.  ringravius 
15  mr.,  pro  quibus  predium  comparabit,  quod  a  ringravio  in  feudo  possidebit  Später  wird 
der  Ausdruck  kürzer,  z.  B.:  dedit  ringravius  Th.  de  M.  25  mr.,  ut  inde  suus  sit  castrensis. 
In  dieser  Weise  erwu-bt  nun  der  Rheingraf  Lehnleute,  wohl  fast  durchweg  Burglehnleute,  für 
305  mr.,  in  15  Parteien,  deren  Briefe  je  einer  auf  6  und  auf  12  mr.,  5  auf  15  mr.,  3  auf  20  mr., 
2  auf  25  mr. ,  2  auf  30  mr. ,  1  auf  42  mr.  lauten.  Bei  solchen  Burglehen  konnte  es  dann 
wohl  auch  Lehen  auf  Zeit  geben,  vgl.  Lehnbuch  Werners  IL  v.  Boland  S.  26:  Besitz,  inde 
inbeneficiavi  Coiuradum  de  sancto  Albino,  quamdiu  castellauus  erit  in  Hoenvels.  Mit  solchen 
Zeitlehen  war  dann  die  vollkommenste  Auflösung  der  alten  Entwicklung  erreicht,  nach 
welchen  das  Lehen,  ursprünglich  als  Gehalt  oder  Besoldung  gedacht,  zu  wirtschaftlich  freiem 
Erbbesitz  geworden  war;  wie  denn  überhaupt  das  Anweisungssystem  und  der  Lehnsauftrag 
eine  neue  Ausgestaltung  des  Lehnswesens  herbeiführen,  in  welchen  sich  dieses  der  mit  der 
JStauferzeit  auftretenden  Forderung  freien  Beamtentums  thunlichst  konform  gestaltet.  S. 
darüber  weiteres  unten  Abschnitt  VIII. 

»)  S.  Bertholet  4,  P.  justif.  52,  1223,  vgl.  MR,  ÜB.  8,  121,  1220:  Revers  Heinrichs 
von  Dann,  dafs  der  Graf  von  Luxemburg  und  Gemahlin  marescalciam  comitie  Lucelburgensis 
mihi  et  haeredibus  meis  in  feodo  et  hominio  contulenmt  in  perpetuum  possidendam  .  .  cum 
100  Ib.  Metensibus.  MR.  ÜB.  3,  480,  1233,  Urkunde  des  Grafen  von  Blieskastel:  E.  comi- 
tissa  de  Luccenburg  bene  persolvit  michi  300  Ib.,  quas  ipsa  dedit  et  debuit  michi  pro  Castro 
meo  de  Schovenberch  et  pro  2  curtibus  meis,  quas  ab  ipsa  domina  mea  predicta  in  feodum 
recepi.    ♦Chartiil.  Metz,  1245  Juli  26,  MR.  Reg.  3  No.  438:  Lehnsauftragimg  von  Wirich 


(Wirtschaft  d.  GroCsgnindbes.  .    —     884     — 

selbst  vor^,  um  1260  endlich  sind  sie  von  der  erzstiftisch-Trierer  Grund- 
herrschaft  völlig  au^nommen'  und  erhalten  von  nun  ab  Oberhaupt  eine 
auliserordentliche  Verbreitung':  fast  alle  Dienstreverse  des  14.  Jhs.  weisen 
Lehnsauftragungen  zu  irgend  einem  Zwecke,  im  Sinne  eines  Gehaltes, 
zur  Kaution  u.  s.  w.  auf^.    Bedenkt  man  nun,  dais.  seltene  Ausnahmen  ab- 

Yon  Daun  an  Metz.  *Chartul.  Metz,  1251,  MR.  Reg.  3  No.  902:  Alexander  von  Dicke  wird 
för  100  Ib.  Metzer  d.  Dienstmann.  Bachmann  P&lz-Zweibr.  Staatsrecht  S.  157,  1252:  Graf 
Heinrich  von  Veldenz  lothringischer  Lehensmann  für  500  Ib.  d.,  welche  er  zn  Lehen  erhält 
(also  50  Ib.  d.  Revenuen). 

1)  Vgl  zuerst  MR.  ÜB.  8,  90,  c.  1220:  contulit  .  .  mr.  in  redditibus  in  villa,  que 
dicitur  Clütterde  ...  42  d.  perpetuo  in  villa,  quae  dicitur  Rode;  MR.  ÜB.  3,  497,  1283: 
Dietrich  und  Wilhelm  von  Schwarzenberg  belehnen  Ortlieb  von  Mettenich  mit  35  Ib.  Tre\'ir. 
Geldrenten.  Interessant  ist  auch  die  vermutlich  auf  eine  Lehnsanweisung  gehende  Urkunde 
MR.  ÜB.  8,  1826,  1255:  ego  Alheidis  de  Spanheim  et  de  Eberstein  notum  facimus  universis 
hoc  scriptum  inspecturis,  quod  de  bonis  onmibus  in  Clereva,  que  habui  a  domino  G.  bone 
memoria  comite  de  Spanheim,  non  habui  redditum  nisi  decem  et  octo  Ib.  Treverensis 
monete,  et  sepius  minus  qiuim  plus  habui  infra  pensionem  nominatam.  in  huius  rei  testi- 
monium  presentem  litteram  nostro  sigillo  fecimus  roborari.  Datum  in'  Stauph  anno  do- 
mini  1255. 

*)  Vgl  Honth.  Hist  1,  756,  1268:  Wildgraf  Emicbo  wird  für  200  Ib.  Tre^erenses 
Trierer  Lehnsmann,  daftlr  sollen  bona  assigniert  werden,  que  .  .  cum  omni  sua  posteritate 
in  feodo  castrensi  teuere  debebit  Honth.  Hist  1,  760,  1268,  Urkunde  Erzbischof  Heinrichs: 
nos  (Gerardum  de  üriei)  in  nostrum  castrensem  recepimus  apud  KoMun  castrum,  propter 
quod  sibi  dabimus  infra  anni  presentis  spadum  octoginta  Ib.  Trevirensium  d.;  ubi  nobis  et 
nostris  successoribus  residentiam  faciet  continuam  et  personalem,  cum  autem  sibi  assigna- 
verimus  pecuniam  supradictam,  de  suo  nobis  allodio  ad  estimationem  dicte  pecunie  bona  equi- 
valentia  resignabit,  que  a  nobis  ipse  et  sui  heredes  pro  castrensi  feodo  recipient  et  tenebunt. 
si  vero  usque  ad  anni  presentis  terminum  non  persolverimus  eidem  pecuniam  supradictam, 
arbitrati  sumiis  et  volumus,  ut  ad  predicta  bona  cum  usufhictii  respectnm  habeat  et  ea  teneat, 
donec  sibi  fuerit  satisfactum.  Honth.  Hist  1,  811,  1279:  Jofnd  Herr  von  Bertringen  erhält 
vom  Erzbischof  150  Ib.  d.  Treverensium  pro  homagio  peqietuo.  Infolgedessen  domino 
nostro  archiepiscopo  et  ccciesie  sue  Trevirensi  resignavimus  et  resignamus  atque  assignamus 
de  consensu  et  bona  voluntate  lofridi  filii  nostri  quindecim  Ib.  d.  Trevirensium  perpetuonun 
reddituum  in  bonis  nostris  allodialibus  apud  Griveldingen,  ipsos  redditus  quindecim  Ib.  con- 
stituentes  nos  dicti  domini  nostri  archiepiscopi  et  ecciesie  sue  Trevirensis  nomine  possidere, 
ac  ipsos  redditus  ab  eodem  domino  nostro  archiepiscopo  in  feodum  recepimus  et  recipimus. 
Honth.  Hist  1,  S.  818,  1288,  Urkunde  Embrichos  von  Lewenstein:  curiam  nieam  in  Mane- 
wilre  .  .  resigno  venerabili  domino  meo  archiepiscopo  Trevirensi  et  ecciesie  sue,  ita  ridelicet, 
quod  omnia  bona  predicta  ego  et  heredes  mei  titnio  feodali  habere  dinoscimur,  pro  sexa- 
ginta  mr.  Aquensium  d.  legalium.  nihilominus  quod  si  ego  predictus  Embricho  decedo, 
Loderadis  uicor  mea  supradicta  possidebit  in  bonis  prehabitis  dicbus  vite  sue  pacifice  et 
quiete,  quia  bona  prefata  sunt  allodialia. 

3)  Vgl.  noch  Bd.  3,  58,  ii,  1269;  Honth.  Hist  1,  789,  1269;  Arch.  Clervaux 
No.  33,  1280. 

^)  S.  Bd.  8,  No.  78-80,  1300-1301;  »Or.  vom  25.  Juni  1301,  Koblenz  St  A.  Ei-z- 
stift  Trier  Staatsarchiv;  Honth.  Hist  2,  19,  1303  u.  a.  m.  Zur  Ausbildung  um  die  Mitte  des 
14.  Jhs.  vgl.  ♦UMünstermaifeld,  Hs.  Koblenz  CXIb  Bl.  35»,  1348:  Propst  Elias  empfängt 
Johann  Herrn  zu  Elz  bit  dienste  eiden  imd  hulden,  als  zu  ledicher  nianschaf  von  rechte  ge- 
hurich  is ,  und  giebt  ihm  darum  zu  rechtem  lehene  alrejerlichs  .  .  uz  unsem  hove  und  gülden 


—     885     —    Umwälzung  d.  Wirtschaflsverfassung.] 

gerechnet^,  die  Anweisung  der  Lehnseinkünfte  wie  in  der  ersten  so  auch  in 
der  zweiten  Fonu  nicht  auf  eine  Zentralstelle,  sondern  auf  die  Fronhöfe 
direkt  stattfand  ^ ,  so  begreift  es  sich,  wie  sehr  dieses  System,  ganz  abgesehen 
von  einer  endgültigen  Ruinierung  der  grundherrlichen  Vermögensbestände®, 
vor  allem  auch  zur  Lockerung  der  Fronhofsverwaltung  und  zimi  Verfall 
der  Verbindungen  zwischen  Zentralstelle  und  Lokalverwaltung  beitragen 
mufste. 

Xattlrlich  war  die  volle  Entwicklung  dieses  ganzen  Anweisungssystems 
unter  besonderer  Betonung  des  Lehnsauftrags  nur  möglich,  wenn  der  Fronhof 
spätestens  seit  dem  14.  Jh.  hauptsächlich  nur  noch  als  Substrat  von  Renten 
erschien ;  zugleich  aber  mufste  das  Anweisungssystem  eben  diese  Umgestaltung 

zu  Münster  in  der  stat  zicn  kleine  gl.  oder  dat  wert  darvur,  ablösbar  mit  100  kl.  gl.  zu 
welcher  zit  dat  die  losunge  gescbiege,  so  sal  he  uns  und  unsen  nakomelingin . .  wail  bewisen 
zien  kL  gl.  geldis  und  guldin  uf  sin  eigin ,  da  si  wail  bewist  sin  na  des  landis  gewanheit 
Urkunde  des  gerichtis  und  der  scheffenen  binnen  deme  gcmirke,  und  sal  davor  dat  bewiste 
leben  von  uns  .  .  halden  imd  verdienen,  als  lehens  recht  und  gewanheit  is.  Johann  huldet 
dann  (*UMün8termaifeld,  Hs.  Koblenz  CXI^  Bl.  35»,  1348)  getniwe  luid  holt  zu  sin,  sin 
bestis  zu  werven  und  sin  argistis  zu  wenden  na  miner  maicht,  imd  dat  leben  zu  verdienen, 
als  leben  recht  is  und  gewanheit.  Im  Sinne  dieser  Verpflichtung  und  Lehnsauftragung  hat 
nun  der  Propst  von  Münsterraaifeld  um  1350  folgenden  Lehnhof,  vgl.  *UMünstermaifeld,  Hs. 
Koblenz  St  A.  CXI»  B1.17  »  f.:  Werner  Vrle  von  Treis:  Vogtei  Salmerohr;  Walter  von  Treis: 
Vogtei  Valwig;  Paul  von  Eich:  Zehnten  imd  sonst  Erträge;  Dietrich  von  Elz:  12  mir.  sili- 
ginis;  Johann  von  Elz  (s.  oben):  10  Ib.  hl.;  Johann  von  Polch:  18  mir.  avene;  Arnold 
Herinc:  6  Ib.  hl.;  Gerlach  von  Halle:  Salgut  in  Polch;  Johann  von  Owilre:  4  mr.;  Bar- 
tholomeus  scabinus  Treverensis:  10  Ib.  hl.;  Thilman  von  Rodemacher:  10  aurei  regales; 
Colin  von  Wittlich:  6  Ib.  hl.;  Werner  Sftze:  6  Ib.  hl.;  Colin  von  Senheim:  5  Ib.  hl.;  Her- 
mann Schepe:  Land;  Johann  Marschalc  scheffe:  2  mr.;  Friedrich  von  Dieffenbach  armiger: 
l^nd;  Th.  Walteri  Heinzelin  scheffe:  Land,  1  mr.;  Tb.  Mult6rlin:  Land;  Heinrich  von 
Stememberg:  12  Ib.  10  s.  hl. 

')  LHheingrafen:  der  Rheingraf  hat  de  abbate  de  Volde  10  talenta  in  beneficio,  quo- 
cumque  loco  vac[a]verint;  ebenso  a  comite  de  Liningen  20  talenta. 

«)  MR.  ÜB.  3,  316,  1227 :  Adelin  von  Meisenburg  schenkt  zu  Wolfefeld  (Kr.  Bitburg) 
an  Himmerode  quinque  s.  Treverensis  monete,  recipiendos  in  censu  meo  de  Volvisfelt  a 
villico  meo  eiusdem  loci  et  solvendos  in  festo  Andree,  ea  tamen  conditione  adiecta,  quod  si 
mihi  vel  heredibus  meis  placuerit  illum  censum  rehabere,  centum  s.  dicte  monete  eidem 
cenobio  exsolventur.  et  extunc  erit  dictus  census  liber  et  ab  ipso  cenobio  exemptus.  Cod. 
Salm.  No.  66,  1275:  Hanricus  comes  de  Salmis  notum  facimus,  quod  contulimus  Hermanno 
de  Lusenich  quadraginta  Ib.  Treverensium  legalium  in  homagio,  et  pro  dictis  40  Ib. 
sibi  presignavimus  in  curte  de  Drogena  15  mir.  siliginis  et  10  mir.  avene  annuatim  a  nostro 
officiali  percipienda,  donec  sibi  de  premissis  40  Ib.  fecerimus  plenariam  solutionem.  &cta 
antem  solutione  predictus  Hermannus  tenetur  predictas  40  Ib.  supra  aliqua  bona  ponere  et 
ipsa  bona  tenentur  ipse  et  sui  heredes  a  nobis  et  nostris  heredibus  in  homagio  habere. 

')  Die  *DistributÄ  mon.  s.  Maximini  annue  pro  pensionibus  et  feodalibus  15.  Jh. 
4.  Viertel  im  Urbarcodex  von  1484  ergeben  folgende  Schuldenlast  der  Abtei.  Es  sind  an 
stehenden  Jahresbeträgen  zu  zahlen  110  fl.  19  alb.,  2  s.  Trev.,  1  Ib.  5  s.  hl.  an  31  Parteien; 
31''«  mir.  grani  an  9  Parteien;  152V'8  mir.  siliginis  an  12  Parteien;  299  mir.  avene  an  16  Par- 
teien; 80', ü  am.  vini  an  8  Parteien;  1  tal.  cere  an  1  Partei.  Dazu  Landeslasten  in  der  Höhe 
von  28  fl.  13  alb.  für  eine  Subsidie. 


Pll^"^''?'''^! 


[Wirtsrbaft  J.  Grofsgrandbes.  —     886     — 

des  Froiihofs  und  Keiner  Depenrteuzeti  zu  einem  vom  Gesichtsiimilite  des. 
Gnuidhemi  aus  weiter  nichts  als  Benteu  trajienden  Institut  l»edeutsam  föi-dera. 

Nun  koninien  alierdiiifis  schon  am  Schlufs  des  früien-n  MitU-lall^rs  kleine 
Privatvermögeii  vor,  welche  im  weBentlicheii  aus  Renten  bestehen  •.  AI>er  da- 
neben blieb  doch  der  Charakter  der  grofsgrundhenUchen  Höfe  als  l>esondei-er 
Wirtschaftsinstitute  schon  wegen  des  Eiftenbetriebs  und  Bemideiibaues  noch 
erhalten.  Ganz  andei-s  werden  dagegen  diese  Höfe  im  14.  Jb.,  ja  ab  und  zu 
schon  in  der  2.  H.  des  13.  Jbs.  angesehen,  nachdem  die  Ei^nwirischaft  zum 
fniten  Teil  zerstört ,  dae  Anweisungssystem  aufgekommen  war.  In  einer 
Urkunde  des  *Bald.  Kesselst.  S.  194,  vom  Jahre  1326,  veiilufseit  jemand 
annuos  redditus  unius  i>orn  valoris  30  d.  Treverensiimi ,  duonun  anserum, 
duonini  pulloinm,  quos  habemus  in  villa  Einwilie;  item  in  iiilla  dicta  zum 
Bule  redditus  annuos  duoruui  porcorum ;  item  in  llurfeld  redditus  annuw 
tmius  jiorci  et  unius  mutonis,  decem  et  octo  d.  Trevereusinni  et  30  ovonim, 
necnon  bona  ijjsa,  de  (luibus  nobis  dicti  redditus  solvuutur  ad  preseus  sita  ia 
predictis  villis  et  earum  confiniis  et  quicquid  ibidem  habemus,  que  quidem 
bona  cum  hominibus  ea  tenentibus  a  nobis  ad  nos  pertinere  dinoscuntur,  cum 
iurisdictione  alta  et  bassa.  Hier  ist  kein  Zweifel:  der  Grundbesitz  eiscbeint 
nur  noch  als  ReuteuBubstrat;  die  alte  Wirtscbaftsverfassung  ist  vergessen. 

Das  ist  nun  aber  ganz  allgemein  der  Fall.  Wie  die  kleineren  Vermögen 
schon  iu  früherer  Zeit,  so  existieren  jetzt  auch  die  grolsen  Grundvermögen  nur 
noch  als  Konglomerat  von  Landbesitz  und  Rentenbedtz  unter  starkem  Überwiegeo 
des  letzteren.  Und  der  Bentenbesitz  vergröisert  sich  noch  von  Tag  zu  Tag; 
Zinse  und  Abgaben  werden  auf  alle  nur  denkbaren  Substrate  gelegt '.  Unter 
den  Urbaraufeeichnungen  zeigen  schon  die  Angaben  über  die  Dotienuig  des 
SEIisabethhospitals  zu  Trier  vom  Jahre  1256'  zlemlicb  deutlich  den  nwien 
Charakter  des  Grofsgrundbesitzes ;  kräftig  bringt  ihn  fQr  das  Moselland  zuerst 
das  *Urbar  des  Deutsdiordenshauses  zu  Saj^bur^;  vom  18.  Dez.  1301  ziun 
Ausdruck*.  Nicht  minder  bezeichnend  ist  in  dieser  Hinsicht  eine  kleine  *Anf- 

>)  Vgl.  aufser  MB.  t!B.  3,  247,  1227  aJs  besoödere  friüiund  sehr  bezeidmeiu!  Mit.  ÜB.  l. 
456,  1127:  der  Priester  Johann,  Canonicas  von  SMarien,  schenkt  folgende  iidter  an  Oeren: 
1)  Ertrag  von  2  mir.  Trierisch,  zu  zahlen  von  Dudeldorf,  lastend  auf  folgenden  Dudeldorfer 
Fluren:  Hegenacker  2  iuinal.,  Medenhof  2  iom.,  Liezheim  2  iuni.,  Hazenaker  1  iura.,  Inguni 
Ugonis  l'/i  inm.,  Lancwis  1  iura.,  Limo  1  iura.,  Lendebumo  '/t  ium.  2)  Ertrag  von  6  situlae 
Wein  aus  Schleich  bei  Mehring,  ruhend  auf  domiis  et  torcular  und  einer  01k  im  Dorfe, 
femer  in  medio  montis  3  scabella,  8  tril^  cum  uno  scabello,  6  tril^  cmn  uno  scabello, 
2  Bcabella,  und  in  Ensch  (an  der  Mosel  unterhalb  Schleich)  2  scabella.  S)  Ertrag  von  6  s.  d. 
aus  Monzel  (bei  Dusemond,  aber  nicht  an  der  Mosel),  nihend  auf  5  partes  vineanmi,  in 
Rfivereit  1  imd  4  in  medio  montis. 

*)  Bisweilen  auf  eigentlich  tur  dauernde  Zinse  unmögliche,  vgl.  Ithenser  deutsche 
Heberolle  14.  Jh.  1.  H.:  Herbort  6  penninge  erflicbe  up  den  grozin  nusboim  in  dem 
bftmgarten. 

')  MR.  ÜB.  8,  1376,  1256. 

«)  Beruht  im  Sl  A.  Koblenz,  Pgt  zu  15  x  26  cm;  vgl.  Bd.  2,  726  Note  1.  Vgl. 
auch  noch  Bd.  2,  214;  Bd.  3,  No.  299,   1340;  sowie  eine  vermutlich  der  1.  H.  des  14.  Jhs. 


\ 


—     887     —     Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung.] 

Zählung  der  Pertineuzen  eines  Hofes  in  Kellenbach  vom  J.  1324^;  zu  ihm  ge- 
hören in  Staufinbach  15  s.  hl.  1  mir.  siliginis  et  1  mir.  avene;  in  Kellinbach 
bona  dicta  Lanirs,  que  solvunt  17  s.  cum  dimidio  hl.,  et  bona  molendinarie,  que 
solvunt  12  s.  hl.,  et  l)ona  Thielomanni,  que  solvunt  12  hl.,  necnon  bona  Cun- 
radi  dicti  Mumoldin,  que  solvunt  17  s.  hl.  cum  dimidio  et  1  mir.  siliginis; 
item  in  Kuningisawe  4  mir.  sigilinis  de  molendino  ac  bona  Godefridi  de 
Heinen,  que  solvunt  14  d.  Colonienses  et  1  mir.  avene,  et  bona  Theodorici 
dicti  Vaner,  que  solvunt  14  d.  Colonienses  et  1  mir.  avene,  necnon  bona 
lohannis  dicti  Kur,  que  solvunt  3  s.  hl.  Natürlich  nahm  dieser  Renten- 
charakter des  alten  Grofsgrundl>esitzes  immer  mehr  zu;  im  *USteinfeld  von 
c.  1500  erscheint  Bl.  30a  ein  Abschnitt  mit  der  Aufschrift:  Dit  is  sulche  art- 
land  benden  busche  ind  veld,  zeinden  und  zins  gehoerende  in  unsen  kaiser- 
vrien  hof  ind  guet  zu  Walburen  —  und  es  folgt  die  Beschreibung  der  auf 
15  Teilgütem  lastenden  Zinsen  von  18  s.  9  d.,  15^/2  Hühnern*  imd  13  Diensttagen. 
Es  braucht  kaum  betont  zu  werden,  dafs  es  bei  solcher  Ausbildung  der 
alten  Grundhen-schaft  ganz  gleichgültig  war,  ob  ein  Hof  im  Eigentum  6ines 
oder  mehrerer  Henen  l)liel);  höchstens  hatte  man  in  letzterem  Falle  mehrere 
Meier  zu  halten^.  In  der  That  treten  nun,  ähnlich  wie  bei  den  stark  renten- 
belasteten Häusern  der  Städte  seit  dem  12.  und  13.  Jh.*  die  verwickeltsten 
Eigentumsverhältnisse  auf,  sobald  nur  erst  —  seit  Beginn  des  14.  Jhs.  —  der 
Rentencharakter  der  Fronhöfe  feststeht.  Bona  cui-tis  de  Wolkringen  bemerkt 
das  UMarienthal  vom  J.  1317  auf  S.  333,  dividuntur  in  2  partes,  quanmi 
unam  partem  recipiunt  domini  Arlunenses,  aliam  partem  domini  de  Wolkringen; 
que  pars  dominoiiim  Arlunensium  dividitur  in  7  pailes,  in  quibus  7  partibus 
domine  de  Valle  hal>ent  Vi 2.  alia  medietas  dividitur  in  2  partes,  quarum 
Th.  de  Celobrio  recipit  unam  partem,  alia  pars  dividitur  in  8  partes,  quarum 
domine  de  Valle  recipiunt  precipue  3  partes,  et  sie  remanent  5,  que  5  partes 

zuzuweisende  *  Stelle  des  Bald.  Kesselst  S.  307,  deren  Datum  ich  anzumerken  vergessen  habe : 
nos  Bärghardus  Johannes  et  ülricus  fratres  domini  de  Vinstinga  .  .  pro  800  Ib.  hl.  .  . 
[doniino  Baldewino]  supraportamus  et  resignamus  . .  bona  nostra  aUodialia  seu  propria  infra- 
scripta  cum  eorum  iurihus  iurisdictionibus  dominus  et  pertinentiis  universis,  videlicet  villam 
L&deringon,  de  qua  cedunt  annuatim  redditus  subnotati:  scilicet  Septem  Ib.  Metensium  d. 
nomine  precarie;  item  Septem  s.  quatuor  d.  Metenses  nomine  census;  item  nemora  sive  terre 
dicta  daz  Kamerholz  der  Vorst  et  Mertinsbäsch,  de  quibus  cedunt  ad  quartum  annum  sex  Ib. 
Metensium  d.;  item  vivarium  nostnim  ibidem,  de  quo  ad  [S.  308]  tertium  annum  cedunt 
triginta  Ib.  Metenses:  item  decimam  nostram  ibidem  annuatim  sexaginta  som.  partim  grani 
et  partim  avene  mensiu^  Sarepontensis  u.  s.  w. 

')  »Bald.  Kesselst.  S.  171,  1324. 

*)  Zu  Hiihnerteilen  vgl.  Rhenser  deutsche  Heberolle  14.  Jh.  1.  H.:  pueri  Johanis  Ekardi 
2  himre  ain  ein  dritteil  eins  himis  van  eime  wikarde  uf  deme  Sigen. 

^)  CRM.  2,  281,  1077:  curtis  in  Kärlich  cum  .  .  nemoribus  .  .  pratis  pascuis  pisca- 
tionibus  villicationibus  censibus  vineis  agris  cultis  et  incultis  .  .  . 

*)  Vgl.  Ennen,  Qu.  2, 185—6, 186, 1238:  Jemand  erbt  tertiam  partem  tertie  partis  sexte- 
decime  partis  [»»  ^'\aa\  unius  mense  opposite  domui  sanctorum  apostolonim;  s.  auch  Ennen, 
Qu.  2,  227,  228,  1242. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     888     — 

dividuntur  in  duas  partes,  quarum  unam  partem  recipiimt  Ali  de  Satenheim^ 
aliam  partem  dividunt  domine  Vallis  et  domine  de  Diffirdingen  per  medium. 

War  der  Rentencharakter  in  dieser  Weise  durchgedrongen ,  so  war  es 
nur  ein  Schritt  zu  neuer  Klärung  der  Eigentumsverhältnisse,  wenn  man  nun- 
mehr wirtschaftlich  den  Hauptwert  nicht  mehr  auf  das  Rentensubstrat,  sondern 
auf  die  Rente  selbst  legte.  Der  Grund  und  Boden,  auf  dem  die  Rente  ruhte, 
wurde  damit  gleichgültig,  soweit  nur  der  Rentenbezug  gesichert  blieb ;  er  wurde 
eventuell  mit  anderem  vertauscht,  er  war  keine  spezifische  wirtschaftliche 
Gröfee  mehr,  er  war  fungibel^ 

Das  ist  das  Ende  des  Verfalls,  dessen  Anfänge  schon  seit  dam  Schlüsse 
des  12.  Jhs.  auf  den  Grofsgrundbesitz  und  seine  alte  Wirtschaftsverfassung 
hereingebrochen  waren:  ein  Jahrhundert  später  ist  diese  Wirtschaftsverfassung 
bis  in  ihre  tiefsten  Grundlagen  hinein  erschüttert,  ihr  Eigenbetrieb  in  weit- 
reichender Weise  zerstört  und  ihr  Verwaltungsapparat  in  Bruchteile  auflöst, 
welche,  vereinzelt  und  aufser  aller  Verbindung  mit  einander ,  nicht  mehr  in 
der  alten  Weise  funktionieren  können.  Die  übrig  gebliebenen  Ruinen  aber 
bilden  ein  wüstes  Konglomerat  verschiedenartiger  Werte,  deren  wirtschaftliche 
Ausnutzung  nur  in  der  Weise  erfolgen  kann,  dafs  sie  durch  Überspannung 
mit  einem  ausgedehnten  Rentensystem  auf  einen  gemeinsamen  Nenner  ge- 
bracht werden. 

Und  doch  treten  in  diesem  Chaos  schon  seit  früher  Stauferzeit  die  An- 
zeichen einer  neuen  zeitgemäfsen  Organisation  zu  Tage.  Die  alte  Grund- 
herrschaft war  wesentlich  mit  durch  Empfang  bezw.  Übertragung  von  Grund- 
stücken seitens  Freier  in  irgend  einer  anfangs  freieren  Leiheform  gebildet 
worden;  diese  freieren  Landnutzungsformen  hatten  dann  aber  in  dem  System 

^)  Vgl.  aufser  MR.  ÜB.  3,  1049, 1250  und  1192,  1253,  namentlich  MR.  ÜB.  3,  472,  1232: 
Heinricus  et  Marquardus  dicti  comites  de  Solmese  notum  esse  volumus,  quod  cum  Erwinus 
miles  de  Garvenheim  teneret  a  nobis  in  feodo  mansum  terre  arabilis,  qui  situs  est  in  villa 
que  vocatur  Biela,  15  s.  Wetflarienses  solventem,  convenit  uobiscimi,  quatinus  eundem  man- 
sum ipsi  in  proprietatem  donaremus,  receptis  loco  eins  aliis  bonis  ab  eodem,  videlicet  in 
Nuwenkirgen  10  s.  in  Banevalde  6  s.  solventibus  cum  anseribus  et  pullis.  cuius  annuentes 
petitioni  eundem  mansum  mutuavimus  prefato  Erwino  pro  bonis  supradictis,  recognoscentes  ei 
ius  proprietatis  illius  atque  dominium;  et  receptis  prefatis  bonis  eisdem  rursus  infeodavimus 
praefatum  E.  ac  filium  eiusdem  dictum  similiter  Erwinum  ad  idem  ius,  quo  antea  mansum  a 
nobis  tenuerunt,  pro  quo  uterque  homines  nostri  sunt  cffecti.  Hennes  ÜB.  1,  227,  1273: 
eine  vinea  zwischen  Pfaffendorf  und  Ehrenbreitstein,  que  solvit  5  s.  censuum  annuatim,  quos 
census  a  nobis  tenebat  in  feudo  A.  de  Kain  et  noster  homo  extitit  de  eisdem.  Diese  Zinse 
werdm  vom  Lehnherm  verkauft  tali  interposita  conditione,  quod  dictus  A.  alia  bona  sua 
allodiala  sita  in  superiori  Engers,  videlicet  partem  vinee  et  quatuor  iugera  terre  arabilis, 
nobis  loco  dicte  vinee  assignavit  et  eadem  bona  a  nobis  recepit  in  feudo  sicut  a  nobis  tene- 
bat vineam  memoratam.  Hennes  1,  488,  1293:  Ernst  von  Biu^ensheim  Ritter  und  Adelheid 
sein  Gremahl  gestatten,  dafs  Heinrich  Brange  zu  Burgensheim  die  Güter,  die  er  von  ihnen 
zu  Lehen  hat,  dem  Deutschen  Haus  von  Koblenz  verkaufe  und  sich  für  andere  Güter  ihnen 
lehnspilichtig  erkläre.  *üSEli8ab.  Hosp.  Bl.  39^ :  H.  S.  et  M.  contulerunt  12  d.  ex  vinea 
sua  apud  Trimelet  .  .  Zusatz:  E.  P.  tenet;  quem  censum  posuit  super  bona  sua,  quae  habet 
iuxta  vineam  hospitalis  in  Silva  episcopi. 


—     889     —    Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung.] 

grundhöriger  Bodennutzung  ein  gemeinsames  Grab  gefunden.  Jetzt,  da  die 
Grundfesten  des  alten  Wirtschaftsorganismus  zu  schwanken  beginnen,  tritt 
auch  der  Charakter  ihrer  urspillnglichen  Anlage  wieder  zu  Tage:  die  grund- 
hörigen Landnutzunpformen  lösen  sich  teilweis  auf  und  an  ihrer  Stelle  er- 
wachsen, analog  den  Vorgängen  in  der  Entstehungszeit  des  Grofsgrundbesitzes, 
wiedenun  freiere  Arten  des  Landbesitzes,  die  Zins-  und  Pachtformen*. 

')  Die  ersten  Verträge  auf  freiere  Bodennutzung  (Zins-  imd  Pachtverträge)  finden  sich, 
aufser  den  Rupertsberger  Akten  hauptsächlich  in  Bd.  8  No.  1,  —  die  im  MR.  ÜB.  1,  342 
z.  J.  1055  gedr.  Urkunde  gehört  in  d.  J.  1235  Juli  6,  vgl.  Goerz  MR.  Reg.  2,  2164,  auch 
die  Urkunde  MR.  ÜB.  1,  386,  1092  gehört  noch  nicht  hierher,  da  sie  nur  die  Auflösung 
alter  grundhöriger  Verhältnisse  zu  Gunsten  freierer,  aber  doch  noch  grundhöriger  Verhältnisse 
zeigt  — :  MR.  ÜB.  1,  424,  1112;  431,  1115;  432,  1115;  449,  1122;  455,  1126  (zum  ersten- 
mal  das  Wort  pactum;  das  Wort  pactio  im  Sinne  von  Vertrag  einfach,  nicht  von  Pacht- 
vertrag, auch  schon  MR.  ÜB.  1,  612,  1158);  474,  nach  1134;  477,  1134;  Joannis  Res  Mog.  2, 
747,  1135;  MR.  ÜB.  1,  481,  1135;  484,  1136;  486,  1136;  MR.  ÜB.  2,  40,  1140;  48,  1149; 
MR.  ÜB.  1,  568,  1152;  573,  1153;  594,  1155;  614,  c.  1158;  618,  c.  1160;  630,  1161;  Ann. 
d.  bist  Ver.  f.  d.  Niederrh.  23,  265,  1162;  MR  ÜB.  1,  640,  c.1163;  644,  c.  1163;  Scheid,  Or. 
Guel£  3,  594,  1165;  MR.  ÜB.  1,  645,  c.  1165  (in  Goerz  MR.  Reg.  2,  533  zu  ca.  1185  ge- 
zogen); 647,  1166;  *Kop.  Valcmh-.  Bl.  23,  reg.  Goerz  MR.  Reg.  2,  263,  c.  1167;  MR.  ÜB. 
1,  652,  1168;  MR.  ÜB.  2,  2*,  1169;  Stücke  der  Andemacher  SchreinsroUe  cit  Goerz  MR. 
Reg.  2,  336,  337,  342,  344,  346,  1173  f.;  MR.  ÜB.  2,  *36,  1179;  *37,  1169—79;  *42,  1181; 
*43,  1181;  45»,  1181;  49*,  1181;  63,  1169—83;  *Kop.  SMartin-Trier  Bl.  144,  Bezirksarch. 
Metz,  reg.  Goerz  MR.  Reg.  2,  509,  1184;  MR.  ÜB.  2,  71,  1185;  82,  1186;  83,  1186;  90, 
1187;  99  und  100,  1164-1189  (in  Goerz  J^IR.  Reg.  2,  531  zu  ca.  1185  gezogen);  126,  1192; 
137,  1194;  170,  1197;  174,  1198;  177,  1199;  186,  1187-1200  (in  Goerz  MR.  Reg.  2,  620 
zu  c.  1190  gezogen);  Erhard  Cod.  Westf.  2,  514,  1190—1205;  Stücke  der  Andemacher 
Schreinsrolle  cit.  Goerz  MR.  Reg.  2,  860,  864,  c.  1200;  Schlufs  des  UMettlach,  ca.  1200; 
CRM.  1,  492,  c  1200  (so  Goerz  MR.  Reg.  2,  882);  MR.  ÜB.  2,  182,  1200;  196,  1171-1201  (in 
(ioerz  MR.  Reg.  2,  528  zu  ca.  1185  gezogen);  215,  1203;  »Or.  Koblenz  c.  1205,  reg.  Goerz, 
MR.  Reg.  2,  992;  MR.  ÜB.  2,  225,  1206;  239,  1208;  244,  1209;  246,  1209;  250,  1209;  Mone's 
Zs.  19,  420,  1209;  Lac.  ÜB.  2,  33,  1210;  MR.  ÜB.  2,  259,  1210;  268,  1192—1210;  272, 
1198—1210  (in  Goerz  MR.  Reg.  2,  1033  auf  1207  gezogen);  274,  1211;  MR.  ÜB.  3,  21, 
1214;  22,  1214;  28,  1214;  32,  1215;  40,  1215;  Stücke  der  Andemacher  SchreinsroUe  cit. 
(ioerz  MR.  Reg.  2,  1243,  1248,  c.  1215;  Kremer  Or.  Nass.  2,  258,  1215;  *0r.  Koblenz  1216, 
cit.  Goerz  MR.  Reg.  2,  1301;  MR.  ÜB.  3,  55,  1216;  Stücke  der  Andemacher  SchreinsroUe, 
cit  Goerz  MR.  Reg.  2,  1311,  zu  1217;  Picks  Monatsschr.  1877,  265,  1217;  MR.  ÜB.  8,  67, 
1217;  71,  1217;  »Bald.  Kesselst  Trier  1218,  cit  Goerz  MR.  Reg.  2,  1396;  MR.  ÜB.  3,  139, 
1220;  147,  1220;  Stücke  der  Andemacher  SchreinsroUe,  cit  Goerz  MR.  Reg.  2,  1451,  1452, 
1454,  c.  1220;  MR.  ÜB.  3,  (156,  c.  1220;  174,  1221);  218,  223;  1237,  1224;  249,  1225; 
253,  1225;  267,  c.  1225;  Ann.  d.  bist  Ver.  f.  d.  Niederrh.  23,  266,  1225;  Guden.  CD.  5,  3, 
1225;  Stücke  der  Andemacher  SchreinsroUe,  cit  Goerz  MR.  Reg.  2,  1689,  1690,  c.  1225; 
MR.  VB.  3,  (296,  1226);  309,  1227;  312,  1227;  324,  1227;  347,  1228;  Stücke  der  Ander- 
nacher SchreinsroUe,  cit  Goerz  MR.  Reg.  2,  1890,  1892,  1228;  Goerz  MR.  Reg.  2,  1924, 
1229;  JdR.  ÜB.  3,  395,  1230;  409,  1230;  410,  1230;  419,  c.  1230;  445,  1231;  Lac.  ÜB.  2, 
178,  1231;  Miraeus  4,  542,  1232;  MR  ÜB.  3,  460,  1232;  461,  1232;  481,  1233;  483,  1233; 
485,  1233;  489,  1233;  504,  1234;  514,  1234;  535,  1235;  541,  1235;  543,  1235;  *Kop.  Milten- 
berg, jetzt  München,  1235  Mz.  30,  reg.  Goerz  MR.  Reg.  2,  2147;  MR.  ÜB.  3,  566,  1236; 
577,  1236;  590,  1237;  (600,  1237);  608,  1237;  633,  1238;  646,  1239-40;  667,  1239;  676, 
1240;  731,  1241;  734,  c.  1241;  743,  1242;  760,  1242;  783,  1243;  807,  1244;  814,  1245;  847, 

Lamprecht,  Deutsches  Wirtschaftsleben.    I.  57 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     890     — 

Schon  oben  ist  auf  diesen  Entwicklungsgang  für  die  hofhörigen  Güter 
hingewiesen  worden.  Aber  die  Bewegung  griff  weiter.  Sehen  wir  von  der 
Zentralstelle  ab,  deren  Umformung  in  anderem  Zusammenhang  zu  besprechen 
ist,  so  unterlagen  auch  die  Fronhöfe  oder  jetzt  richtiger  gesagt,  die  Meierämter 
oder  Fronhofsrezepturen  gar  bald  der  Einwirkung  freierer  Leiheformen  ^  Und 
so  kann  man  es  ganz  generell  aussprechen,  dafs  es  nach  dem  Verfall  der 
alten  Wirtschaftsverfassung  in  der  späteren  Stauferzeit  die  soeben  aufkommen- 
den freieren  Leiheformen  gewesen  sind,  welche  die  Neubildung  einer  gnmd- 
herrlichen  Wirtschaftsverfassung  vorbereiteten  und  ennöglichten  ^. 

1246;  849,  1246;  881,  1246;  882,  1246;  895,  1246;  899,  1247;  922,  1247;  930,  1247;  931, 
1248;  963,  1248;  1046,  1250;  1059,  1250;  1065,  1250;  1065,  1250;  1076,  1250;  1081,  1250; 
1087,  c.  1250;  1092,  1251;  1114,  1251;  1127,  1251;  1138,  1252;  1142,  1252;  Guden.  CD.  5,  23, 
1253;  MR.  Uß.  3,  1201,  1253;  Guden.  CD.  5,  26,  1258;  MR.  ÜB.  3,  1217,  1253  (Reg.);  1219, 
1258;  1249,  1254;  1291,  1255;  1294,  1255;  1300,  1255;  1304,  1255;  1304,  1255;  1307,  1255 
(Reg.);  1809,  1255;  1330,  c.  1255;  1339,  1256;  1477,  1259;  1485,  1259. 

^)  S.  schon  oben  S.  773  f.  Die  frühesten  Fälle  in  unserer  Gegend  finden  sich 
wohl  schon  MR.  ÜB.  1,  431,  1115,  vgl.  474,  nach  1134;  dann  449,  1122;  477,  1134;  618, 
c.  1160;  2,  2*,  1169;  (45*,  1181;  Goerz  MR.  Reg.  2,  509,  1184);  USMax.  S.  455,  Wöll- 
stein  81;  MR.  ÜB.  8,  32,  1215;  324,  1227;  347,  1228;  410,  1230;  514,  1234;  566,  1236; 
743,  1242;  1065,  1250;  1087,  c.  1250;  1142,  1252.  Mit  dem  Beginn  des  14.  Jhs.  finden  sich 
schon  Grundherrschaften,  in  welchen  Verpachtung  durchaus  die  Regel  ist,  so  namentlich  im 
Westen  unseres  Gebietes,  vgl.  Lager.  Gesch.  der  Abtei  Mettlach  S.  189 — 195  und  dazu  unten 
Bd.  2,  731—732;  femer  ÜMarienthal  1321,  dazu  unten  die  Tabellen  auf  S.  936  f.;  vgl.  auch 
Loersch,  Ingelheimer  Oberhof  S.  LVllI.  —  Auch  einzelne  selbständige  Ho^ertinenzen  werden 
gleich  zahlreich  und  gleich  früh  verpachtet,  s.  für  Mühlen  MR.  ÜB.  1,  424,  1112;  Binnen, 
Qu.  1,  547,  71,  1158;  Ann.  d.  bist.  Ver.  f.  d.  Niederrh.  23,  265,  1162;  Cart  Orval  73,  1178; 
MR.  ÜB.  2,  49\  1181;  90,  1187;  215,  1203;  274,  1211;  3,  28,  1214;  71,  1217;  461,  1232; 
847,1246;  931,1248;  1059,1250;  1092,1251;  1127,1251;  1309,1255.  Zur  Fischerei 
s.  MR.  ÜB.  3,  296,  1226;  zur  Münze  MR.  ÜB.  3,  600,  1237. 

2)  Zur  zeitlichen  Verteilung  der  Entwicklung  fieierer  Landnutzimgsformen  beachte 
man  folgende  Ziffern.  Es  ergeben  sich  für  die  gesamte  Überlieferung  der  RGBB.  Trier  und 
Koblenz  an  einschlägigen  Urkunden: 

1100—1125  5  1175-1200  34 

1120—1150  8  1200-1225  35 

1150—1175  9  1225—1250  80 

1250—1273  119. 

Von  1273  ab  läfst  sich  die  gesamte  urkundliche  Überlieferung  nicht  mehr  voll  übersehen; 
geht  man  auf  einzelne  Institute  zurück,  so  liegt  die  Überlieferung  für  das  Kloster  Mettlach 
und  das  Erzstifl  in  den  betr.  Regestensammlungen  von  Lager  und  Goerz  vollständig  vor. 
Hier  ergeben  sich  an  einschlägigen  Urkunden: 


Jalire 

Lager 

Goerz 

Jalu'c 

Lager 

Goerz 

1300—1325 

11 

3 

1400-1425 

2 

36 

1325—1350 

8 

5 

1425     1450 

1 

5 

1350    1375 

6 

24 

1450-1475 

29 

1375     1400 

9 

39 

1475-1500 

50 

5^. 

Dazu  füi-  Mettlach  1225—50  :  2;  1250—75  :  0;   1275—1300  :  4.    Diese  Angaben   sind   nun 
für  die  JJ.  1425—50  bei  dem  Ei-zstift  notorisch,  aber  doch  wohl  auch  bei  der  Abtei  Mettlach 


—     891     —    Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassimg.] 

Zum  Verständnis  der  rechtlichen  und  wirtschaftlichen  Entstehung  dieser 
freieren  Leihefonnen  ist  es  aber  nötig,  weiterhin  auf  die  früheren  Ausbildungen 
der  Landleihe  innerhalb  der  deutschen  Entwicklung  zurückzugieifen.  Wir 
finden  hier  in  nierowingischer  bezw.  karolingischer  Zeit,  abgesehen  von  ge- 
ringen Resten  des  römischen  ftecariums  und  hier  aufser  Betracht  bleibenden 
Umgestaltungen  des  römischen  Kolonats,  namentlich  die  Formen  der  Precaria 
und  des  Beneficiums^  Diese  Formen  stehen  insofern  im  Verhältnis  zu  ein- 
ander, als  sich  von  der  Precaria  data,  von  welcher  Roth,  Feud.  149,  Beispiele 
auch  nur  bis  in  den  Anfang  des  9.  Jhs.  nachweisen  kann,  in  unseren  Gegen- 
den nur  6in,  noch  dazu  nicht  ganz  sicheres  Beispiel  aus  dem  J.  636  im 
Grimonischen  Testament  findet;  im  übrigen  steht  an  Stelle  der  Precaria  data 
das  Beneficium.  Wir  haben  es  also  in  Wirklichkeit  nur  mit  der  Precaria 
remuneratoria,  der  Precaria  oblata  imd  dem  Beneficium  als  frühzeitigen  Land- 
leihefonnen  zu  thun. 

Sehen  wir  da  voiläufig  vom  Beneficimn  ab,  so  kommen  zunächst  die  Pre- 
caria remuneratoria  und  die  Precaria  oblata  in  Betracht.  Beide  unterscheiden 
sich  bekanntlich  so,  dafs  die  oblata  den  Nutzgenufs  eines  dem  Leiheherrn 
vom  Beliehenen  geschenkten  Gutes  ohne  weiteren  Entgelt  der  Leiheherren,  die 
remuneratoria  einen  solchen  Nutzgenufs  unter  gleichzeitiger  Einräumung  eines 
Niefsbrauchrechtes  an  einem  meist  gleich  hochbewerteten  Gute  des  Leihe- 
herm  umfafst.  Von  beiden  Nutzungsfonnen  ist  die  bei  weitem  frühere  in 
unserer  Gegend  die  oblata ;  sie  tritt  schon  seit  Mitte  des  8.  Jhs.  auf,  während 
die  remuneratorischen  Prekareien  erst  nach  der  Mitte  des  9.  Jhs.  einsetzen  ^.  Und 


für  1425—1475  unvollständig.  Es  ergiebt  sich  im  ganzen  aus  ihnen  ein  erstes  Anschwellen 
der  Pachtentwicklung  seit  dem  letzten  Viertel  des  12.  Jhs.,  und  weitere  besonders  bemerk- 
liche Zunahmen  mit  dem  zweiten  Viertel  des  13.  und  dem  letzten  Viertel  des  15.  Jhs. 

*)  Zum  folgenden  vgl.  u.  a.  Regino  Caus.  synod.  1,  374 — 380,  S.  171  f.  ed.  Wassersch- 
ieben;   Bodmann,  Rheing.  Altert.  2,  768;    Roth,   Feud.  S.  145  f.,  194  f.;    v.  Maurer,  Fronh. 

1,  275  f.,  316,  347,  360  f.;  v.  Inama,  Wirtschaftsg.  1,  123;  Waitz,  Vfg.  6,  4-6,  auch  5,  274 
und  6,  26  f.,  30. 

*j  Ich  gebe  hier  sofort  eine  Gesamtübereicht  der  in  unserer  Gegend  für  beide  Leihe- 
formen zu  (rebote  stehenden  Urkunden.  Es  finden  sich  remuneratorische  Prekareien  MR.  ÜB.  2, 
26,  862—868;  1,  105,  866;  2,  28,  866,  867;  1,  118,  880;  119,  881;  120,  886;  154,  909;  158,  915 
bis  923;  163,  923;  164,  924;  165,  926;  170,  929;  173,  936;  174,  c.  938;  180,  943;  199,9-55; 
219,  964;  220, 964;  228,  967;  23-5, 971 ;  245, 975;  2,51, 978;  273,  996 ;  276,  1000;  Lac.  ÜB.  1,  87, 
140,  1003;  MR.  ÜB.  1,  315,  1041;  324,  c.  1045;  337,  1052;  338,  1052;  Lac.  ÜB.  1,  159—60, 
247,  1093;  MR.  ÜB.  1,  396,  c.  1098;  431,  1115  in  Verbindung  mit  474,  1134;  654,  vor  1169; 
♦Düsseld.  St.  A.  SSeverin  Or.  4  Cop.  Bl.  9,  1166—1182;  419,  c.  1230;  Ann.  d.  bist.  V.  f.  d. 
Niederrh.  43,  72,  1247;  *  Andernach.  Schreinsk.  No.  85,  G.  3,  1852,  1256;  (*Chart.  SAmual, 
Koblenz  St.  A.  1259,  MR.  Reg.  3,  1551);  Precariae  oblatae  MR.  ÜB.  1,  14,  762—804;  19, 
765;  21,  767:  23,  772;  30,  777;  33,  786;  Lac.  ÜB.  1,  9,  14,  799;  MR.  ÜB.  2,  20,  832;  21, 
835;  Lac.  ÜB.  1,  27,  60,  845;  MR.  ÜB.  2,  27,  864-65;  1,  110,  868;  femer  205,  959;  206, 
960;  212,  963;  268,  993;  269,  993;  272,  993—996:  2,  32,  10.  Jli.  1.  H.;  Cardauns,  Rhein. 
Urkk.  12,  S.  357,  1095—9;    Ennen,  Qu.  1,  504-5,  42,  1099-1131;    MR.  ÜB.  1,  569,  1152; 

2,  101,  1173—1189;  (71,  1185);  3,445,  1231;  513,  1284;  944,  1248;  1151,  1252;  1175,  1252; 

67* 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrondbes.  —     892     — 

diese  Thateache  ist  Dicht  etwa  auf  die  eigentümliche  Prasds  irgend  eines  be- 
sonderen Wirtschafisinstitutes  zurückzuführen  \  sondern  es  liegt  eine  aügemdne 
Erscheinung  vor.  Dieser  Umstand  nötigt  uns,  von  der  Precaria  oblata'  aw 
Charakter  und  Geschichte  beider  Formen  klarzulegen.  Doch  wird  es  dabd 
möglich  sein,  eine  Anzahl  für  beide  Formen  analog  und  aus  gemeinsamer 
Wurzel  entwickelter  Erfordernisse  auch  gemeinsam  zu  besprechen. 

Beide  Prekareien  erweisen  sich  da  zunächst  als  Verleihungsformen  auf 
Lebenszeit  des  Beliehenen:  das  ist  ursprünglich  die  Regel.  Freilich  wird  die 
Regel  bei  der  oblata  schon  seit  Ende  des  9.  Jhs.,  bei  der  remuneratoria  seit 
spätestens  der  Mitte  des  10.  Jhs.  nur  noch  in  Ausnahmefällen  beibehalten*. 
Vielmehr  beginnt  schon  sehr  früh  bei  der  oblata,  etwas  später  bei  der  remuneratoria 
die  Ausdehnung  der  Beleihung  auf  die  Frau  des  Prekaristen^;  ihr  folgt  dann 
eine  solche  auf  die  zweite  Generation  überhaupt*,  ja  sogar  auf  noch  weitere 
Erben  •.    Indes  macht  die  oblata  diese  Bewegung  doch  nur  spärlich  und  wider- 


1176,  1252;  1252,  1254;  «Andernach.  Schreinsk.  No.  169,  13.  Jh.  2.  H.;  Bd.  8,  56,  1269; 
Hennes  ÜB.  2,  242,  1276;  Cod.  Lac  88,  1280.  Endlich  bemerke  man  noch  eine  Praprietas 
auf  1  Generation  Lac  ÜB.  1,  46,  85,  910,  und  eine  Proprietas  auf  2  Generationen  MR.  ÜB. 
1,  94,  859. 

1)  Die  Prekareien  verteilen  sich  nach  zeitlicher  Anordnung  folgendermafsen  auf  die  ein- 
zehien  Institute:  Prüm  MR.  ÜB.  1,  14,  762—804;  19,  765;  21,  767;  23,  772;  80,  c  777; 
88,  786;  105,  866;  110,  868;  118,  880;  119,  881;  120,  886;  187,  895;  180,  948;  186,  948; 
190,  945-50;  219,  964;  285,  971;  291,  1016;  —  Echtemach  MR.  ÜB.  2,  20,  882;  21,  888; 
26,  861—3;  27,  864-5;  28,  866—67;  82,  10.  Jh.  1.  H.;  —  SMaximin  MR.  ÜB.  1,  158, 
909;  154,  909;  168,  917—928;  168,  928;  165,  926;  170,  929;  205,  959;  206,  960;  212,  968; 
245,  975;  251,  978;  268,  998;  269,  998;  272,  998—6;  273,  996;  450,  1128;  —  Erzstifl  MR. 
ÜB.  1,  158,  925-6;  164,  924;  169,  928;  178,  986;  174,  938;  199,  955;  220,  964;  824, 
c.  1045;  388,  1052;  —  Domkapitel  MR.  ÜB.  1,  228,  967;  305,  c  1080;  815,  1041;  461, 
1128;  2,  221,  1204;  3,  445,  1231;  -  SMana-ad-martyies  MR.  ÜB.  1,  276,  1000;  8,  487, 
1231;  —  SSimeofi  MR.  ÜB.  1,  341,  1053;  2,  71,  1185;  3,  86,  1218;  —  Laach  MR.  ÜB.  1, 
536,  1145;  644,  c.  1168;  8,  1287,  1258;  —  Bommersdorf  MR.  ÜB.  8,  785,  1248. 

*)  Dieselbe  heifst  in  den  Quellen  natürlich  stets  nur  precaria.  Einmal,  MR.  ÜB.  1, 
110,  868,  findet  sich  donatio  et  precaria  als  kv  Jia  Svolv, 

8)  S.  für  die  Precaria  oblata  z.  B.  MR.  ÜB.  1,  23,  772;  2,  20,  832;  21,  888;  für  die 
Precaiia  remimeratoria  MR.  ÜB.  1,  105, 866;  118,  880;  119,  881;  120,  886;  169,  928;  219,  964; 
228,  967;  245,  975;  273,  996;  315,  1041.  Dabei  ist  in  den  zuletzt  genannten  Fällen  der 
Prekarist  im  J.  967  und  975  ein  Geistlicher,  im  J.  996  und  1041  eine  verwitwete  Person. 

*)  Flir  die  oblata  s.  Lac  ÜB.  1,  9,  14,  799;  MR.  ÜB.  1,  268,  993;  Ennen,  Qu.  1, 
504—5,  42,  1099—1181;  MR.  ÜB.  3,  513,  1234;  785,  1243;  zur  remuneratoria  s.  unten  S.  893 
Note  1.  Besondere  Fälle  bei  der  oblata  sind  MR.  ÜB.  1,  19,  765  (der  Schenkgeber  tritt  ins 
Kloster,  seine  Kinder  werden  Prekaristen)  und  ähnlich  für  die  Frau  Lac.  ÜB.  1,  27,  60,  845. 

^)  Für  die  oblata  s.  MR.  ÜB.  1,  14,  762—804;  zur  remuneratoria  S.  893  Note  2. 

®)  Hierher  gehören  von  der  oblata  nur  die  beiden  folgenden  Urkunden,  welche  einen 
bei  der  oblata  seltenen  Übergang  in  Erbpachtverhältnisse  indizieren  imd  offenbar  schon  unter 
Einwirkung  der  Erbleihe  stehen:  MR.  üB.  1,  644,  c  1163:  Magareta  von  Ebemach  schenkt 
an  Laach  Allod,  behält  die  Nutzung  gegen  Zins  von  12  d.  jährlich:  M.  et  filius  eins  L  de 
c^tero  iamdicta  predia  possidebunt  censualia;  .  .  liberi  quoque  I.,  si  quos  habuerit,  similiter 
possessionis   huius   investituram    de   manu   abbatis  .  .  accipiant  .  .  .  si  autem  I.  decesserit 


—     393     —    Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung.] 

inrillig  mit ;  sie  bewähil  auch  hier  ihre  tiberwiegende  Bedeutung  als  Schenkung 
von  Todes  wegen  bezw.  Leibzuchtvertrag,  von  der  bald  zu  sprechen  sein  ^ird. 
Um  so  enei-gischer  macht  sich  bei  der  remuneratoria  die  Verlängerung  der  Leihe- 
frist geltend.  Schon  seit  der  Mitte  des  10.  Jhs.  ist  hier  die  blofse  Verleihung 
zugleich  an  den  tiberlebenden  Teil  der  prekaristischen  Ehegatten  eine  meist 
auf  besonderen  Grtinden  benihende  Konzession  des  Beliehenen  an  den  Leih- 
herm  * ;  ftir  gewöhnlich  erfolgt  die  Beleihung  mindestens  auf  noch  eine  weitere 
Generation,  wobei  der  Erbe  meist  genau  bezeichnet  wird^.  Doch  auch  hier- 
bei begütigt  man  sich  nicht;  seit  den  dreifsiger  JaJiren  des  10.  Jhs.  finden  sich 
vereinzelt  Fälle,  wo  die  ganze  zweite  Generation  in  mehreren  Erben  successive 
erbt^,  ja  ein  Fall  von  drei  Generationen  kommt  vor*.  Da  kann  man  sich 
denn  nicht  wundem,  wenn  im  12.  Jh.  der  Übergang  zu  voller  Erl)leihe  erst 
angebahnt**,  dann  voll  erreicht  wird*. 

absque  herede,  scilicet  legitima  prole,  vel  postera  eius  generatio  legitime  descendens  ab  eo 
obierit  absque  liberis,  .  .  predia  revertentur  ex  integro  in  potestatem  Lacensis  cenobii, 
resenrato  tarnen  usufructuario  uxori,  quamdiu  yixerit,  si  forte  moriens  heres  uxorem  super- 
stitem  reliquerit.  MR.  ÜB.  2,  71,  1185:  Jemand  schenkt  an  Eberbach  einen  Weinbei*g, 
Tineam  .  .  ab  ecclesia  hereditario  iure  possidendam  suscepit  sub  censu  2  s.  Coloniensiuni  in 
yigilia  omnium  sanctorum  annuatim  solvendorum  hoc  condicto,  ut  quicunque  censum  pi-e- 
scriptum  in  predicto  termino  solvere  tardaverit,  in  penam  negligentie  in  spatio  8  dienun 
sequentium  censum  duplicabit  si  vero  et  hoc  tempus  pretergressus  fuerit,  sine  uUa  litis 
contestatione  usus  vinee  ecclesie  sancti  Simeonis  cedet,  et  heredes  suo  iure  privabuntiu' : 
hanc  enim  legem  pene  vir  prenominatus  ultro  in  se  et  in  suos  accepit  heredes. 

*)  Vgl.  MR.  ÜB.  1,  180,  943;  235,  971;  251,  978;  276,  1000;  324,  c.  1045;  3,  419, 
c  1230.  Höchst  sonderbar  ist  MR.  ÜB.  1,  186,  c.  948 :  Prekarei  (remuneratorische)  des  homo 
ingenuus  Amulfus  und  seiner  Frau  Alurada  wie  der  Kinder  Frithelind  und  Kunegund.  Sie 
tragen  ihrerseits  ihren  ganzen  Besitz  und  sich  selbst  an  das  Kloster  Prüm  auf.  Post  mortem 
vero  viri  Amulfi ,  si  superstes  fuerit  eius  uxor,  copuletur  homini  sancti  Salvatoris,  quem  pari 
consensu  eligerimus,  teneantque  precariam  cum  idodo,  donec  iUa  vixerit,  sed  deserviat  eam 
maritus  solito  servitio.  predicti  yero  infantes  illorum  similiter  sancti  Salvatoris  coniungantur 
hominibus,  quibus  nos  voluerimus,  habeantque  alodum  prefatorum  parentum  suorum  in  bene- 
fido,  servientes  convenienter  pro  illo,  redeatque  precaria  in  potestatem  iamdicti  senioris 
nostri  sancti  Salvatoris.  si  vero  vel  mater  illorum  infantum  seu  ipsi  inCeuites  voluntarie  sive 
inviti  extraneis  fiierint  desponsat^  viris,  noverint  se  nee  precariam  nee  alodum  habituros. 

*)  In  der  Wahl  der  ersten  Generation  bleibt  er  MR.  ÜB.  1,  158,  915—26;  genau  be- 
zeichnet ist  er  MR.  ÜB.  1,  154,  909;  163,  923;  164,  924;  165,  926:  170,  929;  199,  955; 
220,  964. 

»)  3MR.  ÜB.  1,  173,  936;  338,  1052. 

*)  ^IR.  ÜB.  1,  174,  c.  938.  Das  wäre  also  ein  FaU  der  französischen  Manusfirma, 
s.  Lamprecht,  Beitr.  S.  59  ff. 

^)  S.  z.  B.  MR.  ÜB.  1,  461,  1128;  doch  liegt  hier  vielleicht  Beneficium  vor. 

•)  S.  ♦Dtisseld.  St  A.  SSeverin  Or.  4  Cop.  Bl.  9,  1166—1182:  Whdewe  de  Elenze, 
cum  ecclesia  sancti  Severini  8  vineolas  circa  predictam  villam  iacentes  haberet,  ipse  quoque 
duas  de  allodio  suo  vineas  .  .  eidem  prefate  ecclesie  precario  iure  contulit  et  easdem  vineas 
omnes,  10  videlicet,  in  unam  annui  census  summam  computatas  sibi  et  posteris  suis  here- 
ditario iure  a  fratribus  suscepit,  ea  videlicet  conditione,  ut  singulis  annis  tempore  autumpni 
4  am.  vini  fratribus  inde  persolveret,  sed  ecclesia  de  vino  eodem  vehendo  naulum  redderet 
et  de  navi  usque  in  cellarium  donünonun  idem  vinum  sua  expensa  deferri  faceret. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     894     — 

Nach  Ablauf  der  Leihefrist  fiel  natürlich  bei  beiden  Formen  das  preka- 
rische  Gut  an  den  Leiheherm  heim.  Um  diesen  Heimfall  zu  sichern,  war  in 
ältester  Zeit  eine  Erneuerung  wenigstens  der  oblata  von  fünf  zu  fünf  Jahren 
vorgeschrieben;  doch  wird  dieser  Vorschrift  in  unserer  Gegend  nur  im  8.  Jh. 
und  nur  zu  dem  Zwecke  Erwähnung  gethan,  um  sie  aufser  Kraft  zu 
setzen  ^  Beim  Heimfall  selbst  hatte  man  infolge  der  ungemein  raschen  Aus- 
bildung gewohnheitsrechtlichen  Eigentums  während  des  früheren  Mittelalters 
zimieist  Schwierigkeiten  zu  befürchten;  darum  wurden  zu  seiner  Aufrecht- 
erhaltung l>esonders  strenge  Bestimmungen  getroffen.  Zunächst  schlofs  man 
ganz  allgemein  die  richterliche  Interzession  aus;  es  brauchte  femer  keine 
formelle  Übergabe  stattzufinden,  der  Leihherr  nahm  ohne  weiteres  das 
heimgefallone  Gut  an  sich;  endlich  kam  man  zur  Festsetzung  besonderer 
Strafen  gegen  jeden,  welcher  den  Heimfall  hindern  würde,  und  beschwor 
den  Zorn  des  Himmels  über  jede  Vertragsverletzung  herab  2.  Gleichwohl 
mögen    beim    Heimfall    vielfache    Unordnungen    vorgekommen    sein*,    von 

^-  MR.  ÜB.  1,  21,  707:  hanc  autem  precariam  non  sit  necesse  de  quinquenuiura  in 
quinquenniiim  renovandi.    Ebenso  MR.  U6.  1,  23,  772;  38,  787. 

')  MR.  ÜB.  1,  21,  767:  post  meum  discessum,  vel  quandocunque  vobis  placuerit  [I  vgl. 
die  zweitfolgende  Urkunde],  cum  omnes  res  immelioratas  vel  exquisitas  .  .  absque  ullius 
expectata  traditione  recipere  facialis  perpetualiter  possidendum.  MR.  ÜB.  1,  30,  777:  post 
meum  quoque  decessiun  ipsas  res  emelioratas  (monachi)  absque  ullius  iudicis  consignatione 
vel  expectata  traditione  recipere  faciant  MR.  ÜB.  1,  88,  787  dem  Sinne  nach  wie  1,  21, 
doch  im  Beginn:  post  meum  quoque  discessum,  quando  quidem  domnus  voluerit  evenerit, 
ipsas  res  etc.  MR  ÜB.  2,  26,  862—868,  wie  auch  2,  28,  866—67  lautet  die  Formel  für 
den  Verletzer  nur:  imprimis  iram  dei  omnipotentis  incurrat  (et  omnium  sanctorum).  S.  femer 
MR.  ÜB.  1,  118,  850:  post  tuum  quoque  ex  hac  luce  discessum  res  memoratas  una  cum 
omni  superposito  absque  ullius  iudicis  contradictione  vel  consignatione  heredum  tuonim  in 
nostram  facianms  revocari  potestatem  et  dominationem.  MR.  ÜB.  1,  154,  909:  si  quis  vero  .  . 
hanc  precaiiam  violare  temptaverit,  inprimis  iram  dei  et  sancti  Maximini  incurrat  et  ad 
erarium  regis  5  Ib.  aiuri  coactus  exsolvat.  Ganz  ähnlich,  auch  für  SMaximin,  MR.  ÜB.  1, 
170,  929,  vgl.  auch  180,  943.  MR.  ÜB.  1 ,  219,  964:  der  Zuwiderhandelnde  legalibus  sen- 
tentiis  subiaceat,  et,  quod  repetit,  non  evindicet,  sed  insuper  10  auri  Ib.  coactus  exsolvat. 
Eigentümlich  ist  MR.  ÜB.  1,  273,  996:  wenn  ein  Verwandter  der  Prekaristin  den  Vertrag 
anficht,  diese  legibus  coacta  aut  presentis  articulationem  traditionis  sanctiat,  aiit  in  eodem 
comitatu  tantundem,  vel  sicut  moris  est,  in  proximo  duplum,  in  tertio  triplum  restituat,  aut 
advocatus  noster  [des  Prekareiherm  SMaximin],  quia  hec  omnia  gessimus  eins  consilio  et 
instinctu,  si  negligens  exactor  exstiterit  prefate  traditionis  vel  retributionis,  ne  advocati  negli- 
gentia feriatur,  detrimentum  monasterii  de  suo  componat 

')  MR.  ÜB.  1,  305,  c.  1033,  Urkunde  Erzbischof  Poppos:  ex  quadam  meorum  fidelium 
relatu  mihi  revelabatur  verissimeque  dicebatur,  plurima  infra  extraque  vallem  Trevericam 
predia  iacere,  qu^  si  tantum  ins  et  legem  voluissem  sequi  et  implere,  iuste  sine  ullius  con- 
tradictionis  impedimento  me<?  ditioni  potuissem  subiugare.  idcirco  quia  quedani  ex  sancti 
Petri  meommque  predecessonun  thesauro  olim  emerentur  ipsommque  potestati'  quadam 
manticiparentiu',  atque  non  propter  aliud  hec  predia  eorumque  censum  tamdiu  esse  sublatum, 
nisi  propter  incuriositatem  inquisitorum  oblivionemque  dominorum,  quod  ut  ex  communi  voce 
senum  et  iuvenum  percepi,  statim  in  Rorici  advocati  placito  super  hec  exclamavi.  Geht  wohl 
auf  Prekareien.    Eine  wird  wirklich  revindiziert    S.  auch  MR.  ÜB.  1,  450,  1123. 


—     g95     —    Umwälzung  d.  WirtschaftsverfassuDg.] 

re*ailärem  Heimfall  erzählt  die  urkundliche  Überlieferung  unserer  Gegend  nur 
Einmal  K 

Während  der  Dauer  der  Prekarei  sollte  das  prekarische  Gut  wohl  ge- 
halten werden;  es  sollte  gebessert  an  den  Leihherni  heimfallen.  Demgemäfe 
war  Verschlechterung,  Verminderung  und  teilweise  Veräufserung  verboten; 
im  übrigen  war  die  Dispositionsfreiheit  der  Beliehenen  gewahrt,  sie  scheint 
sich  sogar  bis  auf  Untervergabung  erstreckt  zu  haben  ^. 

Als  Nutzungsentgelt  oder  zur  Rekognition  zahlte  der  Prekarist  der  remune- 
ratoria wie  der  oblata  einen  Zins.  Doch  wird  der  Zins  bei  der  remuneratoria  bis- 
weilen nicht  genannt^,  und  wo  er  vorhanden  ist,  scheint  er  bei  dieser  Fonn 
schwerlich  über  eine  blofsc  Rekognition  hinausgegangen  zu  sein*.  Anders  bei 
der  oblata;  hier  [finden  sich  bisweilen  beträchtlichere  Zinsleistungen*,  wenn 
freilich  auch  hier  Rekognitionszinse  das  Gewöhnliche  sind*.  Der  Zins  mufete 
jährlich  an  einem  bestimmten  Termine,  meist  zu  Martini,  gezahlt  werden ;  bei 
Zinssäumnis  war  mindestens  Zahlversprechen,  häufig  auch  eine  Konventional- 
strafe zu  leisten.  Eine  Entziehung  des  Prekareigutes  infolge  von  Zinssäumnis  war 
dagegen  nicht  zulässig  ^. 

Speziell  auf  dem  Gebiete  der  Zinszahlung  bezw.  sonstiger  Festsetzung 
jährlicher  Leistungen  entwickelt  sich   nun   die   oblata   in  gesonderter  Weise 

')  MR.  ÜB.  1,  396,  c.  1198:  domina  I.  de  Salmana  prediis  suis  nobiscum  precarie 
conimutatis  die  sua  mortem  obiit,  et  summa  prediorum  suorum  cum  omni  integritate  sancto 
Petro  tradita  in  nostram  episcopalem  potestatem  concessit 

*)  MR.  ÜB.  1,  21,  767:  ipsas  res,  dum  advivo,  non  perdam,  et  nihil  exinde  penitus  de 
qualibet  rem  alienandi  et  minuandi  pontificium  [!]  habere  non  debeam.  Ähnlich  MR.  ÜB.  1, 
30,  777.  Vgl.  femer  MR.  ÜB.  1,  173,  923:  cum  omni  libertate  atque  securitate  iUarum 
rerum  omnimodis  usibus  secundum  propriam  dispositionem  potiantur.  MR.  ÜB.  1,  431,  1115: 
Erzbischof  Bruno  giebt  predium  quoddam,  quod  habüi  in  Liemena,  an  das  Domkapitel  hac 
ratione  ac  lege,  ut  quotannis  vit«  me§  in  die  ordinationis  me«  .  .  caritatem  refectionis  inde 
accipiant  Aus  MR.  ÜB.  1,  474,  nach  1134,  sowie  557,  1150  ergiebt  sich,  dafs  Bruno  dies 
Gut  precaria  quadam  acquisivit  de  domina  Mageda  üdeli  laica. 

*)  Bei  der  oblata  fehlt  der  Zins  wohl  niu*  MR.  ÜB.  3,  513,  1234,  ohne  dafs  eine 
Gegenleistung  des  Leihheim  genannt  wäre.    Über  letztere  s.  bald  unten  S.  896. 

*)  Zum  Zins  bei  der  remuneratoria  vgl.  MR.  ÜB.  1,  106,  867;  220,  964. 

'^)  MR.  ÜB.  1,  21,  767;  110,  868;  569,  1152. 

•)  MR.  ÜB.  1,  14,  762—804;  23,  772;  Cardauns  Rh.  ürkk.  12,  S.  357,  1095—9,  Brau- 
weiler :  quidam  miles  nomine  A.  dedit  sancto  N-o  pro  sua  et  uxoris  sue  sepultura  15  morgos 
et  possessiunciüam ;  pro  hiis  reddit  per  singulos  quatuor  d.,  quia  ad  vitam  suam  eos  recepit; 
MR.  ÜB.  3,  445,  1231;  1151,  1252. 

^)  MR.  ÜB.  1,  21,  767:  si  de  isto  censu  tardus  aut  negligens  apparuero,  fidem  exinde 
faciam  et  ipsum  censum  solvam;  MR.  ÜB.  1,  30,  777:  et  si  de  ipso  censo  negligens  aut 
tardus  apparuero,  cum  iide  facta  pro  censo  solvere  faciam  et  de  ipsas  res  expoliatus,  quamdiu 
advivo,  esse  non  debeam;  MR.  ÜB.  1,  105,  866:  quodsi  de  hoc  censu  tu^a  aut  negligens 
appamens,  legis  compositionem  exinde  facias,  et  ipsas  res  minime  perdas.  Ebenso  MR  ÜB. 
1,  118,  880.  S.  femer  G.  ep.  Camerac.  1,  54,  MGSS.  7,  421,  874—5:  et  si  de  ipso  censu 
tardi  aut  negligentes  apparuerimus,  fidem  inde  faciamus,  et  contra  supradictam  Dei  ecclesiam 
hoc  componamus.    Die  Konventionalstrafe  beträgt  10  Ib.  Gold  30  pondo  Silber. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     896     — 

weiter  ^  Dabei  verliert  sich  freilich  der  Name  Precaria  bei  den  Rechts- 
geschäften, welche  ihrer  Fortentwicklung  angehören,  seit  der  Mitte  des  10.  Jhs.*, 
nachdem  vorher  ein  beständiges  Abnehmen  der  alten  Fonn  bis  zum  zeitweiligen 
völligen  Aussetzen  stattgefunden  hatte*.  Gleichwohl  kann  man  die  im  fol- 
.ü:enden  beschriebenen  Nutzungsformen  als  Fortsetzungen  oder  Ausläufer  der 
oblata  ansehen.  Der  alte  Vertrag  der  oblata  wird  nämlich  jetzt  nur  noch 
entschiedener  zu  dem,  was  er  schon  stets  gewesen,  zur  bedingten  Schen- 
kung von  Todes  wegen.  Das  zeigt  sich  vor  allem  in  der  Ausgestaltung 
der  Bedingungen,  welche  der  Schenkgeber,  der  als  Beliehener  erscheint, 
seinerseits  aufstellte.  Hier  ist  es  das  Gewöhnlichste,  dafö  ein  Zins  nun- 
mehr nicht  vom  Beliehenen,  sondern  vielmehr  vom  Leihherm  gegeben 
wird ;  und  dieser  Zins,  nur  sehr  selten  Rekognitionszins,  nimmt  häufig  genug 
Höhen  an,  welche  das  Ganze  als  Vertrag  im  Sinne  der  Leibzucht  oder  geradezu 
als  Leibgeding  ei-scheinen  lassen  *.    Damit  nicht  genug :  seit  dem  letzten  Viertel 


^)  Nur  selten  finden  sich  bei  der  remuneratoria  Fälle,  welche  den  im  folgenden  besprochenen 
Erscheinungen  bei  der  oblata  entsprechen;  vgl.  aufser  ME.  ÜB.  1,  173,  996  noch  Lacombl. 
ÜB.  1,  120,  188,  1032:  der  vir  nobilis  F.  u.  s.  Frau  W.  schenken  ihren  Besitz  in  2  Marken 
der  Abtei  VV'^erden.  Der  Abt  nimmt  sie  in  fratemitatem  und  giebt  ihnen  cuncta  que  tradi- 
derant  .  .  dupliciter  iure  precario  zurück  ...  (es  ist  viel,  was  er  zugiebt,  ca.  12  Mausen) 
statuens  eis  insuper  quotannis  ex  sua  parte  dari  duas  Ib.  d.  Frisie  monet^  (in  Werden!) 
et  8  eminas  vini.  uxori  vero  .  .  .  si  diutius  (marito)  vixerit,  totius  pactionis  huius 
medietatem  usque  ad  finem  vite  sue  concessit;  et  si  illis  ab  ullo  successorum  eins 
aliquid  de  bis  imminuatur,  sive  vir  sive  femina  supenixerit,  sua  recipiendi  libera  potestate 
utatur.  Lac.  ÜB.  1,  159—60,  247,  1031:  reicher  Edler  —  söhnelos  —  schenkt  an  Werden; 
cuius  bona  voluntate  dilectati  tam  ego  [abbas]  quam  omnes  fratres  mei  eum  in  plenam 
societatem  tam  corporaliter ,  quam  spiritualiter  data  prebenda  suscepimus,  et  pecunie  pluri- 
mum,  quod  suis  timc  necessitatibus  pemecessarium  fuit,  gratanter  contiilinms.  Dann  giebt 
man  ihm  noch  eine  Prekarei,  für  sich,  s.  Frau  u.  s.  einzige  Tochter,  unter  der  Bedingung,  dafs 
nach  der  dreier  Tode  ihr  Besitz  an  Werden  fallen  soU.  MR.  ÜB.  3,  419,  c.  1230:  W.  de 
Lisura  cum  uxore  sua  I.  communionem  nostre  fratemitatis  accipiens  quatuor  vineas  ecclesie 
[SMaria  ad  inart.]  contulit,  et  curtem  nostram  in  (Lisura)  .  .  cum  appenditiis  suis  colendam 
et  inhabitandam  accepit  sciendum  autem,  quod  si  post  mortem  alterius  alteri  superesse 
contigerit,  superstes  bona  defuncti  sine  contradictione  obtinebit,  sed  sine  consensu  nostio 
matrimonium  non  presumet.  ambobus  autem  defimctis  bona  eonim  ad  ecclesiam  nostram  in 
perpetuum  pertinebunt. 

«)  Zum  erstenmal  fehlt  er  MR.  ÜB.  2,  27,  864-5,  sonst  ist  er  vor  MR.  ÜB.  1,  205, 
959  stets  vorhanden,  setzt  aber  seit  dieser  Urkunde  völlig  aus.  Dafs  gleichwohl  eine  Fort- 
setzung der  alten  oblata  vorliegt,  mag  schon  MR.  ÜB.  1,  205,  959  beweisen:  Jemand  schenkt, 
empfängt  zurück  non  proprium,  sed  beneficiai-ium  .  .  ea  tamen  ratione,  ut  eundem  censum, 
quem  ab  illius  abbate  cenobii .  .  iniunctum  ibidem  ad  praesens  persolvimus,  usque  ad  obitum 
nostrum  omni  anno  .  .  persolvamus. 

»)  S.  imten  S.  897  Note  2  die  Tabelle. 

*)  Vgl.  MR.  ÜB.  2,  32,  10.  Jh.  1.  H.;  1,  292,  993—996;  Lac.  ÜB.  1,  112,  181,  1045; 
MR.  ÜB.  1,  341,  1053;  Lac.  ÜB.  1,  146,  225,  1073-75;  MR.  ÜB.  1,  654,  vor  1169;  2,  48, 
1120— 1169  (pactum  dandi  vini  genannt);  Ennen,  Qu.  1,  561,  78,  1169;  572,  87,  1176. 
Höchst  eigentümlich  ist  Bd.  3,  56,  1269,  wo  der  halbe  EIrtrag  als  Zins  seitens  des  Leih- 
herm stipuliert  wird.    Eine  klassische  Form  der  alten  Precaria  oblata  dagegen  bietet  dann 


—    897 


Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung.] 


des  12.  Jhs.  wird  es  in  formeller  Anlehnung  vennutlich  an  die  Ausbildung 
der  Precaria  remuneratoria  auf  mehrere  Generationen  gewöhnlich,  derartige  Leib- 
g(Hiinge  sogar  auf  weitere  Nutzniefser,  als  nur  den  Erstbeliehenen  zu  er- 
sti-ecken^  Natürlich  verliert  die  oblata  mit  diesen  Vorgängen  endglütig  ihre 
von  jeher  geringe  Bedeutung  als  Landnutzungsform;  sie  wird  zur  blofsen 
Verkehrsobligation,  welche  unter  die  Kategorie  der  Leibrentenverträge  gehört. 

Aber  hatte  denn  die  andere  Form  der  Prekarei,  die  Precaria  remuneratoria 
mittlerweile  irgend  eine  weitere  Wichtigkeit  als  Landleihevertrag  erhalten? 

Sehen  wir  davon  al),  dafs  die  remuneratoria  seit  Schlufs  des  10.  Jhs.  anfing, 
seltener  zu  werden^,  dafs  auch  hier,  blieb  gleich  das  Institut  im  wesentlichen 


noch  MR.  ÜB.  3,  1175,  1252:  Jemand  schenkt  an  Uimmerode  ein  Gut,  ius  dominii  et 
proprietatis  earundem  renun  in  ipsum  monasterium  transferens,  usumfructum  vero  ipsarum 
renun  mihi  quoad  vixero  reservans,  quo  defuncto  ipse  usufructus  ad  dictum  monasterium 
transibit  libere  et  absolute,  ego  etiam  in  recognitione  premissorum  promisi  •  .,  annuatim 
quoad  vixero  12  d.  Colonienses  me  in  festo  beati  Martini  soluturum. 

^)  Vgl.  MR.  ÜB.  2,  15,  1172;  MR.  ÜB.  3,  445,  1231:  em  Priester  E.  schenkt  an 
Himmerode  einen  86  Ib.  Trever.  werten  Weinberg  ita,  quod  ipse  E.,  quamdiu  vixerit  vel 
quamdiu  voluerit  esse  in  seculo,  teneat  et  colat  eandem  vineam  concessione  abbatis  .  . 
daturus  ex  eadem  vinea  pro  recognitione  singiUis  annis  2  am.  vini  .  .  et  post  ipsius  mortem 
vel  si  deo  dante  seculo  renuntiaverit,  tunc  eandem  vineam  absque  contradietione  cuiusquam 
monasterium  assumet  sibi  et  perpetuo  possidebit.  sane  ipso  de  hac  vita  vel  seculo  migrante 
abbas  et  conventus  duas  personas,  pro  quibus  ipse  rogavit,  mulierem  scilicet  quandam  et 
filiam  suam,  quamdiu  vixerint,  procurabunt  hoc  modo,  quod  dabunt  eis  annuatim  8  mir. 
siliginis  et  '/s  mir.  leguminis  et  quart.  de  pultibus  [ !  1.  pulmentis]  et  utrique  tunicam  et  duos 
calceos.  si  una  earum  mortua  fuerit,  quicquid  ei  de  hiis  competebat,  mortuum  erit;  utraque 
mortua  totum  hoc  donum  mortuum  erit  MR.  ÜB.  3,  785,  1243:  H.  von  Engers  und  Frau 
schenken  terram  arabilem  an  Kloster  WQlfersberg  iure  proprietatis  possidendam  et  colendam 
sub  annua  pensione  4  mir.  siliginis,  quam  dicta  ecclesia  persolvet  eis,  quamdiu  vixerint,  sub  tali 
conditione,  quod  si  predictus  H.  decesserit  et  relicta  eins  C.  in  continentia  viduali  permanserit, 
de  predictis  4  mir.  2  solummodo  ab  ecclesia  recipiat  annuatim.  si  vero  contraxerit  [ !  1.  contra- 
ierit],  sciat  se  prorsus  a  bonis  illis  alienatam,  nee  in  aliquo  tenebitur  ei  ecclesia  respondere. 
MR.  IIB.  3,  d44,  1248:  ein  Kölner  Bürger  und  seine  Frau  schenken  an  Sayn  Greld,  wofür 
das  Kloster  einen  Weinberg  kauft  Hiervon  wird  es  den  Eheleuten  4  am.  Wein  geben 
singulis  annis,  quamdiu  vixerint  post  mortem  vero  unius  2  ame  remanebunt  ecclesie,  de 
quibus  defimcti  memoria  peragetur;  et  superstiti  tantum  [so  zu  lesen]  2  ame,  quamdiu 
vixerit,  persolventur.  post  mortem  autem  utriusque  ecclesia  erit  libera  a  tali  pacto  et 
pensione;  et  pro  tali  beneficio  memoria  defimctorum  agetur  debita  devotione.  S.  femer  noch 
MR.  ÜB.  3,  1176,  1252;  1276,  1280. 


Zahl  der  Verträge. 

8.  Jh. 
2.H. 

9.  Jh.  1 9.  Jh. 
1.  H.  1  2.  H. 

10.Jh.ilO.Jh.ill.Jh. 
l.H.  :  2.H.  1  l.H. 

ll.Jh. 
2.H. 

12.  Jh. 
l.H. 

12.  Jh. 
2.H. 

13.  Jh. 
l.H. 

1 
Precaria  oblata                7 

3 

2 

7 

— 

1 

1 

3 

2 

Precar.  remuneratoria 

— 

6 

9 

8 

4 

3 

! 

1 

2 

2 

Ziu:  Aufstellung  s.  oben  8.  891  Note  2. 


[Wirtschaft  d.  Grorsgnindbes.  —     898     — 

erhalten  \  doch  der  Name  spätestens  mit  dem  Schlufs  des  12.  Jhs.  unver- 
ständlich geworden  ist',  so  war  diese  Precaria  auch  sonst  nicht  geeignet, 
als  wirtschaftliche  Landnutzungsform  weitere  Bedeutung  zu  erlangen.  Ihre 
Aufrediterhaltung  lag,  wenigstens  in  späterer  Zeit,  wesentlich  im  Interesse  der 
Leiheherren;  sie  war  zu  einer  Form  des  Grunderwerbs  geworden  fttr  solche 
Güter,  welche  man  ohne  weiteres  im  freien  Kauf  zu  erwerben  nicht  die  Kraft 
hatte  ^.  Kann  man  von  diesem  Gesichtspunkte  aus  schon  die  Precaria  oblata  in 
der  letzten  Fassung  des  Leil^edinges  ftkr  einen  Vertrag  ansehen,  welcher  es 
erlaubte,  unter  längeren  Abzahlungsterminen  gröfsere  Erwerbungen  zu  machen, 
so  gilt  das  noch  viel  mehr  und  von  Anfang  an  von  der  Precaria  remuneratoria, 
in  welcher  die  Nutzung  des  vom  Leiheherm  eingebrachten  Grundstückes  so  zu 
sagen  ein  Amortisationskapital  für  den  Erwerb  des  seitens  des  Beliehenen 
zugeschossenen  Grundstückes  vorstellte.  Dieser  Bedeutung  entsprechend  kommt 
nun  auch  die  Precaria  simplex  nur  selten  und  nur  in  früher  Zeit  als  einfache 
Landnutzungsform  im  Sinne  eines  Pachtvertrages  vor^;  meist  dagegen  gehören 

1)  Man  vgL  die  schöne  Form  noch  ^Andernach.  Schreingr.  No.  85,  6.  1852,  1256: 
ein  Ehepaar  überträgt  sein  Haus  an  SMarien- Andernach  ea  conditione,  ut  domum  memorate 
ecdesie  dicte  domoi  contiguam,  qnamdiu  vixerint,  simol  possideant,  et  de  iilis  ambabns 
domibus  dimitiam  nur.  memorato  conventoi  solvant  censoaliter  annoatini.  post  mortem  v^ro 
ipsorom  predicte  domus  ad  monasterium  absolute  reyertentur. 

*)  Noch  in  der  1.  H.  des  IL  Jhs.  gilt  die  Precaria  (Prestaria)  als  gewöhnliches  Rechts- 
geschäft, vgl.  MR.  ÜB.  1,  806,  1085:  als  Rechtsgeschäfte  an  Gnmd  waä  Boden  werden  ge- 
nannt donom,  prestaria,  concamhiom;  und  MR.  UR  1,  819,  1042:  potestas  tenendi 
tradendi  vendendi  commutandi  praecariandi  vel  quicquid  sihunet  placuerit  inde  üeuäendL  Da- 
gegen kennt  Cardauns,  Rhein,  ürkk.  10,  S.  854,  1061  als  Rechtsgeschäfte  dieser  Art  nur 
vendere,  commntare  und  inbenefidare.  Precaria  bedeutet  seit  Schlufs  des  12.  Jhs.  schon 
Bede,  s.  MR.  ÜB.  1,  102,  1190  (auch  Honth.  Hist  2,  97,  1818);  precator  curtis  ist  um  1200 
ein  Hofpächter,  s.  MR.  ÜB.  2,  Nachtr.  9,  cit  oben  S.  578  Note  1;  und  ius  precarium  ist 
um  1800  Bederecht,  s.  Bd.  8,  108,  24,  1801. 

«)  So  sehr  deutlich  Lac.  ÜB.  1,  128—4,  192,  1057.  Man  vgl.  femer  Ennen,  Qu.  1, 
467,  18,  965:  praedium  .  .  per  precarium  nostrae  ecclesiae  [Erzstift  Köln]  acquisitum. 
MR.  ÜB.  1,  291,  1016:  der  Abt  von  Prüm  stattet  die  Kollegiatkirche  zu  Prüm  aus  ex 
proprietadbus,  quas  ipse  iure  praecario  acquisivit  absque  omni  monachorum  sibi  subditorum 
detrimento.  MR.  ÜB.  1,  824,  ca.  1045,  Urkunde  Erzbischof  Poppos:  cxistimavi,  ut  vel 
multum  felicitatis  anim^  me^  inde  adtraherem,  si  quod  non  habui  nee  in  proprietate  sancti 
Petri  inveneram,  qualicumque  modo  meis  bonis  possem  adquirere,  unde  in  primis  episcopalis 
sedis  predia  augerentur  et  cum  quibus  augmentis  cetera  monasteria  suis  necessitatibus  postea 
melius  sublevarentur  .  .  macht  Prekarei.  MR.  ÜB.  1,  887,  1052:  basilicam  (in  Polch),  quam 
per  precariam  ac  iuris  mei  residuo  necnon  et  proprio  censu  adquisieram  [Erzbischof  Eber- 
hard]. S.  auch  MR.  ÜB.  1,  278,  996,  remuneratorische  Precaria,  bewilligt  durch  die  Prekarei- 
herren,  die  Mönche  von  SMaximin:  utilitatibus  monasterii  nostri  successorumque  nostronun 
consulentes  detrimentumque  penurie  nostre  pre  illorum  commoditate  parvi  pendentes. 

*)  Vgl.  üPrüm  No.  104,  Gemmerich;  Cardauns,  Rhein,  ürkk.  3,  844,  948,  s.  auch 
Roth,  Feud.  S.  140.  Man  kann  hierher  auch  ziehen  MR.  IIB.  1,  14,  762 — 804 :  ad  excolendum 
vel  coUaborandum  usualiter,  ähnlich  a.  a.  0.  21,  767.  Wenn  die  Güter  seit  12.  Jh.  Mitte  im 
allgemeinen  kleiner  werden,  so  liegt  das  vielmehr  im  Verfall  des  Instituts,  als  in  einer 
segenbringenden  Abänderung  seiner  Anwendung  begründet  Übrigens  konnte  auch  Fahrhabe 
neben  Grundeigen  in  Prekarei  gegeben  werden,  vgl.  MR.  ÜB.  2,  20,  8.82. 


—     899     —     Umwälzung  d.  Wirtschaftsver^Eussung.] 

Abschlüsse  in  ihi*  nur  den  besser  sitiiierten  Schichten,  nicht  armen  Pächtern, 
an\  und  sie  wird  zu  Transaktionen  verwendet,  in  denen  es  sich  nicht  uiii 
kleinere  Leihegnindstücke,  sondern  lun  jranze  Höfe,  ja  Kirchen,  Klöster  und 
Grundherrschaften  handelt^.  So  bildet  sie  im  eigentlichen  Mittelalter  nm*  eine 
korrelate  Leihefonn  zum  höheren  Lehnsvertrag®  und  wird  wirtschaftlich  nur 
vereinzelt,  etwa  zur  Einbringung  eines  Inventars  bei  Verpachtungen  u.  dgl., 
benutzt  *. 

Also  sind  es  nicht  die  prekarischen  Leiheformen  gewesen,  welche  die 
Entwicklung  erblicher  und  zeitlicher  Pachten  in  der  Stauferzeit  vorbereiteten; 
höchstens  liefse  sich  in  der  Ausdehnung  der  Leihefristen  in  ihnen  auf  zwei 
oder  drei  Generationen  ein  Moment  erblicken,  von  welchem  die  Annahme 
gelton  könnte,  es  hal)e  der  Erbpacht  vorgearbeitet 

Wir  können  daher,  soweit  nicht  etwa  gar  eine  voraussetzungslose  und 
spontane  Entwicklung  des  12.  und  13.  Jhs.  vorliegt,  eine  Vorbereitung  der 
späteren  freieren  Pachtformen  nach  dem,  was  auf  Seite  891  auseinandergesetzt 
ist,  zunächst  nur  noch  im  Beneficium  der  karolingischen  Zeit  suchen. 

Indes  bereits  in  karolingischer  Zeit  kam  neben  dem  Beneficium  doch 
noch  eine  andere  Form  der  Landnutzung  auf,  welche  weder  als  prekarisch 
noch  als  benefiziarisch  gelten  kann,  sondern  im  Gegensatz  zu  diesen 
freien  Formen  als  spezifisch  grundhörige  Landnutzungsart  bezeichnet  werden 
mufe.  Gewifs  waren  die  freien  Hintersassen  ursprünglich  auf  dem  Wege 
freien  Vertrages,  sei  es  durch  Precaria,  Beneficium  oder  auch  durch  ein- 
fache  Kommendation,    in    <lie   Grundherrschaft   gelangt;   nunmehr  aber,  bei 

>)  Vgl.  z.  B.  MR.  ÜB.  1,  186,  c.  948;  219,  964. 

«)  S.  MR.  ÜB.  1,  105,  866;  118,  880;  119,  881;  120,  886;  G.  ep.  Camerac  1,  54, 
MGSS.  7,  420—21,  874r-5;  Sigeh.  Mir.  Cap.  2,  §  17;  MR.  ÜB.  1,  187,  895;  169,  928; 
V.  Ger.  TuU.  21  ;  Chron.  s.  Mich.  Vird.  8,  MGSS.  4,  81,  c.  960;  MR.  ÜB.  1,  838,  1052. 
Vgl.  auch  Roth,  Feud.  S.  189-40. 

')  Bisweilen  steht  sie  geradezu  für  diesen,  ygl.  MR.  ÜB.  1,  338,  1052:  die  Söhne  des 
Grafen  Walram  von  Arlo  sollen  die  crzstiftischen  Guter  in  Igel  und  König  bis  in  finem  vit^ 
haben  und  davon  als  servitium  leisten  40  scutatos  ex  ista  parte  Alpium;  et  si  iter  episcopi 
vel  regia  expeditio  ultra  Alpes  fiierit,  20  mittat  Die  Verleihung  ist  prekarisch.  S.  auch 
V.  loh.  Gorz.  c.  110.  Zum  Übergehen  in  Ijehnsformen  vgl.  aufser  MR.  ÜB.  1,  450,  1128 
namentlich  MR.  ÜB.  1,  536,  1145:  ein  Priester  H.  schenkt  an  Laach;  auf  sein  Bitten  wird 
der  geschenkte  Besitz  duobus  firatribus  [donatoris]  et  unius  uxori  in  feodum  hereditarium 
legitime  delegiert  (delegatum),  unter  jährlichem  Martinszins  von  2  s.  si  alteruter  horum 
iratrum  .  .  feodum  suum  vendere  vellet,  ut  primum  fratri  suo,  deinde  sancümonachis  emptum 
preberet  atque  pro  maiori,  quam  pro  6  mr.  argenti,  nuUatenus  mutuaret  Von  den  Brüdern 
ist  einer  Kleriker,  der  andere  Laie.  Stirbt  der  erste,  so  soll  der  Laie  erben,  stirbt  der  zweite, 
so  dessen  Kinder.  Hat  er  keine  Kinder,  so  erbt  die  Frau,  nullam  habens  potestatem  id 
vendendi  aliasve  stabiliendi  solummodo  ad  finem  vit^  su^  eo  firueretur.  Erbt  der  Kleriker 
alles,  so  soll  er  so  verfügen,  ut  ^cclesia  honun  proprietate  bonorum  nullatenus  unquam  careret 

*)  S.  Korth  in  Ann.  d.  bist  Ver.  f.  d.  Niederrhein  Heft  44,  72,  1247,  und  auch 
'Chartular  von  SAmual  Koblenz  St.  A.  1259,  MR.  Reg.  3  No.  1551:  Konstituierung  einer 
Erbpacht  gegen  Zins  von  1  mr.  Silber  zu  Westliofen  bei  Worms,  zu  deren  Gütern  die 
Pachter  3  Morgen  Eigenland  zul »ringen. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgnmdbes.  —     900     — 

längerer  Dauer  ihres  Aufenthaltes  innerhalb  der  Gnindherrschaft ,  gestaltete 
sich  ihr  Rechtsverhältnis  doch  wesentlich  um.  Durch  die  ständige  Berührung 
mit  den  hörigen  und  unfreien  Zuständen  des  ältesten  grundherrlichen  Bestandes 
gewann  das  anfangs  dem  gemeinen  Recht  angehörende  Verhältnis  ziun  Grund- 
herrn besondere  Fonnen ;  der  Einflufs  der  gnmdhenlichen  Gewalt  durchdrang  es 
und  verlieh  ihm  den  besonderen  Charakter  grundhöriger  Landnutzimgsform.  So 
hätten  sich  denn  sehr  wohl  innerhalb  der  Grundherrschaft  volle,  nur  grundherrlich 
gestaltete  Analoga  des  Beneficiums  und  der  Precaria  ausbilden  können.  Wenn 
das  nicht  geschah,  wenn  \ielmehr  die  grundhörige  Landnutzungsform  in  sich 
geschlossen  in  einen  einfachen  Gegensatz  zu  den  freien,  gemeinrechtlichen 
Formen  des  Beneficiums  und  der  Precaria  trat,  so  ist  der  Grund  in  der  be- 
sonderen Einwirkung  der  hörigen  und  unfi'eien  Verhältnisse  auf  die  Land- 
nutzungsart der  freien  Hintersassen  zu  suchen,  so  wie  dieselbe  unter  dem 
grofsgrundherrlichen  Bestreben  einheitlicher  Wirtschaftsorganisation  statthatte. 
Die  Tendenz  der  Unifikation  aller  Landnutzungsfonnen  innerhalb  dersellien 
Fronhofeverwaltung,  welche  sich  im  9.  Jh.,  vor  voller  Ausbildung  der  Hof- 
genossenschaft mit  ihrem  materiellen  Weisungsrecht,  noch  ganz  anders  wie 
später  geltend  machen  konnte,  führte  dazu,  die  Landnutzungsverhältnisse  der 
freien  Hintersassen  und  des  alten  hörig-unfreien  Grundstocks  der  Grundherr- 
schaft gegenseitig  anzunähern  und  zu  verschmelzen.  Dieser  Prozefs  war  schon 
am  Ende  des  9.  Jhs.  und  seitdem  für  das  ganze  frühere  Mittelalter  soweit 
abgeschlossen,  dafs  den  freien  Landnutzungsformen  der  Precaria  und  des 
Beneficiums  nur  6ine  gemeine  Form  giiindhöriger  Landnutzung  gegenüber- 
gestellt werden^  konnte. 

So  stellt  sich  denn  das  Problem,  in  welcher  Weise  die  wirtschaftlich 
freieren  Landnutzungsformen  der  Stauferzeit  vorbereitet  worden  sind,  nach 
Abweisung  von  gröfseren  Einwirkungen  der  Precaria  nunmehr  dahin,  dafs  die- 
selben entweder  in  dem  Beneficium  bezw.  dessen  späteren  Entwicklungsfomien 
oder  aber  auch  in  <ler  gmndhöiigen  Landnutzung  un<l  deren  Abwandlung  Vor- 
läufer gefunden  haben  können.  Beide  Alternativen  sind  nach  einander  zu 
betrachten;  für  lieide  werden  sich  in  der  That  Anknüpfungspunkte  nach  den 
freien  Landnutzungsformen  späterer  Zeit  hin  ergeben^. 

Zunächst  vom  Beneficium.  Abzusehen  ist  hier  natürlich  vom  hohen 
Lehen  späterer  Zeit:  mit  diesem  als  einer  politischen  Bildungsfonn  der  Karo- 

^)  Noch  nicht  aiisgeglichon  ei-scheinen  die  Gegensätze  am  Schhifs  des  8.  Jhs.,  s.  Lac. 
ÜB.  1,  3,  4,  794:  an  Werden  schenkt  jemand  totam  terram  iHam,  quam  L.  litus  mens 
incolebat  et  proserviebat,  et  imum  agmm,  quem  H.  ingenuus  homo  in  meo  beneficio  ante 
habuit.  Dagegen  s.  aus  später  Kaiserzeit  MR.  ÜB.  3,  145,  1220:  Komelimünster  verkauft 
an  Kloster  Sa}Ti  sein  Ailod  zu  ürmitz  salvo  iure  hereditarionun  et  exceptis  hominibus  in- 
feodatis.  Hier  sind  unter  hereditarii  die  gesamten  Gnmdhörigen  verstanden.  S.  auch  noch 
Bd.  3,  82,  40,  1280. 

*)  Möglich,  wenn  auch  ftir  die  Moselgegenden  unwahrscheinlich  und  quellenmäfsig  nicht 
zu  l)elegen,  ist  eine  dritte  Art  der  Anknüpftmg,  nämlich  diejenige  an  die  freieren  Nutzimgs- 
formen der  städtischen  Entwicklung  des  11.  und  12.  Jhs. 


—     901     —    Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung.] 

linger-  und  Mhen  deutschen  Kaiserzeit  haben  wir  hier  nichts  zu  schaffen, 
wenn  es  auch  freilich  seit  dem  12.  Jh.  ins  Wirtschaftliche  herabsinkt.  Es 
handelt  sich  hier  vielmehr  nur  um  Zinslehen  —  aufserdem  um  ministerialisches 
Lehen  aus  Griinden,  deren  Stichhaltigkeit  aus  der  folgenden  Darstellung  bald 
erhellen  wird. 

Was  zunächst  die  fonnale  Entwicklung  beider  Ai-ten  angeht,  so  folgt 
dieselbe  mutatis  mutandis  der  Entwicklung  des  politischen  Lehens;  namentlich 
ist  allmählich  eintretende  Erblichkeit,  wenn  auch  nicht  für  alle  Fälle,  zu 
konstatieren*. 

Das  Zinslehen  mit  seiner  ui*sprtinglichen  Bindung  an  das  Leben  des 
Leiheherm  wie  des  Beliehenen  sowie  mit  seinem  Einziehungszwang  bei  Deterio- 
ration,  Zinssäumnis  und  Ableugnung  des  benefiziarischen  Verhältnisses  ist  schon 
seit  dem  8.  Jh.  allseitig  ausgebildet  und  hält  sich  in  dieser  Form,  unter  Zu- 
sicheiimg  lebenslänglichen  oder  erblichen  Niefsbrauches ,  das  ganze  firühere 
Mittelalter  hindurch.  Nur  kommt  es  sehr  spärlich  vor,  wird  meist  nur  für 
kleine  Nutzungsobjekte  angewendet,  hält  sich  späterhin  von  Abschwenkungen 
in  grundhörige  Verhältnisse  nicht  immer  frei,  und  erscheint  somit  vornehmlich 
als  eine  seltene  Nutzungsform  der  unteren  Klassen,  als  beneficium  lazgüt  oder 
feodum  servile^.     Doch   leuchtet  ein,   dafs  das   Zinslehen,   soweit   es   nicht 

^)  Benefiziarische  Form  auf  Lebenszeit  Lac.  ÜB.  1,*117,  186,  1051;  für  Mann  und 
Frau  MR.  ÜB.  1,  374,  1074 ;  ferner  MR.  ÜB.  2,  Nachtr.  4,  S.  386,  lun  1200 :  Tlieodericus  de 
Kerpena  omnibus  hoc  scriptum  inspecturis  notum  Yobis  esse  volumus,  quod  nos  feodum,  quod 
dominus  Winemarus  de  Manderscheit  tenet  a  nobis,  concessimus  domine  Hildegardi  uxori 
eins,  si  dictus  W.  maritus  eius  ante  ipsam  obierit,  per  dies  vite  ipsius  tenendum.  Weiter 
geht  MB.  ÜB.  1,  450,  1123:  der  Abt  von  SMaximin  beklagt  sich  über  Wegnahme  seines 
Mannes  (homo  suus)  Anselm  von  Mollesberch  cum  beneficio  suo,  quod  avus  illius  a 
Poppone  abbate  per  precariam  sibi  suisque  acquisivit  heredibus.  SMaximin  erhält  es  zurück 
unter  dem  Beding,  ut  A.  et  ülius  eius  H.  beneficium  idem  ab  .  .  abbatibus  amodo  pacifice  et 
quiete  possideant  et  beneficiario  ab  eis  iure  deserviant.  si  autem  ipsi  sine  heredibus 
deümcti  fuerint,  tunc  eadem  bona  beato  Maximino  libere  et  integerrime  redeant  S.  femer 
*Du8seld.  St  A.  Fant  Or.  No.  13,  1145:  ego  Hecelo  civis  Coloniensis  beneficium  meum,  quod 
ab  ecclesia  beati  Pantaleonis  ex  patema  possessione  possederam,  accepto  pretio  eidem  ecclesi^ 
reddideram,  rursumque  a  manu  domini  Gerhardi  abbatis  eiusdem  loci  recepi  ea  conditione, 
ut  quamdiu  advixero,  annuatim  censum  10  s.  et  mo.  tritici  atque  2  cappones  in  festo  sancti 
Martini  villico  de  Siüzege  persolvam.  post  mortem  vero  meam  uxor  mea  ipsum  beneficium 
susceptura  10  s.  dabit,  insuper  et  censum  prescriptum.  si  autem  ipsa  obierit,  aut  ego  aut 
quicumque  herediun  meorum  ipsum  beneficium  sub  eadem  conditione  optinebimus. 

*)  Zur  Verbreitung  s.  wohl  schon  Lac.  ÜB.  1,  3,  4,  794,  cit  oben  S.  900  Note  1, 
femer  MR.  ÜB.  1,  89,  855;  93,  856;  104,  871;  Lac.  ÜB.  1,  44,  82,  902;  Chron.  s.  Mich. 
Vird.  c.  8,  MGSS.  4,  81,  c.  960;  —  aus  späterer  Zeit  Ennen,  Qu.  1,  587,  96,  1183;  ÜStift 
421,  Altrich.  Von  besonderem  Interesse  sind  Ennen,  Qu.  1,  572,  87,  1176:  ein  Bürger  von 
Köln  war  von  SUrsula-Köln  bcneficiatus  .  .  bonis  fcodalibus  et  bonis  censualibus,  que  vulgo 
lengüt  et  lazgät  dicuntiu*.  MR.  ÜB.  2,  127,  1192,  Grundherr  Laach,  Hof  Heimbach  und  Ben- 
dorf: si  aliquod  beneficium,  quod  lazgfit  dicitur,  vacare  contingat,  abbas  liberam  potestatem 
habeat  [gegenüber  dem  Vogt]  illud  locandi,  cuicumque  suo  placuerit  arbitrio;  ÜSMax. 
S.  441,  Kenn  8d:  est  ibi  feodum  servile  P/2,  que  solvunt  villico  9  d.  Lehnsbuch 
v.  Boland,  13.  Jh.   Mitte,    S.   44:    I.   de   D.   habet   11    feoda  in  villa  (Dill  imd   Rödem 


[Wirtschaft  d.  Grofsgnindbes.  —     902     — 

gruudhörig  beeinflufst  war,  ohne  weiteres  in  Erbpacht  übergehen  konnte,  ja  dafs 
die  Unterschiede  zwischen  beiden  Instituten  flielsende  sind^  Im  Zinslehen 
lag  also  unmittelbar  eine  Einrichtung  vor,  deren  Anwendung  —  nun  in  der 
Form  der  Erbpacht  —  eine  gesteigerte  sein  mufste,  sobald  der  alte  grund- 
hörige Verwaltungsnexus  sich  tiberall  zu  lösen  begann;  ein  Samenkorn,  das 
hundertfältige  Frucht  tragen  mufete,  sobald  mit  der  Ver\\itterung  der  bisher 
übermächtigen  Institutionen  gnmdherrlicher  Wirtschaftsverwaltung  ein  günstiger 
Boden  ftlr  seine  Entwicklung  geschaffen  war. 

In  hohem  Grade  eigentümlich  auf  die  Lockeiiing  dieser  alten  Institu- 
tionen selbst,  unter  gleichzeitiger  Erzeugung  einer  freieren  Nutzungsfomi, 
wirkte  aber  namentlich  das  ministerialische  Lehen.  In  karolingischer  Zeit 
konnten  die  Ministerialen  mit  Benefizien  ausgestattet  sein;  als  häufiger  vor- 
kommend denkt  sich  das  Cap.  de  ^illis  c.  10  dies  Verhältnis  namentlich  bei 
dem  Meier.  Später,  in  der  deutschen  Kaiserzeit,  ist  die  Ausstattung  der 
Ministerialen  mit  Lehen  ganz  allgemein^;  man  spricht  geradezu  von  Dienst- 
lehen*. Nun  wurde  a])er  die  Ginippenbildung  der  Ministerialen  für  diese  Be- 
gabung meist  ziemlich  weit  gefafst;  innerhalb  der  Grundherrschaft  des  Erz- 
stiftes Trier  finden  sich  z.  B.  um  die  Mitte  des  11.  Jhs.  als  ministerialisch 
belehnt  Jäger  und  Fischer,  Zimmerer,  Maurer,  Baumeister  und  Steinmetzen*,  imd 
schon  im  7.  Jh.  begegnet  ein  Müller  innerhalb  eines  Grofsgrundbesitzes,  welcher 
in  einer  dem  späteren  Lehen  analogen  Weise  behandelt  wird  ^.  Auch  die  Vertreter 
der  besseren  Anbauarten  zog  man  noch  in  diesen  Kreis  hinein,  so  namentlich 


bei  Kirchberg,  Kr.  Simmem).  MR.  ÜB.  3,  1067,  1250:  quatuor  bona,  que  vulgo  lein  uun- 
cupantur,  curtis  (Rommersdorfiensis)  site  in  Wintere.  S.  femer  die  lehrreiche  Urkunde  Bd.  8 
No.  96,  1319.  Von  Interesse  ist  auch  WRommersheim  1298,  G.  2,  520:  oef  einich  lieninan 
eins  abts  empfienge  guit  wieder  einen  lienberichen  man  umb  einen  zins,  dae  sal  und  mach 
ein  abth  mit  dem  man  brechen  und  buessen,  gleich  anderen  seinen  mannen. 

^)  Man  vgl.  MR.  ÜB.  1,  461,  1128:  A.  sancte  dei  ecclesie  devotus  et  fidelis  amicus 
[wohl  ein  Freier]  erhält  vom  Domstift  possessiimculam  meam  et  curtilem,  in  qua  habito,  in 
Eiu'en,  hereditario  iura,  nach  vorhergegangenem  Streit,  et  ego  et  i)roles  mea.  predictam 
curtilem  suscepimus  in  cai)itido  sancti  Petri,  presentibus  et  annuentibus  fratribus,  coram 
ministris  fratrum  et  melioribus  Urie  civibus.    Erblehen  oder  Erbpacht? 

2)  Vgl.  beispielsweise  ]MR.  ÜB.  2,  99,  1164—1189;  3,  86,  1218. 

3)  Vgl.  »hard,  CD.  bist.  Westf.  2,  No.  276,  1150. 

*)  MR.  ÜB.  1,  338,  1052,  s.  auch  hierher  gehörig  Lehnsbuch  Weniers  II.  v.  Boland 
S.  31 :  hü  sunt  proprii  homines  mei  a  meo  predio  inbeneficiati.  G.  de  ÄL  habet  de  nie  2 
mansos  in  M.  et  inde  Bolandie  castellanus  est.  U.  de  B.  habet  predium  .  .  et  inde  Bolandic 
sessor  est.    Andere  Inbeneficiaten  sind  sagittarius  coquus  sessor  castellanus. 

^*)  Ml{.  ÜB.  1,  6,  6,  636:  molendinos  meos  4  sitos  super  Crunam  [Bach  La  Cnine,  tt. 
bei  Longuion  in  den  Chiers]  fluveolum,  quos  ad  presens  E.  molinarius  tenet,  vel  qui 
tunc  tempore  molinarius  fiierit,  cum  familia.  Später  treten  dann  für  die  Mühlen  meist  Pacht- 
verliältnisse  ein,  vgl.  oben  S.  890  Note  1,  besonders  Pannen,  Qu.  1,  547,  71,  1158,  und  MR.  ÜB. 
2,  49*,  1181. 


—     903     —    Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung.] 

(He  Weinbauern  ^  hatten  sie  doch  in  merowingischer  Zeit  noch  eine  den  Aiti- 
fices,  den  Handwerkern,  analoge  Stellimg  im  grofsgnmdherrlichen  Betriebe^. 

Indem  man  aber  die  Weinbauern  ministerialisch  belehnte  und  sie  so 
von  den  übrigen  Bauern  innerhalb  der  Grundherrschaft  unterschied,  schuf  man 
zi^leich  für  eine  mit  fortschreitender  Kultur  immer  weiter  um  sich  greifende 
Klasse  der  landarbeitenden  Bevölkeiiing  ein  eigenes  Recht  und  eine  bevor- 
zugte Stellung.  Die  übrigen  Ministerialenämter  und  -Stellungen  waren  nicht 
zahlreich  oder  sonderten  sich,  soweit  sie  zahlreich  waren  -—  so  die  Klasse  der 
einfachen  ministerialischen  Krieger  —  vom  wirtschaftlichen  Lehen  ab:  hier 
al)er,  im  Weinlehenbau,  waren  nun  umfangreiche  Gruppen  besser  situierter 
und  bevorrechteter  Bauern  entstanden,  welche  sich  überall  lokal  für  sich 
organisierten  und  deren  freiere  Stellung  den  Eechts-  und  Wirtschaftswünschen 
der  gemeinen  Grundhörigeu  als  erstrebenswertes  Ideal  erscheinen  mufete®. 

Nach  alledem  kann  man  die  Wlngertbauerschaft  geradezu  als  ein  Mittel- 
glied zwischen  höherer  Ministerialität  und  Hofgenossenschaft,  als  die  Aristokratie 
der  ginmdhörigen  Bevölkerung  bezeichnen.  Als  solche  treten  sie  schon  in  den 
ältesten  Quellen  Ins  zum  9.  Jh.  hin  auf,  wenn  es  auch  nicht  möglich  ist,  für 
diese  Zeit  schon  den  Bestand  einer  besonderen  Verfassung  der  Weinlehen 
quellenmäfsig  sicher  zu  erweisen^.  Und  in  der  That  lag  in  ältester  Zeit  ge- 
wifs  niehifach  ein  Hindernis  füi*  den  eigentümlichen  Ausbau  dieser  Verfassung 
darin,  dafs  sich  die  IMchtern,  meistens  die  Substrate  der  Weinlehen,  noch  nicht 
von  der  an  ihrem  Ausbau  beschäftigten  grundhörigen  Hufe  getrennt  hatten, 
mithin  der  gemeinen  grmidlierrlichen  Behandlung  dieser  und  ihres  Inhabei"S 
noch  mit  unterlagen^.  Später  dagegen,  abgesehen  von  einzelnen  viel  fillheren 
Beispielen  generell  wohl  spätestens  im  Verlauf  des  11.  Jhs. ,   als  die  Pichteni 

1)  Vgl.  nocli  Uli  ÜB.  1,  835,  1051  (Fälschung). 

2)  S.  oben  S.  16. 

'*)  Man  vgl.  nur  die  Stellung  eines  solchen  Wingertlehnsmannes  in  der  Urkunde  des 
Ml{.  ÜB.  1,  647,  1166:  quidam  familiaris  noster  [des  Münsterraaifelder  Stifts]  R.  de  Meirla 
[Merl]  veniens  ad  nos  pro  quibusdam  beneficiis  suis  ad  ecclesiam  nostram  pertinentibus 
[petivit]  .  . ,  quatinus  ea,  que  certa  eatenus  habuerat,  certissima  et  inconvulsa  Scripte  quoque 
nostrn  confirmata  permanerent  .  .  .  itaque  vineam  in  Brüle  sitam,  quam  ipse  ecclesie  nostre 
ant«  contulei*at,  cum  duobus  integiis  feodis  .  .  sub  eodem  iiu^,  quo  ceteri  eiusdem  curie 
homines  sua  beneficiu  possident,  feodali  videlicet  iure  sibi  successoribusque  suis  habenda 
concessimus.  domirni  vero  nostram  ibidem  in  (Merl)  sitam  cum  ciuia  et  ortulo  adiacente 
cimi  omni  utilitate  eorum  hac  determinatione  ei  assignavimus,  quatinus  collectas  advocatorum, 
quas  ibidem  vulgari  nomine  güwerf  vocant,  exinde  persolvat,  torcular  preparet  et  cellarium 
hospitibus  fratribus  et  nuntiis  nostris  fideliter  exhibeat  hoc  quoque  annectendum  censuimus, 
quod  nee  duobus  nee  pluribus  posteritatis  sue  heredibus  prenominata  beneficia  vel  suscipienda 
vel  aliqua  indnstria  dispertienda  concedemus.    S.  auch  MR.  ÜB.  3,  1265,  1254. 

*)  Vgl.  oben  S.  16,  femer  Honth.  Hist  1,  91,  698,  cit.  oben  S.  411  Note  6;  Würth- 
Paquet,  Table  d'Echtemach  1,  46;  MR.  ÜB.  1,  64,  836;  118,  880. 

»*)  Vgl.  hierzu  und  zum  folgenden  oben  S.  411—412,  auch  Bd.  2,  73  f.,  75,  215  No.  8. 
Zur  vollen  wirtscliaftlichen  Ausgestaltung  des  Weingutes  s.  oben  S.  680,  sowie  Bd.  3  Wortr. 
u.  d.  W.  manewerc. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgnindbes.  —     904     — 

sich  von  den  Mutterhufen  getrennt  hatten  und  selbständige  Weingüter  bildeten^ 
bestand  diese  Schwierigkeit  nicht  mehr. 

Doch  läfst  sich  in  einzelnen  Fällen  der  alte  Zusammenhang  der  späteren 
Wingertslehenverfassung  mit  der  grundhörigen  Gemeinverfassung,  die  Herkunft 
des  Pichterlehenbrauchs  aus  der  Grundhörigkeit  der  Mutterhufe  noch  sehr 
wohl  verfolgen.  So  wird  z.  B.  bei  einer  Neurodung  von  Weinbergen  durch 
Wingertlehnleute  innerhalb  der  Grundherrschaft  SMaria- ad -martyres- Trier 
seitens  des  Abtes  des  Klosters  gegenüber  den  Lehnleuten  festgesetzt:  in  ipsa 
beati  Martini  festivitatis  die  tres  am.  ^ini  mihi  meoque  in  posterum  successori 
persolvant  et  easdem  die  eadem  in  Velreche  quocunque  modo  deferant  quod- 
si  ibidem  conveniente  familia  mea  vinum  acceptabile  probabitur,  rata  et  in- 
dissolubili  conventione  fruantur;  si  vero  aliqua  inter  utramque  partem  contro- 
versia  oiitur  et  detractionis  causa  \inum  fortassis  inreprobabile  reprobabitur, 
duos  superioris  proxime  et  totidem  inferioris  ville  \iros  iudices  sibi  constituant 
et  eorum  super  hac  re  deliberationem  ratam  teneant.  preterea  si  pro  qualitate 
temporis  a  Novimagio  usque  Diedenhoven  ama  vini  quinque  s.  carior  habe- 
bitur,  tres  ame  15  s.  a  debitoribus  supradictis  redimantur,  sin  autem,  non 
aliud  quam  vinum  persolvant,  quod  habitantes  Velreche  sul)  banno  vendendum 
accipiant.  si  vero  suo  tempore  omnis  hec  non  servabitur  conventio,  libera 
ecclesiae  restituatur  possessio  ^  Hier  wird  also  die  Zinszahlimg  der  Wingert- 
lehnleute in  erster  Instanz  noch  unter  die  Kontrolle  eines  abteilichen  Fron- 
hofes gebracht:  eine  Ingerenz  allgemein  grundhöriger  Verhältnisse,  welche 
sonst  bei  der  Weinlehenverfassimg  der  Regel  nach  vermieden  wird^. 

Vielmehr  ist  eben  die  thunlichst  weitgehende  Trennung  von  den  sonstigen 
gemeinen  ginndhörigen  Kontrolleinstituten  die  Grundlage  aller  Selbständigkeit 
der  Weinlehngttter.  So  wird  z.  B.  meistens  die  Zahl  der  gemeinen  Hofdinge, 
welche  die  Lehnleuti*  zu  besuchen  haben,  auf  eins  beschränkt^;  wo  eine 
Fronhofsvogtei  besteht,  sucht  man  die  Lehnleute  von  ihr  zu  befreien^;    und 


M  MH.  ÜB.  1,  432,  1115. 

2)  Verwandte  Fälle,  wie  den  oben  angeführten,  bietet  noch  Bd.  3,  30,  ao,  1263;  67,  88, 
1275;  93,  8,  1287.    S.  auch  WLonguich  1408  §  16,  cit.  oben  8.  575  Note  6. 

«)  ]Sm.  ÜB.  2,  40,  1140. 

*)  Vgl.  dazu  die  lehrreiche  Urkunde  MR.  ÜB.  3,  67,  1217:  cum  dominus  Wilhelmus 
abbas  sancti  Martini  Trevirensis  silvam  quandam  .  .  vinearum  cultoribus  pro  c^nsu  deter- 
minato  ad  propagandas  vineas  sapienter  exposuisset,  Matheus  de  Ponte  miles  eosdem 
vinearum  cultores  graviter  incepit  molestare  et,  acsi  homines  sui  essent,  iura  advocatie  et 
exactiones  violenter  extorquere,  cum  tarnen  ipsi  silvam  eandem  censualiter  et  secimdum  ius 
civile  ab  abbate  suscepissent.  hac  igitur  iniuria  domno  Richardo  predicti  abbatis  successori 
ab  eisdem  vinearum  cultoribus  relata,  ipse  abbas  Matheiun  de  Ponte  militem  coram  nobis  in 
iudicio  convenit,  causam,  cur  homines  ecclesie  beati  Martini  de  silva  predicta  censuales 
iniuste  vexaret,  diligenter  requirens.    ipse  vero  Matheus  eandem  silvam   ad  villam  Irsch  per- 

tinere  respondebat Der  Wald  wird  dem  Ritter  und  seinen  angeblichen  Gewährleuten 

abgesprochen,  er  verzichtet  zu  Merzig  vor  dem  Erzbischof.  Darauf  geht  der  Abt  nach  Trier 
und  sjctzt  alles  den  predictis  vineanim  cultoribus  auseinander.    Ipsi  igitur  vinearum  cultores. 


—     905     —    Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung.] 

häufig  genug  beruht  der  Zusammenhang  mit  der  sonstigen  Fronhofsverfassung 
nur  auf  der  Thatsache,  dafs  der  Fronhofsmeier  zugleich  dem  besonderen  Bau- 
ding der  Wingertslehnleute  vorsitzt.  So  bei  Bingener  Weinlehngütem;  hier 
ist  der  Meier  von  u.  h.  wegen  ein  riechter  über  das  manwerke ;  davon  gebent 
u.  h.  ime  in  dem  hierbst  ein  ame  wins  in  dem  hoif  ^ 

Ja  meist  wird  nicht  einmal  dieser  Zusammenhang  gewahrt:  die  Lehn- 
winzer schliefsen  sich,  wie  bald  genauer  zu  zeigen  sein  wird,  zu  einer  völlig 
für  sich  stehenden  Anbaugenossenschaft  ab,  welche  ohne  die  Veimittlung  der 
Fronhofsverfassung  in  direktem  Verkehr  mit  dem  Grundherrn  steht.  Darum 
erklärt  das  WBingen,  wohl  vom  Jahre  1425,  sofort  in  §  1,  die  Mannwerke 
(Lehenwingerte)  seien  geheißen  manwerke  umbe  des  willen,  were  die  hait,  die 
sint  davon  unser  heren  man  und  auch  ine  verbuntlich,  als  ein  man  sinen 
heren  plichtig  ist.  Infolge  dieser  durchgehenden  genossenschaftlichen  Abson- 
derung treten  natürlich  an  die  Stelle  der  Meier  anderweitige,  meist  nur  zeit- 
weise und  kommissarisch  funktionierende  Vermittler  zwischen  dem  Grund- 
herrn und  der  Genossenschaft,  wie  es  MR.  ÜB.  2,  40,  1140  heifst:  cultores 
vinearum  legato  abbatis,  non  villico  compositionem  faciant  pro  delicto^.  Der- 
artige Vermittler  heifsen  meist  Vininuntii  oder  Vindemiatores ,  zu  deutsch 
Windelboten®;  es  sind  vornehme  Herren,  bei  den  geistlichen  Instituten  meist 
die  Pröpste  oder  Kellner  oder  auch  heiTorragende  Schultheifsen  *,  in  den  welt- 

quatenus  firmius  observarentur,  que  gesta  fuerant,  ut  rursum  coram  scabinis  et  civibus  aliis, 
quorum  subarata  sunt  nomina,  silvam  predictam  publice  resignarent,  ab  iisdem  tribus  viris 
ono  ore  postulaverunt.  illi  ergo  petitioni  eorum  satisfacientes ,  coram  sculteto  scabinis  et 
civibus  Trevirensibus  rursus  eodem  modo,  quo  prius,  unanimiter  resignaverunt  et  quicquid 
iiuris  in  ea  se  habere  dixerant  coram  cunctis  efestucaverunt. 

*)  WBingen  1425  (?)  §  16.  Dies  Bingener  Weistum,  wie  ein  paar*  Notizen  aus  dem 
WflUenz  15.  Jhs.  und  anderen  Stücken  dieser  Zeit  seien  hier  zu  viel  früheren  Zeiten 
angeführt,  da  sie  noch  ganz  den  alten  Zustand  der  Wingertslehnverhältnisse  erkennen  lassen. 
Im  übrigen  liegt  uns  hier  die  allerdings  sehr  lohnende  Aufgabe,  die  Entwicklung  des  Wingerts- 
lehens  noch  über  die  Stauferzeit  hinaus  eingehend  zu  verfolgen,  fem;  nur  noch  einzelne  be- 
sonders bezeichnende  urkimdliche  Nachrichten  des  späteren  Mittelalters  sollen  herangezogen 
werden.  Für  eine  genauere  Schilderung  würden  von  Weistümem  namentlich  in  Betracht 
kommen  die  soeben  genannten  WBingen  1425  (?),  G.  4,  590  f.;  WEllenz  15.  Jhs.,  G.  6,  583  f.; 
femer  VTVVolf  15.  Jhs.,  G.  2,  815  f.;  WRhens,  G.  6,  485  f.;  WChür  1514;  WMüstert  1529; 
Trierer  Hofw.  1555,  G.  2,  283;  Würzig  1565;  WEllenz  1644;  Scotti,  Chur-Trier  1,  643,  1655; 
WBendorf  1671;  ^VFraishof  bei  Ürzig  1686,  G.  2,  368;  WBremm  1727,  G.  2,  806;  WKröv, 
G.  2,  383;  WLehmen,  G.  2,  464;  ^^^allendar,  G.  1,  611;  WNiederemst,  G.  3,  807;  WPün- 
derich,  G.  2,  403;  WRuwer,  G.  2,  298. 

«)  Vgl.  auch  Ennen,  Qu.  2,  98,  89,  1225;  MR.  ÜB.  3,  633,  1288,  wo  aufser  dem 
Nuntius  auch  der  Gmndherr  einmal  jährlich  erscheint;  Bd.  3,  31,  2n,  1263  (gleichberechtigt 
der  aurtilanus). 

»)  S.  USMax.  466;  Ges.  von  Prüm  zu  UPrüm  S.  180  Note  B,  cit  unten  S.  910  Note  11 
(auf  S.  911);  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  W.  Windilbode.  Das  Wort  ist  vermutlich  Übersetzung  von 
nuntius  vindemianun. 

*)  Vgl.  MR.  ÜB.  1,  652,  1168  (eine  Urkunde,  auf  welche  noch  öfter  im  folgenden 
Bezug    genonunen    wird):    Ludwig   Abt    von    SMatheis    bekennt,   quod  .  •  salicam   terram 

Lftmpreeht,  Dentscbei  Wirtfcluiftoleb«D.    I.  58 


[Wirtschaft  d.  Grorsgnmdbes.  —     906     — 

liehen  Grundherrschaften  anfangs  höherstehende  Schultheißen,  später  inner- 
halb der  Territorialverwaltung  Amtleute  und  Kellnert  Sie  kommen  meist 
7m  Herbstzeit,  häufig  an  den  Ufern  von  Mosel  und  Rhein  zu  Schiffe,  um  zu- 
gleich die  fälligen  Zinse  mitzunehmen:  so  erscheint  z.  B.  zur  Zeit  der  Wein- 
lese ein  Kölner  Domherr  als  dominus  windilbodus  zu  Schiffe  in  Erpel '. 

Allein  neben  dem  kommissarischen  Vertreter  der  Grundherrschaft  hatten 
die  Wingertslehngenossenschaften  da,  wo  sie  aufser  jeder  engeren  Berührung 
mit  der  Fronho&verfassung  standen,  vielfach  noch  einen  dauernden  Beamten 
und  zugleich  meist  Genossen  in  ihrer  Mitte.  Es  ist  ein  dem  Meier  konelater 
Beamter,  nicht  selten  unter  dem  Namen  Baumeister;  wie  der  Meier  den 
Fronhof,  so  baut  er  meist  ein  Stück  Weinberg  in  direkter  Nutzung  f&r  den 
Herrn  imd  führt  von  des  Lehnsherren  wegen  die  Aufisicht  über  die  Genossen- 
schaft^. Unter  ihm  oder  unter  sonstigen  Beamten  der  Genossenschaft  finden 
sich  dann  noch  hier  und  da  Subalterne  und  Diener,  Kelterknechte  und  Wein- 
einnehmer, welche  bisweilen  auch  die  Bezeichnung  Windelboten  führen^. 

nostram  .  .  duobus  rusticis  de  familia  nostra  B.  et  R.  .  .  hereditario  iure  concesserim  ea 
conditione,  ut  vineas  in  ea  plantent  et  colant,  et  a  presenti  anno  et  deinceps,  quicquid  inde 
provenerit,  ad  torcalar  nostmm  deferant  et  ibi  sine  aliqua  exactione  exprimant,  dimidietatem 
quoque  fiructus  ecdesie  fideliter  representent  et  de  rdiqua  parte  decimas  soas  persolvant 
prozima  vero  septimana  post  festum  sancti  lobannis  baptiste  nuntii  abbatis  vel  prepodtus 
ecclesie  aut  cellerarius  sive  scultetus  lustrabunt  vineas,  si  bene  culte  plantate  et  stercorate 
sunt;  et  in  caiiiscanque  hereditate  ista  deesse  perspexerint,  aut  legitimam  emendationem 
fobciat  aut  hereditate  sua  privabitur.  similiter  autem  circa  festum  sancti  Remigii,  quando  Wneis 
custodie  adhibentur,  predicti  nuntii  abbatis  et  ecclesie  lustrabunt  vineas,  si  bene  custodite 
sunt;  et  si  aliquem  defectum  ex  n^ligentia  vineis  inesse  iudicaverint,  aut  legitime  emendabant 
aut  bereditate  sua  privabuntur.  si  autem ,  quod  absit,  egestate  coacti  vineas  suas  transactis 
9  annis  vendere  voluerint,  veniant  ad  abbatem  et  ad  ecclcsiam  et  vel  recipiant,  que  ab  abbato 
offenintur,  aut  per  manum  ipsius  et  consilium  iratrum  in  tali  loco  ponant,  ubi  ecclesia  nullum 
detrimcntum  patiatur.    Das  Ganze  wird  pactio  genannt. 

>)  Bd.  3,  513,  28,  c.  1320;  525,  9,  1325;  WBingen  1425  (?)  §  5;  Bd.  3  No.  254, 1472; 
WOberheimbach  15.  Jhs.,  cit  oben  S.  576  Note  3. 

«)  WErpel  1383  §  5  f. 

^)  S.  MR.  ÜB.  3,  53,  1216:  in  (Mallendar)  curtis  honesta  cum  molandino  et  ibidem 
30  iugera  vincarum  et  amplius,  quorum  10  de  expcnsis  [ipsius  possessoris]  excoluntur,  a  reli- 
quis  vero,  quo  colonis  sunt  concessa,  portiones,  prout  compromissum  est,  cum  totali  decima . . 
persolvuntur.  S.  femer  üPrüm  S.  180  Note  B  des  Cesarius  von  Prüm;  WBacbaracb,  G.  2, 
222:  ouch  haut  u.  b.  buwemeister  reicht,  wanne  u.  h.  herbst  is  ind  anegeit,  so  suUent  si  in 
u.  h.  sal  gehn  ind  sinen  herbst  indoin,  ind  sullent  riden  uf  daz  velt  und  besehn,  daz  ieme 
reicht  geschehe;  ind  davon  gift  man  in  ein  sum.  habem.  ind  sal  der  buwemeister  sime  wibe 
heim  senden  eine  zweimaiB  wins,  zwei  broit  ind  zwe  schußelen  mit  spisen,  daz  ist  sin  reicht 
Vgl.  auch  Bd.  3  No.  301,  c  1320. 

^)  WOberheimbach  15.  Jh.:  sal  ein  underschultciße ,  wan  man  unsers  herren  dritteil 
leset,  in  das  feit  gen  und  helfen  deilen,  danimbe  sal  ein  schulteiß  mit  sime  stabe  und 
bündc  in  dem  hofe  eßen,  und  alle  abent  soliche  rftwe  verhorn  von  den  schützen^  mit 
biweseus  der  burgermeister ,  und  furter  in  unsers  herren  hof  gan  und  laßen  fragen  die 
Windelbodden  und  kelterknecht;  die  sollent  unserm  herren  gelobt  und  geswom  hain.  und 
werez  das  einer  adir  me  soliche  zenden  adir  deil  nit  bette  geben,  dem  sal  der  schulteiße 


—     907     —    Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung.] 

Innerhalb  dieses  im  Einzelfalle  sehr  verschieden  ausgebildeten  Beamten- 
apparats  pulsierte  nun  das  kräftig  und  eigenartig  ausgebildete  Rechts-  und 
Wirtschaftsleben  der  Genossenschaft.  Schon  die  Konstitution  des  Lehnsver- 
h&ltnisses,  wie  sie  durch  Empfängnis  und  Huldigung  gegenüber  dem  Henn 
vor  sich  ging\  zeigt  da,  wo  wir  sie,  wie  meist  im  Falle  neuen  Anbaues, 
noch  in  ihi-er  Entstehung  beobachten  können,  besondere  und  sichere  Formen. 
Die  Weinberge  bezw.  das  in  Weinbergen  auszubauende  Land  wird  den  Lehn- 
leuten erblich  zu  voller  Nutzung  imd  gegen  einen  bestimmten  Zins  verliehen  ^ ; 
meist  besteht  derselbe  in  einer  Teilbauquote®.  Sind  die  Weinberge  noch  nicht 
gebaut,  so  tritt  zunächst  auf  eine  Reihe  von  Jahren,  bis  zu  8  Jahren  hinauf. 
Zinsfreiheit  ein^,  wie  denn  auch  innerhalb  des  Lehnsverhältnisses  bei  bedeu- 


mit  recht  nahegen,   und  die  einunge  ist  der  gemeinde,  als  von  alders,   der  da  hait  gelesen 
ußenwendig  des  bannes.    S.  auch  Bd.  3,  No.  301,  c.  1320. 

>)  MR.  ÜB.  2,  43,  1149;  W.  im  Hamme  1339,  G.  2,  25;  ♦ÜLehmen,  Hs.  Koblenz 
St  A.  CXI»,  Bl.  38i>,  c  1340;  *U.  des  Propstes  Elias  von  Münstermaifeld,  Rechte  der 
SFloriner  Weinlehenleute  zu  Braubach,  Hs.  Koblenz  St  A.  CXI»,  Bl.  33»:  notandum  quod 
quandocunque  bona  quecuuque  aut  qualiacunque  supradicta  per  mortem  aut  alias  vacare 
contigerit  tunc  unusquisque  recipiens  dicta  bona  tenebitur  facere  fidelitatem  domino  et  peu- 
sionario  prebende  de  eisdem  et  solvet  officiato  domini  pensionarii  eorundem  bonorum  6  d. 
Brabantinos  pro  iure  dicto  intfcnkeniz. 

«)  Darüber,  dafs  der  Zins  nötig,  s.  MR.  ÜB.  2,  43,  1149. 

«)  Hierüber  Genaueres  unten  S.  909  f.  Zunächst  vgl.  MR.  ÜB.  1,  342,  1235  (nicht 
1055,  s.  Goerz  MR.  Reg.  2,  2164),  kapitularischer  Lehenbrief  von  SSimeon  für  Weinbergs- 
anläge:  notum  facimus,  quod  campum  in  Mänster  iam  vitibus  plantatum,  per  quem  panis 
siligineus  servientibus  congregantibus  vina  dominorum  sancti  Simeonis  Treverensis  ibidem 
per  autumpnum  amministrabatur,  eundem  campum  sub  debita  cultura  vinearum  indulsimus 
H.  C.  A.  0.  L.  I.  D.  D.  hereditario  iure  colendum,  hac  conditione  videlicet  interposita, 
quod  medietatem  vini  nobis  ex  eodem  campo  provenientis  in  suis  expensis  presentabunt 

*)  Vgl.  aufser  der  auf  S.  905  Note  4  gedr.  Urkunde  MR.  ÜB.  1,  652,  1168  die  später  noch 
mehrfach  in  Betracht  kommende  und  deshalb  hier  sofort  völlig  ziun  Abdruck  gebrachte  Ur- 
kunde im  MR.  ÜB.  1,  386,  1092:  cgo  Poppo  sancti  Simeonis  quartus  prepositus  notificari 
omnium  fidelium  Industrie  volui,  terram  dominicalem  in  curte  Hoinga  non  multum  usque  ad 
mea  tempora  utilem  ad  qualem  utilitatem  converterim.  nam  praeter  ea,  que  invcni  ab 
antecessore  meo  Burchardo  instituta,  qui  7  iugera  dedit  ad  vineas  ponendas  medietatem  vini 
fratribus  redditura,  feci,  ut  iugera  octo  vitibus  instituerentur,  ea  videlicet  conditione,  ut  post 
primos  8  annos  medietas  ibidem  crescentis  vini  in  tempus  reliquum  ad  fratres  rediret;  item 
alia  totidem  id  est  8  iugera  dedi,  ut  singulis  annis  8  s.  inde  solverentur  fratribus.  reliquam 
etiam  omnem  dominicalem  terram  statui  singulis  annis  pro  8  Ib.  et  2  s.,  curtim  etiam  stabu- 
lariam  pro  censu  2  s.  susceperunt  Engelbertus  et  Iletzel.  Hetzel  etiam  susceperat  a  prede- 
cessore  meo  Burchardo  dimidiam  hubam  ad  censum  8  s.  quod  totum  primum  cum  [1.  coram] 
advocato  ipsius  boni  Gerlach  et  cum  [coram]  pnidentioribus  et  fidel ioribus  eiusdem  familie  viris 
denarratum,  deinde  in  conspectu  totius  familie  collaudatum,  apud  Treverim  tandcm  in  monasterio 
ipsius  sancti  Simeonis,  cuius  hec  terra  est,  et  in  presentia  fratrum  ibidem  deo  et  sancto  Simeoni 
fiunulantium  definitum  et  corroboratum  est,  ne  quis  successorum  meorum  vel  aliqua  mundana 
potestas  rem  consilio  ordinatam  infringere  posset,  sed  ut  stabiliter  permaneret  a  generatione 
in  generationem. 

58* 


[Wirtschaft  d.  Grofisgnmdbes,  90g     — 

tenden  Meliorationen  Zinsnachl&sse  die  Segel  sind^  Über  das  Lehngut  er- 
hält der  Winzer  nur  nach  einer  ältesten  Nachricht  scheinbar  unbeschränkte 
Verfikgungsfreiheit ' ;  nach  allen  sonstigen  Nachrichten  ist  ihm  nur  der  Verkauf 
gestattet,  die  Belastung  durch  Bentbegebung  und  Verpfändung  dag^en  ver- 
boten« Mit  Recht  sieht  das  WBingen  §  9  diese  Stellung  des  Weingutes 
geradezu  als  privilegiert  an:  ein  iglicher  manwerke  sal  also  fri  sin,  das  nie- 
mant  die  vorsetzen  oder  vorpfennen  sal  vor  kein  scholt,  dan  er  mag  das  woile 
verkeufen,  in  maißen  als  obg.  stet  Beim  Verkauf  aber  bestand  zumeist  dn 
Vorkau&recht  des  Lehnsherrn,  und  bei  Verzicht  auf  dessen  Ausübung  blieb 
die  Zustimmung  des  Lehnsherrn  zu  anderweitigem  Verkauf  erforderlich  ^ 
Natürlich  stand  das  Weingut  auch  nach  Verkauf  noch  im  alten  Lehnsnexus: 
wan  ein  manwerker  sin  manwerk  verkeufen  wil,  so  sal  derselbe,  de  das  also 
kauft  hait,  das  also  entphangen  und  ofiiemen  vor  dem  meier  als  vor  einem 
riechter,  vor  dem  keiner  in  dem  hoif  und  vor  zwein  manwerkem  .  •  und 
soUche  o^abe  sol  vor  den  vorgenanten  vorbot  werden,  der  bodwin  ist  4  s.  hl. 
Dem  beschränkten  Verfügungsrechte  der  Lehnsbauem  stand  ein  unbeschränktes 
Veräulserungsrecht  des  Lehnsherrn  in  der  Weise  gegenüber,  dab  derselbe 
einzelne  Weingüter  nebst  ihrem  Lehnsinhaber  aus  der  Lehnsgenossenschaft 
heraus  vergeben  konnte^. 

1)  *U.  des  Propstes  Elias  von  MOnstennaifeld,  Rechte  der  SFloriner  Weinlehnleate  zu 
Branbach,  Hs.  Koblenz  St  A.,  BL  88»:  habent  ex  gratia  onines  inqoilini  predicti  nsqiie  ad 
volontatem  domini  prebende,  quod  quiconque  aliquam  yineam,  quam  ab  ipso  domino  prebende 
tenuerit  pro  media  parte,  fimo  emendaverit  infra  festom  penthecostes  quolibet  anno,  ille 
redpit  crementom  illins  vinee,  quam  sie  fimo  emendavit,  totom  illios  anni  et  non  ultra,  et 
deinde  medietatem  prout  est  consuetum;  quam  quidem  emendationem  iudicabunt  et  videbnnt 
suo  iuramento  duo  inquilini  viciniores  dicto  emendanti  fimo  vineas  huiusmodi,  nt  est 
prenarratom. 

>)  MR.  ÜB.  1,  193,  952,  ältestes  Weinlehen:  Erzbischof  Rotbert  wird  gebeten,  ut 
cuidam  villico  (des  Domkapitels)  vocabulo  Widoni  cum  suis  paribus  aliquid  iuris  nostri 
renim  in  proprietatem  largiremur.  Er  giebt  an  Wido  cum  suis  sodalibus  in  marca  et  villa 
Villere  an  verschiedenen  Stellen  der  Flur  terram  indominicatam  ad  vineas  plantandas. 
postquam  autem  construct^  erunt,  antedictus  Wido  cum  suis  sodalibus  nobis  et  successoribus 
nostris  omni  anno  ad  festivitatem  sancti  Martini  ex  eisdem  vineis  4  situlas  vini  persolvent, 
sub  ea  nimirum  ratione,  ut  ab  hac  die  ipsi  et  posteri  suorum  more  hereditario  habeant 
potestatem  deinceps  tenendi  donandi  commntandi  vendendi  et  quicquid  voluerint  fiuaendi. 
Das  Ganze  wird  donatio  genannt  Doch  ist  hier  wohl  nur  an  Veraufserung  innerhalb  der 
Genossenschaft  gedacht  Immerhin  ist  auch  in  diesem  Falle  die  Freiheit  aufsergewöhnlich 
grofs:  sollte  sie  vielleicht  nur  auf  einer  K&nzleifloskel  (potestas  .  .  üeunendi)  beruhen,  welche 
dem  Schreiber  der  Urkunde  so  geläufig  war,  dafs  er  sie  unpassend  anbrachte? 

«)  MR.  ÜB.  1,  652,  1168,  cit.  S.  905  Note  4;  Ennen,  Qu.  2,  98,  89,  1225;  Bd.  8,  60,  «o, 
1271.  Der  Fall  eines  Kaufes  seitens  der  Herren  liegt  MR.  ÜB.  2,  82,  1186  vor:  H.  custos 
von  SMaria-ad-martyres  vineas  a  rusticis  quibusdam,  videlicet  H.  D.  H.,  qui  easdem  vineas 
iure  hereditario  a  nobis  receperant,  .  .  comparavit  Das  Kloster  vineas  a  prememoratis  rusticis 
in  manus  nostros  resignatas  .  .  officio  custodie  .  .  deputavi[t\  Die  Weinberge  lagen  nach 
MR.  ÜB.  2,  88,  1186  in  croada  .  .  ecclesi^  censuali  iure  vinicolis  locata;  und  zwar  hatten 
H.  ein  diumale,  D.  und  H.  je  ^/s  diumale. 

*)  Vgl.  z.  B.  MR.  ÜB.  1,  486,  1186. 


—     909     —    Umwälzung^  d.  Wirtschaftsverfassung.] 

Wie  diese  Bestimmungen  über  Veräufeening,  so  ergeben  sich  auch  die- 
jenigen über  Vererbung  vorwiegend  nur  als  partikulare  Ausbildung  der 
Satzungen  des  gemeinen  Lehnrechts.  Im  allgemeinen  bestand  für  die  Ver- 
erbung, im  Gegensatz  zu  den  grundhöriger  Nutzung  unterworfenen  Landgütern  S 
Anerbenrecht,  als  Erbfolge  6ines  nächsten  Erben  in  das  imgeteilte  Erbe*; 
dabei  kam  es  bisweilen  vor,  dafe  Majorat  herrschte  oder  stipuliert  wurde ^, 
oder  dafs  der  Lehnsherr  sich  vorbehielt,  aus  den  nächsten  Erben  den  ihm 
passendsten  als  Anerben  auszuwählen*.  Au&erdem  wurden  wohl  nicht  selten 
auch  die  Weiber  successionsfähig.  So  im  WBingen  1425?  §  3:  ob  ein  man- 
werker,  maus-  ader  frauwenpersone ,  abginge  von  toits  wegen  und  keine 
erben  hette,  so  salt  solich  manwerke  u.  h.  verfallen  sein,  als  ander  manlehen. 
imd  ein  amptman  ader  u.  h.  keiner  in  dem  hoif  sal  und  mag  das  vorter  ver- 
üben, weme  sie  wollent,  ane  allen  intrag.  Gegenüber  diesen  Fällen  einheit- 
licher Erbfolge  ist  nun  die  Möglichkeit  der  Succession  mehrerer  Erben  unter 
Teilung  des  Weingutes  nur  spät  und  selten  entwickelt  ^ :  offenbar  griff  sie  erst 
um  sich,  als  eine  Deterioration  des  Lehnbegriffes,  wie  allgemein*,  so  auch  im 
Weinlehenverhältnis  eingetreten  war. 

Der  Zins,  welcher  für  die  Weinbergsnutzung  gegeben  wurde,  war  fast 
durchweg  im  Sinne  des  Teilbaues  festgesetzt';  es  kommen  Quoten  von  Zwei- 


>)  S.  oben  S.  648,  651. 

^  Ein  klassisches  Beispiel  bietet  MR.  ÜB.  2,  40,  1140,  der  Abt  von  SMartin-Köbi 
für  die  Gehöfer  in  Winningen:  dominicalem  terram,  que  legali  verbo  seleguet  appellatur, 
possidentibus  hereditario  iure  sie  concessinms,  ut  post  decessum  abbatis  successor  eins  illis 
Buferre  nequeat,  et  donum  semel  coUatum  inunutabile  permaneat  possessor  quippe  bona  sua 
quiete  teneat,  quo  defuncto  proximus  keres  absque  contradictione  succedens  prius  curie  satis- 
ÜBUsiat  et  deinde  eadem  bona  cum  pace  finna  et  omni  gratia  habeat. 

')  MR.  ÜB.  2,  101,  1173—1189:  quas  vineas  [in  Trier]  per  successores  beredum  .  . 
maiores  natu  illius  parentele  in  Providentia  semper  babebunt  et  colent  et  statutam  pensionem 
inde  annuatim  persolvent.  Es  ist  ein  unseren  Betrachtungen  schon  zum  guten  Teile  fem- 
liegender Ausnahmefall,  um  eine  Stiftung  aufrecht  zu  erhalten.  Erftdlen  die  Erben  zur 
Stiftung  gehörige  Bedingungen  nicht,  si  moniti  .  .  incorrigibiles  apparuerint,  liceat  cognatis 
dnos  alios  idoneos  viros  de  eadem  cognatione  eligere. 

^)  Vgl.  die  auch  sonst  wegen  ihrer  detaillierten  Angaben  interessante  Urkunde  im  MR. 
U6.  3,  638,  1238,  auch  ebd.  667,  1239. 

»)  S.  oben  S.  652  Note  4. 

«)  S.  oben  S.  648—649. 

'')  Charakteristisch  für  die  regelmäfsige  Existenz  des  Teilbaues  bei  Weinlehen  ist  die 
Forderung  des  \V6ingen  1425?  §  3  für  nicht  in  Teilbau  liegende  Weinlehen:  man  sal  die 
[manwerke]  auch  alle  jare  besehen  und  damit  halden ,  als  ob  is  theilegudere  weren.  Zins 
findet  sich  z.  B.  in  den  Bd.  2,  211  d  verzeichneten  Stücken.  Im  übrigen  s.  auch  oben  S.  582, 
sowie  Lamprecbt  in  Conrads  Jahrbb.  N.  F.  11,  343.  Noch  heutzutage  herrscht  an  Mosel 
und  Rhein  vielfach  Weinteilbau,  zu  etwas  filiherer  Zeit  vgl.  Beck,  1,  255,  258;  v.  Schwerz 
S.  174. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgnttidbes.  —     910    — 

drittel*,  der  Hälfte«,  eines  Drittels»,  Viertels*,  Fünftels»,  Siebentels«,  ja 
nur  Zehntels^  vor.  Dabei  fiel  der  Zehnt  wenigstens  im  Falle  des  Halfen* 
baues  auf  die  Ertragsseite  des  Lehnsbauem®.  Die  Aussdieidung  der  lefans- 
herrlichen  Quote  erfolgte  entweder  so,  dals  das  Weinland  realiter  geteilt 
und  der  Ertrag  eines  bestimmten  Teiles  dem  Herrn  zugewiesen  wurde  ^  oder 
bei  weitem  gewöhnlicher  so,  dals  der  Herr  zum  Herbst  einen  Einnehmer 
sandte,  welcher  vom  Ertrag  des  gesamten  Weinlandes  die  lehnsherrliche  Quote 
abhob.  Indes  b^^Ogte  man  dch  da,  wo  Teilbau  eingeführt  war,  längst  nicht 
in  allen  Fällen  mit  dem  quotalen  Zins.  Neben  demselben  waren  die  Ldm- 
leute  vielmehr  zu  vielfachen  anderen  Zinsen  und  Leistungen  verpflichtet,  bald 
zu  Fronden*^,  bald  zu  kleineren  Abgaben  an  die  lehnsherrlichen  Beamten", 

1)  MR.  ÜB.  1,  568,  1152:  Weinbeige  ni  Chür,  bisher  zu  zweidrittel  Trauben  ans» 
gegeben,  werden  nun  an  den  Meier H.  gegeben:  H.  hereditario  iure,  qnamdin  ipse  vivereti  ad 
dimidiam  partem  ipsam  [vineam]  fideliter  colendam  suscepit,  ita  tarnen,  qnod  post  morteni 
ipsius  nulhim  alium,  qnam  iratres  et  ecclesiam  nostram  [Domkapitel]  heredem  inde  sab- 
stitueret.  Hier  waren  also  zweidrittel  offenbar  zu  viel  gewesen.  S.  auch  Cesarios  zu  UPrfim 
S.  157  Note  2,  nnd  S.  180  Note  B. 

s)  S.  MR.  ÜB.  1, 886, 1092,  schon  cit  S.  907  Note  4,  eine  der  frühesten  sicheren  Stellen 
über  den  wobl  zweifellos  ans  Frankreich  zu  uns  gedrungenen  Teilbau  (vgl.  Lamprecht,  Bei- 
träge S.  61  ff.).  Vgl.  ferner  beispielsweise  CRM.  1,  277,  1148,  Bodendorf:  4  partes  vineamm 
similiter  empte,  solventes  dimidium  vini;  MR.  ÜB.  1,  568,  1152,  cit  oben  Note  1;  USMax. 
S.  482,  Liesch  9c:  ultra  Mosellam  petitura,  ad  quam  pertinent  4  iug.  terre,  solvens  medium 
vinum;  üKarden  11. — 12.  Jb.:  das  Stift  hat  zu  Müden  vineas  in  diversis  lods  positas,  qu^ 
ad  medietatem  coluntur,  ebenso  in  Pommern;  s.  auch  UStift  899,  Pallast,  cit  oben  S.  413 
Note  2;  Bd.  8,  82,  i8,  1268;  184,  4o,  1825;  518,  n,  c  1820;  514,  le,  c  1820;  s.  auch  Bd.  3 
Wortr.  u.  d.  WW.  halbscheit,  halbeteil,  media  pars,  medium  vinum. 

>)  «Trier  Stadtbibl.  1661  BL  96^,  12.  Jh.;  üSMax.  S.  441,  Longuich  8d:  vinee  .  . 
solvunt  dimidium  vinum  ...  12  vinelle,  que  terdum  solvunt;  USMax.  S.  448,  Detzem  8d: 
habemus  et  ibi  vineas,  que  solvunt  medietatem;  habemus  ibi  vineas,  que  solvunt  tertiam 
partem.  Ebenso  in  Longuich  8d,  ÜSMax.  S.  441.  Vgl.  auch  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  WW.  drube 
und  tertia  pars. 

*)  *Chart  SSimeon,  Trier  Stadtbibl.  1611,  Schmutzblatt  des  vorderen  Deckels,  um 
1300;  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  W\V.  drube,  quarta  pars,  virdeil. 

»)  ÜSMax.  S.  466—7 ;  Bd.  8  Wortr.  u.  d.  W.  fünfte  teil. 

•)  ÜSMax.  S.  444,  Pölich  8d:  Weinberge  mit  Teilbaii:  septima,  quinta,  tertia  pars. 

')  WLonguich  1408  §  16,  cit  oben  S.  575  Note  6 . 

■)  Ann.  d.  bist  V.  9—10,  255,  1163:  Karden  hat  in  Ellenz  vineas  .  .  in  7  colonorum 
beneficia  distributas,  de  quibus  vineis  agricole  tantum  de  sua  portione  decimas  dare  solebant, 
fratres  vero  de  sua  parte  dare  negabant  [an  Kloster  Steinfeld];  s.  femer  MR.  ÜB.  1,  652, 
1168,  cit  S.  905  Note  4;  ÜSMax.  S.  466—7. 

^)  ÜSMax.  S.  441,  Longuich  8d:  habet  quilibet  [mansus]  petituram,  de  qua  habemus 
7  partes  et  mansionarius  8  [so  zu  lesen]  .  .  .  habemus  et  mansum,  de  cuius  petitura  solvit 
mansionarius  2  partes,  de  sua  tertia  dat  amam  pro  censu. 

'^)  S.  Cesarius  zu  ÜPrüm  S.  180  Note  B,  cit  unten  Note  11;  Bd.  3,  31,  2«,  1263 

'^)  ÜSMax.  S.  466—467,    20  Petiturae:    solvit  petitura  scolteto  sit  vini,  vininuntio  duo 

sext,   custodi  vinearum  tria  sext,  bedello  1  sext;  dimidium  vinum  dant  ecclesie  nostre;    et 

de  sua  medietate  decimam   dant  —  Sunt  ibi  vinee   salice,  que  dant  quintiun   sext   sine 

decima.  —  Solvit  petitura  custodi  ecclesie  d.  in  die  sancti  Simeonis,  sin  autem,  in  autumpno 


—     911     —     Umwäkung  d.  WirtschaftsverfassuDg.] 

bald  auch  zu  gröüseren  Zinsen  im  Sinne  wirklichen  Nutzungsentgeltes  ^  Für 
die  Festsetzung  der  letzteren  konnte  nun  ein  doppelter  Weg  eingeschlagen 
werden:  entweder  man  erhob  den  Zins  vom  Gesamtertrage  des  Weinlehens 
vorweg  und  schritt  dann  zur  Abhebung  der  lehnsherrlichen  Teilbauquote  vom 
verbleibenden  Rest*,  oder  aber  man  hob  zuerst  die  Teilbauquote  ab  und  ver- 
pflichtete den  Lehnsbauer  zur  Zahlung  der  sonstigen  Zinslasten  von  der  ihm 
verbleibenden  Quote'.  Beide  Systeme  finden  sich  gleichmäfsig  in  der  staufi- 
sehen  Periode  ausgebildet.  Das  ältere  von  ihnen  ist  wohl  das  letztere;  es 
Iftfst  sich  bis  zmn  11.  Jh.  hinauf  verfolgen^  und  ist  zudem  das  unpraktischere, 
wenn  auch  anscheinend  lukrativere.  Im  ersten  Falle  war  es  nämlich  auch  bei 
geringem  Herbst  fast  absolut  sicher,  dafs  der  Lehnbauer  seine  Zinse  leisten 

sext  yini  in  torcular.  S.  auch  Cesarius  zu  UPrüm  S.  180  Note  B,  eine  Stelle,  welche  be- 
sonders ausführlich  ist:  in  Arwilre  habemus  modo  tantum  7  feoda  parva;  quodlibet  iUonim 
solvit  am.  vini  et  colit  picturam  1,  ubi  nos  duas  partes  percipimus;  et  pro  tunna  solvit  8  d., 
qui  appellantur  waspennege.  prcterea  solvit,  ut  puto,  2  d.,  qui  appellantur  hervestret. 
preterea  solvit  2  d.  ad  tectum  domus  reparandum.  solvit  etiam  sumb.  avene  et  puUum. 
inter  illa  7  feoda  debent  bene  colere  vineam  salicam,  que  sita  est  in  monte  iuxta  villam; 
solvunt  etiam  fimum  ad  eandem  vineam.  minister  noster  ibidem,  qui  bomester  appellatur, 
tenetor  de  officio  suo  eandem  vineam  plantare,  quod  nos  appellamus  profen.  preterea  sol- 
vuntur  ibi  et  census  alii  de  quibusdam  vineis.  summam  istonim  denariorum  recipit  vinde- 
miator,  quem  transmittitis  vinum  vestrum  ibidem  colligere:  que  siunma  ascendit  ad  7  s.  vcl 
circa  hoc;  qui  denarii  vcl  dabuntur  pro  vasis  vel  vobis  reddentur.  Daneben  noch  ein  Villicus. 
Cesarios  fügt  hinzu:  denarios  illos,  qui  hervestret  appellantur,  vult  vindemiarius  vester  pro 
suo  iure  habere,  et  alios  denarios,  qui  pertinent  ad  tectum  domus  reficiendum,  ille,  qui 
moratur  in  domo. 

')  USMax.  S.  451,  Moertz  5g:  habet  quisque  [mansus]  petituram,  de  qua  habemus 
4  sitolas  in  censu,  et  dimidiam  portionem  vini  pro  fundo;  Bd.  3,  31,  st,  1268. 

')  ÜSMax.  S.  461,  Issel  8d:  habet  mansus  petituram,  que  solvit  quatuor  situlas  in- 
primis;  de  reliquo  nos  2  partes,  mansionarios  tertiam.  Dabei  wird  der  zwischen  Lehens- 
herren und  Lehensbauem  ziu*  Teilung  kommende  Ertrag  commune  genannt,  vgl.  auTser  USMax. 
S.  441  Longuich  und  S.  444  Pölich,  sowie  Bd.  3,  513,  si,  1320  besonders  USMax.  S.  448 
Detzem  8  d ,  20  Petiture :  solvit  petitura  in  autumpno  de  proprio  7  emeros  [situlas  1  Red.  2] 
vini;  item  1  emerum  de  proprio,  qui  vulgo  wisungemer  vocatur;  solvit  etiam  1  de  communi 
scolteto  nostro,  qui  vocatur  stockemer.  .  .  .  soluto  censu  omni,  quicquid  de  petitura  super- 
creverit,  medietatem  dat  vininuntio  nostro. 

')  Zur  Veranschaulichung  vgl.  die  teilweis  schon  oben  S.  414  citierte  Stelle  des 
Cesarius  zu  UPrüm  S.  157,  Note  2,  Mehring:  mansionarii,  qui  tenent  feoda  nostra,  tenentur 
picturas  illis  feodis  assignatas  bene  et  optime  colere,  et  in  vindemia  debent  eas  colligere  et 
ad  calcatorium  nostrum  deducere  et  ibidem  in  nostro  torculari  vinum  elicere.  et  duas  partes 
de  vino,  quod  inde  provenit,  debemus  percipere;  de  tertia  autem  parte  residua  mansionarii 
censum  nostrum  et  prepositis  nostris  iura  sua  debent  persolvere;  et  si  aliquid  defiierit  eis, 
quod  non  possint  iura  sua  plene  persolvere,  quod  tamen  raro  contingit,  de  vino  aliarum 
vineamm  suarum  debent  defectum  illum  supplere;  et  si  superhabundaverit  de  pictnra  predicta, 
sibi  possunt  reservare.  si  autem  ipsi  ista  et  alia  iiuit  nostra  non  fideliter  peregerint,  domnus 
abbas  vel  qui  locum  eins  tenet,  feoda  eorum  usque  ad  condignam  satisfactionem  debet 
absare,  id  est  wronen.  Jedes  feodum  des  oberen  Hofes  zahlt  15  mo.  Wein,  des  unteren  Hofes 
13  mo.  in  censu. 

*)  S.  oben  S.  415,  auch  wohl  S.  414  Note  1. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     912     — 

konnte,  und  bei  reichlicherem  Herbst  fiel  zudem  eine  recht  erkleckliche  Teil- 
bauquote ab;  im  zweiten  Falle  dagegen  war  die  Lieferung  der  Zinse  bei 
kleinem  Herbst  unsicher.  Hiergegen  suchte  man  nun  allerdings  Vorkehrung 
zu  treffen  durch  Herstellung  des  Systems  der  Sonderungen,  von  dem  schon 
oben  S.  414  f.  ausführlich  die  Rede  gewesen  ist:  man  forderte  vom  Weinbauer 
neben  seinem  Lehen  eine  Kaution  in  Land,  an  dessen  Ertrag  man  sich  bei 
mangelndem  Zinsergebnis  des  Lehens  zu  halten  vermochte.  Wer  es  sache, 
sagt  das  WBingen  1425?  §  10,  das  ein  manwerk  eins  jars  ader  mehe  nit 
so  viele  wins  getragen  het,  das  der  manwerker  den  zins  davon  gereichen 
mocht,  so  sal  und  muß  derselbe  manwerker  in  ander  sin  gude  grifen  und  den 
zins  usrichten.  Die  für  diesen  Zweck  nötigen  Güter  aber  waren  schon  von 
alters  her  genau  bestimmt,  und  über  ihr  Vorhandensein  wird  von  der  Wein- 
lehngenossenschaft Rechenschaft  gefordert.  So  wird  z.  B.  nach  WEUenz  §  4 
auf  dem  Bauding  ausdrücklich  gefragt,  ob  der  Herr  geschädigt  sei  mit  scheiden 
der  lein  van  den  sünderen,  of  der  sünderen  van  den  leiman.  Gerade  diese 
Ausbildung  der  Sonderungen  beim  Weinlehen  bietet  nun  ein  besonderes  Inter- 
esse ;  täuscht  nicht  alles,  so  ist  sie  vorbildlich  gewesen  für  die  Ausbildung  der 
Landkautionen  unter  dem  Titel  des  Unterpfands  oder  Angriffs  bei  den  freieren 
Pachtformen  der  Stauferzeit  ^ ;  war  ja  doch  in  der  That  mit  der  Beiordnung 
einer  Landkaution  zum  Weinlehen  schon  in  der  charakteristischen  Bezeichnung 
Sonderung  die  Forderung  ausgesprochen,  dafs  der  Weinlehnraann  zugleich  recht- 
lich wie  wirtschaftlich  auch  aufserhalb  des  Lehnsnexus  eine  freie  Position 
haben  müsse. 

Wie  in  der  Entwicklung  der  Zinsverhältnisse,  so  zeigen  sich  auch  in 
den  Bestimmungen  über  Heimfall  ganz  die  Eigentümlichkeiten  des  wirt- 
schaftlichen Lehens.  Während  hier  nämlich  zmiächst  die  bekanntesten  Lehas- 
vergehen,  welche  Heimfall  dos  Lehens  bewirken,  mutatis  mutandis  sämt- 
lich erscheinen  —  Treulosij];keit  als  Betrug  ^,  Versäumen  der  Hofgerichtspflicht 

^)  Vgl.  vorläufig  *USElisab.  Hosp.  Bl.  29»,  Mötsch:  filius  quondam  Wolmari  presby- 
teri  de  Meiriche  recepit  dictam  vineam  haercditario  iure  cum  omni  iiu*e  et  onere  pro  diroidia 
ama  vini  amiui  census  primitus  calcati  praesente  nuntio  hospitalis;  et  super  hoc  univit  et 
applicavit  dictae  vineae  vineam  suam,  quae  sita  est  in  Leigeth,  in  banno  villae  de  Merricke 
eo  nomine,  quod  vulgariter  dicitur  anegreth,  ut  securius  dictus  census  persolvatur.  super  hoc 
habetur  privilegiiun. 

")  MR.  ÜB.  1,  486,  1136:  Jemand  schenkt  13  particule  Weinberg  zu  Minheim  an  das 
Domkapitel.  0.  vero  de  Minhera,  qui  easdem  vineas  hactenus  studiose  ac  fideliter  operatus  est, 
opus  illud  tanquam  hereditario  iiu*e  tenebit,  nisi  forte  vel  paupertatis  necessitate  vel  negli- 
gentia presumptione  easdem  vineas  in  solitudinem  redigi  permittat,  vel  fraude  convictus. 
MR.  ÜB.  1,  484,  1136:  der  Dompropst  bezeugt,  qualiter  vineam  unam  salice  terr?,  quod 
vulgo  dicitur  manuwerc,  in  villa  Curha  [Chür]  vocata  inciütam  et  fere  ad  nichilum  redactam  . . 
cuidam  homini  eiusdem  curi^  R.  videlicet  suisque  heredibus  colendam  concessimus  et  manu 
propria  tradidimus,  ea  scilicet  ratione,  ut  diligenter  eam  colant  et  fratribus  dimidiam  partem 
vini  tribuant,  dimidia  parte  sibi  retenta,  et  ne  cuiquam  preposito  vel  canonico,  qui  fuerit 
predict?  vill?  procurator,  eandem  vineam  illis  auferre  liceat,  nisi  vel  solitudinis  vel  fraudis 
convincantur  et  iudicio  parium  suonim  ab  hac  hereditate  alienentur. 


—     913     —    Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung.] 

als  Ungehorsam  gegen  das  lehnsherrliche  Aufgebot  zum  Bauding  \  endlich 
Bestreitung  der  Lehnsqualität  als  Weigerung  des  Empfängnisses  ^  — ,  so  sind  auf 
der  anderen  Seite  noch  zwei  wirtschaftliche  Voraussetzungen  filr  die  Bei- 
behaltung des  Lehnsbestandes  stets  scharf  ausgesprochen.  Es  ist  das  einmal 
die  regelmäXsige  Zahlung  des  Zinses®,  dann  aber  eine  fortgesetzt  gute  Kultur. 
Namentlich  die  letztere  Bedingung  wird  in  den  Urkunden  stets  genau  formu- 
liert imd  in  Detailbestimmungen  häufig  näher  erläutert,  Verstöfse  gegen  sie 
werden  in  den  ersten  Fällen  meist  gering,  schliefslich  aber  bei  ausbleibender 
Besserung  mit  Verlust  des  Lehens  bestraft*.  Doch  mag  man  hierbei  ganz 
allgemein  milde  vorgegangen  sein,  denn  im  ganzen  waren  die  Lehnsherren 
jedem  Wechsel  der  Anbauer  abgeneigt*.  Zudem  aber  richteten  die  Lehns- 
baueiTi  über  derartige  Vergehen  selbst®.  Denn  wie  die  Gehöfer  und  die 
höheren  Dienstmannen,  so  waren  auch  die  Weinlehnleute  in  einer  besonderen 
Genossenschaft  organisiert ;  dem  Hofrecht  und  Dienstrecht  entsprach  ein  Wein- 


')  WBingen  1425?  §  14:  wer  es  das  ein  amptman  oder  ein  keiner  von  u.  h.  wegen 
den  manwerker  bedorfen  weren  mit  ine  zu  rieden  oder  zu  fragen  das  manwerke  antreffende, 
80  sollent  ader  mogent  sie  die  manwerker  in  der  hoif  verboden  .  .  ,  alsdan  sollent  die  man- 
werker gehorsam  sin,  bi  einer  pene  des  manwerks. 

')  WBingen  1425?  §  8:  wer  sein  Mannwerk  nicht  richtig  empfangen  will,  so  mag  ein 
kehier  von  u.  h.  wegen  den  ader  die  manwerke  nemen  und  die  vorlihen  ader  vorkeufen, 
weme  er  wille. 

«)  MR.  ÜB.  1,  432,  1115. 

*)  MR.  ÜB.  1,  484,  1136;  486,  1136,  cit  oben  S.  912  Note  2;  femer  Bd.  3, 515,  i9,  c.  1325; 
WEUenz  §  8 :  of  in  des  hoefs  wingartlengueder  einiche  boem,  widen  of  anders  gewaß  unstunt, 
dat  dem  wingart  schedlich  were,  sal  der  herm  hofinan  dem  lehenman  einmail  verkundigen, 
(dat  er)  sulches  abstelle ;  wanne  des  das  dan  nit  gescheie ,  wißen  wir  den  herm  of  seinen 
bevelhaber  die  ax  in  die  band;  sei  mögen  den  schaden  also  keren  und  sulches  afhauwen 
sunder  wederred.  Bei  gröfseren  Fehlem  Heimfall.  WBurgen  an  der  Mosel  1484,  §  12: 
welche  main  ein  erbe  hait  ungebuwet,  derselbe  man  mag  sulche  erbe  ungebuwet  laissen 
ligen  das  eirste  jare  ungeboißt,  das  zweite  jar  sal  er  anheben  zuzobuwen  das  erbe,  und 
das  dritte  jare  sal  er  usbuwen.  is  it  sach  das  er  des  neit  doet,  so  is  er  boißvellich;  und 
solche  boiß  ist  diese:  mine  herre  vurb.  sal  mit  dem  lehenman  deilen,  und  des  armen  mans 
deile  inne  eine  faß  schoden  und  sulche  armen  mans  teile  an  den  buweldigen  wingart  und 
erbe  legen,  up  das  der  arme  man  neit  enterbt  werde.  WKapellen  1489:  so  einiche  lenunge  bi 
im  geschee  und  nit  gehalden  werde  na  lüde  der  verkaUunge,  habe  derselbe  lehenherre  ader 
sin  nakoemen  die  macht,  dasz  er  zwene  ußer  den  benanten  gesworenen  ader  Iren  nakoeme- 
lingen  gesworenen  nemen  mach  und  die  gude,  er  verlenet  hait,  besehen  laissen.  werde  dan 
durch  dieselben  erkant,  daß  einich  bruicht  in  den  benanten  verlenten  guden  si,  so  suUe  der 
lehenman  ader  bestender,  an  dem  sulche  bmcht  fonden  wurde,  in  dem  ersten  jair  als  die 
geschit  wer  und  begangen  wurde,  verfaUen  sin  in  ein  boiß  eins  gl.;  wurde  er  dama  zum 
zweiten  maele  bruichich  fonden,  sal  er  die  schare  das  jaire  uf  denselben  gelenten  guden 
verloiren  hain.  wirt  derselbe  auch  dar  zum  dritten  maele  bruichich  fonden,  sal  derselbe 
alsdan  schare  und  erbschaft  verloren  hain.    Ziun  Bau  s.  auch  oben  S.  576  f. 

»)  MR.  ÜB.  3.  1046,  1250. 

^)  S.  zunächst  MR.  ÜB.  1,  484,  1136,  cit  oben  S.  912  Note  2:  Entfemung  der  Lehnleute 
bei  schlechtem  Bau  iudicio  parium  suorum. 


[Wirtschaft  d.  Orofsgrondbes.  _     914     — 

baurecht,  wenn  es  auch  nicht  so  weitgehend  wie  diese  in  der  Richtung  auf 
ein  Gesamtkorrelat  zuni  gemeinen  Recht  entwickelt  war. 

Als  Weinbaugenossenschaft  waren  die  Lehnleute  vor  allem  zur  Weisung 
und  Aufrechterhaltung  ihres  Rechtes  befugt;  wie  es  die  STronder  Be- 
schreibung vom  J,  1263,  unten  Bd.  3,  31,  28,  vom  Gesichtspunkte  des  Herrn 
aus  kurz  und  sicher  ausdrückt:  tenentur  sub  fidelitate  prestita  conservare  et 
dicere  iura  ecclesie  sancti  Trudonis^  Dies  Recht  aber  war  nach  der  eben 
schon  gegebenen  Übersicht  Lehn-  und  Baurecht;  es  umfaTste  das  rechtliche  Ver- 
hältnis zum  Herrn  und  das  wirtschaftliche  zum  Lehnssubstrat  In  letzterer  Hin- 
sicht bildete  die  Genossenschaft  einmal,  entsprechend  der  gemeinsamen  Verpflich- 
tung zur  Eintreibung  des  Zinses  von  den  einzelnen  Genossen,  eine  Zinsgenossen- 
schaft, welche  sich  ftlr  Kelteriiaus  und  andere  gemeinsame  Einrichtungen  wohl 
gar  zur  Produktionsgenossenschaft  erweitem  konnte';  auf  der  anderen  Seite 
wurde  sie  ihrer  Revisionspflicht  über  den  guten  Bau  der  Genossen  durch  Aus- 


1)  S.  auch  Bd.  8,  514,  s,  c.  1820;  W.  im  Hainme  1889,  G.  2,  85:  so  hait  unse  her 
winwais  inme  Hamme,  darzu  horent  geholte  leinlude,  die  dat  reght  alleijairlies  wisint  iif  den 
eit  *ü.  des  Propstes  Elias,  Hs.  Koblenz  CXI»,  El.  52i>,  um  1840,  Rechte  der  SFloriner 
Weinlehenleute  zu  Branbach;  die  SFloriner  Präbende  Braubach  war  in  den  Hftnden  des 
Propstes  Elias:  est  etiam  sciendum,  qnod  quolibet  anno  ante  Tindemias  inunediate  ante 
collectionem  vinearum  die  dominica  per  scultetum  ex  parte  domini  prebende  pretacte  pro 
tempore  existeptis  inquilinis  pertinentibus  ad  vineas  prenotatas  ac  aliis,  quomm  interest, 
prefigenda  ad  voluntatem  ipsius  sculteti,  prout  melius  viderit  expedire,  servatur  onum  pladtom 
dictum  dink,  in  quo  omnes  et  singuli  male  Tineas,  quas  tenent  a  domino  prebende,  colentes 
accusantur;  et  qui  usque  Walpuigis  vineas  huiusmodi  non  procurasset  ut  cUcitor  gerftrt  onde 
gesticket,  et  usque  lohannis  baptiste  non  fodisset,  et  super  hoc  accusatus  ftierit,  solvet  pro 
emenda  20  d.  leves. 

')  MR.  ÜB.  8,  1265,  1254:  frater  Conradus,  preceptor  domus  Teutonice  in  Liotoringia, 
cum  fratre  Friderico  de  Dille  et  aliis  iratribus  eiusdem  ordinis  concordiam  fecenmt  cum 
hominibus  feodatis  apud  Raticke  bonorum  et  possessionum  quondam  pertinentium  ad  mona- 
sterium  de  Gladeback  super  42  mir.  siliginis  et  avene,  in  quibus  domus  Teutonica  dictis 
feodatis  tenebatur  annuatim,  et  28  am.  vini,  in  quibus  dicti  feodati  annuatim  domui  Teuto- 
nice tenebantur.  in  hunc  modum  pacem  fecenmt  dicte  domus  et  ordinis  fratres,  quod  ipsi 
feodati  perpetuo  renuntiaverunt  predictis  42  mir.  siliginis  et  avene,  nullam  actionem  in 
posterum  habituri  super  dicta  annona  contra  domum  Teutonicam  vel  fratres  eiusdem  ordinis. 
et  cum  feodati  de  Ratiche  teneantur  annuatim  fratribus  domus  Teutonice  in  28  am.  vini,  in 
compensationem  annone  supradicte  dicti  feodati  de  ipso  14  am.  retinebunt,  daturi  in  per- 
petuum  domui  annuatim  per  onmia  14  amas.  et  sie  omnia  iura,  que  debebantur  fratribus  a 
feodatis  et  feodatis  a  fratribus  domus  Teutonice,  hinc  inde  cessabunt,  nee  aliqua  inter  partes 
de  cetero  questio  orietur.  item  feodati  convenient  in  festo  beati  lohannis  baptiste  in  curte  apud 
Ratiche  et  accusabunt  negligentias  culture  vinearum,  et  negligentes  subiacebunt  satisfactioni 
solite,  et  fratres  dabunt  feodatis  sit  vini  et  6  panes.  Toepfer  2,  129,  1408:  Ailf  von 
Basenheim  und  seine  Hausfiun  Anna  erklären,  daß  sie  wegen  der  Pfandschaft,  die  sie  zu 
Kues  von  der  edlen  Frau  Else  von  Beumburg,  Vögtin  zu  Hunolstein,  haben,  nicht  an  ge- 
nannte Frau  Else,  sondern  an  die  Lehenleute  Ansprüche  haben  sollen,  wenn  das  Kelterhaus 
zu  bauen  ist  und  Weingärten  ungebaut  bleiben. 


—     915     —    Umwälzung  d.  WirtschaftBver&ssung.] 

bildimg  eines  besonderen  Baudinges  gerecht*.  In  ihm  wurden  dann  alle 
Nachlässigkeiten  der  Kultur  gerügt,  und  bei  dauerndem  Ungehorsam  des  ein- 
zelnen Genossen  wurde  bis  zur  Entfernung  desselben  aus  der  Genossenschaft 
unter  Entziehung  des  Lehens  geschritten  *.  Als  Vorbereitung  zum  Bauding  liefen 
neben  demsell)en  wohl  auch  noch  Einzelrevisionen  der  Weinberge  her  seitens 
besonderer  Kommissionen  der  Genossenschaft,  welche  zumeist  aus  den  Wein- 
bei-gsnachbarn  und  dem  herrschaftlichen  Genossenschaftsvorstand,  dem  Bau- 
meister oder  wie  er  sonst  hiefs,  gebildet  wurden^. 

Übersieht  man  Konstruktion  und  Eigenart  der  Weinlehengenossen- 
schaften, wie  sie  in  den  soeben  dargestellten  Hauptzügen  spätestens  mit  dem 
11.  Jh.  völlig  ausgebildet  wurden,  so  läfst  sich  nicht  leugnen,  dafs  in  ihnen 
ftlr  die  bevorzugte  Kultur  des  Weinbaues  eine  Organisation  geschaffen  war,  in 
der  sich,  bei  aller  Analogie  mit  den  grundhörigen  Verhältnissen*,  ein  freieres 
Wesen  Bahn  gebrochen  hatte.  Auch  seit  der  vollen  Trennung  der  Zins-  und 
Dienstlehen  von  den  hohen  Lehen,  welche  seit  etwa  dem  10.  Jh.  eintrat,  war 
dies  Wesen  nicht  beseitigt  worden,  es  wurde  im  Gegenteil  weiter  entwickelt  und 
nahm  bei  seiner  weiteren  Ausbildung  einen  Zug  an,  der  es  aus  dem  Lehns- 
nexus, im  Einzelfall  bald  mehr  oder  minder,  herausführte  und  hinüberleitete 
zur  Form  freier  Erbpacht. 

Schon  die  Möglichkeit  des  Aufkommens  der  Sonderungen  während  des 
11.  Jhs.  ist  ein  ])eachtenswertes  Symptom  in  dieser  Richtung:  die  Lehnsleute 
waren  jetzt  nicht  mehi-  allseitig  dem  lehnsherrlichen  Nexus  unterworfen;  sie 
besalsen  Land  aufserhalb  desselben,  und  der  Lehnsherr  erkannte  diesen  Besitz 
an,  ja  nutzte  seine  Existenz  in  einem  neuen  Vertragsverhältnis  aus.  Damit 
nicht  genug.  Bald  beginnt  die  Zeit,  in  welcher  die  Lehnsleute  heredes,  d.  h. 
Erbpächter,  heifsen*^,  sie  haben  als  feodales  das  Weinland  feodali  ac  heredi- 
tario  iure®;    und  es  tritt  eine  Verquickung  lehnsrechtlicher  und  landrecht- 

^)  So  namentlich  WBingen  1425?  §  11—12,  14  über  das  eigene  Gericht  der  Mann- 
werker,  einmal  jährlich  Bauding.  Vgl.  femer  Bd.  8,  515,  9  f.,  c  1825;  *ULehmen,  Hs. 
Koblenz  St  A.  CXJa,  Bl.  38b. 

')  WEUenz  §  11:  nach  gewissen  Vergehen  werden  BuBen  bezahlt;  wanne  dat  veracht 
wird,  mach  der  herr  na  weißdumb  seiner  geschworen  und  lenleute  sein  hant  an  dasselbige 
gut  [des  Zuwiderhandelnden]  schlaen  und  anderen  verlaessen  sonder  einich  rechter  widerred. 

*)  S.  z.  B.  oben  S.  577  Note  3  f.  Eigentümlich  ist  MR  ÜB.  8,  86,  1218:  SSimeon 
giebt  vineam  diu  neglectam  I.  ministeriali  nostro  in  officio  pistoris  iure  hereditario  tenendam 
et  fideliter  colendam,  hoc  pacto,  ut  10  annis  primis  tertiam  partem  vini  fratribus  cum  suis 
expensis  persolvet,  omnibus  annis  sequentibus  dimidietatem.  quicunque  erit  sui  officii  heres, 
similiter  eodem  iure  eandem  vineam  possidebit  .  .  .  primo  anno  40  carr.  fimi  imponet,  sin- 
gulis  annis  sequentibus  20.  in  festo  beati  lohannis  baptiste  cultura  vinee  a  ministerialibus 
curiose  considerabitur,  ut  si  quid  in  cultura  debita  fuerit  neglectum,  per  officium  ecdesie 
reconpensetur. 

^)  Es  kommen  deshalb  bei  Weinlehen  bisweilen  sogar  ursprünglich  grundhörige  Lasten 
Tor,  z.  B.  die  Kurmede  WEUenz  §  5. 

'^)  MR.  ÜB.  2,  43,  1149. 

*)  S.  Bd.  3,  60,  85,  1271,   s.  auch  Wortr.  u.  d.  WW.    colonus   und   possessor.    Für 


pT^irtschaft  d.  Grolsgrundbes.  —     916     — 

lieber  Anschauungen  ein,  in  welcher  bald  das  Übei^ewicbt  auf  die  land- 
rechtliche Seite  Mt.  Eine  Urkunde  von  1217^  drückt  das  klassisch  aus, 
wenn  sie  das  Empfängnis  von  Weinlehen  als  censualiter  et  secundum  ius 
civile  geschehen  bezeichnet.  Zeigt  diese  Urkunde  vom  Beginn  des  18.  Jhs. 
den  Bruch  vollzogen,  so  liegen  die  Anfänge  hierzu  schon  fast  ein  Jahibund^ 
früher.  Fast  schon  während  des  ganzen  12.  Jhs.  lassen  sich  Weinbeigsver- 
gebungen  im  alten  Lehnsnexus  zu  Erbpacht  oder  Erbzins,  und  keinesw^ 
blofs  an  Ministerialen,  beobachten  *,  ja  es  giebt  wenige  überhaupt  von  Wein- 
bergsleihe sprechende  Urkunden  dieser  Zeit,  in  denen  nicht  Anklänge  an  Erb- 
pacht zu  finden  sind.  Aber  man  ging  weiter.  Seit  Schlufs  der  ersten  Hälfte 
des  Ma.s  kam  es  vor,  daüs  an  die  Stelle  der  Erbpacht  Zeitpacht  im  Verhältnis 


später  vgl.  *USMax.  1484  Bl.  76»,  Kaimt:  feodales  . .  qui  et  dicuntur  lehenlnde,  qui  hahent 
hereditates  a  domino  seu  monasterio  nostro.  WBurgen  1484,  §  12,  cit  oben  S.  918  Note  4^ 
heifst  das  Lehengut  EIrbe,  der  Weinbauer  dagegen  noch  Lehenmann;  WKapeUen  1489,  eben- 
&lls  S.  918  Note  4  dtiert,  ist  von  lehenman  ader  bestendcr  die  Rede. 

1)  S.  oben  S.  904  Note  4. 

*)  Zur  Verleihung  an  Ministerialen  s.,  oben  S.  915  Note  8  citiert,  MR.  ÜB.  8,  86, 1218. 
Im  übrigen  Tgl.  MR.  ÜB.  2,  82,  1186,  SMaria-ad-martyres  Trier:  H.  custos  monasterii  noBtri 
vineas  quasdam  .  .  a  rusticis  quibusdam,  videlicet  H.  D.  H.,  qui  easdem  vineas  inre  heredi- 
tario  a  nobis  receperant,  suo  studio  et  suis  rebus  nostro  monasterio  comparavit  .  .  .  a 
prememoratis  rusticis  in  manus  (abbatis)  resignatas.  Nach  MR.  ÜB.  2,  88,  1186  lagen  die 
Weinberge  in  croada  nostr^  ecclesi^  [zu  Trier]  censuali  iure  vinicolis  locata,  und  swar 
hatten  H.  1  diumale,  D.  und  H.  Vs  diumale.  MR  ÜB.  8,  688,  1288:  Weinberg  zu  Euren 
vom  Domkapitel  auf  Halbscheit  vererbpachtet  talibus  conditionibus,  quod  infra  primnm 
quinquennium  vineam  totaliter  fimabunt  ac  singulis  annis  sequentibus  25  carr.  fimi  inponent 
sub  bono  testimonio.  in  fossis  autem  faciendis  ac  propaginibus  inserendis  tantum,  qnantom 
necessitas  cxegerit,  ipsam  vineam  meliorabimt.  tenentiir  preterea  vineam  coUigere  ac  vinum 
ante  nostnun  cellarium  deducere  cum  suis  expensis.  nuntio,  qui  talibus  exequendis  Interesse 
fuerit  destinatus,  quamdiu  apud  ipsos  est,  in  expensis  eorum  ctiam  providebimt  provisor 
refectorii  singulis  annis  exeunte  maio  vineam  visitabit,  quam  sl  debito  modo  cultam  non 
invenerit,  .  .  per  alium  excoli  procurabit  si  H.  et  uxorem  eius  [die  Beständer]  decedere 
contigerit,  provisor  refectorii  unum  filiorum  aut  generum  eorum,  quem  magis  expedire  viderit 
ecdesie,  in  vinee  culturam  ac  possessionem  mittet  conditionibus  prenotatis.  Ganz  ähnlich 
MR.  ÜB.  3,  667,  1239,  Kues.  Aus  späterer  Zeit  vgl.  *üSMax.  1484,  Bl.  76»:  11  Stücke 
Wingert  zu  Kaimt  divise  sunt  in  tres  partes  et  locate  an  3  Leute  pro  medietate  crementi 
anno  1484,  et  tenentur  etiam  venire  ad  iudicium  .  .  cum  aliis  feodalibus  [den  Wingertslehn- 
leuten].  Im  J.  1495  sind  andere  Wingerte  in  4  Teilen  an  4  feodales  locate  zu  Halfenbau. 
Vgl.  auch  aufser  WGodesberg  1577,  G.  2,  659,  »Arch.  SMax.  13,  1261,  Memoriale  über  des 
gotteshaus  guter  zue  Wehlen  bei  Gräfenmacheren,  1490:  sciendiun  quod  habemus  in  Wehlen 
Septem  iumalia  vinearum,  quae  anno  (1490)  pro  parte  deserta  et  inculta  erant,  quae  etiam 
erant  hereditas  hominum  ibidem  pro  tertia  parte  uvarum.  et  qiiia  illo  tempore  propter  infeiv 
tilitatem  annorum  iacebant  inculta  et  vacua,  nobis  onmino  nichil  deservientia,  locavit  eadem 
dominus  Otto  abbas  incolis  praedictae  villae  pro  quarta  parte  uvanun,  sie  tamen  quod  haberent 
quatuor  annos  immediate  sequentes  a  quarta  parte  liberos,  videlicet  usque  Bartholomaei 
festum  exdusive  anni  xciiii,  et  infra  illud  tempus  deberent  perfecte  et  ad  integrum  replan- 
tare et  eieokre  easdem;  et  nobis  anno  xcvi  censum  seu  quartam  partem  botromm  etiam 
finohran  st  dflfai06pi> 


—     917     —     Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung.] 

der  Lehnsgenossenschaft  gesetzt  wurde  ^ ;  von  hier  aus  war  es  zur  völlig  freien 
Behandlung  der  Leihe  nur  noch  ein  Schritt^.  Natürlich  lockerte  sich  mit 
dieser  Abschwächung  der  alten  wirtschaftlichen  Gebundenheit  auch  der  Lehns- 
nexus; die  Weinbauern  galten  daher  späterhin,  soweit  sich  nicht  lokal  alte 
Verhältnisse  hielten,  als  völlig  frei^. 

Indes  in  vielen  Fällen,  und  teilweise  schon  recht  früh,  wurde  direkt  und 
sofort  das  genossenschaftliche  Band  der  alten  Einrichtung  gesprengt.  Wie  es 
scheint,  geschah  das  im  Anfange  sogar  recht  radikal  in  der  Weise,  dafs  man 
beim  neuen  Austhuen  von  Weinbei-gen  nicht  blofs  vom  genossenschaftlichen, 
sondern  auch  vom  erblichen  Verhältnis  abging*.  Aber  diese  Anwandlungen 
wurden  doch  bald  tiberwunden;  in  Wahrheit  und  auf  die  Dauer  gestaltete 
sich  ein  freies  und  individuales  Erbpachtverhältnis  aus;  dasselbe  war  schon 
um  die  Mitte  des  13.  Jhs.  so  verbreitet,  dafs  die  Lehnsgenossenschaften 
ihm  gegenüber  als  veraltet  zu  erscheinen  anfangen*.  Doch  lä&t  sich  nicht 
verkennen,  dafs  diesem  Erbpachtverhältnis  anfangs  ein  so  festes  Siche- 
nmgsmittel  für  den  Henn  fehlte,  wie  es  in  dem  Bauding  der  Lehns- 
genossenschaften gegeben  war^:  dannn  sehen  wir  in  früher  Zeit  überwiegend 

^)  Bd.  3,  32,  21,  1268;  132,  i5,  1325. 

^)  Vgl.  zu  (lieser  weiteren  Entwicklung,  welche  namentlich  gegen  Schlufs  des  Mittel- 
alters Fortschritte  macht,  Bd.  3  No.  250,  1470;  No.  254,  1472;  No.  272,  1497;  Bd.  2, 
228,  1579. 

^)  Trithem.  Chron.  Sponh.  1488  sagt  von  sich:  fuit  oriundus  parentibus  honestis, 
mediocris  fortune,  liberis  tamen  .  .  ,  quibus  vinicultura  vitae  necessaria  ministrabat  S.  auch 
WWaltrach,  G.  3,  795,  cit  oben  S.  515  Note  5. 

^)  MR.  ÜB.  1,  568,  1152:  der  Dompropst  ex  communi  consilio  fratrum  nostrorum 
cuidam  fideli  laico  nomine  H.  villico  nostro  apud  Curei  vineam  quandam  ibidem  iuxta  domum 
nostram,  quam  olka  vulgariter  appellant,  ad  dimidiam  partem  commisimus.  siquidem  due 
partes  fructuum  inde  quotannis  fratribus  provenire  solebant,  donec  eiusdem  vinee  cultores,  sive 
per  negligentiam  sive  propter  eorum  inopiam  nescimus,  eam  pene  ad  nichilum  deduxerant, 
unde  prefatus  H.  et  nunc  et  in  posterum  fratribus  in  eadem  vinea  consulere  volens  heredi- 
tario  iure,  quamdiu  ipse  vivcret,  ad  dimidiam  partem  ipsam  fideliter  colendam  suscepit,  ita 
tamen,  quod  post  mortem  ipsius  nuUum  alium  quam  fratres  et  ecclesiam  nostram  heredem 
inde  substitueret,  sive  villicus  fratrum  sive  non  ipse  foret 

^)  Lehnsbuch  v.  Boland  13.  Jh.  Mitte  S.  48:  in  Waldlaubersheim  vinee,  que  vocantur 
Vinec  feodales.    Der  Gebrauch  als  Eigenname  spricht  f&r  Veraltung  des  Institutes. 

*)  Vgl.  MR.  ÜB.  2,  99,  1164—1189:  Albertus  als  cottidianus  mlnisterialis  ecclesie 
[sancti  Eucharii]  genannt.  Predictus  enim  Albertus  quandam  partem  terre  a  nobis  tenuit  et 
tenet,  que  ad  beneficium  cottidiani  servitii  sui  spectabat,  sitam  iuxta  vineam  nostram  ad 
sanctum  Albanum.  quam  Marquardus  a  tempore  antecessorum  iamdicti  Alberti  iure,  quo 
inter  se  convenerant,  se  tenuisse  dicebat,  et  per  hoc  eum  ab  utilitate  eiusdem  terre  aliquan- 
tulum  removere  conatus  est  cum  igitur  ex  hoc  inter  eos  questio  orta  esset,  tandem  cum  ad 
audientiam  nostram  [abbatis  sancti  Eucharii]  pcrvenisset,  sub  hac  forma  eos  convenire 
fecimus,  utriusque  tamen  assensu:  ut  videlicet  Marquardus  eandem  terram  ab  Alberto  teneat 
iure  colendi  et  dimidietatem  fructuum  exinde  provenientium  ei  fideliter  assignare  studeat, 
dimidietatem  etiam  totius  iuris  inde  persolvendi  sine  contradicdone  persolvat  et  ut  fidelius 
et  diligentius  eandem  terram  in  vineam  excolat,  quinque  annos  ei  ad  subsidium  laboris  sui 
constituit,  ne  aliquid  ab  eo  exigat  Albertus  postea  ex  integro  suam  pereepturus  dimidietatem; 


[Wirtschaft  d.  Grotsgnmdbes.  —    918     — 

geistliche  Institute,  weil  an  sich  zahlungskräftig  und  leistungssicher,  im  Genuis 
freier  Weinbergserbpachten  S  bis  mit  der  Ausbildung  des  Angri£b  in  der 
freien  Erbpacht,  entsprechend  der  Sonderung  im  Weinlehen,  ein  Mittel  ge- 
funden wurde,  die  Segnungen  der  freien  Weinerbpacht  jedem  nur  einigermafeen 
bemittelten  Landwirt  zu  teil  werden  zu  lassen. 

Bevor  aber  dieser  Zeitpunkt  eintrat,  ja  bevor  sich  überhaupt  die  freie 
Weinpacht  aus  dem  Weinlehen  entwickelte,  hatte  das  Wingertlehnsystem  sdion 
eine  über  den  Weinbau  hinausragende  beachtenswerte  Analogie  gefonden. 

Vergegenwärtigen  wir  uns,  wie  sehr  zur  Ausgestaltui^  der  freieren  Wein- 
bergsnutzung neben  den  besonderen  Erfordernissen  der  Weinkultur  der  gerade 
für  diese  Nutzung  althergebradite  Teilbau  beigetragen  hatte,  so  kann  es  nicht 

po8t  mortem  autem  Marquardi  Sibodo  privignus  eius  eodem  iure  quo  ipse  predictam  vinean 
tenebit  MR.  ÜB.  2,  100,  1189,  SMatheis:  domum  et  vineam  cuidam  .  .  £.  hereditario  iure 
a  nobis  tenendam  cono(e88imu8)  .  .,  ita  videlicet,  ut  singulis  amiis  de  domo  6  d.  per8(^eret, 
vineam  autem  coleret  et  dimidietatem  ecclesie  presentaret  Das  Ganze  heifst  pactum«  MB. 
ÜB.  2,  221,  1204:  das  Domkapitel  giebt  Elmemrico  civi  Treverensi  quandam  terram  incullam 
.  .  ad  vineam  plantandam  et  excolendam  et  suis  post  eum  heredibus  iure  hereditario  haben- 
dam  sub  amiuidi  censu,  unter  dem  Beding,  quod  annuatim  usque  ad  quatuor  annos  ••£... 
5  8.  in  festo  beati  Martini  super  memorata  terra  .  .  reddere  tenetur;  in  quinto  vero  anno  et 
deinceps  a  pre£Eito  cive  sive  suo  berede  ama  una  vini  cum  claustrali  censura  super  eadem 
terra  .  .  annuatim  reddetur,  aut,  si  vinum  defecerit,  10  s.  .  .  solventur  .  •  •  pretazata  here- 
ditas  non  in  plures  heredes  dividetur,  sed  integra  a  sola  persona  memoratus  censos  persol* 
vetur.  insuper  si  .  .  E.  sive  suus  heres  .  .  hereditatem  sibi  alienare  et  vendere  volet,  hoc 
primum  ecclesie  nostre  eyidenter  denuntiabit,  et  si  .  .  inter  fratres  capituli  nostri  emptorem 
(non)  invenerit,  cuicunque  alii  volet  vendendi  liberam  potestatem  habebit  MR.  ÜB.  8,  607, 
1289 :  das  Trierer  Domkapitel  giebt  W.  de  Cbovese  ac  suis  heredibus  pro  medietate  colendas 
hereditario  iure  .  .  vineas  .  .  tali  conditione  apposita,  quod  si  vineas  .  .  debito  modo  non 
coluerit  ac  singulis  annis  ad  minus  quinquaginta  fossas  non  fecerit  plantulas  inserendo  ac 
fimum  necessarium  imponendo,  sine  contradictione  .  .  eanmdem  possessione  privetur.  tempore 
autem  vindemiarum  nuntios  nostros  pascet  honorifice,  quoad  totum  vinum  fuerit  invasatum. 
insuper  .  .  vineas  vindemiabit,  uvas  calcabit  et  premet,  et  vinum  ad  navem  presentabit  ipsius 
laboribus  et  expensis.  S.  auch  noch  Andernach.  Schreinsr.  No.  142,  G.  1892,  um  1228,  cit. 
oben  S.  416  Note  5. 

1)  MR  ÜB.  1,  658,  1168,  Erzbischof  Hillin  giebt  an  SMartin-Trier :  terram  nostram 
salicam,  que  est  inter  Welme  et  Sälen  [Schatzgraben]  et  que  est  inter  (Graach)  et  (Zeltingen) 
in  monte  cum  arbusto  adiacenti  prenominate  ecclesie  et  fratribus  perpetuo  iure  possidendam 
tradidimus  sub  tali  nihilominus  conditione,  ut  pro  hac  terra  sculteto  in  Grache  singulis 
annis  amam  vini  persolvant.  CRM.  1,  242,  1197:  SSeverin-Köln  verleiht  an  Kloster  Alten- 
berge Weinberge  und  Wald  bei  Rhens,  quatinus  predicti  fratres  vineas  ipsorum  in  latere 
montis  eiusdem  iacentes  ea  diligentia  et  soUicitudine ,  sicut  proprias  vineas,  ita  et  istas 
suis  laboribus  et  expensis  colere  et  plantare  colligere  et  vina  exprimere  et  vino  expresso 
universam  decimam  primo  et  postmodum  medietatem  vini  residui  et  duas  amas  eiusdem  vini 
sue  medietatis  de  silva  singulis  annis  nuntio  ecclesie  sancti  Severini  ibidem  in  torculari 
assignare  teneantur.  item  in  aliis  locis  montis  predicti  ad  hoc  aptis  vineas  alias  plantare, 
undc  9  annis  primis  decimas  eidem  tantum  et  fructus  alios  inde  provenientes  pro  laboribus 
suis  sibi  reservare,  et  post  hec  ecclesie  sancti  Severini  de  ipsis  sicut  de  aliis  vineis  supra- 
dictis  respondere  et  de  agricultnra  tantummodo  decimas  annone  dare  teneantur.  S.  auch 
Honth.  Hist  1,  64  £,  1209. 


—     919     —    Umwälzimg  d.  WirtschaftsverfiEissung.] 

wunder  nehmen^  dai's  eben  dieser  Teilbau  auch  für  andere  Kulturen  leicht 
zur  Entwicklung  freierer  Nutzungsarten  führte. 

Nun  kam  aber  der  Teilbau  an  der  Mosel  schon  in  der  ersten  HälfU»  des 
Mittelalters  auch  für  einfache  Ackerkulturen  vor,  ja  gerade  für  extensiven  An- 
bau hatte  er  sich  aus  dem  Medem,  dem  Ausdruck  des  königlichen  Boden- 
regals, schon  im  11.  Jh.  voll  entfaltet  ^  Eine  weitere  Verbreitung  erlangte 
das  Teilbausystem  dann  mit  der  Aufteilung  der  Beunden  seit  der  Stauferzeit  * : 
so'  dafs  es  an  Teilnutzimgen  auf  einfach  landwirtschaftlichem  Gebiete  keines- 
wegs mangelte^,  wie  sich  denn  der  Teilbau  auf  diesem  Felde  sogar  bis  in 
die  Gegenwart  hinein  erhalten  hat*. 

Beide  Formen  des  Ackerteilbaues  aber,  auf  Rottland  wie  auf  Beunde, 
waren  fast  ausschliefslich  grundherrlich  gebunden  ^.  Dies  Verhältnis  bestimmte 
natürlich  auch  ihre  genauere  Durchbildung.  Auf  der  einen  Seite  die  Grund- 
hörigkeit —  auf  der  anderen  die  freiere  Nutzungsart,  welche  auch  da  ver- 
blieb, wo  man  von  Teilbauquoten  schliefslich  zu  Zinszahlungen  überging®,  und, 
namentlich  bei  Rottland,  das  eigennützige  Interesse  des  Herrn,  überhaupt 
einen  Grundzins,  imd  zwar  in  erster  Linie  von  der  haftungsf&higen  ihm  unter- 
gebenen Gehöferschaft  zu  gewinnen':  diese  beiden  Gegensätze  waren  zu  ver- 
mitteln. Sie  wurden  vermittelt,  indem  die  Gehöferschaften  oder  Teile  der- 
selben für  den  Teill)au  auf  Rottland  und  Beunde  in  der  Form  freierer  Zins- 
genossenschaften, fast  ganz  entsprechend  den  Weinlehngenossenschaften,  orga- 
nisiert wurden :  also  für  die  Zinszahlung  Lösung  vom  Meier,  für  die  Bauillgeu 
Lösung  aus  dem  grundhörigen  Ding,  und  dafür  Stellung  der  Zinszahlung  unter 
einen  besonderen  Boten  und  Schaffung  eines  besonderen  Baudings®.  Sind  das 
die  neuen  Formen  der  Genossenschaft  da,  wo  sie  in  ausgeprägtester  Form 

»)  S.  oben  S.  107  f.,  112,  392,  475,  514. 

2)  S.  oben  S.  420,  489. 

3)  Es  kommen  sogar  Medemhufen  vor,  s.  USMax.  S.  440  Kenn,  S.  441  Longuich. 

*)  Beck  1,  255,  258  für  die  Kreise  Bitburg  und  Wittlicb.  Champart  herrscht  nach 
mündlichen  Erkundigiuigen  in  Luxemburg  nicht  im  Grofsherzogtum  Luxemburg,  wohl  aber 
zwischen  Metz  und  Diedenhofen.    Zur  Halfenwirtschaft  in  Baden  s.  Küster  S.  44. 

^)  Das  ist  fi'ir  die  Beimden  selbstverständlich;  für  das  Rottland  und  den  Medem 
s.  oben  S.  894. 

*j  S.  z.  B.  WWallersheim ,  G.  2,  538:  weisen  die  scheffen  im  dorf  Walmischheim 
82  viertel  laut,  und  vrird  den  herm  im  closter  von  iedem  viertel  geben  und  geliebert  4  sester 
koms;  und  auf  icden  sester  koms  gibt  man  18  hl.  brenngelds,  wie  es  zu  Prümb  gäng  und 
gebe  ist,  und  wein  und  brot  damit  bezahlen. 

^)  S.  oben  S.  136,  394,  457 ;  WXonguich  1408,  cit  oben  S.  456  im  Text 

8)  S.  vor  allem  Lac.  ÜB.  1,  367,  1149,  cit  oben  S.  450  im  Text;  femer  WLonguich 
1408,  cit  oben  S.  456  im  Text,  und  Ennen,  Qu.  1,  519,  54,  1145:  Abt  Wilheün  von  SMartin 
übergiebt  zu  Esch  partom  silv^,  que  adiacet  eidem  vill^,  id  est  unum  mansum  et  viginti 
quatuor  iugera,  hominibus  predict«  villQ  sub  annuali  censu,  nachdem  sie  ihm  25  mr.  Angeld 
gegeben  haben,  qui  census  triginta  s.  et  unius  et  novem  d.  et  oboli  habetur,  et  in  festivitate 
sancte  Walburgis  singulis  annis  ab  hominibus,  qui  predictam  silvam  tenent,  ecdesi«  beati 
Martini  reddetur  ....  tali  pacto,  .  ,  ut  si  aliqui  ex  rusticis  censum  silv«,  quem  debent,  sub 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     920     — 

vorkommt,  so  daXs  hier  mit  vollem  Recht  in  Analogie  zur  Weinbaugenossen- 
schaft von  Lehen  gesprochen  werden  kann^  so  bleiben  doch,  wie  es  scheint» 
stets  ursprünglich  persönlich-hörige  Lasten,  ^ie  z.  B.  die  Kurmede,  bestehen  *, 
und  die  Sicherung  der  Zinszahlung  erfolgt  wohl  nur  höchst  selten  durch  An- 
griflfeland,  entsprechend  der  Sondenmg  des  Weinlehens  ^,  meist  dagegen  durch 

predicto  termino  non  persolvant,  non  soliim,  quod  tencnt  in  eadam  silva,  sed  quicquid  de 
iure  beati  Martini  habere  videntur,  amittant 

*)  Man  vgl.  schon  MR.  ÜB.  1,  287,  1008—1016:  Erzbischof  Megingaud  schenkt  an 
Münstereifel  predium  meum  .  .  in  pago  Meinvelt  in  villis  .  .  Cutenheim,  Mertelacha,  Alkena, 
ad  mansos  8  et  vinearum  carr.  vini  7  .  .  .  .  mancipia  virilis  sexus  solvent  12  d.,  femine 
vero  6.  preterea  novem  feodorum  quodlibet  solvet  24  d.,  preter  nonum,  quod  pertinet  ad 
fabrile  opus,  persolvet  12  d.  in  die  sancti  Martini  possessores  feodorum  convenient  et  persol- 
vent 12  d.,  mancipia  vero  similiter;  de  quibus  denariis  scoltetus  reddet  eisdem  vinum  2  s. 
iterum  feodorum  possessores  in  octava  sancti  Martini  censum  suum  persolvent,  mancipia  vero 
in  die  sancti  Andree;  preterea  7  areanim  censuale  debitum  persolvetur  in  octava  sancti 
Martini,  de  quarum  duabus  dabuntur  2  s.,  de  4  duo  s.,  de  septima  4  d.,  et  de  singulis  hanun 
arearum  singule  dabuntur  galline  in  capite  ieiunii.  restat  area  una  in  duas  partes  divisa, 
que  solvet  10  d.  et  nichil  aliud,  nisi,  dum  possessor  huius  obierit,  optima  victima  accipietur, 
que  in  domo  illius  invenietur.  item  qui  feoda  habent,  in  die  sancti  Stephani  dabimt  28  d. 
ad  dominorum  suorum  visitationem.  item  secunda  feria  post  epiphaniam  domini  singull 
dabunt  singulos  d.  ad  servitium  advocati.  item  secimda  feria  post  octavam  sancte  pasce  ad  ser- 
vitium  advocati  scoltetus  dabit  panem  unius  mir.  spelte  et  victimam  vivam,  12  d.  et  situlam 
vini  et  duas  situlas  cerevisie  et  mir.  avene,  quod  servitium  scoltetus  partietur  cum  7  scabinis 
et  servo  suo.  cum  advocatis  secunda  feria  sancti  lohannis  similiter  faciet,  excepta  avena, 
quam  si  scoltetus  dare  renuerit,  advocatus  de  segete  foris  habunde  accipiet.  item  in  messe 
feodorum  possessores  metent  segetes  dominorum,  et  prima  die  dabitur  eis  ovis  \iva  12  d., 
postea  vero  panis  et  pisa  amministrabuntur  eis  sicut  ceteris  messoribus.  qui  vero  possident 
areas,  singuli  die  una  metent  cum  illis,  excepto  possessore  illius  aree,  que  solvit  quatuor  d. 
preterea  qui  feoda  tenent  dominorum,  annonam  triturare  tenentur,  et  si  dominis  placuerit, 
Monasterium  sive  Andemacum  deferre  debent.  S.  femer  MR.  ÜB.  2,  38*,  1179:  ego  Cun- 
radus  dei  gratia  vocatus  abbas  de  Laeu  nichil  ferens  elongari  a  me  de  bonis  domus  meae 
quasdam  possessiones  censuales,  quae  feoda  vocantur,  ad  curtem  meam  et  fratnim  meorum, 
quae  est  in  Bettendorph  et  in  Heimbach,  pertinentes  ab  hominibiis  aecclesiae  meae,  qui  eas 
censualiter  de  manu  mea  possidebant,  congnio  dato  precio  redemi  et  potestati  meae  et  usibus 
fratrum  meorum  libere  tamquam  agros  salicae  terrae  subegi.  advocatum  vero  predictae 
curtis  scilicet  Gerlacum  de  Isenburch,  qui  adversum  nos  reclamabat  pro  iiu-e  precariarum 
suarum,  quas  de  prefatis  possessionibus  accipiebat,  datis  6  mr.  compescui  ab  omni  querela, 
quam  contra  nos  pretendebat,  ita  ut  possessiones  illas  a  iure  suo  esse  liberas  et  tamquam 
salicam  terram  a  nobis  possidendas  coram  familia  nostra  et  scabinionibus  ediceret  bannoque 
eos  obstringeret,  ne  de  caetero  aliqua  in  placito  fieret  de  illis  accusatio.  Aus  späterer  Zeit 
vgl.  man  *Gotha  Bibl.  Lib.  aiir.  Eptemac.  Bl.  186»  f.,  Lehengiider,  die  die  scheffen  von 
Emzen  m.  h.  imd  dem  gotzhuse  [Echternach]  zugewiset  und  begangen  hant  of  sanct  Michels 
dag  anno  (1451).  Die  Lehen  sind  einzelne  Felder  und  sind  leben  vermitz  drißigiste,  so  z.  B. 
2  Morgen,  oder  1  Wiese  git  drißigen,  2  morgen  .  .  wisen  sint  lehen  vermitz  drissigen,  am 
größten  wol  1  wise  und  feit  .  .  haldent  5  morgen;  meist  nur  1  Morgen,  oft  weniger 
bis  zu  1  Quartale. 

*)  Lac  ÜB.  1,  367,  1149,  oben  S.  450.    Doch   kommen   solche  Lasten  ja  auch  beim 
Weinlehen  vor,  oben  S.  915  Note  4. 

'»)  S.  die  eigentümliche  Urkunde  des  MR.  ÜB.  8,  812,  1227:    Streit  zwischen  homines 
von  Wasserbillig  [es  sind  Landzinsleute  auf  alter  Beunde  bezw.  altem  Lehnland]  und  deren 


—     921     —    Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung,  j 

Rekurs  auf  den  sonstigen  grundhörigen  Besitz  der  Lehnsleute.  So  erwächst 
die  Form  dieser  Landlehen,  ausgehend  von  Teilbau  und  Rottkultur  —  denn 
auch  die  Beunden  fuhren  ja  schliefslich  auf  grundhörige  Rodung  zurück  — , 
angelehnt  an  die  Entwicklung  der  Nutzungsformen  der  Weinkultur,  doch 
schliefslich  nicht  zu  jener  Selbständigkeit,  welche  den  Weinlehen  von  vorn- 
herein infolge  des  besseren  persönlichen  Rechtes  ihrer  Besitzer  innewohnte. 

Demgemäfs  fl\hrt  denn  auch  die  Weiterentwicklung  dieser  Form  im  Sinne 
freier  Pacht  zu  geringeren  und  schwankenderen  Ergebnissen,  als  die  Durch- 
bildung des  Weinlehens.  Zwar  setzt  sich  zuweilen  auch  hier  das  Lehnsver- 
hältnis der  Bauern  in  ein  Erbpachtverhältnis  lun*;  in  früherer  Zeit  entwickelt 
sich  vielleicht  auch  hier  und  da  gar  eine  Zeitpacht  auf  diesem  Boden*;  im 
ganzen  aber  knüpfen  freiere  Landnutzungen  hier  fast  nur  in  d6r  Weise  an, 
dafs  gröfsere  geistliche  Institute  in  Erbpacht  von  Wald-  und  Rottland  eintreten^. 

Die  Analogiebildung  der  Ackerlehn-  zur  Weinberglehngenossenschaft  leitet 
nun  schon  in  die  grundhörigen  Verhältnisse  hinüber :  sie  zeigt  die  Möglichkeit  an, 
innerhalb  welcher  eine  Landnutzungsform  aus  dem  unteren  Kreise  des  Hof- 
rechtes in  die  höhere  Zone  des  Dienstrechtes  emporzuwachsen  versuchte.  Eben 
dieses  Wesen  der  Ackerlehngenossenschaft  ladet  nunmehr  dazu  ein,  die  grund- 
hörige Landnutzung  selbst  auf  die  Möglichkeiten  hin  zu  untersuchen,  welche 
etwa  die  Ausbildung  freierer  Landuutzungen  aus  ihr  heraus  gestatteten.  Eine 
solche  Untersuchung  wird  jetzt  nach  Feststellung  dessen,  was  Prekarei,  Zins-  und 
Dienstlehen  in  dieser  Richtung  geleistet,  um  vieles  leichter  sein :  wenn  Prekarei 
und  Zinslehen  hier  wenig  von  Bedeutung  waren,   wenn  das  Dienstlehen  in 


Vogt  mit  der  Abtei  SMaximin  wegen  der  jährlichen  Zinszahlung.  Es  wird  ausgemacht,  dafs 
die  Leute  statt  der  bisherigen  9  carr.  niu-  5  zahlen  sollen,  residuas  quatuor  vel  soluturi  vel 
pro  ipsis  terram  indominicatam ,  que  vulgo  dicitur  vronede,  vel  terram  feodalem  ostensuri, 
welches  Land  SMaximin  in  Regie  oder  Leihe  nutzen  kann.  Si  vero  [aliquis]  terram  indo- 
minicatam  demonstraverit  [et  censum  neglexerit:  so  zu  ergänzen],  non  tantum  ipsa  terra 
demonstrata,  sed  et  quicquid  censuale  tenet  ab  ecclesia  ille,  qui  censum  soWere  neglexerit, 
sive  Sit  terra  arabilis  ortus  domus  vel  pratum,  obstrictum  erit  ecclesie  eo  iure  indomini- 
cationis,  quo  et  terra  demonstrata.  et  si  aliquis  terram  dominicatam  sibi  titulo  pignoris 
vendicabit,  vel  censum  solvet  ex  toto,  vel  terram  ipsam  dimittat  ipsius  ecclesie  ordinationi. 
ad  terram  autem  feodalem  sive  indominicatam  sepedicti  homines  nullatenus  manus  extendent 
absque  consensu  ecclesie,  si  secus  presumpserint ,  a  dicto  advocato  suo,  cum  ab  ecclesia 
requisit(i)  fiieri[n]t,  exhibendi.  hec  autem  et  ipsi  homines  observabunt,  et  advocatus  ipse 
observari  faciet,  alioquin  haue  penam  sibi  acceptarunt,  quod  sint  ipso  facto  excommuni- 
cationis  vinculo  innodati,  et  non  tantum  advocatus,  sed  et  ipsius  successores. 

>)  WGondenbret,  G.  2,  539. 

^)  UStift  398,  Irsch,  9  atte:  una  consessa  est  ad  medietatem  colenda,  sed  potent 
revocari,  quando  volnerit  archiepiscopus;  de  reliquis  8  recipit  archiepiscopus  quintam  et 
decimam  partem.    omnes  iste  hatte  continent  in  se  circa  100  iumalia. 

')  S.  aufser  MR.  ÜB.  1,  39*,  1180  noch  als  Beispiel  kleinerer  Pacht  von  Laienseite 
ülMettlach  No.  XXI,  13.  Jh.  Mitte,  cit.  oben  S.  107  Note  1. 

L  anprecbt,  D«atfcbet  WirtodiAfUleben.    I.  59 


nWrtBcl.afi  a.  Cirofsgnindl>es.  —     922     — 

der  bt'Kiiiidtnen  rorm  des  Weinlehens  um-  zur  Befreiung  der  feineren  Land- 
DutzUQ^'cn '  fühile,  so  niurs  sich  das  Gi-ob  aller  späteren  freien  Landiiutzungon 
eben  jius  dem  gnuidhörigen  Nutzm^verhältaiH  bezw.  aus  der  Zei-stöninfi  der 
Fronhofsverwaltung  heraus  entwickelt  haben, 

IiittiefeiTi  das  (ür  die  Fronhöfe  selbst  durcli  EinfUhnmg  der  Verpach- 
tung der  Meieräniter  in  vollendetem  Mafse  der  Fall  war,  haben  wir  schon 
gesehen;  hier  wird  es  nur  noch  darauf  ankommen,  die  Holle  zu  unter- 
suchen, welche  die  gemeine  grundhörifie  Landnutzung  bei  der  Entwicklung 
der  Pachtforiiien  gesjnelt  hat. 

Die  gruudliöri^e  Nutzung  ist  nun  zunächt  mindestens  seit  der  deutechen 
Kdserzeit  eine  erbliche ;  sciion  luu  Schlwise  deü  1^.  ilis.  steht  das  so  fest,  dais 
die  Becbt6qualität  des  Gehöfers  im  EinzelfiiUe  sogar  die  Leistungen  dee  Gutes 
zu  modifizieren  imstande  ist';  und  seit  spätestens  dem  B^inn  des  12.  Jhs. 
werden  schon  die  Allmeodehörigen  den  GrehMem  als  manentes  absque  here- 
ditario  iure  entgegengesetzt".  Aber  die  erbliche  Nutzung  ist  an  den  Grund- 
herren  in  DingpSicht  und  Zinspflicht  gebunden;  darum  schildert  eine  Urkunde 
von  1150  pfliditvergessene  Gröndhörige  mit  den  Worten:  nimium  de  se  pre- 
sumentes  partes  quasdam  vinearum  .  .  occupaverant,  non  hominii  ratione,  neque 
anuuum  censum  inde  persolventes*.  Voa  der  Eigenart  beider  Pflichten  wird 
auch  später  noch  die  Rede  sein*;  hier  nur  die  Bemetlning,  einmal,  dafs  die 
Zinspflicht  anfangs  gerade  for  die  Grundhörigkeit  als  so  charakteristisch  ange- 
sehen wurde,  dab  man  noch  bis  in  das  11.  Jh.  hinein  GQter,  welche  in  einen 
Fronhof  zinsten,  ohne  weiteres  auch  als  grundhörig  ansprach*,  und  femer,  da&  zu 
den  zinspflichtigen  Leistungen  nach  der  Anschauung  spätestens  der  Staufeizeit 


■)  Vor  allem  nattkrlicb  des  WeJnliaues.  Index  es  gilt  doch  nuch  für  sonstige  feiaere 
Kulturen,  z.  B.  die  Gaitenkultur,  s.  Bd.  2,  217  (. 

*}  UPriim  No.  4:  tenet  O,  manaa  8,  que  similiter  ut  superiores  [serviles]  omnes  ser- 
vire  ilebeDt:  so  der  urepr.  Text,  da&r  jetzt:  que  similiter  servire  dcbiiiaaent,  sicul  superiores. 
8.  aucli  MR,  ÜB.  1,  393,  (1097),  cit  unten  S.  923  Note  4, 

*)  Ann.  Rod.,  Ernst  S.  12,  lun  1110:  das  Kloster  erhält  zu  Gisenhofen  bei  Ahrweiler 
die  octava  pars  avene,  quam  gens  ibidem  manens  absque  hereditario  iure  solvit  doinino  pro 
usu  silve  eiusdem  ville.  S.  femer  noch  Lac.  ÜB,  1,  865, 1149,  und  zur  späteren  Konstruktion 
der  Erblichkeit  vorläufig  WNeumUnster  1429,  ü.  2,  33:  stürbe  ein  lehennian  aen  UbeserbeD, 
hait  der  scheffen  gewiset,  das  di  nehesten  erben  darnach  sich  des  gudes  undendeben  sollen 
bis  an  das  zehende  glit,  und  das  gut  auch  hinder  der  herrschaft  oder  den  lehenherm  lassen; 
wolden  sie  aber  das  gut  hinder  andere  herren  fiiren,  das  sol  die  herschaft  «eren  und  uit 
gestaden;  were  aber  kein  erbe  bis  an  das  sehende  gellet,  so  sal  das  gut  der  herrschaf^  ge- 
follen  sin.    S.  auch  WAbn  1626  g  11. 

')  Ennen,  Qu.  I,  529—30,  60,  1150. 

»)  S.  Abschnitt  VII  Teil  1    und  Teil  a    Zur  Dingpflicht  vgl.  vorläufig  Bd.  3.  528  d. 

")  Lac.  IIB.  1,  98,  158,  1021 ;  von  einer  balbeu  Hufe  solvitiir  et  villico  in  Rodinkirche 
mir.  aven«,  quod  per  h^  non  dubiletur,  praedictam  terram  ad  einadem  villae  curiani  per- 
tinere,  ac  eam  tenentes  [in  unserem  Fall  SMortin-Köln]  omnis  iuris  debitores  ibidem  esse. 


f 


—     923     —    Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung.] 

auch  Emi)fängiiis  (Beständnis,  Vorhure)  und  Kurmede  gehörten  ^  Aufserdem 
gehörten  in  den  Bereich  der  Zinspflicht  natürlich  die  verschiedensten  Abgaben 
und  Leistungen,  so  vor  allem  die  Fronden.  Dieser  jranze  Bereich  der  Zins- 
pflicht wurde  nun,  wie  auch  derjenige  der  Dingpflicht  * ,  rein  dinglich  gefafet^ ; 
seine  Leistung  war  also  für  den  Vollfreien  keineswegs  unmöglich,  wenn  auch  in 
frühester  Zeit  immerhin  ungewöhnlich*.    Der  Gedanke  aber,  dafs  grundhörige 

*)  Darüber  vgl.  weiter  unten,  s.  auch  *ÜSMax.  1484  Bl.  6^,  und  Bd.  3  Wortr.  u.  d. 
W.  vörhure. 

*)  Schannat,  Hist  Wormat  2,  79,  1158:  Hillin  vertauscht  an  Worms  die  curtis  cen- 
sualis  Parthenheim,  wohin  von  19  mansi  tunc  temporis  [in]  annuis  redditibus  12  Ib.  Moguntinae 
monetae  gezahlt  wurde;  insuper  tradidi  eis  in  proprietatem  aream  unam  ex  mea  dominicali 
curia  decisam,  in  qua  secundum  iustitiam  meae  curiae  placitare  cum  rusticis  possem,  si 
annuos  redditus  certis  temporibus  persolvere  negligerent,  vel  si  forte  in  aliis  transgressionibus 
inobedientes  ad  satis&ctionem  forent 

')  Natürlich  fielen  aus  dieser  Zinspflicht  die  PersonaUeistungen  der  ursprünglich 
unfreien  Gehöfer  heraus.  Diese  letzteren  sind  wohl  mit  servitium  servile  gemeint  in  MH. 
ÜB.  1,  268,  993:  Graf  Sigfried  schenkt  an  SMaximin  mansum  Nevelungi  et  eins  coniugis 
Rozele  successorumque  suorum  .  .  ita  duntaxat,  ut  idem  N.  vel  successores  eins  omni  amio 
5  s.  probat^  mon^t^  persolvant  ex  eodem  manso,  ab  omni  deinceps  servili  servitio  libcri  [so 
zu  lesen]. 

*)  Den  ältesten  hierher  gehörigen  mit  Prekarei  kombinierten  FaU  bietet  MR.  ÜB.  1, 
393,  (1097):  Amulfus  [Dompropst]  schenkt  an  den  SMarienaltar  im  Dom  in  Bombogen 
mansum  unum  .  .  per  manum  advocati  sui  .  . ,  cuius  reditus  quantuscunque  singulis  annis  in 
die  obitus  sui  iratribus  memoriam  eins  agentibus  dispensari  possit  placuit  cuidam  Evezoni, 
ut  eundem  mansum  sibi  locari  exoraret  et  eo  iure,  quo  mercennarii  [1.  mansionarii]  dominicalem 
terram  excolendam  possidere  queunt,  in  firmam  hereditatem  sibi  filiisque  suis  ceterisque  sibi  per 
cognationem  succedentibus  reciperet,  eo  scilic«t  pacto,  ut  ad  susceptum  mansum  de  suo 
patrimonio  tantum  adderet,  unde  reditus  predicti  mansi  usque  ad  carr.  vini  publicae  Treve- 
rensis  mensurae  augeri  posset;  quod  ipsemet  per  singulos  annos  in  festo  beati  Martini  ad 
ripam  Mosellae  iuxta  horrea  in  annivei-sario  predicti  domni  Amulfi  inter  fratres  dividendum 
presentare  debet.  Seit  Mitte  des  13.  Jhs.  schwindet  dann  die  Scheu,  vgl.  Guden.  CD.  2, 
948—949,  1249:  Gerhard  von  Sinzig  giebt  an  SchilUngskapellen  eine  Hufe  zu  einem  Jahres- 
zins von  4  s.  Colon,  in  die  curtis  Sechine.  preterea  statuimus,  quod  si  possessorem  dicti 
mansus  et  bononim  eidem  attinentibus  medio  tempore  mori  contigerit,  quicumque  etiam  fuerit 
pro  tempore,  prefata  ecclesia  de  predicto  manso  nobis  aut  nostris  heredibus  de  curmeda 
persolvet  quatuor  s.  Coloniensium  d.  insuper  taliter  est  ordinatum,  quod  dictus  mansus  cum 
aliis  bonis  ipsi  attinentibus  recipi  debent  de  manu  nostra  seu  ab  heredum  nostrorum,  ita 
quod  receptor  persolvet  nobis  .  .  .  quatuor  s.  d.  Coloniensium  ratione  iuris,  quod  vulgariter 
gewene  appcllatur.  et  .  .  omnibus  adimpletis  ipsa  ecclesia  vel  possessor  mansus  predicti 
nichil  aliud  alicui  de  pi*efato  manso  solvere  vel  facere  tenebuntur  et  ab  omni  iure  alio  inde 
faciendo  nobis  aut  nostris  heredibus  est  libera  et  quitata.  Im  *USElisab.  Hosp.  Bl.  51»  f. 
finden  sich  dann  schon  Zinsverpflichtungen  des  Hospitals  fAsi  nur  noch  im  grundhörigen 
Sinne,  freilich  meist  an  andere  geistliche  Institute.  Weiterhin  s.  Bd.  3,  30,  ao,  1264;  82,  i6, 
1280;  *UMünstennaifeld  IIs.  Koblenz  CXIb  Bl.  57 1,  1347:  der  vleismetzer  Kuzechin  und 
seine  Frau  pachten  von  der  Propstei  ein  Teil  des  dirgartens  bi  der  santkulen  vur  Pulicher 
porte  für  8  mr.  4  s.  bit  intfenkenissen  viu'huren  und  zu  dinge  ze  gain  uf  sente  Endreis  dach 
davon,  als  waitscharinrecht  schuldich  ze  doin  ist.  Cart  Clairefontaine  180,  1378:  ich  Huwart 
van  Elter,  here  zu  Stirpinich,  proist  in  der  zit  zu  Arie,  doin  kunt . . ,  so  wie  vur  mich  commen 
ist  geveirdich  Hennekin  Claes  son  van  Beckirch,   unde  hait  bekant  mutwillich,   das  er  lang 

69* 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     924     — 

Landnutzung  ohne  weiteres  und  an  sich,  in  unerbittlicher  Konsequenz,  unCrei 
mache,  blieb  dem  ganzen  Mittelalter  fem  ^ ;  erst  nach  der  Rezeption  de& 
römischen  Rechtes  und  infolge  der  vollen  Entwicklung  territorial-ständischer 
Rechte  bildete  sich  die  Auffassung  aus,  dafs  die  Leistung  von  grundhörigen  Lasten 
—  oder  was  nun  dasselbe  ist  —  von  Reallasten  den  Privilegien  voller  Frei- 
heit zuwiderlaufe '. 

Li  welcher  Weise  konnten  nun  diese  gebundenen  grundhörigen  Verhält- 
nisse einer  Lösung  im  Sinne  freier  Erbpacht^  entgegengefllhrt  werden? 


zit  gewest  ist  unde  noch  ist  gesworen  scheffen  unde  gehuetman  miner  franwen  der  eptissen 
van  Bartenburg  [Clairefontaine]  unde  hirs  goitzhuess  unde  convent,  unde  hait  auch  gelouft, 
hir  man  zu  verblieben  erflich  unde  umerme,  war  ader  hinder  was  hem  ader  friheiden  her 
wanende  were,  und  were  up  der  firauwen  god  ader  vudie  ader  uf  was  guetz  ader  fodie  here 
wanende  wurde  ader  wanende  were,  den  vurg.  firauwen  eptissen  unde  convent  zu  dienst  zu 
sitzen  van  zinsen  van  reuten  van  scheffen  van  beden  van  foren  unde  van  aUen  anderen 
dienst,  wie  ferre  ein  ander  hir  man  van  deme  dorf  unde  hove  van  Beckirche  hin  zu  dienst 
unde  zu  alle  saichen  sese,  nast  siner  macht  unde  bescheideneit:  unde  dat  hait  he  gdouft 
mit  truwen  in  eidestat,  unde  mit  verbuntenisse  alle  sins  gudes  mubels  unde  erbs,  usgedain 
alle  argelist  unde  geverde. 

1)  Also  auch  Fronden  haben  nicht  Unfreiheit  zur  Folge,  vgl.  *USMaz.  1484  BL  1»: 
ein  Haus  in  Trier,  que  modo  locata  est  termino  nativitatis  Marie  .  .  pro  8  fl.  et  uno  die 
dominicali  teutonice  ein  fronedag;  fr^ie  Pacht  "^USMax.  1484  Bl.  8  f.:  Verpachtung  von 
Gärten  in  Trier  auf  9—18  Jahre;  meist  um  Geld  und  1—8  Frontage,  allenfalls  noch  einige 
Qnart  Öl.  "^USMax.  1484  Bl.  27^:  das  Fährhaus  zu  Hausen  an  der  Saar  nebst  einem  Fisd^- 
wehr  solet  locari  annue  .  .  pro  4  fl.  4  caponibus  et  6  diebus  dominicalibus,  teutonice  sex 
fronedage. 

>)  Honth.  Hist  8,  767,  1675,  Kurfürst  Karl  Kaspar  erteilt  einigen  Gntem  Adelsfreiheit : 
ertheilen  diese  adeliche  freiheit  auch  hiemit  und  in  kraft  dieses,  wie  es  von  rechtswegen  am 
bestandigsten  geschehen  könte  oder  mögte,  also  und  dergestalt,  daß  die  jetzvermelde  guter 
von  nuhn  ahn  zu  ewigen  zelten  anderen  in  unserem  erzstift  befindlichen  adelichen  güteren 
gleich  gehalten,  von  allen  gemeinen  bürgerlichen  beschwerden  ganz  und  zumahlen  befreiet 
sein  und  bleiben,  und  zu  einigen  real-oneribus  vors  künftig  unter  keinem  praetext  oder  vor- 
want,  der  habe  nahmen  wie  er  wolle,  wieder  gezogen  werden  sollen. 

^)  Die  Frage,  ob  nicht  eine  freiheitlichere  Rekonstruktion  der  alten  grundherrlichen 
Verhältnisse  im  Sinne  der  neuen  wirtschaftlichen  Entwicklung  möglich  sei,  wurde,  so  viel  ich 
sehe,  an  der  Mosel  zur  Stauferzeit  nur  selten  aufgeworfen.  Für  unsere  Gegenden  vgl. 
namentlich  ME.  ÜB.  3,  980,  1247,  Urkunde  Dietrichs  von  Isenburg:  bona  nostra  in  (Münders- 
bachX  quc  dicimtur  antiqua  hereditas,  concessimus  hominibus  dicte  ville  et  omnibus  posteris 
suis  hereditarie  in  perpetuum  possidenda,  ita  quod  de  quolibet  iugero  solvant  feste  Gertrudis 
1  ob.,  et  in  medio  iunio  1  d.  Ck)loniensis  monete  .  .  .  item  de  silva  beate  Marie  virginis 
dabunt  quartum  manipulum  de  quolibet  iugero  et  decimam;  et  seminabunt  agros  illos  tribus 
annis,  et  quarto  anno  vacabunt;  et  si  quis  eorum  reliquerit  aliquem  agnim  vacare  eo  anno, 
quo  esset  seminandus,  nobis  tantum  solvet,  quantum  si  seminasset;  et  ducent  nobis  annonam 
illam  infra  dimidium  miliare,  quocunque  voluerimus.  item  de  pratis  solvent  de  quolibet 
iugero  2  d.  item  dabunt  pro  hospitio  et  petitione  nostra  30  s.  Colonienses  proxima  domi- 
nica  post  festum  Remigii.  item  quicumque  possidet  bona  nostra  in  villa  supradieta,  dabit 
nobis  puUum  unum  annuatim  in  depositione  camium.  et  omnes  possessores  bonorum  nostrorum 
venient  tribus  vicibus  in  anno  ad  curiam  nostram  ibidem  sitam  accusaturi,  si  aliquem  de- 
fectum  habeamus  bonorum  nostrorum,  vel  si  aliquis  eorum  alteri  iniurietur,  ut  inde  secundum 


—     925     —    Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung.] 

Die  Erblichkeit  mufste  natürlich  bestehen  bleiben,  ebenso  brauchte  die 
Zinspflicht  nicht  angetastet  zu  werden  —  notwendig  war  dagegen  die  Auf- 
hebung der  Dingpflicht.  In  der  That  liegt  hier  der  Kein  der  Lösung :  er  tritt 
beispielsweise  zu  Tage,  wenn  späterhin  im  WBech  §  19  gewiesen  wird,  der 
Abt  von  Echternach  solle  die  underthanen  des  Hofes  zu  Bech  vormitz  kinnet 
[Kunnede]  und  zins  —  also  unter  Wegfall  der  Dingpflicht  —  für  fi-eie  leut 
halten ;  er  läfst  sich  auch  nicht  verkennen,  wenn  zum  Beweis  allseitiger  Grund- 
hörigkeit im  *WGostingen  (USMax.  1484  Bl.  47*)  über  das  Jahrgeding  be- 
merkt wird:  tenentur  oumes  adgsse,  .  .  quicunque  habent  hereditatem  vel 
hereditates  in  banno  de  G.,  tam  viri  quam  etiam  mulieres^. 

Die  Lösung  aus  der  Dingpflicht  und  damit  die  Stellung  der  bisher  grund- 
hörigen Nutzung  unter  gemeines  Recht  *  erfolgte  nun  aber  unter  gleichzeitiger 
sehr  vei-schiedenartiger  Ausgestaltung  der  bislang  vorhandenen  Zinspflicht: 
imter  dem  Einflüsse  dieses  sekimdären  Momentes  entwickeln  sich  daher  ver- 
schiedene Stadien  der  nun  eingeführten  freieren  Landnutzung.  Entweder 
nämlich  bleiben  noch  Reste  solcher  Zinsleistungen  übrig,  welche  bisher  als 
ausschliefslich  grundhörig  gegolten  haben,  wie  namentlich  Kurmede  und 
Empfängnis,  oder  aber  diese  Reste  gehen  verloren  und  es  wird  nur  eine  an 
sich  charakterlose  Zinsleistung  statuiert.  Nach  diesem  Unterschiede  wird  man 
vielleicht  —  will  man  diesen  Gegensatz  überhaupt  einführen  —  von  Erbzins- 
verhältnissen einerseits,  Erbpachtverhältnissen  anderei-seits  als  den  nach  Auf- 
hebung der  Dingpflicht  entstehenden  freieren  Nutzungsformen  sprechen  dürfen  *. 

quod  ius  exigit  iudiccmus.  item  si  aliquis  possidentium  bona  nostra  decesserit,  liberi  sui 
vel  alii  heredes  sui  venient  ad  nos  vel  ad  officiales  nostros,  et  nos  concedemus  eis  bona  sui 
predecessoris.  et  quicunque  recipit  bona,  dabit  nobis  tantum  in  antecessu,  quod  vorhure 
nuncupatur,  quantum  in  censu  receptonun  bonorum;  sed  de  campis,  unde  solvunt  annonam, 
non  dabunt  antecessum. 

^)  Vgl.  noch  WFlofsbach  1529,  G.  6,  578:  die  Lehnleute  von  Spnngiersbach  weisen, 
das  Kruderß  und  ßartcn  luede  hoef,  buiszent  dem  dorf  Floeßbach  gelegen,  unser  herren 
von  Sprenkersbach  gronteigen  ist  und  kein  lehen  oder  entfenklich  goet  ist,  als  unser  goeder 
sin,  auch  kein  erbgoeder  sin,  auch  kein  gemeinschaft  mit  uns  hain;  und  hain  nie  gehoert 
noch  gesehen,  daß  der  genant  hoef  zu  Floeßbach  ain  einiken  menschen  geerbt  si,  och  nie 
verkauft  noch  verdeilt,  als  ander  unsere  erbe  und  lehengoeder,  sonder  allezit  bestaunen  vor 
einen  genanten  paecht  oder  zins  ain  unsermen  wirdigen  herren  von  Sprenkersbach. 

^  *Tradd.  Rupertsberg.  13.  Jh.  1.  H.:  isti  sunt  census,  quos  dabimus  singulis  annis 
in  universo  de  bonis  nostris  omnibus,  que  habemus  apud  Budinsheim  tam  de  bonis  domini 
Lufridi  et  domini  Regelindis,  quam  de  bonis  Dietwini  civis  Pinguensis:  quatuor  mir.  siliginis, 
Septem  virinzalen  avene,  triginta  quart  hunnici  vini,  septem  uncias  levium  d.  sie  est 
computatum  determinatum  et  difißnitiun  in  dem  dinge  apud  Budinsheim  mediante  .  .  nostro 
preposito.  Vgl.  auch  URupertsberg  S.  379:  ein  Allodium  in  Wilre  gehört  Rupertsberg,  es 
enthält :  a)  iumales,  de  quibus  censum  non  solvimus,  quia  ad  proprietatem  nostram  respiciunt, 
b)  iomales,  de  quibus  censum  sine  placido  [!]  persolvimus.  Vgl.  zum  letzteren  S.  380: 
H.  de  G.  et  uxor  eins  A.  dabunt  nobis  ad  censum  in  festo  sancti  Martini  20  d.,  si  negle- 
xerint,  oportet  eos  persolvere  postea.    herumbe  so  sal  er  zu  dinge  nit  gan  ze  Rode. 

')  Freilich  liegt  dieser  Unterscheidung  keineswegs  etwa  ein  sicherer  Sprachgebrauch 
der  Urkunden  zu  Gnmde:  in  den  Quellen  gehen  die  Ausdrücke  Pacht  und  Zins  wie  Erb- 


[^Vi^tschaft  d.  Grofsgnindbes.  —     926     — 

Von  ihnen  können  nun  die  Erbzinsverhältnisse  wieder  im  wesentlichen 
in  dreierlei  Weise  charakterisiert  sein,  durch  Kunnede  und  Empfängnis  ^  oder 
durch  blofee  Kunnede*,  oder  durch  blofses  Empf&ngnis*. 

Fehlt  eins  dieser  Momente,  so  stehen  wir  schon  auf  dem  Ge])iete  reiner 


pacht  und  Erbzins  bunt  durcheinander.   So  spricht  z.  B.  Cod.  dipl.  Rommersd.  No.  47,  1885^ 
von  einer  pensio  annua  seu  census.     S.  auch  MR.  IIB.  3,  1470,  1258,  cit  unten  Note  3. 

')  Ennen,  Qu.  1,  574 — 575,  87,  1176,  C.  verkauft  einen  Mansus  für  10  mr.  an  Sürsula- 
Köln:  mansum  eundem  ab  ecclesia  sub  iure  censuali  recepit,  ita  videlicet,  ut  quoliltet  anno 
in  festivitate  beati  Martini  10  s.  ecclesie  solvat  quo  defuneto  optimus  equus  i))sius,  vel  si  non 
habet  equum,  10  s.  pro  eo  quod  dicitur  c&remeide  dabuntur  ecclesie,  et  ita  uxor  eins  per 
annum  et  dicm  idem  bonum  sicut  antea  possidebit^  et  si  ulterius  habere  voluerit,  10  s.  pro 
eo,  quod  vorehäre  vocatur,  ecclesie  persolvet,  et  huic  iuri  ceteri  heredes  subiacebunt  in  per- 
petuum.  si  vero  uxor  predicti  C.-i  alii  viro  nubere  et  eum  in  iUnd  bonum  introducere 
voluerit,  hoc  ei  non  sine  abbatisse  et  congregationis  concessione  licebit  quodsi  filios  ex  eo 
genuerit,  ad  illos  nichil  de  predicta  hereditate  pertinebit,  sed  ad  filium  vel  filiam  sepedicti 
C.-i  devolvetur.  Ennen,  Qu.  1,  608,  111,  1197:  die  Abtei  Kamp  erhält  von  2  Stiftsheiren 
zu  Köln  domum  unam  in  Rodhe  [Rath  Kreis  Bergheim]  et  aream  cum  silve  communione  et 
30  iugera  legitime  possessioni  illorum  attinentia  lege  et  iure  censuali  excolenda  .  .  .  jähriicher 
Zins  5  s.  pro  debito,  quod  kurmeidhe  dicitur,  quod  non  nisi  deiuncto  vel  succedente  novo 
abbate  provenire  debuerat,  per  singulos  annos  ut  1  s.  ex  consensu  partium  predictis  5  s. 
superaddant  Bei  Abschlufs  des  Vertrags  zahlt  die  Abtei  Kamp  5  mr.  ce  vürehurin  an 
die  Stiftsherren. 

«)  Lac  ÜB.  1,  437,  1170,  und  neuerdings  Korth,  Ann.  d.  bist  Ver.  44,  68:  Kloster 
DUnwald  empfängt  von  SKunibert-Köln  terram  arabilem  in  Rindorp  26  iomalium  .  .  hoc 
pacto,  ut  annuatim  in  festo  beati  Martini  aecclesiae  nostrae  3  s.  Id.  Coloniensis  monetae, 
mir.  avenae  et  duos  pullos  persolvat  et  ita  iure  perpetuo  possideat  convenit  etiam  inter 
nos,  ut  in  obitu  cuiuslibet  prepositi  Steinveldensis,  ad  quem  prefatae  aecclesiae  in  Dänewalt 
ciira  spectare  dinoscitur,  pro  eo  quod  MÜgo  dicitur  cftrmeide  3  s.  pi-eter  predictum  censum 
aecclesiae  nostrae  ab  eadem  aecclesia  persolvantur.  Hennes  ÜB.  2,  210,  1271,  Erbpacht  betr. 
die  Deutschordensbrüder  zu  Siersdorf:  fratres  predicte  domus  de  Serstorp  singulis  annis  in 
die  palmarum  nobis  A.  militi  et  nostris  heredibus  decem  et  octo  d.  Aquenses  de  predictis 
bonis  de  Bettendorj)  perpetualiter  persolvent ;  nos  vero  porrigemus  pretlicta  bona  fratri  eorum 
onlinis,  «luemcunque  petierint;  fratre  vero  predicto  decedente,  qui  bona  receperat  a  nobis 
memorata,  fratres  de  Sersdorp  solvent  nobis  ratione  mortis  illius  decem  et  octo  d.  Aquenses 
in  quoddam  ins,  quod  vulgariter  dicitiu*  durcins  [?],  et  nos  alteri  fratri  eorum  ordinis  predicta 
bona  porrigemus.    Vgl.  auch  Lac.  üB.  2,  387,  1252. 

^)  Ennen,  Qu.  1,  582 — 3,  94,  1180:  Erzbischof  Philipp  von  Köln  überläfst  universitati 
civium  hereditario  iure  Häuser  am  Altmarkt,  ut  scilicet  nobis  debitimi  censum  et  vorhuram 
de  bis,  sicut  de  ceteris  areis,  persolvant  Cod.  Francof.  S.  17,  1180,  Friedrich  L  regelt  die 
Grundzinsverhältnisse  der  Wetzlarer  Hofstatten:  quivis  (civium)  de  area  sua  annuatim  4  d. 
domino,  a  quo  tenet,  pro  censu  persolvat  .  .  post  mortem  vero  ipsorum  tilii  vel  proximi 
heredes  eorum,  vel  ad  quos  forte  transferre  voluerint,  12  d.  ad  manus  persolvant  .  .  .  si  vero 
quispiam  vivens  aream  suam  vendere  voluerit,  emptor  eodem  iure,  quo  et  heres,  potiatur. 
MR.  ÜB.  3,  1470,  1258:  Güter  zu  Kestert,  gehörig  Guda,  Witwe  des  Konrad  Beyer  von 
Boppard:  et  hec  simt  nomina  heredum  censualium  dictonim  bononim,  qui  dictum  censiun 
de  bonis  subscriptis  hereditario  iure  singulis  annis  in  festo  beati  Maitini  solvere  tenentur  .  . 
[et  pohsessore]  defimcto  ab  .  .  successore  eiusdem  bona  .  .  cum  iure,  quod  dicitur  viu- 
hure,  recipere  tenentiu":  Albero  et  Demudis  etc. 


—     927     —   Umwälzung  d.  Wirtschafte  Verfassung.] 

Erbpacht,  und  die  volle  Nutzungsfreiheit  nach  gemeinem  Rechte  ohne  die  ge- 
ringste Spur  ursprünglicher  Grundhörigkeit  ist  erreicht.  Es  begreift  sich,  dafs 
man  diesen  Übergang  wohl  zu  schätzen  wufste.  In  den  vielen  Urkunden  über 
Erbzinsverhältnisse,  welche  die  Andemacher  Schreinsrolle  für  die  Zeit  von 
etwa  1220  bis  1250  aufweist,  wird  es  wiederholt  besonders  betont,  dafs  die 
Verleihung  absque  vürhure  oder  sine  precio,  quod  dicitur  vorhure  erfolge*; 
in  den  ältesten  Ül)ergangsurkunden  aus  der  Mitte  des  12.  Jhs.  wie  noch  in 
der  letzten  Zeit  des  Mittelalters  wird  die  Veränderung  gleichmä&ig  als  Be- 
freiung aufgefafst^;  ja  die  Berechtigung  zu  ihrer  Forderung  wird  bestimmten 
Inhabern  grundhöriger  Güter  wohl  gar  als  Privilegium  verliehen^.  Die  Fälle 
aber,  in  denen  dieser  Fortschritt  noch  heute  festgestellt  werden  kann,  sind 
trotz  der  für  diese  Dinge  ungünstigen  Überlieferung  zahlreich  genug,  um  über 
die  weite  Verbreitung  dos  Vorgangs  keinen  Zweifel  übrig  zu  lassen*. 


')  ♦Andernach.  Schreinsr.  No.  40,  G.  2,  1451,  c.  1220;  56,  G.  3,  202,  1241;  57,  G.  3, 
203,  c.  1250.    S.  auch  Bd.  2,  610. 

*)  S.  Ann.  Rod.,  Ernst  S.  61,  1147:  emit  abbas  mansum  censuale  ab  Udelrico  quodam, 
qui  habitavit  Colonie,  tali  videlicet  convcntione,  ut  reddito  inde  solo  censu  liber  sit  ab  omni 
exactione;  nam  prepositus  Bruno  tali  iure  assignavit  eum  huic  ecclesie.  (mansus  iste  proprius 
est  ecclesie  sancti  Gereonis  Colonie)  et  est  situs  inter  Mercstein  et  Strevelo  ad  dexteram  eius 
>ie,  quc  de  Mercstein  ducit  Strevelo;  et  solvit  4  s.  preter  2  d.  Coloniensis  monete.  ad  hunc 
mansum  pertinent  curtes  due,  que  apud  Mercstein  simt  site,  quarum  altera  12  d.  et  altera 
solvit  16  (Rodensi)  ecclesie.  MR.  ÜB.  1,  659,  c.  1169:  ccnsus  3  s.  et  mir.  avene,  quem 
censum  solebant  firatres  [Himmerodenses]  singulis  annis  Theoderico  (de  Broch)  dare  pro  manso 
Bovonis,  ut  liberum  eum  tenerent  ab  omni  iure  advocati^  et  placitationis  et  omnimoda 
exactione.  ♦USMax.  1484,  Bl.  18 »:  de  quadum  curia  libertata  in  Munsterappel  perpetuo 
censu  14  s. 

^)  CRM.  2,  262,  1274:  Rudolphus  .  .  dilecto  üdeli  suo  officiato  seu  sculteto  Bupar- 
diensi  .  .  üdelium  nostrorum  Bupardiensium  civium  supplicationibus  liberaliter  inclinati 
eisdem  .  .  duximus  concedendum,  quod  nuUus  suorum  concivium  habens  extra  civitatem 
eandem  dominum  sive  dominos,  cui  seu  quibus  in  censu  annuo  teneatur,  ab  ipsis  dominis  ad 
quodcunque  servitium  aliud,  quam  ad  censum  debitum  exsolvendum  compelli  de  cetero 
debeat  aut  artari,  üdelitati  tue  districte  precipiendo  mandantes,  ne  quempiam  civium  pre- 
dictorum  permittas  ab  huiusmodi  dominis  preter  censum  eundem,  ad  cuius  solutionem  de  iure 
tenetur,  alicuius  exactionis  seu  molestationis  impositione  gravari. 

*)  Man  vgl.  aufser  Lac.  ÜB.  1,  365,  1149;  2,  33,  1210;  ♦Abschr.  Koblenz  St.  A.  1218 
(Goerz  MR.  Reg.  2,  1355,  dazu  1368  und  1436);  Cod.  Salm.  118,  1307;  Arch.  Clervaux  110, 
1320,  beispielsweise  Ennen,  Qu.  2,  3,  2,  1200 :  Propst  und  Konvent  von  SKunibert  übertragen 
an  das  Kloster  Weiher  das  bonum  Nantwardish&ve  [Kobbenhof  bei  Mettmann]  unter  dem  Be- 
ding, dafs  der  Konvent  des  Klosters  Weiher  an  SKunibert  V/i  s.  zahle,  aufserdem  1  mir. 
Hafer  und  2  Hühner;  sicque  ab  omni  iure,  quod  vulgo  dicitur  dincsüche  et  cormede,  ab 
omni  quoque  onere,  quod  de  huiusmodi  bonis  emergere  solet,  liber  permanens  iamdictum 
bonum  perpetua  pace  possideat  Hennes  ÜB.  1,  313,  1288,  SMatheis-Trier  verzichtet  auf 
seine  Rechte  an  den  vom  Custos  Heinrich  von  Karden  an  das  Koblenzer  Deutschordenshaus 
verkauften  Gütern  zu  Polch,  doch  nicht  auf  den  Zins:  effestucantes  super  quodam  iure,  quod 
nobis  in  dictis  bonis  competebat,  quod  vulgariter  dicitur  nidirval,  et  super  alio  iure,  quod 
dicitur  zu  ringe  unde  zu  dinge,  salvis  tamen  censibus,  qui  nobis  in  dictis  bonis  competebant 
ab  antiquo  et  adhuc  competunt  ac  imperpetuum  iure  hereditario  nobis  cedere  tenentur.   Cod. 


(Wirtschaft  d.  Grofsgrundbeü, 

Aber  ziemlich  früh  ging  man  noch  weiter:  iiian  kaiii  zur  ÄlJlSsuug" 
jeder  Ziiispfiicht  imd  damit  zur  völligen  Allodiftzieiiing  gnmdhöriser  Güter. 
Dabei  bleibt  es  sich  wohl  gleichgültig,  ob  in  den  Allodifikationsurkunden  nebst 
der  Ablösung  der  Zinspflicht  zugleich  die  Ablösung  der  Diugpflicht  betont  ist; 
ohne  Zweifel  kam  Dingpfliclit  ohne  Zinsptiicht  nur  äuTserst  selten,  vermutlich 
nie  vor.  Übrigens  fehlt  eine  besondere  Erwähnung  über  die  Ablösung  der 
Dingpflicht  nur  In  den  ältesten  noch  der  ersten  Hälfte  des  13.  Jlis.  angehörenden 
Urkunden ' ;  seit  den  sechziger  Jahren  dieses  Jhs.  Ist  sie  stets  ausdrltcklich 
vorhanden*. 

Mihi  versteht  es  ohne  weiteres,  wie  die  soeben  geschilderte  Entwicklung, 

hau.  112,  1291^:  zvei  Weiuberge  in  Leutlcsdorf  peitinent  ad  certiuu  allodiiun  curtis  .  . 
abbatisso  et  conventus  eeclesie  HerMirdcnsis  Site  in  Ludcnstorf,  et  sunt  certa  hereditaa  res 
et  possessio  .  .  monnsterii  Laceusis  .  .,  de  guibua  etiani  vineis  dicti  domini  t^ncntur  sin^Iis 
«nnie  ia  petpetuum  dare  et  awigniire  onuni  d.  officukto  uurlis  predicti  in  teeto  beati  Martini, 
et  ex  boc  aepedicti  domini  ab  omm  iure,  qaod  hoverecbt  vulgariter  sppellatur,  enmt  penitna 
absolut);  nee  astricti  sunt  nee  enmt  nee  tenebuntur  ullo  pladto,  quod  in  dicta  mite  unqnam 
teneri  conügerit,  interease.  Hennes  ÜB.  1,  383,  1310:  noa  Luthenu  nobilia  dominus  in 
GrensKobe  .  .  cupimus  fore  notam,  quod  cum  commendator  et  fratres  domus  Teutonice  in 
Confluenda  emiggent  prUuiii  ailum  in  der  Hurilbag  erga  Henricnin  dictum  Vlege  M  eins 
uxorem  legitimam,  quod  ad  nostnun  cnitim  vet  curiam  in  Gnmdishusin  dicebatur  pertinere,  unde 
predictia  commendatori  et  fratribuB  talem  concedimua  libertatem,  ridelicet  quod  dictum  pratum 
Bit  liberum  exemptum  et  solntum  penituB  a  curti  vet  curia  noBtra  predicta,  ita  videlicet  quod 
predicti  commendator  et  &atrea  pratum  aupradictum  a  nobis  et  a  noBtris  heredibuB  teneant 
hereditarie  imperpetuum  annuatim  pro  duobus  d.  Hennes  ÜB.  1,  S89,  1313:  nos  Lutberns 
dominus  de  laenburcb  presentibus  recognoscimuB,  quod  cum  Henricua  dictua  Vlige  vendidisset 
ac  tradidiaset  viriB  religicais . .  commendatori  et  &atribus  domus  Tbeutonice  in  Conflnentia  tanquam 
allodium  quoddam  pratum  dictum  in  der  Hurlbacb,  tandem  compertum  exstitit,  dictum  pnlnm 
non  fore  allodium,  sed  ad  curtem  nostnun  Gninzbusen  pertinere,  et  sie  in  hoc  dictoB  religiosos 
fore  circmnventos.  verum  cum  ipaoa  religiosos  prosequamur  favore  et  gratia  speclali,  eis  in 
boc  deferre  volentes  ipsis  recipientibne  idem  pratum  necDon  aliud  pratum  predicto  prato 
adiaceos  Beu  continuum,  quod  iidem  religiös!  comparaverunt  seu  permutavemnt  cw»  lacobo 
dicto  Bappe,  coDceasimus  et  concedimus  pro  tribus  d.  videlicet  duobus  d.  de  primo  prato  et  de  pnto 
lacobi  uuo  d.  monete  ibidem  currentis  nomine  annui  census  nobis  solvendis  singulis  annis  in  feste 
beati  Martini  hiemalis  de  pratis  predictis  absolvenlcs  eosdem  in  hiis  scriptis  liberaliter  et 
omnino  ab  omnibus  honeribua  dicte  curtiB,  et  ut  ad  alia  iura  dict«  curtis  seu  placita  preterquam 
ad  dictum  censum  miuime  teneantur. 

')  S.  MR.  ÜB.  3,  504,  1234,  ein  Zins  von  48  d.  cmd  Vi  mir.  frumenti  zu  Mersch  ab- 
gelöst mit  14  Ib.  Treverenses;  plus  utilitatis  percepimus  ex  14  Ib.  simul  persolutis  [es  wurde 
Land  dafUr  gekauft],  quam  ex  ccnsibus  dictis  singulis  annia  solvendis  fiiissemus  habituri. 
'Andernach.  Schreinsr.  No.  82,  G.  760,  um  1250?:  B.  relicta  domini  Th.  N.  dedit  fratribus 
ordinis  predicatorum  in  Confluentia  pro  redimenda  area  sua.  que  censualis  eat,  mr.  censuum 
in  perpetuum  et  2  d.  et  2  pullos. 

«)  Vg!.  bauptsächlich  Lac.  ÜB.  2,  569,  1266,  Urkunde  des  Ritters  Goswin  von  Alfter 
und  seiner  Frau:  nos  annuam  pensionem  Septem  a.  solvendam  in  festo  beati  Martini  et  iura, 
que  vulgariter  vocantur  ce  rinc  et  dinc,  curmedam,  gewerfet  quelibet  alia  iura,  que  fratr«s 
domus  hospitalis  aancti  lobannis  baptiste  lerosolimitani  nobis  solvere  et  prestare  consueverant 
in  curtim  noetram  in  EIntinnicb  de  uno  beneficio  sito  in  Ousdorp,  quod  lein  vocatur,  cum 
suis  attinenttis  ubicunque  sitis,  ipais  fratribus  vendidimus  et  iura  ipaa  eis  plenarie 


—     929     —    Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung.] 

wie  sie  vor  der  Mitte  des  12.  Jhs.  begann  und  schon  ein  Jahrhundert  später 
in  einzelnen  Fällen  bis  zur  vollen  Allodifikation  grundhöriger  Güter  geführt 
hat,  notwendig  zur  Klärung  der  Verhältnisse  auch  bei  den  dauernd  in  grund- 
hörigem Nexus  verharrenden  Gütern  führen  mul'ste.  Eine  Reformation  der 
grundhörigen  Pflichten  gemäfs  den  veränderten  wirtschaftlichen  Zuständen  war 
während  der  Stauferzeit  in  Deutschland  wohl  nur  sehr  sporadisch  versucht 
worden,  während  das  Betreten  dieses  Weges  im  benachbarten  Frankreich 
schon  im  12.  Jh.  zu  der  glänzenden  Entfaltung  der  Loi  de  Beaumont  geführt 
hatte:  jetzt  nun,  im  späteren  Mittelalter,  wies  auch  in  unseren  Gegenden  die 
auf  dem  Wege  der  Auflösung  zu  freier  Erbpacht  vollzogene  systematische 
Scheidung  der  einzelnen  Rechtsgrundlagen  innerhalb  des  grundhörigen  Nexus 
darauf  hin,  eine  Klärung  der  altfränkischen,  längst  verrotteten  Grundhörig- 
keitspflichten vorzunehmen.  In  welcher  Weise  diese  Klärung  erfolgte,  mag 
eine  dem  WBarweiler  entnommene  Schilderung  des  *USMax.  Bl.  8P  vom 
J.  1484  erweisen.  Hier  erzählt  der  SMaximiner  Kellner:  habemus  (in  Bar- 
weiler) 54  feodalia,  teutonice  secundum  iudicium  scabinorum  ibidem  lehen- 
guder.  et  prostat  nobis  unumquodque  4V2  hl.,  unum  pullum  et  Vi2  sum. 
avene,  facit  simul  20*/2  alb.  54  pullos  et  10^/2  mir.  avene.  et  tenentur  pre- 
dicta  solvere  in  die  sancti  Martini  sub  pena  ad  dictum  scabinoiiim.  item 
unusquisque  lemnan  vel  mulier,  qui  fuerint  possessores  prescriptorum  lehen, 
quando  moriuntur,  tunc  tenentui*  unum  ins  capitale  de  unoquoque  lehen, 
quotquot  possederint,  sive   fuerit  vir  vel  vidua   mulier.     item   sal   man   das 

pro  20  mr.  Coloniensium  d.  nobis  nunieratis  et  plenarie  persolutis;  et  hec  acta  sunt  in  curte 
nostra  predicta  coram  hominibus  ipsius  curtis,  qui  vulgariter  higen  vocantur.  Lac.  ÜB.  2, 
619,  1271:  Graf  Dietrich  von  Kleve  remittimus  et  conferimus  capitulo  Coloniensi  omne  ius, 
quod  habuimus  et  habemus  in  30  iumalibus  et  area  sitis  apud  Morendorp,  ita  qnod  merum 
sint  aUodium  ipsius  capituli  nee  aliquis  de  cetero  incola  nostrum  iudicium,  quod  gedinge  [1.  ze 
dinge]  et  ringe  dicitur,  adire  et  requirere  teneatur.  Lac  ÜB.  2,  661,  1274,  Urkunde  Dietrichs 
von  Hackenbroich :  cum  viri  religiosi  abbas  et  conventus  monasterii  Campensis  iam  dudum 
tenuerint  a  nobis  ad  quatuor  manus  et  quatuor  ciumedas  quedam  bona  ad  curtem  nostram 
de  Rode  pertinentia,  de  quibus  annuatim  pensionem  20  s.  Coloniensis  monete  et  16  pullorum 
solvere  consuevenmt,  nos  proprietatem  et  dominium  eonmdem  bonorum  cum  curmedis  pen- 
sionibus  et  omnibus  iuribus  ad  eadem  bona  perünentibus  .  .  .  per  contractum  venditionis 
transtuümus  in  eosdem  abbatem  et  conventum  datis  nobis  pro  eodem  contractu  86  mr. 
Angliensium  d.  .  .  .,  et  quia  ab  hoc  die  inantea  eonmdem  bonorum  proprietas  et  dominium 
est  et  erit  ipsonun  abbatis  et  conventus  ratione  ipsorum  bonorum,  ad  nullum  iudiciale  forum 
hiemannoruni  aut  hominum  nostrorum  in  Rode  ipsi  vel  fratres  eorum  deinceps  erunt  aliqua- 
tenus  obligati.  Goerz  Reg.  der  £j*zb.  1305  Febr.  8:  Erzbischof  Diether  verleiht  dem  Trierer 
Katharinenkloster  die  Weideberechtigung  zu  Moierschet,  Revem,  Waltrach  usw.  und  befreit 
es  von  den  Gedingen  daselbst  C.  dipl.  Rommersdorf.  48,  1829:  eine  area  gehört  zum  Hof 
in  Solms;  dictam  vero  aream  absolvimus  ab  omni  onere  seu  iure«  quibus  in  curia  nostra  de 
Solmisse  fuerat  obligata  vel  ligata,  proclamantes  ipsam  in  hiis  scriptis  de  cetero  liberam, 
solutam,  propriani,  nee  ad  dictam  curiam  amplius  pertinere.  insuper  etiam  de  gratia  speciali 
tres  ob.  debitales  annis  singulis  remittimus,  quos  dicta  area  in  curiam  preBettam  solvere  tene- 
batur.  Hier  geht  die  zuerst  betonte  Freiheit  sicher  auf  die  Dingpflicht  Aus  späterer  Zeit 
vgl.  vornehmlich  Arch.  Clervaux  No.  198,  1836;  314,  1858;  CRM.  8,  520,  1370. 


[Wirtsdiaft  d.  Grofsgrundbes.  —     930     — 

also  vi^rstaen,  also  inaniche  leben  als  einer  besitzte,  es  sie  man  ader  fraue^ 
wanne  sie  sterbent,  suUent  sie  alsdan  ocb  also  manicbe  bestehaufter  ader 
kummet  schuldich  sin  dem  apt  zu  sent  Maximin  zu  geben  und  sime  scholtis  zu 
Barwiler  hantrechen,  das  beste  nach  eime,  nach  erkentenis  der  scheffen.  item 
ein  iclicher  lehenman  ader  fraue  sal  imd  ist  schuldich  sin  leben  zu  entphaen, 
also  vil  er  der  hait  un  ime  zostßnt,  van  eins  vorg.  apts  scholtissen  ader 
amptman  zu  Barwiler,  wanne  er  das  kurmoit  ader  bestehauft  bezalt  und  da- 
van  ist  er  auch  schuldich  dem  voigt  un  den  scheffen  zusamen  ein  vertel  wins 
nach  erkentenis  der  scheffen.  item  si  aliquis  prescriptorum  feodalium  seu 
mansionariorum  recederet  et  dimitteret  suum  lehenguit  incultum,  sie  quod  non 
solverentur  census  de  eisdem  bonis  domino  abbati,  timc  erunt  eadem  bona 
in  manu  abbatis,  donee  singulos  census  solvat  secuudum  iudicium  scabinorum; 
et  potest  scidtetus  domini  abbatis  de  eisdem  bonis  disponere  ad  utilitateni  ab- 
batis, donec  solvantur  census.  Diese  Schilderung,  welcher  eine  Reihe  inhalt- 
lich verwandter  Aufzeichnungen  zur  Seite  tritt  ^,  zeigt,  wie  die  Hauptmomente 
der  Grundhörigkeit  nunmehr  infolge  der  bald  mehr  bald  minder  radikalen 
Abschwenkung  so  vieler  grundhörigen  Landnutzungen  zur  Erbpacht  klar  er- 
kannt wurden,  und  wie  man  nun  auf  diese  Erkenntnis  hin  in  die  venotteten 
Verhältnisse  der  alten  Grundhörigkeit  reformatorisch  eingriff;  es  sind  genau 
die  beim  Übergang  zur  Erbpacht  hervortretenden  Momente:  Zinspflicht  in 
einem  Abgabenkomplex  Kurmede  und  Empfängnis,  sowie  Gerichtspflicht:  auf 
welche  hier  eine  einfachere  und  zugleich  würdigere  Grundhörigkeit  begillndet 
ei-scheint. 

Aber  die  Hauptwirkung,  welche  dem  Auflösungsprozefs  der  alten  Grund- 
hörigkeit während  der  Stauferzeit  zugeschrieben  werden  mufs,  ist  doch  keines- 
wegs in  einer  immerhin  vereinzelt  bleibenden  Neuordnung  giimdhöriger  Ver- 
hältnisse im  späteren  Mittelalter  zu  suchen ;  sie  geht  ^^elmehr  auf  die  Ausbildung 
freier  Landnutzungsformen  seit  eben  auch  der  Stauferzeit.  Hatte  die  Pi-ekarei 
und  das  Zinslehen  auf  diese  Ausbildung  nur  geringen,  das  Dienstlehen  nm* 

')  S.  oben  S.  924  Note  3. 

')  S.  schon  Cod.  Salm.  S.  37  Note  I,  1276:  curiaiu  de  Hunoldesteine  cum  omnibus 
appenditiis,  videlicet  cum  hominibus  in  curia  morantibus  et  eonim  lieredibus,  et  cum  quatuor 
aghtis  et  duos  homines  nostros  cum  bonis  liberis  eorum,  quc  a  nobis  tenent  Vgl.  femer 
Bd.  3,  140,  23,  1325;  W.  des  Hofes  Merchem  bei  Esch  1518,  G.  2,  584:  weist  der  geschworen 
zwölf  kürmudiger  lehen,  und  gibt  jedes  lehen  des  jars  dem  lehenherm  7  alb. ,  ein  half 
hundert  eier  imd  ein  hoen ;  und  so  dick  der  empfengliche  man  stirbt,  den  herren  ein  kurmuth, 
nemblich  den  geschlitten  fuiß,  die  best  nach  dem  ersten  bis  zu  dem  dreistemplichen  stoil  zu, 
so  kein  quick  vorhanden.  Sicher  in  diesen  Zusammenhang  gehören  auch  die  Bd.  2,  231  f. 
verzeichneten  Steinfelder  Erben,  sowie  vermutlich  auch  Lehen,  welche  *Scheckman  am 
Schlüsse  seines  Lehnsspiegels  mit  folgenden  Worten  schildert:  sunt  preterea  compluria  alia 
feoda,  quorum  homines  seu  fideles  dumtaxat  homagium,  non  literas  prestant:  qui  signaturam 
aliam  habent;  atque  item  homines  fideles,  qui  feoda  gestaut  quinlibrata  vulgariter  funfpimdich 
lehen  et  feoda  dicta  canina  vulgariter  hontslehen,  conmiorantes  sub  districtu  cellerari^  de 
Valle,  at(|ue  feoda  ibidem  sita:  de  quibus  non  hie  sed  alibi  disseritui*.  JS.  auch  Bd.  3  Wortr. 
u.  d.  WW.  feodalis,  feodati,  feodum,  lehen ;  sowie  Landau  Territ.  S.  12. 


—     931     —    Umwäbsong  d.  Wirtschaftsverüassuug.] 

materiell  eng  begrenzten  Einflufs,  so  ist  es  die  Auflösung  der  grundhörigen 
Nutzungen  gewesen,  welcher  teilweis  die  Fomi  und  ganz  überwiegend  das  in- 
haltliche Substrat  für  die  seit  der  Stauferzeit  immer  massenhafter  auftretenden 
Pachten  verdankt  ward*. 

Freilich  fehlte  es  nebenher  nicht  an  Gelegenheit,  auch  auf  andere  Weise 
freie  Pachtfonnen  zur  Ausbildung  zu  bringen.  Schon  die  Entwicklung  neuer 
Wirtschaftsformen  in  den  Städten  des  12.  Jhs.,  der  hier  besonders  rasch  unter 
Benutzung  alter  Leihearten  vollzogene  Übergang  zu  mobileren  Formen  lang- 
fristigen Kredites  ^,  die  Einwirkung  dieses  Umschwunges  wie  der  geld^ilschaft- 
lichen  Revolution  überhaupt,  mufsten  auch  auf  dem  platten  Lande  wenigstens 
seit  Mitte  des  13.  Jhs.  die  Aufnahme  freierer  Landnutzungsformen  begünstigen*. 

Dazu  fehlte  es  nicht  an  eigenständigen  Entwicklungen  des  platten  Landes 
selbst,  welche  zu  völlig  freier  Pacht  hindrängten.  Es  gab  auf  dem  Lande 
Nutzungswerte,  welche  sich  ihrer  Natur  nach  nicht  in  einen  grundhörigen 
Nexus  bringen  liefsen,  und  es  gab  weiterhin  schon  grundhörig  gefalste 
Nutzungen,  auf  deren  weitere  Verleihung  man  bei  dem  Verfall  der  Fronhofs- 
verfassung Wert  zu  legen  begann.  Beide  Allen  von  Nutzungen  mufsten  ganz 
notwendig  zur  freien  Pacht  führen.  Um  mit  der  letzten  Kategorie  zu  be- 
«rinnen,  so  war  es  selbstverständlich,  dafs  Meierämter,  wenn  überhaupt  ver- 
pachtet, so  frei  verpachtet  werden  mufsten  *.  Dasselbe  gilt  von  allen  anderen 
selbständigen   gnmdhenlichen  Verwaltungen,  Mühlen*,  Fischereien*  u.  s.  w. 

')  Natürlich  dauern  neben  den  Pachten  doch  auch  die  alten  Leihformen  des  Lehens 
noch  immer,  wenn  auch  auf  wirtschaftlichem  Gebiete  sehr  abgeschwächt  fort;  vgl.  MR.  ÜB. 
3,  341,  1228:  Heinrich  VII.  vererblehnt  in  rectum  feudum  ein  Haus  in  Boppard  an  Dietrich 
auri£Ea>er  de  Colonia.  S.  femer  Bd.  3,  No.  113,  1325;  *Bald.  Kesselst  S.375,  1348,  gewöhn- 
liches Feudum  Wilhelmi  Blasen :  bona  in  Guntravia  videlicet  vineas  ad  vitam  suam  et  matris 
sue.  *Bald.  Kesselst  S.  427,  1349:  ich  Henrich  von  Clotten  burgreve  zu  Cochem  be- 
kennen .  . ,  daz  .  .  her  Baldewin  ei*zbischof  zu  Triere  mir  von  sinen  gnaden  gelüwen  hat  zft 
rechtem  manlehen  sine  hovestad  und  h(is  gelegen  in  der  stad  zft  Cochem  .  .  mir  und  mineu 
rechten  lehenserben  na  mir  ewiglichen  zä  besitzen  zft  bruchene  .  .;  und  sullen  daniber  ich 
und  mine  vorgen.  erben  unseren  vorgen.  herren  . .  alleijerliches  eine  mark  penninge  Cochemer 
weninge,  als  da  zft  ziden  genge  und  gebe  ist,  ewelicher  und  ertlicher  zinse  davon  geben  und 
bezalen  aUe  jar  uf  sente  Mertins  dag  in  dem  winther.  Weiter  s.  Bd.  8  No.  221,  1898; 
No.  255,  1473;  schliefslich  *Scheckman  Spec  feud.  C2:  in  Mamer  hat  Jemand  zu  Lehen 
mansum  terre  arabilis,  octo  etiam  advocatias  tam  in  domibus  quam  areolis,  in  quibus  etiam 
villicationem  iudiciumque  tonet  feuditarius  et  paenas  seu  mulctas  curtales  seu  areales  non 
criminales  levat  .  .  .  item  potest  pecora  sua  et  greges  suos  seorsum  a  communitate  de  M. 
ducere  ad  pasaia. 

«)  S.  Bd.  2,  608  ff. 

»)  Doch  8.  oben  S.  900  Note  2. 

*)  S.  oben  S.  890  Note  1. 

*)  Zur  Verzinsimg  bzw.  Verpachtung  von  Mühlen  vgl.  MR.  ÜB.  1,  424,  1112;  Ennen, 
yu.  1,  547,  71,  1158:  Ann.  d.  bist  Ver.  f.  d.  Niederrh.  28,  265,  1162;  Cart  Orval.  78,  1178; 
MR.  ÜB.  2, 49*,  1181;  90, 1187;  2, 215, 1203;  274,1211;  8,28,  1214;  71,  1217;  461,1282;  847, 
1246;  931,  1248;  1059,  1250;  1092,  1251;  1127,  1251;  1809,  1255. 

«)  S.  z.  B.  MR.  ÜB.  3,  296,  1226. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     932     — 

Aus  der  ersten  Kategorie  aber  seien  hier  nur  zwei  späterhin  weitverbreitete 
Pachtobjekte  genannt,  die  Zehnte  und  die  markgenössischen  Allmendelände- 
reien.  Auf  beide  war  natürlich  eine  gebundene  Nutzungsform  nicht  anwend- 
bar; weder  der  Zehntherr  noch  die  Markgenossenschaft  konnte  als  soldie 
GrundheiT  oder  eine  dem  ähnliche  Macht  sein. 

Von  beiden  Entwicklungen,  der  Zehntpacht  und  der  Allmendepacht, 
bietet  aber  besonders  wieder  die  Zehntpacht  ein  weiteres  Interesse,  das  hier 
um  so  mehr  zur  Geltung  gebracht  werden  darf,  als  seine  Erörterung  zugleich 
zu  der  bald  aufzuwerfenden  Frage  nach  dem  Synchronismus  der  Erb-,  Vital- 
und  Zeitpacht  hinüberleitet  ^ 

Schon  in  der  Form  vollen  Lehns  wird  die  Zehntleihe  bezeichnend  genug 
durchaus  wirtschaftlich  gefafst;  Lac.  ÜB.  1,  130,  202  erwähnt  zum  J.  1064 
eine  decimatio  in  Zülpicli,  qug  in  beneficio  fuerat  Sicconis  comitis  pro  10  libris. 
Bei  einer  solchen  Auffassung  schon  im  11.  Jh.  könnte  man  einen  baldigen  Über- 
gang zur  Zeitpacht  schon  wegen  der  aufserordentlich  schwankenden  Höhe  der 
Zehnterträge  wohl  erwarten.  Indes  er  tritt  nach  Ausweis  der  vorliegenden 
schriftlichen  Überlieferung  doch  im  12.  Jh.  noch  nicht  ein.  Vielmehr  ergeben 
die  Urkunden  in  diesem  Jh.  nur  eine  Bewegung  auf  Vererbpachtung  der  Zehnte 
an  die  Zehntpflichtigen,  also  einen  Vorgang,  der  mit  einer  blofsen  Fixierung  der 
Zehnterträge  vielfach  identisch  ist  2.  Bei  steigender  Grundrente  und  nament- 
lich bei  wachsendem  Ausbau  lag  diese  Bewegung  vor  allem  im  Interesse  der 
Zehntpflichtigen;  ei-st  spät,  in  den  siebenziger  Jahren  des  12.  Jhs.,  bringen 
die  Zehntherren  an  ihr  die  KoiTektm*  an,  dafs  der  Pachtzins  proportional 
dem  vermehrten  Bauland  wachsen  solle®.    Allein  nachdem  die  Vererbpachtung 

1)  Zur  Allmendepacht  vgl.  oben  S.  124  iind  294,  specieU  S.  294  Note  8;  ferner  MR 
ÜB.  2,  174,  1198,  cit  oben  S.  422  im  Text;  ÄIR.  ÜB.  3,  734,  c.  1240,  cit.  oben  S.  279 
Note  1;  Guden,  CD.  2,  958,  1274,  cit.  oben  S.  279  im  Text;  Hennes  ÜB.  1,  237,  1274: 
scultetus  milites  scabini  ac  universitas  opidi  Confliientini  unanimi  consensu  viris  religiosis  . . . 
commendatori  et  fratribus  domus  sancte  Marie  Theutonicorum  in  Confluentia  nemiis  agros  et 
vineas  dictas  Nuelende  sitas  iiixta  Leie  sub  semita,  que  dicitur  Crainpat,  usque  ad  viam,  <iue 
dicitur  Vipat,  pro  annuo  censu  videlicet  12  d.  Coloniensium,  et  vineam  sitam  in  monte  iuxta 
Capellin  sub  vineis  heredum  Reimboldi  militis  de  Sterrinberch  pro  tribus  d.  dicte  monete 
iure  hereditario  concessimus  perpetuo  possidendas.  Fem  er  vgl.  noch  CRM.  3,  24,  1805,  cit. 
oben  S.  888  im  Text;  und  Bd.  3,  286^,  1471.  —  Zur  Zehntverpachtung  vgl.  Lac.  ÜB.  1, 
130,  202,  1064;  MR.  ÜB.  1,  455,  1126;  573,  1153;  MR.  ÜB.  1,  614,  1158;  630,  1161;  2, 
22*,  1174;  86*,  1179;  37*,  1169-79;  42*,  43*,  1181;  179,  1199;  3,  249,  1225;  590,  1237; 
1114,  1251;  1219,  1253;  1249,  1254;  1304,  1255.  Ein  Prozess,  wo  ein  Privatmann  einem 
andern  den  Zehnten  verpachtet  hat,  bei  Loersch,  Ingelh.  Oberhof  No.  380,  S.  444. 

')  Vgl.  MR.  ÜB.  1,  455,  1126,  ürkimde  Richwins:  R.  scolasticus  [des  Dondcapitels] 
michi  et  Adelheidi  uxori  mee  et  proli  nostre  in  ? temum  hereditario  iiu"?  possidendimi  [pratum 
in  Roser  (Röser  bei  Esch  a.  d.  Alzig)  tradidit]  .  .  .  eodem  pacto  suis  et  meis  successoribus 
firmiter  in  perpetuum  observando  ea  conditione  concessit,  ut  quotannis  in  natali  domini  in 
festo  sancti  Stephani  2  s.  in  censum  et  3  d.  pro  feni  decinia  persolvamus.  S.  femer  MR.  ÜB. 
1,  573,  1153;  604,  1157;  612,  1158;  630,  1161.    S.  auch  oben  S.  616. 

^)  MR.  ÜB.  2,  22*,  1174;  87*,  1169—79;  86*,  1179:  si  autem  processu  temporis 
possessio  fratrum  in  predicta  parrochia  augmentatur,  et  pactum  decimaiiun  secundum  con- 
siderationem  mtionis  augeatur.    Vgl.  auch  noch  MR.  üB.  2,  42*,  48*,  1181. 


—     933     —    Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung.] 

der  Zehntleistuiigen  bis  gegen  Schlufs  des  Jhs.  lebhaft  betrieben  worden  war^, 
sahen  die  Zehntherren  doch,  soweit  der  direkte  urkundliche  Nachweis  reicht, 
ihren  Vorteil  vielmehr  in  der  Zeitverpachtung;  und  so  beginnt  denn  nun- 
mehr vom  Anfang  des  13.  Jhs.  ab  ^  eine  Folge  von  Zeitpachtverträgen,  welche 
schliefslich  in  die  Aufstellung  förmlicher  Pachtordnimgen  gegen  Schlufs  des 
Mittelalters  ausläuft^.  Das  System  wird  schon  im  Beginn  dieser  neuen  Epoche 
in  den  Iura  prepositi  sancti  Castorfs  Confluentini  um  1200  klassisch  geschildert: 
solet  fieri,  ut  (decimae  sancti  Castorfs)  certa  sub  pensione  apud  aliquos  pro- 
batg  fidei  viros  quandoque  locantur,  quam  pactum  usualiter  vocamus,  pacta- 
rium  vero  eum,  qui  ceilam  siunmam  certo  tempore  de  commisso  se  redditurum 
paciscitur.  quotienscumque  autem  hoc  fieri  oportet,  talis  servandus  est  ordo, 
ut  prfmo  pactarfus  a  fratrfbus,  cui  credere  secure  possint,  queratur,  et  ab 
eisdem  summa  pacti  iuxta  estimationem  competentem  denominetur,  deindo 
a  manu  prepositi  hpc  pactio  illi  confirmetur,  si  is  ad  tempus  vitp 
ipsius  prepositi  stabiliendus  est,  sicut  de  quibusdum  tantum  decimis  usus 
habet  antiquitatis.  ubi  vero  annualis  fit  mutatio  vel  paucorum  annorum  certus 
statuitur  terminus,  ibi  respectus  ad  prelatum  non  habetur,  set  fratres  tantum 
ad  hoc  perficiendiun  sufficere  debent*. 

Man  sieht:  nach  imseren  Quellen  entwickelt  sich  in  der  Geschichte  der 
Zehntpacht,  trotz  voll  vorhandener  Möglichkeit,  die  Zeitpacht  doch  nicht  in 
ältester  Zeit ;  ihr  geht  eine  Epoche  der  Erlipacht  voran ;  erst  mit  dem  Beginn 
des  13.  Jhs.  zeigt  sich  das  System  der  Vital-  und  Zeitpacht  quellen mäfs ig 
belegt,  aber  auch  sofort  in  jeder  Beziehung  fertig  ausgebildet. 

Ist  nun  dieser  Entwicklungsgang,  wie  ihn  eine  strfkte  Interpretation  der 
vorliegenden  Quellenkomplexe  ergiebt,  in  Wirklichkeit  denkbar?  Wird  die 
erste  urkimdliche  Angabe  über  eine  neue  Landnutzungsform  so  ausführlich 
lauten,  so  reiche  Erfahrung  atmen,  wie  oben  die  Notiz  über  die  Zehntver- 
pachtung  von  SCastor? 

Es  wäre  ein(*  Ausnahme,  für  deren  Glaubhaftigkeit  besondere  Beweis- 

')  MR  ÜB.  2,  65,  1184,  Papst  Lucius  III.  für  Himmerode  betreffs  der  vielen  Zehnten- 
konvertierungen :  decimales  censuum  pactiones  a  Trevirorum  archiepiscopis  Alberone  Hillino 
Amoldo  vobis  rationabiliter  confirmatas  archidiaconorum  et  pastorum,  qui  tunc  temporis 
illis  ecclesiis  prefuerunt,  communi  et  voluntario  assensu  sicut  canonice  facte  sunt,  ratas 
habemns. 

^)  Eine  etwas  freiere  Regung  schon  MR.  ÜB.  1,  614,  c  1158,  Zehnt,  bisher  in  bene- 
ficium,  nun  an  die  Lehnberechtigten  zu  Vitalpacht  gegeben  (concessa  possidenda,  dum 
advixerint)  pacto  huius  conventionis :  singulis  annis  5  garbas  et  3  vini  sext  pro  iuris  sui 
comprobatione  .  .  solvent  Das  ist  aber  doch  mehr  ein  Rekognitionszins,  als  eine  Pachtsumme. 

»)  S.  Bd.  3  No.  306  und  307. 

*)  MR.  ÜB.  2,  359—360;  vgl.  auch  a.  a.  0.  3,  249,  1225,  sowie  oben  S.  614  Note  4. 
Aus  späterer  Zeit  s.  z.  B.  *üSMax.  1484,  Bl.  82»,  WBarweiler:  in  Barwiler  habemus  duas 
partes  decimarum,  que  secundum  sub  et  supra  solent  locari  pro  40  mir.  plus  vel  minus, 
tertia  pars  siliginis  et  duc  partes  avene.  item  in  Wisemscheit  et  Budler  habemus  etiam 
duas  partes  decimanim,  que  etiam  secundum  sub  et  supra  solent  locari  pro  40  mir.  plus  vel 
minus.    S.  ferner  *USMax.  1484  Bl.  52»,  WOsperen;  sowie  Bd.  2,  225  l. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgnindbes.  —     934     — 

mittel  zur  Verfügung  stehen  mtifsten.  Solche  Beweismittel  fehlen  aber; 
ja  ganz  im  Gegenteil  giebt  es  eine  Reihe  von  Symptomen,  welche  auf  eine 
schon  viel  frühere  Existenz  der  Zeitpacht  hinweisen.  Die  Zehnterbpacht  stirbt 
nach  urkundlichem  Zeugnis  schon  vor  der  Mitte  des  13.  Jhs.  aus\  femer  werden  in 
den  ersten  zwanzig  Jahren  des  13.  Jhs.  zahlreiche  Zehnterbpachtungen  durch  Ab- 
kauf  aufeelöst*;  endlich  beginnt  seit  etwa  1240  eine  Bewegung  zur  Zehntver- 
koppelung*, deren  Durchführung  jede  Er])pacht  ausschlie&en  mufste.  So  kann 
man  mit  Sicherheit  behaupten,  dafs  Zehnterbpacht  spätestens  seit  der  Mitte  des 
13.  Jhs.  selten  geworden  sein  muls,  dafe  also  Zeitpacht  in  umfassender  Weise  an 
ihre  Stelle  getreten  sein  wird.  Aber  finden  wir  diesen  Vorgang  quellenmäfeig 
belegt?  Keineswegs.  Nur  nebenher  in  zufälligen  Erwähnungen  oder  in  konsti- 
tutiven Ordnungen  ist  von  Zeitpacht  am  Zehnt  die  Rede  *.    Kurz,  da«  Quellen- 


1)  S.  noch  MR.  ÜB.  2,  250,  1209;  263,  1210;  Goerz  MR.  Reg.  2,  1924,  1229;  auch 
oben  S.  616  Note  4. 

*)  MR.  ÜB.  2,  263,  1210:  decanus  Monasteriensis  G.,  cum  decimam  quandam  in  villa 
Nuenheim  ecclesie  Monasteriensi  attinentem  a  laicis  quibusdam  quasi  hereditarie  sub  certa 
tarnen  pensione  detentam  propria  pecunia  sua  non  sine  gravi  et  multa  difficultate  apotestate 
et  manu  laicali  liberasset  .  .  Picks  Monatsschr.  3,  265,  1217:  Vergleich  zwischen  Gerresheini 
und  Ritter  Ludwig  von  Linz  beti*.  die  Pacht  des  Linzer  Korn-  und  Weinzehnten.  Miles 
pretaxatus  .  .  recognoscit,  .  .  se  nihil  iuris  in  aliqua  decima  vini  in  Linse  habere,  sed 
universam,  que  et  fiiit  et  est  et  fiitura  erit,  integraliter  conventui  cedere  del>ere.  recognoscit 
et  idem  miles  in  decima  annone,  de  qua  26  mir.  tritici  annuatim  sepedicto  conventui  solvit 
et  solvet  quoad  vixerit,  .  .  nuUum  heredem  suonmi  id  iuris  post  eins  obitum  habiturum, 
coram  omnibus  insuper  professus,  quod,  quando  tempore  statuto  et  more  debito  pensionem 
hanc,  prout  teneretur,  non  persolveret,  se  ipsum  per  hoc  eins  procuratione  privaret  MR.  ÜB. 
3,  92,  1218,  Vergleich  zwischen  Himmerode  und  dem  Pfarrer  zu  Mettemich  wegen  des 
Mettemicher  Zehnten:  dicentibus  hoc  et  cum  sacramento  protestantibus  scabinis  synodalibus 
et  nisticis  omnibus,  qui  hec  diligentius  et  discretius  examinaverunt,  quod  ista  recompensatio 
pro  parte  plebaiii  potior  esset,  quam  proventus  decimanim.  quia  vero  ista  commutatio  beno 
et  rationabiliter  ordinata  est  et  de  assensu  meo  et  approbatione  multorum  bonorum  vironim 
tam  militum  quam  scabinonmi  synodalium  et  nisticorum  totius  ville  de  Mettricha  processit 
ad  efFectum  .  .  .  Quix  Cod.  Aqu.  2,  132,  1222:  cum  Tirieus  Dimrestein  de  Sintzge  decimas 
seu  alia  bona  (ecclesie  Aquensis)  .  .  dinoscitm*  in  perpetuum  pactimi  \indicare,  tandem 
en'orem  suum  recognoscens  .  .  omni  actioni,  quam  sibi  [de]  dicto  pacto  competere  dicebat. 
(renuntiavit).    Vgl.  dazu  die  grofse  Urkunde  bei  Quix  1,  104,  1227. 

3)  S.  oben  S.  883. 

♦)  Bd.  3,  10,  82,  1235;  MR.  ÜB.  3,  697,  1241/42:  der  Grat'  von  Vimeburg  hat  die 
Komtransporte  des  Stiftes  Karden  geschädigt.  Eine  Kommission  wird  eingesetzt  investigatiui 
a  pactariis  nostris  in  quibuscunque  locis  conunorantibus ,  prestito  etiam  ab  eisdem  pactariis 
corporali  iuramento  de  veritate  dicenda,  omni  cavillatione  et  dolo  excluso,  quantum  comes 
sive  eius  nuntii  ab  eisdem  receperint  de  ablatis.  quecunque  vero  dicti  pactarii  sub  iura- 
mento ab  eis  prestito  confessi  iuerint,  comitem  vel  suos  nimtios  nobis  abstulisse,  hec  dicte 
quatuor  persone  L.  E.  G.  et  S.  in  quatuor  sacris  diebus  pasche  convenientes  dictis  quatuor 
üdeiussoribus  comitis  intimabunt.  Arch.  Clervaux  36,  1286:  Johann  Herr  von  Weiler  zum 
Thurm  schenkt  jemand  15  mir.  vom  Zehnten  zu  Bitburg  unter  dem  Versprechen,  quod 
quandocumque  dictam  decimam  nos  aut  nostros  nuntios  locare  contigerit,  quod  pensionarios 
ipsius  decime  singulis  annis  dictis  coniugibus   ac   in  posterum   eorum   heredibus   respondere 


—     935     —   Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung.] 

Verhältnis  ist  dasselbe,  wie  für  den  Schlufs  des  12.  Jhs.  —  und  doch  besteht 
die  Zeitpacht. 

Die  Erklärung  dieser  Erscheinung  ergiebt  sich  ohne  weiteres  aus  dem 
Chaiakter  unserer  urkimdlichen  Überlieferung.  Überliefert  ist  uns  aus  dem 
gesamten  Aktenmaterial  des  fillheren  Mittelalters  systematisch  nur  das,  was 
für  die  spätere  Generation  noch  Aufbewahrungswert  besafs,  nicht  aber  das 
Aktemuaterial  für  zeitlich  eng  begrenzte  Interessen:  es  fehlen  uns  also,  um 
den  teclmischeu  Ausdruck  des  Mittelalters  anzuwenden,  die  Temporalien^ 
Zu  den  Temporalien  gehören  aber  auch  die  Zehntzeitpachten. 

Natürlich  gilt  dies  Überlieferungsverhältnis  nicht  blofs  für  die  Zehnt- 
zeitpachten, sondern  für  die  Zeitpachten  überhaupt.  Auch  sie  sind  in  der  ge- 
wöhnlichen Überlieferung  so  gut  wie  nicht  vertreten:  von  168  Pachtkontrakten, 
welche  der  dritte  Bd.  der  Mittelrheinischen  Regesten  in  der  gesamten  urkund- 
liehen  Überlieferung  der  Jahre  1237 — 1273  verzeichnet,  betreffen  155  Erb- 
pachten, 9  Vitalpachten  und  nur  4  Zeitpachten. 

Aber  auch  hier  läfst  sich  noch,  abgesehen  von  der  Analogie  der  Zehnt- 
zeitpachten, der  selbständige  Beweis  mit  Sicherheit  erbringen,  dafs  die  Über- 
lieferung das  wahre  Verhältnis  von  Erbpacht  zu  Vital-  und  Zeitpacht  auch 
nicht  entfernt  richtig  wiedergiebt.  Unter  gleichzeitiger  Einführung  schrift- 
licher Verzeichnisse  für  die  Akte  freiwilliger  Gerichtsbarkeit  bestimmt  Erz- 
bischof Philipp  von  Köln  im  J.  1173  für  Andernach,  nulluni  allodium  dari  vel 
delegari  debei*e  vel  posse  et  coram  testibus  aliis,  nisi  coram  iudice  et  coraiu 
scabinis^:  jede  Übertragung  und  Erbpacht'*  war  also  zu  verzeichnen,  die  Zeit- 
pacht dagegen  nicht.  Dieser  Standpunkt  ist  auch  deijenige  der  generellen  Ur- 
kundenkopiare  —  sie  verzeichnen  nur  Perpetualien,  nicht  Temporalien ;  und  eben 
sie  wie  die  nach  gleichem  Grundsatz  gebildeten  Archive  bilden  ja  den  Grund- 
stock unserer  urkundlichen  Überlieferung. 

So  mufs  man  denn  dieser  geschlossenen  Masse  urkundlicher  Tradition 
gegenüber  das  wenige  aufsuchen,  was  ims  aus  der  Zeit  vor  dem  15.  Jh.  an 
originalen  Verwaltungsakten  des  platten  Landes  erhalten  ist,  wenn  man  zu 
einer  sicheren  Erörterung  der  Frage  nach  der  Moritat  der  Erb-,  Vital-  oder 
Zeitpacht  gelangen   will.     Eigentliche  Pachtakten,  Beständnisbücher  u.  dgl. 

faciemus  singiilis  annis  de  quindecim  mir.  antedictis  et  cavere  idonee  de  solutione 
earumdem. 

»)  S.  Bd.  2,  687. 

')  S.  oben  S.  631  Kote  1.  Anders  freilich,  scheint  es,  die  Mainzer  Richter.  Sie 
notieren  nach  MK.  ÜB.  2,  49*,  1181  ea,  que  in  nostra  presentia  vel  venditione  transfenmtur 
vel  locatione  conduciintiu-  seu  in  enphitheosim,  qui  contractus  inter  venditionem  et  locadonem 
medius  consistit,  rationabiliter  conceduntur,  precipue  inter  domos  religiosas  et  loca  divino 
obsequio  mancipata.    Doch  liegt  hier  wohl  fremde  Rechtsanschauung  vor. 

»)  Über  delcgare  vererbpachten  s.  MB.  ÜB.  1,  586,  1145,  cit  oben  S.  899  Note  8; 
und  unten  S.  938,  Note  4,  S.  944  Note  1.  Die  Andemacher  Schreinsrolle  verzeichnet  in 
der  That  nur  Erbpachten,  nicht  Zeitpachten. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes. 


936 


helfen  hier  nichts,  sie  gehen  nur  selten  tlber  das  15.  Jh.  hinaus  zurück^.  So 
nehmen  wir  zunächst  eine  Quelle  genereller  Art  zu  Hilfe,  die  Trierer  erz- 
stiftischen  Kopiare ^,  welche  teilweis  auch  Verwaltungssachen  erhalten,  und 
deren  Stoff  in  Goerz'  Regesten  der  Erzbischöfe  repertorisiert  ist  Hier  er- 
giebt  sich  an  Pachtkontrakten  folgende  Höhe: 


Absolute  Höhe 


Prozentuale  Höhe 


Zeit 

Erbpacht 

Vitalpacht 

Zeitpacht 

Insgemein 

Erbpacht 

Yitalpacht 

Zeitpacht 

1300—1325 

2 

^ 

1 

3 

66,6 

^■^■B 

33,3 

1326—1350 

2 

1 

2 

5 

40 

20 

40 

1351    1375 

16 

6 

3 

25 

64 

24 

12 

1376—1400 

25 

8 

6 

39 

644 

20,5 

15,4 

1401—1425 

12 

14 

10 

36 

33,3 

39 

27,7 

1426    1450 

2 

2 

1 

5 

40 

40 

20 

1451—1475 

21 

2 

6 

29 

74,4 

6,8 

18,8 

1476—1500 

40 

1 

17 

58 

69 

1,7 

29,3 

Die  prozentuale  Höhe  der  Vital-  und  Zeitpachten  überragt  hier  ihre  aus 
sonstigen  Quellen  bekannte  relative  Anzahl  in  dieser  Zeit  um  ein  ganz  Be- 
deutendes ^. 

Aber  das  Glück  will  es,  dafs  wir  auch  noch  für  das  13.  Jh.  uns  wenigstens 
an  6inem  Punkte  eine  Vorstellung  vom  numerischen  Verhältnis  der  einzelnen 
Pachtarten  machen  können.  Für  diese  Zeit  sind  nämlich  die  bisher  unbekannten 
Pachtverwaltungsakten  des  Klosters  Rupertsberg  unten  in  Bd.  3  Nr.  2  zum 
Abdruck  gebracht  worden.    Hier  ergeben  sich  für  die  Jahre 


1)  S.  z.  B.  Bd.  2,  698. 

2)  S.  Bd.  2,  682  ff. 

')  Das  kann  mit  Sicherheit  nach  dem  Gesamteindruck  der  Überlieferung  behauptet 
werden.  Man  vgl.  übrigens  speziell  auch  für  die  älteste  Zeit  an  Zeitpachten  MR.  ÜB.  1, 613, 
c.  1160;  ♦Abschr.  Miltenberg,  jetzt  München,  1235,  vgl.  Goerz  IVfR.  Reg.  2,  2147;  Remling, 
Speier.  ÜB.  211,  1237  pviünze];  MR.  ÜB.  3,  1015,  1249;  Westd.  Zs.  Bd.  2  Korrbl.  219,  1299; 
Hennes  ÜB.  2,  382,  1308;  ♦Dipl.  Prumiense  Bl.  136»,  1325;  Bd.  3,  149,  12,  1330;  »ÜMünster- 
maifeld  Hs.  Koblenz  St.  A.  CXI^,  Bl.  41b,  1335;  42,  1335;  Guden.  CD.  2,  1087,  1344; 
♦ÜMünstermaifeld  Bl.  38  b,  1348;  Arch.  Clervaux  362,  1358:  *Dipl.  Prumiense  Bl.  119  b, 
1372  usw.  —  an  Vitalpachte^i  MR.  ÜB.  1,  449,  1122;  *Bald.  Kesselst.  1218,  Goerz  MR.  Reg. 
2,  1396;  MR.  ÜB.  3,  173,  1221;  347,  1228;  *Chart  Trier  Stadtbibl.  1242,  s.  Lager  Mettlach 
298;  Ennen,  Qu.  2,  2a5,  232,  1243;  •Andernach.  Schreinsr.  No.  158,  G.  750,  1249;  ♦Düssel- 
dorf St.  A.  Pant  Or.  57,  1260;  Guden.  CD.  5,  62,  1272;  Kremer  Ardenn.  Geschl.  Cod.  dipl. 
S.  367,  1278;  Bd.  3,  76^77,  1278;  78—79,  1279;  Bd.  3,  No.  88,  1309;  *Trad.  Rupertsb. 
Bl.  42b,  1313;  Bd.  3,  121  f.,  1321;  125  f.,  1321;  228,  1356;  »Koblenz  St  A.  MC.  IIb, 
Bl.  150b  und  hieraus  MC.  DI  Bl.  229b— 280 S  1376;  ♦Arch.  Maximin.  5,   1240,  1381   usw. 


—     937     —    Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung.l 


1195—1323  I  Erbpachten 


Vitalpachten  i  Zeitpachten 


Absolut 


Prozentual 


12 


26,6 


6 


27 


13,4 


60 


Dem  stehen  in  der  gemeinen  Überlieferung  (Goerz,  Regesten  Bd.  3)  gegenüber 


1137-1273 

Erbpachten 

Vitalpachten 

Zeitpachten 

Absolut 
Prozentual 

155 

__ 

92,3 

9 
5,4 

4 
2,3 

Diesen  Ziffern  ist  nichts  zuzusetzen;  sie  zeigen,  wie  aufserordentlich  ungleich 
unsere  Tradition  zur  Geschichte  der  Pachtfonnen  ist:  in  der  That  werden 
Zeitpachten  in  der  gemeinen  Überlieferung  meist  nur  zufällig  und  nebenher 
oder  in  konstitutiven  Dokumenten  genannt :  die  schon  für  die  Zehntzeitpachten 
l>eol)achtete  Erscheinung  ist  eine  allgemeine  ^ 

Wie  aber  soll  man  sich  nun  bei  dieser  Lage  der  Tradition  das  nume- 
rische und  chronologische  Verhältnis  der  einzelnen  Pachtfonnen  in  ihrer  Ent- 
stehungszeit, im  12.  Jh.,  denken? 

Geben  wir  von  vornherein  zu,  dafs  eine  weite  Verbreitung  dei*  Zeit- 
pacht in  dieser  Zeit  vorhanden  gewesen  sein  kann,  auch  wenn  sie  urkundlich 
nicht  bezeugt  ist,  so  werden  wir  unsere  Anschauungen  im  ganzen  mehr  nach 
allgemeinen  Erwägungen,  als  nach  dem  Stande  des  Quellenmaterials  zu 
bilden  haben. 

Da  unterliegt  es  zunächst  keinem  Zweifel,  dafs  das  Emporkommen  jeder 
freieren  Nutzungsform,  welcher  Art  sie  auch  inmier  sein  mochte,  von  den 
besseren  Klassen  der  ländlichen  Bevölkerung  mit  Freude  begrtifst  worden  sein 
wird^.  Innerhalb  der  möglichen  Nutzungsformen  aber  mufsten  die  Gnmd- 
herren  bei  richtig  vei-standenem  Interesse  die  Zeitpacht  vorziehen;  sie  setzte 
sie»   in  andauernden  Mitgenufs  der  rapide  steigenden  Grundrente,   deren   sie 


')  S.  noch  MR.  ÜB.  3,  1015,  1249:  de  vineis  meis  in  Leidesdorf  .  .,  quas  E.  militi  et 
S.  dicto  H.  concessi  ad  decem  annos  pro  medietate  colendas;  *USEU8ab.  Hosp.  Bl.  31^: 
de  arboribus  nucuni  domni  abbatis,  quando  nuces  locantur  .  .;  *Bald.  Kesselst  S.  299,  1338: 
ouch  verpechtet  man  den  win  alda  umbe  siben  fuder  oder  umbo  echte,  als  iz  gerächt  an  dem 
jare;  WEn)el  1388,  cit.  oben  S.  289.  Note  1. 

-)  S.  die  Arengen  in  den  Urkk.  des  Domkapitels  MR.  ÜB.  1,  455,  1126:  exultate  iusti 
in  domino,  rectos  decet  collaudatio;  MR.  ÜB.  1,  481,  1135:  gustate  et  videte,  quam  suavis 
est  dominus;  beatus  vir,  qui  sperat  in  eo:  cuius  rei  ego  [der  Pächter]  argumentum  sum. 

Lampreeht,  Deutsches  WfaisckafUlebeii.    I.  60 


(Wiitschaft  (1.  Grofsgruiidbes.  —     938     — 

innerhalb  des  grundhörigen  Nexus  nahezu  verhistig  gegangen  waren  ^.  Aber 
schon  eben  dieser  UnistÄud  inufstc  die  arbeitenden  Klassen,  so  sehr  für 
sie  wirtschafüiclie  Freiheit  wünschenswert  war,  doch  dem  System  der  Erbpacht 
besonders  geneigt  machen.  Für  die  Erbpacht  sprachen  aber  aufserdem  noch 
weitere  und  durchschlagendere  Gründe.  Zunächst  ein  mehr  fonnaler:  die 
alten  Nutzungssysteme  der  Prekarei  wie  der  (irundhörigkeit  standen  an  sich 
der  Erbpacht  näher  und  lösten  sich  deshalb  in  dieselbe  leichter  auf,  als  in 
Zeitpacht 2.  Dann  aber  auch  hervorragend  materielle:  bei  der  Zeiti^acht  war 
es  anfangs  sehr  si*hwer,  kapitalkräftige  Pächter  zu  finden  und  wirksame  Vor- 
kehrungen für  den  Heimfall  des  Pachtgutes  nach  Ablauf  der  Pachtfrist  zu  treflFen ; 
diese  Schwierigkeiten  fielen  bei  der  Erbpacht  teilweise  oder  ganz  hinw^. 

So  mögen  sich  denn  die  Gründe  für  Er])pacht  und  Zeitpacht  —  sehen 
wir  von  der  zwischen  beiden  stehenden,  weniger  stark  vertretenen  imd  daher 
für  die  vorliegende  Kontroverse  ziemlich  indifferenten  Vitalpacht  ab  —  so 
ziemlich  die  Wage  gehalten  halien;  und  demgemäfs  wird  anzunehmen  sein, 
dafs  Zeitpacht  und  Erbpacht  schon  im  12.  Jh.  nahezu  gleich  verbreitet  waren, 
mag  auch  die  Erbpacht  wegen  ihrer  durch  Prekarei  und  Grundhörigkeit  besser 
vorbereiteten  Entwicklungsbasis  etwas  früher  als  die  Zeitpacht  entstanden  sein '. 

Wie  wurden  aber  alle  drei  Systeme  der  Erb-,  Vital-  und  Zeitpacht  nun- 
mehr im  Laufe  des  12.  bis  15.  Jhs.  völlig  ausgebildet?  Es  versteht  sich,  dafe 
wir,  weil  in  der  Beantwortung  dieser  Frage  vom  vorhandenen  Material  ab- 
hängig, die  Hauptlinien  der  Erörterung  hier  am  l>esten  auf  die  Erbpacht  *  pro- 
jizieren, zumal  ihr  die  Vitalpacht  in  vielen  Bestimmungen  sehr  nahe  steht. 
Ist  aber  die  Erbpacht  untersucht,  so  wird  es  leicht  sein,  die  Unterschiede  von 
Vital-  und  Zeitpacht  ihr  gegenüber  hervorzuheben. 

Innerhalb  des  Erbpachtsystems  zunächst  einiges  über  den  Pachtantritt 
und  das  mit  demselben  eingegangene  rechtliche  Verhältnis.  Das  erste,  was 
hier  zu  regeln  war,  war  natürlich  die  Er])folgeordnung.     Nur  äufserst  selten 

1)  S.  oben  S.  622. 

2)  S.  oben  S.  892  Note  6;  S.  893  Note  5  und  «. 

')  Über  die  quantitative  Ausbreitung  der  Fachten  in  tiüher  Zeit  sich  ein  exaktes 
Bild  zu  machen,  ist  natürlich  unmöglich ;  Beiträge  zu  einer  Lösung  des  Problems  liefert  oben 
S.  890  Note  2.  Der  allgemeine  Eindruck,  den  man  erhält,  spricht  für  eine  weitgehende  Ver- 
breitung der  Pachten  schon  im  13.  Jh.  Auf  dem  Maifeld  war  vor  der  fi*z.  Revolution  Vi  des 
Bodens  in  Zeitpacht  ausgethan  und  nur  ^!a  Eigentum,  s.  von  Schwerz  S.  222. 

*)  Der  älteste  Ausdruck  für  Erbpacht  ist  delegatio,  vgl.  MR.  ÜB.  1,  424,  1112,  cit 
unten  S.  944  Note  1,  dazu  oben  S.  899  Note  3,  S.  935  Note  3  und  den  zugehörigen 
Text  Die  wirklich  durchschlagende  und  bis  späthin  dauernde  Bezeichnung  wird  indes 
ius  hereditarium,  vgl.  MR.  ÜB.  1,  474,  nach  1134;  2,  90,  1187;  Rupertsberger  Akten 
Bd.  8  No.  2;  *Andernach.  Schreinsr.  No.  104,  G.  1248,  1215;  MR.  ÜB.  3,  437,  1231; 
Lehnsbuch  Werners  von  Boland  S.  36  usw.,  daneben  ius  emphiteoticum  MR.  ÜB.  2,  49*, 
1181;  *Arch.  Maximin.  13,  558,  1385,  auch  wohl  ius  censuale,  ein  Ausdruck,  welcher 
in  MR.  ÜB.  2,  141,  1220  mit  ius  emphiteoticum  wechselt  Nur  eine  Viiriation  von 
ius  hereditarium  oder  emphiteoticum  ist  auch  das  in  einer  Pfalzeler  Urkunde  von  1277, 
♦üSMax.   1484  Bl.    101,  und  Bd.  3,   156,   24,   1333   gebrauchte  peri)etua  emphiteosis,  wie 


—     939     —    Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfiissung] 

vernachlässigter  Grundsatz  für  sie  ist,  dal's  das  Erbgut  unteilbar  sei;    nur  ein 

dies  der  Ausdi-uck  einer  I'rkunde  in  den  Ann.  d.  bist  Ver.  f.  d.  Niederrh.  44,  84,  1362 
zeigt:  in  emphytiosim  peq)etuam,  id  est  iure  hereditario.  Auch  possessio  in  ctenium 
possessio  et  usus  peri)etuus,  iure  hereditario  in  perpetuum  possessio,  tenere  et  habere  per- 
lH,'tue  et  hereditarie  ist  statt  ius  hereditarium  beliebt,  s.  MH.  ÜB.  1,  481,  1135;  2,  45*,  1181; 
8,  437,  1231;  Bd.  3,  56,  n,  1269;  llennes  ÜB.  1,  218,  1271;  *Dipl.  PrumienseBl.  58s  1344: 
i's  wiiil  aber  in  der  Verbindung  possidere  pro  censu  wohl  auch  für  Zeitpacht  gebraucht, 
s.  Bd.  3.  64,  21,  1273.  In  gleicher  Weise  wie  ius  hereditarium  und  die  anschlicfsendcn  Aus- 
diücke  kommt  auch  hereditos  vor,  so  zuerst  MR.  ÜB.  1,  431,  1115;  477,  1134;  2,  45*,  1181. 
Hiemach  heifscn  die  Erbpächter  heredes:  MK.  ÜB.  1,  474,  nach  1134;  477,  1134  —  doch 
ist  noch  in  der  l'rkundo  MH.  ÜB.  1,  618,  c.  1160  heres  mit  (iehöfer  identisch.  Sehr  charak- 
teristisch ist  die  schon  früh  eintretende  Steigemng  von  hereditas  zu  hereditas  timia,  per- 
l>etua,  vgl.  MB.  ÜB.  1,  431,  1115;  *Andernach.  Schreinsr.,  G.  787,  1193-97:  diese  Steigenmg 
führt  bald  dahin,  dafs  das  Wort  finna  selbst  substantivisch  als  Pacht  gebraucht  wird,  in 
unserem  Gebiete  zuc^rst  CBM.  2,  166,  1255:  ad  firmam  suscepenmt  (bona)  .  .  in  perpetuum 
iure  hereditario  possidenda;  forner  *Arch.  Maximin.  12,  514,  1291:  perpetuo  concedimus  ad 
tiiTOam ;  auch  Bd.  3,  99,  23,  1291 :  dare  ad  firmam  sive  ad  censam.  Wie  diese  Beispiele  be- 
weisen, steht  hier  finna  einfach  für  Pacht,  nicht  für  Erbpacht;  in  der  That  findet  sich  denn 
Hennes  ÜB.  2,  382,  1308  eine  finna  auf  6  Jahre  und  *I)ipl.  Pnimiense  Bl.  136  a,  1315  eine 
solche  auf  12  Jahre.  Vgl.  auch  Stat.  synod.  1310,  c.  69,  Blattau  1,  102:  cupientes  hospita- 
litatem  in  ecclesiis  obsen^ari  interdicimus ,  ut  nullus  ecclesias  ad  censum  vel  ad  firmam  det 
et  concedat  sou  fructus  eius  obliget  absque  nostra  et  episcoponun  loci  licentia  speciali;  sed 
et  si  quis  ex  aliqua  rationabili  causa  ad  censum  seu  ad  firmam  dandi  licentiam  a  nobis  seu 
episcopo  loci  obtinuerit,  non  tamen  alicui  saeculari  personae  officium  aliquod  in  quocimque 
saeculari  regimine  gerenti  adcensare  obligare  seu  ad  firmam  dare  praesumat.  Statt  censum 
ist  hier  wohl  censam  zu  lesen:  winl  doch  von  dem  hier  vorkommenden  Wort  adcensare 
sogar  der  Ausdmck  ascensa  im  Sinne  von  firma  gebildet,  vgl.  Guden.  CD.  2,  1087,  1344; 
B<1.  3  Wortr.  u.  d.  W.  acens;  imd  *Dipl.  Pnimiense  Bl.  142»,  1354:  rccipere  ad  legitimani 
finnam  seu  accensam  scutumque  seu  tenninum  triginta  annorum.  Gegenüber  diesen  vielfachen 
Bezeichnungen  gewinnt  das  Wort  j)actum  pacht  in  lateinischer  wie  deutscher  Form  an  der 
Mosel  erst  sehr  spät  typische  Bedeutimg;  lange  bleibt  es,  wenn  es  auch  für  Pacht  gebraucht 
wii-d  (z.  B.  MR.  l^.  1,  455,  1126)  doch  im  ganzen  indifferent;  es  kann  in  früherer  Zeit  auch 
auf  lYekarei  gehen  —  so  heifst  z.  B.  MR.  ÜB.  1,  169,  926  eine  Prekarei  convenientia  et 
]Kictum  — ,  und  es  wird  noch  spät  auch  für  Gehalt  angewendet,  vgl.  Bd.  8,  179,  «1,  1340; 
193,  9,  1345.  Die  älteste  deutsche  B(»zeichnung  für  Erbpacht  ist  demgegenüber  ervescaf, 
MR.  TB.  2,  49*,  1181,  imd  ervelien,  *Andemach.  Schreinsr.,  G.  787,  1193—97.  —  Die 
Pachtsumme  selbst  heifst  pensio  —  doch  heifst  auch  schon  MR.  ÜB.  1,  106,  867  der  Zins 
riner  einfachen  Prekarei  pensio  (die  Stelle  ist  zu  lesen  sub  annuali  pensione,  que  plcnius 
usw.)  —  vgl.  Lac.  Archiv  3,  139,  1222,  cit.  Bd.  2,  674  Note  2;  Hennes  ÜB.  2,  361,  1302. 
Freilich  geht  das  Wort  pensio  recht  bald  auch  in  die  Bedeutung  von  Pachtverhältnis  über, 
^.  Ennen.  Qu.  2,  180,  179,  1238;  Bd.  3,  99,  25,  1291;  und  demgemäfs  finden  sich  dann 
späterhin  Ausdrücke  wie  annua  et  perpetua  pensio,  s.  Guden.  CD.  2,  1010,  1814;  s.  auch 
Ileunes  ÜB.  2,  395,  1315,  wo  die  Äcker  eines  Gemeindemitglieds  von  Erpel  pensionarie  vel 
alio  quocumque  iure  [ab  aliis]  dependent;  und  *Dipl.  Pnimiense  Bl.  186»,  1315:  pro  nobis 
et  nostris  heredibus  rccepimus  ad  pensionem  sive  ad  firmam.  —  Das  Eingehen  des  Pacht- 
kontrakts wird  mit  libere  conducere  bezeichnet,  s.  *Andemach.  Schreinsr.  No.  129,  G.  1888, 
1228;  No.  133,  G.  1890,  1228.  Dem  entspricht  dann  ein  exponere  libere  et  locare  sub 
annua  pensione,  s.  Bd.  3,  221,  n,  c.  1350.  Deutsche  Ausdrilcke  für  Vererbpachtung  bieten 
CarL  Clairefontaine  211,  zum  J.  1446:  verzinsen  imd  laessen  zu  gronde  und  zu  erbe  zu 
ewigen  dagen  durch  imemie;  und  ähnlich  Bd.  3,  284,  si,  1471:  lihen  zu  ewigen  tagen 
imwidderuflich.  —  Bisweilen  erscheint  endlich  das  Eingehen  des  Ei'bpachtvertrags  geraden- 

60* 


^ß^^^f^ 


rWirtschiift  .1.  (irnfsirniuilbes,  —     94n     — 

Krl»e  wird  -/mt  Nachfoipc  zugelassen',  Innerhalli  lii^ser  Schranke  war  riMin 
die  Erbfolge  so  Kenrdnet,  diifs  /iiiiieist  nur  dir  (Hrekten  Deszeudenteu  crb- 
filhig  waren,  Itei  Ehegatten  wnhl  meist  unter  Zulassung  einer  I^ihzucht  fllr 
den  Uberlelienden  Teil'.  Dabei  war  in  den  sti-eugst*"!!  Fallen  die  Siicression 
auTserdein  auf  Miinner  beschi-aiikt*;  bei  niiltieitr  Auffassung  wurden  auch 
Weiber  zugelassen*.  Indes  koninien  rioph  auch  Falle  vor,  wo  man  sich  tllier- 
haupt  nicht  an  die  direkte  Deszendenz  bindet  und  Mflnner  und  Weibi-r  inner- 
halb   dieser    weiteren   Fiissung    dann    gleichuiafsig    zuläfst  ^.     Unter  den   iu 


wegB  als  Kauf;  so  keifst  c-s  Ud.  9,  248,  vi,  1383,  eiu  Erbpaclithi^iT  hübe  ileni  Ei-biüchter  Mir 
sich  und  sine  erben  erfliche  .  .  \oa  ksiiis  wegen  geliiwen.  Betiimilers  bnieic^nenil  ist  in 
dieser  HiDfiirht  ■Koblenz  SL  A.  MC.  VII  Bl.  335*— 8!)5t',  No.  996,  1482.  Zur  Bednihmg 
dieser  AnfiässniiE  s.  weiter  iint«n  S.  954  Note  S. 

■)  MR.  ÜB.  1.  474.  nauh  1184t  illnd  etiniti  gn|ieruildidiniiis,  nl  non  diu>  rel  tres,  scd 
onus  tiintuiii  de  lieredilm«  iUonini  baiii'  «••miier  bereilit»leiji  buheret  et  nrnniA  prenorainata 
iiiie  amtiaili.'ti.iu.-  pciiitt.Ht      ME!.  TU-  :i.  514.  \2M.    ViT.TbpacUlimg  des  Kai-drnev  Uiifm 

datur,  8ed  tantum  ad  unum  heredem  devolvatur  hereditarie  possidenda.  Bd.  3,  7,  n.  1272: 
Weinberge  in  Erbpacht,  ita  tarnen,  qimd  dirte  vinep  apud  unum  herednm  ^iininiiii  maneniit 
indirise.  S.  femer  noch  Hemies  ÜB.  1,  232,  1274;  *Arch.  Maximin.  8,  309,  ISA?:  Ann.  <\. 
Urt.  Ver.  f.  d.  Niederrh.  44,  86,  1369.  —  Von  zwei  Erben  sprechen  nur  Uli.  Ilt.  2,  '*•• 
1187,  und  *Arch.  Maximin.  8,  707,  1491 :  Verpachtung  des  Sitmnemer  Hofe:?  auf  liii>ci'  und 
.  unserer  iklicher  ehelicher  wemkliger  kiiider  lelien  lang  und  nit  langer,  also  lUni^  wir  und 
unser  ebelig  kinder  vuigen.  densellien  egcu,  hof  erbschaft  und  ander  recht  iImi^u  i;ehorigh 
nit  weiter  theilen  snilen  noch  mögen,  dan  in  zwo  theilen;  und  die  obgen.  hi'rren  ailer  ihre 
nakommen  enllent  auch  die  lierde  iis  nit  mehr  dan  swene  hoe&nener  hain,  des  bofc  recht 
ihn  jairs  und  m  aller  zit  zu  doin  und  vemuegen  nach  lüde  unsers  IwBlentnisbriels,  wir  nf 
dies  erwe  bestentsEJehl  und  vertragh  van  den  obgen.  berren  hain,  als  klAHichen  hemage- 
schrieben  volget. 

»)  MR.  ÜB.  3.  514,  1234.  Vererbpacbtung  di-s  Kardener  Hofes  zu  Trels  an  Petrus  luid 
.liiBtina:  si  vero,  i|Uod  nbsit,  predictos  Petrum  et  lustinBm  uxorem  eins  abKqiie  llberis  uni- 
verse  camis  Tiani  ingredi  eontigerlt,  teniporibus  vite  sue  eiusdem  aree  gaudebit  possessione, 
ita  quod  non  hahebit  potestatem  eam  propter  iilios  liere<les  ab  ecclei^ia  alienandi,  sed  post 
mortem  suam  absoluta  et  libera  cum  edificiis  ad  ecclesiani  rerolvatur. 

')  Bd.  3,  6,  «,  1270:  concessimus  M.  .  .  et  suis  pueris  et  eurundem  puerorum  pueris 
et  ceteris  t&libus  ipsonun  heredibus  et  non  aliis.  Mit  piieri  werden  hier  doch  wohl  nur 
männliche  Deszendenten  bezeichnet. 

*)  .MR.  ÜB.  1,  431,  1115:  ErzbiBchof  Brunn  giebt  aji  das  Domkapitel  ein  Gut  zu 
Lehmen,  um  seine  Memorie  davon  feiern  zu  lassen,  uiinistranle  et  procumnte  hanc  predict^ 
celebrationein  memorie  Kfldolfo  prius  meo,  modo  aiitem  sancti  l'etri  minititro  et  eius  itxore, 
si  snpersles  ftierit;  cui  in  hereditatem  tiraiam  prefatum  bonnni  eoncedi  rogavi  luuic  inter- 
nect«nB  conditionem,  ut  unum  tantum  ex  filiis  vel  liliabus  suis,  si  filii  desunt,  in  hoc  bouo 
heredem  constituant,  qui  simili  modo  imum  tantum  ex  liliis  vel  liliabus  suis  heiedem  reün- 
qitat,  ceteris  Bibi  per  ci^nationem  succed^ntibns  eadem  lege  firmiter  designata. 

")  MR.  ÜB.  I,  461,  1135i  predium,  quod  in  Vria  habuisse  horediturin  iure  cognosciin- 
tfur]  presbiter  B.  et  V.  pater  eins  .  .  ego  E.  cnm  uxore  mea  B.  et  tilia  mea  H.  suscepi  .  . 
a  legato  .  .  V,.  [dem  domkapitularischen  Nuntius]  .  .  in  etemum  noliia  et  post^^ris  nostris  in 
genere  vel  propinqnis  in  cognatione  possideudum  hiic  condiiione,  ut  quntannis  .  .  3  s.  et 
«  d.  .  .  persolvamus.    S.  auch  Bd.  3,  142,  a,  132.^. 


—     941     —    Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung.] 

gleicher  Weise  Erbberechtigten  wurde  aber  der  Erbe  bestimmt  entweder  durch 
Wahl  des  Erblassers ^  oder  es  war  Majorat-  oder  auch  Juniorat^  vertrags- 
mäfsig  festgesetzt. 

Bei  Antritt  der  Pacht  im  Erbfall  war  bisweilen,  in  noch  nicht  ganz 
freien  Pachten*,  ein  Empfllngnis  zu  zahlen*^,  und  wo  diese  Abgabe  bestand, 
der  Erbpächter  aber  eine  juristische  Person  war,  da  mufste  natürlich  ein 
l)estimmtt»s  Individuum,  meist  ein  Mitglied  der  pachtenden  Institutsgenossen- 
schaft, als  Träger  der  Pacht  iK^zeichnet  werden,  um  von  Zeit  zu  Zeit  den 
Erbfall  herbeizuführen^. 

Die  Lösung  des  Pachtverhältnisses  lag  nur  selten  und  nur  laut  besonderer 
Abmachung  in    dcT  Hand   des  Herrn  ^;    dagegen  hatte  der  Pächter  die  Frei- 


1)  MR.  ÜB.  1,  477,  1134:  das  von  Erzbischof  Bruno  (f  1124)  geschenkte  Gut  zu  Lehnien 
Radulfo  [so  zu  lesen]  fideli  viro  hac  ratione  in  hereditatem  conccssimus,  ut  quotannis  in 
epiphania  domini  3  nu*.  probati  argeuti  .  .  persolvat,  adducturus  quandoque  in  capitulum 
fratrum,  quem  elegerit  sibi  successorem,  idem  bonuin  predicta  lege  .  .  suscepturuin. 

*)  Bd.  3,  6,  1270:  bona  vero  nullo  modo  dividentur,  sed  senior  puer  ipsa  bona  a  nobis 
i-ecipiet  et  nobis  cavebit  et  satisfaciet  de  pensione  [der  Pacht].  *Arch.  Maximin.  12, 514, 1291 : 
Erbverpachtung  des  Hofes  .Jaminais,  itii  tarnen,  quod  unus  haeredum  dictorum  coniugum,  vide- 
licet  senior  filius,  vel  filia  filio  non  exstante,  bona  sie  eis  data  et  concessa  solus  teneat  vel 
possideat;  nee  dividi  valcant  inter  plures  haeredes  eonmdeni. 

»)  S.  Bd.  3,  121,  w,  1321. 

*)  Bei  ganz  freien  fehlt  es,  vgl.  aufser  oben  S.  926  t.  noch  '^Andernach.  Schreinsr. 
No.  155,  G.  747,  1249:  ein  Haus  in  vico  piscatonim  iure  hereditario  empfangen,  sub  tali 
conditione,  quod  singuHs  annis  pei-solvat  10  s.  d. ;  et  absoluta  debet  esse  a  iure,  quod  dicitur 
Yiu-hure;  et  illud  ins  servabitur  suis  heredibus.  Hennes  ÜB.  1,  2i^2,  1274,  Erbpacht:  adiectum 
est  etiam  in  contractu  et  Anna  promissione  vallatuin,  quod  bona  predicta  inter  heredes  non 
dividantur,  et  quotienscunque  necesse  ftierit,  novus  successor  vel  heres  in  rcnovatione  censum, 
tjui  vidgo  vurhure  dicitur,  non  persolvet. 

''♦)  Aim.  d.  bist.  Vor.  f.  d.  Niederrh.  23,  265,  1162:  eine  Mühle  verpachtet  an  H.,  ut, 
quando  vel  ai>  vo  scu  ab  alio  hereduni  eins  moite  intercedente  idem  molendimuii  vacaverit, 
queinadniodum  ipsc.  ita  (^t  universi  heredes  eius  12  d.  Coloniensis  monete  pro  nova  in  ipsa 
molendini  suscoptione  dare  deberent.  *Andernach.  Schreinsr.  No.  13,  G.  346,  1173  bis 
1190:  3  curtes  geben  zusammen  ^'i  nu*.  Erbpacht;  wenn  der  Erbpächtcr  stirbt,  heredes  sui 
dimidiam  mr.  dent  pro  exciuisitione  et  semper  teneant;  *Dipl.  Prumiense  Bl.  143»,  1281: 
quodsi  filius  aut  filia  seu  aftinior  fuerit  heres  dictorum  bonoinim,  nobis  pro  iiu*e  nostro,  quod 
in  vulgari  dicitur  herghewede,  persolvet  Ib.  bonorum  et  legaliiun  Amhemensium  d.,  et  sie 
bona  in  heretlitate  possidebit.  In  der  ersten  dieser  Nacluichten  kann  man  schon  die  Andeu- 
tung eines  I'bergangs  zu  dem  Institut  des  Erbbestandgeldes  in  den  Worten  quemadmodum 
et  ipse  erblicken  wollen ;  doch  ist  die  Summe  zu  niedrig.   8.  weiteres  unten  S.  954  Note  8. 

*)  Diese  Person  galt  aber  üiterhaupt  ganz  allgemein  als  Träger  aller  Pachtverpflich- 
tungen, vgl.  ♦Andeniaeh.  Schreinsr.  No.  58,  G.  204,  1241:  Kloster  Rosendal  kauft  in  Erb- 
pacht in  Anilciiiach  einen  Weinberg,  et  ecclesia  solvet  annuatim  .  .  3  s.  et  2  pullos  et 
2  denariatas  vini,  si  secuiii  biberc  volunt,  vel  unam,  si  nohmt;  et  ecclesia  instituit  fratrem  V., 
qui  de  dicUi  vinea  faciet  iustitiam,  et  post  eum  alium  instituet  S.  auch  Ennen,  Qu.  2,  93t 
84,  1224;  Ann.  d.  bist.  Ver.  f.  d.  Niinierrh.  44,  73,  1252;  75,  1257. 

•)  *l)ipl.  IVuiuiciiso  lU.  18M".,   1456. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrandbes.  —     942     — 

heit  des  Rücktrittes'.     In  Wirklichkeit  kommen  nicht  selten  Lösungen  von 
Erbpachten  unter  Verzicht  des  Pachters  gegen  Zahlung  vor^. 

Das  Verfügungsrecht  dos  Erbpachters  innerhalb  dos  Pachtverhilltnisses 
war  fest  begrenzt.  Verpfandung,  Vei^setzung,  Vortoilung,  Belastung,  After- 
verpachtung®,  wie  auch  Vertauschung*  und  Verruil'seiiing^*  waren  nur  unter 
Zustimmung  des  Pachtherm  zulässig. 

1)  *Andornach.  Schreinsr.  No.  4,  G.  337,  1173-1190:  R.  et  G.  ot  M.  et  fili?  et  filii 
Berte  Trimize  habuenint  curiam  de  sancta  Maria  liniiis  sancto  congregationis  [SMarien-Andei^ 
nach],  que  censum  solvebat  12  d.  hoc  placiiit  istis,  videlicot  IJ.  et  uxori  siie  G.  ot  M. ,  iit 
abalienarcnt  se  spontanea  voluntate;  et  secundum  eiindem  censum  domini  et  fratres  con- 
cessenint  (4.  et  C.  et  uxori  8u<*  G.  et  posteris  eius  in  i>erpetuimi.  *Andemach.  Schreinsr. 
No.  49,  G.  1791,  lun  1226:  T.  de  sancto  Martino  recepi  a  domino  II.  G.  et  ab  uxore  siia  E. 
2  partes  vinee  sitas  in  monte  sancti  Martini  iure  ereditario  possidenda/^,  ut  inde  tarnen  per- 
solverem  3  s.  et  dimidium  et  2  pullos  et  vini  denariatam  annuatim.  e^o  vero  predicto  II.  et 
uxori  sue  partem,  quam  in  predicta  vinea  liabui,  restitui  ereditatis  ratione  integraliter 
resignando.  ille  vero  H.  et  uxor  sua  ecclesie  contulenmt  sancte  Marie  predictas  partes  vinee, 
ut  eodem  iure,  quo  ego  T.  possederam,  possiderent.  Ledeburs  Archiv  2,  316,  1245 :  Heinrich 
Kanonich  zu  Essen  procurator  .  .  abbatissae  et  conventos  (Essendiensis)  recepi  a  G.  villico  in 
Brisiche  resignationem  bonorum,  que  habuit  in  Brisiche  sub  annua  pensione  34  d.  .  .,  et  cum 
omni  perc^ptione  libere  ad  ec^^lesiam  prefatam  redibunt. 

2)  S.  aufser  MR.  ÜB.  2,  49*,  1181,  noch  CRM.  2,  206,  1264,  zwei  Mühlen  zi*'ischen 
Sayn  und  Engers  an  Laach  vererbpachtet:  duo  molendina  ipsi  abbas  et  conventus  a  nobis 
in  annua  pensione  pro  triginta  mir.  siliginis  iure  hereditario  tenuerunt  convenimus  in  hunc 
modiun  de  nostra  bona  et  spontanea  voluntate,  quod  nos  persolutis  nobis  viginti  quinque  nu*. 
Coloniensium  d.  legalium  ab  ipsis  abbate  et  conventu  predicta  recipiemus  et  rehabebimus 
molendina  et  dicti  abbas  et  conventus  a  solutione  predicte  pensionis  triginta  mir.  siliginis 
absoluti  a  nobis  et  nostris  coheredibus  et  liberi  in  perpetuiun  remanebunt.  Cod.  Lac.  71, 1268: 
Sifridus  filius  Ludowici  molendinarii  de  Cilense  habuit  vineam  quandam  a  dominis  Lac^nsis 
ecclesie  sitam  iuxta  moh^ndinum  Glense  pro  consu  18  d.  et  imius  pulli  iure  hereditario. 
tandem  idom  Sifridus  ot  Sophia  uxor  eius  habito  consilio  do  communi  consensu  ipsam  rineam 
l)ro  18  s.  Coloniensium  [d.J  exposuemnt  dominis  ecclesie  antedicte,  hoc  adiecto,  quod  si 
l)rodictus  Sifridus  et  uxor  sua  candom  vineam  redimorc  voluerint,  ipse  pro  summa  predicta 
eam  et  nullus  alius  redimat  preter  eum.  si  auteni  eisdem  placuerit  vendere  [et]  eandem, 
domini  ecclesie  predicte  dare  debent  prefatis  S.  et  uxori  eius  4  s.  Colonionses,  et  tunc  ipsa 
vinea  libere  c<»det  in  manus  dominomm  ecclesie  supradicte. 

»)  MR.  ÜB.  1,  645,  c.  1165:  ein  Colonus  S.  hat  vcm  SMartin-Trier  seit  der  Zeit  Abt 
Gottfrieds  (1154 — 1163)  inWiltingcn  praedia  domonuu  ortonmi  agionim  pratorumque  ab  omni 
advocationis  iure  libera  iure  dimidietatis  excolenda,  femer  ist  er  heres  possessionis  domus 
[d.  h.  der  Hofarea]  pro  3  d.  census,  et  imius  prati  4  d.  censu.  Kr  verleiht  nun  einen  Teil 
des  Landes  sine  legitimi  traditoris  dono  (d.  h.  ohne  Zustimmung  des  Klostei*s)  zu  Zins  (cen- 
sualem  statuit).  Deshalb  wird  er  beim  Kloster  angeklagt,  quasi  dissi])asset  res  ecclesie,  et 
contra  fidem  iuratam  egisse,  ac  propterea  iure  se  de  bis  et  aliis  bonis  ecclesie.»  exhcreditasse. 
Da  aber  durch  die  Verleihung  eine  Melioration  des  Gutes  herbeigefiihrt  war,  so  verzeiht  ihm 
das  Kloster,  ja,  da  er  ein  sehr  eifriger  Kolon  war,  giebt  es  ihm  noch  plus  quam  40  s.  de 
relms  ecclesie  transitoriis ,  um  das  Gut  besser  in  stand  zu  l)ringen.  S.  femer  noch  Bd.  X 
No.  8«,  1.309;  S.  244.  lo,  1378. 

**)  MR.  IB.  2,  137,  1194:  E.  clericus  ülius  IL  in  Albirho  hat  quedam  bona  [censnaliuj. 
qiionnn    ])roprietAs  ecclesie?  .  .  sancti   Albani   in  Magimtia    pertinuit,    in  villa   Bennersheiia 

'')  Note  5  s.  auf  8.  943. 


—     943     —    Umwälzung  d.  Wirtschafts  Verfassung.] 

Aber  auch  der  raehtheiT  war  in  seiner  Verfti^n^  t^her  das  Pachtgiit 
nicht  frei;  der  Grundsatz,  dafs  Kauf  Miete  nicht  bricht,  w^rde  schon  im 
13.  Jh.  auch  auf  Erbpacht  zur  Anwendung:  gebracht  ^ 

Für  den  Bestand  des  Pachtverhältnisses  selbst  war  das  wirtschaftlich 
konstitutive  Element  der  Pachtzins  (Kanon);  und  ^em  betont  man  in  ältester 

lioroditano  iure  ad  ipsum  devoluta.  Kr  will  sie  mit  einem  Hof  von  69  Morgen  des  Klosters 
Rupertsberg  vertauschen.  SAlban  gieht  den  Tausch  zu  hoc  ordine,  ut  .  .  K.  iamdictam 
rurtim  et  iugera  hereditarie  possideret  mit  dem  alten  Zins  von  4  unciae  10  d.  Vgl.  auch 
>rR.  IIB.  3,  1192,  1253:  ministerialis  Richardus  miles  de  Palatio  inteneniente  consensu 
Clementie  uxoris  sue  et  liberonun  suomm  2  s.  censuales,  quos  dcbebat  annuatim  solvere 
dilectis  liliis  ('a])itulo  Treverensi  de  pratis  prope  Wilre  iure  hereditario  ad  ipsum  spectantibus 
in  monte  sitis,  transtulit  et  assignavit  solvendos  annis  singulis  in  festo  apostolonim  Petri  et 
Pauli  de  prato  ad  ipsum  similiter  iure  hereditario  spectante  sito  super  Oleviam  ante  Rubeum 
montem.  et  hoc  a  dicto  capitulo  est  concorditer  acceptatuni. 

'^)  Zu  S.  942.  MR.  UR.  2,  170, 1197 :  ein  Mann  (quidam  vir)  L.  hat  Güter  vom  Kölner  Dom- 
propst zu  Reiden,  sub  tali  forma,  ut  quolibet  anno  44  d.  et  6  sumb.  avene  et  3  pullos  inde  michi 
solveret.  L.  bittet,  der  Pro[)st  möge  die  Güter  an  Laach  iibertragen  in  hunc  modum,  ut 
quiaunque  ibidem  camerarius  existeret,  predicta  bona  ad  usus  suos  inperpefuum  haberet,  et 
ea  iura,  que  alia  bona  istis  similia  ii>i  persolvunt,  deinceps  michi  [dem  I)omproi)st]  i)ei*sol- 
veret  Der  Propst  giebt  das  zu,  bona  ista  Leone  resignante.  Vgl.  fcmer  Gmlen.  CD.  2,  42, 
1224;  Knnen,  Qu.  2,  252,  250,  1246;  CRM.  2,  232,  1268;  *Kobleuz  St.  A.  MC.  IIIS  Bl.  84^, 
Xo.  181,  1412.  reg.  (loerz  Regg.  der  Phzb.  8.  136:  Wir  Wernher  etc.  dun  kunt:  als  wir  viu' 
langen  vergangen  ziden  Wigande  von  Esch  unserm  camerknechte  inid  Greten  siner  elichen 
huisfrauwen  und  Iren  erben  eine  unsere  hofestad  uf  dem  marte  bi  unserem  hofe  gelegen  .  . 
geluwen  und  verschrieben  hau,  uns  unsem  nakomen  und  stifte  einen  jerlichen  zins  davon  zu 
geben  mit  namen  fünf  Schillinge  Trierescher  wenmge  na  inhalt  solichs  briefs,  den  wir  dem 
vorgen.  Wigande  Greten  und  iren  erben  darüber  han  gegeben,  und  dieselben  Wigantl  (irete 
und  ire  erben  Elsen  von  Brandenburg  und  iren  erben  suliclu»  hofestad  und  gehuse  mit 
sulicher  friheid,  als  wir  sie  Wigande  (ireten  und  iren  erben  verschrieben  han,  itzund  ver- 
kauft haut:  so  bekennen  wir  utt'enlich  au  diesem  brieve  vur  uns  unsere  nakomen  und  stift 
von  Triere,  daz  wir  unsem  gudcn  willen  und  verhengniß  zu  dem  kaufe  getan  und  gegeben 
han,  dim  imd  geben  Urkunde  disz  briefs,  beheltlich  doch  uns  unsem  nakomen  und  stifte 
unsers  grontzinses  au  den  vurg.  hofestad  und  gehuse.  —  Die  Zustimmung  wird  nicht  erwähnt 
♦Andernach.  Schreinsr.  No.  50,  G.  1791,  um  1226:  ego  T.  receperam  a  domino  H.  de  Bmle 
I>ai1em  vinc^o  sitain  in  monte  sancti  INIaitini  ereditario  iure,  ut  inde  persolverem  15  d.  et 
donariatam  vini.  <*go  vero  pnMÜctam  partem  vinee  contuli  ecclesie  sanctc  Marie  eodem  iure 
possidendam. 

')  CTM.  2,  166,  1255,  Urkund(»  des  (irafen  Simon  von  Sponheim:  statim  ut  ad  noti- 
tiam  abbatis  et  conventus  de  P^birbach  per\enit,  abbatem  et  conventum  monachomm  de 
Spanheim  nobis  omnia  i»ona  sua  in  Dadenburen  i)roprietati8  titulo  vendidisse,  ipsi  reclama- 
vemnt  eo  quod  eadem  bon;i  iam  antea  a  prefatis  abbate  videlicet  et  conventu  de  Spanheim 
ad  firmam  suscei)enmt  Ib.  scilicet  Treverensis  monete  et  4  mir.  panorum  caseonim  in  per- 
petuum  iure  hen'ditario  possidcnda.  unde  etiam  i)refatos  abbatem  et  conventum  de  Span- 
heim in  causam  traxerunt  coram  iudicio  s[)irituali  et  pro  sc  sententiam  accepemnt,  vendi- 
tionem  nobis  factam  decemi  irritam  et  inanem,  contractum  vero  intcr  meraoratos  abbates  et 
conventus  celebratum  in  (piaslibet  futuras  generationes  debere  stabilem  permanere.  nos  tarnen 
licet  contra  iustitiam  prefata  bona  aliquamdiu  nostris  usibus  usurpassemus ,  tandem  eisdcm 
bonis  penitiL«^  renuntiavimus  et  ea  de  consensu  abbatis  et  conventus  de  Spanheim  fratribus 
de  Ebirbach  acceptis  ab  ipsis  16  talentis  Treverensis  monete  cum  omni  sua  tradidimus  inte- 
giitate  utilitatibus  eorundem  perpetuo  deser^•ienda  exclusa  qualibet  pensione. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes. 


—    944 


Zeit,  dafs  nur  eben  er  vorhanden  sei,  jede  an  Grundhörigkeit  erinnernde 
Dienstbarkeit  dagegen  fehle*.  Freilich  tritt  nicht  in  allen  Fällen  sofort  mit 
Pachtantritt  auch  die  Zahlung  eines  Pachtschillings  ein;  bei  Pachten,  welche 
starke  Meliorationen  oder  gar  wohl  erst  Urbarun^  voraussetzten,  fehlte 
der  Pachtschilling  auf  eine  Reihe  von  Anfangsjahren  oder  wurde  wenigstens 
bedeutend  ennäfeigt^.  Der  Pachtsohilling  selbst  wurde  nun  entweder  als  Teil- 
bauquote von  einer  Hälfte  bis  zu  einem  Sechstel^  —  ja  bei  besonderen 
Pachtarten,  z.  B.  der  Schieferbruchpacht  bis  zu  einem  Zehntel  oder  Zwölftel  * 
—  erhoben :  in  diesem  Falle  bedurfte^  es  noch  besonderer  Bestimnmngen  über  die 


^)  MK.  ÜB.  1,  424,  1112:  Richard  Propst  von  SMarion-Mainz  giebt  (tradit)  an  Disi- 
bodenberg  ortum  corti  sue  in  Odemheim  contiguam  .  .  iure  .  .  hereditario,  ea  scilicet  con- 
ditione,  quatcnus  singulis  annis  10  s.  tribuUun  solventes  deinceps  prorsus  ab  omni  alia  iuris 
coactione  existant  immunes.  Femer  erwirbt  Disibodenberg  eodem  die  eodemque  momento 
von  Richard  durch  Tausch  curtile  quoddam  .  .  ad  molendinum  construendum;  dein,  ut  et 
idem  concambium  ratum  inconvulsumque  permanere  posset,  nee  quisquam  aut  alvei  meatu 
aut  qualibet  callida  proclamatione  id  confringerc  valeret,  ad  curiam  .  .  prepositi  annuatim 
mir.  1  triticeum  statuerc  tradendum.  Beide  Geschäfte  heifsen  delegatio.  Im  letzteren  Fall 
bleibt  wohl  die  Mühle,  um  rechtlichen  Schutz  zu  haben,  in  Hofhörigkeit 

')  MR.  ÜB.  1,  594,  1155:  Abt  F.  von  I.aach  giebt  an  Rflthart  de  Adenhagen 
possessionem  .  .  in  Folcholderoth  liberam  a  redditione  census  ab  hoc  anno  .  .  1155  usque  in 
sex  annos,  nichil  inde  census  persolvendo.  expletis  autem  prod.  sex  annis  solvet  15  d.  sin- 
gulis annis  in  festivitate  sancti  Martini,  et  quicumque  posteroiiun  eins  post  obitum  ipsius 
hanc  possessionem  hereditario  iure  obtinuerit,  eundcm  censum  eodem  reddet  tempore.  MR. 
ÜB.  1,  640,  c.  1163,  Wald  in  Erbpacht:  nemus  autem  .  .  huiusmodi  census  debito  predictis 
heredibus  annualiter  solvat:  in  die  .  .  sancti  Remigii  per  priores  5  huius  pactionis  annos  .  . 
anforam  [<»  Eimer]  vini  .  .  ministrabit,  sequentibus  vero  annis  omnibus  .  .  anforain  in  .  . 
mensuram,  qup  vulgaritor  bürden  vocatur,  eisdem  iiisticis  eorumque  filiorum  iiliis  .  .  dupli- 
cabit.  In  den  Akten  von  Rupeitsberg  (Bd.  3  No.  2)  finden  sich  ftir  vererbpachtete  Wein- 
berge folgende  variierende  Pachtschillinge: 


Zeit 

Erste  Periode 

Zinshöhe 

Zweite  Periode 
Zinshöhe 

1202 

8  Jahre 

Drittel 

ITjilbtoil 

1202 

3    „ 

Hali)teil 

1203 

6      n 

20  d. 

2  s. 

1214 

24    „ 

1  s. 

2  s. 

1260 

2    , 

^li  mr. 

8  s. 

»)  MR.  ÜB.  3,  416,  c.  1230;  462,  1232;  514,  1284;  Bd.  8,  7,  i,  1270;  Toepfer  1,  196, 
1343;  Bd.  3,  241,  s»,  1374;  Stat.  s.  Paulin.  1500  Blattau,  1,  52:  SPaulin  hat  zu  Trier  an 
das  Domkapitel  und  andere  Leute  Weinberge  zu  Ve  und  Vr,  (letzteres  hoifst  mcdona)  vor- 
liehen.   Kin  Übergang  von  Teilbau  zu  gemeinem  Pachtzins  Bd.  3,  156,  22,  1333. 

*)  Bd.  3,  258,  17,  1408;  *H8.  Trier  Stadtbibl.  2099  Pp..  15.  .Ib.  Ende,  Bl.  3^  glaufs. 
rocht  un  kulon  gewanhoit:  locatio  vor  3  schedel  leien.  und  den  zinden  van  allen  loioii. 
»S.  auch  Ann.  d.  bist.  Vor.  f.  d.  Niederrh.  44,  83,  1344. 


—     945     —    Umwälzung  d.  Wirtscliaftsverfassung.] 

Erhebimgsart  der  Quote  ^  Oder  aber  der  Kanon  bestand  in  einem  völb'g  fest- 
gelegten Zins.  Dieser  Zins  war  höchst  selten  blofser  Geldzins;  meist  bestand 
er  in  über\siegender  Ausdehnung  aus  Naturalprodukten -,  welche  der  Pächter 
auf  eigene  Rechnung  und  Gefahr  in  vertragsmäXsig  festgesetzter  Weise  an  be- 
stimmte Abnahmestellen  zu  liefern  hatte  ^.  Neben  der  Xaturalpacht  wurden 
dann  wohl  auch  noch  gewisse  Dienstpflichten  im  landwirtschaftlichen  Betrieb 
und  namentlich  die  Herbergspflicht  fl\r  den  TachtheiTn  bezw\  dessen  Beauf- 
tragten festgestellt'*:  sie  bilden  als  von  Jahr  zu  Jahr  ziemlich  gleichbleibende 
Lasten  eine  besondere  Wirtschaftsfonn  des  Kanons. 

Darauf,  dafs  das  Erhebungsrecht  des  Kanons  im  Vermögen  des  Pacht- 
herm  verblieb,  kam  es  für  den  Bestand  des  Vertragsverhältnisses  zwischen 
Pachiherm  und  Erbpächter  nicht  an;  der  Hen*  konnte  den  Kanon  wie  jede 
andere  Erbrente  veräufsern,  vorausgesetzt  dafs  die  Veräufserung  dem  Erb- 
pächter nicht  zum  Nachteil  gereichte^. 

')  Vgl.  z.  B.  llennes  ÜB.  1,  338,  1197:  Veitrag  zwischen  einem  Bürger  und  dem 
Deutschordenshause  zu  Koblenz,  (juod  tempore  vindemiarum  vineam,  quam  tenemus  ab  ipsis 
pro  tertia  parte  fructuum,  .  .  nullatenus  vindemiabimus  nee  eins  vindemiam  colligere  possumus, 
nisi  eis  ad  hoc  vocatis.  et  eandeni  vineam  vindemiando  implebimus  de  eadom  tres  et  tres 
rorbes  sive  lelos,  et  inter  quoslibet  tres  nuntius  eonmdem  commendatoris  et  fi'atrum  eliget, 
quem  voluerit,  et  illos  corbes  seu  lelos  taliter  electos  ab  ipsorum  nuntio  deportari  faciemus 
cum  vindemia  in  eo  existente  usque  in  viam  publicam  in  ipsorum  dolea  sive  cupas  nostris 
periculo  laboribus   et  expensis,  quia  sie  inter  nos  actum  est  pariter  et  conventum. 

«)  Vgl.  z.  B.  Kremer,  Or.  Nass.  2,  132,  1215;  Bd.  3,  6,  12,  1270;  Bd.  3,  190,  20,  1344. 

')  Lac.  IIB.  2,  548,  1264:  SSeverin  in  Köln  veii)achtet  novale  sine  deeima  in  villa 
IJrre,  quod  novale  quondam  ramer\'orst  dicebatur,  cum  piscina  adiacente  et  uno  iumale  dicte 
piscine  adiacente,  pro  undecim  mir.  tritici  Colonicnsis  mensure  ipsis  decano  et  capitulo 
singulis  annis  in  perpetuum  in  festo  beati  Hemigii  ipsius  Conradi  seu  successorum  suorum 
expensis  et  periculo  in  granarium  ipsorum  in  Coloniam  assignandis;  Ann.  d.  bist.  Ver.  f.  d. 
Kiederrb.  44,  75,  1257;  *Arcb.  Maximin.  8,  209,  1292:  in  autumno  etiam  dictus  Ludovicus 
et  sui  haeredes  vindemias  dictanmi  vinearum  ad  torcular,  quod  nuntio  hospitalis  expedit, 
deportabunt,  et  omnia  iura  onera  census  et  servitia  cuicumque  delieantur  inde  persolvent. 
S.  femer  Bd.  3,  121,  si,  1321;  195,  u,  1346. 

*)  Ann.  d.  bist.  Ver.  f.  d.  Niederrb.  44,  74,  1262;  Bd.  3,  126,  2»,  1321;  *ÜSMax. 
1484  Bl.  101»  f.,  1491.  Verpachtung  des  Hofes  zu  Dahlem,  §  6:  auch  sal  derselbe  hoveman 
uns  oder  unsem  dieneren,  so  dik  des  noit  geburen  wirt,  umb  des  gotsbuises  gescheut  dar 
kommen  wiu^en,  alle  zit  bierbrichen  stallonge  und  ruwefoeder  geben,  als  das  erlich  und 
geiÄ'oenlicb  ist.  *Arcb.  Maximin.  12,  712,  1491.  Verpachtung  des  Simmemer  Hofes:  vort  ist 
beretten,  daU  wir  bestender  und  unsere  kinder  vorg.  den  obgen.  herren  ihren  nakommen  und 
gotteshuse  ihren  winzehenden  mit  gutem  iliß  sonder  sumenis  getrewligh  jairs  zu  aller  zit 
inführen  sollen,  und  ihre  diener  gütliche  entpfaen  behalten  und  gehorsame  sin  sollen  naist 
unserem  [S.  71  Ij  besten  vermögen,  schläftmge  Hecht  und  feur  geben,  ihren  pferden  stallimg 
imd  rauwfutter  geben  sonder  intragh  und  wiederrede  in  keine  wise.  .  .  Item  ist  auch  beredt, 
waner  die  obgen.  herren  ihre  knecht  und  diener  zu  herbst  bi  uns  bestenderen  zehren,  sullen 
wir  sie  zimblichen  iglich  imtze  oder  mahlzeit  reichen;  und  das  sullen  sie  alsdan  bezahlen, 
abe  aber  wir  bestender  sie  zu  hohe  und  deure  rechenen  wollen,  so  mögen  sie  zehren,  wo  sie 
willen  und  ihn  gelegen  ist. 

^')  Bd.  3,  6,  25,  1270:  die  Pachtherren  pensionem  [Erbpachtzins]  a  nobis  alienare 
possumus,  ita,  quod  ex  hoc  heredibus  nulluni  pi-eiudicium  generetur. 


[Wirtschaft  d.  Grorggnindltes. 


946 


Über  die  FraRc.  wer  das  Pachtungsinventai-  stellte,  wie  die  Abrectmui^ 
in  dieser  HiDsiclit  stattfand,  auf  welche  Weise  för  Ki^äiizung  fresonrt  ward 
und  andere  hierher  gehörige  Dinge  gehen  die  Quellen  bur  spärlirfae  Auskunft. 
Abgesehen  von  einer  Spur  im  13.  Jh.,  welrhr  fllr  Stellung  de«  Inventars 
seitens  des  l'aphthei-m  spricht*,  liegt  nur  eine  ausfQhrliche  Üliersicht  über 
das  Inventar  der  rachthöfe  des  Luxeinbui^er  IMomts  Marienthal  vor*.  Hier 
ergeben  sich  um  den  Himmelfahrtstag  des  Jahres  1S21  als  vom  Pachtherm 
f;estellt : 


Thcnnisvilln         71 
HpiiDGrhßil        ,  57 


M*— |2.2ft|iiD 


3  — 


Xorringpn         i  •'i]     121 

liwta  Keiiswflii'  —    '  —  ,  6'  4  11 

Vcrlinum            88*  je4Vij  s'  1  2 

ElvingCTi              12   I  97    — 1 1,  1  oqiin '  4 

-     8|  l        I  4 

I    I  ! 


Betkirchen 


12 

154 

21 

—  ß.-.  11    )l 

^ 

- 

~ 

-15    8  - 

4 

--60-- 

28 

443 

46;30 

i 

3 

- 

.\_ 

2 

— 

5 

— 

MPtcnRCs    iMartiniis 
„  Dominus  Tili- 

I  lemanniiü'' 
Tiiranmscsl  Barthotomciis 
?  Iphcnninns 

?  Geleniannns 


Auiser  dem  Inventar  beim  Pachtantritt  scheinen  den  I'flchtom  bisweilen  aber 
auch  rejrelmöfaipe  JahresvorschHsse  in  fteld  geliefert  worden  zu  sein,  welche 
dann  im  Herbst  in  Natiiralliefenmgen  wieder  abgezahlt  ivuiilen*. 


I)  MR.  m.  3,  347.  122f*:  Er/liischol  Dietrich  pnchti't  von  Ilimmerode  curiAm  rroinini 
ili'  IlpmnH'nmilr  nnmine  Wintirbacli  cum  nmnihus  appcnditiis  suis,  riilclicrt  afcHs.  prnti»^ 
iicmoribiiB ,  iirtJB.  pisrntinnc.  dicliiis  vitfi  noRtrr  possidcnHlam,  tnli  mi'clinntr'  pactn.  qnml 
nnnuatiiii  dabimiis  iXf  ipui  niria  in  ppnsii>o<-  quinqtiainnbi  mir.  KiliRinis  diclis  frntriluis  ilo 
llrmmcnrodc;  ipsi  icro  qniitunr  conTcrsis,  ipios  hnlicliiiniis  in  ciiiin.  et  nnvcni  ibldPin  BCnij. 
rnlciamenta  anmuitim  niinistrobimt  et  eisdem  coDyn-sis  vt'stiiiirntn:  nos  vero  eandem  curiam 
soiimdnm  disciplinam  ordinis,  pront  hnctpniis  stotit.  tcneri  fAcioiiiiis.  roccpimus  sane  in  ipsa 
curia  2H  bovps  et  20  Capros. 

*)  Im  L'Marienthal  iinbr  dem  Titel  Dp  capilalibus  orrennim  dominanim  priomfuü 
Maricnthal.  Dabei  sind  Kolumne  2  und  3  ilcr  nhigen  Tabelle  aus  dem  mesamtfn  TIrbnr 
n.  a.  O.  S.  310  ff.  ergänzt.  l,eiiler  konnb^n  diese  Angalveii  obpn  in  AliscbnitI  V  noch  nicht 
t  werden. 

')  Danmter  30  Morgen  vroinde  (Schiffelland). 

*)  Danintor  60  iugera  raro  colcnda. 

'■)  Ist  der  Kaplan  des  Priorais,  der  Anfeeichner  lics  ri'lüirs  vnn  1317. 

•']  S.  Ann.  d.  liisl.  \<n:  f.  d.  Xiederrh.  44.  «7.  13K9. 


—     947     —    Umwälzung  d.  Wirtsrbaftsverfassiing.] 

Eine  besondere  Komplikation  entstand  bei  gröfseron  Pachtungen  dadurch, 
dafs  diese  meist  alte  grundherrliche  Höfe  umfafsten ,  deren  Betrieh  ursprüng- 
lich mit  einem  Meieramt  verbunden  war.  Hier  war  es  natürlich  das  Ein- 
fachste, mit  dem  Gut  zugleich  das  Meieramt  zu  vei-pachten.  Doch  wurde 
dieser  Modus  in  älterer  Zeit,  als  man  eben  erst  die  Meierämter  aus  dem  erb- 
lichen Besitz  der  alten  Ministerialengeschlechter  mit  Mühe  losgerissen  hatte, 
begreiflicherweise  nicht  gerade  vorgezogen;  erst  mit  dem  Ende  des  13.  Jhs. 
tritt  er  in  aller  Vollendmig  hervor.  Doch  blieb  auch  späterhin  die  besondere  Ver- 
pachtung der  grundhörigen  Zinse  beliebt  ^  Hierbei  wurde  dem  Pächter  zur  be- 
sonderen Pflicht  gemacht,  keine  neuen  Lasten  aufzulegen-;  auch  mufste  er,  wenig- 
stens in  späterer  Zeit,  den  Pachtherm  über  die  Höhe  der  jährlichen  Zinserträge 
fortlaufend  durch  schriftliche  Buchung  der  Einnahmen  unterrichten  ^.  Diese  blofse 
Verpachtung  der  Zinseinnahmen  sollte  natürlich  verhindern,  dafs  mit  den  vollen 
Funktionen  des  Meiers  auch  die  richterliche  Thätigkoit  im  Fronhof  an  den  Pächter 
überging;  gerade  über  diesen  Ihinkt  enthält  z.  B.  ein  Pachtkontrakt  vom  J.  1344 
in  Bd.  3,  190  §  0  nicht  mifszuverstehende  Anordnungen.  Indes  war  diese 
Trennung  von  Gerichtsbarkeit  und  Zinserhebung  bei  dem  Rechtscharakter  der 
Zinse  nur  schwer  durchführbar ;  vielfach  kam  man  doch  wieder  darauf  zurück, 
mit  den  Zinsen  auch  die  Gerichtshaltung  im  Fronhof  zu  verpachten'*.  Am 
günstigsten  für  beide  Teile,   Pachtherrn  wie  Pächter,  gestaltete  sich  die  Lage 


')  S.  Bd.  2,  225. 

-)  MR.  IIB.  3,  1051,  1250:  hominos  aiitem  bonis  talibns  attinentos  non  tenehimus  artiiis 
noc  in  bona  ipsonim  oxactionos  faciemiis  aliquatcmis  gravioros,  quam  faccrc  consuevit  ipsa 
romitissa  post  mortem  siii  mariti.  S.  auch  ^Dipl.  Pnimionse  Bl.  143»  f.,  1281:  non  licobit 
ois  noc  dobont  scu  pot^nint  do  l)onis  ad  dictam  curtom  nostram  spectantibus  prctor  oa,  quo 
iam  possidont,  sibi  deincei)s  aH(iua  comparare  vol  aliqiio  modo  soii  titnlo  attraherc  vel  von- 
dicaro,  ac  otiam  consiis  pacta  et  omnia  alia  iura,  quocumqiio  nomine  censeantiir,  que  percipero 
consnoimus  ante  presentem  concessionem  feodalem  seu  habere  debuimus  aut  habemiis  in 
dictis  bonis,  que  iam  tenent  et  possident  in  feodo  eis  concessa  seu  ratione  eorundem  bononim, 
nobis  reser>'amus,  que  dicti  viri  aut  eonim  beredes  seu  quilibet  eonmi  una  termino  singidis 
annis,  videlicet  die  Ijeati  Martini  hiemalis,  integraliter  nobis  seu  nostro  ofticiato  in  dicta 
curte  presentabunt  et  persolvent  pro  qualitate  et  quantitate  dictorum  al)  ipsis  possessonim. 
quodsi  de  dictis  bonis  aliquis  predictonim  plura  habuerit,  de  iüribus  i)bu*ium  bononim 
nobis  aut  nostro  officiato  satisfaciet  modo  prenotato. 

^)  *Arrli.  Maximin.  12,  643,  1519:  condictum  et  acceptatum  extitit,  quod  durante  ter- 
mino locationis  seu  arrendae  praelibatae  iidem  domini  Joannes  Ilotary  et  loannes  Scbey 
arrcndarii  singulis  annis  de  locatione  et  reccptione  singulorum  fructuum  et  alionim  iurium 
annue  ad  causam  dicti  hospitalis  monasterio  cedentium  dabunt  et  praesentabunt  registnim, 
in  quo  omnia  cuiusli1)et  anni  reccpta  registrata  reperientur,  ut  successores  se  eo  melius  in- 
formare  dictosciue  fructus  et  proventus  in  esse  conservare  valeant 

*)  Vgl.  *r8Max.  1484  Bl.  101»,  1495:  auch  sullent  si  unser  grontzense  vurg.  alle  jaiFe 
heben,  mit  gericht  zu  reebenen,  uf  das  diesen)e  nit  verloren  nocb  vergenclirh  werden;  und 
ab(»  derselber  zins  einich  itzont  nit  gankperich  weren,  sal  der  bestender  vurbrengon  und 
mit  unser  bulf  erdedingen  und  gankperich  machen. 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     048     — 

immer  noch  da,  wo  der  Pächter  nur  einen  Teil  der  grundherrlichen  Bezüge 
eines  Fronhofe  in  Pacht  erhielt;  hier  wurde  wohl  ausgemacht,  dafs  Streitig- 
keiten zwischen  Grundhörigen  und  Pächter  in  erster  Instanz  vor  dem  Ding 
des  Fronhofes  selbst,  in  zweiter  vor  dem  Gnmdherm  zur  Entscheidung  ge- 
langen sollten  ^ 

Wie  die  grundhenlichen  Verhältnisse,  so  erforderten  aber  auch  Bau  und 
Betrieb  wie  LastenzaMung  vom  Pachtgute  besondere  vertragsmäfsige  Regelung. 
Was  zunächst  die  Leistung  der  auf  dem  Pachtgut  ruhenden  Steuern  und 
Renten  angeht,  so  wurde  dieselbe  regelmäfsig  dem  Pächter  zugeschoben;  so 
schon  in  früher  Zeit  der  Hofzins  und  die  Steuer  in  den  Städten,  z.  B.  in 
Köln^,  in  späterer  Zeit  aber  auch  alle  Renten  auf  dem  platten  Lande'.  In 
gleicher  Weise  übernahm  der  Pächter  alle  sonstigen  Verbindlichkeiten,  Fronden*, 
etwa  auf  dem  Gute  ruhende  Zuchtviehhaltimg,  kirchliche  Lasten*,  gerichtliche 
Leistungen®  u.  dgl. 


1)  MK.  IIB.  1,  618,  c.  1160:  das  Trierer  Domkapitel  bekennt,  dafs  2  Domherren,  IL 
und  M.,  Yon  ihm  erbeten  haben  die  Besitzung  zu  Uringcn  und  Winteringen,  qu^  spectat  in 
curiam  nostram  de  Perle,  sibi  colendam,  unter  dem  Beding,  ut  omni  anno  in  octavis  paschi.^ 
20  8.  d.  nobis  inde  Treveri  persolvant  Sie  erhalten  das  Gut  eodem  iure,  quo  nos  .  . 
possidemus  .  .  scilicet,  ut  quicunque  de  heredibus  illius  ten\'  ad  eos  venerit,  ([ui  censimi  et 
debita  iura  sua  eis  ])ersolvere  voluerit,  hereditatem  suam  de  manu  eorum  gratis  et  sine  onmi 
spe  precii  suscipiat.  ({uodsi  inter  sepedictos  fratros  et  inter  homines  illius  curic  controversia 
vel  contentio  aliqua.  iwrit  oborta,  totinn  hoc  ad  curiam  de  Perle  rcferatur  et  coram  fratre, 
qui  obedientiam  tenuerit,  placitetur  et  dirimatur,  sin  auteui,  ante  nostram  presentiam  causa 
deferatur.  tria  quoque  generalia  placita  per  singulos  unnos  ibidem  ))rosequantur.  et  si  pro 
aliquo  gravamine  in  causam  ducti  fiierint,  compositio,  que  inde  sequitur,  nee  ad  obedientiariuni 
nee  ad  villicum,  sed  ad  solos  pred.  fratres  [Domkapitel]  respiciat 

3)  Ennen,  Qu.  2,  67-68,  56,  1217;  180,  179,  1238:  24(>,  245,  1245;  292,  290,  1249. 

*)  Cart.  Clairefontainc  8l ,  1287 :  et  doi  encore  poiu*  elles  et  en  nom  d'clles  paier 
chascon  an  ä  toujours  dous  oes  [oies?]  seix  biclios  d'avaine  et  nuef  chalonges,  qu'elU's  doient 
chascim  an  de  cens  de  tout  ce  (ju'elles  tiennent  ou  ban  et  ou  finagc»  de;  Maxenchey  iio.  Tur- 
])enges  et  des  Thielenges  en  champ  en  preit.  S.  ferner  Bd.  3,  190,  ss,  1344,  ferner  *Arcli. 
Maxiniin.  6,  301,  .1347:  die  Erbpächter  übernehmen  vineam  cum  onere  quindecim  s.  et  triuiii 
d.  perpetuorum  censuum  a  nobis  et  nostris  haeredibus  aut  suc^essoribiis  iure  liaereditarif> 
in  perpetuam  empbiteosim  tenendam  et  possidendam;  qiionim  quideiii  censuum  nos  antedicti 
coniuges  et  nostri  in  posternni  haeredes  et  successores  lioiwistis  viris  dominis  ecclesiae 
beatae  Mariae  Yirginis  in  Palatiolo  tredecim  s.  et  tres  d.  certis  teniporibus  dictum  hospitale 
in  bis  exonerando  poenitus  ac  i]»si  bospitiili  beatae  Elisabeth  duos  s.  in  festo  eiusdem  annis 
singidis  solvere  tenemur  atque  debemus  ex  vinea  antedicta. 

*)  Bd.  3,  285,  12,  1471. 

^)  *Arch.  Maximin.  12,  707,  1491:  fort  sollen  wir  bestender  und  unser  viu-gen.  ehelige 
wemclige  kinder  alle  jau*  zu  noitturft  der  gemeinen  dasebst  faesel-  ader  zuchtviehc  stellen 
halten  und  vei-sorgen,  nemlichen  fahren  und  berren,  na  erkentenis  der  sentscheflfen  daselbst 
sonder  klage,  auch  sullen  wir  bestender  ader  unser  kinder  unseren  ziele  us  ein  iglicli  jair 
halb  die  ampel,  vur  dem  heiligen  sacrament  birrend(»  ist,  in  gutem  gelicht  halten  na  altem 
herkommen  vermitz  des  gotshuiss  kleinen  zehenden,  in  dem  dorf  zu  Siemeren  und  anderen 
dörferen  darzu  jreluuigb  jairs  fallen  und  dienen  hait. 

")  *Arch.  Maxiinin.  12,  709,  1491:  auch  sollen  wir  und  imsere  eheligh  kinder  vurgen. 


—     949     —    Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung.] 

Weniger  einfach  war  die  vertragsuiäfsige  Festsetzung  der  Bauverbind- 
lichkeiten. Der  Landesbrauch  läuft  hier  schon  filih  auf  Instandhaltung  bezw. 
landesübliche  Besserung  seitens  des  Pächters  hinaus  ^ ;  dabei  wurden  über 
bevoi-stehende  gröfsere  Bauten  meist  kontraktliche  Sonderbestinunungen  ge- 
troffen-. Für  spätere,  im  Vertrage  nicht  besonders  vorgesehene  Bauten  wurde 
meist  eine  Beitragspflicht  des  Pachtheim  stipuliert^;  bisweilen  findet  sicli 
für  diesen  Fall  auch  der  Gedanke  durchgeführt,  einen  dritten  Unparteiischen 
über  Notwendigkeit  und  Kostenvei-teilung  des  Neubaues  bestinnnen  oder  raten 
zu  lassen*.    Fand    endlich  ein  Heimfall   der  Pachtung  statt,  so  sollten  alle 

alle  jähr  den  sclieffen  ihre  essen,  und  Ostereier  geben  nach  alter  ubunge  und  gewonheit 
den  [S.  710]  sentherren  und  den  sentscheffen ,  und  vurt  usrichten  alles  dasjene,  von  dem 
vurg.  froenhof  gebührt  uszurichten.  *USMax.  1484,  Bl.  101»,  1495,  §  4:  auch  sullent  si  un- 
sem  meigem  gerichten  und  boeden  zu  Dailheim  zu  aller  zit  ire  essen  und  recht  geben,  und 
vort  alle  dasjene  usrichten,  van  den  hove  geburt  nach  alder  gewainheit,  sunder  unsem 
schallen. 

^)  >rR.  ÜB.  1.  474,  nach  1134:  hoc  [predium]  .  .  quia  remotum  a  nobis  erat  nee  in 
eo,  sicut  nobis  videbatur,  ad  commoditatem  fratrum  per  nosmetipsos  utiliter  laborare  potuimus, 
hereditario  iure  concessimus  Wolvechino  et  filio  eins  Lamberto  hac  ratione,  ut  in  domo  ad 
idem  allodium  pertinente  manerent  et  eam,  ne  vasta  fieret,  caute  procurarent;  Ann.  d. 
hist.  Ver.  f.  d.  Niederrh.  23,  265,  1162:  constnictionem  quoque  molendini  de  suo  provideat 
S.  auch  Bd.  3,  126,  n,  1321. 

«)  So  z.  B.  ftir  ein  Salzgut  MB.  ÜB.  ^3,  173,  1221.  Für  einfache  Landgüter  vgl.  »Arch. 
Maximin.  8,  210,  1295:  Vererbpachtung  istis  conditionibus  adhibitis,  quod  dictus  Petrus  infra 
festum  beati  loannis  baptistae  proximc  ventunim  unam  donmm  supra  dicta  croada  aedificabit 
ac  ipsam  inhabitabit.  S.  femer  aufser  Bd.  3,  195,  i5,  1346,  auch  oben  S.  545,  sowie  ♦Koblenz 
St.  A.  MC.  IIb  Bl.  150b  Xo.  514,  imd  hieraus  MC.  m  Bl.  229b-230»  No.  634,  reg. 
Goerz  Reg.  der  Erzb.  S.  111,  1376:  auch  sullen  die  vorg.  Gobel  und  Karisme  an  dem  egen. 
höbe  und  sime  gehfise,  wo  si  iz  alrebest  bedürfen,  binnen  zwein  jaren  nSst  von  datum  dises 
briefs  naeinander  volgende  vierzig  mr.  brabantisch  mit  guder  küntschaft  verbuwen,  und 
sallen  den  hof  und  sine  zugehore  alle  z!t  in  guden  und  besseren  bdwe,  dan  sie  itzunt  sint, 
halten;  und  wo  sie  des  nit  de<len  und  auch  die  vorg.  vierzig  rar.  als  vorgeschr.  ist  nit 
verbuweten,  so  sal  der  egen.  hof  mit  sime  zugehore  an  uns  und  unsem  Stift  lediglich  sin 
wider  enallen,  uzgescheiden  alle  argelist  untl  gevenle.  *ÜSMax.  1484  Bl.  101*,  1495:  Ver- 
pachtung des  Hofes  Dahlem,  alsoe  daß  die  zwei  [Pächter]  sullen  den  vurg.  hof  buwen,  nemlich 
die  rinkmure  uf  das  aide  fundament,  zu  wissen  die  port  ain  dem  bom  ufbuwen,  und  be- 
sloissich  machen  van  der  porti»u  lantz  dem  wier,  den  si  aucJi  in  einem  gueden  buwe  stellen 
und  haldcn  sullen,  uf  den  uedorsten  ort  van  demselben  bis  wider  die  schiu^mure.  item 
obont  der  porten  van  dem  bom  sullen  si  ein  stal  buwen  ader  die  rinkmure  ganz  erdorch 
bis  weder  die  huismurc,und  diemure  sal  anderhalf  done  howe  sin, mit  guederkalchspisen  gemacht 
vort  sal  derselbe  hoveman  und  sin  6wif  und  das  kint  vurg.  huser  schüren  und  stallonge,  die  eg. 
muren  und  porten,  auch  wiesen  und  feit  in  gueden  ufrichtigen  buwe  stellen  binnent  diesen 
iiesten  ses  jaren,  und  vortain  ire  lebtage  lank  in  gueden  buwe  halden  und  laissen. 

*)  So  wenigstens  auf  dem  platten  Lande,  vgl.  Ann.  d.  hist.  Ver.  f.  d.  Niederrh.  44, 
86,  1369.  Anders  in  Köln,  s.  Ennen,  Qu.  2,  38—39,  33,  1200—11;  115,  106,  1227;  140, 
148,  1234. 

*)  *Arch.  Maximin.  12,  643,  1519:  pro  durante  arrenda  sive  termino  locationis  huius- 
modi  si  alicpiod  aedifiriuni  de  necessitate  vel  iure  veniret  exigendum  seu  reformandum,  illud 
domini  praedicti    loannes  Rotary  et  loannes  Schey  arrendarii  expensis   domini  abbatis  pro 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrandbes.  —     950     — 

Bauten  iin  .ländlichen  und  gewöhnliehen'  Zustand  übergeben  werden  * ;  die  vor- 
genommenen Meliorationen  fielen  dal)ei  wolil  meist  ohne  Entschädigung  des 
Pächters  an  den  Pachtherrn  ^. 

Ein  grofser  Teil  dieser  Bestimmungen  gilt  auch  fi\r  den  landwirtschaft- 
licli(»n  Betrieb  der  Pachtgttter^.  So  sind  besondei-s  die  Festsetzungen  über 
den  Ileimfall  nahezu  identisch^:  annähernd  gleich  formuliert  ist  aber 
auch  die  Fordenmg  gewöhnlichen  landesüblichen  Baues*,  und  ebenso  pflegen 
für  besondere  Verl)esserungen  des  Betriebes  Spezialabmachungen  getroifen  zu 
wTrden*.    Dabei  laufen  dann  mehr  oder  minder  regelmälsig  einzelne  lehr- 


tempore  de  stitu  consilio  et  scientia  synodaliuni  ecclesiariim  praefatarum  engere  et  restiiu- 
lare  debebiuit  et  tempore  congruente  de  bis  legalem  facere  calcuhim  et  rationem. 

')  So  *Kobleiiz  St  A.  MC.  VII  .Bl.  311  »> -312»,  No.  899,  Goei-z  Regg.  der  Erzb. 
S.  243,  1476;  vgl.  auch  Bd.  3,  245,  24  f.,  1379. 

*)  *ÜRupei'tsberg  Bl.  18*,  nach  1237 :  quicquid  .  .  simiptu  meo  in  edificiis  et  aliis 
quibuslibet  rebus  in  ipsa  curti  fecero,  nullus  lieredum  meorum  hereditario  iure  sibi  usur])et, 
sed  ad  necessitatem  et  utilitatem  dominarum,  quarum  gratia  ipsam  possideo,  integre  et  pntpric 
pertineat  *  Andernach.  Srhreinsr.  No.  158,  G.  750,  1249:  Vitalpacht  einer  curia  für  3V«  mr- 
UückfEdl  ohne  Meliorationsentschädigung.    S.  auch  Bd.  3,  6,  21,  1270. 

')  Daher  denn  auch  Bestinuuungen  über  Bau-  und  Betriebsverbindlichkeiten  unter- 
einander verquickt  vorkommen,  s.  *Arch.  Maximin.  12,  707,  1491 :  auch  sollen  wir  bestender 
und  unser  ehelich  wemkliche  kinder  vurgen.  den  obgen.  froenhofe  zu  Siemeren  bauwen, 
bessern,  mit  gedäche  mueren  thuerren  und  i>orten  und  zäunen  uirichtigh  stellen  und  halten, 
die  äcker  garten  wingarten  wiesen  feit  und  ander  erbschaft  zu  dem  dickg.  hofe  gehörigh, 
i\ie  wir  ihnvermitz  dies  gewürdige  newe  bestentnisse  erklerten  innehain.  mit  aller  guti'r 
zeitiger  arbeit  uf  unseren  k<)st(»n  und  lohne  getrewlichen  hanthaben  besseren  und  bauweu : 
suUen  auch  nach  usgangs  unsei*s  bestentniß  die  in  jrutem  ufinchtigem  bauw  den  obgen.  herren 
und  gotteshuse  laisscn. 

*)  S.  z.  B.  Ann.  d.  liist.  Ver.  f.  d.  Niederrh.  44,  ^,  1369. 

'*)  Vgl.  z.  B.  Bd.  3,  241,  34,  1374:  aSMax.  1484,  Bl.  101  a,  1495,  §  7:  die  bestender 
obg.  sullent  auch  alle  die  donge  und  besseronge  alle  jaire  in  die  hovefelt  toeren,  und  des- 
selben hoefs  mit  sime  zubehoere  genießen  und  gebnichen  als  das  lentlich  und  gewainlich  ist. 

**)  Ann.  d.  bist.  Ver.  für  den  Niedeirb.  44,  81,  1334:  quam  (juidein  iiartem  ten*e  ller- 
niannus  et  lacobus  eins  filius  predicti  niedio  tempore  limabunt  et  merlabunt  suis  laboribus  et 
exjjensis,  ut  consuetum  est,  infra  quatuor  annos  continuos  a  data  presentiuin  computando, 
Udibus  conditionibus  et  penis  adiectis  in  premissis,  si  (in)  solutiono  dictorum  duorum  inal- 
dromm  siliginis  in  aliquo  anno  in  dicto  tennino,  qucundiu  vixerint  seu  alter  eorum  vixerit. 
ilet'ecerint  aut  ipsam  partem  tene  infra  (piatuor  annos  non  tiniaverint  nee  merlaverint,  quod 
extunc  ipsa  i)ai-s  tene,  sicut  ibi  iaoet,  cum  salicibus  ad  nos  libere  devolvetur  et  absolute 
pleno  iure.  S.  femer  für  Weinberge  MB.  ÜB.  3,  1291,  1255,  cit.  oben  S.  578  Note  6  (auf 
S.  579)-,  Bd.  3,  78,  2,  1278;  Bd.  3,  195,  -o,  1346;  Ann.  d.  bist.  Ver.  f.  d.  Niedeirb.  44,  H^, 
1379.  Von  Interesse  ist  auch  ein  *Pachtk()ntrakt  für  4  Weinberge  von  1382,  Tradd.  Kupertsb. 
Bl.  70»:  es  wird  ausgemacht,  dafs  die  l'äcbter  nibt  enmogen  noch  ensullent  keinen 
buhe  uf  den  vier  stuckrn  macliin,  w(»der  mit  widen  setzen  oder  ander  bödme  noch  mit  ge- 
zimmerze  notdi  mit  keinerlei  bnbe,  iz  si  mit  graben  zÄ  der  Nahe  zfi  oder  mit  roden. 


—     951     —    Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung.] 

reiche  technische  Einzelheiten  mit  unter,  so  das  Verbot  der  Wald  Verwüstung', 
ih\s  Verbot  der  Dungausfuhr-  u.  a.  in. 

Nicht  minder  entwickelt  wie  die  Regeln  ttber  Bau-  und  Betiiebsverbind- 
lichkeiten  waren  sehr  bald  die  Bestimnmngen  über  eventuellen  Nachlafs  des 
Pachtzinses.  Sieht  man  vom  Zinsausfall  grundhöriger  Hufen  bei  Pachten  ab, 
welche  zur  Einsammlung  gnmdhenlicher  Revenuen  vei-pHichteten,  so  bezog(»n 
sich  die  Fälle,  welche  einen  Nachlafs  begründeten,  in  ereter  Linie  auf  die 
Verwüstung  des  Anbaues'*  dmch  Menschen  (im  Krieg)  oder  Naturereignisse 
(im  Hagel):  Hagel  und  Heereskraft,  Hail  und  Hier  sind  die  Anlässe,  auf 
welche  am  ehesten  und  sichersten  Zinsnachlafs  erfolgte'*.  Später  kommen 
dann,  unter  gelegentlicher  Ablehnung  dei*  genannten  wie  mancher  anderer 
Oründe'*,  noch  Mifswachs  und  Brand  des  Pachthofes  ohne  Vei-schulden  des 
Pächters  hinzu**;  doch  machte  der  letztere  Anlafs  begreiflicherweise  noch  an- 
dere MafsregelH  als  blofse  Zinsnachlässe  erforderlich '.    Zur  Feststellung  eines 


*)  *Arcli.  Maxiiiiin.  12,  707,  1491:  wir  bestender  und  unser  nakommt*n  kinder  vurgen. 
sullen  auch  nit  macht  haben  einigh  holz  in  der  obgen.  unser  herren  zu  sant  Maximin  buüche 
zu  hauwen,  dan  alleine  zu  noittuiit  ihres  gotteshuses  lioefe  zu  Siemeren  zu  bauwen.  !S.  auch 
Ikl.  3,  126,  28,  1321. 

2)  S.  Bd.  3,  126,  27,  1321;  190,  i8,  1344;  195,  24,  1346;  IJSMax.  1484,  Bl.  101»,  1495, 
8  7,  cit  oben  8.  950  Note  5.  Man  vgl.  dazu  auch  die  Notiz  S.  559  Note  7  (auf  S.  560)  über 
Dimgliefemng  seitens  der  Pächter. 

')  Vgl.  MR.  TB.  2,  24,  1169:  G.  de  Civele  de  quibusdani  hominibus  et  bonis,  que 
sunt  circa  (Lechenich),  15  s.  ('oloniensis  nionete  [sancto  Maximino]  .  .  singulis  annis  solvere 
debebat;  et  quod  relifjunni  erat  de  eisdem  bonis,  .  .  in  feodo  tenebat.  .  .  de  pacto  .  .  iam 
per  tres  annos  nichil  tratribus  persolvemt,  aflfirmans,  quod  hanc  summam  pacti  de  illis  bonis 
persolvere  non  posset  tum  [»ropter  inopiam  hominum,  tum  etiam  propter  terre  devastationem. 

*)  MR.  ÜB.  8,  692,  1240  findet  sich  die  exceptio  grandinis  et  exercitus  zum  ereten- 
mal,   aber  nicht  bei  einem  Tachtkontrakt.     Vgl.  auch  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  W.  hail  und  hier. 

*)  Aufser  Ennen,  Qu.  2,  125,  120,  1230,  vgl.  besondei-s  Lac.  ÜB.  2,  821,  1286: 
30  iumales  puri  allodii  zu  Pingsheim  in  diversis  petiis  vererbpachtet  für  8  mir.  tritici.  de 
cuius  pensionis  prestatione  non  excusabunt  nos  neque  successores  nostros  sterilitas  nee 
tempestas  nee  communis  guerra  vel  specialis,  nee  aliquis  omnino  casus  fortuitas,  neque  cou- 
tiibutio  facienda  per  nos  ratione  30  iumaliiun  predictoiiim  ad  reparationem  ecclesie  sive 
putei  vel  alicuius  rei,  (jue  geburrecht  dicitur. 

•)  S.  Bd.  3,  125,  21,  1321;  *0r.  Koblenz  St.  A.  Ochtendung  No.  18,  1379:  were  auch 
Sache  daz  einichs  jairs  kuntlich  missewaz  queme,  des  got  nid  wftlle,  so  sullen  wir  und  unser 
nakomen  eii*zbischove  zft  Trier  alsdan  Johanne  Kathrinen  und  iren  rechten  erben  vorg.  den 
pacht  des  jairs  halb  laizzen  staen  biz  an  daz  neste  zukomende  jair,  ie  ein  mir.  koms  vor 
ein  mir.  konis  zfi  bezalen,  und  sidlen  Johan  und  Kathrine  und  ire  erben  alsdan  daz  ver- 
standen deil  mit  dem  andern  ganzem  pachte  des  jairs  bezalen. 

^)  8.  Bd.  3,  191,  19,  1344;  195,  96,  1346;  *Arch.  Maximin.  12,  711,  1491:  were  sache 
dali  durch  unserer  bestenderer  oder  kinderen  versumnis  oder  iniBbruchunge  der  obgen.  hof 
ein  theil  oder  zuniahl  verbranten  oder  abgebrochen  würde,  da  got  vor  sei,  so  sollen  wir 
ilensell)en  hof  uf  unseren  kosten  wieder  uf  bauwen  und  ufrüsten  sonder  zuthuen  noch  schaden 
obgen.  unser  henen  und  gotteshulies  oder  ihren  nachkommen,  gescheghe  es  aber  sonst  der 
obgen.  heiTen  oder  /*S*.  7JÜJ  lautfenden  halben,  so  sullen  die  obgemelte  herren  den  uf  bauwen 
und  inisten.     darzu  sin  wir  ihn  verbunden  und  schüldigh  zu  dienen  mit  imseren  fuhren  zu 


IWirUcliim  il,  (irnfsgruadlics,  —     952     — 

Kinsnachlafs  hev'ründenden  Ereignisses  Irat,  wenn  iließelbe  nicht  von  Gerirhte- 
tieif onen  tiheniomnien  ward ',  Rcwöhnlich  eine  gemischte  KomuiiBsion  zu- 
sftinnien,  nu  welcher  Pachter  und  Pachtherr  gleichviel  Mitßlieder  stellten; 
der  AiiespiTich  derselben  war  ffli-  beide  Teile  bindend  ^. 

Aber  in  welcher  Weise  wurde  denn  Überhaii|>t  die  Aufrechterhaltiinj;  des 
tfesaniten  Pachtvertrages  lerbürKtV  Welche  Einrichtungen  bestanden  zur 
sicheren  Beitreibui^  des  I'achtschitlin^  und  zur  DuiThftlhning  der  auf  Bau 
und  Bewirtschaftung  bezllglichen  Bestimmungen? 

Anfangs  wurde  in  dieser  Hinsicht  bei  Jeder  Kontravention  Hberhauiit  sofortiger 
Ersatz  nebst  Bufee  oder  Heimfall  der  Pachtung  vertra^niiüsig  vereinbart": 

iloin  EU  aller  zit  und  noitturft  Boader  intragh  oder  wiedeirede  in  keinerlei  wiae.  Gant  ähn- 
lich *USMax.  1484,  Bl.  101  >,  1495,  §  8:  abe  sache  wera,  da  got  vut  si,  daO  derselbe  hoef 
umenduüben  verbranteii  wurde  oder  lanlskriecbs  balbeo,  soe  suUent  die  hovelude  die  {oenn 
doin  und  wir  sullent  den  Tort  buwen.  iruit  er  aber  dorch  irer  aide  gesinde  oder  veraoineiiiB 
halbe  verbrant,  so  sullen  sie  in  buwen  snnder  unsem  schaden.  S.  auch  Doch  im  *Cad. 
Himmerod.  Bi.  67>— 68»,  14.  Jh.  3.  H.,  einen  BraDdhetlelbrief  für  einen  abgebrannten  Hof 
bei  Speier. 

')  S.  Bd.  3,  195,  n,  18*6. 

*)  *0r.  Koblenx  St  A.  Ochtendnng  No.  18,  1379:  vort  were  sache  daz  einich  hagel 
oder  her  queme  oder  brand  von  unsem  wegen  geschege,  daz  dem  hove  vorges.  ifl  schaden 
qoeme,  so  snllen  wir  unser  frfinde  jrwene  von  unsem  wegen  und  Johan  Kathrine  und  ire 
erben  irer  fhinde  zwene  von  iren  wegin  darlil  schicken,  und  wes  nns  die  &finde  dan  von 
beiden  siten  besahent  zu  liden  atz  von  dem  schaden,  des  sullen  wir  gefolglich  sin  von 
beiden  siten. 

■)  MR.  ÜB.  1,  431,  1115,  Erbpacht,  Budolf  Erbpächter:  qundsi  predictus  Rädolfus 
Tel  eiuB  herea  .  .  alicuiuB  negligentia  in  annua  memoria  nolabilis  fuerit,  aut  emendatione 
digna  restituat  neglecta,  aut  fratres,  cui  voluerint,  committanL  MR.  ÜB.  1,  477, 1134:  census, 
(quem)  si  ipse  H.  vel  eins  quilibet  per  auccessionem  heres  constitutus  [so  zu  lesen] 
neglexerit.  atit  emendatione  condigna  restituat  neglecta,  aut  dominus  prepoeitus  consenttu 
iratrum  cui  vohierit  committat  Ann.  d.  bist.  Ver.  f.  d.  Niedeirli.  23,  265,  1162:  insuptr  in 
festo  sancti  Martini  annuatim  5  mir.  puri  sillginia  in  curia  nostra  Rimago  persolvet;  et  bI 
ipsa  die  non  persolverit,  emendationi  et  danipno  subisceliit,  et  si  teinerarlua  effeitus  Tueiit, 
ipsius  molendini  poasessione  carebit  'DQsseld.  St.  A.  Pant  No.  K.  Cop.  C.  1,  1152,  Abt 
Wolbero  von  SPantaleuri  vergiebt  eine  freigewordene  Hufe,  welche  16  a.  .ziiisen  soll:  liuuc 
predictum  censum  hoc  modo  constitui,  videlicet  ut  singnlis  annls  10  s.  ))rior  in  ne<lio 
martio  ad  anniversariuni  unstruni  auacipiat,  c^teri  autem  6  a.  ad  unniveraarium  predecessoHü 
noBtri  G.  abbatis  pertiueant.  hanc  possessionem  cuidam  Gozwin«  heredilario  iure  coiisitin 
aliquorum  noslrorimi  condonavimus  ea  videlicet  ralione,  quodsi  predictum  censum  annuutjni 
non  potiierint  [!]  aut  noluerint  persolvere,  cai-eant;  et  prior  cum  consilio  totnun  quicquid 
ei  vienm  fuerit  peragat  et  quia  libera  est  iwssessio,  liberum  cum  esse  ab  omni  iure 
advocati  decenümus.  Aus  viel  späterer  Zeit  s.  noch  *Arch.  Maxinün.  12,  707,  1491 :  uf  da(i 
den  obgen.  herren  und  gottesbuB  dies  beatentiiue,  wie  vur  erklärten  sthet^  desto  baO  vestc 
und  stede  gehalten  werde,  so  liaiu  wir  elude  bestender  vur  uns  und  unser  nakommen  eheliitb 
kinder  vut^en.  willkuhr  uf  uns  genohmmen  imd  in  kratl  dieser  unser  verschriebunge  uf  uns 
nehmen,  abe  sache  were,  du  got  vor  si,  wir  oder  unsere  nakommen  in  Meberunge  weins  gelts 
und  ander  gercchtigkcit  und  liUrden  ):u  tragen,  wie  liie  hievur  IdäHich  erzalt  sin,  uit  hieldeii 
uit  usricbten  noch  endedcn,  das  schinbar  würde,  so  daC  unser  ben'en  aht  und  convent  des 
schaden  geleden  betten  litten  oder  tiden  würden,  sullen  wir  ganz  und  zumnil  abelegen  sonder 


—     953     —    Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung.] 

höchstens,  dafs  man  die  Konstatiening  der  Kontravention  selbst  unbeteiligten 
Dritten  ttberliefs  ^  und  aufserdem  zur  (jJenugthuung  etwa  eine  bestimmte  Frist 
festsetzte.  Diese  Frist  konnte  dann  von  14,  ja  vielleicht  nur  8  Tagen  bis  zu 
Jahr  und  Tag  schwanken^.  Allein  bald  schob  man  doch  Konventionalstrafen 
ein^,  für  deren  Zahlung  natürlich  ebenfalls  bestimmte  Fristen  bestanden;  ei-st 
wenn  diese  nicht  eingehaltt^n  wurden,  fand  Heimfall  statt'*.  In  den  aller- 
meisten Fällen  war  der  Heimfall  dann  völlig  unwideiTuf lieh  ",  und  dem  P«^chter 

wiederroflon,  und  nitdestamin  wir'zulcJis  bestantniß  uf  ein  newes  angangen  hain,  genzlichen 
und  zuinail  ontpftillen  beraubet  und  erwist  sin,  auch  unser  bestantnisbrief,  wir  von  den 
ol)gen.  unsereu  henen  bain,  sal  j^anz  kraftloß  und  von  unwerth  vortahn  mehr  sin. 

>)  Vgl.  z.  B.  Ann.  d.  bist  Ver.  f.  d.  Xiederrb.  44,  86-87,  1869:  vort  is  gevurwort, 
dat  der  vurg.  convent  na  diesen  drin  jaeren,  die  an  sullen  gain  up  datuni  diss  breifs,  alle 
jaere  ere  boden  moegen  senden  zo  Broel  ind  neinen  zwene  scheff(;n  of  dri  ind  moegent  die 
wingart  vurg.  beleiden  ind  besien :  vindet  man  dan,  dat  wir  elude  ind  unse  erven  die  wingart 
neil  gebuwet  enbain,  as  erfs  reclit  is,  so  sullen  wir  ind  unse  er\'en  unse  snidemetze  recht  zo 
herfste  nemen  ind  sullen  den  vurg.  bof  ind  erve  rumen  ind  sullen  uiszvaren  sonder  eincher- 
kunne  widdeiTede  unser  of  unser  enen  of  ieniantz  van  unsen  wegen,  also  dat  wir  gein  recht 
an  deme  vurg.  hoife  me  behalden  ensullen. 

2)  S.  MR.  ÜB.  2,  2*,  1169:  Erbpacht  wird  auf  9  s.  ermäfsigt:  quodsi  tempore  statuto 
hoc  pactum  ipse  vel  sui  heredos  solvere  neglexerint,  ad  primum  pactum,  id  est  15  s.  Colo- 
nienses  persolvendos  cogantur,  et  nisi  infra  spatium  unius  anni  resipiscant,  omni  suo  iure 
privabuntur.  S.  ferner  Cait.  Orval  73,  1178;  MR.  ÜB.  2,  49*,  1181:  R.  de  Pinguia  miles 
und  sein  Sohn  verzichten  gegen  Zahlung  von  120  mr.  auf  das  ius  enphiteoticum  oder  die 
enescaf  an  einer  Mühle  von  SAlban-Mainz.  Dieselbe  wird  darauf  sub  eodeni  iure  et  pacto 
an  llupertsberg  in  enphiteosim,  quod  vulgari  vocabulo  ervischaf  nuncupatur,  perpetualiter 
gegeben,  ita  videlicet,  ut  singulis  annis  in  festo  sancti  Martini  prenominato  (monasterio) 
25  mir.  siliginis  Maguntin<,*  mensure  persolvant  Magunti^;  et  si  aliquo  impedimento  super- 
v(*niente  hoc  adim))lere  non  possunt  in  vigilia  nativitatis  domini,  quc  festum  illud  subsequitur, 
onmi  occasione  postposita  ])refatam  annonam  cum  integritate  persolvant.  si  autem  hoc  aliquo  modo 
neglexerint,  de  cetero  nichil  sibi  iuris  in  ipso  molcndino  vendicare  possunt,  sed  ad  potestatem  et 
usum  cum  omni  redibit  integritate.    Dazu  s.  noch  Ennen,  Qu.  2,  146,  143,  1234;  286,  283, 1249. 

^)  Besondei*s  deutlich  läfst  sich  der  Ilbergang  bei  den  Kölner  Zinshäusern  verfolgen; 
vgl.  z.  B.  Ennen,  Qu.  2,  293,  291,  1249. 

*)  Vgl  u.  a.  MR.  ÜB.  2,  90,  1187,  Münstennaifeld :  R.  Cani  [Ritter]  silvam  sancti 
Martini  et  tenaiii  attincntem  et  dimidiam  partem  niolendini  in  eodem  prcdio  constituti  here- 
ditario  iure  coiictissinnis,  unde  quolibet  anno  16  mir.  spelte  claustralis  mensure  in  festo  sancti 
Remigii  absipie  onmi  laboris  recompensatione  persolvere  tenetur;  si  vero  in  prefata  die  non 
persolverit,  summa  20  d.  levis  monete  excessus  sui  negligentiam  emendet;  et  si  ad  15  dies  in 
eadem  temeritate  perstiterit  [so  zu  lesen],  totidem  persolvat,  et  sie  deinceps ,  quoadusque 
satisfactionem  plenariam  de  debito  optulerit.  *Arch.  Maximin.  12,  514,  1291:  et  si,  quod 
absit,  dicti  coniuges,  vel  unus  haeredum  ipsonim,  qui  bona  praedicta  tenerent,  deficerent  in 
solutione  dicti  census,  termino  jmienotato  tenebuntur  provisori  hospitalis  praedicti,  qui  pro 
tempore  fuerit,  singulis  annis  quibus  cessarent  poenae  et  Interesse  nomine  in  viginti  s.  for- 
tiiun,  et  pro  expensis  dicti  i>rovisoris  seu  eins  nuntii  qualibet  die,  qua  neglexerint  solvere 
dictum  censuni,  in  duodecim  d.  fortium.  Eine  eigentündiche  Art,  den  Pächter  zu  strafen,  das 
sog.  Geldnehmen  auf  Schaden,  bietet  Bd.  3,  122,  s,  1321 ;  s.  dazu  Stobbe,  Juden  in  Deutsch- 
land S.  114  f[.    Vgl.  auch  noch  Bd.  3,  142,  m,  1325. 

'^)  MR.  ÜB.  3,  514,  1234:  si  dictas  vineas  negligenter  coluerint,  in  potestate  nostra  erit 
[eas]  sine  contradictione  ab  eisdem  alienandi.  Vgl.  femer  Bd.  3,  7,  4,  1270.  Charakteristisch 

LumprecUt.  Dout«chei<  WirtschaFtaleben.    I.  61 


[Wirtschaft  d.  Grofsgmiirtbes.  —     954     — 

fielen  die  Kosten  desselben  zu  ^ ;  ich  kenne  nur  6inen  Fall,  in  welchem  an 
Stelle  des  Heinifalls  Seciuestration  tritt,  welche  bis  zu  völliger  Befriedigung 
der  Ansprüche  des  PachtheiTn  an  den  Pächter  andauert^.  Natürlich  schlofs  da« 
Heinifallsrecht  jeden  Widei-spruch,  sowie  alle  etwa  gerichtlich  geltend  zu  machenden 
Rechtseinwände  aus^;  die  Pachtung  sollte  ipso  facto*,  sine  strepitu  iudicii",  wie 
sich  die  Urkunden  ausdrücken,  an  den  Pachtherm  zurückfallen;  nur  äufserst 
selten  ist  von  einem  Eingreifen  dos  Grerichtes  die  Rede*. 

Es  begreift  sich,  dafs  so  rigorose  und  doch  auf  der  andtTen  Seite  gewifs 
häufig  so  wirkungslose  Bestimmungen  auf  die  Dauer  nicht  genügen  konnten. 
Man  suchte  also  andere  Sicherheiten  auf.  Eine  ist  zimächst  im  Erbbestand- 
geld, wie  es  sich  vermutlich  schon  sehr  früh  aus  der  Vorhure  oder  dem  Em- 
pfängnis beim  Pachtantritt  entwickelte "^ ,  gegeben^:  nacli  Zahlung  des  Erb- 
ist auch  der  Ausdruck  libere  (et  absolute)  reverti,  s.  Aim.  d.  hist.  Ver.  f.  d.  Niederrh.  44, 
75,  1257 :  quod  si  alterum  istorum  uon  iierct,  quod  absit,  predictanim  vinearum  partes  prefatc 
ad  nostruin  monasterium  Docnwalt  libere  revortentur,  et  nos  introinittemus  auctoritate  propria 
de  cisdem,  et  enmt  ab  onmi  obligatione  libere  et  solute  et  in  nostrain  possessionem  recident 
cum  ediiiciis  suprapositis  et  culturis.  MR.  ÜB.  8, 375, 1229:  agros  prefatos  sibi  iure  heroditario  con- 
cessimus  possidendos,  ita  quod  ipse  exnunc  singulis  annis  imperpetuum  ecciesie  no8ti*e  ])ersolvet 
am.  parvam  vini  tempore  vindemiarum ;  quodsi  forte  ipse  vel  sui  successores  in  solutione  vini 
fuerint  negligentes,  agri  sepedicti  ad  nostram  ecclesiam  libere  et  absolute  sine  contradictiono 
qualibet  revertentur.    Vgl.  auch  noch  Bd.  3,  5,  se,  1257;  7,  n,  1272. 

')  Bd.  8,  148,  6,  1825. 

«)  Bd.  8,  143,  8,  1325. 

')  *Arch.  Maximin.  12,  514,  1291:  renuntiantes  in  hoc  omni  privilegio  dotis  seu  dona- 
tionis  propter  nuptias  beneficio  restitutionis  in  integnmi  omnique  iuri  et  consuetudini,  per 
quae  praedictum  contractum  infringero  possemus  vel  aliquatenus  contrairc.  *Arch.  Maximin. 
B,  302,  1347:  renuntiamus  insuper  expresse  per  praesentes  exceptioni  niali  doli,  actioni  in 
factum  ob  causam  et  sine  causa,  conditionibus  rei  aliter  gestae  quam  scriptae ;  et  ego  Wi^jcla 
praedicta  spccialitcr  reiiuntio  omni  privilegio  dotis  seu  donationis  propter  nuptias.  Ähnlich 
Bd.  3,  122,  24,  1321 ;  127,  m,  1321 ;  143,  n2,  1325.  Diese  Fälle  können,  obwohl  teilweis  auf 
Schreibei-fioskeln  beruhend,  immerhin  als  Beweis  angefiihrt  werden. 

*)  S.  Bd.  3,  18,  21,  1260;  157,  •.»,  l;iS3. 

^)  *Arch.  Maximin.  12,  541,  1291:  Ileimfall  sine  strepitu  iudirii;  ebenso  Bd.  3,  10,  4. 
1309.  Bd.  3,  122,  n,  1321:  Ileimfall  absqiie  invocatione  iudicii  senilaris  vel  spiritualis. 
S.  auch  Bd.  3,  126,  37,  1321,  und  die  bezeichnende  Kumulation  Ann.  d.  hist.  Ver.  f.  d. 
Niederrh.  44,  85,  1362:  (bona  pactata)  ad  ipsas  libere  devnlventur  contradictione  qualibet  non 
obstante  iuris  canonici  vel  civilis,  omnibus  etiam  exeeptionibus  et  defensionibus  doli  mali, 
privilegiorum,  quibus  renuntiamus  in  hiis  scriptis,  exclusis  penitus  et  ainotis. 

«)  Ich  kenne  nur  zwei  Stellen,  aufser  Bd.  3,  244,  k,,  1379  noch  MR.  IB.  1,  474,  nach 
1134:  si  vero  per  incuriam  illonun  [Krbpächter]  vel  domus  vel  vinee  vel  agri  devastarentur 
ncc  studiose  percolerentur,  a  nuntio  fiatnim  in  causam  in<le  ducti,  si  emendare  nollent,  here- 
ditatem  suam  legittimo  iure  perderent. 

')  Hennes  ÜB.  1,  282,  12m2:  der  Deutschonlen  in  Koblenz  verpachtet  W.  Haus  Mech- 
tiidi  suisque  liberis  et  heredibus  iure  hereditario  possidendam  iin]>eq)etnum  et  habendam  pro 
censu  annuo  sex  s.  usualis  monete  in  festo  beati  Martini  hiemalis  nobis  singulis  annis  imper- 
petuum persolvendo;  recej)tis  tamen  prius  ab  ipsa  M.  in  pecunia  nuiiierata  tradita  nobis  et 
assignata  diiabus  nir.  monete  predicte  nomini;  euiusdam  iuris,  cpiod  vorhure  vulgariter 
a])pcllatur. 

«)  Zur  Entwicklung  des  Krbbestandgeldes  s.  oben  S.  938  Note  4  Schlufs  und  S.  941  Note  '>. 


—     955     ■ —    Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung. ] 

» 

l>estau(lgel(h»s  hatte  der  Pächt(»r  ja  zweifellos  ein  besonderes  Interesse  daran, 
im  durcliaiis  zweifellosen  Besitz  der  Pachtnn^  zu  bleiben,  dies  Interesse  war 
aber  nur  durch   i)ünktlichc  Kanonzahlung   an    den  Paehthenn  zu  befriedigen. 

Indes  man  griff  weiter.  Hatte  man  die  (jefahren  des  weltlichen  Gerichts 
vennieden,  so  benutzten  die  kirchlichen  Institute  um  so  lieber  die  Strafmittel 
der  geistlichen  Disziplin:  auf  Pachtkontraventionen  wurde  die  Exkommuni- 
kation als  Strafe  gesetzt  ^  Nur  eine  Nachbildung  dieser  Mafsregel  ist  es 
wohl,  wenn  man  dem  Landesherrn  als  Vogt  aufserhalb  des  gewöhnlichen 
Rechtsganges  eine  Sondergewalt  zur  Aufiechterhaltung  eines  bestinnnten  Pacht- 
kontraktes übertrug-. 

Aber  diese  Mittel  wai^en  nicht  allseitig  zugänglich;  die  Exkonununikation 
war  zudem  eine  sehr  zweischneidige  Mafsregel  und  verlor  gegen  Plnde  des 
Mittelalters  immer  mehr  an  Furchtbarkeit  und  zwingender  Kraft.  Wirklich 
sicher  stellen  konnte  man  sich,  wollte  man  das  direktt^  Einschreiten  des 
Richters  vermeiden,  doch  nur  auf  rein  materiellem  Wege,  also  durch 
Kaution,  d.  h.  im  mittelalterlichen  Rechtssinne  durch  I^andsatzung^.    Das  ist 

aufserdeni  Ennen,  Qu.  1, 547,  71, 1158;  Arch.  Clei-vaux  315. 1353:  Gueblcs  (iorh  et  Gillet  d'Orvas, 
t'chovins  do  Luxembourg,  ronstatent  que  Elze,  tille  de  feu  Bucsatt'o,  tient  a  cens  lioröditaire 
do  Jean  de  Menstorf',  ecJievin  a  Luxembourg,  ime  niaison  et  dependances,  s^ant  devant  lo 
nuef  ospital  en  Schelmerj^as,  pour  un  loyer  de  20  s.,  et  un  prix  une  fois  payö  de  10  fl.  d'or 
de  Florenoe,  j'inq  a  Schadebon^h  plus  i)rochain  venant  et  cinq  a  nauweil  et  apres  ensuwant ; 
IM.  3,  248,  24,  1382;  audi  *Koblenz  St.  A.  MC.  VII  IM.  335  »-335 b ,  No.  996,  reg.  Goerz 
Heg.  der  Erzb.  S.  254,  1482:  Wir  .lolian  eto.  tun  kunt  .  .,  das  wir  unsenn  keiner  zu  Wosrl 
und  lieben  getruwen  Xiclais  Jjoirbechere  von  besiuideni  unsem  gnaden,  auch  und)  getniwer 
Üissiger  dienste  willen,  so  <ler  benant  unser  keiner  in  zukunftigen  ziten  zu  tluinde  willig  ist^ 
einen  unsem  wingarfen,  ghen  Oube  in  Weseler  marken  gelegen  ist  und  des  benanten  unsers 
kelners  vater  von  eime  genant  Pletzen  an  uns  und  unsern  stifte  braicht  liait  (des  tinngeuoissen 
sint  oben  zu  (iewer  Hacberacbs  und  unden  zu  Herbei  Spuelers),  ime  und  sinen  erben  erblich 
und  ewielich  frei  und  ledig,  in  maissen  wir  denselben  ingehabt,  verkauft  und  gelaissen  hain 
umb  eine  sonmie  gelts.  die  er  uns  aucli  vur  datum  dis  brieves  gütlich  vernuget  bait.  doch 
hain  wir  uns  [BL  3:i')*'l  unsern  nakoramen  und  stifte  uf  dem  benanten  wingartcn  einen 
schillink  Wesah'r  werunge  jerlichen  und  ewigen  zinses  usbehalten,  den  der  benant  unser 
keiner  und  sine  erben  zu  ewigen  tagen  alle  jaires  uf  sant  Mertins  tag  in  wiuther  umbefangen 
in  unser  kelnerie  zu  Wesel  eime  unserm  keiner  zu  ziU'U  schuldig  sin  sollent  zu  liantreichen 
und  zu  liebem,  ane  intrag  ader  weigerunge  in  eincherhande  wise. 

M  Ennen,  <^i.  2,  115.  10(J,  1227.  Vgl.  MH.  ÜB.  3,  375,  1229:  W.  miles  in  Contiuentia 
(»t  sui  colieredes  a  morte  patris  sui  haben  de  quibusdam  agris  des  Aachener  Ijiebfrauenstiftes 
jahrlich  tempore  vindemiamm  1  kl.  Ohm  Wein  zu  zinsen.  Es  ist  lange  nicht  geschehen; 
W.  wird  exkomnnmizierf,  stellt  sich. 

*)  *Arcli.  Maximin.  12,  514,  1291:  die  Erbpäcbter  sind  einverstanden,  quod  ofßcialis 
euriae  Trevirensis  censiua  ecdesiastica  et  nobilis  vir  dominus  comes  Lutzelenburgensis ,  qui 
pro  tem]>ore  tuerit,  brachio  saeculari  de  piano  et  sine  strepitu  iudicii  ad  observationem 
onmiiun  praemissorum  nos  et  haeredes  nostros  honiines  dicti  domini  comnuiniter  compellant, 
quando  et  quotiens  ex  j)arte  provisoris  hospitalis  praedicti  seu  eins  nuntii  super  hoc  fuerint 
re(piisiti. 

^)  (ianz  singulär  und  dem  ganzen  Verfahren  nach  auch  nur  in  Ausnahmefällen  an- 
wendbar i^t  .MII.  TH.  3.  lO-M,   1250.    Vertrag  zwischen  Mechtild  (^fin  von  Saxn  und  dem 

61*  ' 


[Wirtschaft  d.  Grorsgnindbes.  —      956      — - 

in  der  That  der  Weg,  welcher  schon  im  12.  Jh.  vereinzelt,  später  immer  all- 
seitiger betreten  wurde  ^    Sehen  wir  von  einem  vereinzelten  Fall  des  14.  Jhs. 

Erzstift  Köln:  si  ipsa  comitissa  bona  sua  nobis  ad  pensioncm  certam  dare  voluerit,  nos 
eadem  ubicunquc  sunt  sita  recipiemus  in  pensione  et  de  iiistis  nostris  redditibus,  quos  infra 
Coloniam  habemns,  tantumdem  eidem  assignabimus.  item  promittimus  defendere  Emestnm 
viruni  nobilem  de  Vimemburg  contra  omnes  iniuriatores  super  bonis  ipsi  a  dicta  comitissa 
in  pensione  concessis.  ceteri  vero  ))en$ionarii  comitisse  prefate  si  debitas  i))si  non  pcrsol- 
verint  pensiones,  ut  tenentur,  nos  contra  tales  erimus  ipsi  comitisse  iustus  iudex  et  ])aratus. 
item  comitissa  pensionarios  suos  non  absolvet  nee  inducia1)it  sine  nostro  consilio  et 
consensu. 

*)  Vgl.  hierzu  wie  zum  folgenden  MR.  ÜB.  1,  556,  ca.  1150:  der  Dompropst  Amolf 
hatte  einen  mansus  bei  Bombogen  an  das  Kapitel  geschenkt,  hoc  tenore,  ut  inde  quotannis 
carr.  demerati  vini  in  littore  Treverensi  persolveretur  .  .  .  hunc  igitur  mansum  quidam 
Albertus  tenens  per  mukös  annos  prefatum  redditum  sine  qucrela  persolvit,  donec  crescen- 
tibus  ab  omni  parte  maus  et  agriculture  et  [!]  cultores  tepescere  ceperunt  et  ille,  qui  debebat, 
per  aliquod  tempus  plenarie  non  dedit.  cum  autem  ad  persolvendum  compelleretiu-,  in  himc 
tandem  modum  cum  eo  convenimus,  ut  uno  anno  ei  debitum  censum  omnino  remitteremus. 
et  ipse  de  allodio  suo  vineam  quandam  apud  Urcicham  predicto  mansui  snperaddidit, 
quatenus  deinc«ps  sine  contradictione  ins  debitum  in  festo  beati  Martini  ab  ipso  et  ülio  eins 
persolveretur;  quod  si  tempore  statuto  non  dederint  et  commoniti  a  fratre.  qui  hanc  obo- 
dientiam  habebit,  infra  quadraginta  dies  non  correxerit,  et  prefato  manso  et  allodio,  quod 
superaddiderunt.  omnino  priventur.  URupertsberg  S.  389 :  W.  de  Monte  dabit  de  domo  et  de 
orto  5  s.  et  4  capunos,  si  non  dabit,  so  hat  er  zu  underpande  gesatzt  Vs  iug.  vinee. 
S.  femer  aufser  Lac.  ÜB.  2,  38,  1210  auch  Lac.  ÜB.  2,  548,  1264 :  convenit  etiam  inter  dictos 
decanum  et  capitulum  et  ipsum  Conradum,  quod  ipse  Conradus  de  consensu  heredum  suonmi 
annexit  et  astrixit  sepedictis  decano  et  capitulo  ad  dicta  bona  unum  mansum  suum,  qui 
theutonice  dicitur  hove,  situm  apud  villam  ürre,  in  curtim  ipsonun  Sunrisdorp  pertinentem, 
ut  eo  in  solutione  dictoruni  11  mir.  tritici  sint  securiores.  item  ipse  Conradus  vel  sui  here- 
des  sive  successores  sui  non  vendent  alicui  predicta  bona  nee  mansum  nee  obligabunt  nee 
aliquo  modo  alienabunt  nee  divident  inter  se  hcredes,  sed  imus  heredum  ipsa  bona  cum 
manso  solus  integre  j>ossidebit  (^t  hee  a  quolibet  berede  vel  suecessore,  eui  dieta  bona  cum 
manso  ipse  .  .  deeanus  et  eapituluni  diixerint  concedenda.  in  perpetuum  observalmntnr. 
Ilennes  HB.  1,  232,  1274:  das  Koblenzer  Deutsch ordenshaus  domos  quasdam  hereditario  iure 
sub  annuo  («»nsu,  videlicet  octodecim  s.  Coloniensium  bononmi  et  legalium  in  festo  cireum- 
eisionis  domini  siiigulis  annis  persolvendorum,  loeavimus  sive  concessimus  perpetuo  i>ossi- 
dendas.  dictus  (luoque  G.  j)ro  securitate  solutionis  fa<iende  quandam  vineam  suam,  que 
Ilaimbuche  dicitur,  nobis  titulo  pignoris  obligavit,  ita  videlic(»t  quod  si  quando  cessatum 
fuerit  in  solutione  pensionis  predi<'te  quocunque  modo,  t^iin  de  fructibus  eiusdem  vinee  (piam 
domibus  ot  areis  su])radictis  pensionem  nostram  recipiemus  et  taiiidiu  retiuebimus,  quousque 
nobis  plenarie  ftuTit  satisfactum.  *Arcb.  Maximin.  12,  514,  1291 :  die  Erbpiuht(?r  versprechen 
bona  fide  pro  nobis  et  haeredibus  nostris,  nos  soluturos  censum  praedietum  termino  ad  hoc 
jjraeiixo  cum  poena  et  expensis  praetactis.  si  in  solutione  census  praefati  cessaverimus ,  ut 
est  dictum,  nosque  propter  hoc  haeredes  nostros  successores  in  dictis  bonis  praedieta  omnia 
ac  etiam  bona  nostra  omnia  mobilia  et  immobilia,  qnae  habenius  vel  habituri  sumus  in  villa 
de  lamais  et  confinio  eins,  etifimsi  uovam  villam  ibidem  fit'ri  contingat,  j)ro  censu  poena  et 
expensis  praedictis  provisori  hospiüdis  praedicti,  qui  est  et  erit,  titulo  pignoris  specialiter 
oblij^nnnis.  *Arch.  Maximin.  6,  301,  1347:  ad  maiorem  auteni  ceilitudiuem  tarn  solutionis 
censuuin  (piaiii  observantiae  ceteronim  praemissonmi,  nos  llennekinus  et  Wizela  eoniuges 
ant<*tati  praedicto  doniino  AVirico  provisori  suo  et  dicti  liospitalis  nomine  constituiunis  et 
ol)Iiga\inm>    constitninnis    et  obliganuis  per  praesentes  donnun  sitani  inter  stratam  et  domum 


—     957     —    Umwälzung  (1.  Wirtsohaftsverfassiing.] 

ab,  wo  zeitweili^n»  Kaution  auftritt  \  so  war  <lio  Pfandsatzunfc  stets  eiue 
(lauernde,  die  ^anze  Pachtzeit  umfassende.  Als  Iliind  wurde  in  illtester  Zeit 
durchaus  rejjjelniiifsi^  lastenfreier  (Inindbesitz ,  welcher  detailliert  verzeichnet 
wird^,  gerichtlich  aufgetrap:en ;    erst  seit  dem  14  Jh.   wird  auch  Rente  oder 


nostrani  sitam  in  der  Lein,  quam  inhabitamus ,  titulo  communi  pignoris  et  hypothecae, 
arlutrantes  sponte  per  praesentes,  quodsi  nos  aut  nostri  haeredes  aut  in  posterum  successores 
in  solutionc  dictonmi  censuum  in  toto  vel  in  parte  aut  in  vineae  cultura  ut  praemissum  est 
negligentes  tuorinuis  aut  fuerint  vel  remissi,  quod  extunc  provisor  antedictus  aut  eins 
>ucces8or  dicti  hospitalis  provisor  pro  tempore  ad  vineahi  f  S.  302 J  et  lioitum  praedictos 
manus  aj)ponere  i)oterit  i\v  se  de  eisdem  intromittere  poenitus,  donec  de  universis  neglectis 
et  non  solutis  i>er  nos  aut  dictae  vineae  possessores  fuerit  plenarie  satisfactum.  *U8Max. 
1484,  h\.  101*,  1495,  S  9:  herüber  sullent  die  vurg.  bestender  uns  alle  jair  uf  sent  Brictius 
tag,  als  ander  zense  im  liove  fellieh  sint,  geben  dri  gl.  dm  mir.  rocken  dm  mir.  even 
Lutzenburger  weronge,  zu  sent  Maximin  obg.  in  unser  gotshuis  leberen  und  veraugen  sunder 
keinen  langen  verzocb  indrach  adei*  wedei-sprache,  mit  verbuntenis  zwen  und  drissich  gl. 
verwilkort  uf  iren  gutem  zu  Kllingen  im  hove  van  Moendorf,  nach  uswisonge  desselben 
briefs,  wir  van  in  davon  iimehain  vei*siegelt  dorch  ein  nchter  van  Moendorf. 

M  Bd.  8,  126,  34,  1321. 

^)  S.  z.  B.  Ann.  d.  bist.  Ver.  f.  d.  Niederrli.  44,  8.5.  1362:  et  ut  ipsis  religiosis 
personis  magistre  et  conventui  monasterii  in  Doenwalt  in  premi^sis  et  quolibet  premissorum 
inagis  auitum  existat,  obligavimus  titulo  ypothece  et  concorditer  obligamus  per  jnesentes 
unam  nostram  iumalem  vineamm  nostramm  sitam  in  teiritorio  ville  Niedehamerstein, 
videlicet  unum  dimidium  iumalem  in  loco  dicto  Metzindal  iuxtii  vineas  dictamm  religiosamm 
personanmi,  item  unum  dimidium  iumalem  in  loco  dicto  up  der  Drenkin  prope  vineas 
dominomm  de  Loco  sancte  Marie  in  bunc  modum,  quod  si  i)redictam  pensionem  septem  am. 
villi  ])er  neutnmi  modomm  predictomm  persolvere  ncglexerinuis  congmis  temporibus  sepe- 
dictis,  extunc  prenotate  vinee  per  nos,  ut  premittitur,  conductc  necnon  vinee  titulo  pignoris 
}-lM)thece  obligate  una  cum  pensione  subtracta  evident  in  commissum.  *()r.  Koblenz  St  A, 
Ochtendung  Xo.  18,  (ioerz  Kegg.  der  Krzb.  S.  113,  1379:  und  umb  daz  wir  und  unser 
nakomen  der  komgulte  vorg.  sicher  sin,  so  baut  uns  unsem  nakomen  und  stifte  dieselben 
.lohan  und  Kathrine  vor  sich  und  ire  erben  zft  rechtem  unterpande  gesast  imd  gelacht  sieben 
und  zwenzich  morgen  ackerlanz  und  anderhalben  morgen  wingarten  gelegen  in  Oichtt»ndinger 
gi'riechte  mit  nanien  als  hema  volget  beschreben:  mit  dem  eirsten  einen  morgen  ackerlantz 
gelegen  hinder  Lo  uf  Wilhem  von  Sintzige,  item  zwene  morgen  uf  Hongersberge  uf  den 
IHietsschenherren  über  Poelcher  weg,  item  einen  halben  morgen  gelegen  dabi  uf  eime  unserm 
hlucke,  item  einen  halben  morgen  under  Poelcher  wege  under  eime  stucke  der  vicarien  zft 
( Hchtendink,  it^'m  zwene  morgen  an  Poelcher  wege  gelegen  ftf  eime  unsemi  stftcke,  item  einen 
morgen  über  den  Eigenibil  und(*r  den  DuetschenheiTen ,  item  einen  morgen  uf  Staffeln  under 
Peter  Johans  bruder  vorges.,  item  fonf  virtil  oben  und  drft  virtil  under  unsemi  stucke  gelegen 
daselbes,  item  drittenhalben  morgen  in  Breitacker  under  Koitzer  pade  uf  Boeissen,  item  einen 
halben  morgen  uf  Perrich  uf  Boessen,  item  zwene  morgen  ftber  Roitzer  päd  under  und  über 
Peter  Schefer.  item  einen  halben  morgen  an  Covelentzer  ^iege  an  Stilen  imder  den  Duetzsclien- 
herren,  item  einen  halben  morgen  an  Kethger  wege  uf  eime  unserm  stucke,  item  einen 
morgen  uf  Altdreiss  under  den  Thietschenherren ,  item  einen  morgen  daselbes  under  Henrich 
Winter,  item  dri  morgen  daselbes  under  Hermanne  Bartftes,  item  anderhalben  morgen  in 
Widenfell  uf  Henrich  Winter,  \Wm  anderhalben  morgen  daselbes  und  rürent  uf  Wannen  ober 
und  und»T  eime  unsenn  stucke,  item  dni  virtil  wingarten  an  dem  berge  gelegen  bi  Peter 
Johans  bmder  vui*g. ,  item  drft  virtil  wingarten  gelegen  under  Jacob  S^kilbftge:  —  also  ob 
Johan  Kathrine  oder  ire  erben  vurg.   einichen  jairs   sumich   worden    an   bezalen  der  vorg. 


fWiiLsiliaft  (l.  (irofsgruiKlIjcs.  —     958     — 

Land  in  Rentenweise  als  Pfandobjekt  zugelassen*.  Dabei  blieb  die  Nutzung 
des  Pfandgutes,  (^der  wie  es  auch  genannt  wird,  (h^s  Supplenuuituni  oder  der 
Beilage,  der  Riegel  nach  dem  Pächter.  Auch  filllt  das  Pfandgut  mit  dem 
Heimfall  der  Pachtung  regelmäfsig  dem  Pachtherrn  im  Sinne  dcM*  jüngeren 
Satzung  mit  zu:  so  ersetzte  die  Setzung  eines  Pfandgutes  wohl  zugleich  die 
Einzahlung  eines  Erbbestandgeldes  ^. 

Die  bisher  geschilderten  Vorsichtsmafsregeln  >Yurden  nun  aber  nicht 
selten  kumuliert^,  ja  es  wurde  ihnen  wohl  noch  gar  das  direkt  und  pei-sön- 
lich  in  den  Pachtvertrag  eingeführte  Versprechen  des  Pächtei^  hinzugefügt, 
den  Kontrakt  aufs  unverbrüchlichste  halten  zu  wollen*:  ein  sicheres  Zeich(»n 
dafür,  dafs  mit  all  den  genannten  Mafsnahmc^n  die  volle  Sicherheit  des  Pacht- 
h(4*ni  gleichwohl  nicht  erreicht  war.  In  der  That  grt^belte  man  stets  na(*h 
neuen  Verbürgungen,  ihre  Feststellung  machte»  geradezu  ein  Hauptgeschäft  bei 
Abschlufs  eines  Pachtvertrages  aus''*;  und  wir  werden  bald  sehen,  wie  gerade 
das  Unbefriedigende  der  Individualbürfzschaft  auf  diesem  Oebiete  in  (Mner  An- 
zahl von  Fällen  einer  bemerkenswerten  genossenschaftlichen  Durchbildung  (l(»s 
Pachtwesens  mit  zum  Durchbruch  verhelfen  hat". 

Jetzt  aber  ist  es  zunächst  an  der  Zeit,  das  Verhältnis  des  Vital-  und 
Zeitpachtvertrages  zu  der  eben  charakterisieiten  Entwicklung  dcu*  Erbpacht 
festzustellen. 

Am  nächsten  schliefst  sich  an  die  Erbpacht  die  Vitalpacht  an,  nahe  ge- 
nug, um  die  vertragsmäfsigen  P'Jnzelbestimmungen  mit  denen  der  Erbpacht, 
soweit  ein  Parallelisnms  überhaupt  besteht,  fast  völlig  identisch  erscheinen  zu 

korugulte  in  der  niaessen,  alz  vor  ist  bej?i*iften,  so  sullon  Johan  Kathriuc  oder  ire  erl)eii 
alsdaii  die  erl)eschaft  an  dem  egen.  iinsenn  liove  lian  verloren  und  sidlent  uns  unsern 
nakonien  und  stifte  die  sieben  und  zwenzich  morgen  ackerlantz  und  di  anderhalb  morge 
wingarten  lediglich^  sin  ervallen. 

M  Hd.  :3,  No.  2  V.  1323:  195.  su.  1340. 

-)  Bd.  3,  (>,  IG,  1270;  191,  i^  7,  1344.  An  sieh  natürlich  ist  dieser  Mitheimfall  in  der 
Hestimnnnig  des.*l'SMax.  1484,  Hl.  101  a,  149-">,  §  10:  were  sache  dass  dieselbe  bestenderin 
einchen  saclien  vurg.  buw<'  luler  be/ailonge  und  indrengongen  der  grontzonsen  sumich  ader 
bruchlich  funden  wurden,  doe  sullent  si  irs  vurir.  ]»estentenis  und  auch  der  bilaegen  uns 
unsen  gotshuis  und  unsen  nacomen   los   ledich   zugefnlhm  und  si    irs   bestentenis   ledich   sin. 

^)  So  z.  B.  *Areh.  Maximin.  12,  514,  1291. 

*)  Vgl.  u.  a.  *Arch.  Muximin.  8,  210,  1295:  ego  [j)actarius)  .  .  contiteor  per  j)rae- 
sentes,  me  dicta  bona  superius  expressa  a  dicto  j)rovisore  pro  aimo  censu  pracdicto  solvendo 
sab  niodis  et  conditionibus  onniibus  j)raedictis  iure  haereditario  recei)iss(';  et  promitto  per 
j>raespntes  pro  nie  et  haeredibus  meis  omnia  praemissa  et  singula  inviolabiliter  observare. 
S.  auch  Bd.  3,  122,  h,  1321. 

•')  Guden.  CT).  2,  1087,  1344 :  das  Kloster  Stablo  schickt  zwei  Mönche  mit  der  Voll- 
macht ad  ipsam  curiani  nostram  de  Kemago  cum  suis  apj)enditiis  alicui  honeste  i>ersone  ad 
tirmam  scu  accensam  usque  ad  certum  temj)oris  sj)atium,  j)rout  nostri^  dictis  j)rocuratorilius 
videbitur  cxpedire,  dandum  et  locanduni.  et  ad  recij)iendum  l)onam  securitatem  et  Obligationen! 
idon(*am  suj)er  huiusmodi  accensa  et  (4iam,  si  opus  fuerit,  (juascunque  litteras  et  instrumenta 
Heri  petendum. 

«)  S.  unten  S.  973  ff. 


—     959     —    Umwälzung  d.  Wirtschaftsverliissung.  | 

lassen:  so  dals  die  Viüilpachturkiiuden  in  di(»ser  Hinsicht  schon  bei  der  Va- 
örterung  der  Erbpacht  mit  zu  Rate  gezogen  wi?rden  konnten.  Ein  Unter- 
schied macht  sidi  dagegen  in  der  wirtschaftlichen  Benutzung  der  Vitalpacht 
geltend.  Die  Erbpacht  wird  von  Anfang  an  auf  die  verschiedensten  Pacht- 
substrate gleichmäfsig  angewendet  ^  die  Vitalpacht  kommt  nur  für  einige? 
Zwecke  zu  häufigerem  Gebrauch^. 

So  vornehmlich  im  ilufsersten  Osten  unseres  Gebietes  zu  Kolonisations- 
/wecken ;  hier  ist  die  Landsiedelleihe  die  bei  weitem  gebräuchlichste  Fonu  der 
Vitalpacht ^.    Freilich  dringt  diese  Fonn  kaum  über  den  Rhein  bis  zur  Mosel*. 


')  So  in  den  iiltcsti'u  Urkunani  auf  eiuen  Garten  (Mll.  Vll  1,  424,  1112),  Höfe 
(a.  a.  ().  1,  431,  1115;  474,  1134;  2,  2*,  1169),  Wald  zum  Anbau  (a.  a.  0.  1,  482,  1115), 
Wiesen  (a.  a.  0.  1,  455,  1126),  Landgüter  (a.  a.  0.  1,  594,  1155;  618,  c.  1160;  645,  c.  1165; 
2,  45*,  1181),  Mühlen  (a.  a.  0.  1,  640,  e.  1163;  90,  1187);  Weinl»erge  und  Äcker  (a.  a.  0. 
1,  63,  1169-83;  71,  1185);  Teiche  (a.  a.  0.  2,  1126,  192). 

'^)  Wenigstens  wenn  man  von  den  Pachten  an  Cieistliche  absieht,  für  welche  Erbpacht 
^i^lbs>tverstandlich  ausgeschlossen  war,  mithin  alle  sonst  auf  dem  Wege  der  Erbpacht  befrie- 
dijrtfm  Bedürfnisse  mit  der  Zeitpacht  zufallen  mufsten. 

^)  Zur  Landsiedelleihe  vgl.  neuerdings  vor  allem  Amold,  Ansiedlungen  S.  573  f.;  zu 
den  sonstigen  Kolonisationsi»achten  s.  man  u.  a.  Ilasenöhrl,  Österreich.  Landrecht  88  ff., 
Mitt.  (1.  bist.  Instituts  4,  431:  Haeusler  1,  S.  68  ff.,  81  ff.,  284  f.;  zur  Kolonisation  unter  Erb- 
zius  auch  Waita,  Vfg.  5,  274,  283  f.;  und  über  die  bairischen  Urbarsieute  (Erbpächter 
15.  Jhs.)  Lerchenfeld,  die  alten  bair.  landstand.  Freiheiten  S.  399;  Fr.  Seb.  Kraysser,  Repert. 
iuris  Bavar.  1671;  und  ,Gemeiner  Urbarsbrauch'  (s.  a.).  tl>er  die  .Anlässe?  zu  freierer  Aus- 
baunutzung 8.  auch  oben  S.  137.  —  P'inen  lehrreichen  Fall  zur  Landsiedelleihe  an  der  Lahn 
bringt  MH.  ÜB.  3,  754,  1242:  (^erbanl  von  Eschborn  schenkt  an  das  Stift  zu  Wetzlar 
einen  mansus  zu  Wehrdorf,  ita  ut  .  .  a  colono  ipsum  mansum  excolente,  quamdiu  vixerit, 
sei-vitium,  quod  inde  michi  fecit,  recipiant  debitum  et  consuetum,  et  eo  mortuo  eundem 
mansiun  ad  ins  coloni  locandum  ab  instanti  die  inantea  liberam  et  plenam  habeant 
potestatem. 

*)  Der  einzige  vennutlich  hierher  zu  ziehende  Fall  fndierer  Zeit  ist  CKM.  2,  180, 
1258,  cit.  ol)en  S.  129  Note  3.  Innerhalb  der  Rheinischen  Landrechte  handelt  niu*  das 
Solmser  Landr.,  v.  d.  Nahmer  S.  13  f.,  Index  S.  1315.  über  Landsiedelleihe.  Im  übrigen  bestehen 
an  der  Mosel  (wie  auch  am  Niedenhein,  vgl.  Lac.  FB.  2,  957,  1295)  seit  dem  13.  Jh.,  soweit 
überhaupt  noch  ausgebaut  wird,  ganz  andere,  in  sich  zu  keinem  festen  und  einheitlichen 
Sj-stem  entwickelte  Leiheformen.  So  z.  B.  in  Erbpacht  MR.  ÜB.  3,  895,  1246:  SMartin- 
Trier  giebt  an  einen  Trierer  Bürger  montem  Hart  .  .  excolendum  et  possidendum  .  .  iure 
hereditiu*io  .  .  pro  3  Ib.  Treverensibus.  Für  die  richtige  Zahlung  der  3  Ib.  bürgt  die  Ver- 
l)fändung  von  3  lüiusem  des  Büigers.  It<»m  si  edificia  et  culture  pi^dicti  montis  per  negli- 
gentiam  (puctarii)  .  .  adeo  deperirent,  ut  census  predictus  ex  proventibus  eiusdem  montis  non 
posset  persolvi,  ordinabit  ecclesia  pro  sua  voluntate  de  monte  predicto  perceptura  nihilominus 
35  s.  censuum  ex  domo  (pactarii).  Das  war  eine  Vonu,  welche  natürlich  nur  für  kapital- 
reiche Pächter  anwendbar  war,  nicht  aber  für  anne  Schlucker,  welche  Land  zur  Siedelung 
begehrten;  ihr  (harakti'r  bietet  zugleich  einen  weiteren  Beleg  zu  den  Welen  im  Laufe 
dieser  L'ntersuchung  schon  geltend  gemachten  Gründen  tur  die  Thatsache,  dafs  der  Ausbau 
an  der  Mosel  mit  Beginn  des  13.  Jhs.  schon  im  wesentlichen  abgeschlossen  war.  Für 
spätere  Zeit  zeigen  das  auch  Kontrakte  wie  die  *USMax.  1484  Bl.  101^  abschriftlich 
erhaltene  Loc^itio  curtis  in  Biverbach  Alderhof,  1406  April  10:  Ich  Johan  Besseler  van 
Pnunia  und  Grcte  min  elige  huisfrauwe  don  kont  und  bekennen  öffentlich  in  diesem  brieve 


rWiilscbaft  (L  Grofsgruudbes.  —     900     - 

Und  auch  an  ihrem  alten  Standoil,  an  der  Lahn,  entailet  sie.    Schon  um  die 
Mitte  des  13.  Jhs.  beginnt  hier  ihre  Ausweitung  zur  Erbi)acht\  ein  Schicksal, 


vor  uns  iind  luiser  beider  kinde,  wir  itzont  mitein  baiii  und  bemainailä  mitein  gewinnen, 
daß  wir  somtlicb  uns  aller  IMidage  us  und  unser  j(*  einer  nach  dos  andern  dode  luid  uit 
lenger  bestanden  bain  und  bestaen  in  craft  dies  briefs  unib  die  erwirdigen  in  gode  lieni 
Anthonis  zu  sent  Maxiniin  imd  bem  Winant  zu  Ecbtemachen  van  goits  gnaden  epte  und  ire 
convent  ein  ire  gemein  erbschaft  und  buscbe  in  der  Biverbach  genante,  wie  die  dan  vmi 
alder  bis  dis  zit  zo  dem  vorg.  goitsbus  gemein  und  ungedeilt  geboirf  bait,  mit  allen  iren 
friheiden  begrif  imd  zugeboir  in  maisen  hernach  gescrevou:  §  1.  Zu  wissen  daß  wir  bestenter 
vorg.  van  stont  ain  und  forter  zu  allen  ziden,  als  langt*  das  bestentenis  wert,  die  vorg.  buscbe 
und  erbschalt  getruwelich  sullen  hueten  mit  unsem  gesworen  eideu  und  darenus  kein  bf)lz 
V(Tkaufen  geben  ader  verwenden  noch  sulcbs  van  nieman  laissen  geschc^n  in  kein  wise;  und 
darumb  welcherleic  pender  wir  damf  begrifen  der  mögen  wir  geniesen  mit  recht,  also  viel 
und  W(*nich  wir  können,  und  sulcben  nutz  davon  sonder  der  cg.  heren  schaden  uns  bebalden. 
§  2.  Vorter  raehe  isst  beret  daß  wir  die  erbschaft  sullen  hueden,  daß  sie  nit  versmelt  enwenle, 
al  marken  of  imsem  kosten  doin  setzen  und  begenkenis  damf  doin ,  als  dicke  des  noit  ist 
und  gcruet  wirt;  und  die  ruhen  abedoin  nach  der  scheffen  wistomp  zo  Kenne,  an  den  vorg. 
bem  schaden  zu  doin.  und  dammb  was  uns  damf  gelieft  zu  roiden  oder  das  uiet  buschtr 
enist  noch  busch  werden  mach,  mit  dem  ploicb  zu  gewinnen,  ader  wiesen  damf  zu  machen 
ader  zu  verUhen  imd  den  noiz  davan  zo  nemen,  mögen  wir  doin  und  ist  der  gemelter  benu 
guedcr  wille.  §  8.  Vorter  me  ist  beret  und  clerlichen  underscheit,  gereden  auch  und  geloben 
in  craft  dis  briefs ,  daß  wir  van  stont  ain  ein  redelich  wanhus  uf  die  vorg.  erl)scbaft  buwen 
und  sulchs  binnent  zweien  jaren  nestkoment  vollenfueren  und  das  inwainen  sullen ;  und  nach 
usgank  dis  bestentenis  den  vurg.  bern  ims  goitzhusem  los  und  ledich  wail  gebuwet  laisen. 
und  sullen  darzu  a^jerlichs  zu  sent  Kemeis  misse  ader  14  dage  darnach  ungeverlich  ein 
mir.  dürren  schonen  goiden  koms  lieberen  und  wail  bezailen,  und  darzu  ein  half  hondert 
eier,  das  ist  nementlich  irer  iclichen  ein  halb  nur.  und  25  eier,  imd  iclichen  das  sin  fuei'en 
und  libem,  als  das  van  alder  herkomen  und  gewenlich  ist  §  4.  Vorter  bain  wir  bestender 
vorg.  besunder  geret  gereden  und  geloben  in  craft  dis  briefs,  al  ungeverd(»  indrach  bindemis 
und  onwille,  uns  of  der  vorg.  (Tbscbaft  gesehen  nuieoht,  is  were  an  bescbutenis  der  peude 
ader  ander  onwille,  soe  welcberleie  der  were,  sonder  der  vorg.  bem  und  goitshusem  zudoin 
scbaiden  und  nioidsel  abezudragen  mid  mit  unsem  kost  und  arbeit  zu  bessern  of  allen  den 
enden  und  steden,  sich  das  gebuert,  ain  alein  den  gront  zu  vertedingen:  da  sullent  si  uns 
bestendich  sin  den  zu  verantworten.  —  AI  vorg.  puncton  und  artikel  und  iclichen  besunder 
bain  wir  bestender  vorg.  den  eg.  hera  und  iren  goitshusem  mit  unsen  eiden  imd  tniwen 
sonder  indrach  ofrechtich  geloipt  zu  halden,  dai-wider  nit  zo  doin  noch  schaffen,  gedain 
werde,  in  kein  wise.  und  weret  sache  daß  wir  in  einchen  vorg.  puncte  sumicli  wuixlen,  is 
were  einer  [Bl.  U)2<^]  ader  me,  imd  besonder  dergener,  die  die  erbschaft  zer  zit  inhette, 
jair  und  dach  in  dem  banne  were,  alsdan  sal  dis  bestentenis  abesin  und  kein  macht  me 
bain,  imd  alle  buwe  darof  gedain  were  frihe  ledich  und  los  zo  iren  hendeii  stiiin,  und  sullen 
noch  enmogen  uns  nit  me  mit  irem  brefen  behelfen  noch  den  forter  in  ander  b«?nde  stellen, 
imib  si  damede  anzovertigen  in  kein  wis  anders  dan  mit  geistlichen  recht  of  enden  und 
steden,  sich  das  gehurt,  und  das  forter  doin  in  allen  den  Sachen,  dae  wir  nit  ansprachen 
muechten  erlaissen. 

')  S.  MR.  ÜB.  3,  1462,  1258:  nos  Heinricus  senior  comes,  li.  et  M.  nati  sui  de  Sol- 
misse,  tenore  presentium  protestantes  notum  esse  ciipiinus  universis  tani  presentibus  quam 
futuris,  quod  decano  et  capitulo  Wetflarionsis  ecclesie  ex  paite  iina  et  Alberune  colono 
ipsorum  de  Mulnheim  ex  altera  super  quibusdam  bonis  ibidem  sitis  corani  nobis  civiliter 
disceptantibus,   cum    idem   A.   se    in  dictis   bonis   ius  hereditarium  aflinnaret   habere,    dicti 


—     961      —    Umwälzung  d.  Wirtschaflsverfassuug.l 

das  allerdin^'s  dem  fast  aller  Vitalpaehten  eiitsiuidit  ^ ;  sie  wird  ferner  niclit 
melir  blofs  auf  Ausbau,  sondern  auch  auf  Besseiaing  schon  fertig  gestellter 
Siedehmgen  angewendet^;  und  sie  geht  schliefslich  als  allgemeine  Vitalpacht- 
form auf  Verhältnisse  und  Pachtungen  jeder  Art  über^. 

Länger  hielten  sich  besondere  Ausgestaltungen  der  Vitali)acht  —  wenn 
sie  freilich  auch  hier  leicht  in  Erbpacht  übergingen  —  in  zwei  anderen  Ver- 
hältnissen, welche  beide  an  der  Mosel  und  am  Rhein  völlig  heimisch  und  bei 
weitem  mehr  als  die  Landsiedelleihe  verbreitet  sind.  Es  sind  das  der  Villi- 
kationsvertrag  und  die  Halfenpacht. 

Der  Villikationsvertrag,  wie  er  vornehmlich  mit  kirchlich-giiindherrlichen 
Instituten  für  ganze  Fronhöfe,  bisweilen  auch  für  Sonderbetriebe  der  gnind- 
herrlichen  Verwaltung'*  abgeschlossen  wurde,  charakterisiert  sich  als  eine 
spezifische  Entwicklung  der  Vitalpacht  für  die  ('bemahme  von  Meierämtern 
seitens  hervorragender  Adliger,  welche  den  Fronhofsbesitzungen  zugleich  Schutz 
gegen  gerichtliche  und  aufsergerichtliche  AngiifTe  zu  leisten  imsUinde  waren  ^. 

(liTauus  et  capitulnin  suiiin  in  possessione  proprietatis  bonoiuin  eorundem  coram  iudicilms  et 
jjcabinis  ad  nostra  iudicia  dopntatis  secundum  sentcntiani  tani  per  milites  (piam  i)lel)eius 
latani  plenissime  convicemnt,  ju-obantes,  prefatuni  A.  bona  nicmorata  nun  nisi  iure  colonario 
possedissc;  unde  nos  eadeni  bona  sub  protectione  nostra  auctoritatc  iudiciaria  ponentes, 
dictos  decanum  vi  capituluni  in  pohsessioneni  ipsoruni  mitti  fecimus  corporaleni. 

*)  Vgl.  z.  B.  Bd.  3,  7,  »a,  1273:  bei  Manusfimia  wird  nach  dem  Tode  des  Mannes  für 
den  Übergang  an  dessen  Krau  bezw.  den  dritten  Erben  ein  manufidelis  sive  prociu^tor 
bezeichnet 

*)  Guden.  CD.  0,  62,  1272,  Urkunde  des  Kapitels  von  Wetzlar:  fatemur,  quod  Methildi 
relicte  \Vigandi  de  Nuveni  niansuni  nostium,  quem  Gisilbertus  Emczo  una  tum  uxore  sua 
quandoque  iure  mansionario  possedit,  concessimus  unanimiter  sub  annuo  censu  pro  mr.  vide- 
licet  et  appenditiis,  solido  scilicet  vecturali  et  aliis  quibusdam  censibus  minutis,  quos  idem 
(f.  et  uxor  sua  noscuntur  suis  temporibus  persolvisse:  hoc  tarnen  adiecto,  quod  uobis  annis 
singulis  in  festo  beati  Michahelis  solvet  4  mir.  tritici  sub  mensura  civitatis  Wetslariensis  et 
nieliorabit  agros  eiusdem  mansi  in  stercorando  eosdeiu  tideliter,  ut  promisit;  preterea  tem- 
pore sue  decessionis  equus  melior  mansum  eundem  excolens  nobis  pro  optimali  sive  pro 
meliori  capite  porrigetur,  et  bona  eadem  ad  nostram  ecclesiam  libere  et  sine  contradictione 
quoriunlibet  revertentur. 

8)  MR.  IIB.  3,  1060,  1250,  das  Stift  Wetzlar  verleiht  an  Bitter  Damar:  duos  mansos 
in  Garbinheini  cum  omni  iure  in  Waltgenneze,  medietatem  curie,  mansum  in  Mulnheim, 
noviüia  ibidem  bona  in  Nuvem  et  in  Stendorf  maccllum  et  agrum  in  campis  nostrisi  quem 
contulit  Gerbertus  j)ro  5  s.,  iure  colonaiio  [ei]  concessimus  in  perpetuum  possidenda,  ut  inde 
ct'usum  solitum  statutis  tenninis  ecclesie  nostre  j)ersolvat. 

*)  Hierzu  vgl.  MK.  ÜB.  3,  173,  1221:  ego  Simon  dominus  .loinville  .  .  uotum 
facio  .  .,  quod  lohannes  dictus  abbas  et  capitulum  Mediolacense  contiderunt  michi  fontem 
salis  situm  in  orto  hospitalis  Mediolacensis,  tempore  vite  meo,  ad  onmem  usum.  et  sciendum 
est,  quod  ad  editicandum  dictum  fontem  ad  salivandum  ego  de  terra  circa  fontem  ad  omne 
tontis  edificium  mihi  sumam  largitatem,  de  nemoribus  dictonmi  abbatis  et  capituli  nichil 
ca))iam.  nisi  per  ipsonmi  voluntatem.  ad  hec  etiam  volumus  innotescere,  quod  post  decessum 
meum  memoratus  fons  cum  omni  suo  edilicio  libere  et  pacitice  ad  eos  et  eorum  ecclesiam 
reveitetur,  et  heredes  et  successores  mei  in  dicto  fönte  nichil  poterunt  reclamare. 

•'')  Fiir  weitere  Motive  vgl.  auch  noch  *Arch.  Maximin.  12,  643,  1519:  (scimusX  ho8i)i- 
lale  sujiradictum  in  suis  redditibus  proventibus  et  emolumentis  ex  locis  et  villis  Briies  Cloe 


[Wirtschart  d.  Grofsgniudbes.  —     962     — 

Dem  Pachter  fällt  damit  nicht  selten  für  sein(»  Person  nur  eine  pseudovogtei- 
liche  Stellung  zu;  er  hat  (»inen  besonderen  Beamten  als  Meier  unter  sich, 
welcher  im  Fronhofe  sitzt  und  die  niederen  Funktionen  der  Fronhofsverwal- 
tung unter  Abhängigkeit  vom  Pächter  vereieht^  Wo  derartige  Villikations- 
pachten  sich  zu  voller  Erblichkeit  entwickelten,  konnte  die  Stellung  des 
[Mchtei-s  naturgemäfs  in  die  des  Vogtes  übergehen;  doch  wissen  wenigstens 
einige  kirchliche  Institute  auf  diesem  Gebiete  den  Charakter  *der  Vitalpacht 
noch  lange  aufrecht  zu  erhalten^. 

Dem  Villikationsvertnig  gegenüber  bot  die  Halfenpacht  den  Modus,  in 
welchem  man  gröfsere  Höfe,  oft  auch  alt«  Fronhöfe,  vornehmlich  an  Pächti^r 
niedrigeren  Standes,  freie  Bauern  und  Bürger,  auf  Lebenszeit  auslieh;  nur 
selten  koumien  neben  ihr  in  meist  besonders  begrl\ndeten  Ausnalimen  Vital- 
pachten gegen  festen  Zins  und  nicht  auf  Teilbau  vor^.  Die  Form  ist  schon 
um  die  Mitte  des  13.  Jhs.  völlig  entwickelt;  in  einer  Dün walder  Urkunde  von 
1247  ist  schon  von  dem  nomen  et  ins  semicolarum  als  allgemein  bekannter 
Institution  die  Rede*.  Natürlich  zeigte  auch  diese  Form  sehr  bald  die  T(»n- 
denz  zur  Erblichkeit ;  zunächst  dehnte  man  sie  auf  beide  Ehegatten  und  auch 
auf  den  nächsten  Deszendenten  derselben  aus  ^ :  damit  war  die  Erbpacht  ein- 
geleitet. Indes  haben  die  Pachtherren  gegen  diese  Entwicklung  anfangs 
wenigstens  kräftig  reagiert:  man  stellte  der  Halfenvitalpacht  eine  andere 
Nutzungsform  in  Teilbau  gegenüber,  welche  wohl  gar  auf  beliebige  Wider- 
niflichkeit®  oder  wenigstens  auf  Zeitpacht  in  l>estinunt€n  Grenzen  hinauslieft. 

Villecloy  Flessoney  Hans  et  Schiney  corumque  limitibus  annue  cedentibus  et  obveuieiitibus 
tum  üb  locomiii  tum  ob  idiomatis  distantiam  et  inconunoditateni  liucusquc  non  exigiia  ]>(m*- 
l>os}>uin  fuisse  detrimenta.  oupientes  igitiir  paupenim  consolationi  ac  monasterii  et  bospitalis 
praedictonun  illiusque  bonorum  et  redituuiu  lecnpcratioui  et  constjrvatioui  attentius  provid<Te. 
vei'iKicbten  sie,  non  coacti  circumventi  aut  aliqua  fraude  seducti. 

»)  Vgl.  die  rrkunden  *(:hart.  Trier  Stadtbil»!.  1242,  s.  Lager  Mcttlacb  S.  29S:  *I)iisseld. 
St  A.  Pant.  Or.  .57,  1260;  Guden.  CD.  2,  1020,  1822.  Sdiöne  Heispiele,  aber  konfus  be- 
nutzt, bringt  au(-h  Landau,  Salgut  8.  211  f. 

*'^)  So  z.  B.  Hainberg  für  llönningen  und  Irlidi  gegeniiber  den  Hurggnifen  von  HainnuT- 
stein,  vgl.  (;RM.  2,  191,  12f)2;  3,  559,  1876;  4,  20,  140(>. 

«)  S.  z.  H.  Hd.  3  No.  209,  1379:  215,  1389. 

*)  Ann.  d.  bist.  Ver.  f.  d.  Niederrb.  44,  72:  vgl.  aucb  MR.  UH.  3.  1021,  1249.  Aus 
späterer  Zeit  s.  als  vennutlicb  aueli  bierber  g<*börig  Bd.  3.  No.  62,  1279,  ferner  Ann.  d.  bist. 
Ver.  f.  d.  Nicnlenb.  44,  90,  1438;  aucb  *Pars  I  des  Dijjlomatarium  Ilimmenrodense,  Trier 
Stadtbild.  1717  Hl.  115b— 117»  von  1553:  isti  sunt  agii  et  vinee  ac  bona  nostra  spcctantia 
ad  curt^'ni  nostram  in  Vren,  que  tiierunt  locata  dem  Sinningben  de  Vren  ad  dies  vit^* 
sue  usw. 

'')  Vgl.  '/..  H.  *USMax.  1484  Hl.  101»,  1495:  Päebtrr  auf  2  (ieniTationen. 

«)  *0r.  Koblenz.  St.  A.  c.  1205,  MR.  Reg.  2  No.  992. 

')  Kiir  die  eigentinnlieben  in  diesem  Fall  ausgebildeten  Formen  s.  Ilennes  ÜB.  1,  460. 
1347:  W.  paebtet  vom  I)eutscborden^baus  dessen  llof  zu  iiOnnieb  auf  4  Jabre,  mit  alsulcben 
vorwurten,  dat  si  mir  sullent  g«'ben  bailben  sanien,  und  sullent  lialben  snit  (bm;  unde  ieb 
sal  in  lialden  einen  benen  unde  einen  knecbt  mit  einem  perde  in  miner  kost,  biz  der  vor- 
slacb  uzkomit,  imibe  2  mir.  koniis,  unde  ir  drescbere  ie  den  man  umbe  1  siun.  koniis  zu  der 


—     9(33     —     LTmwälzuiig  d.  Wirtscliaftsverfassung.] 


Dieser  Gejrenzup:  liefs  sich  um  so  eher  diirehfülireii,  als  sich  ^^erade  für 
H(>finichtiinp:eii  nel)en  der  Vitidpacht  schon  hingst  die  Zeitpacht  Bahn  ge- 
brochen liatte^  Das  Pachtverhilltnis  damnte  in  diesem  Falle  meist  9  bis 
40  Jahre  ^ :  nur  äufserst  selten  ging  man  unter  die  Minimaldauer  von  9  Jahnui, 


wucJu'ii,  voir  iiiule  iia,  also  lange  si  es  bedurfent.  ouch  sal  ich  in  haililrn  zu  der  soiner- 
Ihicht  seis  nieiischen,  ilichen  unibe  oiu  suni.  kornis  zu  der  woehen,  den  sollent  sie  Ionen, 
nnde  ich  sal  antwurti'n  al  ire  trucht  zu  Covelenze  unde  sal  in  dun  zwo  woren  in  der  gegen- 
nothe,  wanne  sies  an  mich  gesinnen.  ouch  sal  ich  ir  laut  wol  gewinnen  unde  buwelich 
hailden,  unde  gein  laut  nie  gewinnen,  dan  dat  ir.  vortme  wat  cinse  unde  hede  of  den  hof 
gevellit,  dat  sal  ich  bezalen.  were  ouch  sache  dat  ich  geinen  schaden  oder  Verlust  hette  van 
iinanne,  des  di  vorg.  herren  zu  dagen  wolden  konien,  des  ensal  ich  ingeine  vordeiunge 
liain.  unde  di  werclude,  di  sie  zu  mir  sendint  muren  dach  unde  wende  zu  machen  unde  den 
hoif  in  buunge  zu  haildene,  den  solent  si  Ionen,  unde  ich  sal  si  hailden  an  niiner  kost  unde 
in  opperen  mit  minem  gesinde.  unde  of  si  es  noit  gewinnen,  nuwen  bou  zu  macliene,  da  sal 
ich  mine  vore  zu  doin.  »UMünstennaifeld  Hs.  Koblenz  CXI^  Bl.  38>>,  1348:  Wir  p:iias 
l)roist  .  .  pechter  des  hoifs  zu  Kerne  hau  geluwin  unsen  hof  daselfs  II.  Conen  sone  vier  jar 
Ineinander,  die  angiont  uf  unser  frouwen  lichtmissen  .  .  ftzgenomen  dat  mirgelstucke  bi  Rover 
gelegen  von  16  Ib.  morgen,  umb  halven  nutz  alrejerliclis ,  und  sal  uns  den  sein  und 
vursnieden  und  alle  kust  (bu-zü  dftn  den  em  durch  und  unsenn  gesinde  als  lange,  als  de  weit, 
und  wanne  dat  de  em  uz  is  und  die  vroicht  in  die  schüre  kuinpt  und  dreschen  begint,  so 
solen  wir  inie  ie  zu  der  weclu^n  ein  sumber  koms  geven.  als  lange  dat  dreschen  wert,  und 
sal  he  uns  den  hof  ])uwelich  halden  und  daniffe  wanen  und  dat  stro  brechen,  als  gewonlich 
js.  und  sol  uns  unse  dcil  vroichte  vuren  alrejerlichs  zu  Munster  uf  unse  huis  oder  uf  die 
Mosel,  da  id  uns  even  kumpt;  und  sal  uns  geven  alrejerlichs  1  mr.  Brabentisch  uf  seilte 
Mertins  dach  zu  wisftngen.  und  solen  wir  selve  unsen  dienst  don  und  die  zinse  heven. 
Aufserdem  vgl.  Bd.  3,  No.  194,  1356;  245,  1466.  —  Abweichungen  von  dieser  Form  bringen 
CRM.  4.  350,  1479:  Erzbischof  Johann  von  Trier  bewilligt  einem  Bürger  zu  Engers 
die  Anlegung  eines  Salmenfanges  auf  dem  Rheine  zwischen  dem  Saynbaoh  und  dem  Turme 
zu  Engers,  auf  40  Jahre,  gegen  die  Abgabe  des  fünften  gefangenen  Salmen;  und  *Arcli. 
Maxiniin.  1,  976,  1489:  darzu  suUent  die  vorg.  beständer  hain  den  garten  bi  der  Roeder 
brücken  half  mit  den  nüssen  und  oifze,  darinne  wieste,  und  verinitze  das  sie  unser  deil  alle 
jähr  zur  zeit  irren  und  duengen,  behueden,  bestuppen  und  befrieden  na  noitdorit. 

■  V)  Zeitverpachtungen  giofser  Höfe  s.  Goerz  MR.  Reg.  2,  2147,  1235;  Westd. 
Zs.  Bd.  2  Korrbl.  219,  1299:  llennes  ÜB.  2,  382,  1308;  *Dipl.  Pnimiense  Bl.  136»,  1315; 
Bd.  3,  149,  12,  1330;  TMünstennaifeld  Hs.  Koblenz  St.  A.  CXI^  Bl.  42»,  1335;  Guden.  CD. 
2,  1087,  1344:  »U^Slünstennaifeld  Bl.  38»>,  1348;  Arch.  CleiTaux  362,  1368;  *Dipl.  Pnimiense 
Bl.  119b.  1372;  *Arch.  Maximin.  5,  1240,  1381;  Guden.  CD.  2,  1339,  1466;  Bd.  3  No.  245, 
1466:  *Koblenz  8t.  A.  MC.  VIII  Bl.  n6b,  1466;  *Arch.  Maximin.  1,975,  1489;  13,  1261—62, 
1490:  *Boos.  Kufalia  3,  57,  1496.  Hierzu  vgl.  an  Vitalveipachtungen  grofser  Höfe  *Chart. 
Trier  Stadtbibl.  1242,  s.  Lager  Mettlach  298:  Ann.  d.  bist.  Ver.  f.  d.  Niederrh.  44,  72,  1247; 
♦Düsseldorf  St.  A.  Pant.  Or.  57,  1260:  Bd.  3,  78—79,  1279;  (121  f.,  1321);  125  f.,  1321; 
(19<>  f.,  1344):  (195  f.,  1346):  ♦Koblenz  St  A.  MC.  IIb  Bl.  150b,  und  hieraus  MC.  III 
Bl.  229b— 230s  1376;  (Bd.  :5,  244  f.,  1379);  (254,  1389):  (262,  1414);  ^USMax.  1484 
Bl.  101»,  1495).  —  (iuden.  CD.  2,  1339,  1466  findet  sich  gar  Verleihung  von  Schlössern  in 
Zeiti)acht:  «piod  Carsilius  et  Wemems  de  Pallant  conduxerint  ad  sexennium  Drimboni  et 
Histart  castra  cum  bonis  in  Xorvenich,  Merzenich.  Bure,  Ersem,  Eckersem  et  Sevenich  ab 
Alheide.  vidua  Wilhelmi  Vlatteni. 

-)  So  finden  sich  in  den  Rupertsberger  Akti'ii  (Bd.  3  No.  2)  7  Hofzcitpachten    von  20 
untl  24  Jahren,   daneben   nur  noch  eine  von  6  Jahren,   und   in  den  Mittelrh.  Regg.  Bd.  3, 


|\VLvlei'li.ill  il.  Grof»grimiibnB.  —     064 

etwa  bis  z«  ö  Jalnen  lieriih',  llurcli  dit'se  laiifTP  Dauer  iinterschiwi  sieh  die 
Ilofzeitpiu-ht  imiiK'rliiu  vim  iuideren  Zeitpjulituiiycii,  z.  B.  vou  deu  Mtliiz-  unit 
Zolliiachtunwu-  welche  höcliüteo»  1  hie  6  Ja)ire  utiifiil'sten  = ,  fonicr  von  doii 
kleineren  ArkeriiachtuiiHen .  weiche  vod  5  Ins  zu  liöclistcns  30  Jahren  an- 
stietren ",  und  von  den  jährlich  zu  emeucmden  Tachtiinpen  an  Wiesen,  Zehnten. 
P'ischereieB  u.  dg].*. 


sowie  (Itn  Rugg.  der  Krzl).  timleii  sitli  TL>i*wandU'  Ztitiiatlilcn  /.a  .)iiliri-ii:  ;)  (jot-ra  Ili'gt". 
<ler  Entb.  1356  Mz.  2T;  10  Mit.  |{eg.  S,  718,  1219;  'CMuiistfiinniliad  Ih.  Koblens  CXl^ 
IM.  ««,  1335:  Goera  Hegg.  der  Erali.  1476  Apr.  20;  lä  Goe«  Kegg.  der  Erab.  13Jß 
l)er~  i;  ir,  Qntn  Regg.  der  Erali.  14-52  Juli  8;  16  Gotnt  Regg.  der  Ei'di.  1448  Mai  ö: 
30  MÜ.  lli'g.  3,  805,  1250;  Goerz  Rrgg.  der  Erah.  1486  Dw.  24;  1487  Dra.  21;  3J  G«i-i'J( 
Iti-gg.  d(T  Erali.  1466  Kebr.  3:  1489  Febr.  2;  1492  Ni)vlir.  16;  üb  Goere  Regg.  der  Va-hX: 
1488  M».  11;  1493  Mai  14;  "USMax.  1484,  B!.  76«,  1495;  Gom  U97  Novbr.  12;  Sl  Viovn 
Regg.  der  Erab.  1470  Jan.  26;  1482  Juli  8:  .35  Gocr/  Regg.  iler  Krab.  1488  Febr.  4; 
34  (iwn  Htgg.  der  Erab.  1496  Febr.  22;  4U  Uoera  Regg.  der  Erab,  1463  Okt  26;  146e 
Ft'br.  2:  1477  Juni  6;  1479  Okt.  24;  il  Goera  Regg.  der  Erab.  1494  Novbr.  17. 

')  So  in  dem  äinen  sclion  S.  963  Note  2  «rwähnten  Ruperteberger  Fall,  vgl.  aurh  noch 
Ilenuea  ÜB.  2,  382,  130H:  Ritter  Knno  «on  BiDsfeld  pochtet  auf  6  Jalire  (ad  firmam  rccepi) 
die  Gater  der  Abtei  Nivelles  m\  Bimfeld,  Ödingen,  Unkelbaoh,  Spreodlingen  iiiid  Biogen. 

*)  Derartige  Paclilungeii  beispielsweise  v.a  Jnhren:  /  Gocrx  Regg.  der  Krab.  140!) 
.\pr.  17  (Mump);  3  Goens  R«gg.  der  ¥;nh.  1366  Jan.  15  (Zoll  ?.a  Trier),  so  uuih  1872 
l)eü.  87;  1382  Apr.  7;  1408  Nov.  12  (MünKe);  3  Goerz  Re^-  der  Erab.  1401  Mai  1  (Zoll  m 
Koubem);  i  Ooera  Regg.  der  Erab.  1408  Nov.  12  (Müme);  5  Guura  Regg.  der  Erxb.  1408 
Apr.  8  (MoseboU  zu  Koblen/);  6  Goerz  Regg.  der  Erab.  1343  Juni  23:  1384  Juni  30 
(MoscI/oll  TM  ^\<•\^\vü^X  Für  4  Jiibre  vpl.  Remling,  .'iiieier.  l'B,  211.  1237.  .it.  unlen  Dd.  2, 
363  Note  1. 

■)  So  in  den  Akten  von  Rnpertsberg  (BJ.  3  No.  2)  Jahre  .'i  1256;  6'  .:■  1220  (g); 
H  1195  4  Falle,  c.  1270  6  Fälle:  9  1195;  11  1195  2  Fälle;  S2  1202,  1204;  20  1210; 
30  1224. 

*)  S.  oben  S.  614;  vgl.  ferner  unlen  Bd.  2,  221;  lISMax.  1484  Bl.  2,  WBisingen,  dt. 
olHjn  8.  447  Note  5;  WWeifskirchen  1493,  Arch.  Maxiniin.  1.  96,  cit.  oben  S.  530  Note  5;' 
Bd.  8  No.  306  und  307;  'USMax.  1484  Bl.  52«,  WÜsperen:  decinia  in  Osiieren  solet-Iocari 
annue  secundum  snh  et  supra  plns  vel  minns  pro  56  motten,  medium  siliginis  et  avene,  hoc 
est  \b  die  site  38  muttcn  cum  iuribns  suis,  scilicet  10  titlenla  cere,  unum  t1.  et  dimidiiim  pro 
vinicopio  dicto  budelgelL  Item  adhuc  11  mutten  siliginis,  que  recipit  gianarius  pro  suo 
labore  seil  mereetle.  item  in  appositione  12  gr.  vor  nass  winkatif;  et  in  angmentatione  de 
Uno  quoque  mo. ,  qnod  auguientatur,  unum  gr.,  ituem  exponit  granariue,  quus  tenentur  iluci- 
matores  cidein  restitnere  nna  ciun  aliis  vinicopiis  et  Omnibus  supi'ascrijitis:  tenentur  omnia 
solvere,  qui  retinent  decimas.  item  respieiat  granarius  ante  omnia,  quod  haheat  fideiussures 
bonos  et  optimos  et  eertos.  WNalbacber  Thal  1532,  G.  2,  26:  weisen  sie,  daß  der  lelien- 
lierm  meier  in  wegen  derselben  die  fischerei  von  sanct  Remigius  tag  an  bis  /.w  oestem  und 
nit  lenger,  und  das  so  duir  oder  wolfeil  er  kan,  verleihen  mag:  doch  mit  vorbehält  eini 
iedem  hoisnian  im  tael  seOhaftig  hei  dem  fischer  ongeengt  oder  geirret,  \wX  lerbelen  oder 
mit  garren,  so  fcr  er  gewaden  kan,  /u  tisohen.  und  achter  oestem  bis  zu  sanct  Remigius 
tag  möge  ein  ieder  inwoner  des  tuls  in  dem  wasscr  der  Itremts  Uscben;  uiul  von  dem  gelt 
der  Verleihung  liaben  die  gnuitheim  /woe  tlieil;  und  der  vogt  die  dritteil.  Vou  diesen  ver- 
steigeruugsartigcn  Pachten  ist  im  folgenden  nicht  weiter  die  Rede.  Vgl.  auch  Bil.  3,  313 
Note  1  und  dazu  den  Text. 


—     965     —    Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung. ] 

Mit  der  Zeitdauer  ist  schou  die  bezeichnendste  Eigenart  der  Zeitpacht 
gegenüber  den  anderen  Pachtfornien  umschrieben  ^  Es  liegt  in  der  Natur  der 
Sache,  dafs  sich  diese  Eigenart  auch  sonst  noch  in  einer  Anzahl  von  Sym- 
ptomen niederschlägt,  in  welchen  sich  die  Zeitpacht  von  der  Erb-  und  Vitalpacht 
merklich  unterscheidet^. 

Hierhin  gehört  es  schon,  wenn  beim  Pachtantritt''  jede  besondere  Zahlung 
im  Sinne  eines  P'rbbestandgeldes  oder  dgl.  wegfällt,  höchstens  die  Pränumerando- 
abtragung  der  ersten  Jahrespacht  wird  ausbedungen*.  Auch  in  dem  Rechts- 
verhältnis des  Pächters  tritt  gegenüber  der  Erbpacht,  deren  Grundsätze  im 
allgemeinen  gelten^,  noch  die  Bestimmung  hinzu,  dafs  bei  dem  Tode  des 
Pächtei"s  während  der  Pachtzeit  dessen  Erbe  in  den  Vertrag  unter  Kontrakts- 
erneueiiing  einzutreten  habe®. 

')  ÜIht  moderne  Moselzeitpacbt  s.  v.  Schwer/  S.  178—76. 

-)  Diese  Symptome  bilden  sich,  trotz  des  variablen  Charakters  der  Zeitpacht,  doch 
ziemlich  fest  heraus,  namentlich  auf  Gnmd  des  IJmstand(»s,  dafs  die  einmal  für  eine  be- 
stinnnte  Pachtung  vorhandenen  Vertragsbestimmungen  hei  neuen  Kontrakten  der  Regel  nach 
Iwuhehalten  hezw.  weitergebildet  wurden.  Auch  hliehen  häufig  dieselben  Familien  mehrere 
Pachtperioden  hindurch  im  Besitz  der  gleichen  Pachtung.  Vgl.  *  Koblenz  St  A.  MC'.  VIII 
Bl.  96 1  No.  286,  reg.  Goerz  Regg.  der  Erzh.  S.  228,  1466:  Wir  .Tohan  etc.  tun  kunt  .  . ,  das 
wir  Simon  imd  sinen  erben  unsem  und  unsers  Stifts  hoif  zu  Oichtendnnk  vierzig  jar  lank 
datum  dieses  brieves  nechtsvolgende  verluwen  haben  und  verlihen  ime  den  vur  ims  und 
unsere  nakomene  und  stift  in  craft  dieß  brieves  mit  allen  und  iglichen  feldeni  wiesen 
eckeni  wingarten  zensen  gulten  fnuhten  und  fnheiten  in  denselben  hoif  gehörig  und  vurt 
allem  anderm  sinem  zugehonmge,  in  aller  maissen  und  wie  andere  unserer  vurfaren  und  stifts 
hoifslude  dasell)S  vur  ime  den  genanten  unsem  hoif  ingehabt,  des  genessen  und  gebruichen 
haint  ungeverlich.  »Koblenz  St.  A.  MC.  VIII  Bl.  178»  No.  527,  reg.  Goer/  Regg.  der  Erzh. 
S.  24.S  u.  S.  261 :  Item  hait  unser  gnediger  herre  Niclaisen  Lairbecher  dem  alten  zu  Wesel 
und  sinen  erben  die  wiese  unden  an  Webeisheim  gelegen  in  der  Steige  zehen  jair  lank 
geluwen  vur  vier  Rhinsche  gl.  uf  sant  Mertins  tag  davon  zu  geben,  des  datum  st^t  zu 
Erembreitst^in  des  xxten  tages  im  aprile  anno  domini  MoccccoLXVlt« .  Dazu  am  lUnde: 
Diese  gnade  ist  siner  huisfrauwen  Ketterin  fünf  jare  erstreckt  vermitz  diesen)en  vier  Rliin- 
schen  gl.  anno  domini  mocccclxxxo  (juinto  circa  festum  Michaelis.  Vgl.  auch  *Arch. 
Maximin.  13,  1262,  149o. 

')  Das  Datum  desselben  variiert  sehr,  ein  bestimmter  Tag  als  Termin  fi'ir  Pachtanzug 
existiert  nicht.  Beispielsweise  beginnt  die  Pacht  Johanni  *Dipl.  Pnuniense  Bl.  136»,  1315; 
Philippus  und  .lacobus  *Dipl.  Pnuniense  Bl.  119 *>,  1372;  Remigii  *Arch.  Maximin.  13,  1211, 
1472;  Lichtmefs  *Arch.  Maximin.  1,  975,  1489;  Brictius  *Arch.  Maximin.  6,  511,  1512. 

*)  *Dipl.  Pnuniense  Bl.  136»,  1315:  tenebimus  et  possidebimus  dictam  curtem  cum 
suis  appenditiis  et  iiuibus,  ut  superius  est  prenotatum,  .  .  a  festo  beati  lohannis  baptiste  .  . 
'm\  12  annos  proxime  et  immediate  subsequentes  pro  80  mr.  Coloniensium  bonorum  et 
legalium  quolibet  anno  solvendorum,  de  <piibus  iam  de  primo  anno  80  mr.  a  nobis  dictis 
religiosis  sunt  persolute. 

''')  S.  z.  B.  *Arch.  Maximin.  13,  1211,  1472:  dabi  ist  mit  besprochen,  das  wir  be- 
stender  obg.  nit  mögen  noch  sollen  macht  han,  die  vorg.  erbschaft  forter  in  andere  band  zu 
verliehen  zu  verwenden  zu  vti*i>fanden  zu  beschweren  oder  zu  theilen  noch  andere  leut 
lassen  gebrauchen,  es  sei  dan  mit  des  eg.  unseres  herren  des  abts  wissen  imd  willen. 

**)  *Dipl.  Pnuniense  Bl.  137»,  1315:  si  vero  nos  medio  tempore  de  hac  vita  migrare 
contingeret,  heres  noster,    qui  nobis  in  pensione  dictonun  bonorum  quoad  residuum  dictonim 


tWirtschaft  d.  Grofsgrundbes-  —     966     — 

Die  Zahlung  dos  Paeliteinsos  ist  im  wesentliclieu  derselben  Regelung 
wie  bei  der  Erb-  und  Vitaliiacht  unterworfen,  namentlicli  ist  auch  hier  Al>- 
lioferung  des  Pachtschillings  auf  Gefahr  und  Kosten  des  Pachters  das  Gewöhn- 
liche ^  Ebenso  sind  die  Bestandteile  des  Pachtzinses  diesell>en,  bald  aliquote 
Teile  des  Ertrages^,  bald  Geld,  recht  spät  auch  noch  überwiegend  Naturalien^, 
sowie  Dienste  und  Fronden*.     Eigentümlicher  dagegen  sind   die  in  älterer 

12  annonini  vellet  et  de  iure  deberct  Kiiccedere,  infra  diinidium  annum  a  tempore  nostri 
ohitiis  renovare  tenehitiir  predictas  conditiones  et  iideiussorea.  et  Kimiliter  facere  teneliitiir 
dicta  Richalda  uxor  niea  me  predicto  Willielino  defiuictOf  alioquin  ipsa  uxor  inea  et  herodes 
iiohtin  cadent  a  pensione  diote  ciirtis  et  bonorum  ipsius  ac  a  conditionibus  predictis. 

*)  Vgl  z.  B.  *Arch.  Maximin.  5,  1240,  1381,  vor  allem  aber  *DipL  Pnimiense 
lil.  119^  f.,  1372:  der  Pastor  Joliann  von  Remich  pachtet  den  Prümer  Hof  zu  Remich  umb 
einen  jeirlichen  pacht,  zo  wissende  38  ndr.  gueden  wisses  ind  5  amen  wins  des  besten  ge- 
wazzes  uis  iren  wingarden  in  iere  valJ  zo  leverende ,  ind  1  punt  Treissclier  penninge  gue<ler 
fnd  geber  zo  weren  zo  leveren  zo  antworten  ind  zo  bezalen  alle  jaire  uf  sent  Katherinen 
dach  der  hilligen  junfTmuwen  uf  mine  coste  arbeit  ind  verluist  zo  'frieren  an  die  muire  mit 
alsulcher  maissen,  als  zu  Trieren  genge  ind  gcne  ist  were  is  sache  daz  is  regente,  hagelte, 
snitc  ader  ander  ungeweder  were,  als  ich  mine  pechte  soilde  weren,  so  sal  min  schif  ind 
min  veire  verliben  halen  mit  dem  vurg.  gtunle  also  lange,  bis  sich  das  wedder  gesetzet  ind 
man  die  fruchte  reine  mach  intphain  ind  uismcissen,  ouch  up  minen  vreisen  arl>eit  ind  coste. 
wan  ich  die  vurg.  pechte  brengen  an  di(»  nuieren  zo  Triere  in  guedene  reinem  wedder,  so 
soiUen  si  die  vnichte  zostunt  [BL  1^0»  I  intphain  ind  soelen  mich  damede  neit  hinderen,  were 
ouch  Sache  daz  ich  die  vurg.  pechUi  uf  die  vurg.  zit,  alz  iih  si  bezalen  sal  zo  Trieren,  neit 
enborte  ind  die  vurg.  herreji  ader  iere  geweidige  boeden  daruf  legen  zo  warten,  welcher- 
hande  coste  daz  si  verzerten,  die  bin  ich  in  schuldig  alre  zo  legen,  were  ouch  sache  dax 
ich  zu  Trieren  queme  mit  der  vurg.  minre  pensien,  in  die  vorg.  lierren  noch  iere  boden  neit 
da  cnweren  die  pensie  zo  iut])hainde,  welcherhande  coste,  die  ich  ad<»r  mine  boden  danneabe 
leden,  die  soelen  mir  die  herren  abelegen,  als  ducke,  als  des  noit  ges<*heit. 

^)  S.  aufscr  Bd.  3  No.  2,  wo  sich  Halb-,  Drittel-,  Viertebalbcr-  und  Vieitelbau  findet, 
auch  *Trad.  Rui>eitsb.  IJI.  42^.  1313:  V<ui>arhtunij:  eines  Weinbergs  ad  spatium  12  annonmi 
pro  (limidietate^  incrementi.  ähnlich  von  3  Weinbergen  ad  spatium  20  annonim  zur  Half- 
winnung,  et  in  primis  (i  annis  debent  nieliorari,  quod  vulgariter  dicitur  roden. 

■')  Boos  Kufalia  3,  57.  1496  wird  der  Steinfelder  Hof  Reipach  auf  40  Jahre  um  40  mir. 
guter  reiner  even  verpachtet.  Kr  wird  dann  (a.  a.  (>.  S.  r>2)  lf)14  wieder  verpachtet  auf 
12  .lahre  um  123  kuirenter  gl.  (zu  24  Kölnischen  all).),  ein  fettes  Schwein  7  Thlr.  wert,  ein 
fettes  Kalb,  einen  schlechten  Tlialer,  zwei  Kaj)aunen  und  zwei  Fahrten  zum  Holen  von 
16  mir.  von  Zülpich  Bessenich  oder  Hönigkirchen. 

*)  *Arch.  Maximin.  13,  1211,  1472:  .  .  bestiindeu  hau  und  best(;hen  in  kraft  dieses 
bnefs  zwanzig  iahr  lang  nechst  nacheinambu'  folgende  und  nit  langer,  die  auf  iahr  und  U\g 
dato  dieses  briefs  angehen  sollen;  alle  iahrs  umb  fünf  mir.  und  ein  halbes  guitz  dün*en 
ufrichtigen  und  genehmen  korns  Triersclier  niassen  (hnw  ehgenanten  uns<?rm  lieben  herren 
und  seinem  gottesbaus  \i\'  sant  nemigius  tag  sonder  einigen  langen  verzug  in  das  vorg. 
doster  zu  sauet  Maximin  in  einer  sunniien  davon  liefem  geben  und  wo]  bezahlen  sollen;  und 
darzu  auch  alle  iahrs  drei  fouder  dunger  zu  d(;s  obg.  unseres  henen  oder  seines  Werk- 
meisters gesinnen  vor  des  ehg.  gotteshauses  Weingarten  zu  Kgel  liefeni  sollen,  oder  acht 
weißpennig  darvon  bezahlen  und  vergnügen  in  das  vorg.  doster.  *Arch.  Maximin.  1,  976. 
1489:  item  sullent  sie  auch  alle  jähr  hoelen  in  unserem  hof  solche  donge,  uns  verlift,  über 
unser  garten  und  nottüifKge  j)letzer  zu  düngen  und  dieselbe  mit  der  irren  in  unser  vorg.  velt 
führen.      *T'Steinfeld.    l»l.    125^.-    nnse   moelen    zu   Wer   mach   men  eim?  jaerzaele   froemen 


—     967     —     Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung.  1 

Zeit  häufig  vorkoiiiniouden  Ph'hühungon  des  I*aelitschillin<rs  nach  ein-  bis  acht- 
jähriger Pachtdauer*;  sie»  vei-stelien  sich  teil  weis  wohl  als  Zinsnachlässe  im 
Vorgleich  mit  der  späteren  höheren  Pachtsunime,  wie  sie  zum  Zwecke  d(T 
Besserung  festgesetzt  wurden^,  teilweis  mag  (*s  auch  bei  dem  anfänglichen 
Mangel  eines  kai)italkräftigen  Pächteretandes  von  Vorteil  gewesen  sein,  Aw 
Erhebung  der  gesamten  auf  die  ganze  Pachtzeit  fallenden  Pachtsumme  so  zu 
viMteilen,  dafs  in  den  ei'sten  Jahren  weniger,  in  den  späteren  mehr  als  die 
durchschnittliche  Teilsunmie  eines  Jahres  gefordert  wurde. 

Ziendich  der  Krbi)acht  identisch  verläuft  dann  wieder  die  Behandlung 
des  Pächtei-s  als  Erhebei^s  etwaiger  giaindherrlicher  Bechte  des  Pachtherrn  ^, 
sowie  seine  Vei-pflichtung  zur  Leistung  aller  auf  dem  i*achtgut  ruhenden 
Lasten  *. 


ludon  vorlehnen  vur  oinen  bonoenibden  pacht  van  kom,  vart  /oe  Steinvolt,  anderen  deinst,  ind 
bouwe  der  nioelen,  ind  vrieni  geniat  unser  kelrien  zoe  Wer. 

*)  So  finden  sich  Bd.  8  No.  2  (Rupcrtsherg)  folgende  Fillle: 


Pachtohjekt 


Zeit    Erste  Periode 


Zinshöhe 


Spätere  Periode 


Zinshöhe 


Wiese  1195 

liaus  1203 

Weinberg  \  1204 

I 

Iliuiser  u.  Weinberg     1256 


8  Jahre 
1  Jahr 
5  Jahn» 
1  Jahr 


4  mr. 

Drittel 
4  s.  2  cappones 


3  Jahi*e 
23      „ 

4  . 


IV2  mr. 

20  d. 

Ilalbteil 

5  unciae 


S.  aueh  *Abs(hr.  Miltenberg  1235,  vgl.  Goerz  MR.  Reg.  2  No.  2147:  das  Speierer  Dom- 
kapitel verpachtet  den  Hof  Kreuznach  mit  allem  Zubehör  auf  20  Jahre  für  jährlich  27  Ib.  d., 
sowie  mich  dem  folgenden  .fahre  noch  110  mir.  Kom  und  55  mir.  Weizen  jährlich. 

2)  S.  oben  S.  428  Note  3. 

^)  Von  interessanteren  Nachrichten  vgl.  *Dipl.  Pnimiense  Bl.  136»,  1315:  religiosonmi 
iura  et  bona  ad  dicüun  curtem  pertinentia  distracta  deperdita  seu  alienata  ad  ])roprietatem 
ipsorum  prout  i)0ssimus  bona  fide  revocare  debenuis,  et  iura  sua  contra  omnes  defendere  et 
conservare  nostris  expensis  et  labore.  *Dii)l.  Pinmiense  Bl.  120»,  1372:  were  ouch  sache 
daz  die  6  mir.  roggen,  die  alle  jaire  vallen  uis  deme  hoeve  zu  Buch,  mir  neit  werden 
enmoichten  uiz  deme  vurg.  bove,  so  soelen  mir  die  herren  von  Pnune  die  vurg.  6  mir.  alle 
jaire  abeslain  van  der  vurg.  [|>ac.ht]sunum?n  3«  mir.  weizzes. 

*)  S.  *l)ipl.  Prumiense  Bl.  120»,  1372;  »Arch.  Maximin.  5,  1240,  1381;  13,  1211, 
1472;  ferner  *Ar(h.  Maximin.  13,  1261—1262,  Memorial  über  Weiden,  1490:  circa  festum 
Martini  locavit  sive  in  locata  recepit  Paulus  villicus  in  Wellen  omnia  iura  monasterii 
nostri  in  Wellen  ])roj)e  Macheren  ad  18  annos  incipiendo  Martini  anno  90,  singidis  annis 
pro  uno  ndr.  siliginis  et  imo  ndr.  avenae  fS.  126'^l  mensurae  Trevirensis  deliberandae  nobis 
ad  monasterium  sancti  Maxiinini  circa  festiuu  Martini,  et  una  ahma  vini  deliberanda  ad  tor- 
cular  nostmm  in  Marthert  tempore  vindemiac*.  expediet  etiam  idem  Paulus  omnia  onera 
nostra  ibidem,  videlicet  dabit  domicello  Arnolde  de  Rupe  unam  ahmam  vini  et  capellano 
ca]H>llae  seu  altaris  sanctae  Mariae  in  Sarburgh  etiam  unam  ahmam  vini,  quam  non  tenetur 
remotius  deliberare,  quam  in  villa   de  Wellen,    villicus  dominonun  ex  parte  eonrni  tenetur 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     968     — 

Materiell  vielfach  abweichend  dagegen  sind  die  Bau-  und  Betriebsver- 
hindlichkeiten  ausgestaltet.  Ist  hier  auch  der  Hauptsatz  beibehalten,  dafs  das 
Pachtgut  mindestens  im  alten  Zustande,  meist  aber  melioriert  gehalten  werden 
und  heimfallen  müsse ^  so  lag  es  doch  andererseits  nahe,  über  Bau  und  Be- 
trieb genauere  Bestimmungen,  wie  im  Erbpachtsfall,  zu  treffen.  Der  Erb- 
pächter verwächst  mit  dem  Gute;  er  wird  von  vornherein  sein  Möglichstes 
thun,  lun  es  zu  hohen  Erträgen  zu  bringen;  die  Dauer  des  Pachtverhältnisses 
ist  zudem  zu  lang,  um  über  den  Betrieb  mehr  als  generelle  Bestimmungen 
zu  treffen.  Der  Zeitpächter  dagegen  ist  mehr  oder  minder  landfahrend  und 
flügge;  die  Möglichkeit  liegt  vor,  dafs  er  Raubbau  treibe;  und  man  kann 
diese  Eventualität  durch  genaue  Vertragsbestimmungen  über  den  Betrieb  ver- 
hindern. So  erklärt  es  sich  denn  ohne  weiteres,  wenn  wir  in  den  Zeitpachtver- 
trägen recht  weitgehende  Festsetzungen  über  die  landwirtschaftliche  Behand- 
lung des  Pachtgutes  finden-.    Aber  auch  fllr  die  Bauten  bedurfte  es  anderer 

etiam  scabinis  ibidem  omni  anno  cuilibet  unam  garbam  siliginis  vel  unam  erf  siliginis,  et 
mcdiantibus  iis  tenentiu'  scabini  ibidcgi  nobis  onmia  iura  et  omnes  hereditates  praeservare, 
ne  aliquid  ex  eis  amittatur  seu  diminuatur.  *Arcb.  Maximin.  1,  274,  1587:  darbenebent  ist 
auch  hierin  bethedingt  und  abgeredt,  daß  der  beständer  bei  wehrender  dieser  bestäntnus  alle 
dasjenig,  so  wir  und  unser  gotteshauß  von  wegen  obg.  zrhenden  renthen  und  gulten,  auch 
das  orths  habender  gnmtgerechtigkeiten  zu  thun  und  zu  tragen  von  recht  und  gewohnheit 
wegen  wie  von  alters  schuldigh  seind,  es  seie  ahn  kirchenbäuwe  und  underhaltungh  derselb<'n, 
auch  scheffenesscn  und  gerichtskosten ,  nichst  usgenonunen,  ohne  imserem  zuthun  oder 
ergänzungh  der  obg.  375  gl.  [Pachtzins]  uf  sich  nenien  tragen  vollen/iehen  und  er- 
legen (solle). 

»)  Vgl.  aufser  M,  3,  8,  i?,  c.  1281  und  278,  sh,  1466  auch  »Dipl.  Pnimiense  Bl.  186», 
1815:  aream  dicti  curtis  de  Linghe  cum  suis  edificiis  ad  eam  pcrttnentibus  ediiicAbimus  et 
odificatam  consenabimus  nostris  exponsis,  agi-oscpio  dictoiiini  religiosorum  ad  dictam  cuiteni 
portinentes  utiliter  oxcolemus  et  cxcultos  dimittciiuis,  ita,  (luod  in  tino  dictonim  12  annonmi 
dicta  curtis  adoo  bene  editicata  (?t  agri  exculti  adeo  hone  vel  melius  inveniantur,  quam 
liwrint,  cum  ipsam  curtem  intravimus  pro  peusione  prcdicta,  ot  hoc  ad  testimonium  scabi- 
norum  dicte  curtis  de  Linghe.  »Dipl.  Pnimiense  Hl.  120»,  1372:  ouch  sal  ich  den  vurg.  bot" 
mit  alle  sime  zugehoere  ind  sunderlichen  die  miielen  in  gueder  bescheidender  ind  gewoen- 
liclier  l)uwongen  lialden ,  ind  wanne  die  vurg.  12  jaire  uis  sint ,  die  vorg.  muelen  in  gueder 
buwongen  laizzen  mit  allen  Sachen.  »Koblenz  St  A.  MC.  VIII  Hl.  96*>,  Goerz  Regg.  der 
Krzb.  S.  223,  1466:  das  der  vurg.  Simon  und  nach  iine  sine  erben  denselben  unsem  hoit 
mitsampt  husunge  schüren  und  schaifstellen  in  giulem  gcwonliclien  reddelichem  buwe  und 
gedeche  halden,  das  er  deshalb  nit  vorgenklich  werde,  und  auch  die  felde  zu  dem  hoefe  ge- 
hoerig  zu  den  rechten  ziten  und  erten  eren,  als  sich  geburt  und  gewonlich  ist 

-)  In  dieser  Richtung  seien  angeführt  Bd.  3,  6,  2h,  c.  1270;  8,  9,  c.  1281;  Westd. 
Zs.  Bd.  2,  Korrbl.  No.  219,  1299,  Hoii)acbt  auf  24  Jahre:  scamna  bladi  ad  utilitatem 
agrorum  dicte  curtis  aliunde  non  deducam,  set  in  ipsis  agris  remanelmnt  pro  melioratione 
eorundem;  et  .  .  .  de  melioratione  agrorum  ])redictonnn  nee  per  mv.  nee  per  alios  aliquid 
requiretur,  hac  apposita  conditione,  quod  ego  llenricus  in  parte  agrorum  videlicet  quatuor 
iumalibus  et  non  pluribus  singidis  annis  si  voluero  sandicem  potero  seminare,  et  quatuor 
alios  iurnales  dictonim  agrorum  meliorabo  singulis  annis.  quod  vulgaiiter  mirgillin  appellatur, 
in  recompensationem  dictonim  (piatuor  iumalium  cum  sandice  seminatonnn.  *Arch.  Maxiniin. 
13,  1211,  1472,  Pacht  auf  20  Jahre:  das  wir  die  vorg.  erbschaft  mit  guetem  wissen  und  wilh'U 


—     969     —     Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung.] 

Bestimmungen  wie  beim  Erbpachtverhältnis:  dem  Pächter  konnte  bei  einer 
Pachtdauer  von  höchstens  40  Jahren  nicht  mehr  als  Instandhaltung  der  Ge- 
bäude zugemutet  werden;  gröfeere  Baulasten  mufste  entweder  der  Pachtherr 
tragen,  oder  ihre  Übernahme  wurde  dem  Pächter  vergütete 

Merkwürdig  ist  es  femer,  dafs  auch  die  Möglichkeit  des  Zinsnachlasses 
in  der  Zeitpacht  anders  geordnet  wird,  wie  in  der  Erbpacht,  wenigstens  finden 
sich  neben  Vereinbarungen,  welche  an  die  Erbpacht  anklingen^,  auch  ganz 
andere  Festsetzungen,  deren  Tendenz  auf  die  Belastung  des  Pächters  mit 
einem  verhältnismäfsig  sehr  starken  Bisiko  hinausläuft^. 

Vor  allem  aber  weicht  von  der  Erbpacht  ein  Teil  derjenigen  Bestim- 
mungen ab,  welche  die  sichere  Bewahrung  des  Pachtverhältnisses  seitens  des 
Pächters  verbürgen  sollen.  In  der  That  liegt  hier  eine  besondere  Schwierig- 
keit gegenüber  der  Erbpacht  vor.    War  bei  letzterer  der  Kanon  von  Anfang 


unseres  herren  des  abts  obg.  inhan,  dieselbe  erbschaft  zu  zweien  malen  aus  und  aus  düngen 
und  misten  sollen,  als  das  lands  gewohnheit  ist.  *Arck.  Maximin.  1,  976,  1489:  vortme  sollen 
die  vorg.  beständer  alle  jähr  die  velt  und  wiesen  van  graben,  Stacken,  dongen  und  gestüppe 
in  gudem  ufrichtigen  buwe  halden  und  zu  ende  ihrer  immgen  ligen  lassen,  item  darzu 
suUent  sie  alzit  mit  raede  unser  ambtlüede  van  doedem  holz  in  unseren  büsche,  zu  dem 
mindsten  schaden,  zu  nottorft  der  vorg.  pletzer  zu  bestoppen  hawen  und  hoelen  sonder 
intrag.  Vgl.  hierzu  die  aus  demselben  Pachtvertrag  oben  S.  580  Note  4  gedruckte  Bestim- 
mung. *Arch.  Maximin.  6,  511,  1512:  idcm  pratum;bene  colat,  nihil  minuat  vel  augmentet 
sine  rationali  causa,  atque  spinas,  dumos,  arbores  nocivas  extirpet,  desecet,  et  in  meliorem 
culturam  reddat  —  Vereinzelt  ist  *Arch.  Maximin.  13,  1212,  1472:  were  sach  das  sichs 
gebührt  einige  marke  an  der  vorg.  erbschaft  zu  setzen,  sollen  wir  bestender  ehg.  unserm 
herm  dem  abt  zu  voran  verkündigen,  seine  diencr  darbei  zu  senden,  und  was  kost  darauf 
geht,  sollen  wir  bestender  obg.  sonder  des  ehg.  unseres  herren  des  abts  und  seines  gottes- 
haus  schaden  vergnügen  und  bezahlen. 

J)  Vgl.  Bd.  3,  5,  17,  c.  1224;  5,  24,  1256;  No.  219,  1395.  Eine  radikale  Lösung  bietet 
Westd.  Zs.  Bd.  2  Korrbl.  No.  219,  1299 :  dictam  curtim  in  bono  cultu  conservabo  et  eam,  ut 
melius  potero,  cdificari  procurabo,  que  ediiicia  infra  sepes  dicte  curtis  post  lapsum  dictorum 
annorum  michi  cedent,  ita  quod  cum  hiis  meam  facere  potero  liberam  voluntatcm. 

«)  Vgl.  aufser  Bd.  3,  279,  i,  1466  auch  *Dipl.  Prumiense  Bl.  120»,  1372:  weres  ouch 
sache  daz  die  vingisguet  einches  jaires  bekümmert  woirden  von  deme  herzogen  van  Brabant 
ind  van  Lutzenbergh  sincn  amptluden  ader  van  der  viu'g.  herren  wegen,  ind  ich  davan 
kuntlichen  schaden  lede,  den  schaden  soclen  mir  die  herren  in  deme  jaire  abelegen,  als  verre 
als  ich  den  schaden  gcwisen  kan  kuntlichen.  welliche  zit  daz  die  vorg.  guete  bekümmert 
woirten,  ind  ich  mine  boeten  na  den  herren  sentc,  die  vurg.  guete  zu  verantwerden  zu 
Bemeche  zu  Lutzenborgh  oder  andcrswa,  so 'bin  ich  in  oder  eren  boeden  iere  coste  schuldich 
zo  doin,  alz  ducke,  als  des  noit  geburt. 

^)  *Dipl.  Prumiense  Bl.  136»,  1315:  quam  pensionem  80  mr.  predictarum  undecim 
annonun  subsequentium  tenemiu*  solvere  et  presentare  apud  Pnuniam  nostris  periculis  et 
ex])ensis  ad  duos  terminos  anni  cuiuslibet,  videlicet  in  festo  omnium  sanctorum  medietatem 
et  in  festo  beati  Servatii  in  maio  subsequenti  aliam  medietatem,  non  obstante,  si  bona 
mobilia  vel  immobilia  dicte  ciulis  et  proventuum  in  parte  vel  in  toto  incendio  tempestate 
vel  sterilitate  deperirent,  quod  absit,  sive  raperentur  distraherentur  seu  arestarentur  ab 
aliquibus ,  omnia  dampna  et  pericula ,  que  per  dictos  12  annos  circa  dictam  curtem  et  eius 
bona  et  redditus  sive  proventus  emergere  possunt  in  nos  rccipiendo  per  presentes. 

Lamprecht,  DeatscheK  WirtsehAfUleben.    I.  62 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     970     — 

an  schon  relativ  niedrig  bemessen  oder  verior  er  wenigstens  bald  bei  steigen- 
der Grundrente  den  Charakter  eines  vollen  Äquivalentes  für  die  Pachtnutzung, 
so  dafs  der  Erbpächter  ein  besonderes  Interesse  daran  haben  mufste,  durch 
prompte  Zahlung  des  geringen  Kanons  sich  im  Genufe  der  Pachtung  zu  er- 
halten, so  lagen  solche  Gründe  für  den  Zeitpächter  nicht  vor^  Hier  mufste 
also  aufser  den  alten  Mitteln  der  einfachen  Heimfallsbestimmung*,  der 
Kautionsstellung^,  der  Exkommunikationszulassung*  u.  a.  m.  eine  noch  festere 
Garantie  erwünscht  sein.  Eine  solche  wurde  in  der  Verbüi^gung  rechtzeitiger 
Pachtzahlung  durch  vier  bis  acht  vom  Pächter  zu  stellende  Bürgen  gefunden. 
Schon  im  13.  Jh.  wird  dies  Mittel  gern  angewendet  ^ ;  die  Bürgen  haften  solidarisch  ®, 

')  Daher  man  denn  bei  Zeitpachten  in  der  That  nicht  selten  urkundlich  Schwierig- 
keiten begegnet,  vgl.  *Koblenz  St  A.  MC.  VIII  Bl.  96  b  No.  286,  reg.  Goerz  Reg.  der  Erzb. 
S.  223,  1466:  vurt  als  des  vurgen.  Simons  stiefvader  unsers  stifts  hoiirnan  zu  Oichtendunk  ge- 
west  und  imder  im  von  afterstengem  paichte  schuldigh  bliben  ist  dnihundert  mir.  koms, 
so  hain  wir  an  der  egemelten  sommen  abegelaissen  fun&ig  mir.  koms,  die  wir  ime  dan 
geben  hain  zu  volleist,  uf  das  er  unsem  hoef  zu  Oichtendimk  mit  buwe  destabaß  ufgerusten 
und  gehanthaben  muge,  also  das  die  some,  der  vurg.  Simont  uns  schuldich  blieft,  noch 
drithalb  hundert  mir.  ist,  derselben  somme  unser  keiner  zu  Munster  auch  zwölf  mir.  ent- 
fangen hait  da  sin  wir  mit  dem  vurg.  Simont  vertragen,  das  er  und  sine  erben  hinfurter 
alle  jares  zu  und  mit  den  obengcn.  fünf  und  fun&ig  mir.  koms  paichtes  liebem  sullent  zehen 
mir.  koms  in  abslag  der  viurgemelten  sommen  mit  namen  drtthalbhundert  mir.  koms,  als 
lange  und  bis  dieselbe  leste  somme  ganz  bezalt  wirdet.  und  so  das  also  geschehen  und  die 
somme  ganz  usgeracht  ist,  so  sollent  darafier  der  vurg.  Simon  und  sine  erben  ims  unsere 
nakomene  und  stift  nit  me  dan  die  fiinf  und  fun£dg  mir.  jerlichen  paechtes  pflichtig  sin  zu 
geben,  als  obgemelt  stet. 

*)  *Arch.  Maxirain.  13,  1211,  1472:  were  sache  das  wir  bestender  die  vorg.  oder  unser 
nachkommen  helder  dieses  bestentnus  an  der  bczahlung  einigen  oder  mehr  punten  vorg. 
säumig  fumlen  wurden,  das  nit.  sein  sal,  alsdan  sollen  wir  dieses  bestendnus  und  aller  ge- 
rechtigkeit  wir  zu  der  vurg.  erbschaft  haben  verfallen  sein  und  ims  auch  darnach  keines 
rechtes  mehr  darzu  vemiesscn,  auch  dieser  und  alle  andere  brirf  hirüber  gemacht  ki-aftlos 
und  veraichtigt  sein,  ausgeschieden  alle  arglist  und  gefarde. 

8)  Vgl.  die  Urkunde  un  *Dipl.  Pnimiense  Bl.  142  a  f.,  1^54  Novbr.  5. 

*)  *I)ipl.  Pmmiense  Bl.  137»,  1315:  que  omnia  et  singula  nos  coniuges  memorati  coram 
venerabili  viro  officifdi  curie  Coloniensis  propter  hoc  constituti  recognoscimus  esse  vera  et 
ad  observationem  eonmdem  nos  teneri;  et  voliunus  et  acceptanuis,  quod  idem  officialis  vel 
quicumque  eins  successor  nos  et  quemlibet  nostmm  ad  observationem  omnium  premissomm. 
si  necesse  fuerit,  per  excommunicationis  sententiam  monitione  septem  diemm  premissa  coni- 
pellere  possit  et  artare. 

^)  Vgl.  aufser  Bd.  3,  is,  c.  1281  schon  *Kop.  Miltenberg,  jetzt  München,  reg.  Goera. 
MR.  Reg.  2,  2147,  1235  März  30:  das  Speierer  Domkapitel  verpachtet  dem  Emicho  von 
Kreuznach  seinen  Hof  zu  Kreuznach  auf  zwanzig  Jahre  gegen  jährlich  20  Ib.  d.,  sowie  nach 
dem  folgenden  Jahre  noch  10  mir.  Kom  und  55  mir.  Weizen  jährlich,  wofür  derselbe  4  Bluter 
von  Bingen  und  2  von  Kreuznach  als  Bürgen  stellt. 

•)  Am  anschaulichsten  erhellt  das  ganze  System  aus  *Dipl.  Pmmiense  Bl.  136  ^ ,  1315 : 

die  Pächter  setzen  6  Bürgen,   tali   conditione,   quod   si   aliquo   dictomm   terminonun   non 

;jve8entaremus  dictis  religiosis  apud  Prumiam  dictam  pensionem,  dicti  religiosi  elapso  temiino 

peconiam  dicte  pensionis  poterunt,  quandocunque  voluerint,  accipere  ad  usuram  et 
•dire  poterunt  et  requirere  dictos  fideiussores  et  redditores  suos ;  et  quemcunque  predictomm 


—     971     —    Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung.] 

bisweilen  verpflichten  sie  sich  auch  zum  Einlagert  Seit  der  ersten  Hälfte 
des  14.  Jhs.  ist  dann  die  Mafsregel  durchaus  ausgebildet  und  ganz  ge- 
wöhnlich^. — 

fideiussorum  et  redditonim  adierint  sive  requisierint,  tot  et  talia  simul  tenebitur  ipsis  religiosis 
dare  pignora,  de  quibus  satisfieri  possit  ipsis  religiosis  tarn  de  principali  debito  quam  de 
usura  dampnis  et  Interesse;  de  quibus  simplici  verbo  ipsius  abbatis  sive  nuntii  sui  absque 
iuramento  credetur,  nee  excusare  se  poterit  aliquis  dictorum  fideiussorum  et  redditorum  pro 
eo,  quod  dicü  religiosi  non  adierunt  seu  requisierunt  principalem  debitorem  vel  alios  con- 
fideiussores  suos.  si  vero  infra  mensem  post  aliquem  dictorum  terminonun  pro  rata  ipsius 
termini  sive  terminonun  eisdem  religiosis  de  ipsa  pensione  cum  dampnis  et  custibus,  ut  pre- 
dictum  est,  non  fuerit  a  nobis  integraliter  satisfäctum,  extunc  nos  et  nostri  beredes  a  pen- 
sione ipsius  curtis  et  bonorum  eins  et  ab  omni  iure,  quod  in  ipsis  habuimus,  cademus,  et 
dicta  curtis  cum  suis  appenditiis  et  attinentiis  universis  ad  eosdem  religiosos  libererevertetur; 
et  poterunt  dicti  religiosi  de  ipsa  curte  et  bonis  suis  amodo  suum  facere  commodum  et 
utilitatem  nostra  contradictione  non  obstante.  et  nichilominus  dicti  fideiussores  et  redditores 
et  quilibet  ipsonun  in  solido  remanebunt  obligati  tam  pro  pensione  preterita  non  soluta  et 
predictis  conditionibus  non  servatis  dampnis  custibus  exercitis,  quam  etiam  pro  minutis 
dampnis  et  Interesse,  si  post  mensem  a  termino  debite  pensionis  non  sohlte  elapsum  vel  etiam 
si  post  12  annos  memoratos  occuparemus  curtem  et  bona  ipsorum  religiosorum.  adiectum 
est  etiam,  quod  si  aliquis  vel  aliqui  dictorum  fideiussorum  [BL  137  a]  et  redditorum  decederent 
sive  decederet,  nos  in  locum  defuncti  sive  defunctorum  alium  seu  alios  eque  securos  ipsis 
religiosis  constituere  debemus  et  promittimus  infra  duos  menses  a  requisitione  et  monitione 

dictorum  religiosomm Nos  [die  Bürgen]  et  quilibet  nostrum  in  solidum  modo  et 

forma  prescriptis  pro  Willelmo  milite  et  Bichalda  eins  coniuge  supradictis  erga  sepedictos 
religiosos  fideiussores  et  redditores  nos  constituimus  fide  prestita  corporali  ad  premissa  nos 
obligantes,  et  volumus  et  arbitramur,  quod  monitione  quindecim  dierum  premissa  exartari 
possimus  a  quocumque  iudice  ecclesiastico  ordinario  vel  delegato,  si  rebelles  essemus  seu 
remissi  in  observatione  premissorum,  et  nicbilominus  tam  nos  prefati  coniuges  quam  nos 
fideiussores  et  redditores  prenominati  dictis  religiosis  obligamus  omnia  bona  nostra  tam  mo- 
bilia quam  immobilia  ita,  quod  ad  eas  cursum  habeant  capiendo  seu  arestando  ea,  ubicumque 
potuerint  et  voluerint,  sine  nostra  contradictione  et  ofifensa,  donec  ipsis  religiosis,  ut  pre- 
dictum  est,  tam  de  principali  quam  de  dampnis  custibus  et  Interesse  plenarie  fuerit  satisfactum. 

1)  S.  Westd.  Zs.  Bd.  2  Korrbl.  No.  219,  1299;  und  *Dipl.  Prumiense  Bl.  120»,  1372: 
zo  mirre  sicherheide  alle  vurs.  Sachen  han  ich  den  vurg.  herren  und  nakomen  convents 
guede  sicher  bürgen  gesatten  ind  setzen  in  desme  brieve,  ind  ieren  eiclichen  vur  al  schulder 
ind  bürge  zu  sinde,  zu  wissende  [6  Bürgen];  ind  dieselben  mine  bürgen,  of  ich  in  der 
bezalongen  sumich  ^lu'de  in  der  zit  als  vur  beschrieben  ist,  des  neit  sin  ensal,  daz  si  den 
vorg.  herren  ind  nakomen  irs  gotzhuises  zu  Pnune  genoich  doin  soelen,  wan  daz  si  van  in 
gemant  werden,  ir  ieclich  als  vur  sich  eidelich  ain  eincherhande  hindemisse  ader  verzoch; 
ind  sullen  na  manunge  derselwer  herren  ir  eiclich  zostunt  einen  knecht  ind  ein  pert 
schicken  in  eine  irbor  herberge  zu  Trieren  in  die  stat  dar  in  daz  si  gewiset  werden  van  den 
Mirg.  heiTen  ader  nakomen  ires  gotshuses  alda  zu  hostende  na  der  stede  gewoinheide  zo 
Trieren,  bis  uf  die  zit,  daz  den  vurg.  herren  genzlich  ind  zomaile  genuche  ist  geschiet  vau 
heubtguede  ind  van  costen,  of  si  coste  ader  schaden  daivan  heten.  weres  ouch  sache  daz 
ininer  bürgen  Mirg.  binnen  desen  vurg.  zit  einer  ader  me  stürben,  so  sal  ich  einen  also  gueden 
bürgen  wedder  satzen  in  des  stat,  der  verfaren  ist,  ind  daz  also  ducke,  als  des  noit  gehurt, 
binnen  eins  maindes  frist,  so  wan  ich  van  den  vurg.  herren  gemaent  werden,  dieselben 
mine  bürgen  ich  in  gueden  tmwen  gelobet  hain  ind  geloben  in  desme  brieve  van  deser  burge- 
schaf  zu  inthebende  ind  schadeloiß  [zu]  machende,  of  si  schaden  leden. 

«)  ♦üMünstermaifeld  Hs.  CXIi>,  Bl.  41  b,  1335:  Verpachtung  der  Mühle  in  Sahnerohr  auf 

62* 


[Wirtschaft  cL  Grofsgrundbes.  —     972     — 

Jetzt  Übersehen  wir  das  Wesen  der  freien  Pachtformen  des  Mittelalters 
völlig.  Seit  Beginn  des  12.  Jhs.  fangen  sie  an,  sich  aus  einem  Chaos  von 
Einzelversuchen  freierer  Landnutzung,  aus  den  in  Gärung  geratenen  Bil- 
dungen der  alten  grundherrlichen  Wirtschaftsverwaltung  herauszuschälen;  seit 
dem  Schlufs  spätestens  der  Stauferzeit  sind  sie  abgeklärt,  zu  neuen  festen 
Formen  erwachsen  und  schon  weithin  verbreitet.  Aber  ihre  Hauptwirkung 
beginnt  erst  mit  der  zweiten  Hälfte  des  Mittelalters.  Jetzt,  nach  erlangter 
Sicherheit  der  juristischen  Durchbildung,  unter  dem  vollen  Ver&ll  der  alten 
Grundherrschaft,  unter  Begünstigung  aller  durch  die  Entstehung  der  städtischen 
Geldwirtschaft  zu  gesteigerter  Thätigkeit  ja  schon  zu  hastendem  Erwerb  ent- 
wickelter Wirtschaftsfaktoren,  modern  nach  materiellem  Gehalt  wie  freiheit- 
licher Form,  beginnen  sie  die  ländlichen  Eigentums-  und  Nutzimgsverhältnisse 
allseitig  zu  durchdringen.  Meist  haben  sie  bei  diesem  Vordringen  direkten 
Erfolg:  überall  erblüht  die  freie  Pachtung  und  auf  Grund  derselben  die  all- 
mähliche soziale  Umbildung  der  hörigen  Klassen  zu  freierem  Dasein.  Aber 
auch  wo  sie  nur  mittelbar,  durch  ihre  blofse  Existenz  und  ihr  kraftvolles 
Eindringen  in  der  Nachbarschaft  auf  die  alten  grundhörigen  Verhältnisse  Ein- 
flufs  gewinnen^  bewirken  sie  doch  eine  Klärung  derselben,  eine  Fixierung  und 
oft  Erleichtjerung  der  Lasten,  eine  grölsere  Durchsichtigkeit  der  Bechnungs- 
lagen  und  der  rechtlichen  Zuständigkeiten  und  damit  eine  erhöhte  Selbständig- 
keit auch  der  grundhörig  bleibenden  Klassen. 

War  die  grundherrliche  Wirtschaftsverwaltung  des  fillheren  Mittelalters 
in  der  ersten  Hälfte  der  Stauferzeit  zunächst  in  ihrem  administrativen  Orga- 
nismus unheilbar  erkrankt,  hatten  sich  die  Beziehungen  der  Lokalverwaltungen 
zur  Zentralstelle  in  sich  gelockert,  war  die  Organisation  der  Fronho&verwaltung 
wie  der  Zentralverwaltung  unter  dem  Schwinden  eines  rationellen  Beamten- 
tums in  sich  zusammengesunken:  jetzt  wurde  im  Eindringen  der  freien  Pachten 
auch  die  Grundlage  des  ganzen  Aufbaues,  die  Hörigkeit,  zerfi-essen,  ganz  ab- 
gesehen von  der  Zerstörung  auch  der  Verwaltungsorganisation  durch  Veri)ach- 
tung  der  Meierämter. 

Gegen  diese  schleichenden  Übel  verstanden  sich  die  meisten  Grundherr- 
schaften zu  keiner  wesentlichen  Reaktion.  Sie  waren  ratlos.  Die  kleinen 
Grundherren  gerieten  darüber  an  den  Band  des  Abgrundes,  bis  sie  sich,  viel 
später,  zur  Aufnahme  der  Eigenwirtschaft  auf  den  gebliebenen  Trümmern  ent- 
schlossen. So  entstehen  in  der  Regie  des  niederen  Adels  die  ersten  wirk- 
lichen Grofsgüter  an  der  Mosel  im  Laufe  des  16.  und  17.  Jhs. 

Anders  verfuliren  die  gröfsten  Grundherrschaften.  Für  sie  war,  wie  wir 
später  sehen  werden,  die  Wirtschaftsverwaltung  schon  seit  dem  Beginn  der 
Stauferzeit  kein  für  sich  funktionierender  Organismus  mehr,  sondern  nur 
Mittel  zimi  Zwecke.    Für  sie  galt  es,  die  alte  gnmdherrliche  Verwaltung  zur 

80  Jahi'e;    dafür  Bürgen  gestellt  more  bonorum  fideiussonun.    S.  auch  *Arch.  Maximin.  1, 
975  f.,  Locatio  curtis  in  Besch,  1489. 


—     973     —    Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung.] 

Territorialverwaltung,  die  Grundherrschaft  zum  Staat,  die  Grundherrlichkeit 
zur  Landesgewalt  auszurecken.  In  diesem  Bestreben  verwandten  sie  auch 
die  Bewegung  auf  freie  Landnutzung  auf  ihre  Art;  es  wird  später  davon  die 
Rede  sein. 

Und  die  mittleren  Grundherrschaften?  Sie  versuchten  der  Mehrzahl  nach, 
und  namentlich  wohl  auf  geistlicher  Seite,  zu  bleiben,  was  sie  waren:  d.  h. 
sie  gingen  unter  immer  stärkerem  Eindringen  der  Pachtungen  in  die  alten 
grundhörigen  Verhältnisse  einem  langsamen  aber  unwiderruflichen  Verfall 
entgegen.  Geschützt  durch  die  Entwicklung  ständischer  Rechte,  deren  Aus- 
nutzung ihnen  Anerkennung,  ja  Begünstigung  durch  den  neuen  Territorial- 
staat verschaifte,  schleppten  sie  ein  ödes  Dasein  hin,  bis  der  erste  Hauch  der 
französischen  Revolution  sie  zu  Boden  warf. 

Doch  wurde  noch  im  Mittelalter,  wenigstens  sporadisch,  der  Versuch 
einer  neuen  Organisation  der  alten  grundherrschaftlichen  Trümmer  unter  An- 
erkennung und  Benutzung  der  Pachtentwicklung  gemacht,  der  lehrreich  genug 
ist,  um  hier  unsere  Aufmerksamkeit  noch  zu  fesseln. 

Er  knüpft  sich  an  die  grundheiTliche  Verwaltung   der  Stifter  ^    In  den 

^)  Es  ist  im  folgenden  auf  die  Stiftsverwaltung  nur  soweit  einzugehen,  als  deren  Ver- 
ständnis für  die  Lösung  der  im  Texte  gestellten  Fragen  in  Betracht  kommt  Im  anderen 
FaUe  würden  die  äufserst  reichen  Quellen  es  gestatten,  ein  viel  detaillierteres  Bild  gerade 
dieser  Verwaltung  zu  entwerfen.  Und  da  die  Quellen  speziell  für  die  Stiftsverwaltung  infolge 
der  im  Laufe  des  12.  und  13.  Jhs.  erfolgenden  Yermögensteilungen  auch  sonst  —  namentlich 
auch  am  Niederrhein  —  ganz  besonders  reichlich  fliefsen,  so  wäre  es  eine  an  sich  sehr  dank- 
bare Aufgabe,  an  der  Hand  und  unter  zentraler  Verwendung  eben  dieser  Überlieferung  ein- 
mal die  gesamte  Wirtschaft  des  12.  und  13.  Jhs.  zu  übersehen.  An  der  Mosel  kämen  für 
einen  derartigen  Zweck  besonders  in  Betracht  Trierer  Dmnkapüel:  (aufser  Bd.  3,  23  Note  1) 
Blattau  1,  11,  1215;  MR.  ÜB.  3,  263,  c.  1225;  867,  1246;  868,  1246;  902,  1247;  987,  1249; 
998,  1249;  1062,  1250;  1110,  1251;  1119,  1251;  1161,  1252;  1162,  1252;  1203,  1253;  1215, 
1253;  1333,  1256;  1345,  1256;  1366,  1256;  1468,  1258.  Dazu  vgl.  Bd.  3  Namenregister  u. 
d.  W.  Trier  Domkapitel.  SSimeon- Trier:  MR.  ÜB.  1,  585,  1155,  s.  No.  586  und  587; 
2,  256,  1180—1209;  3,  193,  1223;  691,  1240;  1508,  1259;  ♦Or.  Koblenz  StA.  Stift  SSimeon 
1261  Juli  23,  reg.  MR.  Regg.  3,  1712.  SPatdin-Trier :  MR.  ÜB.  3,  1117,  1251;  1124,  1251; 
1276,  1254.  SAmual'Metz:  MR.  ÜB.  2,  64,  1183.  SMaria-Prum:  MR.  ÜB.  2,  178,  1199. 
Munstermai feld:  MR.  ÜB.  2,  152,  1196  u.a.m.,  s. unten  S. 980 ff.,  auch  Bd.  3  Namenregister 
u.  d.  W.  Münstermaifeld.  Münstereifel:  MR.  ÜB.  2,  45,  1145.  SCastar-Karden:  MR.  ÜB.  2,  57, 
1183;  79,  1186;  dazu  Bd.  3  Namenregister  u.  d.  W.  Karden.  SCastor-Koblem :  MR.  ÜB.  3,  101, 
1219;  171,  1221;  1250,  1254;  1449,  1258;  1504,  1259.  SFl&rin-KobJenz :  MR.  ÜB.  2,  118, 
1191;  3,  320,  1227;  447,  1233;  779,  1243;  831,  1245;  993,  1249;  1015,  1249;  1041,  1250; 
1063,  1250;  CRM.  2,  205,  1264.  Beatusberg:  CRM.  3,  67,  1315.  SMarOn-Boppard:  MR. 
ÜB.  2,  114,  1191.  SMaria-Obencesel:  Honth.  Hist  2,  129  f.,  1338.  Wetzlar:  MR.  ÜB.  3, 
649,  1239;  997,  1249;  1039,  1250;  1476,  1259.  Für  die  späteren  Zeiten,  nach  1260,  vgl. 
auch  ganz  generell  die  Stat.  provinc.  von  Blattau,  spezieU  mache  ich  aufinerksam  auf  dom- 
kapitular.  Statuten  von  1451,  Blattau  1,  322,  Abschnitte  de  collationibus  et  fiructibus  praeben- 
darum  et  perceptionibus  earundem  und  circa  conservationem  curiarum  et  iurium  capituli; 
und  auf  Stat  s.  Castor.  1451 ,  Blattau  1 ,  374  f. ,  Abschnitte  de  collationibus  beneficiorum  et 
ad  iUorum  possessionem  admissionibus ;  de  fructibus  et  proventibus  praebendarum  vicariarum 
et  qnotidianarum  distributionum  canonicalium  et  communium,   ac  perceptione  et  divisione 


[Wirtschaft  d.  Grofsgrundbes.  —     974     — 

Stiftern  findet  sich  von  jeher  auch  unter  der  —  vielfach  übrigens  erst  spät 
durchgeführten*  —  Chrodegangischen  Reform  kein  gemeinsames  Leben  im 
Sinne  des  klösterlichen  Lebens.  Vielmehr  besteht  neben  gemeinsamer  Lebens- 
weise ,  namentlich  am  Tisch,  eine  bald  mehr  bald  minder  weitgehende  separate 
Lebensführung;  wie  es  eine  Eardener  Urkunde  von  1136  ausdrückt:  institutio 
. .  canonice  vite  . .  concedit  et  propria  et  privata  habere  et  singulis  mansionibus 
manere^.  Demgemäß  teilt  sich  das  Stiftsvermögen,  dessen  Genuls  ganz  ent- 
sprechend dem  naturalwirtschaftlichen  Anweisungssystem  geregelt  wird,  vorerst 
in  zwei  Hauptmassen  ^,  in  eine  Masse,  welche  auf  die  separate  Lebensführung  im 
System  der  Praebendae  sine  mensa  verwendet  wird  *,  und  in  eine  solche,  welche 
zunächst  gemeinsam  bleibt  Allein  die  letztere  Masse  zerfiült  nun  doch  wieder 
in  zwei  Teile.  Neben  den  einfachen  Präbenden  bestehen  und  erfordern  näm- 
lich noch  l)esondere  Besoldung  die  einzelnen  Stiftsämter,  die  Gelleraria, 
Elemosinaria  u.  a.  m.  Ja  einzelne  dieser  Ämter,  so  vor  allem  die  Propstei, 
mehrfach  aber  auch  die  Dechanei,  treten  so  sehr  aus  dem  gemeinsamen  Leben 
heraus,  dafs  der  Vermögensstock  für  ihre  Besoldung  völlig  fttr  sich  steht  und 
allem    anderen   Stiftsvermögen   entgegengesetzt  wird*^.     Demgemäfs  zerfällt, 

eonmdem;  de  conservatione  possessionum  allodioruin  curiarum  babitationum  redituum  et  cen- 
suum  praebendanim  vicariarom  et  pracsentianim. 

^)  G.  Trev.  29,  MGSS.  8,  168,  956:  post  Rutpertum  Heinricus  ecclesiae  praefuit;  qui 
reguläres  officinas  et  claustrum  circa  maiorem  ecclesiam  constnixit  et  vigorem  regularis  con- 
versationis  ibidem  exercere  decrevit,  forum  in  loco  quo  nunc  esse  videtur  instituit  Vgl. 
auch  G.  ep.  Leod.  2,  67;  V.  Burgh.  16;  Cod.  Udalr.  24,  promulg.  can.  syn.  Const  1063?  — 
Im  SFlorin-Koblenz  findet  1217  Rückkehr  zu  gemeinsamem  Leben  statt,  vgl.  MR.  ÜB.  3,  63, 
1217.  Im  allgemeinen  beginnt  dagegen  die  erneute  Aufhebung  des  gemeinsamen  Lebens  be- 
kanntlich kurz  nach  Mitte  des  12.  Jhs.,  so  in  Köln  1164,  s.  Binterim,  Deutsche  National- 
konzile 3,  509;  in  Freising  1158,  vgl.  Mansi  21,  859. 

«)  S.  oben  S.  291  Note  3. 

^)  Hierzu  wie  zimi  folgenden  s.  aufser  S.  973  Note  1  vornehmlich  auch  Ennen,  Qu. 
2,  77,  61,  1219;  157—159,  157,  1236  oder  1237;  164,  161,  1236;  233,  230,  1243.  Sehr  lehr- 
reich  sind  auch  die  Iura  prepositi  sancti  Castoris  Confluentini  im  MR.  ÜB.  2,  355. 

*)  Vgl.  beispielsweise  Stat.  s.  Paulin.  1500,  Blattau  2,  50:  sicut  viginti  quinque  prae- 
bendae in  ccclesia  nostra  existunt,  sie  imprimis  principali  divisione  fnictus  dividantur  in 
viginti  quinque  partes,  ita  quod  cuilibet  praebendae  una  portio  de  viginti  quinque  portionibus 
partitis  dcbetur,  cum  onmes  et  singuli  canonici  resederint,  exceptis  capellanis  domini  nostri 
gratiosissimi  Trcvircnsis  et  canonicis  in  studio  generali  existentibus,  qui  suas  praedictas  partes 
in  abscntiii  percipiunt  aliae  omnium  et  singulonun  absentium  et  non  residentium  portiones 
accrescere  debent  aliis  canonicis  actu  residcntibus  ac  inter  ipsos  aequaliter  dividi  debent 

^)  Lehrreich  in  dieser  Richtung  ist  besonders  Honth.  Hist  2,  21,  1303,  in  Oberwesel 
ein  Kollegiatstift  gegründet:  prepositura,  decanatus  et  5  praebendae  habentes  certos  et  com- 
munes  redditus  distiuctos  a  redditibus  praepositurae  et  decanatus  .  .  .  canonicos  .  .  prepositus 
in  temporalibus  investiet,  decanus  vcro  in  spiritualibus,  prout  alias  est  consuetum.  Trennung  des 
propsteilichen  Vermögens  schon  Lac.  ÜB.  1,  111,  179,  1043;  s.  auch  MR.  ÜB.  1,  585,  1155; 
*Drisseld.  St.  A.  Georgsstift  Or.  3,  1171 :  Bruno,  Propst  des  Domes  und  von  SGeorg,  kommt 
mit  dem  Georgsstifte  überein,  dafs  er  von  der  Verwaltimg  und  Beschafifuug  der  Stiftsstipendien 
an  Wein,  Komfrucht,  Geld  usw.  enthoben  werden  imd  für  sich  ganz  bestimmte  Einkünfte 
erhalten  solle;  alle  übrigen  Einkünfte  verbleiben  dem  Stiftskapitel. 


—     975     —   Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung.] 

mögen  nun  Dechanei  und  Propstei  gänzlich  exemt  sein  oder  nicht,  die  nicht 
auf  Trabenden  verwendete  Vermögensmasse  wieder  in  zwei  Teile ,  einen  der 
Ämterbesoldung  gewidmeten  und  einen  nun  endgültig  gemeinsam  bleibenden 
Teil,  einen  gemeinsamen  Grundstock. 

Traten  nun  alle  Vermögensteile  aufser  dem  gemeinsamen  Grundstock 
<len  Prinzipien  fiUhmittelalterlicher  Finanzgebarung  entsprechend  in  die  Ver- 
waltung der  Nutzniefser^  so  fragt  es  sich,  wie  denn  der  gemeinsame  Grund- 
stock verwaltet  wurde  —  mit  dieser  Frage  gelangen  wir  zum  speziellen  Aus- 
gangspimkte  der  Erscheinung,  welche  wir  in  dem  hier  gegebenen  Zusammen- 
hange näher  verfolgen  wollen. 

Über  die  Verwaltung  des  Grundstockes,  welcher  wie  die  übrige  Stifts- 
herrschaft aus  Fronhöfen,  Zehnten,  Mühlen  u.  dgl.  bestand,  disponierte  das 
Kapitel  gemeinsam^,  und  zwar  so,  dafs  die  einzelnen  Stücke  der  Grundherr- 
schaft, ein  Hof,  ein  Zehnt,  eine  Mühle,  nach  Wahl  des  Kapitels  jedesmal  je 
einem  Stiftsherm  zur  Administration  unterstellt  wurden®.  Die  Übertragung 
der  Verwaltung  an  den  Stiftshemi,  welche  im  Sinne  einer  Pacht  gedacht 
war*,  fand  dann  namens  des  Kapitels  durch  den  Propst '^  oder  den  Dechant* 
oder  Propst  und  Dechant  statt ''.  Die  einzelnen  derartiger  Sonderverwaltung 
imterstellten  Stücke  der  Grundherrschaft  hiefsen  Obedientien  ®,  Pensionen  ®  oder 
Namae^^,  die  Verwaltung  procuratio  oder  administratio",  die  verwaltenden 


1)  Charakteristisch  sind  aufser  MR.  ÜB.  2,  87,  1187  besonders  MR.  ÜB.  2, 141,  1195: 
König  Heinrich  VI.  bestätigt  SSimeon  die  bona  ad  usum  elemosinariorum  sive  ad  quodcunque 
officium  eiusdem  ecclesie  spectantia,  ubicumque  sint  sita;  und  MR.  ÜB.  3,  5,  1218:  in  pai*- 
rochia  Confluentina ,  scilicet  in  maiori  et  minori  Confluentia  Wissa  et  Capeila,  [prepositus 
sancti  Castoris]  speciales  percepit  decimas  tarn  in  agris  quam  in  vineis,  de  quibus  canonici 
nichil  perceperunt.  canonici  vero  speciales  perceperunt  decimas  de  terra  salica.  Das  giebt 
zu  vielen  Konfussionen  Anlafs,  so  dafs  eine  Regelung  nötig  wird. 

«)  MR.  ÜB.  1,  376,  1078:  Erzbischof  Udo  schenkt  an  das  Domkapitel  Allod,  ut  mud, 
quocunque  modo  vcllent,  ipsi  inter  se  communi  consilio  amministrarent,  permisi,  ad  quam- 
cumque  ipsomm  utilitatem  ipsum  convertere  vellent. 

')  MR.  ÜB.  1,  392,  1097,  Propst  Poppo  von  SSimeon  schenkt  sein  Erbteil  an  das 
Stift :  quicquid  est  faciendum  vel  disponendum  [darüber],  per  unum  de  fratribus  .  .,  quem  ad 
hoc  elegerint,  totum  ordinetur  et  in  usus  ipsorum  fideliter  conservetur. 

*)  ♦Bald.  Kesselst  1218,  cit  Goerz  MR.  Reg.  2,  1396:  Konrad  Propst,  Wilhehn 
Dechant  und  ganzes  Domkapitel  zu  Trier  verpachten  ihren  Hof  zu  Sprendlingen  gegen  einen 
bestimmten  Jahreszins  an  ihren  -Mitcanonicus,  den  Archidiacon  Arnold,  auf  dessen  Lebenszeit 

^)  MR.  ÜB.  2,  Nachtr.  2,  1192—1200:  die  Höfe  von  SSimeon  werden  einzelnen 
Stiftsherren  vom  Propst  in  administratio  gegeben;  diese  ernennen  dann  den  Meier. 

«)  Lac  ÜB.  1,  173,  268,  1106. 

')  MR.  ÜB.  1,  477,  1134. 

«)  Vgl.  aus  früher  Zeit  Ennen,  Qu.  1,  506,  45,  1110. 

^)  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  W.  pensio  passim. 

^^)  Stat  Wetzlar.  1433,  Blattau  1,  261:  aliquao  namae  seu  pensiones  (canonicorum). 
")  Ennen,  Qu.  1,  506,  4.5,  1100;  MR.  ÜB.  2,  Nachtr.  2,  1192—1200. 


[Wirtschaft  d.  Grotsgroiidbes.  —     976     — 

Stifisherren  procuratores  \  pensionarii  ^  provisores^  Pensioiiarieiiherreii^  Als 
Pensionär  hatte  der  einzelne  Stiftsherr  die  gesamte  AuMcht  tiber  die  Obedienz, 
er  setzte  alle  Beamte,  Meier,  Kolonen,  Müller  u.  s.  w.  ein'^;  er  vertrat  die 
Obedienz  nach  aulsen  und  gegenüber  dem  Vogt^,  er  erhob  die  Einnahmen 
und  l^te  über  dieselben  Rechnung^.  Dafür  stand  ihm  der  Genulis  der  Ein- 
nahmen zu  bis  auf  eine  bestimmte  ziemlich  hoch  bemessene  Pachtsunmie,  die 
Pensio,  welche  er  an  die  gemeine  Kasse  des  Stiftes  abzufahren  hattet     Zur 


1)  EDnen,  Qu.  1,  506,  45,  1110;  MR.  ÜB.  8,  484,  1186. 

*)  Bd.  8  Wortr.  u.  d.  W.  pensionarios. 

*)  Honth.  Hist  1,  820 — 822,  1287  wechseln  die  Ausdrücke  pensionarius  und  provisor 
för  einen  Stiftsherm. 

«)  WSchiUingen  1526  §  2. 

^)  MR.  ÜB.  2, 45,  1155:  die  Stiftsherren  von  Münstereifel  haben  Rechte  in  constituendis 
pastoribns  in  ecclesiis  eorom  et  in  TÜlicis  suis  locandis  et  decimis  et  his,  qui  trecensum 
quemlibet  annualem  ad  prebendam  fratrum  spectantem  reddunt  Y^.  auch  MR.  ÜB.  2, 
Nachtr.  2,  1192—1200. 

*)  Lac.U6.2, 13, 1204:  fratres  itaque  predictas  ecciesias  tenentes  domino  archiepiscopo 
Coloniensi  et  archidiacono  necnon  et  advocatis,  que  de  ipsis  ecclesiis  sui  iuris  esse  videntur, 
similiter  persoWere  debent    S.  dazu  unten  Note  8. 

^)  ^Abschr.  von  1714  Koblenz  St  A.  1255,  MR.  Reg.  3  No.  1177:  A.  Archidiacon  und 
Propst  von  SPaulin  beurkundet  seinem  Stiftskapitel,  wieviel  er  jährlich  an  Zinsen  demselben 
aus  dessen  Höfen  in  Messenich  und  £nche,  aus  dem  Dorfe  Grimelrot  und  aus  dem  untern 
Weiher,  welche  ihm  das  Kapitel  als  Pension  überwiesen,  zu  reichen  schuldig  sei.  Stat 
s.  Paulin.  1500,  Blattau  2,  52:  statuimus  et  ordinamus,  quod  onmes  et  singuli  canonici  ecdesiae 
nostrae  residentes  habentes  pensiones,  hoc  est  ipsis  certa  loca  designata  ad  exigendum 
sublevandum  et  recipiendum  fructus  a  colonis  conductoribus  decimatoribus  et  aliis  debitoribus, 
receperint  et  ipsis  praesentati  fuerint,  tunc  antequam  quicquam  de  his  per  se  deponant,  illi 
vcl  Ulis  aliis  concanonicis,  qui  a  cellerario  nostro  ab  ipsis  recipcre  ordinati  fiierint,  imprimis 
solutionem  facient  mox  et  in  continenti,  et  quod  superfticrit  apud  et  penes  se  reponere  salva 
computatione  desuper  postea  facienda.  Vgl.  auch  Stat  Wetzlar.  1433,  Blattau  1,  265 :  danmis 
et  periculis,  quac  dietae  ecclcsiac  nostrae  eiusque  personis  ex  negligentia  praedecessorum 
nostrorum  hactenus  provencrunt,  deinceps  succurrere  cupientos  [ordinamus],  ut  singuli  praelati 
canonici  et  vicarii  eiusdem  ecdesiae  pcrpetuis  futuris  temporibus  de  septennio  in  septennium, 
sexta  videlicet  feria  quatuor  tcmporum  post  exaltationis  sanctae  crucis,  teneantur  praesentai*e 
decano  et  capitulo  in  scriptis  omncs  et  singulos  fructus  rcditus  et  proventus  eiusdem  ratione 
praelaturarum  praebendarum  et  vicariarum  suarum  cedentes,  necnon  nomina  et  cognomina 
colonorum  terrarum  et  bonorum,  a  quibus  illos  percipiant.  contrarium  faciens  periurii  poena 
puniatur,  et  scripturae  huiusmodi  usque  ad  aliud  septennium  diligenter  custodiantur.  Ver- 
wandt ist  Stat  s.  Castor.  1451  §  21  u.  22,  Blattau  1,  341. 

")  Lac.  ÜB.  2,  13,  1204,  betreffend  die  Pfarren  von'  SKunibert-Köln  zu  Xettesheim 
und  Heimerzheim:  Theodericus  preposltus  ecdesiae  sancti  Kuniberti  vel  quicunque  in  eadem 
ecclesia  prepositus  post  ipsum  futurus  ecclesiam,  si  quam  ex  his  predictis  vacare  contigerit,  uni 
de  fratribus  sancti  Kuniberti  conferre  debet  simul  cum  curti  eidem  ecclesie  attinente;  qui 
frater  omnia,  que  domino  preposito  et  suo  villico  de  curti  eiusdem  ecdesiae  villicationis  modo 
vel  iure  ante  provenire  consueverant,  cum  omni  integritate  percipiet  et  conventiü  sancti 
Kimiberti  annuam  pensionem  talem  amministrabit  de  Xezzensheim,  scilicet  qui  hanc  ecclesiam 
cum  curti  attinente  tenuerit,  180  mir.  tritici  et  2  mir.  pise,  8  mr.  et  6  d.  cum  pullis  et 
caseis  et  ceteris  minutis   inde   reddendis;   de   Hemersheim   vero,    qui   hanc   cum   sua  curti 


—     977     —    Umwälzung  d.  Wirtschaftsverüassung.] 

Verteilung  der  freigewordenen  Obedienzien  wie  zur  Kontrolle  der  Admini- 
stration fand  endlich  jährlich  ein  besonderes  Kapitel  statte 

Dies  Verwaltungssystem  hält  sich  nun  mit  geringen  Veränderungen  ^  das 
ganze  spätere  Mittelalter  hindurch  und  reicht  in  seinen  Anfängen  bis  in  den 
Schlufe  des  11.  Jhs.  hinauf.  Entkleidet  man  es  seines  besonderen  geistlichen 
Charakters,  so  ergiebt  sich  folgendes.  Es  sind  hier  bedeutende  Teile  grofeer 
Herrschaften,  welche  an  sich  schon  ganz  beachtenswerte  Grundherrschaften 
bilden,  in  einzelne  lokale  Bezirke  zerlegt;  diese  Bezirke  haben  ihr  altes  Be- 
amtentum, die  Meier  u.  dgl.,  behalten.  Aber  über  diesen  Beamten  und  Be- 
zirken stehen  einzelne  Oberaufseher  in  Pachtweise,  welche  zusammen  ein 
Kollegium,  eine  Pachtgenossenschaft  bilden:  in  der  Pachtgenossenschaft  ist 
also  eine  neue  Einheit  der  grundherrlichen  Verwaltung  gefunden. 

In  der  That  wurden  die  stiftischen  Pachtgenossenschaften  straif  eben 
im  zentralistischen  Sinne  organisiert :  die  Möglichkeit  hierzu  war  ja  aufe  beste 
in  dem  Umstand  gegeben,  dafs  alle  Pächter  zugleich  Mitglieder  einer  geist- 
lichen Genossenschaft  waren.  Ausgebildet  liegt  diese  neue  zentralistische  Ord- 
nung vor  in  einer  Anzahl  von  Pensionsstatuten,  welche  schüchtern  mit 
der  Mitte  des  13.  Jhs.  binnen,  seit  dem  14.  Jh.  aber  eine  immer  gröfsere 
Mannigfaltigkeit  und  Ausführlichkeit  aufweisen.  Aus  der  früheren  Zeit  seien 
von  der  Mosel  namentlich  die  Statute  von  SFlorin  -  Koblenz  vom   J.   1245®, 

habuerit,  150  mir.  tritici  et  2  mir.  pise,  6  mr.  et  8  s.  cum  piillis  et  caseis  et  ceteris  minutis, 
que  aliis  in  locis  plenius  expressa  inveniuntiir.  MR.  ÜB.  8,  No.  831,  1245:  SFlorin  regelt 
mit  seinen  Pächtern  die  Einliefenmg  der  Pachte  aus  seinen  Gütern  zu  Kärlich,  Mühlheim, 
Mendig,  Mayen  und  Flacht  *UMoselkem,  Hs.  Koblenz  CXI»  Bl.  47  b— 48»,  um  1340: 
Propst  Elias  von  Münstcrmaifeld  bat  als  pensionarius  des  SPauliner  Hofes  zu  Moselkem 
jährlich  an  das  Stift  SPaulin  zu  liefern:  6  Ib.  d.  Treverensium  in  festo  omnium  sanctorum 
et  6  in  purificatione  sequenti,  videlicet  3  Ib.  cellerario  et  8  elemosinario.  item  12  Ib.  in 
festo  sancti  lohannis  baptiste  predicte  monete,  et  12  Ib.  cere  circa  Martini.  Dazu  eine  Reihe 
anderer  Abgaben,  in  Summa  18  mir.  siliginis,  2  mir.  ordei,  18  Ib.  Treverenses,  9  s.  Mona- 
sterienses,  12  Ib.  cere. 

1)  S.  schon  MR.  ÜB.  2,  28*,  1187,  vor  aÜem  aber  MR.  ÜB.  3,  320,  1227:  in  SFlorin- 
Koblenz  omni  feria  6»  ante  festum  sancti  lohannis  baptiste  . .  tractandum  est  de  ceUerariis  et 
magistro  refectorii,  .  .  postmodum  .  .  de  pactis  vindemiis  seu  obedientiis  assignandis;  Bd.  3 
No.  57,  1277;  No.  ßß,  1282,  und  dazu  Bd.  3,  213  No.  5.    S.  auch  Bd.  3  No.  69  und  70,  1287. 

')  S.  z.  B.  Stat.  Wetzlar.  1433,  Blattau  1,  261:  volumus  et  ordinamus,  quod  postquam 
aliquae  namae  seu  pensiones  vacaverint,  quod  illae  colligantur  per  nostrum  officiatum  et  inter 
canonicos  capitulares  residentes  distribuantur  tamdiu,  quam  omnes  namae  et  pensiones  vacent, 
et  tunc  perpetuis  tcmporibus  colligantur  per  nostrum  officiatum  et  singulis  canonicis  capitu- 
laribus  residentibus  distribuantur. 

')  MR.  ÜB.  3,  831,  1245:  wenn  die  Pensionarstiftsherren  von  SFlorin-Koblenz  nicht 
richtig  zahlen,  intral)unt  scpta  ecclesie  et  claustri  nostri,  inde  nunquam  nisi  de  beneplacito 
et  voluntate  capituli  exitiui,  quin  nomine  pene  pignora,  que  capitulum  exponet  tarn  pro 
siligine  quam  pro  tritico  ad  administrationem  totius  medii  temporis  su£ficiente,  cum  Sorte 
redemerint  et  usuris.  &d  hec,  si  per  mensem  in  solutione  cessaverint,  pro  quolibet  mense 
cessationis  solvent  talentum  d.  Treverensium;  salvis  tamen  eisdem  pactariis  per  omnia  con- 
suetudine  et  constitutionibus  circa  pericula  et  vim  maiorem  in  iure  expressis.    adiectum  est 


[Wirtsi'liiilt  (1.  Grofsgnindboa.  —     978     — 

von  S.Siineon-Trier  vom  J.  1259'  und  des  Trierer  Donistifts  vom  J.  1282* 
[genannt. 

Der  Inhalt  dieser  Statute  verläuft  natürlich  entsprechend  der  Spezial- 
ausbildung materieller  Bestimmungen,  welche  wir  bei  den  freien  Pachten  echon 
kennen  frelerat  haben.  Vor  allem  also  handelte  es  sich,  neben  der  Sicherung 
jniten  Anbaues  und  wi\rdiger  Behandlung  der  Obedienz ,  um  eine  wirksame 
Garantie  für  die  Sicherheit  der  jährlich  an  das  Kapitel  zu  leistenden  Pensions- 
zahlung. Diese  Garantie  wurde  anfangs,  sehr  natürlich  bei  der  Möglichkeit 
disziplinarischer  Behandlung,  vornehmlich  in  einer  Pei-sonalstrafe  gefunden: 
der  zahlungssllundge  Pensionär  wurde  zum  Einlager  in  dein  geschlossenen 
Räume  des  StiftskloBt«rs  auf  einige  Wochen  verurteilt.  Aber  nebenher  suchte 
man  doch  vor  allem  haldigen  Ei-satz  ftli-  die  infolge  des  Zahlungsverlustes 
gestörten  Einnahmen  iles  Kapitels.  Man  fand  ihn,  indem  mau  die  persön- 
lichen, die  I'räbendeeinnahmen  des  Pensionai-s  für  richtige  Zahlung  der  PeuEi» 
haftbar  machte.  Und  da  die  Höhe  dieser  Priibende  bei  dem  bedeutenden  Um- 
fang der  Pensionszahlung  häufig  nicht  genügende  Garantie  bieten  mochte,  so 
that  man  noch  einen  weiteren  Scliritt:  man  führte  die  gegenseitige  Büi-gschaft 
der  Pensionare  ein.  Die  Mafsr^el  ist  deutlich  wahrnehmbar  namentlich  im 
Trierer  Domstift  durchgeführt".  Jeder  Pensionär  hat  einige  Mitstiftsherren  als 
Bulben  für  seine  rechtzeitige  Zahlung  zu  stellen,  und  die  Büi^chaft  wird  wirk- 
sam, sobald  der  Pensionär  nach  vierzehntägigem  Einlager  nicht  zahlt. 

tititai,  quoll  quocunque  Uuupore  celierai'iu»  pi'«dii:tuH  u  i[u<ii:uuqui:  poutariü  sibi  dikerit  mUb- 
fiutnm,  eitonc  ipse  pro  eodem  pactario  ecdesie  [ao  lu  lesen]  respondebit,  poctario  per 
omnia  absoluta,  canonici  Tero,  quos  pactarii  pro  se  delegare  poterunt  ad  infrandnm,  emnt 
de  ecciesia  noetra  et  in  BubdiaconatoB  Tel  supra  [?]  oidlDibiu  cooBtituti. 

')  'Trier  Sladtbibl.  Ifde.  No.  1611  Bl.  4i>,  ncblecht  publ.  Ma  ÜB.  3,  lOW,  1259: 
noa  decanus  totumque  capituliim  eccleaie  sancti  Simeonis  Treverensis  statuimus,  ut  bec  ait 
lex  omniiun  .  .  pensionarionim :  In  tennino  statiito  debitani  pensionem  peraolvant  vel  ad 
claiiatnun  iacebuut  eo  modo,  quo  bactenus  iacuerunt,  per  quindenam,  ita  quod  portas  ante 
graduB  non  egrediantur.  et  ai  infra  quindenam  iacentes  taliter  non  persolvaot,  extuDC  eonim 
prebende,  et  ai  ille  non  sufGciant,  fideiussorum  usque  ad  summam  debiti  per  capituluin 
vendantur  per  unum  annum  tautum;  oec  ab  hac  solutione  pensionunt  aliquis  eos  excusabit 
niai  tria  dampna  legalia,  grando  Tidelicet,  guena  communis,  quod  dtcitiu-  lanthere,  et  mcen- 
dium  generale,  item  violentia  per  domiaum  archiepiacopum  nostrum  vel  per  suob  seu  propter 
eum  commissa,  diun  tarnen  pensionariua  non  ait  necligens  in  tau  violentia  persequenda.  et 
BJ  forte  occaBioDC  capitiüi  dampnum  aUquod  pengioaariia  inferatur,  de  quo  capitulum 
rationabiliter  culpari  posslt,  hoc  eos  similiter  excusabit.  nee  penaionarii  poterunt  penaionea 
Buas  ante  terminiun  reaignare  nee  interim  eos  capitulum  potent  amovere.  ai  quis  vero  pen- 
siouariiis  ncgligens  fiterit  in  cultura  et  bonorum  sibi  commiBBomm  debita  conserralione, 
capitulo  hanc  necgligentiam  supplebit  et  emendabit  de  ö^ctibus  prebende  sue.  et  ai  ununi 
üdeiuBsonim  decedere  contiugat,  penaionariua  alium  subatituet  infra  quindenam ;  nee  poterunt 
lideiusaores  renuntiare  fideiusaioni  vel  eximere  se  ab  ea,  donec  saltim  semel  eius  pretextu 
tiierint  dampnilicati.  In  cuius  rei  testimonium  sigillum  noatrum  commune  presentibus  est 
appensum.    Actum  et  datuni  [in  TJgilia  nativitatia  domini]  anno  domini  t 

*)  Bd.  3  No.  66,  1282;  Nachtrag  in  No.  192,  13S4. 

')  Bd.  3  No.  57,  1277;  66,  1282;  67,  1284. 


—     979     —    Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung.] 

War  nun  die  genossenschaftliche  Konstruktion  schon  für  die  Garantie 
rechtzeitiger  Pensionszahlung  so  aufserordentlich  brauchbar,  so  lag  es  sehr 
nahe,  auf  eben  diesem  Boden  genossenschaftlichen  Zusammenhanges  und 
freundschaftlichen  Vertrauens  auch  die  böse  Frage  der  Pensionsnachlässe  bei 
aufserordentlichen  Schädigungen  der  Pachtimg  im  Geiste  gegenseitiger  Liebe 
und  unter  Oifenhaltung  gegenseitigen  Entgegenkommens  im  Einzelfall  um- 
fassend zu  ordnen.  In  der  That  liegt  auf  eben  diesem  Gebiete  eines  der 
gröfsten  Verdienste  der  Pensionsgenossenschaften;  hier  zum  erstenmal  tritt 
auf  landwirtschaftlichem  Gebiete  der  Grundsatz  gegenseitiger  Versicherung, 
wenn  auch  noch  korporativ  gebunden,  auf. 

Anfänge  in  dieser  Richtung  finden  sich  schon  in  den  genannten  Statuten 
aus  der  Moselgegend;  Versicherungen  gegen  Hagel  und  Krieg,  Brand  und 
Gewalt  werden  andeutungsweise  erwähnt,  imd  in  der  domkapitularischen  Ver- 
ordnung findet  sich  schon  die  Bestimmung,  dafs  im  Fall  eines  Angriffes  auf 
die  Obedienz  das  gesamte  Kapitel  dem  Pensionär  bei  Beschreitung  des  Rechts- 
weges zur  Seite  stehen  solle,  falls  es  sich  um  den  Fundus  der  Obedienz 
handele.  Umfassend  ausgebildet  ist  aber  das  Versicherungssystem  erst  in 
einem  sehr  bemerkenswerten  Statut  des  Stiftes  SGereon-Köln  vom  J.  1316, 
welches  fast  nur  hierher  gehörige  Festsetzungen  enthält  ^  Es  werden  hier  im 
allgemeinen  fünf  Arten  grober  Betriebsstörung  unterschieden,  kriegerische 
Verwüstung,  Hagel,  Brand,  Mifswachs  und  Pfändimg.  Für  die  beiden  ersten 
Fälle  (für  die  kriegerische  Verwüstung  nur,  falls  sie  vor  den  1.  Oktober  des 
Betriebsjahres  fällt)  verpflichtet  sich  das  Kapitel  zum  Nachlafs  höchstens  der 
halben  Pensionssunmie ;  für  Brand  vor  dem  1.  Oktober  wird  festgesetzt,  dafs 
der  unversehrte  Ertragsrest  des  Jahres  nach  Abzug  der  Anbaukosten  an  das 
Kapitel  fallen  solle,  wogegen  dieses  sich  zur  Bestreitung  der  Hälfte  der  nötig 
werdenden  Baukosten  verpflichtet;  bei  mäfsigem  Mifswachs  aber  wird  ein- 
jähriges Zahlungsmoratorium  bewilligt,  während  die  Behandlung  von  völligem 
Mifswachs  besonderer  Vereinbarung  vorbehalten  bleibt.  Besonders  lehrreich 
sind  endlich  die  Bestimmungen  bei  Pfändung  von  Obedienzbesitz.  Auch  hier 
wird,  wie  in  dem  Statut  des  Trierer  Domstiftes,  zwischen  Fundus  und  Revenuen 
unterschieden ;  im  Fall  der  Pfändung  des  Fundus  legt  das  Stift  sich  ins  Mittel, 
falls  der  Pfandnehmer  gerichtlichen  Austrag  annimmt,  bei  Pfändung  der  Re- 
venuen dagegen  erhält  der  Pensionär  nur  ein  Moratorium  für  seine  Pensions- 
zahlung von  speziell  festzusetzender  Dauer.  Um  Pfändung  solchen  Obedienz- 
gutes  endlich,  welches  der  Pensionär  unterverliehen  hat,  ist  das  Kapitel  aus- 
drücklich willens  sich  nicht  zu  bekümmern. 

Soviel  über  die  Entwicklimg  der  stiftischen  Pensionargenossenschaften. 
Aber  blieb  diese  Entwicklung  nur  auf  die  Stifter  und  Stiftsherren  beschränkt? 
Die  Stifter  hatten,  durch  die  Behandlung  des  gemeinsamen  Grundstocks  der 
Stiftsherrschaft  im  Obedienzensystem  von  vornherein  auf  freiere  Landnutzungs- 

*)  S.  unten  den  Anhang  S.  985  f.  Über  vöUig  andere  Dinge  handeln  nur  §  6  (Einlager) 
und  §  7  (Verbot  des  Waidl)aues). 


[Wirtschaft  d.  GrofsgruDiIbes.  —     980     — 

formen  aufmerksam  gemacht,  den  Pachten  schon  besonders  früh  ganz  all- 
genieinen  Einlafs  in  ihre  HeiTsohafteii  gewtthrt^:  faiul  sich  nun  unter  allen 
vorhandenen  I'achtformen  keine  einzige,  welche,  den  Oliedienzen  entsprechend 
ausgebildet,  mit  diesen  hätte  verschmelzen  können? 

Sie  fand  sich  im  ritterlichen  Villiiiatiousvertrag  ^.  Eben  dieser  Vertrag 
war  genau  wie  die  Obedienz  konstruiert:  pachtweise  Olwraufeicht  über  einen 
Fronhof  unter  Belassung  der  Unterbeainten  des  Hofes,  des  Meiers,  Mullei-s  usw. 
So  verschmelzen  denn  die  Villikationspachten  allerdings  mit  den  Obedienzen 
auf  der  einheitlichen  Grundlage  6iner  Pachtgenossenschaft, 

Ad  der  Mosel  können  wir  diese  weitere  Ausbildung  nur  an  6ineni  Bei- 
spiel, hier  aber  auch  in  ganz  hervorragender  Weise  studieren".  Das  Material 
bieten  die  zahlreichen  Akten  lies  Stifts  Müustennaifeld,  deren  wichtigste  Stücke 
unten  in  Bd.  3  S.  509  f.  veröffentlicht  sind  * ;  gehören  sie  erst  dem  14.  Jb.  an, 

*)  Vgl.  tCa  das  Stift  SM&rien-Mainz  MR.  ÜB.  1,  ^4,  1112;  Kr  du  Trierer  Domstift 
MR.  ÜB.  1,  431,  1115;  449,  1122;  455,  112«;  477,  1184;  474,  1134;  481,  I1S5;  484,  1136; 
486,  1136;  568,  1152;  618,  c  1160  usw. 

*)  S.  oben  8.  961  f. 

')  Im  einzeln  vgL  fDr  Ausleihung  im  Pensioossyslem  aul^Aalb  dea  Stiftes  MR.  ÜB. 
2,  68,  1169—68:  diu  Domkapitel  giebt  an  Himmerode  Weinberge  sub  eadem  pensione,  qua 
W.  bon^  memoria  concanomcoB  et  cellerarins  noster  a  nobis  tenuit,  videlicet  S  aitulaium 
vini,  et  campmn  unum  puteo  et  tilmo  adiacentem,  quem  fratree  in  vineam  excoluemnt,  sub 
censu  8  d.  imperpetuum.  bec  autem  pensio  denarionun  in  festo  sancti  Martini  illi,  qui 
preest  elemosinanun  officio,  annustim  solvenda  est,  viniun  vero  statim  post  vindemias.  bÖL 
ÜB.  2,  98,  1189,  Urkunde  dea  Prion  in  Yalleodar:  Bertoldus  miles  de  Kobnma  ius  advo- 
cationis  et  nllicstioms  suae,  quam  ipse  soique  antecessores  iure  hereditsrio  super  curti 
nostra,  que  est  in  Luiinecbo,  posaederat,  aeccleaiae  nustrae  Valendrensi  cum  vinea,  que  est 
in  siniatro  latere  viae,  qua  deacenditur  Kobrunam,  publice  absque  alicuius  vel  aliquomm 
heredum  suorum  contradictione  pretln  4  mr.  Coloniensis  monetae  vendidit;  videlicet  hac  con- 
ventione,  ut  dictua  B.  et  beredes  sui  iure  liereditario  vineae  prcfatae  poasessores  exisiereut, 
aic  vero,  ut  nee  eam  venderent  nee  apud  aliquem  pro  pignore  collocarent;  si  autem  facultatia 
defectu  seu  sui  posseasoria  exilio  inculta  permaneret,  in  aecciesiae  Valcndrenais  rediret 
posseaEionem.  veruntamen  ne  predictua  B.  et  heredcg  sui  minua  iusto  dicte  curtis  nostrae 
utilitate  fruerentur,  annuali  iure  nomine  census  dicto  B.  vel  heredibus  suis  prenominata 
curlis  18  nummoa  monetae  Coloniensia  reddere  tenetur.  —  Freilich  hatte  man  solche  Pen- 
sionarverleibungen  an  Auswärtige  nicht  besonders  gern,  vgl.  MR.  ÜB.  2,  256,  1180 — 1309: 
der  StiftsbeiT  E.  von  SSimeon  verspricht  bei  Annahme  der  Pforrei  Mosbach,  quod  de  eadem 
ecclesia  nulli  hominum  quicquani  infeadaret  et  quod  eandem  ecciesiam  nulli  militi  in  pen- 
fiione  tenendam  traderet.  Quix  Cod.  Aqu,  1,  50,  1192,  Urkunde  K.  Heinrichs  VI.:  cum., 
frater  noster  Pbilippus  Aquensis  prepoaitus  curiam  beate  Marie  Aquensis  in  Sintzge  in  pote- 
slatem  suam  receperat  et  quiete  possederat,  Withelraus  et  Volkoldus  de  Sintzge  occasioue 
villicationis,  quam  pater  eorum  et  ipsi  in  curia  itia  aliquando  habuenint,  eam  gravare  et  sibt 
attrahere  tcmptabant.  Der  Kaiser  macht  aus,  quod  .  .  predictis  W.  et  V.  ad  necessitatis 
eonim  sublevamen  medietalem  vini  presentis  tunc  anni  de  eadem  curia  provenientis  [fratrea 
Aquenses]  benigne  dederunt,  qua  de  causa  W.  et  V.  in  presentia  nostra  omni  iiui,  quod  in 
curia  illa  haberent  .  .  omnimodis  renuntiavenint.  Zugleich  bestimmt  der  Kaiser,  quod  nee 
(fratres)   nee   prepoaitus   ipsorum    eandem    curiam    alicui    unquam    laice    persone   in  pacio 

*)  S.  auch  Bd.  2,  215  No.  7. 


—     981     —    Umwälzung  d.  Wirtschaftsverfassung.] 

SO  läfst  sich  doch  aus  früheren  gelegentlichen  Erwähnungen  die  allgemeine 
Geltung  der  aus  ihnen  erhellenden  Verhältnisse  um  einige  Generationen  weiter 
zurück  datierend 

Hier  finden  sich  nun  die  Stiftsbesitzungen,  Fronhöfe,  Zehnte  u.  dgl.  an 
eine  Anzahl  von  Pächtern  verteilt,  welche  pactarii  oder  pensionarii,  zu  deutsch 
gesworene  oder  gehulte  p6chter  heifsen.  Diese  Pächter  gehören  teils  dem 
geistlichen  Stande  an  und  sind  dann  ganz  überwiegend  Münstermaifelder 
Stiftsherren,  oder  sie  sind  Laien,  und  zwar,  wenigstens  in  späterer  Zeit,  aus- 
schliefslich  Adlige^.  Unter  beiden  Kategorieen  stehen  für  den  eigentlichen 
Wirtschaftsbetrieb  Halfwinner  als  Unterpächter®. 


^)  S.  MR.  U6.  2,  152,  1196:  die  Kanoniche  von  MQnstermaifeld  klagen  beim  Erz- 
bischof de  iniuria  sibi  a  quibusdam  corum  prepositis  illata  . .  de  curia  in  Cundeze  et  de  curia 
de  Rore  et  de  annona  de  Mertelache  et  de  avena,  quam  pactarii  reddunt  preposito  annuatim, 
in  quibus  .  .  fiierant  spoliati.  Der  Erzbischof  entscheidet,  quod  vinum  de  curia  in  Cundeze 
in  cellarium  fratnufn  singulis  annis  totaliter  deducetur  et  inter  omnes  fratres  equaliter  divi- 
detur,  ita  qiiidem,  quod  de  eodem  cellario  fratrum  habebit  6  carr.  claustralis  mensure  vel 
statutam  redemptionem  prepositus  annuatim.  S.  auch  MR.  U6.  3,  483,  1233,  wo  von  einem 
Zehnten  in  Polch  die  Rede  ist,  quam  L.  miles  de  Folge  quandoque  in  pensione  ab  ecclesia 
(Münstermaifeld)  tenuerat,  et  eidem  L.  per  sententiam  suorum  compensionariorum  postmodum 
fuerat  abiudicata;  dazu  MR.  ÜB.  3,  457,  1232.  Endlich  gehört  hierher  CRM.  2,  294,  1279, 
cit  oben  S.  610  Note  1.  —  Aus  der  Zeit  vor  1196  ist  vielleicht  hierher  schon  zu  ziehen 
MR.  ÜB.  2,  90,  1187:  R.  Dechant  und  das  Kapitel  von  Münstermaifeld  Radulfo  Cani  silvam 
sancti  Martini  et  terram  attinentem  et  dimidiam  partem  molendini  in  eodem  predio  constituti 
concessimus,  unde  quolibet  anno  16  mir.  spelte  claustralis  mensure  in  festo  sancti  Remigii 
absque  omni  laboris  compensatione  persolvere  tenetur.  si  vero  in  prefata  die  non  persolverit, 
summa  20  d.  levis  monete  excessus  sui  necligentiam  emendet;  et  si  ad  15  dies  in  eadem 
temeritate  perstiterit,  totidem  persolvat,  et  sie  deinceps,  quoadusque  satisfactionem  plenariam 
de  debito  optulerit.  nobis  autem  et  successoribus  nostris  in  posterum  precaventes  statuimus, 
quod  mortuo  R.  tantum  duo  heredes  sui  simiü  ei,  et  non  plures,  succederent,  et  tantum  duo 
pariter  possiderent.  decrevimus  etiam,  quod  absque  omni  mercedis  inpensione  feodum  suum 
suscipere  deberent. 

*)  S.  zum  letzteren  Punkte  Bd.  3,  525,  ss. 

')  Vgl.  *ULehmen,  Hs.  Koblenz  CXI»  Bl.  33*>:  der  Stellvertreter  eines  vornehmen  Pen- 
sionarius  im  Pensionsgut  heifst  incola.  Zum  Verständnis  dieses  Wortes  s.  *ÜLehmen,  Hs. 
Koblenz  CXI»  Bl.  38»,  1336:  Propst  Elias  von  Münstermaifeld  als  pensionarius  desSSimeoner 
Hofes  in  Lehmen  concessimus  et  locavimus  (eandem  curtim)  ad  dies  vite  nostre  an  X.  I. 
conditione  tali,  quod  predictam  nostram  curtim  tenebunt  singulis  annis  in  debita  cultura  et 
procurationibus  debitis  et  consuetis  .  .  et  dabunt  nobis  dimidietatem  crementi  de  vinea  ipsi 
curie  adiacenti  .  .  de  campis  super  montem  .  .  5  mir.  siliginis.  .  .  habebunt  etiam  dicti  incole 
[so  heifst  der  Pächter]  quartam  partem  advocatie  nostre  ibidem  .  .  .  Reliqua  omnia  bona  et 
iura  dicte  curtis  cum  suis  contingentibus,  de  quibus  supra  non  fit  mentio,  nobis  et  ordinationi 
nostre  penitus  reservamus.  .  .  .  Est  etiam  nobis  salvum,  quod  si  in  futuro  dictam  curtim  ac 
eins  possessionem  pro  nostro  commodo  et  nostra  utilitate  colere  per  nos  ipsos  seu  familiam 
nostram  vellemus  et  gubemare,  extunc  dicti  incole  cedere  nobis  debebunt.  *ÜMoselkem,  Hs. 
Koblenz  CXI »  Bl.  48 » ,  1338 :  Propst  Elias  von  Münstermaifeld  verpachtet  seine  SPauliner 
Pension  Moselkem  auf  4  Jahre  more  et  iure  agricolarum  communium  .  .  pro  medietate 
^ctuum  .  .  et  dabit  [incola]  dictis  annis  1  mr.  pagamenti  Monasteriensis  ad  curialitatem, 


IWirtsrliaft  d.  (irofsgrundbes.  -^      982      — 

Alle  Pächter  zusäiiiuieii  bil<leu  obue  Unterschied  des  Standes  eine 
gleichartig  koiislruierte  Pachtgenossenschaft;  nur  dafs  die  Laienpächter  ver- 
mutlich durchweg  eine  Kautiou  in  Laud  für  solche  Fälle  zu  stellen  hatteu,  in 
welchen  sich  die  Genossenschaft  l>ei  den  geistlichen  Pächtern  an  die  Pro- 
bende hielt'.  Die  GenoBsenschaft  hielt  jährlich  2  Dinge  und  2  geschwo- 
rene Montage  ab,  sie  l^en  auf  dem  12.  November  dem  1.  Dezember 
sowie  auf  den  Montagen  nach  Weihnacht  und  Ostern  und  waren  in  ei-ster 
Linie  zur  Abnahme  der  PachtrevenUen  durch  das  Kapitel  bestimmt.  Aufser- 
dem  aber  wiesen  die  Pächter  an  den  Dingtagen,  und  vornehmlich  am  Hauiit- 
dingtag,  dem  1.  Dezember,  das  Recht  der  Pachtgenossenschaft  und  des 
Stiftes  als  des  Pachtherrn  und  wandten  dasselbe  auf  etwaige  Vergehen 
innerhalb  der  Genossenschaft  an.  Die  Hauptfillle  waren  hier  Versäumnis 
der  Dingijflicht  und  Säumnis  in  der  Pachtzahhmg :  in  beiden  konnte  nach 
einjähriger  Frist  auf  Aburteilung  der  Pachtung  erkannt  werden  ^.  War 
den  Pächtern  das  Recht  nicht  lauter  oder  wunle  vom  Pachtherm  eine  Weisung 
gefordert,  so  wunle  das  Urteil  jedesmal  durch  zwei  Pächter,  eineu  Laien  und 
einen  Kleriker,  gefunden;  konnten  die  beiden  sich  nicht  einigen,  so  entschied 
die  gesamte  Genossenschaft  mit  Stimmenmehrheit.  Im  Ding  waren  aufser  deu 
Pächtern  auch  Propst  und  Kapitel  anwesend:   der  Propst  bezw,  sein  Sehult- 

qne  dicitur  wisongo,  quolibet  anno,  et  maDsioneni  personalem  cum  biüs  pecoriboE  et  fninilia 
in  dicta  ernte  faciet. 

»I  Vgl.  (lufser  Bd. 8,  526,  a»,  1438  aucb  •UMOnstcnuaifeld,  Fb.  Koblenz  CXI»  BL  48«, 
1845:  notandnni,  qiiod  anno  dotuini  cccmojLVio  dip  dominica  proniiiia  post  Gertrudis 
lolianneB  dictua  Griinmlnch  senior  una  cum  suis  collegis  advocatia  in  Mertlactao  corarn 
teslibuD  eubseijueDtibuB  in  ludorio  uit«  atriuia  eceles'ie,  übt  iuri  üeculari  coDSuetiuu  est 
presideri,  confessus  est  vice  et  nomine  Eni  et  Euorum  colt^anun  advocatonmi,  quod  Seliertiis 
de  Colche  cum  uxorc  sim  tunc  viveotc  in  iudicio  predicto  coram  eis  et  in  eodem  loco  alias 
constituCi  unanimiter  ore  et  calamo  manu  communicata  curiam  B»am  allodialeci  cum  suis 
pertinentÜB  et  adiacentiis  eitam  intra  villam  de  Mertitlacbo  liberam  et  ab  omni  onere  ab- 
solutam  hoiiorabili  viro  domino  Elie  preposito  Mooasteriensi  et  suo  mandatario  necnon  prepo- 
siture  Monaateriensi  siipraportavenint  et  in  ipsum  et  suain  preposituram  Iranstulerunt,  per- 
petualiter  ipaam  annecienles  et  alligantes  pacto  in  Colche  ipsius  Seberti  et  de  cetero  indivisi- 
bilem  ad  permanendum ,  conditione  tali,  quod  si  predictus  Sebcrtiis  et  sut  heredes  in 
poEtemm  negligentes  inveuti  fuerint  in  soliitionibus  et  iuribiis  quibuscunque  ipsius  pacti  de 
Colche  et  convicti  per  iudiduin  et  senlentiam  pactariorum  fceknie  Monasteriensis ,  extimc 
ipaum  pactum  una  cum  curia  et  suis  attjnentiis  predictis  sibi  adiiinctis  et  annexis  ut  premit- 
titur  pene  iudiciali  indivise  subiacebunt,  conlradictione  qualicunqiie  non  obstante.  Actum 
preaentibus  lohanne  Grimminch  predicto  et  Petro  diclo  Kuninch  advocatis,  Henrico  dicto 
Poilcher  armigero,  Ilemico  de  Keu^die,  lohanne  Grimminch  iuniore,  Henrico  von  der  Gassin, 
Seberto  filio  Grimminch,  Everhardo  nato  Henrici  de  Keircbc,  Honuldo  claudicant^,  Conrado 
plebano  Monas terieosi,  Conrado  in  aula,  Theoderico  paslore  ibidem,  lohanne  Swaif,  Thil- 
manno  Benigne  et  lohanne  Marschalco  gcabinis  Monasteriensibus,  et  pluribus  aliis  fidedignis 
testibus  ad  premiasa  vocatis  et  rogatis.  Quibus  sie  actis  et  coafessis  per  ndvocatos  predictos 
In  iudicio  et  in  eodem  loco  dominus  Elias  prepositus  predictua  ibidem  presentiaiiter  con- 
stitutus  dedit  advocatis  et  iuratis  ville  ipaius  suos  denarios  testimoniales  super  eo. 

^)  Über  die  vorhergehenden  geringeren  Strafen  s.  Bd.  3,  520,  t  f.;  ■'jSe,  it  f. 


—     983     —    Umwälzung  d.  Wirtscbaftsverfassung.] 

heifs  hatte  den  Vorsitz  und  den  Gerichtsvollzug,  er  ernannte  deshalb  auch 
den  Fronboten  der  Genosseüschaft. 

Die  einzelnen  Pachtungen  selbst  standen  unter  Aufsicht  des  Propstes; 
wem  sie  zu  eigen  gehörten  und  demgemäfs  heimfielen,  dem  Propst  oder  dem 
Kapitel,  erschien  strittig  und  blieb  unentschieden;  jedenfalls  zinsten  die  Pach- 
tungen gleichmäfsig  der  Propstei  wie  dem  Reventer  und  Keller  des  Kapitels. 

An  diesen  Pachtungen  hatten  nun  die  geistlichen  Pächter  vermutlich 
lebenslängliche,  die  Laienpächter  dagegen  erbliche  Nutzung.  Dabei  sind  die 
Laienpachten  im  Sinne  des  Lehnrechtes  beschränkt,  also  namentlich  nur  unteil- 
bar an  direkte  männliche  Deszendenten  vererblich;  sie  heifsen  darum  auch 
geradezu  Pachtlehen  ^  Doch  w^ar  es  jedem  Laienpächter  gestattet,  seine  Pach- 
tung fllr  die  eigene  Lebenszeit  zu  versplissen*.  Bei  Handwechsel  wie  bei 
Thronfall  mufste  das  Lehen  von  neuem  empfangen  werden.  Es  geschah  das 
vor  dem  Propst  in  Gegenwart  von  mindestens  zwei  bis  drei  oder  besser  von 
allen  Pächtern,  welche  das  Erbfolgerecht  des  Mutenden  wiesen;  zugleich 
wurde  ein  Ilergewede  gezahlt.  Fiel  ein  Pachtlehen  heim,  so  verfügte  der 
Propst  nach  den  Nachrichten  der  früheren  Zeit  unter  Beirat  des  Kapitels  frei ; 
später  scheint  sich  der  Einflufs  der  Pachtgenossenschaft  immer  stärker  geltend 
gemacht  zu  haben  ^. 

Und  in  der  letzteren  Richtung  entwickelte  sich  denn  überhaupt  diese 
eigentümliche  genossenschaftliche  Ersatzform  der  alten  grundherrschaftlichen 
Zentralverwaltimg  weiter:  die  Ausschliefelichkeit  des  Adels  unter  den  Laien- 
pächtem  wurde  durchgesetzt,  das  Kapitel  als  solches  wurde  von  jedem  Einflufs 
auf  die  Verwaltung  immer  mehr  abgedrängt*,  die  Stellung  der  Pächter,  soweit 
sie  nicht  Stiftsherren  waren,  ward  eine  inuner  selbständigere.  So  erfüllte 
denn  auch  diese  unter  dem  Einflufs  der  Pachtentwicklung  vollzogene  korpo- 
rative Umfommng  der  giimdherrschaftlichen  Zentralverwaltung  die  Erwartungen 
nicht,  welche  man  für  eine  zeitgemäfse  Umbildung  der  Wirtschaftsorganisation 
an  sie  etwa  hätte  knüpfen  können.  Sie  blieb  vereinzelt,  obwohl  sie  in  den 
Klöstern  des  späteren  Mittelalters  mit  ihrem  teilweis  weit  durchgebildeten 
Präbendensystem ^   hätte  Anwendung  finden  können;   und   wo  sie   bestand, 

1)  S.  Bd.  3,  526,  12. 

«)  S.  Bd.  3,  526,  80. 

*)  *Koblenz  St.  A.  Hs.  CXI*>  Bl.  45,  1837:  si  ac  quotienscunque  aliqua  pacta  ad 
dictam  ecclesiain  Monasteriensem  spectantia  vacare  contigerit,  pacta  huiusmodi  ?acantia 
debebit  idem  prepositus  locare  sive  concedere  fidedignis  personis,  prout  sententia  reliquorum 
dicte  Monasteriensis  ecclesic  pactarionmi  dietaverit 

*)  Das  zeigen  die  *Consuet.  Mon.  Meinef.  Bl.  ß^  und  7»  in  dem  Liber  iurium  et 
redituum  eccl.  coli.  Mon.  in  Meinefelt,  Koblenz  St.  A. 

^)  Das  Aufkommen  des  Präbendesystems  in  den  spätmittelalterlichen  Klöstern  und  die 
damit  zusammenhängenden  Entwicklungen  —  Lostrennung  des  Abtsgehaltes,  Privateigentum 
und  Residenzlosigkeit  der  Mönche  —  können  hier  nicht  zur  Darstellung  gebracht  werden. 
Man  Tgl.  aufser  Back,  Ravengiersburg  1  S.  47,  für  die  einzelnen  Stadien  Chron.  Median, 
mon.  6,  MGSS.  4,  89;  MR.  ÜB.  1,475,  1132;  UlMettlach  No.  X  12.  Jh.  Mitte;  — MR.  ÜB.  8, 


[Wirtechart  i,  Grafagnindbes 


ÖS4 


wirkte  sie  nicht  befi-uelitend  und  verbindend,  sondern  doch  scliliefslieh  in  ihrer 
Verknöchening  brechend  und  lösend. 

Auch  diese  Entwicklung;  lehrt  es:  die  wirtschaftliche  Blüte  der  alten 
OrundheiTschaft  war  mit  dem  Auspan^  des  12.  Jlis.  unwiederbiinfjlich  dahin. 
Uui  so  iiifilii'  aber  niui&te  seit  dieeer  Zeit  das  rechtliche  Moment  in  det'  Gnmd- 
herrechaft,  die  Grundherrlichkeit,  in  den  Vordei^rund  treten. 


1204,  125S;  NoTillan.  c  51;  Honth.  Eist.  2,  213,  1861;  215,  1S61;  WBockenui  I4S7,  G.  6, 
501  Note  1;  -  MR.  ÜB.  2,  iS,  1129-116»;  3,  161,  c.  1220;  Q.  Trev.  c.  180,  am  1260; 
Bd.  3,  No.  72,  1291;  No.  HS,  1320;  'Or.  Koblenz  SL  A.  Rep.  PrOm  No.  55,  1332  Juni  28; 
•Koblenz  St.  A.  HC.  H*  BL  10*»— 1041-,  reg.  Goera  Re^g.  der  Erib.  S.  100-101,  1867 
Febr.  11;  "Dipl.  Pnumeiue  BL55<>f.,  13S3Atig.  17;  — Stat  aynod.  1297  c.  18,  BlatUa  1,28; 
»tat.  sjuod.  1238  c  SO,  40,  Blattau  1,  42;  Hs.  der  Trierer  Slodtbibl.  1258  (SMaxünin)  gedr. 
Wyttenbuch-MQller  2  ADimadr.  S.  14,  1338,  Reformalatat  Baldnins  fOr  die  Benedictiiier; 
ätu.  sfuod.  131Q,  c.  88,  BlUtaa  1,  89;  —  *I>tpl.  Praniense  BL  IWxt,  1865  Sept  2a 


Anhang. 

Entwurf  einer  VencaUwigsordntmg  für  die  Ohedientien  von  SGereon  in  Köln.  1316  Jv/ni  2U 

H»,  des  Kiichenarchm   SOer§on-K6ln,  4^  Pgt.  un/oiiiert^  Anfang  14  Jhx. 

In  nomine  domini  amen.  Nos  Araoldus  de  6&me  dei  gratia  decanuB,  Heinricus  de 
Erperode  choriepiscopus,  Heinricus  de  Bucstel  thesaurarius,  lohannes  de  Stailburg  et  Harpemus 
presbiteri,  Wilhelmus  de  Aldenhoven  et  Theodericus  de  Oitginbach  subdiaconus  canonici 
ecclesie  sancti  Gereonis  Coloniensis  notum  esse  volumus  universis  presentia  yisuiis  et 
audituris: 

Quod  cum  dilecti  in  Christo  capitulum  et  coUegium  ecclesie  predicte  de  consensu 
nostro  decani  predicti  in  nos  compromittendum  duxerint  et  compromiserint,  ut  cu-ca  casus 
fortuitos^  videlicet  grandinis  exercitus'  et  incendii,  lesiones  et  alia  dampna  et  incommoda 
circa  sterilitates  vini  et  bladi  canonicis  nostris  pensionariis^  in  communibus  bonis  eorum  et 
nostris  contigentes  et  contingentia  necnon  super  arrestationibus  et  pignorationibus  in  curtibus 
et  bonis  capituli  nostri  seu  colonorum^  earundem  curtium,  quid  fieri  et  perpetuo  observari 
debeat,  ordinemus  et  declaremus  circa  huiusmodi,  que  fuerint  dedaranda:  nos  diversis  col- 
lationibus  et  tractatibus  super  hoc  habitis  ordinamus  et  pronuntiamus: 

7.  Quod  si  tempestas  grandinis  evenerit  nostris  obedientiarüs '^^  qui  alias  pensiones^ 
vel  census  non  habent  in  agricultiuis  vineis  seu  in  decimis,  tunc  ilio  anno  capitulum  susti- 
nebit  medietatem  dampni  sie  facti  et  probati  per  iuratos  curie,  si  sunt,  alioquin  per  fidedignos 
parochianos;  et  aliam  medietatem  ipsius  dampni  sustinebit  obedientiarius.  si  autem  obedien- 
tianus  alias  pensiones  vel  census  habuerit  in  eandem  obedientiam  "^  expectantes,  tunc  pen- 
sionarius,  illo  anno  dampni  quota  pars  de  pensione  obedientie  sue^,  utpote  secunda  tertia  aut 
alia,  [Bl.  1^]  &  capitulo  ei  remissa  fiierit  ratione  grandinis,  totam  et  similem  numero  partem 
eodem  anno  restituet  capitulo  de  aliis  redditibus  eiusdem  obedientie,  quos  grando  ledere  non 
potuit  si  autem  pensionarius  hoc  sustinere  noluerit,  dimittet  illo  anno  capitulo  bona  sua, 
sed  pecudes  et  pecoi*a  sua  ipse  sine  dampno  capituli  sui  et  absque  dolo  et  fraude  ibidem 
pascet,  et  propterea  habebit  et  retinebit  stramina  paleas  et  emergentias;  et  ideo  nichilominus 
acquiret  et  requiret  isti  capitulo  illo  anno  census  suos  et  pensiones  pro  viribus  suis  bona 
fide  suis  laboribus  et  expensis. 

2.  Item  voliunus  et  ordinamus,  quod  si  hostile  incendium  coUecta  vastaverit,  dum- 
modo  pensionarius  non  sit  in  culpa,  si  de  pensione  debita  capitulo  satisfacere  non  poterit, 

')  Alte  i'bersdiung  abschriftlich  im  Besitt  tOH  Herrn  Prof,  lA>er8ch  in  Bonn  angeTelle. 
^)  hail  hier. 
^)  peiter. 
*)  halfwinne. 
*)  petere. 
^  peithe. 
7)  paith. 

^)  ran  dem  paithe  sinre  ob«diencien. 
Lamprecht,  Dentaches  WirttfchafUleben.    I.  63 


(Wirtschaft  d.  CrofsgrundbeB.  ^-     986     — 

tnne  dediictis  expensis  nece^sni'iiä  reEidiium  flde  datn  detcapitulo;  et  si  obedientiEmi  reüuere 
volurxit,  8olvat  partem  mediam  expensonun  drcu  edificia  constniendn. 

3.  Item  ToluiniiB  et  ordinomus.  qaod  si  (^lsdes  bellica'  rapiierit  violenter  bona  et  res 
eccleue,  qiiod  observetiir  ia  eo  casu  secundum  quod  serratur  in  diffinitione  articull  de 
grandine. 

4.  Uem  volumiiB  el  ordinamus,  i|iiod  e)  poet  festnin  saucti  Remigii  i-ontiiigant  bii 
casus,  hoBtilp  incpnditun  et  clades  beUica,  capitulo  nichiJ  depereat  de  pensione  bladi;  eed  ri 
de  bonis  percipiendis  alia  servitia  Botvere  peneionariiiii  nou   potest,   reinittaliir    ei  ad   suam 


5.  lt«ni  volumiia  CC  ordinamus,  quod  ei  obedientSarius  fiolumniodo  nudaH  pemioiieB* 
villi  vel  biadi  babuerit  et  niuiia  Bt«rilitS£  acciderit,  quod  solventes  isUs  peDsiones  nullo  modo 
sokere  valeant  [Bt.  S"],  pensionarius  liabebit  inducias  usqiie  ad  annum  fiiEuraia  et  tuuc 
Bfttisfacist,  nisi  aimilis  vel  maJor  redest  sterOilas,  et  tuiic  dnbit  ßdem,  quod  nichil  sibi  d» 
dicta  obedientia  obtinebit  deductis  expensis,  nisi  primo  capituln  satisfecerit  de  debitis,  in 
quibna  sie*  tenetur, 

li.  It^m  ordinamus  et  dicimtis,  quod  de  cetero  nostri  concanontci  intrantes  anibitutn 
pro  pena  Bunnensi'  a  craatino  bea.ti  Gereonis'  iaceant*  usque  sexto  idiis  novembris;  et  nisi 
interim  satiafec«nnt,  extunu  vacet  iacentiü  ofßciuin,  pro  quo  iacet.  sed  capitulum  et  presentes 
canonici  in  rivitatc  potenint  induciare  inb'attuiun  et  non  iacenteoi ,  si  videbittir  equum  et 
honeatiun''. 

7.  Item  volunus  et  ordinainus,  quod  nullus  cauonicorum  nostrorum  sandicem  semi- 
nabit  uec  seiuinare  permittet  in  agris  ecclcsie  nostre;  et  si  seciis  fecerit,  dabit  capitulo  de 
qnalibet  liunall  unam  marcam :  aüoquin  super  hoc  monitiis  ex.  parte  capituli  intrabit  ainbi- 
tum,  donec  sntisfeceiit  seciiudum  penam  ad  boc  slAtiitam. 

8.  Item  ToUunus  et  ordinamus,  quod  si  sterilitas  maxima  evcnerit,  dei^anus  et  secuit- 
dum  iiitroituB  eeniores  sacerdoa  diaconus  et  sitbdiaconus  more  capituli  vocati  potenmt  con- 
cordare  cum  pensionario  rel  niaior  pars  eonun  super  huiusmodi  dampnu,  sed  si  unus  iBtorutn 
Tel  aliqui  fiierint  illo  anno  ponaionarti  ita  quod  eos  tangat  negotium ,  tnnc  cedet  vel  cedent 
a  tractatu*,  et  alius  eiiiadeni  ordinia  auperior  intrabit  illa  vice  lociuii  cedentis  ad  traclandiuu; 
et  si  concoiilnre  non  poterint,  timc  tälis  peiisionnrius  dimittet  illo  anno  obedientiam.  sicut  in 
casu  grandinifi  anperiua  est  expressam. 

.'(.--  Item  volumus  et  ordinamus,  quod  si  aliquis  pensionarius  noster  fiierit  pignoratus 
super  ecciesiam  nostram  vel  e  converso,  et  pignorans  voluerit  recipere  cum  [Bl  2*/  effectu 
iuBtitiam  coram  iudice  nostro  competente,  tunc  capitulum  relevabit"  pensionarium  a  dampniB 
et  e  converao  penaionariua  capitulum  in  consimili  caeu.  sed  si  pignorana  iustitiam  non 
receperit  predict«  modo,  tunc  quelibet  pars  dcfendet  se  et  pro  rebus  auia  recuperandis  prout 
melius  polerit  laborabit. 

10.  Item  Tolumus  et  ordinamua,  quod  ai  ante  terapus  solutionis  censuum  vel  pen- 
aionum '"  prohibitio  vel  arrealatio  alicuius  domini  terte  penaionarium  impediat,  nomine  ccclesie 
detur  sibi  per  quatuor  superius  nominatos  tantum  tempua  secundum  diatantiam  loconun  et 
temperiem  aeris,  quod  commode  possit  ducere  bladum  sumn. 


')  g«>*it  lud  taMg. 

')  intlunn. 

ein»  inde  p«ltk*. 


—     987     —  Anhang.] 

11.  Item  volumus  et  ordinamus,  quod  obedientiarii  nostri  efficient,  quod  pensionarii 
Tel  coloni^  de  cetero  ab  eis  institaendi  intrabnnt  et  assecurabnnt,  se  nichil  petitoros  nee  de 
inre  posse  petere  a  capitalo  nostro  ratione  alicuius  iniorie,  si  qua  eis  fieret  propter  eccle- 
siam  nostram  aut  aliquem  canonicomm  nostrorum. 

12,  Item  volumus  et  ordinamus,  quod  si  aliquem  canonicorum  nostrorum  propter 
aliquem  casum  predictorum  obedientiam  dimittere  contingit,  ipse  fide  data  adiuvabit  et  pro- 
moTebit  ecclesiam  et  capitulum  nostrum  pro  posse  et  nosse  in  omnibus  &ctis  suis. 

13,  Item  voliunus  et  ordinamus,  quod  quicumque  canonicorum  nostrorum  receperit 
obedientiam  a  capitulo  nostro^  servabit  eam  ad  minus  per  tres  annos;  et  si  postea  eam 
dimittere  voluerit,  hoc  faciet  infra  festa  sancti  Martini  hiemalis  et  natalis  domini,  nisi 
[Bl  30]  forte  aliqua  causa  nimium  urgente  ad  secus  faciendum  cogetur:  tnnc  omni  tempore 
poterit  resignare. 

14,  Item  sciendimi  est,  quod  prelati  nostri,  scilicet  prepositus  decanus  et  scolasticus, 
non  habebunt  aliquas  obedientias  nostras.  et  si  qui  canonicorum  nostrorum  prelati  effician- 
tnr,  ita  quod  prebenda  eorum  per  vicarium  deserviatur^,  extunc  obedientie,  quas  a  nobis 
habuerunt,  statim  habita  confirmatione  eo  tempore  vacabunt,  et  capitulum  nostrum  de  eis 
&ciet  et  ordinabit,  prout  videbitur  expedire. 

15.  Ceteros  vero  articulos  in  prefata  ordinatione  et  pena  Bunnensi  contentos  volu- 
mus in  suo  robore  permanere,  et  observare  eandem  penam  contra  transgredientes  et  non 
observantes  huiusmodi  ordinationem  nostram.  et  quia  non  sine  magno  labore  et  discussione 
prefatas  ordinationes  coilegimus,  volumus  et  ordinamus,  quod  si  quid  dubii  vel  ambiguitatis 
circa  premissa  forsitan  ermerserit  in  futurum  nostra^  declaratione  et  interpretatione,  quam 
nobis  et  cuilibet  nostrum,  qui  vixerimus,  reservamus,  stetur  et  obediatur. 

16.  Preterea  volumus  et  ordinamus,  quod  prefate  nostre  ordinationes  redigantur  ex 
nomine  decani  et  totius  capituli  in  publicum  instrumentum ,  et  sigillo  maiori  eiusdem  nostre 
ecdesie  sigilletur  et  roboretur  tamquam  perpetue  duraturum. 

In  cuius  ordinationis  et  pronuntiationis  nostre  testimonium  et  firmitatem  nos  ordi- 
natores  predicti  sigilla  nostra  presentibus  duximus  apponenda. 

I>eitum  actum  et  pronuntiatum  feria  secunda  ante  festum  nativitatis  beati  lohannis 
baptiste,  anno  domini  mocccmo  sexto  decimo. 

^)  hslfwinne. 
S)  Terdeinen. 
S)  Hb.  nostre. 


68 


^ 


■H. 


vn. 


Grundheirliclikeit  und  Vogtei  als  Formen 
halbstaatlicher  Gewalt  und  Fermente 

sozialer  Schichtung. 


1.   Die  Grnndherrlichkeit. 

Mit  dem  vollen  Eintritt  der  Stauferzeit  war  der  Verfall  der  alten  grund- 
herrschaftlichen Wirtschaftsorganisation  entschieden.  Aber  damit  mit  nichten 
der  Verfall  der  Grundherrschaft  selbst.  Hatte  sie  bislang  vornehmlich  in  Be- 
tonung ihrer  wirtschaftlichen  Seite  in  die  allgemeine  Entwicklung  eingegriffen, 
«0  begann  sie  nunmehr  die  rechtliche  Seite  ihres  Daseins  mehr  und  mehr  zu 
entfalten.  Mit  dem  Schlüsse  der  Stauferzeit  zerfiel  die  alte  Reichsverfassung; 
damit  fand  die  Expansionskraft  der  unteren  politischen  Kreise  in  Stadt  und 
Territorium  wie  in  der  Gmndherrschaft  nicht  mehr  das  bisher  gewohnte  Mafe 
gegenwirkender  Kraft  auf  dem  Gebiete  der  allgemeinen  staatlichen  Entwicklung, 
und  sie  machte  sich  daher  mächtig  im  vollen  Auswirken  pseudostaatlicher  Bil- 
dungen geltend. 

Um  zum  Betreten  dieses  Weges  fähig  zu  sein,  mufste  die  Grundherr- 
schaft aber  einen  Kern  rechtlicher  Bedeutung  besitzen :  vermochte  sie  nunmehr 
im  günstigsten  Falle  bis  zum  Territorium  anzuschwellen,  so  mulste  ihrem 
innersten  Wesen  eine  bestimmte  Disposition  zur  Aufsaugung  und  Assimilation 
staatlicher  Rechte  eignen. 

Worin  bestand  diese  Disposition? 

Es  ist  leichter  zu  sagen,  worin  sie  nicht  bestand.  Sie  bestand  nicht  in 
vogteilichen  Rechten:  demi  diese  treten  vielfach  zur  Grundherrlichkeit  in 
geraden  Gegensatz,  und  wo  wir  sie  seitens  hervorragender  Grundherren  später 
erworben  sehen,  da  bilden  sie  ein  besonderes  Moment  fttr  die  Entwicklung 
der  Landesgewalt,  welches  ziu*  Grundherrlichkeit  hinzutritt  imd  deshalb  weiter 
unten,  im  zweiten  Teil  dieses  Abschnittes,  eine  gesonderte  Betrachtung  finden 
wird.  Sie  bestand  femer  nicht  in  den  Rechten,  welche  mit  der  Immunität 
verliehen  werden,  denn  es  giebt  viele  vollausgebildete  Grundhen-schaften  ohne 
Immunität.  Und  endlich  bestand  sie  nicht  in  Dispositiousrechten  im  Sinne  der 
markgenössischen  Autonomie,  denn  Grundhenlichkeit  kann  sehr  wohl  ohne 
Allmendeobereigentum  und  seine  Konsequenzen  bestehen.  Freilich,  so  wenig 
die  Gi-undherrlichkeit  Allmendeobereigentum  oder  Immunität  erfordert,  so  sehr 


[(ininilherrlielikeil  und  Toglei,  —     992     — 

■wird  sie  dun'h  dieselben  gehoben:  Alliiiendeobeveigentum  und  Immunität  sind 
kostbare  Zugaben  jeder  späteren  walirhiift  bedeutenden  GnuHtberrschaft ,  sie 
ninden  liereii  Cbarakter  ab,  und  ihre  Erörterang  in  diesem  Sinne  wird  uns 
noch  in  diesem  Teile  des  vorliegenden  Abschnittes  genauer  beschäftigen. 

Hat  man  auf  dpr  einen  Seite  ImniunitAt  und  AJlmendeol)ereigentuni  fiir 
die  Kntwieklunj;  der  Gi-undherrlichkeit  mehr  oder  minder  unmittelbar  verant- 
wortlich marhen  wollen,  so  ist  man  andereiseits  fOr  ihre  Erklämi^  sogar  bis 
auf  Cäsar  und  Tacitus  zurOckg^ningen.  Mit  gleich  ui^&nstigem  Erfolge.  Detm 
daran  besteht  kein  Zweifel:  die  Gnmdberrlichkeit  des  späteren  Mittelalters 
ist  ein  Produkt  der  späteren  Karolinger-  und  frnheBt«n  I^seizeit:  und  eben 
darum  ist  ihre  Bildung  nur  aus  damals  vorhandenen  Prämissen  zu  erklären'. 
-  Die  gnmdberrschaftliche  Bevölkerung  dieser  Zeit  setzte  sich  aus  zwei  in- 
einander verschmelzenden  Klassen  zusammen,  einstigen  Unfreien  bzw.  Minder- 
fireien  und  einstigen  Vollfreien'.  Sebeu  wir  von  den  vielÜEich  erst  aus  der 
Klasse  der  Unfreien  hervoi^^angmen  and  numerisch  wenigstens  im  Mosel- 
lande  nrsprüi^lich  unbedeutenden  Minderfreien  ab ,  so  waren  die  Unfreien 
einst  völlig  als  Sachwerte  behandelt  worden;  das  Verhältnis  der  Herrschaft 
zu  ihnen  hatte  nicht  in  der  Grundherrlichkeit,  sondern  im  Eigentum  seinen 
rechtlichen  Ausdruck  gefunden.  Allein  schon  früh  waren  Übergänge  zu  einem 
IVi-s<»iieii recht  der  Unfreien  eingetreten,  welche  dem  Herrn  nicht  mehr  die 
volle  sacbenrerbtliche  Herrschaft  Ober  den  Unfreien  gestatteten;  und  die  Un- 
freien hatten  xufdeidi  ein  gewisses  Recht  zur  EinwiAnng  auf  das  in  ihre 
Hand  gegebene  herrschaftliche  Gut  gewonnen,  weldiee  die  AusQbang  des 
herrscbat'tlicben  Eigentumsrechtes  abschwächte*.  So  wurden  die  Unfreien  zd 
Gnmdholden,  zu  Menschen  im  Sinne  Reditens,  und  das  Eigentum  des  Herrn 
an  ihnen  und  ihrem  Besitz  setzte  sich  zur  Vertretungsgewalt  vor  Gericht  an 
den  Personen,  zum  Obereigentura  an  den  von  den  Personen  besessenen  Gutem 
um.  In  diesem  Punkte  aber  traf  sich  die  Ausgestaltung  der  Verhältnisse 
der  ehemaligen  Unfreien  in  der  GrundheiTschaft  mit  der  Entwicklung  der  Lage 
aller  ehemals  Freien  in  eben  dieser  Grundherrschaft.  Freie  waren  auf  dran 
Wege  der  I'rekarei  oder  des  Beneticimns  oder  auch  durch  Kommendation* 

■)  Laiiiku,  namentlich  in  eeiner  Arbeit  über  das  Salgut  S.  SS  ff.,  sucht  die  Wurzeln 
der  Gnindheniichkeit  schon  im  urzeitlichen  Freistaat  und  findet  sie  in  Toc  Germ.  26; 
neben  seiner  Theorie  steht  die  v.  Maurerscfae  InununilAtenlehre  (kurze  Darstellung  bei 
V.  Maurer,  Einl.  S.  137—186).  Für  beide  Anschauungen  bedarf  es  einer  ausführlichen 
Widerlegung  nicht  mehr.  Eine  allseitige  und  wohl  abgeschlossene  Vorstellung  über  die 
Bildung  der  Qmndherrlichkeit  hat  erst  Heusler  im  ersten  Bande  seiner  Institutionen  des 
deutschen  Prifatrecbts  begrOndet 

*)  Darüber  Genaueres  in  Teil  S  dieses  Abschnittes. 

■)  S.  oben  S.  5S  f.  und  auch  unten  in  Teil  3. 

*)  Zum  Beleg  vgl.  vorläufig  ans  später  Zeit  die  oft  zitierte  Stelle  der  Acta  fünd. 
Unrens-,  Hei^ott  1,  324,  frühe  Kaiserzeit:  aestimantes  autem  quldam  liberi  homines,  qui  in 
ipso  vico  enuit,  benignum  et  dementem  ilhun  [praepotentem]  fore,  praedia  sus  snb  censu 
legitimo  illi  contradidenmt  ea  conditione,  ut  sub  mundiburdio  et  defensione  illius  seniper  tuti 


IL. 


__     993     —  Die  Gnmdherrlichkeit] 

in  urspiUnglich  privatrechtliche  Beziehungen  zuni  Grundherrn  getreten.  Diese 
privatrechtlichen  Beziehungen  hatten  sich  allmählich  und  bis  zum  Schlüsse 
der  Karolingerzeit  in  einem  Grade  erweitert,  dafs  die  Freien  nunmehr  den  zu 
Grundholden  gewordenen  Unfreien  nahezu  oder  völlig  gleichstanden^:  und 
so  bestand  auch  hier  Vertretungsgewalt  vor  Gericht  und  Obereigentum  als 
Grundlage  des  Verhältnisses  zwischen  Grundherrn  imd  Gioindholden. 

Vertretungsgewalt  vor  Gericht  und  Obereigentum  sind  damit  die  Basis 
4ler  Grundhenlichkeit,  wie  sie  etwa  seit  Beginn  des  10.  Jhs.  in  jedem  Fron- 
hof vorliegt  * ;  unter  ihrem  Einwirken  verschmelzen  die  Verhältnisse  der  unfreien, 
mindeiüeien  und  vollfreien  Bevölkerung  der  karolingischen  Grundherrschaft  nun- 
mehr völlig  zur  Grundhörigkeit  des  eigentlichen  Mittelalters :  aus  ihrer  Ausgestal- 
tung zu  besonderen  Institutionen  erwächst  die  spezifisch  grundherrliche  Verfassung. 

Dieser  letztere  Punkt  hat  uns  im  folgenden  besonders  zu  beschäftigen. 

Die  Vertretungsgewalt  vor  Gericht  gliederte  sich  unter  der  Einwirkung 
des  Obereigentums  in  doppelte  Funktionen.  Infolge  des  herrschaftlichen  Ober- 
eigentums nämlich  lag  alles  Vermögen  der  Grundholden  innerhalb  des  Macht- 
bereichs des  Grundhen-n,  jeglicher  Rechtsverkehr  der  Grundholden  in  Ver- 
mögensobjekten —  mindestens  soweit  diese  den  Grund  und  Boden  betrafen  — 
bedurfte  also  der  Zustimmung  des  Grundherrn  und  bewegte  sich  innerhalb 
der  Grundherrschaft®.    Anders  bei  Delikten;    hier  lag  eine  solche  Bindung 

valerent  esse.  S.  dazu  v.  Inama,  Grofsgrundh.  S.  68.  Zu  den  votivi  homines  der  Karolinger- 
z(*it  s.  neuerdings  Fustel  de  Coulanges  in  der  Revue  bist  28,  15  Note  7. 

')  Über  den  hier  vorliegenden  Entwicklungsprozefs  vgl.  unten  Teil  3  dieses  Abschnittes. 

^  Auch  für  die  kleinsten  Fronhöfe,  vgl.  z.  B.  Cod.  Sahn.  S.  96  Note  I,  1824.  Erst 
seit  dem  14.  Jh.  kommen  ganz  vereinzelt  gröfsere  Besitzungen  im  Sinne  von  Fronhöfen  vor, 
welchen  eine  Masse  von  Renteneinnahmen  zugewiesen  ist,  ohne  dafs  sich  Grundherrlichkeit 
findet,  s.  z.  B.,  aufser  Bd.  3,  507  c,  1349,  *Bald.  Kesselst  S.  885, 1841:  hof  zäVeien  gelegen 
bi  unser  vorg.  bürg  Veienauwe  und  bi  Zivele  bi  Mftnster  in  Eiflen  mit  47  morgen  ackers, 
die  da  kom  dragen,  und  16  morgen  '»wiesen,  6  s.  und  6  cappunen  geldes  und  mit  velden 
waBem  und  weiden  und  waz  anders  zu  dem  egen.  hove  boret  Hierher  gehört  es  wohl  auch, 
wenn  Haussen,  Abb.  2,  472,  erzählt,  der  Bischof  von  Schleswig  habe  in  Stapelholm  (Nord- 
friesland) nicht  unbeträchtliche  Besitzungen  gehabt,  die  nicht  in  Gutshöfen,  sondern  in  der 
Grundherrlichkeit  über  zinspflichtige  Bauern,  Lausten  (Fästebauem,  Lassiten,  Meier)  be- 
standen, übrigens  ohne  Jurisdiktion  über  dieselben.  Mit  der  Zeit  seien  dann  diese  Lansten 
in  Eigentümer  verwandelt  worden. 

«)  Aufser  Ed.  Pist  864,  c.  80,  MGLL.  1,  495—6  vgl.  Cap.  miss.  803,  c.  10,  Boretius 
S.  115:  ut  nee  colonus  nee  iiscalinus  foras  mitio  possint  aliubi  traditiones  facere.  Mitium 
ist  territorium  vel  villa,  in  quibus  habitant  S.  dazu  aus  spätester  Zeit  *WLonguich  1408, 
Arch.  Maximin.  8,  81,  §  6 :  iudicaverunt  iidem  scabini,  quod  super  nullis  bonis  mansionalibus 
in  banno  Longuich  sitis  debet  alibi  placitari,  quam  ibidem  in  Longuich  in  carte  domini 
abbatis  sancti  Maximini  coram  4  scabinis  ibidem.  *WHagelsdorf,  Arch.  Maximin.  6,  847, 
§  5:  Wisent  die  scheffen  mit  ihren  eiden  dorch  ein  recht,  dass  was  von  der  erbschaft  und 
hoife  und  hoif  luden  zu  Hacheldorf  vurg.  dingis  und  dedingis  entsteit,  das  man  mit  gericht 
ustragen  sal,  das  sol  sich  vor  des  egen.  herren  meier  und  gericht  ustragen.  Daher  denn 
grundhöriges  Gut  geradezu  als  dingliches  Gut  bezeichnet  wird»  d.  h.  als  Land,  dessen 
Inhaber  verpflichtet  ist,  das  Ding  des  Grundherrn  zu  besuchen,  vgl.  *ULehmen,  Hs.  Koblenz 


[GnindLerrlichkeit  und  Vnglfi-  —     994      — 

nicht  voi'.  Denigemäfs  macht  sich  die  Veitretuugssiewalt,  oder  richtiger  gesagt 
die  Vertretungsgewalt  unttr  dem  Einfliifs  des  OI)ereigeiitum8,  d.  h.  die  Grundherr- 
lichkeit,  geltend  einmal  nach  aufeen  hin  in  gerichtlicher  Vertretung  der  Grund- 
holden  bei  Delihten,  dann  aber  innerhalb  der  Gnmdherrscliaft  in  der  Her- 
etelluug  von  Einrichtungen  für  den  Vemiögeueverkehr  der  Gnindholden,  d.  h. 
in  der  Schaffung  grundhenlicher  Gerichte. 

Kötigung  zni'  Begrilndmig  eines  gnindhen-schaftlichen  Gerichtswesens  zu- 
nächst für  den  Inimobiliarverkehr  und  zur  Eutwickiui^  eines  besonderen 
Rechtes  für  diesen  Verkehr  und  dieses  Gerichtswesen,  das  ist  also  die  hervor- 
ragendste iiositive  Leistui^;  der  Gnmriherrlichkeit  fflr  die  Ausbildung  der  Grund- 
heiTschaft*. 

Die  Au^estaltung  des  grundfaerrschaftlichen  Gerichtswesens  aber  schlofs 
sich  a»  die  Wirtschaftsot^anisation  der  GinndheiTscbaft  und  damit  vor  allem 
an  deren  hervorragendste  Bildung,  den  Fi-onhof,  an.  Jeder  Fronliof  zugleich 
eine  Gerichtsstätte,  die  Gehöfer  zugleich  Gericht^enossen,  der  Meier  zugleich 
Ricliter:  das  ist  die  einfache  ^'erbindung  zwischen  Gerichts-  und  Wirtschafts- 
verfassung,  welche  wir  flherall  hergestellt  sehen. 

Und  natürlich  genug,  daJs  in  der  Gerichtsver&ssui^  selbst  wie  in  der 
Durchbildung  des  besonderen  materiellen  Rechtes  für  die  Grundholden  balil  nelien 
rechtlichen  Gesichtspunkten  auch  wirtschaftliche  Forderungen  bevorzugteu  Aus- 
druck &nden.  Schon  die  gewöhnlichste  Bezeichnung  des  einfachen  Fronbofdingeti. 
wie  es  unter  dem  Schutze  des  Grundherrn  stand',  als  Bauding ^  ist  fUr  diese 
Verquickung  charakteristisch.  In  'Wahrheit  beschränkte  sich  die  ThAti^eit  des 
Baudinges  keineswegs  auf  seine  aus  der  Regelung  des  VermÖgensveikehrs  und 
der  grundherrlichen  Rechte  äch  ergebenden  Obliegenheiten;  es  wies  nicht 
blofs  die  Zi^ehörigkeit  der  grundholden  Personen,  wie  sie  sich  in  der  Hul- 
digung aussprach,  zur  HofgenossenscbaJl*,  es  regelte  nicht  nur  die  Zugehörig- 
keit und  das  Schicksal  des  gnmdherrschaftlichen  Grundes  und  Bodens  durch  die 
Forderung  des  Empfängnisses '^  und   die  Beurkundung  aller  freiwilligen  Ge- 

CXI*  Bl.  33b;  dazu  auch  noch  Enneii,  Qu.  2,  169—170,  167,  1237,  cit.  unten  Bd.  2.  632 
Note  3. 

')  Vgl.  dazu  u.  a.  MR.  ÜB,  1,  286,  965—75. 

»)  WAndemach  1500  §  61,  G.  6,  649,  cit  unien  Bd.  2,  648  Notf  2. 

■)  So  z-  B.  BChon  MR  IIB.  1,  345,  angeblich  1056.  Nur  ganz  ausnahmsweise  bat 
Banding  eine  andere,  dann  aber  abgeleitete  Bedeutung,  vgl.  WMayen,  G.  2,  482. 

*)  S.  z.  B.  Bd.  3,  496,  u  f.,  c  1325. 

»)  CRM.  2,  208,  1294;  WThoiey  1450,  G.  3,  758:  daß  keiner  kein  hoifgut  unent- 
pfenglich  fuhren  solle  noch  daruf  gehen  oder  stehen ,  er  habe  es  dan  emp&ngen  von  deme 
es  Bich  gebuirt;  und  were  es  dtJi  einicher  das  hoifgut  unentpfenglich  fiiirte  daruf  gienge 
oder  stunde,  .  .  verbreche  er  einen  frevel ,  d.  i.  5  s.  und  den  scheffen  ein  sester  weina. 
WHeimbach  1601  oder  1602:  die  hofer  musten  bei  ihren  elden  wisen,  was  jeder  hofegut  habe, 
und  da  einer  sich  dessen  nit  ercleren  oder  verleugnen  wolt,  haben  vogd  schultes  und  scheffen 
alle  desselbigen  gueter  hofsgut  zu  achten  und  das  closter  nach  sich  zu  nehmen.  Im  übrigen 
rgL  schon  oben  S.  646  und  unten  Teil  3  dieses  Abschnittes. 


—     995     —  I>ie  Grundherrlichkeit.] 

richtshandlungen  im  Vermögensverkehr  ^  —  es  erkannte  auch  über  die  Bewirt- 
schaftung und  den  Anbau  der  gehöferschaftlichen  Güter  ^  und  wies  die  Zins- 
rechte  des  Grundherrn^. 

In  dieser  Verquickung  nun,  als  Wirtschaftsgericht  der  Gehöferschaft  * 
und  als  Untergericht  ftlr  die  dem  Fronhof  zugehörigen  Genossen  in  Vemiögeus- 
sachen  und  allen  bürgerlichen  Sachen  überhaupt*,  hat  sich  das  grundherrliche 


>)  S.  UlMettlach  No.  II,  1095,  Fitten  11c;  C.  dipl.  Rommered.  58,  1357:  Floreflfe  und 
Rommersdorf  ernennen  zu  einem  Verkauf  in  Horchheim  procuratores  et  nuntios  speciales  [je 
einen],  et  quemlibet  eorum  in  solidum,  ad  comparendum  congn  viUico  et  scabinis  predictis 
et  aliis  iudicibus,  a  quibus  dicta  bona  seu  eorum  curia  moventur  et  descendunt,  dictosque 
ementes  ibidem  investiendum  et  adheredandum  nomine  nostro  ipsaque  bona  werpiendum 
effestucandum  et  eisdem  renuntiandum  ore  et  calamo,  secundum  usum  et  consuetudinem  dicte 
viUe  seu  curie  et  iudicum  predictorum.  Aus  später  Zeit  vgl.  u.  a.  WHeimbach  1601  oder 
1602;  WNeumünster,  G.  2,  34.  Daher  denn  auch  das  Auflassungs-  und  Grundbuchwesen  und 
Verwandtes  sich  für  die  Grundholden  im  Hofding  entÜEÜtet  und  vom  Hofherm  eingeführt 
wird;  vgl.  die  Andemacher  SchreinsroUe  ed.  Hoeniger,  femer  MR.  ÜB.  3,  61,  1216;  78,  1217; 
164,  c  1220;  CRM.  3,  138,  1325. 

«)  Lac.  ÜB.  1,  118,  186,  1051;  WBendorf  1671:  uf  nicht  ieder  hpeber  schuldich  sei 
bei  seinem  getanen  ait  anzuzeigen ,  da  gebrech  und  abbruch  an  des  hoibs  guetem  gesehen,  es 
were  an  reinen  an  steinen  oder  misbauwe  .  .?  Die  Schöffen  bejahen  das.  Der  Laacher  Herr 
kommt  auch  jedes  Jahr  ziu*  Besichtigung  des  Klostererbes  und  zwar  Donnerstag  nach  Johanni ; 
das  ist  auch  ein  Dingtag. 

')  ^rR.  ÜB.  1,  541,  1146:  ego  Sigerus  dei  gratia  abbas  sancti  Maximini . .  notum  facio, 
quod  in  villa,  que  dicitur  Longuich,  veniens  ad  placitandum  resedi.  placito  itaque  legittime 
imbannito  cum  acta  agendaque  tractarem  et  retractarem,  inter  cetera,  que  dicebantur,  Amol- 
dus  de  Lacu  tunc  temporis  custos  ecclesie  sancti  Maximini  querimoniam  fecit  de  rusticis  pre- 
£ftte  ville,  quod  luminarios  emeros  ex  annuali  debito  non  solvissent  rustici  quoque  commu- 
nicato  secum  consilio  iniqua  cavillatione  nitebantur  se  defendere  dicentes,  luminarios  emeros 
se  non  debere  nisi  tantum  duos  d.  ab  unoquoque  in  festo  sancti  Remigii.  sed  causa  a 
ministerialibus  et  msticis,  qui  aderant,  subtilius  exquisita,  luminarios  emeros  ex  antiquitate 
86  debere  convicti  sunt  in  tantum,  ut  et  custodi  predictos  emeros  recognoscerent,  et  Rudolpho 
de  Chenna  tunc  scultetio  emendationem  facerent  et  de  cetero  se  posterosque  suos  in  perpe- 
tuum  redditiu*os  promitterent.  Actum  est  hoc  anno  hcxlyi.  indictione  viii.  vin.  kalendas 
decembres  post  festum  sancti  Martini.  Ego  Sigerus  testis  sum.  Rodulphus  scultetius.  Sifridus 
de  Macena.  Henricus  de  Riola.  Cuono  de  Bruwillario.  De  rusticis:  Walter  villicus,  Luzo, 
Otto,  Wiricus,  Rudierus,  Wezelo.  S.  femer  ♦üSMax.  1484,  WNospelt:  wiset  der  scheffen 
dri  jaergedinge ;  den  ersten  sant  Endris  dag  dem  gotshus  sine  zinse  vellig.  in  der  wochen 
darvur  deit  mins  heren  meiger  gebieden,  dass  ieder  man  sine  zins  stelle  und  lieber  uf  sant 
EIndris  dag,  und  wer  si  dan  nit  Hebert,  der  suUe  sie  den  andern  dag  vermitz  der  buese  zu 
Lutzenburg  uf  mins  heren  spicher  lieberen;  und  was  zu  Nospelt  geliebert  wirt,  mois  min 
here  da  holen  laisen.  Vgl.  endlich  auch  WMarodt  1606,  G.  1,  841,  cit  unten  Bd.  2,  648 
Note  3. 

*)  Hierüber  s.  schon  oben  S.  764  f. 

'^)  Das  ist  die  spätere  Erweiterung,  ^ie  sie  sich  schon  firüh  vorbereitet ;  s.  MR.  ÜB.  1, 
310,  1038;  345,  (1056);  ÜSMax.  S.  461,  Issel;  MR.  ÜB.  3,  382,  1229;  Kremer,  Ardenn. 
Geschl.  CD.  S.  462,  1346;  Pellenzw.  14.  Jh.  §  4,  G.  6,  622,  cit  unten  Bd.  2,  655  Note  5; 
Honth.  Hist  2,  433,  1458;  WDaun  1466,  G.  2,  607,  cit.  oben  S.  194  im  Textj  SMatheisw. 
Trittenheim,  G.  2,  824.    Vgl.  auch  unten  am  Schlufs  dieses  Teiles. 


(Üi-unillitirliolikeit  tuid  Vogtei. 

Baudiuf!  in  vielen  Fällen  <las  ganze  Mittelalter  hindurch  erlialten,  als  einfachste 
und  logisch  völliti  konsequente  Ausgeslaitung  der  aus  alter  Gerichtßf-'ewalt  und 
altem  Obei'eigeutuiu  eutvickelteu  (jnuuiberrlidikeit. 

Allein  schon  s^r  früh  wurden  der  einfechen  Gnindherrlichkeit  weitere 
Rechts-  und  Herrachaftsmomente  zugeführt,  welche  ihr  in  der  überwiegea- 
den  Zahl  aller  späteren  konliret  Torliegcsden  Falle  eine  weitaus  FirOIsere  Be- 
deutung gaben. 

Zunächst  worden  markgenossenschaftliche  Rechte  in  de  einbezogen.  Schon 
oben  S.  695  ff.  ist  erfirtert  worden,  wie  es  die  Grundfaerren  etappenweise,  bald 
froher,  bald  später,  zur  vollen  Entwicklui^  eines  Obereigentums  an  den  Allmenden 
derjenigen  Marken  brachten,  in  welchen  FronhOfe  von  ihnen  gelegen  waren. 
Nun  war  zwar  der  Erwerb  eines  solchen  Obereigentums  keineswegs  ganz  all- 
gemein oder  etwa  gar  für  den  Begriff  der  Grundherrlichkeit  zwingend  und 
erforderlich '  —  vielmehr  gab  es  nodi  im  spätesten  Mittelalter  Fronhöfe  g^ug 
ohne  Allmendeobereigentum '  — ,  indes  dieser  Erwerb  war  doch  schon  bis  zum 
12.  Jh.  weitreichend  durchgeführt'.  Und  auf  dieser  Basis  entwickelte  räch 
nun  ein  besonderes  grundherrliches  Allmenderecht,  dessen  Ausgestaltang  bis 
zum  Schlüsse  des  IS.  Jhs.  im  wesentlichen  al^eschlossen  wurde*. 

Die  Würdigung  dieses  AUmeaderechtes  verursacht  uns  im  jetzigen  Stadium 
unserer  Erörterungen  keinerlei  Schwierigkeiten,  haben  wir  seiner  doch  schon 
im  eisten  Teile  unserer  Untersuchungen  nur  zu  oft  gedenken  müssen,  da 
die  hauptsfichlich  der  zweiten  Hälfte  des  Mittelalters  angehörenden  Quellen 
des  autonomen  Markrechtes  von  seinen  Wucherungen  völlig  durchwachsen  sind. 
Jetzt  wird  es  daher  nur  darauf  ankommen,  die  disiecta  membra  froherer 


')  Dies  oder  nahezu  dies  nimmt  aber  v.  Inama  an;  Grofsgruniilii.  S.  65  spricht  er 
geradezu  von  einer  Umwandlnng  der  Markgenossenschaft  in  eine  Hofgeno  säen  Schaft  im  9.  Jh., 
die  letztere  habe  die  alte  Markgenossenschaft  ersetzt  und  aus  sich  dann  das  spatere  Mark- 
genoBsentum  ausgebildet  (a.  a.  0.  S.  T6,  101,  109).  Damit  wird  also  nach  v.  Inama  die 
Markgenossenschaft  zum  integrierenden  Bestandteil  der  Hofverfassung  im  9.  Jh. 

*)  Ich  tUhre  hier  noch,  als  Entgegnung  auf  die  in  Note  I  gekennzeichneten  Anschauungen 
V.  Inamas,  an  Bertholet  3,  P.  justif.  36,  1080:  an  Münster-Luxemburg  schenkt  man  mansum 
unum  indominicfttum  et  4  veatitos  .  .  cum  omnibus  usibus  suis  .  .  etiam  4  familiss,  et  in 
Silva  praesenti,  quae  dicitur  Andevenna,  necnon  Santweileriana  siha,  qiiaecumqiie  loco  fuerinl 
neceesaria  sive  in  paacendis  porcis  et  aliis  animalihus  et  ligna  et  materiam;  ferner  die  aufser- 
ordenüich  lehrreiche  Urkunde  MR.  Uß.  2,  102,  1190,  und  Hennes  ÜB.  2,  334,  1297  r  curia  in 
Nothausen  bei  Koblenz  cum  omnibus  suis  edificiis  pertinentiis  et  iuribus,  130  iumales  terre 
arabilis  iacentes  in  campis  et  terminis  eiusdem  ville,  2'h  iura  secandi  in  nemore,  que 
dicuntur  vulgariter  durtehalvc  holszgewalt;  Bald.  Kesselst.  S.  236,  1331,  cit.  oben  S.  275 
Note  3;  Bald.  Kesselst  S.  S8&,  1346,  cit.  oben  S.  367  ^iote  6;  Cod.  Lac.  247,  1443;  Echter- 
nacher  Ketlnereiw.  16.  Jhs.  §  9,  cit  oben  S.  275  Note  3. 

■)  S.  aufser  oben  S.  696  noch  MR  ÜB.  1,  95,  860;  der  Ausdruck  bannus  lUr  AUmende- 
obereigentum  schon  MR.  ÜB.  1,  249,  976;  274,  997. 

*)  S.  oben  S.  696. 


—     997     —  I>ie  Grundherrlichkoit.] 

gel^i^entlicher  Ausftihningeu  zu  vereinigen  und  durch  weitere  Darlegungen  zur 
Ausfüllung  der  noch  übrigen  Lücken  zu  ergänzend 

So  zunächst  auf  dem  Boden  der  eigentlichen  Agrarveiiiassung.  Hier  ge- 
statteten die  Grundherren  als  Allmendeobereigentümer  ihrem  Meier  vor  allem 
gern  einige  Exemtionen  von  den  agrarischen  Jahresfestsetzungen,  welche  ent- 
weder sie  selbst  oder  die  Markgenossen  trafen  ^ :  er  hatte  für  das  Fronhofsland 
den  Vorschnitt  bei  Heu-  und  Kömeremte  sowie  die  Vorlese  im  Weinberg®, 
und  nicht  selten  mag  es  ihm  auch  wohl  gestattet  gewesen  sein,  anderen  Mark- 
genossen die  gleiche  Exemtion  gegen  eine  Zahlung  zu  bewilligen*.  Weit  )>e- 
deutender  als  diese  Vorzüge  waren  indes  für  den  Grundherrn  die  Vorteile, 
welche  er  der  markgenössischen  Allmendenutzung  gegenüber  in  gröfserem  oder 
geringerem  Umfang  geltend  zu  machen  wufste.  So  für  die  Weide :  er  hielt  gröfsere 
Herden,  namentlich  Schafherden,  als  seine  IJofse  Hufenberechtigung  eigentlich  ge- 
stattete*; er  liefs  diese  Herden  von  Sonderhirten  weiden®;  und  er  verlieh  das 
Recht  vennehrter  Weidenutzung  auch  an  andere'.  Nicht  minder  für  die 
Waldnutzung:  hier  l)eanspruchte  der  Gnmdherr  ein  besonders  ausgedehntes 
Beholzigungsrecht  ® ,  er  triel)  mehr  Schweine  in  den  Wald  als  andere  Mark- 
genossen mid  nahm  wohl  gar  das  Recht  der  Schweinemastverleihung  für  sich 
allein  in  Beschlag**,  er  eneichte  endlich  nicht  selten  das  ausschliefsliche  Recht 


')  Man  vgl.  im  allgemeinen  auch  oben  S.  482  f.,  sowie  v.  Maurer,  Dorfv.  1,  221  f.  und 
Fronh.  1,  339  f. 

«)  S.  unten  C'itat  2  in  Note  4  und  WKlotten  1446,  G.  2,  448,  cit.  oben  S.  582  im  Text 

«)  S.  oben  S.  427,  femer  MR.  ÜB.  3,  119,  1220,  Kobem:  Gerlach  von  Kobem  am. 
vini  pro  bannito  vino,  videlicet  quod  singulis  annis  ante  communitatem  totius  >*ille  vinde- 
miaret,  pro  omni  iiu^e  suo,  quod  in  predicta  ciuia  debite  vel  indebite  habere  debuit, 
acceptavit;  Bd.  2,  216  «f,  1340;  *Bald.  Kesselst  S.  430,  Beschwerdepunkte  Balduins 
gegen  die  Stadt  Trier  1351,  §  37:  item  haut  sie  uns  dicke  gehindert  an  unserm  rechte,  daz 
wir  han  daran,  daz  wir  die  läse  setzen  und  daz  wir  zwene  dage  daz  vorlesen  han,  ^  man 
gemeinlichen  lese  zu  Triere.  WKenn  14.  Jh.  2.  II.  §  2,  G.  6,  545,  cit  oben  S.  835  Note  4; 
WMiistert  bei  Pisport  1529  §  1,  cit  oben  S.  582  Note  4;  WOberdonwen  1542  §  27:  der 
Grundherr  hat  einen  Tag  Vorschnitt  in  seinem  brole  wesen  und  achten,  und  die  Nachbaren 
[Gemeinleute]  darnach.    Ähnlich  WBech  bei  Ek^htemach  §  13. 

*)  In  der  Rhenser  Rechnung  Bd.  3  No.  285,  1277—1291,  ist  wiederholt  Erlös  von  denen 
verzeichnet,  qui  prius  colligunt  vina  sua  de  licentia  officiati.  Im  selben  Sinne  kennt  die 
*Koblenzer  Kellnereirechnimg  1432—33  Bl.  4*  prelectura. 

'^)  S.  oben  S.  537  f.,  im  einzelnen  noch  MR.  ÜB.  3,  352,  1228,  cit  oben  S.  295  Note  1 ; 
Bd.  2,  216  J,  1340;  Scotti,  Chur-Trier  1,  271,  cit  oben  S.  522  im  Text  Über  Weidevorrechte 
der  Grundherren  vgl.  auch  noch  v.  Maurer,  Dorfv.  1,  253. 

»)  S.  oben  S.  524. 

•'j  S.  oben  S.  527. 

»)  S.  oben  S.  286,  auch  WHunsdorf  1607  §  3,  cit.  oben  S.  489  Note  2. 

•)  S.  ol)en  S.  523.  Zu  der  Frage,  inwiefern  hier  zugleich  das  Bodenregal  wirksam 
¥rird,  vgl.  namentlich  oben  S.  492.  Übrigens  werden  die  Demeinnahmen  nicht  selten  zwischen 
Gnmdherron  und  Markgemeinde  geteilt,  s.  ♦WOberemmel  1873,  Arch.  Maximin.  4,  568:  die 
gemeinde  hat  den  ackerschatz  und  den  deme  in  dem  walde  halb,  und  der  Herr,  Abt  von 
SMaximin,  halb;  fast  ebenso  W1)ahlheim  bei  Remich  1472  §  8. 


mm 


IGininiilicrriidikeit  uiid  Vogtei.  —     998     — 

des  Bieiienlanges,  der  Zeidelweide  und  der  Ja^d.  Das  gilt  aber  auch  fur  die 
Fischerei  und  die  sonstige  Nutzung  des  Wassei-s  bezw.  der  Waaserkiaft,  auch 
sie  ging  häufig  in  die  alleinige  Hand  des  Grundherrn  ttl>er^  Da  begreift  es 
sich,  dafs  der  Grundherr  es  auch  liis  zum  Recht  voller  Einweisung  Fremder 
in  die  gesamte  Ällmendenutzung  bringen  konnte*. 

Weniger  umfassend,  als  die  EingrüTe  in  die  herkönmilichen  Mark- 
uutzuugen,  gestaltete  sich  die  Verfügungsfreiheit  des  Grundherrn  über  den 
Allinendeboden  aus*.  Zwar  standen  seinen  persönlichen  Bedürfnissen  an  Mark- 
boden wohl  nur  selten  Hindernisse  entgegen ;  was  er  an  Land  zur  Auffüllung  ent- 
werteter Hufen*,  für  die  Anlage  von  Beunden  und  Billhlen"  wie  für  die  Her- 
stellung besonderer  Kauimerforste  und  Hofgenossensehaftswaldungen*  hrauciite, 
blieb  ihm  ohne  weiteres  zur  ^'erfügung,  und  die  für  diese  Zwecke  über- 
nommenen Ländereien  wurden  zudem  noch  der  Anwendung  der  mark- 
genössisehen  Verfassung  entzogen.  Dagegen  konnte  der  Gninriherr  weiterhin, 
zu  Gunsten  Fremder,  über  den  Fundus  der  Allmende  ohne  Zustimmung  der 
Markgemeinde  wohl  kaum  disponieren,  nur  für  EdeliiifirkerschafleH  scheint 
ein   fi-eieres   Vei^fügungsrecht  bestantien  zu  haben'.     Zudem  aber  war  eine 

■)  Zum  BJeneofang  s.  oben  S.  SU.  feraer  WArnel  1472  §  18,  und  v.  Maurer,  EinU 
S.  121  f.,  Dorfv.  1,  279.  Zur  Jagt)  und  Kiacherei  s.  oben  S.  283  f.,  485  f.-,  WEeacli  1541 
g  4;  WAIIendorf  ond  HaBPll>ach  1559;  Bodmann,  Rbeiiigau  1,  284;  v.  Maiirer,  Horft.  1,  271; 
zom  Fischfang  speziell  Cod.  Salm.  S47.  1473;  WMettlacli  1499  g  21;  Hanauer,  Fftysuns  S.  53. 
S.  aucb  noch  oben  S.  529  Note  1  und  2  |>assim. 

*)  MK.  ÜB.  1,  523.  1141:  die  Grälin  Qeiuentia  ron  Oleiberg  ücbenkt  in  ihrem  Allod 
i'irca  30  mauBos  .  .,  iit  [fratreä]  ciini  omnibua  usibus  iUud  quiete  possidenut,  ligna  i|uoque  in 
proxima  aiira  Wiskerwalt  tarn  ad  combui'endiim  quani  ad  Qdiflcia  autnant;  porci  et  animalia 
cetera  «'onim  in  eadem  süva  pascua  aap  omni  predo  habeant;  CBM.  2 ,  194 .  1262, 
K.  Wilhelm  fUr  Marienberg  bei  Boppard :  oribua  et  ceteris  ipsorum  animalibus  in  omni  loco 
dominationia  et  ditionia  nostre  ad  pastum  in  communibus  pascuis  evagationem  liberam  indul- 
gemus;  Bd.  3,  No.  262,  1482.  Vielleicht  gehört  hierher  auch  AIR.  ÜB.  3,  656,  1239  r 
Theodericus  .  .  Trevjroruni  archieplscopus  nd  sugtentationem  sanctimonialiiun  in  monte  sancti 
Martini  prope  Treverim  deo  miUtantiuni  concessimiig ,  ut  eanim  nuntü  in  ailvis  nostris  apud 
Ozburch  et  in  aliis  silris  adiacentibus  ad  neeessitates  suas  ligna  non  fructifera  incidant  et 
inde  siugulia  annia  sicut  alii  ruatici  circummanentes  iura  conaueta  nostro  nuntio  ad  bec 
recipienda  deputato  persolvanL  Doch  s.  ME.  ÜB.  2,  11*,  1171,  cit.  oben  S.  525  Note  5. 
Vgl.  auch  V.  Maurer,  Dorfv.  1,  217. 

')  Vgl.  dazu  V.  Maurer,  Dorfv.  1,  223. 

*)  S.  oben  S.  661. 

»)  S.  oben  S,  335,  425  ff.,  447. 

«)  S.  oben  8.  481,  dazu  noch  MR.  ÜB.  1,  496,  11S8;  ■Trier  Stadtbibl.  No.  1723 
S.  25;  £cht«macher  Besitz  in  Bidorf,  u.  a.  iuxta  librum  scabinalem  aliquae  silvae  signanter 
et  Beorsiua  ad  doniiniun  abbatem,  aliae  coniunctim;  WTholey  1450.  G.  3,  765;  WAmel  1472 
§  14  i  WMetÜacb  1499  §  36 ;  WMandern  1537 ;  WGoatingen  und  Kanach  1539  §  25 ;  WOber- 
donwen  1542  g  14;  WKchlen  1542  S  U;  WCessingen  1568  §  2;  WNeiuniingter,  G.  2,  35; 
Bd.  3  Wortr.  u.  d.  W.  kamervorst.    Zu  den  Gehüferschafts  waldun  gen  speziell  a.  oben  S.  446. 

D  S.  aufaer  der  oben  S.  279  citierten  Urkunde  bei  Gnden.  CD.  2,  958,  1274  ancb 
MR.  ÜB.  2,  223,  1206 :  domini  ville  de  Metricha,  videlicet  Henricus  comes  de  Seine  et  frater 
eiUB  Everhardug,    Robertus  comes  de  Naesowe  et  nepoa  suus  Waleranunua.    Anseimus  de 


_     999     —  Die  GrundherrUchkeiU] 

Veräufsenmg  des  Fundus,  welche  die  bisher  geübte  Allmendenutzung  dauernd 
und  fllhlbar  beeinträchtigt  hätte,  an  sich  nur  schwer  denkbar.  Dagegen  konnte 
der  Grundhen-  Teile  der  Allmende  verpachten*,  wogegen  es  der  Mark- 
gemeinde  wie  es  scheint  fast  stets  ohne  besondere  Zustimmung  des  Obereigen- 
tttmers^  frei  stand,  an  der  Allmende  Besserungen  vorzunehmen®. 

Nun  hatte  aber  die  Markgemeinde  den  Verfassungsrahmen  nicht  blofs 
für  die  Regelung  der  landwirtschaftlichen  Thätigkeit  der  Markgenossen  ab- 
gegeben, sie  liatte  nicht  minder  auch  die  Gewerks-  und  Verkehrsinteressen 
der  Mark  geordnet*.  Gerade  in  diesem  Punkte  entwickelte  sich  jetzt  das 
Obereigentimi  der  Grundherren  besondei*s  kräftig. 

So  vor  allem  auf  dem  Gebiete  industrieller  Thätigkeit,  soweit  diese 
gröfseres  Einrichtungskapital  erforderte,  als  es  der  einzelne  Markgenosse  auf- 
bringen konnte,  und  soweit  sie  demgemäfs  auch  besonders  hohen  Gewinn  ver- 
hiefs.  Im  Mittelpunkt  der  grundherrlichen  Eimichtungen  auf  Grund  von 
AUmendeobereigentmn  steht  hier  die  Mtlhle.  Bereits  ftllher  ist  ausgeführt 
worden^,  wie  Mühlenanlagen,  neben  ihrer  gewöhnlichen  Begründung  durch 
die  Markgenossenschaften,  doch  auch  früh  schon  von  einzelnen  besonders 
kapitalkräftigen  Privaten  ausgeführt  wurden®:  damit  war  ein  Anstofe  für  die 
Grundherren  gegeben,  sich  dieser  Industrie  zu  bemächtigen  und  sie  auf  der 
Basis  der  AllniendeheiTSchaft  zu  monopolisieren.  Schon  im  9.  und  10.  Jh. 
finden  sich  dementsprechend  grundheiTliche  Bannmühlen'  mit  dem  alleinigen 
Recht  des  Mahlens  in  einer  bestimmten  Mark  und  dem  korrelaten  Verbote 
des  Mehlverkaufes  ^.  An  dieses  Erscheinen  der  Bannmühlen  knüpfen  sich 
dann  eine  giofse  Reihe  von  Einzelbestimmungen,  ja  von  vollen  Mühlenweis- 


Molvesberg,  Salomena  nobilis  et  devota  matrona  ciim  filia  sua  Mathildi  et  genero  suo  Rudolfo 
Palatino  coinite  de  Thuingen,  Hermannus  etiam  miles  eiusdem  loci  -indigena,  rosticonun 
quoque  tota  comnmnio,  qui  hereditate  possidebant  usuaria*,  omnes  isti  nnanimi  voluntate  et 
pari  consensn,  sicut  quemlibet  pro  parte  sue  proprietatis  et  hereditatis  contingebat,  terram 
quandam  iacentem  in  suo  territorio  super  ripam  Moselle  in  loco,  qui  vocatur  Rore,  mona* 
sterio  de  Hemmenrode  in  elemosinam  contulerunt  tarn  a  decima  quam  a  cuiuslibet  seryitutis 
debito  liberam  et  prorsus  absolutam.  eandem  autem  terram  tunc  pene  desertam  et  ab  anti- 
quo  semper  incultam  predicti  fratres  suis  manibus  et  sumptibus  excoluerunt  et  in  ea  vineam 
plantaverunt,  quae  extenditiu*  per  desc^nsum  Moselle  usque  ad  terminos  Minoris-Confluentie. 

>)  S.  oben  S.  388,  390. 

«)  S.  Bd.  3,  286  b,  1471,  auch  v.  Maurer,  DorfV.  1,  301,  über  das  Recht  des  Grund- 
herrn, in  der  Allmende  das  Roden  zu  verbieten. 

»)  S.  oben  S.  298. 

*)  S.  oben  S.  282  f. 

'')  S.  oben  8.  584  f. 

*)  Das  betont  mit  Recht  v.  Intuna,  Grofsgrundh.  S.  21. 

^)  MR.  ÜB.  1.  105,  866;  249,  976. 

8)  Zum  letzteren  Punkt  s.  aus  später  Zeit  WZozenheim,  G.  2,  160:  wer  es  sach  daß 
ein  frembdor  müller  in  den  ban  füre  und  begrif  in  der  müller,  so  mag  er  das  mehl  nehmen 
und  den  sack  laßen,  da  er  die  erd  rört,  imd  dem  schultheissen  die  für  liefern. 


[ßruQdherrlichkeit  und  Vogtei.  —     1000     — 

tümern  um  so  mehr*,  als  seit  spätestens  dem  13.  Jh.  die  Bannmtthle  —  wie 
auch  der  Bamibackofen  —  als  ein  durchaus  sicheres  .Zubehör  jeder  zu 
AUmendeobereigentum    entwickelten    Grundherrlichkeit    gilt*.     Es   ist    hier 

>)  Vgl.  u.  a.  das  Andemacher  Mahlenrecht  von  1498 ,  G.  2,  628,  und  ein  besonderes 
Mühlenw.  zu  Hönnugen  1567,  6.  2,  582  f.  —  Im   übrigen   s.  MR.  ÜB.  2,  7*,  1171    eine 
Münstereifeler  Mühlenordnung,  vgl.  dazu  die  zwei  folgenden  Urkk.  und  MR,  ÜB.  2,  14*,  1172, 
sowie  215,  1208.    S.  femer  MR.  ÜB.  8,  141,  1220:  Rechte  der  Klostennühlen  bei  Boppard; 
USMax.  S.  481,  Mertert;  S.  487,  Mersch;  S.  488,  Ohlingen;  Bd.  8  No.  117,  1828;  zur  Ober- 
lahnsteiner Bannmühle  1489  ff.  Rhenus  1,  97;  2,  54  ff.;  und  aus  späteren  Weistümem: 
WLiesdorf  1458,  6.  2,  15;  WSponheim  1488  §  8-11,  G.  6,  496;  WHargesheim  1505,  G.  2, 
168;   WOberelbert  1507  §  1,  G.   1,  608;   WWendelsheim  1527  §  8  ft,   G.  6,  608—510; 
WNalbacher  Thal  1582,  G.  2,  24;    WIgel  1587  §  12;    WL«mingmi  1560  §  6,  Hardt  S.  427 
bis  480;  WFels  1574,  Hardt  S.  250—51;   WAspelt  1585  §  4  ft,  Hardt  8.  37—38;  WHoUer 
1589  §  20—21;  WBerburg  1595  §  1;  WBenrather  Hof  1599;   WAltwies  1693  §  11;   WHel- 
lingen  1716  §  14,  Hardt  S.  882;   WGuttenberg  §  8—9,    G.  4,  725;  WKreuznach,  G.  2,  150 
bis  151.    Im  übrigen  s.  auch  noch  Waitz,    Yfg.  8,  275  f.;   v.  Maurer,    Markenvf.  S.  184; 
Bd.  8  Wortr.  u.  d.  WW.  molendinarius  ff.,  moture,  multer.    Von  unedierten  Quellen  sei  hier 
angeführt  *USMax.  1484,  WLintgen  1484  §  9  ff.:    si  haint  auch  gewisten,  dass  die  muelen 
sollent  in  gebuwes  gehalten  werden  von  dem  obg.  herm  apt,  und  die  gemeine  darine  geben- 
net  zo  malen  und  verbuntlich  sint,  und  dass  man  von  dem  malder  zo  molter  geben  sal  zwei 
▼as  koms,  des  s^s  ein  Viander  sester  doent,  und  darzo  ein  vas  graen  melts;  hete  er  mehe, 
so  darf  er  doch  nit  me  graen  melts  geben  dan  ein  vas,  hette  er  minner,  so  sal  er  auch 
minner  graen  melts  geben  ungeverlichen,  des  sal  der  mulner  den  luden)  darstellen  siner  und 
wenne,  und  den  luden  mit  iren  secken  uf  helfen.    §  10:    Item   von   der   frucht,   die   man 
ufinisset,   welcherleie  die  were,  die  man  nennet  ruwefrucht,  sal  der  mulner  zo  molter  heben 
von  iklichem  malder  der  vorg.  vas  vier,  imd  das  man  von  der  selber  ruwer  fruicht  zu  broide 
meilt,  sal  der  mulner  auch  sine  graen  meil  von  heben,  als  vurg.  steit    §  11:    Item  als  man 
evenmeil  macht,  so  sal  der  mulner  von  ses  fassen  ein  vas  zu  multer  nemen  und  noch  gebure 
min  oder  mehe,  damoch  ime  fruicht  braicht  wiutle,   evenmeil  zu  machen.    §  12:    Item  als 
einer  kern  macht  oder  runt,  so  sal  der  mulner  von  dem  malder  kern  haben  vier  vas  kern; 
und  wühle  der  man  is  malen,  so  sal  der  mulner  eme  das  malen  vermitz  die  selbe  vier  vas 
un  sine  graen  meil,  der  noch  der  fruicht  were.    §  13:    Item  fiire  der  man  mit  dem  kern  so 
ferne  von  der  muelen,  dass  er  den  miüentrippel  nit  enhoret,  imd  queme  ^iederumb  un  wulde 
sine  kern  gemalen  han,  so  sal  er  zwei  vas  andenv'erbe  zu  molter  geben  von  iklichem  malder, 
oder  damoch  der  frucht  ist  oder  were.    §  14:    Item  were  sach  das  die  muelen  gebrochen 
were   und  nit  gemalen  enkimde,   so   sal  ein  iklicher  macht  hain  drie  sester  frucht  uf  einer 
ander  muelen  zu  malen,  do  es  ime  gelegen  ist.    und  obe  die  muele  nit  gemacht  enwere,  als 
er  mit  simc  gesinde  die  drie  sester  broits  geessen   oder  verdane  hette,   so   mach   der  man 
aber  eins  drie  sester  in  glicher  maissen  enwech  malen,   bis  die  muelen  zu  niaelen  gemacht 
ist    und  were  sach  als  des  obg.  herren  apts  nuielen  ganz  und  zu  maelen  bereit  ist,   dass 
imants  enwech  muele  in  anderen  mulen,  so  sal  derselbe  dem  mulner  sin  molter  geben  und 
dem  herren  apt  sine  bois,  und  den  scheffen  iren  mogentlichen  kost,  alles  noch  erkentenis  der 
scheffen  viu^.    und  dede  ein  scheffen  das,  so  sal  er  dobel  bois  molter  imd  kost  geben. 

«)  S.  oben  S.  135,  femer  WBirresbora,  G.  2,  526,  cit  oben  8.  118  Note  2;  speziell 
fiii-  Bannöfen  MR.  ÜB.  2,  264,  1210,  Urkunde  des  Abts  von  Prüm:  fumos  meos  bannales 
per  antecessonmi  nostronun  negligentiam  deletos  laboris  meis  et  expensis  re^dificavi  et 
ceteros  frimos  in  nostra  villa  non  iure  ab  hominibus  habitos  iustitia  dictante  penitus  destmxi. 
Im  ULuxemburg  kehren  die  Einnahmen  für  Bannöfen  imd  Bannmühlen  fest  bei  jedem  Orte 
regelmäfsig  wieder.  Keine  Banneinrichtungen,  besonders  keine  Bannmühic  und  kein  Bann- 
ofen finden  sich  späterhin  in  WEttelbrück  1492  §  11,  WNiederdreis  1622. 


—     1001     —  Die  Grundherrlichkeit] 

natilrlich  nicht  möglich,  die  Einzelheiten  in  der  Ausbildung  dieses  grundherr- 
lichen Mühlenrechtes  darzustellen,  obwohl  ihre  genaue  Untersuchung  für 
das  intime  Verständnis  der  mittelalterlichen  Grundherrschaft  ganz  besonders 
lohnend  ist;  es  sei  nur  erwähnt,  dafs  neben  Bestimmungen  über  die  be- 
sondere altbegründete  Freiheit  der  Mühlen^  noch  Festsetzungen  über  die 
Pflichten  des  Müllers*,  die  Abgrenzung  der  Mühlbannpflichtigen ^,  die  Reihen- 
folge  der  zum  Mahlen  Zugelassenen*,  die  Strafen  bei  Bannkontravention  *, 


')  S.  aufser  WLenningen  1560  §  7  namentlich  WHeidenburg  1570,  G.  2,  320:  weisen 
die  scheffen  eine  freie  banmüle  und  weisen  die  also  frei,  whan  ein  mensch  das  leben  yer- 
macht  hette,  sol  er  drei  tagh  und  sechs  wochen  darin  fr^i  sein;  kunne  er  drei  schritt  darfur 
khommen  und  abermal  darin,  sol  er  abermal  so  lang  frei  sein ;  und  weisen  derselbigen  mülen 
eine  freie  fischerei  zu,  sovem  als  der  mülen  gepiet  mit  dem  diech  oben  und  unden  gehet 
Von  Interesse  ist  auch  WUlflingen  1575  §  27:  die  mülen  sol  nicht  änderst  dan  mit  einer 
hulzner  klenschen  [Klinke]  oder  wirvelen  gespart  werden,  dasz  der  hobsman  mit  seinem  sack 
under  den  dag  [Dach]  kommen  künde.  WPellingen,  G.  2,  115:  erstrecken  derselben  heuser 
und  mühlen  eder  sich  so  weit,  als  ein  nachbar  dem  andern  fried  zu  tun  schuldig  ist,  und  dero 
zeun  reichen. 

')  Ann.  Rod.,  Ernst  S.  26,  1122:  molendinum  hoc  eins  proprium  et  fratrum  erat 
suorum  decem  et  octo  s.  singulis  annis  solvens  eis  ea  videlicet  ratione,  ut  molendinarius  ex 
suo  molares  pro\ideat  et  edificia  construat  et  predictum  tamen  censum  domino  reddat 
S.  auch  Ce^  Heisterb.  Dial.  mai.  2,  7.  Aus  späterer  Zeit  vgl.  WKoenen  1508,  G.  2,  86, 
und  namentlich  WSchweich  1517,  G.  2,  308:  erkent  der  scheffen  meinem  hem  zu  Prume  zu 
Schweich  einer  freier  banmölle,  die  also  stet,  sol  han  zw^n  trinnen  weiß  und  rocken,  und 
sol  molen  geleich  nach  seinem  wert  und  davon  molter  heben  von  32  mir.  ein  mir.;  und  sol 
der  muler  darzu  haben  sein  fassung  von  dem  mir.  bis  zu  der  viertzelen.  und  darnach  sol 
derselbig  muler  haben  ein  knecht,  der  dragen  sol  6  viertzelen  korens  in  die  mul  und  6  viert- 
zelen mels  aus  der  muIen  auf  das  pfert;  darzu  sol  er  haben  ein  hont  und  katz,  ein  hon  und 
ein  hain,  das  sol  sein  vihe  sein. 

')  Cart  Orval  562,  1291 :  Ludwig  V.  Graf  von  Chiny  verkauft  an  Orval  für  200  Ib.  de 
noirs  Toiunois  sein  Mühlenbannrecht  in  Yilly  en  teil  meni^re,  que  les  gens  devantdites 
doient  d^orenavant  mourre  et  mouture  paier  par  ban  k  moulin  de  Praele,  qui  est  ceas 
d'Orval.  et  k  ce  faire  les  devons  nos  contreindre  et  nos  et  nostre  hoir  et  en  promettons 
et  en  devons  ceas  d'Orval  faire  ensi  joir  et  ausi  user  k  tous  jours  mais.  et  s'ilh  avenoit  que 
aucims  de  nos  gens  devantdis  alaist  moiure  ailhours,  cilh  d'Orval  deveroient  avoir  lour  mou- 
ture ausi  bien  com  ilh  eussent  moulut  ä  lor  moulin  de  Praele,  se  apparente  et  manifeste 
defaute  dou  moulin  n'estoit  et  li  amende  en  servit  nostre  et  nos  hoirs.  *UMünstermaifeld 
Hs.  Koblenz  CXI^  Bl.  58^:  (hi),  qui  non  molunt  ad  molendinum  dominorum  pensionariomm 
in  Nailbach.  Es  sind  22  aus  Betscheit,  10  aus  Kirperch,  24  aus  Bullistorph,  5  aus  Inferins 
Loseme.    Zu  Schwierigkeiten  in  diesem  Punkte  vgl.  u.  a.  Bd.  8,  82  §  8,  1280. 

*)  WKillburg  §  5,  G.  6,  578:  der  müler  sol  mahlen  dem  herren  zuvoirain,  darnach 
den  Wirten,  ob  frembt  leut  über  feld  quemen,  dasz  sie  brod  bei  in  foinden,  darnach  bürg- 
leuten  und  biu*geren.  so  wie  sie  zo  der  muhlen  bringen. 

^)  *WLintgen  1320,  Arch.  Maximin.  7,  788,  §  5:  dicti  dominus  abbas  et  conventus 
habent  ibidem  duo  molendina,  in  quibus  omnia  praeparamenta  debent  esse,  et  homines  intra 
limites  dicti  banni  residentes  tenentur  molere  ad  dicta  molendina,  et  si  aliquis  hoc  non 
faceret,  quotiens  infringeret,  totiens  tenetur  ad  emendam  trinm  s.  cum  dimidio,  et  tenebitor 
ad  huiusmodi  emolimentum,  qui  alibi  moluit  Kremer  Ardenn.  Geschl.  C.  dipl.  S.  423,  1821, 
Freiheitsbrief  fiir  Saarbrücken:  so  wer  geruget  wurde,  das  er  das  nit  endede,  der  ist  uns  zu 

Lamprecbt,  Deutsches  Wirtacbaftsleben.    I.  64 


[Grundhenüchkeit  und  Yogtei.  —     1002     — 

die  Höhe  der  Molter^  u.  a.  m.  eine  gro&e  Rolle  spielen.  Dabei  ist 
gerade  das  Mühlenbannrecht  besonders  zwingend,  nur  selten  kommen  Be- 
freiungen vor',  und  höchstens  der  Übeiigang  des  Bannrechts  in  die  Ver- 
waltung der  Markgemeinde  gegen  Zahlung  eines  Jahreszinses  wird  gestattet^. 
Dem  Mühlenbannrecht  sind  eine  ganze  Anzahl  anderer  Bannrechte  nach- 
gebildet, so  der  Brauhausbann  ^  und  vor  allem  weit  und  früh  verbreitet  der 
Backofenbann ^ ,  femer  Banne  für  Keltern*,  für  Ealköfen,  Steinbrüche  und 
Leiengruben^. 

besserungen  sculdich  drisich  peninge  Yon  ieder  verte,  ob  er  mach  sich  des  intreden  bit  sime 
eide.  wirt  [er]  vonden  in  vrisscher  dede  anderswa  malende  oder  backende,  der  hat  verloren  kom 
unn  broih  unn  beßeret  onch  darzu  drisich  peninge.  *WOberenmiel  1878,  Arch.  Maximin. 
4,  570,  §  7:  auch  weisen  wir  unserm  herm  dem  abt  zu  Emmelde  eine  banmOhle,  die  sol  er 
thuen  gut  und  genge  halten,  dass  sie  wol  malen  möge;  und  welcher  zu  Enmielde  dan 
anderswo  führe  mahlen,  der  hette  verbrochen  u.  herm  dem  abt  obg.  sechsig  s.  und  drei 
helling  Trierisch  pagaments. 

1)  WMondorf  1594  §  88;  WBerburg  16.  Jhs.  §  6;  WBoUendorf  1606  §  2. 

^  Berg.  Landr.  50,  Lac  Arch.  1,  99,  18.  Jh.:  der  ridderschaft  lehenluit,  die  up 
Iren  lehenguideren  wohnen,  die  ensullen  up  geine  dwankmoelen  bedwungen  sin,  sie  mögen 
up  der  ridderschaft  moelen  malen  laissen.    S.  auch  Bd.  8,  No.  173,  1847. 

')  WLangenlonsheim ,  6.  2,  154:  es  hat  die  gemeind  ein  muhel  alhie,  das  sol  ein 
mühel  sein  und  pleiben,  davon  gibt  die  gemein  u.  gn.  h.  10  mir.  kom;  derowegen  wisen 
wier,  das  wier  seint  verbaut  in  unserer  mOhlen  zue  mahlen;  und  wer  es  sach  da*  einer  aus- 
mühle  freventlich,  da  weisen  ¥rier  den  herren  zue  die  iuhr,  und  dem  müller  die  frucht  oder 
das  mehl.  und  wer  es  sach  das  einen  bedeucht,  daß  ihme  der  müller  zue  wenig  gebte,  so 
sol  der  müller  das  m^l  messen;  und  wer  es  sach  daß  der  arm[man]  in  seinem  vermögen  nit 
hette,  so  mag  der  armman  sich  an  die  fuhr  halten  mit  recht 

*)  S.  oben  S.  586. 

^)  S.  oben  S.  586  f.  Vgl.  femer  Cod.  Lac.  114,  1298:  Gerlacli  von  Bell  volebat  et 
asserit,  hoc  sibi  ius  competere  pleno  iure,  quod  omnes  et  singuli  universitatis  ville  de  Belle 
in  SUD  pistrino  sito  in  Belle  et  üuno  eius  et  nusquam  alibi  pistare  et  coquere  teneanUir  et 
debeant  panes  suos,  eniolumenta  ipsi  exinde  solida  persolventes.  Doch  wenlen  hien'on  die 
Mönche  von  Laach  ausgenommen:  homines  dictis  abbat!  et  conventui  attinentes  et  alii,  qui 
vellent,  in  fimio  et  pistrino  dictomm  religiosorum  virorum  deberent  et  possent  pistare  et 
coquere  panes  suos;  et  quod  hoc  prefatus  Gerlacus  impedire  de  iure  non  posset,  et  inhibere 
nisi  suis  hominibus  non  deberet  üMarienthal  1317  S.  320:  furaum  baimale  .  .  in  .  .  villa 
de  Outringen  .  .  potest  valere  secundum  communem  estimationeni  6  Ib.  (Metenses).  WAraual 
1417,  G.  2.  22:  dasz  die  gemeinde  nit  macht  habe,  einen  becker  zu  pfcnden  in  dem  backhus 
mit  gewalt,  aber  finde  man  ine  vor  der  thure,  so  mag  man  in  pfenden.  WPrüm  1640,  G.  3, 
834 — 5:  darzu  weist  der  scheffen  m.  gn.  h.  ein  gebent  backhaus;  so  wanehe  ein  man  mehl 
hat,  der  sol  bei  eine  oberste  backhausmagt  gehen  und  eine  moel  heischen,  die  sol  die  magt 
ihme  bringen,  ob  sach  were  daß  der  man  nit  vil  het,  daß  er  den  ofen  [nit]  fült,  oder  het  nit 
mehr  dan  ein  sester,  darnach  sol  er  holz  geben,  daß  er  sein  brot  gebacken  könnte,  und 
davon  denselben  lohn,  wie  sie  den  vom  sester  heben,  so  mm  iemant  seinen  damp  gemacht 
het,  es  sei  weiß  oder  rocken,  so  sol  die  backesmagt  dorn  man  zu  gebiirlicher  zeit  seinen 
deich  bereiten,  es  weist  auch  der  scheffen,  daß  ein  becker  und  zwo  backesmägte  da  sein, 
sollen  von  iedemi  ofen  vol  heben  acht  brot,  welcher  eins  sol  8  hl.  werth  sein,  die  frucht 
sei  teuer  oder  wolfeil;  der  sol  m.  gn.  h.  2  und  der  becker  2  und  iede  magt  2  haben.  Vgl. 
ferner  *Arch.  Maximin.  11,  1123,   aus  einem  Briefe  von  1681  an  Abt  Alexander  Henn  über 

«)  imd  ')  Noten  6  und  7  s.  auf  S.  1003. 


__     1003     —  I>ie  Gnindherrlichkeit.] 

Und  neben  diesen  auf  Grund  des  AUmendeobereigentums  entwickelten  in- 
dustriellen Rechten  steht  ein  ganzes  System  von  Verkehrsvorteilen  und  Mono- 
polen, das  aus  der  Wurzel  des  alten  markgenössischen  Rechtes  der  Verkehrs- 
leitung herausgebildet  ist.  So  zunächst  die  Sorge  für  die  Herstellung  und 
Erhaltung  der  Fähren  und  Ponten  —  und  damit  die  lukrative  Erhebung  der 
Überfahrtsgelder  ^ ;  ferner  die  Erhaltungspflicht  der  markgenössischen  Strafsen  — 
und  damit  die  Erhebung  von  Grundzöllen  2.  Femer  die  Kontrolle  von  Mafs 
und  Gewicht,  die  damit  verbundene  Aufstellung  öffentlicher  Mefsgeräte  und 
Wagen,  deren  Gebrauch  nicht  kostenfrei  aber  obligatorisch  war^  —  und 
hieraus  schliefslich  entwickelt  die  Thatsache  grundherrlicher  Markthaltung*. 

den  Bannofen  zu  Rübenach :  berichte  hingegen  dienstlichen  von  hundert  und  mehr  jähren 
aUhie  zu  Rievenach  hergebracht  zu  sein,  daß  aUe  dies  orts  ingesessene,  sie  seien  gefreite 
oder  ungefreite  hofleute  mühler  oder  bürgere,  ohne  underscheid  gebannet  und  schuldigh  sein 
in  hiesigem  Eltzischem  backhaus  ier  brod  zu  backen,  dieweilen  aber  Franz  Weller,  ein 
eigensinniger  trutzkopf,  sich  daselbst  uf  herm  P.  Gerharden,  dem  auch  bei  seiner  bald  ver- 
hoffender herabkunft  ein  glässlein  wein  auf  £w.  Hochw.  gesundheit  danksaglichen  zutrinken 
werde,  zu  nel  verlassent,  diese  Schuldigkeit  zu  entsprechen,  nit  einen  kleinen  ofen  umb 
aUein  obs  darein  zu  trücknen,  wie  er  Ew.  Hochw.  mit  höchster  Unwahrheit  berichtet,  sondern 
ohngeacht  durch  mich,  meine  eheliebste  Selbsten  und  andere  gütlichen  davon  abgemahnt 
worden,  mir  zu  trutz  einen  formal  backofen  dergestalt,  daß  jedesmal  ein  halb  malter  brod  in 
demselben  hette  backen  können,  aufbauwen  zu  lassen  sich  de  facto  understanden  usw. 
Im  übrigen  vgl.  man  noch  für  das  Detail  *Dipl.  Prumiense  Bl.  101  »f.,  1376  Okt.  9:  Abt 
Dietrich  von  Prüm  vorkauft  das  Prümer  Backhaus  unter  Vorbehalt  des  Wiederkaufe;  Bd.  3, 
No.  252,  1471 ;  WSponheim  1488  §  12  f. ;  WWindesheim  1552  Schlufs,  G.  2,  167 ;  WBeaufort 
1557  §  12  f.,  Hardt  S.  64;  WFels  1574,  Hardt  S.  250—51;  WMondorf  1594  §  84;  WBer- 
bürg  1595  §  8  f.;  WSchönfels  1682  §  87;  WGuttenberg  §  8  u.  9,  G.  4,  725;  WKreuznach, 
G.  2,  150—52;  WSchoeneck,  G.  2,  562—63;  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  WW.  backhuis  und  foniaces. 
S.  auch  V.  Maiu^r,  Dorfv.  1,  318 ;  Fronh.  1,  125. 

«)  S.  oben  S.  581  imd  femer  WKoenigsmacher  1273  §  1 ,  Hardt  S.  404:  WBem- 
kastel  usw.  1315,  G.  2,  354:  dat  kelterhus  ist  also  fri,  das  wer  dainne  wonet,  der  engilt 
noch  bede  noch  schetzonge  noch  ensal  nimant  den  andern  dainne  bekommem  noch  fain  viu* 
keine  stucke.  WIrsch  1497,  G.  2,  297:  kelterrecht,  zu  wißen  mit  namen  von  iekliger  aimen 
vier  zinsfas  als  von  alters  und  also  vortan  uf  und  nieder,  deshalb  der  egenante  apt  und  sein 
gotzhaus  dasselbe  kelterhaus  mit  seine  zubehoire  allein  in  bauwe  halden.  S.  auch  WLen- 
ningen  1560  §  8. 

^)  S.  oben  S.  588,  auch  UStift  S.  422,  Altrich:  qiüvis  hominum  de  banno  istius  curie 
dabit  a  natali  usque  ad  capud  ieiunii  d.  et  in  martio  3  ob.  pro  calcis  redemptione. 

M  S.  unten  Bd.  2,  245  f.,  auch  Lac.  IIB.  1,  95,  153,  1019;  MR.  IIB.  3,  915,  1247. 

«)  S.  unten  Bd.  2,  271  f. 

3)  S.  oben  S.  303,  auch  Bd.  2,  483;  femer  MR.  ÜB.  8,  1491,  1259:  quicunque  ultra 
id,  ([uod  scultetus  scabini  et  iiu*ati  de  quocunque  etiam  sie  statuerunt,  falsam  mensuram 
dederit,  60  s.  Trevironses  invadiabit  WNeumagen  1315,  cit  oben  S.  173  Note  1;  Saar- 
brückener Recht  1321,  G.  2,  4:  wir  behalten  alle  maße  und  gewichte,  also  wir  bisher 
gehalten  han;  und  han  ein  fronwaghe  gemacht  und  gebieden,  das  man  wol  darzu  wiege,  und 
was  man  darzu  wiegen  sol  und  mag,  der  keufer  und  der  verkeufer  sollent  gemeine  gelden 
das  gewichte  von  der  wahgen,  wollen  ein  ort,  von  dem  zentener  einen  d.,  was  man  wieget; 
der  die  wa^i^e  hait,  sol  nit  nemen  under  einer  wagen  wollen  noch  imder  25  Ib.    der  mit  einer 

*)  Note  4  s.  S.  1004. 

64* 


[Griindbenlii'bkeit  und  Vogtei.  —     1004     — 

Waren  nun  aber  alle  die  bisher  geschilderten  VerkehrBeinricbtungen 
wenn  auch  für  ilen  Grundherrn  recht  gewinnbringend  so  doch  wesentlich  iui 
Sinne  der  alten  niarkgenössischen  Verkehrspolitik  durchgebildet,  so  stellten 
die  Gruudherren  neben  diese  Ausbildung  fernerhin  schon  fiUh  die  For- 
derung bestimmter  Monopole  in  dem  Sinne,  dafs  die  Grundholden  in  der 
Mark  zur  faktischen  Duichfllhnmg  des  grundherrlicben  Alleinverkaufe  ver- 
pflichtet wiuden.  Hierher  gehört  schon  das  Salzmonopol  der  Abtei  rrüui  im 
9,  Jh.'.  vor  allem  aber  das  bald  ganz  allgemein,  wenn  auch  in  sehr  verschie- 
dener Ausdehnung  und  unter  wechselnden  Formen  entwickelte  Weinzapf- 
monopol*,  welches  die  Beaufsichtigung  der  Herbergen,  des  Fremdenverkehrs 

andern  wugen  wieget,  der  ist  uns  die  lioeste  Iraße  entfallen;  wer  es  anderewo  wiegen  de<le, 
wird  er  begriffen,  er  hait  das  gewiegede  gnt  verloren  oder  den  wert.  Vgl,  auch  WTlioley 
1450,  G.  3,  757;  WHoller  1589  §  14  u,  15. 

<)  S.  tlHEU  unten  Bd.  2,  257  f.,  260  f. 

')  Vinuw  et  BOlem  venderi',  ÜPrÜin  Bl.  Ob  erklärt  Bl.  10». 

•')  S.  daau  oben  S.  303.  Vgl.  femer  für  das  Detail  UStift  H.  426,  Miinslemiaifeld; 
bannum  vendendi  Tinum  habet  rillicus  Munasterü  1.5  dies  ante  festuni  sRni:li  Itinrtini,  15  dies 
inter  natale  domini  et  festam  iiuriticationia  sancte  Marie  et  15  die«  inter  pascba  et  rogationes: 
et  bonum  rinom  vendi  taciet  et  si  bonum  fnerit,  CArius  uno  levi  d.  vendi  fadet  qnartale, 
quam  reliquum  vendatur.  JIE.  ÜB.  8,  1491,  1259:  quocunque  tempore  anni  voluerimus, 
preter  uundinas  annuales,  5  karr,  vini,  quod  dicitur  l>anwin,  Kirdiperg  ponemos  ad  venden- 
dum,  «ext.  tali  venditione  dantes.  quaü  melius  viniim  venditur,  ita  tarnen  qiiod  diebus  Septem 
perficiatur.  quicunque  vero  inira  venditioneni  dicti  vini  vina  sua  vendere  presumserit,  lalen- 
tum  d.  Trevirensiiun  dare  tenetiir.  WMerzig  1529,  G.  2,  59:  weiset  der  scheffen  den  ban- 
wein  /u  Merzieh  alles  zu  liieben  jaren,  geht  iif  sanet  Walpurgen  abent  an  und  weret  bis  iif 
halli  brachniont,  gepQrt  beiden  fursti'ii  zum  h^ilbcTi.  und  wi'lcher  den  bimweiu  bnlt  oder 
schenkt,  der  hut  die  freiheit  zu  fischen  xa  Jagen  voglen  brotbacken  und  metden,  wes  er  ga 
seiner  vrirtschaf  benötiget  ist,  und  nit  weither,  es  sol  auch  ein  ieglicher  inwhoner  schultich 
sein  unib  ein  recht  ein  maß  weins  bei  ime  ee  holen,  es  were  dan  sacb  das  der  vrebi  ze 
denwer  were  und  nit  betzalen  kiut;  und  welicher  das  nit  thet,  so  het  der  wirt  macht,  ime 
ein  maß  weins  zum  bünerloch  inzesch6den,  und  most  sie  ime  bexalen.  WRanabach  1532, 
G.  2,  36—87:  weiset  der  scheffen,  das  m.  h.  der  apt  von  Hombach  jahrs  ein  stuck  binweins 
alhie  zu  legen  habe,  der  uf  s.  gn.  eigenthnmb  gewachsen  und  nit  sawr  oder  faul  sei;  darvon 
[sol]  ein  ieder,  der  an  des  heiligen  sanct  Primans  gut  theil  hat,  drinken.  ob  auch  einer  oder 
rae  solchen  weins  nit  drinken  wolten,  der  oder  dieselben  sein  die  bull  verfallen,  derselb  wein 
sol  acht  tag  vor  dem  heiligen  Christag  gelegt  und  8  tage  darnach  iede  matl  eins  bellers 
dewerer,  dan  sonst  der  wirt  gibt,  geben;  dozwischen  sonst  kein  wirt  derents  keinen  wein 
uftbun  oder  schenken;  und  sal  der  scheffen  das  stQck  banweins  demihenen,  der  am  lengsten 
alhie  in  der  ehe  zu  haus  gesessen,  vorerzelter  gestalt  auszuschenken  heimlegen;  wolt  aber 
derselb  nit  schenken,  alsdan  sol  der  scheffen  solchen  wein  eim  wirt  daselbst  liefern,  der  ine 
ausschenk  und  das  gelt  dem  meier  uberantwort;  davon  geburt  dem,  so  den  wein  verschenkt, 
drei  alb.  und  dem  scheffen  nren  alb.  WZedingen  1534,  G.  2,  45:  so  einer  wein  verschenkt 
luid  ime  nit  were  ufgetan,  so  were  er,  so  oft  er  den  hanen  ufcut,  den  herm  7  s.  [schuldig]. 
WSMatheis  1604,  G.  2,  28-5:  weisen  wir,  daß  kein  undertban  macht  habe  auswendig  der 
vogteien  wein  zu  kaufen,  darbinnen  zu  tUhren  noch  zu  verzapfen,  ohne  erlaubnus  unsers 
herm;  erkennen  aber,  doB  ein  underthan  macht  habe,  sein  äigen  «achstumb  binnent  dem 
bezirk  zu  verzapfen  ohne  imgelt;  wan  [er]  aber  vor  sant  Martins  tagh  einen  wusch  ausstechen 
wurde,  von  dem  wusch  ein  raderhl.  zu  geben  schuldig;  sol  auch  bei  der  boeß  den  gesten 


_     1005     —  I>ie  Grundheirlichkeit] 

und  der  öffentlichen  Lustbarkeiten,  späterhin  bis  in  das  geringste  Detail,  nach 
sich  zog^.  Und  entsprechend  dem  Salz-  und  Weinverkaufemonopol,  wenn 
auch  nicht  so  absolut,  wurde  auch  der  übrige  Verkehr  geregelt  Von  allem 
feilen  Kauf  wurden  entweder  direkt  oder  indirekt,  etwa  durch  Besteuerung 
der  Verkaufsstände,  Abgaben  erhoben;  ein  volles  System  der  Verkehi*s- 
belastung  wurde  allseitig  ausgebildet*. 

Erwägt  man  nun,  dafe  der  Grundherr,  welcher  als  Allmendeobereigen- 
tümer  diese  Rechte  mehr  oder  minder  weitgehend  entwickelt  hatte,  meistens 

weiters  nichst  dan  wein  und  brot  iifsetzen.  Erblehnbr.  Wilz  1631  §  42:  die  gerechtigkeit 
des  banweins  in  der  ganzen  grafschaft  W.,  so  uf  pfingstabent  angehet  und  6  wochen  und 
3  tag  wehret,  in  welcher  wehrender  zeit  niemand  zulässich  einiches  gedrenk  zu  verzapfen, 
nur  allein  diejenige,  so  es  von  einem  grafen  zu  W.  bestanden.  WBirresbom,  G.  2,  528: 
weist  der  scheffen  dem  herm  ein  banwein  zu  legen  in  den  hof  hier  zwuschent  ostem  und 
pfingsten,  zwei  jar  dem  hem  von  Prüm  und  das  dritte  jar  dem  vogt;  und  wanie  der  wein 
liegt  6  Wochen  und  3  tagh,  und  nit  ausgezapt,  und  welcher  gehofner  nit  einen  halben  srster 
getrunken,  so  sol  der  herr  dem  gehö&er  einen  sester  auf  seinen  tagh  schütten,  lauf  der  wein 
zu  dahl,  so  ist  er  den  wein  schuldigh  zu  bezalen,  fleust  er  zu  berg,  so  sal  der  gehofner 
ihnen  nit  bezahlen,  und  sal  der  her  den  wein  [vor  der  Hochzeit]  hinweghfiihren,  daß  er  das 
hochzeit  nit  erschrecke.  Dem  Sinne  nach  identisch  WBüdesheim,  G.  2  545.  WKöUertlial, 
G.  2,  19:  dem  Wirt,  der  den  Bannwein  schenkt,  ist  man  schuldig  von  dem  zehenden 
^^9  mir.  rocken,  uf  das  er  den  luden  sol  geben  ruckenbroit  zu  essen,  so  sie  zu  dem  wine 
komen.  und  auch  ein  bäume  sol  man  ime  geben  im  forste,  das  er  denselben  luden  ein  füre 
mache.  Vgl.  femer  noch  Goerz  Rcgg.  der  Erzb.  z.  J.  1319  Juli  14;  Bd.  3,  No.  200,  1364; 
Oberlahnst  Kelinr.  1444,  Rhenus  S.  70:  vom  schultheissen  zu  Dussenauw  20  gl.,  die  er  us 
dem  banwin  geloist  hait;  WTholey  1450,  G.  3,  757;  Ann.  d.  bist  Ver.  f.  d.  Niederrh.  44, 
97,  1472;  WEchtemach  15.  Jh.  §  14  u.  15,  Hardt  S.  176;  WMeddersheim  1514  §  3,  G.  4, 
722-23;  WSchweich  1517,  G.  2,  309;  \VMerzig  1529  §  13,  G.  6,  427;  WIgel  1537  §  9; 
WOberdonwen  1542  §  24  f.,  Hardt  S.  567;  WNeunkirchen  und  WaUen  1551  §  12;  WHoUer 
1589  §  14  und  15;  WBerburg  16.  Jhs.  §  22  ff.,  Hardt  S.  72;  WAhn  1626  §  12;  WHotten- 
bach,  G.  2,  131;  WJohannisberg  §  6;  WRhens  §  4;  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  W.  banvm.  S.  auch 
Waitz,  Vfg.  8,  275  f. 

1)  Vgl.  WLiesdorf  1458,  G.  2,  16;  WRemich  1462  §  44;  WBettemburg  1594  §  60; 
WHerbizheim  §  4,  G.  2,  22;  s.  auch  oben  S.  259. 

')  Saarbrückener  Recht  1321,  G.  2,  4:  das  wir  mogent  machen  banmülen  und  banofen 
und  alle  leihebenke  zu  broide,  zu  fleische,  zu  fischen,  zu  wahse,  zu  salze,  zu  stale,  zu  aller- 
leie  kauf  und  krame  zu  machen.  Daneben  auch  noch  Bannwein.  WAmel  1472  §  7 :  gewiesen, 
dat  kein  man  binnent  dem  hoef  wein  zapfen  ensol  noch  broit  backen  und  veilen  kauf  zu 
geben  noch  verkaufen,  der  scheffen  en-  [Hardt:  er]  hef  dat  eirst  gesät,  als  sie  dat  von  ihren 
viu^dem  gehoirt  imd  behalten  haut  und  kein  main  ensal  auch  mit  keinen  maszen  wein 
inkaufen  binnen  dem  hoif,  er  sei  geistlich  oder  wertlich,  der  scheffen  en-  [Hardt:  er]  hef  sie 
erst  geseiet  Lehrreich  ist  der  Übergang  vom  Weinzapfinonopol  zur  Weinbesteuerung  in 
WLiesdorf  1458,  G.  2,  17:  weiset  der  scheffen,  daß  ein  abt  vor  jaren  macht  habe  gehabt 
zweimal  zu  ieglichem  jare  banwein  zu  schenken  in  dem  ban  und  bezirk,  und  were  des  nit 
sein  theil  holt,  demselbigen  schicket  man  sein  theil  heime.  das  habe  ein  abt  als  ihrer  rechter 
herr  abgestalt  und  ein  ungeld  gemacht  lunb  des  besten  nutzen  willen  und  habe  das  auch 
macht,  und  darumb  wer  da  wein  schenkt  in  dem  ban,  der  sei  schuldig  das  ungeld  zu  geben 
und  den  wein  laßen  ufthuen  den  scheffen,  und  ine  auch  ir  recht  davon  geben  sol,  ein  maß 
weins,  als  dick  sich  gebürt  Vgl.  hierzu  auch  den  Wiltzer  Erblehenbrief  von  1631  §  12, 
Hardt  S,  736;  und  Goerz  Regg.  der  Erzb.  z.  J.  1319  Juli  14. 


[Gnindhenlichkeit  uiiJ  Vogtei.  —     1006     — 

«ngleiüh  Kiivheiipatron  der  Markfrenieintle  war ' ,  also  einen  bedeutenden  Ein- 
flufa  auf  die  im  Mittelalter  viel  tiefer  als  heute  in  das  Gemeindeleljeu  ein- 
greifende geistlifhe  Vei-waltung  hesafs^,  so  wird  mau  der  Beantwortung  der 
Fratre,  inwiefeni  sich  denn  unter  so  lüstcndi'n  l)lieroiL'oiitunisi-editen  die  mark- 
üenösBiwhe  Autonomie  erhielt,  trotz  idlrr  Zilhiifkeit  alter  inarkgenössischer 
Eriimemngen*   mit   nicht  eben  hohen  Erwartungen  für  die  gemeine  Freiheit 


Das  entscheidende  Kennzeichen  in  dieser  Hinsicht  ist  in  der  Alternative 
g^eben,  ob  äch  das  alte  markgenösäsche  Beamtentum  —  vor  ajlem  der  Zender, 
femer  aber  auch  die  Subalternen,  FeldschUtzen,  FOister  u.  a.  m.  —  neben 
dem  Allmendeobereigentum  frei  und  selbständig  erhielt  oder  nicht.  Nun  giebt 
es  allerdings  Fälle,  in  welchen  die  ursprüngliche  markgenössiscbe  Beamtenver- 
fjassui^  auch  unter  Allmendeobereigentum  fast  ganz  unTCrändert  blieb*;  nament- 
lich geschah  das  da,  wo  sie  durch  eine  wohlentwickelte  Markvogtei  geschätzt 
wurde".  Indes  das  war  doch  Ausnahme.  Das  Oewöhnliche  war  vielmehr, 
dafe  mit  dem  Beamtenapparat  der  Mai^emeinde  Verfinderungen  vor  8i(^ 
gingen,  deren  Au^estaltung  alle  Nuancen  von  blofs  Idse  grundherrlicber  Ein- 
wirkung bis  zu  totaler  Einverleibung  der  Markämter  in  die  gnmdherrliche 
Verfassung  oder  auch  bis  zu  völliger  Zerstörung  der  Markanter  durchläuft*. 

Am  mildesten  zeigte  sich  der  grundherrliche  Einäufs  da,  wo  es  nur  zur 
einträchtigen  beiderseits  fest  verbürgten  Kooperation  zwischen  grundherrlichen 
and  markgenössischen  Beamten  kam^.  Es  geschah  das  anfänglich  in  der 
Form,  dafe  die  Markbeamten,  wie  bisher  von  der  Gemeinde  gewählt,  dem 
Grundhemi,  oft  mit  Bezug  auf  besondere  Funktionen  im  Interesse  desselben, 
neben  der  Cremeinde  her  nochmals  huldeten^.     Später  kam  man  dann  wohl 

>)  S.  dazu  ol>en  S.  118,  119,  240,  auch  Bd.  2,  212  ;. 

')  EinKn  Begriff  in  diPser  Hingicht  giebt  die  'Au&eichnung  über  Diedenhofen  aus  dem 
Ende  1>^.  Jhs.  im  Arcb.  Maximin.  2,  2B0. 

»)  S.  obfn  S.  287. 

')  8.  z.  B.  Bd.  3,  47,  »^  1265;  wohl  auch  'Arch.  Maximin.  5,  1041,  Urbar  voo  Fell 
1512,  CiL  unten  Bd.  2,  640  Note  3.  Zum  folgenden  vgl.  auch  y.  Maurer,  Dorfv.  2,  35  f., 
41  f.,  59  f.,  83,  106,  über  die  Markbeamten  in  gnmdherrlichen  Gemeinden.  Zur  Bildung 
eines  Geschworenen-Kollegs  neben  dem  herrscbafUichen  Beamten  in  grundhprrlicbeQ  Dorf- 
markgemeinden  s.  v.  Maurer,  Dor^.  2,  73,  auch  oben  S.  320  f. 

")  Darüber  spiler  in  Teil  2  dieses  Abschnittes. 

•)  S.  dazu  schon  oben  S.  311. 

')  S.  z.  B.  das  \VMerzig  vom  J.  1429  g  2,  hier  steht  neben  ausgebildeter  Grund-  und 
Vogtherrschatt  doch  noch  der  Zender  und  die  Gemeinde.  Dem  Jahrgeding  wird  noch  Bann 
ond  Friede  geboten  wegen  der  Grund-  und  Vogtherren  und  wegen  des  Zenders.  Der  Zender 
mit  der  Gemeinde  hat  noch  einen  Bezug  zum  alten  Gemeinwaid  (jetzt  gruiidherrlichen  t'orst), 
die  ,Nacbbani'  haben  darauf  gegen  Dem  den  Acker,  und  die  Hechte  dieses  Waldes  werden 
von  den  Schüffen  unter  Ingerenz  des  Zenders  gewiesen:  s.  auch  WMerzig  1545,  G.  6,  430. 
Vgl.  ferner  WTholey  1450,  G.  3,  762,  cit  oben  S.  220  Note  2;  WMeseniih  1507  §  5,  G.  6, 
543,  CiL  oben  S.  468  Note  5. 

B)  8.  !u  B.  WKlotten  1446,  G.  2.  443,  dt  oben  S.  582  im  Text;  WGutenberg  1498, 
G.  2,  164:   auch  so!  man  bieher  setzen  einen  heimbui^er,  der  sol  auch  den  herren  und  der 


—     1007     —  Die  Gnmdherrlichkeit] 

auch  zur  gemeinsamen  Einsetzung  der  Markbeamten  nach  vorhergegangener 
gegenseitiger  Verständigung^.  Schon  stärker  zum  Vorteil  des  Grundherrn  schlug 
es  aus,  wenn  zwischen  Wahl  und  Bestätigung  getrennt  wurde.  In  diesem 
Falle  war  es  das  Einfachste,  dafs  die  Markgemeinde  wählte,  worauf  der  HeiT 
bestätigte  und  einsetzte*;  verwickelter  und  dem  Markherm  günstiger  war  ein 
anderer  Modus,  nach  welchem  die  Markgenossen  eine  bestimmte  Anzahl  von 
Kandidaten  für  die  Markämter  zu  präsentieren  hatten,  aus  denen  der  Herr 
ihm  passende  Personen  auswählte  und  einsetzte®.    Von  diesem  Punkte  war  es 


gemein  gehorsam  sein,  betten  sie  etlich  ehren  zu  werben,  die  herreu  oder  die  gemein,  die 
sol  er  werben  in  tags  frist,  so  sol  ihme  der  laßen,  der  ihnen  hat  ausgeschickt,  auch  sol  er 
ui'heben  einem  hirten  seine  prummen,  davon  sollen  ihm  2  kühe  frei  sein,  auch  sol  ein  heim- 
berger  unsem  herren  uf  heben  die  leibbeth,  davon  gibt  man  ihm  ein  Ib.  hl.,  auch  sol  er  wein 
tragen  zue  lieb  und  zue  leid,  darumb  sol  er  ihrten  frei  sein,  auch  sol  man  heut  setzen 
2  schützen,  die  sollen  hueten  den  herren  und  der  gemein  ihres  guts,  und  sollen  auch  hueten 
den  herren  von  Erbach  ihrer  wiesen,  davon  sol  man  ihnen  geben  2  s.  hl.;  und  was  sie  ihnen 
hueten  in  der  gemark,  da  sol  man  ihnen  geben  von  dem  morgen  ein  s.;  und  da  sol  man 
anrh  geben  alle  sontag  den  schützen  ein  imbs  von  sant  Walpurgentag  an  bis  sant  Margreten- 
tag.   Eigentümlich  ist  Bd.  3,  93,  i,  1287. 

<)  ^IK.  IIB.  1,  578,  ca.  1154:  in  villa  (sancti  Mathiae)  nullus  centurio  absque  eiusdem 
loci  abbatis  fratiiinive  consensu  ac  legali  famili^  ^^lectione  preficiatur.  Ähnlich  schon  angebl. 
1038,  MR.  ÜB.  1,  310.  WBubenheim  1387,  G.  3,  323—4:  dat  dieselben  eg.  dreu  gotzheuser 
sulden  haven  alle  jähr  na  sente  Meitins  mißen  des  nesten  sontags  zu  setzen  einen  heim- 
burgen,  dan  sal  man  eine  klocken  leuden  zuerst,  unt  die  gemeine  die  sal  sich  samenen,  unt 
mit  rade  unt  gehukeniße  der  druer  goitsheuser  scheffenen  sollen  si  den  kießen  uf  dat  beste, 
imd  geviele  it  einichem  goitshause  under  drin,  dat  it  nit  dar  geschicken  enkunde  umbe  rede- 
licher  Sachen  willen  einen  mumper,  die  ander  zwei  havent  wal  vollen  macht  zu  setzen  einen 
heimburgen,  doch  mit  rade  der  gemeinden  .  .  .  unt  als  der  gekoren  ist,  so  sollen  die  vorg. 
dreu  gotsheuser  einen  schützen  setzen  na  irem  willen,  doch  bit  rade  eins  heimburgen  und 
gemein,  der  nit  van  irem  brode  und  kleidem  ensi  und  ein  birve  man  us  dem  dorf  si. 

*)  Würdtwein  Nova  subs.  10,  70,  1178,  Elsafs:  eadem  quippe  ofücia  [heimburgium  et 
banwartiun]  debet  villicus  abbatisse  perpetuo  iure  Ulis  hominibus  concedere,  quos  electio 
villanorum  ad  hec  convenientes  et  providos  deliberaverit,  et  si  velint  predicta  officia  annuatim 
permutare,  illis  licebit  WObermendig  1452  §  13,  G.  6,  645:  wel  zit  des  heimburgen  jair 
uis  were,  so  sal  die  gemein  zu  Overmendich  einen  andern  kuesen,  und  niman  ensal  dabi  sin 
von  der  eg.  hem  wegen,  und  der  aide  heimburger  sal  den  nigen  foiren  zu  der  hem  scholtes 
und  sprechen:  »siet,  dis  sal  uns  heimburgen  sin  dis  jair«.  so  sal  dan  der  nige  dem  schol- 
teßen  einen  eit  thim,  den  vorg.  hem  dechen  und  capitel  sent  Florins  kirchen  und  der  gemein 
truwe  zu  sin.  W Schengen  1624  §  53  u.  56:  daß  die  herren  von  S.  haupt  und  über  einige 
man  in  der  gemeinen  seien  .  .  .  daß  die  gemein  kein  zentner  noch  hirten  ohne  verwilligung 
der  herren  oder  ihrer  amptleuten  oder  richter  anzunehmen  nicht  mächtig. 

3)  MR.  ÜB.  3, 773,  1243 :  cum  questio  verteretur  inter  abbatem  sancte  Marie  ad  martyres 
et  universitatem  de  Schleich  de  centurione  constituendo  in  eadem  villa,  in  arbitros  pro  bono 
I>acis  est  compromissum  et  in  hunc  modum  diffinitiun,  quod  universitas  predicta  eliget  tres 
hoinines  probatos  et  üdedignos  et  ipsos  abbati  presentabunt,  et  quemcunque  ex  ipsis  abbas 
elegerit,  ipsum  universitati  preficiat  in  centurionem.  si  autem  procedente  tempore  centurio 
ab  abbate  constitutus  non  bene  administraverit  aut  reprehensibilis  inventus  fiierit,  per  volun- 
tatem  abbatis  amovebitur.  illo  amoto  predicta  universitas  tres  homines  iterum  eliget  sicut 
prius  etc.   *WBreisig  1363,  Kindl.  123,  25,  Münster  St  A.:  vort  haint  die  merkere  von  u. 


[Orundheirlichkeit  und  Vogtei.  —     1008     — 

dann  nicht  mehr  weit  his  zur  EraennuQg  der  Beamten  seitens  des  Ällmeaiie- 
herm  unter  l)loiseni  Beirat  der  Markgemeinde '  oder  wohl  auch  ohne 
diesen. 

Die  eben  geschilderten  Ühergangsstadieu  sind  Datürlich  nicht  die  ein- 
zigen gewesen,  welche  vorkamen*;  auch  sind  sie  weder  liberall  und  strikt 
aufeinanderfolgend  nachweisbar,  noch  treten  sie  stets  zu  gleicher  Zeit  auf. 
Im  fjanzen  al>er  beginnt  eine  Bewegung  in  ihreni  Sinne  doch  schon  sehr  früh ; 
liereits  in  karolingischer  Zeit  sind  völlig  grundheiTÜche  Zender  nachweisbar", 
und  mit  dem  Beginn  des  spateren  Mittetaltere  war  wohl  die  bei  weitem  Über- 
legende Zahl  aller  Zender  grundherrlieb  *.  Wieweit  sich  nun  aber  auch  die 
Einwirkung  des  Gmndhemi  auf  die  Wahl  und  Eniennung  der  alten  Mark- 
beamten innerhalb  der  geschilderten  Entwicklung  eretreckt  haben  mag:  ge- 
meinsam ist  allen  diesen  Fallen,  data  die  Harkverwaltung,  wenn  auch  gnmd- 
herrücb  geworden,  thatsftehlicb  bestehen  bleibt.  Es  funktionieren  also  — 
abgesehen  von  dem  wegen  des  periodischen  Wechsels  im  Zenderamt  im  ganzen 
seltenen  Falle,  dafe  das  Meieramt  mit  dem  Zenderamt  verbunden  wird  — 
orspranglich-grundherrliche  und  gnmdherrlich-markgenössische  Beamte  neben- 


firaven  von.  xa  recht,  dat  sie  mögen  setzen  ihren  clockener,  ihren  richter,  sechs  BdiOtzen 
und  ihren  hur  [im  *W.  Ton  1416?  KindL  188,  203  .veir*;  im  W.  von  1442  KindL  132,  24» 
,verre'  (Fähnnann)]  dw  mitwochs  na  sent  Hertens  tagh;  ns  den  6  scbtttEen  sol  unser  frawen 
ambtman  xw^n  kiesen,  die  ihm  eben  kommen;  die  sollen  ihme  halden  mit  dem  eit,  den  si 
den  nierkem  gedain  hunt,  u.  frawen  ihr  eigen  m  bewahren. 

>)  S.  schon  oben  S.  1007  Note  1  zweites  Citat,  femer  WBeringen  1488,  0.  S,  64:  wanne 
man  noit  hab  einen  boten  zu  machen,  aal  man  voian  driwerb  roifeu,  »ii  imant  si,  der  bot- 
schaflen  begere,  der  sult  sich  offeubaren  und  kont  tun;  und  denselbigen  solt  ein  abt  gemelt 
[von  Mctiach]  mit  raet  der  sohefTen  und  gericht  machen. 

*}  So  scheint  es  z.  6.  aufserdem  vorgekommen  zu  sein,  dafs  man  die  maikgenössischen 
Beamten  verdoppelte  und  nun  fUr  den  einen  Wahl  durch  die  Gemeinde  beibehielt,  während 
der  andere  vom  Herrn  gesetzt  wurde;  s.  oben  S.  315  Note  3. 

>)  Vgl.  Sohm  R.  u.  Gervf,  S.  253  f.,  im  allgemeinen  s.  auch  oben  S.  318. 

*)  Als  bezeichnend  vgl.  für  die  erste  Hälfte  des  Ma.8  Lac.  ÜB.  1,  189,  1003;  für  die 
zweite  Hälfte  des  Ma.s  Landau,  Salgut  S.  200,  1326.  ^^'ie  weit  die  gnmdherrlichen  Zendereien 
verbreitet  waren,  ergiebt  sich  z.  B.  aus  der  EinzeUchilderung  der  Verhaltnisse  in  den  alten 
Hundertschaften  an  der  Ruwer  und  um  Bemkastel,  olien  S,  200  ff.,  170  ff.,  zu  denen  man 
hier  speziell  vergleichen  wolle  WBemkastel  1315,  G.  2,  S55:  dis  ist  das  recht  mins  hem  von 
Trier  in  dem  hote  von  Drone.  von  erste  an  mag  er  setzen  einen  lentener,  einen  buddel  und 
einen  fiirster;  den  zentener  mag  er  machen  «'o  er  will,  oben  in  dem  lande  oder  niden  in 
deme  lande  den  sUerrichesten  man,  den  fiirster  und  den  buddel  von  eime  mitlein  manne. 
Ähnlich  ihr  Winterich  WBemkastel  usw.  1358?,  G.  2,  358.  Im  übrigen  s.  zur  durchgängigen 
Erhaltung  der  Zender  in  grund herrlichen  Verhältnissen  noch  Bd.  3,  523  c,  1346,  auch  WAIt- 
wies  1693  g  3.  Später  sank  dann  das  Zenderamt  völlig  zum  territorialen  Amt  herab,  s.  Bd.  3 
No.  263,  1*95.  —  Nicht  zum  geringsten  trug  die  Schuld  an  dieser  raschen  und  allseitigen 
Absorption  der  Markamter  durch  die  GiundherrschafteD  der  Umstand,  dafs  diese  Ämter  von 
den  Markgenossen  als  I<ast  angesehen  wurden,  der  man  sidi  gern  entzog.  Vgl.  z.  B.  Bd.  3 
No.  174,  1347;  No.  265,  1490;  s.  auch  v.  Maurer,  Dorfv.  2,  44  f. 


__     1009     —  Die  Grundlierrlichkeit.] 

einander.  So  z.  B.  in  Saarbrücken  und  SJohann.  Hier  wählen  nach  dem 
Freiheitsbrief  vom  J.  1321  die  Bürger  jährlich  acht  Männer,  deren  einen  der 
Graf  zum  Meier,  einen  zum  Heimburgen,  sechs  zu  Schöffen  macht:  die  scheffen 
soUent  helfen  dem  meiger  alle  dedinge  halten ;  der  hemburge  sol  den  bürgern 
imd  burgerinnen  verdragen  und  dem,  was  ine  anehoret*.  Natürlich  war  es 
dabei  denkbar,  daüs  doch  zwischen  den  Zuständigkeiten  der  beiden  Beamten- 
kategorieen  dieser  oder  jener  Austausch  stattfand;  der  Meier  konnte  z.  B. 
seine  Fronhofsgerichtsl)arkeit  durch  die  Markgerichtsbarkeit  des  Zenders  er- 
weitem, oder  der  Zender  wurde  zugleich  Schultheifs,  also  Fronhoferichter, 
während  der  Meier  zum  blofeen  Wirtschaftsverwalter  herabsank. 

Allein  die  Markämter  blieben  keineswegs  überall,  wenn  auch  als  grund- 
herrliche Beamtungen  erhalten;  in  vielen  Marken  wurden  sie  überhaupt  ver- 
drängt oder  erhielten  sich  nur  in  kläglicher  Verschrumpfiing^.  In  diesen 
Fällen  keimten  nun  entweder  für  spezifische  Ausbildungen  des  Allmende- 
obereigentums,  z.  B.  für  Rottland  auf  Allmendeboden,  besondere  neue,  natür- 
lich markheiTliche  Ämter  geschaffen  werden^,  oder  aber  man  übertrug  die 
bisherigen  regelmäfsigen  Funktionen  der  Markbeamten  auf  den  bestehenden 
grundherrlichen  Verwaltungsapparat,  also  voniehmlich  auf  den  Meier.  Dabei 
wurde  wohl  hier  und  da  der  alten  Gemeindeautonomie  noch  durch  einige 
Ül>ergangsbestimmungen  Rechnung  getragen,  indem  man  z.  B.  einen  Wider- 
spruch der  Markgenossen  gegen  Anordnungen  des  grundherrlichen  Beamten  im 


^)  Vgl.  auch  WSIngbert  1585,  G.  2,  55:  ob  iemands  fremds  oder  heimsche  mit  eim 
zu  thun  [hab]  umb  erbtheil  oder  schult,  was  des  were,  wo  sol  er  recht  ansuechen  oder  bi  weme? 
weist  der  schefPen  mit  recht:  er  sul  suechen  lunb  schult  den  hunnen,  umb  eigen  und  erbe 
den  meier  von  wegen  der  bannehorm.  Interessant  ist  auch  WSerrig  Irsch  und  Beurig 
16.  Jhs.,  G.  6,  442,  wo  der  Zender  neben  dem  herrschaftlichen  Meier,  diesem  teilweis  bei- 
geordnet, teilweis  untergeordnet  erscheint 

^  S.  oben  S.  233  f.,  261.  Nach  Hennes  ÜB.  1,  430,  1323  scheint  die  Gemeinde 
Kobem  keinen  Zender  mehr  zu  haben;  es  verpachten  Gemeindeland  scholteze,  der  vait,  die 
scheifene  und  die  gemeinde.  Dagegen  verleihen  Hennes  ÜB.  1,  436,  1329  schultheisse  vogit 
Schelfen  der  heinburge  und  die  gemeinde  zu  Ofterding,  vgl.  Hennes  ÜB.  1,  467,  1356 :  rittere 
▼an  Andemache  und  die  andern  erben  zu  Ochtending,  R.  .  .  heimburge  und  die  gemeinde 
samencliche.  In  Igel  gab  es  Freigüter,  welche  frei  waren  von  Herrenzinsen  und  nur  im  Fall 
des  Erbantrittes  Va  Rthlr.  SuccessionsgebOhr  gaben.  Sie  hiefsen  Königsgüter,  der  Vorstand 
Königsmeier.  Dieser  Königsmeier  war  in  Wirklichkeit  der  alte  Zender,  wie  aus  WIgel 
1537  §  9  hervorgeht,  wo  er  noch  gewerbepolizeiliche  Funktionen  hat 

»)  Vgl.  dazu  oben  S.  455  f.  und  WKenn  1490,  G.  2,  312:  wisent  die  scheffen  und 
huber  miteinander  dem  vurgn.  hem  dem  abt  sieben  rodenflöre,  die  sal  des  hem  meier  in 
des  hem  wegen  usligen  zu  der  fonfter  garben,  die  sullen  mime  hem  werden  und  nimans  me, 
und  wanne  der  meier  si  enwegh  lihen  sal,  so  sal  er  si  den  hohem  zu  eirste  bieden  vur 
andern  luden.  .  .  wisent  die  scheffen,  das  des  hem  meiger  einen  fürster  machen  sal  über 
die  sehen  rodenflöre,  über  alle  ander  husche  und  flore,  die  den  hohem  zuhorent,  des  hem 
recht  zu  warden  und  zu  hueden;  und  darumme  ist  iclicher  roder  schuldich  von  sime  Zu- 
behöre dem  boden  eine  garbe  zu  geben  zu  loin.  und  was  sachen  uf  dem  floire  entstünden, 
da  boissen  von  schinent,  die  weren  des  hem  aUein  und  niemans  me. 


«ip 


(Ui'QDiilioi'rlichkeit  und  Vogtei.  —     1010     — 

Notfall  ile  fiifto  zuliefs',  iui  ganzen  aber  gelangte  man  sebr  bald  zur  unver- 
hillchlii-lieii  Geltung  aller  von  giniudherrlicheii  Beamten  aiiHgebenden  Mark- 
anordaungen  *. 

Wie  der  GrundhOTr  aber  als  Markherr  das  alte  Markbeamtentum  gmnd- 
berrlich  machte  oder  in  der  grundhenschaftlichen  Verwaltung  auflöste,  so  ab- 
sorbierte seine  Verwaltung  auch  die  markgenösBische  Finanzverwaltung  und  das 
markgenöesigche  Besteueningerecht  Wahrend  der  Grundherr  sich  der  genügen 
Leistungen,  welche  die  Markgemeinde  einst  als  GenoBsenschaft  fbr  das  gemeine 
Wohl  der  Genossen  ausgebildet  hatte,  so  namentlich  der  Zuchtviehhaltung,  ohne 
viele  Schwierigkeiten  unterzog',  rife  er  zugleich  die  direkten  Einnahmen  der- 
selben völlig  oder  wenigstens  zum  Teil  an  sich  *  und  setzte  sich  in  den  Genuis 
der  markgenössischen  Steuer-  und  FrondiensÜiT&fte  ^. 

Katurlich  muiste  sich  unter  der  Einwirkui^  dieser  Vorgänge  die  Stellui^ 
des  einzelnen  einst  freien  Markgenossen  in  der  Mark  vOllig  ändern.  Hatten 
froher  nur  die  Grundholden  dem  Grundherrn  gedient,  so  war  Zins  und  Fronde 
jetzt  das  Los  jedes  Markeingesessenen  wie  der  ganzen  Mar^emeinde*;  dem 
gnindherrlichen  Markding  und  Zins  war  nun  nadi  WRoden  1484  §  3  verfiülen, 
wer  ein  voiß  eirfs  hait  in  Roder  banne;  man  sprach  von  Scfaätzui^n,  Fronden, 
Diensten,  Beden,  Ächten,  Schäften,  Zinsen  und  anderer  Belastung  grundherriich 
gewordener  Markgenossen  ^,  und  das  WMeddeisheim  vom  J.  1514  bemerkt  in 
§  9*:  wer  bei  uns  sitzt  und  wonhafUg  ist  und  dem  hem  dienstlich  lieb  und 
leiden  gnad  und  ungnad  litt,  der  hat  macht  und  freiheit  zu  gebrauchen  wasser 
und  weid,  fischen  und  jagen,  gleich  ein  andrer  gemeinsman.  So  entsteht  denn 
neben  der  alten  Grundhörigkeit  eine  neue  Maii^Origkeit*,  deren  Verpflich- 
tungen nicht  minder  mannigfaltig  sind  wie  die  der  Grundhörigkeit  Aus 
der  markgenössischen  Steuerpflicht  wird  eine  mehr  oder  minder  ausgedehnte 
markhörige  Zinspflicht  entwickelt";  die  alte  Maritfronde  fllr  Instandhaltung 

■)  S.  z.  B.  WNalbacher  Thal  1532,  G.  2,  26,  dt.  oben  S.  510  Note  1;  WBockenau, 
U.  2,  IftS,  cit.  oben  S.  490  Note  2. 

")  VgL  z.  B.  obeo  S.  489. 

»)  S.  oben  S.  542,  auch  S.  447,  sowie  v.  Maurer,  Dorfvf.  1,  259.  Nach  WKönigs- 
macher  1591  §  14  stellt  der  Zender  von  wegen  des  Grondherrn,  d.  h.  auf  dessen  Kosten, 
den  HofleuUn  das  Zuchtvieh.  DafUr  erhält  der  Abt  (g  15  f.)  den  kleinen  Zehnten  aus  der 
Gemeinde,  von  einem  Kalb  1  d,,  von  einem  Fallen  4  d. 

*)  WNalbacher  Tbal  1532,  G.  2,  26,  cit.  oben  S.  507  Note  10. 

")  S.  dazu  oI>en  S.  801,  auch  v.  Maurer,  Dorfrf.  1,  195  f. 

')  *USMax.  1484,  Bl.  SS^,  Losheim,  Zinse  an  den  Abt  in  Losbeimer  Bann;  item  die 
gemein  von  Wigerwiler  .  .  van  eime  walde  bi  Wigenriler  2  faß  koms  grontzins.  item  die 
gemein  van  Twalenbach  usser  dem  walde  genante  der  Hage  Vk  vas  koms  grontzins. 

')  Bd.  3,  No.  237,  1450. 

*)  Schon  oben  S.  284  Note  I  citiert. 

')  CharakteristiBch  in  dieser  Hinsicht  ist  WOckfen  1325  §  13:  nullus  in  mundo,  qui- 
cunque  Sit,  potest  habere  oliqua  bona  monsualia  in  dicta  villa  et  eins  banno  seu  confuiio, 
nisi  reoipiat  ea  a  [domina  terrae]  et  sibi  .  .  praeslet  iuramentum  fidelitatis  aut  eins  officiato 

">)  WGnleshahn  1688:    wer  binnen  bezirk  so  viel  hat,   daß  man  einen  dreistempeligen 


—     1011     —  IWe  Grandherrlichkeit] 

der  Wege  u.  dgl.  wird  zur  grundherrlichen  Fronde  umgestaltet  oder  gar  auf 
Geld  reduziert,  und  nur  der  alte  Namen  Centena  erinnert  noch  an  ihre  Her- 
kunft ^ ;  der  Wachtdienst  der  Markgemeinde  endlich  wird  von  den  Markgrenzen 
auf  die  grundherrlichen  Burgen  abgelenkt*.    Dazu  kamen  unter  Umständen 


stuhl  druf  setzen  kan,  anerkennen  die  höber  m.  gn.  h.  pflichtmässig  und  schuldig  die  ge- 
rechtigkeit  des  gerichts  zu  halten;  wer  aber  binnen  dem  bezirk  so  viele  hat,  als  6  fl.  wert, 
ist  m.  gn.  h.  1  fiider  zu  2  Coblenzer  simmer  haber  schuldig;  war  aber  ein  man  von  got 
also  gesegnet  und  reich,  daß  er  den  ganzen  bezirk  mit  ^ner  band  sehen  und  mit  ^iner 
Sensen  mehen  könte,  so  wäre  er  annoch  m.  gn.  h.  mehr  nit  als  ein  fuder  haber  schuldig. 
WRetterath  1468,  G.  2,  610:  die  zinse,  die  dan  der  heimburger  heven  ist,  sal  er  lievem  zwei 
deil  mime  herm  von  Trier,  ein  deil  eim  graven  von  Vimenburgh. 

^)  So  im  UPrüm,  vgl.  dazu  Sohm  R.  u.  Gervf.  S.  186,  209.  Besonders  deutlich  ist 
USMax.  S.  449,  Rittersdorf:  quicumque  in  banno  nostro  sunt  vel  super  salicum  bonum 
manent,  operantur  1  diem,  qui  dicitur  centenarii;  und  USMax.  S.  450,  Matzem:  operantur 
mansionarii  vel  quicunque  bonum  salicum  tenent  uno  die  opus,  quod  vocatur  centenarii.  In 
Lothringen  hat  sich  diese  alte  Centena  noch  an  besonders  vielen  Orten,  meist  in  der 
abgeblafsten  Gestalt  einer  blofsen  grundherrlichen  Abgabe,  bis  ins  spätere  Mittelalter  und 
über  dieses  hinaus  erhalten.  Hauptsitze  dieser  Reste  sind  die  Cantone  von  Dom^vre,  Thiau- 
court,  Pont-ä-Mousson  imd  Noni^ny,  also  der  Nordwesten  des  Meurthed^partements.  Hierüber 
vgl.  man  Lepage  in  den  M^m.  de  la  soc.  d'arch^ol.  lorraine  Bd.  90,  185  f.  und  früher  in 
den  Communes  de  la  Meiurthe  2,  314,  317  f.;  femer  Roussel,  Hist  eccl.  et  civile  de  Verdun 
S.  CXIilX  f.;  Gouet.  Hist  de  Verdun  et  du  pays  Verdunois  1,  487;  Calmet,  Notice  de  la 
Lorraine  2,  222  f.;  auch  Bonvalot  S.  362—3,  sowie  Waitz,  Vfg.  7,  255.  Von  allen  lothrin- 
gischen Centenen  sind  wir  am  genauesten  über  die  Centene  in  Pont-ä-Mousson  unterrichtet; 
die  für  sie  vorhandenen  Dokumente  hat  Lepage  neuerdings  in  den  M^m.  a.  a.  0.  S.  159  f. 
veröffentlicht  und  besprochen.  Er  kommt  zu  dem  Schlufs,  dafs  die  Centene  aus  den  Grund- 
hörigen des  Herzogs  von  Lothringen  bestand,  welche  an  den  Vorteilen  der  1261  eingeführten 
I^i  de  Beaumont  nicht  teilnahmen  und  deshalb  später  von  Bürgern  und  Grundherren  gleich 
stark  bedrückt  wurden.  An  ihrer  Spitze  stand  ein  Meier.  I^epage  findet  für  diese  Organi- 
sation nach  rückwärts  hin  keinen  Anknüpfungspunkt :  quelle  ^it  Torigine  de  cette  singuli^re 
Organisation,  qui  se  perp^tua  j^usqu^ä  la  fin  du  XV«  si^cle?  On  ne  pourrait  faire  ä  ce  si]^^^ 
que  des  suppositions,  peut-etre  contraires  k  la  v^rit^,  et  dont  il  est  plus  sage  de  s'abstenir.  — 
ITbrigens  entwickelten  die  Grundherren  auf  der  Basis  des  AUmendeobereigentums  auch  noch 
andere  Fronden  als  die  Centene,  vgl.  oben  S.  485  den  §  6  der  Aufeeichnung  Märtinsdörfer 
jährliche  schuldige  frönde  betreffend,  aus  dem  Arch.  Maximin.  9,  804  f.,  16. — 17.  Jh.;  femer 
MR.  ÜB.  1,  882,  c.  1050:  die  SMaximiner  Hüfiier  von  Wasserbillig  müssen  u.  a.  für  den 
Markherren  vennas  reficere,  croadas  faoere,  ad  opera  castelli  venire.  WGostingen  und 
Kanach  1589  §  22:  jeder  Einwohner  und  Hintersasse  soll  jährlich  in  eins  erw.  apts,  als 
grünt-  und  vogtheren,  frien  achten  imd  velden,  so  von  allen  zenden  frie  und  enthaben,  mit 
8  froenedagen  mit  seim  ploech  und  geschirre  .  .  froenen  und  arbeiten,  und  in  die  obg.  achten 
und  velde  mit  der  sonnen  us-  und  infaren.  Dafür  erläfst  der  Abt  jedem  1  Vierzel  Weizen 
am  Zins.  Dieser  Erlafs  kommt  öfter  vor.  Vielleicht  gehört  hierher  auch  noch  WKenn 
14.  Jh.  2.  H.  §  1,  G.  6,  545,  Grundherr  ist  SMaximin:  und  lunb  daß  sie  wasser  und  weide 
haint  van  hin  und  niemans  me,  darumb  so  sint  sie  schuldich  hin  hulde  zo  doine  uf  den 
heiligen  aichten ,  daß  ein  man  jare  imd  dach  in  dem  banne  zo  Kenne  gewanet  halt  und  iure 
und  rauch  gehalden  hait. 

«)  S.  MR.  ÜB.  1,  382,  c.  1050,  cit.  Note  1;  WHalsenbach-Bickenbach  1647,  G.  2, 
237 :  daß  die  guter ,  so  under  diesem  gerichtzzwang  begriffen,  wie  sich  die  guter  verwandlen 
aus   einer  band   in   die   andere,   sterblich  und   hilligsgüter   zu  acht  tagen,    gekaufte   guter 


[Grunilherrlichki-it  und  Vogti'i.  —     1012     — 

noch  andere  Leistungen,  wie  etwa  die  Pflei^e  gruucfheirlicher  Jagdhunde,  um 
A\e  Markhörifikeit  zu  einem  vollen  wirtschaftlichen  Konelat  der  Gmnrihörig- 
keit  umzugestalten'. 

Und  neben  der  Zinspflirht  stand  die  Gerichtspflicht*.  Wo  es  irgend  an- 
ging, da  wurde  <ias  Nelieueiuauderbestelieu  von  Fronhofsding  und  Markding 
beseitigt,  beide  Dinge  wurden  zu  6inem  Grundgericht  fili'  Hof-  wie  Mark- 
sachen verschmolzen'.  Natürlich  hatte  bei  dieser  Fusion  (las  Hofding  den 
hervorragenden  EinfluTs:  so  verschwinden  die  freien  Heinigerede  und  die  son- 
stigen Gerichte  der  alt#u  Markverfassung*. 

Ja  noch  weiter  griff  die  neue  Markherrlichkeit  des  Gnmdhemi  um  sich. 

getausclite  oder  gekaute  guter  zu  vierxeben  tagen,  wan  er  die  also  empfangen  im.,  als  riel 
man  einen  [ilreijstempticheu  stuel  darauf  stellen  kann,  so  Ut  derselbe  drei  dienst  auf  <lae 
Schöneckli  zu  thun  schuldig.  Hierher  gehört  vielleicht  aufser  WAIken,  G.  2,  46S,  auch 
WLondscheid  §  6,  G.  6,  55S:  auch  ein  erli  genant  das  Ridener  erli  zu  Lanlacheit,  davon 
gift  man  meinem  gn.  b.  drei  tag  und  sechs  wochen  einen  wäcbter  zu  ManderBcheit  auf  dat 
schlos,  also  dick  uut  so  viel  dat  not  gebührt.  Die  alten  Wactae  können  sich  späterhin  dann 
geradezu  zur  Landpolizei  entirickeln,  s.  WDerburg  1>595  §  3  u.  5.  Abgelöst  erscheinen  die 
Wachen  im  ULuxemhurg,  vgl.  z.  B.  S.  383,  i,  Hoffelt:  pour  les  wardes  en  argent,  monte 
desccDt,  16  Ib.  .  .  .  cyre  de  wardes  .  .  140  Ib.;  poivre  des  wanles  .  .  S  Ih.  Dazu  s.  allgemein 
Bd.  3  Wortr.  u.  d.  W.  warde. 

')  So  behauptet  z.  B.  Ann.  d.  bist.  Ver.  f.  d.  Niederrh.  23,  176,  1267,  der  Herr  von 
Scbleiden  als  Markbeir,  iaCe  die  Mönche  von  Steinfeld  ex  curia  mooasterii  .  .  Repuch  sihi  et 
beredibus  suis  in  cnrribus  et  aratris  suis  senire  lenerenlur  .  . .  qnod  magister  corie  dictc  in 
tribus  generalibus  placitis  in  anno  in  sua  curia  Sistig  comparere  teneretur,  quod  dicta  curia 
ad  molenduni  in  suo  molendino  tcnfretur,  qiind  .  .  non  halieret  potesUitcni  incidendi  propria 
ligna  sine  stu  [dea  Herrn  von  Schieiden]  licentia  epeciali,  quod  canes  suos  nutrire  tenercntor 
in  curia  memoiata,  quod  homines  monasterii  in&a  suos  terminos  bona  eccleaie  colentes  sue 
curie  Sistig  astricti  («nerentur.  Dem  stehen  freilich  andere  Behauptungen  des  Klosters  ent- 
gegen, B.  d.  Urk.  Repuch  ist  eine  auf  Sistiger  Allmende  begründete  Grangia.  Vgl.  auch 
a.  a.  0.  S.  178,  1269. 

')  S.  acbon  WGuleshabn  1683,  cit  S.  1010  Note  10,  und  das  Citat  in  Note  1.  Vgl  ferner 
USMax.  S.  435,  Scboenbfrg  in  Luxemburg:  quicumque  in  banno  nostro  sunt,  etsi  super  allo- 
dium  Buum  morentur,  tria  nobis  placlta  Tel  cetera,  quando  precipimus,  celebranL 

»)  Vgl.  z.  B.  'WLongiiich  1408,  Arch.  Maximin.  8,  35,  §  19:  item  dixerunt  [scabini], 
qui  frivole  mesBuerit  fruges  vel  coUigeret  uvaa,  antequam  dominus  abbas  consumeret  duos 
dies,  et  etiam  post  hoc  infregerit  fS.  56]  banna  legens  solus  sine  consensu  communttatis,  ille 
incidit  poenani  ad  dictamen  domini  ahliatis  et  conununitatis  ibidem  imponendam,  de  qua 
emenda  commimitas  habebit  dimidietatem  et  dominus  dimidietatem;  ndvocatus  autem  nihil. 
WMichelnbach  1514:  ueberzeunt  Jemand  seinen  Nachbar  ohne  wißen,  so  4  s.  Trierscb  dem 
grundheren;  geschieht  es  wissentlich,  so  mannichen  zuenstecken  er  dan  setzt,  so  mannich 
10  weißpfenning  und  10  Bester  weios  vermacht  derselbige.  WAltwies  1693  §  5:  der 
Grundherr  ernennt  den  Zender,  ihm  stehen  die  Bufsen  zu,  welche  durch  Abbau  oder 
sonstige  Beschädigung  des  Gemeindewalds,  durch  Abätzung  oder  Verwüstung  der  FeldfrUchte 
und  Wiesen  verwirkt  werden.  ^\Xangenlonsheim,  G,  2,  154:  wan  einer  ein  gemarkstein 
ausgrübe  freventlich,  der  wer  verfallen  vor  leib  und  vor  guet,  und  wer  es  sach  daß  einer 
überbaut  in  wegen  und  im  feit  und  im  dorf,  der  ist  verfallen  vor  6  alb.  der  gemeinden  und 
stehet  tiirter  in  u.  gn.  tr.  straef. 

«)  S.  oben  S.  305  f. 


—     1013     —  I>ie  Grundherrlichkeit] 

Noch  war  der  alte  Zusammenhang  zwischen  Gerichts-  und  Heeresverfassung 
nicht  tiberall  vergessen,  und  wo  er  gewahrt  war  und  die  Markgemeinde- 
verfassimg  auch  die  urspillngliche  Einheit  von  Gerichts-  und  Wirtschafts- 
verfassung noch  aufwies,  da  konnten  dem  Zender  noch  spät  militärische 
Befugnisse  zustehen.  Natürlich  fielen  auch  diese  Befugnisse  bei  entstehendem 
Allmendeobereigentum  an  den  neuen  Markherm,  und  auf  Grund  dieses  Vor- 
ganges weist  noch  eine  Quelle  aus  dem  Beginn  des  16.  Jhs.  einem  Mark- 
herm das  gemeine  Geschrei  und  die  Folge  seiner  Markeingesessenen  ^. 

Aber  gerade  die  letztere  Erscheinung  ruft  ein  Bedenken  gegen  die  ganze 
bisherige  Erörterung  der  Markherrlichkeit  wach.  Wir  haben  bisher  stets  von 
der  Mark  im  allgemeinen  gesprochen.  In  Wahrheit  gab  es  aber  eine  solche 
allgemeine  Mark  nicht,  sie  ist  ein  Abstraktum,  dem  im  Leben  die  verschie- 
densten Ausbildungen  der  Mark  von  den  grofsen  alten  Hundertschaftsmarken 
bis  zur  kleinsten  Dorfinark  hinab  gegentiberstehen. 

Läfst  sich  nun  unsere  bisherige  Betrachtungsweise  rechtfertigen?  Sie  ist  ganz 
allgemein  zulässig  auf  Grund  der  schon  oben  S.  294  angestellten  Eröiterungen, 
doppelt  zulässig  aber  im  vorliegenden  Falle,  wo  es  sich  ganz  vorwiegend  nur 
um  6ine,  und  zwar  die  zuletzt  durchgebildete  Form  der  Markgemeinde,  die 
Dorfmarkgenossenschaft,  handelt.  Die  Dorfmarkgenossenschaft  aber  kommt 
hier  deshalb  vornehmlich  in  Betracht,  weil  das  Allmendeobereigentum  und  da- 
mit die  ganze  uns  hier  beschäftigende  Entwicklung  erst  dann  umfassend  ein- 
tritt, als  schon  fast  alle  grofsen  Hundertschaftsmarken  mehr  oder  minder 
radikal  in  Dorfmarken  zerlegt  waren,  und  weil  der  Sieg  der  Grundherrlichkeit 
an  sich  in  jeder  Mark  die  Tendenz  hat,  jeden  gröfseren  markgenössischen 
Verband,  der  etwa  noch  vorhanden  sein  sollte,  zu  zerreifsen*. 

Gleichwohl  ist  es  jetzt,  am  Schlufs  der  Darstellung  der  Markherrlichkeit, 
unsere  Pflicht,  noch  einen  besonderen  Blick  auf  die  Formen  zu  werfen,  welche 
diese  Markhenlichkeit  in  anderen  Markenbildungen  als  gerade  der  Dorfmark 
annehmen  konnte. 

Das  Charakteristische  dieser  besonderen  Formen  beruht  darauf,  dafe  die 
Trennung  zwischen  Gerichtsverfassung  und  Wirtschaftsverfassung,  welche  in 
der  Dorfmark  vorliegt,  bei  sämtlichen  gröfseren  alten  Markbildungen  noch 
nicht  eingetreten  ist:  in  ihnen,  und  vor  allem  in  der  Hundertschaftsmark 
—  von  der  Zendereimark  als  einer  der  Dorfinark  aufs  nächste  verwandten 
Form  sehen  wir  hier  ab  —  ist  die  Vertretung  der  gerichtlichen  wie  der  wirt- 
schaftlichen Bedürfnisse  noch  eine  einheitliche,  die  Markgemeinde  ist  zugleich 


>)  CRM.  5,  44,  1503:  als  wir  Jacob  erzbisschof  zu  Trier  .  .  im  dorf  Protich  der  gnint- 
hochhere  und  richter  sihen  und  uns  und  imserm  stift  von  heimburgen  geswom  und  ganzer 
gemeinden  daselbst  allejerlichs  uf  sant  Valerius  tag  zugewiesen  wird  wasser  und  weide,  der 
grae  walt,  herkommende  man,  der  glockenklank,  das  gemein  geschrei,  die  folge  etc. 

«j  S.  oben  S.  304. 


|(jn.iiiilli«rrlitlikeil  und  Vogtfi.  —      1014-     — 

Staatliche  Geriphtsfiemeiiide.    Wie  macht  sich  diese  iiiiiiß:e  Koböi-euz  nun  im 
Fall  der  Markherrlichkeil  geltend? 

Wir  könneu  hier  verschiedene  Fälle  unten^cheiden.  Am  einfachsten  liejreii 
die  Dinge  da,  wo  dem  Markhemi  zutricich  die  politische  Gerichtshoheit  Üher 
die  Mark  aus  einer  anderen  Quelle  her  zusteht,  als  aus  der  hloisen  Entwickluns; 
des  Markobereigeiitunis.  Das  ist  der  Fall  völlig  im  königlichen  Fiskus,  und 
vielfach  auch  im  Keubruchshochgericht  des  fillberen  und  spät4?ren  Mittelaltti's, 
Im  Fiskus,  der  zugleich  nach  Wirttchafts-  wie  Gerichtsverfassung  eine  Hundert- 
schaft darstellt,  ist  der  Kflnig  ohne  weiteres  voller  Gerichtsherr,  der  Iudex 
steht  an  Stelle  des  Hunnen ,  die  Verfassung  ist  unter  stärkster  Ingeiviiz 
des  königlichen  Mark-  und  Geiichtsherm  einheitlieh  geregelt'.  Etwas  Ähn- 
liches gilt  von  dem  als  Hundertschaft  für  sich  foimierten  Neuliruchahochgericht, 
falls  sich  mit  dei-selben  die  Lnmunität  verbindet:  auch  hier  ist  der  MarkheiT 
ohne  weiteres  voller  Gerichtsherr,  in  späterer  Zeit  also  Hocligcrichtsherr  der 
Hundertschaft*.  Anders  dagegen,  wenn  der  Markhen-  des  Neubruchs  nicht 
zugleich  im  Besitz  der  Immunitätsivclit^  ist;  in  diesem  Falle  gestaltet  sich 
die  Gericlitsverfaasung  der  Markeingesessenen  leidlich  selbstAnciig  aus,  und  der 
Mai'khen-  entmckelt  höchstens  neben  dem  autonomen  Gerichtsvoi-stand  noch 
ein  konkurrierendes  richterliches  Amt  des  Amtmanns  oder  Schultheifseu '. 

Eben  diese  Form  ist  nun  die  mafsgebende  auch  da,  wo  es  sich  um 
MarkheiTlichkeit  in  alten  noch  in  einheitlicher  Gerichts-  und  Wirtschafts- 
verfassung  verbundenen  Hundertschaftsmarken  handelt,  wie  wir  sie  in  dor 
Ruwerhundertschaft  und  der  Berakastler  Hundertschaft  kenneu  gelenit  halwu. 
Auch  hier  entwickelt  der  Markherr  keine  gerichtliche  Hundertschaftshoheit  auf 
Grund  vou  Allmendeobereigentiim  ^ ;  es  bedai-f  vielmehr  des  Ei-weriis  der  Ge- 
richtshoheit auf  anderem  Wege,  durch  Ankauf  der  Hunrie  oder  Lehnsempfang 


')  Diese  Begelung  bleibt  natürlich  auch  beim  Ül>ergang  eines  Fiskus  in  anderes  Eigen- 
tum bestehen,  so  z.  B.  in  Andernach,  wie  die  Urkunden  der  Andemacher  Schreinsrolle  deut- 
lich zeigen;  vgl.  z.  B.  "Andern.  Scbreinsr.  No.  19,  G.  629,  1190. 

')  So  wohl  Chrodwin  in  dem  grofsen  Bifang  um  Binafeld,  ME.  ÜB.  1,  22,  770,  vgl. 
dazu  oben  S.  698  f.  Vermutlich  gehört  hierher  aueh  Lehnsbuch  Werners  II.  t.  Boland 
S.  20;  W.  besitzt  TilUun  (Waldalgesheim  am  grofsen  Soon)  iuxta  silvam,  que  dicitor  San, 
cum  aliis  viilis  et  silva  sibi  pertinente  cum  omni  iustitia;  et  villam  (Lett^eiler  am  Glan) 
cum  aliis  villi»  sibi  pertinentibus  cum  omni  iustitia.  An  beiden  Orten  hat  Werner  auch 
curie:  S.  21. 

')  S.  oben  S.  286  ff. 

*)  Bezeichnend  in  dieser  Bichtung  ist  z.  B.  noch .  trotz  mauiigfacber  Konzessionen, 
MB.  ÜB.  1,  310,  1038,  Urkunde  Erzbischof  Poppos  fUr  SMatheis,  das  restauriert  wird: 
super  cuius  monasterii  universam  familiam,  ut  ab  antecessoribiis  meis  statutuin  est,  liulli  uisi 
soll  abbati  eiusdem  provisoii  iugtitiae  censuram  exigendam  districtionem  placitumve  tenendiun 
omnemque  omni  tempore  potestatem  exercendam  cxcepto  thelonei  lucro  de  mercato  dumtaxat 
in  prefati  sancti  Eucharii  inibi  constitiito  natale  bannique  iure  de  homicidio  concessi;  cuius 
homicidii  redemptionem  persolvendam,  nullumque  centurionem  absque  eiusdem  abbatis 
Mtnunve  consensu  ac  legali  familioe  electione  preficiendum  esse  censiii. 


—     1015     —  IHe  Grundherrlichkeit] 

seitens  des  Grafen,  bezw.  durch  Besitz  der  Immunität,  um  zum  Gerichtsherm 
derjenifjen  Hundertschaftsmark  zu  werden,  deren  Markherr  man  ist*. 

So  hält  sich  denn  die  Markherrlichkeit  stets  in  wirtschaftlichen  Schranken : 
sie  vei-schlingt  wohl  die  Markdinge  und  damit  die  Wirtschaftsgerichtsbarkeit 
der  freien  Markgemeinden,  nicht  aber  die  staatliche  Gerichtshoheit,  soweit  sich 
dieselbe  in  den  alten  Hundertschaftsmarken  auswirkte.  Keine  Überschreitung 
der  Grenzen  markgenössischer  Wirtschaftsverfassung,  aber  volles  Ausfüllen  der- 
selben im  grundherrlichen  Sinne,  das  ist  der  Kern  der  Entwicklung  grund- 
herrschaftlicher Markherrlichkeit.  Und  innerhall)  dieser  Grenzen  wurde 
günstigen  Falles  alles  nur  Wünschenswerte  erreicht:  das  markgenössische 
Beamtentum  wurde  der  Grundherrschaft  einverleibt,  das  Fronhofsding  zum 
Grundgericht  erweitert,  die  freien  Markeingesessenen  den  Grundhörigen  in 
Fronden  und  Lasten  als  Markhörige  angeschlossen,  die  Markverwaltung  end- 
lich zur  Ausprägung  neuer  finanzieller  Anfordeiimgen  an  die  Markgemeinde 
und  deren  Glieder  ausgenutzt.  Der  Fronhof  aber  mit  seiner  Wirtschafts- 
verwaltung verschwand  fast  in  dieser  Summe  neuer  meist  einträglicher  Rechte ; 
Grund-  und  Markhörige  vermischten  sich  zu  einer  indifferenten  Masse;  die 
aus  dem  Bauding  entwickelte  gemeinsame  Dorfgerichtsbarkeit  des  Grund-  und 
Markherm  umschlofs  sie  als  sichtbarstes  Zeichen  bestehender  Grundherrschaft : 
die  Patrimonialhen-schaft  späterer  Zeit  begann  sich  aus  der  Fronhofsverfassung 
der  deutschen  Kaiserzeit  in  deutlichen  Zügen  zu  entwickeln. 

Allein  hervorragende  GiimdheiTen  brachten  es  weiter  als  bis  zur  Einver- 
leibung markgenössisch  -  autonomer  Rechte  in  den  mageren  Bereich  ursprüng- 
licher Grundherrlichkeit;  sie  rissen  schon  früh  auch  staatliche,  hoheitliche 
Rechte  an  sich. 

Die  ImmunitiU  war  das   Mittel  zum  Erwerb  solcher  Rechte^.    Die  Im- 

*)  S.  dazu  oben  S.  170  ff.,  200  ff.,  speziell  S.  210;  s.  auch  noch  die  WW.  für  Tholey 
1450,  1580,  1582,  1584,  1587,  G.  3,  755  f. 

*)  Zur  Litteratur  der  älteren  Immunität  vgl.  man  namentlich  Brunner  in  Holtzen- 
dorffs  Encyklop.*  System.  Teil  S.  214,  daneben  auch  Fustel  de  Coulanges  S.  256. 
Neuerdings  haben  das  Thema  behandelt  A.  Prost,  L'immunit^,  in  der  Nouvelle  Revue  bist, 
de  droit  6,  113  f.  (wenig  bedeutend^  und  Fustel  de  Coulanges  in  der  Revue  bist  22,  249  f., 
28,  1  f.  Vom  wirtschaftsgeschichtlichen  Standpunkte  aus  wären  besonders  anzuführen 
Landau,  Salgut  S.  119  f.;  Thudichum,  Gau-  und  Markvf.  S.  84  f.;  v.  Maurer,  Einl.  S.  217, 
Dorfv£  1,  351  f.,  Fronh.  1,  278  f.,  282  f.;  v.  Inama,  Grofsgrundh.  S.  67  f.,  Wirtschaftsg. 
1,  273  f.  Für  die  Mosel  kommen  an  Immunitäten  und  verwandten  Quellenstücken  besonders 
in  Betracht  MR.  ÜB.  1,  17,  763;  24,  772;  28,  775;  48,  815;  50,  816;  57,  826;  67,  841;  74, 
845;  89,  8.55;  90,  a55;  92,  856;  95,  860;  109,  868;  114,  871;  122,  884;  126,  888;  131,  891; 
132,  893;  133,  893:  143,  898;  148,  899;  150,  902;  162,  919;  185,  947;  231,  968;  240,  973; 
259,  988;  261,  990;  313,  1040;  321,  1044;  322,  1045;  333,  1051;  334,  1051;  344,  1056; 
359,  1065;  360,  1065;  369,  1069;  434,  1116;  532,  1144;  600,  1157;  636,  1163;  Bd.  2,  125, 
1192;  236,  1198—1205;  Bd.  3,  129,  1220;  224,  1224;  308,  1227?;  536,  1235;  741,  1242; 
1154,  1252;  1278,  1255.  Osterreichische  und  sonstige  südöstliche  Privilegien  zählt  v.  Inama, 
(xrofsgrundh.  S.  114  Note  15  auf.  —  Zur  wirtschaftlichen  (Beunde-)Immunität,  welche 
V.  Maurer  fälschlich  als  Vorstufe  der  staatlichen  ansieht,  vgl.  oben  S.  426,  s.  auch  S.  325 
und  S.  282  Note  2. 


[GninillieiTlithkeil  imii  Vogtei.  —     1016     — 

mtinititt,  wie  sie  schon  früh  im  iuorovnnnisfben  Reiche  vorkommt  und  sich  im 
7.  Jh.  völl^  und  allseitig  ausbildet',  erteilt  freilich  direkt  keinerlei  Auftrafr 
rur  ÄusQbung  staatlicher  Rechte.  Auch  trachteten  die  späteren  lunuunitätJ*- 
heiTen  ursprünglich  par  niclit  nach  uii  mittelbarem  Erwerti  vou  Hoheitsrechten, 
der  Gesichtspunkt  war  ein  ganz  andei-pr:  sie  ei-strehten  durch  die  Inmiunität 
den  Ausschlufs  der  raerowingischen  Beamtenwillkür  und  Beamtengewalt  von 
dem  Bereich  und  der  Bevölkenmi;  d<fs  Grundbesitzes*.  Denigeuiüis  hat  die 
Immunität  anfangs  durchaus  uml  auch  später  noch  immer  wesentlich  die  Fonn 
eines  Verbotes :  sie  verbietet  den  introitus  iudicum  in  den  Inimimitätsbezirk. 

Aus  diesem  Verbot  aber  folgte  uun  freilicii  eine  fönnliche  Lahmlegung 
aller  merowingisehen  l)ezw.  sjjäter  karolingisch-deutschen  Beaintenfuuktiuneu 
für  den  Beieich  der  ImnmnitAt. 

Diese  Fimktionen  waren  von  dreierlei  Art:  sie  bezogen  sich  auf  Gericht, 
Heer  und  Finanzen. 

Darum  hörte  mit  dem  Eintritt  voller  Lnniunität  im  Bezirk  derselben  die 
staatliche  Rechtspflege,  Heeresverwaltung,  Finanzthätigkeit  auf.  und  an  die  Stelle 
der  administrativen  Einbeziehung  in  den  Staatskörper  trat  eine  direkte  dui'ch 
Verleihung  der  königliehen  Munt  hergestellte  Beziehung  des  Immunitätsherm 
zum  Staatsoberhaupt". 

Die  Zurückziehung  der  staatlichen  Rechtspflege  gelangt  zum  Ausdruck 
in  dem  Verbot  au  alle  Beamten ,  innerhalb  des  Imnmnitätsl)ereiehs  geriehts- 
herrlicbe  Funktionen  wahrzunehmen,  d.  h.  den  Gerichtfivorsitz  zu  Übernehmen 
und  die  Gerichtsvollstreckum:  auszuül)en*.     Dies  Aufgeben  der  königlichen 


■)  Trierer  InununitiU  von  632,  MGDD.  (PertE)  No.  258.  Ans  merowingischer  Zeit  haben 
wir  freilich  nur  Diplome  fUr  kirchliche  Institute,  doch  sind  Immunitäten  wohl  sicher  auch  an 
Laien  bewilligt  worden,  Fustel  a.  a.  0.  S.  267. 

')  Das  hat  neuerdings  namentlich  Fustel  gut  hervorgeh olien.  S.  auch  MR.  U6.  1,  IT, 
763;  die  Immunität  soll  nicht  durchbrochen  werden  können  durch  cuiuslibec  iudiciiun  seva 
cupiditas,  diese  sollen  nicht  (MR.  ÜB.  1,  24,  772)  aliquo  ibi  generare  detrimento. 

')  MR-  ÜB.  1,  IT,  763;  sub  emunitatte  nomine  sub  tuitione  vel  defensione  noatra  seu 
heredom  nostrorum  debeant  quieti  in  dei  nomine  reeidere;  mundiburdium  et  advocatia  MR. 
ÜB.  1,  234,  970?;  MR.  ÜB.  l,  162,  919:  sub  defenBione  nostrae  tuitionis  atque  mundoburdo, 
ähnlich  MR.  ÜB.  1,  266,  990;  mundiburdium  MR.  ÜB.  1,  321,  1044;  mundiburdium  et  defensio 
MR.  ÜB.  1,  844,  1056;  359,  1065. 

*)  Eb  wird  verboten  MR.  ÜB.  1,  17,  763  causaa  audire  oder  altercationes  audire; 
MR  ÜB.  1,  24,  772;  hominea  eorum  pro  mallobergüs  nuUus  debeat  admallare,  ähnlich  MR. 
ÜB.  1,  50,  816.  MB.  ÜB.  1,  57,  826:  causas  iudiciario  more  audire,  MR  ÜB.  1,  74,  845 
setzt  noch  hinzu  vel  discutere.  ■  MR.  ÜB.  1,  109,  868  (falsch):  nee  aliquis  .  .  sine  nostro 
iussu  placitum  habere  presumat  MR.  ÜB.  1,  185,  947:  placitum  adunare.  Besonders  deut- 
lich ist  MR.  ÜB.  1,  148,  899,  fax  Trier:  ut  nullus  ex  regia  ac  comitis  parte  neque  Ulla 
iudiciaria  poleatas  in  villis  eiusdem  sancti  Petri  placitum  habere  aut  aliquid  districtum  in  eis 
nllo  modo  sine  assensu  et  voluntate  episcopi  facere  conetur.  Hier  haben  wir  in  districtus  wohl 
schon  den  Gerichtszwang.  Er  wird  sonst  gewöhnlieh  durch  die  Formeln  freda  exigere  imd 
fideiuEsores  tollere  bezeichnet,  a.  für  freda  eiigere  MR.  ÜB.  1,  17,  763:  freda  de  quaslibet 
causas  eiigere;    MR.  ÜB.  1,  24,  772;    si    homines  eorum  pro  quolibet  excessus  quicunque 


—     1017     —  Die  Grandherrlichkeit] 

Heeresverwaltunü:  liat  für  die  Beaiiiton  das  Vorbot  zur  Folge,  von  Immunitäts- 
insassen  Krieirslasten,  z.  B.  Spanndienste  oder  das  (ieweif  zu  erheben  \  sowie 
sie  zur  Selianzarbeit -  und  unter  Heerl)ann  zum  Krie<2:sdienst  zu  zwingen^.  Die 
P'iuanzverwaltung  endlich  wird  durch  das  Verbot  der  Steuererhebung  lahm 
gelegt. 

Der  letztere  Punkt  verdient  wegen  der  mannigfachen  staMlichen  For- 
deiiingsrechte,  welche  mit  dem  Steuererhebungsrecht  aufgegeben  wiu'den,  noch 
besondere  Beachtung.  Zunächst  bezogen  sich  diese  Fordemngen  auf  die 
Leistung  von  Naturalien:  Einquartieiiingslasten  und  Verpflegungsdienste  für 
Beamte  oder  auch  für  den  königlichen  Hof  werden  für  die  Limiunitäten  auf- 
gehoben *.  Daneben  waren  noch  direkte  und  indirekte  Geldsteueni  vorhanden : 
als  direkte  Steuer,  wohl  schwerlich  regelmäfsig  erhoben,  das  Tributum*,  als 
indirekte  Steueiii  alle  Verkehi*sabgaben ,  Theloneum,  Pontaticum,  Ripaticum 
usw.    Auch  sie   wurden   erlassen^.     Dal)ei    ist   der   genaue  Sinn   dieser  Be- 

frodiim  exsolvebant  frediimque  exinde  in  publico  exspcrare  potueraiit,  ad  ipsas  ^cclosias 
fiiisset  concessum;  MR.  üB.  1,  109,  868  (falsch):  nulli  etiam  comitatiü  banniim  ac  fredas 
cxsolvat.  Für  die  andere  privatrcchtlicho  Seite  s.  MR.  IlB.  1,  17,  763:  fideiussores  toHcre,  so 
n.  a.  auch  MR.  ÜB.  1,  48,  815;  240,  973.  Beide  Seiten  fafst  schon  früh  die  Fomiel  bei 
Marculf,  MGLL.  V,  1,  48,  zusammen:  nulhis  iudex  publicus  ad  causas  audiendo  aut  freta 
undique  exigendum  quocjue  tempore  [imminiitatem]  non  praesumat  ingeredire. 

')  MR.  ÜB.  1,  24,  772:  coniectus  facere  verboten,  so  auch  MR.  ÜB.  1,  56,  816. 
MR.  ÜB.  1,  28,  775:  scaras  vel  mansionaticos  seu  conicctos  tarn  de  carrigio  quamquc  de 
parafredos  (facere),  dafür  MR.  ÜB.  1,  48,  815:  scarras  vel  coniectos  tarn  de  carris  quam 
etiam  de  paraftedis  exactare.  S.  auch  noch  aus  später  Zeit  WKenn  1409:  und  wisent  ine 
tri  von  allen  legeren  reisen  und  aller  gewelde,  wie  man  die  done  muchte. 

2)  MR.  ÜB.  1,  185,  947:  Immunitätsleutc  frei  von  opus  castelli.  Hierhin  gehört  wohl 
auch  mit  MR.  ÜB.  1,  860,  1065:  eis  .  .  opera  regalia  et  vel  comitialia  ftmditus  per- 
donamus. 

^)  MR.  ÜB.  1,  28,  775:  homines,  qui  super  terram  (Prumiensis)  monasterii  tarn  franci 
(iuam  et  ecclesiastici  commanerc  videntur,  ut  nulluni  heribannum  vel  bannum  solvere  non 
debeant,  sed  pro  mercedis  nostr<,*  augmontum  ad  ipsum  sanctum  locum  sit  concessum  atque 
indultum;  wiederholt  MR.  ÜB.  1,  57,  826  für  franci,  ecclesiastici  und  servientes. 

*)  MR.  T^B.  1,  17,  763:  mansiones  aut  paratas  tollere  verboten.  MR.  ÜB.  1,  148, 
899,  König  Zwentibold  für  Trier:  sanccimus,  ut  n(»mo  .  .  in  domibus  .  .  hominum  .  .  sancti 
Petri  Treviris  manentium  mansionem  accipere,  nisi  quem  episcopus  iusserit,  neque  ullam  eis 
quispiam  in  eorum  mansionibus  incoinm()ditat<'m  ulterius  facere  presumat,  neque  ullam 
c^gantur  solvere  expensam.  MR.  ÜB.  1,  359,  1065:  die  Abtei  Echtemach  libera  et  secura 
totius  regalis  senitii  omniumque  ceteraiiim  personanmi  nisi  solius  dei  subsistat.  MR.  üB. 
1,  234,  970?,  für  SMaximin:  et  quoniam  sanctorum  familiae  regiis  civitatibus  vel  palaciis 
adiunctae  regalibus  aliommque  potentium  interdmn  opprimuntur  operibus,  eadem  opera 
suprascripti  confessoris  Christi  familiae  pro  animae  nostrae  remedio  perpetualiter  per- 
donavimus. 

^)  MR.  ÜB.  1,  48,  815:  tributa  exigere,  ebenso  MR.  ÜB.  1,  50,  816;  185,  947; 
240,  973.  Vielleicht  gehört  hierher  auch  die  expensa  in  MR.  ÜB.  1,  148,  899,  ol»en 
Note  4. 

*^)  Noch  mehr  sogar.     Im  Einzelfall  wird  auch  vollste»  Freiheit  des  Verkehrs  besonders 

Lamprecht,  Deubichoa  WirUscbafislebon.    I.  65 


[GninJherrliehkeit  iinil  Vngtei.  - 

ireiiinK  für  dio  VerkchrsabjralK'ii  iifirh  besonders  zu  konstatiereu.  Nehmen 
wir  den  Zoll  heraus,  für  welchen  die  meisteu  Nachrichten  vnrlie^OD,  so  erhielt 
der  Inimunitittsherr  für  sich  und  seine  Leute  individuelle  Zollfreiheit,  wo  er 
auch  immer  im  Reiche  Verkehr  trieb*.  Aber  er  erhielt  nicht  etwa  Befroiunf» 
seines  ImmunitAtsliezirkeB  von  Zollstattcn:  hier  konnten  trotj!  aller  Iniumnitftt 
ZftUi'  l)eHtehen  oder  l)eKründet  werden,  nur  lilieh  der  Inmiunitiltsherr  an  ihnen 
zollfrei. 

DielniniunitJlt  schliefst  also  keineswegs  die  Verleihung  eines  Zollrechts  oder 
gar  eines  ausgebildet*'n  Zollrtv^'als  für  den  Bezirk  ihrer  ßeltunji  in  sich.  Was 
aber  für  den  Zoll  gilt.  Ans  gilt  auch  für  ilie  Übrigen  Verkehrs-  und  Boden- 
belaslungen ,  soweit  sie  sich  in  Kejrulien  darstellen:  sie  alle  sind  von  den 
GiTJudheiren  nii-ht  auf  (inind  der  hiinniuität.  sondern  vielmehr  aufOnmd  von 
Markherrlichkt'it,  königlicher  Verleihung  oder  Usuriiation  entwickelt  worden'. 


garantiert  Mß.  ÜB.  1,  234.  |Ö7D!),  18.  .tli.  1.  II.,  fi'ir  SMuLiuiin:  potcstatr^  ronccdiinii« 
qurique  ipsius  pralicti  cnnreasoris  ClirJBti  fajniliai?  in  predicta  TrCTironim  xalie  aliisqiic 
imperii  noBtri  civitatjlins  tcI  prcfccturis  hHliitanti,  ut  cd  cinditione  qua  cUam  noslra  impe- 
rialig  familia  habest  licenfiain,  quam  et  aemper  habpliat,  intnindi  et  exeundi,  vendeodi  et 
emcndi,  pnsccndi  et  adaquandi,  predia  regalibuB  familiig  lauttiQ  dandi  et  hIi  ipsig  nwipiendi 
KiDtuo.  MR.  Uli.  1,  360,  1065,  ftlr  SMHXünin:  mnnnchi  et  Immines  iiionBaterii  in  Hingulis 
civitatibiis  re^alibns  vel  prcfectoriig  ttlierüin  pot«statem  habcant  intrandi  et  exenndi,  vendendi 
et  cmendi,  paacendi  et  adaquaodi. 

')  MH.  ÜB.  1.  24.  772:  vcrbntPii  thelonea  exigere,  ebenso  u.  a.  MR.  IIB.  1,  50,  81(J. 
MR.  UR.  1,  95,  i^60;  verboten  tLelimi-nni  sive  de  famgio  sive  de  navigio  vel  de  qnaeunqiie 
rc  exquirere.  Mit.  IIB.  1,  162,  Ö19,  in  einer  Prtluier  IninmnilAtaiirliiinde ;  de  teliueiB  qiioqiie, 
cuDCtta  etiaui  ua^onalibus  ej,ai;UuuiIiUb  .  .  ue  quü  exigere  preGunial  ab  eortuu  niiniDtrie  i-t 
niissia,  qui  ob  diversas  causae  ac  neceBBitates  discurnint  per  loca  diverea,  sed  nequc  ab 
iillo  de  totn  familia  sancti  Salvatoris  in  iillo  mcrenlo  regiü  nostri  [witiique  navali  vel  nnn- 
lum  reqniratur  vel  telone(um).  MR.  III).  I,  185,  947,  Imniunilät  für  Trier:  siniilitcr  quoqiie 
thclnnenm  eiusdem  famili^  dimittimiiB  iiixta  Rennm  et  Mosclhm  fliivios  tarn  eis  quam  eitvii 
et  in  Omnibus  locis  regni  nostri,  niiicunqui-  thclonca  exiguntur,  qiiocunqne  vebiculo  pergatur. 
sicuti  et  diniisBum  in  preceptis  regalibus  a  [iredecessoribus  nostris  invcnimus,  ita  ut  semper 
soUiti  Iheloneum  a  nemine  cogantur  snlvere  neu  in  castcllis  nee  in  villiN.  S.  aucb  jMft.  I'Jt. 
1,  240,  973  die  Zoll&eiheit  in  der  Inuniinitikl.  MR.  IJB.  1,  822,  1045,  in  einer  Iminnnitüt 
tür  das  Kr/stilt:  ad  hoc  iuxta  nostri  antecessorutn  preeepta  .  .  interdirimus,  nc  in  Villa- 
Tlieodonis  theloiieiim  exigatnr  a  bonis  fratnini  Trrvere  apostulonim  prineifii  serviontium  vel 
a  suis  hominibus  aiit  ibi  vel  in  villa  Aladriz  manentibus.  MB.  ÜB.  1,  234,  (970)  12.  .1h. 
1.  H.,  für  SMaximin:  addidimna  etiam  secundum  privilegla  anteccssonini  nostrorum,  ut  nbt- 
runque  naves  monarhorum  den  in  predicto  Inen  sab  regula  sancti  Benedict!  militantium  vel 
liomines  eonim  pcrvenerint,  iiuUua  ab  eis  telonium  exigere  andeat  Daneben  laufen  freilich 
noch  besondere  Zollbefreiungen  ber,  s.  MH.  ÜB.  1,  18,  c.763;  73,845;  101,864;  Hd.2,279f. 

*)  Bezeichnend  filr  diesen  Zusammenhang  ist  MK.  HB.  1,  150,  902,  Ludwig  das  Kinil 
fiir  Trier:  die  Graten  C.  und  G.  bitten,  ut  Treveric?  civitatis  monetam  thclonoum  ccnsalos 
tributuni  atque  medemam  agronim  cum  fiscalihus  hominibus,  qn^  quondam  tempore  ^Yiomadi 
eiusdem  urbis  archiepiaeopi  de  episcopatu  abstracta  et  in  comitatum  conversa  futsse  [so  xu  1.) 
nnsruntur,  eideiu  episcnpio  .  .  restitueret  Ludwig  thut  dies  unter  Bekapitidation  der  Rechte: 
monetam  .  .  ipsius  civitatis,  thelonciim  omnequc  tributuni  infm  civiCatem  et  extra  per  omneiu 
comitatiim  de  monaBtcriis  et  viilia  ac  vineis,  sed  et  cnnetns  fcnsuales  atque  lisrales  et  niede- 


_     1019     —  Die  Gnindherrlichkeit] 

Wie  (las  im  eiiiz(»liien  geschali,  ist  fiir  die  Markherrliclikoit  schon  oben  er- 
örtert worden^;  die  Untei-suohung  der  Entwicklung  auf  Onnid  von  königlicher 
Verleihung  und  Usurpation  aber  gehört  nicht  so  sehr  der  Geschichte  der 
Grundherrlichkeit  wie  der  der  Landesgewalt  an^,  da  sich  in  den  Besitz  aus- 
gedehnterer Regalien  mit  Ausnahme  etwa  von  Resten  des  Bodenregals  der 
Regel  nach  nur  diejenigen  Grundhen-schaften  zu  setzen  mifsten,  welche  sich 
später  zu  Landesherrschaften  enveiterten. 

An  der  Mosc^l  fallt  nun  die  Verleihung  von  Immunitäten  im  eben  besproche- 
nen Sinne  vornehmlich  in  die  spätkarolingische  Zeit;  die  Urkunden  ihrer  um- 
fassenden Ausgestaltung  und  Erneuerung  schliefsen  mit  der  verdächtigen 
SMaximiner  Urkunde  von  1116  ab^  —  seitdem  kommen,  abgesehen  von  einer 
neueren  Immunitätsentwicklung  für  jüngere  Klöster,  fast  nur  noch  vage  könig- 
liche Schutzbriefe  vor*. 

Wie  ist  das  zu  erklären?  Die  Geschichte  der  jüngeren  Immunität  giebt 
hierauf  Antwort. 

Jüngere  königliche  Imnmnitätsbriefe  werden  an  der  Mosel  seit  dem 
Diplom  König  Konrads  III.  für  Springiersbach  vom  J.  1144*^  ziemlich  häufig 
erteilt;   bis  zum  Schlüsse  der  Staufei-zeit  liegen  derartige  Diplome,  abgesehen 


mam  agronim.  Diese  Regalien  [Tributum  ist  hier  nicht  Steuer,  sondern  eine  besondere  Form 
des  Medems,  s.  oben  S.  105  Note  2]  werden  an  Trier  noch  verliehen,  ob  dies  gleich  längst 
Immunität  hatte,  s.  MR.  ÜB.  1,  24,  772;  50,  816;  143,  898;  148,  899.  Vgl.  femer  die  Trierer 
Immunitätsurkunde  MR.  ÜB.  1,  322,  1045:  monetas  vel  thelonea,  que  (Poppo)  pontifex  in 
vestitura  sue  <;cclesie  invenerat  aut  postmodimi  a  nostris  predecessoribus  adqu^siverat, 
legaliter  in  peri)etuuni  teneat.  Hier  werden  allerdings  in  einer  Immunitätsiu*kunde ,  wenn 
auch  zum  erstenmal,  Regalien  aufgeführt,  aber  man  sieht  deutlich,  dafs  sie  nicht  zum 
Komplex  der  Immunitätsrechte  gehören.  Das  Mittelalter  ist  sich  natürlich  über  Zugehörig- 
keit oder  Nichtzugehörigkeit  nie  ausgesprochen  klar  geworden.  Wie  wenig  man  überhaupt 
später  den  organischen  Zusammenhang  der  Immunitätsrechte  noch  zu  fassen  wufste,  zeigt 
die  Aufzählung  von  Cesarius  zum  UPrüm  S.  154  Note  B:  potestates  seculares,  von  welchen 
Prüm  frei  ist:  p^llince  grascaf  viltban  ciipelh»  nats^lide  gerftte.  Zum  Wort  potestas  vgl. 
lIPnmiNo.  45,  Villance  S.  170,  und  Waitz,  Vfg.  7,  305. 

*)  S.  oben  S.  1003  f.  Über  Entstehung  solcher  gnmdherrlicher  Regalien  s.  auch  noch 
Waitz,  Vfg.  8,  257,  und  Schröder  in  Sybels  Zs.  N.  F.  7,  455. 

2)  Sie  ist  daher  unten  in  Abschnitt  VIII  behandelt. 

3)  MR.  ÜB.  1,  343,  1116. 

*)  Einfache  Schutzbriefe  ohne  Detailausführung  sind  allerdings  schon  MR.  ÜB.  1,  120, 
888;  131,  891;  143,  898;  nahezu  auch  MR.  ÜB.  1,  344,  1056;  gewöhnlich  aber  wird  die 
Form  erst  später,  s.  MR.  ÜB.  2,  125,  1192;  236,  1198-1208;  3,  536,  1235;  741,  1242;  1154, 
1252.  Den  königlichen  Schutzbriefen  schliefsen  sich  auch  päpstliche  an;  vgl.  dazu  das  De- 
kret des  Papstes  Nikolaus  I.  über  die  Verwaltimgsfreiheit  der  Klöster,  MR.  ÜB.  1,  107,  ca. 
.^67;  femer  MR.  IIB.  1,  231,  968;  244,  973;  333,  1051;  369,  1069  u.  s.  f.,  für  den  Nieder- 
rhein Ennen,  Qu.  1,  468-9,  14,  977;  Lac.  ÜB.  1,  126,  195,  1059;  s.  auch  Ennen,  Qu.  1, 
481,  24,  1067:  Erzbischof  Anno  stellt  das  neugegründete  SGeorgsstift  in  Köln  sofort  sub  tu- 
t(»lam  sanotc»  Roman^  ecol<»sie  per  manum  venerabilis  pape  Nikolai,  cuius  etiam  scripta  ad 
i'orroborationem  eiusdem  rei  continentur  apud  nos. 

")  MR.  FB.  l,  5:52,  1144. 

65* 


[ürundhcrrliclikcil  iinil  Voglci.  —     1020     — 

vyii  Öpriiitiiui-sliacli,  l'ur  Uuiiertsbori^,  l'cdfi'jiacli,  Sl'i'ter  iu  Krt-uzuucJi,  Ilolauiis- 
werth,  Marienber^  bei  Boppard,  Wadpassen,  Himmerode  und  Altenberg  vor: 
also  durchweg  nur  für  jüngere  Klostergründungea. 

Die  Veranlassung  zur  Erteilung  dieser  Immunitäten  war  eine  durchaus 
andere  wie  die  für  die  Emanation  der  alten  Immunitäten  ^.  Zwar  galt  es  auch 
jetzt  noch,  die  gnindherrlichen  Institute  vor  Übergriffen  seitens  der  Beamten 
zu  schützen,  aber  diese  Beamten  waren  nicht  mehr  die  kön^lichen,  sondern 
vielmehr  die  der  Immunitätsherren  selbst  Wir  werden  in  späterer  Erörterung 
sehen,  wie  sich  auf  Grund  der  alten  Immunität  eine  umfassende  grundherr- 
liche  Gerichtsbarkeit  ausgebildet  hatte.  Di^e  neue  Gerichtsbarkeit  hatte  eine 
neue  Verwaltung  veriaiyrt,  zu  ihrer  Handhabung  war  speziell  in  den  kirchlichen 
Grundherrschaften  die  Vc^rtei  geschaffen  worden.  Aber  bald  wurden  die  Vögte 
die  Peiniger  der  kirchlichen  Grundherrschaften,  wie  es  früher  die  königlichen 
Beamten  gewesen  waren;  UBd  gegen  diese  neue  Plage  rief  man  wiederum  den 
Schutz  des  Königs  an. 

So  kam  es  zu  einer  neuen  Reihe  von  Immunitäten,  welche  sich  speziell 
auf  geistliche  Institute  beziehen  und  zur  vollen  Ausbildui^  nur  für  jüngere 
geistliche  Genossenschaften  gelangen,  während  man  dem  Eingreifen  der  \6gbe 
in  den  alten  kirchlichen  Grundherrschaften  auf  Grund  der  Weisung  frObeFen 
Bechtszustandes  aus  dem  Verband  der  Grundherrschaft  heraus,  wenn  auch 
unter  königlicher  Autorität,  entgegenzutreten  suchte '.  Demgeniäfs  ist  die  An- 
griffsfront  der  jüngeren  Immtmitäten  nicht  etwa  einem  königlichen  Beamtentum, 
sondern  der  Vogtei  zugekehrt.  Aber  natürlich  konnte  der  König  der  Vogtei 
gegenüber  im  wesentlichen  nur  Aufeichtsrechte  geltend  machen :  und  so  erscheinen 
denn  die  in  den  jüngeren  Immunitäten  getroffenen  Schutzmafsregeln  gegeu- 
ül>er  dem  Umfang  der  alten  Immunität  recht  mager.  Zunächst  wird  ein  all- 
gemeiner Schutz  ausgesprochen:  auch  hier  bleibt  also  die  Munt  die  Gruudhurf 
des  Verhältnisses  zwischen  König  und  privilegierter  Grundhen-schaft ".     Aus 


>)  Nach  (kn  G.  Trev.  ConL  S,  7,  MGS8.  24,  384—5,  um  1185,  fuhrt  Kaiser  Frkilrich  1. 
für  Trier  aus:  imniimitates  ideo  concessae  sunt  clericis,  iit  seqiicstrati  a  forensilius  causis  pt 
tumulCu  populi  cum  humilitate  et  duvotiune  dco  in  pace  deserviant.  st  aut«m  quac  dei  sunt 
rclinqucntes  ca,  iinac  xllii  cnnccssa  non  EUnt,  usiirparcnint,  piivilegio  liberlatis  suae  gaiidprc 
non  debent,  nisi  rcsipiscant.  quia  igitur  Trevereoscs  elend  iiira  impeiii,  quae  ali  antecos- 
i^orihns  nostris  Aivis  imperatoribus  usque  ad  temiiora  nostra  illiliaia  permansenuit,  attingert- 
pracsanpserant,  iuste  a  filin  nosiro  glorioso  rege  Heinrico  ut  hostes  reipulilicac  habiti  sunt. 

')  liierbin  geboren  die  bekannten  rriimer  und  SMaximiner  Weistiuner  Ober  die  vogtei- 
liehen  ßeclitc  aus  dem  11.  und  12.  Jb.,  von  welchen  unten  häutig  die  Rede  sein  wird. 

»)  MR.  ÜB.  1,  636,  1163,  für  Riipertsberg;  tuitio,  protcctio  impcrialis;  MR.  ÜB.  3, 
224,  1224:  tulela  et  protectio;  MR.  ÜB.  3,  1154,  1252:  protectio  et  eonductus;  MR.  IIB.  3, 
1278,  12M:  advocutia.  S.  femcr  MR.  ÜB.  1,  5-32,  1144:  Springiersbacb  bittet  König  Kon- 
rad, das  Kloster  siib  .  .  reguni  videlicet  scu  imperatorum  ditione  ac  special)  protcctionc  ae- 
cipere  et  collatas  ilndem  possessiones  rcgi?  maie^tatis  auctoritatc  confirmare  atquc  anetentiea 
preccpti  noslri  pagina  conllmiare.  Geschieht;  Befehl,  nt  nulla  ^clcsiastic?  secularisve  digni- 
tatis  persona  cundem  locum  hospitationibns  vel  exactionibus  .  .  inqiiietArc  vel    molestare 


—     1021     —  Die  Gnmdherrlichkeit] 

diesem  Schlitze  Iieraus  wird  dann  das  Verl)ot  ungerechter  Steuererhebung  mit 
deutlichem  Wink  gegen  die»  Vögte  entwickelt  *  bis  zu  der  letzten  Konsequenz, 
dafs  der  König  selbst  die  Vogtei  wahrnehmen  will  oder  wenigstens  seine 
Beamten,  die  Reichsministerialität,  zum  Schutze  des  Klosters  gegen  den  Vogt 
speziell  anweist  ^.  Also  die  vollste  Umkehrung  gegenüber  den  Verhältnissen,  aus 
welchen  die  alte  Immunität  erwuchs :  dort  königlicher  Schutz  gegen  das  Staats- 
beamtentum mit  der  Konsequenz  der  Ausbildung  eigener  grundherrlicher  Ge- 
richtsbeamten, hier  königlicher  Schutz  gegen  die  eigenen  gnmdherrlichen  Ge- 
richtsbeamten mit  der  Konsequenz  umfassender  Einmischung  des  Staats- 
beamtentums. 

Neben  diesem  allgemeinen  Schutzrecht  enthielt  die  jüngere  Immunität 
wohl  auch  noch  hier  und  da  einige  besondere  Festsetzungen,  welche  teilweis 
weniger  wegen  ihrer  Ausdehnung  wie  ihrer  Beschaffenheit  nach  von  hohem 
Interesse  sind.  So  wurde  die  Zollfreiheit  ausgesprochen;  der  König  verbürgte 
dem  Privilegierten  ferner  die  ungehindeite  markgenössische  Nutzung  in  allen 
Orten  der  Grundheri-schaft^;  und  im  Fall,  dafs  die  begnadete  Grundherrschaft 


presumat  Das  heifst  plenc?  libertatis  immunitas,  defensionis  et  patrocinii  Privilegium.  MR. 
ÜB.  1,  636,  1163,  für  Rupertsberg:  ne  aliqua  imperii  nostri  magna  vel  parva  persona  .  .  in 
possessionibus  .  .  cenobii  aliquam  collectam  exigere  vel  actionem  facere  contra  voluntatem 
abbatisse  vel  domiuarum  prcsumet.  MR.  ÜB.  1,  129,  1220  für  Marienberg:  ne  aliqua  un- 
<iuam  himiilis  vel  alta  persona  .  .  monasterium  .  .  aliquo  modo  turbare  vel  gravare  presumat, 
vel  aliquam  exactionem  precariam  vel  aliam  quamcunque ipsis  imponerc.  Wieder- 
holt MR.  ÜB.  3,  308,  1227  ? 

^)  S.  schon  die  letzten  Citate  in  Note  3  der  S.  1020,  aufserdem  MR.  ÜB.  1,  600, 1157:  Kaiser 
Friedrich  I.  nimmt  das  Kloster  Pedemach  bei  Boppard  [SJacobsberg]  in  tuitionem.  dccemimus 
quoque,  ut  Cönradus  de  Bochbarten  suprad.  loci  advocatiam  eiusquc  heredes  post  eum  sem- 
per  obtineant  sine  alicuius  servitii  exactione  vel  gravamine,  verum  ipsum  locum  et  omnes 
possessiones  ad  ipsum  pertinentes  ab  omni  inquietatione  semper  illibatas  conservcnt  et  de- 
fendant  MR.  ÜB.  1,  636,  1163,  fUr  Rupertsberg:  ne  quis  advocatiam  eiusdem  loci  sibi 
usurpet 

2)  MR.  (JB.  3,  1278,  1255,  für  Altenberg:  quod  nullum  alium  advocatum  nisi  nos  et  le- 
gitimes successores  nostros  habere  debent,  prout  eis  a  nostris  predecessoribus  fuit  imperiali 
auctoritate  concessum.  Ml.  ÜB.  2,  158,  1196,  Nonnenkloster  SPeter  zu  Kreuznach:  ab  ad- 
vocatie  iure  absolutimi  sue  specialiter  protectioni  locum  ipsiun  auctoritas  imperialis  addixit. 
MR.  ÜB.  3,  1278,  1254,  für  Altenberg:  ut  nullus  eas  in  personis  vel  rebus  molestare  pre- 
sumat, sed  ipsas  ab  eorum  tiu'batoribus  tueantur.  et  hoc  universis  ministerialibus  nostris  in 
illis  terminis  constitutis  precipiendo  mandamus,  ut  eis,  cum  requisiti  ^erint,  assistant  auxilio 
consilio  et  favore.  S.  auch  MR.  ÜB.  3,  224,  1224,  für  Marienberg  (Reichsfiskus  Boppard): 
si  quis  .  .  (monachos)  sine  iudicio  conturbaverit  res  ipsorum  vel  personas  in  locis  quibuslibet 
invadendo  aut  ledendo  .  .  .  prccipinuis,  quatinus  [universi  nostri  fidelcs]  (eos)  .  .  defendant. 
.  .  removcmus  etiam  oinnem  exactionem  precariam.    Wiederholt  MR.  ÜB.  3,  308,  1227? 

^)  MR.  ÜB.  1,  532,  1144,  für  Springiersbach :  nee  liceat  alicuius  conditionis  persona 
in  villis  vel  locis,  ubi  possessiones  habuerint,  introitus  vel  exitus  eis  interdicere,  non  aquam 
vel  silvam  communem  vel  pascua  sive  publicum  [1.  publicarum]  rerum  usum  ullatenus  pro- 
hibere,  non  traiisitum  non  pontaticum  ab  ipsis  vel  ab  ipsorum  rebus  exigere,  sed  Bub  regi^ 
tuitionis  benelicio  quietiun  eis  vitam  cum  omni  libertatis  prerogativa  liceat  agere.    Wieder- 


|(lniiiillierrlithkL-il  imd  Vnnim.  —     1022     — 

aiif  liskalischeiii  BoiU^n  liifl,  sprach  er  aurh  wohl  no»-h  die  Guraiitie  gegen 
Veipfändung,  VerlelinunK  oder  Vt'reetziuij;  seiteu»  tie»  Il*'iclies  uus'. 

In  der  That  sehr  l)ezeichnende  F^nzelheitcii  und  sehr  chaiakteristische 
Voraussetzungen  fftr  ileren  Aufuaimie  in  die  Iinniunitfit:  iHe  Reiehstiewall 
wankte  finanziell  in  allen  Fuffcii,  und  auf  dem  GelneUi  siUtatlicher  Hoheils- 
i-echte  stand  es  dem  König  nui'  noch  fiei ,  neben  gewibscn  Verkehi-sliegUn- 
sti^ungen  Nutzungsfreiheiten  gogenllber  den  amien,  zerstltckelten,  wiilei-standK- 
imfähigeu  Markgenossenschaften  zu  gewähren,  den-n  Berechtigung  sich  Ubrigen^^ 
knuni  anders  als  auf  Grund  des  vöUig  verWafsten  Bodenregals  hebaupten  Mst. 
Das  war  zur  Staiiferzeit  von  der  alten  Vollgewalt  Hbiig  geblieben:  kein  wir- 
kui^volles  Eingreifen  mehr  in  Uechtspflege  und  Finanzverfassung,  ja  wenig  später 
nicht  einmal  mehr  die  Mögliclikeit ,  die  Aufrechterhaltung  alt^r  luimunität 
jmdei-M  iils  iluivb  Kinwirkinig  Jiuf  die  grand herrlichen  Beamten,  sp(!ziell  den 
Vogt,  zu  gewährleisten'. 

War  aber  das  alte  Beichsbeamtentum  verfallen,  so  begann  ein  neues 
Landesbeamtentum  sich  zu  entwickeln  °.  Die  Bruchteile  von  Rechten,  welche 
das  Reich  verschwendet  hatte ,  begannen  die  Landesherren,  wo  sie  sich  auch 
fanden,  sorgsam  zu  sammeln  und  zu  dem  neuen  Bau  der  Landeshoheit  zu- 
sammenzuschichten. Bei  diesem  Bestreben,  bei  der  Einverleibung  alter 
Reichsrechte  in  die  Geschäßspraxis  ihres  Beamtentums,  kamen  sie  natürlicb 
in  dieselbe  Kollision  mit  den  grundherrlichen  Interessen,  in  welche  froher  das 
Reichsbeamtentum  geraten  war. 

So  mußten  auch  die  Folgen  die  gleichen  sein.  Hatten  die  Grundherreu 
froher  Lnmunität  von  Gerichts-  und  Steueiverfassung  unter  Eingehung  eines 
Muntverhältnisses  beim  König  erwirkt,  so  bewarben  sie  sich  jetzt  mu  dieselbe 
Privilegiemi^  bei  den  erstarkenden  Landesherren.    Schon  im  11.  Jh.  finden 

holt  von  Heiurich  VI.,  MR.  ÜB.  2,  129,  1193.  Pascere  et  adatiiiaro  freilieb  audi  schon  in 
Maiiminw  Urkk.  von  angebUch  970  uDd  1065,  Mit.  ÜB.  1,  234  und  360,  s.  S.  1017  Note  (i. 

')  MR.  ÜB.  3,  224,  1224:  riuodsi  contigi^rit,  ux  uliqiia  (lartu  regiiuni  Roniuimm  vauillari 
propt^i-  diversos  utsus  Bopardiaiii  vd  alias  possessiones  regni  ol>ligari  vul  infeodari ,  ipsiun 
claiistnim  sanclc  Marie  ab  omni  venditione  vel  obligationc  nnt  infeodatione  libt^rum  ul  ab- 
tjoliituni  volumus  permanere. 

»)  »Or.  Trier  Stidtbibl.  A.  13,  1276  Juni  27;  Riidolfiis  dei  gratia  Ronmnonun  tcx 
smnper  auguBtus  nol'ili  viro  lleiiuico  comiti  de  Lucenbiiig  dilccto  tididi  mo  gratiam  suam  ci 
omne  boDum.  Ftdclitatt  tue  teuore  preäentiiim  duciuiui;  committendiiin,  quateniis  honorabilr^ 
.  .  abbatem  et  coavenlum  monosterii  suncti  Maximini  Trcverctisis  io  oniuibns  iuiibus  i'l 
libertatibua  suis  qiioad  homioes  et  bona  attinentes  eidem  monastcrio  iiixta  privilogioniui 
auonuu  teuorcm  i|)si3  a  Romanis  imperaioribus  et  rcgib[iB  iiostris  antecessoribus  iudnltorunt 
et  a  Dobis  conflrmatorum  auctoritate  nostra  regia  tuearis  proEiigas  et  dcfendas,  non  pennittens 
eoB  contra  menioratoriini  priTilegiorum  indulta  moleslJiri  ii  qiioqiiani  iudebite  vel  turbnri. 
Datum  Hagenowe  v.  kalendas  iulii  indictione  in>.  anno  domini  millesinio  ducnitcsinio  seji- 
tuageaimo  scxto,  regui  vero  nostii  anno  teiiio. 

')  Den  Übei^aug  bezeichnet  mit  Bezuguahme  auf  die  Inunuuitit  sehr  gilt  MB.  Ult. 
1,  636,  1163,  Tür  ItuperUberg:  (locus)  imperial!  dextera  et  Miiguntlni  arehiepiscu])i  auxitin 
Über  senipcr  et  securua  exisIaL 


—     1023     —  Die  Gnmdherrlichkeit] 

sich  im  äiifsei-sten  Westen  unseres  Gebietes  Spuren  dieser  Entwicklung  ^  mit 
der  Stauferzeit  setzt  sie  dann  auch  im  Zentrum  und  am  Rhein  cin^.  Allein 
die  Resultate  waren  nicht  bedeutend.  Schon  im  13.  Jh.  werden  derartige 
landesheiTÜche  Innnunitilten  nur  noch  in  sehr  abgeschwächter  Bedeutung,  in 
der  Form  des  besonderen  kirchlich-grundherrlichen  Asylrechtes  verliehen^,  später 
kommen  sie  überhaupt   nicht  mehr  vor*.    Sehr  begreiflich.    Das  Territorium 

')  Hist.  de  Metz  4,  104,  1055,  Oraf  Arnulf  von  Chiny  gründet  ein  Kloster  und  schenkt 
demselben  Güter  mit  Gnmdholden:  homines  eorum,  ubicumque  fuerint  in  terfa  nostra,  sint 
liberi.  in  omnibus  rebus  consuetudinc  et  iustitia,  quas  nobis  reddebant  in  placitis  et  in  Omni- 
bus rebus,  solvant  monachis  et  reddant  Nicht  hierher  gehört  dagegen,  weil  nur  Restitution 
früherer  gewifs  durch  königliches  Privileg  begründeter  Zustände  anordnend,  MR.  ÜB.  1, 
244,  973,  Krzbischof  Tlieoderich  stellt  die  Kirche  zu  SMaria  zu  einem  Kloster  des  Bene- 
diktinerordens wieder  her  und  dotiert  sie:  ciu-iam  cum  suis  appenditiis  reconsignavi  eo  vide- 
licet  modo,  ut  preter  abbatem  eiusdem  loci  et  fratres  nidla  omnino  aecclesiastica  terrenaeque 
dignitatis  potentia  quip})iam  iuris  unquam  a  cottidianis  claustri  ministerialibus  sive  etiam 
aliis  hominibus  per  villam  commorantibus  expetere  uUatenus  deberet:  tali  etenim  lege  tenuerat 
illam  primitus  eadem  aecclesia. 

2)  MR.  ÜB.  1,  490,  1136:  Pfalzgraf  Wilhelm  schenkt  an  Springiersbach  einen  Teil  des 
Kontelwaldes  und  giebt  der  Abtei  zugleich  fundos  tres;  scilicet  curtes  antedictorum  fratrum 
ab  omni  placito  (?t  exactione  advocati  sive  villici  sive  aliquorum  ofßcialium  abhinc  et  in 
omne  tempus  absolvimus,  ut  nulli  quicquam  nisi  abbati  soli  et  fratribus  habeant  responderc. 
MR.  ÜB.  2,  532,  1144:  der  Pfalzgraf  schenkte  an  Springiersbach  fundos  ti*es,  quos  .  .  manu- 
scripto  suo  ab  omni  placito  seu  servitio  et  exactione  advocatorum  vel  villici  aut  publicorum 
officialiiun  penitus  emancipavit.  Cardauns,  Rh.  Urkk.  18,  S.  861,  1158,  Friedrich  IT.  von 
Köln  bestiitigt  die  Besitzungen  des  Nonnenkonvents  Königsdorf:  cellam  .  .  cum  omnibus  re- 
bus ad  ipsam  pertinentibus  ac  in  loco  nostro  ditionis  positis  sub  beati  Petri  .  .  et  nostra 
tuitione  suscipimus  ipsiusque  ac  nostra  auctoritate  .  .  intemptata  permanere  statiümus. 

^)  Geschlechtsregister  Isenburg  usw.  Urk.  S.  90,  1286,  Ludwig  von  Isenburg  für 
Marienborn:  volumus  hanc  ecclesiam  hac  libertate  gaudere,  ut,  quicunque  infra  septa  eius- 
dem ecclesie  confugerit  cuiuscimque  cause  reus,  exceptis  incendiariis  noctumalibus  et  agro- 
rum  predonibus,  nee  a  nostris  villicis  nee  ab  aliis  capiatur  seu  per  violentiam  extrahatur, 
sed  iure  suo  et  libertate  emunitatis  ecclesie  gaudeat,  ut  in  aUarum  ecclesiarum  emunitatibus 
fieri  solet. 

*)  Nicht  zu  verwechseln  mit  den  eben  beschriebenen  Vorgängen  sind  Befreiungen, 
welche  Gnmdherren  vereinzelt  aussprechen,  und  welche  man,  wenn  man  will,  grundherrliche 
Imnuuiitaten  nennen  kann.  Vgl.  z.  B.  MR.  ÜB.  1,  244,  973,  Urkunde  Erzbischof  Dietrichs: 
ut  homines  tres  illos,  quos  dedi  beat<\e  Mariae,  mansos  et  dimidium  excolentes  niüli  homi- 
num  nisi  abbati  quippiam  iuris  de  hisdem  mansis  in  posterum  persolvant  solidissima  itaque 
banui  mei  contirmatione  totaliter  inhibeo,  ue  alicuiusmodi  servitium  de  premcmorato  aele- 
mosinae  me«U'  ac  omniiun  successione  canonica  post  me  venientium  donativo  scultetus  vel 
aliquis  scabinius  sive  alius  de  curia,  quicumque  sit  ille,  ab  ecclesia  extorqucre  aliquo  modo 
presuinat,  quatinus  ego  et  omnes  successuri  per  aevum  pontitices  beueficiorum,  quae  ibidem 
fient,  in  vigiliis  in  oratioiiibus  in  ieiuniis  et  aelemosinis  participes  etemaliter  maneamus. 
MR.  ÜB.  1,  375,  1075,  Hugo  von  llachenvels  verkauft  an  SSimeon  für  260  mr.  argenti  ein 
predium  in  Olkebach  Kr.  Wittlich :  sicut  .  .  quasi  novale  et  noviter  in  usum  redactum  liberum 
absolutum  ab  omni  alterius  conditione  solo  proprietatis  et  servitutis  su^  iure  tenuerat,  ita 
. .  tradidit .  .,  ut  nullus  advocatus  niülus  omnino  secularis  ofiiciarius  aliquid  ibi  audeat  inva- 
dere  aut  disponore,  sed  omnis  actio  vel  exactio  vel  quicumque  disponendi  vel  ordinandi 
dandi  vel  accipiendi  fuerit  oportiuiitas  vel  necessitas,  omnino  in  sancte  ^cdesi^  prepositi  Tel 


|Griiiiilh.Trliclikdl  und  VuRld.  —      1034      — 

ifps  13.  Jhs.  war  nicht,  wie  das  Reich  seit  der  siiätüreu  Kai-oliiigeraeit ,  eine 
iler  Fülle  der  Funktionen  iintl  Hechtswirkunfien  nach  absterben<le  BildimK.  son- 
dern viclnieln-  ein  rasch  und  allseitig  «iu-hscndes  Staats^iehilde ;  ilini  konnte 
mit  einer  i'ri\ile!zierimfi  iler  lünindherren  in  krincr  Wt-isc  gedient  sdn. 

So  verläuft  denn  spütesteus  njit  ilcn;  Sc!ilii>st'  dc^  13.  .llis.  dio  laniios- 
herrliche  wie  die  königliche  Imniunität  iui  Sande;  itlr  unsere  weiteren  Unter- 
suchungen aber  tritt  nunmehr  die  Frage  auf,  in  welcher  Weise  denn  die  im- 
niuoitätsbegabteu  Grundherrschaften  speziell  Alterer  Zeit  die  ihnen  durch 
Privil^um  *  verbürgte  freie  Bewegung  innerhalb  der.  schon  bestehenden 
Verwaltung  ihres  Grofsgrundbesitzes  und  innerhalb  der  von  ihnen  schon  er- 
reichten Baudinga-  bzw.  Markdingsverwaltung  zur  Begründung  einer  positiven 
neuen  Verwaltungsordnung  ausnutzten.  Diese  Frage ,  welche  mit  der  Frage 
nach  der  innerhalb  einer  Grundherrschaft  noch  erreichbaren  gröfetniöglichen 
Verwaltungsaushilduug  zusammenßlllt,  ist  am  besten  in  der  Scheidung  in  drei 
Unterfragen  zu  beantworten,  deren  Inhalt  sich  aus  dem  ursprünglichen  Wesen 
der  Inununität  ohne  weiteres  ergiebt.  Die  Immunität  hatte  Freiheit  gelassen 
im  Gerichts-,  Heer-  und  Finanzwesen :  es  war  also  eine  Steuer-,  Heeres-  und 
Gerichtsverfassung  zu  schaffen;  mit  der  Untersuchung  der  Lösui^j  dieser  drei 
Probleme  innerhalb  der  Grundherrschaft  sind  unsere  drei  Unterfragen  beant- 
wortet 

Zunächst  von  der  Behandlung  des  Finanzwesens.  Von  finanziellen 
Rechten  nahm  der  Staat  durch  seine  Beamten  innerhalb  der  Immunitaten  nicht 
mehr  ein  die  direkte  Steuer  (Tributum),  gewisse  Einquartiemngs-  und  Bewir- 
tungslasten ,  femer  Iieistungen  militärischer  Verpflegung  und  kriegerischen 
Transports,  welche  nunmehr,  wie  das  Folgende  zeigen  wird,  ganz  aus  dem 
Heeresdienst  in  das  Finanzielle  übergehen.  Statt  dessen  hatte  der  Grundhen' 
der  Imniunität  dieselben  unspniiiglich  selbst  an  den  Staat  zu  k'isten.  Allein 
meist  wurde  dem  Grundherrn  diese  Last  schon  früh  erlassen',  und  jeden- 
falls wälzte  er  ihre  Leistung  unter  eigener  Foi-terliebuug  auf  seine  Gruiidliolden 
ab',  so  dafs  die  ursi»rünglich  staatlichen  Lasten  thatsächlich  schon  im  9.  Jh. 
innerhalb  der  Imnmnitäten  zu  Gunsten  des  Gnmdberrn  erhoben  wurden. 

Da  ist  nun  eine  der  ui-spillnfilich  bedeutendsten  die  Stellung  von  Pferden, 


nuntionim  eius  ariiitrio  et  potcstafö  consislat.  MR.  ÜB.  2,  1'  1169:  das  Cassiiisstül-Boiin 
verkauft  den  Hof  Siiei  bei  Mvrl  an  der  Mosel  cum  omnibiisj  npiionditiis  suis  in  cadcm  villn 
sive  alias  existentibus  agria  vineis  censii  et  mancipiis  für  60  mr.  Colonionsis  monett,'  so  frei, 
quod  nullua  omnino  advocatiia  auf  villicua  aiit  alius  exattor  quicquam  j)Otcsbt(is  in  ])rcUiis 
aut  hominibuB  halierct. 

')  Überweisung  aller  finanziellen  AnforderuDgen  an  den  Imniuuitälsberm  MR.  ÜB,  I, 
17,  763,  einzufordern  per  manus  aguntiiini  eius;  Mit.  ÜB.  1,  162,  919:  quicquid  vcro  ins 
fiBci  de  (Prumiensibiis)  rebus  ad  regios  usus  ministronimque  eins  oxigcre  poferat,  nd  luini- 
naria  eiusdem  ecciesi?  ae  recreationes  indigentiuni  .  .  coticedimus. 

*)  Vergl.  zu  diesem  Vorgang  v.  Tnama,  üror^nmdh.  S.  83,  Wirtschaftsg.  I,  378  f. 


—     1025     —  I>ie  Grundherrlichkeit] 

Paraveredi,  zum  Kriej]jszug.  Noch  im  UPrüm  spielt  sie  eine  grofse  Rolle  ^ 
später  mit  dem  Verfall  der  jxemeinen  Ileeresverfassuiig  erscheint  sie  antiquiert, 
abgeändert,  teilweis  auf  Geld  reluiert  und  teilweis  auch  allmählich  ver- 
schwunden'^. Ähnlich  ergeht  es  mit  einer  zweiten  Kriegsleistung,  dem  Hosti- 
licium,  das  ursprünglich  auf  die  Stellung  von  Trofswagen  und  dazu  gehörigen 
Ochsengespannen  hinauslief.  Schon  im  UPrilm  erscheint  es  mehrfach  ent- 
weder auf  einen  einfachen  Zins  oder  auf  Ackerfronden ^  reluiert,  oder  es 
wird  in  einen  Zinskomplex  einbezogen,  welcher  in  einzelnen  Höfen  der  Giiind- 
heiTSchaft  besteht  und,  w^eil  verumtlich  schon  vor  der  Einverleibung  in  die 
Grundherrschaft  begründet,  als  Königszins  bezeichnet  wird*.  Sehr  begreiflich, 
dafs  sich  bei  so  früher  Reluition  die  Einrichtung  nur  sehr  sporadisch  und 
dann  meist  völlig  antiquieit  hielt ^.    Vereinzelt  wurde  die  Transportleistung 


M  S.  Bd.  2,  143  No.  4;  dazu  die  lange  Erklärung  des  Ccsarius  zum  UPrüm  S.  150 
N.  3;  und  femer  schon  zur  P^ntartung  im  UPrüm  selbst  No.  33,  Remich:  dat  parafredum  ter 
in  anno  ad  Virdunum  ad  Prumiam  in  Salnise;  No.  104,  Gemmerich:  parafredum,  ubicumque 
precipitiu*  illi. 

2)  Vgl.  WAnwen  1362  §  3 :  der  Hof  hat  nach  Luxembiu-g  ein  Pferd  zu  liefern ,  das 
dort  bleibt  und  arbeitet  (das  Wassei^pferd) ;  wird  es  zu  schwach  oder  stirbt  es,  so  ist  ein 
anderes  zu  liefern.  \V.  Bettenfeld  und  Merfeld,  G.  2,  605:  auch  sal  man  u.  gn.  h.  doin  die 
Moselferde,  imd  si  sullen  laden  zu  Klusserot,  aif  zo  Piesport,  und  sullen  ligen  zu  Himmel- 
rode uf  dem  neuen  hoefe  uf  dem  peschc,  dac  sullen  si  weidongc  haefen.  WRavengiersburg 
1509  Thomasw.  §  13:  was  das  für  guter  seint,  die  da  pfertschar  (und)  weißhabem  schuldig 
sein  imd  geben?  das  seint  lehengüter  und  empfenglich  guter  von  dem  gotshaus;  und  gibt 
[1.  geht]  der  arme  man  von  denselben  gutem  zu  ring  und  zu  ding,  ieglich  in  den  hof,  da  er 
in  pflichtig  ist  zu  geben,  nachdem  daß  der  fi'onhöf  vier  seint,  Densen,  Nickweiler,  Fronhofen 
und  Dickerath.  Vgl.  oben  S.  810  Note  1.  ULuxemburg  S.  868,  27,  Pierrevillers :  sont 
les  chevaucliöes,  li  os  et  la  haute  justice  les  signour  de  Marville. 

^)  Iliei-zu  vgl.  aus  dem  UPrüm,  aufser  Bd.  2,  143  No.  4,  folgende  Stellen:  in  hosti- 
licium  carr.  1  et  boves  4  [von  mansi  serviles  30]  a  medio  maio  usque  medium  augustum, 
No.  1;  Jeder  in  hostilicio  boves  2  secimdum  ordinem  suiun  unaquaque  ebdomada,  si  boves 
non  dat,  5  d.  sohlt,  No.  6;  pro  hostilicio  d.  2,  No.  33;  hostaticum,  No.  36;  pro  hostatico 
de  siclo  mo.  1,  No.  47;  in  hostilicium  aut  tres  bovem  mittimt  aut  unusquisque  iugemm  1  fa- 
cit,  No.  113;  mittunt  int(?r  omnes  bovem  1  ad  curtem,  No.  117.  Zur  Entwicklung  des  hosti- 
liciiun  vgl.  auch  Waitz,  Vfg.  8,  157  f.  —  Aus  dem  teilweisen  Übergang  des  Ilostiliciuras  in 
Fronden  erklärt  es  sich,  wenn  bisweilen  den  Hochgerichtsherren  als  solchen  Fronden  gewiesen 
werden,  z.  B.  ^\^Vincheringen  1494. 

*)  Zum  Census  regalis  s.  im  ITPrüm  folgende  Stellen:  de  censu  colligunt  in  mense  de- 
cembri  suales  3  per  d.  20,  in  mense  maio  hostilicia  4,  unusquisque  per  d.  6,  mense  augusto 
corvidicas  3,  unusquisque  per  d.  4,  pullos  9  ova  41  [l.:  45],  No.  48  Bastnach;  de  terra  cen- 
sita  debent  exire  d.  .  .  .,  No.  50;  si  datus  ftierit  ipse  census,  colligit  soales  3*/i>,  umiscjuisque 
per  d.  20,  hostilicia  7,  qui  colligunt  s.  3V/2,  corvadas  4,  qui  colligunt  d.  16,  pullos  13  cum 
ova  150,  troctas  150,  No.  51;  solvit  i)ro  hostilicio  monse  maio  d.  6,  pullos  3,  ova  15,  No.  55. 

•')  S.  dazu  aufser  Bd.  3  No.  212.  1385,  das  teilweis  hierher  gehört,  WKarden  1462, 
G.  2,  450:  weisent  die  hoeber,  so  m.  gn.  h.  über  laut  zohe  gen  Home,  so  sol  s.  gn.  verboden 
die  hoeber,  die  sollent  ihine  stellen  ein  bonden  ochsen,  das  er  ime  sein  feilenz  dmege  oder 
watsackh.    so  m.  gn.  h.  den  bonden   ochsen  wieder  heimbrecht,  so  bezalt  s.  gn.  mit  dem 


|(inmilbi-rrliHik.-ii  im.l  VogU-J.  —      1020     — 

wollt  aiicli  7.a  aucit'rcn  Zwecken,  z.  B.  zur  Beföidenmg  des  (inindheiTn  beim 
ßesUL-h  Heiner  Höfe  beibehalten,  in  dieeeiii  Falle  ist  sie  dann  unter  gewissen 
Modifikationen  mit  der  Einquartierungslast  vrrscliiiiolzeii'. 

Nicht  viel  besser  als  dem  Hostilit-inni  nnd  «Ut  Leistung  der  Paraveretii 
ei-pinfr  es  aber  auch  der  NacJitseide  oder  Herbente^,  d.  h.  dem  einst  stiiatlichen. 
nunuielir  imniunitätfilierrlifhen  Einquartienmirs-  und  Foiu-Rfrierun^ivi-lit.  Zwar 
i'Hiieit  CS  sich  wegen  seiner  Brauchbarkeit  zu  ilcu  verschiedensten  Zwecken 
rtwa«  länger",   als  die  verwandten  Lasten,  at>er  auch  hier  trat  im  weseut- 


octiM»)  die  hoeb«T;  gienge  s.  gn,  der  ocbs  ^,  so  solt  i.  gn.  die  hoebei'  marht  lian  m  \>e- 
zalnn  mit  7Vi  8.  aitx  gelts,  den  e.  du  mal  Achten  Tor3  nulerhl.  WDtiuii  1189,  G.  2,  6ii7; 
xwttiie  frihoRve  .  .  sdiuldig  )klii:b  boif  eiueu  reißwagco  zu  stellen  mime  gn.  li.,  so  er  xii 
feldo  Eiltet  in  der  herren  cosle  mns  iklicheo  miuls  aehi  wodien  und  dri  tage,  eo  «o  aiiien 
gtuulen  das  hin  (^epucrt    S.  auch  WWendelsheini  1527  g  6,  und  WNeumünKlti,  G.  2,  36. 

')  Itas  xeigt  die  Notiz  des  Cesoring  zu  ITPrüm  S.  145  Note  6,  welche  das  alte  Hosti- 
licium  nicht  mehr  völlig  versteht:  hoslilicinin  vnlgaril«r  niipellittur  nittselde.  dominus  ablms 
qunndo  mit  Tiaitarc  curi^  Bue  ecc1e«ic,  tenentur  ei  pretiUe  ciirie  currus  ad  ferendu  neec«- 
Euria  de  curia  ad  cm^am  {irocurare,  vel  forte  aicut  mos  erat  aotiquitus,  guaudo  iura  istji  sta- 
tuta luerant,  cum  domini  volcl>ant  procedere  per  terras  süss,  iungi  fecenmt  cumis  suos  tt 
sodebont  in  ein  vel  tamilia  eorum.  boves,  qui  ad  hoetiliciaiD  dantur,  mactari  debent  et  coui- 
medi;  stid  Bi  dominue  exegerit  redemptionem ,  solvet  quilibet  mansus  d.  5.  Mit  der  Nacht- 
neldu  ist  das  Hostiliritun  ursprünglich  nicht  identiscb. 

")  Die  gewöhnliche  DeEeicbnung  an  der  Mosel  tat  Nachtscido.  flli'  ilerlwrge  s.  *.  B. 
H,uii',  Anisb.  ÜB.  No.  252.  1293.  auch  •Bald.  Kosseist  S.  234, 1332,  ciL  unten  -S.  1027  Note  2. 

■)  8.  WBemkaatel  1315,  Toepfer  1,  S.  12t:  wo  der  laschof  fert  in  heriart  umbe  des 
Stiftes  not  oder  das  stift  zu  besseren,  da  mag  er  nemen  vihe,  ain  iment  unrecht  zu  du»  und 
ain  die  )duge  zu  cntweten,  uf  sine  gnade;  er  mag  auch  nemen  wagen  und  pert,  ain  imciit 
uiireclit  zu  dun.  vortmc  kumpt  der  bischof  zu  Beruciistcl  oder  in  die  )dege,  bedarf  er  vehs, 
er  mag  js  iiemcn  im  lande,  wo  er  is  find,  und  sal  man  is  scbezen  und  bezalen.  WMünsUT- 
maifeld  1372:  in  welchem  dorf<-  der  missetedige  mensche  gcvangen  wurde  oder  gewußt  oder 
von  ieme  gerecht  wurde,  daz  dorf  ist  imscrs  liern  von  Triere  und  sines  Stiftes  ainptmainie 
und  dem  walpoden  des  grcvcn  [von  Vimeburg]  eine  nachtselde  scliuhlig.  und  die  mag  der 
heimhurge  des  dorfs  aitelosen  mit  Va  mr.  Moustcrer  werunge.  WSirolin  [1381]  1510,  G.  '.i, 
804;  mir  wisen  auch,  were  sache  dat  der  herr  [von  Dann]  noet  liette  eim  sacke  zu  lieveu 
und  dat  Riebe  [die  Leute  des  Krövcireicbs]  heniKgelioete  bete,,  so  sollent  die  liicbsluide  eine 
iiacbtzelle  ine  dem  Kirepel  liain;  dae  solleiit  si  hroilv  und  wine  brenghen,  und  ruwetbder 
sollent  si  ine  dem  Kirspcl  liolen;  dem  dat  meisteil  geatzt  wirt,  der  Imit  des  schaiden  des- 
dae  mehe,  und  ucmant  hilft  dem  anderen  sinen  schaden  geldeii.  Wltodt,  U.  2,  305:  waime 
daz  die  herschaf  von  Esclie  jagen  wil,  so  sullent  si  hnn  3  uachtzil  im  jure  mit  cinie  gereden 
jeger  und  zwen  knecblen  und  25  Imnden;  so  sullen,  diciif  der  wilthuven  sitzen,  den  knechten 
gutlichen  diui  und  die  kost  dun.  WHanderscheid  1506.  Q.  2,  603:  were  sacli  u.  gn.  h.  ader 
sinre  gn.  redde  und  lievellier  zu  Jlanderscbeid  quemen  ligen,  sullen  die  ime  stclliinge  nnd 
strauwe  liestellen  naich  vermoigen,  und  bettonge;  und  were  es  von  nocdcn,  sullen  si  uf  iiv 
licttc  Icghen  und  sullen  si  daneben  ligen.  WWelmich  1507:  item  wan  ni.  gn.  h.  [der  Kur- 
fbrst  von  Trier]  selbs  da  leg  [auf  der  Burg  Maus]  adei-  sunst  ein  leger  dai-schick,  muesten 
die  von  W.  zimÜches  kochwasser  daruf  dragen,  wan  es  von  nocten  were,  bolz  mult  mau 
selbs  laeüen  faren.  S.  tenier  noch  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  W.  naitselde;  WBendorf  1403  §  3; 
WDaim  1466,6.2,906;  WKenntus  1500;  WSeheidweiler  ]506i  wohl  auch  WXeudesdorf  1563. 


k 


—     1027     —  T>ie  Gi-undherrlichkeitl 

liehen  Ablösung;  in  Geld,  in  IlafcT  oder  sonstip:en  Zinsen,  bisweilen  auf  Zeit  S 
meistens  dauernd  ein*^. 

Damit  schmolzen  denn  alle  staatlichen  Lasten  im  Rahmen  der  Innnunitäts- 
(imndheiTschaft^röfstenteils  und  sehr  bald  zu  Zinsen  der  vei*schiedensten  Art  zu- 
sammen, d.  h.  sie  assimilierten  sich  der  grundherrlichen  Intradenverwaltung. 
Natürlich  teilten  sie  deshalb  auch  deren  Schicksal.  Für  ihre  Veranlagung 
war  also  ui^sprünglich  die  Hufenverfassung  mafsgebend ;  als  diese  verfiel,  traten 
für  sie  die  auch  sonst  angewendeten  Sunogate  ein^. 

Andei-s  dagegen  verlief  zunächst  die  Entwicklung  der  vom  Staate  lU'- 
sprünglich  wohl  nur  sehr  unregelmäfsig  erhobenen  direkten  Steuer,  des  Tri- 
butum,  innerhalb  der  Innnunitilten.  Zunächst  verfiel  diese  Steuer  nicht,  son- 
dern sie  wurde  unter  den  vei-schiedensten  Namen,  deren  bekannteste  Schaft, 
Bede,  Assise,  Taille  sind*,  unter  einer  meist  doppelten  Erhebungszeit  im 
Frühjahr  und  Mai^,  und  in  den  verschiedensten  Erhebungsobjekten  zu  einer 


')  CUM.  4,  249,  1454:  Graf  Ruprecht  von  Virneburg  befreit  die  tiinf  PeUenzer  Orte 
BeH,  Ettringen,  Nickenich,  Trimbs  und  Wellingen  gegen  eine  jährliche  Geldiibgabe  von  40  gl. 
auf  zwei  Jahre  von  der  Lagerung  und  sonstigen  ihm  schuldigen  Diensten. 

2)  Vgl.  Cesarius  ziun  UPrüm  S.  184  Note  B:  preterca  tenetur  quilibet  villicus  domino 
abbati  quolibet  [anno]  duas  mr.  persoivere,  que  mr.  appellantur  natselide;  *Bald.  Kesselst. 
S.  234,  1332 :  in  herberga  nostia  (in  Limpach),  quam  nobis  homines  nostri  in  dicta  villa  facere 
tenentur  annis  singulis,  unius  Ib.  hl.  redditus  annuos.  WDünchenheim  1521,  G.  3,  816:  das 
nachzel  (naichtzell,  naichzeill)  in  Geld  konvertiert.  Zur  Ablösung  in  Naturalien  s.  UStift 
S.  403,  Forstamt:  in  nathseilde  quelibet  donuis  ^^2  mir.  avene;  WSchweppeuhausen  1471, 
G.  2,  185 :  wer  Ostereier  oder  osterhunrc  gibt,  der  solle  sie  als  zitlichen  geben,  daz  die  hereii 
iren  notz  damied  schaffen;  und  umb  dis  willen,  daz  sie  diz  alsus  geben  und  dim  müssen,  so 
sollen  sie  atzungc  legers  und  alles  uberlastes  entragen  sin,  alz  verrc  daz.  gerechte  ge. 

')  S.  oben  S.  369  f.,  661 ;  auch  Bd.  2,  166. 

*)  Zu  den  verschiedenen  Bezeichnungen  bietet  unten  Bd.  3  einen  reichhaltigen  Stoff, 
s.  Wortr.  u.  d.  \VW.  assise,  bede,  exactio,  precaria,  schaff  schetzunge,  störe,  tailhe  u.  a.  m. 
Das  gewöhnlichste  lateinische  Wort  an  der  Mosel  ist  exactio;  so  unterscheidet  z.  B.  das 
*ürbar  der  Kellnerei  Kell,  1512,  Arch.  Maximin.  5,  1043  f.  neben  geringen  Durzinsen  Cen- 
sus  fimdales  (25  mir.  fructus  utriusque,  8  carr.  vini,  45  pulli,  193  ova,  1360  manipuli)  und 
Exactio  (25  mir.  silig.,  2  fl.).  Der  gewöhnlichste  deutsche  Ausdruck  in  unseren  Gegenden  ist  Schaft, 
s.  z.  B.  *8checkman  Spec.  feud.  F.  7:  exactionem  vulgariter  schaff.  Ich  wende  von  mm  ab 
statt  dessen  Bede  an,  da  dies  Wort  das  wissenschaftlich  vor^'iegend  rezipierte  ist.  Scheinbar 
einen  Unterschied  zwischen  exactio  und  petitio  macht  UStift  S.  410:  debent  esse  excepti  ab 
omni  exactionem  et  petitione.  Es  scheint  hier  nur  ein  Pleonasmus  vorzuliegen.  Doch  vgl.  oben 
S.  606  Note  1.  Zur  Entwicklung  der  ländlichen  Bede  s.  u.  a.  Waitz,  Vfg.  8,  394  f.,  Küster  S.  46 
mid  64  f.  —  VAiu)  Fonn  der  Bede  ist  auch  die  Comitia,  Grafschaft,  hier  und  da  auch  die  Pellenz, 
s.  Cesarius  zum  UPrüm  S.  154  Note  B,  cit  oben  S.  1018  Note  2  (auf  S.  1019);  dazu  URhein- 
grafen:  a  palatino  comite  petitionem,  quam  debent  homines  sui  dare  in  iurisdictioue  sua.  Vgl. 
fenierUHheingrafen:  in  Saursihwabenheim  geben  11  niansi  de  comitia  15  mir.  siliginisPinguensia; 
ULuxemburg  377,  ij:  avoine  c'on  dit  delle  conteit,  si  doit  chascun  feus  avoine  1  stir. 

^)  *Bald.  Kesselst.  S.  386,  1346:  echt  hovestede,  die  geheizzen  sint  in  dem  hof  und 
gelegen  in  dem  dorfe  zft  Bentscheit  in  der  parren  zu  sente  Wendeline,  die  alle  jair  uns  zfi 
meie  geldent  7  Ib.  lil.  und  zQ  herbeste  bede  ouch  7  Ib.  hl.  6  mir.  koms  Tricscbes  maßes 


[ItnimlliBrrlidiki'it  uud  Vogtei.  -~      1028     — 

fianz  resclniälsijrpn  EiiinaliiiiP  ausf'obilrli't'.  Diese  Eutwicklung  fiUlt^"  die  erate 
lliüfte  des  Mittelalters;  um  die  Wende  des  12.  und  13.  Jlis.  trat  dann  luit^r 
namliafti^r  Erhöhung  der  Bede  eine  ^ewiBse  Konsolidation  ein,  un()  t-egen  Mitte 
des  13.  Jhs.  eifolfite  im  wesentlidien  der  Si'hluls  der  Steuerliöhe  ^.  Um  diese 
Zeit  war  nunmehr  die  Steuer  wenijrstens  bisweilen  zu  einem  völligen  Komplex 
von  veinehiedenen  Zinsen  entwickelt*  und  wurde  von  allen  Grundliol<ien  mit 
AiLsnuhiae  der  Ministerialen  ■*  erhoben. 

Wie  in  ihrer  Entwicklung',  so  wich  die  lledi'  alier  aucli  in  ihrer  Veran- 
lagunp  von  dem  System  der  anderen  ursprOi^lich  staatlichen  Finanzrechte 
der  Gnindherrschafteu  wenigstens  anfangs  ab^.  Der  Grund  lag  in  der  an- 
fän^ichen  RegelloBigkeit  ihrer  Erhebung,  sowie  in  dem  Umstand,  dals  sie  noch 
fortwährend  erhöht  wurde:  es  war  nicbt  möglich,  sie  wie  die  anderen  Lasten 
zu  radizieren.  Vielmehr  war  der  Voigang  anfangs  der,  dals  die  Höhe  der 
Uäilage  für  die  gesamte  Steueigemeinsohaft  bestimmt  wurde,  worauf  dann  die 
Schöffen,  und  zwar  da  wo  es  sich  wie  in  geistlichen  Gnindherrschafteu  um  von 
diesen  abgeleitete  Vogtsteuem  handelte  meist  uuter  Teilnahme  des  Grundherrn, 
die  Einzelveranlagung  durchführten '.  Die  Uml^e  wurde  aber  nur  selten 
ganz  im  Sinne  einer  Kopfeteuer  ausgestaltet',   meist  wurde  fUr  sie  vielmehr 

und  18  bütire.  LehoBbuch  Wernen  II  v.  Boland  S.  35:  prima  petitio  (^Maibede).  S.  femer 
noch  Lozemb.  Freiheit  1244  g  S;  WAnwen  1362  g  6,  cit.  S.  1028  Note  1. 

')  BiBweilen  werden  auch  andere  Lasten  in  eine  Bede  konvertiert,  b.  WAnwen  Bd.  2 
§  6 :  die  Hofleute  haben  keine  Fronden  bousEent  der  halber  meileo  wega,  iai&T  zahlen  sie  zu 
maischaft  14  Ib.  d.,   und  zu  heihBtechaft  IS  Ib.  d. 

*]  S.  oben  S.  604  f.,  617.  Die  dort  behandelte  vogtetliche  Belastung  ist,  wie  aus  spä- 
teren Erörterungen  erhellen  wird,  in  vielen  Fällen  nichts  als  eine  besondere  Entwicklungs- 
form  der  immuni täteherrlichen  Bede.  ITbrigena  sind  auch  in  der  2.  H.  des  Ma.8  Bede- 
erhbhungen  ntclit  ausgeschlossen ;  Bet&rchtuDgen  in  dieser  Richtung  werden  nicht  selten  aus- 
gesprochen, vgl.  z.  B.  WHoden  1342,  g  7 ;  den  alten  scliaff,  nls  is  van  alder  recht  und  ge- 
wainlicb  ist  .  .  darüber  muegea  uoch  ensullen  [die  Gmndherren]  den  luten  nit  mc  lieischeu 
dreiigen  noch  schetzen  irs  gudes  in  keine  wise  von  einclieiu  rechte,  wcre  aber  das  man  den 
herren  .  .  vurg.  und  den  luten  unrecht  dede  ulier  das  aUl  rechte,  des  mögen  sie  klagen, 
darumb  so  dcitteu  die  scheffen  vui^.,  umb  das  K  uit  gescliciu  cusidlc,  soe  hetteu  die  vuigde 
alle  jare  20  punt  Metzer  d.  und  16  nur.  rocken  Sairbrücker  massen,  zu  mai  8  Ib.  Metz.,  die 
ander  12  Ib.  d.  voi^.  und  das  korren  alle  jare  zu  liirbcst;  vortme  usser  iglichem  huse  Vi  gans, 
3  honcr  und  1  vollen  Bester  evcn. 

»)  H.  oben  S.  605. 

*)  MR  ÜB.  2,  328,  1190-1212;  dazu  oben  8.  606 f. 

'■}  S.  dazu  oben  S.  60-5  f. 

')  S.  z.  B.  ^VThron,  Toepfer  1  S.  281:  di  4  scbcffen,  di  zu  Ih-une  sitzen,  di  sin  schul- 
dich  zu  legen  mime  herm  dem  vaide  siebenthnlb  Ibdcr  wins  zu  bede;  und  al«  si  des  nit 
künden  gethuen,  so  sollen  si  grifen  in  ihre  fas  und  den  bemi  eren  folleu  doen.  W?]sniingen 
1348  g  6:  wan  man  die  scheft  legen  sol  in  dem  liof  zu  E.,  das  die  (vögte)  sollent  den  bittel 
von  K  senden  nach  uns,  das  wir  dar  konien  oder  senden  und  hellen  die  schell  legen,  und 
were  es  das  wir  oder  unser  boten  nit  enquement  zu  der  dritten  stund,  so  moegent  die 
(vögtc)  nidersitze»  mit  den  scheffen  und  moegent  die  scheft  legen;  uud  sol  uns  das  ge- 
nuglich  sein. 

'')  So  z.  B.  eine  direkte  Umlage  wenigstens  auf  alh'  Bürger  in  der  Luiemb.  Freiheit 


—     1029     —  Die  Grundherrlichkeit J 

die  alte  Ilufenverfassung  bezw.  eine  neuere  Katastereinteilung  in  gröfsere 
GiXtoY  zu  Giiinde  gelegt;  und  dann  wurden,  namentlich  im  letzteren  Falle, 
die  nicht  in  diese  Einteilung  fallenden  kleineren  Güter  der  Häusler  mit  einer 
l)esonderen  einfachen  Herdsteuer  belastete  So  anfangs.  Wo  sich  aber  die 
Bede  ihrer  Höhe  nach  schlofs,  da  trat  dann  auch  bei  dieser  Steuer  eine  Radi- 
zierung auf  bestimmte  Güter  ein^  bis  zu  dem  Grade,  dafs  gewisse  Güter, 
welche  voniehmlich  oder  ausschliefslich  mit  einer  radizierten  Schaft-  oder  Bech*- 
(juote  ])elastet  waren,  hiernach  geradezu  Schaftgüter  oder  -—  in  einem  der 
gewöhnlichsten  Fälle  späterer  inmiunitätsherrlicher  Bede  —  Vogteien  genannt 
wurden^. 

Das  Endergebnis  der  Einverleibung  staatlicher  Leistungen  und  Steuern 
in  die  Immunitäts-Gnindherrschaften  war  demgemäfs,  sehen  wir  von  den  sel- 
tenen Fällen  offenbleibender,  nicht  radizierter  Bede  im  späteren  Mittelalter 
ab,  ein  durchaus  einheitliches:  Dienste  wie  Naturalleistungen  wie  Bede  wurden, 
wenn  auch  unter  mannigfacher  Reluition  und  Umgestaltung,  so  doch  über- 
wiegend in  ganz  identischer  Weise  zu  Reallasten  ausgestaltet,  auf  den  Grund 
und  Boden  radiziert.  Der  Erfolg  war  also  nur  eine  Bereicherung  der  gewöhn- 
lichen ginndhenlichen  Intraden,  nicht  aber  die  Einfühnmg  eines  von  der 
gnmdherrlichen  Finanzverwaltung  abweichenden  Steuersystems.  Diese  That- 
sache  ist  beachtenswert  für  die  Geschichte  der  Territorialentwicklung,  welche 
sich  ja  auf  der  Basis  der  gröfsten  Immunitätsherrschaften  vollzog.  Hatte  das 
alte  Reich  sich  noch  aus  römischen  Reminiszenzen  und  deren  Auffrischung  in 
karolingischer  Zeit  die  letzten,  wenn  auch  sehr  verwischten  Spuren  einer 
direkten  Besteuerung  der  Unterthanen  erhalten  und  diese  Spuren  auf  die  Im- 
munitäten vererbt,  so  fand  nunmehr  innerhalb  der  Inmmnitäten  keine  flotte 
Wiederbelebung  einer  solchen  Besteuerungsart  statt;  die  gegebene  Handhal>e 
zur  Entwicklung  einer  direkten  Steuerheranziehung  der  Unterthanen  als  Per- 


1244  §  5:  burgenses  .  .  assensu  communi  in  hoc  convenenint,  quod  nobis  [den  Grafen]  .  . 
quilibet  bnrgensis  singiilis  annis  in  perpetuum  dabit  14  d.  .  .  medietate  solvenda  infra  octa- 
vas  sancte  Walpurgis,  et  reliqua  medietate  infra  octavam  sancti  Remigii. 

^)  Vgl.  boispielswoiso  WSchillingen  und  Waldweiler  1549:  ob  sterben,  brand,  gewalt- 
sachen  oder  siinst  ungUick  infielen,  dass  die  fehler  nit  gebleiimet  wurden,  sol  der  meier  als- 
dan  sainbt  den  scheflfen  den  schaft  den  leuten  nach  anzal  uf  ire  guter  legen  und  sie  umb- 
schlagen,  und  soln  dieselb  die  hem  halten  zu  bezalung  der  Schäften.  WLangenlonsheim, 
G.  2,  154:  wir  wisen  u.  g.  h.  30  mir.  b^dkom  zue;  und  wer  es  sach  daß  einer  nit  bödkom 
gebe,  der  sol  ein  firnzel  rauchkom  geben,  uf  daß  u.  g.  h.  das  bedkom  erfüllt  werde,  sonder- 
lich der  alhie  ein  hauß  raucht. 

^  S.  *Distr.  Max.  i)ro  pensionibus  15.  Jh.  4.  Viertel:  domus  zu  Bingen  giebt  annue  zu 
bedde  27  alb.  WTholey  1450,  G.  3,  761:  so  einer  ein  schaftgultig  gut  ganz  fürt,  was  der 
darron  schuldig  wcre?  .  .  .  m.  h.  von  Tholei  allein  1  Ib.  hl.  schuldig  .  .  zu  schaft  .  .  auch 
ein  mir.  koms  zu  schaft.  WBiwcr  1581  §  3:  Schaff-  oder  Leibeigenmänner  können  sich  von 
der  Leibeigenschaft  loskaufen  und  haben  dann  nur  noch  den  Schaft  von  den  SchaiFgütem 
zu  entrichten. 

3)  S.  oben  S.  375. 


((Jnin'llirrrlic-hltHl  lind  Vngtei.  —     1030     — 

maen  wurde  vielmehr  verscherzt,  und  die  zur  Tei-ritoriiiVewalt  iLiifxIri'heiKio 
•^otse  InimuuitAtsherrschaft  trat  daniiu  ihren  KntwioJdmi^friiii^'  auf  tiuiLii/iellt'iii 
Gebiete  olme  eine  Steuen-erwaltung  na,  deren  ßeKtancI  iiint'rlnül»  iler  (iruiid- 
herrschaft  des  Laiidesliemi  filr  die  Ausbihlun^'  einer  Landesst^'uerverfassuiij: 
hatte  vorbildlich  weitlou  kftnnen. 

Wie  die  Freiheit  zur  Kiitwicklung  einer  eigenen  Steuerverfassuiig,  m 
wurde  iiuch  die  Freiheit  zur  Entwicklung  einer  besonderen  Heeresvei-fassuug 
innerhalb  der  Immunitäten  nur  weui^  gründlich  und  umfassend  aiv^enutzt. 
BcüUnd  in  erstoRT  Hinsicht  im  naturalwirtschaftlichen  Charakter  der  FrßJizeit 
und  in  der  Fortdauer  naturalwirtschaftlichen  Geijrilfres  für  das  platte  Land  bis 
zum  SclduTs  des  Mittelalters  ein  vielleicht  unüberwindliches  Hindernis,  so  trat 
der  AushildunR  einer  eigenen  Heeresverfassnng  die  allgemeine  Entwicklunj; 
des  Kriegswesens  im  Sinne  des  Rittertums  endgültiK  ent^^n. 

Man  wird  sich  deshalb  nicht  wundem,  wenn  innerhalb  der  Ininmnifälen 
nicht  einmal  die  Grundlagen  jener  Kriegsverfassiuig  völlig  aufrecht  erhalten 
wurden,  welche  den  Gnindherren  durch  den  Wesfall  der  staatlichen  Heeresver- 
waltung ohne  weiteres  zugewieneu  ward. 

Zunächst  ging  die  finanzielle  Seite  der  Heeresverwaltui^  verloren.  FUr 
die  Leistung  der  Paraveredi  und  des  Hostiliciums  wie  der  Nachtseide,  soweit 
diese  militArischen  CharaJtter  annehmen  konnte,  ist  der  Weg  des  Verfalls  schon 
oben  dargelegt  worden.  Ganz  in  der  gleichen  Weise  ging  aber  auch  das  Gc- 
werf  zu  Grunde'.  Etwas  besser  scheint  sich  die  Verpflichtung  der  Hinter- 
sassen zum  Burgbau  und  Burgwa^hdienst  ausgebildet  l>ezw.  erhalten  zu  haben ', 
obgleich  die  Begründung  gerade  dieser  Last  eine  besonders  schwache  ist,  so- 
bald mau  sie  auf  ein  angeblich  ausschliefsliches  Recht  der  Immunitätsherren 
/um  Burgenbau  innerhalb  ihres  Immunitiltsbezirkes  zurtlckzufuhren  sucht*. 

')  S.  MR.  ÜB.  2,  192,  1201. 

-J  WMayen,  G.  2,  483:  wanlie  die  biirger  not  halben  usziehon  moesten,  sein  die  licni 
in  dem  closter  zu  Mcien  und  der  Mergetistader  hoiliman,  Trieriseher  lioibman  dnsfllist,  auch 
Trierischs  hoibmnn  y,n  Al/cns,  bt^lc  snnct  Thomas  hocf  zu  Kierich  und  Bcrcniihi^jiii ,  jeder 
uf  erforderen  üwci  pfert  und  einen  halben  wagen  zu  geben  schuldig,  wanhe  die  ander 
biirger  zu  entaetzung  der  ersten  auch  ausziehen  moesten,  damit  dan  das  schloß  und  stat  liis 
auf  doro  ankunft  verwharet  wert,  so]  ein  lieincr  einem  Jeden  ho&scheifen  ansagen  lassen,  dalt 
er  mit  geinen  hofi^leuthen  sovil  der  vonnothcn  sein  wirt  [erscheine],  die  hoirssclicRcn  sollen 
auch  erscheinen  nnd  uf  der  borg  warten,  und  der  keiner  sol  inen  die  rnst  geben,  die  hofs- 
Icuth  sollen  uf  den  thuren  und  mauren  Imitim,  sich  selbst  becostigen;  da  inen  von  den  bur- 
gersweibem  etwas  mitgetheilet  würt,  hett«n  sie  sich  dessen  y,i>  bedanken.  I.inslerer  Ilerrcn- 
erklärung  1552  §  1:  die  Unterthanen  sind  schuldig,  Hut  und  Wacht  nu  thim,  wancitr  wir 
beim  zu  unserem  haus  and  schloß  bedt^rftig  sein  huct  und  wacht.  Freilich,  ist  das  Grund- 
recht oder  Immnnitätsrechl? 

")  Ftlr  dieses  Recht  vgl.  ALR,  IIB.  1,  9,  729:  funditus  interdicinms,  ut  nullus  dux  nulhis 
i'omcs  Dulla  prorsns  persona  ecclcsiastica  sive  mundana  in  possessione  vel  allodio  sancti 
Maximini  montem  sive  rupem  capcre  vel  munitioneni  aliquam  in  eis  facere  preaumat,  nisi  forte 
abbas  eiusdem  monastorii  propter  metum  paganonim  vel  propl<^r  Incnrsioneni  nialignonini 
hominuni.     Kiese  Urkunde  ist  natürlich  Fillschung,  —  vgl.  dazu  Mli.   IIB.  1,  4.34,  lUfi, 


—     1031      —  Die  Grundherrlichkeit] 

Wie  die  militärischen  Leistun<jen,  so  verfiel  aber  auch  der  Heeresdienst 
der  Hintersassen*.  Zwar  zo^en  sie  noch  immer  in  Waffen  zum  Hochgericht, 
so  dafs  der  alte  Zusammenhang  zvvisch(»n  Gerichts-  und  Heeresdienst  an  vielen 
Orten  formell  bis  in  die  spätere  Zeit  gewählt  blieb  ^,  aber  zum  eigentlichen 
Kriegsdienst  wurden  sie  weder  eingeübt  noch  aufgeboten.  Sie  bildeten  viel- 
mehr eine  militärisch  schutzlose  Masse ,  welche  dem  Immunitätsginindherrn  je 
spätt^r  je  dringlicher  Schutzrecht  und  Schutzpflicht  der  Immunitätseingesessenen 
zuwi(»s  ^. 

So  bl(Mbt  noch  der  Ausbau  einer  besonderen  Gerichtsverfassung  inner- 
halb der  Imnmnitätsbezirke  und  auf  Grund  von  Innnunitätsrechten  zu  unter- 
suchen. Und  hier  endlich  ergiebt  sich,  wenn  auch  unter  vielfachem  Wirrwarr 
und  in  manchmal  heilloser  Verquickung  mit  den  schon  vorhandenen  Fonnen 
der  freien  markgeuössischen  und  staatlichen  Gerichtsverfassung  doch  ein  Bild 
schliefslicher  Abrundung  und  wirklichen  Fortschrittes. 

Will  man  aber  zum  richtigen  Verstilndnis  der  hier  vorliegenden  Entwick- 

vipüeicht  auch  MR.  ÜB.  1,  360,  1065,  für  SMaximin:  eis  .  .  opera  regalia  vol  comitialia 
fimditiis  pcrdonamus.    S.  auch  noch  Lac.  ÜB.  1,  94,  153,  1119. 

^)  Die  Lösung  der  Ilcorbannfrage  in  den  Immunitäten  der  iUtesten  Zeit  ist  freihCh 
sehr  dunkel,  vgl.  Kustel  in  Revue  hist.  23,  22  f. 

*)  S.  z.  ß.  WNeuukirchen  1486:  wer  eigen  und  erbe  in  dem  gericht  und  bezirk  des 
hoegerichts  habe  oder  darinen  seßhaftig  ist,  sal  zu  dem  jargeding  mit  sim  gewer  erschinen. 
Vgl.  auch  WDaun  1466,  (x.  2,  606:  haint  die  lantscheffenne  und  lantlude  gewist,  wanne 
u.  g.  h.  das  hoegerichte  doe  besitzen  uf  dem  kampuchel ,  so  si  ein  iglicher  einichsman  ge- 
sessen in  dem  hoegerichte,  nemlich  us  iglichem  huse  das  heubt,  schuldig  zu  kommen,  soverre 
sie  verbot  werden;  und  ein  iglicher  binnen  solchem  gezirke  si  schuldig  zu  folgen  dem 
i^lockenclange  und  lantgeschr(?ie  und  geweltliche  Sachen  helfen  zu  beschudden. 

3)  Vgl.  z.  B.  WRoden  1484  §  17:  were  sach  daß  imant  gefangen  wurde  in  fede  ader 
vientschaft,  sal  der  abt  hin  forderen  ader  naeriten,  als  ferne  gheint  site  Rins,  als  von  hanen 
dar  den  ersten  tag  in  sinen  kosten,  und  daniae  in  des  armemans  kosten,  und  in  wieder  hem 
brengen.  Vgl.  WMettlach  1499  §  42,  Lager  S.  250;  WVahl  1479  §  32,  Lager  S.  271—2; 
WGedscheid  1491  §  18,  Lager  S.  286;  W.  Lampaden,  G.  2,  113.  S.  auch  WPeterswald 
1512,  G.  2,  418:  ob  sach  were  das  ein  lehnher  feienschaft  hette  antroffen,  sol  ein  jeglich 
eigen  lehnman  brengen  ein  half  sum.  habem  und  ein  hau,  und  sol  ihm  das  liebem  ein  ban- 
meil  wegs,  dan  sol  der  lehnherr  den  man  also  guetiglich  thim,  das  er  sich  von  ime  belolK», 
und  der  gerichtsherr  den  kriegh  volfuhren  sonder  weiter  beschwernus  des  lehnmans.  Doch 
kann  bei  diesen  Nachrichten  die  Schutzpflicht  auch  auf  einfacher  Grundherrlichkeit  beruhen,  wie 
denn  überhaupt  eine  ganze  Anzahl  von  Rechten  innerhalb  der  ausgebildeten  Gnindherrschaft 
sich  sowohl  auf  ursprungliche  (irundherrlichkeit,  wie  Markherrlichkeit,  wie  Immunitätsherr- 
lichkeit begrimden  lassen.  So  steht  z.  B.  der  Begründung  des  Gerichtsschutzes  auf  Hoch- 
gerichtsbarkeit, wie  ihn  oben  die  Citate  der  Note  2  bieten,  die  folgende  Begiündung  auf  der 
Basis  alten  Markrechtes  gegenüber.  WObermendig  1382,  G.  2,  495:  dat  der  gesworen  und 
gekoren  heindiiu-gher,  so  wan  der  herre  noit  het  von  aller  gewalt  weghen,  die  in  dem  gericht 
gescheghe,  dat  hie  (;ine  klocke  luden  sal  zo  gesinnen  des  herren  oder  siner  knechte ;  imd  sal 
navolghen  die  gewalt  helfen  sturen  al  so  wide  und  lank,  as  dat  gericht  is,  as  dat  von 
alders  hcjrkomen  ist;  und  sal  dem  herren  sin  r(?cht  und  herlicheit  helfen  behalden  und 
weren  mit  der  ganzen  gemeinde ;  und  wen  hie  des  nit  endedc,  so  is  hie  und  wer  dar  nlt  en- 
were  boesvellich,  as  dat  von  alders  hercomen  ist. 


IGruttdbeiTlichkflit  iind  Vogti'i.  —     1032     — 

liiiig  koHiinen,  so  winl  es  put  sein,  zuerst  nicht  fieren  Anfkn^  üu  l)t'tradit«n. 
Sündern  vielmehr  von  den  ab^klarten  Zügen  der  spilteren  Ausbildung  ausi:u- 
gehen,  wie  sidi  solche  aus  den  Nachrichten  namentlich  der  WeisUlmer  rtw 
späteren  Mittelalters  sehr  wohl  ei-selien  lassen  ^. 

Die  Fnnnen  gmiidheiTsehaftlicher  Gerichte,  welche  wir  hier,  freilich  luitx'r 
den  alleTverschinlcnstfn  Namen,  vorfinden,  sind,  abfresehen  von  manchen  lo- 
kalen SiMuterliilduuiren-,  die  tolL'.-niirii.  I'j-slms  das  Iliiiidin^'.  das  iilti' 
Fronhofegerieht  von  rein  internem  Hofcharakter,  also  ohne  irgendwelche  Auf- 
nahme markherrlicher  oder  immunitfttsherrlicher  Einflüsse.  Von  ihm  ist 
schon  oben  S.  994  f.  gesprochen  worden'.    Zweitens  das  zimltehst  aus  Kom- 


>)  Vgl.  zum  folgenden  u.  a.  Bodnmno  2,  679,  724  ff.;  Landau,  Salgut  S.  109—111; 
auch  WuU,  Vfg.  8,  78  f.  In  der  Gerichtsgewalt  des  Meiers  siebt  Wailz,  V%.  8,  75,  im 
allgemeinen  die  dea  all«n  Centenara. 

■}  Sie  alle  in  Betracht  zu  ziehen,  ist  nutzlos,  zudem  bei  der  grorsen  Zahl  von  Nuancen 
beinahe  umnöglicb.  Um  einzelnes  eu  erwähnen,  so  war  die  Grundherrschaft  des  Klosters 
Ravengiersburg  an  Dii^tarten  besonders  reich;  Back  unterscheidet  vüllig  mit  Recht  Hund- 
gedinge  S.  67  f.,  peinliche  Dinge  S.  74  £,  Znchlgeding  zu  Bibern  S.  78  t  {d.  h.  Bögc- 
gericht  für  alle  Hofgenossen  des  KlostcrsX  Civilgerichte  S.  82  f.  (die  eigentlichen  I{eim- 
burgen-  und  ZendergedingeX  Höbergedinge  S.  89—110.  Von  ihnen  sind  die  peinlichen  Dinge, 
Civilgerichte  und  HQbcrgedinge  die  regulären  Formen  und  entsprechen  den  Hochgerichten, 
Grundgerichten  und  Bandingen  unserer  Terminologie.  Ein  besonderes  Dii^  der  Leilv 
eigenen  findet  sich  'UMOnstermaifeld ,  Hs.  Koblenz  CXI*  BI.  15^,  ferin  secunda  post 
lohannis,  qui  dicitur  luitdink.  Eine  besonders  wichtige  Ausbildung,  auf  welche  im  folgenden 
nicht  weiter  Rücksicht  genommen  werden  kann,  besieht  im  Luxemburgischen,  wo  zwischen 
Gnmdgerichten  und  Hochgerichten  noch  Mittelgerichie  eingeschoben  erscheinen.  Zur  Kom- 
petenz derselben  Tgl.  das  WBerg  bei  Ettelbrfick  1730  §  1  über  das  dortige  Grund-  und 
Mittelgoricht,  §  3;  meier  und  scheffen  zii  Berg  haben  zu  richten  ülwr  gnmd-  civilschc  und 
kleine  criminalische  Sachen,  so  nicht  eine  buB  von  6  goldgl.  excediren.  Der  (lericlitshcrr 
hat  auch  (§  8)  Gebot  und  Verbot  flir  Spielen,  Tanzen,  Schiefsen  u.  a.  m.,  dazu  Kundrecht, 
Fischerei,  .Jagd.  Doch  vgl.  auch  aufserhalb  Luxemlnu^s  Trierer  llochgerw.  §  2:  alte  hohe 
niedere  und  mittlere  iurisdiction,  zu  latein  menmi  et  niixtom  imperium. 

')  Ziu-  Kompetenz  vgl.  noch  WKcnn  14.  Jh.  2.  H.,  §  10,  G.  6,  546;  WKrov,  G.  2, 
374,  Abs.  2  f.;  *Bald.  Kesselst.  8.  221,  1330:  curtem  meam  in  Lemene  dictani  ein  dinclichof 
ciunberbariisTineisagriscampisetBliisGiiispertinentiis.  *WBreisig  1.363,  Kindl.  1S3, 25,  Münster 
SL  A.:  die  Äbtissin  ton  Essen  hat  14  hueverc  und  einen  bowmeister,  die  riigen  sollen  al  dil. 
dat  ruchbar  is  in  ihrem  bove,  iif  ihren  eit  nf  der  stat  da  dat  reclit  is  und  zu  der  zlt  dat 
zidigh  is.assiegemant  werden.  Dies  GericbtstehtnebenRichterraCslude  und  gemeinde  von  Breisig. 
WRhens,  Einl.,  ü.  6,  486:  si  culpabile  aliquid  est  [im  Anbau],  pro  delicti  qualilate  iuxtn 
dictomen  colononim  punitur.  WOberdonwen  1542  g  33:  es  soll  folgendes  verhandelt  werden: 
erbe  und  guter  entpfangen  und  zu  bestan  erben  und  vor  gcricht  zu  enterben  und  us  und  in 
zu  setzen,  alles  nach  hoibsuhung  und  alt  berkomen,  über  bekontlich  scholt  zu  pfenden,  die 
pfende  nach  boebsubimg  zu  verhandeln,  wie  von  alters  uliig  und  gewoinlicli.  WLosheim 
1599  §  22^  das  alles  dasjenich,  das  uf  (des  Grundheim)  grundnins-  und  medombglitem  durch 
das  ganz  jar  ricbtiich  gehandelt  muß  werden,  es  sei  umb  schold,  erbschaft,  gercide  und 
ungereidc  giieter,  Scheltwort,  kumber,  boßcn  oder  anders,  wie  das  were,  sol  alles  vur  und 
diuxh  des  obg.  (Grundherrn)  scheffen  und  gericlit  zu  L.  und  keinen  andern  vcrledingt  n<ii-li 
vereußcrt  werden,  als  recht  ist    W.  dos  Hofes  Schubcrack  1602  §  3,  G.  6,  538,   Geschäfts- 


—     1033     —  Die  Gnmdhearlichkeit) 

bination  von  Bauding  und  Markding  hervorgegangene  Grundgericht,  das 
sich  aber  selten  auf  die  nur  durchaus  aus  dieser  Kombination  gewonnene 
Kompetenz  —  grundhenliche  für  die  Gehöfer,  markherrliche  für  die  gesamten 
Markinsassen,  also  Gehöfer  und  Nichtgehöfer  —  beschränkt^,  vielmehr  der 
R^el  nach  durch  Ausdehnung  der  grundherrlichen  und  häufig  auch  noch 
durch  Aufnahme  einiger  immunitätsherrlichen  Kompetenzen  zum  völligen  Be- 
zirksuntergericht erweitert  erscheint*.  Drittens  das  Hochgericht,  dessen 
Entstehimg  auf  grundherrlichem  Boden  im  allgemeinen  nur  auf  Grund  früh- 
mittelalterlicher Immunitätsübertragung  oder  auf  Grund  späteren  Erwerbes^ 
zu  erklären  ist. 

Ist  nun  der  Charakter  des  Baudings  sowie  seine  Abgrenzung  gegenüber 
den  sonstigen  Gerichten  durch  frühere  Ausführungen  schon  ausreidiend  um- 
schrieben, so  fragt  es  sich,  wie  sich  denn  die  Kompetenzen  des  Hochgerichts 
und  Grundgerichts  innerhalb  der  Grundherrschaft  zu  einander  stellen.  Suchen 
wir  da  vor  allem  die  Kompetenzen  des  Hochgerichts  klarzulegen,  so  ergiebt 
sich  zunächst  in  strafrechtlicher  Hinsicht  kein  Unterschied  zwischen  freiem  und 
grundherrlichem  Hochgericht,  hier  wie  dort  gehört  Mord,  Diebstahl,  Verrat, 
Nachtbrand,  Notzucht  u.  a.  m.  vor  das  Hochgericht,  trifft  femer  die  Hochgerichts- 
bufse  an  Hals  und  Haupt  oder  an  den  alten  Königsbann  von  60  s.  ^.   Dagegen 

kreis  des  Hofgerichts:  auf  die  imentfangene  guter  antwort  der  scheffen,  ein  ieglicher  sol  sie 
nennen  und  vorbringen,  also  auch  auf  die  vor  eigen  verbrauchte  guter,  item  antwort  dier 
hoefer,  ob  iemand  den  hof  überzehnet  oder  überecht,  da  sol  der  schulteiß  selbst  ein  ein- 
sehens  haben  und  strafen,  und  wer  es  von  den  hoefer[n]  weiß,  der  sol  es  vorbringen  bei 
dem  aid. 

^)  In  diese  Eichtung  deuten  noch  WSponheim  1488  §  1 :  zum  ding  sollen  kommen  alle, 
die  of  dem  dale  bi  der  borg  mit  dinkgelde  dem  apt  zinsbar  sin.  auch  sal  die  gemeine  von- 
dorf  Sp.  genwertig  sin,  solche  herlicheit  und  fnheit  dem  abt  hören  zu  wisen.  WRittersdorf 
1565  §  17:  alles  dasjenige  was  rogbar  und  straflich  were,  fürzupringen,  von  überfahren, 
ul)ennehen  und  seihen,  an  ausgeworfen  verstoßen  steinen  und  marken  und  an  einichem  ding,, 
so  zu  dem  tage  furzubringen  were.  WBech  bei  Echtemach  §  14:  were  sach  daß  einer  den 
andern  übermehet  oder  überschneide,  marken  störet,  plankenzeun  übersetzt  und  übeigrübe,. 
wiesen  iifnß  mit  plugen,  so  weisen  (die  Schöffen)  dem  hem  die  bouß,  den  scheffen  den  wein. 

^)  Zur  Kompetenz  vgl.  ME.  ÜB.  8,  84,  1215,  bannum:  iurisdictionem  secularem 
piscationem  et  venationem.  S.  femer  Hennes,  ÜB.  2,  842,  1299:  Elisabeth  von  Demau  ver- 
kauft ihre  bona  sita  in  Unkilbach,  renuntians  effestucando  .  .  in  presentia  iuratorum  curtis,. 
qui  vulgariter  dicuntur  higen  [es  sind  8]  . .  et  aliorum  proborum  virorum  ad  hoc  vocatoruro, 
8.  dazu  WSchweich  1595,  G.  2,  808  Note:  wan  ein  gut  über  erb  und  liegende  gueter 
geschieht,  so  sollen  dieselbige  auf  freier  Strassen  under  dem  himmel  vor  dem  gnmtrichter 
und  scheffen  gesehen,  wan  es  also  zugehet,  erkents  der  scheffen  von  werde.  S.  femer 
WAspelt  1585  §  3,  Hardt  S.  34;  WMamer  1542  §  5;  WAhn  1626  §  8;  WAltwies  1698  §  7. 
Vgl.  auch  die  Deklaration  des  Erzbischofe  Jakob  von  Trier  über  die  Grundgerichtsbarkeit 
vom  30.  Mai  1577. 

»)  S.  z.  B.  Arch.  Gervaux  Xo.  221,  1840. 

*)  S.  im  Vergleich  zu  S.  182  oben  und  Waitz,  Vfg.  8, 62  f.,  die  Monesche  Zs.  2,  455, 1296;. 
WUerbizheim  1458,  G.  2,  22:  der  Meier  hat  zu  richten  alle  ding  und  za  entrichten  alle 
ftinferhande  dinge,  zu  wißen  diepstail,  noitzucht,  nachtbrant,  mort  und  meisselwonden,  die. 

Lamprecht,  Dentichei  WirtMhaftilebra.    I.  66 


[Grundberrlichkeit  und  Toglei.  —     1034     — 

fäJlt  beim  grundherrlichen  Hochgericht  die  Klc^e  um  Ei^en  uii((  Erbe  BatQ}*- 
lich  wefii  weil  echtes  Eigen  nicht  vorhanden  ist'.  Dhs  gruiidherrliche  Hoch- 
gericht ist  mithin  aiisschliefsliches  Strafgericht  —  so  dafs  sich  für  das  Gmiid- 
periclit  der  Charakter  als  ausBchliefsliches  Civiljjericbt  abgesehen  von  etwa 
eingreifenden  Bnudingskouipetenzen  von  seihst  versteht. 

Mit  dieser  iler  Rettel  nach  ziemlich  klaren  Begrenzung  der  Kouiiietenzen 
ist  (ireilich  u)"-v  liMs  -cL'i'iisi'itiu'i'  Verfassungsverhattnis  der  drei  Arten  gmnd- 
heiTlidirr  liiiii;r  iKii-Ii  iiiclit-^  ;iiisgcsagt.  Gerade  dieser  Tunkt  ist  aher  wichti« 
ztrni  VerBt&ndnis  der  Ausbildung  voller  immunitatsberrlicher  Oerichtsverfassungen. 

Die  Doppellrage,  welche  hier  auftritt,  geht  auf  das  Verhältnis  des  Hoch- 
gerichts zum  Bauding  wie  zum  Gnmdgericbt,  und  sie  zeiftllt  für  jede  Seite 
der  Alternative  wieder  in  zwei  Uaterfragen,  je  nachdem  zu  einem  bestimmten 
Hochgericht  Baudinge  oder  Grundgerichte  desselben  oder  verschieciener  Grund- 
herren  in  Verhältnis  stehen. 

Sprechen  wir  zuerst  vom  Verhititnis  der  Baudii^e  zum  Hochgericht 
innerhalb  derselben  Gnmdherrschaft.  Hier  besteht  eiu  sehr  enger  Zusammen- 
halt;, dessen  Geschichte  uns  schon  früher,  nur  von  anderer  Seite  aus,  eit^;:eheDd 


gelLöran  vor  den  caisvogt;  dazu  0.  2,  23;  was  ein  ubeltedig  man  si?  R.  es  ai  ein  man,  (}et 
der  fiuiflerhande  dinge  eines  duhe.  S.  ferner  WWincheringen  1494  %  7;  WNennig,  O.  2, 
2$3,  dL  Bd.  2,  488  Note  2;  anch  oben  S.  172.  Im  allgemeinen  b.  auch  noch  *WRuwer 
Tbarforst  UerteBdorf  1411,  Arcb.  Hazimin.  S,  347,  %  l:  daB  niemand  richten  aol  binnent 
meines  hetm  ond  seines  gotteshaug  hochdereien  [?]  von  balz  und  von  hant  «an  ihre  ampt- 
lenthe  und  gericbte;  WEcbternach,  Hardt  S.  189,  §  7:  uf  dem  marlt  stehet  ein  crealz,  daran 
tun  galgen  und  rat,  und  die  band  gottes  under  sich,  zue  bedeuten,  du  der  grontherr  das 
hochgericht  hat;  nebent  dem  dingstol  stehet  der  stock  und  halzeisen,  ist  och  UDSKm  hem 
apt.  —  Zur  Höhe  der  Bufsen  s.  WSchwaraenberg  1560,  G.  8,  754:  das  Untergericlit  bat  nit 
hoher  zu  gepieten  noch  zu  verpieten,  dan  b  s.  Bich  erstrecken  tunt;  ebenso  WThotey  1450, 
G.  3,  760.  Ferner  »W Weifskirchen  1493,  Arcli.  Maximin.  1,  95 :  ut  aiitem  notum  fiat,  quanti 
pretii  Sit  parva  quantive  sit  magna  emenda,  respondurunt  praefati  iustitiarii,  quod  parva 
emenda,  est  qiiinque  s.,  magna  vero  sexaginta,  qui  scxaginta  b-  sunt  valoris  trium  fr.  monetae 
in  Marsello  cursibilis.  Ähnlich  ist  der  Gegensatz  wohl  auch  WMeckel  1669,  G.  S,  798,  ge- 
meint: erkennen  auch  die  BchefTen  ein  hoifsbuiB  von  10  stuber,  ein  frewelbuiB  6  gl.  Von 
besonderem  Interesse  ist  WIttel  1561 ,  G.  2,  291 :  die  bueßen  böm  auch  alsampt  den  berren 
von  Paltzel  zu;  was  aber  ein  sumenis,  frevel,  hoifbueß  oder  liocbbueß  si  und  ire  straif,  halben 
sie  in  sulcbcr  difBuition  usgesprochen :  erstlich  ist  ein  Eumenis,  der  sein  zjns  verseumpt  in 
der  zeit  auszurichten,  welche  wirt  gebuest  den  hern  5  s.,  den  sclieffen  ein  sester  wins.  ein 
boifhueß  ist,  wan  einer  den  andern  het  überschnitten  oder  geniehet,  graben,  pflucht,  durch 
ein  groiß  hinlessigkeit  oder  scholt,  welclis  bucll  ist  den  herm  10  all).,  den  schellen  ein  sester 
wins.  ein  frevel  ist,  wanne  einer  dem  andern  in  sein  lant  Iure  mit  ufsatz,  sonder  wisseu 
und  willen  des  andern,  derglicben  schnit  oder  mehet;  dieses  bueß  staet  in  der  berren  hant 
und  willen,  und  den  schetTen  gcbnrth  davon  ein  cimer  wlos.  ein  bochbueß  Stelen,  doitb- 
schlagen  u.  s.  w.  unserm  gn.  b.  von  Trier.  Hier  ist  die  Säumnis  die  Baudingsbufse,  Frevel 
und  Hofbufse  sind  Markdingsbufsen.  Die  Weisung  ergiebt  also,  dafs  die  Gnmdgerichts- 
bufse  von  5  s.   höchst  walirscbeinlicb  aus  dem   Bauding  in   das   Grundgericht  herubergi-- 

1)  Eine  Ausnabme  macht  WSandweiler  1604  S  8. 


—     1035     —  Die  Gnindherrlichkeit] 

beschäftigt  hat^:  Schöffen  der  Baudinge  bilden  zusammen  den  Schöffen- 
stuhl des  Hochgerichtes^.  Was  Wunder,  dafs  bei  dieser  Sachlage  das 
Hochgericht  zuweilen  selbst  noch  den  Namen  Bauding  führt  ^.  Zugleich 
ist  es  unter  diesen  Umständen  das  Bestreben  der  Grundherren,  für  alle 
Höfe  ihrer  Grundherrschaft,  oder  doch  wenigstens  für  zusammenhängende 
Komplexe  derselben,  allmählich  6in  Hochgericht  herzurichten;  voll  erreicht  ist 
dieses  Ziel  zi  B.  in  der  Prümer  Herrschaft  in  dem  Hochgericht  des  Waldes 
Bassel  *. 

Wie  aber  stellte  sich  der  Hochgerichtsherr  zu  Bauding\'erfassungen  inner- 
halb seines  Hochgerichtsbereiches,  in  denen  er  nicht  Gnmdherr  war?  Natüi- 
lich  waren  diese  Baudinge  nebst  ihren  Angehörigen  vor  dem  Hochding  gerichts- 
pflichtig*.    Im  übrigen  aber,  für  die  Kompetenzabgrenzung  z\^^schen  Bauding 


1)  S.  oben  S.  214  f. 

')  S.  hier  noch  UStift  18.  Jhs.  S.  456,  Münstermaifeld :  ad  curtim  .  .  Monasterii  spectant 
13  curtes,  ipsa  est  14.  ille  18  curtes  faciunt  unum  placitum  in  Monasteriensi  curti  simul  in  anno 
(Johanni).  Dieses  Gericht  steht  unter  einem  Trierer  advocatus;  es  ist  auch  ein  cippus  siire 
£toch  vorhanden  für  fures  et  latrones. 

^)  So  eben  in  Münstermaifeld,  s.  UStift  S.  456;  femer  in  Mayen,  Mayener  Baugeding 
18.  Jh.  §  4,  6.  6,  635:  wen  man  erkent  vor  einen  hochhem  des  baugedinghs  und  wer  das 
baugedingh  besitzen,  wem  darbei  zu  sein  gehurt  und  wes  gestalt  ein  iedes  sein  solt?  ant- 
wort:  weisen  unsem  gn.  h.  zu  Trier  vor  einen  hoch-  und  oberhem  ermelten  baugedings. 
dasselbigh  sol  von  irer  chiuf.  gn.  besitzen  ein  kehier  zu  Meien.  darbei  sollen  sein  14  scheffen, 
und  ein  ieder  burger,  der  das  hom  hoert  blacsen  und  die  klock  leuten,  auser  gemeinen  ritter 
und  rittersgenossen. 

*)  WRommcrsheim  1298,  G.  2,  516:  het  der  scheffen  viu*  vol  gewist,  dat  ghein 
hoegericht  insal  sin  binnen  der  abthien  von  Frame  ind  der  voidien  von  Schonecken  von 
halse  und  von  hoifde,  dan  Massil  [1.:  Wassil].  WWallersheim,  G.  2,  585:  Bassel  [der  Wald 
bei  Rommersheim],  da  das  hoechgericht  der  14  hoif  stehet 

^)  Zu  den  hier  eintretenden  Verhältnissen  vgl.  MR.  ÜB.  8,  382,  1229,  Teilung  zwischen 
den  Gebrüdern  Hermann  und  Philipp  Grafen  von  Virneburg:  preterea  quicunque  a  comitatu 
et  a  curte  in  Natisheim  feoda  tenent,  a,comite  teneant,  et  quotquot  a  curte  in  Meine  feoda 
possident,  a  dicto  Philippo  obtineant  reliqui  quotquot  de  aliis  bonis  eoram  infeodati  fuerint, 
quicimque  a  sepedicto  Philippo  feoda  sua  suscipere  voluerit,  comes  consentiet  sine  aliqua 
contradictione.  insuper  homines  pre&ti  Philippi  ad  publicum  iudiciiun  comitis  ibimt,  et  qui- 
cunque rei  inventi  fuerint,  quotquot  ad  ipsum  pertinere  dinoscuntur,  ab  omni  iure  comitis 
liberi  dimittentur.  Lac.  ÜB.  2,  683,  1275,  Schiedssprach  zwischen  den  Herren  und  der 
Kirche  von  Kerpen:  nos  arbitri  .  .  receptis  iuramentis  et  votis  examinatis  maiorum  et 
senioram  parrochianoram  eiusdem  ville  et  veritate  ab  cisdem  perscratata  diligenter  easdeni 
discordias  .  .  sedavimus  in  hunc  modum  pronuntiantes,  quod  homines  cerocensuales  ecclesie 
et  homines  de  tribus  villis  scilicet  Mfttrodc  Duzrode  Haue  et  homines  de  molendino  Bent- 
mülin  tribus  temporibus  anni  in  alto  iudicio  domini  de  Castro  comparebunt,  et  si  que  accu- 
sanda  illis  temporibus  in  suis  locis  emerserint,  accusabimt  post  tertiam  collocutionem,  que 
vulgariter  ahtin  appellatur,  inde  sine  gravamine  recessuri,  nisi  propter  aliquam  manifestam 
necessitateni  iubeantur  remanerc;  nee  ad  formam  iuramenti  dandam  alicui  cogantur.  preterea 
in  predictis  villis  vel  locis  nullus  faciet  arestationem  nisi  per  communem  nuntium  capituli, 
exceptis  casibus  pertinentibus  ad  altum  iudiciiun  domini  de  Castro,  si  vero  aliquis  extraneus 
ibi  arestandiis  fuerit,  per  nuntium  domini  de  Castro  fiet    item  pronuntiamus ,  quod  homines 

66* 


[GrunilherrlicUieit  und  Vogtei.  —     1036     — 

und  Hochgericht ,  ist  die  Lösung  ohne  weiteres  im  Charakter  der  grundheiT- 
lichen  Gewalt  gegeben ;  der  Hoebgerichtsherr  mufste  die  Rechte  fremder  Grund- 
henen  achten,  hatte  also  auf  fremde  Baudinge  innerhalb  der  Kompetenzen  der- 
selben keinerlei  geriehüiclien  Eintiufs'.  Indes  macht  sich  doch  später  eine 
Tendenz  in  dieser  Richtung*,  und  zwar  mit  Erfolg  bei  Kechtsverweigening^ 
seitens  des  fremden  BaudingheiTn  ■  geltend. 

Ähnlich  wie  das  Verhältnis  des  Hochgerichtes  zu  den  Baudingen  ent- 
wickelte sich  auch  seine  Stellung  zu  den  Grundgerichten :  waren  doch  die  letz- 
teren in  \-ielen  Beziehungen  eben  nur  weiter  entwickelte  Baudinge.  So  findet 
sich  denn  namentlich  auch  hier  die  Thatsache  der  Besetzung  aller  Hoch- 
dingsechöffenstahle  durch  grundgerichtliche  Schöffen*.    Aber  das    Verhältnis 

diclarum  villanim  Dullus  in  causam  trahere  poterit  pro  aliqua  re  temporal!,  nisi  corani 
celerario  coDTeotus.  si  vero  actorilius  ibi  iustitia  defuerit,  habito  t«stimonio  past  triiluimi  in 
a!w  iudicio  poteruni  eonveniri.  item  pronuntiamus,  quod  prepositua  et  capitulum  recopioscant, 
quid  ron  possiml  t:ui?i\-  iwurtioiics  i)i  iiliquns  ili'  liomiiiil'iij  mw  pn'diiiii  in-qiw  aliqm# 
olius  euctionea  &det  in  eosdeia,  nid  numifeata  et  conunoniB  necessitas  parrochie  hoc 
reqnirat  item  didmns,  quod  prebendun  canoniconim  nuUuB  arestabit  per  iudidum  domint 
de  Castro.    S.  auch  noch  Eremer,  Ardenn.  Oegchl.  CD.  S.  462,  1316;  und  oben  S.  186,  328. 

>)  S.  PeUenzw.  14.  Jh.  §  4,  0.  «,  622,  dt  Bd.  2,  655  Note  5;  WDann  1466,  O.  2, 
907,  dt  ob^  3.  104  im  Text;  ferner  kann  hierher  gezogen  werden  SMatheisw.  Trittenheim, 
G.  2,  824:  weisen  wir  ungenn  hem  uf  seinen  zinsbaren  gntem  gepot  md  Terpot  und  alle 
boeOen,  klein  nnd  groß,  gelich  wie  die  andere  heni  za  thun  haben  uf  irero  beiirk; 
ansgenommen  was  anbetr^  den  leih,  so  aber  >  etwas  misbrauchs  daselbst  sich  begeben, 
«elcbs  halz  und  banch  antreffen  wutd  ond  damit  der  leib  vermacht  were,  das  haben  die 
gemeind  za  thnn,  als  von  bochgerichta  wegen.  S.  femei  WKtIit,  G.  2,  S74  Abs.  2;  Wiltzer 
Erblehenbrief  von  1831  g  3. 

■)  CRM.  3,  134,  1325,  Erzbisdiof  Heinrieb  von  Köln  an  SchiüÜieiss  and  Schöffen  von 
BacharaL'h  auf  Klage  des  Marieugredenstiftes  in  Köln:  voa  per  vestnim  iudiciiun  et  senteotias 
infringere  nitamini  libertates  et  iura  curtis  ipsorum  et  ecciesie  sue  sile  apud  Heirobacb,  quos 
hactenus  habuenmt,  sicut  iurati  dicte  curtis,  qui  hoivenhere  vulgariter  dicuntitr,  et  aln 
homines  fidcdigni  aseerunt  et  probare  posEiuit  sub  suis  prestitis  iuramentis,  occaeionem  et 
causam  sumentes  ex  eo,  quod  super  buiusmodi  libertatibus  et  hiribus  coram  vobis  Don 
exbibent  litteras  stve  cartaa. 

')  WMerchingen  1494  §  6;  Junker  P.  v.  Dailheim  hette  ein  meiger  daeselbst,  ouch  uf 
sime  höbe  und  eigentitme  eigen  gericht  und  herliciikeit;  hetle  sich  gemacht,  das  ein  arme- 
man  hinder  ihn  gesessen  in  noiten  gewesten  were  und  an  denselbigen  meiger  gerichts  ge- 
sonnen hette,  ime  nf  sine  gute  bürgen  neit  hette  mögen  gedigen,  und  darumb  sulcben  anne- 
man  noit  gewesen  wer,  sich  an  ein  hoegericht  zu  beroifen.  demselbigen  annemanne  were 
auch  im  hogericht  recht  gescheit  nae  hoibs  gewaenheit,  und  darumb  der  besternt  meiger 
sulch  gedane  hette,  were  unrecht,  und  brechten  das  vur. 

*)  S.  z.  B.  oben  S.  218.  Zu  den  damit  geschaffenen  Verhältnissen  vgl.  das  Verzeiclmia 
der  Maximinschen  Dor^chaften ,  zu  welchem  Hochgericht  selbige  gehärigh,  cit.  oben  S.  208 
Note  4;  und  dazu  -WDetzem  16.  Jh.  Trier  Stadtbibl.  1642  Bl.  75»:  die  scheffen  des  hoves 
zu  Dctzem  wiseut  mime  herren  von  sant  Maximin  sinen  frien  bof  zu  Detzem,  da  horent 
14  echeffen  und  14  gesworenen.  an  denselben  bof  borent  vier  meigerien,  nemelich  zu  Detzem 
Budelich  Schoenberg  unnd  Polich,  welche  vier  meigerien  horent  alle  jairs  zu  drien  jair- 
gedingen;  und  iglich  jaii^edinge  bait  zwo  wisungen  daselbes.  zum  iglichem  jaii^edinge 
Wisent  si  mime  herren  von  sant  Maxmine  man  und  ban,  wasscr  tmd  weide  und  al  gericht. 


—     1037     —  Die  Grundherrlichkeit.] 

zum  fremden  Giiuidgericht  gestaltete  sich  doch  anders,  als  zum  fremden  Bauding. 
Das  Bauding  war  eine  Einrichtimg  rein  grundherrlichen,  das  Grundgericht 
wie  auch  das  Hochgericht  eine  solche  öfFentlich-grundherrlichen  Charakters. 
So  konnte  es  nicht  ausbleiben,  dafs  sich  zwischen  Straf-  imd  Civilgericht 
gleicher  Eigenart  Beziehimgen  ergaben,  welche,  anfangs  im  einzelnen  geregelt  ^ 
später  in  der  Subordination  fremder  Grundgerichte  wenigstens  imter  die  einst 
immunitäts-,  nunmehr  landesherrlichen  Hochgerichte  zum  Ausdruck  gelangten  ^. 

Grund  für  diese  allmähliche  Unterordnung  war  indes  nicht  blofe  die 
Thatsache ,  dafs  die  Angehörigen  des  fremden  Grundgerichtes  vor  dem  Hoch- 
gericht in  Strafsachen  Recht  empfingen,  sondern  auch  der  Umstand,  dafe  sich 
wenigstens  hier  und  da  zwischen  Grund-  imd  Hochgericht  ein  Instanzenzug 
entwickelte  *. 

Im  allgemeinen  freilich  war  der  Instanzenzug  innerhalb  der  Grundherr- 
Schäften  ganz  anders  und  ohne  Rücksicht  auf  das  Verhältnis  von  Hochgericht 
und  Grundgericht  bezw,  Bauding  ger^elt.  Es  gab  ja  allerdings,  imd  nament- 
lich in  späterer  Zeit,  für  gewisse  Gerichte  feststehende  Oberhöfe  *,  mochte  nun 
<iie  Oberhofsqualität  durch  Rechtsübertragung  begründet  sein  ^  oder  auf  beson- 
deren   Verwaltungsmafenahmen    des    Grundherrn    beruhen®.     Allein    dieser 

und  sin  hoegericht  daeselbst  M  der  voide,  das  si  nust  darinne  zu  schaffen  enhaint.  item 
-Wisent  si  sin  fri  budinge  fri  der  voigde  mit  iren  wisimgen.  item  binnent  den  vier  meierien 
-Wisent  si  mim  herren  von  sant  Maximin  fönt  und  pront  flock  und  zock,  fri  der  vogde, 
und  niemans  anders,  item  wisent  si  wasser  und  weide  berge  und  dal.  item  wisent  si,  were 
•es  Sache  das  ein  misdedich  mensche  in  sime  hoegericht  were  ader  begriffen  wurde,  den  man 
von  leben  zu  dode  brengen  sulde,  darzu  sal  ein  ampman  mins  herren  von  sant  Maximin 
den  stocker  darzu  begaden,  des  sullen  die  voide  nit  zu  schaffen  hain  [Bl.  75^].  item  wan 
man  von  eim  misdedigen  menssen  richten  sal,  so  sal  ein  ampman  mins  herren  von  sant 
Maximin  gebieten  abemenlich,  in  den  hoif  zu  Detzem  gehorich  sint,  mit  sinen  gewere  dar- 
zu zu  kommen  und  daeine  verüben  bi  das,  von  dem  gericht  würde,  item  die  voigde  sullent 
halden  mit  irer  macht  vorane  dem  frien  hove,  und  sullent  minen  und  sinen  schirmen  an  das 
gericht  und  wederumb  in  den  frien  hoife.  Das  kleinste  noch  mögliche  Hochgericht  setzte 
in  diesem  Falle  natürlich  einen  Schöffenstuhl  von  mindestens  zwei  Gnmdgerichten,  also 
14  Schöffen,  voraus,  s.  z.  B.  *Bald.  Kesselst  S.  469,  1858 :  hof  zu  Nidemwalmelache  uf  dem 
Ginriche  gelegen  mit  schüren,  garten,  wierhuse,  mit  vierzehen  scheffen,  wiesen,  ackerlande, 
bestehenbeten,  wiem,  zinsen,  renthen,  gueden,  gerichten  hoe  und  dief,  guden  und  waz  wir 
han  und  gewinnen  in  dem  gerichte  zu  Nidemwalmelache  und  aUen  sinen  andern  zügehoren. 
Möglich,  dafs  es  mit  diesem  Erfordernis  von  mindestens  14  Schöffen  zur  Hochgerichtsqualität 
eines  Hofes  zusammenhängt,  wenn  ein  Hof  mit  14  Schöffen  ein  ganzer  Hof  heifst  Doch 
s.  unten  S.  1053. 

»)  S.  vorläufig  Lac.  ÜB.  2,  088,  1275. 

»)  Honth.  Hist.  2,  433,  1458. 

')  USMax.  S.  445:  die  Hufen  zu  Niederemmel  Köverich  Trittenheim  de  omni  iure 
•ecclesie  apud  Decimam,  si  in  aliquo  dubitaverint,  inquirent 

*)  Aufser  späteren  Citaten  vgl.  noch  WFechingen  15.  Jhs.,  G.  2,  61,  cit  oben  S.  244 
im  Text;  WArl  1532  §  26;  WOuren  1589  §  6;  W^ich  1597  §  22. 

^)  Zu  diesem  ziemlich  seltenen  Falle  s.  das  mir  aus  Insertion  in  eine  *Urkunde  von 
1868  Mai  20  (Abschr.   Koblenz   St   A.  MC.  IIb  Bl.  271  ^  No.  846,   Goerz  Regg.   d.  Erzb. 

«)  Note  6  auf  S.  1038. 


[Grondherrlicbkeit  und  Vogtei.  —     1038     — 

Bestand  an  festen  Oberhöfen  bildete  im  ganzen  doch  eine  Ausnahme. 
Gewöhnlich  wurde  das  Bedürfois  des  Instanzenweges  vielmehr  so  befriedigt^ 
dafs  eine  Sache  aus  einem  Hof  in  einen  oder  mehrere  beliebige  andere 
Höfe  —  vielleicht  gar  von  einem  Hochding  in  ein  Grundding  ^  —  zu  erneuter 
bezw.  erster  sicherer  Urteilsfindung  verwiesen  wurde.  Kam  die  Sache 
dann  noch  nicht  zum  Austrag,  so  ging  man  direkt  an  die  Zentralstelle  ^.   Und 

S.  102)  bekannte  Diplom  Siegfirieds  von  Köln  ▼.  J.  1292:  Sifridus  dei  graüa  sancte  Colo- 
niengis  ecclesie  archiepiscopus  sacri  imperii  per  Italiam  archicancellarias  universis  presentes- 
littere  ad  quos  pervenerint  salutem  in  domino.  Cum  homines  seu  hiemanni  curtis  nostre  in- 
H^den  eodem  iure  censeri  et  gaudere  debeant  quo  homines  et  hiemanni  curtis  nostre  in 
Zfinze,  ad  quam  et  ad  quos  dicti  hiemanni  in  Hilden  in  dubiis  sententüs  recursum  ex  iure- 
et  consuetudine  antiqua  habere  debent  [et]  a  tempore,  cuius  non  extat  memoria,  usi  sunt  et 
gavid  sunt,  prout  iura  huiusmodi  hiemanni  nostri  et  scabini  in  Zflntze  sub  iurato  suo  pro 
se  et  dictis  hiemannis  curtis  in  Httden  in  presentia  nostra  sunt  solempniter  protestati,  placnit 
nobis  et  sie  de  consilio  priorum  et  fiddium  nostrorum  decrevimus  et  Yolumus  observari, 
quod  dicti  hiemanni  curtis  nostre  in  Hilden  et  curtis  nostra  ibidem  de  cetero,  prout  etiam 
iuris  primitus  ezistebat,  gaudeant  et  gaudeat  omnibus  et  eisdem  iuribus  in  bonis  conquirendis- 
post  mortem  eorundem  hiemannorum  et  aliis  quibuscumque  iuribus  et  consuetudinibus,  quibus- 
curtis  nostra  in  Zünze,  homines  et  hiemanni  nostri  ibidem  gavisi  sunt  ab  antiquo,  inhibentes- 
sub  anathemate,  ne  quis  homines  et  hiemannos  curtis  nostre  in  Helden  predicte  in  huius* 
modi  iuribus  suis  inquietare  turimre  vel  ipsa  iura  eisdem  hominibus  et  hiemannis  ausu 
temerario  infringere  presumat,  dantes  has  nostras  patentes  litteras  sigilli  nostri  munimine- 
roboratas  in  testimonium  super  eo.  Datum  Nussie  in  die  beati  Bamabe  apostoli  anno  domini 
Hoc!Co  nonagesimo  secundo.  Zur  Rechtsübertragung  s.  auch  Bd.  8,  S52,  s«,  1809,  ÜLuxem- 
burg:  Bettonglize  .  .  11  ville  est  an  droit  de  Maccre,  d.  h.  sie  hat  das  Recht  nach  dem  im 
J.  1252  an  Grevenmacher  erteilten  Freiheitsbriefe. 

^)  Zu  S.  1038.  S.  oben  S.  744.  Loersch  S.  OCm  f.  und  S.  CCX  bemerkt,  dafs  die 
Ausdehnung  der  Ingelheimer  Oberho&beziehungen  zugleich  einen  Überblick  über  die 
wirtschaftlichen  Beziehungen  der  Pfalz  Ingelheim  ermögliche.  Über  die  Zwischenhöfe 
s.  S.  CGIX. 

^)  *Arch.  Maximin.  2, 377,  1333:  die  Schöffen  von  Detzem  (Hochgericht,  s.  S.  1037  Note  3) 
weisen  nach  Anfrage  im  Hof  Longuich  das  Recht  in  einem  Streit  zwischen  dem  Abt  von 
SMaximin  als  Grundherrn  und  lohannes  de  Rupe  als  Vogt 

«)  S.  dazu  MR.  ÜB.  1,  345,  1056,  cit  unten  S.  1040;  MR.  ÜB.  2,  199,  1202:  Streit 
zwischen  Matheis  und  Egidius  de  Berge,  den  Vogt,  über  die  beiderseitigen  Rechte  im  Matheiser 
Hof  zu  Sinzig  (Saar-Mosel),  Kompromifs  auf  Heinrich  von  Sierk  und  Johann  Vogt  von  Sinde- 
lingen. Diese  diligenti  prehabita  consideratione  et  deliberationis  industria  communicatoque 
consilio  fidedignorum,  qui  super  talibus  experientiam  et  notitiam  oculatam  habent,  secundum 
terre  et  iuris  consuetudinem  in  dei  nomine  pronuntiamus  et  pronuntiando  difßnimus,  quod  ad 
dictum  seu  reportationem  scabinorum  curtis  de  Sinzich  uterque,  videlicet  dominus  abbas  et 
Egidius  vir  nobilis,  gaudebunt  iure  suo  et  eo  contenti  erunt  apud  Sinzich.  et  si  dicti 
scabini  forte  discordarent  super  premissis  nee  vellent  concorditer  reportare,  recursus  habe- 
bitiur  eodem  modo  et  sententia  ad  scabinos  de  Nenniche  et  Palzele,  quorum  dicto  et  repor- 
taüoni  stabitur,  ut  superius  est  expressum  de  scabinis  de  Sinziche;  et  si  hoc  non  fieret,  de 
bis  scabinis  dominus  abbas  predictus  in  aula  seu  domicilio  suo  apud  monasterium  ipsum 
citabit  predictos  scabinos  omnes  et  ad  dictum  et  reportationem  scabinorum  suorum  ibidem 
ad  hoc  vocatorum  et  inquisitorum  more  debito  et  consueto  omnibus  premissis  libere  gaudebit 
pacificc  et  quiete.  WThaben  1486,  G.  3,74:  were  es  sach  daß  die  scheffen  zu  Taben  missel 
betten  oder  einige  urtel,  des  sie  nit  versten  weren,   alsdan  sollen  sie  den  missel  holen  und 


—     1039     —  I>ie  Gnindherrlichkeit] 

erst  spät  gewöhnte  man  sich  daran,  den  letzteren  Schritt  sofort  ohne  weitere 
Zwischeninstanz  zu  thun^ 

Welche  Mittel  zu  Urteil  und  Entscheid  lagen  aber  in  den  Händen  der 
Zentralstelle,  des  Grundherrn  selbst? 

Bedeutendere  Geschäfte  innerhalb  der  Grundherrschaft  wurden  von  jeher 
wohl  nicht  blofs  vor  dem  zuständigen  Bauding,  sondern  auch  vor  dem  Grund- 
herni  selbst  beurkundet*;  in  Streitigkeiten,  welche  an  solche  Beurkundungen 
anknüpften,  besafs  also  die  Zentralstelle  eine  besondere  Handhabe  guter  Be- 
urteilung. Allein  hierher  gehörige  Fälle  mögen  selten  gewesen  sein;  und 
sicher  half  man  sich  noch  in  anderer  Weise. 

Das  Einfachste  war  es  zunächst,  wenn  der  Grundherr  einen  bestimmten 
Schöffenstuhl  seiner  Grundherrschaft  zu  sich  berief  und  zu  einem  Spruch  imter 
seinem  Vorsitz  aufforderte^.  War  dieser  Modus  vermutlich  besonders  bei 
kleineren  Grundherren  beliebt,  so  hatten  die  gröfseren  ein  weiteres  besonders 
geeignetes  Element  zur  Verfügung,  die  Dienstmannengenossenschaft  ihres 
Hofes.     Diese  Dienstmannen  bildeten   schon   an   sich   eine  besondere  Ding- 


eriemen in  ihrem  oberhof  zu  sant  Maximin  vor  der  roder  thüer  an  den  14  scheffen  daselbst 
vermitz  kosten  und  schaden  der  partheien;  und  sol  man  darzu  den  scheffen  von  Taben  die 
wege  schön  machen.  WIdesheim  1518,  G.  2,  292,  cit  unten  S.  1040  Note  2.  WNiederransbach, 
G.  1,  737:  der  hof  hat  auch  einen  zug  gegen  Obermichelbach,  inmaßen  der  hof  zu  Ober- 
michelbach einen  zug  hat  in  den  hof  gen  Niederransbach ,  wan  die  beiden  höfe  von  einer 
herrschaft  herrührend. 

^)  WKatherein-Ostem  1463:  so  einer  appelleren  wil,  sol  appelleren  an  den  oberhof 
Tholei,  sol  aber  zum  ersten  par  gelt  3  gl.  geben,  und  sol  binnen  14  tagen  appelleren. 
WMeisenburg  1549  §  25:  weist  der  richter  an  die  gericht,  wanehr  das  sie  eines  Urteils 
missel  han,  sollen  sie  das  zu  Viandal  [Vianden]  in  irem  uberhof  an  den  gerichten  holen  uf 
der  Parteien  kosten. 

*)  MR.  ÜB.  1, 386, 1092:  quod  totum  primum  cum  [1.:  coram]  advocato  ipsius  boni  Gerlach 
et  cum  [coram]  pnidentioribus  et  fidelioribus  eiusdem  familie  viris  denarratum,  deinde  in  conspectu 
totius  familie  collaudatum,  apud  Treverim  tandem  in  monasterio  ipsius  sancti  Simeonis,  cuius 
hec  terra  est,  et  in  presentia  fratrum  ibidem  deo  et  sancto  Simeoni  famulantium  difiänitom 
et  corroboratum  est,  ne  quis  successorum  meorum  vel  aliqua  mundana  potestas  rem  consilio 
ordinatam  infringere  posset,  sed  ut  stabiliter  permaneret  a  generatione  in  generationem, 
nisi  ailpa  pro  teste  inveniatur. 

')  WOckfen  1325  §  7:  si  dicti  scabini  in  aliqua  sententia  ferenda  dubitarent,  ita  quod 
cos  dd  superiorem  recurrere  oporteret,  tum  tenentur  venire  apud  sanctum  Martinum  [in  Trier ; 
den  Gnmdherm]  in  camera  abbatis  et  ibi  redpere  agem  [?  —  argumentum]  vel  sententiam  a 
scabinis  ville  de  Siwenich.  Eine  Weiterbildung  dieser  Methode  ergiebt  WBockenau  1447, 
die  Unterhöfe  von  Sponheim  appellieren  alle  an  den  Abt:  iam  quomodo  abbas  in  rusticorum 
appelladonibus  sive  scabinorum  se  habere  debeat  ostendamus:  cum  ergo  scabini  sententiam 
ad  abbatem  detulerunt,  quod  vulg.  dicitur  oberhofe,  faciat  abbas  aliorum  iudiciorum  suorum 
seculariiun  schultetos  vel  scabinos  quot  voluerit  adesse,  aliosque  potent  iuris  advocare 
peritos,  qui  propositionibus  causis  allegationibus  et  responsis  diligenter  auditis,  quod  iustum 
fiierit,  cum  auctoritate  valeant  iudicare,  a  qua  etiam  sententia  non  erit  ulterius  appellandum, 
nisi  de  manifesto  gravamine. 


^"»  m 


[Grundlien-liclikeit  uud  Vogtei.  —     1040     — 

penossenschaft',  was  la«  näher,  als  sie  als  Dienst-,  später  Lelmscliöflfen  zur 
Bildung  eines  Schöffenstuhls  der  Zentralstelle  auszunutzen*. 

Das  Sicherste  aber  wai'  eine  Kombination  beider  Momente.  Deuigemäfe 
ist  die  Benifung  iu  der  Abtei  SMaxiniin  nach  dem  Vofrteirecht  angeblich  vom 
J.  1056  geordnet:  si  rillani  [vel  manaionarü :  fehlt  bei  der  Wiederholung  1112] 
debituni  censuni  [vel  servitium]  sanct«  et  abbati  volunt  denegare,  primuin 
per  alios  iudices,  deinde  in  ipso  principali  loco  Treviris,  [unde  ^■iv^mt 
1.:  veniunt]  per  illos  iudices,  ae  ministros  qui  scwemanni  dicuntur  [et  qui 
nieliores  sunt  ecclesie],  (constringautur,  dafür  1112:  ad  viam  si  possuut  redu- 
cantur).  sin  aut«m,  per  kartani  et  advocatuni,  ad  ultimum  vero  iwr  mani- 
festum iudicium:  in  quo  si  convicti  fuerint,  omnibus  boiiis  suis  ad  uianus 
abbatig  attractis  carebunt,  et  ins,  quod  ablias  ei  postea  concesserit,  habebunt*. 
Mag  nun  der  hier  angegebene  Weg  der  Praxis  innerhalb  der  SMaxiininer 
Grundherrschaft  uni  die  Mitte  des  11.  Jhs.  völlig  entsprochen  haben  odiT 
nicht:  sicher  ist.  dafs  im  Beginn  des  12.  Jhs.  eben  in  SMaximin  eine  ähnliche 
Art  der  Weisung  gera(ie  der  hervorragendsten  strittigen  Rechte  als  besonders 
sicher  und  bindend  angesehen  wurde*. 

AuTserdem  finden  «ir  in  der  Abtei  Prlbn  seit  dem  13.  Jh.  eine  ständige 
Eimichtung,  welche  aus  Zuständen  heiTorgegangen  sein  niufs,  die  der  SMasi- 
ininer  Praxis  ganz  analog  zu  denken  sind.  Hier  ist  nämlich  die  Uileils- 
sprechui^j  letzter  Instanz  mit  dem  der  Abtei  Prüm  nftchstgelegeneu  grund- 
berrlichen  Fronhof  Ronmiersbeim  liei-art  verknfli>ft,  dafs  das  Dinjr  desselben 
von  edlen  und  unedlen  Schftffeu  d.  h,  Gnmdholden  und  ehemaligen  Ministerialen 
der  Abtei  besetzt  pi-scheint  und  in  dieser  Znsanmienstellung  urteilt  1)  über 
imsichere  Pirlitfifilllc,  '21  über  die  Pflichtei-füilung  der  Meier  bezw.  Schultheitseu. 
S)  Über  einzelne  Leute  eben  dieses  privil^erten  Gericbtsstandes,  4)  ober  die 
Rommersheimer  Gehöferschaft  *. 

')  MB.  ÜB.  1,  345,  1056. 

*)  MB.  ÜB.  I,  345,  1056,  dt.  oben  im  Text;  Cod.  Salm.  391, 1547,  cit.  unten  S.  1041 
im  Text;  Wldeeheim  1518,  G.  2,  292:  abe  man  von  dem  hoif  zu  EdiaheJm  appelleren  wulde, 
sal  das  geschSn  zu  Spangh  als  ain  den  uberboif  zu  ersten,  darnach  ain  den  ISnschefTen  sant 
Simeons  kirchen. 

^  MB.  ÜB.  1, 345,  oben  citiert  mit  den  Modifikationen  der  späteren  verwandten  Dokumente. 

*)  MR  ÜB.  1,  845,  1056;  346,  1056;  362,  1065;  dazu  Bd.  2,  639  Note  1.  Die  eben 
angef.  Urkunden  sind  vohl  sicher  im  Beginn  des  12.  Jhs.  entstanden. 

»)  S.  WBommersheim  1298;  Honth.  Hiat  2,  215,  1361,  dem  Konvent  von  Prflm  werden 
die  Einkünfte  bestimmter  H6fe  in  der  Höhe  von  4000  aurei  zugewiesen ;  ad  quonun  redituuni 
sablevationem  et  rationem  ipsi  conventui  faciendam  sicut  ad  omnem  fidelitatem  ipsi  praestan- 
dam  obligabuntur  vigore  aui  iuramenti  et  constitutioniB  ipsi  vülarum  praetores.  atque  si  in 
djctis  obventionibua  incidat  controversia  vel  ex  parte  haeredum  vel  ex  ipsorum  boDoruni 
translatione,  illa  venit  iustiflcanda  et  debet  iustificari  sine  appellatione  non  alibi  quam  apud 
camerae  iuslitiam  (cuiua  praeses  semper  erit  decanua  ipaiua  conventua),  quae  alüs  villaruin 
iuatitiis  praeeminet,  ita  quod  ab  hac  statutum  ab  alia  retragari  nequeat.  omnes  proinde 
dicta  bona  possidentes  diclae  camerae  iustitiae  subiacent  et  obedire  tenentur.  praesertini 
tamen  ante  et  iuzta  valvas  portamm  monasterii  habitantes  camerae  subditi  sunt,   qui  etiani 


—     1041     —  Die  Gnmdherrlichkeit] 

Natürlich  war  ein  Rekurs  an  die  Person  des  Grundherrn  auch  selbst  von 
derartigen  ständigen  obersten  Gerichtshöfen  noch  möglich,  mochten  sie  mm 
aus  Dienst-  oder  LehnschöfFen  allein,  oder  aus  solchen  und  grundhörigen  Schöffen 
zugleich  zusammengesetzt  sein^  Wurden  aber  diese  Rekurse  häufiger,  so  bil- 
deten sich  um  die  Person  des  Grundherrn,  entsprechend  einem  oft  zu  beobachten- 
den Zuge  in  der  Entwicklung  der  Gerichtsverfassungen,  die  ersten  Anfänge  eines 
neuen  nunmehr  obersten  Gerichtshofes  aus.  Und  diese  Anfänge  erwuchsen  dami 
zum  Hofgericht.  Noch  spät  im  16.  Jh.  läfst  sich  der  Bildungsprozefs  in  der  Ge- 
schichte der  Grafschaft  Salm  verfolgen :  daß  wan  inche  parthien  vur  uns  probst 
meier  und  scheffen  vurschreven  zu  recht  erschienen  imd  sich  ingelaissen,  daß 
wanne  wir  unser  rechtspruich  und  urthel  uisgesprochen,  daß  alsdan  die  beswierte 
parthie  ain  die  lehenleuthe  der  graifschaft  Salm  pflege  imd  macht  hat  zu  appelleren. 
imd  so  sulche  man-  imd  lehenleuth  der  graifschaft  Salm  ouch  iren  rechtspruch 
van  sich  gegeben,  so  pflege  sulche  beswirte  parthie  dairvan  ain  seine  gnaden 
als  laut-  imd  lehenheren  sampt  derselbiger  burchmaner  uf  den  sael  zu  Salm 
zue  appelleren,  daerselbst  sulche  appellationsachen  ire  geburliche  uisdracht 
imd  end  gewonen  haben,  und  haben  von  geheiner  wieter  appellation  von  unsen 
vureltem  gehoirt  oder  selbst  gesehen^. 

Die  letzten  Erörterungen  haben  uns  über  die  Geschichte  der  mittelalter- 
lichen Gerichtsverfassung  der  Grundherrschaften  fast  schon  hinausgeführt  in 
die  Entwicklungsgeschichte  des  landesherrlichen  Gerichtswesens:  jetzt  gilt  es, 
den  Blick  von  den  abgeschlossenen  Formen  des  späteren  Mittelalters  rückwärts 
zu  wenden  in  die  Frühzeit  grundherrlicher  Gerichtsbildung  und  unter  Kennt- 
nis der  späteren  Gestaltung  die  Frage  zu  lösen,  auf  welche  Weise  sich  denn 
die  Immunität  in  dieser  Bildung  wirksam  erwiesen  habe. 

Darüber  zunächst,  dafe  sie  Wirkungen  wenn  nicht  direkt  so  doch  mittel- 
bar ausüben  konnte,  besteht  kein  Zweifel ;  sie  war  ein  Verbot,  das  zu  eigener 
Gerichtsorganisation    ohne   weiteres  aufforderte*;   zudem   schuf  sie   für  den 


ad  quotidianas  sicut  omnes  sine  cxceptione  curtarii  in  necessitate,  [ad]  voluntarias  wachtas 
aliaque  servitia  in  ipso  monasterio  facienda  obligantur.  —  Vgl.  auch  VOIetÜach  1499, 
Lager  S.  251. 

^)  \\^ommersheim  1550,  G.  8,  830:  wan  ein  hoifiier  etwas  zu  clagen  hat,  so  sol  er  bi 
den  hoifsschulteßen  gane  imd  ime  clagen;  kan  er  ime  nit  helfen,  so  sol  er  bi  den  ober- 
schulteßen  gain,  kan  er  ime  nit  helfen,  so  sol  er  m.  h.  von  Prume  suchen,  kan  der  ime  aber- 
mals nit  helfen,  so  sol  er  m.  h.  von  Prume  den  vauth  bi  sich  nemen  und  ime  helfen.  Hier 
ist  der  Oberschultheifs  wohl  als  Richter  des  Rommersheimer  Dinges  gedacht. 

«)  Cod.  Sahn.  891,  1547. 

^)  Dazu  kam,  dafs  die  Immunitätsprivilegien  selbst  oft  dem  Verbot  die  positive  Auf- 
forderung zur  Neubildung  von  Gerichtsorganisationen  hinzufügten,  s.  z.  B.  MR  ÜB.  1,  185, 
947,  Immunität  für  Trier:  liceat  memorato  presuli  suisque  successoribus  remota  omni  .  . 
inquietudine  res  subiectas  cum  hominibus  sibi  aspicientibus  vel  pertinentibus  quieto  ordine 
disponere  et  nostro  imperio  fideliter  parere. 


(GnitHiliuirlichkeit  und  Voglei.  —      1042      — 

Iiiiinunitäteherru  vermÖRe  der  köni^liclieu  Munterteilun;:  sofort  einen  beson- 
deren Gerichtsstand'. 

Bei  ihrer  Einwirkung  aber  fand  sie  schon  vor  das  Bauding,  te'ilneis  das 
grundherrliche  Markding,  vielleicht  auch  schon  hier  und  da  das  aus  Mark- 
und  Bauding  fusionierte  Grun({frericJiL  Von  diesen  Gerichten  bot  nun  das 
Bauding  mit  seinem  Substrat  zerstreuter  Fronhofshufen  die  denkbar  schlech- 
teste Basis  zur  Begründung  einer  höheren  Gerichtsbarkeit,  weit  mehr  genügte 
in  dieser  Hinsicht  das  kombinierte  Mark-Baudii^  bezw.  das  Grundgericht, 
denn  es  hatte  ein  territorial  geschlossenes  Gebiet  als  Unterlage.  Gleichwohl 
(■■"Scheint  die  Immunität  anfangs  zunächst  auf  die  Fronhöfe  und  damit  auf  das 
Bauding  und  die  Baudingzugehörigen ,  also  Gehöfer  und  Ministerialen  der 
Karolingerzeit,  projiziert".  Bald  tritt  dann  freilich  eine  Erweiterung  auf  die 
Fronhofsmark  mit  Gehöfem  wie  freien  Markgenossen  ein^,  ja  sogar  Belehnte 
werden  mit  einliezogen  *,   so   dafs   wohl  schon  im  10.  Jh.  der  Regel  nach 

')  Vermöge  dieses  besonderen  Gerichts  Standes  fiel  tlem  Iminunitätshemi  wobl  auch 
eine  weitgehende  disziplinarische  bzw.  gerichtliche  Disposition  über  sein  unmittelbares  Haus- 
gesinde EU,  s.  darUber  obeu  S.  820  f.,  besonders  aber  MR.  IIB.  1,  345,  1056  und  die  an- 
Bchliefsenden  Urkunden  (oben  S.  1040  Note  4).  sowie  MR.  ÜB.  3,  HfiS,  1258:  Beurkundung 
des  Domkapitels,  das  unse  diener  von  echolt  furderonge  und  von  allen  anderen  forderongen, 
welcherlei  das  si  sin  moegen,  \mt  denie  proist  unser  kirchen  der  zu  der  dt  ein  preist  ist 
und  niet  vor  deac  scholtis  ader  vur  cinchem  anderen  geistlichen  riechter  sint  schuldich  zu 
stfn  noch  zu  antworten  imans,  es  enwero  dan  sache  das  si  gestunßc  [?]  wurden,  das  si 
uffenlierlich  friede  gebrochen  hettent  mit  bluotaturzongen,  aifde  das  si  sich  selbes  mit  frie- 
willen  linder  daa  gezncbe  der  stede  scheffen  von  Triere  ergeben  hettent.  item  diese  selve 
diener  sullen  niet  nafolgen  den  diefen  ku  deme  galgen  die  man  heinken  sal,  noch  einleben 
anderen  mistedigen  luden  die  man  verderfen  suUe. 

')  MR.  ÜB.  1.  17,  763:  älteste  Prümer  Immunität,  bezieht  sich  auf  die  vülae,  quas 
modemo  tempore  aut  nostro  ant  cuiDsUbet  munere  habere  videntur,  und  gilt  Ober  die  deser- 
vientes  vel  ecdesiastici  homines,  qui  sunt  infra  s^ros  vel  fines  sen  supra  terra  . .  monasterii 
commanentes.  Vgl.  auch  die  Immunität  MR.  ÜB.  I,  24,  772,  tllr  Trier,  über  curtes,  baai- 
licae,  monasteria,  viel,  castella;  spater  pagi  parrochiae  monasteria  seu  castella  vid  vel 
homines  ecdesiastici  ad  easdem  aspicientes.  Hier  stehen  also  neben  den  Fronhßfen  doch 
schon  Territorien. 

')  MR.  ÜB.  1,  28,  775,  die  PrDmer  Immunität  bezogen  auf  homines,  qui  super  terrom 
ipsiuB  monasterii  tarn  franci  quam  et  ecclesiastid  commanere  videntur,  MR.  ÜB.  1,  4S,  815 
auf  homines  eiusdem  monasterii  tarn  ingenui  quamque  et  servi  super  terram  ipsius  comma- 
nentes, MR.  ÜB.  1,  57,  826  auf  homines  tranci  quamque  et  aecclesiastid  seu  senientes.  Ein 
sehr  lehrreicher  Best  der  Einbeziehung  von  Freien  —  nach  der  Terminologie  des  15.  Jhs. 
also  Edelleuten,  weil  vollfrei  gebliebenen  Leuten  —  in  den  Immunitätsbereich  liegt  höchst 
wahrscheinlich  vor  im  WSponheim  1468  §  20:  is  sin  vor  ziten  vil  edellude  im  dale  Sp. 
gesessun,  han  euch  vil  guter  daselbst  gehait,  die  &ie  sint  gewest,  und  sint  darnach  under 
die  arme  lüde  komen  und  verteilt  worden,  und  wer  der  guter  halt,  der  ist  zum  ungeboden 
ding  verbonden  und  schuldig  zu  komen  und  sal  von  eim  iglichen  morgen  3  hl.  zu  dinkgeld 
dem  cloister  geben,  wan  die  guter  sint  also  in  den  maißen  verlawen,  daß  si  dem  dinge 
solichen  zins  geben  und  gehorsam  sollen  sin. 

*)  MR.  ÜB.  1,  162,  919,  Prümer  Immunität  iUr  servientes  et  coloni,  qui  per  eadera 
passim  resident  tenitoria,  quam  etiam  Üben  et  de  cisdem  [monacbis]  benefida  habentes. 


—     1043     —  Die  GnindherrHchkeit] 

territorial  geschlossene  Unterlagen  für  die  Auswirkung  der  Immunität  er- 
reicht sind. 

Sicher  ist  dies  für  das  spätere  Mittelalter  der  FalP,  obgleich  auch  hier 
noch  ^^anz  kleine  Immunitätssubstrate,  welche  kaum  noch  Bezirke  zu  nennen 
sind,  nicht  fehlen^,  ja  sogar  der  Fall  einer  Hochgerichtsbarkeit  über  völlig 
zerstreute  Höfe  und  Grundstücke  vorkommt^.  Doch  haben  wir  hier  wohl 
schwerlich  noch  Reste  ältester  Zeit  vor  uns,  vielmehr  hat  die  Zersplitterung 
der  Hochgerichstbarkeit  als  eines  nutzbaren  Rechtes*  sowie  ihre  Radizierung 
auf  die  einzelnen  gerichtspflichtigen  Höfe  im  Sinne  einer  Reallast  seit  späte- 
stens der  Stauferzeit  '^  wohl  dazu  beigetragen,  derartig  unbefriedigende  Zustände 
von  neuem  zu  schaffen. 

Im  allgemeinen  dürfen  wir  daher  annehmen,  dafs  die  Inununität  schon 
sofort  bei  der  Verleihung  oder  wenigstens  sehr  bald  nach  derselben  nicht  im 
Fronhofsbezirk,  sondern  vielmehr  in  der  grundherrlichen  Mark  als  gewöhn- 
lichem Substrat  wirksam  wurde;  und  jedenfalls  haben  wir  uns  hier  nur  zu 
fragen,  in  welcher  Form  eben  diese  Wirkung  eintrat  Da  sind  denn  zwei 
Richtungen  zu  unterscheiden:  die  eine  macht  sich  ausschlieüslich  nach  innen 
fühlbar,  läuft  also  auf  die  Herstellung  einer  Gerichtsorganisation  hinaus;  die 
andere  dagegen  erstreckt  sich  nach  aufsen,  ihr  Kernpunkt  liegt  in  der  Kom- 
petenzabgrenzun«?  gegenüber  den  benachbarten  staatlichen  Gerichten. 

M  S.  beispielsweise  oben  S.  208,  229,  231,  233. 

*)  ^gi*  *Arch.  Maximin.  9,  348:  Umgang  des  kleinen  bezirks  und  hochgerichts  zu 
sant  Maximin  durch  die  vierzehn  Maximinische  scheffen  begangen  anno  1422  more  Treverensi 
sabbato  post  Vincentii. 

*)  S.  unter  Vergleich  mit  8.  448  oben  *USMax.  1484  Bl.  2^:  habemus  hereditatem 
quandam  in  der  Lulbonen,  in  qua  habet  dominus  [abbas]  iudicium  altum  et  bassum  .  .  .,  et 
quicumque  habent  de  eadem  hereditate,  sunt  iuraü  domino  .  .  et  suo  monasterio  et  dicuntur 
huver  et  .  .  tenentur  retinere  hereditatem  prefatam  et  iura  domini  ibidem  et  semper  in 
vigilia  lohannis  baptiste  servare  iudicium  et  videre,  quod  omnes  assint,  sub  pena  ad  dictum 
eorundem.  et  illa  hereditas  prestat  annue  termino  Martini  5  fl.  et  7  alb.;  et  unus  eorum 
semper  debet  esse  villicus,  qui  annue  tenetur  sublevare  prescriptam  pecuniam  et  deliberare 
ad  monasterium  sancti  Maximini  cellerario  ibidem;  et  tunc  dantur  eidem  1  sum.  vini  et 
2  albi  panes.  .  .  .  Item  dominus  abbas  potest  unum  eorum  cogere  cum  consilio  der  hubener, 
quod  Sit  villicus  ad  ^ublevandos  census  pretactos. 

*)  S.  u.  a.  oben  S.  186,  228. 

'^)  Ennen,  Qu.  2,  169 — 170,  167,  1237:  Güter  in  Mauenheim  ad  estimationem  4  man- 
sorum  cum  duabus  areis  et  aedificiis  gehören  zur  curtis  in  Mauenheim.  Die  Besitzer  de 
iisdem  bonis  omnia  placita,  que  vulgariter  dinc  et  rinc  appellantur,  observabunt  .  .  sicut 
ceteri  homines  de  familia  predicte  curtis  ratione  suorum  bonorum  faciunt  et  facere  tenentur, 
prout  ipsa  familia  dixerit  faciendum  et  observandum.  *Bald.  Kesselst  S.  317,  1338:  pro 
90  Ib.  parvorum  Thiu-oncnsium  seu  nigrorum  verkauft  Ludwig  Schavart  areas  .  .  cum  homi- 
nibus  ac  omni  earum  onere  et  honore,  quibus  nos  areas  tenuimus  antedictas.  Es  sind  4  in 
Owelshclden  hereditarie  possesse,  3  in  Lonienbach  similiter  hereditarie  possesse  pro  censibus 
deputatis,  ita  videlicet,  quod  de  eisdem  7  areis  et  earum  inhabitatoribus  19  s.  hl.,  5  mir. 
avene  minus  4  sext  mensure  Treverensis  et  9  puUi  in  festo  sancti  Martini  annis  singulis 
persolvimtur. 


[Onudberrildikelt  ona  Vogt«).  —     1044     — 

ÜbtT  (He  erett-  RichtUDÄ  ist  wenig  mehr  zu  sagen.  Wo  sioh  die  Immn- 
nitU  auf  vnlle  Marken,  etwa  «ar  Hun'lei-tschaftsmarkeu  bezog,  da  wird  die 
alte  Oi^aniKatinn  der  Dinge  unter  dem  neuen  Geiichtsberrn  einfach  aufrecht 
erlialtcu  worden  sein  *.  Wo  aber  alte  Zusamnienhänn^e  nicht  vorhanden  wareu. 
da  neateiU.^  sich  die  Gerichts%'erfa8sung  in  der  oben  erörterten  Weise  aus: 
kombinierte  Mark-Itaudinge  als  Civilgeriehte,  dartiber  Hocbdinge  mit  dem 
kombinierten  Schöffenpersonal  der  Mark-Baudinge  im  Schöffenstuhl  als  Slraf- 
Kerichte,  endlich  ein  luBtanzenzug  von  jedem  Untergericht  über  ein  amleres 
vom  Herrn  zu  bestimmendes  Unter-  oder  Hochgericht  zum  Grundherrn,  luit 
einer  srhliersltchen  Durcbbildun;;  der  Zentralstelle  zu  einem  innerhalb  dieses 
Inntanzenzugefi  kompetenten  Lehnhof,  ja  vielleicht  zu  einem  obereten,  noch 
tlbcr  diewiii  Ii(>linhof  stehenden  Hofpericht. 

Weiterer  Untersuchung  dagegen  bedarf  noch  die  zweite  Richtui^.  Hier 
haben  wir  freilich  die  iimnUBitÄtsherrlichen  Gerichte  späterer  Zeit  völlig;  fi-ei 
und  Silber  jedem  Kompetcnzzusammenhang  mit  anderen  Gerichten  auiserfaalb 
der  Oruntiherrlichkeit  gefunden:  war  das  aber  auch  ursprunglich  der  Fall? 
Machten  die  inuerlialb  8i)äterhin  grundherrlicher  Marken  sitzenden  freien  Mark- 
genossen der  Frilhzeit,  wie  sie  noch  nicht  zu  Markgrundholden  geworden 
waren,  nicht  doch  eine  Einmischung  königlicher  Rechtssprechung  noch  inner- 
halb der  ImnniniUltKJurisdiktion  nötigV 

Die  Frage  ist  am  einfachsten  auf  Grund  unserer  fi-üheren  Untersuchungen 
über  die  Fiakusverfassung  zu  Iwantworten.  Denn  in  dem  Fiskus,  wie  ihn  das 
Cap.  de  villis  kennt,  safsen  ja  freie  Markgenossen  der  eben  angeführten  Art, 
und  der  Fiskus  war  als  Analogiebildmig  der  Hundertschaft  im  Sinne  der 
Immunität  aus  der  gemeinen  Gerichtsverfa&sung  ausgelöst'.  Hier  ergiebt  sich 
nun  folgendes.  Füi-  die  Gnuidholden  war  der  Iudex  ohne  Ausnahme  der 
zuständige  Richter  in  strafreditlichen  wie  wohl  auch  noch  in  civilreehtlichen 
Sachen.  Es  bestand  also  unter  dem  Vorsitz  des  Iudex  vermutlich  in  jedem 
Fiskus  ein  Hochding  für  Strafsachen  der  Gnindholden,  welches  dem  Hochding 
der  freien  Hundertschaften  mit  Ausnahme  der  Zuständigkeit  fUi-  Erbe  und 
Eigen  entsprach.  Und  es  bestanden  aufserdeni  eine  Anzahl  von  grundhöi-igen 
Baudingen  in  den  einzelnen  fiskalischen  Fronhöfen,  deren  Vorsitz,  wie  es 
scheint,  noch  nicht  den  einzelnen  Meiern,  sondern  durchweg  ebenfalls  dem 
Iudex  zustand".  Für  die  freien  Markgenossen  innerhalb  des  Fiskus  dagegen 
finden  sich  nur  Exekutionsrechte  des  Iudex  bei  Forderungen  aus  königlichen 
Gerichtsgefilllen  und  bei  privaten  Forderungen  nicht  im  Fiskus  gesessener 
Gläubiger  *.  Diese  Exekutionrechte  entstammen  einer  doppelten  Wurzel.  Die 
GeriehtsgefÄlIe  erhob  der  Iudex  an  Stelle  des  Grafen  oder  Sacebaro;    hier 


1)  S.  dazu  oben  S.  744. 

»)  S.  oben  S.  722,  731. 

■)  C&p.  de  villis  §  56,  cit.  oben  S.  723  Note  11. 

*)  S.  dazu  oben  8.  723. 


—     1045     —  I>ie  Grundherrlichkeit.] 

hatte  also  die  Übertragung  einer  Beamtenpflicht  von  einem  Beamten  auf  einen 
anderen  stattgefunden.  Die  Exekution  privater  Forderungen  dagegen  vollzog 
der  Iudex  als  Hunne\  also  in  seiner  Eigenschaft  als  Vorstand  der  Fiskus- 
hundertschaft. 

Aufser  beiden  Exekutionsrechten  hatte  der  Iudex  mit  den  freien  Mark- 
genossen im  Fiskus  nichts  zu  thun.  Wir  müssen  also  annehmen,  dafs  diese 
für  Eigen  und  Erbe  wie  fllr  Strafsachen  bei  einer  benachbarten  freien  Hun- 
dertschaft zu  Ding  gingen.  Nimmt  man  dies  an,  so  ergiebt  sich  ohne  weiteres, 
dafs  dieser  Gerichtsstand  für  Eigen  und  Erbe  aufhören  mufste,  sobald  Eigen 
und  Erbe  hörig  geworden  war,  d.  h.  sobald  sich  das  Allmendeobereigentum 
des  Königs  und  mit  ihm  die  Markhörigkeit  aller  Markgenossen  völlig  durch- 
gesetzt hatte ;  dagegen  konnte  sich  der  auswärtige  Gerichtsstand  der  ursprüng- 
lich freien  Markgenossen  des  Fiskus  für  Strafsachen  noch  länger  halten. 

Das  war  nun  in  der  That  der  Fall.  Das  Cap.  Caris.  vom  J.  873, 
MGLL.  1,  520,  bestimmt  in  c.  3:  si  .  .  fiscalinus  noster  ita  infamis  [der 
testeia  bezw.  des  latrocinium  angeklagt]  in  fiscum  nostrum  confugerit,  vel 
colonus  de  immunitate  in  immunitatem  confugerit,  mandet  comes  iudici  nostro 
vel  advocato  cuiuscunque  casae  Dei,  ut  talem  infamem  in  mallo  suo  praesentet. 
et  si  talem  praesentaverit,  si  aliquis  eum  comprobare  voluerit,  faciat:  et  si 
nuUus  eum  comprobare  voluerit,  tamen  suam  infamiam  ad  Dei  iudicium  purget, 
et  per  illud  Dei  iudicium  aut  liberetur  aut  condemnetur.  si  autem  iudex  noster 
vel  advocatus  de  casa  Dei  commonitus  talem  blasphemum  comiti  in  mallo  suo 
non  praesentaverit,  fiat  inde  secundum  Cap.  lib.  3  cap.  26.  Hier  ist  es  keine 
Frage,  der  Gerichtsstand  des  freien  Fiskusmarkgenossen  nach  auswärts  besteht 
wenigstens  noch  für  Strafsachen. 

Aber  aus  der  citierten  Stelle  ergiebt '  sich  noch  mehr.  Fiskus  und 
Immunität  werden  in  ihr  völlig  gleichartig  behandelt.  Fiskus  und  Immunität 
müssen  mithin  in  der  2.  Hälfte  des  9.  Jhs.  eine  ganz  analoge  Entwicklung 
der  hier  besprochenen  Verhältnisse  aufgewiesen  haben.  Und  hierfür  lassen 
sich  nun  allerdings  aus  einzelnen  Andeutungen  der  Quellen  immittelbare  Be- 
w^eise  erbringen. 

Zunächst  ist  der  Immunitätsherr  gegenüber  seinen  freien  Markgenossen 
ursprünglich  im  Besitz  genau  eben  jener  Exekutionsrechte,  welche  der  fiska- 
lische Iudex  ausübt:  hierauf  gehen  die  stehenden  Verbote  der  Immimitäts- 
privilegien  an  die  staatlichen  Beamten,  innerhalb  der  Immunität  Fredus  zu 
erheben  und  Pfandschaftsbürgen  zu  suchen  ^.   Femer  aber  sehen  wir  wenigstens 

M  S.  oben  S.  219  f.,  222  f. 

^)  Fideiusbores  tollere  fast  in  allen  Immunitätsurkiinden ,  zu  freda  exigere  s.  MR.  ÜB. 
1, 24, 772,  cit.  S.  1016  Xote  4:  fredumque . .  ad  ipsas  ^cclesias  ftiisset  concessum;  MR.  ÜB.  1, 89, 
875:  Kaiser  Lothar  I.  bewilligt  Prüm  das  Recht,  ut  si  qu^libet  persona  extranea  eius  [sc 
lüonasterii]  insidiando  servuni  interemerit,  freda,  qu^  a  publicis  exigebantur  actoribus,  ad 
i>ius  perenni  iure  cedant  partem.  nihilominus  etiam,  —  sicut  in  nostro  altero  continetur 
privilegio  [es  ist  MR.  ÜB.  1,  90,  s.  d.  (zugl.  mit  No.  89):    ex  omni  potestate  monasterii  .  . 


[Grundherriichkeit  und  Vogtei.  —     1046     — 

an  öiner  Stelle  noch  spät,  um  die  Wende  des  11.  und  12.  Jhs.,  die  freien 
Markgenossen  thatsächlich  zu  einem  staatlichen  Hundding  in  ihrer  Nachbar- 
schaft gehen  ^ :  es  sind  die  Leute  von  SMaximin,  welche  alle  drei  Jahre  die 
alten  aus  dem  Hundding  der  Ruwerhundertschaft  entstandenen  freien  Hoch- 
gerichte besuchen'.  Aber  die  Kompetenz  dieser  Dinge  bezieht  sich  nur  noch 
auf  Furtum,  also  auf  Strafeachen ;  filr  Eigen  und  Erbe  sind  die  Markgenossen 
längst  dem  kombinierten  Mark-Bauding  eingeftkgt,  so  dals  sich  dieses  für  sie  zum 
vollen  Grundgericht  entwickelt  hat. 

Indes  eine  Freiheit  in  der  Art  derjenigen  der  SMaximiner  Markgenossen 
ist  doch  im  11.  Jh.  schon  entschiedene  Ausnahme;  der  Regel  nach  ist  um 
diese  Zeit  die  besondere  Behandlungsweise  der  freien  Immunitätsmarkgenossen 
längst  verschwunden^,  diese  erscheinen  mithin  völlig  der  immunitätsherrlichen 
Gerichtsverfassung  fttr  Grundholde  eingefügt. 

Und  so  entsteht  denn  eben  um  jene  Zeit  etwa  die  grundherrliche  Gerichts- 
verfassung, deren  äulseren  Aufbau  wir  uns  schon  oben  aus  den  Akten  vor- 
nehmlich der  zweiten  Hälfte  des  Mittelalters  vergegenwärtigt  haben. 

Übersieht  man  nun  aber  das  grundherrliche  Gerichtswesen  im  ganzen, 
80  ergiebt  sich  als  zweifellos  bezeichnendstes  Glied  des  gesamten  Aufbaues 
das  Grundgericht,  schon  deshalb,  weil  es  nicht  blofs  in  immunitätsbegabten 
Grundherrschaften  vorkommt  sondern  sich  auch  für  kleinere  Grundherrschaften 
aus  einfacher  Fusionierung  von  Mark-  und  Bauding  entwickelt  haben  kann, 
zugleich  aber  deshalb,  weil  es  den  eigentlichen  Kern  des  ganzen  grundherr- 
lichen Gerichtssystems  repräsentiert:  aus  seinen  Schöffen  setzt  sich  der  Hoch- 
dingschöffenstuhl  zusammen,  und  in  seinen  Kompetenzen  finden  sich  die  Kom- 
petenzen des  einfach-grundherrlichen  Baudings  wieder.  Kommt  es  deshalb 
darauf  an,  noch  einen  genaueren  Blick  in  die  Einzelheiten  der  prundherrlichen 
Gerichtsverfassung  zu  thun,  so  wird  sich  für  einen  solchen  ein  Ausgehen 
vom  Grundgericht  besonders  empfehlen. 

nihil  omnino  exigi  ab  aliquo  homine  volumus  de  ullo  umquam  coniecto,  sed  ita  ab  omni 
redibitione  eos  Liberos  atque  alienos  esse  censemus  .  .  quemadmodum  ex  exordio  fuissc 
onmibus  notum  est]  —  modis  omnibus  sanccimus,  quatinus  omniafreda,  qiiae  serius  [I.:  prius] 
eiusdem  monasterii  ad  ius  publicum  legalis  institutio  pcrsolvere  cogit,  [ut]  ad  liuninaria 
eiusdem  coenobii  deinceps  perseverent. 

^)  Doch  vgl.  auch  MR.  ÜB.  1,  162,  919,  Prüm:  ut  abbas  suos  advocatos  habeat 
licentiam  statuendi  sine  regis  presentia  in  cuiuscunque  comitis  mallum  volucrit  Diese  Stelle 
geht  doch  wohl  auf  die  Begleitung  Freier  durch  Vögte  (entsprechend  den  ludices)  an  die 
freien  Gerichtsstätten:  oder  sollte  die  MR.  ÜB.  1,  185,  947  (unten  Note  3)  bestehende 
Abschwächung  auch  hier  schon  vorliegen? 

«)  S.  oben  S.  207  Note  1  und  den  zugehörigen  Text  S.  207  flf. 

')  Vgl.  z.  B.  MR.  ÜB.  1,  185,  947,  Trier:  familia  ecclesi^  .  .  ad  causas  eorum  [iudicmn 
publiconim]  audiendas  [non]  veniat . . .  sed  suflßciat  comiti,  ut  advocatus  sanct^  Treveric^  ecclesi«^ 
aut  in  privatis  aut  publicis  negotiis  iustitiam  de  familia  reddat  vel  exigat  infra  comitatum 
in  mallidicis  locis;  sed  sola  h^c  potestas  super  eandem  familiam  eiusdem  ^cclesi^  archi- 
episcopo  Sit  collata,  et  cui  indulserit  Hier  ist  also  an  Stelle  der  Präsentation  der  freien 
Hintersassen  selbst  am  Mallus  deren  Vertretung  durch  den  Vogt  eingeführt. 


__     1047     —  Die  Gnmdherrlichkeit.J 

Das  ist  der  Gesichtspunkt,  von  welchem  aus  ich  die  bisherigen  Erörte- 
rungen über  Gnindherrlichkeit  und  grundherrliche  Verfassung  mit  einer  kurzen 
Schilderung  der  Grundgerichtsorganisation  abschliefse^ 

Zu  betonen  ist  hier  zuvörderet,  dafs  das  Grundgericht  jeden  eigemnäch- 
tigen  Eingriff  des  Gerichtsherrn,  etwa  im  Sinne  von  noch  bestehenden  Resten 
einer  früheren  grundherrlichen  Disziplinargewalt,  völlig  ausschlofs  * :  das  Grund- 
gericht war  ein  Gericht  wie  jedes  freie  Gericht  auch. 

Dem  entsprach  denn  auch  seine  Organisation,  welche  ganz  nach  Muster 
der  Volksgerichte  getroffen  war:  es  besteht  neben  dem  Gerichtsherm  und 
seinem  Gerichtsvorsitz  ein  Umstand  und  ein  Schöffenstuhl  als  Urteilen 

Auf  die  volle  Beibehaltung  des  Umstands  wird  deshalb  gerade  in  grund- 
herrlichen Gerichten  besonderer  Wert  gelegt,  weil  die  Dinge  zumeist  zugleich 
Zinstage  waren  ^:  da  lag  es  im  eigensten  Interesse  des  Grundherrn,  die  An- 
wesenheit jedes  Pflichtigen  zu  verlangen.  In  der  That  wird  diese  Pflicht 
immer  wieder  eingeprägt*;  nur  Herrennot  und  Gottesgewalt  entschuldigen^. 
Dabei  war  der  Umstand  im  allgemeinen  auf  diejenigen   Männer®   begrenzt, 

^)  Natürlich  handelt  es  sich  dabei  nur  um  die  reine  Frage  der  Organisation,  Detail  aus 
dem  Prozefsrecht  und  dgl.  schliefst  sich  nach  unserer  ganzen  Abgrenzung  von  selbst  aus.  Man 
vgl.  auch  Bd.  2,  624  ff. 

*)  WSaargau  1561,  G.  2,  58:  abe  sach  were  das  unsere  g.  h.  vermeinten,  das  sich  ein 
armeman  misbraucht  het  und  den  armen  man  nit  erlassen  kunten  noch  entragen  wollen,  so« 
sollen  die  hem  mitsampt  dem  armen  man  recht  stellen  an  die  scheffen;  alsdan  was  der 
«cheffen  durch  recht  wiset  über  der  misbrauchungh,  dabi  sollen  unsere  g.  h.  den  armen  man 
laessen,  mit  beheltnis  der  scheffen  ires  rechten  an  dem,  da  der  umglimpf  ftmden  wurt  Wenn 
dagegen  WGuttenberg  §  20,  G.  4,  726,  gewiesen  wird:  solch  weistumb  haben  u.  g.  h.  zu 
mindern  und  zu  mehren,  so  kann  ein  derartiger  Ausspruch  nur  einer  Zeit  schon  starken 
Verfalls  gegen  Schlufs  des  Mittelalters  angehören. 

»)  Hierzu  vgl.  z.B.  *UMünstermaifeld,  Hs.  Koblenz  St.  A.  CXI»  Bl.  11^:  est  sciendum, 
quod  omnes  habentes  suprascripta  bona  tenentur  propriis  in  personis  dicta  die  sancti  Andrec 
comparere  in  curia  prepositiu*e  Monasteriensi  coram  preposito  vel  suo  officiato  et  ibidem, 
antequam  prevideatur  iuri,  quod  dicitur  dink,  satisfacere  de  censibus  supradictis  et  postea 
presidere  iudicio  ibidem  sub  omnibus  iuribus  et  penis,  prout  superius  de  censibus  ortorum 
in  die  sancte  Gertrudis  ccdentium  longius  est  enarratum,  salva  tamen  illis  decima  predictonim 
bonorum,  quorum  interest  seu  Interesse  potent  quoquo  modo. 

*)  Es  wird  sogar  eine  eigene  Abgabe  zur  Aufrechterhaltung  dieser  Pflicht  kreiert,  die 
succegarve,  s.  Lac.  ÜB.  2,  717,  1278. 

^)  WRhens  1456,  G.  3,  778:  so  weit  als  man  büdenband  [:  den  Schall  beim  Reif- 
beschlagen der  Bütten?]  und  klockengeleut  hört,  wer  u.  gn.  h.  dinggericht  zu  rechter  zeit 
nicht  besucht,  der  ist  verfallen  vor  10  hl.,  es  wer  dan  sach,  das  es  gottesgewalt  und  herrennot 
were.  WNiederdreis  1622:  Ausbleiben  vom  Ding  wird  entschuldigt  durch  herrennot  und 
gotsgewalt  Dingfrei  sind  demnach  Pfarrer  und  Hirten,  s.  oben  S.  230  Note  5,  auch 
WAViebelsheim  1498  §  1.  Das  Bopparder  Sendw.  1412,  G.  3,  775,  nimmt  aus  die  Hirten 
und  andere  noitarbeider,  die  umb  noit  arbeident. 

*)  Witwen  in  gleichem  Verhältnis  sind  selbstverständlich  ausgeschlossen,  WWiebels- 
heim  1498  §  1. 


[Grundherrlichkeit  und  VogteL  —     1048     — 

welche  einen  selbständigen  Haushalt  im  Gerichtsbezirk  hatten  ^  oder  aber  dem 
Herrn  als  Grundherrn  zinsten  ^ :  unter  beide  Kat^orieen  fielen  so  ziemlich  alle 
erwachsenen  Männer  des  Bezirks,  so  dals  auswendig  und  nit  gesessen  im 
jaigeding  als  identisch  gelten  konnten^.  Eine  Vertretung  des  Hausvaters 
durch  die  Hausfrau  war  dabei  nicht  zugelassen^.  Entsprechend  dieser 
strengen  Beibehaltung  des  Umstandes  erhielt  sich  denn  auch  seine  gericht- 
liche Thäügkeit  länger,  als  das  in  nicht  vollfreien  Verhältnissen  zunächst 
erwartet  werden  sollte*. 

Den  Männern  des  Umstandes  wurden  nun  die  Schöffen  entnommen  ^,  und 
zwar  entweder  durch  Wahl  oder  durch  Ernennung  ^.  Wo  die  Wahl  stattfindet, 
handelt  es  sich  fast  ausnahmslos  um  Kooptation  durch  das  Schöifenkolleg  ^> 


^)  WLeudesdorf  1563:  wer  zu  L.  binnent  furstad  halt  und  da  stetlich  wont  und  haus- 
heldet  und  des  abents  die  klocke  zu  dem  jairgedinge  hört  leiden,  und  des  morgens  nit  darb! 
komt,  der  ist  dem  faigt  umb  das  vurg.  wette ;  und  wer  die  klocke  nit  gehört  halt  und  da-^ 
van  nit  weiB,  der  mag  mit  seinem  eide  abgain.  WObermendig,  G.  8,819:  wer  sol  aber  heut 
zu  tage  dabei  sein?  der  scheffen  sollen  sein  14,  sofern  als  die  binnen  lants  und  leben  sein, 
und  ein  jeder  nachbaur,  der  ein  brennendes  feur  hat 

^  WIgel  1587,  §  5:  zum  Grundgericht  des  Hofes  Igel  gehört  jeder,  der  Güter  hinter 
dem  Grundherrn  liegen  hat  WEirchheim  1508,  §  1 :  in  das  jarding  ist  von  rechtswegen 
schuldig  zu  kommen  m.  h.  der  vogt  und  wer  1  hl.  zins  giebt  WG^dscheid  1560,  §  8:  daß 
alle  diq'enige,  die  empfenglichsgüter  haben,  .  .  sollen  in  dem  jargeding  gehorsam  und  pflichtig 
sein,  da  zu  sein. 

^  S.  WMettlach  1485,  G.  2,  60. 

*)  WQuerscheid  1466,  G.  2,  45:  so  einer  oder  mehe,  die  zu  dem  jargeding  verbotet 
wurden,  das  verachtent  und  ir  wiber  dar  schicketen,  hat  der  iglicher  5  s.  d.  verbrochen. 
WNeumünster,  G.  2,  86,  Fr.:  ob  eimans  sin  frauwe  vor  sich  in  das  jargeding  schickt,  ob  die 
frauwe  den  man  erheiben  sal?  Antw.:  hait  einer  zu  schaffen,  sol  dem  cloistermeier  urlauf 
heißen,  die  frauwe  erhebt  den  man  mit.  Gegen  Vertretimg  durch  die  Weiber  geht  wohl  auch 
WLiesdorf  1458,  G.  2,  13:  ein  ieglicher,  der  da  gut  in  dem  bezirk  habe,  sol  perschonlich  in 
dem  freien  jargeding  sein. 

«)  S.  Bd.  2,  636. 

^)  Vgl.  vornehmlich  Hanauer  Paysans  S.  107  f.  über  die  grundherrlichen  Schöffen. 

^)  Zwischen  beiden  schwankt,  ohne  dafs  man  recht  das  eingeschlagene  Verfahren  ver- 
steht, WRodenbom  1568,  §  17:  auch  sal  ein  ider  scheffen  nit  allein  durch  den  hem  noch 
auch  durch  die  gericht  erweit  werden,  sondern  eindrechtich  durch  here  und  gericht 
gemacht. 

®)  WErpel  1383,  §  29  de  electione  scabinonun:  quod  scabini  viventes  in  Erpele  ex 
suis  deliberationibus  et  ratihabitionibus  propriis  unanimiter  habent  potestatem  eligendi  alium 
vel  alios  scabinum  vel  scabinos  in  locum  recedentis  aut  recedentium  sive  decedentium,  qui 
sit  vel  sint  de  legitimo  thoro  nati  et  progeniti,  et  qui  sint  idonei  fideles  bone  conversationis 
et  sine  omni  infamia,  et  qui  sit  vel  sint  ortus  vel  orti  ex  sua  natione  veri  Erpelenses  et  non 
advene.  WBacharach  1386,  G.  2,  216:  fiugete  der  scholteiß  die  scheffene,  wa  ein  scheffen 
odir  me  abegingen  und  andere  an  der  staid  gekoren  worden,  die  den  scheffenstule  mit  den 
andern  gesellen  nit  besitzen  wolden,  wie  man  die  dringen  salde,  daz  si  recht  wisten  mit  an- 
deren iren  gesellen?  danif  wisten  sie,  wan  eins  scheffen  odir  me  gebreste,  die  andern 
soUent  zusamen  kommen  und  sollent  uf  iren  eit  kiesen  die  besten,  die  sie  wißent  und  duenket 
sin,  und  sollent  die  dem  scholteißen  dan  uennen. 


—     1049     —  Die  Gnindherrlichkeit] 

und  meist  tritt  dann  zu  dieser  Form  der  Wahl  die  Zustimmung  oder  der  Rat 
des  Gerichtsherm\  welchem  unter  allen  Umständen  Bestätigung  und  Amts- 
einsetzimg der  Schöffen  vorbehalten  blieb  ^.  Indes  neben  der  Wahl  findet 
sich  doch  auch  recht  häufig  die  einfache  Ernennung  durch  den  Herrn  ^.  Frei- 
lich ist  dieser  absolute  Modus  dann  wieder  oft  durch  ii^endwelchen  Einfluis 
der  Gemeinde  begrenzt.  Abgesehen  von  dem  unbestimmten  Verhältnisse  der 
Beratung  des  Herrn  durch  die  Schöffen*  ist  hier  das  Gewöhnlichste,  dafs  dem 
Herrn  Kandidaten  von  der  Gemeinde  aus  vorgeschlagen  werden*,  aus  diesen 
wählt  er  dann  den  ihm  passenden®.  Wie  nun  aber  auch  die  Erhebung  zum 
Schöffen  stattfand,  auf  jeden  Fall  mufste  der  Designierte  das  Amt  annehmen  ^. 


1)  *WLongiiich  1408,  Arch.  Maximin.  8,  36,  §  20. 

^)  WFrisingen  1541,  §  1:  Kooptation  der  SchöfTen,  die  mag  ein  ehrw.  her  apt  [von 
SMaximin]  als  grond-  und  lehnher  annemen  eiden  und  schweren  thun  und  ime  huldonge 
thun  seine  rechte  zu  hanthaben.  *Iura  et  onera  monasterii  sancti  Maximini  in  Barweiler 
anno  1484,  Arch.  Maximin.  1,  565:  in  Barweiler  est  abbas  sancti  Maximini  dominus  fundi 
collatorque  ecclesiarum  scilicet  Uxem  et  Barweiler;  et  habet  in  Barweiler  7  scabinos,  qui 
constituuntur  per  dominum  abbatem  seu  suum  schultetum  ab  eodem  ibidem  constitutum, 
seu  confirmantur  ab  eodem  schulteto  ex  parte  domini  abbatis,  quamvis  deficiente  uno 
scabinorum  possunt  alii  scabini  eundem  eligere,  non  possunt  tarnen  eum  confirmare  nisi 
per  voluntatem  praefati  schulteti  nomine  abbatis  et  conventus,  et  hoc  secundum  iudicium 
scabinorum  ibidem. 

')  *WBi8ingen,  Arch.  Maximin.  1,  1287:  potest  abbas  .  .  et  debet  constituere  unum 
vUlicum  cum  tribus  scabinis  et  praecone  potestque  eos  amovere  retinere  ad  voluntatem  libi- 
tuibque  suum,  quandocumque  sibi  placuerit  WDensbom  1534,  6.  2,  566 :  die  scheffen  oder 
gerichtsman  mit  eiden  befragt  und  ermaint  uf  den  wistumb,  wes  si  von  iren  vorfieuren  scheffen 
verstanden  und  von  inen  an  sie  braicht;  si  erkennen  einhellentiich  solichs  so  hernach  folget: 
das  si  ire  ubung,  die  van  iren  vorfaren  ain  sie  braicht  si,  verstanden  und  selbst  gebmicht 
haben  und  gesehen  bruichen,  das  welche  zeit  und  wanne  scholtes  scheffen  oder  boden  im 
dorf  Densbur  gebrechen,  so  habe  ein  herre,  so  das  sloB  uf-  oder  zusleust,  die  zu  kiesen, 
darnach  ein  apt  zu  Proeme  zu  eiden.  WHünsdorf  1537,  §  3 :  erkennen  [dem  Abt  von  SMaximin] 
die  gericht  und  scheffen  zu  machen  und  zu  entmachen,  zu  setzen  und  zu  entsetzen,  aUein 
und  nemants  gemeine.  WBesch  1541,  §  4:  der  Grundherr  hat  scheffen  und  gericht  zu  ent> 
setzen  und  zu  setzen  und  zu  machen,  so  vil  uft  und  dick  das  von  noten  sein  und  gepueren 
wurde,  on  einige  inrede.    Ähnlich  WHagelsdorf  1596,  §  5. 

*)  WOckfen  1325,  §  3 :  facere  et  ponere  scabinos,  quotiens  opus  fiierit,  de  consilio  tamen 
aliorum  scabinorum  dicte  ville.  Hierher  gehört  doch  auch  noch  WZolwer  1571,  §  7:  wer 
den  scheffen  zu  setzen  auch  zu  entsetzen  auch  zu  eiden  hab?  —  daß  mein  gn.  frauw  solches 
zu  thuen  habe,  doch  haben  ihre  gn.  und  dero  vorfahren  ihnen  den  scheffen  erlaubt,  ein  taug- 
lich person  zu  solchem  amt  vorzuschlagen. 

^)  WKönigsmacher  1591,  §  1  und  2;  WEich  1597,  §  18:  beim  Wechsel  der  Schöffen 
wählt  der  Herr  einen  von  zwei  durch  die  Schöffen  und  den  Meier  vorgeschlagenen  Kandidaten. 
Ähnlich  WMamer  1542,  §  3. 

^)  Daher  es  WLorenzweiler  1590,  §  1  geradezu  heifst,  dem  Abt  von  Echtemach  stehe 
frei,  4  Schöffen  und  den  Grundmeier  zu  erwählen. 

^)  WEnschringen  1348,  §  14:  wer  nicht  Schöffe  werden  und  der  eren  nit  achten  will 
und  nit  gehorsam  sein  wolt,  den  sollen  die  herren  strafen  nach  irem  gefallen.  WBacharach 

Lamp recht,  DenUcbee  Wirt«c]ufUleb«n.    I.  67 


[Grundherriichkeit  und  Vogtei.  —     1050     — 

Im  übrigen  standen  sich  Wahl  und  Ernennung  bezw.  die  an  sie  anknüpfenden 
Erhebungsarten  keinesw^s  so  schroff  gegenüber,  wie  das  nach  der  bisherigen 
Schilderung  scheinen  kann.  Denn  es  waren  zur  Schöifenqualität  nebenher  in 
den  meisten  Fällen  noch  eine  Reihe  objektiver  Vorbedingungen  erforderlich, 
welche  den  Kreis  der  Kandidaten  von  vornherein  mehr  oder  minder  einengten. 
Sehen  wir  von  den  allgemeinen  Erfordernissen  der  ehelichen  Geburt,  der 
vollen  bürgerlichen  Ehre  und  der  längeren  Eingesessenheit  auch  völlig  abS 
80  kommen  noch  im  Einzelfall  eine  ganze  Anzahl  von  Sonderbestimmungen 
vor.  So  kann  sich  z.  B.  die  ursprün^che  Präponderanz  des  Baudings  über 
das  erst  später  hinzugekommene  und  fusionierte  Markding  in  dem  Umstand 
aussprechen,  dafe  in  erster  Stelle  Gehöfer  Schöffen  werden  sollen';  an  anderem 
Ort  dag^en  sind  wieder  Eigenleute  als  Schöffen  ausgeschlossen^.  Wieder  wo 
anders  soll  immer  6in  Schöffe  ritterbürtig  sein^,  und  weithin  ist  die  Auswahl 


1886,  6.  2,  216,  nach  Wahl  neuer  Schöffen:  der  scholteiß  mag  zu  ine  gan  und  aal  iz  ien 
sagen,  wollent  siez  duen,  daz  ist  gut;  wollent  sie  iz  nit  duen,  so  sal  der  scholteiß  zwene 
scheffene  nemen  und  sal  einen  faden  Tor  der  düre  ziehen,  die  des  nit  dun  wollent,  und  also 
dicke  dan  der  odir  sin  gesinde  über  den  fiiden  oder  uf  ire  erbe  gant,  als  dicke  verUesent 
sie  den  hoesten  frevel;  und  sal  sie  dan  ein  fietut  Ton  eins  paltzgrayen  wegen  forter  dringen, 
daz  sie  gehorsam  sin  dem  scheffenstule  als  Torgeschriben  stet  WRemich  1477,  G.  2,  244: 
wer  im  hof  Ton  Remich  gesessen  were  und  zu  scheffen  gekoren  wurt,  der  sol  scheffen  sin 
oder  bnssent  den  hof  zehen  wonen«  item  wem  der  scheffenstoel  nit  gelegen  enwere  zu  be- 
sitzen,  der  mach  in  uneben,  und  bussent  den  hof  von  Remich  ziehen  wonen,  sonder  imantz 
indrag  oder  wederrede.  WSponheim  1488,  §  4:  wer  dem  closter  in  8  hl.  zinsbar  ist  oder 
darober,  der  sal  dem  apt  zu  seiner  herlicheit  und  gericht  gehorsam  sin,  abo  wurde  er  zum 
scheffen  oder  zu  eim  scholteizen  erweit,  mag  er  sich  nit  darwider  setzen  im  dorf  und  dale 
Sp.  WFaha  1494,  §  28:  abe  einer,  der  ncit  seheffen  sine  wulte,  geweilt  wurde,  den  haben 
die  herren  darzu  zu  dringen.  WKersch  1593,  G.  2,  274:  weist  der  scheffen,  da  einer  gut 
zusanmienschlug  und  nit  ein  gerichtsman  sein  wil,  hait  mein  herr  zu  Echtemach  als  grontherr 
macht  desselbigen  gut  zu  jeder  gewannen  einen  morgen  zu  nehmen  und  einen  andern  damit 
zu  begaben,  und  [sal]  derwegen  den  begabten  zu  seinem  gerichtsman  zu  machen  macht  haben, 
damit  die  gerechtigkeit  erhalten  werd.  S.  auch  noch  zur  Erläuterung  der  Praxis  Locrsch, 
Ingelh.  Oberhof  No.  4  und  131. 

>)  S.  z.  B.  WRemich  1462,  §  7;  WErpel  1383,  §  29,  cit  oben  S.  1048  Note  8. 

*)  S.  z.  B.  WKasel  1548,  G.  2,  299:  wisen  wir  gedachten  herm  solch  freiheit,  woe 
«ichs  begebe,  einen  scheffen  zu  setzen  und  keinen  bequemlichen  man  binnen  obgen.  bcziik 
begiict  funden,  möchten  sie  alle  zit  nach  irem  frien  willen  und  wolgefallen  in  die  gemein  zu 
Kasel  grifen,  einen  ader  mehe  scheffen  aus  denselbigen  welen ;  der  ader  die  sein  auch  alsdan 
schuldig  inen  on  einich  entschultnis  ader  Weigerung  zu  folgen  und  den  scheffenstol  anzii- 
nemen,  unangesiehen,  das  er  nit  under  inen  binnen  dem  grontgericht  beguetet  ist  dargegen 
hait  di  gemein  zu  Kasel  sich  wasser  und  weiden  binnen  obg.  marken  zu  geprauchen  luid 
zu  genießen. 

')  WRemich  1477,  G.  2,  244:  es  ensol  auch  kein  eigennian  im  hofe  von  Bemich  zu 
schoffon  gekoren  werden,  noch  mit  den  andern  scheffen  zu  Remich  zu  gericht  sitzen. 

*)  Wlvlotten  1446,  G.  2,  442:  weisen  die  scheffen,  dat  die  herren  von  Malmimdor  von 
wegen  sanct  Peters  hof  zu  Clotten  einen  man,  der  ein  ritter  of  der  van  ritters  arde  ist, 
willigen  sullen  ein  scheffen  zu  sin  an  des  gotzhuises  van  Bruwilre  gericht  zu  Clotten ;  s.  dazu 


—     1051     —  IMe  Grundherrlichkeit.] 

mehr  oder  minder  fest  an  schölfenbare  Familien  geknüpfte  Freilich  stehen 
nun  neben  all  diesen  Fällen  wieder  andere,  wo  jede  derartige  Voraussetzung 
fehlt;  im  WEnschringen  vom  J.  1348  z.  B.  heilst  es  in  §  14:  wenn  die  Herren 
Oerichtsleute  nehmen  zu  Meier  oder  Schöffen,  so  haben  sie  zu  greifen  in  den 
Haufen,  williche  ine  gefilglich  seind,  und  das  mit  recht. 

Entsprechend  diesen  so  mamiigfach  voneinander  abweichenden  Bestim- 
mungen werden  die  Schöffen  keineswegs  stets  besonders  rechtserfahrene  Leute 
gewesen  sein;  sie  waren  auch  nicht  etwa  besonders  alterserfahren,  denn  es 
&iden  sich  unter  ihnen  neben  älteren  Leuten  auch  ziemlich  viele  junge*.  Die 
Amtsdauer  selbst  war  freilich,  soweit  sich  nicht  der  Herr  Eingriffe  vorbehalten 
hatte ^  oder  Amtsentsetzung  de  iure  eintrat*,  eine  lebenslängliche;  doch 
inu-de  unter  Umständen  ein  motivierter  Verzicht  bei  Lebzeiten  angenommen  ^. 

Nach  der  Wahl  oder  Ernennung  des  Schöffen  fand  seine  feierliche  Ein- 
fifthrung   in   das   Amt   statt   unter  mannigfachen  symbolischen  Handlungen*, 


WKlotten  §  1  u.  2,  G.  6,  536.  *Scheckman,  Spec.  feud.  D  4,  Rittersdorf:  Th.  [miles]  con- 
fessus  est  anno  1383,  se  et  heredes  suos  fore  astrictos  ad  officium  scabinatos  dictum  nobilium 
scabinorum  officium,  vulgariter  edelscheffcnampt,  dominorum  abbatis  et  conventus  sancti  Maxi- 
mini in  curte  eorum  in  Rittersdorf  ex  bonis  feudalibus  subscriptis  (17  iugera). 

')  In  diese  Richtung  weisen  Nachrichten  wie  *Bald.  Kesselst  S.  215,  1330:  Kuneman 
de  Mulboume  scabinus  in  Bopardia  .  .  officium  scabinatus  mei  in  Bopardia  ad  manus  vestras 
{archiepiscopi  Treverensis]  renuntio  .  .  rogans  .  .,  ut  vos  idem  officium  scabinatus  Petro 
dicto  Colve  sororio  meo  conferre  dignemini,  sicuti  vobiscum  est  tractatum.  Man  vgl.  auch 
nebenher  *Bald.  Kesselst.  S.  432,  Kumunge  und  artikel  der  Stadt  Trier  gegen  Balduin,  1351, 
§  4:  so  sal  unse  herre  vorgen.  die  schefTen  dez  gerichtes  setzen,  die  von  der  stad  geburtich 
«in:  und  als  ir  eime  liebes  gebrichet,  so  sal  er  einen  andern  setzen,  die  ir  genoiß  si,  den 
«i  mit  dem  eide  begrifen,  als  iz  von  alder  herkomen  ist  etc. 

«)  WKünzig  1592,  Einl. :  Schöffen  von  60,  50,  30,  33,  30,  36  Jahren.  WBettemburg 
15H  Einl. :  der  Unterlandmeier  55  Jahre  alt,  die  Schöffen  73,  50,  56,  64,  68,  48,  38  Jahre. 

*)  S.  z.  B.  »WWeifskirchen  1493,  Arch.  Maximin.  1,  93:  der  Abt  von  SMaximin  potest 
.  .  facere  iustitiam  fomicam  [?]  ämplam  et  integram,  videlicet  villicum  pro  superiore  cum  tribus 
suis  scabinis,  quonim  unus  magister  scabinorum  dicitur,  et  quotiens  ei  videtur  congruum 
urgente  necessitate  vel  utilitate  eos  removere  revocare  et  destituere  quomodolibet  anno  in 
mense  maii  post  medium  dicti  mensis  et  in  locis  eorum  alios  sibi  sufficientes  et  idoneos  in- 
stituere,  imponere  et  ordinäre  nullius  sufiragante  contradictione  in  hac  parte. 

*)  WEich  1597  §  12:  das  alsulche  durch  die  herm  zu  sant  Johansberg  [die  Grund-, 
Mittel-  und  Hochgerichtsherren]  oder  ihre  .  .  beamte  .  .  gesetzte  meier  scheffen  und  boten 
staende  gericht  sein  und  die  tag  ihres  lebens  darbei  verbleiben,  es  seie  dan,  sie  das  mit 
mund  und  hant  vermachen  oder  einer  altertumbs  oder  ander  Ursachen  wegen  vor  gericht 
abheischet. 

^)  S.  aufser  Note  4  auch  WLampaden  Schlufs,  G.  2,  114:  welcher  scheffen  auch  alters 
oder  sonsten  billiger  Ursachen  halben  von  dem  scheffenstuel  abstehn  wolt,  von  dem  solt  unser 
ehrw.  herr  oder  sein  schulteß  den  stuel  abnhemen,  doch  das  er  der  scheffen  rat  nit  melde 
[1. :  meide],  und  so  man  seines  rats  im  scheffenstuel  aus  notwendigen  Ursachen  bedurfte,  als- 
dan  gehorsam  sein. 

«)  Vgl.  z.  B.  W^'iedcrprüm  1450,  §  1,  G.  6,  581 :  do  fraigte  der  schulteB  die  andern 
scheffen,  wie  man  die  zweno  nuwe  scheffen  in  eren  stoel  setzen  sulle?  da  wiseten  si,  ein  apt 

67* 


[Gnmdherrlichkeit  und  Vogtei.  —     1052     — 

mittelst  deren  ihm  die  Amtsgewalt  übertragen  wurde  ^;  zugleich  leistete  er^ 
bisweilen  unter  Zahlung  einer  Rekognition  ^,  den  Amtseid  auf  Wahrung  der 
Rechte  des  Gerichtes  und  des  Gerichtsherm  ^. 

Der  Zahl  nach  gehörten  meist  7  Schöffen  zu  einem  Giimdgericht ;  so 
hatte  man  die  Zahl  von  den  Baudingen  übernommen*.  In  früherer  Zeit 
wurde  ein  solcher  Schöffenstuhl  der  Regel  nach  nur  6inem  Dorf  entnommen^ 
und  an  Stelle  des  Gerichtsherm  stand  dem  Ding  entweder  der  Meier  des 
Fronhofes  oder  der  grundherrlich  gewordene  Zender  der  Gemeinde  vor.  Aber 
seit  der  Wende  des  12.  und  13.  Jhs.  schritt  man  zu  einer  Zusammenlegung 
der   einzelnen  Grundgerichte    und    kombinierte    nun    den    Schöffenstuhl    aua 

van  Prume  sulle  die  scheffen  nemen  mit  dem  rechten  geren  und  der  faid  mit  dem  linken 
geren,  und  sollen  si  in  einen  stoel  setzen,  und  solicher  wise  wurden  si  auch  in  Iren  stoel 
gesatz.  S.  dazu  WDensbom  1584,  6.  2,  566:  nach  Wahl  der  Schöffen  neme  ein  herre  apt 
zu  Proeme  sie  bi  dem  rechten  g^ren  irer  roecke  und  ein  herre  des  bemelten  sloß  Densbur 
l)i  dem  linken  gSren  und  fueren  sie  also  mit  einander  zur  gerichtsbank. 

')  WErpel  1883,  §  29:  in  qua  electione  [scabinorum]  domini  nostri  [die  Kölner  Dom- 
herren] non  habent  aliquam  potestatem  neque  aliquis  alius  auctoritate  eorum,  sed  nihilominus 
ipsis  electis  seu  ipso  electo  predicti  domini  nostri  aut  officiatus  sive  scultetus  nomine  eonim 
presentabunt  et  annuntiabunt  treugam  et  pacem  omnibus  ministris  et  subditis  suis  in  iuris- 
dictione  sua  constitutis,  quam  primum  ipsi  electi  suum  prestarunt  iuramentum  solitum  in 
obseiTantiam  iurium  et  iurisdictionis  eorundem  dominorum  nostrorum  ac  etiam  antiquas  con- 
suetiidines  et  iura  ipsius  parrochie  et  ville  in  Erpele,  secundum  nosse  et  posse,  ut  tenor  inra- 
menti  innotuerit,  sine  dolo. 

^)  USMax.  S.  444,  Detzem  8d:  si  scabinus  constituitur,  6  d.  dabit;  tres  nostri  sunt,  tres 
advocati. 

»)  S.  schon  oben  Note  1,  auch  Guden.  CD.  2,  979,  1299;  *W Weifskirchen  1498,  Arch. 
Maximin.  1,  98:  praefati  scabini  tenentur  solemne  praestare  iuramentum  ad  sancta  dei  evan- 
gelia  ^dllico  vel  abbatis  in  hac  parte  commissario  primo  tamquam  superiori,  denuo  advocatis 
vel  suis  in  hac  parte  commissariis.  *\VDiedenhofen  Ende  15.  Jhs.,  Arch.  Maximin.  2,  820: 
in  Theodonisvilla  est  dominus  abbas  sancti  Maximini  fundi  dominus,  cui  etiam  scabini  faciunt 
homagium,  et  iurant  seu  faciunt  iuramentum,  quotiescumque  novus  abbas  venerit  *WBisingen, 
Arch.  Maximin.  1,  1288:  item  scabini  una  cum  magistro  scabinorum  et  praecone  faciunt  iura- 
mentum suum  in  manus  villici  ex  parte  domini  abbatis,  et  postea  advocatorum.  S.  auch 
WSchillingen  1526,  §  13.  Deshalb  wohl  nennen  sich  die  Schöffen  Eidgesellen,  s.  WThroneck 
1534,  G.  6,  472 — 473;  so  wird  auch  WMettlach  1499  statt  mitgesellen  zu  lesen  sein.  Da- 
neben kommt  freilich  der  Ausdruck  mitstulbrüder  vor,  WMarodt  1606,  G.  1,  841. 

*)  S.  z.B. MR. ÜB.  2,  87,  1187:  im  SSimeoner  Hof  zu  Lehmen  sind  vorhanden  1  scultetus, 
1  viceadvocatus,  7  scabini;  USMax.  S.  435:  Heisdorf  .  .  quarta  pars  curie  vocatur,  et  alie 
curie  [Muthfort,  Mamer,  Schönberg,  Ewerlingen,  Mersch,  Lintgen,  Hunsdorf,  Ohlingen]  dimidia 
vocantur;  ein  halber  Hof  hatte  nach  der  hier  gebrauchten  Terminologie  7  Schöflfen,  s.  unten 
S.  1053  Note  6.  In  der  Grundherrschaft  von  SMaximin  sind  nach  *üSMax.  1484  u.  a.  an 
Schöffen  vorhanden :  7  in  Saurschwabenheim  (4  aus  Schwabenheim,  2  aus  Hilbersheini,  1  aus 
Bubenheim);  15  in  Münsterappel  mit  5  zugehörigen  Dörfern;  14  in  Thaben  (8  aus  Thaben, 
3  aus  Weiten,  2  aus  Mechem,  1  aus  Merteskirchen,  2  aus  Bachem,  3  aus  Losheim);  7  in 
Gostingen;  7  in  Asselbom;  7  in  Barweiler;  7  in  Himsdorf;  7  in  Heisdorf;  7  in  Lintgen. 
Vgl.  zu  diesen  Angaben  auch  noch  WMandem  1537,  §  4:  die  Schöffen  erkennen  dem  Abt 
von  SMaximin  ein  freies  kaiserliches  gericht  mit  7  scheffen  uf  s.  erw.  grondherlichkeit  zu 
besitzen. 


_     1053     —  Die  Grundherrlichkeit] 

Schöffen,  welche  in  zwei  bis  drei  Dörfern  angesessen  waren.  Am  frühesten 
lä&t  sich  der  Übergang  umfassend  in  den  Angaben  des  erzstiftischen  Urbai-s 
;au8  dem  Anfang  des  13.  Jhs.  verfolgen  \  am  klarsten  liegt  er  in  den  Angaben 
^es  Luxemburger  Urbars  aus  dem  Anfang  des  14.  Jhs.  vor:  hier  gehören  zu 
-einem  Meier-(Fronhof-)amt  zumeist  nur  zwei  bis  drei  Schöffen,  und  erst  zwei, 
^ei  oder  vier  Meierbezirke  bilden  ein  Grundgericht.  Und  der  Vorstand 
»dieses  Grundgerichts  ist  nun  nicht  mehr  ein  Meier  oder  Zender,  sondern  ein 
i)e8onderer  Gerichtsbeamter,  der  Schultheife *.  Ähnliche  Zusammenlegungen 
wie  in  den  Trierer  und  Luxemburger  Grundherrschaften  lassen  sich  aber  auch 
-sonst  —  am  wenigsten  zahlreich  wohl  in  den  geistlichen  Grundherrschaften*  — 
verfolgen :  so  daTs  die  Grundgerichte  des  späteren  Mittelalters  in  solche  älteren 
Stils  mit  meist  einem  Meier,  und  in  solche  jüngeren  Stils  mit  einem  Schult- 
heifsen  an  der  Spitze  zerfallen  *, 

Aber  neben  den  Grundgerichten  mit  7  Schöfifen  giebt  es  auch  noch 
solche  mit  14  Schöfifen.  Die  Verdoppelung  der  Zahl  ist  in  einigen  Fällen 
leicht  zu  erklären;  sie  ist  dann  eingetreten,  wenn  ein  Hof  zweien  Herren  ge- 
meinsam gehörte:  dann  wurde  wegen  jedes  Herren  ein  voller  Schöflfenstuhl 
1)e8etzt'^.  Schwieriger  ist  die  Erklärung  in  einem  anderen  Falle.  Eine  in  dorso 
der  Urkimde  MR.  ÜB.  1,  352,  1059  (nicht  vor  dem  12.  Jh.  geschrieben)  be- 
findliche und  von  Bresslau  in  N.  Archiv  11, 104  herausgegebene  Notiz  besagt: 
dominus  Everardus  archiepiscopus  contulit  monasterio  sancti  Eucharii  (curtem 
Pouche),  curtem  voluit  intelligi  villam  Poliche  predictam  totam,  quia  omnis 
Tilla  habens  14  scabinos  dicitur  curtis,  et  non  solum  curtis,  sed  etiam  integra 
curtis,  quia  quelibet  villa  habens  7  scabinos  dicitur  et  est  dimidia  curtis.  et 
liec  est  regula  communis  de  omnibus  villis.  Regula  communis  ist  nun  diese 
Bezeichnung  sicherlich  nicht  gewesen  —  es  giebt  unendlich  viele  Höfe  mit 
7  Schöfifen,  welche  nie  als  halbe  Höfe  bezeichnet  werden  — ,  indes  kommt 
•die  Terminologie  doch  auch  sonst,  soviel  ich  notiert  habe,  an  drei  Stellen  der 
Moselüberlieferung  vor^.  Zu  erklären  ist  sie  vermutlich  aus  der  Erscheinung, 
«dafs  bisweilen  bei    verhältnismälsig   spät   eintretender   Markherrlichkeit   des 


')  S.  Bd.  2  S.  171  f. 

«)  S.  Bd.  3  No.  287. 

')  S.  oben  S.  1052  Note  4  die  Angaben  über  SMaximin  im  15.  Jh. 

^)  Freilich  kann  auch  in  den  Grundgerichten  älteren  Stiles  an  Stelle  des  Meiers  ein 
ßchultheifs  getreten  sein,  im  FaUe  dafs  dem  Meier  die  gerichtlichen  Funktionen  genommen 
sind;  s.  darüber  oben  S.  734  ff.  und  772  und  unten  S.  1057  f. 

»)  So  z.  B.  WAmel  1472,  §  7. 

®)  Nämlich  USMax.  S.  435:  Hekkesdorph  solvit  medietatem  predicti  servitii,  quia  quarta 
pars  curie  vocatur,  et  alie  curie  dimidia  Yocantur;  s.  dazu  oben  S.  1052  Note  4.  Mit  der 
Zinszahlung  bezw.  Servitiumleistung  hängt  der  Unterschied  gewifs  nicht  zusammen,  denn  das 
Servitium  war  sehr  verschieden  hoch  normiert.  S.  femer  WThron  Wintrich  Graach  1315, 
O.  2,  355,  cit  oben  S.  474  Note  1,  und  WWeiden  1478  erkennt  und  weist  der  ganze  hof ;  es 
sind  28  Lehenmänner,  darunter  14  Schöffen. 


[Qnmdherrlichkeit  und  Yogtei.  —     1054    — 

Grundhemi  der  SchöifenBtuhl  des  neuen  Grundgerichts  aus  der  Vollzahl  der 
Schöffen  des  grundherrlichen  Baudings  und  der  Schöffen  des  alten  Markding» 
kombiniert  werden  mochte;  zu  dieser  Erklärung  stimmt  wenigstens  die  be* 
sondere  Betonung  der  Markherrlichkeit  (curtem  voluit  intelligi  vUlam  • .  totam> 
in  der  eben  angeführten  Notiz. 

Pflicht  des  Schöffenstuhls  war  es  nun,  im  Ding  das  Redit  zu  weisen; 
wie  es  das  Saarbrllckener  Recht  vom  J.  1321  kurz  ausdrückt:  die  scheffen 
sollent  helfen  dem  meiger  alle  dedinge  halten.  Der  Schöffenstuhl  war  somit 
gegenüber  dem  Gerichtsherm  der  eigentliche  Hort  des  Rechtes^;  und  aus 
dieser  zentralen  Stellung  folgt  seine  Thätigkeit  sowohl  im  Urteil  wie  in  der 
Weisung  Rechtens'.  Aui  die  Art  der  Verhandlung  im  Gericht  ist  hier  im 
übrigen  nicht  genauer  einzugehen^;  Erscheinungen  dei*selben,  welche  in  den 
Rahmen  dieser  Untersuchungen  fallen,  werden  unten  Bd.  2  S.  624  ff.  genauer 
besprochen*. 

1)  Vgl.  Honth.  Hist  2,  85,  1S08,  dt  anten  Bd.  2,  025  Note  4. 

*)  Beides  fiel  bekanntlich  in  der  mittelalterlicheii  Anschaaung  zusammen,  TgL  z.  B. 
WRhens,  G.  6,  486,  dt  unten  Bd.  2,  624  Note  1,  audi  *USMax.  1484,  BL  28^,  WThabei» 
1487:  wisen  mit  ortel  und  redit  statt  des  einÜEidien  wisen;  so  oft 

*)  Siehe  audi  unten  Bd.  2,  637  f.  Von  einzehien  lehrreidien  Nadiriditen  zur 
Stellung  der  SdiOffen  im  Oeridit  f&hre  idi  hier  nodi  an  MR.  ÜB.  8,  988,  1249,  Koblenz: 
H.  scabinus  loco  sculteti  presidens,  12  scabini  et  universi  dves  Gonfluentini.  *Bald.  Kessdst 
S.  431,  Besdiwerden  Balduins  gegen  die  Stadt  Trier  1351,  Articuli  contra  scabinos :  §  1.  primo- 
enkoment  die  scheffen  nicht  zfi  gerichte  noch  gestan  dem  sdralteßen  nicht  bt  in  Sachen,  die- 
uns  und  unser  gerichte  r&rent  §  2.  item  bedagen  sich  die  lüde  gemeinlichen,  daz  in  die* 
scheffen  nicht  snel  ende  engeyen,  als  sie  dicke  wol  mochten,  wez  sie  zfi  schaffen  hau  ani 
gerichte,  damide  arme  lüde  verderben.  §  8.  item  slan  sie  daz  gerichte  uf,  wanne  sie  wollen, 
und  enlaßen  deme  schulteßen  keine  gewalt,  wicwol  er  über  sie  si,  und  brechen  ime  sinen* 
kunimer.  WBacharach  1407,  G.  2,  218  (vgl.  8.  220  Abs.  4):  fregete  der  scholteiß  die  scheffene 
uf  Ire  eide,  so  ein  scholteiß  ein  gerichte  beseße  und  scheffen  bi  ime  bette,  und  die  ane- 
laube  eins  scholteißen  umstunden,  was  den  herren  recht  darumbe  were?  daruf  antworten) 
und  wisten  die  scheffene,  sie  scheffen  weren  vcrbonden  zu  allen  ungebodcn  dingdagcn,  und 
so  man  über  hals  und  heubt  riechten  sal,  und  so  daz  gerechte  gehäuft  ist,  zu  komen,  die 
anders  inhcims  sint  und  vor  krangheit  darzu  komen  mogent  sust  sint  sie  nit  schuldig  zu' 
gericht  zu  gan  noch  zu  sitzen,  ez  fuge  ien  dan  gar  wol.  doch  wollen  sie  daz  beste  duen,  als 
bizher,  und  begerten,  daz  er  die  frage  vorbaß  ließ  bliben.  Scotti  Chur-Trier  1,  251,  Kob- 
lenzer  Schöffenordn.  §  43 :  als  bisher  an  unsem  buwedingen,  die  drimale  des  jairs,  nemlich. 
uf  geschwomen  montag,  uf  montag  nach  quasimodogeniti  und  uf  sant  Katherinen  tag  gehalten 
werden,  der  gebruich  ist  gewesen,  das  der  scheffen  mit  Urlaub  hait  moissen  reddcn,  mit  ur> 
laub  ufstSn  und  mit  Urlaub  niddersetzen ,  so  ordnen  wir,  das  nu  hinüirter  unser  scheffen 
sonder  heischung  Urlaubs  an  unsere  buwedingen  sitzende  redden  moegen. 

*)  Hier  vgl.  man  zum  Zweck  einer  konkreten  Vorstellung  mit  besonderer  Beri\ck- 
sicbtigung  auf  das  Bd.  2,  264  ff.  Ausgeführte  noch  WFleringen  1345,  G.  2,  523:  requisiti  a 
dicto  Theoderico  .  .  de  specificatione  bonorum,  scilicet  agrorum  pratorum  et  alionun,  et  de 
signis  banni  et  metis  vulgariter  dicendo  marchin,  ubi  et  in  quibus  locis  existant  et  quomodo^ 
et  apud  quos  et  qualiter  nominantur,  qui  scilicet  scabini  habita  deliberatione  super  dicta 
rc(iuisitione  sie  facta  cum  sanioribus  et  senioribus  eiusdora  parochie  Fleriche  reportabant  et 
dicebant,  quod  non  essent  bene  triti  desuper  nee  possent  nee  scirent  tarn  bene  speciticare^ 


—     1055     —  I^ie  Grundherrlichkeit] 

Sehr  natürlich,  dafs  den  Schöffen  als  Äquivalent  für  ihre  ausgedehnte 
Inanspruchnahme  in  den  sich  mit  der  Zeit  inmier  vermehrenden  Dingtagen 
auch  eine  Anzahl  von  Rechten  zugesprochen  waren.  Sieht  man  von  der 
seltenen  Berechtigimg  zur  Teilnahme  an  der  Kreierung  herrschaftlicher  Be- 
amten ab\  so  geniefsen  die  Schöffen  vornehmlich  dreier  Vorteile:  sie  sind  in 
gröfserem  oder  geringerem  Umfange  lastenfrei  ^ ;   sie  haben  Anspruch  auf  ge- 


sicut  Thomas  de  Fleriche,   quia   quampluries  recitavit  et  speciticavit  eadem  bona  diversis 
vicibus.   quibus  sie  recitatis  per  dictos  scabinos  prefata  domina  Hadewigis  magistra  necnon 
Theodericus  predictus  nomine  dicte  domine  magistre  atque  scabini  predicti  reqmsiveront  et 
roganint  prefatum  Thomam,  ut  ipsa  bona  amore  domino  magistre  necnon  ad  preces  ipsonim 
scabinorum  ipsa  bona  ad  ipsam  curtim  spectantia  specificare  veUet  qui  respondit,  quod  ob 
reverentiam  dicte  domine  magistre  et  ad  preces  dictorum  scabinorum  et  alionim  hoc  fecere 
vellet  ad  presens,  sed  de  cetero  nunquam  ipsa  bona  specificaret:  que  scilicet  bona  prefatos 
Thomas  omnia  et  singula  de  puncto  ad  punctum  propter  melius  et  viam  pacis  specificavit, 
ne  de  cetero  aliqua  briga  deinde  oriretur.    hiis  omnibus  sie  peractis  et  interrogatis  Johannes 
famulus  prefate  domine  Hadewigis  magistre  necnon  conventus  monasterii  predicti  quandam 
cedulam  seu  cartam  papiream  in  suis  tenebat  manibus,  in  qua  continebantur  eadem  bona  in 
consimili  vel  quasi  conscripta  eodem  modo,   prout  Thomas  predictus  recitavit;   quam  etiam 
idem  lohannes  ad  requisidonem  predicte  domine  magistre  ac  etiam  de  consensu  et  voluntate 
prescriptorum  scabinorum  dicte  curtis  ibidem  legit  quasi  faciendo  coUationem  cum  dicto 
Thoma  et  scabinis  prescriptis,  utrum  ipsi  concordarent  in  cedula,  prout  ipse  Thomas  antea 
recitabat,  eo  modo  et  ad  maiorem  securitatem,  nt  de  cetero  dicti  scabini  vel  eorum  successores 
eo  minus  essent  onerati  et  quod  etiam  non  indigerent  de  anno  in  annum  sie  specificare 
bannum  et  metas  seu  bona  subscripta.  —  Zur  Geschichte  der  Dinghaltung  vgl.  noch  besonders 
USMax.  S.  433,  Schuttringen  10  b:  2  placita,  Epiphanien  und  Johanni;  *Arch.  Maximin.  4, 
567,  1874:  annalis  placiti  in  Emmel  observatio;  WKatherein-Ostemil468 ;  WAmel  1472  §  1 
WDalheim  bei  Remich  1472  Einl.,   Hardt  S.  150,   auch  §  1  und  2,    sowie  Schlufs  S.  157 
nVBarweiler  1484,  Arch.  Maximin.  1,  565.  §  1  ff.;   *WHagel8dorf,  Arch.  Maximin.  6,  347 
WArgenschwang  1488  §  1  (Zahl  der  Dingtage);   WEttelbrück  1492  §  18;   *WWeif8kirchen 
1498,  Arch.  Maximin.  1,  93;  WFaha  1494  §  1;  Wllargesheim  1505,  G.  2,  162;  Wlgel  1587 
§  2—4;   WTrisingen  1541   §  11—18,  81;   Wllasbom  1545,  G.  2,  97;   WLinster  1546  §  8 
W^SVonneldingen   1597   §  1;  |\VFilzen  1598,   G.  2,  87;   WIrsch  Serrig  Beurich   16.  Jhs. 
WTJollendorf  1606  §  3;  WHünsdorf  1607  §  25;  WEdingen  1669  §  6;  WBendorf  1671  §  1 
WBerg  bei  Ettelbrück  1780  (Ladung  zum  Jahrgeding  bei  Hardt  S.  88);  WKöllerthal  G.  2,  18 
WXandscheid  §  10;  s.  auch  Bd.  8  Wortr.  u.  d.  WW.  dinghdagh  u.  s.  f. 

*)  WNeumünster,  G.  2,  84:  wanne  die  eptissen  den  meier  wilt  machen,  so  sol  sie  ir 
sieben  scheffen,  die  si  gemachet  hat,  dun  komen  in  irre  kamer;  darzu  sol  die  eptissen  nie- 
man  nifen,  dan  die  ir  fugent,  und  da  sol. sie  heißen  ir  sieben  scheffen  ir  welen  oben  und 
nidden,  wo  die  eptissen  wilt,  uf  dem  vorg.  eigen  nun  bider  manne;  under  den  nünen  neme 
die  eptissen  einen  meier,  und  der  sol  es  entfahen  von  der  eptissen;  und  sollent  ime  die 
7  scheffen  den  eit  staben,  als  es  dan  darzu  höret,  und  der  meier  sol  die  zinse  und  die  gölte 
intwingen  und  sol  si  der  eptissen  hantreichen,  oder  wem  si  sie  heißet  geben. 

^)  CRM.  2,  169,  1255,  Erzbischof  Konrad  von  Köhi  für  Andernach :  volumus,  quod  tam 
ipsi  scabini  quam  eorum  successores  qui  pro  tempore  fuerint  in  perpetuum  ab  omni  cxactione 
seu  petitione  sint  liberi  et  soluti,  sie  etiam  quod  nos  aut  nostri  successores  nullas  exaetiones 
sive  petitiones  in  ipsos  aut  eorum  posteros  fiaeere  vel  statuere  debeamus.  *WHagelsdorf, 
Arch.  Maximin.  6,  858,  §  12:  item  hait  der  herr  vier  scheffen  da  zo  machen,  sine  recht  zo 
wisen  und  zo  hanthaben,  und  dem  lande  recht  zu  sprechen  in  dem  vorg.  hoife;  und  sullent 


[GnmdheiTUchkeit  und  VogWi.  —     1056     — 

wisse  Gerichtssporteln,  auf  Verpflegung  an  den  Diiiglagen,  auf  Lieferui^'  voa 
SchÖfTenniänteln  u.  ilergl. ' ;  endlich  sind  ihre  Häuser  besonders  gefreit  and 
bilden  Asyle  for  Ööciitifre  Verbrecher*. 

Dem  Uiitstand  und  namentlich  den  Schößen  als  Richtern  tritt  nun  der 
Herr  als  Gerichtsherr  und  Ding^'oreitzeuder  r^egenüher'.  Als  solcher  hat  er 
vor  allem  das  hergebrachte  Recht  aufrecht  zu  erhalten.  Diese  Pflicht  seiner- 
seits steht  ircradezu  in  direkter  Wechselwirkung  mit  der  Weisungspflicht  dw 
Schoflen:  kränkt  der  Herr  das  Recht,  so  versagen  die  Schöffen  die  Dingpflicht*. 


doruinb  fri  [sin]  alles  dingM  ron  des  herren  und  voiu  w^en,  usgenonimen  ihre  ztns  van  ihrfD 
guden;  die  sullent  si  geben  in  der  maissen  al»  vorg.  steit  TVltemtdi  UT7,  G.  2,  244:  wir 
wisen  auch  die  sieben  äuheSen  im  hof  vcid  Kemich  fri  hertpeimink  und  hertbüner,  und 
alle  waichten  und  biideo,  usgenomcu  scharwacht.    S.  auch  WLintgen  1587  §  4. 

'J  S.  U2Metl]a<'h  S.  194 — 195,  1329:  Verzeichnis  der  iura  scabinonini  villicorum  pisca- 
torum  atijLie  foresiarionim  von  Hettlach,  d.  h.  der  Keichniese,  welche  die  Gmannten  zu  ge- 
wissen Zeit«a  erhalten  beisw.  geben.  'USAlax.  1484  Bl.  6^,  WSauer3chwai>enheim  1407:  die 
ecbeffen  sullent  .  .  davan  ir  bestenteius  helien,  wanne  die  hoben  [ZioEhufe]  ran  einer  hant 
in  die  ander  kommet.  WdiLcbt  1462  §  IT  f.:  alle  kaul-  und  verkaufholsgfiter  Bind  am  Hof- 
gericht XU  versiegeln:  die  Versieglung  bringt  dem  Schöffen  ''i  viertel  wein  und  dein  Schultbeiss 
3  weifipfennig.  WMonaiae  1474,  G.  2,  278:  mm  zwölften  weisen  die  seheffen  den  bem  alle 
drei  Jahr  ein  weiatnmb  and  inen  den  scheffen  die  kost ;  und  im  fal  sich  zutrüge,  so  iemant 
geroegt  und  sich  der  rhoe  verantworten  wulle  oder  sunst  etwas  viirstunt,  sol  ein  wiiligh  uf 
den  vierzehenden  tagh  uf  ohnrecbten  kosten  gehalten  werden,  'liistr.  Max.  pro  pensionibus 
IS.  Jli.  4  Viertel:  scahinis  nostri»  pro  capucii«  28  fl.;  bierzu  s.  M':>Amual  1417:  14  scheffen 
mit  bloßen  hanpten,  ire  kogeln  nf  ire  achseln  geschlagen.  WOberdonwen  IM2  §  8;  die 
Schöffen  erbalten  alle  grundherriichen  Bussen  zur  Hälfte  vor  ire  belonong. 

')  WBemich  1477,  G.  2,  244:  man  üal  niemantz  in  der  piinten  zu  Kemich,  in  der 
moellen  m  Beche,  noch  in  der  sieben  seheffen  huser  koemeren  aingriien  heiigen  noch  phen- 
den;  und  verbrech  einer  sin  lib,  es  were  mau  odei'  will,  und  kern  in  de  ponl  in  die  niulli- 
oder  in  der  sieben  scheffen  huiser  eins  umb  bibeit  willen,  denselben  menschen  sol  man  seB 
Wochen  nnd  dii  daige  darinne  fri  laissen  sonder  stomng  oder  bant  ain  zu  dhou.  S.  auch 
WObeidoDwen  lb43  g  33  und  WAsselbom  1566  §  27,  sowie  Honth.  HisL  2,  611,  1519:  die 
Asjlfreiheit  der  Schaffen  zu  Montabaur  war  bisher  unbeschränkt;  jetzt  werden  nsgenomen 
wisselich  morder  und  geverlich  doetschleger,  uffentlich  diebe,  necbtlicb  verderber  der  fruchten, 
uffentlich  £brecber,  sthocher  [?]  derjung&auwen  und  doetschleger  oder  giiddeiabhAwer  in  den 
kirchen  oder  uf  kirchoifen,  die  in  den  scheffenhuiseni  gar  kein  Mheit  haben,  sonder  dartis 
alieit  angenomen  und  gefangen  und  nach  irem  verdinst  gestraiit  werden  moegen. 

')  Zorn  folgenden  vgl.  auch  Hanauer,  Paygana  S,  61  t 

*)  WSPaulin  Mesenicb  1380  g  2,  G.  6,  514:  waz  sacbe  daz  dorf  Mesenicb  antreffe  die 
lüde  des  dorfes  an  irme  rechte  swechen  oder  krenken  mochte  und  die  lüde  dem  probiste 
dagen,  daz  sal  er  in  abedoin ;  and  daz  er  nit  gedun  enkan,  daz  sal  er  vort  suechen  an  sime 
obenten.  WHermeskeil  16.  Jb.  n,  gl:  so  fem  als  m.  gn.  h.  oder  icmand  [von]  seinetwegen 
die  ■che€en  bei  ihrem  alten  brauch  und  herkommen  erhalten  weide,  so  erkennen  wir  [die 
Schöffen]  ihm  das  jargeding  zu  halten.  WKhrenberg,  (i.  3,  770,  über  Gülten  und  Renten 
der  Grafen  von  Sponheini:  die  scheffen  sprechen,  so  von  u.  gn.  f.  u.  h.  wegen  ihr  [der  Vogt] 
uns  wollet  handbÄben,  wie  von  alters,  so  wollen  wire  auch  tia  weisen.  S.  femer  WAnder- 
nacb  1500  §  3,  G.  6,  649,  cit  unten  Bd.  2,  S.  648  Note  2.  Übrigens  beruhte  dieses  gegen- 
seitige Verhältnis  zumeist  auf  dem  vollen  Vertrauen  beider  Seiten,  s.  Bd.  2,  665,  auch 
Hanauer,  Pajsans  S.  143  f.      Vgl.  zur  Prsxis  auch  Loersch.  Ingelb,  Oberhof  No.  394. 


—     1057     —  IWe  Grundherrlichkeit] 

Zum  Zweck  der  Aufrechterhaltung  des  Rechtes  ist  der  Herr  zunächst  zum 
Vorsitz  im  Ding  entweder  persönlich  oder  durch  Stellung  eines  Stellvertreters 
verpflichtet.  In  Wirklichkeit  haben  die  Dingherren  noch  bis  in  spätere  Zeit 
hinein  nicht  selten  den  Dingen  i)ersönlich  präsidiert^;  und  jedenfalls  blieb 
ihnen  auch  bei  ständiger  Stellvertretung  der  Vorsitz  stets  offen  ^.  Bei  ihrer 
Abwesenheit  aber  führten  in  ältester  Zeit  den  Vorsitz  an  ihrer  Statt  wohl 
ausschliefslich  die  Meier  bezw.  die  grundherrlich  gewordenen  Zender.  Seit 
der  Wende  des  12.  und  13.  Jhs.  treten  dann  teilweis®  an  ihre  Stelle  die 
Schultheifsen  *,  sei  es  nun  dafs  der  einzelne  Meier  zum  blofsen  Wirtschafts- 


1)  Vgl.  MR.  ÜB.  1,  409,  1104;  CRM.  1,  105,  1132;  *WSalmrohr  1338,  Hs.  Koblenz 
CXIb,  Bl.  48»;  *WAuw  1483,  Arch.  Maximin.  1,  349. 

«)  Vgl.  Bd.  3,  97,  19,  1291;  WRoden  1484  §  3;  WFaha  1494  §  2. 

')  Eis  bleiben  also  immer  noch  Meier  in  den  alten  Funktionen  voU  bestehen,  vgl.  z.  B. 
oben  S.  212;  WHerbizheim  1458,  6.  2,  23:  als  lange  ein  meiger,  der  ein  meiger  zu  H.  ge- 
west  ist,  uf  eime  sessel  ungehalten  gesitzen  mach,  so  solle  er  umb  alle  Sachen,  die  sich  vor 
ime,  diewile  er  am  ampte  ist,  verhandelt  voUenAurt  und  verußert,  glaupt  sin;  WRemich 
1477,  G.  2,  241—243,  cit  Bd.  2,  S.  632  Note  2,  sogar  für  ein  Hochgericht;  WWelfried 
15.  Jh.?  §  2;  WW'ellingen  bei  Merzig  1498;  WIgel  1537  §  1.  Vereinzelt  tritt  an  Stelle  des 
Titels  Meier  auch  der  Titel  Hofinann,  namentlich  eben  da,  wo  der  Meier  nur  noch  Wirt- 
schaftsmeier ist:  es  stehen  dann  also  Hofinann  und  Schultheifs  nebeneinander;  vgl.  z.  B. 
WKreuznach,  6.  2,  151.  Und  in  diesem  Falle  kommt  es  denn  auch  vor,  dafs  für  den  Ge- 
richtsbeamten  nicht  der  Titel  Schultheifs,  sondern  Meier  gewählt  wird;  es  führen  mithin 
Meier  imd  Schultheifs  der  gewöhnlichen,  von  uns  angewandten  Terminologie  nach  die  Bezeich- 
nungen Hofmann  und  Meier:  so  z.  B.  WPellingen  1545  imd  WMerl  1631,  Einl. 

*)  Damit  wird  denn  das  Schultheifsenamt  besonders  und  für  sich  erwähnt,  s.  z.  B. 
Guden.  CD.  4,  903,  1262:  universitas  ville  [Flörsheim]  eliget  tres  viros  ad  dictum  officium 
{sculteti],  et  presentabimt  eos  advocato;  ex  bis  acceptabit  unum.  ^WBreisig  1363,  Kindl. 
123,  25,  Münster  St  A. :  die  Aebtissin  von  Essen  hat  in  Breisig  stol  und  ban  und  scholteBen- 
ambt;  das  *W.  von  1442,  Kindl.  122,  249,  fügt  den  klockenslag  zu;  vgl.  dazu  auch  CRM.  3, 
54,  1310.  S.  auch  femer  Bodmann,  Rheing.  Altert  S.  733:  curia  [in  Winchela],  in  quam 
officium  et  ins  officii  [des  erzstiftisch  Mainzischen  Schultheilsen]  cum  suis  pertinentiis  pertinet 
Trad.  Wizenb.,  Zeufs  S.  306:  Weifsenburg  hat  zu  Rode  predium  cum  suis  pertinentiis,  vide- 
licet  officium  sculteti,  curtis  dominlcalis  ciun  bonis  censibus  et  iuribns  ad  eam  pertinentibus. 
Kindlinger  iförigkeit  S.  462,  WKrotzenburg  1365:  in  vUla  Crotzenburg  in  curia  dominorum 
sancti  Petri  .  . ,  in  qua  scultetus  ville  predicte  morari  consuevit ;  s.  WKrotzenburg  1415,  ebd. 
S.  533:  darinne  derselben  heren  scholtheiße  zu  Crotzenburg  pleget  zu  wonen  und  da  man 
zu  wamtlichem  gerichte  plieget  zu  sitzen.  Zur  besonderen  Stellung  des  Schultheilsen  vgl. 
auch  noch  oben  S.  172,  176,  189;  Baur,  Hess.  ÜB.  2,  No.  8,  1153:  Verzeichnis  der  Rechte 
des  Hombachschen  Schultheifsen ;  MR.  ÜB.  2,  4*,  1169;  USMax.  passim,  s.  dazu  oben 
S.  1053;  Bd.  3,  S.  109,  ss,  1302;  Honth.  Hist  2,  35,  1308,  cit  Bd.  2,  S.  625  Note  4,  dazu 
MR.  ÜB.  2,  S.  520;  ULuxemburg  Bd.  3,  No.  287  passim;  Hennes  ÜB.  1,  496,  1327,  cit  oben 
S.  382  Note  2;  WAmel  1472  §  5;  WDiedenhofen  Ende  15.  Jhs.,  Arch.  Maximin.  2,  820, 
cit  Bd.  2,  S.  269  Note  4;  WRittersdorf  1565,  Einl.;  WMarodt  1606,  G.  1,  841,  cit  Bd.  2, 
S.  648  Note  3 ;  Martene  Coli.  ampl.  2,  91 ;  WBacharach,  G.  2,  220 ;  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  WW. 
scultetria,  scholtheißenampt.  —  Von  besonderem  Interesse  ist  noch  WKersch  1593,  G.  2,  274 
(ausgedehnter  cit  oben  S.  220  Note  2,  auf  S.  221):  der  zentner  sal  meins  herm  hofinan  an- 
rufen als  ein  Schultheiß:  hier  sind  also  die  gerichtlichen  Funktionen  als  regelmäfsiges  Amt 
des  Schultheifsen,  nicht  mehr  als  Teil  der  Funktionen  des  Meiers  (Hofinanns)  gedacht 


[Gnindherrlidiieit  und  Vogtei.  —     1058     — 

meier,  il.  h,  zum  rein  wirtschaftlichen  Vorstand  des  Fronhofes,  heiabsinkt  und 
neben  sich  <las  neue  Amt  des  Schultheirsen  für  seine  bisherigen  gerichtlichen 
Funktionen  entstehen  sieht*,  oder  sei  es,  dafs  mehrere  bisherige  Froiihofsdinge 
vereinigt  werden  und  dann  för  das  so  eulstehende  kombinierte  Geridit, 
unter  Entlastung  der  Meier  aller  dieser  Fronhöfe,  ein  besonderer  SchultheiTs 
bestellt  wird*. 

Neben  der  Übernahme  des  Vorsitzes  liegt  dem  Gerichtshen-n  femer  die 
Stellung  des  Dingplatzes*  und  des  für  die  Dinghaltung  nötigen  Apparates  an 
Bänken  u.  dei^l-  ob  *-  An  sich  konnte  der  Grundherr  den  Dingplatz  wählen, 
wo  er  wollte ";  selbstverständlich  war  dabei  freilich  im  allgemeinen,  riafs  die 
Wahl  auf  einen  Plata  innerhalb  des  Gerichtsbezirkes  fiel ".  Nicht  selten  findet 
sich  (ier  alte  Mai'kdingplatz  als  Gmndgerichtsplatz  wieder,  in  diesem  Falle 
wird  das  Grundgericht  unter  der  Dorflinde'',  oder  unter  einer  Eiche "^i  einem 
Nufebamu"  u.  dgl.  abgehalten.  Daneben  aber  stehen  in  gleich  grofeer  Anzahl 
Fälle,  wo  sich  das  Grundgericht  auf  dem  alten  Baudingplatz,  also  auf  Fron- 
hofgehiet,  versammelt.  So  in  der  Fronseheuer,  im  Kelterhaus,  im  Fronhofs- 
saal oder  sonst  in  irgend  einem  Frongebände ".   Vemmtlich  hiermit  wie  wohl 


I)  S.  oben  H.  735  f. 

')  S.  oben  S.  1053. 

")  WMilljngen  bei  Sierck,  G.  3,  "86:  auch  sulleii  die  geweltliaber  der  gemeinen  vöu 
M.  dn  pletz  wisen  uf  der  hübe,  danif  sie  mögen  ein  stige  machen;  ab  alier  die  pletz  der  ge- 
meinen nit  getil,  mögen  sie  ein  selbst  madien,  wo  in  gelibt  in  irer  gemeinen  sonder  intrag 
aUer  heiren.    S.  auch  W.  des  Fallastes  1468,  G.  2,  236. 

*)  WBech  bei  Ecbternach  §  2:  daz  m.  herr  abt  [von  Echtemacdi]  sol  ein  hof  han, 
darin  sollen  staen  stoel  and  benk.  WMereig  1529  g  1:  Kiun  Jahrgeding  sollen  da  sein  und 
stehen  3  benk  mit  ilireni  gedeck  und  ein  sessel  wler  üwei,  auch  mit  ibriim  gedeck  und  Eiigehör. 

")  WWallmOnster  15.  Jh.  Ende  (?)  g  7,  ciL  unl«n  Bd.  2,  S.  658  Not«  4.  S.  auch 
WBreisig  1546,  G.  2,  633;  ob  man  irrig  mnb  die  ho&gueter  wurde,  wo  der  zweispalt  richt- 
lich erörtert  oder  verthedingt  werden  aol?  das  sol  uf  der  hofBptatzen  geschehen,  es  erlaub 
dan  der  schulteiß  von  wegen  des  bofUierni,  das  es  an  einem  andern  ort  geschehe. 

*)  WBacharach,  G.  2,  220:  wa  der  schultiB  in  deme  [Bacharacher]  b^rif  sitzet  und 
scheffen  bi  üne  hait,  id  ai  uf  dem  velde  of  anderswa,  da  mach  er  gerichte  halden. 

')  WKirburg  1461 :  zn  Kirburg  unter  der  linde;  WBiebem  IS06,  G.  2,  189:  m  Biebero 
im  dal  vor  der  bnden  uf  dem  plan;  WWeidelbacb  1538  (53):  jabrgiding  zum  weistum 
alle  jars  zum  halben  maien  bei  der  kircben  under  der  linden;  WSchwarzenberg  1560 
Schlob:  zu  Crittenich  under  der  linden,  da  man  das  iargeding  zu  halten  pflicht  S.  auch 
noch  WAIlendorf-Haselbach  1559  g  2  und  WJohannisberg:  Gericht  unter  der  Linde,  nur  das 
Fastengericht  im  Dorf  (Kälte?). 

»)  WFahr-Ginneredorf-WoIfendorf  1494  §  2. 

>)  WKochelhausen  1430. 

'")  WUedelhofen  14S1,  G.  2,  532:  der  hem  scholteß  .  .  bat  bescheiden  naist  alder  ge- 
wonheit  die  geschworen  boifener  ind  lehnman  zur  rechter  dagezeit  uf  den  hof,  ind  umb  un- 
gewitters  willen  in  Kesselerers  schewer,  als  uf  des  vurg.  hoifs  erden.  WBesch  1541,  Einl.: 
Weistum  abgehalten  im  obersten  Saal  des  Hofes.  WLeyen  1555,  G.  2,  507:  das  Hofgeding 
im  Kellerhaua  gehalten.  WSaargan  1561,  G.  2,  56:  darnach  wist  der  Bcbeffen,  das  man  das 
iargeding  sol  halten  zu  Fucbten  uf  der  froinscheuren  umb  ein  recht  und  uf  eigenthumb  des 


—     1059     —  IWe  GnindherrlichkeitJ 

auch  luit  der  Gerichtsqualität  des  Grundherrn  im  allgemeinen  hängt  es  zu- 
sammen, wenn  die  Fronhöfe  gleich  den  Schöflfenhäusem  besonderer  Freiheit 
geniefsen  und  als  Asyle  für  flüchtige  Verbrechetr  geltend 

Endlich  ergiebt  sich  aus  der  Gerichtsherrlichkeit  des  Grundherrn  noch 
eine  dritte  Thatsache:  der  Grundherr  hat  die  Exekutive  am  Grundgericht*. 
Sie  fiel  wie  der  Gerichtsvorsitz  an  des  Herrn  Statt  dem  Meier  bezw.  Schult- 
heifsen  zu,  zu  ihrer  Durchführung  aber  war  noch  ein  besonderer  Subalterner 


Stifts  van  Trier:  daselbs  sol  man  finden  ein  scheur  uf  vier  Stilen,  ein  feur  sonder  rauch, 
benk  und  geseß  vur  unserer  genedigen  hem  amptleut  und  gericht  zu  sitzen,  auch  ein  sessel 
dabi  stain  mit  seinen  zuhören,  ob  iemants  quem,  dem  es  unser  g.  h.  amptleut  gimten  daruf 
zu  sitzen. 

1)  S.  WKenn  14.  Jh.  2.  H.,  §  5  u.  6,  G.  6,  545:  dama  so  wiset  der  scheffen  unsem 
liem  iren  frihen  hofe  und  vortme  einen  frien  man.  und  abe  is  sach  were  daß  ein  man  einen 
zoren  gedane  hette  und  queme  in  unsem  hemhoif  umb  genade  und  schirmes  willen,  so  sal 
er  Mede  und  schirme  hain,  [so  lange  er  da  ist].  WWiltingen  1495,  §2:  der  Hof  zu 
Wiltingen  ist  so  frei  als  SLudwins  Altar.  WBech  1529 ,  G.  2,  68 :  dis  hofgering  binnet  der 
4  maursteinen,  die  umb  den  hof  stehn  sollen,  hat  Freiheit  (Asyl)  auf  8  Tage.  WBesch  1541, 
§  27:  der  Hof  ist  Asyl  als  die  hilligh  kirch;  genauere  Schilderung  Hardt  S.  97.  S.  auch 
noch  WKönigsmacher  1591,  §  10;  WRemich  1462,  §  15:  die  Asylstellen  (Hof,  Mühle, 
Schöffenhäuser)  sind  frei  von  jeder  Pfändimg  etc. ,  es  darf  hier  niemand  koemeren,  aingreifen, 
heiigen  noch  pfenden.  Diese  Asyle  laufen  übrigens  viel&ch  nur  darauf  hinaus,  die  peinliche 
Gerichtsbarkeit  womöglich  von  einem  Hof  dem  andern  zuzuschieben;  man  sah  es  gern,  wenn 
der  Verbrecher  entfloh:  WRemich  1462,  §  18.  —  Eigentümlich  sind  WSendweiler  1520—1550, 
§  1,  G.  2,  128:  ob  etlich  gueter  frei  sein?  antwort  der  scheffen  und  weist,  nit  mehre  dan 
ein  hofgut,  Croppenhof,  und  ob  ein  misthediger  darin  lief,  sol  er  der  freiheit  geniefsen;  wilt  der 
hofman  von  ime  richten,  sol  er  einen  galgen  über  die  pfort  machen  und  sol  ime  lassen  richten 
mit  dem  bauch  zur  pforten  innen  und  mit  dem  ruck  heraus;  wo  einem  hofinan  das  zu 
schwere  ducht  sein,  sol  er  ine  mit  dem  rechten  gern  vor  die  pforten  liefern  uf  der  hem 
gericht  in  der  hem  haut.  WKleinich,  G.  2,  185:  ich  frage  dich,  daß  du  uns  weis  machest, 
was  die  drei  freihoefe  vor  ein  freiheit  haben,  daß  sie  freihoef  heißen?  also  ich  geweist 
worden,  das  weisen  ich  mit  vor  recht,  wan  ein  hanttetiger  uf  der  hoefe  einen  kem  oder 
kummen  wurde,  so  sol  er  freiheit  haben  drei  tag  und  sex  wochen;  wan  die  freiheit  umb  ist 
und  drei  schrit  von  dem  hoef  kumpt  und  kan  dan  wider  uf  den  hoef  kumen,  so  dick  ers 
thun  kan,  solle  er  freiheit  haben.  —  Auch  alle  Orte  mit  Beaumonter  Freiheit  haben  das 
Asylrecht;  Bonvalot  S.  804.  Nähere  Bestimmungen  über  Kirchen  und  Kirchhöfe  als  Asyle 
für  Verbrecher  enthält  Ennen,  Qu.  1,  491,  81,  1080.  Zur  Freiheit  der  curtis  ducis  s.  schon 
L.  Baiuw.  1,  9,  s,  MGLL.  8,  802.  S.  auch  Landau,  Salgut  S.  119  f.;  v.  Inama,  Ho&yst. 
S.  o9  Note. 

2)  Honth.  Uist  8,  50,  1577:  der  Abt  von  SMatheis  beklagt  sich,  obwol  er  des  gnmd- 
gerichts  zu  Palzele  Nenich  Heifant  Vilmar  Romelfingen  und  Caden  im  ampt  Sarburg  ruhig 
und  friedlich  herpracht,  als  doch  ime  von  unserem  amptman  zu  Sarburg  die  zeugen  an 
gericht  zu  forderen,  desgleichen  in  volnziehungen  der  urteil  die  execution  an  den  beweglichen 
guetem  zu  thun  nit  gestattet  werden  wolle ,  daruf  und  auf  eingenommenen  bericht  von  dem 
amptman  zu  Sarburg,  so  jetzt  gegenwertig  gewesen,  unser  gn.  herr  diese  erclenmg  gethan: 
weil  man  dem  gotteshaus  zu  sanct  Matheis  in  ben.  dorferen  der  grundgerechtigkeit  gestendig, 
daß  ime  auch  pillich  die  citation  der  zeugen  und  die  execution  in  mobilibus,  zuvor  und  ehe 
die  immobilia  angegriffen,  in  grundsachen  zu  gestatten  seie.  Vgl.  dazu  die  Anm.  Hontheims 
a.  a.  0. 


[Grundherrlichkeit  und  Vogtei.  —     1060     — 

vorhantieii ',  der  Büttel^.  Als  Subalterner  war  der  Büttel  besoldet',  als 
Exekutivürgau  wurde  er  vom  Herrn  eniaiint*  und  ab  und  zu  auch  für  andere 
als  gerichtliche  Dienste  verwendet  *.  Indessen  findet  sich  bisweilen  doch  auch 
Wohl  des  Butteis  durch  die  Schöffen",  und  bei  dem  Vorhandensein  beider 
Prinzipien,  der  Ernennung  wie  der  Wahl,  uatllrlich  auch  die  grofse  Reihe  der 
zwischen  beiden  entwickelten  Vermitteluiigeu.  wie  sie  soeben  fUr  die  Schöffen- 
kreienmg  besprochen  worden  sind'.  Die  Thatsaehe  aber,  dafe  der  Büttel 
auch  gewählt  werden  kann,  erklftrt  sich  nur  in  der  Annalune,  dafs  bei  dei- 
Fusion  von  Mark-  und  Bauding  bisweilen  das  markgenössische  (Jerichtsbotenamt 
herllbergenommen  wurdel  und  bestehen  blieb,  während  der  grundherrliche 
Büttel  oder  Fronbote  zurücktrat. 

So  weist  denn  auch  das  kleinste  Amt  innerhalb  der  gnmdherrlichen 
Gerichtsverfassung  auf  die  Thatsaehe  der  Durchdringung  verschiedener  Gewalten 
innerhalb  der  ausgeltildeteu  Grundherrlichkeit  des  späteren  Mittelalters  hin.  Wie  es 
im  Gruudgericht  vor  allem  ursprünglich  die  gmndherrliche  und  die  niarkherrliche 

')  WBreisig  I.M6,  G.  2,  633:  wan  die  höfiier  ein  urteil  weisen  uf  ho&gueter,  es  sei 
umb  verfallen  kiinnont  oder  aber  das  niemanis  einen  vorgenger  stclt  oder  dem  Iiofslierm  die 
eins,  die  er  jerlich  zu  geben  schuldig,  nit  zu  gepnerlicher  zeit  hezalt,  oder  die  bueB  so  er 
verbrochen  nit  gibt,  wer  dieselbige  urtheit  voltenstreck  oder  welcher  fronebot  die  einsatzimg 
thu?  h.  a.,  des  hofsherrn  schulteiß  und  botten  solte-n  ein  solii'hs  lunb  ire  belohnung  thun, 
wie  Gnipen  Johan  sagt,  als  er  ho&bot  gewesen,  das  er  es  demiasscn  practicirt  hab.  doch 
gepuor  dem  bofsberm  wie  gewonlich  darumb  zu  dingen. 

")  Bedellua;  ~  s,  USMim.  Herl  S.  «5  Schliifä:  Naurath  S.  445  und  S.  446  SchluFs; 
Peltenz  S.  452;  Kürenz  8.  467.  Vgl.  femer  Ceaarius  zum  ITPriim  S.  148  Note  1:  'USMm. 
1484  Bl.  8»,  WSauerschwabenheira  1407:  des  gerichtz  boede  aderbuedell;  Oberlabnst  Zollr. 
1465  Pfingsten  S.  410:  dri  burger  uß  dem  raide  imd  den  fronen,  die  m.  h.  forat  hon  helfen 
besehen,  (einen  T^  verköstigt).  MB.  ÜB.  3,  187,  1222  kommt  der  Ausdruck  nuntiator 
vor.  Vgl.  femer  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  WW.  bodeampt,  böte,  preco;  s.  auch  Hanauer,  Paysans 
S.  lOS  f. 

»)  'TlSteinfeid  Bl.  1.53»:  dis  naegeschreven  en-e  ind  guet  pleit  unse  geswoeren  boede 
EU  W6r  zo  hain,  ind  gilt  zoesaemen  3  mir-,  ind  dat  is  des  boeden  gewoenitch  loen:  item  die 
hoefetat  in  dem  winkel  entgh^n  Herman  Bors  guedc,  ind  ein  stuck  lantz  under  proesten 
boumen,  item  eine  wese  zoe  Nederbnsmont,  dat  Zopwischgen  ind  die  Buschswese  lanx  der 
gemeinden  wesen  ind  die  Valkwese,  geldent  3  mir.  kom. 

*)  WBleialf  1600,  G.  2,  529:  auch  weist  der  scheffen  vor  recht,  das  ein  abt  von 
Prüm  hat  ein  hoefecholtheißen  und  hotten  zu  setzen  und  zu  entaetzen ;  und  wan  er  wie 
recht  ingesetzt  wird,  sol  in  ein  abt  nder  oberscbultbeilt  nehmen  mit  der  rechter  band  und 
der  vogt  von  Schönbergh  mit  der  linker  band,  und  sollen  in  also  sammen  in  gericht  insetzen. 
S.  u.  a.  anch  WDensbom  1334,  ö.  2.  566. 

')  USMax.  S.  446,  Nauratb:  (bedellus)  dominicalia  nostra  ad  colenduni  distribuet, 
lectistemia  nobia  curabit,  equos  stabulabit. 

*)  WOberheimbach ,  G.  2,  229:  wanne  ez  noit  were,  das  ein  buddel  nit  enwere,  so 
Bollent  die  acheffen  einen  kiesen  und  unser  herre  ime  Ionen,  und  sal  ime  geben  in  dem 
hOntsclien  hirbst  ein  hUntachs  fuder  wins,  wan  die  kelter  eins  zügegangen  ist,  und  ein  ame 
wins  von  dem  wingarteo  an  dem  Riebe  gelten  uf  den  Haubern,  und  einen  rocke,  dis 
ele  18  d. 

'')  Vgl.  z.  B.  WRommetsbeim  14S0,  %  l,  0.  6,  580. 


__     1061     —  Die  GrundherrlichkeitJ 

Gewalt  waren,  deren  Zusammenwirken  die  neue  Gerichtsform  schuf,  so  ent- 
steht das  grundherrliche  Hochgericht  aus  der  Vereinigung  der  genannten 
Gewalten  mit  der  Immunitätsherrlichkeit.  Und  alte  grundherrliche,  mark- 
herrliche und  immunitätsherrliche  Gewalt  bilden  denn  überhaupt  in  mehr 
oder  minder  starker  Mischung ,  in .  grö&erer  oder  geringerer  Durchdringung 
jene  imter  sich  so  unendlich  verschiedenen  grundherrlichen  Systeme  aus, 
welchen  wir  in  der  Überlieferung  am  Schluls  des  Mittelalters  beg^nen.  Da 
steht  neben  der  einfachen  Grundherrschaft,  welche  kaum  die  Ausbildung  von 
Grundgerichten  erreicht  hat,  die  weiter  entwickelte  mit  Grundgerichten  ver- 
sehene Grundherrschaft,  die  soeben  zur  Patrimonialherrschaft  innerhalb  eines 
bestimmten  Territoriums  zu  werden  anfängt,  und  aufser  diesen  Formen  findet 
sich  noch  die  immimitätsherrliche  Grundherrschaft,  welche  es  zwar  zu  Hoch- 
gerichten, nicht  aber  zu  territorialem  Abschluls  gebracht  hat,  und  das  voU 
entwickelte  immunitätsherrliche  Territorium. 

Aber  sollte  der  Territorialherr  die  Grundlagen  für  die  Ausbildung  seiner 
Landesgewalt  nur  einer  auch  noch  so  entwickelten  Grundherrlichkeit  ent- 
nonmien  haben? 


2.   Die  Vogtei. 

Die  Vogtei  involviert  die  herrschafHiche  Verti-etuiip  des  Bevogteten,  vor- 
nehmlich vor  Gericht  und  im  Kriege;  ihren  lelieiuÜRsteii  Ausdruck  gewinnt  sie 
und  am  ehesten  befnUndet  wird  sie  durch  Schutz  des  Bevo<rteten  im  Kampfe, 
maj:  es  sich  nun  um  einen  Rechtsstreit  oder  um  den  offenen  Streit  der  Waifen 
handeln '. 

Wenn  daher  vogteiliche  Verhältnisse  im  Mittelalter  so  aul'serordentlich 
häutig  sind,  so  liegt  in  dieser  Thatsache  der  beste  Beweis  für  die  Behauptung, 
dafs  der  mittelalterliche  Staat  seiner  einzigen  groCsen  Aufgabe,  der  zwingenden 
Kechts-  und  Friedenswahmng,  in  keiner  Weise  gerecht  gewonlen  ist. 

Vor  allem  trifft  dies  gegenüber  der  Kirche  zu.  Wenn  bereits  in 
spätkarolingischer  Zeit  der  Klerus  geradezu  auf  dem  Wege  der  Gesetz- 
gebung angewiesen  wird ,  sich  vogteiliche  Vertretung  zu  suchen .  so  ist 
schon  diese  Vervc^tung  einer  grofsen  und  einflufsreichen  Klasse  der  Reichs- 
ai^hörigen  nicht  so  sehr  auf  irgendwelche  Rechtsuniähigkeit  des  Geistlichen 
als  vielmehr  auf  die  Empfindung  der  Staatsgewalt  inirllckzufllhren,  dafs  gegen- 
über der  Bedrängung  des  Klerus  durch  die  vornehmen  Laien  die  staatlichen 
Henschaftsmittel  der  Friedenswahrung  nicht  mehr  voll  zur  Geltung  gebracht 
werden  konnten'.  So  wurde  die  Vervogtung  des  Klerus  völlig  durehgefllhrt ; 
seit  dem  10.  Jh.  erscheint  jeder  Geistliche  und  jedes  geistliche  Institut  vogt- 
pflichtjg:  eine  au^rordentliche  Reihe  von  Vogteiverhältnisseu  wird  allein  schon 
auf  dieser  Grundlage  geschaffen. 


■)  Zur  Vogtei  im  allgemeinen  vgl.  Bd.  3  'Wortr.  u.  d.  WW.  vocatia  ff.;  iind  aufser 
Waitz,  Vfg.  5,  253  {.,  266;  7,  372  f.;  8,  63  f.;  t.  Maurer,  Fronh.  1,  278,  306  f.  a.  s.  f.; 
T.  Wyrs,  Zs.  f.  Schweiz.  Recht  Bd.  17  und  namentlich  Bd.  18;  im  besonderen  noch  Käster  S.  49  fr.; 
Honih.  Hist  1,  634  f.;  Back,  Ravengiersburg  1,  36  f.;  Bodmami  2,  528,  684  f.;  Hanauer, 
PafBana  S.  74  ff.;  Baumann,  Allgau  1,  308,  315;  Acta  Morensia  ed.  Kopp,  dazu  Waitz.  Vfg. 
5,  266,  y.  Wyfs  a.  a.  0.  18,  157  f.;  Wamkön«  1,  480  f.;  8,  374  f.;  Bonvalot  S.  4-'>2  f. 

*)  Darüber  b.  neuerdings  Heusler,  Institutionen  1,  116  f- 


_     1063     —  Die  Vogtei.] 

Aber  auch  den  sozial  tiefer  stehenden  Laien  legte  die  Gesanitentwicklung 
unserer  Geschichte  seit  der  Karolingerzeit  den  Eintritt  in  iiigendwelche  Vogteiver- 
hältnisse  nui*  zu  nahe.  Mau  braucht  sich  gar  nicht  der  fortwährenden  Beichs- 
kriege,  wie  sie  namentlich  um  die  Wende  des  9.  und  10.  Jhs.  verheerend 
wirkten,  zu  erinnern^;  auch  in  nach  aulisen  hin  friedlichen  Zeiten  waren 
Rechtsunsicherheit  und  Landesunsicherheit  im  Innern  grofs  genug.  Schon  die 
karolingischen  Beamten  mufsten  durchgehends  vor  Mifsbrauch  ihrer  Amtsge- 
walt gewarnt  werden^;  zimächst  gegen  ihre  Bedrückungen  wurde  das  schon 
früher  aus  gleichem  Anlafs  begründete  Institut  der  Immunität  immer  weiter 
verbreitet^.  Der  Mifsbrauch  der  Amtsgewalt  wurde  aber  in  nachkarolingischer 
Zeit,  mit  der  Vererblichung  der  Ämter,  gewifs  niu*  gröfser  *,  und  neben  ihm  erhob 
sich  von  Zeit  zu  Zeit  und  von  Ort  zu  Ort  die  Wülkürwirtschaft  der  Bischöfe  und 
Könige  speziell  mit  dem  geistlichen  Gut®.  Noch  trauriger  stand  es  mit  der 
Landessicherheit.  Nicht  nur  dafs  jeder  Kri^  auch  innerhalb  der  Reichsgrenzen 
in  Mord,  Brand  und  Verwüstung  geführt  wurde  ®,  Raub  und  Zerstörung  waren 
überhaupt  stets  an  der  Tagesordnung:  noch  schienen  die  Anschauungen  der 
Urzeit,  wo  der  Raub  in  den  römischen  Provinzen  als  ehrenvoller  Erwerb  ge- 
golten hatte,  nicht  völlig  tiberwunden,  noch  im  10.  Jh.  bezeichnet  der  Aus- 
druck praedo  nur  einen  hervorragenden  Krieger,  so  dafs  ihn  Ruotger  c.  19 
auf  dei  früheren  Herzog  Konrad  mit  dem  ehrenden  Beiwort  audacissimus  an- 
wenden kann  ^.  Da  darf  es  nicht  wunder  nehmen,  wenn  die  Quellen  vornehmlich 


^)  S.  oben  S.  709,  daneben  die  Detailausmalimg  in  der  V.  Wiborad.  30. 

«)  Ein  Beispiel  oben  S.  721. 

»)  Oben  S.  1016. 

*)  Einen  Fall  der  Klage  gegen  königliche  Beamte  enthält  ME.  ÜB.  1,  275,  998: 
Adalbero  von  Metz  beschwert  sich  bei  König  Otto  HI.  de  quodam  (regii)  iuris  castello 
Saarbrücken  nominato,  a  quo  tarn  ipse  quam  et  sua  ecclesia  intollerabilia  patiebantur  in- 
,  •commoda.    Es  wird  an  Metz  geschenkt 

^)  S.  oben  S.  709,  711. 

•)  Vgl.  z.  B.  Lambert  z.  J.  1070,  MGSS.  5,  178,  i»,  West&len:  villas  [der  Gräfin 
Richinza  von  Werl]  multis  opibus  et  aedificiis  omatissimas  incendit,  bona  diripuit,  in  mulieres 
et  pueros  —  nam  viri  in  montes  et  saltus  devios  se  abdiderant  —  fbeda  et  hostilia  ipulta 
-commisit  Chron.  reg.  1289,  S.  275:  castrum  luliacum  obsidet  et  villam  castri  penitos 
cremat  .  .  .  Rhode  pervenit,  cuius  omnia  suburbana  comburit  G.  Trev.  c  216,  1800,  die 
Luxemburger  haben  den  Trierer  Thalkessel  verwüstet:  non  est  honor  neque  decus  armatae 
militiae,  inermes  invaderc  et  elemosinas  eonun  discerpere,  quas  Christi  fideles  quondam  pro 
suis  delictis  redimendis  religiosis  pro  Christi  nomine  humiliter  obtulerunt  cives  Treverici 
hanc  lesionem  vix  sentiuiit,  sed  Christi  pauperes  et  ecclesiastici  viri  hec  flagella  graviter 
pertulerunt.  Wie  es  hier  ausgeführt  ist  so  leiden  die  kirchlichen  Institute  in  der  That  stets 
besonders  stark,  vgl.  MR.  ÜB.  2,  176,  1198  die  Schilderung  der  angustiae  der  Andemacher 
Nonnen,  quas  in  instanti  bellorum  dissidio  in  domibus  destructis  et  exarsis,  in  curtibus  ex- 
spoliatis  et  penitus  incultis  relictis  .  .  sibi  contraxerunt  Ein  lehrreiches  Beispiel  der  Quälereien 
der  Laien  gegenüber  dem  Kirchenbesitz  ergiebt  auch  ^Schreiner  Hbt  abb.  s.  Martini  Trev. 
Trier  Stadtbibl.,  vgl.  Goerz  Reg.  2  No.  1358,  ebenso  Goerz  Reg.  2  No.  1854. 

^)  Doch  kennt  Routger  das  Wort  doch  auch  schon  mit  unangenehmer  Nebenbedeutung,  vgl. 


LtimniUieirlichkat  und  Vogtei.  —     1064     — 

iler  au^eheudeii  Karolingeizeit  einen  Teil  der  unteren  Schichten  des  Adels  in 
völligem  Räuberleben  begriffen  schildern:  aberall  erheben  sich  Kastelle  und 
Bulben,  von  denen  ans  die  Umgebung  geplündert  wird '. 

Nun  machten  freilich  die  kräftigen  Bischöfe-  wie  die  Könige'  der 
Ottonen-  und  fiUhen  Salierzeit  (liesem  Treiben  vielfach  ein  Ende,  aber  schon 
um  die  Mitt«  des  11.  Jhs.  ei-schlafften  diese  Gewalten,  und  schon  fiegen  Schlufs 
des  11.  und  den  Be^un  des  12.  Jbs.  schritten  —  wenn  auch  anfangs  noch 
luit^r  gröfserer  oder  geringerer  Teilnahme  der  Reichsgewalt  --  die  Beichs- 
angehörigen  zur  Selbsthilfe  im  Gottesfriedeu*,  in  der  geistlichen  Strafandrohung 
des  Banns''  und  in  Friedens-  und  Verteidigungsverbindungen  gleichgeaiteter 
Lebenskräfte".    Mit  diesen  Vorgängen  war  natürlich  auch  der  Selbsthilfe  de& 


c.  20,  M0S8.  4,  261,  u.  Vgl.  auch  Hod.  /.  J.  947.  MG8S.  3,  394,  u:  H.  nepOB  H-i  quondan» 
an^episcopi  habens  raimitioDem  .  .  villas  drciuaquaque  depraed&batur  .  .  contra  cuius  prae- 
doueG.  .  .  Die  Besat^iuig  wird  später  auch  mit  dem  Wort  grassaCorea  bezeichnet.  Noch  in 
der  V.  Meinverci  c  41,  c.  1020.  heirsen  die  Burgmanneu  von  Bemkaslcl  prai^dones  oder 
auch  aeditd. 

')  Zu  diesen  BAubereien  s.  aufeer  der  vorhei^bendcn  Note  noch  Regino  z.  J.  i:^?;  G.  up. 
(^amerac  1,  48,  super  quodam  pretlooe:  vir  quidam  negoliis  militaribuE  deditus,  sed  ntpacitatis 
studiis  iotentiu  .  .  depopulari  consuevcrat  Aus  späterer  Zeit  s.  Lac.  ÜB.  1,  130,  203,  1064 : 
die  Höhe  <icü  Klosters  Siegburg  noch  vor  der  Gründung  des  Klosters  (1064)  befestigt,  um  xa 
Räubereien  in  der  Umgegend  zu  dienen.  Ähnlich  stand  es  mit  dem  Platz  des  sp&teren 
Klosters  Amstdn,  vgl.  V.  comit-  de  Amstein:  castrum  Arinatein  .  .  habilf  ad  rapinam 
habitatoribus  suis  lapis  erat  offensionis  et  petnt  scandali,  utjiote  qtii  stipendüa  suis  minime 
contfiiti  lolum  de  alieno,  panim  de  proprio  passidebant. 

■'1  S.  nbcn  S.  712,  Die  G.  ep.  Leod.  2,  c.  .''m  haben  liber  deu  Bischof  Wazo  von 
LQlüch  ein  besonderes  Kftpitel  mit  der  überschrifl  Vuod  cagtella  praedonum  everteriL 

■J  Flod.  z.  J.  938,  MGSS.  3,  385,  t;  Riclier  2,  8,  938;  Hcrim.  Aug.  Chron.  1054. 
Man  vgl.  auch  die  allgemeinen  Äufseruiigen  bei  Ruotger  c  16:  imperatorem  .  .  tutorem  opum, 
vindicem  scelerum,  largitorem  bonorum,  und  in  AdaJb.  V.  Henr.  c  19:  terra,  quam  res  non 
frequentat,  saepissime  pauperum  clamoribus  et  gemitibus  abundat 

')  Man  Tgl.  die  charakteriatigchen  Motive  bei  Ennen,  Qu.  1,  489,  31,  1083.  S.  auch 
die  Schilderung  der  Ann.  Aug.  1092:  Schwaben  wird  von  den  Kriegswehen  zu  Boden  ge- 
drückt, keine  Räcksichten  aus  Gottesfurcht,  keine  Scheu  vor  den  Dienern  des  Herrn  gab  es 
mehr;  ohne  sich  Arges  eq  denken  war  jeder  atra^llig,  und  —  wie  Salomo  spricht  —  einer 
tätet  den  andern  des  Raubes,  der  Habsucht  halber;  alles  geht  drunter  und  drüber,  Blut 
herrscht  und  Mord,  Raub  und  Betrug,  Bestechung,  Treubruch,  Unruhen,  Meineid,  Tumulte, 
keine  Rücksichtnahme  auf  Gottesgut,  Verseuchung  der  Seelen,  Unbeständigkeit  in  den  Ehen, 
Hurerei  und  Unzucht 

')Blattan  l,fi,  1112,  erstesExkommunikationadekret  gegen  die  raptoi'es  bonorum  ecdesiae: 
congregationibus  autem  licentiam  damus,  ut  qnicumque  eos  in  bonis  stipendlorum  suorum 
leserit,  enm  quotidie  excommunicatione  persequantur.  Verstärkt  wiederholt  Stat  aynod. 
1238,  c  1,  Blattau  1,  34  und  öfter.  Später  mischen  sich  auch  die  Päpste  ein;  s.  MR.  ÜB. 
2,  234,  1208;  3,  198,  1223;  Gachard,  M«m.  de  l'acad.  Belg.  1848  No.  35,  1244:  Innocenz  IV. 
befiehlt  dem  Dechant  und  Scholasler  von  SPaulin-Trier,  die  Beunruhigung  der  Abtei  Stablo 
durch  den  Herz<^  von  Limburg  u.  a.  zu  verhindern. 

*)  So  der  Städte,  namentlich  aber  der  geistlichen  Inatitute.  Darüber  Genaueres  unten 
Abachn.  VUI  TeU  2. 


_     1065     —  Die  Vogtei.] 

Individuunis  freier  Spielraum  gegeben:  trat  das  Reich  zurück,  beruhte  die 
öffentliche  Ruhe  nur  noch  auf  der  wenn  auch  vom  Reiche  sanktionierten  Ver- 
einbarung hervorragender  Reichsangehöriger,  so  war  nicht  einzusehen,  warum 
nicht  der  einzelne  sein  Fehderecht  üben  sollte,  wie  er  sich  öffentlichen  Frieden 
zu  gebieten  vermafe.  An  der  Mosel  zog  man  diese  Konsequenz  mit  dem  Be- 
ginn des  13.  Jhs.  ^:  seitdem  beginnt  eine  Zeit  adliger  Kriegs-  und  Raubzüge, 
welche  von  den  in  Erstarkung  begriffenen  gröfseren  Territorialgewalten  erst 
um  die  Mitte  des  14.  Jhs.  einigermafsen  gedämpft^,  aber  bis  ins  16.  Jh.  hinein 
nie  völlig  beseitigt  wurden^. 

So  fehlte  es  zu  keiner  Zeit  des  Mittelalters  an  Vogteibedürftigen,  und 
besonders  die  Perioden  von  etwa  850—950  und  von  etwa  1050—1850  mögen 
es  gewesen  sein,  welche  in  weiten  Schichten  der  Nation  das  Bedürfnis  eines 
besonderen  hen-schafüichen  Schutzes  aufkonunen  liefeen. 

Dem  entspricht  es,  wenn  wir  schon  in  der  ersten  Hälfte  des  Mittelalters 
Bevogtete  der  verschiedensten  Art  finden.  Da  stehen  neben  einfachen  Privat- 
personen, mögen   sie  nun  geistlich  oder  weltlich  sein*,  grofse  Institute  und 


»)  Den  ersten  FaU  urkundlich  bezeugter  Selbsthilfe  bietet  MR.  ÜB.  3,  10,  1218.  Wie 
weit  man  schon  eine  Generation  später  gekommen  war,  ergiebt  die  Prümer  Urkunde  im  MR. 
ÜB.  3,  986,  1249:  cum  monasterium  nostrum  in  medio  nationis  prave  et  perverse  sit  construc- 
tum,  propter  quod  insultibus  inimicorum  assiduis  £atigatur,  nos  diligenti  super  hoc  habita 
speculatione  considerare  volentes,  que  nostre  pads  forent  et  salutis,  necnon  quo  remedio 
monasterium  nostrum  valeat  in  posterum  tuen,  de  communi  voluntate  nostra  et  assensu  sollem- 
])niter  statuimus,  ut  quicunque  de  cetero  in  fratrem  et  monachum  sive  prebendarium  nostri 
monasterii  ftierit  electus  aut  cuicunque  auctoritate  aliqua  conferatur  prebenda  in  nostro  mo- 
nasterio,  quod  loricam  caligas  ferreas  galeam  et  alia  defensabilia  ad  tuitionem  corporis  et 
rerum,  que  armatus  consuevit,  secum  apportare  teneatur,  ut  dictum  monasterium  ab  hüs  in- 
cursibus  malignantium  valeat  defensari.     S.  auch  Bd.  3,  77,  s,  1277. 

'^)  G.  Trcv.  c.  259,  1352 :  Erzbischof  Balduin  plurima  castrensium  domidlia  circa  Dunam 
et  Ulmenam,  quac  fuerant  raptorum  receptacula,  devastavit 

3)  Vgl.  aufser  Toepfer  ÜB.  2,  155,  1410;  162,  1413;  481,  1466,  noch  Trith.  Chron. 
Sponh.  z.  J.  1501:  in  die  epiphanie  domini  sub  missa  venit  quidam  de  militari  genere  no- 
mine Johannes  de  £ltz  cum  quibusdam  aliis  militaribus,  qui  iura  et  libertates  suas  per 
archiepiscopum  TreWrenscm  violari  querebantur,  cum  navibus  et  equitibus  per  Rhenum  et 
terram,  et  praeoccupavit  Boppardiam,  posuitque  mox  custodes  suos  ad  muros  turres  et  portas 
obtinuitque  oppidum  nullo  resistente,  omnibus,  qui  de  parte  archiepiscopi  fuerant,  ^iectis;  et 
quid  sequatur,  expectamus. 

♦)  Für  Geistliche  s.  z.  B.  Lac.  ÜB.  1,  118,  182,  1047;  für  weltliche  Einzelpersonen 
aufser  der  aUgemeinen  Erwägung  oben  S.  698  Zeufs,  Tradd.  Wizenb.  S.  208;  MR.  ÜB.  1, 
379,  c.  1084:  ego  üda  de  Reza  libera  mulier  tradidi  me  beato  Maximino,  ut  singulis  annis 
in  festivitate  beati  Maximini  [Mai  29]  de  censu  solverem  1  d.,  et  ut  similiter  omnes,  qui  de 
raea  generatione  successerint  similiter  faciant  denovi  [!],  undc  ut  libera  ego  totaque  mea  suc- 
cessio  ab  omni  alio  advocato  permaneanms  censu  tali  soluto  .  .  .  nullum  igitur  advocatum 
preter  ipsum  altare  habere  volumus,  sed  semper  sub  mundiburdio  et  defensione  sancti  Maxi- 
mini et  custodis  eiusdem  ^cclesic.'  esse  disponimus.  Wenn  hier  Schutzergebung  an  ein 
Kloster  erfolgt,  das  doch  selbst  vogteibedürftig  war,  so  ist  das  nichts  Aufsergewöhnliches :  wie 
die  Lehensverhältnisse  können  sich  auch  die  Vogteiverhältnisse  auf  einander  aufbauen,  so 

Lainprecht,  Deutsches  Wirtschaftsleben.    I.  68 


IGniiidhBn'liclikfil  und  Vogtei.  —      1066      — 

Genossenschaften,  vor  allem  alles,  was  peistlieh  heifst.  Kapellen',  I'fair- 
kirchen^,  Klöster.  Stifter  und  Bistümer^,  ferner  aber  auch  RodeRenossen- 
schaften  *,  freie  Markgenossenschaften  ^.  Fronhöfe  ^,  niarkheiTliclie  Dorfer ', 
und  seit  dem  Befdnn  des  14,  -Flis.  ganz  allseiti;;  auch  volle  Landkoniplexe*- 
und    kleine    Gnindherrschaflen ".      Auch  Sachen  finden  sich  verfichiedeutlich 

dar«  der  von  A  Bevogtete  B  zugleich  Vogthcn-  von  (.'  ist  Vgl.  darüber  weiter  unlen.  Za 
imaercm  Bewcisthema  8.  fernerhin  die  Aufecichniuig  des  Trierer  Urbnrcodex  Kolilenj;  St  A. 
Bl.  30* :  Hii  subscripti  feceniat  üe  doinino  [Treverensi]  ccnsuEles  ad  eorum  litam  causa  pm- 
tectionis,  gedruckt  unten  im  Anhang  zu  Teil  3:  vgl.  auch  schon  ^'Lierschberg  §  5,  14.  Jh. 
Anf.:  Leute  von  anderen  Orten  (Lierscbhei^,  Kerrich)  lasseji  sich  gegen  einen  an  den  Era- 
liischof  zu  entrichtenden  Zins  unter  (ks  Hofgericht  des  Trierischen  Hofes  Igel  auftiehmen 
(in  unseres  heren  Echierm):  danimb  enmogent  sie  die  vogde  nit  dreien  über  der  seheffen 
urteil   de:;   hoves.     S.  femer  auch  noch  Kindlinger,  Flilrigkeit  S,  -519,  140-'>. 

I)  MR.  ÜB.  2,  379,  e.  1200:  ein  advocatus  capel!^  sancti  Egidii  in  Pingnia  [Bingen], 

')  G.  Trev.  c.  216,  1300;  Trevtris  ecclesia  metropolitana ,  quae  72  mntrices  ecclesias 
cum  suis  appenditÜB  advocatie  filü  aui  comitis  [Lucellenhurgensis]  subdidit. 

>)  Zu  diesen  sehr  bekannten  Fällen  vgl  man  u.  a.  MR.  ÜB.  I,  255,  981 ;  257,  10.  Jh, ; 
273,  996;  Oudeo.  CD,  3,  791—793,  1191. 

')  So  stand  der  Pfakgraf  Chrodoin  (oben  S.  609}  za  seinen  Ganialodionen  in  einer 
Art  von  vogteiliehera  Verhältnis. 

*)  So  K.  B.  Briedel;  hier  kommt  MR.  ÜB.  1,  ■5S2.  1154  neben  dem  advocslus  curie, 
dem  Vogte  eines  im  Dorfe  grlegenen  Fronhofes,  noch  N.  »dvocatua  rille  vor.  S.  auch 
Lehnbucb  Werners  II.  v,  Boland  S,  17:  die  Herren  von  Boland  sind  advocati  super  marcam 
lignonim  in  I>ippurc  [bei  Darmstadt]  spectantem  et  auper  pascua  et  almeinda.  S.  femer 
WSlrohn  bei  Gillenfeld  13S1 ,  dazu  oben  H.  188.  und  WKiertermendig,  vor  1563.  G.  2,  492: 
irftgger  und  weide  haben  wir  von  dem  himlischen  vater  zu  leben,  darbei  sol  m.  j.  v.  V,  einen 
jedern  schützen  nnd  sehiiTnen  nach  seiner  noiturft.  Schon  im  Beginn  des  14.  Jhs,  war  eine 
Markgenossenschaft  ohne  Vo(rt.  mochte  sie  nun  frei  oder  markberrlieli  sein,  eine  entschiedene 
Ausnahme,  s.  WBemkastel  1315,  Toepfer  1  S.  124:  so  hait  min  herre  ein  dorf  heisset 
Thaners,  dat  is  sine  frikamer  und  also  fri,  wurde  ein  dief  da  begriffen  mit  morde  oder  mit 
dUberien,  dat  mag  mins  herm  ampbnau  richten  an  den  nesten  l>aum,  er  da  flndt.  auch  hait 
€1  da  ein  fri  kelterhus  und  winwaisse,  dama  dat  der  win  west.  dat  dorf  ist  also  fri,  mochte 
is  der  vadien  entperren,  so  engulde  is  dem  vade  keine  bede;  wann  is  der  vadien  nu  nit  ent- 
perren  etimag,  des  wird  dem  vade  dat  halfscheit  von  der  beden;  des  halfscheitz  müssent  die 
vade  warten  andersit  Eimerbach  und  endürven  nit  komen  in  dat  dorf. 

')  S.  die  Note  5  angezogene  Urk.  MR.  ÜB.  1,  582,  1154;  und  massenhafte  Beispiele  im 
ferneren  Verlauf  dieser  Untersuchung. 

')  S.  CRM,  1,  185,  cit  oben  S.  231  Note  3,  für  die  Zeit  von  1099—1131,  femer  Lac. 
DB.  1,  173-4,  227,  1076  und  dazu  164,  254,  1098,  sowie  Miraeus  2,  368-9,  1101,  der 
Kaiser  urkondet:  advocatiam  ville  (Andcnne  hei  Namur)  ,  ,  reddidi  ea  cum  conditione, 
ut  ibi  nullus  omnino  advocatus  esset,  nisi  ille  tootum,  qui  eam  specialiter  de  manu  impera- 
toriB  teneret 

*)  WAlflen  1476  g  1,  G.  6,  593:  min  gnediger  herri'  von  Trier  solle  si  (die  von  Alfjen. 
Vdenrait,  Gillenbeuren .  Goqpviler  und  Morßwller)  schirmen  glich  sinen  eigenen  luden,  die 
In  das  gericht  zu  Alfelen  boren,  des  geben  si  sinen  gnaden  «ebenundzwanzigh  mir.  haberen, 
■wilche  haber  heischet  schirmhaber  ader  burghfoder. 

*)  Die  Vogtei  Qher  kleine  Grundherrscbatlen,  wie  auch  die  über  ganze  Landkomplexe 
ist  jeden&lls,  soweit  sie  sich  nicht  auf  kirchliche  Institute  bezieht,  eine  Erscheinung  erst 


—     1067     —  Die  Vogtei.] 

hevogtet,  so  bestimmte  Schenkungen,  welche  durch  Errichtung  einer  Spezial- 
vogtei  vor  dem  Angriff  seitens  Erbberechtigter  geschützt  werden  sollen  ^  ferner 
einzelne  Landstücke,  z.  B.  Wiesen,  und  vor  allem  Wälder^,  bei  denen  nicht 
selten  alte  Wildbannrechte  im  Sinne  vogteilicher  Befugnisse  und  Funktionen 
ausgeprägt  wurden^. 

Wer  aber  übernahm  die  Vogtei  so  verschiedenartiger  Schutzmutender? 

Zimächst  der  König.  Schon  die  merowingischen  Könige  hatten  es  sich 
angelegen  sein  lassen,  aufser  dem  allgemeinen  herrschaftlichen  Befriedungs- 


des  14.  Jhs.  und  gehört  dem  Entwicklungsprozefs  der  Territorialbildung  und  Landeshoheit 
^.  Vgl.  *Bald.  Kesselst.  S.  627,  1335/36:  Wir  Friderich  wildegreve  von  Kirburg  dftn  känt 
allen  luden:  want  der  erwerdige  in  gote  vader  und  herre  unser  herre  her  Baldewin  erze- 
bischof  zft  Triere  durch  unser  bede  willen  die  bürg  Dronecke,  daz  dorf  und  die  marke  zft 
Talvang,  die  sin  und  des  stieftes  zfi  Triere  achtirlchen  sint,  nü  von  ostem  nehest  koment 
vier  ganze  jar,  nach  einander  körnende  sint,  in  sinen  schirm  und  eid  genomen  hat,  so  sollen 
und  wollen  wir  und  verbinden  uns  des  an  diesen  gegenwortigen  brieve,  demselbin  unscrm 
herren,  odir  wen  er  iz  bescheidet  binnen  derselbin  zit,  alle  jar  sibenzich  phönt  hl.  halb 
uf  sente  Walpurge  dage  und  halb  uf  sente  Mertins  dage  in  die  stad  zu  Triere  antwerten  und 
reichen;  s.  dazu  auch  CRM.  3,  279,  1341.  Vgl.  femer  *Bald.  Kesselst.  S.  374,  1343:  Nico- 
laus de  Swarzenberg  transfert  omnia  bona  sua  et  fideles  in  dominum  Treverensem  et  infeodat 
burgravium  in  Grimberg  cum  bonis,  que  ab  aliis  dominis  tenet  in  feodum.  S.  femer  Bd.  3, 
No.  203,  1372;  No.  266,  1490. 

')  S.  dazu  oben  S.  693  (auch  S.  683  oben),  und  dazu  Lac.  ÜB.  1,  102,  164,  1028; 
MR.  ÜB.  1,  336,  1052,  cit.  oben  S.  656  Note  5;  Lac.  IIB.  1,  105—6,  169,  1053;  189,  289, 
1118;  MR.  ÜB.  1,  540,  1120—1162,  cit.  oben  S.  632  Note  4;  MR.  ÜB.  1,  465—6,  1129; 
MR.  ÜB.  2,  60,  1169—83.  S.  auch  aus  späterer  Zeit,  wo  derartige  Spezialvogteien  selten 
werden,  Arch.  Clen-aux  557,  1386:  Diderich  von  Enscheringen  et  Coenchin  von  SVith  de- 
clarent  avoir  d(?gage  de  Jutte  de  Meysenburch  et  de  Arnold  de  Lischeim,  un  bien  dit  Vuigen- 
dorf.  Ils  les  garantiront  contre  toute  Prätention  sur  ce  bien  de  la  part  de  tiers:  das  wir 
unsen  ftieß  mu*  den  hiren  setzen  suUen  und  si  der  anspräche  verantwerten  sollen.  Von 
besonderem  Interesse  ist  noch  MR.  ÜB.  3,  85»,  1218,  Simon  Herr  zu  Montclair  verpfändet 
sein  Allodium  Idweiler  an  Mettlach:  insuper  dominum  comitem  de  Geminiponte  omnimodo 
exoro,  quatenus  elemosine  cognationis  et  servitii  mei  causa  dictum  abbatem  in  dictis  dllis 
manuteneat,  ne  quis  occlesiam  Mediolacensem  .  .  super  perceptione  predicti  allodii  prc- 
sumat  molestare. 

2)  S.  oben  S.  477,  479,  dazu  auch  noch  Ennen,  Qu.  2,  14,  8,  1203,  cit  oben  S.  696 
Note  3;  Lac.  ÜB.  2,  531,  1263;  CRM.  2,  242,  1271:  Graf  Heinrich  von  Kessel  giebt  an 
Stift  Köln  ius  nostmm,  quod  quidem  ius  vulgariter  holzgi'afschaf  dicitur,  quod  habuimus  hac- 
tenus  et  habemus  in  silva  sita  iuxta  Honstaden,  quo  gemeinde  dicitur  .  •  •  illis  iuribus 
nostris  et  nostromm  hominum,  que  gewelde  nuncupantur,  dumtaxat  exceptis;  Guden  CD.  5, 
as,  1288;  Bald.  Kesselst.  S.  73L  1344,  cit.  oben  S.  517  Note  9;  WSponheim  1491,  cit.  oben 
4S.  776  Note  5. 

*)  S.  oben  S.  111,  475,  dazu  auch  noch  *Bald.  Kesselst.  S.  325,  1340:  Gerhanl  von 
Treis  iiberläfst  dem  Erzstift  min  deil  wilpandis  von  Tris  .  .  mit  Va  amen  wines,  die  da 
vftllende  ist  von  Vankele  Proticho  und  von  Lfttze,  und  7^'«  somem  havera,  die  von  Mors- 
tort', und  4  somem  havera,  die  von  Buch  vallende  sin.  WKöllerthal,  G.  2,  18:  wer  da  jageret- 
haferen  gibt,  der  mag  sin  swine  in  der  gemeine  walt  slagen,  wan  der  walt  acker  dreit,  und 
sollen  keinen  demen  geben. 

68* 


I  nnmdberrliyhkeil  und  Vogtei.  —     1068     — 

ici'hte  eine  besondere  Munt  zu  entwickeln ' :  aus  dieser  Würze!  erwuchs  die  mit 
der  Immunität  verliehene  Munt,  wie  sie  besonders  kirchlifhen  Instituten  pegen- 
ülier  Ausdruck  fand*.  Aber  die  ältere  Immunität  verfiel,  die  jüngere  brachte 
es  zu  keiner  rechten  Blüte  ^,  Eönif^sfailfe  war  oft  weit  entfernt,  Königseintlufs 
schwach*:  so  treten  seit  dem  Schlufs  des  12.  Jhs,  die  sich  soeben  entwickelnden 
Liuidesgewalten  an  Stelle  des  Königs,  Und  wollten  die  LandesheiTen  von  dem 
sonstigen  Inhalt  der  alten  Immunitäten  nichts  hören,  füe  vogteiliche  Gewalt  rissen 
sie  eifrig  an  sich.  So  üheraehmeu  aie  seit  Mitte  des  13.  Jhs.  die  Voptei 
namentlich  der  kirchlichen  Institute  innerhalb  der  Grenzen  ihres  Landes*  und 
weisen  ihre  Beamten  zur  Ausübung  ierselben  an^.  und  schon  am  Schlüsse 
des  13.  .Ths,  zieht  sich  der  König  gegenüber  der  neuen  Gewalt  mehrfach  völlig 
zurück^,  so  dafs  die  Landeshenen  in  der  2.  Hälfte  des  Mittelalters  als  die 
neboreneu  und  oliersten  Vogthcrren  in  ihrem  Lande",  die  Landesunterthanen 
inngesanit  im  Sinne  landesherrlicher  Vogteileute  erscheinen'*. 

')  ^.  darüber  neuerdings  Sicket  in  ^^'eetd,  Zb.  Bd.  4,  325f. 

*)  Vgl,  neuerdings  Hensler,  Institutionen  1,  121  f.  Man  vgl.  auch  die  Urkunde  König 
Konrads  ni,  MTL  ÜB,  1,  496,  1188:  ad  hoc  dei  ordinaüone  constltutoa  credimne  prindpes 
Mi'uli  taniquun  c^dros  Libani,  ut  s<ib  eomm  defenaioni''  nidificent  id  est  quiete  conversentur 
paiiperea  Christi. 

»)  S.  oben  S.  1019  ff. 

*)  Vgl.  dazu  die  sehr  charakteristische  Urkunde  Lac.  ÜB.  1,  365.  1149. 

")  'Or.  Koblenz  St  A.  1242,  vgl.  Goerz  MR.  Reg.  3  S.  65 ;  das  Domkapitel  bittet  die 
Griltio  Ermesinde  von  Liisemburg  um  Schutz  filr  gewisse  Güter,  da  dieselben  in  ihrer  Herr- 
Bchaft  gelegen  seien,  sie  auch  einige  lierseiben  von  der  Trierer  Kirche  zu  Leben  habe.  Vgl. 
ferner  Goera  Reg.  8  No.  309,  310,  (312),  538;  8.  femer  Cart.  Orval  4U7,  1267. 

«)  CRM.  1.  2,  216.  1205,  Graf  Dietrich  von  Cleve  an  seinen  Lehenstrügpr  I>ietricli  lon 
Mulenark  auf  Tomberg:  voUimus,  quod  de  ctutro  nostro  Toneburg  res  et  peraone  [fratnun 
Himmerodenfiinm]  apud  curtem  Wilre  plena  pace  gaudeant  et  quiete  .  .  tos  rogantes,  qua- 
tinus  peraonas  et  res  diele  curtia,  quas  sub  nostra  tuitione  suscipimus  et  custodia,  de  cetero 
in  nullo  penitus  molestetis.  Warth-Paquet  Reg.  Publ,  Luxemh.  15,  80,  1257:  Henri  comte 
de  Luxembourg  et  de  Laroche,  morquis  d'Arlon,  ordonne  ä  R.  de  Stirpenicb,  son  cbAtelain 
ä  Bidbourg,  ainsi  qu'ä  ses  autres  chAtelains,  de  prot^er  contre  un  chacun  le  couvent  de 
Hinitnerode  ainsi  que  sea  biens. 

')  CarL  Orval  490,  1277:  Kaiser  Rudolf  ersucht  Philipp  ID.  von  Frankreich,  Orval  in 
Schutz  zu  nehmen,  sogar  im  Reichsland  und  gegen  Reichsglieder,  cum  (monasterio)  a  Romani 
imperii  corde  longe  Bepogit(o)  et  in  eitremig  finibus  eiusdem  imperii  coaatitut(o)  sub  imperi- 
alis  protectionis  umbraculo  respirare  non  liceat.  S.  femer  Gart.  Orval  685,  1356:  Karl  IV. 
Ubertrikgt  den.  Schulz  von  Orval  an  seinen  Bruder,  den  Hentog  Wenzel,  widerruflich  (ad  bene- 
placittun  dumtaxat). 

»)  S.  schon  oben  S.  605. 

*)  Zunächst  oiiDdeslena  ffir  alle  geistlichen  Institute,  vgl.  Cart  Orval  672,  1340; 
G.  Trev.  c.  269,  1888—1418.  Dann  aber  auch  ganz  allgemein,  s.  WHanmi  1339;  ouch  aal 
der  voit  gewalt  inme  gerichte  avedun;  ave  hc  is  nit  vermoichte,  so  sulde  ieme  unses  hem 
amptman  zu  helfin  kumen.  Vgl,  ferner  WR«den  1484  g  21 :  die  Äbte  von  Mettlach  können 
als  Grundherren  und  Hod^erichtsherren  gegen  Anmafsungen  der  Vögte  klagen  beim  Fürsten 
von  Lothringen  als  eim  kaisfoit.  Auch  das  WMeckel  1669  §  6  gehört  hierher,  wenn  auch 
erst  int  17.  Jh.  gewiesen:  der  Yi^  kommt  dem  Meier  des  geistlichen  Grundherrn  zu  Hilfe,  wenn 


_     1069     —  I>ie  Vogtei.] 

Allein  früher  neben  den  Königen  und  später  auch  neben  den  Landes- 
herren konnte  noch  jeder  fieie  Mann,  dessen  Arm  stark  genug  wai-,  die  Vogtei 
Schutzmutender  übernehmend  Und  so  entstand  von  Anl)egimi  an  neben  den 
grolsen  königlichen  imd  landesherrlichen  Vogtherrschaften  eine  zahlreiche 
Oruppe  kleinerer,  lokal  verteilter  Vogteien  von  sehr  verschie(iener  Ausdehnung 
und  mannigfach  divergentem  Charakter^.  Indes  hatten  sie  doch  alle  unter 
«ich  wie  mit  den  grofsen  Vogteien  eine  Anzahl  durchaus  wesentlicher  Züge 
gemein,  welche  wir  uns  jetzt  vor  allem  zu  vei-gegenwärtigen  haben. 

Zunächst  konnte  die  Dauer  des  vogteilichen  Verhältnisses  sehr  verschieden 
bestimmt  sein,  entweder  auf  feste  Zeit  ^,  oder  auf  Lebenszeit  des  Vogtes  *,  oder 
auf  Lebenszeit  des  Bevogteten  ® :  keineswegs  sind  alle  Vogteiverhältnisse  von 
jeher  und  grundsätzlich  als  dauernd  zu  denken. 

Dabei  sollte  die  vogteiliche  Herrschaft  eine  für  den  Bevogteten  absolut 

dieser  zu  schwach  ist,  ist  auch  er  zu  schwach,  solt  er  anschreien  des  herren  lantfursten 
probst  Dem  entspricht  es,  wenn  den  Landesherren  oft  ein  besonderes  seitens  gewisser 
Orundherren  zu  zahlendes  Schutzgeld  gewiesen  wird,  s.  WTholey  1450,  G.  3,  760:  der  Abt 
Ton  Tholey  giebt  dem  Herzog  von  Lothringen  als  oberstem  Schutzherm  1  eimer  weins, 
1  eimer  biers  Moiselmaßen,  und  ein  schweingen  als  guit  als  8  s.  hl.,  ausgworfen  die  ein* 
geweid,  und  1  Ib.  wax  und  1  Ib.  flax,  und  solches  zu  gebrauchen  nach  Christag.  S.  femer 
Distr.  Max.  pro  pensionibus  15.  Jh.  4.  Viertel,  cit  Bd.  2,  686  Note  1,  und  ebendiese  *Distr. 
Max.  pro  pensionibus:  domino  Treverensi  ad  Sarborich  pro  1  mutone  pro  defensione  in 
Besehe,  et  etiam  pro  pascua  Vs  fl.,  sowie  de  Frisingen  domino  terre  ad  castrum  Lucenborich 
^/s  mir.  [avene]  in  Signum,  quod  est  verus  defensor  ibidem  et  totius  monasterii. 

^)  S.  MK.  ÜB.  3,  118,  1219:  ego  G.  a  progenitoribus  meis  homo  libere  conditionis  et 
legitimus  advocatus  super  villa,  que  dicitur  Waldenhusen.  Dabei  konnte  natürlich  im  Fall 
der  Belehnung  oder  sonstwie  vertragsmäfsig  das  Verbot  der  Annahme  von  Vogteien  für  den 
•einen  Teil  der  Paciscenten  aufgestellt  werden,  s.  z.  B.  WRommersheim  1298:  auch  ist  ge- 
wist vam  scheffeu,  dat  ein  vait  van  Schoenecken  noch  sine  burglude  ensullen  noch  enmogen 
kein  möntlude  entfaen  noch  umb  waiss  noch  umb  kruit,  die  dae  gesessen  sin  in  den  hoefen 
der  epdien  van  Prume,  die  wasscr  und  weide  genesen;  die  sal  ein  apt  und  sin  goitzhuis 
•entfaen  umb  waiss  und  umb  kruit,  of  soe,  wie  si  sich  mit  eme  verdragent  auch  ist  gewist, 
das  aUe  lehenberg  manne,  die  dae  gesessen  sin  in  der  epdien  van  Prume  noch  neman  ensullen 
noch  enmoegen  kein  muntlude  entfaen,  als  vurs.  steit,  of  were  dat  dede  af  gedaen  hette,  der 
sal  dat  avedoen;  aw  er  das  neit  acfendede,  als  it  eme  ein  apt  geboeden  het,  soe  mag  ein 
apt  aen  sin  lehen  grifen,  als  vere,  bis  eme  dat  avegedain  wirt 

')  Wie  leicht  sie  auch  bei  geringem  Anlafs  entstehen  konnten,  zeigt  z.  B.  *UMünster- 
maifeld  Hs.  Koblenz  CXI»  61.  29»:  die  Propstei  hat  in  Braubach  Güter,  sie  giebt  deshalb 
domino  castri  in  Brubacho  ex  curialitate  1  am.  vini  .  .  pro  defensione  et  promotione  bo- 
norum (suorum). 

»)  Schutz  auf  4  Jahre  Bald.  Kesselst  S.  627,  1335/6,  cit.  S.  1066  Note  9(auf  S.  1067). 

*)  Guden.  CD.  5,  83,  1283:  decanus  et  capitulum  ecclesie  Westflariensis  .  .  honesto 
viro  Gerlaco  dicto  Lesche  militi  castrensi  in  Kalsmunt,  quem  ad  hoc  precibus  nostris  in- 
duximus,  nemoris  nostri  dicti  Alberschiz  ac  aliorum  nostrorum  nemorum  circumiacentium, 
quamdiu  ipse  vixerit,  custodiam  commisimus  et  tutelam.  .  .  adicimus  preterea,  quod  post 
dicti  Gerlaci  decessum  nullus  suorum  heredum  se  de  custodia  predicta,  quam  extunc  ad  no8 
devolvi  libere  volumus,  aliquatenus  intromittet 

*)  S.  Trierer  ürbarcodex  Koblenz  St  A.  Bl.  80»,  unten  im  Anhang  zu  Teil  3. 


[Ciruiiilherrl ichkeil  und  Vogiei.  — -     107n     — 

sii'here  sein:  so  sicher,  ilafs  im  Fall  von  Verlusten  des  Bevogteten  eine  Knt- 
BchUttigimgsptlicht  des  Vogtes  bestand*.  Wie  aber  imu,  weim  der  Vogt  selbst 
in  Cluster  Linie  aDgc;iriffeB  wurde,  der  Angreifer  aber  im  Bevogteteü  zugleicli 
indiickt  den  Vogt  zu  schäditien  surfiteV  Die  Quellen  erörtern  diese  iimnerhiu 
leiclit  uiöglicbe  Lage  nur  für  einen  ganz  bestimmten  Fall,  den  Fall  nämlich, 
dafs  der  Bevogtete  ein  Grundherr,  riie  angegriffeuen  Leute  seine  Grundhörijieu 
sind*.  Da  bestimmt  z,  B.  das  Weistum  dos  Nalbacher  Thals  vom  J,  1532:  ob 
ftach  were  das  der  voifit  einer  kregen  oder  eins  andern  vhiaat  wult  werden, 
so  sat  derselbig  14  tag  zufur  den  lelienherru  warnen;  alsdaii  sollen  diegruut- 
herrn  zu  sanct  Simeon  den  vogt  oder  die  voigt  underweisen,  das  sie  fredeii 
halten,  so  aber  sie  des  nit  thun  mochten  oder  wulten,  so  sollen  sie  andere 
die  arme  leut«  im  dal  dergleichen  14  tag  zuvor  warnen,  das  sie  das  stroe  us 
ireu  heuseren  tragen,  die  deehe  und  wende  von  den  spiuwep  f^en  und 
kereu,  und  nauhe  so  viel  stroes  in  heusem  behalten,  das  sie  ire  heupter  dar- 
auf legen;  und  so  solichs  gesehen  und  daniber  eiuichem  sein  huis  verprant 
wurde,  so  sollen  die  gruuthenii  demselbigen  sein  huis  mdderumb  ufbawen. 
auch  sal  der  ackerman  frei  sonder  einiche  sorg  mit  seinem  plog  nu  acker  fareu ; 
und  so  er  sehe  die  vhiaiit  koimneu,  sal  er  hiuder  seinem  ploge  stehen  mit 
einem  gegurten  roek  oder  niantel ,  und  ein  huet  oder  kogel  uf  seinem  heuft, 
und  sein  knab  sol  das  viu'ste  pferde  mit  der  haut  lieden,  und  pleib  er  also 
bei  seinem  plog,  sollen  die  gruntherm  mit  allem  vleis  beistan,  innen  zu  freihen 
und  zu  erledigen:  tiuk  fr  aber,  seiiit  die  herni  vor  iimen  zu  thun  nichts 
Bchuldig^  Wie  hier,  so  werden  auch  in  anderen  Fällen  die  Grundlierren  für 
den  Schutz  verantwortlich  gemacht:  die  von  uns  aufgeworfene  Frage  wird 
also  nicht  gelöst ,  soudem  füi-  den  vorliegenden  Fall  ausweichend  daliin  beant- 
W(ii1et,  dafs  dir  Gmndhftrige  bei  mangelndem  Schutze  des  Vogtes  des  Gnind- 
herm  der  GrundheiT  selbst  zum  Schutz  einzutreten  habe*. 

Entsprechend  der  Möglichkeit  eines  Augiifls  dui'ch   gerichtliche  Klage 

')  MB-  ÜB.  I,  406,  c.  1103,  Prüm:  ubicumque  ras  ^cdesi^,  agri  videlicet  ac  vine? 
Eivu  decimationes  terra  culta  et  inculta,  infra  advocatiam  suam  invasf  fuerint,  aut  iuri  «celesie- 
retineat  aut  de  suo  restituat. 

*)  Doch  s.  MGLL.  2,  313,  1235,  RT.  Mainz,  §  2  de  advocatis  ecdesianim:  ne  quis 
propter  quamcumque  culpam  debitum  vel  guerram  advocatontm  bona  ecclcsiartun  inradat  vel 
pignoret  vel  incendiis  dampnificet  aut  rapiuis. 

"I  6.  2,  27—28.  S.  auch  WRüden  1342,  §  11  u.  12:  were  aber  das  die  vogde  des  dorfs 
mit  eincliem  berren  cregeden,  die  amptlude,  de  sidlent  und  sind  scbuldich  [dem  GnindhermJ 
zo  Bflgen  und  zo  warnen,  urab  das  die  herren  nae  irer  maicht  ire  iude  des  dorfe  vurg.  ver- 
halden  und  beschirmen  vur  vure  und  gefenknus.  were  aber  ob  die  lüde  des  Mtrg.  dorts, 
wenig  ader  veil,  von  imant  gefangen  vurden,  den  ader  die  sint  [die  Grundherren]  schuldig 
ader  der  camerer  des  goitzhuse,  der  dan  camerer  ist,  in  des  goitzhuse  wegen  und  umb  sins 
ampts  Wille  mit  der  Btolen  zu  vorderen  und  wider  zu  heischen  mit  siner  möge  und  gtinst 
mitz  der  gefangen  kost 

')  Zur  Schutipflicht  des  Hen-n  gegenüber  den  Grund-  und  Vogteihörigen  s.  auch 
Waitz,  Vfg.  5,  251,  der  aber  vogleiliche  und  gnindberrliche  Verpflichtung,  wie  Grund-  und 
Vogteihörige  nicht  genug  a 


—     1071     —  I>ie  VogteiJ 

oder  durch  Fehde  ging  nun  aber  die  Vogtei  thatsächlich  vor  allem  in  kriege- 
rischen oder  gerichtlichen  Schutz  auf  ^ 

In  ersterer  Hinsicht  fiel  dem  Vogt  zunächst  die  Verteidigungspflicht  für 
das  Eigentimi  des  Bevogteten  zu;  befanden  sich  unter  dem  Eigentum  Per- 
sonen, Grundhörige  u.  s.  w.,  so  waren  natürlich  auch  sie  zu  schützen,  also 
wenn  gefangen  aus  der  Gefangenschaft  zu  lösen  u.  dgl.  mehr^.  Femer  aber 
war  die  bevogtete  Person  selbst  zu  schützen:  sie  stand  im  Geleit  des  Vogtes. 
Die  Geleitspflicht  wurde  indes  nicht  selten,  namentlich  für  den  Fall  von 
Reisen  des  Bevogteten,  auf  bestimmte  lokale  Grenzen  beschränkt^.  Beides, 
der  Schutz  von  Personen  wie  Sachen,  involvierte  nun  eine  völlige  Fehdepflicht 
des  Vogtes  im  Falle  eines  kriegerischen  Angriffes.  Diese  Fehdepflicht  war 
aber  im  IVßttelalter ,  beim  Überwiegen  der  Defensivmittel  über  die  verfüg- 
baren Kiäfte  zur  Offensive,  für  gröfsere  Vogteien  kaum  anders  als  vom  festen 
Besitze  einer  Burg  aus  zu  erfüllen.  Wir  sehen  daher  alle  bedeutenderen  Vögte 
späterer  Zeit  im  Besitz  von  Burgen*;  ja  infolge  der  Notwendigkeit  eines  burg- 

^)  Geschieden  werden  beide  Fälle  |im  WKonsdorf  1566  §  8:  im  fal  die  frauwe  von 
Oeren  [Grundherrin]  feiendschaft  het,  sol  sei  oder  irer  anwalt  zu  Beffort  [die  Herren  v.  B. 
sind  Vögte]  gehen  und  den  rinc  der  duren  schüden ;  wer  sich  da  zeigt  vor  ein  vogt,  den  sol 
sei  halten  vor  ein  vogt,  der  sol  sie  beschüden  von  gewalt  und  nit  vor  recht  S.  auch  WEsch- 
weiler  1621  §  10. 

'^)  S.  Arch.  Clervaux  1026,  1454,  Urkunde  der  Meisterin  jAUet  und  des  Konvents  zu 
Hosingen;  also  der  veste  Johan  van  Vischbach  herre  zu  Schuldberch  unser  viant  worden 
was  und  einen  man  van  Sievenaller,  genant  Strit,  gefangen  und  sin  gut  genomen,  der  uns 
zinshaftich  ist,  han  wir  Alleit  und  kafent  vurg.  angeroifen  den  edelen  jonker  Friederich  herre 
zu  Clerf  alz  für  unsen  wcrrenclichen  rechten  schirmer,  want  sine  alderen  unser  goitzhus 
viu'g.  gestift  haint  und  dat  vurg.  unser  goitzhus  in  sime  gericht  und  hogericht  gelegen  ist, 
und  umb  sulch  üisslich  begerde  und  |ermanonge  und  auch  claren  schin,  wir  den  vurg.  jon- 
kern  Friederich  herre  zu  Clerf  gesien  und  hoeren  han  lassen,  dardiurch  er  gesien  und  gehoirt 
hait,  er  sulchs  allez,  wir  in  gebeden  und  angerofen  han  und  an  in  begert  han  in  massen 
vurg.  steit,  van  recht  schuldich  was  zo  doin,  uns  und  unser  goitzhus  zo  verantwerten  gelich 
sins  selbst  gude,  hait  der  vurg.  jonker  Friederich  herre  zu  Clerf  angesien  unser  flisslich  bede, 
und  er  is  auch  van  recht  schuldich  was  zo  doin,  imd  hait  den  armen  man  van  Siefenaller 
verantwert  ghent  den  van  Schuldburg  mit  sinen  offenen  briefen,  als  er  dat  van  recht  doin 
moecht  in  massen  vurg.  steit  S.  femer  WKrittenach  und  Obermennig,  G.  2,  119:  dargegen 
sol  unser  ehrw.  herr  [als  Vogt]  den  armen  man  schirmen,  also  da  ein  armer  man  hienwegh 
gefhiirt  were  worden  ahn  den  Ehein  oder  darüber  so  weith,  als  es  hievon  dannen  daran  ist, 
so  sol  unser  herr  für  denselben  schreiben  und  reiden,  das  er  möge  zu  dem  sinen  kommen. 
Vgl.  auch  die  Urkunde  von  Kirchheim  1329,  bei  Hanauer  Paysans  S.  86:  der  Vogt  mufs 
dem  gefangenen  Vogteimann  zur  Befreiung  nachfolgen  barfues  mit  ungesatteltem  pferde  einen 
Tag  und  eine  Nacht 

3)  Cart.  Orval  98,  1185—1207,  cit  oben  S.  637  Note  2;  WFlacht  1462  §  30:  wan  die 
herren  zu  sanct  Florein  [GrundherrenJ  vcdschaft  hetten,  so  sol  die  der  vogt  samt  dem  burg- 
man  vergleiden  bis  uf  den  Rhein,  als  weit  einer  mit  einem  renspiess  gereichen  kan  und  dar- 
nach got  befohlen;  wo  es  aber  sach  were  das  der  vogt  darüber  gefangen  würde,  sollen  ihn 
die  herren  zu  sanct  Florin  lösen  sonder  sein  schaden. 

*)  Vgl.  z.  B.  MR.  ÜB.  2,  96,  1189:  Erzbischof  Philipp  von  Köln  belehnt  Irmintrud, 
Gemahlin  des  Pfakgrafen  Konrad  und  deren  Tochter  Agnes  mit  dem  castrum  Stahelecke  imd 
der  advocatia  in  Bacharache. 


[Gniodhen-Iithkeit  und  Vogtei.  —      1072      — 

liehen  Baues  wurde  die  Gewälxnmg  voffteilichen  Schutzes  thatsächlich  seit  der 
Ausbildung  des  Rittertunis,  also  spätestens  seit  Mitt**  des  12,  Jhs.,  zu  eiuem 
Vorrecht  des  Ritteretandes.  Indes  schoD  vor  dieser  Zeit  lag  in  vielen  Fällen 
das  Bedilrfiiis  einer  Burg  für  den  VoKt  vor,  wenn  auch  seine  Befriedigung: 
.  vonseiten  der  groisen  lievogteten  Institute ,  besonders  der  Klöster ,  nicht 
elien  angenehm  empfunden  wurde.  Denn  eiiie  Burg,  womöglich  auf  dem  Ge- 
biete des  Bevogteten,  eignete  sich  schliefslich  elienso  leicht  zur  Ausübung  von 
Erpressungen  wie  zur  Beschützung.  Darum  wehrt  sich  z.  B.  SMajtindn  im 
Beginn  des  12.  .Ths.  energisch  gegen  die  Zulassung  vogteilichen  Burgenbaues  ^ 
Prüm  Hudit  noch  in  der  2.  Hälfte  des  13.  .Jhs.  in  dieser  Hinsicht  Iwgangene ' 
Fehler  früherer  Zeit  möglichst  wett  zu  machen';  und  ein  Reichsspruch  vom 
J.  1232  verbietet  in  einer  von  dem  jeben  entwickelten  Gesichtspunkt  aus 
wohlverständlichen  Verbindung  die  Anlage  von  Burgen  in  Kirchengebiet  und 
unter  dem  Vorwand  der  Bevogtung*. 

Noch  weitere  Einwirkung  auf  die  Verhältnisse  des  Bevogteten  wie  die 
Fehdeveitretung  gestattete  dem  Vogte  aber  sein  Vertretungsrecht  für  den  ge- 
samten Rechtszustand  des  Bevogteten*.  Zunächst  folgt  aus  ihm  eine  Ver- 
tretung des  Bevogteten  durch  den  Vogt  in  allen  Fällen  strittiger  Gerichtsbar- 
keit',    Aliein  auch  füi'  alle  Fillle  fi-eiwilliger  Gerichtsbarkeit  machte  der  Vogt 

')  MR.  IIB.  1,  434,  1116,  SMaximin:  duIIus  (advocBtus),  siie  sit  dives  aut  pauper,  smn- 
mu£  Bul  iufliDus,  in  nUodio  sancti  Muxiinini  castnim  oliquod  ediücore  preaiunat,  sed  liceat 
abbati  suisque  succeasoribiM  curias  totiiis  abbatie  qoibiiscimque  velint  fratribua  aut  villicis 
committcre  et  pro  rc  et  tempore,  i)uic<iiiid  sibi  eeciiDdum  comniiHÜtatein  eccteaie  melius  inde 
Tisnm  titerit,  libere  disponiTe. 

")  S.  Bd.  3.  81.  g  7,  mo. 

')  MGLL.  2,  291,  1232. 

*)  S.  CRM.  3,  268,  1275:  Burggraf  Friedrich  zu  Rheineck,  Vogt  des  Klosters  STho- 
nuu- Andernach,  bekundet  die  hergebrachten  Rechte  und  FreUieiten  dieses  KlosUrs  zu  Ander- 
nach. 8.  auch  MR.  ÜB.  2,  127,  1192^  si  quid  cause  emerserit,  quare  «cclesia  [Laccusie] 
gravari  polest,  (advocatus)  neclecta  acceptione  peisonorum  vindicare  debet,  et  vacante  bene- 
fido  prohibebit,  ne  quJa  contra  iustitiam  intrare  possit. 

•)  S.  G.  ep.  Camerac  1,  10;  MR.  ÜB.  1,  305,  1033;  310,  1038;  'Or.  Koblenz  St  A. 
(1207),  vgl.  MR.  Reg.  2,  1028;  MR.  ÜB.  8,  772,  1243  (vgl.  MR.  ÜB.  3,  780,  1243):  cum 
OodefriduB  miles  de  Dudetindorp  inatigatione  ut  creditur  ruaticonim  suonan  de  Remboldis- 
irilre  questionem  aliqutundiu  moTisset  dilectis  in  Christo  filiis  Cunrado  abbat!  et  conventui 
de  Hemmenrode  super  quibusdam  posacssionibus  in  banno  dict«  ville  Remboldiswih'e  iacenti- 
bua  et  metis  in  eo  positis,  tandem  bonorum  virorum  admonitione  inductus  et  precipue  divjna 
giatiB  inspiratuB  .  .  quicquid  iuris  vel  habebat  vel  habere  videbatur  in  prediclis  vel  circa  pre- 
dicla,  deo  et  beate  virgini  Marie  in  elemoainam  liberaliter  conferens  omni  super  bis  re- 
nuntiavit  integraliter  actioni.  S.  ferner  Bd.  3,  50,  w,  1266;  und  Honth.  Hist  1,  820,  1237: 
der  Propst  von  SSimeon  spricht  »on  den  froctus  et  proventas  silvae  guae  sitae  in  conlinio 
villae  de  Nagilbach  spectantis  ad  ecclesiam  predictant  iure  dominii  seu  quasi ,  in  cuius  pos- 
sessione  seu  quasi  se  dicebat  percipiendi  findua  et  proventus  eiusdem  et  ex  violentia  com- 
tniasa  se  conquererettv  sustinuisse  damna  et  Interesse  ad  aestimationem  quinque  Ib.  Trevi- 
rensium  d.  Nachher  heifst  es,  der  Wald  spectat  ad  curtem  (sancti  Slmeonis).  Dagegen  tritt 
nun  der  Vogt  des  Dorfes  Naibach  auf:  dicit  in  iure  coram  Tobis,  domine  iudex,  Bobemundus 


_     1073     —  Die  Vogtei.] 

gegenüber  dem  Bevogteten  ein  herrschaftliches  Vertretungsrecht  geltend :  Über- 
tragungen an  den  Bevogteten^  wie  Veräufeerungen  von  dem  Bevogteten^  er- 
folgten per  manum  advocati.  Sehr  begreiflich,  dafe  sich  mit  diesen  vogtei- 
lichen  Handlungen  freiwilliger  Gerichtsbarkeit  eine  gröfsere  Teilnahme  des 
Vogtes  an  den  Geschäften  des  Bevogteten  überhaupt  verknüpfte.  Der  Bevog- 
tete  schlofs  Rechtsgeschäfte  durch  die  Vermittlung,  unter  Verantwortlichkeit, 
ja  nur  bei  Zustimmung  des  Vogtes  ab®.  So  besteht  denn  ein  überall  durch- 
geführtes Konsensrecht  des  Vogtes  für  jede  stärkere  Veränderung  des  Vogtei- 
objektes*,  für  Veräufserung*,  Tausch®,  andere  als  die  bisherige  Benutzungsweise®, 
schliefslich  auch  für  Annahme  von  Zuwachs  zur  Vogtei^,  und  dieses  Konsens- 

miles  de  Nagilbach  advocatus  villae  praedictae  nomine  suo  et  hominum  suorum,  quorum  ad- 
vocatus  existit,  contra  praepositum  sancti  Simeonis  et  capitulum  ecclesiae  praedictae,  quod  ipse 
miles  et  sui  homines  praedicti  Silvas  de  Nagilbach  et  in  confinio  villae  de  Nagilbach  tenent 
et  possident  et  tenuerunt  et  possiderunt  iure  dominii  seu  quasi  et  eorum  antecessores  a  tem- 
pore, quo  non  exstat  memoria,  et  ins  pascendi  porcos  in  silvis  praedictis,  propter  quod  dicit 
nomine  quo  supra,  praepositum  et  capitulum  sancti  Simeonis  nullum  ins  in  dicta  silva  pas- 
cendi porcos  vel  alia  animalia  habere,  offerens  se  praemissa  in  facto  consistentia  probaturum. 
Die  Trierer  Kurie  entscheidet  zu  Gunsten  des  Stiftes. 

1)  Cardauns,  Rhein.  Urkk.  6,  S.  352,  1046?;  Lac.  ÜB.  1,  160,  247,  1098;  ülMett- 
lach  No.  II  1095,  Fitten  11  c:  ^emewinus  custos  monasterii  sancti  Petri  emit  in  villa  Wal- 
Hng&  4  obas  .  .  7  talentis,  quas  et  ipsi  apud  Futram  \\.:  Fiihtam]  coram  scabinis  et  omni 
&milia  beati  Petri  in  communi  placito,  presente  Wirico  advocato,  domno  Liboni  abbati  [Me- 
diolacensi],  deinde  per  manus  eiusdem  Wirici  advocati  super  altare  beati  Petri  tradiderunt; 
8.  auch  MR.  ÜB.  2,  130,  1193. 

«)  MR.  ÜB.  1,  287,  1008—1016:  Erzbischof  Megingaud  übergiebt  an  Münstermaifeld 
quoddam  predium  cum  advocati  mei  Sigibodonis  manu.  S.  femer  MR.  ÜB.  1,  361,  1065,  und 
£nnen,  Qu.  1,  494,  35,  1106.  Eine  Lockerung  der  alten  Anschauung  zeigt  wohl  schon  MR. 
ÜB.  1,  898,  11 10 ca.:  Erzbischof  Egilbert  schenkt  propria  et  advocati  nostri  manu,  qui  et  sig- 
nifer,  Heinrici  reverendissimi  videlicet  comitis.  Zu  Tauschen  s.  noch  Lac.  ÜB.  1,  25,  55, 
841 ;  Stumpf,  Acta  imp.  No.  20,  981 ;  Lac  ÜB.  1,  101,  162,  1027. 

•)  Den  Übergang  charakterisiert  sehr  deutlich  MR.  ÜB.  1,  273,  996:  der  Vogt  hat  zu 
einer  Prekarei  des  Klosters  SMaximin  geraten,  werden  ihre  Bedingungen  nicht  erfüllt,  advocatus 
noster,  quia  hec  omnia  gessimus  eins  consilio  et  instinctu,  si  negligens  exactor  extiterit  pre- 
fate  traditionis  vel  retributionis,  ne  advocatie  negligentia  feriatur,  detrimentum  monasterii  de 
suo  componat. 

*)  Bezeichnend  in  dieser  Richtung  ist  schon  MR.  ÜB.  1,  86,  854:  abba  [von  Prüm] 
quam  successores  illius  seu  quilibet  advocatus  ipsius  cenobii  .  .  faciat  exinde  [ex  donatione 
quadam]  per})etualiter,  quicquid  iuste  et  rationabiliter  elegerit  vel  voluerit 

*)  S.  oben  S.  698,  femer  *Chart  Koblenz  St  A.  1241,  vgl.  MR.  Reg.  3  No.  255 : 
Heinrich  von  Kobem  genehmigt  für  Laach  als  Vogt  den  Verkauf  von  103  Morgen  Ackerland. 

*)  ÜRupertsberg  S.  379:  die  capella  sancti  Egidii  in  Bingen  tauscht  Th.  sacerdote  et 
A.  advocato  eiusdem  capell^  consentientibus.  S.  auch  schon  MR.  ÜB.  1,  306,  1035,  SMaxi- 
min  und  Malm^dy  tauschen  Güter  aus :  facta  est  itaque  hec  commutatio  iussu  predicti  impe- 
ratoris  et  confirmata  legali  advocatorum  banno  et  recta  traditione  et  habita  ab  utrisque  supra- 
dictis  abbatibus  per  annum  et  diem  digna  census  et  servitii  solutione. 

')  S.  oben  S.  682. 

^)  MR.  ÜB.  1,  338,  1052:  Erzbischof  Eberhard  schliefst  eine  Prekarei  cum  legitima 
advocati  nostri  astipulatione,  cleri  militi^  et  filiorum  ^cclesi^  nostr^  presentia  consilio  atque 


iGrundheiTlichkeit  uinl  Vogtei.  —      1074      — 

rethl  wird  entspret-bend  der  allgeiiieitien  Eutwicklunp;  lier  Zustiinmuugsi'ephte 
im  12.  imii  13.  Jh.  hier  luid  da  zur  vollen  Mitbesiegelun^  dispositiver  Ui-- 
kundeii  der  bevogteten  Partei  entwickelt'. 

Anf  diese  Weise  trug  ilie  Handhabung  der  Vogtei  schon  iu  sich,  durch 
die  Betonung  ihres  Heri'scJiaftsi'harakters ,  in  iler  Eutwicklung  nicht  unbedeu- 
tender Einwirknnfisniittel  auf  Willen  und  Geschäftsgebaiiing  anderer,  einen 
reichen  Lohu.  Allein  auTserdeni  wurden  für  sie  seitens  des  Bevogtfiten  der 
Resel  nach  noch  bestimmte  Eiuolumeute  geleistet.  Sie  bestanden  zumeist 
in  einer  jährlich  in  Geld  oder  Naturalien  zu  zahlenden  Summe*,  deren  Stipu- 
lation Leute  niedrigen  Standes  wenigstens  in  älterer  Zeit  ohne  weiteres  in 
ihrem  Stande  mindei-te,  und  deren  Zahlmig  aueh  von  hochstehenden  Bevogteteii, 
namentlich  kirchlichen  Instituten,  schwer  empfunden  und  darmn,  wo  es  irgend 
anginfT,  abgeschüttelt  wurde*.  Natürlich  koimteii  besser  situiert«  Bevogt*te 
an  Stelle  jährlicher  Zahlungen  dem  Vogte  auch  eine  Jahresrevenue  in  ein- 
maliger Ühertragiii^  zuwenden,  mochte  sie  in  Land  oder  Renten  bestehen*: 
ein  Modus,  der  ebenfalls  das  Drtlckende  eines  vogteilichen  Jahreszinses  vermied. 

Aber  würde  (tie  Vogtei ,  wie  wir  sie  uns  bisher  vergegenwärtigt  haben, 
t^inen  greisen  EinAufs  auf  die  deutsche  Vei-liassungs-  und  Wirtschaftseutwick- 
lung  haben  gewinnen  können  V  Würde  sie,  indem  sie  zwischen  gewissen  Pri- 
vatpersonen und  gewissen  Instituten  wechselsweise  Beziehungen  und  bestimmte 
herrst-haftliche   Vertretungsrechte   doch   auf  immerhin  vorwiegend   ]nivatrecht- 


favore.  Ö.  auch  L.u-.  ÜB.  1,  127-8,  199.  1063;  .MB.  ÜB.  Ü,  1435,  125H,  cit.  üben  Ö.  TW 
im  Text. 

')  Deo  troheElen  Kall  bietet  Koeliner,  Uescli.  von  fi'BSSBU-lsaarbr.  1,  76  Kote,  llätf: 
Graf  Simund  von  Saarbrücken  besiegelt  als  patronus  von  Wadgassen  eine  jetzt  verlorene 
Urkunde  des  Abtes  von  Wadgassen  mit 

«)  S.  Lac  ÜB.  1, 102, 164, 1028;  MR.  ÜB.  1,  379,  c  1084,  cit.  oben  S.  1065  Note  4 ;  Guden. 
CD.  5, 83, 1283,  Übergabe  eines  Waldes  an  einen  Vogt:  (quo)  fidelius  ac  diligentius  ecciesie  nostre 
dampnis  precaveat  dictas  Silvas  noatras  fideliter  custodtendo  ac  siiccisores  quoscumque  vio- 
leutos  seu  tiirtivoa  arcendo,  in  laboris  soi  solatiimi  ipsum  de  decima,  quam  nobis  de  vinea 
sua  in  monle  Kalsinunt  sita  dare  tenetur,  duximus  supportandum.  prcterea  quandocunque  ad 
usus  noslros  conununiter  ligna  resecaverimus,  ipse  quantum  imus  nostrum  et  non  amplius  re- 
secabit  nullamque  penitus  aactoritatem  ligna  aliqua  resecandi  habebit  vel  distribuendi  nisi 
nostra  prias  requisita  et  babita  desuper  voluntate.  WLosheim  1302  §  12:  dominus  wbbas 
[Grundherr]  tenetur  singutis  tumis  advocato  15  Ib.  Treverensiuni  d.  pro  iure  sua,  quod  di- 
citur  voitrechL 

»)  Lac.  ÜB.  1,  189,  289,  1118:  ein  Graf  stiftet  eine  Kollegiatkircbe,  er  behält  sich 
die  Vogtei  vor,  nichil  prorsus  de  eadem  advocatura  pret«r  orationes  tratruoi  exigens  servitii. 
Ähnlich  MR.  ÜB.  1,  465—6,  1129. 

')  CRM.  3,  263,  1275:  die  Bur^rafen  von  Rbeineck  waren  Vögte  des  Klosters  SThomas- 
Andemacb  ob  contraditas  nostris  olim  antecessoribus  ocio  petias  praionim.  Vielleicht  gehört 
hierher  auch  Cart  Orval  427,  1267:  Graf  Arnold  111.  von  Chiny  und  die  Grälin  Johanna  be- 
stätigen der  Abtei  Orval  ihren  GUterbesitz  zu  Cberves  und  empfangen  dafür  von  der  .^btei 
300  Ib.  fortes. 


_     1075     —  Die  Vogtei.1 

licheni  Boden  schuf,  so  aulserordentlich  tief  in  alle  Poren  der  realen  Kultur 
eingedrungen  sein,  wie  das  am  Schlüsse  des  Mittelalters  wirklich  der  Fall  ist? 

Die  bevogteten  Personen  und  Institute  kamen  thatsächlich  nicht  blols  als 
Privatpersonen  natürlicher  oder  juristischer  Art  in  Betracht;  sie  waren  zu 
gleicher  Zeit  ganz  überwiegend  Träger  bestimmter,  in  sich  einheitlich 
entwickelter  GericTits-  und  Wirtschaftsverfassungen.  Und  eben  darin,  dafs 
die  Vogtei  auch  die  Qualität  der  Bevogteten  als  Träger  solcher  Verfassungen 
angreift  und  teilweis  abändernd  durchdringt,  liegt  die  Erklärung  ihrer  aufser- 
ordentliclien  Wirkung  auf  alle  Verfassungsverhältnisse  des  späteren  Mittelalters. 

Nun  haben  wir  drei  Ginippen  verschiedener  Verfassungsbildimg  auf  dem 
platten  Lande  des  Mittelalters  als  hier  in  Betracht  kommend  zu  unterscheiden : 
die  staatliche,  die  autonom-markgenossenschaftliche,  die  grundherrliche:  von 
allen  dreien  ist  im  Verlauf  dieser  Untersuchungen  schon  die  Rede  gewesen  ^ 
Durch  die  Vogtei  konnten  von  ihnen  ohne  weiteres  angegriffen  werden  die  mark- 
genössisclie  und  die  grundherrliche;  die  staatliche  Verfassung  in  ihrer  fast 
einzig  noch  bestehenden  Ausbildung,  der  Gerichtsverfassung,  bot  dagegen  keine 
direkten  Angriffspunkte  dar,  wurde  aber  dennoch  von  der  Vogtei,  wie  wir  später 
sehen  werden^,  wenn  nicht  aufgesogen,  so  doch  wenigstens  assimiliert. 

Die  markgenössischen  und  grundherrlichen  Verfassungen  aber  wurden 
olme  weiteres  von  der  Vogtei  getroffen,  sobald  sich  die  Markgenossenschaften 
und  Giiindhenvn  —  mochten  letztere  nun  Personen  oder  Institute  sein  —  der 
Herrschaft  irgend  eines  Vogtes  luiterwarfen.  Sehen  wir  zunächst  zu,  welche 
Verhältnisse  dadurch  in  den  Markgenossenschaften  herbeigeführt  wui'den,  und 
konzentrieren  wir  hier  unsere  Erörterungen,  um  nicht  weitschweifig  zu  werden, 
sofort  auf  die  gewöhnlichste  und  modernste  Fonu  der  hochmittelalterlichen 
markgenössischen  Entwicklung,  die  Dorfinark. 

Für  die  Dorfinark  —  wie  andere  Markarten  —  ist  eine  Markvogtei* 
seit  der  ersten  Hälfte  des  12.  Jhs.  direkt  und  sicher  nachweisbar*.  Allseitig 
durchgeführt  erscheint  das  System  der  Markvogteien  dann  spätestens  mit  Be- 
ginn des  14.  Jhs.^,  doch  scheint  schon  eine  Nachricht   aus  dem  Beginn  des 

*)  S.  speziell  oben  Abschnitt  III  und  Teil  1  dieses  Abschnittes  VII. 

-)  S.  unten  im  Schlüsse  dieses  Teiles. 

»)  Zur  Entwicklung  der  Markvogtei  s.  v.  Maurer,  Markenvf.  S.  23,  64,  373  ff.,  384  ff., 
428  ff.;  vgl.  auch  Waitz,  Vfg.  7,  372—3.  Die  hierher  gehörigen  Dinge  sind  freilich  noch  wenig 
sicher  aufgeklärt  —  geradezu  in  die  Irre  scheint  mir  in  der  vorliegenden  Frage  v.  Wyfs  ge- 
gangen zu  sein.  Der  Versuch,  die  vogteilichen  Verhältnisse  des  Mittelalters  aus  6iner  Wurzel 
heraus  und  in  systematischem  Zusammenhange  umfassend  zu  erklären,  ist  Überhaupt  noch 
nicht  gemacht  worden;  man  hat  die  weltliche  Vogtei  (d.  h.  die  Vogtei  über  Laienbevogtete), 
mit  Ausnahme  etwa  von  Heusler,  der  aber  auch  noch  nicht  radikal  durchgreift,  nur 
als  Annex  der  Kirchenvogtei  betrachtet  Dieser  Standpunkt  aber  schliefst  ein  volles  Ver- 
ständnis von  vornherein  aus. 

*)  Früheste  Markvögte  an  der  Mosel  habe  ich  notiert  in  den  Urkunden  MR.  ÜB.  1,  501, 
1136;  582,  1154;  224,  (1206)  1169—1183;  2,  85,  1186. 

'')  S.  oben  S.  1066  Note  5. 


[Gmndlierrlic-hkeit  uiid  Vogtei.  —     107ü     — 

13.  .Ihs.  anziideuten ,  dal's  vogteilichei*  Schulz  der  Markgeiiiemden  iiiii  diesp 
Zeit  die  Regel  war',  Waim  die  Markvoptei  eutstaml,  ist  bei  dem  durchaus 
laieiiniäfsi|.^en .  daher  durch  Quellen  nur  spärlich  erhellten  Charakter  dieser 
Entwicklung  schwer  zusagen:  eiuzelue  Andeutungen  scheinen  auf  eine  Existenz 
schon  in  der  Karoliiigerzeit  hinzuweisen^,  uud  auch  aus  dem  11.  Jli.  liegt 
wohl  eine  Spur  vor^.  Soll  mau  sich  nach  den  allgemeinen  EntwicklungszUgeu 
von  Rechts-  und  Friedenssicherui^,  wie  sie  oben  zur  Darstellung  gelaugten*. 
eine  Meinung  bilden,  so  wird  mau  sich  am  ehesten  für  das  vermehrte  Auf- 
kommen von  Markvogteien  seit  der  zweiten  Hälfte  des  11.  Jhs.  entscheiden. 
Jedenfalls  ist  die  Markvogtei  seit  Schluls  des  12,  Jhs.  völlig  au^ehitdet  vor- 
handen: gerade  dieser  Zeit  und  dem  13.  Jh.  gehören  die  hauptsächlichsten 
Quellen  ihrer  Geschichte  an. 

Der  Markiogt  wird  meist  einfach  als  ad vocatus  bezeichnet,  bisweilen  konmieu 
wohl  auch  andere  Namen,  prefectus,  custos  hanni,  vor*.  Eine  besondere  Aus- 
gestaltung findet  die  Vogtei  in  der  Obennftrkei'sc)iaft ;  diesell>e  ist  zumeist  nur 
im  Osten  unseres  Gebietes  zu  Hause ".  Übrigeus  kann  eine  einzige  Markvogtei 
bisweilen  auch  in  mehreren  Händen  ruhen,  sei  es  in  Gesanithand '  sei  es  in 

')  MR.  UB.  2,  190,  1201:  W.  von  Bei'Iingen  und  Frau  sclienkcc  an  Himmerode 
onmia  bona  nostrn  salicu,  qiie  ioter  duas  viUas,  sfilicet  ^^'ilre  et  Fincrotb,  eita  simt  et  circum- 
quaque  marcata  et  algnata  aed  inciiltu  et  derserta  habetnuB  ....  (sie),  ut  nulU  patroon 
tnilli  advocalo  decimae  cenens  exactiones  neque   aliqua  alia   iura  de  eisdem   bonis   solvere 


*)  a.  oben  S.  1066  Note  4 :  aus  einem  ScbutzverhälCniH  über  eine  RodcgenossenBcbaft  konnte 
sich  nur  eine  Markvogtei  eanrickeln.  S.  auch  MR.  DB.  1.  105,  866:  in  rilla  Bacheim  erde- 
Biani  .  .  cum  omni  superposito,  quicqoid  ad  com  iuste  et  legaliter  pertinet,  una  cum  mansu 
indominicato  cum  omnibu:i  aedificiis  nc  casticüs  superpositis  atque  manais  26,  cum  farinuriis 
tribuB  ad  eam  curtcm  deeerrientibuB ,  cum  omni  aervitio  et  pr^aidio,  quicquid  in  eadem 
Villa  tui  iuris  fuiL    lat  hier  pr^aidium  etwa  Markvogtei? 

*)  Lac  ÜB.  1,  189,  1054:  15  iugera  cum  mansiuncula  1  aolventia  24  d.  ad  haper- 
scozze.  Der  Haferscbofa  eines  Häuslers  kann  wohl  nur  markvogteilicbe  Abgabe  aein.  s. 
darüber  unten  S.  1080  f. 

*)  S.  S.  1063  ff. 

*)  Lebnhuch  Wemere  II.  v.  Boland  S.  24:  prefectura  auper  viltam  £.  Die  prefectura 
igt  verschieden  von  comitatua  und  kann  wohl  nur  Vogtei  sein.  Doch  vgl.  ebd.  fol.  6  pre- 
fectus.   Banni  custos  findet  eich  USMax.  S.  466,  WeirBkirchen. 

*)  WKambui^  WQrges  Erlebach  1421,  g  3.  die  Grafen  sind  die  oberslen  Märker: 
darumb  so  soUent  [sie]  die  mark  nit  vergitligen  noch  vereuaaem  an  der  merker  wißen 
and  willen  oder  verkaufen,  und  sie  darin  acheuren  und  schirmen,  und  der  marker  recht 
helfen  haiden.  S.  femer  WKaltenholzhausen  1423;  WHeimbach  Weifs  Gladbach  1476; 
WHorhausen  1579  g  4.  dt  oben  S.  341  Note  1.  Den  Charakter  der  Obermärkerachatt  bat 
schon  Thudicbum,  Gau-  und  Markvf.  S.  139  f.,  146  f.,  richtig  erkannt,  dagegen  achliefät 
sich  V.  Inama,  Grundherrach.  S.  72,  der  Theorie  v.  Maureis  vom  ObermiLrkertum  ala  alter 
Markvorstandschaft  an.  Über  ein  elsAssiscbes  Gegenstück  zu  den  Obermarkem  s.  Hanauer, 
Paysana  S.  47  Note  2. 

')  MR.  ÜB.  2,  85.  1186. 


__     1077     —  I>ie  Vogtei.] 

anderer  Weise  ^ ;  auch  kommt  es  ausnahmsweise  vor,  dafs  bei  Ohmnacht  eines 
Vogtes  hinter  demselben  subsidiär  noch  ein  oder  einige  weitere  Vögte  stehen  *. 

Der  Markvogt  hatte  natürlich  zunächst  alle  Befugnisse  und  Pflichten» 
welche  soeben  als  für  die  Vogtei ,  überhaupt  charakteristisch  nachgewiesen 
wurden^.  Aber  aus  und  aufser  denselben  entwickelte  er  nun  noch  eine  Anzahl 
neuer  Rechte  und  Funktionen,  welche  nur  auf  dem  spezifischen  Boden  der 
Markverfassung  erwachsen  konnten,  und  welche  im  Falle  günstiger  Kumulation 
die  Markvogtei  ])is  zu  einem  von  der  gnmdheiTSchaftlichen  Markherrlichkeit 
kaum  noch  zu  unterscheidenden  Institut  ausweiteten. 

Diese  Ent^sicklung  knüpft  im  wesentlichen  überall  an  das  Recht  des  Vogtes 
an,  die  bestehenden  Marknutzungen  zu  verbürgen*  und  jeder  einschneidenden 
Verfügung   über   die  Marksubstanz   zuzustimmen**.      Schon  in   der  zunächst 


')  MR.  ÜB.  2,  128,  1192  (Fälschung);  WTrittenheim  1532,  cit.  oben  S,  191  im  Text 

'^)  WNiederweis  1497,  G.  2,  568  u.  570:  es  erkennen  die  scheflfen  und  gericht  des 
hobs  Niederweis,  daß  der  jiinker  Fock  von  Hubing  oder  dessen  erben  ein  gront-  und  fogther 
des  hobs  sei,  darumb  so  weisen  die  scheffen  im  die  fogt-  imd  grundgerechtigkeit  zu  und  die 
banmühlen  .  .  item  erkennen  die  schefifen,  wan  sach  were  daß  das  dorf  yertrumpft  oder 
verkürzet  wurd  in  einigen  dingen  und  nicht  bei  ihrer  alter  gerechtigkeit  wurde  gehalten,  so 
weisen  die  scheffen  noch  drei  herren  zu  diesem  dorf,  nemlich  den  herr  van  Unseldingen,  der 
das  schloß  schleußet  und  verschleußet,  die  hcm  von  Maisenburg  und  den  herr  van  Borschait, 
die  solten  dem  Junker  als  ein  oberzenner  dis  dorfs  uf  seinen  kosten  zusanunen  thun  kommen 
vur  das  dorf  zu  erhalten  bei  seiner  gerechtigkeit,  alsdan  solt  sich  aller  schaden  kosten  und 
boeß  an  denen  vei-t'allen,  die  daran  schuldig  und  versäumet 

')  S.  generell  WSPaulin  1380:  einen  voit  über  daz  dorf,  iz  zu  beschirmen  und  zu  be- 
waren  vor  allem  imrechte,  als  verre  der  scheffen  wiset  Im  Einzelfall  vgl.  noch  MB.  ÜB.  2, 
128,  1192  (Fälschung);  Remling  Speier.  Urkk.  1,  No.  112,  1194,  und  No.  128,  1207,  cit  oben 
S.  690  Note  4;  MR.  ÜB.  2,  224, 1206;  3,  97,  1218,  cit  oben  S.  296  Note  4;  zur  Besiegelung 
durch  einen  Vogt  Bd.  3,  17,  84,  1260.  S.  auch  noch  Cod.  Salm.  147,  1322,  Vergleich  zwischen 
dem  Herrn  von  Malberg  imd  Himmerode  betreffs  der  Nutzungsrechte  im  Himmeroder  Wald 
Birkscheit :  homines  nostri  dictarum  villarum  Bettenveit  et  Mervelt  habebunt  in  predicta  silva 
Birkenscheit  tantummodo  usuaria  cum  dictis  religiosis  in  pascuis  glandibus  et  inscidendis 
lignis  pro  suis  propriis  necessitatibus,  absque  qualibet  venditione  lignorum  dicte  silve,  et  non 
debent  in  eadem  silva  novellare;  sed  predicti  religiosi  possunt  in  eadem  ligna  inscidere  et 
secundum  suum  placitum  novellare,  nee  nobis  vel  alicui  alteri  tenentur  ibidem  dare  medemam 
vel  deeimam;  cum  fundus  eiusdem  silve  proprius  sit  eorum. 

*)  S.  Bd.  3  No.  147,  1340. 

'•)  Hennes  ÜB.  2,  447,  1338;  Wir  Hermann  .  .  heimburge.  Gerlach  S.  unde  Lamprich 
schoilteisen  zu  Divelich,  Dederich  B.,  Jacob  W.,  Johan  B.,  Johan  C.  und  Eliais  S.  von  der 
gemeine  wegen  und  derzo  al  di  gemeine  von  Divelich  dun  kirnt  .  .,  dat  wir  bit  einre  geluter 
clocgin  bit  willin  imd  gehenkinisse  der  edilre  lüde  heren  Ruprichs  greven  zo  Vimenburch, 
der  da  ein  mumpair  ist  Johannis  kinder  von  Vimenburg,  deme  god  genedich  sie,  und  hem 
rhilippis  von  Vimenburg  vade  zo  Diveliche  umme  grose  schollt  und  noit,  die  wir  schuldich 
sint  von  imsis  dorfis  wegen,  hain  verkauft  und  verkeutin  in  dusme  brive  vor  uns  und  alle 
unse  nacoinelinge  .  .  deme  cometure  und  den  gemeinlichen  broderen  des  Dutzen  husis  zu 
Cobelentzen,  die  da  geldint  und  intfehent  vor  sich  und  alle  ire  nacomelinge,  al  die  bede,  die 
sie  schuldich  sint  und  schuldich  warin  zo  gebinne  zo  eme  imd  zo  lieirbiste  aljerlichs  unsen 
vaden  oder  den  si  von  rechte  solde  valiin,  si  si  gelegin  an  gelde  oder  an  wine  we  si  gelegin 


[Grunillien'lich1(i>it  und  Vogtei.  —     1078     — 

vorliegenden  Hfnterie  wird  dies  Recht  sehr  wirkunpsvoli  ausfreiiutzt :  können 
die  Markpenofisen  ursprünglich  nicht  ohne  Zuslinimunp  des  Voa:tes  vert'i^en. 
so  verfüÄt  bald  der  Vogt  allein  unter  ilirer  Zustimmung'.  Dies  markgenös- 
sische  Znstinimungsrecht  aber  schwücht  sich  innner  mehr  ah;  im  schlimmsten 
Falle  verschwindet  es  gilnzlich;  der  Vogt  erscheint  als  Allmendeoliereigentllmer 
oder  Marklehnsherr-,  die  Markgenossen  hulden  ihni^.  er  weist  in  die  Mark- 
nutzung ein*,  er  ertheilt  Dispense  von  jimrkgenöRsiechen  Vorsehriften *.  behält 

iHl,  iiDunp  verzieh  mr.  godis  gelds,  dri.  bl.  vor  den  penninc  gezalt  Hierher  gehört  aiicli 
Hennes  ÜB.  1,  447,  1334:  Enihisthof  Balduin  hestimmt,  i«  coloni  (fratnun  Theutonieonim) 
inliahilBDtee  pro  lemiiore  ciiriam  suam  .  .  in  villa  Oftending  eilvts  lignis  aquie  et  pascnis  utj 
et  gaudere  .  .  valeont,  sicut  slii  incole  einsdeni  ville,  sccedente  .  .  conHensu  .  .  G.  de  Isen- 
liurg  fidflis  nostri,  qiii  adTocatiain  ihidem  tenpt  in  feodo.  Der  Eral>i9rhof  Baldtiin  handeil. 
hier  als  Markgrundherr  Mr  die  Markgenussenschafl. 

')  S.  MR.  ÜB.  2,  11*,  1171,  dt.  ohen  H.  525  Note  5;  MR.  ÜB.  2,  193.  1201  für 
Himmerode:  TlieoderictiB  dcnniniiü  minoris  castri  de  Mandereiieit,  emn  sliquando  presedisset 
annuo  placito  nisticonmi  in  villa  eim  de  Keille,  homineg  ciirie  illins  fratrihiis  de  Heitnmilrode 
questtoDca  noi-enmt  super  terris  et  posBcsgionibiis,  quas  Jdem  cenoliiuin  pos»idehat  in  hannn 
el  territorio  prefate  rille,  quiun  [!]  itaque  diligenti  satis  iwus  esset  inquisitione.  nt  tarn  ecciesie 
videlicet  quam  rusticis  iualitiant  suam  conservaret,  intellexit  plane,  quod  possessinnes ,  quas 
ibidem  predicti  fratres  babehant,  ubiciinqiic  site  esaent  in  cantpis  et  pratis  in  aquis  et 
aquannn  decursibus  in  terris  cultia  et  inndtis,  a  longo  pas  teniiprant  et  iusie  fiierant  adepti. 
tmde,  nt  1>ODoruin  iamdicti  cenaliii  de  cet«ro  particeps  tam  in  vita  sua  quam  in  moTtP 
etisteret.  bona  ipsorum.  que  lunc  haliehaut,  in  siiam  defensinnem  suacepit,  et  concessit  eis 
coneensu  rusticomm  per  inliun  banniini  smun  i^o:niniines  tiGsentias  tam  in  paficuis  quam  in 
aitris  perpetuo  possidendas;  ita  eane,  quod  de  cet«ro  nnllas  ibi  amplius  adipisci  possfni 
sine  sua  conniventia  rel  successonun  suorum  posaessionea. 

')  MR.  ÜB.  2,  85,  1186;  Cod.  Salm.  147,  l.'ß2;  die  l.evngleten  Markgenosscn  vom 
Vopt  homines  nostri  genannt;  *BaId.  Kesselst.  W.  284,  1337:  ad  mc  perlinpt  lamqiiam  ad 
advocatum  et  iure  dominü,  quod  dici  potest  in  Tulgari  des  ich  ein  voit  und  leinheire  bin 
(Johannes  de  Rupe  senior);  Bd.  3,  1S2,  n,  1342:  voidie  leheschaft  und  herEchaft:  WKieder- 
emmel  1532,  G.  2,  353.  erscheint  der  Vogt  als  gevrall-  schirm-  und  grtmther.  S.  auch  Bd.  S 
Wortr.  u.  d.  W.  dominus  superior  feodalis  et  advocatus,  sowie  WWampach,  ca.  1475,  §  13: 
9  vaidien  genant  krouwen  lüde,  dei  sint  lein  eins  hem  oder  jonkeren  /er  Nuwerburg  .  .  . 
iimb  dat  dei  krouwen  lüde  dei  vaiteven  as  vurs.  al  jair  schuldig  eint  zo  gefen  mit  den 
honren,  sullen  si  waaser  und  weiden  gebnichen  und  dorfsgemeinschaft  halden. 

')  WStrwhn  [1381J  1510,  G.  3,  804—5,  freie  Gemeinde,  Vogt  der  Herr  von  Daun: 
mir  wisen  auch,  were  sache  dat  eine  man  queme  in  Stroner  kirspele  und  wolde  daeine 
wanen  und  bede  den  schultissen,  dat  er  eme  beholflich  werc,  der  schuttiß  sal  ine  die  erste 
nacht  herberghen,  den  andern  tag  sal  ine  der  schultin  foren  zu  Dune  zo  dem  berm,  der  den 
hoen  Ihom  inehait  .  .,  dem  sal  der  man  hulden,  als  recht  ist.  wan  dan  der  man  jaer  und 
tag  ine  dem  kirspel  gewant  bait,  dan  sal  er  genelssen,  was  ander  kirspelslude  geneisseni. 
were  dan  sach  damae  dat  der  man  sich  nit  da  behelfen  moicht.  so  sol  er  zu  dem  schultissen 
gain  und  eme  dat  verkundigen  und  mit  sinen  naperen  rechenen  und  si  bezalen  und  magliP 
dan  zehen,  war  dat  eme  el>en  ist  WButgacbwalbach  14.58:  lipliche  mit  ufgenickten  üngem 
zu  gode  und  dene  heiligen  geswom,  als  eime  faide  zu  Swatbach  getruwe  und  holt  zu  sine, 
sinen  schaden  zu  warnen,  als  ferne  sie  macht  und  craift  tnige. 

')  Bd.  3.  103.  !,  1297. 

'■)  Hennes  ÜB.  1,  327,  1293:  homines  nostri  [des  Grafen  von  Sajn]  et  rillanim 
noetranim  de  Valindre  et  de  Matindre   beklagen  sich  heim  Grafen  Qber  die  Deutscbordens- 


—     1079     —  Die  Vogtei.] 

sich  Jagd  und  Fischerei  vor  u.  dgl.  iiiehr^  In  diesem  Falle  besteht  kein 
grundsätzlicher  Unterschied  mehr  z^sischen  Martv'ogtei  und  Markherrlichkeit; 
nur  darin  unterscheiden  sich  beide  zumeist,  dafs  die  Markvogtei  der  Regel 
nach,  da  sie  nicht  auf  einen  in  der  Mark  befindlichen  Fronhof  basiert  ist, 
weniger  markgenössische  Rechte  aufsaugt,  als  die  Grundherrschaft. 

Vom  Stützpunkte  des  Markobereigentums  aus  greift  die  Markvogtei  nun- 
mehr auch  in  den  Beamtenapparat  und  das  Gerichtswesen  der  Markgemeinde 
ein.  Für  die  Wahl  des  Zenders  und  teilweis  der  Unterbeamten  wird  zu- 
nächst ein  Zustimmungsrecht,  später  direktes  Emennungsrecht  entwickelt^. 
Und  das  Markdinir  wird  vogteiherrlich  ® :  der  Vogt  übernimmt  den  Gerichts- 
vorsitz   und    die   Rechtsvollstreckung*,    er   bezieht    die    Markdingsgebühren 


herren:  sie  achten  das  Recht  der  Vorgezimmer  nicht,  reifsen  Häuser  nieder,  quonim  inha- 
bitatores  consueverunt  nobis  [dem  Grafen]  solvere  .  .  vasnachthunre  et  .  .  iura  banni  vini  et 
ipsos  homines  in  Valindre  et  Malindre  sublevare  pro  parte  et  sustinere  cum  ipsis  precariam 
«t  alia  onera  sive  iura  nobis  debita  ab  eisdem  universitatibus  seu  hominibus  ipsarum  villarum. 
Der  Graf  schafft  Abhilfe  fiir  den  ersten  Punkt,  privilegiert  aber  für  den  zweiten  die  Ordens- 
herren, giebt  ihnen  zugleich  das  Recht  der  Weinvorlese,  das  Recht  eines  besonderen  Schaf- 
hirten, und  Steuerfreiheit  gegen  Zahlung  von  jährlich  2  s.  (auch  von  der  Pellenzsteuer). 

')  Hennes  ÜB.  1,  299,  1285 :  der  Graf  von  I^einingen  verkauft  advocatiam  nostram  seu 
lurisdictionem,  quam  habuimus  vel  habere  videbamur  in  marca  seu  terminis  ville  Iberensheim 
cum  omni  utilitate  et  dominio  quesito  et  non  quesito  tam  super  bonis  ipsorum  fratrum  quam 
aliomm  sive  sit  de  iure  de  consuetudine  vel  de  facto,  cum  salmone  et  omni  utilitate  in 
Rheno  et  in  aquis  in  terminis  dicte  ville  pro  ducentis  Ib.  hl.  numerate  pecunie.  W.  der 
Bergpflege  1556,  G.  3,  826,  der  Erzbischof  von  Trier  Schirm-  und  Gewaltherr:  so  weisen  wir 
unserm  gn.  herm  den  hohen  eichenwalt,  den  vogel  in  der  luft,  den  fisch  in  dem  fliessenden 
Wasser,  das  wilt  in  der  hecken,  so  weith  dieser  zingel  und  bezirk  g^  und  seiner  churf.  gn. 
weidleuth  dasselbig  gefangen  beringen  und  bezwingen  können,  herüber  sol  unser  gn.  herr 
schützen  und  schirmen  witwen  und  weisen,  den  herkomenden  man  mit  seinem  rostigen  spieß 
gleich  einem  inwoner  und  lantsassen.  WAhn  1626  §  4:  die  Grundherren  haben  das  Recht 
zu  hagen  und  zu  jagen,  soweit  sich  die  Hofgerechtigkeit  erstreckt.  Die  Einwohner  (nicht 
blofs  die  Gehöfer)  geben  nach  §  9  auch  3  sester Vogtweizen  jährlich  für  jede  Feuerstelle:  es 
sind  also  die  Grundherren  zugleich  Vögte. 

«)  S.  Bd.  3,  123,  12,  1321;  182,  12,  1342;  No.  174,  1347;  WKenn  1409,  G.  2,  314, 
cit  oben  S.  311  Note  4  (auf  S.  312);  *\VLonguich  1408,  Arch.  Maximin.  8,  36,  §  20: 
ultimo  dixerunt  iidem  scabini,  quod  dominus  abbas  habet  ponendi  et  deponendi  villici  pote- 
statem  sui  sine  cuiuscunque  contradictione;  et  scabini  cum  consensu  domini  eligendi  con- 
socios  scabinos;  et  advocatus  cum  voluntate  et  consensu  communitatis  potestatem  faciendi 
centurionem  et  preconem. 

«)  S.  z.  B.  MR.  ÜB.  3,  1010,  1249:  König  Wilhelm  verpfändet  iudicium  et  advocatiam 
nostram  in  Galginscheit  für  200  mr.  Kölnisch  an  Konrad  von  Schönecken.  S.  auch  Hennes 
ÜB.  1,  299,  128^5,  cit.  oben  Note  1. 

*)  MR.  ÜB.  2,  193,  1201:  (advocatus)  cum  aliquando  presedisset  annuo  placito  rusti- 
conim  in  \-ilhi  sua  de  Keille.  CRM.  2,  208,  1264,  Urkimde  des  Grafen  Johann  von  Sayn: 
cum  questio  moverctiu-  in  curia  sancti  Albani  in  Bedindorf,  cuius  dinoscimiu*  advocatus, 
coram  officiali  nostro  S.  et  H.  scolteto  et  scabinis  1)  de  quadam  vinea  .  .,  quod  ad  eandem 
curiam  pertinoret,  et  idem  officialis  cum  scabinis  et  ceteris  curialibus  diligenter  investigando 
invenisset,   eam  ad  ipsam  curiam  minime  pertinere  .  .  2)  de  3  iugeribus  terre  .  .,  quod  per- 


[Grunilherrlidikeit  unil  Vogtei.  —     1080     — 

und  -brücht#n ' ,  er  setzt  als  Geriehtsherr  den  Heimburgeii  ein  ^  er  Hbeniimmt 
(las  Ganggeleit  ^. 

Damit  hat  denn  eine  volle  Einverleibung  der  markgenössischen  l)ing- 
und  Wirtschaftsselbständigkeit  in  die  Markvogtei  stattgefunden,  es  kann  jetzt 
nur  als  natürlich  erscheinen,  wenn  dem  Vogt  auch  die  markgenössische  Steuer- 
verfassiing  und  ihr  Ertrag  zum  Opfer  fällt.  Nun  kombinierte-  sich  aber  die 
Einverleibung  des  markgenössiscfaen  Besteuerungsreehts  mit  der  vogteilich 
völlig  heiktimmlichen  Eintreibung  eines  Schutzgeldes,  und  ans  dieser  Kom- 
bination entstan{!  ein  System  von  vogteilichen  Forderungen  an  die  Markge- 
meinde,  innerhalb  dessen  es  schwer  ist  zu  beatimnieu,  ob  gewisse  Abgaben 
im  Einzelfalle  ursprünglich  aus  dem  Schutzgeld  oder  aus  markgeubssischer 
Besteuerung  entwickelt  sind. 

Den  Kernpunkt  dieser  Forderungsrechte  bilden  Bede  und  Schutzgeld  im 
besonderen  Sinne.  Die  Bede,  welche  unter  verschiedenen  Namen  vorkommt*, 
besteht  zmueist  in  Geld,  Korn  oder  Wein;  sie  wird  vom  Vogte  als  6ine  Summe 
einheitlich  gefordert ',  durch  die  Markgemeinde  auf  die  einzelnen  Verpflichteten 

tinerent  ad  curiain  sancti in  Wisse,  et  idem  inveniEsent,  quod  eadem  iugera  ad  ipgain 

ciiriau  nee  pertinuiesent  nee  perünereot:  —  noB  paci . .  conventua  de  Kiunersdorf  [dem  diese 
Stücke  gchörenj  consulwe  cupieutes  .  .  inhibemus,  De  quJB  officialium  scjibinoniin  siv« 
cnrialiain  prefatarum  curiarum  .  .  ronventiun  pro  denominatis  iiouis  questioneni  movendo 
audeat  in  poslenun  molestare. 

1)  Hennes  IIB.  I.  420,  1319,  Urk.  Dietrichs  von  Ai'enl'ela:  cuin  ratione  advocalie,  quam 
habüinus  in  villa  de  Oftindinc,  certa  portio  peue  nobis  competat  et  einende  occasione  pa«tiia 
antmalinm  ibidem,  neenon  religioei  vir!  commendator  et  fratree  domns  Tbeutonice  in  Con- 
fluentJu  animalia  et  pecudes  in  dlt^ta  vilia,  quas  quandoque  accuEuri  contiugii,  dicta  pascua 
per  eoram  animalia  depnscaniur  ibidem,  noa  .  .  .  omnes  et  singulas  penas  et  enienrtas  nobis 
corapetentes  conuniesas  etiam  et  conunittendas  ab  ipsis  religiosis  pro  pastu  animalium  et 
peconun  eorundem  in  pascuia  ville  predicte  remittimus  quoad  portionem  nobis  compet^ntem 
et  effestucamus  in  bÜB  Bcriptis.    S.  auch  WAItwiea  1693  §  7. 

')  ürk.  1469,  G.  2,  439  Note:  ich  Clais  von  Mesenich  miner  gnedigen  herschaft  von 
Spanheim  vaigt  zu  Froticb,  erkennen  in  diesem  briefe  .  . :  so  ein  heimburge  jerlich  zu  Proticli 
gesAtst  wirt,  das  ich  dem  tod  miner  gn.  h.  wegen  als  ir  vaigt  mit  eim  zwige,  den  ich  ime 
in  sin  bant  reiche,  macht  gebe  als  eim  beimbui^en. 

')  WGlllB  1385,  Zs.  d.  Berg.  Gv.  18,  158:  wanne  auch  eine  gemeinde  zu  Gulse  einer 
gancleiilen  noit  bait  und  der  an  eime  vaide  gesinnit,  so  sal  der  vait  der  gemeinde  die  gancleide 
duin  und  ist  daz  schuldich  zu  duin  van  rechte. 

*)  MR.  ÜB.  1,  647,  1166,  Merl:  collectas  adTocatorum,  quas  ibidem  Tulgari  nomine 
gSwerf  vocant  MR.  UE.  3,  313,  1227 :  nobilia  N.  de  Ottengea  advocatus  pro  parte  in  l)anno 
pro  exactione,  quam  advocati  consueveruct  percipere  de  hominihus  sue  advocatie,  .  .  reddituni 
percep(i)t,  quam  assisam  vocant  'USMax.  1484  BI.  31^:  exactio  teutonice  der  schaff. 
WDommershausen  1580  §  4,  G.  2,  210:  kerbgelt.  S.  auch  die  folgenden  Noten.  Über  Vogt- 
beden s.  Waitz,  Vfg.  8,  396. 

^)  Feud.  SMax.  S.  472:  Silvester  comes  habet  advocatiam  et  25  s.  in  Rode  pro 
advocatia  eiusdeui  ville.  Pellenzw.  14.  Jb.  g  6,  G.  6,  622—8:  ir  heimburger  seit  vort 
gefraicht  und  ermant,  von  weme  oder  woher  ir  wasser  und  weide  wald  und  gefeld  zu  leben 
habt,  und  wfir  dapi  schirm-  und  handbabunk  und  van  weme  haben  solt?  anCwort:  sprechen!, 
wasser  und  weide  tragen  wir  zu  lehen  vqn  got  dem  almechtichen ,   darpi   üoI  uns  imser  gn. 


—     1081      —  Die  Vogtei.] 

verteilt  iind  dann  von  den  Beamten  (Boten)  des  Vogtes  gehoben  ^  Das 
Schutzgeld  dagegen  ^,  für  welches  ebenfalls  eine  Reihe  sehr  mannigfaltiger  Be- 
zeichnungen gebräuchlich  sind  ^,  wird  vom  Vogte  von  vornherein  auf  jeden  ein- 
zelnen Vogtmann  direkt  gelegt  und  von  ihm  individuell  erhoben.  Es  l)e- 
steht  zumeist  aus  einem  Zinskomplex  von  geringen  Geldsummen,  Hühnern, 
Gänsen,  Hafer  u.  a.  m.;  dieser  Zinskomplex  wird  anfangs  von  jeder  Hufe*, 
später  regelmäfsig  von  jeder  Hofstelle  bezw.  jeder  Feuerstelle  (Haushaltung) 
erhoben  *,  und  zwar  nicht  selten  noch  in  Abstufungen,  je  nachdem  die  Feuer- 


h.  ein  erzbischof  zu  Trier  etc.  ein  iedes  dorf  bei  seinem  dorfrecht  schirmen;  darumb  seint 
mir  alle  jares  zu  zweien  terminen,  nemblich  zu  sent  Johans  tage  und  zu  winachten,  unserm 
gn.  h.  verbimden  zu  geben  6  fl.  aureos,  zu  bezahlen  22  ganzer  nach-  p. :  rader-]albus  vor  den 
gülden ,  vor  alle  beschwemus.  Toepfer  1 ,  290,  1357 :  ich  Godevert  van  Spanheim  dun 
kunt  .  .,  daz  ich  Johanne  voit  van  Hunoltzstein  und  herren  zu  Numagen  oder  iman  in  sinen 
wegin  keinerleie  gelt  gold  noch  silber  uf  sin  dorf  Achtilbach  geluwen  hain  und  waz  darzu 
gehorich  ist,  dan  umbe  behulfenisse  und  beschuttenisse  der  armen  lüde,  wan  ich  si 
beschirmen  suldc  umb  einen  pach  zwenzich  mir.  haverin  icrlich  und  daz  gerichte  hoe  imd 
dief  imd  mit  zwein  wagcnen  in  vrundenen  zu  herfst,  as  lang  as  is  Johans  wille  was  und  ist, 
und  daz  ich  vurt  niet  me  da  zu  schaffin  noch  zu  gebiedin  inhatte  noch  inhain  vore  noch 
nach.  CRM.  4,  341,  1476:  die  Gemeinde  des  Dorfs  Glees  nimmt  den  Georg  von  der  Leyen, 
Herrn  zu  Olbrück,  zu  ihrem  Schirmvogt  an  und  verspricht  ihm  deshalb  jährlich  14  Malter 
Hafer  und  2  Weidhämmel.  Honth.  Hist.  2,  474,  1485:  Merzig  giebt  50  gl.  an  pagamente 
bede  oder  schetzonge. 

')  WNiederemmel  1532,  G.  2,  351:  weisen  mir  auch  dem  vogthem,  so  der  monat  mei 
herankompt,  so  het  des  vogthem  richter  die  macht,  daß  er  mag  den  scheffen  gepiethen,  daß 
sie  komen  imd  legen  ime  ein  meischaft  als  von  alters  von  fünf  pfonden,  darunter  nit,  einen 
höchsten  fiinf  s.,  darüber  nit,  und  ieglichem  man  nach  seinem  wert;  wanehe  der  schaff  ge- 
lacht ist,  dan  sal  der  richter  dem  hotten  das  kerb  geben,  und  der  bot  sal  umbgehen  und 
fordern  den  schaff  in  dem  mai;  und  von  welchem  er  den  im  mai  fordert  und  nit  enwirt,  der 
sal  inen  geben  nach  dem  mei  mit  der  boeßen;  und  wo  der  bot  den  schaff  nit  fordert  in  dem 
mei,  da  sal  er  auch  nach  dem  mei  nit  suchen  oder  fordern,  und  so  der  schaft  dermaßen 
gehoben  ist,  so  sol  der  bot  dem  richter  das  kerb  wider  liebem,  und  ist  etwan  in  der 
legungh  des  Schafts  ufgangen,  das  sal  der  richter  liebem  dem  vogthem  halb  und  seinen  ge- 
meinden das  ander  theil.  WFankel  1446  §  1,  G.  6,  535:  dem  vogtherm  zu  alle  jähr  zu 
herbstzeit  sieben  fuder  wein,  genant  bede,  imd  sollen  acht  gemeinsman  zu  Fankel  die  bede 
kerfen  mit  ihren  eiden  auf  die  guetcr,  die  be[dc]gultig  sein,  und  solle  gebe  den  Stab  des 
vogthern  knechten  imd  lasse  sie  die  bede  heben. 

')  Bede  und  Schutzgeld  sind  z.  B.  nebeneinander  genannt  Bd.  3,  182,  u,  1342. 

')  S.  dazu  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  WW.  salvement,  schutzgelt;  femer  MR.  ÜB.  1,  653, 
1168:  3  d.  de  unoquoque  mansu  pro  warandia,  dazu  *Bald.  Kesselst.  S.  329,  1340:  debita 
warandia  vulgariter  dicta  werschaft;  und  WAsselbora  1506  §  5:  ein  Fastnachtshuhn  für 
Vogtrecht 

*)  MR.  ÜB.  1,  653,  1168:  SMartin-Trier  hat  in  Hinkel  und  Girat  bei  Rosport  in 
Luxemburg  die  decima  de  salica  terra  et  3  d.  de  unoquoque  mansu  pro  warandia. 

^)  S.  URheingrafen :  in  Windisse  giebt  quivis  hereditatem  possidens  galetam  vini  et 
manipulum  et  d.  advocato.  Hereditas  ist  hier  wohl  dasselbe  wie  hostart  im  WBarweiler, 
G.  2,  619:  welcher  kirspelsman  auf  einen  freihen  morgen  hostart  bauwet,  derselb  sol  von 
dem  morgen  geben  ein  sum.  rauchhaber  und  domit  denselben  hostart  von  weiterm  last  qui- 
teren.    Ziu:  Veranlagung  nach  Feuerstellen  s.  ULuxemburg  369,  85,  Bazeüle."  pour  le  salve- 

Lamprecht,  Deutsches  Wirtschaftsleben.    I.  69 


[UrmiaiifiTliilikeit  uud  Voglei.  —      1082      — 

sU-llf  ein  (tonzes  oder  sel'i'whenes  Bett  (ein  Ehepaar  oder  eine  verwitwete 
Person)  aufwies'. 

Beide  AhKabeu,  Bede  wie  spezifisches  Schiitzgeld,  sind  wohl  al3  S|)ezieU 
auB  der  VoptheiTschaft,  nicht  aus  der  MarkheiTlichkeit  des  Vo^'tes  resultierende 
TDgteiliche  Eniolumente  aufzufassen.  Hierfür  spricht  einmal  ihre  panz  allgemeine 
Verbreitung  weit  ttlier  die  bis  zu  spezifischer  Markherrlichkeit  erstarkten  Vog- 
teien  hinaus,  dann  die  Möfflichkeit,  ihre  Doppelexistenz  gerade  aus  dem  vog- 
teilichen  Herrschaftsrecht  zu  erklären:  die  Bede  ist  die  Vogteiabgabe  der  Ge- 
samtheit, der  Markgemeinde,  das  spezifische  Sohutzgeld  die  analoge  Leistung 
des  einzelnen  Markgeuossen. 

Aber  neben  Bede  und  Schutzgeld  kommt  noch  eine  Anzahl  von  weiteren 
markgenöpsischen  Vogteileistungen  vor,  welche  sich  überwiegend  nur  aus  der 
Absorption  der  Markselbständigkeit,  speziell  des  niaikgenössischeu  Besteuerungs- 
rechtes  durch  den  Vogt  erklilren.  Hierhin  gehört  schon  das  sog.  Servitiuiii, 
der  Dienst,  die  Veri'fleRwng  des  Vogtes  hei  seiner  Anwesenheit  zum  Markding, 
zu   welcher  auch  die  Futterbede  gehört*,   vor  allem  al>er  eine  Anzahl  von 

ment  [Vogtei]  des  bourgeois  de  cbaacuii  feu  par  an  1  quftrte  d'avoine;  .  .  de  cljascun  feu 
12  Tomoia  petis;  femer  Bd.  3,  182,  ii,  1342;  WBemieh  1462  §  66  u.  67;  Vogteieu  zu  Grei- 
weldingen  nnd  Hütten,  heifsen  nachher  25  furstedc  iind  womingen,  die  itzont  begatten  seint 
mit  luden.  ^VRoden  1484  g  22:  die  Vögle  erhalten  I  vollen  Bester  even,  3  Hühner,  '/n  Gans 
usser  eglichem  huse,  dae  der  mnth  rncht  und  der  cimer  druif.  *ÜSIMax.  1484  Bl.  47  >:  die 
Toigtschaf  {zu  Gostingen)  pertinet  ad  monasterium,  venim  sie,  quod  unusquisque  inhaJiitans  in 
0.  et  ('ondach  teoetur  annue  3  d.  LucenhüricenBea  bonos.  WEttelbrück  1492  g  7:  dem  Vogi 
Ton  jeder  Feuerslelle  3  Hftliner  und  2  Sesler  Hafer;  dies  das  Gewöhnliche,  oder  WFriBingeii 
1541  §  27:  2  Hühner  und  1  voegthcUtnk.  WSchüttringen  1642  g  16;  der  Vogtherr  hat  von 
jedeiEi  ItiLuch  3  Hühner  und  '/i  mir.  Hafer. 

■)  WMorscheid  ISIO,  G.  2,  140;  hat  gerveiet  die  gemein,  das  i.  gn.  junbberm  Wild- 
und  Rcingraven  gein  Bhaunen  ban  fallen  jerliehen  ein  vierzel  babem  und  1  bune  von  einem 
ieklidien  insesser  zu  M.,  ein  widnian  gibt  die  baber  und  das  hoen  nit,  ein  nidfraw  gibt  das 
hun  und  die  baber  nit  ob  der  zins  nit  gereicht  wurt,  so  hanC  die  Wildgraven  macht  üu 
phenden  und  die  phende  macht  mit  inen  zu  füren;  sperret  ieniants  die  tbur,  so  oiogen  sie 
neben  der  tbnr  innen  geben,  deshalben  bat  die  gemein  zu  M.  macht,  wafter  und  weid  im 
Hinderwalde  zu  gebrauchen,  und  sol  sie  nieniants  darin  phenden.  WKrittenaeh-Obemiennig, 
G.  2,  119:  weisen  wir  unserm  bem  diese  vogtrecht,  nemblich  von  jeder  ganzer  ehe  oder  betb 
in  Crittenacher  vogtei  ein  vierzel  baber  und  ein  boi^n;  und  von  jeder  zerbrochener  ehe  oder 
heth  ein  halb  vierzel  baber  und  eiu  halb  hoen;  und  sol  uf  gesinnen  des  meiers  der  amiman 
dieselbe  haber  niessen  und  dem  meier  gutwilligb  über  den  gader  lieferen,  so  doch  ein  frauw 
im  kindetbetb  Eesee,  sol  der  meier  dem  hoen  den  hals  abstechen  imd  der  frauwen  zurUck 
über  den  gader  werfen.  WKöUerthal,  G,  2,  18 :  woe  der  eimer  dnifet  und  der  rauch  nichet, 
igUche  husgesessc  3  d.  3  hunre  '/»  gans,  und  der  wiedewer  half  also  vil,  und  die  wiede- 
werasen  auch  halp;  und  was  xu  den  scheffen  gehöret,  ist  des  frie.  Doch  s.  dagegen 
WHentcm,  G.  2,  111:  das  vogtrcclit  .  .  nemlich  von  jedem  haus,  da  raucli  ufgehet,  es  sei 
ganzes  oder  gebrochen  bet,  V4  ev$n  und  1  hoen;  imd  woneten  2  man  in  einem  haus  bei 
öioem  rauch,  so  geben  sie  nur  ein  vogtrecbt. 

']  S.  WObermendig,  G.  3,  820;  nachdem  daß  der  j unker  solches  thun  solle,  was  die 
nachbaiven  dargegen  zu  ihun  schuldig  seien?  der  junker  (sol  kommen  mit)  dreissigsten- 
halben  pfert,  denselbigen  sol  ein  beimhurger  rauhefoder  geben  vonwegen  der  gemeinden. 


—     1083     —  Die  Vogtei.] 

Vorteilen,    welche   dem  Vogt   in  der  Allmende,  besonders  im  Wald  gewährt 
werden^,  und  die  bisweilen  vorkommenden  markvogteilichen  Fronden^. 

Alle  diese  vogteilichen  Einnahmen  wurden  mm,  entsprechend  einer  im 
früheren  Mittelalter  sich  immer  wiederholenden  finanzgeschichtlichen  Erechei- 
nimg,  mehr  oder  minder  vollkommen  auf  gewisse  Gnmdstücke  radiziert.  Ganz 
speziell  gilt  das  von  den  Haupteinnahmen,  dem  Schutzgelde  und  der  Bede. 
Das  Schutzgeld  war  ja  von  vornherein  auf  die  Haushaltung,  d.  h.  bei  den 
dörflichen  Verhältnissen  des  Mittelaltei-s  im  wesentlichen  auf  jede  Hofstelle 
gelegt^:  diese  Veranlagung  ward  nun  nach  einem  Versuch,  die  Hufe  noch 
zur  Radizierung  zu  benutzen,  seit  der  Schliefsung  der  Anzahl  der  Bedeholden 
mit  spätestens  dem  Ende  des  13.  Jhs.  auch  für  die  Bede  mafegebend  * ;  nur 
selten  steht  neben  ihr  eine  andere  Veranlagungsweise,  z.  B.  im  Sinne  einer 
leidlich  rationellen  Grundsteuer*^.  Und  so  ergiebt  sich  denn  als  Gesamt- 
resultat der  markvogteilichen  Belastung  seit  etwa  der  Höhe  des  Mittelaltei-s 
die  ßadizierung  aller  Leistimgen  auf  bestimmte  Bauenihöfe®:   d.  h.  eine  Ver- 


und  dem  jiinker  mitsambt  seinen  dienern  geben  essen  und  trinken,  wie  das  einem  edelman 
geburt,  und  den  vierzehn  scheffeu  und  einem  frohnen  aus  demselbigen  düppen,  daraus  dem 
Junker  angericht  ist  worden,  mitgeniessen,  dieweil  sie  über  fleisch  und  blut  geurtheilt  haben. 
Vgl.  femer  MR.  ÜB.  3,  297,  1226:  Dietrich  von  Isenburg  ex  quadam  consuetudine  in  villu 
de  Rode  (solitus  est)  annuatim  a  rusticis  ibidem  mansiones  et  agros  habentibus  quandam 
exactionem  in  avena,  que  voderbede  dicitur  vulgariter,  accipere;  s.  dazu  MR.  ÜB.  2,  265, 
1211.  S.  auch  MR.  ÜB.  2,  33*,  1179:  Herimannus,  qui  cognominatur  de  Harraz,  cum 
fratribus  suis  accepta  occasione  ex  advocatia,  quam  tenent  in  Elra,  quoddam  senritium  in 
viUa,  quae  vocatur  Thunechingin ,  de  bonis  aecclesiae  sancti  Nicholai,  quae  est  in  loco  sita 
qui  dicitur  Insula,  annuatim  sibi  persolvi  volebant  in  hunc  modum,  ut  quicunque  advocatia 
potiretur  in  Ehu,  curtim  predictae  aecclesiae,  quam  habet  in  supradicto  loco  videlicet  Thune- 
chingin, in  vespere  octavae  sancti  Martini  cum  quatuor  militibus  intrare  deberet  et  caenam 
in  vespere  et  prandium  in  mane  de  expeusa  bonorum  aecclesiae  supranominatae  ibidem 
sumere.  quod  factum  quia  presumptuosum  fuit  et  iustitiae  manifeste  contrarium,  dominus 
Godcfridus  abbas  in  Sprenkirsbach  tertius  auctoritate  iustitie  et  rationis  reprobavit. 

1)  S.  WSenheim  1304,  G.  2,  431,  cit  oben  S.  318  Note  1,  imd  diese  Note;  femer 
Bd.  3,  No.  213,  1386;   WTeterslahr  a.  d.  Wied  1579,  cit  oben  S.  506  Note  10  (auf  S.  507). 

«)  S.  WOckfen  1325  §  16,  17;  Toepfer  ÜB.  1,  290,  1357,  cit.  oben  S.  1080  Note  5,  auf 
S.  1081;  WWincheringen  1494  §  12,  W'Wiltz  1631  §  17,  beide  cit  oben  S.  436  Note  2. 

')  WSchuweiler  1635  §  17:  daß  alle  vogteien,  so  bewohnt  und  beraucht  werden, 
seien  schuldig  die  rauchhuhner  zu  lieberen,  sowol  die  so  stehen,  als  andere  so  ufgericht 
werden  mögten ;  und  so  sache  were  daß  einiche  vogtei  verfiele,  so  ist  man  keine  rauchhuhner 
zu  liebem  schuldich. 

*)  S.  oben  S.  369  f.,  605,  617. 

'^)  WKesselheim  1551  II  §  1,  G.  6,  615,  Abgabe  an  den  Vogt:  von  ieklichcm  morgen, 
es  sei  acker,  weingart,  wiesen  oder  weicken,  von  einem  inwendigen  10  hl.,  von  einem  aus- 
wendigen 3  hl.,  ausgenomen  geistliche  gueder,  wie  obgemelt  stehet,  ^ird  genent  bedegelt, 
macht  zusamen  jarlichs  sechs  gl.  und  acht  weißpfenningh,  sol  ihme  der  heimburgh  und  ge- 
schworen auf  einmal  liebem. 

®)  Dies  sind  dann  die  sog.  Vogteien,  s.  oben  S.  375,  627  f.,  auch  WRodenbom  1568 
§  3;  WSandweiler  1604  §  59;  \MIellingen  1716  §  23. 

69* 


[GnuiilheiTÜchkeit  uiiJ  Vöglei.  —      1084     — 

anlapiuig  der  markvogteilicben  Lasten,  welche  mit  der  Veranlagung  der  gnmd- 
herrlichen  Lasten  im  ganzen  und  grofsen  völlig  identisch  war'. 

So  niufste  sich  auch  die  vogteiliclie  Erhebungsweise  an  denjenigen  Orten, 
wo  die  Markvogtei  zu  vollster  Blüte  gelangt  war,  der  gnmdherrlichen  analog 
gestalten:  es  rauTste  sieh  ein  VogtTiieieraint ,  ein  besonderes  Vogtding,  ein 
Vogthof  entwickeln;  kurz  die  grundherrliche  FrouhofsverfaBsung  etwa  des  12. 
und  13.  Jhs.  mufste  von  der  Mark\'ogtei  kopiert  werden,  soweit  sie  auf  Kon- 
struktion einer  Zinsaiinahmestelle  hinauslief. 

Das  ist  in  der  That  der  Vorgang,  Zwar  halten  sieh  in  einzelnen  Fällen 
völlig  oder  nahezu  völlig  freie  Gemeinden  unter  Marti-ogtei ",  indes  an  nicht 
wenigen  Orten  wenien  doch  die  vogteilichen  Berechtigungen  ganz  im  Sinne 
der  Grundlierrlichkeit  entwickelt.  Da  findet  sich  denn  als  Vertreter  des  Vogt- 
herrea  ein  Vogtnieier  oder  Achtervogt*  mit  besonderen  von  den  Bevogteten 
zu  zahlenden  Revenuen*,  und  unter  ihm  steht  zur  Einnahme  uuil  Weisung 


')  Haii  vgl.  aufäcr  oben  S.  605  z.  B.  UKh^iiigrnfen :  in  Hilversheim  8  miuisi,  in  quilms 
ringraTins  ailvocatos  est,  dant  IG  mir.  siUginis  Pinguensea  et  i  mr.  Colonienses  bis  vicibus: 
in  lulventii  16  s-,  post  octAvom  epiphonie  proxinia  die  16  s.,  post  pascha  ad  15  dies  16  b.; 
pro  exactione  I  corr.  vini,  et  quilibet  vir  poseidens  oliquid  ex  hU  nifuisis  3  d.  et  oh.  Mogun- 
timrni.  S.  auch  Cod.  Salm.  347,  1474:  in  MeaBerict  15  TOgtheien,  tUenen  jailieha  ein  meier- 
icbwin  von  6  fl.,  13  mir.  frucht  und  ein  half^  halb  körn  halb  kern,  und  13  mir.  haber  und 
an  gelt  28  fl.;  und  icglich  vogtbeie  8  hanen  und  durzu  jars  2  Moeelfarten  vHii  zu  holen  uf 
das  schloß  zu  Malberg,  und  seint  auch  Bust  in  ander)!  schuldig  allen  gepürlichen  dhien^it  tu  tliun 
nach  wißlbomb  der  schetfen  diLa[eIhst],  wie  weit  und  ferre  diu  gerechtigkeit  des  dorfs  gan  ist 
item  in  demselben  dort'Meftseriiii  ein  mueller,  dhientjars  3mlr.  koms  und  1  scliwin  von  3fi., 
2  hoener  und  200  eiger.  Ferner  in  Honachdl  bei  Neuerbui^  drei  vogtheien,  dienent  jerlichs 
6  fl.  und  3  mir.  koms  und  ein  schwin  von  3  fl.  und  3  hoener;  in  Dkkscheit  ein  vogthei, 
dhientjars  2  mir.  nuen  und  11  weißpfemüge,  endlich  drei  vogtheien  zu  Messerieb  zu  leben 
Yon  der  herrecbaft  von  Malberg,  die  jarliehs  dhienen  muegen  umb  die  5  oder  6  fl. 

^  So  Strohn,  Trittenheim  und  Cessingen,  s.  oben  S.  188,  191,  627  Note  2. 

»)  S.  WMastert  1672-82,  G.  6,  532,  g  11,  cit.  oben  S.  173  Note  1;  WBemkastel  usw. 
1358?,  G.  2,  858;  daz  ein  erzbischove  von  Trier  zu  ziden  im  bove  zu  Wintbrich  zu  setzen 
habe  einen  centener  und  einen  buddel,  die  uf  gemeiner  vadien  sitzent,  und  zwene  fiirstere, 
die  di  weide  hutent,  und  die  liirstere  sind  bedefri.  und  der  vaid  habe  daselbcst  zu  setzen 
einen  achtervaid,  der  ein  gemeine  man  si  noch  von  den  richsten  noch  von  den  armesten.  S. 
femer  WGraacb  1586  und  WBiachofsdrobn  1437,  beide  cit  oben  S.  173  Note  7.  Hierher 
gehört  auch  WKenn  14.  Jh.  2.  H.  g  12,  G.  6,  547:  vortme  so  wist  der  scheffen,  daß  da 
ligent  voithovesteden,  die  geldent  dem  voide  wjn,  und  der  boret  zo  her  Gerard  van  Viltze 
jonker  Colin  und  Iren  gemeinern.  und  abe  sach  werc  dat  ein  man  of  den  voitbovesleden 
Beße  und  nit  me  andern  guedes  enhette  und  gebe  den  voigden  iren  win,  so  were  er  scbul- 
dich  eime  voide  zo  Kenne  fiinf  pennink,  und  umb  die  3  d.,  die  der  voit  da  hevet,  darumb  ist 
er  Bchuldich  den  armen  manne  gewolt  und  overbracht  abezodoin,  so  ver  er  das  vermagh. 
Der  Vogt  zu  Kenn  ist  hier  Achtervogt  der  Herren  von  Fela. 

')  WEsmingen  1348  g  1:  die  Vägte  haben  zu  Vogtrecbt  10  mir.  Hafer  10  b.,  der 
Meier  ein  zeitiges  Schwein  und  16  Ib.  Flachs.  Nach  Cod.  Sahn.  347,  1474,  fällt  in  Messeric-h 
von  15  Vogteien  ein  Mcieracbwein,  s.  oben  Note  1. 


_     1085     —  DieVogtei.] 

der  vogtherrlichen  Gerechtsame  ein  Vogtding  ^  Ja  nachdem  die  Vogtei- 
abgaben  zu  Grundzinsen  geworden  waren  ^,  ging  der  Vogt  sogar  dazu  über,  sie 
als  grundhörige  Zinse  anzusehen  und  entwickelte  auf  Grund  dieser  Anschauung 
ein  Obereigentum  an  dem  bisherigen  Allod  der  freien  Vogteieingesessenen.  Zu- 
nächst \\ird  in  dieser  Hinsicht  nur  die  Hinzuziehung  vogteilichen  Zeugnisses 
bei  Übertragung  freien  Vogteigutes  betont®,  aber  bald,  schon  am  Schlüsse  des 
12.  Jhs.,  ist  von  Zustimmung  die  Rede*.  Und  im  13.  Jh.  sind  dann  alle 
hauptsächlichen  Merkmale  des  Obereigentums  vorhanden:  die  Vögte  haben 
ein  Konsensrecht  bei  Übertragung  und  Belastung  von  Vogteigut*,  das  später 
zum  Recht  auf  eine  bestimmte  Übertragungsabgabe  herabsinkt®,  herren- 
loses Vogteigut  fällt  an  sie  heim^,  bei  Eintritt  in  eine  Vogtei  wird  ein  Em- 
pfängnis an  sie  gezahlt®,  sogar  die  ursprünglich  für   unfreie  Grundhörigkeit 


^)  S.  WBischofsdrohn  1437 :  wanne  und  zu  welicher  zit  ein  vaed  sin  vaeddink  zu  Trone 
wiederbieden  wulde  und  des  zu  doin  noit  bette  ungeverlich,  so  sulde  sin  aftervaid  solichs 
eime  zendener  zu  Trone  sagen  und  an  ine  gesinnen,  das  vaeddink  zo  wiederbieden  imd  zo 
erlengen,  und  alsdan  sulde  ein  zendener  wacg.  eime  fronden  furter  gebieden,  das  vaeddink  zo 
wiederbieden  und  zo  erlengen.  Zum  Inhalt  von  vogteilichen  Weisungen  s.  WRemich  1462 
§  40:  es  leit  ein  foudie  und  erbschaft  zu  Ellingen  mit  velden  und  anderen  zugehör,  die 
hörent  in  hoef  zu  R.  und  ist  unsers  gn.  lanthem;  und  ist  auch  schuldich  der  jener,  der  uf 
der  foudien  wonet,  eime  meiger  zu  R.  zu  sinem  gebot  gehorsam  zu  sein  und  alles  das  zu 
thon,  das  ein  burger  im  hof  zu  R.  gesessen  gebure  zu  dhon,  sin  herdpennink  und  herdhuner 
zu  ieclicher  zeit  zu  geben  als  die  fellich  sint;  und  uf  den  felden,  herzu  gehorich  sint,  hait 
unser  her  die  nimte  garb.  Doch  werden  die  Yogtrechte  längst  nicht  immer  durch  ein  be- 
sonderes Yogtding  gewiesen,  s.  WStrohn  [1381]  1510,  6.  3,  805:  were  sach  dat  unser 
schirmeherr  unsers  dorfs  und  kirspels  recht  und  friheit  gern  wissen  wolde,  der  sol  dat  dem 
schulthissen  zu  Strone  verkundigen,  der  sal  die  kirspelslude  verboden  zu  Strone  under  die 
linde,  dar  sal  der  herr  komen  und  fragen,  der  kirspelsman  sal  ine  dae  bescheiden. 

')  S.  dazu  noch  WAuw  1535  §  6:  sol  der  gemein  hoebsman  sich  der  vogdien  vermitz 
liberong  und  handrichong  irer  grontzinsen  geprauchen  und  geneißen. 

»)  MR.  ÜB.  1,  501,  1136:  Abt  Adelb.  von  Prüm  schenkt  an  SGoar  einen  Zehnt 
aus  Biebemheim  sub  testimonio  prefati  loci  advocati  necnon  militum  [3]  ipsius  [d.  h.  des 
Ortes  B.]  liberorum  .  .,  insuper  sub  testimonio  autentico  [so  z.  L]  prenominati  abbatis 
ministrorum. 

*)  MR.  ÜB.  2,  85,  1186:  Verkauf  eines  AUodes  zu  Rachtig  an  SThomas  a,  d.  Kill. 
Actum  est  hoc  publice  super  litus  Musell^  ante  curiam  domini  archiepiscopi,  quam  habet 
Rateche,  Radolfo  de  Mathelberch  et  Heinrico  fratre  eins  de  Burensheim  et  omnibus  villanis 
eorum,  quos  habuerunt  Rateche  et  Celtanc,  assistentibus,  quibus  etiam  advocatiam  ibidem 
simul  tenendo  communiter  dominabantur.  et  hü  omnes  dictis  et  factis  omnibus  domini  archi- 
episcopi assensum  communem  prebuerunt 

^)  S.  Bd.  3,  102,  86,  1293.  Eine  Ausnahme  bietet  WCessingen  1568,  §  5,  cit.  oben 
S.  627  Note  3. 

«)  WAltwies  1693  §  7. 

')  Dieser  allgemeine  Sinn  liegt  wohl  ^VWinche^ingen  1494  §  15  zu  Grunde,  s.  oben 
S.  629  Note  5. 

^)  AVDommershausen  1580  §  7,  G.  2,  210:  ob  es  sach  were  daß  einer  sich  inwendig 
eines  Jahres  in  die  vogtei  kaufte  oder  anstärbe,  oder  wie  es  nahmen  haben  möchte,  der  solle 
auf  den  ersten  dingtag  dahe  stehen  und  vor  den  vögten  empfangen  mit  1  alb.,   und  wan  das 


[Gnindlierrliibkeil  uud  Vogtei.  —     10&6     — 

charaltteristische  Pflicht  der  BesthauptlciRtung  Ififst  sich  fUr  Vogteigut  vereinzelt 
nachweisen'. 

So  gab  es  seit  etwa  dem  Ende  der  Staufcrzeit  keinen  durchgi^eifenden 
Unterscliied  mehr  zwischen  inark^'Ofrteilichem  und  pnindhörigem  Gut  uud  da- 
mit —  da  alle  alten  ijersönlichen  Lasten  der  Unfreien  nahezu  verschwunden 
wai-en  —  zwischen  der  wirtschaftliclieii  Stellung  der  Grundholden  und  der 
uiarkvogt<>ilichen  Leute ;  ja  es  trat<>n  gerade  auf  dem  Gebiete  der  freien  maik- 
vogteilichen  Entwicklung  Formen  besonders  starker  quasigmndhöriger  Ge- 
bundenheit auf,  so  namentlich  in  den  Schaft-  oder  Vogleigtiteni  der  Eifel 
und  des  Hochwaldes*. 

Aber  ^in  Unterschied  mufstc  nach  unseren  bisherigen  Erörterungen  doch 
in  der  Regel  nocli  zwischen  Markvogtei  und  Grundlieirliclikeit  bestehen  bleiben. 
Die  einfache  Gnmdhenliclikeit  bezog  sich  auf  Grund  und  Boden  im  Streu- 
besitz, sie  erhob  sicli  da,  wo  sie  noch  nicht  zur  Markherrliclikeit  geworden 
war,  auf  keinem  territorial  gesclilossenen  Substrat.  Anders  tlie  Markvogtei: 
gerade  fl\r  sie  bestand  ja  von  Anbeginn  der  Bezirk  der  Mark  als  festabge- 
schlossene territoriale  Unterlage. 

Indes  auch  dieser  Unterschied  war  schon  seit  spätestens  dem  13.  Jb. 
nicht  mehr  grunfisätzlich  vorhanden  und  verwischte  sich  in  Wirklichkeit  völlig 
seit  Beginn  des  14.  .Jhs.  IHe  Mark^'ogtei  war  ein  nutzbares  Eecht:  sie  und 
ihre  Revenuen  konnten  im  ganzen  veräufsert  uud  verleimt  werden";  es  stand 


geding  gehalten  ist.  so  solle  der  gericbtsbot  bcnorgeben  und  nifen:  wo  jemand  vorbanden 
vere  wad  in  der  Togtei  xu  tbüligco  hvüe,  der  solle  bervortrelen,  so  solle  ibme  zu  semeiu 
recht,  ilarzu  er  befugt  ist,  geholfen  «-erden.  WEhrenhurg  §  4,  G.  3,  770:  wen  sich  eiuer  in 
dis  geding  kaiifle  oder  anerstOrbe  oder  wie  er  es  bekommen  möchte,  der  sol  es  erstlich 
empfiuigen  mit  einem  hl.  (dem  Vogt)  .  .  alsdan  mit  V>  vierteil  wein  .  .  (den  Lehenleuien). 

")  USJlai.  1484  Bl.  35»,  cit  oben  S.  375  Not«  4. 

')  S.  dazu  oben  S.  653  ff.,  auch  WHellingen  1716  §  6:  alle  .  .  vugteien  und  eine  Jede 
in  particular  seind  ihrem  heiren  mit  schaff  rente  fronen  und  dlensten  unterworfen;  und 
können  die  Untertanen  von  selbigen  guter  am  geringsten  nichst  verkaufen  noch  verteilen  noch 
versetzen  ohne  verwüligung  ihres  scbaffherren ,  und  haben  keine  andere  disposition  darüber, 
als  dall  sie  eins  ihren  kinder,  welches  sie  am  besten  ratsam  erfinden,  mit  erlaubnus  des 
herren  in  die  vogtci  ein[zu]verheuraten ;  und  die  Übrige,  so  von  gem.  vogteien  auf  eine  andere 
Jurisdiction  verbeuratet,  seind  ihrem  herren  den  abkauf  schuldig  zu  bezahlen  nach  gemäßig- 
keit  Wer  zwei  Vogteien  hat,  die  zu  Einern  Gut  zusammengeschlagen  sind,  gieht  doppelten 
Abkauf. 

')  MR.  ÜB.  2,  Nachtr.  1,  c.  1191?:  der  Graf  Emicho  von  Leiningen  ius  precarie  me?, 
quod  ad  me  de  bonis  H.  in  (Vilmar)  pertinebat,  .  .  abbati  lohanni  ecclesie  sancte  Mathi?  ,  . 
in  vita  sua  possidendum  concessi.  MR.  ÜB.  2,  145,  1195,  Urkunde  der  Abtei  AVadgassen: 
accidit  quibusdam  causis  exjgentibus,  comitem  LSdeviciun  de  Sarwerde  udvocatiam  de  Ror- 
bach  ciun  quadam  terra  allodii  sui,  qne  in  confinio  eiusdem  vittc  sita  est,  cuidAui  militi, 
videlicet  Hermanno  de  sanclo  Engelberto,  inradiasse;  nos  vero  ad  redimendam  eandem 
advocatiam  datig  15  talentis  predicto  comiti  fecimus  sustentamen  cum  tali  pacto  subsequente, 
ut  eandem  advocatiam  nulli  in  posterum  vel  ipse  vel  beredes  sui  invadiarent  vel  quoquo  alio 
modo  a  propriis  manibus  alienarent 


—     1087     —  Die  Vogtei.] 

nichts  entgegen,  sie  durch  Befreiungen  einzelner  von  vogteilichen  Lasten  zu 
durchlöchern  ^  sie  zu  zei'sttlckeln  und  zu  zeiteilen^.  Und  wiederum  war  es 
möglich,  zersttickte  Teile  zusammenzulegen®.  Unter  der  andauernden  Einwir- 
kung dieser  im  Laufe  der  Zeit  stets  häufiger  angewandten  Manipulationen 
verschwand  das  tenitorial  geschlossene  Substrat  der  Markvogtei*  —  und  nun- 
mehr konnten  sich  Grundherrschaft  und  Vogtei  in  einzelnen  Fällen  zum  Ver- 
wechseln ähnlich  sehen.  Wirklich  giebt  es  Fälle,  in  denen  höchstens  noch  aus 
den  Titulaturen  die  besondere  Entstehungsweise  urkundlich  vorliegender  Gebilde 
des  14.  und  15.  Jhs.  vermutet  werden  kann,  im  übrigen  aber  ein  völliges 
Durcheinander  von  Grundherrlichkeit  und  Vogtei  erreicht  ist. 

Was  aber  das  Verständnis  der  vogteilichen  Zustände  des  14.  und  15. 
Jhs.  noch  schwieriger,  die  Entwirrung  der  damals  bestehenden  Herrschaftsver- 
hältnisse nicht  selten  unmöglich  macht,  das  ist  der  Umstand,  dafs  sich  neben 
der  Markvogtei  noch  eine  Anzahl  anderer  vogteilicher  Bildungen  entwickelt 
hatte,  welche  schliefslich  alle  der  Grundherrschaft  als  gemeinsamem  Nährboden 
entstammen.    Von  diesen  Bildungen  ist  im  folgenden  zu  sprechen. 

Der  einfachste  Fall,  der  hier  in  Frage  kommen  kann,  liegt  in  der  Vogtei 
über  einen  Grundhemi  mit  schlichter  Grundherrlichkeit,  also  in  der  blofsen 
Fronhofsvogtei  vor.  Eigentümlicher  gestalten  sich  die  Dinge,  wenn  der  Grund- 
heiT  schon  Markherrlichkeit  entwickelt  hat:  in  diesem  Falle  liegt  eine  Mark- 
und  Fronhofsvogtei  vor.    Der  merkwürdigste  Fall  aber  ist   der  einer  Vogtei 

^)  S.  dazu  oben  S.  606  f.,  auch  Lac.  ÜB.  1,  569,  1200;  MR.  ÜB.  2,  245,  1209;  3,  16, 
1213;  18,  1213;  *Kop.  Cardon.  Trier  Dombibl.  Bl.  4i>,  1222  März  4,  fehlt  bei  Goerz  MR. 
Regg.:  Henricus  dei  gratia  comes  de  Seina  .  .  notum  esse  volumus,  quod  cum  habitatores 
ville,  que  vocatur  Winningin,  nobis  soleant  certis  temporibus  ratione  advocatic  precarium 
servitium  exhibere,  nos  ob  remissionem  nostrorum  peccaminum  bona  ecclesie  de  Romers- 
dorph  rogati  ab  .  .  abbate  et  conventu  eiusdem  ecclesie  ex  parte  nostra  et  heredum 
nostrorum  a  talis  servitii  exactione  reddimus  in  perpetuum  absoluta  prescnti  scripto  prote- 
stantes,  quod  si  quis  prefatam  ecclesiam  super  illis  bonis,  que  sunt  in  prefata  villa  sita,  sub 
nostro  nomine  post  nostram  absolutionem  [BL  5  «7  deinceps  presumpserit  molestare,  sc  nobis 
ad  debitam  satisfactionem  obnoxium  reddidisse.  S.  femer  MR.  ÜB.  3,  358,  1228;  449,  1231; 
1405,  1257;  1411,  1257;  CRM.  3,  460,  1359. 

2)  MR.  ÜB.  3,  716,  1241:  Ritter  Reiner  von  der  Brücke,  als  Vogt  zu  Resten,  licen- 
tiavi,  S.  et  heredes  suos  vendere  (ecclesie  Ilimmelrothensi)  aream  .  .,  cuius  ius  advocatie  a 
me  idcm  S.  possidet;  vgl.  hierzu  a.  a.  0.  No.  718,  1241.  MR.  ÜB.  3,  925,  1247:  Graf  Simon 
von  Sponheim  schenkt  an  SPeter-Kreuznach  advocatiam  super  duos  mansos  agronim  in 
Cnicenache,  quam  nobilis  vir  W.  Ringravius  a  nobis  in  feodo  tenebat.  S.  auch  WHellingen 
1716  §  6.  Zum  Eigentum  einer  Vogtei  in  mehreren  Händen  vgl.  ÜMünstermaifeld,  IIs.  Koblenz 
CXIa,  Bl.  48»,  1345,  cit  oben  S.  982  Note  1. 

^)  So  gehören  nach  dem  WHüpperdingen ,  Ilardt  S.  360,  zum  Hofe  Hü])perdingen 
>>  Vogteien  zu  Deiffelt,  3  zu  ülflingen,  5  zu  Stobach,  8  in  Lieser,  1  zu  Heinerscheid. 

*)  Man  vgl.  Toepfer  2,  34,  1379;  WSandweiler  1604  §  90:  daß  derselbig  junker  zu 
Contcm  daselbst  im  dorf  ein  grondmeier  und  gericht,  auch  etliche  eigenleut  und  vogdeien 
habe  .  .  zusamt  die  beide  kremerheuserger.  Witzig  1619  §  18:  die  vogteien  .  .  seint  das 
predigerhaus,  hem  H.  C.  hof,  steinmetzers  G.  vogtei  und  St.  schweinstall,  so  gelegen  hinder 
dem  backofen.    Sehr  lehrreich  ist  auch  Toepfer  3,  152,  1561. 


[Gruiidlierrliclikeil  luid  Vogtei.  —     1088     — 

über  einen  mit  IrainunitJltsrechteii  ausgestatteten  Grundherrn,  also  der  luiniu- 
nitatsvogtei.  Derartige  Vogteien  kommen  aus  spflter  zu  entwickelnden  Gründen 
wohl  nur  für  geistliche  Grundherrschaften  vor,  sie  sind  es,  welche  man  ge- 
wöhnlich als  geistliche  Vogteien  bezeichnet. 

Zunächst  aber  einiges  Über  die  Frouhofsvogtei  und  die  mit  derselben  oft 
aufs  engste  verquickte  Mark-  und  Fronhofsvogtei :  denn  wie  die  Fronhofe- 
grundhenlichkeit  sich  wo  irgend  möglich  mit  dem  AJlmendeobereigentmn,  der 
Markherrlichkeit  kombinierte ,  so  erwuchs  die  Vogt<?i  über  den  Frouhof  iu 
manchen  Fällen  gi-undherrscbaftlicher  Markherrliclikeit  zu  einem  mehr  oder 
minder  ausgedehnten  Vogtrechte  über  die  Mark. 

Die  einfache  Fronhofevogtei  ist  eine  noch  ältere  Erscheinung,  als  die 
soeben  besprochene  freie  Markvogtei:  begreiflich  genug:  das  Bedüifnis  der 
Gnindherren  nach  ihr  nmfs  namentlich  bei  grofser  Entfernung  des  Fronhofes 
von  dem  Sitze  der  Grundherrschaft  von  jeher  ein  ausgesprochenes  gewesen 
sein ' ,  und  positive  Nachrichten  beweisen  die  Thatsache  seiner  Befriedigung 
an  der  Mosel  mindestens  seit  Mitte  des  10.  Jhe, '.  Spätestens  seit  Beginn  des 
11.  Jha.  ist  dann  das  Institut  allgemein  verbreitet;  der  Unterschied  zwischen 
dominium  und  ins  advocatiae  wird  bei  den  Fronhöfen  durchaus  geläufig'; 
Fälle,  in  denen  eine  Vogtei  nicht  existiert,  werden  als  Ausnahmen  bezeichnet* 
und  weisen  später  eine  von  dem  gewöhnlichen  Modus  aliweichende  Verfassungs- 
entwicklung auf". 

Das  Regelmäfsige  war  nun  seit  dem  11.  Jh.  da,  wo  die  Entwicklung  einer 


')  VgL  /.  B.  ClüM.  1,  105,  1132,  s.  auch  oben  S.  901  f. 

')  Frühe  Beispiele  in  Urkunden  der  Moselgegeud  ergeben  MB.  ÜB.  1,  214,  963?; 
249,  976;  2,  S4,  1000;  Lac  ÜB.  1,  105-6,  169,  103S;  CRM.  1,  47,  1044;  MR.  ÜB.  1,  3, 
345,  1056;  Miraeus  2,  368,  1098. 

')  S.  aU  besonders  dentljcb,  wenn  auch  aus  spaterer  Zeit,  MR.  ÜB.  3,  1435,  1256,  cit. 
oben  S.  700  im  Text 

<)Lbc.  ÜB.  1,  86,  139,  1003;  an  Deutz  werden  tres  cuites  geschenkt;  populus 
advocatum  nulluni  habeat  nisi  centurioneni ,  quem  ibi  constitiiit  abbas.  CRM.  1,  47,  1044: 
König  Heinrich  III.  verschenkt  curiam  et  omnia  ad  eam  pertinentia  absque  servitio  et  placilo 
uUius  advocati  zu  Boppard  an  SQuirin-Neufs. 

')  •ULehmen  Hs.  Koblenz  CXI»  Bl.  38*,  zum  SSimeoner  Hof  in  Lehmen  gehört  ein 
Hof  in  Burgen:  una  curia  cum  suis  pertinentiis,  cum  videlicet  domibus  et  una  vinea 
adiacente  eidem  et  reliquis  quibuscumque,  tibera  ab  omni  onere,  que  nee  adrocatis  nee  com- 
munitati  ville  quidquam  lenetur  nisi  unum  puUum  camisprivialem ,  quem  recipiunt  advocati 
pro  defensjone  cnrtis  et  bonorum  ad  eandem  pertinentium ;  et  est  adeo  libera,  quod  si  aliquis 
homicidium  vel  simile  malum  in  villa  vel  in  strata  huiusmodi  committeret  et  in  ipsam  curiam 
fugeret,  pacem  ibidem  habere  deberet:  ad  quam  curiam  pertinent  neinora  rura  et  pascua  in 
einem  völlig  abgegrenzten  Räume,  infra  quoa  limites  nullus  quidquam  iuris  habet,  nisi 
domini  soncti  Simeonis  et  curtarins  curtis  memorate.  (omnia)  bona  spectantia  ad  curtim  .  . 
soivunt  medemam  .  .  Gextam  decimam  garbam  in  campiE,  weiterhin  bat  der  Hof  32  colonos 
sive  feuodarios  .  .  colentea  vineas  .  .  danCes  de  eisdem  median)  partem  .  .  ad  torculare 
curtis  .  .  in  curia  serrantur  4  placita  dicta  dink  .  .  de  iure  earüs  servando  et  debitas 
culturas  vineanun  faciendo.    Emenda:  10  d.  hl. 


—     1089     —  Die  Vogtei.] 

Iininunitätsvogtei  nicht  ändernd  eingegriffen  hatte,  dafs  für  jeden  Fronhof  ein 
besonderer  Vogt  bestellt  war^;  noch  im  13.  Jh.  finden  sich  neue  Bestallungen 
in  diesem  Sinne  ^.  Wo  es  daher  mehrere  Fronhöfe  an  6inem  Orte  gab,  da 
gab  es  auch  der  Regel  nach  mehrere  Fronhofsvögte®,  neben  denen  natürlich 
im  Falle,  dafs  es  kein  Grundherr  zur  Markherrlichkeit  gebracht  hatte,  auch 
noch  ein  freier  Markvogt  bestehen  konnte.  Diese  Einrichtung,  wie  sie  sich 
seit  dem  11.  Jh.  belegen  läfst,  ist  auch  wohl  von  vornherein  die  gewöhnliche 
gewesen.  Das  schliefst  natürlich  nicht  aus,  dafs  bei  kleinen  Grundherrschaften 
vielleicht  nur  6in  Vogt  für  mehrere  Höfe  bestand*,  und  dafs  späterhin,  als 
die  Fronhofsvogtei  wie  die  Markvogtei  ein  nutzbares  Recht  geworden  war. 


^)  Lac.  ÜB.  1,  105-6,  169,  1033:  Pfalzgraf  Hezel  schenkt  einen  Fronhof  an  SGereon- 
Köln,  et  ne  in  iura  cedat  alicna  Tel  pretio  vel  violentia,  sab  advocatia  mea  exnunc  et  dein- 
ceps  heredorum  [!]  meorum  proximorum  tuendam  immobil!  cyrografi  huius  testamento  confir- 
mavi.  Miraeus  2,  368,  1098:  (der  Landesherr)  dedimus  in  eadem  Aquensi  ecclesia  tres 
advocatias,  videlicet  super  .  .  praedium  .  .  Harve  et  super  alia  duo  loca  Loncins  et 
Mandenrelt,  quae  pertinent  ad  praefatam  sanctae  Mariae  Aquensis  ecclesiam,  ea  ratione,  ut 
eiusdem  Aquensis  ecclesiae  praepositus  easdem  advocatias  tres  potestative  teneat  MB.  ÜB. 
2,  132,  1194:  Elias  von  Elz  dignitatem  advocatie,  quam  in  hominibus  et  curte  quadam 
(sancte  Marie  Andemacensis)  in  villa  Trimpze  se  dixcrat  habere  .  .,  remisit  MR.  ÜB.  2, 
261,  1210:  B.  advocatus  curtis  Gladebag  monasterii  Rommersdorfiensis. 

*)  Hennes  ÜB.  2,  302,  1289 :  Hermann  Herr  von  Tomberg  beurkundet,  quod  nos  omnia 
bona  immobilia  et  mobilia  in  pecoribus  nemoribus  pascuis  ac  aliis  bonis  quibuscimque 
virorum  religiosonim  commendatoris  et  fratrum  domus  Theutonice  curtis  in  Muf&idorp  sub 
nostro  recepimus  per  presentes  conductu  et  defensione  speciali;  nolentes  ipsos  fratres  per 
nos  vel  per  aliquos  de  nostris  in  aliquo  casu  ledi  vel  offendi,  quia  ipsos  &vore  prosequimur 
speciali,  quicquid  ipsis  factum  fuerit,  nobis  factum  reputantes.  Von  besonderem  Interesse 
ist  Ann.  d.  bist  Ver.  f.  d.  Niederrh.  44,  93,  (1448X  Kloster  Dilnwald  über  seinen  Hof  in 
Obermendig  gegenüber  den  Ansprüchen  des  Markvogtes:  as  dat  gotzhuß  zom  Doenwalt  ind 
(die)  junferen  an  dit  viu*schreven  goit  wairen  komen ,  do  hadden  si  gekoren  einen  vaet  ind 
einen  beschirmer,  want  id  en  ungelegen  was,  mit  namen  heren  Goedart  greven  zo  Seine ;  ind 
do  der  greve  die  vadie  eine  zlt  gehat,  do  beval  der  greve  ind  gaf  die  vadie  eime  sime 
burchmanne  mit  namen  Giselbert,  ind  die  junferen  ind  gotzhuiß  neit  verwart  enwas,  as  in 
nutzlichen  was,  also  qwam  der  burchman  mit  namen  Giselbert  vurschreven  mit  alle  sinen 
er^'en  zo  Seine  vur  den  greven  ind  die  burch  ind  wart  gededinkt,  da  he  die  vadie  overgaf 
ind  verzeich  mit  alle  sinen  cn-en  ind  den  junferen  ind  gotzhuse  zom  Doenwalde  ere  vadie 
erflichen  ind  ewelichen  in  ere  haut  widderumb  gaf  ind  updroich  ind  den  hof  mit  alle 
sime  zobehoere,  ackerlant,  wingart,  husche,  moelen,  wasser,  weide,  so  wie  he  gelegen 
is;  ind  dit  hait  besiegelt  ein  greve  van  Seine  ind  sin  frauwe  ind  ein  abt  van  Steinfeit  ind 
ein  abt  van  Seine  prelaten  eirs  ordens,  ind  herumb  so  wart  overgegeven  wingart,  zinse,  gense, 
hoenre  zo  Engers  ind  zo  Wiß  up  der  Moesellcn  ind  die  [!]  junferen  sevenzich  mr.  eigens  geltz, 
as  der  breif  daruf  dat  uiszwlst  Gemeint  ist  mit  dem  Brief  eine  Urkunde  vom  8.  Novbr. 
1278,  Korth  Reg.  No.  76  a.  a.  0. 

')  So  gab  es  z.  B.  in  Kärlich  während  des  15.  Jhs.  3  Höfe,  darunter  einen  trierischen 
Hof  mit  einer  Vogtei  der  Herren  von  Eltz  und  einen  Hof  von  SFlorin-Koblenz  mit  einer 
Vogtei  der  Herren  vor  dem  Burgtor  (Mitteilung  von  Herrn  Prof!  Loersch  aus  der  in  Arbeit 
befindlichen  Weistümerausgabe  der  Ges.  für  Rheinische  Geschichtskunde). 

*)  So  bei  SMaria.ad-mart}Tes,  ÄIR.  ÜB.  1,  244,  973. 


[GninilheiTliiihkeit  uud  Vogtei.  —      1000     — 

sich  Veveiniguugen  melirerer  Vogteien  desselben  Gniiwiherrn  in  ßiner  Hand' 
ebensogut  wie  Teilungen  ^iner  Vogtei  unter  mehrere  Häii<le '  finden.  Die  Ver- 
einigung aller  Vogteien  oder  wenigstens  grofeer  Fronhofsvogteikoniplexe  der- 
selben Grundherrschaft  in  öiner  Hand  scheint  aber  häufiger  doch  nur  da  vor- 
gekoniiiien  zu  sein,  wo  sich  eine  Iminunitätsvogtei  entwickelte:  hier  suchte  der 
Innniinitatsvügt  zugleich  sämtliche  Frohnhofsvogteieu  in  seine  Hand  zu  be- 
kommen ",  so  dafs  bei  voller  Entwicklung  der  Tendenzen  des  Immunitätsvogtes 
das  Institut  der  Fronhofsvogtoi  entweder  in  seiner  Seltetandigkeit  völlig  eretickt 
wurde  oder  von  Anbe^n  an  überhaupt  nicht  zm-  Geltung  kam. 

Nun  gab  es  aber  noch  ein  anderes  weitverbreitetes  Institut,  von  welchem  aus 
man,  neben  der  Entstehung  durch  freie  Bestallung  seitens  des  Gnindherm,  die 
EntwicJdung  vou  Fronhofevogteien  hätte  erwailen  können:  die  freie  Markvogtei. 
Mit  der  Markvogtei  war  ja  ohne  weiteres  eine  Verpflichtung  zur  Vertretung  der 
eingesessenen  Markgenossen,  also  auch  der  eingesessenen  Grundheiren  gegeben  * : 
und  diese  ihre  Verpflichtung  konnten  die  Vögte  (ieu  Gmiidhen-en  gegenüber  in 
den  meisten  Fällen  um  so  eindringlicher  betonen,  als  sie  in  ßiner  Mark  fast  stets 
Fronhöfe  mehrerer  Gnindherrsehaften  mit  der  Natm-  der  Sache  nach  sehr  diver- 
gierenden und  deshalb  sich  gegenseitig  schwächenden  Interessen  unter  sich  hatten^. 

Gleichwohl  sind  Fronhofsvogteien  aus  der  freien  Markvogtei  nur  selten 
entwickelt  worden.  Die  Gründe  sind  wohl  darin  zu  suchen,  dafs  einmal  Mark- 
vogt und  eingesessene  Gmndherren  derselben  sozialen  Schicht  angehörten,  eine 
Übervorteilung  also  der  einen  durch  den  andern  auf  Grund  allgemeinen  gröfseren 
Einflusses  einer  Partei  ausgeschlossen  war,  dann  aber  namentlich  in  dem  Um- 
stand, dafs  sich  die  Markvogtei  erst  gegen  die  Wende  des  12.  und  13,  Jhs. 
weithin  entwickelte,  während  die  Fronhofevogtei  schon  seit  Beginn  des  11.  Jhs. 
viel  verbreitet  war :  die  Markvögte  fanden  also  meist  schon  besondere  Fronhofs- 
vogteien vor.  War  das  aber  der  Fall,  so'liegt  es  auf  der  Hand,  dafs  es  den 
Markvögten  sogar  schwer  geworden  sein  mufs,  die  Fronhöfe  ihrer  freien  Mark- 
vogtei auch  nur  im  Sinne  sonstiger  einfacher  markgenössischer  Besitzungen  zu 
unterwerfen. 

')  Lac.  UB.  1,  176,  272,  1109:  Erzbischof  Friedrich  I.  von  Köln  schenkt  advocaliani, 
qu?  mei  iuris  erat,  super  duas  videlicet  curtes  S.  et  R-,  practerea  super  inansos  sex  in  H. 
et  tlnoB  in  V.  pertinentes  omnes  ad  curtim  tuxta  ecclesiam  beati  Severini  sitani.  S.  aucb 
Bertholet  5,  83,  1246. 

*)  WNalbacher  Thal  1532,  G.  2,  24:  die  Stiftsherren  von  SSimeon-Trier  sind  Giiind- 
herren  und  halbe  Vogtherren.  Im  Fall  mehrerer  Vogtherren  war  ^iner  der  zur  Geschäfts- 
fUhnmg  besonders  berechtigte,  s.  z.  B,  WHambach  15.— 16.  Jh.,  g  1:  der  Schelfen  zu  Ham- 
bach  wiat  dat  huigz  zo  Nurberg  einen  rechten  vurdinger  in  dem  hove  zu  Hambach,  die 
ander  hem  sollen  swigen.    Daher  der  Ausdruck  schweigender  Vogt 

=)  Vgl.  vorläufig  MR.  ÜB.  3,  631,  1235:  der  Graf  von  Veldenz  trägt  vom  Stift  Virteii 
u.  a.  zu  Lehen  die  advocatia  abbaue  Tholei  cum  18  curtibus  snis. 

*)  Eine  solche  hatte  ja  sogar  schon  in'freien  Marken  für  die  Markgemeinde  bestanden, 
a.  oben  S.  287. 

5)  S.  u.  a.  oben.S.  697,  706. 


_     1091     —  Die  Vogtei.] 

Und  so  stellt  es  nun  in  Wirklichkeit.  Zwar  stellen  die  Markvögte  seit 
Mitte  des  12.  Jhs.  überall  die  Forderung  auf,  jeder  Fronhof  solle  sich  ihrer 
vogteilichen  Gewalt  unterwerfen:  sie  verlangen  den  Besuch  der  Vogtdinge 
durch  Meier  und  Hofgenossen,  die  Einordnung  der  Fronhofewirtschaft  in  den 
inarkgenössischen  Wirtschaftsplan ,  die  Leistung  von  Servitium  und  Bede  \  ja 
sie  beanspruchen  im  äufsersten  Falle  sogar  grundherrliche  Leistungen*  und 
ein  Beamtenemennungsrecht  für  die  Fronhofsverfassung®.  Aber  sie  setzen  nur 
weniges  von  diesen  Forderungen  durch.  Meistens  sind  die  Fronhöfe  that- 
sächlich  von  der  Markvogtei  befreit*,  ihre  Angehörigen  bleiben  dem  Mark- 
vogtding fem  oder  spielen  in  demselben  wenigstens  eine  gesonderte  Rolle*, 
der  markgenössische  Arbeitsplan  wird  nicht  beachtet*,  die  Bede  des  Markvogts 

^)  Eine  ausgezeichnete  Zusammenstellung  der  meisten  dieser  Forderungen  ergiebt  Bd.  3, 
No.  85,  1265.    Im  übrigen  s.  die  folgenden  Noten. 

«)  MR.  ÜB.  3,  1495,  1259 :  der  Vogt  A.  von  Haybes  zu  F^pin  soll  im  Fronhof  nullam 
talliam  exigere  nee  recipere,  nee  homines  cogere,  ut  ad  domum  suam  veniant  ad  placitandum, 
nee  manum  mortuam  reeipere,  nee  ab  illis  aliquid  petere,  si  pari  vel  impari  conditione  contra- 
xerint  matrimonium,  nee  angarias  petere  excepta  una,  welche  ein  besonderes  Emolument  für 
Nutzbesitz  ist. 

')  Eine  solche  Forderung  liegt  in  den  Bestimmungen  des  WRommersheim  1298,  §  5  und  7, 
cit.  oben  S.  735  Note  4. 

*)  S.  z.  B.  AIR.  ÜB.  2,  224,  1206:  Friedrich  von  Malberg  und  Genossen  behaupten 
das  Vogteirecht  über  die  Himmeroder  Grangien  Hardt,  Siebenbom  und  Failz;  sie  hatten 
advocatiam  super  rusticos  quarundam  eireumiacentium  villanun.  Die  Herren  von  Malberg 
werden  mit  dem  Anspruch  abgewiesen.  *WT.onguieh  1408,  Arch.  Maximin.  8,  34,  §  11: 
retulerunt  .  .  scabini,  .  .  curtem  domini  abbatis  in  Longuich  esse  liberam  haereditarie  semper 
et  onmi  tempore,  et  advocatum  nihil  potestatis  iurisdietionis  praeeeptionis  vel  euiuscumque 
rei  actionis  habere  in  ea;  et  quod  omnes  emendae  in  ea  eedentes  soli  domino  abbati  per- 
tinent,  et  omnes  campi  eiusdem  curtis  dicti  aichten  sunt  liberi  a  praestatione  decimae 
euiuscumque. 

^)  MR.  ÜB.  1,  581,  1154:  ^eclesia  saneti  Trudonis  in  villa  Bredal  curiam  habet 
dominiealem,  quc  libera  fuit  semper  per  onmia.  quam  advocati  eiusdem  vill^  cogere  nite- 
bantur  ad  annalia  sua  plaeita,  que  tertio  placitare  solent  in  anno,  super  hac  causa  multa 
contraria  patiebatur  prepositus  et  villicus  et  lideles  ^cclesi^,  qui  contradieebant  huic  iniusti- 
ti^.  et  cum  aliquotiens  non  sine  dampno  hee  agitaretur  controversia,  tempus  quidem  redi- 
mebatur,  sed  de  pace  futura  niehil  agebatur.  fideles  itaque  ^cclesi^,  quos  amplius  movebat 
hee  violentia  et  iniustitia,  iustitia  dei  et  iudicio  scabinorum  optinuernnt  in  pleno  placito 
presente  advocato  domno  Nicholao,  ut  iura  memorata,  que  iniuste  sibi  asseribebat,  remitieret 
et  curi^  libertatem  suam  recognosceret.  WObermendig  1427,  G.  3,  822:  requisiti  scabini  per 
iiu-amenta  ipsorum,  imde  dependeat  advocato  advoeatia,  unde  habeat  sua  iura,  dixerunt,  quod 
ipse  est  advoeatus  dominorum  saneti  Florini  et  communitatis  in  Mendich  superiori,  quos 
tenetur  tuen  et  defendere,  sed  unde  ab  origine  seu  ab  initio  advocatiam  habeat,  dixerunt  eis 
non  eonstare  [es  ist  aber  fraglos  eine  Markvogtei].  item  requisiti,  qualiter  scultetus  debeat 
sedere  in  iudicio  seculari  prope  tiliam  cum  advocato,  dixerunt,  quod  scultetus  debet  sedere 
a  latere  advocati  tacendus,  et  si  opus  sit  pro  dominis  saneti  Florini,  scultetus  debet  secreto 
informare  advocatum,  ut  intercedat  pro  dominis;  et  quiequid  advoeatus  fuerit  lucratus  in 
))anis  emendis,  tenetur  condividere  seulteto,  maioribus  cxceptis  dampnis. 

®)  MR.  ÜB.  2,  58,  1183,  Springiersbaeh :  fratres  .  .  ciurtem  quandam  in  villa  Travene 
iustissime  possidentes  infestationes  iniuriosas  a  G.  eomite   de  Spanheim   sustinentes  pro  eo 


[Grundlieirlichkoit  und  Vogtei.  —     1092     — 

winl  algekauft'  oder  wenijrstens  fixiert*,  und  Fronhof  und  Meier  erscheinen 
überhaupt  bedefrei  ^. 

So  tritt  denn  zwischen  freier  Maj-kvotTtei  und  Froubofsvogtei  kaum  eine 
Beziehung  in  der  Weise  ein,  dals  ein  Mark\'Ogt  die  Fi-onhofsvogteien  seiner 
Mark  usurpierte  und  mit  seiner  Herrschaft  verquickte  —  vielmehr  werden 
beide  Institute  bis  auf  den  Grad  reinlich  auseinandergehalten,  dafe  der  Mai^k- 
vogt  bisweilen  wohl  gar  von  sich  aus  die  Ernennung  eines  besonderen  Fron- 
hofsvogtes von  den  Grundherrschaften  seiner  Mark  fordert*.  Und  so  ent- 
wickelt sich  deun  die  Froubofsvogtei  völlig  aus  sich  heraus,  ohne  fremde  Zu- 
that  und  Störung. 

Der  Kern  ihrer  Befugnisse  war  natürlich  eben  der,  welcher  oben  als  für 
alle  vogteilichen  Verhältnisse  geltend  nachgewiesen  ist:  Gerichts^ewalt  und 
Kriegsgewalt  für  den  Fronhof  und  den  Fronhofsherm '.    Allein  diese  Funk- 


tantuin,  quoit  eiusdem  curtis  quedain  bona  ipsius  advocatie  terniiniB  iucluderentur  .  .  solli- 
citaverunt  [comitem  de  Reno].  Dereellie  ist  Graf  des  Kröver  Reiches.  Es  wird  vertragen, 
dars  Springiersbach  dem  Grafen  25  mr.  pro  oranimoda  curüs  .  .  libertotc  zahle,  eo  inter- 
dicto.  ne  abbas  vel  de  suis  aliquia  aliqueui  de  eiuadem  advocatie  advocariis  ant  de  ipsoniin 
bonia  ulterius  sibi  attrabcre  tentaret  MB.  ÜB.  2,  173,  1198:  die  Grafen  Heinrich  uiid 
Robert  von  Nassau  erlaseen  der  Abtei  Roiumersdorf  die  Vogteiabgaben  in  Weiss  gegen  eine 
dimnaJige  Zahlung  des  AlAes  von  13  mr.  argenti  .  .  pro  uliqua  possessione  in  rccompen- 
sstionem  resignatorum  comparanda. 

')  G.  .%  802,  1284,  Schiedsspruch  betr.  dotnkapitu] arische  Rechte  ku  Piesiiort:  nee  .  . 
advocatua  nee  honiines  dicte  ville  uliquid  iuria  habent  in  racenib  seu  hengelotis  recipiendis 
in  vineis  .  .  doniinonun,  que  appellantur  pitterin. 

^  MR.  ÜB.  2,  102,  1190:  der  l'falzgraf  bei  Rhein  iieireil  den  RavengiPrslnirger  Kloster- 
hof bei  Diebach  «nd  Manubacli  aU  MarkiTigt'  von  der  Bede  pfegen  Zaliliing  von  4  mr. 
Quodsi  quid  de  curte  et  bonis  hiis  alienari  contigeiit  in  fiitumm,  si  fuerit  in  valore  unius 
mr.,  2  d.  portabit  dicte  precarie  ab  iiuiusmodi  alienati  possessore  .  .  ammodo  persolvendos, 
curti  vero  et  bonis  predictis  de  summa  4  mr.  .  .  in  pcrpetuum  defalcandos. 

')  ME.  ÜB.  3,  313,  1227:  der  Markvogt  N.  de  Oltenges  in  Viviers  viUicum  [eapiluli 
Treverensis]  .  .  ab  omni  exactione,  assjsa,  hospitatione  et  aliis  prestationibus  immunem  et 
liberum  in  perpetuum  consenabiL  MR.  ÜB.  3,  449,  1231:  der  Rittet  WUhebn  von  Spon- 
heim  bat  als  Vogt  von  Boos  Guter  der  Abtei  Disibodenberg  gescliAtzt.  Jetit  festgesetzt: 
bona,  que  bucusque  in  ipsa  villa  per  se  possederunt  [monachi]  .  .,  in  posterum  sine  omni 
advocali  iure  possideant  de  aliis  vero  bonis,  que  qnamvis  .  .  ecclcsie  propria  hominibus 
tarnen  loci  hereditario  sunt  iure  concessa,  ai  prefatus  miles  ius,  quod  in  eis  ratione  advocatie 
habere  se  dixit,  exercnerit  sive  invaserit,  abbas  cum  ecclesia  hoc  ad  preseus  sub  dissi- 
mulalione,  quamquam  scierint,  pertransibunt    S.  auch  Bd.  8,  Ko.  45,  1269. 

*)  MR.  ÜB.  2,  12*,  1171:  der  Graf  von  Salm  und  Wilhelmus  de  Pelra  patronum,  qui 
vulgo  dincvogt  dicitur,  ali  (sancti  Tnidonis  in  Bridal)  curte  ej[ig{u)nt  Aber  der  Erzbischof 
bestätigt  die  Vogteifreiheit  des  Hofes.    Die  beiden  Herren  sind  Briedeler  Marl(vQgte. 

•)  S.  CRM.  1,  105,  1132;  Bd.  3.40,«,  1264;  "WArnual  1417:  were  es  sach  daß  meiger 
oder  Bcheffen  gefangen  wurden,  der  capitel  sol  sie  und  ir  gnt  usgewinnen;  wer  es  aber 
aacbe  daß  sie  ine  nit  gehelfen  künden,  so  sollent  die  sich  lieschrieben  vorbass  an  den  kass- 
fai^  daß  er  ine  beif.  "WAuw  1483,  Arch.  Maximin.  1,  350:  sie  weisent  den  hof  frei, 
soweit  und  breit  der  zirkel  des  hofs  gehet;  und  geschehe  dabinnen  einig  gewalt  oder  over- 
braicht  eime  abt  des  gotsbaus  ader  den  leuden,   das  sal  ein   voit  abseit  abstellen   umb  sin 


—     1093     —  Die  Vogtei.] 

tionen  gewannen  wie  bei  der  Markvogtei  so  auch  bei  der  Fronhofsvogtei  eine 
besondere  Ausweitung,  indem  sie  sich  in  die  Tiefen  der  Fronhofsverfassung 
ergossen. 

Am  unmittelbarsten  lag  dem  Einflüsse  des  Fronhofsvogtes  dem  ganzen 
Charakter  seiner  Gewalt  nach  die  Gerichtsverfassung  des  Fronhofs  offen* 
Konnte  die  Gerichtsgewalt  des  Vogtes  gemäfs  dem  allgemeinen  Wesen  der 
Vogtei  ursprünglich  nui'  den  Sinn  haben,  dafs  der  FronhofsheiT  und  die  Ge- 
höferschaft  als  Ganzes  vom  Vogte  gerichtlich  vertreten  werden  sollten,  so  wurde 
der  Gedanke  des  einer  solchen  Vertretung  inhärenten  gerichtlichen  Schutzes 
doch  ohne  weiteres  auf  das  Verhältnis  zwischen  Grundherrn  und  Gehöferschaft 
selbst  angewendet:  der  Vogt  wurde  zum  gerichtlichen  Schutzbeamten  des 
Gnmdherm  im  Bauding  ^  Demgemäfs  fällt  ihm  alle  gerichtliche  Exekutive 
innerhalb  der  Gerichtsverfassung  des  Fronhofes  zu,  während  dem  Gnmdherm 
gleichwohl   die  GerichtsheiTlichkeit  bleibt*:   nur  selten  bringt  es  der  Vogt 


recht,  als  hemach  geschriefen  volget.  WOberdonwen  1542,  §  43:  die  Vögte  sollen  die  arme 
leute  und  hoifsman  vor  aller  totlicher  gewalt  und  imrecht  schirmen  und  schützen  und  alle 
verhinderongh  abstellen.  WÄIandem  1537  §  7 :  der  Vogt  soll  den  hem  apt  [von  SMaxi- 
min]  .  .  vor  aller  gewalt  und  unrecht  schirmen  hanthaben  und  bi  scheffenwistomp  behalten 
helfen.  WNeumünster,  G.  2,  35 :  alle  die  lüde,  die  da  sitzent  uf  des  gotzhuses  eigen  zu  N. 
und  in  den  dorfen  umb  N.,  die  do  feudige  heißent,  do  sint  die  herren  von  K.  schuldig  die 
lüde  zu  beschirmen  und  zu  behuden  vor  gewalt  und  vor  unrecht,  vor  brant  und  vor  raup, 
und  das  si  nieman  vahe  noch  turne  noch  schetze  noch  schefte,  also  das  si  bliben  sitzen  mit 
genaden  und  mit  frieden,  das  si  mögen  der  eptissen  von  X.  ir  gewonliche  zinse  und  gulte 
geben  und  ir  frunde  zu  aller  der  zit,  als  si  gefellct 

*)  S.  schon  teilweis  die  Citate  in  der  vorhergehenden  Note,  namentlich  aber  Honth.  Hist  1, 
816, 1282,  schiedsrichterliche  Bestimmung  der  Rechte  des  Vogtes  Kobin  von  Kobem  auf  dem 
SKastorshofe  zu  Kobem :  proprietatem  dictorum  curtis  et  hominum  ad  praedictos  decanum  et 
capitulum  pertinere,  et  quod  idem  nobilis  est  advocatus  ipsorum  curtis  et  hominum,  et  quod 
ipse  nobilis  propter  hoc  praedictos  decanum  et  capitulum  defendere  teneatur  in  suis  iuribus 
et  arctare  homines  eiusdem  curtis  ad  solvendum  iura  ipsis  decano  et  capitulo  debita  super 
hoc  ab  ipsis  decano  et  capitulo  vel  schulteto  seu  officiato  ipsorum  requisitus. 

*)  MR.  ÜB.  1,  244,  973,  Urkunde  Erzbischofe  Dietrich:  adieci  quoque  meis  usibus 
comparatam  de  proprio  curiam  in  Vilche  cum  5  mansis  et  tribus  partibus  unius,  croadas, 
arbustum,  terram  salicam;  hec  utique  cum  tanto  integritatis  iure,  quod  ipse  advocatus  nichil 
aliud  ibi  facere  nisi  ter  in  anno  placitum  possidere  ibi  debeat,  abbas  tamen  vel  nuntius  suua 
placitum  inbanniens  duas  partes  de  satisfactionibus  ad  ecclesiam  referat  S.  dazu  MR.  ÜB. 
1,  302,  1030.  MR.  ÜB.  1,  514,  c  1140:  neminem  quoque  ignorare  volumus,  quod  advocatus 
in  Sleiche  nichil  aliud  iuris  habet  nisi  carr.  vini  annuatim  et  tria  placita,  abbas  tamen  vel 
nuntius  suus  placita  inbannire  debet,  et  de  satisfactionibus  ^cclesia  duas  partes  advocatus 
tertiam  accipiet  Bd.  3,  103,  e  f.,  1297;  *WLongmch  1408,  Arch.  Maximin.  8,  88,  §  7: 
retulerunt  .  .  scabini,  quod  advocatus  in  Longuich  debet  deponcre  omnem  violentiam  in 
iudicio  sive  in  i)lacito,  et  quod  propter  hoc  habeat  tertiam  partem  emendarum.  *WAuw 
14^,  Arch.  Maximin.  1,  349:  weisent  sie,  sowanne  dass  das  jahrgedingh  zu  Auwe  gehalten 
werden  sal,  so  sal  ein  abt  zur  zeit  ader  eine  seiner  brüder  van  des  gotshaus  wegen  oben- 
ahn sitzen  mit  einer  stolen  und  ein  voit  mit  wehrhafüger  haut  darbi  sitzen.  WVilich  1485 
§  3:  weisent  fort  u.  gn.  h.  van  Collen  vur  einen  schwigenden  voegt,  und  sal  staen  vur  der 
bank  und  lenen  uf  sein  schwert,  wanne  dat  m.  firanwen  ungebaden  gedinge  gehalten  wirt. 


[Gnmiiberrlichkeit  lunl  Vogi-i.  —     1094     — 

auch  zu  Voi-sitz  uud  Hesning  des  GL'ridites'.  Und  wie  hiennit  der  Hegel 
nach  eine  dem  deutschen  Recht  an  sich  iiuhekannle  Unterscheidung  zwischen 
Gerichtsvorsitz  und  Gerichtszwang  eintritt,  so  wei-den  auch  die  ui-siirünglich 
dem  Gerichßhemi  allein  zufallenden  Früchte  der  Rechtssprechung  geteilt,  ge- 
wöhnlich erhält  iler  GnmdheiT  zwei,  der  Vogt  ein  Drittel  ^.    Eine  Konsequenz 

WOrdorf  156Ö,  G.  2,  292,  Amii.  3:  zu  zeit  haitung  des  jahrgedings  süi  der  vogt  nelient 
liemelten  herm  apt  stehen  und  ein  schwert  in  seiner  hant  iiaben,  dnniJI  schlitzen  und 
schirmen  vor  gewait  und  ilas  recht  helfen  hanthahen.  WBeoh  bei  Echteruach  S  8:  daß  m. 
berr  abt  [von  Editemach]  sol  ein  hof  hau,  darin  soUcn  ätaen  stoel  und  henk,  da  sol  mein 
berr  abt  oder  einer  von  seinetwegen  obenan  sitzen,  darnach  der  vogt  mit  gewappender  band ; 
also  lang  der  vogt  nit  also  sitzt,  roegen  wir  in,  dergl.  auch  meinen  herm. 

'j  iMR.  ÜB.  1.  581,  1154;  der  Vogt  hat  den  Bonn;  'DüsBeld.  St.  A.  PsnL  Or.  21*. 
1189:  advocati  predictp  curtis  [Brodenheim]  annuati  placito  presidenles',  'WDetzem  16.  Jb. 
Trier  Stadtbibl.  Ifde.  No.  1642  BI.  75  b;  wan  ein  jairgedinge  da  sin  sal,  so  sollen  die  voigde 
eiDcn  lichter  dar  stellen,  das  gericht  zu  besitzen;  und  min  her  sal  einen  scbreiber  dae  haiii, 
die  boeseen  zu  beschriben;  ein  votderichter  sal  die  hoiseen  kerben,  welche  boesaen  der 
scheffen  wiset  und  zuget,  die  sint  zwo  deil  mins  herren  und  das  drttteil  der  voigde.  WHeim- 
bacb  1601  oder  1602:  daruf  beUeget  der  vogt  das  gericht.  in  und  an  diesem  gericht  seiiit 
T  acheffen,  under  welchen  die  üirBprecben  genommen  werden,  und  nach  verhonuig  clage  und 
antvrürt  feilen  sie  das  urtel,  nehmen  auch  bisweilen  die  gemeine  hofer  nach  gestaU  der 
Sachen  in  ihren  rat  und  wirt  in  diesem  hofgericlit  nichts  mehr,  dan  was  den  bof  und  seini- 
gueter  und  zngehor,  als  verkaufen  kaufeu  versetzen  ausgehen  ingeben  entphaen  ehumiut  etc. 
belangen  tut,  gehandelt 

ä)  S.  Mit.  ÜB.  1.  244,  973;  302,  1030;  514,  c.  1140;  ^\'Long^ich  1408;  \VDetiem 
16.  Jh.  —  alle  schon  Note  1  citiert.  S.  femer  ME.  ÜB.  1,  214,  963  angebl.,  Otto  n.  thr 
Scbweinbach  (SMaximin):  ut  advocatua,  quem  ipsi  [boniinee]  petierint,  dito  placita  in  anno 
leneat,  et  qiiicquid  ibi  palam  vel  secreto  acqnisierit,  duae  partes  ad  ultare  sancti  Maximini, 
tertia  advocato  cedat.  Die  Teilung  der  fructus  iurisdictionis  ist  die  althergebrachte  zwischen 
Kenig  und  Grafen,  s.  Cap.  783  c.  5.  Im  tlbrigen  s.  zur  Detailausbildung  der  Gericbts- 
eimiahmen  unter  vogteilichem  Einflufs  noch  MR.  ÜB.  2,  4*,  1170:  qiiicquid  iure  placitando 
acquiritur,  sie  dividatur,  ut  duc  partes  (dem  Grundherrn),  tertia  cedat  advocato.  in  queri- 
monia  vero,  quc  non  sentcntia  sed  consilio  deciditur,  quicquid  in  compositione  offertiu',  eque 
inter  eos  dividatur.  MR.  ÜB.  1,  214,  963,  Otto  11.  flir  Schweinliach ;  si  in  placito  advocati 
ciilpahihs  inventus  fiierit  aliqms  de  ipsa  familia,  non  plus  quam  quinque  s.  solvet,  qui  lero 
omnino  pauper  est,  nntmi  tantum  s.  et  non  plus  dabil.  Per  Grund  fili'  diese  Begrenzung 
erhellt  aus  Honth.  Hist  1,  816,  1282:  quod  ipsi  honiines,  qui  sie  compulsi  iiierint  per 
(advocatum),  ipsi  (advocato)  tenebuntur  ad  emendam,  quae  ememla  non  debet  excedere  quan- 
titatem  census  ipsis  decano  et  capitulo  debiti.  Nachlafs  an  Bufsen  kann  nur  der  Grundherr, 
nicht  der  Vogt  aussprechen,  s.  G.  8,  802,  1284,  Schiedsapruch  betr.  Rechte  des  Trierer  Dom- 
kapitels zu  Piesport;  advocalus  in  dicla  curte  penitus  nihil  iuris  habebit.  nist  tribus  vjcihus 
in  anno,  quando  tenebit  suum  placitum,  quod  dicitur  Milgariter  vronegedinge,  habebit  quin- 
que s.  Treverensium  d.,  si  iusütiam  fecerit  de  iudicatis  dominis  et  curtario  predictis,  nee 
dictus  advocatus  aliquid  iuris  habebit  in  remittendo  cmendas,  nee  [wohl  auch  nisi  zu  I.]  quantum 
ipsom  pro  sua  tertia  parte  contingunt  *\VAuw  1483,  Arch.  Maximin,  I,  350:  sie  wiesent,  dass 
wanne  eine  buesa  in  dem  hof  vermacht  oder  verwiest  wurde,  da  sol  ein  scholteiss  van  sant 
Maximin  behalden  die  zwo  deilen,  und  dem  valde  geben  das  drittheil;  und  were  sach  dass  der 
scholteiss  vorg.  nit  enhoefe,  so  sal  ein  vait  auch  nit  haben.  'WBisingen,  Arcb.  Maximin. 
1,  1288:  de  Omnibus  emendis  ibidem  cedentibus  habet  dominus  duas  paites  et  feudales  tertiam 
partem,   potestque  dominus  remitiere  et  totaliter  quittare  emendas  ad  libitum,   si  volnerit. 


_     1095     —  Die  Vogtei.] 

dieser  Stellung  im  Bauding  ist  es,  wenn  der  Vogt  Meier  und  HofschöfFen  in 
ihr  Amt  einweist  bezw.  einzwingt ^  —  ein  Recht,  welches  unter  Umstunden 
bis  ziun  Emennungsrecht  der  Fronhofsbeamten  gesteigert  werden  kann  ^.  Eine 
fernere  Konsequenz  ist  es,  wenn  der  Vogt  auch  den  einzelnen  Gehöfein  gegen- 
über eine  bestimmte  direkte  Zwangsgewalt  ausübt®,  namentlich  die  ginind- 
herrlichen  Zinse  und  Fordenm^^en  von  ihnen  unmittelbar  eintreibt*. 


etiam  contradicentibus  feudalibus.  sed  si  sublevaverit  emendas,  tunc  feudales  habent  tertiam 
partem.  —  Bisweilen  hat  der  Vogt  vom  Bauding  überhaupt  keine  Einnahmen,  s.  WKenn 
14.  Jh.  2.  H.  §  10,  G.  6,  546:  dat  unse  hem  ein  fri  buweding  mugent  halden  alle  jare 
dichter  sent  Martins  dach,  wanne  si  willent,  abe  is  noit  were,  dat  iet  brechens  were  ain  be- 
zalong  irer  frier  zinse,  ader  in  iet  bresten  were  ain  irem  frien  brule  ader  ain  iren  frien 
aichten,  so  mugen  si  dama  dingen  in  irem  frien  buwedinge.  und  was  boißen  sich  da  erfielen, 
die  da  uisgedragen  wurden,  die  sint  uns  hem  alleine,  und  die  vuede  enhaint  bisher  nit  daain 
gehatte,  daß  uns  wißlich  si.  S.  dazu  WLonguich  1408,  Arch.  Maximin.  8,  33,  §  8,  cit  oben 
S.  705  Note  1. 

^)  Honth.  Hist.  1,  816,  1282:  quod  idem  (advocatus)  habet  installare  seu  in  sedem 
ponere  scabinatus  scabinos  de  novo  creatos  ipsius  curtis.  et  quod  ipse  scabinus  installatus 
propter  hoc  debebit  eidem  nobili  solvere  quoddam  ius  quod  banveirtel  vini  appellatur  vel 
loco  eins  d,  summam,  quae  sex  d.  usualis  monetae  non  excedet.  WVilich  1485,  G.  2,  657: 
wanehe  der  vaet  einen  scheffen  sal  inleiden,  so  sal  der  vaet  den  scheffen,  der  meinre  gn. 
frauwen  geeidt  und  gehult  ist,  nemen  mit  der  band  und  setzen  den  scheffen  in  die  bank  und 
in  den  ban  und  freden,  den  der  schultiß  von  unser  gnedigen  fr.  wegen  gethaen  hat;  und  in 
dem  ban  und  freden  sal  der  vagt  den  scheffen  schirmen,  nu  und  wan  das  noet  geburt  ind 
darfur  anroeft.  WNeumiinster ,  G.  2,  34:  wanne  der  meier  [der  Äbtissin  von  N.]  wirt  ge- 
machet, so  sol  er  gen  zu  Kirkel  zu  den  herren  von  Kirkel,  und  sol  es  in  sagen,  das  er  der 
eptissen  meier  si,  und  sol  si  bidden,  das  si  im  helfent  und  ime  gewalt  abedunt.  wer  im  nit 
gehorsam  wolte  sin  zu  irem  anibacht  von  den  zinsen  und  von  der  gölte  und  von  dem  rechten, 
das  do  gefallen  sol  von  dem  vorg.  eigen  .  .,  das  sollent  die  herren  von  Kirkel  dem  meier 
helfen,  herumb  so  git  eine  eptissen  von  N.  alle  jar  den  herren  von  K.  15  s.  d.  Will  der 
Meier  das  Amt  nicht  übernehmen,  so  sollen  ihn  die  Herren  von  K.  twingen  mit  der  büßen, 
das  er  das  am])acht  neme  von  der  eptissen  und  ir  gehorsam  si;  und  auch  von  den  sieben 
scheffen  also,  wer  der  eptissen  nit  gehorsam  wolte  sin. 

2)  S.  die  letzten  Citate  auf  S.  774  Note  4;  femer  MR.  ÜB.  8,  291,  1226,  cit.  oben 
S.  773  Note  2;  auch  WLosheim  1302  §  5,  cit.  ebda  Note  3. 

«)  MR.  ÜB.  2,  Nachtr.  2,  1192—1200,  cit.  oben  S.  774  Note  4;  auch  WJrrl  1669  §  1: 
dem  Abt  von  Echtemach  wird  gewiesen  ein  freier  hof  und  darin  7  schöffen,  auch  ein  vogts- 
meier  bei  meines  herm  meier,  ob  es  sach  were  daß  sich  ein  man  misbraucht  und  nicht  ge- 
horsamb  were  meines  herm  meier,  sol  der  vogtmeier  bezwenklich  machen,  daß  er  gehorsamb 
sei  meines  herm  meier. 

*)  S.  Urkunde  von  1333,  .Vrch.  Maximin.  2,  377,  cit  Bd.  2,  654  Note  1;  *WDetzem 
16.  Jh.  Trier  Stadtbibl.  Ifde.  No.  1642,  Bl.  75^:  wan  die  jairdinge  und  wisunge  us  sint,  so 
sal  min  her  mit  sinen  breifen  vorfaren  und  die  boessen  forderen;  und  sal  er  zwo  deilen 
halden  und  den  voigden  das  dritteil  geben.-  woe  si  nit  enwerdent,  da  sullent  die  voide  nahe- 
nden und  die  boessen  den  angewinnen,  und  sullent  mime  herren  von  sant  Maximin  zwo 
deilen  geben  und  sullen  si  das  dritteil  halden,  und  das  gericht  damit  sweigen.  WMersch 
1542  §  6:  erhält  der  Meier  des  Abts  von  SMaximin  die  Herdpfennige  nicht,  so  soll  der 
Vogtmeier  die  Widersässigen  fiu*  den  Abt  pfänden.  Eigentümlich  und  besonders  ausführlich 
ist  MR.  ÜB.  1,  345,  1056,  SMaximin,  cit  oben  S.  1040  im  Text   Die  Einrichtungen,  welche 


[GnmdherrliclikciC  uad  Vogtti. 


1096     — 


Alle  diese  Thätigkeiten  auf  Gnind  von  Einiiiischimg  iu  die  Geriehtever- 
fagsung  gabeu  nun  dem  Vogt  eine  direkte  Beziehung  z«  sämtlichen  GehÖfem, 
welche  iiu  Wesen  iler  Fronhofsvogtei  ohne  weiteres  nicht  hegillndet  war. 
Nicht  mehr  der  Vogt  des  Frouhofes ,  vielmehr  der  Vogt  jedes  einzelnen  Ge- 
höfers  schien  er  jetzt  zu  sein'. 

Wie  aber  die  Thätigkeit  im  Bauding  dem  Vogt  grofsen  EinÜnfs  in  der 
grundhörigen  Gerichts-  und  Personalveiiassung  vei'schalFU',  so  brachte  ihn  der 
Bezug  gewisser  Emolimiente  zum  Entgelt  für  seine  Thätigkeit  sofort  in  genaue 
Berührung  mit  der  Wirtschafts-  und  Gttterverfassung  des  Fronhofes. 

Diese  Emolumente  waren  im  wesentlichen  dreifacher  Art.  Sie  bestanden 
im  Genüsse  eines  bestimmten  aus  den  Fronhofspertinenzen  ein  für  allemal 
überwiesenen  Grundbesitzes',  in  einem  Servitium  an  den  Dingtagen  und  in 
einer  Bede  bezw.  einem  Schutzgeld.  Dabei  war  es  nicht  nötig,  dafs  alle  drei 
Formen  bei  jeder  Fi^onhoisvogtei  entwickelt  waren;  in  der  Regel  aber  be- 
standen doch  wenigtens  Servitium  und  Bede. 

Das  Servitium  begriff,  wie  das  Markvogteiservitium ,  den  Vei-pflegui^s- 
und  Herbergsdienst  für  den  Vogt  und  sein  Gefolge^  während  fler  Dingtage; 
es  war  der  Kegel  nach  fest  begrenzt*,  umfafste  teilweis  sogar  Bekleidungs- 


sidi  liier  vorfinden,  sind  früilicti  derari,  ikfs  sie  nur  in  einer  grofsen  Cimndherrechait  fie- 
troffen  werden  konnten. 

')  MR.  ÜB.  2,  34,  lOOO;  neti  eintretende  Pinaulne  Geliöfer  sollen  stehen  sub  mundi- 
biirdio  et  defensione  .  .  advocati  sancti  Maiimini,  siciit  cetcri  homines  de  E?erlingft. 

»)  S.  namenüicli  Trier  Stadtbilil.  23,  Cod.  1,  Bl.  112b,  SMiiriii  ad  niartiTea,  13.  .Ih. 
2.  H.,  du  oben  S.  795  Note  6;  femer  MR.  ÜB.  2,  2G1,  1210:  raonaateriiun  quoque  ailvam 
iHiaiidam  .  .  B— i  contradidit ;  WWelliögen  1582,  G.  2,  474:  inljei  sal  der  vogt  finden  eine 
freieigene  scheferci  und  eine  laufende  milhl  auf  sanct  Peters  eigen  und  nirgend  mehr. 

ä)  WLosheim  1302  g  5,  ciL  oben  S.  773  Note  3.  Dieser  Verpflegungsdienst  war  für 
alle  Arten  von  Richtem,  auch  die  Grafen,  hergebracht. 

*)  S.  z.  B.  MR.  ÜB.'  2,  Nachtr.  2,  1192—1200:  in  placito  annuali,  quod  solet  celebrari 
poBt  natale  domini,  hec  dabuntur  advocato,  videlicet  4  mensur^  aven^,  .  .  et  4  mensuras 
tritici  .  .  et  8  aext  siligiuis  et  12  scxt  vini  .  .  dimidiani  Ib.  piperis,  6  denariatas  piscium. 
in  aliis  autem  duobus  uinalibus  placitis  nullum  aliud  advocato  dabitur  servitium  nisi  sex 
denariate  piscium.  Das  USMax.  12.  Jbs.  ergiebt  u.  a.  folgende  vogteiliche  Scrritia  tllr  je 
ein  Ding: 


Ort 


USMax.  S. 


d. 


Scbuttringen  , 

Muthfort 483  40 

Feulen 435  12 

Schönberg  ....  435  24 
Heisdorf  .   .    . 

Mersch 437  14 

.\ua  späterer  Zeit  s.  WBesch  1541 


-_     1097     —  Die  Vogtei.] 

gegenstände,  Socken,  Schuhe,  Stiefeln,  Beinbergen,  Pelze,  Mäntel  ^  —  wie  denn 
der  mittelalterliche  Beamte  in  seines  Herrn  Kleidung  stand  — ,  und  wurde 
später  gern  in  Geld  abgelöst^  oder  sonstwie  noch  stärker  als  bisher  fixiert, 
da  seine  Erhebung  in  vielerlei  Gegenständen  dem  Vogt  häufig  Anlafs  zu  Er- 
pressungen gab®.  Das  Servitium  war  der  unmittelbare  Entgelt  für  die  An- 
wendung der  vogteilichen  Gerichtsgewalt,  es  konnte  deshalb  vom  GrundheiTn 
zurückgehalten  werden,  wenn  der  Vogt  seiner  Pflicht  nicht  nachkam*.    Eben- 


^)  MR.  ÜB.  2,  185,  1200:  Eberhard  von  Grenzau  verzichtet  auf  2  paria  cothumorum 
ratione  advocatie  ex  ciirti  dominorum  de  Lacu  in  (Bendorf),  vgl.  dazu  CEM.  2,  337,  1290. 
S.  femer  Bd.  3,  71,  2»,  1276,  auch  oben  S.  787  Note  4.  Eine  Börse  als  Abgabe  aus  dem 
Hofe  Rtibenach  an  die  Herren  von  Isenburg  in  *Distr.  SMax.  pro  pensionibus  15.  Jh.  4.  Viertel : 
novam  bursam  valoris  6  vel  8  hl. 

«)  MR.  ÜB.  3,  81,  1218 :  der  Vogt  des  Rommersdorfer  Hofes  Gladbach  soll  zufrieden 
sein  dimidia  mr.  Coloniensis  monete,  .  .  nullum  aliud  servitium  vel  emolumentum  aut  com- 
modum  quomodolibet  perceptunis.    S.  femer  Bd.  3,  103,  lo,  1297. 

8)  *Düsseldorf  St.  A.  Pant  Or.  28,  1189:  Abt  Heinrich  von  SPantaleon  legt  einen 
Streit  mit  den  Vögten  von  Brodenheim  consilio  Cunradi  abbatis  sancti  Maximini  et  aliorum 
amicomm  suonun  bei.  Advocati  predict^  curtis  annuali  placito  presidentes  a  predicto  ab- 
bate  .  .  servitium  indeterminatum,  vel  pro  servitio  quantum  ipsis  placebat,  exigere  consue- 
verant,  soweit,  ut  curtim  et  omnia  nascentia  in  suas  abusiones  iam  scntentiassent  Der  Abt 
giebt  ihnen  behufe  Feststellung  eines  festen  Zinses  15  mr.  und  erhält  accedentc  .  .  sententia 
curtis  et  scabinorum  die  Bewilligimg  des  tale  servitium,  quale  scabini  intervenientc  sacra- 
mento  dandum  assererent  Die  Vögte  —  die  Vogtei,  ursprünglich  dem  Grafen  von  Sayn  gehörig, 
war  geteilt  —  erhalten  demgemäfs  in  quolibet  annuali  placito  4  s.  Colon.  .  .  et  ut  hoc  ex 
sententia  curi<?  et  scabinorum  robiu:  haberet,  scripto  confirma[tum  est]  in  perpetuum  ad 
cautelam  fiituromm.  *Lib.  aur.  Eptemac.  Bl.  107  ^ ,  1209 ,  Urkunde  Erzbischof  Dietrichs 
von  Köln:  conqucrente  in  nostra  presentia  Godefrido  abbate  Eptemacensi  de  Siberto 
advocato,  qui  ei  dampna  intulerat  ad  22  mr.  et  tritici  30  mir.  et  70  avene,  villicum  ceteros- 
quc  curtis  homines  Bliderke  dampnose  molcstaverat ,  nos  ad  precavendum,  ne  in  posterum 
monasterio  Eptemacensi  a  Siberto  eodrm  et  suis  succcssoribus  advocatis  dampna  similia  aut 
graviora  possent  subnasci,  talem  pmdentium  virorum  consilio  adinvenimus  et  ordlnavimus 
compositionem  inter  abbatem  et  advocatum:  quod  abbas  singulis  annis  tribus  certis  tempo- 
ribus  CO  die,  quo  ailvocatus  suum  legittimum  sicut  dicitur  vogitdinc  habitums  est,  in  eadem 
villa  ipsi  advocato  dimidium  mir.  tritici  et  integrum  avene  assignabit  tantum,  [Bl.  108  a] 
et  idem  faciet  in  perpetuum  advocatis  ipsius  successoribus  et  non  amplius,  ceteris  omnibus 
abbati  et  monasterio  salvis  et  consenatis.  ipse  quoque  advocatus  vel  successores  sui 
advocati  villicum  abbatis  in  nullo  gravabunt,  nee  exactionem  in  ipsum  exercebunt  sie  autem 
se  geret  advocatus  quicumque  predicto  contentus  beneficio  circa  homines  curtis  huius,  quod 
nuUam  possint  de  eo  habere  materiam  conquerendi.  pretercA  fide  data  firmiter  promisit 
idem  advocatus,  hec,  sicut  sunt  preordinata,  se  fideliter  observaturum ,  insuper  excepit  in  se 
excommunicationem,  ut  si  hec  infringeret  et  commonitus  infra  15  dies  abbati  non  satisfaceret 
sine  citatione  i)romulgar(^tur  in  eum  sententia  excommunicationis ,  et  predictas  mr.  22  cum 
30  mir.  tritici  et  70  avene,  que  abstulerat,  in  penam  sui  excessus  exsolveret 

*)  MR.  ÜB.  1,  345,  1056,  SMaximin :  advocati  autem  servitia  in  curtibus,  in  quibus  iure 
dabuntur,  cum  villicis  et  scavionibus  accipiant  et  non  emittant  vel  vendant,  quia  ad  hoc  eis 
donantur,  ut  quicquid  abbati  vel  familio  adversitatis  contigerit,  corrigant:  quod  si  non 
fecerint  et  bis  vel  ter  [aliquid  in  agris  aut  vineis,  unde  dampnum  habet  abbas  aut  familia: 
fehlt  1112]  [in  illomm  placitis  ex  parte  abbatis:  Zus.  1112]  eis  accusatum  aut  denuntiatum 

Lamprecht,  Deatichey  Wirtschaftsleben.    I.  70 


IGniutlherrlichkeii  iind  ^'ogtei,  —     1098     — 

deshalb  aber  koiinb?  der  Grundherr  die  Lieferung  des  Senitimns  nicht  aus 
der  Hand  ^elien,  etwa  gar  auf  die  Grundholden  abwälzen  und  auf  die  dienen- 
den Hufen  radizieren;  vielmehr  wurde  geraile  diese  Abp;al>e  bis  in  spätere 
Zeit  hinein  der  Regel  nach  vom  Grundherni  bezw.  dessen  Vertretern  direkt, 
wenn  auch  in  verschiedenen  Fonnen,  geleistet'. 

Anders  die  Bede.  Von  ihr  war  gerade  der  Grundherr  und  alles  Fron- 
ho%iit  frei  *.  sie  wurde  nur  von  den  Gmndholden  geleistet.  Und  zwar  in  ältester 
Zeit  und  hier  und  dort  auch  spilter  als  Kopfsteuer".    Daneben  alier  kam  bald 

fuerit,  et  non  correxerint,  aerviüo  eos  abbaa  conslriDgai,  dooec  ea,  que  in  prioribus  binis 
aul  tribus  placitia  acciixatA  sunt,  ad  coirectionem  perducant.  Calmet'  2,  389,  1179,  für  Busen- 
dorf:  fainitie  quoi^ue  ejiisdcm  cccle^ie  nuper  libertaii  dedita«  quia  iii  omnibus  succiureri! 
tomporalibiis  occuputuB  noii  polerat  [der  Stifter  der  Abtei],  advocatos  tali  ronditione  prepoeuit, 
ut  iniiiriog  illius  tarnquam  prnpriaa  defendant  nei;  aliquid  ab  illa  (^absque]  constitutione  subscripta 
extorqueatur:  ter  in  anno  ascitus  al)  abbate  ad  curiam  cum  uno  socio  et  famulis  3  adrocatus 
venial,  quem  abbos  nocl«!  prima  hooeste  procurabit.  sequenti  iiice  ubi  ad  placitandum 
sederint,  quidquid  iiidicio  scabinonuii  requiBituui  fiiprit,  2  partes  abbatis  eruDt,  tertia  cedet 
advocato.  ai  vero  Etatuto  («rmino,  hoc  est  post  epiphaniam,  post  octavam  pasche,  post  sol- 
stitium  estivale  adrocatus  ad  placitandum  Tenire  supersederit  et  corngeoda  non  correxerit, 
nihil  ab  abbate  serritii  rraipiat. 

')  MB.  ÜB.  1,  2U,  963,  Otto  Ü.  fllr  Schweinbach:  ad  ununi  vero  placitum  villicus 
sdvocftto  pro  aervitio  dabit  30  d.  aut  Bervitium,  quod  raleat  30  d.,  ad  aecundum  qiioqur 
ptacitum  tantuni  semtii  dabit  illi,  quantum  ad  primum  et  non  plus.  MB.  DB.  2,  4*,  1170; 
ad  placila,  qiiibus  ter  in  anno  presidet  advocatus,  non  exigat  expensam  servitii  ab  hotninibris. 
sed  (der  Grundherr)  ad  singula  duas  uncia.s  ei  aolvat.  MB.  ÜB.  2,  127,  1192:  cum  dominus 
G.  generali  placltu,  quod  appellatur  toiddiuc,  presideat,  abbas  .  .  aervittum,  quod  uppellaitir 
voiddinist,  super  sedeni  tr{{>et{am  ponat,  iic  nliqua  exactio  eiusdem  servitii  in  abbaii-iii 
amplius  cadat,  quicquid  indo  accidat.  C'Ril.  3,  501,  1365:  Simon  vor  dem  Burgedor  Wepe- 
link  ist  Vogt  des  FloriniBchen  Stiflshofes  za  Kärlich.  Als  solcher  hat  er  die  Bechte,  daz 
der  pecliter  dez  vorg.  hoves  alle  jar  schuldigh  ist  zu  geven  na  oisteren  '/i  mir.  weises, 
'/i  mir.  komis,  1  mir.  haveren.  der  scholtheisse  des  voi^.  hoves  ist  scbuldich  alle  jar  zu 
geven  1  eimer  wines  zu  schanke  u.  a.  m.  S.  dazu  a.  a.  0.  620,  1390.  "WAuvr  1483,  Arch. 
Maximin.  1,  349:  der  [Vogt]  sal  mit  sinem  vogel  und  hunden  reiten  kommen;  und  sal  da  of 
dem  hof  ein  hofniao  ader  acholteiss  des  gotshaus  die  apise  gestalt  hain,  als  erbaren  leuden 
geburt.  "WLintgen,  Arch.  Maiimln.  9,  240  g  12:  wist  der  scheffen,  dass  die  voide,  den 
mins  hem  ambtman  oder  meier  die  vorg.  even  und  petiningh  liebereu  müsseot,  dass  sie 
davan  scbüldigh  sint  zo  eime  igllchen  jairgedingh  bi  der  duerc  zu  stain  und  huedeu.  dass 
idermann  mins  herren  gericht  gehorsam  si.  S.  auch  WMandem,  Arch.  Maximin.  9,  237,  ciL 
oben  S.  765  Note  1  (auf  S.  766). 

*)  WNiederemst  1584  G  3,  807:  wie  man  die  berrnguter  hanthaben  solt?  antw.  der 
lehnman  <md  weisen  der  ehrw  fr  guether  frei  im  felde,  aus  dem  felde,  frei  in  dem  hofe,  aus 
dem  hofe,  frei  auf  ketaerhche  straB:  wer  den  gerecbtigkeit  darzu  hat,  der  mags  gesinnen. 
•WDeUem  16.  Jh  Tner  Stadtbibl  Ifde.  No.  1643  BI.  75»':  so  wisent  si  vierteil-  fimftheil- 
gute  und  lehengute  und  mins  berren  aptz  hovegude  fri  aller  voide.  S.  auch  M'Bomniei-s- 
helm  1298,  G.  2,  519,  cit   oben  S   762  Note  4,  und  dazu  Bd.  3,  80,  §  4,  1280. 

')  MB.  ÜB  1,  214,  96d  Otlo  ü.  fiir  Schweinbaeh:  faroilia  autem  per  annum  advocato 
dabit  unusquigque  eonmi  unum  manipulum  et  unum  denarium.  'WDelzem,  Trier  Stadtbibl. 
Ifde.  No.  1642  Bl.  75 1>:  sullent  die  voide  minen  herren  schirmen  und  alle  gewalt  abeUioen 
also  weit,  als  das  gericht  geit,    item  umb  des  schirmes  unnd  friheit  willen  so  bait  min  her 


_     1099     —  Die  Vogtei.] 

noch  eine  Veranlagung  nach  Häusern  bezw.  Feuerstellen  auf  ^  und  beherrschte 
später  vorwiegend  das  Feld,  wenn  auch  unter  mannigfachen  Variationen  und 
Abänderungen  ^. 

Die  Bede  lastete  mithin  als  Grund-  oder  Kopfsteuer  durchweg  auf  der 
Gehöferschaft. 

Welches  war  nun  die  Folge  dieser  verschiedenen  Veranlagung  der  vog- 
teilichen  Emolumente?  Das  Servitiimi  gab  dem  Vogt  keinerlei  Einflufs  auf 
die  Wirtschaftsverwaltung,  wohl  aber  die  beiden  anderen  Abgaben.  Der  Vogt 
wurde  durch  den  Zinsgenufs  aus  Salland  in  die  Wirtschaftsverwaltung  des 
Fronhofe,  durch  die  Bede  in  die  Verwaltung  der  Einnahmen  von  den  einzelnen 
verpflichteten  Grundholden  eingeführt.  Die  hiermit  gewonnene  Möglichkeit  einer 
Einwirkung  auf  die  gesamte  grundherrliche  Wirtschaft  wurde  von  den  Vögten 
gründlich  ausgebeutet. 

Zunächst  suchten  sie  eine  Mitberechtigung  bei  der  Verfügung  ttber  solche 
Fronhofspertinenzen  zu  erreichen,  welche  dem  Fronpfluge  nicht  direkt  unter- 
lagen: sie  beanspruchten  eine  Disposition  über  die  grundherrlichen  Wälder®, 
sie  usurpierten  Rauchzinse  aus  grundherrlichem  Rottland*. 

den  Yoigden  erlauft  von  iglichem  manne  in  dem  gericht  jerlich  ein  vierzel  even  und  ein  hone 
über  den  gaeder.  *WLehmen  Hs.  Koblenz  CXI»  Bl.  32»,  ca.  1340:  quicunque  plus  in  cen- 
sibus  [an  den  Hof  L.]  tenetur,  quam  3  ob.,  ille  tenetur  etiam  advocato  dicte  curtis  1  ob., 
qui  dicitur  vaithellinch.  *WAuw  1488,  Arch.  Maximin.  1,  350:  ein  herr  zoe  Broich,  der  ist 
ein  beschirmer  des  hofs  und  hat  das  hofgericht,  und  hat  jahrs  4  mir.  weitz  zu  Dudellendorf 
van  dem  abt  und  goitshuis.  item  sie  wiesent  eime  vaide  so  manichen  sester  haferen,  als 
manichen  sester  koms  als  mime  herm  dem  abt  alle  jahrs  gebuert 

^)  UlMettlach  No.  1,  Ende  11.  Jhs.:  H.  schenkt  an  Mettlach  2Vs  mansus.  excepit  .  . 
sibi  .  .  advocatiam,  hoc  videlicet  iure,  ut  omni  anno  in  festo  sancti  Thom^  qu^que  domus  sibi 
solveret  quartam  partem  i.  e.  unum  virdel  aven^  et  unum  d. ;  si  [Hs.  sive]  autem  imus  homo 
totam  possideret  hereditatem,  non  plus  solveret,  quam  1  d.  et  tantum  avene,  si  autem  multi, 
unusquisque  eorum  tantum  solveret  qne  si  non  solverint  in  festo  sancti  Thom^,  solvent  in 
prima  die  natalis  domini;  quodsi  tunc  non  solverint,  postea  culpabiles  erunt  *USMax. 
1484  Bl.  33  ^,  WLosheim :  wisent  och  die  scheffen,  dass  alle  dicjhene,  die  uf  des  aptz  zins- 
guder  sitzen  mit  rauch  iure  und  flanune ,  dieselbige  sint  den  vorg.  vogden  jerlich  schuldich 
ein  iclicher  1  fass  rauchhaberen  un  ein  rauchhoene  und  darzu  ein  faisnachthoene  van  der 
voigdien  weigen,  die  sie  haben  van  dem  apt  .  .  zu  lehen. 

2)  Vgl.  als  besonders  eigentümlich  WKenn  14.  Jh.  2.  H.  §  13,  G.  6,  547 :  da  lit  guet, 
das  da  heischet  hoifgoit,  und  ist  unsem  hem  zinsgoit  und  gift  ieder  morgen  ein  half  vierzel 
rockenkoms  zo  zinse  unsem  hem  van  sant  Maximin.  und  wanne  uns  hem  hivon  zins  haint, 
so  hait  der  voit  maicht  danif  zo  scheffen  sine  genade.  und  abe  is  sach  were  dat  hin 
einich  man  erzomet  hette,  so  sal  er  den  man  nit  hoger  scheffen,  dan  sin  nabur.  und  abe 
einem  amien  manne  des  voides  genade  zo  swere  ^nirde,  des  er  des  nit  liden  einmucht,  so 
mach  er  das  guit  laissen  ligen,  und  enmach  damf  noch  sehen  noch  mehen;  so  sal  der  voit 
den  man  laissen  sitzen  als  ein  ander  man,  der  sines  guedes  nie  engewan.  Vgl.  auch  noch 
ebd.  §  23.    Zu  diesen  Stellen  s.  oben  S.  630  Note  1. 

')  MR.  ÜB.  1,  345,  1056,  Weistum  über  die  Vogteirechte  von  SMaximin:  omnes 
ecclesie  et  salice  decimationes  tam  in  agris  quam  in  vineis  sive  in  silvis  -ubicunque  in  predio 
sancti  Maximiui  iacentibus,    tam  in  Kiliwalde   quam    in   silva    circa   curtem  Steinsiela   vel 

*)  S.  auf  S.  1100. 

70* 


[Gniodherrlichlieit  und  Vogtei.  —     HOO     — 

Viel  weiter  8ber  gingen  und  riel  berechtigter  waren  ihre  Ansprüche  auf 
Mitverfüjriing  üher  den  gnindhörigen  Boden,  Sie  stutzten  sich  auf  die  Ein- 
nahmeberechtigung der  Bede  «als  einer  Grundsteuer.  Vom  Gesichtspunkte  der 
Bederevenüeu  aus  konnte  den  Vögten  das  Schicksal  des  grundhörigen  Bodens 
unmöglich  gleiclisrtlltig  lileiben;  sie  muTsten  seine  ^'ennehrung  anslrelien  und 
wenigstens  seine  Veniiinderung  zu  verhindern  suchen'.  Auf  Gnind  dieser 
Tendenz  kanten  sie  zunächst  zu  einem  ausgedehnten  Zustimmungsrecht  fUr 
VeräuTserung  und  Verleihung  gninrihörigen  Landes,  ausgenommen  waren  von 
ihm  höchstens  die  freieren  Wiilschaftslehen ".  Aber  damit  nicht  genug.  Bei 
der  Bfdelreiheit  des  Sallandes  konnte  dem  Vogt  auch  (imliirch  Bede  entzogen 
werden,  dafs  der  Grundherr  Gehöferland  zum  Salland  einzog,  grundhöriges 
Land  verfronte.  Auch  zur  Verfionung  entwickelte  daher  der  Vogt  mit  seltenen 
Ausnahmen'  ein  Zustimmungsrecht  —  und  damit  ei*weiterte  sich  sein  EinfluJ^ 
zu  ganz  beträchtlichen  Verfttgungsrechten  über  den  Betrieb  der  grundherr- 
scliaftliche«  Wiilschaftsverwaltung  selbst. 

Der  einfachste  Fall  der  Verfronung  lag  dann  vor,  wenn  iler  Grund- 
herr unter  Vereinbarung  mit  den  Grundholden  aus  freien  Stücken  Teile 
des  Gehöferlandes  in  die  Fronhofsbestellung  zog.  Hier,  wo  es  sich  um  eine 
freiwillige  und  jedenfalls  im  gegenseitigen  Einvernehmen  durchzuführende  Um- 
formung handelte,  konnte  man  sich  leicht  dahin  verstilndigen ,  dafs  die  Bede 
vom  eingefronteu  Lande  weiter  gezablt  werden  solle*;  der  Vogt  gab  dann 
nnr  noch  einen  formellen  Konsens  mid  als  Äquivalent  fUr  dos  EutgegetdiomnieQ 
des  Grundherrn  in  der  Frage  der  Bedezahlung  häufig  noch  die  Versicherung, 
dafs  er  seinerseits  kein  Gehöferland  zu  erwerben  trachten  werde*. 

castnmi  Lticelenbure  nut  in  Hort  vel  Uunher  iiixtii  Talevanc  ailincenle  ad  susceptinrem 
hospitmn  et  pauperam  debent  pertinere;  in  suis  vero  silvis,  quas  adhuc  abbas  aut  fratres 
habere  Wdentiir,  quicquid  sibi  utile  vtdebitur,  exceptis  feris  bannitis,  df^cet  eos  libere  dispo- 
nere.  MR.  ÜB.  2,  127,  1192;  abbat!  .  .  plane  liceat,  forestum  sutim  incidere  lignaque  inde 
ad  queeunque  volucrit  licenter  dpducere. 

')  Zu  S.  1099.  MR.  ÜB.  1,  406,  c  1103,  Prüm:  si  abbas  in  dominicatu  suo  silvam  .  . 
ad  novalia  dederit,  nicbil  advocaüia  inde  habebit  S.  vor  allem  CRM.  2,  267,  1275,  ciu  oben 
S.  396  Note  S;  vgl.  auch  Bd.  3,  108,  it,  1297. 

')  Zum  folgenden  s.  schon  oben  S.  751  f. 

=1  MR.  ÜB.  2,  127,  1192,  Vergleich  zwischen  Laach  als  Grundherr  und  Gerlach  von 
Kobem  als  Vogt  wegen  der  Rechte  in  den  Höfen  Heimbach  lud  Bendorf:  si  aliquod  bene- 
Hciam,  quod  lazgSt  dicitur,  vacare  contingat,  abbas  liberam  potestaleni  habeat  illud  locondi 
cnicumque  suo  placaerit  orhitrio. 

»)  Hierher  gehört  wohl  Bd.  3,  103,  i.,  1297. 

*)  S.  WNiedemiendig  1382,  G.  2,  490,  WKesselheim  1551  §  18,  G.  6,  613,  beide  ciL 
oben  S.  752  Note  1;  zur  näheren  Ausfljhrung  vgl.  WDahlheim  bei  Eemich  1472  g  7,  cit 
oben  8.  788  Note  7;  und  WNospelt  1542  g  21:  wanehe  das  erb  pflegios  lege  und  nit  ge- 
handhabt  wurde,  so  sol  dem  gnindhem  von  dem  erbe  sein  zins  und  recht  vorabgemacht 
werden  und  dan  dem  vogthem  darnach,  und  so  etwas  abgain  und  acbterstan  wurde,  sol  dem 
voigthem  abgan  und  nit  dem  gnindhem.  Man  vgl.  auch  MR.  ÜB.  2,  38*,  1179,  ciL  oben 
S.  920  Note  1. 

''OMR.  ÜB.  2,  361,  1210,   Bruno   advocatus  ciurtis  Gladebag  monasterii  Rommers- 


—     1101     —  DieVogteL] 

Anders  lagen  die  Dinge  dann,  wenn  die  Verfronung  plötzlich  und  ohne 
vorherige  Vereinbarung  zwischen  Vogt  und  Grundherrn  eintrat.  Das  konnte 
auf  zweierlei  Weise  geschehen,  entweder  infolge  gerichtlicher  Aberkennung 
oder  infolge  Heimfalls  wegen  Aussterbens  oder  Verziehens  einer  Gehöfer- 
familie. 

Im  ersteren  Falle  trat  die  gerichtliche  Aberkennung  entweder  im  Bau- 
ding ein:  dann  fiel  das  Land  allein  an  den  Grundherrn,  wurde  also  verfront, 
aulser  wenn  ein  anderer  Gehöfer  sich  zur  Bebauung  meldete.  Oder  aber  die 
Aberkennung  erfolgte  in  den  besonderen  Vogtdingen:  dann  fiel  das  Land  an 
den  Grundherrn,  und  nur  ein  Drittel  der  Früchte  des  ersten  Jahres  kam  dem 
Vogte  zu^ 

Etwas  günstiger  verlief  die  Verfronung  für  den  Vogt  bei  Heimfall :  in  die- 
sem Falle  erhielt  er  ein  Drittel  des  Grundes  und  Bodens  wie  der  Fahrhabe,  die 
anderen  zwei  Drittel  wurden  verfront^. 


dorfiensis:  monasterium  nullum  bonum  de  bonis  ad  eandem  curtem  pertinentibus ,  de  quo 
solvitur  census,  nisi  de  consensu  ipsius  B.  a  censu  liberum  curti  acquirat,  nee  ipse  B.  vel 
aliquis  militum  suorum  ullo  umquam  tempore  aliquid  de  eisdem  bonis  .  .  sibi  aliquo  modo 
debeat  comparare.  S.  auch  WEschringen  1348  §  10:  Grundherr  und  Vogt,  unser  keiner 
[enmag]  in  dem  ban  zu  E.  kein  gut  kaufen,  es  ensei  mit  des  andern  willen. 

^)  MK.  ÜB.  1,  845,  1056,  SMaximin:  si  cuius  bona  vel  predia  propter  aliquam  culpam 
vel  querimoniam  in  placitis  abbatis  [id  est  budingun:  fehlt  1112]  dominicata  vel  publicata 
fuerint,  omnia  abbatis  erunt,  nisi  bonis  eisdem  [postquam  villici  abbatis  ea  in  custodiam 
susceperint:  fehlt  1112]  se  quilibet  temere  intromiserit  de  bonis  autem,  que  advocatorum 
placitis  publicata  fuerint  [dafür  in  zweiter  Ausfertigung  1065:  et  si  aliquis  forte  in  culpam 
furti  vel  seditionis  inciderit  et  abbas  ob  rebellionem  temeritatis  vocatum  accerserit,  ex 
eodem  vadio]  due  partes  abbatis,  tertia  vero  pars  (in  eodem  tantum  anno  rerum  aut  frugum 
advocatorum  erit;  dafür  1112:  exceptis  firugibus,  quarum  teitiam  partem  in  eodem  tantum 
anno  advocatus  habebitX  postea  vero  nichil  ad  eos  pertinet,  quid  abbas  [per  villicos  suos: 
Zus.  1112]  inde  disponere  velit  G.  3,  802,  1284,  Schiedsspruch  betr.  Rechte  usw.  des  Dom- 
kapitels zu  Piesport:  primo  de  questione  seu  discordia  vronede  difOniendo  seu  arbitrando 
pronuntiamus ,  curtarium  dominorum  dicte  curtis  duas  partes  et  advocatum  tertiam  facere 
debere  omnium  expensarum  habendarum  circa  bona,  que  missa  seu  posita  sunt  in  vronede, 
tantum  anno  primo;  et  anno  primo  eundem  debere  dividere  fiructus  dictorum  bonorum,  ita 
quod  due  partes  cedant  dominis  seu  curtario,  tertia  vero  pars  advocato;  elapsoque  dicto 
anno  primo  advocatus  cedet  et  nihil  magis  habebit  in  bonis  der  vronede  predictis,  sed 
dominus  curtarius  solus  tonebit  eadem  pacifice  et  quiete  eis  utendofruendo  tamdiu,  donec 
venerit  proximior  heres  bonorum  eorundem,  qui  admittetur  ad  ea  iuxta  sententiam  scabi- 
norum  dicte  curtis,  ita  videlicet,  quod  debet  dicta  bona  procurare  infronen  et  domino  cur- 
tario omnes  reümdere  expensas  circa  dicta  bona  factas. 

«)  S.  Bd.  3,  81,  B,  1280;  WLangenfeld  1517,  G.  2,  592,  vgl.  WLangenfeld  §  7  u.  8, 
G.  6,  557:  were  auche  saiche  das  ein  man  rumiche  worde,  so  sal  man  dat  steniche 
machen  jaire  und  dach,  bis  jare  und  dach  umb  is;  kompt  der  man  dan  nit  weder  umb,  so 
sal  man  dri  deilen  machen  uis  dem  goide,  und  der  here  von  Bl.  de  zwae  deilen  holen  und 
der  fait  van  Schoenecken  de  dritte,  is  id  aifer  sache  das  de  erschaif  plegelos  belift  ligen, 
80  sal  der  fait  van  Schoenecken  komen  uf  einen  weissen  perde  und  sal  mit  ine  brengen 
zwene  man,  einen  Mir  eme  und  einen  hinder  eme,  und  uf  de  vurgenante  hoifrecht  riden;  und 


[ünmilherrlicLkeit  und  Vogtei.  ^     1102     — 

Man  sieht,  so  günstig  sich  diese  Bestimmungen  fttr  die  Ansübung  des 
vogleilichen  Einflusses  in  der  Fronhofsverwaltung  stellten,  so  ungUiistig  war 
doch  das  direkte  materielle  Ergebnis  fUr  den  Vogt,  Hier  niuTste  also  eine 
Verbessening  angestrebt  werden.  Sie  wurde  darin  gefunden,  dafs  es  dem 
Vogt  freigestellt  ward,  seinerseits  einen  GehÖfer  des  Fronhofes,  also  einen 
genossigen  Mann ,  zu  suchen ,  der  bereit  sei ,  sich  auf  dem  verfronteu  Lande 
niederzulassen '.  Bereitwilligkeit  in  dieser  Richtung  wird  sich  wohl  stets  ge- 
funden haben,  trotzdem  wenigstens  I)eim  Heimfall  leicht  Reklamationen  seitens  zu- 
nächst noch  unbekannter  Berechtigter  eintreten  konnten,  wogegen  freilich  wieder 
hl  den  meisten  Fallen  die  Frist  von  Jahr  und  Tag  schützte;  und  so  lief  denn 

eal  eiaea  aifatoisBen,   were  eme  beleift;   doin   stil   du   beti'e  van  B\.  dne  sin  urnt  sul  den 
man  mit  den  gutem  Ijdenen.    S.  ferner  Bd.  3,  81,  r.,  1280;  äS,  is,  1280;  145,  ta,  1326. 

')  Diese  Bestimmung  entwickelt  sicli  wohl  aus  der  MR.  ÜB.  1,  345,  1056  (oben  S.  IIOI 
Note  1)  angedeuteten  Möglichkeit  nisi  bonis  (dorainicatis)  se  quilibet  teniere  intromiserit. 
Zur  Sache  selbst  a.  Cod.  Salm.  S.  98  Note  11,  1324:  Urkunde  Erzb.  Balduins  betr.  den  Streit 
zwischen  Konvent  und  Meisterin  von  Ören  und  dem  Edelknecht  Adolf  von  Malberg  super 
bonis  ville  Guwendorf  cum  eorum  omnibus  attinentjis  site  prope  Dudelindorf,  Quorum  bonorum 
idera  Ädolfiis  eaudem  magistram  nomine  dictt  sui  monasterii  ilomiuam  feudi  et  se  ipsum 
ailvocatum  esse  et  etiaoi  idem  Adolfus  eandem  advocatiam  a  nobie  et  ccclesia  nostra  Trevi- 
rensi  in  feudum  ligium  tenere  contitebatiu:,  taliter  est  concurdatum,  quod  ipse  Adolfus  a  data 
prpgentium  usqne  festimi  penlhecostes  proximum  homines  et  colonos  compelentes  et  lionos 
io  bona  ipsins  rille  Guwendorf  et  eins  attinentiarum  presentabit,  et  magistra  pro  tempore 
institiiet  tales  presentatos,  ut  est  iuris,  qui  dominabus  predictis  iiu^  eis  ex  dictis  bonis 
debita  solvant  ut  tenentur.  quos  hominea  sive  colonos  si  dictus  Adolfus  infra  dictnni  festum 
penthecostee  preseotarc  neglcxerit,  ut  premittitur,  extunc  dicta  magistra  seu  eius  mandatarii 
eins  uomine  potcrunt  dicta  bona,  in  quibus  colonus  non  est  institiitus,  apprehendere  et 
teuere,  quousque  in  talia  bona  colom  et  homines  boni  presentati  fuerint  et  etiam  instituti,  ut 
est  iuris.  ^VKenn  14.  Jh.  2.  H.  §  13,  G.  6,  547 ;  abe  sache  were,  dat  unsem  hem  ir  zinse 
nit  enwurden,  so  muegen  si  das  guit  aingrifen  als  vur  Iren  zins,  und  sie  geben  dem  voide 
nit  davan.  und  abe  einen  voit  dat  muede,  dat  hime  nit  daran  enwurde,  so  mach  er  brengen 
einen  genesigen  main  ain  sime  sadel,  und  mach  komen  vor  uns  hem  meiger,  so  sal  uns 
hem  meier  den  man  entphaen  und  sal  hin  in  dat  guit  setzen  mit  zweien  zinsen  und  mit 
einer  boißen.  Hiermit  vgl.  WKenn  1493,  G.  2,  314^5:  ob  dem  abt  die  gnmdzins  nit  ent- 
richt  wurden,  so  mögen  der  abt  und  sein  arabtleutbe  die  erbe  und  g\ieter  zu  iren  lianden 
nemen  und  one  gericht  für  ire  gruntzins  angreifen  und  dem  vogth  davon  nichts  geben,  und 
wanne  der  vogth  nit  langer  entperen  seiner  gnaden  und  scbeffe  will,  so  mag  er  einen 
gennßigen  man  mit  ime  an  sein  sattelbaume  bringen,  und  sol  der  vogiberr  denselbigen  man 
des  gnmtherm  meiger  zu  Kenne  liebem,  inen  in  solche  gucter  einsetzen;  den  genußigen  man 
sol  der  maiger  guetlich  emphaben  und  das  erbe  mit  zweien  zinsen  und  einer  boiißen  ein- 
setzen, und  so  nhun  über  kurz  oder  lang  der  rechte  erbe  und  man  des  zinsguetes  queme 
und  an  dem  maigem  seins  erbes  und  guts  widerumb  gesunne,  so  sol  der  maiger  den  erben 
freimtlicb  empfahen  und  inen  verraitz  zwaier  zinsen  und  einer  boußen  einsetzen  und  ein- 
lasen, und  so  sulchs  besehen,  sol  der  genuQig  man  abstehen,  und  wiewol  er  das  ermelt 
erbe  und  gute  mit  thiechten  gewonnen  hette,  iedoch  sol  des  nit  genießen,  dan  den  erben 
seiner  guter  unverhindert  geprauchen  laBen;  wie  lange  zeit  und  jar  er  darinnen  gesessen 
hatte,  sol  alles  nicht  hindern.  S.  auch  WLangenfeld  1517,  G.  2,  592,  cit.  S.  1101  Note  2.- 
Einen  ganz  besonderen  sehr  lehrreichen  Fall  entwickelt  noch  WLonguich  1408 ,  Arch. 
Maiimin.  8,  31,  cit,  oben  S.  752  Note  1. 


1 


—     1103     —  Die  Vogtei.] 

diese  Bestimmimg  in  der  Praxis  wohl  im  wesentlichen  darauf  hinaus,  dafs  der 
Vogt  verfi'ontes  Land  seinerseits  mit  Leuten  aus  der  Hofgenossenschaft  besetzen 
konnte.  Eine  aufserordentlich  weitgreifende  Bestimmung :  wie  mufete  sie  den 
Vogt  der  Hofgenossenschaft  persönlich  nahe  bringen,  wie  den  Einflufs  desselben  im 
Gegensatz  zu  demjenigen  der  oft  fem  vom  Hofe  lebenden  Grundherrschaft  erhöhen. 

Und  zu  alledem  kamen  nun  noch  andere  Hechte  direkter  Einwirkung  seitens 
des  Vogtes  auf  den  Personalbestand  der  Gehöfei-schaft.  Mehrfach  wurde  die  Bede, 
wie  wir  gesehen  haben,  als  Kopfsteuer  erhoben ;  da  konnten  den  Vogt  irgend- 
welche Eingriffe  in  den  Personalbestand  des  Fronhofes  nicht  gleichgültig 
lassen,  er  mufste  darauf  achten,  dafs  die  ordnungsmäfsige  Vennehrung  seiner 
Bedepflichtigen  nicht  gestört  werde.  Daher  sein  Zustimmungsrecht  zu  Frei- 
lassungen oder  Vergabungen  grundhöriger  Leute  durch  den  Grundherrn^  und 
die  Notwendigkeit  seines  Konsenses  zu  grundherrlichen  Abmachungen  über 
Heiratsfreiheit  zwischen  Gehöferschaften  verschiedener  Grundherrschaften  ^. 

In  der  That,  die  Fronhofsvögte  hatten  die  vogteiliche  Gewalt  über  den 
Fronhof  trefflich  ausgenutzt,  um  eine  allseitig  wirkende  Herrschaft  zu  begrün- 
den. Sie  unterhielten  direkte  Herrschaftsbeziehungen  zu  den  Grundholden, 
sie  beeinflufsten  die  Wirtschaftsverwaltung  des  Gehöferlandes  wie  des  Fron- 
hofes autoritativ,  sie  griffen  fest  in  Recht  und  Gericht  des  Fronhofes  ein:  sie 
waren  zu  Vogtherren  neben  den  Grundherren  geworden^. 

Und  diese  Macht  erweiterte  sich  noch  in  den  vielen  Fällen,  wo  die 
Grundherren  eines  Fronhofes  es  zur  Markherrlichkeit  gebracht  hatten;  hier 
entwickelte  sich  die  Fronhofsvogtei  über  den  bisher  dargestellten  Umfang  ihrer 
Rechte  hinaus  zur  Mark-  und  Fronhofisvogtei*.  Welches  waren  nun  die 
Folgen  dieser  Erweiterung? 

Sie  konnten  so  weittragend  sein,  dafs  der  Mark-  und  Fronhofsvogt  für 
den  nicht  grundherrlichen  Teil  der  Mark  geradezu  eine  Markvogtei  im  ausge- 
sprochenen Sinne  der  von  uns  schon  erörterten  freien  Markvogtei  entwickelte: 
dann  hiefsen  die  nicht  grundherrlichen  Höfe  der  Mark  Vogteien,  ihre  Insassen 


1)  S.  CRM.  1,  179,  1163;  MR.  ÜB.  1,  214,  963?,  Otto  II.  für  Schweinbach:  ipsos  .  . 
homines  de  Svejerbahc  et  omnes,  qui  ad  altare  sancti  Maximini  debcnt  censum  solvere, 
nuUus  iinquam  abbas  audebit  vel  poterit  uUa  ratione  cuiquam  in  beneficium  prestare.  Dies 
zum  Schutze  der  Vogtrechte. 

«)  S.  MR.  ÜB.  3,  834,  1231. 

^)  Bezeichnend  für  die  Ausdehnung  der  vogteilichen  Rechte  im  Fronhof  ist  die  Möglich- 
keit folgenden  Verbotes  im  MR.  ÜB.  2,  261,  1210:  consuetudines  et  iura  prefate  curtis  ab 
antiquo  observatas  B.  non  mutabit,  nee  possessiones  eiusdem  curtis  indebitis  et  insolitis 
exactionibus  gravabit. 

*)  Im  folgenden  ist  also  nicht  von  dem  übrigens  seltenen  Falle  die  Rede,  dafs  einem 
Markrogt  zugleich  die  Vogtei  der  in  seiner  Mark  liegenden  Fronhöfe  zugefallen  ist  (s. 
darüber  oben  S.  1090  f.),  sondern  es  wird  vielmehr  der  Fall  erörtert,  dafs  ein  Grundherr 
zunächst  seinerseits  Alhnendeobereigentum  imd  Markherrlichkeit  erworben  hat,  und  dafs 
sich  daraufhin  die  Einwirkung  seines  Vogtes  —  der  ursprünglich  nur  mit  dem  Fronhof  lu 
thun  hat  —  über  diesen  Fronhof  hinaus  auf  die  Mark  erweitert 


l(iruiulherrlii:hkeil  und  Vugtei.  —      1104      — 

im  Gegensatz  zu  deu  Gehöfeni  Vogtleiite,  und  der  Vogtherr  bracht*  es  für 
sie  zu  einer  der  Fronhofsverfassung  analogen  Verfassung  mit  einem  Meier  oder 
Untervogt  aii  der  Splt^e^ 

Andererseits  gali  es  FilUe,  in  denen  es  zu  kaum  einer  Eiiiwirkun;:  der  vog- 
teilichcn  Krüfte  auf  die  Markverfassung  kani,  wo  sich  die  Ansprltche  und  Rechte 
des  Fronhofevogtes  stets  in  bescheidenen  Grenzen  hielten*.  Noch  mehr:  es 
kamen  Fälle  vor,  in  welchen  es  nicht  der  Vogtj  sondern  vielmehr  der  Grund- 
herr des  Fronhofs  zu  einer  Vogtei  über  einzelne  Teile  oder  sogar  das  gesamte 
Areal  der  Mark  brachte.  Konnten  neben  einer  derartigen  partiellen  Mark- 
vogtei  die  Rechte  des  Fronhofsvogtes  nocli  bestehen",  so  liegt  es  auf  der  Hand, 
dafs  sie  bei  totaler  Markvogtei  des  Gnindlieim  nahezu  veniichtet  werden 
mufstra*. 

Der  gewöhnliche  Verlauf  der  Dinge  hat  indes  mit  der  aufgestellten 
Alternative  —  freie  Markvogtei  entweder  des  Vogtes  oder  des  Grundhemi  — 
nichts  zu  thun:  er  hält  vielmehr  zwischen  beiden  Extremen  die  Mitte. 

'J  Kin  gutes  Beispiel  bietet  das  •WSiilraerohr  8  1  und  5,  Hs.  Koblenz  UXl  *>:  der  \*ogt 
h&t  in  SEdDierohr  3  pkcita  aimnlia  (Geriditsding),  der  Propst  als  tirundberr  tria  placica 
dicta  buwedink  in  tilla  et  loco  iudiciali,  videlicet  in  quaJibet  oclaTa  placiti  [d.  li.  jedes  Cerichts- 
tages]  cuiuslibet  fcrie  secuode  gesworen  maindach  unum  plucitum,  et  ibidem  .  .  scabini 
ima  ciun  totA  dicte  ville  univcraitate  ipai  placitn  intereBBe  dfbebunt  .  .  ipsius  domini  prepo- 
BJti  et  3iie  predicie  prepositure  ins  ibidem  iudicando.  Die  Bufsen  fallen  nur  an  den  Gmnd- 
henn;  über  sie  urteilt  der  oificiRtus  dea  Propsteü.  De  alüs  vero  bonis  ibidem  diutis  vailgut 
(advocatus)  et  buiib  ofGciahis  per  totum  annura  ad  requiBitionem  dicti  domini  prepositi  aut 
Bui  otficiati,  cum  opus  fiierit,  iiidicare  debebunl;  et  de  emendis  indc  cedentibus  dominuä 
prepositus  duas,  (advocatus)  tertiam  partem  recipere  debcbunt.  S.  auult  Wßommeraheiiii 
1208:  vort  hact  der  schefTen  geweist,  oef  einiche  vaitsnian  nimieb  wurde  in  der  epticn  van 
Tan  [!]  Pruine  und  in  der  vadien  van  Schonecken,  hindcr  welchen  herren  dieselve  vaidemen 
rSmde  und  wegevertig  wurde,  den  sal  ein  apt  van  Frame  ein  vait  helfen  zwingen  weder  uf 
sine  vadie  und  in  sin  erve,  und  in  dier  selven  gelichnis  sal  ein  vait  van  Schoenecken  eime 
apt  van  Pninie  helfen  ewingen,  oef  ia  eme  noit  geburt  Vgl.  hierzu  WRonimersheim  g  16, 
cit.  oben  S.  735  Note  4. 

')  MR.  ÜB.  1,  249,  976,  Erzitischof  Dietrich  schenkt  an  SMaria  ad  martyres  Schleich: 
villam  in  Sieche  cum  SO  mansis  et  terra  Balica  ciun  tanta  iuris  integritate  de  proprio  com- 
paravi,  quod  nee  advocatuB  aliud  quippiam  nisi  carr.  vini  et  tria  placita  in  anno  ibi  habere 
debeat  .  .  nulla  preniemoral«  ville  pictura  dccimam  solvit  si  quid  vero  decim?  de  terra 
salica  provenerit,  in  curiam  deferatur.  ccnsus  quotjue,  qui  de  molendinis  sub  banno  tüIq  in 
Mosella  pogitis  colliguntur  bannusquc  cum  terra  salica  atque  theloneo  ad  curiam  pertinent. 
Ein  Muster  bietet  Bd.  3  No,  115,  1326.  S.  auch  WLonguich  1408,  Arch.  Maiimin.  8,  35. 
§  19,  cit  oben  S.  1012  Note  S. 

')  S.  Ennen,  Qu.  2,  14,  e,  1203,  cit.  oben  S.  696  Note  3.  In  Erpel  bestand  aufserdeni 
eine  Fronhofs-  und  Markvogtei,  s.  CRM.  1,  185,  1167. 

*)  'USMai.  1484  Bl.  47»,  WGostingen:  der  Abt  von  SMaximin  ist  Grundherr  und 
Vogt  von  G-,  doch  giebt  ein  iclich  hus,  da  fiiir  und  flamme  usgeit,  .  .  der  herscbaft  van 
Berprich  9  sext.  even,  und  ein  widfrawe  4'/«  sext;  un  die  vorg.  hersthaft  van  B.  cnhat  kein 
ander  gerechtikeit  mit  in  dem  dorf  un  ban  van  G.,  noch  in  boissen,  noch  in  gericht,  noch  in 
anders  keinerlei  wisen.  unde  sullent  die  voi^.  herschaft  darumb  den  apt  cavent  un  ir  aime 
lüde  daselbz  beschirmen  nach  irem  besten  vennogen. 


—     1105     —  Die  VogteL] 

Absolut  notwendig  war  zunächst  mit  der  Erweiterung  der  Fronhofegrund- 
herrlichkeit  zur  Markherrlichkeit,  des  Baudings  zum  Grundgericht  eine  Er- 
breiterung  der  gerichtlichen  Funktionen  des  Vogtes.  Der  Vogt  war  jetzt  eben 
nicht  mehr  Baudingsvogt,  sondern  Grundgerichtsvogt  ^.  Als  solcher  war  er 
der  Schützer  des  Gerichts  und  Vollstrecker  des  Rechts  fttr  alle  Markeingeses- 
senen; imd  damit  waren  ihm  alle  Markeingesessenen  bedepflichtig*.  Auch 
erfiel  ihm  sein  Anteil  von  den  Früchten  der  Rechtssprechung  jetzt  vom  Grund- 
gericht, auch  bei  Sachen,  welche  früher  vor  dem  freien  Markding  gebrüchtet 
worden  waren  ^. 

Allein  in  den  meisten  Fällen  begnügten  sich  die  Vögte  nun  doch  nicht 
mit  der  markvogteilichen  Stellung  im  Grundgericht;  sie  versuchten  vielmehr 
auch  in  der  markherrlichen  Allmendeverwaltung  Einfluß  zu  gewinnen.  Hier 
handelte  es  sich  aber  vor  allem  um  die  Frage  des  Emennungsrechtes  der 


*)  Das  besagt  wohl  schon  die  Stelle  im  Lehnsbuch  Werners  II.  v.  Boland  S.  18: 
Werner  hat  ab  imperio  80  s.  in  Albesheim  cum  iuramento  et  banno  et  in  Rudersheim  30  s. 
cum  iuramento  et  banno;  hec  autem  bona  pertinent  ad  abbatiam  sancti  Maximini  Treveren- 
sem.  In  gleicher  Weise  hat  W.  einen  Weissenburger  abteilichen  Hof  inne.  S.  femer 
MTdandem  1537,  G.  2,  105:  so  einer  inwendig  erw.  herm  abts  grontherlichkeit  ader  am 
ende  seines  bans  unt  bezirkhs  ein  grontmarkh  ader  entscheitzichen  frevelich  mit  nacht  unt 
nebel  ader  sonst  abhauwen  wurde,  imd  so  man  den  bequeme  und  ein  igliche  berichtong 
derowegen  haben  möchte,  sol  der  voegtherr  den  annehmen  und  die  boeß  vor  ein  hoech- 
gerichtsboeß  achten  und  schätzen,  und  von  dcmselbigen  die  hoechgerichtsboeß  indriben  und 
einem  h.  abt  davon  zehen  wißpfenninkh  geben. 

^)  MR.  ÜB.  3,  80,  1218:  abbas  et  conventus  in  ipsa  advocatia  eundem  A.  de  cetero 
sustinebunt,  a  duobus  forestariis  et  vilUco  ecclesie  sancti  Maximini  nullas  exactiones  ser- 
Vitium  quodcumque  vel  ius  aliquod  recepturum,  a  ceteris  vero  dicte  ville  hominibus  exactiones 
solummodo  recipiet,  nuUa  alia  senitia  vel  iura,  que  ratione  advocatie  aliorum  locorum 
advocati  recipere  consueverunt ,  ipse  A.  vel  eins  successores  ab  eisdem  hominibus  exacturi. 
WBiebem  1506  §  9,  G.  2,  191:  was  einem  schirmherm  davon  gepüre,  das  gotshaus  sambt 
seinen  armen  leuten  zu  beschirmen?  daruf  der  scheffen  mit  urtheil  und  recht  geweist,  daß 
ein  iglicher  in  dem  gerichtszwankh  diß  gotshaus  gesessen  sol  alle  jars  geben  ein  mir.  habem 
und  em  hun.  imd  wer  es  daß  der  man  im  hausgeses  der  probstei  mit  tot  abgieng,  eher  dan 
die  erste  garb  gebunden  würde,  so  sol  die  frauw  habers  und  huns  entledigt  sein,  so  lang  die 
wiedfrauw  verpleibt;  stirbt  aber  der  man,  nachdem  die  erst  garb  gelegt  ist,  so  sol  die  frauw 
haber  und  hun  geben  das  jar;  stirbt  die  frauw,  sol  der  man  haber  und  hun  ausrichten  wie 
ein  ander,  kaufen  sich  aber  maegt  und  knecht,  die  sollen  das  erst  iar  frei  sein.  WRotzen- 
hain  1537  §  1 :  welch  fraw  oder  man  sich  binwendig  den  zinkel  [Gerichtsbezirk]  niederschlegt 
imd  hat  jar  und  tag  darin  gewohnet,  den  sollen  die  fitherm  annehmen  ftir  ein  £Ettman  oder 
-fraw,  und  soUen  zweimal  in  die  b§t  geschnitten  werden,  sol  ein  dienst  tun,  d.  i.  einmal  brot 
oder  wein  am  nahisten  am  Rhein  holen  und  gen  Hadamar  ufs  [Herren-]haus  führen,  und 
nichts  weiteres  schetzen. 

')  WMersch  1542  §  13:  bei  Waldbufsen  ein  Drittel  dem  Grundherrn,  eins  dem  Vogt 
und  eins  der  Gemeinde.  Neben  fructus  iurisdictionis  und  Bede  bestand  natürlich  noch  das 
Schutzgeld  bezw.  Servitium  seitens  des  Herrn,  s.  WWinningen  1507,  G.  2,  504:  die  vaiteren, 
die  unser  herr  der  abt  dem  graven  von  Spainheim  von  seinen  guden  leist  geven,  dat  ist 
darumb,  dat  hie  sein  vait  sol  sein  und  sein  gericht  waßer  und  weide  schirmen  sal. 


[Grundlierrlithkeit  und  VogU-i.  —     1106     — 

einstigen  freien  Markbeauiten ,  und  weiter  um  die  VerfÖguiiKsfreiheil  über 
Mai'knutzuiin^en. 

Iin  ersten  Punkte  hatten  die  Vögte  kaum  einen  Erfolg:  der  Markherr 
setzte  günstigenfalls  ohne  Konkurrenz  der  Markgemeinde ,  anderenfalls  mit 
dieser  die  Markbeamten  ein,  und  diese  waren  als  grundherrlielie  Diener  sogar 
von  der  Vogtbede  befreit'. 

Und  auch  die  Disposition  über  die  Marknutzungen  erlangten  die  Vögte 
nui'  sehr  unvollkommen*.  Schon  die  direkten  Allmendenutzuugen  blieben 
grnn<lsfttzlich  zur  Verfiigunp  der  Markherren,  so  namentlich  die  Fischerei,  für 
welche  die  Vögte  iu  den  meisten  Fällen  wohl  nur  eine  allgemeine  Ein- 
schränkung der  Nutzungsmöj^lichkeit  durchsetzten^.  Etwas  mehr  Erfolg  hatten 
sie  fllr  die  Walduutzung  in  Rodung  (Medem)  uud  Jagd:  hier  brachten  sie  es 
wenigstens  zur  Konkurrenz  mit  den  Markhenen*.    In  geringem  Grade  ist  das 

')  MR.  ÜB.  2,  Nachtr,  2,  1192—1200:  forestaiioa  vero  prepositus  constitiiet,  pront 
Toluerit;  tulvocatus  etiani  in  eis  niillani  exactionem,  nullnm  hoBpitntionein  faciet,  imd  zwar 
weil  diese  zum  pereönolB  aorvitiiim  gehören  (des  Grundherrn). 

■)  S.  z.  B.  MR.  DB.  2,  Nachtr.  2,  1192—1200:  in  nemore  autejn  et  banno  nemoris 
et  in  decuraibiis  nquarum  et  banno  ipsftrum  advouatus  niehil  iuris  haltet.  Dieser  absolut« 
Anescblufs  des  Vogtes  ist  nicht  selten. 

°)  WRommerBheiin  1298:  vorlmehe  hnet  der  scheffen  gewist  viu-  vol,  dat  nemaa 
fisrhen  enssl  in  allen  bechen  in  der  epdien  und  in  der  vndien  van  Scboenerlten,  Nen  ein  apt 
und  sine  kneclit  und  sine  gesworen  vischer,  it  enwere  lian  sache  dat  ein  frauwe  ein  kint 
droge  uf  betkrauk  lege,  die  mach  doen  vischen  in  den  bedien  nut  eime  voisse  in  deni 
Wasser  uud  deu  anderen  uf  dem  landen  und  wie  het  enboven  vischen  wulde,  die  were  umb 
die  wandel  und  nrab  die  hoc^este  boisse,  des  weren  zwein  pennink  eins  aptzs  und  der  dritte 
eins  vai'des  van  Schonecken.  MR.  ÜB.  3,  296,  1226  r  Streit  awischen  Ören  und  N.  von 
Siebenbom  advocatus  dp  Röisporth  super  hanno  aquo  et  piaeationis  eiusdem  cnrtis  de  Rois- 
porth;  Entscheid;  Ören  bleibt  in  tenore  et  quieta  posseasione  banni  aque  et  pisciktionis,  sed 
tarnen  .  .  ntdii  potest  vendere  niai  homini  de  eadem  curte,  qui  de  tallia  et  servitüs  aliis 
serviat  advocato  dicte  curtis.  si  vero  .  .  magistra  de  Horreo  .  .  aquam  predictam  vendere 
nequiverit,  nee  aliquis  de  curte  eam  emere  voluerit,  advocatus  pacem  teneri  faciat  toti  aque, 
et  tamdiu  tola  aqua  pennanebit  sine  |)iscatore,  quousque  magistra  .  .  eam  vendiderit  alicui 
de  curte  supradicta.    Doch  a.  auch  WNeunkirchen  1587,  ciL  Note  4. 

*)  Zur  Rodung  s.  WWilwerscheid  1607,  G.  2,  392,  ciL  oben  S.  127  Note  3; 
WNeunWrchen  und  Wallen  1551,  g  14.  Zur  Jagd  vgl.  %VRonimersheim  1298:  dat 
neman  sal  keinerlei  wüt  vain  binen  der  apdien  van  Prume  und  der  vaedien  van 
Schoenecken  noch  htmer  noch  hasen,  aen  ein  apt  und  sin  knecht  und  ein  valt  van 
Schoenecken  und  sin  knecht;  und  wer  darenboeven  dat  dede  und  vunden  wurde,  den 
sal  der  hoitsBchollea  penden  mit  dem  gesworen  boeden  vur  die  hoegeste  boisse,  der 
aal  sin  zwene  pennink  eins  aptzs  und  der  dritte  ponnink  der  selver  boessen  eins  vaides 
van  Schoenecken.  —  Vgl.  auch  noch  WNeunkirchen  1587 :  mein  gn.  h.  und  die  vbgt  haben 
im  hobgericht  zu  fischen  und  zu  jagen  mit  diesem  beacheid,  wan  die  vügt  die  erste  und  zweite 
daus  oder  fuel  zum  fischen  gemacht  und  der  grundher  zukäme,  sollen  sie  gleich  zum  '/i  zu- 
lassen ;  wan  sie  aber  im  3  pfuel  fischten,  sollen  sie  ausfischen  und  der  fang  ir  sein,  gleich- 
falls wan  sie  eine  Stellung  uf  lagen  getan  und  der  hund  noch  am  strick,  imd  darüber  der 
grundher  zukäme,  sollen  sie  ihnen  zum  halben  beilassen ;  aber  im  fall  dieselbe  losgeschüttet 
weren,  sollen  sie  fortiagen  und  den  fang  allen  ihr  sein.  Vgl.  auch  WKeonkirchen  und  Wallen 
1551,  §  9  und  10. 


—     1107     —  DieVogtei.] 

auch  auf  dem  Gebiete  der  sonstigen  markherrlichen  Nutzungen,  des  Mühlen-  ^, 
Ofen- 2,  Kalkofen-^,  Weinschankbannes  *,  sowie  der  Accise^  der  Fall.  Im 
ganzen  aber  wird  man  uiteilen  dürfen,  dafs  die  Bestrebungen  der  Vögte, 
ihrem  Amt  wesentliche  Teile  grundherrschaftlicher  Markherrlichkeit  einzuver- 
leiben, in  den  meisten  Fällen  gescheitert  sind®. 

In  der  That  konnte  die  Fronhofsvogtei  eine  gröfsere  Zukunft  nicht  in 
der  Erweiterung  zur  Markvogtei  suchen,  schon  deshalb  nicht,  weil  ihr  hier 
aufeer  der  Zähigkeit  der  alten  Markgemeinde  und  der  jungen  Markherrlichkeit 
des  Fronhofsherm  hin  und  wieder  auch  noch  eine  kräftig  entwickelte  Mark- 
vogtei entgegentreten  konnte.  Ihre  Aufgabe  war  es  vielmehr,  sich  in  ihrem 
ui-sprünglich  gegebenen  Wirkungskreise  kräftig  auszugestalten,  aus  dem  ur- 
sprünglichen Amtsverhältnis  zur  vollen  Herrschaft  zu  erwachsen,  und  die  Herr- 
schaft entsprechend  der  Markvogtei  in  einem  der  Grundherrschaft  ähnelnden 
Einnahmesystem  zu  verkörpern. 

Dieser  Weg  wurde  eingeschlagen  und  völlig  erreicht.  War  die  Vogtei 
ui'sprünglich  als  Amt  gedacht  gewesen  —  wie  sie  denn  später  unter  dem 
Einflüsse  der  landesherrlichen  Vei'waltung  des  14.  und  15.  Jhs.  vereinzelt 
wieder  zum  Amte  wurde  ^  —  so  begannen  doch  sofort  überall  Bestrebungen, 

^)  WRommersheim  1298:  vortme  wart  vßr  fiol  gewiest,  dat  ein  abt  van  Frame  mach 
binnen  der  ebtien  molen  setzen,  war  he  wil,  und  den  wassergank  ouch  darzü  leiden  d&rch 
wesen  üelt  und  büssche ,  und  cnsal  eime  vaide  noch  nemans  damide  unrecht  doin.  S.  femer 
Bd.  3,  64,  84,  1273;  82,  22,  1280. 

2)  S.  Bd.  3,  103,  22,  1297. 

^)  WRommersheim  1298:  haet  der  scheffen  vur  vol  gewist,  dat  ein  apt  van  Frame  und 
sin  goitzhuis  sal  und  mag  kalkoven  setzen  binnen  der  epdien  van  Frame  und  vadien  van 
Schoenecken  und  mag  daemit  neit  unrecht  docn  eim  vade  van  Schoenecken  noch  nemans,  und 
mag  den  kalkoven  doen  setze,  wae  ime  gefoegelich  ist,  und  siülen  die  hover  bloch  und  holz 
zovoeren,  als  sich  das  heist 

*)  MR.  ÜB.  2,  4*,  1170,  gegen  den  Vogt:  in  villa  quoque  Ravengersburc  nullus  pre- 
sumat  in  taberaa  vinum  venderc  sine  prepositi  licentia. 

*)  S.  die  auch  im  ganzen  sehr  charakteristische  Urkunde  CUM.  5, 119, 1540:  Fhilipp  von 
Warsberg  überaimmt  die  Vogtei  Obermendig  imter  dem  Beding,  dafs  er  die  Stiftsherren  von 
SFlorin-Koblenz  (Grandherren)  ire  hochheit  Obrigkeit  recht  und  gerech tigkeit,  ire  schultiß 
scheffengericht  hcimburgen  geschworen  und  die  ganze  gemein  daselbst  vur  gewalt  schützen 
schirmen  und  hanthaben,  bei  althem  herkommen  und  freiheiten  laßen,  inen  keinen  gewalt  zu- 
fuegen  noch  thun,  simder  die  abthun  und  straefen,  nach  weistomb  der  scheffen  das  gericht 
gankbar  halten,  die  klein  gerichtsboeßen  und  wetth  mit  der  hem  schultiß  zugleich  theilen, 
keiner  newerang,  das  sie  mit  gepot  oder  verpot,  sich  underziehen,  kein  ziße  vun  brot 
obs  flaichs  und  anderer  kommerschaft,  die  zu  Obermendig  fheil  bracht  wirdet,  noch  sunst 
weithers  oder  anders,  dan  der  scheffen  von  altem  her  gewiesen  und  noch  weiset,  der  vogdien 
halben  heben,  auch  nichts  von  der  vogdien  versetzen  verpfenden  noch  zu  vereussem  on 
guiten  \'urwissen  und  willen  (der  Grandherren). 

^)  Dagegen  haben  diese  Bestrebungen  allerdings  gerade  genügt,  um  in  vielen  Fällen 
unter  den  Kompetenzen  von  Grandherr,  Gemeinde  und  Vogt  eine  bisweilen  heillose  Verwir- 
rang  anziu-ichten.  Sogar  das  Mittelalter  fand,  wenigstens  am  Ausgang  der  Epoche,  derartige 
und  verwandte  Konfusionen  unerträglich,  vgl.  CRM.  5,  44,   1507;  70,  1513;  88,  1524. 

')  S.  Bd.  3  No.  241,  1461. 


[Gmndherrlichkeit  und  Voglei.  —     1108     — 

Bie  zum  Lehen '  und  darüber  hiuaus  zum  Eigentum  *  zu  entwickeln.  Erreicht 
wurde  dies  Ziel  meist  sebr  früh:  schon  im  12.  Jh.  sind  die  Fronhofevogteieu 
mit  wenigen  Ausnahmen  erhlicli.  Und  mit  der  Erblichkeit  wird  die  Vogtei 
zur  vollen  Herrschaft:  der  Vogtherr  verspricht  dein  Grundherrn,  ein  getreuer 
und  günstiger  Vogt  zu  sein^,  und  man  sichert  sich  gegen  ungewöhnliche  aus 
der  vogt«ilichen  Herrschaft  etwa  herzuleitende  Ansprüclie*. 

In  dieser  Lage  entwickelt  nun  der  Fronhofevogt  eine  eigene  Vei-waltuug. 
Ein  üntervogt  oder  Vogtauitraann  oder  Vogtnieier  liesorgt  mit  Hilfe  eines 
Boten  oder  Förstere*  neben  dem  gnmdherrlichen  Schultheifs  bezw,  Meier  des 


')  S.  die  lehrreiche,  teilweise  scioo  b.  231  Kote  3  angeführte  Urkunde  im  CRM.  1, 
183,  1167,  Erpel:  quod  capitiiltmi  ad  arbitriuin  suuni  seu  advnc&tuni  seu  cuslodein  ad  tuitio- 
nein  ville  et  rusticoruin  in  ea  cominorantiimi  institueret  et  remoreret,  et  quem  vellet  el 
quAüdo  rellet  .  .  plnmiit  eis  tuitionem  et  custodiam  nisticonuu  in.  villa  üla  coDunoraDtiiun 
cnidam  nobili  viro  Th.  coniiti  de  Hare  comroittere  annuatim  salventes  ei  intuitu  huius  custodie 
aureum  volentcm  30  nunimos  Coloniensis  monete  . .  .  später  erhält  sie  nobilis  Engelbertus,  qui 
quedara  bona  ricina  rille  de  HerpiO  hahuit.  quo  mortno  Reinardus  ßlius  eiua  ei  succedens 
bona,  que  vicina  erant  ville  de  Her)>ille,  nequaciuani  obtinuit;  et  ideo  capitulo  beati  Petri 
utile  riBum  est,  ne  et  ipse  cuHtodiam  niBticoruin  ciaBdeiu  ville  retineret.  quia  tamen  R., 
quasi  esset  heneliciuni  £.  patris  sui,  renitebatiir .  A.  .  ,  maioris  ecclcsic  prepositus  donariis 
qnibusdam  intervcnientibiis  ab  onioi  petitione  R-i  Tillam  de  Heqiill  .  .  liberavit  (et)  .  .  cuato- 
diam  nislicorum  fratri  suo  Ludewico  commisit  neqiiaquam  inbeneficiando  eam.  So  versucht 
Aas  Domkapitel  die  Vogte!  auch  jetat  noch  lehnfrei  zu  halten. 

*)  S.  X.  B.  Lac.  ÜB.  1,  459,  1176;  Houth.  Hist  1,  S.  813,  1281:  Itobin  von  Kobeni 
■»erkauft  filr  50  Ih.  Treverenacs  die  Vogtei  ilber  dip  SSimeonKgüliT  lu  Lehmen  an  SSinieon. 
S.  dazu  auch  Bd.  2,  58.^  f. 

')  CRM.  3,  501,  136S:  bekennen  ich  Simont  vorg.  vor  mich  und  mine  erven  den  voi^. 
heren  lu  seute  Florine  [dem  Grundherrn]  getniwe  und  gonstige  vude  zu  sin  ob  verre  als  it 
die  vadie  und  bof  antriffet 

*)  'WLintgen,  Arch.  Maximin.  9,  240  §  14:  so  was  der  scheffen  den  voigten  voi^. 
gewist  halt,  damit  aullen  sich  die  voigte  genügen  lassen  und  die  arme  lüde  nit  vörter  drengen. 
WMandem  1537  %  18:  daß  der  .  .  voegther  sich  dem  scheffenwistomp  und  erkentenus  ge- 
messe  halten,  den  alten  herkomen  geleben  und  witers  nit  tun  haben  noch  gesinnen,  noch 
den  armen  man  femer  dringen. 

')  MR.  ÜB.  2,  4*,  1170:  ein  subadvocatus,  quem  .  .  maior  advocatus  prepo(n)it.  MB. 
ÜB.  3,  J061,  1250:  II.  nobilis  dominus  de  Covema  hat  den  Hartlif  dictiis  Leitgast  als  advo- 
catus.  CBM.  3,  208,  1264,  Urkunde  des  Grafen  Johann  von  Sayn:  cum  questio  moveretur 
in  curia  aancti  Albani  in  Bedindorf,  cuius  dinoscimur  advocatus,  coram  otBciali  nostro  S.  et 
H.  Ecolteto  et  scabinis  de  (vinea  et  agris)  .  .,  nos  paci  et  quieti  (domini  curiae)  consulere 
cupientes  .  .  inhibemuB,  ne  quis  officialium  scahinorum  sive  curialium  prefatarum  curiarum 
(dominum)  pro  denominatis  bonis  questionem  movendo  audeat  ioposterum  molestare.  WLos- 
heim  1465  §  18:  der  lenherr  [Abt  von  Mettlach]  habe  maicht,  amptleute  und  boden  zu 
sezen  aunder  berait  des  vaigtsherm  [Erzbisdiof  von  Trier],  und  der  vaigtherre  möge  auch 
amptlude  und  boden  setzen,  sine  gerechtigkeit  zu  banthaben.  WSteinheim  1669  §  3:  im  Hof 
S.  7  scheffen  hinder  dem  vogthem  gesessen,  ein  gnmdscholtes  des  bobs  S.  gesessen  und  zwei 
Toglmeier.    S.  auch  'WOberemmel  1378,  Arch.  Maiimin.  4,  569,  cit.  unten  S.  1109  Kote  6. 


—     1109     —  IHo  Vogtei.] 

Fronhofes  die  Geschäfte  des  Vogthemi,  namentlich  ist  er  im  Gericht  thfttig' 
und  sammelt  die  Bede  ein*. 

Das  Tersonal  für  diesen  Stellvertreter  und  die  ihm  unterstellten  Diener 
hatte  der  Vogt  aber  der  Gehöferschaft  zu  entnehmen,  bisweilen  war  sogar  ein 
Präsentationsrecht  derselben  entwickelt*.  Diese  Thatsache  ist  bezeichnend 
für  die  Stellung,  an  welche  die  Fronhofevogtei  gegenüber  der  freien  Mark- 
vogtei  doch  für  immer  gefesselt  blieb.  Die  MarkAOgtei  entwickelte  ihre 
pseudogrundheiTliche  Gerichts-  und  Einnahmeverwaltung  selbständig  aus  sich 
heraus,  sie  war  in  der  Wahl  ihres  Personals  durch  keinerlei  Umstände  beengt 
und  behindert :  die  Fronhofsvogtei  dagegen  konnte  schliefslich  aus  dem  Rahmen 
des  Fronhofs,  dem  sie  ihre  Entstehung  verdankte,  nicht  völlig  heraustreten, 
sie  blieb  stets  bis  auf  einen  gewissen  Grad  grundherrlich  gebunden.  Dem  ent- 
spricht es,  wenn  der  Vogt  nicht  ohne  weiteres  das  Recht  zur  Exekution 
seiner  Bedeansprtiche  hat.  Er  mufs  vielmehr  im  günstigen  Falle  erst  die 
Erlaubnis  des  Grundherrn*,  im  ungünstigen  Falle  sogar  sein  Eintreten  zur 
Exekution*   anrufen,   und   bisweilen   ist  sein   Recht  noch   beschränkter.    So 

')  WBacharach,  G.  2,  220 :  derselbe  begrif  [der  Bacharachcr  Bezirk]  ist  eines  bischofs 
von  Cobie  und  eines  pfalzgrafen  bi  Rine,  also  dsS  der  buschof  lenherre  ist  ind  der  imüz- 
grafe  belent.  item  der  buschof  sal  einen  schultißen  setzen  ind  der  palzgrave  einen  vaigt 
item  nimt  der  schultiß  etzwas  van  frevelen  ind  bnichen,  so  sal  er  deme  vaigde  das  dritte 
deil  antwerten.    S.  auch  WBech  bei  Echtemach  §  11,  cit  oben  S.  774  Note  4. 

*)  WOberdonwen  1542  §  45:  die  Vögte  sollen,  ire  schaeff  und  voightn»cht  inzudriben, 
einen  meier  haben  und  den  darzu  verordnen  und  den  derowegen  belonen.  Ebenso  (§  46) 
einen  besonderen  Boten.  Da,  wo  ein  Vogtmeier  nicht  vorhanden,  tritt  an  dessen  Stelle  der 
gmndherrliche  Meier,  s.  das  unten  S.  1110  im  Text  citierte  WMingen  1588.  Vgl.  auch  MR. 
ÜB.  3,  342,  1228:  während  der  Suspension  des  Vogts  zu  Viviors  \illicus  .  .  partem  assise 
et  emendarum  .  .  colligat  et  sub  testimonio  scabinorum  de  Viviers  illi  reddat. 

')  MR.  ÜB.  2,  4,  1169,  Ravengiersburg :  si  quem  suorum  officialium  in  eadem  advo- 
catia  voluerit  nuiUire  advocatus,  tres  ei  de  familia  ecclesi^  eligantur,  de  quibus  uni,  qui  plu- 
rimum  ei  placeat,  officium  suum  committat 

*)  *UMiinstermaif<'ld,  IIs.  Koblenz  CXI*>  Bl.  57^:  der  Vogt  von  Salmerohr  verspricht 
dem  Gnmdherrn,  Propst  Elias,  wenn  die  Leute  zu  Salmerolir  die  Vogteibezüge  nicht  liefern, 
darumb  insoUin  wir  noch  die  unse  si  nit  fain  noch  slain,  wir  inbavin  dan  dat  von  eirst  an  .  . 
deme  proiste  .  .  ersoigt  und  en'olgit  einen  maint  zuvorhintz.  Nach  abgelaufener  und  un- 
benutzter Frist  hat  der  Vogt  freie  Hand. 

^)  *WOberemmel  1373,  Arch.  Maximin.  4,  569,  §  5:  weisen  wir,  welcher  zeit  unser 
herr  der  abt  gekoren  hat  einen  meier  und  zw^n  förster  zu  Emmelde,  darnach  hant  die 
obg.  herrschaft  von  Mcisenbiu-g  auch  zu  kiesen  einen  meier  und  einen  fbrster  daselbst, 
den  vurg.  schaff  fUnfzehen  mir.  rocken  und  fünf  pfimd  pfenning  und  die  obg.  hüner  von 
den  vorg.  feuwrstilten  zu  heben,  desselbigen  schaffe  sollent  die  obg.  meier  und  förster  daselbst 
ledig  sein,  also  fem  inen  das  angebüert  zu  bezahlen,  und  nit  weiters.  und  were  sach  dass 
demselbigen  meier  und  förster  von  dem  ehg.  schaff  nit  gnug  geschege,  so  entsollent  die  obg. 
meier  imd  förster  nit  von  ihrer  gewalt  pfenden  oder  angreifen,  dan  sie  sollen  das  bringen  an 
nnsers  herm  abts  ambtman  zu  Emmelde:  der  sal  und  niemand  anders  der  herrschaft  von 
Meisenburg  vollethun  von  dem  obg.  schaff,  als  einigerlei  brest  daran  wäre.  8.  auch 
WBesch  1541  §  39,  imd  WOberdonwen  1542  §  47:  so  der  voigthem  meier  und  der 
pot  innen,  den  voigthem,  ire  schaff  nit  möchten  noch  khunden  indriben  .  .  alsdan 
sol  der  voigthem  meier  des  grund-  und  lehnhem  meier,  ime  hilf  und  biestant  zu  thnn  .  ., 


tGi-undherrlidikfit  mid  Vögtei.  —     UIO     — 

heifst  es  z.  B.  in  dem  Weistum  von  Ediiipeu  vom  J,  1588',  dat  unsere 
herren  nieifiei-  von  Eehtemach  dem  voigt  sin  zins  so!  nfhelieii  unii  lieliem 
und  der  voigt  nit  selbst;  das  auch  der  voipt  vor  sein  ausstant  nit  selbst 
peuden  niiige,  dan  das  gebor  des  jironthern  nieiger  zu.  wan  ater  der 
gronther  zu  swach  were,  die  pantschaft«'n  zu  thun,  spricht  er  den  lantfui-st^n 
ahn  und  den  probst  van  Bielborgb  in  (ies  lautfursteii  nnuieu.  Die  Stelle  be- 
zeichnet zugleich  in  klassischer  Weise  noch  eine  andere  und  gröfseve  Gefahr, 
welche  der  Fronhofevogtei  seit  spätestens  dem  14.  Jh.  rirolite.  Seit  dieser 
Zeit  kam  die  Landeshoheit  mit  reifseudcr  Schnelligkeit  empor;  der  Landes- 
herr verbürgte  einen  neuen  und  sieherereu  Frieden,  als  einst  das  Reich;  die 
Fronhofavogteien  wurden  unter  dem  Walten  dieses  Friedens  um  so  überflüssiger, 
als  die  kleineren  Gnindherreu  sehr  bald  in  ein  Lehens-  oder  Unterthanenver- 
hflltiiis  ziun  Landesherrn  ti-aten.  So  üliemahm  der  Landeshen-  als  obei-ster 
Vogt  den  Schutz  der  Grundherrschaften ',  der  Fronhofevogt#i  als  Schutzmittels 
ward  inuner  weniger  gedacht;  sie  war  zu  einer  blofsen  herrschaftlichen  Ein- 
nahiuefonn  besonderer  Gattung  herabgesunken. 

Wie  andere  steht  dem  die  Entwicklung  (ier  Immunitätsvogtei  gegenüber! 
Schon  der  Zeit  nach  ist  sie  viel  früher  am  Platze  als  die  Fronhofsvogtei ; 
bereits  im  Beginn  des  10,  Jhs.  ist  sie  wohl  in  ihi-en  wesentlichen  Zügen  vor- 
handen^. Und  die  Wuraeln  ihier  Entwicklung  gieifen  noch  viel  weiter  zurück, 
sie  liegen  in  der  Stellung  der  karolingischeu  Advocati. 

Der  Advocatus  der  karolingischeu  Immunität  war  das  genaue  Gegen- 
stück zum  Iudex  des  karolingischeu  Fiskus,  soweit  dieser  gerichtliche  Fmik- 
tionen  ausübte  * :  dem  Immunitätsbezlrk  wie  dem  Fiskus  war  eben  die 
gleiche  exemte  Stellung  in  der  Gerichtsverfassung  angewiesen.  Diese  exemte 
Stellmig  beiTihte  nun  zunitchst  darauf,  dafs  die  Thätigkeit  der  regulären 
königliehen  Gerichtebeamten  im  Immunitütebezirk  wie  im  Fiskus  aufgehol)en 
war;  die  Beamten  konnten  weder  die  königlichen  Gerichtsgefölle  eintreiben, 
noch  gerichtliche  Pfändungen  vornehmen,    noch  endlich  Verbrecher  dingfest 

anroelen  und  pitten.  Der  gnin')'><^rrliclie  Meier  hat  dann  zu  pfänden  und  die  pfende  vor 
obg.  grundhero  schelten  und  gericht  des  orts  und  nit  anderswoe  verhandeln,  ven'ecliteD,  und 
mit  recht  wie  hoibs  ubungh  TeruBseren,  und  dem  voigthern  den  Bchaft  und  vermacht  boult 
darus  .  .  entrichten  und  den  ugfangen  Unkosten  entlieh  erlegen. 

')  G.  3,  794. 

")  S.  oben  S.  1068. 

'j  Ein  direkter  urkundlicher  Beweis  hierftkr  ist  aus  den  Quellen  der  Moselgegend  frei- 
lich, soweit  ich  Xfltierungen  gemacht  habe,  nicht  zu  erbringen.  Doch  ergiebt  sich  die  chrono- 
logische Ansetzuog  mittelbar  ziemlich  sicher  aus  der  Verfellzeit  des  Instituts  der  karolingi- 
sehen  Advocati.  Funktionen  der  letzteren  werden  an  der  Mosel  ziun  letztenmal  Mß.  ÜB-  1. 
162,  919  genannt,  s.  oben  S.  1046  Note  1.  Vielleicht  kommt  auch  noch  MR.  ÜB.  1,  185,  94T, 
oben  S.  1046  Note  3,  in  Betracht.  Und  sicher  sind  aufserdem  die  Vorhedingimgen,  weklie  die 
sofort  zu  eroitemde  Umbildung  der  karolingischen  Vogtei  in  die  eigentliche  mittelalterliche 
Immunitätsvogtei  lur  Folge  haben,  schon  gegen  Schlufs  des  9.  Jhs.  voll  vorhanden. 

*)  S.  Gu^rard,  Irminon  1,  436  f.,  s.  dazu  oben  S.  733  Note  2,  auch  Cup.  Caris.  v.  J. 
873,  CiL  oben  S.  1045  im  Text 


—     1111     —  Die  Vogtei.] 

machen,  welche  in  die  exemten  Gebiete  «:eflohen  waren  ^.  Für  diese  Aufgaben 
exekutorischer  Natur  innerhalb  der  exemten  Gebiete  zu  sorgen,  lag  mithin  der 
Immunitäts-  bezw.  der  Fiskusverwaltung  ob.  Die  Fiskusverwaltung  erledigte 
sich  derselben  durch  Übertragung  der  genannten  Funktionen  auf  den  Iudex  — 
also  auf  einen  schon  anderweitig  erforderten  Beamten  der  Fiskusoi-ganisation, 
dessen  Hauptthätigkeit  auf  wirtschaftlichem  Gebiete  lag.  Die  immunitätsherr- 
lichen Grundherrschaften  besafsen  keinen  den  ludices  analogen  Beamtenstand ; 
für  sie  war  also  eine  andere  Lösung  notwendig.  Dieselbe  wurde  bei 
den  weltlichen  immunitätsherrlichen  Grundherrschaften  vermutlich  darin  ge- 
funden, dafs  der  Grundherr  diese  Funktionen  selbst  tibernahm*;  in  den 
geistlichen  Immunitätsherrschaften  dagegen,  welche  vor  Gericht  nur  durch 
ihren  Vogt  vertreten  werden  konnten,  fiel  diese  Aufgabe  ganz  natuiigemäls 
eben  diesem  Vogte  zu  ^.  Der  Vogt  also,  der  bisher  die  Immunitätsherrschaft  — 
mochte  sie  nun  eine  Körperschaft  oder  eine  Einzelperson  sein  —  nur  als 
Person  vor  Gericht  vertreten  hatte,  veilrat  nun  diese  Person  auch  in  ihrer 
Eigenschaft  als  Trägerin  des  Rechtsprivilegiums  der  Immunität. 

Nun  blieb  aber  der  Inmiunität  der  anfänglich  n^ative  Charakter  eines 
blolsen  an  die  königlichen  Beamten  gerichteten  Verbotes,  welches  nur  den 
Übergang  der  Exekution,  also  des  Schultheifsenamtes  an  den  Immunitätsherm 
zur  Folge  hatte,  bekanntlich  nicht  lange  gewahrt,  vielmehr  ent^sickelte  sich 

*)  Zum  letzteren  Punkt  s.  Guerard  a.  a.  0.  S.  488. 

^)  Wir  wissen  darüber  aus  älterer  Zeit  nichts  Genaueres,  doch  ist  diese  Lösung  als 
sicher  verbürgt  einmal  durch  das  spätere  Fehlen  jedweder  anderen  Einrichtung  zu  dem  ge- 
nannten Zwecke,  und  femer  durch  die  Thatsache,  dafs  die  weltlichen  Immimitätsherren  später 
als  volle  Gerichtsherren  ihrer  Herrschaften  erscheinen. 

')  Dafs  diese  Lösung  ausschliefslich  beliebt  wurde,  zeigt  die  ganze  spätere  £nt- 
wicklimg.  Ein  besonders  deutliches  Symptom  aber  bieten  die  folgenden  Stellen,  welche 
sämtlich  von  Immunitätsvögten  reden.  MR.  ÜB.  2,  37,  1095,  Echtemacher  Yogteiw.:  ut,  si 
quis  de  familia  ecclesie  occisus  fuerit,  si  pretium  eins,  quod  wergeldum  vulgari  locutione 
vocatur,  abbas  acquirere  per  se  potuerit,  totum  habeat;  si  per  auxilium  advocati,  ille  sui 
iuris  tertiam  partem  obtineat.  MR.  ÜB.  1,  406,  c.  1103,  Prüm:  de  occiso  intus  vel  foris 
sancti  Salvatoris  homine,  si  per  se  abbas  wcregeldum  acquirit,  nil  advocatus  habeat  inde;  si 
vero  advocatus  acquisierit,  duas  partes  abbas,  tertiam  advocatus  accipiat.  S.  dazu  MR.  ÜB. 
1,  88,  angebl.  887,  Prümer  Fälschung  12.  Jh.  Anf. :  si  aliquis  [ex  familia  extra  vel  infra  oc- 
cisus fuerit,  advocatus  weregeldum  eins  abbati  acquirat,  nihilque  ex  eo  sibi  vendicare  prae- 
sumat  MR.  ÜB.  1,  345,  1056,  SMaximin:  si  aliquis  ex  familia  interfectus  fuerit,  pretium 
illius  id  est  weregelt,  [si  sine  advocato  adquiri  poterit:  fehlt  1112]  [dafür  die  zweite  Aus- 
fertigung von  1065 :  si  ecclesie  homo  interfectus  fiierit  et  abbas  aut  villicus  eins  ab  homicida 
weregildum  exigere  poterit],  totum  abbatis  erit,  si  autem  per  advocatum  adquisitum  fuerit, 
tertiam  partem  advocatus  habebit.  Die  hier  für  die  Immunitätsvögte  von  Echtemach,  Prüm 
und  SMaximin  vorliegende  Möglichkeit,  dem  Immunitätsherm  zufallendes  Wergeid  einzu- 
heben,  erklärt  sich  nur  aus  dem  ursprünglichen  Charakter  dieser  Vögte  ab  der  Vertreter 
ihrer  Herren  vor  Gericht  —  Zur  Verwendung  der  teilweis  falschen  Vogteiweistümer,  nament- 
lich von  Prüm  und  SMaximin,  bemerke  ich  hier  ein  für  allemal,  dafs  ihr  Inhalt  mit  Vorsicht 
als  der  Zeit,  in  welcher  die  Fälschungen  entstanden  sind,  angehörig  ausgenutzt  wird.  Im 
einzelnen  vgl.  Bd.  2  S.  740  f.,  und  Bresslau  in  Westd.  Zs.  Bd.  5,  20  ff. 


[Gruiulherrlichkeit  uud  Vogtei.  —     1112     — 

auf  (lit'ser  Gnindlafse  alsbald  eine  volle  iiiinitmitätsberrliche  Gerichtsverfassung, 
Dieser  Vorgang  filllt  in  unserer  Gegend  wohl  noch  das  ganze  9.  Jh.". 

Wie  wirkte  nun  diese  Erbreitening  der  luimunitätsbefugnisse  auf  den 
Vogt?  Folgte  die  Vogtei  der  neuen  Entwicklung,  wurde  der  Vogt,  bisher 
nur  Schultheifs,  nun  auch  Träger  der  ImniunitätsgerichtsheiTlichlceit  des 
Grundherrn  ? 

Die  geistlichen  Institute  würden  mit  der  Zulassung  einer  so  weitgeliendeu 
Berechtigung  sich  um  alle  Vorteile  der  Immunitilt  gebracht,  ja  ihre  Existenz 
untergraben  haben :  an  Stelle  der  königlichen  Beamten  würde  ohne  weiteres 
der  Vogt  als  Peiniger  getreten  sein.  Aber  ganz  ausschliefsen  liefs  sich  der 
Vogt  nicht.  Einmal  war  er  schon  im  ersten  Stadium  der  Immunitätsentwick- 
Inng  mit  der  Ausübung  der  exekutorischen  Inimunitätsrechte  beauftragt  worden. 
Dazu  kam  ein  zweites.  Die  volle  Ausbildung  der  neuen  Gerichtaverfassung 
erforderte  auch  Hochgerichte;  der  geistlichen  Hand  aber  war  es  nicht  erlaubt, 
Über  Hals  und  Haupt  zu  richten  *.  Es  blieb  nichts  ttbrig,  als  die  Gerichts- 
herrlichkeit zu  spalten:  der  Gerichtsvoi-sitz  blieb  dem  geistlichen  ImiuunitAts- 
herm.  der  Gerichtszwang  ging  an  den  Vofrt  über. 

So  entsteht,  spätestens  wohl  in  der  ereten  Hälfte  des  10.  Jhs.,  die 
Immunitätsvogtei  zunächst  in  den  geistlichen  ImmimitätsheiTSchaften  ^  aus 
einer  Kombination  von  Schultlieifsenpflicht  und  Gerichtszwang  in  Blutsachen. 
Es  ist  die  nächste  Aufgabe,  sich  Befugnisse  und  Bedeutung  dieser  Vogtei  ge- 
nauer zu  vergegenwärtigen. 

Vor  allem  bleibt  natürlich  auch  der  Immunitätsvogt  in  erster  Linie  der 
Vertreter  des  Immnnitätsherm  selbst  in  Rechts-  und  Waffengang:  die  allge- 
meinsten Pflichten  sind  also  genau  dieselben  wie  bei  der  freien  'Markvogtei 
und  bei  der  Frnnliofsvogtei  ■*, 

')  S.  dazu  obeD  S.  1031  ff. 

<)  Dazu  s.  noch  aus  später  Zeit  WSPauIin  Mesenicb  §  4,  G.  6,  543:  ob  ein  mis- 
thätiger  mensch  alhier  gegrifTen  oder  gefunden  würde,  denselben  sot  mein  Junker  von  Pirmont 
handhalien  [und  von]  wegen  des  abts,  und  m.  b.  abt  nit,  weilen  daß  er  ein  geistlich  man 
ist  und  ihm  das  nit  geziemet. 

*)  Doch  blieb  die  Immunitäts-  bezw.  später  die  Hochgerich tsvogtei  keineswegs  blofs 
auf  geistliche  Herrschaften  beschränkt,  wenn  diese  auch  stets  den  Hauptherd  für  diese  Ei^ 
Echeinung  bildeten.  So  konnte  es  z.  B.  in  Hochgericblen  freier  Markgemeinden  Hoch- 
gerichtsvogteien  gehen,  s.  oben  S,  189. 

*)  S.  dazu  6.  Alberonis  c.  25,  MGSS.  8,  256,  1148,  Erzbiscbof  Albero  ermahnt  vor  der 
Schlacht  bei  Treis  gegen  den  Pfalzgrafen  die  Seinen;  Respicite  hoc  signnm  cmcis,  hoc,  in- 
quam,  signtun  terribile  adversariis  Ihesu  Christi,  hec  est  cnix,  in  qua  Herimannns  comes  pa- 
latii  mihi  iuravit  fidelitatem,  die  illa,  qua  advocatum  ecciesiae  nostrae  ipsum  constitni,  die, 
qua  illfts  vires  il  lamque  potentiam  ei  contuli,  per  quam  modo  me  Jnfeatat.  tunc  predixi  ei 
in  hac  cnice  esse  de  ligno  domini,  in  quo  ille,  cuius  hec  sacrosancia  refiilget  imago,  de 
hoste  bnmani  generis  triumphavit,  multorumque  sanctomm  venerabiles  reliquias  in  hac  cnicc 
indicavi  conlineri.  ipse  vero  palatinus  tenens  manum  super  hanc  sanctam  imaginem  iuratus 
est  micbi  in  haec  verba:  hunc  dominum,  hunc  pro  nobis  cracifiwim,  do  vobie,  domine  archi- 
episcope,  fideiussorem,  et  iuro  vobis  per  eius  virtut«m,   quod  nunquani   aliqiiid   contra  vos 


—     1113     —  Die  Vogtei.] 

Im  besondern  aber  ergeben  sich  folgende  Funktionen.  Der  Vogt  hat 
innerhalb  der  Immunitätsherrschaft  den  Bann  bezüglich  aller  Verbrechen, 
welche  an  Hals  und  Haupt  treffen,  also  fllr  blutige  Wunden,  Mord  imd  Tot- 
schlag, für  Friedensstörung,  Raub  und  Diebstahl^  Dazu  kommt  bisweilen 
noch  ein  Bannrecht  auch  fUr  Erbe  und  Eigen,  dessen  Behandlung  man  da, 
wo  neben  vielen  Grundhörigen  —  also  für  Erbe  und  Eigen  Baudingpflichtigen  — 
noch  wenige  Freie  im  Immunitätsbezirke  safsen,  notwendig  dem  Hochdiug 
zuweisen  mufste^.  Femer  hat  der  Vogt  die  gerichtliche  Zwangsgewalt  hier 
und  da  auch  fllr  Versetzung  von  Grenzsteinen,  Feldfrevel  u.  dgl.:  also  für 
Markvei^ehen,  welche  bei  der  Loslösung  der  alten  Markdingkompetenzen  aus 
den  Hundertschaftsdingen  vielfach  nicht  ausgelöst,  sondern  der  Hochdingver- 
fassung inhärent  geblieben  waren  ^.  Endlich  aber  kommt  das  Hochding,  für 
welches  der  Vogt  den  Bann  hat,  innerhalb  der  Immunitätsverfassung  auch  als 
Obergericht  über  den  Baudingen  oder  Grundgerichten  als  Untergerichten  in 
Frage :  in  dieser  Jligenschaft  konnte  es  u.  a.  auch  fllr  Klagen  des  Immunitäts- 
herm  wegen  Baunachlässigkeit  in  den  Fronhöfen  zuständig  sein*.  Der  Bann 
des  Vogtes  erstreckte  sich  auch  auf  diese  Kompetenz  des  Hochdings;  der  an- 
geführte Kompetenzfall  aber  ist  deshalb  besonders  wichtig  und  hier  betont. 


faciam,  et  quod  in  omnibus  vestris  necessitatibus  cunctis  viribus  meis  omniqiie  potentia  mea 
vobis  fideliter  assistam.  S.  auch  MR.  ÜB.  1,  406,  c.  1130,  Prüm:  quisquis  huiusmodi  iuris 
est  —  constringat 

')  In  den  Maximiner  Urkunden  werden  genannt  furtum,  seditio,  temeritas,  latrocinium. 
S.  femer  Lac.  ÜB.  1,  84,  134,  1103,  Essen:  manuum  truncatio  vel  armorum  prociamatio. 
Ennen,  Qu.  2,  99,  91,  1216—1225:  tres  mansi  .  .  bona  non  erunt  onerata  iure  advocati,  ita 
videlicet,  quod  de  bonis  illis  advocatus  nee  hospitium  nee  petitionem,  nee  aliquam  exactionem 
potent  exigere,  nee  homines  ecclesie  trahere  ad  iudicium,  quod  vulgo  diciturdenc  inde  renc, 
nee  aliquod  ratione  bonorum  illonim  eis  gravamen  inferre.  .  .  .  sed  iudicabit  de  maleficiis 
ibi  perpetratis,  scilicct  de  furtis  et  sanguinis  effiisione  circa  seculares  personas,  prout  iustum 
fuerit  WWincheringen  1494  §  7:  was  das  hogericht  [von  SSimcon]  zu  W.  antreffen  mag 
von  heupt,  von  halsgebeine,  geselde,  blodich  wenden,  waflfen,  geschleige,  uberbracht  zu 
kennen  und  zu  entschlagen,  das  hört  alles  den  voigten  zu,  und  mogent  und  sollent  die  voigt 
davon  richten. 

«)  Lac.  ÜB.  1,  131-2,  203,  1064—6,  Vogtrecht  für  das  neugegründete  Siegburg:  sta- 
tuimus  vero  advocatis,  quos  [Anno  von  Köln  als  Gründer  der  Abtei]  .  .  previdimus,  ut  semel 
in  anno  ad  loca  sibi  prescripta  conveniant  et  pro  iustitiis  faciendis  placita  tenoant,  sie  tamen, 
ut  ipsi  cum  abbatis  consilio  eflusioneni  sanguinis,  fiirta ,  violatam  pacem ,  hereditatis  conten- 
tionem  iudicantes  sua  tertia  contenti  sint,  ne<iue  ipsam  tertiam  nisi  de  bis  rebus,  quae  in 
placitis  advocati  ventilentur  vel  de  placitis  inducientur,  requirant;  cetera  omnia  abbatis  ar- 
bitrio  cum  suis,  disponenda  relinquant,  ita  ut  in  abbatis  potestate  sit  a  persona  famiUae  qua- 
Übet  pro  libito  supplicium  sumcre,  si  in  aliquo  iustis  eius  imperiis  presimipserit  contraire. 
WWincheringen  1494  §  18  (s.  dazu  den  §  7  des  W.  in  Note  1):  ob  die  lüde  zu  W.  wur- 
den dedingen  umb  unseren  garten  houfsteden  und  daz  damf  steit  binnen  den  zinnen  zu  W., 
das  höret  voiu-  die  voigde  oder  ire  amptlude. 

^)  So  z.  B.  in  SMaximin.    S.  dazu  oben  S.  269  f. 

*)  So  ebenfalls  in  SMaximin  nach  den  Vogteiweistümem  von  angeblich  1056,  1065, 
1112  usw. 

Lamprecht,  DentschM  Wirtschaftolelwii.    I.  71 


(liiuiiiUiciTliilikHi  find  Vogtei.  —      1114     — 

weil  er  zeigt,  auf  welche  Weise  der  Iiiuaunitätsvogt  über  das  Hochrting  hinaus 
Beziehungen  zu  den  Fronhöfen  entwickeln  konnte ,  deren  Endresultat  bei 
konsequenter  Ausbeutung  nichts  anderes  als  eine  Absorption  der  lokalen  Fron- 
hofsvogteien  sein  konnte. 

Kommen  wir  indes  auf  die  Hauptbefugnis  des  Vo^es,  den  Bluthanu, 
zurflck.  Seine  Verleihung  la^  in  der  Hanci  des  Königs ' :  der  Vogt  trat  iilso 
über  den  Ko\i!  des  Innnunitiitsherru  hinweg  in  direkte  Beziehungen  zum 
obersten  Hort  des  Rechtes  und  der  Gerichtsverfassung.  Entsprechend  dieser 
hoben  Anknüpfung  gestalteten  sich  die  Bannkompetenzeu  des  Vogtes  sehr  viel- 
seitig aus.  tlnd  zwar  in  dreifacher  Weise.  Dem  Vogt  stand  zunächst  die 
Gefangensetzuug  und  die  Verwahi-ung  der  Missethfttigen  zu*.  "Weiter  war  er 
Gewalt-  und  Schinnlierr  des  Hochdings:  er  safs  das  Schwert  zur  Seite  oder 
mit  halbgezückteni  Schwerte  neben  dem  Immunitittsherm  als  Geriehtsherm', 
schlitzte  das  Ding  vor  allem  Angriff  von  aulsen  und  verbtu-gte  die  richtige 
Anwendung  der  Beweismittel.  Darum  war  er  auch  der  Leiter  des  gericht- 
lichen Zweikampfes*.  Endlieh  nach  gesprochenem  Urteil  fiel  ihm  die  Exekution 
zu",  in  diesem  Pimkte  vei-schmolzen  die  neuen  Rechte  der  ImnnmitAtavogtei 
und  die  alten  Pflichten  des  karolingischen  Advocatus. 


')  MR.  TB.  1,  166.  926:  der  Vogl  Wolinar  voi\  SSlHximin,  eui  l^'ormati^'  in  publiro 
mallo  ofBdum  advocationis  üaditiun  est  ab  lleurico  rege.  In  MR.  1.3. 1,  167.  il26  heirst  es: 
cui  W.  i.  p.  III.  all  Henrico  rege  niiniBti'riiun  adTocationis  tradituni  est.  MR.  l'B.  1.  345, 
1056:  ndvdcalus  vcro  (Gieelhertufi :  datbr  in  der  Urkunde  von  1112  Wttlilielmua  comps),  <|ui 
in  preaentiamm  est,  aliique  BU<:ccasores  ipsius,  qui  bannum  b  regia  manu  susceperint .  .  MB. 
ÜB.  2.  37,  1095.  Editeniacher  Vogteiw.:  quod  nullum  legittimmn  placitnm  iilli  advocato  de- 
lieant,  nisi  qui  bannitni  ali  imperatnre  habeat.  MR.  ÜB.  1,  406,  c.  1103,  Prüm:  advocntiis, 
qui  bannum  ab  imperatore  sire  a  rege  acceperit  .  .  .  S.  auch  Waitz.  Vfg.  7,  341  f. 

»)  S,  Bd.  3,  22,  »,  1262;  \VWilwerscheid  1507,  G.  2.  391:  und  wan  geschieht,  daß 
ein  mißthädiger  mensch  begriffen,  den  solle  man  dem  vogt  lieli«ren,  der  solle  ihnen  bewahren, 
sollen  die  nachbarn  ihme  helfen.  WMandem  1537  §  16:  die  Herren  von  Filzberg  sind  rechte 
Vögte  des  Abis  SManimin  dar  zv  richten  über  balz  und  Iwech  und  alle  boeßen,  doch  vor- 
behalten nachfolgende  artikul  und  scheffen  erkentenus,  den  mistedigen  menschen  anzngrifpn 
und  in  gewaersam  zu  foeren  und  zu  rechtfertigen. 

•)  Bd.  3,  80,  ei,  1280;  WMeckel  1669  gl:  der  Vogtherr  sitzt  im  Gericht  mit  ge- 
wapender  haut,  mit  halben  gezücktem  scliwert.  WLangenfeld  g  5,  G.  6,  557,  Gerichtsheix 
der  Graf  von  Blankenheim  und  Gerolstein:  wanehe  ein  graf  zu  Gerardstein  auf  einem  wissi- 
gen jahrgeding  in  Langenfelt  das  gericht  besitzen  wil,  daß  alstan  ein  voigt  zu  Scböneckeii 
neben  wolgcmellem  grafen  sitzen  und  ein  schwert  an  seiner  selten  haben  Bol.  darnach  sol 
irolg.  graf  fried  rufen  und  der  voigt  den  tag  und  alle  tage,  die  gehalten  von  allen  gen'altigen 
Sachen,  schützen  und  schirmen;  und  weisen  also  den  voigt  vor  einen  gewaldherren. 

')  S.  MR.  ÜB.  1,  406,  c.  1103,  Prüm. 

')  MR.  ÜB.  1,  345,  1056,  SMaiimin ;  si  quis  propter  fiirtum  vel  latrocinium  [captus 
But  iusto  iudicio  ditudicatus  vel:  fehlt  1112]  dampnatus  fuerit,  substantia  illius  et  omnis  pos- 
sessio abbatis  erit,  advocatb  vero  de  homine,  quod  [tustiun  est  ant  quoil:  ffehlt  1112]  sibi  et 
lUüs  comprovincialibua  suis  melius  visum  fuerit,  agcre  licebit.  WWilwerscheid  1507,  G.  2, 
891 :  m.  h.  der  abt  mag  einen  vogt  haben,  welcher  die  vogtei  von  seinen  wegen  empfangen 
solle,  deshalben,  ob  iemants  so  weit  mishandelt  und  begriffen  wurde,  daß  er  von  dem  leben 


—     1115     —  Die  YogteL] 

Als  SchirniheiT  des  Dinges  war  der  Vogt  natürlich  Befehlshaber  des 
Dingvolkes,  soweit  dasselbe  noch  nach  der  Väter  Weise  bewaffnet,  als  Kriegs- 
mannschaft,  zum  Hochding  zog;  das  Dingvolk  huldete  ihm  daher  auch*. 
Die  Konsequenzen  dieser  Stellung  für  die  militärische  Gewalt  des  Vogtes 
lassen  sich  ohne  weiteres  voraussehen;  sie  werden  sehr  bald  genauer  er- 
örtert werden. 

Als  Emolumente  für  die  Mühewaltung  des  Vogtes  finden  sich  von  vorn- 
herein zwei  Leistungen.  Einmal  die  Überlassung  eines  Drittels  von  den 
Früchten  der  Rechtssprechung  nach  dem  Muster  der  fränkischen  Grafen- 
besoldung ^.  Femer,  analog  den  Servitien  der  freien  Markvogtei  und  der 
Fronhofsvogtei,  ein  Servitium,  dessen  Höhe  in  den  einzelnen  ImmunitätsheiT- 
schatten  sehr  verschieden  bemessen  sein  konnte  und  auch  innerhalb  derselben 
Grundherrschaft  schwankte,  je  nachdem  der  Vogt  zu  gebotenem  oder  unge- 
botenem Dinge  einritt^.    Daneben  findet  sich  bisweilen  auch  noch  eine  Dienst- 

zum  tot  geurtheilt  würt,  das  solle  der  vogt  lassen  thun,  so  mein  hen*  geistlich  ist.  Ein 
Zeichen  zunehmender  Initiative  des  Gerichtsherm  zeigt  WRapwiler  1547  §  2:  ab  einer  den 
leib  vermacht  hette,  sal  m.  h.  probst  [von  SSimeon]  richten  bis  uf  den  dritten  sprossen,  und 
die  vogde  fort  bis  zum  dode. 

*)  WHoenningen  15.  Jh.  §  38 — 39,  G.  6,  659:  wir  wisen  vur  recht,  dat  ein  eiklich 
man,  die  jair  ind  dach  binnen  dem  gerichte  van  Hoinghen  waeneftich  is  of  van  hilige  daran 
bestaedt  wirt,  unsen  vurs.  heren  van  sent  Cunibert  ind  iren  gewisligen  v#den  hulden  sal  an 
dem  neisten  hoegedinge,  nae  ailder  gewoenden  ind  herkomen.  item  bekennen  wir  ind  wisen 
vur  recht,  dat  ein  eiklich  man,  die  hulden  sal,  vur  dat  hoegedinge  sal  komen  in  der  zit,  as 
der  vait  zu  ungeboidenen  gedinge  sitzt,  ind  sal  sinre  vingere  up  die  heiigen  liegen  ind  swe- 
ren,  als  hemae  geschreven  steit :  van  diesem  dage  vurwartz  ind  alle  diesin  dach  hude  sal  ich 
sin  hoult  ind  getruwe  u.  h.  van  sent  Cunibert  ind  iren  wislichen  v^en,  ind  sal  zo  alre  zit 
wrugen  ind  vortbrengen,  dat  ich  weis  dat  weder  den  hoef  is  ind  weder  dat  gerichte,  nae 
minen  besten  sinnen,  als  mich  dergh^n  maent,  die  mich  van  rechte  maenen  sal.  alsoe  helpe 
mir  got  ind  die  heiigen. 

«)  S.  oben  S.  207,  femer  MR.  ÜB.  1,  406,  c  1103,  PrQm:  quidquid  vadimoniomm 
constituitur,  dispositis  ad  arbitrium  abbatis  sive  prociu*atoris  ipsius  vadimoniis  du^  partes 
abbati,  tertia  advocato  persolvatur.  WHamm  1339 :  wat  imses  hem  amptman  dat  jair  uover 
ainme  gerichte  indingit,  des  sint  zwo  deilin  unser  hem  und  das  dritte  deil  des  voides.  ouch 
wat  der  voit  indingit  zu  den  drin  dingin,  des  is  das  dritte  deil  sin,  und  die  zwo  deilen 
unses  hem.  Vgl.  auch  MR.  ÜB.  2,  37,  1095,  Echtemacher  Vogteiw.:  si  quis  infregerit  ban- 
num,  quod  theotlionica  lingua  burgban  dicitur,  pro  quo  60  s.  solvimtur,  duas  partes  fiscus, 
tertiam  accipiat  advocatus. 

')  Lac.  ÜB.  1,  118,  186,  1056,  Klotten  an  Brauweiler:  Sicconi  vero  comiti,  qui  .  .  ad- 
vocatiam  a  palatino  comite  .  .  Richeza  petente  suscepit,  tale  servitium  tribus  tantum  tem- 
poribus  anni  sibique  succedentibus  advocAtis  constituit.  Bei  jedem  Placitum  1  mo.  tritici, 
1  mo.  siliginis,  o  s.  pro  carae  aut  porci  vel  oves  5  s.  valentes,  dazu  den  entsprechenden 
Wein ;  5  mo.  avene.  Es  sind  2  Placita  angenommen  zu  Johanni  und  im  Herbst  Dabei  fällt 
noch  zu  Johanni  pabulum  in  gramine  von  einer  Wiese.  Si  autem  abbas  in  autumno  illuc 
emn  advocaverit,  prandiiun  ei  det  et  30  d.  aut  panniun,  qui  tantum  valeat,  2  hircinas  pelles 
vel  20  d.  et  ceram  20  d.  UlMettlach  No.  13,  Roden  12 d.  15  Hufen:  ad  servitium  advo- 
cati  de  predicta  villa  RODENA  in  natale  domini  porcum  valentem  12  nummos,  mo.  1  fhi- 
menti,  tritici  et  siliginis  pariter,  amphoram  vini,  mo.  avene  ad  pabula  equorum;   in  pascha 

71* 


[Gmndherrlichkeit  lind  Vogtei.  —     1116     — 

Vermutung  in  Fonu  oines  Servitiums  filr  lien  Fall  erschwerter  Rechtsvoll- 
streckung'. Das  Servitiiun  wunle  nun  entweder  direkt  vom  Iniinuiiitätsherm 
bezw,  dessen  Meieni  gezalilt,  oder  aber  das  THnfJTolk  wurde  mehr  oder  weniger 
durch  Auflaire  fixierter  LeistuuRen  an  der  Zahlung  beteiligt*. 

War  nun  die  ImmunitatsvoKtfi  iu  der  eben  festgestellten  Abgi'eii2ung, 
selbst  vorausgesetzt,  dafs  sie  den  ursprünglichen  Anitscharnkter  l)ewahrte, 
ihren  Kompetenzen  nach  haltbar?  Widersprach  nicht  die  Teilung  der  Funk- 
tionen des  Richters  bei  Gerichtsvorsitz  nnd  Gei-ichtsschutz  bezw,  Ocrichts- 
exekutive,  wie  sie  zwischen  linmnnitatsherr  und  Iramunitätsvogt  stattgefundea 
hatte,  in  gleicher  Weise  der  Ti-adition  wie  jeder  gesuuden  Konstruktion  der 
Gerichtsverfassung?  Mußten  nicht  die  Vögte  jene  volle  GerichtsherrlicJikeil 
zu  erwerben  trachten,  welche  sie  sonst  in  allen  Hochdingen  in  ßiner  Haud 
vereinigt  sahen? 

Das  ist  in  der  That  das  letzte  Ziel  der  immer  ungestümer  andrängenden 
vogteilichen  Tendenzen;  die  Vögte  wollen  Gerichtsherren  werden.  Freilich 
direkt  und  voll  haben  sie  dies  Ziel  wohl  nur  sehr  selten  eiTeicht',  doch  auf 

nrnphoram  vini.  6  d.  cnrneB,  dimidiuiu  mo.  fhun^nti,  trittci  et  siliginis  iuBimul,  pabulimi 
4  eijuis;  in  pentecosle  ovem  1  valeuti^m  6  niunmos,  panes  12  tritici  et  siligitiis,  3  sext  vini, 
2  sext  pabiili.  et  cnstodes  eqnonim  per  nocteni.  MR.  ÜB.  1,  406,  c.  1103,  Prüm;  curtes 
etiaiti  determinat^,  qu^  advocaio  integrum  servitium  debent,  acripto  mandate  et  sacrameDto 
ärmate  h?  sunt,  videlicet:  Mettendort',  Riunureaheim,  Pnunia  inferior,  Gunninbretcb,  Birgee- 
bura,  Walmeresheini,  Hephirno,  Memiche,  Siieche;  istt  aatem  diniidiura  peraolnmt  servitiiun 
Ecilicet:  Ulmito,  Suevirdieheim,  Buodenisbeim,  Morlbach,  Drinisburo,  Heribesbanefeth,  Lucb, 
Mereche,  Huttingen,  Nonzenlieim,  Badenheim,  Eddelendorf.  Integrum  quoque  servitium  erit 
mo.  unuB  tritici,  situl^  rini  du«,  porcua  iinus  12  d.,  porcellus  1,  gallin^  2,  mo.  aven?  3; 
dimidiiun  vero  serritium  erit  mo.  dimidiiu  tritici,  situla  vini  I,  porcus  1  6  d.,  gatlina  1, 
Bvenf  mo.  et  dimidius.  Lac.  ÜB.  1,  iSO,  1174,  betr.  Abtei  Siegbiirg;  sitque  servitium,  qnod 
abbas  advocato  in  unaquaque  die  piociti  dare  debeat,  duo  mo.  tritiri,  am.  vini,  due  am.  cer- 
viaie,  porci  duo  valentes  duos  s.,  porcellus  d.  sex,  anseres  duo,  puili  quatuor,  ova  viginti, 
Bvene  mo.  sex,  in  GuUa  tantundem,  excepU  cenisia,  que  non  habetur  ibi.  in  Beltindorp 
tantundem.  in  Strala  mo.  tritici,  porcus  Valens  s.,  porcellus  d.  sex,  anser  uniis,  pulli  dno, 
ova  decem,  situla  vini,  am.  cervisie  dimidia.  in  Olma  tantum. 

')  Cantat,  s.  Huberti  c  5,  MGSS-8,  572,  c.  1060:  de  [iurisdictionis]  quaestu  conmiuni 
advocatus  obsonium  debitum  accipiebat,  et  si  minus  proveniret,  ecciesia  illud  supplebat  prae- 
terea  si  quem  rebellem  advocatus  ad  iustitiam  fadendam  compellebat,  dccatervam  sunm  ac- 
cipiebat 

*)  MR.  ÜB.  1,  406,  c.  1103,  Prüm:  ad  tria  placita,  qu?  praediximus,  unum  servitium, 
qu^  post  paacha  debetur,  ab  abbale  accipiat,  duo,  qu?  familia  sibi  debet,  taliter  exibeat 
unusquisqne  de  familia:  obolum  1  in  ^pipbsnia  domini,  alium  in  festo  sancti  lohaniiis  bap- 
tiste  ad  servitium  advocati  persolrat  S.  dazu  MB,  ÜB.  I,  38,  angebl.  887,  Fälschung 
12.  Jh.  Anf. :  in  [tribus  plaritis]  anum  servitium  ex  parte  abbatis  6at,  reliqua  duo  familia 
exhibeat,  advocatus  antem  se  caveat,  ut  non  ultra  quam  cum  12  homlnilras  mediocriter  ser- 
vitium accipiat,  qnodai  advocatus  ab  abbate  snpra  Isla  triaplacita  ob  aliquam  aiiditionem 
[«■g,  etwa  invitaturj  ipse  abbas  ei  de  auo  serviat;  si  vero  advocatus  a  familia  [invitatur].  inde 
servitium  accipiat. 

°)  Dagegen  entwickelten  sie  nicht  selten  aufserhalb  der  alten  Immunitätsgerichtsbar- 
keit eine  yoUe   Konkurrenzgerichlsbarkelt   gegenüber    dem    Immunitätsheim.     Ein  hervor- 


—     1117     —  Die  VogteL] 

dem  Wege  zu  ihm  haben  sie  fast  durchweg  mehr  oder  minder  weittragende 
Fortschritte  gemacht. 

So  tasteten  sie  zunächst  die  Leitung  des  Gerichtsverfahrens  durch  den 
Gerichtsherm  an:  speziell  die  Gottesurteile,  bei  denen  es  sich  ja  um  Blut 
handelte,  suchten  sie  der  Einwirkung  des  Immunitätsherm  gänzlich  zu  entziehend 
Femer  schoben  sie  sich  mit  neuen  Rechten  in  die  Gerichtsverfassung  ein:  sie 
suchten  die  Emennimg  des  Gerichtsboten  an  sich  zu  reifsen^  und  sie  setzten 
hier  und  da  eine  Vereidigung  der  Schöffen  in  ihre  Hand  durch  ^.    Auch  ihi*e 


ragendes  Beispiel  bietet  Bd.  3,  81  §  6  f.,  1280;  97  §  4  und  5,  1291.  Vgl.  dazu  schon  MR. 
ÜB.  1,  406,  c.  1103,  Prüm:  niillus  servientium  abbatis  pro  culpa  aliqua  in  domum  advocati 
▼el  usquam  pro  gratia  sua  acquirenda  sive  ratione  reddenda  veniat,  sive  rationem  reddat, 
nisi  in  praesentia  abbatis  in  placito  publico;  sed  neque  mansionarius  aliquis  nisi  in  curte, 
ad  quam  pertinet 

*)  S.  MR.  ÜB.  1,  38,  angebl.  887,  Prümer  Fälschung  12.  Jh.  Anf.:  (advocato  non)  li- 
ceat .  .  duellum  componere  internus  aut  exterius  sine  abbatis  aut  eins  fidelium  praesentia. 
Dazu  vgl.  WRommersheim  1298 :  vortmehe  hait  der  scheffen  vur  vol  gewist  edel  und  unedel, 
aef  einiche  wort  sich  verliefen,  die  aen  einem  kampen  treffen,  it  were  zo  Roemmerschem  uf 
in  anderen  unsen  hoefen  der  epdien  van  Prume  und  vadien  van  Schoenecken,  die  sal  der 
hoiüscholtes  und  dat  gericht  und  die  ganze  hoeüe  sicher  werden,  aef  si  kunnen ;  aef  si  it  neit 
mechtig  weren  aef  sin,  soe  sal  ein  overster  scholtes  mit  deme  gericht  in  deme  hove  die  lüde 
leveren  und  antwerden  eime  apt  van  Prume  in  sin  sloiss  und  neit  eime  vaide;  damae  mag 
und  sal  der  overster  scholtess  eins  aptzs  den  warf  machen  doen  uf  ier  beider  koste,  und  sal 
der  warf  sin  echt  und  vierzich  voess  lank  und  echt  und  zwenzich  voeiss  breit,  und  sal  ir  ein 
den  anderen  wisen  mit  eime  kolfen  und  mit  eime  schilde  of  mit  zwein  geliehen  metzeren 
of  mit  zwein  glichen  swerderen  of  mit  zwein  geliehen  Spesen,  soe  wie  ir  moitwille  si  darzo 
verdreit;  und  den  kamp  sal  ein  overster  scholtes  und  ein  vait  schirmen  van  eins  aptzs  wegen 
van  Prflme,  und  nit  van  eins  vaitzs  wegen  van  Schoenecken. 

^  CRM.  4,  328,  1472 :  so  hait  ein  vait  macht  die  dri  gerichtsboden  zu  Zelle  zu  Merle 
und  zu  Pimderich  zu  setzen,  die  ime  verbuntlich  sullent  sin  mit  dem  eide,  und  gift  inne  dez 
zo  lone  iglichem  2  som.  koms  und  1  bürde  wins.  WRommersheim  1450  §  1,  6.  6,  580: 
doe  hant  die  scheffen  gesait,  man  sulle  z'irst  einen  boeden  machen,  6  man  einich  gericht 
forter  besitze,  doe  hait  si  der  schulteß  gemaent,  wie  man  dan  einen  boeden  machen  sulle? 
daruf  hant  sich  die  scheffen  beraden  und  doe  geantwort,  as  si  der  schulteß  gemaent  habe, 
so  wisen  si,  daz  man  dri  üeudman  darstellen  sulle,  und  darus  sal  man  einen  boeden  nemen. 
kan  man  darus  geinen  genemen,  der  nutze  si  und  dem  heren  genoige,  so  sal  man  aber  dri 
ander  faidman  darstellen,  bis  der  here  einen  geneme,  der  iem  genoige.  imd  wen  man  dan 
einen  baeden  macht,  dem  sal  man  den  staf  in  die  hant  geben,  und  da  sal  min  here  van 
Prume  ader  sin  schulteß  van  sine  wegen  die  hant  aben  an  den  staf  halten,  der  faid  van 
Schonecken  unden  imd  der  boede  midten,  und  neman  sulle  m6  daran  tasten.  WDensbom 
1534,  6.  .2,  566:  beruren  den  hotten,  die  kicsonge  stehe  dem  herm  des  slofs  Densbur  und 
die  eidunge  eime  herm  apt  zu  Proeme  zu  nachfolgender  wtse  zu,  das  ein  apt  zu  Proeme, 
nachdem  botte  gekosen  vom  vurs.  hem  des  slofs  Densbur  ist,  neme  einen  wißen  stab  aUer- 
underst  bi  der  erden,  und  ein  herre,  so  das  vurg.  sloß  Densbur  uf-  und  zuthut  oder  sleußt, 
zu  alleroberst,  und  darnach  derihenig,  so  zum  hotten  gekosen,  in  der  mitte,  alsdan  wirt  ime 
der  eit  von  vurg.  herm  apt  gestaept. 

^)  CRM.  4,  328,  1472:  alle  scheffen  in  dem  Hemschen  gericht  sollent  dem  voit  ver- 
bindlich sin  mit  dem  eid,  und  sin  ime  auch  schuldich  sin  vaitgedinge  helfen  su  besitzen  den 


[Grundlierriichkpit  mid  Vögtei.  —     1118     — 

VollziehuntiSgewalt  zu  erweitern  wareu  sie  bestrebt,  indem  sie  zu  Gunsten  der- 
sellien  die  IHszipIiiiargewalt  des  Immunitjltsherm  über  seine  Gnmdhörigen  an- 
fochten und  günstigenfalls  wohl  auch  beseitigten'. 

Und  wie  wunlen  von  ihnen  erst  jene  finanziellen  Rechte  ausgelieutet 
uiid  erweitert,  welche  die  Exekution  im  Hochgericht  mit  sich  bracht«.  Die 
Eufsen  sollten  durch  Erhöhung  eintrilglicher  gemacht  wenlen^;  entsprechend 
den  gräflichen  Gerichtsfponden  wunlen  Vogteifronden  verlangt^;  wie  der 
HunddinghoiT  leicht  einen  Wildbann  für  Jagä  und  Fischerei  entwickelt  hatte, 
80  suchte  ihn   auch   der   Vogt  zu  erlangen*;    sofjar  vogteitiche  Gnindzölle 

nebereo  maiidng  na  dem  hulben  mciti.  doch  eu  lioit  ein  vnit  mnclit  den  tag  zu  leiig«ii  zu 
siner  gdegenheit. 

')  MR-  ÜB.  2,  37,  1095,  Ethtenrncbw  Vogteiw.:  quod  advocatus  nulluni  delieat  per- 
cutere  et  niale  tractare  absque  iudicio.  MR-  ÜB.  1,  33,  aiigebl.  8S7,  PrCinier  Fälschung 
12.  Jh.  Arf. :  advocato  nuUo  modo  conceditur,  quemquam  in  sun  advotatia  verherai-e  aut  lon- 
dere,  nisi  si  in  homicidio  aut  in  Auto  aul  in  lAtrocinio  aut  pugna  culpabilis  extitit  MR.  ÜB. 
I,  406,  c  1103,  PrQm;  nuilnni  vcrbemre  vel  tondere  sine  abbatie  vel  lideliuni  siiorum  pre- 
sentia  et  socioniiD  Buonun  iudicio  preauniat;  ot  ai  ee  culpabilis  redimit,  pretiuni  dtvidant 
[abbas  et  advocatus].  S.  auch  Lac.  ÜB.  1, 132,  203,  1064—6,  Siegburg;  in  abbatis  potestato 
Sit,  H  persona  ftuniliae  qnalib«t  pro  iibitü  supplicium  Bumerc,  si  in  aliqno  iugtis  eins  impcriis 
presumpsFrit  conlraire. 

^  S.  oben  S.  207,  femer  CantaL  s.  Huberti  c.  5,  MG8S.  B,  572,  Zeit  Abt  Renuards 
tum  1060):  eins  adhuc  tempore  vigente  public!  iuris  iustilia  in  tola  abbatia  nuUus  advocatus 
alicui  placito  intererat,  niri  tribus  generalibus  in  anno,  in  hiis  si  quod  vadium  proveniret 
iudicio  scabinonun,  eorum  quoque  orbitrio  detetminabatnr  solvendum,  non  ad  voluntateni  do- 
ratnoram,  sed  ad  possibilitatem  pereonarum.  MR.  ÜB.  2,  37,  1095,  EchtemBcher  VogWiw.: 
ut  quicquid  in  plarJcie  dcponitur,  secundum  posse,  qui  deponit,  misi'ricorditi^r  ab  eitactore 
vel  villico  assidente  advocatn  vpl  eins  ministro  cum  scabinomm  consilio  disponatur:  i>t  due 
partes  fisco ,  t«rtia  advocato  solvatur.  —  Auch  ein  Recht  auf  konfisziertes  Gut  wurde  von 
den  Vögten  geltend  gemacht,  a.  MR.  ÜB.  2,  37,  1095,  Echtemacher  Vogteiw,;  si  in  fiirti 
crimine  aliquis  ex  familia  ecclesie  deprehensus  et  convictus  ftierit;  quicquid  possederit,  ftscus 
obtineat,  für  secundum  iudicum  decreta  legibus  subiaceat. 

")  MR.  IIB.  2,  37,  1095,  Echtemach:  HenricuB  comes  Conrad!  pie  memorie  comitis 
filius  Bertrami  defensoris  nostre  ecclesie  circumventus  et  deceptus  consiliis  muneribus  et 
fraudibus  ins  advocati  in  aratura  et  messione  innumeris  a  dive  memorie  abbate  lieginberto 
servitiorum  et  dooonim  irapendüs  redemptum  pt  regali  concessionc  tradituni  nobis  abstulit 
MB.  ÜB.  I,  403,  c  1103,  Prüm:  unusquisque  de  familia  diem  1  in  anno  opei'etur  advocato  ad 
Pruiniain  sivc  ad  Harn  et  nusquam  alihi.  WLangenTeld  g  S,  G.  6,  557,  der  Vogt  ist  Gevalt- 
herr  des  Ilochdings:  des  sol  er  haben  alle  gewöhnliche  dienst  im  hof  Langenfeld  mit  sack 
und  mit  beutet  auf  haus  Schönecken,  und  sol  ein  voigt  oder  hofsbot  in  stat  seiner  dorn  höf- 
ling  zurufen.  Von  hier  aus  war  natürlich  ein  Verschwimmen  der  vogteilichen  Rechte  in  die 
grundherrlichen  leicht  gemacht,  a.  z.  B.  Baur,  Hess.  Urk.  1  S.  50,  1274,  Ebersbacber  Gitter 
in  Bünsheim:  de  omnibua  bonis  .  .  ratione  advocatie  nichil  iuris  inantea  eis  [dem  Vogte} 
competAt  quoquomodo,  et  quod  nichil  amplius  habebunt  in  Ulis,  sivc  in  precariis  seu  exacti- 
onibus,  hospitiia,  que  vulgariier  dicuntur  herberge,  tritico,  denariis,  meltoribus  capilibus  post 
mortem  principalis  persone,  viro,  qui  dingman  vocatiu*  [Pflicht  zur  Stellung  eines  Schöffen], 
piillis  camisprivialibus,  vecturis  curruum  et  equorum  et  aliis,  que  ailvocati  et  patroni  sive  de 
facto  solent  requirere  vel  de  iure. 

*)  CRM.  4,  328,  1472;    bait  ein  vaid  maicht  zu  jagen  hoe  vriltbreit,  als  wit  und  fere 


—     1119     —  Die  VogteL] 

kommen  vor^  Und  weiterhin  galt  es,  das  Servitium  auszudehnen.  War  es 
ursprünglich  nur  auf  die  drei  ungebotenen  und  die  vom  Immunitätsherrn  etwa 
gefordeiten  gebotenen  Dingtage  berechnet  gewesen,  so  suchte  man  jetzt  die 
Zahl  der  Dingtage  eigenmächtig  zu  vermehren,  oder  man  erzwang  durch 
Ausbleiben  ihre  Vertagung  und  mit  der  Vertagung  ein  weiteres  Servitium*. 
Vor  allem  aber  bot  die  teilweise  Leistung  des  Servitiums  in  einzelnen  Ab- 
gaben der  Grundholden  sofort  den  Anlafs,  ein  Bederecht  für  dieselben  zu  be- 
haupten und  ihnen  aufserdem  durch  gewaltsames  Einlager  beschwerlich  zu 
fallen^.    Unter  diesen  Einwirkungen  waren  Bede  und  Servitium,  wie  wir  bald 


das  Hemsche  gericht  geit,  als  wall  ein  herre  van  Brunshorn.  Auch  die  dru  fischewasser 
gehorent  zu  der  obg.  vaidie  .  .,  diese  dru  wasser  sal  nimands  fischen,  dan  allein  der  vaid. 

^)  CRM.  4,  328,  1472:  was  wine  in  dem  Hemschen  gerichte  geladen  oder  geschraden 
werdeut,  ist  von  iedem  boden  1  alden  hl.  schuldich  zu  Zelle,  das  fass  si  klein  ader  groiß, 
und  zuschent  sant  Remeis  dag  und  sant  Mertins  dag  ist  der  zol  zweifeltig.  item  schiffen  im 
Hemschen  gericht  das  da  leit  oder  entleit,  1  alten  hl.  item  karren  und  wagen^  die  da  laden 
oder  entladen,  auch  1  alten  hl.  zu  Zelle. 

^)  Das  ergiebt  sich  aus  Nachrichten  wie  MR.  ÜB.  1,  345,  1056,  SMaximin:  addimus 
etiam  nos  et  nostra  imperiali  auctoritate  firmissime  interdicimus ,  ut  nullus  advocatorum  all- 
quod  placitum  preter  tria  iure  debita  in  abbatia  habeat.  MR.  ÜB.  2,  37,  1095,  Echter- 
nach:  si  die  constituta  (advocatus)  non  adfiierit  et  pridie  legatiun  non  miserit,  qui  eum  vel 
in  utilitate  regni  vel  loci  nostri  occupatum  esse  certissima  fide  vcritate  confirmet,  placitiun 
et  servitium  non  restituant,  neque  si  die  dominica  vel  celebri  festo  dies  placiti  eveniant 
MR.  ÜB.  1,  406,  c.  1103,  Prüm:  advocatus,  qui  bannum  abimperatore  sive  a  rege  acceperit, 
tria  sola  placita  in  anno  statutis  in  locis  habeat  MR.  ÜB.  1,  38,  angebl.  887,  Fälschung 
aus  dem  Beginn  12.  Jhs.,  Urkunde  Karls  III.:  firmum  et  stabile  statuimus  edictum  de  advo- 
catis  praedicti  monasterii,  ut  in  sua  advocatia  placita  non  habeant  per  circulum  anni,  praeter 
tria  iure  debita,  ubi  quidquid  vadimoniorum  constituitur,  primitus  duae  partes  abbati  solvan- 
tur,  tertia  advocatis  concedatur.  MR.  ÜB.  1,  425,  c.  1112,  Laach:  ad  placitum  . .  [advocatus] 
nunquam  veniet,  nunquam  considebit  nisi  a  fratribus  si  res  ita  poposcerit  invitatus  fuerit 
cum  vero  invitatus  venerit  subecriptum  tantum  servitium  a  fratribus  habebit:  duo  mir.  ad 
panem  vespere  unum  mane,  ad  pabulum  equorum  10  mir.  hiome  5  aestate,  duos  porcos  5  s. 
vespere  unum  30  d.  mane,  hamam  vini  vespere  dimidiam  mane.  WRommersheim  1298: 
vortme  so  sal  ein  overste  scholteis  eins  abts  gebieden  ein  iardink  in  ieclichme  [hove],  in 
eime  zuvor  und  in  dem  anderen  na,  und  sal  gebieden  doin  eime  vaide,  dat  he  dar  kome, 
und  sal  hoiren  allet  dat  recht  dat  man  eime  abt  wiste,  und  ensal  der  vait  den  scheffen  niet 
manen.  were  sachc  dat  der  vaid  nit  enqweme,  so  sal  der  overste  scholteise  dat  geriechte  uf- 
slain  over  vierzehn  tage,  kumpt  er  dan  niet  so  sal  und  mach  der  abt  af  sin  scholteis 
[Bl.  52»,  bis  hierher  Hand  15.  Jhs.  1.  H.]  dat  gedinknis  averufslaen  vierzhendage,  enkumpt 
he  damahe  neit  soe  sal  und  mag  der  apt  aef  sin  scholtcs  sine  scheffen  manen  und  sin  ge- 
dinknis volfuren,  und  sal  eins  vaits  van  Schoenecken  dan  neit  langer  warten,  und  sal  dae- 
mit  eime  vaide  von  Schoeneck  neit  unrecht  doen.  S.  schon  oben  Cantat.  s.  Huberti  c.  5,  MGSS. 
8,  572,  ca.  1060,  cit  S.  1118  Note  2,  sowie  oben  S.  207. 

')  MR.  ÜB.  1,  240,  973,  für  Trier:  nullus  paratas  in  eorum  [archiepiscoporum]  pri- 
vatas  audientias  exactare  presiuneret;  s.  dazu  MR.  ÜB.  1,  322,  1045  die  Phrase  iniustas  ex- 
actiones  requirendas.  MR.  ÜB.  1,  345,  1056,  SMaximin:  nullus  [advocatorum]  hospitia  vel  ser- 
vitia  in  curtibus  abbatis  aut  fratrum  sive  a  rusticis  [sive  a  villicis]  violentcr  exigat,  nuUus 
eorum  per  inscisiones  aut  petitiones  homines  gravare  .  .  presumat  MR.  ÜB.  1,  388,  1093?: 
der  Laacher  Vogt  nee  aliquando  in  bonis  ecclesiae  hospitando  aecdesiam  vel  familiam  eius 


[GruBdlierrlichkcit  und  Vogt*i.  —     1120     — 

sebeu  wenlen,  spätestens  um  die  Mitte  des  11.  Jhs.  schon  zui'  unertrfiglichen 
Last  geworden ;  die  Iinuiunitätshen^n  durften  von  Glück  sagen,  wenn  es  ihuen 
gelang,  die  hergebrachten  Ansprüche  der  Vögte  dm-ch  Vereinbarung  zu  inindeni 
und  zu  fixieren'. 

Aber  aufserhalb  der  direkten  exekutorischen  Funktionen  hatte  die 
Banugewalt  dem  Vogt  zugleich  auch  zu  einer  militärischen  Stellung  verhelfen : 
er  war  der  Führer  des  kriegerischen  Dingvolks;  als  solchem  huldeten  ihm  die 
Gerichtsmannen.  Was  war  natürlicher,  als  dafe  der  Vogt  auch  auTser  dem 
Gerichtsverhftltnis  der  Heerführer  des  Dingvolkes  ward ,  soweit  dassellie 
überhaupt  noch  aufgeboten  wurde?  In  der  That  linden  sich  dementsprechend 
einzelne  Immunitiltsvögte  im  Besitz  der  Kricgsgewalt  ^,  wenn  auch  ihr  Auf- 
geliotsrecht  auf  gewisse  Zeit  beschränkt  ist.  So  konnte  z.  B.  der  Echtemacher 
Vogt  für  bestimmte  Zwecke  einen  Auszug  auf  zwei  Tage  gebieten*.  Aber 
freilich:  die  KriegsfUhigkeit  der  Immunitätseingesessenen  ging  verloren,  und 
80  war  dies  Recht  des  Autgebotes  von  keiner  grofsen  Bedeutung  mehr.  Dies 
ist  wohl  der  hauptsilchlichste  Gnind  für  die  Erscheinung,  dafs  wir  später  nicht 
selten  doch  noch  Immunitätsherren,  womöglich  unter  Au^chlufs  einer  vogtei- 
lichen  Einhuldigung  des  Dingvolkes*,  im  Besitz  des  veralteten  Aufgebotrechtes 
ü-effen".    Um  so  gründlicher  wufsten  die  Vögte  die  nutzbaren  Rechte  der 

gravet  nee  iniusta  servitia  ab  ea  ueque  violenla»  exactiones,  qiias  precarisG  vocant,  aliqiiaiuio 
exigat.  Älfl.  ÜB.  1,  434,  1116,  Heinricli  V.  ftlr  Maxiiuin,  1  mmiinitikts Urkunde ;  precipimus 
etiam,  ut  quIIus  advocatua  in  ciirias  abbatia  ac  fratruni  temere  introeat,  aiit  a  villids  eonim 
gervitia  violentei-  exigat.  vcl  a  reditibiis  et  prcbenda  eoniodem  fratnun  gibi  gen'iri  precipiat. 

')  Dazu  s.  Dösseldorf  St.  A.  PanL  Or.  28,  1189,  cit.  oben  S.  629  Note  5,  636  Note  2; 
lehrreicli  ist  ferner  Lac.  ÜB.  1,  365,  1149;  der  Vogt  von  Hiraenacb  non  gravabit eccleeiasti- 
cam  fainiliam  vel  aliquem  de  faniilia  comniuni  geu  privata  petitione,  nee  gtativam  per  noctem 
apud  prepositum  babebit  sive  apud  aliquem  e  familia,  nigi  forte  prepositus  pro  aJiqua  Justilia 
facienda  accessiat  eum.  et  tunc  noceggaria  ministrabtt  ei;  quod  et  quilibet  de  familia 
iaciet,  si  rocaverit  eiim.  Der  letztere  Satz  vrird  nun  folgendennargen  auggefübrt :  in  festo 
beati  Martini  einguli  bereditatem  haheutes  dabunt  advocato  sext.  pabuli  et  unum  d-,  non 
habentes  vero  hereditatein  singuli  ntmunum  unum  lanliun.  proximo  autcm  die  post  idem 
festuni  denuntialiit,  qua  die  velit  haben  mallum  guum:  quem  semel  tantutn  habebit  in  anno: 
et  tunc  dabit  prepoeitus  loci  uniua  mir.  panes  et  duorum  s.  cameg.  duas  }'driaa  vini,  ut  cum 
scabinig  et  cct«ris  amicis  guig  bonegte  valeat  convivari,  et  duo  mir.  pabuli.  S.  auch  CRM.  4, 
328,  1472:  zwei  foder  wins  genant  der  rauchewin  gebent  die  Hemsche  lüde  [Leute  im 
Hamme]  in  dem  geriebt  um  den  leger  und  herberge,  die  ein  vait  in  dem  Hemschen  gericht 
plag  zu  hain.    \VHamm  1339  sind  ea  4  Fuder  von  der  bcrberge. 

«)  S.  Waitz,  Vfg.  8,  129. 

')  MR.  ÜB.  2,  37,  1095,  Echtemacher  Vogteiw.:  alfirmaverunt  idem  nobilioreg  et 
maiores  natu,  ecciesie  nihil  amplius  erga  advocatum  gui  egge  iuria,  nisi  pro  utilitate  et  de- 
fensione  ecciesie  nostre  per  duorum  dierum  gpatium  cum  suis  stipendiis  ire;  et  si  comeg 
[i.  e.  adrocatug]  aliquam  in  vicino  urbem,  que  contra  regnun  et  locum  nogtnun  sentiat,  ob- 
sederit,  pro  eius  amore  et  honore  per  diioa  dies  miülare. 

*)  WRommcrsheim  1298;  vorlme  haet  der  geheffen  vur  vol  gewist,  dat  alle  vaithide 
und  ander  tude,  die  gesessen  sin  in  der  apdien  von  Frame,  aullcn  hiilleu  und  swcren  eime 
apt  van  Prume  getniwe  und  holt  zo  gin  imd  eime  vait  van  Schoenecken  nit. 

")  S.  Wßommersheim  1298:   haet  der  geheffen  geweist,  aef  einiche    hergchal  in  dat 


—     1121     —  Die  Vogtei.] 

Kriegsgewalt,  die  Heersteueni,  zu  absorbieren:  Paraveredi,  Hostilicia,  Ein- 
quartierungsrechte, kurz  alle  Alten  von  Kriegslasten  zogen  sie  in  den  Bereich 
ihrer  Einnahmen  ^ 

Eine  Vergegenwäiligung  der  bisher  erörterten  vogteilichen  Befugnisse  in 
ihrer  Ausweitung  von  einem  ursprtlnglich  viel  geringeren  Kernpunkte  aus 
lafet  nicht  verkennen,  dafe  der  schliefsliche  Umfang  dieser  Befugnisse  schon 
kaum  mehr  dem  alten  Amtsbegriffe  der  Vogtei  entspi*ach:  ein  so  vervoll- 
ständigtes Amt  war  schon  zu  einem  Komplex  von  Pflichten  und  Rechten  ge- 
worden, der  sich  nur  noch  als  Grundlage  einer  Macht  zu  eignem  Rechte 
denken  liefs. 

Und  eben  diese  Entwicklung  hatte  denn  das  Vogtamt,  ähnlich  der  Ent- 
faltung der  Markvogtei  und  der  Fronhofevogtei,  allerdings  genommen:  es  war 
erst  zum  Lehnbesitz,  schliefslich  zum  Erbgut  geworden. 

Noch  in  der  ersten  Hälfte  des  10.  Jhs.  begegnet  die  Immunitäts- 
vogtei  durchaus  als  Amt  2,  und  noch  bis  über  das  11.  Jh.  hinaus  wird  im 
Zusammenhang  mit  älteren  Zuständen  in  grofsen  geistlichen  Immunitätsherr- 
schaften die  Forderung  aufgestellt,  die  Vogtei  sei  durch  freie  Wahl  und  Be- 


lant  queme  .  .  .,  80  sullen  alle  dieghenc  volgen,  die  in  der  epdien  sitzen  und  in  der  vadien 
gesessen  sint,  die  wasser  und  weide  nutzent  und  hulde  gedaen  haent  eime  apt  von  Prume, 
die  sullen  volgen  van  einer  nonen  zo  der  anderen  uf  ir  kost  und  verlost,  als  auch  vurs.  ist ... . 
vort  ist  geweist  vur  vol,  aef  eime  apt  van  Prume  of  sime  goitzhuis  einiche  noit  aengeinge, 
it  wcre  van  raufe  ader  van  brande  aef  van  welicherleige  schaden  is  gcschege,  wie  balde  si 
dat  vememen,  dan  sal  ein  overscher  scholtes  af  ein  hoefsscholtes  of  der  froenboede  die 
docken  aenzehen  in  allen  hoven  der  epdien  van  Prume  und  vadien  van  Schoenecken,  und 
sallen  der  namen  und  schaden  naevolgen  die  alden  und  die  jungen  [Kopie  16.  Jhs.  bat 
weiter:  die  einen  spiess  of  einen  kluppel  of  ander  gwer  gedragen  muegen],  und  unsem 
scholtesen  zo  volgen  van  [einer]  nonen  zo  der  anderen  uf  ir  kost  schaden  und  verlost;  und 
wer  herweder  streifde  uf  des  ungehorsam  were,  der  were  umb  die  hoegeste  boesse,  die 
sal  ein  hoifscholtes  penden  mit  deme  froneboeden,  die  boess  sal  ein  apt  van  Präme 
und  ein  vait  van  Schoenecken  deilen,  des  is  eins  apts  zwen  pennink  und  eins  vaitz 
der  dritte.  Kremer  Or.  Nass.  2  No.  165,  1285,  werden  als  vom  Ravengiersburger  Vogt  zu 
Unrecht  b(>anspruchte  Abgaben  zusammengestellt  nahtselde  herberge  dinetspenninge  fiider- 
havere.  WArenberg  und  MQhlen  1468:  u.  gn.  herr  von  Triere  .  .  ist  .  .  ein  oberster  herre, 
und  clockenclang  und  nachfolgange  ist  sin  und  nimands  me.  .  .  vort  so  sint  die  von  Helfen- 
stein vogde  über  hals  über  buich  über  mistedigen  etc.  W.  No.  2  Briedel,  6.  2,  416:  wir 
weisen  alle  gebot  und  verbot  u.  gn.  h.  imd  niemands  mehr  und  allen  auszog  und  inzog  und 
den  herkommenden  man,  auch  alle  klockengeleut,  ohne  das  gericht,  das  weisen  ¥rir  dem 
jonkheren  von  dem  Oberstein,  der  ein  vogt  zu  Briedel  ist,  derselbig  ist  über  hals  und  haupt 

1)  MR.  ÜB.  1,  813,  1040:  der  Vogt  soll  nicht  parafredos  sibi  sumere.  MK.  ÜB.  1,  845, 
1056,  SMaximin :  (nullus  advocatus)  in  [1. :  sibi]  pecora  illorum  aut  paraveredos  tollere  presumat 
MR.  ÜB.  2,  87,  1095,  Echtem.  Yogteiw.:  quod  advocatus  nuUi  debeat  equum  suum  per  vim 
et  potentiam  tollere.  MK.  ÜB.  1,  406,  c.  1108,  PrOm:  [advocatus]  nuUi  hominum  ^cclesi^ 
parefredum  sive  bovem  aut  vaccam  vel  porcum,  ovem  seu  vestimentum  vel  aliquid  in  domo 
sua  aut  in  agro  seu  in  prato  vel  vinea  potestative  auferat 

«)  MR.  ÜB.  1,  166,  926:  officium  advocationis ;  MR.  ÜB.  1,  167,  926:  ministerium 
advocationis. 


[Grimillierrliclikeit  iinJ  Vogtei,  - 

sbtUmig;  des  Imitmnitätshemi  zu  Iwbetzen  •.  lu  Wirklichkeit  jedoch  nei^  die 
Vogtei  schon  seit  der  zweiten  Hälfte  des  10.  Jlis.  zur  Verlehnung  bezw,  zur 
Vererbung,  Der  sicherste  Beweis  hierfür  liegt  in  folgender  Erscheinung.  So- 
lange die  Vogtei  durchaus  Amt  war,  muTBteQ  die  gröfsten  in  ihi-eni  Gniiiil- 
besitz  und  ihrer  Fronhofsverwaitung  weithin  zei-streuten  Iiniiiunitätsherrschaften 
darauf  ausgehen,  für  die  einzelnen  Gegenden  gesondeiie  Vögte  auiiustelleu : 
auf  diese  Weise  konnten  die  iiuniunitütsherrlichen  Interessen  am  besten  ge- 
walirt  wenlen.  Dementsprechend  findet  man  in  den  gi'ofsen  Immunitätsherr- 
schaften um  die  Wende  des  9.  und  10.  Jhs.  stets  eine  Mehrzahl  von  Vögten'. 
Allein  diese  Mehi'zahl  verschwindet  in  unserer  Gegend  für  Prüm  um  970^,  für 
SMaxiinin  wohl  etwa  um  dieselbe  Zeit';  an  ihre  Stelle  tritt  der  öine  bisher  speziell 
im  Sitze  der  ImmunitätsheiTschaft  beschäftigte,  besonders  vornehme  Vogt,  der 
advocatuB  edilis"  oder  advocatus  monasteiii  xar'  e|oxrJv".  Dieser  Ül)ergangist  uni 
die  Mitte  des  11.  Jhs.  ganz  allseitig  soweit  vollzogen,  dafe  ^in  Imniunitätsvogt  als 
selbstverständlich  gilt :  bei  Neugründimgen  von  Klöstern  um  diese  Zeit  denkt 
man  Überhaupt  nur  noch  an  Aufstellung  ßines  Vogtes^.  Wie  ist  nun  dieser 
spätestens  uni  Mitte  des  11.  Jhs.  abgeschlossene,  um  etwa  970  beginneude 


')  ä  Lac  ÜB,  1.  76,  125,  994;  ME.  ÜB.  1,  234,  970,  (Üt  SMasimin:  nt  idem  abb&s 
eiu«que  succeesores  advocutiAE  habeant  quibus  vrlint  dandi  (juibasque  veÜDt  tollendi.  ÜB. 
ÜB.  1,  261,  990,  (ftr  SMaximin;  ahbas  sibique  PomniisBa  congregatio  eoruniiiue  auccessores 
potestatein  hnbeant  advocatios  monaeteiii  aui  cui  vdint  daadi  cuique  velint  tollendi.  Lac. 
TR.  I,  84,  134,  1008:  adrocatus  [van  Essen],  quem  abbatiasa  et  congregatio  eiusdem  loci  in 
lioc  opu»  elcgerit  .  .  ,  non  in  civitale  abbatisse  Astnida,  sed  foris  cxlra  civitatem  in  iudicio 
presidebit,  cum  ipsuni  pro  nanuum  truncatione  vel  ormonim  proclamatione  contigeril.  MR. 
ÜB.  1,  360,  1065,  ImmiiTiität  fllr  SMaxiinin:  abbas  sibique  commissa  conßregatio  eormnqne 
Euccessorcs  potestatem  babeant,  advocatias  monaaterii  sui  cni  velint  dandi,  cuique  veUnt 
tollendi;  et  ut  nuUa  cuiuslibet  iudiciarie  dignitatis  persona  in  curtibus  eoriim  placitum  babere 
presumat    Die  Maximiner  Urkunden  sind  Fälschungen  aus  dem  Anfang  des  12.  Jhs. 

')  S.  z.  B.  MB.  ÜB.  1,  162,  919,  Priim:  ut  abbas  suos  advocatos  babeat  licentiam 
Btaluendi  sine  regis  presentia  in  cuiuscumqiie  cotnitis  mallum  voluerit.  S.  dazu  oben  S.  1110 
Note  2. 

')  Vgl.  MR.  ÜB.  1,  180,  943;  181,  943;  190,  948—50;  219,  963;  235,  971. 

*)  MR.  ÜB.  1,  216,  963:  K.  Otto  U.  befreit  einen  UnteiBPhenen  des  Kiostei-s  SMaxirain 
ab  omnibus  advocatis.  Advoeatiae  sind  ferner  noch  MR.  ÜB.  1,  261,  990  genannt,  sogar 
noch  MB.  ÜB.  1,  360,  1065,  hier  aber  wohl  formelhaft.  Zudem  liandelt  es  sich  um  Fäl- 
schungen. 

")  Stumpf  Acta  imp,  No.  20,  981 :  Prüm  tauscht  per  manus  eiusdem  monasterii  ad- 
Tocati  [so  fiir  advocatum  zu  lesen],  Harpemi  videlicet  edilis  advocati, 

*)  MR.  ÜB.  1,  211,  968;  Hilderadus  als  monasterii  advocatus  von  SMaxiinin,  vgl.  auch 
MR.  ÜB.  1,  255,  981:  Signum  Sigefridi  comitis  et  rentm  sancti  Maximini  advocati;  dazu  MR. 
ÜB.  !,  273,  996. 

')  Uc.  ÜB.  1,  131—2,  203,  1064-66.  S.  auch  noch  MR.  ÜB.  1,  430,  1115:  Theo- 
derico  comite  de  Ars  snmnio  advocato  [Prumiensis  monasterii];  femer  Toepfer  tJB.  1 ,  2, 
1197;  wohl  auch  »Or.  Koblenz  St.  A.  (1207),  vgl.  MR.  Reg.  2  No.  1028:  Himmerode  in 
strittigen  Eigentumssachen  betr.  den  Killwald  vor  Gericht  vertreten  durch  den  iconomus, 
quem  vulgo  appellant  dincvoigt. 


—     1123     —  I>ie  Vogtei.] 

Wechsel  zu  erklären  ?  Doch  wohl  nur  so,  dafs  die  Beamtenqualität  der  Vögte 
anfing  zurückzutreten,  dafs  der  Hauptvogt  anfing  sich  als  ständige  Macht  zu 
fühlen  und  dafs  er  die  Beseitigung  der  Lokalvögte  auch  schon  gegen  das 
Interesse  des  Inimunitätsherm  durchzusetzen  wufste. 

Sind  derartige  nur  vermutungsweise  zu  erschliefeende  Vorgänge  in  die 
zweite  Hälfte  des  10.  Jhs.  zu  setzen,  so  liegt  die  weitere  Entwicklung  bis 
zum  vollen  Abschlufs  der  vogteilichen  Selbständigkeit  klarer  vor  uns:  im 
J.  1030  erscheint  an  der  Mosel  das  erste  Vogteilehen  ^  um  die  Mitte  des 
11.  Jhs.  wohl  die  erste  Erbvogtei^. 

')  MR.  ÜB.  1,  302,  1030:  advocatiam  predicte  curie  et  alianim  .  .  4  in  feodo  a  me 
[archiepiscopo]  tenebat  S.  femer  Westd.  Zs.  Bd.  2  Korrbl.  No.  218,  1215;  MR.  ÜB.  2,  46*, 
1171:  eo  beneficio  excepto  .  .  videlicet  advocatia  de  Witlich;  MR.  ÜB.  8,  870,  1246:  erste 
erhaltene  Belelinungsurkunde  för  eine  Vogtei  (ins  advocatie  in  Wetzflaria);  vgl.  dazu  die  sehr 
interessante  Urk.  MR.  ÜB.  3,  1888,  1256.  S.  auch  noch  CRM.  8,  82,  1309:  der  Abt 
von  SMaximin  beurkundet,  dafs  der  Wildgraf  Friedrich  von  Kirberg  advocatiam  de  Simem 
cum  universis  et  singulis  suis  pertinentiis ,  que  a  nobis  et  nostro  monasterio  in  feodum  ab 
smtiquo  dependet,  recepit  et  recognovit  a  nobis,  prout  et  sui  progenitores  fecenint,  in  feodum, 
adhibitis  solempnitatibus  debitis  et  consuetis.  et  nos  predictam  advocatiam  cum  suis  per- 
tinentiis premissis  in  feodum  contulimus  comiti  antedicto  ipsumque  investivimus  de  eadem. 
Zum  Schicksal  einer  Lehnvogtei  vgl.  *Scheckman  Spec.  feud.  C  2:  domicelli  de  Kriechingen 
domini  in  Pittingen  suscipiunt  in  feodum  advocatias  in  Loncquich  Kirsche  Loesch  et 
Memink  cum  carum  pertinentiis,  quas  quidem  advocatias  domicelli  de  Smedburgh  ab  illis  in 
retrofeudum  tenent,  et  licet  ipsis  homagii  prestent  fidelitateni  nihilominus  et  huic  monasterio 
et  abbati  eins  tamquam  doniinis  directis  et  fundalibus  eandem  servare  ac  perficere  astricti 
sunt  harum  villanim  advocatias  olim  Gisclbertus  quidam  de  Smedburgh  et  Liefinudis 
eoniuges  vendiderunt  domino  Rorico  abbati  pro  mille  ac  semiquingentis  fl.  Renensibus;  quas 
tandem  Roricus  abbas  ex  gratia  speciali  redimendas  obtulit  Ulrico  et  Friderico  germanis 
flliis  predictorum  coniugum  octingentis  fl.  Renensibus  reliquos  semiseptingentos  fl.  Renenses 
quitans  et  indulgens  libcraliter,  cuius  rei  gratia  dicti  duo  firatres  se  directaneos  et  imme- 
diatos  constituerunt  feudales,  promittentes  pro  se  et  heredibus  suis  eorumque  successoribus, 
se  nunquam  contraventuros  nee  facturos  feudalia  onera  portaturos  ac  iura  tuituros,  ipsos 
abbatem  et  conventum  in  dictarum  villanim  iurisdictionibus  dominus  libertatibus  et  posses- 
sionibus  permissuros  ac  defensuros,  spondentes,  si  contra  facerent  quomodolibet  in  futurum, 
posse  et  debere  abbatem  et  conventum  Maximinensem  pro  tempore  libere  apprehendere 
advocatias  sine  ipsorum  vel  alicuius  contradictione  et  resistentia;  et  si  aliquando  vellent 
resignare  fouduni  vel  resistere  promissis  dictis,  quod  extunc  infra  mensem  solvere  tenerentur 
remissos  semiseptingentos  fl.,  ponentes  et  eligentes  in  cohorcitorem  ultorem  refrenatorem 
domitorem  eorum  transgressionis  insultationis  vel  omissionis  revorendissimum  dominum  Wer- 
nerum  de  Falkenstein  archiepiscopum  Trevirensium  [1388—1418],  pro  suis  vero  subsequentibus 
heredibus  archiepiscopum  qui  pro  tempore  fuerit,  ut  quotiens  requirerent  ipse  vel  officiati  eins 
vindicarent  abbatem,  assentiente  huic  obligationi  domino  Wemhero  archiepiscopo  et  appro- 
bante  pactiun  cum  appensione  sigilli  sui  in  testimonium  et  robui*  omnium  premissorum.  hiis 
per  excelsum  dictis  ad  Pittingonses  et  Kriechengenses  revertatur:  habent  in8ui)er  advocatiam 
in  Kellen  sub  parrochia  de  Schombergh,  decimam  etiam  in  villa  Walle  cum  iure  patronatus; 
item  quitquid  habent  seu  possident  in  villa  Suell  et  in  villa  Rockingen. 

«)  S.  Lac.  ÜB.  1,  118,  186,  1051?:  Richeza  schenkt  Klotten  an  die  Abtei  Brauweiler, 
und  das  Castrum  Kochem  an  ihren  Neffen,  den  Pfalzgrafen  Heinrich,  ea  scilicet  conditione, 
qt  quamdiu  riveret,    super  ipsum  praedium  Clotono  defensor  et  advocatos  existeret,    post 


[Gniniiherrlichkeit  imJ  Vogtti.  —      1124      — 

Mit  dem  Schlüsse  des  ll.Jhs,  war  dauu  die  absoluta  oder  feudale  Erh- 
liclilceit  der  ImniiinitätM-ogteieu  ganz  allgemein  durchgesetzt:  das  folgt  aus 
den  SchutüliestimiimngeD ,  welche  bei  Gründung  neuer  Klöster  vno  Laach, 
Springiersbach,  Rolandswerth,  Hii-zenach,  Merzig  seit  der  Wende  des  1),  und 
12.  Jhs.  gegen  die  Erblichkeit  der  Vogteieu  getroffen  werden'. 

Welche  Konsequenzen  ergaben  sich  nun  aus  der  Entstehung  der  Lehn- 
bezw,  Erbvogtei  in  Verliindung  mit  der  Konzentration  der  vogteilichen  Funk- 
tionen in  der  Hand  ßines  Hauptvogtes  ? 

Anfangs  hielt  der  Hauptvogt  nunmehr  alle  Dinge  in  der  gesamten  Im- 

obituDi  vero  suuiii,  si  tpee  htredibus  careret,  prosimus  heres  domin^  Itichezae  . .  advocatiam 
Guper  eadem  tjotia  haberet;  si  vero  et  ipsi  hernieB  del'uerint,  ColonkDsiä  archiepiscopiis 
candem  ndvocatiam  Iribnat  cuicumqiie  abbas  et  fratres  petierint.  MR.  ÜB.  1,  512,  1139. 
Scbiffenborg :  quicomque  bereduin  (donatoram)  maiar  natu  psset,  super  lioua  prcdicU  loci 
ndvocatiam  hac  lep  Wnerct,  iil  fratrea  eosdeni  ctim  suiü  reditibiis  et  fatnilia  ab  omni  iniuria 
tiieatur;  nee  aliam  inde  ulilitatem  Tel  Eervitiiim  eiigat  aut  exspectet,  niai  nt  jier  oratlones 
eonim  etirne  remuneratiODie  prenHiuii  c«nsequatur.  Aus  späterer  Zeil  vgl.  Bd.  3,  22,  ■■, 
1262;  CRM.  3,  253.  1274;  niiin  Ausdruck  Erbvogt  WKonsdorf  1556  Einl.  und  §  1-5. 

')  MR  LTB.  1,  388,  1093?,  Beatimmimgen  über  die  Vogtei  von  Laach  durch  Heinrich 
Pfahtgraf  bei  Rhein:  advocatiun  vero  nan  aliuin,  quam  me  ipsun  quaindiu  vixero,  buic 
caenobio  conatituo,  post  mortem  vero  meam,  quem  fratres  prefati  monasterii  sive  ex  pro- 
vignis  meis  sive  in  proviocia  viribus  et  beuignitate  sed  et  sulivemenili  opportun i täte  magis 
idoneum  providerint,  eiusdem  monasterii  fomiliis  et  posBessionibiis  prefictatur  iidvocatus,  quod 
dicitnr  dinchvoit,  si  tarnen  hoc  decretum  et  subscriptnm  se  observatunun  esse  pTomiserit, 
videlicet  ai  bona  aeccleaine  viriliter  tuen  et  familiom  eiua  dementer  et  humane  tractare 
voluerit.  noverit  itaqiie  omnino  sil>i  ol>servandum,  nc  advocatiani  vel  coniugi  in  dotem  aut 
alicui  in  beneficiiun  dare  presumat,  nee  alium  pro  se  substituat,  ciun  sciat  tu3  huius  honorig 
ee  hereditano  iure  non  contingi>re,  sed  bnnc  prorisionem  pro  remedio  animae  sune  ad 
tutelam  monasterii  de  manu  abbatis  se  suscipere.  MR.  ÜB.  1,  415,  1107,  Gründung  von 
Spring! ersbacb :  millus  (canonicis)  ab  episcopo  nisi  iuxta  electionem  ipsonmi  advocatus  con- 
stituatur,  nullus  ex  hereditate  advocatiam  eius  loci  querat,  nisi  fratrum  assit  petitio.  Lac. 
ÜB.  1,  301,  1127,  Vogtei  ffir  Rolandswerth :  super  ipsiua  vero  loci  advocatia  hanc  legem 
onmium  consensu  et  petitione  in  perpetuum  prefiximus,  ut  ip&am  advocatiam  nullus  unquam 
hereditano  iurp  possedcat,  sed  is  sine  omni  contradictione  statuatur,  quem  ipse  abbas 
cum  sororibus  concorditer  cl^erit  huic  sanctioni  ut  formam  daremus,  Ottonem  comilem  lirum 
eicut  videbatur  deum  timeutem  iuxta  electionem  eorum  libeirimam  advoeatum  eis  prefecimus. 
Lac.  ÜB.  1,  365,  1149:  der  känigliche  Ministerial  Erlolf  bat  Kintenach  gegründet;  qui 
videlicet  locus  dum  per  annos  ferme  sex  sine  advocato  sub  tutela  tantum  regia  servaretur, 
prenominatus  abbas  supradicto  Erlolfo  causa  amicitiae  nomen  advocati  concessit,  ita  dun- 
taxat ,  ut  nee  ipse  nee  aliquis  posteronmi  loci  illius  advocatiam  quasi  hereditariam  sibi  ven- 
dicare  possit,  com  sicut  iam  diximus  rex  ipse  legitimus  ibi  esse  debeat  advocatus.  at  si 
forte  postmodum  conveniret,  advocatnm  loco  constitui,  uti  non  opus  esset  pro  iudicandis 
CAUsis  curiam  regis  totiens  et  totiens  appellare,  ne  quoddam  ecclesiastica  fomilia  prciudicium 
per  advocati  violentiam  pateretur,  idem  abbas,  iit  erat  vir  perapicacis  ingenii,  eollectis  unde- 
cumque  quos  prudentiores  invenire  poterat  Iam  spiritualibus  quam  et  secularibus  viris  pro- 
penso  omnium  conBilio  ius  (certum)  ilb  ecclesiae  iugiter  observandum  statuit  MR.  ÜB.  1, 
575,  1153,  Gründung  des  Augustinerklosters  Merzig:  super  boc  uullo  advocato  vel  ulU 
generaliter  ecclesiastice  vel  seciitari  persone  liceat  aut  in  prefata  ecclesia  aut  in  prenotatis 
possessionibus  ius  aliquod  aut  diviniun  aut  humanum  sibi  vendicare. 


—     1125     —  Die  Vogtei.1 

munitätsherrschaft  pei-sönlich  ab  ^  Allein  auf  die  Dauer  zeigte  sich  bei  grofsen 
Herrschaften  doch  die  Undurchflihrbarkeit  eines  solchen  Vorhabens.  Der 
Hauptvogt  mufste  daran  denken,  seine  Funktionen  zu  delegieren,  er  setzte, 
oft  von  Fronhof  zu  Fronhof,  Untervögte  ein^.  Diese  etwa  mit  der  Mitte  des 
11.  Jhs.  beginnende  und  bald  radikal  durchgeftlhrte  Verteilung  der  Vogtei- 
funktionen  war  nun  aber  den  Immunitätsherren  durchaus  nicht  angenehm^. 
Überall  zeigte  sich  infolge  dieser  Delegation  ein  vermehrter  vogteilicher  Ein- 
flufs,  und  bei  der  Individualisierung  desselben  innerhalb  jedes  einzelnen  Fron- 
hofes lag  eine  Aufsaugimg  der  gerade  seit  Anfang  des  11.  Jhs.  weiter  ver- 
breiteten Fronhofisvogteien  durch  die  Untervögte  des  Immunitätsvogtes  aulser- 
ordentlich  nahe.  In  der  That  hatten  vermutlich  schon  die  alten  karolingischeu 
Lokalvögte  die  Verwirklichung  von  Fronhofisvogteien  erstrebt*,  dann  hatte 
die  ausgebildete  Immunitätsvogtei  diese  Bestrebungen  in  erweitertem  Umfang 
aufgenommen®:   und  jetzt,  nach  Ausbildung  der  Untervögte,  sollte  das  alte 

1)  Lac  ÜB.  1,  131—2,  203,  1064—66,  Vogtrecht  der  neugegründeten  Abtei  Siegburg: 
nur  ^in  Inununitätsvogt;  die  Gehöfer  der  Abtei  aus  einem  Umkreis  von  4  bis  5  Meilen  um 
Siegburg  kommen  in  drei  Tiuni  an  drei  aufeinanderfolgenden  Tagen  ziun  Ding  nach  Siegburg. 
Aufserdem  werden  Dinge  noch  in  Bendorf,  Gtils,  Straelen  und  Ollheim  abgehalten.  MR. 
ÜB.  1,  406,  c.  1103,  Prüm:  advocatus  .  .  tria  .  .  placita  in  anno  statutis  in  locis  habeat 
MR.  ÜB.  3,  531,  1235:  der  Graf  von  Veldenz  hat  vom  Stift  Virten  u.  a.  die  advocatia 
abbatie  Tholei  cum  18  curtibus  suis  zu  Lehen. 

*)  S.  MR.  ÜB.  1,  430,  1115,  ein  Actum  Münstereifel  Theoderico  comite  de  Ära  summo 
advocato  ipsius  loci  [Prüm]  existente,  Rüdolfo  subadvocato  eiusdem  vill^.  Interessant  ist 
auch  USMax.  S.  435,  Schönberg  9a,  wo  zwischen  comes  (von  Luxemburg:  Obervogt)  und 
advocatus  (Untervogt)  unterschieden  wird ;  s.  dazu  Libellus  de  lib.  eccl.  Eptemac.,  MGSS.  23, 
69—70,  1192,  cit.  oben  S.  881  Note  5. 

')  S.  z.  B.  Chron.  s.  Hub.  41,  MGSS.  8,  591,  1081 :  apud  Calvitiacimi  advocatus  quidam 
Albriciis  nomine  in  exigendo  sibi  indebitas  chorveias  adeo  imminebat  ecclesiasticae  fiuniliae, 
ut  in  arando  vacca  cuinsdam  pauperis  abortiret,  eiusque  vice  per  totum  diem  iugum  sustineret 
altrinsecus  pauper.  tantam  tamque  iniustam  exactionem  abbas  audivit  et  Albrici  inhumani- 
tatem  exhoniiit,  proporans  Divum  Adelonem  expetiit  et,  quomodo  subadvocatus  eins  £Euniliam 
ecclesiae  tractaret,  satis  dolenter  ingessit,  paratus  probare  huiusmodi  angariam  nee  illi  nee 
alteri  debitam.  indignatus  Adelo  adversus  Albricum,  hoc  illum  fecisse  erubuit  et  expostulatae 
probationis  diem  abbati  constituit  Heribertus  quidam  ammodum  fidelis  et  probus  erat  tunc 
Calvitiacensis  Wllicus.  hie  die  praefixa  inter  abbatem  et  Adelonem  testificato  legaliter 
sacramento,  ideni  sacramcntum  iudiciali  examinatione  per  aquam  coniirmavit  et  advocatorum 
violentas  exactiones,  maxinie  vero  chorveias  illi  omnino  indebitas  comprobavit 

*)  So  wenigstens  scheint  mir  zu  deuten  MR.  ÜB.  1,  261,  990,  für  SMaximin:  familia 
abbati  subiecta  placitum  nullius  nisi  abbatis  vel  ab  eo  constitutonun  attendat,  bannum  et 
ft'edum  nulli  nisi  abbati  persolvat,  et  nulla  cuiuslibet  iudiciarie  dignitatis  persona  in  curtibus 
eorum  placitum  teneat.  Das  kann  doch  nur  ein  Verbot  an  die  Vögte  sein,  Baudinge 
zu  lialten.    Freilich  ist  die  Urkunde  in  der  vorliegenden  Gestalt  Fälschung. 

'^)  Das  ergiebt  sich  aus  den  folgenden  Nachrichten:  Lac.  ÜB.  1,  118,  185,  1056:  si 
villicus  vel  de  <^dificiis  vel  de  agricultura  placitum  ibidem  habuerit,  nullam  inde  partem  vel 
iustitiam  querat  advocatus  [Zusatz  der  andern  Ausfertigimg:  similiter  et  de  placito,  quod 
vocatur  budinc];  MR.  ÜB.  2,  37,  1095,  Echtemacher  Vogteiw.:  in  placitis  vero  de  private 
peculio  et  usufructu  ecclesie  [advocatus]  neque  intersit  neque  quicquid  inde  accipiat.  MR. 
ÜB.  1,  406,  c.  1103,  Prüm:   super  officiales  ministros  et  beneficia  servientinm  et  omnia  iura 


[Gnindlitirlidikeil  iinil  Vogtei.  —      \]26      — 

Ziel  unerreicht  bleiben  V  Wir  werdeu  uus  in  der  Annahme  nicht  täuschen, 
flal's  allmRhliüh  ein  grofser  Bruchteil  der  Fvonbofsvofitt'ieii  in  die  Hände  von 
Immuaitätsuntervögten  {felaujrt  ist 

Natürlich  widerstrel>ten  die  Imniunitätsherren  einei'  solchen  Entwichlunp, 
welche  ihre  gesamte  Gerichtsherrlichkeit  zu  so  gut  wie  freier  Verfügung  des 
Hauptvogtes  stellte.  Man  verbot  die  Einsetzung  von  Unten'Ögten'  oder  vei- 
pflichtfite,  wo  dies  nicht  anging,  die  Hauptvögfe  zur  Übertragung  untervogteilicher 
Rechte  auf  den  grundherrlichen  Meier  *  oder  wenigstens  auf  ein  meist  unter 
Zustimmung  des  Grundheim  und  der  Gmndholden  zu  ernennendes  Mitglied 
der  Hofgen ossenschait*.  Diese  Verjiflichtungen  scheinen  aber  nicht  y\e\  genützt 
zu  haben,  was  bei  dem  Unvermögen  des  Immumtätsherm,  den  Vogt  zur 
Durchfllhmng  seines  Versprecheua  zu  zwingen,  sehr  h^eiflich  ist.  Zu  einem 
Erfolge  des  Immunitätshemi  auf  diesem  Gebiete  wai-  es  eben  mierläfslich,  dem 
Vogte  eine  konkurrierende  immunitätshen-liche  Macht  gegenülMTZUStellen. 

Eine  solche  wurde  seit  der  zweiten  Hälfte  des  12.  Jhs.  in  den  damals 
zueret  entwickelt^-n  Hofschultheifseu  fcefunden*.  Indem  der  Inununitätsherr 
die  (lerichtsfiuiktionen  zunächst  des  Frouhofs  vom  Meieranit  ti-ennte  und  für 

et  curtilia  abbatis  [advocatu^]  nullam  prormie  constitiiendi  tlestitueiidivp  iiotestatein  babenl,  oisi 
aliqiia  rebellio  ilii  fiatj  g.  dam  Hm.  ÜB.  1,  38,  angebl.  887,  Prümer  FälBchung  12.  Jh.  Anf.:  n« 
qutaquoni  poteatatem  halieat  placitum  tenere  v(<'l  qiiicquam  cniistituprc  supci'  olficiftles  \e\  maii«a 
scu  orauia  iura  abbatis.  Ferner  MH.  ÜB.  1,  406,  c.  1103,  Prilin:  super  Ijanumn  et  Uteiitiwn 
de  vineis  coUigeadis  et  super  piscatiooes  fratnun  nidlani  potestateui  advocatua  babebit 
WRonuucrsbeiin  1298:  vortnie  aiatb  eiD  abt  in  allen  hoven  eineo  troneboden  kiesio,  als 
dick  de«  noit  gebärt,  und  damide  eitne  vaide  nit  unrecht  7U  doin.  vortme  hail  der  Echefüen 
vär  vol  geniest,  dat  ein  abt  sal  kcsiu  vorster  visscher  und  bämeister  in  allin  hoflen,  so  wie 
der  hove  gewainlieit  steit,  und  äal  damide  eime  vaide  nit  unreclil  doin.  vort  so  hait  der 
scheffen  gewiest  eime  abte  den  bieuTSnt,  und  dem  vaide  nit 

■1  MR.  ÜB.  1,  406,  c.  1103,  fbr  Prüm;  nullus  subadvocatus  sive  alia  persona  super 
res  et  familiam  sancti  Salvatoris  audeat  plecitare  petitiones  facere  bospitia  querere;  s.  dazu 
MR.  ÜB.  I,  38,  angeR  887,  Prümer  Fälschung  12.  Jh.  Anf. ;  decemimuB  quoque  [Karl  IIl.], 
ut  nulli  licilum  sit  sibi  constituere  qnemquam,  qui  nominetur  postadvocatus.  Vgl.  ferner 
MR.  ÜB.  1,  432,  c.  1112,  Laacher  Vogt;  ne  alium  pro  se  siibstituat.  Lac.  ÜB.  1,  365,  1149: 
der  Vogt  von  Hirzenach  nuliura  officialem  aut  vicarium ,   nullum   poBl  3e  habebit  advocatum. 

')  MR.  ÜB.  1,  432,  c.  1112:  der  Laacher  Vogt  de  placitis  ad  advocatum  iure  per- 
tinentibus,  ubi  abbas  duos  nummoa  acceperit,  tertius  eins  crit.  in  quo  tarnen  suscipiendo 
vel  in  alio  quolibet  negotio  cum  familia  ^cclesi^  peragendo  nullus  alius  minister  adrocati 
neque  vicarius  neque  subadvocatus  preerit,  nisi  üle  soiununodo,  qui  villicus  abbatis  fuerit. 
S.  schon  iiLK.  ÜB.  I,  388,  1093?  Eine  Einwirkung  der  Meier  wenigstens  wird  gewährleistet 
MR  ÜB.  1,  434,  1116,  Maximin:  licet  unaqueque  pene  villa  contra  iustitiam  plures  quam 
necesse  sit  advocatos  habeat,  precipimus  tarnen,  ut  nullus  ex  illis  preter  unum  aliquod 
placitum  nisi  tria  iure  debita  suo  loco  et  tempore  ciun  nisticis  possideat:  in  quibus  plaritis 
nichil  retro  vel  ante,  dam  aut  aperte  sine  villicia  abbatis  aliquo  modo  disponat. 

■)  Lac.  ÜB.  1,  181—2,  203,  1064—6,  Siegbni^:  [advocati  iion]  subdefensorem 
quenquam  nisi  abbatis  electione  et  familiae  collaudatione  conatituant.  MR.  TB.  2,  S7,  109.'», 
Echtemach:  quod  non  liceret  advocato  constituere  ullum  subadvocaium ,  nisi  ex  familia 
ecciesie  et  per  electionem  et  conaenaum  eiusdem  lamllie. 

*)  S.  dazu  oben  S.  737. 


—     1127     —  DieVogtei.] 

ihre  Vertretung  im  Hofschultheifsen  einen  besonderen  Beamten  schuf,  hatte  er 
eine  Person  in  der  Hand,  welche  er  gegen  den  Untervogt  bisweilen  bis  zur 
völligen  Verdrängung  desselben  ausspielen  konnte  ^  Ja  noch  mehr.  Vereinzelt, 
z.  B.  in  Prüm,  schritt  man  sogar  weiter  bis  zur  Kreierung  von  Oberschult- 
heifsen  fort,  denen  urspi-ünglich  nur  die  Vertretung  des  Hochgerichtsherm  Ali- 
gewisse  Distrikte  der  Immunität  oblag,  deren  Thätigkeit  aber  schliefelich  sogar 
Rechte  wie  Usurpationen  des  Hauptvogtes  bedrohen  konnte*. 

Indes  alle  diese  Mittel  einer  Reaktion  gegen  das  Eindringen  des  Immuni- 
tätsvogtes in  die  Tiefen  der  Imnnmitätsherrschaft  hatten  doch  nur  sporadisch 
Erfolg:  im  ganzen  begannen  die  Vögte  bereits  seit  der  Wende  des  10.  und 
11.  Jhs.  reifsende  Fortschritte  in  der  Usurpation  neuer  Gewalten  zu  machen. 

In  dieser  Hinsicht  dringen  die  ersten  Klagen  aus  der  zweiten  Hälfte  des  1 0.  Jhs. 
zu  uns  hertlber  ^,  um  etwa  1030  nahm  die  Plage  dann  überhand*,  um  die  Wende  des 
11.  und  12.  Jhs.  erreichte  sie,  scheint  es,  den  Höhepunkt  *.  Freilich  nicht  etwa  in 

1)  S.  z.  B.  WDrusenheim,  G.  1,  734,  cit.  oben  S.  736  Note  2;  auch  'WXenningen  1560 
§  20 :  erkent  der  scheffen  auch  mit  recht,  wan  einer  den  leib  vermacht  hat,  den  sol  der  herr 
schulteisz  angreifen  und  zu  Trier  in  den  bruderhof  lieberen,  daselbst  in  den  stock  schlagen, 
sol  man  im  täglichs  2  schillingsbrod  und  ein  biet  wassers  geben,  bis  dasz  er  verfaulet,  sol 
man  die  schenken  über  die  mauer  auswerfen.  Hier  ist  gar  kein  Vogt  vorhanden;  der 
Immunitäts-  und  Grundherr,  das  Trierer  Domkapitel,  kommt,  wie  man  sieht,  ohne  solchen  aus. 

*)  S.  oben  S.  734  f.,  dazu  den  ganzen  Inhalt  des  >VRommersheim  1298,  sowie  WDetzem 
16.  Jh.,  Trier  Stadtbibl.  1642  Bl.  75*,  cit  oben  S.  1036  Note  4.  Doch  vgl.  ^Mlommersheim 
1550,  G.  3,  830,  cit.  oben  S.  1041  Note  1. 

«)  S.  MR.  ÜB.  1,  214,  963;  MR.  ÜB.  1,  244,  973,  Fälschung  für  SMaria  ad  mar- 
tyres:  Niemand  soll  quippiam  iuris  unquam  a  cottidianis  claustri  ministerialibus  sive  etiam 
aliis  hominibus  per  villam  commorantibus  expetere.  Chron.  s.  Mich.  Vird.  32,  MGSS.  4,  84, 
um  1035 :  einige  Villae  des  Klosters  prisco  tempore  duces ,  qui  videbantur  loci  defensores, 
patroni  dicti  vel  advocati,  loco  subtraxerant ,  partim  sibi  retinentes  partim  suis  militibus  in 
beneücio  tribuentes. 

*)  Vgl.  Lac.  ÜB.  1,  106,  169,  1033:  (advocatus)  ecclesiasticarum  rerum  .  .  non  modo 
rectoribus,  sod  potius  oppressoribus :  s.  femer  Lac.  ÜB.  1,  106,  170,  1036;  MR.  ÜB.  1,  313, 
1040,  SMaximin-Malm^dy :  ut  advocatus  eiusdem  ecclesiae  in  cordibus  ad  locum  respicien- 
tibus  non  presumat  mansuras  aut  paraturas  facere,  redibitiones  freda  exigere,  aut  placitum 
teuere,  aut  parafrodos  sibi  siunere  sine  permissu  abbatis  et  voluntate.  Damit  hat  die  Kirche 
immunitatem  ab  omni  advocatonim  infestatione. 

")  Die  V.  Bald.  Leod.  c.  24  zeigt,  dafs  man  schon  um  1050  die  Vögte  scherz- 
weise predones  statt  patroni  nannte.  Im  einzelnen  s.  noch  die  oben  S.  846  Note  5 
citierte  SteUe  aus  der  inst  Hersf.,  MGSS.  5,  137;  MR.  ÜB.  1,  345,  1056?,  Ur- 
kunde Heinrichs  III.:  crebram  et  importunam  querimoniam  Theoderici  reverendi  abbatis 
de  cenobio  sancti  Maximini  benigne  suscepimus  de  multis  scilicet  oppressionibus ,  quas 
familia  sancti  Maximini  patitur  ab  advocatis  et  comitibus  eam  defendere  magis  quam  dissi- 
pare  vel  affligerc  debentibus,  que  non  solum  antiquis  legibus  destituta,  sed  ita  potius  in 
servitutem  advocatorum  est  omnimodis  redacta,  ut  non  quasi  regalis  sive  regle  dotis  eadem 
abbatia,  sed  ut  propria  magis  eorundem  advocatorum  esse  videatur  ancilla.  Lac.  ÜB.  1,  169, 
261,  1103:  familia  sancti  Adalberti  de  parochia  0.,  que  sita  est  in  pago  Ardenne,  conductu 
prepositi  T — i  et  fratrmn  ad  nostrum  [Heinrichs  V.]  auxilium  confugit,  verbera,  rapinas  et 
multas  iniiuias  a  subadvocatis  suis   eis  illatas  nobis  deplorarit  .  .  .  super  inauditis  iniuriis 


w 


[GrumlheiTlicbkeit  luid  Vogtci.  —     112S     — 

dem  Sinne,  dafs  von  nun  ab  ein  Niichlasseu  vofrteilichen  AnilnUipens  zu  l»e- 
nierken  wäre;  wohl  aber  lassen  die  yeistltcben  Immuiiitätsherrschaften  seit 
dieser  Zeit  in  ihrer  Otfensive  nach  und  Italien  sich  iintfT  bestÄndifreni  Verlust 
an  Rechtshodeii  nur  noch  im  Verteidiffungszustand.  Auf  diese  Weise  muTste 
es  denn  ijn  Verlauf  einiuer  Generationen  zum  völligen  Sieg  der  ImmimitSts- 
vögte  koniuieu:  notuui  est,  sagt  eine  Urkunde  von  1197,  eos,  quos  vocant 
advoeatos,  in  annis  i-etroactis  ^clesianini  e\titisse  tutores'. 

Bei  diesem  Vordringen  der  Vögte  gewährt  es  immerhin  ein  Interesse,  die 
Defensivmittel  zu  mustern,  deren  sich  die  geistlichen  Inununitätsherrschaften 
ihnen  g^euüber  bedienten. 

Zum  bedeutendsten  positiven  Resultat  führte  hier  eine  Mafsregel,  welche 
mit  am  frühesten  und  allseitigsten  durchgeführt  wiuxle,  die  Exemtion  der 
direkten  inrnrnnitätsheirliehen  Diener-  und  Beamtenschaft  von  lier  Einwirkung 
des  Vogtes,  also  eine  partielle  Immunität  wieder  innerhalb  der  alten  Immnui- 
tiit  selbst  ^ 

Zunächst  war  dieser  Exemtion  das  eigentliche  Hausgesinde  des  Imnmni- 
tiltshenn  uutei-worfen,  also  die  niedere  Ministerialität,  wie  sie  oben  S.  820  f. 
geschildert  ist.  Sie  bildete  eine  Genossenschaft  nach  Dieustrecht  für  sich  mit 
eigenem  Ding  und  dem  Dienstherrn  als  Eicliter;  höchstens  im  Falle  dafs 
Blutsachen  vorlagen  war  dem  Vogt  eine  Einwirkung  gestattet".     Im  ührigeu 

iuilicatuin  est  in  prest^ntia  uostra,  quia  post  duccni  imum  soliuu  ndvocdtum .  qui  lianniun 
halj^nt  B  nobi9,  ilebuant  habere,  et  in  tribus  soliuninodo  ])lHcitiH  generalibus  iu  aauo  debeont 
eum  susdpere  et  servitiuin  ei  dare.  G.  Trer.  (Jont.  1,  24,  MGSS.  H.  197,  um  1120:  in 
omni  fere  circaregione  coepenint  »iri  ueqimm  consurgere  et  rea  eeclcsiae,  qiiae  ipsonun 
defensioni  et  ut  ita  dicam  udvocatiae  tommiBsae  fuerunt,  iiarbarico  more  depopuJari,  quodam 
comite  Willebelnio,  filio  üuonradi  supramemorati  cooiitis  de  castello  quod  ^iilgo  Liicelen- 
burch  vocatur,  ducatum  illis  praebenl«.  Vgl.  ferner  auch  Cod.  Udalr.  45,  1095:  MB.  ÜB. 
J,  406,  c.  1108,  für  Priim;  MB.  ÜB.  1,  416,  U08;  MR  ÜB.  1,  423,  t.  1112,  filr  Ijiach; 
Tbiofrid.  V.  Willibrordi  3a  Nach  Cantat.  s.  Hub.  5,  MGSS.  8,  572  freilich  wäre  lun  1060 
in  der  Gegend  von  SHubert  Unterdrückung  durch  Vögte  noch  unbekannt  gewesen.  Doch  s. 
Cantat.  s.  Huberti  20,  MGSS.  8,  579-580,  um  1070;  Th.  advocatus  ecciesiasticam  familiain 
quibtiGdam  novis  iniustitüs  opprimere  »olebat,  qnod  qnia  alibale  viriliter  obsistentc  evincere 
non  pcaevalebat,  ut  se  de  eo  vindicaret,  occasiones  quaereliat.  —  S,  auch  noch  Waitz,  Vfg. 
5,  253  Note  5,  268  Note  1. 

■)  MR.  ÜB.  2,  171.  1197;  s.  auch  MR.  ÜB.  2,  157,  1196,  ciL  oben  S.  681  im  Text. 

^  Zur  Anwendbarkeit  dieser  Anschauung  s.  WHentem,  und  elienso  W^anipaden, 
G.  2,  112!  der  Grundherr  der  Gesanitvogtei  ist  zugleich  Hocbgerichtsherr  in  einem  kleinen 
Teile  derselben,  Eder  genannt,  sonst  aber  liegt  die  Hochgerichtsl>arkeit  in  anderen  Händen. 

')  MR.  ÜB.  1,  345,  1056,  SMaiimin:  (servientes  vero,  qui  prebemlarii  sunt  et:  dafür 
1112  praebendarii  autem)  qui  fratrilius  infra  claustnim  serviunt,  sive  in  ipso  loco  vel  in 
,cellu1is  illuc  pertinenlibus  id  est  Apula  vel  Tavena  [quanivis  iam  diu  destructis,  deo  tarnen 
nostroque  et  dilectissime  coniugis  nostre  Agnetis  imperatricis  auguste  si  vita  comes  fijerit 
auxilio  patrocinante  construendis  et  recuperandis :  fehlt  1112]  sive  [qui  foris  vel  inhis:  fehlt 
1112]  dagescalci  [aut  censuales,  qui  cereales  dicuntur:  Zus.  1112]  vel  pistores,  bovarii  aut 
piscatorcs,  coci  aut  lavatorcs  [vel  quicunque  foris  vel  intus  cottidiano  senitjo  fratribus  ser- 
vitmi   sunt:    fehlt  1112]   null!   advocato  vel  hunnoni  Bubiaceant,  sed  tantum  nbbati  (guisque 


—     1129     —  Die  Vogtei.] 

aber  war  die  Genossenschaft  dingfrei  vom  Vogt  und  darum  auch  bedefrei  ^ 
Nicht  selten  wurden  ihr  dann  auch  die  Wachszinsigen  und  sonstige  besonders 
gestellte  Grundholde  angeschlossen^,  und  auch  frlr  diejenigen  Gehöfer, 
welche  irgendwie  direkt  an  den  Immunitätsherm  zinsten,  suchte  man  ein 
ähnliches  System  der  Exemtion  wenigstens  für  diese  Zinsverbindung  durchzu- 
drücken^. 

Die  Exemtion  galt  aber  weiter  auch  für  die  gesamte  höhere  Ministerialität. 
Schon  im  10.  Jh.  besafs  die  höhere  Ministerialität  angeblich  das  Vorrecht,  dafs 
der  Vogt  das  Ding  über  sie  nur  unter  dem  Vorsitz  des  Immunitätsherm  oder 
eines  besonders  bevorzugten  Mandatars  desselben  wahren  konnte  * ;  gegen  Ende 

prepositis:  daflür  1112:  aut  villicis  suis)  pro  quibuscunque  culpis  suis  respondeant  [vapulentur 
aut  evadent:  fehlt  1112].  MR.  ÜB.  2,  37,  1095,  Echternacher  Vogteiw.:  quod  cottidiani 
servitores,  qui  ad  coquinam,  qui  ad  pistrinum,  qui  ad  molendinum ,  qui  ad  lavatorium,  qui 
ad  custodiam  monastorii,  qui  ad  quodque  cottidianum  fratrum  servitium  pertinent,  nihil 
(advocato)  iure  debeant  persolvere  ....  quod  in  24  dominicatis  casis,  que  ad  hortum  et 
cellerarium  attinent  et  in  hiis  villulis,  Erinza  scilicet  ac  Luterbuma,  quarum  altera  ad  lava- 
toriiun,  altera  ad  coquinam  fratrum  servit,  et  in  Bollendorf  Steineim  Beche  et  Erle  nullus 
advocatus  debeat  habere  placitum  et  servitium,  nisi  pro  monomachia  et  sanguinea  percussura 
et  scabinis  consdtuendis ,  nisi  fuerit  invitatus  ab  abbate  vel  preposito  vel  ab  aliquo,  qui 
iustitiam  obtinere  non  potuit  a  preposito  vel  villico;  et  a  quo  invitatur,  ab  eo  servitium 
accipiat    Vgl.  auch  oben  S.  1042  Note  1. 

')  Aufser  den  Citaten  der  vorigen  Note  s.  auch  noch  MR.  ÜB.  2,  4*,  1170,  Raven- 
giersburg:  si  qui  de  familia  ecclesi^  preposito  aut  fratribus  in  lavatorio,  in  coquina,  pistrino, 
molendino  sive  ligna  aut  frumentum  ferendo  vel  agrum  colendo  aut  in  quolibet  servitio  cot- 
tidiano  deserviant,  absoluti  sunt  ab  omni  petitione  advocati  et  placitorum  ratione.  *Bald. 
Kesselst  S.  431,  Beschwerden  Balduins  gegen  die  Trierer  Schöffen  §  6:  item  drengen  sie 
unser  ingesinde,  daz  sie  vor  dem  schulteßen  antwerten  müßen,  die  doch  billicher  vor  unserm 
hovemeister  oder  unserm  pallasmeister  antwerten  sollen,  als  iz  von  alder  herkomen  ist  Der 
Schultheifs  war  vermutlich  der  Nachfolger  des  alten  Iudex,  entsprach  also  dem  Vogt 

*)  Vgl.  den  Zusatz  der  Maximiner  Urkunde  von  1112  zu  der  von  1056  (oben  S.  1128 
Note  3):  aut  censualcs,  qui  cereales  dicuntur.  S.  auch  Kindlinger  Hörigkeit  S.  519,  1405: 
Jemand  ergiebt  sich  den  Herren  von  Schöneck,  als  lange  ich  leben,  zu  rechter  eigenschaft, 
daz  ich  ire  recht  eigen  angehorich  arme  man  sal  sin  .  .  .  also  daz  si  mich  sullent  schüren 
schirmen  und  verantwerten  als  andere  ire  eigen  angehorige  arme  lüde,  und  darumb  so  sal 
ich  in  alle  jaire  zu  winaichten  uf  sanct  Stephans  dag  geben  und  antwerten  Vs  gl.  und  iren 
hof  suchen  uf  denselben  sanct  Stephans  dag  zu  Schonecke;  und  sal  in  vortme  zu  dienste 
und  zu  gebode  sitzen  und  gehorsam  sin,  als  andere  ire  eigen  angehorige  armlude. 

^)  MR.  ÜB.  1,  345,  1056,  SMaximin:  si  quis  ex  [villanis  vel:  fehlt  1112]  mansionariis, 
qui  circa  lu-bem  vel  in  aliis  longe  vel  prope  positis  curtibus  commanent,  censum  debitum, 
qui  ad  usum  firatrum  cottidianum  [sive  in  lignis  aut  in  aliis  quibuslibet  rebus:  fehlt  1112] 
pertinet  [neglexerit  et:  fehlt  1112]  statuto  die  vel  tempore  non  dederit,  statim  sequenti  die 
villicus  abbatis  vadimonium  de  domo  ipsius  sine  advocato  tale  accipiat,  cum  quo  illud,  quod 
ipse  ad  servitiiun  debuit  fratrum,  plenissime  persolvat,  ceterum  vero  servitium  eins  in  eadem 
curte,  in  quahabitat,  ab  eo  (prout  iustum  est:  dafür  1112  secundum  iudicium  scavionum) 
exigendo  requirat 

^)  MR.  ÜB.  1,  261,  990,  für  SMaximin:  advocati  quoque  constituti  in  villis  eorum  nee 
cum  hominibus  illius  loci,  qui  vocantur  scararii,  nisi  in  presentia  abbatis  vel  eins  prepositi 

Lamprecht,  Deutsches  Wirtschaftsleben.    I.  72 


[Oniiidlierrlichkeit  und  Vogwi- 

des  11  ■  Jhs.  reifte  dieses  Privilepium  dann  rialiin  aus,  ilals  die  Dienstniannea 
nur  noch  in  Sachen  ihres  Dienst^tes  und  dir  Gnuidliolden  dessellien  unter 
vogteilicbeni  Gerichtszwang  standen  mit  der  Beschränkung,  dafs  nur  einmal 
jährlich  an  Einern  bestimmten  Oile  in  dieser  Bezieiiung  Iting  gehalten  werden 
durfte '.  Im  Übrigen  aber  standen  die  Ministerialen  jetzt  unter  alleinigem 
Dienstrecht  des  Inimunitfttshemi,  sie  zahlten  dem  Vogt  keine  Bede^,  und  der 
Iniinunitatsherr  war  Richter  in  ihi-em  Dieustding, 

War  aber  so  die  Aiistokratie  der  Grundholden  dem  Einflüsse  des  Vogtes 
entzogen,  so  muTste  dessen  Hand  auf  dem  Reste  iler  Ininiunitätseii^esesseDeu 
um  80  schwerer  lasten.  Aber  auch  hier  suchten  die  Heneu  zu  helfen.  Dir 
erster  Blich  wandte  sich  dabei  auf  den  oiwrsten  Hüter  des  Rechts,  den  König, 
Das  ihm  gegenüber  eingeschlagene  Verfahren  schildert  für  frühe  Zeit  und  in 
klassischer  Weise  die  Vita  Deoderici  I  Mett.  c.  11:    (Itpodeiiais  episcopus. 


placilum  habere  pretiumant  lianoiiiuque  in  pkcito  cum  scarariU  homiiuljus  habito  non  advocatus 
a^d  nlibas  accipiat. 

'J  MR.  ÜB.  1,  345.  105G,  SMaximin:  servientce  vero.  qui  sCArenaimi  dicuniur,  uulli 
advocato  [nisi  abliati:  fehlt  1112]  subiaccimt  [oisi  noEtro  successonimqiie  noBlromiu  regoli 
vel  iniperiali  doniinio  vel  pntestale  nulli  eoniin  pro  quibuscimque  culpis  aut  rebus  respon- 
deant:  Zusatz  1II2],  nulli  eomm  servianl,  nigt  beneficia  ab  eis  haheant  aut  abbas  pro 
necessitate  6t  utilitate  monasterü  cum  Ulis  eos  alicubi  ii-e  precJpiaL  advocani«  vero  (Gisel- 
bertua:  dafilr  1112  Williheimus  comes),  qui  in  presentianun  est,  alüque  aucceasorea  ipaiua, 
qui  bannum  a  re^cia  manu  suaceperint,  proxinia  die  post  festum  sancti  Alaximini  aupa 
predia  et  mancipia  eonuu,  qui  ministri  [vel  scaremanni:  fehlt  1112]  dicuntur,  illu  sola  die, 
si  testuin  celebrc  vel  ieiuniuiij  non  ftierit,  placiiabunt:  sin  antem,  uum  prima  pulsata  fiierit, 
placitnin  introbunt  et  usque  ad  nonam  horani  iUud  tenebunt,  poatea  vero  nuUum  ibi  diulfus 
Stare  distringere  potenuL  et  quicquid  ibi  placitando  adqnisierint,  dne  partes  abbatis,  t«rtia 
eoruiii  erit  [die  zweite  Ausfertigimg  von  1056  fährt  fort;  nullumque  aliura  post  se  ponere 
presumat,  qui  vocetur  postadvocatus].  eadem  vero  die  abbaa  ipsi  advocato,  quicunque  est, 
servitium  dabit,  duos  scilicet  mo.  panis,  friskiogos  quatuor  ovinos  et  am.  unam  vioi;  si 
amplius  habere  voluerit,  de  placito  habebit.  SIR-  ÜB.  I,  406,  c.  1103,  Prüm:  advocatua 
placitum  cum  servientibus  id  est  scarariis  sancü  SalvaCoris  aeraper  post  natale  sancti  Remigii 
octava  die  in  Memiche  placitabit;  eadem  die  ex  parle  abbatis  iauidictuiii  senilium  integnmi, 
si  venerit,  accipiat,  si  autem  non  venerit,  servientes  de  placiUi  absotuti  emnt  et  villicus  de 
aervitio  per  totiun  illum  annum. 

«)  S.  aufser  den  Citaten  oben  Note  1  MR.  ÜB.  2,  4*,  1169;  nemorum  custodes 
a  Elia  petiiione  advocatus  pennittat  iuununea,  nee  eos  ad  sua  vocet  officia,  quamdiu  ecclesie 
officia  [Beyer  officio]  teneant.  blE.  ÜB.  2,  61,  1169—63,  Hof  Merzig  des  Erzstiftes:  mini- 
ateriales  autem  nostri  et  oBicialea,  scolteti  forcstarii  bubiUci  piscatores  et  alii  ad  cottidianum 
servitjum  nostnun  specialiter  deputati  ab  omni  exactione  [advocati]  liberi  enmt;  MB.  ÜB.  2, 
Nachtr.  2,  1192—1200,  cit.  S.  769  Note  3,  wie  die  dort  sonst  citierten  Belege;  MR.  ÜB.  3, 
284,  1226,  Urkunde  Erzbiachof  Dietrichs:  cum  nee  iure  ccc  consuetudine  Bit  obtentuni,  quod 
homioes  sanctimonialium  in  Ilorreo  Treveri ,  qui  ab  ii)sJS  infeodati  ratione  feodorum  suonim 
cottidiana  senitia  delient  Ulis , .  advocatis  teneanluT  ad  aliquam  exactionem,  deliberatione 
prehnbita  statuimus  et  siib  pena  excommunicatlonis  precipimus,  ne  minisleriales  tales  ratione 
talium  feodorum  pulsari  et  inquietari  dcbeant  de  cetero  super  prestationc  aliquarum 
eiactionum.  WRommersheim  1298:  vortme  ao  liait  der  scheffen  gewiest,  [dat]  alle  diensl- 
knechte  und  ledich  knechte  eime  abte  [zugehoeren]  und  ieme  zä  verantworten  sidlen   stain 


—     1131     —  Die  Vogtei.] 

965—984)  pro  laicalibus  familiis  [Mettensis]  aeclesiae  et  contra  superborum 
insolentiam  vel  pravoiiiin  iniustitiam  iuste  et  potenter  satagebat  eas  iugiter 
defensare  . .  .  ne  deesset  eis  contra  iniquitatem  iudicum  auctoraJe  aeclesiasticae 
libertatis  sufFragium,  leges  constitutas  Ulis  a  prioribus  regibus  vel  pontificibus 
diligenter  exquisivit,  exquisitas  in  praesentia  imperatoris  redtavit,  recitatas 
edicto  imperiali  confirmari,  scripto  insuper  et  sigilli  regalis  impressione  fecit 
corroborari.  Also  feierliche  Feststellung  des  alten  Rechtes  vor  dem  Könige 
und  urkundliche  Bekräftigung  desselben  durch  den  König,  das  war  das  nächste 
Ziel  der  Immunitätsherren.  Natürlich  erfolgte  die  Feststellung  des  Rechts- 
inhaltes hier,  wie  bei  Streitigkeiten  zwischen  Vogt  und  Grundherrn  S  durch 
Weistum,  und  zwar  in  besonders  feierlicher  Weisung,  wie  sie  die  gi-ofsen 
Maximiner  und  Prümer  Vogteiweistümer  angeblich  aus  der  zweiten  Hälfte  des 
11.  und  aus  der  ersten  Hälfte  des  12.  Jhs.  genau  beschreiben.  Mit  den  zwanziger 
und  dreifsiger  Jahren  des  1 2.  Jhs.  aber  verschwinden  diese  Bekräftigungen  des 
alten  gewiesenen  Rechts  durch  den  König,  und  an  ihre  Stelle  tritt  regelmäfsig 
die  gleiche  Bezeugung  durch  den  Landesherm,  nachdem  sie  sich  schon  seit 
Beginn  des  12.  Jhs.  sporadisch  vorgefunden*. 

Hörten  die  königlichen  Bekräftigungen  seit  etwa  dem  Beginn  der  Staufer- 
zeit  auf,  vemmtlich  weil  sie  wenig  mehr  nützten,  so  tritt  nunmehr  an  deren 
Stelle  ein  neues  vom  König,  in  einzelnen  Fällen  auch  vom  Papste  geliefertes 
Defensivmittel,  die  jüngere  Immunität.  Über  sie  ist  schon  oben  in  anderem 
Zusammenhange  gesprochen®;  hier  erinnern  wir  uns  nm\  dafs  ihre  etwa  seit 


als  lange,  bis  si  üadie  emphient:  dan  solent  si  eime  vaide  zu  dienste  sitzen  und  eime  abte; 
were  it  sache,  dat  dieselbe  ledich  knechte  enphiengen  lehngät,  die  sal  der  abt  niitme 
halme  [belienen],  und  sullent  eme  dan  zu  dienst  sitzen  und  dem  vaide  nit;  hierzu  Bd.  3,  72, 
§  3,  1291. 

1)  S.  Bd.  2,  636. 

*)  S.  Lac.  ÜB.  1,  172—3,  267,  1106:  der  Erzbischof  von  Köln,  ins  ^cclesi^  sancti 
Gerrici  [Gerresheim] ,  quod  sub  manu  advocatorura  diutissime  laboraverat,  reformare  cupiens 
fideles  Qcclesi^  eiusdem  in  uniun  convocavi  et,  quod  esset  ius  advocati,  diligenter  investigavi. 
cum  autem  iudices  sacramento  constricti  debitum  servitium  advocati  coram  omnibus  exdixis- 
sent,  videlicet  14  s.  tribus  placitis  legitimis  tantum  in  unoquoque  placito  persolvendis ,  nos 
nostro  .  .  testimonio  litterario  cum  impressione  nostri  sigilli  volumus  corroborari.  MR.  ÜB. 
2,  4*,  1170,  das  Ravengiersburger  Vogteirecht  wird  gewiesen  vor  dem  Mainzer  Erzbischof 
in  Mainz:  homines  illius  ecclesi^  plures  quam  100  sacramento  confirmavenmt  .  .,  patrem 
(advocati)  eundem  modum  in  predicta  advocatia  tenuisse.  Vgl.  femer  noch  MR.  ÜB.  2,  296, 
1211—12,  cit.  oben  S.  178  im  Text.  Mit  diesen  Zusammenhängen  verwandt  ist  auch  Cantat. 
8.  Huberti  20,  MGSS.  8,  579  bis  580,  c.  1070:  der  Vogt  von  SHubert  ad  ducem  Godefridum 
maiorem  se  contulit,  utque  ad  firmandum  vallum  castri  sui  Bullonensis  exigeret  iniustam 
angariam  de  hominibus  sancti  Huberti,  importune  suggessit  Der  Herzog  fragt  deshalb 
beim  Abt  an.  Abbas  evocatis  H.  seniore  castellano  et  E.  G.  R.  et  H.,  perorante  L.  maiore 
antiquas  provinciae  consuetudines,  rei  veritatem  diligenter  invcstigavit ,  et  testimonio  prae- 
dictorum  prineipum  omnem  familiam  ecclesiac  .  .  liberam  esse  .  .  comprobavit.- 

»)  S.  oben  S.  1019  f. 

72* 


[GnindherrlicJikeit  und  Vopei.  —     1132     — 

Miltc  des  12.  Jhs.  erfolgemle  Eileilung  tlii'ekt  aegen  die  Inuuunitätsvositei  ge- 
richtel  war'. 

Und  netien  dem  besonders  verbrieften  SchutJ!  des  Königs  tritt  iiuii  auch 
hier,  wie  bei  der  Bekiilft1gun(i  der  Weisung,  die  landesherrliche  Gewalt  iiiinier 
mehr  in  den  Vorder^-und.  Schon  im  Bpfiinn  der  Stauferzeit  finden  sich  ver- 
einzelte Fillle,  in  welchen  die  Ininiunititsvogtei  einem  hervon-a^enden  Fürsten, 
meist  dem  späteren  Landeshen-n  direkt  übertragen  winl  mit  der  Bitte,  einen 
Stellvertreter  einzusetzen  und  dessen  Verwaltung  zu  beaufsichtigen '  i  ein 
Gedanke,  der  dann  später,  seit  dem  14.  Jh.,  einen  allsemeinen  Ausdniclt 
fand  in  der  Anschauung,  dafs  der  Landesherr  der  geborene  oberste  Vogt  aller 
Iinmunitätsherrschaften  seines  Territoriums  sei*. 

Wie  aber,  wenn  der  königliche  wie  der  landesherrliche  Schutz  gegentlber 
den  Angriffen  der  Vögte  versagte?  Man  war  dann  auf  sieh  selbst  angewiesen; 
und  es  blieb  nichts  übrig,  als  zur  Selbsthilfe  zu  schreiten. 

In  dieser  Hinsicht  beaafsen  die  geistlichen  ImmunitätsheiTschaften  ein 
anfangs  sehr  ki-äftiges  Veileidigungsniittel  in  der  Exkommunikation  unter 
gleichzeitiger  Androhimg  der  Absetzung*.    Indes    schon   gegen  Schlufs   des 


')  a.  oben  S.  1020  f.,  ferner  z.  B.  Boehmer  Acta  tmp.  No.  187,  1179:  Frieilrici  I. 
nimmt  SPeter-KrcuEDBch  in  seinen  besonderen  Schute,  und  A&Cs  sich  daseelbe  niuoeter  und 
doeter  foudirecbtea  mi  aieman  ax  versiebt  und  zu  bezwangt!  sot  hau.  Zu  den  päpstlicben 
Pririle^en  s.  z.  B.  MR.  13.  1,  .535,  11^,  Innocenz  II.  flkr  Amstcin:  loci  vestri  advocatiam 
nullus  invadere  vel  usurpare  presumat,  nisi  quem  abbaa  et  fratres  secundum  deum  et  ipsias 
loci  iitilitatem  providerint  eligendiiiti. 

")  S.  das  Iwsonders  lehrreiche  Heispie!  Ml!.  ÜB.  1.  530,  1144:  lU-i-  Ernbiseliof  von 
Köln  erhält  die  Vi^tei  aber  Laach,  nnter  der  Bedingung,  quod  fratree  [monasterii}  .  .  in 
capitulo  eomm  liberam  babeant  potestatem  advocatum  eligendi,  qui  proprie  in  vrügari  dink- 
voit  dicitur,  qui  secundum  tenorem  privilegii  Henrici  fundatoris  eiusdem  loci  hanc  provisionem 
de  manu  ahbatis  suscipiat  ad  tuitJonem  monasterii  scpedicti  pro  sahite  anime  sue;  hoc 
memoriter  adiuncto,  ut  nullus  Guccessonun  nostrorum  alicui  hominum  advocatiam  prenomina- 
tam  in  feodo  concedere  presumaL  hie  autem,  qui  pro  tempore  advocatiam  administrabil, 
bona  ecclesie  fideliter  debct  tuen  et  familiam  eius  humane  tractare.  quodsi  forte  advocatus 
timoris  dei  oblitus  quod  absit,  quos  fovcre  debuerat,  violenter  oppresserit  et  ammonitus  infra 
sex  hebdomadas  non  satisfecerit,  tandem  apostoUco  et  nostro  anatbemate  percussus  advo- 
catiam amittat,  et  altum  idoneum  sibi  Iratres  eligant,  qui  supradicta  conditione  eam  admini- 
Etraturus  suscipiaL 

»)  S.  oben  S.  1068,  auch  VVLeudesdorf  1382,  G.  1,  831  r  wenn  der  fait  gewalt  dede, 
die  sal  u.  h.  von  Trier  und  sin  amptman  abdoin,  und  sal  ime  seime  stifte  dem  amptman  und 
der  gemeinden  das  dein  leeren  und  richten.  WArenberg  und  Muhlen  14G3:  queme  der 
[jemand  aus  dem  Dorf]  und  nulte  dedingen  mit  dem  herren,  imd  were  is  Sache  das  die 
von  Helfenstein  [die  Vögte]  hart  hielten  und  vrolden  dem  manne  ader  der  personen  nit  ende 
geben,  so  sulle  der  herre  vom  lande  ime  ende  geben. 

*)  MR.  ÜB.  1,  425,  c.  1112:  der  Laacher  Vogt  ita  . .  agat  et  tarn  piiim  tam  modestnm 
tamque  benignum  fratribus  et  familiae  se  exhilieat,  ut  et  honore  nominis  sui  dignus  existat 
et  pro  officio  fideliter  amministrato  aetemam  a  Christo  remunerationem  beata  Maria  inter- 
veniente  suscipiat.  quodsi  timoris  dei  oblitus,  quos  fovere  debuerat,  violenter  oppresserit 
et  ammonitus  infra  6  ebdomadas  non  satisfecerit,   tandem   apostolico   anatbemate  percussus 


—     1133    —  Die  Vogtei.] 

früheren  Mittelalters  erlahmte  die  Macht  des  Bannes,  und  so  blieb  den 
ImmunitätsheiTen  nichts  übrig,  als  sich  zur  Defensive  zu  verbünden :  die  frühesten 
erfolgreichen  Schritte  in  dieser  Hinsicht  wurden  in  der  ersten  Hälfte  des 
13.  Jhs.  gethan^  Verfing  aber  auch  dieses  Mittel  nicht,  so  mulste  man,  zog 
man  nicht  gar  den  Abkauf  der  Vogtei  oder  einzelner  Teile  derselben  vor^, 
zu  einem  Vergleich  mit  dem  Vogte  die  Hand  bieten.  Ein  solcher  Vergleich 
endete  dann  meist  mit  einer  weitgehenden  Belehnung  des  Vogtes  aus  den 
Mitteln  der  Immunitätsherrschaft  gegen  das  Versprechen,  die  Vogtei  nunmehr 
uneigennützig  zu  verwalten®.  In  der  That  war  mit  dieser  Wendung  den 
Bestrebungen  der  Vögte  teilweis  Halt  geboten,  denn  jeder  Bruch  des  vogtei- 
lichen  Versprechens  konnte  nunmehr  zu  einer  Anklage  vor  dem  immunitäts- 
herrlichen Lehnhof  führen. 

Aber  war  denn  überhaupt  mit  der  Möglichkeit  eines  Verkaufe  das  alte 
System  der  Immunitätsvogtei  noch  haltbar?  Wenn  die  Vogtei  als  gerichtliche 
Nutzung  veräufserlich  war:  lag  es  da  nicht  nahe,  dafe  die  Immunitätsherren 
sie  ganz  allgemein  für  sich  ankauften,  und  die  vogteilichen  Rechte  mm  ihrer- 
seits ausübten? 

Diese  Lösung  wäre  von  vornherein  die  einfachste  gewesen,  wenn  die  mit 
Vogteien  ausgestatteten  Immunitäten  nicht  fast  durchweg  geistlich  gewesen 
wären:  eben  die  geistliche  Qualität  des  Immunitätsherm  hatte  ja  zur  Begrün- 
dung der  Immunitätsvogtei  geführt. 

Aber  die  geistliche  Qualität  verblafste   allmählich.    Zunächst  bei  den 


advocatiam  amittat  et  de  propinquis  eius  idoneum  sibi  fratres  eligant,  qui  sub  predicta  con- 
ditione  eam  amministratunis  suscipiat.  Auch  ein&che  Androhung  der  Absetzung  kommt 
natürlich  vor,  vgl.  MR.  ÜB.  1,  421,  1112;  Lac  ÜB.  1,  192,  292,  1121. 

J)  S.  MR.  ÜB.  3,  744,  1242;  vgl.  auch  Ennen,  Qu.  2,  272—4,  273,  1248. 

')  Dies  und  verwandte  Mittel  (Verpfändung  usw.)  sind  namentlich  seit  Mitte  des 
12.  Jhs.  sehr  beliebt,  vgl.  MR.  ÜB.  2,  146,  1136—96;  21»,  1174:  Erzbischof  Philipp  von 
Köbi  hat  die  Vogtei  in  Rhens  gekauft  für  200  mr.  ob  importunitatem  et  intolerabiles 
exactiones  advocatorum.  S.  femer  MR.  ÜB.  2,  165,  1197;  168,  1197;  171,  1197;  247,  1209: 
Graf  Gerhard  von  Are  verzichtet  unter  bedeutenden  Opfern  des  Klosters  Laach  auf  die 
Laacher  Dincvoidie,  vgl.  a.  a.  0.  248,  1209;  260,  1210;  MR.  ÜB.  ä,  11,  1213;  12^,  1218. 
CRM.  3,  253,  1274:  die  Polcher  Vogtei  wird  an  den  Grundherrn  SMatheis  für  200  mr.  ver- 
pfändet CR^L  3,  584,  1880:  Diederich  von  Rennenberg  und  die  Brüder  Friedrich  und 
Philipp,  Herren  zu  Schönecken,  verkaufen  dem  SPaulinsstifte  bei  'frier  ihr  herkömmliches 
Recht  zu  drei  Herbergen  auf  dessen  Hofe  zu  Kerben,  wo  sie  dreimal  im  Jahre  zu  30  Per- 
sonen und  ebensoviel  Pferden  einkehren  und  sich  beherbergen  lassen  konnten.  *Scheck- 
man  Spec.  feud.  C  2:  (advocatias  in  4  curtibus  sancti  Maximini  advocati)  vendiderunt 
domino  Rorico  abbati  pro  1500  fl.  Renensibus. 

')  Hierher  kann  schon  MR.  ÜB.  1,  374,  1074  gezogen  werden.  Für  später  s.  z.  B. 
*ÜMünstermaifeld,  Hs.  Koblenz  CXI^  Bl.  41 »,  1380,  notariell  beglaubigter  Vergleich  zwischen 
Propst  Elias  und  Ritter  Dietrich  Frle  von  Treis,  betr.  die  letzterem  von  ersterem  verlehnte 
Vogtei  Sahnerohr.  Der  Vogt  soll  nicht  mehr  als  36  mk.  bladi  und  12  Ib.  Treverenses 
erheben ,  wozu  er  sich  noch  8  mir.  bladi*  angemafst  hatte.  Von  letzteren  giebt  er  4  an  den 
Propst  heraus. 


[Gniinlherrlichkeit  und  VogWi,  —      1134      — 

geistlichen  Fürsten,  den  Bischöfen  und  den  Reicbsäbten :  sie  können  sclion  im 
12.  Jh.  den  Blutbann  liesitzen  un<I  denigeniäfs  vojiteiliche  Funktionen  versehen'. 
Die  Folgen  sind  namentlich  für  die  Bischöfe  sehi'  beachteuswert ;  sie  werden 
seit  der  Stauferzeit  fast  dm^chweg  zu  Vögten  neupegründeter  Klöster  erwählt 
und  erhalten  auf  diesem  M'ege  einen  bedeutenden  Machtzuwachs  zur  Begrün- 
dung einer  greiseren  Landesgewalt  ^,  Dabei  sind  diese  geistlichen  Vogteien 
keineswegs  etwa  blofs  SchutzheiTSChaff^n,  wenn  diese  Seit*  der  Vogtei  auch 
anfangs  liesondere  betont  wird  ^ ;  sie  sind  nicht  minder  Hochgerichtsvogteien  ira 
vollen  Sinne  der  sonstigen  Immunitatsvogtei  *.    Und  im  späteren  Mittelalter 

■]  FAr  die  Äbte  a.  MR.  ÜB.  2,  108,  1190:  die  Äbte  von  Prüm  ersdieüien  als  ndvocati 
et  defmsores  von  NiederprÜiustJien  Gütern ;  ferner  auG  späterer  Zeit  WSinunem  u.  Dbaiin, 
O.  2,  146.    Für  die  Biscliöfe  vgl.: 

")  S.  aoTBer  oben  S.  1132  Note  2  MR.  tTB.  1,  526,  1142.  ßr  Kloster  I^nnicli; 
qnia  rero  pir  advocatos  multas  ^cclesios  sepe  gravatas,  immo  p^nitus  adnichilatas  \idimus, 
ad  con«erv3tionein  eiusttem  loci  conceminiiis,  iit  nullus  ibi  sit  advncatiia,  sed  polius  siib 
nostra  [arcliiepiscopi]  ttitela  nostrorumque  Euccessorum  ea,  ([U^  posaidcnt  vel  adeptori  sunt, 
incouvuUa  nunc  et  in  perpetaum  pmuaneant  Vgl.  diizu  MR.  U6.  1,  546,  1147,  Urkunde  Papst 
Eugens  III.:  prohibemus  .  .,  ut  ecciesia  vestra  ntillum  jireter  Treverensem  archiepiscoponi,  qui 
pro  tempore  fiierit,  habcat  advocatuni.  MR.  ÜB.  1,  505,  1152,  Eugen  lU.  iur  Wadgassen:  ad- 
vocatiam  eiusdcm  tooi  nemo  prorsus  occupare  presiuuat,  aed  tontum  TreTereD8is  arduepiscopus 
qui  pro  tempore  fiierit  advocatus  .  .  eiiatat,  qni  tarnen  nichil  de  n-bus  occiesie  vestre  in  suo» 
usus  inflectet  nee  oliquibus  eam  molcstiis  aut  exactionibiis  fatigabil,  Eed  in  eius  tantiuii  obe- 
-  dientin  huiniliter  pei^ist^tis.  Ficker  Engelbert  d.  H.  8.  342—343,  1223,  sehr  umfkssend  Dber 
die  Siegburger  Yogtei;  die  Münchc  hatten  die  ErzbischSfe  von  Köln  zu  Vägten  gewählt 
geniäfs  ihrem  ursprünglich  freien  Wnhb^cht.  Honth.  Hist.  2,  121,  1332;  Trier  hat  die 
Vogtei  von  Wadgassen  und  Springiersbach.  'Balduins  Beschwerdepunete  gegen  Trier  1351, 
Ballt.  Kcseelst.;  der  Errbiscbof  sei  lehenherre  und  voit  zä  Triere  und  geistlich  und  vemtlich 
herre.  WKlotten  §  1  a.  2,  G.  6,  536:  m  Clotten  ist  ein  erzbiscbof  vut  und  die  beren  van 
Bruwilre  lehenherren.  Ans  späterer  Zeit  s.  noch  *W.  SPeters  Hochgericht  xa  Riol,  1460, 
Arch.  Maximin.  9,  596,  §  2;  AWUich  1485  §  3,  cit  oben  S.  1093  Note  2. 

')  Au6übung  der  Vogteirechte  durcli  den  Erzbischof  von  Trier  ittr  Himmerode  MR. 
ÜB.  2,  19*,  1173,  und  ebda.  No.  20*  mit  der  Begründung:  licet  es  iniimcto  nobia  ponti- 
ficatus  officio  Omnibus  nobis  commiasia  debitores  simus  sua  cuique  iura  servarc,  illorum 
tarnen,  quos  in  continuo  dei  servilio  desudare  videmus,  utilitati  et  paci  curam  propeasiorem 
exhibeie  deberaus.  Vgl.  MR.  ÜB.  2,  21',  1174,  Urkunde  Erzbiscbof  Philipps  von  Köb: 
perpendenles  non  solum  nobis  incumbere,  subditos  pmdenter  et  diserete  regere,  venmi  etiam 
bona  et  possessiones  eonuo  ab  invasionibus  multimodis  tuen. 

<)  Lac.  ÜB.  1,  459,  1176,  Urkunde  Erzbischof  Philipps  von  Köln:  ecciesia  beati 
Clementis  in  Rindorp  predium  quoddam  habet  in  villa,  quc  Ethedor)>  nominatur.  huius 
predü  comes  Robertus  de  Nassouve  extitit  advocatus,  verum  hanc  advocatiam  iiuidam  Lode- 
wicua  de  Gendertorp  ab  eodem  comite  Roberto  infeodatus  babebat  visuiii  est  autem  tarn 
fratribus  quam  sororibus  iamdictae  ecciesiae  in  Rindorp,  propter  insolcntiam  ndvocatonun 
sibi  et  poBteris  suis  fore  profutunim,  ei  neminem  jireter  solum  Coloniensem  archiepiscoptun, 
quicunque  ille  sit,  in  hoc  predio  give  in  alio  habeant  advocatum,  nisj  forte  ab  alia  ecciesia 
advocatum  habente  aliquod  bonum  post  hec  fuerint  adeptl.  nobis  itaque  tarn  pro  huius 
ecciesiae  quam  pro  ceteranim  utilitate  ex  debito  nostri  ofßcii  htborantibus  comes  liobertus 
et  Lodewicus  consilio  nostro  acquieacentes  hanc  advocatiam  cum  omni  iure,  quod  in  eodem 
predio  se  habere  dicebant,  sine  omni  exceptione  in  manus  nostras  resignavcrunt  et,  hcredibus 


—     1135     —  Die  Vogtei.] 

verbreitet  sich  die  Hochgerichtsvogteifähigkeit  unter  den  Geistlichen  immer 
mehr,  sogar  gewöhnlichen  Pröpsten  wird  der  Blutbann  gelegentlich  zugesprochen  ^ 

Natürlich  verfiel  mit  dieser  Entwicklung  der  alte  Begriff  der  Immunitäts- 
vogtei  überhaupt  der  Auflösung:  die  Vogtei  war  nunmehr  keineswegs  blofe 
noch  Laienamt  bezw.  Laienrecht ;  ihr  Besitz  deutete  überhaupt  den  Besitz  der 
Hochgerichtsexekutive  innerhalb  abhängiger  nicht  mehr  direkt  königlicher 
Gerichte  an. 

Aber  welche  Gerichte  waren  denn  überhaupt  noch  in  der  Hand  des 
Eeiches?  Die  Teile  der  alten  Gerichtsverfassung,  welche  neben  den  Immuni- 
täten anfangs  noch  unversehrt  stehen  geblieben  waren,  hatten  sich  längst 
schon  der  Verfügung  des  Königs  entzogen;  sie  waren  Eigentum  zunächst  der 
Grafen  und  Hunnen  geworden,  und  entsprechend  anderen  jurisdiktioneilen 
Eigentumsrechten  hatte  man  sie  anfangs  im  ganzen  veräufsert,  später  auch 
zersplittert  und  von  neuem  zusammengesetzt,  kurz  sie  so  behandelt,  dafs  sie 
in  ihrer  neuen  Kombination  häufig  kaum  noch  an  die  alte  Organisation  er- 
innerten, ihrem  Charakter  nach  sich  aber  von  den  Gerichten  der  Immunitäts- 
verfassung wenig  mehr  unterschieden. 

Dabei  war  die  verbreitetste  Form  der  Gerichtsverfassung  entschieden  die 
vogteiliche. 

Es  begreift  sich,  wie  bei  dieser  Lage  die  Beste  der  alten  Gerichts- 
verfassung schon  früh  nach  Art  der  Vogteien  aufgefafet  werden  konnten,  so 
dafs  es  dem  Sprachgebrauch  bereits  des  hohen  Mittelalters  geläufig  war,  unter 
Vogtei  jede  Ait  von  Gerichtsbarkeit  überhaupt  zu  verstehen*. 


coheredibusque  suis  consentientibus,  penitus  et  in  perpetuum  exfestucaverunt,  25  mr.  et  carr. 
vini  pro  reconpensatione  ab  ecclesia  prefata  recipientes.  S.  auch  noch  nebenher  MR.  ÜB. 
2,  lÄ,  1193:  Schenkung  an  SThomas  an  der  Kyll  per  manum  des  Erzbischofs  Johann  von 
Trier  als  des  Klostervogts. 

')  WSPaulin  Zerf  1380  §  1  u.  2,  G.  6,  515:  wisont  die  scheffen  zu  Cerve,  daz  der 
probist  zu  sente  Pauline  habe  zu  Cerve  gerichte,  hoe  und  diefe,  über  hals  und  bein,  embinnen 
des  eders ;  .  .  dasselbe  in  vier  Kammerforsten.  S.  ferner  noch  Ann.  d.  bist  Ver.  f.  d.  Niederrh. 
44,  189,  und  auf  ein  Übergangsstadium  hinweisend,  WRapwiler  1547  §  2,  cit  oben  S.  1114 
Note  5,  auf  S.  1115.    Vgl.  auch  oben  S.  189. 

^)  Vgl.  CRM.  2,  319,  1285:  ut  autem  iamdicta  venditio  rata  et  firma  permaneat  et  ne 
a  quoquam  inposterum  possit  infringi,  presentes  litteras  sigillo  nobilis  viri  domini  lohannis 
de  Waldecke,  sub  cuius  districtu  et  iurisdictione  seu  advocatia  predicta  bona  sita  sunt,  pre- 
fato  thesaurario  tradidimus  communitas.  Auch  dachte  man  sich  wenigstens  der  Hochgerichts- 
barkeit Vogtei  inhärent,  s.  aufser  WBiwer  1580  §  1  auch  WDaun  1466,  G.  2,  606:  der  Hoch- 
gerichtsherr soll  die  Gerichtseingesessenen  schüren  und  schirmen  vur  raub  und  brant  und 
sunderlich  alle  diejhenen,  die  scheffen  sin  in  sime  hoegerichtc,  ire  lif  und  gude  vertedingen 
und  schirmen ,  glich  anderen  sinen  angehoerigen  luden.  Umgekehrt  wird  jede  Gerichtsherr- 
lichkeit als  Vogtei  gedacht,  s.  WChumbd,  G.  2,  192—193:  erkent  das  gericht  vor  gut  den 
i  gerichtsherren  wasser  und  weit;  und  der  armman,  welcher  im  gericht  sitzet,  sol  sie  ge- 
\  brauchen,  und  ob  sach  were  daß  der  arme  man  überfahren  würde  in  wasser  und  in  weiden, 
sollen  die  gerichtsherren  ihn  den  armen  man  beschirmen  und  beschützen,  daß  er  ihnen  möge 
ihren  zins  geben  und  ihnen  furter  diene. 


[Gnmdherrlkhkeit  und  Vogtei.  —     1136     — 

Von  EinfluTs  auf  diese  Vorstellung  inuJste  es  vor  allem  sein,  dafa  sich 
die  neu  euiiiorkoinnionde  Landesgcwall  zunächst  auf  dem  platten  Lande  «ie 
auch  in  dt-n  Landstädttn  als  Schinnj;ewalt  ausprägte:  der  Landcshen'  war  der 
obürsl«  Vogt':  Vogtei  aber  war  in  so  groliwn  Verhältnissen  ohne  Gerichla- 
harkeit  undenkbar*.  Und  diese  VorstelluuR  bleibt  für  die  Landes^walteu 
das  üanze  Mittelalter  hindurch  bestehen,  väe  ihr  denn  die  Erinnerung  zu 
Grunde  lag,  da/s  manche  Territorialgewalt  in  der  That  fast  nur  durch  Zu- 
gaiunienfaäsuniz  von  Gerichtsvogteien  entstanden  war^;  erst  später  lernt  man 
zwischen  Landeshoheit  und  Hochgerichtsbarkeit,  also  voUer  Gerichtsherrlichkeit 
scheiden  *. 

Wie  aber  die  Vorstellung  von  der  neuen  Landesfiewalt  dazu  fühi-eu 
mufste,  Vogtei  und  Cierichtabarkeit  überliaupt  als  innig  verquickt,  ja  oft  als 
identiscli  aufzufassen,  so  nahmen  nicht  minder  die  Reste  der  alten  staatlichen 
Gerichtsverfassung  vogteilichen  Charakter  an. 

Vor  allem  gilt  das  von  der  Hunnengerichtsbarkeit:  wai-en  doch  die 
Imnmnitätsvögte  als  Hochdinpvögte  direkt  oder  indirekt  Rechtsnachfolger  der 
Hunnen".  So  kann  es  nicht  w-under  nehmen,  wenn  die  Masiminer  Vogtei- 
weistümer  des  11.  und  12.  Jhs.  Hunnen  und  Vögte  ohne  weiteres  p&ralleli- 
sieren',  wenn  es  femer  schon  Lac.  IIB.  1,  139,  1003,  heifst:  populus  advo- 
catum  nulluni  habest  nisi  centurioneni,  quem  ibi  constituit  Tuitiensis  abbas'. 
Ja  noch  mehr:  in  einem  Falle  konunt  es  vor,  dafs  der  Rechtsnachfolger  des 
alt«n  Iudex,   welcher  ja  für  das   Fiskusgebiet   Hunnennt^'Ue  einnahm,  V<^ 

')  S.  oben  S.  1068,  lUO,  IlSS,  und  ferner  Stat  sj-nod.  1227,  e.  11  (Blnttau  1,  26)  mit  der 
Überschrift:  Sequitor  de  nobilibus  et  advoeatis.  Im  Text  ist  nur  die  Hede  von  den  nobiles 
et  doiniüi  terrae.  S.  femer  Ces.  Hoiiiil.  2.  H.  15.  cit.  oben  S.  657  im  Tost;  CRM,  2,  376, 
1298,  cit  oben  S.  773  Note  4;  und  aus  späterer  Zeit  WBergpflege,  CRM.  5,  113,  1538: 
erkennen  wir  u.  gn.  berm  von  Trier  vvr  eineo  gewaltigen  herm  dies  lants  und  ein  schirm- 
hcrm.  —  Weil  der  Landesherr  als  Vogt  betrachtet  wurde,  so  beifsen  auch  seine  Statthalter 
gern  Vögte,  das  gilt  sogar  für  die  Iteiclisamtleute ,  vgL  Küster  S.  73  ff.  imd  J.  Teutsch: 
Die  Reichs! and vogteien  in  Schwaben  und  im  Elgafs  za  Ausgang  des  13.  Jhs.,  Diss.  Bonn. 
I8S0.  Vgl.  aus  unserer  Gegend  Honth.  FlisL  1,  832,  1300;  Känig  Albrecht  setzt  den  Städten 
Oppenheim,  lioppard,  Oberwesel,  Frankfurt,  Friedberg,  Wetzlar,  Gelnhausen  den  edeln  Mann 
Ulrich  von  Hanau  als  adTocatus  generalis  et  reclor  vor.  S.  auch  WMehring  1548;  vogt  oder 
stadtheiter  von  Prüm. 

*)  Daher  denn  jede  grofse  Vogtei  bzw.  Landesgewalt  auch  als  iurisdictio  bezeictmet 
werden  kann,  8.  z.  B.  Lac  ÜB.  4,  645,  1202,  aus  der  Arenga  einer  Urkunde  des  Grafen 
Adolf  von  Berg  (s.  oben  S.  675  Note  9):  iudices  constituti  sumus  in  terris;  s.  femer  V.  conut. 
de  Aniatein:  erant  sub  (comitis)  iurisdictione  Boppardia,  Wesala,  villa  sancti  Goaris,  Laenstein 
utnimque,    Contluentia  et   aliae    plures   villae  Rbenenses,    et  tota  provincia,   quae  dicitur 

»)  Nach  dem  URheingrafen  ist  der  Hauptbesitz  der  Bbeingrafen  feist  der  vogteiliche; 
ähnlich  steht  es  bei  den  Bolanden. 

*)  S.  Honth.  Bist  3,  806,  1682. 

»)  S.  oben  S.  209. 

•)  S.  die  oben  S.  207  im  Text  citierte  Stelle. 

')  Auch  MR.  ÜB.  2,  209,  1202  ist  die  Hunscbaft  im  Sinne  der  Vogtei  behandelt. 


—     1137     —  Die  Vogtei.] 

genannt  >rird,  obgleich  der  Titel  des  Vogtes  innerhalb  der  späteren  Fiskus- 
verfassiing  sonst  dem  Vertreter  der  spärlichen  Reste  gräflicher  Gerichtsbarkeit 
reserviert  blieb  ^  Nimmt  man  zu  alledem  die  Thatsache,  dafe  die  Hunnen 
an  den  wenigen  Punkten,  wo  ihre  Funktionen  noch  erkennbar  bestanden,  ganz 
entsprechend  den  vogteilichen  Ansprüchen  mit  Forderung  von  Einlager, 
Bede  u.  dgl.  vorgingen^,  imd  dafe  sie  schliefslich  seit  dem  J.  1232  der  Bann- 
leihe des  Landeshemi,  also  der  obersten  Territorial vögte,  zufielen  *,  so  erscheint 
es  als  selbstverständlich,  dafe  ihre  Gerichtsbarkeit  nur  noch  als  besondere  Art 
der  Vogtei  aufgefafet  wurde. 

Das  gilt  aber  auch  von  der  gräflichen  Gerichtsbarkeit :  in  ihren  Abarten, 
der  pfalzgräflichen  wie  der  fiskalischen  Gerichtsbarkeit,  wie  auch  in  der  ein- 
fachen Form  ehemaliger  Gaugerichtsbarkeit  wird  sie  seit  dem  13.  Jh.  als 
Vogtei  bezeichnet  *.  Die  Gründe  für  diese  Einrangierung  in  den  weiten  Begriff 
der  Vogteiherrlichkeit  waren  fast  durchweg  dieselben,  wie  bei  der  Hunnen- 
gerichtsbarkeit: Entwicklung  vogteilicher  Forderungen,  namentlich  der  Beden*, 
Seltenheit  der  noch  vorhandenen  direkten  Reste  dieser  Gerichtsbarkeit, 
mangelndes  Verständnis  für  ihren  alten  Zusammenhang,  und  hier  nicht  Unter- 
ordnung sondern  Gleichsetzimg  mit  der  Gerichtsherrlichkeit  des  Landesherm 
als  obersten  Vogtes. 


M  S.  oben  S.  729,  dazu  S.  180  f. 

?)  S.  oben  S.  205.  Noch  im  WNeumOnster  1429,  G.  2,  38,  kommt  als  Abgabe  ein 
honneheller  vor,  von  jedem  Haus,  da  ein  man  ine  ist 

»)  MGLL.  2,  292,  1282. 

*)  S.  MR.  ÜB.  3,  461,  1282:  Graf  Heinrich  von  Sa}Ti  befreit  die  Laacher  Güter  zu 
Winningen  ab  omni  exactione  et  iure,  quo  tenetur  mihi  ratione  advocatie  vel  iure  palatie. 
Zur  Fiskus  vogtei  s.  oben  S.  730  f.,  zu  der  einfachen  gräflichen  Vogtei  S.  171  und 
S.  177  Note  9. 

^)  MR.  ÜB.  2,  168,  1197:  der  Pfalzgraf  Heinrich  verpfändet  seine  comitia  in  Meine- 
velde  ex  illa  parte  Moselle  super  petitione  annone  et  denariorum  et  aliorum  questuum. 
S.  femer  Bd.  8,  No.  150  §  3,  1840;  WOckfen  1825  §  14:  queUbet  domus  dicte  viUe  tenetur 
domino  archiepiscopo  [dem  Hochgerichtsherm]  singulis  annis  in  festo  sancti  Remigii  fercellam 
avene,  1  puUum,  1  d.  et  1  panem  de  1  d.  WNeumünster  1429,  G.  2,  38:  die  lüde  in  dem 
Sinderdale  sint  schuldig  zu  komen  zu  der  herschaft  lantgeschreie  hohegerichte  und  honnen- 
dinge.  Jedes  Hausgesess  giebt  zu  Weihnacht  ein  Grafenhuhn  und  einen  HunnenheUer. 
WW'allmünster  15.  Jh.  Ende  (?)  §  10:  welch  man  in  der  vurg.  dorfer  eins  komet  und  jair 
und  dag  dainne  gesessen  hat  [Hochgerichtsbezirk],  das  u.  h.  der  grafe  habe  macht  über  ine, 
mit  ime  zu  leben,  wie  ime  daz  fuget,  als  er  halt  in  den  andern  dorfem  vurg.  an  andern 
sinen  luden,  die  da  gesessen  sint  Er  giebt  I^leischgeld,  Geldschätzung  und  Hafergeld  wie 
die  Nachbarn.  WWendelsheim  1526  §  8 :  20  mir.  koms  jarlicher  stewer  [an  den  Gerichts- 
herm];  .  .  und  damae  ist  nichts  ausgescheiden,  dan  allein  der  wittumb,  der  ist  solcher  bede 
frei.  >\lvonsdorf  1556  §  7 :  im  faU  jemand  im  hof  C.  wohnen  wolt  und  het  weder  haus  noch 
hof,  und  want  er  ufncht  zwo  wagenleider,  da  der  rauch  u^ehet,  sol  er  geben  dem  hoch- 
gerichtsherren  8  sester  haberen,  8  hoenen  und  8  fröntage  thun:  den  einen  tag  iren,  den 
zweiten  mehen,  den  dritten  schneiden;  die  haber  sol  er  lieberen  über  den  gader  des  haus 
und  nit  baussent  den  edder,  und  sol  der  hochgerichtsherr  die  atzen  sonder  der  leute 
schaden.    WSteinbach ,  G.  2,  208 :    erkennet  der  scheffen  järlich  zw§n  ungebotener  dingtag. 


[Gnindhcirtiehkeit  und  Vogtci.  —     1138     — 

Sn  wai'  mit  dem  Ende  der  deutschen  Kaiserzeit,  mit  dem  Verfall  des 
Reiches  im  13.  Jh.,  die  alte  staatliche  Gerichtsverfassuni!  in  ihren  lokalen 
Elementen  eiid^tiif  aufgelöst :  an  ihre  Stelle  war  ein  buntahgestuftes  System 
von  Vogteien  getreten,  weichem  sich  auch  die  Reste  der  staatlichen  fierichts- 
verfa£sui^  einranffierten.  Dieses  System  mnfafste  die  beiden  grofsen  Wirt- 
schaftäbildimgeQ  des  platten  Landes,  die  Markgenossenschaft  und  die  Grund- 
herrschaft,  die  Onrndholden  und  die  einst  fi-eien,  nunmehr  vt^eilichen  Mark- 
leute. Hatte  die  Grundherrschaft  aus  autonomen  Anfällen  heraus  sieh 
ZH  einer  halbstaatlichen  Gewalt  emporgearbeitet,  so  waren  umgekehrt  in  der 
Vogtei  ursprünglich  rein  politische  Elemente  in  private,  nur  mit  Vertretungs- 
gewalt  ausgestattete  Hände  herabgesunken  und  dadurch  zur  halbstaatlichen 
Herrschaft  umgebildet  worden.  Erschlofs  die  Gnindhenschaft  dem  deutschen 
Leben  zum  erstenmal  aus  eigener  Kraft  den  Gedanken  der  Notwendigkeit 
und  Durchführbarkeit  einer  grofseren,  thuiilichst  straff  zentralisierten  Verwal- 
tung, so  rettete  die  Vogtei  aus  dem  Auflösungsprozefs  des  frünkisch-deutschen 
Reiches  den  fruchtbarsten  Gedanken  dieser  Monarchie,  die  Allgemeinheit  des 
Friedens-  und  Rechtsschutzes,  in  spätere  Zeiten.  Freilich  die  administrativen 
Versuche  der  Gnindherrschaft  vollzogen  sich  auf  Grund  privaten  und  zer- 
streuten Besitzes,  und  die  Üliemahnie  des  Rechtsschutzes  durch  im  Ver- 
hältnis zur  Zentralgewalt  unteiTüeordnete  Kräfte  der  Nation  war  mit  einer 
traurigen  Zei-splittening  der  Rechtspflege  verknüpft.  Aber  es  liegt  im  Cha- 
rakter jeder  Verwaltung  wie  jeder  Gerichtsbarkeit,  bei  energischer  Hand- 
habung auf  Zentralisation  und  Abrunduiy;  zu  drängen.  Wo  nur  grofse  und 
machtvolle  Gnmdherrschaften  und  Vogteien  bestanden,  wo  etwa  gar  eine 
Kombinatiüu  solcher  krfiftigen  Gewillten  in  ßiner  Hand  eintrat .  da  war  die 
Aufforderung  zur  Sammlui^,  zur  Konzentration  gegeben.  Das  ist  die  Auf- 
gabe, welche  den  Territorien  zufiel.  Der  territoriale  Embryo  liestand  im 
günstigen  Falle  in  einer  über  ein  paar  Hundert  Quadratmeilen  verzweigten 
Gnindherrschaft  mit  einer  Anzahl  peripherischer  Verzettelungen  und  zentraler 
Kernpunkte,  und  in  dem  Besitz  einer  Anzahl  von  Vogteien  innerhalb  eben 
dieses  räumlichen  Umfanges.  Von  dieser  doppelten  Basis  halbstaatlicher  Ge- 
walt aus  galt  es  zur  Tollen  Hoheit  zu  gelangen  durch  Plünderung  der  Reichs- 
hoheit, zum  territorialen  Alffichlufs  zu  kommen  durch  Unterdrückung  der 
kleineren  Konkurrenten  in  Vogtei  und  Grundherrschaft, 

einen  den  ersten  montag  nach  halben  mei,  den  anderen  nechst  montag  nach  Martini  des 
beUigen  bischoä;  und  sol  nf  die  genante  zyiin  dingtage  dem  gericbtsherren  geliefert  werden 
auf  jeden  dingtag  nemlich  2  pfiint  bl.,  sol  iedes  pfiint  bezahlt  werden  mit  15  alb.  alter 
wehrung. 


3.   Znr  sozialen  Gliedernng  yomehmlich  der  land- 
arbeitenden Klassen. 

Mit  dem  jetzigen  Zeitpunkt  unserer  Erörterungen  haben  wir  die  Ele- 
mente in  der  Hand,  welche  die  Grundlinien  der  mittelalterlichen  Stände- 
entwicklung des  platten  Landes  zu  ziehen  gestatten.  Sehen  wir  von  älteren 
Einflüssen  des  ersten  Jahrtausends  unserer  Geschichte  und  von  späteren  Fer- 
menten der  geldwirtschaftlichen  Entwicklung  ab,  so  sind  Grundherrlichkeit 
und  Vogtei  die  bewegenden  Elemente  dieser  sozialen  Schichtung:  wenn  die 
erstere  im  Einflüsse  des  Grundes  und  Bodens  das  ökonomische  Machtmittel 
der  Zeit  vertritt,  so  repräsentiert  die  letztere  im  Einflüsse  der  Gerichtsbarkeit 
das  politische :  vornehmlich  von  wirtschaftlich-autonomen  wie  rechtlich-politischen 
Forderungen  aus  aber  hat  sich  zu  allen  Zeiten  die  soziale  Schichtung  über- 
haupt vollzogen.  Um  wie  viel  mehr  gilt  das  ftlr  die  soziale  Entwicklung  der 
landarbeitenden  Klassen  des  Mittelalters  —  nur  um  diese  handelt  es  sich  hier 
im  wesentlichen  — ,  da  ftlr  sie  weder  militärische  noch  etwa  geistige  Fermente, 
jene  Hauptfaktoren  der  Standesgliederung  neben  den  materiellen  und  poli- 
tischen, in  Frage  kamen. 

Die  Grundherrlichkeit  stellte  in  den  Grundholden  den  einen  Hauptteil 
der  ländlichen  Bevölkerung.  Sie  zerfallen  schon  seit  der  Karolingerzeit  in 
zwei  Klassen,  in  die  eigentlichen  Hofgenossen  oder  Gehöfer  —  also  die- 
jenigen, welche  direkt  dem  Fronhofssystem  angehören,  und  in  die  Markgrund- 
holden  —  infolge  grundherrlichen  Markobereigentums  abhängige  Leute.  Die 
letzteren  nehmen  dann  an  Zahl  seit  der  vollen  Ausbildung  der  Markherrlich- 
keit im  12.  und  13.  Jh.  ungemein  zu:  in  der  zweiten  Hälfte  des  Mittelalters 
ma«r  die  markgrundhörige  Bevölkerung  nicht  geringer  gewesen  sein,  als  die 
jj:ehöferschaftliche. 

Erst  nach  Schlufs  der  Karolingerzeit,  im  10.  Jh.,  beginnt  die  volle  Ein- 
wirkung der  Vogtherrlichkeit  auf  die  soziale  Schichtung  des  platten  Landes» 
Beachten  wir  zunächst  nur  diejenigen  Fälle,  in  welchen  sie  noch  freie  —  also 


[Gnimihcniichkeit  iiiid  Vogtei.  —      1140     — 

nicht  grundhörige  bezw.  mark^Tundhörige  —  Leute  er^Tcift,  so  entstellen 
einmal  unter  dem  Einflufs  der  freien  Markvogtei  die  freimarkvogteiÜL'hen 
Leute  langsam  seit  der  ersten  Hfllfte  des  12.  Jhs. ,  weitverl'reilet  seit  Anfang 
des  13,  Jhs.,  femer  unter  dem  Einflüsse  ursprünglich  staatlicher,  ummiehr  iii 
Privathand  ühergegai^ener  und  der  V&gtei  nachgebildeter  Gerichtsbarkeit  die 
freigeriehtsvogtei liehen  Leute  etwa  um  dieselbe  Zeit.  Daneben  aber  er,giebt 
6ich  noch  früher  —  entsjirechend  der  Thatsachc,  dafs  die  Vogtei  die  grund- 
hen-lichen  Zustände  früher  durchdringt  als  die  noch  freien  Verhältnisse  — 
eine  Reihe  dei'  vei-sehiedensten  Koinbinationen  zwischen  Grundherrlichkeit  und 
Vogtei ,  welche  ebenfalls  einen  Einflufs  auf  die  soziale  Schichtung  fluTsem. 
Aus  der  Einwirkung  der  Vogtei  auf  die  Grundherrlichkeit  auf  der  Basis  des 
Fronhofe  erwächst  die  Gmppe  der  grund-  und  fronhofsvogteilichen  Leute,  am 
derselben  Einwirkunff  auf  der  Basis  des  Allmendeobereigentums  die  Grupi* 
der  umrkgnmdhörigen  und  markfronhofsvogt^^ilichen  Leute,  und  aus  eben  dieser 
Einwirkung  auf  der  Basis  der  Ininiunitilt  die  Gmppe  der  gnintl-  bezw.  mark- 
grundheiTlichen  und  immunitatsvogteilichen  Leute.  Dabei  können  noch  wie- 
derum Spielarten  dieser  Grup]>en  dadurch  hervoi^erufen  werden,  dafe  Grund- 
herr bezw.  Vogt  ein  und  dieselbe  Person  sein  können  oder  nicht:  demgemäfs 
kann  man  z.  B.  in  der  letzten  Gruppe  die  Leute  geistlicher  Immunitäten,  in 
denen  jedenfalls  der  Vogt  nicht  zugleich  Gnmdherr  ist,  unterscheiden  von 
denen  der  weltlichen  Imnmnititen,  wo  fast  stets  Vogtei  und  Gmndherrlichkeit 
zusammenfallen. 

Es  würde  vielleicht  möglich,  wenn  auch  ermüdend  um!  ohne  weitere 
wissenschaftliche  Trafn\'eite  sein,  alle  diese  Hauptabteilungen  und  Gnippen  in 
ihrem  speziellen  Dasein  zu  schildern,  hätten  die  Quellen  seihst  die  soeben 
folgerichtig  entwickelten  Unterschiede  genau  festgehalten.  Das  aber  ist  nicht 
der  Fall.  Die  unter  dem  Einströmen  der  vogteilichen  Gewalt  auf  grund- 
herrliche und  auch  freie  Verhältnisse  erzeugten  Kombinationen,  welche  sich 
schliefslich  äufserlich  in  bestimmten,  an  sich  wenig  differierenden  Zinsverhält- 
nissen niederschlagen,  sind  zu  fein,  als  dafs  sie  das  mittelalterliche  Leben 
nicht  verwischt  und  vermeint  hätte.  Eine  solche  Verwirrung  nmlste  aber 
spätestens  mit  dem  13.  Jh.  eintreten,  denn  seit  dieser  Zeit  waren  mit  dem 
letzten  massenhaften  Einmünden  noch  freier  Existenzen  in  die  Vogtei  alle 
denkbaren  Kombinationen  entwickelt.  Das  ist  in  der  That  der  Fall :  seit  dem 
Schlufs  des  13.  Jhs.  vermag  man  sogar  die  Unterschiede  zwischen  Grund- 
holden und  Vogteileuten  infolge  der  vielfach  eingetretenen  Venjuickungen  nicht 
immer  auseinander  zu  halten:  man  gewöhnt  sich  ^■ielmehr  daran,  beide 
Schichten  unter  dem  einheitlichen  Ausdnick  der  annen  Leute  zusammen- 
zufassen. 

Wenn  so  Grundherrlichkeit  und  Vogtei  die  Fermente  der  mittelalter- 
lichen Standesbildung  des  platten  Landes  sind,  so  mnfassen  sie  doch  diese 
Standeshildui^,  wie  schon  oben  angedeutet,  nicht  völlig. 

Zunächst  ragen  in  sie  noch  die  Faktoren  der  Standeshildung  des  ersten 


—     1141     —  Soziale  Gliederung.] 

Jahrtausends  hinein.  Diese  Standesgliederung,  entwickelt  auf  Grund  einer  fbr 
alle  Krieger  gleichen  Verteilung  der  wirtschaftlichen  Machtmittel  sowie  auf  der 
Basis  einer  vom  Staats-  und  Bechtsleben  anfangs  völlig  ausgeschlossenen  un- 
freien Bevölkerung,  ging  nach  Abschüttlung  des  Adels  der  Urzeit  schliefslich 
in  die  Gegensätze  von  frei  imd  unfrei  auf.  Freie  und  unfreie  Leute  in  ihrem 
Gegensatze  spielen  daher  auch  in  der  mittelalterlichen  Standesbildung  noch 
auf  lange  hin  eine  Rolle,  deren  Bedeutung  freilich  mit  der  Absorption  dieser 
Gegensätze  immer  geringer  wird.  Diese  Absorption  erfolgte  nun  in  der  her- 
vorragendsten Weise  durch  Vogtei  und  Grundherrlichkeit.  Die  unfreien  Leute 
gingen  fast  ausnahmslos  in  der  Grundhörigkeit  auf,  die  freien  Leute  wurden 
überwiegend  Grundholde  oder  Vogteileute. 

Freilich  nur  überwiegend.  Denn  die  Freien  traf  noch  ein  weiteres  so- 
zusagen in  Oberströmung  zur  Grundherrlichkeit  und  zur  Vogtei  herlaufendes 
Ferment  mittelalterlicher  Standesbildung,  die  Lehnsherrlichkeit. 

Es  ist,  scheint  mir,  für  die  Entwicklung  unseres  mittelalterlichen  Staats- 
wesens ganz  besonders  bezeichnend,  dals  man  die  soziale  Schichtung  der  länd- 
lichen Klassen  —  d.  h.  des  bei  weitem  gröüsten  Bruchteiles  der  Bevölkerung  — 
der  Hauptsache  nach  zergliedern  kann,  wie  es  soeben  geschehen,  ohne  der 
Lehnsherrlichkeit,  des  eigentlichen  politischen  Fermentes  der  mittelalterlichen 
Staatsbildung,  auch  nur  zu  gedenken.  Die  Bedeutung  des  mittelalterlichen 
Staates  war  eben  viel  zu  gering,  seine  Einwirkung  auf  die  grofee  Masse  der  Be- 
völkerung viel  zu  schwach,  als  dafs  sein  eigenster  politischer  Charakter  allseitig 
hätte  standesbildend  wirken  können.  Statt  dessen  finden  wir  vielmehr  in  der 
Vogtei  die  Gerichtsbarkeit,  d.  h.  den  Friedens-  und  Rechtsschutz,  politisch 
standesbildend:  der  Friedens-  und  Rechtsschutz  als  staatliches  Ferment  gehört 
aber  nicht  dem  eigensten  Genius  des  mittelalterlichen  Lehnsstaates  an,  er  ist 
vielmehr  ein  Vermächtnis  wenn  man  will  schon  des  urzeitlichen  Staates  oder 
jedenfalls  der  kräftigen  Monarchie  der  Karolinger. 

Traf  aber  die  Lehnsherrlichkeit  als  ständebildender  Faktor  die  unteren 
Schichten  der  Bevölkerung  nicht,  so  erreichte  sie  doch  hier  und  da  die  noch 
s{)oradisch  vorhandenen  einfachen  Freien,  und  allseitig  den  sich  aus  ihnen  ent- 
wickelnden Adel.  Indem  diese  Schichten  dem  Lehnssystem  einrangiert  wurden, 
waren  sie  der  ordentlichen  Gerichtsbarkeit,  wie  sie  seit  dem  12.  und  IS.  Jh. 
anfing  vogteilicheu  Charakter  anzunehmen,  enthoben:  sie  sonderten  sich  von 
den  Vogteileuten  ab,  auch  von  der  freimarkvogteüichen  und  freigerichtsvogtei- 
lichen  Bevölkerung,  wie  sie  denn  schon  längst  von  den  Grundholden  getrennt 
waren,  und  begannen  nunmehr  auf  der  neuen  Basis  des  Lehnswesens  die  Bil- 
dung der  ländlichen  Aristokratie  des  späteren  Mittelalters. 

Und  wie  die  Lehnsherrlichkeit  als  standesbildendes  Ferment  einen  ge- 
ringen Bruchteil  der  Altfreien  zum  Landadel  umformte,  so  hob  sie  auch  aus 
den  Giimdholden  einen  geringen  Bruchteil  empor  zu  adligem  Dasein.  Frei- 
lich nicht  direkt,  sondern  durch  Vermittlung  eines  ferneren  seit  dem  12.  Jh« 
vornehmlich  standesbildend  einsetzenden  Fermentes,  vennittels  des  Berufes. 


[{irundliorrlichkeit  uiiil  Vogtei. 

Bis  zuiii  Schlafs  der  Karolingerzeit  hatte  der  Be.iiriff  des  Berufes  iu  der 
deutschen  Entwicklung,  abfiesehen  vou  der  Geistlichkeit,  kaum  eine  standes- 
bildende  Kraft,  Zwar  gab  es  auf  dem  Gebiete  spezieller  ^'eistiger  wie  wirt- 
schaftlicher Thatigkeit,  z.  B.  in  Kunst  und  Handwerk,  besondere  Beruisfonnen, 
aber  ihre  Vertreter  wareu  zu  wenig  zahlreich,  um  eine  allfieineine  soziale  Be- 
wegung zu  veranlassen ;  ihre  Existenz  besagte  wenig  gegenüber  der  Thatsache, 
daJs  uahezH  jedermann  Krieger.  Richter  und  Ackerbauer  zugleich  war.  Dieser 
Zustand  hätte  an  sich  bis  zum  Schlufs  der  naturalwirtschaftlicheu  Epoche,  d.  h. 
bis  zur  Differenzierung  der  wirtschaftlichen  Berufsarten,  andauern  können ;  und 
thatsilcblicJi  ist  der  volle  Umschwung  auch  eret  mit  der  volkswirtschaftlichen 
Revolution  des  12.  und  13.  Jhs.  erfolgt.  Indes  reichen  doch  Vorlftufer  der 
neuen  Entwicklung  tief  in  die  naturalwirtschaftliche  Zeit  hinein. 

Es  sind  namentlich  zwei  Erscheinungen,  welche  hier  zur  Sprache  kommen 
müssen.  Der  Grofsgrundbesitz  hatte  seit  spätestens  dem  9.  Jh.  eine  Organi- 
sation seiner  Liegenschaften  durchgesetzt:  iu  der  Fronhofsverfassung  war  mit 
Ausnahme  der  hier  auTser  Rechnung  stehenden  Kirchenverwaltung  das  einzige 
wahrhaft  mit  diesem  Namen  zu  bezeichnende  Verwaltungssystem  der  natural- 
wirtschaftlicheu  Zeit  entstanden.  Dieses  Verwaltunpsystem  bedui'fte  eines 
Beamtenkörpers  mit  abgestuften  Pflicliten:  es  gab  AnlaCs  zur  Entwicklung 
administrativer  Berufetliätigkeit.  Diese  Thatigkeit  konnte,  da  das  Fronhofe- 
system  der  Grundlierrlichkeit  angehörte,  im  wesentlichen  nur  den  besseren 
Grundholden  zufallen.  Die  zweite  hier  anxufühi-ende  Entwicklung  bewegt  sich 
auf  dem  Gebiete  der  Heeresverfassuug.  Seit  dem  10.  Jh.  spätestens  war  das 
altnationale  Heereswesen  verfallen;  die  Kriegs-  und  Verteidigungs](flicht  fiel 
der  Aristokratie,  d,  h.  den  GrofsgRindheiTen,  zu.  Sie  miterzogeii  -sich  ihr  iui 
Aufgebot  ihrer  besseren  Grundholden :  also  fiel  diesen  eine  militÄrische  Benife- 
thMigkeit  zu.  Aus  administrativer  wie  niilitjlrischer  Berufsthätigkeit  erwächst 
nun  die  Ministerialität,  sie  ist  die  erste  deutsche  Standesbildung  unter  dem 
Zeichen  des  Berufes. 

Sehr  begreif  lieh,  dafs  ihr  Ansehen  iu  einer  Periode  aufseroitlentlich 
wachsen  muTste,  während  welcher  der  Beruf  infolire  der  Differenzierung  der 
nationalen  Wirtschaftsthätigkeit  überhaupt  anfing,  im  eminentesten  Sinne  standes- 
bildend zu  wirken.  Diese  Periode  beginnt  spätestens  mit  der  Wende  des 
12.  und  13.  Jhs.,  mit  der  Entstehungszeit  des  Gegensatzes  zwischen  Stadt  und 
Land,  zwischen  BUi^er  und  Bauer.  Indem  alter  die  Ministerialität  in  dieser 
Zeit  kräftig  emporkam ,  mufste  es  ihr  besonders  nahe  liegen ,  sich  eben  jener 
Gewalt  sozial  anzuschliefsen ,  welche  sie  gefordert  hatte.  Diese  Gewalt  war 
die  GnindheiTschaft,  der  Adel  weltlicher  wie  geistlicher  Art.  Der  Adel  al)er 
lebte  und  gliederte  sich  unter  dem  Einflufs  der  Lehnsherrlichkeit  —  sehr 
natürlich,  denn  er  war  der  politisch  führende  Teil  einer  Nation,  deren  Ver- 
fassung im  Lehnswesen  aufging.  So  stellte  sich  auch  die  Ministerialität  unter 
das  Zeichen  der  Lehnsherrlichkeit ;  unter  ihi^em  Einwirken  wurde  sie  gleich 
manchem  Rest  altfreier  Leute  zum  niedem  Adel  des  späteren  Mittelaltei-s. 


—     1143     —  Soziale  Gliederung.] 

Wie  sich  also  die  Ministerialität  in  ihren  Anfängen  zur  ersten  deutschen 
Standesbildung  unter  dem  Ferment  des  Berufes  entwickelt  hatte,  so  ist  sie  in 
ihrem  späteren  Verlauf  zur  letzten  deutschen  Standesbildung  unter  dem  Fer- 
ment der  Lehnsherrlichkeit  geworden.  Denn  die  neueren  beru&mälBigen 
Standesbildungen,  Bürger  und  Bauern,  wufsten  nichts  mehr  von  der  alten 
Einwirkung  des  Lehnswesens,  sie  wurden  imter  dem  Einflufs  republikanischer 
Staatsformen  zu  Freibürgem  selbständiger  Städte  und  unter  der  Einwirkung 
monarchischer  Staatsfonnen  zu  Unterthanen  landesherrlicher  Territorien.  Nahezu 
in  derselben  Zeit  aber,  in  welcher  die  Bauerschaften  durch  ihren  Beruf  in 
einen  neuen  Gegensatz  zum  Bürgertum  traten,  hatte  auch  der  besondere  und 
spezifische  Einflufs  von  Grundherrlichkeit  und  Yogtei  auf  ihre  soziale  Schich- 
tung aufgehört.  Der  Wegfall  dieses  Einflusses  konnte  unter  der  gegebenen 
Konstellation  nur  segensreich  wirken.  Wie  sich  die  Bürger  in  den  Städten 
des  12.  und  13.  Jhs.,  weder  durch  die  volle  Strenge  der  archaisch  gewordenen 
Stadtherrschaft  fernerhin  gebunden,  noch  auch  schon  eingebettet  in  die  wohl- 
abgegrenzte Sicherheit  der  späteren  autonomen  Stadtverfassung,  besonders 
kräftig  entwickelten,  vor  allem  das  grofee  Gut  persönlicher  Freiheit  errangen, 
so  geschah  etwas  Verwandtes  auf  dem  platten  Lande.  Mit  dem  12.  Jh.  war 
die  grundherrschaftliche  Organisation  des  9.  und  10.  Jhs.  antiquiert,  mit  ihr 
siechte,  nur  in  schwächlicher  Analogie  zu  ihr  entwickelte  sich  die  Vogtei  — 
den  Bauer  dagegen  begünstigten  mit  dem  rapiden  Aufechwung  der  Grund- 
rente, mit  der  Entwicklung  der  neuen  städtischen  Wirtschaftsformen,  welche 
die  Kräfti?  des  platten  Landes  massenhaft  erforderten  und  anzogen,  ganz  be- 
sonders reiche  Mittel  und  weithin  lockende  Aussichten.  Das  ist  die  Zeit,  in 
der  Meier  Helmbrecht  entstand,  in  der  Neidhart  von  Beuenthal  dichtete.  In 
der  That  entfaltete  der  Bauer  unter  dem  Absterben  der  alten  autoritären 
Organisationen  des  platten  Landes  und  bei  dem  noch  embryonalen  Zustand  der 
künftigen  autoritären  Landesgewalt,  der  Territorialhoheit,  seine  frei  werdenden 
Kräfte  eben  damals  aufs  glücklichste.  Die  freien  Pachten  kamen  auf,  die 
Grundhörigkeit  wurde  schwer  erschüttert  und  nicht  selten  bis  zur  Auflösung 
untei-graben,  und  mit  ihr  verschwand  auch  das  vogteiliche  Verhältnis  für  einen 
Teil  der  besser  situierten  und  darum  pachtfilhigen  Bevölkerung.  Und  so 
konnte  es  denn  scheinen,  als  ob  im  Laufe  des  14.  und  15.  Jhs.  aus  Grund- 
holden und  Vogteileuten  eine  mehr  oder  minder  freie  Landbevölkerung  her- 
vorgehen werde. 

Diese  Hoflhungen  erfüllten  sich  längst  nicht  in  dem  Mafse,  wie  es  die 
Entwicklung  des  13.  Jhs.  erwarten  liefs.  Grundhörigkeit  und  Vogtei  schöpften 
wiederum  Kraft,  und  namentlich  die  Giiindherrlichkeit  brachte  es  vielfach  zu  neuen 
keineswegs  freiheitlichen  Gestaltungen ;  aus  Grundherrlichkeit  und  Vogtei  aber 
erhob  sich  unter  Verbindung  mit  altstaatlicher  Gewalt  allumfassend  die  Landes- 
hoheit und  ordnete  sich  die  kleineren  Grund-  imd  Vogtherrschaften  unter:  die 
autoritären  Kräfte  sammelten  und  gliederten  sich  im  Territorium  mit  seinen 
landesherrlichen  und  ständischen  Rechten,  seiner  landesherrlichen  und  stän- 


[Gnmilherrüi'hkeit  und  VogK-i.  —     1144     — 

dischcu  Verwaltung,  und  schon  am  Schliisse  des  15.  Jhs.  war  ihre  Koii2en- 
tration  zur  drohenden  Gefahr  fflr  die  freiere  Entwicklung  der  landarheitendeu 
Klassen  g(^worden.  — 

Wir  stehen  aui  Schlüsse  der  mittelalterlichen  Entwicklunji ;  noch  klarer 
und  vieleeitiger  werden  wir  sie  übersehen,  wenn  wir  uns  noch  einmal  die 
historische  Abfolge  jener  einzelnen  Fennente  vergegenwflrtiften,  welche  ftlr  die 
Entwicklunnr  der  sozialen  Schichtung;  des  platten  Landes  standesbildend  ge- 
wirkt haben. 

Wir  fanden  da  in  ältester  Zeit  fast  nur  den  Gegensatz  von  frei  und 
unfrei;  Voraussetzung  für  ihn  war  die  staatlich  fixierte  Forderung  gleicher 
wirtschaftlicher  Machtmittel  für  alle  Freien.  Diese  Voraussetzung  wird  seit 
spiltesteus  dem  6.  Jh.  zersetzt  durch  Entwicklung  der  individualen  Konkurrenz 
auf  dem  Gebiete  des  Landerwerbes  und  deren  Konsequenz,  die  Bildung  eines 
Standes  von  Grofsgrundbesitzem.  Mit  der  Voraussetzung  aber  fällt  die  alte 
Freiheit ;  ein  grofeer  Teil  der  Freien  gerät  in  Abhängigkeit  vom  Grofsgrund- 
besitz  und  verschmilzt  mit  den  alten  Unfreien;  die  Gruiidhörif;keit  entsteht, 
der  Grofsgrundbesitü  wird  zur  GrofsgnindherrBchaft.  Diese  Entwicklung  ergreift 
in  iliren  Folgen  auch  den  Staat,  der  die  alten  Gegensätze  von  frei  und  unfrei 
politisch  verbüi^  hatte:  er  steht  in  keiner  direkten  Beziehung  mehr  zu  der 
grofsen  Masse  grundhörig  gewordener  Freien,  er  veifllgt  nicht  mehr  über  die 
alte  Aktionsfreiheit  gegenüber  der  übennttchtig  gewordenen  tinindherrüchkeit; 
und  er  ordnet  seine  Beziehungen  zu  Grundholden  und  Grundherren  neu,  in- 
dem er  im  Lehnsnexua  diese  unmittelbar,  jene  mittelbar  an  sich  zu  fesseln 
sucht. .  Zugleich  mufs  er  bei  seinen  nur  noch  indirekten  Beziehunseu  zu  den 
eheuials  Fivieu,  seinen  alten  Kürgeru,  sciu  wcseutlichätcs  Recht,  den  liechtB- 
und  Friedensschutz,  durch  Erteilung  von  Immunitäten  schmälern  und  sehliefs- 
lich  abtreten:  die  auf  Grund  von  Immunität  entwickelten  Rechte  aber  finden 
ihren  Endausdruck  in  der  hohen  Vogtei,  und  dieser  assimiliert  sich  jede 
sonstviie  in  Privathand  gelangte  Gerichtsbarkeit. 

So  treten  dm  neue  Fennente  der  Standesbildung  seit  etwa  dem  9,  bis 
10.  Jh.  wirksam  ein,  die  Grundherrlichkeit,  die  Vogteiherrlichkeit  und  die 
Lehnsherrlichkeit.  Vou  ihnen  wirkt  die  Lehnsherrlichkeit  anfangs  nur  auf  die 
höchsten  sozialen  Schichten,  erst  seit  etwa  dem  12.  und  13.  Jh.  gewinnt  sie 
auch  auf  die  noch  übrigen  Reste  einfacher  Altfreien  Einflufs;  Grundherrlich- 
keit und  Vogteiherrlichkeit  dagegen  sind  die  eigentlich  standesbildenden 
Mächte  t^r  die  grofse  Masse  der  Nation ,  unter  ihrem  Einflufs  entstehen  bis 
zum  Schlüsse  der  Stauferzeit  namentlich  die  Gnippen  der  einfachen  Grund- 
holden und  der  Markgrundhörigen ,  der  freimarlnogteilichen  und  der  frei- 
gerichtsvogteilichen  Leute, 

Aber  mit  dem  Schlüsse  der  deutschen  Kaisei-zeit  erschöpft  sich  im 
wesentlichen  die  standesbildende  Kraft  der  Gnmd-  und  Vogteiherrlichkeit. 
Bisher  hatten  sich  alle  Standesbildungen  auf  der  gemeinsamen  Basis  natural- 
wirtschaftlicher Existenz  vollzogen:  diese  Grundlage  verschwindet  jetzt  unter 


—     1145     —  Soziale  Gliederung.] 

den  Wehen  der  volkswirtschaftlichen  Revolution  um  die  Wende  des  12.  und 
13.  Jhs.,  neben  die  Katuralwirtschaft  setzt  sich  als  gleichberechtigte  Grund- 
lage der  Standesbildung  die  Geldwirtschaft.  Sozial  findet  diese  Revolution 
ihren  Ausdruck  zunächst  in  der  Scheidung  von  Bürger  und  Bauer,  allgemeiner 
gefofst  in  der  Einftlhning  der  Gegensätze  des  Beinifes  als  wirksamer  Fermente 
sozialer  Gliederung.  Zwar  war  der  Gegensatz  der  Berufsthätigkeit  schon  in 
der  naturalwirtschaftlichen  Zeit  einmal  in  der  Bildung  der  militärisch-admini- 
strativen Ministerialität  wirksam  gewesen,  allein  diese  Ausgestaltung  war 
gegenüber  dem  Gros  der  Nation  doch  nur  eine  Sonderbildung:  allgemeinen 
Einflufs  auf  die  soziale  Schichtung  erhält  die  Berufsthätigkeit  erst  mit  dem 
Aufkommen  der  Geldwirtschaft.  Unser  herre,  so  schildert  Bruder  Berhtolt 
1,  13,  87,  das  neue  soziale  Ferment,  hAt  eime  ieglichem  menschen  ein  amt 
[Beruf]  verliehen,  er  hat  niemen  ze  müezeckeit  geschaifen:  wir  müezen  uns 
alle  eteswes  underwinden,  dämite  wir  genesen. 

Und  der  mächtige  Einflufs  der  Berufsthätigkeit  verkörpert  sich  innerhalb 
der  Nation  sofort  in  zwei  auch  politisch  gesonderten  Lagern:  der  städtischen 
Republik  tritt  das  monarchische  Territorium  gegenüber.  Indem  nun  diese 
beiden  staatlichen  Existenzfoimen  fast  zwei  Jahrhundeite  lang,  im  14.  und 
15.  Jh.,  um  die  Führung  der  Nation  ringen,  wird  der  Gegensatz  bürgerlicher 
imd  bäuerlicher  Berufsthätigkeit,  städtischer  und  ländlicher  Gewohnheiten  und 
Anschauungen  in  einer  so  eindringlichen  Weise  ausgebildet  und  festgelegt,  dafs 
wir  noch  heute  unter  seinen  Nachwirkungen  leben.  Zugleich  aber  wird  durch 
die  Übertragung  des  Gegensatzes  der  Beinifsbildung  auf  das  politische  Gebiet 
der  Einflufs  eben  dieses  Fermentes  auf  die  soziale  Schichtung  je  länger  um 
so  stärker  unterbunden:  unter  den  grofsen  Kategorien  von  Bürgertum  und 
Bauerntum  verfallen  Stadt  und  Land  gesonderten  sozialen  Entwicklungen,  fllr 
deren  Ausbildung  die  beidei-seitigen  politischen  Gewalten  mafsgebend  werden. 
So  kommt  es  in  den  Städterepubliken  der  Regel  nach  zuerst  zur  kommerziellen 
Aristokratie  des  Patriziats  mit  der  industriellen  Grundlage  der  cives  minores, 
dann  zur  industriellen  Aristokratie  der  Zunftgeschlechter  mit  der  untergärigen 
Masse  eines  städtischen  Proletariats;  in  den  Temtorien  aber  zunächst  zur 
Ausbildung  eines  kleingrundherrlichen  Landadels  neben  vereinzeltem  Einflüsse 
von  Landstädten,  über  den  armen  Leuten,  unter  dem  Landesherm,  später  zur 
Entwicklung  eines  übei-wiegend  adligen  Beamtenstandes,  über  den  Unterthanen, 
unter  dem  absoluten  Fürsten. 

Doch  die  letzteren  Gegensätze  berühren  uns  hier  nicht  mehr;  für  uns 
entsteht  jetzt  vielnu^hr  die  Frage,  in  welcher  Weise  es  lohnend  und  bei  dem 
Stande  unseres  speziellen  Quellenmaterials  aussichtsvoll  ist,  die  eben  allgemein 
geschilderte  und  in  den  mittelalterlichen  Partieen  durch  die  bisherigen  Er- 
örterungen voll  dokumentierte  Entwicklung  ins  einzelne  zu  verfolgen. 

Und  hier  ergeben  sich  nun  drei  gröfsere  Gesichtspunkte,  welche  sich  indes 
nicht  in  völliger  Trennung  sondern  teilweis  nur  in  gegenseitiger  Gegenüber- 
stellung und  Verarbeitung  der  quellenmäfsigen  Details  verfolgen  lassen.    Es 

Lamprecht,  DeaUches  Wirt^Khaftsleben.    I.  78 


[(iiiindbcnlichki'it  uuil  Vnglei.  —     1146 


mufs  zunächst  voii  Interesse  sein,  das  Verhalteu  des  alten  Gegematzes  von 
frei  und  unfrei  genauer  zu  untersuchpn.  Es  mufs  ferner  und  vor  allem 
wichtifi  erscheinen ,  den  Einflufs  von  Gruntlherrliehkeit  und  Vogt«i  auf  die 
ländliche  Standesbiklung  eingehend  zu  erörtern.  Endlich  aber  bleibt  noch  die 
Notwendigkeit,  die  Entwicklung  der  landarbeitenden  Klassen  des  spätei'cn 
Mittelaltei-s  nach  dem  Ziele  eines  freiheitlicheren  Berufsstandes  hin  zu 
verfolgen. 

Von  diesen  drei  Aufgaben  ist  die  erste  im  Rahmen  dieser  Erörtemngen 
die  schwierigste,  die  letzte  dagegen  die  einfachste  und  lohnendste:  für  diese 
steht  das  grofse  Material  der  spätinittelalterlichen  Quellen,  vor  allem  der 
WeiatHniev,  mit  seinen  Einzelheiten  zu  Gebote,  für  jene  dagegen  1)edarf  es 
einer  Erweiterung  unseres  sijeziellen,  für  so  frühe  Zeiten  ärmlichen,  ja  teilweis 
völlig  versagenden  Quellenstoflfes  durch  Heranziehen  der  allgemeinen  Rechts- 
queilen  fi'änkischer  Zeit  und  der  auf  ihnen  beruhenden  Spezialforschung. 

Der  Ausgangspunkt  soll  dabei  von  der  Karolintrerzeit  und  zwar  von 
einem  Denkmal  genommen  werden,  dessen  Erklaiiing  uns  schon  bei  früheren 
Gelegenheiten  wertvolle  Dienste  geleistet  hat,  vom  Capitulare  de  villis. 

Das  Cap.  de  villis  unterscheidet  innerhalb  der  in  jedem  Fiskus  ansässigen 
Bevölkerung  sehr  genau  zwei  verechiedene  Klassen,  die  unfreien  Leute  oder  Fis- 
kalinen im  eigentlichen  Sinne,  und  die  Freien.  Die  Freien  wohnen  innerhalb  des 
fiskalischen  Gebietes  entweder  in  besoniieren  freien  Dörfern  Iiezw.  Höfen  oder 
in  Orten,  welche  zugleich  einen  fiskalischen  Hof  bergen'.  Sie  gehören  der 
Wirtschaftsverwaltung  des  Fiskus  nur  insofern  au,  als  sie  die  staatlichen 
Steuern,  den  Dem,  den  Medem^  sowie  etwaige  Gerichtsbufsen ,  welche  dem 
König  zid^allen',  an  die  Fiskuskasse  zahlen;  zudem  haben  sie  gewisse  Staats- 
fronden, welche  ihnen  im  Rahmen  der  Hundertschaft  mit  den  Fiskalinen  ge- 
meinsam obliegen,  wohl  auch  im  Interesse  des  Fiskus  zu  leisten*,  und  unter- 
liegen bei  gerichtlichen  Forderungen  Auswärtiger  der  Exekutionsgewalt  des 
Iudex  *.  Im  übrigen  aber  gehören  sie  noch  der  Gauveifassung  an,  haljen  des- 
halb auch  gewisse  staatliche  Lasten,  wie  z.  B.  die  Herbei^-,  Verpflegungs- 
und  Transportlasten  königlicher  Gesandten  und  Gewaltboten,  von  welchen  die 
Fiskalinen  l>efi'eit  sind,  ihrerseits  mit  zu  tragen*. 

Den  Freien  gegenüber  bilden  die  Fiskalinen  die  von  der  Fiskusverwal- 
tung  wirtschaftlich  und  rechtlich  abhängige  Bevölkerungsklasse.  Sie  werden 
neben  der  natürlichen  Fortpflanzung  allmählich  durch  Dedition,  auch  durch 
Erwerb"  vermehrt  und  sind  unter  die  einzelnen  Sonderbetriebe  in  Foim  von 

')  Vgl.  Cap.  de  villis  §  4,  52:  Franci  qui  ia  fiscis  aut  villis  nostris  coninianent;  ingenui 
qui  per  fiscos  aut  villaa  noatras  corauanent.  In  §  52  auch  der  GegensaU  fiscalini  —  ingenui. 
»)  Ebd.  S  62. 
>)  Ebd.  §  4. 
*)  Ebd.  §  52. 
»)  Ebd.  §  27. 
•)  Ebd.  §  67. 


on  ' 


—     1147     —  Soziale  Gliederung.] 

Hofgenosseuschaften  (familiae)  verteilt  ^  Als  Bezeichnung  für  sie  ei-scheint 
neben  fiscalinus  der  Ausdruck  servus^  oder  homo  noster®,  einmal  wird  auch 
mancipium  gebraucht*.  Iin  allgemeinen  sind  sie  als  Htifoer  (mansuarii)  an- 
gesetzt^, doch  giebt  es  auch  landlose  Hofgenossen,  welche  ihre  Kost  aus 
irgend  einem  Betriebe  erhalten  (praebendarii ,  deputati)®.  Zu  den  letzteren 
gehörten  wohl  teilweis  die  Handwerker*^  wie  die  Insassinnen  der  Frauen- 
häuser®. 

Die  Lage  der  Fiskalinen  war  übrigens  im  ganzen  nicht  ungünstig.  Es 
lagen  die  strengsten  Bestimmungen  vor,  sie  gut  zu  behandeln  und  vor  Armut 
zu  behüten®;  ihren  Vorgesetzten  war  es  ausdrücklich  verboten,  sie  für  eigene 
Zwecke  auszunutzen^®,  andererseits  aber  auch  vorgeschrieben,  alle  Hof- 
genossen zu  ernster  Arbeit  im  königlichen  Dienst  zu  erziehen^*.  Feiner 
stand  den  Fiskalinen  eine  ziemlich  weite  Aussicht  auf  soziales  Emporkommen 
offen.  Sie  konnten  fiskalische  Subaltembeamte ,  z.  B.  unter  Umständen  mit 
Benefizien  ausgestattete  Meier  werden  ^^,  sie  konnten  den  fiskalischen  Klenis 
stellen  ^^  und  vermochten  es  bis  zur  zeitweiligen  Vertretung  des  Iudex  zu 
bringen  ^*. 

Auch  ihre  wirtschaftlichen  Verpflichtungen  waren  nicht  besonders  drückend. 
Die  regulären  fiskalischen  Jahresleistungen  bewegten  sich  auf  dem  bekannten 
Geleise  des  Frondienstes  mit  Pflug  und  Hand",  dazu  kamen  der  Wachtdienst 
auf  der  Kalz",  die  Zahlung  gewisser  Naturalleistungen"  und  die  unentgelt- 
liche Verpflegung  fiskalischen  Gro&viehes"  sowie  einige  andere  kleine  Ab- 
gaben. Diese  Leistungen  kannten  die  Freien  des  Fiskalgebietes  allerdings 
nicht,   dafür  lag  ihnen  aber  eine  Anzahl  von  staatlichen  Lasten  ob*®,   von 

^)  Cap.  de  villis  §  56.  Daneben  wird  familia  auch  kollektiv  von  allen  Hofgenossen- 
schaften im  Gegensatz  zu  den  Freien  gebraucht,  z.  B.  §  4.  Auch  das  Ho%efolge  des  Königs 
wird  mit  fämilia  bezeichnet,  §  59. 

«)  Ebd.  §  23,  29,  52. 

8)  Ebd.  §  29,  s.  auch  §  86. 

*)  Ebd.  §  67. 

»)  Ebd.  §  39. 

«)  Ebd.  §  17,  31. 

7)  Ebd.  §  45. 

8)  Ebd.  §  31,  43,  49. 
»)  Ebd.  §  2. 

•0)  Ebd.  §  3,  60. 

i)  Ebd.  §  54. 

i«)  Ebd.  §  10,  50,  67.    S.  auch  oben  S.  902. 
'»)  Ebd.  §  6. 
'*)  Ebd.  §  5. 
'^)  Ebd.  §  10. 
'«)  Ebd.  §  41. 

f)  Ebd.  §  62. 

'8)  Ebd.  §  11.    Zur  Viehverstellung  vgl.  y.  Inama,  Grofsgrundh.  S.  82. 
'»)  S.  oben  und  a.  a.  0.  §  12,  27. 

73* 


[Grunilherrlidikoil  miil  Toglei.  —      1148     — 

welchen  die  Hofgeiiossen  eatbunrfen  wai-eii,  und  Dem  wie  Medem  hatten  beide 
Teile  gleicherweise  zu  zahlen', 

Nicht  ganz  klar  wird  die  i-eehüiche  Stellung  der  Fiskalineu.  Man  be- 
findet sich,  scheint  es,  hier  werdenden  Zuständen  jiegenüber,  welche  einen 
festen  und  sicheren  Ausdruck  noch  nicht  erhalten  liaben.  Der  §  ö6  des 
Capitulare  de  %'illis  bestimmt:  ut  unusquisque  iudex  in  eorum  niiiiisterio 
frequentius  audientias  teneat  et  iustitiam  faciat  et  praevideat,  (jualiter  recte 
familiae  uostrae  vivant.  Sehe  ich  recht',  so  erhellt  aus  diesem  Satz  die  Ein- 
richtung von  Rügegerichten  des  Iudex  über  die  einzelnen  Betriebshofgenossen- 
BChaften  der  Fiskalinen,  jedenfalls  unter  Uiieil  von  hofgenos^nschaftlichen 
Schöffenkollegien;  so  dai's  hier  die  Anftlnge  der  späteren  Baudinge  vorlögen, 
nur  dafs  statt  des  Meiers  noch  der  Index  als  Richter  fungiert  Für  diese 
Rüpedinge  gelten  dann  wohl  auch  die  Bestimnmngen  des  §  4,  nach  welchen 
bei  Vergehen  gegen  den  König  und  dessen  Besitz,  abgesehen  von  Mord  und 
Brand,  auf  Erstattung  des  Schadens  und  auf  Prllgelstrafe  statt  der  Fredus 
erkannt  werden  soll .  während  bei  Mord  und  Brand  auch  auf  Zahlung  der 
Fredus  erkannt  werden  kann.  Galten  diese  Bestimmungen  für  Vergehen  an 
Fiskalinen  und  an  fiskalischem  Eigentum,  so  wftren  bei  Vergehen  aulserhalh 
des  Fiskus  die  Fiskalinen  der  gewöhnlichen  Gerichtsbarkeit  unterworfen.  Nur 
erschienen  sie,  auch  als  Klüger,  nicht  persönlich  vor  den  gewöhnlichen  Ge- 
richten, sondern  an  ihrer  Statt  der  Vorstand  oder  Meister  des  Sonderbetriebs, 
dem  sie  zugehöileu,  also  der  Meier,  Zöllner,  Pferdegrofshirt  usw.*.  Doch 
konnten  sie  bei  schlechter  Führung  ihrer  Sache  durch  den  BetiiebsineiBter 
vor  dem  König  Beschwerde  anmelden,  ebenso  wie  es  ihnen,  wenn  auch  unter 
manchen  Beschränkungen  aus  praktischen  Rücksichten,  frei  stand,  über  den 
Iudex  heim  König  Klagen  anzubrii^en  *. 

Soviel  über  die  sozialen  Verhältnisse  innerhalb  der  karolingischen  Fisci. 
Malsgebend  für  ihre  Konstruktion  ist  noch,  wie  man  ohne  weiteres  sieht,  der 
Gegensatz  von  frei  und  unfrei.  Aber  die  Alternative  ist  nicht  mehr  nach  allen 
Seiten  hin  gleich  vorteilhaft  gestellt.  Die  Freien  des  Fiskalgebietes  koimnen 
doch  schon  mit  dem  Getriebe  der  fiskalischen  Finanzvei-waltung  in  Berührung, 
und  zwar  auf  dem  Gebiete  der  recht  eigentlich  politischen  Basis  ihrer  Frei- 
heit, auf  dem  Gebiete  des  Gerichtsstandes.  Ganz  anders  die  Unfreien.  Die 
Zeiten,  wo  sie  den  Haustieren  gleich  von  Rechts  wegen  als  Sache  ei-scheinen, 
sind  längst  vorüber:  die  Disziplinargewalt  des  Herrn  erscheint  schon  reguliert 
durch  die   liskalinisch-genosseuschaftliche  Rechtssprechung  des  Baudings   wie 

1)  Cap.  de  villis  §  36. 

^  Gu^rartl  S.  257  Urst  diesem  Paragraplien  eine  ganz  imxureichende  Erklärung  zu 
teil  werden. 

')  So  ist  doch  wohl  der  magister  des  Cap.  de  villis  §  29  und  57  aufzufassen.  Zur 
Erklärung  vgl.  vor  allem  Gu^rard  S.  220  f.  v.  Inama,  Grofsgrundhen-schaften  S.  79,  scheint 
schon  die  nben  gegel>ene  Erklärung  im  Auge  zu  haben. 

*)  Cap.  de  villis  §  29,  57. 


—     1149     —  Soziale  Gliederung.] 

durch  die  wenn  auch  bedingte  und  vertretungsweise  Einbeziehung  des  Un- 
freien in  die  öffentliche  Eechtssprechung.  Auch  sozial  und  wirtschaftlich  stehen 
die  Unfreien  weit  über  dem  Niveau  der  Urzeit;  ihre  ökonomischen  Leistungen 
für  den  Herrn  sind  fixiert,  und  gute  Führung  befähigt  sie  zu  sozialem  Auf- 
steigen, wenn  auch  zunächst  nur  innerhalb  der  Beamtenstaffel  der  fiskalischen 
Verwaltung. 

Wollen  wir  jetzt  den  gewonnenen  Einblick  über  den  Inhalt  des  Cap.  de 
villis  hinaus  erweitem,  so  wird  das  in  doppelter  Hinsicht  zu  geschehen  haben. 
Wir  müssen  den  Gegensatz  von  unfrei  und  frei  im  Fiskus  durch  Vergleich 
mit  den  Verhältnissen  der  aristokratischen  Grundherrschaften  allgemeiner  zu 
fassen  suchen,  und  wir  müssen  für  ihn  den  Zusammenhang  geschichtlicher 
Abfolge  herstellen. 

Die  Freien  der  Fiskalverfassung  traten  mit  dem  Fiskus  zunächst  in  Be- 
rührung nur  als  Insassen  der  fiskalischen  Hundertschaft,  also  auf  dem  Wege 
territorialer  Verbindung,  nicht  aber  infolge  irgendwelcher  vertragsmäfsiger  oder 
erzwungener  persönlicher  Abhängigkeit.  Ein  solches  Verhältnis  konnte  für  die 
aristokratischen  Grundherrschaften  deshalb  nicht  bestehen,  weil  ihnen  jeder 
territoriale  Abschlufs  ursprünglich  fehlte.  Indes  gab  es  in  den  adligen  Grund- 
herrschaften doch  Freie,  deren  Lage  derjenigen  der  freien  Fiskusleute  auch 
insofern  ursprünglich  entsprach,  als  sie  dem  Herrn  ebenfalls  zunächst  nur  füi* 
ganz  bestimmte  Summen  zahlungspflichtig  waren.  Es  sind  dies  die  freien 
Hintersassen:  Leute,  welche  auf  dem  Wege  freien  Vertrages,  sei  es  durch 
Prekarei  oder  Beneficium  oder  auch  durch  einfache  Kommendation  in  ein 
Verhältnis  zum  Grundherrn  gelangt  waren  ^  Dieses  Verhältnis  verpflichtete 
sie  zu  bestimmten  Zahlungen,  welche  die  Grundherren  in  weit  zerstreuten 
Grundherrschaften  der  Natur  der  Sache  nach  nicht  direkt  an  der  Zentralstelle 
einnehmen  konnten,  wohl  aber  auch  bei  kleineren  Grundherrschaften  meist 
nicht  persönlich  einnahmen,  und  die  daher  der  Regel  nach  an  die  nächste 
Fronhofisrezeptur  des  Herrn  geliefert  wurden. 

Durch  eine  solche  Leistung  von  Zahlungen  an  den  nächstliegenden  Fron- 
hof, welche  der  naturalwirtschaftlichen  Zeit  entsprechend  meist  Abgaben  waren, 
setzte  sich  nun  aber  der  freie  Hintersasse  ohne  weiteres  in  Parallele  mit  dem 
Unfreien  der  Frongehöferschaft:  auch  dieser  Hofeenosse  lieferte  ja,  wenn  er 
Ackerbau  trieb,  bestimmte  oft  schon  völlig  festgelegte  Al^aben  an  den  Fron- 
hof; der  Unterschied  zwischen  den  Abgaben  des  freien  Hintersassen  und  des 
unfreien  Gehöfers  war  äuiserlich  nur  ein  quantitativer.  Nun  waren  freilich 
die  Abgaben  des  Freien  nur  vor  dem  ordentlichen  Gerichte  einklagbar,  während 
dem  Hemi  gegenüber  dem  Unfreien  wohl  ohne  weiteres  disziplinarische  Pf&n- 
dunjr  zustand  —  aber  wie  leicht  mußte  sich  die  Gehöferschaft ,    wenn  sie  im 


*)  S.  darüber  schon  oben  S.  899  f.,  vgl.  ferner  Roth,  Benefizialw.  S.  375  f.;  v.  Maurer, 
Fronh.  1,  368  f.;  v.  Inama,  Grofsgrundh-  S.  74  f.,  78  f.,  87  f.;  Waitz,  Vfg.  Bd.  3  und  4  passim. 


[GninJheirlichkeit  und  Vogtei.  —     1150     — 

vei'saiiiüieltcn  BaudiDg  zinste,  über  die  etwa  zu  gleicher  Zeit  zahlenden  freien 
Hintersassen  ein  Urteil  erlauhen ,  dem  der  Anspruch  auf  Einverleiltunc;  und 
Gleichberecliti^ng  zu  Grunde  lag. 

Dazu  kam,  dafs  die  ^rundhen-schaftliche  Einnahme- Verwaltung  schon  im 
Interesse  einer  Vereinfacliung  des  Dienstes  gewifs  auf  eine  gleichmiffsige  Be- 
handlung aller  Zahlungspflichtigen  hinarbeitete,  gleichgültig  ob  sie  frei  oder 
unfrei  waren. 

Indes  alle  diese  Absichten  und  Vorgänge  würtlen  doch  schwerlich  die 
Eluft  zwischen  frei  und  njifi-ei  ausgefüllt  haben,  soweit  diese  Gegensältze  sich 
im  Grof^iTindbesitz  trafen.  Gewifs  beseitigten  sie  die  sozialen  und  ökonomischen 
Unterschiede  zwischen  frei  und  unfrei  immer  mehr;  ihre  wirkliche  Fusion  aber 
zu  der  neueu  Bildung  dei'  Gi-undhörigkeit  konnte  doch  nur  durch  völlige  Ver- 
quiekung  auf  dem  Gebiete  der  Gericlitsverfassung  und  Gerichtszuständigkeit 
eneicht  werden.  Die  Notwendigkeit  dieser  Forderung  ergiebt  sich  ohne  weiteres 
aus  dem  Wesen  der  germanischen  Freiheit.  Durch  Gerichtspflicht  und  Heeres- 
pflicht  hingen  die  Freien  ursprtlnglich  mit  den  höchsten  Interessen  des  Staates 
2usammen.  Nun  begann  die  Heereapflicht  schon  in  knroliugischer  Zeit  in  den 
Hintei^rund  zu  treten,  voller  Gerichtsstand  und  volle  Gerichtspflicht  wurden 
damit  herab  Ms  zu  den  Schöffenbarfreien  des  Sachsenspiegels  zum  hen'or- 
ragenilsten  Merkmal  des  echten  Freien.  EI)en  dieses  Merkmal  galt  es  zu  be- 
seitigen, sollte  sich  die  Fusion  der  Unfreien  und  des  freien  Hintersassen  der 
Karolingerzeit  zu  den  Grundhörigen  des  eigentlichen  Mittelalters  vollziehen. 

In  der  That  kam  es  nun  zu  einer  Verschnielzui^  von  frei  und  unfrei 
auf  (loni  Gebiete  der  Cierichtsvei-fassung  durch  Entwickhmg  einer  vollen  gi'und- 
licnliclien  Gerictitsbarkeit.  Diese  Gerichtsbarkeit  aber  knüpfte  einei-seits  an 
die  Disziplinargewalt  des  Herrn  über  seine  Unfreien,  andererseits  an  die  Aus- 
gestaltung eines  genossenschaftlichen  Baudings  in  den  Fronhöfen  an'. 

Über  die  Unfreien  besafs  der  Herr  eine  urspiUnglich  in  keiner  Weise 
begrenzte  Disziplinai^iewalt.  Diese  Gewalt  hielt  sich  im  wesentlichen  auch 
noch  bis  zum  Schlüsse  der  Karolingerzeit,  nm'  filr  gewisse  schwere  Ver- 
brechen, deren  gerichtliche  Ahndung  dem  Staate  des  9.  Jhs.  besonders  am 
Herzen  liegen  muTste,  trat  die  öffentliche  Rechtspfl^e  ihr  unmittelbar  entgegen. 
Indes  wird  nun  doch  Bchon  in  merowingischer  Zeit  die  pereönliche  Vevant^ 
wortung  des  Unfreien  bei  Delikten  gegenüber  anderen  als  genossigen  Leuten 
bezw.  gegenüber  dem  Herrn  selbst  anerkannt;  der  Unfreie  wird  nicht  mehr 
dem  Haustier  gleich  betrachtet,  für  dessen  Zerstörungen  der  Herr  ausschliefs- 
lieh  haftet;  vielmehr  wird  ein  eigenes  System  von  Strafen  für  ihn  rechtlich 
begründet  Und  freilich  wird  die  Klage  bei  Delikten  Unfreier  immer 
noch  gegen   den  Herrn  gerichtet;  aber  für  den  Fall,  dafs  dieser  die  private 

')  Vgl,  zum  folgenden  J.  Jastrow,  Zur  stratrechttichen  Stellung  der  Sklaven,  bes. 
ö.  18  f.,  und  neuerdings  G.  Meyer,  Die  Gerichtsbarkeit  über  Unfreie  und  Hintersassen  nach 
ältestem  Recht,  Zs.  der  Savignystiftung  Germ.  Abt  2,  83  ff.;  3,  102  ff. 


—     1151     —  Soziale  Gliederung.] 

Befriedigung  der  klägerischen  Ansprüche  verweigert,  wird  der  Unfreie  doch 
vielleicht  schon  nach  der  Lex  Salica,  sicher  nach  den  Kapitularien  vor 
das  öffentliche  Gericht  gestellt  und  dort  einem  Gottesurteil  unterworfen.  So 
finden  wir  denn  im  ganzen  den  Unfi-eien  in  karolingischer  Zeit  dem  gewöhn- 
lichen Gericht  fttr  gewisse  schwere  Vergehen  überhaupt,  für  alle  Delikte 
wenigstens  imter  Umständen  unterworfen.  Doch  ist  anzunehmen,  dafs  dieser 
partielle  Gerichtsstand  des  Unfreien  vor  dem  öffentlichen  Gericht  im  letzteren 
Fall  nicht  übemiäfsig  häufig  praktisch  geworden  ist;  meist  provozierte  hier 
die  klägerische  Partei  wohl  das  Schiedsgericht  des  Herrn:  so  dafs  sich 
thatsächlich  eine  Art  privater  Rechtssprechung  des  Herrn  auf  Grund  alter 
Disziplinargewalt  'entwickelte. 

Von  dieser  Disziplinargewalt  besafs  nun  der  Grundherr  gegenüber  dem 
freien  Hintersassen  ursprünglich  nichts;  die  Hintersassen  stehen  selbst- 
verständlich für  alles,  was  an  Leib  und  Leben  trifft,  unter  der  öffentlichen 
Gerichtsgewalt.  Allein  schon  nach  Rib.  31,  i,  2,  und  ganz  allgemein  seit 
späterer  karolingischer  Zeit  ^  besteht  doch  Recht  und  Verpflichtung  des  Herrn, 
seine  freien  Hintersassen  vor  Gericht  zu  stellen^. 

So  näherten  sich  schon  auf  strafrechtlichem  Gebiete  die  Verhältnisse  der 
Unfreien  und  der  freien  Hintersassen.  Zur  Verschmelzung  aber  kam  es  gar 
bald  auf  dem  Gebiete  zivilrechtlicher  Klagen.  Hier  waren  zwar  für  Klagen  gegen 
Unfreie  (bezw.  den  Herrn  des  Unfreien)  wie  gegen  freie  Hintersassen  grund- 
sätzlich die  öffentlichen  Gerichte  zuständig,  allein  meist  wandte  sich  die  kläge- 
rische Partei  direkt  an  die  Vermittlung  des  Herrö.  So  entwickelte  der  Grund- 
herr ein  reguläres  schiedsrichterliches  Verfahren,  dessen  Beständigkeit  sich  um 
so  leichter  ergal),  als  es  sich  vielfach  um  Streitigkeiten  innerhalb  der  eigenen 
unfreien  bezw.  hintersässigen  Genossenschaft  handeln  mufste.  Die  Formen  dieses 
Verfahrens  mufsten,  je  mehr  sich  das  ganze  schiedsrichterliche  Amt  des  Grund- 
herrn dem  öffentlichen  Richteramt  an  Umfang  und  Häufung  der  Thätigkeit 
analog  ausbildete,  um  so  mehr  dem  der  öffentlichen  Gerichtsverfassung  ähnlich 
werden.  Dabei  bot  vermutlich  das  Bauding  des  Fronhofs,  die  alte  Wirtschafts- 
versammlung der  bäuerlichen  Unfreien,  einen  Anknüpfungspimkt :  sicher  ist, 
dafs  sich  die  neue  grundherrliche  Gerichtsbarkeit  zunächst  an  den  Fronhof  an- 


^)  Nach  Meyer  3,  102  f.  infolge  Elntstehimg  des  Seniorates;  s.  dazu  auch  Hoth, 
Benefizialwesen  S.  375.  Sicher  hat  Meyer  S.  107  darin  Recht,  dafs  diese  Pflicht  nicht  der 
Immunität  en^ächst 

^)  Das  gilt  auch  von  den  Liten,  welche  wohl  schon  in  karolingischer  Zeit  völlig  mit 
den  freien  Hintersassen  verschmelzen  (s.  Meyer  a.  a.  0.  3,  107,  Note  2)  und  deshalb  ebenso 
wie  einige  andere  merowingische  Zwischenstufen  zwischen  Freiheit  und  Unfreiheit  (zu  deren 
Charakter  s.  die  guten  Bemerkungen  Guerards  in  Bibl.  de  F^c.  des  Chartes  III,  2,  3)  von 
mir  im  Texte  nicht  besonders  eingeführt  sind.  Die  Liten  konnten  aber  mit  den  freien  Hinter- 
isassen  im  fränkischen  Rechtsgebiet  lun  so  eher  verschmelzen,  als  sie  nach  fränkischem  Recht 
vou  jeher  unmittelbar  imter  dem  öffentlichen  Gericht  standen,  ein  eigenes  Bufsensystem  hatten 
und  nur  bei  schweren  Verbrechen  unter  die  Haftung  des  Herrn  fielen. 


[QnindlicnliiJikpit  und  Vogtei. 

achlol's:  im  allgemeinen  liildete  von  uuu  ab  jede  Fronhofegenossenschaft  einen 
Gerichtfikfirper  mit  liesondereni  SchÖflenstuhl  und  dem  Meier  in  Vertretung 
des  Grundherrn  als  Richter. 

Wir  haben  nun  die  Geschichte  dieser  Geiichtsbarkeit,  siieziell  ihre  Aus- 
gestaltung zui-  Gi-undherrlichkeit  des  Mittelalters  hier  nicht  weiter  zu  verfolgen ' : 
für  unsere  Erörterung  ist  nur  der  Gesichtspunkt  wertvoll,  dafs  vornehmlich 
durch  die  Entwicklung  eben  dieser  Gerichtsbarkeit  die  freien  Hintersassen  zu 
Grundholden  hinabsanken,  die  Unfreien  sich  zu  Grundholden  erhoben.  Und 
der  mit  Beginn  lies  10.  Jlis.  schon  mehr  oder  minder  einlieitliehe  Stamm  ilieser 
Gnindholden  unterlag  nun  im  ganzen  und  gi-üfsen  der  sozialen  Einwirkung 
der  Grundherrlichkeit  des  Mittelalters. 

Bevor  indes  der  Charakter  dieser  Einwirkung  näher  untersucht  wird,  ist 
es  an  der  Zeit,  sich  zu  fragen,  welches  denn  das  Schicksal  jener  Teile  der 
alten  freien  und  unfreien  Bevftlkenxng  war,  welche  nicht  der  agrarischen 
Thütigkeit  in  den  karolingisctien  Grundherrschaften  angehörten  und  darum 
nicht  in  die  gemeine  Grundhörigkeit  aufgingen.  Denn  nicht  alle  Freien  waren 
freie  Hintersassen,  und  nicht  alle  Unfreien  unfreie  Fronhofsbauera. 

Zunächst  von  den  Freien  aufserhalb  der  GmndheiTschaften. 

Die  Zahl  dieser  Freien  kann  noch  in  karolin^scher  Zeit  nicht  unbe- 
deutend gewesen  sein.  Für  die  Gegenden,  in  welchen  die  Abtei  Weifsenhujg 
begütert  war,  führt  Hanauer"  für  das  9.  Jh.  wohl  noch  mit  Recht  aus:  la 
propri^tß  privöe  (gemeint  ist  lüeinbesitz)  ßtait  de  beaucoup  plus  considßrable 
que  la  propri6tÄ  seigneuriale;  la  majeure  partie  des  ten-es  ötait  exploitfe  par 
des  cultivateurs  lihres^.  Der  allgemeine  Eindruck,  welchen  man  ans  fien  An- 
gaben mosellöndischer  Quellen  erhält,  ist  nun  nicht  ganz  so  gUnstig;  ev  ist 
schon  von  Waitz,  wohl  völlig  richtig,  dahin  wieilei^egeben  worden,  dafs  in 
Lothringen  während  des  9.  bis  11.  Jhs.  die  vermutlich  relativ  wenigsten  freien 
Leute  gesessen  hal>en*.  Ist  es  leider  notwendig,  für  die  ältere  Zeit  mit  all- 
gemeinen Enipßiidungen  und  Eindrücken,  wie  sie  das  Quellenstudium  zurttck- 
lilfst,  zu  operieren*,  so  können  wir  dafür  das  allniiVhliche  Verschwinden  der 
freien  Leute  in  späterer  Zeit  um  so  rleutlicher  konstatieren.  Noch  im  Beginn 
des  12.  Jhs.  sind  Freie  nicht  selten';  aber  schon  seit  1220  wii-d  es  bei  ihnen 
Sitte,  den  Stand  besonders  zu  betonen  *.    Dann  beginnt  in  der  2.  H.  des  13.  JIis. 


')  S.  darüber  oben  H.  994  f. 

^)  Hanauer,  Paysans  S.  117. 

')  Wail2,  Vfg.  5,  379. 

*)  S.  u.  ft.  MR.  ÜB.  1,  207,  960:  zur  Bestiramung  von  Grenzen  placuit  ingenuorum 
tarn  clericoriun  quam  et  laiconun  .  .  ibidem  fieri  conventum :  viele  Freie.  Aus  bcnachbaiter 
Gegend  vgl,  Lac.  ÜB.  1,  9,  15,  794—800;  Ennen  Qu.  1,  618—9,  118,  925-36. 

»)  S.  Lac  ÜB.  1,  154,  239,  1086;  161,  250,  1094;  172,  266,  1081-1105;  MR.  ÜB.  1. 
419,  1110;  Lac.  ÜB.  1,  190,  289,  1118;  Ennen,  Qu.  1,  501,  89,  1119;  G.  Godefr.  4,  MGSS. 
8,  202,  1124—1127. 

«)  MR,  ÜB.  S,  118,  1219;    ego   G.  a  progenitoribus  meis  homo  liberc  conditionis  et 


—     1153     —  Soziale  Gliederung.] 

der  Begriff  des  echten  Eigens,  jener  Vorbedingung  der  alten  Freiheit,  immer 
mehr  zurückzutreten,  sein  Zugeständnis  tritt  schon  als  besonderes  Privilegium 
auf;  und  im  14.  Jh.  verschwindet  auf  dem  platten  Lande  nahezu  Begriff  imd 
Name^  Damit  war  den  Altfreien  eine  durchaus  wesentliche  Existenzbasis 
genommen;  und  dementsprechend  verschwindet  ihre  Erwähnung  auch  in  der 
urkundlichen  Überlieferung*.  Uf  den  hoefin  saßen  birbe  lüde,  sagt  das 
WBacharach  14.  Jhs.^,  die  kois  man  gerne  zu  scheffin,  die  sint  vor  langen 
jaren  vergangen. 

Niui  treten  freilich  auch  später  noch  Freie  auf;  namentlich  in  den  alten 
Fiskusgebieten  und  in  den  spätkolonisierten  Hochflächen  der  Eifel  und  des  Huns- 
rücks  sind  sie  zu  Hause.  Gewifs  sind  sie  auch  Nachkonunen  der  altfreien  Bevöl- 
kerung des  früheren  Mittelalters.  Aber  das  Wesen  ihrer  Freiheit  ist  nicht 
mehr  das  alte.  Sie  haben  Veriügungsfreiheit  über  Fahrhabe  und  Grundeigen,  sie 
sind  freizügig,  sie  zahlen  nur  staatliche  oder  ehemals  staatliche  Lasten  *  —  aber 

legitimus  advocatus  super  villa,  que  dicitur  Waldenhusen;  s.  dazu  oben  S.  1069  Note  2.  Vgl. 
ferner  MR.  ÜB.  3,  1283,  1255 ;  1340,  1256.  Wenn  man  unter  der  universitas  parrochianonim 
Freie  verstehen  könnte  —  was  bei  dem  fiskalischen  Charakter  von  Sinzig  nicht  ausgeschlossen  — 
so  erschiene  eine  ganze  Anzahl  von  Freien  noch  in  der  Urkunde  MR.  U6.  8,  230,  1224: 
ein  Beschlufs  der  parrochiani  de  Senceche  de  consensu  tarn  militum  quam  ministerialiiun  et 
hominum  nccnon  et  tota  imperii  üämilia  cum  universitate  parrochianorum  eiusdem  loci  in  hoc 
cum  acclamatione  sollempni  convenientiiun  et  voti  sui  affectum  exprimentium. 

1)  S.  oben  S.  627. 

«)  Vgl.  noch  Cart  Orval  459,  1271,  cit  oben  S.  261  Note  1;  Or.  St  A.  Koblenz 
Abtei  Himmerode,  reg.  Goerz  MR.  Reg.  3,  2774,  1272  Dez.  21,  cit  oben  S.  679  Note  2; 
femer  Bd.  3,  390,  21,  1314;  vieUeicht  auch  Cod.  Lac.  142,  1326.  —  Über  die  Freien  in 
Luxemburg  (späteres  Ma.)  s.  Bonvalot  S.  316 — 17;  über  Freie  und  Bedeleute  im  Ingel- 
heimer Reich  Loersch  S.  LX;  zur  Erhaltung  der  Freien  in  Westfalen  endlich  Kindlinger, 
Hörigk.  S.  69  f. ,  auch  Chron.  reg.  Cont  ffl,  S.  202,  1208. 

»)  G.  2,  221  N.  1,  schon  oben  S.  331  Note  1  citiert  Schon  viel  früher  wird  im  aU- 
gemeinen  der  Gegensatz  von  frei  und  unfrei  zu  Gunsten  dessen  von  adlig  und  unadlig  ab- 
gelöst 8.  Waitz,  Vfg.  5,  188  Note  1. 

*)  Vgl.  Wllamm  1339,  G.  2, 84 :  so  is  sente  Petirs  man  und  we  inme  Hamme  sitzit  also 
fri,  dat  ho  uzer  dem  Hamme  von  dem  stifte  und  von  dem  voide  magh  varin  gain  und  flizen, 
war  he  wilt  und  solen  in  gebeidin  uz  irme  gerichte,  ave  he  is  begert,  und  sal  ieme  sin 
eir\'e  in  sin  gut  na  eme  dinen  ledig  ind  los  dar,  da  her  is,  ain  widerspräche  und  ain  hinder- 
nisse  unses  hem  ar  siner  amptlude  ar  des  voides,  mitz  eirflichin  eins,  ave  id  keinen  schul- 
dig is.  WBemkastel  Winterich  usw.  1358?,  G.  2,  358:  vort  wisen  die  sche£fen,  daz  in  den 
vierdehalben  hoven  kein  eigen  man  noch  verbürget  man  sitzen  suUe;  item,  daz  ein  iglicher 
binnen  den  vierdehalben  hoven  gesessen,  der  nit  wibes  noch  kinder  enhait,  sine  varhende 
habe  geben  muge,  wem  er  wilt,  ane  imans  Widerrede ;  item  daz  sant  Peters  lüde,  im  vierdem- 
halben  hove  geseßen,  varen  und  fließen  mögen  mit  der  sonnen,  war  in  fuget,  sie  enweren 
dan  umb  scholt  oder  anders  vor  gerichte  angesprochen.  WHönningen  15.  Jh.  §  40,  G.  6, 
659:  dat  ein  eiklich  man,  die  binnen  dem  gerichte  van  Hoinghen  gesessen  is,  van  hörlicheit 
ind  vriheit  wegen  unser  viirg.  heren  van  sant  Cunibert  vri  is  ind  neit  vurder  zu  dienste 
einichem  heren  verbunden  enis,  dan  alleine  umb  dri  noitsachen,  as  sich  die  geburent,  ind 
as  die  vurs.  steint  WReinsfeld  1546,  von  den  Waldleuten  im  Hochgericht  Reinsfeld:  der 
arme  man  .  .  sal  binnent  dem  hochgericht  also  fr^i  sitzen  und  beschirmt  sein,  als  wenn  er 


[Grumlherrlichkeit  und  Vugtei. 

ihre  alten  politischen  Rechte  haben  sie  verloren ;  sie  spielen  keine  Rolle  mehr  in 
der  Heeresveriassung,  und  ihre  geriL-hÜiehen  Befugnisse  verschwinden  vor  der 
Macht  des  über  ihnen  stehenden  adligen  Richters.  Zudem  sind  sie  wiilscbaft- 
lich  wenigstens  teilweis  gesunken  und  stehen  jedenfalls  in  dieser  Hinsicht 
oft  nicht  viel  über  dem  Kräftezustand  unfreier  Ivcute'.  SchlieJslich  aber 
haben  die  Gegensätze  von  frei  imd  unfrei  Oberhaupt  nicht  mehr  die  alte  Be- 
deutung; seit  dem  10.  Jh.  waren  ganz  andere  Fermente  der  Standesbildujv>: 
wirksam  geworden ,  unter  ihrem  Einflnfs  verblafsto  der  alte  Gegensatz  *, 
Gregor  von  Tours  vergleicht  eimnal  den  Unterechied  zwischen  frei  imd  unfrei 
mit  dem  zwischen  weifs  und  schwarz":  wer  hatte  im  späteren  Mittelalter 
noch  solchen  Vei^ileich  ziehen  wollen?  Die  Altfreien  wurden,  privatrechtlich 
unbehelligt,  iwlitisch  ihrer  Rechte  entkleidet,  zu  Unterthanen  der  neuen  Terri- 
torialgewalt, zu  annen  Leuten  im  Sinne  des  14.  und  15.  Jhs.  Als  solche  aber 
wurden  sie  ganz  nach  Analogie  der  anderen  hörigen  Klassen  der  Unterthanen 
l)ehandelt*.  Für  diese  war  schon  längst  der  Onindsatz  aufgestellt  und  immer 
weiter  in  der  Pra.\i8  durchgeführt,  dafs  die  Luft  das  Recht  gebe":  wer  einem 
bestimmten  Bezirke  angehörte,  der  genofs  das  Recht  dieses  Bezirkes'.    Ein 

XU  Grimbiirg  binnen  der  bürg  ses/.  er  sal  auch  frejlieiten  und  macht  haben,  seine  kinde  zn 
verhiraden  ns  diesem  hochgericht,  war  ime  sein  ehr  und  narong  konneu  verhelfen  .  .  . 
der  armman  binnen  diesem  hochgericht  geaessen  eol  macht  und  gewalt  hnbeu,  eein  erb  und 
guetgin  zu  verkanfrn  zu  verwenden  zu  verpteadpn  im  intrag  aller  lierm.  er  eol  auch  freiheit 
und  maclit  haben  za  ziehen  mit  seinem  guetgiD  aa  eins  hem  land  in  das  andere,  na  dem 
andern  ioa  drit,  üol  sein  giiet  imc  nachdienen  ungehindert  einichs  hem.  Vgl.  ferner  WThom- 
nn?n  1555  g  11;  WCessingen  1568  §  5.  cit,  oben  S.  627  Note  3;  WMondorf  1569  §  11; 
WReuland  Vm  S  4. 

')  WABpelt  1566  §  7,  8,  9  nntenchddet  Eigenleute  und  Freidienstleate,  letztere  stehen 
aber  wirtschaftlich  nor  wenig  besser. 

*)  Wie  das  unter  dem  EinilufB  des  standeebUdenden  Prinzips  des  Berules  schon  früh 
möglich  war,  zeigt  G.  ep.  Leod.  2,  29:  Bischof  Notker  von  Luttich  erzog  ad  honorem  aec- 
clesiae  suae  .  .  et  ingcnuos,  et  eos  qui  eseent  ex  fideli  familia  aecclesiae,  quoruni  nonnulloa 
sepc  a  praegnantibos  etiam  ex postii lasset  matribus.  S.  dazu  schon  Regino  Caits.  synod.  1 
Note  76,  auch  79. 

»)  Hist.  Fr.  3,  15. 

*)  S.  schon  MB.  ÜB.  3,  1398,  1257;  Adolf  Herr  von  Berg  veraichtet  iiirisdictioni  de 
Gnunirsbrecht,  liberis  hominihua  de  (Much)  et  hominibus  de  Uukete. 

')  Der  Satz  »Stadtluft  macht  frei*  ist  nur  eint^  Anwendung  dieses  viel  allgemeineren 
Satzes;  auch  Landluft  einiger  Bezirke  (s.  luiten  S.  1155  Note  2)  macht  frei.  Die  generelle  zu 
Grunde  liegende  Anschauung  betont  schon  Thudichmn,  Gau-  und  Markvf.  S.  223 — *. 

*)  Vgl.  W.  des  Amtea  Nürburg  1491  §  10,  G.  6,  591:  of  auch  iemants  mehe  meihemel 
im  ampt  have,  dan  min  gn.  her?  item,  of  die  lüde  genant  die  wilde  sich  auch  anders  ge- 
halden  haven  dan  angehorigen  gehurt?  item,  wie  wit,  breit  und  verre  dat  land  und  hirlicheit 
und  hogericht  des  ampts  von  Nurberch  ghae  und  kere,  und  wiltban,  hoacht  und  nederacht? 
item  traden  die  scheffen  zoruck  und  nae  dem  berade  quamen  sie  weder  und  antworten  durch 
Peter  Toll,  dat  niemants  meihemel  im  ampt  gehurt,  dan  mime  p.  hem;  item,  dat  die  wilde 
sich  gehalden  haven  als  andere  angehorige  lüde  mit  bestetenis  schetzunge  und  dienst,  und 
dat  ire  etliche  gedenken  40,  50,  60  jare,  und  nehe  anders  van  den  wilden  veraomcn  ges^n 
ader  gehört  haven;  item  der  wiltban  und  gericht  were  also  wit  und  breit,  als  in  eime  zedel 


—     1155     —  Soziale  Gliederung.} 

Grundsatz,  der  sehr  natürlich  mit  dem  Aufkommen  des  Territorialismus  sich 
Bahn  brechen  mufste.  Hatten  im  früheren  Mittelalter  alle  politischen  oder 
halbstaatlichen  Machtbeziehungen  als  Unterlage  so  zu  sagen  eine  Diaspora, 
war  die  Grundherrschaft  von  Anbeginn  auf  Streubesitz  basiert,  die  Vogtei 
duich  Zersplitterung  und  Zusammenlegung  schliefslich  auf  Streubesitz  reduziert 
worden,  so  war  es  das  natürliche  Streben  des  Territorialismus,  wiederum  volle 
und  fest  abgeschlossene  Bezirke  gleichen  Rechtes  zu  schaifen.  Personale  bezw. 
dinglich  individuell  radizierte  Behandlung  aller  Rechts-  und  Machtbeziehungen  war 
die  Losung  des  früheren  Mittelalters,  welche  durch  die  Rezeption  des  Lehn- 
])egriffes  in  die  obersten  staatlichen  Beziehungen  eingeführt  wurde  und  unter  dem 
Druck  dieser  Rezeption  alle  tiefer  stehenden  Verhältnisse  durchdrang:  dem- 
gegenüber ist  das  Ziel  des  Territorialismus  von  vornherein  die  Herstellung 
eines  einheitlichen  Staatsgebietes  und  damit  die  Auflösung  aller  personalen 
und  fundalen  Fesselung  in  der  Einheit  des  Landrechtes. 

Ein  Anfang  in  dieser  Richtung  wurde  nun  damit  geschaffen,  dafs  man 
zunächst  für  kleinere  Bezirke  Einheit  des  Rechtes  in  Stand  und  Grundeigentum 
schuf.  Were  sache,  heifst  es  im  WDaun  1466,  G.  2,  605,  das  ein  herkomende 
man  queme  in  dis  land,  in  welche  zenderie  das  were,  so  sal  er  an  demselben 
zender  der  gehucknisse  gesinnen,  ime  zu  huse  und  zu  herbergen  zu  helfen, 
dann  er  wolle  hinder  u.  gn.  h.  in  die  herreschaft  von  Dune  setzen,  und  so 
derselbe  man  alsdan  daeselbs  jare  und  tag  gesitze,  sal  man  ine  fri  laissen 
sitzen,  und  wanne  das  jare  umb  ist,  wil  er  dan  hinder  dem  herm  bliben, 
sal  man  ine  ufnemen  und  er  mins  gn.  h.  angehoerig  man  sin  und  glich  an- 
dern verdedingt  werden.  Ganz  in  gleicher  Weise,  nur  nicht  für  vogteiliche 
Verhältnisse  ftüirt  das  WObermendig  1882,  G.  2,  495,  aus:  haut  dei  scheffen 
gewist,  so  wa  etn  vromet  man  aen  navolghighen  herren  dar  queme,  dat  hei 
dein  gerichtesherren,  der  over  hals  und  buich  richtet,  keisen  sal  vur  einichen 
lantherren,  sint  hei  under  om  sitzet  und  siner  wasser  und  wede  gebrucht^ 

Diesem  neuen  Prinzip  der  Territorialität  wurden  mm  auch  die  Reste  der 
Altfreien  untergeordnet;  und  aus  ihm  erklärt  es  sich,  wenn  Freie  später  nur 
noch  in  gewissen  Bezirken  vorkommen,  in  andern  dagegen  gänzlich  fehlen*: 

dat  gelesen  wart.  Zum  Prinzip  der  Abgrenzung  nach  Ämtern  s.  schon  MB.  ÜB.  3,  1458, 
1258:  nos  Wilhelmus  comes  luliacensis  et  Ricardis  comitissa,  collateralis  nostra,  notum  faci- 
mus  Omnibus  prcsens  scriptum  inspecturis,  quod  nos  homines  universos  ad  officium  Nunbret 
pertinentes,  pro  quibus  cum  viro  nobili  Johanne  comite  de  Spainhem  altercavimus,  resignavi- 
mus,  et  si  quid  iuris  in  eis  habuimus,  penitus  eifestucavimus,  nee  unquam  nos  vel  nostri  suc- 
cessores  et  heredes  de  eisdem  de  cetcro  movebimus  questionem. 

')  S.  auch  Bd.  3,  300,  §  4,  1497. 

^)  WBommersheim  1298:  auch  haet  der  scheffen  gewist,  dat  neman  ensal  eigengoede 
haen  in  der  cpdien  von  Prume,  it  si  in  deme  hoüe  van  Bommerschem  noch  zo  Prume  noch 
im  hove  van  Alfe  noch  im  hove  van  Se£feren  und  in  anderen  hoven,  die  in  der  apdien  gelegen 
sint.  Auch  im  ganzen  Hochgericht  des  Saargaus  sitzt  kein  rechter  Freier,  dann  aUein  ein 
rechter  Pastor,  und  es  si  dan,  daß  einer  im  S.  gesessen  were  u.  gn.  h.,  der  inen  zu  dienst 
nachride  mit  schwert  und  schild,   s.  WSaargau  1561,  G.  2,  56  f.    Nach  einer  Angabe  von 


[Gnmilherriichkeit  und  Vugtei.  —     1156     — 

in  den  ei-steren  waren  sie  zahlreich  genug  gewesen,  mii  im  geraeinen  Bezirks- 
reclit  eine  Stelle  zu  erhalten,  in  den  letzteren  dagegen  waren  sie  den  über- 
wiegenden anderweitigen  StandesverhJlltnissen  unter-  und  eingeordnet  worden. 
Natürlich  galten  nun  für  diese  freien  Uuterthanen  aucli  durchaus  die  sonst 
gezogenen  Konsequenzen  der  Territorialität  So  im  Dauucr  Bezirk.  Hier  be- 
stimmt WDaun  14Ü6  und  1489,  G.  2,  607:  hait  der  lantscheffen  und  lantnian 
gewiest,  das  u.  gn.  h.  habe  etliche  lüde  im  lande  von  Dune,  geheischen  fti 
dienstlude,  die  haben  solche  friheit,  das  sie  mögen  billigen,  woe  sie  woilent, 
und  wanne  dieselben,  is  sin  man  afler  wif,  geheliclit  und  bigeschlaifen  liaint. 
ist  es  ein  man  iisser  dem  gerichte  von  Dune,  so  ist  das  wif  und  die  kindere, 
80  sie  miteinander  gewinnent,  desselben  herren  und  von  dem  rechten,  als  der 
mau  ist.  und  were^  ein  wife,  so  sulle  derselbe  und  ire  kindere  abesin  von 
dem  rechten  und  dem  herren  angehoeren,  als  die  frauwe.  Noch  bezeichnender 
fast  ist  eine  Urkunde  K.  Max  I.,  in  welcher  dieser  zuvorderst  erklärt,  dafs  kein 
Trierer  ünterthan  der  Unterthansphaft  eines  andern  ohne  Zustimnuiug  des 
Erzbischofs  unterworfen  werden  kömie;  femer  damit  dem  stift  zu  Trier  nicht 
abbi-uch  geschehe,  und  die  freien  leuth  in  vergeß  der  freiheit  und  gnat,  die 
sie  vom  stift  haben,  ihre  wesen  und  condition  nicht  udnderen,  dafs  die  vorg. 
freien  Trierische  und  ihre  kinder,  man  und  frawen,  die  gewest  noch  sein  oder 
werden,  nicht  haben  macht  gehabt  noch  hemachmahls  immer  haben  sollen 
oder  mögen  einicherlei  weis,  mit  anderer  heim  aigen  Ofler  einicherlei  dienst- 
bahrlicher  condition  leuthen  zu  heurathen  oder  die  oder  anderer  weis  sich  oder 
ihre  kindere  anderen  herrn  zu  veraigenen  oder  mit  einigerlel  dienstbahrer 
condition  zu  undcrwerfen  oder  zu  thun,  ohne  wissentlich  und  öffentlich  crlaub- 
nus  eines  erzbisohofs  ziir  zeit. 

So  sehen  wir  denn  am  Schlüsse  des  Mittelalters  gerade  diejenigen  Alt- 
freien sinken,  welche  ohne  Wanken,  unter  strikter  Äufrechterhaltung  ihrer 
alten  sozialen  Merkmale  die  Jahrhunderte  überdauert  hatten:  sie  wurden  zu 
Unterthanen  eines  gnädigsten  Landesherm  und  von  diesem  nach  Analogie  der 
hörigen  Klassen  behandelt. 

Aber  nicht  alle  Freien  waren  genau  auf  der  alten  Basis  stehen  geblieben. 
Sehen  wir  zunächst  noch  von  denjenigen  Gruppen  ab,  welche  sich  rechtlich  ganz 
wesentlich  vei-schlechtert  oder  ganz  wesentlich  verbessert  hatten,  so  hatte  es 
aufserdem  mehrere  Möglichkeiten  gegeben,  unter  allgemeiner  Aufrechterhaltung 
des  alten  rechtlichen  Freiheitsbegriffes  andere  soziale  Stellungen  einzunehmen. 

Vor  allem  im  Pachtwesen:  sicher  ist  ein  Teil  der  noch  im  12.  Jh.  vor- 
handenen Freien  dem  freien  Pächterstande  des  späteren  Mittelalters  zugeflossen '. 

Dann  in  der  freien  Arbeit.    Zahlreich  waren  im  frühern  Mittelalter  die 

1573  bestand  in  Oberhessen  Leibeigenschaft  nur  in  den  Gericbten  Blankenstein,  Lohra,  Wetter, 
Kalilern,  Weimar,  Rauschenliei^  und  Königeberg,  g.  Landau,  Salgut  B.  166  Note  l. 

')  Man  vgl.  dazu  MGLL.  2,  294,  1232,  Fr^e  des  Bischofs  von  Osnabrück:  si  libero 
censuali  bonti  censualia  sibi  collata  in  hominem  conditionis  alterius  licpat  absque  comitis 
vel  conferentia  voluntate  transferre?  super  quo  sententiatum  est,  nou  licere. 


—     1157     —  Soziale  Gliederung.] 

Gründe ,  welche  Freie  von  Haus  und  Hof  bringen  konnten :  neben  gemeinem 
Unglück  elementare  Ereignisse^,  Hungersnöte^,  Kriegsdrangsale ^ ,  Rlger- 
fahrten*,  Kreuzzüge  u.  a.  m.  Es  ist  daher  nicht  zu  verwimdem,  dafe  sich 
trotz  im  allgemeinen  gewifs  geringer  Mobilisierung  der  Bevölkerung*  doch 
eine  stets  gröfsere  Gefahr  drohende  Klasse  Enterbter  heranbildete,  die  schon 
in  der  2.  H.  des  11.  Jhs.  zum  förmlichen  Landfahrertum  entartete®.  Von  diesen 
freien  Landfahrem  (grassatores)  fielen  nun  gewifs  viele  dem  Gros  der  Land- 
streicher und  Jokulanten  zu  ^  deren  Leben  speziell  seit  Zunahme  der  fahrenden 
Scholaren  und  Lotterpfaffen  einen  eigenen  Eeiz  erhielt®.  Aber  viele  fanden 
doch  auch  im  freien  Arbeitsvertrage  Unterkunft  Lassen  wir  an  dieser  Stelle 
die  grofse  Masse  freier  Kriegsknechte  aus  dem  Auge,  welche  sich  schon  im 
früheren  Mittelalter  zumeist  aus  freien  Landfahrem  bildete  ®,  so  sind  auch  freie 
Existenzen  im  Hausgesinde  und  im  Tagelohn  schon  seit  der  Karolingerzeit  durch- 
aus nicht  unbekannt^®.  Mit  dem  13.  Jh.  aber  scheint  ihre  Zahl  sehr  gewachsen 


')  So  Seuchen,  vgl.  V.  Adalb.  II.  Mett.  c.  14 ;  Überschwemmungen,  s.  Warnkoenig  1,  85 
zur  Überschwemmung  von  1180. 

2)  V.  Ger.  Tüll.  8,  MGSS.  4,  496—7,  Winter  984 :  als  Gerard  von  Rom  zurückkehrt, 
Langobardorum  ünes  mox  penetrat,  ubi  quamplures  creditae  sibi  plebis  [Tullensis]  invenit, 
quos  victus  in^dia  a  nativo  solo  expulit.    S.  auch  oben  S.  502. 

*)  G.  ep.  Leod.  2,  87:  Reginhardi  episcopi  tempore  [1025—87]  non  parva  exulum 
copia  ex  occidentali  regione  in  hanc  urbem  [Lüttich]  confluxit,  qui  patriam  et  ^ulcia  arva 
linquentes  [Vergil.  Ecl.  1,  8],  ut  ipsi  ferebant  praedis  et  incendio  in  solitudinem  redacta, 
parvulos  suos  miserabiliter  circumferentes  ab  ignotis  gentibus  stipem  mendicare  cogebantur. 
horum  cottidie  concurrcntium  turba  cum  aliquantum  gravis  esset  indigenis  cibos  manu  et 
arte  querentibus,  propter  coemendi  panis  angustiam,  qui  tantae  plebi  minus  posset  sufficere, 
hie  domnus  episcopus  ad  concives  nostros  patema  usus  est  anmionitione,  ut  unusquisque 
huiusmodi  egcnis  studeat  pro  posse  misericordiam  impendere,  qui  autem  aliquid  largiri  ne- 
(|ueat,  vel  nullam  eis  molestiam  inferat  .  .  .  trecentos  ex  eis  stipe  sua  alendos  soseepit,  et 
ad  similia  pietatis  opera  pro  posse  explenda  alios  accendit. 

*)  S.  Flod.  z.  J.  920,  MGSS.  3,  369;  Ennen,  Qu.  1,  522,  56,  1145. 

'^)  S.  Bd.  2,  245,  auch  Regino  Gaus.  syn.  2,  123. 

ö)  S.  Ennen,  Qu.  1,  491,  31,  1083 ;  MR.  ÜB.  1,  4,  angebL  634,  Fälschung  1  H.  12.  Jhs. 
Zum  Auftreten  dieser  Leute  vgl.  Richer  2,  57:  der  habitus  abiectus  [Richer  3,  8:  habitus 
paupertinus]  bestand  aus  sportule  ab  hiunero  dependentes,  in  der  Hand  ein  baculus  ferratus» 
S.  dazu  die  prächtige  "^Federzeichnung  eines  solchen  Bettlers  in  Cod.  Mon.  lat  15093 
Bl.  99b ,  11.  Jh. 

')  Gyrovagi,  histriones,  ioculatores,  s.  G.  ep.  Leod.  2,  14;  Herim.  Aug.  z.  J.  1043; 
Ann.  Hildish.  (sancti  Albani)  zum  J.  1044;  Bd.  3,  452,  so  f. 

®)  S.  zu  ihnen  z.  B.  Stat  synod.  Trevir.  1227  c.  9,  Blattau  1,  25:  praecipimus,  ut 
omnes  sacerdotes  non  permittant  trutannos  et  alios  vagos  scholares  aut  goliardos  cantare 
versus  super  Sanctus  et  Agnus  dei  aut  alias  in  missis  vel  in  divinis  officiis. 

»)  S.  vorläufig  Lac.  ÜB.  1,  132,  203,  1064—6,  cit  oben  S.  881  Note  1 ;  Ann.  Corb* 
z.  J.  1147,  MGSS.  3,  16;  Cart  Orval  459,  1271,  cit  oben  S.  261  Note  1.  Näheres  darüber 
im  ersten  Teil  des  folgenden  Abschnittes. 

**>)  S.  schon  Ed.  Roth.  152,  vgl.  144—6;  femer  Regino  Caus.  syn.  2,  5,  77:  Verbot, 
einen  eingewanderten  Peregrinus,  der  bei  jemand  loco  mercenarii  dient,  zum  Servus  za 
inachen,  dazu  a.  a.  0.  2,  433 — 434. 


(Giundlierrlitbkeit  iind  Vogtri.  —      1158      — 

ZU  sein ' ;  ein  volles  System  freier  Mietsverträge  eDtwickelt  sich ',  und  in  allen 
VerwaltuDften  treffen  wir  auf  Arbeitsleistungien  von  freien  Dienern  und  Sub- 
alteraen^.  Das  Los  dieser  Klasse  von  freien  Leuten  ist  scliliefslich  kein 
schlechtes  gewesen;  die  meisten  haben  sich  wohl  in  den  Städten  emponiear- 
beitet,  und  der  Rest  brachte  es  auf  dem  platten  Laude  fast  duiThw^  zu  einem 
kleinen  Gruudeiffentum  *■ 

Wirtschaftlich  günstiger  sind  freilich  auf  die  Dauer  diejenigen  Freien 
gefahren,  welche  im  eigentlichen  Mittelalter  zuuilchst  eine  Minderung  ihrer 
Freiheit  erlitten.  Es  konmien  da  vornehmlich  zwei  Klassen  in  Betracht,  die 
Markhörigen  und  die  Vogteileute. 

Von  ihnen  sind  die  Markhörig;en  fiilher  und  wohl  auch  noch  massenhafter 
entwickelt  als  die  Vogteileute;  ihre  Bildui^r  ist  im  wesentlichen  mit  Beginn 
der  Stauferzeit  abgeschlossen.  Ihre  rechtliche  und  soziale  Stellung  läfst  sich 
nach  den  Ausfilhrnugen  im  ersten  Teile  dieses  Abschnittes''  sehr  ein^h  um- 
schreiben: nur  selten  halten  sie  sich  frei  von  Vermischung  mit  den  Grund- 
holden des  Fronhofes*;  in  Belastung^  wie  Gerichtszwang ^  erreichen  die  Grund- 
herren vielmehr  zumeist  das  Ziel  mehr  oder  minder  umfassender  Verschmelzung 
mit  den  Gnmdholden*.  So  wird  es  namentlich  zum  Grundsatz,  dafs  jeder 
Gehöfer  als  solcher  Markgenosse  ist^",  dafe  jeder  eingesessene  Markgenosse 

")  S.  K.  B.  Cea.  Heislerli.  Homil.  2  S.  68  (Dial.  mai.  1  S.  233  Note):  quaedam  sunt 
donms  ordiois  Cisterciensis  adeo  diril«»,  ut  uoa  earum  singulia  diebus  qainque  inillia  lio- 
ininum  pascere  Bufticiaf,  ita  tarnen  si  luonachis  et  conversis  colooi  cum  mercenariie,  bospit^ 
ciuii  [jauperibuE  connunKrentur.  In  dor  Prorinz  Sachsen  dagegen  bilden  sich  die  freien 
Tagelöhner  nach  Pommer  S,  39  erst  Anf,  dea  17,  .Ilia,  aita ;  ähnlich  in  Hannover  (Kaienberg) 
nach  Graf  Goertz  S.  6ä. 

*)  S.  dazu  P.  Hertz,  Die  Rechtaverhältnissi'  des  freien  Gesindes  (Gierkes  Unter- 
suchungen VI);  aus  unserer  Gegend  z.  B.  Oberlahnst.  ZoUr.  HM'65  S.  423:  den  Wagen- 
knechten vor  ir  emerecht,  als  ir  gedingniß  inhelt,  1  fl.;  femer  Loerscli,  Ingelh.  Oberbof 
No.  28,  181,  Beil.  2. 

»)  S.  oben  S.  861,  §  11,  1296;  Bd.  3,  470,  2b,  1345;  No.  296,  1350;  Oberlahnst  ZoUr. 
S.  290,  1464—65;  USMai.  1484  Bl.  W,  cit  oben  S.  7-54  Note  1:  Bd.  3,  315,  §5,  c.  1530; 
s.  auch  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  WW.  gedinkt  knecht  und  menonie.    Vgl.  auch  Beck  1,  259. 

')  S.  Beck  1,  220,  267. 

")  S.  S.  996  ff. 

*)  S.  z.  B.  Justi  Hess.  Denkwürdigk.  4»,  31,  1193:  liberi  et  serviles  omnes  incole  .  ., 
qui  vulgo  dicuutur  merchere. 

')  S.  oben  S.  797  ff. 

')  S.  oben  S.  232  Note   1. 

*)  S.  oben  S.  800,  vgl.  auch  noch  UKarden  11.— 12.  Jh. :  tote  villa  de  Bittelesdorf  cum 
suis  appcnditiis  est  ^cclesi^  Cardoneneia;  die  Einwohner  heifacn  beueficiales.  'USElisab. 
Hoap.  Bl.  26 ■,  Haus:  bannua  lerre  et  aque  sunt  abbati,  et  bomines  tenentur  facere  üdeli- 
tatem  abbati.  "\VLintgen  1320  und  1484:  lehnberr  und  erfgrontherr  für  gnmdhörige  Ver- 
hältnisse identisch,  hierzu  •USMax.  1484,  WHeisdorf:  gruntherr  und  erf-  und  gruntherr  sind 
gleichbedeutend. 

'")  WAmel  1472  g  19:  wer  im  Hof  ron  Amel  gesessen  ist,  er  mag  unterthan  sein,  wem 
er  will,  wenn  er  nur  zu  Feuer  und  zu  Flamme  sitzt,  der  hat  Wasser  und  Weide.  WDörren- 
bach  1504,  G.  2,  39,  Fr.:  wer  in  dem  berisz  wasser  und  weidgang  mit  recht  zustee  tmd  des 


—     1159     —  Soziale  Gliederung.] 

inarkhörig  sein  muIsS  daXs  endlich  alle  Forensen  in  die  Zinsung  der 
Markhörigen  eingeschlossen  werden^.  Damit  verfliefsen  Markhörigkeit  und 
Grundhörigkeit  ineinander^,  und  das  Schicksal  der  Markhörigen  fällt  im 
wesentlichen  mit  der  später  zu  schildernden  Entwicklung  der  Grundholden 
zusammen. 

Das  gilt  auch  vom  Schicksal  der  Vogteileute  da,  wo  die  Vogtei  sich 
völlig,  ])is  zur  Analogiebildung  der  Grundherrschaft  hat  ausbilden  können. 
Zwar  ist  das  keineswegs  überall  der  Fall ;  noch  spät  werden  mehrfach  Grund- 
holde und  Vogteileute  ausdrücklich  unterschieden*;  aber  im  ganzen  nähern 
sich  doch  die  Verhältnisse  der  Vogteileute  je  länger  je  mehr  denen  der  Grund- 


zu  geniszen  habe?  R.  dieselbigen  hofislut,  die  darin  sitzen  und  uf  nechst  daran  stoßen. 
WImmerath  (1507),  G.  2,  395:  der  lehenman  weiset,  ein  hofman,  der  hie  sitzet,  er  seie  wie 
er  wolle,  der  sitzt  wie  ein  einichsman  gegen  dem  hcrm,  gegen  der  gemein;  sie  minderen 
und  mehren  ihme  sein  dienst  nicht  WMeddersheim  1514  §  9:  wer  bei  uns  sitzt  und  won- 
haftig  ist  und  den  hem  dienstlich  lieb  leiden  gnad  und  ungnad  litt,  der  hat  macht  und 
freiheit  zu  gebrauchen  wasser  und  weid,  fischen  und  jagen  gleich  ein  ander  gemeinsman. 
Darum  spricht  das  WLenningen  1560  in  §  2  und  18  geradezu  von  gemeinen  hofsleuten  oder 
gemeinen  einichhofeleuten. 

»)  S.  Cesar.  zum  UPrüm,  cit.  oben  S.  436  im  Text;  UWincheringen  um  1200,  MR. 
ÜB.  2,  364,  SSimeon  ist  Grundherr :  incole  quoque  omnes,  qui  sunt  in  banno  (villeX  debent  9 
dies  in  anno  in  servitio  fratrum  (in  Ernte-  und  Hausarbeit)  pro  conmunibus  pascuis  et  con- 
munibus  aquis.  WHerl  1537,  G.  2,  304:  wiesen  sie,  das  keiner  unnerthon  inwendigh  dem 
ban  gesessen  [si],  der  einige  frie  guter  ader  eigen  laut  hab,  er  bedeine  es  dan  mit  dem  budel 
und  mit  dem  sack.  WGostingen  1539,  G.  2,  261 :  Grundzins  gibt,  wer  laufwasser  und  gras 
zu  lehen  hat  Vgl.  auch  WRübenach,  G.  2,  344  (so  oft):  wanne  der  inwoner  des  dorfe  R. 
seine  herrendienst  gethan,  sein  gruntzins  geliebert  und  bezalt,  alsdan  mach  er  sich  ge- 
brauchen wasser  und  weiden,  filz  und  lei,  wilt  und  zam  nach  notturft  seiner  narungh. 

*)  Dahin  ist  doch  wohl  WRetterath,  G.  2,  480  zu  verstehen:  weisen,  daß  m.  gn.  her 
von  Trier  belhenen  so!  die  uswendigen,  si  seien  witwen  oder  weisen,  die  inwendigen  seien 
selbst  belhenet.  Die  Forensen  heifsen  perterranei,  s.  *üSMax.  1484,  WBisingen:  perter- 
ranei  sie  dicti,  quod  quamvis  in  loco  de  Semibesengia  personalem  non  fociant  residentiam, 
habent  tarnen  terras  in  dominio  banno  et  finagio  dicti  loci.  Hiermit  sind  nicht  zu  ver- 
wechseln die  alieni  oder  extranei.  Unter  extranei  versteht  das  UPrüm  No.  45,  Yillance,  nicht 
gehöferschaftliche  Markgenossen :  homines  extranei,  qui  infira  nostra  potestate  resident,  s.  auch 
No.  46,  Mabonpr^;  No.  118,  Bingen.  Dasselbe  sind  im  UMettlach  die  alieni,  s.  UlMettlach 
No.  5,  Vahl  15  d:  alieni  etiam,  qui  utuntur  nostra  silva  et  pascuis,  40  puUos  etunum  simul 
solvunt  S.  zum  Verständnis  auch  UStift  395,  Fitten  11c:  ceteri  rustici  [die  Nicht-Gehöfer] 
banno  archiepiscopi  utentes  ibidem  tribus  diebus  in  anno  venient  ad  atthin  archiepiscopi  ad 
arandimi. 

")  WDemerath  1578,  G.  3,  841:  weist  der  sche£fen,  wer  hie  wonhaftigh  ist  und  neit 
frawenlehen  hat,  der  sol  des  buschs  entpfangen  gleich  seinen  andern  guitem,  dan  sal  er  sich 
des  geprauchen  mit  holz  und  ecker  gleich  seinen  andern  nachparen. 

^)  WBemkastel  Winterich  usw.  1358?,  G.  2,  358,  unterscheidet  noch  eigen  man  und 
verbürget  man.  S.  femer  noch  WRemich  1462  §  59;  WMeisenheim  1549  §  6.  Zum  folgen- 
den %.  auch  noch  v.  Maurer,  Fronh.  1,  278,  306—7,  313  f.,  331. 


[Gruniilierrliclikeit  imil  Vogtoi. 


holiien:  Statuieruiig  von  2ins-  und  Dingpflieht ',  Abstufung*  und  Radiziemng' 
der  Lasten,  ja  sc^ar  pei-sönliche  L«istuiigspflicbt  im  Besthaupt*  und  Bindung 
im  Eberecht "  findet  sieb  bei  Vogteileuten  wie  bei  Gnindholden.    Da  kann  vs 


')  WThron,  Toepfer  1  S.  282:  wer  is  eache,  das  ein  maii  bougcte  eiu  huH  iu  einen 
guten  iif  der  fodien  und  dmn  wonte,  der  gal  davon  doeii  als  vaa  eiiier  rethlan  hobgtat, 
wonet  er  aber  nlt  darinne,  so  vorriditers  mit  ander  Binem  erbe,  wer  wonet  zu  Droni?  uf  der 
rechten  vodigen,  der  is  schuldich  8  honer,  3  fas  babem  und  2  sestet  rauchwins.  di 
holffitede  zu  Niunagen,  di  da  aten  uf  der  rechten  fodien,  da  man  inne  wonet,  gelien  mime 
herm  dem  voide  2  Bester  rauchwins,  I  hocn,  1  firzel  even  iind  mime  herm  dem  aple  ein 
hoen  und  »:ehendehalf  eier.  anderwerbe  wer  sitzet  uf  der  rechten  vodien,  der  ist  schuldich 
KO  komen  zu  allen  foitdingeu  und  zu  allen  lioiidiagen;  wer  sich  daran  sumet,  der  mus  liden, 
was  der  schetFen  wiset    S.  anch  WAltwies  1698. 

')  MR.  ÜB.  2,  4*.  1170:  advoc«tua  de  suii  petitiono  non  debet  ultra  ah  aliquo 
hominum  .  .  etiam  inier  ditiores  plus  exigere  quam  mir.  speltf,  a  pauperioribus  mir.  avcn'^ 
...  et  soll  hahenles  iumenta  deferant  hanc  fhunenti  coUectam  ad  habilationem  adrocati 
Kereberc,  non  hahentes  vero  iiuneota  ea,  qu?  dant,  presentent  suhadvocato,  quem  eis  major 
adTocaWfi  ptepMuerit. 

')  S.  u.  a.  oben  S.  1083,  vgl.  auch  "Bald.  KesselsL  S.  236,  1332:  tredetim  uiansiones 
dicUs  saitzunge  cum  hominüras  nd  easdem  pertinentihus  et  unam  domum  torculftreni  in  vilLa 
Tnmthingen  inter  LuEellenburg  et  Remiche. 

•)  8.  oben  S.  1086. 

')  Lac  ÜB.  2,  5-58,  1265,  Vergleich  iwischen  Jülich  und  Köln  über  die  Hochstaden- 
ÄliTBclie  Erbschaft:  de  hominibus . .,  qui  dicuntur  bomines  FnimiejiEcs,  toliter  est  condictiim, 
qnod  tili  homincs,  qui  sunt  in  Arwilre  Are  Kesselig  et  in  aliis  villis  ipsi  domino  arthiepiscopo 
et  ecclcsie  Coloniensi  deputatis  commorantes,  suj  enint,  ilh  vero  qui  morantur  in  villis  nobis 
deputatis  et  alias,  nostri  erunt.  et  si  huiusmodi  hominee  nostri  in  villas  ipsius  domini  archi- 
episcopi  declinaverint,  siu  enmt,  ex  converso  [so  ta  lesen]  qui  in  villas  nostras  dedinaverinl, 
nostri  erunu  et  aic  ournis  controversia  inter  nos  hacteaus  bahita  integrslitci-  et  omicalMliter 
est  sopita.  Kremer,  G.  d.  Ardenn.  Geschl.,  Cod.  dipl.  S.  535,  1376:  ich  Frederich  von  Ippel- 
bom  ritter  dun  ktint  allen  luden,  das  umhe  de  hont,  der  da  st6t  in  deme  briefe,  durch  well- 
eben  lirief  dies  genwortiger  hrief  durchgestnchen  ist,  der  da  spricht,  das  niine  lüde  mogent 
nemen  imder  des  edeln  herm  mins  liehen  herni  grafe  Johan  von  Sarbriicken  . .  luden  in  deme 
Zinder  daile  crlich  dieme  zu  eimc  elichen  wibe,  und  sine  lüde  unter  minen  luden  dasselbe 
iridderumb,  des  sin  wir  zu  beiden  siten  obirkommen  und  hau  den  pont  erlutert  und  wollent, 
das  er  sich  also  verstc:  das  die  dochter,  die  man  also  zu  der  £  nenien  mach  als  vorg.  ist, 
die  ensal  nit  ein  stock  sin,  dan  von  andern  dochtern  sal  is  sin,  als  der  eg,  brief  heldct. 
und  auch  ist  zu  wißin,  was  dochter  hitzher,  e  dieser  genwortiger  brief  gemacht  werde,  von 
minen  luden  hindir  min  herren  den  graven  vorg.  und  von  sinen  luden  hinder  micb  in  der 
vorg.  maißen  kommen  sint,  es  eint  stocke  oder  nit,  die  sollent  hüben,  als  sie  itzunt  silzent; 
und  sal  auch  der  eg.  hrief  in  allen  andern  sinen  ponten  und  stflcken  stede  veriilien  und  in 
Einen  krelUn,  ane  an  deme  vorg.  ponte  von  den  dochtem.  Toepfer  2,  34,  1379;  die  Bruder 
Johann  und  Hügel  Vögte  zu  Hunolstein  schliefsen  mit  den  Brüdern  Heinrieb  und  Friedrich 
Grafen  zu  Veldenz  einen  Vertrag,  wonach  unser  beider  particn  ir  arme  lüde  zu  Oorenhausen 
gemeine  herrscbafl  haben  sollent  die  nesten  zehen  jair,  da  sie  arme  Leute  in  der  Vogtei  der 
beiden  Grafen  und  diese  wieder  anne  Leute  in  ihrer  Vogtei  sitzen  haben.  WNalbacher 
Thal  1532,  G.  2,  27:  weisen,  das  die  obersten  mit  den  nedersten,  und  die  mittelsten  mit 
den  in  der  obeisten  v(^ei  heiligten  vermitz  Iren  gewonlichen  zinsen;  und  so  sie  dermafsen 
mit  einander  geheiligt  haben,  mögen  sie  auch  zehen  mit  irer  bah  und  guetem  an  der  dreien 
vogteien  eine,  welche  ine  gelieht ;  doch  so  sal  alweg  die  hoefrede  und  hehaustmg  pleiben, 


ig-^H 


—     1161     —  Soziale  Gliederung. 

nicht  wunder  nehmen,  wenn  Vogteüeute  auch  wie  Grundholde  veräufsert 
werden  ^  wenn  auf  sie  hier  und  da  sonst  für  Leibeigene  geltende  Bezeichnungen 
übertragen  werden  ^,  wenn  schliefslich  für  sie  dieselbe  Maxime  zur  Anwendung 
gelangt,  nach  welcher  bei  den  Markhörigen  jeder  eingesessene  oder  einkom- 
mende Mann  dem  Rechtszustande  der  schon  vorhandenen  Leute  ohne  weiteres 
unterworfen  wurde®. 

Diese  sozial  sinkenden  Klassen  machen  nun  aber  den  gi'öfsten  Teil  der 
noch  vorhandenen  altfreien  Bevölkerung  aus,  wie  schon  daraus  hervorgeht, 
dafs  der  Rest,  welcher  sich  über  das  Niveau  der  alten  Freiheit  erhebt, 
ohne  weiteres  aristokratischen  Bildungen  anheimfällt.  Über  den  letzteren  Vor- 
gang noch  einige  Worte. 

Der  alte  Adel  der  Urzeit  war  schon  in  der  merowingischen  Epoche  mit 
Ausnahme  weniger  Reste  zu  Grunde  gegangen;  ein  neuer  Adel  hatte  sich  im 
allgemeinen*  aus  dem  Umschwung  des  gesamten  Volkslebens  in  der  Volks- 
rechtsperiode heraus,  im  besonderen  auf  der  Basis  von  Grofsgrundbesitz  und 
Amtsgewalt  entwickelt.  Ihm  gehören  jene  Geschlechter  an,  welche  sich  schon 
in  karolingischer  Zeit  zur  sozialen  Führung  der  Nation  herandrängen,  sie  dann 
im  10.  und  11.  Jh.  in  Verbindung  mit  der  geistlichen  Aristokratie  thatsächlich 
übernehmen,  und  während  der  letzteren  Epoche  mit  den  Worten  maiores  oder 
nobiles  oder  mit  ähnlichen  Ausdrücken  bezeichnet  werden^. 

Aber  das  Ferment  der  Amtsgewalt,  welches  in  fränkischer  Zeit  sehr 
wesentlich  zu  ihrer  Bildung  beigetragen  hatte,  fiel  mit  der  deutschen  Kaiser- 
zeit hinweg.  An  seine  Stelle  trat,  vom  rein  politischen  Standpunkte  aus  ge- 
sehen, das  Ferment  des  Lehnsnexus.  Indem  indes  der  Lehnsnexus  an  Stelle 
der  alten  Staatsunterthanschaft  ein  auf  Gegenseitigkeit  beruhendes  Verhältnis 
als  Basis  des  Staatslebens  einführte,  minderte  sich  die  Selbständigkeit  seiner 
standesbildenden  Kraft  ganz  aufserordentlich.    In  fränkischer  Zeit  hatte   der 

60  weit  der  drauf  derselbigen  geht;  und  wo  einer  erstlich  schaffer  wirt  und  sich  nedersetzt, 
sal  er  auch  sein  lebtag  schaffer  imd  zinsbar  pleiben.  vorts  so  iemants  usser  dem  hoef  und 
tal  Nalbach  heiligen  und  greifen  zu  ehe  wulde,  der  mag  es  thun,  und  sollen  ime  vermitz 
hermschaff  und  zins  one  hindemus  der  lehen  und  vogtherm  sein  erbgueter  volgen  und  nach- 
thenen. 

»)  Hennes  ÜB.  2,  262,  1280. 

*)  So  sind  nach  WSchuweiler  1635  §  3  dreizehn  Vogteien  mit  Leibeigenschaft  ver- 
pflichtet. S.  auch  a.  a.  0.  §  13  u.  14:  wanehr  ein  kind  auser  der  vogteien  ausbestat  und 
heiratsgut  empfenkt,  auch  von  dem  hcm  abgekauft  wirt,  so  hat  nachmals  dasselb  abkauftes 
kind  vemers  nichts  nach  der  elter  dot  an  der  eigenschaft  zu  suchen,  sondern  allein  an  dem 
möbel,  do  einiche  vorhanden,  sovem  aber  ein  kint  in  die  eigenschaft  inbestat  wirt  und  be- 
gert  die  eigenschaft  zu  teilen,  wirt  ime  solches  ohne  verwilligung  der  hem  nicht  zugelassen. 

»)  S.  z.  B.  WEdiger  u.  Eller  16.  Jh.,  G.  2,  426:  weiset  vort  der  scheffen,  kehme  ein 
mahn  bei  uns  wohnen,  jähr  und  dagh  bei  uns  gewohnet  hette  und  lieb  und  leid  bei  uns  ge- 
litten hette,  als  ein  ander  bürgen  den  sol  m.  gn.  horre  schirmen  und  verantworten  als  ein 
ander  burger. 

*)  S.  darüber  Genaueres  oben  S.  51  f. 

*)  Vgl.  z.  B.  Alp.  de  div.  temp.  2,  8;  Bruno  de  beUo  Sax.  37. 

Lamprecht,  Deutsches  Wirtschaftsleben.    I.  74 


[CmindlieiTlithkeit  und  Voglei, 

Staat  ilie  Fülle  der  Anilf^ewalt  als  eiu  ilurchaus  und  i-eiu  politisches  Ferment 
der  StaiuiesMlduug  einseitig,  nur  von  sich  aus,  Reliefert:  jetzt  daliegen,  im 
Lehnsstaat,  mufste  der  ehemalige  Unterthan,  nunmehr  Vasall,  zum  standes- 
bildenden Ferment  des  Lehnsnexus  ein  gutes  Teil  eigener  KrafC  mit  einbringen. 
Zu  hen'orragender  Stellung  im  Lehnsstaat  eigneten  sich  daher  nur  an  sich 
machtvolle,  mit  eigener  Daseinsenergie  ausgerüstete  Gesclilechter';  in  der 
karolingischen  Monarchie  hatten  auch  Unfreie  Grafen  werden  können.  Aus 
diesem  Gegensatze  heraus  versteht  es  sich,  dafe  die  soziale  Bedeutung  des 
Lehnsbegriffes  gering  ist,  darum  auch  —  wie  wir  schon  früher  gesehen  — 
nicht  in  die  Tiefen  der  Nation  einwirkt;  denn  dieser  LehnsbegrifF kann  stände- 
bildeud  nur  werden  auf  Grund  anderweitiger,  vom  Vasallen  her  erborgter  Kräfte. 
Diese  anderweitigen  Krftfte  aber  konnten  nur  ökonomischer,  und  in  der  Zeit 
der  Naturalwirtschaft  nur  grundherrschaftlicher  Natur  sein.  Alle  grofsen 
Adelsgeschlechter  der  frülieren  Kaiserzeit  sind  daher  im  Besitz  von  Grofsgrund- 
herrschaften ,  für  sie  oJle  ist  das  soziale  Ferment  in  dieser  Zeit  im  Grunde 
mehr  wirtschaftlicher  wie  politischer  Natur. 

Dieser  Gesichtspunkt  verdient  namentlich  dann  eine  gewisse  Beachtung, 
wenn  man  ihn  auf  den  allgemeinen  Flufs  der  Wirtschaftsei-scheinuugen  an- 
wendet Wir  haben  früher  gesehen,  wie  etwa  seit  dem  6.  Jii.  die  ueuent- 
wickeltfl  Möglichkeit  wirtschaftlichen  Wettbewerbs  zerstörend  auf  die  gemeine 
Freiheit  der  Urzeit  einzuwirken  begann  " ;  wenige  Jahrhunderte  darauf  erschienen 
Armut  und  Freiheit  schon  als  nahezu  unversöhnliche  Gegensätze:  quainvis 
paupev  sit,  tamen  libertatem  suam  non  perdat  nee  hereditatem  suam,  sagt  die 
L.  Baiuw.  1,  7,  *'.  Jetzt  nun,  spätestt'ns  mit  dem  10,  Jh.,  wurde  die  wirt- 
schaftliche Macht  auch  nahezu  das  einzige  Ferment  der  adligen  Standos- 
hildung*;  in  der  späteren  Kaiserzeit  lag  das  jedermann  offen  zu  Tage,  und 

')  Zur  Illustration  vgl.  Publ,  Luxemb.  14,  111,  1282;  Dietrich  von  Hayingen  giebt  die 
Hülftc  seines  Lebens  an  Luxemburg  zurück,  cum  gravis  sarcina  debitonini  iam  diutius  pro 
mea  ac  meonini  sustentatiune  necessaria  contraclonim  nie  ad  inojiiam  traxerit  evidentem  et 
in  (antnm  mearum  exbaiiserit  substantiam  facultatum,  (^uod  domino  nico  coniiti  Luccenburgenei, 
CUJUS  homo  existo  ligius,  iuxta  feodi,  quod  ab  eo  teneo,  exigentiam  servire  nequeo  nee  ipsuni 
feodum  defendere. 

')  S.  oben  Abschnitt  1,  zusammenfassend  besonders  S.  öl  tf. 

")  MGLL.  3,  2Ö8.  Vgl.  auch  Trad.  a.  Magni  15,  MGSS.  4,  426,  c.  SSO;  quaniTis 
pauperculus,  tamen  ex  bonis  parentibus  natus. 

*)  S.  Alp.  de  ep,  Mett,  MGSS.  4,  699,  ib  :  Deodericus  [Bischof  von  Metz]  generosiute 
parentum  et  excellentia  maionim,  ex  innata  quoque  copia  magna  praedioruni  clarissinms  ha- 
betnr;  aliter  enini  vires  ejus  magnitudiuis  ab  eo  ineunte  aetate  secuin  crescere  et  suae  gloriam 
potentiae  usque  in  tinem  vitae  apud  se  consislere  impossibile  esset  Vit.  loh.  Gorz.  40:  A. 
cum  esset  regii  qiiidem  patema  simul  ac  matema  stirpe  longe  rctro  usquo  ab  hominum  me- 
moria sanguinis,  sed  ob  rei  familiaris  inopiam,  qua  secundis  niatris  nuptiis  laborabat,  censti 
aliquanto  tenuior.  Vgl.  femer  Lambert  z.  J.  1076,  MGSS.  5,  244,  j«;  erant  diio  cuiusdam 
Geronis  comitis  filü,  satis  quidem  edito  loco  nati,  sed  propter  inopiam  rei  familiaris  inter 
principes  Saxoniae  nullius  nominls  vel  momenti,  und  hierzu  a.  a.  U.  S.  252,  n:  parentibus 
suis,  qui  inter  regni  principe»  et  opum  et  dignitatig  speciali  praerogativa  ei 
Tristan  3795  f. 


—     1168     —  Soziale  Gliedenmg.] 

der  Gedanke  wurde  bald  mit  Bedauern  bald  mit  einem  gewissen  Cynismus 
vorgetrajren.    So  heilst  es  im  Erec  431  f. 

swen  dise  edelarmen  [arme  Grafen] 

niht  wolden  erbarmen, 

der  was  herter  danne  ein  stein*. 

Im  Gregorjus  aber  wird  V.  441  S.  ausgeführt: 

nu  waz  mac  danne  ir  mnot 
gefrumen  iemen  äne  guot? 
noch  bezzer  ist  guot  &ne  muot 

Diese  Entwicklung  hatte  gewifs  ihr  sehr  Bedenkliches,  um  so  mehr,  als 
sie  im  12.  und  13.  Jh.  mit  einer  bis  dahin  in  der  deutschen  Geschichte  uner- 
hörten wirtschaftlichen  Revolution  zusanunenfiel ,  deren  Wirkung  selbst- 
verständlich ebenfalls  auf  eine  Steigerung  der  wirtschaftlichen  Fermente 
sozialer  Bildung  hinauslief.  Ein  Gegengewicht  gegenüber  diesem  Über- 
wiegen materieller  Tendenzen  bestand  eigentlich  nur  noch  im  Bildungs- 
charakter der  Ministerialität:  hier  waren  während  der  Stauferzeit  persönliche 
Tüchtigkeit  und  Berufsthätigkeit  in  Staats-  und  Herrendienst  in  glänzendster 
Weise  standesbildend  aufgetreten.  Eben  auf  Grund  dieser  isolierten  Basis  ist 
die  Ministerialität  die  Vertreterin  der  idealen  Interessen  dieser  Zeit:  die  erste 
nationale  Bildung  der  Laienwelt,  die  glänzende  Blüte  mittelalterlicher  Dich- 
tung, der  ideale  Schwung  der  staufischen  Politik  sind  die  höchsten  Ruhmestitel 
des  Standes.  Aber  die  Ministerialität  verfiel  mit  der  ereten  Hälfte  des  13.  Jhs., 
ihr  altt^r  Charakter  verlor  sich,  mit  der  Umbildung  zum  niedem  Adel  gingen 
die  idealen  Interessen  verloren,  sehr  reale  traten  an  ihre  Stelle  und  wurden 
unter  Aufwendung  des  althergebrachten  Überschusses  an  Energie  bald  mehr 
als  zulässig  betont:  die  Zeiten  des  Raubrittertums  kamen  herauf. 

So  stehen  mit  etwa  der  Mitte  des  13.  Jhs.  die  wirtschaftlichen  Strebungen 
imd  Ziele  für  die  Anstrengung  aller  Stände  durchaus  im  Vordergrund;  ein 
Hasten  nach  Reichtum  beginnt,  wie  es  bis  dahin  unbekannt  war.  Über  seine 
Stärke  belehrt  nichts  mehr ,  als  der  Umstand ,  dafs  damals  zuerst  eine  der 
gröfsten  sozialen  Fragen,  diejenige  nach  der  Ausgleichung  zwischen  Ammt 
und  Reichtiun  auftritt.  Und  sie  nimmt  zu  an  drohendem  Umfang,  bis  sie  nach 
drei  Gcnierationen ,  nach  Besiegung  jedes  Widerstandes  der  konservativen 
Mächte,  namentlich  der  Kirche,  in  den  Gräueln  imd  Sonderbarkeiten  der  Epoche 
des  schwaizen  Todes  zu  revolutionärem  Ausbmch  gelangt.  Im  13.  Jh.  freilich 
vennochte  der  Klerus,  damals  noch  eine  Macht  von  eminentem  und  idealem 
Einflufs,  die  drohenden  Wogen  noch  zu  beschwichtigen.  Wir  haeten  alle 
gonuoc,  predigt  Bruder  Berhtold  S.  60,  28,  der  ez  geltche  teilte ;  unde  darumb, 
ir  saeligen  goteskinder,  gehabet  iuch  vil  wol.  habt  ir  [hie]  ze  lützel  unde  sie 
ze  vil,  so  habet  ir  dort  gar  genuoc,  da  sie  gar  w§nic  habent  unde  davon 
sprichet  got  selber:  :>saelic  sint  die  armen,  wan  daz  himelrtche  ist  ir«. 

^)  S.  dazu  V.  Adalb.  II.  Mett.  c.  27,  um  1000:  multi  .  .  nobiles  in  paupertatem  et 
magnam  miseriam  dcvoluti. 

74* 


[Gntndherrlichkeit  und  Vopei. 

Suchen  wir  nun  die  soziale  Eiit\rieklung  der  Altfreien,  soweit  sich  die- 
eelhe  in  aufsteigender  Linie  bewegt,  diesen  all^uieinen  Strebungen  des  10.  bis 
13.  Jhs.  einzuordnen,  so  ist  zweierlei  ohne  weiteres  klar:  die  Freien  inufsten 
einen  Adel  unter  den  alten  Maiores  oder  Nobiles  der  Karolingerzeit  bilden, 
und  ihre  HehunfT  zu  dieaeni,  ihie  Abstufung  in  diesem  neuen  Adel  mufete  nach 
wirtschaftlichen  Gesichtspunkten  erfolgen, 

Und  80  verlauft  denn  die  Entwicklunfr.  Charakteristiscli  für  sie  ist,  ganz 
entsprechend  den  eben  festgestellten  Vorbedingungen,  eine  lang  andauernde 
Unklarheit  der  Abstufung;  weil  nicht  bestimmte  festabgegi^enzte  Fermente,  wie 
etwa  die  staatlichen  Rangstufen  des  Herzogs  Grafen  usw.  hei  der  froheren 
Adelsbildung,  sondern  TO'lmehr  die  rein  individuelle,  unter  sich  so  abweichende 
wirtschaftliche  Machtstellung  des  Freien  für  sein  Aufrücken  nialsgebend  waren, 
so  konnt^'n  nicht  \'on  voniherein  hestinunt  fixiert*?  Klassen  eines  neuen  Adels 
entstehen'.  Darum  nennen  sich  die  neuen  werdenden  Adligen  noch  im  11.  Jli. 
meist  einfach,  aber  mit  besonderer  Betonung  liberi*,  so  wie  sich  etwa  jetzt 
ein  grofser,  aus  eigener  Kraft  emporgekommener  Bank-  oder  Handeisherr  mit 
eigenartigem  Stolz  nur  schlechthin  Kaufmann  nennt.  Ei-st  mit  dem  12.  Jh. 
tritt  dann  die  Bezeichnung  liher  et  nobilis  ^,  erst  seit  den  Staufem  regelmäfsig 
die  einfache  Bezeichnung  nobilis  auf*.  Und  die  genauere  Abstufung  im  neuen 
Stande,  deren  Untersuchung  uns  hier  fem  liegt,  erfolgt  noch  später. 

Entsprechend  der  wirtschaftlichen  Basis  und  der  Zeit  ihres  Emporkommens 
waren  diese  neuen  Adligen  natürlich  GrundheiTen "  wenn  auch  meist  kleineren 


')  .S.  dazd  Lamprfihl  in  Cimrads  .Tahrhli.  N.  F.  Bii.  U,  8-'A  mr  Arbeil  Roths  von 
Scbreckenatein  über  die  Teiminologie  der  GrUndunganotix  des  KtonUre  SGeorgen  auf  dem 
Schwarzwalde  hinsichtlich  der  Stände  der  2.  H.  11.  Jhs.  (1083)- 

*)  Diese  Bezeichnung  tönt  sogar  noch  im  12.  Jh.  nach,  tgl.  Lac  ÜB,  1,  181,  278,  1116; 
190,  289, 1118  ;  Eunen,  Qu.  1,  .WO,  39,  1119 ;  ME-  ÜB.  1,  501,  1136,  cit,  oben  S.  1085  Note  3. 
UlMetUach  No.  XII,  12.  Jh.  Mitte,  cit.  oben  S.  640  Note  1.  Daneben  stehen  dann  schon  viel 
voller  lautende  Bezeichnungen  nicht  technischer  Art,  vgl.z.  B.  MR.  L'B.  1,  390, 1096:  testea  idonei 
sunt  isti  gcnere  et  fama  et  opibus  viri  clarisäinii:  folgen  einfache  Adlige  bezw.  Vollfreie. 

")  So  zuerst  wohl  MR.  ÜB.  1,  458,  1128. 

*)  Charakteristisch  ist  MR.  ÜB.  2,  252,  1209. 

'')  Vgl.  Lac.  ÜB.  1,  161,  250,  1094;  168—169,  260,  1102;  MR  ÜB.  1,  419,  1110:  vi- 
neas  8,  quas  emi  a  Lamberto  de  Walemiche  homine  libero,  4  sitas  in  eodcm  pago,  4  Cestene 
et  Hardrichforst  inxta  Malendre;  MR.  ÜB.  2,  65,  1184:  Adlige  schenken  curiani  stiam  in 
Lesseniche  cum  2  mancipiis  usw.;  MR.  ÜB.  3,  1283,  1255;  R.  de  tboro  legitiino  protreatus 
et  moe  potestatiB  lu'kundet.  er  hat  ein  allodium  bei  Maricnslatt  und  verkauft  necessitate 
paupertatis  compellente.  Kr  hat  kein  eigenes  Siegel ,  ist  offenbar  iin  Sinken  aus  der  Voll- 
freiheit begriffen.  Ilennes  US.  2,  336,  1298:  Rittersitz  in  Eckuiii  bei  Rommerskirchen  hostet 
775  mr,  Coloniensium  d.,  umfafst  curtem  nosti-aia  Erglnfceiin  sitani  infra  pan'ochiam  de 
Bumerskirgen  cum  duobus  mansis  et  dimidio  et  sex  iumalibus  consistentibus  tain  in  agri^ 
arahilibiis  pratis  pascuis  piscariis  luam  nenioribus,  item  et  iiu'ibus  iurisdietionibus  cippo  uno 
propter  iudiciuni  posito  in  eadem  curte  et  serrttutibus  hominibus  censitis  redditibus  pensinni- 
bus  censibus  et  quibiiscunque  aliis  pertinentibus  in  eandeni  curtem,  quocunque  iure  et  no- 
mine censeantur.     Heimes  2,  375,  1307:   (ieronl  von  Nievenheim  verkauft  an  den  Deutsch- 


—     1165     —  Soziale  Gliederung.] 

Besitzes,  uud  als  Grundherren  fast  stets  Gericlitsherren * :  eben  dies  letztere 
Moment  trennte  sie  schliefslich  endjrtiltig  von  Ihrem  Ausgangsstande,  der  ge- 
meinen Freiheit^. 

Dazu  kam  ein  weiteres.  Gewife  blieb  eine  ganze  Anzahl  solcher  kleiner 
Grundherren  noch  innerhalb  der  Markgenossenschaft,  der  sie  ureprünglich  an- 
gehört hatten,  sei  es  als  einfache  Gemeindemitglieder ^,  sei  es  in  der  bevor- 
zugten Form  der  Edolmärkerschaft*  bezw.  des  kleinbürgerlichen  Patriziats*^ 
in  den  Landstädten.  Aber  nebenher  versuchten  doch  alle  diese  ehemals  freien 
Mitglieder  des  kleinen  Adels  sich  dem  Ritterstande  einzureihen.  Ritterstand 
und  Bauerstand  waren  aber  schon  im  Beginn  des  13.  Jhs.  Berufegegensätze*, 
und  sie  wurden  es  seitdem  immer  mehr.  Indem  sich  daher  die  neuen  Adligen 
dem  niederen,  ursprünglich  vornehmlich  ministerialischen  Ritterstande  einord- 
neten, indem  sie  auf  Grund  dieser  Einordnung  Dingfreiheit  vom  Landgericht, 
Lastenfreiheit  von  territorialen  Auflagen  entwickelten  und  wohl  gar  ein  beson- 
deres Personenrecht ^  ausbildeten,  entfremdeten  sie  sich  den  landarbeitenden 
Klassen.  Der  Altfreie  war  Bauer  gewesen,  der  der  Altfreiheit  entwachsene 
niedere  Adel  war  es  nicht  mehr®,  er  war,  trotz  mehrfach  noch  festgehaltener 
Zusammenhänge  mit  den  alten  agrarischen  Entwicklungen,  doch  vornehmlich 
Ritter.    Diese  herren  ritter  und  knechte  aber,  erzählt  die  Limburger  Chronik 

Orden  bona  nostra,  quc  ab  eisdem  tenuimus  in  feudo,  que  sita  sunt  apud  Noithusen,  videlicet 
centum  et  triginta  tres  iumales  cum  triginta  virgis  terre  arabilis  et  cum  duabus  potestatibus 
et  dimidia  nemoris  in  palude  apud  Eilse^  et  cum  omni  iure  ac  attinentiis  ipsorum  bonorum, 
prout  sita  sunt  ab  antiquo  in  parochia  de  f^ilse  predicta  Coloniensis  diocesis  pro  quingentis 
et  triginta  duabus  mr.  ac  decem  s.  d.  Colonie  usualium,  videlicet  Turonensi  minuto  pro  uno  d. 
ac  duodecim  s.  pro  mr.  qualibet  computatis. 

^)  Die  Ausnahmen  sind  sehr  selten,  s.  z.  B.  WThommen  1555  §  7:  daß  noch  vil 
fronune  edelleuth  sein,  die  gulde  und  rente  binnent  dem  hof  von  Th.  zu  heben  haint,  man 
nennet  sie  die  kleine  herm.  ire  gulde  und  renthe  sullen  sie  nit  heben,  als  unse  drei  herm, 
sei  ensullen  der  auch  drumb  nit  entberen.  ist  iemant  innen  schultig  gulde  oder  renthe  .  ., 
so  sollen  sie  gain  bei  den  meier,  darhinder  der  man,  der  innen  schuldig  ist,  zu  leben  sitzt, 
und  sollen  den  hofsboten  lehenen  und  sollen  ire  gulde  und  renthe  nae  pfenden,  gleich  imsere 
drei  herm,  dan  sie  sollen  nicht  selbst  richten. 

*)  MR.  ÜB.  8,  744,  1242  rechnet  zu  den  Herren,  qui  iurisdictionem  habere  nos- 
cuntur. 

^)  So  wurden  die  Ritter  im  Ingelheimer  Reich  noch  bis  zum  16.  Jh.  als  Gemeinde- 
genossen angesehen,  s.  Loersch  S.  LXXIV  u.  LXXVII.  Vgl.  femer  oben  S.  187;  CRM.  8, 
24,  1805,  cit  oben  S.  888  im  Text;  Toepfer,  ÜB.  1,  288,  1857;  WAmel  1472  §  2;  auch 
Honth.  Hist.  8,  943,  1729. 

*)  S.  dazu  aufser  oben  S.  278  f.  MR.  ÜB.  8,  358,  1228:  Henricus  quondam  comes  in 
Seine  possessionem  quandam,  que  vulgariter  Haslag  appellatur,  a  primoribus  ville  Valen- 
drensis  .  .  compara(vit).  Das  wird  später  strittig  gemacht  von  tam  plebanus  R.  ville  prefate 
quam  milites  et  iudices  cum  tota  parrochia,  aber  schliefslich  doch  anerkannt 

'')  S.  z.  B.  Rhenus  1,  98,  1606—1642. 

«)  S.  z.  B.  MR.  ÜB.  8,  14,  1218;  vgl.  schon  Waitz,  Vfg.  5,  188  Note  1. 

^)  S.  oben  S.  83,  642. 

^)  S.  auch  V.  Maurer,  Dorf^.  1, 130  f.  über  das  Ausscheiden  der  Ritter  aus  dem  Anbau 
und  der  Markgenossenschaft. 


[Gnindherrlichkeit  und  Vogtei,  —      1166     — 

für  die  Zeit  von  etwa  1S40'  von  17  Limlnu^cr  wohl  teils  ursprünglich  inini- 
sterialisehen  tfils  urspiünglich  altfreieu  Rittern,  gingen  alle  in  langen  kleidern, 
eine  grosse  spanne  nedewcndig  iren  knien,  und  gorten  sich  ire  einteils,  das 
sie  sich  ofsehorzeten.  item  was  undir  diesen  itzont  genanten  ritterschafteii  ein- 
teils, die  er  rosse  und  kostliche  hengste  bi  en  hatten  stehen,  dan  sie  dicke 
tomerten  und  stachen  mit  der  geaelschaft,  und  waren  riebe  selige  lüde.  Und 
danehen'  erzählt  die  Chronik  von  39  anderen  Leuten  mit  trme  gezuge  und  sillteni 
beschlage,  hurgerschaft,  die  riebe  und  selig  waren  und  hielten  stat  als  ritter 
und  knechte;  auch  hatten  sie  pferde  und  gewapende  kneclite  wol  gezuget  zu 
den  eren  und  zu  dem  ernste.  Dazu  kommen  endlich  noch  5  Leute,  welche 
ire  gestech  und  toruergezug  hatten  glich  den  andern  edeln  knechten. 

Kein  Zweifel ,  das  sind  nicht  mehr  Leute,  deren  Interessen  und  Bestre- 
bungen der  Landwiitschaft  uud  häuerlicher  Beschafdgunji  gelten ;  ihr  Schicksal 
kann    unmittelbar    nichts  mein-  gemein  habeu    mit  dem  der  landarheitenden 


So  war  der  Zweig  der  altfreien  Leute,  welcher  sieh  über  seine  alten 
Verhältni^e  erhob,  zugleich  der  Entwicklung  des  platten  Landes  im  wesent- 
lichen verloren  gegangen;  dem  Bauerntum  des  späteren  Mittelaltei-s  geholten 
nur  die  gemeinfrei  gebliebenen  oder  frei  gewordenen  Pächter  und  Arbeiter, 
sowie  die  mehr  oder  minder  gruudhold  gewordenen  Markhörigen  und  \'ogtei- 
leute  an. 

Aber  andererseits  drangen  Bildungen  in  diese  Schichtung  hinein,  welche 
sich  aus  der  alten  Unfreiheit  zu  besserer  sozialer  Stellung  zu  erheben  an- 
fingen, ja  sie  überholten  das  Niveau  dieser  Schichtuns  teilweis  und  liedeckten 
es  mit  höher  geachteten  Standesformen. 

Wir  haben  schon  früher  gesehen,  inwiefern  der  Kern  der  alten  Unfreiheit 
durch  die  Ausbildung  der  Grundhörigkeit  im  9.  Jh.  aufgelöst  werden  konnte: 
hier  war,  wirtschaflsgeschiehtlieh  betrachtet,  die  gemeine  nationale  Lehensart 
in  selbständiger  Landarbeit,  wie  sie  frei  und  unfrei  in  der  Grundherrschaft, 
vereinte,  zu  einer  Grundlage  geworden,  in  deren  Anerkennung  sich  die  alte 
Unfreiheit  zu  milderer  Hörigkeit  abschwächte. 

Aber  neben  der  geraeinen  Landarbeit  gab  es  andere  Beschäftigungen  der 
Unfreien  in  besonders  qualifizierter  Arbeit  und  im  persönlichen  Dienst.  Ihnen 
entsprechend  hatten  sich  weitere  besondere  Gruppen  unfreier  Lebensart  aus- 
bilden müssen:  wie  wandte  sich  nun  das  Schicksal  dieser  Gruppen? 

Was  zunächst  die  Gruppen  qualifizierter  Arbeit  betrifft,  so  bestehen  als 
Fermente  für  ihre  weitere  Verzweigung  namentlich  drei  Arten  qualifizierter 
Arbeit,  ^arische  Thätigkeit  besonders  schwieriger  Art,  industrielle  Arbeit  und 
kommerzieller  Beruf.  Von  ihnen  wurde  das  zuletzt  genannte  Ferment  am 
wenigsten  wirksam ;  kommen  auch  unfreie  Kauf  leute  in  besonders  begünstigter 

')  Ed.  Wyfs,  Anh.  1,  c.  9. 
•)  a.  a.  0.  c.  10. 


—     1167     —  Soziale  Gliederung.] 

Stellung  vor  \  so  ist  doch  zu  bezweifeln,  dals  sie  es  ausserhalb  der  Städte  allgemein 
zu  einer  besonderen  Gruppenbildung  gebracht  haben.  Besser  schon  steht  es  mit 
der  industriellen  Arbeit,  wie  sie  ihren  Ausdruck  im  Handwerk  fand  *.  Es  ist  be- 
kannt, dalis  die  Handwerker  es  in  der  zünftigen  Gruppenbildung  der  Grofestadt 
^hr  bald  bis  zur  Freiheit  brachten ;  und  auch  da,  wo  sie  auf  dem  platten  Lande 
mehr  vereinzelt  vorkommen,  ist  [ihre  Stellung  eine  freiere,  als  die  der  ein- 
fachen Grundholden:  sie  zahlen  meist  nur  einen  unifizierten'  Geldzins'  und 
werden  nicht  selten  völlig  freigelassen^.  Fast  noch  günstiger  aber,  als  die 
Gruppe  industrieller  Arbeit  entwickelt  sich  auf  dem  platten  Lande  diejenige 
qualifizierter  agrarischer  Thätigkeit  Hier  erblüht  au&  reichste,  speziell  an  der 
Mosel,  die  Weinbaulehngenossenschaft,  deren  Charakter  und  Schicksal  schon 
früher  erörtert  ist*;  auf  diesem  Boden  erwachsen  femer  die  wohlhäbigen  und 
halbfreien  Forsthufergenossenschaften  ^. 

Ein  Rückblick  auf  die  verschiedenen  Gruppen  qualifizierter  Arbeit  lädst 
zwei  durchgehende  Merkmale  besonderer  Standesbildung  erkennen:  sozial 
bessere  Stellung,  als  sie  die  einfachen  Grundholden  hatten,  infolge  ökonomisch 
höherer  Wertschätzung,  und  Standesabschluüs  genossenschaftlichen  Charakters 
entsprechend  der  allmählich  ausgebildeten  Arbeitsteilung. 

Eben  diese  Prinzipien  gelten  nun  auch,  nur  in  viel  höherem  Ma&e  und 
mit  viel  weiter  tragenden  Folgen,  für  die  Gruppenbildung  auf  Grund  per- 
sönlichen Dienstes'. 

Auch  hier  lassen  sich  für  die  weitere  Verzweigung  des  Dienstbegriffes  drei 
Fermente  unterscheiden,  das  Haus,  die  Medliche  Herrschaft  im  Groisgrundbesitz 
bezw.  im  Territorium,  und  die  Eriegsgewalt.  Unter  dem  Einfluüs  des  ersten 
Fermentes  entwickelt  sich  das  Gesinde  der  niederen  Ministerialität,  unter  der 


^)  y.  et  Mir.  s.  Maximin.,  8.  Jh.,  c  2,  §  14:  ein  Friese  Ibbo,  cum  ad  beatum  Mazi- 
minum  se  cum  omnibus,  quae  habebat,  condonans  pro  stipendiis  fratrum  emendis  ultra  mare 
ire  decrevisset  in  una  navi. 

*)  S.  dazu  oben  S.  54,  587,  776  f.,  auch  MR.  ÜB.  1,  108,  867,  sowie  MR.  ÜB.  1,  888, 
1052:  Erzbiscbof  Eberhard  giebt  die  erzstiftischen  Villae  Buss  Merzig  Witten  Osann  Ensch 
Serrig  Borg  Ayl  etc.  (s.  Goerz  Reg.  1  No.  1850)  in  Prekarei,  exceptis  servientibus  [Ministe- 
rialen] necnon  yenatoribus  piscatoribus  fabris  cementarüs  architectis  sive  latomiä  nostris 
eorumque  beneficiis. 

')  S.  V.  Ger.  Tüll,  c  24:  in  suburbio  [Mettensis]  civitatis  erat  quidam  artifex  lignarius, 
>eccle8iae  sancti  Aniani  capitali  censu  senrulus;  auch  MR.  ÜB.  2,  852  u.  854,  11. — 12.  Jh., 
finden  sich  unter  den  mit  Geld  |an  das  Trierer  Domkapitel  zinsbaren  Leuten  1  sellator 
mit  17  d.,  1  faber  mit  12  d.  jährlich.  8.  auch  Arch.  Clervaux  498,  1877 :  Jutte,  dame  de 
Meisenburg,  du  consentement  de  ses  gendres  Jean  de  Brandenburg  et  Henry  Beier,  fiiit  do- 
nation  ä  Jean  Pluchmansonne ,  leur  tailleur,  de  la  moiti^  d'un  bien  sis  k  Massolter,  qu*il 
possMera  sa  vie  durant,  sans  ayoir  besoin  de  üedre  des  corvöes. 

*)  Vgl.  z.  B.  Goerz  Regg.  der  Erzb.  zum  29.  Dez.  1426. 

^)  S.  oben  S.  16  und  besonders  S.  902  ü 

•)  S.  oben  S.  495  f. 

^)  Zur  Entstehung  derselben  neben  der  anderen  Gruppe  s.  schon  oben  S.  54. 


[Gnmdberrliclikeit  und  Vopei.  —      1168     — 

Einwirkung  dee  zweiten  liaK  ministerialische  Beamtentum,  unter  der  des  Ietzt«D 
die  ministerialische  Kriegerschaft, 

Von  der  niederen  Ministerialität  ist  schon  oben  S.  820  ff.  näher  die 
Rede  gewesen;  es  ist  gezeigt  worden,  wie  sie  allmählich  geradezu  im  Sande 
verlief:  wie  wir  nunmehr  Übersehen  können,  hauptsächlich  deshalb,  weil  sich 
in  der  2weiten  Hälfte  des  Mittelaltei-s  das  freie  Gesinde  mächtig  entwickelte'. 

Die  tieideii  anderen  logisch  unterschiedenen  Gnippen  aber,  Beamtentum 
imd  KriPKorschaft,  gehen  fast  stets  ineinander  Über  infolge  der  durchaus  regel- 
mäfeig  beibehaltenen  wechselsweisen  Verwendung  der  den  beiderseitigen  Gruppen 
angehörigen  Personen':  sie  zusammen  bilden  die  eigentliche  MinisterialitAt,  die 
Blüte  der  Unfreiheit*.  An  ihnen  wird  daher  an  dieser  Stelle  das  spätere 
Verhalten  des  alten  standesbiidenden  Elementes  der  Unfreiheit  um  so  mehr 
zu  untersuchen  sein,  als  die  verwandte  Untersuchung  für  diejenigen  über  den 
Gnindholden  stehenden  Gruppen  der  Unfreiheit,  welche  im  Rahmen  unserer 
Erörterungen  näher  interessieren,  sonst  schon  gemacht  ist*,  und  als  sich  an- 
nehmen lafst,  daTs  das  alte  Verhältnis  der  Unfreiheit  in  einer  Gruppe  hervor- 
ragenden persönlichen  Dienstes  länger  nachgeklungen  halien  niufs,  als  etwa  in 
den  Gruppen  qualifizierter  Arbeit. 

Das  ist  mm  in  der  That  bei  den  Ministerialen  der  Fall;  eben  die  Bei- 
l)eha!tnng  schärfeter  pereönlicher  Bindung  neben  im  übrigen  hoher  ökono- 
mischer und  sozialer  Wertschätzung  auf  lange  Zeit  hinaus,  bis  zum  Schlüsse 
des  13.  Jhs.*  ja  vereinzelt  bis  tief  ins  14.  Jh.  hinein",  winl  der  Geschichte  ge- 
rade dieses  Standes  vom  Gesichtspunkte  allgemeiner  sozialer  Entwicklungs- 
geschichte aus  stets  eine  erhöhte  Bedeutung  sichern. 

Schon  friüi  finden  wir  die  Ministerialen  in  nicht  ungünstigen  wirtschaft- 
lichen Verhältnissen,  als  Ökonomische  Unterlage  ihres  Dienstes  in  Krieg  und 

')  S.  dazu  oben  in  diesem  Teil  S.  1157  f.  Aurserdem  aber  kam,  wie  bald  näher  zu 
zeigen  sein  wird,  um  diese  Zeit  ein  neues  eigenliöriges  (leibeigenes)  Gesinde  auf. 

*)  SpezieU  über  das  Beamtentum  s.  schon  oben  S.  768  f.,  822  f.,  873  f.  Über  die 
kriegerJEche  Bedeutung  wird,  al^sehen  van  der  froheren  zusammenhängenden  Mitteilung  auf 
S.  879  f.,  noch  unten  in  Abschnitt  VIII  Teil  1  zu  sprechen  sein. 

*)  Die  letzte  zusammenhängende  Darstellung  der  Ministerialität  s.  hei  Waitz,  V%.  5, 
288  f.    Über  die  Ministerialen  im  Reich  Ingelheim  vgl.  Loerech  S.  LXIU. 

*)^FUr  die  niedere  Ministerialität  oben  S.  820  f.,  für  die  Wingertslehngenossenschaft 
oben  S.  903  f.,  fUr  die  Forstbufergenossenschaft  oben  S.  495  f. 

")  Noch  lange  blieb  daher  die  Abgrenzung  dieser  Ministerialität  von  den  übrigen 
Gruppen  der  Unfreilieit  eine  flüssige,  lag  im  persönlichen  Belieben  des  Herrn ;  e.  dazu  oben 
g.  708,  und  Acta  PalaL  6,  276,  Konrad  II.  fUr  Limburg:  habet  etiam  potestatem  abbas  super 
filios  illonun  [der  Hörigen]  nondum  uxoratos,  ut,  quem  voluerit,  in  coquina,  quem  valuerit, 
in  piatrino  ponat,  quem  voluerit,  mutatoria  abluat,  quem  voluerit,  equiritia  custodiat,  et  ad 
quelibet  minigt«ria,  quoscunque  voluerit,  deputet.  de  nairatis  autem,  qiioscunque  et  ubicun- 
que  iuEserit  abbas,  sint  cellarii,  frumentarii,  thelonearii,  forestarii.  si  vero  abbas  quempiam 
prescriptomm  in  suo  obsequio  habere  voluerit,  faciens  eum  dapiferum  aut  pincemam  sive 
militem  suum,  et  oliquod  beneficium  ilU  prestiterit,  quamdiu  erga  abbatem  bene  egerit,  cum 
eo  Bit;  cum  non,  iua,  quod  antea  habuit,  habeat 

«)  S.  v.  ßelow,  S.  72  Not«  269. 


—     1169     —  Soziale  Gliederung.} 

Verwaltung  besitzen  sie  ein  ansehnliches  ihnen  vom  Herrn  übertragenes  Dienst- 
gut,  und  sie  entwickeln  für  dasselbe  wohl  schon  im  10.  Jh.,  sicher  aber  und 
ganz  allgemein  bis  zum  Beginn  des  12.  Jhs.  ein  so  festes  Untereigentum,  dals 
dem  Herrn  nur  noch  die  letzten  Reste  einer  Einwirkung  auf  Grund  von 
Obereigentum  übrig  bleiben ^  Daneben  aber*  —  schon  seit  der  Karolinger- 
zeit, und  jedenfalls  in  der  späteren  Zeit  der  ersten  Hälfte  des  Mittelalters 
durchgängig  —  sind  die  Ministerialen    vom    Herrn  belehnt®;    klösterliche 

1)  S.  dazu  die  Bd.  2,  671  Note  1  ciderte  Urkunde  MR  ÜB.  1,  230,  965—75,  welche 
doch  wohl  hierher  gehört:  unter  ÜEunuli  sancti  Petri  sind  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
Ministerialen  zu  verstehen.  Vgl.  weiter  Lac.  ÜB.  1,  189,  289,  1118;  Cardauns,  Rh.  Urkk.  14» 
S.  859,  1126,  cit  oben  S.  682  Note  2;  Lac.  ÜB.  1,  304, 1129;  Lac  Arch.  3,  136, 1135;  MR.  ÜB. 
1,  505,  1138,  Stiftung  von  Himmerode:  (monachos  Cisterdenses)  locavimus  in  quodam  solitario 
loco  episcopii  nostri  infra  terminum  curtis  nostre  Cordule,  quam  de  manu  Lodoici  camerarii 
nostri  idcirco  redemimus.  MR.  ÜB.  1,  526,  1142:  ministerialis  (sancti  Petri  Treverensis) 
Wemerus  capellulam  quandam  in  proprio  fundo  Lunnecho  sitam  cuidam  religioso  viro 
nomine  LAdoldo  tradidit,  qui  in  doctrina  sana  multis  ibidem  ad  se  confluentibus  profuit 
Daraus  entsteht  das  Kloster  Lonnich.  MR.  ÜB.  1,  532,  1144:  Springiersbach  monasterium  .  . 
Benigna  .  .  in  propria  hereditatis  su^  possessione  hedificare  c^pit  et  ad  Treverensem 
episcopatum  ex  consensu  Sigifndi  Palatini  comitis,  cuius  ministerialis  erat,  .  .  contulit 
Erhard,  CD.  hist.  Westf.  2  No.  276,  1150:  duo  firatres  ministeriales  ^esie  nostr^  [Her- 
ford] .  .  bona  ^cclesi^,  qu^  possidebant  in  (Leudesdorf),  uxoribus  suis  ab  ecclesia  nostra 
alienis  .  .  velud  propria  tradiderant  nos  [die  Äbtissin]  autem  ibidem  venientes  et  hanc 
traditionem  a  fidelibus  recognoscentes  irritam  fecimus  hoc  scilicet  modo,  quod  ipsi  prefiiti 
fratres  cum  uxoribus  suis  in  presentia  nostra  nostrorumque  ministerialium  ceterorumque 
virorum  honestorum  ibidem  commanentium  ipsa  bona  «cdesi«  fore  recognoscentes,  in  bene- 
ficium  ea  secundum  ins  ministerialium  a  nobis  susceperunt,  insuper  et  fidem  in  manus 
nostras  sacramento  firmantes  dederunt,  quod  filii  vel  fili^  eorum  ^cclesi^  nostr^  filiis  conubio 
iungerentur,  ne  possessiones  ipsorum  ab  ^cclesia  alienarentur.  et  ut  hoc  in  posterum  a 
progenie  in  progenies  ratum  permaneat,  .  .  confirmavimus.  Folgen  noch  3  verwandte  Fälle: 
alle  bei  ^iner  Anwesenheit  der  Äbtissin!  S.  femer  noch  MR.  ÜB.  1,  575,  1153,  Erzbischof 
Hillin  bestätigt  die  Gründung  des  Augustinerklosters  Merzig:  ministerialis  beati  Petri  et 
noster  RAdulfus  in  primordio  allodium  suum  dedit  (cuius  quidem  partem  a  venerabili  pre- 
decessore  nostro  Alberone  cambivitX  super  quod  claustrum  et  cetere  officine  constructe  sunt; 
et  insuper  idem  RAdulfus  ecclesiam  cum  investitnra  de  Raildingin  et  in  Marceto  piscariam 
et  molendinum  et  item  in  Marceto  Harledengen  Bueze  Fremerstorf  120  iumales  et  allodium 
apud  Hustat  pro  remissione  peccatorum  suorum  et  pro  anima  uxoris  sue  Vespe,  que  ibidem 
tumulata  quiescit,  prefate  ecclesie  contulit 

*)  S.  oben  S.  771,  777;  femer  Lac.  ÜB.  1,  189,  289,  1118;  von  besonderem  Interesse 
ist  femer  Ennen,  Qu.  1,  538,  65,  1152.  Noch  1280  ist  (Bd.  3,  82,  4o)  von  bona  feodalia, 
ministerialia,  censualia  nebeneinander  die  Rede.    Vgl.  auch  oben  S.  724. 

')  Über  die  regelmäfsige  Verknüpfung  von  Ministerialität  und  Landbesitz  in  Lehns- 
weise s.  Waitz,  Vfg.  5,  332,  334,  der  diesen  Punkt  mit  Recht  besonders  betont  Vgl.  femer 
oben  S.  880;  wohl  schon  Lac.  ÜB.  1,  117,  186,  1051;  femer  MR.  ÜB.  1,  391,  1097;  MR. 
ÜB.  1,  462,  1128:  beneficium  cuiusdam  serrientis  sui  nomine  R.  apud  Sobemheim,  qui  nuper 
obierat,  [Sigefridus  archiepiscopus]  sancto  Dysibodo  contulit  Ennen,  Qu.  1,  541,  65,  1158: 
cunctis  inbeneficiatis  a  Coloniensi  archiepiscopo,  baronibus  et  ministerialibus,  ecclesiasticis 
quoque  personis,  archidiaconis ,  abbatibus  et  prepositis.  Ernst,  Hist  du  Limbourg  6,  155, 
1176:  in  Imsheim  zwischen  Zülpich  und  Euskirchen  feodum  ministerialis  .  .  cnrtim  sdlicet, 
in  qua  molendinum  est,  cum  pratis  et  terra  arabili;  et  habet  computationem  90  iugermn, 
que  vulgo  morgen  vocantur.    S.  auch  MR.  ÜB.  2,  290,  1190—1212. 


[Grundherr! ichkeit  und  Vogtei.  —     1170     — 

GrundlieiTBchaften  dürfen  wohl  j^ar  nur  an  ilin-  Ministerialen  verlehnen '. 
Dieser  Lehnliesitz,  anfangs  yielleichl  noch  gering,  wuchs  nun  al)er  im  Verlauf 
des  früheren  Mittelalters  und  voruehmlieb  seit  dem  11.  Jh.  infolge  der  zuneh- 
mendeu  militärischen  Bedürfnisse  und  des  eingerisseneu  Geleitsluxus  *  ganz  rapide ; 
um  die  Mitte  des  12.  Jhs.  war  die  Ministerialität  völli}j  mit  Lehen  gesattigt". 

Und  nahezu  gleichzeitig  war  ein  anderer  Erfolg  eingetreten,  welcher  den 
Ministerialen  zu  der  auf  Giund  von  Dienstjnit  und  Lehengut  emingenen 
ökonomischen  Bedeutung  auch  noch  hohe  soziale  Achtung  eintrug:  im  Laufe 
der   1.  H.   des   12.  Jhs.  hatten  sie  angefangen,  sich  zu  Rittern  auszubilden*. 

Damit  war  deun  eine  Entwioklungsphase  erreicht,  welche  in  ihren  Folgen 
notwendig  zur  Loslösung  der  Ministerialität  aus  den  bisherigen  Zusanmien- 
hängen  führen  muTste.  Bisher  waren  die  Ministerialen  zimächst  freilich 
Diensthörige  ihres  Herni  gewesen;  in  dieser  Eigenschaft  hatten  sie  eine  beson- 
dere Genossenschaft  nach  Dieustreeht,  mit  dem  Hofe  des  Herrn  als  lokalem 
Zentrum  und  Dingplatz,  gebildet*.  Aber  ihr  Dienstherr  war  doch  zugleich 
stete  auch  Grundherr,  und  sie  selbst  gehörten  vielfach  nicht  hlofs  dem  persön- 
lichen Dienst  in  der  zentralen  Kiiegs-  und  Hoft'erwaltimg ,  sondern  auch  in 
der  lokalen  grundherrschaftiichen  Verwaltung  an.  So  standen  sie  auch  zur 
Grundherrsehaft  in  Beziehungen;  und  so  sehr  die  Ministerialen  ^ines  Herrn 
öine  Genossenschaft  bildeten ,  so  sehr  waren  doch  Teile  derselben  wieder  ge- 
wissen Fronhöfen  i^igregiert  *,  ja  bei  gi-ofsen  Ministerialitäten,  z.  B.  (ler  Reichs- 
ministerialitiU ,  konnten  wegen  der  Entfernung  des  Dienstherni  sogar  die  Be- 
ziehungen zu  einem  bestimmten  Fronhof,  hier  Fiskus,  allmählich  über- 
wiegen''. Und  so  lagen  denn  die  Dinge  wen^steos  noch  in  der  1.  H.  des 
12.  Jhs.  in  Wahrheit  eo,  dafs  der  dienstrechtliche  ZuBammenhai^  der  Gesamt- 
korporatioD  nur  etwa  in  einmaliger  Jahresversammlui^  der  Genossenschaft 
zu  äinem  Dingtage  betont  ward,  im  übrigen  aber  das  lokale  Einvernehmen 
mit  gewissen  Teilen  der  Gnmdherrschaft  überwog.     Ein  deutliches  Synii)toni 

<)  So  darf  SMaximin  Land  nur  an  Ministerialen  verleihen,  s.  MR.  ÜB  .1,  300.  1023.  Urk. 
Heinrichs  IL:  ne  .  .  alicui  de  tnaioribtis  hominibus  aut  atiene  fumilie  vel  alterius  ecclesie 
semtoribuE  quicquam  beneficiare  presumiuiL  Weitere  Beweisetellen  bei  v.  Below,  S.  14  Note  49. 

*}  S.  oben  S.  851,  879  f. 

»)  S.  oben  S.  713,  879,  881. 

*)  Zu  den  Anlangen  s.  oben  S.  811,  auch  Bd.  2,  137 ;  zur  Durchführung  die  Zeugenreihe 
bei  Ennen,  (ju.  1,  499,  37,  1116,  wo  militeB  und  servientes  noch  geschieden. 

>)  S.  oben  S.  1129  f.,  auch  MB.  ÜB.  1,  571,  1152:  die  Grafen  Heinrich  und  Eberhard  von 
Sajn  Übertragen  die  Burg  Sayn  an  das  Erzstift  Trier  excepto  allodio,  quod  fuit  Rorici,  et  area 
q^uadam,  qw  Pomerium  dicitur,  in  qua  minist«rialibus  suis  ad  consequenda  iura  sua,  cuni 
oportuerit,  diem  ponere  possint. 

•)  S.  MR.  ÜB.  2,  48,  (1120—1169):  Adlige  besitzen  tres  curtes  (Ursfeld.  Wollmeralh 
und  Sprink  zwischen  Elz  und  Lieser}  cum  ministerialibus  et  niancipiis  utriusque  sexus  cum 
mansis  vineis  molendinis  pratis  silvis  rultis  et  incultlg.  Vgl.  femer  Or.  Si.  A.  Dusseldorf 
Pant  Or.  26,  1181,  ciu  oben  S.  870  Note  3;  und  Calmet  5,  140.  Longueville,  cit.  oben 
S.  819  Note  6. 

')  S.  oben  S.  732. 


—     1171     —  Soziale  Gliederung.] 

dieser  Lage  ist  die  noch  bis  zur  Mitte  des  12.  Jhs.  andauernde  Erscheinung,  dafs 
die  Ministerialen  gemeinsam  mit  grundhörigen  Schöffen  der  Fronhöfe  das  Ge- 
samtrecht der  Grundherrschaft,  speziell  die  vielfach  ungeordneten  Vogtredite 
weisen  ^ ;  und  nichts  kann  diese  Lage  der  Dinge  besser  zum  Ausdruck  bringen, 
als  die  folgende  Stelle  aus  der  SMaximiner  Urkunde  vom  J.  1135  über  die 
ministerialischen  Rechte  und  Befugnisse  auf  dem  einmal  jährlich  um  das 
Maximinsfest  unter  Vorsitz  des  Vogtes  abgehaltenen  Dienstding.  De  servitio 
heilist  es  hier,  quod  in  festo  praedicti  patroni  [Maximini]  ministerialibus  datur, 
[nos  advocatus]  urgentibus  ipsis  ministerialibus  nee  minus  petente  abbate  et 
fratribus  per  sententiam  quesivimus.  accepimus  igitui*  per  sententiam,  quod 
equos  eorum ,  qui  ministeriales  sunt  et  ins  ministerialium  a  predecessoribus 
suis  integiitate  generis  et  conditionis  obtinuerint,  illi,  qui  ad  hoc  officium  in- 
feodati  sunt,  circa  horam  nonam  advenientis  festi  in  quoddam  pratum,  quod 
est  Kenne,  deducent  et  usque  ad  nonam  sequentis  diei,  vel  quamdiu  abbas 
ipsos  ministeriales  detinere  voluerit,  custodient.  nullum  pabulum  eis  debetur. 
ministerialis  si  cum  uxore  sua  venerit,  12  panes  6  sext  vini  ovem  unam  re- 
cipiet;  si  autem  sine  uxore  venerit,  cum  abbate  ipse  et  famuli  sui,  qui  duo 
tantum  vel  tres  esse  debent,  comedet.  et  sicut  nullus  predictorum  ministeri- 
alium a  consilio  et  a  mensa  abbatis  in  ipso  festo  arceri  debet,   ita  nullus 


^)  S.  dazu  teilweis  oben  S.  10d9  f.,  femer  MR.  ÜB.  1,  345, 1056 :  duodecim  de  servientibus, 
qui  scaremanni  dicuntur,  et  24  ex  antiquioribus  de  familia  per  sacramentum  iurare  et  confirmare 
decrevimus,  quibus  legibus  vel  iuri  sub  tempore  Heinrici  ducis  senioris  et  Heinrici  duds 
iunioris  serWentes  aut  familia  loci  illius  subiaceret,  qualiter  placita  et  iudlcia  fierent,  ad 
quem  prebendarii,  qui  ante  portam  vel  circa  urbem  sunt  et  in  cellula,  que  Tavena  vel  Apola 
dicitur,  respectum  habere  deberent,  ut  ipsi  et  posteri  eorum  eodem  iure  eademque  lege 
exinde  perfiruerentur.  confirmatum  est  itaque  eorum  sacramento  usw.,  folgt  das  Yogteirecht 
MR.  ÜB.  2,  87,  1095,  Weisung  der  Echtemacher  Y ogteirechte :  der  P&lzgraf  bei  Rhein  in 
Yertretung  des  Königs  iurare  fecit  honestiores  servitores  nostros  et  scabinos,  ut  neque  pro 
amore  neque  timore  uUius  dimitterent,  quin  secundum  nudam  et  puram  veritatem,  quid 
advocatus,  quid  iuris  fiscus  noster  ex  antiquitate  iuste  retinuisset,  liquido  edicerent  et  secer- 
nerent  igitur  iure  iurando  obstricti  afißrmaverunt  usw.  MR.  ÜB.  1,  488,  1155,  Urkunde 
des  Grafen  von  Luxemburg  als  Yogt  von  SMaximin:  cum  in  ecclesiam  beati  Maximini 
proximo  die  post  eiusdem  gloriosi  confessoris  festum  venissemus  et  in  loco  nobis  preparato 
una  cum  abbate  Gerharde  ad  celebrandum  placitum  nostrum  sedissemus,  de  omni  hire  nostro 
et  precipue  de  servitio,  quod  ipso  die  nobis  debetur,  presendbus  liberis  hominibus  nostris, 
ministerialibus  nostris  et  ministerialibus  ecclesle  diligentius  perscrutati  sumus.  quod  tarnen 
ut  debito  ordine  processum  haberet,  Tibaldum  de  Bettingen,  Wezelonem  de  Zolvere,  Reine- 
rum  de  Dumeldingen,  ut  commimicato  consilio  cum  paribus  suis  de  iure  nostro,  iuzta  quod  a 
patribus  suis  perceperant  vel  certe  ez  privilegüs,  que  in  ipsa  sunt  ecclesia,  cognovisse 
poterant,  nobis  referrent,  sicut  debuimus  monuimus.  S.  auch  noch  MR.  ÜB.  1,  406,  c  1108, 
für  Prüm,  und  MR.  ÜB.  1,  541,  1146,  dt  oben  S.  995  Note  8.  Nicht  in  diesen  Zusammen- 
hang gehört  dagegen  wohl  UlMetthich  No.  XX,  1152:  Erzbischof  Adalbero  nimmt  die  Yogtei 
in  Gisingen  und  Bolzingen  aber  die  SLutwinsgüter  iusto  iudicio  ministerialium  sancti  Petri 
für  das  Erzstift  in  Anspruch,  hanc  enim  quidam  F.  de  Winechra  .  .  usnrpavit  nuticosqne 
ibi  degentes  censumque  Mediolacensi  monasterio,  ut  iure  debebant,  dare  volentes  multia 
infestationibus  eiecit  et  hoc  devictus  iusto,  ut  dixnnus,  hac  est  iudicio  privatus. 


[Üniiidherrlkbkeit  und  Vogtei.  _      1172     — 

eonim  predictum  scrvitiuin  foris  deferenduiu  recipiet,  nisi  loco  militis  abbat) 
decenter  adsistere  et  serviri;  possit.  .  .  ipsi  ministeriales  deposito  aniictu  cla- 
midis  vel  iilterius  supervcstimenti  in  vespeiis  in  ceua  in  iiiissa  subsequentis 
festi  debitJi  cuni  reverentia  abbatjs  obsequio  se  Offerent,  abbas  si  prosimo 
die  post  festum  de  privatis  negotiis  vel  conimunibus  cum  minist^rialibus  aliqua 
tractare  voluerit,  sive  nos  [advocatus]  presentes  sive  abaentes  fuerimus,  absque 
expensis  eonim  ipsos  detinebit.  si  ad  plaL'itum  venire  non  poterimus  et  abba« 
eonim  presentia  carere  voluerit,  circa  iionain  in  ipso  festo  redeundi  ad  pro- 
pria  stngiiliä  licentiam  dabit. 

Konnte  nun  dies  alte  Verhältnis,  nach  welchem  die  Ministerialität  als 
Ganzes  vomehnilich  nur  am  Tage  des  Dienstdinges  und  der  Heeresschaii  auf- 
trat, im  llbr^en  aber  vielfach  der  FronhoftTerwaltung  angeschlossen  war,  nach 
Ernngung  wirtschaftlicher  Macht  und  sozialen  Ansehens  bestehen  bleiben? 

Schon  im  J.  1085  finden  wir  den  Fall,  dak  ein  Ministeriol  aulserhalb 
seines  Dienstverh&ltnisBes  unter  Wissen  und  Willen  seines  Dienstherm  belehnt 
ist';  im  J.  1095  heiratet  eine  Freie  einen  Ministerial,  welcher  egregius  vir 
genannt  wird,  ohne  vollen  Schaden  an  ihrer  Ebenbürtigkeit';  ein  Jahihnndert 
daraiif  werden  die  Ministerialen  über  die  doch  soeben  erst  aus  dem  Stande 
der  Altfireiea  in  eine  tiefere  Schicht  herabankenden  Vogteileate  gestellt*; 

<)  HR.  UB.  1,  S83,  1085:  Eisbisdiof  GgiUiert  ecclesieun  [sancti  Simeous  in  villa 
Mfissebach}  cnidun  de  &roilia  «utcti  Petri  strenao  viro  nomine  Benrico  in  beneficimn 
dederam,  cuiiu  servitio  et  opere  in  plerieque  negotüs  domi  et  foris  sepe  uaua  fiiertun.  Auf 
Kttfln  des  Propstes  ron  SSimeoa  habilo  fidelicmi  noBtroram  consilio  restitaiert  jelit  der 
Enbischof  die  Kirche  ea  vjdelicet  conditione,  at  (BerwicuB)  illam  a  preposito  in  benefidum 
reciperet  et  omnibas  vite  sne  diebus  absqne  ulla  contradictione  teneret  et  annis  singulis  in 
festo  sancti  Simeonis  3  d,  pio  investiture  rcepectu  persolveret  .  .  .  sed  post  nbitum  (Ber- 
wici)  kommt  sie  an  das  Stift  zurück.  S.  auch  MR,  UB.  1,  434,  1116,  SMaximin;  preci- 
pimus  etiam,  ut  äervieiit«s  eccleaic,  qui  scaremanni  djcuntur.  nulli  advocai«  et  domino  preler 
imperatorem  et  alibatem  violenter  coganiur  servire,  nisi  sibi  placeat  aut  beneficimn  aliquod 
ab  eis  videantur  habere.    S.  dazu  MR.  UB,  1,  382,  1082-1084.  cit.  unten  S.  1174  Note  2. 

»)  Dies  ei-giebt  die  lehrreiche  Urkunde  MR.  UB,  I,  389,  1095:  matrona  nobilis 
lUcardis  nomine  de  Hunriu  cuidam  ^egio  viro  iuncta  erat  matrimonio,  qui  ministerialis  fiiit 
ecclesie  sancle  dei  genitricis  Marie  in  Treveri,  quo  llorreum  dicitur  Dagobert!  regia,  et  in 
Villa  Wilare  dictjt  ad  eondem  eccleeiam  pei-tinente  marabatur.  quo  sine  liberis  mortuo  et 
infra  ambitum  eiubdem  loci  honorifice  sepulto  predicta.  matrona  ob  honnrein  re^ne  celi  et 
propt«r  amorem  mariti  sui,  cum  ingenua  eeset  et  liberis  orta  natalibus,  semet  sponte  cidem 
eccleaie  in  aneillam  mancipavit  post  non  uiultum  vero  temporis  consilio  amicorum  suonun 
alteri  libero  iuncta  viro  filios  et  Blias  genuit,  qui  velut  non  coocti  aut  aliqua  necesaitate 
eonvicti,  sed  spontanea  voluntate  matris  in  ministerium  sancte  dei  genitricis  adducti  inter 
optimoB  ecclesie  ministeriales  computati  sunt  hiis  ergo  cum  omni  conceseione  [I. :  successione] 
BOa  pacem  firmam  statuimus,  ne  alicuius  violentia  aut  iniqua  exactione  a<l  alia  cugantur  vel 
in  aliud  ius  transferantur. 

*)  Kiudlinger  Hörigkeit  S.  242,  1170:  quosdam  de  (quadam)  parentela  niinisterialiuin 
[von  Altemnünster]  Sifridus  de  Lapide  a  iure  ministerialiuni  ad  ius  advocatie  sue  homlnum 
conalus  est  redigere,  et  ad  id  sustinendum  multis  afHictionibus  ut^ere,  .\uf  Bitten  der 
Äbtissin  lAfEt  Sigfried  nach. 


1 


_     1178     —  Soziale  Gliederung.] 

und  wieder  ein  Jahrhundert  weiter  sehen  wir  Ministerialengeschlechter,  welche 
man  wenige  Generationen  früher  kaum  nannte,  in  hervorragender  Macht- 
stellung ^ 

Da  war  es  keine  Frage :  der  alte  Zusammenhang  zwischen  Ministerialität 
und  Giimdherrschaft  mufste  sich  lockern.  Zwar  einzelne  Scharhufen  sehen 
wir  auch  noch  im  18.  und  14.  Jh.  in  die  Grundherrschaft  eingeordnet:  sie 
sind  der  allgemeinen  Loslösung  der  Ministerialität  nicht  gefolgt*.  Generell 
aber  hören  die  alten  Beziehungen  mit  der  Wende  des  12.  und  18.  Jhs.  auf; 
ministerialischer  Markfronden  wird,  soweit  ich  sehe,  um  1220  zum  letztenmal 
gedacht^;  gegen  Ende  des  Mittelalters  erscheint  jede  Zinspflicht  abgeschüttelt*. 
Dis  ist  der  dienst,  heifst  es  im  WKröv*,  den  des  Reichs  man  ist  schuldig 
zu  thun:  er  sal  helfen  und  zehen  dem  lehenherm  und  dem  vogt  mit 
sime  centener  und  gemeinde  und  auch  des  Reichs  gewalt  helfen  weren  mit 
sime  hämisch  und  gewapeneter  band;  er  sal  dabei  sein,  so  man  das  Reich 
begeit  und  marken  helfen  setzen;  und  thut  es  dem  vogt  noth,  so  sal  er  ime 
den  thom  zu  Dhune,  den  man  nemiet  Falken,  helfen  hueden  und  bewaren  uf 
des  vogts  costen,  also  das  er  ine  dar  zu  Dhune  und  herwider  heim  in  sein 
haus  geleide  geben  sal,  das  er  sicher  sei,  one  argelist. 

Natürlich  aber  wurden  die  Ministerialen  infolge  der  eben  geschilderten 
Loslösung  aus  der  Grundherrschaft  noch  nicht  frei  vom  dienenden  Stand:  im 
Gegenteil,  je  mehr  das  direkte  Dienstverhältnis  zum  Herrn  allein  betont 
ward,  um  so  angelegentlicher  mufste  man  an  der  persönlichen  Bindung  der 
Dienstpflichtigen  festhalten. 

Und  sie  ging  noch  bis  über  die  erste  Hälfte  des  Mittelalters  hinaus  ganz 
regehnäfsig  soweit  wie  nur  denkbar.  Der  Herr  konnte  den  Ministerial  ver- 
tauschen und  sonst  veräufsem,  freilich  nur  mit  seinem  Dienstgut  und  Lehn- 
besitz®, und  er  blieb  in  dieser  Freiheit  ohne  jede  nennenswerte' Beschränkung 

i)  Vgl.  z.  B.  das  oben  S.  179  über  die  Vögte  von  Hunolstein  Bemerkte. 

*)  S.  UStift  S.  831  Xo.  5:  5  scarhuven,  qui  tenentur  dare  somarium  cum  servo  trans 
Alpes  et  annuatim  petitionem;  femer  a.  a.  0.  S.  881  No.  7:  in  SOlm  scarhuve  solvens  5  s. 
-et  petitionem  et  reUqua;  und  ebd.  S.  346—7:  5  Scharhufen,  neben  anderen  Zinsen  dantur 
in  tertio  anno  25  s.  S.  auch  S.  864  No.  1  ff.,  und  zu  aUen  diesen  Nachrichten  UStift 
S.  322  No.  13. 

^)  Ces.  UPrüm  No.  1:  omnes  homines  villas  et  terminos  nostros  inhabitantes  tenentur 
nobis  curvadas  facere;  non  solum  mansionarii  verum  etiam  scararii,  id  est  ministeriales ,  et 
haistaldi,  id  est  qui  non  tenent  a  curia  hereditatem,  quia  habent  communionem  in  pascuis  et 
aquis  nostris. 

*)  S.  die  oben  S.  877  im  Text  mitgeteilte  Stelle  aus  Scheckmans  Lehnspiegel  D  2.  Zur 
Freiheit  der  Ministerialen  von  landesherrlichen  Abgaben  s.  v.  Below,  S.  25  f. 

^)  G.  2,  376. 

*)  MR.  ÜB.  1,  458,  1128:  Udo  cum  esset  liber  ac  nobilis  et  diem  extremum  imminere 
sibi  videret,  iiiinisteriales  suos,  quos  imbeneficiatos  habebat,  beato  Martino  et  Mogontino 
archiepiscopo  contradidit,  predia  vero  sua  cum  colonis  et  mancipiis  censum  persolventibus 
sancto  Christophoro  in  Revengeresburc.  Nach  dem  Tode  behaupten  die  Mönche  von  Raven- 
gicrsburg.  quod  [ministeriales]  de  prediis  monasterio  coliatis  plus  equo,  plus  quam  domino 


[GnmdJieiTÜchkeit  und  Vogt^i.  —     1174     — 

seitens  geiner  Miuisterialität ' ,  wenn  man  auch  gerade  Ministerialen  deshalb 
ungern  veräiifserte ,  weil  man  militärischer  HUlfskraft  nit'ht  leicht  entraten 
mochte  ^. 

Dieser  Verfüpungsfreiheit  des  Herrn  Aber  die  Person  des  Ministerialen 
entsprach  natürlich  eine  sehr  weitgehende  Beschränkung  der  persönlichen  Ver- 
fllgungsfreiheit  des  Ministerialen  selbst.  Zunächst  war  es  ihm  auf  keinen  Fall 
gestattet,  sein  MinisterialverhiÜtnis  durch  Übertritt  in  einen  anderen  Rechts- 
kreis zu  alterieren  oder  gar  zur  einseitigen  Aufhebung  zu  bringen;  noch  im 
15.  Jh.  ist  ihm  das  verboten".  Milder  sah  man  nur  fiinen,  und  allerdings 
den  häutigsten  Fall  des  Übeitrittes  in  einen  anderen  Rechtskreis  an,  die  Ver- 
heiratung.   Das  begreift  sich.    Mit  seltenen  Ausnahmen  fand  die  Heirat  unter 


8110  vivente  tenuerint,  in  beneficiom  EÜii  UBurpaverint  Aus  späterer  Zeit  s.  MB.  HB.  8,  104, 
1280,  Urkunde  K.  Heinricbs  VH.;  coi'am  nobiB  a  dilecto  principe  noaCro  Theoderico  Treve- 
renBt  archiepiscopo  necoon  snb  frequeotia  impcrii  et  eiusdem  eccieeie  ministeritLliuin  rommu- 
tatio  quedam  facta  est  de  Gerardo  de  SinMge  et  Theoderico  de  Valendcre,  ita  quod  Gerar- 
du3  de  Sinzcge,  qiii  priaa  fiiit  ministerialis  Treverensis  ecriesie,  deincepB  imperio  pciiüieat, 
el  Theodericus  de  Valecdere,  qui  prius  luit  ministeriolia  imperii,  in  recorapensatiooeiD 
Trevercnai  ecciesie  cedat.  Kindlinger  Hörigkeit  S.  281.  1256,  Aiislausch  von  Ministertaleu 
zwistien  dem  Entstift  Trier  and  den  Grafen  von  Arnsberg;  cum  propter  distantiam  loconim 
(juidam  njnisteriales  nostri  ad  nos  venire  non  poesuit,  iit  nobis  fidelitatem  faciont  debitam 
et  consiietam,  zum  Taiisdie  dilecto  minieteriali  nnetro  L.  militi  diclo  de  MiCteldona  damus 
[der  Erzbischof)  plenariam  polcBtatem,  quatenus  vocatis  miiiisterialibus  nostris  scuileto  scabinia 
et  civibus  de  Ahtendeme  universis  coram  ipsiä  «acnuueunuu  iauaut  fdiu  eingctouschtcu 
Ministeriuleu]  prestite  fidelitatiB,  et  super  hoc  eomin  recipiat  patentes  litteras. 

'J  Vgl.  dazu  .MR.  ÜB.  8,  3,  1213,  ciL  oben  S.  876  Note  1. 

•)  Vgl.  schon  MR.  ÜB.  1,  U8,  880,  CiL  oben  S.  809  Note  8;  ferner  MB.  ÜB.  1,  814, 
1041,  cit.  oben  S.  876  Note  I;  MR.  ÜB,  1,  324,  c.  1045;  MH.  ÜB.  1,  338,  1052,  dt  oben 
S.  1167  Note  2;"  MB.  ÜB.  1,  580,  1084,  cit.  oben  S.  708  Note  1;  MB.  ÜB.  1,  382,  1082  bis 
1084:  Abt  Dietrich  von  SMaximin  hat  zur  Zeit  Heinrichs  III.  niultis  precibus  ab  eodem 
convictUE  maximum  bonuni  de  Brechine  [Brechen]  cuidam  fideli  suo  A.  nomine  non  sine 
multia  lacriniis  .  .  usque  in  iinem  dunitaxat  vite  sue  zu  Lehen  gegeben  (prestiterini),  aus- 
genommen die  gervientes,  quos  domna  W, ,  dum  ipsam  cnrteni  sancto  Maximino  tradidit, 
habebat,  quos  scaremannos  vocamus:  qui  cum  20  mansia  lerre  a  noliis  relentj  sunt  et  nulla- 
tenus  ipso  beneficio  adiu>cti.  bii  enim  nohis  in  curte  sancti  Maximini,  et  ubi  opus  fuerit, 
cnm  celeris  nostre  famllie  militibus  servire  debent,  nullique  advocato  vel  domno  debent 
obedire  nisi  nobis,  nee  alicuius  ni^i  parium  suorum  subiacere  iudicio.  nomina  eorum  sunt 
hec:  A.  et  B.  cum  3  fratrihus  eonun;  E.  cum  clerico  uuo;  U.  0.  M.;  I.  cum  filiis  suis,  et 
alii  complures.  Aus  späterer  Zeit  s.  noch  Lac.  ÜB.  I,  163,  253,  1096;  MH.  CB.  1,  396, 
c.  1098;  482,  1135;  wohl  auch  MR.  ÜB.  2,  298,  c.  1200. 

*)  Cart.  Clairefontaine  202,  1424,  Regest:  Hantz  van  Parsperch,  chcvalier,  droEsard  du 
duchä  de  Luxembourg  et  du  coml^  de  Chiny,  constate  que  dame  Marie  de  Smelle,  abbesse 
de  Bardcnbourg,  a  d^clar^.  en  son  nom  et  au  nom  de  son  couvent,  que  leur  vassat  Henri, 
fils  de  Heinen  maire  de  Nordange,  a  quittä  son  village  pour  aller  s'etablir  k  Arlon.  La,  en 
präsence  de  Jean  de  Messancy,  prevöt  de  Chiny,  de  Pieixe  de  Mourstorfe,  sousprävöt 
d'Arlon,  de  Jean  de  Serainchamps  et  de  Jean  de  Busteiden,  echevins  d'.Arlon,  un  arrange- 
ment  est  intervenu  en  vertu  duquel  Henri  pourra  continuer  de  roster  a  Arlon :  mais  svs 
beritiers  seront  et  rcsteront  vassaux  de  l'abbaye. 


—     1175     —  Soziale  Gliederong.} 

Ebenbürtigen  statt ;  es  handelte  sich  also  um  Verbindung  zweier  Ministerialen 
verschiedener  Dienstherren.  Die  Veranlassung  zu  solchen  Verbindungen  mufste 
bei  benachbarten  Ministerialitäten  beiderseits  eine  ziemlich  gleich  starke  sein; 
es  stand  also  bei  gegenseitigem  Entg^enkommen  der  Dienstherren  nichts  im 
Wege,  solche  Verbindungen  zuzulassen,  da  Vorteil  und  Nachteil  sich  für  die 
beiderseitigen  Interessen  auf  die  Dauer  ausgleichen  mufsten.  In  der  That  kommt 
man  allmählich  immer  mehr  zu  dieser  Anschauung.  Verabredet  man  anfangs  und 
vielfach  auch  noch  später  zunächst  nur  die  Zulassung  von  Heiraten  verschieden- 
herriger  Ministerialen  im  Einzelfall^,  so  tritt  doch  zumeist,  bisweilen  unter 
kleinen  Rechtsnachteilen  im  Falle  von  Mischehen^,  an  deren  Stelle  bald  eine 
dauernde  Abmachung.  Da  wird  dann  wohl  zuerst  vertragen,  dafs  die  aus 
der  verschiedenherrigen  Ehe  zu  erwartenden  Kinder  unter  die  Herren  geteilt 
werden  sollen®;  später  wird  man  liberaler,  die  Kinder  bleiben  gemeinherrig 
und  ungeteilt*.    Aber  diese  letzte  Verabredung  bedeutet  schon  eine  Abweichung 

^)  Joannis  2,  788,  1092:  ego  Noth  serviens  sancti  Albani  [Mainz]  accepi  uxorem  de 
familia  sancte  Marie  Auguste  civitatis,  nomine  Crimhilt,  natique  sunt  michi  ex  ea  8  filie  et 
1  ülius.  duobus  igitui*,  ne  exhereditarentur  predio  meo,  tradidi  deo  et  sancto  Albano  .  • 
mansum  1  in  Germeze,  mansum  1  in  Dietesse,  mansum  1  in  Nezebach,  mansos  2  in  Larheim 
et  in  inferiori  Nesene,  et  2  molendina,  ea  conditione,  ut  liberi  mei  in  hereditatem  ab  abbate 
suscipiantur  et  ad  anniversarium  diem  meum  perpetualiter  ipsi  et  posteri  iUorum  80  d.,  et 
30  d.  ad  anniversarium  diem  uxoris  mee  solvant.  interposui  etiam,  ut  pro  hoc  bono  nuUum 
placitum  adeant  nihilque  ad  Stipendium  advocati  inferant;  et  posteri  illorum,  qui  sibi  here- 
ditatis  iure  in  hoc  predio  succedunt,  simili  lege  sint  liberi  et  ab  omni  servitio  absoluti  [so 
z.  1.  f.  advocati].  si  autem  supradictum  censum  supersederint,  tunc  incidant  in  iudicium 
familie  abbatis,  scilicet  que  est  in  curte  Nesene,  secundum  leges  illonun,  et  pro  negligentia 
sua  satisfacere  cogantur.  MR.  ÜB.  8,  1227,  1253,  Urkimde  des  Herrn  von  Isenburg  und 
Heinrichs  Herrn  von  Kobem:  nos  ad  petitionem  Cunzonis  de  Hunhusen,  vestri  ministerialis, 
et  Ide,  uxoris  sue,  nostre  ministerialis ,  suorumque  amicorum  medietatem  puerorum,  quod 
vulgaritcr  dicitur  kintgedinge,  vobis  donamus  in  pueris  dictorum  C.  et  I.,  quos  iam  habent 
vel  in  postenun  insimul  generabunt,  supplicamus  insuper  vestre  dominationi,  quatenus  dicte 
Ide  suisque  pueris  cum  bonis ,  que  dictus  C.  eius  maritus  a  vobis  «tenet  in  feodo  ministeriaU, 
gratiam  facialis.  Über  Vergleiche  bei  Mischehen  von  Ministerialen  verschiedener  Herren  8. 
auch  Siegel,  Dienstmannen  S.  45  ff. 

-)  MR.  ÜB.  1,  483,  1135,  SMaximin:  si  quis  ministerialium  ecclesie  extraneam  uxorem 
duxerit,  tilii  eius  predictum  servitiimi  [gewisse  Einnahmen  bei  Abhaltung  des  Dienstdinges, 
welches  zugleich  Heerschau  war],  quod  pater  eorum,  quia  ministerialis  ecclesie  erat,  habuisse 
videbatur,  non  habebunt  femina  ministerialis  ecclesie  si  viro  extraneo  nupserit,  filii  eius 
propter  conditionem  matris  predicto  servitio  non  privabuntur. 

8)  MR.  ÜB.  8,  133,  1220,  Friedrich  II.  für  Oberwesel  und  Schönberg:  ut  inter  mini- 
steriales  de  Sconcmburch  Magdeburgensis  ecclesie  securius  matrimonia  contrahantur,  statuimus, 
ut  sive  ministerialis  imperii  ducat  ministerialem  ecclesie,  sive  ministerialis  ecclesie  ducat 
ministerialem  imperii,  sive  filios  sive  filias  procrearint,  inter  imperium  et  ecclesiam  equaliter 
dividantur,  ut  videlicet  imperio  medietas  et  ecclesie  medietas  pertineat  puerorum.  quodsi 
forsan  de  aliquo  matrimonio  provenire  contigerit  solam  prolem,  illa  sive  cedat  imperio  sive 
ecclesie,  per  aliam,  ubi  locus  fuerit,  oquipollentem  in  divitiis  et  honore  parti  alten  com- 
pensetur.  Ganz  ähnlich  schon  Heinrich  VI.  für  die  Reichsministerialen  und  die  Mainzer 
Dienstmannen,  s.  Guden.  1,  312,  1192. 

*)  MR.  ÜB.  3,  1042,  1250,  Urkunde  Konrads,  Erzbischofs  von  Köln:'  nos  de  consensu 


[Grunriherrlichkeit  iinil  Vtiglri.  _     1176     — 

vom  alten  Prinzip :  wie  konnte  das  straffe  Dienstverhältnis  gettenüher  mehreren 
Herren  aufrecht  erhalten  lileihen,  denen  man  doch  schon  nach  hihliechem  Aus- 
Bpruch  nicht  zugleich  dienen  kann?  Noch  mehr  mnfete  die  alte  jiersonale 
Gebundenheit  verloren  stehen,  wenn  derartige  Verabretiungen  zwischen  den 
verechiedenen  Dienstherren  immer  siewöhnlicher .  ja  schliersHcli  die  Resel 
wurden.  Eben  dies  trat  mit  dem  Ende  des  13.  Jhs.  ein :  mit  diesem  Moment 
hatten  die  Ministerialen  eine  Freiheit  erreicht,  welche  ihnen  jegliche  oder 
nahezu  jegliche  Heirat  innerhalb  ihres  Standes  ennöglichte ,  d.  h.  sie  waren 
frei  geworden  innerhalh  der  Grenzen  des  all)ieniein  geltenden  Prinzips  der 
Ebenbürtigkeit'. 

Aber  noch  behielt  der  Hen^  tias  freie  Wri'ügungsrecht  ttlwr  Pei-son  und 
Besitz*.  Indes  auch  hier  tritt  an  der  Mosel  mit  liem  Schlüsse  des  13.  Jhs,  eine  Ab- 
schwilchüng  auf :  bis  daliin  hatte  man  die  Personen  veräufsert,  jetzt  veräufeerte 
man  nur  noch  das  Treuverhilltnis  derselben  —  von  dem  Gesichtspunkte  des  Dienst- 
verhältnisses wurde  abgesehen.  Damit  aber  war  das  ministerialische  Verhältnis 
auf  das  allgemeine  Lehnsverhältnis  reduziert".  In  der  That  ist  dies  schon 
die  allgemeine  Anschauung  des  l>eginnenden  14.  Jhs.;  im  J.  1318  läfst  sich 

prionun  et  ciipituli  noatri  maioris  eccieeie  Colonieimis  luiniKteiialea  bA  dominiuni  Ruspe  tt 
Wide  pertineotes.  quos  pro  indiviso  cum  suis  pusteiis  Henriciis  burggroviiis  Cnlünienais  et 
G«rsrdu8  vir  DObilia  dominus  de  Wild«nberg  cum  uoliili  domioa  Uoclitilde  quaudauk  atmi' 
tuBs  Sainensi  et  Guis  progenitoribus  hactenos  hafanerunt,  eisdem  illos  dimittanua  in  postemm 
pleno  iure,  est  enim  hactenoa  obsermtoin  inter  predictos,  cuiuEcunque  mbisterittlis  cum 
ministeriali  atteriis  coDlr&serit,  proles  erit  hinc  inde  communiB  et  indivisa.  quod  ius  eisdem 
recognoscenius .  nee  ipsb  in  ei§dem  miuigterialibafl  aliquod  impedimentum  vel  iniuriam  de 
cetero  facienms. 

')  Wie  aebr  im  14.  Jh.  die  Abgrenznng  der  ehemaligen  Tenduedenhenigen  Mini- 
sterialitäten  schon  verwischt  aein  konnte,  zeigt  der  Umstand,  dafs  der  Nachweis  der  Zu- 
gehörigkeit zur  Kröver  Minieterialität  um  diese  Zeit  mit  einem  Siebenereid  erbracht  werden 
mufste,  Tgl.  WKröv,  G.  2,  376:  wie  sich  des  reichs  und  sancl  Peters  diensUeude  beboeseraen 
sullcn.  ob  man  inen  nit  glauben  enwulle  noch  gewist  hetten,  das  sie  dienstleude  weren, 
weiset  der  scheffen,  das  sie  das  beiprii^n  iind  beweren  siillen  selbsiebenten,  die  ir  mommen 
und  mommen  kinder  sein  als  von  moder  halb,  die  dessellien  kundes  und  Ireiheit  si;  und 
sullen  die  eide  thun  ungeverlich  alle  de»  tags,  als  lange  die  sonne  nit  nndergangen  ist. 

*)  Vgl.Honth.  Hist.  1,748,1263;  Cod.  Salm. 467, 1277.  Veraufaerungen  von  Ministerialen 
bis  zur  Mitte  des  14.  Jhs.  stellt  zusammen  v.  Below,  S.  12  Note  42,  vgl.  auch  S.  15  Note  51. 

")  Man  vgl.  die  Ausdrucksweise  der  beiden  folgenden  Urkunden:  MR.  ÜB.  3,  967, 
1248,  Urkunde  Heinrichs  Herrn  von  Heinsberg:  dedi  eisdem  tideles  et  ministeriales  onines 
alios,  quos  ego  habeo  ex  parte  mei  patris,  ita  quod  hcc  omnia  bona  habcant  sil)i  et  sint 
eoram  domint,  ipgique  et  eorum  commune»  liberi  eaden  possideant  heredit^rie  in  perpetuum. 
item  dedi  eisdem  fideles  et  vasallos,  qui  attinent  mee  parti,  qiiorum  homagium  et  serritinni 
emerat  dilectus  mens  avunculus  bone  memorie  Henricus  comes  Seinensis,  scilicet  ens  tantuni 
qui  nianent  ex  ea  parte  Moselle,  qua  situm  est  castnim  Kestelun  [Kastellaun  bei  Sitnniem|. 
Lac.  ÜB.  2,  927.  1292:  nos  EberhaiiJus  comes  de  Katzenelenbogen  .  .  juo  nobis  et  cognatis 
nostris  super  fidelilate  seu  homagio,  quo  nobis  quondam  Tb.  E.  miles  sfu  cognatis  nostris 
erat  nstrictus  seu  eius  liberi  nunc  sunt  astricti,  resignamus  et  eiTestncanuis  per  presentcs  et 
damus  ipsam  fidelitatem  nobili  viro  comiti  Adolpho  de  Monte  per  piesentes,  eo  quod  ipso 
dominus  A.  comes  noliilis  dedit  Hentzonem  de  Gerhard este in  militcm  suum  fideleni  cconverso 
in  nostrum  castellanum.    Vgl,  dazu  femer  Hennes  ÜB.  2,  317,  1292. 


—     1177     —  Soziale  Gliederung.] 

jemand  vom  Trierer  Erzbischof  in  das  Trierer  consortium  ministerialium  et 
vasallorum  aufnehmen,  er  wird  ministerialis  et  vasallus^  Es  giebt  keinen 
Unterschied  mehr  zwischen  Vasall  und  Dienstmann;  die  alte  Unfreiheit  ist 
abgestreift,  die  Ritterbürtigkeit  erworben;  als  Lehnsmann  rangiert  der  ehe- 
malige Ministerial  unter  dem  niederen  Adel  des  neugebildeten  Territoriums  *.  — 

Wir  habep  nunmehr  die  Erörterung  des  ersten  auf  S.  1152  aufgestellten 
Gesichtspunktes  abgeschlossen:  es  hat  sich  ergeben,  dafs  sich  Reste  der  alten 
Freiheit  seit  dem  1 2.  Jh.  nur  noch  in  der  Umwandlung  zum  Adel,  Reste  der  alten 
Unfreiheit  bis  ins  13.  Jh.  nur  noch  in  der  Umformung  zur  Ministerialität  hielten. 

Wir  schreiten  jetzt  zur  Untersuchung  des  zweiten,  aus  den  Anfangs- 
betrachtungen dieses  Teiles  gewonnenen  Gesichtspunktes  fort:  wie  verlief  die 
Einwirkimg  der  Grundherrlichkeit  und  Vogtei  auf  die  ländliche  Standesbildung? 

Die  frülier  in  dieser  Form  gestellte  Frage  läfst  sich  jetzt  mit  Hülfe  der 
jüngst  gewonnenen  Anschauungen  vereinfachen.  Wir  wissen  jetzt  schon,  dafs 
Markhörigkeit  und  Vogthörigkeit  schliefslich  mehr  oder  minder  den  Charakter 
der  Grundhörigkeit  annahmen:  die  letztere  ist  das  überwiegende  Fennent. 
Demgemäfs  wird  es  genügen,  die  Einwirkung  der  Grundhörigkeit  zu  ver- 
anschaulichen; ihr  analog,  nur  nicht  so  früh  entwickelt  und  weniger  scharf 
ausgeprägt  verlaufen  auch  die  Einwirkimgen  der  Mark-  und  Vogthörigkeit. 

Und  auch  für  die  Untersuchung  grundhörigen  Einflusses  können  wir  an 
frühere  Erörterungen  sowohl  dieses  wie  des  ei-sten  Teiles  des  vorliegenden 
Abschnittes  VIT  anknüpfen.  Da  hatte  sich  ergeben,  daJs  schon  bis  zum 
Schlufs  der  Karolingerzeit  eine  Fusion  ursprünglich  freier  und  ursprünglich 
unfreier  Elemente  innerhalb  des  Grofsgrundbesitzes  stattgefunden  hatte,  deren 
Charakter  durch  die  Entwicklung  grundhen-schaftlichen  Obereigentums  und 
grundherrschaftlicher  Vertretungsgewalt  vor  Gericht  bestimmt  ward.  Dem- 
entsprechend standen  innerhalb  der  durch  Fusion  neu  entwickelten  Klasse  der 
Gnmdholden  die  Pei-sonen  unter  der  gerichtlichen  Vertretungsgewalt,  deren 
Eigentum  unter  dem  Obereigentum  des  Herrn.  Konsequenz  dieser  Stellung 
war  es,  dafs  die  Grundholden  nach  aufsen  hin,  bei  Delikten,  durch  den  Herrn 
gerichtlich  vertreten  wurden^,  und  dafs  sie  für  den  Vermögensverkehr  beson- 
deren gnmdhenlichen  Gerichten  mitergeben  wurden,  welche  ftlr  diesen  Zweck 
mit  den  einzelnen  Fronhöfen  verbunden  waren.  Dabei  beschränkte  sich  der 
Vermögensverkelir  eines  Grundholden  selbstvei-ständlich  auf  die  Grundherrschaft, 
ja  zumeist  wohl  auf  den  besonderen  Fronhof,  von  dessen  Gericht  er  ressortierte. 

')  Bd.  8  No.  94,  1318. 

^)  Deshalb  kann  der  alte  Titel  sich  immerhin  noch  länger  erhalten,  s.  CRM.  3,  572, 
1379 ,  Urkunde  K.  Wenzels :  alle  unser  und  des  heiigen  richs  manne,  burghmanne  und  dienstlude, 
in  wilchme  adel  oder  State  si  sin  oder  weren  .  .  zu  Sintzigh.  —  Ueber  die  Möglichkeit,  dafs 
Ministerialien  schon  Ende  18.  Jhs.  im  Besitz  der  Ilochgerichtsbarkeit  sind,  s.  Siegel,  Dienst- 
mannen S.  267  f. ;  V.  Below  S.  30  Note  102. 

')  Da  wo  die  Grundherren  es  zur  Immunität  bringen,  ist  deren  schliefsliche  Konsequenz 
natürlich  eine  Inkorporation  dieser  Yertretungsgewalt  in  die  Grundherrlichkeit  Auf  diesen 
Unterfall,  wie  auf  seine  vogteiliche  Analogieen  ist  hier  nicht  einzugehen. 

Lamprecht,  Dentichei  Wirt8chaftsIeb«D.    I.  75 


[Gnindlierrlicbkeit  iind  Vogtei.  —     1178     — 

Kein  Zweifei,  dafs  diese  Entwicklung,  wie  sie  sich  im  10,  Jh.  voll  aus- 
gestiiltete,  ftlr  die  ehemals  unfreien  Teile  der  Gruiidholdeu  einen  ganz  au&er- 
ordentliehen  Fortschritt  zur  Freiheit  bedeutete.  Aber  dieser  Fortschritt  ward 
freilich  durch  Deterioration  der  alten  freien  Elemente  der  GrundheiTschaft 
erkauft'.  Und  aufserdem  brachten  die  alten  unfreien  Elemente  in  die  nunmehr 
alßchliefsende  Fusion  doch  eine  Anzahl  von  Einrichtungen  ein,  welche,  wenn 
aucli  in  starker  Ahschwftchung ,  so  doch  immer  noch  an  die  alte  Unfreiheit 
erinnerten. 

Diese  Hinrichtunpen  laufen,  entsprechend  dem  Charakter  der  Unfreiheit, 
scblieralicb  alle  auf  die  Bindung  der  Person  hinaus,  mag  diese  nun  zu 
materieller  oder  zu  unmittelbar  personaler  Abhängigkeit  führen.  In  ei-sterer 
Hinsicht  stofsen  wir  auf  die  persönliche  Abgaljenpllichtigkeit  des  Gnindholden, 
wie  sie,  liemhend  auf  einem  ursprünglichen  Eigentum  des  Herni  am  Besitz 
des  Unfreien,  ihi-en  Ausdruck  fand  in  der  auf  den  Jahreswechsel  periodisierten 
Abgabe  des  Kopfzinses  sowie  sonstiger  Jahreszinspfl  lebten,  und  in  den  auf  den 
Generationenwechsel  periodisierten  Abgaben  des  Empf^ngnisses  und  der  Ert»- 
gebOhr.  Die  mmuttelbai-e  personale  Abhängigkeit  des  alten  Unfreien  aber 
spiegelt  sich  noch  wieder  im  grundherrlich  begrenzten  FamilienrecJit  und 
im  grundherrlich  begrenzten  Gerichtsstand  des  Gnindholden:  beiden  liegt  die 
einst  unbeschränkte  Verfügunfffifreibcit  des  Herrn  Über  den  Unfreien  zu  Gninde, 
welche  uisprünglich  in  einer  absoluten  Veräufserungsfähigkeit  —  also  der  Durch- 
brechung der  Familienbande  — ,  und  in  einer  absoluten  Diszi])Iinargewalt  — 
also  der  Negierung  jedes  Gcriclitsstan{le8  —  zu  T^e  trat. 

So  sind  es  die  Elemente  der  [lersönlichen  Zinspflicht,  speziell  <ler  Kopf- 
zinspflicht,  und  des  Enipfilngiii&ses  sowie  der  Erbgelillhr.  der  familienrecht- 
lichen Bindung  und  der  Beschränkung  des  Gerichtsstandes    unt«r  gel^ent- 


')  An  der  Mosel  werden  Freie  in  den  Grandberrscliaflen  (ingcniu,  Franci,  auch  coloni. 
8.  L.  Alam.  I,  83,  MGLL,  8,  48;  Cap.  min.  792  vel  786,  Boretiiis  S.  67,  c.  4;  Ed.PisL  864, 
c.  30,  MGLL.  1,  495—6)  regelmäfsig  nicht  länger  als  bis  ca.  860  genannt,  vgl.  MR.  ÜB.  1, 
7,  706;  9,  721;  28,  775;  48,  815;  57,  ?26;  62,  886;  95,  860.  Später  findet  sich  der  .\U3- 
druck  coloDus  wohl  in  so  prägnantem  Sinne  nur  noch  MR.  IIB.  1,  458,  1128:  Jemand  schenkt 
an  Ravengiersliurg  prediu  .  .  sua  cum  colonig  et  mancipiis  censuni  persolfentibus.  Vielleicht 
gehört  hierher  aber  auch  noch  Mon.  Boica  28»,  495,  1021,  Urkunde  Kaiser  Heinrichs  U.: 
colonig,  qui  inhabitant  vel  postbac  inhabitabunt  praedium  (in  Boppard,  das  jetzt  an  Bamberg 
geschenkt  ist)  .  .  omne  dehiCum,  quod  hucusque  curtl  nostrae  per^olvebant ,  araturam  scilicet 
et  si  quae  alia  de  fisco  ab  eis  exigebantur  .  .  perdonamus  et  ab  huiusmodi  debiti  tugo 
absolvimus.  Und  jedenfalls  werden  die  Ausdrücke  colonus,  colere  usw.  auch  später  noch  mit 
Vorliebe  auf  freiere  Landnutzung  bezogen,  vgl.  MR.  ÜB.  1,  14,  762—804,  eicolere  vcl  colla- 
borare,  mit  MR.  ÜB.  1,  568,  1152,  eolere;  Ann.  d.  hist.  Ver.  f.  d.  Kiederrh.  9-10,  255, 
1163,  colonus;  MR.  ÜB.  2,  99,  1164-1189,  tenere  iure  colendi;  UStift  S.  394  Morzig,  397 
Serrig,  414  Osburg;  Cesarius  zu  UPrüm  S.  180  Note  B,  cit.  oben  S.  910  Kote  11  (auf  S.  911); 
MR.  ÜB.  I,  342,  12a5,  ciL  oben  S.  907  Note  3,  hereditario  iure  colere;  MR.  ÜB.  3,  419, 
c.  1230,  colere  et  inhahitare;  MR.  ÜB.  8,  445,  1231,  tenere  et  colere.  Vgl.  auch  Bd.  3 
Wortr.  u.  d.  W.  colonus,  sowie  Waitz,  Vfg.  5,  201. 


—     1179     —  Soziale  Gliederung.] 

lichem  Eingreifen  grundheiTlicher  Disziplinargewalt,  welche  der  Gmndhörigkeit 
noch  aus  den  Zeiten  alter  Unfreiheit  anhaften:  sie  galt  es  zu  zerstören, 
wollte  man  aus  dem  etwa  mit  dem  Beginn  des  10.  Jhs.  völlig  durchgebildeten 
Stande  der  Grundhörigkeit  zu  weiterer  Freiheit  fortschreiten.  Der  Kampf 
gegen  diese  Elemente  umfaßt  nun  etwa  die  nächsten  drei  Jahrhunderte,  und 
er  wird  je  nach  dem  Charakter  der  einzelnen  unfreien  Elemente  verschieden 
geftlhrt.  An  der  Zinspflicht,  dem  Empfängnis  und  der  Erbgebühr  haftet  das 
Moment  der  direkten  materiellen  Leistung ;  es  mufste  möglich  gemacht  werden, 
dieses  Moment  besonders  zu  betonen,  von  diesem  Gesichtspunkte  aus  die 
Leistung  auf  den  Grund  und  Boden  zu  radizieren  und  damit  die  Personen  als 
solche  zu  entlasten.  Familienrecht  und  Gerichtsstand  des  Grundholden  da- 
gegen waren  hofrechtlich  gebunden:  Heirat  und  Dingpflicht  innerhalb  der  Ge- 
höferschaft  bildeten  die  Hauptforderungen  dieses  Systems.  Hier  kam  es  darauf 
an,  die  hofrechtliche  Bindung  direkt  zu  sprengen,  also  Heiratsfreiheit  aus  dem 
Hofe  und  landrechtlichen  Gerichtsstand  vor  dem  Gericht,  in  dessen  Bezirk  der 
Fronhof  lag,  zu  erwirken.  Das  waren  aber  Ideale,  welche  auch  im  späteren 
Mittelalter  nur  hier  und  da,  und  meist  auf  Umwegen  und  in  eigentümlichen, 
später  zu  besprechenden  Formen  erreicht  worden  sind.  Im  allgemeinen  ver- 
schwanden die  Zusammenhänge  der  personalen  Bindung  nm-  dort  völlig, 
wo  ein  förmlicher  Bruch  mit  den  alten  grundhörigen  Verhältnissen  durch 
Einführung  freier  Pacht  stattfand;  wo  dies  nicht  der  Fall  war,  kam  es 
nur  zu  partieller  Lösung.  Der  hauptsächlichste  Grund  für  diese  unbefrie- 
digende Entwicklung  ist  in  der  Art  eines  Vorgangs  der  Befreiung  selbst,  näm- 
lich in  der  Abwälzung  der  persönlichen  Zinspflichten  auf  den  Grund  und 
Boden  zu  suchen.  Die  Radizierung  der  ursprünglich  persönlichen  Lasten  auf 
den  Grund  und  Boden  führte  nändich  ohne  weiteres  zur  Bindung  der  persön- 
lich entlasteten  Grundhörigen  an  den  Grund  und  Boden :  die  Adscriptio  glebae 
ist  eben  ein  Moment  dieses  an  sich  persönlich  befreienden  Vorgangs.  Durch 
die  Bindung  an  die  Scholle  aber  waren  die  Grundholden  nun  freilich  dem 
Getriel)e  der  Fronhofsverfassung  in  einer  Weise  eingefügt,  welche  die  Lösung 
der  familienrechtlichen  und  der  gerichtlichen  Bindung  nur  schwer  gestattete  — 
sie  nur  dann  völlig  gestattete,  wenn  man  sich  in  irgendeiner  Alt,  meist  durch 
Abkauf  oder  Flucht  oder  durch  Allodifikation  des  grundhörigen  Bodens  oder 
endlich  durch  Übergang  aus  grundhörigem  zu  freiem  Pachtverhältnis  der 
Fronhofsverfassung  völlig  entzog.  In  allen  diesen  Fällen  gewann  man  persön- 
liche Freizügigkeit:  so  dafs  sich  denn  in  dem  Besitze  freien  Zuges  auch  im 
späteren  Mittelalter  wieder,  wie  einst  in  der  Urzeit,  die  eigentliche  Giiindlage 
der  Freiheit  ausprägt.  Das  Losungswort,  in  welchem  man  mithin,  stärker 
vornehmlich  seit  en-eichter  Glebae  adscriptio,  d.  h.  spätestens  seit  dem  13.  Jh., 
die  Überwindung  der  alten  Grundhörigkeit  sucht  und  zusammenfafst,  helfet 
Freizügigkeit;  in  der  Forderung  der  Freizügigkeit  sind  die  beiden  älteren 
Forderungen  freien  Familienrechts  und  nicht  grundhörig  gebundenen  Gerichts- 
standes ohne  weiteres  mit  enthalten. 

75* 


[Grundherrliclikeit  imd  Vogtei.  —     1180     — 

Wie  man  sieht,  sind  die  Vorgänge,  welche  man  unter  dem  Titel  rier 
grundhörigen  Emanzipation  zusauinienfassen  könnte ,  keineswegs  einfacher 
Natur:  sie  können  es  auch  nicht  sein,  denn  sie  gehen  aus  von  der  Fusion  der 
beiden  absolut  entgegengesetzten  Standesbegriffe  alter  Freiheit  und  Unfreiheit, 
und  sie  verlaufen  innerhalb  der  Fronhofeverfasfiung ,  welche  von  vornherein 
und  an  sich  schon  verwickelte  Verhältnisse  umfafste,  sich  zudem  aber  im 
Laufe  der,  Jahrhundeite  überdauernden  Emanzipationsvoi^änge  sellist  zu  stets 
komplizierteren  Bildungen  abwandelte.  Es  schien  daher  angemessen,  ei-stjuals 
die  allgemeinen  Züge  der  Entwicklung  zusammenzufassen,  ehe,  wie  nunmehr 
geschieht,  zur  genaueren  Erörterung  der  Einzelerscheinungen  geschritten  winl. 

Die  einfachste  Frage,  welche  zeitlich  wie  sachlich  zuerst  aufgeworfen 
werden  mufs,  geht  auf  die  allitifililidio  Tiiateriello  Bindung  der  personalen  Zins- 
j>äii:ht  au  deu  Gniud  und  Bodeu  und  doivu  Kuii^equuuzeii. 

Zunächst  von  deu  auf  Jahresvechsel  periodisierten  Zinspflidtteo,  also 
dem  eigentlichen  Kop&iius  und  deu  sonstigen  Leistungen.  Auf  diesem  Ge- 
biete ist  die  Radizierung  der  eigentUäien  Abgaben ,  mögen  sie  nun  in 
Naturalien  oder  in  Geld  bestehen,  uralt;  schon  in  den  ältesten  Urbarau&dcb- 
nungen  Hudet  sie  sich  durchgeführt '  und  schon  das  karolingische  urbariale 
Aufzeichnungssysteni  der  Lasten  nach  Bufendnheiten  beruht  auf  ihr*;  denn 
oft  genug  waren  mehrere  Familien  im  Besitz  äiner  Hufe,  so  dafs  bei  Ver- 
zeichnung nach  personaler  Ziuspflicht  die  Hufe  nicht  hätte  zu  Grunde  gelegt 
werden  können^.  Auf  eben  dieser  Thatoache  der  EadJaerung  der  Abgaben 
beniht  es,  wenn  schon  im  9.  Jh.  von  mansa  plena*,  späterhin  von  maust 
plenariimi  cenaum  solventes  oder  plenicensuales  und  semicensuales'  die  Rede 
ist.  Seit  dem  11.  Jb.  aber  ist  die  Radizierung  der  Abgaben  auf  den  Grund 
und  Boden  zu  solcher  Höhe  gediehen,  dafs  der  leistenden  Personen  bei  Er- 
wähnung der  Abgaben  entweder  gar  nicht  mehr  oder  nur  völlig  nebenher  ge- 
dacht wird'. 

Dieser  Entwicklui^  folgten  aber  auch  die  pei"sönlichen  Leistungen, 
Fronden  u.  dgl-,  wenngleich  hier  gewisse  Schwierigkeiten  besonders  im  Fall 
von  Gesamtbesitz  mehrerer  Grundhörigen  an  ßineni  Frondensubstrat  eintreten 


')  S.  Gii^ranl,  Polyplique  d'IrmiDon  2,  341,  706. 

^)  S.  oben  S.  779  und  die  dort  Note  3  gegebenen  Citate. 

')  Vgl.  >IR.  ÜB.  1,  832,  1042—1047 ;  quia  60  mansionalia,  que  et  ciirtilia  vocitantui. 
hereditarie  dicuntur  possidere,  decretiin  est,  ut,  qiianticumque  predictoram  curtilium  poBses- 
Eores  fuerint,  pinres  vel  pauci,  singuÜB  annis  a  singulis  curtilibus  3  s.  d.,  qui  faciunt  9  Ib., 
in  festivitate  persohant  sancti  Paulini,  et  am.  vini,  que  dicitur  Pip|iini. 

*)  MR.  ÜB.  1,  58,  844. 

•)  UWincheringen  um  1200,  MR.  ÜB.  2,  363  f.;  VSMnx.  S.  448,  Sledeni.  S.  auch 
Düsseldorf  i>t.  A.  Pant.  Or.  30,  1199,  cit.  oben  S.  872  Note  2. 

«)  Lac.  ÜB.  1,  253,  1096;  Ennen,  Qu.  2,  106,  97,  1266;  Bald.  Kesselst.  S.  194,  1328, 
cit  oben  S.  886  im  Text, 


—     1181     —  Soziale  Gliederung.] 

konnten^:    auch   die  Fronden    erscheinen   schließlich,    spätestens   seit  dem 
14.  Jh.,  radiziert^. 

Nicht  ganz  so  günstig  verlief  die  BAdiziening  des  Eopfzinses.  Teilweis 
erhält  sich  diese  Leistung  im  ^alten  Sinne  und  völlig  rein  bis  in  späteste 
Zeiten °.  Indes  wird  sie  doch  auch,  besonders  seit  in  der  Bede  ein  neuer 
direkter  Besteuerungsmodus  gefunden  ist*,  vielfach  radiziert  und  hält  sich  mm  im 
wesentlichen  nur  noch  bei  deiyenigen  Grundhörigen,  welche  keinen  Grund  und 
Boden  besitzen,  auf  welchen  sie  veranlagt  werden  konnte*.  Wo  aber  der 
KopMns  dingliche  Last  wird,  da  erscheint  als  Substrat  der  Last  die  Hofreithe 
oder  der  Herd,  kurz  die  Behausung  des  Grundholden®. 

Schwieriger  wie  bei  den  im  Jahreswechsel  erhobenen  Zinsleistungen 
mufete  wegen  der  Seltenheit  des  Falles  die  Badizierung  bei  den  auf  Gene- 


1)  S.  oben  S.  784  f.,  790,  865. 

2)  Bald.  Kesselst  8.  178,  1324,  cit  oben  S.  868  Note  3;  WTholey  1450,  G.  8,  759: 
so  einicher  man  were,  der  2  hobgoiter  oder  mehr  fuirte,  so  derselbe  daruf  abstürbe,  ist  er 
schuldig,  sovil  guiter  als  er  fürt,  sovil  frönendienst  und  besthaupter  und  auch  sovil  coppel- 
haus  und  burgwerk;  so  vil  empfenger,  so  vil  froenendienst,  es  seien  hoifgueter  oder  schaft- 
güter.    S.  auch  oben  S.  924  Note  1. 

>)  Vgl.  Lac.  ÜB.  1,  49,  88,  927,  wohl  auch  MB.  ÜB.  1,  211,  968:  mansum  unum  et 
dimidium  cum  servis  censualibus  in  Feulen  in  den  Ardennen.  Femer  s.  MB.  ÜB.  1,  287, 
1008—1016,  cit  oben  S.  920  Note  1;  CBM.  1,  179,  1168;  sowie  WUndscheid  17.  Jhs.,  §  8: 
das  sie  alle  jar  fallen  haben  uf  den  hüben  22  mir.  kom,  und  auf  ieglichen  köpf  2  Binger  hl. 
imd  22  s.  habem. 

*)  S.  oben  S.  1098  f. 

»)  8.  Lac.  ÜB.  1,  86,  189,  1008;  MB.  ÜB.  1,  406,  c.  1103.  VermutUch  gehört  hierher 
auch  MR.  ÜB.  1,  542,  1146:  Konrad  III.  bestätigt  die  Klostergründung  Amstein,  sowie  die 
Schenkimg  von  Gütern  an  die  Abtei,  es  sollen  reliqua  [Ludowici  de  Amstein]  predia  tarn 
invia  quam  penia,  tam  saltuosa  quam  p],ana,  prata,  pascua  decursusque  aquarum,  saltus 
nemorum,  piscationes,  venationes  ad  hoc  cenobium  pertinere,  et  eiusdem  loci  homines  ad 
eandem  curiam  pertinentes  virum  videlicet  4  d.,  mulieres  vero  2  perBolvere.  hec  autem  sunt 
nomina  locorum  ad  ecclesiam  predicte  ceUe  suo  iure  pertinentium:  Seibach,  Kirchtorf 
ecclesia  scilicet  cum  omni  decima,  Gozmirod  ac  Kebirlo,  Weltrod,  Hattinhusen,  Salscheit, 
Holdenrucke,  tres  hübe  de  Singobin,  Brunenbach,  due  hübe  de  Pissenhophen ,  Neiven  cum 
vineis  et  silvis,  AVezhe,  Bubinheim  cum  ecclesia  et  omni  eiusdem  ville  populo,  una  huba 
alterius  ville  etiam  nomine  Bubinheim,  que  singulis  annis  10  s.  persolvit 

«)  S.  Bd.  3,  140,  27,  1325;  WNiedermendig  1382,  G.  2,  491,  cit  oben  S.  799  Note  6; 
und  WRemich  1477,  G.  2,  241,  die  Bürger  sind  frei:  wir  wisen  auch,  das  ein  eclicher  burger 
dez  hofs  von  Remich  u.  gn.  1.  h.  alle  jar  uf  sent  Johans  dach  baptista  sin  hertpennink  schul* 
dich  ist,  und  dez  des  lantherren  amptluden  und  dieneren,  die  darnach  in  den  hof  von  Remich 
geschickt  werden  zu  heben,  bezalen  sol,  so  wie  der  herre  den  zu  Lutzenborch  und  in 
anderen  friheiten  dis  lantz  mit  der  müntzen  heben  dut,  und  uf  sent  Remeistag  sol  ein 
eclicher  burger  des  lantherren  ampluden,  die  in  dem  hof  von  Remich  darnach  geschickt 
werden,  vorain  siner  husduren  lieberen  dri  fetter  hennen,  und  zu  winachten  sol  auch  ein 
ieklicher  burger  des  hofs  von  Remich  u.  gn.  1.  h.  einen  hertpennink  bezalen  und  sinen 
ampluden  lieberen,  als  auch  in  dem  herzogthum  von  Lutzenborch  gewonlich  ist 


[Gnindherrlichlieil  und  Vogiei.  —     1182     — 

ratioiienwechsel  periodisiert^n  Lasten,  also  bei  dem  EmpfUngnis  und  der  Erb- 
gebilhr,  sein. 

In  ilei-  That  besteht  die  ei-ste  Erleichterung,  welche  zunächst  in  der 
Ei-bgangsbelastung  riurchgeflihrt  wird,  auch  keineswE'RS  in  der  soforti?cn  Radi- 
zierung  derselben.  Vielmehr  geht  hier  eine  Abschwilchunj.'  der  Belastung 
selbst  voraus,  welche  auf  immer  geringere  materielle  Vorteile  des  Henn 
hinausläuft  und  auf  rechtlichem  Gebiete  in  der  Ablösung  der  alten  Buteiluug 
durch  die  jüngere  Kumiede  (Besthaupt,  Toder,  Niederfall,  Heitinal,  Bahren- 
recht, Optimale,  Capitale,  Manus-mortua  oder  Mortemain')  ihren  Ausdruck 
findet',  .-in  der  Mosel  und  am  Rhein  speziell  wini  die  Buteilung,  welche 
noch  am  Beginn  des  10.  Jhs.  herrschend  gewesen  zu  sein  scheint*,  in  liegün- 
stigten  Orten  schon  im  13.  Jh.",  überall  aber  seit  dem  14.  Jh.  vermieden*; 


')  Über  das  Verhältnis  von  Biitt'ü  und  Kiiniii'de  hat  Heusler,  InstituiioneQ  1,  137  ff. 
in  lichtvoller  Darstellung  gplnindril ;  si'iner  .Sclieuiftlisiemni;  der  EntwiukluiiK  oriiiitn  jich  die 
Quellen  des  MoaellandeB  Töllig  ein.  VgL  übrigeiu  auch  Wtülz,  Vlg.  ä,  240  t.  Zu  ileii  haupt- 
sächlichsten Benennungen  s.  WHeimbach  Weita  Gladbach  UT6:  8ol  einer  auB  den  scheffen 
mit  deiu  lironen  eu  den  erben  kommen  und  ansucken,  daß  ue  za  galem  genügen  du  beste- 
baubt  oder  kmmut  ausrichicn.  *USHbx.  1461  BI.  81  ti;  kunnoit  ader  besteh&oft,  opiinulift 
teutonice  bestbaufier  ader  könnet,  und  ftholich  *USM&x.  1484  BL  18>:  optimalia  Tulgariter 
besthaufter.  Optimalia  capita  statt  des  samt  einfachen  optimale  findet  sich  'Bald.  KesselBt. 
8.  208,  1329.  Zu  Toder  s.  WBeach  bei  Echtemach  g  6;  WBdingen  1669  §  T;  za  Niederfall 
VTKalhacher  Tal  1349:  von  einem  ieden  mit  fiter  imd  flamme  ün  dal  N.  gesewen  ein  best- 
henpt,  optimale,  ins  man  nennet  einoi  neder&l;  *Arch.  SMax.  9,  1069,  Tbaben:  mandonea, 
qusc  lencntiir  ius  capilale  sive  niederfel;  b.  aoch  Bd.  3  Wortr.  n.  d.  W.  niderral.  Hertma] 
findet  sich  ti.  a.  Bd.  3.  408,  9i,  1828,  aovie  ÜStift  S.  408,  Foretamt:  12  vaccaa  coi^regabit 
de  animalibue  moituoium,  que  bertmal  vocantor;  auch  WRhens  1ST8,  0.  3,  780  Note  1, 
gehurt  hierher.  Später  verstand  man  das  Wort  wohl  nicht  mehr,  s.  WOppen  1730  %  5: 
«an  ein  haupt  in  einem  hauB  zu  Oppen  abstürbe  oder  aucli  sein  stAt  oder  haushaltung  auf- 
geben oder  aber  in  frembde  landen  abziehete ,  ist .  .  schuldig  das  besthaupt  TOn  einem  bart- 
maul. Bahrenrecbt  findet  sich  WWaldbredimus  1545  §  12:  barenrecht  oder  curmut;  zur 
Erklärung  s.  Wlgel  1537  §  13;  s.  auch  Cesarius  zu  UPrüm  S.  176  Note  1  (dazu  WWirf 
1565,  cit.  unten  S.  1163  Note  6):  quandocumque  aliquis  sive  vir  sive  mulier  de  familia 
eccleeie  obierit  absque  berede,  quod  nos  Tulgariter  appellamus  barlois,  quod  dominus  abbas 
ad  opus  sae  ecdesie  oninia  bona  sua  debet  confiscarc  et  eibi  colligere.  Für  Capitale  ius  s. 
•üSMax.  1484  Bl.  21b,  Simmem  u.  DL;  für  Manus  mortua  USMax.  S.  432  Mnnternaeh, 
S.  436  Heinsei  und  Heisdorf;  filr  Mortemain  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  W. ;  ebd.  sind  auch  noch 
die  yVW.  eleciio  pccudis  und  kumieide  zu  vergleichen.  EigentOmllcb  ist  die  einmalige  Be- 
zeichnung der  Kunnede  als  Durzins  in  Hennes  ÜB.  2,  210,  1271;  zur  Erklärung  s.  oben 
S.  370  Note  2.  Nach  Kindlingcr  Hörigk.  S.  141  f  endlieh  würde  die  Kurmede  seit  dem 
14.  und  15.  Jh.  auch  Erbteilung  genannt  Vgl.  übrigens  noch  WRoden  1342  Einl.,  Lager 
S.  229;  WVabi  1479  §  15;  WGedscheid  1491  g  23;  WWiebelsheim  1498  g  8;  WMettlach 
1499  §  31;  WMichelniiach  1514;  WSteinheim  1669  g  18;  WEdingen  1669  §  7;  Wlrrel  16G9 
g  5;  WMeckel  1669  g  4  f. 

*)  Regino  Caua.  synod.  II,  89,  CoQC  Tribur.  895. 

»)  Lehnsbuch  Werners  II.  v.  Boland  S.  16—17,  cit  oben  S.  869  Note  2. 

')  'Bald.  Kesselst.  S.  711,  1343  2.  April,  Walram  Graf  von  Zweibrücken  verepricbt 
fUr  Blieskastel:  oueh  ensullin  wir  nieman  budeilin  in  der  friheit  noch  in  dem  dal  zu  Castele. 


—     1183     —  Soziale  Gliederung.] 

nur  in  öinem  Falle  bleibt  sie  wie  es  scheint  allgemein  erhalten.  So  wo  des 
aptz  eigenlude  sitzen,  sagt  das  WSimmem  unter  Dhaun  15.  Jhs.,  und  ein 
man  sinen  ungenosen  genomen  hede  und  der  man  stürbe,  dan  mochte  der 
obg.  herre  die  frawe  budeilen^  Dabei  findet  sich  das  jüngere  System  der 
Kurmede  an  der  Mosel  schon  am  Schlufs  des  9.  Jhs.,  freilich  wohl  noch  als 
besonders  günstige  Ausnahme  2.  Aber  bereits  im  13.  Jh.  galt  auch  die  Kurmede 
als  eine  unwürdige,  namentlich  als  eine  vom  christlichen  Standpunkte  aus 
verwerfliche  Leistung.  Klassisch  bringt  das  die  folgende  Erzählung  des  Cesarius 
von  Heisterbach  aus  dem  Kloster  Steinfeld  in  der  Eifel  zum  Verständnis^. 
Praepositus  [monasterii  Steinveldensis]  ad  unam  grangiarum  suarum  venit,  in 
qua  pullum  equinum  pulchrum  satis  vidit.  de  quo  iamdictum  fratrem,  cuius 
esset  vel  unde  veniret,  interrogavit  cui  cum  con versus  responderet:  »talis 
homo  bonus  et  fidelis  amicus  noster  moriens  eum  nobis  legavit« ;  ait  prae- 
positus: »utrum  ex  devotione  vel  ex  aliquo  iure  legavit  eum?«  respondit  con- 
versus:  >ex  decessu  illius  emersit.  nam  uxor  eins,  eo  quod  esset  de  familia 
nostra,  iure  curmeidiae  illum  obtulit-^  tunc  ille  movens  caput  respondit 
verbum  pium :  »quia  bonus  homo  et  amicus  noster  fidelis  erat,  idcirco  uxorem 
eins  spoliasti?  redde  eiigo  feminae  destitutae  equum  suum,  quia  rapina  est, 
aliena  vel  rapere  vel  retinere.^  Die  hier  gegebene  Mahnung  wurde  nun  that- 
sächlich  an  einigen  Stellen  im  grofsen  befolgt,  so  wurde  das  Besthaupt  z.  B. 
im  J.  1232  für  die  Kasselrie  Brügge  aufgehoben*.  An  der  Mosel  ging  man 
freilich  in  dieser  Frühzeit  an  keiner  Stelle  gleich  weit  *,  doch  kam  es  im  Ver- 
laufe der  2.  Hälfte  des  Mittelalters  überall  zu  Ermälsigungen ,  unter  denen 
namentlich  die  Bestimmung  eine  Rolle  spielte,  dafs  die  erben  voraine  das  beste 
heben  [sollen],  und  darnach  sal  der  (Grundherr)  das  beste  heben®.    Auch 

Kindlinger  Hörigkeit  S.  456,  1360,  Kindgeding  zwischen  Kloster  Arnstein  uud  Johann  vom 
Steine:  wanne  di  man  sterbent,  so  ensal  der  vorg.  her  Johanne  oder  sine  erben  di  wip 
oder  di  kint  nit  budeilen,  dan  besteheubet  mogent  si  nemen,  ob  si  woUen. 

1)  Hier  cit  nach  *USMax.  1484  Bl.  20*,  vgl.  G.  2,  145.  Vgl.  auch  WKröv,  G.  2,  875, 
cit  oben  S.  181  Note  5. 

')  UPrüm  No.  55:  si  quis  obierit,  Optimum,  quod  habuerit,  seniori  datur;  reliqua 
vero  cum  licentia  senioris  et  magistri  disponit  in  suos. 

»)  Ces.  Heisterb.  Dial.  mai.  4,  62. 

*)  Wamkönig  2,  159;  s.  auch  Waitz,  Vfg.  5,  250  f. 

^)  Aus  später  Zeit  s.  WTholey  1587 ,  G.  3,  787 :  daß  man  von  der  leibeigenschaft  im 
obem  hof  Th.  kein  besthaupt  schuldig  seie. 

«)  *üSMax.  1484  Bl.  30»,  WMechem;  vgl.  auch  ÜStift  S.  394,  Merzig,  cit  unten 
S.  1185  Note  1;  WLosheun  1465  §  10;  WWelfried  15.  Jh.?;  WKonfeld  1547,  G.  2,  102; 
^VXeiningcnaltorf,  G.  2,  48;  WWirf  1565,  G.  2,  617:  so  iemant  stürbe,  der  bestattet  were 
von  den  lehenleuthen,  so  solle  das  bestheupt  oder  los  bei  der  feurstat  pleiben,  und  das  zweit 
dem  lehenhem  zu(fallen)  uf  genade.  und  so  unbestat  stürben,  sulle  man  werfen  an  dem  heim 
mit  einer  geiß  oder  mit  einem  schafc,  und  solle  der  lehenman  inwendich  30  tagen  von  dem 
hem  nit  geiragt  werden;  diesem  nach  durch  den  hem  beibescheiden  werden,  und  so  er  dan 
nit  erschien,  uf  phare  auspleiben.  Von  anderen  Ermäfsigungen  s.  noch  USMax.  S.  448, 
Eslingen  7c:    defuncto  mansionario  tertia  die  heres  corimedem  in  curti  nostra  coram  villico 


[ünindheiTlichkeit  und  Vogiei.  —     1184     — 

AbstufuDKen  imievhalij  der  Kurmedpprticlit  wui-deii  zu  offenbaren  Gunsten 
der  Pflichtifieu  getroffen',  und  diese  Abstufungen  und  sonstige  Erläuterungen 
der  Leistuu^tspflicht  KiiiKPn  bisweilen  so  weil,  dafs  die  Abp:ahe  als  solche  nahezu 
illusorisch  wTirde.  So  nach  dem  W  Wetteldorf  * ;  hier  soll  der  Schultheifs  nach 
des  Mannes  Tode  der  Frau  unter  Umständen  nur  einen  dreistempliehen  stul 
nehmen,  denselben  auf  der  frawen  hof  tragen  und  ihn  daselbst  verbrennen, 
damit  sul  die  anue  frau  ihr  churniuth  an  den  henn  bezahlt  haben. 

Aber  freilieh  trotz  aller  dieser  materiellen  Plnnilfsigungen  blieb  die  Last 
zunächst  doch  stets  eine  persönliche ,  sie  erinuei-te  inuuer  noch  an  den  alten 
Status  der  Unfreiheit.  Elieu  dieser  Charakter  niufste  ihi'  nunmehr,  nach 
materieller  und  rechtlicher  Abschwächung  im  ^'erlaufe  ihrer  ui-sprftnplichen 
Veranlagung,  genommen  werden,  sollte  ein  wesentlichei'  Fortschritt  eintreten. 
Sieht  man  von  wenigen  Fällen  ab,  in  denen  sich  eine  Umwandlung  der  Kur- 
mede  in  eine  lokal  abgegrenzte,  also  bezirkssteuerliche  Abgabe  nachweisen 
läfst*,  so  erfolgte  dieser  Fortschritt  durch  dingliche  Eadizierung. 

adducit,  et  quonti  valcat  computattir.  si  in  preseati  vult,  dat;  si  non,  in  domum  redncit  et 
in  trigettima  die  non  deteriorem  dabiL  WCborweiler  160S,  O.  2,  195:  wem  ein  besthaupt 
fUlig  ist  im  lehen  zu  C. ,  hat  er  ein-pfi?rd  das  10  gl.  weit  ist,  so  sol  er  der  herscliaft  5  gt. 
geben,  allweg  das  lialbe  ieü,  es  sei  pferd  kuh  oder  scLaf. 

')  WLeimersdorf  1559,  G.  2,  648:  angostalt  was  den  herren  geliüere  von  einem  eur- 
moedigen  goit  von  demjenigen,  der  niüi  veretorbeD  h,  was  das  vor  ein  curmuth  geben  sol, 
sprecben  die  geücbwoiren :  was  Dahnmgh  deijenigcr  gebabt,  der  das  eurmoedige  guet  lieseßen 
und  auch  verstorlien,  derselben  sollen  seine  erben  nach  seinem  doit  auuli  vor  ein  curmuth 
gellen:  das  int  also  zu  verstehen,  so  derselb  seine  nabrungh  mit  pfenlen  gehabt,  sol  er  das 
beste  |ifen1  vor  ein  curmuth  darstellen;  hat  er  aber  kein  pferd  gehabt,  sol  er  die  beste  kolie 
Eum  kurmuth  geben;  in  buuuua  das  beute  i|iuek  er  gehabt,  sol  vur  die  euimuth  sein,  sein 
aber  kein  quick,  sol  man  das  curmuth  mit  dem  besten  kleid  verbeßeren  ader  mit  einem 
ailbercn  ploch,  daß  sein  \-unf  mr.,  und  alles  uf  gnad.  WKretz  17.  Jh.  g  7,  G.  6,  606:  da 
der  hüfer  einen  hofbau  hette,  nemblicb  31  morgen  und  zwei  pferd  vorhanden,  aladan  sie  das 
beste  abstellen,  das  andere  auf  den  hof  bringen;  wan  aber  nur  dafn]  eins  vorhanden,  sol 
sie  dassetb  bringen,  wo  aber  keins  vorbanden  und  ein  kube  dabe  were,  solle  sie  dieselbige 
bringen;  und  alsdan  sol  das  ])ferd  oder  kuhe,  welches  sie  dan  bringen  und  darstellen  wird, 
durch  die  scheffcn  geschetzet  werden;  wohe  aber  auch  keine  kube  vorhanden,  alsdau  solle 
sie  den  besten  rock  bringen;  doch  sol  ihr  derselbe  mit  sechs  mr.  zu  lösen  stehen,  und  der 
hobsherr  sol  in  allem  sein  gnad  darbei  thun.    S.  ancb  WRoxheim,  G.  3,  165. 

>)  G.  2,  536  Note  I ;  vgl  dazu  WBrorabach  1508  §  8;  WNalbacher  Thal  1532,  G.  2,  24. 
Weitere  starke  Naeblässe  s.  im  UStift  S.  403,  Forstamt;  si  quis  in  bonis  illis  [den  Hufen 
im  Forstamtsbezirk]  decesserit,  vidua  accipiet  melius  iumentum,  et  postea  dabit  archiepiscopo 
melius,  et  per  annura  ab  omni  iure  erit  exempta;  dazu  WSchillingen  und  Waldweiler 
1549:  Boten,  Witt&auen  und  Erben,  die  das  Eesthaupt  in  diesem  Jahre  geben,  sind  vom 
Zina  der  Weihnachtshühner  befreit  S.  femer  'USMax.  1484  Bl.  20ii,  WSimmcm  u.  Dh.i 
wanne  awin  beslossen  weren  in  einer  stiegen  und  nit  zu  weige  und  steige  weren  gegangen, 
da  sal  man  keine  bestehaufte  van  heben. 

')  Hierher  gehört  wohl  schon  "Arch.  SMaü.  9,  1086,  Tbaben,  1353:  onines  homincs 
ibidem  sedentes  sub  dominio  santi  Maximini,  quilibet  eonun  tenetur  post  mortem  ins  capi- 
tale,  quod  dicitur  vulgariter  bestheuit.  S.  femer  WBirresbom,  G.  2,  526:  weist  der  scheffen 
dem  bem  von  Prüm  ein  runden  fueß  vor  eine  churmot  von  dem  freien  gut,  und  ein  geschlibteu 


—     1185     —  Soziale  Gliederung.] 

Nach  der  Wahl  dieses  Weges  bestimmt  sich  aber  fast  ohne  weiteres  der 
Zeitpunkt,  in  welchem  die  freiheitlichere  Auffassung  der  Kurmede  eintreten 
mufste.  So  lange  die  Hufenverfassung  noch  wesentlich  unversehrt  bestand, 
konnten  die  Henen  kein  Interesse  an  der  Radizierung  der  Kurmede  auf  den 
Grund  und  Boden  besitzen,  denn  es  trug  für  ihre  Wirtschaft  nichts  aus,  ob 
die  Last  vom  Hufenbesitzer  oder  von  der  Hufe  geleistet  wurde.  Sobald  aber 
mit  dem  Verfall  der  Hufenverfassung  die  alten  agrarischen  Grundlagen  ins 
Schwanken  gerieten  und  neue  Güter  von  unabsehbarer  Abstufung  bis  ins 
kleinste  hinein  entstanden,  da  mufste  es  für  die  Grundherren  von  Wichtigkeit 
sein,  die  Kurmedepflicht  jedes,  auch  des  geringsten  Teiles  grundherrlichen 
Bodens  zu  betonen  und  auf  diese  Weise  Aussichten  auf  eine  fast  imgemessene 
Vermehrung  der  Kurmeden  zu  eröf&en. 

Diesen  Erwägungen  entspricht  der  wirkliche  Gang  der  Dinge.  Noch  am 
Schlüsse  des  12.  Jhs.  wird  die  Kurmede  als  spezifisch  unfreie  Peraonallast 
angesehen,  werden  in  diesem  Sinne  Verhältnisse  in  ihr  neu  geol'dnet^ 
Thatsächlich  erhält  sich  auch  ein  giofser  Teil  der  Kurmeden  während  des 
ganzen  späteren  Mittelalters  auf  diesem  Punkte  ^.  A]>er  im  Verlauf  des  13.  Jhs. 
setzt  sich  nebenher  und  allmählich  unter  dem  Eindruck  des  vollen  Verfalls 
der  Hufenverfassimg  eine  andere  Anschauung  durch.  Die  Kurmede  erscheint 
nunmehi-  als  dingliche  Last^,   welche  jedem  kleinsten  Teil  grundherrlichen 


fueß  von  deme  hobsgiit.  WDockweiler,  6.  2,  437:  qiieme  ein  mensch  das  gericht  gegangen 
und  ¥rürde  krank  und  stürbe  dabinnen,  dem  hem,  do  er  binden  stirbt,  sol  der  mensch  ein 
koermoet  geben.  WUetterath,  G.  2,  481:  weisen  auch,  da  ein  wandelman  zu  roß  oder  fuiß 
in  dem  kirspel  Retterait  verstorbe,  sol  er  dem  hem  koermodig  sein,  doch  ein  gnedig  ver- 
dinknus.  Zu  dieser  letzten  Stelle  s.  UStift  S.  419,  Retterath:  quicumque  mansionarius  in 
eodem  banno  moritur,  scultetus  accipit  meliorem  bestiam;  sed  qui  nullas  bestias  habuerit, 
heredes  eins  6  d.  Colonienses  solvent 

1)  Vgl.  Lac.  ÜB.  1,  456,  1176,  cit  oben  S.  415  im  Text;  Westd.  Zs.  Bd.  8,  Korrbl. 
No.  122,  1198,  cit  oben  S.  872  Note  3;  UStift  S.  894,  Merzig:  si  aliquis  colonus  habuerit 
2  vel  3  vel  4  mansos  vel  partcm  mansi  quantulamcumque,  si  vir  moritur  in  manso,  uxor  eins 
vel  heredes  ipsius  primo  accipiunt  Optimum  pecus,  quod  relinquitur  a  mortuo,  vel  optimam 
suppellectilem,  si  non  habet  pecus;  deinde  dominus  archiepiscopus  accipit,  quod  melius  est 
si  nee  pecus  ncc  aliqua  suppellex  invenitiu*  in  domo  mortui,  uxor  vel  heredes  maximam  pen- 
sionem  dent  pro  pecore  vel  suppellectile,  quam  solvunt  de  manso  uno  tempore.  Ebenso 
a.  a.  0.  S.  394  Fitten,  S.  395  Weiler,  S.  396  Besseringen. 

2)  Aufser  vielen  späteren  Beweisen  vgl.  Honth.  Hist  2,  97,  1318. 

»)  Lac.  ÜB.  2,  569,  1266,  cit  oben  S.  928  Note  2;  Lac.  L^.  2,  661,  1274,  cit.  oben 
S.  928  Note  2  (auf  S.  929);  *üMünstermaifeld,  Hs.  Koblenz  GXI*,  Bl.  24*:  zur  Curia  in 
Kond  gehören  in  Sivenich  5  mansiones,  quarum  quelibet  solvit  ius,  quod  dicitur  niederval, 
et  in  universo  solvent  8V2  d. ;  Aufzeichnung  des  Koblenzer  St  A.  Ende  14.  Jhs.,  cit  oben 
S.  799  Note  5;  aus  späterer  Zeit  sehr  bezeichnend  WSteinecken  1506,  G.  2,  399,  cit  oben 
S.  793  Note  2.  *rMünstermaifeld  Hs.  Koblenz  CXI»  Bl.  25»,  Hof  Sahnrohr:  quilibet 
masculus  colens  bona  curtis  in  obitu  suo  tenetur  preposito  ius,  quod  dicitur  dat  bestheoft, 
excluso  uno  meliori.    WWeiher  bei  SGoarshausen  1543:  wan  einer  zu  W.  stirbt,  ist  m.  gn.  h. 


[GruniUieiTlieLkeit  und  Vogtei.  —     1186     — 

Bodens  inhärent  gedacht  w-ird  his  herab  zu  Stücken,  auf  denen  eben  noch  ein 
(Ireisteniplicher  Stuhl  Platz  findet',  und  erst  im  Verlaufe  dieser  neuen  An- 
schauung gewöhnt  man  sich  daran ,  die  Kadizierung  speziell  auf  das  Haus, 
oder  den  Herd ,  jenes  neue  allgemeinste  Veranlagungssubstrat  des  spätei'eu 
Mittelalters,  zu  beziehen*.  Eine  solche  Radizienmg  tritt  nun  in  Wahrheit 
auch  dort  oft  ein,  wo  die  Quellen  noch  die  persöidiche  Kurmedepflicht  anzu- 
deuten scheinen,  und  unter  ihrem  Einflufs  vollzieht  sich  zugleich  eine  sekun- 
däre Bewegung,  welche  schon  früher,  liei  Zeiten  personaler  Kunnedepflieht 
begonnen  hatte,  die  Ablösung  und  Fixierung  des  Besthauptes*. 

ein  beathanbt  ver&lleD,  ala  manich  bove,  aU  manicb  bestluuipt;  were  nit  huTer,  gibt  andi 
kein  beathtuibt  Charakterbüscb  ist  WRhenB  1316,  0.  3,  760  Note  1:  des  goitahus  hoflnde, 
die  da  howelicb  goit  haut  von  dem  vurg.  goitzhuse,  it  sin  ho&tede  ader  ander  goit,  wan  der 
eint  stirbit,  dat  da  ent&ngen  halt  dat  goit,  dan  ist  dem  vuig.  goitahnse  ein  besteheubit 
vellich,  dat  da  beisit  ein  beider,  aa  dat  recbt  und  gewonlich  ist 

^)  S.  oben  S.  625,  M9,  865;  vgL  auch  nocb  WIrUch  1478:  wüicb  man  so  nl  gnet 
bait  von  dejii  boif  m  I.,  dat  man  danif  aetiea  mag  einen  dristelligen  stoil,  wao  der  doita 
halben  abgeit,  davon  ist  m.  h.  von  Tri»  erfillen  dat  best  koermoet;  fihnlicb  WArgen- 
Bchwand  148S  g  6j  WBoUendorf  1606  g  S.  Die  Thatsache  konnte  nun  auch  so  aoagedrOckt 
werden,  daCs  man  auch  die  mit  miniinalen  Grundzinsen  belasteten  Leute  kunnedepflieht^ 
erklarte,  s.  WLindscheit  17.  Jb.  §  4:  wer  ein  btsnacbthun  giebt,  wan  der  stirbt,  giebt  er 
de»  iiuikem  ein  besthaubt  *üSMax.  1484  Bl.  18*,  in  Furfelt  .  .  IS  g.  census:  et  omnes 
Uli  in  Furl'elt  danteg  censos  tenentur  etiam  dare  optimalia,  quod  census,  quos  dant,  sunt 
Eignum  subiectioniB  domino  abbati  et  suo  iudicio  .  .  propter  heredttatem,  quam  possident, 
jiertinentem  domino  abbati  et  suo  iudicio.  'USHax.  1484  Bl.  20*,  WSimmem  n.  Db.;  wiaent 
o::li  die  äcbefen,  daS  alle  diqjbeiie,  die  dem  apt  zinse  gebent  oder  schuldich  sint,  und  veres 
nit  me  dau  einen  ht.  oder  mi,  er  sie  in-  oder  uswertigea,  derselbe  ist  unsenn  heren  .  .  und 
sime  goitzbua,  wauere  er  stirbet,  schuldich  zu  geben  ein  bestbeupt  van  eime  gespalden  fuge. 

')  UStift  S.  411,  Officium  dolabri,  Pfalzel-Ehrang :  solvitur  hertnial  una  melior  bestia, 
quam  habet  quis  in  morte,  quicumque  habet  danmm  in  prediciie  bonis  dolabri;  qui 
autem  domum  in  eis  non  habet,  bertmal  non  fiolvet;  UMtlnstemiaifeld  Bl.  24>,  cit.  oben 
S.  1185  Nole  S;  WNalbacber  Thal  1349:  von  einem  ieden  mit  fuer  und  flamme  im  dael  Nalbacb 
gesessen  ein  bestheupt,  optimale,  das  man  nennet  einen  uederfal.  'Rodel  Koblenz  St  A., 
Census  in  Gala  14.  Jhs.:  Thomas  der  Hase  S  bcxL  cum  dimidio  vini  de  vinea  Sf  Leierkip, 
et  cuimedam  de  domo  et  area.  WMettlacb  14S5,  G.  2,  59:  ieglich  iiaus  zu  Besseringen  uf 
der  fogdeien,  auch  uf  der  forsthoben,  ist  schuldig  allezeit,  wan  das  bet  gebrochen  wird  und 
ein  mensch  stirbt,  das  bestheupt  S.  auch  WBech  bei  Echtemach  §  6.  WAbn  1626  g  13 
heifsen  die  Pflichtigen  geradezu  haubt-  und  hausleute.  Eigentiindich  ist  'USMax.  1484 
Bl.  20^:  quicunque  in  predictis  locis  [wo  der  Abt  Grundlehnherr  ist]  habet  valorem  5  aut 
6  s.,  ille,  quando  obieric,  lenetur  domino  abbati  .  .  ein  bestbauft  van  eime  gespalden  fois  ex 
sua  hereditale  seu  mansione  in  predictis  locis.  —  Radizierung  auf  die  Hufe  findet  sich  nur 
äufserst  selten,  s.  USMax.  S.  482,  Mantemach  9c:  die  mansi  zahlen  pro  mortuamanu  tertiam 
partem  census.  In  diesem  Falle  bildet  sich  später  eine  llauptmannsthat't  (Lebnstrftgerscliaft, 
Durzinssystem)  aus,  vgl.  WKalbacber  Thal  1532,  G.  2,  24;  WSensweiler  1520  —  1550, 
G.  2,  128. 

*)  Vgl  dazu  Waitz,  Vfg.  5,  245.  Das  früheste  Beispiel  aus  unserer  Gegend  ist  wohl 
MR.  ÜB,  1,  514,  ca.  1140;  mansus  quilibet  in  obitu  possidentis  qainque  s.  in  redemptiooem 
debet.  Aus  dem  13.  Jb.  vgl  aufser  Ennen,  Qu.  2,  79,  66,  1219,  namentlich  US.Max.  S.  432, 
Mantemach:    pro  manu  mortua  tertiam  partem  cpdsus;    S.  436,  Steinsel:  pro  m.  m.  14  d.; 


_     1187     —  Soziale  Gliederung.] 

In  dieser  neuen  Form,  als  dingliche  und  oft  wohlbegrenzte  Abgabe  im 
Todesfalle,  erhält  sich  nun  die  Kurmede  bei  günstigen  Verhältnissen  das  ganze 
spätere  Mittelalter  hindurch  und  noch  weit  über  dasselbe  hinaus.  Sie  ist  aber 
in  dieser  Form  kein  Zeichen  persönlicher  Bindung  mehr.  Schon  früh,  von 
jeher  fast  im  Falle  gnmdhörigen  Besitzes  Freier  ^  seit  dem  12.  Jh.  im  Falle 
ihrer  Zulassung  bei  relativ  freien  Zinsverhältnissen*  und  seit  eben  dieser  Zeit 
wohl  vor  allem  auch  l)eim  Wingertlehen  *  hatte  die  Kunnede  einen  Zug  ins  Frei- 
heitliche erhalten:  diese  zunächst  nur  in  besonders  glücklichen  Einzelfällen 
vorhandene  Neigung  war  jetzt  allgemein  geworden  und  trug  in  ihrer  Wirkung 
viel  zur  Lösung  der  alten  Grundhörigkeit  bei. 

Weniger  wichtig  wie  die  Entwicklungsgeschichte  der  Kurmede  ist  die  des 
Empfängnisses  oder  der  Vorhure  vornehmlich  deshalb,  weil  das  Empfängnis 
nie  eine  so  niedrige  spezifisch  grundhörige  Abgabe  gewesen  ist,  wie  etwa  die 
Kurmede:  von  jeher  wurde  es  auch  von  Dienstlehen,  z.  B.  den  Meierämtem *, 
und  von  Weinlehen*  erhoben;  und  es  hielt  sich  relativ  lange  auch  noch  in 
der  städtischen  Entwicklung®.  Nicht  minder  von  Bedeutimg  wird  es  gewesen 
sein,  dafs  die  Höhe  der  Empfängnisabgabe  meist  nicht  allzu  bedeutend  war''; 
das  Gewöhnlichste  waren  ein  paar  Sester  Weins  ®,  deren  Verzehr  sogar  teilweis 
der  Hofgenossenschaft  zufiel  ®.    Diese  Umstände  sicherten  nun  dem  Empfängnis 

S.  436,  Heisdorf:  pro  m.  m.  tantum  de  rcdemptione,  quantum  census  solvit  mansionarius. 
S.  femer  a.  a.  0.  S.  441,  Kenn;  S.  442,  Fell;  und  anderweitig  aus  späterer  Zeit  *Koblenzer 
KeUnereirechn.  1432 — 38:  feria  sexta  post  dominicam  exurge  pro  quodam  optimali  in  Irlich 
a  quodam  paupere  ad  preces  domicelli  de  Wida  1  fl.  6  alb.  WRavengiersburg  1509  Thomasw. 
§  11,  G.  2,  180:  der  man  und  frauw,  die  da  sitzen  in  des  closters  gericht  und  das  gotshaus 
angehörent,  ist  iars  schuldig  3  d.,  stirbt  die  frauw,  sol  der  man  geben  halb  so  viel,  stirbt 
der  man,  so  ist  es  die  frauw  entragen  ir  leben  lang,  und  wan  sie  gestorben  ist,  so  ist  sie 
ein  Yogtmas  schuldig,  das  sollen  die  freunt  lösen  mit  fünfthalben  s.  hl.  Lehrreiche  Nach- 
richten in  dieser  Hinsicht  enthält  namentlich  das  *USteinfeld,  z.  B.  in  einem  Titel  auf  BL 
99 »:  Dit  sint  uns  gotshuis  kurmoedige  leinguede  in  dem  Mutscheit  Die  Relnitionen 
schwanken  zwischen  1  s.  8  d.  und  4  s. 

1)  S.  aus  später  Zeit  noch  Honth.  Hist  3,  147,  1582,  auch  wohl  WRapweiler  1547 
§  3,  G.  2,  101. 

2)  S.  oben  S.  925  f.,  961  Note  2. 

3)  S.  oben  S.  915  Note  4. 
*)  S.  oben  S.  770. 

*)  S.  oben  S.  907,  913. 

•)  S.  oben  S.  925  f.  Der  Trierer  Abschreiber  des  UStift  13.  Jhs.,  der  um  die  Mitte 
des  14.  Jhs.  kopierte,  verstand  das  Wort  Vorhure  nicht  mehr. 

'')  Besonders  hoch  erscheint  UStift  S.  427,  Münstermaifeld:  si  quis  moritur  in  manso, 
ei  succedens  in  eodem  dat  tantum  ad  vurehure,  quantum  dat  census,  scilicet  5  s.  Doch  liegt 
hier  schon  eine  Yerquickung  mit  der  Kurmede  vor,  s.  unten  S.  1188.  £inen  gl.  beträgt  das 
Empfängnis  WKonfeld  1547  §  4. 

8)  Zwei  Sester  z.  B.  WAhn  1626  §  2,  drei  Sester  *WThaben  1487,  üSMax.  1484 
BL  25^.  S.  auch  *WHeisdorf,  ÜSMax.  1484:  wer  erbschaft  entsetz,  der  entsetz  esubermitie 
2  beier,  ein  halfscheit  mins  herren,  das  ander  halfscheit  dem  gericht 

^)  WHeimbach  Weifs  Gladbach  1476:  es  gehet  ein  lebendiger  aus  und  ein  lebendiger 


K« 


[Gnindherrlichkeit  und  Vogtei.  —     1 188     — 

eine  weitaus  sicherere  Erhaltung'  als  der  spätestens  seit  Schluls  des  Mittel- 
alters als  Personallast  allgemein  verhaisteu  Kunnede^;  nur  selten  scheint  es 
zu  direkter  Radizierung  des  Enipfhngnisses  etwa  durch  Unigestaltuiij:  zum 
Johreszins  (jekommen  zu  sein^. 

Dagegen  konnte  das  Empfängnis  nicht  selten  zur  dinglichen  Radizienmg 
dadurch  gelangen,  dals  man  es  mit  der  Kurmede  vermischte.  Von  vornherein 
mufste  sich  leicht  die  Anschauung  ausbilden,  dafs  die  Kunnede  nicht  Rest 
eines  nicht  mehr  verstandenen  vollen  Erbrechts  des  Hevm  an  unfreiem  Nach- 
lais,  sondern  vielmehr  eine  selbständige  Belastung  der  Erben  für  den  Erban- 
tiltt  sei:  war  sie  doch  jedenfalls  von  den  Erben  auszuzalden^.  Die  erste 
Folge  einer  solchen  Ansicht  war,  dafs  man  die  Alternative  zwischen  Kunnede 
und  Enipfäi^inis  stellte*;  die  zweite,  dais  man  beide  vei-mischte.    An  einzelnen 

in,  und  der  es  empraugt  umrs  dem  ragt  geben  ein  letchmass  weim,  den  boflieren  eün  viert«! 
wein  und  vor  8  hl.  weck. 

')  Man  vgl.  X.  B.  WMarodt  1532  (1575),  G.  1,  839:  was  binnen  den  hoben  ligt,  das  seind 
entpfengliche  guter,  die  sal  kein  man  gebrauchen,  das  er  driatemplichen  stuel  diof  seuen 
möge,  er  sal  es  entpfangen  nn  der  bank,  wie  recht  isL  imd  wan  ein  enpfangenc  hAnt  dotz 
ballier  abgeben  wurde,  so  aal  der  ander  lehenmim,  der  da  zustat,  das  leben  inwendig  den 
siebenten,  und  zu  dem  lengsten  zu  dem  SOtn  mit  des  Herren  gnad  entpfangen,  oder  in  wetten 
ertailen  sein.  WMayeii,  G.  2,  482:  da  aucb  jemanla  wissig,  daß  einer  oder  raher  burger 
hoifeguit  unentphongen  besessen,  dasselb  sol  er  bei  aidsptiidit  anzeigen.  S.  auch  W'^'inden 
1465  g  8,  G.  6,  748;  WSteinheim  1669  §  10;  ft-Meckel  1669  §  5;  WWatlersheim, 
G.  2,  536. 

')  Tgl.  dazu  die  lehrreichen  Notizen  einer  Äbtissin  des  Klosters  SKatliarina  bei  Linz, 
16.  Jh.,  G.  1,  623-624:  in  dem  stift  von  Trere  iu  der  Eifelen  nent  man  si  bestheuft  ader 
kormoit,  die  sal  man  hefen  na  heider  stift  gewaeuheit,  dal  ist  Coüen  und  Treie.  ich  hain 
gehaefen  anno  1500  zo  Lins  und  buissen  Lins  penle  koe  swin  ader  dat  beste  cleit,  und  bin 
ungehindert  worden,  wiewail  etlichen  darweder  waren,  und  aucb  wanne  die  irfcn  ein  kor- 
modich  goit  verdeilen,  sal  ecliche  deil  uch  vor  einen  grundberren  haldeu  und  ein  kormoit 
geben;  dies  gewaenheit  bricht  auch  der  lanther.  were  sach  dat  uch  dat  kormoit  mit  arge- 
liat  und  bedroche  worde  enifondeii,  ist  uch  dat  goit  aengefallen.  item  es  sin  etlich  lüde  ge- 
west,  die  unser  eloister  wolden  in  eren  krenkeien  umb  dat  kormoit  bedregen,  und  gaefen  ir 
goit  mit  bedroich  und  argelist  uf,  den  hain  ich  das  kormoitgoit  na  erer  krenkten  genomen 
Honder  alle  gericht.  item  do  ich  zo  Bonne  bin  komen,  hain  leb  nocli  besser  bescheit  kregeu, 
da  nil  pert  noch  koe  euain  alsdan  moissen  die  frunde  ader  partigen  uch  ein  silvem  ploch 
geben,  dat  ist  5  mr.,  zo  dem  allerkleinsten.  S.  dazu  WLeimersdorf  1559,  G.  2,  648,  cit. 
oben  8.  1184  Note  1. 

■)  S.  z.  B.  Küster  S.  47. 

*)  S.  dazu  WTJiedermendig  1435,  ü.  2,  491 :  were  sache  dat  ein  hofeman  were,  de  sin 
gut  niet  selver  gewinnen  künde,  icd  bede  einen  anderen  leman,  de  bem  sin  gut  wunne,  ind 
lege  daenbinnen  de  bofsman  neder  ind  stoirve,  so  mochte  der  scboltisse  den  l^nman  pen- 
den,  de  dat  gut  gewonnen  het,  vur  sine  kurmode,  mit  namen  mit  der  bester  koe,  die  der 
l^nman  hette.  ind  der  lenman  mochte  dat  hofzgut,  dat  he  gewunnen  bette,  as  lange  in  sinre 
haut  halden,  bis  die  neisten  erven  dem  l£nmanne  sine  kurmode  gebessert  betten,  die  he 
darumb  verloren  hette.  WLisaingen,  G.  2,  598:  dahe . .  den  kiudem  ihre  eltom  abfielen,  die 
sollen  bei  dem  scbultbeissen  die  erste  sch&r  zu  thun  Urlaub  heischen  und  sich  darnach  mit 
dem  herren  wegen  des  cburmuts  empfangrecht  und  sonstigen  vergleichen. 

^)  So  sehr  bezeichnend  WTholej-  1450,  G.  3,  759 :  der  Grundherr  soll  nemen  ein  best- 


—     1189     —  Soziale  Gliederung.] 

Nachrichten  läfst  sich  verfolgen,  wie  eine  Neigung  in  dieser  Richtung  bis  zu 
schliefslich  voller  Fusion  führen  konnte^:  dann  stand  aber  der  Radizierung 
des  Kurmede-Empfängnisses  nichts  mehr  entgegen. 

Ein  Rückblick  auf  unsere  letzten  Erörterungen  ergiebt  das  allgemeine 
Resultat,  dafs  spätestens  bis  zum  13.  Jh.  alle  diejenigen  Lasten  der  Grund- 
hörigen dinglich  gefafst  wurden,  welche  auf  den  Jahreswechsel  periodisiert 
waren,  und  femer,  dafs  seit  dieser  Zeit  auch  die  auf  Generationenwechsel 
periodisierten  Lasten  mehr  oder  minder  in  die  gleiche  Entwicklung  ein- 
lenkten. 

Die  unmittelbare  Konsequenz  dieser  Vorgänge  war  die  Bindung  der 
Grundhörigen  an  die  Scholle:  eben  durch  die  Radizierung  der  Personallasten 
kam  erst  vollends  das  zu  stände,  was  wir  Grundhörigkeit  nennen.  Wir  sahen, 
wie  die  Entwicklung  in  diesem  Sinne  bis  ins  spätere  Mittelalter  in  vereinzelten 
neuen  Ausläufern  andauert.  Aber  im  ganzen  war  sie  doch  schon  viel  früher 
abgeschlossen;  sie  charakterisiert  recht  eigentlich  die  erste  Hälfte  des 
Mittelalters. 

Der  Beweis  hierfür  ist  schon  mit  unserer  bisherigen  Untersuchung  gegeben ; 
sein  Inhalt  läfst  sich  aber  durch  Erörterung  der  Geschichte  der  Adscriptio 
glebae  zu  noch  gröfserer  zeitlicher  Präzision  und  umfassenderer  Anschau- 
lichkeit erheben. 

Die  ältesten  Quellen  bis  zur  Mitte  des  9.  Jhs.  verneinen  noch  sämtlich, 


hanpt,  und  wer  dan  das  guit  besitzen  wirt,  mag  mit  dem  besthaupt  ingane  ane  wine,  tut  er 
das  nit,  so  sol  er  den  wein  geben. 

^)  S.  dazu  WSalmerohr,  6.  2,  841 :  wan  ein  man  sterbt  und  zu  der  erden  bestat  ist, 
so  saldiefraw  dem  richter  erlaubtnis  heischen,  bis  sei  einen  momper  mecht,  ir  gut  zu  ver- 
gahen  und  zu  bestain.  wan  der  man  begangen  ist,  dan  sal  der  amptman  zu  £sch  ein  kui^ 
mont  hieben,  hat  er  nit  pferde,  alsdan  köhe;  so  hult  die  fraw  das  best  vorab,  und  darnach 
der  amptman,  so  lang  bis  an  den  dristemplichen  stuel.  W.  des  Königreichs  bei  Horweiler 
1550:  wan  ein  huber  uf  diesem  konigreich  begüetet,  derselbig  verstürbe,  was  der  m.  gn.  h. 
von  Nassauw  vor  ein  besthaupt  uszurichten  schuldig?  des  verstorbenen  erben  sollen  in 
14  tagen  dem  Schultheißen  um  des  graven  wegen  das  besthaupt  liefern,  und  das  besthaupt 
sol  sein,  demnach  einer  uf  dem  konigreich  begütet  ist.  WKretz  17.  Jh.  §  7,  G.  6,  606:  wan 
ein  Schöffen  oder  höfer  stür1)e  oder  tods  halben  abgienghe,  was  zeit  und  wanehr  sol  man 
das  könnet  geben  und  liebem,  und  wanehr  sol  man  die  guter  empfangen?  darauf  antworten 
die  Schöffen  und  höfer:  wan  einer  von  denselbigen  stürbe,  so  sol  die  frau  oder  erbe  an  dem 
schultheisz  Urlaub  bitten  auf  die  guter  zu  gähn,  und  der  schultheisz  sol  ihnen  das  nit 
weigeren,  und  es  sol  gerocht  werden  am  erstlichen  dinglichen  tagh,  und  am  zweiten  sollen  sie 
das  kürmond  verenderen  und  die  guter  empfangen.  WBetzing,  G.  2,  478:  welcher  sovil 
guts  hab,  das  er  einen  drcistemplichen  stuil  daruf  könne  setzen,  der  sol  an  dem  hofshem 
das  entphangcn,  inwendig  dem  dreischten  sol  es  entphangen  und  binnen  dem  siebenten 
verkoermoedt  werden.  WRommersheim  1298 :  dat  alle  lehenber  man,  die  ir  lehen  entfeint  van 
eime  apt  van  Prume  mit  irem  munde  van  deme  sime,  dat  die  eime  apt  kurmode  of  ir  best- 
heuft  schuldich  sint,  als  si  verdaren  und  doit  sint  damahe  als  si  die  kurmede  gericht 
haent,  soe  sal  ein  apt  in  die  erven  belenen  mit  deme  erve  imd  guede,  dat  si  van  eme  zo 
lehen  haent,  aen  des  aptzs  wcdersprache  beheltenis  sins  rechtes. 


[ürmnUierrlkhkeil  iiud  Vnatei.  —      1190     — 

wie  es  scheint,  den  Geilanken  der  Biuduug  an  die  Scholle.  Sieber  gilt  das 
iüT  die  Nachrichten  bis  zur  Wende  des  8.  und  9.  JIls.  '.  Aber  noch  im  J.  853 
schenkt  Kaiser  Lothar  4  Maucipieu  ex  licneficio  Adolardi  fidelissimi  comitia 
nostri',  welche  allem  Anscheine  nach  landlos  waren,  und  die  Thatsache,  dafs 
im  J.  843  das  Kloster  Prüm  laut  seiner  Einweisungsurkmiiie  in  die  Villa 
Villaoce  neben  dem  Lande  noch  Icsonders  mit  den  Unfreien  investiert  wm-de'. 
Bpricht  ebenfalls  Regen  Geltung  der  Adscriptio.  Späterhin  finden  sich  dagegen 
kaum  noch  Nachrichten,  welche  gegen  di^elbe  in  Anspruch  zu  nehmen  wären*: 
dagegen  reichen  die  fiHheaten  Quelleiistelleii ,  welche  man  filr  die  Adscriptio 
anführen  kann,  noch  bis  in  das  dritte  Jahrzehnt  des  9.  Jhs.  zurück.  Wenn 
in  einem  Mancipientausch  des  ,1.  823  zwischen  dem  Kloster  Prüm  und  einem 
Privaten  das  Kloster  11  Männer  und  3  Frauen  gegen  3  Männer  und  4  Frauen 
erhält",  so  ist  das  anscheinend  seltsame  Mifsverbältnis  der  Tauschwerte  doch 
wohl  nur  durch  den  Umstand  za  erklären,  da&  mit  diesen  Alancipien  schon 
selbstverständlich  Land  zum  Austausch  kam,  dessen  Erträge  ein  ebenmälsigeres 
Verhältnis  der  Tauschobjekte  herstellten.  Ebenfalls  ein  Symptom  einmietender 
Adscriptio  ist  es  ferner,  wenn  es  seit  dem  dritten  Jahrzehnt  des  9.  Jhs.  ge- 
wöhnlich wird,  urkundlich  von  Mancipien  und  Gnmd  und  Boden  in  einer 
Weise  zw  reden,  welche  eine  enge  Kohärenz  derselben  voraussetzt.  Dafs 
aber  schliefslich  gegen  Ende  des  9.  Jhs.  die  Adscriptio  der  Regel  nach  erreicht 
war,  beweist  die  Art,  in  welcher  man  spätestens  seit  dieser  Zeit  die  Ausdrücke 
mansus  ingenuilis,  leiiilis,  servilis  gebraucht'.  Diese  Ausdrücke  bezeichneten 
ursprünglich  natürlich  Hufen,  auf  welchen  Freie,  Hörige,  Unfreie  sal'sen.  Aber 
bei  dem  en^en  ZuBainmenhan^'  von  Hufe  und  Httfner  hatte  man  sich  bis  gegen 
Schlufs  des  9.  Jhs.  längst  daran  gewöhnt,  die  Hufe  mit  dem  eigentlich  die  Fer- 
sonaleigenschaft  des  Huftiers  ausdrückenden  Beiwort  näher  zu  bezeichnen,  ja  es 
war  schon  so  weit  gekommen,  dafs  man  der  Hufe  die  Bezeichnung  liefs,  auch 
wenn  infolge  Verziehens,  Aussterbens  usw.  an  Stelle  des  Bebauei-s  urspi-ün.iz- 
lichen  Rechtes  ein  solcher  anderen  Rechtes  getreten  war.  So  finden  wir  z,  B. 
im  J.  900  in  Diedenhofen  mansuni  unum  ingenuileni  cum  integre  censu  et 
debito  servitio  atque  cum  sei-vo,  qui  illum  tenet,  nomine  Isichone,  et  uxore 
eins  et  infantibus*. 

■)  S.  MR.  ÜB.    1,  16,  762;  Lac.  ÜB.  1,  16-17,  31,  815. 

•)  MR.  ÜB.  1,  85,  853. 

')  MR.  ÜB.  1,  103,  843:  de  omnibus  vero  mancipüs  per  semim  suum  nomine  (!.  si- 
militer  eosdem  niissos  revestivit. 

*)  Vgl.  allenfalls  Regino  Caus.  synocl.  2,  351  (ex  ep.  Rhabani):  de  co,  qui  honiineni 
fiiratus  fiierit;  auch  Lac.  ÜB.  1,  52,  98,  941. 

»)  MR.  ÜB.  1,  55,  823. 

")  S.  /.  B.  MR.  ÜB.  1,  57,  826;  58.  826;  auch  Dronke,  Tradd.  et  Ant.  Fiilil.  S.  84, 
cit  oben  S.  717  Note  4. 

')  S.  darüber  imlen  S.  1192  Note  4, 

*)  MR.  ÜB.  1,  149,  900.  S.  auch  UPrüm  No.  3:  Stephanua  tenet  [in  beneficio]  iiiansa 
scrvilia  6'/8,  welche  wie  die  anderen  mansa  senilia  Zinsen  und  zahlen.    UPriini  No-  84,  Lin- 


—     1191     —  Soziale  Gliederung.] 

Die  somit  seit  Schlufs  des  9.  Jhs.  allgemeiner  eingeführte  Adscriptio 
glebae  wurde  nun  aber  seit  dieser  Zeit  um  so  wirksamer,  als  sich  der  Stand  der 
Grundhörigen  nunmehr  erst  recht  konsolidierte.  Das  gilt  für  äufsere  wie  innere 
Beziehungen.  Nach  aufsen  deshalb,  weil  spätestens  seit  Mitte  des  10.  Jhs. 
die  bisher  häufigen  Gelegenheiten  zum  Verfall  in  Unfreiheit  anfingen  seltener 
zu  werden  ^  so  dafs  die  Grundhörigen  keinen  Zuflufe  mehr  erhielten,  der  mit 
ihnen  für  Besitz  und  Genufs  grundherrlichen  Bodens  in  ausgedehnteren  Wett- 
bewerb getreten  wäre.  Nach  innen  deshalb,  weil  sich  jetzt  die  Hofesverfassung 
immer  mehr  zu  befestigen  begann*,  deren  erstes  Ziel  mit  die  Sicherheit  des 
Besitzes  für  die  Gruudholden,  d.  h.  Adscriptio  glebae,  sein  mufste. 

Dem  entspricht  es  denn  auch,  wenn  im  11.  Jh.  der  Gedanke  dinglicher 
Gebundenheit  für  die  Grundholden  als  eine  ganz  selbstverständliche  Errungen- 
schaft früherer  Zeit  erscheint  und  als  solche  bis  tief  ins  13.  Jh.  hinein  eifer- 
süchtig bewahrt  wird^. 

Aber  die  Adscriptio  glebae  mufste  ohne  weiteres  zu  einem  festeren  und 
widerstandsfähigeren  Begiiflf  des  grundhörigen  Besitzes  überhaupt  führen. 

Noch  im  Beginn  des  10.  Jhs.  war  der  Besitz   der  eigentlich  oder  ur- 


nich :  ex  supradictis  mansis  tenet  presbiter  4  et  senilia  2.  MR.  ÜB.  1,  274,  997 :  Otto  III. 
schenkt  dem  Siggo  unum  mansum  genuilem,  qiii  teutonica  lingna  lazeshuova  dicitur,  cum 
mancipiis  nomine  H.  atquc  eins  uxore  nomine  R.  atque  cum  omnibus  hereditario  iure  eundcm 
mansum  habentibus  in  villa  Tiedenhovon  dicta  cum  una  area  in  comitatu  Sigefiridi  comitis 
situm  [des  Grafen  des  Saargaues]  atque  eundem  mansum  cum  omnibus  suis  appenditiis  in  Se- 
taco  [Sentzich  1  Meile  nö.  Dicdenhofen]  in  edificiis  terris  cultis  et  incultis  agris  pratis  campis 
pascuis  silvis  vineis  venationibus  aquis  aquarumque  decursibus  molendinis  piscationibus  etc. 
Vollständig  verwischt  und  nicht  mehr  bekannt  sind  dann  die  Unterschiede  in  den  Erklärungen 
des  Cesarius  zum  UPrtim  S.  144  Note  1;  vgl.  auch  UKarden  11. — 12.  Jh.:  in  (Alflona)  habet 
Cardonensis  (^cclesia  curtim  unam.  Zu  der  curtis  gehören  12  mansus  census  reddentes  et 
6  mansus  ser\'itiales,  qui  multiplici  iure  curti  subseniunt. 

')  Zu  den  gegensätzlichen  Wirkungen  der  Normannen-  und  Ungamkriege  vgl.  Richer 
1,  6,  ca.  890;  V.  Ilerib.  Colon,  c.  1.  Dafs  alle  früheren  Kriege  ähnliche  Wirkungen  hatten, 
bezeugt  Widuk.  1,  11;  s.  auch  Flod.  z.  J.  923,  MGSS.  8,  872,  u.  In  späterer  Zeit  kamen  neue 
Unfreie  wohl  nur  aus  dem  Ausland,  s.  Ces.  Heisterb.  Dial.  mai.  10,  44:  cum  adhuc  scholaris 
pan'ulus  tempore  quodam  in  acutis  laborarem  et  semel  ac  secundo  post  chrisim  recidivassem, 
contigit,  ut  puella  quaedam  pagana,  quam  matertera  mea  pecunia  comparaverat,  bapti- 
zaretur. 

«)  S.  u.  a.  oben  S.  707  f. 

'»)  Lac.  ÜB.  1,  106,  170,  1036:  19  Hufen  cum  inherentibus  mancipiis;  MR.  ÜB.  8, 
501,  1284:  Dietrich  von  tilmen  schenkt  allodium  suum  in  Weiler  und  Badem  sive  in  homi- 
nibus  sive  in  aliis  rebus  quibuscunque  consistens;  Cart  Orval  264,  1240:  Je  Robert,  fr^re 
le  segnor  Cuenon  de  Mucy,  fai  savoir  .  . ,  ke  je  par  le  looz  et  par  Passentement  de  mes 
fr^res  Cuenon,  le  segnor  de  Muscy  et  monsegnor  Huon,  le  fils  monsegnor  Cuenon,  et  de  mes 
altres  oors  ai  donnet  cn  almosne  ä  T^glise  d'Orvalz  tot  ce  ke  je  tenoie  en  boiz  en  terre 
en  rentes  et  en  totes  altres  manieres  el  ban  de  Saint  Legier  et  Richar  de  Severi,  mon  homme 
at  Wiar  et  Bertrison  ses  enfans  et  tote  lor  prog^ne  et  lor  oors  ki  desorenavant  en  isteront 
et  tot  lor  h^r^tage  entierement  ensi  comme  il  en  sont  tenant  at  Severi  et  alhor  en  sorketot. 
S.  femer  Cod.  Salm.  S.  37  Note  I,  1276,  cit  oben  S.  930  Note  2. 


[Gnmdberrliehkdt  unil  Yoitiei,  —     1192     — 

sprüjiglkh  Uufreien  ein  sehr  prekärer ' ,  und  auch  das  Besitzverhftltnis  der 
anderweitigen  Gnmdholden  wurde  nocli  in  etwas  unbestimmter  Weise  als 
tenere,  liabere  usw.  bezeichnet  ^.  DentgegenUber  bildete  sich  nun  auf  Grund 
der  Adscriptio  glebae  der  B^riff  eines  allen  Gnindholden  treuieinsauien  erb- 
lichen Kutzbesitzes  heraus^.  Die  Entwicklung  desseil)en  füllt  wesentlich  das 
10.  Jh. ;  das  deutlichste  Symptom  ftli-  seine  Fortschritte  bietet  das  allmähliche 
Verschmnden  der  Sonderbezeichnunpeii  grundhöriger  Hufen  als  ingenuiles, 
lediles,  serviles*.  Seit  dem  11.  Jh.  erscheint  dann  der  erbliche  Nutzliesitz  der 
Gnmdholden  durchaus  anerkannt^;  und  mit  dieser  Anerkennung  war  das 
Problem  der  Entfaltung  gruadhöriger  Nutzungsrechte  nach  iler  Richtung  freien 
Eigens  hin  gegeben. 

I)  TgL  Begino  Caas.  synod.  1,  409,  s.  auch  ffir  Mhere  ZeEt  HR.  DB.  I,  66,  839,  nitd 
oben  S.  55. 

*)  Vgl.  dazu  OPrüin  No.  4S,  Vilhnce:  ü  homines  4  unum  mansnm  tenent  .  .  si  Ires 
honiines  super  umiiii  iiiimsimi  sederinl  .  .  ai  duo  Itotmnes  super  miimi  maDGam  sedent  .  .  ai 
tiomo  unm  mttiisum  unum  aiit  dimidiuin  (enet  .  .  et  si  DUOS  homo  maoBDm  diinidinm  ha- 
buerit;  mansus  semlis,  ijuem  tenet  H.  Ferner  b.  a.  a.  0.  No.  4:  vidna  Itadulfi  tenet  in- 
gera;  No.  Sit  habet  presbitt^r  in  lieneficiiuii  mansaS,  solntB.  10;  in  benefidum  habere  audi 
No.  45,  Villancc!  S.  169.  —  Tenere  in  diesem  Sinne  kommt  »ogar  noch  MR.  ÜB.  1,  868, 
1069  vor. 

*)  S.  dazii  olien  H.  90O,  auch  S.  922,  wo  aber  der  SaU  »Die  gnindhörige  Nntzang  — 
siebt  das  so  fest'  nacli  den  Aiisflibruiigen  oben  im  Text  ea  modifizieren  sein  wird. 

*)  Zur  Frage  nach  der  Bedeutung  der  Ausdrucke  mansus  ingenuilis,  ledilis,  BervUis  ttsw. 
vgl.  u.  a.  Landau,  Salgut  S.  4f.;  v.  Maurer,  Fronh.  1,  »42,  8S1,  866ff.  Mansi  ingeimki 
finden  sich  im  Mosellarid  u.  a.  MR.  ÜB.  2,  21,  885,  dt  oben  S.  705  Note  I ;  spater  noch 
im  LTrüm  und  ülMettlacli  Xo.  3  und  4;  ÄfR.  ÜB.  1,  189,  895;  MR.  ÜB.  1,  170,  929,  Qo- 
Blingen  in  Luxeniliiii;g;  Mit.  VB.  1,  27^,  S96,  Dahlem  in  Luxemburg.  Seitdem  fehlt  jede 
Nachricht,  anfser  der  Erklärung  des  Cesarius  zum  UFrüm  S.  144  Note  1,  vom  J.  1222: 
mansi  ingenuales  iacent  in  Ardenna,  id  est  Oselinc,  in  qua  terra  iacet  Alve  et  üiinlar  et  Vi- 
lantia.  <juilibet  istorum  mansonun  habet  160  iumales  terre,  quos  appellamus  vulgariter  ku- 
nibkgeshuve.  Vgl.  dazu  auch  a.  a.  0.  S.  155  Note  1 ;  No.  47.  Diese  Erklärung  hat  natüi> 
lieh  mit  der  alten  Bedeutung  von  mansus  ingenuilis  nichts  zu  tbun,  s.  o1>en  S.  348  f.;  in 
ihrem  Sinne  sind  vielleicbt  auch  schon  die  soeben  citierten  Stellen  der  JJ.  929  und  996  zu 
verstehen.  Zum  Verbleib  der  Bezeichnung  Mansus  kdihs  vgl.  aufser  dem  UPrüm  (z.  B. 
Bd.  2  S.  151)  Lac.  ÜB.  1,  52,  93,  941.  Später  kommt  der  Ausdiiick  nur  noch  vor  in 
einer  Kaisenirkimde  (Otto  III.,  MR.  ÜB.  1,  274,  997,  cit.  oben  S.  1190  Note  8)  für  die  Ge- 
gend von  Diedenhofeu  und  Sentzich  in  der  Form  lazesbuova,  und  Ennen,  Qu.  1,  572,  87, 
1176,  sowieMR.  ÜB.  2, 127, 1192,  beide  Stellen  cit- oben  S. 901  Note  2,  in  ganz  abgeschwächter 
Bedeutung  als  laigSt.  Liten  selbst  erscheinen  in  der  eigentlichen  moselländi sehen  Über- 
lieferung überhaupt  fast  nie,  in  späterer  Zeit  werden  sie  einmal  für  Leudesdorf  am  Rhein 
im  Herförder  Urbnr,  13.  Jh.  2.  H-,  genannt:  Wihn.  Kaiserurkk.  1  S.  162,  cit.  oben  S.  410 
Note  3.  Zum  Ausdruck  Mamua  .lervilis  endlich  s.  MR.  IIB.  2,  21,  835;  23,  882—838; 
UPrüm  (z.  B.  Bd.  2,  151);  UlMetÜach  No.  18;  MR.  ÜB.  1.  139,  895;  Lac.  ÜB.  1,  43—44, 
81,  898;  49,  88,  »27;  MR.  ÜB.  1,  174,  c.  938;  Uc.  (JB.  1,  52,  93,  941;  MR.  ÜB.  1,  273, 
996.  Spät,  aber  offenbar  aus  alter  Zeit  übertragen  finden  sich  mansi  serviles  uoch  genannt 
im  ÜKarden  11.— 12.  Jha.  und  im  USMax.  S.  431,  Mertert  9c. 

")  S.  Quix,  Cod.  Aquens.  No.  22,  1007,  cit  oben  S.  240  Note  3;  MR.  ÜB.  1,  332, 
1042-47,  Wasserbillig:  quia  60  mansionilia,  que  et  curtilia  vocitantur,  hereditarie  dicuntur 
possidere.    Vielleicht  wäre  hier  sogar  schon  MR.  ÜB.  1,  286,  965—75  anzuführen. 


—     1193     —  Soziale  Gliederung.] 

Die  erste  Etappe,  welche  auf  diesem  Wege  erreicht  werden  mufete,  war 
die  Herstellung  einer  festen  grundhörigen  Erbfolgeordnung  innerhalb  des  ge- 
nossigen Kreises,  welche,  seitens  des  Hemi  anerkannt,  nur  bei  Mangel  eines 
Erbnachfolgers,  bei  bürgerlichem  Tode  oder  Abzug  des  Grundholden,  oder 
endlich  bei  Verwirkung  des  Erbbesitzes  kraft  Hofrechts*  durchbrochen  werden 
durfte.  Es  ist  schon  oben  erzählt  worden,  wie  die  Herstellung  einer  solchen 
Erbfolgeordnung  thatsächlich  in  den  meisten  Fällen  und  in  ziemlich  weiter 
Ausdehnung  der  Erbfolgereihe  gelangt;  schon  mit  der  ersten  Hälfte  des  13.  Jhs. 
war  auf  diese  Weise  eine  grofse  Sicherheit  grundhörigen  Besitzes  erreicht  Th. 
de  Petra,  heilst  es  in  einer  Urkunde  des  MR.  ÜB.  3,  613,  vom  J.  1238—39, 
Walterum  de  Geiene  dictum  Cokin  et  sororem  suam  filiumque  sororis  sue, 
qui  sibi  pro  servili  conditione  obligati  erant  et  allodium  memoratum  quasi  iure 
hereditario  possidebant,  ad  hoc  induxit,  ut  ipsi  omni  iuri,  quod  in  eo  habere 
videbantur,  penitus  abrenuntiarent ;  et  ipse  pro  hoc  conditionem  illorum  me- 
liorem  faciens  super  altare  beati  Willibrordi  eos  reddidit  et  omni  iuri,  quod 
in  eis  habere  videbatur,  penitus  abrenuntiavit. 

Weiterhin  aber  mufste  man  das  erblich  gesicherte  grundhörige  Gut  thun- 
lichst  von  der  Einwirkung  des  Herrn  zu  befreien  und  in  das  Recht  gemeinen 
landrechtlichen  Verkehre  zu  bringen  versuchen. 

Hier  war  es  die  Hauptaufgabe,  Veräufserungen  grundhörigen  Gutes  aufser- 
halb  des  Kreises  der  Genossen  zu  ermöglichen.  Derartige  Veräufserungen 
waren  nun  zwar  stets  mit  Zustimmung  des  Grundherrn  möglich  gewesen^,  und 
oft  genug  mögen  sie  infolge  mangelhafter  Aufsicht  auch  ohne  dieselbe  statt- 


1)  Zu  diesen  Fällen  vgl.  oben  S.  751  ff.;  Bd.  3,  145,  i,  1326;  WAmel  1472  §  23; 
WWellingen  1582,  G.  2,  474-5;  femer  WBreitfiirt  1453,  G.  2,  41:  obe  ein  man  adir  frauwe 
aussetzig  weren,  wisent  si  miner  frauwen  an  dem  iren,  das  sie  lieszen.  gewönne  er  einich  gut 
in  zit  siner  ussetzigkeide  uf  dem  felde  imd  Hess  das,  das  sal  auch  m.  fr.  sin.  WKatharein- 
Ostem  1463:  so  guter  daselbs  legen  und  niemans  erschienen,  solche  guter  zu  entp&hen,  wie 
man  sich  mit  den  gutem  halden  sol,  damit  den  hem  ir  rente  und  guet  gehantrecht  werd  ?  — 
der  schultiß  sol  solche  guter  ufiiemen,  so  lang  bis  daß  die  erben  komen,  solche  guter  zu 
entpfahen.  WUlflingen  1575  §  28,  G.  6,  552:  wan  der  hofinan  verarmut  were  und  von 
seinem  guet  abwähren  mucst,  armut  oder  sonst  anders  halben,  und  die  gueter  über  jähr  und 
ein  tag  pfleglos  liegen  lest,  alsdan  sol  man  die  gueter  ausrufen,  wo  nieman  von  unsen 
erben  herbei  und  damach  kombt,  so  seind  sie  in  der  herren  bände  gefallen.  WScheidweiler 
1506,  G.  2,  389:  da  der  man  oder  frawe  das  gut  ligen  ließen  und  nicht  garzinsig  machten 
.  . ,  so  magh  der  herr  oder  sein  knecht  das  einem  andem  verleimen ,  der  es  braucht  und 
seine  pachten  darvon  geben,  und  solle  den  lehenman  oder  -frawe  mit  recht  suchen  und  an- 
nehmen umb  die  pachten  und  zinsen  churmunt  und  was  darauf  stehet  darvon  sie  schuldig 
blieben  seint;  und  der  man  oder  frawe  sollen  alsdan  forters  kein  gerechtigkeit  zu  dem  gut 
haben  noch  fordem.  —  Einen  Fall  wirklichen  Heimfalls  bietet  MR.  ÜB.  1,  462,  1128:  Jemand 
schenkt  an  Disibodenberg  apud  Monzecha,  quicquid  servus  eins  nomine  Hazecho  habuit,  quod 
ipse  eo  mortuo  in  publico  placito  acquisivit 

«)  S.  oben  S.  644  ff. 

3)  Vgl.  z.  B.  MR.  ÜB.  1,  629,  1161 ;  3,  801,  1244. 

Lamprecht,  DeuUches  Wirtschaftaleb«n.    I.  76 


[Gnmdhervlicbkeit  und  Voglei.  —     1194     — 

gefimden  haljen^  Jetzt  aber  Kalt  es  das  Zusümmungsi-echt  des  Herrn  zu 
einem  blofsen  Vorkaufsrecht  herabzustininieo.  Der  Versuch  gelaii},'  zuei'st 
wohl  und  wenifistens  teilweis  in  der  ersten  Hälfte  des  13,  Jhs.^.  Später 
wurden  dann  die  urspillnglichen  Eigentumsrechte  des  Grundhemi  noch  weiter 
zurückgedränst,  er  behielt  nur  das  Einziehungsrecht  fur  eine  Quote  der  Ver- 
kaufssunime ",  oder  die  VeräuTserung  wurde  freigegeben  untei'  der  Bedingung, 
dafs  sie  mit  einer  Bessening  des  gnuidherrlichen  Zinses  vom  veräul'serten  Gut 
Hand  in  Hand  ginge'. 

Weniger  bedeutend  waren  einige  andere  Vorg&nge  fOr  die  Befreiung  des 
gnmdhörigen  Nutzbeätzes.  Ich  erwllhne  nur  zwei  deraelben:  die  Gnmdholden 
setzten  allmlLhlich  durch,  dafs  ihr  Besitz  in  keinerlei  Weise  fUr  Verpflichtungen 
des  Herrn  haften  sollte',  wahrend  sie  ihrerseits  volle  Belastungs&eiheit  fOr 
eben  diesen  Besitz  zu  entwickeln  sachten  und  dieses  Ziel  in  der  That  auch 
bisweilen  erreichten*. 

Die  letzten  Erörterungen  in  Verbindung  mit  früheren  AusfQhrungen 
zeigen  nunmehr  zur  Genüge,  in  welcher  Bichtut^  sich  die  Befreiung  der  grund- 

')  Vgl.  CRM.  1,  10-5,  1132;  MR.  ÜB.  2,  61,  1170—1181. 

»)  Vgl.  oben  S,  648  f. 

^)  Wülflingen  1575  %  12:  waneli  ein  ho&man  erbgnet  veriiauft,  so  sei  er  dem  herren 
den  cilften  pfenning  Bcholdig  ron  der  hauptammne  des  kau&  Nach  WAhn  1626,  §  11,  fällt 
ein  Drittel  des  Kaufschilling»  an  den  Oniddhemi  beim  Verkauf  von  ihren  eigenen  (d.  h.  m 
Zins  verliehenen)  Gutem,  und  von  OmndgOtern. 

*)  S.  WRavengiereburg  1509,  Xhomasw.  §  16,  G.  2,  180.  Noch  weiter  geht  aber 
WPoniniem  15^19,  (i.  2,  446,  Vereidung  und  verplichtung  der  zukommenden  hofer,  wie  man 
sei  annimbt  ond  vereidt,  inBonderheit  im  Nassen  kirepel  auf  dem  gedingtag  nach  Martini  im 
Winter  gelegen  in  unserm  hof  zu  Pommem:  zum  dritten,  alle  hofsguter,  welche  genant  Bein 
oder  noch  gefunden  möchten  werden,  nicht  verwenden  noch  verkehren  oder  helfen  ver- 
wenden vor  eigen  oder  vor  ander  hofsguter,  zum  vierten,  wan  aber  saeh  were  das  einer 
aus  nothwendigkeit  mufs  verwenden  verkauden  oder  verkaufen,  so  sol  derselbi^  zum 
wenigsten  zwen  vereidter  gehöfer  neben  dem  keufer  und  verkeufer  darbei  haben.  Vgl.  auch 
femer  noch  Waitz,  Vfg.  5,  276;  Hanauer,  Paysans  S.  132;  angebl.  Rheingauer  \V.  1324, 
G.  4,  573;  WWeidelhach  1538(53),  G.  2,  172;  WKieselbach  irA9,  G.  2,  197;  WEidenboin 
und  Falscheid  1564,  G.  2,  53;  WHolzfeld  und  Sachsenhausen  1664,  G.  2,  234;  WBendorf 
1671,  G.  1,  614;  WOppen  1730  §  4,  Lager  S.  264—5;  WGeniünden,  (i.  2,  170;  WSprcndlingen, 
G-  2,  157;    WSteinbach,  G.  2,  203. 

")  WAnwen  1362  §  9;  die  grundherrlichen  Guter  sind  nicht  pfandbar  flir  Herrenschuld; 
WBesslingen  15.  Jh.  §  5:  wer  zu  goedem  hoeferecht  im  Hofe  zu  Wain[)ach  sitzt,  der  haftet 
wenigstens  nicht  mit  seinem  Inventar  fiir  den  Herrn. 

*)  Wie  schwer  gerade  diese  Belastungsfreiheit  zu  erreichen  war,  zeigt  das  Beispiel  der 
Weinlehenaverhaltnisse,  s.  oben  S.  908.  Zur  Sache  selbst  s.  \MJertert  1589  g  6;  Wl'lf- 
lingen  1575,  g  34,  G.  6,  652:  niemand  mag  gueter  versetzen  sonder  zulasz  des  herren  oder 
zum  wenigsten  des  mciers.  und  wo  man  gerichtsleut  beschreibt,  sol  mit  ihrem  willen  und 
wissen  geschehen,  und  vermits  ihr  recht  zwen  batzen  iedem  gerichlman,  so  beschrieben  würd. 
Viel  weiter  geht  WLaacherhof,  G.  2,  500:  wan  einer  wer,  der  uf  den  Mergenguetem  zu  thon 
het,  und  der  hüber  het  kein  ander  guet,  dan  hofsguet,  wie  sich  der  halten  solt?  danif  erkent 
der  scheffcn,  wan  einer  quem  vom  haus  Monrial  oder  Meien  und  precht  einen  richtlichen 
schein  an  den  scholtes  und  vierzehen  Ecbeffen  und  gieog  dem  gerichtlich  nach,  so  sol  ein 


—     1195     —  Soziale  Gliederung.] 

hörig-landarbeitenden  Klassen  im  früheren  Mittelalter  bewegte:  Radizierung 
der  anfangs  persönlichen  Lasten,  Bindung  der  Person  an  die  Scholle  statt  an 
die  Willkür  des  Herrn  auf  Grund  der  Radizierung,  Entwicklung  möglichst 
freien  Besitzes  auf  Grund  der  Bindung  an  die  Scholle:  das  ist  die  Kette  von 
Vorgängen,  in  welchen  der  Grundholde  des  früheren  Mittelalters  zur  Freiheit 
strebte:  ihm  handelte  es  sich  also  noch  nicht  um  die  Freiheit  der  Person, 
sondern  in  erster  Linie  um  die  Freiheit  des  Bodens,  um  die  Loslösimg  eben 
jenes  Besitzes  aus  der  Grundherrlichkeit,  an  welchen  er  gekettet  war. 

Den  auf  diesem  Wege  erreichten  Fortschritten  entspricht  eine  verändeite 
Bezeichnungsweise  der  grundhörigen  Klassen  im  früheren  Mittelalter  gegen- 
über ihrer  Benennung  in  der  Karolingerzeit.  In  fränkischer  Zeit  war  der 
gewöhnlichste  Ausdruck  für  den  Unfreien  Mancipium  gewesen  ^  ein  Wort,  mit 
dem  man  direkt  den  Begriff  persönlicher  Bindung  verband  *.  Dieser  Ausdruck 
wird  nunmehr,  schon  seit  Schlufs  des  9.  Jhs.,  durch  Zusätze  wie  censuale  ge- 
mildert^, imd  im  Laufe  des  10.  Jhs.  verschwindet  er  an  der  Mosel  fast  gänz- 
lich*. Zur  Bezeichnung  der  Grundholden  tritt  statt  dessen  Servus  ein.  Dies 
Wort  war  in  der  Karolingerzeit  vornehmlich  zur  Bezeichmmg  von  besseren 
Unfreien,  von  Fiskalinen  oder  werdenden  Ministerialen  in  Gebrauch  gewesen*^; 

scholtes  von  wegen  des  junker  lout  des  wistumbs  richtungh  oder  pfantschaft  vergönnen  an 
die  hofsgueter. 

')  S.  Gu^rard,  Irminon  S.  283;  aus  unserer  und  verwandten  Gegenden  z.  B.  MR. 
ÜB.  1,  7,  707;  82,  851;  Trad.  Lauresh.  3170;  Trad.  Wizenb.  S.  68,  774,  cit.  oben  S.  779 
Note  7.  Für  den  Niederrhein  findet  sich  in  Lac  ÜB.  während  des  9.  Jhs.  regelmäfsig  nur 
der  Ausdruck  mancipium ,  statt  dessen  nur  Bd.  1,  38,  73,  882  vemaculum.  Das  Wort  Sla- 
vus  kommt  nur  in  der  V.  loh.  Gorz.  c.  120  für  die  Diener  Abderrahmans  vor,  an  Sclavus 
denkt  wohl  auch  die  V.  Bald.  Leod.  c.  20  beim  Worte  Scita  in  der  Schilderung  des  Him- 
mels :  (hie  est)  non  Scita  non  dominus,  non  servus,  non  peregrinus,  non  personarum  distinctio 
Christicolarum. 

>)  Vgl.  G.  ep.  Camerac.  2,  11 :  Jemand,  dem  die  Hände  auf  dem  Rücken  gefesselt  sind, 
wird  losgebunden  und  heifst  nun  emancipatus.  Als  Epitheton  omans  zu  mancipium  kommt 
gern  vile  vor,  s.  z.  B.  Alp.  de  div.  temp.  2,  13,  MGSS.  4,  716,  9. 

«)  MR.  ÜB.  1,  120,  886. 

*)  Mancipium  findet  sich  noch  MR.  ÜB.  1,  174,  c.  938  (Ardennen);  Lac.  ÜB.  1,  52, 
93,  941;  Ennen,  Qu.  1,  406,  12,  959;  MR.  ÜB.  1,  228,  967,  zum  letztenmal  im  alten  Sinne 
im  MR.  ÜB.  1,  287,  1008—1016,  cit  oben  S.  920  Note  1,  hier  aber  wohl  schon  aus  früherer 
Aufizeichnimg  herübergenommen.  Das  letztere  gilt  mit  Bestimmtheit  von  der  Stelle  ülMett- 
lach  No.  XY,  13.  Jh.  Anfang.  Länger  erhält  sich  der  Ausdruck  am  Niederrhein,  s.  Lac. 
ÜB.  1,  106,  170,  1036;  110,  177,  1041;  144,  221,  1066—75;  vielleicht  ist  sogar  Ennen,  Qu. 
2,  32,  27,  1208,  noch  hierher  zu  ziehen.  Auch  in  Franken  war  das  Wort  noch  um  die  Mitte 
des  11.  Jhs.  gebräuchlich,  s.  Adalb.  Y.  Henr.  c.  18;  in  Schwaben  sogar  noch  um  1083,  s. 
Laraprecht  in  Conrads  Jahrbb.  N.  F.  11,  354  zur  Arbeit  Roths  von  Schreckenstein  über  die 
Terminologie  der  Gründimgsnotiz  des  Klosters  SGeorgen.  —  An  der  Mosel  wird  mit  man- 
cipium später  nur  ganz  vereinzelt  der  Taglöhner,  nicht  mehr  ein  Grundbesitzer  bezeichnet, 
so  erklärt  schon  Cesarius  zum  ÜPrüm  S.  153  Note  3  das  Wort  mit  operarius  sive  nuntins. 

^)  Ygl.  Cap.  miss.  792  oder  786,  Boretius  S.  67,  c.  4,  cit  oben  S.  725  Note  6;  MR. 
ÜB.  1,  44,  806;  51,  816;  115,  873.  Den  alten  Gebrauch  zeigt  noch  recht  deutlich  V.  s.  Liutb. 
c.  36:  seni  necnon  et  ancillae  liberiores,  und  namentlich  MR.  ÜB.  1,  170,  929:  mansus  do- 

76* 


[Gniniilierrliclikeit  unil  Voglei.  —     1196     — 

jetzt  mnkt  es  auf  die  gewöhnlicheD  tinmdliolden  herab';  sehr  charakterietiBclt 
begegnen  sich  beide  AusdrOeke,  Mandpium  und  Serrus,  am  Eoinzidenzpunkte 
ihres  endgültigen  Schwindens  bezw.  Aufkonimens  noch  in  einer  Urkunde  vom 
J.  997,  in  der  eine  Hufe  sine  banno  atque  servitio  ac  omni  mandpatione 
senioriB  geschenkt  wird*. 

Das  Wort  Servus  war  in  der  That  in  hohem  Grade  geeignet,  die  Fort^ 
schritte  zum  Ausdruck  zu  bringen,  welche  die  Gnmdholden  bis  zum  Beginn 
des  11.  Jhs.  gemacht  hatten.  Denn  wenn  Handpatio  im  prägnanten  Sinne 
die  volle  Unfreiheit  bezeichnete,  so  bedeutet  Servitium  je^ichen  Dienst,  auch 
den  der  Freien  im  Lehns-  oder  BeamteuTerhältnis'.  Dementsprecbrad  war 
das  Wort  ServuB  fQr  den  Grundholden  des  10.  Jhs.  fast  noch  zu  vomdim, 
und  man  mälsigte  seine  Bedeutung  daher  bisweilen  durch  den  Zusatz  proprius*. 
Allein  seit  dem  11.  Jh.  tritt  das  Wort  doch  stets  für  sich  auf^  und  man 
spricht  sogar  bald  von  einer  Serritus  oder  änem  Servitium  gnmdhOrigeii 


Das  Wort  Servus  bleibt  nun  die  technische  Bezeichnung  der  Grund- 
holden bis  tief  ins  13.  Jh.  hinan*:  so  dalk  seine  Dauer  vOllig  jenes  eben  ge- 
schilderte Stadium  grundb&riger  Entwicklung  umschreibt,  dessen  Ziel  Freiheit 
des  Eigentums  ist  Aber  schon  seit  etwa  dem  dritten  Jahrzehnt  des  IS.  Jbs. 
wird  der  Ausdruck  sätener  uif  den  grundhöi^n  Bauer  angewendet,  gewöhnlich 
bezeichnet  er  seitdem  und  nunmehr  den  gs^izen  Rest  des  Mittelalters  hindurch 
das  persönliche  Dienstgesinde'.    Ffir  den  Grundholden  aber  tritt  schon  lang- 

minicatns  cum  onmibiu  exitibaa  suis  et  >lios  musos  ingnailes  6  cum  EmmEtrdo  servo  et 
«lÜB  mancipüs  ad  enndem  locom  upidentibaB.  Hier  ist  mit  semu  jeden&lla  der  Meier  be- 
zdchnet    EigentOnilich  ist  der  Gebrauch  von  serritor  in  MR.  ÜB.  2,  30,  695. 

<]  Für  die  Moselgegend  ist  sehr  bezeichnend  MR.  ÜB.  1,  163,  923;  im  Lac.  ÜB. 
kommt  servus  zum  erstenmRl  Bd.  1,  40,  76,  888  vor.  Ebd.  famulus  zum  erstenmal  Bd.  1, 
49,  88,  027.  S.  auch  Sigeh.  V.  s.  Maxim,  cap.  1  §  15,  cit.  oben  8.  215  Note  2;  Alp.  de 
div.  temp.  2,  15. 

')  MR.  ÜB.  1,  274,  997. 

»)  Vgl.  Lac  ÜB.  1,  78,  127,  996,  laut  welcher  Urkunde  K.  Heinrich  I.  einem  Grafen 
pro  Servitute  sedula  eilten  Teil  seines  Lehens  zu  Eigen  giebt;  ferner  MB.  ÜB.  I,  450,  1123, 
CiL  oben  S.  901  Note  1.  Servitium  oder  opuB  servile  ist  dann  Feldarbeit,  die  freilich  wesent- 
lich gnmdhörige  Arbeit  wurde,  s.  olieu  S.  463,  S.  811  Note  5,  und  S.  923  Note  3.  Zu  feo- 
dum  servile  s.  oben  S.  901  Note  2. 

*)  Regino  C^us.  Bjnod.  2,  39,  eü.  conc.  Trih.  895. 

«)  S.  MR.  ÜB.  1,  351,  1058:  plena  servitus,  vgl.  auch  MR.  ÜB.  1,  375,  1075,  cit. 
oben  S.  124  Note  6.    Man  sehe  ferner  auch  S.  747  Note  1. 

»)  S.  MR.  ÜB.  3,  537,  1235;  1051,  1250;  Hennes  ÜB.  1,  241,  1275,  cit  oben  S.  645 
Note  2;  Kindlinger  Hörigkeit  S.  330,  1292:  der  Wildgraf  Konrad  hat  von  SMaximin  zu  Leben 
homincs  meos,  qui  sunt  servi  mei ;  et  alios  homiues,  <|ui  appellantur  boniincs  sancti  Remigii. 

'')  Aufserordentlich  früh  in  dieser  Bedeutung  findet  sich  das  Wort  servus  Ml!.  ÜB.  1, 
287,  1008—16,  cit  oben  S.  920  Note  1.  Durchschlagend  kommt  es  in  derselben  zuerst  bei 
Cesarius  von  Heisterbach  vor,  s.  aufser  Dial.  mai.  12,  33  namentlich  Dial.  mai.  II,  53: 
servus  quidam,  aliquando  Cursor  Ottonis  archidiaconi  Leodiensis,  und  Dial.  mai.  Ü,  10:  Engil- 
bertus  cunctis  audienttbus  prophetice  respondit:     «baec  cum  omni  domo  sua  convertetur  ad 


—     1197     —  Soziale  Gliederung.] 

sam  seit  Mitte  des  12.  Jhs.,  ganz  überwiegend  mit  dem  dritten  und  vierten 
Jahrzehnt  des  18.  Jhs.  eine  neue  Benennung  ein^  welche,  sehr  charakteristisch 
für  das  Zeitalter  berufsmäfsiger  Standesbildung,  von  der  Beschäftigung  her- 
genommen wird:  Rusticus^;  und  mit  ihr  wechselt  ab  und  zu  dort,  wo  der 
Orundholde  als  Markgenosse  bezeichnet  werden  soll,  das  Wort  Civis*.  Kein 
Zweifel,  dafs  beide  Wörter  als  Kennzeichen  einer  weiteren  Entwicklung  der 
Orundhörigkeit  in  freiheitlichem  Sinne  anerkannt  werden  müssen.  In  welchem 
Sinne  dies  aber  zu  geschehen  hat,  ergiebt  sich  aus  zwei  weiteren  Ausdrücken 
für  die  landarbeitenden  Klassen,  welche  sich  seit  den  dreifsiger  bezw.  vier- 
ziger Jahren  des  14.  Jhs.  durchzusetzen  beginnen.  Seitdem  heifst  der  Bauer 
bald  Armmann*,  bald  Unterthan*.  Der  erste  dieser  Ausdrücke  wird  vornehm- 
lich im  Verhältnis  zum  Grundherrn  gebraucht;  noch  im  16.  Jh.  wechselt  im 
selben  Schriftstück  die  Bezeichnung  arme  leute  imd  arme  hoebeleute*^  oder 
ist  von  armen  leuten  und  gemeinen  gehoebem  als  einer  und  derselben  Bevöl- 
kerungsklasse die  Rede*,  imd  im  J.   1450  spricht  der   Abt  von  Tholey  als 

Christum«,  quod  non  multo  post  impletum  est.  nam  cum  marito,  filio  et  filia,  quae  hodie 
abbatizat  in  iamdicto  coenobio,  servo  et  ancilla  ad  ordinem  nostrum  venit  Des  weiteren 
▼gl.  MR.  ÜB.  3,  631,  1238;  Kremer,  Ardenn.  Geschl.  C.  Dipl.  S.  415,  1318;  Arch.  Clerraux 
489,  1367.    Der  deutsche  Ausdruck  ist  Diener,  s.  Toepfer  1,  346,  1371. 

>)  Der  Ausdruck  rusticus  findet  sich  natürlich  von  jeher  yereinzelt  filr  die  Land- 
bewohner, vgl.  z.  B.  Mir.  s.  Ger.  Tüll,  c  6;  Flod.  923,  MGSS.  3,  371,  se;  V.  loh.  Gorz.  51; 
als  technische  Bezeichnung  indes  tritt  er  erst  seit  etwa  Mitte  12.  Jhs.  au^  vgl.  Ennen,  Qu. 
1,  519,  54,  1145,  cit.  oben  S.  919  Note  3;  Schannat,  ffist.  Wormat.  2,  79,  1158,  cit  oben 
S.  923  Note  2;  MR.  ÜB.  1,  652,  1168,  cit  oben  S.  905  Note  4;  MR.  ÜB.  2,  82,  1186,  cit 
oben  S.  916  Note  2;  MR.  üB.  2,  296,  1211—1212,  cit  oben  S.  178  im  Text;  MR.  ÜB.  8, 
92,  1218,  cit  oben  S.  934  Note  2;  MR.  ÜB.  3,  376,  1229,  cit  oben  S.  315  Note  2. 

>)  Der  Ausdruck  civis  findet  sich  fdr  die  Landbevölkerung  in  Treis,  s.  MR.  ÜB.  1, 
494,  1136,  cit  oben  S.  291  Note  3,  dazu  a.  a.  0.  1,  640,  c.  1163,  cit  oben  S.  291  Note  1. 
Vgl.  femer  Ennen,  Qu.  2,  63,  53, 1216:  oppidani,  nachher  cives  von  Honnef;  ÜStiftS.  422,  Alt- 
rich:  cives  de  Noviant  et  Maranc,  cives  de  Grache,  de  Platene.  Auch  die  Ingelheimer 
heifsen  cives,  s.  Loersch  8.  LXXYI.  Vgl.  noch  oben  S.  235  für  den  Zeller  Hamm,  femer 
Bd.  3  Wortr.  u.  d.  W.  burger,  auch  S.  322  Note  1.  Nun  bedeutet  freilich  Civis  das  ganze 
Mittelalter  hindurch  den  allerseits  vollberechtigten  Stammesgenossen  überhaupt  (s.  oben 
S.  816  Note  5),  indes  verdient  es  doch  bemerkt  zu  werden,  dafs  der  Ausdmck  erst  seit  dem 
Beginn  des  13.  Jhs.  für  Bauem  häufiger  vorkommt  Ziu*  Bezeichnung  vulgaris  s.  Ann.  d. 
hist  Ver.  f.  d.  Niederrh.  23,  169—171,  1252. 

«)  Vgl.  Thudichum,  Gau-  und  Markvl  S.  219;  v.  Maurer,  Dorf^.  1,  135.  Im  techni- 
schen Sinne  findet  sich  die  Bezeichnung  an  der  Mosel  wohl  zuerst  Bd.  3,  161,  si,  1336,  s. 
femer  Bald.  Kesselst.  S.  431,  1351,  §  2,  cit  oben  S.  1054  Note  3;  WKenn  14.  Jh.  2  H.,  §  12, 
G.  6,  547;  WArenberg  und  Mühlen  1463;  WBurg  an  der  Mosel  1488-,  W Wendelsheim  1527 
§  20  u.  a.  m.;  auch  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  W.  lüde.  Zur  früheren  noch  nicht  technischen  Be- 
deutung s.  V.  s.  Gerard.  Tüll.  c.  20;  Chron.  Median,  mon.  c.  15,  MGSS.  4,  92,  c.  1000;  Bd.  8, 
379,  17,  1315;  392,  88,  1314. 

*)  ündertenig  zuerst  Bd.  3,  185,  sa,  1343;  undertan  Bd.  3,  209,  28,  1350;  undersaissen 
Bd.  3,  246,  12,  1389.  S.  ferner  aufser  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  angef.  WW.  auch  WMatzen 
1544   §  3;    WManubach   1601,  G.  2,  208. 

»)  WLintgen  1537. 

«)  WMandera  1537  §  16. 


[Grund hoirlichkeit  und  VogU'i. 

Grundherr  von  sich  und  seinen  armen  Leuten'.  Das  Wort  arm  ist  hier  noch 
im  Gegensatz  zur  mittelalterlichen  Bedeutung  von  rieh  zu  nehmen;  es  bedeutet 
den  persönlich  Abhängigen,  es  charakterisiert  die  Stellung  der  Ginindholdea 
zur  Gmmihen'schaft  als  einer  halbstaatlichen  Gewalt.  Einem  in  verwandter 
Weise  zu  charakterisierenden  Vorstellungskieise  gehört  aber  auch  das  Wort 
Untertan  liezw.  untertenig  oder  untersaß  an;  es  bezeichnet  die  Stellung  der 
Territoiialeingesessenen ,  vor  allem  der  landarbeitenden  Klassen,  zur  Landes- 
gewalt ries  TeiTitorialherm. 

Der  Sinn  dieser  Terminologien  und  die  allmähliche  Verdrängung  der 
froheren  Bezeichnungen  Rusticus-Civis  durch  sie  ist  wichtig  genug,  um  beson- 
ders betont  zu  werden:  aus  ihrem  Wesen  und  ihrer  Geschichte  ergiebt  sich, 
dafs  die  weitere  freiheitliche  Entwicklui^  der  Gnmdhörigkeil  im  späteren  Mittel- 
alter über  die  bis  zum  13.  Jh.  erreichten  Erfolge  hinaus  in  dem  Gedanken  ge- 
Bucht  werden  rauTs,  die  Gnmdholden  in  direkte  Beziehung  zu  den  vorhandenen 
halbstaatlichen  bezw.  völlig  staatlichen  Gewalten  zu  setzen.  Das  Verhältnis 
des  Unfreien  zum  Hemi  war  ein  rein  privatrechtliches  —  aufaiifrs  sogar 
ein  sachenrechtliehes  —  gewesen;  im  wesentlichen  privatrechtlich  wurde  auch 
noch  das  Verhältnis  des  Servus  zum  Giiuidherm  angesehen.  Jetzt  dagegen 
wird  der  Versuch  gemacht,  an  Stelle  des  privatrechtlichen  ein  halb  oder  ganz 
Öffentlich-rechtliches  Verhältnis  zu  setzen:  der  frühmittelalterlichen  Tendenz 
auf  Befreiung  des  Grundeigentums  folgt  nunmehr  die  Tendenz  auf  Befreiung 
der  Person. 

Wenn  wir  daher  jetzt  in  die  Erörterung  der  sozialen  Schichtung  der 
lamlarbeitenden  Klassen  im  späteren  Mittelalter  eintreten,  so  mufs  es  unsere 
Aufeabe  sein  zu  ze^n,  in  welcher  Weise  man  das  vorschwebende  Ziel,  die 
Freiheit  der  Person,  zu  erreichen  versuchte. 

Zur  Lösung  der  hiermit  gegebenen  Frage  ist  vor  allem  festzustellen,  in 
welcher  Form  denn  die  Gnmdholden  der  ersten  Hälfte  des  Mittelalters  über- 
haupt gebunden  waren. 

Sehen  wir  hier  von  der  4inen  grofsen,  bald  genauer  zu  besprechenden 
Ausnahme  der  Wachszinsigen  ah,  so  erscheinen  schon  seit  dem  9,  Jh.  alle 
Gnmdholden  hofhörig  gebunden^;  ihre  persönliche  Verpflichtung  und  Belastung 
ist  also  nicht  mehr  direckt  auf  den  Herrn ,  sondern  auf  einen  der  Fronhöfe 
desselben  bezogen.    Ein  äufserst  wichtiger  Punkt:   wie  sich  heim  Zinsrecht 


')  WTholey  1450,  0.  3,  759. 

')  Vgl.  z.  B.  die  Bd.  2,  99  f.  gedr.  Urk.  vom  26.  Febraar  886.  Hofhörige  Bindung  im 
Sinne  der  Wachszinsigkeit  finde  ich  nur  einmal  in  früher  Zeit,  s.  MR.  ÜB.  2,  34,  1000: 
Warner  schenkt  an  SMaximin  quandam  mee  proprietatiB  ancillam  nomine  Uodelam  .  .  cum 
filiis  et  älinbus  suis,  et  quia  iustum  videtur,  ut  qui  fidelius  pcrseverantiusque  deseniant, 
maiorem  ceteris  servientibus  recompensationem  recipiant,  concessi  illi  '!s  mansum  in  Platten 
im  Arrelgau  .  .  ea  .  .  ratione  quod  singulis  annis  inter  cunctos  persolvant  4  d.  ad  curtim 
Everiinga  iugo  totius  alterius  serviiutis  soluti,  sed  sub  mundiburdlo  et  defensione  sint  advo- 
cati  sancti  ^faumini,  sicut  ceteri  homines  de  Everiinga. 


—     1199     —  '         Soziale  Gliederung.] 

des  Herrn  gegenüber  dem  Grundholden  der  Grund  und  Boden  als  dingliches 
Moment,  als  Radizierungsunterlage  zwischenschob,  so  tritt  auf  dem  Gebiete  der 
sonstigen  persönlichen  Beziehimgen  die  Fronhofsverfassung  zwischen  die  Grund- 
holden und  den  Grundherra :  eben  in  der  Einwirkung  dieses  Zwischenelementes 
wird  die  alte  Unfreiheit  zur  Grundhörigkeit. 

Welcher  Art  aber  waren  diese  sonstigen  Beziehungen?  Sie  sind  dop- 
pelter Natur,  je  nachdem  sie  auf  die  alte  Disziplinargewalt  oder  auf  das  alte 
Eigentum  des  Herrn  gegenüber  dem  Unfreien  zurückzuführen  sind.  Im 
ersteren  Falle  handelt  es  sich  nunmehr,  innerhalb  der  grundhörigen  Verhält- 
nisse der  ersten  Hälfte  des  Mittelalters,  um  die  Fronhofsdingpflicht,  im  zweiten 
Falle  ima  das  Familienrecht  des  Grundholden. 

Auf  welche  Weise  gingen  nun  Dingpflicht  und  Familienrecht  des  Gnmd- 
holden  freiheitlicher  Lösung  entgegen? 

Die  Dingpflicht  oder  Dingsuche  ^  war  seit  dem  Beginn  des  eigentlichen 
Mittelalter  zu  einem  förmlichen  Gerichtsstand  vor  dem  Fronhofsding  für  alle 
bürgerlichen  Sachen  wie  für  Nachlässigkeit  im  Bau  grundhörigen  Bodens  ent- 
wickelt^; mit  ihr  verbunden  war  eine  allgemeine  Huldigungspflicht  gegenüber 
dem  Grundherrn^.  In  Strafsachen  dagegen,  für  welche  der  Grundholde  zu- 
nächst ebenfalls  dem  Grundherrn  unterstand,  blieb  der  Disziplinargewalt  des 
Grundherrn  noch  lange  freies  Spiel  * ;  nur  die  Kirche  wehrte  hier  den  gröbsten 
Übertreibungen*^.  Am  frühesten  imterbunden  wurde  diese  Disziplinargewalt 
in  denjenigen  GrundheiTSchaften,  welche  es  zur  Immunität  gebracht  hatten ;  es 
ist  kein  geringes  Verdienst  der  politisch  so  schädlichen  Immunitätsverleihungen, 
dafs  sich  auf  Grund  derselben  frlr  die  Grundholden  und  damit  für  die  weitesten 
Kreise  der  landarbeitenden  Klassen  überhaupt  erst  eine  verständige  Straf- 
gerichtspflege herstellen  liefs.  War  aber  auf  dem  Wege  der  Immunität  für  die 
grofse  Mehrzahl  aller  Gmndholden  schon  in  der  ersten  Hälfte  des  Mittelalters 
ein  besonderer  Gerichtsstand  in  Strafsachen  geschaffen  worden,  so  folgten  die 
nicht  immunitätsherrlichen  Grundherrschaften  dem  hiermit  gegebenen  Beispiele 
sehr  bald  in  Analogiebildungen,  indem  sie  ebenfalls  für  Strafsachen  eine  ordent- 
liche Fronhofsgerichtsbarkeit  entwickelten :  si  et  quotiens  homines  • .  preposito 
[Monasteriensi]  ratione  sue  prepositure  subiecti  deliquerint  seu  forefecerint,  poterit 
et  licitum  erit  eidem  preposito,  tales  delinquentes  homines  pro  delicto  huiusmodi 


^)  Dies  ist  die  mittelalterliche  Bezeichnung,  s.  Ennen,  Qu.  2,  3,  2,  1200,  cit  oben 
S.  927  Note  4. 

2)  S.  u.  a.  Bd.  3,  S.  496  §  6,  c.  1325;  WRemich  1477,  G.  2,  245;  auch  WBlieskastel 
1540,  G.  2,  29:  so  einer  einen  verclagt  in  dem  frei  jargeding  und  hette  einen  vorhin  nit 
ersucht  nach  hobsrecht  und  geprauch,  was  der  dem  herm  dardurch  verfeUen  sei  oder  were? 

>)  S.  z.  B.  WRittersdorf  1565,  Hardt  S.  614,  Schlufs. 

*)  Zur  früheren  Zeit  s.  oben  S.  723;  für  später  u.  a.  Ennen,  Qu.  1,  490,  31,  1083: 
non  ledit  pacem  [den  Gottesfrieden],  si  quis  delinquentem  servum  suum  vel  discipulum  vel 
quolibet  modo  sibi  subditum  scopis  vel  fustibus  cedi  iusserit 

^)  S.  Regino  Caus.  syn.  2,  5,  lo,  le;  2,  26.    Doch  vgl.  Alp.  de  div.  temp.  2,  9. 


[Grundherrlithkeit  und  Voglel,  —     1200     — 

pro  modo  qiiidem  excessue  corrigere  et  pimire,  iuxta  sententiam  et  iudicium 
tarnen  scabinorum  curtis,  in  confinio  cuius  iiioraiii  traxeriut  tales  delinqueutes'. 
Wie  in  diesem  Falle,  so  war  auch  sonst  wohl  durehKäntrig  spätestens  mit  Be- 
ginn des  14.  Jhs.  eine  volle  Fronhofestrafgerichtsbarkeit  vorhanden  =,  so  dafs  die 
Grundholden  mit  einem  allseitig  ausgebildeten,  aber  gnmdherrlich  gebundenen 
Gerichtsstand  in  die  zweite  Hälfte  des  Mittelalters  eintraten. 

Aber  eben  dieser  personal  izebundene  und  private  Gerichtsstand  niufste 
nun  zu  Gunsten  eines  Öffentlichen  Gerichtsstandes  aufgelöst  werden. 

Die  Erscheinungen,  in  welchen  sich  diese  Lösung  vollzieht,  sind  doppelter 
Natur.  Entweder  kam  es  zu  einem  radikalen  Bruch  mit  der  Fronhofe- 
dingptlicht,  worauf  der  befreite  Grundholde  in  den  Personalbestand  der  ge- 
meinen, landreclitlichen  GtTichtsverfassung  übertrat.  Oder  es  kam  zu  einer 
Weiterentwicklung  des  alten  Fronhofsgerichtes  selbst  im  freiheitlichen  Sinne, 
namentlich  zu  einer  Erbreitemng  desselben  in  ein  Bezirksgericlit  statt  seiner 
ursprünglichen  B^renzung  auf  den  Streubestand  der  ürundholden:  dann  be- 
durfte es  keiner  Sprengung  des  alten  Gerichtsverbandes,  sondern  der  Grund- 
holde  erwuchs  innerhalb  desselben  selbst  zu  mehr  oder  minder  ausgedehnter 
gerichtlicher  Freiheit. 

Beide  Wege  sind  föngeschlagen  worden,  der  eiste  mehr  in  froherer,  der 
zweite  vornehmlich  in  späterer  Zeit  der  zweiten  HSlfte  des  Mittelalters.  Sehr 
begreiflich:  nur  im  13.  und  14.  Jh.  war  der  alte  Rahmen  landrechtlicher 
Gerichtsverfassung  noch  kr&fUg  genug,  um  neue  Bestandteile  aufeunehmen; 
seitdem  verlor  er  neben  den  immer  freiheitlicher  ausgestalteten  herrschaftlichen 
Gerichten  seine  singtd&re  Bedeutung;  er  wurde  den  anderen  Gerichtsbildungen 
koordiniert.  Das  Resultat  der  ganzen  Bew^ui^  aber  war,  dals  an  die  Stelle 
der  alten  sozial  und  darum  personal  begrenzten  Gerichtsverfassungen  des 
früheren  Mittelaltei-s  nunmehr  wieder  Bezirksgerichte  in  lokaler  Begrenzung 
traten. 

Die  Details,  in  welchen  sich  diese  Entwicklung  ausspricht  sind  etwa  die 
folgenden  *. 

Auf  Grund  der  Entwicklung  von  Weinbaulehngenossenschaften,  welchen 
sich  die  Rottlehngenossenschaften  anschliefsen ,  entsteht  schon  früh,  spätestens 
seit  dem  11.  Jh.  ein  teilweiser  Bruch  mit  den  Formen  der  alten  grundherr- 
lichen Gerichtsverfassung  zu  Gunsten  freierer  Gestaltung*.    Dieser  partielle 

■)  *UMünstermaifeld,  Hs.  Koblenz  St.  A.  CXIi-  Bl.  45».  1337.  S.  auch  im.  ÜB.  3,  930, 
1247,  cit  oben  S.  924  Kote  3. 

')  V.  u.  a.  *Bald.  Kesselst.  S.  719,  1343  Okt.  2:  alle  miii  gflt,  daz  ich  in  den  zwen 
dorfem  [han]  zä  Proistrad  und  zu  Sneppenbacli  gelegen  bi  Saiideburg,  mit  nauieo  rlerzeben 
man  und  zwo  wideweu  mit  Iren  kiodeu  und  wie  si  gesellen  sin,  die  jerliches  dieoent  zwelf 
punt  gudcr  bl.  und  gulde  und  mit  deme  gerichte  ho  und  dif  und  alle  dein  daz  darzu 
geboret 

»)  S.  auch  schon  oben  S.  1154  f. 

*)  S.  oben  S.  904  f.,  919  f. 


1^ 


—     1201     —  Soziale  Gliederung.] 

Bruch  hatte  eine  Abklärung  auch  der  verbleibenden  Fronho&verfassungen  zur 
Folge  ^  Zu  einer  Paralysierung  der  alten  Dingverfassung  des  Fronhofes  kommt 
es  weiterhin  dadurch,  dals  man  sich  seit  spätestens  dem  Beginn  des  13.  Jhs. 
die  Dingpflicht  als  dinglich  radiziert  dachte  *.  Die  Folge  war,  dafs  ein  und  die- 
selbe, unter  Umständen  auch  freie  Person  auf  Grund  des  Besitzes  von  Fronhofe- 
dependenzen  Genosse  verschiedener  Fronhöfe  sein  konnte^,  ein  Umstand,  der 
notwendig  zur  Lockerung  der  alten  ursprünglich  exklusiv  gedachten  Fronhofs- 
verfassungen  beitragen  mufste*.  Neben  dieser  Lockerung  aber  kam  es  auch 
zum  vollen  Bnich  mit  der  alten  Dingpflicht  durch  einfache  Ablösung  derselben 
als  eines  nutzbaren  Rechtes:  eine  Ablösung,  welche  mit  dem  Aufkommen  der 
freien  Pachten  im  12.  Jh.  und  mit  ihrer  immer  weitergreifenden  Verbreitung 
seit  dem  13.  Jh.  beachtenswerte  Dimensionen  annahm '^. 

Dem  EinfluTs  eben  dieser  Bewegung  mag  es  wohl  mit  zu  danken  sein, 
dafs  nunmehr  auch  die  freiheitliche  Entwicklung  der  Fronhofedinge  zu  Bezirks- 
gerichten ein  immer  rascheres  Tempo  einschlug.  Schon  aus  dem  einfachen 
Fronhofsding  heraus,  wie  es  ohne  Markherrlichkeit  der  Grundherren  bestand, 
wird  ab  und  zu  seit  der  2.  H.  des  13.  Jhs.  der  Versuch  einer  Bildung  von 
Bezirksgerichten  gemacht,  indem  man  durch  Tausch  den  verstreuten  Personal- 
bestand des  alten  Fronhofsdinges  lokal  zu  vereinigen  sucht*.  Den  eigentlich 
klassischen  Boden  aber  für  die  in  Frage  stehende  Umformung  gaben  diejenigen 
Fronhöfe  ab,  deren  Grundherrlichkeit  sich  zur  Markherrlichkeit  erweitert  hatte. 

J)  S.  oben  S.  929  f. 

«)  S.  z.  B.  Ennen,  Qu.  2,  106,  97,  1226. 

')  S.  oben  S.  924  f.  Freilich  galt  das  nicht  unmittelbar  für  erbliche  Verhältnisse ;  wie 
Kindlinger,  Hörigk.  S.  123,  mit  Recht  ausführt,  hatte  der  Freie,  welcher  ein  Eofgat  besafs, 
kein  Erbrecht  an  demselben:  woUte  der  Sohn  seinem  Vater,  der  nur  eine  fireie  Hand  am 
Hofgute  hatte,  diesem  folgen,  so  mufste  er  sich  zuvor  hörig  machen,  oder  die  Folge  in  das- 
selbe (doch  nur  auf  seine  Lebzeiten  beschränkt)  von  der  Gnade  des  Hofherm  oder  des  Hofes 
erlangen. 

^)  In  welchem  Sinne  dies  möglich  war,  zeigt  z.  B.  ^Andernach.  Schreinsr.  Ko.  66, 
G.  756,  um  1250:  Cunradus  Bingezere  fecit  conventionem  cum  domino  suo  lacobo  de  Cmtte, 
quod  daret  eidem  pro  quolibet  anno  8  d.  et  dim.  mir.  siliginis  tali  conditione  adiecta,  quod 
si  posset  scmel  in  anno  ad  iudicium  suum  venire  non  tardaret  —  Übrigens  erhält  der  gnind- 
hörige  Boden  durch  die  dingliche  Fassung  der  Dingpflicht  natürlich  eine  direkte  Beziehung 
zum  Ding  der  Fronhofgenossenschaft,  so  dafs  sich  diese  jetzt  einen  Einflufs  auf  Veräufserung 
und  Erhaltung  seines  Bestandes  anmafst,  s.  z.  B.  Ennen,  Qu.  1,  611,  113,  1198,  und  Hennes 
ÜB.  1,  270,  1280:  Ludwig  von  Weis  verkauft  Septem  iumales  terre  arabilis  iacentes  in  per- 
tinentiis  ville  Buvinheim  attinentes  curtim  Walrisheim  cum  licentia  et  consensu  curtis  ipsius 
et  solventes  ccclcsic  sancti  Castoris  in  Confluentia  nomine  census  annuatim  septem  quadrantes 
monete  Aquensis  iusto  venditionis  et  emptionis  titulo  pro  quinque  mr.  denariorum  Aquen- 
sium  legalium  et  usualium. 

'^)  S.  oben  S.  925  flf. 

^)  Wenigstens  konnte  eine  solche  lokale  Vereinigung  die  Folge  von  Taoschoperationen 
sein.  Vgl.  Kremer,  Or.  Nass.  2,  161,  1255;  Hennes  ÜB.  2,  179,  1265  und  dazu  a.  a.  0. 
203,  1269:  Lac.  ÜB.  2,  588,  1268;  Toepfer  ÜB.  1,  326,  1368;  Kindlinger,  Hörigkeit 
S.  694,   1569. 


r 


IGrunJherrlichkBit  und  Vogtei. 


^*        Hier  war  ohne  weiteres  das  lokale  Substrat  der  Mark  TOrhaodea,  durch  Ein- 


^ 


Ordnung  der  Markhörigen  in  das  Hofding  erhielt  dieses  ungesucht  und  voa 
selbst  einen  freiheitlicheren  Charakter:  so  entstand  das  lokale  üutergericht 
des  späteren  Mittelalters  ^  Neben  dieser  gewöhnlichsten  aller  Entwicklungen 
koinmen  aber  noch  einige  andere  Fälle  in  Betiacht.  Hier  seien  noch  zwei 
angeführt;  es  konnten  freie  Bezirksgerichte  durch  ausdrückliche  Rechtsver- 
leihuns  an  einen  bestimmten  Ort  begründet  werden,  und  es  konnti?ii  einheit- 
liche Bezirksgerichte  durch  Äuftragung  der  Dingiiflicht  andersheiTlicher  bezirks- 
eingesessener Grundholden  an  den  Hauptgerichtsherren,  speziell  den  Landes- 
gerichtsherren  entstehen.  Beide  Fälle  finden  sich  an  der  Mosel,  der  eine  seit 
der  2.  Hälfte  des  13.  Jhs.^  der  zweite  seit  etwa  Mitte  des  14.  Jhs.^, 

Das  Ergebnis  all  dieser  Vorgänge  war  nun ,  wie  schon  oben  ange- 
deutet, die  Bildung  von  Bezirksgerichten  an  Stelle  der  alten  Koi-porations- 
gerichte,  und  damit  der  Übergang  der  landarbeitenden  Klassen  von  einem 
personalen  zu  einem  lokalen,  von  einem  stirker  gebundenen  zu  einem  freiereu 
GericbtsBtande.  Denn  jetzt  entschied  nicht  mehr  die  Frage  persönlicher  Zu- 
gehörigkeit, sondeni  vielmehr  die  Frage  des  Aufeothalteortes  den  Gerichtsstand: 
die  Luft,  nicht  der  Herr  gab  das  Recht*,  und  wie  sich  neben  hörigen  Bezirken 
andere  Bezirke  zu  bilden  anfingen,    welche   keineiiei   HörigkeitsverhSltnisse 


1)  S.  darüber  oben  S.  1046  ff. 

■)  8.  z.  B.  'Eoblens  St  A.  Stokenfels,  Kopie  19.  Jlu.  des  FriedensricliterB  Greb«!  in 
SGoar  bob  dem  NuhlaTs  des  Kanzlers  WiraphelinK  (f  1587),  1275  Sept  29:  nog  Henricos . . 
TreTiromm  archiepiscoptu  .  .  liominibns  noBtriB  in  suborbio  de  Stolzenfels  commontDÜbuB 
presentibuB  et  üitoriB  eandem  per  omnia  conferimus  et  concedimui  libertatem,  qua  cives 
nostri  de  Confluentla  gaudere  dignoscuntur,  hoc  etiam  addito,  quod  DuUam  cum  illis  de  Con- 
fluentia,  vel  ad  eonindem  iDEtanüam,  eiactionem  solvere  tenebuntur.  nihiloininus  tarnen 
voloniua,  ut  dicti  homines  de  Stolzenfels  ac  cives  nostri  de  Oonfluentia  concives  sint  et  ean- 
dem  per  omnia  ad  iDvicem  babeant  et  conservent  fratemi latent,  quam  hactenus  lial)uerunl. 

')  Vgl.  Bd.  3  No.  156,  1343;  No,  172,  1347;  CRM.  3,  287,  1342,  dt.  oben  S.  297 
Note  I. 

')  Vgl.  filr  das  Strafrechl  schon  Guden.  CD.  2,  1126—1127,  1351:  ich  Craft  van  Nue- 
nare  dun  hunt,  dat  ich  tuschen  mir  und  hem  Gerard  herren  zn  Lantscrone  mime  omen  \iir- 
worde  gemacht  und  gegeven  haben,  die  ich  vaste  und  stede  sal  halden,  tliwile  ich  geleven,  in 
discr  wtee;  so  wanne  und  wie  dicke  des  vurg.  mins  omen  lüde,  of  di  in  sinen  gerichten  ge- 
sessin  sint,  in  minen  gerichten  wetlich  werdent,  id  si  dan  dat  id  irelTe  an  doitslach  an  offene 
wunden  of  an  lif  und  an  gut,  bo  sa!  ich  van  den  luden  keine  wette  heven ,  und  sal  disclve 
lüde,  id  sin  man  of  wif,  witer  senden  minem  omen,  dnt  he  di  wette  heve,  of  be  willet. 
und  dateelve  sal  (er)  ouch  wider  tun,  so  wanne  und  wie  dicke  mine  hidc,  of  die  in  minen 
gerichten  gesessin  sint,  wetlich  werdent  in  sinen  gerichten,  so  sal  he  van  minen  luden  keine 
wette  heven  und  sal  mir  mine  lüde,  si  sin  man  of  wif,  heimsenden,  dat  ich  die  wetie  [hebe], 
of  ich  willen,  id  si  ouch  dat  id  treffe  an  doitalach  an  offene  wunden  of  an  lif  und  an  gut. 
und  hir  inboven  sal  unser  kein  des  andern  lüde  nit  me  drengen  noch  nut  vorwetten  noch 
mit  unrechter  schetzungen,  dan  as  van  aiders  tuschen  uns  berkomen  is,  bussen  alle  arge- 
list.  Des  weiteren  vgl.  WThron,  Toepfer  1  S.  282;  WMeddersheim  lfj|4;  \VBIie!^kastel  1540, 
G.  2,  29;  WWalhniinster,  G.  2,  38. 


—     1203     —  Soziale  Gliederung.] 

mehr  kannten,  so  gab  es  hörige  und  nichthörige  Bezirkseingesessene ^  Die 
Frage  des  freien  Gerichtsstandes  vermischte  sich  daher  in  dem  nunmehr  er- 
reichten Stadium  ihrer  Entwicklung  mit  der  Frage  freien  Zuges  insofern,  als 
Freizügigkeit  unter  allen  Umständen  in  einen  freien  Bezirk  führen,  also  Rechts- 
freiheit geben  konnte. 

Die  Entwicklung  der  Freizügigkeit  ist  nun  ihrerseits  nicht  ohne  Kenntnis 
der  Geschichte  des  Familienrechtes  der  Grundholden  zu  verstehen ;  und  die  Frage 
nach  dem  gnmdhörigen  Familienrechte  führt  wieder  auf  jenen  zweiten  Kar- 
dinalpunkt zurück,  welcher  neben  der  Disziplinargewalt  des  Herrn  oben  S.  1178 
als  grundlegend  für  unsere  jetzige  Untersuchimg  erkannt  wurde,  auf  das  ursprüng- 
liche Eigentum  des  Herrn  am  Körper  des  Unfreien.  Denn  von  diesem  Eigentum 
waren  in  der  That  recht  wesentliche  Stücke  auf  die  Grundhörigkeit  des 
früheren  Mittelalters  übergegangen.  Sehen  wir  von  der  noch  lange  bestehenden 
Berechtigung  des  Herrn  ab,  das  Wergeid  für  getötete  Grundholde  zu  erheben  *, 
so  liegt  der  alte  Zusammenhang  namentlich  im  Recht  der  Heiratsvergabung 
zu  Tage:  noch  im  10.  Jh.  nahmen  die  Grundherren  das  Recht  wie  es  scheint 
generell  in  Anspruch,  die  Töchter  Grundhöriger  nach  ihrer  Wahl  zu  verheiraten  • ; 
imd  erst  im  13.  Jh.  hebt  König  Richard  ein  dementsprechendes,  ihm  zustehendes 
Recht  für  die  Stallt  Wetzlar  auf*. 

Dies  Verheiratungsrecht,  wie  es  freilich  wohl  in  den  meisten  Fällen  nur 
als  Heiratserlaubnis  wirksam  wurde,  war  nun  aber  für  die  Entwicklung  des 
freien  Zuges  von  ganz  besonderer  Bedeutung ,  sobald  es  sich  um  Heirat  eines 
Grundholden  aufserhalb  jenes  Fronhofs  handelte,  welchem  er  zugehörte.  Es 
lag  zwar  an  sich  nicht  aufserhalb  des  Interesses  des  Grundherrn,  eine  solche 
Verheiratung  zu  gestatten,  sobald  der  imgenossige  Ehegatte  frei  war :  die  Kinder 
folgten  dann  mit  seltenen  Ausnahmen*  der  ärgeren  Hand:  wie  aber,  wenn 
es  sich  um  Ehen  zwischen  zwei  Grundholden  verschiedener  Grundherren  han- 
delte? 

1)  So  wird  z.  B.  im  Lahngaue  während  des  16.  und  17.  Jhs.  mit  aUer  Bestimmtheit 
ein  Unterschied  gemacht  zwischen  solchen  Gerichtssprengeln,  welche  Hörigkeit  nicht  kennen» 
und  solchen,  welche  hörig  sind;  s.  Landau,  Salgut  S.  165.  Aus  früherer  Zeit  s.  Kindlinger, 
Hörigkeit  S.  566,  1429:  die  Amtleute  der  Grafechaft  Sponheim  und  des  erzstiftischen  Amts 
Boppard  tauschen  zwei  Personen  gegeneinander  aus,  deren  eine  zu  der  grafschaf  von  Span- 
heim und  in  daz  ampt  gein  Kastellen  gehArich  gewest  ist  und  die  andere  in  daz  ampt  gein 
Boparde  geh^rich  gewest  ist  Über  die  Fremden  in  Territorien  des  späteren  Mittelalters  s. 
Heusler  1,  146—7. 

«)  S.  dazu  Waitz,  Vfg.  5,  250—251. 

')  S.  MR.  ÜB.  1,  186,  c.  948,  cit  oben  S.  898  Note  1. 

^)  MR.  ÜB.  8,  1415,  1257:  specialiter  duximus  indulgendum,  ne  aliquis  predictorum 
civium  filiam  vel  neptem  sive  consanguineam  in  uxorem  alicui  trauere  per  nos  absque  suo 
pleno  consensu  aliquatenus  compellatur.  —  Zu  den  vogteilichen  Rechten  in  den  oben  be- 
sprochenen Verhältnissen  s.  oben  S.  1108  L 

^)  S.  z.  B.  AVDaun  1466  und  1489,  G.  2,  607:  das  u.  gn.  h.  habe  etliche  lüde  im 
lande  van  Dune,  geheischen  fri  dienstlude,  die  haben  solche  firiheit,  das  sie  mögen  hilligen, 
woe  si  wollent ,  und  wanne  dieselben,  is  sin  man  ader  wif,  gehelicht  und  bigeschlaifen  haint, 


[Qnmdherrlichkeit  und  Yogtei.  —    1204     — 

Der  Fall  lag  hier  noch  am  einfachsten,  wenn  der  die  Heiratserlaubnis 
aasinnende  Grundholde  nicht  mit  grundherrlichem  Lande  ausgestattet  war  — 
von  d^  besonderen  Klasse  dieser  Grundholden  wird  bald  genauer  die  Rede 
sein  — :  dann  konnte  man  den  Grundholden  gegen  eine  einfache  Heirats- 
gebühr  ziehen  lassen^,  eine  Gebühr,  welche  sich  mit  der  Zeit  immer  mehr 
abschwächte',  teilweis  völlig  verfiel^  und  an  einzelnen  Stellen  wohl  sdion 
seit  der  2.  Hälfte  des  14.  Jhs.  nur  noch  als  Bechtsaltertum  gewiesen  werden 
mochte  *. 

Verwickelter  lag  die  Sache,  wenn  der  Grundholde,  wie  meist  in  älterer 
Zeit,  vom  Fronhof  aus  b^tert  war.  Dann  galt  f&r  ihn  die  Bindung  an  die 
Scholle,  und  es  entstand  die  Frage,  ob  diese  Bindung  bei  seinem  Austritt  aus 
der  Fronho&personalverfassung  nicht  gelöst  werden  müsse.  Die  Frage  wird 
von  frühester  bis  zu  spätester  Zeit  einstimmig  bejahend  beantwortet*;    man 


ist  68  ein  man  ofser  dem  gerichte  von  Dune,  so  ist  das  wif  und  die  kindere,  so  sie  mit- 
einander gewinnent,  desselben  herren  und  von  dem  rechten,  als  der  man  ist  und  weres  ein 
"wifle,  so  sulle  dieselbe  und  ire  kindere  abesin  von  dem  rechten  und  dem  herren  angehoeren, 
als  die  frauwe  p.  der  man].  Über  den  Stand  des  minderfreien  Teils  bei  Heiraten  in  die 
Städte  der  Loi  de  Beaumont  s.  Bonralot  S.  819  f. 

1)  S.  dazu  Waitz,  V^.  5,  286  f. 

')  S.  dazu  WDaleiden,  G.  2,  550:  wen  ein  kind  bestadt  wird  uf  ander  hochheit  oder 
herschaft,  gebürt  dem  herren  zw6n  herrengülden  und  dem  oberamptman  ein  hermgulden;  da 
ein  armer  ist,  ist  ihme  aUe  zeit  gnad  besehen,  was  gefonden  wird,  gebOrt  dem  hochherm 
half  WXlotten  1511,  6.  2,  821,  Grundherr  Brauweiler:  wer  ungenoeschaft  deit  versteit  der 
adieffen  ader  duischt,  wan  sich  ein  sent  Niclais  man  bestadt  buißen  sent  Niclais  lüde,  der 
sal  gnaid  bidden.  WKobem  vor  1585,  G.  2,  469 :  wan  ein  eigen  hofinan  ein  ohngenoB  oder 
einhendig  ist  und  wil  sich  bestatten,  derselb  sol  von  einem  keiner  zur  zeit  urlaub  heischen, 
und  der  keiner  sol  ime  auch  urlaub  geben,  imd  wan  er  sich  bestatt  hat,  so  sol  er  kommen 
uf  den  negsten  dinglichen  tag  und  dem  keiner  vonwegcn  u.  gn.  h.  von  Trier  einen  eit  thun. 
imd  ein  solcher  ahngenoß  sol  den  scheflPen  geben  einen  bönischen  [?  hönischen]  eimer 
weins,  derselb  ist  abzulösen  mit  fünf  alb.,  und  dem  keiner  sechs  hl. 

*)  WHüpperdingen  §  14:  so  ein  man  in  dem  hoebe  seine  kinder  bestaden  wulde 
buiszent  die  hoebe  H. ,  sol  er  das  thun  mögen  mit  hülf  seines  guets  sonder  erlaubnisz  der 
herren  von  P.  [der  Gnmdherren]. 

*)  S.  z.  B.  WMayen  §  11  u.  12,  G.  6,  637:  wanhe  ein  angehoriger  hoefinan  sich 
bestatten  und  in  die  ehe  begeben  wil,  was  der  zu  thun  schuldich,  damit  dem  hoefshem  dem 
alden  brauch  nach  recht  geschd  und  der  angehoriger  seine  entschafl  erwerben  möge?  ant- 
wort:  weisent,  derselb  sol  den  hoefsscheflfen ,  danmder  er  gesessen,  aen  das  haus  Meien 
inschreiben  oder  ein  gewis  waerzeichen  von  demselben  brengen  imd  seine  entschaeft  werben, 
und  nach  geworbener  entschaeft  ist  der  angehoriger  dem  keiner  ein  alt  schilt  oder  goldgl. 
und  den  hoefscheffen  8  alb.  von  zu  geben  schuldigh.  und  wanhe  der  hoefscheffen  mit  dem 
angehorigen  perschoenlich  vor  den  keiner,  wo  es  iderzeit  sein  sol,  erscheinet,  geburt  ime  vor 
kosten  imd  alles  6  alb.,  die  der  angehoriger  zu  erlegen  schuldig.  .  .  wanhe  ein  angehoriger 
sich  baiißen  ansuchen  und  erlaubnus  eines  kelners  bestatten  würde,  wie  man  mit  demselben 
handelen  solle?  antwort:  weisent,  ein  hoefs-  oder  angehoriger  man  sol  ansuchen,  wo  nit,  in 
gnad  und  ungnad  des  hem  verfallen  sein.  Die  hier  genannten  Münzen  gehören  der  zweiten 
H.  des  14.  Jhs.  an. 

'')  Lac.  ÜB.  1,  118,  186,  1051:   si  homines  sancti  Nikolai  [Brauweiler]  alienas  uxores 


—     1205     —  Soziale  Gliederung.] 

fafst  den  Austritt  des  Grundholden  geradezu  im  Sinne  btlrgerlichen  Todes  für 
den  Fronhof  auf:  wie  wir  sehen  werden,  wird  von  ihm  die  Kurmede  er- 
hoben ^ 

Bei  solcher  Auffassung  konnte  natürlich  der  Grundholde  nicht  aus  einem 
Fronhof  in  den  anderen  ehelichen ,  wenn  ihm  nicht  an  der  neuen  Stelle  die 
Möglichkeit  des  Erwerbes  von  Grund  und  Boden  gegeben  war.  Diese  Mög- 
lichkeit konnte  aber  für  ihn  nur  feststehen  auf  Grund  besonderer  Verein- 
barung der  beiden  in  Betracht  kommenden  Grundherren.  Nur  eine  vertrags- 
mäfsige  Sicherung  reziproker  Behandlung  der  Gnmdholden  seitens  der  Grund- 
herren gestattete  daher  dem  Grundholden  einen  gesicherten  Verzug  aus  seinem 
bisherigen  Fronhof. 

In  diesen  Betrachtungen  sind  die  allgemeinen  Grundlagen  gezeichnet,  auf 
welche  hin  die  Freizügigkeit  der  Grundholden  allmählich  eingeführt  wird :  sie 
wird  in  Verträgen  der  Grundherren  über  gegenseitigen  freien  Zug,  den  sog. 
Unterzug  oder  Intercursus  ihrer  Grundholden  entwickelt.  Freilich  mögen  die 
Grundholden  daneben  bei  der  nachlässigen  Verwaltung  der  Grundherren  oft 
genug  auch  ohne  Erlaubnis  und  doch  unbehelligt  verzogen  sein  ^,  um  so  mehr, 
als  sich  aus  physischen  Gründen  wie  aus  Anlafs  der  Anforderungen  des  kano- 
nischen Rechtes  wohl  nicht  selten  die  Notwendigkeit  herausstellte,  aus  dem 
kleinen  Kreise  der  Hofgenossenschaft  heraus  zu  heiraten®. 

Die  Bewegung  zu  reziproker  Behandlung  der  abziehenden  Grundholden 
seitens  der  Grundherren  machte  sich  auch  nicht  sofort  in  der  Bewilligung  vollen 
freien  Unterzugs  geltend.  Vielmehr  versuchte  man  es  vorher  und  auch  später 
noch  vielfach  neben  dem  vollen  System  des  Unterzuges  mit  anderen  Mitteln. 
Hierhin  gehört  die  Herstellung  eines  Miteigentums  der  Herren  an  ver- 
heirateten verschiedenherrigen  Grundholden  und  deren  Nachkommenschaft*, 


acceperintf  omiiis  hereditas  eonun  et  universa,  que  possident,  ad  sancti  Nikolai  cedant  mona- 
sterium,  et  nullus  heredum  suonim  in  hiis  quicquam  habeat.  Vgl.  ferner  Arch.  Clervaox  449, 
1309;  WUlflingen  1575  §  41,  G.  6,  553. 

»)  S.  unten  S.  1210  Note  2. 

*)  Vgl.  Guden.  CD.  2,  971,  1285,  Schlichtung  emes  Streites  zwischen  Gerhard  und 
Otto  von  Sinzig:  vunftewerf  sprechin  wir,  dat  die  lüde,  die  her  Gerart  spricht  die  sich  an 
dat  Riche  han  gemacht,  ind  Otte  spricht  si  havin  sich  gemacht  an  irin  vadir:  des  sal  sich 
irvarin  her  Heinrich  dir  gude  [1.  lüde];  vindit  he  bid  warheide,  dat  si  me  Riche  solin  volgin, 
so  sal  man  ir  nit  deilin.  vindit  he,  dat  si  me  Riche  nit  volgin  solin,  so  solint  si  die  lüde 
gliche  deilin. 

»)  S.  Bonvalot  S.  281,  1475,  cit.  oben  S.  871  im  Text 

*)  Vgl.  MR.  ÜB.  3,  971,  1248:  Vertrag  zwischen  Heinrich  und  Konrad  Raugrafen  von 
Baumberg  ex  una  parte  et  comitem  Simonem  de  Spanheim  ex  altera  pro  Godefrido  de 
Lebersheim  filio  quondam  Hirzhals  et  Engelbrehto  de  Merchesheim,  .  .  quod  omnes  pueri 
et  heredes  predictorum  Godefridi  videlicet  et  Engelbrehti  ab  eis  descendentes  nobis  et  nostris 
successoribus  prefato  Simoni  comiti  et  suis  heredibus  in  perpetunm  communiter  attinebunt  et 
e<iualia  servitia  facient  nobis  et  ei  heredibus  quoque  nostris  et  suis.  Zur  späteren  Behand- 
lung solcher  Fälle  s.  WFechingen  15.  Jhs.,  G.  2,  50:  ist  ein  firier  zuck  nnder  dem  gemeinen 


lürimaiierrlichkeil  und  Vogtti.  —     1206     — 

ferner  der  Tausch  analoger  verschiedeuhemger  Paare  S  vor  allem  aber  daa 
KindgediiiK,  eine  bald  fttr  bestimmte  Fälle-,  l)ald  dauernd'  abgeschlossene 
Vereinbarung,  nach  welcher  eine  Teiluifi  der  Kinder  verechiedenherriger 
Grundholdeii  stattfand,  mit  der  sich  bisweilen  ein  besonderer  Zins,  die  Kind- 
Iwde,  verknüpfte*.  In  dem  dauernden  Kindgeding,  wie  es  seit  Beginn  de« 
13.  Jhs.  auftritt,  war  dann  allerdings  schon  eine  Einrichtung  voihanden,  welche 
den  Eltern  eine  gewsse  Freizügigkeit,  wenn  auch  auf  Kosten  verschiedeo- 
herriger  Bindung  der  Kinder,  einräumte. 

Viel  weiter  aber  ging  das  System  des  eigentlichen  Unterzugs.  Nach  ihm 
war  ein  voller  freier  Verkehr  zwischen  den  Gnmdholden  der  im  ünterzugB- 

tnan  zu  zicn  von  einem  herren  hinder  den  anderen  aengeverlichen,  and  kinde  xu  beradea  in 
derselben  maßen  nach  herkomea,  und  keiner  unser  vorgenanten  kerre  dem  anderen  forter 
dnr  iazuilragi'n. 

')  S.  Bd.  8  No.  217,  1393. 

■)  S.  MR.  ÜB.  1,  374,  1074;  Bd.  S  Ko.  202.  1370. 

*)  S.  MB.  L'B.  3,  434,  1231,  Vereinbarung  KTJschen  Laach  und  Rommersdorf,  bestätigt 
von  Erabiscliof  Dietrich:  ni  quando  ECilicet  eontingeret,  bomines  ecctesie  Liscensis,  qui  per- 
tinenl  ad  curtem  eorum  de  Mcitscheit,  et  bonuaeii  ecclestc  de  Humerstoipb  iuvicem  matri- 
nonio  copulari,  quod  proles  de  ipsis  procreata  inter  easdcni  eccleaias  equaliter  lUvidatur, 
knie  compromiHsioni  presente  et  annuente  consangutneo  nostro  Theoderico  de  Isenburch 
advocato  predictanim  fanuiianun  ecciesie  utriusque.  preterea  et  hoc  insertum  est  in  com- 
prooiisso  et  a  nobis  coaümiatuin,  Ecilicet  ut  consueludo  dividende  prolis  bactenua  observata 
de  hominibus  de  Adenhain,  qui  peitinent  ad  ccclesiam  Lacensem,  et  iiiter  homiues  ecciesie 
de  Rumerstorph  fiima  pennaneat  et  ita  de  cetero  oliBerretur.  S.  femer  MR.  ÜB.  3,  450, 
12S1,  Vertrag  zwischwi  Bouiuiorsdorf  und  Ludwig  Walpode  von  der  Neuenbürg  o.  d.  Wied; 
El  contigerit  inter  hominea  ecciesie  nostre  et  hominea  iUins  matrimonium  cclebrari,  quod 
proles.  ijue  de  illis  fnerit  procreata,  eqna  sorte  dividatur.  Cod.  Lac.  66,  1263:  Gerlach 
edier  Herr  von  Otgensbach  und  der  Abt  von  Laacli  convenimus  concordando,  quod  si  aliquis 
de  liominibus,  qui  curie  noBtre  attinent  in  OtgensiMcli,  cum  hominibus  nttinentibus  curie  in 
Adenhain  ceterisque  hominibus  predicti  nbbatis  totiusque  conventus  ac  eorum  successomm, 
qui  sine  advocato  esse  dinoscuntur,  matrimonio  [in]  inviccm  fuerint  copulati,  pueri,  qui  de 
ipsis  procreantur,  rqua  portione  dividentur,  prout  ius  dictaverit  quod  dicilur  kinlgedinge. 
preterea  sciendimi  sit,  quod  homines  memornti  domini  abbatis  et  conventus,  qui  nostris 
hominibus  scilicet  curie  in  Otgensbach  attinentibus  matrimoniali  copulatione  coniuncti  ab 
ipsa  nostra  curia  in  Otgensbach  sicut  nostri  homines  infeodantur  et  c  converso,  quod  id 
nostris  hominibus  simili  modo  fieri  debet  in  sua  curia  Adenhain.  In  diesen  Zusammenhang 
gehört  wobi  auch  schon  die  Notiz  URheingrafen:  bii  sunt  homines,,  qui  divideiidi  sunt, 
quomm  origo  descendit  ab  Ulis,  ubi  [I.:  qui]  mancipia  erant  domiue  Gude  de  Bolaiiden, 
folgen  eine  grorse  Reihe  von  Namen. 

*)  Deutlich  liegt  die  Kintbede  vor  MR.  ÜB.  2,  265,  1211,  Urkmide  Bnmos  von  Braims- 
berg:  [abbas  et  conventus  Rommer8<lorfiensis]  quosdani  homines  nobiscum  et  cimi  dictis 
consanguineis  nostris  H.  et  Th.  dominis  de  Isenburch  permutatos,  qui  quoddam  ius  annualis 
petitionis,  quod  vulgariler  kintbeide  dicitur,  persoivunt,  quieto  iure  nobis  coiitulenmt  ammodo 
colligendos  (so  mit  vielen  Verbesseningen  gegenüber  dem  Abdr.  im  MR.  Uß.  zu  lesen.]. 
Spuren  derselben  liegen  auch  vor  Honth.  Hiat.  2,  129,  1337,  und  vielleicht  sogar  schon  5IR. 
ÜB.  1,  214,  963?,  Otto  II.  für  Schweinliacb:  insuper  toto  anno  quicquid  advoratus  in  famiüa 
vel  petendo  vel  in  hoc,  quod  eitraneas  luores  dnxerit,  aut  in  aha  qualibet  causa  placitando 
adquisierit,  duae  partes  altaris,  tertia  advocati  eriL 


—     1207     —  Soziale  Gliederung.] 

vertrag  verbundeneu  Gniudherrschaften  gestattet;  die  Grundherrschaften  wur- 
den im  Punkt  der  Heiratsmöglichkeit  wie  6ine  Grundherrschaft  angesehen. 
Dabei  konnten  anfangs,  im  11.  Jh.,  wohl  noch  Beschränkungen,  besonders  be- 
züglich des  Heiratsgutes,  gelten  S  später  indes,  mindestens  seit  der  2.  Hälfte 
des  13.  Jhs.,  wird  das  Prinzip  rein  und  gänzlich  durchgesetzt '. 

Mit  dieser  Richtung  der  Entwicklung  war  nunmehr  der  Erwerb  voller 
Freizügigkeit  für  die  Grundholden  von  der  allseitigen  Durchführung  des  Unter- 
zugs abhängig.  Diese  Durchführung  wurde  indes  in  nur  sehr  beschränkter 
Weise  erreicht.    Gewifs  stellte  sich  zwischen  vielen  befreundeten  Grundherr- 


>)  Lac.  ÜB.  118,  186,  1051:  omnes  etiam  [homines,  familia,  mancipia],  quos  dedit 
sancto  Nikolao,  ita  tradidit,  ut  nuUus  extraneas,  nisi  forte  liberas,  vel  ex  potestate  sancti 
Petri  Coloni^  (uxores  duceret) . . .  si  vero  ex  potestate  sancti  Petri  Colonie  uxores  duxerint,  filii 
eorum  iterum  accipiant  uxores  ex  potestate  sancti  Nikolai;  quod  si  non  fecerint,  omnis  hereditas 
eonim  et  oninia,  quac  possident,  ad  sancti  Nikolai  et  abbatis  redeant  dominium,  et  nullus 
heredum  suorum  in  hiis  quicquam  habeat.  MR.  ÜB.  1,  845,  1056,  SMaximin:  nusquam  nisi 
inter  se  [villani  aut  mansionarii:  Zus.  1112]  nubant  aut  uxorem  ex  familia  sancti  Petri 
accipiant,  ita  tarnen,  ut  alten  ecclesie  altera  dampnum  non  inferat,  sed  per  successiones 
filiorum  aut  filiarum  quod  suum  est  utraque  ecclesia  retineat.  Zu  späterer  Zeit  s.  u.  a. 
\Mlerbom  1573  §  9. 

*)  Kremer  Or.  Nass.  2,  No.  161,  1255,  Nassauer  Teilung  zwischen  Walram  und  Otto: 
item  homines  dictorum  fratrum,  qui  Loginam  [die  Lahn  ist  Teilungsgrenze]  transierint  et 
residentiam  fecerint,  domino  illius  partis,  ad  quam  se  transtulerint,  servient,  prout  iure 
tenentur.  S.  feiner  Bd.  3  No.  65,  1281,  und  dazu  a.  a.  0.  S.  86  Note  8.  Aus  später  Zeit 
s.  Toepfer  ÜB.  3, 175,  1574:  nachdem  es  auch  von  alter  zwischen  dem  geschlecht  Schwartzen- 
burg  und  Himolstein  herkommen,  do  einer  aus  gedachtem  ampt  [Weiden]  eins  oder  mehr 
kinder  seiner  gelegenheit  nach  hinder  berührten  junkhem  einen  verheirathen  und  bestatten 
hat  wollen,  das  inen  dasselbig  unverhindert  des  andern  teils,  auch  on  einichen  abkauf  und 
nachdienst  frei  zugelassen  worden,  darbei  soll  es  auch  nachmalen  verbleiben.  Ganz  besonders 
lehrreich  für  die  Frage  des  Unterzuges  ist  aber  Kremer  Ardenn.  Geschl.  Cod.  dipl.  S.  364, 
1276:  Vertrag  zwischen  dem  Grafen  von  Saarbrücken  und  Rorich  und  Friedrich  von 
Benenges,  quod  intercursus,  qui  solet  esse  inter  homines  nostros  de  valle  de  Sinde  et  de 
Sifwilre  cum  appenditiis  et  homines  dicti  comitis  de  curia  da  Novo  monasterio  cum  appen- 
ditiis,  laude  et  assensu  dicti  Simonis  et  nostro  est  adnullatus  et  destructus,  ita  quod  dictus 
Simon  vel  heredes  sui  non  debent  vel  possunt  de  cetero  retinere  homines  nostros  de  dicta 
valle  de  Sinde  et  Sifwilre,  nee  nos  seu  heredes  nostri  debemus  vel  possumus  retinere 
homines  ipsius  Simonis  de  dicta  curia  de  Novo  monasterio.  et  est  sciendum,  quod  aliqua 
puella  de  valle  de  Sinde  et  de  Sifwilre  cum  aliquo  homine  dicti  Simonis  de  curia  de  Novo 
monasterio  potest  licite  matrimonialiter  coniungi  et  erunt  pueri  homines  dicti  Simonis  et 
similiter  puella  de  curia  de  Novo  monasterio  potest  licite  matrimonialiter  coniungi  cum 
aliquo  homine  de  valle  de  Sinde  et  de  Sifwilre,  et  pueri  erunt  homines  nostri.  et  homines 
supradictorum  loconim  habebunt  et  tenebunt  hinc  inde  hereditatem  suam,  sicut  hactenus 
tenuerunt,  et  habebimus  nos  et  homines  nostri  de  locis  supradictis  in  nemoribus  dicti 
Simonis  usuarium,  sicut  hactenus  habuimus,  et  remanebimus  nos  et  heredes  nostri  et 
homines  nostri  erga  dictum  Simonem  et  heredes  suos  obligati  cum  talliis  arietum  et 
Omnibus  iuribus  et  consuetudinibus,  sicuti  pater  noster  et  nosmet  ipsi  fuimus  tempore  Lorete 
matertere  dicti  Simonis  quondam  comitisse  Sarepontensis. 


[Grundherrlichkeit  mid  Vogtei.  —     120S 


^ 


scbaften  ein  üuterzug  her',  und  namentlich  waren  jene  grofscn  Gniudherr- 
schaften  reich  mit  Unterziigsrechten  au^estattet,  welche  später  die  Gnind- 
lagen  t^mtorialer  Bildungen  abgaben*.  Allein  ein  iu  sich  abjieschlosaenes 
Netü  von  Unt^rzugsrecliten,  welches  jegliche  Sonderexistenz  einzelner  Gehöfer- 
schafteii  vernichtet  hätte,  wurde  keineswegs  zustande  gebracht*.  Namentlich 
die  kleinen  Gnindherren  wehrten  sieh  gegen  eine  solche  Ausdehnung  der 
ünterzugsheziehungen  und  entwickelten  vornehmlich  zu  diesem  Zweck  das 
Retraktiecht  in  besonderer  Weise*;  von  ihrem  Standpunkte  aus  mit  Recht, 
denn  bei  völlig  freiem  Zuge  wQrde  eine  beträchtliche  Anzahl  ihrer  Grund- 
holden den  meist  milderen  Existenzbedingungen  gröfeerer  Grundherrschafteü 
zugeströmt  sein. 

Gleichwohl  wurde  doch  viel  erreicht.  Infolge  der  Entwicklung  einer 
neuen  Bezirksgerichtsverfassung,  wie  sie  soeben  geschildert  worden,  bildeten 
sich  grofse  lokal  al^eschlossene  Distrikte  ebeniuäfsiger  Rechtshildung  und 
gleichen  Pei-sonenrechtes ;  filr  sie  im  einzelneu  mufste  sich  ohne  weiteres  Frei- 
zDgigkeit,  und  für  Distrikte  gleichen  Rechtes  wenigstens  sehr  bald  Unterzug 
hei-stellen.  Was  das  unter  Umständen  bedeutete,  zeigt  der  freilich  nicht  un- 
serem engeren  Untersuchungsgebiete  angehörende  Erfolg  der  Loi  de  Beau- 
mont;  die  vielen  Hunderte  von  Orten  dieses  Rechtes  hatten  im  wesentlichen 
unter  sich  vollen  Unterzug^.  Nicht  minder  einflufsifich  wirkte  die  liesondere 
Anziehungskraft  der  pi'ol'sen  landesherrlichen  GruiidhiTisrhaftcii  seit  s])ät(.'rJton» 
dem  14.  Jh.;  seit  dieser  Zeit  waren  die  GiuinllH'irM'hattm  div  i'viiii'iil(.'ii 
Kertie  dos  Territoriums,  und  nach  überallhin  innerhalb  der  Landesgrenzen 
eriilTnete  ihnen  die  landesherrliche  Gewalt  ihres  Besitzers  Unterzugsrechte ; 
das  Wort  Unterzug  ohne  weiteren  Zusatz  wird  in  dieser  Zeit  geradezu  vom 
landesherrlichen  Unterzug  verstanden*.  Gegen  diese  Einflüsse  kämpfen  nun 
freilich  die   kleinen,   nunmehr   ständischen  Grundherrschaften  innerhalb  des 


')  Vgl.  z.  B.  die  in  der  vorhergehenden  Note  citierte  Stelle  aua  Toepfer  ÜB.  3, 
175,  1574. 

")  S.  S.  1207  Nole  2. 

")  S.  z.B.  Gachard,  Invent  arch.  Chambre  des  comptes  1,213:  Katherine  duehesse  de 
Lorraine  et  tnarquise,  fait  connaitre  qu'elle  ne  peut  retenir  en  ea  terre,  en  nul  Heu,  nul  des 
honunes  de  son  frire  Henri,  comie  de  Luccelbom^,  si  ils  ne  sont  des  neuves  villes  ou  de 
droit  d'entrecourt.  Vgl.  auch  Goera  Regg.  der  Erzb.  zu  1373  Dez.  9;  und  MR.  ÜB.  3,  1357, 
1256;  Dullus  etiani  hominum  nostrorum  [Trier]  vel  abbatis  [von  l'riiin],  si  sc  transferre  vellet 
ad  alterum,  a  neulro  Bostmin  debet  recipi  vel  teneri.  Weitere  Veiträge,  welche  das  Ein- 
wandern Höriger  von  einer  Grundberrscbatl  zur  anderen  unmöglich  machen  sollen ,  zählt 
BoBvalot  S.  321  auf. 

*)  In  Lothringen  beklagen  Eich  die  Stünde  1392,  1519  und  1569  darüber,  dafs  ihre 
Unterthanen  und  Vasallen  von  den  herzoglichen  Beamten  zu  leiclit  /um  Bürgerrecht  zu- 
gelassen würden,  b.  Bonvalot  S.  500.    Vgl.  femer  Berg.  Landr.  c.  7,  Lac.  Arcb.  1,  33. 

»)  Bonvalot  S.  332. 

s)  -Bald.  Kesselst.  S.  226,  1331. 


—     1209     —  Soziale  Gliederung.] 

Territoriums  mit  mehr  oder  weniger  Energie  an  ^ ;  indes  ihr  Erfolg  ist  auf 
die  Dauer  nicht  allzu  grofs.  Die  Territorien  selbst  aber  streben  nun  unter 
sich  wieder  freien  Unterzug  an,  so  dafs  von  dieser  Entwicklungsphase  aus,  wie 
sie  etwa  mit  dem  15.  Jh.  beginnt  und  mit  dem  16.  Jh.  vollen  Aufschwung 
nimmt ,  in  der  That  eine  Aussicht  auf  allgemeine  Freizügigkeit  der  alten 
grundhörigen  Klassen  eröffiiet  wird^. 

Wie  weit  sich  aber  der  freie  Zug  der  Grundholden  auf  Grund  der  soeben 
dargestellten  Entwicklungen  verbreitet  hatte,  ergiebt  sich  am  besten  aus  der 
allseitigen  und  eindringlichen  Fixierung  der  Forderungen  für  Abzug  und  Ein- 
zug Grundholder  in  den  Weistümem  des  14.  und  der  folgenden  Jahrhunderte. 

Beim  Abzug  aus  einer  Grundherrschaft  wird  vor  allen  Dingen  die  vollste 
Offenheit  des  Vorganges  verlangt^,  gewöhnlich  wird  bestimmt,  dafs  der  Ab- 
zug drei  oder  sechs  Wochen  vorher  von  der  Kanzel  oder  sonstwie  verkündigt 
werden  solle*.  Were  sach,  heifst  es  im  WPronsfeld  vom  J.  1476,  G.  2,  559, 
dat  einich  man  in  vurg.  hoef  auch  ausfaren  wurde,  der  sal  des  sontags  in  der 
kirchen  roefen,  he  wil  aus  dem  hoef  faren ,  of  he  iemant  zu  thun  sie ,  dat  he 
beikonune,  he  wil  bezalen  oder  sein  minne  werfen  und  desglichen  das  sein 
euch  iiiforderen;  und  nach  dem  ruef  beiden  14  tag  und  denselben  ruef  noch 
doen  in  vurg.  maissen  bis  zu  dem  dritten  nief  zu  alle  mal  14  tagen  beiden, 
und  nach  dem  dritten  iiief  sol  he  beiden  noch  dri  tag,  dat  ist  zusamen 
6  Wochen  und  3  tag;  und  mach  dan  zein  in  gots  geleit,  sonder  widderstand 
der  herren.  Noch  anders,  aber  nicht  minder  drastisch  erscheint  die  Forde- 
rung offenen  Auszuges  im  WDockweiler  16.  Jhs.,  G.  2,  436,  gewahrt:  der  her 
sol  den  man  verantwurten  gleich  andern  seinen  angehörigen  leuthen  umb  das 
ghene,  als  obgenant  ist;  und  obe  der  here  dem  man  zu  dick  thete,  das  er 
des  nit  herden  mögt,  so  magh  der  man  schönes  tags  und  heiders  hiemels  eine 
gesandt  [?]  in  seine  haut  nemen  und  zwene  seiner  nachpuren  bei  sich  holen  und 
sol  sprechen:  »dieser  her  thut  mir  zu  dick,  ich  wil  von  diesem  hem  hinder 
den  andern  hern«. 

Die  zuei-st  citierte  Stelle  untemchtet  zugleich  über  den  Grund,  welcher 
ftlr  die  Fordenmg  offenen  Auszugs  mafsgebend  ist:  es  soll  allen  Gläubigem 
offenbare  Frist  gegeben  werden,  sich  ihrer  Schuld  am  ausziehenden  Gehöfer  zu 
erholen;  ohne  Lösung  seiner  bestehenden  Verbindlichkeiten  aber  ist  es  dem 


J)  S.  S.  1208  Note  4. 

^)  Vgl.  zunächst  die  Einung  zwischen  Trier  und  Lothringen,  Honth.  Hist  2,  344, 
1406,  und  dazu  a.  a.  0.  346,  1406,  und  600,  1515.  Es  folgen  nun  eine  Masse  von  uniones 
vicinales  mit  Jülich,  Hessen,  Köln  u.  a.  m.  Für  spätere  Zeit  vgl.  auch  Honth.  Hist  3,  40, 
1574;  Kindlinger,  Hörigk.  S.  721,  1586;  Honth.  Hist  3,  159,  1588;  166,  1590;  Scotti,  Chur- 
Trier  1,  544,  1590;  Honth.  Hist  3,  932,  1723.  —  Zu  vereinzelter  Freilassung  bzw.  Abkauf 
der  pei-sönlichen  Bindung  s.  MR.  ÜB.  3,  204,  ca.  1223;  Kindlinger,  Hörigk.  S.  727,  1602. 

')  S.  WOberelbert  1507 :  so  ein  man  buissen  wissen  der  hem  uf  unentpfenklich  gut 
ginge,  der  sulle  in  der  herren  gnad  und  umb  ein  hoberwet  verfallen  sein. 

*)  S.  WDemerath  1578,  G.  3,  841,  und  die  folgenden  Nachrichten  des  Textes. 

Lampraebt,  Deutsches  WirUclutftsleben.    I.  77 


[Grimdherriichkeit  lani  Vogtei.]  —     1210     — 

Gehöfer  nicht  gestattet,  von  daiinen  zu  ziebeu'.  Das  ^It  natürlich  auch  für 
die  Zinsverbiudlichkeit  des  Gehöfers  gegenüber  dem  Grundherrn,  und  damit 
audi  filr  die  vor  dem  Abzug  zu  zahlende  Kurmede^.  Ist  aber  der  Gehöfer 
allen  seinen  Verbindlichkeiten  nachgekommen,  dann  mag  er  frei  ziehen,  ja 
der  Herr  soll  ihm  wenn  nötig  beini  Auszug  behilflich  sein:  eine  Pflicht  des 
Grundherrn,  welche  die  Weistüuier  nicht  verfehlen  in  besonders  kräftiger  und 
BumenfUliger  Weise  zum  Ausdruck  zu  bringen^. 


')  8.  *WHospelt,  USMai.  1484:  vort  wiset  der  Beheffen  den  hof  also  frihe,  wer  nil 
pliben  mag,  der  sal  mit  vollen  üinsea  sine  erbe  ufgebnn  un  ziehen,  war  er  wil,  un  auch 
sine  kinder  hesladen  sonder  indrag  des  grontheren  noch  voigtheren.  WBemkastel  1490, 
G.  4,  7ä3:  abe  ein  onnei'  man  wante  binen  dem  hoegericht  und  [iiti]  uit  gelegen  were  da 
XU  wanen,  so  sa.1  er  gane  bi  einen  scholtissen  Kcnder  ader  meier,  so  welticli  über  ia  zu 
gepeiten  heit,  und  sal  mit  sim  herm  rechenen  zins  acbatl  und  bet,  und  die  reniogen  und 
bezalen  und  mit  sinen  schuldicbem  verdmne.  und  sal  dan  iieini  gane  und  sin  fiire  usdoin 
und  sin  hulde  ofgeben  mit  vairhcit,  und  sal  hiozehen,  woe  ie  im  clwn  ist.  WSWelfrid 
15.  Jh.?;  (laß  der  bof  daselbst  einen  freien  zuck  hab,  und  so  wanne  der  man  seine  schulden 
bezalen  moige,  habe  er  einen  freien  zug,  mag  hinziehen,  wo  got  inen  hingeleit  oder  hin- 
ziehen wil.  \\Xeiwcii  I5i6  §  15,  G.  6,  52S:  es  sol  auch  der  anuman  mit  weib,  kind  und 
gut  also  leibsfrei  sein,  wan  er  aus  in  ander  orter  ziehen  «il,  dan  zuvor  die  heilige  kirch, 
darnach  unsem  gn.  h.,  die  gcuiein  und  wem  er  schuldig  were  bezale  und  nisdan  sein  guet 
uflede,  der  vier  strasz,  weiche  ihm  gefeit,  frei  aus  und  in  friiwen  heiters  tngs.  S.  ferner 
noch  ^VSteinheim  1042,  G.  2,  278;  WLanpaden,  0.  2,  113,  cit  oben  S.  81?  Note  8 
(auf  S.  318). 

")  S.  WHoenningen  15.  Jh.  §  13,  G.  6,  951:  soe  wie  entfenkllcb  erre  hait  so 
Hoiu^htn  binnen  bSrlicheit  ind  gericbte  tiuser  heren  van  sent  Cnnibertz  vur«.,  soe  «ikbe  zit 
dat  die  verrert,  daevan  geburt  unsen  vurg.  heren  van  b.  C.  dat  beste  vie,  dat  dJe  vervaeren 
man  hinder  im  Mst,  soe  wie  dat  der  scheffen  kuißt  nae  stnen  besten  sinnen.  WSteinecken 
1506,  G.  2,  399:  wer  seines  guts  ausgehen  wil  oder  mud  were  und  ligen  Hesse,  der  solle  es 
garzinsigh  machen;  wil  er  verkaufen,  so  solle  er  das  dem  herm  feil  bieten,  wil  der  herr 
das  kaufen,  das  hat  er  macht;  kauft  der  her  das  nicht,  so  mag  er  solches  fort  verkaufen  und 
solle  dem  herm  sein  churmit  geben;  desgleichen  wil  er  solches  verkauCen,  das  solle  er  ihnu 
mit  wissen  des  herm,  und  verkurmiten.  wil  er  es  lassen  ligen,  so  solle  er  das  gut  garzinsig 
machen,  die  pächt  oder  zins,  so  darauf  stehen,  bezahlen,  das  chumiit  geben,  und  solle  der 
herr  das  aufnehmen.  Des  weiteren  s.  'WTrcis  1501,  G.  3,  810;  WDörrenbach  1504, 
G.  2,  39;  WZurmühlen  1507,  G.  2,  395;  WSpang  1518,  G.  2,  601;  WDemerath  1578. 
G.  3,  841.  Zur  Motivierung  s.  Kremer,  Ardcnn.  Geschl.  C.  Dipl.  S.  424,  1321,  Saarbrückener 
Freiheitsbrief:  wer  van  uns  rumede  oder  burgcrschalt  anderswa  eintfinge,  des  gut  hnn  wir 
Duch  gcwunnen.  Die  Einwohnerschaft  soll  offenbar  erhalten  bleiben,  s.  S.  427:  wir  ver- 
bieden,  so  wer  einen  son  hat,  das  er  den  nit  paffen  mache  ane  luseren  willen,  hat  er  me 
dan  einen  suu,  so  mach  er  einen  paffeu  machen,  vellct  den  gut  ob  erbeschaft  ane,  das  uns 
ist,  oder  wirt  dinest  schuldich,  das  er  das  verdine,  also  es  sich  heiset,  wer  dawider  dede, 
der  verlure  sin  aneval,  erbes  un  gudes. 

»)  S.  z.  B.  WKenn  14.  Jh.  2.  H.  §  14,  G.  6,  547:  vortme  wist  der  scheffen,  abe  is 
sach  were  dat  ein  man  zo  Kenne  sesze  und  hin  beduchte,  dasz  er  sich  nit  da  behelfen 
moicbte,  und  abe  er  sin  annoit  geladen  hette,  und  die  hem  liden  quemen  und  in  halden 
wuldeo,  dasz  er  nit  fort  ewnuchte,  so  suUen  si  neder  sitzen  und  hime  vorter  helfen,  of  das« 
ir  heu  komen  muege,  da  er  sin  broit  gewinnen  muege,  und  in  nit  irren  ain  siner  vart 
WLeiwen  1546  g  15,  G.  6,  525:    und  begebe  aichs,  das  er  nit  fürt  fahren  konte,  luid  u.  gn. 


—     1211     —  Soziale  Gliederung.] 

Ist  der  Gehöfer  auf  die  geschilderte  Art  frei  ausgezogen,  so  ist  er  für 
die  Herren  und  die  Bevölkerung  seines  künftigen  Aufenthaltsortes  ein  her- 
kommender, d.  h.  ein  mit  Recht  ausgezogener  und  darum  mit  Recht  aufzu- 
nehmender Mann^  Denn  der  aufnehmende  Herr  soll  sich  vergewissem,  ob 
der  Aufnahme  nachsuchende  Mann  wirklich  freien  Zug  hat,  d.  h.  aus  freiem 
Ort  kommt  oder  von  seinem  Herni  entlassen  ist  und  seine  Schulden  am  Ab- 
gangsorte bezahlt  hat^.    Ist  das  der  Fall,  so  nimmt  ihn  der  neue  Herr  auf 


h.   ihme  begegnet,  solle  ihro  churf.  gn.  oder  ihrer  churf.  gn.  diener  abstehn,  dem  armen 
man  fürt  helfen,   das  hinderste  rad  Scheiben,  da  das  fiirders  gestanden  hat;  wan  das  also 
geschiht,  habe  ihro  churf.  gn.  ihre  ehr  bewiesen  und  dem  armen  genugsam  gethan:  das  (uf) 
sie  also  von  ihren  vorfahren  den  schieff  [1.  scheffen]  an  sie  ¥rie  hofsbraucht  bracht  und  bis 
an  diese  stunde  in  aUen  puncten  gewestlich  und  genoeclich  gehalten  worden.    S.  femer  noch 
\VNiirburg  1515,    G.  2,  612;  WDockweiler   16.  Jh.,   G.  2,  486;   WTdastershausen,   G.  2, 
198—9.  —  Im  übrigen  vgl.  zur  Frage  nach  dem  freien  Zug  noch  aUgemein  die  teilweis  sehr 
detaillierten  Nachrichten   der  WW,  Koenigsmacher  1273  §  5;    Erpel   1388  §   24;    SAmual 
1417,   G.  2,  21;    Tholey  1450,  G.  3,  768;    Breitfurt  1458,   G.  2,  42,   vgl.  mit  WGerstheim, 
G.  2,  42--i3;  Liesdorf  1458,  G.  2,  15;    BoUendorf  1459  §  18,  Hardt  S.  122;   Remich  1462 
§  5;  Amel  1472  §  28;  Dalheim  1472  §  20;  Wampach  1475  §  15;   Roden  1484  §  16;  Ettel- 
brück  1492  §  9  u.  10;  WaUmünster  1497,  G.  2,  68;  Mettiach  1499  §  48,  Lager  S.  250— 251 
Heinerscheid  15.  Jhs.  §  19  u.  39;   Wiltingen  1504,  G.  2,  76;  Kirchheim  1508,  G.  2,44—45 
Michelnbach  1514,    G.  2,   98;    Treissem   1526   §  3—5;    Nalbacher  Thal  1532,    G.  2,  27 
Throneck  1534  §  3,    G.  6,  473;    Rotzenhain  1537,   G.  1,  687;   Gostingen  und  Kanach  1589, 
§  36  u.  37,  Hardt  S.  290;  Pluwig  1542,  Schlufs;  Waldbredimus  1545  §  15;  Meisenburg  1549 
§  22;   Linster  1552  §  16;   Thommen  (1555)  §  13—15;   Lenningen  1560  §  24;    Wabern  und 
Hamm  1561,  G.  2,  83;  Zolwer  1561  §  48;  Rittersdorf  1565  §  4  u.  5;    Asselbom  1566  §  35 
Ouren  1567   §  17,    1589   §    8  f.;   Herbom   1573  §    10  u.   11;  Uflingen  1575  §  16  u.  28 
Tholey  1580,  G.  3,  766;  Reuland  1586  §  5;  Holler  1589  §  11;  Wormeldingen  1595  §  5  u.  8 
Eich  1597  §  63  u.  64;  Berburg  16.  Jhs.  §  85;    Bollendorf  1606  §  18;   Heisdorf  1606  §  22 
Heinsdorf  1607  §  26;    Schuweiler  1685  §  13;    Edingen  1669   §  10  u.  11;    Irrel  1669  §  6 
Steinheim  1669  §  17;  Schönfeld  1682   §  18;    Oppen  1780  §  5;   Bech  bei  Echtemach  §  10 
Hüpperdingen  §  9;  Tettingen,  G.  2,  47,  Schlufs.    S.  auch  Bd.  8  Wortr.  u.  d.  W.  zuck. 

^)  CRM.  5,  178,  1573,  Vertrag  zwischen  dem  Erzstifte  Trier  und  den  adligen  Mit- 
herren zu  Ulmen,  betreffend  beiderseitige  Rechte  daselbst:  so  einer,  der  vorhin  anderswo  ge- 
whonet hat  und  der  obg.  eins  von  adel  zu  Ulmen  leibeigener  zuvor  gewesen,  do  er  vorhin 
gewhonet,  uf  brechen  und  zu  Ulmen  in  die  hocheit  rücken  und  ziehen  wil,  der  sol  nit  für 
ein  herkommender  man  geachtet,  sonder  den\jenigen  zustendig  sein  und  pleiben,  dessen  leib- 
aigener  er  vorhin  gewesen  ist.  Der  Ausdruck  ist  sehr  alt,  vgl.  die  homines  advenientes  im 
UStift  S.  420,  Manderscheid,  cit  S.  866  Note  3. 

3)  Kremer  Ardenn.  Geschl.  C.  dipl.  S.  423,  1821,  Saarbrückener  Freiheitsbrief:  der 
meicr  noch  die  scheffenen  mugen  keinen  unsen  gotzlenman  noch  wip  noch  keinen  von 
anderen  unseren  dorfen  intfan  noch  keiner  unser  biu'gmanne  lüde  in  dise  zwo  stede,  sie 
inhaben  danne  rehten  zuch,  den  inwollen  wir  nit  brechen,  sie  mugen  wole  lüde  intfan  von 
steden  un  von  dorferen,  di  vri  sint.  S.  auch  \M)emerath  1578,  G.  8,  841:  wan  der  her- 
khommende  man  keinen  nachvolgenden  herm  hätte,  so  sol  er  u.  h.  schätz  und  dienst  thun, 
wie  andere  ihre  eigene  leut,  nach  seinem  vermögen.  Ganz  ähnliche  Bestimmtmgen  finden  sich 
in  angelsächsischer  Zeit  für  die  Freien  unter  dem  Bürgschaftssystem,  bei  dem  ebenfalls  der  alte 
Grundsatz  der  Freizügigkeit  nicht  aufgehoben  war.  Kein  Hläford  darf  den  unter  ihm  sitzen- 
den Freien  am  Hläford-socn  (Aufeuchung  eines  anderen  Herm)  hindern,  aber  der  Abziehende 

.77* 


[Grundberrlichkeit  und  Vogtei.  —     1212     — 

und  weist  ihn  in  einer  Fonn  in  sein  neues  Besitztum  ein,  in  welcher  sich 
wiederum  ilie  ganze  Poesie  deutsch-bäuerlicher  Rechtsfassung  ausspricht ' . 
Fest  aber  wird  das  neue  Verhältnis  erst  nach  Jahr  und  Ta^;,  nachdem  eine 
Reklamation  seitens  des  alten  „nachfolgenden"  Herrn  nielit  stattgefunden  hat; 
mit  diesem  Termin  tritt  auch  an  einzelnen  Orten  ei-st  die  volle  Zinspflicht 
für  den  herkommenden  Maan  ein^. 

Kein  Zweifel,  dafs  mit  einem  iu  der  eben  beschriebenen  Weise  gereftel- 
ten  Recht  freien  Zuges  noch  nicht  jeue  Freiheit  der  Pereon  gewonnen    ist, 
welche  uns  heutzutage  unerläTslich  scheint.    Und  auch  die  so  vorhandene  be- 
schränkte Freizügifikeit  galt  nur  für  die  bestgestellte  Klasse  der  alten  Grund-   i 
holden",  die  nunmehrigen  armen  Leute. 

Aber  welchen  Fortschiitt  bedeutete  dies  Recht  doch  gegenüber  früheren 
Verhältnissen,  etwa  gar  gegenüber  den  Ausgangspunkten  der  grundhörifien 
Bewegung  um  die  Wende  des  9,  und  10,  Jhs,  Neben  der  Freiheit 
des  Grundbesitzes  war  jetzt  die  Freiheit  der  Person,  wenn  auch  noch 
nicht  ungetrübt,  so  doch  in  ihren  Haujiterfordemlssen  zimi  gröfsten  Teile  er- 
rungen ;  und  sie  bestand  jetzt  sogar  in  vielen  Fällen  neben  ausgedehnter  Zins- 
pflicht*.   Indem  sie  sich  immer  weiter  ausdehnte,  wurde  die  alte  persönliche 

mtifs  GJch  daniber  ansneiaen,  dafs  er  bei  seinem  bisherigen  Herrn  alle  Yerliindlichkeitcn 
erfüllt  und  desseii  Abzui;siirlaub  erreicht  habe,  ehe  ihn  der  neue  Herr  aufnimmt  (Edw.  n  7; 
Athlst  II  aS,  m  4,  V  1;  Edni.  Ill  3;  Co.  H  28);  Tgl.  Gneisl,  Engl.  Vfg.  S.  24,  25. 

')  WGoodeubre^  G.  2,  541:  ob  ein  freoibd  seclender  kchme  und  begehrt  in  dem  haf 
zu«  iroimcE,  der  sal  gähn  za  einem  hofichuItheiBen  und  ihme  das  anzeigen;  dan  sal  der 
BcholtheiB  den  frembden  man  hohlen  hinder  sich  uf  sein  pfert  und  den  fOren  uf  die  fröen; 
nnd  wEuiebe  der  frembcl  uf  der  fröenen  ist,  dae  es  ihme  gefUt,  und  springt  ab  und  wilt  da 
bawen,  da  sal  der  scholtheiß  ihme  abmessen  tunizehn  morgen  weit  und  breit  und  denselbigen 
damit  belehnen  und  ihme  bnn  und  frieden  gebieten;  davon  Bol  derselb  man  u.  g.  berm 
geben  alle  jar  funfthalben  zins,  ein  halb  mir.  even,  drei  froentog  und  ein  angerpfert. 

')  Pellenzw.  14.  Jb.  §  82,  G.  6,  627 :  wan  iemants  uis  frembden  landen  mit  heuslicher 
nonungh  in  die  Pelleuz  sich  begebe  und  dei^elbig  hette(n)  keinen  naichfolgenden  herm,  wie 
sich  der  gegen  die  oberkeit  halten  sol?  autwort:  derselbig  sol  jaer  und  dage  roichlich  sitzen, 
und  nach  endungh  des  jares  sol  er,  so  er  pleibt,  den  laudherm  zu  einem  eigenen  herm 
erwelen.  WMenzweiler  1429  §  5:  wenn  ein  annman  hinder  uns  herm  von  Stidzenberg  zöge, 
der  sol  das  erst  jar  fri  sein  achtens.  Vgl.  ferner  \\'Galgenscheid  1460,  G.  2,  453;  WUrbach 
1480,  G.  1,  630;  WMeddersheim  1514  §  12;  WBlieakostel  1540,  G.  2,  29;  WWallmünster, 
G.  2,  38;  WBoxheim  und  Braunweiler  §  18. 

')  S.  dazu  weiter  unten  über  die  Eigenhürigen. 

*)  S.  dazu  schon  oben  S.  923—4;  ferner  CBM.  2,  203,  1263,  Auseinandersetzung 
zwischen  dem  Erzstift  Köln  und  der  Grälin  Mecbtild  von  Sayn:  die  Gräfin  belieldit  zu  ii-me 
dienste  inde  zu  ierre  urbure  Sechteme  inde  Gilstorp  mit  alle  deme,  dat  darzu  gehorit.  si 
beheldit  oug  alle  die  man,  alle  die  dienstman,  alle  die  hoveslude,  alle  die  waiszinscge  lüde, 
ove  wilchis  rehtis  si  sini,  mit  alme  irme  gude,  die  wonechtich  sint  an  der  siden  des  Hines, 
da  Kolne  ane  steit,  so  war  si  gchorin,  dat  si  van  irme  dienste  niet  mugin  virfarin,  so  war  si 
varin,  noch  diu  unse  ensulen  van  unseme  dienste  niet  varin,  so  war  si  varin.  WBemich 
1477,  G.  2,  241:  das  alle  burger  und  inwonner  des  bofs  von  Remich  friburger  uud  auch 
Eust  quit  los  und  ledich  sin  sullent  und  u.  gn.  1.  h.   sinen  amptluden    und   allen   anderen 


—     1218     —  Soziale  Gliederung.] 

Bindung  des  Grundholden  an  den  Fronhof  yemichtet^  und  an  ihre  Stelle  trat 
jene  halb-  oder  ganzöffentliche  Unterordnung  des  armen  Mannes  unter  den 
Grund-  oder  Landesherm,  deren  Aufkommen  schon  früher  aus  der  blofsen 
Veränderung  der  Benennung  für  die  einstigen  GrundhOrigen  gefolgert  wurde.  — 

Aber  waren  denn  in  der  That  von  vornherein  alle  Grundholden  nicht 
mehr  direkt  an  die  Person  des  Grundherrn,  sondern  an  die  Dingverfassung  der 
einzelnen  Fronhöfe  gefesselt? 

Ganz  evidenterweise  trifft  diese  Behauptung,  welche  allen  unseren  Er- 
wägungen von  S.  1177  ab  zu  Grunde  liegt,  nicht  zu  für  die  Ministerialen,  falls 
man  dieselben  anfangs  noch  als  Grundholde  rechnete :  sie  stehen  unter  Dienst- 
recht, nicht  unter  Hofrecht;  gerade  die  direkte  Bindung  an  die  Person  des 
Herrn  ist  für  sie  charakteristisch.  Sie  trifft  femer  nur  teilweise  zu  für  die 
Weinbaugenossenschaften  mit  ihrem  besonderen  Wingertlehnrecht  Sie  trifft  end- 
lich nicht  zu  für  die  Wachszinsigen.  Für  die  Ministerialen  und  Wingertleute 
braucht  eine  Erklärung  dieser  Ausnahmestellung  im  jetzigen  Zeitpunkt  unserer 
Untersuchungen  nicht  mehr  gegeben  zu  werden ;  sie  liegt  schon  in  demjenigen 
begründet,  was  oben  S.  902  f.  und  1167  über  die  Ministerialität  und  S.  1168  f. 
über  die  Weinbaulehngenossenschaft  ausgeführt  ist.  Anders  steht  es  mit  den 
Wachszinsigen  ^  Für  sie  ist  die  Ausnahmestellung  erst  zu  beweisen  und  zu  er- 
klären. Und  die  mit  dieser  Forderung  gestellte  Aufgabe,  zu  deren  Lösung 
wir  nunmehr  schreiten,  wird  uns  zugleich  noch  auf  andere  Verhältnisse  inner- 

Yort  aller  andern  heischungh,  forderongen  und  schetzongen,  es  were  dan  sache  das  si  erb- 
schaft  lunb  ire  zins  bestanden  betten  oder  ander  schalt  scbuldigh  weren,  die  soUen  sie  be- 
zalen  deigengen,  den  das  geburt,  und  vermitz  das  si  ere  schuld  bczalt  betten,  so  suUen  und 
mügen  si  anderswohin  zehen  wanderen  faren  und  fließen  in  andere  lande,  hinder  ander 
herm,  und  ire  kinder  bestaiden  und  hienlichen,  wo  si  hin  wullent  WThaben  1487,  *USMaz. 
1484  Bl.  25^:  wisent  och  die  scheffen  mit  ortel  und  recht  die  lüde  alsamen  im  banne  van 
Thaben  Me  vermitz  rente  zins  und  gulde,  und  vermitz  ir  bestentenis,  sie  davan  schuldich 
sint  nach  scheffen  urtel  dem  proste  und  den  scheffen,  und  mogent  anderswo  zihen  und 
wanen  und  bidderkommen  nach  allem  irem  wailgeval,  und  sal  sie  nimant  darin  irren,  und 
van  dem  kauf  sint  sie  nimant  it  schuldich,  dan  als  vorg.  steit  WRapwiler  1547  §  8,  G.  2, 
101:  wer  ein  erbtheil  hait  entpfangen  und  bestanden  also  guit,  daß  man  ein  dreistempe- 
lichen  stoil  daruf  stel,  der  ist  meim  herm  dem  probst  ein  bestheupt  schuldig,  er  wone,  woe 
er  wil.  WBech  bei  Echtemach  §  19:  weisen  die  scheffen,  dasz  der  (Abt  von  Echtemach) 
die  underthanen  des  hofes  zu  B.  vermitz  kirmet  und  zins  vor  freie  leut  halten  sol.  Auch 
die  erbzinsigen  Bauern  in  Brandenburg  waren  freizügig,  an  die  Scholle  gebunden  werden  sie 
erst  1518,  s.  Bomhak  1,  122. 

*)  Aufser  ihnen  könnten  vieUeicht  noch  die  Fiskalinen  &a  unsere  Erörterungen  in 
Betracht  kommen.  Sie  fallen  indes  für  die  Moselgegenden  infolge  zu  geringer  Ausdehnung 
des  Quellenmateriales  weg.  Man  vgl.  übrigens  MK.  ÜB.  1,  29,  775,  cit  oben  S.  650  Note  8; 
UPrüm  No.  6,  No.  88  dazu  Cesarius  S.  162  Note  1,  No.  87;  femer  die  Quellen  über  den 
Fiskus  Kröv  (s.  oben  S.  180  f.)  und  dazu  WGüls  1885,  Zs.  d.  Berg.  Gv.  18,  158:  der  Vogt 
hat  nach  Martin  van  ieklichem  huse  zu  Gulse,  da  ein  man  inne  woint,  ein  vaitpenninc, 
uzgescheiden  die  huser,  die  der  lüde  sint,  die  dat  Riebe  anhorint,  die  dienstlude  sint  u.  gn. 
herren  von  Triere,  und  der  scheffen  huser  zu  Gulse.  Zur  Freizügigkeit  der  Reichsleute 
6.  auch  Loersch  S.  LXU. 


[Grundhenlitbkeil  und  Voglei.  —     1214     — 

halti  (1er  spatmittelalterlichen  Entwicklung  der  laDdarbeitentlen  Klassen  führen, 
welche  einen  weniger  tröstlichen  Anblick  bieten,  als  ihn  <lie  bisheri^ien  Er- 
örterungen j:ewährt  haben. 

Für  die  Wachszinsigen  ist  ea  in  der  That  vor  allem  bezeichnend,  dafs 
sie  mit  ihrer  Person,  ihrer  Zins-  und  Dingpflicht  nicht  einem  Fronhofe,  son- 
dern dem  Herrn  dii«kt  unterstellt  sind ;  eben  hierauf  beruht  zunäi-hst  ihre 
Trennung  von  den  gemeinen  Grundholden  •.  Hiermit  schliefsen  sie  sich  aber 
zugleich  an  das  alte  Verhältnis  jener  hörigen  Klassen  an,  welche  in  frtth- 
kai'olingischer  Zeit,  namentlich  unter  dem  Namen  der  Liten,  der  vielfach 
imgebrochenen  Unfreiheit  noch  ki-äftig  gegenüber  gestanden  hatten  * :  die 
Wachszinsigkeit  ist  nichts  weiter,  als  die  gemäfe  der  Grundhflrigkeit  des  eigent- 
lichen Mittelalters  umgeformt  fortdauernde  Hörigkeit  der  älteren  Zeit.  Der 
Beweis  für  diesen  Zusammenhang  Mst  sich  direkt  urkundlich  erbringen',  und 
ihm  entsprechend  münden  alle  noch  bis  zum  Schlufs  der  Karolingerzeit  oder 
auch  länger  erhaltenen  Spuren  alter  Hörigkeit,  die  Verhältnisse  iter  Muudi- 
lionen,  Censualen,  Trihutarii  schliefslich  entweder  in  die  Wachszinsigkeit,  das 
ius  legitimomm  servientium*,  aus  oder  gehen  zu  Grunde'.   Am  Schlüsse  des 


■)  thuraliteristisch  tritt  dos  vornohnilicli  uu  Tage  in  MR.  ÜB.  3,  220,  1223,  Sicghurg: 
mulier  qiietkm,  £.  uomiue,  de  iure  curün  DoUre  Itpätcr  heilst  es  serviim  curtibj  in  Bnldin- 
dorp  in  las  cCTocfflignnliam  Sibergouis  ecdeeie  Be  com  filio  bqo  A.  et  filia  £.  tramferri 
postulnvit,  et  ad  hoc  focUins  impetrandum  pecuniam  optulit  taxatam  ad  coemptioDem 
bononitn,  de  qnibna  in  predictam  cartim  12  d.  lolvantor  annuatim.  hob  ergo  .  .  nichil 
eci.-le»]e  )i(T  hoc  deperire,  immo  accregcere  tentienteB,  com  .  .  corti  fieret  recompensatio  et 
nnlier  cDm  ■ua  poiteritate  mchilomimis  in  inre  cerocensnalitatU  ecdesie  remaneret,  (cod- 
Bensimos).  ipsam  ergo  coram  sc&binis  cnitis  noBtre  in  B.,  cui  a  progenitoribus  anis  erat 
obligata,  et  coram  achocato  W.,  qui  et  iuri  suo  acceptis  ab  ea  30  e.  renuntiavit,  a  Servi- 
tute curtie  abaolutam  sollempniter  in  ius  cerocensualium  ecclesie  nostre  asBumpsimiiB, 
decernentea,  ut  in  feslo  Eancti  Mauritii  et  Bocionim  eins  tam  ipsa  quam  quilibet  de  sua 
progenie  in  perpetuum  super  altare  beati  Midiaelis  Sibergensis  censimi  suum  dcfcraul,  singuli 
TJdelicet  2  d.  annuatim. 

■)  Zum  ErlöBcben  des  alten  LitenstendeB  b.  oben  S.  llSi  Note  2.  Ein  Lite  u.  a.  noch 
Lac.  ÜB.  3,  4,  794. 

*)  Trad.  Fuld.  S.  367,  7S9;  ein  Unfreier  wird  an  das  Kloster  gesclienkt  eo  videlicet 
pacto,  ut  pro  data  oblatione  sine  censu  optimo  lidorum  uteretur  iure,  nulliuB  advocati  vel 
iudicis  obnoiins  dominio,  nisi  qui  praeesBet  Fuldenei  coenobio, 

*)  Lac  ÜB.  1,  97,  157,  1020:  legem  legitimomm  servientium;  s.  unten  S.  1220  Note  1. 

*)  Dafs  diese  einzelnen  Verfiältnisse  sich  nicht  getrennt  erhalten,  hat  an  sich  nichts 
Verwunderliches;  mit  Recht  bemerkt  Hanauer,  Faysans  S.  115,  Über  die  feinere  Einteilung 
der  Unfreien  in  liti,  ÜBcalini,  lazzi  etc.:  cea  distinctions  ont  leur  valeur  fiscale  pour  Ic  tarif 
des  compositions;  elles  n'influent  gu^re  sur  la  Situation  reelle  de  Thonune.  Im  speziellen 
Tgl.  zum  Schicksal  des  römischen  Koionats  v.  Maurer,  Fronb.  1,  317;  zur  Ausbildung  eines 
besseren  Standes  kirchlicher  Unfreien  Regino,  Caua.  B^nod.  1,  381,  382,  416,  417.  Censuales 
im  Sinne  von  Wachs:;  ins  igen  finden  sich  MR.  ÜB.  1,  83,  853:  Jemand  schenkt  an  SMaxImin 
96  mancipia,  ex  quibus  7  a  iugo  servitutis  solutos  ad  ips.im  eccleslam  censuales  feci;  vgl. 
ferner  ME.  ÜB.  1,  120,  886,  Braubach:  curtis  una  et  de  vineis  aripennes  5  cum  homi- 
nibus  5,  qui  ea  possident  et  fructificant,  mancipia  quoque  jcensualia,  quicquid  [I.  quotqot] 


—     1215     —  Soziale  Gliederong.] 

früheren  Mittelalters  bildete  daher  die  Wachszinsigkeit  die  einzige  über  der 
Grundhörigkeit  stehende  bessere  Hörigkeitsform  innerhalb  des  regelmäfsigen 
grundherrUchen  Nexus,  und  ihr  Wesen  war  so  fest  umschrieben ,  dafs  dessen 
charakteristische  Vorztlge  im  Einzelfall  sogar  zur  Begründung  einer  besseren 
Grundhörigkeit  ausgenutzt  werden  konnten  ^ 

Dabei  war  ihr  ursprünglicher  Typus  bis  tief  in  die  Stauferzeit  hinein  un- 
verändert geblieben.  Noch  immer  bildete  die  ausschliefsliche  personale  Bin- 
dung an  den  Herrn  unter  Wegfall  jeder  Fronho&zugehörigkeit  und  jeder 
Vogtei^  den  Kernpunkt  des  Verhältnisses^,  und  mit  ihr  verband  sich,  ja  aus 
ihr  folgte  der  Wegfall  jeder  grundhörigen  Bindung  des  Eigentums :  der  Wachs- 


in eodem  morantur  pago  [Heinrichi]  et  in  pago  Loganacensis.  S.  auch  noch  UPrüm  No.  109, 
Flacht,  doch  s.  auch  onten  S.  1223  Note  1.  Zu  den  Mundiliones  Tgl.  UPrUm  No.  43,  und 
dazu  MR.  ÜB.  1,  104,  871 :  mandpia  mit  Ackern  an  PrOm  übergeben  ea  videlicet  ratione,  ut 
defensionem  et  mundeburdem  et  salvationem  de  prefato  monasterio  eiusdemque  abbate 
habeant  Eben  dieser  Schutz  aber  war  Sache  des  Herrn  bei  Wachszinsigkeit,  s.  oben  im 
Text  und  Lac  ÜB.  1,  38,  78,  882.  Zu  späteren  Muntluden  s.  WRommersheim  1298,  G.  2, 
520.  Auch  die  Tributarii  gehören  hierher,  s.  Mir.  s.  Verenae  c  18,  11.  Jh.,  und  doch  wohl 
auch  die  Clientes,  s.  UlMettlach  No.  7;  Ennen,  Qu.  1,  501,  1119.  Zu  den  Ausdrücken 
Cerocensualis,  Jus  cerarium,  Census  cerarius  s.  Lac  ÜB.  1,  170,  263,  1104;  Düsseldorf 
St  A.,  Pant  Or.  26,  1181,  cit  oben  S.  870  Note  2;  MR.  ÜB.  3,  220,  1233.  —  Auf  wachs- 
zinsige  Verhältnisse  gehen  wohl  auch  noch  Mir.  s.  Ger.  Tüll,  c  2  und  c  10,  sowie  Cantat 
s.  Hubert  c  27,  9.  Jh. 

1)  S.  Westd.  Zs.  Bd.  3,  Korrbl.  No.  123,  1199,  cit  oben  S.  872  Note  2;  femer  schon 
MR.  ÜB.  1,  558,  1150,  Bestätigung  des  Erzbischofs  Albero  für  die  Neuordnung  der  Verhält- 
nisse der  Schiffenburger  Eigenleute:  notum  facimus  tarn  futuris  quam  presentibus,  qualiter 
hec  fEunilia  a  Servitute  dominorum  suorum  videlicet  Adelberti  et  filiorum  eins  Friderici  et 
Conradi  in  libertatem  senritii  ecclesie  dei  genitricis  Marie,  que  est  in  Schephenburc,  manu- 
missi  sunt  hac  videlicet  ratione:  ut,  cum  ad  annos  15  vel  plus  16  sive  nubant  sive  coniugio 
carere  velint  penrenerint,  persolvant  censum  ad  altare  eiusdem  ecclesie  singulis  annis  duos 
d.  in  festo  purificationis  eiusdem  genitricis  dei.  quod  si  impedimento  aliquo  intenreniente 
uno  anno  persoWere  non  potuerint,  in  subsequentibus,  cum  primum  poterunt,  restituant,  quod 
neglexerint  post  mortem  autem  eorum  de  bis,  qui  inter  pares  suos  coniugium  duxenmt, 
ecclesia  melius  vestimentum  vel  melius  animal,  quod  potius  elegerit,  sibi  sumat;  si  vero  in 
extraneam  vel  alienam  cuiuscunque  conditionis  familiam  nupserint,  duas  partes  totius  sub- 
stantie  vel  possessionis  de  mortuo  viro  accipiat  ecclesia,  de  muliere  vero  tertiam  partem. 
ceteri  utique,  qui  suas  familias  pro  remedio  animarum  suarum  eidem  ecclesie  dederunt, 
eodem  suo  iure  donaverunt 

^  Sigeh.  Mir.  s.  Max.  2,  25:  regi  serenissimo  Ottoni  videlicet  primo  ea  luce  Treveris 
existent! . .  puerum  suae  regali  magnificentiae  praesentasti  [abbas  \Slckere],  utque  testamento 
suo  traditionem  pueri  praedicti  confinnaret  necnon  ab  omnibus  advocatis  ipsum  puerum 
memoratum  eiusque  pastores  absolveret,  et  ut  nulli  beneficiarentur,  exorasti.  quam  denique 
petitionem  piis  votis  morem  gerens  fieri  decrevit,  et  chirographum  inde  conscribi  sigillique 
sui  impressione  anno  eins  [dedmo]  tertio  iussit  communiri.  Lac  ÜB.  1,  504,  1187:  quia 
vero  advocatorum  insolentia  plus  nocere  quam  prodesse  consuevit,  propter  ipsorum  impor* 
tunitatem  constitutum  est,  ut  [cerocensuales]  nullum  omnino  preter  solum  archiepiscopnm 
Coloniensem  habeant  advocatnm. 

s)  Dafür  mannigfache  Belege  in  den  folgenden  Noten. 


[Gnindherrlidikcit  und  Vogtei.  —     1216     — 

zinsige  konnte  frei  über  dasselbe  verfügen'.  Entsprechend  der  personalen 
Bindung  an  den  Herren  gestalteten  sich  femer  die  Einzelpflichten  des  Wachs- 
ziusigen  aus.  Die  I>in^flicht  zunächst  verband  ihn  zum  Besuch  eines  Dinges, 
welfies  unter  dem  Vorsitz  des  Henn  je  nach  der  Zahl  der  Wachszinsigen 
entweder  dii-ekt  und  für  sich  als  Ding  der  Wachszinsigen,  oder  auch  kombiniert 
mit  dem  Dieustmaimending  gehalten  werden  mochte,  jedenfalls  weder  mit 
irgendwelchen  Vogtdingen  noch  mit  irgendwelchen  Gmnddingen  des  Herrn  zu- 
sammenfiel *.  Die  Zinspfiicht  weiterhin  war  ebenfalls  nur  auf  den  Herrn  be- 
zogen: ilim  war  unter  AusschluJs  eigentlichen  Kopfeinses*  eine  geringe,  meist 
2  bis  4  d.  für  Männer,  1  bis  2  d.  fUr  Frauen  betragende  Sunmie  in  Wachs 
oder  auch  in  Geld  vom  Zeitjiunkte  der  Mündigkeit  oder  der  Verehelichung  ab 
zu  zahlen*.    Und  zwar  erfolgte  diese  ZalUung,  wie  besonders  und  wiederholt 


')  Lac.  ÜB.  1,  38,  73,  882:  Kwerwia  und  seine  .Schwester  Lantsviot  quendam  ez 
uostris  proaptcientea  devotum  ac  üdelem  aobia  fidel  iter  serrientem  rernaculiun  nomine 
sdlicet  Salafridum  et  coniugem  eiiis  nomine  Lieliuni  .  .  a  iugo  servitutis  de  servitio  public« 
ingenue  relazBimis  cum  ßliis  ot  filiabus,  sicuti  per  banc  absolutioDis  cartam  a  die  presenl« 
visi  s.Luuuä  feciale  .  .  .  eant,  pcrgant,  per  portas  intreut  et  exeant  apertaH  nullo  obstaado 
reaisbeote.  mundabardem  vero  aut  patrocinium  eligant  sub  ecclesia  dei  et  sancti  Ipoliti  .  , 
ea  rationis  causa,  ut  singulis  annis  ad  supradictam  ecclesiun  Bancti  Ipoliti  unusquisque 
eorum  in  festivitate  eiusdein  martms  2  denaratas  rere  persolvere  satafjerit,  nihil  magis  de 
propiift  facidtate  dantes;  post  olpitiini  luiiiisciiiusrjuf  cyrum  ]iieu>r  lantiim  ijuod  oblinmm 
habent  aut  !□  eqiüs  live  in  bnboa  sen  in  pords  aut  in  ceteris  rebus  dare  feetinent  Im 
übrigen  haben  sie  volle  Disposition  ttber  ihr  Vermi^n.  Lac.  ÜB.  1,  46,  84,  907  lassen  sie 
diestlbon  noch  niehr  frei,  hier  der  Zusatz;  peculiare  vero  fii  hahuerint  aut  postea  elaborare 
potoerint,  sibi  teneant  posaideant  suigqne  posteris  iure  hereditario  possidendum  derelin- 
quant  exccpto  capitali,  .  .  quod  deferatur  ad  aecclesiam.  Man  vgl.  auch  den  Unterschied 
zwischen  Cerocensualen  und  den  Manclpia  dotalia  in  Mit.  ÜB.  1,  336,  1052,  cit  oben 
S.  656  Note  5. 

')  Vgl.  darüber  vornehmlich  Kindlinger,  Höriglieit  S.  26  f.,  vo  diese  und  andere 
Eigenlieiten  der  Wachszinsigkeit  sehr  gut  behandelt  sind.  Aus  unserem  speziellen  Material 
5.  Mit.  ÜB.  1,  345,  1056  bzw.  1112,  cit.  oben  ä.  1128  Note  3;  und  Lac.  ÜB.  1,  154,  239, 
1086:  tantum  generali»  placita  in  anno  obsen'et.  Vgl.  auch  Lac.  ÜB.  1,  144,  222, 
1056 — 75:  Gritlin  Irmintrud  universos  servientes,  quos  in  illis  habuit  partibus  [um  Rees],  sub 
censu  duorum  d.  (Coloniensi)  contulit  ecclesi^  eo  tenore,  ut  ad  similitudinem  alianun  ecclesiarum 
sub  canonica  religione  viventium,  sub  solius  arcbiepiscopi  potestate  constitnti  nulii  archi- 
diacono,  nulli  decano  nisi  suo  preposito  [zu  Rees]  ceterisque  magistris  in&a  claustrum  con- 
Etitutis  de  qualicunquc  causa  respondeant  Vgl.  femer  auch  nach  oben  S.  1040,  und  lünd- 
linger,  Uörigk.  S.  519,  1405,  cit.  oben  S.  1129  Note  2.  —  Zur  Ilochgerichtsptiicht  der 
Wachszinsigen  vgl.  Lac.  ÜB.  2,  683,  1275,  cit  oben  S.  1035  Note  5. 

')  S.  Lac.  ÜB.  1,  97,  157,  1020,  cit.  oben  Note  2;  St.  A.  Düsseldorf  Tanl.  Or.  26, 
1181,  cit.  oben  S.  870  Kote  8. 

*|  MR.  ÜB.  1,  151,  905,  die  it^nua  Wieldmd  ei-giebt  sich  an  Münstemiaifeld  cum 
consensu  senloris  mariti  zinsig:  nie  cnm  omnibus  successoribus  meis  sancto  iUartino  in 
censum  contrado  ea  vidolicet  ratione,  ut  omni  vitae  nieae  tempore  dnos  d.  in  cera  in  pre- 
dicti  sancti  festivitate  annaliter  persolvam.  successores  itaque  mei,  si  quando  ad  aetatem  per- 
venerint,  ut  ips'um  censum  persolvere  queant,  hoc  ipsum  facere  ullo  modo  non  dimittant.  Die 


—     1217     —  Sociale  Gliederung.] 

festgestellt  wird,  ohne  jegliche  Vermittlung  eines  vom  Herrn  angestellten 
Dritten;  wo  gröfsere  wachszinsige  Familien  bestanden,  bildeten  sie  eine 
freie  Zinsgenossenschaft,  deren  Zinse  dem  Herrn  gemeinsam  durch  einen 
Hauptmann  (Zinsträger)  aus  ihrer  Mitte  überbracht  wurden  ^.  Wie  Dingpflicht 
und  Zinspflicht  wurden  schlieMich  auch  Kurmede  und  Heiratsgebühr,  soweit 


Urkunde  ist  nach  Datierung  und  Besiegelung  unecht,  gieht  aher  das  VerÜEthren  richtig 
wieder.  Sigeh.  Mir.  s.  Maximini  c.  2  §  25:  Reinerus  .  .  et  Engela  de  Braubach  liberi  ex 
liberis  parentibus  orti  se  et  unicum  filium  suum  Adalmanum  sancto  Maximino  tradiderunt, 
ea  conditione,  ut  ipse  puer  quoad  viveret  posterique  sui,  qui  masculi  essent  2  d.,  feminae 
vero  1  d.  ad  altare  beati  Maximini  in  festivitate  sancti  Maximini  persoWerent;  post  mortem 
vero  illorum,  quod  melius  haberent  in  pecoribus  sive  vestibus,  ecdesiae  cederet  Vier  de- 
nariatae  cer^  sind  genannt  Lac  ÜB.  1,  121,  189,  1054;  1  d.  für  eine  Frau  Lac  ÜB.  1,  127, 
197,  1061;  2  d.  für  eine  Frau  St  A.  Düsseldorf,  Pant  Or.  26,  1181,  cit  oben  S.870  Note  8. 
S.  auch  noch  Kindlinger,  Hörigkeit  S.  234,  1118:  Berewic  von  Koblenz  wird  an  SStephan- 
Mainz  geschenkt  eo  iure,  ut  in  festivitate  sancti  Stephani  4  d.  semper,  quamdiu  viveret,  ad 
supradictum  persolveret  altare,  et  post  terminum  huius  vite  preciosissimam  vestem  vel  s.  d.;  und 
Lac.  ÜB.  1,  504,  1187:  Lambertus  de  Wede  et  Lambertus  filius  sororis  sue  de  Nuereburch  ' 
Hadewigem  Bertam  Volsuindem  ancillas  suas  manumittentes  ecdesie  sancti  Clementis  in  Rin- 
dorp  contradiderunt,  et  quicquid  iuris  et  potestatis  in  eis  habebant,  cum  suis  heredibus  et 
coheredibus  resignaverunt  et  exfestucaverunt:  hac  videlicet  conditione  adiuncta,  ut  tam  ipsae 
quam  quilibet  de  earum  posteritate  quolibet  anno  in  medio  maio  ad  altare  sancti  Clementis 
duos  d.,  postquam  matrimonium  contraxerint,  persolvant  —  Neben  der  Zahlung  einer  ge- 
ringen Smnme  kam  freilich  auch  noch  die  ursprOnglichere  Belastung  mit  meist  1  Ib.  Wachs  vor, 
s.  z.  B.  Honth.  1,  91,  698.  Diese  Belastung  mit  Wachs  erklärt  sich  daraus,  dafs  Wachs- 
zinsigkeit  zumeist  durch  Schenkung  an  die  Kirche  entstand  (s.  unten  S.  1220  t)i  dieser  aber 
wurden  Wachskerzen  bei  Prozessionen  (Flod.  z.  J.  920,  M6SS.  8,  869)  oder  bei  bezw.  zum 
Zweck  von  wunderbaren  Heilungen  (6.  ep.  Camerac  1,  81;  Mir.  s.  Bemw.  Codd.  8— 5X 
überhaupt  gern  Mittel  ad  luminaria  concinnanda  (G.  ep.  Camerac  1,  89)  geschenkt  Übrigens 
waren  derartige  Wachslasten  der  Cerocensualen  keineswegs  gering,  vgl.  das  oben  S.  505 
Note  5  Bemerkte,  und  hierzu  noch  weiter  MR.  ÜB.  2,  Nachtr.  9,  c.  1200:  tribus  candelis 
ex  talento  cere  fkctis;  MR.  ÜB.  2,  259,  1210:  de  una  Ib.  cere  fient  due  candel^,  qu^  in- 
cendi  debent  sero  et  ardebunt  tota  nocte.  Ennen,  Qu.  2,  58,  44,  1214  endlich  kommt 
eine  candela  unius  librc  vor,  sowie  auch  solche  zu  P/a  Ib.  S.  auch  noch  WEschweiler  1401, 
G.  2,  268. 

^)  Zum  Institut  des  Hauptmanns  s.  oben  S.  650 f.,  für  unseren  speziellen  Fall  Lac 
ÜB.  1,  154,  289,  1086:  eligant  autem  inter  se  unum  de  comparibus  suis,  qui  censum  aliorum 
recipiat  et  fideliter  respondeat  MR.  ÜB.  1,  405,  1102:  qu^dam  matrona  Hildigardis  vocata 
nobilis,  sed  ex  familia  sancti  Salvatoris  [Prüm]  orta,  Mathildis  de  Lizendorf  filia,  a  Novo 
monasterio  [Münstereifel]  migrans  Coloniae  habitaverit;  quae  ad  monasterium  veniens  ob 
emolumentum  animae  suae  et  posterorum  suorum  parentum  ante  altare  domini  nostri  et  sal- 
vatoris mundi  Ihesu  Christi  libero  arbitrio  devovit,  singulis  annis  se  daturam  ad  illud  sanc- 
tum  altare  cum  filiis  suis  per  singulorum  capita  denariatas  totidem  cerae  pretio  nummi  aut 
totidem  eiusdem  monetae,  cuius  filiorum  nomina  haec  sunt:  Wiricus,  Mathildis,  Hildegardis, 
Margareta,  Albero.  et  constituit,  ut  senior  suae  stirpis  per  subsequentes  generationes  hoc 
spontaneum  debitum  a  reliquis  acceptum  ad  altare  sancti  Salvatoris  annnatim  aut  deferat  ant 
transmittat  I^c.  ÜB.  1,  504,  1187:  nullum  etiam  habebunt  super  se  censualem  magistmin, 
sed  quicunque  maior  natu  fuerit  in  eorum  cognatione,  censum  pre&tum  ab  alüs  colliget 
annnatim  et  memorato  monasterio  representabit 


nad  Togwi 


1218 


sie  Qberttuipt  besUnleD',  direkt  auf  äea  Herrn  bezoeea.  Tod  Omen  fiiklet 
äck  die  Heiratseeböhr  nur  sporadiscfa  * :  sehr  bcgreiflidi,  d»  die  Freiheit  wacbs- 
öaäsea  Eiireiitams  fe^tsUad  and  Vertieiratong  &n  fxac^sK  Leute  überhaupt 
asT  da  io  Fräse  kommen  konnte,  wo  die  ^Varhszinsigen  eines  und  desselbea 
Herrn  sehr  zahlreirfa  waren.  Viel  regelmifeiger  eisAeint  dagegen  die  Kur- 
mede,  WHBD  auch  rieltadi  in  reduzierter  Gestalt  (meet  nnr  6  d.  oder  1  s.>"; 


Nb  ic|e:  oiD  i«  M  Mite  IfifaBw  . .  taä»  fenrii 


nx  regBAüte  Ka- 


<  vi^id  as  hUkUaI^b  i 
I  CM  [M.  tl»J  MffCR  dwhMt  a«  i. 

I  tttmiBmBm  vaUa  de  ipca  fedena  habere 


4v  k^  M  ■£■•  de  hac  fn&ta  |»BgMie  aabeaiE  KenäiM  ak  aUfMt  »»wH  äve  vmU- 
■Btt,  aaipB  Oad  q|Md  vnlp»  >^  £d   crrMeaa   litiiie   i 
e  totnRt,  icd  « 
S  et  DKi«.  m  bl.  dfr-l  ad  altire  . 

t  tae.  CB.  1,  501.  IlS7i   Tr.  -  ^z^^UBMi  cMkufeBf  nnioe  tir  neque 

(^■tas  ai^as  quam  ta.  d.  dai«  ragantnr.  .MK.  0&  3,  I 
ccBtiani  dabont  6  d.  rt  in  obitn  femine  optimnin  litwnm.  ri 
Qo.  2,  9G — 97.  83.  12ffi;  die  Lasiri  der  Cat>c«tsa«l«  Verden  dahin  festgestellt,  dafs  sie 
nr  Verloban;  7  d.  nhlen,  6  an  den  Kustos  nnd  1  *d  den  lon  diesem  mit  dem  Einsamneln 
des  Zinses  Betnnten.  bei  der  HoduHt  2  d..  beim  Tod  das  beste  Kleid  (restis  optima,  qua 
T^  Tir  Tel  mnlier  Titnis  indni  solriwi  Eadente  6iea  eo  cnstodil  sd  den  Kustos. 

•)  Zar  Ktimede  t^  Lac.  FR  I.  SS.  73,  S?2.  tit.  oben  S.  1216  Sote  1 ;  Sigeh.  Slir. 
9.  ^"i-i"  c.  2  §  2ä  dt.  oben  S.  1216  Note  1:  KiDdlioser.  HOri|teii  S.  234.  IIISL  cit.  oben 
S.  1216  Sote  4;  MB.  ÜB.  3L  220,  1223,  and  Ennen.  Qn.  2.  96—97.  'Ä  122.x  beide  ciu  oben 
Xote  2:  ferner  Ennen.  Qu.  1,  61;^— 9.  118.  925—9%:  ecv<  E.  et  Th.  luor  mea  de  Ubera 
nati<»e  parentom  profeniti  sinol  cimi  tribnf  älüs  nostiis  et  ma  tilia  .  .  nosmef  ipsos  non 
exacte,  sed  Tohutate  spontanea  tradirnns  [an  SÜKula]  .  .  in  preprios.  ea  videlieet  mtione, 
Ol  vfBMninati  filii  nostn  et  fiüa  ^ingnli  pn  se  den^^fttam  I  de  ii^ra  in  huninaiibns  annis 
TJfpiKg  lQdc  ad  ■«i««»  sancti  Ipoliti  pers^hanL  noä  aiitem.  qni  )iaivntes  iUoram  sumns,  abs- 
qne  mltiBS  nnsiE  redditiMte  semri  simns  et  maneamos.  nihil  debile«  nee  leddentes.  et 
ä  qnB  ex  eis  obierii,  nihil  ta»fis  »ä  piae&an  ecelesiam  reddere  debims  $it.  qoam  onam 
roB.  qoae  pretimn  nnins  solidi  nJeal.  inl  s.  1.  Keine,  nicht  at^'K>sie  Kannede  findet  Eich 
o.  a.  auch  noch  Emien.  Qo.  1.  £92.  100.  Ilsji:  prmil  iuris  est  («rerensualinm,  singali  an- 
nnadm  2  d-  .  .  per^ohent:  post  obitum  qn<>>iDe  snum  niiiü^vs  ijuideD)  in  lineis.  riri  Tero  in- 
difereaier  qnininid  habest  preliasios  in  ipstimentis  .  .  solvent.  l,it-.  IB.  1,  504,  116"; 
foet  ofahmn  uton  samn  mnlier  optimun  qoam  hibeMi  TVsieiu  de  lino  teitam  ecdesie 
piedicte  tnnsainet.  lir  antem  restem  dabii   kiiiusenDqae  generi*  habaeht    meUorem.     Aas 


—     1219     —  Soziale  Gliedenmg.] 

zudem  wird  seit  Beginn  des  12.  Jhs.  betont ,  dals  man  diese  Last  freiwillig 
auf  sich  genommen  habe:  ein  Zeichen  ihres  bald  eintretenden  Verfallest 

Die  Wachszinsigkeit  in  der  geschilderten  Weise,  als  freiere  Form  grund- 
herrlicher, unmittelbar  persönlicher  Bindung  hSlt  sich  nun  bis  ins  IS.  Jh. 
hinein  noch  immer  im  Zusammenhang  mit  dem  ursprünglichen  Charakter  der 
alten,  seit  karolingischen  Zeiten  untergegangenen  Hörigkeit,  aus  welcher  sie, 
geflossen. 

Die  alte  Hörigkeit  war  durch  Übergabe  und  durch  Freilassung  entstanden. 
Eben  diese  Entstehungsformen  dauern  jetzt  fbr  die  Wachszinsigkeit  fort  In 
freierer  Art  zunächst  die  Übergabe.  Der  Grund  för  eine  freiere  Ausgestal- 
tung gerade  der  Übergabe,  welche  unter  dem  Grundtypus  der  Wachszinsig- 
keit die  verschiedensten  Modifikationen  (im  äufsersten  Westen  und  daran  an- 
schlieüsend  in  Frankreich  sogar  eine  wieder  ftür  sich  ziemlich  festgeschlossene 
Form,  die  Kollibertät^)  zuliefe,  liegt  darin,  dafe  Übergaben  fast  nur  noch  an 
Kirchen  nach  wunderbaren  Heilungen,  aus  besonderer  Frömmigkeit  und  aus 
sonstigen  rein  geistlichen  Motiven  statthatten.  Diese  Motive  waren  aber  Ge- 
meingut der  ganzen  Nation:  so  dafe  sich  auf  Grund  ihrer  Wirkung  Personen 
sehr  verschiedenen  Standes  zur  Hörigkeit  ei^oraben.  Natürlich  stipidierten  sie, 
wie  denn  der  Modus  der  Stipulation  ganz  in  ihrer  Hand  lag,  je  nach  ihrem 

froherer  Zeit  Tgl.  Lac  ÜB.  1,  98, 159,  1014—21;  90—91,  147,  1015;  Eimeii,  Qo.  I,  498, 
88,  1064. 

^)  MR.  ÜB.  1,  405,  1102:  Ubero  animi  proprii  voto  hoc  posteris  suis  statoit,  at  posi 
separationem  corporis  et  animae  suomm  vestimentoram  optima  quaeque  mas  et  femina  sine 
Ulla  ambigoitate  ad  eandem  ecclesiam  persolvens  transmittat,  quibus  spontaneis  non  senrili- 
bus  votis  persolatis  sie  posteros  suos  utriasque  sexns  liberos  voluit  remanere.  Man  vg^  auch 
Lac  ÜB.  1,  154,  289,  1086:  libera  femina  .  .  Datha  deo  sanctoque  Adalberto  ad  altare  in 
Sonm  libertatem  suam  offerens  hoc  modo  sese  et  omnem  posteritatem  suam  censnalem  con* 
stituit:  sive  mascnlus  sit  sive  femina,  postquam  l^timom  matrimonium  inierit,  mmm  d.  sol* 
Tat  singniis  annis,  tantom  generalia  placita  in  anno  observet,  com  pari  suo  absqae  licentia» 
cum  dispari  per  licentiam  matrimonium  ineat,  in  morte  omni  penitos  exactione  careat 

>)  Zur  Kombertät  vgl.  Lamprecht,  Beiträge  S.  81  ff.  und  151  f.  FOr  das  Eindringen 
dieser  zunächst  französischen  Form  vgL  man  Mir.  s.  Mansneti  c  5:  Drogo  miles  nodssimus 
.  .  um  geheilt  zu  werden,  imposito  cervici  vinculo,  sancto  se  ex  Ubero  in  serrum  dedicat 
et  Votum  censuale  die  certo  devovet  Er  wird  geheilt  S.  femer  Mir.  s.  Gorgonii  c  17, 
MGSS.  4,  244:  ein  geheilter  Wahnsinniger  non  immemor  .  •  sui  corrigia  dlsdnctns  coUum 
suum  circumdedit  atque  per  eandem  se  sancto  Gorgonio  fiimulom  contradidit  .  . .  quamdiu 
in  hac  came  deguit,  debitnm  tot  annis  pensum  suo  exsolvit  .  .  adiutorL  Chron.  8.  Mich. 
Vird.  c  86,  MGSS.  4^  86,  ca.  1080:  ein  BUnder  innexo  sibi  ligamine  com  sese  mandpat 
sancto  eo  pacto,  ut  omni  annorum,  dum  advixerit,  recursu  pro  reddita  sospitatione  persolvat, 
quod  vovit  devotione  spontanea.  Ges.  Heisterb.  Dial.  mal.  7,  88,  S.  51:  tanta  circa  se  be- 
atae  dei  genitricis  benefida  ...  in  tantum  in  illius  amore  accensus  est,  at  in  qoadam  pau* 
pere  ecclesia,  in  eius  honore  dedicata,  conscio  sacerdote,  fune  collo  suo  iniecta,  serfum  ^e* 
bae  se  illi  super  altare  offerret,  solvens  singulis  annis  censum  de  capite  suo,  qnalem  send 
originarii  solvere  consueverunt.  Eigentümlich,  aber  in  diesem  Zusammenhange  erwähnens* 
wert  ist  Arnold  de  s.  Emmer.  1,  12:  nobiles  quidam  viri  [Nachkommen  des  Mörders  des  h. 
Emmeram,  welche  diesen  sich  versöhnen  wollten]  capita  cum  manibus  religiöse  altari  [sancti 
Enmierammi]  imponentes  professi  sunt  se  martiri  perpetuos  censuales. 


[Gtodhaiikliktit  im^  TosML  —     1220     — 

Stande  sehr  versehiedeiie  Bedingungen   der  AbhängiglEeit    Dodi  enriebt  sidi 
für  diesplbeo  als  Gmodkise  im  aU^renkdnen  das  wa^faszinsigp  Verliältiiis'. 

Viel  deuÜJcber  aber  liegt  der  Zosammeafaaiig  der  allen  Hüri^keit  uod  der 
spiicren  Waefasänsi^eit  anf  dem  zweiten  Entstehungsfrebiele  beider  Formeti, 
in  der  FreQsfsang,  zu  Tage.  In  frinkisdier  Zeit  hatte  die  Kirche^  wekbe  trotz 
ihrer  steten  auf  Befreion«  der  onteren  EUssen  gerichteten  Predigt*  der  ab- 
solDlen  Finlassmig  keineswegs  hold  war',  es  dnrcfazusetzen  giewofst,  dals  die 
Freäassang  womö^ch  m  ihren  Gunsten,  anter  Bindung  der  Freigelassenen 
an  Sdintz  tmd  GetichtsTertretans   der  Kirche,   erfolg.     Auf   diese  Weise 


>J  So  tecten  denffidk  lae.  ÜB.  1,  9,  15,  7»— 800:  tuatn)»  nomine  R.  et  filii  eiin, 
OH  awaa  Bkmt  CMAiaai>  a  omctis  progtnitoribas  suis,  inftioMa  dd  oommoniii  «t  nü- 
^MKBB  *innia  CMaÜo  iadocti  lefhiiiu  tnditkute  et  sine  omni  cootndktioDe  se  «tm 
)  a'  alMn  bcali  Sererini  .  .  Mrecatsnalcs  prv  mnfdio  aninunim  soamm 
B  coBdiÜMie,  nt  äagnli  bnius  posuntaies  homines,  qni  ad  uuuh  per- 
muiitf  TkBi  eUät,  nngnlis  aimis  in  feslo  pnenominiti  «nifeaonB  duts  nommuas  eere 
■d  Mob  iltee  pwwlnmit.  pro  liontia  T«ro  marit*!!  csstodi  alttris  6  d. ,  in  morte  Mtt«m 
aafaK^Baqpv  «iri  litt  ■nlieris  6  d.  Untmn  etiun  cn^odi  taütßanUL  VgL  fetner  TtsnaL 
1.  lAMi  c  28;  I^e.  DB.  U  97.  157.  1030:  qoed^m  bliaa  kmim  Uäan  pmdbas  et  pm- 
wäm»  pwyäti  A-i  et  &4  adTwati  [des  SAd^bert»tift»-Aad»]  cmdaB  Bod«ÜDo  servienti 
wiriftt»  aaeti  Adtfbati  in  Aqnisgnni  legnli  nutrunoDio  anb^n  übartMon  soam  deo  Mncto- 
qoe  mu^ri  Adalbeno  eaca  bona  rolontate  obtulit;  et  l^an  hgiliwimim  serricntiiin ,  qni 
tutfoe  cenaom  Otitis  sohnnt,  neqne  placitum  aücnias  adrocaU  lannt,  ^onle  sna  stUunt: 
et  eandan  le^em  le^timonnn  Hniratiam  omoi  propa^ni  ne  reKnqDm  haita  «t  st^o  tn- 
diSonis  STi?  memoriain  sibi  ei  jKisteris  suis  confirmari  fifot  hec  detemtiitatio  snb  anathe- 
male  rfnii  nn*t*  est  ■  tota  congre^tkoe  ecdesie,  ne  attqma  a  l^itimo  ime  sarientiam 
andeat  eoa  infrii^oe.  'Or.  Eobleni  St  A.  ca.  1880,  x^  MR.  Bcg.  i  No.  1518a:  der  Edl« 
and  Freie  ETerard  von  Doi^wilre  begiebl  sich  mil  seiner  Familie  unbeschadet  seiner  Freiheit 
in  den  Dienst  der  SalTator^blei  zum  Dank  für  seine  Geoesimg  daselbst  nach  mehr  als 
30)ähnger  Lähmung  and  Terpflichtet  den  .\liesten  seines  Stammes  zu  jühriicher  Entrichtung 
von  2  Tanben  CMler  2  d.  an  die  Kirche.  S.  auch  noch  MR.  IB.  1,  151.  90-5,  CiL  oben  S.  1216 
Sote  i;  EnneaQn.1,618— 9,  11^.925—36,  ciu  S.  1218  Note  3:  Uc.  VB.  1.  IM.  239.  1086. 
dt-  S.  1219  Sote  1;  MR.  LB.  1,  «ö,  1102,  ciL  S.  1217  Xoie  1;  Uc.  ÜB.  1,  50t  1187.  eit. 
oben  S.  1216  N'ote  4,  auf  S.  1217.  Mit  dem  Beginn  des  13.  Jhs.  lassen  daim  ftvilich  diese 
Deditionen  sehr  nach;  charakteristisch  ist,  dafs  schon  bei  den  lleilnn^n  am  Grabe  des  b.  Bent- 
ward  sich  keiner  der  Geheilten  zur  Dedition  verpflichtet  fühlt.  Aus  spüierer  Zeil  v^.  man  noch 
die  späjücben  Sachrichten  HR.  CB.  3.  255,  1225;  1471.  12-56;  Hennes  IB.  1.  428.  1323.  — 
Übrigens  bewegte  sich  auch  der  Eintritt  in  den  Kirchendienst  in  der  Form  der  Dedition, 
T^  ans  ältester  Zeit  schon  MR.  L~B.  1,  19.  TS5.  vom  Mönche  Egid  in  Prüm:  ubi  ego  co- 
mam  capitis  mei  propter  nomen  domni  deposuL  Tfaietmar  4.  47  vinl  ein  Mönch  als  altnris 
(cainsdam)  servus  bezeichnet,  AJp.  de  div.  temp.  1.  13  heifit  es  von  einem  Bischof;  dominus 
.  .  illum  ad  suam  Servituten  advocarit,  und  V.  loh.  Gorz.  c.  45  wird  Johann  als  fidele 
Christi  mancipium  bezeichnet.  S.  auch  noch  Cesar.  Helsterb.  I>ial.  mai.  4.  51.  und  MR.  ÜB. 
3,  605,  1237.  ^  Über  das  Herabsinken  Freier  zu  Unfreien  zur  Sühne  eines  Verbrechens  s. 
Hanauer  Pavsans  S.   134.     Ein  ähnlicher  FaU  Bd.  3.  So.  17&,  1349. 

*)  S.  z.  B.  Lac.  l"B,  1,  34,  73,  8^2;  V.  loh.  Gorz.  c.  7. 

')  Das  betont  neuerdings  wiedemm  Foumier,  -Xfianchissementi  du  5  au  13  slecle, 
Revue  hist  21,  1  tf.    Man  vgl.  auch  Regmo.  Cans.  s>^.  1.  366. 


—     1221     —  Soziale  Gliederung.] 

entstand  in  fränkischer  Zeit  eine  grofse  Anzahl  von  Hörigkeitsverhältnissen  S  die 
absolute  Freilassung  dagegen  verschwand  allmählich  gänzlich ;  in  unserer  Gr^end 
reichen  die  Freilassungsurkunden  des  früheren  Mittelalters  nicht  über  die  Mitte 
des  9.  Jhs.  hinaus^.  Statt  dessen  treten  nunmehr  die  Freilassungsurkunden 
auf  Wachszinsigkeit,  die  ingenuitatis  cartae  cerariae,  auf' ;  sie  sind  nichts  an- 
deres als  die  Fortsetzung  jener  alten  Freilassungsurkunden  der  fränkisdien 
Zeit  zur  Hörigkeit ;  wie  diese,  so  sind  auch  sie  einziges  Beweismittel  der  Frei- 
heit^, und  in  ihrer  Ausdehnung  auf  Laienkreise*  ergeben  sie  sogar  den  einzig 
gebräuchlichen  Freilassungsmodus  der  deutschen  Kaiserzeit. 

Eine  Änderung  in  dieser  Lage  wird  sehr  drastisch  durch  eine  Freilas- 
sungsurkunde zu  voller  Freiheit  vom  J.  1223  angedeutet,  der  ersten  vollen 
Freilassung,  welche  seit  dem  J.  851  innerhalb  der  Moselgegenden  wiederum 
erfolgt®.  In  der  That  war  das  System  der  Wachszinsigkeit  mit  dem  herauf- 
kommenden 13.  Jh.  in  seiner  bi^erigen  Durchbildung  antiquiert^;  und  mit 
ihm  und  seiner  alten  Form  erstarb  der  letzt«  Nachhall  der  sozialen  Bildungs- 
fermente fränkischer  Zeit,  soweit  die  letzteren  zwecks  Vermittlung  der  grolsen 


^)  Darüber  Foomier  a.  a.  0. 

')  S.  Testam.  Grim.  683  I  d:  omnimodis  toIo,  quantumcumque  per  tabulas  Tel  per 
epistolas  seu  quolibet  titalo  ingenuos  dimisi  seu  et  per  epistolas  meas  ad  loca  sancta  seu 
merentibas  personis  contuli  aut  donavi,  firma  stabilitate  pennaneat  Vgl.  femer  Honth.  Hist 
1,  91,  698;  MR.  ÜB.  1,  79,  8i8;  81,  851.  Zu  grofsen  Freilassungen  in  merowingischer  Zeit 
8.  Rotb«  Feud.  S.  812—818.    Vgl.  auch  Waitz,  V%.  5,  225;  Hanauer  Faysans  S.  122  £ 

*)  Die  Urkunde  Lac.  ÜB.  1, 88, 78,  882  heifst  ingenuitatis  carta  ceraria.  An  Freilassungs- 
urkunden selbst  vgl.  Ennen,  Qu.  1,  468,  10,  942 ;  *0r.  von  1079  Koblenz  St  A.  (vgl.  Goen 
MR.  Reg.  1,  No.  1460);  Lac  ÜB.  1,  157,  248,  1079-^;  Westd..Z8.  Bd.  2  KorrbL  No.  128, 
1199;  s.  auch  Lib.  aur.  Eptemac,  dt  oben  S.  1218  Note  1;  MR.  ÜB.  1,  88,  888,  cit  oben 
S.  1214  Note  5 ;  Lac  ÜB.  1,  88,  78,  882,  cit  oben  S.  1216  Note  1 ;  MR.  ÜB.  1,  257,  10.  Jh., 
cit  oben  S.  1218  Note  1. 

*)  *Dasseld.  St  A.  Pant  Or.  81,  (1200):  Wachszinsige  haben  ihre  Urkunden  verloren 
und  bitten  um  Erneuerung  derselben,  da  das  Privilegium  nc^ectum  eos  in  gravanjto  indebi- 
tum  et  errorem  posset  deducere.    S.  auch  Ennen,  Qu.  2,  96— -97,  88,  1225. 

^)  Diese  ergiebt  sich  doch  wohl  aus  Thietm.  7,  49. 

*)  S.  oben  Note  2  und  nunmehr  dazu  MR.  ÜB.  8,  204,  c  1228:  comes  Henricus  de 
Gremino-Fonte  intuitu  divine  remunerationis  et  ob  reverentiam  ecdesie  Wadegodngensis  Mer- 
bodonem  textorem  de  Yrolspach  ab  omni  exactione  et  vexatione  et  servitio,  quo  ei  tenebatur 
in  iure,  liberaliter  absolvit,  ea  pia  devotione,  ut  liberos  suos,  qui  sunt  de  familia  ecclesie, 
liberius  et  quietius  de  cetero  possit  procurare.  Aus  späterer  Zeit  v(^.  auch  noch 
Hennes  U6.  1,  476,  1865:  ich  Ck>enraet  von  Schonecke  der  aide  ritterdoen  kunt  .  . 
daz  id  mit  minen  gehenknisse  und  willen  is,  daz  Rulle  von  Pedemache,  der  min 
man  ist  und  mir  zogehoert,  bi  di  Deutschen  herren  zo  Kovelentze  komt  und  ir  broder 
Wirt,  und  ich  kein  recht  von  ime  un  von  sime  gode  und  luterlich  durch  gods  willen  im- 
merme  gevorderen  enwil,  und  gheven  den  vorg.  herren  Rullen  vorg.  vri  und  ledich  mit 
sime  gode. 

^)  Die  letzten  ihm   angehörigen  Urkunden  der  Moselgegend  sind  MR.  ÜB.  8,  765,' 
1243;  1878,  1256.     Nach  Kindlinger,  Hörigkeit  S.  84  f.,  717  ff.  verschwänden  freilich  die 
Wachszinsigen  erst  spätestens  im  16.  Jh.    Hierzu  vgl  oben  den  folgenden  Text 


[Gruudherrlichkeit  und  Vogtei.  —     1222 


konstitutiven  Gegensätze  von  unfrei  und  frei  zur  Bildung  einer  personalen 
Hörigkeit  gefuhrt  hatten. 

Aber  in  veränderter  Bildung  lebte  die  alte  Wachszinsigkeit  noch  weiter : 
sie  verquickte  sich  mit  dem  Gedanken  der  Vogteihörigkeit,  wie  ihn  gerade  das 
13.  Jh.  besonders  weit  entwickelt  hatte,  und  so  entstand  eine  neue  Form, 
welche  für  unsere  Gegend  besonders  deutlich  aus  einem  Trierer  Dokument 
der  Mitte  des  14.  Jhs.'  erhellt  und  sich  am  besten  als  persönliche  Schutz- 
hörigkeit bezeichnen  Iftfet-. 

Im  Trierer  Uriiar  des  14.  Jhs.  werden  nämlich  für  die  Jahre  1340  bis 
1350^  53  Fälle  verzeichnet,  in  welchen  einzelne  Personen  oder  Familien,  zu- 
meist bessere  Leute,  Handwerker,  Wirte,  Krämer,  Meier,  Weiersanverwandte 
und  Hausbesitzer  aus  Trier  und  dessen  näherer  Umgebung,  in  einem  Falle 
auch  fremde  grundherrschaftliche  Uuterthanen  *.  in  den  persönlichen  Schutz 
des  Erzbischofes  treten.  Zu  diesem  Zwecke  tragen  sie  sich,  bisweilen  unter 
Dienstversprechen,  dem  Erzbischof  im  Beisein  des  Trierer  Pallastschultheifsen' 
und  Pallastkellnei-s '  auf  und  vei-sprechen  aufser  ihren  Leistungen  als  Landt«- 
eingesessene '  die  Zahlung  eines  Zinses,  welcher  zu  verschiedenen  Tenninen 
au  den  Trierer  Pallust  als  den  Haupthof  der  erzstiftischen  Hen-schaft  liefer- 
bar ist*.  Dieser  Zins  selbst  besteht  entweder  aus  Geld,  gewöhnlich  5  s.,  aber 
auch  2'/3,  6,  10,  14,  15,  20  s.  bezw.  1  kleinem  gl.,  oder  aus  Naturalien, 
Hafer,  Wachs,  Pfeffer  und  Ingwer;  er  kann  auch  dinglich  radiziert  wenlen. 
Durch  eine  derartige  Auflragung  wird  nun  ein  uicisl  Jclicii^hiiiiiliches,  in 
einigen  Fallea*  auch  erbliches  Verhältnis  b^TQndet,  welches  dem  Zinsmann 
Exemtion  von  der  gewöhnlichen  Gerichtsbarkeit  sowie  Gerichtsstand  vor  dem 
Trierer  Fallast  für  hohe  und  niedere  Sachen  *"  sichert.  Es  braucht  nicht  erst 
betont  zu  werden,  wie  innig  hier  die  Grundlagen  der  alten  Wachszinsigkeit 
und  der  modernen  Vogteihörigkeit  verschmolzen  sind;  und  es  scheint,  als  wenn 
verwandte  Verhältnisse  auch  aufserhalb  des  Trierer  Erzstiftes  nicht  selten 
vorgekommen  seien".  Wie  lange  sich  diese  persönliche  Schutzhörigkeit  er- 
halten hat,  läfst  sich  nicht  angeben'-;  da  ich  indes  im  15.  Jh.  Spuren  derselben 

')  Unten  im  Anhang  unter  No,  1  abgedruckt 

^)  Die  authentische  Bezeichnung  eines  in  diesem  Verhältnis  gebundenen  Mannes  würde 
etwa  sein  homo  domino  censualis  ad  vicam  causa  protectionis. 

*)  Nur  Tier  Fälle,  darunter  die  drei  letzten  Nununem,  liegen  später. 

•)  Ö.  Ho.  43. 

=)  Ko.  44,  46. 

•)  So.  47,  48. 

')  Namentlich  der  Bedeteistuog,  s.  No.  30,  47. 

*)  Nur  einmal,  No.  45,  ftn  den  Schultheifsen  von  Saarbm^. 

')  S.  No.  24,  29,  30,  43. 

">)  De  alto  et  basao:  No.  44,  46,  47. 

")  Vgl.  'Bald.  Kesselst.  S.  711,  1348  Apr.  2.  Urk.  Walrams  Grafen  von  Zweibrücken: 
vort  wan  uns  etliche  lüde,  umb  d&z  wir  sie  schirmden,  etviel  havirn  globet  haitten  jerlicben 
zu  gebene  .  . 

")  Vorhanden  ist  sie  wohl  noch  HontL.  Hist.  2,  271,  1376. 


1 


—     1223     —  Soziale  Gliederung.] 

vergebens  gesucht  habe^  so  steht  zu  vermuten,  dafs  sie  —  und  mit  ihr  die 
Wachszinsigkeit  —  seit  dem  14.  Jh.  endgültig  ausgestorben  ist.  Trifft  aber 
diese  Veimutung  zu,  so  würde  die  persönliche  Schutzhörigkeit  als  die  Form 
ei-scheinen,  in  welcher  das  alte  Institut  der  Wachszinsigkeit  zur  Bildung  von 
persönlichen  Schutzvogteien  und  damit  zur  Entwicklung  eines  Elementes  der 
sich  im  14.  Jh.  entfaltenden  Landesgewalt  ausgenutzt  ward. 

So  scheint  es  denn,  dafs  die  Wachszinsigkeit  vöUig  im  Sande  verlaufen 
sei,  ein  absterbender  Zweig  Mherer  sozialer  Entwicklungen,  ohne  für  die 
weitere  Standesbildung  der  landarbeitenden  Klassen  sichtbare  Folgen  zu  hinter- 
lassen. 

Allein  täuscht  nicht  alles,  so  scheint  dem  nur  so.  Mit  der  Wachszinsig- 
keit hatte  sich  das  Prinzip  direkter  Abhängigkeit  vom  Herrn,  wie  es  für  die 
minderfreien  Stände  der  Frankenzeit  charakteristisch  gewesen  war,  bis  tief 
in  das  Mittelalter  hinein,  wenn  auch  auf  einen  Punkt  beschränkt,  so  doch  in 
eben  diesem  Punkte  lebenskräftig  erhalten.  Wie  wenn  ihm  jetzt  eine  be- 
stimmte Strömung  in  der  Entwicklung  der  allgemeinen  Grundhörigkeit  ent- 
gegenkam? Falls  sich  aus  der  Grundhörigkeit  mit  ilu-er  Fesselung  der 
Person  an  die  Hofesverfassung  und  damit  an  das  Hofding  einzelne  Elemente 
absonderten  und  für  sich  zu  existieren  begannen:  mufsten  diese  Splissen 
unfertiger  sozialer  Bildung  niclit  leicht  dem  Grundherrn  zu  direkter  Behand- 
lung nach  Analogie  der  Wachszinsigkeit,  nur  nicht  in  dem  milden  Abhängig- 
keitssystem dieser  zufallen?  Konnte  nicht  auf  diese  Weise,  in  einer  Analogie- 
bildung schlechterer  Art  zur  Wachszinsigkeit,  eine  neue  Leibeigenschaft  entstehen? 

Schon  früh  begegnet  innerhalb  der  Hofesverfassung  unter  dem  Namen 
der  Präebendarii,  Haistaldi,  später  unter  demjenigen  der  Proprii,  Capitales  oder 
Hovetlude,  Censuales,  Censiti,  Censiticii  oder  Zinsleute  u.  a.  m.  eine  Klasse 
der  Bevölkerung,  welche  allerdings  dem  Bereiche  eines  besonderen  Fronhofes 
zugehört^,  aber  kaum  oder  gar  nicht  begütert  ist^.    Es  sind  die  nachgeborenen 

1)  Höchstens  wäre  hier  •Abschr.  Koblenz  St.  A.  MC.  MH  Bl.  155»— 155 1>  No.  455, 
reg.  Goerz  Regg.  der  Erzbb.  S.  239,  vom  5.  Apr.  1475,  anzuführen. 

')  Zu  dem  Namen  vgl.  für  Prebendarius  UPrüm  No.  43,  auch  schon  Cap.  de  villis 
c.  31,  und  dazu  oben  S.  1 147 ;  für  Haistaldus  Ces.  zu  UPrüm  S.  145  Note  3,  s.  oben  S.  436  im 
Text  vnd  S.  797  Note  6,  vgl.  auch  Waitz,  Vfg.  5,  261;  für  Proprius  Kremer  Akad.  Beitr. 
2,  203,  1074;  Cesarius  zu  UPrOm  S.  162  Note;  für  Hovetman  oder  Capitalis  Cesarius  zu 
UPrüm  S.  178  Note  1 ;  für  Censualis  MR.  ÜB.  3,  1082,  1250 ;  für  Censitus  oder  Censiticius 
Westd.  Zs.  2,  Korrbl.  122,  1198;  MR.  ÜB.  3,  1351,  1256;  zu  Zinsmann  WOlingen  1545 
§  10,  wo  neben  Hoebsleuten  Zinsleute  erscheinen.  Früher  hatte  wenigstens  das  Wort  Cen- 
sualis einen  anderen  Sinn,  vgl.  oben  S.  1214  Note  5.  Zum  Beweis  der  Hofhörigkeit  vgl.  die 
vielfachen  Citate  unten  S.  1225  Note  6,  und  zunächst  CRM.  2,  211,  1264,  Saynische  Erbteilung: 
omnes  etiam  fideles  ministeriales  et  homines,  cuiuscunque  iuris  fuerint,  qui  ratione  patris  ad 
DOS  iiu-e  hereditario  devolvi  potuerunt,  attinentes  dominus  castrorum  Seine  Hachenburch 
Weitersberg  Vresprecht  et  Holstein,  quocunque  devenerint  vel  ubicunque  manserint  ex  ista 
vel  illa  parte  Reni,  nobis  et  nostris  heredibus  remanebunt.  similiter  dicimus  de  fidelibos 
ministerialibus  et  hominibus  castrorum  de  Spanheim  Dille  Starkenborg  et  Ellenbach  predicto 

»)  S.  Seite  1224. 


[Gnindherrlichkeit  und  Vogiei.  —     1224     — 

Söhne  der  vollberechtigten  Gehöfer.  Sie  bleiben  entweder  im  vollen  Besitze 
des  Hofesherm  und  sind  ihm  dann  gegen  Lebensunterhalt  im  Hofe  zu  un- 
geniesaenem  Dienste  als  Hirten,  Knechte  u.  dgl.  verpflichtet,  oder  aber  sie 
kaufen  sich  von  diesem  Dienste  los  und  wandern  aus  dem  Hofe'.  Im  letzteren 
Falle  werden  sie  als  Usvertige,  Uswendige,  Wildfili^e,  Extranei,  Percorania- 
nenles,  Solivagi  und  anderswie  bezeichnet^,  dringen  schon  im  11.  Jh.  in  die 
Städte  ein",  bleiben  aber  trotz  Ablösung  ihres  persönlichen  Dienstes,  häufig 

pairi  ooEtro  hereditarie  attinentibus ,  qnod  trstri  nostro  servient  guo  iure,  ubicunque 
manserit 

')  Zu  S.  1323.  Hierzu  Tgl.  UPrüin  No.  43 :  sunt  in  prefato  (?  Fey)  de  terra  iumales  5,  quos 
teneot  preiendarii ;  femer  Cesarius  znUPrlim.S.  ISSNoleS;  haistnldi  vooantnr  manentes  in  villa, 
non  tarnen  habentes  hereditatem  de  curia,  nisi  areaa  lantum  et  communionem  in  aquis  rt 
pascuisi  s.  auch  S.  156  Note  3;  haistaJdi  appellantur  hoiuines  habitantes  In  ciu'iis  nostris  non 
habentes  hereditatem  ex  eis,  nisi  hareas  tantimi  et  communionem  in  pascuis  in  aquis  et  siliis. 
Vgl.  femer  üPrüm  No.  24:  si  haistaldus  (von  Mehring  nacli  Prüm)  pondus  portat  in  angaria; 
kein  GeGpann. 

')  CesariuB  zu  UPriim  8.  162  Note:  quandocunque  femine  ecclesie  nostre  servoa  pro- 
prios  duxerint  et  en  illis  lilioB  geauerint,  .  .  filii  illi  omnibus  diebiis  vite  sue  servi  pemia' 
nebunt  noslri,  qiii  vulgariter  appellantur  (h)oveiungere ;  et  ei  nobis  placuerit,  dabitur  eis  pa- 
nis  et  vestimentum,  et  onmibiis  diebua  vite  sue  in  cutüg  nostris  permanebunt:  vel  custodient 
pecora  vel  minabunt  aratram  tarn  ipsi  quam  ülii  eonim.  et  si  volumiis  tali  senitio  c&rer«. 
posaimius  redemptionem  nb  eis  accipere.  S.  dam  aurh  Ces.  zu  UPnlm  H.  195  Note  B,  cit  oben 
8.781  Not«  2,  und  aus  fnlbercrZeit  MR.TB.  1,-tOO,  c,  1103,Prtlm;  qui';.|uis  huiusnuidüiiris  (?st, 
nt  ad  bulmkum  iure  poBSit  constcingi ,  et  qni  censiun  de  capite  suo  persolvit,  tiic  si  extra  poteatatem 
fiigerit,  vel  in  tali  loco,  abi  magister  eiua  iostiti&m  Ab  eo  habere  non  potest,  constj|«rit,  advocatna  aut 
misEus  eiuE  cum  l^ato  abbatis  illuc  eat  et  fiigitiTum  atque  rebellem  ad  curtim  propriam  constringat. 

«)  Zn  üsvertig  b.  WThron,  Toepfer  ÜB.  1,  282;  für  üswendig  unten  Anhang  No.  2, 
1467 ;  zu  Wildfcng  WMeddersheim  1514  g  12.  Von  den  lateinischen  Ausdrücken  sind  be- 
legt Eitraneus  UPrOm  No.  24  und  URheingrafen;  Percommanens  RIB.  ÜB.  1,  Öl,  835;  Soli- 
vagus Lac.  ÜB.  1,  86,  139,  1003,  Auch  Absus,  Ges.  zu  UPrüm  S.  170,  gehört  wohl  hierher. 
Anderswo  sind  wieder  andere  Ausdrücke  gebi^uchlich,  s.  Bodmann,  Altert.  775,  ca.  1280; 
Tbllringer  in  Mainz  ausgestellte  Urkunde  de  hominibus,  qui  bintersedel  dicuntur  .  .  apud  nos 
vero  eileftege  lüde;  vgl.  dazu  Bodmann  S.  774.  Beispiele  der  Verteilung  und  des  Wandems 
solcher  Hofhöriger  bieten  MR.  IIB.  1,  61,  835:  im  Wormsgau  in  loco,  qui  dicitur  Albulfi 
villa  [Albisheim]  mansum  videlicet  indominicatum,  sed  et  in  Gouvirkhesheim  nernon  in 
Stetin;  inter  prescripta  loca  mansi  13  cum  mancipiis  utriusque  sexus  de  percommanentibus ; 
UPriun  No.  45,  Villance:  absi  bomines  ex  nostra  familia,  qui  intra  potestatem  nostram 
sunt  sine  mansis,  .  .  si  foris  potestate  nostra  sunt  .  .  .;  abse  femine  ex  nostra  familia,  sive 
infra  potestat«  nostra  sint,  sive  extranea.  URbeingrafen :  hec  sunt  nomina  illorum  exlra- 
neorum  attinentium  in  Swabelieim,  quorum  ringravius  advocatus  existit.  Folgen  14  Namen, 
deren  Träger  also  in  den  Saurscbwaben  heimer  Hof  gehören.  URbeingrafen:  der  Rh.  hat  a  comite 
de  Seine  omnes  homines  pertinentes  Rense  ex  ista  parte  nemoris,  quod  [so  zu  I.]  dicitur  San.  Es 
sind  vohl  26  Erwachsene.  WMeddersheim  1514  §  12:  wildtaiig  sind  gleich  der  gemeinen 
u.  gn.  h.  hohe  und  niedere  [erg.  büß  schuldig]  wie  ein  anderer  nachfar,  als  lang  er  da  sitzL 
WThron,  Toepfer  1  S.  282:  ein  üsvertig  man,  der  da  der  vodien  halt,  der  sal  komen  zu  der 
dinge  eins,  ist  er  nit  ansprechich,  sa  mach  er  gaen,  war  er  wil.  Hierzu  s.  WBachamch,  G. 
2,  221 :  komet  ein  man  o<ler  wip  zo  wanen  in  unser  herren  lande  in  die  dele,  man  ensol 
neit  vragen  «an  er  komme,  wil  er  van  dan  zehn,  so  sal  man  ime  helfen  in  des  Reichs 
Etraifsen  iod  sal  in  neit  halden. 

^1  Kremer,  Akad.   Beitr.  2,  203,  1074;    servi  Nuxiensis   opidi,  omnes  etiam  alii  ad 


4 


—     1225     —  Soziale  Gliederung.] 

wohl  auch  unter  Überwindung  ihrer  an  sich  sehr  geringen  sozialen  Würdigung  ^ 
mit  Dingpflicht  und  Zinspflicht  dem  Hofe  verbunden,  von  welchem  sie  aus- 
gegangen sind^. 

Denn  diese  hofhörigen  Leute,  wie  wir  auswärtige  sowohl  als  im  Hofbereich 
wohnende  Mitglieder  dieser  Klasse  zusammenfassend  nennen  wollen,  sind  im 
übrigen  zum  Fronhofe  zunächst  in  derselben  Lage,  wie  die  vollen  Gehöfer. 
Sie  unterliegen  der  vollen  Dingpflicht ^,  nur  dafs  sie,  wie  es  scheint,  in  spä- 
terer Zeit  die  Entwicklung  grundhöriger  Strafgerichtsbarkeit  nicht  mitmachen^, 
und  dafs  die  Städte  eine  solche  Dingpflicht  in  ihnen  ansässiger  Wildfänge 
nicht  immer  dulden  *.  Sie  unterliegen  auch  der  Zinspflicht,  wenngleich  natür- 
lich infolge  kaum  vorhandenen  dinglichen  Zinssubstrates  Zinse  mit  Ausnahme 
des  Kopfzinses  nicht  regelmäfsig  und  nie  sehr  umfassend  vorhanden  sind*. 
So  tritt  der  Kopfzins  um  so  mehr  in  den  Vordergrund ,  zumal  er  nicht ,  wie 
bei  den  vollen  Gehöfem,  im  Laufe  der  Zeit  radiziert  werden  kann  ^ :  seit  dem 
13.  Jh.  heifsen  die  Hofhörigen  deshalb  geradezu  Kopfidnsleute.  Der  Zins 
selbst  ist  meist  nicht  übermäfsig  hoch ;  gewöhnlich  beträgt  er  1  bis  15  d.,  ffXr 
Weiber  der  Regel  nach  die  Hälfte  ® ;  auch  wird  er  in  einem  Falle  aus  dem  Ende 


cortes  Herd  et  Ucklichem  pertinentes,  qui  proprii  homines  dicnntor  .  .,  manomissi  sunt  et 
effecti  cerocensoales  ecclesiae  Nuxiensis. 

1)  Adalb.  V.  Henr.  c.  15:  (eum)  per  capillos  arripnit  et  hämo  tenus  quasi  babalcum 
vilissimum  deiecit 

«)  S.  MR.  ÜB.  8,  1082,  1250. 

*)  S.  namentlich  den  im  Anhang  nnter  No.  2  gedruckten  Brief  von  1467. 

*)  WKröv,  G.  2,  875,  cit  oben  S.  181  Note  5. 

^)  MR.  ÜB.  2,  171,  1197,  cit  oben  S.  869  Note  2. 

*)  Vgl.  z.  6.  üPrüm  No.  29,  Trittenheim:  haistaldus  de  vino  mo.  5.,  ferner  WNieder- 
mendig  1882,  G.  2,  491,  cit  oben  S.  799  Note  6. 

^  S.  dazu  oben  S.  1181. 

^)  Vgl.  UPrüm  No.  108 :  sunt  in  Deventre  haistaldi  8,  unusquisque  iUomm  solvit  d.  12. 
Lac  ÜB.  1,  86,  189,  1008:  man  schenkt  an  Deutz  tres  curtes  .  .  et  quicquid  ad  eas  per- 
tinet  prediorum  vel  mancipiorum  tali  traditione  et  pro  lege,  qiialem  nobis  persolvere  sole- 
bant,  Bcilicet  ut  vir,  qui  ibi  solivagus  dicitur,  persolvat  11  d.,  similiter  et  mulier.  MR.  ÜB.  1, 
No.  802,  1030:  in  (sancte  Marie  ad  martyres)  curiam  [in  <]K)ndorf]  spectant  homines  singuli 
de  capitali  censu  annuatim  12  nummos  debentes.  Cesarius  zum  UPrOm  S.  178  Note  1, 
Kreuzberg  an  der  Ahr:  homines  illuc  attinentes,  qui  appellantur  hovetlude,  alibi  morantes 
solvunt  de  capitibus  suis  annuatim  mr.  vel  drca  hoc  ...  et  sdendum  est,  quod  omnes  ho- 
mines, et  mansionarii  et  capitales,  quando  moriuntur,  [quod]  curmede  solvunt  üStift  417, 
Niederberg  bei  Koblenz:  homines  attinentes  curie  N.  quilibet  vir  solvit  in  censu  in  festo 
Martini  6  d.,  mulier  3  d.  in  festo  Andree.  ÜStift  418,  Ochtendunk:  archiepiscopus  habet 
etiam  ibidem  homines  attinentes  curie,  qui  bona  non  habent  de  curia;  solvunt  censum  annua- 
tim, aliqui  6  d.  vel  minus,  mulieres  5  d.  vel  drca  hoc  in  festo  Martini.  *UPoldi  (SMa- 
theis)  Hs.  Koblenz  CXI^Bl.  60»:  qui  non  est  scabinus,  tcnetur  singulis  annis,  videlicet  ge- 
sw&ren  maindach  post  nativitatem  Christi,  in  curia  personaliter  presentare  6  d.,  et  vidua  8  d. 
*Lib.  aur.  Eptem.  in  Gk>tha,  Bl.  122 »,  unter  Abt  Bartholomaeus:  quidam  homines  in  dvi- 
tate  LfCodicensi  constituti,  quorum  nomina  hec  sunt:  Fhilippus  et  Heimannus  atque  Richerus 
cum  sorore  eorum  Gesla  necnon  et  progenie  sua:   censuales  sunt  beati  Willibrordi,  in  cuius 

Lau p reell t,  DevUchcf  WiriaehafUIeben.   I.  78 


4(8  12.  Aa.  aBdrtd&k  Toa  15  auf  10  d.  omi^l'.  Nebeo  den  Espfidn 
afccr  ak  Ar  alle  Ha&bigea  (fie  Kamede  -  uad  1«  nnbfctKan  Todfiill  Heiin- 
Ul  aOcs  Beötzee',  ndi  die  Bein&crianbnb  war  vie  faei  dm  T<dks  Gehölleni 


la  dB  «feca  ^esrUdertea  Ait  Uteb  am  Ar  HgOBn^keit  nel£ich  )m8 
Ms-  dB  IBteblter  tätaas  bestekn;  es  fieges,  me  sa  taofe  in  der  Eot- 
nUoK:  dhsWt  aamW  ZoBüBde,  TesliltnBe  m,  ««Itfa^  siA  tihu  II 

Abtr  mtH  •henB  Melt  Bck  fit  BsfUt^oäL  Öfttr  miidcn  Fn»liöit 
«iae  die  aagMägm  UatUngm  iiiiwiiit.  detnt^  FiDe  bseai  äefa  scbaa' 
■K    11.  Jlk.  Ii  iiirfiiii    aber  aeit   des    IS.  A.   Mt^»ii»m*.     Aber    aurJL 

1  ^ätestens  sett 


dt  ■ 


L  i:b.  1.  4K  c  uo.  <ft.  «ta*  &-  mc  x«a>  i:  sacB.  r  tn.  tut.  dt.  «ha  s.  gm 


'  Zar  bcsMä«   ;.  Cvsxw  an  Vfrix   S  17^  Nmf  L  <m.  44iee  S.  US  Notr  8: 
t  «S.  rR  i  in.  11«.  (iL  (*«  S-  j«&  Sä  i:  W««L  2*.  Bt  *  KentL  122. 119Ö. 


ii-  t,  ■".  ."jni  johlüiis  il-(CTm  jcv^k  ; 
ic-ics  snöiac.   ~cn-T>n>   imaiK   äonoiv'oi   '.•:< 


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-■^f^EsiÄ  freies».    A«i  ~)ät«nr 


*-*     1227    —  Soziale  Gliederung.] 

B^nn  des  IS.  Jhs.  die  hofhörigen  Leute  massenhaft  aus  dein  Hofesverband 
zu  ihrer  persönlichen  Verfügung  an  sich  gezogen.  Der  Beweis  wird  durch 
eine  grol^  Anzahl  von  Einzelfällen  ^  namenüich  aber  durch  die  Thatsache 
erbracht,  dafs  etwa  seit  dem  dritten  Jahrzehnt  des  13.  Jhs.  eine  ganz  über- 
raschende Anzahl  unfreier  Hausdiener  in  den  Quellen  erscheint':  sie  können 
nur  durch  Einzelveräuüserung  aus  der  Masse  der  Hofhörigen  gewonnen  sein. 
In  der  That  ist  gerade  die  nunmehr  bald  eintretende  absolute  Veräulserungs- 
freiheit  der  Grundherren  gegenüber  den  alten  Hofhörigen  das  charakteristische 
Zeichen  vollendeten  Überganges'.    Mit  ihr  verschieben  sich  die  alten  wohl 

^)  Vgl.  u.  a.  URheingrafen  18.  Jh.  Anfl:  H.  habet  in  beneficio  a  rin^vio  omnes  ho- 
mines  inter  Wissebura  et  Waldaphen  morantes  ecclesie  in  Blidenstat  attinentes  preter  hos 
mulieribos  sois  matrimonio  copolatos.  MR.  ÜB.  8>  26,  1214 :  Reiner  von  Werdorf  schenkt  an 
Wadgassen  Erwinum  de  Wenrele  et  uxorem  soam  Idam  com  ipsorum  liberis.  Von  ihren 
Gütern  keine  Rede.  ^Andernach  Schreinsr.  No.  108,  G.  1247,  1215:  Johannes  de  Ludens« 
torp  una  cum  omni  tribu  sna  Henricmn  Yaccam  proprium  suum  existentem  Andemaci  co- 
ram  scabinis  beate  Marie  in  Hammenroth  libei«  eum  contulenmt,  et  ita  ut  annnatim  dimidiam 
Ib.  cere  predicte  conferat  ecclesie.  *Andemach  Schreinsr.  No.  128,  G.  1888,  1228:  D.  mi« 
les  et  P.  frater  eins  et  heredes  ipsorum  Gerlacum  Carin,  quem  habebant  iure  hereditario 
tanquam  proprium,  ad  claustrum  beate  yirginis  in  Andemaco  libere  obtnlerunt  ^Andernach 
Schreinsr.  No.  127,  G.  1887,  1228:  Radolfus  et  Fridericus  de  Bleide  et  sui  heredes  Mctthil- 
dim  cognomine  Schonam  ad  clau[s]trum  beate  virginis  Marie  in  Andemaco  monastice  reli- 
gionis,  cum  ad  ipsos  tamquam  propria  pertineret,  libere  obtulenmt  idem  vero  Metthildis 
ad  prefatum  claustrum  se  et  suos  heredes  reddidit  censuales  annuatim  in  Ib.  cere.  S.  auch 
MR.  ÜB.  3,  462,  1282,  cit  oben  S.  869  Note  4. 

')  S.  MR.  ÜB.  3,  218,  1228:  H.  sacerdos  de  Arweiler  quoddam  praedium  in  Bacheim 
compararit  denariis  suis,  quod  devote  cum  quadam  puellula  libere  tradidit  ecclesie  de  (Nie- 
derehe). S.  femer  MR.  ÜB.  3,  885,  1230—81 ;  899,  1280 ;  568,  1286 ;  auch  Arch.  aenaux 
S.  687,  1406. 

*)  S.  Hennes  ÜB.  2,  309,  1290:  Wilhelm  von  Inne  schenkt  an  das  Deutschordenshaus 
Saarburg  quinque  s.  censuum  Metensium  d.  annuatim  super  quodam  prato  sito  in  Breiden- 
bach,  quod  iacet  iuxta  Enkenroit,  quod  est  meum  verum  allodinm,  quod  habet  a  me  Isen- 
bardus  et  Irmengardis  eins  uxor  ac  ipsorum  heredes  de  Breidenbach  predicto  iure  heredi* 
tario,  tanquam  veros  census  in  perpetuum  possidendos;  ac  etiam  contoli  predictia  commen- 
datori  et  fratribus  predictum  Isenbardum  meum  hominem  ipso  iure,  quo  michi  servire  sole- 
bat. S.  femer  Bd.  3,  91,  if.,  1291;  Geschlechtsregister  Isenburg  usw.  Urk.  S.  101,  1306; 
Bd.  3,  No.  105, 1323;  No.  166, 1345 ;  Guden.  CD.  2, 1140, 1848.  Aus  späterer  Zeit  s.  auch  noch 
*Abschr.  Koblenz  St  A.  Adel  v.  Bicken,  1410  November  30,  inseriert  in  den  Belehnungs- 
brief des  Erzbischofs  Otto  v.  Trier  von  gleichem  Datum,  der  den  Schnitt  für  den  Pergament- 
streifen des  Siegels  trägt,  aber  nie  besiegelt  worden  ist,  vgL  Goerz  Reg.  der  Erzb.  S.  148: 
ich  Gerhart  von  Bicken  dim  kunt  allen  luden:  als  seliger  gedechtenis  der  erwirdige  her 
Wemher  etzwan  erzebuschof  zo  Triere,  dem  got  gnedkh  sin  wille,  etzwan  Robine  von 
Bicken  mime  vatter  selige  gegeben  und  geluwen  hatte  bis  an  sin  siner  nakomen  und  Stifts 
widdenrufen  Stinen  von  Wulterode  mit  aller  der  geburte,  die  von  der  vurg.  Stinen  komen 
muchte  und  gekumen  ist,  welche  frauwe  vurg.  dem  stifte  von  Triere  von  doede  mins  seligen 
vatters  angefallen  und  mit  irme  gepoete  ledich  wurden  waz:  bekennen  ich  uffentlich  an  disme 
brieve,  daz  der  erwirdige  in  got  vatter  und  herre  her  Otte  erzebischof  zu  Triere  min  gne- 
diger  lieber  herre  mich  von  besundem  sinen  gnaden  begnadiget  und  mir  die  vurg.  Stine  mit 
alle  irme  gesiechte,  daz  von  ir  komen  ist  und  komen  wirdet,  von  nuwes  zu  rechten  manlehen 
geluwen  hait    und  ich  han  si  auch  itznnt  liflich  von  dem  vurg.  mime  gnedigen  herren  in 

78* 


[Gninaherrlkhkeit  und  VogWi.  —     1228     — 

konsolidierten  Verliältnisse ;  schon  in  der  zweiten  Hälfte  ilea  13.  Jhs,  sehen 
wir  Scharen  ehemals  hofhöriger  Leute  in  fremden  Besitz  gelanpt  und  fast 
vogelfrei  behandelt.  In  einer  Sühne  zwischen  dem  Wildgrafen  Konrad  und 
dem  Grafen  Gerlach  von  Veldenz  vom  J.  1259  heifst  es';  nos  [Konradus] 
honiines  beati  Remigii,  ubicunqiie  locoruni  in  nostra  iurisdictione  fuerint  com- 
Hiorantes,  quos  actenus  habuimus,  dictfl  G.  reddidimus,  ut  de  cetero  sibi  et 
Buia  herpdibuB  attineant,  exclusis  tantuni  hiis,  qni  in  die  beati  Andree,  quo 
conconlia  est  effectui  mancit>ata,  in  iiilla  Uffinbach  fuerant  residentes;  exduso 
etiani  Petro  de  Kii-wilre.  qui  nostro  et  hereduni  nostrorum  sunt  et  enint, 
quamdiu  vixerint,  dominio  attinentes.  nee  prefafi  de  Uffinbach  et  de  Kirwilre 
honiines  nostri  cum  hominibus  liicti  G.  matrimouio  se  coniungent,  nee  eiusdem 
honiines  jirefati  G.  se  coniungent,  ut  predictum  est,  cum  nostris  hominibus 
prenotatis;  sed  si  feceriiit,  nos  de  nostris  et  G.  de  suis  capienius  emendatn, 
prout  nostre  placuerit  voluntati.  item  homines  sancti  Maurizii,  quos  er^a  Eck- 
»  bertuni  de  Ribolskirchin  comparavimus ,  sine  aliqua  diniinutione  donavimus 
nepoti  nostro  G.  suprtulictfl. 

Mit  dieser  Loslösung  vom  Hof  wunlen  natürlich  auch  die  alten  Benen- 
nungen der  Hof  hörigen  lupassend ;  es  stellen  sich  nunmehr  andere  ein,  welche 
vereinzelt  schon  seit  Beginn  des  13,  Jhs.,  dreister  seit  etwa  dem  dritten  und 
vierten  Jahrzehnt  dieses  Jhs.  den  Bepriff  eigenhörig  umschreiben  ^  bis  dann 
mit  der  Wende  des  13.  und  14.  Jhs.  der  dem  neuen  Verhältnis  entsprechende 
Ausdruck  leibeigen  mehr  oder  minder  sicher  gewonnen  wird^. 

sin  siner  nnkninen  imd  Stifts  wegen  entpbanpen  und  cniplmin  an  dlsme  bricre  mit  rmwen 
hnlden  eiden  iind  dieosten,  als  Bolicher  tehenne  nnd  dez  stiftg  von  Triere  recht  und  gewon- 
lieit  ist 

')  MH.  ÜB.  3,  1507,  1259. 

*)  Es  findet  sich  tanquam  proprius  domini  'Andernach  SchreinEf.  No.  127,  G.  1887, 
1228;  128,  G.  1888,  1228;  proprius  domini  'Andernach  Sclireinsr.  No.  ICQ,  ü.  1247,  1215; 
attinens  domino,  attingens  dominum  URheingrafen  13.  .Ih.  Anf.;  CRM.  2,  285,  1277;  Bd.  3, 
128,  se,  1323;  494,  i,  1324;  523,  «,  1346;  angehörig  WKröv,  G.  2,  375,  cit.  oben  S.  181 
Note  5;  WBreisig  1863,  cit.  oben  S,  765  Note  1;  iure  proprietatis  attinens  domino  Bd.  3, 
96,  e,  1291;  allodialiter  seu  iure  proprietario  pertinens  domino  Bd.  3,  194,  e,  1345;  homo 
domini  Cod.  Salm.  139,  1320,  cit.  oben  S.  868  Note  3;  lüde  des  Herren  'Lib.  aur.  Eptemac. 
Bl.  134  Gothaer  Bibl.;  Heinricus  advocatus  in  Waldorf  habet  in  feodum  homines  of  dem 
Hootsnicke  noniinatos  sent  Willibrords  lüde,  b.  auch  MR.  ÜB.  3,  1507,  1259;  Cart.  Claire- 
fontaine  180,  1378,  cit  oben  S.  923  Note  4.  Doch  bezeichnet  der  Ausdrack  homo  noster 
an  sich  kein  Eigentum,  da  er  auch  vom  Lehnswesen  gebraucht  wird,  s.  z,  B.  MR.  ÜB.  3, 
472,  1232;  Heonea  ÜB.  1,  227,  1273,  beide  cit  oben  S.  888  Note  1.  Zum  Ausdnick  eigen 
lehnman  s.  WPeterswald  1512,  G,  2,  418,  cit.  oben  S.  1031  Note  3. 

»)  Vgl.  schon  MR.  ÜB.  3,  674,  1240:  ein  Ritter  in  Boppard  schenkt  an  Marienbei^ 
cum  pleno  dominio  quicquid  iuris  habebam  in  üliabus  Gerlaci  de  Seiewege  in  Campe,  Ger- 
trude  vidclicet  Odilia  Bertbeide  et  Methilde,  quas  iure  proprietario  tamijuam  verus  dominus 
quiele  tunc  possidebam.  Attinens  cum  corpore  findet  sieh  in  einer  Urktmde  von  SPeter- 
Mainz  schon  1289,  Kindünger,  Hörigkeit  S.  4.  S.  ferner  Kindlinger  S.  837,  1299 :  zu  Lutz 
ein  scholtheiß,  de  si  [die  Frau  Lise  von  Schöneck]  anehorit  mit  dem  live-  Bd.  3,  155, 
It.  1333  spricht  dann  von  eigenluden,  und  Guden.  CD.  2,  1128,  1352,  Olbriick,   von  leib- 


—     1229     —  Soziale  Gliederung.] 

Denn  jetzt  war  die  alte  Klasse  der  hofhörigen  Leute  allerdings  leibeigen 
geworden,  und  man  schied  sie  demgemäls  sehr  genau  von  der  Klasse  der 
Grundholden  (servi):  das  13.  und  14.  Jh.  hat  die  Ausdrücke  attinere  iure 
proprietatis  und  attinere  iure  servitutis  wohl  auseinander  zu  halten  gewufst*. 
Dieser  neuen  Lage  entspricht  denn  auch  ein  neues  Recht  und  andere  Pflichten. 
Die  Zinse  der  leibeigenen  Leute  wachsen  allmählich  zu  bedenklicher .  Höhe,  es 
finden  sich  z.  B.  schon  im  J.  1320  einmal  20  s.,  1  mir.  Roggen  imd  1  mir.  Hafer '. 
Dagegen  konnte  in  Ausnahmefällen  die  Kurmede  fehlen*.  Noch  mehr  aber 
veränderte  sich  die  Dingpflicht  der  ehemals  Hof  hörigen.  Sie  wurden  nunmehr 
zu  einem  besonderen  Dingvolk  unter  dem  Leibherren  —  also  ganz  analog  den 
Wachszinsigen  —  formiert,  mit  eigenem  Recht  und  eigenen  Gerichtstagen. 
Über  das  Nähere  unterrichtet  keine  Quelle  gegenständlicher  wie  eine  Münster- 
maifelder Aufzeichnung  aus  der  ersten  H.  des  14.  Jhs.^.  Est  notandum, 
heifst  es  hier,  quod  omnes  supradicti  homines  ac  omnes  ad  .  .  preposituram 
pertinentes  tenentur  venire  in  die  sancte  Katherine  vii^nis  [November  25] 
ad  curiam  prepositure  infra  muros  Monasterienses,  et  eadem  die  ibidem  iudicio 
dicto  dink  interesse  et  satisfacere,  videlicet  masculi  dicti  vulgariter  homines 
sancti  Martini  quilibit  6  d*  exceptis  scabinis,  et  mulieres  3  d.  vidue  vero  2  d. 
cum  ob.;  homines  autem  nuncupati  in  vulgo  homines  sancti  Severi  masculus 
7  d.,  mulier  1  pullum.  et  si  non  satisfacerent  de  censu  predicto  ipsa  die 
Katherine,  tunc  sine  emenda  possunt  satisfacere  usque  in  diem  lune  post  nati- 
vitatem  domini  dictam  gesworen  maindach,  quando  secundum  dink  presidetur ; 
et  si  usque  tunc  non  satisfecerunt,  tunc  cediderunt  in  penam  20  d.  unusquis- 
que  hominum  predictorum,  et  iUa  pena  duplicatur  usque  feriam  secundam 
post  pascha,  quando  fit  secundum  dink,  necnon  triplicatur  feria  secunda^  post 
nativitatem  beati  lohannis,  quando  fit  tertium  dink,  et  extunc  si  non  satis- 
fecerit  nee®  gratiam  .  .  prepositi  obtinere  meruerit,  tunc  scultetus  .  .  prepositi 
ponet  eum  in  penam,  que  dicitur  gevrönit,  et  extunc  poterit  prepositus  et  of- 
ficiatus  suus  manus  apponere  ad  corpus  et  res;  et  si  non  posset  eum  attingere 

lieber  Zugehörigkeit;  vgl.  auch  Bd.  3,  194,  9,  1345:  homines  ad  dominum  allodialiter  seu 
iure  proprietario  pertinentes  cum  onmibus  eorundem  hominum  successione  rebus  corporibus 
atque  bonis,  sowie  auch  CRM.  3,  324,  1346:  lüde,  die  uns  nu  von  irem  libe  sunderlichen 
angehorent.  Der  direkte  Ausdruck  leibeigen  findet  sich  an  der  Mosel  wohl  nicht  vor  Schlufs 
des  15.  Jhs.,  s.  Bd.  3,  300,  25,  1497.  Eindlinger,  Hörigkeit  S.  179,  kann  den  Ausdruck  auch 
ganz  allgemein  nicht  vor  1483  nachweisen;  in  Westfalen  erscheint  er  zuerst  um  die  Mitte 
des  16.  Jhs.  (a.  a.  0.  S.  3  f.),  und  in  den  Luxembiu^er  Weistümem  konmit  er,  so  viel  ich 
gesehen,  gar  erst  im  WSchönfels  1682  zum  erstenmal  vor. 

1)  Vgl.  Bd.  3,  96,  4,  1291  mit  494,  s,  1324. 

«)  Cod.  Sahn.  139,  1320,  cit.  oben  8.  868  Note  3. 

»)  WTholey  1587,  G.  3,  787. 

*)  ♦UMünstermaifeld  Hs.  Koblenz  CXI»  Bl.  15b,  CXI^  Bl.  18»,  8.  oben  S.  1082 
Kote  3.    Vgl.  dazu  auch  Bd.  3  S.  523  c,  1346. 

*)  In  Hs.  B.  durchstrichen  und  übergeschriebefi  quarta. 

«  Hs.  B.  Bl.  18^. 


[Gnindherrlichkeit  und  Vogtei.  —      1230     — 

propter  (iistantiam  vel  potentiaiii ,   tunc  anno  finito  et  revoliito  .  .  offidatns 
iloniini  .  .  archiejiiscopi,  si  requiratur  ex  parte  .  .  prepositi,  iudiciuni  faciet  et 
hal>ebit  unam   partem,    prepositus  vero   rtuas  partes  enieudaiiiui'.    ^Et  est 
scienduni,  quod  omnes  homiiies,  tani  masculi   feiuiiie  quam  scabini,  quilibet 
eonimdeiu  tenetui'  luium  d.  in  ultimo  tennino  videlicet  feria  secunda^  i)Ost  ' 
lohannis,   qui  dicitiir  luitdink*,  et  ex  illis  denariis  dantur  cellerario  domini - 
■Treverensis  3  s.  et  6  d.  in  recognitionem  iudicii  prenotati.   Est  etiain  Bciendum, 
quod  .  .  officiatus  prepositure  tenetui  .  .  preposito  de  dictis  hominibus  in  die  ' 
sancte  Katherine  vii^nis  unam  mr.  et  cuiljbet  prebende  MonasterienHis  ecelesio 
onuni  pullum  in  caniisprivio. 

Derartige  Einrichtungen,  wie  wir  sie  hier  in  MUnEterniaifeld  getroffen 
^nden,  waren  aber  natürlicli  nur  da  möglich,  wo  ein  gröfscrer  Stock  von  Leib- 
eigenen vorhanden  war;  wo  dieser  fehlte,  scheint  einfach  die  Disziplinargewalt 
des  Herrn  wie  einst  in  fränkischer  Zeit  einKetreten  zu  sein.  Nun  war  es  den 
Eigenleuten  allerdings  möglich,  diese  so  wenig  sichernde  Dingpflicht  abzu- 
kaufen, und  es  scheint  in  der  That  nicht  selten  zu  ihrer  Ablösung  gekommen 
EU  sein^,  aber  immer  blieben  doch  solche  Abkaufe  im  ganzen  unwirksam, 
vielmehr  bildete  sich  seit  spätestens  dem  13.  Jh.  eine  fluktuierende  Masse 
irirklich  leibeigener  Leute  aus. 

Und  was  schlimmer  war,  diese  neupebildete  Klasse  gewann  EinfluTs  auf 
die  alte  Grundhörifjkeit.  Mit  dem  Verfall  der  Fronhofsverfassung  waren  die 
alten  Gehöfer  seit  der  Wende  des  12.  und  13.  Jhs.  gewifs  nicht  selten  des 
Schutzes  entkleidet,  welchen  ihnen  das  Hofding  für  die  Integrität  ihrer  Rechts- 
ätollung  audt  anderen  Stilndcu  und  iremder  Gewalt  gegenüber  guluistet  hatte. 
Und  keine  neue  Form  autonomes  Schutzes  trat  an  diese  Stelle.  Was  lag^ 
nither,  als  den  einzelnen  Gehbfer  aus  den  Trilmraem  der  alten  Fronhofever- 
fassung herauszuziehen  und  als  direkt  an  die  Person  des  Herrn  gekettet  ia 
Anspruch  zu  nehmen?    Wo  aber  dieser  Weg  eingeschlagen  wurde,  da  bestand 

')  Hs.  B.  fugt  hieriu  auf  Bl.  19'>  kimit:  propter  quod  preco  sive  nuntius  dicti 
Eculteti  .Monasteriensig  Labet  quolibet  anno  ab  ipso  preposito  I  mir.  siligiais  et  1  mir.  aveae 
in  Kailthe;  de  quibus  solvit  Johannes  |de  Kailtbe  filius  Theoderici  multoris  6  sum.  siliginiB 
et  6  sum.  avene  de  bonis  suis  ibidem,  videlicet  de  uno  agro  continentc  iumale  unum  et 
quartam  partem  imnalia  dictum  Broilrestucke  situm  sapra  RSdilbergh. 

')  Am  Ratide  dieees  Paragraphen  tt»  Bs.  B.:  Presedi  ego  Nicolaua  de  Cfissa  pre- 
positus 1439  iu  die  2  iulii  que  fuit  2*    4»  feria  post  lohannis. 

')  Hs.  B.  durchstrichen,  darüber  qnarta, 

*)  Hs.  B.  stizt  eu  hora  nona. 

'■)  Hs.  der  Trierer  Stadtbibl.  1486,  vgl,  Wyttenb.  u.  Müller  G.  Trev.  2  Animadv.  S.  17, 
1456:  item  sal  man  keinen  man  in  den  rait  zu  Trier  inholen,  der  einichen  lieren  junkeren 
oder  berrschaft  von  eigenschaft  wegen  verbmiden  sl  oder  sich  von  sine  hcren  abgekauft  habe 
vermitz  zins  krit  peffer  niass  geld  oder  dienst,  das  er  mit  sime  Übe  geben  muesse.  Kind- 
linger,  Hörigkeit  S.  727,  1602:  Abkauf  aus  kurpfälzischer  Leibeigenschaft  gegen  Heraus- 
gebuug  von  S  fl.  per  26  albus  und  der  gebiirlichen  Tax.  Doch  mufs  in  Jedem  einzelnen  Fall 
der  Kurfilrst  gefragt  werden. 


3 

t 

M 

:] 


—     1231     —  Soziale  Gliederung.] 

die  Gefahr  der  Verwechselung  oder  wenigstens  der  dem  Verfahren  gegenüber 
den  eigenhörigen  Leuten  analogen  Behandlung. 

In  der  That  weisen  eine  Beihe  von  Symptomen  seit  etwa  dem  vierten 
Jahrzehnt  des  18.  Jhs.  auf  eine  Entwicklung  in  dieser  Richtung.  Alte  Grund- 
holde werden  unter  willkürlicher  Aufhebung  der  Adscriptio  glebae  veräu&ert  S 
ja  im  Beginn  des  14.  Jhs.  glaubt  man  gelegentlich  die  Thatsache  der  Adscriptio 
besonders,  als  wäre  sie  eine  Ausnahme,  betonen  zu  müssen '.  Seit  dieser 
Zeit  aber  macht  die  Verquickung  von  Grundholden  und  Eigenhörigen  auch  in 
der  sozialen  Wertschätzung  bemerkenswerte  Fortschritte.  In  Urkunden,  welche 
über  Grundholde  handeln,  tritt  eine  Terminologie  auf,  welche  man  bisher  nur 
in  Urkunden  über  Eigenhörige  zu  vernehmen  gewohnt  war,  selbst  da  wo  sie 
etwa  noch  mit  Grund  und  Boden  übertragen  werden';  und  allmählich  gewöhnt 
man  sich  daran,  auch  die  Grundholden  als  Leibeigene  anzusehen  und  zu  be- 
zeichnen. Abgeschlossen  liegt  dieser  Gebrauch  freilich  erst  aus  dem  16.  Jh., 
nach  der  Zeit  der  groüsen  Bauemunruhen,  vor^;  nunmehr  findet  er  sich  bis- 
weilen sogar  für  Vogteileute  ^.  Mit  diesem  Verfall  sozialer  Wertschätzung  der 
Grundholden  bleiben  aber  auch  materielle  Folgen  nicht  aus ;  namentlich  zwingt 
man  den  Grundholden  Fronden  auf,  welche  bis  dahin  als  unerhört  galten*. 


1)  MR.  U6.  8,  1011,  1249:  Mechtild  Gräfin  von  Sayn  schenkt  an  Herchingen  cortim 
nostram  in  Man(a?)chenrode  com  nemoribns  et  ceteris  attinentiis  exceptis  hominibus.  CRM. 
2,  285,  1277,  Urkunde  der  Familie  von  Wildenberg:  nos  nnanimi  consilio  .  .  Wenzonem 
curtilanum  in  Nova-coria  et  Hedewigim  uxorem  suam  legitimam  cum  liberis  eorum  homines 
hactenus  nobis  liberaliter  attinentes  domno  Theoderico  preposito  et  conventui  in  Ravengirs- 
burg  tarn  pro  remedio  animarum  nostrarum  quam  hereditatis  nomine  cum  Emesto  nepote 
nostro  liberaliter  dedimus  perpetuo  possidendos  et  babendos.  Yg^.  auch  schon  MR.  ÜB.  8, 
861,  1228. 

*)  Vgl.  die  Urkunde  vom  J.  1819  über  die  besessen  IMude  in  Bd.  8  No.  96,  und 
dazu  Bd.  8,  494,  s,  1824. 

«)  Vgl.  z.  B.  Bd.  8  No.  125,  1882. 

^)  So  behandelt  z.  B.  das  WEscb  §  2  die  Ausdrücke  eigenschaftleut,  inwohnder  und 
eigenleutb  als  identisch,  und  im  WPleizenhausen  1582,  6.  2,  188,  werden  die  Hofleute  gar 
als  ,Niedereigentumb'  bezeichnet  In  ähnlicher  Weise  wechseln  im  WMatzen  1544  §  8,  15 
und  17  die  Ausdrücke  arme  underthaene,  arme  leute  und  unerthane,  arme  angehorige  uner- 
thaene  leute  für  dieselbe  Klasse  der  Grundholden.  Vgl.  auch  noch  die  Linsterer  Herren- 
erklärung 1552,  Hardt  S.  447 — 451,  und  WGreisch  1588  §  2:  erkennen  mir  eigenschaftleut 
zu  sein  mit  leif  und  gut,  mit  ploch  und  wagen  zu  froenen,  imd  die  underthanen  sich  ab- 
zukaufen, wie  in  anderen  herschaften. 

^)  WTholey  1584,  G.  8,  766.  Dagegen  unterscheidet  z.  B.  der  Erblehenbrief  von 
Wiltz,  1681,  ganz  konsequent  zwischen  leibeigenen  Schaftgütem  und  Freischaftgütem,  wie 
auch  zwischen  Grund-  und  Lehnherr  und  Grund-  und  Schaftherr. 

*)  S.  z.  B.  Wiltzer  Erblehenbrief  1681,  §  15:  und  sein  aUe  die  in  denselben  dorferen 
inwohnende  undertanen  meistenteils  leibeigenleut  und  etzliche  aUerlei  frönden,  so  oft  und 
dick  sichs  gebürt  und  sie  geboten  wurden,  auszurichten  verpfligt  und  underworfen  .  •  .  wie 
ingleichen,  wenn  sie  zur  jagd  geboten  werden.  Diese  Fronde  hier  zum  erstenmal  in  den 
ganzen  Luxemburger  Weistümem.  Vgl.  femer  WHeimbach  1602  oder  1608.  Besonders 
lehrreich  ist  aber  WSchönfels  1682.     Es   handelt  sehr   ausführlich  über  die  Fronden  der 


[Qrunilherrlichkeit  imd  Vogiei.  —     1232 


Welches  aber  war  die  innere  Kraft,  welche  diesen  Verfall  bewirkte? 

Sie  ist,  alisieseheu  von  der  Bedeutung  anderer  später  anzufahrender  '. 
scheinunpen,  zuiu  p;uteu  Teile,  vielleicht  überwiegend,  iu  der  drüdienden  Aus- 
[Gestaltung  der  Eigenleute  zu  einem  ländlichen  Proletarial  zu  sucheu,  welches 
an  den  Kräften  der  Grundholden  nagte  und  sie  schliefslich  mit  sich  ins  Ver- 
derben hinabzog. 

Die  Entwicklung  in  dieser  Richtung  läfst  sich  auf  Giiind  der  uns  vor- 
liegenden Prämissen  und  init  Zuhilfenahme  einiger  weiterer  Erörterungen  lui- 
schwer  zeichnen,  sobald  man  dem  Charakter  ländlicher  Entwtckluugsreiben 
Rechnung  tragend  sich  eutaehliefst ,  ihre  Wurzeln  über  Jahrhunderte  rück- 
wärts zu  verfolgen. 

Tauscht  nicht  alles,  so  war  die  Zahl  der  Unfreien  und  Minderfreien  am 
Schlufs  der  Völkerwanderung  in  Deutschland  keine  allzu  grofse '.  Sie  kann 
-auch  bis  in  die  Höhe  der  Karolingerzeit,  wenigstens  so  weit  es  sich  direkt 
um  Unfreie  handelt,  nicht  überniäfsig  gewachsen  sein,  anderenfalls  wäre  die  später 
einsetzende  freiheitliche  Entwicklung  zur  Grundhörigkeit  durch  einfachen  Zuschub 
wenn  auch  inmierhin  zalilreicher  freier  Elemente  nicht  erklärlich.  Aber  nun- 
mehr freilich,  spätestens  seit  Ende  des  8.  Jhs.,  nahm  die  abhäi^ge  Bevöl- 
kerung des  platten  Landes  ganz  aufserordentlich  zu.  Ein  sehr  beträchtlicher 
Bruchteil  der  Altireien  verschmolz  mit  den  bisherigen  Minder-  und  Unfreien 
um  die  Wende  des  9.  imd  10  Jhs.  zum  Körper  der  Gruudholden,  und  die  so 
entstandene  abhängige  Gmppe  vermehrte  sich  in  der  Folgezeit  noch  sehr  durch 
die  markhörigen  Leute  und  schliefslich  durch  die  Vogteileute. 

Da  fragt  es  sich  nun,  mit  welchi'ii  Besitzmitteln  die  litniilirhe  Bevölkeruuc; 
des  9.  Jhs.  iu  diese  Entwicklung  der  deutschen  Kaiserzeit  eintrat,  welche 
schliefslich  mit  fast  voller  Einbeziehung  aller  Landwirte  in  die  Grundhörigkeit 
oder  in  ein  dieser  korrelates  Verhältnis  endete. 

Der  individuate  Wirtschaftswettbewerb,  wie  er  in  unseren  Gegenden 
wesentlich  seit  dem  6.  Jh.  durch  Änderung  lier  Gesetzgebung  auf  dem  Gebiete 
des  Immobiliarrechtes  entfesselt  wurde,  hatte  sich  vornehmlich  auf  die  ver- 
mehrte Besiallung  des  Landes  geworfen.  Man  teilte  die  alten  Hufen  noch  nicht ; 
die  Erscheinung,  dafs  jüngere  Söhne  neben  dem  ältesten  Erben  auf  der  Hufe  des 
Vaters  sitzen  blieben,  war  noch  ungewöhnlich  * ;  diese  Söhne  zogen  in  den  Wald. 
Derartigen,  von  Generation  zu  Generation  der  Vermehrung  der  Bevölkerung  pro- 
portional wachsenden  Angriffen  hielten  aber  leicht  zugängliche  und  gut  lohnende 
Waldl)estände  nur  bis  in  die  frühere  Karolingerzeit  hinein  ausgiebig  Stand.  Seit- 
dem war  die  Rodung  im  ganzen  und  grofsen  schon  mit  Kapitalaufwendungen 

Schönfelser  Eigenleute  —  hier  auch  in  den  Luxembui^er  Weistümem  z\m  erstenmal  das 
Wort  Leibeigenschaft,  s.  oben  S.  1228  Note  3  — :  bei  vielen  Paragraphen  befindet  sich  eine 
Allegation  des  Grundherrn,  die  meist  die  Frohnden  verschärft  angiebt. 

')  S.  dazu  V.  Inauia,  Wirtschaftsg.  l,  70.  Anders  in  Frankreich,  s.  Guerard,  Irmi- 
non  1,  3.^8. 

»)  Vgl.  u.  a.  auch  Ed.  Roth.  167,  MGLL.  4,  38. 


lea  ' 


—     1233     —  Soziale  Gliederang.] 

verknüpft,  deren  Höhe  nachgeborene  Söhne  wenig  bemittelter  Gemeinfreier  von 
einer  Beteiligung  am  Ausbau  ausschlois.  Diese  Söhne  blieben  darum,  wenigstens 
teilweis,  daheim,  und  somit  begann  die  Zersplitterung  der  alten  Hufen.  Und 
mag  sie  auch  de  facto  durch  Vermeidung  von  Realteilungen  noch  um 
eine  oder  die  andere  Generation  angehalten  worden  sein}  im  9.  und  10.  Jh. 
bestand  sie  und  tritt  in  den  Urkunden  offen  zu  Tage. 

Nun  waren  aber  die  meisten  alten  Hufen  in  dieser  Zeit  in  einer  oder 
der  anderen  Weise  schon  in  grundherrliche  Verbände  getreten  oder  drohten 
wenigstens  in  dieselben  hineinzugeraten;  die  geschilderte  Entwicklung  wurde 
also  unmittelbar  ftlr  die  Grundhörigkeit  bedeutsam.  Inwiefern  dies  der  Fall, 
das  läfist  sich  aus  dem  Quellenmaterial  des  9.  und  10.  Jhs.  glücklicherweise 
noch  einigermalsen  erkennen,  denn  eben  dieser  Zeit  gehören  eine  Reihe  von 
Urkunden  an ,  welche  über  die  Anzahl  der  auf  je  einer  oder  einigen  Hufen 
sitzenden  Grundholden  wenn  auch  nicht  stets  zweifellos  berichten^.   Daergiebt 


^)  Ich  stelle  im  folgenden  das  gesamte  vorhandene  Material  chronologisch  zusammen. 
MR.  U6.  1,  76,  762:  unter  S6  Unfreien  28  Männer,  18  Franen;  MB.  ÜB.  1,  44,  806,  auf 
einem  Mansus  ein  Serms,  s.  dazu  Neugart,  CD.  Alam.  8.  71:  casatom  unum  cum  hoba  sua, 
dagegen  Trad.  Lauresh.  1094:  mansum,  ubi  tres  homines  manere  possunt  Im  MB.  ÜB.  vgl. 
weiter  Bd.  1,  52,  820,  cit  oben  S.  868 — 864  im  Text:  mansa  dno  et  manentes  duodecim,  es 
werden  aber  18  Familien  aufgezählt,  nur  ist  aus  äiner  der  Mann  gestorben.  Bd.  1,  55,  828: 
7  Manzipien  (8  Männer  und  4  Frauen)  wurden  gegen  14  (11  Männer  und  8  Frauen)  getauscht 
MB.  ÜB.  2,  20,  882:  auf  8  Hufen  in  Matzen  8  Manzipien  (2  m.,  1  weibl.)  mit  6  Kindern 
(8  m.,  8  weibl.).  Lac  ÜB.  1,  22,  46,  884:  an  der  Buhr  2  Mansi  mit  5  Manzipien  his 
nominibus  ünina,  Sigifrid,  Badgis,  Batruut,  Frithuric  MB.  ÜB.  1»  64,  886:  zu  7  Hufen 
58  Manzipien  (80  m.,  28  weibl.),  also  auf  die  Hufe  ca.  8,25  (4,25  m.,  4  weibl.).  MB.  ÜB. 
1,  58,  844:  im  Bitgau  vermutlich  1  Curtilis  und  8  Hufen  mit  9  Familien  in  88  Personen, 
nemlich  82  erwachsenen  und  56  unerwachsenen.  MB.  ÜB.  1,  88,  858:  (1  Mühle  und) 
12  Hufen  mit  90  Manzipien  (ca.  50  m.,  ca.  46  weibl.),  also  auf  die  Hufe  exkL  Mühle  ca.  8 
(4  m.,  4  weibl.).  MB.  ÜB.  1,  89,  855:  das  Benefiz  Albrichs  besteht  aus  2  mansi  cum  octo 
iugeribus  in  Hoffelt  und  Barweiler  w.  Adenau,  und  22  mancipia  utriusque  sexus  et  etatis 
desuper  residentia  vel  illuc  pertinentia.  CBM.  1,  8,  855:  zur  Sinziger  Kapelle  gehören  ex 
una  ripa  fiuminis  [Are]  mansus  IV2  et  ex  altera  medius,  cum  domibus  etc.;  dazu  4  männ- 
liche mancipia,  necnon  et  alia  mancipia  utriusque  sexus  atque  censuales  homines  ac  cerearit 
ibidem  aspicientes.  MB.  ÜB.  1,  98,  856:  ein  Bifiuog  bei  Ottenheim  mit  14  Manzipien  (2  m., 
12  weibLX  wohl  2  Familien.  MB.  ÜB.  1,  108,  867:  in  Wanlo  bei  Ericelenz  inter  silvam  et 
terram  bunnaria  54  cum  mancipiis  8  (1  m.,  2  weibl.)  und  10  Kindern;  Mann,  Frau  und 
7  Kinder,  Schwester  des  Mannes  mit  3  Kindern.  Ebd.  in  Boslar  und  Jülich  2  Hufen  mit 
4  Manzipienfamilien  nebst  Kindern;  doch  ist  der  Text  Terderiyt  MB.  ÜB.  1,  112,  870: 
bei  Aachen  2  mansa  und  terra  indominicata,  dazu  2  Familien  Unfreie.  MB.  ÜB.  1, 119,  881, 
Waldhausen,  Amt  Weilburg:  i  casa  mdominicata  mit  IVs  eingefronter  Hufe,  darauf  6  Man- 
zipien  (4  m.,  2  weibl.)  mit  11  Kindern;  2  Ehen  zu  7  bez.  4  Kindern.  MB.  ÜB.  1,  120,  886, 
Bemagen:  25  mancipia  censualia  (15  m.,  10  weibLX  dabei  8  Parteien  Kinder;  ebd.  Yilipp: 
9  mancipia  censualia  (2  m.,  7  weibl.)  und  10  Kinder,  nemlich  2  Ehen  mit  1  bzw.  2  Kindern, 
eine  Frau  mit  8,  eine  Frau  mit  4  Kindern;  diese  mancipia  censualia  sind  aber  Wachszinsige 
oder  Hofhörige.  —  MB.  ÜB.  1,  158,  909:  in  Burmeringen  247  iugera  de  terra  arabile  mit 
28  Manzipien  (10*  m.,  7  weibl.)  und  10  Kindern,  also  auf  1  Mann  ca.  15  iugera;  und  in 
Efslingen  216  iugera  mit  27  Manzipien  (15  m.,   12  weibl.)  und  einer  Anzahl  Kindern,  alao 


[Gnindhenlitbkeit  und  Vogtei.  —     1234     — 

Bicli  deirn  allerdings  t!;egenüber  der  Thatsache,  dafs  sich  im  9.  Jh.  noch  öfter 
unbesetzte  {pfleglose)  grundherrliche  Ihifen  ünden ' ,  eiue  schou  recht  weit 
vorgeschrittene  Anhäufting  der  gniudhörigen  Bevülkeniiig  auf  den  ein- 
zelnen Hufen:  neben  selteaerea  Fällen,  in  deneu  je  eine  Familie  und  eine 
Hufe  sich  decken,  steht  die  ziemlich  häufige  Erscheinung,  dafs  auf  eine 
Hufe  je  sechs,  ja  je  acht  erwachsene  Grundholde  kommen,  ZifFei-n,  welche 

auf  1  Mann  ca.  14  iugera.    CardauDs,  Rh.  Drkk.  1,  338,  922:  l  Hofe  in  Flodorf  b«i  Zitlpich 

nit  I  Semu.  Lac  IIB.  I,  48,  67,  927;  30  mfinsi  cnin  totidem  numcipüa  utriimiue  aexus  ea 
fnhabitAntibuB.  MR.  ÜB.  1,  173,  936:  in  MariesflofB  bei  Bolchen  (Ardenneo)  mansum  indo- 
ntnicntum  cum  tems  indomini catis,  ubi  possunt  seminari  148  mir.  annon?,  et  duobus  pratis 
indominicatis  ad  30  utir.  feni,  et  alioa  aosBOB  servile»  4Vi,  et  qnicquid  ad  eimdem  mansum 
indominicatum  pertinere  videtur  in  pratis  etc.,  et  mancipia  utrinsque  aeitis  26,  Cardauns, 
Hb.  TJrkk.  1,  342—3,  941:  mansa  laeülia  3  <nim  3  servilibns  et  5  horainibuB  ea  inhabitan- 
tibiis.  Ennen,  Qu.  1,  462,  10,  942:  in  Meriesheim  (Zülpichgau)  ein  praediiun  mit  T  Unireien 
(Gm.,  1  weibl.),  einer  der  Männer  tum  daobiis  pairuli»  piieris.  Lac,  ÜB.  4,  604,  945;  in 
riüa  Reinsa  pihens]  nominata  ecclesiom  1  (iim  27  niancipüs  et  insuper  8  bominuni  beneficia, 
de  pralo  ad  duas  ctur.  cum  arpennie  6  ac  9  particulis  arpeimarum.  MR.  DB.  1,  184,  946: 
12  munsi  in  Boewingen  (Luxemburgische  Ardennen)  mit  15  mandpia  utrinsque  sesus  ent- 
Bprechen  9  mansi  mit  12  mancipia  utriuaque  seius  in  Lens  m  der  Auvergne,  MR.  ÜB.  1, 
199,  955:  in  zvei  Dörfern  der  Grafschaft  Ivois  2  mansi  indominicati  mit  6  appeodices  (dazu 
noch  ein  Weinberg,  eine  Mühle  und  Wald  für  100  Schweine)  und  27  Manzipien  (12  m., 
16  weibl.)  mit  37  Kindern  (also  im  ganzen  64,  nicht,  wie  die  Urkunde  zahlt,  66  Seelen), 
daninter  9  ganze  Ehen  mit  0.  0.  1.  1.  2.  4.  -5,  6.  7  Kindern.  MR.  Ult.  1,  206,  960:  ein 
Mansus  in  Mamem  cum  andlia  A.  et  [3]  filiis.  MR  IIB.  1,  220,  964,  Leuken  im  .Saargau: 
airalis  von  73  Morgen  mit  7  Manzipien  (S  m-,  2  weibl.),  darunter  zn-ui  volle  Ehen.  Ebd. 
6  Hufen  mit  14  Manzipien  (8  m.,  6  weibi.),  dantnter  6  volle  Ehen.  MR.  ÜB.  1.  260,  989, 
Deren:  14  Manzipien  (8  m.,  6  welbl.)  mit  21  Kindern,  daninter  4  Eben  mit  2.  2.  4.  4  Kin- 
dern, 4  Frauea  mit  I.  2.  2.  4  Kindern,  2  IrVanen,  qnae  adhuc  sunt  absque  liberis.  —  Lac 
ÜB.  I,  101,  162,  1027:  12  roansos  et  24  mancipia.  Lac.  ÜB.  1,  145,  224,  1073-75:  ein 
Mansus,  quem  quidam  Berohardus  nomine  tunc  inhahitabat  et  mancipia  11  nuinero,  nemlich 
Ozo  et  Älvecha  cum  propagine  filia  filiorumque  suortmi.  Lac.  ÜB.  1,  146,  225,  1073 — 75: 
eine  Hufe  cum  uno  homine.  Lac.  ÜB.  1,  146,  127,  1073-75:  2  Hufen  in  Deutz  mit  5  Man- 
zipien, nemlich  Guso  mit  seiner  Schwester  Goza  und  seinen  3  Tüchtem.  L'lMettlach  No.  I 
Ende  11.  Jhs.:  2'/i  mansi  una  ciun  mancipiis  supersedentibus  werden  an  Mettlach  geschenkt 
Es  sitzen  darauf  W.  et  uxor  eins;  B.  et  G.;  E.  et  E.;  R  et  R.;  W.  B.  et  omnes,  qui  de 
eonun  progenie  piovenluri  easent.  4  Familien,  2  Unverheiratete:  fuemnt  autem  fadem  die 
de  progenie  supradict?  famili^  33  anim?,  de  quibus  .  .  dominus  (donator)  sibi  duos  excepit, 
Williman  et  Mania.  Williman  licentia  domini  sui  poatca  accepic  uxorem  de  familia  sancd 
Fetri  et  permanait  cum  ceteris.  —  Lac.  ÜB.  1,  168,  261,  1102:  4  mansi  cum  8  mancipiis. 
MR.  ÜB.  1,  558,  1150:  Bestätigung  des  Erzbischofs  Albero  fiir  die  Ordnung  der  Schiffen- 
burger  Eigenleute.    Es  sind  47  Männer,  47  Frauen  und  19  Kinder,   von  ihnen  sitzen  8  M., 

3  F.  in  Linden  bei  Giefsen,  9  M.,  16  F.  in  Leikestem,  5  M.,  2  F.  in  Hagen,  2  M.,  3  F.  in 
Busen,  1  M.,  3  F.,  4  K.  in  Wetzlar,  2  F.  in  Mulenheim,  1  M.,  1  F.  in  Werhtorf.  3  M-,  3  l"., 

4  K.  in  Girmea,  1  M.  in  Bukenheim,  1  M.,  I  F.,  6  K.  in  Rockenberg,  1  M.,  1  F.,  5  K.  in 
HappershoTon,  5  M.,  6  F.  in  Burchardesvelt,  2  M.  in  Dorffe,  1  M.,  1  F.  in  Blasbacb,  2  M. 
in  Dodenbovon,  2  M.  in  Wisecbo,  3  M.,  5  F.  in  Liehe.  UlMettlach  No.  XVI  13.  Jh.  Anf : 
1  mansus  in  Loebeim,  darauf  5  mancipia:  B.  et  &ater  suus  R.  et  mater  ipsorum  cum  duabus 
filiabus  suis. 

')  S.  u.  a.  oben  S.  722. 


—     1285     —  Soziale  Gliederung.] 

nach  der  Zählweise  der  Urkunden  eine  Besetzung  mit  je  drei  oder  vier  Familien 
andeuten  ^  Und  das  alles,  obgleich  die  Kinderfrequenz  innerhalb  der  Ehen  an- 
scheinend nicht  hervorragend  ist',  wenn  auch  neben  ihr  ein  aller  Wahrscheinlich- 
keit nach  sehr  hoher  Prozentsatz  unehelicher  Kinder  steht  Denn  die  vielen  für 
sich  stehenden  Mütter,  welche  in  den  Urkunden  vorkonmien,  sind  schwerlich  stets 
oder  auch  nur  überwiegend  Witwen,  vielmehr  ist  bei  ihnen  aufsereheliche 
Konzeption  anzunehmen :  führt  doch  eine  Urkunde  vom  J.  964  ganz  naiv  neben 
derartigen  Frauen  zwei  andere  Mädchen  ein,  quae  adhuc  sunt  absque  liberis. 

War  dies  nun  der  Status  des  9.  und  10.  Jhs.,  wie  er  aulserhalb  der 
S.  1233  Note  1  angeführten  Einzelnachrichten  namentlich  auch  aus  einigen  genauen 
Angaben  des  Prümer  Urbars  erhellt,  nach  welchen  g^en  Schluls  des  9.  Jhs. 
ein  sehr  bedeutender  Prozentsatz  aller  Hufen  sogar  in  den  Ardennen  schon 
zersplittert  erscheint^,  so  konnte  man  der  Entwicklung  etwa  vom  10  Jh.  ab 
nicht  ohne  schwere  Befürchtungen  entgegensehen.  Mag  nun  die  absolute  Ver- 
mehrung der  Bevölkerung  ganz  oder  nur  annähernd  in  den  oben  S.  168  be- 
rechneten Prozentsätzen  vor  sich  gegangen  sein,  jedenfalls  müssen  wir  vom 
Beginn  der  Ottonenzeit  bis  zum  Beginn  der  Stauferzeit  mindestens  eine  Ver- 
doppelung der  nunmehr  durchaus  überwiegenden  grundhörigen  Bevölkerung 
annehmen ;  und  der  agrai^eschichtliche  Ausdruck  dieser  Thatsache  liegt  um  die 
Mitte  des  12.  Jhs.  in  dem  jetzt  völlig  zu  Tage  tretenden  Verfall  der  Hufen- 
verfassung vor*. 

Es  hätte  um  diese  Zeit  zu  einer  agrarischen  Revolution  infolge  unzu- 
reichenden ökonomischen  Substrates  für  die  wachsende  Bevölkerung  konunen 
müssen  —  und  in  der  That  fehlen  Anzeichen  in  dieser  Richtung  nahezu  bia 
zum  Beginn  der  Stauferzeit  nicht '^  — ,  wenn  nicht  die  Entwicklung  selbst 
mehrere  Auswege  auf  Einmal  an  die  Hand  gegeben  hätte. 

Es  kam  zu  einem  letzten  Ausbau  des  Landes,  an  dem  sich  alle  Stände 
aufs  gründlichste  beteiligten,  bei  welchem  aber  den  Grundholden  als  der  acker- 
bauenden Klasse  der  Löwenanteil  zufallen  mufste;  die  Kreuzzüge  absorbierten 
einzelne  Kräfte,  beträchtlichere  Massen  schon  die  Kolonisation  des  deutschen 

')  Über  das  Verhältnis  der  Unfreien  zu  den  Hufen  (Familien  usw.)  8.  auch  noch 
y.  Abb^,  Viersener  Programm  1885  S.  10  1,  sowie  aus  früherer  Zeit  ▼.  Maurer,  Fronh. 
1,  885. 

^)  Ebenso   urteilt  ▼.   Inama,   Grofsgrundh.   S.  114  Note  8;    s.  auch  Wirtschaftsg. 

1,  514-5. 

»)  S.  Bd.  2,  145  ß, 

^)  S.  zu  den  Bemerkungen  dieses  Absatzes  oben  S.  864,  auch  S.  868  und  876. 
^)  S.  schon  oben  S.  864  Note  2;  auch  Chron.  s.  Hub.  c  59,  M6SS.  8,  598.    Bonyalot 
S.  68—69  führt  u.  a.  an    den  Aufstand  der  Unfreien  von  SMartin-Metz  um  950,   Cahnet* 

2,  203,  und  die  Auswanderung  von  800  unfreien  Familien  des  Metzer  Stiftes  nach  Italien  im 
J.  1014;  femer  bemerkt  er,  wie  im  J.  1057  die  Hörigen  des  Stiftes  Toul,  in  Vancouleurs  ein- 
geschlossen, ihre  Freiheit  ohne  Erfolg  3  Monate  gegen  die  Truppen  des  Grundherm  ver- 
teidigen, sowie  dafs  Herzog  Simon  H.  von  Lothringen  im  J.  1177  die  au&t&ndischen  Saarbanem 
bei  Remich  schlägt. 


IGniodherrlichkeit  imU  Vogtei.  —     1236     — 

Osteiis,  eine  sehr  zahlreiche  Menge  aber  vor  allein  wohl  die  städtische  Ent^ 
wicklunf?.  So  fühlte  man  sich  um  die  Wende  des  12,  und  13,  Jhs.  auf  dem 
platten  Lande  erleichtert;  es  kam  soi^rar  zu  einer  gewissen  Knapiiheit  der 
Arbeitskräfte '. 

Aber  die  Vermehrung  der  Bevölkerung  hielt  nicht  inne.  Nach  unseren 
Berechnungen  oben  auf  Seite  163  stieg  die  Einwohnerzahl  der  Moselgegenden 
TOn  220  000  im  J.  1200  auf  450  000  im  J.  1800;  ein  nicht  geringes  Quantuui 
-dieser  Zunahme  wird  den  drei  letzten  Jahrhunderten  des  Mittelalters  gut- 
geschrieben werden  müssen. 

Unter  dem  Einftufs  dieser  Vermehrung  der  Bevölkerung  vollzog  sich 
nun  die  soziale  Entwicklung  der  landarbeitenden  Klassen,  von  welcher  wir 
oben  sprachen.  War  das  Geleise,  in  welchem  diese  Entwicklui^  verlief,  diuth 
soziale  und  rechtliche  wie  halbstaaüiclie  Verhältnisse  bedingt,  so  erhielt  sie 
doch  Anstol's  imd  Intensität  nicht  zum  geringsten  Teile  aus  den  eben  erörterten 
Umständen,  unter  welchen  die  Bevölkerungszunahme  vor  sich  ging. 

Denn  jetzt  konnte  fast  nicht  mehr  geteilt  werden.  Seit  dem  13.  Jh. 
war  in  der  Dismenibrierung  der  Güter  wie  in  der  l'arzelliening  des  GiTindes 
imd  Bodens  ein  Sättigungspunkt  erreicht,  welchen  die  volkawii-tschaftliche 
Entwicklung  des  14,  und  15.  Jhs.  mit  den  ihr  zu  Geliote  stehenden  Mitteln 
nicht  wesentlich  verschieben  konnte:  eben  von  ihm  aus  gewann  sie  vielmehr 
ein  anderes  soziales  Aussehen  bis  zur  Entfaltung  völlig  neuer  Seiten  ihres 
Charakters. 

Die  hofhöngen,  nun  eigenhörigen  und  leibeigenen  Leute  wurden  immer 
zahlreicher,  der  Besitz  immer  geringer,  die  Lebenshaltung  siets  unsicherer. 
Gewifs  mögen  viele  von  diesen  l^euten  in  die  Städte  gezogen  sein  und  dort  nicht 
zum  geringsten  zur  Bildung  eines  städtischen  Proletariats  beigetragen  haben,  wie 
dieses  seit  der  Mitte  des  15.  Jhs.  überall,  und  je  älter  eine  städtische  Ent- 
wicklung, lun  so  eher  erscheint^;  aber  eine  noch  gröfsere  Anzahl  dieser  Eigeu- 


•)  S.  oben  S.  137,  287,  913. 

*)  Ich  habe  auf  einige  Momente  dieser  Entwickhmg  schon  Conrads  Jiilirbb.  N.  F.  11, 
356  aufmerksam  gemacht.  So  gab  es  z.  B.  1520  in  Augsburg  3000  Kichlshäbige,  Tg).  Heriag, 
Theol.  Stud.  und  Kritiken  1884,  256  f.  Dies  Proletariat  ist  es,  Kelches  in  den  spätmittel- 
alterlichen  Stadtrevolutionen  zum  erstenmal  bedeutsam  in  die  politische  Entwicklung  eingreift, 
BO  in  Rotenburg  U50,  Wien  1462  und  1500,  Köln  1482  und  1518,  Augsburg  1491,  Erfurt 
1509,  Konstanz  1511,  Speier  1512,  Worms  1512.  Spater  halten  diese  Fi-oletarier  es  dann 
sehr  bezeichnender  Weise  gern  mit  den  aufständischen  Bauern,  vgl.  z.  B.  über  die  Sympathieen 
der  Schniiedezunft  in  Mühlhausea  i.  E.  H.  Mofsmann,  Mulhouse  pendant  la  r^'olte  des 
paysans,  in  Risielhuber  Bibliogr.  alsacienne  1871,  S.  138;  Hartfclder  S.  58  f.  Die  gleichen 
Sjmpatbieea  herrseben  in  Colmar,  Hartfelder  a.  a.  0.  S.  101  f.,  hier  speziell  seitens  der 
Beb-  und  Ackerleute;  ebenso  seitens  der  Handwerker  in  Speier,  Hartfelder  S.  246  f.  Vgl, 
femer  den  Versuch  der  .Zünftigen'  in  Freiburg  i.  B.,  Hartfelder  S,  305.  Auch  Breisach  ist 
unsicher,  Hartf.  S.  330  f-,  und  in  Strafsbui^  giebt  es  noch  1527  eine  den  Bauemkiiegen 
verwandte  ß^ung,  Hartf.  S.  438.  —  Es  wOrde  eine  lohnende  Aufgabe  sein,  Ent3t«buiig  und 
Bedeutung  dieses  städtischen  Proletariats  im  Mittelalter  genauer  zu  untersucben. 


—     1287     —  Soziale  Gliedemng.] 

leute  blieb  doch  auf  dem  Lande,  schmuggelte  sich  in  die  alten  Marknutzungen 
ein,  erwarb  hier  und  dort  eine  Scholle  Landes  und  fristete  im  ganzen  ein 
elendes  Dasein.  So  erwuchs  von  Generation  zu  Generation  drohender  ein 
Stand  ländlicher  Proletarier,  welcher  sich  an  den  beiden  groüs^  Institutionen 
des  platten  Landes,  die  Markgenossenschaft  und  der  Grundherrschaft,  gleich 
gefahrdrohend  festsaugte  und  aus  ihrem  Mark  heraus  ein  Schmarotzeileben  zu 
fahren  unternahm. 

Gleichzeitig  mit  der  Entwicklung  dieses  ländlichen  Proletariates  erfolgte 
aber  auch  eine  Zersetzung  der  grundgesessenen  Hörigkeit,  des  alten  Stammes 
der  Grundholden.  Aus  diesen  Grundholden  helfen  sich  jetzt  eine  ganze  An- 
zahl kräftiger  Elemente  zu  einer  neuen  Freiheit  empor  ^,  so  die  Weinbauern' 
und  vor  allem  der  Pächterstand.  Wer  sparen  gelernt  hatte  und  einigermaiisen 
kapitalkräftig  war,  der  brachte  es  seit  der  Stauferzeit  wohl  ziemlich  leicht 
zum  freien  Pächter;  schon  im  zweiten  Viertel  des  18.  Jhs.  schwoll  die  dahin 
gehende  Bew^ung  mächtig  an,  und  gegen  Schluls  des  Mittelalters  brachte 
sie  es  nochmals  zu  besonders  kräftigen  Impulsen^.  Aber  dieser  fortwäh- 
rende Aderlafs  der  alten  Grundhörigkeit,  welcher  den  Ho^enossenschaften 
fortdauernd  gerade  die  besten  Kräfte  entzog,  muiste  schlielslich  zum  Unheil 
der  verharrenden  Elemente  ausschlagen.  Die  verbleibenden  Grundholden  be- 
gannen zu  sinken;  die  Unterschiede  zwischen  ihnen  und  den  Leibeigenen  ver- 
wischten sich,  eine  gleiche  Behandlung  beider  Klassen  in  Dienst  und  Leistung 
wurde  versucht  und  oft  genug  erreicht*. 

Nun  hätten  freilich  solche  Versuche  doch  nicht  völlig  glücken  können« 
hätten  sie  sich  nicht  unter  dem  Verfall  der  alten  Wirtschaftsmächte  des  früheren 
Mittelalters  überhaupt  vollzogen.  Wie  wenig  glücklich  ist  doch  die  Ansicht, 
dalis  sich  innerhalb  der  mittelalterlichen  Grundhörigkeit  soziale  Verschiebungen 
überhaupt  nicht  ereignet  hätten,  daTs  die  Grundherrschaft  eine  Kraft  gewesen 
sei,  welche  die  ihr  einverleibten  Teile  der  Bevölkerung  in  die  eisernen  Fesseln 
völliger  und  sich  auf  Jahrhunderte  gleich  bleibender  Uniformierung  geschlagen 
habe.  Das  Gegenteil  trifft  zu;  schon  früh  bringen  es  einzelne  Grundholde, 
wenn  auch  selten  so  doch  hier  und  da  zu  angesehenster  Stellung;  vom  Bischof 
Durand  von  Lüttich  besagt  die  Grabschrift: 

Quos  tulerat  dozninos,  hisdem  famulantibas  usus 
In  theatro  mundi  feibala  quanta  fait^. 


^)  Sie  erscheinen  später  als  potiores  sive  ditiores  des  Dorfes,  s.  Stat  cap.  mral.  in 
WadriU  1590,  Bla^au  2,  362,  cit  oben  S.  585  im  Text  Vgl.  auch  oben  S.  889,  sowie  über 
die  Squatters  oben  S.  123. 

«)  S.  oben  S.  917. 

»)  S.  oben  S.  890  Note  1. 

*)  Dieselbe  war  natürlich  mit  der  Usurpation  gröfserer  Dienste  und  Leistungen  der 
Grundholden  als  der  bisherigen  verbunden.    Zu  den  Jagdfronden  s.  z.  B.  oben  S.  786. 

B)  Wattenbach  Gqu.  2,  108  Note  5;  vgl.  Chron.  Median!  mon.  e.  11,  MGSS.  4,  91, 
um  980. 


[tinmilherriicliktit  irad  Vogtei.  —      1238      — 

Wir  haben  aber  soeben  gesehen ,  wie  im  späteren  Mittelalter  inmitten 
der  Gnmdhörigkeit  eine  Anzahl  von  Spaltungen  aufklaffte,  welche  sich  zwischen 
den  stärksten  Gegensätzen  alles  sozialen  Daseins,  zwischen  frei  und  unfrei, 
zwischen  unabhängiger  Pacht  und  Leibeigenschaft  bewegten.  Unter  der  Ein- 
wirkung dieser  Spaltungen  zerrifs  der  alte  Halt  der  Gruudherrschaft  wie  der 
Markgenossenschaft.  Für  die  Grundhenschaft  bedarf  dies  keiner  Ausführung: 
was  hatte  freie  Pacht  und  Leibeigenschaft  noch  mit  dem  grundherrschaftlichfflt 
Organismus  der  Ottonen-  und  Salierzeit  gemein?  Aber  das  Gleiche  gilt  für 
die  Markgenossenschaft.  Die  freie  Pacht  vemiochte  sich  kaum  dem  schwer- 
iäUigen  Turnus,  der  bedächtigen  Wirtschaftsberatung  der  Markgemeinde  ein- 
zuordnen; und  am  Substrat  derselben,  an  der  Allmende,  zehrten  die  leibeigenen 
kleinen  Leute.  Es  waren  nmtatis  mutandis  dieselben  Grtlnde,  welche  schon 
die  alle  Markgenossenschaft  der  Urzeit  in  nierowingtsch-karolingischer  Zeit  zu 
Fall  gebraciit  hatten,  das  Auftreten  des  Anspruches  individualer  Wirtschafts- 
disposition  besonders  kapitalkräftiger  Genossen  und  der  Andrang  unaufhalt- 
samer Bevölkerungsvermehrung  mit  der  Konsequenz  agrarischer  Splitterung. 

Zerfielen  aber  Grundherrschaft  und  Marl^enossenschaft  des  Mittelalters 
unter  der  Einwirkung  ilieser  Elemente,  bis  sich  aus  ihreu  Ti-ümniem  Patri- 
nionialherrschaft  und  Personalgemeinde  erhoben,  so  sank  mit  ihnen  die  auf 
beiden  beruhende  Grundhörigkeit,  und  indem  sie  fiel,  assimilierte  sie  sich 
der  Leibeigenschaft. 

Und  das  Unglück  wollte,  dafs  dieser  soziale  Umschwimg  mit  der  Entwickluiyj 
einer  positiv  scldechlen  mateiiellen  Lage  der  landarbeitendeu  Klassen  zu- 
sammentraf. 

Nie  war  wohl  im  ganzen  Verlaufe  des  Mittelalters  die  wirtschaftliche  Si- 
tuation der  landarbeitenden  Klassen  im  ganzen  günstiger  gewesen  wie  im  13.  Jh. 
Noch  besafs  in  dieser  Zeit  die  freie  Arbeit,  soweit  sie  schon  bestand,  die  hohe 
Bewertung,  weiche  sie  im  gesamten  fiHhei-en  Mittelalter  auszeichnet',  und 
zugleich  wai-en  die  Besitz-  und  Ertragsverhältnisse  des  grundhöiig  gebundenen 
Landes  glücklicher  ausgestaltet  wie  je  bisher.  Der  Wert  des  Bodens  war  seit 
dem  9.  Jh.  etwa  um  das  siebzehnfache  gestiegen;  und  da  die  Abgaben  der 
Gnindholden  von  demselben  meist  schon  im  9,  Jh.  fixiert  worden  waren,  so 
entsprach  dieser  Steigerung  der  Landesertragsfähigkeit  eine  sehr  weitgehende 
Reduktion  der  alten  Grundzinse*.  Ist  in  dieser  Thatsache  schon  ein 
bedeutsamer  Verfall  der  alten  grundherrlichen  Zinsbezüge  zu  Gunsten  der 
Grundholden  ausgesprochen,  so  war  dereelbe  uoch  fühlbarer  in  den  allerdings 
nicht  allzu  häufigen  Fällen,  in  welchen  die  Naturalziuse  seit  dem  9.  und  10.  Jh. 
in  Geldzinse  verwandelt  worden  waren.  Hier  betrug  nämlich  der  Ausfall  infolge 


1)  Die  Gründe  hierfUr  habe  ich  in  Conrads  Jabrbb.  Bd.  II,  334  entwickelt. 
')  8.  oben  S.  863.    In  Hannover  venierzebnfacht  sich  der  Bodenwert  in  der  Epoche 
twa  1600  bis  1860,  s.  Graf  Goem  S.  16. 


—     1239     —  Soziale  Gliederung.] 

der  gesunkenen  Kaufkraft  des  Geldes  und  der  Münzverschlechterung  bis  zum 
13.  Jh.  nochmals  mindestens  die  Hälfte  des  an  sich  schon,  im  Verhältnis  zum 
Steigen  der  Grundrente,  so  sehr  gesunkenen  Zinswertes*. 

Mochten  diese  Vorgänge  sich  nun  auf  einfache  Abschwächung  der  alten 
Grundzinse  beschränken  oder  auch  noch  deren  doppelte  Verminderung  durch 
Ablösung  mit  einschlielsen,  jedenfalls  gaben  sie  dem  Grundholden  des  13.  Jhs. 
eine  bis  dahin  unerreichte  wirtschaftliche  Selbständigkeit  Bedenkt  man  aber, 
dafs  für  den  Grundholden  mit  dem  vollsten  Auswirken  der  alten  grundherr- 
lichen Verfassung  zugleich  auch  absolute  Rechtssicherheit  des  Besitzes  seit 
spätestens  ebenfalls  dem  13.  Jh.  bestand*,  so  begreift  es  sich  ohne  weiteres, 
wie  sich  mit  dieser  Zeit  ein  allseitiges  materielles  Wohlbehagen  in  den  land- 
arbeitenden Klassen  einstellen  mufste.  Dies  Wohlbehagen  wurde  auch  durch 
die  gleichzeitig  eintretende,  vornehmlich  seit  dem  dritten  bis  fünften  Jahr- 
zehnt des  13.  Jhs.  bemerkbare  Steigerung  der  Preise  nicht  merklich  gemindert* : 
war  doch  eben  diese  Preissteigerung,  wie  auch  die  verwandten  Ereignisse  im 
10.  bis  11.  Jh.,  im  16.  und  in  der  1.  H.  des  17.  Jhs.,  wie  in  den  letzten 
Jahrzehnten  unserer  Geschichte,  nur  der  Ausdruck  neu  erwachender  wirt- 
schaftlicher Initiative  und  energischer  Neugestaltung  des  materiellen  Volks- 
lebens*. Und  brachte  es  diese  Initiative  im  13.  Jh.  auch  vor  allem  zur  Ent- 
wicklung der  städtischen  Geldwirtschaft,  so  ging  sie  doch  auch  den  ländlichen 
Verhältnissen  keineswegs  verloren.  Die  landarbeitenden  Klassen  wurden  be- 
häbiger, kapitalskräftiger  *^,  und  so  begannen  sie  mit  Meliorationen  auf  Grund 
ihres  alten  Besitzstandes*  oder  versuchten  sich  unter  Abstreifimg  der  Grund- 
hörigkeit in  freier  Pachtnutzung*. 

Dieser  Aufsch\\nng  dauerte  auch  noch  tief  bis  ins  14.  Jh.  hinein  ^.  Zwar 
wmde  durch  die  immer  weiter  greifende  Verbreitung  der  freien  Pachten  schon 
eine  Entwicklung  angebahnt,  in  welcher  die  Grundrente  nicht  mehr  in  so 
tiberwiegendem  Mafse  wie  bisher  dem  nutzenden  Landwirt,  sondern  zu 
gröfserem  Teile  dem  landwirtschaftlich  indifferenten  Grundeigentümer  zufiel : 
die  persönliche  Freiheit  des  Pächters  wurde  mit  einer  Ableitung  der  bisher 
besonders  günstig  zufliefsenden  Betriebsmittel  erkauft,  deren  Fehlen  wenig 
später,   im  15.  Jh.,  bitter  empfunden  werden  mufste.     Aber  vorläufig,   im 


1)  S.  oben  S.  863.  Vgl.  auch  MR.  ÜB.  3,  312,  1227:  die  Leute  in  Winningen  weisen, 
quod  cum  defectus  [vini]  esset  generalis,  2  s.  vel  30  s.  pro  ama  solvere  tenerentur.  Macht 
die  karr,  zu  79,  2—9  Gr.:  das  sind  Preishöhen  des  9. — 10.  Jhs.  Vereinzelt  kommen 
freilich  Zinserhöhungen  im  11.  und  12.  Jh.  vor,  s.  Waitz,  Yfg.  5,  269  fif.  Man  vgl. 
auch  S.  780. 

«)  Vgl.  z.  B.  MR.  ÜB.  2,  43,  1149. 

»)  S.  Bd.  2,  616. 

*)  Über  diesen  Zusammenhang  s.  Lamprecht  in  Conrads  Jahrbb.  N.  F.  11,  333. 

^)  S.  oben  S.  912. 

»)  S.  oben  S.  428. 

')  S.  oben  S.  622. 


[Gnmdbm-licbkeil  und  Vogiei.  —     1240     — 

14.  Jh.,  stand  der  Landwirt  noch  gut,  die  Preise  der  Lasdesprodukte  stiren, 
die  Kornpreise  speziell  erreichten  in  der  2.  H.  dieses  Jahrhunderts  ihren 
KulminationspunVt  während  des  ganzen  Mittelalters*.  Und  auch  fltr  die 
Diedrif^n  laud&rbeitenden  Klassen,  die  jetzt  so  reifsend  zunehmendeD  eigen- 
hörigen  Leute,  war  die  Lage  eine  dauernd,  ja  sogar  steigend  günstige.  In- 
folge der  Entvölkerung  des  platten  Landes  im  12.  und  13.  Jh.,  sowie  der 
freiheitliehen  Bew^cung  in  der  GnmdhÖrigkeit  in  eben  dieser  Zeit  und  Qber 
diese  hinaus'  war  für  die  Löhne  auf  dem  Lande  eine  Steigerung  ganz  unver- 
meidlich, und  sie  trat  denn  auch  in  der  2.  H.  des  14.  Jhs.  in  ausreichendster 
Weise  ein,  nachdem  sie  ein  bis  zwei  Generationen  vorher  infolge  der  unglaub- 
lichen Mtinzdepravationen  dieser  Zeit  etwas  zurückgehalten  worden  war'. 
Und  so  läfst  sich  denn  das  14.  Jh.  im  grolsen  und  ganzen  immer  noch  als 
ein  landwirtschaftlich  glückliches  bezeichnen. 

Im  15.  Jh.  dagegen  hörte  die  alte  Gunst  der  Lage  auf.  Zunächst  sank 
der  Arbeitslohn.  Freilieb  wurde  dies  Sinken  durch  ein  noch  viel  stärkeres 
Hinal^ehen  der  Landesproduktenpreise  zunächst  scheinbar  ausgeglichen*.  Es 
wftre  indes  falsch  zu  schliefsen,  dafs  nun  die  Lage  des  ländlichen  Arl^iters 
eine  günstige  hätte  bleiben  müssen.  Das  Bestimmende  in  der  Entwicklung 
des  IS.  Jhs.  war  noch  keineswegs  das  Schicksal  der  ländlichen  Arbeiterklasse, 
sondern  vielmehr  das  Schicksal  der  häuerlichen  kleinen  Besitzer^.  Diese  aber 
wurden  durch  das  Sinken  der  Landesprotiuktenpreise  um  so  härter  betroffen, 
als  dasselbe  bis  zum  zweiten  Viertel  des  16.  Jhs.  anhielt*,  wfihrend  im  übrigen 
mit  der  Wendung  vom  15.  zum  16.  Jh.  eine  immer  energischere  Steigerung 
der  lYeise  eintrat. 

So  war  es  der  kleine,  wenig  kapitalkräftige  Bau^,  welcher  seit  dem 
B^nn  des  15.  Jhs.  Schwierigkeiten  zu  empfinden,  seit  der  2.  H.  des  15.  Jhs. 
zu  leiden  begann ' ;  eben  jener  Bauer,  welcher  sich  nicht  aus  der  Giiindhörig- 
keit  in  den  freien  Pächterstand  hatte  emporschwingen  können,  der  zudem 
durch  schon  geschilderte  Vorgänge  in  Grundherrschaft  imd  Markgenossenschaft 
dem  Stande  der  Leibeigenen  zugedrängt  wunle.  Wer  zweifelt,  dafs  die  Ge- 
fahr, welche  in  dieser  Richtung  lag,  durch  die  ungünstige  materielle  Li^e 
aufe  bedenklichste  erhöht  wurde.     Der  Teil  der  Bevölkerung,    welcher  der 


')  S.  Bd.  2,  617  f.      ■ 

')  S.  Bd.  2,  617.  Über  die  analoge  Bewegung  im  19.  Jb.  nach  der  französischen 
Revolution  und  der  Aufhebung  der  Feudaliasten  s.  Lamprccht  in  Conrads  Jahrbb.  N.  F. 
II,  329. 

')  Dazu  s.  Lampreeht  a.  a.  0.  S.  327,  331. 

*)  S.  Bd.  2,  617-618. 

'■)  S.  oben  S.  622  f. 

•)  S.  Lamprecht  a.  a.  0.  S.  334. 

')  Diese  Erscheinung  ist  in  Deutschland  ganz  allgemein,  in  Schleswig-Holstein  ist  im 
15.  Jh.  sogar  der  Grofsgrundbesitz  in  gedrückter  Lage,  s.  G.  v.  Bucbwald  in  Zs.  f.  Echlesw.- 
holst  Gesch.  12,  84. 


—     1241     —  Soziale  Gliederung.] 

Paria  der  volkswirtschaftlichen  Entwicklung  ist,  ist  fast  stets  auch  derjenige 
der  sozialen  Schichtung. 

Für  das  Gros  der  landarbeitenden  Klasse  des  späteren  Mittelalters  kam 
aber  noch  hinzu,  dalis  sie  schlieUslich  auch  Paria  der  geistigen  Bildung  der 
Nation  wurdet  Wie  auf  materiellem  Gebiete,  so  war  auch  im  geistigen 
Leben  der  Nation  eine  gewisse  Arbeitsteilung  innerhalb  der  intellektuellen  und 
moralischen  Interessen  nach  Ständen  eingetreten.  Aus  dem  Urgründe  gemein- 
samen nationalen  Geisteslebens  hatte  sich  die  geistliche  Bildung  des  Klerus 
im  frühen  Mittelalter,  seit  der  Stauferzeit  die  dichterische  Empfindungsweise 
des  Sitters  emporgehoben;  eben  jetzt  arbeiteten  die  Städte  an  der  Entwick- 
lung einer  besonderen  bürgerlichen  Bildung.  Nur  der  Bauer  befand  sich  noch 
im  Banne  der  alten  geistigen  Gesamtverfassung.  Aus  tausend  Zeugnissen  der 
ländlichen  Weistümer  tönt  es  zu  uns  herüber  wie  ein  verlorener  Laut  aus  der 
Urzeit  unseres  Volkes;  und  ich  bedauere,  daTs  es  die  Ökonomie  der  hier  ge- 
pflogenen Erörterungen  verbietet,  diesen  reichen  Stoflf  über  Sitte  und  Recht, 
Poesie  und  Humor,  Alltagsleben  und  Hochzeitsgebrauch  in  eigener  Zunge  reden 
zu  lassen^.  Aber  was  uns  in  ihm  so  besonders  anheimelt,  die  noch  nicht 
vollzogene  Trennung  von  Sitte  und  Becht,  die  Vermischung  logisch-scharfer 
und  dichterischer  Rechtsform,  das  Hineinragen  des  Humors  in  alle  Lebens- 
äufserungen  —  ein  Umstand,  aus  welchem  man  gar  neuerdings  die  glückliche 

^)  S.  dazu  Gothein,  Westd.  Zs.  Bd.  4,  16  ff.;  Lamprecht,  Prenfs.  Jahrbücher 
Bd.  56,  189  f. 

^)  Ich  denke,  auf  diesen  Punkt  anderwärts  zurückkommen  zu  können.  Man  Yg^, 
J.  Grimm,  Von  der  Poesie  im  Recht,  Zs.  f.  geschieht!.  Rechtswissensch.  Bd.  2,  25  f.; 
0.  Gierke,  Der  Humor  im  deutschen  Recht,  Berlin  1871 ;  die  Schriften  von  OsenbrQggen,  und 
neuerdings  auch  Heusler  1,  68  ff.,  auch  unten  Bd.  2  die  Einleitung.  —  Von  den  QueUen- 
stellen  sind  diejenigen  von  besonderem  Interesse,  welche  denselben  Rechtsbrauch  in  der 
Auffassung  etwa  eines  Klerikers  und  eines  deutschen  Schöffenkollegs  überliefern.  Man  y^. 
z.  B.  WLangenfeld  §  7  u.  8,  G.  6,  557  (s.  auch  WLangenfeld  1517,  G.  2,  592):  wäre  auch 
sach  dasz  ein  man  rumig  würd,  so  sol  man  das  guet  steinig  machen  jähr  und  tag,  bisz  jähr 
und  tag  umb  ist  kombt  der  man  dan  nicht  wiederumb,  so  sol  man  dreitheilung  machen 
aus  dem  gut,  und  der  herr  von  Blankenheim  die  zwoe  theilung  hoelen  und  der  voigt  von 
Schönecken  die  dritte,  ist  es  aber  sach  dasz  erbschaft  ploiblichs  [1.:  pfleglos]  lieget,  sol  der 
Voigt  von  Schönecken  kommen  auf  einem  weiszen  pferd  und  sol  mit  ihm  bringen  zwen  man, 
einer  vor  ihm  und  einer  hinder  ihm ,  und  auf  die  vorgemelte  hofgericht  [—  Hofireite]  reiden 
und  sol  einen  abstoszen,  wer  ihme  beliebt  dan  sol  ein  herr  von  Gerolstein  da  sein  und 
sol  den  man  mit  den  gueteren  belehnen.  Fast  denselben  hier  geschilderten  Rechtsbrauch 
driickt  das  lateinische  Wl^onguich  1408,  cit  oben  S.  752  Note  1,  auf  S.  758,  folgendermafsen 
abgeblafst  aus:  si  advocato  in  Longuich  pro  tempore  displiceret,  quod  huinsmodi  bona 
dimissa  nimis  diu  in  manibus  domini  abbatis  sive  in  froengewalt  iacerent  et  quod  tallias  et 
exactiones  suas  inde  sibi  non  darentur  [!],  tunc  ipse  advocatus  potest  unnm  legalem  virum  in 
sella  sua  pendentem  cum  duobus  censibus  et  una  emenda  ducere  ad  villicum  domini  abbatis 
praedicti  in  Longuich,  qui  vir  sie  ductus  erga  ipsum  villicum  bona  huinsmodi  acceptare  et 
villicus  sibi  ea  sub  testimonio  scabinorum  in  Longuich  cum  dictis  [censibus]  et  una  emenda 
assignare  debcbit,  etiam  talis  vir  huinsmodi  census  prius  domino  abbati  praedicti  monasterii 
et  tallias  deinde  de  dictis  bonis  advocato  in  Longuich  dare  et  praesentare  debet 

Lamprecht,  Deutacbes  WirtMh»flal«ben.  I.  79 


[(irundhervlitiikeit  und  Vogiei.  —     1342     — 

Lage  des  Bauernstandes  im  15.  Jh.  hat  deduzieren  wolleü  —  dies  und  \ieles 
andere  machte  im  15.  Jh.  eben  das  Unglück  der  Bevölkerung  des  platten 
Landes  aus.  Es  war  in  keiner  Weise  mehr  zeitgemäfs;  es  trennte  diese  Be- 
völkerung von  den  übrigen  fortgesehritteneren  Bestandteilen  der  Nation,  Sclion 
im  gewöhnlichen  Leben  hat  der  Bauer,  der  „arme  Mann"  des  15.  Jhs. ,  von 
dieser  Lage  eine  dumpfe  Empfindung  gehabt'.  Daher  sein  Hals  gegen  den 
Städter,  sein  Abscheu  gegen  das  römische  Recht,  das  er  bei  weitem  früher 
wegen  seiner  gänzlichen  Unvereinbarkeit  mit  seinen  eigenen  Rechtsanschauun^ien 
verwarf,  ehe  er  von  ihm  direkt  filhlbaren  Schaden  erlitten  haben  mochte  ^. 
Wie  aber  mufste  dieses  Gefühl  zu  schlimmem  Bewufstsein  erwachen,  sobald 
der  Bauer  anfing,  zur  Besserung  seiner  Lage,  wenn  auch  zunächst  in  oft  un- 
geordneter und  formloser  Weise,  positive  Fordei-uugen  aufzustellen.  Schon  in 
der  2,  Hälfte  des  15.  Jhs,  wurde  er  hierzu  getrieben,  und  nun  zeigte  es  sich; 
die  einzelnen  Stände  der  Nation  in  Stadt  und  Land,  Bürger  imd  Ratsherr. 
Ritter  und  Landeshen',  verstanden  den  Bauer  nicht  mehr;  die  Basis  ihrer 
Argumentationen,  die  Art  ihrer  Begründungen  war  von  der  der  landarbeiteuden 
Bevölkerung  absolut  und  unübenvindbar  vei-seliieden. 

Damit  war  die  Revolution  eingeleitet.  Wo  Grtüide  nicht  mehr  ver- 
standen werden  können,  hilft  nur  noch  die  ultima  ratio  der  Gewalt 

Und  nunmehr  wirkten  noch  eine  Reihe  nur  begleitender,  ich  möchte 
fast  sagen  sekundärer,  mit  den  elirn  geschildei'ten  primären  Gründen  mehr 
oder  minder  direkt  zusamiiieuhilngeuder  Elemente  mit,  welche  man  gewöhnlich 
fnr  die  agrarischen  Bew^ungen  des  15.  tmd  16.  Jhs.  deshalb  verantworilich 
macht,  weil  sie  den  Ere^ssen  Fftrbung  und  Individualität  geben.  Hierhin 
gehören  die  Eingriffe  der  Grundherren  in  die  Allmende ,  die  Bedrückung  der 
Bauern  durch  die  emporkommende  Territorialgewalt,  die  Überlastung  des 
ländlichen  Etats  durch  mafslose  Forderungen  der  Kirche,  die  ländliche  Ver- 
Bchuldui^  an  die  Kapitalisten  benachbarter  Grofsstädte  wenigstens  in  den 
Hauptgependen  der  Aufstände*,  vielleicht  auch  die  Einfuhrung  des  römischen 
Rechtes  und  anderes  mehr. 

')  Vgl.  H.  V,  Bezolil,  Die  armen  Leute  «od  die  deutsche  LiUerntur  des  späteren  Mittel- 
alters, Sybela  Zs.  41  (1879)  1  ff, 

*)  Der  Krage  nach  der  Bedeutung  des  römischen  Kechtes  für  die  agrarische  Entwick- 
lusg  um  die  Wendo  des  15.  und  16.  Jhs.  trete  ich  hier  nicht  naher,  da  sie  nur  unter  ein- 
gehendster Kenntnis  der  Dokumente  auch  des  16.  Jhs.  zu  lösen  ist  Für  das  15.  Jh.  alier 
mit  Ausnahme  vielleicht  des  Schhif^ahrzehnts  möchte  ich  den  Einilufs  römisclien  Rechtes 
auf  die  agrarische  Entwicklung  an  der  Mosel  so  gut  nie  verneinen.  Man  vgl,  übrigens  Honth. 
Hist.  1,  688;  806  Note  6;  810  Note  6;  816  Note;  ferner  zur  spateren  Deterioration  des 
deutschen  Hörigkeitsbegriffes  durch  Einführung  des  römischen  Rechtes  Kindlinger,  Hörigk. 
S.  36  f.  Übrigens  ist,  wirft  man  die  Frage  nach  dem  EinAufs  der  verschiedenen  Hechle  auf, 
ebensosehr  wie  das  römische  Recht  auch  das  kanonische  Recht  in  die  Diskussion  zu  ziehen, 
vgl.  Hering,  Theol.  Studien  und  Kritiken  1884,  235  ff. 

»)  S.  dazu  auch  oben  S.  624, 


4 


Anhang. 


1.    Notate  über  Ergebung  eu  persönlicher  Schutzhörigkeü  an  die  Erebischöfe  fxm  Trier^ 

Tritrtr  Orharkt,  KobUnM  St,  A.  (igl.  Bd.  2  S,  170,  w>  du  Notate  schief  als  Lehntregistsr  biseichnä 
sind,  und  S.  690)  Sl.  29^  f.     Nach  fremder  Abs, 

HÜ  sunt  census  ad  vitam  cedentes  domino  archiepiscopo  Treverensi 
in  die  beati  Martini  solvendi  a  quibusdam  civibus  civitatis  Treverensis,  qui 
exempti  sunt  a  iurisdictione  sculteti  et  iustitie  secularis  pretorii  Treve- 
rensis,  qui  coram  domino  Treverensi  vel  eins  cellerario  palatii  tenentur 
respondere. 

1,  Primo  Ebirhardus  et  Phiela  dicta  Yladenfrouwe  coniuges  10  s.  Treverenses  et 
unnm  talentum  cere  ad  dies  vite  supra  domum,  que  quondam  fuit  Hentzemanni  de  Bredenis, 
Sita  in  Orreo^  inter  monasterium  sancte  Katherine  et  muros  Treverenses,  contigua  ex  una 
parte  domui  dominorum  de  Himenrode  uf  deme  Kalchove,  ac  domui  Tisonis  naute  nati  quon- 
dam dicti  Hutzint  parte  ex  altera. 

2,  Item^  Iwanus  et  Metlena  coniuges  5  s.  supra  domum  ad  Rubeam-caligam  prope 
domum  Rudeleri  supra  ripam  ad  dies  vite. 

5,  Item  Gertrudis  relicta  Ruperti  fobri  14  s.  de  domo  sua  prope  curiam  Würebet- 
nach  sitam. 

4,  Item  Hennekin  dictus  Rusche  et  eins  uxor  tenentur  singulis  annis  de  domo  eomm 
Sita  uf  der  Ecken  inter  textores  Treverenses  10  s. 

6,  Item  Rudegerus  de  Longo-fonte  tenetur  15  s.  Treverenses  die  Martini  causa  pro- 
tectionis. 

^Hii  subscripti  fecerunt  se  domino  censnales  ad  eorum  vitam  causa 
protectionis. 

6.  Primo  Contze  de  Detzme^  tenetur  5  s.  annuatim. 

7.  Item  Gerhardus  sutor  de  Bakonde'^  5  s.  annuatim 

8.  Item  Petrus  de  Bakonde  6  s.  annuatim. 

9.  Item  Isinbardus  de  Clusserde®  5  s.  annuatim. 

^)  Kloster  Oeren  in  Trier. 

*)  Am  Rande  mortnat. 

«)  Bl.  30  a, 

*)  Detsem,  Rechteck  8d  der  Orientierungskarte  tu  Bd.  3. 

B)  Bekond  8d, 

6)  Klüsserath  8d. 

79* 


[Grundherrlichkeit  und  Vogtei.  —     1244     — 


i 


10.  Item  lohannes  dictum  Ruao  de  Clusserde  6  s.  annnatinL 

11.  Item  Thomas  dp  Trittenheim '  10  s.  aimuAtiin. 

12.  Item  LudewicuB  faber  de  CIusBenle  5  s. 

13.  Item  lohannea  liJlicus  dicbis  Zappe  de  Clusserde  5  s. 
li.    Item  Fridtuicus  filius  Bonifatii  de  Clusserde  5  s. 

15.  Item  LudewicuB  eius  freier  5  s. 

16.  Item  H.  dictus  Wentze  et  Iiitta  eius  iixor  in  Emsche*  coromorantes  tenentur  sin- 
gulis  attuis  festo  Martini  12  s.  Treverenses  causa  protectionis. 

17.  Item  Iselmus  de  Loisme*  X  mir.  aveoe  festo  Martini. 

18-  llcm  Theodericus  curtarius  de  läsel*  tenetur  auuin  taleutmn  cere  ad  dies  vite 
festo  Martini  caiiea  protectionis. 

19.  Item  RintzeDiierg  eommorans  in  Novo-vico  Treverensi  unum  lalentum  cere  od 
dies  vite  siie  festo  nativitatis  Christi,  quod  sit  ezemptus  a  iuriedictioDe  sculteti  Treverensig. 

20.  Item  Hcnnekin  ölios  Hennekini  de  Cdder  gener  Henrici  olim  villici  in  dem  Mais 
tenetur  ad  dies  rite  sue  drca  festuni  pasche  unwn  talenCum  piperis  super  domum  ipsius,  qae 
quondam  fiiit  Abelonis  dicti  Eppe  extra  Vetus-castrum, 

21.  Anno  XLO.  Item  lohannes  opilio  de  Esch"  et  lohannes  eins  ßliiis  commoranles 
in  Nuwerod"  facti  sunt  homines  domini.  et  tonentur  ad  eomm  vitam  circa  festum  pasche 
unam  talentum  piperis  et  unum  talentum  zinzilieris  causa  protectionis,  et  promiserunt  domina 
serrire,  sicut  alii  sui  homines. 

2-1.  Anno  ILO,  Item  lohannes  filius  Walpurgia  de  cmte  in  Nuwerod  commorana  in 
curte  Specht  efiectua  est  homo  domini ,  et  tenetur  singulis  annis  presentare  ad  palalium 
Treverenfe  unum  mir.  avene  et  tenetur  domino  servire,  sicut  alü  sui  homines. 

äS".  'Item  anno  xxxixo  xv"  die  martü  GerhardoB  et  Hennekin  eius  ülius  de  Issele 
et  Conemannus  de  äweich"  filius  Veldentzer  proraisenmt  domino  Treverensi  fideliter  cuEto- 
dire  fluvium  Moselle  in  suis  distrtcttbus ,  ne  exts-anei  piscatores  sine  licentia  domini  Treve- 
rensia  lel  eius  ofüciatorum  piscentnr  in  ea;  et  supradicti  Gerhardus  et  Henricus  de  lasele 
et  Conemaimits  de  Sweicb  possunt  piscari  cum  instrumentis  sicut  piscatores  Trererenses,  et 
tenentur  sIngalis  annis  circa  Martini  predicti  Gerhunliif  20  s. ,  Heokin  eius  filius  10  s.  et 
ConemiuiDtu  10  e.,'.  Hon  Bolmnl,  qui»  nou  obaervatur  eis  promissio,  yidelicet  quud  deber«Bt 
ponere  in  Moseila  querdenisen,  qnod  eis  non  pemittitur. 

[33],    *Item  Thomas  curtarius  domini  abbatis  sancti  Maximini  in  Detzme. 

25.  "Item  Simon  scultetus  de  Nickele"  effectus  est  hono  domini  anno  Liiio  xiiii 
augusti  pro  1  fl.  parvo  solvendo  singulis  annis  festo  Martini  causa  protectionis.  "Non  plus, 
quia  obiit'-. 


■)  Trillniliiim  St. 

1)  Buek  Si. 
9)  ituhtin,  m. 
*)  ikü  si. 

^  EeA  iw  Mal/M  4f.  vdrr  Back  an  dir  Atiig  10a. 
«)  yaurai)-  Sd. 
')  Surclialrlckm. 
')  Sthicüth  Si 

*)  Dltstl  Sotat  ist  iarlAatriilitK.  vgl.  hUrlu  dit  St.  S»b   ritinttragaint  Selalc: 
24.    It«in   luobiu  d«  Brttine  Bllni  iDhiniu*  de  Koerich  effeclni  ttt  boaii)  damini  bareditirii 
TnnieiiiibDI  MsTtioi  ueo  XLVIII»,  et  («iwlsc  domino  Hrrli«  lirnt  iLii  biü  bomioBB. 

S3.    Item  Tbomu  cutirisl  domini    ibbutia  gucti  HuInlDi  in  Detime  tntin  tiKobi  de  Dotim 


Min  Xtlalm  ii 


—     1245    —  Anhang.] 

66.  ^Item  Gobelo  cortarius  in  Celle*  apad  Merinche  tenetur  singulis  annis  dare  circa 
festum  pasche,  quamdiu  vixerit,  causa  protectionis  10  s.  Treverenses  ^. 

26<*.  ^Item  Rudegenis  de  Longo-fonte  tenetur  singulis  annis  circa  festum  Martini 
causa  protectionis  15  s.^    Mortuus  est*.  , 

26  f»»  Item  de  domo  Bubea  sita  in  vico  Pontis,  quam  Amoldus  de  Arluno  olim 
senescalcus  comitatus  Lutzelnhui^gensis  tenet  a  domino  archiepiscopo  Treverensi  in  feodum, 
cedunt  singulis  annis  4  s.  census. 

27.  Item  lohannes  dictus  Krinetzer  commorans  iuxta  Vetus-castrum  tenetur  ad  dies 
Fite  sue  singulis  annis  feste  nativitatis  beati  lohannis  baptiste  causa  protectionis  faciende 
sibi  ex  parte  domini  Treverensis  20  s.  d»    Datum  anno  XLio. 

28.  Item  anno  XLViio  die  beati  Kiliani  Ludewicus  Petri  de  Kirsch^  efifectus  est 
homo  domini  pro  1  mir.  avene  Martini  persolvendo. 

29.  Item  anno  XLio  die  Simonis  et  lüde  Amoldus  de  Fönten  lutta  eins  uxor  et  eorum 
liberi  effecti  sunt  homines  domini  hereditarii  pro  uno  mir.  avene  et  nno  talento  zinziberis  rel 
piperis  quolibet  anno  festo  Martini. 

30.  Item  Petrus  filius  Greissner  de  Portz^  efifectus  est  homo  domini  hereditarius  et 
tenetur  solvere  exactiones  et  cetera  sicut  alii  sui  homines  in  terra.  Datum  anno  xlyiio 
XII»  februarii.    solvit  1  mir.  avene  annis  singulis. 

31.  Item  Gerhardus  opilio  de  Riol*  efifectus  est  homo  domini  pro  10  s.  Treverensibus 
Martini. 

32.  Item  Petrus  de  V&me"'  pro  6  s. 

33.  Item  Reinherus  Hullin  commorans  in  £rbach*  pro  10  s. 

34.  Item  Gobelinus  de  Eptemacho*  quolibet  anno  festo  pasche  pro  duobus  talentis 
videlicet  uno  piperis  et  uno  zinziberis. 

35.  Item  lacobus  apothecarius  quolibet  anno  festo  pasche  pro  duobus  talentis  vide- 
licet uno  piperis  et  uno  zinziberis. 

36.  Item  lacobus  ülius  lohannis  dicti  Stozers  de  Hetzilrod^^  efifectus  est  homo  domini 
die  4»  septembris  anno  XLn  pro  1  mir.  avene  Martini  persolvendo. 

37.  Item  Stephanus  de  Erlebac  sub  anno  XLII  10  s.,  et  fuit  in  principio,  quo  fuit 
homo  efifectus. 

38.  Item  Lampertus  de  Nidecke  ^^  prope  Treverim  commorans  efifectus  est  homo 
domini  circa  lohannis  annis  XLiii  pro  uno  mir.  avene  quolibet  anno  Martini  persolvendo. 

39.  Item  lohannes  de  Reclusorio  ^*  Coloniensis  diocesis  efifectus  est  homo  eodem  tem- 
pore pro  20  s.  Treverensibus  eodem  festo  persolvendis. 

40.  Item  .Mathias  de  Nenche^*  efifectus  est  homo  domini  die  ix»  maii  anni  XLim 
pro  1  mir.  avene  Martini  persolvendo. 

41.  Item  anno  XLsexto  die  ni»  decembris  Heinricus  de  Sidelingen^^  dictus  de 
Leone  conmiorans  ad  sanctum  Mathiam^^  et  Iliana  coniuges  efifecti  sunt  homines  domini  ad 
vitam  eorum  pro  20  s.  Treverensibus  quolibet  anno  Martini  persolvendo. 

*)  Gestrichen. 

*)  ZelUrhof  bei  Mehring  8d. 

S)  Zu  diesem  Notat  s.  oben  Xo.  5. 

*)  Kirsch  8d. 

»)  PortM  10c. 

«)  Riol  8d. 

T)  Föhren  8d. 

^  Srhach  Kr.  Simmirn^  Kr.  Kreusnach  odtr  Kr.  SOoar, 

^  Echtertuieh  8e. 
»0)  Häserath  8e. 
*»)  Sidtggen  Kr.  Düren. 

IS)  ?  KlaoMn  gab  et  in  der  Kölner  Di5z«M  o.  a.  za  Hftls,  Kotnigshoren,  Mondorf,  Siec^nrg  und  Stotzheiro, 
t.  ngen  in  ErgÄnznngsheft  2  der  Weitd.  Zs.  S.  188. 
>«)  AVnMt^  lOc. 
1*)  Siedlingen. 
«)  SMatheis,  Trisrer  Vorstadt. 


[Gnmdherrlielikeit  untt  Vogtei.  —     1246 


4 


i2.  Item  anno  .  .'  in  iulio  Heokin  Apnartg'  son  de  Bakonden  homo  domini  ad 
vitam  ijuoUbet  anno  pro  1  mir.  aveoe. 

43.  'Anno  domini  etc.  quinquagesimo  xsi"»»  mensis  novembria  sunt  recepti  pro 
hominibus  domini  nostri  Balduini  archiepiscopi  Treverensis  infrascripti  de  villa  Hetzelroit 
cum  suis  heredibus  sub  conditionibus  anotatis  viddieet  hü;  primo  Theodericos  Binnan, 
Theodericus  Scliowinberger,  Mathias  dictua  Neigekhen,  Tb.  de  SweJtb,  Tb.  dictus  Hitzsiii- 
bart  et  Henkin  dictua  Schonwei^  in  hunc  modum,  quod  dominus  non  intendil  ininriori 
domino  abbati  Prumiensi  oec  ipsos  proloqui  in  iure  aibi  competeoti,  itn  quod  quilibet  horuin 
predictorum  dablt  annuatim  in  fi^ato  beati  Remigii  domino  nostro  prediuto  pro  censu  perpetno 
in  Bimiil  inter  eos  compiit*ado  quinque  mir.  avene  mensare  Treverensis  eademque  ad  pal»- 
tium  Trcverem  deducent  auis  periculia  et  expensia. 

4i.  Anno  L«o  secundo  die  heate  Mw^arete  in  presentia  H.  sculteti  Kempe  Henne- 
kinus  tUius  ScbusBeler  effectoa  bomo  domini  de  olto  et  baaso ;  dabit  domino  causa  protectjonig 
Epecialia  singulig  annis  die  beati  Remi^i  1  mir.  avene. 

45.  "Petma  de  Porlze  opüio  fectus  foit  homo  domini,  ut  dicit,  aimo  l»»,  quolibet 
nnno  pro  1  mir.  avene,  de  qnibus  BaIJsfecit  sculteto  de  Sarborg. 

46.  Anno  domini  HixxicoLnono  im  ■  die  iimü  in  presentia  H.  Kempe  Gcult«ti  Fetiu 
Gerhardi  de  Ittele'  commorans  in  Cläasart  effectus  homo  domini  de  alto  et  basso;  dabit 
domino  protectionis  CAOsa  specialiter  eingulis  annis  in  nativitate  Chriati  5  s.  TreTerensimn 
denarionua. 

47.  Anno  domini  hocccolxiiio  xiiiii*  apriUs  Gerhardus  de  Isael  et  Henldnna 
Eote  in  presentia  H.  Kempe  sculteti  et  Gobelini  cellerarii  paiatü  effecti  sunt  homines  domini 
de  alto  et  baaao,  et  quando  dominus  noBt«r  Treverenaia  petit  subaidium  ab  hominibus  et 
viUa  de  trank",  iidem  Gerhardua  et  HenlfiitM  debent  domino,  quanhim  poaitum  luerit  super 
eoB  per  scabinos,  absquc  Uunen  fraude,  adeo,  aicut  morarentur  in  Irank. 

48.  Anno  domini  uocccolxii  sccundum  stilnm  Treverenaem  die  dominica  qiui 
cantatur  Eccleaia  dei  letare  receptua  est  pro  homine  domini  nostri  Cunonis  archiepiscopi 
Treverensis  Hennikinus  filius  Stinen  curtarius  prepositi  Lucembm^ensis  in  presentia  domini 
Gobelim  prepositi  sancti  Simeonia,  cellerarii  polatii  Treverenaia,  domini  Everhardi  scolastici 
dicte  ecclesic  et  c«nturiouis  in  Urin",  et  dabit  aingulia  uniÜB  2  tabnta  cltg  in  fest«  paache 
ad  dies  sue  vite. 

3,  Abt  Anlon  von  SMaseimin  erguchl  Bürgermeister  und  Rat  vo»  Köln  um  ihreti  Beistand 
bei  der  ISinforderwig  des  Bestkatipts  von  der  Wüice  eines  iu  Köln  ansässig  gewesenen 
und  dort  verstorbenen,  in  den  Maximiner  Hof  zu  Sühenach  gehörigen  Mannes,  melcher 
bis  tu  seinem  Tode  sieh  mit  einem  von  seinen  Freunden  im  Jahrgeding  dargebradtten 
kl.  Zins  als  soldten  bekannt  hat.    1467  Januar  32. 

I  SiegiU,    A'Äln   ,S.  A.     Abs.   dl!   Hirm  Dr.  Ktufim, 

Den  ersamen  wisen  unde  vursichtigen  burgermeister  unde  ganzem  rade  der  Etat  zn 
Collen,  unsem  lieben  herren  unde  besunderen  guten  fninden. 

Unser  innich  gebet  unde,  was  wir  guts  vermoegen,  zuvor. 

Ereamen  vursichtigen  lieben  herren.  Uch  geliebe  xn  wissen,  so  wie  das  wir  unde 
unser  gotsbuB  ein  dorf  unde  einen  frihen  hof  genant  BeGenach  b!  Cofelentz  gelegen,  darinne 


_    1247    — '  Anhang.] 

wir  vierzehen  scheffen  unde  gericht  haben,  den  wir  nnde  nnser  gotshnß  von  keiserlicher  gut 
mit  aller  herlicheit  fHheit  unde  gerechticheit  nach  wistomp  der  vorgenanten  vienehen  scheffen 
allezit  von  an&nk  derselber  gift  bift  an  diesen  hntigen  tag  gemgelich  nnde  gerestlich  sonder 
einichen  wederstant  gebracht  genützt  unde  besess^i  hain.  nnde  under  andern  vil  herlicheiden 
unde  Mheit,  uns  dieselben  scheffen  wisent,  so  sint  etzliche  ufiwendige  lüde  weder  unde  fort 
gesessen  in  steden  unde  in  dorfm,  die  danne  von  alters  heruB  hofislude  geheißen  sint;  die- 
selben sint  n&  plichtich  unde  schuldich,  zu  allen  jaregedingen  in  den  vorgenanten  hof 
Revenach  zu  konunen  unde  sich  gehorsam  da  zu  erzeigen  Termitz  einen  hl.  zinßs  durch  sich 
selbst  oder  iemantz  anders  von  sinen  wegen,  also  hait  es  sich  nu  begeben,  daß  binnent 
jarsMst  Yur  datum  dißs  briefs  einer  uwer  mitburger,  mit  namen  Johan  FSck,  ein  becker, 
von  dodes  halben  abgangen  ist,  dem  got  gnedich  sl,  derselbe  auch  derselber  hofsmanne  einer 
gewest  ist  biß  an  sin  ende,  unde  ist  all^erlichs  vermitz  den  Yurgenanten  hl.  zinßs  durch  sine 
frunde  uns  unde  dem  hofe  gehorsam,  derselbe  unde  ein  jeglidi  hoftmanne  derj^ch  ist  nu 
uns  unde  unserm  gotzhuße  schuldich ,  so  schier  er  von  disser  erden  gescheiden  ist,  ein  best- 
heupt  zu  geben,  auch  nach  wistomp  der  vorgenanter  scheffen,  deß  wir  auch  an  sinen  mit- 
genoißen  zu  heheaa,  alzit  in  gerugelichem  besesse  gewesen  sin  unde  noch  hutbitage  sin. 
sulche  Yorgenante  bestheupt  hain  wir  nu  durch  unsem  keiner  an  des  vorgenanten  Johans 
Fdcken  hußfrauwe,  burgers  zu  Collen,  gutlich  dun  fordern:  hait  uns  nit  von  ir  mögen  ge- 
digen.  bitten  wir  uch,  so  wir  fruntlichts  mögen,  dieselbe  uwer  burgers  gutlich  zu  under- 
wisen,  uns  sulche  bestheupt  zu  vemugen,  uf  daß  uns  nit  noit  sl,  sie  yurter  mit  recht  dammbe 
zusuchen  .  hettent  ir  aber  einichen  zwivel,  daß  unser  vurfam  oder  wir  sulchs  in  obgenanter 
maiße  nit  also  besessen  unde  herbracht  betten,  so  truwen  wir,  uch  des  zu  siner  zlt,  ob  got 
wil,  genuchlich  zu  underwisen;  danne  uns  enzwivelt  nit,  ir  slt  woil  in  der  wlßhdt  unde  Ver- 
nunft, daß  ir  je  noide  mit  wissen  uwem  underthanen  gestaden  sultent,  daß  uns  oder  einichem 
gotzhuße  sulche  alt  herkommen  beseß  unde  herlicheit  abgezogen  sulde  werden,  des  wir  uns 
auch  genzlich  zu  uch  versten.  unde  was  uns  in  diesen  Sachen  von  uch  wederfeuren  mach, 
begeren  wir  uwere  gütliche  beschreben  antwert  mit  diesem  boten,  uns  wissen  darnach  zu 
richten,    der  almichtige  got  st  mit  uch. 

Qehen  zu  sant  Maximin  under  unserm  secreten  ingesigel  des  domstags  nehst  nach 
sant  Agneten  dagh  in  jaren  unsers  [herrn]  xiüi«  unde  Ixyi  nach  gewoinheit  des  stiftz  zu 
Trier  zu  schriben. 

Anthonius  von  gots  gnaden 
abt  zu  sant  Maximin. 

Praesentationsvermerk  Anthonii   abbatis  sancti   Maximini  Treverensis   —    anno  Ixvii   die 
25.  februarii^. 

>)  Die  Sladi  KöJn  hat  dtn  Briif  amtehnmttd  nidit  Umäit»ri§t,  wmtigttiMt  fmM  «M,  wi%  Jh.  Kt^ftm  fnt' 
guttut  hatt  im  buHgliehtn  Bri4fb%tdle  Mm  AH$ekrnTmng. 


vm. 


Zur  Entwicklungsgeschichte  der  Landes- 
gewalt. 


u 


1.   Die  Bildung  des  Temtorinms. 

Mit  dem  nun  folgenden  Abschnitt  kommen  wir  zum  letzten  gröüseren  Thema 
unserer  Erörterungen ;  es  soll  gezeigt  werden,  wie  aus  der  bisher  geschilderten 
Entwicklung  der  realen  Kräfte  des  Mittelalters  heraus  die  Landesgewalt  und 
damit  der  moderne  Staat  erwuchs.  Ein  an  sich  schwieriges  Unternehmen,  dem 
im  Bahmen  dieser  Untersuchungen  noch  eine  beträchtliche  Anzahl  besonderer 
Hindemisse  entgegensteht:  so  dafs  man  gut  thun  wird,  an  die  folgende  Dar- 
stellung mit  mehr  Zurückhaltung  heranzugehen,  als  gegenüber  den  bisherigen 
Ausführungen  erforderlich  ist. 

Maßgebend  fOr  eine  solche  Rücksicht  ist  vor  allem  die  veränderte 
Stellung  des  Quellenstoffes.  Bis  hierher  konnte  froh  aus  dem  Vollsten  ge- 
schöpft werden :  für  jede  Erscheinung  der  materiellen  Entwicklung  bot  sich  eine 
Fülle  von  Material  dar,  welches  ein  und  dieselbe  Abwandlung  an  einer  gro&en 
Anzahl  verschiedener  und  doch  im  groüsen  Ganzen  konformer  Einzelentwiek- 
lungen  der  vielseitigsten  Betrachtung  erschlols.  Jetzt  sind  wir  im  wesentlidien 
auf  die  Quellen  zur  Geschichte  6ines  Territoriums,  des  Kurfürstentums  Trier, 
angewiesen ;  andere  Territorien,  wie  Luxemburg,  Saarbrücken,  Salm,  Sponheim, 
kommen  daneben  nur  hier  und  da  in  Betracht 

Und  ist  die  Entwicklung  des  Kurfürstentums  Trier  fOr  die  hier  auf- 
tauchenden Fragen  besonders  günstig? 

Übersieht  man  die  gesamte  Territorialentwicklung  in  Deutschland,  so  wird 
man  den  raschesten  Aufschwung  und  den  nachhaltigsten  Erfolg  in  deqenigen 
Landesteilen  finden,  welche  entweder  dem  Kolonialgebiete  des  18.  Jhs.  oder  dem 
Mündungsgebiete  der  grotsen  deutschen  Flüsse  angehören.  So  tritt  der  Ordens- 
staat  im  14.  Jh.,  Tirol  im  15.  Jh.  besonders  hervor,  und  in  der  Blüte  der 
territorialen  Entwicklung,  den  beiden  späteren  Grofsstaaten  Österreich  und 
Preufsen,  vereinigen  sich  beide  Gesichtspunkte:  Österreich  wird  grols  duidi 
die  zentrale  Lage  des  Urterritoriums  im  Kolonialgebiet  der  unteren  deutschen 
Donau,  Preufsen  durdi  die  Vereinigung  des  Kolonialgebietes  Brandenburg 


[Entwicklung  der  Landesgewalt  —     1252     — 

mit  einigen  Territorien  des  rheiniscUen  Müntfungslandes.  Das  Kurfürstentum 
Trier  aber  geliört  den  begünstigten  Entwicklungszentren  der  Laudesgewalt 
nicht  an. 

Dazu  ein  weiteres.  Der  EinfluTs ,  welchen  die  Reformation  auf  die  Ent- 
wicklung der  Territorialhoheit  ausübte,  ist  liekannt.  Wer  mithin  ein  Spiegel- 
bild der  deutschen  Territorialentwicklung  auf  Grund  genauer  llntei-suchunweu 
über  ^in  Territorium  geben  will,  wird  ein  Gebiet  aufzusuchen  haben,  wo  den 
Einwirkungen  der  Reformation  genügender  Spielraum  gelassen  wurde.  Trier 
gehört  am  allerwenigsten  zu  diesen  Teiritorieu. 

So  zeigen  schon  ein  paai-  Gesichtspunkte  allgemeinster  Art  in  ihrer  An- 
wendung auf  unser  besonderes  Gebiet,  dafs  dasselbe,  sonst  so  vorzüglich  ja 
vielleicht  einzig  filr  unsere  Untereuchungen  geeignet,  uns  hier  im  Stiche  läfct. 
So  paradox  es  klingt:  die  bisher  angestellten  Eröilerungen  mufsten,  sollten  sie 
auf  rheinischem  Boden  bis  ins  18.  .Ih.  oder  gar  bis  zur  Gegenwart  fruchtbar 
fortgeführt  weriien,  nach  dem  Norden  Ütiertragen  werden:  die  neuere  Wirt- 
Bchaftsgeschichte  des  Kheinlandes  kann  nur  vom  Niederrhein  aus  geschiieben 
werden. 

Zudem  aber  kann  es  unsere  Absicht  nicht  sein,  auch  nur  auf  Grund 
trierischer  Akten  einen  Überblick  der  gesamten  Temtorialentwjckluug  zu  geben. 
Unser  Material  begrenzt  sich  zeitlich  auf  das  Mittelalter,  d.  h.  es  schneidet 
mitten  im  Eroberungszuge  der  Landesgewalt  innerhalb  der  el>eü  gewomienen 
Grenzen  des  Territoriums  ab;  über  den  Verlauf  dieses  Zuges  seit  Beinnu  des 
16,  Jhs.  können  wir  uns  nur  Ausblicke  und  Ansichten  gestatten. 

Und  auch  füi'  das  Mittelalter  bestehen  beengende  Grenzen.  Hie  Ent- 
wicklung der  Territorialhoheit  des  Landesherm  ist  voll  verständlich  nur  unter 
genauestem  Eingehen  auf  die  Reichsgesetzgebung  bzw.  die  königliche  Privile- 
gierung; eine  Geschichte  der  Landeshoheit  von  dieser  Seite  aus  zu  geben, 
kapn  nach  dem  ganzen  Charakter  unserer  auf  autonomes  Quellenmaterial  ge- 
stützten Untersuchungen  nicht  die  Aufgabe  sein.  Femer  hat  uns  bisher 
nur  die  Geschichte  des  platten  Landes  beschäftigt;  im  Territorium  aber  be- 
ginnen auch  die  Landstädte  als  Teil  des  landständischen  Korpus  Einflufs  auf 
die  fürstliche  Gewalt  zu  gewinnen.  Da  uns  die  geschichtliche  Unterlage 
zur  Charakterisiei-ung  dieses  Einflusses  fehlt,  wir  auch  die  Einwirkung  der 
fürstlichen  Gewalt  auf  die  Städte  und  die  büi^erlichen  Zustände  auf  Grunti 
unserer  bisherigen  Erörterungen  nicht  absehliefsend  zu  beurteilen  vennögen,  so 
bleibt  nichts  übrig,  als  auf  eine  volle  Darstellung  deijenigen  Seiten  der 
Territorialentwicklung  zu  verzichten,  in  welcher  die  Landstädte  aktiv  oder 
passiv  eine  hervorragende  Rolle  spielen. 

Wir  müssen  daher  mit  einer  gewissen  Resignation  Musterung  über  die  ein- 
zelnen Gebiete  der  Territorialentwicklung  halten,  welche  nach  Lage  der  Dinge  im 
lokalen  Umkreise  unserer  bisherigen  Erörterungen  für  eine  eingehendere  Dar- 
stellung entweder  hervoiTagend  ungeeignet  oder  hervorragend  geeignet  sind. 


—     1253     —  Bildung  des  Teiritoriiinis.] 

Ungeeignet  ist  die  ständische  Entwicklung  \  weil  ihr  die  Städte  ange- 
hören, weil  die  Trierer  Akten  für  sie  nur  spärlich  flielsen,  weil  sie  endlich 
erst  seit  der  2.  Hälfte  des  15.  Jhs.  in  eigenkräftiger  Ffille  einsetzt.  Denn  die 
Stände,  Vertreter  ländlicher  und  städtischer  Interessen  zugleich,  brauchen  den 
Fürsten,  kommen  zu  einer  ständig  andauernden  Thätigkeit  im  Interesse  des 
Landes  und  der  Landesgewalt  erst  dann,  als  es  darauf  ankommt,  in  innerer 
Gesetzgebung  die  seit  Mitte  des  15.  Jhs.  immer  mehr  aufklaffenden  wirtschaft- 
lichen Gegensätze  von  Stadt  und  Land  zu  versöhnen;  und  der  Fürst  seiner- 
seits wendet  sich  an  die  Geldbewilligung  der  Stände  erst  dann,  als  er  zur 
Führung  einer  kräftigen  äufseren  Politik  seit  der  zweiten  H&lfte  oder  spätestens 
dem  Ende  des  15.  Jhs.  kostspieliger  Söldnerheere  bedarf '. 

Bis  zu  einem  gewissen,  freilich  viel  geringeren  Grade  ungeeignet  ist  femer 
die  landesherrliche  Zentralverwaltung.  Die  Quellen  zu  ihrem  Verständnis  flielsen 
im  Trierschen,  wie  auch  anderwärts^,  während  des  14.  und  15.  Jhs.  nur  spärlich; 
Original-Schreiben  und  Konzepte  der  Zentralstelle  treten  in  gröberer  Fülle 
und  andauernd  erst  mit  Mitte  des  15.  Jhs.  auf  ^.  Zudem  aber  entwickelt  sidi 
die  fürstliche  Zentralverwaltung  in  Einrichtung  des  kollegialischen  Systems 
und  fester  Scheidung  der  Departements  ftlr  allgemeine  Regierung,  für  Wirt- 
schaftsverwaltung,  Rechtssprechung,  Kriegswesen  u.  a.  m.  erst  aus  häufiger 
Anwendung  der  landesfürstlichen  Verordnungsgewalt  und  aus  der  Territorial- 
gesetzgebung heraus,  d.  h.  erst  nachdem  die  Stände  in  volle  Thätigkeit  ge- 
treten sind,  also  erst  im  16.  Jh.  Was  vor  dieser  Zeit  in  deutschen  Territorien 
an  Zentralverwaltung  bestand,  war  relativ  einfach  und  in  den  einzelnen  Ländern 
sehr  verschieden  entwickelt,  bedarf  trotz  einiger  einschlägigen  Arbeiten  &st 
überall  noch  genauerer  Untersuchung,  wird  aber  für  die  allgemeine  Verwaltungs- 
geschichte schwerlich  von  gröfserem  Interesse  sein  ^.  Denn  die  späteren  deutschen 


')  Damit  natürlich  auch  die  Verwaltung,  welche  die  Stände  auf  Grund  der  Steuer- 
bewilligung entfalten.    Kurze  Darstellung  derselben  bei  Ritter  S.  792 — 88. 

*)  In  dieser  durch  gegenseitige  Bedürfiiisse  begründeten  Harmonie  der  Interessen  sieht 
Ritter  S.  782  mit  Recht  den  Kern  für  die  gedeihliche  Entwicklung  der  landst&ndischen  Ver- 
fassungen, wenn  er  zusammenÜEissend  sagt:  Der  Gedanke  dieser  Ver&ssung  war  Vereinigung 
der  Elemente  der  öffentlichen  Gewalt  und  mittels  dieser  Vereinigung  Schutz  und  Erweiterung 
der  Macht  des  Fürstentums  nach  aufsen,  der  Rechte  seiner  Angehörigen  nach  innen. 

')  Charakteristisch  ist  in  dieser  Hinsicht,  dafs  die  Hofordnungen  &st  überall  erst  der 
2.  H.  des  15.  Jhs.  angehören.  Besonders  früh  liegen  die  Hofhaltungsordnungen  der  nieder- 
bairischen  Herzöge  Otto  Ludwig  und  Stephan  yom  10.  Mai  1298  und  20.  August  1294,  in 
Quell,  u.  Erört  6,  12—14,  52—60,  Ried  CD.  Rat.  1,  650;  s.  dazu  Riezler,  Bair.  Gesch. 
2,  508  ff. 

^)  Die  ältesten  derartigen  Akten  enthält  das  Koblenzer  St  A.  unter  Kur£  Trier,  Staats- 
archiv, Geh.  Kabinet,  Personalien  der  Erzbischöfe;  Bd.  1  reicht  yon  1456—1490;  Bd.  2  yon 
1490 — 1508.    Genauer  und  zahlreicher  werden  die  Akten  erst  etwa  mit  1486. 

^)  Bezeichnend  ist,  dafs  es  im  Reiche  erst  unter  Sigismund  zu  einer  eigenen  Verwal- 
tungsorganisation kam;  bis  dahin  hatte  wenigstens  seit  Karl  IV  YÖllige  Fofdon  der  betr. 
königlichen  Hauslandesyerwaltung  und  der  Reichsyerwaltung  bestanden;  s.  Seeliger  S.  25,  61. 


^ 


[Entwicklung  der  LHndeägewaK.  —     1254      — 

Zentralverwaltimgen,  vor  allem  die  des  Reiches,  knüpften  wenißer  au  die  kleinen 
Vei-suche  des  deutschen  Mittelaltei-s ,  als  an  fremde  Entwicklungen  an.  So 
kommt,  das  Reich  nach  dem  Seheitem  der  Maii-scheu  Verwaltungsreform  in  den 
Jahren  1463 — 64  zu  einer  angemessenen  Zentralverwaltung  erst  unter  Kaiser 
Max  nach  franzilsisch-niederländischeni,  unter  Karl  V.  nach  teilweis  spanischem 
Vorbild',  und  an  diesem  Vorgang  lehnt  sich  der  junge  Absolutismus  der  Terri- 
torialfUrsten  des  16.  Jhs.  an. 

Mit  der  Zeutralverwaltung  aber  erscheint  for  unsere  Erörterungen  teil- 
weis auch  die  Geschichte  der  Landeshoheit  ungeeignet.  Zwar  bleibt  es  rätlich, 
die  Entwicklung  der  Trierer  Landeshoheit  im  Mittelalter  unter  Heraushebung 
der  generellen  Gesichtspunkte  zu  verfolgen,  so  weit  dies  heute,  bei  dem  Fehlen 
einer  allgemeinen  Geschichte  der  Landeshoheit  im  Mittelalter,  möglich  ist. 
Allein  die  volle  Entfaltung  der  Landeshoheit  gehört  der  Periode  unserer 
Darstellung  noch  nicht  an.  Die  Landeshoheit  im  Sinne  des  Absolutismus 
erwächst  erst  aus  dem  von  der  landstjtndischen  Gesetzgel)ung  etwa  seit  Schlufs 
de«  15.  Jhs.  sich  völlig  loslösenden  landesherrlichen  Verordnungsrecht  des 
Fürsten ',  imd  aus  der  Möglichkeit,  dieses  Verordnungsrecht  auch  ohne  standische 
Mitwirkung  durch  das  Mittel  einer  gut  funktionierenden  Zentralverwaltui^ 
wirksam  und  anwendungskräftig  zu  maelien.  Sobald  die  Lande^ewalt  dieses 
Verordnungsrecht  entwickelt  hat,  beginnt  sie  dann  vermöge  desselben  die 
Autonomie  der  alten  lokalen  Verwaltungskörper,  der  Landstädte,  der  Mark- 
genossenschaften und  Grundhen-schaften ,  schliefslich  auch  die  generelle  Selb- 
ständigkeit der  Stände  aufzusaugen :  so  entsteht  die  absolutistische  Landeshoheit 
seit  etwa  Mitte  des  16.  Jhs. 

Im  Gegensatz  zur  Schwierigkeit  der  Behandlung  von  Ständen,  Zentral- 
verwaltung und  Landeshoheit  im  Rahmen  unserer  Erörterungen  ergiebt  sich 
nun  als  durchaus  darsteUl)ar  die  Entstehungsgeschichte  des  Territoriums  und 
der  Lokalverwaltung ^.  Sehr  begreiflich:  diese  unteren  Bildungen  noch  halb 
autonomer  Art  gehören  dem  Werden  der  Landesgewalt  im  Mittelalter  an,  sie 
bilden  die  Grundlage  jener  mit  ihren  Verzweigungen  in  weit  spätere  Zeiten 
hineinragenden  oberen  Gewalten,  deren  volle  Untersuchung  abgelehnt  wer- 
den mufste.  Und  damit  fallen  einige  doch  bedeutende  Momente  innerhalb 
der  Entstehungsgeschichte  der  Landesgewalt  in  den  Ki'eis  unserer  Er- 
örterung.   Die  Untersuchung  der  Bildung  des  Temtoriums    führt    uns   von 


')  S.  dazu  Meiller,  Herald.-geneaL  Zs.  Bd.  1,  23  f.,  und  Deuerdiags  Adier,  ZeatraJ- 
Verwaltung  unter  Kaiser  Maximilian  I  S.  3  ff. 

*)  Ein  erster  Ausdruck  deseelbeo  sind  die  zuerst  seit  Ausgang  1.5.  .Ths.  stäiker  vor- 
kommenden allgemeinen  Landesordnungen,  eine  Zusammenstellung  der  wichtigsten  bei  Ritter 
S.  737  Note  1. 

')  Abgesehen  freilich  \oa  der  Gerichtsverwaltung;  hier  brachte  die  Rescplion  des 
römischen  Rechtes  zumeist  erst  im  16.  Jb.  mit  der  Umgestaltung  des  Rechtes  und  der 
Rechtssprechung  auch  eine  Neuordnung  der  Gerichtsverfassung. 


—    1255    —  BilduDg  des  Territoriums.] 

den  die  Landesgewalt  direkt  konstituierenden  Kräften  weiter  auf  die  militärische 
Gewalt  als  die  jene  Kräfte  zusammenfassende  Bildung  und  eröffiiet  damit 
einen  fruchtbaren  Gesichtspunkt  auch  fikr  die  Geschichte  der  Kriegsverfassung ; 
in  der  Lokalverwaltung  aber  tritt  uns  das  wesentlichste,  bisher  noch  im  G^en- 
satz  zu  der  ziemlich  regen  Forschung  tlber  die  Zentralverwaltungen  kaum  be- 
achtete Element  entgegen,  welches  die  deutschen  Fürsten  selbständig  als  Basis 
eines  künftigen  Absolutismus  geschaffen  haben. 

Und  so  werden  denn  unsere  Untersuchungen  am  besten  so  zu  gliedern 
sein,  dafs  zuerst  von  der  Bildung  des  Territoriums,  dann  von  der  mittelalter- 
lichen Entwicklung  der  Landeshoheit,  endlich  von  der  Entstehung  der  landes- 
herrlichen Verwaltung,  vornehmlich  der  Lokalverwaltung  gesprochen  wird. 

Li  diesem  Teil  hat  uns  zunächst  die  Frage  nach  der  Bildung  des  Terri- 
toriums zu  beschäftigen.  Wir  sind  auch  sdion  in  der  Lage,  die  nähere 
Disposition  für  ihre  Beantwortung  zu  entwickeln :  es  handelt  sich  zunächst  um 
die  konstituierenden  Kräfte  der  Landesbildung,  dann  um  die  militärische  Ge- 
walt, welche  dieselben  zusammenfaßt. 

Unter  den  konstituierenden  Kräften  aber  können  wir  wieder  halbstaat- 
liche, staatliche,  und  bei  geistlichen  Fürstentümern  wie  Trier  auch  kirchlidie 
Gewalten  unterscheiden.    Von  ihnen  sei  zunächst  die  Bede. 

Als  halbstaatliche  Gewalten  sind  Grundherrlichkeit  und  Vogtei  zu  nennen, 
neben  ihnen  aber  auch  die  Lehnsherrlichkeit,  welche  in  der  Bildungsepoche 
der  Territorien  schon  längst  von  ihrer  einst  ausschlielslich  politischen  Höhe 
bis  zu  halbstaatlicher,  ja  teilweis  völlig  privatrechtlicher  Ausnutzung  herab- 
gesunken war^. 

Von  diesen  Gewalten  bildet  nun  die  Grundherrlichkeit  in  ihren  unendlich 
verschiedenen  Abstufungen^  seit  etwa  der  Mitte  des  12.  Jhs.^  zweifellos  das 
Hauptiundament ^  für  die  Entwicklung  des  Territoriums;  Wesen  und  Lage  der 
Grundherrschaft  geben  die  Grundlage  ftlr  Bedeutung  und  Ausdehnung  des 
späteren  Landes  ab. 

Aber  nicht  jede  Grundherrschaft  war  als  territoriales  Substrat  geeignet 
Am  wenigsten  natürlich  die  etwa  seit  Mitte  des  18.  Jhs.  vornehmlich  aus- 
gebildete Rentengrundherrschaft^,  in  welcher  der  Grund  und  Boden  kaum  noch 


^)  S.  oben  S.  627.  Zur  ursprünglichen  Abgrenzung  des  politischen  Lehnswesens  von 
der  älteren  wiedenun  mehr  privatrechtlichen  Bildung  s.  Waitz,  V^.  6,  15. 

«)  S.  oben  S.  991  f.,  1061. 

*)  S.  z.  B.  über  Abt  Markward  yon  Fulda  (1150  ff.)  und  sein  Bestreben,  auf  die  Ghrund- 
herrschaft  der  Abtei  hin  eine  Territorialgewalt  zu  begründen  Y.  Abb^  Beitr.  z.  6.  d.  Abts 
M.  von  F.,  Viersener  Programm  1885,  S.  4. 

*)  Die  Markherrlichkeit  allein  kommt  daneben  wenig  iq  Betracht,  s.  oben  S.  1014—15. 
Zur  Allgemeinheit  der  hierher  gehörigen  Erscheinungen  s.  Schulte  zu  Fritz,  Das  Territorium 
des  Bistums  Strafsbuig,  Österr.  Mitt  7,  181. 

*)  S.  dazu  oben  S.  886. 


[Entwicldimg  der  Laadesgewilit.  —     1256     — 

als  Träger  von  Henrschaftarecbten ,  soudeni  fast  mir  als  Träger  von  privaten 
Nutzungsrechten  erscheint.  Ihr  geffcnülier  kommt  fttr  die  Bildung  der  Terri- 
torien fast  ausschliefslich  die  alte  GnmdheiTSchaft  in  Betracht,  wie  sie  über 
möglichst  grofse  Strecken  ausgedehnt  ist,  hier  und  da  mit  gewissen  Zeatral- 
punkten  und  räumlich  geschlossenen  Herrschaftsi'echten,  wie  z.  B,  dem  Wild- 
bann ausgestattet  erscheint',  und  endlich  bis  in  das  14,  Jli,  hinein  noch  wirk- 
liche, in  Regie  betriebene  Fronhöfe  und  einen  sich  noch  immer  erweitenideD 
Kreis  dienender  Hufen  unter  völlif:  festgehaltener  Abhängigkeit  vom  Fronhof 
aufweist  ^. 

Wo  aber  eine  derartige  Grundherrschaft  als  günstige  Unterlage  fttr  die 
Bildung  eines  Territoriums  bestand,  da  handelte  es  sich  noch  immer  darum, 
sie  durch  Umformung  und  Abmndung  für  die  neue  Aufgabe  geeigneter  zu 
machen.  Zu  diesem  Zweck  bedurfte  es  zunächst  eines  festeren  Zusammen- 
schlusses und  einer  strafferen  Ärrondiening  der  Fronhöfe  in  sich*.  Dann  aber 
galt  es,  die  klaftenden  Lücken  zwischen  der  f^treulago  drr  eiiiv-ehien  Höfe  thun- 
lichst  auszufüllen :  es  wurden  zwischenliegende  Besitzungen  bisweilen  gepachtet*, 
noch  lieber  in  Pfand  genommen,  wenn  irgend  möglich  gekauft.  Und  diese 
Transaktionen  erstreckten  sich  nicht  blotsanf  einzelne  Höfe  und  die  veradiiedenen 
Arten  der  Grundherrliehkeit,  je  tiefer  wir  diese  Dinge  ins  14.  Jh.  hinein  ver- 
folgen, um  so  mehr  handelt  es  sieh  um  teilweisen  oder  vollen  Erwerb  ganzer 
Städte.  Territorien,  Länder  mit  aufs  verschiedenartigste  abgestuften  Hoheits- 
rechten'. Von  i)e8onderer  Wichtigkeit  aber  mutete  es  bei  energischer  Auf- 
nahme dieser  Bestrebungen  sein,  das  Reich  mit  seinem  Beätz  allmählich  ans 
dem  ISireii'h  des  kUnftii-'en  Temtoiiaigebietes  zu  entfernen ;  wurde  seine  Macht 
nicht  mehr  gefohlt,  so  waren  die  kleinen  Herren  der  beachtenswertesten 
Stütze  beraubt  und  konnten  um  so  eher  ülierwältigt  wenien.  Die  Füi-sten 
zeigen  daher  schon  früh  einen  besonderen  Eifer,  allen  Reichsbesitz  innerhalb  ihrer 
Machtsphäre  aufzusaugen ;  am  frühesten  hatte  wohl  das  Reichskirchengut  unter 
diesen  Bestrebungen  zu  leiden".  Wurden  zu  dessen  Sclmtze  noch  im  13.  Jh. 
Vorkehrungen  getroffen,  so  räumt  dagegen  seit  Beginn  des  14.  Jhs,  das  Reich  alle 
seine  Positionen;  König  Ludwig  erlaubt  z.  B.  im  J.  1314  dem  Erzbischof  Balduin 
von  Trier,  quod  omnia  bona  imperii,  ubicunque  in  sua  dioecesi  reperiantur  ob- 


')  Vgl.  oben  S.  705. 

^)  S.  oben  S.  743. 

*)  S.  oben  S.  740. 

*)  S.  oben  S.  946  Note  1. 

')  Zur  Verpfändung  s.  z.  B.  Cod.  Salm.  77,  1281;  CRM.  3,  53,  1314;  zum  Verkauf 
Gart  Onal  672,  1340;  WSGoar  1384,  G.  4,  737,  g  6;  'Koblenz  St.  A.,  Dipl.  Pniniiense 
Bl.  22»,  1469. 

*)  Zur  Einverleibung  von  Reichskirchengut  in  den  Territorialbestand  der  Kirchenflu:sten 
s.  Ficker,  Reichsfiirstenstand  S,  337  ff.;  Bercbtold,  Landeshoheit  S.  88  ff.  Verboteo  wurde 
sie  1216  durch  die  sententia  de  non  alienandis  priocipatibus,  Berchlold  a.  a.  0.,  welche  frei- 
lich einen  noch  veitertragenden  Sinn  hatte. 


—     1257     —  Bildung  des  Territoriums.] 

ligata,  coniunctim  vel  divisim  eo  pretio  modo  et  forma,  quibus  sunt  obligata, 
redimere  valeat  ac  eo  iure  tenere ' ;  und  wenig  spätere  Gnadenbeweise  gehen 
noch  weiter*. 

So  bildete  sich  denn  seit  spätestens  der  2.  Hälfte  des  13.  Jhs.  ein  stets 
festeres  grundherrschaftliches  Substrat  fOr  die  Ausgestaltung  eines  künftig  ge- 
schlossenen Territoriums ;  und  mit  seiner  Herstellung  wurde  zugleich  der  Grund- 
herrschaft innerhalb  des  territorialen  Embryos  eine  andere  Funktion  und  ein 
vom  Bisherigen  abweichender  Charakter  g^eben.  Das  Ziel  der  hier  ein- 
setzenden Bestrebungen  war  die  Übernahme  der  bisher  mit  der  grundherr- 
schaftlichen Organisation  verknüpften  halbstaatlichen  Herrschaftsrechte,  also 
der  Grundherrlichkeit,  auf  die  Territorialverwaltung,  und  die  Umbildung  der 
verbleihenden  Gütermasse  zum  landesherrlichen  Domanium.  Dies  Ziel  wurde 
nun  freilich  im  Mittelalter  noch  nicht  völlig  erreicht,  immerhin  aber  wurden 
beachtenswerte  Versuche  in  dieser  Richtung  unternommen  und  teilweis  auch 
mit  Glück  durchgeftlhrt  Mafsgebend  fQr  sie  war  vornehmlich  das  Aufkommen 
der  freien  Pachtformen.  Mit  der  freien  Pacht  war  die  trotz  vieler  Rückfälle 
in  das  alte  System  immer  wieder  benutzte  Möglichkeit  g^eben,  die  wirt- 
schaftliche Seite  des  Fronhofsmeieramtes  an  einen  kapitalreichen  Pächter  zu 
verpachten,  für  die  obrigkeitliche  Seite  aber  einen  besonderen  Territorialbeamten 
zu  ernennen  ^.  So  entsteht  seit  der  2.  Hälfte  des  12.  Jhs.  der  von  uns  schon 
wiederholt  betonte  Unterschied  zwischen  Wirtschaftsmeier  und  Schultheifis,  und 
der  Schultheifs  entwickelt  sich  zum  Richter  des  territorialen  Untergerichtes  ^. 
Und  wie  in  der  eigentlichen  agrarischen  Grundherrschaft,  so  lag  in  den  ander- 
weitigen wirtschaftlichen  und  rechtlichen  Annexen  derselben  die  Möglichkeit 
einer  verwandten  Trennung  vor.  Mit  den  Fronhöfen  waren  vielfach  Kirchen- 
sätze verknüpft*,  jetzt  konnte  der  Fürst  diese  Kirchensätze  aus  der  Grund- 
herrschaft herausziehen  imd  ihre  Pflege  durch  eine  besondere  landesherrliche 
Patronatsverwaltung  besorgen  lassen.  Femer  hatten  die  Forsten  in  älterer 
Zeit  in  nächster  Beziehung  zur  Fronhofsverwaltung  gestanden^;  jetzt  trennt 
man  sie  von  derselben  ab  und  regelt  ihre  Verwaltung  nach  den  Ämtern  der 
neu  begründeten  Landesverwaltung  ^. 

Liefs  aber  der  Landesherr  auf  diese  Weise  seine  Grundherrschaft,  die 
Hauptgrundlage  der  Territorialbildung,  nach  den  ersten  sicheren  Fortschritten 
eben  dieser  in  das  neue  grofse  Ganze  anheben,  so  liegt  die  Annahme  nahe  genug, 


>)  Honth.  Hist  2,  93,  1314. 

^)  Generalvollmacht  für  Erzbischof  Baldain  zum  Erwerb  der  Reichsgüter  1321  Aug.  19, 
unvollständig  gedr.  Honth.  2,  99,  reg.  Dominicus  S.  187,  s.  auch  Honth.  Hist  2,  624.  Im 
übrigen  vgl.  Goldene  BuUe  c  10. 

«)  S.  oben  S.  947,  973;  Bd.  3  No.  162,  1344. 

*)  S.  oben  S.  735  f.,  1053,  1057  f. 

»)  S.  oben  S.  118 1,  240,  1006. 

•)  S.  oben  S.  494  f. 

^)  S.  Bd.  3  No.  260,  1478. 

L  amprecht,  DentfchM  WirtMh«flil«l)«9.    I.  80 


[Eotwicldung  der  Landesgewalt.  —     1258     — 

dafs  er  verwandte  Bestre1)uii,i;en  auch  gegeuüber  den  fremden  Grundherrscbaften 
geltend  gemacht  halieu  wird,  welche  innerhall»  der  sich  schliefseiiden  Grenzen 
seines  Territoriums  lagen.  Diese  Gmndherrschafteu  wai-en  nun  aber  teils  geist- 
lich, teils  gehörten  sie  dem  Adel  und  der  Rittei-schaft  an,  d.  h.  sie  waren 
in  der  Gewalt  eben  jener  Klassen,  welche  seit  dem  13,  Jh.  die  StAiide  des 
Territorimns  zu  bilden  begannen',  Mafsregeln  des  Territorialherm  g^en 
fremde  Gnmdherrschaften  fielen  also  im  wesentlichen  mit  Mafer^eln  gegen- 
über ständischen  Personen  zusammen  und  gehören  mithin  der  Entwicklungs- 
geschichte der  Landeshoheit  an.  Daniin  ist  von  ihnen  erst  im  zweiten  Teile 
dieses  Abschnittes  zu  sprechen. 

Die  zweite  halbstaatliche  Gewalt,  deren  Entwicklung  von  grijfeter  Be- 
deutung fttr  die  A\isgestaltung  des  Territoriums  wurde,  ist  die  Vogtei. 

Sehen  wir  hier  von  der  bei  geistlichen  Füi-stentümem  früher  oder  später 
eintretenden  Notwendigkeit  ab,  zunächst  die  eigene  immunitiUsherrliche  Be- 
vogtmig  aiiKiischlltteln*.  so  sind  fftr  die  Ausbildung  der  Lnndesirewalt  minient* 
lieh  die  vollen  Gerichtevogteien  von  Bedeutung  gewesen,  aJgo  die  Mark-  und 
Fronhof-  oder  Grundgerichtsvogtei  und  die  ImmunitAtsvogtei :  ist  doch  in  ihnen 
eine  der  Hauptbestimmungen  der  erwachsenden  Landesgewalt,  der  Rechts-  und 
Friedensschutz,  besonders  deutlich  und  organisiert  ausgepri^".  Daneben 
kommen  dann  noch  die  Kirchenvogteien  im  Sinne  landesherrlichen  Patronats- 
wesens*,  die  Markvogteien ,  endlich  auch  die  bald  aof  Wachszinsigkeit,  bald 
auf  sonstiger  Scbutzhörigkeit  beruhenden  Personalvogteien^  in  Betradit,  welch 
letztere  sich  einzelne  lAndeaherren  wohl  innerhalb  ihres  Machtbereichs  mehr 
oder  minder  ausschlielslich  vorbehielten". 

Die  Summe  dieser  verschiedenen  Bildungen  ging  aber  nicht  roh  imd 
einfach  in  die  territoriale  Entwicklung  auf,  vielmehr  suchte  man  auch  hier  den 
in  früherer  Zeit  vielfach  ohne  sichere  Grundsätze  und  durch  die  Laune  des 
Zufalls  erworbenen  Bestand  in  sich  zu  befestigen  und  abzurunden.  Zu  diesem 
Zwecke  b^ann  nun  ein  mit  jeder  Generation  steigender  Neuei-werb  von  Vog- 
teien  durch  Kauf,  Pfandnahme  und  Befreiung  der  Bevogteten  von  gewissen 
Lasten ' ;    schon    seit    der  Stauferzeit    wunie    es  Brauch ,    dafs    der  Laudes- 


')  Das  gilt  wtnigalcns  im  allgemeinen.  Ein  PriTÜeg  aber  der  Eitterbürtigen  als  alleiniger 
Grandherren,  wie  es  v.  Below  S.  30  annimmt,  läfst  sich  in  keiner  An  erweisen. 

"}  Das  geschah  in  Trier  1197,  a.  Mß.  ÜB.  1,  165,  116,  1197;  2,  1G8,  1197;  G.  Trei-. 
CoDt.  4  Add.  2,  MGSS.  24,  393;  UStift  14.  Jb.  Anf.,  Lac.  Arch.  1,  258;  vgl,  auch  Honth. 
Hbt  I,  S.  469  f. 

»)  S.  oben  S.  1136. 

•)  S.  oben  S.  1066  Note  2. 

')  S.  oben  S.  1222  f. 

=)  WRommershcim  1298,  cit  oben  S.  1068  Sole  9,  niif  S.  1069, 

')  Vgl.  für  Trier  Honth.  Hist.  1,  635,  auch  \nrscb  usw.,  Lac.  Arch.  1,  256;  im  all- 
gemeinen s.  auch  Waitz  Vfg.  7,  335  f.  Um  ein  spätes,  besonders  gut  dokumentiertes  Beispiel 
zu  nennen,  so   kommt  die  Vogtei  Schoenecken  bei  Prüm  1381  an  Wenzel  von   Boehmen 


i 


—     1259     —  Bildung  des  Temtorioms.] 

herr  der  Zukunft  zum  Vogt  der  im  Bereiche  seines  Einflusses  belegenen  geistlichen 
Grundherrschaften  erwählt  ward\  und  seit  dem  14.  Jh.  wurden  seinem  vogteilichen 
Schutze,  seinem  schirm,  verspreche  und  verantwurtunge^  auch  eine  grofse  An- 
zahl weltlicher  Grundherrschafien  in  direkter  Anerbietung  ihrer  Besitzer  unter- 
stellt^. Zu  alledem  kam  speziell  filr  die  Bischöfe  noch  der  besondere  Vorteil 
eines  1180  erflielsenden ,  tlbrigens  durch  lang  eii^ebtlrgerte  Gewohnheit  vor- 
bereiteten Reichsspruches,  welcher  die  Behandlung  der  geistlichen  Vogteien  in 
ihrer  Diözese  fast  völlig  ihrem  Ermessen  unterwarf*.  So  bfldete  sich  denn 
ein  fester  und  territorial  fast  völlig  geschlossener  Kern  landesherrlich-vogtei- 
lichen  Einflusses  aus*^,  und  von  diesem  aus  versuchten  die  Landesherren  nun 
auch  die  Bedeutung  der  sonst  vorhandenen  Vogteien  entweder  zu  schwächen 
oder  sich  anzueignen.  Am  schärfsten  gingen  sie  dabei  gegen  die  Fronhofe- 
bzw, Grundgerichtsvogtei  vor*.  Das  zu  erreichende  Ziel  war  fireilich  hier  be- 
sonders klar:  es  kam  darauf  an,  die  landesherrliche  Hochgerichtsbarkeit  ent- 
weder direkt  oder  im  Sinne  einer  Immunitätsvogtei  möglichst  fest  über  die 


(^Koblenz  St  A.  Rep.  Prüm  ISSs  Kopie  18.  Jh&X  1884  Dez.  7  kauft  sie  Erzbischof  Kuno 
von  Trier,  vgl.  *0r.  Koblenz  St.  A.  Rep.  140,  dazu  zwei  •Orr.  in  Trier  1384  Dez.  7  und 
1385  Jan.  13.  —  Zur  Befreiung  Bevogteter  s.  MR.  ÜB.  8,  88,  1215;  85,  1215;  444,  1231; 
Büttinghausen,  Beitr.  2,  325,  1284;  MR.  ÜB.  8,  565,  1236. 

>)  S.  oben  S.  1132,  1184. 

«)  S.  Bd.  8  Wortr.  u.  d.  W.  schirm. 

')  S.  dazu  oben  S.  1006  f.,  femer  auch  aus  späterer  Zeit  mehr  oder  minder  hierher 
gehörig  Bd.  3  No.  156,  1848;  No.  172,  1847;  CRM.  8,  515,  1867:  Graf  Johann  von  Sayn 
übergiebt  dem  Erzbischof  Kuno  von  Trier  seine  Grafschaft,  seine  Lande  und  Testen,  Burgen 
und  Städte  Sayn,  Hachenbuig,  Freufsberg,  Weitersburg,  Friedewald  und  Bendorf  auf  dessen 
Lebenszeit  in  Schutz;  dazu  CRM.  8,  547,  1874:  Graf  Johann  von  Sayn  überträgt  dem  Erz- 
bischof Kuno  von  Trier  seine  Leute  in  dem  Gerichte  zu  Kunen-Engers.  S.  auch  CRM.  4, 
276,  1460;  277,  1460;  und  besonders  erwähnenswert  Ferdinand  S.  99,  1867:  Erzbischof  Kuno 
ü1)emimmt  den  Schutz  der  Stadt  Trier  gegen  3000  Ib.  gL  Trierisch  unter  Beibehaltung  des 
Schiedsspruches  Karls  IV.  zwischen  ihnen. 

*)  MGLL.  2,  164:  quod  episcopus  vacantem  sibi  cuiuscunque  loci  advocatiam  vel  in 
manu  sua  quantocumque  vult  tempore  retinere  potest,  vel  alii  cuicunque  dare.  Über'  vor- 
bereitende Schritte  in  dieser  Richtung  s.  Berchtold,  Landeshoheit  S.  187;  vgl.  auch  oben 
S.  281  Note  8,  sowie  Ennen,  Qu.  1,  462—63,  10,  942;  508,  41,  1180;  MR.  ÜB.  2,  850, 1139. 
Zu  den  Konsequenzen  s.  *Absdir.  Koblenz  St  A,  1220,  vgl.  MR.  Reg.  2  No.  1458:  Erz- 
bischof Dietrich  spricht  Kloster  Lonnich  von  der  Vogte!  des  Trierer  Ministerialen  Marsilius 
von  Gondorf  frei,  welche  letzterer  sich  angemafst  hatte,  trotz  früherer  päpstlicher  und  erz- 
bischöflicher Privilegien,  und  bestimmt,  dafs  das  Kloster  nur  dem  Erzbischof  von  Trier  unter- 
geben sein  solle.  In  diesen  Zusammenhang  gehört  wohl  auch  *ChartuL  Koblenz  St.  A.  1257, 
MR.  Reg.  3  No.  1384:  Erzbischof  Arnold  von  Trier  überträgt  dem  Abt  von  SMartin-Trier  den 
Schutz  von  Ilimmerode  gegen  alle  Anfechtungen  einer  gröfseren  spezifizierten  Güterschenkung. 
Reg.  über  letztere  MR.  ÜB.  3,  984  und  MR.  Reg.  3  No.  1474. 

^)  So  werden  z.  B.  im  Bereich  des  Luxemburger  Landes  vom  ULuxemburg  bei  vielen 
Orten  nun  Vogteiabgaben  verzeichnet,  s.  Bd.  8  Wortr.  u.  d.  WW.  salvement  und  voerie,  wo 
aber  nur  ganz  signifikante  Stellen  verzeichnet  sind. 

*)  S.  dazu  schon  oben  S.  1110. 

80* 


[EDtft-icklung  der  LandcBgewalt,  —     1260     — 

fremilheniiclien  Froiihofevügteien  hinweg^uspannen'.  Aber  auch  die  fremd- 
herrliclieii  InuiiuniUits-  oder  Hochgerichtsvogt^ien  wurden  beunruhigt,  mau 
suchte  sie  entweder  lehnsweise  oder  anitsweise  dem  landesherrlichen  Einflüsse 
zu  unterstellen*. 

Nun  gelang  freilich  die  AusscUiebmig  fremdherrlicher  Vogt«  vom  Landes- 
gebiet oder  wenigstens  ihre  Unterwerfung  unter  landesherrliches  Ermessen 
keineswegs  völlig  und  besonders  frtlh;  aber  immerhin  stand  doch  schon  bei 
Beginn  des  14".  Jhs.  dem  Landesherm  eine  wohlgeschlossene  Summe  vogtei- 
licher  Herrschaftsrechte  zu  Gebote,  bei  denen  es  sich  nach  den  Bedingungen 
fragen  mufste,  unter  welchen  sie  sich  der  erwachsenden  Landesgewalt  ein- 
reihen liefsen. 

Da  kommt  nun  eine  Eiurangierun^  im  grundherrlichen  Sinne,  so  dais 
die  Besitzungen  des  Bevogteten  als  Pertinenz  der  vogtherrlichen  GmndheiT- 
schaft  behandelt  werden,  nur  in  ältester  Zeit  bei  solchen  Gmndherren  vor, 
welche  später  Landesgewalt  erlangen^;  sie  gehört  nicht  eigentlich  der  Ent- 
wieklung^'eschichte  des  Tenitoriiuns,  sondern  vielmehr  derjenigen  vogteilicher 
Drangsale  im  11.  bis  13.  Jh.  an.  Späterhin  dagegen  wird  die  Vogtei  bei  ihrer 
Einreihung  in  die  Landesgewalt  ganz  vorwiegend  als  Gerichtsliarkeit  ü>ierhaupt 
gefa/st*  «nd  demgeniäfs  entsprechend  den  usurpierten  Rechten  staatlicher  Ge- 


<)  Mail  vgl.  in  diesem  Sinne  CRM.  S,  S89,  1381 :  die  Rede  von  der  vodle  der  dorfer 
Builche  und  Morahusen  .  .  beheltlicbe  .  .  dock  der  obersten  herachafl  und  des  hoengericbts 
derselben  dorfpre  [an  das  Sllft]  .  .,  die  nit  m  dersellien  vodien  gehorent,  und  autli  mit 
sulifben  vunserten,  die  (deii'Erebischöfen)  die  uberbraclit  binnen  den  vorg.  dorfeni  nnd  vodie 
deden  oder  die  sost  da  verbrechen,  daz  man  sie  halden  und  vaben  wurde,  daz  man  die  füren 
und  antwerten  sal  gefangen  in  eine  mins  vurg.  heren  von  Triere  und  sins  Stifts  vesten,  und 
sie  da  gevangen  halden;  und  waz  bessenuigen  von  dem  gevellet,  die  sal  halb  mins  heren  von 
Triere  .  .  und  halb  min  sin,  behelüiisse  doch  mime  vurg.  heren  .  .  des  hoeugcrichts  und 
buscD,  die  lif  und  gut  antrefient,  und  waz  darzu  gehoeret,  darane  ich  kein  recht  han  oder 
-haben  sal.  Schon  sehr  IHih  ist  die  Dichtung  ausgepHlgt  in  MR.  UR.  S,  725,  1241 :  Maiheus 
dux  Lothoringle  et  marchio  dilecto  suo  domino  Winemaro  de  Mandresem  salutem  .  .  abl>a- 
tissa  et  conventus  de  Orreo  Trevireusi  sua  nobis  insinuationc  monstranint ,  quod  vos  super 
curia  in  Flericbe  et  appenditiis  eius,  que  movet  de  feodo  nostro,  iustitiam,  quam  debetis  de 
hominibus  ipsius  ecclesie,  eis<lem  nou  exhihetis.  cum  igitur  a  nobis  tamquam  a  siunmo  advo- 
cato  super  eadem  requiraiit  sihi  iustitiam  elihibere,  licet  alias  vobis  Bcripserimus  super  eodem, 
iterum  vobis  mandamus  rogantea,  quatinns  dicte  ecclesie  de  Orreo  ita  iuris  plenitudinem 
exhibeatis,  quod  de  cetero  de  vobis  ad  nos  non  habeant  materiam  conquerendi;  alioquin 
talem  iniuriam  sihi  fieri  ulterius  non  sustinebimus.  Das  ist  treilich  ein  Ton  und  eine  Art  zu 
verfahren,  welche  um  diese  Zeit  in  Trier  und  an  der  Mosel  noch  unbekannt  waren,  vgl. 
MR.  ÜB.  3,  254,  1225. 

*)  Vgl.  oben  S.  234  und  ULuiemburg  372,  i«,  Viviersr  messires  at  la  haute  justice 
ou  ban  de  Wiviers  et  le  tient  li  vocis  [Vogteileule]  de  monsignour  en  fies  oa  d'nrrier-fles. 

")  S.  (Tiron.  s.  Jlich.  Vird.  32,  MGSS.  4,  84,  um  1035,  dt.  oben  S.  1127  Note  3, 
dazu  ebd.  c.  1 1,  S.  82,  um  1020. 

')  S.  oben  S.  1135. 


i 


—     1261     —  Bildung  des  Territorioms.] 

richtsbarkeit  einverleibt  ^  wenn  sich  auch  mit  ihr  seit  Mitte  des  18.  Jhs.  noch 
viel  allgemeiner  die  Idee  landesherrlichen  Schutzes  verband  ^.  Indem  aber  nun 
die  Yogtei  wesentlich  als  Gerichtsherrlichkeit  aufgenommen  wurde,  ergab  sich  so- 
fort das  Bestreben,  die  nicht  selten  lokal  zersplitterten  und  verstreuten  vogteilichen 
Jurisdiktionsrechte  zu  lokal  geschlossenen  zu  machen.  Eine  solche  lokale  Ab- 
grenzung und  Einbettung  aber  liefe  sich  nun  am  einfachsten  im  Anschlüsse  an 
die  Bezirke  der  eben  in  Ausbildung  b^riflfenen  Territorialverwaltung  durchführen. 
Wie  aus  den  zerstreuten  Fronhofebeziehungen  der  altlandesherrlichen  Grundherr- 
schaften unter  später  genauer  zu  schildernden  Vorgängen  die  Ämter  der  terri- 
torialen Lokalverwaltung  erwuchsen,  so  wuchsen  aus  zersplitterten  Vogteirechten 
und  sonstigen  Resten  staatlicher  Rechtssprechung  günstigen  Falles  Amtshoch- 
gerichte in  diese  Ämter  hinein^.  Und  an  diese  neuen  Hochgerichte,  denen 
sich  die  Grundgerichte  als  Stellen  niedrigster  Instanz  unterordneten,  wie  an 
deren  lokal  gesddossene  Bezirke  lehnte  sich  dann  auch  die  alte  Idee  allgemeinen 
vogteilichen  Schutzes  an.  Im  Weistum  des  Amtes  Nürburg  vom  J.  1515  heifst 
es :  der  untersaesse  im  lande  von  Nürburg,  welchem  herm  er  auch  zugehoere, 
der  sich  gebruicht  wassers  und  weiden  im  land,  schirm  und  schuiringe  gesint 
vom  herm,  der  sal  dienen  an  dat  huis  Nürbui^  gleich  andern  undersaessen 
und  angehoerigen  sonder  aigelist  und  umb  dat  er  dat  dein  sal,  so  sal  der 
herr  demselbigen  manne  seine  haefe  lif  und  gut  verantworten  binnen  dem 
lande  \wr  sinen  vianden^.  Aus  dieser  allgemeinen  Schutzgewalt  heraus  ent- 
wickelte dann  der  Landesherr  wiederum  die  Präsumtion  allgemeiner  Ver- 
waltungshoheit für  den  gleichen  Bezirk. 

Hilft  die  Vogtei  in  dieser  Weise  auf  der  Basis  grundherrlicher  Wirt- 
schaftssubstrate  zumeist  indirekt  den  späteren  Verwaltungszusammenhang  der 
Ämter  mit  entwickeln,  so  sind  doch  vogteiliche  Grewalten  bisweilen  noch  viel 
unmittelbarer  an  dieser  Bildung  beteiligt  Dies  ist  namentlich  da  der  Fall,  wo 
sich  eine  alte  Vogteiberechtigung  auf  lokal  geschlossenem  Gebiete  schon  an 
sich  zur  vollen  Amtsthätigkeit  im  Sinne  der  Lokalverwaltung  des  14.  Jhs.  aus- 
geweitet hatte;  hier  bedurfte  es  natürlich  nur  der  Anerkennung  des  Vogtei- 
bezirkes  als  Amtes  durch  Eingliederung  desselben  in  ein  umfassenderes  terri- 
toriales Verwaltungssystem '^,  um  die  Vogtei  verwaltungsbildend  zu  machen. 


0  S.  oben  S.  1068;  Arch.  Clervaux  1026,  1454,  cit  oben  S.  1071  Note  2;  S.  1182, 
1186.  Aus  späterer  Zeit  8.  noch  Honth.  Uist  2,  846,  1406;  874,  1428;  428, 1456;  456,  1471; 
und  dazu  WFrisingen  1541  §  28.  Zu  verwandten  Verhältnissen  in  Österreich  vgl.  Hasenöhrl 
S.  55.  Umgekehrt  entwickelt  der  König  sein  Verhältnis  zuerst  zu  gewissen  Klöstern,  später 
zu  allen  Unterthanen  im  Sinne  der  Vogtei,  er  ist  später  des  Reiches  Vogt;  s.  Waitz, 
Vfg.  7,  838  f. 

>)  S.  oben  S.  171  und  177,  1186  f. 

>)  S.  oben  S.  186  ff.  und  1188. 

*)  \VNürburg  1515,  G.  2,  612. 

^)  Ein  Beispiel  bieten  die  späteren  Ämter  Oberwesel  (und  Boppard^  vgl.  MR.  ÜB.  8, 
1406, 1257 ;  CRM.  8, 87, 1809 :  K.  Heinrich  giebt  Oberwesel  und  Boppard  an  Enbischof  Balduin 


[Entwicklung  der  LaudeBgewail.  —      1262     — 

Die  Grundlagen  einer  ganz  ähnlichen  Entwicklimgsmöiilichkeit  bestanden  aber 
auch  bisweilen  aufserhalb  der  eigentlichen  Vogtei.  So  z.  B.  bei  Wildbann- 
rechten. Der  Wildbann  umfafste  stets  ein  rämnlich  b^jrenztes  Gebiet,  er 
konnte  sich  völlig  im  Sinne  einer  Vogtei  entwickeln',  und  diese  Vogtei  konnte 
dann  bei  Einrangiening  in  ein  Territorium  ohne  weiteres  zum  Amt  werden. 
Das  scheint  beispielsweise  der  Entwicklungsgang  im  trierischen  Amte  Monta- 
baur gewesen  zu  sein. 

Können  auf  diese  Weise  Gnindherrlichkeit  und  Vogtei  meist  kombiniert, 
bisweilen  auch  wohl  isoliert,  als  direkte  Grundlf^e  der  territorialen  Ämter- 
bildung in  Anspruch  genommen  werden,  so  hflit  sich  das  dritte  halbstaatliche 
Moment  der  Territorialbildung,  die  Lehnsherrlichkeit,  diesen  Vorgängen  gegen- 
über etwas  abseits.  Aus  den  Lehnsauftragungen  —  nur  von  diesen,  nicht  von 
den  Verlehnungen  kann  natürlich  im  vorliegenden  Zusammenliang  die  Rede 
sein  —  erwachsen  vielmehr  wesentlich  jene  Teile  des  späteren  landeshenlichea 
Territoriums,  welche  mit  demselben  iu  loserem  zumeist  nur  durch  ständische 
Vermittlung  lien^estellten  Zusammenhange  bleiben.  Eben  in  diesem  Sinne  alier 
wird  der  Erwerb  durch  LehnBauftragung  innerhalb  der  Bildungsgeschichte  des 
Territoriums  wichtig  namentlich  für  solche  Herrschaftsrechte,  deren  direkte 
Inkorporation  durch  Kauf  und  Rechtsgeschäfte  gleicher  wirtschaftlicher  Wirkung 
ans  ii^endwelchen  Gründen  nicht  möglich  war*. 

Katürlich  Bind  auch  diese  Herrschaftsrechte  und  deren  lokale  Substrate 
sehr  verschiedener  Natur.  Nnr  seltener  werden  im  LehnBauftrag  ausgedehnte 
Grafbchaftsrechte,  vielleicht  gar  volle  Grafschaften  erworben',  ebenso  wie  es 
nicht  häufig  ist,  dals  abgesehen  von  den  auf  Zeit  lautenden,  daher  hier  auTser 
Betracht  bleibenden  Lehnsdienstvertr&gen  Lehnsverbindung  mit  einzelnen  ein- 
fachen Pei-sonen  begründet  wird'.  Häufiger  dagegen  kommt  es  schon  vor,  dafs 
Treu-  b/w.  Lehnsverhältnisse  ganzer  oder  zerstückelter  Ministerialitäten  oder 
Lehnsgenossenschaften  auf  den  Landesherm  übertragen  werden^;  wenn  auch 


in  guljernatioiK'm,  quaiinus  eitlem  arcliiepiscopo  tamquam  gubematori  et  adrotato  Tcstro  vel 
eius  subfititulo  suo  nomine  pareatia.    S.  dazu  Küster  S.  85  Sole  1. 

')  S.  oben  S.  111,  479. 

')  Mao  vgl.  hierzu  und  ;!uin  folgenden  ii.  a.  nur  die  von  Doininicus  aufgeführten  Lehns- 
erwerbungen  des  Erzbiscbofs  Balduin,  a,  a.  0.  S.  83;  113  Sol«  3;  119  Note  3  und  120 
Note  1;  127  Note  1;  159;  182  Note  2;  186  Note  1;  190  Note  3;  I93if.;  262ff.;  265 
Note  1-3;  270  Note  3;  273  ff.;  408  ff.;  411  ff.;  505  ff.;  506  Note  1;  579  Note  1;  583; 
592  Note  3.  S.  auch  Loersch,  De  ortu  etc.  S.  16  f.:  de  territorio  luliacensi  conubiis  feudo- 
Tumque  consociatione  adaucto. 

')  Lehnsauftragungen  ganzer  Grafschaften  an  Stifter  konunen  seit  II.  Jh.  namentlich 
in  Uthringen  vor,  3.  Waitz,  Vfg.  7,  261.  Für  unser  Gebiet  vgl.  u.  a.  MR.  L'B.  2,  124, 
1192;  3,  952,  1248. 

*)  S.  Ua.  3  No.  178,  1349. 

'■)  S.  Bd.  3  No.  107,  1324;  auch  "Bald.  Kesselst  S.  372,  1S43:  Boemund  von  Nail- 
bacfa  trägt  an   ilas  Erzstift  Trier  auf  alle  unser  edeln  man,  die  leben  von  unB  .  .  haben 


i 


—     1263     —  Bildung  des  Territoriiims.] 

hier  durch  Lehnsauftrag  nicht  eine  neue  Lehnsverbindung  begründet  wird,  sondern 
nur  derartige  verwandte  oder  schon  völlig  gleichartig  bestehende  Verhältnisse 
durch  Zession  auf  den  Landesherm  Qbergehen.  Bei  weitem  am  verbreitetsten  aber 
ist  die  Lehnsauftragung  von  Grundherrschaften ,  speziell  von  kleineren  weithin 
über  mehrere  Quadratmeilen  verstreuten  Grundherrschaften  des  sich  eben  bilden- 
den niederen  Adels  und  der  freien  Herren^ :  ohne  Ausnahme  fast,  soweit  sie  inner- 
halb der  Machtsphäre  des  Territoriums  liegen,  kommen  sie  in  einen  Lehns- 
nexus und  damit  in  eine,  künftige  Unterthanschaft  vorbereitende  Beziehung 
mit  dem  Territorium  *.  Eine  ganz  besonders  betonte  Form  des  Lehnsauftrages 
adliger  Grundherrschaften  bildet  dabei  der  Burgenauftrag:  wir  werden  spftter 
sehen,  dafs  er  eine  ganz  spezifische  Bedeutung  hatte,  und  können  seine  Wich- 
tigkeit schon  jetzt  an  der  aufserordentlichen  Höhe  der  Summen  erkennen, 
welche  für  Burgenaufträge  gezahlt  wurden'.  Mit  den  Lehnsauftrftgen  von 
Burgen  an  den  Landesherm,  wie  sie  seit  Mitte  des  12.  Jhs.  reifsend  zunahmen, 
wurde  nun  aber  dem  Lehnsherrn,  abgesehen  von  der  nicht  selten  ausdrücklich 
stipulierten  Lehnskriegspflicht  der  Vasallen,  namentlich  das  ()ifnungsrecht  an 
der  Burg  zuerkannt,  d.  h.  im  wesentlichen  die  rechtliche  Möglichkeit,  sich 
jederzeit  auf  die  Burg  zur  Verteidigung  zurückzuziehen,  und  das  im  Einzelfall 
mehr  oder  minder  fest  umschriebene  Recht,  die  zeitweise  Auslieferung  der 
Burg  zur  bedingungslosen  militärischen  Unterstützung  in  lehnsherrlichen  Kriegen 
zu  verlangen*. 


[omnes  fideles]  .  .,  daz  er  [Balduin]  sie  mag  maDen  und  manschaft  an  sie  vordem  glicher 
wis,  als  wir  .  .  mochten. 

^)  Zu  Bedeutung  und  Charakter  dieser  Grundberrschaften  s.  oben  S.  702  fL  Man 
sehe  u.  a.  Bd.  8  No.  93,  1816;  CRM.  3,  548,  1574.  Eigentümlich  ist  eine  am  Schlüsse  dieses 
Teils  mitzuteilende  »Urkunde  des  Bald.  Kesselstadt  S.  374,  1844  Febr.  2. 

*)  Im  Laufe  dieser  konzentrischen  Bewegung  im  Lehnserwerb  des  Landesherrn  werden 
dann  exzentrisch  gelegene  Lehnsverhältnisse  abgestofsen,  ebenso  wie  yon  den  Grundherr* 
Schäften  einzelne  femliegende  Höfe  aufgegeben  wurden,  vgL  CRM.  8,  455,  1859:  die  Abtei 
Korvei  erlaubt  dem  Grafen  Johann  yon  Sponheim  und  seinen  Erben,  sich  wegen  der  Lehen- 
güter in  der  Pfarrei  Traben  und  der  lehenrührigen  halben  Burg  Starkenbuig  einen  andern 
beliebigen  Lehenherm  zu  wählen. 

*)  Hier  einige  Daten  in  dieser  Hinsicht  MR.  ÜB.  2,  124,  1192:  an  Trier  wird  lehns- 
weise  aufgetragen  castrum  Viraeburg  una  cum  comitatu  für  1600  ib.  Treyerenses  (etwa 
870000  M.  nach  heutiger  Kaufkraft  des  Silbers).  MR.  ÜB.  8,  664,  1289:  Lehnsauftragung 
der  Burg  Leyen  bei  Uerzig  für  120  nur.  (etwa  80000  M.).  MR.  ÜB.  8,  789,  1242:  Lehns- 
auftragung der  Burg  Waldeck  an  Köln  für  200  mr.  köhiisch  (etwa  50000  M.i 

*)  S.  zu  diesen  Fragen  MR.  ÜB.  1,  551,  c.  1148,  der  Graf  yon  Vianden  Lehnsmann 
des  Erzstiftes:  de  omnibus  predicti  comitis  .  .  castris  (nos  archiepiscopus)  .  .  auxilium  habe- 
bimus;  licebit  quoque  nobis  de  hiis  castris  quemlibet  hostem  nostrum  impugnare,  preter  solum 
abbatem  Prumiensem,  cuius  homo  ligius  est  Zur  Bedeutung  des  Wortes  ligius  s.  Waitz, 
Vfg.  6,  42;  auch  *Scheckman  Spec  feud.:  yasallus  potest  esse  unius  yel  plurium,  sed  legius 
Tel  ligius  nisi  dumtaxat  unius  .  .  .  omnis  homo  ligius  est  yasallus,  sed  e  contrario  non 
omnis  yasallus  est  ligius.  Über  die  Burgenanftragung  belehrt  weiterhin  MR.  ÜB.  1,  571, 
1152:   die  Grafen  von  Sayn  tragen  den  Erzbischof  Hillin  yon  Trier  das  Castmm  und  die 


[Entwicklung  der  Laodesgewalt.  ^      1264     — 

Neben  der  Abiiindung  der  teixitorialeii  Bildung  durch  Herbeiführung 
von  Lehnsaiifträffen  steht  nun  freilich  mit  teilweis  entgegengesetzter  Tendenz 
die  Thatsache  massenhafter  Verlehnuiigen  von  Rechten  und  Grundstücken  aus 
dem  landesherrlichen  Besitze '.    Allein  man  darf  sich  den  Einflufe  derartiger 

Curia  SajTi  üh  Lehn  auf  eandcm  fidelitatera  facientes,  quam  legii  homines  factre  consueverunt, 
quod,  si  nos  guemun  cum  aliquü  bobüre  conliiigerct,  contra  quem  nobis  adiutoriiini  prcstaro 
non  po&sent,  de  Castro  exire  et  cius  potestatem  absque  corum  exberedatione  nobis  dare  debent, 
ita  qnoU  finita  gueira  ad  castnmi  tamquam  ad  srnim  feodum  rodettnt  Dafilr  erhalten  sie 
100  libratns  de  lienpficio  primo  vacantc  in  beneüciuni.  Bei  Hand  Wechsel  wird  weder 
Hergewede  noch  Hersture  gezahlt.  MR.  ÜB-  1,  616,  1159:  Johann  von  Siedelingen  erhält 
gewisse  Hechle  zu  Lehen  tali  conditione,  ut  casiruin  suum  Siedelingen,  quod  erat  Guum 
proprium,  reciperet  in  feodo  ab  (archiepiscopis)  .  .  in  perpetnum.  Weiteres  über  die 
Burg  s.  MR.  ITB.  1,  627,  1161.  MR.  ÜB.  3,  664,  1239;  die  Herren  zu  Leyen 
tragen  ftkr  120  mr.  ütre  Burg  Leyen  bei  tlerzig  an  Küln  auf  prolitentes,  quod  nos  .  . 
ecclesie  .  .  in  omuilius  necessitatibus  suis  idem  caslruni  libcre  aperieniaB,  de  ipso  tauiquani 
homines  sui  contra  omnem  hominem  aervituri.  MB.  ÜB.  3,  995,  1249:  Mefiried,  Herr  von 
Keumagen,  trbgt  seine  Allodialburg  Claracoata  dem  Grafen  von  Luxemburg  zu  Lehen  auf, 
ita  quod  dictum  castrum  ego  et  heredea  mci  debebimus  roddere  et  deliberarc  diclo  comiti  et 
heredibus  suis  ad  Tolunlatem  snam,  et  quotienscunque  eis  placuerit.  et  de  dicto  Castro  cum 
appenditiis  deltent  et  possunt  dietus  coraes  et  hercdes  sui  ndiuvari  contra  omnes  principe«, 
archiepiscopos,  nobiles  vel  innobites  et  etiam  contra  omnes  homines,  qui  vivere  possunt  et 
mori.  Ganz  ahnlich  lautet  der  Lebnsauftnig  der  Burg  Arras  au  die  Grafen  von  Luxemburg 
MR,  ÜB.  3,  996,  1249.  Zum  Charakter  des  Offenbauses  s.  genauer  *0r.  Koblenz  SL  A. 
Prilni  Rep.  No.  62»,  1343  Juni  24,  Kuno  von  Glemency  (KOnzich)  hat  seine  Burg  als  Offen- 
hauä  au  PrQm  aufgetragen:  ouch  üullen  mine  voi^.  herren  vou  Prunie,  wanne  sie  entbatden 
sin  wollea,  mich  zitUchen  lassen  wiszen,  wieder  wen  si  enthalden  sin  wollen,  und  uf  daz  ich 
und  min  erben  unser  gut  dannen  gefuren  mögen,  imd  sullen  die  vorg.  herren  von  Frumen 
dan  daz  hus  in  ire  hüte  und  koste  nemen  und  htüdcn,  als  lange  der  crieg  wert,  wider  den 
die  sie  enthalden  «int,  und  wnnne  der  crieg  uz  ist,  sa  suUen  sie  mir  und  miuen  erben  daz 
hus  wieder  inantwerten  an  allerhande  argelist  und  geverde.  Vgl.  femer  noch  Ennen,  Qu.  1, 
603,  108,  1193;  Acta  acad.  Theod.-Palat  2,  288,  1220;  Lac.  ÜB.  2,  24-5,  1239;  CRM.  2, 
160,  1254;  Lac.  ÜB.  2,  58.5,  1268;  Hontli.  HisL  1,  801—2,  1273;  Guden.  CD.  2,  980,  1300; 
CRM.  3,  90,  1318;  118,  1323;  132,  1325;  Bertholet  4,  370,  dazu  WQith-Paquet,  Publ.  de 
Luxeinb.  14,  78.  In  diesem  Zusammenhang  sei  auch  noch  erwölmt  Honth.  Hist.  2,  174 — 175, 
1353:  Karl  IV.  weist  das  Reichslehen  Gerlachs  von  Braunshom  zu  Ellenz  und  Poltersdorf 
(Reichsburg  Beilstein)  an  Trier.  Ähnlieb  Honth.  Hist.  2,  191,  1356  für  Kiz.  —  Das  älteste 
Beispiel  tür  ein  Offenhaus,  welches  Wailz  Vfg.  8,  202  Note  6  kennt,  ist  vom  J.  1110.  Vgl. 
auch  Honth.  Hist.  1,  471. 

')  S.  dazu  oben  S.  703,  713,  875.  Nach  dem  'Register  zum  Bald.  KesselsL  S.  2  sind 
von  Erastift  Trier  in  der  1.  K.  des  14.  Jbs.  Feoda  simplicia  ausgethan:  Rinenscs  4-i,  Super 
Moaellam42,  Meinefelt  11,  Einia27,  Hundisrucke  27,  andersite  Rlns  14,  Luteni  28,  Sarkauwe 
et  Lutzelenburg  36,  Inferiores  12  [nördlich  vom  Erzbistum],  Superiores  6  [südlich  vom  Erz- 
bistum]. Das  genannte  Riester  verzeichnet  Lehen  der  Grafen  und  Herren  von  Barrum, 
llennenbei^,  Nife,  Veldentia,  Sarepons,  Katzenelbogen,  Salme  in  Ardenna,  Sobnße,  Seina, 
bpaenheim,  Limpurg,  Isenburg,  Runkel,  Eppenstein,  Trimperg,  Wilhauwe.  Heinbach,  Satfen- 
berg,  Rennenberg,  Haraerstein,  Bruberg,  Hoenvels,  Sleida,  Blankenheim,  Kerj)ena,  Rifer- 
scheid,  Cronenberg,  Duna,  Mailberg,  Vinstingen,  ICirkel,  HunoJtstein,  Vienna,  Rodemacra, 
Rupea,  Novumcaslnini,  Falkenslein  in  dem  Wasechin,  Brandenburg,  Septemfontes,  Wiltz, 
Falbenstein  in  comitatu  Lutzelenburg,  Meisenberg,  Usildii^e»,  Berperg,  Bolcbc,  Berewart, 
Ham,  Vispach,  Berge  super  Elsenze,  Keile  in  Bellevans, 


—     1265     —  Bildung  des  Territoriums.] 

Verlehnungen  wenigstens  in  der  späteren  Entwicklungsperiode  des  Terri- 
toriums doch  auch  nicht  als  allzu  grofs  vorstellen.  Wir  Johannes  grave 
van  Sarbiiicken,  heifst  es  in  einer  Urkunde  vom  J.  1313,  tun  kunt  allen, 
daz  her  Simont  von  Kastele  riethere  ist  unser  man  wurden  und  unser  erben, 
er  und  sine  erben,  van  soligme  gute,  daz  er  van  uns  hat  zu  Burbach,  also 
das  die  lute  die  er  van  uns  hat  sullent  und  sint  schuldich  zu  kumene  in  alle 
unser  jardinc,  also  sie  bietheire  gedan  haut  und  was  peninge  besserunge  und 
busen  sie  wurden  [heben]  uf  deme  voiig.  irme  gute  ufe  der  lute  erbe,  daz  sal  hem 
Simondes  sin,  und  ist  das  hohe  gereithe  und  busen  van  walde  und  van  waigen 
und  so  was  ussewendich  dez  gutes  ist  unser,  und  sol  her  Simont  unde  sine 
[erben]  vermannen  vor  uns  und  alle  die  unser  das  gut  van  Liebenberch  in 
unsem  weigen^  Man  sieht  in  diesem  Falle  besonders  deutlich,  dafs  die  Ver- 
lehnung  landesherrlichen  Gutes  in  dem  Verhältnis  dieses  Gutes  zur  jeweilig 
bestehenden  Gewalt  des  Landesherm  fast  nichts  ändert;  dem  Belehnten  fallen 
mit  der  Nutzung  des  Gutes  nur  die  Revenuen,  nicht  die  Herrschaftsrechte  zu. 
Zudem  aber  bestand  überall  die  grolse  Mehrzahl  der  Lehen  aus  Mannlehen ', 
imd  damit  war  in  absehbarer  Zeit  auf  einen  grofsen  Prozentsatz  von  Heim- 
fällen zu  rechnen  ®,  falls  es  die  Vasallen  nicht  vorher  auf  geraden  oder  krummen 
Wegen  zur  Allodifizierung  des  Lehngutes  gebracht  hatten*. 

Welches  aber  war  nun  das  durch  Lehnsauftrag  wie  Belehnung  gegen- 
über dem  Landesherm  begründete  Verhältnis?  Es  war  zunächst  nicht  das 
der  Unterthanschaft ,  d.  h.  der  Unterordnung  unter  die  Landeshoheit:  viele 
Vasallen  sind  nie  Unterthanen  ihrer  landesfUrstlichen  Lehnsherren  geworden. 
Es  bezog  sich  im  wesentlichen  nur  auf  die  Lehnskriegspflicht ,  von  welcher 
bald  genauer  die  Rede  sein  wird^,  und  auf  die  Dingpflicht  im  fürstlichen 
Lehnshof.  Und  auch  die  letztere  Pflicht  stand  bei  Lehnsauftrag  in  früherer 
Zeit  so  ohne  weiteres  noch  nicht  fest.  Anfangs  wurde  wohl  nur  vertragen, 
dafs  die  Lehnsauftragenden,  falls  sie  in  Lehnssachen  am  Lehnshofe  Recht 
suchten,  bei  Weigerung  ihres  Gegners  vor  diesem  Gericht  zu  erscheinen  der 


^)  Kremer,  Ardenn.  Geschl.  Cod.  dipl.  S.  406,  1818.  Sehr  belehrend  ist  in  dieser 
Hinsicht  auch  der  ^Entwurf  eines  Lehnsbriefes  Johanns  von  Schieiden  über  die  Prümer  Herr- 
lichkeit Schoenberg  (Kr.  Makn^y)  vom  27.  Aug.  1409,  Koblenz  St  A.  Dipl.  Prüm. 
Bl.  136  b  f.,  partiell  ausgeführt  unter  d.  9.  April  1428. 

')  So  bestehen  in  Trier  mit  wenigen  Ausnahmen  nur  Mannlehen,  Honth.  Hist  1, 
686  f.;  Beispiele  von  Weiberiehen  ebd.  S.  687  f.  Zum  Begriff  Mannlehen  s.  *USMax.  1484 
Bl.  14»  Sauerschwabenheim:  Hans  Jude  Piabet]  18  albos  in  feodum  und  ist  ein  manlehen: 
hoc  est,  si  decesserit  sine  berede  virili,  tunc  idem  feodum  revolvetur  ad  monasterium. 

*)  S.  dazu  Honth.  Hist.  2,  656—670  auf  14  zweispaltigen  Folioseiten  den  Ton  Peter 
Maier  1587  aufgestellten  Katalog  der  Nomina  principnm,  comitum,  nobilium  dominonun, 
equitum  etc.  archiepiscopatus  Trevirensis  vasalloram  aut  burgmannoram,  quorom  familiae 
extinctae  sunt. 

«)  S.  dazu  oben  S.  878  ff. 

<»)  Vgl.  vorläufig  MR.  ÜB.  8,  215,  1228;  227,  1224;  1159,  1252. 


[Entwicklung  der  Landesgewalt  —     1266     — 

Unterstützung  des  Lehnshemi  sicher  sein  sollteu ' ;  erst  später  kam  es  zum 
Versprechen  des  Auftragenden,  sich  in  jedem  einschlagenden  Falle  dem  Lehns- 
hof zu  stellen',  sowie  zur  Abgrenzung  der  vor  den  Lehnshof  gehörigen  Materien'. 
Wie  man  aber  die  Aussteller  von  Lehnsaufträgen  dem  Lehnshofe  einver- 
leibte, so  geschah  es  auch  sonst  mit  allen  Grofsen  des  Landes,  auf  deren  Ver- 
hältnisse der  Lehnsbegriff  anwendbar  schien*.  So  sind  die  Vertreter  hervor- 
ragender geistlicher  Institute  Lebnshofsgenossen " ;  auch  juristische  Personen 
konnten  dem  Lehnshof  angehören";  und  wo  es  anging,  suchte  man  in  geist- 
lichen Territorien  den  Imniunitiltsv(^t  durch  Belehnung  unter  die  Spruehgewalt 
der  Lehnsgeuossenschaft  zu  bringen '.  Daneben  erecheint  danu  schon  früh  — 
in  Trier  scheint  das  bereits  heim  ersten  sichereren  Auftauchen  des  Lehnshofes 
um  die  Mitte  ries  12.  Jhs.  der  Fall  zu  sein  —  die  Ministerialitilt  als  Teil- 
nehmerin am  Umstand*:  so  dafs  dem  I^ehnshofe  in  der  That  alle  diejenigen 
Elemente  innerhalb  der  künftigen  Temtörialgrenzen  angehören,  weiche  in  sich 
oder  durch  ihren  Zusamnienliang  mit  der  Person  des  Landeshenn  eine  be- 


')  MR.  ÜB.  1,  571,  1132:  si  nutent  in  pre<ticto  Castro  ab  aliquo  gravarentur  et  in 
noatra  curia  iiistitiam  ei  voluerint  exhiliere,  contra  illum  ms  et  ^cclesia  nostra  pro  posse 
noatro  eis  auxiliiim  preatabimiis. 

')  Honth.  Rist.  2,  ISO,  1842,  PViede  dea  Wildgrafen  mit  Baldiün:  so  enaolleu  vir 
wider  unseren  eg.  iierni  von  Triere  nit  dun;  ujid  wes  wir  mit  ime  seinen  mannen  bargniannen 
lind  undeitancn,  geistlii^hen  und  werentlichen ,  die  unser  eg.  herre  von  Triere  verantworten 
wolde,  oder  sie  mit  ans  zu  dune  oder  zu  schaffen  gewinnen,  des  sollen  wir  recht  geben  und 
nemen  vor  unserem  eg.  herm  von  Trier  nach  seiner  wolgebomen  manne  orteil  und  dasselbe 
diin  und  hnlden.  und  sal  dersellie  unser  herre,  narhdem  daß  die  klage  an  ihn  bracht  wirt, 
binnen  sechs  wochen  ende  geben,  und  sollen  auch  wir  die  tage,  die  unser  eg.  herre  tnu 
daenbinnen  bescheidet,  vor  ihme  leisten. 

■)  Honth.  HisL  2,  145,  1340,  Lehnsrevers  des  Grafen  von  Saj-n  für  Trier:  si  aliqnid 
dissensionis  seu  quaeetionis  inter  praedictum  dominum  nostrum  Trevireosem  seu  ecclesiam 
eorumve  subditos  quoscunque  et  nos  et  nostros  baeredes  aut  subditos  qualitercuuijue  emer- 
serit,  aut  si  ipsi  agere  nobiscum  habebunt  aut  noa  cum  eisdem:  super  bis  coram  praed. 
domino  nostro  archiepiacopo  et  suis  successoriiius  iuri  stabimus  dando  et  recipiendo  iuxta 
detinitionem  et  sententiam  nobilium  vasallorum  praedicti  domini  nostri  archiepiscopi  et  suae 
ecciesiae  Trevirensis.    S.  dazu  Honth.  Hist  2,  148,  1342;  auch  WAmel  1472  g  10. 

')  Zur  Bildung  der  Lehnshüfe  und  der  Lehnsgericbtsbarkeit,  auf  welclie  hier  nicht 
genauer  eingegangen  werden  kann,  vgl.  für  die  früheste  Zeit  Waitz,  Vfg.  6,  71 ;  ?,  72  f.  Zur 
speziellen  Ausbildung  des  Trierer  Lehnshofes  s.  Honth.  Hist.  2,  S.  7—6;  subsidiär  gilt  in  ibni 
das  gemeine  LehnsrechL  Vgl.  fllr  ihn  auch  noch  ME.  ÜB.  3,  609,  1238—89;  1120,  1251; 
CEM.  3,  318,  1345;  322,  1346. 

')  S.  MR.  ÜB.  1,  572,  1152;  vgl.  auch  MR.  ÜB.  1,  352,  1059. 

*)  CRM.  3,  377,  1351 :  gewisse  Lehen  sollen  Balduin  und  das  Trierer  Stift  dem  ge- 
stiebte van  Colne,  as  verre  si  van  em  zu  iene  rurent,  dun  vermamien  na  derselver  lene 
rechte,  mit  eime  edebi  manne  ove  mit  eime  dumproiste  ove  dumdcchen  der  kirche  zu  Treire. 

')  S.  oben  S.  1133. 

*)  MR.  ÜB.  1,  571,  1152.  Zum  ersten  Auftreten  des  Trierer  Lebnsbofes  s.  auch  Hontb. 
Hist  1,  471. 


—     1267     —  Bildung  des  TerritorioniB.] 

sondere  Bedeutung  beanspruchen  könnend  In  dieser  Ausdehnung  konsolidiert 
sich  nun  der  Lehnshof  rasch ;  speziell  in  den  geistlichen  Territorien  wird  seine 
Existenz  imd  sein  Vollstreckungsrecht  seitens  des  Reiches  im  Privileg  von  1220 
anerkannt  und  gesichert',  und  in  Trier  erhält  er  im  J.  1809  die  vollste  Un- 
abhängigkeit seiner  Rechtssprechung  vom  Reichsho^ericht  abgesehen  vom  Fall 
der  Rechtsvei-weigerung®,  späterer  detaillierterer  Privilegien  nicht  zu  gedenken^. 

Eine  derartige  Konsolidation  unter  gleichzeitig  zunehmender  Festigung 
der  Territorialbildung  überhaupt  konnte  für  die  landesherrliche  Gewalt  nicht 
ergebnislos  verlaufen.  Zunächst  wird  im  Lehnshof  ein  gern  und  fast  überall 
regelmäfsig  benutzter  Rekrutierungskörper  für  den  Hofrat  gefunden,  jene  nach 
Zahl  und  amtlicher  Stellung  viel&ch  unbestimmte  Masse  von  Ratgebern,  welche  sich 
schliefslich  zum  festen  Kern  der  Zentralverwaltung  zusammenballt^.  Femer  aber 
gewöhnt  man  sich  an  die  Forderung,  im  Lehnshof  alle  landeseingesessenen 
freien  Herren  und  Ritter  vertreten  zu  denken®  und  ihn  selbst  hiermit  als 
spezifisch  ritterschaftlich-ständisches  Gericht  anzusehen,  dessen  Zugehörige  wenn 
auch  noch  nicht  einfache  Unterthanen,  so  doch  auch  nicht  mehr  Vasallen  im 
Sinne  der  wenigen  grofsen  aufser  Landes  gesessenen  Lehnsträger  sind. 

Kommt  nun  in  den  letzteren,  schon  jenseits  der  zeitlichen  Grenze  unserer 
Erörterungen  liegenden  Erscheinungen  bereits  eine  weitentwickelte  Energie  der 
Landeshoheit  zum  Ausdruck,  so  ist  freilich  zu  bedenken,  dafis  diese  Energie 
ihren  Ursprung  und  ihren  Bestand  keineswegs  blofs  der  Amalgamierung  der 
bisher  betrachteten  halbstaatlichen  Gewalten  verdankte,  dafis  sie  vielmehr  nicht 


^)  Im  J.  15d9  hat  das  Trierer  Erzstift  zu  Vasallen  17  Grafen,  8  Freiherren,  162  ein- 
fache Adlige;  Honth.  Bist  8,  190  ff.  S.  auch  Bd.  2  S.  226  Tab.  ^;  oben  S.  884  Note  4, 
auf  S.  885. 

')  Confoederat  1220  §  5:  si  quis  (principum  ecclesiasticoram)  vasaUum  suum,  qui  eum 
forte  offendit,  iure  feodali  convenerit  et  sie  feodum  evicerit,  illad  suis  osibos  taebünur.  S. 
auch  schon  MR.  ÜB.  2,  148,  1196,  K.  Heinrich  VI.  für  Trier:  quia  questio  apnd  vos  fiiit, 
qnod  dilectus  noster  Johannes  Treverensis  archiepiscopus  homines  suos  super  feodo  ad  ius 
per  14  dies  debebat  vocare,  quidam  affirmabant  per  sex  septimanas  per  trinam  yocationem, 
curiae  nostrae  dictavit  sententia,  qnod  idem  archiepiscopus  homines  suos  super  feodo  ad 
14  dies  tantum  per  trinam  vocationem  vel  ad  sex  septimanas  peremptoriter  teneatur  dtare. 

«)  S.  Bd.  3  No.  89,  1309. 

«)  Honth.  Hist  2,  121,  1332;  167,  1346,  dazu  Honth.  Hist  2,  176,  1354  und 
Dominicus  S.  591. 

^)  S.  dazu  Waitz,  Vfg.  1,  309  f.,  weiter  unten  Teil  3  dieser  Abschnittes  und  schon 
hier  Catal.  abb.  Eptem.  I,  MGSS.  23,  33:  Abt  Gerhard  (1110  ff.)  quaeque  potuit  laicis  feodavit, 
quorum  consilio  depravatus  succidi  fedt  circumadiacens  nemus;  Ennen,  Qu.  2,  36,  30,  1209: 
Graf  Dietrich  von  Kleve  verschenkt  Eigentum  sano  et  matnro  consilio  fidelinm  nostrorum; .  . . 
nomina  autem  fidelium  nostrorum  .  .  hec  sunt:  B.  decanus  Xantensis;  C.  canonicus  de 
Wischele,  I.  de  Husdenne,  I.  burggravius  de  Clivo,  B.  Strunckede  dapifer,  H.  de  Gladebach 
pincema,  R.  de  Sulen,  Th.  de  Vunderin,  Ph.  de  Humphe,  R.  Zobbo. 

*)  Vgl.  WRommersheim  1298  §  24:  vorter  haet  der  scheffen  gewist,  aef  eman  gnet 
ligen  het  in  der  apdien  van  Pnune,  dat  neit  anger  noch  zinsen  engeve  noch  vronedage,  dat 
sal  man  van  eime  apt  und  sime  goitzhusse  zo  lehen  halden. 


[JBQtwiddong  der  Landesgewalt  —     1268     — 

minder  durch  das  Einströmen  von  Überresten  der  Reichsgewalt  in  die  terri- 
toriale Entwicklung  gespeist  ward.  Diese  Überreste  aber  waren  sehr  ver- 
schiedener Natur  und  konnten  auf  sehr  verschiedenem  Wege  auf  die  Landes- 
gewalt übergegangen  sein. 

Fassen  wir  zunächst  den  letzten  Punkt  ins  Auge,  so  ging  der  Erwerb 
von  Beichsrechten  zu  Gunsten  späterer  Landesgewalt  wohl  in  den  meisten 
Fällen  durch  Usurpation  vor  sich.  In  dieser  Hinsicht  wurde  z.  B.  das  alte 
Amt  des  Grafen  nicht  mehr  nach  Amtsweise,  sondern  nach  Lehnsweise  ange- 
sehen, und  als  Lehen  wurde  es  erblich  ^.  Dem  Grafschaftslehen  aber  ordneten 
sich  wieder  die  Hunnenlehen,  hier  und  da  wohl  schon  seit  karolingischer  Zeit, 
unter '.  Nicht  minder  häufig,  nur  in  etwas  späterer  Zeit,  wurde  Reichsgeriehts- 
barkeit  auf  vogteilichem  Wege  usurpiert,  indem  der  werdende  Landesherr  an 
Orten  mit  noch  nicht  geordneter  Gerichtsverfassung,  besonders  in  erwachsenden 
Städten,  als  allgemeiner  Vogt  angesehen  und  seiner  Yogtgewalt  Gerichtsbarkeit 
inhärent  gedacht  wurde '.  Und  wie  die  Könige  das  Lehnsverhältnis  des  Hunnen 
zur  Grafechaft,  des  Grafen  zum  Reich  anerkannten,  so  blieb  ihnen  auch  im 
Falle  vogteilicher  Usurpation  von  Gerichtsbarkeit  schliefsUch  nichts  anderes 
übrig  als  zuzustimmen^. 

Eine  andere  Erwerbsart  fllr  Reichsgewalt  war  in  der  königlichen  Privi- 
legierung  gegeben,  d.  h.  in  der  Exemtion  vom  Einfluis  gewisser  Reichsrechte. 
Eine  solche  Privilegierung  hatte  bei  den  Eximierten  naturgemäfs  die  Entwick- 
lung positive  Gewaltbefugnisse  im  Sinne  der  erlassenen  Verpflichtungai  zur 
Folge.  Der  bedeutendste  hierher  gehörige  Fall  ist  der  der  Immunität :  aus 
ihr  heraus  entwickelte  der  Immunitätsherr  ohne  weiteres  eine  Gerichtsbarkeit 
im  Sinne  der  Grafschaitsverfassung  des  Reiches.  Weiter  sind  hierher  diejenigen 
Befreiungen  von  finanziellen  Leistungen  zu  ziehen,  bei  welchen  dem  Befreiten 
die  Erhebung'  dieser  Leistungen  zu  seinen  Gunsten  zufiel. 

Eine  dritte,  namentlich  in  späterer  Zeit  häufige  Erwerbsart  für  Reichs- 
gewalt ergab  sich  aus  der  einfachen  Ühertragimg  von  Reichsrechten  seitens 
des  Königs  im  Sinne  von  Privatrechten*.  So  wurden  namentlich  alle  nutzbaren 
Rechte  verliehen,  Märkte,  Zölle,  kurz  alle  Regalien,  aber  auch  die  Gerichts- 
barkeit.   Natürlich  waren  derartig  verliehene  Rechte  am  allerwenigsten  an  die 


>)  S.  oben  S.  200. 

ä)  S.  oben  S.  200  Note  1. 

3)  S.  oben  S.  1136. 

*)  Ein  Reichsspruch  von  1218,  welchen  ich  wie  Berchtold  S.  96  verstehe,  giebt  die 
Gerichtsbarkeit  in  den  Marktorten  dem  betr.  Marktherren  mit  Ausnahme  der  Exekution  in 
Kriminalfällen.  S.  femer  CRM.  3,  60,  1314:  König  Ludwig  bestätigt  dem  Erzbischof  Balduin 
die  Immunität  der  Städte  Saarburg,  Welschbillig,  Bemkastel,  Mayen  und  Montabaur  nach  Art 
der  königlichen  St&dte  (so  schon  Rudolf  CRM.  2,  338,  1291). 

'^)  Beispielsweise  s.  CRM.  3,  62,  1314:  K.  Ludwig  bestätigt  Balduin  die  Verpfändung 
von  Boppard  und  Oberwesel  und  fügt  derselben  wegen  weiterer  22000  nu'.  hl.  das  Galgen- 
ficheider  Gericht,  die  Zölle  und  das  MQnzrecht  daselbst  hinzu. 


—     1269     —  Bildung  des  Territorioms.] 

Person  gebunden,  welcher  sie  ursprünglich  vom  König  übertragen  worden  waren ; 
sie  wurden  allgemein  Gegenstand  vermögensrechtlichen  Verkehrs,  und  so  wurde 
es  denn  im  Verlaufe  der  deutschen  Kaiserzeit  sehr  bald  möglich,  fast  alle  Arten 
staatlicher  Gewalt  auf  dem  Wege  privaten  Erwerbes  überhaupt  zu  erlangen^. 

Innerhalb  der  an  sich  unteilbaren  Reichsgewalt  aber  lassen  sich  mit  Rück- 
sicht auf  ihre  spätere  territoriale  Zersplitterung  am  besten  drei  Seiten  unter- 
scheiden, die  Heeresgewalt,  die  Gerichtsgewalt  und  die  finanziell-administrative, 
sowie  die  mit  dieser  verbundene  polizeiliche  Gewalt*.  Die  hervorragendste 
unter  ihnen  ist  in  der  Bildungszeit  der  Territorien  bei  weitem  die  Gerichts- 
gewalt', denn  die  Heeresgewalt  war  schon  im  Verfall,  während  die  admini- 
strativen und  polizeilichen  Befugnisse  erst  im  Beginn  ihrer  Entwicklung  standen : 
die  Gerichtsgewalt  kann  daher  recht  eigentlich  als  der  Kern  jener  staatlichen 
Rechte  bezeichnet  werden,  welche  vom  Reiche  an  die  Territorien  übergingen. 

Was  zunächst  die  Heeresgewalt^  angeht,  so  hatte  sie  gegenüber  dem  Ver- 
fall der  alten  gemeinen  Dienstpflicht  nicht  mehr  viel  zu  besagen.  Soweit  aber 
die  allgemeine  Heeresfolge  noch  bestand,  ging  sie  nicht  vom  Reiche  direkt, 
sondern  vielmehr  durch  das  Medium  der  Immunitätsherrschaften  und  -vogteien 
wie  der  selbständigen  Grafschaften  an  das  Territorium  über^.     Direkt  von- 


1)  Für  spätere  Zeit  s.  das  Regest  CRM.  4,  842, 1476:  die  BrOder  Johann  und  Friedrich, 
Herren  zu  Pirmont  und  zu  Ehrenberg,  verkaufiBn  an  Erzbischof  Johann  ihre  Hochgerichts- 
und andere  Rechte  zu  Lutzerath,  Strozbusch,  Bertrich,  Driesch,  Kenfus,  Kliding,  Urschmitt, 
Beuren,  SAldegund,  Bremm,  Eller,  Ediger  und  Geyenich.  Ausgenommen  von  solchem  Erwerb 
sollten  nach  der  Sententia  de  non  alienandis  principatibus  vom  J.  1216  und  deren  Vorläufern 
(s.  Ficker,  Keichsfürstenstand  S.  292  f.)  zu  landesherrlicher  Gewalt  erwachsene  und  demgemäfs 
auf  ein  Territorium  bezogene  Komplexe  ehemaliger  Reichsgewalt  sein.  Doch  wurde  dieser 
Grundsatz  durch  c  10  der  Goldenen  Bulle  wenigstens  für  die  Kurfürsten  wieder  schwankend; 
und  in  späterer  Zeit  kehrte  man  sich  jedenfalls  im  Mosellande  nicht  mehr  an  ihn.  SMazimin 
fällt  1570  definitiv  unter  Trier,  Prüm  1575  bezw.  1579.  Freilich  leisten  beide  Abteien  der 
Inkorporation  noch  lange  Widerstand. 

')  Alle  diese  Teilgewalten  finden  sich  in  den  späteren  Territorien  wieder,  wie  die 
folgenden  Noten  darthun.  Man  vgl.  auch  den  ersten  kaiserlichen  Belehnungsbrief  («kr  Trier 
vom  J.  1309  bei  Honth.  Hist  2,  603,  1809:  (Imperator  Baldewino)  regalia  feoda  principatus 
pontificalis,  quem  obtinet,  .  .  concessimus  et  ipsum  archiepiscopum  investivimus  de  eisdem, 
administrationem  temporalium  et  iurisdictionem  plenariam  prindpatus  eiusdem  ecclesie  (ei) . . 
committentes.  Femer  wird  bei  versetzten  Ämtern  1599  vorbehalten  die  landfürstliche  Obrig- 
keit, als  folg,  reis,  appellation  und  religion;  Honth.  Hist  8,  194.  Im  einzelnen  s.  noch 
WBeltheim  1877,  G.  2,  204  f.;  1482,  a.  a.  0.  208;  WMünstermaifeld  1872  und  ebenso  W.  von 
1417,  G.  2,  458;  Würbach  1480,  G.  1,  627;  WWeiher  bei  SGoarshausen  1548.  —  Über 
die  Fridericianischen  Privilegien  mit  besonderer  Rücksicht  auf  Trier  s.  Honth.  Hist  1, 
688—634. 

')  In  dieser  Hinsicht  führt  Waitz,  Vfg.  8,  98,  durchaus  zutreffend  aus,  daTs  die  Ge- 
richtsgewalt namentlich  im  10.  bis  12.  Jh.  als  Mittelpunkt  aller  staatlichen  Gewalt  betrachtet 
werden  mufs;  ihr  Besitz  wurde  die  Grundlage  für  eine  nicht  blofs  obrigkeitliche,  sondern 
herrschaftliche  Stellung. 

*)  Vgl.  oben  S.  1120. 


[Entwicklung  der  LamJe&gewull,  —     1270     — 

seilen  des  Reiclies  erhielten  die  Landesheiren  aus  der  Heeresgewalt  alter  Zeit 
wohl  nur  das  königliche  Quartieriialuiierecht  eiugcrätunt ;  für  Trier  speziell 
erfolgt  die  Zuweisuog  nach  längeren  selbständigen  Versuchen  der  Landesherren 
im  J.  1376'.  Aber  auch  die  Lehnskriegsverfassui^ ,  wie  sie  nach  dem  Ver- 
lust der  allgemeinen  Dienstpflicht  im  Reiche  entwickelt  wurde,  blieb  von  den 
Landesgewalten  nicht  ungestört,  schon  am  Schlüsse  des  12.  Jhs.  erscheint  sie 
zu  Gunsten  der  Territorien  unterbunden^.  Wenn  aber  seitdem  eine  gröfsere 
AuflöBimg  und  Aneignung  derselben  durch  die  Territorien  nicht  stattfindet, 
so  wird  das  weniger  dem  Mangel  an  fürstlicher  Initiative,  als  dem  kläglichen 
Zustande  dieser  Verfassung  selbst  zuzuschreiben  sein.  Schon  längst  stand  die 
Lehnskriegsverfassung  nicht  mehr  im  Vordergrund  der  militärisclieu  Bestre- 
Imngen;  bei  dem  Mangel  einer  kräftig  organisierten  Offensive  war  man  in  der 
Stauferzeit  zu  nachdrücklicher  Betonung  der  Defensive  übei-gegangen ;  der 
Bui^enbau  nahm  bisher  nicht  ^leahnte  Dimensionen  an.  Auf  dies(>m  Gebiete 
vor  allem  suchen  sich  daher  die  gleichzeitig  in  Entwicklui^  begriffenen  Terri- 
torien in  den  Besitz  der  Reichskri^regewalt  zu  setzen.  Uraprünglich  hatte  der 
König  das  Recht  alleinigen  Burgenbaues  ' ;  dieses  Recht  muTste  gebrochen  werden. 
So  b^innen  die  erwachsenden  Landesgcwalten  denn,  sehen  wir  von  angeblichen 
imraunitätfiherrliclien  Burgbaurechten  älterer  Zeit  ab  * ,  etwa  seit  Schlufs  des 
12.  Jhs.,  vennutlich  auf  lehnsrechtlichem  Boden  fuTsend  ^,  ihre  ausschliefsliche 
Berechtigung  zur  Anlegung  von  Burgen  iimerhalb  ihres  territorialen  Bezirkes 
zu  betonen*;   und  seit  dem  J.  1220  prägen  sie  ihre  Usurpation  in  immer 


')  S.  Bd.  3,  220  No.  1,  dazu  Bd.  2,  251;  und  Hontb.  Hist.  2,  746,  1376:  quoties 
HrchiepiHCopuB  IVeiireuaia  pro  imperatoriB  .  .  imperü  aut  ecclesiae  suae  negotiis  in  expeditione 
fu<?rit,  in  quemlibet  locum  ipse  seu  eias  capitanei  et  marscalci  cum  comitiva  sua  diverterint, 
victiialm  hospitia  et  alia  necessaria  sicut  ipsc  imperator  et  Imperium  possint  licite  et  libcre  recipere. 

*)  Die  Constitutio  ic  expeditione  Romona  (entstanden  um  1190)  ist  nichts  anderes,  aia 
eine  wesentlicli  im  fiirstlicbcn  Interesse  abgefafete  Festsetzung  der  Kriegsdienstpflichten  der 
Vasallen  und  MinJBterialen  eines  Territoriunis.    So  niit  Becht  Spannagel  S.  68. 

')  Waita,  Vfg.  8,  203. 

*)  S,  ol>en  S.  1030  Note  3,  1072.    Zum  vogleilicLen  Bui'genbau  a.  oben  S.  1071  f. 

"1  Die  Belehnten  dürfen  ohne  Zustimmung  des  Lehnsherrn  keine  Bui^  bauen,  MR. 
ÜB.  2,  104,  1190.  S.  auch  aus  spaterer  Zeit  'Abschr.  U  Jhs.,  Trier  Sudtbibl.  Bald. 
Kesselst.  S.  211,  1880  Aug.  10:  Wir  Arnold  lierre  von  Blankinbeim  dftn  kunt  allen  luden, 
daz  wir  unser  gät  zä  Pisport  zfl  Boveris  und  i&  sente  Michaele  und  waz  darzö  gehöret,  von 
deme  hochwerdigeo  in  gode  vadere  und  berren  unserm  hcrren  hem  Baldewine  erzebiscofe  lä 
Triere  zä  andern  unsem  lenen,  die  wir  von  ieme  und  sime  vorgenanten  stiefte  han,  i3 
rechteine  lene  han  entfangen,  und  geloben  vor  uns  unser  erben  und  nabkomen,  daz  wir  uf 
deit  gflt  dkeine  nunimer  burchlichen  bft  bcgrifen  noch  bßwon  solen,  ane  also  viele,  daz  wir 
den  tom,  den  wir  ban  zä  Pisport,  mögen  in  alsolichen  bäwe  Lalden,  als  er  bizher  gewest  ist, 
und  den  nit  fester  zä  machene. 

')  Als  vorbereitend  läfst  sidi  schon  ansehen  MB.  ÜB.  1,  598,  1157:  König  Friedrich  I. 
bestätigt  Trier  oninia  .  .  castra,  omnes  villas  et  possessiones  ad  tiuim  episcopium  pertinentes. 
Zur  Sache  seibat  vgl.  G.  Trev.  Cont.  4  Add.  2.  MGSS.  24,  393:  Erzbischof  Johann 
[1190—1212]  vinim  nobilem  de  Kovema  pro  eo,  quod  extra  castrum  suum  aliud  de  novo 


—     1271     —  BUdimg  des  Territoriums.] 

präziseren  Reichssprüchen  und  Privilegien  zu  wirklidiem  Beichsrechte  um*. 
Seit  dieser  Zeit  bis  tief  ins  14.  Jh.  hinein  unterliegt  dann  nur  noch  die  An- 
lage neuer  Städte  königlicher  Genehmigung ' ;  das  Hecht  des  einfachen  Burgen- 
baues dagegen  gilt  durchaus  als  landesherrlich'.  Und  so  gestatten  die  nun- 
mehr fest  abgeschlossenen  Landesgewalten  fremden  Burgenbau  innerhalb  des 
Territorimns  meist  nur  unter  dem   Versprechen  der  Lehnsauftragung  zum 


exstruxerat,  cepit  et  accepto  in  proprietatem  Castro  dimisit  eum  et  castrum  dimisit  ei  (vgl. 
MR.  ÜB.  2  S.  823).  G.  Trev.  Cont  4  Add.  2,  MG8S.  24,  892,  um  1204:  Erzbischof  Johann 
destruxit  castrum,  quod  comes  de  Castris  interim  constnixerat  in  Berincastel.  post  paucos 
annos  comes  Viandensis  castrum  edificare  cepit  non  longo  a  civitate  in  Quintinberch  iuxta 
fontem  Milonis;  Johann  zerstört  es.  Zur  ersten  Nachricht  s.  MR.  ÜB.  2,  189,  1199—1200: 
in  der  Bemkastler  Vogtei  soll  weder  der  Vogt  (Graf  von  Blieskastel)  noch  der  Inhaber  der 
Grafenrechte  (Erzbischof)  Burgen  bauen,  nach  gegenseitiger  Vereinbarung. 

')  Vgl.  die  Confoederat  1220  §  9:  nuUa  edificia,  castra  videlicet  seu  civitates,  infundis 
ecclesianun  vel  occasione  advocatie  vel  alio  quoquam  pretextu  construantur;  et  si  qua  forte 
sunt  constructa  contra  voluntatem  eorum,  quibus  fundi  attinent,  diruantur  regia  potestate. 
i'ber  vorbereitende  Schritte  seit  etwa  1180  s.  Berchtold,  Landeshoheit  S.  144,  auch 
V.  Maiu-er,  Einl.  S.  88,  und  aus  unserer  Gegend  Remling,  Speier.  ürkb.  1,  Xo.  124,  1206: 
K.  Philipp  verbietet  den  Ausbau  einer  Burg  bei  Kreuznach,  quia  castrum  illnd  fidt  ^dificatum 
in  bonis  Spirensis  ecclesi^.  Wer  es  gebaut  hat,  wird  nicht  gesagt  Aus  späterer  Zeit  s.  die 
Keichssprüche  von  1231,  MGLL.  2,  288;  von  1282,  a.  a.  0.  291;  von  1279,  a.  a.  0.  1279; 
von  1294,  a.  a.  0.  461  §  2.  Speziell  für  Trier  vgl.  aufserdem  Honth.  ffist  2,  121,  1832, 
Urkunde  K.  Ludwigs:  inhibemus  et  iniungimus  universis  et  singulis  .  .  ne  quisquam  aliqua 
fortalitia  munitiones  aut  castra  infra  leucam  unam  a  locis  iurisdictionis  aut  districtus  archi- 
episcopi  et  ecclesie  Trevirensis,  quam  prerogativa  venerande  senectutis  merito  precellentem 
pre  ceteris  decemimus  huiusmodi  privilegio  decorari,  sine  expresso  consensu  suo  erigere 
collocare  vel  facere  valeat  seu  audeat  in  futurum.  Erweitert  Honth.  Hist  2,  168 — 169,  1847, 
Urkimde  Karls  IV:  inhibemus,  ne  quisquam  aliqua  fortalitia  castra  vel  oppida  in  fundo 
Trevirensis  ecclesie  vel  aliarum  ecclesiarum  seu  monasteriorum  Trevirensis  civitatis  et  dioecesis 
vel  in  ipsius  ecclesie  Trevirensis  iurisdictionibus  aut  districtibus,  etiam  ratione  alicuius  pro- 
prietatis  allodii  aut  feodi  advocatie  seu  aliquo  quoquam  pretextu,  vel  infra  unam  leucam  a 
locis  iurisdictionis  aut  districtus  pretacte  ecclesie  Trevirensis  .  .  sine  expresso  consensu  suo 
erigere  collocare  construere  vel  facere  valeat  seu  audeat  in  futurum,  et  id  ipsum  nobis  et 
nostris  successoribus  esse  volumus  interdictimi  volentes,  ut  si  quisquam  in  hoc  contraire  pre- 
sumpserit,  ut  ultra  penas  infrascriptas  per  archiepiscopum  et  ecclesiam  predictos  suosque 
fuutores  sine  iuris  iniuria  impugnari  et  edificium  dirimi  valeat  et  repelli.  S.  auch  noch  die 
Privilegien  von  1354  und  1876,  Honth.  Hist  2,  S.  3. 

«)  Vgl.  Boehmer,  Reg.  imp.  No.  802-4,  1310;  für  Trier  spezieU  Bd.  8  No.  108, 1821, 
und  —  trotz  des  in  vorhergehender  Note  angef.  Privilegs  von  1847  —  Honth.  Hist.  2, 
204,  1357. 

^)  *Bald.  Kesselst  S.  480,  Beschwerdepunkte  Balduins  gegen  die  Stadt  Trier,  1851, 
§  27:  item  sal  nieman  keinen  burglichen  bä  han  oder  machen  in  unserm  lande  ane  unsem 
willen,  si  enniren  von  uns,  daz  an  vil  enden  gebrochen  ist  von  etzlichen  bürgern  von  Triere. 
Die  Gräfin  Loretta  von  Sponheim  fangt  den  Erzbischof  Balduin,  weil  dieser  innerhalb  seiner 
Diözese,  aber  auf  dem  Sponheimschen  Gebiete  Birkenfeld  einen  burglichen  Bau  begonnen; 
s.  Dominicus  S.  243. 


[Entwicklung  der  Landesgewalt,  —     1272     — 

OfFenliaus '  und  nehineu  schliefslich  auch  die  sonstige  t^ndesbefestiguiig  völlig 
in  ihre  Hand^. 

Zu  noch  weitergehenden  Konsequenzen  führte  die  AufBaugung  der  Ge- 
richtsgewalt des  Reiches  durch  die  Territorien.  Die  Gerichtsgewalt  des  Reiches 
fand  ureprünglich  ihren  doppelten  Ausdruck  in  der  Gerichtsbarkeit  des  Königs, 
und  in  der  Gerichtsbarkeit  der  Hunnen  und  der  Grafen:  einer  Gerichts- 
barkeit, welche,  ursprünglich  niclit  virtuell  verschieden,  in  der  Karolingerzeit 
getrennt,  Bpäter  wiederum  völlig  identisch  in  die  Hochgerichtspraxis  des  eigent- 
lichen Mittelalters  verlief*.  Dazu  kani  dann  in  der  zweiten  Hälfte  des  Mittel- 
alters noch  ein  dritter  nicht  völlig  legitimer  Ausdruck  der  Reichsgeriohtsgewalt 
in  der  Vehme. 

Alle  diese  verschiedenen  Existenzformen  der  Reich^ericht^'ewalt  muTste 
nun  das  Territorium  entweder  in  sich  aufzunehmen  oder  völlig  von  sich  aus- 
zustofsen  suchen.  Ausschliefslich  der  letztere  Weg  wurde  gegentiber  der  Vehme 
betreten;  siwziell  für  Trier  werden  die  Funktionen  der  Vebnigerichte  im  J.  1458 
aiifgehoben  *.  Der  ausschlieJsliche  Weg  der  Aufnalniie  dagegen  ward  für  die 
Hunnen-  und  Giufengerichtsbarkeit  eüageschlagen ,  während  ftlr  die  königliche 
Gerichtsbarkeit  die  Mittel  der  Aufnahme  und  des  Ausschlusses  in  gleicher  Weise 
zur  Anwendung  gelangten. 

Am  einfachsten  verlief  demgtmäfs,  abgesehen  von  der  Vehnie,  die  Ent- 
wicklung auf  dem  Gebiete  der  llunni»!)-  und  Gnifm^rericlitsbarkpit :  hier  ge- 
langten die  Landesherren  nach  dem  ersten  Übet^ang  voller  Gra&chaften  an 
einzelne  Stifter  unter  Otto  HI.*  durch  Reichsspruch  vom  J.  1232  in  den  aus- 
sehlielslichen  Besitz  der  Cent-  und  damit  auch  der  Grafengerichtsbarkeit  inner- 


')  MR.  ÜB.  3,  1335,  1256:  LuJwig  Walpoil  von  der  Xeuerburg  und  Ernst  von  Vime- 
burg  treten  ein  Stück  Land  am  Holzbnch  bei  Piiderb»cli  .in  den  Kölner  Ei'zbiscliof  ali. 
Dieser  gestattet  Ihnen  auf  demselben  die  AnInge  der  Burg  lieichenslein  und  giebt  ibnen  die- 
selbe zu  Leben,  S.  ferner  Bd.  8  No.  93,  1316;  die  eigentümliche  Urkunde  Xo.  111,  1325; 
•Bald.  Kesselst.  S.  233,  1335;  Honth.  Ilist.  2,  152,  1342;  auch  "Or.  Koblenz  St.  A.  Prüm 
Rep.  No.  62a,  1343  Juni  24. 

=)  S.  dazu  aufser  Bd.  3  No.  253,  1471,  WDietz  1424  g  1 :  so  wo  lüde  in  der  grafscbatt 
von  Dielze  graben  ufwerfen  schlege  setzen  oder  zunen ,  ohn  der  bem  oder  irer  amptlnde 
willen  und  wissen,  die  haint  verbrochen  die  höchste  wette,  als  dicke  und  viel  als  sie  das 
tbunt,  und  als  manch  persoue  da  ist.  Ferner  g  2:  so  wer  in  der  grafsehaft  [D.]  erbliche 
buwe  machet  und  erbliche  Strassen  verbuwet,  des  sollen  die  herm  der  grafsehaft  wem  mit 
gewapneler  hant  mit  mannen  und  mit  biu^manuen,  mit  scbilde  und  mit  schwert  und  mit 
Einer  [I]  macht.  WUrbach  1480,6.1,630:  nur  der  Graf  von  Wied  darf  in  der  Grafschaft  Vesten 
bauen  und  Wasser  dämmen,  aufser  zur  Bewässerung,  wozu  es  auch  andere  können. 

^)  S.  z.  B.  »Bald.  Kesselst  S.  640,  1337:  Johan  von  Wizkirche  verkauft  alle  mine 
hogerichte,  daz  man  nennet  die  hunrie  um,  Grimburg  gelegen ,  an  das  Erzstift  für  150  Ib. 
Turonenses.    S.  auch  oben  S.  209,  211;  vgl.  dazu  Waitz,  Vfg.  8,  47  f. 

*)  Honth.  Hist  2,  432,  1458;  s.  auch  die  unten  im  Anhang  abgedruckte  Urkunde. 

")  Wailz,  Vfe.  7,  255  f.,  s.  auch  a.  a.  0.  S.  259. 


— .    1273     —  Bildung  des  Territoriums.] 

halb  ihrer  Territorien  ^  Freilich  blieben  trotz  dieses  Reichsspruches  in  Heim- 
gereden und  freien  Hochgerichten  noch  lange  Reste  der  alten  freien  Reichs- 
gerichtsbarkeit erhalten,  aber  sie  bildeten  doch  nur  noch  spärliche  Ausnahmen 
und  unterlagen  allmählich  den  (in  Trier  seit  Mitte  des  14.  Jhs.)  gegen  sie  ge- 
richteten Angriffen^. 

Weniger  sicher  und  rasch  vollzog  sich  die  Auseinandersetzung  der  Landes- 
gewalt mit  der  personalen  Gerichtsbarkeit  des  Reichsoberhauptes.  Die  ersten 
grofsen  Vorteile,  welche  hier  mit  Beginn  des  13.  Jhs.  errungen  wurden,  kamen 
nur  den  geistlichen  Fürsten  zu  gute.  Der  erste  derselben  betraf  die  Voll- 
streckungsgewalt des  Königs:  der  geistliche  Bann  sollte  nach  gewisser  Dauer 
die  Reichsacht  nach  sich  ziehen  •.  Der  zweite  ergab  sich  mit  der  Konföderation 
vom  J.  1220:  es  wurden  Beschränkungen  der  bei  Anwesenheit  des  Königs  mit 
der  landesfürstlichen  Rechtssprechung  konkurrierenden  königlichen  Jurisdiktion 
durchgesetzt*.  Diesen  Vorteilen  folgte  dann  für  Trier  erst  im  14.  Jh.  —  zu- 
erst im  J.  1314  —  das  Privilegium  de  non  evocando  ^  und  noch  später  das 
Privilegium  de  non  appellando.  Beide  waren  zudem  keineswegs  sofort  völlig 
wirksam.  Das  Privilegium  de  non  evocando  erscheint,  obwohl  durch  die  Goldene 
Bulle  sattsam  bekräftigt,  doch  schon  1362  und  1364  wieder  angezweifelt  und 
durchlöchert*,  und  im  15.  Jh.  wurde  es  dann  so  vernachlässigt,  dafs  es  Kur- 


1)  S.  oben  S.  190,  1187,  MGSS.  2,  292,  1232:  centamgravii  recipiant  centas  a  domino 
terre  vel  ab  eo,  qui  per  dominum  terre  fuerit  infeodatus.  locum  centc  nemo  mutabit  nisi 
consensu  domini  terre.  ad  centas  nemo  sinodalis  vocetur.  In  Salzburg  beruht  die  Landes- 
hoheit auf  dem  Erwerb  der  Grafengerichtsbarkeit,  Nachweis  von  £.  Riditer;  s.  auch  Schulte 
in  Österreich.  Mitt  7,  181.  Zur  Bildung  geistlicher  Territorien  im  Sinne  von  Herzogtümern 
auf  Gnmd  von  Grafschaftsrechten  vgl.  Waitz,  Vfg.  7,  166.  Im  übrigen  s.  auch  Wam- 
könig  1,  274  f. 

2)  S.  oben  S.  189  f.,  und  Honth.  Hist  2,  92,  1314;  94,  1314;  195,  1356. 

^)  S.  dazu  Berchtold  S.  52  f.,  für  Trier  speziell  nochmals  CRM.  3,  60,  1314.  Daneben 
veraltete  auch  schon  das  Einholen  des  Blutbannes  vom  König,  s.  Berchtold,  Landeshoh. 
S.  161 ;  Stobbe  in  Zs.  f.  d.  Recht,  Bd.  15,  90. 

*)  Berchtold  S.  149  f. 

^)  CRM.  3,  61, 1314,  König  Ludwig  für  das  Erzstift  Trier:  nobiles  et  vasallos  castrenses 
et  ministeriales,  cives,  opidanos  et  quoscunque  subditos  ecclesiasticos  et  seculares  suos  et 
ecclesie  suc  promittimus  conservare  per  sacrum  impcrium  et  tueri  in  libertatibus,  bonis, 
statutis  et  consuetudinibus  suis  hucusquc  habitis  per  eos  et  usitatis,  et  quod  nuilum  ex 
premissis  ad  iudicium  curie  nostre  evocabimus  nee  evocari  permittemus,  quamdiu  Treverensis 
archiepiscopus  paratus  fuerit  facere  querelantibus  de  eis  iustitie  complementum,  decementes 
exnunc  irritum  et  inane  quicquid  contra  premissa  vel  aliquod  premissorum  ullo  unquam 
tempore  fuerit  attemptatum.  So  war  schon  auf  Zeit  von  K.  Heinrich  VII.  versprochen  worden. 
S.  femer  Goldene  Bulle  c.  11,  Hamack,  S.  223:  ut  nulli  comites  barones  milites  feudales 
vasalli  castrenses  milites  clientes  cives  burgenses,  nulle  quoquc  pcrsone  Coloniensi  Magun- 
tinensi  et  Treverensi  ecclesiis  subiecti  vel  subiecte  .  .  extra  territorium  .  .  ad  quodcunque 
aliud  tribunal  .  .  vocari  debeant  Rechtszug  aus  dem  Territorium  ad  imperialem  coriam  nur 
bei  Rechtsverweigerung. 

«)  S.  Ferdinand  S.  37,  81  f. 
Lampreeht,  Deatsche«  Wirtschaftsleben .1.  81 


[Entwicklung  der  Londesgewalt.  —     1274      — 

fOiBt  Johann  im  J.  1562  geradezu  wiedererwerbeu  inulste.  Er  erhielt  es  aber 
nur  bis  zur  Höhe  von  500  gl.  Gold ;  ganz  und  ohne  Eiuschräukung  wurde  es 
erst  durch  kaiserliches  Privileg  vom  J.  1721  wedergewouneu '.  Und  auch  das 
Privilegium  de  non  appeJlando  fand  vielfachen  Widerstand.  Im  J.  1458  hatte 
Kaiser  Friedrich  dem  Erzbistum  Trier  die  Gnade  gethan,  dafs  hinfUhro  alle 
and  iegliche  des  Stifts  von  Trier  undertbanen,  die  dahe  veiiiieinen,  dafe  sie 
an  den  werentlichen  gericht«n,  die  da  an  denselben  stift  von  aigenscbaft  zu- 
gehören oder  in  dessell^n  stifts  hochgerichten  (lelegen  seint,  beschwerdt  sein 
oder  werden,  sich  an  .  .  [den]  erzbischof  zu  Trier  ohne  mittel  berufen  oder 
appelliren,  und  sich  da  ihres  rechtens  erholen  und  bekommen  mögen*.  Gleich- 
zeitig war  das  Trierer  Hofeericht  eingesetzt  und  mit  demselben  für  den 
Erzbischof  die  kaiserliche  Bestimmung  getaoffen  worden,  ob  er,  sein  nach- 
kommen und  Stift  von  Trier  mit  einigen  iren  undertanen,  in  was  Standes 
wurden  oder  wösen  die  wären,  icht  zu  tun  hätten  oder  zu  tun  gewonnen,  daß 
«e  dan  dieselben  ihre  undertanen  fflr  sich  und  dasselb  sein  hofgericht  heifchen 
und  forderen,  und  dan  die  saclien  nach  erkantnuß  ihres  richters,  den  sie  ie 
zu  Zeiten  darumb  setzen  werden,  und  ihre  i-äte,  die  darumb  zu  recht  sitzen, 
anßtragen  mögen,  als  redit,  ungeverlich *.  Aber  «iPichwohl  mufste  der  Era- 
bischof  im  J.  1476  gegen  eine  Ladung  des  kaiserlichen  Kaiiunergerichtes  auf 
unmittelbare  Appellation  aus  einem  Dorfgericht  protestieren*. 

Blieb  so  der  Übei^ang  der  vollen  personalen  Gerichtsgewalt  des  Königs 
auf  den  Landesherm  während  des  Mittelaltere  für  immer  ein  frommer  Wunsch 
der  Fllffiten,  so  gewannen  sie  um  so  mehr  durch  Erwerb  und  Ausbeutung  der 
administrativen  Gewalten  des  Reiches, 

Nun  hatte  freilich  das  Reich  diese  Gewalten  nur  sehr  einseitig  entwickelt. 
Sehen  wir  von  der  für  sich  stehenden  Administration  des  Fiskalgutes  ab,  inner- 
halb welcher  das  Reich  ja  nur  als  eine  besondere  Art  von  Gnmdherrschaft 
erscheint,  so  waren  von  ihm  fast  ausschliefslich  diejenigen  Verwaltuugszweige 
auBgel>iIdet ,  in  welclien  es  sicli  um  finanzielle,  rezeptive  Thätigkeit  handelte; 
eine  präventive  Thätigkeit,  eine  verwaltungsmäfsige  Fürsonie  für  irgendwelche 
Zwecke  geistiger  oder  materieller  Kultur  hat  dem  Reiche  völlig  femgelegen. 
Dementsprechend  ist  die  Reichsvei-waltung,  soweit  sie  eingehender  ausgebildet 
ist,  in  überwiegender  Weise  rinanz\'erwaltung -,  die  si»ärlichen  Zweige  polizei- 
licher Thätigkeit  lehnen  sich  durchaus  an  die  Finanzverwaltuug  an. 

Und  selbst  die  Finanzverwaltung  wai"  wieder  in  Zielen  wie  Mitteln  sehr 
begi-enzt.  Die  aus  der  Römerzeit  stammenden,  noch  über  die  Merowingevzeit 
hinaus  beibehaltenen  Reste  einer  wirklichen  Steuerverwaltung  waren  mit  dem 
Erlöschen  des  Tributums  zu  Grabe  getragen  worden ;  an  Stelle  der  Steuerverwai- 

■)  S.  Honth.  Hisl.  3,  916. 

')  Honth.  Hisl.  2,  433,  14-58. 

")  Honth.  Hist.  2,  434,  1458. 

')  Goera,  Regg.  der  Erzb.  ziun  27.  Febr.  147C. 


—     1275     —  Bildung  des  Territoriums.] 

tung  trat  eine  blofse  Verwaltung  von  Regalien.  Die  Regalien  aber  bezogen 
sich,  abgesehen  von  einigen  kleineren  Einkünften  in  regalischem  Sinne,  wie  dem 
Fundrechte  und  dem  Rechte  herrenlosen  Gutes*,  auf  den  Grund  und  Boden 
oder  auf  den  Verkehr :  in  Bodenregal  und  Verkehrsregal  erschöpfen  sich  mithin 
neben  den  Domanialrevenüen  im  grofsen  und  ganzen  die  Wirtschaftseinkünfte  des 
deutschen  frühmittelalterlichen  Staates.  Dabei  umfafste  das  Bodenregal  im 
wesentlichen  den  Dem  und  den  Medem,  den  Wildbann  für  Wald  und  Wasser, 
die  Bergwerke^,  und  wenn  man  will  auch  die  Strafsen,  das  Verkehrsregal 
dagegen  bezog  sich  auf  Zoll  und  Geleit,  Markt  und  Münze,  sowie  auf  den 
Judenschutz. 

Alle  diese  Teilregalien  versuchten  nun  die  Landesherren  in  ihre  Gewalt 
zu  bekommen;  mit  ihnen  mufste  ihnen  zugleich  die  Verwaltungshoheit  des 
Reiches  und  damit  die  Möglichkeit  einer  viel  intensiveren  Ausnutzung  generell 
erworbener  Verwaltungsbefugnisse  zufallen. 

Am  zeitigsten  ging  das  Bodenregal  in  seinen  verschiedenen  Bestandteilen 
an  die  Landesherren  über®,  solange  sich  auch  noch  hier  und  da  Spuren  der 
alten  königlichen  Rechte  hielten*.  Dem  und  Medem  wurden  fast  überall 
schon  in  frühester  Kaiserzeit  dem  Reich  entfremdet ;  ihre  definitive  Übertragung 
an  die  Landesgewalten  erfolgte  am  Schlüsse  des  13.  Jhs.^.  Auch  der  Wild- 
bann fiel  den  späteren  Landesherren  bereits  in  der  ersten  Hälfte  des  Mittel- 
alters zu;  seit  Mitte  des  14.  Jhs.  ward  er  schon  zum  freien  Besitz  der  Bann- 
wälder und  Bannwässer  erweitert®. 

Und  das  Verkehrsregal  folgte  dem  Bodenregal.  Die  Zölle  und  das  sich 
an  dieselben  anschliefsende  Geleit  wurden  schon  in  der  Fridericianischen  Ge- 
setzgebung der  ersten  Hälfte  des  13.  Jhs.  weithin  landesherrlich;  spätere 
Privilegien  um  die  Wende  des  13.  und  14.  Jhs.  ergänzten  dann  die  noch 
fehlenden  Freiheiten'.  Ähnlich  erging  es  mit  Markt  imd  Mtlnze,  deren  Ent- 
wicklung man  bei  der  engen  Zusammengehörigkeit  beider  kurz  am  besten  am 
Münzrecht  verfolgen  kann.    Hier   entfaltet  sich  in  rascher  Folge  aus  Münz- 


*)  S.  Waitz,  Vfg.  8,  247,  275 ;  Schwab.  Landr.  Lafsb.  c.  197, 1.  Zum  Übergang  dieser 
Rechte  auf  die  Landesherren  s.  WWincheringen  1494  §  15,  cit.  oben  S.  629  Note  5;  vgl. 
auch  WTholey  1527  §  11;  WBerburg  16  Jh.  §  27. 

2)  Wenigstens  wird  man  die  Bergwerke  in  dem  oben  gewählten  System  dem  Boden- 
regal zuteilen  könneh.  Zur  Berghoheit  im  Moselland  s.  Bd.  2,  889  f.,  auch  WMeddesheim  1514 
§  15:  heimlich  fünde  und  berg^'erke  wiesen  sie  den  herm. 

')  S.  darüber  auch  v.  Maurer,  Einl.  S.  113. 

*)  S.  MR.  ÜB.  1,  532,  1144,  K.  Konrad  111.  bestätigt  den  Springirsbacher  Besitz:  nee 
liceat  alicuius  conditionis  persona  in  villis  vel  locis,  ubi  possessiones  habuerint,  introitus  vel 
exitus  eis  interdicere,  non  aquam  vel  silvam  communem  vel  pascua  sive  publicum  rerum  usum 
uUatcnus  prohibere.    Vgl.  femer  Honth.  Hist  2,  204,  1357,  cit.  Bd.  2,  238  Note  1. 

^)  S.  oben  S.  395. 

ö)  S.  oben  S.  464,  475  f. 

')  S.  Bd.  2,  275  ff.,  auch  Waitz,  Vfg.  8,  282  f. 

81* 


[Eiitwickluiig  Jer  LnndesgewaJt.  —      1276     — 

privilepuiii  Münzrecht  zu  eignem  Schrot  um]  Korn,  aus  Münzrecht  tenitoriaJes 
Älünznionopol,  aus  tenitorialem  Münzin onopol  landesherrliches  Münzrogal:  mit 
dem  Beginn  des  14.  Jhs.  schon  stehen  wir  am  Schlüsse  der  Entwicklung'. 
Am  spätesten  endlich  fällt  das  Judenrecht  an  die  Territorien;  hier  bedurfte  es 
der  grausamen  Erfahrungen  in  den  Judenhetzen  am  Schlüsse  der  ersten  Hälfte 
des  14.  Jhs.,  ehe  die  Eeichsgewalt  wenigstens  in  unseren  Gegenden  den  Schutz 
des  verhafsten  Volkes  völlig  und  in  Form  eines  Privilegiums  in  die  Hand  der 
Territorialgewalt  legte*. 

So  könnte  man  denn  glauben,  mit  etwa  Mitte  des  14.  Jhs.  seien  die  neuen 
Landesgewalten  allseitig  und  definitiv  in  den  Besitz  der  Vei-waltungshohc-it  des 
Reiches  gelangt.  Diese  Vermutung  liegt  um  so  näher,  als  die  Goldene  Bulle 
in  der  That  wenigstens  den  Kurfürsten  alle  wichtigen  Regalien  zuweist. 

Gleicliwohl  ist  diese  Anschauung  unrichtig.  Das  Reich  hatte  auch  auf  dem 
begrenzten  Gebiete  der  Regalien  seine  Verwaltungshoheit  nie  bis  in  die  untersten 
Volksschichten  wirksam  ausgestaltet;  nur  an  den  wichtigsten  Punkten,  wo  es 
keiner  Ausbildung  eines  weithin  verzweigten  lokalen  Beamtentums  bedurft«, 
war  es  zur  Ausbeutung  seiner  Regalien  administrativ  thötig  geworden.  So 
konnten  sich  denn  die  unteren  lokalen  Bildimgen  autonomer  Art,  Markgenossen- 
schaften, Gnindhen-schaften ,  Städte,  von  vornherein  an  die  Ausbeutung  der- 
jenigen regalischen  Vorteile  wagen,  zu  welchen  das  Reich  mit  seiner  ober- 
flachlichen  Verwaltung  nicht  hinabreichte.  Dementsprechend  usurpiei-te  man 
Überall  und  massenhaft  schon  seit  dem  10.  Jh.  den  Dem  und  den  Medem 
des  Bodenregals^,  forstete  seit  Beginn  des  11.  Jhs.  Wald  und  Wasser  ein*, 
legte  Wegegelder  und  Grundzölle  an  °,  bildete  ein  besonderes  nieilei'es  Markt- 
recht aus*,  ja  entwickelte  —  was  d&£  Reich  nie  vermocht  hatte  —  eine  volle 
eigene  Besteuerung  in  Fronden  und  Ungeld.  Und  da  die  ft'eien  Markgenossen- 
schaften allmählich  unter  der  Einwirkung  der  Gmnd-  bzw.  Markherrlichkeit 
unmündig  wurden  und  verkümmerten,  so  befanden  sich  am  Schlüsse  der 
Stauferzeit  vor  allem  Städte  und  Grundherrschaften  weithin  in  Besitz  und 
Verwaltung  niederer  regalischer  Rechte. 

Dies  war  der  Zustand,  welchen  die  Landesherren  vorfanden,  als  sie  sieh 
allmählich  durch  generelle  Verleihung  von  obenher  in  den  absoluten  Besitz 
territorialer  Regalienhoheit  gesetzt  hatten.  Natürlich  mufsten  sie  diese  absolute 
Hoheit  nunmehr  gegenüber  den  landsässigen  Grundherrschaften  imd  Städten  — 


■)  S.  Bd.  2,  S52  ff. 

=)  S.  Honth.  Hist.  2,  S.  8,  1356;  vgl.  auch  Dominicus  S.  492—8,  dazu  a.  a.  0. 
S.  497  Note  3.  Doch  reifst  schon  Erzbiächof  Heinrich  {1260 — 86)  den  Judenschutz  an  sich, 
G.  Trev.  c.  185;  s.  auch  'Bald.  Kesselst.  S.  209,  1829;  Bd.  3.  169,  §  5,  1338. 

')  S.  ohen  S.  106. 

*)  S.  oben  S.  110. 

s)  S.  Bd.  2,  271. 

3)  S.  Bd.  2,  262,  auch  257. 


—     1277     —  Bildung  des  Territoriums.] 

abgesehen  etwa  von  ihrer  eigenen  Grundherrschaft  —  zu  wirkungsvoller  An- 
wendung bringen:  mit  dieser  Notwendigkeit  begann  ein  Kampf,  welcher  das 
ganze  spätere  Mittelalter  füllt,  ja  über  dasselbe  hinausreicht,  und  deshalb  von 
uns  hier  nicht  genauer  zu  verfolgen  ist^  Übrigens  wurden  doch  nicht  alle 
Regalien  in  diesen  Hader  autonomer  und  landesherrlicher  Interessen  hinein- 
gezogen. Auch  die  viel  konzentriertere  landesherrliche  Administrationsgewalt 
vermochte  auf  langehin  noch  nicht  in  die  tie£sten  Kreise  regelnd  einzudringen 
und  wieder  zu  erwerben,  was  die  Oberflächlichkeit  der  alten  Reichsverwaltung 
verloren  hatte.  Und  so  blieben  denn  in  besonders  starkem  Mafs  lokal  ver- 
teilte und  namentlich  in  Realrechten  niedergeschlagene  Regalien  nach  wie  vor 
in  privatem  Besitz,  so  das  Bodenregal  im  Dem,  im  Modem  und  teilweise  auch 
im  Wildbann  ^ ,  femer  das  Regelungsrecht  des  Gemäfses  ^  u.  a.  m. 

Auch  suchte  die  landesherrliche  Gewalt  ihre  Haupterfolge  keineswegs  in 
der  absoluten  Revindikation  alles  dessen,  was  ursprünglich  einmal  Regal  ge- 
wesen war:  ein  solches  Bestreben  hätte  von  vornherein  an  dem  Widei-stand 
scheitern  müssen,  welcher  jedem  durch  jahrhundertelange  Unordnung  ge- 
schaffenen Zustande  an  sich  innewohnt.  Viel  wichtiger  war  es  für  die  Landes- 
herren, aus  der  Administration  der  Regalien  heraus,  zunächst  zur  Sicherung 
einer  prompten  Verwaltung  dieser  selbst,  dann  aber  auch  für  weitere  Ziele, 
eine  reiche  Fülle  jener  polizeilichen  und  präventiven  Gewalt  zu  entwickeln, 
zu  deren  Entfaltung  das  Reich  stets  nur  in  geringem  Mafse  gelangt  war.  So 
konnte  man  von  der  Administration  des  Marktes  aus  allmählich  eine  volle 
Kontrolle  für  die  Weiterbildung  des  Stadtrechtes,  speziell  des  Genossenschafls- 
und  des  Verwaltungsrechtes,  gewinnen;  so  liefs  sich  die  Verwaltung  der  Zölle 
zur  Ausbildung  des  Geleitsrechtes,  die  Wahrung  des  Geleitsrechtes  zur  Ein- 
richtung einer  Landespolizei  erweitem  *.  Schwierigkeiten  standen  einer  solchen 
Entwicklung  nur  da  im  Wege,  wo  das  Reich  schon  aus  seiner  Verwaltung 
heraus  zum  Gedanken  umfassenderer  polizeilicher  Befugnisse  gelangt  war, 
diese  Befugnisse  aber  nicht  mit  den  Realien,  von  welchen  sie  ausgingen,  an 
die  Landesgewalt  übertragen  hatte.  Der  Fall  kommt,  soviel  ich  sehe,  in 
unserer  Gegend  nur  für  6in  Regal  vor,  für  das  Marktregal.  Auf  seiner  Basis 
hatte  allerdings  schon  das  Reich  eine  Oberaufsicht  über  die  städtische  Ent- 
wicklung begründet,  und  dies  Oberaufeichtsrecht  ging  erst  im  J.  1346,  ge- 


^)  Zum  Verständnis  vgl.  man  Bd.  2,  276.  Noch  in  den  sechziger  Jahren  des  14.  Jhs. 
wird  dem  Erzbischof  das  Recht  landesherrlichen  Acciseverf&gungsrechtes  von  den  Koblenzern 
bestritten,  Ferdinand  S.  37 ;  vgl.  dazu  Ferdinand  S.  95,  1365 :  die  Stadt  Trier  erklärt,  der  Erz- 
bischof Kuno  habe  ihr  erlaubt,  das  Wegegeld  weiter  zu  erheben  bis  auf  Widerruf  des  Erz- 
bischofs oder  seiner  Nachfolger. 

>)  S.  dazu  oben  S.  392  f. 

8)  Doch  vgl.  Scotti,  Chur-Trier  1,  272,  1527;  Cod.  Sahn.  No.  887,  1589,  Weisung  für 
die  Grafschaft  Salm:  die  ünterthanen  sollen  in  nafs  und  trocken  landesherrliches  Gremäfs 
haben.    Auch  in  Österreich  soU  nach  LR.  §  47  ^in  Mais  und  Gewicht  gelten,  Hasenöhrl  S.  54. 

«)  S.  Bd.  2,  290,  dazu  Cart.  Clairefontaine  48,  1270;  und  Honth.  Hist  8,  51,  1577. 


(Entwicklung  der  Lundesgewalt.  —      1278     — 

sondeit  vom  Marktrecht,  an  das  KuifUrstentum  Trier  über'.  Im  übrigen 
aber  war  das  Kurfilrsteutum  von  Reichs  wegen  unbehindert  wie  in  der  Aus- 
beutiuig  der  Regalien ,  so  in  der  Erbiviterung  der  auf  dieselben  begrllndeten 
polizeiliclien  Hoheitsi-echte,  Mit  diesen  Gewalten  aber  wie  mit  der  Überweisung 
von  Heeresgewalt  und  Gerichtsgewalt  hatte  das  Reii-h  in  der  That  die  Eck- 
steine geliefert,  auf  welchen  mit  Hilfe  von  gmndherrlichem,  vogteilichom  und 
lehnshen'lichem  Baumaterial  der  neue  Territorialstaat  erstehen  konnte. 

Aber  Trier  war  nicht  nur  Kurfürstentum,  es  war  noch  viel  früher  Erz- 
stift. Sollte  nicht  auch  diese  kirchliche  Eigenschaft  die  Begi-Undung  der  Laudes- 
gewalt wesentlich  gefördert  haben,  um  so  mehr  da  das  Territorium  im  wesent- 
lichen innerhalb  der  Diözesangrenze  verlief*  ?  Vergegenwärtigen  wir  uns  diese 
Seite  der  Entwicklung,  welche  auch  schon  im  Mittelalter  in  der  klaren  Gegen- 
überstellung von  ecclesia  und  auctoritas  im  Sinne  kirchlicher  und  weltlicher 
Gewalt,  sowie  von  dux  und  pastor  im  Sinne  weltlicher  und  kirchlicher  Führung 
zum  Ausdruck  gelangte*,  innerhalb  der  Ökonomie  unserer  Untersuchungen 
mit  wenigen  Bemerkungen,  welche  den  reichen  Stoff  nur  andeuten,  nicht  er- 
schöpfen können. 

Da  ist  vor  allem  zu  beachten,  dafs  der  bisehöflichen  Gewalt  im  Gegen- 
satz zur  Staatsgewalt  von  jeher  ein  stark  betonter  administrativer  Zug  inne- 
wohnte. Die  merowingischen  Bischöfe  hatten  die  reichen  Vei-waltungserfahrungen 
der  römischen  Kultur  in  die  h'Unkische  Zeit  hinübergerettet ;  wesentlich  auf  Grund 
eben  dieser  Thatsache  waren  ihre  Kachfolger  in  karolingischer  wie  ottonischer  Zeit 
zu  umfassendster  Beschilftigung  in  die  Staatsverwaltung  einbezogen  worden*. 
Den  landesherrlichen  Bischöfen  des  12.  und  der  folgenden  Jahrhunderte  war 


')  Honth.  Hist  2,  ITO,  1346,  Karl  IV.  fllr  Trier:  archiepiscopo  ^uisquc  saccessoribus 
concedimus,  ut  ipsi  in  civitatibus  oppidis  et  villis  suis  cominmiitatcs  societates  fraternitates- 
itatuta  pvecepta  ordinationes  concilia  et  reclores,  quibuscunque  censeantur  nominibiis,  absque 
beneplacito  archiepiecoporuin  statulos  vel  statucndos  ordinales  vel  ordinandos,  quando  et 
quotienscimQue  ipsis  cxpedire  visum  fuerit,  deponerc  valeat  et  cassare.  Docb  rgl.  dazu  den 
KeicbEBpnicii  von  1218,  Iluillard-Br^holles  1,  2,551—559:  TreTironim  archiepiscopus  .  .  per 
Gententiam  indixit,  nos  [regem]  nee  posse  nee  debere  in  civitate  .  .  principis  BaEÜiensis  dare 
vel  instituere  consilium  citra  eiusdem  episcopi  assensrim  et  voluntatem  at^iue  siiorum  in  eodem 
episeopatu  successorum. 

^)  Bisweilen  wurde  auch  die  Diözese  geradezu  als  territorium  bezeicbnet,  s.  Otto 
T.  Freising  I,  62;  Bobardiam  viUam  regalem  in  territorio  Tveveronun  super  Rhenum 
positam.    Später  freilich  halt  man  die  Unterschiede  besser  auseinander. 

')  S.  G.  ep.  Vird.  con.  c.  11,  MGSS.  4,  49,  c.  1038;  MR.  ÜB.  2,  189,  1199-1200. 

')  Vgl.  beispielsweise  Honth.  Hist  1,  169,  817:  Er/biscliof  Hetti  ab  kaiserlicher  Legat 
an  den  Bischof  Frothar  von  TuII  de  verbo  imperatoris,  ut  solerti  sagacitate  provideas  cum 
sumina  fcstinatione  omnibus  abbatibus  abbatissis  comitibus  vasallis  domjnicis  vel  cuncto  poptdo 
parochiae  tuae,  quibus  eonvenit  militiam  regiae  potestati  exhibere,  quatenns  omnes  praeparati 
sint  (zum  Heereszug  nach  Italien).  Aus  ottonischer  Zeit  vgl.  zur  Vorqnickung  geistlicher 
und  weltlicher  Angelegenheiten  G.  ep.  Camerac.  1,  IS,  946:  Otto  1.  kommt  nach  Kamincrich 
visitaturus  quippe,  quomodo  dominus  Fiübertus  episcopus  in  relius  aecclesiasticis  se  liaberet. 


—     1279     —  Bildung  des  Territoriums.] 

deshalb  eine  Verwaltungsthätigkeit,  wie  sie  die  nun  erwachsende  Landesgewalt 
erforderte,  nicht  neu;  sie  hatten  ihre  auf  dem  weiten  Gebiete  kirchlicher 
Administration  gewonnenen  Erfahrungen  nur  den  nun  auf  sie  einstürmenden 
analogen  Bedüiihissen  weltlicher  Art  anzupassen.  Kein  Zweifel,  dals  schon 
mit  der  Thatsache  dieser  Vorbereitung  auf  kirchlichem  Gebiete  an  sich  ein 
grofser  Vorteil  der  geistlichen  Landesherren  gegenüber  den  weltlichen  ge- 
geben war. 

Aufserdem  aber  wurden  die  geistlichen  Fürsten  auf  weltlichem  Gebiete 
doch  auch  durch  den  thatsächlichen  Gehalt  jener  Verwaltungshoheit  unter- 
stützt, welche  ihnen  auf  kirchlichem  Gebiete  zustand. 

Schon  das  allgemeine  geistliche  Oberaufsichtsrecht  mufste  hier  von  gröfster 
Bedeutung  sein ;  liefs  sich  doch  auf  Grund  desselben  eine  Kontrolle  aller  geist- 
lichen Institute  auch  nach  weltlicher  Seite  hin  —  d.  h.  aller  geistlichen  Grund- 
herrschaften —  ausübend  Zudem  aber  lag  hier  ein  der  Möglichkeit  seiner 
Ausdehnung  und  Wirkung  nach  unbestinmites  Recht  vor,  welches  sich  durch 
kräftige  Hände  sehr  wohl  in  ein  völliges  Abhängigkeits-  und  Treuverhältnis 
der  untergebenen  geistlichen  Institute  ausarbeiten  liefs  ^. 

Femer  stand  dem  geistlichen  Landesherren  das  ganze  Gebiet  geistlicher 
Rechtssprechung  zur  Verfügung;  und  diese  Rechtssprechung  begann  sich  in 
unserer  Gegend  eben  seit  Anfang  des  13.  Jhs.  in  einer  besonderen  Gerichts- 
verfassung auszuprägen:  es  entstanden  die  Trierer  Offizialate  zu  Trier  fllr  das 
Trierer  Oberstift,  etwas  später  zu  Koblenz  für  das  Unterstift  und  zeitweilig 
wohl  auch  zu  Ivois  für  die   Terra  Gallicana®.    Mit  der  Entwicklung  einer 


1)  S.  Lac.  ÜB.  1,  50,  91,  931;  52,  93,  941;  MR.  ÜB.  1,  Nachtr.  4,  1071. 

^)  Albero  von  Montreuil  erreicht  es,  dafs  alle  Äbte  in  der  Diözese  ihm  Treue  schwören, 
s.  Brower  14,  44;  2  S.  44;  Waitz  Vfg.  7,  218. 

^)  Zu  den  Vorläufern  der  Ofüzialatsverfassung  s.  Beauchet,  Origines  de  la  Jurisdiction 
ecclesiastique,  Nouvelle  revue  hist  de  droit  frangais  et  ^tranger  1883  Sept— Okt,  dazu 
Kevue  hist  24,  198;  vgl.  auch  Schulte,  Strafsburger  ÜB.  Bd.  3,  Einl.  S.  XVII  f.  Ziu- 
Entwicklung  des  Trierer  Ofßzialats  vgl.  Honth.  Hist  1,  639;  2,  8,  331,  541,  549,  sowie 
unten  Bd.  3  Namcnreg.  unter  Trier,  Geistl.  Verwaltung;  an  aUgemeinen  Urkunden  Honth. 
Hist  2,  263,  1374;  Blattau  1,  279,  1449;  2,  64,  1533;  Honth.  3,  48,  1576.  Im  ein- 
zeben  s.  für  das  Offizialat  Trier  MR.  ÜB.  3,  77,  1217 :  C.  dei  gratia  cantor  Trevirensis  vices 
domini  archiepiscopi  agens  in  hac  parte  entscheidet  einen  Streit  über  den  Patronat  der 
Kirche  zu  Deudesfeld.  Diesen  Entscheid  sub  pena  excommunicationis  auctoritate  domni 
archiepiscopi  precipimus  observari.  MK.  ÜB.  3,  176,  1221:  W.  dei  gratia  maior  decanus 
officialis  domini  archiepiscopi  totumque  capitulum  Treverense  beurkunden  Schenkung  eines 
Hauses  etc.  seitens  eines  Domherrn  an  einen  Subdiakon  und  dessen  Schwester.  S.  femer 
MR.  ÜB.  8,  278,  1226,  gedr.  oben  S.  324  No.  1,  und  dann  die  entscheidende  Urkunde  MR. 
ÜB.  3,  345,  1228.  Aus  späterer  Zeit  s.  noch  CRM.  2,  197,  1263:  Entscheidung  einer  Klage 
coram  decano  sancti  Castoris  in  Confluentia  ofQciale  curie  Treverensis,  dazu  G.  Trev.  c.  136: 
lohannes  decanus  sancti  Castoris  in  Confluentia,  qui  tunc  erat  officialis  Trevirensis.  Femer 
wird  Honth.  Hist  1,  822,  1287  ein  advocatus  curiae  Trevirensis  genannt,  und  Honth.  Hist 
1,  825,  1292  ein  notarius  fidclis  et  iuratus  curiae  Trevirensis  ab  officiali  dictae  curiae  specia- 
litcr  destinatus  [ad  negotium  quoddam].  Ein  späteres  Statut  betr.  das  Trierer  Offizialat  ist  bei 


[EntwiokluDg  der  Landesgewalt.  —     1280     — 

besonderen  Gerichtsverfassung  ei^ab  sich  zugleich  eine  sorgfältigere  Zustäiidig- 
keitsbegrenzung  für  die  geistliche  Kechtssprechiuig;  in  dieser  Hinsicht  ist  es 
flu-  unseren  Gegenstand  besonders  nichtig,  dafs  alle  Streitigkeiten  zwischen 
kirchlichen  Instituten  und  Laien ,  d.  h.  im  wesentlichen  zwischen  weltlichen 
und  geistlichen  GrundheiTen,  immer  ausschliefslicher  schon  seit  Beginn  des 
12.  Jhs.  vor  den  geistlichen  Richter  gezogen  wurden ',  und  dafs  den  Offizialaten 
die  Einzwingung  kirchlicher  Subsidien,  wie  sie  häufig  genug  für  Landeszwecke 
verwendet  wurden,  mittelst  Bannandrohung  zugewiesen  ward*.  Damit  aber 
waren  dem  Landeslierren  aufserhalb  jeder  Beeinflussung  seitens  des  Reiches' 
immerhin  mächtige  Mittel  zur  Äbschliefsung  des  Territoriums  und  der  Landes- 
gewalt an  die  Hand  gegelieu. 

Fast  noch  absoluter  wie  auf  dem  Gebiete  geistlicher  Oberaufsicht  und 
Rechtssprechung  war  der  bischöfliche  Fürst  auf  dem  Gebiete  kirchlicher  Ver- 
mflgensverwaltung.  Das  kia'hliche  Vermögen  der  Diözesen  war  ursprünglich 
ein  einheitliches  gewesen,  es  hatte  nur  der  Verfügung  der  Bischöfe  unter- 


Scotti,  Chiir-Trier  1,  296.  1533  gedruckt  (a.  dazu  oben),  ein  'Kntalog  der  Trierer  Üfflzialen 
eiwllirh  von  1289—1578  befindet  Bich  in  einer  Ha.  18.  Jlis.  aus  Hontheims  Naclilars  in  etoem 
Sammelbd.  des  Koblenzer  SlA.  —  Zur  EnUtehung  des  OfSzialate  Koblenz  s.  MR.  ÜB.  3, 
972,  1244.  zn  seiner  Wirksamkeit  u.  a.  Bd.  3  Ko,  IM,  1321 ;  CRM.  3,  257,  1340.  Ein 
Advokat  der  Kotilenzer  Kurie  begegnet  Honth.  Hist.  1,  40,  1309,  ein  Eid  des  Koblenzer 
Offizials  steht  Honth.  Hiat.  2,  458,  1472.  —  Zum  Offizialut  Ivois  s.  Cart.  Or\-aI  539, 1285:  notia 
moistres  Jehajis  de  la  Freteit,  chanonoea  de  Ivois  et  offieisiis  cn  Boumance  terre  a  rfivfirent 
peire  Henri,  jmr  la  gracc  de  dien  archivesijue  de  Trieves;  daneben  Cart.  Orval 
545,  12S9:  DOus  maistres  Poncbars,  dis  de  Sathauay,  ofßciaue  en  Roniunche  terre  home 
röv^rant  monaignor  Heiirit  de  Winslwiges,  par  la  grace  de  deu  archidiacre  en  l'^gtiae  de 
Trires.  Zu  den  Archidiakonatsoftizialaten  s.  auch  noch  Cart.  Orval  442,  1269:  nos  Nicholeg, 
dolens  de  la  crcstienteit  de  Givegni,  et  Jakes,  vestis  de  t^cthenai  et  ofüeiuus  ä  bonie  bono- 
rable  monaignour  Tbirrit,  par  la  grasse  den  grant  priSvost  de  Trifives  ei  archidiake;  Cart. 
Orval  474,  1273:  Jaques  vestis  de  Sathenai  et  officiaiis  monsignor  Thierrit;  Honth.  Hist.  1, 
822,  1237:  ein  oflicialis  seu  iudex  venerabilis  viri  domini  Henrici  de  Vinstingen.  Vgl.  dazu 
Honth.  HisL  1,  822  Note  b. 

')  Honth.  Hist.  1,  529, 1135,  Urkunde  Alberos  von  Trier:  lunc  enim  pastor  bene  dicitur 
vigilare  et  laborare,  cuni  non  sohini  caelestia  verum  etiam  leniporalia  alimenta  ovibus  suis 
[den  Klösiem]  inii>eodit  ac  ministrat  easque  a  niorsihus  luporum  protegit  et  sen'at.  Deshalb 
zieht  er  A'ogteistreitigkeiten  zwischen  dem  Kloster  Senones  und  dem  Grafen  von  Salm  vor 
sich.  Aus  späterer  Zeit  "Cod.  Himmerod.  Bl.  63»,  und  Honth.  Hist.  1,  816,  1282:  der  Erz- 
bischof will  einen  Streit  zwischen  Eobin  von  Kobem  und  SCastor-Koblenz  entscheiden;  iinde 
ofBcialis  Trevirensis  de  speciali  mandato  ipsius  domini  arcbiepiscopi  quosdam  testes  super 
iuribus  partium  recepit  in  forma  iuris  et  diligenter  examinavit  et  ipsoruni  depositiones  in 
acriptis  redigi  fecit.    Das  Urteil  wird  an  S Florin-Koblenz  überlassen. 

«}  S.  Honth.  Hist.  2,  39,  1309,  und  Cod.  dipl.  Rommersd.  63,  1437:  das  Konzil  zu 
Basel  beauftragt  den  Propst  von  SGeorg  und  den  Dechunten  von  SAndreas  zu  Köln,  die 
Abtei  Rommersdorf  von  der  Exkommunikation,  welche  das  Ofßzialat  zu  Koblenz  wegen  der 
Weigenmg,  die  ausgeschriebenen  Subsidiengelder  zu  zahlen,  über  dieselbe  verhängt  habe,  zu 
befreien  und  in  dieser  Angelegenheit  endgültig  zu  entscheiden. 

')  Zur  Beeinflussung  seitens  höherer  kirchlicher  Gewalten  s.  die   vorhergehende  Kote. 


—     1281     —  Bildung  des  Territoriums.] 

standen.  Diese  Regelung  der  kirchlichen  Frühzeit  wirkte  als  Grundanschauung 
noch  aufserordeutlich  lange  nach,  die  ganze  deutsche  Eaiserzeit  stand  noch 
unter  ihrem  wenn  auch  allmählich  immer  mehr  verblassenden  Eindruck  ^ :  so 
dafs  die  bischöflichen  Landesherren  mit  ihr  sogar  noch  in  die  Bildungszeit  der 
Territorialgewalt  eintraten.  Ausgeschieden  aus  dieser  Vorstellung  waren  in 
früherer  Zeit  eigentlich  nur  die  Reichsabteien ;  für  sie  machte  der  König  Eigen- 
tumsrechte geltend.  Allein  auch  hier  drängte  sich  die  allgemeine  Ansicht  vom 
Charakter  des  Kirchenvermögens  doch  immer  wieder  auf:  daher  die  frühen 
territorialen  bzw.  diözesanen  Einverleibungsversuche  gegenüber  den  Reichs- 
abteien ^  und  späterhin  die  andauernde  Einmischung  in  ihre  Verwaltung*  bis 
zur  schliefslich  doch  nicht  vermiedenen  Inkorporation*.    Sehen  wir  aber  von 


^)  Charakteristisch  ist  in  dieser  Hinsicht,  dafs  Kegino  in  seinen  Caus.  S}ii.  über  das 
Verhältnis  der  Klöster  zum  Stifte  nahezu  keine  Bestimmungen  hat;  das  Klosten-ermögen  galt 
eben  noch  nicht  als  ausgeschieden.  Dagegen  bringt  dann  App.  2,  4,  5  S.  425 — ^26 ;  28  S.  440 
einschlägige  Bestimmungen.  Im  einzelnen  s.  Mir.  s.  Apri  c.  20;  Ennen,  Qu.  1,  458—460,  8, 
922;  Testam.  Brunonis  archiepiscopi,  Ennen,  Qu.  1,  467,  13,  965;  G.  ep.  Yirdun.  cont  c.  7, 
MGSS.  4,  47;  Ennen,  Qu.  1,  470,  16,  976—984;  MR  ÜB.  1,  256,  981;  315,  1041;  324, 
ca.  1045,  cit  oben  S.  898  Note  3;  Lac.  ÜB.  1,  131,  203,  1064—6;  MR.  ÜB.  1,  380,  1084; 
G.  Trcv.  cont.  1,  22,  MGSS.  8,  195,  um  1114;  Enncn,  Qu.  1,  536,  63,  1152;  MR.  ÜB.  2,  86, 
1187.  Besonders  bezeichnend  ist  'MR.  ÜB.  1,  348,  1056:  Heinrich  UI.  schenkt  an  SSimeon- 
Trier  3  Hufen  in  Mertloch  ea  videlicet  ratione,  ut  episcopus  eiusdem  loci  nullam  potestatem 
super  illud  predium  habeat,  ...  et  si  ullus  episcopus  [gemeint  ist  natürlich  der  Trierer] 
dehinc  prefatum  predium  illis  fratribus  velit  auferre,  iterum  hoc  ad  regales  manus  redeat 
Sogar  über  den  Privatbesitz  des  Klerus  konnte  der  Bischof  in  älterer  Zeit  verftigen,  s.  EInnen, 
Qu.  1,  462,  10,  942.  —  Vgl.  auch  oben  S.  676. 

2)  S.  z.  B.  MR.  ÜB.  1,  511, 1139,  K.  Konrad  III.  überweist  die  Angehörigen  von  SMaximin 
an  das  Stift:  archiepiscopo  .  .  obediatis  et  ei  servitium,  quod  hactenus  regno  et  nobis  de 
eadcm  ecclesia  proveniebat,  .  .  exhibeatis.  Die  entgegengesetzte  Strömung  vertritt  MR.  ÜB. 
1,  434,  1116,  Heinrich  Y.  für  SMaximin:  ut  abbatia .  .  nulli  unquam  sedi  vel  ecclesie  quolibet 
ingenio  vel  quacunque  occasione  subdetur,  nullius  persone  magne  vel  parve  violentiam  sive 
dominationem  patiatur;  sicut  sub  antecessoribus  nostris  usque  ad  presens  ab  omni  inquie- 
tudine  inmunis  extiterat,  ita  quoque  sub  nostro  successorumque  nostrorum  mundiburdio  ac 
defensione  perpetualiter  libera  permaneat 

8)  S.  z.  B.  Bd.  3  No.  72,  1291;  No.  118,  1329;  Honth.  Hist  2,  242,  1367,  cit  Bd.  2, 
642  Note  1.  Vgl.  auch  Honth.  Hist  2,  117,  1322:  K.  Ludwig  verpfändet  dem  Erzbischof 
Balduin  für  3000  mr.  Silber  das  Recht,  die  Äbte  von  Echtemach  und  Prüm  zu  belehnen,  und 
dazu  *Lil).  aur.  Eptem.  Bl.  132^,  luramentum  abbatis  in  susceptione  regalium :  Ich  Ropricht 
abt  zu  Echtemach  geloben  und  sweren  dem  hochwirdigstem  hochgepomem  fursten  minem 
gnedigsten  herren  von  Trier  in  namen  von  wegen  und  us  bevelhe  des  allerdorgluchstigsten 
groeßmechtigsten  fursten  und  herren  herren  Maximilians  Roemschcn  konings  mins  aUer- 
gnedigsten  herren,  das  ich  siner  koniclichen  maiestat  und  siner  genaden  nakomen  Romschen 
koningen  und  keisem  und  dem  hilgen  Rieh  so  lang  ich  leben  getruwe  und  holt  wil  sin,  Iren 
schaden  warnen  raet  helen  und  bestes  werben,  auch  in  rait  ader  dait  nummer  gesin,  das 
iren  maiestaten  an  iren  personen  eren  und  wirden  hinderlich  mögt  gesin,  und  alles  das  thun, 
das  min  vorfaren  dem  hilgen  Rieh  schuldich  und  pflichtich  sin  gewest;  als  mir  got  helf  and 
die  hilgen. 

*)  Vgl.  beispielsweise  für  Prüm  speziell  MR.  ÜB.  3,  560    1236;    femer  die  *Inkor- 


[Entwicklung  der  Landesgewalt.  —     1282     — 

deu  Reiehsabteieii  ab,  so  verfügte  der  bischöfliche  Landesherr,  soweit  ibn 
nicht  päpstliche  Eingriffe '  und  wohlerworbene  Rechte  Dritter  behinderten,  frei 
über  den  Zehnterti'ag  der  Diözese  ^,  er  hesafs  eine  sehr  bedeutende  Einwirkung 
auf  Personal-  und  Vermögensbestand  der  Pfarreien^,  und  er  disponierte,  hatte 
er  sonst  die  Macht  dazu,  aufserhalb  der  Tragweite  bestehender  autonomer 
Rechtsordnungen  nahezu  imbehindert  über  Personalbesetzung,  Vemiögens- 
verwaltung  und  Veniiögensbestandteile  der  kirchlichen  Institute*.  Diese  Di*- 
positionsrechte  ermöglichten  eine  Ausnutzung  der  Wirtschaftskräfte  siwziell  der 
geistlichen  Institute  im  einzelnen,  über  welche  man  wahrhaft  erstaunt  ist, 
wenn  man  sie,  wie  z.  B.  im  Moselland  für  das  Kloster  Himmerode  um  die 
Mitte  des  14.  Jbs.,  detailliert  kontrollieren  kann'';  und   sie  gestatteten  vor 

porationsaklen  toh  1347  in  Koblcos  St.  A.  Rep.  PrQm  No.  67—73,  anch  im  angef.  Rep. 
No.  75,  1350;  No.  76,  1350;  No.  79,  1354. 

')  S.  z.  B.  'Or.  Koblenz  St.  A.  o.  D.,  vgl.  Goerii  MR.  Reg.  9  No.  51,  (1154):  die 
päpstlichen  Legaten  I>f nachrichtigen  das  Trierer  Domkapitel,  dafg  sie  die  Yerleihung  der 
KirchenptrUnde  zu  Vilinar  seitens  des  Erzhiscbofs  Ilillin  an  die  Abtei  SMalheis  l>eEtätigt 
haben.    Vgl.  MR.  ÜB.  1,  638. 

»)  S.  Cart.  Orval  368,  1260. 

')  S.  z.  B.  'Vallendarer  Eopiar  15.  Jhs.  Bi.  23,  Kobleni  St  A.,  vgl.  Goerz,  MR.  Reg.  2 
No.  263:  Erzbischof  Hilün  bestätigt  den  Erbpaclitsvertrag  des  Pastors  zu  Kesaelnheim  mit 
W.  von  Vallendnr  für  einen  der  Kesselnheimer  Kirche  zu  Urbar  gehörigen  Weinberg.  'Or. 
Trier  Stadtbibl.  1227  Nov.  6,  vgl.  Goerz,  MR.  Reg.  2  No.  1821;  Propst,  Dechant  und  Dom- 
kapitel bestätigen  dem  Kloster  Niederprtlm  die  vom  vprstorbenen  Abt  Gcrard  von  Prüm  per 
manns  des  Erzbischofs  Johann  gegebene  Schenkung  der  Kirchen  Rommersheim  und  Mehriug. 
S.  auch  Stat  synod.  1310,  c.  69,  Blattau  1,  102,  dt  oben  S.  933  Note  4,  auf  S.  939. 

•)  Vgl.  Lac.  ÜB.  1,  146,  225.  1073-75;  111,  179,  1043;  MR.  ÜB.  2,  68,  1169-83: 
Ei'zbiscbof  Arnold  beatiktigt  rogatti  dea  Domkapitels  impressione  sigilli  sui  einen  Pachtvertrag 
des  Domkapitels.  MR.  ÜB.  2,  292,  1190—1212,  Erzbischof  Johann  ordnet  die  VerhältnisBe 
von  Deren  neu:  quia  vero  sunt  quidam,  qui  ab  eadem  ecciesia  iure  et  lege  hominii  feoda 
habere  noscuntur,  statutum  est,  ut  homines  feodati  archieplsoopo  in  loco  illo  videlicet  apud 
Horreum  hominiiun  faciant  et  feoda  Bua  de  manu  archiepiecopl  in  prescntia  conventus  illius 
recipiant  et  fidelitatem  ecclesiae  iurent.  in  qua  ordinaüone  hoc  cautum  est,  ut  si  feodnni 
absque  legittimo  berede  vacare  contigerit,  ipsuui  liberum  et  libere  ad  usum  et  ad  Stipendium 
dominarum  cedat,  st  vero  in  confercndo  feodo  iustis  heredibus  quicquam  feodali  nae  dare 
contigerit,  quod  vulgari  appellatione  berwede  dicitur,  id  ipsum  quorjue  ad  conimunem  utili- 
tatem  et  usum  dominarum  debet  transire.  MR.  ÜB.  S,  216,  1223:  Erz bischof  Dietrich  ver- 
ordnet die  Einziehung  jeder  vakanten  Präbende  des  Stiftes  Pfalzel  auf  ein  Jahr  zum  Besten 
der  ■Wiederherstellung  der  KireLe.  MR.  ÜB.  3,  691,  1240:  Dcchant  und  Kapitel  von 
SSimeon  ecciesiam  in  Hoingen  et  quosdam  alios  reditus  refectorio  .  .  deputatos  aliquando 
processu  temporis  de  assensu  et  auctoritate  [archiepiscopi]  in  usus  mult«  melJores  duser[unt] 
convertendos,  statuentes,  quod  in  choro  distributio  fierit  eonindem.  Vgl.  auch  noch  Bd.  3, 
37,  IS,  1274;  44,  >i,  1265;  sowie  Stat  s.  Castor.  1451,  Blattau  1,  368:  quod  in  hiis,  in 
quibus  requiritur  auctoritas  vel  consenaus  archiepiscopi,  capitulum  nihil  slatuat  sine  aucloritat« 
et  consensu  praedictis.  Aus  spaterer  Zeit  vgl.  noch  Stat  Boem.  1290.  Bl.tttau  1,  61;  und 
Bd.  3  S.  464  Note  I.  —  Andererseits  genossen  die  kirchlichen  Institute  freilich  auch  den 
besonderen  Schutz  des  geistlichen  Landesherren,  s.  G.  Trev.  c.  269,  sowie  mancherlei  Be- 
freiungen, B.  MR.  ÜB.  1,  650,  1167;  3,  100,  1220;  Honth.  Hist  2,  109,  1326. 

")  S.  Bd.  3  No.  191. 


—     1283     —  Bildung  des  Territorituns.] 

allem  die  Schafiung  und  Besoldung  eines  besonders  befähigten  und  ausnahmsweise 
zahlreichen  Landesbeamtentums  grofsenteils  auf  Grund  kirchlicher  Pfründenleihe^ 
Neben  alledem  aber  war  es  möglich,  von  diesem  weitgehenden  Dis- 
positionsrechte des  bischöflichen  Landesherren  über  den  Kirchenbesitz  aus  ein 
wohlgeordnetes  System  direkter  Besteuerung  zu  entwickeln.  Die  kirchliche 
Steuerverfassimg,  welche  schon  sehr  früh  eingehend  ausgebildet  worden  war, 
traf  in  der  Entstehungszeit  der  Landesgewalt  sowohl  die  Karreien  wie  die 
kirchlichen  Institute.  Für  die  Karreien  galt  noch,  wenn  auch  bereits  im  Ver- 
fall begriffen,  die  alte  Kathedralsteuer ^ ;  für  die  kirchlichen  Genossenschaften 
war  allmählich  die  Subsidiensteuer  aufjgekommen*.  In  Trier  wie  auch  sonst 
spielten  nun  wohl  die  Subsidien  vor  dem  13.  Jh.  noch  keine  grofse  Rolle. 

^)  Wie  sehr  die  Bischöfe  die  Lösung  der  Personaliragen  in  der  Hand  hatten,  zeigt 
G.  Trev.  Cont  5,  MGSS.  24,  418,  über  Erzbischof  Arnold  [1242—1259]:  omnes  archidiaconi, 
quos  ipse  temporibus  suis  instituit,  viri  strennui  et  discreti,  ipsius  erant  consanguinei  et 
amici;  et  fere  onmes  prelature  suis  diebus  Treveri  vacaverunt,  quas  ipse  prudenter  de  per- 
sonis  idoneis  restauravit,  tarn  in  abbatiis  quam  in  aliis  prelaturis.  S.  auch  G.  Trev.  c.  277: 
Jacob  von  Sirk  (1489—1456)  nonnuUos  capitulares  canonicos  domino  archiepiscopo  lacobo  rebelles 
variis  laboribus  ac  sollicitudine  .  .  dignitatibus  et  beneficiis  in  ecclesia  Trevirensi  privari 
aliisque  personis  sibi  acceptis  de  his  provideri  fecit,  maximis  inde  litium  anfractibus  ortis; 
nihil  tarnen  destituti  proficientes  omnes  passim  obierunt.  unde  effectum  est,  ut  archiepiscopus 
usque  ad  finem  vitae  a  reliquis  in  timore  et  reverentia  haberetur  nihil  quod  expeteret  abnuere 
ausiä.  Diese  Macht  wurde  nun  günstigenfalls  zur  Besoldung  zahlreicher  Landesbeamten 
ausgenutzt,  s.  G.  Trev.  c.  280:  Erzbischof  Balduin  legistas . .,  canonistas,  physicos,  artistas,  philo- 
sophos,  capellanos,  clericos,  laicos  edam  multos,  milites,  nobiles,  domicellos  aliosque  mini- 
steriales  numero  multum  valde  multiplicatos ,  suo  ministerio  deputatos,  decenter  sustentavit, 
quos  omnes  et  singulos  alios  archidiaconos,  quosdam  praepositos,  nonnullos  decanos  scholasti- 
cosque  praebendatos,  canonicos  et  pastores  fieri  procuravit,  nam  de  tam  excellenti  magnatorum 
progenie  extitit  oriundus,  quod  nullum  habuit  affinem  seu  cognatum,  quem  ad  praeposituram 
maiorem  vel  aliquem  archidiaconatum  vellet  promovere.  unde  Godefridum  in  maiorem  prae- 
positum,  alterum  vero  suorum  paedagogorum  in  maiorem  decanum  sublimavit  Für  spätere 
Zeit  s.  bei  Honth.  Hist  2,  580,  1500,  das  Verzeichnis  der  vom  Erzbischof  für  die  verschie- 
denen Stifter  präsentierten  Capellani;  vgl.  dazu  Honth.  2,  625,  1581. 

')  Nach  dem  UStift  S.  427 — 428  betrug  das  Servitium  magnum  archiepiscopi  in  decania 
Keimtam  de  iure  cathedratico  bei  28  zahlenden,  4  nicht  zahlenden  Mntterkirchen  unter 
einem  Schwanken  von  4  unciae  1^/2  mr.  bis  8  unciae  12  mr.:  160  unciae  (Trev.)  IV/t  mr. 
9  Ib.  (Trev.),  der  Zins  von  den  20  zahlenden,  6  nicht  zahlenden  Kapellen  bei  einem 
Schwanken  zwischen  6  d.  und  2  unciae:  18  unciae  76  d.  Vgl.  femer  Lac  ÜB.  1,  176, 
272,  1109;  191,  291,  1120;  MR.  Reg.  2  No.  927  (1202);  dann  zwei  ♦*Orr.  Düsseldorf 
St.  A.  1202,  MR.  Reg.  2  No.  927  und  928,  sowie  die  Reg.  2  No.  961  und  962  vom  J.  1208, 
No.  1221  vom  J.  1214,  No.  1838  vom  J.  1217,  und  No.  1981  vom  J.  1230.  S.  auch 
Quix,  Cod.  Aquens.  No.  156,  1233:  H.  dei  gratia  Trevirorum  archiepiscopus  .  .  capitulo 
Aquensi  .  .  .  cum  in  ecclesiis  de  Winninghen  et  de  Kesselheim  nostre  diocesis  contra 
consuetudinem  ratione  cathedratici  nostri  anno  presenti  receperimus  duas  nu*.,  nos  con- 
suetudinem  earundem  nullatenus  infringere  volentes,  de  cetero  secundum  consuetudinem 
hactenus  habitam  quatuor  mr.  volumus  esse  contenti  debitis  annis  de  qualibet  ipsarum  pro 
omni  iure,  quo  tenentur,  persolvendis,  et  hoc  presentibus  protestamur.  Übrigens  war  das 
Kathedraticum  wie  viele  andere  Leistungen  vielfach  in  die  Hände  der  Archidiakone  ge- 
kommen, 8.  den  Freiheitsbrief  für  Lonnich  bei  Honth.  Hist.  2,  109,  1826. 

3)  Vgl.  auch  Waitz,  Vfg.  8,  403. 


[Entwicklung  der  Landesgewak.  - —     1284     — 

Seitdem  aber  nebmen  sie  überall  an  Höbe  imd  Regelmäfsigkeit  zu*;  in  Tri^i 
betragen  sie  in  einem  kontrollierbai-en  Fall  der  ei-stcn  Hiüfte  des  14.  Jhs.  — m 
för  das  Jahr  1339  —  nach  heutiger  Kaufkraft  des  Silbei-s  220000  M.^   und] 
um  die  Wende  des  14.  und  15.  Jhs.  werden  etwa  40000  M.  nach  uuserem  f 
Gelde  als  gewölmüche  Jahressubsidie  der  Institute  des  Trierer  Unterstiftes  an- 
gesehen^.   Das  sind  in  Anbetracht  dos  Umfangs  der  Landesbedflrfnisse  jener  ^ 
Zeit  sehr  bedeutende  Siunmeu ;  die  von  Honth,  Hist.  3,  202  erzäJiIte  Nacliricht 
wird  in  allen  iliren  Teilen  richtig  sein,  wonach  die  Beitragspflicht  des  Klerus 
zu  den  ständischen  Landsteuem  anfangs  die  Hälfte,  später  ein  Drittel,  dann 
ein  Viertel  des   Gesauiterfordemiases  })etragen  habe,  bis  sie  im  J.  1603  auf 
ein  Ftlnftel  herabgesetzt  ward. 

So  sind  es  denn  neben  geistlicher  Rechtssprechui^  und  kirchlichem  Ober- 
aufsichtsrecht doch  vor  allem  die  reichen  seitens  der  Kirche  gebotenen  finan- 
ziellen Mittel,  welche  der  Entwicklung  der  geistlichen  Landesgewalt  im  Vorzug 
vor  der  weltlichen  Teiritorialbildung  zu  gute  kommen.  Aus  dieser  Thatsaclie 
erklärt  sich  die  Erscheinung,  dafs  sich  geistliche  und  weltliche  Fürstentümer 
in  der  Ausbitdung  der  Territoriaüioheit  späterhin  nicht  eben  wesentlich  unter- 
scheiden: die  kirchliche  Verwaltungshoheit  lieferte  den  bischöflicheu  Landes- 
herren nicht  allzu\'iele  von  den  laienfüretliclien  Rechten  grundsätzlich  ver- 
schiedene Gewalten,  sondern  setzte  sie  blofs  anfangs  in  den  Besitz  einer 
stärkereu  finanziellen  Macht,  deren  Wirkungen  von  denjenigen  der  Wirt- 
schaftskräfte sonstiger  Territorien  nicht  qualitativ,  sondem  nur  quantitativ  ver- 
schieden sein  konnten. 

Und  so  hat  denn  die  kirchlich  -  ndndnistrative  Gewalt  der  geistlichen 
Fürsten  in  der  Entwicklung  der  Landesgewolt  schliefslich  nicht  diejenige 
Rolle  gespielt,  welche  man  ihr  auf  den  ersten  Bück  zuzuschreiben  geneigt 
seiu  kann;  sie  hat  nichts  wesentlich  Neues  zur  sonstigen  Entwicklung  hinzu- 
geliefert:  auch  in  den  geistlichen  Territorien  bleiben  einst  staatliche  Hoheits- 
rechte und  halbstaatliche  Gewalten,  wie  sie  oben  geschildert  sind,  die  kon- 
stitutiven Elemente  der  Landesentwicklung. 

Wie  aber  wurden  diese  Elemente  nun  zusammengefafst?  Welche  Kraft 
schuf  aus  ihrem  zeitlichen  und  räumlichen  Durcheinander,  dem  WiiTwarr  ihrer 

')  Für  die  Trierer  lautet  die  erste  völlig  zweifellose  Xuchricht  in  den  G.  Trev.  c.  199: 
Bocmund  (1286 — 1299)  saepius  ab  ecclesiis  subsidia  postiilabat.  Doch  vgl.  schon  G.  Trev. 
Cont  5,  MGSS.  24,  413:  Erzbischof  Arnold  (1242—1259)  pacem  et  concordiam  cum  ecclesüa 
Buis  babuit  .  .,  que  sibi  etiam  in  omnibus  oecessitatibus  plurimum  senivenint.  Vgl.  dazu 
G.  Trev.  Cont  5,  MGSS.  24,  409. 

=)  S.  Bd.  3  No.  292. 

ä)  Honlh.  Hist  2,  325.  Im  J.  I54I  beträgt  nach  Honth.  Hist.  2,  679  das  Subsidium 
conauetum  cleri  inferioris  TrcrirensiB  [d.  b.  das  Simplum]  1224  fl.  13  alb.  3' 'g  d.,  das  Simplum 
des  Clems  superior  960  fl.,  es  sind  nach  unserem  Geld  ca.  13000  bzw.  10000  M.  Die  Sub- 
sidie  von  SMaximin  speziell  beläuft  sich  nach  den  'Distr.  8Mn\.  jiro  pensionibus,  13.  Jh. 
4.  Viertel,  auf  56  Ib.,  et  facit  ima  Ib.  10  alb.,  et  totalis  siunma  Ib.  facit  23  ft.  8  alb.  Es 
sind  das  nach  unsenn  Geld  vermutlich  gegen  700  JI. 


—     1285     —  Bildung  des  Territoriums.] 

qualitativ  so  verschiedenen  Abgrenzung  und  Ausbildung  das  einheitliche  Ganze 
des  Territoriums? 

Die  Antwort  auf  diese  Frage  läXst  sich  nur  aus  einer  genaueren  Be- 
trachtung des  positiven  Bildungs-  imd  Erwerbsvorganges  eines  Territoriums 
gewinnen.  Bei  diesem  Punkte  aber  sind  wir  gerade  für  Trier  trefflich  be- 
richtet: seit  Schlufe  des  12.  Jhs.  bis  tief  ins  14.  Jh.  hinein  besteht  hier 
eine  nahezu  ununterbrochene  Reihe  von  Spezialaufeeichnungen ,  welche  über 
die  Erwerbsmafsnahmen  der  einzelnen  Erzbischöfe  fast  durchweg  bis  ins 
kleinste  belehrend  Aus  ihnen  ergiebt  sich,  dafs  nach  kleineren  Anläufen  die 
energischsten  Schritte  zum  territorialen  Abschlufs  der  erzstiftischen  Herrschaft 
vornehmlich  in  der  2.  Hälfte  des  13.  Jhs.  unternommen  worden  sind.  Und 
hier  stehen  die  Erzbischöfe  Heinrich  von  Vinstingen  (1260—1286)  imd  Boemund 
von  Wamesberg  (1286—1299)  durchaus  im  Vordergrunde.  Heinrich  gab 
während  seiner  Regierung  nach  heutigem  Kaufpreis  des  Silbers  fttr  Lehns- 
erwerb etwa  1450000  M.,  für  direkten  Erwerb  etwa  gleichviel,  im  ganzen 
gegen  2800000  M.  aus,  Boemund,  soweit  sich  nachrechnen  läfst,  fttr  Lehns- 
erwerb 896000  M.,  im  ganzen  1210000  M.:  beide  verbrauchten  mithin  zur 
Abrundung  der  Landesherrschaft  jährlich  etwa  100000  M.^.  Die  damit  einge- 
leitete Bewegung  wurde  dann  nach  der  kurzen  Regierung  Diethers  (1300 — 1307) 
von  dem  grofsen  Erzbischof  Balduin  (1307 — 1354),  dem  Bruder  Kaiser  Hein- 
richs Vn.,  zu  Ende  geführt;  imter  ihm  eiTeichte  das  Trierer  Territorium  im 
wesentlichen  seinen  späteren  dauernden  Bestand®  und  zugleich  den  nahezu 
völligen  Abschlufs  seiner  landeshoheitlichen  Rechte*. 

Überaieht  man  nun  aber  die  Einzelvorgänge  des  Erwerbes,  so  fällt  es 

^)  Zu  den  Erwerbungen  der  früheren  Trierer  Erzbischöfe  s.  Honth.  1,  840,  femer  471, 
635;  2,  7.  Die  Erwerbungen  Hmins  (f  1169)  werden  G.  Trev.  Cont.  3,  MGSS.  24,  880, 
231  ff.  verzeichnet,  diejenigen  Johanns  1.  (1190 — 1212)  sind  in  einem  besonderen,  a.  a.  MR. 
ÜB.  2,  298  und  G.  Trev.  Cont  4  Add.  2,  MGSS.  24,  893,  s  f.  gedruckten  Verzeichnis  enthalten, 
s.  Bd.  2,  690  Note  4.  Zu  den  Erwerbungen  Dietrichs  (1212—42)  s.  MGSS.  24,  403,  nf.; 
zu  denen  Arnolds  (1242—59)  MGSS.  24,  409,  5o  f.-,  418,  is  f.  Für  die  Erzbischöfe  Heinrich 
(1260 — 86)  und  Boemund  (1286—1299)  liegt  wieder  ein  besonderes  Verzeichnis  der  Erwerbungen 
vor,  8.  dazu  Bd.  2,  690  Note  5.  Unter  dem  folgenden  Erzbischof  Diether  (1300—1307)  ist 
dann  nicht  viel  erworben  worden;  um  so  mehr  dagegen  unter  dessen  Nachfolger  Balduin 
(1307—1854),  dem  eigentlichen  Vollender  des  Trierer  Territoriums;  seine  Erwerbungen  sind 
sogar  in  Verse  gebracht,  s.  G.  Trev.  c.  259,  Wyttenbach  und  Müller  2  8.  270—271;  vgl. 
dazu  Dominicus  S.  464  Note  3. 

^)  Berechnungen  nach  dem  Note  l  erwähnten  Verzeichnis  in  der  ^Rezension  des 
Bald.  Kesselst  S.  505. 

^)  S.  Honth.  Hist  2 ,  1  £ ;  Dominicus  S.  15.  Zur  späteren  Ausdehnung  s.  Honth. 
Hist.  2,  118—119,  1382;  CRM.  3,  558,  1376;  Honth.  Hist  2,  265,  1376  u.  a.  m. 

^)  Nachdem  seit  der  sententia  de  non  alienandis  principatibus  1216  die  Fürstentümer 
nicht  mehr  Reichsämter,  sondern  endgültig  Reichslehen  waren  (s.  Berchtold,  Landeshoheit 
S.  91),  wird  in  Trier  der  Abschlufs  der  Landeshoheit  etappenweise  bis  zur  Goldenen  Bulle, 
spätestens  mit  dem  Privileg  Karls  IV.  vom  81.  Mai  1376  (Honth.  Hist  2,  265)  erreicht 
Über  den  Streit  der  Erzbischöfe  mit  der  Stadt  Trier  s.  Schoop,  Verfossnngsgeschichte  der 
Stadt  Trier  bis  zum  J.  1260,  in  Westd.  Zs.  Erg.heft  1,  und  Ferdinand  S.  35  ffl 


[Entwicklung  der  Landesgewull.  —     1286     — 

sofort  auf,  welche  hewoiTapende ,  ja  einzige  Rolle  innerhalb  dei'selben  der  ' 
lehusweise  oder  allodiale  Ankauf  von  Burgen  spielt  Die  Bewegung,  welche  ' 
zuerst  im  Reiche  von  den  Staufern,  in  unseren  Gebenden  von  dem  kölnischen  i 
Erzbischof  und  Reichskanzler  Philipp  von  Heinsberg  eingeleitet  worden  war^, 
beginnt  im  Trierscieu  ganz  sichtbai'  und  fast  ohne  jede  Vemiittlui^  mit  Erz- 
bischof Johann  (1190 — 1212),  und  sie  dauert  seitdem  ununterbrochen  an',  bis  ' 
unter  Bidduin  der  enorme  Bestand  von  über  100  landesherrlich-allodialen  oder  in  ' 
lebnsweise  offenen  Burgen  erreicht  wird  *.  Seit  Batduin  aber  tritt  dann  ein  nierk- 

']  Ca«3.  HeisCerb.  Dial.  mai.  4,  38;  Pbilippus  archiepiscopus  Coloniciisis,  dum  propUr  i 
castrn,   que    cmerat  beuCo  Petro,    multis  debitis   esset  obligatus  .  .  .     Vg[.  auch  Becker, 
Philipp  I.  von  Köln,  S.  116  ff. 

')  G.  Trev.  Conl.  4  Add.  2,  MGSS.  24,  395,  so:  Erzbbchof  Johann  (1190— 1212)  de  1 
□ovo  castnun  quoddom,  quod  Grimburg  sppellaliiT,  conslntxit,  quod  silum   est  ia  medio  pos-  1 
sessionuiD    maionim   et  melionun  archiepiscopatus  et  fcre  omniiun    ecclesiarum   in  civitate  1 
Trevireosi  Bitanim.     MB.  UE.  3,  478,  1233:    Erabischof  Dietrich  schenkt  die  Bui^  Uonkler  i 
an  das  Erestilt    MH.  ÜB.  3,  67S,  1240:    pro  edificatione  novi  castri  Kilburg  rcrkaufi  En- 
biscbof  Dietrich  fUr  200  Ib.  Treverenses  BeaitziingeD  des  Erzstifts  capituli  noetri  Trererenüa 
accedente  consensii.    Für  Erzbischof  Arnold  vgl.  0.  Trev.  Cont  5,  MGSS.  24,  410,  u.     0-- 
Trev.  c.  184:    Erabischof  Heinrich  (1260— 128B)  Berincistel  castnim  ererit  a  ümdamento,  1 
Meiene  tillam  condidit  et  ibidem  castnun  constrimt,  quod  ecclesiae  Treviveiisi  soblugaviL,  in 
Confluentla  de  domo  Wilhelmi  militis,  qiiac  dicebstur  Archn,  castmni  fortissimum  msxiiniK  J 
impensis  comparavit  [».  dazu  Bd.  2,  517],   castrum  Sarburch,  palatinm  Trerirense  et  etiam 
Palzele-,  Grimbergh,  Pilliche,  Noviim  costmm,  quod  dicitur  Meinnimt  [odd.  Cod.  Eberhardskt.; 
Mnnderscbelt,  Marienberch,  Ebrenbreitslein,  montabuir,  Qardinvels]  magats  aedilidis  somptno- 
sissime  renovaviL    S.  auch  G,  Trev.  c.  190,  sowie  Dominieus   S.    157.     G.   Trev.   c    199; 
Boeaiund  (1286—1299)  mimitiones    et    caatra    totiua  diocesis  plurimuni  emendavit:    inferiiis 
costnim  de  Niutiagio  Alben  et  domuni  quae  Baptismus  dicitur  erexit  a  fando;    Montliabor 
Hardenvels  Pillicb  Meiene  et  alia  castra  plurima  et  precipue  Berencastei  aulis,  cameris,  muris, 
turribus  et  propugnaculis  ac  diversis  aedificiis  copiose  decoravit.     Dazu  kommt  der  Erwerb 
von  Kochem.    Trithem.  Chron.  Sponh.  z.  J.  1289;    Erzbiscbof  Boemiind  conslnixit   a  iunda- 
mentis  novum  castellum  in  Numachen  iuxta  Trittenheim.    Iura  et  Institut  eccl.  Trev.  aut. 
Leiinbacb  (\Vj-tU'nb.  u.  Müller  2,  18-5):    Erzbischof  Dielber  (1300-1307)  erbaute  Ruimstein 
castrum.  —  Ziun  Ganzen  s.  auch  noch  Honth.  Hist.  1,  245.     Erzstiftische  Bui^en  hatte  es 
freilich  immer  gegeben,  s.  MR.  IIB.  1,  24,  772;  und  G.  Trev.  30,  MGSS.  8,  172,  Adclbero, 
der  Bistumspritendent,  giebt  um   1015  seine  Ansprüche  auf;    paiatium  et  aua  caslella  et 
omnia  sua  contradidit.    Auch  begami  man   die  Wichtigkeit  der  Burgen  an  der  Mosel  eben- 
falls schon  um  die  Mitte  des  12.  Jhs.  zu  erkennen,  s.  MR.  ÜB.   1,  551,  c.  1148:    die  Burg 
Arras  war  dem  Erzstift  verloren  gegangen,  ac  per  hoc  tota  pene   fuerat  Treverensis  ecciesia 
depressa  et  pessumdata. 

^)  Nach  dem  'Register  des  Balduineum  Kesselst.  S.  2  f.  sind  um  1340  vorhanden  fol- 
gende 103  genannte  Castra,  que  a  domino  Treverensl  dependent  in  feoduni:  Eremberg,  Brole 
etc.,  Stirburg,  Eltze,  Longuion,  Mussj-,  Vemich,  Nassowc.  Lurcnbui^,  Hademar,  Bilstein  et 
Mengerskirchen,  Seine,  Kirberg,  Winterberg,  Neve,  Starkenbei^,  Traenrebach  et  Bille,  Richen- 
bei^  (prope  Katzenelboge) ,  Stalecke,  Stauf  (Gemioiponti),  Lehenberg,  Sancti  Laurentii,  Li- 
ningen,  Dietze  et  alia,  Vimenburg  ei  Bosse,  Monreal,  Kaldenbume,  Wildenbarg,  Wellestein, 
Buschfeit,  Semem,  Moinchwilro,  Huwenbeumbiu-g,  Üben  (comitis  irsuti),  Nuwenburg  (comitis 
irsutiX  Solmße,  Weitersberg  (Isenburg),  Grenfiowe,  Schadecke,  Molsbei-g,  Ilelfenstein  et  Spur- 
kenberg, Kempenich,  Lisheim,  Uren,  Aldendfine,  Wllre;  (Manderscheit),  Broeche  et  Clussart, 
Sente  Johansberg  (wildegravü  de  DunS],    Crampurg,   Heinzenberg,    Ovcrstein,   Wißkirchen, 


—     1287     —  Bildung  des  Territoriums.] 

lieber  Stillstand  ein;  es  werden  zwar  hier  und  da  noch  einige  Burgen  hinzu- 
erworben \  aber  im  ganzen  ist  die  Höhe  der  Bewegung  überschritten. 

Schon  nach  diesem  zeitlichen  Verlauf  zu  urteilen  liegt  die  Vermutung 
nahe,  dafe  die  Bewegung  mit  der  Entwicklung  der  Landesgewalt  unmittelbar 
zusammenhängt:  sie  umfafst  genau  die  Epoche  der  Territorialbildung.  Und 
ein  solcher  Zusammenhang  ist  ja  begreiflich  genug:  den  künftigen  Landes- 
herren mufste  daran  gelegen  sein,  jeden  Abschnitt  neuen  Erwerbes  dui-ch 
Burgen  und  Öffhungsrechte  zu  sichern.  Indes  diese  Erklärung  genügt  nicht 
völlig.  Auch  die  früheren  Erzbischöfe  waren  erwerbslustig  und  kriegerisch 
gewesen^.    Warum  verfielen  sie  nicht  auf  den  gleichen  Gedanken? 

Es  liegt  auf  der  Hand :  die  Erklärung  für  die  Thatsache,  dalis  die  lokale 
Befestigung  und  allgemeine  Angliederung  der  sich  enger  schliefsenden  Teil- 
rechte der  Landesgewalt  auf  militärischem  Wege  durch  Burgenbau  erfolgte, 
kann  nicht  in  der  Geschichte  des  Territorialerwerbs  allein  gefunden  werden, 
sie  mufs  vielmehr  in  der  allgemeinen  Geschichte  des  Kriegswesens  begründet 
sein.  Wir  werden  daher  den  —  wie  sich  später  zeigen  wird,  für  die  Ge- 
schichte der  Territorialverwaltung  recht  wichtigen  —  Vorgang  der  räumlichen 
Schliefsung  des  Territoriums  auf  dem  Wege  des  Burgenbaus  nur  dann  völlig 
verstehen,  wenn  wir  ihn  der  allgemeinen  Entwicklung  des  deutschen  Kriegs- 
wesens einzureihen  versuchen.  Und  so  führt  uns  denn  der  Gang  unserer  Er- 
örterung allerdings  von  der  Untersuchung  der  Territorialbildimg  zunächst  ab  zur 
Vergegenwärtigung  der  Grundlagen  frühmittelalterlichen  Kriegswesens  und  damit 
zur  Untersuchung  des  Verfalls  jener  auf  ältester  Basis  beruhenden  karolingischen 
Heeresverfassung,  von  welcher  schon  öfter  gelegentlich  gesprochen  worden  ist. 

Der  bewegende  Gedanke  dieser  Heeresverfassung,  die  allgemeine  Dienst- 
pflicht imd  dementsprechend  die  allgemeine  Wehrhaftigkeit ,  ist  nun  im 
Grunde  genommen  niemals  gesetzlich  imd  rechtlich  beseitigt  worden: 
auch  den  niederen  Schichten,  speziell  dem  Bauer,  wurde  die  Waflfenfähigkeit 
niemals  aberkannt^.     Es  wäre  auch  falsch,   irgend  eine  direkte  Einwirkung 

Lievenberg  et  Leie,  Hoenberg  oppidum,  Odenbach,  Dagestul,  Mosl^,  Ippelbure,  Swarzenberg, 
Baldeneltze,  Ruissberg,  Trts,  Bischofstein,  Smideburg,  Belle,  Arras,  Bnile  (prope  Rlnecke), 
Domus  regia  Bopardiensis,  Siefsch,  Geispusch,  Wachenheim,  Winchern,  Wunnenberg,  Hunolt- 
stein  (advocatia),  Schussel,  Pumer,  Kethge,  Guntravia,  Senheim,  Studernheim,  Bertingen,  Vume 
et  in  Ponte,  Iluisbach  et  in  Ponte,  Rumstein  et  plura  alia,  Moncler  et  alia,  Somerauwe,  Esch- 
lingin,  Erlebach  et  Derenbach,  Esch ,  Wil  Flache  Loclnvilre ,  Sidelingen ,  Wiltberg.  S/  dazu 
das  Biu*gmannenregister  aus  dem  Koblenzer  Balduineum  bei  Honth.  Hist  2,  5 ;  auch  G.  Trev. 
c.  227:  Erzbischof  Balduin  plurima  castra  et  fortiora  iuxta  praedonum  fortalitia,  per  que 
ipsi  iugiter  tanquam  obsessi  habebantur,  malis  eorum  gratibus  funditus  aedificavit,  et  sie  eos 
ad  pacis  obscrvantiam,  quantumque  magnos,  violenter  coartaYit 

1)  S.  z.  B.  G.  Trev.  c.  270 :  Erzbischof  Werner  (1388—1418)  baut  Wemerseck,  erneut 
das  castrum  ad  muros  Witlich;  vgl.  auch  G.  Trev.  c.  273  über  Erzbischof  Otto  (1418—1430). 

")  Sie  ziehen  z.  B.  in  eigener  Sache  zu  Felde,  so  Adalbero  U.  von  Metz  (929 — 962), 
Adalbold  von  Utrecht  (1020—1027),  s.  Alp.  de  div.  temp.  2,  3.  S.  auch  MR.  ÜB.  1,  304, 
1031;  G.  Trev.  Cont  1,  22,  MGSS.  8,  195,  um  1114. 

')  Wie  sie  aber  durch  Änderungen  im  Kriegswesen  selbst  (weite  Züge  —  daher  Rofs- 
dienst)  allmählich  zurückgedrängt  wurde,  setztWaitz,y%.8, 125  f.,  aufs  anschaulichste  auseinander. 


[Enlwitkliing  Jer  Landeegewalt.  —     1288     — 

lier  verschiedenen  Arten  niittelalteilicher  Hörigkeit,  besonders  etwa  d( 
Grundliörigkeit,  in  tiieser  Richtung  anzunehmen.  Die  deutsche  Gnindlii 
Schaft  tmg  nicht  anders  wie  die  Vogtei  und  die  Landesgewalt  einen  R^chts-j 
Charakter,  der  allgemein  anerkannt  wurde'  und  sich  gar  bald  in  der  Uuver- 
letzlichkeit  der  Person  aussprach.  Der  persönliciien  Freiheit  ohne  richterlicheB 
Sprach  beraubt  zu  werden  war  auch  für  den  Gimndholden,  abgesehen  von  den^ 
Füllen  haudhafter  That,  rechtlich  undenkbar;  Zahlungssäumnis  für  Gericfata- 
gelder  sollte  nur  Pfändung,  nicht  Verhaftung  nach  sich  ziehen*;  und  wo 
ii^end  möglich  setzte  maji  an  die  Stelle  persönlicher  Festnahme  die  Ver- 
pflichtung zui-  Bürgenstellung  ^.  Auch  der  Hausfriede  der  anueii  Leute  er- 
scheint auf  das  energischste  gewahrt;  die  Einforderung  von  Hen-enzinsen 
gestattete  seinen  Bruch  keineswesa  —  zumeist  besteht  die  Bestimmung,  die 
Zinse  sollten  über  das  Gatter  oder  wenigstens  die  Hausschwelle  gereicht 
werden*  — ;  und  mehrfach  drückt  sich  die  strenge  Koustniktion  des  ältesten 
Hausfriedens  noch  in  dem  Rechte  aus,  Diebe  und  Heimsuchcr  im  Haus  bei 
handhafter  That  straflos  oder  so  gut  wie  straflos  zu  töten". 

Eine  derartig  feste  und  selbst  durch  vorhandene  Abhängigkeitsverhält- 
nisse niemals  gebrochene  Auffassung  persönlicher  Selbständigkeit  schliefst  von 
vornherein  den  Gedanken  ans,  die  landarbeitenden  Klassen  des  Mittelalters 
seien  absolut  wehrlos  und  unkriegerisch  gewesen. 

Aber  freilich  besteht  daneben  die  Thatsache,  dafs  die  alte  Heeres- 
verfassung, welche  eben  diese  Klassen  zu  grofsen  "Wirkungen  vereint  hatte, 
den  neuen  Anforderungen  der  deutschen  Kaiserpolitik  in  beiner  Weise  zu 
entsprechen  vermochte,  und  dafs  das  Reich  hier  wie  auf  so  vielen  andern 
Gebieten  seine  gänzliche  TJniUhigkeit  zur  zeitgemflfsen  Umformung  der  alten 


')  G.  abb.  Tnidon.  11,  16;  dillgeliatur  a  famüia  necclesioe  valde,  eo  quod  tractabat 
eam  bonorifice  et  Theutonicorum  diseiplinaw  more.    S.  auch  v.  Maurer,  Fronh.  1,  268. 

-)  WArenber^  und  Mühlen  1463;  wer  ein  wette  vcrbroichen  hat  und  ein  wette  zu 
bezailen  bat  binnen  dem  hirspel,  sitzlt  ii.  gn.  h.  zu  dtcnste,  flicre  und  rauch  heldet  und 
zuebrofhen  halt,  den  ensolle  man  nit  antasten  stocken  noch  piachen,  sunder  man  sulle  ine 
pfenden  darvor,  wan  is  gehandelt  were  worden  vur  dem  gericht 

")  WHamm erste! n  1563  g  4:  wer  einiehe  hurger,  der  da  verbnicht  bette  leif  und  gute, 
sofern  derselbig  bürgen  setzen  mag  vor  lif  und  guts,  so  sal  der  her  die  von  ime  nehmen; 
ksn  ers  aber  nit  gedun,    so  mag  der  her  inen  da  verwaren  nach  s.  gn.  willen. 

*)  S.  z.  B.  WOensheim  14it7,  G.  2,  800;  WKemieh  1477,  G,  2,  241,  cit,  oben  S.  1181  Note  6. 

^)  WLosbeim  1302  g  9;  si  Reinaldua  et  filii  et  fratres  sui  aliquem  furem  super  ipso 
nun  allodio  capient,  cum  suspendere  debent  in  festo  domus,  qui  vulgariter  dicitor  virst,  snb 
tecto,  ita  quod  (sol  eum)  superlucere  et  ventiis  eum  superflare  non  possint;  et  sl  contrarinm 
fieret,  debet  advocaWi  restitui  ad  emendam.  Angebl.  Rheing.  Landr.  14.  Jh.  Ende,  §  72: 
werez  daz  ein  man,  der  in  sime  eigne  hus  gesucht  wurde,  manlichen  daz  virwerte  und  den 
hussucher  unde  alle  sine  ni idegesellen,  die  da  mide  weren,  doit  sluge,  der  sulde  gelden  mime 
hern  von  elken  irslagen  man  4  d.,  und  is  min  her  ader  sine  nachkomen  plichtig,  den  man 
darumb  zu  schüren  und  zu  besehermen  und  auch  zu  virsunen  gein  des  doden  ader  der  doden 
fruntschaft,  und  im  ein  festen  vreden  zu  geben. 


I 


—     1289     —  Bildung  des  Territoriums. J 

Verfassungsgrundlagen  bewies.  So  wurden  denn  die  landarbeitenden  Klassen 
nicht  wehrlos,  aber  ihre  Wehrhaftigkeit  veraltete,  bis  sie  nach  langem  Schlafe 
von  den  Territorialgewalten  langsam  und  unsicher  zu  neuem  Leben  geweckt 
ward.  Diesen  Prozefs  haben  wir  für  unsere  spezielle  Aufgabe  jetzt  in  einigen 
Zügen  weiter  zu  verfolgen. 

Am  einfachsten  konnten  sich  noch  diejenigen  Teile  der  alten  Heeres- 
verfassung erhalten,  welche  sich  nicht  auf  den  Krieg  direkt,  sondern  auf  seine 
Vorbereitung  bzw.  Verhütung  bezogen,  also  die  Pflichten  der  Verpflegung  und 
Ausrüstung,  der  Fortifikation  und  des  Sicherheitsdienstes. 

Von  ihnen  wurden  die  Verpflegungs-  und  Einquartierungsdienste  in 
ihrem  fast  ausnahmslosen  Übergang  auf  die  Immunitäten  oder  auf  diesen 
analoge  spätere  Bildungen  zumeist  rein  finanziell  gefafst  und  damit  zu  einer 
Steuer-  oder  Zinslast  umgebildet ^  teilweise  auch  abgelöst^.  Daneben  erhielt 
sich  wohl '  überall  das  Recht  der  Kriegsherren  auf  Requisition  beim  Heeres- 
durchzug ^. 

Etwas  anders  verlief  die  Geschichte  des  Ausrttstungsdienstes,  speziell 
der  Pferdelieferung  und  Stellung  von  Heeresrüstwagen.  Hier  gingen  die  alten 
Gnmdlagen  der  Veranlagimg  wohl  fast  ausnahmslos  schon  früh  verloren*, 
aber  die  Territorialgewalten  entsannen  sich  später  der  alten  Verpflichtungen 
und  ordneten  sie  von  neuem  durch  Abgrenzung  der  Zeitdauer  und  Übertragung 
der  Last  auf  ganze  Höfe  oder  Dörfer,  hier  und  da  auch  auf  freie  Hufen  ^. 

')  8.  oben  S.  1024  f.,  1121. 

2)  S.  oben  S.  1027. 

«)  S.  WBemkastel  1513,  Toepfer  1,  121,  cit.  oben  S.  1026  Note  3;  femer  WNieder- 
emmel  1532,  G.  2,  353:  so  unser  gn.  her  als  unser  gewalt-,  schirm-  und  gninther  lege  vor 
stellen  flecken  oder  schlossern  in  stifts  noten,  und  abgienge  an  essenfleisch,  so  hat  er  die 
macht,  daß  er  mag  greifen  zu  Emmel  in  die  herde  und  mag  holen  idel  kuhe  und 
hornlos  ochsen  und  simst  kein  ander  viehe,  imd  das  darumb,  daß  dem  armen  man 
sein  i>loch  nit  beraupt  und  den  armen  kindem  die  milch  nicht  genommen  werde,  und  uf  daß 
unser  gn.  her  das  Trierische  stift  bei  altem  herkhomen  behalte,  und  so  die  name  des  vihes 
wie  obg.  beschehen  ist,  so  sal  ein  zender  die  klock  leuthen  und  sal  die  name  und  grif  jedes 
vihos  legen  in  die  gemeinde,  uf  daß  ein  man  oder  zwene  die  nit  allein  tragen.  Vgl.  auch 
AVNiederbachem  1460,  G.  1,  594  Note,  und  das  eigentümliche  Stück  der  G.  Trev.  c.  342. 

*)  S.  oben  S.  1025;  v.  Below  S.  29  >Jote  99. 

5)  S.  Bd.  3  No.  212,  1385;  WMayen,  G.  2,  483:  wanehe  die  burger  not  halben  uß- 
zichen  moeslen,  sein  die  hem  in  dem  closter  zu  Meien  und  der  Mergenstader  hoibman, 
Trierischs  hoibman  daselbst,  auch  Trierischs  hoibman  zu  Alzens,  bede  sanct  Thomas  hoef 
zu  Kierich  und  Berentzheim,  ieder  uf  erforderen  zwei  pferd  und  einen  halben  wagen  zu  geben 
schuldig.  WHerbizheim  1458,  G.  2,  23:  wan  ein  bischof  zu  Metze  uszuhet  zu  felde  und 
drie  dage  im  felde  gelegen  hait,  sanct  Steffens  eigen  zu  beschulten,  so  mag  ein  caißfoigt  von 
AU  »an  in  den  hof  gebieten  nach  zweien  wagen,  die  sollent  sie  im  iglichen  mit  fünf  pherden 
und  zweien  knechten  und  ein  ladfasse  gein  Alban  vor  des  bischofs  huse  schicken,  und  damit 
drie  frieschelinge,  zwene  von  recht  und  einen  von  gnaden,  der  sol  iglicher  also  gut  sin  als 
18  s.  d.  Wüdem,  G.  2,  65:  als  es  sach  were  daß  u.  gn.  h.  von  Lothringhen  kriegh  hette, 
vor  Städte  und  Schlosser  zu  zehen,  so  mach  seiner  f.  gn.  gebot  zu  Udem  in  dem  hof  ge- 
schehen;  so  sol  man  ihm  einen  wagen  mit  zweien   ronkbäumen  und  vier  pfert  mit  einem 

Lamprecht»  Deutsches  Wirtschaftsleben.    I.  82 


{Ii^[ Wicklung  der  Lamleegewalt.  - 

Nicht  minder  wurde  seitens  der  Laiidesgewalten  der  Wachtdienst,  eben- 
falls durch  Übertragung  auf  Höfe  und  Dörfer,  neu  (jecrdoet',  nachdem  er 
»chnn  froh  fast  durchweg;,  sei  es  durch  die  Markherrlichkeil,  sei  es  dui-ch  die 
Immimität ,  miter  kümmerlicher  Radizieruug  meist  auf  itie  einzelnen  Haus- 
haltungen *,  von  der  alten  Behütung  der  Landwehren,  Strafseu  und  Gebücke^ 
auf  die  Bewachung  der  Burgen  abgelenkt  worden  war*.  Und  den  Burgen 
fielen  denn  auch  alle  filiheren  allgemeinen  Fortifikatioiisfi-onden  zu;  anfangs 
nur  selten,  häufiger  erst  seit  dem  13.  Jh.  machte  sich  daneben  das  Bestreben 
zur  Befestipuns  der  Dörfer,  natürlich  unter  Zustimmung  der  Landesherren, 
geltend ".  Die  Fortifikationstronden  aber  konnten  von  sehr  verschiedenen 
GiTindlapen,  von  der  markherrlichen  Centena  wie  der  Immunität  wie  bis- 
weilen sogar  dem  Wildbann  aus  entwickelt  sein";  schliefslich  fielen  sie  wie 
auch  die  Veiproviantienmgspflichteu  fast  sämtlich  der  Laude^ewalt  zu  und 
wurden  nunmehr  unter  Beseitigung  älterer  unter  sich  abweichender  Veran- 
lagungen '  organisch  und  in  milderen  ÄHfordeningen  als  bisher  weitei^ebildet  ^, 

kaeclil  zustellen,  und  sol  der  kneclit  u.  g.  h.  liei-zehen  tagh  naclisiehcn;  und  wan  die  14  tngh 
Mia  Bein,  so  solle  er  tlrm  knecht  gelcit  gelien,  daß  er  seinem  mdster  möge  heinikonmitia 
mit  dem  wagen.  M'^latzen  1.544  §  10  u.  11  erwähnt  eine  gaia  freie  Hufe  uszgonomen  dem 
lantüirsten  mit  wagen  und  pfenlen,  wie  gewoinlich  und  nbigli,  zu  tLeinen.  —  Tgl.  auch 
Stenzel  S.  197  f. 

')  Honth.  Bist  2,  474,  148.5:  nie  ist  geordent  und  vertragen,  da«  die  von  Merzig  un- 
sem  iglichen  lierrn  oder  nngom  naecrinunendcn  und  erben ,  so  wir  des  noit  haben  und  ge- 
sionen  werden,  mm  jarc  eius  und  nit  mehe,  seB  gerUster  und  gerarder  schützeji  Bolti-ni 
schicken  ane  eine  ende  uinl>  seß  nmilen  wegen  nahe  bei  Merzig.  in  schlösse  statte  oder 
pletzen,  dar  sie  iiescheidcn  werden,  doch  alles  uf  unser  der  fürsten  und  desihenen,  der 
solcher  schützen  gesinnen  wirdel,  koste,  daeselhst  einen  maent  lank  und  neit  lenger  zu  be- 
lieben und  willpnklirh  zu  tunp,  das  man  ine  beveblen  wirdet  und  gewanlich  ist;  und  zu  us- 
gang  des  maents  sollent  sie  macht  hain  widdcr  anelieimisch  zu  kommen,  sonder  unser  der 
fürsten  ader  unser  naekommenc  und  erben  ader  auch  unser  amptlute  zome  und  Ungnade,  alles 
ungcverlich.  S.  dazu  WMerzig  1529  §  19.  Vergl  auch  Bd.  3  No.  231.  1418— U'jg;  Honth. 
Ilist.  2,  706,  1547. 

=)  Schon  MH.  ÜB.  3,  788,  1242—43,  wird  unterschieden  zwischen  homines  ad  Huuol- 
stein  castrum  pertinentcs,  qui  eidem  Castro  tenentur  custodiam  exibere,  und  alü  homines  ad 
custodlani  dictam  non  obligat!  ad  idem  castrum  pertjnentes.  Vgl.  femer  W Haiti' nliacb-Bicken- 
bach  1647,  G.  2,  237,  cit.  oben  S.  100  Note  2,  und  auch  W.  im  Hamnie  1339,  G.  2,  &5. 

')  Noch  erhalten  WSandweilcr  1604  §  40;  wan  durch  die  hohe  obrigkeit  auf  dem 
platten  land  weg  und  steg  zu  wachen  verordnet  wird,  seien  sie  . .  mit  ihren  wehr  und  wapfen 
zu  thun  schuldig  (die  freien  Unferthanen  des  Gerichtshei-ni).  Über  Landwehren,  Gebiicke, 
Knicke  u.  dergl.  s.  Stenzel,  Kri^sverf.  S.  204 f.;  Mones  Zs.  Bd.  6,  47. 

*}  S.  dazu  oben  S.  1011,  1030. 

")  S.  oben  S.  298,  auch  Bd.  3  No.  276,  1501.  Ein  Ifefostigungsbricf  für  ein  Dorf  vom 
J,  1469  bei  v.  Below  Ü.  34  Note  116,  Über  Dorfbefestigung,  speziell  Festlingsausbau  der 
Dorfkirchen  s.  auch  Mones  Zs.  Bd.  6,  42  f.,  sowie  Wömer  und  Heckmann,  Orts-  und  Landes- 
befestigungen des  Mittelalters  mit  Rücksicht  auf  Hessen  und  die  benachbarten  Gebiete,  Mainz  1884. 

«)  S.  oben  S.  1011  und  1030;  MR.  ÜB.  1,  410,  1106;  616,  1159;  2,  211.  1202. 

')  S.  z.  B.  MB.  ÜB.  1,  308,  III,  1087  angebl.  (12.  Jh.):   Propst  Adalbero  von  SPanliu 

")  Siehe  S.  1291. 


—     1291     —  Bildung  des  Territoriums.] 

Viel  weniger  umfassend  als  die  Organisation  der  alten  Kriegsverwaltung 
erhielt  sich  die  Organisation  des  Kriegsauszuges.  Zwar  ging  auch  er  in  den 
meisten  Fällen  nicht  völlig  zu  Grunde,  aber  er  bestand  doch  auch  nicht 
mehr  aus  eigener  Kraft:  die  Thatsache,  welche  seinen  völligen  Verfall  ver- 
hindeile,  war  nur  in  der  engen  und  ursprtlnglichen  Verquickung  von  Heeres- 
und Gerichtsverfassung  gegeben.  Wie  in  der  Urzeit,  so  zog  auch  noch  im 
Mittelalter  der  Umstand  bewaffnet  zum  Hochgericht,  und  zwar  sowohl  in  der 
freien  Markverfassung  wie  auch  in  Herrengerichten,  im  letzteren  Falle  unter 
Fülirung  sei  es  des  Vogtes  sei  es  eines  sonstigen  herrschaftlichen  Richters ' ; 
nur  wenige  und  späte  Ausnahmefälle  aus  der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jhs. 
lassen  auf  Abnahme  der  alten  Gewohnheit  schliefsen*.    Mit  der  gerichtlichen 

schenkt  an  SMatheis  die  Orte  Nennig  Palccm  Dihuar  und  Heifant  unter  Übertragung  der  alten 
gutslierrliclien  Rechte,  hoc  dumtaxat  excepto,  ut  quelibet  domus  dictarum  villanun  uno  die 
singulis  annis  unius  viri  labore  pro   castro  nostro  Sarburch   [Vk — 2  Meilen  von   den  Dör- 
fern]  laborare   tenebitur  et  tenetur  ad  edictum  illius,    qui  ipsuni  castrum  tunc  pro  tempore 
titulo  possederit  iusto,  adicientes,  ut  si  que  domus  dictarum  villarum  aut  omnes  huiusmodi 
laborem  redimere  voluerint  et  decreverint,  obulo  Treverensi   bono  et  legali  singule  domus 
singulis  annis  redimere  valebunt,  ac  deinceps  anno  illo  ab  omni  exactione  et  Servitute  quan- 
tum   ad  predictum  castrum    S.  libere   manebunt  et  absolute.     Ähnliche  Veranlagung  noch 
WSAmual,  G.  2,  19 ;  dagegen  Veranlagung  der  Verproviantierung  auf  den  Hof  im  Sinne  von 
Schutzrecht  *USMax.   1484    Bl.  52^:    der  Hof  Osperen    zahlt  jährlich  pro  defensione    ad 
castrum  Lucenborich  45sum.  grani,  6  gr.;   ad  castrum  Everlingen  4  mo.  grani;   ad  castnmi 
Oislingen  2  mo.  4  siun.  avene;  ad  castrum  Hupis  IVs  mo.  3  sum.  avene.     Eigentümlich  ist, 
wenn  auch  in  anderweiten  Fällen  analog  vorkommend,    ÜStift  415,  Koblenz:  archiepiscopus 
si  rcedificare  vult  Confiuentiam ,  omnes,  qui  de  Pinga  sunt,  ex  utraque  Rcni  parte,  debent 
adiuvare;  et  ob  hoc  nullum  unquam  ex  eis  exigitur  vadimonium.    simili  modo   debent  adiu- 
vare,  qui  de  Cochchemc  sunt  et  qui  de  Ve . .  cum  eiusdem  vadimonii  intermissione.    illi,  qui 
de  Tuitione  et  Turisbiu-g,  qui  antiquitus  pertinebant  Confiuentiam,   illi  poterunt  reverti,   si 
quam  patiuntur  iniuriam,  sed  ex  debito,  si  imperabitur  eis,  debent  edificai-e  turrim  unam  ciun 
clausura  interruptionis  imius.    S.  auch  WGenzingen,  G.  2,  156:   wer  es  sache  daß  man  uf 
dem  hof  leutet,  und  wer  dan  nicht  alsbalt   kompt,  der  verleuret  6  s.    item  hat  die  gemein 
ein  wachthaus  zue  Bingen,  und  wen  es  sach  were  daß  die  stat  feintschaft  bette,   so  muessen 
wier  dasselbig  mit  zwaien  persohnen  behüeten  unt  bewachen,  wan  wier  erfordert  werden ;  da- 
gegen dörfen  wier  kein  zol  geben,  was  wier  in  unt  außer  der  stat  führen,    und  wo  es  sach 
were  daß  wier  feintschaft  im  laut  betten  unt  gen  Bingen  kemen,  so  mögen  wir  unser  kühe 
in  ihren  statgraben  treiben,  bis  so  lang  daß  wier  sie  wieder  holen. 

^)  Bericht  über  Dienste  im  Amt  Montjoie,  v.  Below  S.  28  Note  96,  1536:  alle,  die 
gespan  liaifen,  .  .  sint  van  altz  her  verpflicht  und  verbunden  uf  dat  sloss  m.  gn.  h.  zu  dienen, 
und  dat  ist  mit  underscheit:  ein  ort  ist  schuldich  bouwholz,  dat  ander,  wes  zum  bouw  van 
noeden  ist,  und  fort  anderen  allerlei  profanden  und  etlichen  allerlei  fruichten,  und  de  freien 
den  win.  Blankenheimer  Statut  15.  Jhs.,  Ann.  d.  bist  Ver.  f.  d.  Niederrh.  9—10,  126:  den 
dienst  van  ein  ind  van  anderen  zo  hoelen  ind  zo  voeren ,  ind  auch  die  holzvoiren  [auf  die 
Burg],  dat  stelle  men  mit  dem  gelichstem  ind  unlestigstem  den  untersaissen ,  dat  men  A*an; 
ind  desselven  gelichs  mit  allen  anderen  dinsten.  Zum  Schanzen-  und  Burgbau  vgl.  auch 
Stenzel,  Kriegsverf.  S.  205;  Spannagel  S.  11. 

1)  S.  oben  S.  1013,  1031,  1120,  1125,  auch  WRommersheim  1298,  cit.  oben  S.  1120 
Note  5,  auf  S.  1121. 

^)  S.  WBeltheim  1483,  G.  2,  208:  were  ein  mistedich  mensche,  davon  man  rechten 

82* 


[Entwicklung  der  Landesgewali.  _      1292     — 

Folge  aber  war  die  Folge  bei  handhaftei'  Tliat  bis  zu  völliger  Identität  ver>- 
bimden;  auch  sie  erhält  sich  daher  bis  gegen  Schlufs  des  Mittelalters  ^  Die 
Folge  bei  handhafter  That  aber  friiig  nun  wieder  unmerklich  in  eine  solche 
bei  Ijandfieschrei,  in  Landesschutz,  über:  ein  Massenangriff  auf  Herd  und  Heim 
unterlag  keiner  anderen  Behandlung  als  die  einfache  Heimsuchung  durch 
Kinzelverbredier '. 

So  ergieht  sich  denn  allein  schon  aus  der  Fortdauer  der  Gerichtsfolge 
in  Waffen  auch  die  Auü'echterhaltung  des  Auszuges  zum  Landesschutz.  Dies 
ist  nun  in  (ler  That  die  Form,  unter  welcher  sich  die  alte  I'flicht  der  Freien 
zur  Reise  auch  unter  henschaftlicher  Gewalt,  unter  Vogt  und  Imniunitätsben", 
bis  ins  spätere  Mittelalter  erhält";  übei'all  tritt  uns  diese  Pflicht  zur  Laiides- 

KOl,  da  Bollent  ii.  g.  h.  24  gewapenden  dem  lande  nu  stuninge  thun,  ob  ieniant  sie  uberfallea 
wolt,  das  sie  den  rucke  davon  betten,  der  sol  u.  g.  h.  von  Trire  i«'olf  thun.  n.  g.  h.  von 
Spanheim  6  und  unser  jungherre  von  Winnenlierg  6;  und  wan  die  gedcden  das,  eo  aollen  sie 
iüziegen  in  eine  herberge,  binnen  dem  gericht  ine  gelegen  were,  da  boV  niiin  ine  tbun  liauwe 
und  ruwefoiter  und  ein  messelicb  kost,  dn  boI  der  lantman  gemeinenklicb  bitredden  und  das 
Terfacben,  daz  solidi  dorf  den  last  nit  alleinc  eubabe.  Vgl.  auch  in  dieser  Richtung  WGal- 
genscheid  14ß0,  G.  2,  455;  WWeiden  1478,  G.  2,  137. 

>)  Vgl.  WLeudesdorf  1362,  G.  1,  830:  dalt  die  gemein  dem  vait  nit  fnrter  schuldig 
[sei]  naauvolgen  tut  einige  geweltlighe  sache,  dan  als  weit  das  gericht  zu  I.udestorf  geit. 
WAndetnacb  1498,  G.  2.  630 — 31 :  ob  einicb  uflauf  binnen  Andernach  von  fremden  luden 
gescbege,  den  ein  Schultheiß  nit  bezwingen  moichte  und  die  burger  darumb  anriefe,  ime  solick 
gewolt  helfen  zu  schirmen,  obe  sie  des  nit  dein  ensulden  und  obe  sie  des  nie  deden,  was  sie 
unsenn  gn.  b.  danunb  geweilt  haben?  damf  sprechen  wir  vnr  recht,  wan  eincher  uäauf  Id 
vurB.  inaissen  geschcge,  des  ein  Schultheiß  von  wegen  unsers  gn.  h.  nit  bezwingen  enmochte 
lind  die  hurger  inie  solches  helfen  zu  schirmen  anriefe,  sulden  sie  doin,  und  were  des  nit 
endede,  moichte  der  scbultheiß  die  mit  recht  viu'heischeu.  nach  aeneprach  und  antvrort  wulde 
der  scheffen  recht  wisen.  S,  femer  WWilwerscheid  1507  §  16,  cit.  oben  S.  1114  Note  2; 
WBerburg  1595  §  3  und  WHolzfeld  und  Saxenbausen  1664:  der  Schultheifs  hat  den  An- 
griff, ist  der  schulteiB  aber  zu  schwach,  so  solle  er  die  burger  ansprechen,  ist  aber  kein  burger 
hei  haut,  alsdan  sol  er  die  lehenleut  ansprechen. 

')  Ein  frühes  Beispiel  s.  Lambert  z.  .1,  1066,  MGSS.  5,  172.  Aus  späterer  Zeit  s, 
WNeumünster  1429,  G.  2,  33,  cit.  oben  S.  1137  Note  4,  und  ins  Kinzehie  gebend  WHerbiz- 
heun  1458,  G.  2,  23:  wunic  das  gut  im  lande  umligestageu  und  umligenomnien ,  und  keine 
deshalben  ein  lantgescbrei,  und  erbutte  ein  caißfoigt  in  dem  hofe  den  armen  luten,  das  si  zu 
ime  kement,  im  helfen  solich  gut  /u  entschutten,  das  soUent  sie  dun;  und  welicher  des  nit 
endete  und  ober  sine  gebot  daheim  bllbe,  der  ist  dem  caißtbgt  5  s.  d.  zu  bussen  veriallen; 
es  were  dan  das  er  eine  kinthettem  hette,  der  solle  nit  witer  ziehen,  wan  das  er  des  nachts 
Widder  heim  möge  kommen  bi  sin  kintbettem.  und  ist  der  caißfoigt  schuldig,  obe  er  nit  mocht 
das  gut,  so  sanct  Steffens  luden  so  sanct  Marien  luden  genomen  were,  zumale  beschiitten, 
das  er  sanet  Steffens  gut  licsse  und  sanct  Marien  gut  beschütte,  obe  er  mochte,  und  wan 
ein  caißfoigt  uszichet,  sanct  Steffens  eigen  zu  beschirmen,  und  in  den  hof  gehütet,  das  die 
man  gein  Alban  koment,  die  stat  m  behüten,  das  sollen  sie  dun  imd  sollent  da  huden  einen 
dag  imd  eine  nacht  in  irenj  costen;  und  wer  ir  daraller  me  bedarf,  der  sol  so  Übe  mit  ine 
reden,  das  sieme  Ulibent. 

"}  S.  oben  S.  1120,  vgl.  auch  WKesseling  1395,  ü,  2,  637:  do  njande  sie  der  vagt . . 
so  weme  sie  dat  hohe  geriebt  die  kl ocken schlage  inde  die  voige  alda  zu  Kesselink  zuwisen 
ind  in  den  dorfem  zu  Wcidcnbach  Stapfel  ind  Crainschnit;  des  weisten  sie   die   folge  alda 


—     1293     —  Bildung  des  Territoriums.] 

wehr  bei  Landesnot,  wenn  auch  meist  auf  kurze  Dienstzeit  berechnet,  ent- 
gelten ^ ;  überall  noch  erscheint  der  Bauer  waflfenföhig  mit  Schwertmesser  und 
Spiefs,  Beil  und  Knotenstock  ^,  mid  reisefertig  bis  zur  Landesgrenze.  Erst 
im  16.  Jh.  verliert  sich  hier  und  da  dies  Auszugsrecht  der  landarbeitenden 
Klassen^,  nachdem  es  noch  im  12.  und  18.  Jh.  in  der  Loi  de  Beaumont*, 
und  im  14.  und  15.  Jh.  hier  und  da  in  kleinen  Territorien  eine  Reorgani- 
sation erfahren  hatte  ^. 

meim  herm  van  Colne  ind  seim  gestiebte  under  der  baner  von  Are  uis  und  heim,  ind  geime 
berm  mehe.  Über  die  Teilnahme  der  Rheingauer  Gemeinden  an  den  Kriegszügen  der  Erz- 
bischöfe von  Mainz  giebt  Roth,  Rhenus  1,  18,  Mitteilungen  aus  dem  Hattenheimer  Rechnungs- 
buch von  1452  und  1471.  Honth.  Hist  2,  466,  1480  bezeichnet  Erzbischof  Johann  die  Teile 
des  Trierischen  Heeres  mit  unsem  heubtleuten,  dienern,  steden,  landschaft  und  andern  volke, 
reisigen  und  zu  fueß.  Aus  früherer  Zeit  ist  eine  Stelle  bei  Bruno  de  hello  Saxonico  c.  26,  lehr- 
reich ;  in  ihr  wird  eine  Versammlung  der  Sachsenbauem  noch  ohne  weiteres  magnus  exercitus 
genannt  Über  das  Volksaufgebot  des  10.— 12.  Jhs.  s.  neuerdings  Spannagel,  Zur  Gesch.  des  deut- 
schen Heerwesens,  Diss.  Lips.  1885,  S.  4  f.  Es  stirbt  nach  ihm  im  wesentlichen  mit  Heinrich  IV. 
als  ausschlaggebend  aus;  in  Ungarn  und  Boehmen  ist  es  noch  im  12.  Jh.  in  Geltung.  Dafs 
aber  die  Bauern  noch  im  12.  Jh.  ganz  aUgemein  die  Folge  haben,  zeigt  der  Weifsenburger 
Landfriede  Friedrichs  I.  von  1179,  dessen  Bedeutung  von  Spannagel  S.  10  nicht  voll  ge- 
würdigt wird.  Im  übrigen  s.  zum  Aufbieten  der  ünterthanen  bei  Landesnot  noch  die  ge- 
nauen Angaben  bei  Hasenöhrl  S.  41  ff. 

')  S.  MR.  ÜB.  2,  37,  1095,  cit  oben  S.  1120  Note  3;  WRommersheim  1298,  cit.  oben 
S.  1120  Note  5,  auf  S.  1121;  vgl.  femer  Stenzel  S.  199;  v.  Below  S.  45  Note  164. 

^)  S.  Bruno  de  hello  Saxonico  z.  J.  1080;  Ennen,  Qu.  1,  489,  31,  1083;  Ges.  Heisterb. 
Dial.  mai.  10,  64,  cit.  oben  S.  497  Note  3;  WRonunersheim  1298,  cit.  oben  S.  1120  Note  5, 
auf  S.  1121.  Dagegen  ist  der  landstädtische  Bürger  besser  bewaflhet;  so  zieht  z.  B.  nach 
der  Echtemacber  Freiheit  v.  J.  1236  §  15  der  Echtemacher  Bürger  aus  mit  equus  und  arma- 
tura,  wenn  er  das  nicht  hat,  habebit  wambaisum,  lanceam  et  capellum  ferreum. 

^)  WWelmich  1507:  dieweil  sie  an  ort  des  Stifts  sitzen  [d.  h.  in  kurfürstlich  Trierer 
Grundeigen  sind],  haben  sie  nie  gereist,  und  auch  dieweil  sie  aichten  und  froenden  uf  die 
bürg  [I)iu*emberg].  Sie  tragen  nämlich  den  Proviant  nach  dem  Durenberg  (jetzt  Burg  Maus) 
hinauf.  WCessingen  1568  §  8 :  seien  [die  Ünterthanen]  ungelt-,  weggelt-  und  zollfrei  vermitz 
deme  sie,  wanehe  das  banner  flucht,  dem  grundherm  dienen  mit  einem  wagen  und  4  pfer- 
den  und  einem  lebenen  hauen,  danif  6  wochen  imd  3  tag  in  des  herm  kosten  und  hof  be- 
lohnung,  und  sullen  haben  ein  hauve,  ein  achst,  ein  sens  und  ein  sichel.  S.  dazu  §  26 :  wan- 
ehr  man  banerleute  monstert  und  ufermahnt,  seint  sie  zu  erscheinen  nicht  schuldig,  angesehen 
sie  den  wagen  halten  müssen,  wie  obstehet,  wanehr  das  banner  fleucht  S.  auch  WMerzig  1529 
§  19:  wen  u.  gn.  h.  in  krieg  komt  und  gesinnen  wurd  an  ims  zu  M.,  dan  sollen  wir  geben 
6  schützen  uf  der  nechsten  Schlosser  eins  6  wochen  lank  uf  unsem  solt  und  des  fursten  kosten, 
und  ob  sich  sulches  begebe  in  dem  jar,  wanne  man  hie  .  .  die  Schätzung  gibt,  in  demselben 
jar  sollen  wir  der  6  schützen  frei  sein,  und  wanne  sich  begebe  ein  gemeinlicher  auszuk,  han 
wir  die  freiheit  lue  nit  weider  zu  ziehen,  dan  aus  und  in  mit  Sonnenschein. 

*)  S.  MR.  ÜB.  3,  1435,  1258,  cit  oben  8.  700  im  Text 

^)  S.  z.  B.  WBendorf  1403  §  3 :  zue  welche  zeit  imse  junkheren  grave  zu  Saine  sie  uns 
geb^den  oder  geboden  betten  oder  noch  gebuden,  uszuziehen  und  irs  lands  zu  weren,  so 
ist  geweiset  vor  recht  und  gewonheit,  das  iglich  hove  bestellen  sei  3  gewapnete,  und  3  hove 
3  herwagen.  §  4 :  ob  die  gemeinde  gewomet  wurde  umb  gemeine  not  binnen  dem  dorfe  oder 
erbausscn  des  dorfs  not  zu  beschütten,  so  sol  ein  ieglich  hove  auch  bestellen  3  gewapnete 
beiste,  so  dick  dies  not  gepurte. 


[Entwicklung  der  Laniiesgewiüt.  —      1294     — 

Aber  auf  die  Dauer  liers  sich  diese  Landwehr  auch  für  die  gröfseren  ' 
Territorien  nicht  entbehi'en.  Ilire  Wiederbelebung,  wie  sie  um  die  Wende 
lies  16.  und  17.  Jhs.  fast  Überall  eintrat',  ging  von  der  Einrichtung  der  land- 
städtischen  Auszüge  aus.  Hier  war  schon  in  der  zweiten  HiUfte  des  Mittel- 
alters ein  im  wesentlichen  innerhalb  der  Landesgrenze  verlaufeude.s  Miliz- 
system entwicltelt  worden ' ;  jetzt  übertrug  man  dieses  System  auf  das  platte 
Land.  Im  Trierer  Lande  speziell  hatte  sich  der  alte  Auszug  des  Mittelalters 
verhältnismäfeig  sehr  lange  erhalten;  er  trat  noch  in  den  Jahren  1567  imd 
1568  —  wohl  zum  letzteumale  —  in  Thätigkeit  ^.  Dann  aber  beginnen  die 
Reorganisationsentwilrfe*,  welche  schliefslich  in  den  Jahren  1609  und  1619 
zu  einer  völligen  Milizverfassunp;  führen  *.  Diese  Heeresveriassung  hat  dann 
unter  wiederholten  Auffrischungeu  bis  zum  Einmärsche  der  französischen 
Revolutionsheere  bestanden  * ;  dienstpflichtig  war  nach  ihr  um  das  Jahr 
1678  jeder  männliche  Unterthan  im  Alter  von  20—54  Jahren,  unter  den 
Söhnen  einer  Witwe  nur  der  tauglichste,  ausgenommen  waren  Gebrech- 
liche und  in  heiTSchaftlichen  und  Gemeindediensten  Stehende.  Eine  Aus- 
hebuim  nach  diesem  Grundsatz  erpab  im  genannten  Jahre  für  das  Niederslift 
222  Korporale  und  4526  Gemeine'. 

Nach  dieser  kurzen  Übersicht  des  Verfalls  unserer  ältesten  Heeres- 
verfassung läfst  sich  ohne  weiteres  ermessen,  inwiefern  die  kriegerische 
Kraft  der  landarbeitenden  Klassen  im  12.  bis  14  Jh.  zur  Bildung  teiritorialer 
Macht  Verwendung  finden  konnte.  Au  die  Mobilisiening  des  alteu  Auszuges  zn 
dem  genannten  Zwecke  konnte  damals  nicht  mehr  gedacht  werden;  in  Betracht 
kommen  konnten  nur  die  für  Verpflegung  und  Ausrüstung,  namentlich  aber  For- 
tifikation  und  Sicherheitsdienst  verfügbaren  Kräfte.  Suchte  man  sie  aber  für 
territoriale  Zwecke  von  neuem  zu  organisieren,  wie  dies  vielfach  wirklich  ge- 

')  S.  Stenzel  S.  199  f.,  289  f. 

^)  Zur  Bedeutung  der  Landstädte  fiu-  die  Miliz  s.  Stenzel  S.  195  f.,  Bruder  S.  12,  auch 
V.  Below  S.  44  f.  Aaa  unserer  Gegend  ist  liesonders  lehrreich  W.  von  Thal  und  Haiu 
Schöneck,  G.  2,  562:  vnn  der  herr,  so  Schönecken  schleußt  und  entschleußt  [der  Vogt  des  Abts 
von  Prüm  als  Landesherm],  vehde  oder  feintsohaft  hat  und  der  herschauwen  im  land  ließ  uf- 
gepieten,  sollen  sie  auch  in  der  freihält  herschauwen,  dergestalt,  mit  der  sonnen  aus  mit  der 
sonnen  in,  und  wen  die  zeit  umb  ist,  und  der  herr  mit  wegreisen  muß  und  begehret  die  burger- 
Echaft  mitzuziehen,  sol  mans  nit  abschlagen  und  volg  Uiuu,  dessen  solle  der  herr  inen  die  kost 
geben  gleich  seinen  reisigen ;  wer  sach  daß  einiger  burger  verwandt  oder  verletzet  wurd,  sol  der 
herr  inen  thun  theilen.  so  auch  einer  oder  mehr  gefangen  werden,  sol  der  herr  die  lösen; 
bleibt  einer  oder  mehr  tot,  sol  der  herr  weih  und  kinder  nehmen  und  versorgen. 

»)  Honth.  Hist  2,  533, 

*)  S.  n.  a.  Honth.  Hist.  3,  184,   1598. 

''i  Verordnungen  des  Kurfürsten  Lothar  vom  19.  Sept.  1609  und  27.  Miirz  1619.  VgL 
auch  die  Rhenus  2,  74  obgedr.  Ordnrag  des  Trierer  Schützenauszuges,  angebt.  17.  Jlis. 

')  Vgl.  das  bei  Wyttenbach  und  Müller,  (i.  Trev.  3  Animndvers.  S.  86  ff.  gedruckte 
Tableau  für  Errichtung  einer  erzstiftischen  Miliz  vom  26.  Febr.  1794.  Zur  AiiBhebung  sollen 
gelangen  58  Compagnieen  mit  6000  Mann. 

')  Scotti,  Chur-Trier  1,  663. 


—     1295     —  Bildung  des  Territoriums.l 

schab,  so  konnten  sie  natürlich  nur  in  der  Defensive,  unter  Anlehnung  an  lokal 
befestigte  Punkte  zur  Wirkung  kommen.  Der  Inhaber  herrschaftlicher  Gewalten, 
welcher  zum  Landesherm  werden  wollte,  war  daher  bei  Ausnutzung  der 
militärischen  Kräfte  des  platten  Landes  notwendig  auf  den  Burgenerwerb 
hingewiesen. 

Zum  selben  Ergebnis  absoluter  Notwendigkeit  zahlreicher  fortifikato- 
rischer  Anlagen  führt  aber  auch  die  Betrachtung  derjenigen  Kriegsverfassungen, 
welche  für  die  Offensive  an  Stelle  des  alten  Landesauszuges  getreten  waren. 
Es  sind  das,  sehen  wir  vorläufig  von  dem  zur  Bildungszeit  der  Territorien 
ei-st  wenig  entwickelten  Söldnerwesen  ab,  wohl  überall  zwei,  die  Dienstkriegs- 
verfassung und  die  Lehnkriegsverfassung.  Beide  sind  innerhalb  der  für  die 
spätere  Bildung  der  Territorien  wichtigen  Zustände  im  wesentlichen  gleich- 
zeitig erwachsen ;  für  ihre  Erörterung  aber  wird  es  von  Vorteil  sein,  zuei-st  die 
Lehnkriegsverfassung  zu  besprechen,  da  die  Dienstkriegsverfassung  zu  der 
Zeit,  in  welcher  sie  in  den  Vordergrund  tritt,  auch  schon  in  die  Entwicklungs- 
wege der  Lehnkriegsverfassung  einzumünden  beginnt. 

Mit  den  veränderten  Kriegszielen  des  Reiches  und  der  dieser  Verände- 
rung analog  umgemodelten  Taktik  —  Zurücktreten  des  Fufsvolkes,  Betonung 
der  Reiterei  —  mufste  die  Lehnkriegsverfassung  seit  dem  9.  Jh.  auch  in  die 
unteren  politischen  Bildungen  des  Reiches  ihren  Einzug  halten;  verlangte  das 
Reich  von  den  ihm  unterstehenden  Gewalten  militärische  Kontingente  in 
Lehnsweise,  so  mufsten  solche  Kontingente  von  den  Untergewalten  schliefslich 
wieder  auf  dem  entsprechenden  Wege  aufgebracht  werden.  Nun  waren  freilich  die 
Reichskontingente  keineswegs  hoch,  auch  für  die  geistlichen  Kontingentsherren 
nicht  ^,  obgleich  diese  verhältnismäfsig  höher  als  die  Laien  belastet  waren  ^; 
man  konnte  sie  sogar  leicht  durch  eine  kleine  Anzahl  von  Vasallen,  sozusagen 
in  Generalentreprise,  aufbringen  lassen®.     Indes  zu  den  Reichsanforderungen 

M  Nach  dem  Heeresanschlag  unter  Otto  IL  für  Italien  (Jafff^  Bibl.  5,  471)  stellen  je 
100  loricati  (Panzerreiter)  Köln,  Strafsburg,  Augsburg;  70  Trier,  Salzburg,  Kegensburg;  60 
Verdun,  Lüttich,  Würzburg,  Fulda,  Reichenau;  50  Eichstädt,  Lorsch,  Weifsenburg;  40  Kon- 
stanz, Chur,  Worms,  Freising,  Prüm,  Ilersfeld,  Elwangen;  30  Kempten;  20  Speier,  Toul, 
Sehen,  SGallen,  Murbach;  12  Cambrai.  Der  Trierer  Erzbischof  ist  unter  Lothar  mit  100  Mann 
eingeschätzt,  kommt  indes  nur  mit  67:  G.  Alber.  c.  15,  MGSS.  8,  251,  1136.  Zur  Inter- 
pretation dieser  Stelle  s.  Waitz,  Vfg.  8,  136  Note  4;  der  Text  wird  zu  belassen  sein,  wie  ihn 
die  Hs.  hat  Für  Ileereszüge  in  Deutschland  gilt  wohl  die  doppelte  Zahl,  vgl.  Waitz,  Vfg. 
8,  137,  welcher  das  mit  Recht  aus  dem  Vertrag  zwischen  Trier  imd  den  Grafen  von  Arl 
schliefst,  MR.  ÜB.  1,  338,  1052,  cit  oben  S.  899  Note  3.  Übrigens  nahmen  die  Anforde- 
rungen des  Reichs  im  Laufe  der  Jahrhunderte  nur  sehr  langsam  zu,  nach  Chron.  reg.  1166 
S.  116  der  Oktavausg.  geht  Erzbischof  Reinald  von  Köln  cum  centum  loricatis  militibus  nach 
Italien  (s.  oben),  nach  CRM.  2,  354,  1293  will  der  Trierer  Erzbischof  den  K.  Adolf  gar  nur  cum 
50  militibus  seu  militaribus  personis  nach  Italien  begleiten ,  und  nach  der  Reichsmatrikel  von 
1521  bzw.  1545  stellt  das  Kurfürstentum  Trier  nur  40  Mann  zu  Rofs,  184  zu  Fufs,  Honth. 
Hist,  3,  203. 

^)  S.  Spannagel  S.  22  und  die  dort  angeführte  Litteratur,  auch  S.  32. 

8)  S.  MR.  ÜB.  1,  338,  1052,  cit  oben  S.  899  Note  3. 


[Eulwicklung  der  Landesgewall.  —      129(i      — 

gesellten  sich  bei  der  Uiifäliigkeit  lies  ßeichä  zum  Friedensschutz  je  langer  Jel 
mehr  die  territorialen  Bedürfiiisse,  Füv  sie  mufsteü  \iel  bedoutendeio  Wh-tscliafta- 
IcrUfte  auKespannt^   viel  gröfsei-e  Kontingente  aufgestellt',   eine  weit  aiisehn- 
liclieve  Zahl  von  Vasallen  in  Bereitschaft  gehalten  werden.  Alis  diesem  Zwange 
heraus  entwickelt  sich  zumeist  im  9.  bis  11.  Jh.  die  tenitoriale  Lehnkriegs- 


InnerfiaJb  dieser  Verfaasuug  war  nun  die  militärisdie  Wirkungsßlhigkeit 
der  Viisallität  von  jeher  eine  beschränkte.  Galt  sie  nach  Reichslehnrecht  über- 
haupt nur  für  das  Reich^ ,  nach  dca  meisten  :iuf  gewohnheitlichem  Einzel- 
vertrag  beruhenden  Landesrechten  m-spi-ünglich  in  allgemeiner  Leistiuig  —  falls 
der  Vertrag  nichts  Besonderes  über  Baimeraiut,  Manichallamt  u.  dgl.  auswies*  — 


')  MK-  ÜB.  1,  254,  980;  cum  ipsius  cpiscopii  niaxima  pars  roilltibuB  esset  in  ben^ 
ücium  distributa.  Ausclm.  Leod.  2,  29:  Biscbof  Notker  von  Lüttich  giebt  TOn  den  bischöf- 
lichen Gütern  partein  tertiam  bis,  qiti  mUitiani  enerccrenk  S.  ferner  G.  Trev.  Uli,  MGSS.  8, 
195,  m,  cit.  oben  S.  TU  Note  1,  und  uns  spaterer  Zeit  Ces.  Hebterbac.  Dial.  mal.  2,  27: 
clericus  quidaui  Parisiis  ante  paucos  annos  verbuin  Icrribile  contra  episcopos  locutus  est,  di- 
cena;  oinnia  credere  possum,  sed  aon  {Kiaüuni  credere,  quod  unqnam  aliqnis  episcopns  Al»> 
manniae  possit  BaJvari  .  .  .  quia  pene  oomes  «plscopi  Atemanniae  iitminque  hobent  gladium 
spirituoleui  vidolicet  et  materialem;  et  quia  de  sanguine  iudicant  et  bella  exercent,  magia  eoa 
sollicitos  esse  oportet  de  stipendiis  militum,  quam  de  aalute  animanua  aibi  commiGsarum. 

■)  So  Biellt  Trier  einmal  unter  Erabischof  Albero  (G.  Alb.  c.  15)  500  Heisige  auf; 
freilich  tilhrC  nach  G.  Alb.  19,  MGSS.  8,  253,  der  Graf  von  Luxemburg  imd  Namur 
gegen  Trier  sogar  1500  milites.  Aus  der  Abschlufszeit  der  Teiritoriulbllducg  beachte  man 
die  folgenden  Kachrichten  unter  Anwendung  der  Bd.  2  S.  3  ff.  begründeten  Vorsicht:  G.  Trev. 
c.  188:  Eribischof  Heinrich  von  Vinstingen  erscheint  nur  Wahl  Hudolfe  nrniipotens  et  glo- 
rioeus  pre  ceteris  principibus  universia  cum  1800  armatis  tam  militibus  quam  amiigeris  et 
vasallis.  Nach  CRM.  2  S.  381  erhält  er  von  Rudolf  freilich  auch  fiir  Wahllinkosten  1555  nir. 
bonommetlegaliuuiAquensiumet  Hallensiumd.  Ann.  Culniar.,  lioehmerl'ontes  2, 29:  Erzbischof 
Boemund  kommt  mit  3000  Reisigen  zur  WaM  li.  Adolfs;  s.  ferner  elid.  z.  J.  1303;  der  Erz- 
bischof  Dietlier  zieht  gegen  Koblenz  mit  500  etjuis  phaleratis,  und  vgl.  auch  Koriander  237, 
1304 :  die  Stadt  Trier  will  Ei-zbischof  Dietber  mit  300  armati  unterstützen.  Erzbischof  Bal- 
duin  kommt  wenig  sjiater  zur  Wahl  K.  Ludwigs  mit  4000  Mann,  s.  Dominicus  S.  144.  Er 
sclückt  ferner  zur  Schlacht  von  Mühldorf  nach  Brower  1.500  Mann,  s.  die  Angaben  bei  Do- 
minicus  Ü.  191  Kote  1,  und  stellt  zum  Kampfe  gegen  Metz  300  Reiter  und  dem  entsprechen- 
des Fufsvolk,  Dominicua  S.  216.  Zu  kleineren  Kriegsimtemehmuugen  unter  Ei'zbischof  Bal- 
duin  s.  CIDI.  3,  226,  J337,  Bündnis  wider  den  Wildgi-afen  -loliann  von  Dann:  Erzbischof 
Balduin  mit  30  Manu  mit  Heimen,  der  Graf  von  ^'eldenz  ebenso,  der  Wildgraf  mit  20  desgl., 
die  Herren  von  Daun  mit  20  und  nochmals  20  desgl.  Schon  im  15.  Jh.  wuchs  dann  die 
Gröfse  der  Heere  aufserordentlich,  s.  Steiizel  S.  186. 

')  Homcyer  Ssp.  2,  s,  377;  vgl.  auch  Spannagel  S.  14 ff. 

*)  S.  den  Libeiius  de  lib.  ecci.  Eptemac,  MGSS.  23,  69,  1192,  und  "Bald.  Kesselst. 
S.  166,  1323:  der  Burggraf  von  Hammerstein  erliält  ein  neues  Lehen  und  verpflichtet  sich 
dafür  fiir  sich  und  seine  Erben  zu  tragen  banderiam  et  alia  insignia  ipäius  archiepiscopi  ac 
suorum  suctessorum,  ubicumque  fuerint,  contra  eorara  iiiimicos  et  i-ebelles  nui  ecclesie  Tre- 
verensis.  —  Zum  Marschallamt,  dein  eigentlichen  Heerfuhi'eraiut  (Stenzel  S.  120 ;  MR.  ÜB. 
8,  959,  1248),  vgl.  MR.  ÜB.  3,  121,  1220,  cit.  oben  S.  883  Kote  3;  CRM.  8,  517,  1868. 


I 


—     1297     —  Bildung  des  Territoriums.] 

gegen  jeden  Feind  mit  Ausnahme  des  Königs  ^  so  treten  doch  schon 
früh  stärkere,  bald  zu  besprechende  Begrenzungen  auf,  und  im  14.  «Th. 
ist  eine  Beschränkung  der  Lehnkriegspflicht  auf  die  Landesverteidigung  nicht 
ungewöhnlich^.  Fernerhin  war  auch  die  Dauer  des  kriegerischen  Auszuges, 
soweit  er  auf  eigene  Kosten  des  Vasallen  erfolgte,  ziemlich  kurz  bemessen; 
der  gewöhnlichste  Termin  ist  der  von  sechs  Wochen;  nach  dieser  Zeit  tritt 
der  Vasall  in  die  Veipflegung  des  Herren®. 

Machten  derartige  Bestimmungen  das  vasallitische  Heer  von  vornherein 
zu  einer  wenig  schneidigen  Waffe  des  Kriegsherrn,  so  ergab  sich  au&erdem 
innerhalb  des  ursprünglichen  Umfangs  der  Verpflichtungen  seit  dem  12.  Jh. 
ein  immer  bedenklicherer  Verfall  der  Leistungsfähigkeit,  innerhalb  der  einmal 
erworbenen  Kriegstechnik  ein  immer  offener  zu  Tage  tretender  Mangel  an 
taktischer  Fortbildung.  Mit  dem  12.  und  13.  Jh.  kamen  die  grolsen  Städte 
auf  und  mit  ihnen  die  drohende  Zukunft  ausschlaggebender  Verwendung  des 
FuiSävolkes,  aber  die  Lehnkriegsheere  brachten  es  ihr  gegenüber  zu  keiner 
durchgreifenden  Umgestaltung  der  Taktik.  Eben  diese  Städte  suchten  sich 
in  Erp:änzung  ihrer  eigenen  kriegerischen  Macht  durch  Abschliefsung  von  Lehns- 
verträgen im  Sinne  von  Aufeenbürger-  später  Glevenbürgerbriefen  in  den 
Besitz  der  kriegerischen  Kräfte  des  platten  Landes  zu  bringen^:  und  die 
Lehnsherren  eben  dieses  Landes,  die  künftigen  Territorialherren,  fanden  kein 
völlig  wirksames  Mittel,  um  diese  Ablenkung  der  ihnen  zunächst  offenstehenden 
Quelle  militärischer  Macht  zu  verhindern^.  Schlimmer  war  es  noch,  dafs  das 
ganze  Lehnssystem  in  sich  an  einem  unheilbaren  Schaden  krankte,  welcher 
seit  Schlufs  des  11.  Jhs.  immer  weiter  um  sich  frafs.  Die  vasallitische  Heeres- 
pflicht beruhte  auf  der  Treue  gegenüber  dem  Lehnsherrn:  von  dieser  Seite 
aus  betrachtet  konnte  also  ein  kriegsfähiger  Mann  nur  Vasall  6ines  Herrn 
sein,  jedes  Eingehen  vasallitischer  Pflichten  gegenüber  mehreren  Herren  war 
logisch  undenkbar  und  muMe  praktisch  zu  heillosen  Verwirrungen  des  mili- 
tärischen Pflichtgefühls  führen.  Nun  wurde  es  aber  gleichwohl  ganz  allge- 
mein Sitte ,  mehrerer  Lehnsherren  Vasall  zugleich  zu  sein.    Es  war  ja  nun 

')  So  wenigstens  nacli  dem  Roncalischen  Leimsgesetz  Friedrichs  I.,  1158:  at  in  omni 
sacramento  fidelitatis  imperator  nominatim  excipiatur. 

«)  S.  V.  Below  S.  17—18,  vgl.  auch  S.  78. 

»)  Vgl.  z.  B.  *0r.  Koblenz  St  A.  Prüm  Repert  Ko.  18,  1261  Okt  5,  Lehnbrief  Wal- 
rams,  Bruders  des  Grafen  von  Jülich,  über  das  ehemalig  Hochstadensche  Lehen  von  Prüm: 
promisimus  (Prumiensi)  abbat! ,  cum  a  nobis  requisierit,  cum  centum  hominibus  per  6  ebdo- 
madas  nostris  expenais  et  dampnis  servire;  et  si  ultra  hoc  tempus  nostri  indigeat,  suis  ex- 
pensis  sibi  ultcrius  serviemus;  et  omnia  fetciemus  ad  ipsius  profectum,  que  homo  legius  suo 
domino  facere  tenetur. 

^)  S.  dazu  Stenzel  S.  154  f.  So  waren  z.  B.  die  Grafen  von  Luxemburg  und  die 
Grafen  von  Sponheim  Aufsenbürger  der  Stadt  Trier,  a.  a.  0.  S.  155.  Vgl.  auch  Kyriander 
242,  1321 :  Johann  von  Sierk  verspricht  der  Stadt  Trier  mit  15  armati  zu  helfen,  and  Ky* 
riander  248,  1827:  Wirich  Landir  verspricht  das  Gleiche  mit  2  anmgeri. 

^)  Stenzel  a.  a.  0.  S.  162  f.;  s.  auch  Goldene  BuUe  c.  16. 


[Entwicklung  der  Landesgewaii.  .—     1298     — 

in  solchem  Falle  möglich ,  eiuer  Kollision  der  ein^regaiigenen  Verpflichtungen 
durch  vertragsmäfeige  Ausnahmen  innerhalb  der  eigentlich  allgemein  bindenden 
Dienstpflicht  auszuweichen ' ;  allein  wie  wenig  konnten  derartige  künstliche 
Mittel  bei  einem  allgemeinen  Durcheinander  von  Anrecht  und  Verpflichtung 
auf  die  Dauer  nützen.  Schon  am  Sclilufa  des  11.  Jhs.  war  man  soweit  ge- 
kommen ,  dafs  man  dem  gewöhidichen  Lehen  —  welches  ja  ursprünglich  ex- 
klusiv sein  sollte  —  das  ligische  Lehen  als  nunmehr  eigentliches,  durchaus 
ansschliefsliches,  nur  öinem  Herren  geltendes  Leimsverhältnis  entgegensetzte-. 
Natürlich  nicht  auf  lange;  sehr  bald  wird  auch  mit  dem  ligischen  Lelins- 
verhältnis  eine  Mehi'zahl  von  Lehnsherren  für  einen  Vasallen  vereinbar 
jrehalten  *. 

Die  Folgen  dieser  Vorgänge  mufsteu  sich  natürlich  in  einer  Depravierung 
des  ursprünglich  rein  persönlich  und  durchaus  ausschliefelich  auf  lebenslänglicher 
Treue  beruhenden  Lehnsverhältnisses  zu  einem  blofsen  Kriegsdienstvertiag  auf  Zeit 
zeigen,  wobei  freilich  die  änfseren  Formen  des  Lehnsvertrages  noch  lange  gewahrt 
bleiben  konnten.  Diese  grundstürzende  Änderung,  die  Ablösung  des  alten 
vasallitischen  Verhältnisses  durch  den  Lehndienst\ertrag ,  vollzieht  sich  lang- 
sam etwa  seit  Beginn  des  13.  JhB.*,  und  sie  wird  begleitet  und  in  ihier 
weiteren  Verbreitmig  durch  den  Lauf  des  13.  Jhs.  hin  ermöglicht  durch  das 
Aufkonmien  einer  besonderen  Art  des  Lehnsauftragea,  von  welchem  schon  oben 

')  S.  oben  S.  12Ö3  Note  4,  und  Waitz,  Vfg.  6,  42.  Aul'  ligisches  Lehen  geht  wobl  aucli  schon 
MR.  ÜB.  1,  394,  1097  viehnehr  1096,  vgl.  Goerz  Eeg,  1  No.  1539;  i'go  Egiibertus  .  .  Tre- 
rironun  orchiepiscopus  licet  indignus  comili  Willelmo  [von  Ltixemburg]  pro  lideliUle,  pro 
devdto  obsequio,  pro  ecrto  et  indubitaio  contra  onines  pretcr  regiani  polnstateni  forcndo 
aoxilio,  quod  mihi  et  beato  Petro  promisit  et  inravit,  aexcentos  mansos  in  beneficium  collau- 
davi.  Im  übrigen  vgl.  z.  B.  noch  MR.  ÜB.  3,  1159,  1252,  der  Pfalzgraf  belehnt  don  Grafen 
Gottfrid  von  Eppenstein  mit  der  heimgefallcnen  Grafschaft  Wied:  eadem  enim  cometia  pala- 
tinatiti  Riieni  sie  est  astricto,  quod  quicunque  eandem  possidet,  comiti  )>alatino  Rheni  tamquain 
bomo  tidelis,  quod  dicitur  vulgari[ter]  ledig  mane,  contra  quemlibct  inimicum  siium  assistere 
tenetur.  Berthoiet  4,  376;  Jaques  de  Cons  (la  grande  ville,  Lothringen)  foit  connaltrc,  qu'il 
est  dcvenu  liomme  lige  de  W.  comte  de  Luxembourg,  qui  pourra  s'aider  du  chiUeau  de 
Bethenges  contre  tous  les  hommes.  Comnie  il  en  a  re^u  50  Ib.  de  Jletz,  il  lui  assignera 
500  Ib.  de  Metz. 

")  S.  z.  B.  CRM.  2.  160,  1254:  Johann  Herr  zur  Nürburg  und  sein  erstgehomer  Sohn 
Cunzo  vcrspreelien  dem  Erzbischof  Conrad  von  Köln  von  ihrem  Scblofs  aus  wider  jeden  zu 
dienen,  ausgenommen  wider  das  Reich  und  ihre  Verwandten,  den  Grafen  Gerhard  von  Neuen- 
ahr  und  Gerlach  von  Saffenberg. 

■)  Charakteristisch  ist  MB.  ÜB.  3,  215,  1223,  Wildgi-af  Konrad  wird  Luxemburger 
Vasall :  fcci  ligium  et  fidele  hominium  contra  omnes  hominee  praeter  dominum  imperatorem 
et  comitem  palatinum  Rheni,  qiiibus  principaliter  ligio  hominio  siun  astrictus,  et  tarn  ego  quain 
heredes  mei  comiti  de  Luccenburch  in  perpetuuni  simili  hominio  asiringemur.  Ganz  ähnlich 
MR.  ÜB-  3,  227,  1224. 

•)  S.  z.  B.  MR.  ÜB.  3,  10,  1213:  Rheingraf  Werner  verspricht  dem  Grafen  von  Weil- 
nau  Hilfe  gegen  den  Grafen  von  Kaizenelenbogen  cum  30  armatis  militibus  et  totidem  anni- 
geris.  JIR.  ÜB.  3,  670,  1239:  Wildgraf  Konrad  verspricht  Main/  zu  dienen  cum  60  miliii- 
bus  et  annigeris  40  per  5  annos. 


—    1299    — 


Bildang  des  Territoriuins.] 


S.  883  f.  gesprochen  worden  ist^  Das  Ergebnis  war  schlielslich  der  Über- 
gang des  alten  Lehnswesens  in  ein  höheres  Soldwesen  mit  ([riegsdienstverträgen 
auf  Zeit  oder  gar  wohl  zum  besonderen  Behuf  bestimmter  Fehden ;  in  dieser 
Form  blüht  die  neue  Einrichtung  im  14.  Jh.^.  Im  15.  Jh.  tritt  dann  der 
Verfall  audi  dieses  letzten  Auswuchses  des  alten  Lehnskii^sverhältnisses  ein*; 


^)  Hand  in  Hand  damit  ging  die  Veranschlagung  der  Lehen  in  Oeld,  wenn  auch  diese 
Art  der  Veranschlagung  vereinzelt  schon  früher  vorkonunt,  s.  Waitz,  Vfg.  6,  28.  Zu  der 
Art,  wie  Dienstlehen  in  dieser  Form  anÜEings  veranschlagt  wurden,  dem  Werte  nach  in  Geld, 
schliefslich  aber  doch  thunlichst  in  Naturairenten  angelegt,  giebt  einen  guten  Beleg  MR. 
ÜB.  3,  1172,  1252;  s.  auch  a.  a.  0.  No.  1191,  1253. 

>)  Zur  Form  der  Dienstlehen  des  14.  Jhs.  vgl.  Bd.  3  No.  78,  1800;  No.  81,  1801; 
CRM.  8,  7,  1801;  58, 1818;  Bd.  8  No.  93, 1816;  Bd.  8,  S.  425  Note  5,  1888;  *Bald.  Kesselst 
S.  407,  1347 :  Ich  Johan  hem  Johans  Boßen  van  Waldecke  ritters  son  dfln  kunt  .  . ,  dat  .  . 
her  Baldewin  erzbischof  zu  Triere  mich  .  .  zu  dienen  gewünnen  hat,  also  dat  ich  in  dienen 
sal  mit  eime  gecronten  helme  und  mit  zwein  panzieren  wol  geriden  und  gezuget  wider  ire 
viande.  Honth.  Hist  2,  201,  1857:  der  Edelknecht  Heinrich  von  der  Leien  tritt  in  den 
Kriegsdienst  des  Erzbischofs,  wanne  min  eg.  herr  mir  einbudet  mit  munde  oder  brieven,  daft 
ich  ime  selbdritte  mit  glevien  wol  erzuget  und  gerieden  einen  crieg  allus  sal  dienen,  da  ich 
is  mit  eren  gedun  mag,  und  sal  mir  dun  koste  geben,  als  ich  komen  bi  sinen  fründ,  da  er 
herberge  heldet,  und  sal  auch  mir  dun  reichen  mine  kuntlichen  Verluste,  und  der  sal  [ich]  verliben 
bi  sinen  marschalk  oder  heubtmane  des  krieges,  wie  er  di  saßet  Zur  Ausrüstung  einer 
Gleve  s.  Stenzel ,  Kriegsverfassung  S.  102  f.  Im  übrigen  vgl.  ftür  Kriegswerbungen  des  in 
dieser  Hinsicht  besonders  eifrigen  Erzbischofe  Balduin  Dominicus  S.  141  Note,  157  Note  5, 
185  Note  2,  187  Note  8,  194,  292  Note  8,  312  Note  2,  327  Note  2,  891  Note  8,  407  ff., 
455  Note  1,  472  f.,  499  Note  5,  502  Note  8,  527  Note  2,  556  Note  2;  s.  auch  G.  Trev. 
c.  251 :  Balduin  sammelt  momentaneum  .  .  exercitum  nobiUum  plus  quam  1000  galeatorum. 
Aus  späterer  Zeit  vgl.  noch  Honth.  Hist  2,  208,  1859;  CRM.  8,  507, 1366;  556, 1878;  Honth. 
Hist  2,  443,  1461;  CRM.  4,  413,  1468;  Honth.  Hist  2,  566,  1504;  579,  1506;  s.  auch  Bd.  8 
Wortr.  u.  d.  WW.  dienst,  reisig  man. 

')  Die  folgende  Zusanmienstellung  Trierischer  Reverse  nach  Goerz,  Regg.  der  Erzbb., 
zeigt,  wie  gegen  Schlufs  des  15.  Jhs.  militärische  und  Verwaltungszwecke  bei  Begründung 
neuer  Dienstverträge  inuner  mehr  vermischt  werden,  mithin  der  absolute  Lehnskriegsrevers 
früherer  Zeit  verschwindet 


Dauer  des 

Dienst- 

Datum 

Name 

Dienstes 

geld 

Pferde 

Bemerkungen 

Jahre 

in  gl. 

1472  Jan.  1. 

D.  Freengen 

1 

40 

4 

selbdritter,  mit  2  reisigen 
Schützen. 

Jan.  23. 

Ein  Mann 

1 

6 

1 

1474  Nov.  25. 

Graf  V.  Vimeburg  und 

Neuenahr 

1 

500 

40 

in  Harnisch  gerüstet 

Nov.  30. 

Jacob  von  Soetem 

4 

20 

2 

1475  Jan.  4. 

Burggraf  v.  Rheineck 

1 

100 

10 

wohlgerüstet 

Apr.  24. 

Eng.  Hurt  v.  Schöneck 

1 

100 

10 

darunter  8  gewappnet 

1476  Okt  14. 

Adolf  von  der  Mark 

1 

80 

8 

in  Harnisch  wohl  gerüstet 
(wird  1477  Okt  18.wiederh.) 

[Entwickluug  der  Landesgewüli. 


1300 


die  ritterlich-adligen  Sölfliier  in  Lehiisweise  weitlen  abgelöst  durch  die  ein- 
fachen Sölduer  in  Landsknechtsart  und  in  der  Weise  einfachen  Lehnsvertrages; 
der  Atlfl  zieht  siüh  vom  kriegerischen  Leben  mehr  zurück,  er  denkt  mehr  an 
den  Aubau  seiner  Güter ' ,  so  dafs  ihm  eine  reiclisgesetzliche  Bestimmung 
einige  Generationen  später  den  Kriegsdienst  unter  fremden  Heri-en  im  Sinne 
der  Verträge  des  14.  und  15.  Jhs.  geratlezu  und  offenbar  mit  Erfolg  verbieten  kann  ^. 
Ein  Rückblick  auf  die  Phasen,  welche  die  mittelalterliche  Lehnskriegs- 
verfassung  durchlaufen  hat,  zeigt,  dafs  den  erstehenden  Territorialmächten 
etwa  schon  seit  B^inn  des  12,  Jhs.  mit  den  Mitteln  der  vasallitischeu  Kriegs- 
führung nicht  gedient  sein  konnte.  Die  vasallitischen  Krilfte  versiegten  seit- 
dem, und  soweit  sie  sich  noch  erhielten,  hatte  der  Landesherr  sie  nicht  mehr 
in  seiner  Hand.  Aber  während  die  Lehnskriegsverfassiuig  verfiel ,  entwickelte 
sich,  wie  oben  S,  1263  gezeigt,  fast  seit  eben  dieser  Zeit  oder  wenigstens  seit 
Mitte  des  12.  Jhs.  das  Burgenlehnrecht  immer  mächtiger;  hier  lag  der  Ersatz 
für  die  Einbufee  an  jenen  vasallitischen  Kräften,  welche  für  den  offenen  Krieg 


Dauer  des 

Dienst- 

O&tuui 

Name 

Dienstes 
Jahre 

geld 
in  gl. 

Pfei-de 

im  Apr.  11. 

Burggraf  von  Rheineck 

1 

80 

a 

selbsechster. 

1479  Jan.  la 

Ülockenpeterz.S\Vendel 

« 

6 

1 

als  RottmeiBter,  dazu  4  mir. 
Kom,  8  mir.  Haler. 

Juni  17 

Clas  von  Drachenfela 

5 

50 

5-6 

in  Hämisch  wohl  genistet 

Okt  2. 

Engelb.  vam  Stein 

8 

60 

4 

in  Harnisch  wolil  gertlstel. 

1482  Dez.  24. 

WUh.  TOD  Runkel 

2 

60 

6 

wirtl  Hat  nnd  Diener. 

1486  Apv.  25. 

Hans  .\lbifh 

Leiten  Bueit 

a 

1 

1487  Apr.  17 

Hans  Burkart 

Lebenszeit 

6 

1 

1488  Apr.  28. 

Weckw  Graf  von  Zwei- 

l)rUcken 

1 

aoo 

34 

oliei-ster  Hauptmann  ul  er 
Reisigf  und  FiifBvolk 

Juli  24. 

TMelm.  von  EUenz 

1 

24 

3 

selhzfl  elter 

ÄQg.  25 

Job.  von  llalzfeld 

I 

100 

a 

1490  Dez.  24 

üietricii  vom  Stein 

12 

') 

1 

'Jlrah  Ivom  12  mir  Hafii- 
1  &omni(rhotkiud 

1494  Juni  26 

Hilger  von  Primi 

4 

12 

1 

dazu  1  Sommerhöfkieid 

1497  ÄQg.  6. 

Ph.  v.  Huelirliilieim 

6 

50 

4 

scIbdnUet  uls  Helfer  und 
Ditu.r,  da/u  1  Hofkleid 

1490  Mz.  12. 

Fripdi-.  V.  .Sombreff 

I 

100 

10 

als  Hit  unl  lldfei 

Charakteristisch  ist  CRM.  4,  88S,  1491,  8.  703,  Testament  des  Graten  Ocrhird  lon  Sij-n 
Ennahnung  an  die  Erben:  auch  sullent  si  sich  hueden  vor  sweren  dinstcn  mit  nitcruerk 
der  fiirsten,  want  nngoade  davon  cotsteit,  so  man  schaden  enpfeit,  so  ui-in  den  gerne  gi 
keret  sege. 

')  S.  Stenzel  S,  285,  287. 

*)  Rtabsch.  1570  §  4.  Um  dieselbe  Zeit  verbietet  auch  schon  Brandenburg  fremde 
Kriegsdienste  des  landsässigen  Adels,  s.  Stenzel  S.  240  Note  2, 


—     1301     —  Bildimg  des  Territoriums.] 

nicht  mehr  zu  mobilisieren  waren.    Und  wir  haben  gesehen,  dafs  die  erwach- 
senden Landesgewalten  diese  neue  Wendung  der  Dinge  eifrig  ausnutzten. 

So  führte  denn  die  Entwicklung  der  alten  Heeresverfassung  wie  der 
militärischen  Lehnsdienstpflicht  in  gleidier  Weise  zu  der  Notwendigkeit,  seit 
Mitte  des  12.  Jhs.  die  Defensive,  d.  h.  den  Burgenbau,  besonders  zu  betonen: 
um  diese  Zeit  wai-en  eben  alle  bisher  für  die  Offensive  benutzten  Kräfte  zer- 
klüftet und  unbrauchbar  geworden. 

Aber  gewährten  nicht  um  eben  diese  Zeit  andere  Kräfte  des  Volkslebens 
die  Mittel  zur  Ausbildimg  einer  neuen  OlFensivmacht? 

£s  hätte  hier  an  zwei  schon  vorhandene  Bildungen  angeknüpft  werden 
können,  das  freie  Söldnerwesen  und  die  Ministerialität. 

In  der  That  sehen  wir  nun  das  freie  Söldnerwesen  in  der  Epoche  be- 
ginnenden deutlichen  Verfalls  der  Lehnkriegsverfassung  einen  ersten  grofsen 
Aufschwung  nehmen:  in  den  Kriegen  der  ersten  StaMer,  namentlich  Fried- 
richs I.,  spielen  Brabanzonen  und  Sarjanten,  oder  wie  die  aus  freien  Land- 
fahrem  und  entlaufenen  Hörigen  zusammengesetzten  Mietstruppen  sonst 
heifsen^,  eine  grofse  Rolle*.  Allein  diesem  Anfang  entspricht  die  weitere 
Entwicklung  wenigstens  in  Deutschland  nicht.  Während  die  Söldnerheere  in 
den  französisch-englischen  Kriegen  des  13.  und  14.  Jhs.  eine  grofee,  bald  für  die 
Landesruhe  in  friedlicher  Zeit  gefahrvolle  Bedeutung  gewinnen,  verhinderte  in 
Deutschland  der  Zerfall  des  Reiches  in  kleine  Territorien  und  die  damit  Hand 
in  Hand  gehende  Entblöfsung  der  Regierungsgewalten  von  grolsen  materiellen 
Mitteln  ihr  Aufkommen.  Denn  Soldheere  erfordern  vor  allen  Dingen  starke 
finanzielle  Aufwendimgen;  ihre  endliche  und  dauernde  Einführung  in  Deutsch- 
land gegen  Schliüs  des  15.  Jhs.  war  nahezu  gleichbedeutend  mit  dem  Eintritt 
voller  Entwicklungsfreiheit  für  die  an  die  Steuerbewilligung  anknüpfenden  land- 
ständischen Rechte*. 

Mit  den  bisherigen  Bemerkungen  ist  aber  natürlich  nicht  ausgesprochen, 
dafs  die  Entwicklung  der  Soldkriegsverfassimg  in  Deutschland  während  de& 
13.  und  namentlich  14.  Jhs.  stillgestanden  hätte.  Im  ersten  Zeitraum  dieser 
Epoche  nahmen  namentlich  die  Städte  Söldner  an*,  im  zweiten  die  grofsen 
Bünde*   und    hier   und   da  auch   schon    die   Territorialgewalten,    die  letz- 

^)  Zur  sozialen  Kckratiemng  der  gemeinen  Söldner  s.  oben  S.  1157,  femer  Alp.  de 
div.  temp.  2,  7  und  11;   Ann.   Ck)rb.  1147,  MGSS.  3,  6;   Ces.  Heisterb.   DiaL  mai.  1,  16. 

^)  Über  Söldner  in  deutschen  Heeren  bis  zum  EInde  des  12.  Jhs.  handelt  neuerdings 
in  besonderem  Abschnitt  Spannagel  S.  71  f.  Er  findet  sie  zuerst  in  der  2.  H.  des  11.  Jhs., 
dauernd  aber  nur  in  Niederlothringen  (Cambrai,  Lüttich).  Wichtiger  Faktor  im  Reichsheere 
werden  sie  zuerst  unter  Friedrich  I.  S.  femer  Stenzel  S.  248  ff.  Besonders  lehrreich  sind 
aus  früherer  Zeit  G.  ep.  Leod.  2,  55,  ca.  1060;  Lambert  z.  J.  1074,  MGSS.  5,  217,  as;  Bert- 
hold z.  J.  1075,  MGSS.  5,  279,  is;  Chron«  Casin.  8,  70,  1080.  Za  dem  Soldheere  Beinaids 
von  Dassel  s.  Ennen,  Qu.  1,  552—8,  75,  1167. 

3)  8.  oben  S.  1258,  auch  Stenzel  S.  278  ff.,  281  f. 

*)  S.  Stenzel  S.  168. 

>)  S.  Stenzel  S.  185  f. 


[Kntwitkluug  der  Laudösgewalt.  —      1302      — 

teren  u.  ii.  auch  in  der  Weise,  riafs  sie  ans  ihnen  streifende  Korps  nach  Art 
einer  Landgensdarnierie  oi'Kauisierteu'.  Wirklich  in  Flufs  kam  diese  Entwick- 
lung aber  erst  im  15.  Jh.,  nicht  zum  gerinfjsteu  wohl  rtun-h  die  Anfordeningen, 
welche  ()ie  Hussitenkriege  an  die  Organisation  des  Reichskriegswesens  stellten  ^, 
la  unserer  Gegend  speziell  finden  sich  nicht  mehr  nach  Lehnsweise  gegebene 
Triersche  Solddienstbriefe  massenhiifter  schon  seit  Anfang  des  15.  Jhs.^;  um 
etwa  1450  zeigen  sich  die  Anfänge  des  miles  perpetuus  * ;  1497  bei  der  Belage- 
rung Yon  Boppard  ist  neben  den  Cadres  der  alt#u  Heeresverfassimgen  auch 
ein  Söldnerheer  beteiligt*;  unter  Lothar  von  Sehönburg  (1581—1599)  endlich 
wird  ein  stehendes  Söldnerheer  eingerichtet". 

')  Sehr  inMressaiit  ist  in  dieser  wie  iu  anderer  Hinsicht  der  folgende  Brief,  'Or. 
Koblenz  St  A.,  Erzstift  Trier  Staatsarchiv,  Pgt.,  wohl  1337 :  Dem  edeln  hoegelobeten  försten 
und  mime  gnedigen  herren  .  .  Boldewin  von  gotz  gnaden  eraebischof  zfi  Triere  pieger  dea 
heiigen  at&ls  r&  Mentze  und  des  bisluuunes  zQ  Spire  .  .  enbeiht  ich  Heinrich  von  Flecken- 
stein  ein  ritter  min  gewilligen  dinst  x&  allen  ziden  gei-eiht.  herre  wiEzent,  alz  ich  von  ucb  bin 
gescUMen  umbe  daz  anibaiht  des  bistiuuines  zQ  Spire  bie  diszite  Rincs  mir  z&  libenne  von 
&wem  gnaden ,  daz  ban  ich  mich  berathen  mibt  min  ifründen  und  die  oucb  des  stiftes 
&üut  siut,  Aue  ich  von  zwölf  kneithen  miht  mir  gewofieut  zft  ritenne  uod  das  bistumme  zft 
beschinuenne  nemmen  wil  Ecizbändert  phSnt  id.  ein  jar  umbe  ufrftslänge  derselben 
kneithe,  also  wanne  sie  in  dem  bistumme  sint,  daz  sie  oucb  in  des  Stiftes  kosten  s&llent  sin ; 
und  von  fSnßig  kneithen  die  veslen  zä  behötenne  von  ieklicbenmie  seazeben  phSnt  hl.  oucb 
ein  jar,  und  sullent  die  in  minre  koste  sin  ane  des  süftes  schaden,  und  d&nket  daz  alle 
mine  frftnt,  wie  es  wenig  gn&g  sie.  und  were  oiicli  daz  icli  oder  dieselben  dlener  oder  an- 
dere, die  von  des  Stiftes  wegen  und  miht  öwerm  willen  bie  mir  werent  oder  bie  dem  stitle, 
iht  TÖrlärent,  das  süIte  ouch  von  des  stiAes  wegen  vAi^i«d  werden,  ditz  got  wende,  daz  ich 
dem  stifte  zÜ  Mentze  die  veslen  sielte  antwSrteu,  die  Sicherheit  wil  ich  ucb,  domitte  ucb 
wol  begnägct  [vgl.  dazu  Dominicus  S.  389  f.].  und  woz  domitte  uwerz  willen  sie,  daz  enbiethent 
mir  oder  unserme  scriber  zft  Luterbui^  miht  diszem  boden.  Datum  in  Benbeim  crastino  puri- 
ficationis  beate  viipnis.  Zusatz  des  Mainzer  Domdechanten ,  durch  dessen  Hand  der  Brief 
an  Erzbiachof  Balduin  ging:  Herre  disen  brief  hon  ich  uffegehrochiii ;  und  waz  auwer  welle 
sie,  daz  laot  mich  endelich  wissen  mit  eime  lofenden  boden.  ex  parte  decani  Mugimlini. 
Rückseite;  .  .  Rcverendo  in  Christo  patri  ac  domino  .  .  domino  BaUlewino  sanete  Treve- 
rensis  ecciesie  archiepiscojio.  In  der  Ecke  links  der  Vermerk;  pactum  H.  VIekslein  petitum. 
Erabiscbof  Balduin  ist  von  1331  Mai  9  bis  1337  Mai  31  als  Pfleger  von  Speier  nachweisbar. 
vgl.  Reniling,  Gesch.  d.  Bisch,  zu  Speier  1,  593;  Dominicus,  Baldewin  von  Lützelburg  S.  299; 
Goerz,  Reg.  der  Erzb.  S.  74—80.  Das  Schreiben  fällt  vermutlich  in  das  Jahr  1337,  vgl.  Do- 
minicus a,  n.  0.  S.  339—840.  Diesem  Datum  widerspricht  auch  der  Tite!  Balduins  als 
Pfleger  von  Mainz  nicht  unmittelbar,  denn  die  Übergabe  der  Iflegerscbaft  dauerte  bis  iu  die 
ersten  Monate  des  J.  1837  hinein,  wie  die  Urkunden  der  Übergabe  im  Koblenzer  Si.  A. 
zeigen.  —  Man  sehe  auch  Bd.  2,  293,  und  vergl.  zu  iihnlichen  Euirichtungen  Bd.  3  Woitr. 
u.  d.  WW.  beriten,  waegenbereider,  sowie  Bd.  a,  204,  4,  1349;  211,  i^,  1350.  Doch  kann 
hier  auch  Geleilsluxus  vorliegen,  s.  Parc.  1,  212;  Gahmiu^t  hat  16  Knappen,  darunter  6  in 
Eisen  gewappnet.    Vgl.  auch  noch  Bd.  8  No.  268,  1495. 

s)  S.  Stenzel  S.  259 1. 

')  Sehr  bezeichnend  ist  in  dieser  Hinsicht  Honth.  Hist.  2,  372.  142G. 

*)  Honth.  Ilist.  2,  416,  14iO. 

")  Honth.  Hist.  2,  505,  1497 :    Erzbischof  Johann   mit  700  P'iif^kiiefliten    vor  Boppard. 

")  Sielie  S,  1303. 


—     1303     —  Bildung  des  Territoriums.] 

Alle  diese  Vorgänge  liegen  indes,  wie  man  sieht,  viel  zu  spät,  um  für 
die  Bildung  der  Landesgewalt  wesentlich  in  Betracht  zu  kommen;  namentlich 
für  die  kritische  Zeit  dieser  Entwicklung  trägt  das  Söldnertum,  weil  noch  zu 
jugendlich,  wenig  aus.  Das  letztere  gilt  nun  aber  auch  yon  der  Ministerialität, 
nur  aus  entgegengesetztem  Grunde :  sie  ist  in  der  entscheidenden  Epoche  schon 
zu  alt,  ja  in  militärischen  Dingen  fast  bis  zur  Verwischung  ihres  ursprünglichen 
Charakters  veraltet. 

Die  ursprüngliche  Kriegsdienstpflicht  der  Ministerialen  war  fast  unbe- 
grenzt gewesen,  wie  ihre  Administrationspflicht,  und  sie  hatte  dem  ofienen 
Krieg  wie  dem  Burgendienst  in  ebenmäfsiger  Weise  gegolten  ^  Im  Banne 
die^r  Pflichten,  zahlreich  an  Kriegern'  und  ungebrochen  an  Kraft,  war  die 
Ministerialität  ursprünglich  die  breite  Grundlage,  auf  deren  niederer  Dienst- 
barkeit sich  das  Lehnskri^wesen  erhob.  Allein  mit  der  zunehmenden 
Schwächung  des  kriegerischen  Lehnsverbandes  gewann  diese  Grundlage  immer 
mehr  an  eigenständiger  Bedeutung;  schon  im  11.  Jh.  besteht  eine  Bewegung 
in  dieser  Richtung^,  im  12.  Jh.  kommt  es  dann  ziun  vollen  Emporblühen 
kriegerisch -ministerialischer  Selbständigkeit*.  Das  Zeidien,  unter  welchem 
sich  dies  Emporkommen  vollzieht,  ist  die  Aufiiahme  in  die  Ritterschaft;  sie 
erfolgt  vielfach  schon  um  die  Wende  des  1.  und  2.  Viertels  des  12.  Jhs., 
ziemlich  allgemein  wenigstens  bis  zur  Mitte  dieses  Jahrhimderts  ^,  und  mit  ihr 
läuft  eine  letzte  grofse  Vergabung  dienstherrlichen  Eigens  an  die  aufstrebenden 

dazu  von  5  Grafen  je  20  Pferde,  von  18  Herren  viermal  10,  fünfinal  4  und  viermal  3  Pferde, 
im  ganzen  172  Pferde.  Hierzu  sollen  stofsen  aus  Mainzer  Hilfe  400  Pferde,  ebensoviel  von 
der  Pfalz  und  vom  Landgrafen  von  Hessen;  200  zu  Fufs,  110  Pferde  von  Christoph  von 
Baden,  vom  Herzog  Johann  vom  Hunsrück  30  Pferde,  vom  Herzog  von  Jülich  50  Pferde. 
Weiter  sind  aus  fast  dem  ganzen  Elrzstift  800  Graber  zusammengebracht  Vgl  dazu  ebd. 
S.  509 :  Inventar  des  Geschützes  vor  Boppard.  In  Summa  lagen  *ob  die  12000  [(]  man  vor  Bopart«. 

^)  Honth.  Hist  2,  533.  Ziur  Beorganisation  des  Trierer  Sölduerwesens  durch  Kurfürst 
Johannes  Hugo  s.  die  Verordnung  vom  8.  Jan.  1680. 

^)  Einen  Nachhall  aus  dieser  älteren  Zeit  bietet  noch  WHamm  1339,  G.  2,  83:  vortme 
so  solen  die  dinstlude  sente  Petirs  dienen  unsme  heren  von  frieren  und  sime  stifte  bit  deme 
live  und  sich  gewaipint  und  gerieden  haldin,  dama  sie  it  vormoigen,  in  des  Stiftes  kost  di 
dinstlude  aver,  die  der  moigen  nit  inhaint,  die  solen  unsme  hem  dienen  uf  des  Stiftes  kost 
uf  sinen  vestenin,  so  it  deme  stifte  noit  doit.  S.  auch  WlCröv,  cit  oben  S.  1173  im  Text 
Vgl.  im  übrigen  noch  MR.  ÜB.  1,  382,  1082—1084.  Über  Ministerialen  als  Burgmannen  s. 
Waitz,  Vfg.  5,  348,  über  die  spätere  Abgrenzung  ministerialischer  Kriegsdienstpflicht  v. 
Below  S.  19  ff. 

s)  S.  MR.  ÜB.  2,  328,  1190-1212,  das  Verzeichnis  erzstiftischer  Ministerialen  im 
Koblenzer  Gebiet 

»)  S.  oben  S.  713,  1170. 

^)  Über  wenig  angenehme  Äufserungen  derselben  s.  Waitz,  Vfg.  5,  345;  7,  49 — 50. 

^)  Der  (Eintritt  der  Ministerialität  in  das  Rittertum  ist  in  dem  SMaximiner  Dokument 
von  1135  teilweis,  im  Ahrer  Dienstrecht  von  1154  völlig  vollzogen,  Spannagel  S.  46.  Im 
übrigen  s.  noch  oben  S.  1170;  und  G.  Godefr.  (1124— 1127X  MGSS.  8,  202,  cit  oben 
S.  881  Note  2.  Die  späteren  Landesritterschaften  konstituieren  sich  &st  auBsdüiefslich  aus 
der  Ministerialität,  v.  Below,  S.  11—12,  S.  71  Note  269.     Diese  Ansicht  ist  insofern  be- 


[Kn(B-ii-khing  der  I.iiniiesgcwalt.  —      1304      —  i| 

Dienatiiiaimeu  parallel '.  Beides,  soziale  Hebung  wie  materielle  Verbesserung, 
sehr  begreifliehe  Erscheimmgen :  sollten  die  Ministerialen  im  Kriegsdienst  den 
Lehnsverhand  ablösen,  so  niufsten  sie  hierzu  vor  allem  durch  Erhöhung  ihrer 
persönlichen  Bedeutung  befähigt  werden. 

Indem  man  auf  diese  "Weise  vorging,  erhielt  man  denn  in  der  That  einen 
für  kriegerische  Offensive  wie  auch  —  um  hier  sofort  auch  die  andere  Seite 
zu  betonen  —  friedliche  Verwaltung  in  hohem  Grade  geeigneten  sozialen 
Körper:  in  seiner  Begründung  und  A'ei-nendung  beniht  nicht  zum  geringsten 
Teile  die  Gröfse  (ler  staufischen  Politik. 

Aber  waren  die  Vorztige  dieser  neuen  Bildung  dauerhaft?  War  es 
denkbar,  daJs  man  an  dem  der  Unfreiheit  entstammenden  Dienst  jener  Krieger 
festhalten  konnte,  welche  man  sozial  und  materiell  der  rechtlichen  Basis  ihres 
Standes  unendlich  weit  entrückt  hatte?  Sollte  der  ritterliche  Dienstniann 
nicht  dem  frei-vasallitischeu  Ritter  uaeheil'em? 

Die  Fragen  gerieten  in  Flufs  durch  ein  schon  in  früherer  Entwicklimg 
gegebenes  Moment.  Die  Erscheinung,  dafs  die  IHenstmannen  Vasallen  ihres 
Hen-en  waren,  bestand  schon  in  den  ersten  Jahrhunderten  deutsclier  Kaiserzeit 
ziemlich  allgemein^;  und  sie  wurde  in  einzelnen  Fällen  schon  seit  dem  11.  Jh., 
gewöhnlicher  wohl  seit  dem  13,  .Jh.  dahin  ausgedehnt,  dals  ein  Ministerial  zu- 
gleich auch  von  anderen  Herren  belehnt  sein  konnte^.  Bedenkt  man  zugleich, 
dafs  die  liehen  im  Laufe  der  deutschen  Kaiserzeit  bald  erblich  geworden 
waren*,  so  ist  die  Frage  ohne  weiteres  begründet,  inwiefern  sich  denn  die 
Ministerialität  noch  mit  der  Vasallenstellung  des  Ministerialen  vertragen 
konnte.  Die  Entwicklung  des  13.  Jhs,  giebt  hierauf  stillschweigend  AJilwort, 
indem  sie  den  ministerialischen  Charakter  dei'  Dienstmannen  immer  mehr  zu- 
rllckdrängt,  den  vasallitischen  immer  mehr  betont.  Und  so  ergiebt  sich  denn 
um  die  Wende  des  13.  imd  14.  Jhs.  eine  Konstellation,  nach  welcher  das 
spezifisch  Ministerialische  der  Hauptsache  nach  verschwunden,  die  Ministerialität 
in  den  einfachen  Lehnsverband  aufgegangen  ist\    Ziehen  wir  aus  der  bisher 

gründet,  als  iler  spatere  ntterschiltliche  Korpei  ]c  ienfalh  ein/  ul  v^i  genl  ins  eliemaheen 
Minis torialcnfiehililtchtem  bestanieu  Inlpn  wiri 

■)  S.  oben  S   SSI    1170 

2)  In  diesem  binne  hnt  die  Bamberger  Ministen alitat  schon  iim  lOöO  lasallmsi-lieii 
Charakter,  Spannagil  s  46 

')  S.  ohin  S    1172  lind  v   Below  ^   9 

')  S.  oben  S  880  f  Das  wurde  treihch  fur  riienstlihcn  iioüi  gileugnet  von  einem 
Reichsspruch  v  T  1192  AIGLL  2  195  nulltis  miuistenalis  iIiluius  eiclesic  tcodum  quod 
habet  ab  ccckäii  iure  ministenalinm  filio  suo  qui  suc  non  est  condilionis  lel  iln  |irsonc 
in  fraudem  eidesie  \(1  subterfagiiun  potest  tel  debet  LoncHkie  In  ein  m  \  eringt  zniscben 
dem  Ffahgiafen  Ileinnch  lei  Rhein  und  dem  Bischof  lon  Bremen  imn  T  1219  wurde  da 
gegen  festgesetzt  dafs  die  Güttr  der  Ministerialen  »eich  •■le  \oni  Pfilzpiitcn  naih  Dienst 
recht  ülierkommen  hatten  jetzt  von  ihnen  nnch  Lehnr  ibt  cihillen  w  uden  =  '^ten7el 
Kriegsvf.  S.  112 

'■)  S.  d.izu  oben  S.  1176-77. 


—     1305     —  Bildung  des  Territoriums.] 

verfolgten  Erörterung  den  Schlufs  auf  unsere  Hauptfrage  nach  der  Bedeutung 
der  Dienstkriegsverfassung  für  die  Bildung  der  Landesgewalt,  so  ergiebt  sich, 
dafs  die  Ministerialität  an  sich  in  dieser  Richtung  wenig  geleistet  hat,  und 
dafs  sie,  so  weit  sie  hier  als  schon  im  Lehnsnexus  befindlich  in  Betracht 
kommt,  einer  Epoche  der  Lehnskriegsverfassung  angehört,  in  welcher  derselben 
die  Möglichkeit  kräftiger  Offensive  zu  Gunsten  der  Territorialbildung  längst 
abhanden  gekomnien  war.  Und  somit  bleibt  nach  einer  Revision  der  Geschichte 
mittelalterlicher  Kriegsverfassung  nichts  übrig,  als  anzuerkennen,  dafs  in  der 
Bildungsepoche  der  Territorien  vom  12.  bis  14.  Jh.  sich  alle  alten  Formen 
offensiver  Kriegsfühning  tiberlebt  hatten,  neue  dagegen  noch  nicht  zu  mafs- 
gebender  Bedeutung  gelangt  waren,  dafs  dementsprechend  die  Defensivmittel 
ein  ganz  aufserordentlich  und  aufsergewöhnlich  hohes  Gewicht  in  der  Kriegs- 
führung besafsen,  und  dafe  somit  ihre  Stärkung  eine  der  Hauptaufgaben  wer- 
dender Landesgewalten  bilden  mufste. 

Von  diesen  Gesichtspunkten  aus  ist  der  territoriale  Burgenerwerb  des 
12.  bis  14.  Jhs.,  wie  wir  ihn  uns  schon  oben  S.  1263  von  der  einen  Richtung 
lehnsheiTlicher  Entwicklung  aus  vorführten,  überhaupt  zu  betrachten.  Nun  ist 
es  aber  natürlich,  dal's  eine  so  lebhafte  Bewegung,  wie  sie  sich  im  territorialen 
Burgenerwerb  der  gedachten  Zeit  vollzog,  nicht  ohne  nachhaltigen  Einflufs  auf 
die  ganze  Organisation  und  den  Zusammenschlufs  des  Territoriums  bleiben 
konntet  Und  das  eben  ist  der  Punkt,  von  welchem  aus  der  Burgenerwerb 
uns  hier  interessiert,  und  von  dem  aus  eine  genauere  Untersuchung  von  Burgen- 
bau und  Burgenverwaltung  nunmehr,  unter  Kenntnis  der  Grundzüge  der 
Kriegsverfassung,  erforderlich  und  lohnend  wird*. 

Die  ältesten  Burgen,  welche  an  der  Mosel  schon  im  8.  Jh.  erwähnt 
werden^,  sind  schwerlich  mittelalterlichen  Ursprungs.  Es  mufs  vielmehr  an- 
genommen werden,  wie  das  neuerdings  namentlich  die  Ausgrabungen  in  Neu- 
magen zeigen,  dafs  schon  die  Römer  in  der  späteren  Zeit  ihres  rheinischen 
Aufenthaltes  aus  den  monumentalen  Bauten  ihier  früheren  und  schöneren  Kultur 


^)  Zur  Wichtigkeit  der  Burgen  für  die  Territorialentwicklung  s.  auch  Loersch,  De 
ortu  etc.  S.  49. 

^)  S.  zum  folgenden  namentlich  Ilonth.  Hist  1,  245  über  den  Ursprung  der  Burgen; 
er  weist  die  frühesten  mittelalterlichen  mit  Recht  dem  10.  oder  höchstens  9.  Jh.  zu.  In 
römischer  Zeit  nimmt  er  Burgenbau  namentlich  unter  Galien  an.  Über  Burgenbau  seit  Ende 
9.  Jhs.,  vornehmlich  früh  in  Lothringen,  s.  auch  Waitz,  Vfg.  8,  200.  Vgl.  femer  Bodmann, 
Rheingau  1  S.  137  flf.  über  Burgen  und  Burgmannschaften  des  Rheingaus ;  Frey,  Königliches 
Gut,  S.  285f.,  über  Reichsburgen  und  Burggrafen;  und  Baumann,  Gesch.  d.  Allg.  1,  348,  über 
die  Entstehung  der  Burgen  im  Allgäu  Ende  11.  Jhs.  und  12.  Jh.  1.  H.  Die  hauptsächlichste 
archäologische  Litteratiw  über  den  rheinischen  Burgenbau  habe  ich  in  Conrads  Jahrbb.  N.  F. 
Bd.  11,  321  Note  2  zusammengestellt,  es  befmdet  sich  unter  ihr  kein  abschliefsendes 
Werk.  Die  Monographieen  sind  meist  völlig  unbedeutend.  Unter  diesen  Umständen  würde 
eine  umfassende  historisch -archäologische  Bearbeitung  des  rheinischen  Burgenbaues  ein 
grofses  Verdienst  sein. 

3)  S.  z.  B.  MR.  ÜB.  1,  24,  772. 

Lamprecht,  Dentachefi  Wirtschaftsleben.    I.  83 


(EnCviicklung  der  LauJcsgewulL  —      1306     — 

i-olie  Steiuhurgen  pegen  den  Andrang  innerer  wie  äiiberer  Feiude  zusammen- 
gehäiift  hallen.  In  diese  Buiyen  zog  sich  dami  der  einwandernde  fränkische 
Adel,  und  sie  genügten  seinen  Bedttrfiüssen  bis  zum  SchluTs  der  friedlichen 
Zeiten  der  Kai'olinger. 

Erst  mit  dem  9,  Jh.,  mit  den  Noimannenzügen '  und  dem  Verfall  des 
Reiches,  beginnt  die  Zeit  mittelalterlichen  Burgenbaues;  die  gröfsten  spil- 
teren  Vesten  werden  schon  in  den  nächsten  Generationen  nach  der  Wende 
des  9.  und  10.  Jhs.  entstanden  sein,  und  balil  ei'gab  sich  dann  auch 
schon  ein  erstes  Aufkommen  kleinerer  Raubnester  ^.  Abgeschlossen  ist  diese 
erste  Epoche  wohl  im  wesentlichen  mit  dem  Beginn  des  H.  Jhs.,  denn  nach 
der  Mitte  dieses  Jhs.  findon  wir  schon  derartig  befestigte  Verhältnisse,  dafa 
die  Benennung  gräflicher  und  freier  Geschlechter  nach  gewissen  Burgen  Sitte 
werden  kann. 

Ein  neuer  Impuls  zum  Burgenbau  ei^ab  sich  wieder  etwa  seit  Mitte  des 
12.  Jhs.;  für  ihn  war  ilas  iuinier  massenhaftere  Aufti-eten  der  Vogtei^  und  der 
Beginn  landesherrlicher  Bestrebungen  mafsgebend*;  unter  dem  Einflufs  der 
letztei-en  dauerte  er  wohl  mindestens  bis  zur  Mitte  des  14.  Jhs.  fort*. 

Das  Schlufsergebuis  dieser  Entwicklung  war  eine  wahre  ÜberfUllung 
der  Rhein-  und  Mosellande  mit  grofsen  und  kleinen  Befestigungen.  Noch  jetzt 
zählt  man  in  den  Regiei-ungabezirken  Koblenz  und  Trier,  selbst  unter 
Weglassung  einiger  Kreise,  161  beachtenswerte  Burgruinen*,  und  wieviel 
Burgen  sind  nicht  völlig  oder  nahezu  unauffindbar  verschwunden,  darunter  so- 
gar Hauptbui^en  hertlhmter  Geschlechter,  wie  dei-  Grafen  von  Hochstaden^. 
Schon  das  Mittelalter  hat  in  dieser  Hinsicht  aufgeräumt^,  Könige  und  Bischöfe 
in   früherer"    wie  Landesherren    in  späterer  Zeit*"  zerstörten  die  kleineren 

'j  Zur  Einwirkung  lierselben  in  dieser  Richtung  s.  Regino  Cliron.  /.  .7.  882,  die  Normannen 
in  Prlun ;  triduo  conimorant^s  omnem  in  circuitu  regionem  depopulati  sunt  in  quo  loco  [Priini  ?] 
innummera  inultitudo  peditum  ex  Bgris  et  villis  in  unum  agmen  conglol  ita  eos  quasi 
ptigoatura  aggreditur.  sed  Nornianni  cementes  ignobilo  vulgus  iion  tantuin  menne,  quam 
disi'iplina  militari  nudatum,  super  eos  imiunt;  töten  sie.  Vgl.  auch  liier  die  an  die  Nor- 
mannen zu  zahlende  peeunia  collatitta  Richer,  1,  48;  Flod.  z.  J.  924  MC  '^s  3  373  ii;  z.  J. 
926,  a.  a.  0.  376,  an.  Zur  analogen  Wirkung  der  L'ngamkriege  s  Caidauiis  Rhein,  Urkk. 
1,  834,  922. 

')  S.  Flod.  z.  J.  947,  MGSS.  3,  S94,  as;  MR.  ÜB.  I,  211,  963;  Flod.  z.  J.  959,  MGSS. 
3,  404,  3s;  auch  oben  H.  1064;  und  im  Gegensatz  hierzu  Liudpr.  Antap.  2,  24. 

')  S.  oben  S.  1071. 

*)  S.  oben  S.  1286  Note  2. 

")  In  Österreieh  mehren  sich  die  Burgen  namentlich  während  des  InterregniimB, 
Hasenohr!  S.  43. 

')  S.  Bd.  2,  23  tt'.  Die  Burgen  zwischen  Idar,  Hahnenhach  u.  Zimmer  verzeichnet  Dominiciis 
S.  263. 

■)  S.  ^^'eidenbacll,  Grafen  v.  Are  S.  138—139;  Cardauns,  Conrad  von  Hostaden  S.  62. 

")  So  ist  2.  B.  die  6ut^  Heinzcnberg  am  Sitiimerbach  noch  1395  vorhanden,  g.  Toepfer, 
ÜB.  2  No.  93,  alier  schon  1464  zerfallen,  s.  Back  1,  39. 

*)  S.  oben  S.  1064. 
'»)  S.  oben  S.  1065  Note  2. 


1 


—     1307     —  Bildung  des  Territoriums.] 

Kaubnester;  andere  wurden  aus  militärischen  Gründen,  weil  andere  Burgen 
bedrohend,  ge])rochen  ^ ;  einige  endlich  wurden  zu  frommen  Stiftungen  umge- 
wandelt ^.  Aber  gleichwohl  blieb  die  bei  weitem  gröfsere  Anzahl  aller  Burgen 
unter  eifriger  fortifikatorischer  Fürsorge  der  Besitzer  bestehen*,  bis  sie  der 
Vandalismus  der  Franzosen  im  17.  Jh.  und  der  revolutionäre  Freiheitstaumel 
am  Ende  des  vorigen  Jhs.  brach  und  zerstörte. 

Zieht  man  die  mittelalterlichen  Zahlen  in  Betracht,  so  wird  man  nicht 
irren,  wenn  man  die  einstige  Anzahl  der  Burgen  in  unserer  Gegend  auf  gut 
300  berechnet:  besafs  doch  um  1340  Trier  allein  über  100  Burgen  allodial 
oder  lehnsweise*,  hatte  doch  im  13.  Jh.  die  Abtei  Echtemach  30,  das  Ge- 
schlecht Boland  17  Burgen,  und  befanden  sich  doch  im  J.  1437  in  dem  Mosel- 
amt und  dem  Amt  Kreuznach  der  Grafschaft  Sponheim  18  Burgen*^.  Es  gab 
kaum  ein  freies  oder  ritterliches  Geschlecht,  welches  nicht  mindestens  in  Ge- 
meinerschaft eine  Burg  besafs*;  und  sogar  zur  Offensive  nutzte  man  den 
Burgbau  aus,  indem  man  bei  Belagerungen  einer  Burg  eine  G^enbui-g  zur 
Zwingung  des  Feindes  emchtete ''. 

Nun  waren  freilich  diese  Burgen  von  sehr  verschiedener  Gröfse  und 
dementsprechend  vielfach  abgestufter  militärischer  Bedeutung.  In  der  älteren 
Bauperiode  mochte  man  wohl  kaum  Burgen  in  unserem  Sinne  des  Wortes, 
sondern  nur  spärliche  Steinringe  auf  abgelegenen  Höhen  als  Rückzugspunkte 


*)  Vgl.,  freilich  aus  später  Zeit,  G.  Trev.  c.  304:  Joh.  Christoph  von  Soetern  reliquias 
veteris  castri  Ilelfenstein  demolitus  est,  ne  ex  illo  adversi  quidpiam  Erenbreitsteiniano  accideret 

^)  So  Siegbiurg,  Amstein,  vgl.  S.  1064  Note  1,  weiter  die  Marienburg,  s.  auch  MR.  ÜB* 
1,  425,  c.  1112,  für  Laach:  casteilum  ecclesi^  vicinum  quieti  fratrum  prospiciens  destruxi, 
et  bona  ad  ipsum  priiis  pertinentia  fratribus  ibi  deo  et  beate  Mari^  famulantibus  tradidL 

^)  S.  z.  B.  Damianus  Dhame  Honth.  Prodr.  S.  1045,  cit  oben  S.  851  Note  1. 

*)  S.  oben  S.  1286. 

^)  S.  dazu  V.  Meinwerci  Paderb.  ep.  41 :  Athelbero  praepositus  monasterii  sancti  Paulini 
Treverensis  ortus  de  Lucelingeburch,  vir  potens  et  dives  valde ;  habens  inter  alia  bona  haere- 
ditaria  castella  haec:  Sarburg  Berencasdel  Rudiche.  Mon.  Eptemac,  MGSS.  23,  69;  Gisleb. 
chron.  Hanon.  1184,  MGSS.  21,  540:  Wemcrus  de  Bollanda  .  .  castris  17  propriis  et  nllis 
multis  ditatus  et  hominiis  1100  [!]  militum  honoratus.  Vgl.  dazu  freilich  das  Lehnsbuch 
Werners  II.  v.  Boland  S.  32 :  Werner  hat  4  Burgen.  Sponheimer  Ordnung  1437  §  29 :  diß 
sint  die  slosse,  die  in  daz  ampt  an  der  Musel  gehorent,  mit  namen  (Gräfenburg  bei  Trarbach, 
Trarbach,  Starkenburg  bei  Trarbach,  Allenbach  im  Idarwald,  Birkenfeld,  Frauenberg  bei  Ober- 
stein, Herrstein  bei  Oberstein,  Dill  bei  Kirchberg,  Kastellaun,  Winterburg).  Das  Amt  Kreuz- 
nach hat  8  Schlösser.  —  Vgl.  im  übrigen  noch  G.  Trev.  c.  46,  cit  oben  S.  177  im  Text, 
und  G.  Alberon.  20,  MGSS.  8,  253:  Albero  nimmt  30  munitiones  comitis  Namucensis. 

^)  Zu  den  Gemeinerschaften,  auf  welche  hier  nicht  genauer  eingegangen  werden  kann« 
vgl.  MR.  ÜB.  3,  10,  1213;  3,  192,  1222;  471,  1232;  Geschlechtsreg.  Isenburg  usw.  ürkk. 
S.  159—160,  1269;  *Kop.  Cardonense,  Trier  Dombibl.  Bl.  15^,  1330  Okt.  23;  Hennes,  ÜB.  2, 
461,  1356;  Toepfer,  ÜB.  2,  357,  1450;  vgl.  auch  Dominicus  S.  392  Note  1,  und  Mones  Zs. 
Bd.  6,  45,  wo  auch  der  Nachweis,  dafs  öfter  Klöster  zu  einer  Gemeinerschaft  gehörten. 

')  G.  Trev.  Cont.  4  Add.  2,  MGSS.  24,  392,  um  1204. 

83* 


[Enlvricklung  der  LandesgewRlt.  —     1308     — 

erbaut  haben',  At)er  auch  io  späterer  Zeit  Ulielieu  die  baijichen  AnforderuniieB 
bei  kleinen  Burgeii  nach  unseren  Begriffen  minimal,  Lagen  sie  auf  r!er  Höhe, 
auf  Fels  oder  auf  altem  Weinbergssrnind  ^,  oft  abgelegen  von  reicherem  An- 
bau^, so  bestanden  sie  wohl  der  Hauptsache  nach  fast  nur  aus  dem  steinernen 
Berrfrie{!,  nur  wenige  andere  Bauteile  mögen  in  Stein  aufgefUbit  gewesen  sein. 
Und  an  diese  Ausführung  wurden  die  niederen  Burghenen  denn  auch  später 
noch,  in  der  landesherrlichen  Zeit,  durch  ausdrtlckliche  Anordnung  seitens  der 
Landesgewalt  gefesselt]*.  Lagen  die  kleinen  Bunden  aber  in  Dörfern  und 
kleinen  Städten  —  und  meist  gab  es  hier  deren  mehrere,  in  Sinzig  z.  B. 
sieben"  —  so  bestanden  sie  meist  nur  in  Steinhäusern  oder  Steintünuen,  welche 
unter  die  Holzbuden  der  Baueni,  am  liebsten  in  einen  Fronhof  des  Burgherrn 
gebaut  waren".  Derartige  Steinhäuser  sind  noch  heutzutage  an  der  Mosel 
luehi-fach,  mit  ani  besten  in  Gondorf,  erhalten;  in  Karden  befindet  sich  sogar 
noch  ein  hierher  gehöriger  Prachtbau  des  romanischen  Übeiyangsstiles ,  die 
sog.  Karbtlsch,  welche  aus  einem  zweistöckigen  Wohnhaus  (a)  nebst  Speicher- 


')  Das  hat  Naeher,  Bonner  JBB,  76,  91—175,  m.  E.  ttiierzeugend  begiOndet  V^. 
ancli  O.  alib.  Lob.  c.  25,  MGSS.  4,  66,  s>,  954  :  cum  plausunrum  vel  i]ualiiiinciiiqiie  Gurcnlonun 
vel  Bepium  inipedimeiitis  (montem)  in  modmn  munitionis  cingit. 

«)  S.  MK.  ÜB.  1,  166,  986,  dt  oben  8.  401  Not«  2;  Bd.  3,  58,  ts,  1269. 

')  CILM.  3,  396,  1352. 

•}  Vgl.  Bd.  3,  115,  4,  1316;  135,  ii,  1325;  CHM.  3,  169,  1330t  oncli  ensolen  wir  noch 
unser  erren  den  vorg.  tom  za  Smidelrarg  mminier  hoher  laisen  gemachen  von  steinwerke, 
wan  drie  getreneze  hoch,  der  iectich  si  zwelf  fiios  hoch  zum  meisten  und  nit  hoher,  and 
daruf  mögen  wir  Beizen  einen  heim  von  holzwerke  nit  dan  zu  eime  gedeche.  'Bald.  KesBelat 
S.  233,  1335  Mai  1 ;  die  Edelknechte  Nicolaiis  und  Jobann  v.  d.  Hain  tragen  dem  Erzstitt 
Trier  ihre  burgstad  z3  der  Motten  bie  Lebach  auf.  Der  Erzbischof  Balduin  erlaubt  ihnen, 
daz  wir  mögen  daselbes  z&  der  Motten  bftwen  ein  steinen  hits  von  vier  wenden  ane  kalk 
nicht  dan  mit  steinen  und  mit  erden  gemuret,  also  daz  die  niflre  in  der  erden  vier  ffize  und 
ober  der  erden  dri  fflze  dicke  sie  und  nicht  me,  unde  daz  man  die  viere  wende  bewerfen 
mag,  wanne  sie  alsus  vollenbracht  werden,  mit  einem  ducke  kalke,  unde  keinen  steinen  buw 
insal  man  uf  daz  lehen  nicht  mer  buwen.  *0r.  Koblenz  St.  A.  1339  Jimi  18:  Wilhelm  Herr 
von  Manderscheid  verspricht  den  zu  Manderscheid  und  Kall  begonnenen  Bau  in  der  Mauer 
nur  32'  hoch  über  die  Erde  zu  führen,  ein  gestülptes  Dach  aufzusetzen  und  keine  Planken 
um  den  Bau  zu  ziehen.    Vgl.  auch  Bd.  3  No.  111,  1325. 

')  S.  oben  S.  706. 

^)  S.  MR.  ÜB.  1,  325,  c.  1045 :  idem  predium,  quod  M.  .  .  in  villis,  quo  vocanliu-  Ura 
Odolvinga  Wilre  Soevenicha  Bevera  et  in  ceteris  locis  reliquit  .  .  excepta  una  curte,  que 
cum  lapidea  domo  in  eadem  constructa  sita  est  in  valle  Treverica  (Huren,  Udelfangen,  Trier- 
weiler, Sirzenich  (?),  Biewet,  gegenüber  Trier  I.  d.  Mosel  auf  dem  Raum  von  ca.  'U  Quadrat- 
meile).  5IR.  ÜB.  3,  58,  1216 :  Bitter  haben  in  Kruft  dimidiam  partem  lurris  .  .  et  domos  et 
possessiones  eorundem  et  qiiicquid  predionun  in  prefata  villa  habebant  in  agris  in  rure  et 
casalibus.  S.  femer  MR.  ÜB.  3,  597,  1237;  Bd.  3,  30,  w,  1263;  CRM.  3,  91,  1318:  zwei 
Brüder  empfangen  mansionem  nostram,  que  tnrris  dicitur,  in  Kettiche  sitam  vom  Erzstift 
Trier  zu  Lehen.  Ob  der  alte  Wartturm  zwischen  den  Er/stiftem  Trier  und  Köln,  jetzt 
WeifsenturmV  S.  Günther  a.  a.  0.  S.  184  Note.  Zum  Sinn  des  Wortes  Haus  vgl.  WTütz 
1560  §  3,  cit.  oben  S.  739  Note  1. 


—    1309    — 


Büdung  des  Territoriums.] 


räumen   und  einem  turmartigen  zur  Verteidigung  eingerichteten  Anbau  (b) 
mit  Treppe  (c)  besteht. 


b  ^ 

c 


Wo  solche  Anlagen  noch  unter  den  sonst  allgemein  verbreiteten  Holzhäusern 
als  besonders  verteidigungs&hig  gefaJst  wurden,  da  kann  es  schliefelich  nicht 
wunder  nehmen,  wenn  auch  die  Kirchen  als  feste  Orte  galten,  deren  Sicher- 
heit oft  der  einer  kleinen  Burg  gleich  geachtet  wurde*. 

Indes  neben  diesen  geringen  Anlagen  stand  nun  doch  eine  ganz  be- 
trächtliche Anzahl  grofser  Burgen,  so  die  Reichsburgen,  die  landesherrlichen 
Burgen  —  in  Trier  unter  Erzbischof  Balduin  etwa  23  mit  einem  Etat  von 
294  Burgmannen  ^  —  imd  einzelne  andere  bedeutende  Vesten.  Ihre  Anlage 
war  nicht  leicht*,  der  Bau  war  kostspielig,  und  auch  die  Erhaltung  forderte 
bei  der  exponierten  Lage  meistens  auf  Höhen  beträchtliche  Mittel*.  Auch  hier 
mag  nun  der  ältere  Bau,  abgesehen  von  dem  steinernen  Bergfried,  meist  aus 


1)  Ces.  Heisterb.  Dial.  mai.  10,  19:  tempore  discordiae  inter  Ottonem  et  Philippum  in 
Oratorium  sancti  Goaris  confessoris,  quod  situm  est  in  territorio  Treverensi  et  est  finnissimum 
tum  propter  situm  loci  tum  propter  structuram,  provinciales  se  suaque  transtulerunt  S.  auch 
Hist  Mart  Trev.,  MGSS.  8,  221,  1072. 

«)  S.  Honth.  Hist  2,  S.  5—6.  Vgl.  auch  Otto  von  Freising  1,  62,  1150:  duas  arces 
fortissimas,  quarum  altera  super  MoseUam  Cohina,  altera  super  Bheni  litus  posita  Rinecca 
[vocatur],  expugnavit,  in  Cohina  praesidia  ponens,  alteram  igni  tradens. 

3)  Zur  Anlage  vgl.  aus  früher  Zeit  Alp.  de  div.  temp.  2,  2  (Wasserburg^  und  auch 
Lambert  z.  J.  1063,  MGSS.  5,  167.  Vgl.  femer  CRM.  2, 198,  1262 :  Erzbischof  Arnold  hatte 
zum  Bau  von  Stolzenfels  (1242—59)  vom  Propst  Werner  von  SCastor  400  mr.  kölnisch  ge- 
liehen; Erzbischof  Heinrich  zahlt  jetzt  diese  Summe  mit  je  80  mr.  jährlich  ab. 

*)  G.  Trev.  c.  190, 1279:  das  castrum  Maleberch  cum  advocatia  de  Wittelich  für  1400  Ib. 
Metensium  d.  gekauft  (später  heifst  es  ebda,  für  2050  Ib.  Treverensium  d.X  und  in  renovatione 
muri  et  aedificiorum  dicti  castri  500  Ib.  Trev.  d.  verwandt  Toepfer  ÜB.  3, 8. 67—68, 1508—1528: 
nach  einer  Baurechnung  im  St.  A.  Koblenz  war  Salentin  von  Isenburg  bis  zum  Jahre  1528 
Amtmann  und  Pfandinhaber  der  Herrschaft  Hunolstein  und  verbaute  während  dieser  Zeit  am 
Schlosse  und  an  den  Wirtschaftsgebäuden  die  Summe  von  2102  gl.  Der  Kalk  wurde  von  Wasser- 
biUich,  die  Steine  zu  den  Thüren  und  Fenstern  von  Birkenfeld  geholt.  Namentlich  wurde 
in  den  Jahren  1510  und  1511  ein  neuer  Turm,  ein  neues  Haus  vor  der  Küche  und  ein  neuer 
Stall  gebaut;  1514  die  userste  brück  mit  einer  vaUebrücken,  femer  das  dachwerk  uf  dem 
windelstein,  sowie  die  vallebrücke  und  treppe  an  der  binnersten  porten  neu  hergestellt;  1516 
das  Bollwerk  abgebrochen;  1517  die  Gresindestube  hergerichtet,  das  Backhaus  abgebrochen  und 
neu  angerichtet,  auf  dem  Saal  gemauert  und  neue  Fenster  in  des  gnädigen  Jankers  Stube 
und  Kammer  gemacht;  1523  die  Mühle  repariert;  1528  die  Schmiede  erbaut 


rEntwiclcluiig  (Ipt  LandeBgewalt.  —     1310     — 

Holz  bestanden  haben  • ;  findet  sich  (foch  einmal  eine  Anlage,  welche  auf  Be- 
nutzung eines  srofsen  Bauineii  hinausläuft.  In  der  Chron.  reg.  heilst  es  zum 
J.  1205  von  der  herzoglich  lindim-gischen  Burg  Herzogenrath:  castruni  Rode 
nsque  ad  miirum  interioreni  totalitär  igne  consiinip8er(u)nt.  succiderunt  et 
tiliain,  que  diversis  cdificiis  niirabili  structura  in  moduni  propugnaculi  in  altuni 
latumque  dedueta,  intuentibus  quideni  delectabile  prestabat  spectaculuni,  subtu8 
eani  vero  ambulantilms  vel  sedentibus  optabile  jirebebat  unibraeuluni '.  Indes 
bald  kam  man  doch  von  dem  Holzbau  ab:  Thore  und  Stiniiiiauern,  Vor- 
bui^en  und  Kapellen*,  und  wohl  auch  die  Buiphäuser  der  LehnsheiTen,  falls 
die  Bui^  Offenhaus  war*,  wurden  regelmillBig  von  Stein  enichtet,  und  man 
scheute  sich  im  Einzelfall  nicht,  zu  diesem  Zwecke  das  Steinmaterial  zerstörter 
Kirchen  zu  benutzen*.  So  entstanden  denn  jene  stattlichen  Bürgen,  an 
deren  Fufs  sich  schutzsuchende  Aiisiedlungen  anlehnten  ",  die  Nürburg,  Kochein, 
Vianden  u.  a,,  deren  Substruktionen  und  Aufbau  noch  heute  oder  bis  vor 
kurzem  die  Bedeutung  jener  Kräfte  ahnen  liefeen,  welche  sie  errichtet.  Im 
Mittelalter  aber  waren  diese  Burgen  mit  Hausrat ',  Waffen  und  Munition "  ge- 
füllt und  wohl  veiproviantiert ",  so  dafs  der  Belagerer  nach  Aussaugung  der 
Umgegend  meist  eher  Hunger  litt  als  die  Belagerten'".    Vor  allem  aber  dienten 

')  Darauf  weist  das  hUnäge  Ycrbrennen  von  Butten  bin ,  s.  z.  B.  Flod.  t.  3.  956, 
MG83.  3,  403,  n;  s.  auch  Bd.  3.  252,  i,  1586;  und  oben  S.  1309  Note  2.  Zur  Seltenheit 
steinerner  Türme  s.  Tliietm.  7,  22. 

s)  Chron.  reg.  Oktavausg.  S.  176. 

')  S.  Kom  Bau  dieser  Stücke  Ann.  Bland,  z.  J.  1127;  CRM.  8,  10,  vor  1302:  Philipp 
Ton  Heinsberc,  der  spätere  Köhier  Erzbischof,  oecupnvit  montcm  Rlnectte  et  destroctn  ijnadun 
camern  Inpidi'ii  Pivlcsip  Cnlnnipiisis  in  rivilato  Coloniensi  ]ios\iit  fiindcni  in  ninntem  ipsum 
Rinecke  ciiin  pinaculo  anreo,  sicut  adhuc  apparet.  postmodum  idem  Philippns  .  .  circmn- 
cinxit  montem  illiun  muro.  CRM.  3,  244,  1339:  uns  buis  i^u  Broel,  tum  ind  porze  ind  vur- 
burge  aliunme  oren  ind  neden;  s.  aucli  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  W.  bercbvride.  Zu  den  Kapellen 
Tgl.  MR.  ÜB.  1,  551,  c.  1148;  der  Graf  von  Vianden  wird  mit  einem  Teile  der  Burg  Arras 
belehnt  exceptis  porla  et  capella  et  puteo;  femer  B<1  3  No.  145,  1339.  Nach  der  Speierer 
Amtsordnung  von  1470  g  2  soll  in  jedem  Schlofs  eine  Kapelle  seiu. 

*)  Guden.  CD.  2,  980,  1300,  Wilhelm  von  Honnef  für  Jobann  von  Saffenlnirg:  domum 
unam  infra  muros  munitionis  inee  in  Bodendorp,  30  pedes  in  longitudine  et  25  in  latitiidine 
continentem,  ab  ipso  teneo  et  possideo. 

»)  G.  Godefr.  4  (1124-1127),  MGS8.  8,  202. 

*)  Die  sog.  villae  oder  suburbia  (urbs  =  castnim  Chron.  reg.  1206,  S.  180).  Zu  Stellung 
und  Schicksal  derselben  vgl.  Richer  2,  56;  Flod.  r^  3.  943,  MGSS.  3.  389,  «;  MR.  ÜB.  3, 
1357,  12-56;  Bd.  3,  81,  sb,  1280.  S.  auch  Wigands  Archiv  3,  109:  Anbau  des  Dorfes  Füreten- 
berg  in  W.  1450  von  den  Einwohnern  der  Dörfer  Vesperte,  Dorsel  und  Eilem  unter  dem 
Schutz  der  Biii^  Fürstenberg. 

■■)  Derselbe  war  allerdings  noch  gering,  s.  Bd.  2,  539,  Xo.  13. 

*)  Vgl.  n.  a.  Mones  Zs.  Bd.  6,  60  f:  Waffen  und  Mnnition  auf  Jen  pfalzischen  Burgen 
am  Mittelrhein  1412 — 19;  ebenso  zu  Ettenheim,  Kenzingen,  Herholzheim  und  Nürnberg, 
1444  und  1449. 

"1  S.  dazu  Bd,  3,  439  Note  1. 

'*)  Vgl.  z.  B.  Flo<L  z.  J.  960,  MGSS.  3,  405,  u:  ad  cuius  (munitionis  =  castri)  obsi- 
dionem  properans  B.  loca  circuraquaque  rebus  exhausta  repiierit,  sicquc  alimentis  abundantem 


—     1311     —  Bildung  des  Territoriums.] 

sie  einer  besonderen  kriegerischen  Organisation  zur  Grundlage,  welche  ihren 
eigentümlichsten  Ausdruck  im  Institut  der  Burgmannen  gefunden  hat. 

Die  Besatzung  der  Burg  zerfiel  vermutlich  von  jeher  in  zwei  scharf  ge- 
gliederte Teile,  die  gemeinen  Söldner  und  die  Burgmannen.  Die  Söldner  sind 
in  freiem  Lohnvertrag  angenommen  und  jederzeit  entlafsbare  ^  niedere  Dienst- 
knechte ^,  welche  zu  kriegerischen  Zwecken  als  Turmhtiter,  Pförtner,  Wächter, 
oder  zu  wirtschaftlichen  Zwecken  als  Hausverwalter,  Köche,  Eseltreiber,  Vor- 
ratshtiter,  Feldaufseher  u.  dgl.  Verwendung  fanden®.  Von  jedem  höheren 
Posten  waren  sie  ausgeschlossen;  schon  der  Blidenmeister  gehörte  den  Burg- 


obsidet  hostem.  Nach  G.  Trev.  Cont.  5,  MGSS.  24,  409,  kostete  die  Belagerung  von  Arras 
imter  Erzbischof  Arnold  (1242—1259)  sine  dispendio  aliorum  [so  zu  1.]  3000  carr.  vini, 
100000  mb:.  annone  et  pecuniam  infinitam  [?]. 

»)  MR.  ÜB.  8,  912,  1247:  in  einer  Erbteilung  behält  die  Gräfin  von  Sayn  die  Löwen- 
burg, quamdiu  vixerit.  et  homines,  quos  ipsa  statucrit  in  turrim  ibidem,  sibi  facient  fidelitatem 
consuetam  .  .  .  ipsa  etiam  potent  iUos  a  turri  amovere  pro*'Sua  voluntate  et  alios  in  eorum 
locum  substitüere.  Geschlechtsregister  Isenburg  usw.  Urkk.  S.  71,  1263:  Gerlacus  dominus 
de  Limpiu*ch  omnibus  .  .  esse  notum  volumus,  quod  quoscunque  custodcs  scu  vigiles  in  turri 
de  Cleberg  locaverimus,  iidem  sororio  nostro  Godefiido  domino  de  Eppinstein  et  Godefirido 
filio  suo  suisque  liberis  et  nobis  in  custodia  et  observatione  turris  predicte  obedientes  erunt 
per  omnia  aequaliter  et  fideles. 

')  Als  solche  haben  sie  wohl  von  jeher  bestanden,  wie  sie  sich  denn  auch  durchweg 
erhielten;  s.  in  V.  Bald.  Leod.  c.  22  (1009—18),  cit.  oben  S.  880  Note  10,  den  Gegensatz  von 
vigiliae  und  milites;  femer  Lambert  z.  J.  1075,  MGSS.  5,  227,  42;  Chron.  reg.  z.  J.  1205, 
S.  178 ;  Alb.  Argent.  1347 :  populus  Leodiensis  expugnans  quoddam  castrum  episcopi  Leodiensis 
custodes  castri  evicti  decapitavit,  nobiles  et  plebeios. 

»)  Vgl.  Bd.  2,  530,  No.  2,  13.  Jh.  1.  H.;  MR.  ÜB.  3,  1357,  1256  scheidet  für  Killbwg 
genau  castrenses,  burgenses  oder  cives,  vigiles  et  portarii.  MR.  ÜB.  3,  755,  1242 :  auf  dem 
castrum  Saarburg  befinden  sich  castrenses  et  custodes  tiurium.  Die  Burg  Grimburg  gehört 
zu  ^/a  dem  Erzstift,  zu  V«  SPaulin,  zu  ^'4  dem  Domstift  Pro  custodia  castri  G.  famulis  turris 
ibidem  (sancti  Paulini)  prepositus  de  quarta  parte  eum  contingente  6  mir.  siliginis  et  sum., 
sex  s.  sex  d.,  capellano  quinque  s.,  vigilibus  quinque  s.,  portario  15  d.  persolvet.  S.  femer 
Bd.  2,  531,  No.  3,  1327—28;  Bd.  3,  161,  la,  1336—45;  Honth.  Hist  2,  316,  1400;  Bd.  2, 
537,  No.  11,  1432;  589,  No.  13,  1464—65;  Honth.  Hist  2,  579,  1497;  auch  Bd.  3  Wortr. 
u.  d.  ^\"VV.  portarius,  portier,  tumhuder,  tumknechte,  vigiles,  waite,  wechter.  Besonders 
lehrreich  sind  die  Anordnungen  des  Blankenheimer  Statuts  15.  Jhs.,  Ann.  d.  hist  Ver.  f.  d. 
Niederrh.  9 — 10,  122  ff.  Auf  der  Burg  befinden  sich  neben  den  Territorialverwaltungsbeamten 
ein  Burggraf  (über  diesen  s.  unten  Teil  3X  ein  Koch,  ein  Scheuerknecht,  zwei  Pförtner,  ein 
Turmknecht,  eine  Magd.  Den  Koch  sal  men  doe  halden,  as  men  eins  plach, .  .  dat  hie  selve 
sin  holz  houwe  ind  indrage,  want  man  dat  nu  narre  bi  die  burgh  voirt  Ebenso  holt  er 
Wasser.  Der  Scheuerknecht  hat  in  der  Nacht  in  der  Scheuer  zu  wachen.  Zwei  portzener, 
der  sal  einre  ein  halve  nacht  wachen;  ind  men  sal  si  darzo  halden,  dat  si  die  poertzen  wael 
bewaeren  ind  hueden.  Der  tomknecht  sal  alle  dink  mit  helfen  doin,  des  dages  den  dorn 
hueden,  ind  des  nachtz  ein  halve  nacht  wachen.  Über  die  Magd  fehlt  genauere  Bestimmung. 
Ferner  aber  soll  man  einen  dinghen,  die  buißen  der  kost  ein  halve  nacht  wache,  ind  der  auch 
die  benden,  die  wieren,  die  beche  ind  die  buische  verwaer  tmwelich  ind  eirbarlich.  man 
mach  ouch  deme  mit  darinne  dingen,  of  einighe  botschaften  in  den  landen  zo  doin  weren  of 
gevielen,  dat  hir  die  zo  doin  willich  si. 


[KntwickluQg  der  Landesgewalt. 

iiiauuen  aii^  Aufeer  ihnen  aber  gab  es  auf  der  Burg,  aehuien  wir  die  siȊterea 
Lokalbeaniten  der  Territorialverwaltuug  aus,  meist  nur  noch  eiueu  höheren 
Posten,  welcher  lier  Bui^iannenscliaft  nicht  einfiei-eilit  war,  de«  des  Kaplans". 
Die  Burgniflnnen  selbst  waren  nun,  abgesehen  von  dem  gemeinen  AV acht- 
dienst, die  eigentlichen  kriegerischen  Verteidiger  der  Biir^".  Anfangs  und 
noch  bis  zmn  Schlufs  des  12.  Jhs.  waren  es  wohl  durehweg  Ministerialen*,  es 
miü's  angenommen  werden,  dafs  sie  den  Eurgeudienst  auf  Zeit  unter  einander 
altwechselnd  versahen".  Allein  mit  Beginn  dos  13.  Jhs.  erfolgte  dann  für  diesen 
Dienst  die  Ausbildung  einer  besonderen  noch  lange  von  anileren  Lehnsarten 
genau  unterschiedeneu  Lehnsform ",  des  Burglehens.     Diese  Lehnsform  ver- 

')  'Bald.  Kesselat  H.  llH,  1S16:  Tliilemanus  balistarius  do  Sarburcb  wird  castreusis 
in  Saarburg.    S.  auch  Cliron.  reg.  z.  J.  1249,  S.  107. 

')  Zu  Beiner  Notwendigkeit  Tgl.  oben  S.  1310  Note  3.  S.  auch  Blankenheimer  Statut  1-5.  Jhs., 
Ann.  d.  hist  Ver.  f.  d.  Niederrb.  9—10,  125:  die  zwein  paffen  [ans  der  Umgegend  der  Burg] 
Ballen  alle  dagbe  alle  ir  gezide  huiden  ind  ordeohlich  verse  in  der  CBpellen  lesen,  as  des  [ge- 
woinlich  13.  so]  suUen  sj  zo  s^s  uiren  luiden,  asdan  aldae  alle  ir  gezide  bis  an  die  vesper 
lesen,  ind  suUen  it  so  Btellen,  dat  am  seien  [?)  alle  daghe  ein  miese  in  der  capellen  gescfaeie; 
ind  na  niiddaghe  zo  (Irin  iiiren  aullcn  ai  bilden,  ind  dae  asdan  vesper  ind  complet  Icsea  .  .  . 
item  der  j)astor  sal  zncin  dagbe  in  der  weche  in  deine  dach  miese  doin,  die  zwein  daghe  sal 
men  ime  die  kost  geven. 

')  Zu  ihrer  Entwickhing  vgl.  Ilonth.  Hisl.  1,  636;  Sten/el  S.  107  f.;  Waitz  Vfg.  6.  32; 
Bd.  3  u.  d.  WW.  b&rgman,  ULStrensis. 

*)  S.  V.  Meinwerci  c.  41,  1020;  Ennen,  Qu.  1,  542,  66,  1153:  tastellum  .  ,  Vden- 
kirchen  cum  ministerialibns,  cum  eervis  ancillis  et  omnibua  appenditÜE  suis;  Ueiuemann  Cod. 
Anhalt  1  No.  496,  1166:  castnuu  SchonenbSrch  cum  omnibus  siüs  pertinentiis,  Uberis  et 
miniBtenalibuB,  villa  quoque  Wisde  et  curia  Wogenheim  [OI>erwesel  lud  Jugenheim].  Viel- 
leicbt  gehört  hierher  auch  noch  G.  Trev.  Cont.  4  Add.  2,  MGSS.  24,  392,  um  1204,  Erzbiachof 
Johann  zieht  g(^n  eine  Burg;  lohannes  igitur  coUecto  exercitu  castrum  obsedit,  aliud  ipse 
in  proxinio  monte  editicavit  et  sie  obsidionem  solvit  infra  paucos  dies  pei'  eins  industriam, 
vino  optitno  ibidem  tabemario  e):posito,  castellaui  servi  conütis  facti  simt  tenudeuti;  etsque 
sie  sopuratis,  castellani  episcopi  castrum  comitis  invaserunt  et  conbussei-unt.  quo  facto  epis- 
copus  delevit  et  suum.    Vgl.  auch  Waiu,  Vfg.  8,  204. 

^)  Einen  Beweis  aus  unseren  Gegenden  habe  ich  freilich  nicht  ;^ur  llatul.  Nach  dem 
Teeklenburgcr  Recht  müssen  die  ministeriales  infeudati  14  Tage  nach  Anktindigung  zur  Burg- 
hut kommen  und  4  Wochen  auf  eigene  Kost  in  der  Burg  bleiben;  s.  Stcnzel,  Kriegsvf.  S.  110; 
auch  oben  S.  läOÜ,  spez.  Note  1. 

*)  S.  dazu  Wcstd.  Zb.  Bd.  2,  Korrhl.  Ko.  21ö,  121-^:  Ego  Cunmdus  comes  Silvester 
Bcire  volo,  quod  ductus  aliquamdiu  inani  opinione  putabam,  quod  de  advocatia  in  Simeren 
castrensis  consessio  micbi  dcberet  ministrari  in  Castro  Dune,  quam  cum  a  Cunone  ibidem 
advocato  exigereni,  rccusavit  una  cum  matre  mea  constaiiter  asserente  necnou  et  hominibus 
et  consessoribos  meis  veraciter  affirmantibus,  quod  ipsa  advocatia  iustum  esset  feodiuu  et  non 
consessorium.  his  igitur  assertionibus  et  veritatis  experimento  commotus  vaue  opinioni  mee 
finem  imposui,  nani  memoratani  advocatiam  cum  onmimodo  Iure  prelibato  Cunoni  et  suis 
auccessoribuB  iusto  et  hcreditario  feodo  concessi.  Lelmshuch  Werners  II.  v.  Boland  S.  32: 
erga  S.  de  II.  comparavi  in  B.  80  iug.  4  minus  et  3'.'«  curias,  de  quibus  boiiis  H.  de  W.  tali 
modo  inbeneflciavl,  ut  medietatem  pro  cert«  habeat  beneficio,  et  aliam  parlem  de  nie  habens 
castcllanus  Sit  in  Stouf  loco  mei.  CRM.  2,  390,  1254:  Mechthild  von  Saju  erklärt,  quod 
omnia  feoda,  que  ego  quibusdam  castellanis  de  Wede  [es  sind  3]  solvo,  sunt  feoda,  que 
dicuntur  hantlen;    et  soivi  ea  et  ailhuc  solvo  de  bonis  meis,   ubi   mtehi   placuit  et  placet 


—     1313     —  Bildung  des  Territoriums.] 

pflichtete  den  Belehnten  in  der  Weise  der  damals  aufkommenden  Dienstlehns- 
verträge  gegen  Anweisung  bestimmter  Einnahmen  in  Geld-  oder  Naturairenten 
zur  lebenslänglichen  oder  auf  Zeit  nonuierten  Burghut  ^  Natürlich  war  der 
Dienstlehnsvertrag  jedermann  zugänglich;  auch  Grafen  und  freie  HeiTen,  be- 
sonders gern  Edelknechte,  gingen  ihn  ein,  wenn  auch  die  ersteren  vielfach 
unter  Stellung  eines  Ersatzmannes^;  und  als  gewifs  darf  nach  früheren  Er- 
örterungen über  den  Eintritt  der  Ministerialität  in  den  Lehnsverband  gelten, 
dafe  auch  die  zur  Burghut  verpflichteten  Dienstmannen  sich  dem  neuen  Ver- 
hältnis einordneten*. 

Auf  diese  Weise  wurde  nun  für  die  ganze  Periode  der  Territorialbildung 
und  über  diese  hinaus  ein  Kern  von  kriegerischen  Verteidigern  der  Burg 
gewonnen,  der  zum  gröfseren  Teile  dauernd,  zum  geringeren  auf  Requisition 
in  gefahrvollen  Zeiten  zur  Burghut  verpflichtet  war*.    Die  Zahl  der  einer  Burg 


CRM.  3,  S.  705,  1363:  suliche  manlen  und  burgldn,  als  man  jerlichen  von  der  herschaft  zu 
Bielstein  hantreichet,  die  sich  an  18  gl.  von  Florenz  und  nit  hoer  trefifent  Cod.  Salm.  310,  1419 : 
zu  burglehne  des  slosses  Mailberg  und  zu  rechten  manlehene  suliche  gude  hernach  geschrieben : 
zum  ersten  ein  huis  und  zwene  garten  zu  Mailberg,  daz  ist  burglehen  zu  Mailberg;  item  ein 
teil  des  zehenden  zu  Minrelitghe ;  item  eine  schüre  zu  Segendorf;  item  zweie  mir.  fruchte  zu 
Steden,  item  zu  Wilßacker  ein  teil  an  dem  höbe  und  zehenden. 

1)  Zu  frühen  Beispielen  s.  oben  S.  883  Note  2;  femer  MR.  ÜB.  2,  191,  1201: 
Heccheman  armiger  et  castrensis  de  Sarburch  hat  Zehnten  in  der  Parochie  Wincheringen. 
Würth-Paquet  Reg.  Publ.  Luxemb.  14,  86,  1227:  Fr^d^ric  avou^  d'Arlon  fait  connaitre,  qu'il 
doit  faire  la  garde  (du  chäteau  d'Arlon  probablement)  pour  Ermdsinde  comtesse  de  Luxembourg 
et  marquise  d'Arlon,  aussi  souvent  qu^ellc  le  demandera.  S^il  n^glige  de  faire  cette  garde,  la 
comtesse  peut  saisir  ses  fiefe.  Wiederholt  1237,  und  hiemach  Bertholet  5,  78.  MR.  ÜB.  3, 
715,  1241  ein  Embrico  castrensis  de  Richenstein  mit  regulär  ausgebildetem  Burglehen. 

^)  S.  z.  B.  MR.  ÜB.  3, 658, 1239 :  die  Grafen  von  Luxemburg  werden  mit  Bitburg  als  einem 
Burglehen  für  die  Trierer  Burg  Killburg  belehnt,'  ibidem  pro  se  miUtem  locaturi,  qui  habebit 
ab  episcopis  Trevercnsibus  pro  eo,  quod  vulgariter  dicitur  sezlen,  quicquid  sibi  a  comite 
Lucillinburgensi  pro  residentia  in  dicto  Castro  üetcienda  fuerit  assignatum.  MR.  ÜB.  3, 959, 1248: 
der  Junggraf  von  Leiningen  wird  Burgmann  zu  Winzingen  mit  einem  Lehen  von  300  mr. 
kölnisch  (72  000  M.).  promisimus  . .  onmi  tempore  necessitatis  in  eodcm  Castro  residentiam 
nos  facturos.  tempore  vero  absende  nostre  duos  milites  ibidem  locabimus  nostrum  defectum 
supplentes  et  indesinenter  aliorum  more  castrensium  residentes.  Geschlechtsregister  Isen- 
bürg  usw.  Urkk.  S.  95,  1288,  Erzbischof  Heinrich  von  Mainz  urkundet:  nobilem  virum  Lude- 
wicum  de  Isenburg  in  castrensem  castri  nostri  Ameneburg  acquisi>'imus  nobis  et  nostre  ecclesie 
Moguntine,  habitumm  pro  se  unum  castrensem  nobis  placentem,  qui  suo  nomine  in  dicto 
Castro  vel  opido  faciet  continuam  residentiam  personalem,  et  cui  de  feodo  castrensi,  quod 
eidem  nobili  assignamus  vel  quod  habebit  a  nobis,  duarum  mr.  redditus  assignabit,  dantes 
sibi  propter  hoc  centum  nur.  d.  Aquensium  legalium  et  bonorum. 

')  Man  vgl.  z.  B.  WZolwer  1591  §  1,  wo  wohl  die  vermutete  Thatsache  noch  nachklingt 

*)  S.  noch  Lehnsbuch  Wemers  H.  von  Boland  S.  34  f.;  MR.  ÜB.  3,  1452,  1258: 
Gerhard  von  Urlei  wird  Burgmann  auf  der  Neuerburg  mit  residentia  continua  et  personalis 
fiir  verlchnte  80  Ib.  trierisch,  etwa  8000  M.  unseres  Geldes,  dazu  Honth.  Hist  1,  760,  1263, 
cit.  oben  S.  884  Note  2;  Honth.  Hist  1,  756,  1263;  Cod.  Sahn.  S.  40  Note  XVI,  1289; 
Bd.  3  No.  74,  1293;    Honth.  Hist  1,  831,  1300:    Friedrich  von  Dann  empfängt  Lehen  vom 


[Entwicklung  de-  Landesgewall.  —     1314     — 

zugehörigen  Burgmanuen  schwankt  natürlich  sehr  nach  der  Berteutunp  der~1 
Burg  selbst;  in  den  Trierer  Burgen  treffen  wir  in  der  1.  Hfilfte  des  14.  Jhs. 
überall  mindestens  auf  3,  höchstens  auf  40,  im  Durchschnitt  auf  etwa  13  Burg- 
inannen'.  Von  ihnen  wohnten  die  zu  dauernder  Hut  Verpflichteten  auf  der 
Bui-g  selbst  oder  im  unmittelbaren  Bereich  der  Burg  in  besonderen  ihnen  in 
Lehnsweise  zugewiesenen  kleinen  Hilusem,  den  sofr.  Burgsessen*;  noch  heut- 


Erzstift  und  wird  Bui^uann  auf  ilondprscheid,  ver|>fliclitet  sich  sinpiLis  annis  i>er  '/a  annum 
reaidentiani  conlinuam  l'acere  in  coslro  de  Manderscheid  .  .  m  succurrere  in  armis  dicto 
domino  Trenrcnei  et  eins  succeetsoribus  secundum  deccnüam  nostri  stfttus,  quotienscumque 
Euper  hoc  fuerimtis  requisiti;  Bd.  3,  107,  i,  so,  1301;  109,  >,  1301;  Domintciis  S.  268  f.. 
271—72,  560  Note  2,  577  Not«  2  und  3.  CRM.  8,  108,  1320;  117,  1323;  130,  1325;  1Ö3. 
1329;  Honth.  Bist.  2,  114,  1.S89,  Burgleben  in  Grimbnrg:  residentia  persoiialis  com  annis  et 
eqiiis,  ut  raoris  est.  Bd.  3,  485  Note  1,  1339;  486  No.  31,  1350;  CRM.  3,  564,  1377;  Bd.  3 
No.  209,  1379;  CRM.  i  27,  1408.  S.  auch  Bd.  3  Wortr.  n.  <L  WW.  ca&trensis,  resideutia, 
und  vgl.  Bd.  3,  109,  «,  1301. 

')  Die  grörsereii  Burgen  unter  Baliluin  sShlt  Ilontli.  Hist.  2,  S.  5—6,  nach  dein  KoblenMr 
Balduin<eum  aat  Es  sind  nacb  den  beigegebenen  Tafeln  23  mit  30,  11,  6.  3,  16,  14,  28,  13, 
23,  3.  6,  13,  40,  7,  21,  7,  6,  8,  3,  22,  4,  3,  7.  im  ganzen  294  Burgmannen.  Dagegen  weist 
das  'Register  zum  Bald.  KesseUt.  S.  2  f.  au  ausgethanen  Feoda  casti'eneia  auf  tiir  Covelenie  1, 
Covem  3,  Thuron  7,  Tils  3,  CocJime  6,  Clotteo  4,  Baldenowe  2,  Berencastel  6,  Erenbretstein  7, 
Hartenfele  9,  Jlontbabur  16,  Baldenstein  2,  Steinberg  4.  Baldenecke  3,  Smideburg  9,  Sanctl 
Wendelini  4,  Stolzenl'els  II,  Bopardla  2,  Monster  2,  Meien  17,  Manderscbeid  7,  Koppe  2, 
Kilberg  7,  Hoilberg  2,  Püliche  5,  Arras  1,  Kofumcastium  27,  Sarburg  13,  Erimburg  IS.  Im 
übrigen  vgl.  noch  Westd.  Zs.  Bd.  2,  Koirbl.  No.  218,  1215;  MR.  ÜB.  3,  345,  z.  .1.  c.  1235, 
dazu  Bd.  2,  169  Note  1;  CBM.  3,  131,  1325:  auf  Scbmidtburg  Heinrich  der  Wildgraf  Burg- 
herr und  6  Ritter  nebst  1  Knappen  als  burchman  uf  dem  vorg.  hus  Smideburg;  CRM.  3, 
273,  1341:  auf  Slolzeufels  4  ritterliche  Bur^männer;  Honth.  Hist  2.  316,  1400:  Castrenses 
in  Montabaur.  Es  sind  53  Bin^männer,  welche  zusammen  410  fl.  4  alb.,  also  durchscbnittlich 
etwa  3  d.  beziehen.  Dabei  kommen  Schwankungen  zwischen  1  ä.  12  alü.  und  20  fl.  vor. 
Nach  dem  Kaiaster  von  1663  endlich  gab  es  in  Altenahr  (erzbiscböflich  kölnische  Burg)  12 
Burgmänner  aus  hohem  und  niedemi  Adel,  wplche  das  Präsentatio nsrecbt  zur  Pfarre  Altenahr 
besafsen,  wobei  jedoch  der  Kurfürst  mit  4  Stimmen  konkurrierte:  Weidenbach,  Grafen  v.  .Vre 
8.  133. 

')  S.  G.  Trcv.  c.  259,  1352,  cit.  oben  S.  1065  Note  2;  MR.  ÜB.  8,  845,  1245:  ogo  Her- 
mannus  de  Vcldenze  notum  facio  .  . ,  quod  Henricus  cognomento  Vus  homo  mens  de  Numagen 
bona,  que  a  me  acceperat  apud  prefatum  castrum,  domum  videlicet  et  ortnm  adiacentcm,  in 
manus  meas  rcsignavit  CRM.  3,  487,  1363:  ein  Kobemer  Burglehen  umfefst  eine  hobestad 
uf  der  bui^,  einen  garten  under  der  bürg  daselbis  in  den  beseln,  einen  wingarten  gelegen 
nidenwendig  der  niderster  beche  zu  Covern,  den  wingarten  den  man  nennet  Geisloch,  und 
einen  andern  wingarten  an  Langendal  an  der  bach  daselbis  zu  der  sitcn  der  beche  gen  Covern, 
und  trift  unden  allemest  an  die  Musel  zu  dem  wege  daselbis,  dieselben  xv/eue  wingarten  ge- 
achtet sin  an  zwene  morgen  oder  umb  die  maze.  Arch.  Clervaux  634,  1400;  Jacques  de 
Bollant  et  Fridiric  seigneurs  de  Stollzonbureh  döclarent  avoir  acquis  zu  burchmanne  Gerart 
de  Wilz  dit  Rotart  et  lui  ont  assignä  un  terrain  pr^  du  chuteau,  il,  l'eFfet  d'y  construire  ime 
maison,  plus  un  jardin  dit  Guldemvoes  et  une  rente  de  4  fl.  ä  Ilosy.  Toepfer  2,  229,  1432: 
ein  burgseß  gelegen  inwendig  in  der  hurg  zu  Hunolstein.  Vgl.  femer  noch  Toepfer  2,  239, 
1435;  Honth.  Hist  2,  387,  1436;  Toepfer  2,  261,  1438;  und  W.  von  Thal  und  Haus  Schöneck, 
G.  2,  560:   btnnent  der  fVeiheit  sollen  zwen  stat  sein,  nemblich  ein  burgmansstat  und  ein 


1 


—     1315     —  Bildung  des  Territoriums.] 

zutage  kann  man  an  der  Mosel  mehrfach,  z.  B.  bei  der  Ehrenburg,  die  Ruinen 
solcher  Burgsesse  sehen.  Und  so  waren  denn  unter  dem  gröfsten,  andauernd 
verpflichteten  Teil  der  Burgmannen  alle  jene  Vorbedingungen  gemeinsamen 
Lebens  gegeben,  welche  nach  den  sozialen  Gewohnheiten  des  Mittelalters  ohne 
weiteres  zu  einer  genossenschaftlichen  Bildung  führen. 

Es  liegt  unseren  Erörterungen  fem,  die  Lebensbedingungen  dieser  ver- 
mutlich schon  zur  Zeit  ausschliefslich  ministerialischer  Burghut  entwickelten 
Genossenschaften  im  einzelnen  zu  untersuchen  ^  wie  sie  aus  dem  lehrreichen 
und  eingehenden  Material  der  Burgfrieden  leicht  zu  erkennen  sind*,  uns  ge- 
nügt hier  festzustellen,  dafs  durch  die  genossenschaftliche  Bindung  eine  ein- 
heitliche, unter  dem  Burgherrn  oder  einem  Mandatar  desselben  auch  recht- 
lich gebundene  und  gerichtlich  abgeschlossene  Lebensgemeinschaft  entstand ', 
welche  Schutzmacht  wie  Verteidigungskraft  der  Burg  zu  lebensvollem  Ausdruck 
zu  bringen  vermochte. 

Und  eine  derartige  Organisation  der  Burghut,  welche  die  Burg  von  vorn- 
herein nicht  gegenüber  der  Umgegend  militärisch  abschlofe,  sondern  das  Be- 
dürfnis des  umliegenden  Landes  nach  Schutz  vielmehr  durch  das  Mittel  der 
Burgsesse  mit  den  Interessen  der  Burg  fest  verknüpfte*,  sollte  für  das  platte 

burgerstat,  und  es  solle  niemants  binnen  der  freiheit  wonen,  er  habe  der  zweier  stät  einen.  Nach 
Weidenbach,  Grafen  von  Are  S.  142,  (und  Baersch  Eifl.  ill.)  bestand  dementsprechend  an  der 
Südseite  der  Nürburg  eine  eigene  Abteilung  für  die  Burgsesse  der  Biurgmänner.  Toepfer  1, 
102, 1291  nebst  Note  finden  sich  noch  sehr  interessante  Nachrichten  über  ein  festes  Burgsefs 
der  Burg  Bemkastel. 

»)  Aus  früherer  Zeit  vgl.  in  dieser  Richtung  MR.  ÜB.  8,  164,  c.  1220;  1379,  1257; 
Toepfer  1,  100,  1291 ;  namentlich  aber  Westd.  Zs.  Bd.  2  Korrbl.  No.  218,  cit.  teilweis  oben 
S.  1312  Note  6,  und  MR.  ÜB.  3, 1472,  1258 :  der  Wildgraf  Konrad  teilt  letztwiUig  seine  Burgen 
unter  seine  Söhne  de  consilio  et  assensu  nobilium  meorum  castrensium.  Drohung:  welcher 
der  Söhne  sich  nicht  fugt,  castrensium  omnium  consilio  carebit  et  auxilio.  Zeugen  sind 
2  domini  genannte  freie  Herren,  und  15  Leute,  vermutlich  alles  Ministerialen. 

^)  Ich  verzeichne  zu  den  Burgfrieden  Guden.  CD.  2,  1246  betr.  den  Landskroner  Burg- 
frieden; Isenburger  Bfr.  1334,  Geschlechtsregister  Isenburg  usw.  Urkk.  S.  126  f.;  Hammer- 
steiner Bfr.  1351,  CRM.  3,  375,  vgl.  a,  a.  0.  431,  1356;  484,  1362;  Kempenicher  Bfr.  1389, 
CRM.  3,  619;  Leyener  Bfr.  1894,  CRM.  8,  633;  Wartensteiner  Bfr.  1402,  CRM.  4,  8; 
Hammersteiner  Bfr.  1410,  CRM.  4,  41 ;  1461,  a.  a.  0.  287,  vgl.  a.  a.  0.  3.  375,  1351 ;  484, 
1362;  Ehrenbürger  Bfr.  1413,  Acta  acad.  Theod.-Palat.  6,  461;  Guden.  CD.  2,  1313, 
1450;  Scboenecker  Bfr.  1415,  G.  2,  565  f.;  Sinziger  Bfr.  1426,  CRM.  4,  128,  s.  S.  241 
Note;  1428  Bfr.  der  vorderen  Grafschaft,  1437  der  hinteren  Grafschaft  Sponheim,  CRM.  4, 
137,  169,  s.  dazu  CRM.  5,  151  und  152,  1557;  Elzer  Bfr.  1430,  CRM.  4,  143;  Beilsteiner 
Bfr.  1435,  CRM.  4,  162;  Olbrücker  Bfr.  1478,  CRM.  4,  346;  Schmidtburger  Bfr.  1504,  CRM. 
5,  18;  WRohr  1,  585,  G.  2,  577. 

»)  S.  Bd.  3  No.  132,  1336;  W.  von  Thal  und  Haus  Schöneck,  G.  2,  560:  die  Burg- 
mannenstätten  und  Bürgerstätten  sollen  haben  zwen  richter,  nemblich  die  biu*gleut  einen 
burgmansrichter,  und  die  burger  einen  burgerrichter,  ab  dem  willen  wa  iemants  zu  thun  hette, 
daB  man  doch  alle  zeit  einen  richter  finde. 

*)  S.  z.  B.  WZolwer  1571  §  1:  wie  viel  burgleut  zu  der  herschaft  Z.  gehörig  und 
wer  diselben  sein?  erkennen,  dasz  in  dem  dorf  Z.  5  sitzen  ...  ist  noch  einer  gewesen  .  ., 
derselbig  ist  gar  ausverstorben,  und  haben  die  herren  das  gut  angenommen  und  zinsbar  gemacht 


[Entwicklung  der  Landefigewali.  —     1316     — 

Land  ohne  Bedeutung  gewesen  sein?  Das  Gegenteil  leuchtet  ein;  die  Burgen 
sind  höchstens  in  ältester  Zeit  blofse  Verteidiguuftsstätten  des  Bur?henu,  be- 
festigt« strategische  Punkte  für  die  militärische  Sicherung  der  herrschenden 
Geschlechter  gewesen;  sehi"  bald  wurden  sie  jedenfalls  vomebmlich,  ja  teilweis 
ausschlielsiich  zum  direkten  Schutzmittel  des  umliegenden  Landes. 

In  älterer  Zeit  bis  tief  ins  9.  Jh.  hinein  hatten  sich  die  Bewohner  des 
platten  Landes  bei  Feindesgefalir  mit  ihrer  Habe  auf  unzugängliche  Höhen, 
in  Steinriuge,  wie  es  deren  im  Mosellande  sehr  bedeutende  giebt  *,  oder  in  rasch 
hergestellte  Befestigungen  geflüchtet".  Daneben  war  jedenfalls  seit  ältester 
Zeit  die  Flucht  in  die  Stadt  beigebracht;  noch  im  13,  Jh.  klingt  ihre  frfihere 
Bedeutung  in  einer  Bojjpai-der  Nachricht  deutlich  nach^.  Endlich  mochten 
schon  Burgen  und  burgähidiche  Anlagen  beim  Nahen  des  Feindes  in 
Betracht  gekommen  sein,  namentlich  soweit  sie  mit  Fronhöfen  verbunden 
waren:  so  erklärt  sieh  wohl  auch  das  später  ziendich  allgemeine  Asylrocht 
der  Burgen*. 

Geregelter  und  ausgedehnter  wurde  aber  der  Schutz  letzterer  Art 
erst  mit  der  aufserordentlichen  Zunahme  des  Bm-genbaues  seit  der  Staufer- 
zeit.  Jetüt  erschien  das  Land  vollauf  mit  Burgen  besät  * ,  und  gerade 
den  bebautesten  Gegenden  —  nicht  den  Gebirgseinöden ,  wie  eine  weitver- 
breitete Ansicht  meint^  —  schlössen  sich  die  wachsenden  Anlagen  an.    Dabei 

<)  Vgl.  g.  B.  Westd.  Zs.  Bd.  2  Eorrbl.  No.  U9  über  den  Stebwoll  zu  Ützenhaosen. 

')  a.  Begino  Cbron.  z.  J.  892:  ArduenDO-m  intrabont,  tibi  quoddatn  castnuii  in  qaodam 
praeeminenti  loco  Dovitcr  constructum,  in  ijuo  iuniiniGra  mttllitudo  vulgi  cünfugerat,  ndgre- 
diuiititr  ei  absque  niora  expiigiiaot. 

*)  MR.  ÜB.  S,  597,  l^SI:  in  Boppard  de  doto  editicabit  domum  in  ipsa  area  tante  ampli- 
tudinis  et  spatü,  quod  capere  raleat  omnes  homineE  ad  eundem  curteni  ab  iwtiquo  spectautes, 
statutis  temporihus  anoi  placita  eua  niore  solito  inibi  c^lcbratiiros.  et  sciendiun,  quod  procu- 
rator  ecclesie  presidens  placitia  recipiet  in  ea  census  suos  certis  horis  n  feodalibus  curie, 
vicissini  etiam  eisdem  sua  iura  datunis  ibidem,  que  eis  debentur.  bello  quoque  ingruente 
conununi  ruriculis  in  adiacentibus  villis  deinonuitibus  cum  mobilibus  rebus  eomiii  et  iunientis 
domuB  supradicta  patebit,  donec  pace  reatituta  posEint  ad  propria  secure  reveili,  itlis  inquam 
solummodo,  qui  ad  Ipsam  domum  pertinere  dinoscunlur. 

')  WBockenau  1487  g  8:  der  Hof  soll  in  gudem  gewunlichem  buwe  und  beachlaizzeD  sein, 
also,  abe  vientschaft  queme,  so  sal  Eich  ein  hofinan  naber  tun  und  of  ein  sit  rucken  und 
dieselben,  die  in  dem  hoefe  von  vorclit  wegen  fliegen,  zu  sicli  neixien,  und  sal  die  diire,  zu 
der  kuchen  galt,  runen,  of  daz  man  zu  noeden  sie  bable  nioecht  treffen  und  ufthua. 
WHelfant,  G.  2,  258:  abe  es  sich  begebe,  das  fientachail  wcre,  so  sol  scnt  Matbeis  hoil'  zu 
Heifant  solche  freibeit  haben,  so  die  nacbparn  ihr  vebe  darin  flegen,  sol  gelreihet  sein.  Wenn 
freilieh  v.  Maurer,  G.  der  Fronh.  I,  112,  136,  jeden  Fronbof  als  Burg  ansiebt,  so  ist  das  viel 
zu  weit  gegangen. 

^)  In  Österreich  sollte  keine  neue  Befestigung  im  Umkreis  einer  Hast  (1  bis  2  Meilen) 
Ton  einer  schon  bestehenden  Bui^  oder  Stadt  gebaut  wei-den,  Hasenührl  S.  47. 

*)  Die  Widerlegung  dieser  immer  wieder  gehörten  Meinung  ergiebt  sieh  aus  einfacher 
Einsicht  der  Karte  8  in  Bd.  2.  Die  kleinen  Raubnester  liegen  freilich,  soweit  sie  nicht 
ZoUbiu-gen  sind  (s.  MR.  ÜB.  1,  185,  947,  dt.  oben  S.  1018  Kote  U  rielfach  im  tiefen  Ge- 


—     1317     —  Bildung  des  Territoriums.] 

wird  der  Zusammenhang  zwischen  Burgenbau  und  grundherrlichem  Schutz 
immer  deutlicher.  Die  Burgen  liegen  nunmehr  stets  in  einem  Komplex  von 
Fronhöfen  der  burgherrlichen  Grundherrschaft  und  nicht  selten  auch  im  Treff- 
punkt der  für  die  Transporte  dieser  Grundherrschaft  wichtigen  Wege^;  ja  es 
kommen  nicht  selten  Burgen  vor,  welche  nur  6inem  Fronhof  angeschlossen 
sind  2  und  wohl  gar  mehr  oder  minder  mit  der  Wirtschaftsverwaltung  desselben 
verschmelzen®. 

birge,  s.  CRM.  3,  396,  1852:  Johann  von  Schieiden  als  Landfriedensvogt  hat  zu  thun  haupt- 
sächlich mit  Vesten  bei  Limburg  und  nemlich  in  der  Eifelen. 

1)  S.   schon  >rR.    ÜB.   1,   6,    636:   locus   domus    und   castrum  Teulegium  [Tholey 
Kr.  Ottweiler]  cum  campis  pratis  silvis  et  mancipiis,   cum  omni  iure  suo,   cum  appenditiis 
villares   seu  reditibus   cum   domibus   inexquisitis.     MR.  U6.  1,  275,  9d8,  das  kaiserliche 
Kastell  Saarbrücken  mit  Zubehör :  cum  predio  Völklingen  nominato  et  QuterscTind  et  Warwd, 
cum  Omnibus  ad  iamdictum  predium  pertinentibus,  villis  terris  cultis  et  incultis  familiis  utriusque 
sexus  forestis  ecclesiis  teloneis  mercatis  aquis  piscatiouibus  molendinis  silvis,  cum  omnibus 
pertinentiis,  que  dici  vel   nominari  possunt    Vgl.  femer  MR.  ÜB.  1,  335,  1051,  dazu  Bd.  2, 
367;    MR.   ÜB.    1,   308,    angebl.   1036—37   (12.    Jh.);    Ennen,    Qu.    1,    542,    66,    1153; 
C4.  Trev.   Cont.   4  Add.  2,   MGSS.  24,    395,   so,   cit   oben  S.  1286  Note  1;   MR.  ÜB.  3, 
738,  1242—43;    Cod.  Salm.  71,  1279:    die  Herren  von  Vinstingen   verkaufen  an  Trier  für 
1400  Ib.  d.  Metensium  castrum  nostrum,  quod  habemus  in  Mailberg,  cum  villis  videlicet  Sütze, 
Stadevelt  et  Alve  attinentibus  eidem,  necnon  advocatiam   nostram  de  Wittelich   cum  villis 
quibuscimque  et  universis  ac  singulis  redditibus  proventibus  honore  dominio  directo  sive  in- 
directo,  hominibus  castrensibus  vasallis  mansionariis  feodalibus  sive  non  feodalibus,  cuius- 
cunque  conditionis  existant  vel  quibuscunque  nominibus  appellentur  seu  censeantur,  terris 
agris  cultis  et  incultis  pratis  silvis  nemoribus  pascuis  vineis  aquis  decursibusque  aquarum 
viis  et  inviis  piscatiouibus  iurisdicdonibus  ac  quibuscunque  aliis  iuribus   corporalibus  et  in- 
corporalibus,  et  cum  omnibus  aliis  suis  attinentiis  seu  appenditiis  ad  ipsum  castrum  necnon 
advocatiam  predictam  quomodolibet  spectantibus.    So  auch  Bd.  3  No.  297  c,  1824;  CRM.  3, 
240,  1338:    das  Schlofs  Dill  besteht  in  ipso  castro  et  eins  suburbio,  villis  et  curiis  Dille, 
Lainsheim,  Dreisc,  Cruzenach,  Swabeheim,   Claustro,  Aldenfeld,  Perdesfelt,   Capellen  apud 
Kirberg,  Kiren,  Imtzenrodem,  Gemunde,  molendino  zu  den  Hecken,  Kerwilre,  Dilledorf,  curia 
ante  castrum  Dille,  molendino  et  valle  ibidem,  Seibach,  Belthe,  Keltrod,  Ruchenhom,  Buchen- 
buren, Soren,  Walenowe,  molendino  in  Hunwibre,  Lutzenhusen,  Nidemwilre  et  quinque  silvis, 
videlicet  Belgerstrud,  Steinberfrod,  Dille,  Eichholz  et  nemore  dicto  der  Scheit,  cum  dominus 
castrensibus  fidelibus  ministerialibus  hominibus  villis   iurisdictionibus   altis   et  bassis  pratis 
pascuis  aquis  aquanim  decursibus  piscatiouibus  venadonibus  nemoribus  redditibus  iuribus  ac 
pertinentiis  universis  ad  ipsas  castrum  suburbium  dominium  necnon  villas  et  curias  predictas 
spectantibus,  prout  ad  nos  pertinebant   Dazu  s.  *Bald.  Kesselst  S.  299, 1338:  zu  dem  castrum 
Dille  gehören  die  hove  zu  Laineheim  und  zu  Dreise,  die  verpachtet  man  iedes  iars  umb 
hundert  mir.  fruchte  und  umb  zehene  oder  zwenzig  mir.  darzfi,  darnach  daz  fruchte  wissent, 
oder  man  snidet  die  fruchte  und  dAt  sie  selber  in,  des  ist  ein  deil  weise  und  ein  deil  rocken, 
ouch  werdent  da  ses  und  drizzieg  s.  hL,  davone  gibet  man  den  .  *  scheffen  ein  essen  umb 
sente  Mertins  dage.  ouch  verpechtet  man  den  win  alda  umbe  siben  fuder  oder  umbe  echte, 
als  iz  gerächt  an  dem  jare.    ouch  horent  zA  deme  hove  zA  Lainsheim  siben  scheffen,  die 
sint  schuldig  des  hoves  recht  zA  sprechene.    Aus  späterer  Zeit  vgl.  noch  CRM.  3,  324, 1346; 
Guden.  CD.  2,  1339,  1466,  cit  oben  S.  963  Note  1.  \ 

'^)  MR.  ÜB.  1,  571,  1152:  castrum,  quod  Seina  dicitur,  et  ipsam  curiam  de  Seina; 
MR.  ÜB.  1,  605,  1158:  castrum  de  Xassoue  et  curiam  adiacentem  mit  40  mansi.  S.  auch 
oben  S.  1308  Note  6. 

')  URheingrafen:  castrum  cum  multis  hominibus,  vindemiis,  agris  dominicalibns ,  qoi 


[Enlwicklimp  der  LandeagewalC.  —     1318     — 

Da  kann  es  denn  nicbt  wundorn,  wenn  die  Bm-gen  mit  dem  imigebenden 
Lande  in  allgemeine  grundheirliche  Bezieliiuigen  traten.  Sehen  wir  von  der 
direkten  Einnahme  von  Zinsen  aus  den  untei-sfellteu  Fronhöfen  ab',  so  wurden 
auch  von  deu  dem  Burgherrn  nicht  unmittelbar  grundhörigen  Umwohnern 
oft  auf  weite  Entfernung  hin  Grandzinse  als  Schutzgeld  unter  dem  Namen  des 
Schirmhafers,  Burgfoders  u.  dgl.  erhoben " ;  und  nicht  minder  wurden  Fronden 
für  Verproviantierang  und  Burghau  gefordert*.  Dazu  kam  endlich  noch,  dals 
die  Bulben  2umeist  in  die  Einung  einer  benachbarten  Markgemeinschaft  ein- 
bezogen waren*,  anfangs  Teil  hatten  an  deren  ÄllmendegenuTs  und  schliefslich 
es  nicht  selten  zur  ganzen  oder  partiellen  Markherrlichkeit  brachten ''. 

Die  Burgen  eines  Territoriums  aber  mufsten  nun  mit  all  diesen  Be- 
ziehungen um  so  mehr  in  den  Vordergrund  treten,  je  mehr  sich  dieselben  bei 
ihnen  durch  Verbindung  mit  anderen  Arten  halbstaatlicher  Gewalt  kräfügten. 


bundin  dicuntur,  et  mansU  censualibus.  S.  auch  MR.  ÜB.  1,  425,  c.  1112:  Pfalzgraf  SigfHd 
castelluni  ecclesiQ  [Lacensi]  vicinum  .  .  destnixi  et  bon»  ad  ipsutn  prius  pertinentiu  iratribua 
.  .  tradidi;  und  vgl.  Alp.  de  di».  lemp.  2,  20,  eil.  oben  S.  133  Kote  2. 

')  ME.  ÜB.  3,  71,  1217:  ein  Jahvcszina  vou  50  mir.  sigüinis  Trierer  Mafs  des  E«- 
gtifts  von  Altrieb  uns  preseDtabitur  ve)  in  Novo  Castro  vel  in  ripn  Moselle  apud  Keston, 
videlicet  prout  magis  noliis  [dem  Embischof  Dietricb]  aiit  nosMs  successoribus  videbitur 
expedire.  Vgl,  aucli  Hennes  ÜB,  1,  457,  1344,  und  teilweis  schon  hierher  gehörend  Cod. 
Salm.  347,  1473:  das  sehloll  Malberg  mit  seiner  frcibeit,  bogerieht  und  zubeboer;  item  die 
fischerie  nach  aldem  wißlomb  der  scbeffen  zii  Malberg  dient  jarlichs  9  mir.  komsz  6  weilte  pf. 
100  eigere  und  all  wocb  als  gut  alü  5  veiQ  pf.  nnd  die  inwoner  des  dnels,  so  vit  der  uf  dieß 
srbloli  geboren,  dhienent  jars  2  weehter  und  jarlkhs  uf  saut  En{Ire8tag  von  zinsen  von  burger- 
gut  14  weiDpf.,  im<[  sollen  auch  alle  gepUrliclie  bctredung  thun  von  :!uiieii  und  in  das  huK 
zwto  tag  za  dienen,  deß  sint  [sie}  alles  anderen  dienstes  und  der  schatzong  gefreihet  von 
den  berren  von  Malberg,  item  darüber  in  dem  dhael,  das  dient  3  H.  imd  6  weißpf.  und 
einen  wachtel  und  3  alb.  und  alle  woch  6  hl.  werths  «ecken. 

»)  S.  oben  S.  1066  Note  3,  1068  f.,  auch  'Bald.  Kesselst  S.  299,  1338:  ouch  gibet 
man  lus  dem  bove  zä  Ureiso  echte  mir.  rocken  den  .  .  tornknechten  uod  den  ,  .  weehtem  zA 
Spainlieini  uf  der  bürg,  und  gibet  man  2  fuder  wins  bem  Heiiiricbe  von  Baclieracb  und  ein 
fiider  wines  bem  Wolfram  von  Lewenstcin  riltem  iedes  jars  zä  manleue. 

')  UStift  S.  397,  Saarbui^;  homines  curie  de  (Bilziiigen)  de  littore  in  castrum  (Saar- 
burg) supei-pOitabunt  vinum  et  annonaiii  episcopi.  CRM.  3,  324,  1346:  die  Leute  des  Thaies 
Grensau  sollen  mit  füren  zu  ziten  dinen  uf  die  bürg  Gi'ansoie  und  daz  darzu  gehöret,  zu 
unsers  berren  vou  Trire  teile,  ane  keinen  andern  dinst  zu  dun.  S.  auch  Cod.  Salm.  347, 
1473,  cit.  oben  Note  1. 

*)  CRM.  3,  169,  1330:  die  bürg  Smideburg  mit  den  burgmau  .  .  dem  burgfrede,  und 
dazu  wazzere,  weiden,  anebow,  viescherie,  S.  auch  Mli.  ÜB.  2,  2ö,  1177,  cit.  oben  S.  205 
Kote  1. 

")  So  ist  wohl  Bald.  Kesselst  S.  152,  1319,  cit.  oben  S.  701  Kote  2,  zu  vei-stehen. 
S.  auch  *Bald.  Kesselst  S,  263,  1334:  nemus  nostrum  dictiuu  Swarzerdin  prope  castrum 
Cüppenstein  situatum  cum  universis  eiusdem  nemoris  appenditiis,  ac  onmia  bona  nostra  in 
villis  Windecke  et  Molkenrod  cum  agris,  pascuis,  campis,  pratis,  silvis,  aqois  aqnaniin  deeur- 
Bihus,  piscariis,  venationibus  ac  alüs  universis  ac  singulis  eorundem  bonorum  iuribus  et 
pertinentüs,  et  quicquid  aliud  in  predictis  nemore  ei  villis  sive  loeis  ac  eorura  confinüs 
habemus.    Man  vgl.  auch  Honth.  Hist  2,  115,  1329. 


—     1319     —  Bildung  des  Territoriums.] 

Schon  oben  S.  1071  ist  bemerkt  worden,  dals  sich  seit  etwa  dem  12.  Jh.  vog- 
teilicher  Schutz  wirkungsvoll  kaum  ohne  den  Besitz  einer  Burg  ausüben  liels : 
nun  war  der  landesherrliche  Schutz  seit  dem  18.  Jh.  gewüs  der  wirksamste, 
er  nahm  nach  Ausdehnung  wie  Bechtsinhalt  außerordentlich  zu,  und  seine 
Durchführung  knüpfte  sich  natürlich  an  die  landesherrlichen  Burgen^. 

Und  auch  das  dritte  territoriale  Bildimgselement  halbstaatlicher  Natur, 
die  Lehnsherrlichkeit,  blieb  dieser  Entwicklung  nicht  fem.  Wie  die  Allodial- 
burgen  des  Landesherm  in  Lehnsweise  verwaltet  wurden  und  zu  ihrer  Ad- 
ministration ein  besonderes  Burgmannenrecht  und  Burggrafenrecht  —  von 
letzterem  wird  imten  in  Teil  3  dieses  Abschnittes  die  Rede  sein  — -  geschafifen 
wurde,  so  gerieten  die  meisten  fremden  Burgen  innerhalb  des  Territoriums 
als  Offenhäuser  in  Lehnsabhängigkeit  vom  Landesherm,  und  nach  der  Aus- 
dehnung ihrer  Lage  wie  dem  Wirkungskreis  der  von  den  Territorialburgen 
aus  zu  leistenden  militärischen  Hilfe'  richtete  sich  nicht  zum  geringsten  der 
spätere  endgültige  Abschlufs  der  Landesgrenze. 

Bei  dieser  Lage  der  Dinge  war  es  natürlich,  dafs  sich  mit  dem  vollen 
Mafse  halbstaatlicher  Gewalt  auch  die  Fülle  der  vom  Reiche  abgeleiteten 
hoheitlichen  Gewalt,  mithin  jener  ganze  neue  Komplex  von  Rechten,  welchen 
wir  im  Beginn  dieser  Erörterungen  als  Landesgewalt  kennen  gelemt  haben, 
sozusagen  lokal  auf  die  Burgen  niederschlug®.  In  kleineren  Territorien  galt 
die  Burg  der  Landesherren  als  das  Zentmm  der  neuen  Territorialgewalt;  in 
diesem  Sinne  wird  schon  im  J.  1192  von  dem  castmm  Vimeburg  una  cum 
comitatu  ac  universis  . .  iurisdictionibus,  pertinentüs  et  appenditiis  gesprochen  ^. 
In  gröfseren  Territorien  dagegen,  in  welchen  dem  Landesherm  eine  Anzahl 
von  Allodialburgen  zu  Gebote  standen,  wurden  diese  die  Mittelpunkte  ver- 

')  Zur  weiten  Verbreitung  der  Yerknüpfimg  grundherrlicher  und  vogteilicher  Rechte 
im  Burgenbesitz  s.  Cod.  Sahn.  71,  1279,  cit  oben  S.  1817  Note  1,  auch  Toepfer  1,  106, 1292: 
ego  Conradus  comes  silvestris  domicellus  de  Dnna  notum  &cio  .  .,  quod  castrum  de 
Duna  .  .,  curtim  de  Husin  ac  nllam  meam  Cafifelt  cum  omnibus  et  singulis  eorum  iuribus  et 
attinentiis,  item  homines  meos,  qui  sunt  send  mei,  ac  alios  homines  meos,  qui  appellantur 
homines  sancti  Remigii,  teneo  et  habeo  in  feodo  ab  abbate  monasterii  sancti  Maximini  extra 
muros  Treverenses. 

^)  Zur  Ausdehnung  derselben  vgl.  Honth.  Ilist  2,  124,  1334:  Erzbischof  Balduin  ver- 
bündet sich  mit  Herzog  Raoul  von  Lothringen  zur  Hilfe  a  Castro  nostro  Grimberg  ad  decem 
leucas  contiguas  circumcirca  infra  quindenam  a  tempore  monitionis  per  literas  suas  apertas 
desuper  factas  cum  quinquaginta  hominibus,  armis  et  equis  bene  expeditis,  vel  paucioribus 
numero,  prout  ipse  nos  aut  officiatum  nostrum  in  Sarbourg,  qui  fuerit  pro  tempore,  requisierit 
super  eo.  Nach  Guden.  CD.  2,  1000,  1311,  ist  der  Yerteidigungsbezirk  der  Burg  Landskron 
auf  8  Meilen  im  Umkreis  festgesetzt 

*)  S.  in  dieser  Richtung  schon  MR.  ÜR  2,  25,  1177,  cit  oben  S.  205  Note  1;  und 
MR.  ÜB.  2,  104,  1190:  castrum  Treis  des  ElrzstÜts  cum  omni  banno  et  districto  suo,  et  cum 
Omnibus  ad  ipsum  pertinentibus.  Vgl.  auch  oben  S.  782,  und  Cod.  Sahn.  71,  1279,  cit  oben 
S.  1817  Note  1;  CRM.  3,  240,  1838,  cit  oben  S.  1817  Note  1;  Cod.  Sahn.  847,  1478,  dt 
oben  S.  1818  Note  1. 

«)  MR.  ÜB.  2,  124,  1192.  S.  auch  WStrohn  [1881]  1510,  G.  8,  804-5,  dt  oben 
S.  1078  Note  8. 


(Entwicklung  der  Landesgewail.  —     1320     — 

Wiiltunt-'smiU'siger  Gfltendmachimg  der  neiieu  Landesgewalt;  nach  ilirer  Lape 
und  zuTii  guten  Teile  nacli  iler  Ansdefinungsmöglichkeit  ihrer  Sehutziiflicht 
wurden  die  neuen  Tenitorialverwaltungsbezirke  geschaffen;  und  nicht  ohne 
Grund  heifsen  diese  Bezirke  im  Westen  unseres  Gebietes,  im  Flandrischen  und 
anderswo  Kasselreien,  Chastfilerieu  oder  Ciiatellanien, 

Ist  es  aber  die  eigentümliche  Entwicklung  der  Kriegsverfassuiig  gewesen, 
welelie  eine  lokale  Anordnung  und  Verteilung  der  erwachsenden  Landesgewalt 
auf  die  Burgen  herbeiführte,  so  niufs  der  Bur^konimandant  der  erste  Beamte 
der  lokalen  Landesverwaltung  gewesen  sein.  Das  ist  das  erste  Thema  pro- 
bandum,  welches  sich  filr  die  Entwicklungsgeschichte  der  Territorialverwaltung 
ergeht.  Bevor  wir  aber  in  seine  Erörterung  im  dritten  Teil  dieses  Abschnittes 
eintreten,  ist  es  nötig,  die  innerhalb  des  Territoriums  erfolgende  Ausweitung 
der  Lande^ewalt  zur  Landeshoheit  zu  übersehen,  wenigstens  soweit  sich  diese 
Ausweitung  noch  im  späteren  Mittelalter  vollzieht.  Denn  man  wini  die  Bil- 
dungsgeschichte  der  Landesverwaltung  in  eben  dieser  Zeit  nicht  verstehen 
können,  wenn  man  nicht  die  Kräfte  der  zeutialen  Landesr^erung  völlig 
übersieht,  welche  in  ihr  zur  Wirkung  gelangen. 


^i 


Anhang. 

Efzhischof  Johann  fxm  Trier  schreibt  an  defi  Freigrafen  Johann  Hackenberg  iiber  das 
erzstifUsche  Privilegium  de  non  evocando.    1467  April  18. 

Cr.  KMifU  st,  A„  Bl.  29  dtt  IHpl  Prumümt. 

Johann  van  goitz  gnaden  erzbischof  zu  Triere  etc.  korfurste  Johann  Hackenberg  zur 
Nuwerstat  frigreve  in  dem  Suderlande,  uns  sind  zwene  dine  brieve  vurbraicht  worden,  in 
den  du  imseren  lieben  getreuwen  schoultheissen,  zenderen,  scheffenne,  meigeren  und  gemeinden 
unsere  gerichte  und  dorfere  zu  Sweich  und  zu  Merinke  van  clage  wegen  unsers  lieben  ge- 
treuwen Bemhartz  van  Waveren  gebietende  bist,  das  sie  sich  mit  demselben  clegere  in 
freuntschaft  sliechten  und  scheiden  in  vierzien  tagen  nach  ansehen  dinre  brieve ;  und  geschege 
des  nit,  so  setzes  du  ine  ein  richtlichen  rechtage  zur  Nuwerstat  an  den  frien  stoile  nidden 
vur  der  portzen  gelegen  im  Suderlande,  uf  den  anderen  mantag  nach  deme  sondage  phings- 
tage  nehstkompt  etc.,  wie  dine  brieve  das  furter  besagent  daruf  verkundigen  wir  dir,  das 
wir  als  ein  kurfurste  des  heiligen  Richs  van  loblicher  gedechtenissen  Romischen  keisem  und 
koningen  und  sunderlich  von  unseren  gnedigen  herren  dem  keisere,  der  itzont  ist,  und  van 
unsers  stifts  wegen  begnadet  und  gefreiheit  sin,  das  niemands,  er  si  auch  wer  er  wulle, 
einchen  unseren  und  unsers  Stifts  mannen,  burgmannen,  dienstmannen,  bürgere  oder  untertane 
umb  eincher  sache  willen  an  einche  keiserliche  königliche  oder  andere  gerichte  buissen  un- 
seren stifte  gelegen  ziehen  sulle  ader  möge,  herumb  und  in  kraft  solicher  unser  und  unsers 
Stifts  privilegia  und  freiheit  heischen  und  forderen  wir  die  obgen.  unsere  undertanen  gemein- 
lich von  dir  und  dem  gen.  freihen  gerichte  an  diesem  unserem  offenen  brieve  vur  uns  und 
unsere  rete  zu  rechte,  dan  wir  sin  derselben  unser  undertanen  mechtig,  das  sie  dem  obgen. 
cleger  umb  sine  forderonge  binnen  geburlich  zit  und  an  gelegen  orden  vur  uns  ader  unsen 
reten  thun  sullent,  so  vil  si  ime  van  eren  und  rechts  wegen  plichtig  zu  sin  erkant  werden. 

Urkund  etc.    Geben  zu  Paltzel  uf  sontag  iubilate  anno  domini  m^cccc^lzseptimo. 


Lampreeht,  DenttcliM  WirtMhaftalelMn.    I.  84 


2.  Die  Landeshoheit. 

Im  bisherigen  Verlauf  dieses  Abschnittes  sind  die  Voi>;äu^e  geschildert 
worden,  in  welchen  sich,  aus  den  verschiedensten  Quellen  gespeist,  einheitlich 
gefafst  durch  militärische  Kräfte  und  Ktalsuahmen,  allmählich  die  Lande^ewalt 
entwickelte.  Nachdem  somit  das  Territorium  zur  Unteriage  eines  besonderen 
forstlichen  Machtbereichs  herangereift  war,  kam  es  weiterhin  darauf  an,  die 
fürstliche  Gewalt  systematisch  durch  Umformung  der  bestehenden  territorialen 
Verfassimgs-  und  Verwaltungszustinde  zu  einem  stets  erweiterten  Ausdnick  zu 
bringen.  Die  in  dieser  Richtung  geltend  gemachten  Bestrebungen  füllen  das 
spätere  Mittelalter  und  die  folgenden  Jahrhunderte;  in  ihrem  Verlauf  erwächst 
die  Landesgewalt  zur  Landeshoheit.  Die  volle  Entwicklungsgeschichte  der 
Landeshoheit  ist  somit '  nicht  Gegenstand  unserer  auf  das  Mittelalter  be- 
grenzten Studien.  Gleichwohl  mag  es  gestattet  sein,  hier  kurz  diejenigen 
Anschauungen  zusammenzustellen,  welche  sich  schon  aus  dem  mittelalter- 
lichen Quellenmaterial  zum  Thema  ei^eben. 

Die  Landeshoheit*,  soweit  sie  sich  im  Mittelalter  ausbildet,  lehnt  sich 
natuiyemäfs  in  Konstruktion  und  Charakter  ihrer  Teilgewalten  noch  eng  an 
den  Charakter  des  mittelalterlichen  Staates  an:  Militärhoheit  und  Gerichtshoheit 
bilden  ihren  Kernpunkt.  Aber  daneben  wird  doch  schon  den  anderen  eben- 
bürtigen Teilgewalten  der  modernen  Staatshoheit  ein  gröfserer  Spielmuni  ge- 
lassen ,  als  dies  in  der  alten  Reichsverfassung  der  Fall  war.  So  namentlich 
der  Finanzhoheit  und  der  allgemeinen  Verwaltungshoheit ;  die  Landesherren 
duUlon  je  später  unt  so  weniger  jene  Eingriffe  seitens  autonomer  Verfassungs- 
kräfte  iu  diese  Gewalten,  welche  im  alten  Reiche  so  liäuüg  waren  und  so  her- 
vorragend zu  dessen  Verfall  beigetragen  haben.  Wir  werden  daher  die  Fort- 
schritte   der  Landesgewalt  zur  Landeshoheit   in  völlig  gleichmäfsiger  Weise 


')  S.  auch  schon  oben  S.  1251  f. 

")  Zum  Ausdi-uck  landfÜMte  s.  Bd.  3,  274.  s«,  1462;  291,  ir,,  1477. 


—     1323     —  Die  Landeshoheit] 

sowohl  auf  militärischem,  wie  auf  gerichtlichem,  finanziellem  und  administrativem 
Gebiete  zu  suchen  haben. 

Mit  dieser  allgemeinen  Erörterung  sind  aber  die  Fragen  zur  Lösung 
unserer  Aulgabe  doch  noch  nicht  richtig  gestellt.  Vorausgesetzt  ist  bisher  ein 
völlig  gleichmäüsiges  Verhältnis  des  Landesherm  zu  allen  Territorialeingesessenen. 
Dies  Verhältnis  bestand  in  Wirklichkeit  nicht.  Stand  der  Fürst  dem  grölseren 
Teil  der  Territorialbevölkerung  auf  Grund  ehemaliger  alleiniger  Grundherr^ 
Schaft  oder  Vogtei  als  voller  Landesherr  mit  der  Forderung  ausschliefslicher 
Unterthänigkeit  g^enüber,  so  bestanden  daneben  doch  groüse  Stücke  des  Terri- 
toriums aus  fremden  Grundherrschaften  und  halbselbständigen  Städten,  deren 
Verhältnis  zum  Landesherm  sich  zunächst  vertragsmäisig  zu  regeln  pflegte. 
Seinen  Ausdruck  fand  dies  Verhältnis  im  Laufe  des  späteren  Mittelalters  in 
einem  Ständewesen,  in  welchem  die  Grundherrschaften  und  Städte  immer  fester 
zu  einem  halbstaatlichen  Körper  zusammenwuchsen.  Natürlich  war  daher  die 
Einwirkung  der  Landesgewalt  auf  die  Stände  eine  andere,  als  auf  die  Unter- 
thanen ;  bildete  sich  die  Landesgewalt  hier  relativ  leicht  zu  voller  Landeshoheit 
heran,  so  bedurfte  es  dort  längerer  Zeit,  grölserer  Kämpfe  und  anderer  Mittel 
zur  Erringung  des  gleichen  Zieles.  Das  Verhalten  der  Landesgewalt  zu  den 
Ständen  bedarf  somit  gesonderter  Untersuchung.  Dieser  Sachlage  entsprechend 
werden  wir  die  Entwicklung  der  Landeshoheit  zuerst  gegenüber  den  unmittel- 
baren Unterthanen,  dann  gegenüber  den  Ständen  zu  erörtern  haben. 

Treten  wir  nun  in  die  Geschichte  der  Landeshoheit  gegenüber  den  Unter- 
thanen ein,  so  ist  zimächst  über  die  militärische  Seite  der  Entwicklung 
wenig  mehr  zu  sagen;  alle  hierher  gehörigen  Erscheinungen  sind  schon  oben 
S.  1287  ff.  besprochen;  es  bedarf  höchstens  noch  des  Hinweises,  dafs  das 
Recht  auf  Landesverteidigung  und  Auszug  späterhin  allgemein  als  hoheitlich 
gefafet  wurdet 

Um  so  ausführlicher  ist  über  die  Entwicklung  der  Gerichtshoheit  und 
ihre  allmähliche  Ausgestaltung  in  einer  veränderten  Gerichtsverfassung  zu 
sprechen.  Nicht  als  ob  mit  dem  Eingreifen  der  Landesgew^alt  sofort  eine 
systematische  Neugestaltung  eingetreten  wäre:  dazu  war  diese  Gewalt  selbst 
zu  schwach,  und  der  Trümmerhaufe  alter  Bildungen,  wie  ihn  der  Zusammen- 
sturz der  Reichsgerichtsverfassung  seit  der  Mitte  des  12.  Jhs.*  und  der  kor- 
porativen Gerichtsinstitutionen  in  der  zweiten  Hälfte  des  Mittelalters®  lieferte, 
zu  übermächtig.  Aber  allmählich  mufste  sich  doch  die  Landesgewalt  unter 
diesen  Trümmern  einzurichten  suchen,  um  so  mehr,  je  mehr  sich  das  Reich 
auch  als  Oberinstanz  *  und  auf  dem  Gebiete  der  Gerichtsvollstreckung  zurück- 


^)  S.  z.  B.  Honth.  Hist  2,  761,  1558;  8,  194,  1599,  cit  oben  S.  1269  Note  2. 
»)  S.  u.  a.  Waitz,  Vfg.  5,  177  t 
')  S.  u.  a.  oben  S.  1154  f. 
*)  S.  darüber  oben  S.  1272  ff. 

84* 


[EnlwiciluDg  der  Landesgewalt.  —     1324     — 

zog',  und  sie  niu/ste  riaraa  denken,  unter  Benutzung:  des  noch  brauchbaren 
Vorhandenen  und  unter  Stärkung  der  eigenen  Bedeutung  eine  neue  territorial- 
abgeschlossene  Gerichtsverfassung  zu  bejrrunden. 

Versuche  in  dieser  Richtung  konnten  am  ehesten  an  die  Person  des 
Landeshemi  als  obersten  Hortes  des  Rechtes  anknüpfen:  wurde  docli  bei  einer 
solchen  Auffassung  der  landeshenlichen  Gewalt  niu-  eine  im  Reich  hergebrachte 
Anschauung  auf  die  Territorien  übertragen.  Nun  hatten  die  Herren  künftiger 
Territorien  schon  früh  pei-sönlich,  über  alle  Gerichtsinstanzen  hinweg,  eine  aus- 
gedehnte schiedsrichterliche  und  vergleichende  Thätigkeit  auszuüben  begonnen ; 
an  tler  Mosel  ist  sie  seit  Mitte  des  12.  3h%,  in  den  geistlichen  Territorien  ganz 
besonders  bei  Streitsachen  kirchlicher  Institute,  gewöhnlich  ^.  Mit  ihr  verband 
sich  aber  seit  der  zweiten  Hälfte  dos  13.  Jhs.  ein  weiteres;  die  Bürgschaft 
für  andenii'eitig  oder  auch  in  landesherrlichem  Kompromifs  geschlossene  Ver- 
gleiche, sei  es  durch  direkte  Beurkundung  oder  durch  Besiegehmg  der  Ver- 
gleichsurkunden, auch  hier  wieder  vornehmlich  bei  Streitsachen  geistlicher  In- 
stitute oder  Belehnter*.  Indem  nun  bei  solchen  Vergleichen  die  Bürgschaft 
immer  starker  betont  wurde*,  wurde  dem  vergleichenden  und  bürgenden  Landes- 
herm  geradezu  das  Recht  eingeräumt,  bei  Bruch  des  Vergleichs  den  schuldigen 
Teil  entweder  dii-ekt  zu  bestrafen  —  hierzu  bot  namentlich  die  Banngewalt 


')  S.  Honth.  Hist  2,  271,  1876.    Welche  selUamen  Leistungen  die  LandeBherreu  als 

Qerichlsvollstrecker  schon  tun  die  Mtte  des  14.  Jhfi.  wagten,  zeigt  Bd.  3,  No.  178,  1349, 
vgl  dazu  o!)en  S.  1220,  Note  1  Schlufs.  Aus  späterer  Zeit  b.  Cod.  Salm.  No.  387,  1539, 
Weisung  für  den  firafen  von  Salm  als  Landeehermr  dafs  ghein  gefangener  olin  (des  I.andes- 
herrn)  willen  seines  gefenknus  erledigt  soll  werden. 

-)  S.  z.  B.  MR.  ÜB.  1,  521,  c.  1140—1150:  dominus  Waltherns  de  Sigesperc  super nsuario 
aque,  quantnm  ad  litus  [das  SaamferJ  ville  de  Bits  pertlneliat,  quod  etiam  ad  feodum  suum 
apectare  ipse  asserebat,  diu  ecclesiani  Wadegotiensem  ealurapniatus  est;  ijue  qiierela  niediante 
comitissa  Gisela  de  Sarbruchen  in  hunc  modum  est  decisa;  videlicet  quod  prefatus  Walterus 
ipsius  interventu,  quicquid  iure  feodoli  inter  duo  littora  a  comitissa  Mechtilde  de  Houburcb 
cuius  fuit  proprietaä  possidere  Tidebatrtr,  et  preterea  transitiun  lilwrum  per  pratum  ad  molcn- 
dinum  super  litus  situm  prefaCe  comitisse  Mechtildi  resignavit,  quod  ipsa  comitissa  una  cum 
prcfato  domino  Waltero  et  filio  eius  WUlelmo  in  manus  Simonis  comitis  de  Sarbrucken  cod- 
tradidemnt  et  per  eius  manum  deo  et  sancte  Marie  pro  remedio  anime  sue  obtiUeruni.  MR. 
ÜB.  2,  4*,  H70;  Ravengiereburg  klagt  gegen  seinen  Vogt  vor  Krabischof  Cliristian  von  Mainz, 
und  zwar  nimmt  man  scbliefslich  den  Erzbiscliof  als  Schiedsrichter.  Honth.  Hist  1,  S.  188, 
1269:  cum  ego  Gerlaciis  facerem  exactionem  in  aliqiios  homines  ecdesiae  saneti  Simeonis 
apud  Hoingen,  et  super  hoc  nos  capitulum  referremus  ipsi  domino  Gerlaco  quaestionem,  eo 
quod  ad  nos  dictos  homines  libere  et  absolute  pertinere  diceremus,  quos  idem  dominus  Ger- 
lacus  ad  suam  advocatiam  de  Iloingen  spectare  diceliat:  pariter  in  hoc  conscosimiis .  quod 
coram  domino  nostro  archieiiiscopo  Trevireosi  iuri  stabimus  super  eisdem. 

")  S.  z.  B.  Bd.  3,  17,  s«,  1260;  Goem  Regg.  der  Erzh.  S.  .50  zu  Mai  1261,  S.  51  zu 
Nov.  1261,  ^.  52  zu  Mai  21  1273,  S.  53  zu  Sept.  20  1275;  Bd.  3.  85.  lo,  1280;  Goerz  Regg. 
der  Erzb.  S.  56  zu  März  3  1284,  S.  67  zu  März  2  1291  usw.,  auch  Bd.  3,  253,  n,  138f!. 

•)  S.  7.  B.  Bd.  3,  120,  .1,  1320. 


—     1325     —  I>ie  Landeshoheit] 

der  geistlichen  Landesherren  ein  sehr  bequemes  Mittel  ^  —  oder  vor  sein  Forum 
zu  ziehen.  Räumte  man  nun  aber  dem  landesherrlichen  Schiedsrichter  diese  Ge- 
walt ein,  so  mulste  man  ihm  natürlich  auch  das  Literpretationsrecht  des  Ver- 
gleichs zugestehen^.  Und  bald,  im  Laufe  des  14.  Jhs.,  schritten  die  Landesherren, 
wenigstens  in  Trier,  noch  weit  über  die  genannten,  um  etwa  1300  erreichten 
Vollmachten  hinaus:  sie  warnen  vor  Abweichungen  vom  Vergleich^,  ja  sie 
bestrafen  ohne  weiteres  jede  Kontravention  ^. 

Bedenkt  man  hierbei,  dals  das  Austragsverfahren  schon  um  1170  so  häufig 
war,  dals  es  neben  dem  ordentlichen  Gerichtsverfahren  als  gleich  wichtig  ge- 
nannt wird^,  ja  daCs  in  Luxemburg  um  1280  eih  besonderer  Justitiar  in  seiner 
Durchführung  beschäftigt  erscheint  ®,  so  begreift  man  ohne  weiteres  den  aufser- 
ordentlich  weitreichenden  Einflufs,  den  seine  Existenz  für  die  Begründung  einer 
besonderen  territorialen  Gerichtsverfassung  haben  mulste. 

Schon  im  Beginn  des  13.  Jhs.  war  der  künftige  Landesherr  nicht  mehr 
imstande,  die  für  das  Vergleichsverfahren  notwendigen  thatsächlichen  Unter- 
lagen allein  festzustellen,  um  auf  sie  hin  das  schiedsrichterliche  Urteil  zu  fällen ; 
er  betraute  mit  dieser  Thätigkeit  besondere  Ausschüsse,  welche  zumeist  aus 
dem  Kreise  der  höfischen  Berater  ad  hoc  geschafiien  wurden^.  Im  14.  Jh. 
ftmgieren  dann  diese  Kommissionen  ganz  regehnäMg  und  erscheinen  nunmehr 
meist  aus  landesherrlichen  Beamten,  speziell  aus  Mitgliedern  des  um  die  Person 
des  Landesherm  fluktuierend  gebildeten  Rates  zusammengesetzt^;  noch  liefe 
sich  die  Vorbereitung  schiedsrichterlicher  Thätigkeit  in  derartigen  Einzel- 
kommissionen bewältigen^. 

Indes  je  mehr  sich  das  Territorium  abschlofs,  je  mehr  der  Landesherr 


^)  S.  Bd.  3,  84,  2s,  1280;  105,  le,  1297.  Die  Bannaodrohung  konnte  auch  von  einem 
Officialat  ausgehen,  s.  Dipl.  Prumiense  Bl.  187» ,  1815,  cit  oben  S.  970  Note  4. 

*)  Zu  der  Natürlichkeit  dieses  Interpretationsrechtes  vgl.  u.  a.  oben  S.  987  §  15. 

«)  Bd.  3,  No.  134,  [1386]. 

*)  Bd.  8,  240,  87,  1373. 

^)  MR.  ÜB.  2,  4»,  1170,  cit  oben  S.  1094  Note  2. 

^)  Bd.  8,  85,  10,  1280.  Dieser  Justitiar  fand  aber  vermutlich  auch  in  der  Grund- 
herrschait  eine  Verwendung  ähnlich  der  der  Prümer  Oberschultheifsen  von  1291,  s.  oben 
S.  734. 

7)  MR.  ÜB.  2,  218,  1208:  der  Hof  (grangia)  Winterbach  wird  in  seinen  strittigen 
Grenzen  neu  bestimmt  Erzbischof  Johann  ad  silvam  ipsam  accessimus,  ubi  diligenter  inqui- 
sita  veritate  a  circumiacentibus  tam  nobilibus  quam  ministerialibus  necnon  et  rusticis,  de 
consilio  prudentum  virorum,  quos  ad  hoc  decrevimus  convocandos, . .  litem  determinavimus. . . 
procuravimu^  etiam  precidi  arbores  et  signari,  novas  quoque  et  expressas  per  loca  disponi  ad 
habendam  in  posterum  plenam  et  perpetuam  notitiam  terminorum.  Folgt  die  Grenzbeschreibung. 
Vgl.  auch  unten  S.  1880  Note  8. 

8)  S.  z.  B.  Bd.  8,  No.  117,  1828;  No.  196  und  197,  1857,  s.  auch  nochNo.  249,  1469. 
*)  Bisweilen  fällt  den  Kommissionen  wohl  auch  das  gesamte  Ver&hren  einachlieiklich 

der  Aussprache  des  Urteils  —  aber  dann  doch  unter  selbstverständlicher  Zustimmung  des 
Landesherm  —  anheim,  vgl.  Guden.  CD.  2,  1095,  1844:  Ortolfus  consul  Trevirensis,  deno- 


(Entft-itklung  der  Land  esge wall.  —     1326     — 

allen  TonitorialeingcsesBenen  als  oberster  Vogt  und  Richter  erschien  •,  om  so 
stärker  mehrten  sich  die  Ansprüche  auf  schie(!srichterliche  Thätigkeit*.  Zu- 
gleich Qolmien  sie  jetzt  einen  anderen  Charakter  an.  Bisher  hatten  beide 
Parteien  kompromittiert;  jetzt  gewöhnen  sich  die  niederen  Territorial- 
eingesessenen daran,  gegen  vemieinüiche  Reehtsvergewaltigiingen  von  irgend- 
welcher Seite,  nicht  blofs  von  Seiten  der  gegnerischen  Partei,  sondern  auch 
-von  Seiten  des  Richters,  Hilfe  beim  Landesherm  zu  suchen:  sie  appellieren®. 
So  heifst  es  z.  B.  im  §  4  des  Weisturas  von  Liscbberg,  Igel  usw.  aus  dem 
Anfang  des  14.  Jhs. :  oh  den  eg.  dorferen  gewalt  geschee  in  den  dingen  [Ge- 
richtshandlungen], daz  mag  ieclich  dorf  sinen  heren  clagen  [dem  Grundherrn, 
Hochgeriehtsherr  ist  SMatheis];  und  enmoichten  die  heren  dez  nit  geriechten, 
so  sullen  sie  iz  clagen  u.  h-  von  Triere  als  eime  obersten  ricliter.  Die  mit 
derartigen  Bestimmungen  eingeschlagene  natürliche  Richtung  der  Appellation 
an  den  Landesherm  fand  übrigens  bald  ihre  gesetzliche  und  dauernde  Be- 
stätigung durch  die  Verleihung  des  Rechts  de  non  evocando  und  de  non  ap- 
pellando  von  Seiten  des  Reiches*.  Natüi-lich  aber  nahmen  mit  dem  immer 
hÄufigeien  Einlaufen  von  Appellationen  und  Klagen,  wie  mit  der  Legalisiening 
des  lustanzenzuges  durch  das  Reich  die  Geschäfte  der  landesherrlichen  Ver- 
gleichs- bzw.  Gerichtsausschüsse  immer  mehr  zu,  und  es  fragte  sich  bald,  ob 
ad  hoc  gewählte  Kommissionen  zu  ihrer  Bewältigung  noch  genügten.  Die 
Frs^e  wurde  dahin  beantwort*?t,  dafs  man  entweder,  wie  in  Luxemburg  am 
Schlufs  des  14.  Jhs.,  den  ganzen  Rat  mit  ihrer  Besorgung  betraute '',  oder 
aber  für  sie,  wie  in  Trier  im  J.  1458,  ein  besonderes  Hofgericht  aus  dem  Rate 
ausschied".  Mit  einem  solchen  Hofgericht  war  dann  aber  eine  wahrhafte 
oberste  Gerichtsiustanz  im  Territorium  gewonnen,  deren  Bedeutung  weit  über 
diejenige  des  alten  Lehns-  und  Dienstmannendings  hinausging,  wenn  man  diesem 
wohl  auch  ali  und  zu  Fragen  nicht  lehns-  oder  dienstherrlichen  Rechtes  vor- 
gelegt hatte'.    Jetzt  ei-st  war  eine  Zentralstjitte  gewonnen,  von  welcher  aus 


Tninatus  ab  archiepiscopo  iudex  in  causa  prosecutionis  damni  [illall  ciiidam  hominum  suonini 
■Wesalicnsiiim  Gtailoni  Volkcnbach  per  Hemicuni  de  Schonenlturg,  dum  ilhim  prehendit  ei- 
cruciavil  preti.ivft'  et  in  siunmum  coniecit  escidium]  cum  assessoribus  suis  pronuntiat,  patra- 
torem  in  Biimmam  mille  inr.  ar^enli  libellatam  condemnando.  Ein  Beispiel  für  die  Thätig- 
keit  besonders  eingesetzter  Gerichtskommissionen  aus  der  Zeit  unmittelbar  vor  der  Errichtnng 
des  Hnfgerichts  s.  noch  bei  Loersch,  Ingelh.  Oberhof  S.  514. 

')  H.  oben  S.  1136. 

■-)  S.  z.  B.  oben  S.  955,  femer  oben  S.  675  Note  9;  Bd.  2,  648  Note  2. 

')  Schon  in  Buchl.  1,  506  findet  sich  ze  hove  kumen=vor  den  Richter  gehen.  Vgl. 
femer  Bd.  2,  S52,  speziell  Note  5. 

*)  S.  darüber  oben  S.  1273  f. 

')  Clart.  Clairefontaine  187,  1385. 

•)  S.  oben  S.  1274.    Zur  Thätigkeit  desselben  s.  u.  a.  Bd,  3,  No.  270,  1497. 

■■)  Namentlich  solche,  in  welchen  der  Landesherr  Partei  war.  So  iiidt  z.  li.  Erzbischof 
Kuno  im  J.  1862  die  Stadt  Koblenz  in  einem  Streit  wegen  der  .Accise  vor  sein  Manngericlit. 


—     1327     —  Die  Landeshoheit] 

die    landesherrliche    Gerichtsgewalt    zur    vollen   Geltung    gebracht    werden 
konnte. 

In  der  That  beginnt  eine  weitergreifende  landesherrliche  Regelung  der 
alten  Zustände  überkommener  Gerichtsverfassung  von  oben  her  in  Trier  erst 
nach  der  Kreierung  des  Hofgerichtes.  Zwar  war  schon  vorher  für  das  Trierer 
Stadtgericht  eine  R^elung  vorgenonmien  worden  * ;  zu  einer  Verbesserung  un- 
leidlicher Zustände  auf  dem  Lande  aber  kommt  es  erst  im  Beginn  des  16.  Jhs.  ^, 
und  eine  allgemeine  Untergerichtsordnung  wird  gar  erst  im  J.  1533,  zwei 
Generationen  nach  B^ründung  des  Hofgerichtes  erlassen^.  Und  auch  jetzt 
noch  geht  man  g^enüber  dem  geschichtlich  erwachsenen  Wirrwarr  von  Ge- 


Die  Koblenzer  bestreiten  aber  die  Kompetenz,  s.  Ferdinand  S.  87.  Dagegen  kommen  1S64 
der  Erzbischof  und  die  Stadt  Trier  aberein,  ihre  Streitigkeiten  dem  königlichen  Gericht  znm 
Entscheid  Yorzolegen,  a.  a.  0.  S.  81  t  Der  Lehnhof  gehörte  an  sich  nicht  direkt  der  terri- 
torialen Entwicklung  an,  namentlich  nicht,  nachdem  er  mit  dem  Dienstmannending  ver- 
schmohsen  war  (s.  Bd.  8,  116,  se,  1818).  Zur  Bedeutung  und  dem  Schicksal  dieser  uns  hier 
nicht  weiter  interessierenden  Instanzen  s.  oben  S.  1038  f.,  1170,  1266  f.,  femer  CRM.  8, 
818,  1845;  822,  1846;  Honth.  Hist  2,  167,  1846;  176,  1854;  Dominicus  S.  591. 

^)  Die  Trierer  Schöffenordnung  von  1400,  Honth.  Hist  2,  767,  ist  gemacht  vom  Erz- 
bischof mit  rade  unsers  capitels  und  frunde,  und  auch  mit  wissen  und  rade  der  (Trierer)  bür- 
geren; der  Erzbischof  ordiniert  und  setzt  sie.  Ebenso  heilst  ein  Nachtrag  von  1422  (Honth. 
Hist.  2,  792)  satzunge  und  ordinatio.  Von  Hontheim  nicht  beachtete  Stücke  der  Schöffen- 
gerichtsordnung Yon  1400  hat  herausgegeben  Kraus  in  den  Berichten  der  Trierer  Ges. 
f.  nützl.  Forschgn.  1869—1871,  S.  88  f.  Ein  verwandtes  Stück  aus  früherer  Zeit  ist 
Goerz  Regg.  der  Erzbb.  S.  54  zum  15.  Novbr.  1277,  s.  unten  S.  1844  Note  1.  Vgl.  femer 
noch  in  diesem  Zusammenhang  die  *  Beschwerden  Balduins  gegen  die  Stadt  Trier  1851,  Ar- 
ticuli  contra  scabinos,  im  Bsdd.  Kesselst,  wovon  einiges  gedruckt  oben  S.  1054,  Note  8; 
femer  die  Koblenzer  Schöffenordnung  von  1515,  gedr.  Scotti,  Chur-Trier  1,  288—55. 

*)  Vgl.  z.  B.  CUM.  5,  88,  1516:  Vertrag  zwischen  dem  Erzbischofe  Richard  von  Trier 
und  dem  Grafen  Philipp  von  Yimenburg,  -eine  verbesserte  Kriminal-Gerichtsordnung  in  der 
Pellenz  betreffend. 

')  Von  der  Untergerichtsordnung  steht  bei  Scotti,  Chur-Trier  1,  805  das  Inhalts- 
verzeichnis; gedruckt  ist  sie  1587  und  1589  bei  Ivo  Schöffer  in  Mainz.  Ich  citiere  nach 
der  Ausgabe  von  1589.  Spätere  Ordnungen  werden  in  unserer  Darstellung  nicht  mehr  in 
Betracht  gezogen.  Das  hauptsächlichste  spätere  Material  ist  etwa  das  folgende:  im  16.  Jh. 
eine  neue  Hofgerichtsordnung  von  1569,  s.  Honth.  Hist  8,  17,  vgl.  auch  47,  1576;  eine  ge- 
meine Amtsordnung  vom  14.  Mai  1576;  eine  Reformatio  iudidorum  von  1587,  teilw.  gedr. 
bei  Wyttenb.  u.  Müller,  Gesta  Trever.  8  Animadv.  S.  12-18,  s.  auch  Honth.  8,  149,  1587. 
Zum  17.  Jh.  vgl.  Scotti,  Chur-Trier  1,  619,  1640:  zeitweilige  Errichtung  eines  zweiten  Hof- 
gerichtes in  Trier  neben  dem  in  Koblenz;  dasselbe  wird  aber  1652  wieder  mit  dem  Kob- 
lenzer vereinigt,  vgl.  Honth.  Hist  8,  674.  Femer  erscheint  im  17.  Jh.  unter  Karl  Kaspar 
ein  allgemeines  Landrecht:  Landrecht  des  Erzstiftes  Trier,  Trier  1688,  109  SS.  .  Es  wird  er- 
neuert und  vermehrt  in  Trier  1772  ausgegeben  und  ist  neu  gedruckt  bei  Maurenbrecher,  Rhein- 
preufs.  Landr.  2,  42—206,  und  Scotti,  Chur-Trier  2,  Nr.  880.  Zum  18.  Jh.  ist  fernerhin 
noch  der  Erlafs  einer  neuen  Hofgeriditsordnung  im  J.  1719  (200  SS.)  zu  erwähnen,  s.  da- 
zu Honth.  Hist  8,  908  ff.,  auch  918,  1722.  Im  übrigen  vgl.  zur  Entwicklung  der  Trierer 
Gerichtsverfassung  vom   16.  bis  ins  18.  Jh.  noch  Honth.  Hist  2,  541;  8,  207. 


[Entwicklung  der  Laadpsgewalt.  —     1328     — 

richten  thiuilichst  schonend  vor.  Noch  erscheinen  nach  der  Untergericbts- 
oriinuns  als  Richter  Schiiltheilscn,  Meier  umi  Vögte,  als  Uvteiler  Schöffen  und 
Geschworene,  und  als  ihi-  Zweck  wird  nui'  angegeben,  damit  hiufiiro  sui  l)e- 
rQrten  undergerichteu  fonnlicher  dann  biß  anher  gehandelt,  die  proceß  ver- 
stendlicher  fani;enommen,  instituiert  und  gebessert,  auch,  soviel  immer  niöglicli 
l)ei  den  undei:gerichtsi)ersouen ,  dem  gemeinen  besduiebenen  rechten  gemeß 
procediert  und  geurtheilt,  die  irrigen  und  untunlich  und  Inlseu  mißbreuch,  so 
nidit  allein  der  Vernunft  sonder  auch  aller  erbarkeit  und  redlicheit  zugegen 
und  wider  erfunden,  hingenonunen,  nichticheit  des  proceß  verhttt  und  menig- 
lieheni  fürderlichs  rechten  verholfen,  auch  fride  und  einigkeit  desto  baß  ge- 
pflaiizet  und  erhalten  werden  möge.  Dementsprechend  beziehen  sich  die 
hauptsÄchlichsten  Neuerungen  nicht  auf  die  Verfassung ,  soniiern  auf  flas 
materielle  und  vornehmlich  das  prozessuale  Recht;  in  die  Verfassung  greift 
höchstens  ein  die  Trennung  des  Schöffenamtes  von  der  Beschäftigung  als 
Fürsprech  sowie  die  Bestellung  von  Gerichtsschreiberu,  welche  Gericlits- 
bttcher  zu  führen  hal)cn  für  alle  gerichtshandlung ,  bei-  und  endemleil, 
auch  aj)pellation„  heischung  und  gebung  der  apostel,  darzu  alle  contiact,  als 
keuf,  verkeuf,  übergab,  donation,  erbuug,  einkindschaft  u.  dgl-,  item  testameut, 
80  die  vor  gericht  gemacht  und  aufgericht  würden.  Eine  weitergehende 
Änderung  endlich  wird  bezüglich  der  bislang  bestehenden  Oberhofszüge  ge- 
troffen, oder  wie  sich  die  UGO.  S.  XXVII  ausdrückt,  des  Brauchs,  das  die 
Schöffen  nach  beschluß  der  Sachen  gelt  von  den  partheieu  gefordert  und  ]m 
anderen  gerichten,  die  etwa  den  haiidel  nit  recht  oder  villeicht  weniger  als 
die  ei-sten  schöffeu  vci-standen,  rat  geholt,  demnach  von  einem  hof  oder  gericht 
zu  dem  anderen  geferen  und  unsere  unterthanen  dardurch  mit  vergeblichem 
Unkosten  merklich  beschwert  haben.  Statt  solcher  nunmehr  regellos  erscheinender 
Oberhofszüge  wird  jetzt  eingeführt  der  Zug  der  Süidtjrerichte  des  Obei-stifts  aus- 
schlielslich  des  Amt^'S  Kochem  an  das  weltliche  Gericht  zu  Trier,  der  Stadtgerichte 
des  Unterstjftes  und  des  Amtes  Kochem  an  das  weltliche  Gericht  zu  Koblenz,  und 
der  Dorigerichte  an  das  jedesmal  nächste  Stadtgericht,  niemals  aber  aufser 
Landes,  sowie  bei  schweren  Sachen  nach  Trier  oder  Koblenz'.  I)at>ei  bleibt 
natürlich  die  Appellation  aller  Gerichte  an  das  Hnfgerieht  nach  wie  \or 
bestehen. 

Aus  diesem  weithei7igen  System  der  Untergerichtsordnung  von  1533  darf 
man  aber  keineswegs  schliefsen,  dafs  die  Einwirkung  der  Landesgewalt  auf  die 

'I  Man  vgl.  zu  diesen  Bestimmungen  Scotti,  Chur-Trier  I,  244,  Kolilenzer  Kclioffen- 
ordnung  von  1515,  §  22;  Wir  wollen  auch  und  ordeneu,  das  uuser  ticholleiß  und  scheffcn 
nit  verpflicht  sin  Bollen,  ob  es  schon  von  den  partliien  samptlich  ader  sonderlich  licgert  wurde, 
in  Bachen,  die  under  zwenzig  gl.  siu,  sich  an  irem  oherhoif  an  unserem  schefieugcrichte 
hinnen  unser  stat  Trier  zu  erfaren,  und  das  unih  zu  vermiden  unnützen  und  groilien  kosten, 
der  den  parthicn  mit  solichem  erfaren  ufget.  —  Die  Tendenz,  die  Städte  zu  henonagenden 
Stätten  der  Rechtssprechung  l)zw.  Hechtsfindimg  zu  mitchen,  ist  iilirigens  viel  älter,  vgl. 
MR.  ÜB.  3,  193,  1223;  Stat.  synod.  1227  e.  11,  Blattau  1,  27. 


1 


—     1829     —  Die  Landeshoheit] 

teiTitorialen  Gerichtszustände  abgesehen  von  der  Zentralstelle  vom  14.  Jh.  bis 
zu  den  dreifsiger  Jahren  des  16.  Jhs.  an  sich  gering  gewesen  sei.  Der  Landes- 
gewalt standen  aufser  der  bislang  betiachteten  Ein\iirkung  vom  Hofgericht 
bezw.  von  der  Person  des  Landesherm  aus  noch  andere  Handhaben  für  die 
Umfonnung  der  alten  Gerichtsverfassung  zu  Gebote. 

Sehen  wir  hier  zunächst  von  der  Entwicklung  der  fremdherrlichen  Grund- 
gerichte (Patrimonialgerichte)  ab,  so  war  für  die  landesherrlichen  Grundgerichte 
in  unserer  Gegend,  und  ganz  besonders  ausgedehnt  im  Erzstift  Trier,  schon 
um  die  Wende  des  12.  und  13.  Jhs.  eine  Verschmelzung  erfolgt,  in  welcher  aus 
mehreren  Fronhofsgerichten  6in  Gericht  unter  Vorsitz  eines  Schultheifsen  ge- 
bildet ward*.  Diese  anfangs  korporativen  Gerichte  hatten  sich  dann  in  der 
zweiten  Hälfte  des  Mittelalters,  wie  die  meisten  Fronhofsgerichte  überhaupt, 
zu  lokalen  Gerichten  mit  räumlich  geschlossenen  Gerichtsbezirken  ausgestaltet ". 
Über  ihnen  standen,  teil  weis  mit  einem  mehr  oder  minder  ausgebildeten  In- 
stanzenzug, wie  in  allen  alten  Immunitäten®,  Hochgerichte  zunächst  ftlr  Straf- 
sachen, da,  wo  die  Teilnahme  altfreier  Leute  erhalten  war,  auch  wohl  noch 
für  Streit  um  echtes  Erbe  und  Eigen.  Diese  Hochgerichte  in  ihrer  sehr  ver- 
schiedenartigen Ausdehnung  ergriflf  nun  die  Landesgewalt  und  pafste  sie,  be- 
günstigt durch  den  allgemeinen  Zug  der  Entwicklung,  aus  Korporationsgerichten 
wieder  räumlich  begrenzte  Gerichte  erstehen  zu  lassen*,  durch  Teilung  und 
Zusammenlegung  von  Gerichtsbarkeiten*  in  ihrer  Bezirksabgrenzung  allmählich 
so  viel  als  möglich  den  Amtsbezirken  der  neugebildeten  Territorialverwaltung 
an^.    Nicht  überall  wurde  diese  Anpassung  völlig  erreicht',  stets  aber  ist  ihr 


')  S.  oben  S.  1052  f. 

2)  8.  oben  S.  1200  f. 

»)  S.  oben  S.  1113. 

*)  S.  oben  S.  1154  f. 

^)  S.  oben  S.  186. 

®)  S.  oben  S.  186  flf.,  und  zum  Beispiel  die  oben  S.  191  citiertcn  Nürburger  Weistümer, 
sowie  CRM.  5,  113,  1538,  W.  über  das  Amt  Bergpflege:  zum  ersten  erkennen  wir  unsem 
gn.  herm  von  Trier  vur  einen  gewaltigen  herm  dies  lants  und  ein  schirmherm.  zimi  zweiten 
weisent  wir  unserm  gn.  herm  alle  gewaltsachen,  alle  doerengestoeß,  die  in  freyel  geschehen, 
die  zu  boissen  nach  zimlichkeit  zum  dritten  weisen  wir  unserm  gn.  herm  wasser  und  weid 
zu,  des  sal  unser  gn.  herr  den  armen  man  laßen  gebrauchen  und  nit  zu  versagen  in  kein  weiß. 
zum  vierten  weisen  wir  zu  unserm  gn.  herm  den  hohen  walt,  den  fogel  in  der  luft,  den  fisch 
im  wasser,  dat  fließende  ist,  dat  wilt  in  der  hecken,  also  ferre  unser  gn.  herr  oder  siner  gn. 
diener  bezwimgen  moegen.  fortan  sal  unser  gn.  herr  beschurren  und  beschirmen  witwen  und 
weisen,  den  herkommenden  man  mit  seinem  mstigen  spieß  gleich  den  inwendigen;  usgehalten 
Gulleß  Kevenach  und  Metterich  mit  iren  insonstlichen  herm  bei  alter  herlicheit  und  freiheit 
zu  laßen,  als  von  alters  her  breuchlich  ist 

~)  8.  oben  S.  191  f.  Auch  anderswo  geschah  das  nicht,  s.  für  Schleswig-Holstein 
Hansseu,  Abh.  2,  545.  Über  die  Schwierigkeiten  informiert  z.  B.  CRM.  S\  44,  1507:  in 
Bruttig  Trier  gnmdhochlierre  und  richter,  die  Grafen  von  Sponheim  vogthem,  welche  daselbst 
über  soliche  .  .  vogtie  sieben  scheffen  haben,  die  über  eigen  und  erbe  daselbst  richten  und 
dem  Vogt)  auch  .  .  gerechtikeit  und  gefelle  wisen.     Zum  Hochgericht  gehen  die  Trierer 


[Entwicklung  der  Landesgewalt.  —     1330     —  • 

Zweck  (lurchsiehtig :  die  alten  Strafgerichte  sollen  als  Amtsgeridite  den  Grund- 
gerichten des  Amtes  übergeoi-dnet  werden,  sie  sollen  zu  einer  zweiten  Iiistanz 
dieser  Gnindgeiichte  in  Zivilsachen  durchgebildet  werden,  und  über  ihnen  soll 
sich  das  Ho^ericht  als  dritte  Instanz  und  oberstes  Landesgericht  erheben'. 

Innerhalb  dieser  Anpassunpspraxis  aber  stiefs  die  bisher  beibehaltene 
Sehöfiengerichtsverfassung  mit  einem  Element  zusammen,  das  für  sie  schliels- 
lich  sehr  gefilhrlich  werden  sollte,  dem  territorialeu  Beamtentum,  speziell  dem 
Amtaiauii  als  Vorstand  des  Amtsbezirkes. 

Der  Auitmatn  hatte  als  solcher,  wenn  er  nicht  nebenher  Schultheifsen- 
oder  Vogtftiuktionen  versah,  keinerlei  gerichtliche  Befuj-Tiisse.  Aber  er  war 
der  allseitige  Vertreter  des  Landesherm  im  Amtsbezirk.  Wie  wenn  ihm 
der  landesherr  seine  schiedsrichterliche  Thätigkeit  für  das  Amt  mehr  oder 
weniger  übertrug?  Schon  seit  der  Wende  des  12.  und  13.  Jbs.  wurden,  wie 
wir  sahen,  vom  Landesherm  der  Zukunft  Konmiissionen  imd  Einzelpersonen  mit 
dem  Auftrage  der  Vorbereitung  schiedsrichterlicher  Erkenntnisse  ins  Land  ge- 
schickt*, vereinzelt  finden  sich  auch  Einzelpersonen  direkt  mit  dem  Schieds- 
richteramt betraut".  Es  lag  nahe  genug,  diese  letztere  Befugnis  im  14.  Jh., 
mit  der  vollen  Begründung  der  Amtsverfassung,  für  jedes  Amt  mehi-  oder 
minder  ausgedehnt  dem  betreffenden  Amtmann  zu  überlassen,  um  so  mehr, 
als  den  Amtleuten  für  ihr  Amt  schlielslich  die  volle  gerichtliche  Vollzieliungs- 
gewalt*  und  die  Verantwortlichkeit  füi-  die  Thätigkeit  der  Schultheilsen  als 
Richter  der  Grundgerichte "  zugeschoben  wurde.  Noch  mehr  aber  mufste  die 
schiedsrichterliche  ThÄtigkeit  der  Amtleute  da  in  den  Vordergrund  ti'eten,  wo 
sie  gleichsam  als  landesherrliche  Fiskale  zu  fungieren*  und  speziell  das 
Interesse  der  fürstlichen  ünterthanen  gegenüber  Gnmdhen-eu  und  Städten  zu 
vertreten  hatten :  wer  ez  auch  daz  den  bui^rem  und  armen  luten  , .  icht  an- 


Leute natb  Kochern  und  Baldeneck  vor  den  Amtraanii,  ebenso  in  Jlittelgericbtssachen ,  die 
Sponheinier  nach  Kastellaun.  Jetzt  wird  nuu  die  Gerichtsverfassung  durch  Vertrag  zwischen 
b^ideu  Parteien  vereinfocht    S.  auch  CRM.  5,  70,  1510;  88,  1524. 

')  VgL  dazu  Honth.  Hist  2,  541. 

")  S.  oben  H.  1325  Note  8,  vgl.  auch  MR.  ÜB.  2,  128,  1192;  2,  224,  1206;  2,  2fl6, 
1211—1212,  cit.  oben  ö.  178  im  Text;  MR.  ÜB.  3,  669",  1239;  Bd.  3,  68,  «,  1275;  Arch. 
Maxinin.  2,  377,  ld33,  cit.  Bd.  2,  CM,  Note  1. 

'I  SIR.  ÜB.  3,  486,  1233:  Streit -zwischen  Hinimerodc  und  Udo  sowie  Heribert  von 
Waldeck.  Der  Erzbischof,  der  am  lloflager  zu  Bojipard  ist,  dieni  partibns  apud  nllam  Urcige 
constituimus,  uhi  scultetua  nosler  E.  de  Minheim  ex  mandato  nostro  veniens  . .  rem  perdux(it) 
[als  Schiedsrichter]. 

'}  Speierer  Amtsordnung  1470,  §  43:  die  Amtleute  haben  die  Gerichtsexekutjoii,  such 
für  Todestrafe,  ohne  vorherige  Aoli-age  beim  Fürsten. 

")  Speierer  Amtsordnung  1470,  g  17:  die  Amtleule  sind  filr  frome  erber  redliche  ver- 
steudige  Schultheißen  und  ächöfien  in  ihren  .'bntem  verantworilicb. 

^)  Speierer  Amtsordnung  1470,  §  18:  die  Amtleute  sollen  anfeile,  bruche,  dibstal  und 
andere  mißhandelunge  tragen  und  Hißtiche  hcrfaren  han,  das  di<>  nit  undergetnirkt  oder  un- 
gestraft hingelegt  werden. 


—     1831     —  Die  Landeshoheit] 

lege  . . ,  ez  were  gegen  fursten  herren  rittem  knechten  oder  stetten,  da  soUent 
die  amptlute  .  .  denselben  allemole  fürderlich  und  beholfen  sin  zu  glichem 
billigem  lantleufigem  rechten  und  ustrag,  heilst  es  in  §  4  der  Sponheimer 
Ordnung  von  1437;  und  es  wird  fortgefahren,  die  Amtleute  sollten  die  Sache 
vor  den  Landesherm  bringen,  falls  ein  gütlicher  Austrag  nicht  gelänge.  Hier 
ist  es  keine  Frage:  neben  den  alten  Grundgerichten  des  Amtes  wächst  eine 
neue  schiedsrichterliche  Thätigkeit  des  Amtmanns  heran,  wie  sich  einst  neben 
den  alten  Landgerichten  des^Reichs  die  schiedsrichterliche  Thätigkeit  des  künf- 
tigen Landesherm  erhoben  hatte.  Und  diese  Thätigkeit  mufste  um  so  mehr 
bis  zur  vollen  Rechtssprechung  erstarken,  je  weniger  die  alten  personalen 
Grundlagen  der  Grundgerichte  vorhielten.  Hier  beruhte  alles  auf  der  Tüchtig- 
keit der  Schöffenbank.  Aber  die  Schöffen  fanden  sich  nicht  in  das  neue,  seit 
dem  16.  Jh.  aufkouunende  Recht  und  das  schriftliche  Verfahren;  sie  wurden 
zudem  in  ihren  Rechten,  z.  B.  der  Asylfreiheit \  vielfach  beschränkt  und  an 
zahlreichen  Orten  nicht  mehr  oder  nicht  blofe  gewählt,  sondern  vom  Gerichts- 
herm  gesetzt  oder  auf  Präsentation  erkoren*.  All  diese  Erscheinungen,  wie 
das  langsame  und  schwerfällige  Verfahren,  muteten  die  Bedeutung  der  Grund- 
gerichte abschwächen,  diejenige  der  einfachen  und  raschen  Rechtssprechung 
des  Amtmanns  erhöhen.  Und  so  finden  wir  die  letztere  denn  in  Luxemburg 
schon  gegen  Schlufe  des  16.  Jhs.  durchaus  überwiegend.  Im  WBerburg  vom 
J.  1595,  §  6,  heilst  es:  wiewol  in  allen  der  herschaft  B.  angehorigen  dorferen 
sonderliche  meier  und  scheffen  gesetzt  sind,  so  haben  doch  dieselbige  in  keinen 
anderen  Sachen  dan  was  marken  und  ihre  heingedingte  gepotten  anlangt  zu 
erkennen,  sondern  werden  alle  actiones  aufserhalb  criminalsacheu  [d.  h.  alle 
Mittelgerichtssachen]  für  dem  ambtmau  und  seinem  beisitz  in  dem  pforthaus 
gütlich  und  gerichtlich  verhandelt;  und  kan  der  beschwerte  teil  von  seinem 
urteil,  ob  er  wil,  für  die  herschaft,  auch  von  derselbigen  an  den  hohen  rat  zu 
Lützemburg  appelliren^.  Zugleich  zeigt  diese  Stelle,  welches  schliefslich  das 
Schicksal  der  alten  Grundgerichte  war:  sie  wurden  ihres  spezifisch  gericht- 
lichen Charakters  entkleidet,  nur  noch  die  alte  Rechtssprechung  des  Mark- 
dings verblieb  ihnen*.  In  anderen  Territorien  verlief  nun  die  Entwick- 
lung fast  noch  rascher,  wie  in  Luxemburg;  in  Trier  speziell  scheint  die 
Rechtssprechung   des   Amtmanns   schon   im  Beginn  des  16.  Jhs.   genauerer 


')  S.  z.  B.  oben  S.  1056  Note  2. 

^)  Das  gilt  sogar  für  Städte  wie  Boppard,  s.  Bald.  Kesselst  S.  215,  1880,  cit  oben 
S.  1051  Note  1 :  vgl.  auch  Bd.  8,  483  No.  8  u.  9,  1850. 

>)  Schon  citiert  oben  S.  804  Note  2,  auf  S.  805.      . 

^)  Hierin  beruht  der  Kern  dessen,  was  Stölzel  S.  864  ff.  über  die  späteren  ROgegerichte 
beibringt.  Die  Kompetenz  dieser  Gerichte  beruht  nicht  auf  einer  neuen  Bildung,  sondern 
vielmehr  auf  dem  Umstand,  dafs  den  Untei'gerichten  nach  Übergang  der  politisch-gericht- 
lichen Funktionen  an  die  Amtleute  noch  immer  die  Kompetenzen  ihres  alten  autonomen,  nur 
lange  Zeit  mit  dem  politischen  Gericht  verquickten  Wirtschaftsgerichtes  bleiben  mufsten. 
Vgl.  dazu  die  Auseinandersetzungen  oben  S.  269. 


[Entwickliuig  der  Liutdesgewatl,  —     1332 


Staats-  1 


Ordnung  unterzogen  zu  sein'.  Später  bemerkt  dann  Moser,  Trier.  Staats- 
recht  S.  200,  allgemein  von  der  Trierer  Gerichtsverfassung:  in  denen  Stätten 
ist  ein  Schultheifs  oder  Vogt  und  ein  Gericht  wenigst  von  7.  an  \'ilen  Orten 
aber  von  14  Schöffen;  ingleichen  eine  von  Churfürst  Franz  Ludwig  (1716 — 1729) 
angeordnete  Aintliclie  Verhör  von  4  Personen,  Tienilich  einem  ritterbürtigeu 
Amtmann,  einem  Amtsverwalter,  Kellner  und  Schultheifsen ;  und  haben  die 
gemeine  Unterthanen  und  Burger  in  erster  Instanz  die  Wahl,  ihre  Kitten  und 
Nothdurft  au  ein-  oder  dem  anderen  Ort  anzubringen^. 

Es  ist  indes  nicht  unsere  Aufgabe,  diese  Ühei^änge  der  Rechtssprechung 
aus  den  mittelalterlichen  Schöffengerichten  an  das  tenitoriale  Beamtentum  der 
späteren  Zeit  genauer  zu  untersuchen:  stellen  wir  nur  fest,  dafs  Anfönge  in 
dieser  Richtung  schon  am  Schlüsse  des  Mittelalters  völlig  zu  Tage  liegen  und 
sich  genügend  stark  betont  zeigen,  um  die  später  erfolgende  Umwandlung  der 
Gerichtsverfassung  auch  ohne  überwiegende  Inanspnichnahme  der  Rezeption 
<les  römischen  Rechts  zu  erklären. 

Und  so  ist  <ienn  die  Bahn,  auf  welcher  sicli  die  Entwicklung  der  terri- 
türialen  Gerichtshoheit  bewegt,  schon  im  Mittelalter  klar  erkennbar  vorge- 
zeichnet: Entwicklung  schiedsrichterlicher  Thätigkeit  in  der  Zentralstelle  wie 
in  den  unteren  Verwaltungsstellen,  Umgestaltung  derselben  zur  Rechtssprechui^ 
und  Aufoaugung  der  Jurisdiktion  der  älteren  Gerichtsverfassung  durch  diese 
Bechtssprechui^,  in  der  Zentralstelle  direkt,  in  den  unteren  Verwaltungsstellen 
(Ämtern)  nach  lokaler  Anpassung  der  alten  Gerichtsverfassung  an  diese  Ämter. 

Weniger  bedeutsam,  als  die  Entwicklung  der  Gerichtshoheit,  verläuft  die 
Entfaltung  der  landesherrlichen  Finanzhoheit  während  der  letzten  Zeiten  des 
Mittelalters.  Man  hatte  sich  allerdings  auch  hier,  wie  innerhalb  der  Gerichts- 
verfassung, aus  einem  bunten  Wirrwarr  von  Einzelfunktionen  zu  bestimmlerer 
Einheit  empoi-zuarbeiten :  das  allgemeine  Ziel  der  Zentralisieiiiug  war  in  beiden 
Fällen  das  gleiche.  Allein  während  auf  dem  Gebiete  der  Gerichtsverfassung 
die  Hindemisse  nur  in  dem  Chaos  der  alten  Einrichtungen  an  sich  lagen,  kam 
bei  der  Finanzverwaltung  noch  die  Unmöglichkeit  hinzu,  sich  aus  den  Fesseln 
jenes  langsamen  Übergangs  von  der  Natural-  zur  Geld  Wirtschaft  zu  lösen, 
durch  welchen  die  Vielheit  der  Erhebungsarten,  die  Mannigfaltigkeit  der 
finanziellen  Quellen,  kurz  der  ganze  Charakter  des  bisherigen  Verwaltungs- 
systems  zum  guten  Teil  unaliänderlicli  bestinnnt  schien.  So  konnte  es  nur 
darauf  ankommen,  die  alten  Bezugsrechte  thunlichst  zu  vereinfachen  und  zu 
unifizieren,  und  wenn  möglich,  neben  ihnen  allein  auf  Grund  der  Landeshoheit 
neue  Finanzquellen  spezifisch  geldwirtschaftlicher  Art  zu  entwickeln.  In  diesen 
beiden  Ricbtui^en  bewegt  sich  die  finanzielle  Thätigkeit  der  spätmittelalter- 
lichen Landesherren. 

'I  Hierauf  läfst  g  2ö  der  Trierer  Kellnereiordnung  von  1509  schliefsen.  Die  Trierer 
Anitsonlnung  von  1574  ergiebt  dann  schon  sehr  ausgedehnte  Jiirisdiktionsbeiiignisse  des  Amt- 
manns. Vgl.  auch  WBischofsdrohn  1560  g  5;  Scotti,  Chur-Trier  1,  568,  1597:  716,  1686;  717, 
1688;  und  unten  S.  1397  f. 

')  Audi  die  diesem  Satze  noch  lolgenden  Kachrichten  bei  Moser  sind  sehr  lesenswert 


—     1338     —  Die  LAndeshoheitJ 

Der  alte  Bestand  finanzieller  Bezüge  innerhalb  des  Territoriums  erflofs 
aus  der  Grundherrschaft  in  Domanialrevenüen ;  aus  der  Vogtei  in  Beden  und 
bald  nahezu  grundherrschaftlich  charakterisierten  Rechten,  von  denen  die  ersten 
unter  dem  sich  stetig  aufdrängenden  Zug  der  Radizierung  standen  und  von 
ihm  nur  mit  Mühe  und  auf  dem  Wege  der  Erpressung  freigehalten  werden 
konnten*;  femer  aus  lehnsherrlichen  Einnahmen,  Lehnwaren  u.  dgl.  Alle 
diese  Rechte,  speziell  diejenigen  der  Vogtei  und  der  Grundherrschaft,  suchte 
man  nun  zu  imifizieren;  im  wesentlichen  dadurch,  dafs  man  die  grundherr- 
lichen Einnahmen  soweit  als  möglich  im  Sinne  indirekter  Steuern  entwickelte, 
sie  in  dieser  Form  von  der  nunmehr  in  Regie  oder  in  reiner  Pacht  betriebenen 
Verwaltung  des  Domaniums  loslöste,  und  ihnen  die  vogteilichen ,  meist  zu 
grundherrlichem  Charakter  entwickelten  Abgaben  anschlofs^.  Dabei  war  es 
dann  vor  allem  das  Bestreben,  die  eigentlichen  Grundzinse  und  Renten  rein 
privatrechtlichen  Charakters  in  den  Hintergrund  zu  stellen,  dagegen  die  grund- 
bezw.  vogtherrlich  entwickelten  indirekten  Abgaben  besonders  zu  betonen.  So 
flieXsen  z.  B.  schon  nach  dem  Luxemburger  Urbar  aus  dem  Beginn  14.  Jhs. 
die  Haupteinnahmen  der  Luxemburger  Grundherrschaft  bezw.  Vogtei  nur  aus 
Bede  und  aus  Bannwein,  Zoll,  Abgaben  von  Bannöfen,  Bannmtihlen,  Bann- 
walkereien, Bannbrauereien,  aus  Dem  und  Landrecht,  aus  Aus-  und  Ein- 
weisungsgeldem,  Erlaubnisgeldem  ftlr  Fischerei,  Jagd  u.  a.  m.  Der  Erfolg 
dieser  langsam  vor  sich  gehenden  Umwandlung  war  schliefslich  ein  bedeutender; 
das  Domanium  wurde  frei  für  eine  rationelle  Eigenwirtschaft  oder  ein  ver- 
ständiges Verpachtungssystem,  und  die  alten  grundherrlichen  und  vogteilichen 
Abgaben  konnten  in  Vereinfachung  und  Zentralisierung  einer  heilsamen  Reform 
unterworfen  werden. 

Handelt  es  sich  bei  den  finanziellen  Rechten,  welche  auf  halbstaatlicher 
Gewalt  beruhen,  wesentlich  um  Vereinfachung  der  alten  Einnahmen  und  ihrer 

*)  S.  das  in  dieser  Hinsicht  ausgezeichnet  charakterisierende  c.  126  der  Stat  synod. 
1810,  Blattau  1,  146:  circa  quaestas  collectas  seu  tallias  sciendum  est,  quod,  si  dominus  in 
concessione  rci  suae  instituit,  quod  possit  talliare  homines  et  colonos,  hoc  licite  facere  potest; 
imo  colonus  de  hoc  aliquid  ex  certa  scientia  retinens  vel  subtrahens  vel  Celans  ad  restitu- 
tionem  tenetur,  dum  tarnen  antiqua  et  solita  tallia  fiat  et  talis  etiam,  quae  scitur  et  probabi- 
liter  creditur,  quod  ab  initio  ex  iusta  causa  fuerit  imposita.  verumtamen  si  non  fuerit  dic- 
tum, quota  tallia  fiat,  sed  in  concessione  rei  fuit  indeterminate  dictum,  quod  dominus  in  tali 
homine  vel  cassamonto  possit  talliam  facere,  intelligendum  est  de  moderata  tallia  considerata 
hominis  facultate  et  cassamenti  qualitate.  si  vero  dominus  immoderate  extorsit,  debet  ad  re- 
Btitutionem  per  sacerdotem  induci;  sed  si  colonus  non  exactus  tacite  vel  expresse  absque 
domini  dolo  et  fraude  aliquid  ultra  domino  offert,  dominus  gratis  recipiens  restituere  non 
tenetur.  secus  tamen  est,  si  violenter  aut  minis  vel  terroribus  extorsit  quodsi  forte  ipse 
et  eins  praedecessores  tot  exegerint  ab  hominibus  suis,  quod  si  venderet  quidquid  haberet 
restituere  non  posset,  tunc  consulat  ei  sacerdos,  ut  remittat  hominibus  in  recompensationem 
aliquam  servitutem  vel  aliquos  census,  ad  quos  ei  forte  tenentur,  vel  concedat  eis  aliquam 
libertatem  vel  construat  hospitale  vel  aliquid  aliud  piiun  agat  cum  consensu  damna  passomm 
seu  successorum  illorum. 

2)  S.  dazu  oben  S.  1257. 


[Entwicklung  der  Landesgewalt.  —     1334     —  -  H 

Erhebung,  so  bedurfte  es  bei  den  Rechten,  welche  aus  der  Übertragung  von 
Reichshoheit  erflossen,  vielmehr  einer  Anpassung  und  Erweitemiig.  In  diesem 
Sinne  wurden  hauptsächlich  die  Regalien  behandelt,  weniger  die  alten  an  die 
Territorien  Übergegangenen  Grafenrechte,  welche  schon  früh  gnmdherrschaftlichen 
bezw.  vogteilichen  Charakter  angenommen  hatten  ^  In  welcher  Weise  man 
mit  deu  Regalien  verfuhi",  ist  schon  oben  S.  1276  f.  erörtert  worden:  man 
brachte  zum  erstenmal  ihren  Charakter  voll,  bis  in  die  lokalen  Verhältnisse 
hinein  zur  Anwendung  und  scheute  dabei  den  Kampf  weder  mit  Markgenosseu- 
Bchaften  noch  mit  GrundheiTschaften  und  StAdten;  höchstens  daTs  man  ihnen 
die  finanzielle  Ausnutzung  einzelner  Regalien  unter  landesheniicher  Aufsicht 
überliefs*.  Der  allgemeine  Erfolg  dieses  Vorgehens  aber  spricht  sich  ilari»  aus, 
diiTs  die  Realien  am  Schlüsse  des  Mittelalters  im  Gegensatz  zu  den  halb- 
privatrechtlichen  indirekten  Steuern  aus  Gnmdherrechaft  und  Vogtei  als  die 
eigentlichen  öffentlich-rechtlichen  indirekten  Steuern  des  Tenitoriums  erscheinen. 
Zu  diesen  indirekteli  Steuern  kamen  uun  aber  noch  direkte  Landes- 
steuem:  eben  auf  diesem  Gebiet  liegt  eine  folgenreiche  Ei'weiteiimg  der  terri- 
torialen Fiuanzhoheit  im  späteren  Mittelalter  vor,  welche  um  so  bedeutungs- 
voller war,  als  sie  durch  die  gewöhnlichen  ScliiUlen  der  frühmittelalterlichen 
Finanzverwaltung ,  namentlich  die  Privilegierung  zu  Steuerfi-eilieit ,  nur  wenig 
mehr  beeinträchtigt  wurde*.  Ausgehend  von  dem  Gedanken  landeshenlich- 
Togteilicheu,  wenn  man  will  auch  gerichtsherrlichen  Schutzes*,  entwickeln  die 

')  Zu  den  Ornftwec-hten  s.  olicn  S.  168,  ferner  'Waitz,  Vfg.  7,  25  f.,  47,  420  f.;  8.393. 

>)  S.  CRM.  3,  466,  1360,  eil.  üben  S.  319  Kote  3;  auch  Seotti,  Chur-Trier  1,  272, 
152T,  KoinpetenzregpluDg  zwischen  Schiiltheirs  und  Schfiffea  bezw.  Bürgenneisier  und  Itut  in 
Koblenz,  §  S:  das  der  landesherrlichen  Obrigkeit  umnittelbar  zuständige  Aicbunga-Kecht  des 
trockenen  und  nassen  Mafses  imd  des  Gewichtes  soll  vom  landeslierrlicheu  Schultheiss  und 
Schefien  ausschliefslich  unter  Zulassung  des  zeitlichen  Kiii^einicisters  als  blofsen  Zuschauers 
ausgeübt,  jedoch  die  Mafsen,  Kannen  imd  Ellen  [Nomialmarse]  beim  Bürgermeister  und  Rat 
hinterlegt  werden  und  bleiben. 

°)  Ks  kommen  zwar  auch  jetzt  noch  Privileg! eiiingen  und  lieduktioneu  vor,  s.  z.  Ü. 
Goerz,  Re^.  der  Erzb.  z.  J.  1319  Juli  U;  Bd.  3  Ko.  223,  1409;  Xo.  237,  1450;  im  all- 
gemeinen aber  werden  Steuemacblässe  nur  aus  besonderen  wiristhaft liehen  Gründen  und  auf 
Zeit  gewährt,  s.  z.  B.  CRM.  3,  21,  1304:  K.  Albreebl  befreit  die  Bopparder  Bunker  auf 
l'|:  Jahr  a  solutione  sture  et  exacitonts  cuiuslibei;  und  namentlich  Honth.  Hist  2,  373, 
1427;  da  unsere  stat  zu  Cochme  lange  zit  und  noch  hude  bt  tage  gelüden  haint  und  lident, 
und  besonder  wan  die  peslilence  imd  sterben  also  sterkelich  und  seliedelieh  dieselbe  stat 
geschwechet  hant,  daß  wir  vergenklichkeit  derselber  stede  .  .  versoriet  hain,  so  verleiht  ihr 
der  Krzbischof  auf  10  Jahre  Steuerfreiheit  Zn  landesherrlichen  Bteuemachlässen  und  -Be- 
freiungen s.  auch  noch  oben  S.  604  Note  2,  und  Bnider  S.  79  f. 

*)  Ritler  S.  15,  wie  y.  Below  S.  25  bezeichnen  die  Bede  allnemein  als  üffenlHche,  auf 
Grund  von  Gericbisbarkeit  erhobene  Abgabe.  I>ies  trifft  in  dieser  Allgemeinheil  nicht  zu; 
es  giebt  z.  B.  auch  grundlierrliche  Bede.  Doch  kann  man  die  oben  bcsjirochenc  Bede  wohl 
als  gcrichtsherrliche  bezeichnen,  insofern  Vogtei  und  Gerichtsherrlichkeit  im  Rahmen  der 
Landesherrlichkeit  in  einander  übet^ngen,  s.  oben  S.  1135,  1258,  1260,  1268.  5.  auch 
UErzstia  Ko.  8,  i»;  12,  »;  13,  m,  14,!;  20,  s;  vgl.  44,  ";  46,3:  und  ferner  zur  Vorgeschichie 
dieser  Steuer  oben  S.  1027  f. 


—     1835     —  I>ie  Landeshoheit] 

Landesherren  für  diejenigen  Teile  des  Tenitoriums,  welche  ihnen  direkt  unter- 
stehen, also  nicht  den  Ständen  angehören,  eine  rohe  Vermögens-  oder  Ein- 
kommensteuer, welche  sich  im  Erzstift  Trier  seit  Mitte  des  13.  Jhs.  nach- 
weisen läfst^,  um  diese  Zeit  indes  schon  allgemein  verbreitet  und  herkömmlich 
gewesen  zu  sein  scheint^.  Der  Form  nach  erscheint  die  Steuer  als  Bede, 
entsprechend  ihrer  vornehmlich  vogteilichen  Begründung;  in  den  geistlichen 
Territorien  scheint  sie  sich  im  Erhebungstermin  gern  an  die  hergebrachte 
Hebungsart  der  Kathedralsteuer  angeschlossen  zu  haben*.  Diese  Bede  war 
ganz  allgemein  sehr  einträglich*  und  bedingte  —  abgesehen  von  aufser- 
ordentlichen  Mitteln,  wie  z.  B.  der  materiellen  Inanspruchnahme  der  Juden 
vornehmlich  bis  zur  Mitte  des  14.  Jhs.  —  recht  eigentlich  den  Fortschritt 
der  Territorialfinanzen  zu  geldwirtschaftlicher  Behandlung,  da  sie  im  Gegen- 
satz zu  vielen  anderen  indirekten  Abgaben  der  Regel  nach  in  Geld  erhoben 
wurde.  Zugleich  bildete  sie  gegen  Schlufs  des  Mittelalters  wohl  das  Rückgrat 
des  gesamten  Landesbudgets,  da  man  auf  ihr  Einkommen  in  veranschlagter  Höhe 
mit  ganz  anderer  Sicherheit  rechnen  konnte,  wie  auf  den  gleichwertigen  Ein- 
gang von  Naturalintraden.    Ihrem  geldwirtschaftlichen  Charakter  entsprechend 

*)  S.  G.  Trev.  Cont  5,  MGSS.  24,  409,  um  1250,  zur  Belagerung  von  Arras  durch  Erz- 
bischof Arnold:  ecclesie  quoque  et  civitates  diocesis  Treyirensis  de  mandato  domini  pape 
vohmtarium  sibi  subsidium  impenderunt;  immo  plures  ex  eis  sepe,  cum  necessitas  incubuit« 
in  auxiUum  personaliter  advenerunt  Vgl.  auch  G.  Trev.  c,  184:  Erzbischof  Heinrich  (1260 
bis  1286)  metas  iiuisdictionis  ecclesie  Trevirensis  fiducialiter  dilatavit  ac  totam  provinciam 
suis  tcmporibus  feliciter  gubemavit  Im  c  185  heifst  er  vir  . .  prudentissimus  in  acquirendo 
transitorias  huius  mundi  facultates,  et  onmi  carens  religionis  disciplina  •  .  clerum  et  religiosos 
semper  habuit  exosos  ....  quasdam  exactiones  fecit  fieri  per  onmes  villas  sibi  subiugatas; 
et  maxime  a  ludeis  sub  sua  defensione  constitutis,  quos  ipse  specialiter  protexit,  thesaurum 
infinitum  extorsit.  Sehr  eigentümlich  ist  WPrüm  1640,  G.  8,  835:  wan  m.  gn.  her  [von 
Prüm]  gelts  not  het,  so  ist  ieder  bürger  ihm  schuldig  zu  lehnen  2  s.;  und  so  m.  gn.  h. 
solches  gütlich  widerumb  gibt,  so  mag  [er]  ihm  mehr  lehnen. 

^)  S.  Ges.  Heisterb.  Dial.  mai.  2,  8:  quidam  episcoporum  tarn  graves  in  plebem  sibi 
subiectam  hodie  faciunt  exactiones,  sicut  personae  seculares.  isti  sunt  ficus  malae,  malae 
valde.  valde  timendum  est  talibus,  ne  sibi  cathedras  praeparent  iuxta  sedem  usurarii  in  In- 
ferno, quia  usura  et  exactiones  violentae  nil  aliud  sunt,  nisi  praedationes  et  rapinae. 

^)  Uonth.  Hist  2,  865,  1419,  Urkunde  Erzbischof  Ottos:  wan  und  welche  zit  wir 
vollest  in  unserm  stifte  und  lande  heischen  und  legen,  als  über  das  dritte  jähr  gewonlich  ist, 
so  wiülen  wir  von  unsere  burger  der  stede  zu  Monthabur  nit  me  heischen  zu  iglichen  vollest 
dan  echt  hundert  guder  silberner  Rinischer  gl.,  der  sie  alle  jar  binnen  der  vier  jaren  uf  sent 
Martins  tag  zweihundert  geben  und  hantreichen  suUen.  Hiermit  vgl.  man  Lac  ÜB.  1,  173, 
268,  1106;  Blattau,  Stat  sj-nod.  1,  7,  1155.  Im  Gegensatz  zur  vieijährigen  Bede  wird  dann 
die  grundherrliche  Bede  wohl  auch  exactio  annualis  genannt,  s.  Bd.  3,  407,  is,  1328. 

*)  In  der  terre  de  Kulant  des  ULuxemburg  S.  388  beträgt  die  Gesamteinnahme  128  Ib. 
6  s.  Turonenscs,  103  mo.  Roggen,  142 Va  mo.  Hafer,  17  Hühner,  7  Kapaune,  6  Schweine, 
3  Ib.  Wachs;  davon  kommen  auf  die  Taille  116  Ib.  Turonenses,  21  mo.  Roggen,  41  Va  mo. 
Hafer;  d.  h.  mindestens  */b  der  Einnahmen.  Reuland  war  ein  Schlofs  —  das  Ganze  ein 
kleines  Amt  Das  ist  mm  allerdings  im  Vergleich  mit  sonst  sehr  hoch.  Doch  vgl.  auch  UStift 
S.  398,  Irsch  und  Serrig;  ♦USElisab.  I][psp.  Bl.  54»;  Bd.  3  No.  288,  1328;  U2Mettlach 
S.  191.  1329. 


[Entwickkuig  der  Landeegewalt.  —      1336     — 

spielten  die  landeBhenlichen  Städte  bi'i  ihrer  Aufbringung  die  pröfete  Rolle'; 
der  Einllufs,  welchen  diese  Stäldte  später  unter  den  Lflndständen  erhalten, 
wird  niclit  zum  geriufKt^n  auf  die  Thatsache  zurOckzuführen  sein,  dafs  ihr 
namhafter  Beitrag  zur  Laudesbede  die  Fürsten  zu  besonderer  Rücksic)itnahiue 
auf  ihre  Wünsche  veranlassen  nuiJste*. 

Neben  der  allgemeinen  Laudesbede  pab  es  nun  in  ileu  seistlichen  Teiri- 
torien  mindestens  schon  seit  dem  13.  Jb.  eine  weitere  direkte  Besteuerung 
wenigstens  des  Klerus,  von  welcher  hereits  oben  S.  1283  f.  pesprofheu  ist, 
die  Subsidienbesteuemng.  Diese  Besteuerung,  in  ihrer  Einfühning  schon 
früh  durch  päpstlichen  EinfluTs  unterstützt  und  auch  später  mit  Hilfe  des- 
selben besonders  für  aufseronlentliche  Fälle  erhöht  und  aufrecht  erhalten", 
verlor  indes  in  Trier  ihre  Bedeutnnfi  wohl  schon  seit  Mitte  des  14.  Jhs. 
und  sicher  im  Laufe  des  15.  Jhs.*;  namentlich  wurde  ihre  Höhe  im  Ver- 
hältnis zu  den  Gesamteinnahmen  des  Territoriums  inmier  geringer  ^,  Um  bi> 
wichtiger  war  es,  dafs  ihre  Veranlagung  vermutlich  als  Vorbild  der  ständisclien 
Besteuerung  diente",  weiche  vom  14,  Jh.  ab  einen  immer  gröfseren  Einflufs 
auf  die  Entwicklung  der  tenitorialeu  Finanzen  erhielt. 

')  S.  Hontli.  Hief.  2,  143,  1340:  die  precaria  seu  slura  m  Neustadt  am  Speierbach  wird 
auf  lOO  Ib.  Iil.,  die  cisa  vulgaHtcr  dicta  ungelt  pbda.  auf  72  Ib.  hl.  jährlich  berechnet.  S. 
ferner  Bd.  3,  454,  is,  1344;  und  Hontli.  Hist.  2,  365,  1419,  i-it  oben  S.  1335  Note  8. 

*)  Cber  die  finanzieUe  Bedeutung  der  landestlirstJichen  Städte  tiir  die  TerritorialTer- 
wattung  im  allgemeinen  s.  Bruder  S.  11  f. 

»)  S.  G.  Trer.  ConL  5,  MGSS.  24,  409,  um  1250,  cit.  olwn  S.  1335  Note  1;  femer 
wird  Honlli.  Hist.  2,  88,  1314  eine  pftpetliche  Urkunde  für  Krzbischaf  BaMnin  erwflhnt  mit 
der  Erluubma,  10000  Ib.  auf  die  Trierer  Kirche  zu  erheben.  Vur  allem  aber  igl.  Uouth.  Hist. 
2,  457,  1472.  Zur  Möglichkeit  dieser  päpstlichen  EinniischuDg  vgl.  MR.  ÜB.  1,  368,  1069; 
■5S2,  1155. 

*)  Von  einer  letzten  grofsen  Auftnscbung  eraählen  die  G.  Trev.  c.  276:  Erzbischof 
Jacob  (1439 — 1456)  war  ein  unzuverlässiger  schlauer  Geschäftsmann,  extoreit  maniraam  siiin- 
mam  imponendo  subsidia.  Nach  Note  d.  ex  ms.  bei  Wyttenb.  u.  Müller  2,  S.  326  disGidium 
cleri  et  civitatis  componit  pereuadetque  clero  auxilium  charitativum,  salvo  icu«  libertatis  et 
exemptionis  eonim  ab  omni  vectigali.  sie  consensit  clenis  in  tributuni  sexannale  pro  vino 
vendibili  pendendum  civitati;  sed  oliservatum  esi  postea,  hac  re  plurimum  imminutam  [so 
statt  immunitam]  esse  der!  liberatem,  dam  rapiebat  fiscus,  quod  non  accipiebat  Christus. 

")  S.  oben  S.  1284. 

*)  Wenigstens  wurde  das  Subsidium  auch  durchaus  auf  die  einzelnen  geistlichen  In- 
stitut« als  Ganzes,  nicht  auf  die  Pertinenzen  der  Institute  veranlagt,  s.  Bd.  3,  437,  :o  f., 
1339,  imd  namentlich  Honth.  Hist  2,  39,  1309:  der  decanus  ecciesie  sancti  Florini  in  Con- 
fluentia,  collcctor  subsidil  .  .  Baldevini  .  .  archiepiscopi  in  partibus  infcrioribus,  hatte  von 
der  Kirche  von  Hönningen,  welche  dem  Stift  SSImeon  inkorporiert  war,  das  Subsidium  ver- 
langt; er  erklärt  jetzt;  cum  ratione  subsidil  dictae  ecclesiae  de  Hoingen  non  soluti  una  cum 
collega  nostro  sententiam  excommunicationis  suspensionis  interdicti  in  dictam  ecclesiani  dc- 
conum  et  capitulum  praedictos  ac  vicepastorem  eiusdeni  promulgaverimus  ac  diligenti  inqui- 
sitione  postliabita  et  investigatione  nobis  sit  facta  fides,  dictos  decanimi  et  capitulum  sicut 
alias  conventuales  ecelesias  imica  solutione  subsidil  ipsis  in  ipsorum  ecclesiani  imposili  snper 
universis  beneflciis  et  ecclesüs  eis  incorporatis  exjjncratos  esse  debere,  sententias  praed.  in 
personfls  decani  et  capiluli  praed.  ac  ipsorum  nomine  in  ecciesiam  de  Hoingen  prnrd.  latas, 


—     1337     —  Die  Landeshoheit] 

Wie  schon  oben  bemerkt  wurde,  traf  die  landesherrliche  Bede  nur  die 
direkten  landesherrlichen,  nicht  die  ständischen  ünterthanen^  Diese  That- 
sache  mufste  um  so  mehr  als  Unrecht  empfunden  werden,  je  mehr  das  Terri- 
torium an  staatlichen  Leistungen  für  alle  Landeseingesessenen  aufzuweisen  begann, 
und  je  deutlicher  der  Einflufs  der  Stände  auf  die  Landesregierung  sichtbar  wurde. 
Wie  der  Klems  als  Berater  des  Erzbischofs  zu  Zahlungen  für  das  Stift  her- 
angezogen worden  war,  so  wurden  nunmehr  auch  die  Stände  auf  Grund  ihres 
Beratungsrechtes  zu  Leistungen  verpflichtet;  neben  die  Subsidien,  welche  der 
Klerus  als  geistlicher  Stand  zahlte,  traten  die  ständischen  Beiträge  von 
Bürgertum  und  Ritterschaft.  Und  so  ergiebt  sich  denn  am  Schlufs  des  Mittel- 
alters eine  zwiefache  direkte  Besteuerung  des  Territoriums,  die  der  landes- 
herrlichen Unterthanen  in  der  Bede;  und  die  der  Stände  in  den  ständischen 
Beiträgen  und  Subsidien:  eine  Besteuerung,  welche  beiderseits  nicht  über  die 
Anfangszeit  der  volkswirtschaftlichen  Revolution  der  Stauferzeit  hinaufreicht 
und  als  geldwirtschaftlich  in  Gegensatz  tritt  zu  den  indirekten,  aus  grundherr- 
schaftlichen, vogteilichen  und  altstaatlichen  Rechten  hergeleiteten  Auflagen 
meist  naturalwirtschaftlichen  Charakters. 

Wie  sich  aber  auf  finanziellem  Gebiete  noch  am  Schlüsse  des  Mittel- 
alters in  den  bestehenden  Steuerverhältnissen  deutlich  genug  die  verschiedenen 
Strömungen  halbstaatlicher,  einst  reichsrechtlicher,  und  endlich  neuerdings  be- 
gründeter landeshoheitlicher  Gewalt  unterscheiden  lassen,  auf  welchen  die  ein- 
zelnen Landeseinnahmen  beruhen  —  nur  dafs  je  länger  je  schärfer  und 
umfassender  der  Einflufs  der  Landeshoheit  hervortritt  — :  so  ist  das  auch  auf 
dem  Gebiete  der  Landesverwaltung  der  Fall :  auch  hier  eine  Entwicklung  der 
Verwaltungshoheit,  welche  ursprünglich  an  Giimdherrlichkeit,  Vogtei  wie  auch 
Lehnsherrlichkeit  anknüpft,  dann  die  vom  Reiche  überkommene  Verwaltimgs- 
macht  ausbeutet,  schliefslich  aber  sich  immer  mehr  auf  eigne  Füfse  stellt. 

Die  Punkte,  in  welchen  sich  die  erwachsende  administrative  Gewalt  des 
Landesherm  in  der  Ausnutzung  halbstaatlicher  Kräfte  ausbildet,  sind  schon  in 
Teil  1  dieses  Abschnittes  besprochen;  ebenso  ist  auf  S.  1277  die  Bedeutung 
der  Reichsgewalt  fi\r  die  Entwicklung  der  tenitorialen  Verwaltungshoheit  ge- 
streift worden.  Es  ergab  sich  da,  dafs  namentlich  die  administrative  Aus- 
beutung der  Regalienrechte  von  Wiclitigkeit  war;  so  entwickelte  sich  bei 
energischerer  Ausbildung  der  Landesgewalt  aus  dem  Markrecht  ein  allgemeines 
landesheiTliches  Oberaufsichtsrecht  über  die  Landesstädte  und  deren  Ver- 
fassung, aus  Zoll-  und  Acciserecht  die  Oberaufsicht  und  rechtskräftige  Be- 
willigung von  partikulai^en  Bannrechten  und  Monopolen  wie  von  kommunalen 


(juas  praesentibus  revocamus  et  annullamus,  revocatas  et  annuUatas  publice  nuntietis  senten- 
tiis  in  vicepastorein  dictae  ecclesiae  impositis  suo  robore  duraturis.  —  Freilich  hatte  man 
auch  im  Reich  schon  eimnal  unter  Heinrich  V.  den  Versuch  gemacht,  eine  allgemeine,  wohl 
auf  die  selbständigen  Gewalten  zu  repartierende  Steuer  einzuführen,  s.  Waitz,  Vfg.  8,  400. 
')  S.  noch  Berg.  Landr.  48,  Lac.  Arch.  1,  99. 

Lamprecht,  Deatschei  Wirttchaftaleben.    I.  85 


[Eutwickluug  der  Landesgewalt.  —     1338     — 

Steuern  nanicutlieh  indii-ektci-  Art*,  aus  dem  Geleitsrecht  eine  allgeineine 
Polizeihoheit  über  das  platte?  Land  mit  der  Konsequenz  der  Aufstellung  eiuer 
Landaendarmerie *  und  eiuer  Regelung  der  Verbältnisse  fahi-euder  Leute", 
aus  dem  Bodem-egal  eiidHch  ein  durchgreifendes  Auföichtsrecht  über  alles  Öd- 
land wie  aucli  über  die  grofsen  Wälder  des  Temtoriums*. 

Allein  Über  diese  Hechte,  wie  sie  noch  aus  alten  Wurzeln  der  sich  bil- 
denden Landesgewalt  abgeleitet  werden  können,  spannte  sich  nun  immer 
kräftiger  der  einheitliche,  in  sich  abgeschlossene,  für  sich  bestehende  Betriff 
einer  landesherrlichen  Verwaltungshoheit,  ein  Begriff,  dessen  Wichtiglieit  ohne 
weiteres  aus  dem  Umstände  erhellt,  dafs  auf  ihn  schon  seit  Scliluls  des 
15.  Jhs.  ein  umfassendes  landesherrliches  Verordnungsrecht  konstruiert  wui-de, 
aus  dessen  unablässiger  praktischer  Anwendung  seit  etwa  Mitte  des  16.  Jhs. 
der  teiTitoriale  Absolutismus  envuchs. 

Diese  Vcrwaltungsholieit  könnt«  nun  schon  im  Mittelalter  geltend  gemacht 
werden  gegenüber  den  Markgenossenschaften  und  den  Grundherrsciaflen,  den 
beiden  gro&en  Verfassungsinstituten  des  platten  Landes,  imd  gegenüber  den 
Territoilalstädteu.  In  der  That  sind  die  Landesherren  in  allen  drei  Rich- 
tungen vorgegangen.  Hier  aber  interessiert  zunächst  nur  die  Entwicklung; 
ihrer  Thätigkeit  gegenüber  den  Markgenossenacliaften,  denn  Grundherrschaften 
und  Städte  waren  zugleich  Stände  des  Landes,  so  dafs  eine  Schilderung  der 
Einwirkung  der  Landeshoheit  auf  sie  dem  zweiten  Absatz  dieses  Teiles,  der 
Darstellung  des  gegenseitigen  Verhältnisses  von  Landeshoheit  und  St5nde- 
autonomie,  vorbehalten  bleibt. 

Im  Verhältnis  der  Markgenossenschaften  zur  Landeshoheit  ater  ist  im 
wesentlichen  wieder  nur  von  den  Dorfmarkgenossenschafteu  zu  reden,  einmal, 
weil  gegen  Schlufs  des  Mittelalters  der  gröfste  Teil  der  alten  Markgenossen- 
schaften schon  in  Dorfgemeinden  zerfallen  war,  dann  aber,  weil  die  Landes- 
regiei-ungen  alle  besonderen  markgenössisehen  Bildungen  der  Vergangenheit, 
soweit  sie  individuell  geformt  wai-en,  zu  Gunsten  weniger  Tjjien  zu  besi'itigeu 
suchttm  '^i  ein  Bestrel)en,  welches  die  landesherrliche  Bepünstigimg  und  wirkliche 
Ülierhandnahme  der  Dorfgemeinde  als  des  einfachsten  Typus  sehr  begreiflieh 
macht. 

In  der  Dorfgemeinde  also  und  im  Verhältnis  der  Gemeinden  zu  einander 
vor  allem  wirkte  sieh  die  neue  landesherrliche  Vei-waltungshoheit  aus. 

Dabei  war  die  Form ,  in  welcher  das  •  im  Verhältnis  der  einzelnen 
Gemeinden  zu  einan<ler  geschah,    sehr  einfach;    sie  ist  uns  auch  schon  aus 

I)  Vgl.  Bil,  8  No.  200,  1364;  No.  252,    1471;  8.  auch  v.  Maurer,  Dorfvf.  I,  364  f. 

»)  N,  oben  S.  1302  Note  2. 

")  H.  die  licttltTordnimg  von  lb3-i,  Blattnu  2,  81;  Scolti,  C'hnr- Trier  I,  29t<. 

*)  a.  oben  S.  90,  108,  139  Kote  7,  506,  507  f.;  vgl.  auch  unt^n  b,  1346  Noie  7  und 
S.  13.56  Note  5.  Am  Schlufs  des  Slittelalters  artete  d.as  Aufsiclitsrccbt  der  Wälder  sogar  schon 
in  Wildbahneinforstungen  aus,  s.  oben  S.  113. 

'■)  S.  oben  S.  274-5. 


~     1339     —  Die  Landeshoheit] 

der  Entwicklung  landesherrlicher  Gerichtshoheit  bekannt  * :  der  Landesherr  be- 
anspruchte zunächst  das  Schiedsrichteramt  bei  allen  Streitigkeiten  der  Dörfer 
untereinander,  besonders  wenn  es  sich  um  Allmenderechte  handelte,  und  zog, 
nachdem  dieses  Schiedsrichteramt  gebräuchlich  geworden  war,  alle  auf  diesem 
Gebiete  entstehenden  Differenzen  entsprechend  dem  auch  sonst  beliebten  Ver- 
fahren vor  den  Hofrat  bezw.  das  Hofgericht.  So  wurde  denn  schliefelich  das 
Hofgericht  kompetent  für  interkommunale  Prozesse. 

Viel  wichtiger  war  es  indes,  der  Verwaltungshoheit  innerhalb  der  Verfassung 
der  einzelnen  Dorfgemeinden  selbst  Platz  und  Gehör  zu  verschaffen  *.  Hier  kam 
es  vor  allem  darauf  an,  die  autonomen  Vorstände,  Zender,  Heimbuigen,  Bürger- 
meister, daran  zu  gewöhnen,  sich  als  landesherrliche  Beamte  anzusehen,  sowie 
gleichzeitig  ihre  von  alters  her  festgehaltene  Bedeutung  für  die  Gerichts- 
verfassung zu  mindern.  Das  zweite  Ziel  wurde  dadurch  erreicht,  dafs  man 
diesen  Beamten  thunlichst  jede  exekutorische  Funktion  benahm^,  das  erste 
dadurch,  dals  man  ihnen  und  dem  ihnen  unterstehenden  autonomen  Vei*wal- 
tungskörper  eine  besondere  fides  publica  von  Landes  wegen,  namentlich  durch 
Verleihung  eines  Siegels,  beilegte*.  So  kam  es,  unter  dem  gleichzeitig  wir- 
kenden bedeutsamen  Einfiufs  der  Vorstellung  einer  vollen  Unterthanenschaft 
unter  dem  Landesherm,  dazu,  dafis  schon  am  Schlüsse  des  Mittelalters  die 
alten  autonomen  Behörden  der  Markgenossenschaften  sich  als  landesfürstliche 
Beamte  fühlten  und  wenige  Generationen  später  geradezu  als  solche  bezeichnet 
\sairden:  im  Kurfürstentum  Trier  werden  schon  gegen  Schlufe  des  15.  Jhs. 
Zender  ohne  weiteres  vom  Landesherrn  ernannt*,  und  in  der  Einleitung  der 
Trierer  Amtsordnung  vom  J.  1574  spricht  der  Kurfttrst  von  allen  seinen 
burgenneistem,  räthen,  heimburgen,  geschwom  usw. 

Mit  der  Inkorporation  der  Gemeindel)ehörden  in  das  Landesbeamtentum 
aber  ging  notwendig  die  Kreierung  eines  Oberaufeichtsrechtes  über  die  Ge- 
meindeverwaltung Hand  in  Hand.  Landesherrliche  Beamte  wohnten  der 
Weisung  des  alten  Gemeinderechts  bei  •,  zu  deren  eventueller  Erzwingung  sich 
der  Landesherr  für  berechtigt  hielt  ^;  landesherrliche  Beamte  griffen  in  das 
markgenössische  Einungs-(Straf-)recht  ein  ® ;  speziell  aber  \iiirde  die  kommunale 
Finanzverwaltung  unter  landesherrliche  Kontrolle   gestellt®.     Die  Folge   der 


^)  Vgl.  oben  S.  1325  f.,  s.  auch  oben  S.  274,  und  noch  Bd.  8  No.  249,  1469. 

8)  Zum  folgenden  vgl.  auch  v.  Maurer,  Markenvf.  S.  95  f.;  Dorh-f.  2,  163  f.,  172  f. 
202  f. 

3)  S.  oben  S.  220  f. 

*)  S.  z.  B.  Bd.  3  No.  175,  1847. 

•^)  S.  Bd.  8  No.  268,  1495,  dazu  S.  1008  Note  4,  auch  v.  Maurer,  DorfVf.  S.  275. 

«)  S.  \\^Viel)elsheim  1498. 

')  S.  Bd.  8  No.  261,  1479. 

»)  S.  WBischofedrohn  1550  §  8,  cit  oben  S.  808  Note  2. 

*)  Speierer  Amtsordnuug  1470  §  8:  ein  jeder  Amtmann  sol  dabi  und  mit  sin,  die 
dorfrecbnung  jerlichs  geschee  in  iedem  dorf  eins  ampts,  und  wes  sich  erfindt  unnutzlich  uß- 

85* 


[Entwicklung  der  LandeBgewalt.  —     1340     — 

letzteu  Mafsrege!  war  dann  ein  von  Generation  zu  Generation  erweitertes  Ver- 
fügunpsrecht  des  Landesherm  über  den  Gemeindegrundbeeitz,  die  Allmende'. 
Ein  solches  Verfügun^'srecht ,  in  der  Gnindhcrrschaft  und  auch  in  der  Vojztei 
auf  Grund  von  Markhen'lichkeit  panz  gewöhnlich,  konnte  nun  freilich  it»  Be- 
reich der  Landesgewalt  aufserdem  beruhen  und  beruhte  gewifs  in  vielen  Fällen 
auf  alter  IinmunitiVt  und  aus  ihr  erwachsener  Hochgerichtsbarkeit  des  Landes- 
hen'u".  Allein  neben  diesen  Enlstehungs^nden  tritt  doch  seit  Beginn  des 
13.  Jhs.  immer  deutlicher  ein  besonderes  landeeherrliehes  Verfttgungsrecht  zu 
Tage.  Schon  mit  der  Entstehung  eines  territorialen  Befestigiuigsuionopols 
flu-  den  Fürsten  im  Beginn  des  13.  Jbs.  war  ein  starker  Anlafs  zum  EingritT 
in  ilie  Allmenden  gegelien";  jede  Dorfbefestigung  auf  Genieindeboden  war  jetzt 
vom  Landesfllrsten  abhängig.  Sehr  verschärft  wurde  aber  dieser  Einflufe 
durch  die  ReichsschlüESe  von  1291,  welche,  noch  auf  Grund  der  alten  An- 
schauung vom  königlichen  Bodenregal,  den  Landesherren  wesentliche  Rechte 
gegenüber  den  Allniemlen  übertrugen*.  Gleichwohl  findet  sich  noch  im  14,  Jh. 
hier  und  da  eine  Reaktion  der  alten  niarkgenössischen  Autonomie  gegen  das 
landesherrliche  Verfügungsrecht *,  ehe  sich  dasselbe  etwa  seit  der  zweiten 
Haltte  des  14.  Jlis.,  wesentlich  unterstützt  durch  die  Auffassung  des  Fürsten  aU 
landesheiTlichen  Vogtes  und  einer  ihm  als  solchem  zustehenden  MarkheiTüch- 
keit",  völlig  Bahn  brach.  Wenig  später  freilich  finden  wir  dieses  Verfügung»- 
recht  weithin  ausgebildet;  der  Landesherr  weist  Fremde,  namentlich  seine 
Beamten,  in  die  Nutzung  der  Allmenden  ihres  Aufenthaltsortes  ein ' ;  er  regelt 
Genufs  und  Bebauung  der  Marken®;  ja  er  gewährleistet  sehliefslich  den  Ge- 


gab«ii  itnd  uncoBtens  geschiecht,  das  sollichB  abgestalt  und  aller  nncoste  vennitten  werde, 
und  was  den  dorfem  und  amien  luten  zu  f^te  kommen  möge,  daran  zu  sin  daß  es  gesehee, 
es  si  liep  oder  leit,  nnd  das  die  annen  luie  ire  &.ictien  vorderlich  ußriclilen  und  nii  verharren 
darin  mit  costen. 

')  S.  zum  folgenden  auch  Ritter  S.  739. 

■'}  a.  oben  S.  256  ff. 

')  S.  oben  S.  1270  f.,  speziell  S.  1272  Note  2,  vgl.  auch  Bd.  3  No,  253.  1471  (das 
dort  genannte  Dorf  SIerl  ist  nicht  eristiftiscliea  Domanium,  s.  I)d.  2,  8.  175 — 6),  und  Bd.  S 
No.  276,  1501. 

*)  H.  oben  S.  108,  288. 

")  S.  t.  B.  CRM.  3,  H.  249,  1326,  cit,  oben  S.  387  Note  2;  s.  auch  S.  295. 

•)  Darilber  vgl  oben  S.  1261,  auch  v.  Maurer,  Dorfvf.  1,  71 ;  Vtonh.  3.  1  f^  9  f. 

')  S.  Bd.  3  No.  224,  1409;  No.  262,  1482;  Scotti,  aiur-Trier  1,  642,  166a  Vielleicht 
gehört  liierlier  schon  Arch.  Clervaux  110,  1320,  Urkunde  Johanns  von  Bölrnien  und  Luxem' 
bürg;  volenles  Ilenkinum  dictum  F'akeler  de  Mullendorf  villicuin  nostrum  in  titeinsel  propter 
fidelia  et  utilia  sua  servitia,  quihus  nobis  hactenus  complncuit,  prerogativa  specialis  gratie 
prevenire,  ipsum  et  heredes  suos  ab  omnibus  senitiis  illis,  ad  que  de  bonis  suis,  que  in 
Kobstal  et  alias  ubicuuque  euumc  obtinent,  teuebantur  et  astricti  fuenuit  huciisque,  liher- 
tamus,  volentes  eos  huiusmodi  bona  sua,  participando  tamen  in  campis  et  pascuis,  sicut  hac- 
leniis  consueverunt  a  servitiis  ut  premittitui-  possidere  et  lenere  libera  et  e\empta. 

")  Speierer  Amtsordnung  1470  §  11:  die  amptlude  sollen  auch  Hiß  tun,  wie  die  dorf 
an  ireu  atmenden  oder  sust  mit  schulden  zineen  oder  gulten  hesweret  sin  entlediget,  auch 


_     1341     —  Die  Landeshoheit] 

meinden  ihr  Allmendeeigentuin \  eine  Rechtshandlung,  welche  die  absolute 
Yerfügungsfreiheit  des  Landesherm  über  die  Allmenden  vorauszusetzen  scheint '. 

In  einem  Falle  aber  lälst  sich  sogar  ein  weit  über  die  landesherrlichen 
Allmenderechte  hinausreichender  Eingriff  des  Landesherm  in  die  private  Yer- 
fügungsfreiheit des  Einzelnen  über  seinen  Grund  und  Boden  nachweisen,  behufe 
Sicherung  der  Leistungsfähigkeit  von  Grund  und  Boden  für  territoriale  Zwecke. 
Nach  §  12  der  Speierer  Amtsordnung  vom  J.  1470  sollen  nämlich  die  Amtleute 
darauf  achten,  dafs  die  Güter  nicht  an  von  Landbede  und  Landsteuer  Freie 
veräussert  und  nicht  mit  Zinsen  überlastet  werden.  Das  ist  nun  freilich  ein 
Eingriff,  für  welchen  Beispiele  aus  unserer  Gegend  nicht  anzuführen  sind^; 
«0  beträchtlich  auch  das  Verfügungsrecht  des  Luidesherm  über  Dorfgemeinde 
und  Dor^emeindebesitz  entwickelt  war. 

Eigentümlich  bleibt  es  bei  dieser  Lage  der  Dinge,  dafs  territoriale  Dorf- 
ordnungen in  unserem  Gebiete,  wie  auch  andern  Orts,  erst  sehr  spät,  zumeist 
erst  im  18.  Jh.,  vorkommen  ^,  während  sich  doch  generelle  R^elungen  der  wirt- 
schaftlichen Nutzungen  von  Mark  und  Allmende  schon  viel  früher,  seit  Aus- 
gang des  15.  Jhs.,  vorfinden^.  Der  Grund  hierfür  liegt  wohl  in  der  trotz 
aller  Uniformierungsbestrebungen  doch  noch  immer  jeder  gemeinsamen  Re- 
gelung widerstrebenden  Mannigfaltigkeit  der  Dorfverfassungen  ^:  dieser  bunte 
Wechsel  der  Zuständigkeiten,  dieses  lokal  völlig  verschieden  erscheinende  Durch- 
einander von  Recht  und  Verpflichtung  hat  die  Selbstverwaltung  der  Dorf- 
gemeinden noch  lange  wenigstens  vor  einer  völligen  Aufsaugung  durch  den 
Beamtenkörper  des  absolutistischen  Staates  bewahrt. 

Eben  diese  Thatsache  mannigfachster  Abwechselung  in  den  vorhandenen. 


soUichs  von  tag  zu  tage  abgelost  werde,  und  das  sie  ire  ahnende  und  weide  ufrechts  er- 
halten und  nit  verwüsten,  darzu  ire  greben,  banzune,  Stege  und  riegel  nit  verg^n  laßen 
£ondem  ufrechts  halten,  derglich  mit  iren  weren,  die  zu  haben  und  zu  halten,  wie  ine  dan 
von  alter  her  ufgesest  worden  ist 

^)  Goerz  Reg.  der  Erzb.  1467  Mai  20:  Erzbischof  Johann  II.  bestätigt  der  Gemeinde 
Merl  auf  ewige  Zeiten  die  Weide.    Vgl.  auch  Bd.  8,  286  b,  1471;  No.  256,  1474 

^)  8.  dazu  Thudichum,  Gau-  u.  Markvf.  S.  294  f.,  über  das  Einziehen  von  Allmenden 
durch  die  Landesherren. 

')  Ein  gleich  rigoros,  aber  noch  viel  froher  ent¥rickeltes  landesherrliches  Verordnungs- 
recht findet  sich  wohl  nur  in  Österreich,  man  denke  an  die  Mafsnahmen  Rudolüs  IV.,  seine 
Ablösungsgesetze  vom  J.  1860,  seine  Aufhebung  der  Grundherrlichkeit  in  den  landesfUrst- 
lichen  Städten  vom  J.  1860,  sein  Verbot  der  Zünfte  vom  J.  1861. 

^)  S.  Haussen,  Abh.  2,  108;  Lamprecht  in  Conrads  Jahrbb.  N.  F.  Bd.  11,  866  f. 

^)  S.  z.  B.  die  pfälzische  Allmendordnung  f&r  die  Kellnere!  Waldeck,  Mones  Zs.  1, 
484,  1488;  aus  späterer  Zeit  vgl.  auch  Scott!,  Chur- Trier  1,  729,  dazu  oben  S.  582  Note  2. 

^)  Zu  andern  Gründen  vgl.  u.  a.  Hanssen,  Abh.  2,  586  fl,  562.  Dada  der  oben  angegebene 
Gnmd  ein  henorragend  wichtiger  war,  zeigen  die  Gegenden  der  Lo!  de  Beaumont;  hier  war 
die  Dorfgemeindeverfietösung  infolge  der  Verbreitung  der  Loi  an  sehr  vielen  Orten  nahezu  iden- 
tisch entwickelt;  die  Folge  war  eine  unveiigleichlich  viel  frühere  volle  Zerrüttung  der  Selbst- 
verwaltung durch  die  absolute  Monarchie  schon  un  16.  und  17.  Jh.,  8.  Bonvalot  S.  528  £, 
über  die  Art  des  Verfalls  S.  530  f. 


[Entwi<.'kliniK  der  LandeBgewalt.  —     1342     — 

auf  den  N'erfaßsunpstrümmeni  von  Jahrhunderten  mit  mehr  oder  minder  _ 
starker  Eneipe  erbauten  Institutionen  niuTs  nun  aber  auch  bei  Vtigt^ien- 
wärtigimp  des  Verhältnisses  zwischen  Landeaherrschaft  luid  ständiaeher 
Autonomie  und  bei  Dai-stellunK  seiner  Entwicklung  stetig  berücksichtigt 
werden.  Auch  hier  ist  ein  wesentlicher  Teil  des  Verständnisses  mit  licni  An- 
erkenntnis der  Thatsache  (gewonnen,  dafs  die  LandesheiTen  gar  nicht  imstande 
waren,  eine  Politik  giosser  und  uniformer  Richtung  gegenüber  stSudischen 
Grundhen-schaften  wie  Städten  einzuschlagen,  von  denen  jede  ein  historisch 
erwachsener  Körper  für  sich,  ein  kleiner,  durchaus  individuell  gestalteter  Halb- 
stajit  war.  Erwägt  man  nun  zugleich,  dafs  der  Landesherr  flir  die  Führung 
des  Gesamtstaates  auf  den  guten  Willen  dieser  kleinen,  innerhalb  des  Terri- 
toriums in  gefährlicher  Ausdehnung  und  Verteilung'  gelagerten  Halbstaateii  an- 
gewiesen war,  so  wird  man  nicht  erwarten,  dafs  er  die  neu  erworbene 
Landeshoheit  diesen  Bildungen  gegenüber  allzu  früh  und  allzu  energisch  an- 
zuwenden veimochte. 

Am  wenigsten  gilt  das  noch  vom  Verhalten  der  LandeBgewalt  gegenüber 
den  Stfldten,  das  den  allgemeinen  Bemerkungen  auf  S.  1252  entsprechend  hier 
mit  wenigen  Strichen  charakterisiert  werden  soll.  Die  Stüdte  in  unserer 
Gegend  waren  im  allgemeinen  von  geringer  Bedeutung  und  Anzahl  * ;  \iellach 
erst  im  13.  und  14.  Jh.  gegrttndet  oder  aus  Landoiten  zu  Sttldten  umgewan- 
delt", zudem  auch  in  der  neuen  Daseinsfonn  erst  sehr  spät,  teilweis  niemals 
aus  den  lündlichen  Verhältnissen  völlig  ausgesi'hält  *,  brachten  sie  es  zu  keiner 
imposanten  Vertretung  städtischer  Interessen,  und  nötigten  deshalb  auch  die 
Landesherren  nur  selten,  ihre  Verfassungen  und  Autouoniieen  durch  Verord- 
nungen einschränkend  zu  umschreiben. 

Eine  Ausnahme  machten  in  dieser  Beziehung  fast  nur  die  Stldte  Koblenz 
und  Trier;  wie  sie  bei  weitem  früher  als  die  andern  Städte,  schon  im  Be- 
ginn des  13,  Jhs.,  in  die  Territorialbildung  eingriffen*,   so  wurden  sie  erst 


')  Im  3.  1575  liesitzt  die  Ritterschaft  fast  ein  Drittel  der  im  Kurfürstentum  belegenen 
Güter,  Moser,  Staatsrecht  S.  182.    S.  auch  WBettemburg  1594  g  40  f. 

-)  S.  V,  Restorff,  Topograph.-statist,  Beschreibung,  1820.  Auth  im  Jülichschen  gab  es  nnr 
19  Städte,  3  Freiheiten,  2  Thäler,  im  Bergischen  8  Städte,  9  Freiheiten;  v.  Below  S.  33—34. 

»)  S.  z.  B.  Dominicus  S.  591,  Note  4;  auch  Honth.  Hist.  1,  824,  1291:  König  Rudolf 
giebt  dem  Ort  Mayen  die  Immunität,  indulgentes  et  concedentes  eideni  loco  et  civibus  eiusdem 
necnun  ccteris  persoois  quonimcunque  iocorum  ad  dictum  locum  sc  transferre  volentibus,  ut 
omni  iure  hoQore  et  honesta  consuetudine,  quibus  cetera  nostra  et  imperii  oppida  muniuntur, 
gaudeaut  et  utantor.  et  oti  hoc  damus  predicto  archiepiscopo  et  suis  succeasoribus,  ad  quos 
dictum  oppidum  devolvi  contigerit,  plenam  et  tiberam  polestatem  per  se  vel  vicarium  animad- 
vertendi  in  facinorosos  et  punire  scelera  nocnon  iustitias  alias  exereere,  salva  iustitia  et 
iurisdiclione  in  predicto  oppido  iure  vel  consuetudine  competenle. 

*)  Auch  in  grofsen  Städten  verlor  sich  die  Grundherrlichkeit  erst  spät,  z.  B.  in  Basel 
erst  Ende  H.  Jhs.,  s.  Bruder  H.  45;  vgl.  auch  .\mold,  Kigentum  S.  284. 

'1  MK.  ÜB.  2,  202,  1202:  zum  erstenmal  besonderes  Hervortreten  der  cives  ^eclesiif 
Trevireiisis  (gemeint  ist  die  Stadt  Triei',  nächstdem  Koblenz),  welche  neben  Prälaien,  Klerikern, 


—     1843     —  I>ie  Landeshoheit] 

sehr  spät,  im  16.  Jh.,  zu  dauernderer  Anerkennung  der  Landeshoheit  gebracht^. 
Eine  Schilderung  der  Einzelvorgänge  aber,  welche  schliefslich  zu  dieser  Unter- 
werfimg führten,  liegt  aufserbalb  des  Zieles  unserer  Erörterungen*.  Nur  das 
^ine  entnehmen  wir  der  Thatsache  dieser  Kämpfe,  dals  die  Verfassung  dieser 
Städte,  wie  auch  anderer,  in  denen  verwandte  Kämpfe  weit  weniger  hart- 
näckig und  aufr^end  verliefen,  schliefslich  keineswegs  uniform  sein  konnte; 
fast  überall  war  durch  hin-  und  herschwankende  Kompromisse  im  Verlaufe 
längerer  Perioden  eine  individuelle  Begrenzung  der  Rechte  von  Stadt  und 
Landesherm  geschaffen,  welche  bis  tief  in  die  Zeiten  absolutistischer  Landes- 
hoheit hinein  durch  einen  besonderen  Eid  des  Landesherm  beim  Regierungs- 
antritt verbürgt  und  aufrecht  erhalten  wurde*. 

Innerhalb  dieser  abweichenden  Zustände  der  einzelnen  Städte  läfst  sich 
aber  doch  eine  Anzahl  ihrem  Kern  nach  gleichmäfsig  wiederkehrender  Er- 
scheinungen beobachten. 

Zunächst  ist  fast  durchweg  die  landesherrliche  Militär-  und  Finanzhoheit 
in  identischer  Weise  abgegrenzt ;  überall  finden  wir  die  Forderung  eines  Miliz- 
auszuges im  Landesinteresse  ^  und  die  Forderung  ständischer  Beisteuer  ^  unter 
Überlassung  gewisser,  zumeist  indirekter  Steuererhebungsrechte  an  die  Stadt  zu 
kommunalen  Zwecken. 

Auch  die  landesherrliche  Gerichtshoheit  findet  fast  durchweg  den  gleichen 
Ausdruck.  In  Vertretung  des  Landesherm  als  Gerichtsherm  in  bürgerlichen 
und  Strafeachen  wie  in  Sachen  freiwilliger  Gerichtsbarkeit*  funktioniert  ein 
Schultheifs,  unter  ihm  ein  Schöflfenstuhl '',  und  Gerichtsverfassung  wie  Gerichts- 
Äbten  und  Ministerialen  von  K.  Philipp  privil^rt  werden  (namentlich  ZoUireiheiten  —  gegen 
den  Erzbischof). 

^)  Koblenz  lehnt  sich  sogar  im  J.  1561  noch  einmal  gegen  die  Kurfürsten  auf,  s. 
Moser  S.  193. 

*)  Eine  Anzahlung  der  wichtigsten  Urkunden  über  das  Verhältnis  zwischen  Stadt  Trier 
und  Erzbischof  findet  sich  Wyttenb.  u.  MüUer  2  Animadv.  S.  6  u.  7.  Im  übrigen  vgl.  noch 
aus  neuester  Zeit  Schoop,  Verfiassungsgeschichte  der  Stadt  Trier  von  den  ältesten  Immuni- 
täten bis  zum  Jahre  1260,  Westd.  Zs.  Ergänzungsheft  1,  S.  65—162;  hier  am  Schlnfs, 
S.  152  £f.,  die  wichtigen  Aktenstücke  aus  dem  J.  1351.  Zum  14.  Jh.  sehe  man  namentlich 
auch  noch  Honth.  Hist  2,  233,  1364,  und  Ferdinand,  Cuno  von  Falkenstein,  Diss.  Münster 
1885,  S.  35-55  (oben  S.  1285  Note  4). 

^)  S.  z.  6.  *Lib.  aur.  Eptemac  Bl.  132^,  luramentum  abbatis  civibus  prestandum:  Er- 
wirdiger  herr  her  apt:  uwer  gnade  geloft  scholtiss  richter  scheffen  gemeine  burger  undersaess 
und  inwaner  der  stat  Echtemach  zu  halten  und  zu  laissen  bi  alder  herlicheit  fnheit  und  her- 
komen,  als  uwer  vor&ren  ept  gedaen  haut  und  schuldig  sint  zu  duen?  —  Was  uwer  genade  hl 
geloeft  und  gesprochen  hait,  das  nempt  ir  uf  uren  orden  und  conscientz  also  zo  halten  und 
nit  anders,  und  keinen  scholtiss  richter  scheflfen  burger  undersaess  und  inwaner  der  stat  Echter- 
nach  forter  anzufirtigen  noch  zu  drengen  dan  mit  scheffenurteil  imd  recht 

*)  S.  oben  S.  1294. 

'^)  S.  darüber  schon  oben  S.  1336. 

«)  S.  Honth.  Hist  1,  824,  1291,  cit  oben  S.  1342  Note  3;  und  oben  S.  935. 

^)  Vgl.  z.  B.  Honth.  Hist  1,  819,  1283 :  eine  Anzahl  von  Bürgern  wird  aus  Koblenz 
accedente  consensu  archiepiscopi  exiliert;  kommen  sie  in  die  Stadt,  so  per  scultetum  et  oppi- 


[Eiiiwitklung  der  Landesgewalt.  —     1344     — 

zug  ersclieiuen  durch  landesherrliche  Verorduui^jen  * ,  bisweilen  unter  Beirat 
der  Büi:ger*,  geregelt.  Anfangs  ist  der  Schultheifs  zugleich  auch  noch  Stadt- 
haupt, also  ganz  allgemein  Vertreter  des  Landesheirn  als  Stadthemi,  so  noch 
um  die  Wende  des  13.  und  14.  Jhs-  in  Koblenz  und  Trier",  Später,  mit 
voller  Ausbildung  der  Amtsverfassung  geht  diese  Funktion  zumeist  an  den 
Amtmann  des  Bezirkes  über,  welchem  die  Stadt  angehört,  und  der  SchultUeiis 
wird  rein  auf  die  gerichtlichen  Fimktionen  beschränkt*. 

Abel-  unter  dem   fUi-stlichen  Beamten,   in   welchem   die  StadtheiTSchaft 

«Unna  capiantur  et  donüno  orchiepiscopo . .  tcadantur;  si  quis  autem  ipsos  reot>  defensaretit 
vel  toUoquinm  aeu  tractatus  aliquos  htibuerit  cum  eisdem  sine  liceotia  Bculteti  et  iltjus,  quem 
ad  hoc  dominus  arcbiupiscopus  di^putaverit,  vel  ei  quis  Gcultetum  non  iuverit  ad  dictos  reos 
capiendos,  si  reversi  fuerint  sine  licentia  doraini  arcbiepiscopi,  vel  alias  dictum  ecultetum  in 
exiiibemla  et  eieqiienda  iustitia  impediverit  vel  auiilium  reqoisitus  non  prestiteiit  vel  se 
annaverit  aeu  campanam  ad  convocationem  faciendam  pulsaverit  seu  puUari  niaudarerit  sine 
Ucentia  si^ulteti  aeu  cius  vicea  goreotis  Bctdteto  absente,  aut  Biquia  dominum  archiepiscopuni 
Trerirensetn  in  casti'o  edificando  cum  suis  jiertinentiia  Impedirerit  vel  suos  aut  etiam 
noTos  conspirationes  confederationea  societaies  seu  consiüa  ac  nova  statuta  in  preiudictum 
domini  on-liiepiacopi  Trevirensia  et  iiirium  Buoram  ordinaverit  vel  nlicui  ti-actatui  buiusmodi 
intertiierit  aut  impedimeuttun  aliquod  iurisdietioni  sue  preBtilerit .  .  . ,  aut  ai  quia  in  mortem 
ludeoruni,  danmum  et  diapendium  renim  et  persooanuu  eanmdiuu  conspiraverit  aut  qiiovia 
iugeuio  vel  arte  machinatue  titerit,  et  convictus  de  predictia  vel  aJiquo  eonim  per  duos  idoneos 
teates  cives  sive  oppidauos  Confluentinos  fuerit:  Loua  sua  queciwque  cedaut  domino  archi- 
episcopo  extuDC  ipao  facto ,  et  persona  ipsius  sit  in  eiuadem  domini  orbitrio  et  potestxte. 
HontU-Hiat.  S,  3-%  1306,  Vcrtra);  zwischen  Entbischof  Balduin  und  der  Stadt  Trier:  clamores 
et  quermonie  uoram  atultelo  nostro  fadende  exnunc  in  antea  fient,  sicut  antiquitus  aub  Henrico 
et  Anioldo  quondam  arcbiepiscopi s  Treveritis  et  uliia  predecesBoribus  ipsorum  iieri  con- 
suevcruut;  de  quibm  damoribus  et  ccremomi^  ac  eujendis  lade  coiitingeotibus  scultet)is  uoater 
Trevirensis  se  reget  inxta  iudicium  acabinonim  noatronim  Trertrenaiura,  ac  iura  et  consue- 
tudinea  eonindem  scabinorum  observabil,  sicut  tempore  dictonun  predecessonuii  nostrorum 
extitit  obsenatuiii.  et  vice  versa  dicti  scabini  ipsi  sculteto  ns^idere  tcnebuntur  et  se  habebunt 
ad  usus  dicti  Beultet!,  prout  tempore  Henrici  et  Amoldi  predictorum  facerv  coiisuoveruut.  Zu 
früheren  Zeiten  s.  für  Trier  MR.  ÜB.  3,  1468,  1258,  cit.  olwii  t<.  1M2  Note  2;  für  Koblenz 
MR.  UH.  3,  489,  1246. 

')  S.  z.  B.  'Übersetzung  15.  Jhs.  in  den  Ämterbuch  der  Stiidt  Münstenuaifeld  Bl.  73i>, 
Koblenz  bt,  A.,  1277  Novbr.  1-5;  Erabisebof  Heinrich  bezeugt,  diifa  wir  mit  vorsichtigem  be- 
raide  und  von  raide  birfcr  uud  guder  lüde  viertzehen  acheSenne  in  uuserme  blosse  Munster 
iu  dem  Mcinfelt  gemacht  und  gcsatzt  hain,  den  wir  verlihende  sin  und  wollen,  das  sie  haben 
dieselbe  fribeit  uberal,  die  da  haint  und  der  sich  frauwenl  unsere  acheffenne  bir  vorgeschr. 
und  wir  wollen  darzu  auch,  daa  dieselben  unaere  schefTenne  über  die  uiteil,  der  sie  nit  wise 
sint  und  sieb  daruss  nit  gerichten  huunent,  vor  unsem  Trierschen  schefFen  i-ait  undgewisheit 
schuldig  suUent  ain  zu  suchen.  In  welticbs  dings  gezochnisz  und  ewige  vestikeit  hain  wir 
den  gedachten  unsem  Munstersen  scheffen  in  dem  Mcinfelt  gegeben  und  geben  in  iliese 
gcnwertige  schrift  mit  vestenunge  unsers  siegeis  bekreftiget.  Ueschehen  und  gegeben  zu  Alunster 
in  dem  Meinfeit  im  jaire  imsers  herren  mcclxxvii  des  xvü  kaienden  im  lu.iende  deceniber  etc. 

^)  Honth.  Hist.  2,  312,  1400;  Erzbischof  Werner  gielJt  die  Trierer  Scböffenordnuug 
mit  rade  imsers  capitels  und  fnmde,  und  auch  mit  wissen  und  rnde  der  .  .  bürgeren. 

ä)  S.  S.  1343  Kote  7. 

*|  S.  wohl  schon  Honth,  Hist.  2,  111,  1327;  und  Btl.  3,  4if6,  25,  1350.  Bisweilen  wurden 
auch  Amlnianns-  und  Schullheirsenfuiiktionen  völlig  fusioniert ;  der  Kaiuc  ist  dann  bald  Amtmann, 


—     1345     —  IHe  Landeshoheit] 

des  Landesherm  in  Erscheinung  trat,  entwickelte  sich  nun  schon  froh  die  Yer- 
waltungsautonomie  der  Bürger.  Aus  dem  Schöffenkollegium  und  aus  anderen 
Elementen,  deren  genauere  Charakterisierung  uns  hier  fem  liegt,  erwuchs  der 
Rat,  am  frühesten  wohl  in  Trier  um  die  Mitte  des  12.  Jhs.  ^  überall  aber  im 
Laufe  der  folgenden  Generationen'.  Diese  Bildung  wurde  durch  den  Landes- 
herm wenigstens  in  späterer  Zeit  so  viel  als  möglich  gehemmt^;  und  als  sie  nicht 
mehr  rückgängig  zu  machen  war,  wurden  doch  noch  die  ältesten  imd  mit  der 
Landesgewalt  am  engsten  verknüpften  Bildungselemente  bei  der  Zusammen- 
setzung des  Rates  besonders  begünstigt  \  Ln  übrigen  muMe  sich  die  Landes- 
gewalt zunächst  mit  einem  Eontrollerecht  über  die  Ratsverwaltung  b^nügen, 
wie  es  sich  ohne  weiteres  aus  dem  fürstlichen  Rechte  der  Bewilligung  von 
Städtesteuem  sowie  aus  der  Handhabung  des  Marktrechtes  ergab  ^.  Neben 
dieser  Kontrolle  der  Ratsverwaltung  aber  wurde  auch  noch  eine  OberauMcht 
über  die  sonstigen  autonomen  Bildungen  in  der  Stadt  beansprucht  imd  viel- 
fach bis  zu  weitgehendem  Eingrifisredit  entwickelt.  So  über  die  alte  Mark- 
verwaltung der  Bürger*,  über  Bildung  und  Fühmng  der  gewerblichen  Kor- 
porationen'' u.  a.  m.  In  der  Folge  derartiger  Eingriffe  aber  vollzog  sich  der 
schlieMiche  Übergang  der  städtischen  Polizei  an  die  Landesgewalt  ®  und  damit 
die  Eröffnung  eines  ausgedehnten  Spielraums  für  die  Auswirkung  der  Ver- 
waltungshoheit überhaupt. 

Gegenüber  diesen  schliefslichen  Erfolgen  der  Landeshoheit  auf  städtischem 
Gebiete  bleibt  die  Entwicklung  derselben  auf  dem  platten  Lande,  gegenüber 
den  Grundherrschaften,  etwas  zurück.  Die  Gründe  hierfür  sind  vomehnilich 
sozialer  und  politischer  Natur.  Unter  den  grundherrschaftlichen  Ständen  des 
platten  Landes  ist  der  Fürst  in  sozialökonomischem  Sinne  anfangs  doch  nur 

bald  Schultheifs,  s.  Bd.  8,  109,  w,  1302,  vgl.  dazu  W'Erpel  1383  §  29,  cit  oben  S.  1052, 
Note  1 ;  femer  WSaarbrücken  1321 ;  WKreuznach  G.  2,  151. 

1)  MR.  ÜB.  1,  627,  1161,  vgl.  No.  628,  1161. 

*)  S.  dazu  ol)en  S.  322  Note  1. 

^)  S.  noch  aus  dem  14.  Jh.  Honth.  Hist  2,  111,  1827:  die  Bopparder  bekennen  dem 
Erzbischof,  dali  wir  einen  raite  gemachet  hätten,  des  wir  nit  thun  ensolten,  und  sine  ambt- 
lute  und  sein  gerichte  zu  Bopparte  gehindert  hain  und  gecrenket 

*)  Scotti,  Chur-Trier  1,  272,  1527,  Kompetenzregelung  in  Koblenz,  §  6:  in  Gemäfsheit 
älterer  Satzungen  sollen,  wenn  der  alte  und  neue  Rat  der  Stadt  Koblenz  in  wichtigen,  den 
gemeinen  Nutzen  der  Stadt  oder  der  Bürgerschaft  betreffenden  Angelegenheiten  versammelt 
w^ird,  auch  alle  Schöffen  dazu  berufen  werden,  welche  den  Ratschlag  mit  üassen  und  voU- 
bringen  helfen  sollen.  Bei  Veihandlungen  solcher  Sachen  aber,  welche  Personen  der  Schöffen 
oder  des  Rates  betreffen,  sollen  diese  nebst  ihren  Verwandten  und  Anhängern,  welche  Schöffen 
oder  Mitglieder  des  Rates  sind,  während  jener  Verhandlung  abtreten. 

^)  S.  dazu  u.  a.  Bd.  2,  322,  1356,  Einleitung;  femer  Bd.  2,  514,  vgl.  auch  oben  S.  1277 
und  S.  1337. 

•)  Dagegen  Widerspruch  der  Stadt  Trier  im  J.  1351,  s.  oben  S.  307  Note  2. 

^)  «Koblenz  St  A.  MC.  UI^  Bl.  224»— 224^,  No.  493,  und  gesonderte  Kopie  18.  Jhs. 
auf  Pp.,  wahrscheinlich  aus  dem  MC.  lU^ ,  reg.  Goerz,  Regg.  d.  Erzbb.  S.  134,  1410  Okt  13; 
•Goerz,  Regg.  d.  Erzbb.  z.  J.  1469  Apr.  13. 

<*)  S.  Scotti,  Chur-Trier  1,  367,  1562:  Rats-  und  Polizeiordnong  für  Koblenz. 


[Entwickliirg  der  Landesgewalt.  —     134(3     — 

primus  inter  pares;  als  zumeist  gröfster  Giimdherr  des  Landes  hat  er  dieselben 
iDteressen  wie  die  gnindherrllcheu  Stände,  nur  in  vei-stilrktem  MaTse;  jeder 
Schlag,  welchen  er  gegen  die  Grundherrliclikeit  als  solche  unternimmt,  kann 
auf  ihn  selbst  empfindlich  zurückwirken.  Zudem  ist  er  adlig,  zu  Schildesamt 
geboren,  wie  die  ständischen  Gnindherren  auch'.  Endlich  aber  sind  nicht 
sämtliche  Stände  des  platten  Landes  ohne  weiteres  dem  Territoriuni  eiu- 
geordnet  Die  Standeszugehörigkeit  wurde  anfänglich  durch  Lehnsverbindung, 
ohne  die  Notwendigkeit  räumlichen  Zusammenhangs  der  lehnsrührigen  Grund- 
herrschaft mit  dem  Territorium,  begründet*,  und  nicht  selten  gab  es  auch  später 
noch  Stände,  welche  dem  Territorium  nicht  zugerechnet  wurden*.  Nun  waren 
das  allerdings  Ausnahmen,  im  allgemeinen  kamen  die  ständischen  Grundherr- 
schafteu  später  dazu,  Teile  des  Landes  zu  bilden,  namentlich  so  weit  es  dem 
LandesheiTn  gelang,  den  schützenden  Ami  des  Reiches  für  sie  unerreichbar 
zu  machen*..  Aber  immerhin  sahen  diese  inkoii)orierten  Stände  doch  Mitstände 
neben  sich,  auf  welche  die  Territörialhoheit  und  vor  allem  die  Verwaltungs- 
bolieit  des  Landesherrn  keine  Anwendung  fand,  eine  Thatsache,  welche  sie  zu 
grörseivm  Widei-stand  enimtigen  muTste. 

In  Wirklichkeit  sind  darum  viele  der  ständischen  Giiindherren  von  dem 
belebenden  Hauch  der  neuen  Teiritorialbildung  nur  obenhin  berilhrt  worden ; 
und  im  ganzen  verkümmerten  ihre  Hen-schaften  infolge  liennetischen  Ab- 
schlusses, bis  die  französische  Revolution  mit  denselben  auftäumte".  Die 
GrandheiTen  selbst  aber  gii^ien  teilweis  schon  früh  dazu  Über,  ihren  Einflufs 
auf  Land  und  Landesr^erung  nicht  so  sehr  auf  der  Basis  der  Gnindherr- 
lichkeit,  wie  auf  bureaukratischem  Wege,  durch  massenhaften  Eintritt  in  das 
höhere  Landesbeamtentum,  auszuülien". 

Dieser  ganzen  Konstellation  entsprechend  macht  die  Landeshoheit  gegen- 
über den  ländlichen  Gnmdhen-schaften  nur  gerii^e  Fortschritte,  namentlich 
gelingt  es  ihr  nicht,  in  die  Verwaltung  derselben,  abgesehen  von  der  Gerichts- 
verwaltung,  irgendwie  tiefer  einzudringen;  das  einzige,  was  hier  noch  während 
des  Mittelalter  geleistet  wird,  ist  die  Entwicklui^!  eines  Oberaufsichtsrechtes 
über  den   Betrieb   gmndherrlicher    Wälder'.     Was   aber  Militflrhoheit    und 

')  S.  oben  S.  1162  f.,  1258,  auch  S.  1142  f. 

>)  S.  oben  S.  1262  f. 

')  So  gehörten  z.  B.  zu  den  Trierer  geistlichen  Ständen  die  exterritorialen  Abteien 
Echtemacli,  Prüm  und  SMarien-Loxembtirg,  s.  Honth.  Hist.  2,  538  f. 

*)  S.  oben  S.  1256. 

»)  S.  schon  oben  S.  973. 

")  Charakteristisch  ist  in  dieser  Hinsicht  die  Klage  in  den  G.  Trev.  276  über  Ejz- 
biscbof  Jacob  (1439—1456):  de  suis  incolis  iieniini  confidit,  forensibiis  a  quacunque  patria 
venientibus  scnitia  secreta  commisit. 

')  S.  schon  oben  !;.  1338  Note  4,  an  Urkunden  ii.  a.  Cod.  Lac.  168,  1344,  cit.  oben 
S.  477  Note  3;  und  Bd.  3  No.  167,  1345.  Wie  notwendig  die  letzlere  war,  zeigt  Lager,  Mett- 
lach,  Reg.  1491  Okt.  7,  1492  Jan.  13.  Febr.  3,  cit.  oben  S.  516  Note  4.  Zu  Kiiigriifen  der 
Landesherren  in  private  Waldvenraitung  s.  auch  Bitter  S.  739,  und  unten  S.  1356  Note  5. 


—     1347     —  Die  Landeshoheit] 

Finanzhoheit  des  Landes  gegenüber  den  Grundhenschaften  betrifft,  so  waren 
dieselben  durch  das  territoriale  Buigbaumonopol  ^  und  die  vasallitische  Militär- 
pflicht der  Grundherren*,  sowie  durch  die  Zerstörung  der  grundherrlichen 
Regalien^  und  die  Entwicklung  ständischer  Steuern^  geregelt 

Auf  gerichtlichem  Gebiete  waren  die  Standesherren  selbst  zunächst  der 
Einwirkung  jeder  unteren  Gerichtsinstanz  entzogen;  schon  fiHh  gehen  sie  vor 
dem  Lehnshof  zu  Bechf^,  und  man  sucht  sie  mit  Erfolg  durch  interterritoriale 
Verträge  *  wie  durch  besondere  Abmachungen  ^  für  immer  an  diesen  Gerichts- 
stand zu  gewöhnen.  Die  Entwicklung  der  territorialen  Gerichtshoheit  aber 
fand  weniger  auf  diesem  Gebiete  Platz,  wie  vielmehr  auf  demjenigen  der 
standesherrlichen  Gerichte. 

Die  ständische  Gerichtshenlichkeit  konnte  nun  entweder  auf  landesherr- 
licher Immunität  oder  auf  alter  Vogtei,  welche  sich  jetzt  mit  der  Grundherr- 
lichkeit immer  mehr  verquickte,  oder  auf  alter  Grundherrlichkeit  beruhen. 

Der  ei*ste  dieser  Fälle  war  relativ  selten  und  kommt  in  der  Ausbildungs- 
zeit der  Landeshoheit  kaum  noch  stärker  in  Betracht;  schon  im  13.  Jh.  beginnt 
der  Verfall  der  wenigen  landesherrlichen  Immunitäten®. 

Auch  über  den  zweiten  Fall  ist  nicht  viel  zu  sagen.  Wo  sich  die 
Vogtei  rein  ohne  giimdherrliche  Zuthat  erhielt  und  sich  darum  auf  keine  aus- 
gebreitetere  Verwaltung  stützen  konnte,  da  hat  sie  der  Landeshen*  wohl  meistens 
an  sich  gerissen  oder  mindestens  der  Territorialgerichtsbarkeit  eingeordnet*. 

Wie  aber  stellte  sich  die  landesherrliche  Gerichtshoheit  zu  den  grund- 
herrlich-ständischen Gerichten?  Es  handelt  sich  hier  um  Unter-(Grund-)gerichte 
und  Hochgerichte.  Da  gilt  nun  vor  allem  der  allgemeine  Grundsatz,  dais  die 
Untergerichte,  soweit  es  nicht  anders  möglich,  den  Grundherren  als  Patri- 
monialgerichte  überlassen  bleiben,  wobei  dann  die  thunlichste  Unterordnung 
derselben  unter  landesherrliche  Hochgerichte  angestrebt  wird*®,  bisweilen  in 
der  Form,  dafs  der  Landesherr  von  ihm  in  Anspruch  genommene  Teile  der 


^)  S.  oben  S.  1270  f. 

3)  S.  oben  S.  1296  f. 

«)  S.  oben  S.  1276  l 

*)  S.  oben  S.  1336  f. 

"")  S.  oben  S.  1164  f.,  1265  f. 

*)  Über  derartige  Verträge  von  Trier  mit  Köln  1454,  mit  Mainz  1484,  mit  der  Pfalz 
1489,  mit  Hessen  1514  s.  Ilonth.  Hist  2,  318  f. 

^)  Sehr  häufig  versprechen  Adlige  des  Territoriums :  alsofem  sie  wider  den  erzbischofen 
oder  seine  unterthänige  zu  thun  hätten  oder  sie  mit  uns,  des  sullen  sie  und  wir  recht  geben 
und  nehmen  vor  dem  erzbischofen  und  seinen  amptlenten  na  irer  manne  urteil.  S.  dazu 
Honth.  Hist  2,  6. 

*')  S.  oben  S.  1022  f. 

»)  S.  oben  S.  1259  f. 

^^)  S.  oben  S.  1086—37.   Eine  verwandte  Unterordnung  hatte  ursprtkn^ch  auch  in  der 
alten  Reichsverfassung  bestanden,  s.  oben  S.  207. 


[Entwicklung  äet  LaDdesgewnlt.  —     1348     — 

ÜLtergeiichtsharkeit  abgiel)t,  ila^'egcn  aber  volle  Hochn:erichtsbarkeit  Über  die 
Insassen  des  Uutei^ericlites  erlangt'.  Die  Hocligerichteharkeit  rlagegen  wird 
Olwrall,  wenn  irgend  möglich,  dem  Landesherru  vorbehalten '.  Daher  gestattet 
mau  den  Gnintihenen  schon  in  der  zweiten  Hälfte  des  13.  Jhs.  die  neue  Ein- 
richtung von  Hocbgenchten  nur  noch  in  Ausnahmefällen^,  für  welche  es  im 
14.  Jh.  Regel  wird,  dafs  die  Erlaubnis  nur  für  Ällodialgut  und  unt«r  Vor- 
behalt der  landesherrlichen  Gerichtshoheit  gegeben  winl*.     Si)äter  aber  geht 


')  BesonJers  deutlich  bt  in  dieser  Richtung,  wenn  auch  aus  si)äterer  Zeit,  Honth. 
Hiat  9,  761,  l'iSS,  Ausgleich  zwischen  Trier,  vertreten  durch  den  Amtnutui  Burggrafen  von 
Grinibui^,  und  den  VonaaDdem  der  Kinder  Kaspars  von  Hagen  [liier  die  Rechte  in  Nonn- 
weiler;  so  sol  unser  und  unsere  erastifts  »ender  zu  Nonweiler  unsere  chur-  und  lantfürstl. 
hohe  oberkeit,  wie  von  alters  xa  Konweiler  herbratht  ist,  vortmehe,  one  in-  oder  widderrede 
dero  von  Hagen,  dingen  und  weisen,  also  das  uns  unsem  nachkommen  imd  stift  unverhindert 
Biistein  volgen  und  werden  aol  alles  das,  so  der  hohen  oberkeil  von  rechts  oder  gewoinheit 
wegen  der  Innt  snhengig  ist,  es  sei  erzbergwerk,  item  uhcr  hals  und  trnuch  zu  richten,  dergl. 
die  Zulassung  der  medomguetcr,  die  Schätzung,  auch  volgh  und  reis  in  kriegs-leuf  oder-fellen 
und  alles  anders,  so  zu  der  hoben  uberkeit  gehoert,  nichts  darron  us-  noch  abgescheiden ; 
dargegen  sollen  die  ohg.  von  Hagen  und  ire  vormonder  von  dersellien  w^gen  macht  haben, 
innerhalb  Nonweiler  bezirk,  wie  der  uf  den  Kirchennachtagh  gewiesen  wirt  und  herbracht  ist, 
zu  jagen,  zu  fischen  und  in  burgerliclien  gerichtlichen  Sachen,  als  unih  eigen  und  erb,  schuld, 
schaden  und  faxende  häb,  auch  unib  harruppen  und  streich  zu  handien.  S.  femer  CRM.  S, 
371,  1161,  Auszug  aus  dem  Vergleiche  zwischen  dem  Erzbischofe  und  dem  I>omkB]iitel  zu 
Trier  die  Gerichtsbarkeit  zu  Niedennendig  beti-effend;  I.  das  würdige  dhonicapitel  bepebt 
sich  aller  iarisdictionsansprach ,  welche  es  in  ilem  ort  Thilr  und  dessen  bezirk  zu  haben 
Tenneinet;  2.  iliro  cburf.  gn.  und  dero  erzstift  Qbergiebt  dem  würdigen  dhonicapitel  die 
derasellieu  bis  hiehin  wiedersprochene  iurisdictionem  civilem  xn  Niedennendig.  soviel  die  erste 
Instanz  betriff  ...  5,  die  landcehoheit,  das  merum  imperiiun.  die  criminaliurisdiction  und 
was  diesem  anklebig,  bleibet  wie  bis  hiehin,  also  künftig  jirivative  dem  hohen  ei-zstift  Trier 
ohne  alle  exception,  restricCion  oder  modificntion. 

")  S.  oben  S.  1259  f. 

3)  S.  z.  B.  Bd.  3,  81  1»,  ISaO. 

*)  S.  Arch.  Clenaux  No.  221.  1340:  .lohaiin  der  Blinde  von  Luxemburg  erlaubt  dem 
Gerhard  von  Harn,  quod  ponere  )>ossit  ponat  et  statuat  super  proprinni  siium  allodiiun  albun 
iustitiam  seu  iurisdictionem,  que  pertineat  et  pcrtinere  dinoscatui'  ad  domum  suam  de  Ham, 
ad  vallem  et  ad  omnem  attinentiam  ipBiuB  domus  tenendam  et  {»ssidendam  perpetue  et  here- 
ditarie  de  berede  in  heredem,  salvo  iure  alte  iustitie  nostre  in  Bidebourch  locis  universis, 
quam  gratiam  et  iustitiam  supradictas  eidem  Gerardo  et  suis  heredibus  pro  nobis  nostrisque 
successoribus  comitibus  Luccembinrgenaibus,  iit  dictum  est,  in  augmentiun  feodi  nostri,  quod 
a  nobis  obtinent,  concedimus  et  in  perpetuum  donamus.  'Koblenz  St.  A.  MC  III''  Bl.  lli» 
Ko.  22,  reg.  Goerz  Reg.  der  Erzb.  S.  125,  1398  August  IB:  Wir  Wei'ner  von  gotz  gnaden 
erzbischof  zu  Triere  etc.  dun  kund  und  erkennen  mit  diesem  brieve:  wan  zusscheu  unsenii 
amptmanne  von  Sarbui^  und  unsem  vorsthubem  von  Zerve  in  unsem  wegen  uf  eine  site 
und  dem  erberen  Wilhelme  probate  zu  sent  Pauline  bl  Triere  und  s'men  scheffen  zu  Zen^e 
uf  die  andere  site  zweiunge  gewest  ist  von  dem  gerichte  uf  desselben  probsts  und  siner 
probstieii  gude  zu  Zen-e  und  darumb  gelegen,  hau  wir  nach  der  saehen  erfaren  und  sin  von 
herkomen  und  auch  mit  brieven,  die  der  stift  von  sent  Paidine  von  seliger  gedechtenisze 
et^lichen  unsem  \iirfaren  erzebischofeu  hait,  genzeliche  underwist:  daz  alle  gerichte  hoe  und 
nieder,  auch  über  hals  und  heubt,  uf  den  straissen  und  anders  binnen  den  ederen  zu  Zen'e 


—     1349     —  Die  Landeshoheit] 

man  noch  weiter ;  die  alten  ständischen  Hochgerichtsherren,  welche  man  nicht 
hat  beseitigen  können,  verlieren  diese  oder  jene  obersten  gerichtsherrlichen 
Funktionen,  beispielsweise  das  B^nadigungsrecht  * ;  und  ihre  Gerichtsherrlich- 
keit erscheint  als  eine  von  der  eigentlichen  landesherrlichen  Gerichtshoheit 
abgetrennte  und  von  derselben  tiberragte  Gerechtigkeit,  deren  Verhältnis  zur 
Landeshoheit  der  Einzelregelung  vorbehalten  bleibt^.  Abgesehen  von  diesem 
Eindringen  der  territorialen  Gerichtsbarkeit  in  die  ständischen  Gerichts- 
verfassungen des  platten  Landes  ist  es  aber  durchaus  gewöhnlich,   dafs  neben 


des  viirg.  probsts  und  siner  probstlen  ist  und  sin  sal  (und  enbuissen  den  ederen  uberal  uf 
desselben  probsts  und  probstlen  gude  zu  Zerve  geboerig  ist  daz  gerichte  über  hals  und  heubt 
unser  und  unsers  Stifts  von  TrireX  und  alle  andere  gerichte  uf  der  vurgen.  probsts  und 
probstlen  guden  imd  alle  boessen  und  was  davon  gevellet  des  egen.  probsts  und  probstlen 
sint  und  sin  sullen.  des  heizen  wir  uch  unsem  amptman  und  keiner  zu  Sarburg  und  unsere 
vorsthuber  vurgen.,  daz  ir  dem  probste  probstlen  und  stifte  zu  sent  Pauline  vurg.  daz  vurgen. 
ir  gerichte  boessen  und  gevelle  ungehindert  lazent  und  sie  darbi  behaldent  und  uch  der  in 
unsem  wegen  nit  annemet  Zu  Urkunde  aller  vurgen.  Sachen  han  wir  Wemher  erzebischof 
obengen.  unser  ingesiegel  an  diesen  brief  dun  henken,  Der  gegeben  ist  zu  Sarburg  do  man 
zalte  na  Cristus  geburte  druiz^nhundert  echt  und  nuinzig  jair  uf  den  echtzenden  dag 
im  augste. 

»)  S.  oben  S.  195. 

^)  S.  dazu  das  sehr  lehrreiche  Beispiel  in  Honth.  Hist  3,  806,  1682,  Austrag  zwischen 
Laach  und  Trier  betr.  das  Dorf  Knift:  es  ist  und  bleibt  (dem  Stift)  auch  in  temporalibus 
besagter  orthen  die  hohe  landsfürstliche  Obrigkeit,  kraft  deren  dan  ihre  churf.  gn.  fiir  sich 
imd  dero  nachkommen  besagtes  gotteshaus  und  dessen  dorf  Ouft  änderst  nicht  dan  des  erz- 
stifts  aigene  orthen  und  unterthanen  in  ihren  landsfürstlichen  schütz  haben  erhalten,  und  wie 
(labevor  allezeit  geschehen,  also  forthin  gegen  männiglich  zu  fried-  und  kriegszeiten  nach  ver- 
mögen vertreten,  auch  mit  durchzügen  nachtlägeren  und  quartieren  gleich  anderen  des  erzstifts 
oithen  zu  verschonen  suchen  solle.  Dabei  bleibt  Laach  ,IIochgerichts-,  Grund-  und  Erbherr* ; 
auch  soll  Kruft  nie  einem  Trierschen  Amt  einverleibt  werden.  Zum  Genaueren  vgl.  Honth. 
Hist.  3,  807,  1682:  civilsachen  die  Grufter  in  persohn  oder  ihre  güther  betreffend  sollen  bei 
dem  gericht  zu  Gruft  oder  dem  herm  praelaten  in  prima  instantia  ventilirt  und  nach  des 
erzstifts  landrechten  judicirt  werden,  wan  dan  des  hofgerichts  Ordnung  nach  die  summ  ap- 
pellabel,  so  sol  denen  partheien  dahin  zu  appelliren  freistehen,  auch  auf  deren  ansuchen 
nothige  processus  erkant  und  demselbigen  gebülirliche  parition  und  folge  geleistet  werden,  in 
peinlichen  Sachen  aber,  so  leib-  oder  lebensstraf  nach  sich  ziehen  mögten,  sol  dem  gericht 
zu  Gruft  die  Cognition  und  nahmens  des  gotteshaus  die  execution  gelassen,  bedenkliche  bei- 
und  endurtheil  aber  bei  dem  oberhof  zu  Goblenz  darinnen  in  aUe  weg  eingeholt  und  denen 
gemäß  verfahren  werden,  was  ein  zeitlicher  praelat  und  convent  gegen  ihre  unterthanen  zu 
Ouft,  oder  diese  gegen  jene  für  strittigkeiten  jetzo  haben  oder  künftig  überkommen  würden, 
die  solen,  wan  änderst  in  gute  nicht  beigelegt  werden  könten,  wozu  sie  dan  von  ihro  churf. 
gn.  commissarios  erbitten  mögen,  dem  herbringen  nach  ahm  churf.  hofgericht  fürgenohmen 
und  daselbst  mit  recht  abgethan  und  erörtert  werden;  doch  daß  denjenigen  theil,  so  sich 
durch  urtheil  beschwert  achten  wolte,  an  die  höchste  reichsgerichte  zu  appelliren  oder  aber, 
wan  die  summ  nach  des  erzstifts  privilegiis  nicht  appellabel,  alsdan  bei  ihrer  churf.  gn.  umb 
revision  unterthänigst  anzusuchen  bevorbleibet  Sehr  instruktiv  für  verwandte  Verhältnisse 
in  fhiherer  Zeit  ist  auch  Kremer,  Ardenn.  Geschl.  God.  Dipl.  S.  462,  1346:  wir  Johannes 
grave  von  Sarbnicken  .  .  dunt  kunt  .  .  das  ume  solichen  misehel,  der  da  was  tuschent  uns 
unde  der  vrouwen  van  Gastele,  alse  van  der  vrouwen  luden  van  Burbach,  da  ist  beret,  wa 


[Entwicklung  der  Landesgewalt.  —     1350     — 

der  ständischen  Gerichtaexekutive  überhaupt  die  Vollstreckungsgewalt  des 
Laudesherrn  subsidiär  in  Wirkung  tritt'. 

Indes  der  Einflufe  der  territorialen  Gerichtshoheit  ist  nicht  hlofe  auf 
dem  Gebiete  der  Gerichtsveri'assuDg  bemerkbar,  sondern  mindestens  ebenso- 
selir  auf  eiuem  weiteren  Gebiete,  welches  vnr  etwa  als  der  heutigen  Verwaltuugs- 
gerichtsbai-keit  entsprechend  bezeichnen  können.  Es  handelt  sich  da  im 
■wesentlichen  um  die  Regelung  der  Beziehungen  zwischen  den  Standesherren 
als  Grundherrschaften  unter  sich  wie  zu  den  alten  Korporationen  mid  als 
solchen  halböffentlichen  Bildungen  des  platten  Landes,  den  Markgenossen- 
schaften und  den  Hofgenossenschafteu.  Die  Tendenz  der  Landesherren  ist  hier 
stets  die  gleiche:  sie  suchen  die  Regelung  aller  vorhandenen  gegenseitigen  Be- 
ziehungen imd  speziell  das  Äusgleichsrecht  fllr  etwa  auftauchende  Streitigkeiten  in 
ihi'e  Hand  zu  l>ekomnien.  So  treten  die  Kurfürsten  des  Trierer  Teiritoriunis  schon 
seit  Mitte  des  14,  Jhs.  als  Ordner  der  Verhältnisse  einzelner  Gi-undherrechaften 
zu  einantier  auf*  und  wissen  ihren  Anspruch  in  dieser  Richtung  im  15.  Jh. 
zum  heiTschenden  zu  machen^.  Nicht  minder  libeniehmen  sie  seit  Schlufs 
des   14.   Jhs.   die  Vennittluug  zwischen  Gmndherrschaft  und  Markgenosseu- 

der  vrouven  ludi^  tud  Costela  sezent  ufc  unser  voidlcn  bit  füre  uni)  bit  vlammen.  die  sollen 
uns  dienen  bo  unde  nidor  nn  unser  gennde,  ar  sie  sollent  die  voidie  lasen  ligen:  na  imaeF 
lade  \iße  der  vrouwen  voidie  rezent,  die  sollent  dasselbe  dun.  item  sint  schaldich  der 
TTOUwen  lüde  in  &Ue  unser  usw.  s.  weiter  oben  S.  203  Note  2  bis :  under  fonf  s-,  <Ue  sint 
der  TTouven.  item  swtmne  wir  banwin  legen  in  nnsenn  bof  mi  Majestät,  so  insollent  der 
TTounen  lüde  Tan  Burbach  in  dem  höbe  nergend  anderswa  trinken  nodi  win  holen,  wände 
EU  unsenn  banwine,  in  nller  uiasen  aUe  ander  unser  hobeslude  da  zu  KLilesUtt,  ane  geverde. 
item  sint  der  vronwen  lüde  van  Bnrbntb  schuldig  ku  unsenn  liomhrast,  zu  unsenn  hogerehte, 
m  unsenn  gescreie  zu  comen  und  zu  loifene,  unser  gut  zu  heschudene,  es  enwere  danne  also, 
daz  wir  uffenen  krieg  hetenl.  oucb  sint  schuldich  unser  lüde  der  vronwen  luden  ir  gut 
helfen  zu  beschnden,  so  die  vrouwe  niet  ufenen  krieg  enheU  item  ist  daz  hogerehte  un  alle 
boe  buesen  in  dem  höbe  zu  Malestat  unser  durch  das  Jar  an  iniannes  widersprechen. 

')  S.  CMünstennaifeld,  Hs.  Koblenz  St.  A.  CXI«  Bl.  1.5*.  CXIi»  Bl.  18«,  14  .Ih.  1  H., 
cit.  oben  S.  1230  im  Text.  WSPaidin  1380,  Zerf  S  6,  G.  6,  516;  mins  bereu  von  Trierc 
amptman,  der  ist  schuldig  des  probstes  amptinan  zu  helfen  gewalt  abezudune,  so  iiinn  des 
gesinnei;  allenfalls  auch  Bd.  8  Ko.  220,  139G;  WKerach  1593,  G.  2,  274,  cit.  oben  S.  220 
Kote  2,  auf  S.  221. 

')  S.  zu  den  Anfängen  Bd.  3  Xo.  173,  1347.  Koch  nicht  durchgesetzt  erscheint  der 
Anspruch  Töpfer  I,  238,  1357:  ich  Baldewin  scholtiesen  Simons  soin  von  Bemkastcl  dun 
kont  allen  luden  und  bekennen  an  desem  briere,  das  ich  geloift  hau  und  uH'entlich  zu  den 
heiligen  gesworen,  so  wat  anspräche  ich  han  oder  haben  mach  biz  uf  disen  budigen  tag  an 
de  lüde,  de  zu  der  lierrschaf  von  Hunoltzstein  gehorent,  si  sin  man  nder  wif,  edel  oder  un- 
edel, daz  ich  davan  zu  rechte  stan  sal  zu  Hunoltzstein  in  deme  gereichte  und  nit  vurwerter. 

")  S.  z.  B.  Töpfer  2,  488,  1486:  Nieolaus,  Vogt  imd  Herr  zu  Ilunolstein,  schreibt  dem 
Erzhischof  Johann  von  Trier,  sein  Keffe  der  Kheingraf  liabe  die  Dörfer  Malbom  und  Licht 
von  der  Ilerrsebaft  Hunolstein  pfandweise  inne  und  dieselben  jetzt  in  Seliützimg  gelegt,  was 
unbillig  sei;  er  habe  seineu  Neffen  gebeten,  das  abzustellen,  dieser  aber  balie  es  ihm  ab- 
geschlagen ;  da  nun  beide  Dörfer  im  erzbischöflichen  Hochgericht  Gnmburg  liegen,  so  ersuche 
er  den  EIrzbiscbof,  die  Sache  zu  entscheiden.  Doch  kann  man  hier  auch  nur  einfache  An- 
wendung des  Forum  rei  sitae  sehen  wollen. 


—     1351     —  I^ie  Landeshoheit.] 

Schaft^;  eine  Veimittlung,  welche  um  so  notwendiger  wurde,  je  mehr  sich 
auch  die  kleinen  Grundherren  aus  den  alten  markgenossenschaftlichen  Ver- 
bänden zurückzogen^.  Am  wichtigsten  aber  war  doch  die  oberhoheitliche 
Stellungnahme  der  Landesherren  zwischen  Standesherren  und  Grundholden^ 
zwischen  Grundherrschaft  und  Hofgenossenschaft.  Zwar  störte  hier  die  Landes- 
hoheit die  korporative  Rechtsentwicklung,  vorausgesetzt  dafs  sie  unter  An- 
erkenntnis der  Landeshoheit  in  den  obersten  Rechtsbeziehungen,  z.  B.  in 
Fragen  des  Strafrechts,  vor  sich  ging,  keineswegs  ^ ;  wie  andere  genossenschaft- 
liche Rechtskreise*,  so  blieben  auch  die  standesherrlichen  Baudinge  in  ihrer 
unmittelbaren  Rechtssphäre  frei  von  landesherrlichem  Einflufs  ^.  Allein  schliefs- 
lich  ergaben  sich  doch  einige  Koinzidenzpunkte.  Zunächst  auf  dem  Gebiete 
der  Strafi-echtspflege.  Hier  konnte  dem  Landesherm  die  Anwendung  der 
standesheiTlichen  Disziplinaiigewalt  über  die  Grundholden  nicht  gleichgültig 
bleiben;  spätestens  in  der  2.  Hälfte  des  16.  Jhs.  setzt  er  sich  mit  Erfolg 
ihrer  unbeschränkten  Anwendung  entgegen,  indem  er  die  Polizei  bezw.  die 
Gerichtsbarkeit  der  Landesbeamten  für  sie  eintreten  läfet®.  Ein  weiteres  Ge- 
biet landesherrlichen  Einflusses  eröffnete  sich  im  Falle  der  Rechtsvei^weigenmg 
seitens  des  Baudingherm;  auch  hier  trat  die  territoriale  Rechtssprechung  in 
die  Schranken^.    Schliefslich  aber  machte  sich,  schon  seit  dem  14.  Jh.  durch  die 


>)  S.  Bd.  3  No.  137,  1336;  265,  1490;  auch  Cod.  Lac.  247,  1443:  Erzbischof  Jacobs 
zu  Trier  Vergleich  zwischen  den  Klöstern  Laach,  Himmerode  und  ü.  L.  Frauen  bei  Ander- 
nach und  der  Gemeinde  Leudesdorf,  wonach  letztere  die  Höfe  der  ersteren  gegen  eine  mit 
75  fi.  ablösbare  Rente  von  3  fi.  von  allen  Lasten  usw.  freispricht,  mit  Ausnahme  der  Stellung 
eines  Gehamischten  in  Kriegszeiten  imd  eines  Wächters  und  Schützen,  wenn  es  not  thut 

2)  S.  oben  S.  279  Note  1,  1165  f. 

')  Cart.  Orval.  298,  1247:  Graf  Heinrich  von  Luxemburg  versichert,  quod  nullam  iuris- 
dictionem  reclamamus  nee  reclamare  volumus  in  curte  de  Longuion,  quae  spectat  ad  ecclesiam 
sanctae  Mariae  ad  mart}Tes  Trevirensem,  pro  eo,  quod  nos  magistram  R.  et  omnia  bona  sua 
sub  protectione  nostra  recepimus  et  tutela. 

*)  Töpfer  2,  446,  1469:  weres  auch  daz  die  werkemeister  oder  knecht  zweidrechtig 
worden,  is  were  umb  Scheltwort  ader  derglichen,  so  geben  wir  ime  die  macht,  daz  unter  sich 
zu  verrichten  und  zu  vereinigen  nach  iren  besten  sinnen,  ane  unser  gericht  und  amptlude 
darüber  zu  suchen;  dcz  sal  auch  ein  iklicher  gehorsam  sin  bi  einer  gebürlicher  penen,  sie 
under  sich  setzen  werden;  usgenomen  was  an  den  lip  und  bluit  zu  recht  treffen,  daz  sal 
unser  amtman  oder  scholteß,  zu  wilichem  unsem  gebiet  dez  geschre  bracht  und  verhandelt 
worden,  richten  nach  lauf  dez  gerichtz. 

'^)  S.  oben  S.  1036. 

®)  Trierer  Amtsordnung  1574,  §  27,  28:  das  keinem  herren  von  adel  ader  imand  an- 
dern gesUittet  werden  sol,  seine  leibeigene  leuth,  die  in  unserm  gebiet  und  obrigkeit  gesessen 
sind,  selbsteigener  that  zu  pfenden,  anzugreifen,  wegzuführen,  sondern  was  der  leibsherr  an 
seinen  leibeigenen  zu  prechen,  das  sol  vor  den  ambtleuthen  geschehen,  der  ime,  wozu  er 
recht  hat,  forderlich  verhelfen  sol.  und  sollen  die  leibeigene  leuth  in  unser  obrigkeit  ge- 
sessen zu  allen  diensten  und  gehorsam,  wie  sonst  andere  unsere  underthanen,  angehalten 
werden,  doch  dadurch  ihren  leibsherren  an  ihren  rechten  nichts  benommen  sein.  Man  vgl. 
auch  Scotti,  Chur-Trier  1,  652,  1674,  cit  S.  614  Note  2. 

•)  S.  oben  S.  1036. 


[Entwicklung  der  Landesgewttit.  —      1352      — 

Übernahuie  fremder  Gruntlholden  in  besonderen  landeshenlichen  Schutz  unii  ähn- 
liche Mafsiiahnu'n  vorlle^eitet^  woh!  seit  der  1.  Hlllftedes  16,.TIis.  ein  verstärkter 
Einflufs  des  liindesherrlichen  materiellen  DoniauiRlrechts  auf  die  Rechtsbildiing  der 
StandesheiTlichen  Grundherrschaften  geltend  *,  etwa  in  der  Weise,  wie  im  früheren 
Mittelalter  das  ftskalische  .Recht  des  Reiches  die  privaten  Rechtsbildunpen  an- 
derer Fronhöfe  beeinfliifst  hatte.  Und  so  war  denn  in  der  Thal  ;rerade  auf 
diesen]  Gebiete  ein  gewisser  Anfang  Inndeshoheitlicher  Einwirkung  vorhanden, 
welcher  von  dem  Eifer  des  voll  entwiFkelten  Lokalheanitentunis  hald  zu  Über- 
griffen benutzt  ward'. 

Wir  haben  aber  diese  Entwicklung  nicht  weiter  zu  verfolgen;  stellen  wir 
aus  ihren  An&ngen  vie  aus  den  Fortechritten  der  einzelnen  Wirkungsrieh- 
tiiu^en  di'i*  Landedioheit  bis  zum  Schlüsse  des  Mittelaltere  Überhaupt  nur  fest, 
dafs  der  Weg  zur  Schaffung  eines  territorialen  Staates  mit  Erfolg  eingeschlagen 
war.  AVar  aber  das  staatliche  Ziel  einmal  erkannt,  so  mufste  die  Lande^oheit 
ohne  weiteres  auch  noch  zu  einer  Reibe  von  Fragen  der  inneren  wie  Aufsereu 
Politik  Stellung  nehmen,  deren  Behandlung  den  mittelalterlichen  Staatsgebilden 
au  sich  fem  gelegen  hatte.  Grade  in  diesem  Punkte  zeigt  eich  am  besten  das 
Werden  des  neuen  Territorialataates  und  des  modernen  politischen  Gedankens; 
waren  in  unseren  Gegenden  die  Ausdrücke  Territorium  und  Landesherr  schon  um 
die  Wende  des  11.  und  12.  Jbs.  im  technischen  Sinne  ausgeprägt*,  so  formt  der 
Staat  der  Neuzeit  aus  der  Landesgewalt  heraus  doch  erst  durch  vie]  spätere  und 
langsam  erweiterte  AuAiahme  allgemeiner  dvilisatoriscber  Anforderungen  seine 
politischen  Ziele.  In  der  Aufnahme  dieser  Ziele  aber  erwächst  das  Territorium 
eben  zum  einheitlichen  Körper,  zum  wahrhaften  staatlichen  Individuum.  Im 
einzelnen  lassen  sich  bei  diesem  Bildungsprozefs  zwei  Richtungen  unterscheiden, 
eine  nach  auTsen  drehende  und  eine  auf  das  Innere  gewandt*';  von  ihnen,  von 
den  Anfängen  einer  iliiTseren  wie  inneren  Politik  des  Territoriums  als  eines 
Staates,  soll  im  folgenden  noch  die  Rede  sein. 

In  den  Äufseren  Beziehungen  kommt  das  Territorium  unter  diesem  Ge- 
sichtspunkte als  politischer  Kön)er,  Rechtskörper  und  Wirtschaftskörper  in 
Betracht. 

Am  fiHhesten  natürlich  als  politischer  Körper,  Als  solcher  war  das 
Territorium  vor  allen  Dingen  bltndnisiähig  und  zum  Abschlufs  von  Teiritorial- 
verträgen  berechtigt;  auf  diesem  Grundrechte  beruht  z.  B.  das  ganze  Land- 
friedenswesen des  späteren  Mittelalter;  die  Bünduisl^ihigkeit  wird  in  diesem 
Punkte  auch  noch  reichsreehtlich  besonders  anerkannt*. 

')  S.  oben  S.  1246  No.  43,  1350. 

')  S.  die  Notizen  aus  SKatfaarina  bei  Linz,  dt.  obeo  S.  1188  Note  2. 

')  S.  Bd.  3  Xo.  242,  1462. 

*)  S.  Rössel  ÜB.  1,  3,  108-5;  Waitz,  Vfg.  5,  182  Sote  3;  und  Waitz,  Vfg.  7,  306  f. 

^)  Goldene  Biille  t.  15,  Hamacli  S.  227:  Verbot  aller  Bündnisse  unter  Roichs- 
angehärigen,  ausschliefslieh  der  Landtriedensverbande.  Es  ist  nicht  direkt  bemerkt,  ob  dies 
Verbot  aiich  die  Kurfürsten  treffe. 


i 


—     1353     —  I^ie  Landeshoheit] 

Als  einheitlicher  Rechtskörper  ei-scheint  das  Territorium  seit  etwa  dem 
zweiten  Viertel  des  14.  Jhs.  Die  ersten  Thatsachen,  in  welchen  diese  Eigen- 
schaft zum  Ausdruck  kommt,  beziehen  sich  auf  die  höchste  Gerichtsbarkeit  der 
Landesherren,  also  die  Strafgerichtsbarkeit ;  sie  liegen  in  den  interterritorialen 
Auslieferungsverträgen  zunächst  für  Hochverräter,  dann  für  Verbrecher  über- 
haupt vor^  Später  wird  dann  die  Landeshoheit  viel  allgemeiner  für  die 
Handlungen  der  Landeseingesessenen  verantwortlich  gedacht^;  damit  tritt  die 
Idee  eines  partikularen  Landesrechtes  auf.  Im  Sinne  des  letzteren  liegt  es, 
wenn  man  auch  die  sozial  höchststehenden  Landeseingesessenen,  die  Stände, 
seit  Mitte  des  15.  Jhs.  durch  interterritoriale  Veiträge  an  die  ausschliefsliche 
Rechtssprechung  der  heimischen  Landesgewalt  zu  gewöhnen  sucht^. 

Die  gi'öfste  Mühe  verursachte  endlich  die  Betonung  der  Wirtschafts- 
einheit des  Territoriums  nach  aufsen  hin.  Sie  wurde  auch  anfangs  keineswegs 
in  der  Weise  erreicht,  dafs  man  das  Territoriiun  als  einheitlichen  Wirtschafts- 
körper anderen  Territorien  gegenüber  ausspielte,  sondern  vielmehr  nur  in  der 
Erscheinung  geltend  gemacht,  dafs  die  einzelnen  Landesherren  in  voller  Ver- 
tretung ihrer  Territorien  gewisse  allgemein  empfundene,  also  interterritoriale 
Wirtschaftserfordemisse  gemeinsam  regelten.  So  kamen  die  Territorialgewalten 
schon  seit  etwa  Mitte  des  14.  Jhs.  zum  Abschlufs  von  Münz-,  Zoll-,  Geleits-, 
Strafsen-  und  Schiffahrtsverträgen*;  ihr  gröfstes  Werk  in  dieser  Hinsicht  ist 
in  unserer  Gegend  die  Begründung  des  rheinischen  Münz  Vereins  im  J.  1386**. 
Nachdem  die  Landesherren  indes  als  Intei-preten  der  Wirtschaflsbedürfhisse 
ihrer  Territorien  nach  aufsen  hin  aufgetreten  waren,  kann  es  nicht  wunder 
nehmen,  wenn  sie  nun  dieselben  Territorien  nach  aufsen  hin  auch  als  selb- 
ständige, individuale  Wirtschaftskörper  hinstellen  wollten.  Die  Bewegung  in 
dieser  Richtung,  welche  schliefslich  im  System  des  Merkantilisnms  ihren  wissen- 
schaftlichen Ausdi-uck  findet,  beginnt  schon  gegen  Schlufs  des  15.  Jhs.,   ihre 


*)  Auslieferungsverträge  für  Verbrecher  zwischen  den  einzelnen  Territorien  erwähnt 
Bonvalot  8.  306  für  sein  Gebiet  aus  den  JJ.  1115  (noch  grundherrlich),  1259,  1382,  1387, 
1392,  1395,  1400.  Für  Trier  speziell  sind  die  frühesten  Stücke  wohl  aus  der  1.  Hälfte  des 
14.  Jhs.,  s.  Bd.  3  No.  106,  1324;  CRM.  3,  238,  1338.  Im  allgemeinen  s.  auch  noch  Grün- 
hagen, Schlesien  unter  Karl  IV.,  Schlesische  Zs.  Bd.  17,  26. 

2)  S.  z.  B.  Töpfer  2,  431,  1466:  Kurfürst  Ruprecht  von  Köln  schreibt  an  den  Kur- 
ftlrsten  Johann  von  Trier,  dafs  Heinrich,  Vogt  und  Herr  zu  Hunolstein,  von  ihm  die  Be- 
zahlung einer  Schuld  gefordert  habe,  und  da  er  nicht  sogleich  zahlen  konnte,  so  habe  der 
Vogt  mit  dem  von  Winneberg  kürzlich  einen  Einfall  in  sein  Land  gemacht  und  daselbst  ge- 
raubt und  gi'ofson  Schaden  angerichtet  Da  mm  der  Einfall  aus,  in  und  durch  des  Kurfürsten 
von  Trier  Lande  geschehen  sei,  so  verlange  er  Zurückgabe  des  abgenommenen  Gutes  und 
Bestrafung  des  Vogtes  und  des  von  Winnenberg. 

3)  S.  oben  S.  1347  Note  6. 

*)  S.  dazu  im  genaueren  Bd.  2  Abschnitt  4,  S.  236  ff.,  vgl.  auch  Honth.  Hist  2,  319  f. 
^0  S.  Bd.  2,  460  ff. 

Lampreebt,  Deatscbes  Wirtschafttleb«n.    I.  86 


[Entwicklung  der  Lanilesgowali.  —     1354     — 

ersten  dcutlichei-üu  Sjinptouie  sind  Ausfuhrverbote  für  Getreide  und  Edel- 
metalle ^ 

Bedeutender  noch  fUr  die  Zukunft,  wie  die  ilufsere  Politik,  waren  die 
eraten  Anfänge  einer  auf  Verwirklichung  umfassejider  staatlicher  Ziele  gerich- 
teten inneren  l'olitik  der  Territorien,  wie  sie  schliefslich  hier  und  da  schon 
seit  Ende  des  15.  Jhs.  in  völligen  Landesordnungen''  zum  Ausdmck  gelangen. 

Das  erste  Ziel,  welches  auf  diesem  Gebiete  eireiclit  werden  muTste,  war 
Belbstverstaudlich  die  vollständige  Verwirklichung  des  mittelalterlichen  Staats- 
gedaiikens;  der  Rechtsschutz  mufste  durchgreifend  geliandhabt,  Ruhe  und 
Ordnung  dauernd  geschaffen  werden.  Die  erste  Mohe  galt  hier  der  Weg- 
räumung einer  Anzahl  erheblicher  Hindemisse:  die  Grundruhr  wurde  auf- 
gehoben^, das  Recht  kriegerischer  Brandschatzung  hegi-enzt*,  das  Fehderecht 
unaufhörlich  bekämpft",  die  alten  Asyle,  welche  den  gerichtlichen  Sti-af- 
Tollzug  vielfach  illusoi-iscb  machten^,  thunliclist  eingeschränkt'.  Dazu  kam 
dann  als  positive  Maisregel  die  Entwicklung  einer  LandesiioUzei  auf  der 
Grundlage  alter  Wachtfrouden «,  oder  die  Begründung  einer  Landgendamierie 
auf  dem  Prinziii  des  Soldwesens*.     Der  Erfolg  dieser  MaTsregeln  blieb  nicht 


■)  S.  Goerz,  Re^.  diT  Ereh.  Ufil  Dez.  13,  dazu  oben  S.  597,  und  Ritter  8.  741.  Kin 
Ausfuhrverbot  für  Gold  und  Silber  bei  Üoerz,  ßegg.  der  Erzb,  1495  Aug.  11. 

")  S.  oben  S.  1254  Nolc  2. 

*)  S.  Dd.  2,  29& 

*)  llonth.  Uist.  2,  2!)9,  13S6,  Eiuung  zwischen  Köiu  und  Tner  vir  \urg  htirn  ensullen 
auch  kein  dingsul  oder  brantscbatzungen  nenien  oder  unser  frundc  losten  nemeu  wir  ennerdcn 
des  dan  aemuientlicli  zn  rade;  und  wo  und  wanne  wir  die  dinptial  und  brantailiOiic nge  er 
laubcn  zo  nemen,  so  sal  die  iglichem  von  nns  beim  valleu  und  werden  zu  ghcbem  deile  na 
mansale  der  reisiger  gewapneter  lüde,  die  dan  in  dem  velde  waren 

")  Vgl.  aufser  Bd.  2,  292  f.,  Arch.  Clervaux  167,  1331  iicholaus  dit  Biabant 
de  Uluiena,  cbevalier,  et  Edmond,  moiue  a  Prüm,  soii  frere,  promettent  tntic  ies  nianis  d( 
Jean  de  Kerjien,  pr^vöt  de  Tr&ves,  poor  eux  et  pour  Ies  leiira  dobsener  la  pjix  et 
l'arniistice  condas  avec  Waller  du  Clervaux.  S,  ferner  'Or.  1338  Mai  27  Ich  WalraiL  gie\t 
von  Zweinbrucken  dunt  kunt  allen  luden,  daz  icb  vor  mich  luid  toi  berni  lialdenaren 
von  Odcnbacb  ritter  uud  vor  alle  unsere  helfer  und  dinei-e  vemchert  han  und  lersiihei-n  an 
diseme  brieve  unsers  berm  von  Trire  .  .  aniptlude  zä  Castele  und  die  ime  belohn  &m  oder 
werden.  Vgl.  femer  WAmel  1472  §  10;  Honth.  Ilist.  2,  251,  1ö71  und  dizii  Limb  Cbron 
c  92,  1371,  cit.  Bd.  2,  292  Note  3. 

•)  S.  oben  S.  1059  Note  1. 

')  S.  oben  S.  1331. 

")  S.  oben  S.  1011  Note  2,  auf  S.  1012. 

*)  S.  dazu  oben  S.  1277,  1302  Note  2,  und  Bd.  2,  293;  zur  Polizeigewalt  der  Grafen 
B.  Waiiz,  Vfg.  8,  60.  In  Flandern  sind  die  Bereiter  sehr  alt,  b.  Warnkönig  2,  172  f.;  im 
13.  Jb.  sind  sie  schon  völlig  ausgebildet,  hIb  Polizeiniacht  lu^piünglicli  des  (iraten,  dann  des 
Chatelain.  Die  niederosterreichische  Polizei  für  das  platte  Land  (Landprofofs)  wiiü  erst 
1570  infolge  der  Brandschatzungen  entlassener  Landsknechte  eingerichtet,  vgl.  A.  König,  Die 
n.ö.  Landpro fofsen,  BIl.  d.  Vereins  f.  Landeskunde  von  Niederösi erreich  N.  F.  13,  247  fl'.  — 
Zur  Anknüpfung  dieser  wie  einer  Anzahl  anderer  Entwicklungen  an  die  alle  Kegalienboheit 
8.  oben  S.  1277  und  1337  f. 


^ 


—     1355     —  I^ie  Landeshoheit] 

aiis  und  wurde  schliefslich  durch  die  Reichsreformen  der  Maxiniilianischen 
Epoche  noch  verstärkt;  war  schon  seit  Mitte  des  14.  Jhs.  grölsere  Landes- 
sicherheit eingetreten,  so  genofe  man  seit  Mitte  des  16.  Jhs.  völliger  Ruhe^ 
Aber  die  Landesherren  begnügten  sich  nicht  mit  Durchführung  des 
mittelalterlichen  Staatsideals;  sie  schritten  zur  Verwirklichung  einer  ganzen 
Anzahl  von  neuen  Wohlfahrtszwecken  fort.  Am  frühesten  geschali  das  wohl 
in  Fonn  der  Fürsorge  bei  besonderen  Notständen  oder  bei  besonders  dürftigen 
Verhältnissen.  So  wurde  das  Magaziniersystem  gegen  Hungersnöte  seit  dem 
14.  Jh.  immer  reicher  entwickelt^;  so  half  man  bei  Brand  und  Verwüstung 
durch  Steuemachlafs ^ ,  bei  wirtschaftlichen  Krisen  durch  Schuldmoratorien*; 
so  nahm  man  die  soziale  Fürsorge  für  Bettler  und  Landstreicher  in  das  Pro- 
gramm der  Landesverwaltung  auf*.  Aber  bald  ging  man  weiter.  Der  Ge- 
danke positiven  Schaffens  für  Wohlfahrtszwecke  des  Territoriums  kam  auf; 
schon  im  14.  Jh.  sorgten  die  Landesherren  für  Wege-  und  Brückenbau  und 
Besserung  der  Leinpfade®,  und  im  16.  Jh.  suchten  sie  dem  Verkehr  durch 
Märkte  und  Verkaufsordnungen '',  dem  Ackerbau  durch  territoriale  Kolonisation 
zu  helfen®.  Von  diesen  Mafsregeln  war  es  dann  nur  noch  ein  Schritt  bis  zu 
dem  Anspruch,  das  wirtschaftliche  Leben  der  Landeseingesessenen  überhaupt 
von  Landesobrigkeit  wegen  gewissen  Regelungen  zu  unterziehen:  und  mit  ihm 
erwuchsen  die  ersten  noch  unzusammenhängenden  Anfänge  einer  temtorialen 
inneren  Wirtschaftspolitik.  Diesem  Ideeenkreise  gehört  es  an,  wenn  die  Durch- 
führung 6ines  Münzsystems  unter  Valvation  oder  gar  Verbot  anderer  Münzen 


1)  S.  oben  S.  592  Note  2;  1865;  1286  Note  2,  auf  S.  1287;  Bd.  2,  293;  und  Ritter 
S.  745. 

«)  S.  oben  S.  596,  vgl  auch  S.  838,  844,  sowie  G.  Trev.  c.  273:  Otto  [1418—1430]  fuit 
maximus  elemosinarius,  nam  inter  innumera  optimi  animi  bona  illud  quoque  non  minimum  laudi 
suac  accedit,  quod  omnia  castra  suae  ecclesiae  reformavit  et  reaedificavit  eaque  frumento  et 
vino  abundantissime  replevit,  non  suae  avaritiae  causa,  sed  in  pauperum  subsidium  necnon 
ad  reprimendum  eo  facilius  hostes  in  futurum,  nam  pauperibus  sibi  subditis  et  maxime 
ruralibus  advcnientibus  in  onmibus  suis  cellerariis  et  castris  siliginem  in  bono  foro  vendi  et 
concedi  fecit,  animo  nihil  ab  eis  rehabendi.  sed  ne  occasio  otiandi  daretur  ipsis  pauperibus, 
procuravit  recipi  ab  eis  cautionem  de  restituendo  huiusmodi  siliginem,  licet  nihil  ab  eis 
repetiit. 

^)  S.  dazu  oben  S.  1334  Note  3  über  Kochem.  Aus  anderer  Gegend  vgl.  noch 
V.  Below  S.  38  Note  131,  1449:  Lennep  erhält  die  Accise,  weil  die  Stadt  infolge  verderfliches 
brantz  ind  schaden  van  v^den  ind  auch  sust  zurückgegangen  war.  Ein  allgemeines  Trierer 
Brand- Yersicherungs-Institut  wird  erst  1783  errichtet,  findet  aber  zunächst  keinen  Anklang; 
s.  G.  Trev.  c.  379,  1783. 

*)  Honth.  Hist.  2,  621,  1529. 

^)  Eine  Ordnung  der  Bettler  vom  Erzbischof  Johann  von  Metzenhausen  von  1533  im 
Cod.  dipl.  Trev.  Ms.  tom.  I  erwähnt  G.  Trev.  3  S.  4  Note  d,  vgl.  Scotti,  Chur-Trier,  1,  293. 
Zur  landespolizeilichen  Seite  der  Sache  vgl.  oben  S.  1338. 

6)  S.  Bd.  2,  242  f. 

•^)  S.  Honth.  Hist  2,  755,  1551,  s.  dazu  Bd.  2,  270. 

^)  Vgl.  Lamprecht  in  Conrads  Jahrbb.  N.  F.  Bd.  11,  339. 

86* 


IKntwicklung  der  Landesgewalt  —     135Ö     — 

versucht  wird',  wenn  der  Laudesherr  die  Regelung  der  HeiniatsverhÄltnisse 
der  Uiiterthaneu  in  die  Hand  nimmt*  und  den  C>iergang  von  Grund  und  Boden 
iu  das  Eigentum  der  toten  Hand  verbietet",  wenn  er  weiterhin  gemeingültige 
Wirtscbaftsoi-dnungen,  z.  B.  für  den  Weinhau,  erläfst*  und  die  Bewirtschaftung 
der  Privatwälder  landesheiTlicher  Oberaufsicht  untei-stellt  *. 

Die  Wirkung  solcher  Mafsrepeln  konnte  nicht  zweifelhaft  sein,  namentlich 
sobald  sie  ans  ihrer  Vereinzelung  heraus  zu  einem  abgeschlossenen  System 
ergänzt  wiu-den:  sie  mulsten  die  Durchbildung  des  Territoriums  zu  einem 
besondem,  für  sich  bestehenden,  originalen  Körper  zur  Folge  haben.  Das 
aber  war  überhaupt,  bald  mehr  bald  minder  ausgeprägt,  die  Konsequenz  der 
neuen  staatUeh-tenitorialen  Politik:  indem  sie  das  ans  den  verschiedensten 
Bestandteilen  zusammengesetzte,  durch  militärische  Kraft  zusanmiengehalteue 
Territorium  mit  einem  immer  dichteren  Netz  wiitschaftliclier ,  reditlicher  und 
politischer  Beziehungen  umstrickte,  wurde  sie  recht  eigentlich  erst  Schöpferin 
des  neuzeitlichen  Territorialstaates.  Durch  militärische  MachtentfaJtung  war 
aus  dem  losen  ZusammenfluTs  halbstaatlicher  Kräfte  und  abgeleiteten  Reichs- 
rechta  die  Landesgewalt  gebildet  worden,  die  Landeshoheit  erwuchs  aus  dieser 
Gewalt  durch  konsequente  Weiterbildung  der  in  ihr  beruhenden  Befugnisse 
unter  dem  einheitlichen  Gesichtspunkte  des  modernen  Staatsideals. 

')  S.  Bd.  2,  361,  speziell  Note  3;  auch  S.  359  Note  5. 

^  Vgl.  die  Eiaungen  (uoiones  ncioBlce)  seit  Hontb.  Hist.  2,  344,  1406,  dazu  ol>cn 
S.  1209  Note  2,  aus  späterer  Zeit  Hirnth.  Hiat.  3,  40, 1574;  157,  1586;  159,  1586;  166, 1590; 
Scotti.  Chur-Trier  1,  544,  1590;  Honth.  Uist.  3,  243,  1609;  923,  1723.  S.  aiicli  oben 
8.  1208  f. 

■)  Honth.  UiBt  2,  619,  1S2»:  Btxbischof  Jacob  an  den  l^hultheira  ut  der  Alben:  Lieber 
getreuer,  uns  langet  an,  wie  der  abt  zu  Bniweiler  in  willen  und  arbeit  ste,  etliche  guetcr 
iif  der  Alben  an  sich  und  sein  gotteshaus  zu  bringen  etc.  nu  sein  wir  in  meinungen  und 
ganzen  willens,  kein  erbgueter  an  soliche  geistlichen  hinfiirtber  kommen  zu  laissen;  demnach 
dir  mit  ernst  bevehlend,  obgedachter  abt  oder  iemanta  iler  seinen  an  dich  gesinnen  wurde, 
ime  derhalb  gericht  und  recht  zu  thun,  du  wuUest  ime  ein  solichs  abschlagen,  nit  bescheiden 
thun,  und  ime  gemeltc  unsere  meinongen  und  willen  vorhalten,  sich  damacb  baben  zu  richten. 

*)  S.  oben  S.  583  Note  10,  sowie  S.  1341  Note  ü. 

")  S.  darüber,  soweit  es  sich  um  standesherrliche  Wälder  handelt,  schon  oben  S.  1338 
Note  4  und  S,  1346  Note  7.  Eine  kurfürstlich  trierische  verbesserte  Wald-  und  Forsloninimg 
vom  31.  des  Heumonats  1786  im  St.  A.  Koblenz,  48  SS.  mit  Anlageii  Litt  A— E;  |s.  auch 
oben  S.  517  Note  9,  auf  S.  518.  Vgl.  femer  die  Mitteilungen  Winters  zur  österreichischen 
Forstverwaltnng  in  den  Bll.  des  Vereins  f-  Landesknnde  von  Niederösterreich,  N.  F.  16,  273  ff. 


3.   Die  Landesyerwaltung. 

Der  Fiskus  Sinzig  war  wohl  der  gröfste  von  allen  Fisci  der  Mosel-  und 
Mittelrheingegenden,  ursprünglich  umfafste  er  5  bis  6  Quadratmeilen  ^  Kein 
Wunder  daher,  wenn  sein  Hauptort  Sinzig  zugleich  Pfalzort  war;  in  der  mit 
einer  Kapelle  des  heiligen  Petrus  versehenen  Pfalz  pflegten  die  deutschen 
Herrscher  von  der  Karolingerzeit  ab  namentlich  dann  zu  weilen,  wenn  sie  vom 
Khein  hinweg  nach  Aachen  ziehen  wollten^.  Das  Fiskalgebiet  selbst  blieb  in- 
des nicht  lange  ungeschmälert;  schon  im  8.  Jh.  kam  der  westliche  Teil  mit 
dem  Orte  Kefsling  an  Prüm®,  und  im  J.  1065  wurde  gar  der  Kern  des  Be- 
zirkes, das  Pfalzdorf  Sinzig,  mit  seinen  Hörigen,  Weilern,  Wingerten,  Mühlen, 
Fischereien,  Einkünften  und  Gefällen,  Münze,  Markt,  Zoll  und  Gerichtszwang 
an  das  Ei-zstift  Bremen  geschenkt*.  Nun  scheint  allerdings  diese  Schenkung 
nur  auf  etwa  drei  Menschenalter  Bestand  gehabt  zu  haben,  denn  von  den 
ersten  Zeiten  Friedrichs  I.  ab  halten  sich  die  Staufer  häufig  und  bisweilen 
längere  Zeit  in  der  wiederum  villa  regia  genannten   Pfalz  auf*;  indes  hat 

»)  S.  oben  S.  714  f. 

«)  Vgl.  MR.  ÜB.  1,  S.  18,  762:  Sentiaco  palatio.  S.  femer  Einh.  Transl.  ss.  Petri  et 
Marceil.  c.  44,  45,  828:  villa  regia,  cui  Sinciacus  vocabulum  est  Hier  bleibt  Einhard  über 
Nacht,  sicher  in  der  Pfalz.  Pfalz  ist  Sinzig  auch  noch  842:  Nith.  Hist  3,  7,  MGSS.  2,  667. 
Über  die  Kapelle  des  h.  Petrus  s.  CRM.  1,  15,  855. 

»)  Vgl.  MR.  ÜB.  1,  15,  762. 

*)  Lappenb.  Hamb.  ÜB.  1,  94. 

^)  Bei  Otto  T.  Freising  2,  8,  1152,  heifst  Sinzig  wieder  viUa  regalis;  und  1158  hält 
sich  Kaiser  Friedrich  I.  in  Sinzig  auf,  Urk.  mit  Actum  Sinzeke  im  MR.  ÜB.  1,  S.  673  und 
mit  Actum  in  regia  villa  Sinzeche  CRM.  1,  S.  362;  apud  Sinzeche  Lac  ÜB.  1,  315, 
1174,  apud  Sinzeke  Lac  ÜB.  4,  633,  1174.  Der  Kaiser  empfängt  femer  französische  Ge- 
sandte zu  Sinzig:  Ann.  Col.  max.,  MGSS.  17,  790;  das  Jahr  ist  1181,  s.  Goerz,  MR.  Reg.  2, 
461-,  Säur,  Forsch,  z.  D.  Gesch.  8,  553 — 4.  K.  Heinrich  VI.  ist  in  Sinzig  1192,  Quix,  Cod. 
Aqu.  1,  50,  1193;  Stumpf,  Acta  imp.  264,  No.  19L  K.  PhiUpp  ist  April  1207  in  Sinzig, 
Ann.  Col.  max.,  MGSS.  16,  822;  K.  Heinrich  VU.  endlich  ist  1225  in  Sinzig,  Huülard- 
Bröholles  26,  858. 


[Enlwickhin?  dfr  LandeBgewall.  —     1358     — 

allem  Ansidieine  nach  die  zeitweise  Veräufserung  doch  genügt,  um  die  alte 
Fiskalverfassung  zu  stürzen.  Mit  dem  Wegfall  des  Pfalzdorfes  wurde  die 
Stellimg  des  karolingisdieu  Iudex  natui^emäfs  gegenstandslos;  die  einzelnen 
Meier  der  Fronhöfe  —  also  auch  der  des  nunmehr  erzstiftisch  bremischen 
Hofes  Sinzig  —  wurden  selbständig.  Das  blieb  auch  so,  als  spätestens  um  die 
Mitte  des  12.  Jhs.  der  Ifalzort  wieder  an  das  Reich  kam;  in  Siuzig  selbst 
gab  es  auch  jetzt,  wie  in  allen  andern  Fronorten  des  Pfalzgebietes,  blofs  noch 
einen  königlichen  Meier';  handelte  es  sich  um  Augelegenheiten  und  Versamm- 
lungen der  gesamten  Pfalzcingesessentii,  so  stand  nicht  ein  Schultheifs,  sondeiii 
das  Kollegium  der  Meier  an  der  S|iit2e  deiyfllieii -. 

Dieser  Abäßderui^  alter  Verfessungsgrundlagen  folgte  aber  nnt  dem 
13.  Jli.  die  Ausbildung  einer  besonderen  Eommunalverfassung  im  Orte  Sinzig: 
schon  im  .T.  1227  findet  sich  hier  ein  Magister  ville,  und  im  J.  1289  ist  der 
Abschlufs  in  der  Gliederung  von  BUrgerm^ster,  Batsmannen  und  BUi^rschait 
eii-etcht^.  Diese  Aussonderung  seit  dem  13.  Jb.  gestattete  natürlich  ganz 
andei"»,  wie  im  11.  Jh.,  eine  besondere  Verpfändung  oder  Veräulserung  des 
Pfalzortrs  Sinzig*;  und  so  finden  wir  denselben  1267  im  Besitz  des  Erzstifts 
Köln,  127S  in  dem  der  Grafen  von  Jülich,  1277  wieder  unter  Köln,  1295 
von  neuem  an  Jülich  verpfendet,  1298  nochmals  an  Köln  gegeben,  1348  end- 
gültig vom  Beich  an  Jülich  entfremdet,  1352  von  Jülich  an  das  Erzstift  Trier 
verpfändet,  bis  er  endlich  durch  Erbschaft  an  die  Herzöge  von  Berg  fiel. 

Die  bisher  betonten  Momente,  der  frühe  Untergang  der  oberen  Fiskal- 
verwa)tiiti;r  und  die  zeitige  Aiusonderung  des  Pfalzortes  Sinzig  aus  dem  Fiskus 
mit  der  Konsequenz  vollständig  e%ner  Verfassungsentwicklung  desselben  er- 
mdglicbten  es  nun,  dals  sich  auf  dem  Boden  des  alten  Pfalzgebietes  aufser- 
halb  des  Pfalzvorortes  auch  noch  zwei  gröfsei-e,  der  Ministerialität  angehörige 
Amtsbildungen  entfalteten.  Es  sind  dies  die  spätere  Bur;;{;rafsi'haft  Landskron 
und  die  Bnrggiafschaft  Haniinerstein. 


I)  Ann.  (1.  hJBt  V.  23,  266,  1162:  Adalbero  villicus  de  Senzecho.  Quix,  Cod.  Aqu. 
1,  73,  1222:  Gerhardus  de  Sineeke  villkus;  Lac.  L'B,  2, 162, 1229:  Herimann  Jleier  von  Sinzig. 

')  Äufsersl  cljaraklerialisch  ist  Qnii,  Cod.  Aqu.  2,  105,  No.  149,  1227:  Auflassung  in 
curia  Je  Sintzge  coram  villicis,  minislerialibus,  scabinis  ei  inansioiiaiüs  eiusdeni  ville.  Die- 
selbe Audassting  findet  in  Aachen  dagegen  coram  advocato,  sculteto,  scabinis,  biii^ensibus, 
militibus  et  bominibus  imperii  statt.  Das  Kollegium  der  Sinziger  Villici  ist  wohl  auch  imter 
den  iudices  in  Guden,  CD.  2,  969,  1280  zu  verstehen:  iiidices,  iriilites,  lilü  militiun  ac 
universitas  opidanorum  in  Sinziche  bezeugen  einen  Akt  freiwilliger  Gerichtsbarkeit  des  Ger- 
hard von  Landskron.  Daran  das  sigiltum  oppidi  nostri.  Doch  scheint  bei  weniger  wicbligen 
Angelegenheiten  der  Sinziger  Meier  allein  die  Sache  des  ganzen  Bezirks  geführt  zu  haben, 
vgl.  Quix,  Cod.  Aqu.  1,  73,  1222. 

')  Quix,  Cod.  Aqu.  2,  105,  No.  149,  1227:  Riqubus  magister  vilie,  Georgius  canipacarius 
von  Sinzig;  Guden.  CD.  2,  978,  1289:  nos  magister  eivium,  consules  et  universi  civc» 
de  Sinzege. 

')  Doch  scheint  hier  noch  der  aanze  Pfalzbezirk  verliehen  zu  sein,  vgl.  CR>I.  2, 
227,  12G7. 


i 


—     1359     —  Die  Landesverwaltung.] 

Von  ihnen  gehört  die  Burggrafschaft  Hammerstein  allerdings  dem  Fiskus 
Sinzig  nicht  eigentlich  an,  sie  liegt  auch  räumlich  entfernter  von  ihm,  als  vom 
Fiskus  Andernach.  Indes  finden  sich  seit  dem  13.  Jh.  doch  viele  Beziehungen 
der  Hammersteiner  Burggrafen  zu  Sinzig:  abgesehen  von  einem  späteren  Burgen- 
besitz ^  und  den  engen  Familienbeziehimgen  zur  leitenden  Sinziger  Familie^ 
haben  sie  teil  an  Rechtspflege  und  Gerichtsgefällen  ^:  so  dafs  eine  Feststellung 
der  Entwicklung  ihres  Amtes  auch  für  die  Sinziger  Fragen  von  Interesse  ist 
Freilich  ergiebt  sich  da  keine  Sicherheit  über  Zeit  und  Art  der  Einbeziehung 
der  Hamniersteiner  Burggrafen  in  die  Sinziger  Verfassung;  war  in  letzterer 
Beziehung  wohl  das  Bedürfnis  mafsgebend,  der  alleinstehenden  Burggrafschaft 
irgend  welche  feste  Einkünfte  zuzuweisen,  so  muls  in  ereterer  Hinsicht  ange- 
nommen werden,  dafs  es  nach  dem  Übergang  des  Fiskus  Andernach  an  das 
Erzstift  Köln  im  J.  1167  passend  erscheinen  mochte,  die  Burg  Hammerstein 
nunmehr  dem  nächstgelegenen  noch  unveräufserten  Fiskus,  d.  h.  eben  Sinzig, 
für  die  Gewinnung  derartiger  Einkünfte  anzuschliefsen.  Die  Burg  Hammer- 
stein selbst  wurde  nach  ihrer  Zerstörung  im  J.  1021  *  auf  Befehl  Heinrichs  IV. 
im  J.  1071  wieder  aufgebaut^,  schon  1074  ist  dann  an  ihrem  Fufse  eine  ZoU- 
ßtätte  vorhanden®,  unter  deren  Verkehr  sich  der  im  J.  1139  zuerst  genannte 


^)  Guden.  CD.  2,  988,  1306:  die  Burggrafen  von  Ilammerstein  haben  ein  festes  Haus 
in  Bodendorf. 

*)  Guden.  CD.  2,  976,  1298:  der  jüngere  Gerhard  von  Landskron  heiratet  Beatrix, 
Tochter  des  Burggrafen  von  Ilammerstein. 

8)  Vgl.  CRM.  2,  274,  1276:  Graf  Wilhelm  von  Jülich  (seit  1276  ist  Sinzig  im  Besitz 
des  Grafen)  bestätigt  den  Burggrafen  von  Hammerstein  iura  sua  in  bonis  de  Sinzeche; 
gaudeant  libere  ab  hoc  tempore  ut  antea  tertia  parte  iudiciorum,  precariarum  seu  petitionum 
exactonim  donorum  et  aliorum  ibidem  emergentium  quorumcumque  in  bonis  predictis,  prout 
hec  omnes  progenitores  ipsorum  burgraviorum  ac  etiam  ipsi  a  retroactis  imperatibus  et 
regum  Romanomm  temporibus  habuerunt.  Dagegen  haben  sie  nichts  in  personis  rebus  et 
servitiis  emergentiis  ludeorum  et  Cauvercinentium  residentium  vel  venientium  apud  Sinzeche, 
nisi  de  causis  in  iudicium  tractis,  de  quibus  nos  auctoritate  imperil  libere  disponere  poterimus. 
S.  femer  P>nst,  Hist.  du  Limbourg  6,  206,  1226:  die  Burggrafen  von  Hammerstein  haben 
den  dritten  Teil  des  Rostant  genannten  Rechtes  in  Sinzig  vom  Reiche  zu  Lehen.  CRM.  9, 
156,  1253:  Friedrich  Burggraf  von  Hammerstein  und  Gerhardus  dominus  de  I^andiscrone 
promulgieren  eine  in  Sinzig  gemachte  Schenkung.  Unter  den  Zeugen  auch  die  mansionarii 
de  Sinzeche,  qui  vulgo  dicuntur  hovinnere.  CRM.  2,  227,  1267:  Erzbischof  Engelbert  ver- 
sichert, quod  nos  dilectos  fideles  nosti'os  Amoldum  et  lohannem  burgravios  de  Hamerstein, 
Gerardum  et  Theodericiun  de  Lanzkronen  fratres  ceterosquc  milites,  ministeriales,  et  universos 
opidanos  de  Sinzeche  tenebimus  et  conservabimus  apud  Sinzeche  in  omni  iure  et  libertate,  que 
hactenus  ab  imperio  tenuerunt  ac  antiquo. 

*)  Vgl.  MR.  ÜB.  1  S.  345,  1020;  Goerz,  MR.  Reg.  1,  1215—16;  s.  neuerdings 
K.  Menzel,  Irmengard  von  Hammerstein,  in  Maurenbrechers  Taschenbuch  VI,  5,  89 — 119. 

'')  Lambert  z.  d.  J.,  MGSS.  5,  180. 

«)  Schannat,  Hist  Wormat  2,  342,  1074;  Ludwig,  Reliqu.  2,  180,  1112;  Schannat 
a.  a.  0.  2,  86,  1184;  Moritz,  Worms  S.  153,  1208. 


[Entwicklung  der  Landeagewalt.  —     13Ö0     — 

Ort  (Ober-,  Nieder-)Hammerstein  entwickelt  habeu  mag'.  Von  der Besatzui^ 
der  Burg  hört  man  wohl  zum  erstenmal  durch  einen  Brief  der  Banii>ei^er 
Stiftsherren  an  Kaiser  Heinrich  V.,  der  von  Ministerialen,  qui  apud  Hanierstein 
(iraesident,  spricht^.  Befehlshaber  war  damals  wohl  der  Reichsniiuisteriale 
Engelbert,  den  wir  1120  als  königlichen  Kommissar  (Gesandten),  1129  am 
Königshofe  zu  Duisburg  treffen^.  Fhin  folgte  der  Mioisteriale  Ludwig,  der 
zum  ei-stenuial  (1163)  Burggraf  genannt  wird*;  er  war  zugleich  Vogt  der 
Deutzer  Abtei  für  Remagen  *.  Der  Nachfolger  Ludwigs  emilich,  der  Burggraf 
Arnold  (mindestens  1202^1218)  ei-scheint  als  einer  <ler  hervorragenderen 
Reichsdienstniannen "  dieser  Zrit:  i^r  ist  oft  am  Hofe  und  i^t-hwört  im  J,  1207 
mit  andern  Ministerialen  fui'  den  Kuiiiy'.  Unter  ilini  lüruen  wir  eine  giiuze 
Anzahl  von  untergeordneten  Hammersteiner  Rittern  kennen,  so  Hermann  und 
Arnold,  Ludwig  und  Konrad  ^. 

Zeichnet  sich  die  Hammersteiner  Entwicklung  dadurch  aus,  dals  man  in 
ihr  ein  Reichsminist erialeugesehiecht  in  relativ  früher  Zeit  zu  bedeutendem 
Einllufs  erstarken  sieht,  ohne  dafs  ein  genauerer  Einblick  in  die  Entwicklung 
möglich  wiire,  so  ergiebt  sich  für  die  Entwicklung  der  Bui^fgrafechaft  Lands- 
kron  ^'erade  das  umgekehrte  Verhältnis :  sie  liegt  später  und  IBJst  sich 
weiter  ins  Detail  hinein  verfolgea.  Beiden  Burggra&chaften  aber  ist  es  ge- 
meinsam, dafs  sie  Ämterbildungen  auf  neuen  Burgen,  auf  verfassungsgeschicht- 
lich voraussetzungslosem  Boden,  imd  damit  in  für  ihre  Zeit  besonders  modemer 
Erscheinung  zur  Auswirkung  bringen. 

Die  frühesten  Ministerialen,  welche  wir  in  Sinzig  kennen  lernen,  sind 
Rudolf  1158;  Eppo  und  Reinger  1162;  Konrad  1174,  wenig  spater  Heinrich; 
vielleicht  gehörte  auch  der  Stiftsherr  Johannes  von  SFlorin-Koblenz  (1191) 
einem  Sinziger  Ministerialengeschlecht  an*.  Von  allen  diesen  Dionstmauneu 
wissen  wir  fast  nur  die  Kamen;  bedeutend  wird  erst  der  von  1207  ab  nach- 
weisbare, um  1228  verstorbene  Gerhard  [I.]  von  Sinzig'".    Er  findet  sich  oft 


')  Vgl.  MK.  ÜB.  1  S.  560,  s.  auch  CRM.  1  S.  431,  1179.  Zu  Jeu  sonstigen  Schltk- 
Galen  der  Burg  s- üiesebrevbt  3,  715,  811. 

')  Cod.  Udal.  223,  1111—1125. 

»)  Brower.  Ann.  2,  U,  vgl.  Goerz,  MB.  Bog.  1,  1716;  Lac.  L'B.  1  S.  201,  1129. 

')  Lac.  UB-1  S.  299.  Vgl.  sonst  über  ihn  CBM.  1  S.  297,  1145;  Kremer,  Orig.  N.)ss. 
2, 186, 1159.  sowie: 

")  Ann.  d.  bist.  Ver.  f.  d.  Niedeirh.  23,  265,  1162. 

•)  Vgl.  über  ihn  GEM.  2  S.  79,  1202;  Wegeler,  Laach  2,  15,  1210;  MK.  ÜB.  3  S.  17, 
1213;  Huillard-BraoUes  l*,  408,  1215;  MB.  ÜB.  3  H.  54,  1216;  S.  ?0,  121S. 

')  Lac.  ÜB.  2  S.  11. 

s)  Vgl.  CBIL  2  S.  79,  1202;  MR.  ÜB.  3  S.  4,  1213;  2  S.  2.54,  1204;  3  S.  193,  c.  1209 
(zur  Datierung  letzterer  Urk.  s.  Goerz.  MR.  Reg.  2,  1896). 

")  CRM.  1  S.  362,  1158;  Ann.  d.  bist.  Ver.  f.  (i.  Niederrli.  23,  26-J,  1162:  Lac.  ÜB. 
4,  633,  1174;  Erhard,  Cod.  Westf.  2,  256;  MB.  ÜB.  2,  118,  1191. 

'»)  L.1C.  ÜB.  2  S.  11,  1207;  Goerz,  MB.  Reg.  2,  1862,  122j<. 


i 


—     1361     —  I^ie  Landesverwaltung.] 

am  Hofe^;  seit  1216  ist  er  Prokurator  sämtlicher  Reichsgüter  des  linken  Rhein- 
ufers von  der  Mosel  abwärts*;  späterhin  hat  er  auch  das  Einziger  Köuigs- 
meieramt  inne^. 

Ein  dauernder  Anlafe  zu  weiterem  Aufschwimg  aber  wurde  für  die 
Ministerialität  —  und  vermutlich  besondere  für  das  Geschlecht  Gerhards  — 
erst  dmch  die  angeblich  im  J.  1206  erfolgte  Erbauung  der  Burg  Landskron* 
gegeben.  Als  sich  König  Friedrich  U.  im  J.  1214  im  Lager  vor  der  Burg  be- 
fand, vei*sprach  er  dem  Ministerialen  Gerichwin  von  Sinzig  für  den  Fall  der 
Eroberung  der  Burg  sub  fide  regia  pro  .  .  fidei  et  devotionis  (suae)  obsequiis  .  . 
(Landscron)  castri  palatium  .  .  custodiendum ;  [ceterum]  de  bonis  nostris  et 
imperii  tibi  assignabimus,  quod  tu  ipsum  castrum  in  L.  simul  cum  palatio  . . 
possis  conservare.  ad  haec  parentes  et  amicos  tuos,  qui  sunt  castellani  in  ipso 
Castro  Landiscron,  quos  ibi  locavit  . .  rex  Philippus,  ibi  habitare  volumus  .  .  . 
insuper  officium  in  Sinzeche  cum  omni  iure  et  codicibus  suis  tibi  committimus, 
ita  ut  tu  nobis  inde  solvas  debitam  annuam  pensionem*.  Die  hiermit  ge- 
schaffene Lage  wurde  im  J.  1226  durch  einen  weiteren  Gnadenbeweis  noch 
besser  gestaltet ;  damals  gab  der  König  an  Gerichwin  ins  patronatus  in  Kunigs- 
felt  tali  modo,  quod  uullus  ibidem  instituatur  clericus,  nisi  faciat  residentiam 
in  Villa  prenotata,  et  in  capella  nostra  Landscron  tam  per  se  tam  per  alimn 
procuret  divina  officia  celebrari®.  Gerichwin  scheint  sein  Amt  bis  zum 
J.  1230  —  vermutlich  bis  zu  seinem  mit  dem  Ableben  Gerhards  I.  nahe 
zusammenfallenden  Tode  —  geführt  zu  haben;  zum  letztenmal  erscheint  er 
im  J.  1227,  am  Hofe  Heinrichs  VE.  zu  Oppenheim ''.  Sein  Nachfolger  war 
Gerhard  [U.]  von  Sinzig,  der  vermutlich  von  c.  1230  bis  1284  Befehlshaber 
von  Landskron  war®.    Wir  finden  ihn  1230  als  Mann  der  Grafen  von  Geldern, 


1)  So  im  J.  1207  in  Köln,  Lac.  ÜB.  2  S.  11;  1212  in  Aachen,  Lac.  ÜB.  2,  40;  1215 
in  Aachen,  Huillard-Br^hoUes  1^,  408;  1222  in  Aachen,  Lac.  ÜB.  2,  S.  79;  Butkens,  Troph. 
1,  68;  Quix,  Cod.  Aqu.  1,  50;  1225  in  Kaiserswerth,  Lac.  ÜB.  2  S.  66. 

«)  MR.  ÜB.  3,  47.     Über  eine  verwandte  Stelle  in  Boppard  s.  oben  S.  726  Note  2. 

')  Quix,  Cod.  Aqu.  1,  73,  1222:  Albero  Sconevedere  de  Sinceke  .  .  predium,  quod 
habuit  apud  Consdoi-p,  Sinceke,  Westheim  et  alibi  .  .  liberum  dimisit  et  hoc  manifeste  fecit 
in  iudicio  de  Sinceke,  Gerhardo  de  Sinceke  villico  presidente,  in  presentia  ministerialium 
imperii,  scabinorum  et  hominum  totius  ville,  qui  omnes  vinum  testimoniale  de  hoc  facto  .  . 
biberunt. 

*)  1212  erteilt  K.  Otto  IV.  auf  Landskron  der  Kapelle  unter  der  Burg  einen  Schutz- 
brief und  Abgabenfreiheit;  Goerz,  MR.  Reg.  2,  1180.  Cesarius  von  Prüm  nennt  um  1222  im 
ÜPrüm  S.  175  Note  1  Landeskron  castrum  regium. 

'')  MR.  ÜB.  3,  19,  1214. 

«)  MR.  ÜB.  3,  292,  1226. 

')  Lac.  ÜB.  2  S.  77. 

^)  1285  ist  Übel'  die  Erbschaft  eines  Burggrafen  Gerhard  von  Landskron  Streit,  Guden. 
CD.  2,  971.  Dieser  Gerhard  lebte  noch  1284,  vgl.  die  Zeugenreihe  in  CRM.  2,  314.  Er 
hatte  ferner  Dietrich  und  Lufried  zu  Brüdern,  mit  welchen  beiden  er  1248  (Guden.  CD.  2, 
945),  mit  deren  ersterem  er  1267  (CRM.  2,  227)  zusammen  genannt  wird.   Dietrich  war  1276 


[Entwiddiing  der  Liindesgewiilt.  . —      1362      — 

von  Nauiur  imd  MaDden;  später  ist  er  auch  noch  Jülichscher  Mann  geworden'. 
Im  J.  1230  in  die  Reichsdienstmannschaft  übercegangen  *  ist  er  sicher  schon 
1231  fest  im  Amt  verwendet^,  1233  befindet  er  sich  in  Sinzig*,  1238  kommt 
er  vom  Reiehadienst  aus  Italien  heim\  seit  1241  zeigt  er  sich  evident  im 
Besitz  (ies  SinzigerKönigsmeieramtB",  1244  wird  er  zuerst  ausdrücklich  Burg- 
graf von  Landskron  genannt'.  Nach  Lage  der  Sache  ist  indes  kein  Zweifel, 
dafs  Gerhard  von  vornherein  Burggraf  war  und  zugleich  das  Meieramt  führt« , 
sonst  hatten  1231  und  1233  für  ihn  ergangene  Befehle^  keinen  Sinn.  In  diesem 
komhinierten  Amt  blieb  Gerhard  nun  sein  Leben  lang,  mehr  als  ein  halbes 
Jahrhundert;  es  ist  leicht  begreiflich,  dafs  es  seiner,  nach  allem,  was  wir  wissen, 
kraftvollen  Pei-sönlichkeit  gelang,  in  so  langer  Zeit  unter  den  mannigfachen 
ReiehswiiTeu  zu  einer  im  Sinne  des  Lehnswesens  nahezu  selbständigen  Hen'- 
schaft  zu  gelangen,  welche  sich  schliefslich  über  die  Bui^  und  ihr  Gebiet  so- 
wie fast  alle  Reste  des  Fiskalbezirks  erstreckte,  soweit  sie  nicht  der  Stadt 
Sinzig  angeschlossen  waien.  Schon  1246  ist  der  König  in  seiner  Schuld  und 
mufs  ihm  5  mr.  Rente  und  einen  Wald  fUr  Burgbauauslagen  in  der  Höhe  von 
100  nir.  ver|ifönden " ;  1248  erscheint  das  Bmggrafengeschlecht  in  der  Auf- 
lösung aller  Reichsverwaltuug  auf  kurze  Zeit  nahezu  selbständig.  Damals 
schwören  Gerhard  von  Sinzig  und  seine  Eiüder  dem  Stift  Köln  Urfehde: 
contra  .  .  ecclesiam  Colonienseni  de  castio  Landscrone  nichil  attemptahimus 
aut  facienms,  nee  gueiTam  ipsis  movebimus  .  .;  et  si  forte  hi,  qui  maiorera 
nobis  i»otestatem  habent  in  ipso  Castro,  vellent  movere  guerram  ,  .  ecclesie .  . , 
nos  pro  posse  nostro  a  tali  proposito  removebinms  eosdem ;  et  si  ipsos  revocare 


tot,  Tgl.  CRM.  2,  276;  Lufried  ist  vermutlich  schon  vor  1267  gcstorhfii,  da  er  CRM.  2,  227 
nicht  mit  genannt  wird.  Steht  so  auf  der  einen  Seite  fest,  dafs  ein  und  derselbe  Gerhard 
von  1248  bis  1284  Burggraf  auf  Landskron  wnr,  so  ist  es  nahrGcheiiilich ,  dafs  er  sehr  alt 
geworden,  da  er  seine  beiden  vor  1267  bezw.  1276  gestorbenen  Briider  weit  überlebte.  Es 
steht  also  nichts  im  Wege,  ihn  für  denselben  Gerliard  Kti  halten,  der  schon  1231  als  erster 
Ministeriale  in  Sinzig  erscheint,  s.  MR.  ÜB.  3,  429,  um  so  mehr,  als  filr  die  Jahre  1231  bis 
1248  keinerlei  Anzeichen  vorliegen,  ilafs  wahrend  dieser  Zeit  mit  dem  liäiifig  genannten 
Namen  Gerardus  im  Anfang  und  Ende  der  Periode  zwei  Pereonen  bezeichnet  würden.  Auch 
Guden,,  CD.  2,  935,  identifiziert  den  1230  und  1248  genannten  Gerhard.  Übrigens  ist  es  hier 
nicht  unsere  Aufgabe,  die  Genealogie  der  Burggrafen  von  Landskron  zu  erledigen. 

')  Guden.  CD.  2,  935,  1230 ;  MU.  ÜB.  3,  1091,  c.  1250. 

«)  Guden.  CD.  2,  936,  1230. 

')  ME.  ÜB.  3,  429,  1231. 

*J  MR.  ÜB.  3,  475,  1233. 

")  MR  ÜB.  3,  610,  1238:  Gerhard  von  Sinzig  heifst  vallettus  et  fideüs  impeiialis, 
kommt  aus  Italien  zurück  mit  5  servientes  und  7  equituture. 

")  MR.  ÜB.  8,  746,  1242. 

')  MR.  ÜB.  3,  788,  1244. 

")  MR.  UR  3,  429,  1231;  475,  1233.  Über  diese  Befehle  s.  bald  das  Genauere  unten 
8.  1365  Note  4. 

')  MK.  ÜB.  3,  869,  1246. 


—     1363     —  I^e  Lande8ver?raltaDg.] 

non  possumus,  nos  .  .  archiepiscopo  ad  tres  septimanas  prediceInus^  Ein 
Ausdruck  dieser  vomehmHch  infolge  der  Zerrüttung  des  Reiches  erworbenen 
Selbständigkeit  wird  auch  im  Titel  gewonnen;  1253  nennt  sich  Gerhard 
nicht  mehr  burgravius  sondern  dominus  de  Landiscrone,  bald  darauf  kommt 
auch  das  einfache  Gerhardus  de  Landiscrone  statt  des  bisherigen  G^rhardus 
de  Sinziche  vor*.  Doch  erfolgt  nach  dem  fllr  das  Reich  verhängnisvollen 
Schlufs  der  vierziger  Jahre  des  13.  Jhs.  nochmals  eine  Periode  stärkerer  Heran- 
ziehung zum  Reichsdienst,  welche  durch  eine  Urkunde  des  erwählten  Königs 
Konrad  vom  J.  1251  eingeleitet  wird,  in  welcher  dieser  den  Burggrafen  vom 
Tode  Kaiser  Friedrichs  n.  benachrichtigt  und  ihm  Schadloshaltung  für  alle 
bisher  zu  Gunsten  des  Reichs  gemachten  Ausgaben  verspricht,  sobald  er  an 
den  Niederrhein  komme  ^.  Zu  mehr  als  dieser  blofsen  Ankündigung  brachte 
es  indes  erst  das  Regiment  der  Könige  Wilhelm  von  Holland  und  Richard 
von  Komwallis,  für  welche  die  Sinziger  Dienstmannen  um  so  wichtiger  sein 
mufsten,  je  mehr  der  Schwerpunkt  ihrer  Thätigkeit  an  den  Niederrhein  fiel. 
Unter  ihnen  finden  wir  Gerhard  im  J.  1255  als  kaiserlichen  Kommissar  nach 
Dinant  bestimmt,  und  im  J.  1258  mit  zwei  Rittern  gegen  Worms  entboten*. 
In  gleicher  Zeit  erhielt  aber  Gerhard  von  König  Richard  auch  eine  neue  Be- 
stallung als  Burggraf  von  Landskron.  Diese  Bestallung  ist  für  die  nun- 
mehrige Stellung  der  Königsgewalt  zum  ehemals  völlig  abhängigen  Ministerialen 
bezeichnend :  protestamur,  quod  nos  Gerhardo  burggravio  de  Landscron,  dilecto 
fideli  nostro,  castrum  nostrum  in  Landscron  commisimus  eodem  modo 
tenendum,  quo  ipsum  castrum  hactenus  tenuit  et  possedit^.  Das  ist  alles: 
die  Bestallung  ist  zur  reinen  Formalie  geworden :  in  der  That  war  der  Burg- 
graf schon  damals  nahezu  nur  noch  im  Sinne  des  Lehnswesens  abhängig :  seine 
Freiheiten  wuchsen  von  Jahr  zu  Jahr.  Schon  Gerhard  H.  war  Schwager  des 
Grafen  von  Neuenahr  geworden ;  sein  Sohn  Gerhard  HI.  heiratete  die  Tochter 
eines  reichen  Kölner  Schöffen®;  so  wurde  die  soziale  Stellung  der  Familie 
durch  vornehme  und  reiche  Vei-wandtschaft  gehoben.  Zugleich  sorgten  die 
Könige  durch  stets  erweiterte  Belehnungen  für  die  Vermehrung  des  Besitzes '' ; 

»)  MR.  ÜB.  3,  958,  1248. 

2)  CRM.  2,  156,  12513;  MR.  ÜB.  3,  1451,  1258;  Guden.  CD.  2,  953,  1266.  Dagegen 
nennt  sich  Gerhard  bei  Guden.  2,  948, 1249,  selbst  noch  miles  de  Sinzeke  burgravius  in  Landis- 
crone. Ähnlich  ist  der  Ausdruck  in  einer  Urkunde  Wilhelms  von  Holland,  MR.  ÜB.  3, 
1308,  1255. 

9)  MR.  ÜB.  3,  1101,  1251. 

*)  MR.  ÜB.  3,  1308,  1255;  1451,  1258. 

'')  MR.  ÜB.  3,  1402,  1257. 

«)  Vgl.  MR.  ÜB.  3,  1168,  1252;  Guden.  CD.  2,  962,  1276. 

')  Guden.  CD.  964,  1276:  K.  Rudolf  erneuert  dem  Miles  Gerhardus  de  Lantzkrone 
conccssiones  donationes  et  infeodationes  villarum  Conixfelt  de  Heckenbach  cum  hominibus 
iuribus  et  iurisdictionibus,  cum  silvis  et  nemoribus  infra  limites  eanmdem  .  .  sitis  .  . ,  prout  a 
nobis  et  sacro  Romano  imperio  dependent  et  prout  ipse  et  sui  progenitores  ea  hactenus  .  . 
possederunt  et  tenuerunt  .  .  .  ipsumque  G.  et  eius  heredes  utriusque  etiam  sexus  infeodamus 


[Entwicklung  der  Laiiilesgewult.  —      1364     — 

und  die  Burggrafen  kauften  selbst  zur  Änoudierunj!  noch  fehlende  Teile', 
Auf  diese  Weise  entstand  ein  Dui-cheinander  allodialeu,  feudalen  und  ministe- 
rialischeu  Besitzes,  dessen  Scheidung  infolge  gleichniilfsiger  wirtschaftlicher  Be- 
handlung schon  nach  dem  Tode  Gerhards  II.  zu  Streitigkeiten  führte,  welche 
nur  durch  Schiedsgericht  zu  schlichten  waren.  Zugleich  aber  önden  wir  tiei 
diesem  Erbgang  den  Gesamtbesitz  scliou  als  völlig  einheitliche  Eibmasse  be- 
handelt; in  der  Auseinandei-setzung  der  erbenden  Söhne  Gerhard  III.  und 
Otto  heilst  es,  ohne  dafs  die  Ansprüche  des  Keirhes  weitere  Beachtung  finden : 
1)  dat  her  Gerart  havio  sal  die  burch  zu  Landiscrone,  bid  ludin  ind  bid  gude, 
dat  zu  dis  hmis  hudin  gehört,  als  id  sin  vadir  hatte  vanme  Ridie,  ind  Otte 
nit;  2)  dat  her  Gerart  ind  Otte  deilin  solin  bescheidinliche  al  solch  erre,  als 
ir  vadir  und  ir  mudir  hattin,  so  wa  id  si  gelegin ;  3)  ove  her  Gerart  ind  Otte 
zveinde  wurdia  umb  ir  erve,  dat  her  Qerart  spreche,  id  horte  zume  Riche, 
ind  Otte  spreche,  id  horte  zu  irme  erve,  dat  sal  ervarin  her  Heinrich  dir  Gude 
[Rittergeschlecht  in  Sinzig],  der  aide,  bid  warheide  ove  bid  rechte*.  Der 
hier  erhaltene  Eindruck  weit^hender  VerfUgungsfreiheit  des  Erblassers  bezw. 
der  Erben  verstärkt  räch  noch  bei  der  Lektttre  des  Testamentes,  welches 
Gerhard  HI.  als  dominus  castri  de  Landscrone'  im  J.  1311  machte*;  hier  ist 
von  niiuisterialischer  Abhängigkeit  gar  nicht  mehr  die  Rede.  Alledem  aber 
entspricht  es,  wenn  die  Burggrafen  nach  den  letzten  Diensten  unter  König 
Bidiard  im  13.  Jb.  niemals  wieder  zu  Beicbsdieast  aufgeboten  worden  sind, 
wenn  sie  statt  dessen  vielmehr  Ämter  seitens  einiger  Territorialherren  an- 
Dehmen,  deren  Führung  neben  dem  Reichsamt  schlimme  Verwicklungen  nicht 
aussehlofe  und  deshalb  vom  Gesichtspunkte  einer  energischen  Reichsverwaltung 
aus  nicht  statthaft  war". 

Gleichwohl  müssen  doch  auch  noch  am  Schlufs  des  13.  Jhs.  die  nunmehr 
freilich  eigenmächtig  ausgeübten  Amtsfunktionen  der  einstmaligen  einfachen 
Beichsdienstmannen  als  der  Kern  der  l)urggiäflichen  Macht  bezeichnet  werden. 
Worin  bestanden  aber  jene  Funktionen?  Die  beste  Einführung  zu  einer  Ant- 
wort auf  diese  Frage  gewährt  ein  Rezefs  vom  2.  Mai  1242  betr.  Abrechnung 
Gerhards  von  Sinzig  über  seine  villicatio  coram  officiatis  [regis  Conradi  R".]*, 
Sie  ei^ebt  folgende  Posten: 


de  eisdem  villis.  S.  ferner  Guden.  CD  2,  975.  1296,  »gl  auch  Oudcn  CD  2,  9>5,  1270 
die  Inhaberin  eines  Landskroner  Lebens  und  ihre  Erben  übertragen  dasselbe  an  Gerhard 
den  Burggrafen;  sie  versprechen,  quod  in  pnmo  adventu  glonosissmu  doniini  Romanoruni 
regia  [Kichardi]  procurabunt,  ab  ipso  Bssignori  et  coiiLcdi  prenotato  Geiaido  siiisque  here 
dibua  feodum  memoratum. 

■)  Guden.  CD.  2,  956,  1271. 

«)  Guden.  CD.  2,  971,  1285. 

")  Guden.  CD.  2,  997,  1310. 

')  Guden.  CD.  2,  1002,  1311. 

^)  Guden.  CD.  2,  973,  1289;  936,  1305. 

■}  MR.  ÜB.  3,  746,  1242. 


i 


—     1365     —  IWe  Landesverwaltung.] 

Einnahme: 

[Pecimia]  Redditus 28*/*  mr. 

ludei 5       „ 

üxor  prepositi 15       „ 

Precaria 50       „ 

ludei - .   .   .   .  15       „ 

Exactiones  in  hostes  imperii 105       „ 

Annona  Siligo 88^/2  nälr. 

Avena 80  mir.  «=  8^/4  mr, 

Vinum 16  carr.^ 

Summa  227^/«  mr.'. 

Ausgabe: 

[Pecunia]  Rest  der  vorigen  Rechnung  .   .   .   .  28  mr.   8  s.  —  d. 

Militia  Gerhards,  alte  Schuld 20    „—  „—  ^ 

Feuda  castelli  [Landscron] 14    „  —  „  —  „ 

Blide 18    „  -  „  _  „ 

Expensa  pro  rege  in  Sinzich 62    „    2  „     2  „ 

Expensa  pro  militibus  regis 31    „     9„  —  „ 

Expensa  messis  et  autumni 6„4„  —  „ 

Dextrarii  pro  regis  servitio 91    „  —  »—  » 

Balistarii  sex  per  tres  menses 18    „  —  „  —  „ 

Expensa  pro  rege  apud  Treverim 8  Ib.  —  „  —  „ 

Expensa  Gerardi  Aquis,  Colonie,  Moguntie .  10  mr.  —  „  —  „ 

Summa  306  mr.  —  s.  —  d. 

Computatis  hinc  inde  singulis  et  universis  nos  [rex]  tenemur  solvere  eidem  Gerardo 
78  mr.  et  dimidiam  mr.;  et  habebit  officium  usque  ad  festum  sancte  Margarete 
proxime  futurum. 

Aus  dieser  Kechnungsablage  folgt,  dafs  die  Grundlage  des  Sinziger  Burggrafen- 
amtes  eine  doppelte  war,  eine  militärische  und  eine  administrative.  Gerhard 
von  Sinzig  war,  als  er  diesen  Rezels  erhielt,  einmal  Burggraf  (im  spezifischen 
Sinne  des  Wortes)  von  Landskron,  andrerseits  Königsmeier  von  Sinzig,  Da- 
bei wurden  die  beiden  Ämter  noch  im  Sinne  einer  blofsen  Personalunion  in 
den  Händen  Gerhards  vereint;  das  Meieramt  wird  ihm  nur  bis  nächste  Maga- 
rethen  verlängert.  Indes  diese  Verlängerung  war  doch  nur  noch  formal. 
Schon  Gerichwin  hatte  1214  neben  der  Burg  Landskron  das  Eönigsmeieramt 
Sinzig  erlangt  imd  wenigstens  bis  zum  J.  1222  behalten^;  auch  Gerhard  hat 
das  Meieramt  sofort  mit  dem  Bui^grafenamt  erhalten*,  imd  er  ist  noch  1246 


')  assignata  duci  Brabantie. 

')  Nach  der  Urkunde. 

«)  S.  oben  S.  1361  Note  8. 

*)  Das  geht  fast  sicher  schonlans  der  Bestimmung  der  Urkunde  MB.  ÜB.  3,  429,  1231 
über  die  Abrechnung  hervor.  Völlig  klar  aber  ist  MR.  ÜB.  3,  475,  1233,  K.  Heinrich  an 
die  Sinziger  Ministerialen:  volentes  nniversa  bona  et  res  ditioni  nostre  attinentes  tarn  in 
possessionibus  quam  in  fermis  illesas  nobis  et  imperio  conservari  necnon  fermam  nostram 


[Entwicklung  der  Landcsgewalt.  —     1366     — 

im  Besiti:  desselben',  trotz  iler  iui  Rezel's  gettebenen,  scheinbar  definitiv  ab- 
schliefseiideii  Verlängerunfir  auf  nui'  öine  Etalsi)eriodo.  Weiterhin  bal)eu  wir 
allerdings  keine  urkundlifheu  Nachrichten;  nach  dem  ganzen  Habitus  mittel- 
alterlicher Verfassungs-  und  Verwaltungsverhttltnisse  aber  unterliegt  es  wohl 
heineni  Zweifel,  dafs  beide  Ämter  gewohnheitsmärsig  in  den  Hunden  des  Burg- 
grafen blieben  und  dadurch  auch  i-eajiter  vereinigt  worden  sind. 

So  war  denn  der  Burggraf  vor  allem  militärischer  Beamter;  er  wahrte 
die  Burg,  sorgte  für  deren  bauliche  Instandhaltung,  befehligte  die  Besatzung, 
zog  auf  Königsgebot  ins  Feld  *.  Alter  er  war  zugleich  Verwaltuiigs-  und  vor 
allem  Finanzbeamter:  er  trieb  Bede  und  Steuern  ein,  erhob  die  Natural- 
eiuVdnfte  des  Köuigshofes,  stand  mit  der  Zentral  Verwaltung  in  amtlichem, 
namentlich  Finanzsachen  betreffenden  Schriftwechsel*.  So  wie  sich  uns  das 
Amt  um  die  Mitte  des  13.  Jhs.  darstellt,  ist  es  daher  gleichmäfsig  aus  modernen 
militärischen  BedUrftiissen  und  aus  der  Übernahme  alter  grundhenlichev  Ver- 
waltung^eschäfte  entstanden.  Dazu  kommt  endlich  noch  ein  dritter  Bestand- 
teil: Gerhard  von  Sinzig  winl  noch  1255  als  allgemeiner  Reichskomniissar 
nach  Dinant  gesandt:  wie  früher  am  Hofe,  so  behielt  sich  auch  noch  jetzt  der 
König  die  generelle  Verwendung  seiner  Dienstmannen  zu  jeder,  z.  B.  diplo- 
matischer Vertretung  vor. 

Stellt  nun  diese  Entwicklmig  der  Sinziger  Verhältnisse,  welche  wir  for 
die  staufische  Periode  im  gesamten  Deutschland  in  besonders  deutlich  beglau- 
bigter Weise  urkundlich  übersehen  können*,  eine  Ausnahme  dar  oder  ist  sie 
in  ihren  ilauptzügen  typisch? 

Zur  Antwort  sind  doppelte  Vergleichsmomente  heranzuziehen.  Inwiefern 
ist  die  Entwicklung  derjenigen  anderer  Fiskalgüter  analog;  und  inwiefem  ent- 

banni  custodie  subiacere,  fideii  nostro  Gerhardo  de  Siitzech  dedimus  in  mandatis,  ut  si  qui 
maudati  nostri  traa^ressoi'es  extit«i'int,  eosdem  iiixta  bouoreui  nosiinim  et  iniperii  debeat 
cmendaro.    Dazu  sollen  die  Ministerialen  dein  König  helfen. 

')  Im  J.  1246  fand  die  Rechnungslegung,  wi<'  ülinlich  1242,  kurz  vor  Juni,  wohl  im 
Mai  sUtt,  vgl  MR.  ÜB.  3,  874,  1246  Juni  9:  quod  a  nobis  novissinie  recessisti. 

«)  S.  oben  S.  1362,  auch  MR.  ÜB.  3.  869,  1246;  1451,  1258. 

')  Aus  dem  Schriftwechsel  sind  einige  sehr  lehrreiche  Stücke  erhalten.  MR.  ÜB.  3, 
763,  1243:  kgl.  Befehl  an  Gerhard  von  Sinzig,  quateniis  a  ludeis  de  Sinzehe  stalim  visis 
litteris  500  mr.  debeas  assignarc  Curie  nostre  et  per  captivitatem,  si  nceesse  fuerit,  extoniuere. 
MR.  ÜB.  3,  788,  1244:  Gerhardo  de  Sinzech,  biircgravio  de  Landescrone,  fideh  nostro,  plenani 
dedinuis  facultatem,  quod  pro  necessitatibiis  nostris  et  imperii  ab  hominibus  nostris,  ubi- 
cumque  in  baiolatlone  sua  viderit  eapedire,  exigat  et  extorqueat,  qiie  nunc  uecessario  duxerit 
exigenda.  Dazu  (MK,  ÜB.  3,  787)  eine  Ausschreibung  von  60  mr.  Precaria  der  Christen  und 
20  mr.  Precaria  der  Juden.  MR.  ÜB.  3,  874,  1246:  K.  Konrad  IV.  Gerhardo  de  Sinzegr 
burgravio  et  fideli  .  .  mandamus.  .  .  quatenus,  iuxta  quod  a  nobis  novissime  recessisti,  C'un- 
rado  de  Bruneche  .  .  100  mr,  Colonienses  de  ludeo,  quem  detines  captivuin,  .  .  persolverc 

*)  S.  Bd.  2,  781  Note  3,  vgl.  auch  oben  S.  728.  Frey,  Königliches  Gut  S.  28:.  f. 
stützt  sieb  ebenfalls  namentlich  auf  die  Sinziger  Urkunden ,  verarbeitet  sie  aber  nicht  ein- 
dringend. 


—     1367     —  Die  Landesverwaltung.] 

spricht  sie,  falls  sie  mit  dieser  zusammenfällt,  den  Vorgängen  in  den  nicht- 
königlichen Grundherrschaften  ? 

Der  genaueren  Prüfung  der  ersten  Frage  werden  wir  eigentlich  durch 
den  Wortlaut  einer  Stelle  im  Kleinen  Kaiserrecht  2,  119  überhoben:  der  keiser 
hat  in  etzlichen  landen  um  ein  bürg  oder  um  ein  stat  ligende  zehen  dorfe  oder 
zwelf,  und  hat  ober  der  dorfe  terminimge  einen  man  gesatzt.  Das  hier  ge- 
schilderte System  ist  das  Sinziger ;  man  könnte  diese  Worte  geradezu  als  Motto 
über  die  Sinziger  Spezialgeschichte  setzen.  Und  hierzu  stimmen  nun  auch  die 
Einzelnachrichten  über  andere  Fisci  zimächst  der  Kheinlande:  überall  die 
gleiche  Entwicklung,  ein  Burggraf  oder  Amtmann  an  der  Spitze  je  eines  alten 
Fiskalgebietes,  und  in  gleicher  Weise  in  kriegerischen  Geschäften  wie  auf  dem 
Gebiete  friedlicher  Verwaltung  thätig^ 

Aber  die  Voraussetzung  einer  solchen  Thätigkeit  war  ein  bis  zu  einem 
gewissen  Grade  lokal  geschlossenes  Gebiet,  welches  die  Umgebung  des  bui^- 
gräf  liehen  Sitzes  bildete ;  nur  in  diesem  Falle  vermochte  der  Burggraf  die  erste 
Bedingung  gedeihlicher  Verwaltung,  die  militärische  Sicherung  des  Schutz- 
gebietes, durchzuführen.  Diese  Voraussetzung  traf  nun  für  die  Fisci  zu;  ur- 
sprünglich absolut  kompakte  Bezirke  waren  sie  auch  noch  im  12.  Jh.,  der 
Bildimgszeit  des  bui^gräflichen  Verwaltungssystemes ,  trotz  mancher  Ver- 
gabungen, wie  wir  sie  ja  bei  Sinzig  beobachtet  haben,  doch  im  ganzen  noch 
räumlich  geschlossen. 

Eben  diese  Eigenschaft  aber  fehlte,  wie  in  Abschnitt  VI  Teil  1  ausge- 
führt ist,  dem  sonstigen  grundherrlichen  Besitz,  jener  Grundlage  der  späteren 
Landesgewalt.  Indes  der  ursprüngliche  Mangel  wurde  eben  in  der  Bildimgs- 
periode der  Territorien  je  länger,  je  mehr  überwunden.  Schon  öfter  ist  im 
einzelnen  darauf  hingewiesen  worden,  wie  viele  Bestrebungen  hier  gerade  auf 
einen  lokalen  Abschlulis  des  Gebietes  und  seiner  Unterabteilungen  hinaus- 
kamen. Schon  die  Betonung  landesherrlich-vogteilichen  Einflusses*,  wie  er 
fast  stets  vom  Stützpunkt  einer  Burg  aus  wirksam  wurde,  mufste  zu  einer 
Bezirksabgrenzung  zwischen  den  landesherrlichen  Hauptburgen  führen;  dieser 
Begrenzung  aber  lief  eine  Zusammenfassung  der  landesherrlichen  Gerichts- 
kompetenzen in  einer  teilweis  neuen,  ebenfalls  in  territorialem  Abschlufe 
gipfelnden  Gerichtsverfassung®,  sowie  die  Ausbildung  besonderer  räumlich  be- 
grenzter Kechtsgebiete  für  die  landarbeitende  Bevölkerung  durch  kräftige  und 


1)  S.  oben  S.  726  Note  2,  auch  MR.  ÜB.  3,  224,  1224:  König  Heinrich  VE.  bestätigt 
Maricnbei*g  als  königliches  Geschenk  6  mr.  dimidia  carr.  vini  de  vineis  nostris,  quas  edicto 
regali  precipimus,  ut  quicunque  noster  aut  successomm  nostronim  officiarius  in  Bopardia  ex- 
titerit,  sine  aliqua  diminutione  vel  excusatione  vel  occasione  seped.  ecclesie  de  fisco  regio 
ad  usus  fratnim  et  sororum  annuatim  persoWat  Aufserhalb  unserer  Gegenden  vgl.  über  die 
Burggrafen  namentlich  von  Goslar  und  Nürnberg  Waitz,  Yfg.  7,  52  f.,  s.  auch  Nitzsch, 
Minist  und  Bürgert  S.  144  f. 

8)  S.  oben  S.  1259,  auch  S.  1138. 

»)  S.  oben  1138,  1154  f.,  1261,  1329. 


[Enlwiüklung  der  Landesgewall.  _      1368     — 

weise  Handhabung  der  Unterzugsreehte '  parallel.  Sehen  wir  nun  aufser  diesen 
hauptsächlichsten  Momenten  noch  eine  Anzahl  niehr  vereinzelter  Einflüsse  in 
gleicher  Richtung  wirksam^,  so  begi-eifen  wir  ohne  weitei-es,  wie  sich  innerhalb 
der  Tenitorialentwicklung  sehr  bald  eine  aussesprochene  Richtung  zur  Bildung; 
von  Tenitorialiinterbezirken  und  zur  Abgrenzung  derselben  nach  landesherr- 
lichen Hauptbuigen  zeigen  niu/ste.  Damit  war  aber  schon  seit  etwa  der 
zweiten  Hälfte  des  12.  Jbs.  die  Aufgabe  der  Bildung  einer  Tei-ritorialverwaltunji 
nicht  eben  viel  andere  zu  lösen,  wie  die  Äuigabe  einer  sachgeniäfsen  Behand- 
lung der  Reichs\-erttaltung.  Inj  Reiche  keine  durchgehenden  Verwaltungs- 
suhstrate  mehr,  sondern  nur  noch  die  alten,  ursprünglich  geschlossenen,  jetzt 
durch  Vergabung  und  Verkauf  mehrfach  durchlöcherten  Fiskalgebiete  mit  dem 
Zentnini  einer  Reichsburg  —  llber  jedem  von  ihnen  als  militärischer  und  ad- 
ministrativer Beamter  der  Burggraf;  in  den  Territorien  noch  keine  vÖlliR 
festen  und  lokal  geschlossenen  Uuterbeziike ,  aber  doch  Ansätze  zu  solchen 
um  das  Zentrum  einer  landesherrlichen  AUodialburg  —  und  über  ihnen  eben- 
falls ein  militärisch-administrativer  Beamter,  ein  Burggraf, 

Aber  woher  kommen  nun  diese  Burggrafen?  Was  sin<i  ihre  Funktionen, 
welches  das  Schicksal  ihrer  Verwaltung? 

Finden  wir  in  den  Fiskajgebieten  die  Burggrafen,  abgesehen  von  manchen 
firllheren  Nachriclitcn,  in  den  mis  interessierenden  Gegenden  und  entsprechend 
dem  am  Beispiel  von  Sinzig  festgestellten  Amtscharakter  etwa  seit  Mitte  des 
12,  Jhs.  ausgebildet^,  so  begreift  es  sich  ohne  weitei-es,  dafs  die  territorialen 
Burggrafen  sich  in  der  gleichen  Gegend  erst  etwas  später  finden  werden.  Erst 
mit  der  Wende  des  12,  und  13.  Jhs.  begann  im  Moselland  der  eigentliche 
Bunfenausbau  *  und  damit  die  völlig  klar  zu  Tage  tretende  Gründimgsperiode  des 
Territoriums;  erst  mit  dieser  Zeit  treten  auch  die  tenitorialen  Bui^grafen  auf. 
Das  schliefst  natllrlich  nicht  aus,  dafs  sie  sicli  anderwärts  viel  friiher  finden. 


■)  S.  oben  S.  1154  f.,  1208  f. 

')  S.  oben  S.  1261  f.,  auch  Töpfer  ÜB.  I,  H.  !>!  Note,  zur  Bildung  des  Amtes 
Baldenau. 

»)  S.  oben  S.  1360. 

*)  15.  oben  S.  1286. 

'')  Natürlich  ist  bei  den  hier  in  Frage  kommenden  Burggrafen  von  der  Stellung  der 
usurpatorischen  Bur^;rafen  Dietrich  und  Ludwig  zu  Trier  in  der  Mitte  des  11.  Jhs.  abzu- 
sehen, s.  oben  H.  824  Note  3.  Im  übrigen  kommt  zunächst  in  Betntcht  MH.  ÜB.  3,  152, 
1194:  Helias  castellanus  de  Elze.  Daa  Wort  castellonus  ist  freilich  doppelsinnig,  es  kann 
auch  Burgmann  bedeuten,  s.  oben  S.  1313  Note  4  letztes  Citat,  und  ebd.  Note  6;  doch  hcifst 
es  hier  wohl  Burggraf.  Die  Urkunde  scheint  von  einem  Schreiber  aus  dem  Westen  geschrieben 
zu  sein,  da  sich  auch  villanus  für  rusticus  findet,  ein  in  Urkunden  deutscher  Provenienz  nicht 
eben  häufiges  Wort,  s.  z.  B.  aus  gleicher  Zeit  MR.  ÜB.  2,  133,  1194  (SThomas-.\.ndeniiich); 
136,  1194  (Mainzer  Urkunde).  Den  nächsten  Biir^rafen  erwiihnt  MR.  ÜB.  2,  261,  1210; 
hier  unter  den  Zeugen  H.  burchgrarius  de  Ysenburch  (so  liest  das  ÜB.  des  Kl.  Honimers- 
dorf  Koblenz  St.  A.  MC.  CXIIIb  Bd.  2  S.  275,  in  welchem  diese  Stelle  nur  erhalten). 
Femer  b,  MR.  ÜB.  3,  412,  ca.  1230. 


—     1369     —  IWe  Landesverwaltimg.] 

SO  schon  im  11.  Jh.  in  Flandern  und  in  der  Lütticher  Gegend*:  hier  begann 
eben  die  Tenitorialbildung  viel  früher.  Wichtig  aber  wird  die  Betonung  dieses 
Unterschiedes  für  die  Frage  nach  dem  Ursprung  dieses  territorialen  Burg- 
grafentums:  gehört  es  ursprünglich  der  Territorialentwicklung  des  äufsereten 
deutschen  Westens  an,  um  dann  vom  Reich  und  den  Territorien  in  das  heutige 
Deutschland  übernommen  zu  werden,  oder  ist  es  ursprünglich  nur  Institution 
der  Reichsdomanialverwaltung,  deren  Verpflanzung  in  die  Territorien  zu  ver- 
schiedenen Zeiten,  je  nach  früherem  oder  späterem  Eintritt  der  Entwicklungs- 
periode der  Landesgewalt,  stattfindet?  Die  Frage  bleibt  nach  Lage  unseres 
Quellenstoffes  unentschieden ;  die  Präsumtion  scheint  vorläufig  dafür  zu  sprechen, 
dafs  das  Reichsburggrafentum  älter  ist  *.  Ist  diese  Annahme  richtig,  so  würde 
die  alte  karolingische  Fiskalverfassung,  in  welcher  zum  erstenmal  in  Deutsch- 
land der  Gedanke  einer  wahrhaften  Landesverwaltung  verwirklicht  war,  noch 
in  ihrem  Verfall  während  der  deutschen  Kaiserzeit  die  ursprüngliche  Kraft  der 
grofsen  in  ihr  enthaltenen  Ideen  bewährt  haben:  wie  sie  zur  Zeit  Karls  des 
Grofsen  der  Ausdruck  eines  Staatsgedankens  war,  welcher  weit  über  das  ge- 
wöhnliche Mafs  mittelalterlicher  Anschauung  hinaus  einem  politischen  Wohl- 
fahrtsideal zustrebte,  so  würde  sie  nunmehr,  in  der  Salier-  und  Stauferzeit, 
als  Vorbild  für  die  erste  Einrichtung  einer  Tenitorialverwaltung  gedient  haben, 
deren  schliefslicher  Erfolg  ebenfalls  kein  anderer  sein  sollte,  als  die  Verwirk- 
lichung des  sich  schon  in  der  karolingischen  Renaissance  ankündigenden  ab- 
solutistischen Staates  mit  seinen  Wohlfahrtszwecken. 

Für  das  13.  Jh.  erlauben  uns  nun  unsere  Quellen  eine  ziemlich  genaue 
Übersicht  über  die  Funktionen  des  territorialen  Burggi-afen.  Sie  sind  natürlich 
zunächst  militärische ;  der  Burggraf  ist  Kommandant  einer  landesherrlichen  Burg, 
er  hat  Aufsicht  und  Befehl  über  die  Burgmannschaft,  er  löhnt  dieselbe  aus  bezw. 
zahlt  ihre  Lehnsgelder,  er  kauft  sie  aus  der  Gefangenschaft  los  und  ent- 
schädigt sie  für  etwaige  Verluste  an  Kriegsmaterial^.    Soweit  sich  die  mili- 


^)  Ein  Chatelain  von  Gent  zuerst  genannt  1039  oder  1057  (Wanikönig  2,  SS),  von 
Brügge  1046  (ebd.  2,  154),  von  Ypern  1072  (ebd.  2,  207).  Aus  der  Lütticher  Gegend  s.  Cantat 
s.  Huberti  20,  MGSS.  8,  579—80,  ca.  1070,  cit  oben  S.  1131  Note  2;  und  Cantat.  s.  Huberti 
93,  MGSS.  8,  625,  1103:  Bovo  castellanus  Mirveldensis  (ein  Burggraf  des  Bistums  Lüttich) 
schädigt  die  Abtei  Hubert  und  ihren  Abt  Wiredus ;  nam  violenter  pervasis  quibusve  reditibus 
silvae,  qui  eatenus  erant  ecclesiae,  vastatis  etiam  sartis  rusticoruin,  eo  quod  illa  sine  suo 
permissu  fecissent,  piscatores  quoque  ecclesiasticos  ad  Lumniam  transmissos  missis  apparitori- 
bus  cepit  et  in  castro  custodiae  mancipavit  Zu  dem  Eindringen  des  Wortes  Capitaneus  in 
Süddeutschland  vgl.  Lamprecht  in  CV)nrads  Jahrbb.  N.  F.  Bd.  11,  854. 

2)  S.  Nitzsch,  Minist,  u.  Bürgert.  S.  144  f.  über  die  Widukindschen  Burggrafen. 

')  Cod.  Salm.  53,  1267:  Venerabili  viro  domino  suo  domino  comiti  de  Salmis  Nicho- 
laus  advocatns  de  Hunolstein  suus  castrensis  et  fidelis  tam  debitum  quam  paratum  ad  queque 
beneplacita  famulatum.  Benignitati  vestre  duxi  significandum,  quod  a  filio  domini  lohannis 
comitis  de  Spanheim  pro  famulis,  qui  adhuc  in  captivitate  detinentur,  cautionem  fideiussoriam 
recepi  sufficientcm  in  summa  ducentarum  mr.,  pro  quibus  vero  mr.  me  apud  vos  tenore  pre- 
sentiiun  obligatum  esse  recognosco,  rogans  omni  quam  possam  ampliori  studio,  quatinus  hos 

Lamprecht,  Deutsches  Wirtuchaftsleben.    I.  87 


[Entricklung  der  LaiKiesgewall.  —     1370     — 

tärischen  Funktionell  des  Burggrafen  über  seineu  Sitz  hinaus  auf  das  Sehutz- 
geliiet  der  Bui-g  erstrecken,  nehmen  sie  uatUrlich  vogteilichen  Clmrakter  an. 
Nui'  selten  ist  die  Vogtei  des  Schutzgebietes  in  besoudereni  Amt  verlielien', 
meist  ist  der  Bui^graf  zugleich  der  geborene  Vogt  des  Schutzgebietes^,  wie 
denn  die  Burgen  nicht  selten  zunächst  vogteilicher  Zwecke  halber  angeleyt 
sind*.  Als  Vogt  aber  ist  der  Burggraf  in  deu  meisten  Fällen  zugleich  Führer 
lies  Landesauszuges  im  Schutzgebiet*,  so  dafs  er  mit  den  FunJttionen  des 
Bui^gkonimaudanten  diejenigen  des  Landwehrkommandeurs  vereinigt. 

Diesen  militärischen  Pflichten  hält  die  administrative  Thätigkeit  des 
Burggrafen  so  ziemlich  die  Wage,  In  dieser  Hinsicht  erscheint  er  als  olierster 
Aufsichtsbeamter  für  die  Verwaltung  der  gnindheiTlieheu  Einkünfte  des  Landes- 
herrn im  Schutzgebiet,  und  mit  der  Oberaufsicht  verbindet  er  die  verantwort- 
liche Rechnungsablage  über  die  Gesamtrevenüen '^.  Zur  Bewältigung  des 
Schreibwesens  steht  ihm  ein  Biufau  zur  Seite*;  nicht  selten  mag  wohl  der 
Burgkaplau  zugleich  den  Sekretär  abgegeben  haben. 

Im  Gegensatz  zu  deu  uiilitarischeu,  vogteilichen  und  administrativen  Ver- 
pflichtungen hat  der  Burggraf  durchaus  keine  richterlichen  Funktionen,  oder 
braucht  sie  wenigstens  nicht  zu  haben.  Gewifs  winl  er  bisweilen  Richter 
des   Ihngs  seiner  Burgmannen  gewesen  sein,    aber  dies   Amt  konnte   aucli 

tres  EfrvoB,  quoB  dommus  comes  Barrensis  delinet  captivatos,  Henricimi  Hallenun  a  Gsbel- 
lonem  tratrem  ipsius  nccmm  et  Tli.  de  Kiunliemu  absolvi  procuretis.  parotus  enini  ero  vobis 
tum  de  duupno  quam  de  pecuuia  principtLli  {wr  omnia  respondere.  Man  Tgl.  auch  Ducli  aiis 
BpäUrer  Zeit  Arch.  Cleriaux  No.  171,  1832;  und  CRM.  3,  496,  13G3. 

')  ö.  z.  B.  aus  spftterZcii  Bd.  3  No.  241,  1461,  dazu  oben  S.  1107. 

^  S.  Wßrth-Paquet,  Heg.  Piibl.  Luxerab.  15,  80,  1257,  cit.  oben  S.  1068  Note  6;  Lac. 
ÜB.  2,  rm,  1263;  Bd.  3  No.  b5.  (1303);  Ann.  d.  hisL  Ver.  f.  d.  Niederrh.  44,  93,  (144S),  cit. 
oben  S.  1089  Note  2. 

")  H.  oben  S.  1071  f.,  nnd  MR.  L'B-  2.  61,  1169-83;  Aniulf  von  Walcourt,  Ci-zl.ischöf- 
llcher  Vogt  des  Hofes  Merzig,  bittet  deu  Erzbischof,  ut  ei  in  pro|jrictBte  ecclesi^  noitrQ  .  .  in 
loco  .  .  fSchive  castnun  edificare  ]ierniittereinus  .  .  .  nos  .  .  castnini  in  partilius  illis  iiropriuni 
habere  propter  inciu^us  raptonun  necesaarium  aiiiraadvertentcs  .  .  id  tieri  concessimus  .  .  . 

<)  S.  oben  S.  1115. 

»)  Bd.  3  Ko.  285,  1277—1291:  erzstiftisch  kölnische  Einiialimen  zu  Rliens,  gelmcht 
vom  Bhcinecker  Burggrafen,  s.S.  329,  ir:  anno  (1277)  burgi-avius  de  lünecke  incepit  recipere 
redditus  doiuini  in  Rense.  Ilonlh.  Hist  2,  34,  1306:  Frater  Ditkerus  arcbiepiscopus  dilecto 
suo  burggravio  in  Sarburg,  qui  est  vcl  pro  tempore  iuerit  ibidem,  salutem  et  omne  bonuni. 
Cum  nos  alias  Kenricuni  dictum  Wunne  uxoremque  suam  ac  heredcs  suos  quoscuuque  legitinios 
propter  grata  sen'itia  nobis  et  eccicsie  nostre  per  dictum  Henricum  et  suos  oliiu  inipensa  et  im- 
postenini  impendenda  ab  ezactionibus  precariis  et  lalliis  liononim  suonini  quorumcunque 
exenierimus  et  exeniptos  in  jierpetuuiii  habei-e  volunms,  vobis  qui  estia  aut  pro  tempore  erit 
mandanius  seriöse  volentes,  ut  eundcni  Ilenricuni  uxoremque  suam  legttimam  nc  liberos  ab 
Omnibus  exactionibus  talliis  et  precariis  quibuscunque  exeniptos  ei  privilegiatos  iiiviolabiüter 
observetis. 

')  Hierhin  gehört  der  Bd.  3,  48,  93,  1265  genannte  tiotarius  burgranl,  s.  auch  Bd.  3 
Wortr.  u.  d.  W.  escrivain  dou  chastel.  Dagegen  ist  der  in  den  Klienser  Rechnungen  Bd.  3 
Nd.  285  genannte  OfHciatus  ein  Kelhier,  s.  oben  S.  997  Note  5. 


—     1371     —  I^ie  Landes  Verwaltung.] 

für  sich  verjreben  sein  ^ ;  und  ge^ifs  wird  er  vom  Landesherm  oft  als  schieds- 
richterlicher Kommissar  beschäftigt^,  aber  diese  Thätigkeit  hing  ganz  vom 
Belieben  des  Landesherrn  ab.  Im  ganzen  bleibt  es  somit  charakteristisch,  dafs 
der  Burggraf  in  keinerlei  Verhältnissen  autoritativ  thätig  ist,  welche,  wie  die 
Gerichtsverfassung,  mit  der  alten  Reichsverfassung  unmittelbar  zusammen- 
hängen; er  ist  durchaus  und  allein  Diener  seines  Herrn,  und  seine  Funk- 
tionen erstrecken  sich  nur  auf  Verhältnisse,  welche  wie  Gmndherrschaft, 
Vogtei  und  Fehdegewalt  im  Sinne  des  12.  und  13.  Jhs.  privatem  Recht  ent- 
wachsen sind  und  höchstens  als  halbstaatlich  gelten  können. 

Man  mufs  diesen  Gesichtspunkt  im  Auge  behalten,  will  man  sich  die 
für  Begründung  des  Burggrafentums  vorhandenen  Möglichkeiten  vergegen- 
wärtigen. Es  handelt  sich  hier  nach  allem,  was  wir  gesehen,  nicht  um  Deri- 
vation aus  irgend  einem  Amt  der  alten  Reichsverfassung;  der  Amtscharakter 
der  Burggrafen  ist  ein  rein  privater.  Somit  kann  der  Burggraf  nur  aus  dem 
dem  Landesherm  privatim  zur  Verfügung  stehenden  Material  zur  Begilln- 
dung  einer  Verwaltung  hervorgegangen  sein;  er  mufs  anfangs  entweder  Mini- 
sterial  gewesen  sein  oder  vertragsmälisig  geworbener  Freier. 

Von  diesen  beiden  Möglichkeiten  ist  nun  die  auf  Ministerialität  zurück- 
gehende offenbar  früher  ins  Auge  gefafst  worden.  Die  ältesten  Burggrafen 
sind  zweifellos  Ministerialen®;  noch  spät,  in  den  ersten  Zeiten  des  13.  Jhs., 
finden  wir  kleinere  Burgen  der  Sorge  von  Unfreien  anvertraut,  welche  sich 
eben  erst  aus  der  untersten  Stufe  der  Hörigkeit  zur  Ministerialität  zu  erheben 
suchen*,  oder  auch  abgetretene  Burgteile  in  OfFenhäusem  an  besondere  Mini- 
sterialen als  Hüter  übergeben*.  Nun  mufste  aber  das  Dienstverhältnis  der 
ministerialischen  Burggrafen  schon  früh  seinem  Verfall  entgegen  gehen.  In- 
folge des  gi'ofeen  sozialen  Aufschwungs  der  Ministerialen  bis  zur  Mitte  des 

')  S.  Bd.  3  No.  132,  1836;  dazu  oben  8.  1815,  spez.  Note  3. 

2)  Ann.  d.  bist  V.  f.  d.  Niederrh.  23,  176,  1267:  A.  dapifer  de  Hart  .  .  aliique  ml- 
lites,  scilicet  I.  de  Hart,  Th.  et  E.  de  Waggendorp,  Th.  de  Virmennich,  mllites  et  castellani .  . 
Engelberti  Coloniensis  archiepiscopi  ab  codem  missi  questiones  diversas  .  .  inter  .  .  conven- 
tum  de  Steinveit  .  .  et  .  .  dominum  C.  de  Sleida  .  .  audi\'imus. 

8)  S.  oben  S.  1360  f.,  ferner  Waitz,  Vfg.  5,  329  Note  2.  (T)er  Ministerialität  und  Verwal- 
tung s.  auch  noch  Waitz,  Vfg.  5,  333  f.;  Nitzsch,  Minist  u.  Bürgert,  S.  70  und  245. 

*)  ('es.  Heisterbac.  Dial.  mal.  4,  88:  duae  cognationes  militum  in  espiscopatu  sunt 
Coloniensi  tam  multitudine  quam  diritiis  et  probitate  fortes  satis  atque  magnanimes.  ex 
quibus  una  illarum  de  villa  Bacheim  originem  ducit ;  altera  de  villa,  quae  Gurzenich  vocatur  . . . 
et  illi  de  Giu*zenich  in  terminis  suis  fecerunt  sibi  domum  munitam,  in  nemore,  non  quidem 
timore  inimiconun,  set  ut  ibi  possent  confluere  quiescere  et  simul  procedendo  illos  acrius 
impugnare.  habentes  autem  seniim  quendam  originarium,  Steinhardum  nomine,  fidei  eius 
claves  munitionis  commiserunt. 

'^)  MR.  ÜB.  3,  186,  1220,  die  Burg  Veldenz  Lehen  von  Verdun:  aulam  suam  episco- 
palem,  quam  habet  episcopus  in  castro  Valdencie,  intrabit  ibidem  episcopus  in  guerra  sive 
extra  guerram  pro  velle  suo,  ibidemque  suos  et  sua,  quandocunque  voluerit,  coUocabit  S. 
dazu  MR.  ÜB.  3,  1188,  1253:  in  dem  erzstiftischen  Burgteil  auf  Arras  wohnen  ständig  die 
Trierer  Ministerialen  Winand  und  Friedrich  genannt  Vögte  von  Merl. 

87* 


[Entwicklung  der  Laiiiiesgewall.  —     1372     — 

12.  Jhs. '  trat  eine  Loslösung  dei'sellieii  von  den  lokalen  Interessen  der 
Gnindherrschaft  *  und  damit  von  den  Verwaltungsinteressen  der  auf  der  Basis 
der  GnindlieiTSchaft  erwachsenden  Landesgewalt  ein;  zugleich  begann  sich 
(las  Ministerialenverhältnis  langsam  in  ein  VasalliUitsverhäUnis  zu  versehiel)en. 
Die  Folge  dieser  Vorgilnge  war,  entsprechend  der  Entwicklung  auf  dem  Ge- 
biete der  Meieräjuter",  die  allmäblifh  eintretende  Verselliständigung  und 
Vererblichung  der  miniBterialischen  Bui^grafenäinter ,  wie  sie  in  einzelnen 
Fällen  schon  in  der  ersten  Hälfte  des  12.  Jlis.  voll  zum  Ziele  flllirte*  und  im 
^gemeinen  im  13.  Jh.,  trotz  eines  Verbots  infolge  der  Reichsgesetzgebung  vom 
J.  1219",  allerseits  durchgesetzt  ward''. 

Und  so  war  denn  trotz  aller  Vorsicht  die  Verwaltung  der  Burgen  irnd 
ihres  SchulÄbezirkes  aus  dem  Wege  iles  Dienstrechts  wieder  auf  den  alten, 
auf  Grund  der  Erfahrungen  ottonischer  und  salbcher  Zeit  so  verabscheuten 
Weg  des  Lehnsrechts  abgelenkt.  Seit  Mitte  des  12.  Jhs,  fing  es  an  sich  gleich 
zu  bleiben ,  ob  eine  Burg  nach  Dienstrecht  an  einen  Ministerial  oder  nach 
Lehnsreeht  an  einen  freien  Alann  vergel)en  wurde;  und  wir  finden  demgemäfs 
in  der  That  seit  etwa  1148  Lehnsvei^zabungen  von  Burgen,  welche  sich  in 
zahlreicheren  Beispielen  bis  zur  Mitte  des  13.  Jhs.,  vereinzelt  sogar  bis  etwa 
zur  Mitte  des  14.  Jlis.  verfolgen  lassen'.  Nattirlicli  aber  war  die  Folge  dieser 


')  S.  oben  8.  1303. 

=)  S.  oben  S.  1170. 

>)  S.  oben  S.  767  f. 

'I  Zu  noch  frtlherer  Zeit  s.  Warnkönig  1,  277  f.,  284  f.,  297  f.;  2,  207;  vgl.  Waiu, 
Vfg.  5,  328  Note  2. 

»)  MOLL.  2,  216. 

6)  Vgl.  Libelliis  de  üb.  ecel.  Eptemnc,  MGSS.  28,  69-70,  1192,  eil.  oben  S.  881 
Note  2;  CUM.  8,  10,  vor  1302,  Aussage  des  Krzbischots  Wikbold  von  Köln  über  R]ieiiie.'k: 
castreuses,  capetlanus,  ctistodes  turriuni,  vigjles,  portennrii  sunt  archiepiscopi  et  ecciesie  Colo- 
niensis;  .  .  quilibet  castrensium  habet  6  mr.  annuatim  ab  ec^lesin  ColonienBi,  et  btii'g- 
gravius  12;  .  .  burggravius  nihil  aliud  iuris  habet  in  castro  predicto,  et  alii  custodes  castri 
habent  redditus  suog  de  ecclesia  Coloniensi,  proul  hec  sunt  manifesla  in  tenninis  illis.  Da- 
bei sind  die  Burggrafen  mit  der  Burg  als  dominium  et  ligium  castnini  ecelesic  Coloniengjs 
Itelehnt.  Der  Erzbischof  behauptet  femer,  quod  nullug  debet  esse  custos  castri  Itinecke, 
qui  dieitur  burgravius,  .  .  nisi  sit  iure  ministerialitatis  ecclesie  Coloniensi  alTectns,  sicut  et 
quedam  alia  castra  ab  ecclesia  Coloniensi  tenentur  et  teneri  debent  secnndiun  approbatam  et 
antiquam  consuetudinem  ecclesie  Coloniensis.  S.  dazu  MR.  ÜB.  3,  858,  1246:  ein  seitens 
Käln  einzusetzender  burcgravius  in  Castro  Hostaden. 

')  S.  MR.  IIB.  1.  551,  c.  1148:  der  Graf  von  Vianden  wird  mit  einem  Teile  der  Burg 
Vianden  belehnt,  unter  der  Bedingung,  nt  neqiie  in  tiirri  ne<|ue  in  aliqua  parte  castri  .  . 
quemquam  ibi  loeare  presumat  nisi  (archiepiscopi)  permissione  et  consilio  et  ordtnalione.  Kr 
versichert  das,  ebenso  die  einliegenden  Mannschaften;  stellt  femer  dem  Erzbischof  Geiseln, 
quod  . .  omni  tempore  et  in  omni  necessitate  et  voluntate  nostra  .  .  casCmni  nobis  parntuni  sit 
et  ad  quaslibet  utilitales  .  .  semper  sit  apertum.  Der  andere  Teil  der  Feste  verbleibt  den 
Erzbiscliöfen.  MR.  ÜB.  1,  610,  c.  1158:  Erzbischof  Hillin  von  Trier  belehnt  die  Grafen  von 
Luxemburg  mit  der  Biu^  Nassau  in  hunc  moduni,  ut  omni  temiKiie  Omnibus  etiani  necessi- 
tatibus  nostiis  contra  omnes  homines  nobis  .  .  idem  castrum  libere  .  .  |>atevet  et  eiusdem 


i 


—     1378     —  Die  Landesverwaltung.] 

Lehnsvergabungen  im  wesentlichen  die  gleiche,  wie  die  der  Vergabungen  nach 
Dienstrecht;  auch  hier  trat  Erblichkeit  ein*,  von  welcher  sich  die  Landes- 
gewalt nur  durch  Abkauf  befreien  konnte. 

Indes  seit  Beginn  des  13.  Jhs.  trat  nun  eine  neue  Lehnsform  auf,  in 
welcher  es  möglich  war,  nach  Art  der  sonst  vorkommenden  Dienstlehens- 
verträge auf  Zeit  auch  Burgbewachungsverträge  in  den  sogenannten  Burglehen, 
und  in  gleicher  Weise  Burgkommandoverträge  abzuschließen^.  Beutete  man 
nun  diese  Form  der  DiensÜehnsverträge  bezw.  des  Burglehnsvertrages  für  die 
Bestallung  der  Burggrafen  aus,  so  war  es  möglich,  den  Lehnsvertrag  auf  kurze 
Termine  zu  beziehen  und  damit  das  Lehnburggrafentum  dem  erforderten  Be- 
griff des  Amtsburggrafentums  aufserordentlich  nahe  zu  bringen.  Der  Fort- 
schritt in  dieser  Richtung  ist  in  unserer  Gegend  urkundlich  deutlich  zuerst 
in  der  Überlieferung  der  siebenziger  Jahre  des  13.  Jhs.  zu  verfolgen:  seitdem 
geht  nach  sicherer  urkundlicher  Bezeugung  innerhalb  des  Burggrafenamtes  der 
Dienstlehnsbegriff  langsam  in  den  vollen  Amtsbegriff  über. 


castri  custodes  nobis  .  .  fidelitatem  facerent.  et  .  .  locum  in  codem  castro  nobis  ad  ^difican- 
dam  nobis  domum  et  capellam  retinuimus,  qui  noster  erit  proprius,  cum  ibidem  presentes 
fuerimus,  et  cum  inde  recesserimus,  cum  predicta  possessione  ipsis  in  ius  redibit  feodale. 
S.  ferner  vor  allem  MR.  ÜB.  2,  61,  1169—83,  Urkunde  Erzbischof  Arnolds  von  Trier:  Ar- 
nulphus  de  Walecurt  etc.  (s.  oben  S.  1870  Note  3) . . .  id  fieri  concessimus.  nostr^  itaque  pactionis 
est  castrum  ibidem  edificatum,  quod  ipse  a  nobis  et  successores  eins  in  beneficio  habebunt, 
ad  tuitionem  terrc^  nostr^  et  ad  omnes  usus  et  necessitates  nostras  contra  omnium  hominum 
incursus  semper  paratum  esse  debere,  et  tam  ipsam  turrim  cum  castellanis  quam  ipsum  totum 
ambitum  castri  contra  quemlibet  hominem  ad  mandatum  nostrum  aperiendum  fore  .  .  .  castrum 
nobis  et  successoribus  nostris  absque  omni  contradictione  patebit  .  .  .  castellani,  quibus 
custodia  turris  commissa  erit,  nobis  et  successoribus  nostris  fidelitatem  iurabunt  et  iuramento 
et  fidelitatc  nobis  tamquam  ei  astricti  erunt,  ita,  ut  si  forte  inter  nos  aliqua  dissensio  . .  orta 
fiierit,  de  eodem  castro  nee  eum  contra  nos  nee  nos  contra  eum  iuvabunt;  sed  nee  ipse 
contra  nos  guerram  inde  exercebit  .  .  .  intra  ambitum  autem  castri  aream  idoneam  ad  edi- 
ficandam  nobis  domum  propriam  et  capellam  ad  arbitrium  nostrum  nobis  reservabimus,  quam 
iure  f^odi  nuUi  obligabimus,  et  hominem  convenientem  ad  custodiam  domus  nostr^  et  victua- 
lium ,  si  ea  ibi  habuerimus ,  preficiemus.  Der  Vertrag  yfM  gesichert  durch  von  Arnulf  zu 
eventuellem  Einlager  gestellte  Bürgen;  femer  durch  eventuelle  Exkommunikation  und  Bann 
fiir  das  Land  Arnulfs  und  Verfall  seines  Lehens  ohne  weiteres  gerichtliches  Urteil.  Vgl. 
noch  MR.  ÜB.  2,  289,  1190-1212,  s.  auch  a,  a.  0.  298;  3,  658,  1239;  683,  1240;  1014, 
1249;  Honth.  Hist  1,  408,  1277;  dazu  Bd.  8  No.  102,  1321;  No.  154,  1342.  S.  auch 
CRM.  3,  216,  1336,  Urkunde  des  Marsil  von  der  Arken  armiger  opidanus  Confluentinus :  me 
recepisse  recognosco  in  feodum  ligium  et  aperibile  fortalitium  meum  in  Guntravia  et  curiam 
eidem  adiacentem,  in  qua  torcular  strenui  viri  lohannis  dicti  Groise  de  Guntraria  consan- 
guinei  mei  esse  consuevit,  una  cum  officio  dicto  schutzampt,  cuius  fortalitii  partem  mediam 
cum  curia  et  officio  predictis  a  prefato  lohanne  de  permissione  et  consensu  reverendi  in 
Christo  patris  et  domni  Baldewini  archiepiscopi  Treverensis,  a  quo  dictum  fortalitium  curia 
et  officium  in  feodum  dependebant  et  dependent,  pro  certa  summa  pecunie  comparavi. 

»)  S.  Lac.  ÜB.  3,  1,  1300;  Bd.  8,  150,  ii,  1331;  178,  s«,  1340. 

*)  S.  oben  S.  1312  f. 


[KntwicWuny  der  Lftii<!esgewalt.  —     1374     — 

Bevor  wir  indes  diesen  wichtigen  Prozess  im  einzelnen  verfoliien',  wird 
ee  put  sein,  sich  seinen  .illniählichen  Al>schlufs  zunächst  an  einer  Änderunp; 
der  Terminologie  zu  verfregenwärtigen.  Der  alte  Vorstand  iler  Bui>r  und  des 
Burgeiischutzgebietes  nach  Dienst-  bezw,  Lehnsreclit  hatte  Burggraf,  nur  in  sel- 
tenen Fällen  Ämtmann  geheifsen;  der  neue  Vorstand  ilesselhen  Bezirks  nach 
reinem  Anitsbegriff  heilst  sehr  bezeichnend  Amtmann :  et>en  dieses  ursprünglich 
jeden  Beamten  bezeichnende  Wort  wurde  für  ihn  als  den  jetzt  kot  iioxr,v 
nach  Amtsweise ,  im  Gegensatz  zur  dienstlehnsweisen  Verwaltung ,  funk- 
tionierenden Vertreter  des  Landesherm  bald  mit  Vorliebe,  später  technisch 
Russchliefstich  angewendet*.     Nachdem  schon  seit  etwa  1220  der  Ausdruck 

')  Gegenüber  dieeer  EntirickltmgSKeBchichte  des  Amtsb^p^es  findet  sich  bei  v.  Below 
S.  32  Note  l<n  die  bislierige  Anschaoung  mit  den  Worten  vertreten:  Eine  Neigang, 
die  miiüstcria  in  lientlicia  zu  venrandeln,  iat  iwar  auch  bei  den  MiniBterialen  vortiandeu  ge- 
wesen. Abor  me  ist  dooh  keineswegs  dnrchgedningeu;  dafs  sie  unterdrückt  iat,  bildet  den 
wichtigsten  Punkt  in  lier  Geschichte  der  deutschen  Territorien.  S,  Bnrnner  bei  Holtzendorff 
Encycl.*  S.  235  iiIk'ii.  Demgemälä  gelingt  ea  den  Landesherren,  mit  iliren  Ministerialen  die 
Herrschaft  ües  Lehnswesena  auf  dem  Gebiete  dea  Beamtentums  eu  brechen. 

^  Der  Ausdruck  offidum  lOst  im  aUgemeinen  den  Mheren  Ausdruck  ministerium  ab, 
wemigleich  der  letztere  uch  nalOrlich  in  beschrankter  Weise  and  namentlich  in  der  deutschen 
Form  dienst  hält,  s.  Bd.  3  Wortr.  z.  d.  W.  Im  Qbrigen  vgl.  zu  diesem  Vorgang  DPrtlm  No.  23: 
sunt  in  Merxh  in  ipso  mimsterio  mansa  ledilia  44.  An  Stelle  des  Ausdruckes  miniaterinm 
brancht  das  UStift  13.  Jhs.  in  diesem  Sinne  ofOcinm,  s.  Bd.  2,  173.  Im  übrigen  s.  noch  an 
frühesten  Zeugnissen  MR.  DB.  1,  166,  926:  officium  advocationis;  MR.  ÜB.  1,  167,  928: 
ministerium  advocationis,  vgl.  daiu  oben  S.  1114  Note  I,  S.  1121  Note  2 ;  MR.  ÜB.  1,  406,  c.  1103, 
eil.  obeu  S.  1125  Note  5;  MR.  DB.2,  61,  1169—88,  dt  oben  S.  1180  Note  2;  und  Cea.  m 
UPrüm  S.  166  Note  1 :  mansi  49  .  .  unnm  reünet  minister  sive  villicus  noster  de  offido  suo. 
Aus  sjiätester  Zeit  bietit  das  interessanteste  Beispiel  wohl  die  Bezeichnung  der  Vögte  von 
Geislingen;  sie  werden  bald  advocati,  bald  ministri  oder  officiales  (deutsch  .Amtleule), 
bald  sculteti  genannt  Der  erste  bekannte  ist  Ulrich  minister  von  1281 ;  der  zweite  Albert 
genannt  Kuchalmer  minister  oder  otficialis,  1281—1291;  vgl.  Klemm,  Beitr.  zur  Gesch.  von 
Geislingen,  Württemterg.  Vierteljahrshefte  Bd.  7,  214 — 15.    Über  ministerium  s.  noch  N'itzsch 

5.  66,  im  Verlialtnis  zu  officium  Waitz,  Vfg.  5,  324;  über  die  besondem  ministri  obsequii 
(Leute,  welche  den  Dienst  um  den  Herrn  haben)  V.  Herib.  Colon,  c.  9,  MGSS.  4,  747,  sa. 
Im  allgemeinen  wird  man  sagen  können,  dafs  der  Ausdruck  officium  für  .\mt  gewöhnlich 
wird,  sobald  man  sicli  daran  gewöhnt,  sich  unter  ministeriales  einen  besondern  Stand,  unter 
ministerium  ein  besonderes  soziales  Verhältnis  zu  denken.  —  Der  nun  allgemein  aufkommende 
Ausdruck  offidatus,  oflicialis,  officiarius  (die  Formen  gehen  noch  lange  durcheinander,  ehe 
officialis  speziell  anf  den  Richter  der  geistlichen  Kurie  bezogen  wird ,  vgl.  MR.  ÜB.  8,  162, 

6.  1220;  604,  1287;  718,  1241;  888,  1246;  912,  1247;  Hennes  ÜB.  2,  243,  1277;  und  viel- 
leicht gar  noch  Bd.  3,  198,  is,  1347  —  s.  dagegen  Honth.  Hist.  1,  822,  1287,  cit  oben  S.  1279 
Note  3,  auf  S.  1280),  bedeutet  ursprünglich  jede  Art  von  Beamten,  vgl.  Mit.  ÜB.  1,  396, 
1098:  Güter  anSäimeon  geschenkt,  guicquid  est  faciendum  vel  disponendum,  totum  per  ofßciarium 
ftatriim  fint  et  disponatur  et  in  usum  prebendc  eoruni  conferatur.  S.  femer  Lac.  L'B.  1, 
365,  1149,  cit  oben  S.  1126  Note  1;  MR.  ÜB.  2,  5*  1171:  der  scabinatus  in  Andernach  ein 
othdum;  MR.  ÜB.  2,  82,  1186;  86,  1187;  147,  1196;  USMax.  S.  446,  Naurath  8e,  cit  oben 
S.  *tl;  MR.  HB.  3,  162,  ca.  1220;  604,  1237;  718,  1241;  888.  1246.  Diese  Bedeutung  bleibt 
auch  noch  später  für  viele  Einzelfalle  bestehen,  (in  denen  also  bei  lateinischem  Text  officia- 
tus  nicht  mit  Amtmann,  sondern  mit  Beamter  zu  übersetzen  ist),  s.  G.  Trev.  c.  131,  ca.  1260; 


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—     1375     —  I^ie  Landesverwaltung.] 

Amtmann,  officiatus,  sachlich  gleichbedeutend  mit  Burggraf  gebraucht  ist^, 
finden  sich  dann  von  den  achtziger  Jahren  des  13.  Jhs.  bis  über  die  Mitte  des 
14.  Jhs.  hinaus  Stellen,  in  denen  auch  eine  formale  Gleichstellung  beider  Be- 
ziehungen nachweisbar  ist^.  Wenig  später  wird  wohl  auch  hier  imd  da 
das  Wort  Amtmann  entgegen  früherem  Gebrauch  geradezu  mit  besonderer 
Betonung  zur  Bezeichnung  des  Befehlshabers  einer  Burg  verwendet®.  Das  hin- 
dert indes  nicht,  dafs  sich  gerade  für  diese  Funktion  bis  ins  späteste  Mittelalter 
das  Wort  Burggraf  erhält*;  ja  aus  der  Thatsache,  dafs  die  späteren  grofsen 
Ämter  oft  eine  Anzahl  von  Burgen  umfassen*^,   wird  es  erklärlich,  dafs  man 

c.  172,  ca.  1265;  *Koblenzer  Baurechnungen  1277—1289;  Töpfer  ÜB.  1,  68,  1279;  Bd.  3, 
103,  9,  1297;  Cod.  Lac.  112,  1298.  Aus  dem  14.  und  15.  Jh.  sind  besonders  bezeichnend  in 
dieser  Richtung  CRM.  3,  16,  1303:  officium  sive  auctoritas  consulatus  .  .  in  Confluentia; 
Bd.  3,  137,  18,  1825;  WOckfen  1825  §  12,  cit  oben  S.  1010  Note  9;  CRM.  3,  148,  1326, 
§  1;  171,  1331;  WSalmerohr,  cit  oben  S.  1104  Note  1;  WAnwen,  1362  §  8;  Honth.  Bist 
2,  242,  1367,  cit  oben  S.  642  Note  1 ;  Cod.  Sahn.  262,  1391 :  alle  die  amptlude  [zu  Hunol- 
stein]  .  .  mit  namen  bourgknechte,  portener,  tumknechte  und  wechter  uf  der  bürg;  Stat. 
Wetzlar.  1433,  Blattau  1,  261,  cit  oben  S.  977  Note  2;  WRemich  1462,  1477,  G.  2,  241, 
cit.  oben  S.  1181  Note  6;  WMandem,  Arch.  Maximin.  9,  237,  §  1,  cit  oben  S.  775  Note  4; 
WOlingen  1545  §  10;  WWiltz  1631  §  47.  Demgegenüber  ist  ein  Übergang  zur  spezifisch 
technischen  Bedeutung  Amtmann  vielleicht  schon  zu  bemerken  MR.  ÜB.  3,  888,  1246 :  ab  Omni- 
bus iudiciis  captiosis  per  totam  terram  ac  iurisdictionem  meam  volo  [der  Graf  von  äayn] 
omnes  officiales  meos  deinceps  omnino  cessare ;  et  omnia  pedagia  nova  si  qua  inventa  fiierint 
dimittantur.  Mit  immer  gröfserer  Sicherheit  läfst  sich  der  Übergang  verfolgen  MR.  ÜB.  3, 
912,  1247,  Auseinandersetzung  zwischen  der  Gräfin  von  Sayn  und  den  Gebrüdem  von  Spon- 
heim:  ut  vitetur  discordia,  consentimus,  quod  quamcunque  penam  pecuniariam  propter  ex- 
cessus  suos  incurrerint  homines  comitisse  in  nostra  iurisdictione  manentes,  officialis  comitisse 
accipiat  ad  opus  suum;  et  quamcunque  homines  nostri  incurrerint  manentes  in  iurisdictione 
comitisse ,  officiales  *  noster  accipiet  ad  opus  nostrum.  pro  maiori  autem  delicto ,  sicut  pro 
iudicio  colli  et  capitis  et  simili,  ipsa  iudicet  in  sua  iurisdictione  de  quolibet,  et  nos  similiter 
in  nostra;  MR.  ÜB.  3,  1188,  1253,  Erzbischof  Arnold :  nullum  officiatum  vel  castrensem  illo- 
nun  de  Schoninberch  vel  de  Ulmen  locabimus  in  ipso  castro  (Arras);  CRM.  2,  177,  1258, 
cit  oben  S.  389  Note  2;  Bd.  3,  68,  86,  1275;  Hennes  ÜB.  2,  243,  1277:  in  Kaiserslautem 
neben  den  autonomen  Behörden  ein  officialis  regis.  —  Zu  dem  früheren  Ausdrack  agens,  ac- 
tionarius,  actor,  auch  exactor  und  peractor  für  Beamte,  speziell  Finanzbeamte  vgl.  MR.  ÜB. 

1,  6,  636;  17,  763;  22,  770;  27,  782;  62,  835;  73,  845;  252,  979;  und  sogar  noch  MR.  ÜB. 

2,  1*,  1169,  cit  oben  S.  1023  Note  4,  auf  S.  1024.  Vgl.  zu  dieser  Note  auch  noch  Bd.  8. 
Wortr.  u.  d.  WW.  ampt  ff.,  officium  ff. 

»)  S.  Guden.  CD.  2,  57,  c.  1220;  MR.  3,  470,  1232;  Honth.  Ilist  1,  766,  1267;  Ge- 
schlechtsreg.  Isenburg  u.  s.  w.  Urkk.  S.  54,  1275. 

2)  Lac.  ÜB.  2,  815,  1285;  Bd.  3,  111,  9,  (1303);  167,  n,  1337;  CRM.  3,  291,  1343: 
Wyfs,  Limburger  Chronik  S.  100  Note  2,  zum  24.  Juli  1347 ;  Honth.  Hist  2,  184,  1355. 

')  S.  WKröv  14.  Jh.,  G.  2,  377:  der  amptman  von  Wittlich  oder  weme  die  bürg  zu 
der  Neuerburg  von  u.  h.  wegen  bevolhen  were;  vgl.  femer  *Bald.  Kesselst  S.  326, 1841  Febr.  5; 
Bd.  3,  483,  6,.  1350;  Limb.  Chron.  c  56  ed.  Wyfs  S.  50,  20  f.:  ein  Amtmann  feuert  die 
Limbiu'ger  zum  Sturme  auf  Gretenstein  an.  Auch  im  Burgfrieden  von  Schmidburg  vom 
J.  1504,  CRM.  5,  18,  erscheint  der  Amtmann  ganz  als  Burggraf. 

*)  S.  z.  B.  Bd.  3  No.  269,  1496. 

'')  S.  Sponheimer  Ordnung  1437  §  29,  cit  oben  S.  1307  Note  5;  und  Ilonth.  Hist  2, 
295,  1393 :  Unterordnung  der  Burg  Schwarzenberg  unter  das  Amt  (Burggrafschaft)  Grimbnrg. 


[Ecitwicklimg  der  Laiidlesgewalt.  —     1376     —  • 

8pät4?r  hier  und  da.  die  speziellen  Kommandanten  solcher  Ämtsburgen  unter 
der  Bezeiclinung  Burfifliafeu  als  Untersrebeue  des  Amtmanns  trifft'.  Danelten 
hflit  sich  dann  der  Titel  BurpKi'af  für  den  Voreteher  eines  Amtes,  da  wo  er 
als  solcher  hergebracht  ist,  wie  z.  B.  in  den  Äiiiteni  Kocliem,  Saarburg  und 
Grimburg,  noch  lange*,  mehrfach  bis  zum  Schlüsse  des  Mittelalters",  ehe  er 
der  Gleichmacherei  der  entwickelleren  territorialen  Zentralverwaltung  verfilllt. 
Im  16.  Jh.  schwindet  er  dann  freilich;  seitdem  heifsen  wenigstens  im  Triei-schen 
alle  Vorstände  von  Ämtern  Amtleute*,  auch  für  Kochein  und  verwandte  Ämter 
ist  der  alte  Titel  beseitigt.  Die  Geschichte  dieser  Titulaturen  ist  nicht  ohne 
Interesse;  sie  zeigt,  dafs  der  Begriff  des  mnen  Amtes  schon  seit  der  zweiten 
Hälfte  des  13.  Jhs.  allgemeiner  für  die  Burgen  und  Bui^enbezirksverwaltung 
gewonnen  war^,  so  dafs  es  nur  darauf  ankam,  ihn  anzuwenden. 


')  Besondere  deutlich  ist  das  Blankenheüaer  Statut  15.  Jlis..  Ann.  d.  h.  Ver.  f.  d. 
Niedeirh.  9 — 10,  122:  zu  BlankeDheim  soll  sein  der  amptmon  mit  eime  knecht,  iteui  einen 
tiurtrbgrevi'n ,  item  ein  keiner,  item  einen  koch,  item  den  BcholtisBen  zo  perde,  item  erneu 
ediurenkuecht,  item  Ewein  portzener,  item  einen  tomknecht,  item  ein  niaet.  Dabei  soll 
(S.  123 — 124)  der  bui-gligreve  ..  vliüliclic  ind  tniwclieb  zusecn  mit  up  ind  zn,  dat  Ant 
avent«  ind  morgena  eo  gueder  zit  gescheie.  ind  wail  besorgen,  meh  s&l  hie  die  wechter 
WKel  wachgende  biUden.  hie  aal  auch  binnen  der  burch,  ind  mit  dem,  dat  dat  gesinde  doen 
sal,  wael  mit  zoseeo,  dat  dat  truwelich  ind  wael  gescheit,  des  si  van  geheiUe  ind  bevele  des 
amplaians,  des  scholtissen  ind  des  kelnere  doin  sulden.  Femer  vgl,  aus  friüierer  Zeit  Honth.  Hist. 
2,  188,  13.55,  Amtarevers  fllr  die  Burg  Neumagen,  auf  Lebenszeit,  seitens  des  Nikolaus  Vogt  von 
Hunolstein,  aber  nur  die  inilitikrische  Seite :  und  was  lüde  gerechtes  gulde  und  herrsehatl  zu 
der  eg.  vesten  gehorent,  deren  sal  ich  mich  nit  anuemen  noch  nimand  von  ininen  wegen,  dan  alleine 
SU  beschuden,  wan  min  vorg.  beer  sine  nakome  und  der  stift  suUen  di  bestellen  mit  iren  ampt- 
lUdcD  wie  in  liii^t;  und  wclich  sniptman  2U  zidcii  di  guldc  bebet,  der  sal  mir  ulletärlichs 
hantreichen  an  koni  zwei  mir.  und  ein  swin,  die  da  gevallent  von  der  mulen,  an  havem  nun 
mir.,  an  wine  ein  ftider  und  vierzig  h^ire,  die  da  gevallent  von  den  lüden,  und  sal  ich  die- 
selben vesten  beköstigen  liehuden  und  in  gudem  gewonitcbom  gehewe  und  an  graven  haldcn, 
besser  dan  si  ilzund  sin.    Ähnlich  ist  wohl  Bd.  3.  486,  No.  '-U.  1350,  gedacht. 

»)  S.  ziu-  früheren  Zeit  MR.  ÜB.  3,  1071,  la.W;  Bd.  3  Xo.  90,  1810;  'Bald.  Kesselst. 
S.  374,  1344;  CRM.  3,  564,  1377;  oben  S.  212. 

*)  So  werden  Burggrafen  neben  den  Amtleuten  noch  Hoalb.  ilist.  2,  491,  1493, 
genannt. 

*)  Nur  Amtleute,  keine  Burggrafen,  erscheinen  ?..  1).  Honth.  Hist.  2,  G21,  1529; 
193  f.,  1599. 

'*)  Der  Gegensatz  von  Amt  und  Lehen  ist  .illerdings  schon  viel  fiiiher  ganz  gut  be- 
kannt gewesen,  s.  Waitz,  Vfg.  6,  S.  11  Note  1,  S.  25  Note  1.  Wirklich  praktisch  konnie  er 
aber  erst  werden,  als  es  möglich  war,  die  freie  Besoldung  einzufüliren ,  d.  h.  mit  dem  Auf- 
kommen der  Geldwirtschaft ;  s.  dazu  oben  S.  724,  768  f.,  835,  und  die  unten  folgenden  Aus- 
fiihrungen  über  Beamtenbesoldung.  Dementsprechend  wird  der  Gegensatz  allgemein  nutzbar 
gemacht  und  in  weiteren  Kreisen  anerkannt  erst  im  Laufe  des  l:t.  Jbs.,  vgl.  L'Stitt  401,  wo 
es  vom  forestarius  (Inhaber  des  Forstamis)  heifst;  (ia),  cui  ipse  [archiepiscopus]  hoc  officium 
commiserit:  non  enim  est  beneficium;  und  femer  Bodmann,  Kheingau  1,  480,  1267  sowie 
1316;  Erzbischof  Peter  von  Mainz  officium  custodie  seu  banni  ferainm  .  .  non  iure  feodi  sed 
puri  niinisterii  contulimus  (Hermanno  Potoni).  Bd.  3,  101,  ss,  1293  iindet  dann  der  Gegen- 
satz   in  der  Bezeichnung  eines   Amtmauus   als  Melis  et  officiatus  schon  einen   Ausdruck, 


i 


—     1377     —  I^ie  Landesverwaltung.] 

Seine  Auwendung  aber  konnte  nur  dadurch  durchdringen,  dafs  man  den 
Begriff  des  Dienstlehns  allmählich  immer  ausschliefslicher  in  den  des  Amtes 
tibergehen  liefs.  Urkunden,  welche  diesen  Übergang  bezeichnen,  setzen,  wie 
schon  S.  1373  gesagt,  etwa  mit  den  siebenziger  Jahren  des  13.  Jhs.  ein.  Am 
ehesten  hierher  zu  rechnen  ist  wohl  eine  Wieder  Verhältnisse  behandelnde  Urkunde 
vom  J.  1275,  in  welcher  ein  Amtmann  den  Burgmannen  absolut  gleichgestellt 
erscheint,  mithin  wohl  auch  im  kontraktlichen  Abhängigkeitsverhältnis  der 
Burgmannen  zum  Landesherm  steht*.  Deutlicher  spricht  schon  eine  Urkunde 
von  1293;  hier  ist  der  Amtmann  noch  völlig  Lehnsmann  des  Herrn  und  steht 
demgemäfs  zu  ihm  im  Treuverhältnis,  die  besondere  zum  Amtsbegriff  neigende 
Form  des  DiensÜehnsverhältnisses  aber  findet  einen  scharfen  Ausdruck  in  der 
Thatsache,  dafs  der  Amtmann  seine  Stelle  auf  Kündigung  eventuell  sofort 
aufzugeben  hat-.  Man  sieht:  hier  ist  die  Form  des  Lehnswesens  noch  fest- 
gehalten, der  Geist  des  Vertrages  aber  läuft  auf  ein  Amtsverhältnis  hinaus. 
In  dieser  Richtung  erfolgen  dann  bald  auch  äufsere  Konzessionen.  Zwar  bleibt 
für  das  ganze  Verhältnis  der  Ausdruck  des  Lehens  noch  lange  bestehen  ^,  aber 


welcher  in  seiner  an  der  betr.  Stelle  völlig  nebensächlichen  Einführung  darauf  schliefsen 
läfst,  dafs  \im  diese  Zeit  die  Erkenntnis  seiner  Existenz  ganz  allgemein  verbreitet  war.  Aus 
späterer  Zeit  ist  namentlich  Bd. 3  No.  112,  1325,  und  CRM.  3,  .508,  1366,  ein  nach  Anits- 
begriifen  abgewandelter  Lehenrevers,  interessant  Wie  schwer  übrigens  während  des  13.  Jhs. 
dies  Prinzip  des  Beamtentums  in  kleineren  Territorien  durchfuhrbar  war,  ergiebt  die  Ge- 
schichte des  Hauses  Hunolstein  in  seinem  Verhältnisse  zur  Grafschaft  Salm  im  18.  Jh.  2  H., 
8.  die  ürkk.  Cod.  Sahn.  S.  37  f.,  1276-1294. 

*)  Geschlechtsregister  Isenburg  u.  s.  w.  Urkk.  S.  54,  1275:  die  Gräfin  von  Wied  hat 
ilire  Grafschaft  an  Köln  vorläufig  abgetreten.  An  der  Spitze  mit  dem  Sitze  Wied  steht  seit- 
dem ein  Amtmann;  inde  die  burchmanne  inde  die  thurenlude  inde  der  porzennere  inde  der 
amptman  van  Wiede  inde  die  andere  lüde,  die  darzu  gehorent,  so  wilches  rechtes  sie  sin, 
die  sulen  derselver  vrouwen  dieselve  truwe  inde  hulde  halden  inde  leisten,  die  si  Ire  schuldich 
waren,  e  si  uns  hulden. 

^)  CRM.  2,  351,  1293:  Johannes  de  Turri  officiatus  .  .  archiepiscopi  apud  Are  .  .  re- 
cognosco,  quod,  cum  ideni  .  .  archiepiscopus  castrum  Are  fidelitati  mee  commiserit  cum  suis 
attinentiis  universis,  ipsum  castrum  (omni  tempore  requisitionis)  .  .  restituam  et  deliberabo, 
nee  ex  aliqua  causa  .•  .  castrum  .  .  potero  retinere.    Er  beschwört  diesen  Revers. 

^)  CRM.  3,  13,  1802:  Conradus  de  Schonecke  affinis  et  fidelis  noster  et  officiatus 
noster  [archiepiscopi  Coloniensis]  in  Rense;  der  Erzbischof  giebt  ihm  in  augmentum  feodi 
sui,  quod  a  nobis  et  ecclesia  nostra  in  feodo  tenet  et  possidet,  in  feodo  .  .  (quasdam)  vineas. 
Lac.  ÜB.  3,  69,  1308,  Urkunde  des  Grafen  Heinrich  von  Luxemburg,  Wahlversprechen  für 
Köln :  promisimus,  quod  dominus  noster  Baldewinus  archiepiscopus  Treverensis,  firater  noster, 
constituet  .  .  Ropertum  comitem  [de  Yimeburg]  officiatum  suum  in  Cocheme,  Monasterio 
Menevelt  et  Meiene,  sibi  dictas  munitiones  cum  suis  attinentiis  tamquam  officiato  committendo 
ad  dies  vite  sue,  dum  tamen  ipse  Ropertus  non  committat  infidelitatem  contra  ecclesiam 
Treverensem.  Vgl.  dazu  CRM.  3,  No.  40,  1309  (nicht  1310,  s.  Dommicus  S.  70  Note  4). 
Hierher  gehört  femer  wohl  auch  Arch.  Clervaux  No.  124,  1323:  Mathias  .  .  Moguntine  sedis 
electus  et  consecratus  strenuo  militi  Gotfrido  dicto  Stal  de  Biegen  officiato  suo  in  Trowen- 
stoin  gratiam  suam  et  omne  bonum.  Vt  super  bonis,  que  prope  castrum  Trowenstein  in  loco 
dicto  in  dem  Eigen  a  nobis  et  ecclesia  Moguntina  tenes  in  feodum,  Elizabeth  uxori  tue  legi- 


w 


[Entwicklung  der  LanJesge*aU.  —      1378     — 

bald  baut  man  doch  auf  den  allgemeinen  Lehnseid  noch  einen  besonderen 
Aintseid  auf'.  Und  schliefslich  schwächt  sich  die  Betonung  des  Leliuswesens 
zu  einer  so  allgemeinen  Fonu  ab,  wie  etwa  in  der  Urkunde  in  Bd.  3  vom 
J.  1324,  wo  es  S.  131,  n  vom  Amt  heifst:  (princeps)  castnmi  .  .  et  opiduni 
,  ,  custodienda  fideliter  (offlciato)  commisit,  dabei  aber  zugleich  absolute 
Widemifliclikeit  der  Stellung  zu  jeder  Zeit  nusgoniacbt  wird.  Mit  solcher 
Ahschwftchung  war  das  alte  DiensÜehnsverhältnis  schon  gänzlich  illusorisch 
gemacht.  Eiu  offener  Bruch  aber,  ein  rücksichtsloser  Übergang  zum  Amts- 
wesen liegt  dann  in  der  Urkunde  No.  112  des  dritten  Bandes  vom  J.  1325 
vor,  speziell  iu  den  Notizen  auf  S.  138,  sa  fF.;  hier  sind  Lehnsbegiiff  und 
AmtsbegrifF  klar  gegeneinander  abgegrenzt,  und  zugleich  erfolgt  der  Entscheid 
für  lieu  Auit^begriff  bis  zu  dem  Grade,  dafs  er  sogar  bei  lebenslänglicher 
Überweisung  eines  Amtes  und  Übeniahme  der  vasallitjscheii  Dienstpflicht  fUr 
den  Kriegsfall  als  durchaus  moTsgebcnd  hingestellt  wird.  Es  ist  kein  Zweifel: 
mit  dem  Anbruch  des  zweiten  Vierteis  des  14.  Jhs.  hat  der  Aintsbegriff  völlig 
gesiegt;  einzelne  RUckföUe  aus  späterer  Zeit  können  diese  Thateache  nicht 
verdecken,  sondern  in  ihrer  meist  sehr  lehrreichen  Fassung  nur  bestiltigen. 
So  wenn  es  iu  einem  Ämtsrevers  des  Ritters  Johann  vom  Steine  für  Über- 
wesel vom  Jahr  1341  (Bd.  3  No.  153)  S.  181,  as  f.  heifst,  der  Amtmann 
solle  das  verliehene  Amt  hanthaben  verantworten  haldeu  und  schirmen,  und 
die  lute  zu  rechte  und  zu  bescheidenheit  halden  na  (s)iner  möge,  »vortme 
als  von  der  ierlicher  gulde.  die  von  dem  ampte  vallet,  sal  ich  alle  jar,  diewile 
ich  mins  vorg.  herren  amptman  da  bin,  nemen  zehen  jiunt  hl.  zfl  manlohen, 
und  mime  herren  oder  deme  er  ez  bevelt  daz  uberige  von  der  sridile  reichen:, 
Ist  es  nun  aber  zweifellos,  dals  mit  dem  Beginn  des  zweiten  Viertels 
des  14.  Jhs.  der  Sieg  des  Amtsbegriffs  über  den  Begriff  des  Dienstlehens 
entschieden  ist,  so  ist  doch  immer  noch  die  Frage  aufeuweifeu,  ob  sich  denn 
dieser  Sieg  erat  nüt  den  übersichtlichen ,  soeben  benutzten  Nachrichten  aus 
Urkimden  der  Wende  des  13.  und  14,  Jhs,  entscheidet.  Der  Betriff  des  Dienst- 
lehens kam  ja  viel  fiHher  auf,  seine  Anwendung  im  Burglehen  ( rfolgtc  ■<(  it  Beginn 
des  13.  Jhs.  ^:  sollte  es  mehrere  Generationen  gedauert  hnben     bis  man  aui 


time  usque  ail  suniniain  diiccntanim  inr.  d.  (  olomenstiitii  tnlius  hl  [to  d  com] iiiandi-,  do 
nationem  propter  nuptias  facere  valeas,  ad  tempus  vite  sue  til>i  presentil  ns  lilcram  coutcdi 
mus  fiicultat«m ,  nostrum  huiusniodi  donationi  tdhibendo  onsensum  Man  vgl  aiuh  Doch 
Bd.  3  No.  104,  1322;  No.  111,  1325. 

')  CRM.  3,  371,  1297:  Graf  von  Neuenahr  fecimus  üddit-itia  homigium  (electo 
C'olooiensi)  »le  castris  Schoinstebe  et  Novo-eastro  ac  le  opido  seu  \illa  Aspatb  ti  1  onis  seil 
ofßciis  ud  hec  pertinenttbiis  .  .  .  promisimus  tide  prestiia  torpordi  et  iiiramenlo  intprposito 
quod  dicta  castra  et  opidiim  .  .  conservabimus  ad  omnem  voluntaton  (eleiti)  iiei.  dnbimiib 
in  maniis  aliciiius  ex  ijuacunque  causa,  nisi  de  man  lato  et  lussu  (ekiti)  n€c  ratione  ex 

penBarum  nee  ex  alia  causa  qualicunque  reyuisiti  per       (electiimi  ip  x  lastrn  et  opi  liini 
deliberare  et  reassignare  aliquatenus  differenmi 

^  S.  oben  S.  884  f.;  1298  f.;  1312  f.,  vgl   audi  s   "~i  NotP  4 


—     1379     —  Die  Landesverwaltung.] 

seiner    Anwendung    für   das    Burgenkommando   die    Konsequenz    der  Amts- 
bildung zog? 

Vereinzelte  urkundliche  Zeugnisse  zeigen  uns  den  Amtsbegriflf  in  der 
That  schon  viel  früher  ausgebildet,  nur  dafs  sich  aus  ihnen  bei  ihrer  aufser- 
ordentlichen  Dürftigkeit  ein  genauerer  Nachweis  für  die  Entstehung  des  Anits- 
begriffes  nicht  entnehmen  läfst;  einer  der  häufigen  Fälle,  wo  das  volle  Ver- 
ständnis einer  neuen  Entwicklung  in  ihren  Anfängen  durch  den  Charakter 
eben  der  ältesten  Quellen  erschwert  wird.  So  erscheinen  Amtleute  im  Sinne 
der  Beamten  des  14.  Jhs.  schon  sehr  früh  im  Westen  unseres  Gebietes,  be- 
sondei's  in  Luxemburg^;  seit  etwa  1220  finden  sich  verwandte  Funktionäre 
am  obem  Mittelrhein  (Mainz,  Pfalz) ^;  um  die  Mitte  des  13.  Jhs.  treten 
sie  im  Trierschen^,  in  Koblenz  imd  den  Rhein  abwärts  seit  etwa  dem 
J.  1260  auf*. 


»)  Aus  Zeugnissen  des  MR.  ÜB.  s.  Bd.  3,  1001,  1249;  1396,  1257;  vgl.  auch  noch 
Bd.  3  Wortr.  u.  d.  WW.  prepositus,  pr^vost.  Sollte  hier  französischer  Einflufs  vorliegen,  sich 
vielleicht  gar  bis  zur  Mosel  erstreckt  haben?  S.  dazu  oben  S.  79.  Auch  die  flandrischen 
Amtleute  hiefsen  in  der  ältesten  Zeit  praepositi  (prevöts),  so  schon  1110  in  Ypem  (Wam- 
könig  2,  198);  die  Benennung  ballivus  (bailli)  tritt  erst  seit  Ende  12.  Jhs.  ein.  Für  die 
deutsche  Entwicklung  vgl.  man  noch  Honth.  Hist.  2,  S.  2;  Bodmann,  Rheingau  1,  511; 
Küster  S.  56  ff.;  Baumann,  Gesch.  des  Allgäus  1,  305.  Zum  alten  Beamtenrecht  der  frän- 
kischen Monarchie  s.  W.  Sickel  in  Westd.  Zs.  Bd.  4,  345  f. 

*)  Guden.  CD.  2,  57,  um  1220:  Sifndus  [Erzbischof  von  Mainz]  in  iudicio  coram  do- 
mino  Theoderico  Trevirorum  archiepiscopo ,  qiii  ad  mandatum  domini  Henrici  regis  Romani 
iudicio  presidebat,  constitutus  .  .  per  suum  advocatiun  conquestus  est  de  uxore  quondam 
Philippi  de  Bolandia,  quod  violenter  detinuit  res  ecclesie,  videlicet  castrum  Erenfels,  quod 
castrum  Philippus  de  Bolandia  construxerat  nomine  archiepiscopi  et  cum  rebus  suis  et  cum 
auxilio  hominum  suorum,  tempore  quo  idem  Philippus  fiiit  officialis  domini  et  in  termino 
ad  idem  officium  spectante.  Urteil:  quod  dominus  rex  deberet  (archiepiscopum  Moguntinum 
inducere  in  talem  possessionem,  de  qua  dictus  ofßcialis  suus  eiecerat  eum  infra  terminum  sui 
officii).  MR.  ÜB.  3,  1129,  1251 :  Pfalzgraf  Otto  bei  Ehein  universis  iudicibus  suis  vel  procura- 
toribus  seu  cuiuscunque  officii  nomine  censeantur  in  Furstenberch  et  Bacharacum  tam  presen- 
tibus  quam  futuris.  Hennes  ÜB.  1,  188,  1260;  193,  1261  kommen  officiati  in  Trechtinghausen 
Boppard  Oberwesel  Braubach  vor,  man  vgl.  dazu  Hennes  ÜB.  1,  293,  1283:  universi  ofßciati 
et  thelonearii  des  Grafen  von  Katzenelenbogen  in  Boppard;  Hennes  ÜB.  1,  319,  1290:  Pfalz- 
graf Ludwig  universis  officialibus  suis  videlicet  vicedominis  notariis  procuratoribus  scultetis 
theioneariis  ac  aliis  quocunque  officii  nomine  censeantur  in  Furstenberch  et  in  Bacheraco. 

^  MR.  ÜB.  3,  1188,  1253:  Urkunde  Erzbischofs  Arnold  von  Trier:  nullum  officiatum 
vel  castrensem  illorum  de  Schoninberch  vel  de  Ulmen  locabimus  in  (Arraz)  Castro.  Hier 
deutlich  unterschieden  zwischen  Burglehnleuten  und  dem  beamteten  Vorstand  d.  h.  Burggrafen. 
S.  auch  Bd.  3,  68,  ae,  1275. 

*)  CRM.  2,  208,  1264,  cit  oben  S.  1079  Note  4  und  8.  1108  Note  5;  Honth.  Hist  1, 
766,  1267,  Interrogatoria  Clementis  pape  IV.  facta  Henrico  archiepiscopo:  An  ipse  teneat 
castrum  Confluentie?  respondit  quod  sie;  sed  est  ibi  quidam  officialis,  qui  ipso  invito  stat 
in  officio.  Lac.  ÜB.  2,  586,  1268:  A.  comes  de  Monte  universis  officialibus  suis,  dapiferis 
advocatis  scultetis  necnon  ceteris  officiatis,  qui  per  districtus  sui  territorium  successione  per- 
petua  tuerint  constituti  vel  nimc  existunt,  salutem  et  fldem  presentibus  adhibere:   die  Rhein- 


[Entwicklung  der  Landesgewalt,  —     1380     — 

Die  BewegunR,  welche  iin  14.  Jh.  vollendet  erscheint,  war  mithin  keines- 
wegs geniip  vorbereitet ;  schon  ein  Jahrhundert  früher  lassen  sich  ihre  Spuren 
verfolgen.  Nim  aber,  seit  etwa  den  dreifsiger  Jahren  des  14,  Jhs,,  tritt  in 
unseren  Gegenden  eine  Konsolidation  des  neuen  Anitswesens  ein;  es  bilden 
sich  feste  BestaUui^pat«nte  aus^  deren  Wortlaut  Itald  im  seihen  Amte  von 
Amtmann  zu  Amtmann  unter  verbessernden  Amendierungeu  forterlrt*,  bis  seit 
dem  zweiten  Viertel  des  15.  Jhs.  die  ans  den  Erfalinmgen  mehr  als  eines 
Jahihunderts  ni  festen  Bestinnniuigen  kodifizierten  Amisordnungen  einsetzen*. 

Mit  dem  Aufkommen  einer  solchen  Konsolidation  erwächst  für  uns 
die  Auigabe,  den  Amtsbegriff  d^  14.  und    15.  Jhs.  durch  Schilderung  ()er 

fUire  der  Abtei  Altenberg  liei  Milhllieim  sei  iiemt-  und  steuerfrei.  Gudeo.  CD.  2,  962,- 1276; 
der  Erzbiecliof  von  Köln  weist  an  6  mr.  reditus  .  .  in  censibus  nemoris  apud  Namede,  per 
miinus  officiati  nostri  Andemacensis  singulis  annis  recipiendoa.  Guden.  CD.  2,  978,  1289: 
dominus  Gerbai-dua  de  Landscrone  ist  jUIicbscher  Amtmann  in  Sinzig;  der  Graf  von  Jülich 
bekennt,  quod  noa  omnia,  qne  (Gerbardus)  officlatus  noster  apud  Sinzege  per  computationem  le- 
gitimam  potent  edocere,  noa  sibi  [debere]  .  .,  antequam  renioveaiur  de  coniniisso  sibi  per 
nos  officio,  pereolveroue.  CRM.  2,  347,  1293:  1.  de  Binberg  dapifer  et  officiatus  reverendi 
pBtris  ilouiini  arcbiepiscopi  Coloniensis  in  Weide  [Wied]  trifit  nacb  Urteil  der  autonomen  Ge- 
richte in  einer  Streitsadie  Entscheid.  Erzbiecbof  SigfridvonKüln  bestätigt  dies  iui  selben  Jahre. 
S.  auch  noch  CRM.  3,  I,  1300.  —  Zur  frühesten  Geschichte  der  Amis  Verfassung  am  Nieder- 
rhein  vgl.  noch  Lac  ÜB.  3,  67,  1808;  (86,  1310);  150,  1815;  228,  1327;  Guden.  CD.  2,  lOJS. 
ca.  1328:  1054,  1332;  Lac.  ÜB.  3,  (243,  1329);  (253,  1331J;  (271.  1333);  312,  1337;  344,  1339. 

i|  Die  Tendenz  läfst  sich  etwa  seit  Mitte  der  dreifsiger  Jahre  des  14.  Jhs.  verfolgen, 
B.  zunächst  Bd.  3  Xo.  127,  1333. 

'J  S.  Bd.  3  Ko.  18J>,  1336— 134&;  No.  1S3,  1850;  tgl.  Ko.  867,  H59.  —  Die  Zahl 
de:  leit  den  dreibiger  Jahren  des  14.  Jhs.  auegestellten  Amtsbest&Uui^n  bezw.  Antsreverse 
igt  eine  ungemein  grofse,  vgl.  nur  Bd.  3  No.  296,  1350.  Im  Bald.  Kesselst,  finden  sich  Burg- 
grafenrevei-se  H.  160,  216,  315,  337,  499,  58-5,  776;  Amtsrevei-se  ^i.  574,  581,  584,  G12,  628, 
633,  653,  658,  659,  664,  672,  694,  707,  711,  716,  726,  757,  759,  761,  780.  Von  diesem  Heich- 
tum  der  Quellen  wird  man  alleniingB  in  den  Urkundenbüchem  unserei'  Gegend  nichts  gewahr; 
nach  ihrem  Inhalt  lasseu  sich  auch  nicht  einmal  die  Gmndzüge  der  Kntwiclielungsgescbichte 
der  Anitsverfossung  ahnen. 

')  Die  erste  Amlsonlnung  unserer  Gegend  ist  die  freilich  aus  besonderem  Anlafs  enl- 
standene  Sponheimsche  vom  J.  1437,  gedr.  Mones  Za.  Bd,  6,  385  IT.  Dann  folgt,  nenn  auch 
nicht  ganz  imsereni  Gebiete  augehüiig,  die  schöne  Speierer  Amtsordnung  vom  J.  1470,  ge- 
druckt in  der  Sammlung  der  hochfiirstlich-speierischen  Gesetze  und  Landesverordnungen  Thl.  1, 
S.  I  ff.,  Bnichsal  1788.  Sie  wendet  sicli  zunächst  an  die  Oberamtleute,  den  Vogt  am  Bruli- 
rain,  den  Amtmann  zu  Lauterburg  und  den  Landschreiber,  diese  sind  mit  Ausnahme  des 
Landschreibers  mit  den  Trierer  Amtleuten  zu  parallel! gieren.  Im  übrigen  ist  sie,  wie  ihr 
Schlufs  und  auch  der  ganze  wohlabgerundete  Inhalt  zeigen,  nicht  die  erste  deranlge 
Verordnung.  Viel  später  als  im  Sponheimschen  und  Speierschen  kam  man  im  Triei'schen 
zu  einer  allgemeinen  Amtsordnung;  die  er^te  im  J.  1574  ei-schienene  Amtsordnung  enthält 
zudem  fast  nur  Vorschriften  über  die  Gerichtspraxis  der  Amtleute.  Dann  arbeitete  man  im 
J.  1654  wieder  an  einer  Landes-  und  Amtsordnung,  s.  Scotti,  Chur-Trier  1,  629;  es  ist  die 
im  J.  1668  erschienene.  Eine  dritte  Amtsordnung  endlich  winile  am  8.  Februar  1719  aus- 
gegeben. Ich  benutze  hier  nur  die  älteste  Ordnung  von  1574,  welche  bei  Honth.  Hist.  3,  40 
gedruckt  isl,  und  zwar  nach  einer  Kopie  vom  27.  Febniar  1603  in  der  Trierer  Stadtlnhl. 
Trevirensia  1541  Schrank  11,  S.  105  f. 


—     1381     —  Die  Landesverwaltung.] 

Einzelfiinktionen  des  Amtmanns  zur  vollen  Deutlichkeit  zu  bringen.  Wir  er- 
örtern zu  diesem  Zwecke  die  persönliche  Stellung  des  Amtmanns,  sein  Verhältnis 
zur  Zentralstelle  und  seine  Funktionen  im  Amtsbezirke  selbst  nach  unten  hin. 

Zum  Verständnis  der  persönlichen  Stellung  des  Amtmanns  sind  die 
Fragen  der  Anstellung,  des  Gehalts,  der  Entlassung  und  der  Pension  zu  be- 
sprechen. 

Die  Anstellung  geschah  stets  durch  den  Landesherm  persönlich;  meist 
scheint  auch  die  Einführung  in  das  Amt  durch  landesherrlichen  Akt,  in  Form 
einer  Proklamation  an  die  Amtseingesessenen,  erfolgt  zu  sein^  Die  Amtsdauer 
wurde  dabei  in  sehr  verschiedener  Länge  in  Aussicht  genommen;  überwiegt 
im  ganzen  wohl  stets  das  Prinzip,  sich  in  allgemeinster  Form  auf  gegenseitige 
Kündigung  zu  vereinbaren*,  so  finden  sich  daneben  doch  namentlich  in  spä- 
terer Zeit  Abgrenzungen  auf  ein  halbes  bis  zu  zehn  Jahren,  ja  auch  Verleihung 
auf  Lebenszeit  ist  zu  keiner  Zeit  völlig  ausgeschlossen.  Damit  war  aber 
natürlich  die  Gefahr  gegeben,  das  Amt  wieder  erblich  werden  zu  lassen,  und 
dementsprechend  trifft  man  denn  in  der  That  im  15.  Jh.,  zu  einer  Zeit,  wo 
das  Verderbliche  früherer  Vererblichungen  nicht  mehr  genugsam  bekannt  sein 
mochte,  vereinzelt  Amtsverleihungen  auf  zwei  Generationen,  also  mit  stark 
erblicher  Tendenz,  oder  gar  zu  voller  Erblichkeit^.     Mit  der  Annahme  des 


1)  S.  Bd.  3,  S.  486,  25,  1350;  No.  188,  1351. 

2)  S.  Bd.  3  No.  158,  1343;   S.  213,  n,  1351.     Dieses  Kündigimgsrecht  ist  gegenseitig, 
s.  Bd.  3,  217,  87,  1351. 

^)  Amtsernennungen  erfolgen :  auf  ein  halbes  Jahr  1480  Aug.  15  [alle  ohne  Zusatz  an- 
geführten Daten  sind  den  Goerzschen  Regg.  der  Erzbb.  entnommen];  auf  etn  Jahr  1492  Juli  26; 
auf  ^icei  Jahre  Bd.  3  No.  183, 1350 ;  1490  März  22,  Dez.  26 ;  1496  März  26 ;  auf  drei  Jahre  CRM.  3, 
391,  1352;  Bd.  3  No.  264,  1488;  1498  Mai  1;  auf  drei  bis  vier  Jahre  1499  März  15;  auf 
vier  Jahre  Bd.  3,  179,  24,  1340;  auf  sechs  Jahre  Bd.  3  No.  184  §  11,  1350;  1494  April  19; 
auf  zehn  Jahre  *Bald.  Kesselst  S.  727,  1348;  1499  März  2;  auf  Lebenszeit  Bd.  3,  137,  12, 
1325;  S.  155,  10,  1333  (hier  aber  das  Recht  des  Abkaufs  mit  1000  Ib.  hl.  ausbedungen);  246, 
5,  1380;  No.  225,  1411;  1415  Apr.  8;  1421  Mai  13;  1423  März  23;  1437  Febr.  16;  1499 
März  15;  auf  zwei  Generationen  1415  März  21;  *Koblenz  MC.  VII  B1.595b-596a,  No.  1730, 
Goerz,  Regg.  der  Erzbb.  S.  299,  1496;  erblich  CRM.  4,  155,  1434;  310,  1467.  Die  Ver- 
leihung auf  zwei  Generationen  steht  ♦Koblenz.  St  A.  MC.  UI^  Bl.  266^—267»,  No.  620, 
reg.  Goerz,  Regg.  der  Erzbb.  S.  140:  Wir  Wemher  etc.  dun  kunt  allen  luden,  wan  wir 
Conraid  Kolben  van  Boparten  den  alden  unsem  lieben  getruwen  unsem  und  unsers  Stifts  von 
Triere  amptman  zu  Baldenecke  und  siner  zugehore  gemachet  han  na  Inhalt  sulichen  briefss, 
als  uns  derselbe  Conraid  darüber  hait  gegeben,  so  bekennen  wir  ufenlich  an  diesem  brieve 
und  reden  in  guden  truwen,  daz  wir  unsere  nakomen  und  stift  denselben  Conraide  umb 
nutzen  getruwen  dienst,  die  er  uns  und  unserm  stift  getan  hait,  aislange  er  lebet,  und  na 
ime  sinen  son  Conraid  Kolben,  auch  als  lange  er  lebet,  bi  dem  ampte  sullen  lazen  und  sie 
davon  nit  entsetzen,  is  enwere  dan  sache  daz  dieselben  Conraid  und  na  ime  Conraid  sin  son 
kimtlichen  wieder  uns,  unser  nakomen  und  stift  oder  wieder  sulichen  brief,  als  uns  der  aide 
Conraid  itzunt  gegeben  hait  und  sin  vurg.  son  na  ime  geben  wirdet,  deden;  und  nit  6  mugen 
wir  unser  nakomen  imd  stift  sie  und  irer  iglichen,  welcher  unser  amptman  were  und  an 
dem  gebrechen  fimden  wiurde,  von  dem  ampte  entsetzen,  welche  zit  auch  der  aide  Conraid 
Kolbe  abegcgangen  ist  und  der  vurg.  Conraid  sin  son  an  daz  ampt  kompt,  so  sal  er  uns 


[EInlwicklung  der  Landesgewalt.  —      1382     — 

Ainls  war  daiiu  weiterhin  die  Leistung  eines  Amtseides,  siieziell  auf  Aufrecht- 
erhaltung  der  Ai-tikel  des  Anitsi-evpi-ses^  bezw.  auf  getreue  Ausführung  sonst 
bestehender  Ordnungen*  verbunden. 

unsem  nakomcn  und  stift  einen  brief  aber  daz  ampte  geben  und  uns  uusem  nakomen  und 
BtiCl  darüber  globen  und  eide  dun,  als  üa  vater  gatan  hait,  u^escheiden  [Bl.  äiiT"]  alle 
argelist  und  geverde.  I>e5  zu  Urkunde  und  ganzer  stedtcheit  han  wir  unser  ingesigel  an  diesen 
brief  dun  heukeu.  Datum  Erembretstein  anno  donitni  MCCCC  xmino  iuita  stiluni  scribendi 
in  diecesi  noatra  Trevercnsi  fena  quinta  post  doniinicaui  iudica, 

')  S,  Bd.  3  No.  127  g  S,  1333;  so  schwört  auch  der  Ol.eramtmann.  a.  Bd.  3  No,  1H4 
§  la,  1350. 

')  S.  *0r.  Koblenz  St.  A.,  Knstiti  Trifr  Staatsarcliiv ,  an  Pgtstreifen  hangen  die  drei 
nmden  braunen  Siegel,  nur  Ko.  2  ist  vollständig  erhalten  ('Abschr.  Trier  Bald.  KesseUt. 
8.  707  mit  dem  Regest  l'romiaaio  .tiium  Baurorum  pro  BacheracU,  42  I  Jan.;  1348 
Januar  1):  Wir  Hftiarich  Beier  von  Boparten  Simon  und  Htinrith  sine  soene  rittere 
dAn  kirnt  allen  ISlen:  wan  der  erwirdiger  in  gode  Tader  luid  herre  her  Baldevin  erze- 
bischof  zfl  Tiire  und  der  dorchlöchte  fflrste  her  Johan  könig  von  Bebemen  gnove  zQ 
IiUtzelnbeig  uns  zA  iren  ampililden  züL  Stalberg  Stalecke  Brunshom  Baeheracb  und  Stege 
Binholn  und  in  dem  näwen  gerichte  und  waz  darzd  gehoerit  benant  han.  und  unser  vorgen. 
herre  von  Trire  uns  daselbes  kA  sinen  siues  stittes  imd  unchkomen  niuptluden  gcsatz  und 
gemacht  liat:  des  Itan  wir  ouch  itzunt  alle  dri  und  unser  iglich  »nserai  vorgen.  herrea  dem 
erzebischof  und  sinen  nachkomen  und  dem  Glitte  von  Trire  mit  unsem  triJwen  gloht  und 
siJ  den  heiigen  geswom  und  glolien  an  disem  bricve,  in  mit  den  vorgen.  festen  delren  und 
guden  und  mit  allem  dem,  daz  darzfl  geborit,  gehorsam  zfl  sine  und  zfl  wartene  als  ir  ge- 
truwe  amptlude  und  in  alle  die  artikel  atflcke  und  p^cte  und  ir  iglich  stede  tmd  veste  zfl 
haldene  in  alle  der  wise,  a!s  die  brieve  begrifien  imd  geschrlben  stehen,  die  die  edeln 
fiirsten  her  Bupreeht  und  her  Ruprecht  palentzgraven  an  dem  Hine  und  heraogen  in  Beiem 
unserra  vot^.  heiTen  von  Trire  von  den  egcn.  veaten  delren  und  guden  gegehen  hau,  uzge- 
scheidcn  allerlei  argelist  an  allen  disen  stocken  und  an  ir  iglichem.  Und  des  £z  einem 
Urkunde  und  stedikeit  han  wir  unser  ingesigel  an  disen  brief  gehangen.  Der  gegeben  ist  na 
Crists  geborte  drü^enhundert  jar  und  dama  in  dem  zwei  und  virzicsteni  jare  uf  den  heilgeit 
jars  abint.  'Bald.  Kesselst.  S.  780,  13.52  Febr.  22;  wen  sie  dan  zä  eimc  amptrtiaune  dar 
setzen  wullen,  der  sal  geloben  und  sweren  genzlichen  an  allen  iren  artikeln  und  stucken  zu 
haldcne  die  brive,  die  unser  vorg.  herre  von  Trire  und  seligis  gedengnisses  her  Johati 
kuning  zD  Behem  uf  eine  siten  und  die  vorg.  liocbgebom  fursten  her  Buprecht  und  her 
Huprecht  uf  die  ander  site  nnderein  gegeben  han  umb  die  vorg.  vesten  Stalberg  Stailecke 
und  Brfiiisbom  und  Vaz  darzö  geboret,  Ilonth.  Ilist.  3,  184,  13.>5,  Einigung  zwischen  den 
drei  rlieinischeuErzbiscliÖfen;  is  sullent  auch  unser  ieglicheni  der  vorg.  drier  herm  amptlüde 
und  burggreven,  die  eime  sint  oder  furbalt  werden,  in  unseii«  ieglichen  laude  und  vesten  ge- 
sessen nach  gclegenheide  der  vorg.  zile  und  temiine  alle  diese  voi'g.  punctc  und  articul  und 
i^lichen  besonder  in  guten  trewen  geloben  und  uffenliche  zu  den  heiligen  schweren,  ge- 
trewlich  zu  lialden  und  zu  voUenfiiren,  als  verre  sie  das  rm-et,  von  uns  iegliches  wegen.  "Or. 
Koblenz  St.  A.  Bep.  Prüm  No.  191,  1414  Febr.  4;  Ich  Dicderich  von  Giunerspach  dun  kunt 
allen  luden  und  bekennen  ulTenliche  an  diesem  brieve,  daz  der  erwirdige  in  gode  vader  und 
herre  her  Wemher  erzbischof  zu  Triere  min  lieber  gnediger  herre  uuch  sineu  und  sins  Stifts 
amptman  irer  slosse  Piiime  und  Murlehacli  und  waz  zu  denselben  slossen  gehöret  geinachet 
hait,  und  sat  ich  die  lüde  rechte  herlicheide  und  gude  zu  denselben  slossen  und  anipte  ge- 
hörig geCruwelieh  als  ein  amptman  na  minen  besten  sinnen  und  vemuigen  hanthaben  scliinnen 
und  verantwerten  in  aller  mazen,  als  derselbe  min  herre  von  Triere  und  der  ei-Hirdige  hene 
her  Friederieb  von  der  Sleiden  administrutor  der  abbalien  uud  gotshuses  zu  Pnuiie  daz 
undereinander  haut  beredt  verbrievet  und  versiegelt. 


i 


—     1383     —  I)ie  Landesverwaltung.] 

Mit  der  Ablegung  dieses  Eides  trat  der  Amtmann  in  den  Genufs  eines 
bestimmten  Gehaltes,  das  in  der  ältesten  Zeit  auch  noch  Pacht  genannt  wird  ^ 
um  das  veitragsmäfsige  Verhältnis  voll  zu  kennzeichnen.  Das  Gehalt  bestand 
zunächst  in  einem  Fixum  von  Einzeleinkünften,  Geldrenten  Naturalbezügen 
und  dergl.,  so  dafs  der  Amtmann  in  dieser  Hinsicht  fast  als  Herr  einer  kleinen 
Rentengrundherrschaft  erschien*.  Später  läfst  sich  dann  die  Richtung  ver- 
folgen, auf  diesem  Gebiete  zu  unifizieren  und  zu  einem  thunlichst  weitgehenden 
Ausdruck  des  Gehaltes  in  Geld  zu  gelangen^.  Daneben  aber  hat  der  Amt- 
mann an  ordentlichen  Einkünften  noch  eine  bestimmte  Quote  der  Bede  *,  hier 
und  da  auch  des  Erlöses  aus  Juden  und  Kauwerzinen  ®,  sowie  aus  den  Früchten 
sei  es  der  niedern,  sei  es  auch  der  gesamten  Rechtssprechung  •.   Neben  diesen 


»)  Bd.  8,  179,  ai,  1340;  193,  9,  1345;  auch  *Bald.  Kesselst.  S.  780,  1352  Febr.  22: 
die  wingarten,  die  zä  den  eg.  vesten  gehorent,  die  ich  buwen  sal,  und  sal  davon  jerliche 
mime  eg.  herren  von  Trire  ein  fiider  wines  uz  dem  wingarten,  den  man  nennet  den  Ketzer, 
geben,  wo  man  aber  daz  fiider  wines  uz  dem  Ketzer  genzliche  nit  haben  mAchte,  waz  daran 
gebreche,  daz  sal  ich  im  erfuUen  uz  dem  andern  besten  wingewaße,  der  zu  den  besten  ge- 
höret, vortme  waz  hunere  zft  den  eg.  guden  jerliche  ervallen  und  die  achte  von  dem  lande, 
die  suUen  min  sin  alleine;  und  waz  andere  gulde  renthe  und  nütze  von  den  vorg.  guden  und 
landen  mime  eg.  herren  von  Trire  komen,  die  sal  ich  glichhalb  haben,  und  daz  ander  halb- 
teil so  balde  sie  gevallent  mime  eg.  herren  von  Trire,  oder  wem  er  daz  bevelet,  antwerten 
und  reichen  ane  hindemiß.  wanne  aber  min  eg.  herre  von  Trire  wil,  so  mag  er  wem  er 
wil  bevelen,  dz  er  sin  halbteil  der  gülden  renthe  und  nütze  selber  von  erst  uf  hebe. 

2)  Man  vgl.  z.  B.  Bd.  3  No.  139,  1337.  Im  übrigen  s.  Bd.  3  No.  127,  1333;  No.  190 
§  5  f.,  ia51 ;  S.  231,  ss,  1358.  Ein  Oberamtmann  über  5  Ämter  hat  nach  Bd.  3  No.  184 
§  9,  1350,  jährlich  die  landesherrlichen  Revenuen  zu  Limburg  und  600  gl.  Aufser  den 
Quellenstellen  in  Bd.  3  s.  auch  noch  Honth.  Hist  2,  209,  1359,  Amtsrevers  Peters  von  der 
Leien  für  Saarburg,  auf  unbestimmte  Zeit:  und  umb  die  vorgenante  bürg,  stad  und  ampt  zu 
handhaben  zu  beschirmen  und  zu  verantworten  sol  mir  min  vorg.  herr  alle  jare  und  na 
martzal  der  zit,  daß  ich  ir  amptman  da  verbliben,  sinem  keiner  zu  ziden  zu  Sarburg  dun 
geben  zwölf  mir.  rocken,  drissig  mir.  habem  Sarburger  maß,  ein  fuder  wines,  zwei  schwin, 
als  sie  zu  winachten  vellich  sin;  auch  sol  ich  haben  das  holz,  das  an  dem  zolle  zu  Sarburg 
vellet,  binnen  der  zit  da  ich  amptman  verbliben.  Sponheimer  Ordnung  1437  §  8:  die  Amt- 
leute erhalten  jährlich  100  gl.,  5  fudere  wins,  60  mir.  koms,  150  mir.  habem,  hauwe,  stro 
und  auch  brennholz  nach  notdurft  ungeverlich,  femer  zur  wochen  ein  dienst  fische.  Dazu 
werden  sie  geritten  gehalten  und  haben  beim  Umritt  im  Amt  freie  Herberge.  Nicht  selten 
haben  die  Amtleute  für  die  ihnen  absolut  notwendigen  Pferde  noch  besonders  angewiesene 
Nutzungen  von  Wiesen  oder  Lieferungen  von  Futter,  s.  z.  B.  Bd.  3  No.  135  §  5,  1336—1345 ; 
No.  158  §  5,  1343. 

3)  Vgl.  schon  oben  S.  769. 
*)  S.  unten  Note  6  passim. 

6)  S.  Bd.  3  No.  158  §  5,  1343. 

^)  Diese  Einnahme  hat  noch  eine  volle,  nicht  uninteressante  Entwicklung  durchgemacht. 
Anfänglich  bisweilen  etwas  unbestinunt  (s.  Bd.  3  No.  108,  1324;  S.  181,  so,  1341)  geht  sie 
doch  im  wesentlichen  in  einem  Drittel  der  Gerichtsfrüchte  vom  Niedergericht  auf,  s.  Bd.  8, 
135,  23,  1825;  No.  135  §  3,  1336—1345;  No.  158  §  8,  1343;  No.  182,  1350;  S.  231,  ss, 
1358;  Honth.  Hist.  2,  209,  1359;  364,  1419;  vgl.  auch  "Bald.  Kesselst  S.  727,  1844  Jan.  80: 
Diderich  von  Kinberg  ritter  und  Gerdmd  sin  eliche  husfrouwe  reversleren  sich  wegen  4e8  Amts 


[KiitwickliiDg  <\et  Laiuieagewalt.  —     1384     — 

oi-dentlicbeu  Einnaiinieii  aber  stehen  noch  aufserorrienüiche,  namentlich  Ent- 
schärtifamgsgelder.  Die  giöfste  Rolle  spielen  hier  Zahlungen  zur  Schadlos- 
haltung  hei  kriegerischen  Expeditionen  * ,  für  Verluste  von  Ifenien  *,  Loskauf 
von  Gefangenen*  und  Ähnliches.  Die  Schadenheredmiing  war  hier  oft  nicht 
einfach,  und  so  begi'eift  es  sich,  wenn  für  dieselbe  zumeist  die  EinsetJtung  einer 
hesondören  Schiedskommission  zwischen  Landesherra  und  Amtmami  vereinbart 

MUnstennaifeld  (statl  ampt  und  plege)  auf  10  Jahre.  Unter  den  EionaliiDi-n  sollen  die 
büßen,  die  under  sechzig  Schillingen  der  wemnge  sin,  die  der  scheffen  teilet  .  .  .  was  ahir 
büße  gevallen,  die  der  scheffen  nicht  enteilet,  die  nber  sechzig  ».  sint,  und  von  totalnfen, 
und  die  lip  und  goit  anruren,  davon  erhalten  sie  nichts.  'Bald.  KeseeUt  S.  TKO,  1352 
Felir.  32:  und  unib  daz  daz  ich  die  eg.  vcsten,  die  ich  bekustigen  und  behuden  sal,  und  daz 
ainpt  dieboz  behuden  und  hanthaben  mSge,  so  hait  mir  min  eg.  heire,  als  lange  ich  amptman 
ila  bin,  zh  dem  ampte  da  gelazen:  von  erst  alle  die  buzen,  die  im  in  dem  ampti  gevallen 
niilgen,  die  ich  doch  von  den  luden  gnedigtich  sal  heben,  ane  dli>  büße,  die  lif  und  gSt  an- 
treffen, die  hait  er  im  behalden  alleinc.  Dasselbe  besagt  auch  Bd.  8  No.  230  §  2,  1420.  Seit 
dem  15.  Jh.  beginnt  nun  aber  auch  ein  Anteil  der  Amtleute  an  den  HocfabufBen  einzutreten,  und 
zwar  in  der  Höhe  einea  Zehnten,  der  als  Wfinkauf  bezeichnet  wird,  s.  Bd.  3  No.  240  g  12, 
1464;  S.  295,  is,  1438;  und  Blankenbeiraer  Statut  15.  Jhs.,  Ann.  d.  biet  Ver.  f.  il.  Xiederrfa. 
9 — 10,  122—133:  der  auiphnan  snl  hain  van  iegelichen  scha/1  sin  gewonllcb  gelt  zo  meie 
iod  zo  herft,  ind  darzo  von  allen  buQen,  die  uns  da  vallent,  den  zeuden  d.,  wat  der  is,  die 
boven  vunf  mr.  Bin,  die  hie  of  der  scboltisse  uisdedingten.  Wenig  später  aber  Verden  in 
weiterer  Ausbildung  dieser  Richtung  dem  Amtmann  die  minderen  Bufsen  nicht  mehr  hlofs 
zu  einem  Drittel,  sondern  zu  grüfseren  Teilen  oder  wohl  gar  vällig  überlaseen,  s.  Bd.  3 
No.  240  §  12,  1464;  S.  295,  i»,  1488.  Kne  allgemeine  Ordnung  dieser  Verhältnisse  scheint 
bis  zum  17.  Jb.  nicht  eingetreten  m  sein,  s.  Scotti,  Chur-Trier  1,  r58S,  1611:  die  in  den 
Ämtern  vorfallenden  groben  Exzesse,  als  Ehebruch  imd  dergleichen  Vergeben,  welche  grofse 
Bafeen  nach  sich  ziehen,  dürfen  von  den  Amtleuten,  in  Gemäfsbeit  bestehender  Vorschrift, 
nicht  eigenmächtig  mit  Strafe  belegt,  sondern  müssen  von  denselben  dem  Landeshetrn,  unter 
Angabe  der  Vcrmügensverbältnisse  des  Exzedenten  imd  mit  Beantragung  dei'  Strafe  angezeigt 
werden,  wonach  leti:tere  landesherrlich  bestimmt  werden  wird.  Zugleich  wird  den  Amtleuten 
zugesichert,  dafs,  Insofern  ihre  Bestallungen  ihnen  einen  Anteil  an  dergleichen  Geldbufsen 
zusichern,  sie  desfalls  gehörig  berücksichtigt  werden  sollen.  —  In  den  ältesten  Urkunden 
sieht  man  Übrigens  noch  deutlich  die  Ableitung  vom  vogtcilichon  Drittel  der  Gerirhtsfrflchte 
in  der  Immunität  (s.  oben  S.  1115X  welches  seinerseits  wieder  nur  Nachbildung  einer  Besol- 
dungsart  der  fränkischen  Grafen  war;  s.  MR.  ÜB.  2,  61,  1169—83:  der  Vogt  Amulph  von 
Walecurt  (s.  oben  S.  1370  Note  3  und  S.  13T2  Note  7,  auf  S.  1373)  des  crabischöflichen 
Hofes  Remich  petitiones  .  .  sive  exactiones,  quocunque  modo  in  prefata  curia  üniit  vel  in 
valle  illa,  sive  in  annona  sive  in  nununis,  ex  ?quo  dividemus,  et  quod  de  dimidia  parte 
terci«  parti,  quam  ei  [archiepiscopo]  recoposcebamus,  supererit,'  ad  augmentum  feodi  et 
nominatim  ad  custodiam  castri  habcbit.  de  placitis  autem  tertiam  solummodo  partem  accipiet. 
et  nee  in  placitis  nee  in  petitionibus  vel  per  se  vel  per  nuntios  suos  noa  aliquo  modo 
circumveniet.  ministeriales  autem  nostri  et  ofliciales,  scolteti  forestarii  liubulci  piscatores 
et  alii  ad  cottidianiun   servitium  nostrum  specialiter  deputati  ab  omni  exactionc  liberi  erunt. 

')  S.  Bd.  3  No.  165,  1345. 

'■')  Ein  Tarif  für  Schadiosbaltung  bei  getöteten  Pferden  entuickelt  sieb  in  Osterreich 
schon  unter  Albrecbt  H.,  ca  1350,  s.  Bnider  S.  S. 

')  S.  Bd.  3  No.  190  §  4,  1351;  No.  244  §  7,  1464.  —  Genaueres  über  die  Schadlos- 
baltimg s.  Bd.  3  No.  184  §  7,  13-50;  No.  187  g  9,  1351;  No.  190  5  4,  1351 ;  No.  230  §  3, 
1420;  No.  244  §  5  f.,  1464. 


—     1385     —  I^e  Landesverwaltung.] 

wird^  Die  Zahlung  derailiger  aufserordentlicher  Entschädigungsgelder  er- 
folgte natürlich  stets  auf  besondere  Anweisung  der  Zentralstelle.  Die  Zahlung 
des  ordentlichen  Gehaltes  dagegen  lag  nur  ausnahmsweise  in  den  Händen  der 
Zentralstelle,  der  Landrentei  oder  der  Siegelämter  ^,  meistens  war  der  Kellner 
des  Amtes  selbst  oder  derjenige  eines  Nachbaramtes  mit  der  Auszahlung  bezw. 
Anweisung  betraut^.  Nur  selten  kommt  es  daneben  vor,  dafs  sich,  in  der  ver- 
derblichen Weise  früherer  Zeit,  der  Amtmann  selbst  direkt  aus  den  Revenuen 
des  Amtsbezirkes  bezahlt  macht.  Im  wesentlichen  ist  dies  nur  da  der  Fall, 
wo  das  Amt  dem  Amtmann  veq)fändet  oder  sonstwie  zur  Ausbeutung  über- 
geben ist*;  hier  nimmt  der  Amtmann  natürlich  alle  Amtsintraden  ein  und 
führt  nur  den  Uberschufs  über  seinen  Gehalt  bezw.  die  ihm  sonstig  geschiddete 
Zins-  oder  Amortisationssumme  und  eventuell  auch  über  die  gesamten  Unter- 
haltungskosten von  Burg  und  Amt  ab®. 

Stand  der  Amtmann  schon  durch  die  Regelung  der  Gehaltszahlung  in 
den  meisten  Fällen  ganz  anders  zur  Disposition  des  Herrn,  wie  irgend  eine 
Beamtenklasse  der  deutschen  Kaiserzeit®,  so  wurde  die  hiermit  begründete 
neue  Auffassung  des  Beamtencharakters  noch  in  sehr  bemerkenswerter  Weise 
durch  die  Konstiiiktion  der  Entlassungsmöglichkeit  verschärft.  Wie  auch  immer 
die  Vereinbarungen  über  die  Amtsdauer  lauten  mochten  ^  fast  stets  war  es 
dem  LandesheiTn  auf  Grund  meist  sehr  unbestimmt  formulierter  Aussetzungen® 
möglich,  seine  Amtleute  sofort  oder  nach  einer  kurzen  Kündigungsfrist  von 
vier  bis  sechs  W'ochen^  zu  entlassen,  ja  bisweilen  ist  sogar  eine  Entlassung 


»)  S.  Bd.  3  No.  185  §  6£.,  1336—1345;  No.  198  §  7,  1358;  No.  244  §  6,  1464. 

2)  S.  Bd.  3,  S.  232,  8,  1858;  ♦Or.  Koblenz  St  A.  Rep.  Prüm  No.  191,  1414:  uf  daz 
daz  ich  steteliche  zu  Murlebach  huishaldc  und  wane,  so  suUen  der  vurg.  min  herre  sine 
nakomen  und  stift  von  Triere  mir  iglichs  jares,  als  lange  ich  ir  amptman  an  den  vurg.  enden 
bin,  dun  geben  und  hantreichen  zwei  stucke  wins,  zehen  mir.  koms  und  drutzehendenhalben 
gl.;  nemeliche  den  win  und  kom  in  siner  kelnerien  zu  Witlich,  den  win  zu  sente  Mertins 
dage  im  winther,  daz  kom  zusehen  zwein  unse  frauwen  dagen  assumptio  imd  nativitas,  und 
daz  gelt  vurg.  sal  mir  ein  iglicher  des  vurg.  mins  herren  und  sins  stifts  siegiller  zu  zidcn  zu 
Triere  jerliche  in  den  cristheiligen  dagen  geben  und  hantreichen. 

»)  S.  Bd.  3  No.  127  §  1,  1333;  No.  135,  1336-1345;  No.  195,  1356;  No.  244  §  11, 
1464;  No.  273,  1499. 

*)  S.  Bd.  3  No.  182,  1350;  *Bald.  Kesselst  S.  780,  1352  Febr.  22. 

'^)  S.  Bd.  3  No.  140  §  1,  1337;  No.  153,  1341. 

ö)  S.  dazu  oben  S.  724,  768,  und  namentlich  S.  835. 

^)  Also  sogar  bei  lebenslänglicher  Ernennung,  vgl.  Bd.  3  No.  128,  1333. 

«)  S.  z.  B.  Bd.  3,  S.  155,  ii,  1383;  No.  149,  1340;  No.  184  §  13,  1350.  Gewöhnlich 
war  die  Entlassung  bei  Gefangenschaft  des  Amtmanns,  s.  Bd.  3  No.  127  §  6,  1383;  No.  185 
§  8,  1336—1345;  No.  165,  1845;  s.  auch  CRM.  3,  891,  1852:  auch  sal  ich  die  vesten 
Sterenberg  allezit  bestellen,  wt  iz  mit  mir  queme,  ab  ich  dodes  wegen  abegenge  gevangen 
oder  anders  mines  libes  entweldiget  worde,  daz  god  wende,  daz  min  vorg.  herre  von  Trire 
und  sin  stift  irer  vesten  wol  sicher  sin,  daz  man  in  die  antwerte,  wanne  sl  des  gesinnent 
mit  münde  oder  mit  iren  uffenen  versigelten  briben. 

«)  S.  Bd.  3  No.  182  §  6,  1350;  S.  213,  n,  1351. 

Lampreeht,  Deut-^ch«««  Wlrtschaftdeben.    I.  88 


[Entwicklung  der  LanJesgewult.  _      1386     — 

ohne  Angabe  jeden  Grundes  möglich'.  DemgeRenüber  war  es  gewifs  ein  iie- 
ringer  Trost,  dafs  auch  den  Amtleuten  das  Kumliguiigsrecht  vielfach  zustaud  *. 
Helfen  konnte  hier  allein  eine  Vereinbai-ung,  wonach  Klagen  des  Anitiiiaims 
gegen  den  Landesherrn  gerichtlichem  Spruch  oder  schiedsrichterlichem  Ent- 
scheid unterworfen  wurden*;  ein  Ausweg,  welcher  denn  auch  schon  fiUh, 
namentlich  für  Differenzen  bei  der  Rechnungslage,  wenn  auch  keineswegs 
regelmilfsig  gewählt  ward*. 

Dem  entlassenen  Amtmann  aber  stand  noch  keinerlei  Anspruch  auf 
Wartegeld  oder  Pension  zu:  noch  war  der  herrschende  Gesichtspunkt  nicht 
der  hureaukratischer  Anstellung  bezw.  Entlassung  durch  den  Landesherrn, 
sondern  vielmehr  derjenige  gegenseitigen  Vertrages  zwischen  zwei  gleich  un- 
beschränkten, darum  sich  auch  aus  gleichen  materiellen  Gesichtspunkten  l)e- 
handeluden  Parteien,  Eben  von  diesem  Gesichtspunkte  aus,  zur  Symptomatik 
der  allmilhtich  eintretenden  bureaukratischen  Behandlung  des  Beamtentums,  ist 
die  Geschichte  der  Pension  von  besonderem  Interesse.  Der  niodenie  Bejniff 
der  Pension  wird  dabei  keineswegs  leicht  gewonnen,  Hei-von-agende  Beamte 
belohnt  man  zunächst  nicht  durch  einen  Pensionsanspruch,  sondern  dui'Cli 
direkte  Gehaltserhöhung"  oder  allenfalls  durch  Verleihung  landesherrlicher 
Güter  an  sie  selbst  und  ihre  Erben  auf  Widemif.  Später,  im  15.  Jh., 
geht  man  dann  etwas  weiter,  indem  man  verdienten  Amtleuten  die  Erlaubnis 
zur  Ausnutzung  landesherrlicher  oder  landesheiTlich-gi-undhen-lieher  Monopole, 
Zl^leich  im  Sinne   der  Verbesserung  des  eigenen  Besitzstandes,  ul>ergiebt'. 


')  S.  Bd.  3  No.  135  §  1,  1336-134.5;  So.  140  §  2,  la^". 
')  S.  S.  I3Ö5  Note  9. 

'')  S.  *BaId.  Kesselst.  S.  665,  Balduinsteiner  Amtsrevci-s ,  1339  März  29;  hd  Streitig- 
keiten mit  dem  Stift  soll  der  Anttniann  vor  dem  Stift  zu  Gericht  stebvti,  und  zwitr  für  geiüt- 
lichc  Dinge  vor  den  geistlichen  Blchteni,  ginge  iz  aber  n-eintliche  sache  au,  so  sal  ich  vor 
minem  egen.  Iien'en  oder  »inen  .  .  nakomcn  oder  iren  aniptlmlcn,  die  sie  darbi  schicketen, 
nach  ire  manne  orteil  recht  geben  und  nemen.  Vgl.  fcnier  Bd.  3  Xo.  182  §  7,  1350; 
No.  187  §  10,  1351;  vgl.  auch  noch  No.  278,  1502. 

*)  S.  Bd.  3  S.  185,  4.  1343;  No.  187  g  13,  1351. 

•)  S.  Bd.  3  No.  195.  1356. 

«)  S.  Bd.  3  No.  201,  1369. 

■J)  S.  'Koblenz  Sl.  A.  MC.  IlJb  Bl.  168'',  No.  378,  i-eg.  Goerz,  lieg,  der  Erzb. 
S.  129,  1404  Sept.  10:  Mtn  heiTe  von  Triere  hait  Thielmanne  von  Grimhurj;  sime  amptmauiie 
zu  Swartzeniwrg  gegunnet,  sullche  wihcrstad  und  mule  darane  mit  irem  zugeliore  zu  Tliiel- 
manswilre  gelegen  wieder  zu  buwcn  und  mit  siner  koste  ulzurucken,  und  daz  er  der  ge- 
bnichcn  muge,  als  lange  er  amptman  zu  Swartzenberg  si.  und  welche  zit  mime  herren  oder 
ime  nit  me  gefiiglich  wcre,  daz  er  amptman  zu  Swartzenberg  bliebe,  so  sal  ime  min  herre 
sine  nakomen  und  stift  von  Trire  den  buw  zu  bescheidenheid  wiederkeren  und  bezalen,  und 
sollont  Tbielman  oder  sine  erben  alsdan  mime  lierreu  oder  stifte  die  mule  und  wihcr  unbe- 
knidt  und  fri  wieder  in  geben.  "Koblenz  St.  A.  MC.  VIII.  Bl.  13'',  No,  39,  reg.  Goei-z, 
Reg.  der  Erzb.  S.  215  (der  statt  Wancbenheitn  Wacheuheim  Jlauchenheimer  liest),  1463 
Febr.  19:  Wir  Johan  elc.  tun  kunt  und  bekennen  uffcntlicli  an  diesem  brieve:  so  als  eine 
wüste  Btat  eins  wibers,  der  i-umiails  vergenklich  norden  ist,  zusehen  Luitzldrehe  und  Niddern- 


i 


—     1387     —  IWe  Landesverwaltung.] 

dieselben  wohl  auch  in  den  unentgeltlichen  Allinendegenufs  ihres  Wohnortes 
einweist  *  oder  eine  Ennäfsigung  der  landesherrlichen  Lasten  für  ihren  Faniilien- 
besitz  und  eine  besondere  Inschutznahme  ihrer  Familie  ausspricht^.  Das  ist 
aber  alles,  was  im  15.  Jh.  erreicht  wurde ;  zur  prinzipiellen  Anerkennun  geiner 
Pensionspflicht  hat  es  die  mittelalterliche  Landesverwaltung  niemals  gebracht^. 
Ergiebt  sich  gerade  aus  diesem  Punkte,  wie  wenig  der  mittelalter- 
liche Amtmann  schon  Staatsbeamter  in  unsemi  Sinne  und  im  Sinne  der  ab- 
soluten Monarchie  war,  wie  vielmehr  sein  Verhältnis  zum  Landesherni  im 
Sinne  privaten  Vertrags  aufgefafst  wird,  so  begreift  es  sich  auch,  dafs  ein 
solches  Verhältnis  nicht  zu  einer  so  festen  Eingliederung  des  Amtmanns  iii 
eine  Beamtenhierarchie  Anlafs  geben  konnte,  wie  sie  fOi-  die  vollendete  Bureau- 


wurtzbach  in  dem  ampt  von  Blieskastel  liget,  han  wir  unserm  amptman  zu  Bliesekastel  und 
lieben  getruwen  Simond  Wanchenheime  von  Zweinbrucken  gegunet  und  erleubt  gunnen  und 
erleuben  ime  viu*  uns  unsere  nakomene  und  stifte  in  craft  dieses  briefs,  das  er  solichen 
wiher  w^idder  ufrusten  und  eine  mule  darane  machen  muege,  doch  also  das  er  darane  bis 
an  die  hundert  oberlendsche  Hinsehe  gl.  und  darüber  nit  verbuwe.  imd  wir  geredden 
und  versprechen  danimb  vur  uns  unsere  nakomene  imd  stifte  in  craft  dieses  brieves,  den 
obgenanten  Simond  Wachenheime  und  sine  erben  solichs  wihers  mitsampt  der  mulen  ge- 
nieiien  und  gebruchen  und  alle  nutze  und  gevelhe  davon  schinende  geben  zu  laissen  also 
lange  und  bis  zur  zit,  das  wir  ader  unsere  nakomene  und  stifte  ine  soliche  hundert  gl.  ader 
sovil  sie  bis  an  dieselbe  somme  hundert  gl  darane  verbuwet  betten,  widdergeben  usgericht 
und  bezalt  hain.  und  sobalde  auch  dem  benanten  Simond  ader  sinen  erben  soliche  buwe, 
üoril  sich  an  gleublicher  rechnunge  erfindet  bis  an  die  somme  hundert  gl.  imd  darüber  nit, 
usgeracht  und  bezalt  ist,  alsdan  sal  solich  wiher  mitsampt  der  mulen  an  uns  unsere 
nakomene  und  stifte  anstont  widder  komen  und  fallen,  sunder  des  vurg.  Simonds  ader  siner 
erben  hindemis  ader  inredde  in  einche  wise  ane  argelist. 

>)  S.  Bd.  3  No.  224,  1409;  No.  262,  1482. 

»)  S.  •Koblenz  St  A.  MC.  VIU  BI.  155*  —  155b ,  No.  455,  reg.  Goerz,  Regg.  der  Erzb.  S.  289, 
1474  April  5:  Wir  Johan  etc.  tun  kunt  und  bekennen  uffentlich  an  diesem  brieve,  das  wir 
angesiehen  haben  anneme  flissige  getruwe  dienst,  die  unser  amptman  zu  Witlich  und  lieber 
getruwer  Dietherich  von  Lontzen  genant  Robin  uns  und  unserm  stift  zu  dick  mailen  unver- 
drossenlich  getaen  hait;  und  hain  alsdarumb,  demselben  Dietherichcn  zu  besundem  gnaden, 
Imigin  siner  magt  und  irer  beiden  naturlichen  kinden  diese  hemachgeschr.  guter  und  gulte, 
die  Dietherich  derselben  Irmgin  und  den  itzgemelten  sinen  kinden  gekauft  gegeben  imd  ufge- 
tragen  hait,  gefriet  und  begnadet  frien  imd  begnaden  vur  uns  unsere  nakommen  und  stift  in 
craft  disses  brieves  also:  das  die  vurg.  Irmgin  und  ire  egemelte  kinder  solcher  guter  halb 
von  allen  beten  schetzungen  froenden  diensten  und  andern  bürden  unser  stat  Witlich  gefriet 
sin  sullen.  ane  unsem  unserer  nakommen  unser  amptlude  keiner  ader  imands  anders  irrunge 
intrag  ader  hindemis  in  einche  wise.  darzu  so  haben  wir  Johan  erzbischof  zu  Trier  etc. 
obgenant  die  vurg.  Irmgin  mitsampt  Dietherich  Robins  und  iren  naturlichen  kinden  obgemrt 
in  imsem  und  unsers  Stifts  schirme  und  versprechnis  genomen,  also  das  wir  sie  und  ire  gut 
\iu:  gewalt  schüren  schirmen  und  bi  recht  hanthaben  sollen  und  wollen  simder  alle  argelist 

^)  Doch  auch  nicht  in  Bd.  3  No.  262, 1482.  Im  übrigen  vgl.  zur  Steuer-  und  Fronden- 
freiheit der  Beamten  noch  Goerz,  Regg.  der  Erzb.  z.  (L  JJ.  1471  Aug.  25,  1474  Apr.  5, 
1481  Mai  27,  1486  Juli  13,  1494  Apr.  15;  und  zur  Frage  der  Beamtenpensionen  Goerz, 
Regg.  der  Erzb.  z.  d.  JJ.  1474  Mai  1,  1481  Juli  20,  1482  Apr.  20,  1489  Novbr.  16?,  1492 
Mai  17,  1501  Febr.  3. 

88* 


[EmHieklung  det  Landesgewalt.  —     1388     — 

kratie  bezeiclmend  ist.  Im  Verhältnis  zu  den  späteren  Lokalbearaten  der 
LandesverwaltunR  war  der  mittelalterliche  ^VmtiiiRnn  ganz  ftufserordentlieh  selb- 
gtiindig.  Zwar  wuide  er  ab  und  zu,  als  bloiser  Mandatar  des  Landesherm, 
von  diesem  direkt  mit  einer  Anzahl  von  Kleinigkeiten,  welche  sich  schwer  in 
bestimmte  Ressorts  abgrenzen  lassen,  behelligt^  iiit  übrigen  aber  war  er  in 
seinem  Amte  nahezu  Selbstherr*:  schworen  ihm  doch  soRai-  neu  eintretende 
Amtsunterthanen  anstatt  des  Landesherm^,  und  führte  er  untei"  UmstJlnden 
sogar  selbständige  Verhandlungen  mit  den  Gi-enznachbam  *, 

Bei  dieser  Lage  der  Dinge  bedarf  es  nicht  weiterer  Belege  für  die  Be- 
hauptung, dafs  die  Stellung  der  Amtleute  gegenüber  der  Zentralstelle  eine  sehr 
freie  war.  Wie  (bänglich  hier  in  späterer  Zeit  die  Notwendigkeit  einer  engeren 
Verbindunfj  empfunden  wurde,  zeigt  eine  Anzahl  von  landesherrlichen  Resknpten 
des  16.  Jhs.,  welche  schliefslich  in  der  Weisung  der  Anit-sordniuig  vom  J.  1574 
g  31  gipfeln;  gleichfals  sollen  unser  ambtlenth  und  bevehlhaber  unsem  hefelch- 
schiifteu,  so  ihnen  aus  unser  canzlei  zugeschickt  wenlen,  wan  sie  von  einem 
unserer  secretarien  underzeichnet,  ob  sie  gleich  von  uns  selbst  nit  und  einschrieben, 
ohne  einichen  verzugh  gehorsam  leisten,  und  was  darinnen  ihnen  befohlen  wurd, 
imweigerlich  volnziehen;  es  were  dan  das  ein  anibtnian  kuren  oder  befinden 
wurde,  das  der  befelcb  aus  boseni  berieht  und  verschwiegener  warheit  bei  uns 
erlangt  und  ausbracht  were,  und  er  bessei-e  und  unpartheilige  inforaialion  thun 
konte :  das  sol  er  unverzüglich  zu  unser  canzlei  berichten  und  bis  uf  feraem 
bescheid  stellen  und  Inhalten.  Im  Mittelalter  wäre  eine  solche  enge  Bin- 
dung der  persönlichen  Verantwortlichkeit  des  Amtmanns  noch  undenkbar  ge- 
wesen; hier  vollzog  er.  die  meisten  Anitsgeschäfte  lokaler  Art  ohne  irgend- 
welche Ingerenz  der  Zenti-alstelle  und  war  für  diese  nur  ausfühn'ndes  Organ 
an  der  obersten  Stelle  empfundener  Bedürfnisse*.    So  begreift  es  sich,  dafs 

")  Vgl.  Bd.  3  No.  191  lind  No.  296. 

')  Oder  wie  es  Hanssen,  Al>li.  2,  S38,  treffend  ausdrückt:  die  Amtleute  regierten  mehr 
als  die  Zentralregiening.  Charakteristiscli  ist  auch  Speierer  Amtsordnung  1470  S  42:  die 
Amtleute  werden  aufgefordert,  die  Amtsordnung  öfter  durchzulesen  und  etwaige  Vorschlage 
zur  Verbesserung  vorzubringen. 

■1)  S.  Bd.  3  No.  lÖC,  1343. 

*)  Speierer  Amtsordnung  1471)  §  21 ;  bei  Verhandlungen  mit  Grenznachbam  wird  ruhige 
Sprache  empfohlen. 

^)  Über  die  Art,  wie  die  Anzeige  eines  ausgefülnlen  Befehls  der  Zentralstelle  durch 
Transfix  gegeben  wurde,  s.  Cod.  Lac.  186,  1356.  Anders  wunle  die  Sache  erst  dann,  als 
das  Schreihwesen  voll  in  die  Lnndesverwaltung  eindrang.  Das  ist  indes  kaiun  vor  beginnen- 
dem 16.  .Ih.  der  Fall  gewesen,  wenn  auch  die  Anfänge  stärkeren  schriftlichen  Verkehrs  bis 
In  die  Mitte  des  15.  Jhs.  ziuUckreichen.  Von  gröfseren  Korrespondenzen,  welche  indes 
sämtlich  noch  für  die  grofse  Selbständigkeit  der  Amtleute  sprechen,  sind  erhalten  a)  Briefe 
belr.  den  Amtmann  zu  Grimtmrg  14-52— .53,  Regesten  bei  Töpfer  2,  368,  vgl.  auch  Bd.  3 
No.  23i^;  li)  Korrespondenzen  mit  dem  Amtmann  von  Salm,  niei^t  in  Bd.  1  und  2  der 
Original  schreiben  in  Koblenz  St.  A.  (s.  oben  S.  12.53  Xote  4),  von  folgenden  meist  bei  Goerz, 
Regg,  der  Ei'zb.  registrierten  Daten:  1486  Sept.  2,  21,  28,  Xovbr.  20,  De/br.  26;  1487  Dezbr. 
21;  1488  Apr.  2,  Juni  26,  Okt.  2  [steht  in  Bd.  1];  1490  Apr.  23,  Ang.  3;   1491   Pexbr.  7; 


—     1389     —  I^ie  Landesverwaltung.] 

^ine  ordnungsmäfsige  Kontrolle  der  umfassenden  schiedsrichterlichen  Thätig- 
keit  des  Amtmanns  erst  im  16.  Jh.  erreicht  ward*,  während  der  Schlufs  des 
Mittelaltei'S  es  nicht  weiter  gebracht  zu  haben  scheint,  als  bis  zu  der  Be- 
stimmung, dafs  der  Amtmann  niemand  hindern  solle,  klagend  an  der  Zentral- 
stelle zu  erscheinen*.  So  ist  es  auch  ohne  weiteres  zu  verstehen,  dafe  das 
System  der  gegenüber  dem  Amtmann  entwickelten  Kontrollen  im  wesentlichen 
auf  gelegentliche  i)ersönliche  Visitationen  des  Landesherm  oder  einzelner  Mit- 
glieder der  Zentralstelle  bezw.  zeitweilige  Zitation  des  Amtmanns  an  den  Hof* 
und  auf  Revision  seiner  Rechnungslagen  hinauslief. 

Die  Rechnungslage  selbst  ist  aber  nun  im  Einzelfall  sehr  verschieden 
weit  entwickelt.  Am  besten  und  vollendetsten  tibersehen  wir  ihr  System  nach 
der  Speierer  Amtsordnung  vom  J.  1470.  Hier  erscheinen  die  Amtleute  allein 
—  nicht  noch  neben  ihnen  ein  besonderer  Finanzbeamter,  der  Kellner,  — 
dem  Landschreiber  (Rentmeister)  für  die  Revenuen  verantwortlich;  sie  legen 
über  Einnahmen  und  Ausgaben  im  Amt  Rechnung*.  Dabei  ist  die  Amts- 
rechnung bis  Sonntag  Invocavit  einzuliefern;  sie  soll  sich  über  alle  Ein- 
nahme und  Ausgabe  erstrecken,  es  si  an  wine,  kome,  fruchte,  gelte,  freveln, 
feilen  und  unfellen  .  . ,  und  zu  wellicher  und  ieder  zit  bestimt,  wan  und  von 
wem  sollichs  gefalle,  wie  es  ußgeben  und  ingenomen  si.  Femer  soll  der  hußrat 
auch  gerechnet  werden,  was  des  abgee  und  gebeßert  werde  imd  wievil  zu  ieder 
zit  vorhanden  si;  und  derselbe  nuwe  hußrat  sol  zu  ieder  zit  in  die  register 
des  hußrats  gezeichnet  werden*.  Wie  ein  Inventar  des  Hausrats  vorhanden 
sein  soll,  so  auch  ein  solches  der  Renten  und  sonstigen  Zinsen:  die  ampt- 


1492  Febr.  9,  Juni  22,  Novbr.  27,  30;  1493  Juni  20;  1494  Novbr.  9,  16;  1495  Jan.  29, 
Apr.  20,  22  [2  Briefe],  Mai  4,  Aug.  27;  1496  Jan.  8,  Febr.  26,  Apr.  24,  Mai  1,  12,  18; 
1497  März  19,  Apr.  1,  18,  Sept.  11;  dazu  Briefe  vom  Salmer  Amtmann  in  Bd.  2  der 
Originalschreiben  von  1490  Apr.  19,  Aug.  8;  1491  Aug.  19;  1492  Febr.  4  more  Leodiensi, 
24,  Apr.  6,  Juni  18,  24,  27,  Aug.  2,  13,  Novbr.  26,  Dezbr.  2;  1494  Novbr.  3,  11;  und  end- 
lich an  den  firzbischof  eingesandte  Kopieen  von  Salmer  Verwaltungsakten  von  1492  Aug.  14 
[französisch,  nach  Bastnach]  nebst  Antwort,  und  von  1494  an  capitaine  Imoit  in  Bastnach 
[cest  nuyt  sent  Ljuair],  sowie  1494  Novbr.  ?,  Novbr.  11 ;  c)  Korrespondenz  mit  dem  Amt- 
mann von  Saarburg,  1498  Jan.  29,  30  [mit  der  Erlaubnis,  an  den  Erzbischof  adressierte 
Aktenstücke  zu  öffnen],  Aug.  7,  Dezbr.  29;  1499  Jan.  27,  Febr.  21,  Juli  1,  Aug.  25;  1500 
Febr.  22,  Juli  10;  1502  Juli  11,  Novbr.  7.  Leider  ist  eine  umfassende  Ausnutzung  dieser 
fast  durchweg  sehr  lehrreichen  Korrespondenzen  durch  die  Ökonomie  unserer  Erörterungen 
ausgeschlossen. 

1)  Trierer  Amtsordnung  1574  §  22  und  23. 

^)  Speierer  Amtsordnung  1470  §  41:  die  amptleute  sollen  auch  keinen  armen,  er  si 
wer  er  wolle,  verhindern  unbilligen  oder  gremen,  der  vor  unser  selbs  persone  kommen  und 
sin  Sache  furbringen  will,  und  ine  darumb  deste  geneigter  sin,  dan  wo  wir  des  von  ine 
geware  wurden,  hetten  wir  zu  keinem  gefallen,  und  wan  wir  erfunden,  unser  armen  lute  uns 
unwarheit  furbringen,  danunb  wollen  wir  sie  selbs  tun  strafen. 

•)  S.  Speierer  Amtsordnung  1470  §  6. 

*)  Speierer  Amtsordnung  1470  §  26. 

•^j  A.  a.  0.  §  35. 


[Entwicklung  der  Landesgcwall.  ^     1390     — 

lute  sollen  auch  die  nuwen  zinsbuclier  in  eron  und  wespu  halten  und  Hiß  tun, 
was  von  Zinsen  von  nuwem  erliinden  oder  suß  genieret  wurden,  die  juii'h  daria 
zu  si'hrihen*.  In  gleicher  Weise  endlich  soll  Klarheit  Über  das  Einkommen 
der  Amtleute  seilet  geschaffen  werden;  die  Amtleute  haben  zu  diesem  Zweck 
Verzeichnisse  ihrer  Besoldung  einzusenden,  und  geschiecht  sollichs  in  der 
ineinuugß  nit,  das  wir  ine  iren  solle  mineren  wolten,  sondern  eines  ieden 
aiupts  gelegenheit  gnmtlich  wissen  mögen*.  Gleich  gründlich  wie  die  Bml- 
getierung  wird  nun  auch  die  Rechnungslagf  selbst  behandelt*;  vor  ihrer  jähr- 
lichen Wiederkehr  sollen  alle  Gefölle  beigetriebeu  werden :  ohe  das  nit  beschee, 
sollen  (die  Amtleute)  das  darlegen;  die  Reste  werden  dann  im  Re«efs  ver- 
zeichnet*. In  der  Rechnung  sind  femer  die  einzelnen  Posten  wohl  zu  imter- 
scheiden,  so  sind  z.  B.  die  Einnahmen  von  Ausleuten  (auswärtigen  Eigenleuten) 
gesondert  zu  verrechnen'.  Für  die  Ausgaben  sind  Quittungen  als  Beleg  bei- 
zubringen, so  speziell  für  Löhne  und  Besoldungen  ^.  Eine  Ausnahme  scheinen 
nur  die  Ausgal^en  im  tAglichen  Domanialverkehr  zu  machen,  wie  er  sich  unter 
Aufeicht  des  dem  Amtmann  unterstehenden  Kellners  abspielt;  hier  giebt  der 
Amtmann  wohl  nur  eine  Aufetellung  im  ganzen,  wird  aber  dadurch  kon- 
trolliert, dafs  er  in  diesen  Sachen  (wegen  der  Drescherlöhne,  des  Zehnts,  der 
Kelterweine)  mit  dem  Kellner  genau  abrechnet,  und  zwar  mit  Kerbhölzern, 
deren  eines  der  Lohnarbeiter,  eines  der  Kellner  fuhrt'.  Ist  so  schon  für  die 
ßechnungslage  eine  Anzahl  von  Kautelen  getroffen,  so  erfolgt  schlieislich  nach 
Absi'hlufs  derselben  noch  eine  Generalkontrolle  mittels  Durchsicht  der  Bestünde 
im  Amte  selbst:  iglicher  amptman,  was  er  in  sin  i-echenunge  verrechnet  und 
schuldig  bliiie  des  remanets,  sol  er  daran  sin,  das  sollichs  in  kelleni  kästen 
uu<l  schuwem  alles  fuuden  werde,  und  was  er  au  barem  gelt  schuldig  blibe, 
sol  er  dem  landschriher  uberantwurteu,  oder  wie  wir  das  bescheiden  zustunt, 
mit  denie  die  rechnunge  beschlossen  wirt". 

So  deutlich  wie  in  der  Speierer  Amisonlnung  ist  nun  sonst  die  Rech- 
nungspflicht des  Amtmanns  in  unseren  Gegenden  nicht  betont.  Diese  Erschei- 
nung hängt  dantit  zusammen ,  dafs  sich  an  der  Mosel  wie  auch  sonst  meist 
neben  den  Amtleuten  noch  besoniiere,  aus  «leui  Villikat  der  alten  landesherr- 
lichen Grundherrschaft  herauswachsende  Finanzbeamte  entwickelt  hal)en,  die 
Kellner":  so  dafs  hier  eine  Zweiteilung  der  Funktionen  eintrat,  wUhrend  die 


■)  A.  a.  0.  g  29. 

*)  A,  a.  0.  g  34. 

*)  CharakteristiacU  für  sie  wie  iür  das  ganze  System  ist  Speierer  Aiiitsordmmg  1470 
:  genaue  Bestimmungen  über  die  Behandlung  der  verücbieilenen  eint) iefs enden  Miuizsorten. 
')  A.  a.  0.  §  36. 
^)  A.  a.  0.  §  37. 
•>)  A.  a.  0.  g  32. 
')  A.  a.  0.  g  36. 
")  A.  a.  0.  §  15. 
")  S.  darüber  unten  S.  UIO  ft'. 


—     1391     ^-  I^ie  Landesverwaltung.] 

Kellner  im  Speierschen  wesentlich  in  ihrer  alten  Stellung  als  landesherrliche 
Meier  unter  den  Amtleuten  erhalten  blieben.  Indes  ist  doch  auch  sonst  der 
Amtmann  keineswegs  von  jeder  Rechnungslage  ausgeschlossen.  Zunächst  liegt 
ihm  wohl  stets  die  Rechenschaft  über  die  seiner  Eintreibung  überlassenen 
Fructus  iurisdictionis  ob  *,  wenn  dieser  Posten  sich  auch  im  Trierschen  in  den 
Kellnereirechnungen  verrechnet  findet^.  Femer  abei-  kommt  es  bei  aufeer- 
ordentlichen  Fällen  (z.  B.  der  Ernennung  eines  Oberamtmanns  über  mehrere 
Ämter)  ^  wie  in  der  Frühzeit  der  Amtsentwicklung,  wo  die  Funktionen  zwischen 
Amtmann  und  Kellner  noch  nicht  erfahrungsmäfsig  genau  geschieden  erscheinen, 
vor,  dafs  die  Amtleute  auch  zu  umfassenderer  Rechnungslage  herangezogen 
werden  *.  Und  in  der  That  hatten  sie  ja,  besonders  soweit  sie  zugleich  Burg- 
grafen waren,  direkt  unter  sich  eine  mit  genügend  grofsen  finanziellen  Mitteln 
arbeitende  Verwaltung,  über  deren  Stand  eine  Oberaufsicht  auszuüben  man 
mit  Recht  beanspruchen  konnte.  Später  aber,  nach  voller  Ausbildung  des 
Kellneramtes,  ei-scheint  eine  umfassendere  Rechnungslage  der  Amtleute  wohl 
nur  da,  wo  denselben  ein  Amt  pfandweise  oder  unter  verwandten  Be- 
dingungen übertragen  war*. 

Dieser  geringen  Rechnungsthätigkeit  entspricht  es  denn  auch,  wenn  die 
Amtleute  erst  sehr  spät  mit  vollkommneren  bureaumäfsigen  Hilfemitteln  aus- 
gestattet werden.  Wenn  es  auch  schon  früh  verwandte  Aufzeichnungen  ge- 
geben haben  mag®,  so  hören  wir  doch  im  Sponheimschen  erst  1437,  im  Trier- 
schen erst  1548  von  der  Einfühlung  offizieller  Amtsbücher  ^  d.  h.  von  Büchern, 


')  S.  Bd.  3  Xo.  135  §  i  1336-1345. 

«)  S.  z.  B.  Bd.  3  No.  294,  1344--45,  S.  454. 

«)  S.  Bd.  3  No.  187  §  12,  1351. 

*)  S.  Arch.  Clervaux  No.  66,  1300;  Bd.  3  No.  90,  1310;  Arch.  Clervaux  No.  191, 
1336 ;  Bd.  3  No.  140,  1337 ;  No.  157  §  1,  1343. 

^)  S.  z.  B.  Bd.  3  No.  244  §  10,  1464. 

^)  Honth.  Hist.  2,  201,  1357:  Heinrich  von  der  Leien  hat  zu  zahlen  solche  broche 
und  ubergrieft,  die  Johan  von  Steine  amptman  zu  sente  Wcndeline  gezeichent  und  die  [der 
Erzbischof]  an  mich  gevordert  hat. 

^)  Sehr  interessant  ist  namentlich  Sponheimer  Ordnung  1437  S.  393 — 4,  zu  Art  23: 
unser  herren  habent  ire  oberamptluden  und  den  lantschribem  entpholen  von  des  gultbuches 
wegen,  daz  sie  rlten  sollent  iglicher  in  sin  ampte  von  stat  zu  stat,  von  dorfe  zu  dorfe,  und 
ein  gultbuche  verschriben  und  machen  uf  daz  allergrundlichistc  und  beste,  es  st  an  beten, 
an  sturen,  zollen,  ungelten,  zinsen,  feUen  und  an  andern  renten,  auch  an  fruchten,  wine,  hunren, 
cappen,  gensen  und  anders,  nutzit  ußgenomcn,  wie  und  wovon  ein  iglichs  gefeilet,  und  soUent 
daz  hergrunden  an  den  scheffen  und  gemeinde  so  heimelich  so  offlich,  als  sie  dunket,  damit 
daz  ganz  hergrundet  möge  werden,  und  soUent  alte  und  nuwe  zinsbuchere  und  gultbuchere 
vor  sich  nemen,  lunb  daz  ez  allez  destu  eigentlicher  zu  wege  bracht  werde  und  nutzit  ver- 
geßen  werde  oder  dahinden  blibe.  und  wan  daz  also  vollenbracht  ist,  so  sal  iglichem  herren 
von  iglichem  amptman  der  bucher  einez  geantwort  werden  in  glicher  forme.  Vgl.  auch  Scotti, 
Chur-Trier  1,  322,  1548,  Befehl  an  jeden  Amtmann,  daß  du  anstunt  ein  amptbuch  machen 
und  ufrichten  imd  darin  aUes  das,  was  du  amptshalb  von  diesem  tage  an  hinfuro  handlen 
vertragen  imd  entscheiden  wirdest,  vleißgih  ufischreiben  und  registriren  lassen  wullest,  der- 


[Entwicklung  der  Liin(iesge*alt.  —      1392     — 

welche  nel)eii  einer  Buchung  von  Einuahnie  und  Ausgabe  vor  allem  auch  die 
fortlaufende  Führung  eines  Ämtsurbars  enthalten  sollten'.  Später  wird  daun 
freilich  ihr  Inhalt  ein  \iel  mannigfaltigerer;  nach  der  Bestallung  besonderer 
Ainlsschi-eiber  zur  Führung  der  Bureauarbeiten  des  Aintjuaniis  sollen  die  Trierer 
Anitsbücher  vom  J,  1574  u.  a.  enthalten  das  Anitsurbar  einschliefslich  der  Ver- 
Iiflichtungen  gegen  auswärtige  Herrschaften,  die  Weistümer  des  Amtes  und  die 
rrotokolle  der  Vei^leiche  und  Scheidungen  im  Gerichtsverfahren  vor  dem 
Amtinaim  ^. 

Nach  dieser  Entwicklung  der  bureauniiüsigen  Unterstützung  des  Amtmanns 
bis  zum  16,  Jh.  unterliegt  es  schon  keinem  Zweifel  mehr:  der  mittelalterliche 
Amtmann  war  mehr  ein  Maim  der  ki-äftigen  That,  als  der  überlegten  Ver- 
waltung; er  vertrat  zunächst  noch  die  Interessen  des  mittelalterlichen  Staates; 
seine  Hauptaufgaben  waren  i)olizeiliL*he :  Aufrechterhaltung  der  Ordnung,  richter- 
liche: Schiedsspnich  und  Vergleich  der  Stieitenden,  und  erst  in  zweiter  Linie 
handelte  es  sich  bei  ihm  um  eigentlich  administi'ative  und  finanzielle  Funktionen. 

Die  [xilizeiliehen  Funktionen  des  Amtmanns  aber  beruhten  vor  aUem 
wieder  auf  seiner  ursprünglich  militilrisch-vogteilichen  Stellung.  In  ihr  me  ia 
der  ganzen  Thätigkeit  des  Amtmanns  wirrt  aber  wohl  kaum  ^in  Element  mehr 
betont,  wie  das  des  vogteilichen  Schutzes;  von  der  frühesten  bis  zm-  spätesten 
Zeit  miterläfst  es  kein  Amtsrevere,  die  Amtseingesessenen  vor  allem  dem  Schutze 
des  Amtmanns  zu  empfehlen^.  Aus  diesem  Schutze  folgt  dann  direkt  die 
Bürgschaft  des  Amtmanns  für  Landesruhe  und  Landessicherheit ,  um!  so 
wird  der  Amtmann  zum  obersten  Lokalbeamten  der  Landespolizei*;  eben  in 

miiß,  so  sich  wQrd  zatrogen,  daß  wir  davon  berichts  h«durfen  wurden,  daß  wir  das  bei  dir 

oder  in  dem  aiiiptiitiecli  befinden  und  du  uns  denselbigeu  besiendiglicheii  tliun  und  zu- 
schreiben lassen  mögest  vor  eins. 

')  S.  Bd.  3  Ko.  281  g  3,  c.  1530. 

-)  S.  Trierer  Auitsordnung  1-574  gg  1  —7,  12.  S.  aucb  Ungefährliche  VeraeielinuB  etlicher 
Titul.  so  zu  einem  Ampts-Buch  gebraucht  werden  mögen,  welche  auch  zur  Instniciion,  wie 
die  Vemeuenmg  der  Zins-  und  Gült-Bücher  soll  voi^enonimen  werden,  dienstlich,  in  Wencker, 
Apparatus  et  instractus  orchivonun,  Strafsburg  1713,  4»,  S.  426—433. 

')  S.  z.  B.  Bd.  3  No.  85,  [I303J;  So.  127  §  2,  1333;  Ko.  140  S  2,  1337;  Ko.  149, 
1340;  Ko.  153,  1341;  No.  135  §  12,  1336-46;  Ko.  182  §§2—4,  18.50;  Ko.  IS7  §  1,  1351; 
Ho.  244  §  1,  1464.  S.  auch  noch  -Bald.  Kesselst.  S.  780,  1352  Febr.  22:  Ich  Wemher 
Knebil  von  K  atz  ineinbogen  ritler  dün  kunt  allen  luden  und  bekennen  ufTenlichen  au  disem 
brive,  daz  der  erwerdige  min  herre  her  Boldewin  erzebischof  /ft  Ti'iro  mich  zu  -Stalberg 
Slalecke  Brunshom  Bacharach  und  Stege  Kiubulle  und  in  dem  nuweu  gerichte  und  waz  darzä 
geboret  sinen  amptman  geinacbet  bait  und  uiir  dieselben  vesten  und  lant  mit  ireni  zügehore 
bevolen  halt,  und  sal  ich  dazseihe  ampt  beriden  hanthabcn,  gude,  rechte,  lüde  edil  und 
imedil  riebe  und  arme  geistliche  und  wemtliche,  die  in  doz  iimpt  hftrent,  verantwertea  luid 
die  schirmen  geruliche  nach  aller  miner  möge  und  na  minen  besten  sinnen,  und  sal  ich  mime 
vorg.  herren  von  Trire  sine  lebetage  in  welchem  wesen  er  were  mit  den  vorg.  vesten  delen 
und  gäden  und  mit  allem  dem,  daz  darzä  gebJtret,  gehorsam  sin  und  warten  als  ein  getniwe 
amptman. 

*)  S.  CRSL  3,  224,  1337;  314,  1345;   auch  WLeudesdorf  1382,  G.  1,  831,  eil.  olien 


—     1393     —  I^ie  Landesverwaltung.] 

dieser  Eigenschaft  zunächst  ist  er  Befehlshaber  einer  kleinen,  im  Amtssitz 
lagernden  Polizeitruppe  zur  Bereitimg  des  Amtsbezirks  ^  Nicht  minder  aber 
folgt  aus  der  Schutzpflicht  des  Amtmanns  die  Verpflichtung  guter  Behandlung 
der  Amtseingesessenen  eben  von  Amts  wegen;  dem  Amtmann  wird  jede  Be- 
lästigung der  Unterthanen  verboten  ^.  Ich  enwil  auch  niet,  sagt  der  Graf  von 
Blankenheim  im  Blankenheimer  Statut  15.  Jhs.,  dafs  der  Amtmann  min  under- 


S.  1132  Note  3.  Zur  Durchführung  ist  ferner  sehr  charakteristisch  ^Koblenz  St.  A.,  Kurf. 
Trier  Staatsarchiv,  Geh.  Kabinet,  Personalien  der  Erzbischöfe,  1472  Dez.  12:  Unserm  ampt- 
man  in  Ilamme  und  lieben  getruwen  Clais  Stetgis  von  Tris,  Johan  von  gots  gnaden  etc.: 
Lieber  getruwer.  Uns  ist  furkomen,  so  wie  die  von  Cochme  etliche  plege  us  unserm  stifte 
nuwelings  vur  sich  verbott  und  bescheiden  haben  gehabt  und  daselbs  under  ine  beslossen, 
uf  nehst  montag  zu  Tris  zusamen  zu  komen,  also  haben  wir  daruf  den  unsem  zu  Celle  im 
Hamme  und  der  pflegen  darzu  gehörig  tun  schriben  und  verbieten  der  dinge  muessig  zu 
geon  und  ghenTHs  als  obg.  st^t  nit  zu  komen.  ist  darumb  unser  ernstlich  bevelhe,  das  du 
solicbs  mit  den  im  Hamme  verhinderes  und  nach  dem  besten  darfUr  sls,  das  sie  in  solicher 
obg.  gestalt  ghen  Tris  uf  nachstkomende  montag  nit  komen.  Geben  zu  Erembreitstein  uf 
sant  Lucien  abent  anno  etc.  Lxxiio.  S.  dazu  ^Koblenz  St.  A. ,  Kurf.  Trier  Staatsarchiv, 
Geh.  Kabinet,  Personalien  der  Erzbischöfe,  1472  Dez.  12:  Unsem  lieben  getruwen  zender 
scheffen  etc.  zu  Celle  im  Hamme  und  der  plegen  darzu  gehörig,  Johan  von  gots  gnaden  erz- 
bischof  zu  Trier  etc. :  Lieben  getruwen.  Als  wir  itzt  wieder  anheimsch  in  unsem  stift  sin 
kommen,  hait  uns  gleublich  angelanget  etlicher  der  unsem  handel  in  unserm  abewesen,  und 
besunder  wie  deshalb  unser  burger  von  Cochme  uch  und  andem  haben  beschrieben  ader 
verbodt  zu  eime  heimlichen  gespreche  ghen  Cochme  uf  unser  lieben  frauwen  tag  conceptione 
daselbs  etwas  versamelunge  der  unser  si  gewest  und  nach  etlichen  ei^gangen  redden  die 
meinunge,  das  bis  nehst  montag  ein  ander  verhantlunge  zu  Tris  gescheen  sulle:  soliches  be- 
fremdet uns  etwas  fast  und  vil  mer  der  burger  zu  Cochme  gedurstikeit,  das  sie  sich  der 
oberkeit  annemen  verbodunge  uwer  [uch]  und  ander  zu  machen,  besunder  in  unserm  abwesen : 
dan  were  ine  ader  andem  den  unsem  icht  angelegen,  sie  mochten  uns  billicher  darumb  be- 
schicket ader  unser  zukunft  erwartet  und  iren  bresten  geoffenet  haben,  doch  wie  dem  [si], 
wir  bevelhen  uch  mit  ernst  gebietende,  angesehen  wie  ir  uns  gewant  sit,  das  ir  in  keinen 
wege  zu  der  nehsten  versamelunge  ghen  Tris  koment  oder  schickent  noch  uf  der  von  Cochme 
oder  ander  angeben  uch  zu  einchem  heimlichen  gespreche  reizen  ader  bewegen  laissent,  als 
wir  uns  des  zu  uch  genzlich  versehen,  dan  ist  uch  ichts  anligens  ader  brestens,  so  mogent  ir 
bi  uns  senden,  wir  wollen  die  uwem  gnediclich  hören  und  frilich  gutlich  antwort  geben 
laissen.    Geben  zu  Erembreitstein  uf  samstag  nach  conceptione  Marie  anno  etc.  LXXiio. 

1)  S.  CRM.  3,  148,  1326  §  8:  Erzbischof  Balduin  beklagt  sich  über  die  Bopparder,  dat 
si  sime  amptmanno  virboden  haut,  dat  he  numme  wan  dri  knechte  mit  drin  svertin  halde; 
femer  oben  S.  1302  Note  2,  1337;  Bd.  3  No.  188,  1350;  No.  244^  §  8,  1464;  No.  264,  1488. 

»)  S.  Bd.  3,  S.  135,  89,  1825;  No.  238,  142;  No.  244  §  2,  18,  1464;  Speierer  Amts- 
ordnung 1470  §  5:  Geschenkannahme  durch  die  Amtleute  verboten,  aufser  Vs  Viertel  Wein, 
1 — 2  Kapaunen,  Gänse  oder  Hühner  oder  dergliche  eßende  speise;  s.  femer  a.  a.  0.  §  8: 
die  Frondienstei  sollen  gefordert  werden,  so  es  (den  Unterthanen)  am  allerlidlichsten  und  be- 
quemlichsten  ist;  auch  soll  man  das  Fronholz  spärlich  brennen;  und  a.  a.  0.  §  10:  Verbot, 
die  Unterthanen  mit  unentgeltlicher  Speisung  (atzunge)  zu  bedrängen.  Vgl.  auch  noch  Bd.  2 
S.  655,  und  *Kirchenarchiv  SGangolf-Trier,  1499:  er  sal  auch  dieselben  unsere  bürgere 
und  undersaißen  zu  dhoinen  ungewoenlichen  diensten  firoenen  achten  ader  anderen  beschwer- 
nissen  dringen,  sonder  er  sal  is  dabei  laissen,  als  is  bi  unsem  vorfaren  seligen  und  iren  amptluden 
gehalten  ist  worden. 


[Entwicklung  der  Laniieegewalt.  —     1394     — 

Baissen  bitlde  eme  zu  dienen,  is  si  vil  ofte  weinich,  want  ich  si  mit  nieniajis 
me  (»eladen  eiiwüle  hain,  dan  mit  mir  selver'.  Und  in  der  Sponheimer  Anits- 
ordnung  vou  1437  §  10  heifst  es:  die  Amtleute  sollend  von  niemand  .  .  in 
u.  h.  lant  keinerlei  schenke  oder  miete  nemen  von  golde  oder  von  silber;  ob 
aber  ir  eim  icht  beschenket  minie  von  liuten  deschen  mosuem,  oder  ob  eiui 
hunre  oder  cappen  geschenkt  \vurdent,  daz  mochte  er  wol  nenien  ungeverlich, 
doch  daz  sie  nitdesteminre  den  Inten  gliche  und  gemeine  sient.  Mit  diesen 
Bestimmungen  hänjrt  es  zusammen,  wenn  dem  Amtmann  keinerlei  Eingriffe 
iwlizeilicher  Willkür  gegenüber  den  Untei-thanen  gestattet  werden;  er  soll 
weder  an  Personen  noch  an  Sachen  Hand  legen  ohne  gerichtliches  Urteil  *. 

Mit  dieser  vogteilich-polizeilichen  Stellung  verbinden  sich  nun  aber  aufs 
engste  die  militärischen  Funktionen  des  Amtmanns.  Man  kann  von  einer 
doppelten  Grundlage  dei-selben  sprechen;  sie  beruhen  einmal  auf  der  ursprüng- 
lichen Stellung  des  Amtmanns  als  Burggraf,  dann  aber  auch  auf  seiner  ur- 
sprünglich vasallitiscben  Pflicht  militärischer  Dienstleistung  laut  Hienstlehns- 
revers";  eben  diese  Pflicht  militärischer  Dienstleistung  hatte  sich  ja  von  jeher 
mit  dem  Burggrafenamt  verknüpft.  Als  Bui-ggraf  war  der  Amtniami  vor  allem 
kommandierender  Burgmann  der  Burg,  welche  seinen  Amtssitz  bildet«;  in 
fi-ühester  Zeit  wachsen  sogar  die  Amtleute  bisweilen  direkt  aus  einem  Burg- 
iiiannenverhältnis  zur  Amtsbnig;  in  ihre  Amtsstelle  hinein*.  Als  Konmiandaiit 
hatte  der  Amtmann  dann  den  Befehl  Über  die  gesamte  Burgbesatzung,  und 
zwai-  sowohl  über  das  eigentliche  Sohlburggesinde  wie  die  nach  Lehnsrevers 
dienenden  Burgmanneu*.  Dabei  verfügte  er  über  das  Gesinde  völlig  unbe- 
dingt: er  nahm  es  in  Sold*,  es  schwor  ihm  nach  dem  Landesherm',  nicht 
selten  beköstigte  und  löhnte  er  es  auch  aus*,  falls  die  Zahlungen  nicht  dem 


')  Ann.  (1.  hist  Ver.  f.  d.  Niederrh.  9-10,  122. 

»)  S.  Bd.  3,  S.  131,  16,  1324. 

')  S.  diiiM  Bd.  3,  S.  138,  as,  1325. 

•j  So  wird  die  Beelallung  zu  Amt  StulzenfeU,  Bd.  3,  ^i.  155,  u,  1336,  ausgestellt  für 
Everliart  Brenner  ritter  von  Lonsten  börgman  z&  Stolzenfels.     S.  autli  Bd.  3  Nu.  165,  1345. 

*)  Sponheimer  Ordnung  1437,  zu  §  19;  dem  Kreuznaclier  Aintmaun  ist  entpliolen,  den 
burgfreden  zu  Cnusenach  zu  sweren,  nacfadeni  ime  daz  geburt  als  eime  aitiiiiinan.  Zur  mili- 
tärischen Stellung  des  Amtmanns  zu  den  Burgmannen  seiner  Burg,  wie  zu  deren  Unterhalt 
und  Verteidigung  s.  vor  ollem  den  Bm^rieden  von  Schmidbiirg,  CRM.  5,  18,  1504,  welcher 
sehr  genau  Auskunft  giebt. 

')  S.  Bd.  3  No.  127  §  4,  1333;  No.  190  §  9,  1351;  No.  198  §  1,  1358;  No.  244 
g  9,  1464. 

')  S.  Bd.  3  No.  127  S  3,  1333;  No.  135,  1336—1345;  No.  210  S  3,  1380. 

")  S.  z.  B.  Bd.  3  No.  230  §  2,  1420,  luid  vgl.  nuch  Honth.  Hist.  2.  340,  1404, 
Amtsrevers  Dietrichs  von  Kesselstadt  fitr  Dann:  schloß  und  herrschaft  von  Dune  init  den 
dorferen  Crove,  Kinhcim,  Kinnel,  Kinheimerburen,  Jttle  und  Bengele,  das  dn  liidie  beischet 
.  .  .  uf  mine  kost,  und  nit  uf  ntines  herm  kost.  Er  hat  aber  i'in  sehr  hohes  (iehalt,  zahl- 
bar durch  den  Kellner  in  Kochern.  Ich  sal  auch  stetlich  uf  und  in  der  bürg  zu  Dime  mit 
minem  gesinde  huishalden    und  wonen  und  mich    stetlicb    ballen    selbsiehende  reisiger    ge- 


—     1395     —  -We  Landesverwaltung.] 

Kellner  vorbehalten  waren  ^  Den  Burgmannen  dagegen  stand  der  Amtmann 
weniger  selbständig  gegenüber;  obwohl  es  auch  hier  in  Einzelfällen  vorkommt, 
dafs  er  völlig  in  die  Stellung  des  Landesherm  ihnen  gegenüber  einrückt*. 
Wie  das  Kommando,  so  hatte  der  Amtmann  auch  die  Verantwortung  für  die 
bauliche  Instandhaltung  der  Burg^;  doch  sollen  die  Amtleute  nach  den  Ord- 
nungen späterer  Zeit  nur  kleinere  Bauten  ohne  Wissen  der  Zentralstelle  aus- 
führen*, für  gröfsere  Bauaufwendungen  dagegen  deren  Erlaubnis  einholen  und 
mit  dem  Landesherm  über  den  Ersatz  der  Kosten  besondere  Vereinbarung 
treffen*.  Neben  der  eigentlichen  Amtsburg  al)er  standen  auch  die  übrigen  oft 
zahlreichen  landesherrlichen  Burgen  des  Amtsbezirks  mit  seltenen  Ausnahmen  • 
unter  der  Aufsicht  und  dem  obersten,  ursprünglich  bisweilen  alleinigen  Kommando 
des  Amtmanns ' ;  die  dort  kommandierenden  Burggrafen  oder  Unteramtleute  wur- 
den in  einzelnen  Fällen  sogar  nicht  von  der  Zentralstelle,  sondern  vom  Bezirks- 
amtmann eingesetzt®,  und  jedenfalls  hatten  diese  Burggrafen  ihr  Gesinde  mit 
Rat  und  W^illen  des  Amtmanns  bezw.  auch  des  Amtskellners  zu  wählen  ®,  und 
dieses  schwor  dem  Amtmann  vor  dem  eigenen  Burggrafen*®. 

wapcnder  und  echt  reisiger  pferde,  vier  thomknecht,  einen  portener  und  einen  waenknecht 
uf  mine  kost,  und  nit  uf  mins  horm  kost. 

1)  S.  Bd.  3  No.  135,  1336—45. 

«)  S.  Bd.  3  No.  140  §  1,  1337 ;  No.  198  §  1,  1358. 

«)  S.  Bd.  8  No.  127  §  2,  1383;  No.  158  §  2,  1343;  No.  182  §  5,  1350;  No.  210  §  6, 
1380;  s.  auch  *Bald.  Kesselst  S.  659—660,  1338  Sept  29,  H.  Bimschure  est  burgravius 
Malberg  ad  vitam,  cum  promissionibus:  wo  auch  wir  zä  solichem  k&ntlichen  bäwe  [an  der 
Burg]  holzes  bedorfen,  daz  sullen  wir  in  unsers  vorgen.  herren  weiden  nemen  und  houwen 
und  sullen  ez  uns  unsers  herren  armen  luten  von  den  ampten  zä  Kilburg  und  zu  Malberg 
heruz  helfen  fiiren,  ez  sin  steine  oder  holz,  des  wir  zö  buwe  da  bedorfen. 

^)  Speierer  Amtsordnung  1470  §  28:  die  Amtleute  dürfen  ohne  Wissen  der  Zentral- 
stelle nicht  bauen,  aulser  Dächer  und  Schwellen  zu  halten.   S.  auch  Bd.  3  No.  281  §  12,  c  1530. 

»)  S.  Bd.  3  No.  229,  1415. 

•)  S.  Bd.  8,  S.  210,  18,  1350. 

^)  S.  Bd.  3  No.  135,  1336^-45;  Sponheimer  Ordnung  1437  §  2:  der  Amtmann  soll  sin 
ampt  in  slossen,  stetten,  dörfem  und  andern  allen  herlichkeiten  und  zugehörungen . .  hant- 
haben, versprechen  und  verantworten.  Speierer  Amtsordnung  1470  §  1:  der  Amtmann  hat 
soliche  schloße  und  stette,  so  ime  von  unser  wegen  bevolen  sint,  in  guter  acht  zu  haben. 
S.  dazu  auch  noch  a.  a.  0.  §  23:  die  Amtleute  haben  die  Oberaufsicht  des  Hausrats  in 
den  Burgen,  der  Geschütze,  des  Werkzeugs  sowie  der  Verproviantierung. 

»)  S.  Bd.  3  No.  182  §  5,  1350;  ♦Koblenz  St  A.  MC.  11^,  Bl.  269»  No.  257,  Goerz 
Regg.  der  Erzb.  S.  102,  1368  Febr.  3:  Adolphus  dictus  Renner  de  Wevelinchoven  fidelis 
noster,  quem  nobilis  Gerardus  de  Bilsteine  canonicus  Coloniensis  consanguineus  noster  nunc 
o£Qciatus  dicti  castri  et  ofßcii  de  scitu  et  voluntate  nostra  suum  in  eodem  Castro  et  officio 
subofficiatum  constituit,  nobis  ad  usus  redemptionis  et  absolutionis  pre&ti  castri  et  offidi  in  etc. 

»)  «Bald.  Kesselst  S.  628,  Obligatio  Balduinstein  Th.  de  Stafle  pro  400  fl.,  1385  Febr.  9 : 
Diderich  von  Staffele  Ritter  reversiert  sich  für  bürg  Baldenstein  mit  allem,  daz  darzu  gehöret, 
als  man  und  dinstman  des  Erzbischofs.  Er  soll  die  Burgleute  rekrutieren  mit  rade  und  mit 
willen  unsers  burgreven  und  kelneren  . .  zu  Montabür. 

i<>)  *Bald.  Kesselst  S.  574—5,  1331  Febr.  20:  der  Lombarde  Jacomin  von  Monkler 
erhält  ein  Unteramt  imter  Grimburch,    SWendel.    Er  soll    daselbst   einen  burglichen  Bau 


(Entwicklimg  der  Landeagewall.  —     1396     — 

Ül>er  das  Burgkoimiiaudo  hinaus  war  fler  Amtmann  ursprünglich  noch 
durch  seine  Stellung  nach  Dienstlehnsi'echt  zu  luilitÄrischen  Leistungen  ver- 
pflichtet. Diese  Veri'flichtunp  uTinle  auch  späterhin  beibehalten;  ganz  all^'e- 
meiu  leisten  die  Amtleute  Tage,  wie  der  mittelalterliche  Ausdruck  lautet,  wenn 
auch  auf  Kosten  uud  Verlust  des  Landeshemi ' ;  und  diese  Leistunj:  kann  ge- 
legenUich  noch  dadurcJi  eitöht  werden,  dafs  der  Amtmann  sich  nach  besonderer 
Vereinbarung  zur  Haltung  einer  kleinen  Kriegstruppe  bereit  erkläil*.  Mit 
dieser  Stellung,  wie  mit  der  aus  vogteiliclien  Befugnissen  folgenden  Berechti- 
gung des  Amtmanns  zur  Führung  der  alten  Heeres-  und  Gcrichtsauszüge  der 
Amtseingesessenen  war  es  nun  ohne  weiteres  gegeben,  dafs  der  Amtmann  zum 
eigentlichen  militärischeu  Befehlshaber  und  militärischen  Vei-waltungsbeamten 
des  Amtes  heranwuchs;  so  finden  wir  ihn  schon  im  Mittelalter  direkt  thätig'; 


enichtpn.  die  Knechte  desseibcn  sollen  schwören  mime  vorg.  herren  [von  Tripr]  oder  sime  anipt- 
manne  zä  Ürimberg,  wer  da  ein  bui-grere  wirl  ?ä  ziden,  an  mincB  hc-rren  sind  zövorenz,  und 
mir  danach  also  sime  aDiptmanne  r.&  Santc  Wandaline.  'Bald.  Kesselst  S.  658,  1388  Jau.  20: 
H.  de  Clotten  est  bnrgraviue  ibidem  ad  Wlam,  wird  auch  Amtmann  genannt  Seine  Knecliie 
hulden  und  schwüren  dem  Burggrafen  ton  Kochern  und  ihm.  'Bald.  Kesselst  S.  659 — 660, 
1338:  die  Burgleute  von  Malberg  schweren  dem  Aiutniann  zu  Killbui^  und  dem  Burggrafen 
Bu  Malberg;  es  sind  1  porCener  2  tiirukuechte  2  wechter.  Dagegen  heifst  es  «on  den  Burg- 
mannen  nur:  ouch  sullen  wir  und  globen  von  berolnisse  und  geböte  unsers  vorg.  herren  alle 
die  hurgman  von  Malherg  manen  darzÄ  halden  und  twingen  von  unsers  herren  wegen  mit 
iren  burglehen  und  wie  wir  mögen,  dnz  sie  sitzen  und  unsem  herren  und  deme  stifte  von 
Triere  tun.  als  sie  scbuldig  stnt  zft  töne.  'Bald.  Kesselst.  S.  664—5,  Prombsio  Th.  de  Stafle 
pro  Baldinstein  89,  capituliun  Treverense  habet  simitem,  1339  März  29:  auch  aal  ich  allezlt 
poiteiier  lumkneehte  wechter  und  behuter  der  vorg.  bur^e  nenien  und  setzet;,  die  dem  stift 
von  Triere  angehorent  und  die  in  mins  ^en.  herren  von  Trire  und  sines  Stiftes  lande  imd  gerichle 
gebom  und  geseßen  sint  Sie  sollen  dem  Burggrafen  von  Montiibaur  anstatt  des  Erzbischofs 
imd  Stiftes  schwören,  dann  dem  Amtmann.  Töpfer  1,  Ko.  284,  1355:  Itevers  des  Nicolaus 
von  Hunolstein,  daß  ihm  Kmliischof  Boemund  von  Trier  die  dem  Erzstift  geliöiigc  Feste 
Neuniagen  an  der  Mosel  auf  Lebenszeit  verliehen  bat.  Und  sal  ich  dise]l>e  vesten  bekostigeh 
behuden  und  in  gudem  gewonlichem   gebewe  und   an  graven  halden  besser,   dan  si  itzund 

Bin auch  sullen  mine  diener,  'den  ich  die  egen.  veste  bcvolen  zu  bilden,  von  erst  i' 

ich  si  dar  setze  und  e  si  mir  einicbe  globnUsse  oder  eide  dun,  globen  Imlden  und  schweren 
einem  ampiman  zu  ziten  zu  VVitlich  in  mines  egen.  herren  und  sines  stifles  wegen,  mit  der- 
selben vesten  getrewlich  zu  warten  und  geborsamb  zu  sin  in  aller  der  massen,  als  vi«-  ist 
begriffen. 

'I  S.  Bd.  3  No.  182  §  4,  1350;  auch  Ko.  184  §  5,  1350;  Ko.  187  g  6,  13.>1;  Ko.  190 
§§  2  und  3,  1351 ;  Ko.  244  §  6,  1464. 

«)  S.  Bd.  3  No.  230,  1420. 

»)  S.  z.  B.  Bd.  3  Ko.  212,  1385,  aus  späterer  eiitttickcltcrer  Zeit  Ilontb.  Htst.  3,  184, 
1598,  Erzbiscbof  Johann  an  alle  Amtleute:  nachdem  liei  diesen  bescbwerlichen  kiiegsleuften 
und  hochgefehrlichen  geschwinden  practiken  hochnötig,  gut  und  fleißig  ufiieliens  zu  haben, 
viewol  wir  mit  niemants  in  ungutem  etwas  zu  schaffen  wissen,  so  ist  unser  giiedigst  bevehlen, 
du  wollest  in  unsem  ambtem  deiner  Verwaltung  alsbald  eine  generalmusterung  anstellen,  da- 
bei den  underthanen  ernstlich  auferlegen,  sich  mit  nothwcndigen  wehren  gefast  und  in  guter 
bereitacbaft  fertig  zu  halten ;  auch  diejenige  under  inen,  so  in  kriegssachen  am  besten  ei-fareu 
und  versucht,  aussetzen,  womit  sie  auf  unser  erfordern   an  ort  und  ende,  sie  binbesclieiden 


—     1397     —  IHe  Landesverwaltung.] 

von  diesem  Gesichtspunkte  aus  ist  es  auch  erst  voll  zu  verstehen,  wenn  den 
AinÜeuten  Kriegsfühiiing  auf  eigene  Faust  auf  Grund  ihrer  Amtsbefugnisse  ver- 
boten wird^ 

Die  Notwendigkeit,  ja  tlberhaupt  Denkbarkeit  dieses  Verbotes  zeigt 
wiederum  besonders  deutlidi  den  schon  früher  betonten  Charakter  ungemeiner 
Selbständigkeit,  welcher  den  Territorialbeamten  des  späteren  Mittelalters  inne- 
wohnt. Eben  auf  dieser  selbständigen,  unabhängigen  Stellung  bauen  sich  nun 
diejenigen  Funktionen  auf,  w^elche  der  Amtmann  auf  dem  Gebiete  der  Ge- 
richtsverwaltimg  und  Rechtssprechung  ursprünglich  besitzt  oder  später  über- 
nimmt. Da  ist  der  Amtmann  vor  allen  Dingen  in  umfassender  Weise  Ver- 
treter des  Landesherm  als  Gerichtsherm ;  er  übt  den  Gerichtsschutz  in 
jedem  Sinne  aus^  und  tritt  von  diesem  Standpunkte  aus  auch  als  subsidiärer 
Richter  der  gnmdherrlich-standesherrlichen  Dinge  auf,  falls  sich  die  grund- 
herrlichen Beamten  als  machtlos  erweisen^:  eine  Befugnis,  welche  begreif- 
licherweise mannigfache  Übergriffe  veranlafste  *.  Regulär  lag  aber  neben 
dieser  Befugnis  die  Gerichtsexekution  in  der  Hand  des  Amtmanns ;  eine  Pfän- 
dung ohne  sein  Zuthun  war  durchaus  verboten*.  Aus  dieser  gerichtsherrlichen 
Schutzpflicht  wie  seiner  nicht  seltenen  kommissarischen  Thätigkeit  in  schieds- 
richterlichem Entscheide  bei  Streitigkeiten,  besonders  zwischen  dem  Landesherm 
und  den  Grundherren  ^,  entwickelte  nun  der  Amtmann  unter  Zulassung,  ja  bald 
Begünstigung  der  Zentralbehörde  schon  bald  nach  dem  Aufkommen  des  Amts- 
begriffes die  Anfänge  jenes  Vergleichs-  und  Schiedsgerichtsverfahrens,  dessen 
Entfaltung  zu  voller  Richterthätigkeit  schon  oben  S.  1330  f.  erörtert  worden 
ist.  Die  Details  dieser  Entwicklung  weiter  auszuführen  ist  hier  nicht  am 
Platze ' ;  stellen  wir  nur  fest,  dafs  dem  Trierer  Amtmann  im  Verlauf  derselben 

werden,  mit  ihren  wehren  bereit  erscheinen  und  unserer  Verordnung  darunder  erwarten 
moegen;  wie  ingleichem  daß  sie  gute  hut  und  wacht  anstellen  halten  und  sich  selbsten  am 
besten  vorsehen,  vor  allen  dingen  aber  hastu  auf  gute  kuntschaft  auszuschicken  und  daran 
nichts  zu  ersparen,  was  dir  auch  von  einem  oder  anderm  ort  des  kriegswesens  imd  dahero 
antrowcnder  gefahr  in  ein  und  andern  weg  zukömbt,  uns  bei  tag  und  nacht  unseimblich  zu 
berichten.    Ganz  ähnlich  Scotti,  Chur-Trier  1,  594,  1619. 

')  S.  Bd.  3  No.  158  §  7,  1348;  No.  184  §  8,  1350;  No.  187  §  4,  1351;  S.  232,  5, 1358. 

2)  S.  Bd.  3  No.  127  §  2,  1338 ;  S.  483,  e,  1350. 

8)  S.  UMünstermaifeld,  Hs.  Koblenz  CXI*  Bl.  15b,  cXlb  Bl.  18*,  cit  oben  S.  1230 
im  Text 

*)  S.  Bd.  3  No.  242,  1462;  Honth.  Hist  3,  50,  1577,  cit  oben  S.  1059  Note  2. 

«)  S.  Bd.  3  No.  150,  1340;  No.  184  §  6,  1850;  S.  229,85,  c.  1350;  Honth.  ffist  2,  644, 
1533 :  Erzbischof  Johann  III.  weist  zur  Exekution  aller  gerichtlichen  Urteile  —  auch  auf  Re- 
quisition der  beiden  Offizialate  —  wie  aller  sonstigen  Gerichte  die  Amtleute  aufs  strengtse  an 
und  bestimmt  ihr  Pfändungsrecht  genauer.  Vgl.  auch  WLeyen  1555,  G.  2,  505 :  es  gebe  auch 
ein  gemeind  jerlichs  dem  amptman  40  weisspfg.  der  Ursachen  halben,  das  der  amptman  dem 
heimburger  erleubt,  wen  hinlich  oder  breuloft,  das  alsdan  keiner  den  andern  heiligen  oder 
kommem  dorf. 

«)  S.  z.  B.  Bd.  3  No.   180,  1349. 

^)  Zu  den  Etappen  im  Mittelalter  vgl.  u.  a.  Bd.  3,   S.  68,  se,  1275 ;   *Bald.  Kesselst. 


[Entwicklmig  iler  LuBdeägcwalt.  —     1 398     — 

auf  Grund  rior  AmtsoritnuiiL'  vom  J.  1574  etwa  folf,'ende  Befusmissp  zustande«: 
die  Feststellung  der  Geriehtsstrafen  im  gewöhnlichen  Veifahien  unter  Teilnalime 
von  Kellner  und  Ämtsschreiber  sowie  Beirat  des  Schöffenstuhls  und  Richtera 
je  nach  MaTsgabe  der  besonderen  Uinstüiide,  die  Oberaufsicht  ttlier  die  ge- 
wöhnliche (Schöffen  )gerichtsbarkeit  und  die  in  derselben  zugezogenen  Ref hta- 
beistände, das  Recht,  gegen  lYozefswut  einzuschreiten*,  die  Gerichtsexeltutive 
fdr  die  Patrimonialperichte  und  die  geistlichen  Gerichte,  endlich  und  vor  allem 
eine  mit  der  gewöhnlichen  Gerichtsbarkeit  bevorzugt  konkurrierende  Rechts- 
sprechung; auf  Grund  früherer  Thfitigkeit  in  Vergleich  uud  Schiedsgericht. 

Noch  viel  mehr,  wie  die  Entwicklimg  einer  richterlichen  Stellui^,  fällt 
die  Durchbildung  der  administrativen  Funktionen  des  Amtmanns  in  die  Zeiten 
jenseits  des  Mittelalters:  was  hier  für  das  14.  und  15.  ,11,  anzufahren  ist, 
bildet  nur  bruchstücksweise  und  in  sieh  vielfach  noch  wenig  zusanunenhängende 
Anfilnge  einer  später  sehr  ausgebreiteten  Thütigkeit.  In  den  Vordergrund 
treten  daltei  noch  Leistungen,  in  welchen  der  Amtmann  nur  als  Geschäft3- 
fllhrer  des  Landesherm  erscheint,  so  die  Vertretung  der  Person  des  Lande»- 
herm  bei  Akten  freiwilliger  Gerichtsbarkeit^,  die  Vereidigung  autonomer  Be- 
amten an  Stelle  des  Landesherm*,  die  Kontrolle  der  landeshenlichen  liomänea 
und  Domanialrevenüen,  sowie  die  Stellvertretung  der  landeshenlichen  Donianial- 

1325  Juli  26:  Giselbrecbt  gen.  Pelegrio  von  Gli[ierch  gelobt  dem  Erebiscbof  Balduin  von  Trier 
gehorsam  zu  sein  und  recht  TÖr  sinen  anbitluden  und  aii^n  andersw»  [zu]  geven  und  [m] 
Demen.  Sponheimer  Ordnung  1437  g  5;  wer  ez  dciK  die  burger  und  anuen  lute  imdereinander 
ich  zu  schonende  gewünnend  von  angevellans  erbe  und  guts  wegen  oder  sust  unib  ander 
flpemie,  dft  eio  teile  von  den  andern  rechts  begerte,  da  eollent  die  aniptltite  allemale  be- 
stellen, dem  clager  eins  unverzogenen  rechten  geholfen  werden  in  dem  gerichte,  da  daz  erbe 
geiTiIlen  ist  oder  da  der  silzet,  dem  man  nusprichet,  nach  desselben  gerichls  laufe  recht  und 
herkomen..,  es  were  dan  ob  die  parthlen  mit  irer  beider  wissen  nnd  willen  übertragen 
werden  machtent.  Der  §  nennt  das  hilfe  dez  rechten  oder  gutlicher  teidingc.  Sjteierer  Anits- 
onlnung  1470  §  20;  was  kleine  aachen  sinl,  daran  nit  großes  oder  mergliches  gelegen  ist 
(in  Streitsachen,  vornehmlich  wohl  Vermögensfragen),  das  sollen  die  Amtleute  selbständig 
erledigen  und  mlindlicb  berichten,  wann  sie  an  den  Hof  kommen.  S.  dazu  auch  noch  a.  a.  O. 
8§  7  lind  19. 

')  S.  dazu  schon  Blankenheinier  Anitsstatut  15  -Ih».,  Ann.  d.  hist.  Ver.  f.  d.  Kiederrli. 
9 — 10,  123;  wir  willeu  auch,  dat  ir  die  arme  lüde  ind  uiidersaissen  vüsselicben  ind  tniwe- 
liche  verhoidt,  dat  sie  sich  under  sich  mit  gedingen  noch  mit  hadelicn  noch  mit  .indoren 
tuisserien  nich  enverdorven. 

")  Töpfer  2,  224,  1430:  Nicolnus  Vogt  imd  Herr  m  Hunolstein  verepricht,  über  lU-n 
Verkauf  seines  Zehenten  zu  Guntzenraid  an  den  SKatharinenaltar  in  der  Kirche  zu  Bt'isch- 
droj-n  bis  nächsten  Martinstag  den  Kaufbrief  zu  fertigen  nnd  mit  Konsens  des  Erabischofs 
von  Trier  durch  Daniel  von  Kellenbaeli,  Amtmann  zu  Baldcnan,  den  Zchenien  gerichtlich 
zu  überweisen. 

")  S.  Bd.  3,  S.  182,  II,  1342.  MTolch,  G.  2,  470—471 :  so  was  aiiiptcr  man  da  setzet, 
es  sei  heimburgen  geswomon  schützen  klockener  und  fioenen,  die  gclobenl  eini  aniptman  von 
Covern  von  uosers  gn.  h.  wegen  oder  dem  vogt  von  Covern,  und  dnn  den  erben  darnach, 
und  schwören  dan  mim  herm  den  erben  und  den  nachpareii,  mnllich  /u  seinem  rechten:  dan 
tut  man  inen  ban  und  frieden,  als  von  alters  herkomen  ist. 


^ 


—     1399     —  I^ie  Landesverwaltung.] 

beamten  bei  Verwaltung  von  Kammergtitern  und  Kammergefällen  in  deren 
Verhinderung ^  Daneben  sind  es  besonders  Oberaufsichtspflichten,  welche 
relativ  früh  ausgebildet  erscheinen.  Seit  der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jhs.  er- 
scheinen die  Amtleute  mit  der  Aufsicht  und  Hegung  der  Landeswälder,  der 
Fischereien  und  Jagden  beauftragt  ^,  schon  früher  läfst  sich  in  einzelnen  Fällen 
ein  Beaufsichtigungsrecht  der  landesherrlich  verliehenen  Monopole  nach- 
weisen*. Hieran  schliefst  sich  dann  die  Kontrolle  über  die  Bevölkenings- 
bewegung*  sowie  über  einzelne  Berufsstände,  z.  B.  die  Geistlichkeit*^.  Vor 
allem  aber  wird  eine  gewisse  Einwirkung  auf  die  Genossenschaftsbildung 
gewonnen^;  die  Rechte  autonomer  Körperschaften  werden  beaufsichtigt  und 
die  Öffnung  ihrer  Weisungen  nur  unter  Beisein  des  Amtmanns  zugelassen®, 
bis  sich  aus  kleinen  Anfängen  ein  umfangreicheres  Eingriffsrecht  entwickelt  •. 
Am  spärlichsten  endlich  findet  sich  der  Gedanke  wirtschaftlicher  und  sozialer 
Fürsorge  in  den  Befugnissen  des  mittelalterlichen  Amtmanns  vertreten,  ob- 
gleich sich  aus  dem  Umfang  vogteilicher  Zwangsgewalt  ein  Recht  sozial- 
ökonomischer Exekutive  mindestens  ebenso  leicht  hätte  entwickeln  lassen,  wie 

1)  S.  Bd.  3  No.  124,  1332;  No.  2a5,  1374;  Speierer  Amtsordnung  1470  §  22:  die 
Amtieute  haben  die  oberste  Kontrolle  der  Domänen  in  ihrem  Amt,  speziell  auch  der  Schäfe- 
reien, der  Fischteiche,  Weinberge,  gegenüber  den  Schultheißen,  Schäfern,  Fischern,  Windel- 
boten. Vgl.  auch  Scotti,  Chur-Trier  1,  590,  1616,  sowie  Sponheimer  Ordnung  1437,  S.  893 
zu  Art.  19:  amptman  und  lantschriber  sollen t  daz  plazampte  und  spielegelt  verlihen  und 
versorgen  zum  besten,  als  sie  dunket  bequemelich  und  notzlich  sin.  sie  soUent  auch  die 
buwegarten  [?,  bungarten]  verlihen,  so  sie  beste  mögen,  nach  nutze  unser  hem ;  und  wie  sie 
ez  understent  zu  verlihen,  daz  sollent  sie  Vorzeichen  und  daz  bringen  an  unsere  hem,  ob  ez 
also  woil  gefalle. 

«)  S.  Bd.  8  No.  244  §  4,  1464;  No.  264,  1488;  No.  281  §  7  f.,  c.  1580;  vgl.  schon 
S.  150,  2R,  1331.  S.  auch  noch  Speierer  Amtsordnimg  1470,  §  88:  die  Amtleute  haben  die 
Waldordnungen  jährlich  zu  erneuern;  Holz  darf,  aufser  für  bestehende  Forderungen,  nur  auf 
Befehl  der  Zentralstelle  verabfolgt  werden. 

')  S.  Bd.  3  No.  200,  1364. 

*)  S.  Kindlinger,  Hörigkeit  S.  566,  1429,  cit  oben  S.  1203  Note  1;  Speierer  Amts- 
ordnung 1470  §  9:  die  Amtleute  haben  über  aufser  Landes  ziehende  oder  heiratende  Unter- 
thanen  zu  berichten. 

'^)  Speierer  Amtsordnung  1470  §  4:  die  Amtleute  sollen  alle  amtseingesessenen  Geist- 
lichen getniwolich  schirmen  (vgl.  dazu  G.  Trev.  c.  269)  und  acht  uf  sie  haben,  das  sie  ein 
erbar  wesen  fiiren  imd  den  armen  luten  ein  gnugen  tun  mit  dem  gotsdienst.  Bei  Kontraven- 
tion Bericht  an  den  Bischof.  Vgl.  auch  Speierer  Amtsordnung  1470  §  40:  die  Amtleute 
sollen  den  Geistlichen  bei  Erhebung  ihrer  Gefälle  behilflich  sein,  aber  auch  bei  Nichtsolvenz 
für  die  Unterthanen  eintreten,  dan  uns  nit  liep  were,  unser  armen  lute  on  not  mit  geistlichen 
geriechten  besweret  sollen  werden,  dan  wir  auch  unser  geistlichkeit  ire  gerechtigkeit,  desglich 
den  geistlichen  geriechten  ire  oberkeit  und  gerechtigkeit  nit  benemen  lassen  wollen,  auch  nit 
gestatten,  die  armen  lute  durch  die  geistlichen  geriechte  zu  vil  und  groß  beschediget  werden, 
über  ihr  vermögen. 

«)  S.  schon  oben  S.  1398,  Note  8. 

^)  S.  Bd.  3  No.  191  k,  c.  1354;  Bd.  2,  322,  1856. 

»)  S.  Bd.  3  No.  261,  1479;  WWiebelsheim  1498;  WMeckel  1669  Einl. 

*♦)  S.  z.  B.  WBischofsdrohn  1550  §  8,  cit.  oben  S.  308  Note  2. 


[Entwicklung  der  Laudtsgewult.  —     1400     — 

ein  Zwaiigsrecht  für  Zwecke  der  direkten  Verwaltunj;  thatsft(!hlich  entwickelt 
worden  ist '.  Diese  Seite  gehört  der  Ausbildung  landesherrlicher  Itechte 
uud  damit  amtmäunischer  Funktionen  im  ^Httelalter  noch  kaum  an;  das 
einzige,  was  hier  zu  nennen  wäre,  ist  die  Thätigkeit  des  Amtmanns  auf 
dem  Gebiete  der  —  freilich  zunächst  militärischen  —  Magazinienmp  ^  und 
eventueller  Fruchtverleihung  an  Anne  in  teuei-er  Zeit^,  und  allenfalls  noch 
seine  Thätigkeit  auf  dem  Gebiete  der  StrafBenverhesserung*. 

Kacli  alledem  wird  man  auch  von  der  Entwicklung  der  finanziellen  Befiig- 
nisse  des  Amtmanns  im  Mittelalter  wenig  erwarten,  tun  so  weniger,  als  ihm,  wie 
wir  noch  genauer  sehen  werden,  für  das  finanzielle  Gebiet  im  Kellner  ein  beson- 
derer Beamter  zur  Seit«  trat.  In  der  That  besteht  nun  seine  Hauptwirksamkeit 
auf  diesem  Gebiete,  selien  wir  von  gewissen,  oben  S.  1389  f.  besprochenen  Rech- 
nungslagen  ab,  fast  nur  darin,  dafs  er  eine  bestimmte  Zwangsgewalt  zur  Einnahme 
der  landesherrlichen  Revenuen  durch  den  Kellner*,  sowie  auch  hier  und  da 


')  S.  Bil.  3,  S.  220, 19,  c.  1350. 

')  S.  dazu  oben  S.  596  Note  3;  auch  BJ.  3  No.  281  g  II,  e.  1530.  sowie  Speierer 
Amtsnnlnitng  1470  §  81 :  der  Amtmann  hat  za  magBKinieren,  fruchte  und  «ine  in  den  slossen  . . 
nf  den  mißwachse  oder  Unfrieden  zu  halten. 

")  Speierer  Amtsordnung  1470  §  30:  bei  Notdurft  bot  der  Aniünann  den  Unterthaneii, 
aber  nicht  vor  Mittfnsten,  Frucht  zu  leihen.  Vgl.  a.  b.  O.  §  3:  die  Amtleute  sollen  achten, 
das  das  alniusen,  so  man  jara  von  imsen  wegen  spulget  zu  geben  denihencn,  die  des  notdürftig, 
gegeben  und  suB  an  kein  ander  ende  gewant  werde. 

')  S.  z.  B.  Seolti,  Chiir- Trier  1,  317,  1543:  bei  der  dringend  nötigen  Herstellung  de« 
Leinpfades  an  der  Mose!  werden  die  erzstiftischen  Beamten,  jeder  insbesondere,  folgendei^ 
matten  angewiesen:  du  wultest  ansnint  und  unverzügliche  den  leinpfot  in  deinem  ampt  mit 
vleiß  besichtigen;  und  wo  du  betindi?st,  daß  derselbig  ingethllen  zu  schmale  oder  sonst  nit 
were,  wie  er  billig  sein  sulle,  alsdan  bei  dei^enigen,  die  mit  iren  gurtem  anstossen,  mit 
allem  em^t  daran  sein  und  verfliegen,  daß  solicher  mangel  mim  allerfllrderlichsten  geheßert 
und  der  leinpfat  nach  notturft  gemacht  werde,  und  laße  dich  an  demselbigen,  es  beniere 
wen  CS  wulle,  nichts  irren  noch  hindern,  dan  ob  sich  imant  des  widdersetzen  oder  sperren 
würde,  so  bestelle  du  was  von  noethen  ist  zu  machen,  und  lalle  damach,  die  sich  sperren, 
in  den  heusem  oder  mit  der  orpschatt  unib  so  viel  pfenden,  daß  man  den  uncosten  davon 
bezalen  und  diesem  gebrechen,  gemeinem  nutz  zu  gutem,  einmal  abhelfen  inuge  etc.  Ein 
verwandter  Befehl  ergeht  1548,  Scotti,  Chur-Trier  I,  823, 

')  S.  Bd.  3  No.  135  §  11,  1536—45;  No.  163,  1350;  No.  187  §  2,  13-')1;  No.  190  §  7, 
1351;  No.  244  §  3,  1464;  Sponheimer  Ordnung  1437  §  7:  die  Amticute  sollen  den  laut- 
schribem  beholfen  und  beraten  sin,  ob  sie  ir  iergcnd  zu  bedorfent  oder  anrulent,  tmsem 
herren  Ire  nutze  und  gevelle  inzunemende  luid  inzubringend.  Speierer  Amtsordnung  1470 
§  25:  die  .\mtleute  haben  die  Eintreibung  der  gnindherrlichen  Gefälle  des  Bischofs  wie  der 
Landsteuem;  s.  auch  a.  a.  0.  §  14:  dem  Amtmann  oder  defsen  Kommissar  liegt  die  Ver- 
teilung der  Landbedc  in  den  Dörfern  ob;  und  ferner  g  IG:  die  Amtleute  sollen  Besthäupter 
und  Gerichtsstrafen  rasch,  binnen  5 — 6  Tagen,  einfordern.  "Kirchenarchiv  SGangolf-Trier, 
1499:  er  sal  auch  unserm  keiner  zu  Cochme  zur  zit,  alsferre  er  magli,  funlerlich  und  be- 
holfen sin,  so  der  keiner  des  noit  halt  und  is  auf  ine  gesinnet,  unsere  und  unsers  Stifts  renthe 
und  gulthe  zinse  und  gevehle  in  dieselbe  unsere  kelneri  fallende  und  dienende  iuzogi'w innen. 
Ein  Beispiel  Bd.  3,  S.  221,  sa,  e.  1-350. 


—     1401     —  I^ie  Landesverwaltung.] 

zur  Erhebung  von  Einnahmen  geistlicher  Institute'  in  Anwendung  bringt, 
sowie  für  die  Wiedereinbringung  abhanden  gekommener  Einkünfte  kraft  eben 
dieser  Zwangsgewalt  sorgt*.  Im  übrigen  aber  fehlt  ihm  jede  finanzielle  Ini- 
tiative ;  er  hat  weder  mit  der  Domanial-  mid  sonstigen  Gefälleverwaltung,  noch 
auch  mit  der  Verwaltung  der  Zölle*  und  verwandten  technischen  Verwaltungen 
irgend  etwas  direkt  zu  thun.  Eine  bei  der  grofsen  Selbständigkeit  des  Amt- 
manns sehr  weise  Einrichtung:  was  man  vom  eventuellen  Eingreifen  der  Amt- 
leute in  die  Finanzverwaltung  erwartete,  zeigt  das  Verbot,  dafs  kein  Amtmann 
seinen  Amtsbezirk  eigenmächtig  mit  Schulden  belasten*  oder  ohne  besondere 
Anweisung  mit  einer  Bede  belegen*  solle. 

Diese  vollständige  Loslösung  des  Amtmanns  von  den  technischen  Ver- 
waltungen, namentlich  —  mit  Ausnahme  gewisser  Gerichts])uJsen  —  von  jeder 
Rezeptur,  wie  seine  geringe  Thätigkeit  auf  dem  Gebiete  eigentlicher  Verwal- 
tung, für  welche  eine  sichere  und  dauernde  lokale  Abgrenzung  absolute  Not- 
wendigkeit ist,  gestatteten  nun  in  der  Begrenzung  der  Amtsbezirke  noch  auf 
lange  Zeit  hin  eine  Freiheit,  welche  zuerst  in  Erstaunen  versetzt.  Bestand 
z.  B.  das  Erzstift  Trier  im  14.  Jh.  aus  etwa  30  bis  höchstens  40  Ämtern,  so 
sehen  wir  diese  Zahl  um  etwa  1530  olme  grofsen  Zuwachs  an  neuem  Terri- 
torialgebiet, zumeist  durch  einfache  Teilung,  auf  etwa  50  angewachsen.  Und 
dieser  Zersplitterungsbewegung  folgt  dann  etwa  seit  dieser  Zeit  wieder  eine 
Tendenz  zur  Zusanmienfassung;  durch  das  Mittel  zunächst  der  Personal- 
union, welches  man  schon  früh  gelegentlich  anwandte**,  erscheinen  im  J.  1599 
aus  52  alten  Ämtern  43  —  die  übrigen  9  waren  verpfändet  —  zu  21  Amts- 
verwaltungen kombiniert.  Später  aber  scheint  man  dies  System  der  Kombi- 
nation im  ganzen  beibehalten  und  im  Laufe  der  Zeit  aus  ursprünglich  nur 
personell  unierten  Ämteni  wirklich  einheitliche  Amtsbezirke  gelrildet  zu  haben; 
so  erklärt  sich  eine  Zahl  von  37  Ämtern  ohne  Rest  an  Verpfändungen  um 
etwa  1 740  und  eine  Zahl  von  38  Ämteni  gegen  Schlufs  des  vorigen  Jhs. '. 

J)  S.  Bd.  3  No.  220,  1396;  Speierer  Amtsordnung  1470  §  40,  cit  oben  S.  1399  Note  5. 

^)  S.  Bd.  3,  S.  138, 15,  1325;  No.  158  §  1,  1343. 

3)  S.  schon  MR.  ÜB.  2,  61,  1169 — 93:  ante  idem  castnun  niülum  a  descendentibus  vel 
ascendentibiis  per  Saroam  theloneum  exigetur,  nee  eis  aliqua  molestia  vel  dampnum  inferetur. 
Vgl.  femer  *Bald.  Kesselst.  S.  780,  1352  Febr.  22:  ouch  sal  ich  [der  Amtmann]  keinerlei 
recht  han  uf  dem  Rine  noch  uf  dem  zolle  zä  Bacharach  als  von  dises  ampts  wegen,  dan  von 
den  fleschin,  die  man  an  dem  zoUe  hebet,  die  suUen  mir  halb  und  daz  ander  halbteil  dem 
schriber,  den  min  eg.  herre  von  Trire  zu  ziten  hait  an  demselben  zolle  oder  wem  er  wil, 
werden ;  und  sal  man  mir  jerlich  von  dem  zolle  ein  par  cleider  und  winter-  und  sommerrftcke 
geben  und  reichen  und  nit  me.  were  iz  aber  daz  min  eg.  herre  von  Trire  oder  iman  von 
sinen  wegen  an  mich  gesunnen,  daz  ich  in  an  dem  vorg.  zolle  oder  an  andern  stucken  in 
deme  ampte  behulfig  were  in  eincherhande  wise,  daz  sal  ich  tän  getniliche  mit  aller  miner  muge. 

*)  S.  Bd.  3  No.  165,  1345;  No.  135  §  10,  1336-45;  No.  184  §  2,  1350;  No.  190  §  8, 
1351;  CRM.  3,  391,  1352;  Bd.  3  No.  210  §  6,  1380;  No.  225,  1411. 

'^)  S.  Bd.  3  No.  187  §  3,  1351. 

«)  S.  Bd.  3  No.  127,  1383;  Honth.  ffist  2,  263,  1419. 

'^)  Die  Quellen   zur   vollständigen  Kenntnis  der  Ämterabwandlung  im  Trierschen  sind 

L amp recht,  Deutsches  Wirt8cluift8l6b«n.    I.  89 


[Entwicklung  der  I.Ände3gewnit.  —     1402     — 

Wenn  mm  aber  di«  ganze  TliStigkeit  des  Ämtuianns  im  Mittelalter  eine 
Teilung  der  einzelnen  Amtsbezirke  so  leicht  machte,  dafa  aus  den  Äiiitein  des 
14.  JhB.  die   lieträchtlich  höhere  Zahl  gleicher  Verwaltuni^en  im  Be<riun  des 

sehr  verstreut  und  sehi-  vei-sthiedencr  Art;  der  übersichtlichat*!  Quellenfitoff,  alte  Landkaiten 
[AufitiiUlung  bei  Moser,  Staatareclit  S.  184),  geht  leider  nicht  weit  genug  zurück.  Im  folgenden 
gebe  ich  eine  Reihe  sonst  signifikanter  Stetleti,  ohiic  eine  Rbschlieraende  Sammlung  anzustreben, 
wie  deim  überhaupt  eine  Feststellung  der  Details  im  Wechsel  unseren  Zwecken  völlig  fem  liegt 
Honth.ilist  2,  US— 119, 133S:  König  Ludvig  bestätigt  dem  Erzbischof  BalduinTTevirim,  Barburg, 
Marcetum,  Grimborg,  Pilliei,  Kilburg,  Mall)erg,  Manderscheit,  Willich,  Bemcastel,  Baldenowe, 
Baldeneck,  Cell  im  Hamm,  Cochcme.  Cloltene,  Escb.  Trls,  Carden,  Alkene,  Maiene,  MOneter, 
Conftuentiam,  Capelle  sub  caetro  Stokinvelz,  Nidenlalmstein,  Baldenstein,  MontJiabur,  Hartenvels, 
Ludendorf  Trevirensis  dioecesis,  Sancti  Wendelini  Metensis,  Ijcbmidburg  Moguntinensis  dioe- 
cesia.  Die  hier  genannten  30  Orte  sind  mindestens  zum  gröfseren  Teil  Amtsorte,  eum  Be- 
weis vgl.  man  ini  'Bald.  Kesselst  für  SWendcl  S.  574, 1330;  Knpellen-Slolzeuteis  S.  584,  1324; 
Niedcrlalmstein  S.  612,  133S;  Baldninstein  S.  628,  1834,  S.  664,  1339;  Mandei-scheid  S.  6SS, 
1337;  Klotte-n  S.  658,  1337;  Malberg  S.659.  1338;  MQnslermaifeld  S.  726,  1343.  Zu  Alken  s. 
CSM.  3,  303,  1344.  Freilich  gab  es  nocli  mehi'  Ämter,  als  nach  den  angef.  Orten  benannte, 
z.  B.  Wolfstein,  'Bald.  Kesselst.  S.  633.  1336;  672,  1339;  761,  1350;  Oberwesel,  'Bald. 
Kesselst  S.  694,  1341;  Blieskastel,  'Bald,  Kesselst  S.  711,  1343;  Lautem,  'Bold.  KessebL 
S.  716,  1348;  S.  759,  1349;  vgl.  auch  Bd.  3  Wortr  u.  d.  W.  umptman.  Zur  2.  H.  14  Jha- 
8.  Honth,  HisL  2,  238,  Sp.  1,  1367,  giebt  eine  Besclavibung  des  /luu  Ca^truin  Sarbiu^  zug^ 
hörigen  Amtes  Saarburg.  Weiterhin  ist  die  Rede  voni  Amt  P&lzel,  dem  ofßciiim  palatii,  dann 
vom  dibtrictua  von  WeUubbillig  und  BemknsteL  ferner  werden  24  fette  Schweine  ge- 
nannt, peraolvuntur  in  oiBciis  palatii  Treverensis,  sancti  Vandalini,  Saarburg,  Orinibiirg  et 
Welschpillich.  Honlh.  Hist  2,  265,  1376,  das  giofsc  Privileg  Karls  IV.,  z&hlt  als  Trierisch  auf! 
civitatem,  oppidu,  villas,  castra  et  fortalidu  sua  et  ecclesiue  predictae,  scillcet  Treverim  cum 
advocaüa,  Sarijurg,  Moncler,  Sarettnn,  Marcetum,  Freudcaberg,  (irimburg,  Pillig,  Kilburg,  Mail- 
burg, M&ndeiBcheit,  Litichc,  Irang,  Ploltzcl,  Wittlich,  Kuvum  castnuu,  £!sch  prope  WittUcli, 
Enscib,  Bemcastel,  Baldenaw,  Baldeneck,  Cellts  in  Hamnione,  Sanct  Marienburg,  Arras,  Beilstein, 
Briedal,  (Jochme,  Clotlen,  Esch,  Treis,  Balden-Eltz,  Carden,  Alken  et  castrum  TImron,  Coveni, 
Meicn,  AIonasteriuin-Meinfclt,  Kerlicb,  Conflucntiam,  Capellen  cum  Castro  Stolzcnfels,  Ehrea- 
breitstein, Kicdcrlaluistcin,  Steraenberg,  Welmich,  castnim  et  vallem  Baldenstein,  Limburg, 
Montliabaur,  llartenfels,  Molsberg,  Kidderbrechen,  Cuncn-Engers,  Vallender,  Argeuleb.  Hoen- 
Dingen,  Cums  et  Leudesdorf Trevirensis  dioecesis;  sancti  M'endalini  et  Casti!  Metensis  dioecesis: 
ac  Schuiidburg  Moguntinensis  dioecesis,  necnon  DImne,  Ulmen  et  Hillesheinib  Colonieusis  dioe- 
cesis. S.  dazu  CRM.  3,  55»,  1376,  und  das  oben  zu  Honth.  lüst.  2,  118—1»,  1332  Bemerkte. 
Ilontli.  llist.  2,  491,  1493:  Erzbiscbof  Johann  proklamiert  Jakob  von  Badeu  zum  Coadiutor 
gegenüber  den  amptleuden,  burggraven,  kebieren,  meieren,  zolschreibera  und  Schultheißen  unser 
etat,  schloß  zu  Sarburg,  Paltzel  und  Wclschpillig,  sanct  Wendcliu,  Liebenberg,  Bliescastet, 
Schmidburg,  Grimbu:^,  Ilimstein,  Baldenauw,  Bemcastel,  Bilstein,  Baldenii^k,  Alken,  BojiarteD, 
Stemenberg,  Stoltzenfels,  Welmich,  Baldenstein,  Uietz,  Brechen,  Molsberg,  Limbui-g,  Holtel- 
bach,  Harlenfels,  Monthabucr,  Ereinbreitstcin,  Engers,  Ilammerstein,  Arenfcls,  Kerlich,  Coveren, 
Meien,  Wcmherseck,  Kempenich,  Dune,  Castelberg,  Ilillesheim,  Schoneck,  Kilburg.  Escli, 
Numagen,  ^^'ittlicll,  Coehnu<,  Ulm,  Keisersescb  und  (.'ovelenz.  Ilontli.  llist  2,  621,  1.529, 
an  Generalerlafs  des  EiTibischofs,  geht  an  die  Gerichte,  Ofßzialate,  Amtleute  und  Kellnoreien 
2u  Trier  und  Koblenz,  an  die  Gerichte,  Amtleute  und  Kclbiereien  zu  Boppard  Wesel  Liiubui'g 
Montabaur,  an  die  Amtleute  und  Kellner  zu  Münster  Koelieni  Mäzen  Wittlich  Bemcastel 
Sarburg  Zell  und  Dann.  Blattau  2,  86—87:  die  Versendung  der  Druck exemplare  der  Bett ler- 
ordnung  von  1,533  erfolgt  an  6  Städte  und  die  Ämter  Koblenz,  Kapellen,  Berg{)tlcge,  Boppard, 
Wesel,  Wellmich,  Stemenberg,  Kiederlahnstein,  Ercnbreitstein,  Haselbach,  Baldeusteiu,  Limburg, 


—     1403     —  l^ö  Landesverwaltung.] 

16.  Jhs.  heiTorgehen  konnte,  so  fragt  es  sich,  welche  Anlässe  denn  zu  einer 
solchen  Teilung  hindrängten.  Diese  Frage  aber  führt  zur  Geschichte  des 
Amtsbegriffs  im  14.  und  15.  Jh. 

Wir  haben  oben  S.  1373  f.  gesehen,  in  welcher  Weise  im  Verlauf  etwa 
der  ersten  vier  Generationen  nach  dem  Beginn  des  13.  Jhs.  der  Amtsbegriflf 
im  Gegensatz  zu  dem  alten  LehnsbegiiflF ,  dem  ministerialischen  Dienstbegriff 
und  schliefslich  auch  dem  modernen  Dienstlehnsbegriff  gewonnen  wurde.  Auf 
diesem  Amtsbegriff  baute  sich  nun  die  Lokalverwaltung  der  Territorien  des 
14.  und  15.  Jhs.  auf.  Aber  sollte  seine  Existenz  so  absolut  unangefochten 
geblie])en  sein ;  sollte  sich  nicht  eine  Reaktion  der  im  Lehns-  und  Dienstbegriff 
grofs  gewordenen  Familien  und  Geschlechter  erhoben  haben,  aus  welchen  man 
doch  schliefslich  die  Beamten  der  neuen  Landesverwaltung  nehmen  mufste? 
Zudem  war  die  Existenz  dieses  Amtsbegriffs  innig  verquickt  mit  der  Möglich- 
keit reiner,  geld wirtschaftlich  gedachter  Gehaltzahlung.  War  diese  Zahlung 
schon  völlig  durchführbar,  und  konnte  sie,  wenn  einmal  in  der  ersten  Hälft« 
des  14.  Jhs.,  in  einer  Periode  besonders  glänzender  Finanzen S  durchgeführt, 

Montabaur,  Felsberg,  Brechen,  Engers,  Hartenfels,  Argenfels,  Hammerstein,  Kobem,  Schmidtberg, 
Schöneck  (Hunsr.),  Mayen,  Münster,  Kaisersesch,  Ubnen,  Dann,  Schöneck,  Schönberg,  Hikles- 
heim,  Manderscheid,  Welschbillig,  Wittlich,  Saarburg,  Pfalzel,  Killburg,  Grimburg,  Hunstein, 
Baldenau,  SWendel,  Blieskastel,  Schwarzenberg,  Bemkastel,  Zell,  Kochern,  Baldeneck.  An 
verwandten  Nachrichten  s.  noch  Honth.  Ilist.  2,  701,  1544;  Scotti,  Chur-Trier  1,  322,  1548; 
Honth.  ffist.  2,  754,  1550;  8,  174,  1592.  Honth.  Hist.  3,  193,  1599,  Stand  der  Ämter: 
1)  Trier— Pfalzel — Grimburg:  komb.  Statthalter  u.  Amtmann  von  Fels,  2)  Saarburg — SWendel: 
Amtm.  V.  Soetem,  8)  Bemkastel — Hunolstein — ^Baldenau:  Amtm.  v.  Elz,  4)  Kilburg:  Dom- 
dechant,  5)  Welschbillich:  Chorbischof,  6)  im  Hamm  und  zu  Baldeneck:  Amtm.  v.  Kesselstadt, 
7)  Wittlich — Bruch:  Amtm.  v.  Fels,  8)  Manderscheit— Cröv:  Obervogt  und  Amtm.  v.  Kessel- 
stadt, 9)  Kochem — Daun— Ulmen:  Amtm.  Landhofineistcr  Zand  v.  Merl,  10)  Schöneck — Schön- 
berg— Prüm:  Amtm.  v.  Schönenburg,  11)  Prüm:  Mannrichter  v.  d.  Leyen,  12)  Fumay — F^pin — 
Rerin:  Officir  Nollet,  13)  Awans:  Officiatus  Nollet,  14)  Gusten:  Amtmann  v.  Mettemich, 
15)  Koblenz— Bergpflege— Engers:  Amtm.  v.  Scharfenstein,  16)  Ehrenbreitstein:  Ambt-  und 
Haubtman  v.  Scharfenstein,  17)  Boppard — Wesel — Welmich:  Amtm.  v.  d.  Leyen,  18)  Mon- 
tabaur— Molsberg:  Amtm.  Hoimarschall  v.  Elz  Obrist,  19)  Limbiu-g— Camberg — ^\'ilmar:  Amtm. 
V.  Ileyden,  20)  Münstermaifeld — Kobem:  Amtm.  v.  Soeteren,  21)  Mayen — Kaisersesch:  vacat, 
22)  Hammerstein:  Amtm.  Haußmann  v.  Namedy.  —  Versetzt  sind:  28)  Kempenich,  24)  Hön- 
ningen,  25)  Hartenfels,  26)  Werheim,  27)  Baldenstein,  28)  Schmidtburg,  29)  Wartenstem, 
30)  Blieskastel,  81)  Schwarzenburg.  Moser,  Staatsrecht  S.  184  giebt  (1740)  als  Trierer  Ämter 
an  a)  im  Oberstift  24:  Pfalzel,  Welschbillig,  Killburg,  Wittlich,  Neumagen— Drohn,  Schönecken, 
Schönberg,  Hillesheim,  Daun,  Ulmen,  Manderscheid,  Baldeneck,  Kochem,  Zell,  Schmidtburg, 
Wartelstein,  Bemkastel,  Baldenau,  Honstein,  Grimburg,  SWendel,  Sarburg,  SMaximin,  SPaulin; 
b)  im  Niederstift  13:  Koblenz— Bergpflege,  Ehrenbreitstein— Äugst,  Engers,  Hammerstein, 
Boppard,  Ober^-esel,  Montabaur,  Limburg,  Kamberg,  Münster,  Mayen,  Herschbach,  Grenzau. 
Nach  dem  Tableau  für  Errichtung  einer  erzstütischen  Miliz,  1794  Febr.  26,  aus  einem  Generale 
Kurf.  Clemens  Wenceslaus,  gedr.  Wyttenbach  u.  Müller  G.  Trev.  3  Animadv.  S.  86 — 87,  be- 
stehen um  diese  Zeit  88  Ämter.  —  Vgl.  auch  Honth.  Hist  3,  1—12.  —  CRM.  5,  278,  1776 
unterrichtet  über  die  spätere  Verwaltungseinteilung  der  hintem  Grafschaft  Sponheim. 

*)  Über  die  Gründe  einer  wohl  in  den  meisten  Territorien  besonders  günstigen  Finanz- 
lage während  der  1.  Hälfte  des  14.  Jhs.  s.  unten  S.  1472  ff.  ' 

89* 


[Entwicklung  der  Lsndesgewall.  —      1404     — 

im  15.  Jh.  unter  teil  weis  erecliweremlen  UmstAnden,  zur  Zeit  stärkerer 
niilitärisfher  und  administrativer  Anspannung  der  territorialen  Kräfte,  aufrecht 
erhalten  weriien? 

Wenn  aber  die  angeregten  Zweifel  Lehen  gewannen,  so  niuTsteu  sie  in 
einer  Rückbilclunf?  des  Auitsbejii-lffs  mit  seiner  Disjjositionsfreiheit  über  die 
Kräfte  der  Beamten  Ausdruck  finden.  In  der  That  tritt  mehrfach  eine  soldie 
Rückbildung  ein;  ihre  Etappen  können  mit  den  Worten;  Verpfändung  des 
Ajutes',  Verleihung  auf  Lebenszeit*,  Veriehnung",  Erblidikeit*:  bezeichnet 
werdeu,  imd  in  ihrem  Gefolge,  als  ihre  Kouse(|uenz  stellte  sich  jene  Zer- 
splitterung der  Ämter  ein,  welche  sich  oben  konstatieren  liefs. 

Diese  Zersplitteninfj  und  die  ihr  folgende  Wialervereinigung  hinderte 
aber  mm  bei  dem  Chai'akter  der  mittelalterlichen  Anitmannschaft  keineswegs 
die  feste  Ausbildung  einiger  vornehmlich  imd  technisch  administrativer  Ämter. 
Von  ihnen  und  ihrem  VerhiÜtnis  zur  Aintniannschaft  ist  noch  zu  sprechen,  be- 
vor ein  voller  Überblick  über  die  Lokalverwaltung  der  Territorien  gewonnen 
wenlen  kann. 

Dem  Charakter  jener  Elemente  gemäfs,  aus  deren  ZusnnunenschliUs  sich 
die  Landesgewalt  entwickelte,  handelte  es  sich  hier  zimächst  um  die  ver- 
waltungsmflJsige  Umbihlung  von  drei  grofsen  Machtgelneten,  der  Giimdherr- 
schaft  des  Landesherm  als  der  domanialen  Basis  filr  die  gesamte  Territorial- 
bildung, der  landesherrlichen  Vogtgewalt  als  des  filr  Polizei  und  Gerichts- 
veifasBung  entscheidenden  Elementes,  endlich  des  Regaiienhesitzes  für  die  Aus- 
bildung indirekter  Belastung.  In  welcher  Weise  traten  nun  diese  Elemente 
in  die  Lokalverwaltung  der  Amtsbezirke  ein,  in  welches  VerhiÜtnis  wurden 
(iie  zum  Verwaltungsbereich  des  Amtmanns  gebracht? 

Bei  den  Begalieu  handelte  es  sich  im  wesentlichen  um  Münze,  Geleit  und 
Zoll  bezw.  Accise.  In  allen  diesen  Vei'waltungszweigen  ist  von  irgendwelchem 
Anschlufs  an  die  Amtsverwaltung  nicht  die  Rede.  Die  Münze  steht  zunächst 
absohlt  fHr  sich;  die  i>ersönliche  Thätigkeit  der  Münzer  verteilt  sich  auf  nur 
wenige  Ämt«r;  die  gesamte  MOnzverwaltung  steht  direkt  unter  der  Zentral- 

')  Zu  .InitsverpfdndungeD  s.  Bd.  3  No.  90.  1310;  CRM.  3,  110,  1332  (liiirg  und  Vogtei); 
'Bald.  KosselsL  S.  628,  1335;  Bd.  3  No.  182,  1350;  No.  198,  13.55;  Guprz,  Regg.  d«T  Erzb. 
■i.  J.  1358  Febr.  8;  (Bd.  3  No.  210  §  7,  1380);  (No.  229,  1415);  Töpfer  2,  317,  1446;  Bd.  3 
No.  267,  1459;  No.  244,  1464;  No.  263,  1486;  No.  273, 1499;  •Kirdienarclüv  SGangolf-Trier 
1499.  Im  J.  1599  sind  9  Ämter  versetzt,  s.  Houth.  Hist.  3, 193,  cit.  S.  1401  Note  7,  auf  S.  1403. 
Die  Konsequenz  der  Verpfandung  war  natürlich  die  Innehaltung  des  belrefil'ndfn  .Ijntes  durch  den 
Claubiger  bis  zur  Zahlung  der  Pfandgumme,  s.  Bd.  3,  S.  228,  ISÖ.5,  und  *Bald.  Kesselst.  S. 
628,  1335  F'obr.  9:  Dietrich  von  Staffel  wird  Kommandant  der  Burg  Baldenstein  gegen  Zah- 
lung von  400  fl.  Der  Erzbigchof  kann  ihn  nicht  entsetzen  vor  Zahlung  von  400  pimt  hl.  oder 
iren  wert  an  gereitem  gelde,  einen  deinen  gl.  von  Florentien  vor  1  punt  hl.  oder  einen  grozzen 
Tflmose  vär  Kwenzig  hl.  Die  Pfandbriefe  konnten  auch  an  andere  obeitragen  werden  —  und 
damit  auch  das  Amt,  s.  Bd.  3  No.  263,  i486;  iind  'Ivirchenarchiv  SÜangolf-Trier  1499. 

•')  S.  oben  S.  1381  Note  3. 

")  S.  Bd.  3  No.  233,  1434. 


—     1405     —  I^ie  Lande^verwaltung.] 

Stelle  ^  Das  Gleiche  gilt  aber  auch  für  den  Zoll  und  verwandte  Verwaltungen. 
Auch  hier  ein  absolut  für  sich  stehendes  Beamtenpersonal  ^,  eine  von  der 
Lokalverwaltung  in  keiner  Weise  abhängige  Kontrolle^,  eine  Berührung  mit 
der  Amtsverwaltung  höchstens  in  Form  von  Geldanweisungen  auf  die  Zoll- 
verwaltung seitens  der  Zentralstelle  *,  wie  solche  Anweisungen  gegenüber  jedem 
dritten  vorkommen  konnten.  Somit  stand  die  gesamte  Regalienvem'altung 
der  Lokalverwaltung  fem;  nichts  beweist  hierfür  wohl  btlndiger  als  der  Um- 
stand, dafe  Teilverwaltungen  dieses  Verwaltungszweiges  häufig  genug  verpachtet 
wurden  ohne  irgendwelche  Rücksicht  auf  das  Amt,  in  dessen  Bezirk  sie  lagen  ^, 

Bildete  sich  die  Eegalienverwaltung  somit  als  ein  völlig  für  sich  stehen- 
der Teil  der  Territorialverwaltung  aus,  so  war  das  Schicksal  der  Vogtei  ein 
anderes.  Nur  selten  finden  wir  innerhalb  der  Landesverwaltung  des  14. 
und  15.  Jhs.  besondere  Vogtämter  neben  den  Amtmannschaften*;  das  Ge- 
wöhnliche ist  der  völlige  Untergang  der  Vogtei  als  einer  durch  ein  besonderes 
territoriales  Amt  vertretenen  Gewalt.  Sehr  natürlich:  die  Vogtgewalt  als 
Landesschutzgewalt  war  an  den  Amtmann  übergegangen;  sie  bildete  bis  zu 
d6m  Grade  den  Kern  seiner  Amtsgewalt,  dafs  die  Amtleute  in  manchen  Teiri- 
torien  geradezu  Vögte  hiefsen''.  Weiterhin  war  mit  der  ausgebildeten  Vogt- 
gewalt oft  eine  weitgehende,  aus  gerichtlicher  Vertretung  entwickelte  gerichts- 
herrliche Gewalt  verbunden  gewesen.  Sie  erscheint  jetzt  ebenfalls  an  den 
Amtmann  übertragen  und  spricht  sich  nunmehr  in  der  gerichtlichen  Exekutions- 
gewalt desselben  aus.  Dagegen  war  der  Gerichtsvorsitz  im  allgemeinen  eben- 
sowenig Sache  des  Amtmanns,  wie  einst  des  Vogtes;  zu  seiner  Handhabimg 
ist  eine  neue  Gerichtsverfassung  aus  der  Grundherrschaft  heraus  durch  Schei- 
dung der  administrativen  und  gerichtlichen  Funktionen  des  Meieramtes  und 
Übertragung  derselben  auf  getrennte  Schultheifeen-  und  Wirtschaftsmeierämter 
entwickelt  worden. 

Bevor  wir  aber  diese  Bildung  und  ihre  Stellung  innerhalb  der  lokalen 
Landesverwaltung  erörtern,  ist  es  nötig,  die  Stellung  der  landesheiTlichen 
Grundhen-schaft  innerhalb  dieser  Verwaltung  überhaupt  ins  Auge  zu  fassen. 
Und  da  ergiebt  sich  denn,  dafs  die  technischen  Verwaltungen  der  Grundherr- 
schaft ebensowenig  eine  absolute  Verbindung  mit  der  Amtmannschaft  einge- 
gangen sind,  wie  die  Regalienverwaltung.    Es  läfst  sich  das  ziemlich  allseitig, 


1)  S.  Bd.  2,  878  f. 

«)  S.  Bd.  2,  285. 

8)  S.  Bd.  8  Wortr.  u.  d.  W.  cista. 

^)  S.  Bd.  8  No.  142,  1888.    Hierüber  hinaus  gebt  nur  Bd.  8,  468,  t9,  1856. 

'^)  S.  oben  S.  964,  speziell  Note  2;  Bd.  2,  878  f. 

ß)  S.  oben  S.  1107  und  S.  1870  Note  1,  dazu  WHamm  1839,  cit  S.  1068  Note  9,  S.  1115 
Note  2;  Bd.  8  No.  241,  1461;  WErpeldingen  1585,  Hardt  S.  228;  vgl.  auch  Grimm  RA.  756 
Note,  Jülich:  unsere  amtleute,  vögt,  Schultheißen,  richter,  schefFen,  boden,  fronen,  honnea 
und  andere  unsere  befehlshaber. 

^)  S.  oben  S.  1136  Note  1. 


[Entwicklung  der  Landesgewalt  —     1406     — 

hei  der  Forstverwaltung  und  Bauverwaltung  ebensowohl  wie  bei  den  Meier- 
äiiitern  verfolgen. 

Die  Forstverwaltung  nahm  von  jeher  eine  besondere  Stellung  ein ',  wenn 
sie  auch  stets  zur  Fronhofsverwaltung  in  näherer  Beziehimg  stand;  und  die 
Abwandlung  der  Amts-,  Lehns-  und  Dieustbegriffe  vollzieht  sith  in  ihr  beson- 
ders rasch,  ja  fast  vorbildlich  fUr  die  allgemeine  Entwicklung.  So  sehen  wir 
in  ihr  bereits  in  dem  ei-sten  Vierte!  des  13,  Jhs.  den  Amtsbegriff  über 
den  LehnsbegriiT  siegen  * :  ein  Vorgang,  der  allein  schon  zeigt,  dafs  die  Forste 
Verwaltung  im  Beginn  der  Territorialeutwicklui^  nicht  in  enger  Verbindung 
mit  der  Äraterbildung  gestanden  haben  kann.  In  der  That  wai'  sie  von  jeher 
der  Zentralstelle  direkt  unterstellt^;  und  dieser  Zustand  bleibt  auch  der  Re^I 
nach  noch  über  das  14.  Jh.  hinaus  erhalten.  Dementsju-echend  werden  die 
einzelnen  Jäger  —  und  die  Jäger  spielen  noch  eine  gröfsere  Rolle  als  die 
stationären  Förster  —  von  der  Zentralstelle  unter  l)estinnnter  Vereinbarung 
mit  dem  jeweiligen  Amtmann  in  die  Ämter  deputiert;  von  einer  Unteratellung 
derselben  unter  die  Amtsverwaltung  verlautet  nichts*.  Eine  Änderung  beginnt 
eich  in  diesen  Dingen  ei-st  im  Laufe  des  15.  Jhs.  vorzubereiten.  Je  mehr  die 
Forsten  wegen  ihres  Holzreichtums,  und  nicht  mehr  blofs  wegen  des  Wild- 
standes, wirtschaftlichen  Wert  erhielten,  um  so  mehr  mufste  es  sich  um  dauernde 
örtliche  Aufsicht,  um  so  weniger  um  blofs  voillbergehende  Jagdau&beutung 
bandeln.  Diese  Aufsicht  aber  wurde  nun,  wie  wir  sahen',  seit  der  zweiten 
Hälfte  des  15.  Jli.  den  Amtleuten  anvertraut.  Danut  nmfste  auch  leicht  ein 
bald  genauer  zu  entwickelndes  Aufsichtspersoual  ihrer  Einwirkung  verfallen. 
Anzeichen  hierfür  lassen  sich  schon  in  dem  Bd.  3  No.  260  fredruckten  An- 


I)  S.  oben  S.  494  ff. 

^)  UErzstift  Abschn.  de  officio  foresti  S.  401,  13  -Ilis.:  im  Hochwald  darf  niemand 
jagen  oder  tisehen  oder  roden  nisi  permissione  episcopi  vel  eius,  cui  ipse  hoc  otSciiim  com- 
tniseril,  non  enim  est  bcneticium.  S.  weiter  MR.  ÜB.  3,  162,  ca.  1220:  die  Jäger  des  Grafen 
von  Luxenilmrg  werden  officiaies  genannt,  und  Bodmann,  Rheingau  1,  480,  1267:  Werner, 
Erzliischof  von  Main:;,  tiberträgt  an  Conrad  Halbir  von  Riidesheim  und  dessen  Erben  offi- 
cium seil  ininisterium  custodie  ferarum,  quod  vuigaiiter  dicitur  wildforsterambacht,  in  foi-t'sto 
noBiro  . .  caiiimerrorBt . .,  ut  inde  feras  fideliter  custodia!,  feripetas  ad  iusiain  sui  coherclttonem 
perducat,  amplius  et  nobis..,  si  quando  [so  zu  I.]  venandi  causa  ibidem  divertere  nos  con- 
tigerit,  in  hospitio  et  annona  feris  et  piscibus  vehiculis  etiam  alimonia  canuni  et  accipitnun 
ceterisfjue  ncccsaitatibiis  inserviat,  prout  alü  custodes  femrum  hactenus  consuevenint;  in  re- 
stannim  cuius  sen'itii  dedimus  et  concessimus  . .  eidem  huobani  unam  predicti  foresti . .  titulo 
officii  predieii  encolendam  pariter  et  haliendam  iure  iisufinictuario  perpeiuis  futuris  temporibus 
necnon  et  immunitatem  bonorum  suorum  que  nunc  possidet  ab  omni  onere  decimationis. 
Dazu  s.  Urkunde  des  Erzbischofs  Peter  vom  J,  1316  (a.  a.  0.  S.  480):  officium  custodie  seu 
banni  ferarum  . .  non  iure  feodi  sed  puri  minisierii  coiittilimus  (Hermantio  Potonlj  suisque 
Buccessoribiis. 

"]  S.  oben  S.  494  f. 

')  S,  Bd.  3,  S.  285, 1,  1420;  auch  Bd,  3,  410,  e  f.,  1327—28;  410,  ii  f.,  3»,  1327—28; 
Trierer  Kellnereiordnung  1509  g  19. 

")  S.  oben  S.  1399. 


—     1407     —  Die  Landesverwaltung.] 

stellungspatent  eines  Lokalförsters  vom  J.  1478  erkennen.  Zwar  wird  hier 
eine  Unterordnung  unter  den  Amtniann  noch  nicht  ausgesprochen;  aber  es 
wird  doch  schon  der  Wirkungskreis  des  neuen  Beamten  nach  einem  Amts- 
bezirk abgegrenzt.  Da  konnte  die  Ausbildung  einer  Kontrolle  durch  den  Amt- 
mann wohl  nur  Frage  der  Zeit  sein^ 

Während  die  Forstverwaltung  auf  diese  Weise,  ursprtlnglich  völlig  los- 
gelöst von  der  Lokalverwaltung,  doch  mit  zunehmender  Intensität  der  Wirt- 
schaft gegen  Schlufs  des  Mittelalters  in  gewisse  Berührung  mit  den  Ämtern 
zu  treten  beginnt,  scheint  sich  die  Bauverwaltung  ^  stets  nur  von  der  Zentral- 
stelle abhängig  gehalten  zu  haben:  wenigstens  gab  es  noch  um  die  Mitte  des 
14.  Jhs.  im  Trierschen  nur  6in  Bauamt,  dessen  Angestellte  bei  Bedarf  durch 
das  ganze  Land  versendet  wurden,  ohne  dafs  sie  am  Orte  ihres  jeweiligen 
Aufenthalts  in  Unterordnung  unter  die  Lokalverwaltung  traten^. 

Dem  Bauamt  und  der  Forstverwaltung  gegenüber  nimmt  nun  die  eigent- 
liche grundherrschaftliche  Domanialvei-waltung  in  den  Meierämtem  insofern 
eine  etwas  abgesonderte  Stellung  ein,  als  es  sich  hier  von  jeher  nicht  um  eine 
einheitliche,  zentralisierte  Verwaltung,  sondern  stets  um  eine  grofse  Eeihe 
lokal  verteilter  Verwaltungen  handelte.  Gleichwohl  treten  auch  die  Meier- 
ämter in  keine  direkte  Berührung  mit  der  Verwaltung  des  Amtmanns.  Der 
Grund  liegt  in  dem  Umstand,  dafs  die  Meierämter  des  14.  Jhs.,  ja  schon  des 
13.  Jhs.  nach  Ausscheidung  der  Gerichtsfunktionen  mit  Ausnahme  des  Vor- 
sitzes in  den  hofgenossenschaftlichen  Baudingen  zu  einfachen  Zins-  und  Reuten- 
rezepturen,  hier  und  da  unter  Aufrechterhaltung  einer  kleinen  Eigenwirt- 
schdt,  geworden  waren.  Sie  waren  mithin  rein  finanzielle  Ämter  geworden*: 
der  Amtmann  aber  hatte  gerade  mit  der  lokalen  Finanzverwaltung,  wie  wir 
schon  bemerkten,  fast  nichts  zu  schaffen.  Diese  Verwaltung  war  Sache  des 
Kellnei-s:  ihm  unterstanden  daher  die  Meier  als  Unterbeamte. 

Nun  hatten  sich  aber  die  gerichtlichen  Funktionen  des  Meiers  auf  den 
Schultheifsen  tibertragen:  aus  den  Hofgenossenschaften  mehrerer  Meierämter 
war  der  Eegel  nach  6in  Gericht  gebildet  worden,  dieses  hatte  sich  mehr  oder 
minder  vollendet  auf  einen  fest  umgrenzten  Bezirk  projiziert,  es  war  zum 
Grundgericht  geworden,  und  an  seiner  Spitze  stand  nunmehr  als  besonderer 
Gerichtsbeamter  der  Schultheifs  *.    Für  diese  Schultheifsen  war  eine  Ordnung 


^)  S.  dazu  schon  oben  S.  125  f. 

^)  S.  UStift  S.  411:  dolabra,  id  est  redditus,  qui  sie  vocantur  eo,  quod  ad  edificium 
pertineant. 

»)  S.  Bd.  3,  S.  220  No.  f.,  c  1350 ;  vgl.  Bd.  3,  S.  410,  ss,  1827-28. 

*)  S.  dazu  oben  S.  873. 

'^)  S.  oben  schon  S.  176,  281,  dann  S.  735  f.,  772,  878,  1052  f.,  1057  f.,  1257;  Bd.  2, 
172  f.  Dabei  braucht  die  Bezeichnung  Schultheifs  für  den  Vertreter  dieses  Amtes  nicht 
stets  vorzukommen,  wie  denn  auch  der  Ausdruck  Schiütheifs  während  des.  späteren  Mittel- 
alters in  mannigfach  anderen  Verhältnissen  gebraucht  wird.  S.  dazu  z.  B.  oben  S.  1009; 
1041;  Bd.  3,  112,  i8,  1325;  WAuw  1483,  Arch.  Maximin.  1,  349,  cit.  oben  S.  1098  Note  1; 


[Entnicklung  der  Lande  sgewalt.  ^     1408     — 

ihres  Verhältnisses  zum  Aiiitiimnii  um  so  weniger  zu  umgehen,  als  sich  der 
Aiiitiiiann  im  Besitz  der  gerichtlichen  Z^wanRi^ewalt  befand'.  Die  Abgrenzung, 
welche  sich  hier  herstellte,  verlief  nun  ganz  in  der  Weise  der  alten  Scheidung 
zwischen  Vogtei  und  Gerichtshaltung  * :  der  Amtmann  llbeniahm  die  Exekution 
in  <len  Schultheifsenamteni  seines  Bezirks,  der  Schultlieifs  den  GericitsvotBitz 
in  seinem  Amt';  nur  selten  gelang  es  dem  letzteren,  auch  die  gerichtliche 
Zwang^gewalt  zu  erwerben*.  Dafür  steht  ihm  aber  wohl  bisweilen  da.s  Ver- 
eidigui^:8-  und  Bestiltigimgsrecht  der  autonomen  Beamten  seines  Gerichta- 
bezirkes  zu ".  Einen  andern  Weg  schlägt  die  Entwicklung  anfangs  nur  in  den 
gi-öfaeren  Städten  ein.    Hier  hatte  das  Amt  des  Schultheifsen  sich  schon  fi^her, 

WDeUem  16  Jh.,  Trierer  SbiJtbibl.  1642  Bt.  75»,  dt.  oben  S.  1036  Note  4.  Zu  Tenrandten 
sonstigeil  Vorkommnissen  8.  oben  S.  10.17  Not*  8. 

')  8.  olwn  8.  1405. 

')  8.  oben  8.  1112. 

')  Zu  dieser  Ordnung  s.  aus  späterer  Zeit  die  ausführlielien  Beatiminungen  der  Anits- 
ordnuDfien,  z.  B.  Sponheimer  Onbrnng  14S7  g  6:  ieglicber  anitman  sol  in  eim  ifgUchen  dorf 
and  f^erichte  mit  äem  RcliiiltheißeD  dasell>s  besltillen  und  vei^o^^en,  daz  derselbe  scbultheiße 
im  alle  rierteil  jars  verschrieben  gebe  alle  frevebi,  die  in  demselben  gerjchte  verschuldet 
siDt  und  sich  hei^ngen  liant,  und  waz  umb  ein  iegliche  frevel  herkomt  si;  und  aol  dan  der 
amptnian  soliche  freveln  in  bIwesen  eins  schultbeiBen  und  anderer  erbarer  lute.  ob  er  die  zu 
im  geziehen  mag,  verteidingen,  und  den  mit  ime  uberkoraen  lassen,  der  die  frevel  ver- 
si'huldet  hat,  nach  dem  dan  die  frevel  ist  und  waz  also  darus  laufet  luid  geet,  daz  eol  der 
lantachriber  in  demsetl>en  anipt  inncinen  und  in  «in  recbnung  setzen  und  daz  gaiu  ver- 
rechenen.  Weitere  Eingriffe  des  Amtmanns  zeigt  schon  die  Trierer  Amtsordnung  1574  §  11: 
die  Amtleute,  Kellner  und  Amtxachreiber  setzen  die  Gerichtsbursen:  ftlsdan  zu  erkundigung 
notwendiger  wahrer  umbstende  unsere  ambtleutli  keiner  land-  und  ambtscbreiber  sich  jeder- 
zeit bei  scboltheisen  liurgermeistem  meicrs  gerichten  heiniburgem  geschworen  und  gemeinden 
berichts  werden  zu  erholen  wissen.  S.  auch  noch  Blankenheimer  Amtsstatut  15.  Jhs. ,  Ann. 
d.  hist.  Ver.  f.  d.  Niederrh.  9 — 10,  123.  unter  dem  Amtmann  ein  Schultheifs:  want  der 
sfholliß  ein  pert  halt,  ind  zu  Keile,  zo  Gunderstorf,  zo  Woishen  [!],  zo  Holsmolen  ind  so 
vast  an  allen  enden  des  landcs  boeden  sint,  so  endarf  er  niet  [so  xu  lesen]  lantboeden  in 
deme  huise  noch  in  der  kost  lialden;  ind  der  scholtiß  [folgt  in  Ennens  Ausgabe  eine  völlig 
unverstandliche  Zeile],  want  it  seiden  vclt,  die  gcricht  zo  besitzen,  so  hait  hie  dat  bas  zo 
beriden,  dan  einre  zo  belofen,  hie  voert  it  auch  lichtlieher  in  dat  huis  zo  perde,  ilan  it  einre 
zo  vois  droege,  ind  dat  allet  binnen  min  zitz,  korzcr,  ind  endclirher,  dan  anders.  Aus 
früherer  Zeit  vgl.  zum  Verhältnis  von  Amtmann  und  Schuliheifs  schon  MB.  ÜB.  3,  1443, 
1258,  wo  der  Vogt  ganz  Amtmannsstelle  einnimmt;  s.  daüu  WBachariicli  1386,  G.  2,  216, 
dt.  oben  S.  1050  Note  1,  1109  Note  1;  CRM.  3,  208,  1264.  dt.  oben  S.  1108  Note  5; 
UMünstermaifeld,  IIa.  Koblenz  St  A.  CXI»  Bl.  IfiS  CXIb  Bl.  18»,  cit.  oben  S.  1229  im 
Text;  Bd.  3,  112,  20,  1309;  0.  Trev.  c  258,  1348:  Auftreten  der  Gdfsler,  welche  dominus 
Balduintis  non  per  plebanos,  quos  laid  interfecissent,  sed  per  suos  burchgravios ,  scultetos 
et  Ecabinoa  executioni  mandavit,  et  cos  vix  extirpavit. 

*)  S.  oben  S.  1126  !.  Zmn  Übergang  der  Vogtei  an  den  SchultheiTsen  s.  auch  Kind- 
linger,  Hörigk.  S.  73. 

5)  S.  WObermendig  1452  S  13,  G.  6,  645,  cit.  oben  S.  1007  N.'te  2:  Arch.  Masimin. 
1,  -565,  1484,  dt,  oben  S.  1049  Note  2.  In  beiden  Fällen  freilich  handelt  es  sich  nicht  um 
landesherrliche  Schultheifsen.  Im  übrigen  stand  das  im  Text  genannte  Recht  bekanntlieh 
den  Amileuten  zu,  s.  oben  R.  1398. 


—     1409     —  I^ie  Landesverwaltong.] 

wie  sonst  im  13.  Jh.,  zu  großer  Bedeutung  emporgeschwungen;  und  so  kam 
es,  dafs  hier  den  Schultheifsen  anfänglich  zugleich  die  Funktionen  des  Amt- 
manns zufielen  ^  Indes  seit  dem  zweiten  Viertel  des  14.  Jhs.  änderte  sich  das 
nicht  selten*;  vielfach  treten  Amtleute  als  besondere  Vertreter  des  Landes- 
herm  neben  den  Schultheifsen  auf^  und  wissen  allmählich  die  Befugnisse  des 
Schultheifsen  mehr  oder  minder  an  sich  zu  ziehen.  So  kann  es  kommen,  dafe 
sich  in  einzelnen  Städten  die  Funktionen  des  Schultheifsen  und  Amtmanns 
völlig  verquicken ;  worauf  denn  zur  Bezeichnung  des  vollen  Amtsumfangs  bald 
der  Name  Schultheifs,  bald  der  Ausdruck  Amtmann  Verwendung  findet*. 

Wurde  durch  diese  Verschmelzungsvorgänge  das  Verhältnis  zwischen 
Amtmann  und  Schultheifs  in  den  Städten  vielfach  bis  zur  Unkenntlichkeit  ge- 
trübt und  vei-schoben,  so  traten  auch  auf  dem  platten  Lande  verwandte  Ver- 
dunkelungen infolge  der  immer  stärker  entwickelten  amtmännischen  Rechts- 
sprechung ein.  Wir  haben  sie  hier  nicht  näher  zu  verfolgen;  im  allgemeinen 
lief  die  Entwicklung  darauf  hinaus,  die  Schultheifsen  und  mit  ihnen  die  alte 
Rechtssprechung  immer  mehr  von  den  Amtleuten  abhängig  zu  machen*. 

Übemeht  man  nun  das  gesamte  Gebiet  der  landesherrlichen  innerhalb 
der  Amtsbezirke  verlaufenden  Verwaltung,  soweit  dieselbe  sich  auf  Grund  der 
Bildungselemente  der  Landesgewalt  selbständig  entwickelte,  so  wird  das  Er- 
gebnis darin  gefunden  werden  müssen,  dafs  nur  wenige  Zweige  dieser  Ver- 
waltung in  engere  Beziehung  zur  Amtmannschaft  traten.  Zwar  die  Vogtei 
verschmolz  mit  der  Amtmannschaft,  die  Gerichtsverwaltung  wurde  im  Stadium 
des  Rechtsvollzugs  an  sie  gekettet,  aber  die  Regalienverwaltung  ordnete  sich 
ihr  nicht  unter,  und  die  grundherrliche  Verwaltung  wurde  absichtlich  von 
ihr  getrennt.  Eine  derartige  Ausbildung  bedeutete  indes  keinesw^  eine  Un- 
fähigkeit der  Lokalverwaltung  zur  Assimilation  von  Verwaltungen,  auf  deren 
Kern  hin  scfiliefelich  das  Territorium  entwickelt  worden  war ;  sie  lief  \ielmehr 
auf  den  weisen  Gedanken  hinaus,  den  Amtmann  von  jedem  Eingriff  in  die 


^)  Die  karolingischen  ludices  werden  in  den  Städten  zu  Schultheifsen,  s.  oben  S.  727. 

2)  8.  oben  S.  727  Note  3  Schlufs;  und  S.  1343  f. 

^)  S.  z.  B.  Guden.  CD.  2,  986,  1305:  W.  comes  de  Monte  viris  providis  et  honestis 
sculteto  scabinis  consilio  ceterisque  oppidanis  suis  Remagensibus  salutem  et  affectum  sincerum. 
Gerhardum  de  Landescrone  vobis  pro  officiato  mittimus  atque  damus,  mandantes  etvolentes, 
ut  sibi  in  omnibus  obediatis  tamquam  nobis.  Datum  anno  m.  ccc.  quinto  in  die  epiphanie 
domini.  Der  Schultheifs  anscheinend  rein  auf  die  Gerichtsbarkeit  beschränkt  auch  Bd.  3, 
No.  131,  1335. 

^)  So  steht  schon  MR.  ÜB.  3,  658,  1239  an  der  Spitze  von  Bitburg  ein  scultetus, 
welcher  die  Kammereinkünfte  der  Luxemburger  Grafen  sammelt  In  den  Münstermaifelder 
Akten  des  14.  Jhs.,  beispielsweise  Bd.  3,  510,  e,  529,  si  und  521,  is,  4o,  523,  9,  wechseln 
die  Ausdrücke  Schultheifs  und  Amtmann  für  denselben  Beamten;  und  das  WMünstermaifeld 
1417,  seinem  Charakter  nach  aus  Ende  13.  oder  Anfg.  14.  Jhs.,  nennt  da  den  Schultheifs,  wo 
WMünstermaifeld  1372  den  Amtmann  hat    S.  auch  oben  S.  1344  Kote  4. 

'^)  Vgl.  oben  S.  1330  f. 


I Entwicklung  der  Land esgeis  all.  —     1410     — 

Finauzverwaltung  fern  zu  halteo  uud  fUr  diese  eine  besondere  Beamtenkate- 
gorie  zu  entwickeln:  die  Kellner'. 

Kelluereieu  im  Sinne  der  si)äteren  Aiiitekellnereien  sind  genau  seit  Be- 
ginn des  14.  Jhs.  nachweisbar*;  seit  etwa  den  dreifsiger  Jahren  des  14.  Jhs. 
treten  sie  dann  zahlreicher  auf^;  bis  zum  Schluls  des  Mittelalters  wenlen  im 
Trierer  Kurfüi-stentum  etwa  20  ^renannt*.  Um  1599  sind  im  gleichen  Terri- 
torium in  43  alten  zu  21  neuen  Bezirken  komirinierteii  Ämtern  24  Kcllnereien 
vorhanden,  doch  keineswegs  so,  dafs  im  allgemeinen  auf  ein  neues  Amt  jedes- 
mal eine  Kellnerei  käme;  es  giebt  vielmehr  in  6  Ämtern  Überiiaupt  keine 
Kellnerei,  und  in  9  kombinierten  Ämtern  bestehen  1  bis  3  Kellnei-eien ".  Schon 
aus  diesen  Angaben  folgt,  ilafs  die  Eutwickluu;:  der  Kellnereien,  obwohl  später 
liegend,  als  diejenige  der  Äinter",  sidi  keineswegs  völlig  den  Amtsbezirken 
angeschlossen  hat  "Wie  eine  Personalunion  in  der  Verwaltung  mehrerer  Kell- 
nereien möglich  war',  der  nicht  selten  eine  Verschmelzung  der  Verwaltung 
gefolgt  sein  mag,  so  konnten  stets  mehrere  Ämter  nur  ^ine  Kellnerei  haben; 
und  andererseits  ist  in  einzelnen  kleineu  Ämtern,  namentlich  da,  wo  der  landes- 
herrliche Domanialbetrieb  gering  war  o<ler  fehlte,  nie  eine  Kellnerei  eingeführt 
worden*.    In  diesem  Falle  fllhrte  der  Amtmann  seinerseits  aurh  die  Finanz- 


')  Quellen  xiir  Gescliicbt«  der  Kellnereien  einJ  zuniLchst  die  allgeuicinen  Urkimden, 
dann  speziell  die  Kechnimgen,  Drchargen  und  Kellnerei ordnimgcu.  Von  den  letzteren 
kommen  aus  unscTer  Gegend  in  Betracht  die  Spunbeimer  Ordnung  von  1437,  Mones  Zs.  Bd.  6, 
390  ff.,  und  die  Trierer  Ordnung  von  1509,  Bd.  5  No.  280.  Zur  Qaellenfcunde  der  Rechnungen 
B.  Bd.  2,  ISO  ff.  Dechargen  sind  Bd.  3  S.  170  Note  1  venreichnet,  aufserdem  vgl.  die 
Urkunden  von  Uli  April  25,  1443  Aug.  3,  1466  Febr.  11,  1467  .luü  13,  1476  Man:  11  in 
Bd.  3,  und  (inerx.  Regg.  der  Erzhb.  zuni  5.  Febr.  1473.  2.5.  Juli  1477,  4.  Juni  1480,  7.  Mai 
1494,  17.  März  1496,  14.  Febr.  und  28.  März  1498,  28.  Miira  1500,  U.  Febr.  1502,  auch 
zum  11,  .lan.  1329,  ntid  zu  Aug.  1360-1861  (S.  352). 

«)  S.  für  Welschbillig  -Or.  Koblenz  St  A.,  Erzstift  Trier  Staatsarchiv,  1301  Juni  25; 
für  Mfinstermaifeld  Bd.  3,  109,  w,  1302;  für  Koblenz  CRM.  3,  29,  1307,  eil.  oben  S.  815 
Note  9;  lür  Arlon  Bd.  3,  358,  w,  1309.  Docb  gebort  bieriier  vielleicht  schon  der  officiatua 
des  Burggrafen  von  Rheineek  in  der  Rhenser  Rechnung  Bd.  3  No.  28-5,  1277—1291,  vgl. 
oben  S.  997  Note  4. 

')  S.  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  W^V.  cellerarius,  keiner. 

')  S.  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  W.  cellerarius.  S.  auch  G.  Trev.  c.  275,  um  1435:  in 
Limpurch,  MouthBbor,  Erenbreitstein,  Monasterio-Meinfelt,  Jleien,  Kochem,  Witlicli,  Sarhurch 
ac  aliis  cellerariis  totius  dioccsia  Trevirensis. 

")  Honth.  fflst  8,  196,  1599. 

*)  So  ist  z.  B.  im  J.  1310  in  Saarburg  eine  Kellnerei  anscheinend  noch  nicht  vor- 
handen, s.  Bd.  3  No.  90,  wohl  aber  1827  schon  ganz  ausgebildet,  s.  Bd.  3  No.  288. 

■')  S.  Bd.  3  No.  226,  1411;  No.  236,  1443. 

*)  So  bat  Manderscheid  weder  1337  (Bd.  3  No.  HO)  noch  1599  (s.  Note  5)  eine 
Kellnerei.  Zu  kleineren  kelüierei losen  Ämtern  des  14.  Jhs.  s.  Arch.  Cienanx  No.  171,  1382: 
.  .  nos  lohannes  dictus  Schillinch  miles  de  superiori  Lainstein  .  .  Eimodus  .  .  Fridericus  de 
Deipurg  .  .  Simon  dictus  Broitsaich  et  lacobus  dictus  Hunczwin  aimigeri  de  Lainstein  inferior! 
notum  facimus  .  .,  nos  quitantias  recepisse  ex  parte  domini  nostri  Baldewini  Treverensis 
arcbiepiscopi  per  .  .  strenuum   militem   dominum  .  .  Eberhardum    dictum   Brenner    militem 


—     1411     —  Die  Landesverwaltang.] 

Verwaltung  \  wie  er  denn  auch  in  Amtsbezirken  mit  Kellnerei Verwaltung  die 
Kellnergeschäfte  bei  Abwesenheit  des  Kellners  oder  Vakanz  versah^,  während 
sich  nie  der  umgekehrte  Fall  einer  Führung  von  Amtsgeschäften  durch  den 
Kellner  findet.  Indes  ist  doch  trotz  dieser  Abweichungen  im  allgemeinen  an 
der  Anschauung  festgehalten  worden,  dafs  jedem  Amtsbezirk  auch  im  ganzen 
ein  Kellnereibezirk  entspreche^. 

Die  Kellner  dieser  Bezirke  waren  nun  Beamte  genau  im  Sinne  der 
Amtleute*;  sie  erhielten  Gehalt,  standen  zur  uneingeschränkten  Disposition 
des  Landesherm,  waren  für  ihre  Verwaltung  verantwortlich  u.  a.  m.  Schon 
früh,  spätestens  seit  Schlufs  des  12.  Jhs.,  finden  sich  hier  und  da  Finanz- 
beamte in  diesem  Sinne  ernannt*;  indes  durchschlagend  und  der  neuen 
Amtsverfassung  einigennafsen  angepafst  treten  sie  doch  erst  im  14.  Jh.  auf*. 
Das  Bedürfnis,  welchem  ihre  Einrichtung  entsprang,  ist  im  wesentlichen  ein 
doppeltes.    Einmal  genügte  das  Meiersystem  nicht  mehr,  nachdem  man  inner- 


biirgravium  in  Lainstein,  quivis  nostrum  pro  sua  pordone  ut  patebit  inferius:  vidclicet  ego 
lohannes  supradictus  miles  pagatus  sum  in  quinquaginta  Ib.  bl.,  ego  Eimodus  armiger  supra- 
dictus  in  quadraginta,  nos  vero  .  .  Fridericus  de  Deipurg  et  .  .  Simon  Broitsacb  armigeri 
predicti  quilibet  nostrum  pagati  sumus  de  triginta  Ib.  bl.,  ego  vero  lacobus  Hunczewin  pre- 
dictus  in  quindecim  Ib.  bl.  sum  pagatus,  protestantes  quod  nos  supradicti  recepimus  pecuniam 
memoratam  ex  parte  reverendi  domini  nostri  supradicti  pro  servitio  nostro  inpenso  seu  adbuc 
inpendendo,  si  necesse  fiierit,  contra  prepositum  Bunnensem  .  .  .  Item  ego  E.  miles  supra- 
dictus dedi  lohanni  de  Dicbeim  armigero  29  Ib.  bl.  et  4  s.  bl.  pro  equo,  quem  perdidit  apud 
Maguntiam  anno  supradicto.  CRM.  8,  496,  1868:  leb  Gerart  ein  bere  zo  Erinberg  bekennin 
micb  in  desim  offin  breve,  dat  mir  Ricbsint  amptman  zu  Kestillon  zein  gl.  gegevin  hait  van 
mine  burcblein,  dat  icb  daselvis  hain  yan  mine  herin  greve  Walraven  van  Spainbeim,  unde 
san  in  der  los  unde  quit  in  desen  quitanzbreve. 

')  S.  dazu  oben  S.  1898—1899. 

^)  S.  Bd.  8  No.  124,  1832. 

3)  S.  Bd.  8,  264,  18,  1420;  Scotti,  Cbur-Tner  1, 389,  1550,  cit  unten  Bd.  2,  884  Note  1. 

*)  S.  Bd.  2,  S.  581  No.  3,  1827—28;  Sponbeimer  Ordnung  1487  §  18:  die  Land- 
scbreiber  erbalten  jährlich  20  gl.,  1  fiider  wins,  10  mir.  koms  und  10  mir.  habem,  dazu 
werden  sie  beritten  gebalten.    S.  a.  a.  0.  auch  §  24. 

^)  S.  MK.  ÜB.  2,  103,  1190:  der  Erwählte  Jobann  verpfändet  an  das  Domkapitel  die 
Höfe  Pfalzel,  Ehrang  und  Kordel ;  die  Einnahmen  soU  eine  Yiererkommission  des  Domkapitels 
sammeln.  A  predicta  tamen  universitate  proventuum  totam  annonam  et  iura  minuta  excipi- 
mus,  que  per  ministros  nostros,  qui  nobis  fidelitatem  iuraverunt,  percipiemus.  MR.  ÜB.  8,  604, 
1287 :  der  Graf  von  Sponheim  bat  in  Böckelheim  einen  officialis,  welcher  im  Fall  der  Ab- 
wesenheit seines  Herrn  für  diesen  Zahlungen  zu  leisten  hat  MR.  ÜB.  8,  820, 1245,  die  Grälin 
von  Vcldenz  urkundet:  reddet  autem  annuatim  colonus  curtis  nostre,  qui  boveman  dicitor, 
in  Mulenbeim  decem  mir.  siliginis  et  decem  am.  vini  mensure  usitate  ibidem,  recipiendas  de 
nostro  torculari  de  vinea,  que  Isanes  dicitur,  et  decem  s.  monete  Treverensis;  et  colonus 
curtis  nostre  in  Audelle  novem  nur.  siliginis.  Über  diesen  coloni  steht,  wie  MR.  ÜB.  8, 
821,  c.  1245,  zeigt,  ein  procurator  in  Yeldencia,  welcher  die  Anweisungen  zur  Auszahlung 
erteilt.    Vgl.  auch  allenfalls  MR.  ÜB.  1,  416,  1108,  cit  oben  S.  834  Note  6. 

«)  S.  oben  S.  1410  Note  2;  vgl.  auch  Landau,  Salgut  S.  285  ff.  Über  die  SteUung  des 
Kellners  als  Wirtscbaftsverwalters  (Meiers)  und  seine  Entwicklung  im  18.  Jh.  orientiert  gut 
Heisig  S.  50-51. 


[Entwicklung  der  Landesgewall.  —     1412     — 

halb  der  landesherrlichen  Grundhen-schaft  die  landwirtschaftliche  Verwaltung 
des  DoiiianiuniH  von  der  Rezeption  der  grundhenlicheu  Renten  zu  losen  be- 
gonnen' und  gleichzeitig  die  Rezeptur  einer  grofsen  Anzahl  vogteilich-Iandes- 
henlicher  Gefälle  iu  die  Hand  bekommen  hatte.  Da  kam  es  darauf  an,  den 
Meier  des  Hauptortes  innerhalb  eines  bestimmten  Rezeptui'bezirks  mit  l)esoß- 
dereni  Ansehen  zu  bekleiden  und  ihn  mit  Funktionen  auszustatten,  für  deren 
Abgrenzimg  die  althergebrachten  Kellnereien  der  geistlichen  Institute  das  Vor- 
bild abgegeben  zu  haben  scheinen*.  So  entstanden  landesheirliche  Kellner, 
welche  zugleich  noch  Meier  eines  Hauptortes  wai'eu^,  «lemgemäfs  noch  dem 
Bauding  des  Hauptortes  prfeidieiten*  und  ein  mehr  oder  minder  grofsea 
Domanium,  namentlich  gern  ein  Weiiynit^,  in  Regie  verwalteten"*.  In  dieser 
Lage  erhalten  sich  viele  Kelhiereiverwaltungen  bis  zu  der  meist  jenseits  unserer 
Zeitbegrenzung  liegenden  Periode,  in  welcher  die  Verjtachtuiig  auch  dieser 
RegiegOter  aufkam '.  Andrerseits  aber  bestand  för  die  erwachsenden  Landes- 
herren  schon  frith  das  Bedürfnis,  in  ihren  gröfseren  Burgen  neben  dem  Burg- 
grafen einen  besonderen  Beamten  mit  der  Finanzverwaltung  zu  betrauen.  So 
entstanden  auf  diesen  Burgen  wiedenim  I)esondere  Kellner  —  in  Trier  sind  sie 
schon  im  ersten  Viertel  des  13.  Jhs.  nachweisbar^  — ,  deren  Amtsbereich  sich 


')  S.  oben  S.  1333. 

')  S.  oben  S.  829  f.,  auch  S.  815  Note  1.  Dagegen  bat  der  alte  Hon>eamte  unUrdem 
Namen  Cellerarius  (vgl.  z.  B.  MB.  ÜB.  1,  891,  1097)  mit  der  hier  erürtertf'n  Entwicklung 
nichts  zu  schaffen. 

")  Soichi'  sind  noch  f^miz  eviilmt  die  Kelluer  der  Speierer  Amlsordnung  vom  J.  1470. 

';  ä  ü.  C.  Majoitei  Bau^i^aiiiti  IS.  JU.  g  4,  G.  6,  635,  cit  oben  S.  1036  Note  3. 

»)  Trierer  Ordnung  von  1509  g  20. 

')  Trierer  Ordnung  von  1509  §  15;  WSerrlg  Irsch  Beiirig  16.  Jlis.  S  12. 

')  Sehr  früh  wird  die  VerpacLtunfr  schon  im  Sponheimstheu  versucht,  s.  Siionlieiuitr 
Ordnung  1437  g  19:  waz  guter  die  hersehail  biflher  selber  gebuwet  hat,  da  sollent  die  lant- 
Bchribere  mit  hilfe  und  rate  der  oberamptlute  dieselben  gutere  umb  einen  jerlichen  zinß 
underst^n  zu  verlihend,  die  man  ander«  verüben  mag,  umb  daz  unsere  berrcn  solichs  costen, 
der  bißber  daruf  gegangen  ist,  abc  slend. 

»)  S.  Bd.  2,  530  No.  2.  Hierher  ist  wohl  auch  MR.  ÜB.  3,  363,  122930  zu  ziebem 
der  Graf  von  Sajn  spricht  von  R.  de  ü.  cellerarius  noster  in  Seimi.  Ein  solcher  binter  der 
sonstigen  Entwicklung  zivUckgeb bebener  Burgkellner  ist  der  von  Blankenbeim  im  15.  Jh.,  s. 
das  Blankenheimer  Statut  15.  Jhs.,  Ann.  d.  bist  Ver.  f.  d.  Niederrh.  9—10,  124:  der  keiner 
sal  alle  fruchte  ind  körn  ontfangen  iod  inoemessen  ind  die  widder  uismessen  ind  avelrveren, 
ind  daevan  claere  ind  eirbare  bewisonghe  ind  rechenschaf  doin  van  innemen  ind  uisgeven. 
desselven  gellchs  sal  bie  doin  van  aire  provianden,  it  si  vieis,  buttcr,  kese,  vische  groene 
of  droege  gesalsen  of  frische,  win,  hier,  broet,  untzel,  was,  oellich,  ind  van  atre  provianden. 
euch  sal  hie  die  bui^h  ind  cameren  reinen,  ind  den  huisraet  wal  bewaeren,  ind  dat  daeinne 
ia  vur  regen,  sne,  gewidder  zo  besorgen,  dat  et  onvorderf liehen  blieve,  ind  darzo  mit 
finsteren  ind  dueren  zo  beslissen  ind  bewaeren.  Neben  ihm  steht  dann  noch  —  ein  sonst 
nie  vorkommender  Fall  —  ein  besonderer  Geldeinnehmer,  a.  a.  0.  S.  12-j;  men  sal  mit 
Goebelgin  oeverkommen,  dat  bie  die  berfest-  ind  meiescliatzonge,  bruchen,  zinse  ind  alle 
ander  gevelie,  il  ei  rente  of  anders,  dat  zo  gelde  konipt  ind  gevelt,  iiphevc  ind  dat  an  kleine 
kochen  overmitz  den  scboltißen,  an  manlen,  an  geslndeloen  ind  an  ander  l>ehoeve,  des  dae 


—     1413     —  I^e  Landesverwaltung.] 

ßchliefslich  mit  der  Umwandlung  des  Burggrafen  zum  Amtmann  auf  den  somit 
gewonnenen  Amtsbezirk  erweiterte.  Dabei  war  es  denn  nicht  ausgeschlossen, 
dafs  beide  Momente  zusammentrafen  oder  sich  in  dieser  oder  jener  Weise  durch- 
kreuzten: daher  denn  jene  Mannigfaltigkeit  der  Abgrenzung  im  Verhältnis  zu 
den  Amtsbezirken,  auf  welche  oben  hingewiesen  wurde. 

Wie  aber  auch  diese  Abgrenzung  sich  im  einzelnen  ausgestaltete,  immer 
blieb  doch  der  Kellner  als  reiner  Finanzb'eamter  auf  die  Unterstützung  des 
Amtmanns  für  die  Exekution  seiner  Forderungen  angewiesen^:  ein  Umstand, 
der  denn  eine  Kooperation  beider  Teile  nach  mancher  Seite  hin,  bei  Bestellung 
des  Burggesindes  ^ ,  bei  Bewilligung  städtischer  Accisen  * ,  nur  nicht  auf  reiu 
finanziellem  Gebiete  zur  Folge  hatte. 

Als  Finanzbeamter  aber  war  der  Kellner  vor  allem  mit  der  Erhebung 
aller  landeshen^lichen  Forderungen,  der  Steuern*,  Domanialrenten^,  Gerichts- 
bufsen*  betraut.    Alle  diese  Einnahmen  bildeten  den  Kellnereifonds,  der  nur 


noit  wirt  sin  ind  gevallen,  mach  keren  ind  widder  uisgeven  ovirmitz  raide  ind  mit  willen 
des  amptmans,  des  scholtißen  ind  des  kellners,  ind  also,  dat  hie  des  antfenkenisse  ind  in- 
nemens  ind  uisgevens  allet  herechenen  ind  bewisen  könne  overmitz  die  dri  vurg.,  die  eme 
auch,  as  oft  si  it  \iir  sich  selven  doin  sulden,  die  rechenschaf  sullen  helfen  machen  ind 
doin;  ind  darzo  sullen  si  hain  hem  Johan  den  huiscappellaen  pastor  zo  Weisben,  die  inne 
die  rechenschaf  schriven  ind  helfen  machen  sal.  item  her  Peter  [der  zweite  Kaplan]  sal 
dem  keiner  auch  mit  raide  overmitz  des  amptmanne  raide  ind  hülfe  dem  keiner  sins  ont- 
fenkenisse  ind  uisgevens  der  fruchte  und  provianden  ind  sine  rechenschaf  daevan  schriven 
und  helfen  machen,  ind  gevilt  is,  so  it  wael  mach,  dat  der  keiner  binnen  of  buissen  huis 
zo  doin  hette  ind  onmoissich  were,  so  sal  der  vurg.  her  Peter  ieme  helfen  in  bottelrien  ind 
kehren  dat  gesinde  levem,  ind  truwelich  daeinne  dat  beste  doin. 

1)  S.  Bd.  8  No.  135  §  11,  1836—1845;  No.  183,  1850;  No.  190  §  7,  1351;  Honth. 
Hist  2,  864,  1419,  Stellung  zum  Kellner:  ich  sal  sulche  boissen  und  geveUe  und  vurter  alle 
rhente  und  gülden  in  die  vurgenante  ampte  gehorich  und  gevaUende  eime  kellner  zu  ziten 
zu  Cochme  getrewlich  helfen  inforderen  und  ingewinnen,  so  er  des  an  mich  gesonnen  wirdet 
ich  sal  auch  die  deine  boissen  also  guetliche  heischen  und  heben,  daß  die  arme  lide  des- 
halben unverderblich  werden.  Die  kleinen  Bufsen  gehören  dem  Amtmann  zur  Hälfte.  Spon- 
heimer  Ordnung  1437  §  26:  die  lantschribere  sollent  auch  keinerlei  verteidingen  noch  sich 
deheinerlei  gewalts  annemen  one  wissen  der  oberamptlute.  Vgl.  femer  Bd.  8,  No.  244  §  8, 
1464;  Ordnung  von  1509  §  6. 

2)  S.  Bd.  3  No.  127  §  3,  1833. 
»)  S.  Bd.  2,  322,  1356. 

*)  S.  Bd.  2,  186,  1482—3. 

^)  S.  z.  B.  Ordnung  von  1509  §  4. 

•)  Hierzu  s.  aufser  dem  ersten  Citat  in  Note  1  noch  Bd.  8,  455,  i  f.,  1844 — 1845; 
465,  6  f.,  1845—1346;  No.  135  §  8,  1386—1845;  Honth.  Hist  2,  209,  1859,  Amtsrevers  für 
Saarburg:  auch  hait  mir  min  eg.  herr  gelassen  alle  die  bussen  und  frevel,  die  binnen  der 
eg.  zit  in  dem  ampte  von  seßich  s.  peningen  Trierischer  werunge  oder  darunter  vallent,  die 
der  Schelfen  deilet,  die  ich  doch  gnediglich  und  den  lüden  unverderflich  heben  mach,  was 
andere  bussen  da  vallent  und  alle  hoebussen,  die  lif  und  gut  antreffen,  die  hat  min  vorg.  herr 
ime  und  sinem  stifte  behaldich,  und  die  sal  ich  einen  keiner  zu  ziten  zu  Sarburg  lassen 
heben.    Der  Kellner  setzt  mit  dem  Amtmann  die  Bufsen,  Ordnung  von  1509  §  28. 


«ü 


[Emwicklung  der  Laniiesgewuli.  —     1414     — 

ausnahmsweise  noch  durch  Kauf  oder  Überweisiuip;  von  Eiiinalimen,  besonder» 
Naturalien,  aus  anderen  Kellnereien*  otier  aus  der  Zentralstelle*  erhöht  wurde. 
Da  die  Einnahmen  noch  zum  grofsen  Teile  in  natiu'a  erfolgten,  so  fiel  dem 
Kellner  natürlich  auch  die  Erhaltung  derselben  in  initeiu  Zustande  liis  zum 
Verkauf,  darunter  k'sonders  auch  die  Besorgung,  ja  bisweilen  auch  der  teil- 
weise Ausschank  der  Weine*  zu. 

Bei  dem  ttilweis  sehr  prekären  Charakter  der  verschiedenen  Einuahiae- 
quellen  lag  dem  Kellner  eine  umfassende  Insiiektiou  dersellien  ob;  er  war 
zu  diesem  Zwecke  so^ar  beritten^.  Sn  revidierte  er  zwei-  bis  dreimal  jährlich 
den  landesherrlichen  Domanialbesity  ■,  beging  die  Weinberge ',  beaufeichtigte  die 
Strafsen  mit,  Rücksicht  auf  die  Bedüi-fnisse  imd  Anordnungen  der  Zollverwal- 
tung^  inspizierte  die  Bauten",  bereiste  die  Städte  zwecks  Revision  der  Accise- 
rechnungen  '*".  Mit  der  Inspektion  hing  die  Konserviening  aufe  engste  zusammen 
sie  verursachte  namentlich  flir  den  Doinanialbesitz  viele  Mühe.  Der  Kellner 
bearbeitete  die  Personalverhältnisse  der  eingesessenen  Eigenleute  zur  Erhebung 
von  Kopfzins,  Heiratsalv^alKi  undKurmede",  er  verpachtete  das  Domauialgut, 
und  zwar  bei  einjähriger  Pachtzeit  selbständig,  sonst  unter  Einwilligung  der 
Zentralstelle '',  er  wies  in  den  Pachtbesitz  unter  IHiergabe  eines  Verzeichnisses 


')  S.  Bd.  3,  466,  SB,  M.  469.  ■  f..  134-5-1346. 

»)  S.  Bd.  3,  466,  »,  477,  lo,  1345- 1346, 

')  S.  Bd.  3,  407,  0,  1327. 

*)  S.  Ordnung  von  1-509  g  20;  Bd.  3,  464,  ji.  134-5.  Eine  Vcr^illienuig  der  Naturai- 
einnahnipn  erfolgte  nur  auf  Befehl  der  Zentralslelle ,  s.  Oi'dnung  von  1437  g  21,  von 
1509  S  22. 

■)  Ordnung  von  1437  §  13,  vgl.  S.  1411  Note  4. 

•)  Ordnung  von  1-509  S  5. 

^)  S.  Bd.  3  Ko.  254.  1472. 

»)  Ordnung  von  1509  §  29. 

»)  Ordnung  von  1509  §  24. 

")  llonth.  Hist.  2,  373,  1427,  Erzbiscliof  Otio  iibei'weist  die  Kochenier  Steuern  für  das 
Erzstift  auf  10  Jahre  der  Stadt  zur  Melioration:  die  vurg.  uusere  bürgert'  und  wer  von  der 
8tede  wegen  die  zise  uflielient,  sollent  allcjerliclis  in  biwesen  eines  igliclien  unsers  keiner^  zti 
ziden  zu  Cochme  redelicbe  und  gude  rechenschaf  doin  von  solchei'  zisen ,  welche  sie  auch 
von  unseren  vurfaren  imd  unseren  gnaden  in  der  vur^.  slat  ufhebcnt,  und  snlehe  zise  mit 
raide  iinsers  keincrs  in  derselben  stede  nutz  liesserting  buwe  luiil  urbar  keren.  Vgl-  aueb 
Bd.  2,  322,  1356. 

")  S.  WMajen  §§  11  und  12,  G.  6.  637.  cit.  oben  H.  1204  Note  4;  oben  S.  1247,  1467. 

")  Ordnung  von  1509  §2.5.  Zur  Anwendung  vgl.  olien  S.  965;  Bd.  3.  No.  240,  [1460]; 
und  'Koblenz  St,  A,  MC.  VII  Bi.  311b_3]2s  No-  S99,  reg.  Goerz,  Regg.  der  Erzbb. 
S.  243,  1476  .Inni  26:  Wir  Johan  etc.  tun  knnt  ttnd  bekennen  offenüieh  an  diesem  hrieve: 
wand  der  erBame  unser  lieher  andecbtiger  Engelhart  von  Entzberg  declian  und  unser  keiner 
zn  Munstenneinfelt  von  nnserni  geheische  und  bevelhe  erblicli  verluwen  bait  Kuntz  Johan 
SDider  von  Slackeii  und  Eifgin  Fremden  Jobans  tochter  von  Stacken  lur  sich  und  ire  libs- 
crben  unser  und  unsers  stifts  hoifgin  daselbs  zu  Macken  mit  huis  hoif  garten  schüren  und 
andern  zugehorungen,  wie  Mertin  Bisz  von  Dumershuseii  das  hait  ingeliaht  besessen  und 
genossen  nngeveriich  (welche  hoifgin  hait  dri  gunsten,  nemlicb  in  der  Werhecken  z«i  shicke, 


—     1415     —  l^e  Landesverwaltung.] 

der  Einnahmeberechtigungen ^  ein^,  er  empfing  die  Pachtsummen®.  Wie  die 
Verpachtung,  so  ordnete  er  auch  die  sonstige  Bewegung  im  Domanialvermögen, 
er  schlofs  sogar  Kaufe-  und  Verkaufegeschäfte  namens  des  Landesherm  ab*. 

Den  Einnahmen  des  Kellners  aber  standen  sehr  ausgedehnte  selbständige 
Ausgaben  gegenüber.  Hierhin  gehörte  zunächst  die  Zahlung  aller  durch  Ver- 
fügung des  Landesherm  oder  der  Zentralstelle  auf  die  Kellnerei  dauernd  oder 
einmalig  angewiesener  Summen  und  Renten®,  die  Bestreitung  der  Gehälter 
für  die  Beamten  innerhalb  ®  und  bisweilen  auch  einzelne  Beamte  aufserhalb  ^  der 
Kellnerei,  die  Deckung  für  Baumaterialien  und  Bauten  ®,  Landesbestellung,  Herbst 


die  andere  gunst  in  der  Hoensbach  vur  Lenskomp  ein  stuck  an  den  Molenweg,  und  die 
dritte  gunste  ein  stuck  zusehen  den  weiden  und  ein  stuck  an  dem  Ewesser  weg  und  ein 
uf  dem  Scheibweg,  mit  drien  stuckelgin  wiesen  in  Falbach  und  an  der  Leien  uf  der  anwenX 
also  das  die  vurgenant  lüde  und  ire  libserben  das  gemelt  hoifgin  [Bh  312  o]  mitsampt  dem 
gclende  darzu  gehörig  in  gudem  wesen  buwelich  halten  sollent,  als  lentlich  und  gewonlich 
ist,  imd  uns  unsem  nakommen  und  stift  ierlichs  zu  sant  Mertins  tag  im  winter  davon  zu 
pachte  geben  und  liebem  eim  keiner  zu  ziten  zu  Monstermeinfelt  in  die  kelnerie  dritthalb 
mir.  habem  Monsterer  maisse  und  darzu  einen  bock:  —  so  haben  wir  Johan  erzbischof 
zu  Trier  etc.  obgenant  zu  solcher  verlihunge  unsem  guden  willen  gunst  und  verhengnis  getan 
und  gegeben,  tim  und  geben  vur  uns  unsere  nakommen  und  stift  in  kraft  dies  briefs.  Datum 
Confluentie  quarta  post  lohannis  baptiste  anno  Ho  cccco  Lxrvio. 

1)  S.  Bd.  8  No.  124,  1332. 

«)  ♦Koblenz  St.  A.  MC.  Vm  Bl.  96^  No.  286,  Goerz,  Regg.  der  Erzb.  S.  228,  1466: 
und  sint  dies  hemai^  geschrieben  solche  zinse  erbe  und  gutere  zu  dem  obgemeltem  unserem 
hoefe  zu  Oichtendunk  gehörig  und  unserem  hoefinan  zusten  sollent,  als  unser  kelnere  und 
dienere  in  eime  registere  bezeichent  geben  haint. 

«)  S.  Bd.  8  No.  194,  1356;  No.  219,  1395;  No.  222,  1408;  »Koblenz  St.  A.  MC.  VID 
Bl.  96^,  1466,  cit  oben  S.  970  Note  1,  imd  a.  a.  0.  MC.  VU  Bl.  385»— 835^,  1482,  cit 
oben  S.  954  Note  8,  auf  S.  955. 

*)  Honth.  Hist  2,  157,  1345 :  Koblenzer  BUrger  verkaufen  dilecto  viro  domino  Petro 
dicto  Siure  cellcrario  reverendi  in  Christo  patris  ac  domini  nostri  domini  Baldewini  sancte 
Trevirensis  ecclesie  archiepiscopi ,  sacri  imperii  per  Galliam  archicancellarii ,  in  Confluentia 
ementi  et  recipienti  nomine  iamdicti  domini  Trevirensis  et  suorum  successorum  omnium  et 
pro  ipsis  domos  nostras.  Das  Geld  (200  mr.  d.)  zahlt  der  Kellner  aus,  ihm  wie  dem  Erz- 
bischof wird  auch  Verkaufsbürgschaft  geleistet 

^)  Sponheimer  Ordnung  1437  §  17 :  ein  lantschriber  sol  soliche  manschaften  gulten  und 
zinse,  die  versichert  und  verbürget  sint,  zu  einer  ieglichen  zit  geben,  als  sich  daz  geburet  und 
verschrieben  ist,  und  auch  versigelte  quittancien  von  den  nemen,  den  die  gulte  gehöret,  umb 
daz  icht  Schadens  uf  unsere  herren  getrieben  werde  mit  manung  und  leistung.  S.  auch 
Bd.  8,  457,  8  f.,  460,  aa  f.,  1344;  467,  so,  476,  82  f.,  1345;  No.  214,  1388.  Zur  Honorierung 
einer  Einzelanweisimg  durch  den  Küchenmeister  s.  Bd.  3,  410,  27,  1327 — 1838;  über  das 
Anweisimgssyst^m  selbst  vgl.  oben  S.  882. 

6)  S.  Bd.  8,  410,  2  f.,  1327;  No.  135  §§  1,  2,  1336-1845;  Bd.  2,  187,  1482—1488; 
Bd.  3  No.  244  §  11,  1464;  298,  29,  1495;  Bd.  2,  8.  580,  587,  589. 

")  S.  Bd.  8  No.  195,  1356;  No.  264,  1488. 

«)  Onlnung  von  1509  §§  23,  24;  s.  auch  Bd.  8,  412,  17,  1827;  458,  12,  1844-1345; 
470,  17  f.,  134.5—1346;  Bd.  2,  186,  1482-1433. 


[Eutwickluug  ilev  LftiiJesgewaU.  —     1416     — 

und  Ernte',  Handweifeko8t<'n*,  Fuhrlöhne *  und  Biirgenverprovi»utiening* 
n.  a.  in.  Femer  sind  hier  die  Veri'flegungskosten  fllr  solche  Personen  zu 
nennen,  denen  von  der  Zentralstelle  ein  Yerpfleguugsschein  für  die  Reisen  im 
Lande  bewilligt  war*,  also  für  Amtleute,  Rate  des  Hofes,  Mai-schälle,  Ge- 
sandte II.  dgl.  Ülier  die  Kosten  dieser  VerpfleKung  wurde  ein  besonderes 
Buch  geftlhrt,  das  im  Triersehen  den  Titel  Liher  domini  führte  und  für  jede 
Verptlegungsstation  einzeln  gefuhrt  warcl".  Der  nach  Abzug  der  genannten 
wie  anilerer  Einzelausgaben  verbleiliende  Rest  an  EiRnahiiien  aber  wurde  an 
gewisse  Zentralstellen,  im  Trierschen  nach  der  Trierer  I'allastbellnerei  und 
nacli  der  Kellnerei  Kol)lenz,  gegen  Quittung  abgeführt'. 

Die  rechnuiigsniiirsige  Bewältigung  einer  so  ausgedehnten  Verwaltmig 
verursachte  natürlich  eine  Masse  von  Schreibwerk;  der  Kellner  muTste  deshalb 
Schreibens  und  Rechnens  kundig  sein,  und  nicht  selten  war  ihm  noch  ein 
Schreiher  als  Unterbeamter  zugesellt*.  Das  Schreibwerk  war  aber  um  so 
gröfser,  als  dem  Kellner  auch  die  Hei-st^Hung  eines  Etats  der  Beamtengehälter* 
und  die  Aufetellung  eines  Gültbuches'"  seiner  Kellnerei  in  zwei  Exemplaren 


")  S.  Bil.  3,  410,  t  f..  1327;  457,  n  f.,  459,  i  f.,  1344—1^45;  467.  «  f.,  1345—1346; 
Bd.  2.  186,  1432-1433. 

^)  S.  Bd.  3,  410,  a»,  1327. 

>)  S.  Bd.  3,  410,  ti,  1327. 

•)  S.  Bd.  3.  413,  s,  1827. 

')  Ordnung  von  1509  g  17.  Doch  konnten  die  Kellner  auch  sonst  Freundi.'  und  Be- 
kannte anEtAndig  beherbergen,  e.  ft.  a.  0.  §  IS;  vgl.  atidi  Speierer  Amtsordniing  14T0  §  24: 
die  ampdude  sollen  ußwendig  den  Blossen  tliedungen  mit  armen  imd  zukomeaden  lulen  und 
deßhalb  kein  costen  in  slossen  iifriechten;  obe  man  aber  zu  ziten  cim  fremden  oder  buB  eim 
biedermtm  einen  credrunke  in  slossen  gibt,  ist  nit  an  gelegen. 

«)  Vgl.  Bd.  2,  251 ;  Ordnung  von  1437  S  27.  von  1509  g§  16—18.  Im  speziellen  s. 
Bd.  3,  408,  B*  f.,  1327—1328;  No.  290,  1333;  Bd.  2,  183,  1843-1344;  Bd.  3,  4-39,  xs,  461, 
SR,  1844;  Bd.  2,  187,  1432—1433.  Eine  besondere  liegeliing  dieser  Fnige  l.esteht  im  Spon- 
heimsclien,  s.  Sponheimer  Ordnung  1437  §  8:  wenn  die  Amtleute  in  ihrem  Bezirk  umreiten, 
in  welichs  sloß  sie  dan  kement,  da  sol  ine  der  keller  daselbs  hauwe  und  liiter  von  u.  h. 
wegen  geben,  und  so  manigmale  sie  daselbs  bruclien  werden,  daz  sol  ein  lantschriber  bezalen 
und  daz  in  sine  rechenung  schriben.  docli  sol  der  aniptman  zu  einer  ieglichen  zit  ein  ver- 
sigelte recesse  hinderlasscn  dem  keller,  darin  er  sich  herkennen  sol,  daz  er  uf  daz  male  da 
gewesen  si  und  gehabt  habe  so  vil  male  und  so  vil  habem  ete.  und  wan  der  lantschriber 
solicb  gelt  dem  keller  bezalet,  so  sol  der  keller  im  dieselbe  versigelte  iierkentnisse  wider 
geben,  umb  daz  er  die  an  die  rechenung  lege,  so  er  reckenen  wirl.  Dazu  vgl.  a,  a.  0.  §  9: 
wer  ez  auch  daz  den  anipiluten  uswendig  der  herschaft  [d.  h.  ihres  Amtes]  geburte  zu  riten 
von  u.  h.  Sache  und  notdurft  wegen,  waz  sie  da  verzerend,  daz  sol  ein  lantsckribcr  von 
u.  h.  wegen  nsricliten  und  bezalen;  doch  daz  dem  lanisehriber  aber  ein  vcrsigeltc  recesse 
geben  werde. 

')  S.  Bd.  3,  410,  ao,  411,  ii,  1327;  460,  u,  1344-1345;  467,  24  f.,  1345—1346. 

"1  S.  Bd.  2,  183,  134-?- 1344;  »Koblenzer  Kellnerei rechnung  1432  Bl.  19»;  Ordnung 
von  1509  §  5. 

°)  Ordnung  von  1509  g  27. 

")  Dies  der  Name  in  der  Ordnung  von  1437  g  22. 


—     1417     —  Die  Landesverwaltuiig.] 

für  Kellnerei  und  Zentralstelle  oblag  S  welches  das  landesherrliche  Urbar,  ein 
Verzeichnis  der  landesherrlichen  Lasten  und  die  Weisttimer  ^  des  Bezirkes  ent- 
halten sollte. 

Die  Rechnungslage  selbst  sollte  auf  einem  Abschlufs  der  Geldeinnahme 
am  1.  Januar  und  der  Naturaleinktinfte  am  2.  Februar  jedes  Jahres 
basieren  ^ ;  das  Etatsjahr  lief  dabei  von  Johanni  zu  Johanni  *.  Die  Revision 
und  Entlastung  fand  gewöhnlich  im  Frühjahr,  also  vor  Schlufs  des  Etats- 
jahrs, statt®,  vermutlich  weil  man  bei  mangelndem  Voranschlag  den  Ab- 
schlufs thunlichst  früh  übersehen  wollte,  um  demgemäfs  finanziell  ins  Grofse 
veifügen  zu  können.  Die  Aufstellungsformen  der  Rechnung  waren  dabei  schon 
frühzeitig  gut  entwickelt,  auch  war  die  Hinterlegung  eines  Duplikats  in  der 
Kellnerei  ®  und  die  Belegung  der  einzelnen  Posten  durch  Quittung  angeordnet '' ; 
in  den  meisten  der  hierher  gehörigen  Punkte  läfst  sich  ein  stetiger  Fortschritt 
von  der  karolingischen  Rechnungslage  des  Capitulare  de  villis  ab  verfolgen®. 

^)  Ordnung  von  1509  §  8,  7.  Die  Anfhahme  erfolgt  wohl  meist  im  Herbst,  s.  Bd.  2, 
662.  Zu  Erneuerungen  vgl.  Scotti,  Giur-Trier  1,  530,  1587:  die  sämtlichen  erzstiftischen 
Kellner  werden  in  Erneuerung  eines  ihnen  bereits  erteilten  Befehls  angewiesen,  alle  in  ihren 
Kellnereibezirken  zu  erhebenden  Zinsen  und  Renten  unter  Zuziehung  der  »Vorgenossen«  zu 
erneuern  und  dieselben  nebst  einer  Beschreibung  der  zur  Entrichtiuig  verpflichteten  Güter  in 
ein  besonderes,  dieser  Au&eichnung  ausschliefslich  gewidmetes  Buch  einzutragen.  Zur  Er- 
füllung dieser  Vorschrift  soll  den  KeUnem  der  erforderliche  Beistand  von  den  churfÜU^ichen 
Lokalbeamten  pflichtmäfsig  geleistet  werden.  Scotti,  Chur-Trier  1,  607,  1623:  unter  An- 
weisung zur  genauen  Befolgung  einer  wegen  Verwaltimg  der  landesherrlichen  verrechneten 
Ämter  im  Jahre  1610  im  Druck  erlassenen  (Kellnerei-)Ordnung  werden  die  churfürstlichen 
Beamten  aufgefordert,  —  behufs  der  landesherrlichen,  beim  jetzigen  Regierungsantritte  er- 
forderlichen Kenntnisnahme  der  gegenwärtigen  Beschaffenheit  der  ihnen  anvertrauten  Kellne- 
reien  — ,  ihren  j&ngsten  Kellnereirecefs,  und  was  seithero  bis  auf  dato  ab-  und  zukommen, 
ob  und  wieviel  und  weme  einige  fruchten  imd  anders  verkauft,  verborgt,  in  andere  kellereien 
geliefert,  und  was  noch  im  vorrat  vorhanden,  ob  auch  noch  ichtwas  und  bei  weme  ohn- 
geliefert  ausstendig ,  auch  was  jetzt  kauf  und  lauf  der  fruchten  seie,  und  dan  letzlich  ob 
auch  alle  landesherrliche  renthen  und  gefel  in  guetem  schwang,  oder  vor  und  nach  etwas 
nachteiligs  eingerissen  sein  mag,  sofort  einzusenden  und  resp.  desfalls  zu  berichten. 

*)  Daher  denn  auch  die  Kellner  oft  bei  Weisimgen  zugegen  sind;  s.  WRoth  1398, 
G.  6,  563;  WPallast  1463,  G.  2,  286;  WWiebelsheim  1498;  WMeckel  1669;  WMayen  §  4, 
(t.  6,  635. 

^)  Ordnung  von  1509  §  9  und  10. 

*)  S.  Bd.  3  No.  228,  1328;  No.  294,  1345;  Xo.  295,  1346;  No.  226,  1411;  Bd.  2, 
18.5,  1432—1433;  Bd.  3  No.  247,  1467.  In  der  Karolingerzeit  lief  es  vom  25.  Dez.  zum 
25.  Dez.,  s.  oben  S.  807.    Vgl.  auch  unten  S.  1475. 

^)  Im  Sponheimschen  um  Sonntag  nach  Pfingsten,  s.  Ordnung  von  1437  §  28.  VgL 
femer  Bd.  3  No.  288,  1328  (10.  Mai);  No.  294,  1345  (1.  Juni);  No.  295,  1346  (2.  April); 
No.  226,  1411  (25.  April);  No.  247,  1467  (13.  Juli);  No.  257,  1476  (11.  März). 

«)  Orthiung  von  1509  §  9. 

^)  Bd.  3,  414,  27,  1328;  Ordnung  von  1509  §  11. 

«)  S.  oben  S.  804  ff.;  den  Rezefs  Gerhards  von  Sinzig  vom  J.  1242,  oben  S.  1366; 
ULuxemburg,  Terre  d'Ardenne,  S.  373;  auch  die  Koblenzer  Baurechnungen  13.  Jh.  2.  H., 
Bd.  2  S.  519. 

Lamprecht,  Dentcches  Wirtschaftsleben .1.  90 


[Enlwiokluiig  dvv  LandeEgewali. 

Die  Rechaun«:  selbst  zeräel  dabei  seit  der  vollen  Ausbildunj;  der  Kelliifieieu 
in  der  ei-steu  Hälfte  des  14.  Jhs.  in  ihrer  ausführlichsten  Fomi  in  sechs  Teile, 
den  Rezefs  (Enllastunjisurkunde)  iles  Voijalirs,  das  Einnahmeverzeiehnis.  das 
Au^abeverzeichnis,  die  Bilanz,  den  neuen  Rezefs,  das  Veraeichnis  verbleiben- 
der AufsensUlnde.  Diejenigen  Abteilungen,  für  welche  Rubriken  in  Betracht 
kamen,  weisen  zumeist  folgende  Unterpliederung  auf:  a)  grofse  Einnahmen: 
Weizen,  Spelz,  Gerete,  Rogfien,  Hafer,  Heu,  Geld ;  b)  Hülsenfrüchte ;  c)  Tien- : 
Ochsen,  Kühe,  Schafe,  Schweine  (Schinken),  Gänse,  Hühner;  d)  kleine  Ein- 
nahmen: Wachs,  Pfeffer,  Butter,  Öl,  Seife,  I'ett,  Salz,  Kraut,  giHlne  und  ge- 
salzene Fische,  Hölzer,  Tuche'. 

Mit  der  Abfassung  dieser  Rechnung,  welche  tremilfsden  Einnahme-  und 
Ausgaberetrisleni  vom  Kellner  selbst  mundieit  und  nochmals  i-e\idiert  wurde*, 
verband  sich  nun  eine  der  wesentlichsten  Kontrollen  der  Kellnereivei-waltung 
dui-ch  die  Zentralstelle.  Der  Kellner  präsentierte,  nach  eventueller  Revision 
der  in  seinen  Speichern  ruhenden  und  seit  dem  2.  Februar  des  Rechnunss- 
jahres  kompleteu  Naturaleinkünfte  *.  seine  Rechnung  peraöulich  beim  Landes- 
herrn'*.  Dieser  liefs  sie  nun  durch  einen  oder  mehi-ere  Revisoren  der  Zentral- 
stelle prüfen",  und  entlastete  dann,  wohl  auf  deren  Bericht  hin,  den  Kellner. 
Auch  sonst  fehlte  es  nicht  an  Büi^iscliaften  und  Kontrollen  für  die  Aintsfilliruni; 
des  Kellners.  Oft  wunte  schon  beim  Antritt  des  Amtes  eine  Kaution,  sei  es 
materieller,  sei  es  moralischer  Art,  gefordert  ° ;  genügte  sie  nicht,  so  hielt  sich 
der  Landeshen'  im  Notfalle  aufs  strengste  an  das  Privatvennögeu  des  Kelliiei-s". 
Daneben  wurden  dann  persönliche  Kontrollen  durchgeführt ,  sowohl  duivli 
Revision  seitens  eines  Beamten  der  Zentralstelle*,  wie  schon  in  karoIingis€hf>r 
Zeit*,  wie  durch  zeitweise  Aufnahme  neuer  Urbare  seitens  besonders  zu- 
sammengesetzter Kommissionen'".  Ferner  bestand  eine  Reihe  sachlicher  Kon- 
trollen und  Garantieen:    Überall  wurden  Quittungen  erfordert ";  der  Kellner 


')  Hierzu  s.  Bii.  3,  405,  21,  1327— 132^;  Bd.  2,  183.  1343-1344;  Dd.  3,  454. 1»,  134.i; 
«3,  M,  1346;  B.1.  2,  IHr,,  1432-1433. 

")  S.  IM.  3,  478,  m,  479,  st,  1345-1946:  Bd.  2,  185.  1432—1433. 

')  Ordnung  von  1509  S  S. 

•)  Ordnung  von  1509  g§  9  und  12. 

»)  Spuren  solcher  L>un-li|irLifung  s.  in  Bd.  8,  41S,  2h,  vm ;  463,  so,  134-5,  vgl.  463,  n. 
Der  Rexe^s  wird  vom  Berisor  ni-llist  gcscbiieben. 

»)  "Or.  Koblenz  St.  A.  13^2  Mai   16:    die  Äbte   von  Busoiidorf  und  Tbolej    leisti^ii 


Büigschaft  für  den   Mönch  Arnold 

von   -Weifskirclieu,   welclien   Balduin 

zum    Kellner    iti 

Tholey  anuimmt 

')  S.  Bd.  3  Xo.  171,  1346;  Kc 

:  189.  1351 ;  Xo.  207.  1376. 

«)  S.  dazu  Bd.  2,  .i32-533. 

°)  S.  ol)en  S.  807. 

■")  S.  ULuxembui^  Ü.  864  No. 

V.  S.  870.  if.:    vgl.  auch  Kicker.  Wien 

.er  SB.  14.  20.-, 

um  1309:    Berielit  iibcr  eine  von  K. 

Heinrich   verankrstc  Untersiiduuig  iil.e 

f  die   EinktiuHe 

der  Reichsvogtei  im  S|)eiei'gau. 

")  S.  z.  B.  Ordnung  von  1437 

§  22. 

—     1419     —  Die  Landes  Verwaltung.] 

durfte  keine  Geschenke  annehmen  ^ ;  er  mufste  seine  landwirtschaftliche  Eigen- 
produktion wesentlich  beschränken  ^ ;  er  sollte  seine  Produkte  nicht  neben  dem 
Gut  des  Landesherm  lagern®.  Endlich  aber  suchte  man  durch  die  Aussicht 
auf  besondere  Belohnungen  die  Redlichkeit  der  Kellner  zu  stärken*. 

Alle  diese  Mafsregeln  wurden  sehr  wesentlich  durch  den  Umstand 
unterstützt,  dafs  der  Kellner  keineswegs  die  einzige  Rezeptur  in  seinem  Be- 
zirke besafs,  wenn  er  auch  häufig  genug  ein  Hauptgut  der  Kellnerei  in  Regie 
hatte '^  und  unter  ihm  eine  Anzahl  von  Wagenbereitern  und  Landboten  direkt 
für  die  Zuftihrung  der  Einnahmen  thätig  waren®.  Vielmehr  stand  unter  dem 
Kellner  noch  eine  ganze  Reihe  lokaler  Rezepturen.  So  wurden  z.  B.  Gemeinde- 
aligaben gern  durch  den  Zender  gesammelt  und  von  diesem  insgesamt  an  den 
Kellner  abgeliefert ' ;  Gerichtsbufsen  und  vielfach  auch  andere  Abgaben  wurden 
zunächst  an  den  Schultheifsen  gezahlt  und  erflossen  erst  aus  dessen  Kasse  an 
die  Kellnerei®.    Kurz  es  gab  solcher  lokaler  Rezepturen  so  viele,  dafs  eigens 

1)  Ordnung  von  1437  §  24,  von  1509  §  26. 

«)  Ordnung  von  1509  §  28. 

8)  Ordnung  von  1509  §  23. 

*)  ♦Koblenz  St.  A.  MC.  VUI  Bl.  322b  No.  986,  reg.  Goerz,  Regg.  der  Erzb.  S.  289, 
1494  Apr.  15:  Wir  Johan  etc.  tun  kunt  und  bekennen  öffentlich  an  diesem  brieve,  das  wir 
angesehen  und  betrachtet  hain  getniwe  und  flissige  dienste,  die  imser  lieber  getruwer  Johan 
von  Lernen  ims  und  unserm  stifte  ein  gude  zit  von  jaren,  er  unser  keiner  im  Hamme  gewehst 
ist,  getaen  hait;  und  haben  als  darumb  demselben  Johan  als  unser  diener  so  laug  er  in 
leben  ist  begnadet  und  gefriet  begnaden  und  frien  ine  auch  vur  uns  unsere  naekommene  imd 
«tift  in  kraft  dis  brieves  von  allen  und  iklichen  froenen  und  anders,  damit  unsere  bürgere 
der  pflegen  im  Ham  uns  und  unserm  stifte  verplicht  sin,  sunder  argelist  und  geverde.  Und 
des  zu  Urkunde  hain  wir  unser  ingesigel  an  diesen  brief  tun  henken,  Der  geben  ist  zu  Erem- 
breitstein  uf  dinstag  nach  dem  sondage  misericordia  domini  anno  etc.  cxiiio. 

'^)  S.  oben  S.  1412,  besonders  Ordnung  von  1437  §  20,  von  1509  §§  15,  20.  Die  in  dem 
Regiebau  beschäftigten  Knechte  imd  Mägde  geloben  dem  Kellner  anstatt  Landesherm  Treue, 
Ordnung  von  1509  §  14. 

*)  Ordnung  von  1509  §§  3  imd  5.  Doch  stehen  die  Wagenbereiter  vor  allem  wohl 
unter  dem  Befehl  des  Amtmanns,  s.  Bd.  3  No.  258,  1477. 

")  S.  WGalgenscheid  1460,  G.  2,  453 ;  WSerrig  Irsch  Beurig  16.  Jhs.,  cit.  oben  S.  816 
Kote  6;  W Münstermaifeld  1589,  G.  2,  460:  weist  der  scheffen  des  hofs,  das  ein  ieglicher 
heimburger  aus  den  sechs  dorfem  sollen  ihre  zins  an  frucht  und  komgelt  uf  den  benanten 
tag  bezalt  sein;  und  bedeuten,  das  rechte  zeit  sei  zu  sant  Martinstag.  und  wanehe  ein 
keiner  den  heimburgem  obg.  einen  tag  darnach  setzt  zu  bezalen  vor  den  weinachten,  darauf 
sollen  sie  ganze  bezalung  thun;  und  ob  das  nicht  geschehe,  sal  ein  keiner  macht  hau,  ein 
ganze  gemein  darvor  zu  penden;  imd  ein  heimburger  des  dorfs,  an  dem  gebrech  ist,  hat 
macht  den  üirter  zu  penden,  also  das  sich  die  gemein  Schadens  enthebe. 

")  Sponheimer  Ordnung  1437  §  14:  alle  nutze,  rente  imd  geveUe  .  .  von  golde  un^ 
von  Silber,  ez  si  in  stctten  dorfem  oder  anderswo,  an  beten,  sturen,  zollen,  zinsen,  heupt- 
rechten,  vellen,  freveln,  einungen,  bussen  und  bessemngen  und  anders,  was  von  gelte  gevellet 
oder  gevallen  mag,  daz  sol  ieglicher  schultheiße  in  eim  ieglichen  dorf  dem  lantschriber  hant- 
reichen und  niemand  anders,  und  ir  einer  dem  andern  dämm  ein  versigelt  quittancien  geben, 
die  man  an  die  rechenunge  legen  sol.  S.  auch  a.  a.  0.  §  16.  S.  femer  Bd.  3,  408,  a,  1327; 
465,  10,  1845—1346;  Ordnung  von  1509  §  5. 

90* 


.    [EntwitkluDg  der  Lamiesgevrult,  —     1420     — 

die  BfstiininuD^  Ketroffen  werden  konnte,  es  soHe  an  jedem  Orte  der  Re^el 
nach  nur  6ine  Untei-stelle  der  Kellnerei  bestehen'.  Bei  weitem  die  wichtipslen 
Unten-ezepluren  aber  sind  die  Meiereien  ^,  mochten  ihre  Inhaber  nun  zu  reinen 
Beamten  geworden  sein*  oder  die  Stelle  in  Pacht  bezitzen*.  In  ihnen  fliefsen 
alle  landesherrlichen  Gefälle  der  nächsten  Umgegend  zusammen,  nel>en  dem 
Domaninlinteresse  vertreten  sie  jetzt  auch  völlig  die  Steuerinteressen  des 
I-andesherm ;  in  Luxembui^  sind  sogar  die  Burgen  mit  ihren  lokalen  Bezügen 
aus  Bannwein  u.  a.  m.  stets  einem  nahe  gelegenen  Meieranit  untergeordnet*. 
Und  so  ei-scheint  denn  die  Kellnei'ei  im  wesentlichen  geradezu  als  eine  Oher- 
rezeptur  jener  Meiereien,  aus  deren  Mitte  sie  in  den  meisten  Fällen  hervor- 
g^angen  ist,  und  in  eben  dieser  Stellung  Hegt  eine  nicht  geringe  Blli^scliaft 
för  ihre  gesun<)e  Verwaltung. 

Es  begreift  sich  aus  dieser  Konstruktion  einer  der  hauiitsÄchlichsten 
Kontrollen  wie  aus  der  ganzen  bisher  betrachteten  Organisation  der  Kellnerei, 
dafs  die  Stellung  des  Kellners  gegentiber  der  Zentralsfelle  noch  eine  ver- 
hältnismäfeig  sehr  selbständige  war".  Die  Kellnerei  hat  das  alte  natural- 
wirtschaftliche  Anweisungssjstem  noch  nicht  völlig  abgestreift,  sie  ist  noch  in 
ebenso  hervorri^endem  Sinne  Ausgabe-  wie  Einnahmestelle.  Noch  ist  es  bei 
dieser  Konstruktion  möglich,  dafs  die  Ausgaben  bei  einer  Kellnerei  die  Ein- 
nahmen in  einer  Weise  übersteigen,  welche  das  Eintreten  des  Kellners  mit 
seinem  persönlichen  Vermögen  erfonleil.  eine  Möglichkeit,  aus  welcher  sich 
beiläufig  in  den  Zeiten  schlechter  Finanzpolitik  während  der  zweiten  Hälfte 
des  15.  Jhs,  im  Kurfürstentum  Trier  unerträgliche  Mifsstäncte  entwickelten'. 
Und  neben  dieser  zu  weit  gehenden  Selbständigkeit  des  Kellneramtes  einer- 
seits welch  enge  Bindung  des  Kellners  an  die  Befehle  der  Zentralstelle  andrer- 

')  Sponheimer  Ordnung  1437  g  15;  in  einer  ieglichen  iXaX  und  dorf  ^ol  nit  me  dan  einer 
sin,  der  u.  h.  nutze  und  gevelle  innimpt,  und  die  er  furbassGr  dem  lantäclirilwr  aDiTriirten  sol. 

2)  S.  Bd.  8,  408,  iB,  1327;  456,  b  f.,  1344—1945,  dazu  Bd.  2,  184;  ferner  Scotii.  Chur- 
Trier  1,  339,  cit.  Bd.  2,  384. 

ä)  S.  z.  B.  Töpfer,  ÜB.  1,  68,  1279;  Cod.  Lac.  112,  1298.  Über  den  Villicus  in 
Flandern  s.  WamkQnig  3,  138  f. 

*)  S.  Koblenz  St  A.  MC.  VIII  Bi.  96  b  No.  286,  reg.  Goerz,  Regg.  der  Erab.  S.  223, 
1466,  cit  oben  S.  979  Note  1.  Die  Pacbter  hatten  eventuell  die  Einnahmen  zu  buchen,  s. 
oben  S.  947,  so  dafs  ihre  Beiregungsfreiheit  gegenüber  den  Villici  früherer  Zeit  (s.  oben 
S.  634)  sehr  beschriüikt  war. 

'■)  S.  i.  B.  ULuxemburg  S.  382,  lo.  Vgl.  auch  ULuremburg  377:  zum  Meieramt 
Lignii-res  geliürt  auch  ein  Hof  in  Warizy,  wo  der  Graf  nur  den  Schaft  hat  Ähnlich  gehört 
S.  378  die  Vogtei  von  Vivier  ziun  Meieramt  Ortho.  Überhaupt  bietet  das  ULuxemburg  zu 
dem  hier  erörterten  Thema  eine  Fülle  von  Belehrung  Im  einzelnen;  eine  Besprechung  der 
Bedeutung  desselben  für  die  Geschiebte  des  Finanzwesens  behalte  ich  einer  besonderen 
Studie  vor. 

*)  Ebenso  unabhängig  stand  der  Kellner  dem  Amtmann  gegenüber;  die  Befehle  der 
Zentralstelle  an  ihn  erfolgen  direkt,  nicht  durch  den  Amtmann,  s.  Goerz.  Hegg.  der  Erzb.  z. 
1368  März  28. 

'I  S.  Bd.  3  No.  239,  1456;  No.  246,  1466;  No.  257,  1476. 


—     1421     —  I^ie  Landesverwaltung.] 

seits.  Der  Kellner  kann  Naturaleinnahmen  nur  auf  Befehl  des  Landesherrn 
yersilbem  ^ ;  er  kann  Vorräte  seiner  Kellnerei  in  eine  andere  nur  iussu  domini 
überführen^;  Quittungen  über  Auszahlungen  aus  einer  Kellnerei  werden  in 
frühester  Zeit  auf  den  Landesherm  ausgestellt*;  Kleinigkeiten  wie  das  Um- 
füllen der  Weine  werden  von  der  Zentralstelle  aus  angeordnet*.  Es  ist  das- 
selbe Schwanken,  wie  bei  der  Amtmannschaft,  im  ganzen  und  gro&en  eine 
über  das  Mafs  modemer  Vorstellung  weit  hinausschielsende  Selbständigkeit 
der  Beamten,  auf  der  andeirn  Seite  eine  kleinliche  Bindung  an  diese  und  jene 
Willküräufserung  der  Zentralstelle. 

Und  das  ist  denn  überhaupt  der  Charakter  dieser  ersten  Landesverwal- 
tung: keine  Einordnung  der  einzelnen  Instanzen  in  einen  wohlabgewogenen 
Geschäftsverkehr,  keine  sichere  Abgrenzung  der  Verwaltimgskompetenz,  son- 
dern andauernde  Selbstherrlichkeit  in  den  unteren  Kreisen  gegenüber  ruck- 
weisen und  willkürlichen  Anordnungen  der  Zentralstelle.  Geholfen  konnte 
Tiier  nur  werden  duich  Ausbildung  einer  mehr  kollegialen  Verwaltung  in  den 
unteren  Kreisen,  me  sie  durch  die  Kreierung  von  Amtsschreibem  und  Bildung 
^ines  Kollegiums  aus  Amtmann,  Amtsschreiber  und  Kellner  für  viele  Ver- 
waltungsgebiete des  Amtsbezirks  seit  dem  1 6.  Jh.  geschaffen  wurde,  und  femer 
durch  eine  völlige  Umgestaltimg  der  Zentralstelle  im  Sinne  einer  Gliederung 
in  Departements,  wie  sie  ebenfalls  erst  im  16.  Jh.  bewufet  erstrebt  ward. 

Welches  aber  war  denn  nun  die  Geschichte  der  Zentralverwaltung  bis 
2U  dieser  Zeit? 

Aus  der  Mitte  des  14.  Jhs.  ist  uns  das  folgende  ftlr  die  Beantwortung 
dieser  Frage,  welche  uns  nunmehr  zu  beschäftigen  hat,  besonders  bemerkens- 
werte Aktenstück  erhalten*:  Wir  Dederich  von  Ettinc  borchman  m.  h.  van 
Trere  und  zu  MonreaJ,  und  Henrich  van  Merthelache  ein  borchman  zu  Mon- 
reaZ  doen  kont  allen  luden  . . ,  dat  wir  in  boetsceffe  u.  fr.  frauwen  Marien 
van  Cleve  frauwen  zu  MonreaZ  [Witwe  von  Viraeburg]  reden  an  u.  h.  hern 
Baldewine  erzebischove  zu  Trere,  as  um  de  loesunge  der  Pelenzen,  de  eme 
verlacht  was  van  hera  Henriche  selegen  van  Viminborch  und  frauwen  Marien 
Turg.  sinre  elicher  frauwen  [Urkunde  von  1335,  CRM.  3,  211],  und  sprachen 
u.  h.  \iirg.  van  Trere  selber  zu,  dat  wir  da  weren  van  u.  fr.  weghen  van 
€leve  vurg.  und  gesunnen  enre  losongen  der  Pelenzen,  und  hurten  gerne  de 
breve  van  der  Pelenzen,  wie  si  stunden  van  werde  zu  werde,  of  dat  wir  uns 
des  debaz  gerichten  muchten  na  den  breven,  want  u.  fr.  ir  geld  begaet  hette 
binenander,  um  die  Pelenze  zu  loesene.  do  antwerte  uns  u.  h.  van  Trere, 
$:eldis  bedürfe  he  wal,  he  wulde  de  breve  doen  suchen  van  der  Pelenzen,  und 

^)  S.  oben  S.  1414  Note  4;  Bd.  8,  476,  s,  1845—1846;  Ordnung  von  1487  §  21,  von 
1509  §  22. 

«)  Vgl.  Bd.  8,  466,  »,  477,  lo  mit  Bd.  8,  876,  le,  1845-1846. 

»)  S.  Bd.  8,  109,  21,  1802. 

*)  S.'  Bd.  8,  461,  18,  1345-1846. 

«)  S.  CRM.  8,  402,  1353. 


[Entwicklung  tii'r  Lande sgewali.  —     1422     — 

wat  de  sprechen,  dat  wulde  he  nemeü.  und  iieis  he  uns  des  andern  dagis 
orier  des  zweiten  wederkomen ,  um  de  breve  zu  huriune.  des  quoiiten  wir 
weder  flu-  u.  !i.  vau  Treren  vurg.  of  de  zit,  und  sulden  de  breve  huren  lesen, 
do  sprach  u.  h,  vurR.,  he  hette  de  breve  verloren,  dat  »ir  hinder  uns  reden 
an  u.  fr,  \-urg.  und  brechteu  ire  loesehreve,  die  wulde  he  ummer  sehen,  und 
dat  freit :  he  wultie  fielich  bid  u.  fr.  doen  van  Cleve.  do  vradeu  wir  hem. 
Petern  Sarazzen  und  den  andern  raet  u.  b,  viu^.,  want  de  breve  sprechen 
dusint  Ib,  hl.,  de  pilHch  zuznbrenghene  weren,  bid  wat  niuutzen  wir  weren 
und  bezalen  niuchten?  ind  wem  wir  dat  gelt  gebcu  sulden,  as  wir  weder 
quenien?  des  Entwerte  uur  lier  Peter  Sarazzen,  wir  sulden  [is]  peben  liera 
Geralde  dem  rentmeistere,  de  da  bi  eine  stont,  de  sins  heni  rente  plege  in- 
zuueuiene,  und  sulden  geben  einen  alden  schilt  fiu'  sevenschen  s.,  und  einen. 
Tomoes  für  echtzen  hl,,  want  brechten  wir  zumal  hl.,  u.  h.  von  Trere  inneia 
er  niet'.  ond  gaf  uns  her  I'eter  vurg.  dat  ende  van  nionrte  ».  h.  vurg..  und 
sprach  uns  dai-fur:  were  oeh  sache  dat  u.  h,  vuit^.  tier  breve  niet  invuude,. 
he  wulde  u,  fr.  bid  dem  tapitt^le  as  sicher  machen,  dat  si  und  ere  erben 
des  nunimer  anspi-ache  geliden  insulden.  des  begate  uns  her  Peter  vorg,  einen, 
brief  van  u.  h.  van  Triere  an  den  boi-chgrelwn  van  Cochnie,  want  surgelicb 
was,  de  breve  und  dat  gelt  zu  furinne  sunder  geleide,  as  wir  eme  saden,  dat 
he  de  breve  und  dat  gelt  zu  Trere  in  einen  wegen  geleite,  dat  dede  der 
horchgipbe  und  geleite  ilat  gelt  zu  Trere,  und  wanl  dat  gelt  inifangen,  gezalt 
und  gewogen  van  u.  h.  wegen  van  Trere.  och  inwolde  der  rentmeister  de». 
geldis  van  der  Pelenzen  niet  nemen,  he  inhette  de  breve  gesehen  van  der 
losongen  der  Pelenzen:  de  he  sach  und  eme  wal  genugede  van  den  breven^ 
und  och  moesten  wir  u.  h.  van  Trere  für  beznleu  zweihoudert  aide  Schilde, 
de  eme  m,  fr.  und  ir  man  von  andere  scolt  schuldich  woren.  und  do  wir 
allit  dat  gedaen  hatten,  as  wir  van  u.  h.  vaii  Trere  und  sinie  rade  pescheiden 
woren,  und  dat  gelt  wal  liezalt  hatten  van  der  IVlIenzen  zu  der  \onif'i-sten 
schulde,  <lo  besehen  wir  unse  breve  weder,  af  Sicherheit  darfur,  as  geret  was. 
des  sprach  u.  h.  vurg.  weder  uns,  sine  frunt  betten  in  undenvist,  dat  de- 
losonge  der  Pelenzen  nemans  nie  inwere,  <lan  des  |)rostis  van  Aghe;  niet  nie- 
inkonde  uns  wederfaren,  dan  dat  wir  gelt  und  breve  u.  h.  lesen  vui-g.  Die- 
beiden Burgleute  bezeugen  sclillefslich,  omnia  premissa  de  verbo  ad  verbuiii  .  . 
sie  esse. 

Inhaltlich  dieser  in  hohem  Grade  in  die  Geschäftspraxis  einführenden 
Urkunde  kommen  also  Geschäftsführer  eines  Diitten  zur  Abwicklung  einer 
bestimmten  Sache  an  den  Trierer  Hof.  Sie  werden  zunächst  vom  Ei7bischof 
empfangen;  dieser  leitet  die  geschäftliche  Behandlung  der  Sache  ein.  Nach 
diesem  ersten  Akt  spielt  sich  die  Fortsetzung  im  erzbischöflichen  Rate  ab,  als 

')  So  wird  zu  lesen  sein.  Günther  liest:  want  brechten  wir  zwey  Maid  er  Hailere  unse 
Hern  von  Trere  Innemer  niet  Sarrazin  will  sagen ;  bringt  ihr  die  Summe  nur  in  Hellem, 
BO  nimmt  das  der  Erzbiechof  nicht. 


—     1423     —  I^ie  Landesverwaltung.] 

dessen  Sprecher  Herr  Peter  Sarrazin,  als  dessen  Mitglied  u.  a.  der  Rentmeister 
Gerard  erscheint.  Peter  Sanazin  verhandelt  nun  mit  den  fremden  Geschäfts- 
führern in  der  Weise,  dafs  er  sieh  in  den  einzelnen  Stadien  der  Verhandlung 
mit  dem  Erzbischof  [und  jedenfalls  auch  dem  Eate]  verständigt  und  dann 
vom  Munde  ^  des  Erzbischofe  Antwort  erteilt,  auch  einschlägige  Urkunden  und 
Befehle  an  die  Lokalverwaltung  von  demselben  erwirkt.  Nach  Abschlufs  der 
Verhandlungen  empfängt  endlich  der  Erzbischof  die  Geschäftsführer  wiederum 
persönlich  und  teilt  ihnen  den  gemäfs  dem  Bericht  des  Rates  gefafsteu  end- 
gültigen Entscheid  mit. 

Neben  den  Verhandlungen  im  Rat  spielt  aber  noch  eine  Geschäftsscene 
vor  der  zentralen  Finanzverwaltung.  Wir  finden  an  ihrer  Spitze  den  Rent- 
meister Gerard;  er  bucht  keine  aufserordentliche  Einnahme  ohne  Einsicht 
von  Urkunden  imd  scheint  bei  grofsen  Zahlungen  Geldsorten  nur  nach  den 
im  Rate  festgesetzten  Bedingimgen  annehmen  zu  wollen;  zugleich  ist  er  Mit- 
glied des  Rates. 

Bringen  wir  die  hiennit  gewonnenen  Kenntnisse^  auf  die  allgemeinste 
Fonnel,  so  finden  wir  an  der  Zentralstelle  unter  dem  Erzbischof  einen  Rat 
mit  einem  Kabinetsminister  an  der  Spitze,  eine  Finanzverwaltung  mit  einem 
Rentmeister  an  der  Spitze,  imd  als  allgemeine  Voraussetzung  schriftlichen  Ver- 
fahrens auf  Bericht  des  Rates  eine  Kanzlei.  Der  Geschäftsgang  im  Rate  aber 
ist  der,  dafs  der  Erzbischof  sich  Einleitung  und  Abschlufs  der  Geschäfte  per- 
sönlich vorbehält,  ihre  Verhandlung  im  einzelnen  aber  wie  ihre  Durclifühiiing 
gemäfs  dem  Schlufsentscheid  dem  Rate  überläfst. 

Sehen  wir  also  von  der  technischen  Voraussetzung  jedes  gröfseren  Ge- 
schäftsbetriebes, der  Kanzlei,  ab,  so  haben  wir  um  die  Mitte  des  14.  Jhs.  zwei 
Verwaltungen  an  der  Trierer  Zentralstelle  zu  unterscheiden,  den  Rat  und  die 
Finanzverwaltung.  Von  ihrem  Entstehen  und  Wesen  soll  nunmehr  im  einzelnen 
die  Rede  sein. 

Zunächst  vom  Rat. 

Natürlich  hat  eine  beratende  Zentralstelle  von  jeher  in  jedem  gröfseren 
Verwaltungsbezirke,  welcher  späterhin  zum  Territorimn  erwuchs,  d.  h.  in  jeder 
Grundherrschaft,  bestanden  ®.  In  geistlichen  Herrschaften,  wo  die  Quellen  einen 
genaueren  Einblick  gestatten,  setzt  derselbe  sich  aus  den  geistlichen  und  welt- 
lichen Grofsen  des  Verwaltungsgebietes  zusammen*.    Die  geistlichen  Grofsen 


^)  Es  ist  das  lateinische  de  iussu,  s.  Bd.  3.  486,  1850. 

2)  Vgl.  zu  denselben  Seeliger  S.  93  ff. 

3)  Zum  folgenden  s.  u.  a.  Waitz,  Vfg.  7,  809  f. ;  v.  Maurer,  Fronh.  1,  206  f. 

*)  MR.  ÜB.  1,  134,  893:  Bischof  Rodbert  von  Metz  schenkt  an  Kloster  NeumOnster 
cum  consultu  tidelium  nostrorum,  clericorum  scilicet  et  laicorum.  Ennen,  Qu.  1,  459,  922: 
der  Kolner.  Erzbischof  handelt  consultu  fidel  ium  nostrorum  tarn  clericorum  idoneorum,  quam 
etiam  laicorum  nobilium.  Lac  ÜB.  1,  52,  98,  941 :  der  Erzbischof  von  Köln  verschenkt  res 
ecclesiae  Coloniensis  cum  consultu  et  consensu  der  fideles  tam  clerici  quam  laici.  S.  auch  MR. 
ÜB.  1,  33«,  1052,  cit.  oben  S.  1078  Note  8. 


m 


[Eutwicklung  der  Landcsgewiilt.  —     1424     — 

erecheiueu  dabei  früh  ^'euau  abgegrenzt  als  Prälaten  V  und  unter  ihnen  iiehmeTi 
dann  in  den  Diözesen  wieder  die  Domkapitel  bald  eine  besondere  Stellung 
ein*.  Die  weltliehen  Grofseu  setzen  sich  anfangs  voniehinlich  aus  den  be- 
lehnten freien  Henen  und  Grafen  zuRaminen;  bald  aber  ei-scheineu  neben 
ihnen,  spätestens  seit  Ausgang  des  11,  Jhs.  deutlich  beteiligt,  die  Ministerialen'; 
und  scbliefslicb  befriunt  um  die  Wende  des  12.  und  13.  Jhs.  auch  eine  Be- 
teiliinmg  der  Büi^ger  einzusetzen*. 


']  Lac.  ÜB.  1.  166,  257,  11.  Jh.:  UuerdenBiuin  coogregatio  fratnim  .  .  suis  (idelibus 
uque  (irelBlis  id  sibi  coDsiliantibus  consona  et  coiiuuuiii  collaudantia  laudaveniot  atqne 
gtatuenint.  MR.  ÜB.  1,  616,  1159!  Belehnuug  de  coosilio  prelatonun  et  tideliiun  uostronun, 
unterzeichnet  Dompropst,  Deehant,  3  Arthidiakone ,  die  Grafen  von  Kirberg  und  Veldenz. 
einige  freie  Herren  und  Ministerialen.  MR.  ÜB.  1,  610,  1158:  Erzbischof  Hillin  von  Trier 
beiehnt  die  Luiemliurger  Grafen  mit  Bui^  Nassau  und  Zubehör  detiberato  ecclesie  nostr? 
liberonim  et  ministerialium  coosilio.  Es  Bind  ab  Zeugen  unteraeicbnet:  Dompropat  und 
Decliant,  3  Archidiakone ;  die  Ähte  von  SMaxiniin,  SMatheis,  SMaria-ad-martyres ,  SMartin, 
Springiersbach,  Hitnmerpde;  die  Propste  von  SPaulin,  Pfolzel,  MQnstermaifeid  iind  SCaalor- 
Koblenz;  der  Domkustos  und  ein  Kapellan  [wohl  beide  im  erzb.  Rat]:  Laien:  die  Grafen  \oa 
Ysenburg  und  Sayn,  die  freien  Herren  von  Ehrenbreitstein ,  Braubach.  Burgen,  Bettingen, 
Neum&gen,  Kerpen,  und  16  Miniatenalen,  darunter  der  Marschall  und  2  Schenken. 

*)  Enneo,  Qu.  1,  580,  93,  1179:  der  Kölner  Erzbiachof  verschenkt  Kammern  in  der 
Nähe  der  Kölner  Münze  de  consilio  priorum  et  tideliuiu  nosCronim.  capituli  etiam  maioris 
ecciesie  Coloniensis  eonsensu  accedente.  MR.  ÜB.  3.  21,  1214:  Erzbi^chof  Tbeoderich  l>e- 
eiätigt  SMaria-ad-maityres  den  Besitz  der  ihm  von  Erzbiseliof  Johann  zugewendeten  Ehranger 
Pfeurkirche  de  conununi  conailio  et  eonsensu  capituli  nostri  contra  maloram  incursua.  S. 
femer  MR.  ÜB.  3,  73,  1217;  75,  1217;  82,  c  1218  usw. 

*)  S.  schon  MR.  ÜB.  1,  171,  929,  Erzbiachof  Rutger  will  sieb  Über  Stift«guter  im  Eiaafs 
(Gimbrett  bei  Strafsbiu^  ?)  informieren ;  nos  ergo  missos  nostros  Waltercherum  vnsallum  nostrunL 
et  cum  illo  Qualterum  Rodingum  et  Albuinum  famulos  nostroa  illuc  direximus,  qni  perspectis 
et  inquisitis  oninibus  renuntiaverunt  nobis.  nichil  aliud  ibi  esse  nisi  mausum  indorainicatuni 
et  alios  mansos  9  absolutoa  absque  ullo  homine,  de  pratis  autem  ad  carr.  5.  Er  vertauscht 
das  per  consensum  nostrorum  fidelium  clericomm  atque  laicomm.  Vgl.  zu  dieser  Urkunde 
MR.  ÜB.  1,  610,  1158:  Erzbischof  Hillin  1.50  mr.  in  manu  quarundam  personanun  ecclesie 
nostr?,  libcrorum  eliam  et  miniBterialium  nostrorum  posuimus,  et  iit  ex  eis  aliquod  allodiuni 
emerent  pro  restauratione  curi^  nostrc  Pardenheini,  qui;  nobis  aliquantulum  iniminuta  vide- 
batur,  precepimus.  Dieser  immunitio  hatten  geistliche  und  weltliche  Grofsc  wie  Ministerialen 
der  Kirche  zugestimmt  (s.  a.  a.  0.  60-5.  1157).  S.  femer  MR.  ÜB.  1,  .501,  10»9,  der  Abt 
von  Prüm  schenkt  Nochem  an  SGoar;  inito  consilio  sapientes  suos  de  omni  abbatia  cuius- 
cunque  conditionis,  monachos  sive  clericos,  liberos,  ministei'iales,  ad  locum  prefatum  eoadunavil 
et  rillam  .  .  coram  Omnibus  .  .  tradidit.  AIR.  ÜB.  1,  639,  1163:  Erzbiscbof  Hillin  bestätigt 
Forstrecbte  des  Klosters  Oeren  consilio  et  eonsensu  personarum  liberorum  bominiim  et  minisle- 
rialium  nostronun.  Vielleicht  gehört  hierher  schon  V.  Bald.  Leod.  c.  24;  die  Gräfin  L.  schenkt 
von  ihrem  Allod  fldelis  usa  clientelae  consilio;  sie  will  nichts  thun  sine  eorum  consultu. 

')  MR.  t:B.  2,  328,  1190-1212,  Urkunde  Erzbischof  Jobanns:  nos  ad  preces  dilecli 
nostri  Anaclmi  abbatis  sancti  Maximini  pueris  Cononis  dicti  advocati  in  Confluentiu.  qiii 
ministeriales  sunt  beatt  Maximini,  de  consilio  et  eonsensu  üdelium  nostrorum  tam  minisle- 
rialium  quam  civium  in  Confluentia  et  cürca  Conäuentiam  manenlium  tale  iua  et  libertatem 
concessimus,  ut,  ubicunque  ipsi  infra  i«rminos  nostrae  iurisdictionis  fuerint,  ab  omni  petitione 
t  ministeriales  beati  Petri  sint  exempti   et  omni  iure  gnudeant  et  utantur. 


—     1425     —  Die  LandesverwaltungJ 

Lange  bevor  indes  diese  Vervollständigung  erreicht  ward,  welche  schliefs- 
lich  im  Beginn  des  13.  Jhs.  auch  einen  reichsgesetzlichen  Ausdruck  fandS  war 
man  in  dem  beratenden  Köi-per  von  der  blofsen  Ratserteilung  zur  Forderung 
eines  Zustimmungsrechtes  zu  bestimmten  Handlungen  der  Herrschaft  fortge- 
schritten. Mit  dem  allmählichen  Durchdringen  dieser  Forderung,  deren  Ge- 
schichte hier  nicht  weiter  zu  verfolgen  ist  *,  wurde  aber  natürlich  der  beratende 
Körper  zm*  berechtigten  Behörde,  zu  einer  Verfassungsinstanz,  deren  Kompe- 
tenz und  persönliche  Rekrutierung  genauer  Begrenzung  bedurfte;  und  er 
verlor  damit  jene  Eigenschaften  freier  beratender  Meimmgsäufeerung  und  un- 
gebundener Wahlfähigkeit  seiner  Mitglieder,  welche  ihn  urspiUnglich  charak- 
terisiert hatten. 

So  mufste  der  Herr  der  Grundherrschaft  bezw.  des  sich  bildenden  Terri- 
toriums nach  einem  Ersatz  fUr  sein  altes  Ratskollegium  suchen;  er  musste 
einen  neuen  Kreis  vertraulicher  Berater  bilden,  welche  ohne  irgendwelche  ver- 
fassungsrechtliche Stellung  nur  ihm  verpflichtet  waren*.    Das  Personal  hierzu 


quo  ministeriales  beati  Petri  gaudent  et  uti  consueverimt  Honth.  Hist  1,  760,  1268:  Mit- 
bcsiegelung  eines  erzbischöflichen  Burglehnbriefes  in  .  .  rei  testimonium  durch  die  Stadt 
Trier.  Zum  Abschlufs  der  ganzen  Bewegung  im  ständischen  Sinne  s.  für  Trier  CRM.  3, 
155,  1328,  Sühne  Erzbischof  Baldnins  mit  der  Gräfin  Loretta  von  Sponheim:  und  waut  wir 
dit  gedan  hain  von  willen  rade  und  gehenknisse  unses  capitels  und  uns  gestiechts  man  und 
der  stede,  so  band  die  vorg.  unse  capitel  kuning  [der  Graf  von  Luxemburg  und  König  von 
Böhmen]  und  edel  man  uns  gestiechts  und  die  stede  ir  ingesiegel  gehangen  an  diesen  brief. 
Folgen  die  Besiegelungen  mit  ausführlicher  Motivierung  CRM.  3,  S.  267  f.  Als  Städte  und 
edle  Mannen  sind  genannt:  die  Grafen  von  Luxembniig,  Sayn,  Saarbrücken,  Veldenz,  Katzen- 
elenbogen,  Vimeburg,  die  Raugrafen;  die  Herren  von  Blankenheim,  Manderscheid,  Dann; 
die  Städte  Trier,  Koblenz,  Boppard,  Wesel,  Montabaur.    Vgl.  auch  noch  S.  1344  Note  2. 

^)  Vgl.  das  Gesetz  K.  Philipps  vom  J.  1205  (Verfügungen  von  Fürsten  nur  communi- 
cante  sibi  meliorum  terrae  baronum  et  ministerialium  consilio),  den  Reichsschlufs  von  1231, 
MGLL.  2,  283,  und  Schlufs  von  1287  §  44,  a.  a.  0.  S.  452.  Zur  Ausführung  vgl. 
oben  S.  1037  Note  5,  1292,  und  MR.  ÜB.  8,  71,  1217:  Erzbischof  Dietrich  vererbpachtet 
den  Wald  Veivere  u.  a.  m.  communicato  consilio  praelatorum  nostrorum  nobilium  et  mini- 
sterialium, quorum  discreta  circumspectione  honestas  ecclesie  Trevirensis  gaudet  ad  meliora 
provehi. 

»)  Für  Trier  vgl.  G.  Trev.  Cont  1,  22,  MGSS.  8,  196,  1079—1101,  cit  oben  S.  712, 
Note  2;  G.  Alberonis  27,  MGSS.  8,  257.  Zustimmung  zu  Regierungshandlungen  der  Grafen 
von  Jülich  und  Berg  erwähnt  v.  Below  S.  6  erst  seit  d.  J.  1226. 

')  Das  sind  die  familiäres,  welche  seit  Schlufs  des  11.  Jhs.  neben  den  verfassungs- 
mässigen Beratern  vorkommen,  s.  Lac  ÜB.  1,  157,  244,  1090:  Erzbischof  Hermann  III.  von 
Köln  entscheidet  einen  Streit  zwischen  SMaria-ad-gradus  und  Brauweiler  prudenti  priorum 
et  familiarium  nostrorum  consilio.  Vgl.  femer  MR.  ÜB.  2,  6*,  1171,  Urkunde  Abt  Roberts 
von  Prüm:  dum  vero,  quod  mente  conceperam,  sepius  inter  familiäres  meos  pia  sollicitudine 
retractarem  .  . ,  quatinus  subtili  indagatione  et  sapienti  consilio  providerem  ....  Nach  dem 
Testament  des  Erzbischofs  Johann  (f  1212),  MR.  ÜB.  2,  297,  sind  ständig  am  Hofe  neben 
19  Ministeralen  2  edle  Herren  und  ein  Magister  —  wohl  der  Anfang  eines  Rates.  S.  dazu 
MR.  ÜB.  3,  327,  1227,  cit.  oben  S.  847  im  Text  Auch  für  die  Ausübung  des  Rechtes  des 
Consilium  bezw.  des  Consensus  der  Landesstände  machte  sich  doch  firüh  eine  Beschränkung 


[EntwickluDg  der  LnnJesgewalt.  —     1426     — 

boten  spätestens  seit  Be^nn  des  12.  Jhs,  die  Ministerialen;  sie  haben  das 
ganze  12.  Jh.  hindurch  die  intimen  Berater  ihrer  Herren  gebildet'. 

Aber  auch  hier  schob  sich  seit  etwa  Mitte  des  12.  Jhs.  die  allgemeine 
Entwicklung  der  sozialen  und  Veifassungsverhältnisse  immer  bestimmter 
zwischen  den  freien  Verkehr  der  Räte  und  des  Laudesheim.  Die  Ministerialen 
bildeten  zugleich  den  Rahmen  für  die  Zentralverwaltung  der  Grundherrschaften 
bezw.  erwachsenden  Territorien  wie  fUr  die  Hofi'erwaltung  - ;  so  sind  im  Era- 
stift  Trier  z.  E.  von  ihnen  die  Ämter  des  Marschalls,  Truchsessen,  Schenken, 
Kämmerers,  Thürhüters,  spilter  auch  des  Speisers  besetJtt^,   Mit  dem  Eindringen 

geltend;  nuchEnnen,  Qu.  2,  373,  273,  I2'18,  ist  Tür  kleinere  Mafsregeln  des  Erabischofe  tob 
Köln  nötig  consilinm  priorum,  qui  conunode  haberi  possunt,  Dir  gröfsere  consilium  eonindem 
prionun  et  capitiüi  Colonienais. 

')  MR.  ÜB.  1,  396,  c.  1098:  fiuniliaribuB ,  qui  archiepiscopatus  servientes  dicuntnr,  et 
hoc,  si  necesae  est,  piobare  possunt  MB.  DR  1,  483,  1135,  SMaximin:  nach  dem  Dienst- 
ding  der  Ministerialen  abbas  ei  in  proximo  die  .  .  de  privaiis  negotiis  vel  coramunilnis  nun 
ministerialibiia  aliiiua  tractare  voluerit,  eive  nos  [der  Vogt]  presentcs  sive  absenles  fiierimiia, 
absque  expensis  eonim  ipsos  detinebit.  Am  Hofe  des  Hüftes  SSeverin-KüIn  finden  Eich  Ennen, 
Qu.  1,  503,  42, 1099—1131  elE,  a.  a.  0.  592,  100,  1185  ftof  Ministerialen.  S.  ferner  Lac.  ÜB. 
I,  367,  1149,  liir  Kaifenheim;  qualiter  bonae  memoriae  Bertolfiis  abbaa  BrAwilareusis  eccle- 
ftiae  hominibus  ad  ins  curtiB  nostre  Kevenheim  pertinentibus  tempore  necessitatis  «ubvenerit 
et  lunpliando  corum  beneficia  inopiam  eormu  alleviaveril.  liiis  enim  infortunio  et  miaeria  pro- 
fligatia,  quam  predonum  inmanitas  igne  et  rnpina  inflixerat,  ne  tantia  maus  exac«rbali  eflii- 
gerentur  et  predia  ecclesiae  horum  reccsBU  vastarentur,  conailio  usus  est  fratrum  suorum,  lai- 
conun  etiam,  scilicet  ministrorum  suorum,  qualiter  ea  emendarentitr.  quorum  comniuni  deli- 
beratioDc  et  consilio  bona  eccIeEie,  que  vulgari  lingua  sellant  nuncnpantur,  ad  predictam 
Gurtün  pertinentia  predictis  hominibus  ad  ea,  que  primitus  possederant  beneficia,  Iradidit  et 
conürmavjt.  V.  coinit.  de  Amatein:  ministeriales  suos  velut  socios  sie  atnabat,  quomm  con- 
silio super  coniugalis  eopulae  matrimonio  penirgetur,  quia  rei  sie  poscebat  utilitas.  —  In 
frühester  Zeit,  vor  den  Anfängen  der  Stäudebildung,  suchte  man  wohl  auch  die  Vasallen  in 
dieser  Weise  heranzuziehen,  s.  V.  Vodalrici  c.  5,  MGSä.  4,  393,  i^  f.:  similiter  et  de  vasal- 
lis  suis  seniper  seeum  aliquos  sapientissimos  habere  voluit  (Vodalricus],  si  ei  aliquod  negotium 
de  aeccleaiasticis  rebus  vel  de  secularibus  ad  tractandumdeveniret,uieo]iimconsilioeiiute  ti-actare 
et  regere  semper  paratus  esset.  Hierhin  gehöil  vielleicht  auch  MR.  ÜB.  1,  305,  c.  1033,  cit. 
oben  S.  894  Note  3.  Auch  in  spaterer  Zeit  finden  sieb  noch  derartige  Versuche,  s.  oben 
S.  1267;  sie  erttlaren  sich  aber  durch  den  Umstand,  dafs  miltlerweile  die  Ministerialen  zu 
Vasallen  geworden  und  in  den  Lehnsverband  eingetreten  sind. 

')  S.  im  allgemeinen,  aufser  oben  S.  820  f.,  auch  MR.  ÜB.  3,  1168,  12.52:  eine  Schuld- 
verschreibung des  Grafen  von  Neuenahr  bezeugen  milites,  der  Sohn  des  Grafen  et  Herbordus 
de  Ludorf  servus  noster,  quibus  mediantibus  res  fuit  onliuata.  l'hroD.  ep.  Mettens.  1186;  der 
Bischof  Bertram  von  Metz  steht  gegen  Kaiser  Friedrich ,  deshalb  ad  iram  et  indignationem 
princeps  Incitatus  bona  eins  universa  confiscari  fecit  totunique  episcopatum  Metensem  per 
ministeriales  suos  [unier  Werner  von  Bolanden,  Chron.  reg.  1187]  in  facti  huins  vindietam  sa- 
siri.  —  Ausgenommen  sind  hieiTon  nur  die  grörsesten  Verwaltungen,  in  welchen  auch  Freie 
Verwendung  fanden,  s.  z.  B.  Ennen,  Qu.  1,  466,  13,  965. 

')  Vgl.  für  den  Marscaicus  MR.  ÜB.  1,  604,  1157;  610,  1158;  den  Dapifer  MR.  LB. 
1,  604,  1157;  den  Pincema  MR.  ÜB.  1,  604,  1157  (zwei  pincenn-  MR.  ÜB.  1,  605,  1157; 
610,  1158);  den  Camerarius  MR.  ÜB.  2,  297,  c.  1212;  UStift  S.  321  Xo.  11;  MR.  ÜB.  3,  71.^, 
1241;  den  lanitor'MR.  ÜB.  2,  297,  c.  1212..  Später  wird  .luch  noch  ein  Speiseramt  erwiümt, 


—     1427     —  I^ie  Landesverwaltung.J 

des  Lehnsbegriffs  in  die  Ministerialität  begannen  nun  diese  ursprünglich  in 
freier  Wahl  des  Herrn  ^  besetzten  Ämter  seit  der  zweiten  Hälfte  des  12.  Jhs» 
Lehnsäniter  zu  werden,  und  im  ersten  Viertel  des  13.  Jhs.  war  die  Entwick- 
lung soweit  abgeschlossen,  dafs  die  Lehnserblichkeit  der  Hauptämter  im  J.  12  Id 
reichsgesetzliche  Anerkennung  fand^.  Damit  war  nach  zwei  Seiten  hin  eine 
Stellung  erreicht,  welche  die  alleinige  Rekiiitierung  eines  freien  landesherr- 
lichen Rates  aus  den  Ministerialen  immöglich  machte:  einmal  waren  die 
Ministerialen  nunmehr  volle  Vasallen,  hierdurch  fest  dem  sich  soeben  bilden- 
den Körper  der  Landstände  einrangiert,  und  somit  in  der  o])en  geschilderten 
Lage  der  alten  im  Ständewesen  aufgegangenen  Räte ;  weiter  aber  waren  sie  jetzt 
im  Besitz  von  Erbämtem,  also  in  einer  verfassungsmäfsig  feststehenden  eigen- 
rechtlichen Stellung  zur  Herrschaft,  welche  ihre  Fähigkeit  als  unparteiischer 
Berater  oft  beeinflussen  mufste. 

Es  war  daher  um  die  Mitte  des  13.  Jhs.  nötig,  einen  neuen  Rat  zu 
schaffen,  wie  es  nötig  war,  ein  neues  Beamtenpereonal  ft\r  die  Zentralstelle 
zu  entwickeln®.    Beide  Aufgaben  wurden,   wie  sie   schon  in   der  Blütezeit 


Honth.  Hist  2,  352,  1411.  In  Jülich  existieren  anfangs  sogar  nur  Tnichsefs,  Schenk  und 
Marschall,  der  Kämmerer  kommt  erst  im  14.  Jh.  auf,  s.  Loersch  De  ortu  etc.  S.  35. 

»)  S.  oben  S.  1168  Note  5. 

-)  Reichsspnich  1219,  MGLL.  2,  216:  mortuo  nno  episcopo  et  alio  substituto  onmia 
ofticia  vacant  exc^ptis  quatuor  principalibus ,  dapiferi  videlicet  et  pinceme,  marschalci  et 
camerarii.  Die  Erblichkeit  der  grofsen  Ministerialenämter  an  der  Mosel  ist  freilich  erst  nach 
diesem  Datum,  nicht  schon  für  das  12.  Jh.,  bezeugt,  vgl.  MR.  ÜB.  3,  121,  1220:  Ego  Henri- 
cus  de  Duna  etc.,  quod  dominus  noster  Walramus  de  Limburg  comes  de  Lucemburg  et  do- 
mina  Ermesindis  uxor  eins  marscalciam  comitatus  Lucemburgensis  michi  et  heredibus  meis  in 
feodo  et  homagio  contulerunt  perpetuo  possidendam.  cum  predicta  etiam  marscalcia  centum  Ib. 
Metenses  mihi  contulerunt,  et  donec  eas  reposco,  medietatem  omnium  proventnum  in  silva  de 
Kirvant  mihi  et  heredibus  meis  possidendam  assignarunt  cum  autem  illas  centum  Ib.  rece- 
pero,  super  waragiam  ponere  vel  de  ipsis  terram  teneor  comparare,  que  ad  prefate  marscal- 
cie  officium  pertinebit  villam  quoque  meam ,  que  Altare  nuncupatur,  quam  presens  ab  ipsia 
habemus  in  feodo,  ad  petitionem  meam  ad  feodum  eidem  marscalcie  fecerunt  pertinere. 
MR.  ÜB.  3,  713,  1241:  Ei*zbischof  Dietrich  dilecto  ministeriali  nostro  G.  de  Esch  favemus» 
ut  percipiat  omne  ius,  quod  ratione  camere  nostre  a  nobis  in  feodo  debet  teuere.  *Bald. 
Kesselst  S.  427,  1349,  Fcudum  lohannis  de  Treveri:  ofßcium  pincematus  [das  schenkeampt 
als  manlehen].  CRM.  8,  517,  1368:  Lehenrevers  für  das  Sponheimsche  Marschallamt  Honth. 
Hist  2,  352,  1411:  Friedrich  von  Brandenburg  empfängt  zu  rechtem  Mannlehen  die  Lehen 
und  Güter,  als  ein  obrister  spiser  des  Stifts  von  Trier  von  demselben  stift  gehaibt  halt 
CRM.  4,  186,  1440:  Lehenrevers  Hermanns  Herrn  zu  Ilelfenstein  über  die  Burg  gleichen 
Namens,  das  Tniclisessenamt  und  andere  Triersche  Lehen.  Novillan.  c.  44:  quidam  Gerardua 
tenuit  bona  in  feodum  in  Remich,  in  Ellingen,  in  Keckesdorf,  in  Willesdorf,  et  inde  ianitor 
abbatis;  ille  Gerardus  adhuc  fuit  sub  abbate  Bartholomeo  [Wende  12.  u.  18.  Jhs.],  sed  et 
eodem  tenore  Wilhelmus  de  Tnitinga  [Trautingen]  habuit  feodum  in  Willesdorf  et  circa  Tru- 
tingam  et  apud  Broich  iuxta  Modevort,  unde  et  ipse  ianitor  domini  abbatis.  1599  bestandeD 
an  erzstiftischen  Beamten  der  Marschall,  Hofmeister,  Kämmerer,  Truchsefs,  Schenk  und 
Speiser,  Honth.  Hist  3,  191. 

^)  Zur  Art  des  Übergangs  vgl.  schon  jetzt  CRM.  2,  327,  1287:  der  Erzbischof  von 


[Entwicklung  der  Landesgewall.  —     1428     — 

der  Miiiisterialität  geiiieinsam  gelöst  worden  wareu,  so  auch  jetzt  wiedei-  ge- 
meinsaiii  ins  Auge  gefafet  mid  auf  deniselbeu  Wege  tiuidigefiütit,  auf  welchem 
man  ein  neues  Lokalbeamtentuin  zu  schaffeu  iu  Begrifl"  war:  duixrli  Anwendung 
des  aus  dem  Lehnsbegriffe  zum  AintsbegritFe  überfühvendea  I^hnsdienstvertrages 
zur  Kreiening  von  Raten. 

Anlange  in  dieser  Richtung  scheinen  sich  alsl>ald  nach  dem  Aufkommen 
des  Lehusdienstveitrages  tiberhaupt '  zu  zeigen ;  schon  der  Ei'zbischitf  Johann 
von  Trier  (t  1212)  scheint  einige  nach  dem  neuen  Prinzip  angestellte  Räte 
gehabt  zu  halien^.  Der  ei'ste  sichere  Ratsrevers  neuer  Art  aber  föllt  ei-st 
in  die  Mitte  des  13.  Jhs,^.  Und  l>ei  der  unmittelbar  von  der  Persönlichkeit 
des  Landesherm  abhängenden  Entstehuugsmöglichkeit  der  Institution  dauerte 
es  noch  lange,  ehe  von  einem  wirklich  ausgebildeten  Rate  die  Rede  sein  konnte, 
Noch  in  der  zweiten  Hälfte  des  13.  Jhs.  war  im  Erzstift  Trier  die  ganze  Eän- 
richtung  formlos  und  der  Zusammensetzung  der  Räte  nach  dem  gi-öfsten 
Wechsel  untenrorfen*;  erst  mit  dem  Beginn  von  Balduius  Regiment  in  den 
ersten  Zeiten  des  14.  Jhs.  scheint  eine  Kräftigung  soweit  eingetreten  zu  sein, 
daJs  man  einigen  Katsmitgliedem  die  Vei-waltung  des  Erzstifts  bei  laugdauemder 
Abwesenheit  des  Landesherm  anvertrauen  konnte*.    In  den  dreifeiger  Jahren 


Köln  suis  dütgenter  comiserat  oflitiatiä,  videlicet  Arnaldn  militi  dupifero  suo  de  Wede  diclo 
Dumbelir  atque  Conrodo  dapifero  suo  de  U'oldenbtirg,  ut  .  .  toiicordiam  r(>fonnarent. 

')  S.  oben  S.  1298. 

■]  Das  Testament  des  ErzbUchofs  Johann,  MK.  ÜB.  2.  297,  nennt  unter  der  mit  Legaten 
bedachten  Familifi  den  I>ekan  Jakob  [er  war  wohl  Kanzler],  ferner  den  Kaplan  Heinrich  und 
5  Naßien  lermutlicli  atich  von  Kaplanen;  dann  Henricus  coais  (Küchenmeister).  Hierauf 
folgen  die  Namen  von  zwei  edlen  Herren  nnd  der  eines  Magisters.  Ferner  die  zwei  Pfarrer 
von  Andernach  und  Koblenz,  der  Priester  von  Ehrenbrei  (stein ,  der  Sehnimeister  Hugo  von 
SCaator-Koblenz ,  der  erzbischöfliche  Vikar  Peter,  der  Vogt  Cuno  und  sein  Sohn.  Dann 
19  Ministerialen,  darunter  der  lanitor  und  Kämmerer,  der  Kapellan,  11  andere  Personen, 
vielleicht  auch  noch  teilweia  Ministerialen.  Schliefslicli  2  persönliche  garcioiies,  2  g&rciones 
de  Camera,  3  de  coquina,  7  sen'i  novi  de  Palatio  und  7  andere  genannte  Diener.  Im  ganzen 
70  Persooen.  Hier  sind  die  vor  den  Pfarrern  stehenden  Personen  wohl  als  Räte  zu  fassen. 
Im  übrigen  ist  bekanntlich  ein  erster  ständiger  Rat  am  Königshof  in  der  1.  H.  13.  Jhs. 
eine  Ausnahme,  s.  Isaacsohn  De  consilio  regis  etc.,  Diss.  Berol.  Iä74.  Über  Terriiorialrüte 
des  13.  Jhs.  s.  T.  Bclow  S.  82;  Lamprecht  in  den  Forschungen  z.  d.  Gesch.  23,  97  Anm.  I. 

°)  MR.  ÜB.  3,  959,  1248:  der  Junggraf  von  Leiiiingen  wird  besonders  geehrter  pfalz- 
gräflicher Bui^mann  in  Winzingen,  der  Vertrag  hcifst  faniiliarilatis  ordiiiatio  et  amicitie 
connectio.    Das  Lehen  beträgt  nach  unserm  Geld  72000  M. 

*)  G.  Trev.  c.  191 :  Hie  idem  pater  Henricus  [1260--1286]  hahnit  modum  laudabilem 
et  consuetudinem  memoriae  dignam.  cum  enim  tractaret  de  slatu  et  negotiis  temporal tl>us 
Buae  dioceais,  assumpsit  sibi  viros  consnltissimos  in  rebus  temporalihus  expeilos,  prout  immi- 
nentis  negotii  perplexitas  requirehat  si  circa  milites  aut  vasallos  causa  agebatur,  assumpsit 
harones  et  nobiles  probatae  prudentiae,  si  circa  clerum  et  ecciesiasticam  libertatem  negotium 
vertebatur,  consuluit  viros  litteratissimos;  si  circa  cives,  idem  fecit  prudenciore»  asauniens,  quem- 
libet  venerans  et  salutans  laeEo  vultu  et  henigno,  prout  requirehat  Status  et  conditio  eonin- 
dem.    nee  mutavit  mores  prescriptos,  dum  coram  eo  ventilabantur  negotia  ludeomm. 

»)  S.  'Epistolarcodex  Balduins  Bl.  b^.  1312  Novbr.  80,  dazu  Friedenshurg  in  Westd. 


—     1429     —  I^ie  Landesverwaltimg.] 

des  14.  Jhs.  tritt  dann  die  feste  Bezeichnung  für  den  Bat  als  Freund^ 
wenig  später  als  Heimlicher  auf^,  und  um  die  Mitte  des  14.  Jhs. 
kann   das  Institut   als  völlig   ausgebildet   angenommen   werden*,   wenn  wir 


Zs.  Bd.  3,  301  No.  28.  Zu  Analogieen  aus  späterer  Zeit  s.  «Koblenz  St  A.,  Kurf.  Trier 
Staatsarchiv,  Geh.  Cabinet,  Personalien  der  Erzbischöfe,  1467  Januar  21 :  Wilhehn  von  Baden 
Amtmann  zu  Saarburg  an  die  Zentralverwaltung,  Johann  und  Wilhelm  Herren  von  Yilez  [?] 
und  Eberhard  von  der  Arken,  die  Statthalter  des  Erzbischofs  (der  Erzbischof  war  eine  Zeit 
lang  aufser  Landes,  vgl.  Goerz  liegg.  der  Erzb.  S.  225,  zu  1466  Novbr.  24);  geben  under 
minen  ingesegel  uf  mitwoch  nehst  nach  dem  zweinzigsten  dage  anno  etc.  LXVI.  Berichtet 
über  Verhandlungen  mit  Luxemburg,  deren  Abmachimgen  von  Heinrich  von  Warsperg  ge- 
brochen sind,  sowie  seine  Mafsregeln  gegen  Heinrich  von  Warsperg,  unter  Übersendung  einer 
Abschrift  des  an  diesen  gesandten  Briefes  und  der  darauf  erfolgten  Antwort,  sowie  der  von 
der  Luxemburger  Seite  in  dieser  Sache  erlassenen  Schriftstücke.  Diese  mittel  und  ander, 
die  hemah  geschrieben  stont,  biden  ich  uch  mich  zu  nnderwisen,  wie  ich  mich  darinne 
halden  solle,  nastdem  das  mins  gnedigen  herren  gnad  nit  inlendich  ist  Folgen  neue  zweifel- 
hafte Fälle:  Gefangennahme  zweier  Unterthanen  [armman]  in  Nennich  durch  Arnold  von 
Yels  und  Wirich  von  Putlingen,  und  ähnliches.  Da  biden  ich  uch,  gut  frunt,  mir  zu  schriefen 
und  zu  wissen  laissen,  wie  ich  mich  in  diesen  vurg.  sachen  halden  sol,  wan  solich  homnt 
und  gewalt  nie  me  geschieht  ist  in  dem  hogericht  von  Sarburg,  und  wer  meins  gnedigen 
herren  gnad  inlendich  gewest,  so  het  ichs  nit  dabi  gelaissen.  Got  si  mit  uch.  Vgl.  auch 
G.  Trev.  c.  293,  Erzbischof  Johann  IV.  (1540 — 1547)  wird  alt:  coeperunt  ergo  totius  di^cesis 
gubemacula  a  consiliariis  pendere,  quapropter  summum  capitulum  ei  coadiutorem  designavit . . 
cum  spe  fiiturae  electionis.  Im  übrigen  erfolgt  in  früherer  Zeit  nie  die  Einsetzung  eines 
Regentschaftsrates,  sondern  eines  Regenten,  s.  oben  S.  1302  Note  2,  1337;  vgl.  auch  Bd.  3 
No.  179,  1349;  No.  184,  1350;  187,  1357.  —  Wenn  bei  Königswahlen  Trierer  Räte  genannt 
und  mit  hohen  Summen  bedacht  werden,  so  ist  hier  schwerlich  an  die  Räte  der  gewöhnlichen 
Verwaltung,  sondern  an  aufserordentliche  Bevollmächtigte  zu  denken,  s.  CRM.  2,  349,  1293, 
K.  Adolf  bekennt  sich  schuldig :  providis  viris  consiliariis  venerabilis  archiepiscopi  Treveren- 
sis  principis  nostri  dilecti  tenemur  in  2000  mr.  Coloniensium  d.  bonorum  et  legalium  ratione 
laborum  et  expensarum,  quas  fecerunt  in  electionis  negotio.  Die  Räte  werden  nicht  genannt 
S.  femer  CRM.  3,  63,  1314:  consiliarii  Balduini,  qui  pro  (Ludowici  regis)  promotione  actenns 
laborarunt 

^)  Die  gewöhnlichste  Bezeichnung  ist  des  hem  frunde,  s.  Bd.  3,  No.  137,  1836 ;  *Arch. 
Maxim.  4,  650,  1377;  Bd.  3,  No.  163,  1344;  später  auch  rete  und  frunde,  s.  Bd.  3  No.  249, 
469,  No.  261,  1479.  —  Lateinisch  amici  domini,  Bd.  3,  431,  i«,  1840;  457,  7,  si,  1844-1345; 
485,  11,  489,  9,  12,  1350;  bezw.  consiliarii  et  amici  G.  Trev.  c.  267,  1362—1388.  Daneben 
tritt  dann  etwa  seit  Mitte  des  14.  Jhs.  der  Ausdruck  Heimlicher  technisch  auf,  wenn  er  auch  schon 
zur  Bezeichnung  eines  Rates  viel  früher  bekannt  war,  s.  Tristan  8589 :  heimlichaere,  und  die 
Bezeichnung  consecretalis  bei  Ennen,  Qu.  1,  433,  5,  874.  Für  sein  Aufkommen  vgl.  Bd.  8, 
231,  13,  1358;  Ferdinand  S.  79—80,  1863;  G.  Trev.  c  267,  1362—88  (intimi  consiliarii  et 
amici);  Honth.  Hist  2,  293,  1388;  297,  1895  (fruntschaft,  heimelicheit  und  raid);  Bd.  8,  255,  as, 
1395.  S.  auch  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  WW.  amici  domini,  frunde,  frundschaft,  heimelicher, 
heimelichkeit,  helfer  und  diener,  rait,  raitman. 

^)  Ich  schliefse  das  namentlich  aus  dem  Umstand,  dafs  bei  Austragsgeschäften,  welche 
eine  Hauptdomäne  des  voll  entwickelten  Rates  bilden,  bis  zur  Mitte  des  14.  Jhs.  noch  häufig 
Kommissionen  vorkommen,  welche  nur  aus  Amtleuten  der  Lokalverwaltung  bestehen,  s.  CRM. 
2,  327,  1287;  Bd.  3  No.  180,  1349;  S.  228,  84,  c.  1350;  auch  Bd.  3,  151,  »,  1881;  220,  «, 
c.  1350. 


[Entwicklung  der  Liimkägewalt.  —     1430     — 

auch  zahlreichere  Batsi-evei-se  erst   seit  den  sieheuziger  Jahieu  des  15.  Jlis. 
kenneu'. 

Die  allgemeine  Stellunfl  der  Räte  war  anfangs  ganz  die  der  auf 
Dienstleheu  angenommenen  Beamten^;  später  tritt  die  volle  Beamtenstellung 
ein.  Doch  dauert  es  bei  den  Bäten  weit  länger  wie  liei  den  Amtleuten, 
ehe  der  Begiiff  des  Amtes  völlig  durchgeffthrt  wird.  Es  treten  hier  zwei 
Momente  hindernd  dazwischen:  einmal  die  Thatsache,  dafs  die  Räte  am  Hofe 
des  Herrn,  mithin  in  gewissem  Sinne  als  Gäste  dessellien  lebten*,  ihm  über- 
haupt persönlich  nahe  standen —  daher  die  Bezeichnung  als  Freunde — ;  dann 
die  häufige  Verwendung  des  Ratstitels  und  etwa  mit  ilini  zu  verknüpfender 
Emolunieute  seitens  des  LandesheiTU  zu  dem  blofs  politischen  Zwecke,  sich  die 
Anhänglichkeit  einflufsreicher  tenitorialadliger  oder  sonstiger  Herren  zu  ge- 
winnen*. Aus  dem  zweiten  Moment  folgte  sehr  leicht  eine  Äbblassung  dei' 
Ratsftinktionen,  welche  erst  dann  für  die  wirklich  funktionierenden  Rfite  völlig 
venuieden  ward,  als  man  sich  entschlofs.  den  Ratstitel  teilweis  eben  nur  als 
Titel  zu  verleihen  und  zwischen  wirklichen  und  Titularräten  zu  unter- 
scheiden". Das  erste  Moment  aber  hindei-te  auf  lange  die  Ausgestaltung  eines 
wirkliehen  Gehaltes  und  damit  der  notwendigsten  materiellen  Unteiiage  für 
die  volle  Auspi-ägung  des  Amtsbegiiffes.  Statt  eines  Gehaltes  finden  sich  noch 
lange  gelegentliche  Schenkungen  oder  Belehnungen  im  Sinne  eines  Entgeltes 
für  einzelne  Leistui^ien ' ;  erst  si)äter,  und  zuerat  bei  den  wirklich  voll  am- 

')  Vgl.  Qoen.,  Regg.  der  Erab.  xa  1477  OkL  9;  1478  Mai  8;  14«  AprU  11,  hei.  ÜS; 
1488  Sept.  3;  U89  Jnn.  1,  Nov.  17;  1492  Jan.  1,  Kov.  17;  1492  Apr.  23;  1494  Dez.  10; 
1497  Jnli  17.  Aug.  23;  1501  Dee.  2-5;  1-502  Juni  4.  Die  grofse  Zuiialime  mit  etwa  1488  er- 
klärt sich  freilich  daraus,  dafs  seitdem  die  Dienerhüchpr  erhalten  sind,  s.  dazu  Bd.  2.  576 
und  689,  wo  l>eidemale  statt  1446  vielmehr  1488  zu  lesen  i^t. 

*)  S.  oben  S.  1428  Noie  8. 

*)  Sie  sind  auch  in  Kost  des  Herren,  Bd.  3,  431.  is,  1340. 

•)  S.  CUM.  3,  307,  1344;  Bd.  3  No.  198,  lft58:  Honth,  Hist.  2,  293,  1388;  297,  139->: 
Bd.  3  Ko.  218,  1395;  Ko  2j9   1477 

")  S.  AR-h.  Cleyvaiii  716  1409  'Or  holdenz  ^(  \  hwh  Tuer  snaisirchii  in 
breitcniPei^anieDtstreifenhungenBestedesganzzerhroi.heMenbiegelsniitIiuck3ieg  1  1  ~4  hiiu 
Ludovicus  dei  gratia  Fi'anconim  rex  unnersis  inesenle'.  hlteias  nispeitun*  saluleni  Regnni 
et  principiun  omnium  ea  dobet  esse  curi  fenentior  et  pieiipua  soUicituJo  iit  eis  lu  ton- 
siliis  suis  assument  personos  qiias  et  fania  retcieiile  scientiaque  et  \irtutum  niciitis  iQii 
tantibus  prestantiores  esse  noierunt  et  maxinie  cum  excellention  geneiis  nobilitate  letanlur 
et  ampliori  dignitate  ceteros  antecellnnt  notum  igitur  fdcuuu<,  (jn  d  nos  attendeotes  \iilutuni 
et  merilorum  eKcellentiani  pnidentiam  Mem  et  iniegntateiu  can^simi  et  dilectissinii  con°an 
guinei  nostri  lohannis  aichiepiscopi  Treierensis  sacn  inii>eni  pnanpis  eicctons  nobili^si 
mumque  geuus,  a  quo  ipse  et  sua  donius  traxeruiit  orisintin  qui  nobis  et  no>tris  ctiaiii 
proxima  consanguinilflte  iungiintiu  eundeni  consanguineuni  nostnun  in  consihariuni  nostnuii 
retinuimus  et  retinemus  per  presenles  et  tn  alionim  consdunonmi  no-.iroiuiii  miniero  tenou 
presentium  aggregamus,  lolentes  ut  demceps  hononbus  prmlegiis  lilertitil  us  pitrogiiiiia 
et  aliis  quibusciunque  iunbiis  quibus  constliaiii  nosQi  uti  et  giudeie  con'iieunuii  utaiui  tt 
gaudeat. 

•)  S.  Bd.  3,  S.  490  Note  16,  I3oI.  •LMünsteniiiildd,  11,   lulle»/  C\U  Bl      .t, 


—     1431     —  I^ie  Landesverwaltung.] 

tierenden,  darum  auch  andauernd  beschäftigten  Räten  tritt  eine  völlige  und 
sichere  Gehaltszahlung  ein^ 

Indes  diese  Räte  auf  Grund  von  anfangs  Dienstlehens-,  später  Aintsrevers 
waren  keineswegs  die  einzigen  Mitglieder  des  sich  l)ildenden  Rates;  neben 
ihnen  stand  noch  eine  weitere  Gruppe,  die  der  Kapläne*.  Wir  können  die 
Bedeutung  dieser  Kapläne,  deren  sich  auch  in  weltlichen  Territorien  stets 
mindestens  6iner  findet®,  in  älterer  Zeit  nur  am  Königshofe  verfolgen.  Hier 
ist  ihre  Stellung  deutlich  und  bekannt  genug  * :  sie  bilden  das  beamtenmäfsige, 
an  den  verschiedensten  Orten  bepfrtlndete  Personal  des  Kanzlers;  mit  ihrer 
Hilfe  ^ird  die  Leitung  der  Verwaltungsgeschäfte  im  Reiche  bewältigt.  In 
diesem  Sinne  entwickelte  sich  aber  die  Thätigkeit  der  Kapläne  auch  in  den  Terri- 
torien ;  auch  hier  stellen  sie  das  Personal  der  Kanzlei  für  jegliche  schriftliche  Ge- 
schäftsführung ^ ;  so  finden  wir  in  Köln  am  Schlufs  des  1 1 .  Jhs.  mindestens  8  ®,  in 
Trier  um  die  Wende  des  12.  und  13.  Jhs.  wohl  6  Kapläne^  thätig.  Die  Zahl 
steigt  in  Trier  seitdem  entsprechend  der  zunehmenden  Ausdehnung  der  Geschäfte ; 
lun  1500  giebt  es  hier  19  amtierende  Kapläne,  Stellen  sind  wohl  für  höchstens 


1348:  Propst  Elias  macht  Fnedrich  von  Elz  zu  seinem  Mann  umb  gunst  dienst  und  sunder- 
licher  heimelicheit  und  gnade,  die  wir  zu  F.  .  .  dragin  und  he  umb  uns  zu  mainchen  stunden 
wail  verdienet  hait  Volles  Gehalt  ftXr  die  Hof-  und  Regierungsbeamten  besteht  in  Österreich 
und  Bayern  wohl  schon  in  der  2  H.  14.  Jhs.,  am  Kaiserhof  erst  unter  Sigismund;  Seeliger 
S.  78-79. 

')  Vgl.  z.  B.  Bd.  3  No.  271,  1497;  auch  G.  Trev.  c.  292,  1540.  Den  vollen  Amts- 
begriff setzt  auch  voraus  CRM.  4,  385,  1491,  S.  707,  Testament  des  Grafen  von  Sayn: 
bidten  wir  Gerhard  und  Sebastian  unser  sone,  das  si  imser  rethe  dienere  und  gesinde  in 
aller  maissen  bi  sich  wollen  behalten  in  iren  landen,  als  wir  si  gehait  hain  und  bis  noch 
behalten,  die  ine  anders  doeglich  sin.  Im  übrigen  ergiebt  sich  die  volle  Amtsqualität  der 
wirklich  funktionierenden  Räte  für  schon  viel  frühere  Zeit  aus  den  später  folgenden  Bemer- 
kimgen  über  die  einzelnen  Ämter. 

2)  6.  MR.  ÜB.  2,  86,  1187  den  Ausdruck  capeHani  vel  officiati. 

^)  Ein  Capellanus  am  Jülicher  Hof  des  13.  Jhs.,  s.  Loersch,  De  ortu  etc.  S.  38.  Vgl. 
femer  Bd.  3,  41,  s,  1264,  und  CRM.  3,  236,  1338:  es  urkundet  Johan  der  schriber  des 
•edlen  herren  grefin  Johannes  von  Spanheim. 

*)  Vgl.  beispielsweise  G.  ep.  Leod.  2,  50 :  als  Wazo  zum  Bischof  von  Lüttich  gewählt 
wird,  sind  einige  dagegen :  ex  capellanis  potius  episcopum  constituendum,  Wazonem  nunquam 
in  ciute  regia  desudasse,  ut  talem  promereretur  honorem.  Cod.  üdalr.  7,  JaflK  S.  28,  1007: 
Heinrich  H.  schickt  duos  ex  suis  capellanis  nach  Rom.  Chron.  Casin.  4,  108,  MGSS.  7,  821, 
1137;  MGSS.  5,  237,  s»,  Lambert  z.  J.  1075;  s.  femer  Herim.  Aug.  Chron.  1047,  MGSS.  5, 
126;  Ann.  Rod.  Ernst  S.  13,  um  1120:  Conradus  .  .  sacerdos,  cum  ministerialis  regni  esset  et 
Henrici  imperatoris  capellanus. 

^)  Zu  den  Anfängen  s.  Lac.  ÜB.  1,  33,  67,  874:  Ego  Adiluuinus  indignus  diaconus  ad 
vicem  Adilloldi  presbiteri  atque  cancellarii  subscripsi. 

«)  Lac.  LB.  1,  138,  24,5,  1091;  183,  281,  1116. 

')  Nach  dem  Testament  des  Erzbischofs  Johann  (f  1212),  MR.  ÜB.  2,  297,  gab  es 
höchst  wahrscheinlich  einen  Kanzler  (den  Dekan  Jacob)  und  6  Kapläne;  der  Hauskaplan  des 
Erzbischofs  hatte  wie  in  Köln  den  Titel  Kapellan  Aus  friiherer  Zeit  s.  fiir  Trier  noch  MR, 
ÜB.  1,  610,  1158. 


[Entwit'kliing  der  Lande ^gtw dt.  —     1432     — 

26  vorhanden'.  Dabei  Mst  sich  wohl  schon  im  14.  Jh.,  sicher  gepen  SohluTs 
des  15.  Jhs.  die  Beobachtung  tiiacheii,  lials  man  zu  Kapläneu  geiii  jurißtiscb 
gebildete  Geistliche  nahm  ^ :  so  treten  im  Laufe  der  Zeit  die  Kapläne  den 
Laienmilgliedem  des  Rates,  welche  meist  aus  dem  Adel  gewählt  wurden,  als 
zumeist  rechtegelehrte  Bäte  entgegen,  und  der  ursprüngliche  Gegensat?,  zwischen 
Laien-  und  Klerikerraten  wandelt  sich  in  einen  solchen  zwischen  adligen  und 
reehtügelehrten  Räten.  Voll  zum  Ausdruck  gelangt  zeigt  sich  liiese  Wendui^ 
im  Etat  der  Trierer  Zentralverwaltung  vom  J.  1599;  hier  bestehen  die  Ge- 
meinen RJlte  aus  15  adligen  und  23  rechlsgelehrten  Rilten^. 

Die  Stellung  der  Kapläne  war  schon  im  14.  Jh.  keine  geringe*;  ae 
wurden  Herr  tituliert  * ;  unter  ihnen  stand  eine  Anzahl  von  Notaren, 
Schreiben!  und  Boten';  sie  konnten  kleinere  Summen  ohne  weiteres  auf  die 
Zentralkaase  anweisen'.  Ihre  Thätigkeit  ging,  abgesehen  von  den  Geschäften 
im  Ratsplenuni  oder  in  Ratskonmiissionen ,  in  der  Führung  der  Kanzlei  auL 
Diese  Führung  umfafstc  das  Briefwesen,  die  Oberrevision  der  Rechnunpen*, 
imd  teilweis  sogar  das  eigentliche  Rechnungswesen". 

An  der  Spitze  der  Kapläne  stand  der  Kanzler.  Die  Wüi-de,  wenn  auch 
nicht  der  Name,  ist  sehr  alt,  der  älteste  Trierer  Kanzler  ist  der  zum  J.  707 


>)  HontlL  Hist  S,  530,  1500:  TereeichiuB  der  amtierenden  Capellanl  üomini.  Ei  sind 
bepfründet  im  Itomkapilel  2,  in  SSimeon  l,  in  SPaniin  1,  in  Pfaleel  1,  in  Killliiirg  1,  in 
Korden  2,  in  MünBtermaifeld  1,  in  SHorin-Kobleo«  2,  in  SCaator-Koblenz  2,  in  Limbui^  1, 
in  Wetzlar  1,  in  Dietkirchen  1,  in  Gmtknden  I,  in  SGoar  1,  in  Weilburg  1 ;  frei  sind  SMoztin- 
Oberwesel,  SMaria-OberweBel,  Ivois,  ICiienstein,  Boppard.  Dietz,  Prüm.  Es  waren  also 
19  EaplAne  vorhanden;  besetzt  werden  konnten  vermutlich  26  Stellen.  S.  auch  Hontb.  Hist. 
2,  625,  1.531 ;   und  vgl.  mich  oben  S.  974  Note  4, 

')  Erzbiscbof  Balduin  hatte  gern  Legisten  und  Kanonisten  in  seiner  Umgebung,  Hooth. 
Hist.  2,  S.  8:  dieselben  können  ntu*  als  Kapläne  angestellt  gewesen  sein.  Unter  den  Kaplänen 
bei  Honth.  Hist.  2,  .530,  1500  ist  aber  u.  a.  auch  Diebard  Gr.ieman  genannt,  a.  zu  ihm  Bd.  3, 
301,  lt. 

»)  S.  Honth.  Hist.  3,  194  f. 

')  Für  noch  frühere  Zeit  s.  V.  Herib.  Colon,  c.  9,  MGSS.  4,  747. 

")  Vgl.  auch  'Cod.  Himmerod.  Bl.  63",  14.  Jh.  2  H.:  Supplicatio  cuiusdani  domini  Tre- 
verensis,  ut  ipsum  dominum  informet,  ne  patiatur  nos  com(jelIi  contra  ins  per  credilores 
fratris  H.  de  NäSBia  ad  solutionem  suonun  debitomm.  Anrede:  venerande  magister  et  do- 
mine prccariBsime.    Es  kann  mit  dieser  Anrede  nur  ein  Kaplan  gemeint  sein. 

•)  Darüber  später  S.  1441. 

')  Bd.  3,  433,  ti,  1340:  der  Kaplan  Werner  weist  dreimal  kleinere  Summen  zur  Aus- 
zahlung aus  der  Zentralkasse  an. 

°)  S.  dazu  unten  S.  1443  und  S.  1477.  Wegen  dieser  Revisionspflicht  können  einzelne 
Kapläne  auch  den  Finanzbeamten  bei  grofsen  Geschiiften  zur  Kontrolle  beigegeben  werden,  s. 
Bd.  8,  428,  II,  1339:  recepit  dominus  Werahenis  [ein  Trierer  Kaplan]  in  uno  saceo  Angiie  in 
Colonia  pro  expensis  75  clipeos  valent  100  fl.  [4400  M.].  Das  englische  Geld  nimmt  der 
Kaplau  in  Köln  in  Begleitung  des  jüdischen  Buchhalters  lacobus  des  Jacob  Daniels  in 
Empfang;  S.  430,  a,  1339.    S.  auch  noch  S.  480,  s-,  1339;  435,  s»,  1341. 

*)  Bd.  3,  436,  a,  1341 :  ein  Kaplan  führt  über  einen  Teil  der  geistlichen  Permulationen 
Rechnung  (computat)  neben  dem  Siegler  des  Oflicialais. 


—     1433     —  I^ie  Landesverwaltung.] 

beglaubijrte  Priester  und  Weihbisehof  Huncio  ^  In  späterer  Zeit  entschwindet 
dann  die  Kanzlerliste  teilweis  unserer  Kenntnis;  der  erste  Kanzler,  welcher 
mit  einem  Kaplan  zusammen  genannt  wird,  ist  wohl  ein  Domkustos  des 
Jahres  11 58-.  Mehr  henor  tritt  aber  die  Würde  erst  in  den  Quellen  des 
14.  Jhs.^.  Hier  erscheint  neben  unbedeutenderen  Namen  der  Koblenzer  Stift^- 
heiT  Wicker  von  Birgel  als  Kanzler;  er  führt  u.  a.  im  J.  1339  die  Subsidien- 
verhandlungen  mit  England  und  spielt  im  J.  1 344  auf  dem  Reichstag  zu  Frank- 
furt eine  Rolle.  Zugleich  mehren  sich  die  Geschäfte  des  Kanzlers  um  diese 
Zeit  so,  dafs  aus  seinem  Amte  unter  Erzbischof  Balduin  ein  besonderes  Ge- 
heimsekretariat zur  pei-sönlichen  Disposition  des  Erzbischofs  dauenid  abgezweigt 
erseheint*. 

Um  eben  diese  Zeit,  speziell  für  das  Jahr  1350,  übersehen  wir  die 
laufende  Amtsthätigkeit  des  Kanzlers  genauer  an  der  Hand  des  Bd.  3  No.  296 
gedruekten  Fragments  eines  Kanzleijoumals  ^ ,  welches  behufs  Aufnahme  der 
Siegeleinnahmen  und  Botenkosten  geführt  wurde.  Kanzler  ist  um  diese  Zeit 
Gerhard,  bepfründet  mit  der  Kantorei  des  Stiftes  SPaulin-Trier;  von  ihm  ist 


*)  MR.  ÜB.  1,  7a,  707  (nach  verb.  Pariser  Abs.):  Ego  Warembertus  presbiter  iubente 
(loinino  meo  Leodoino  archiepiscopo  et  ex  permissu  seniore  meo  Himcione  presbitero  et  ad- 
iiianuense  hanc  donationem  perscripsi  et  ipse  manu  propria  subtus  roboravi.  Huncio  unter- 
schreibt als  presbiter  et  admanuensis. 

2)  MR.  ÜB.  1,  610,  1158. 

')  Trierer  Kanzler  des  14.  Jhs.  kennt  Honth.  Hist.  2,  S.  12,  nur  zwei,  den  Magister 
Konrad  z.  J.  1313,  und  Wicker  z.  J.  1344.  Der  letztere  wird  auch  als  Protonotar  bezeichnet 
Über  seine  Thätigkeit  auf  dem  Frankfurter  Reichstag  s.  Honth.  a.  a.  0.  Er  ist  wohl  schon 
identisch  mit  dem  Honth.  Hist.  2,  139,  1339  genannten  Witel  von  Birgel,  welcher  die  Trierer 
Subsidienverhandlungen  mit  England  nebst  anderen  Trierer  Räten  fuhrt^  und  mit  dem  Bd.  3, 
431,  21,  1340 — 41,  zum  Kaiser  reitenden  Magister  Wicker,  welcher  wiederum  vermutlich 
identisch  ist  mit  dem  bei  Goerz,  Regg.  d.  Erzb.  S.  83,  zum  8.  Sept  1340  erwähnten  Stifts- 
horiTi  von  SCastor-Koblenz  Wiker  von  Birgel,  den  I'>zbischof  Balduin  von  der  persönlichen 
Residenz  in  Koblenz  dispensiert  sehen  will,  da  er  um  seine  Person  beschäftigt  sei.  Wiker 
wild  in  Diensten  des  Erzbischofs  noch  erwähnt  1344-45,  s.  Bd.  3,  459,  n  fF.,  461,  sb,  85. 
Anfser  den  genannten  beiden  Kanzlern  kommen  aber  für  die  erste  Hälfte  des  14.  Jhs.  noch 
in  Betracht  der  SPauliner  Sänger  Gerhard,  s.  oben  im  Text  S.  1433—1434,  und  vielleicht  auch 
der  Bd.  3,  427,  le,  1338  genannte  magister  Rmlolphus  nunc  ,  .  ofticiatus. 

*)  G.  Trev.  c.  229:  zu  Balduins  Zeit  besteht  ein  seriatus  [1.  secretus]  camerarius, 
Kabinetsekretär  des  Erzbischofs,  er  ist  immer  bei  ihm.  S.  femer  Bd.  3,  223,  i8,  c.  1350, 
eine  sehr  interessante  Urkunde;  Honth.  Hist  2,  248—249,  1368:  Herbord  de  Hexheim  von 
Erzbischof  Kuno  secretarius  noster,  auch  consiliarius  noster  genannt.  Völlig  klar  wird  die 
Stellung  des  Geheimsekretärs  durch  Bd.  3  No.  279,- 1502.  Im  16.  Jh.  war  eine  Zeit  lang 
d»T  Dr.  iur.  Wilhelm  Kyriander  Sekretär  und  Registrator  der  Kanzlei,  der  spätere  Trierer 
Stadtsyndikus  und  Verfasser  der  Annales  civitatis  Augustae  Trevirorum;  s.  Honth.  Hist  2,  555, 

••)  So  ist  die  a.  a.  0.  geilr.  Urkunde  genauer  zu  bezeichnen.  Es  gab  fiir  Ausfertigung 
von  Trierer  Urkunden  drei  grofse  Siegel,  vgl.  G.  Trev.  c.  272,  1398,  wo  von  den  sigilla  can- 
cellarie  archiepiscopalis  und  curiarum  nostrarum  Trevirensis  vel  Confluentine  die  Rede  ist 
Zur  Ven^altung  des  Trierer  Officialatssiegels  gehört  die  Urkunde  Bd.  3  No.  292;  unsere  Ur- 
kunde Bd.  3  No.  296  bezieht  sich  aui|das  Kanzleisiegel. 

Lamprecht,  Dentscbe«  WirtschafUleben.    I.  91 


[Entwicklung  der  Landcsgewalt. 

speziell  ein  Kaplan,  JnbanneR,  mit  der  Führunfi  der  Registratur  und  Bui-eau- 
rechnuup;  heauftraet ' ;  eiu  Auftrag,  weteher  diese  und  jene  eigene  ReKistneruufi 
des  Kanzlei-s  nicht  ausschliefst*.  Neben  dem  RegistraUir  Johannes  lenien  »-ir 
auch  noch  einen  anderen  besonders  beschäftigten  Kaplan  der  Kanzlei  kennen, 
den  Johannes  Galticus,  welchem  die  Expedition  in  französischer  Sprache  unter- 
steht^. I'ie  Thiitigkeit  (les  Kanzlers  selbst  bestand  nun  darin,  die  Relatiou 
zu  Ubernelimen ,  d.  h.  die  ihm  vom  Ei-zbischof  gewordenen  Aufträge  wo- 
möglich in  der  Form  des  Diktates  in  kanzleiniäfsige  Sprache  und  Form  zu 
bringen  und  für  deren  AusfUhmng  zu  haften*,  bezw.  auf  sie  einlaufende  Ant- 
worten zur  Einsicht  des  Erzliischofs  zu  bearbeiten.  Nur  selteu  übernahm  ein 
Kaplan  bei  einzelnen  Sachen  stellvertretend  für  den  Kanzler  diese  Arlieit;  wo 
es  geschah,  wurde  der  Registratur  ein  entsprechender  Vermerk  einverleibt ', 
Aus  der  Zeit  nach  dem  J.  1350  bis  zum  Schlufe  des  15.  Jhs.  wissen  wir 
nichts  Eingehenderes  üiter  die  Thätigkeit  der  Triei-er  Kanzler,  wenn  wir  auch 
deren  Namen  kennen  lenien.  Es  scheinen  indes  giölsere  Veränderungen  nicht 
vor  sich  gegangen  zu  sein.  Eine  um  so  stäikere  bereitete  sich  vor.  Iin  14.  Jh. 
und  meist  auch  im  15.  Jh.  waren  die  Kanzler  einfache  geistliehe  und  im 
wesentlichen  technische  Beamte  gewesen*.  Jetzt,  im  16.  Jh.,  waren  sie  zu- 
meist juristische  Doktoren,  dazu  teilweis  Angehörige  der  erzstiftischen  Ritter- 
schaft,  unter  ihnen  Leute  wie  Ludolf  von  Enschrinpen''  und  Johann  .A\'im- 


')  Bd.  3,  480.  ID.  Id  früherer  Zeit  ersckeint  in  dieser  Stellung  ein  Kaplan  Ditiuar,  v^. 
Bd.  3,  483,  I«.  1387:  Ja£oli  Daniels  zahlt  domino  Dinnaro  pro  prelio  nuntionim  U  s.  gr. 
antiqu.  IS  maü  38. 

'}  Bd.  3,  482,  18.  Für  iü^Une  und  ijcbretber  figurieren  übrigen«  beüuuJere  Kanzlei- 
«innajimcn  (wohl  Taxen),  s.  4S0,  is;  485,  is;  486,  i>t;  488,  iz. 

')  Bd.  3,  489,  in;  Brief  nach  Bastogne  (offcnbai-  franKäsiscIi)  ad  dictimi  dotnini  lohannis 
tiallici,  qui  litterss  scripsit;  vgl.  auch  S.  4ÖS,  u  f. 

*)  Zum  Sinne  von  referre  vgl.  Hs.  Trierer  Sladtbibl.  29,  bei  Wyttenbacb  u.  Müller  2, 
S.  328  Note  c,  cit.  unten  S.  1441  Note  2, 

")  Bd.  3  No.  296,  13-50,  S.  484,  i:  der  Erzbischof  trifft  eine  Mafsregel  ad  preces  do- 
mini  Gerlaci  Mogiintini  [es  ist  der  Erzl>ischof  von  Blainz],  ad  relationem  magistri  'Roiulfi. 
qui  de  hoc  respondehit  Schon  vorher  erfolgt  S.  483,  *  eine  Amtsverleihiing  per  magistnim 
Roduf/tim,  und  später  S.  486,  ii,  u  die  Verleihung  von  Judenhäiisem  per  ningistrum  Rodiil- 
fum.  Ks  ist  wohl  der  S.  487 ,  >  genannte  magiater  RodW/u.v  de  Frideherg,  der  Anspriiclii' 
auf  die  Wetzlarer  Propstei  machte.  Ähnlich  findet  sich  a.  a.  0.  S.  485,  i  eine  Zollbefreiung 
ad  litteram  domini  Henrici  Kptei'nacensis,  qui  litteram  [die  Zollbefreiung]  expedivit  Heinrich 
war  wohl  Kaplan,  s.  Bd.  3  Namenreg.  u.  d.  W,  Ilenriciis  dominus  Eplemacensis.  Sehliefslich 
vgl.  noch  a-  a.  0.  S.  487,  in:  Interdiktsnachlafs  suh  sigillo  secreto  in  {lendenti.  ad  niandatiini 
domini,  et  ad  relationem  dominoruni  Thforfmci  et  Wemheri.  Werner  ist  ein  sehr  bekannter 
Kaplan,  s.  Namensregistcr  u.  d.  W.  Wemherus  deCasle;  Dietrich  ist  wohl  auch  Kaplan  und 
vennuüich  identisch  mit  dem  483,  ii,  491  it,  genannten  Th.  und  den  4f<ß,  l^  genannten  Tb. 
-de  Didishem. 

')  S.  Honth.  Ilist  2,  332. 

')  IIs.  Trierer  Stadtliibl.  1346:  habuit  loaniies  [archiepiscopus]  eancellarium  LudoifiuiL 
ab  Enscringen  .  .  omnis  antiquitatis   cultorem  ac  solei'tissimiin)    indagatoreni.   philo^nphum 


—     1435     —  We  Landesverwaltung.] 

pheling^  Mit  dieser  Äuderun«?  der  personalen  Rekrutierung  nahm  das  Kanzler- 
amt schon  im  16.  Jh.  einen  entschiedenen  Anlauf  dazu,  erstes  Landesamt  zu 
werden.  Dies  Ziel  ward  dann  in  der  Folgezeit  erreicht;  die  Kanzler  des  17. 
und  18.  Jhs.  sind  zweifelsohne  die  ersten  Minister  des  Landes*. 

Wenn  aber  nun  so  aus  der  geistlichen  Hälfte  des  Rates  schon  im  Ver- 
laufe des  1 5.  Jhs.  das  erste  Amt  des  Landes  zu  erwachsen  drohte :  wie  stellten 
sich  hierzu  die  Laienräte  des  Rates?  Ordneten  sie  sich  dem  althergebrachten 
Kanzleramt  unter?  Versuchten  sie  eine  Sonderbildung  durch  Aufstellung  eines 
eigenen  Vorstandes  ihrer  Ratshälfte? 

Es  ist  im  hohen  Grade  bemerkenswert,  dafs  die  aufstrebende  Teni- 
torialverwaltung  des  13.  bis  15.  Jhs.  einen  Versuch  im  letzteren  Sinne  unter- 
stützte ;  und  es  beweist  für  den  grofsen  Umfang  der  dieser  Verwaltimg  seitens 
der  Laien  gewidmeten  Kräfte,  dafs  dieser  Versuch  zunächst  völlig  gelang.  Er 
gewann  Leben  im  Hofineisteramt^. 

Das  Hofmeisteramt  in  der  Bedeutung  des  Wortes  im  späteren  Mittelalter 
ist  im  Erzstift  Trier  vollständig  spontan*  im  Laufe  der  ersten  Hälfte  des 
14.  Jhs.  entstanden,  wenn  es  auch  in  dem  Amte  des  Viztums,  Prokuratoi's 
oder  Okonomus  in  der  ersten  Hälfte  des  Mittelalters  einen  Vorläufer  besafs. 
Das  letztere  Amt  war  ui*sprtinglich  ein  geistliches*,  wurde  aber  im  Trierschen 
spätestens  während  des  11.  Jhs.  weltlich  und  lief  nunmehr  ziemlich  foniilos 
auf  die  oberste  Verwaltung  der  Grundherrschaft  und  des  Landes  hinaus.  Bis- 
weilen mit  der  Vogtei  zusammenfallend  geriet  es  doch  schliefslich  in  rein 
ministerialische  Hände,  und  wurde  nun  in  der  ersten  Hälfte  des  12.  Jhs.  zu 
energischer  Bevonnundung  der  Erzbischöfe  ausgebeutet*.     Die  damit  verbun- 


suramum,  sagacissimum  iuris  interpretem.  *Stat.  fakult.  iuridicae  univ.  Trevirensis  (Trierer 
Stadtlnbl.  No.  1188):  Ludolphus  de  Enschringen,  artium  magister  Erfordiensis,  decretorum 
Homanus,  logum  vero  Ferrariensis  doctor  et  primus  in  studio  Trevirum  iuris  cinlis  lector 
Ordinarius  primusque  ah  universitate  deputatus  rector  parochus  ecclesie  in  Eptemaco,  decanus 
ecclesie  sancti  Paulini. 

^)  J.  Wimpheling  war  Rat  unter  3,  Kanzler  unter  2  J^rzbischöfen,  s.  Honth.  Hist  2,  554. 

2)  S.  Honth.  Hist.  3,  217  f. 

^)  Ziur  Entwicklung  des  Hoftneisteramtes  im  allgemeinen  s.  neuerdings  G.  Seeliger, 
Das  Hofmeisteramt  im  späteren  Mittelalter,  Innsbruck  1885 ;  dazu  die  Rezension  von  Wenck, 
DLZ.  1885,  1273,  sowie  Lamprecht  in  Conrads  Jahrbb.  X.  F.  Bd.  12. 

*)  S.  Seeliger  a.  a.  0.  S.  10. 

'^)  S.  zu  ihm  schon  oben  S.  824;  Honth.  Hist  1,  341,  468  f.;  Waitz,  Vfg.  7,  312  f. 
Zum  Titel  prociuntor  s.  noch  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  W.,  auch  MR.  ÜB.  3,  820—821,  c.  1245. 
Zum  ürspnmg  s.  Uhlhom  1,  408  Note  53;  zum  geistlichen  Charakter  V.  Herib.  Col.  c.  9, 
MGSS.  4,  747^ 

«)  S.  zu  dieser  Entwicklung  aufser  MR  ÜB.  1,  318,  1042  als  wichtigste  Stelle  früher 
Zeit  MR.  ÜB.  1,  361,  1065,  Erzbischof  Eberhard  tauscht  mit  Nopelo  in  der  Gegend  der 
Lieser  (bei  Wittlich):  et  precepto  nostro  accepit  idem  Nopelo  per  manum  advocati  Gerunc 
vice  Teodorici  comitis  et  procuratoris  nostri  . .  agnim.   Dafür  giebt  er  andere  Äcker:  qu^.. 

91» 


[Eiitwicklting  der  Lfuidesgenalt.  —     143(5     — 

(lene  auTseronlentliche  Ausweitung  der  Aiiitsfunktiünen,  namentlich  durch  den 
Viztum  Ludwig,  scheint  aber  spätere  Erzbischöfe  zur  Beschränkung,  ja  völliger 
Vernichtung  des  Amtes  veraulafst  zu  hahen.  Jedenfalls  hat  das  spätere  Hof- 
nieisteramt  mit  der  Entwiclchiug  des  Viztumanites  nichts  zu  thun ;  es  knttiifte 
vielmehr  an  die  einfachen  Funktionen  eines  Hofhaltsinspektoi-s  an ,  wie  eine 
direkte  \acliricht  aus  dem  Anfang  des  13.  Jlis.  für  Köln'  und  deutliche  spa- 
tere Spuren  auch  noch  für  Trier*  beweisen.  In  welcher  Weise  sich  der  Auf- 
schwung von  diesem  Ausgangspunkt  zu  der  Höhe  der  Mitte  des  14.  Jhs.  voll- 
zogen hat,  bleibt  völlig  dunkel. 

In  Trier  ist  der  erste  und  einzige  Mann,  welchen  wir  in  seiner  Thfltigkeit 
als  Ho&iieister  genau  verfolgen  können  —  wenn  er  auch  nirgends  direkt  so 
genannt  wird  —  Hen-  Peter  Sarrasin  von  Eclitei-nacli  ^.  Er  ist  um  die  Jlitte 
des  14.  Jhs.  der  Vorsitzende  des  weltlichen  Teiles  der  Räte  und  hat  zu  ihnen 
eine  analoge  Stellung,  wie  der  Kanzler  zu  den  Kaplänen;  namentlich  ver- 
mittelt er  wie  dieser  im  allgemeinen  den  Verkehr  zwischen  dem  Gros  der 
Räte  und  dem  Landesherm*.    Dabei   steht  er  zugleich  in  einem  wenn  auch 


Biipraiiominfllis  ailvocuta  nogtro  t-t  procuratori  in  domo  iiastr.i  npud  Altreiani  idem  Nopi'lo 
ptiMice  et  kgaliter  tradidit.  Unter  den  Zeugen  nur  Oeninc  Geninc  kömmt  sonst  nicht 
»(ieder  vor;  er  ist  offenbar  Lokalvogt,  Termullich  Fronhofsvop  von  Altrich.  Dagegen  Ut 
Orsf  Dieiricb  der  Hauptvogt;  als  solcher  kommt  er  SIR.  ÜB.  1,  337,  1052  in  der  Zeugen- 
reihe vor.  Dafs  er  identiscb  mit  dem  zum  ,1.  106S  von  Lmnbert  vicedominus,  von  Sigebert 
comea  Trevirorum  genannten  Dietrich  ist,  weist  Hontb.  Hist.  1,  407  Note  a  nach.  Im  J.  1075 
dagegen  erscheinen  Ticedominat  und  Vogtei  getrennt  s  MR  ÜB  1  375  1075  Hier  ist 
HauplTogt  des  Erzhischofs  Udo  ein  Graf  Reinbald  TizEum  dagegen  Adatliert  allem  Anschein 
nach  ein  MiuiBtertal.  So  bleibi  es  auch  im  19  Ib  wo  wir  bei-onder«  den  "Viztuni  Ludwig 
genauer  kennen  lernen;  s.  die  Zusammen stellmig  der  (^uelku  bei  Hontli  Hibt  1  46<^  Er 
wird  liiirgravins,  ciistoa  Falatii,  primor  TrevuoruDi  genannt  ditebit  se  in  lienehcio  tenere 
I'alaiiiun,  atque  omnes  reditus  episcopales  in  illud  deferindos  et  ([uod  ipse  pasieie  deberet 
episcopum  cum  suis  capellanis,  et  caetera  omnia  ad  ej»  ropitnm  peiimcntia  de  ■'»o  esse 
beneticio  . .,  sui  . .  iuris  . .  esse  terram  regeie  omniaque  in  epiiiLopatu  diaponere  et  mditiim 
tenere  .  .,  ciimque  viniun  et  annona  .  .  et  caetera  ad  Mctitm  Itrchiepiscopi)  |)ennientia 
secundujn  antiijuiun  conGnettidinem  ad  Palatium  defenentiu  jiediLtus  L  omnia  includens 
.  .  (arcbiepiscopo)  per  singulos  dies  distribuebit  Er  bnt  emtii  procurntor  Palatii  imter 
sii-li.  Diesem  procurator  Palatii  begegnen  wir  auch  sp<iter  wiederholt  unter  dem  Namen 
magister  Falatii,  Palasme ister;  er  ist  später  der  eigentliche  Haushofni  ister  anderer  Terri- 
torien und  darf  mit  dem  Regiemngshoftneister  nicht  lerwcihselt  werlen  MR  LB  2  286, 
1212;  Bald.  Kesselst  S.  431,  1351,  cit  obm  s  1129  Not  1  'l.  '^EIl  al  IIosp  Bl  o6  !■ 
l-'i.  .Tb.:  lohainies  dictus  palasmeister. 

')  Ennen,  Qu.  2.  34,  29,  1205—1208. 

■^)  Bjld,  Kesselst  S.  431,  1351,  dt  oben  S.  1129  Note  I.  -  In  J.iixemburg  entspraeli 
dem  deutschen  Hofmeister  der  Seneschall,  s.  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  \V.  to^ncsc-baui.  aiu'b  Seeligcr 
S,  16  Note  2. 

*1  Zu  seiner  Persönlichkeit  s.  Bd.  3,  S.  490  Note  16. 

*\  S.  oben  S.  1421  f.,  und  Bd.  8,  490,  ü,  1350  Apr.  24:  ein  Kote  nach  Echlemacli  ge- 
sandt, iii  P.  Sarrasin  siatim  veniat  ad  dominum  ad  deliberandum  super  negotiis  agendis  per 
Skolaum  de  Gimenich  (,'olonie  et  Boemie;  s.  dazn  Bd.  3,  491.  i,  ly.'O  Apr.  25:  ilerata  vice. 


—     1437     —  Die  Landesverwaltung.] 

beschränkten  und  unter  Kenntnis  des  Kanzlers  verlaufenden  direkten  Verkehr 
mit  der  Kanzlei,  speziell  für  selbständige  Anordnung  von  Briefexpedition ^ ; 
•eben  hierin  zeigt  sich  die  erste  Spur  einer  Erhebung  über  den  zunächst  eben- 
bürtigen Kanzler  zum  ersten  Rate  des  Landesherm.  Leider  erlaubt  nun  unser 
Quellenmaterial  nicht,  das  weitere  Vorgehen  der  Hofineister  gegen  die  Kanzler 
2u  verfolgen;  aus  den  dürftigen  Nachrichten  ergiebt  sich  nur,  dafs  der  Hof- 
meister mn  die  Mitte  des  15.  Jhs.  noch  mindestens  die  Position  Sarrasins  völlijx 
innehatte^;  und  aus  den  Notizen  vom  Schlufs  des  15.  und  Beginn  des  16.  Jhs. 
folgt,  dafs  damals  der  Hofmeister  vor  dem  Kanzler  rangierte®.  Dann  aber 
•erfolgt  der  schon  oben  angedeutete  Verfall  des  Amtes;  binnen  wenigen  Gene- 
rationen  überholt   der  Kanzler  den  Hofmeister  völlig  und  wird  zum  ersten 


ut  P.  Sarrasin  veniat  ad  expediendum  "Sicolaum  de  Gimenich,  et  quod  faciat  festinare  nobiles 
[unlesbarea  Wort ;  etwa  zu  ergänzen :  amicos]  debentes  venire  ad  dominum,  ut  idem  Nico/aw« 
ante  recessum  audiat  singulos  tractatus. 

*)  Bd.  3,  488, 14 f.,  1850,  Ernennimg  von  Meiern  im  heutigen  belgischen  Luxemburg: 
dedit  iittcras  P.  Sarrasin  scientibus  [so  zu  lesen]  dominis . .  cantore  et  lohanno  Gallico;  qui 
P.  respondebit  de  pecunia.  Bd.  8,  491,  8,  1850:  ein  Bote  geht  nach  Uillesheim  an  zwei 
Adlige  cum  litteris  P.  Sarrasin  et  ad  eins  iussum  pro  caballp  domino  mittendo.  Expediert 
durch  die  Kanzlei. 

«)  S.  Bd.  8,  276,  86,  1452. 

3)  S.  Bd.  8,  299,85,  1496;  Uonth.  Bist.  2,  621,  1529;  8.  auch  noch  die  Bestallung 
Bd.  8  No.  277,  1501,  und  dazu  Honth.  Hist.  2,  686—7,  1542:  Peter  von  Dann  wird  zum  Hof- 
meister, Bat  und  Diener  ernannt ;  er  soll  wesentlich  an  unserm  hof  sein . . ,  sich  auch  mit 
schickimg  in-  und  ußerhalb  unsers  Stifts,  dahin  wir  sein  von  nöthen  haben  werden,  brauchen 
laßen.  Er  erhält  jährlich  durch  unsem  renth-  oder  khamermeister  100  goldgl.,  durch  imsem 
hoefechneider  zwei  unsere  ein  sommer-  und  ein  wintherhoeftuch,  wie  andern  unsem  hoef- 
rethen.  Hierzu  vgl.  das  auch  sonst  lehrreiche  *Verzeichnis  der  Personen,  so  teglichs  zu  hoif 
sin,  aus  dem  Dienerbuch  des  Koblenzer  St.  A.,  ca.  1500:  Unser  g.  h.  von  Trier;  unser  g.  h. 
coadiutor;  min  g.  h.  von  Wimenburch,  8  pers.,  8  pert;  Junker  Gerlach  von  Isenburgh,  6  pers., 
■6  pert;  junker  Henrich  von  Permont  6  pers.,  5  pert  [erhielt  1486  das  Amt  Kobem,  Bd.  8 
No.  263];  der  hoifiaaeister,  vier  pers.,  4  pert  [war  1486  Hermann  ßoos  von  Waldeck,  Bd.  3, 
^94, 18 ;  seit  1501  Paul  Boos  von  Waldeck,  Bd.  8,  805,  isf.];  junker  Frederich  Zandt,  3  pers., 
8  pert;  Casper  von  Develich  [war  1502  Küchenmeister  imd  Rat,  Bd.  8,  306,  lo];  mins  gn.  h. 
artz,  zwoe  pers.,  1  pert;  Thobuisch  der  aide,  zwoe  pers.,  1  pert;  Thoboisch  der  junge;  herre 
Johan  capellain;  Philips  Baiss,  zwoe  pers.,  2  pert;  herre  Jacob  organist ;  Schere  Hentberg  [?]; 
Eckart  snider;  Dederich;  Daune;  zweine  edelknaben;  Hanz  smit  marsteller;  Rentmeister 
und  sin  knecht;  der  aide  Bartholdus;  Gorge;  Petrus;  Huprich;  Nicolaus;  Bartholdus  der 
junghe;  Mathias;  Ailbricht;  Henselen;  der  Wael;  Hanz  Hesse;  Hanz  Boitzbach;  ein  becker 
und  sin  knecht.  —  Kuchenschriber ;  meister  Mertin;  Lucas  sin  knecht;  Dederich  von  Seine; 
Paltzge  Hentgin;  Cleisgin  und  2  kuchenknaben;  ein  prantknecht;  ein  metzeler  und  sin  knecht; 
ein  almoser;  ein  hauwebender;  ein  portener.  —  Nuwer;  Bemhart  rechener;  Bemhart  von 
Witlich;  Grimburch;  Steinenbach;  Gressenich;  Burenfrunt;  This  smit;  Temus  von  Witlich; 
Colbe;  Haiswin;  Foiss  trompter;  Huprich  Rutterbloth;  Reinhart  von  Baden.  —  Hennan; 
Adam;  Ulricht;  Hentgin  vombe  Nuwerburg;  Swiger;  Berenhanz  [die  letzteren  sechs  als  Boten 
bezeichnet].  —  Sehs  jeger;  ein  wiltschutze.  —  Im  ganzen  100  Personen,  von  denen  11  zur 
Küche  gehören,  7  Jäger,  6  Boten  waren;  dazu  80  Pferde  ausschliefslich  des  kurfürstlichen 
Marstalls. 


[Entwicklung  der  Landeagewall.  —     1438     — 

Minister  des  Landes.  So  spärlich  indes  diese  queUeumälsigen  Notizen  sind, 
so  wenig  liraucbt  man  über  die  allgemeinen  Gi-ünde  für  den  Verfall  des  Hof- 
iiieisteramtes  ini  Zweifel  zu  sein:  lüe  Zeit  einer  auf  blofee  persönliche  Er- 
fahrung begründeten  Laienver waltung,  wie  sie  mindestens  bis  tief  ins  15.  Jh. 
hinein  gedauert  halte,  war  mit  dem  16.  Jh.  voiHber;  ihr  niufste  jetzt  eine 
Jlegienmg  gelehrter  Verwaltungsbeamter  folpen,  deren  neue  Existenz  allerdinss 
kaum  deutlicher  als  durch  den  Sieg  des  Kanzlers  über  den  Hoftneister  gekenn- 
üeichnet  werden  konnte. 

Indes  kehren  wir  zum  Rate  des  14.  und  15.  Jhs.  in  seiner  zwiespältigen 
Zusammensetzung  aus  Laienräten  und  Kaplflnen  zurück;  wie  verteilten  sich 
in  ihm  die  Geschäfte? 

Seinen  bezeichnendsten  Ausdruck  findet  die  Geschäftsverwaltung  dieses  Rates, 
im  Kommissiouswesen'.  Die  Geschäfte  des  Landesherm  wuchsen  mit  der  stets 
welter  erstarkenden  Territorialbildung  von  Tag  zu  Tag,  und  mit  ihrer  Zunahme 
war  ein  stets  erneuter  Wechsel  der  einzelneu  Geschäftsbeziehungen  untereinander 
verbunden:  wie  hätte  man  da  feste  Ämter  kreieren  sollen?  Nur  für  die  tech- 
nischen Geschäfte,  welche  absolut  einheitlich  betrieben  wenlen  nmfsten,  die 
Kriegsvei-waltung ,  die  Finanzen,  das  Schreibwesen,  später  auch  die  oberste 
Recht£spn>ehung,  bildete  man  besondere  Ämter  aus,  im  übrigen  überwies  man 
alle  administrativen  Sorgen  an  besondere  Kommissionen  mit  aus  Laienräten 
und  Kaplänen  gemischter  Besetzung.  So  gab  es  schiedsrichterliche  Kom- 
missionen', Kommissionen  zui-  Prüfung  von  Rechnungelagen*  und  von  Grenz- 
streitigkeiten*, zur  Hörung  von  Weistüniem*  und  zur  Urbaraufnahme  * ,  zur 
Abschätzung  von  Kriegsschäden'  und  zum  ErlaTs  von  Lokalverordnungen*, 
sogar  die  politischen  Verhandlungen  wurden  durch  Kounuissioiien    geflüirt". 

')  Zum  verwandten  Charakter  fixerer  Verwaltungen  s.  schon  oben  S.  825,  830,  843. 
Durch  denselben  wurde  die  oben  besprochene  erste  Form  Jaiidcsheirlicher  Zentralvei-waltung 
nufs  beste  vorbereitet. 

"I  S.  schon  oben  S,  1325,  speziell  Note  9,  sowie  Bd.  3  No.  137,  1336;  No.  146  g  3. 
1340. 

■)  S.  I.  B.  Bd.  3,  S.  464  Note  1,  1338;  'Mayener  Kellnereirechmmg  vom  J.  134.5, 
Koblenz  SL  A. 

*)  Bd.  3  No.  163,  1344!  'Ardi.  .Maximin.  4,  050,  1877. 

'■)  Bd.  8  No.  261,  1479. 

•)  ULuxemburg  S.  370,  in. 

')  Bd.  3  No.  244  §  6,  1464. 

")  Mones  Ze.  Bd.  1,  434,  14&S;  Honth.  Hist.  2,  621.  l-i3a. 

')  S.  Hontli.  Hist  2,  139,  1389:  die  Subsidienverhandliingen  mit  England  liihrcn  ex 
parte  domini  arehiepiscopi  die  milites  Johann  von  Braunshorn  und  Paul  von  Kich  [so  zu  lesen], 
der  armiger  und  magisier  coquine  Tilman  von  Kodemacher,  und  die  niagisiri  ileriei  doraini 
arehiepiscopi  Witel  [I.  Wiker,  g.  oben  S.  1433  Note  3]  von  Birgel,  Rudolt  dictus  Lasse  und 
Dietrich  Hacke.  Ferdinand  S.  79—80,  1363:  Eribischof  Kuno  benutzt  zu  Verhandlungen  mit 
Köln  den  Wilheltn  grafe  z9  Wiede,  Conrad  probst  z3  sencte  Mauritien  zu  Menuc,  Herburd 
von  Hexscbem  und  meister  Thomas,  uusir  hemelichen.  —  Einzel  Verhandlungen  sind  gegenüber 
solchen  Konimi^sionsverhandlungen  selten,  s.  Bd.  3  No.  278,  1M)2. 


—     1439     —  1^6  Landesverwaltung.] 

• 

Dabei  ist  nicht  zu  leujmeu,  dafs  die  Zentralverwaltung  durch  diese  Behandlung 
eine  grofse  Beweglichkeit  erhielt,  ähnlich  wie  die  Stadtverwaltung  durch  die 
Ausbildung  ihrer  geschickten  Freunde  in  gleicher  Zeit.  Schon  rein  äufserlich : 
alle  Räte  waren  beritten  und  entschieden  oder  informierten  sich  wenigstens  an 
Ort  und  Stellet  Aber  auch  der  Sache  selbst  nach:  diese  Verwaltung  konnte 
jedem  an  sie  herantretenden  Bedtirfiiis  rasch  durch  neue  Oiiganisationen 
gerecht  werden.  Dabei  war  der  Verkehr  mit  dem  Landesherm  ein  sehr  ein- 
facher; jede  Kommission  hatte  einen  Vorsitzenden,  nur  dieser  berichtete  an 
den  Fürsten^. 

Auf  der  andern  Seite  läfet  sich  nicht  verkennen,  dafs  bei  einem  solchen 
Geschäftsbetrieb  eine  feste  Verbindung  mit  der  Lokalverwaltung  nur  sehr 
schwer  herzustellen  war.  In  der  That  liegt  hier  der  gröfste  Fehler  der 
Organisation.  Kontrolle  wie  Befehlsausgabe  an  Amtleute  und  Kellner  blieben 
mangelhaft;  sie  behielten  etwas  Willkürliches  und  waren  an  keine  feste 
Instanz  gebunden®;  sie  geschahen  sozusagen  nur  ruckweise;  am  besten  kam 
man  noch  aus,  wenn  man  die  Lokalbeamten  zeitweilig  an  die  Zentralstelle 
zitierte*,  wie  man  umgekehrt  die  Räte  stets  in  das  Land  schickte.  Eine 
andere  Konsequenz  des  Systems  begann  sich  erst  gegen  Schlufs  des  Mittelalters 
zu  zeigen :  da  sämtliche  Kommissariate  ihre  Einheit  nur  im  Landesherm  bezw. 
dessen  Hofmeister  und  Kanzler  fanden,  so  wuchs  an  diesen  Stellen  mit  Zu- 
nahme der  Intensität  der  Verwaltung  die  Geschäftslast  derartig,  dafs  sie  nicht 
mehr  zu  bewältigen  war.  Gegen  diese  Kalamität  gab  es  nur  das  radikale 
Mittel  der  Delegation  bestimmter  Geschäfte  an  bestimmte  Ressorts.  Aber  wie 
schwer  mufste  sich  der  Landesherr  darein  fügen,  dasselbe  anzuwenden.  Bisher 
hatte  er  alles  selbständig  erle<ligt;  eine  Delegation  kam  einer  Beschränkung 
des  souveränen  Verfllgungsrechtes  gleich.  Und  so  begreift  es  sich,  dafs  man 
sich  wenigstens  in  Trier  zu  einer  Übeiigabe  bestimmter  Geschäftssachen  an 
gewisse  Ressorts  behufs  selbständiger  Erledigung  vor  dem  16.  Jh.  noch  nicht 
entschlofs  *. 

Dagegen  drängte  die  zunehmende  Geschäftslast  wie  die  Ausbildung  der 
Jurisdiktionshoheit  doch  schon  um  die  Mitte  des  15.  Jhs.  zur  Ergänzimg  der 
alten  technischen  Zentralstellen  für  Schreibwesen,  Krieg  und  Finanzen  um  eine 
neue,   das  im  J.  1458  geschaflFene,  aus  Räten  des  gemeinen  Rates  zusammen- 


»)  S.  z.  B.  WManderscheid  1506,  G.  2,  603,  cit  oben  S.  1026  Note  8. 

2)  S.  Bd.  3  No.  137,  1336. 

')  So  stehen  z.  B.  die  Kellner  nach  der  Trierer  Ordnung  von  1509  noch  im  allge- 
meinen in  direktem  Verkehr  mit  den  Landesherm,  doch  nach  §  22  mit  dem  Herren  aeder 
wer  das  befeie  haed;  ähnlich  §  23. 

*)  S.  Bd.  3  No.  243,  1462;  Speierer  Amtsordnung  von  1470  §  6. 

^)  Bei  grofsen  Verwaltungen,  so  im  Heich,  mufste  die  Entsdieidung  natürlich  früher 
getroffen  werden.  Zu  den  Stadien  ihrer  Entwicklung  s.  Seeliger  S.  96.  Für  Trier  vgl.  aach 
noch  Honth.  Bist  2,  355,  1417;  Cod.  Sahn.  372,  1508. 


[Kntwicklimg  der  Lttndesgewalt.  —      1440     — 

gesetzte  Hofgericht.'  Alier  gerade  hier  zeigt  sich  recht  deutlicli,  wie  schwer 
es  war,  die  ^iiie  liisber  firofses  wie  Kleines  gleich  uiiifasseude  Zentralstelle  vou 
Fürst  und  Rat  zur  Auerkeununi;  des  Ressort^edankeiis,  sogar  unter  VorliehiUt 
des  obersten  laiideshenlicheu  Entscheides,  zu  veiinögeu.  Oliwohl  das  Hof- 
gericht schon  ühev  10  Jahi-e  bestand,  finden  wir  doch  noch  im  J,  1469  eine 
schiedsrichterliche  Kommission  des  Rat*8  thätip',  und  uocli  im  J.  1400  funk- 
tioniert sofrai-  der  ganze  Rat  mit  dem  Landesherm  an  der  Spitze  in  liieseui 
Sinne*. 

Dieser  Widei-willen  der  Zentralstelle  gegen  jedes  Ressortwesen  verleiht 
einer  Betrachtung  der  wirklich  schon  seit  alter  Zeit  abgezweigten  technischen 
"N'erwaltnngcn  erhöhtes  Interesse.  Es  handelt  sich  da  um  Marschallanit,  Kanzlei 
und  Finanzverwaltung.  Von  dem  ereteu  ist  fi-eilich  beim  Stande  unserer  Quollen 
nicht  viel  zu  sagen ;  eine  Erörtenms  der  Geschicbte  der  Kanzlei  weiterhin 
liegt  unserer  Aufgal»  fem,  soweit  sie  diplomatische  Untei-suchungen  benötigt; 
so  wird  denn  die  Dai-stelluug  der  Finauzverwaltuug  für  ims  von  besonderer 
Bedeutung  sein. 

Wie  oben  ausgeführt,  war  das  alte  niinisterialische  Mai'schallanit  vielleicht 
bereits  in  der  zweiten  Hälfte  des  12.  Jha.,  sicher  im  13.  Jh.  erblich  geworden" ; 
ein  pfalzgräflieher  Marschall  Zumo,  welcher  im  J.  1248  ei-seheint,  war  wohl 
schon  in  Lehnsdienstweise  angestellt*.  Seit  der  ersten  Hälfte  des  14.  Jbs. 
finden  wir  femer  am  Trierer  Hofe  nahezu  stitndig  und  in  Amtsweise  einen 
Marschall  tliStig,  welcher  anfangs  die  Funktionen  des  KriegsmiDistere  und  des 
Heerführers  in  sich  vereint".  Seit  etwa  Mitte  des  14.  Jhs.  tret^'n  dann  aljer 
neben  ihm  Kriegshauptleute,  capitanei,  auf",  deren  Stellung  zum  MarschaUamt 
nicht  recht  klar  wird;  zu  vernuiten  ist,  dafs  sie  den  Marschall  als  Heeiführer 
wenigstens  teilweis  ersetzten.  Als  Kriegsverwaltungsbeamter  aber  bot  der 
Marschall  die  Kriegsveiijflichteten  nach  wie  vor  zum  Heei'zuge  direkt  oder 
durch  Rottmeister  als  Unterergane  auf,  wie  er  denn  auch  die  Sold  Verhältnisse 
der  Trappe  regelte*  und  die  besonderen  Entschädigungen  für  Kriegsverluste 

')  Bd.  a  So.  249,  1409. 

')  Bd.  3  Tsii.  265,  1490.  Eine  grüfsere  Stütze  erhielt  die  Ausäclieidiiiig  deü  Hotgeritlils 
durch  die  Benifung  wirklich  recht sgelelirter  Räte,  s.  Bd.  S  Ko.  271.  1497.  auch  Hoiitli.  Hist. 
2,  555.  Später  ist  dann  das  Hofgericht  völlig  vom  Rat  getrennt,  nach  dem  Ktal  loii  l-t99 
(Hontli.  lÜBl.  3,  194  f.)  besteht  es  aus  einem  Direktor,  6  Assessoren,  2  Sekietarien.  Mind<>- 
Etens  der  Direktor  ist  zugleich  Mitglied  der  Gemeinen  Itäte, 

>)  S.  oWn  S.  1427,  auch  S.  1296. 

*)  8.  MR.  ÜB.  3,  959,  1248. 

")  S.  Bd.  3,  417,  «,  1334;  Ausgaben  in  Wittlieh  pro  marsclialco  [Gerardo]  doniini  equi- 
tanti  cum  alia  fainilia  domini  versus  Elze,  pemoctanti  in  Witlicb.  .\hnlich  K.  417,  st.  1335. 
S.  auch  Bd.  3  Wortr.  ii.  d.  W.  marschalcus. 

•)  S.  Honth.  Hist  2,  201,  1357,  cit.  oben  S.  1299  Kote  2;  Honih.  Hist.  2,  746.  1376. 
cit.  oben  S.  1270  Note  1 ;  Hanlh.  Hist.  2,  466,  1480,  dt.  oben  S.  1292  Note  3  (auf  S.  1293). 

')  S.  Bd.  3,  294,  u,  1495. 

")  Bd.  3,  425,  I«,  1138:  Anweisung  von  KriegssoUl  durch  .Jakob  fianiela  de  iussu 
Gerardi  marschalci. 


—     1441     —  Die  LandesvenÄ'altung.] 

der  Lehnsveqjflichteten  entweder  allein  oder  als  Vorsitzender  einer  Rats- 
kommission feststelltet 

Mehr  wie  til>er  das  Marschallamt  ist  über  die  Kanzlei  zu  sagen.  Ab- 
gesehen von  Kanzler  und  Kaplänen  gab  es  hier  ein  zahlreiches  Unteii)ei'Sonal ; 
Notare^,  Schreiber^,  welchen  Kanzler  und  Kapläne  diktierten*,  endlich  Boten 
für  Austragung  einzelner  Briefe  wie  von  Rundschreiben  **,  welche  bis  zu  durch- 
schnittlich 20  Kilometer  auf  den  Tag  zurücklegten  ®.  Die  Kosten  für  die  Unter- 
haltung dieses  Unteri)ersonals  wurden  wohl  völlig  durch  die  Einnahmen  aus 
Siegel  bezw.  Taxe  eingel)racht;  trug  doch  schon  allein  das  Trierer  Offizialats- 
siegel  in  den  Jahren  1339  und  1840  313  Ib.  15  s.  Trierisch,  etwa  17300  M. 
nach  unserem  Gelde"'. 

Die  Thätigkeit  in  der  Kanzlei  galt  nun  teils  der  Expedition,  teils  der 
Registratur,  teils  endlich  dem  Rechnungswesen.  In  der  Expedition,  deren  ver- 
schiedene kanzleimäfsige  Formen  uns  hier  nicht  interessieren®,  trat  natürlich 
mit  zunehmender  Entwicklung  des  Territoriums  eine  inuner  gröfsere  Arbeits- 
häufimg ein®.    Etwa  mit  dem  Anfang  des  13.  Jhs.  beginnen  sich  die  landes- 

')  Honth.  Hist.  2,  201,  1357,  cit  oben  S.  1299  Note  2;  Bd.  3  No.  198  §  7,  1358. 

2)  Vgl.  Ferdinand  S.  94, 1363 :  Papst  Urban  V.  erlaubt  dem  Erzbischof  Kuno  vier  Notare 
(tabelliones)  anzustellen  und  schreibt  den  von  denselben  zu  leistenden  Eid  vor.  S.  auch  MR. 
ÜB.  3,  1057,  1250. 

")  Goerz,  Regg.  der  Erzb.  z.  1369  Aug.  9  kommt  ein  Schreiber  und  inniger  diener  des 
Erzbischofs  vor. 

*)  Bisweilen  auch  der  Erzbischof,  s.  Hs.  Trier  Stadtbibl.  29  cit.  bei  Wyttenbach  und 
Müller  2  S.  328  Note  c,  von  Erzbischof  Jakob  (1439 — 56):  ferunt  eum  in  cancellaria  seden- 
tem  pluribus  copiosam  dictandi  scribendique  matenam  retulisse,  ac  demum  in  fine,  quod 
cuique  exarandum  tradiderat,  ubive  inceperit  vel  cessaverit,  fortissima  memoria  recitasse. 

^)  S.  Bd.  3  No.  85,  1303;  S.  482,  si,  1850. 

«)  Der  Bote  Schedil  läuft  in  etwa  einem  Monat  630  km,  Bd.  3  No.  296,  1350.  Im 
übrigen  vgl.  zur  Lage  der  Boten  noch  Bd.  2,  584  f.,  aus  früherer  Zeit  Berthold  z.  J.  1076, 
MGSS.  5,  282,  u;  Cod.  Udalr.  97,  c.  1101;  und  zu  dem  Fleischermeister  von  Trier  als  erz- 
bischöflichem Boten  M.  Baer  S.  237—238,  und  unten  S.  1470  Note  1.  Lehrreich  ist  auch  *Koblenz 
St.  A.,  Kurt*.  Trier  Staatsarchiv,  Geh.  Kabinet,  Pereonalien  der  Erzbischöfe,  1487 :  Hogebom  forst, 
gnedige  leif  herre.  üwer  forstlichen  gnaden  intbeiden  ich  minen  willigen  dinst  und  wat  ich  ver- 
mach, alz  ich  uwer  forstlicher  gnaden  dan  zo  zwen  moilen  heibofen  geschreben  hain  gehat  an- 
treffende dei  lüde  van  Geissen,  deiselben  üch  dan  versat  hain  in  hende  Geratz  van  Palant  her 
zo  Rulant,  so  halt  uwer  forstliche  gnade  mir  almail  laissen  antworden  durch  minen  boiden :  uwer 
forstliche  gnade  sulle  mir  mit  uwer  forstlicher  gnaden  boiden  ein  antwort  schreiben,  dama 
ich  mich  halden  sulle,  daz  dan  neit  gescheit  enist  also  gnedige  leif  herre  bidden  ich  uwer 
forstliche  genade  mir  ein  antwort  doin  schreiben  uf  min  vurschrift,  in  dem  besten  wis  dama 
zo  richten.  Der  almechtige  got  wil  uwer  forstliche  gnade  bewaren  in  gesontheit  mir  laissen 
gebeiden.  Geschreben  uf  sondach  na  unser  leifer  frauwen  dach  nativitas  anno  Ixxxvii.  Johan 
van  Lontzen  genant  Roben,  amptman  zo  sent  Vit. 

'^)  S.  Bd.  3  No.  292.  Eine  Gebührentaxe  der  Kanzlei  bei  Goerz,  Regg.  der  Erzb.  zum 
9.  April  1426. 

«)  Vgl.  dazu  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  W.  littera. 

^)  Zu  Entwicklung  und  Charakter  der  Kanzleithätigkeit  s.  auch  schon  oben  S.  841  f. 
imd  Bd.  2,  667,  673. 


[Entwicklung  der  Landesgewalt.  —     1442     — 

herrlichen  VerwaJtunpordres  zu  entwickeln,  wenigstens  gehören  die  ältesten 
uns  erhaltenen  Stücke  dieser  Zeit  an' ;  sie  häufen  sich  bis  zum  Eingang  des 
14.  Jhs.  derartig,  daJs  in  Trier  unter  Erzbischof  Balduin  (1307 — 1354)  ihre 
begrifiliche  Trennung  als  Teaiporalien  von  der  Abteilung  der  Pei-petualien, 
also  der  Verfügungen  und  Beurkundungen  von  Geschäften  dauernden  Charakters, 
durchgesetzt  wird^.  Dabei  berechnet  Dominicas  die  Zahl  der  aus  Balduins 
Zeit  erhaltenen  Urkunden  auf  etwa  1800  Stück^;  nach  Bd.  3  No.  296  gehen 
von  Mitte  März  bis  Ende  April  des  Jahres  1350  etwas  Ober  100  Urkunden 
allein  durch  das  Trierer  Kanzleisiegelamt,  V))n  welchen  uns  nachweislich  blof» 
zwei  erhalten  sind :  man  suche  sich  demgemäfs  eine  Vorstellung  von  der  that- 
sächlich  zur  Zeit  Balduins  von  der  Trierer  Kanzlei  aus  expedierten  Urkunden- 
masse zu  machen*.  Die  Zahl  der  expedierten  Nummeni  scheint  nun  seit 
Balduins  Tod  ein  Jahrhundert  lang  nicht  wesentlich  gestiegen  zu  sein,  bis  nach 
Mitte  des  15.  Jhs.  der  Aufschwimg  des  Aktenschreibwerks  und  eine  Zunahme 
der  Urkundenausstellung  zugleich  eintrat*.  Die  Gesehäftslast  der  Kanzlei 
wurde  dadurch  so  vermehrt,  dafs  man  sich  damals  entschlossen  haben  mag, 
Abschlufs  und  eventuell  Beurkundung  kleinerer  Geschäfte,  z.  B.  der  Pachte 
kontrakte  von  weniger  als  einjähriger  Dauer^,  der  Lokalverwaltung  zu  über- 
ti-agen. 

Gleichzeitig  mit  der  Zunahme  der  Expeditionsthätigkeit  schliff  sich  auch 
tue  unbeholfene  und  schwerfällige  urkundliche  Ausdnicksweise  der  alten  Zeit 
ab.  An  ihrer  Stelle  entstand  im  Laufe  des  14.  Jhs.  ein  klarer  und  kurzge- 
fafster  lateinischer  Aktenstil,  wie  ihn  die  Stücke  des  Hininieroder  Formelbucbes 
widerspiegeln ' ;  und  neben  demselben  entwickelte  sich  ein  in  seiner  prägnanten 
Kürze  noch  nicht  wieder  eiTeichter,  wahrhaft  klassischer  deutscher  Verwal- 
tungsstil,  für  welchen  beispielsweise  die  Urkunden  No.  132,  134,  173,  175  des 
dritten  Bandes  aus  den  JJ.  1336  und  1347  ein  glänzendes  Zeugnis  ablegen^. 

Mit  der  Erhöhung  der  Expeditionsthätigkeit  nahm  natürlich  auch  die 
Registratur  immer  gröfseren  Umlang  an;  schon  die  Führung  des  Journals  be- 


')  S.  ,MK.  ÜB.  2,  Nachlr.  7,  um  1200;  295,  1203-1212;  296,  1211—1212.  In  der 
königlichen  Verwaltung  sind  die  Dinge  natürlich  viel  früher  entwickelt,  s.  Cod.  Udalr.  49, 
Jaffö  S.  109. 

«)  S.  Bd.  2,  681  ff.  Im  Fürstentum  Breslau  existieren  seit  1331  libri  perpetuorum  für 
Eintragung  definitiver  Verfügungen  ilber  Immobilien,  im  Gegensatz  zu  den  von  130T  ab  er- 
haltenen libri  reemeiulonim  filr  Eintragung  von  Renten  auf  Wiederkauf,  s.  Cod.  dipl.  Sileaiae 
Bd.  4  S.  18. 

')  Dominicus  S.  7,  vgl.  Bd.  2,  681. 

*)  Vgl.  auch  Bd.  3,  S.  480,  Note  1. 

^)  Vgl.  Bd.  2,  681,  687. 

•)  S.  Trierer  Kellnereiordnung  1509  §  25. 

')  S.  Bd.  3  No.  191 ;  vgl.  schon  Bd.  3  No.  124,  1332. 

*)  S.  auch  tirimm,  Poesie  im  Kecht  S.  45;  der  Kanzleistil  ift  im  15.  Jh.  zumeist  voll 
der  trefflichsten  Formen,  der  treuherzigsten  Wörter  und  gar  gefüger  Wendungen. 


—     1443     —  I^i®  Landesverwaltang.] 

anspruchte  in  der  ersten  Hälfte  des  14.  Jhs.  die  Kraft  eines  Kaplans  ^  Nicht 
minder  schwierig  mochte  sich  die  Aufbewahrung  und  Disposition  der  Eingänge 
gestalten,  um  so  mehr,  als  bei  der  Kontinuität  der  mittelalterlichen  Rechts- 
verhältnisse auch  Eingänge  längst  verflossener  Jahrhunderte  nicht  selten  zur 
Hand  genommen  werden  mufsten  ^.  Indes  bestand  doch  wohl  schon  ein  Unter- 
schied zwischen  der  Registratur*  zur  Aufbewahrung  jtlngster  Verwaltungssachen, 
Rechnungen  u.  dgl.  und  dem  eigentlichen  Archive*.  Das  letztere  wurde  für 
die  laufende  Verwaltung  auch  teilweis  durch  die  umfangreichen  Kopiare  er- 
setzt; eben  darum  wurde  auf  deren  Vervollständigung  seit  dem  14.  Jh.  grofse 
Sorgfalt  verwendet  und  für  lunfangreiche  Teile  derselben  im  15.  Jh.  die  Glaub- 
würdigkeit der  Originale  erwirkt*. 

Neben  Expedition  und  Registratur  endlich  spielt  das  Rechnungswesen  in 
der  Kanzleithätigkeit  eine  grofse  Rolle.  Es  kommt  dabei  weniger  die  Buch- 
fohrung  in  Betracht^,  welche  im  ganzen  nur  für  das  eigene  Ressort  betrieben 
ward  und  somit  wesentlich  mit  der  Joumalführung  zusammenfiel,  als  die  Revision. 
Die  Kanzlei  war  zugleich  die  Oberrechnungskammer ;  sie  prüfte  die  Kellnerei- 
rechnungen  wie  die  Rechnungen  der  SpezialVerwaltungen,  der  Zölle  usw.,  wie 
auch  die  Hauptrechnimg  ^.  Diese  Prüfung  erforderte  aber  in  ganz  anderer 
Weise  Zeit  und  Genauigkeit  als  heutzutage,  ganz  abgesehen  von  der  Unbeholfen- 
heit der  in  der  Registratur  der  Kanzlei  beruhenden  schriftlichen  Kontrollehand- 
haben schon  aus  einfachen  äufeeren  Gründen:  die  alte  Abfassungsform  der 
Rechnungen  war  noch  längst  nicht  der  neueren  Form  der  Kolonnenanordnung 
gewichen  ^,  und  die  Zahlen  wurden  noch  vielfach  mit  den  äufserst  unhandlichen 
römischen  statt  mit  arabischen  Ziflfem  ausgedrückt*. 

>)  S.  oben  8.  1434. 

«)  S.  Bd.  2,  667  Note  4. 

^)  Sie  ist  wohl  Bd.  3,  112,  as,  1310  mit  archa  bezeichnet  Zur  Einverleibung  der  Rech- 
nungen, sicher  der  Zollrechnungen  und  der  Kellnereirechnungen,  aber  wohl  auch  der  Küchen- 
rechnungen, vgl.  Bd.  3,  429,  u  f.,  1839;  426,  i4,  1888—1339;  430, »,  1389-1840;  483,  i  f.,  1840. 

*)  Schon  in  der  Invent.  Celsi  2,  15,  978  kommt  ein  Archivar  des  Stiftes  Trier  vor,  epis- 
copii  clavicularius.  Zum  Inhalt  des  Archives  vgl.  Stat  Boem.  1289,  Blattau  1,  59;  und  *Bald. 
Kesselst.  S.  532,  1388  Okt  28:  Nos  Johannes  decanus  totumque  capitulum  ecclesie  Moguntine 
notum  facimus  universis  et  recognoscimus  publice  per  presentes,  quod  reverendus  in  Christo 
pater  et  dominus  Baldewinus  sancte  Treverensis  ecclesie  archiepiscopus  mitram  sive  infulam 
et  baculum  pontificales  necnon  calicem  unum  cum  quibusdam  libris  privilegiislitteris  registris 
rotulis  et  scripturis,  que  ipse  dominus  Treverensis  archiepiscopus,  dum  provisionem  sive  am- 
ministrationem  dicte  nostre  ecclesie  Moguntine  habuit,  retinuit  apud  se  et  reservavit,  nobis 
restituit  liberaliter  ac  de  eis  nobis  et  nostre  ecclesie  satisfecit.  In  cuius  rei  testimonium  si- 
gillum  nostrum  ad  causas  presentibus  est  appensum.  Datum  anno  domini  mo  ccco  xxxviii,  x« 
kalendis  novembris. 

• )  S.  Bd.  2,  680  Note  5. 

**)  S.  oben  S.  1432  Note  9. 

')  S.  dazu  oben  S.  1432,  unten  S.  1477. 

8)  S.  dazu  Bd.  3  No.  285,  1277—1291 ;  No.  293,  1341—1342. 

^)  S.  Bd.  3,  S.  420  Note  a.  Die  Folge  war  ein  häufiges  Verrechnen  bei  Addition  und 
Subtraktion,  vgl.  Bd.  8,  S.  419. 


[ErtwickluDg  der  Latideägewalt.  —     1444     — - 

IMe  letzten  Bemerkungen  fuhren  uns  scbon  vom  Gebiete  der  Kanzlei 
hinüber  auf  das  Feld  der  Fiuanzverwaltunp,  deren  Geschichte  an  letzter  Stelle 
erörtert  werden  sollte.  Zu  ihreni  Verständnis  bedarf  es  aber  weiteren  Aus- 
holens. 

Die  grofse  wiitschaftliehe  Revolution,  welche  mit  dem  Übergang  von  der 
Naturalwirtschaft  zur  Geldwirtschaft  und  dem  aus  ihr  resultierenden  Enipor- 
blühen  einer  ersten  wahren  Stadtwii-tschaft  seit  etwa  dem  Beginn  der  Staufer- 
zeit  verbunden  war,  machte  sich  zunächst  in  den  autonomen  Bildungen  des 
platten  Landes  wenig  umfangreich  geltend.  Hier  war  die  Anwendung  von 
Tauschweilen  beim  Kauf  noch  bis  ins  14,  Jh.  hinein  nichts  Ungewöhnliches^, 
die  Güterhewegung  blieb  in  sehr  mäfsigen  Grenzen*,  und  die  Wirtschafts- 
anschauungen  bewegten  sich ,  je  tiefer  man  im  Volksleben  hinaltstieg,  um  so 
länger  auf  naturalwirtschaftlicher  Grundlage.  Der  Bauer  hielt  sieb  noch  bis 
mindestens  zum  Schlüsse  des  Mittelalters  an  die  Kerbhokrechnung*,  die  Kirchen 
nahmen  wie  bisher  ihren  Zehnt ,  und  auf  dem  Gebiet  der  Grundherrschaften 
machte  das  Reluitionswesen  nur  sehr  langsame  Fortschritte*.    Denientspi-echeud 


■)  S.  öd,  2,  375;  ferner  MR.  ÜB.  1,  537,  ca,  1145:  decimam  [Biola«  invadiatam  alibas 
saucli  Matbine  redemit]  12  inr.  examinati  argenti  et  4  cniratU  vini  et  2  amis;  ME.  ÜB.  2, 
139,  119-5:  man  kaua  100  iurnalünuä  et  SOinr;  CRM.  3,  186,  1332:  20  ndr.  (.■orageldes  und., 
vnnf  pont  halleiBeldes.  S.  ferner  Bd.  3,  422,  ib,  1336;  427,  lo,  1338;  429  Note  3,  1350; 
No.  191  1,  c.  1350,  B,  dazu  auch  'Cod.  Himmerod.  Bl.  M",  14.  Jh.  2.  H.:  (PremUsa  aalutatione 
siöcera)  amice  carissinie.  Hsbita  deliberatione  cum  tonventu  nostro  super  pensione  nobis  per 
noB  &dendu  scitote.  qiiod  multum  libentitis  habebimus  bladum  quam  pecuniam,  unde  Gigni- 
Gcetia  nobis,  ad  quem  locum  illud  nobis  preBentari  facietis  et  quo  tempore,  et  illo  babito 
vobis  quitantiam  trademiis  ad  libitum  vestre  voluntntis.  Feliciter  valete.  Arcb.  Clenaux 
333,  1355:  Nicolas  de  Bedingen  et  Hennekin  de  Decker  .  .  .  d^clarenl  avoir  vendn  ä 
Nicolas  dit  Netz,  boui^eois  de  Luxenibourg,  uue  rente  de  trois  mir.  de  fronient,  de  4  mir, 
de  seigle,  mestire  de  Lnxenibonrg,  et  8  chapous,  sur  Icurs  biens  de  Redange.  poni'  un  |>rix 
d'iin  tlieval  entier,  avec  engagere  de  ses  biens  ä  Hanse  et  ä  Milrojt;  11  accorde  eu  menie 
temps  audit  Weher  la  facultii  de  degnger  les  biens  de  Bithl,  Wisenbacb  ei  Budingin.  MR. 
ÜB.  3,  1246,  1254  ist  sehr  instniktir  für  die  Bedingungen,  unter  denen  eine  grufsere  Zahlung 
vor  sich  ging.  —  Zur  Geschichte  des  mit  dem  Tausch  eng  zusammcnliüngenden  Rreiskampfes 
vgl  Cantat.  a.  llnberti  c.  60  f.,  MGSS.  8,  599;  Bd.  3,  44,  » f.,  1265;  ürfgorjus  3110  f..  und 
Ces.  Heisterb.  Dial.  3,  37:  dno  cives  Colonienses  inter  cetera  siui  peccata  confessi  sunt  duo 
pcccatonim  genera,  quae  quidem  in  se  valde  sunt  magna,  licet  projiter  usum,  niercatoribus 
maxime,  jmrva  videantur  et  quasi  nulla,  mendacium  scilicet  atque  periurinin.  «domine.  in- 
qaiunt,  «pene  nihil  possunms  eniere,  nihil  vendere,  nisi  oporteat  nos  mentiri,  iurare  et  saepe 
periuraro  .  .»  ait  sacerdos:  'utimini  consilio  meo,  et  bene  cedel  voliis.  nolite  menlirl,  uolite 
iurare,  sicut  mercatum  vestnim  dare  (TjUis,  sie  euni  laudale.«  S.  auch  Lsniprecht,  Beitrage 
S.  131  ff. 

■')  S.  oben  S.  689  Note  3.  MR.  ÜB.  3,  386,  1230—1231.  *i)ri.ht  von  den  jiossessiones 
immobiles,  quc  quidem  res  mobiles  facillime  dilabentes  stabilitate  pix'ceduul. 

")  S.  Bd.  2.  S.  6  Note  1 ;  auch  Loersch,  Iiigelh.  Oberhof  No.  23S. 

')  S.  oben  S.  795  f.,  839,  auch  Bd.  2,  381.  Am  fi'dbesten  abgelöst  werden  Natural- 
abgaben bei  Zöllen,  s.  Bd.  2,  308;  dann  Naturalabgaben  in  der  Nabe  nröfseriT  Städte,  s.  Bd. 
2,  214,  14  Jh.  Anfang. 


—     1445     —  I^i^  Landesverwaltung.] 

war  noch  im   15.  Jh.  die  Mobiliarhinterlassenschaft  auch  der  höchsten  Kreise 
auf  dem  platten  Lande  eine  verhältnismäfsig  geringe  ^ 

Am  ehesten  wurden  nun  diese  konservativen  Tendenzen  des  Landlebens 
im  Umkreis  grofser  Städte  gebrochen;  hier  zeigt  sich  schon  im  12.  Jh.  eine 
andere  Bewegung?  ^,  das  platte  Land  in  Flandern  bot  schon  im  13.  Jh.  einen 
vom  heutigen  nicht  sehr  verechiedenen  Anblick^.  Diese  unmittelbaren  nach- 
barlichen Einwirkungen  aus  den  Zentralstellen  der  neuen  geldwirtschaftlichen 
Bewegung  wurden  nun  allerdings  an  der  Mosel  wie  im  gröfsten  Teile  des 
sonstigen  Deutschlands  nicht  unmittelbar  gefühlt;  hier  besteht  noch  bis  ins 
13.  Jh.  hinein  fast  unberührt  der  Charakter  reiner  Naturalwirtschaft*.  Allein 
seitdem  bricht  sich  die  geldwirtschaftliche  Richtung  eigenmächtig  immer  stärkere 
Bahn  durch  Entwicklung  der  Pachten*.  Mochte  die  Pacht  auch  noch  lange 
in  Naturalien  gezahlt  werden®,  mochte  anfangs  ein  Stand  kapitalkräftiger 
Pächter  fehlen',  immer  handelte  es  sich  jetzt  doch  um  die  Verwendimg 
gröfseren  Kapitals  zur  Hebung  des  Anbaues,  und  diese  Verwendung  war 
möglich,  da  man  die  wachsende  Kapitalbildung®  des  platten  Landes  und 
auch  der  Städte  dem  Boden  dienstbar  machen  konnte.  Und  so  war  denn 
vorauszusehen,  dafs  namentlich  auf  dem  Wege  der  Pachtentwicklung  die  neue 
^eldwiilschaftliche  Phase  auch  auf  dem  Lande,  wenn  auch  erst  im  Verlauf  von 
Generationen,  Fufs  fassen  würde. 

Indes  die  Territoriallnldung  wartete  diesen  Erfolg  nicht  ab,  um  sich  die 
Vorteile  der  Geld^irtschaft  zu  nutze  zu  machen.  Zwar  war  sie  in  ihren 
Lokalverwaltungen  an  den  langsamen  Fortschritt  des  Landes  selbst  gebunden; 
noch  liis  zum  Schlüsse  des  Mittelalters  bestehen  die  Einnahmen  der  Kellnereien 
zum  guten  Teile  aus  Naturalien^,  erfolgt  eine  Regelung  ihres  Budgets  in  der 
alten  Weise,  dafs  für  bestimmte  Verwendungszwecke  bestimmte  Einnahmen 
ein-  fi\r  allemal  angewiesen  sind.  Indes  strömte  aus  den  Einnahmeteilen  dieser 
Kellnereien  in  barem  Gelde  wie  aus  den  Zöllen,  der  Münze  und  ähnlichen 
Verwaltungen  doch  eine  Geldsumme  in  der  Landeshauptkasse  zusammen,  an- 
sehnlich genug,  mn  eine  Anknüpfung  an  Geldwirtschaft  und  Geldmarkt  zu  ge- 


M  CRM.  4,  355,  1480:  die  Mobiliarhinterlassenschaft  der  Gräfin  Johanna  von  Vime- 
burg  wird  auf  700  gl.  geschätzt,  etwa  12  800  M.  unseres  Geldes.  Dagegen  hinterläfst  Heinrich 
der  Erwete  in  Köln  im  J.  1232  aufser  vielen  Liegenschaften  1800  mr.,  etwa  475000  M.  un- 
seres (ieldes,  Ennen,  Qu.  2,  136,  132. 

2)  8.  oben  S.  796. 

')  Wamkönig  1,  86. 

*)  S.  oben  S.  461  f.,  auch  S.  685. 

'')  S.  oben  S.  972. 

«)  S.  ol)en  S.  945,  966. 

")  S.  ol)en  S.  946,  967. 

^)  S.  oben  S.  677,  687. 

")  S.  aufser  den  im  dritten  Bande  publizierten  Rechnungen  auch  Bd.  2,  215  No.  7, 
1001:  155  No.  4,  1329. 


[Entwicklung  der  Landesa 

Blatten,  Indem  nun  diese  Aiilehutiiig  seit  der  zweiten  Hälfte  des  13.  Jhs.  ge- 
sucht ward,  wurde  den  Teiritorien  zuut  erstenmal  das  Machtmittel  des  Kredits 
umfangreicher  ei-schlossen :  sehr  bald  scheint  man  von  ihm  fianz  allgemein  und 
weitreichend  Gehrauch  gemacht  zu  halben. 

Da  fragt  es  sich,  in  welchen  Formen  und  Instituten  organisiert  der  Kredit 
um  diese  Zeit  zur  Verfügung  stand. 

Die  hen'orragenden  Bankhäuser  der  älteren  deutschen  Kaisei-zeit  wai-en 
die  geistlichen  Institute  gewesen'.  Mochte  auch  noch  im  Beginn  des  11.  Jhs. 
ein  Kreditverltehr  unter  ihnen  und  etwa  gar  von  ihnen  nach  den  Haupt- 
zentren des  damaligen  Geldmarktes  nicht  ausgebildet  seiu^,  —  spÄter  pflegte 
man  ihn  dadurch  zu  begründen,  dafs  n]au  bei  Gebetsverbrüiierungen  zugleich 
gegenseitige  GeschäftsuuterstUtzuug  ausmachte"  — ,  sicher  ist,  dafs  schon  im 
10.  un<l  11.  Jh.  die  Stifter  und  Klöster  vielfach  Darlehnsgeschäfte  im  kleinen 
machten*,  imd  dafs  um  die  Mitte  des  11.  ^IhB.  die  Könige  Heinrich  III. 
und  Heinrich  IV.  sich  ihrer  Hilfe  bei  Aufnahme  von  Geld  bedienten".  In  der 
Tliat  wurden  gröfsere  Ka|)italien  in  den  geistlichen  Instituten  als  Ergebnis  sorg- 
samer anderthalbhundertjähriger  Wiitschnfl  wohl  erst  um  die  Mitte  des  11.  Jhs. 
frei*;  und  liemeutsprerhend  nahm  das  Geldgeschäft  erst  etwas  später  einen 
völlig  gewöhnlichen  Platz  in  ihrer  Wirtschaftsgebarung  ein.  Ausgebildet  wurde 
dabei  neben  dem  Depoaitengeschäft '  wohl  namentlich  das  Darlehen  auf  dem 
Wege  der  älteren  Satzung  oder  auf  anderen  Zinsgenufs  verheifsenden  Um- 
w^en";  mit  beiden  verbanden  sich  dann  alle  Arten  gewöhnlicher  bankmüfsiger 


*)  S.  dazu  Brefslau,  Komiid  U..  Bd.  2,  390;  neuerdii^  Hoeniger  in  Zs.  f.  d.  Gesch. 
der  Juden  in  Deutschtand  Rd.  1,  HS  ff. 

»)  Das  ist  doch  wold  aus  Chron.  s.  Michael.  VinJun.  c.  17,  MGSS.  4,  83,  um  1020  zu 
schliefsen:  Abt  Nanlei'  nimmt  einen  Mönch  von  Itoni  mit  nach  Dcutschlatiil,  damit  er  das 
in  Rom  versprochene  Geld  nach  Italien  l>ringe. 

«)  S.  Eiinen,  Qu.  2,  192-198,  195,  1239. 

*)  S.  Hoeniger  a.  a.  0. 

»(  Waita,  Vfg.  8,  23S. 

')  S.  oben  s,  68.'i. 

')  Ann.  Corb.  1145,  MGSS.  3,  9:  fames  aspera,  et  t'ures  plures  ev  niiliiibns  foi-tiorilms 
foctione  perniciosa  coDglobati,  multos  in  hac  terra' durius  angehant,  denique  Vulrtensem 
ecclesiam  . .  multis  Cliesauiis  spoliabant  et  nonnullas  alias  huins  terrne  rebus  projiriis  et  eis 
aliunde  illatis , .  privabant.  Ces.  Heisterbac.  Dial.  2,  34:  usurarius  quidani  euidam  ordinis 
nostri  cellerario  quandam  pecuniae  suae  summam  comniisit  resen'andam,  quam  ille  signatam 
in  loco  tuto  iuxta  pecuniam  monasterii  reposuit.  poBtea  cum  uBumrius  depositum  re|)eteivt, 
celerarius  arcam  reserans  neque  illam  neque  siiam  invenit.  MR.l^B.  3,  602,  1237:  l'rkunde, 
in  welcher  jemand  sein  Eigentum  während  einer  Kreuzfahrt  durch  Deposition  heim  Kloster 
Himmerode  schützt  Ähnlieh  MR.  ÜB.  3,  612,  1238—1239  (8  Urkk.).  S.  auch  Bd.  3.  57,  aa,  12G9. 

')  S.  oben  8.  849  Kote  3  und  4;  aufserdem  MR.  ÜB.  1,  535,  1145:  ein  Allod  an  Laach 
fbr92  nir.  argenti  verkauft,  es  werden  wegen  zu  geringen  Preises  40  mr.  zugelegt.  MR.  ÜB.  2, 16*. 
1172:  Heinrich  von  Gladbach  verkauft  zu  5  mr.  verpfändete  Wingerte  ?,u  Lieser  an  SSIaria- 
ad-martyres  für  6  mr.  unter  Zustimmung  seiner  Erben.  MR.  L'B.  2,  8«,  1213:  Heinrich  von 
laenburg  empfängt  von  Laacli  230  mr..  und  zwar:  1)  am  13.  -lanuar  60  nir.,  2)  am  1.  Mai  60  mr., 


—     1447     —  Die  Landesverwaltung.] 

Geschäfte.  Die  ungestörte  Blüte  dieser  Geschäfte  scheint  dem  12.  Jh.  und  dem 
Anfang  des  13.  Jhs.  angehört  zu  haben.  Dann  traf  eine  Behinderung  zunächst 
durch  die  strengere  Betonung  des  Zinsnahmeverbots  seitens  der  allgemeinen  kirch- 
lichen Meinimg  ein  ^ ;  speziell  in  der  Diözese  Trier  wurde  der  Geistlichkeit  im 
J.  1238  jedes  kaufmännische  Geschäft  verboten^.  Femer  mufste  in  noch  viel 
höherem  Grade  der  Umstand  beengend  wirken,  dafs  der  Reichtum  der  kirch- 
lichen Institute  seit  etwa  Mitte  des  13.  Jhs.  mit  dem  Verfall  der  alten  Grund- 
herrschaft wesentlich  zurückging.  Indes  sehen  wir  nichtsdestoweniger  die  geist- 
lichen Institute  noch  das  ganze  13.  Jh.  hindurch  und  über  dasselbe  hinaus 


3)  am  13.  Juli  60  mr.  (diese  Summe  ausgezahlt  in  Köln),  4)  am  11.  Novbr.  40  mr.  Macht  nur 
220  mr.  Posten  2  ist  falsch  zusammengerechnet,  macht  in  Wahrheit  83  mr.  Dann  kommen 
freilich  243  mr.  heraus,  was  aber  unter  Zinsenberechnung  vom  Tage  des  Kaufs  an  (6.  Jan. 
1213)  richtig  sein  wird.  UEheingrafen :  de  centum  mr.,  quas  dominus  Eberhardus  clericus  de 
Pathenheim  tulit  de  monte  sancti  Kuperti  ad  Bolandiam,  ringravius  nihil  percepit  Ebd.: 
exposuit  ringravius  predium  in  Egelsheim  claustio  in  Eberbach  pro  10  mr.  ad  memoriale  [so], 
eo  pacto,  quod  cum  heredes  ringravii  20  mr.  eidem  claustro  dederi[n]t,  predium  liberum  sit 
Ebd.:  ein  predium  für  15  mr.  verpfändet  claustro  beati  Petri  in  Kruzenache.  URupertsberg 
385,  zu  dem  Abschnitt  Census  [nicht  im  MR.  ÜB.] :  das  Kloster  giebt  Didoni  de  Bergen  7  un- 
cias  pro  3  iug.,  ita  ut  si  ipse  d.  nobis  retulerit,  3  iugera  sibi  rehabebit  MR.  ÜB.  3,  465, 
1232 :  interessantes  Zinsgeschäft  von  Himmerode,  die  Preise  (1  mir.  siliginis  3  s.,  1  mir.  avene 
18  d.)  s-  49,68  Gr.  sind  viel  zu  gering.  S.  femer  aufser  Bd.  3,  41,  u,  1264  noch  *0r.  Koblenz 
St.  A.,  Abtei  Himmerode,  1275  März  25:  Nos  Amoldus  filius  quondam  Wemeri  militis  de 
Develich  et  Sophia  uxor  eins  vendimus  manu  sociata  viris  religiosis  .  .  abbati  et  conventui 
de  Hemmenrode  ordinis  Cisterciensis  Treverensis  diocesis  duas  mr.  census  pro  certa  pecunie 
summa  nobis  ab  eisdem  ntunerata,  quos  census  eisdem  singulis  annis  in  festo  beati  Martini 
hiemalis  in  perpetuum  in  usualibus  d.  legalibus  tenemur  persolvere  et  solvemus  de  tribus 
particulis  vinearum,  videlicet  duabus  in  dem  Vriversdale  et  una  uf  den  Wicken  in  parrochia 
de  Ludensdorf  constitutis,  promittentes  bona  fide,  quod  crementum  dictarum  vinearum  a  dicta 
Villa  Ludensdorf  nuUatenus  deducemus,  nisi  prius  ipsis  religiosis  dictum  censum  integraliter 
solvissemus.  si  vero  ipsis  dictum  censum  dicto  termino  non  solveremus,  eligimus  arbitriom 
et  volumus,  ut  manus  apponatur  ad  dictas  vineas,  usque  diun  de  duabus  mr.  predictis  eis  sit 
integraliter  satisfactum. 

1)  Ces.  Heisterb.  Dial.  2,  30:  tanta  est  virtus  contritionis,  ut  nulltun  ei  obstare  possit 
peccatum,  non  periuria,  non  homicidia,  non  fuitA  nee  usurae  quidem.  Ces.  Heisterb.  Dial. 
12,  24:  ein  gestorbener  Wucherer  in  Lattich  ab  episcopo  de  cimiterio  eiectus  (est). 

■)  Stat  synod.  1238  c.  9,  Blattau  1,  37:  omnem  negotiationem  clericis  inhibemus  bene- 
ficiatis  vel  in  sacris  ordinibus  constitutis;  vgl.  schon  Stat  sj-nod.  1227  c  10,  Blattau  1,  26. 
Wie  kontrastiert  hiermit  die  Auseinandersetzung  Bnider  Berchtolts  (1,  18,  si  f.):  swaz  (dem  kouf- 
manne)  ze  gewinne  gevellet  an  dem  koufe,  daz  er  durch  gewin  koufet  äne  gevaerde  (daz  mein 
ich .  daz  er  nicht  für  hat  gekoufet  üf  die  lenge  der  ztt,  ftf  daz  naeher,  unde  niht  gedinges 
git  üf  daz  jar  umbe  daz  tiurre)  oder  dämite  du  nieman  betriugest,  daz  hastü  mit  rehte,  wan 
man  dines  amtes  in  keine  wlse  geraten  mac.  wir  möhten  der  kouflinte  niemer  enbem,  wan 
sie  fiierent  üz  einem  Isgide  in  daz  ander,  daz  wir  bedürfen,  wan  es  ist  in  einem  lande  däz 
wolveile,  s6  ist  in  einem  andern  lande  jenz  wolveile;  unde  davon  sullent  si  diz  hin  föeren 
und  jenz  her,  davon  sullent  sie  ir  lön  ze  rehte  haben:  daz  ist  ir  gewin,  den  sie  ze  rehte 
gewinnent 


[Kiiiwickliiiig  (1er  Liunieügewalt.  - 

Bankgeschäfte  betieibcu*,  weniger  die  Stifter*,  mehr  die  modernen ,  in  ihren 
Existenzpiindlagen  nicht  vom  Ruin  der  alten  Gnindhen-schaft  ergiiffenen  In- 
stitute, namentlich  die  Cisterzienser^  und  den  Deutschen  Orden*.  Indes  diese 
Institute  stehen  nunmehr,  im  13.  Jh.,  nicht  mehr  allein  auf  diesem  Ge- 
biete; neben  ihnen  kommen  zunilchst  je  länger  je  mehr  die  Bürger*  und  ver- 
einzelt auch  der  hohe  Adel*  in  Betracht.     Ein  Verzeichni.s  der  Schulden  des 

■}  S.  Bchon  oben  S.  1446  Note  8  gegen  Scblurs. 

')  S.  wohl  CRM.  2,  193,  1262,  dt  oben  S.  1309  Note  8.  nnmeiillich  dber  Bil.  3, 
16,  31,  1316. 

')  S.  schon  oben  S.  1446  Note  8;  Bd.  3,  S.  3.5f.;  'Cod.  Himmwoil.  Bl.  8&^  a:  rogo 
V08  . .,  quatenus  7  fl.,  quos  vobia  ad  veetram  monitionem  solTere  promitto,  pro  quilms  decre- 
tAli's  vel  alias  librott  equivBlente«  loco  pigaeris  vnbis  mittam, .  .  velitja  accommodare.  Der 
Cod.  Himmerod.  unierrichtet  überhaupt  beKeichnenderweise  mehr  übiir  Geldgeschäfte  nls  über 
Ackerbau;  an  der  Zentralstelle  treten  ilie  direkten  Interessen  des  letzteren  zurlick.  S.  ferner 
Ml].  ÜB.  8,  1063,  1250,  aus  den  Statuten  des  SEI isabeth- Hospitals  m  Trier;  oificiuni  magistri 
sive  provisorie,  qui  de  consensu  omnium  fratnun  eligendiis  canonice  existit,  taliter  describitur: 
qnod  univerfii  redditiis  ad  fratemitafem  spectontes  disi^retioni  eiusdem  comniittuntur  ad  aog- 
mentandnm  debilo  modo,  qualibet  aegotiatione  illiciia  evjiata,  et  perfeclo  computo,  si  quid 
fiierit  nitra  neceseitates  (rairuni,  temporilnis  ad  hoc  statiitis  iratribiis  tenebitur  respondere.  — 
Die  Cisterzienser  trieben  übrigens  ancb  flott  Handel,  vgl.  Ccs.  Heisterli.  Diai.  T,  41 :  hoc  anno 
com  navea  ordinis  per  Zelandiam  timore  praedonum  tnuisire  non  auderent,  ninior  venit  Co- 
loniam,  quod  omnes  essent  depraedatoe.  et  dixerunt  quidam:  «iuste  attuni  est  cum  eis, 
monochi  nTari  snnt,  niercatores  sunt,  deus  illorum  avaritiam  sustinere  non  potesL  ■  S.  dazu 
MR.  ÜB.  3,  93,  121^:  Kimmcrode  «ird  vom  Herzog  von  Brabant  befreit  ab  omni  thelonio 
seil  vienagiii  apud  Antwerpiam;  imd  MR.  ÜB.  3,  357,  1228:  Heinrich  Herzog  \on  Lothringen 
schenkt  an  Himmerode  eine  Geldrente  vom  Tuchhause  zu  Antwerpen  zum  Ankauf  von  Heringen. 

*)  Hennes  ÜB.  2,  397,  1288:  Heinrich  Graf  von  Sponbeim  bevollmächtigt  die  Deutsch- 
ordeiisbrtider  zu  Koblenz,  eine  bei  ihnen  deponierte  Summe  von  IVinfzehnbundert  nir.  dem 
Grafen  .lohann  von  Sayn  zu  übergelien.  Hennes  ÜB.  1,  362,  1302:  (iraf  Diether  von  Katzen- 
elenbogen  leiht  vom  Koblenzer  Dentschordenshausc  200  mir.  siliginis  Coloniensis  mensure. 
Hennes  ÜB.  2,  365,   1303:  die  Stadt  Koblenz  leiht  vom  Deiitscbordenshause  200  nir. 

*)  Ces.  Heisterb.  Dial.  2, 31 :  dixit  fuisse  qnendam  usurariiim  divitem  nimis,  qui  diversarum 
ecclesiaiiim  tbesauros  loco  pignoris  tenebat . . .  habebat  enim  dims  avcas  plenas  auri  et  argenti, 
pignora  eljam  phirima  in  vasis  lihris  variisque  omamenlis,  fnunentiim  viniun  et  supellectilem 
multam  pecoraque  inlinita.  Mit.  HB. :),  528,  1235:  der  Abt  von  Lauch  hat  an  Papst  Uregtir  IX. 
berichtet,  qiiod  Ricardos  civis  Metensis  et  quidam  alü  laici  Metensis  et  Trevirensis  civitatum  et 
dioecpsts  midta  extorsenmt  et  adbuc  extorquere  nituntiu* ab  eo per iisiuariam  pravitutem.  Deshalb 
befiehlt  der  Papst  Untersuchui^  der  Sadie,  s.  weiter  hierzu  MR.  l'B.  3,  572,  1236.  Lac. 
ÜB.  2,  527,  1263:  Papst  Urban  IV.  ennachtigt  den  Erzbischof  von  Köln,  die  demselben  und 
dessen  Vorgängern  von  nonnulli  laici  diversanuu  civilatum  et  diocesium  nbgedningenen  Zinseu 
m!  die  Kapitalschuld  abzunehmen  und  femer  keine  Zinsen  zu  zahlen.  S.  ferner  lid.  3,  100,  si, 
1291;  und  'Cod.  Himmerod.  Bl.  41»,  14  Jh.  1.  H.:  Schuldschein  des  Marienklosters  bei  An- 
dernach über  240  mr.  d.  pagamenti  Andemacensis  flu  den  discrelus  vir  lohannes  vcl  litte- 
rarum  i)resentiuni  conservatori  [d.  h.  den  Inhaber;  Wechsel]  mit  Angnbc  des  7ahlunga- 
temiines.  Sogar  Wucherbauern  gab  es,  Ces.  Heisterb.  Dial.  2,  7;  erat  ibi  quidnni  nisticus 
.  .  opere  usurarius- 

")  URbeingrafen :  der  Rheingraf  hat  346  mr.  16  d.  auf  PfandiT  bmausseljehen,  in 
15  Posten  von  5—52  mr.  Die  Pfander  hat  er  zum  kleineren  Teile  zu  Leben  gegeben  S 
dazu  MR.  ÜB.  3,  364,   1229:  Borg  von  168  mr.,  welchen  Bischof  Sifnt  \on    Itegeni-bur^t 


—     1449     —  Die  Landesverwaltung.] 

in  der  Saargegend  heimischen  Rittei-s  Wilhelm  von  June  vom  J.  1290  lautet 
auf  folgende  Posten:  Vemero  dicto  Slikere  tres  Ib.  et  19  d.,  uxori  H.  dicti 
Kaure  24  s.  cum  dimidio,  Folmaro  fabro  dicto  Xulderclop  14  s.,  Folmaro  ante 
portam  de  Saraponte  8  s.,  Reimerico  civi  Metensi  8  Ib.  duobus  s.  minus,  mo- 
nialibus  de  Freistorf  5  s.,  monialibus  de  Novo  monasterio  10  s.,  apud  Kilebure 
5  s.,  apud  Yune  20  s.  in  debitis  communis,  apud  Vilarium  monachis  10  s.,  et 
apud  Wadegosingam  monachis  7  s.  cum  dimidio;  usque  ad  smnmam  16  Ib. 
computata^  Dies  Verzeichnis  zeigt  klar,  wie  noch  am  Schlufs  des  13.  Jhs. 
das  Darlehnsgeschäft  zwischen  Bürgern  und  geistlichen  Instituten  geteilt  war. 
Aber  jenseits  des  ei-sten  Jahrzehnts  des  14.  Jhs.  finden  wir  fast  nichts  mehr 
von  dieser  Teilung;  nur  spärliche  Depositen  erinneni  noch  an  die  einstigen 
Bankgeschäfte  der  geistlichen  Institute^,  im  übrigen  sind  diese  als  kredit- 
gewährende Macht  verschwunden.  An  ihre  Stelle  ist  eine  neue  Macht  getreten, 
die  Judenschaft. 

Die  Juden  finden  wir  im  Mosellande  schon  bis  zur  Mitte  etwa  des  13.  Jhs. 
in  allen  Orten  ansässig,  welche  entweder  alte  Fisci  sind  oder  später  in  Reichs- 
besitz gekommen  waren.  Seit  Ende  des  13.  Jhs.  bezw.  seit  Beginn  des  14.  Jhs. 
sitzen  sie  denn  auch  in  allen  gröfseren  sonstigen  Städten  des  Mosellandes  über- 
haupt^; kaum  6ine  unter  denselben  ist  von  ihnen  übergangen,  imd  wo  sie  selbst 

l)ei  seinem  Bruder,  dem  Kheingrafen  Emicho,  in  6  Summen  von  20,  40,  25,  25,  43,  15  mr. 
angelegt  hat. 

1)  Hennes  ÜB.  2,  311,  1290. 

^)  Hennes  ÜB.  1,  414,  1318,  vgl.  417,  1319:  im  Deutschordenshaase  ist  das  Silberzeug 
eines  Verstorbenen  aufbewahrt  Hinterlegung  von  wichtigen  Verträgen  zu  Münstermaifeld  und 
zu  SFlorin  -  Koblenz,  Dominicus  S.  394.  Bd.  3,  176,  ir,  1340 :  1000  aurei  regales  cum 
i-lippeis  signati  boni  et  legales  deponiert  im  Deutschordenshaus  Koblenz.  S.  auch  Töpfer,  1, 
347,  1371,  cit.  oben  S.  849  Note  5. 

^)  In  Metz  sind  die  Juden  schon  nach  V.  Adalb.  2,  9  s^hr  zahlreich;  für  Trier  vgl. 
G.  Trev.  Cont  1,  8.  u.  17,  MGSS.  8,  182  u.  190,  1066  u.  1096;  MR.  ÜB.  2,  S.354, 12.  Jh.; 
UStift  S.  400;  MR.  ÜB.  3,  543,  1235;  570,  1236;  seit  1838  sollen  es  höchstens  50  Haus- 
gesesse  sem,  Bd.  3  No.  141,  1338;  für  Bappard  MR.  ÜB.  3,  61,  1216:  7  Juden  genannt, 
s.  femer  MR.  ÜB.  3,  224,  1224;  596,  1237;  ein  vicus  ludeorum  MR.  ÜB.  3,  1053,  1250, 
s.  dazu  *Bald.  Kesselst  S.  243,  1331:  Johannes  de  Bopardia  miles  natus  quondam  Cünonis 
dicti  unter  den  .  .  Juden;  für  Sinzig  MR.  ÜB.  3,  746,  1242;  763,  1243;  787,  1244  usw.;  für 
K<jni()fiicint€r:  Ces.  Heisterb.  Dial.  mai.  10,  69;  für  Kocliem  MR.  ÜB.  3,  699,  1241—1242 
(2  Juden);  Bd.  3,  172,  s,  1339;  für  Kröv  MR.  ÜB.  3,  699,  1241—1242;  für  Koble^iz  CRM. 
2,  212,  1265;  Hennes  ÜB.  1,  296,  1284;  ein  cimiterium  ludeorum  iuxta  Confluentiam  *Bald. 
Kesselst.  S.  161,  1322;  für  Ohencesel  G.  Trev.  c.  196,  1287,  schon  Vertreibung;  für  Ander- 
nach  CRM.  2,  325,  1287,  schon  Vertreibung.  S.  femer  für  Luxemburg  Arch.  Clervaux  31, 
1276;  WittUch  Arch.  Clervaux  No.  136,  1326;  Töpfer  1,  201,  1330;  Liniburg  *Bald.  Kesselst 
S.  727,  1344;  Mioistermaifeld  *ÜMünstermaifeld,  Hs.  Koblenz  CXI^  Bl.  42,  1337:  ein  Jude 
früher  dort  ansässig,  jetzt  verschwunden;  Bd.  3,  172,  is,  1339;  Saarburg  (Arch.  Clervaux 
1^4,  1334;  ein  nach  Trier  gewanderter  Saarburger  Jude);  Bd.  3  No.  155,  1342;  Mayen 
Bd.  8,  172,  8,  1339:  mehrere  Juden;  Daun  (Bd.  3,  172,  13, 1339:  zwei  nach  Daun  genannte 
Juden);  Bd.  8,  172,  20,  1339;  Lehmen  Bd.  3,  172,  s»,  1339;  BlieakasUl  (Bd.  3,  187,  s,  1848: 
Annahme,  dafs  Juden  ins  Land  kommen  würden);  BemJcastel  *Bald.  Kesselst  S.  729,  1343 
Dez.  9. 

Lainpr«cht,  DeutschM  Wirtschaftsleben.    I.  92 


[Knt Wicklung  der  Landcsgewalt.  - 

nicht  eiiiheiinisdi  sind,  da  sind  es  wenigstens  ihre  Doppelgänger  in  dem  uns 
hier  interessierenden  Sinne,  die  Lombarden'  und  Kauwerziner^.  Dabei  bilden 
die  Juden  jeder  Stadt,  in  welcher  sie  einipemiafseu  zahlreich  sind,  eine  Ge- 
meinde. Dies  nicht  blofs  im  kirchlichen  und  jiclitischen  Sinne';  auch  für  ihi-e 
Geschäfte  erscheinen  sie  in  vielen  Beziehungen,  wo  die  Gemeinde  nicht  grofs 
war,  in  gemeinsamem  Handeln;  und  wo  die  Gemeinde  umfaufjreicher  ist,  da 
traten  wenigstens  hftufig  eine  Anzahl  von  Juden  zu  einer  kaufmännischen  Ge- 
sellschaft zusammen*.  Durch  dies  Moment  me  durch  die  enge  Geschlechts- 
genieinschaft  unter  ihnen  bei  begrenzter  nationaler  Basis  erklärt  sich  die  That- 
eache,  dal's  sich  die  jüdischen  Geschäfte  schon  im  14.  Jh.  in  relativ  sehi-  wenigen 
Händen,  welche  aber  mit  weitreichenden  VerbiudunKen  arbeiten,  veiiünt  finden. 
Die  Erscheinung  ist  eine  ähnliche,  wie  sie  unser  Jahrhundert  in  der  Periode 


')  Lombarden  sind  wohl  schon  Mh  in  A'ö/n  ansässig,  s.  Bd.  2,  3^9,  Note  1 ;  fenii->r  ^'Imu 
früh  auch  in  Tri«-;  zur  Vennittlung  des GeldverkeUre  mit  der  Kurie  mercatores  Romaui  G.  Tri-v. 
c.  143,  c  1268;  s.  daiu  ßil.  3  No.  -Jl,  1276.  Der  erste  sichere  Lomliarde  ist  Facinua.  Goera. 
Begg.  der  Erzb,  S.  54,  zum  15.  Juni  1879.  S.  ferner  filr  Sdiönecken  hei  Prüm  Cod.  Snlro. 
92,  1290i  fiir  Obeitcefid  Ilennes  VB.  1.  364.  1303  (mehrere);  filr  Sirgbvrg  Lac.  ÜB.  8,  61, 
1308;  filr  Mnifiltr  •Dii>l.  Prüm.  Bl.  8fi^  f..  KoWeiw  St.  A-,  1314;  filr  JWoxt/«-  'Bald. 
KesaelBL  S.  574—5,  1331.  Znr  Stellung  der  Lombarden  im  14.  Jh.  Tgl.  Bd.  3  No.  129. 
lääü;  sowie  'Bald.  Kesselst.  S.  574 — 5,  1331  Fehr,  20:  Couimissio  sancti  Wondalini  lacobo 
Loinbdrdo.  Revers  aiiagesteltt  von  Jacomin  von  Moncleir  Lamperler  ftlr  daz  ampt  [wi 
SWendel]  und  darzB  wat  er  [Erzbiscliof  Bslduiu]  da  it/änt  bat  von  gfllde  und  gevelleii,  daz 
in  der  parre  zä  sante  Wandaline  gelegen  iat  in  dorfe  und  in  velde  .  .  u/genomen  denip 
kirchi>atze  daaelves  und  sinen  H-olgebom  luden  und  mannen,  die  dai^fl  gehören,  auf  Leliens- 
srit.  Was  min  herre  ouch  hemamalcs  in  demgericlite  [von  SWendel;  es  ist  ein  Hochgeric!it| 
gew&nne,  daz  sal  sin  sin;  waz  aber  ich  da  gehezzertc  oder  kouftc  oder  anders  gewinne,  daz 
sal  min  sin  niinc  levedage,  und  darnadi  niines  bcrren  und  sincs  stieftes.  Stirbt  Iklditiii,  so 
HoU  der  .^nitnianii  gleichwohl  bleilien  krall  der  verliehenen  Bestallung. 

*)  Kauu'iTzini'r  u'erden  sebnii  Stal.  synod.  122T  c.  10,  Blattaii  1,  26,  genannt,  vgl. 
auch  noch  Bd.  3,  IST,  a,  1343.  Xacbwelsbar  sind  sie  in  Simir/  wohl  1276.  s.  CRM.  2,  374. 
dt  oben  S.  13.W  Kote  3:  in  Trier  'ÜEIisab.  Hosp.  Bl.  41«.  c.  1280:  Baldewinus  dictu, 
anwercin ;   in  Kobem  CKM.  3,  516,  134S. 

»)  S.  UStift  S.  400;  MR.  TB.  8,  543,  1235:  univenjit.-is  ludeomm  Treverensiuni ;  vgl. 
auch  MR.  ÜB.  2,  S.  364,  12.  Jh. :  an  das  Trierer  Domkapitel  solvunt  ludei  6  d.  de  cinüteri» 
eoruni  (in  Trier). 

')  MR.  ÜB.  3.  543,  123.5;  vier  Juden,  darunter  ein  Jude  Daniel,  rielleicbt  Vorfahr 
der  grofsen  Familie  des  Jacob  Daniels  im  14.  Jh.,  prl>auen  in  Trier  vier  Häuser;  sie  bilden 
eine  Zinsgemeinschaft  (comnuiniI:is)  zu  diesem  Zweck.  Honth.  Jlist.  2.  2li,  1304;  250  nir. 
monete  currentis  in  Koclieme,  welche  apud  ludeos  de  Kocbcme  deponiert  werden  sollen. 
Bd.  8.  172,  3,  1389;  Saloraoni  thelonario  in  Cochme  et  suis  consociis  mille  mr.  BrabautiuHs. 
schuldig  seit  1333.  Daneben  macht  Salomon  auch  einzeln  Geschiifte,  a.  a.  0.  Z.  n  ff.  'Bald. 
Kesselst  S.  636,  1337;  Friedrich,  erstgeliomer  des  Herrn  Friedrich  von  Croninberg,  Herr 
von  Novum  castruin  und  Frau  verkaufen  an  Isaah  quondam  Sandormanni  Meier  seiuen 
Schwiegersohn,  Isaac  und  Salraann  und  ihre  in  hac  parte  coinpliccs  für  150«'  Ih.  Tm^iiensiiini 
parvorum  [180000  M.]  ilu-e  iurisdictio  in  Wasweiler  u.  a.  m.;  s,  dazu  .\n:li.  Clerveaiix  180. 
1334,  cit.  unter  S.  1453   Note  2.      Man  vgl.   auch   die   l'luase   inter   ludeos  ponci-e,    Bd.    3, 


—     1451     —  I^ie  Landesverwaltung.] 

vor  der  Emanzipation  der  Juden  erlebt  hat,  viie  sie  noch  heute  in  den  giofsen 
jüdischen  Bankhäuseni  fortwirkt.  Dabei  ist  es  aus  später  erhellenden  Gründen 
von  besonderem  Interesse,  diese  Thatsache  an  einem  speziellen  Trierer  Bei- 
spiel zu  verfolgen.  In  Trier  lebt  in  den  dreifsiger  und  \ierziger  Jahren  des 
14.  Jhs.  ein  sehr  angesehener  Jude  lacobus  Danielis^  Er  hat  einen  Sohn 
Daniel,  dessen  SchwiegeiTater  Samuel  Maldir  von  Saarburg  ist^,  ferner  zwei 
'Schwiegersöhne,  Salman  Grutzingesson ^  und  Michael^.  Daniels  ist  ein  unge- 
mein begüterter  Mann;  1336—1341  steht  er  an  der  Spitze  der  erzstiftischen 
Finanz  Verwaltung^,  für  welche  schon  früher  sein  angeheirateter  Verwandter 
Samuel  Maldir  thätig  gewesen  war  ^ ;  in  dieser  erzstiftischen  Stellung  folgt  ihm 
vom  J.  1341  ab  sein  Schwiegersohn  Michael®.  Um  nur  eins  seiner  selb- 
ständigen Geschäfte  zu  nennen,  so  leiht  er  im  J.  1345  an  den  Speierer  Scholaster 
Otto  von  Schonenberg  800  fl.  aurei  parvi  de  Florenzia,  etwa  35  200  M.  unseres 
Geldes,  rückzahlbar  in  vier  Jahren ''.  Bei  weitem  die  meisten  Geschäfte  macht 
Jakob  Daniels  nun  aber  nicht  allein,  sondeni  in  Gemeinschaft  mit  einigen 
andern  Juden.  So  schuldet  ihm,  sowie  Isaak  dem  Kleinen  und  Aaron  von 
Witlich,  Juden  zu  Trier,  das  Erzstift  Mainz  im  J.  1336  1661b.  5  s.  giofser 
Tumose,  wiederzuzahlen  in  gleichem  G ekle  oder  in  „deinen  gl.  von  Florenze, 
ie  einen  deinen  gl.  vor  den  Schilling  großer  tunioße"  gerechnet,  angewiesen 
auf  die  Zölle  zu  01)erlahnstein  und  Ehrenfels®.  Diese  Schuldsumme  beläuft 
sich  nach  unserem  Gelde  auf  etwa  190000  M.  Und  mit  den  genannten  beiden 
Trierer  Juden**  bezw.  deren  Familien  steht  nun  Jacob  Daniels  auch  sonst  in 
Verbindung:  Samuel  wilne  deinen  Isaackes  son  erscheint  mit  einem  andeni 
Juden  Abraham  von  Resten  im  J.  1342  als  in  freundschaftlichster  Beziehung 
zu  Jakobs  Sohn  Daniel  ^ ;  und  mit  Aaron  von  Wittlich  kauft  der  alte  Jakob  im 
J.  1336  die  Biu*g  Schwierzheim  ^^  und  im  J.  1337  auf  Rückkauf  ausgedehnte 
Besitzungen  des  Grafen  von  Zweibrücken".  Dabei  beschränken  sich  die 
Geschäftsverliiudungen  Jakob  Daniels  keineswegs  auf  dem  Trierer  Platz; 
während  die  kleineren  jüdischen  Firmen  im  Trierschen  Wechsel  auf  ihn  ziehen  ^*, 


1)  Bd.  3  Xo.  155,  1342  wird  er  ,her*  tituliert.    Es  ist  fi^eilich  eine  Judenurkunde. 

2)  Bd.  3  Xo.  155,  1342. 

»)  Töpfer  ÜB.  1,  255,  1346. 
*)  S.  Bd.  3  Xo.  291. 
f^)  S.  Bd.  3,  412,  36,  1327—28. 
«)  S.  Bd.  3,  435,  2R.    Töpfer  ÜB.  1,  255,  1346. 
7)  ♦Bald.  Kesselst  S.  731,  1345  Febr.  21. 
«)  *Bald.  Kesselst.  S.  788,  1336  Okt  21. 

^)  Sie  hängen  vermutlich  mit  den  Arch.  Clervaux  Xo.  136,  1326  gelegentlich  einer 
Summe  von  200  Ib.  hl,  10  600  M.,  genannten  Juden  Isaak  und  Salomon  von  Wittlich  so  zu- 
sammen, dafs  Isaak  mit  unserem  kleinen  Isaak  identisch  ist,  während  Salomon  Vater 
Aarons  ist. 

»«)  S.  Bd.  3,  420  Xote  5. 
'»)  S.  Bd.  3,  420  Xote  4. 
")  Z.  B.  Houdein  und  Sohn,  wohl  in  Kochern,  Bd.  2,  422,  si,  1387. 

92* 


[Eiitwiclilajig  der  LacilesgewalL  —     1452     — 

ai-beitft  er  seil»st  mit  giofsen  jüdischen  Eauqiiiers  in  Stralsburg,  Metz  und  Köln 
und  den  hinter  ihnen  stehenden  Konsortien.  So  besorgt  er  bei  den  Metzer  Juden 
fllr  das  Trierer  Erzstift  eine  Anleihe  von  8000  fl.i,  etwa  350000  M.,  so  zahlt 
er  in  Köln  durch  das  Haus  Aaron  und  Btmich  ^  aus,  und  negoziiert  in  Strafs- 
burg  ebenfalls  fllr  das  Trierer  Erzstift  eine  Anleihe^  bei  einem  jüdischen  Kon- 
sortiwn  unter  Flüining  des  Vivelin  Rode  oder  Kote  * ,  mit  welchem  er  auch 
sonst  Geschäfte  macht  *. 

Nattlriich  ist  ein  Bankhaus,  wie  Jakob  Daniels,  nicht  ohne  bestimmte 
Voraussetzungen  denkbar;  seine  Existenz  in  der  ei-sten  Hälfte  des  14.  Jhs. 
beweist  völlig  sicher  für  eine  schon  längere  Thätigkeit  der  Juden  in  Geld- 
geschäften. 

Indes  waren  die  Juden  keineswegs  von  jeher  im  Mittelalter  Banquiers 
oder  gar  Wucherer  gewesen ".  In  den  ersten  Jahrhunderten  der  K^serzeit  er- 
scheinen sie  vielmehr  als  Handelsleute,  speziell  lag  der  Handel  mit  Unfieien 
in  ihrer  Hand '.  Aber  auch  den  Weinhandel  sclieinen  sie  liier  und  da  besessen, 
bisweilen  sogar  als  Wirte  fungiert  zu  haben  '*.  Daneben  endlich  waren  sie  die 
berufenen  Ärzte  dieser  Zeit*.  Von  diesen  Positionen  ging  ihnen  nun  im  Be- 
ginn des  13.  Jhs.  zimäclist  diejenige  als  Arzt  verloren;  ein  Sjiruch  des  Trierer 


'1  Bil.  3.  424,  17,  133Ö;  430.  «,  1339. 

'I  Bd.  3.  420,  1«.  1336. 

»)  M.  3,  419,  «,  1389. 

*)  'Bald.  Kesselst.  S.  788,  eingefegter  Zettel,  1344  Dec.  2S:  Wftlr«f,  Graf  voa  Zvä- 
brücken,  IjekeiiDt  sich  dem  Trierer  Jnden  Jakob  Daniels  sone  und  item  Strarsburger  Juden 
Vnelia  ßote  imi  1090  Ib.  bl.  schuldig,  zu  bezahlen  t>ez.  25  1345  121  Ib.  hl.  usw.  alle  Jahre; 
als  Pfand  iliiliir  soll  der  Erzbischof  von  Trier  innehalten  die  Stadt  Zabeni  und  die  Burg 
Stouf,  auf  welche  damit  im  ganzen  6jOO  Ib.  geborgt  sind  (von  diesen  Juden).  Über  letztere 
Summe  lautet  ein  1344  Aug.  29  für  Jakob  Daniels  und  Vivelin  Rote  aiisgestellter  'Brief 
auf  S.  7><7  des  Bald.  Kesselst.;  vgl.  auch  Bd.  3,  193,  i,  1345, 

'■1  Bd.  3,  430,  81,  1339,  vgl.  auch  S.  4-59,  si,  1844. 

")  Vgl,  zum  folgenden,  aufser  dem  Buche  Stobbes  (Die  .luden  in  Deutscldand,  1866) 
und  Koscher,  Ansichten  der  Volkswirtschaft»  Bd.  2,  311  ff.,  Waiiz,  \'fg.  5,  370;  Boiivalot 
S.  3641'.;  Hanauer,  Eludes  I,  524  f.;  Dominicus  S.  408;  lleusler,  Instiiutionen  1,  UTE,  und 
neuei'dings  Hoeniger,  Zur  Gesch.  der  Juden  Deutschlands  im  Irübem  Mittelalter,  Zs.  f.  d. 
Gescb.  der  Juden  in  Deutschland  Bd.  1,  65  ff. 

')  S.  u.  a.  TUetm.  6,  36;  Canap.  V.  Adalb.  e.  12. 

-)  V.  Adalb.  2,  6. 

«)  G.  ep.  Leod.  2,  44;  G.  Trev.  ConL  1,  21,  51GSS.  8,  195:  Erzbischof  Bruno  (An- 
fang 12.  -Ilis.)  hüuüg  krank,  propter  quod  exquisitisstmos  scmper  becmii  solebat  habere 
medicos.  Iialebat  autem  inicr  eos  ludaeum  quendam  losuae  nomine  iihisicae  artis  erudi- 
tissiinum,  comjiotistam  peroptimum,  hebraicanim  litterarum  et  totius  ludaisnii  perfectissiuiuni, 
quem  circumdabat  militaris  habitus.  Er  wird  schliefslich  getauft;  der  Erzbiscfaof  hält  ihn 
selu-  gut,  er  bittet  die  Glaubigen,  quia  genus  illud  hominum  multuni  est  in  fide  instabile 
semperque  desiderat  in  vitae  necessariis  babundare,  quatinus  ubiciunque  ille  ipsis  manentibus 
supei'venirel ,  providerent  ei  necessaria  cum  caritate.  Min.  s,  Motbie,  JIGSS.  »,  232:  ein 
kranker  ludeorum  quoque  auxilia  ac  vetulanim  carmina  consuluit. 


—     1453     —  I^ie  Landesvenv'altung.] 

Provinzialkonzils  vom  J.  1227  machte  ihnen  —  aus  welchen  Gründen,  unter- 
suchen'wir  hier  nicht  ^  —  die  Ausübung  dieses  Berufs  so  gut  wie  unmöglich^. 
Alhnälüich  trat  dann  aber  auch  der  Warenhandel  zu  gunsten  des  Geldhandels 
zurück.  Auch  hier  verzichten  wir  auf  Nachweis  der  Gründe,  welche  diesen 
Wandel  herbeiführten  —  hierzu  bedarf  es  einer  viel  genaueren  Kenntnis  der 
deutschen  Handelsgeschichte,  als  wir  sie  l)isher  besitzen  — :  genug,  dafs  seit 
Beginn  des  13.  Jhs.  die  Juden  reich  genug  wai'en,  um  bald  in  ausgedehntester 
Weise  Bankgescliäfte  zu  betreiben^.  Vom  J.  1213  datiert  die  erete  uns  er- 
haltene urkundliche  Nachricht  Über  jüdische  Darlehen  an  der  Mosel  * ;  nicht  ganz 
zwei  Jahrzehnte  später  ei-scheinen  die  Juden  neben  einem  stets  unbedeutend 
blei])enden  Element  von  Kauwerziner  schon  als  Hauptinhaber  der  Darlehns-  . 
geschäfte*.  Und  diese  Geschäfte  sind  von  nun  ab  auch  urkundlich  in  rapid 
anwachsender  Zahl  beglaubigt®.    Dabei  waren  die  Zinsen  enorm  hoch  —  als 

1)  Doch  vgl.  G.  Alberonis  28,  MGSS.  8,  258:  Albero  hatte  als  Arzt  den  Lombarden 
Philipp.  Ces.  Heisterb.  Dial.  9,  56:  Coloniae  in  ecclesia  sancti  Andreae  canonicus  qiiidam 
«xstitit  ordine  sacerdos,  arte  medicus. 

')  Stat  synod.  1227  c.  8,  Blattau  1,  24:  praecipimus,  quod  sacerdotes  illiterati  non 
confcrant  cum  ludaeis  coram  laicis  et  sacerdotes  praecipiant  omnibus  subditis  suis,  ne  aliquam 
potationem  vel  medicinam  ab  eis  sumant. 

^)  MR.  ÜB.  3,  61,  1216:  der  Jude  Isaak  erbaut  in  Boppard  auf  einer  area,  que  ad 
bona  Ravenbergensis  ecclesie  pertinebat,  domum  lapideam.  MR.  ÜB.  3,  224,  1224,  Boppard: 
domus  Simonis  quondam  ludei  postea  baptizati.  MR.  ÜB.  3,  368,  1229 — 1230:  Daniel  civis 
Treverensis  domum  quandam,  quam  in  censu  50  s.  tenebat  a  nobis,  .  .  ludeo  Rüben  rendidit 
pro  quinquaginta  decem  [!]  Ib.  monete  Treverensis.  Es  sind  nach  unserm  Gelde  ca.  10  300  M. 
MR.  ÜB.  3,  746,  1242;  787,  1244:  die  Juden  geben  der  Regel  nach  in  Smzig  20  mr.,  die 
Christen  60  mr.  Precaria.  20  mr.  sind  4800  M.  nach  unserm  Gelde.  Im  Jahre  1243  aber 
werden  von  den  Juden  auf  einmal  500  mr.  (120000  M.)  verlangt:  MR.  ÜB.  874,  1246 
Konrad  IV.  an  Gerhard  von  Sinzig:  100  mr.  Colonienses  [24000  M.]  de  Indeo,  quem  detines 
captivatum  .  .  persolvere  non  omittas.  S.  zu  diesen  Nachrichten  schon  oben  S.  1366  Note  8. 
•CRM.  3,  152,  1327:  m  Boppard  20  mr.  et  16  Ib.  hl.  annui  redditus,  quos  ludei  solvunt, 
«s  sind  ca.  3000  M.;  vgl.  dazu  Bd.  3  No.  129:  ein  1335  zugelassener  Lombarde  giebt  an 
erzstiftischer  Steuer  pro  Jahr  50  Ib.  parvorum  Turonensium,  c.  1200  M.  Samuel  Maldir 
von  Saarburg  hinterläfst  1342  an  guten  Schulden  48560  M.,  an  *8wivelheftigen'  Schulden 
37376  M.,  zusammen  c.  86  000  M.;  Bd.  3  No.  155,  1342.  Speziell  zum  Landliesitz  s. 
♦üMünstermaifeld,  Hs.  Koblenz  CXIb  Bl.  42^,  1337:  Thilmann  MultÄrlin  hat  ein  eigen 
«tuckc  ackii'lant,  dat  ein  morgen  helt  .  .,  dat  emails  was  Petirs  Juden  von  Muinstere. 

*)  MR.  ÜB.  2,  3»,  1213:  Heinrich  von  Isenburg  bezahlt  mit  vom  Kloster  Laach  ge- 
liehenem Gelde  u.  a.  zwei  Judenschulden  in  Köln  von  2  und  9  mr. 

^)  Stat  synod.  1227  c.  10,  Blattau  1,  26:  praecipimus  districte,  ne  in  mutuo  ultra 
mortem  aliquid  exigant,  et  ne  propter  moram  solutionis  aliquid  petant,  ne  etiam  propter 
inducias  sua  mercimonia  carius  vendant,  et  ne  pecuniam  suam  ad  Cauwercinos  vel  ludaeos 
ponant  propter  lucrum. 

ö)  Vgl,  beispielsweise  Lac.  ÜB.  2,  829,  1287:  das  Kloster  im  Kottcnforst  granbus 
debitis  apud  ludeos  et  alios  creditores  nostros  in  magna  summa  pecunie  .  .  oneratum.  *Kobl. 
Baurechnungen  1285:  der  Jude  Lewentinus  leiht  der  Stadt  Koblenz  25  mr.,  s.  dazu  Hennes 
ÜB.  1,  296,  1284:  Lewantinus  und  Hainegeda  ludei  Confluentini  (Ehepaar).  S.  femer  Bd.  3, 
122,  «,  1321,  und  Arch.  Clervaux  184,  1334;  186,  1335;  188,  ,1335;  190,  1335;  209,  1339; 
286,  1349. 


[Entwicklung  der  Landesgcv 

Maximum  galten  filr  Jahiesdarlehen  35'  a,  für  Wochendarieheii  43 ''a  Prozent'  — 
und  die  dargelielieHen  Suniinen  en'eiehen  eine  immer  zunehmende  Höhe,  bis 
eie  in  der  ersten  Hälfte  des  14.  Jhs.  einen  Stand  einnehmen,  welcher  nur  bei 
drohendem  Pauperismus  auch  in  den  sozial  führenden  Schifiiten  der  Nation 
begreiflieh  wird^. 

Dem  ungewöhnlich  raschen  materiellen  Aufblühen  der  Juden  stand  nun 
aber  ein  rechtlicher  Zustand  primitivster  Art  gegenüber.  Die  Juden  hatten 
lu^prünglich  nur  in  den  königlichen  Fisci  gesessen^;  über  ihr  Reclitsver- 
hältnis  in  denselben  schweigen  die  älteren  Quellen;  später  erscheinen  sie  als 
Leibeigene    des    Königs  *.     Als    einige    Fisci ,    in    unseren    Gegenden    Trier 


')  S.  Bd.  2,  608.  Dil'  Ziusen  bei  Jakob  [DacieU]  betrageu  de  qualibet  lli.  scptiinanntim 
S  ob.:  81>Wo,  s.  "Cod.  Himmerod.  Bl.  421^  i,  I338-]350. 

*|  S.  Tor  Mllem  Bd.  3  So.  143, 1389;  ferner  Lac  ÜB.  3.  61.  1308:  ein  Lombarde  RicLaid 
m  Siegburg  quittiert  dem  Grafen  Adolf  von  Berg  Über  ein  Anlehen  von  8000  mr.,  c.  400000  M. 
unseres  Geldes.  Arch.  Cleri'niix  No.  186,  1326  Apr.  23;  Friki^ric,  seigneur  de  Neuexliourg, 
coMIitue  Walter,  seigneur  de  Clervaiis,  sh  caution  iiour  200  Ib.  Je  Halle  [10600  M.],  a«pr^ 
de  Isaac  et  Salomon  de  \reitliche,  juils;  i1  le  tiendra  indemne.  Tüpfer  1,  201,  1330:  Ger- 
hard von  Blaskeaheim  Moisseit  ludeo  de  Witlich  de  ducenliü  et  octuaginta  Ib.  TreTeTensiiun 
d.  restantibiis  de  quadiingentia  octo  Ib.  [16  800  M.],  quaa  nobilis  vir  dominna  OodeMdus 
comes  de  Iiiliaco,  dominus  de  Bercheim  et  dominus  Fridericua  coEoes  Silvester  de  Kir- 
berch  advocatuin  de  Hunoltstein  felicis  recordatiunis  super  ueipsos  contra  ludeos. 
acconunodare  iuüserunt,  et  de  quibus  dicti  doniini  ipsum  advocatiun  relcvare  promiserunt, 
xatisfecit  Arch.  Clervaux  180,  1334:  Jean,  seigneur  de  Valkinstein ,  ubevalier  de  Godelrid 
de  BrandinbouT^,  cbanoine  k  Trfrves,  fr^res  gennains,  d^clarent  que  Heman,  üeigneur  de- 
Brandinl«rcb,  Chevalier,  ieur  parenl,  a'est  engage  ä  payer  potir  eux  une  sonime  de  400  livrea 
petits  toiimois  [48  000  M,]  an  juif  Isaar,  fils  Sandemiann.  Ils  le  tiemlrnnt  iiidenme,  dp 
meme  ipe  ses  cautions.  S.  hierKii  Bald.  Kesselst.  S.  636,  1337,  cit.  oben  S.  14.'i0  Note  4. 
*Bald.  Kesselst.  S.  788.  1336  Okt  21;  das  Stift  Mainz  sduddet  einem  Trierer  Juden- 
kousortium  166  Ib.  6  s.  grofser  Tumose,  190  000  M.,  s.  ob.'u  S.  14.^1.  'Bald.  Kesselst. 
S.  71g,  1843  Juni  7:  Wir  Joban  grei-e  von  Spanheini  .  .  erkennen  .  .,  daz  wir  .  .  {dem 
Kr^liiscbof  von  Trier)  unsem  berren  und  sinen  Juden  lange  schuldig  gewest  sin  .  .  (tmd 
noch  scimidig  verbleiben)  vier  tusent  und  vierbiindert  deine  gülden  einen  zclf  [!j  aide 
Känigestumose  zu  bei^alene,  es  sind  193600  .M, 

')  S.  oben  S.  1449  Note  3. 

')  Zu  ihrer  Behandlung  vgl.  als  charakterK tische  Stellen  MK.  ÜB.  3,  763,  1243, 
Konrad  IV.  an  Gerhard  von  Sinnig:  a  ludeis  de  Sinzeehe  statini  .  .  .500  mr.  [120  000  M.j 
debeas  assignare  ciuie  nostre  et  per  captivitatem,  si  necesse  fuerit.  extorquere;  s.  dazu 
S.  1453  Note  3,  und  S.  1366  Note  3.  MR.  ÜB.  3,  699,  1241-1242,  Urkunde  K.  Kon- 
rads IV.:  clericus  noster  Henricus  prepositus  Palatiolensis  nobis  presiitit  300  Ib.  Trevirenses 
et  nos  eidem  iraptos  assignavimus  nostros  ludeos  cum  integritate  renun  snarum,  scilket 
HeleraiUinuni  et  Heckelintun  suum  generum  de  Cognie  et  Aaron  de  (.'i'ove,  ut  ab  eisdein 
arcipial  cum  accessoriis  dicte  pecuuie  ijuantitatem ,  danti'S  eidem  preposilo  poteslatem 
vendendi  domos  et  res  eorum,  quibuscimque  sibl  visuni  fuerit  expedire.  CitJI.  2,  274, 
1276:  Graf  Wilhelm  von  Jülich,  im  Besitze  der  kaiserlichen  Rechte  in  Sinzig,  bestätigt  die 
alten  Rechte  der  Burggrafen  von  Hammerstein  daselbst,  indes  nieliil  iuiis  halmeranl  vel 
haliitwi  suiit  in  personis  rebus  et  servitiis  emergens ibus]  [G.;  eniei'genlüs]  ludcorum  et 
1  residentiiun  vel   vcnientium    apud    Sinzeehe,    nisi    de    cansis    in   iudicium 


—     1455     —  J^ie  LandesverwalUmg.] 

und,  freilich  hier  wegen  viel  späterer  Jiidenansiedlung  nicht  in  Betracht 
kommend^,  Koblenz  in  fremden  Besitz  gelangten,  änderte  sich  die  Lage 
der  Juden  nicht;  sie  erscheinen  nun  als  unfreie  Untergebene  des  neuen  Herrn, 
z.  B.  in  Trier  im  Beginn  des  13.  Jhs.  als  solche  des  Erzbischofe^.  Dieser  Zu- 
stand trat  nun  aber  auch  dann  ein,  wenn  sich  Juden,  wie  das  im  Moselland 
seit  der  zweiten  Hälfte  des  13.  Jhs.  geschah^,  aus  altfiskalischen  Orten  ent- 
fernten und  in  andere  Städte  zogen;  hier  traten  sie  ebenfalls  in  die  Leib- 
eigenschaft des  Stadtherm^.  Nun  war  aber  der  Stadtherr  fast  stets  schon 
in  dieser  Periode  oder  wurde  wenigstens  sehr  bald  identisch  mit  dem  Landes- 
lienn:  so  wurden  die  Juden  landesherrliche  Knechte;  das  Reich  zog  sich 
schliefslich  völlig  von  ihnen  zurück*.  Der  Wechsel  war  für  die  Juden  kein 
ungünstiger ;  der  Landesherr  vermochte  sie  besser  zu  schützen ,  als  der 
König;  zudem  besafsen  sie  territoriale  Freizügigkeit*.  Das  letztere  Moment 
macht  sich  bald  in  einer  starken  Anhäufung  der  Juden  in  den  gröfseren 
Städten  fühlbar:  so  finden  wir  einen  Wideman  von  Saarburg  und  Samuel 
Maldir  von  Saarburg,  weiterhin  einen  Aaron  von  Wittlich  und  einen  Abraham 
vonKesten  in  Trier®,  wohingegen  die  Stadt  Trier  im  J.  1338  ausdrücklich  eine 
Beschränkung  der  Trierer  Juden  auf  50  Hausgesesse  stipuliert':  in  der  That 
mulste  der  Aufenthalt  in  grö&eren  Städten  für  jeden  unternehmenden  jüdi- 
schen Kopf  allerseits  wünschenswert  erscheinen. 

Während  aller  dieser  Abwandlungen,  dem  Verschwinden  der  Reichszu- 
ständigkeit und  dem  Aufkommen  landesheiTlicher  Herrschaft,  war  nun  aber 
die  privatrechtliche  Lage  der  Juden  die  gleiche,  unbefriedigende  geblieben. 
Der  Jude  gehörte  mit  Leib  und  Gut  dem  Landesherm;  dieser  konnte  ihm  de 


tractis;  de  qiiibus  nos  [Wilhelm  von  Jülich]  auctoritate  imperii  libere  disponere  poterimiis 
quod  nobis  videbitur  expedire. 

1)  S.  oben  S.  1449  Note  3. 

«)  S.  UStift  S.  400,  und  schon  G.  Trev.  Cont  1,  17,  MGSS.  8,  190,  1096:  Hucht  der 
Juden  in  den  erzbischöflichen  Palast.     Vgl.  auch  schon  a.  a.  0.  c.  8,  S.  182,  1066. 

^)  Bisweilen  auch  in  den  Schutz  der  Stadt ;  dieses  vorübergehende  Moment  jüdischen 
Stiidtschutzes  wird  im  J.  1356  für  Trier  unterdrückt,  s.  die  folgende  Note. 

*)  S.  oben  S.  1276;  speziell  Honth.  Hist.  1,  796,  1356,  K.  Karl  IV.  urkundet  für  Trier 
in  Erneuerung  älterer  Privilegien :  in  ihre  statte  Trier  Coblenz  und  andere  vesten  und  schloße 
mögen  [die  Krzbischöfe]  zu  ihrem  willen  empfahen  setzen  und  behalten  Juden  mit  irer  haben, 
von  welchen  landen  daß  sie  konmien ;  und  gebiethen  l)ei  unsem  hulden  den  vorg.  statten  Trier  und 
Coblenz  und  allen  anderen  gemeinden  und  untersäßigen  in  statten  und  vesten  des  Stifts  zu 
Trier,  daß  sie  solch  unser  sätze  und  freiheit,  als  der  vorg.  erzbischof  sein  nackkommen  und 
der  Stift  ihren  Juden  geben  globen  und  mit  ihren  briefen  verschreiben,  ungekränket  und 
ungeletzet  halten,  und  daß  sie  kein  Steuer  volleist  mitgäbe  oder  schenke  an  die  Juden  fordern 
heischen  ader  mit  gewalt  von  ihnen  bringen. 

^)  DtT  Landesherr  schützte  sie  jetzt  überall  im  Territoriiun,  vgl.  CRM.  3,  148,  1326: 
Erzbischof  Balduin  beklagt  sich  über  die  Bopparder,  dat  si  sinen  Juden  verdriven  haven.  S. 
ferner  Bd.  :1  No.  160,  1344. 

«)  Ardi.  Clervaux  184,  1334;  Bd.  3,  420  Note  4,  1337;  No.  155,  1342. 

^)  Bd.  3  No.  141.  1338. 


w 


[EBtwicklung  der  Land  es  gewall.  —     1456     — 

iure  alles  und  jedes  nehuien;  nicht  einmal  ein  (iesifhertes  Erbfolgereeht  war 
vorhanden'. 

Dieser  klaffende  Rife  zwischen  uiaterielier  und  i-echtlicher  Ltige  niuTstc 
zu  höchst  abnonnen  Ereeheinunsen  führen. 

Auf  der  einen  Seite  la^  die  Versuchung  für  den  Landesherrn  unüber- 
windlich nahe,  die  reichen  oder  reich  werdenden  Juden  vennittelst  jährlicher 
Prekareien  oder  Pachte-  legal  zu  bi-andschatzen ,  und  diese  Brandscliatzung 
wohl  gar  zum  integrierenden  Bestandteil  seiner  Finanzpolitik  zu  machen". 

Auf  der  antiei-en  Seite  mul'ste  sich  der  Jude  daran  gewöhnen,  va-hanque 
zu  spielen,  fürs  Leben  herauszuschlagen,  was  herauszuscJilageu  war.  In  dieser 
Empfindung  wurzelt  wohl  nicht  zum  geringsten  Teile  der  Wuchei-sinn  der 
Juden  des  späteren  Mittelaltere.  Nimmt  man  hierzu  die  generelle  wirlscliafts- 
geschichtliche  Erscheinung,  dafs  fremde  Bevonnundung  in  wichtigen  Wirt- 
schaftebetrieben st^ts  zu  gewaltsamer  nationaler  Reaktion  treibt,  so  erklären 
sich  aus  allgemeinen  wie  besonderen  Gründen  die  Judenunruhen  des  13.  und 
14.  Jhs.  *.  An  der  Mosel  begann  es  in  dieser  Beziehung  zum  erstenmal  im 
J.  1241  luiheimlich  zu  werden;  damals  llbte  der  König  zum  letztenmal  wirk- 
sam den  Judensehutz  aus^.  Dann  hatte  man  im  J.  1265  besonderen  Anlals, 
die  Koblenzer  Juden  unter  den  Schutz  des  Trierer  Erzhisdiofs  wie  der  Stadt 
zu  bringen ",  Diese  Mal'snahnie  vermochte  indes  nicht,  eine  erneute  Bewegung 

I)  Vgl.  als  bezeicLnend  Bd.  3  No.  160,  1344;  auch  No.  155,  1342;  s.  feniei-  'Bald. 
KpsselsL  1352  Nov.  I ;  Enbischof  Baldiiin  verleilit  ein  Haus  mit  Backhaus  und  Garten  au 
Karden,  das  beim  Tode  des  .riiden  Saltimn  von  Kochern  ihm  veHnllen  wai'.  Im  letzteren 
Fall  handelt  es  sich  lielleicht  nm  Gut,  welche«  infolge  der  Judensrhlachten  henenlos  ge- 
worden war. 

s)  S.  sithon  olien  in  S.  1453  Kote  3  MR.  ÜB.  3,  746,  1242;  787,  1244;  CBM.  3, 152,  1327; 
vgl.  femer  tttr  Trier  Bd.  3,  S.  422,  b,  1836:  von  den  Judenpensionen  dieses  .lahres  sind 
6800  Ib.  hl.  =  292  200  M.  nicht  eingegangen.  Im  J.  1337  werden  von  den  .luden  in  Trier 
eingenommen  216-5  11».  11  s.  1  hl.  =  95  282  M.,  a.  a.  0.  S.  422,  m.  1337.  Im  ,1.  1338  bleiben 
die  Juden  schuldig  de  pactis  suis  23  000  fi.  pan-os  vel  circa  =  1  012000  M.,  a.  a.  0,  S.  427.  as. 
Im  J,  13-39  werden  von  den  .luden  eingenommen  6000  11.  vel  circa  =  264000  H.,  a.  n.  0. 
8.  428,  13.   Zum  Ausdruck  Pacht  s.  auch  noch  Bd.  3,  S.  187,  u,  1343. 

")  Dartiber  s.  unten  S.  1469  f. 

')  Die  früheren  Unruhen  waren  an  der  Mosel  gering;  die  ersten  antijüdischen  Si-igungen 
waren  wohl  dogmatischer  Natur,  vgl.  Stat.  synod.  888  c,  4,  Blattau  1,4:  Giinthenis  Metensls 
ecciesiae  primicerius  obtulit  lihellum  prociamationis  super  ludacos,  (jui  liabitant  Metis. 
quapropter  inlcrdictum  est  iuxta  capitula  sanctorum  patruni,  ut  nemo  Christianoi'um  cum  eis 
manducat  et  bibat,  vel  quicquid  comedi  aut  potari  potest,  a  ludaeis  accipiat.  Auch  die  Un- 
ruhen der  .IJ.  1066  und  1096  trugen  noch  wesentlich  religiöse  Färbung,  s.  G.  Trev.  Cont.  1, 
8  u.  17,  MGSS,  8,  182  u.  190. 

^)  G.  Trev.  Cont.  4,  MGSS.  24,  404, 1241;  ludeorum  yuoque  pUu-imi  exultare  cepemnt, 
Messiam  suum  venii'e  putantes  et  liberationem  suam  eo  anno  instare  ...  et  aliijuibus  sus- 
picantibus,  quod  aliquid  mali  deberent  contra  Christianos  nioliri,  niultorum  favorem  anii^enmt, 
sed  auctoritate  potestatis  imperatorie  simt  protecli.  Schon  die  Urkunde  MB.  ÜB.  3,  543, 
1235  giebt  deu  Eindnick  (vgl.  z.  B.  die  Bestimmung:  (fenestras)  ludei  fen'o  sufticienter 
munient),  dafs  die  Sicherheit  der  -luden  in  Trier  gefährdet  war. 

«1  CRM,  2,  212,  1265. 


—     1457     —  I)ie  Landesverwaltung.] 

in  Koblenz  im  J.  1283^  zu  hindern,  der  sich  nach  vier  Jahren  Kitiwalle  in 
Oberwesel  (der  h.  Werner)  und  in  Andernach  anschlössen  2.  Nach  diesen 
Skandalen  folgte  eine  längere  Zeit  der  Ruhe;  jetzt  hatte  der  Landesherr  den 
Judenschutz  endgültig  und  ernstlich  in  die  Hand  genommen,  während  die  Un- 
ruhen der  achtziger  Jahre  des  13.  Jhs.  eben  die  Übei^angszeit  von  Reichs- 
zu  Landesschutz  bezeichnen.  Allein  mit  den  dreifsiger  Jahren  des  14.  Jhs. 
wurde  der  populäre  Hafs  gegen  die  immer  gefährlicher  aussaugenden  Juden 
so  grofs,  dafs  auch  der  landesherrliche  Schutz  nicht  mehr  vor  Gewaltthaten 
zurückhielt.  Im  J.  1337  begannen,  von  verarmten  Adligen  ausgehend,  die 
Krawalle  am  Mittelrhein,  in  Boppard  und  Oberwesel,  wie  in  Trier  ^;  damals 
fingen  Ausdrücke,  wie  pei*cussor  ludeorum  *,  die  slacht  dim  ^,  an,  völlig  technisch 
ausgeprägt  zu  werden.  Dann  erfolgte  in  der  Mitte  des  Jhs.  der  Hauptschlag, 
von  welchem  sich  die  Juden  Jm  Mittelalter  nie  wieder  erholt  haben.  Die 
nächste  Folge  war  ihre  Vertreibung  sogar  in  Orten  wie  Trier  und  Koblenz®, 
ob  das  Interesse  der  Fürsten  gleich  auf  sofortige  Wiederansiedlung  hinauslief. 
Seit  den  sechziger  Jahren  des  14.  Jhs.  treffen  wir  denn  allerdings  wieder 
Juden  in  Koblenz®  imd  Trier®,  sowie  an  kleineren  Orten,  wo  sie  sonst  kaum 

*)  Zur  Unterdrückimg  s.  Honth.  Hist.  1,  819,  1283,  Koblenz:  si  quis  in  mortem  ludeorum 
damnum  et  dispendiimi  rerum  et  personarum  eorundum  conspiraverit,  aut  quovis  ingenio  vel 
arte  machinatus  fuerit,  et  convictus  de  predictis  .  .  per  duos  idoneos  testes  cives  sive  oppi- 
danos  Confluentinos  fuerit:  bona  sua  quecunque  cedant  doniino  archiepiscopo  extunc  ipso 
facto,  et  persona  ipsius  in  eiusdem  domini  arbitrio  et  potestate.  S.  dazu  oben  S.  1343 
Kote  7. 

2)  G.  Trev.  c.  196,  1287,  De  bono  Wemero  zu  Ober^esel:  die  Juden  aus  Obenn-esel 
vertrieben,  tanttun  illi,  qui  sc  in  castris  et  munitionibus  nobilium  recipere  poterant,  ab  huius- 
niodi  plaga  vix  tuebantur.    Fiu*  Andemacli  s.  CRM.  2,  325,  1287. 

')  G.  Trev.  c.  257, 1337 :  quidam  depauperati  nobiles  sibi  regem  prefecerant,  cui  nomen 
Armleider  imposuerunt,  qui  magnis  civitatibus  expugnatis  ludeos,  quotquot  invenire  poterat, 
crudeliter  trueidavit.  Zum  Genauem  s.  Bd.  3,  168  Note  1:  454  Note  1;  Dominicus 
S.  403—405. 

*)  S.  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  W. 

'')  Vgl.  *Bald.  Kesselst.  S.  36,  1338  März  18.,  s.  auch  schon  oben  Note  1. 

8)  S.  Bd.  3,  486,  No.  28,  31,  1350;  *Bald.  Kesselst.  S.  429,  Beschwerdepunkte  Erz- 
bischof Balduins  gegen  Trier,  1351,  §  12:  Item  han  ir  ingeseßen  burger  und  burgers  kint 
uß  Triere  und  wider  darin  imser  Juden  binnen  Vorworten  erslagen  und  ir  gut  genomen  und 
ir  brieve  genomen  und  verdiliget  und  darzft  unser  Juden  huser  und  iren  bischof  geraubet 
und  zübrochen. 

7)  ♦Or.  Koblenz  St.  A.  1350  Mai  22.  erw.  Dom.  532  Note  1 :  Befehl  Karls  IV.  an 
Richter,  Schöffen  imd  Bürger  von  Luxemburg,  auf  sichere  Ansiedlung  von  Juden  Bedacht 
zu  nehmen.  S.  dazu  Arch.  Clervaux  361,  1358:  Jean  vonme  Steine,  Jean  et  Fr^d^ric,  ses 
fils,  Chevaliers,  d^clarent  que  dame  Lucart  de  Bassenhem  leur  a  pr^t^  130  florins,  qu'elles  a 
empruntes  pour  eux  chez  des  juifs ;  ils  la  tiendront  indemne  de  tout  donunage.  —  In  Wittlich 
ist  1351  ein  Jude,  s.  Töpfer  1,  266,  1351. 

**)  Judenhäuser  werden  vom  Erzbischof  verpachtet  zu  Koblenz  1366  Dez.  22,  1367 
Mai  12;  zu  Trier  1369  Juni  3;  alle  dreimal  an  Juden;  s.  Goerz,  Regg.  der  Erzb.  za 
den  Daten. 

«)  S.  Honth.  Hist.  2,  227,  1362;    Ferdinand  S.  92,  1377:    auch  suUent  die  Juden,  die 


[EotwicWung  der  Landesgewalt-  —     1468     — 

eine  Rolle  gespielt  hatten^;  zugleich  suchte  man  durch  vermehrte  Besetzung 
mit  Loniliiu-den  die  entstandene  Lücke  zu  füllen'.  Und  gegen  Schlufe  des 
14,  Jhs.  schien  es  sogar,  als  ob  sich  die  Juden  nochmals  von  dem  ünglüeb 
der  dreifsiger  und  vierziger  Jahre  erholen  würden;  sie  ziehen  sich  wieder  in 
die  grofseu  Städte^  und  lösen  in  den  kleinen  Orten  die  Lombarden  erfolgreich 
ab*.  Aber  in  diesem  Aufschwung  unterbricht  sie  eine  neue  Verstofsuug  aus 
Trier  um  das  J.  1419":  seitdem  finden  sie  sich  bis  gegen  Schlufs  des  Mittel- 
alter nur  noch  als  verhafste  lUsse  in  einzelnen  kleinen  Orten  des  Mosellaudes*. 

(u  Triere  wonent,  uogelt  zu  Tnere  geben,  aJs  andere  linrgei'  dAselbst  Vgl.  aucb  Ferdinand 
S.  40.  Ein  Haupijude  zu  Trier  war  in  den  nchtriger  Jahren  Mcnchin,  s.  Töpfer  DB.  2,  36, 
1380;  Anh.  Oervaiw  649,  1384;  569,  1368;  Toepfer  ÜB.  2,  75,  1389, 

')  S.  Töpfer  L'B.  1,  342,  1370;  503.  1378. 

")  HonCh.  Uist  2,  276,  IST6:  Erabischof  Knno  erlaubt  in  einem  sehr  auEAhrlicben 
Privileg  vier  Lombarden  in  Einern  Hause  zu  Oberwesel  den  Aufenthalt  auf  9  Jahre;  und  ein 
weiteres  Jahr  zw  GeBchUUabwicklnng.  Sie  werden  vielfach  eximiert,  haben  das  Monopol 
fllr  Oberwesel  und  Umgegend,  ihr  Zins  betrügt  in  festo  beati  Remigii  et  principio  cuiuElibet 
onni  90  fl.  de  Florencia  ponderosos  et  legales  vpI  valnrem  ennindem  noraine  annui  ceums. 
Sie  erhielten  schon  einige  Jahre  vorher  Privilegien,  5.  Goerz,  Regg.  der  Erzb.  ziuii  27.  und 
2«.  Dez.  1872.  S,  femer  WBreisig,  G.  2,  637,  dessen  Notizen  auf  diese  Zeit  zurflck- 
gehen  mögen. 

")  Töpfer  ÜB.  2,  94,  1395. 

*)  Su  in  Oberwesel  (s.  Note  2)  nach  (-UM.  4,  44,  1410.  Auch  in  Ahrweiler,  w» 
iiTBprilnglich  ('Dipl.  Prüm.  Bl.  88''  f.,  1314)  nur  Lomlardeii  safseii,  vgl.  WAhrw-eiler  1395, 
G.  2,  645. 

'■)  Am  BchhiHse  der  Trierer  Schöffenordnung  Ton  1400  steht  noch  eine  Verordnung 
über  die  Eidstabung  der  Juden,  Ber,  der  Ges.  f.  ntltzl.  Foi-schgn.  1869—71  S.  39.  Dann 
erfolgt  aber  die  Austreibung  c.  1419,  e.  Honth.  Hist.  2,  363  Nole  a;  vgl.  Hemi.  Körner 
Chron.  z.  J.  1419:  Enbibchof  Otto  confirmatus  .  .  onrnes  ludeos  de  sua  provjncia  expnltt, 
magiä  eorum  exhorrens  malitias  .  .  ([uani  ponderans  lucruin  vel  coniniodum,  qaod  ex  eis 
habere  potuihset.  bona  veio  eorum  confiseavit,  restituens  cuilibel  30  d.  in  inemoriam  vendi- 
tionis  Christi  pariter  et  vindictam.  reddidit  eliam  pignora  circa  eos  invenia  ouinilms  tlelii- 
toribiis  eorum,  ijuae  ipsi  jiro  mutuis  a  Cluistianis  aceeperant,  postiilans  ab  eisdeiri  dehlioriluis 
solani  summam  a  ludaeis  ipsis  concessam.  Trithem.  Ann.  Hirsaiig.  z.  ■!.  141£:  Erzbischof 
Otto  veiireibt  die  Juden  aus  Trier,  quoruni  nullus  Trevirim  revereus  est  usifUC  in  presentem 
diem.  erant  aulem  eo  tempore  in  civitale  Trevironim  alnmdantes  ludei,  propriam  et  clausam 
baud  procul  a  foro  habcntes  plateam,  qiiae  et  hodie  exstans  nomen  haltet  ludeorum.  Juden- 
häuser werden  verpachtet  zu  Trier  1422  (das  Hospital),  1424  Aug.  29,  1418—1430,  alle 
dreimal  an  Christen,  s.  Goerz,  Be^.  der  Erzh.  z.  d.  JJ. 

")  Töpfer  2,  459,  1474:  das  Haus  eines  Juden  zu  Neuniagen  geplündert.  CUM.  5, 
119,  1540;  um!  dieweil  ^ich  ein  gemein  zu  Obermendig  nit  wenig  beschwcit  findet,  daß 
(unter  dem  fiilheren  Vogt)  ein  Judde  daselbst  zu  hauswonong  gesetzt  wurden  und  dadurch 
allerlei  boeßheit,  mit  namen  versetzen  und  wucheren,  entstanden,  det^lelch  auch  so  alleiiei 
bubelfolks  durch  mißbrauch  des  vergleidens  sich  zu  0.  niddergeschlagen  und  daselbst  bis 
noch  enthalten  hah,  .  .  begeren  sie  .  .,  dan  erstlich  der  Judde  seiner  wouong  uß  dem  dorf 
verwesen  und  hienfurters  keiner  mehr  <lahin  gesetzt,  auch  kein  frembde  tot^chleger  nioerder 
dieh  und  dergl.  misdedigen  über  acht  oder  vierziehen  tag  ufs  langst  vergEeitet  und  siiiist 
auch  so  wenig  als  möglich  frembde,  die  nit  hoebner  seien,  daselh^^t  geduldet  werden  suülen. 
Zu  den  weiteren  Schicksalen  der  Juden  vgl.  Honth.  Hist.  2.  608.  I.'.IS;  621,  l-i29;  762  und 
763.  15.55;  Scotli.  Cliur-Trier  1,  642,  1663;  G.  Trcv.  c,  301. 


«  —     1459     —  I>ie  Landesverwaltung.] 

Ziehen  wir  nunmehr  aus  der  Geschichte  der  Juden  einen  SchluXs  zur 
P'inanzgeschichte  des  Territoriums,  so  wird  er  dahin  lauten  müssen,  dafs  die 
Juden  mit  ihren  Kreditinstituten  und  Bankfinnen  für  dieselbe  nur  im  13.  Jh. 
und  in  der  ersten  Hälfte  des  14.  Jhs.  in  Betracht  kommen  konnten,  bei  ihrer 
personalen  Stellung  zum  Landesherm  aber  fast  unausbleiblich  in  Betracht 
kommen  mufsten. 

Wenn  wir  aber  nunmehr  mit  dieser  Direktive  in  die  Geschichte  der 
Trierer  Finanzverwaltung  selbst  eintreten S  so  scheint  es  sehr  natürlich,  zu- 
nächst die  Frage  zu  stellen,  um  welche  Summen,  welche  Höhe  des  Jahres- 
budgets es  sich  bei  dieser  Verwaltung  gehandelt  habe. 

Angaben  über  die  Einnahme-  bezw.  Ausgabehöhen  von  König  und 
höherem  Adel  sind  uns  aus  dem  früheren  Mittelalter  in  ziemlicher  Menge 
erhalten.  So  hätte  z.  B.  Kaiser  Otto  I.  nach  den  Angaben  der  Ann. 
Palid.  S.  62  und  des  Ann.  Saxo  z.  J.  968  täglich  Naturalservitien  im  Werte 
von  etwa  30  Ib.  zu  verwenden  gehabt;  wenigstens  nach  den  Ausführungen 
von  Waitz,  Vfg.  8,  274,  decken  sich  die  Angaben  in  ungefähr  dieser 
Weise.  Es  wären  dies  c.  3  780000  Gr.  Silber  auf  das  Jahr  oder  nach 
unserem  Gelde  unter  Annahme  heutiger  Kaufkraft  des  Silbers  7560000  M. 
gewesen^.  Eine  andere  lehrreiche  Angabe  findet  sich  bei  Adam  von 
Bremen  3,45;  er  berechnet  den  Ertrag  einer  Grafschaft  auf  c.  1000  Ib. 
argenti,  etwa  201600  Gr.  Silber  oder  heutige  220000  M.».  Hierzu  ver- 
gleiche man  den  Wert  des  Ruwerhundertschaftsamtes  in  der  Trierer  Gegend 
während  der  ersten  Hälfte  des  13.  Jhs.  mit  mindestens  465  Ib.  Trierisch, 
66960  Gr.  Silber  oder  77387  M.,  einer  Summe,  welche  ein  Einkommen  von 
7700  M.  voraussetzt*.  Eine  der  letzten  und  umfassendsten  Nachrichten  end- 
lich über  Einnahmehöhen  im  Mittelalter  bringen  die  Kolmarer  Annalen  fllr 
die  zweite  Hälfte  des  13.  Jhs.,  Böhmer,  Fontes  2  S.  XU;  sie  schätzen  die 
Einkünfte  von  Böhmen  auf  100000  mr.,  von  Sachsen  auf  2000  mr.'^,  der 
Pfalz  auf  5000  mr.,  von  Bayern  auf  15000  mr.  Femer  werden  geschätzt 
Mainz  auf  7000  mr.,  Köln  auf  50000  mr.,  Trier  auf  3000  mr.  Hier  erhalten 
wir  also  auch  eine  Angabe  für  Trier;  sie  würde  auf  480000  M.  unseres 
Geldes  hinauslaufen. 


»)  S.  u.  a.  auch  Warnkönig  1,  284,  290;  3,  123.f.;  v.  Below  S.  2o  f. 

'•^j  Gfrörer,  Gregor  VII,  1,  547  berechnete  aus  den  Angaben  des  Ann.  Saxo  zweifellos 
zu  hoch  9  300  000  fl.  und  schlägt  zudem  die  Einnahme  aus  Geldrenten  (im  10.  Jh.!)  ebenso 
hoch  an.  Aufserdem  übersieht  er,  dafs  es  sich  in  den  Angaben  niclit  um  die  Einnahme^ 
sondern  um  die  Ausgabe  für  die  Hofhaltung  handelt  Die  Stelle  des  Ann.  Saxo  z.  J.  968 
lautet:  (Otto)  Imperator  singulis  diebus  habuit  huiusmodi  cibum,  sicut  scriptum  invenitur: 
1000  porcos  et  oves,  10  carr.  vini,  10  ccrevisie,  frumenti  mir.  1000,  boves  8,  preter  pidlos 
et  porcellos,   pisces,   ova,  legumina  aliaque  quamplurima.    Vgl.  auch  oben  S.  808  Note  1. 

»)  Vgl.  Waitz,  Vfg.  7,  32. 

*)  S.  oben  S.  202,  wo  die  obige  Grammsumme  statt  6138  Gr.  zu  lesen  ist 

^')  Wohl  verdächtig,  vgl.  Lorenz,  Deutsche  Gesch.  1,  882  Note  3. 


[Entwicklung  der  Landesgewall.  —     1460     — 

Seit  dem  14,  Jh.  aber  verslumiiieE  Angaben  ^Yie  die  eben  zitJerten ;  ei-st 
im  18.  Jh.  treten  an  der  Mosel  wieder  in  allgemeinen  historisclien  Quellen 
80  generelle  Schätzungen  mit  dem  Ansiii-uch  auf  Glaubwürdigkeit  auf'.  Das 
hindert  natürlich  nicht,  dafs  auch  in  der  Zwischenzeit  allgemeine  Angaben, 
aber  ohne  gröfseren  Anspruch  wie  den  vager  Schätzung  vorkommen.  Hierhin 
gehört  der  bekannte  Aussiinich  Luthers,  zum  Leben  eines  wohlsituierten 
Butlers  oder  Bauers  gehöre  eine  Jahreseinnalmie  von  40  gl,,  zum  Leben  eines 
wohlhabenden  Rittei-s,  Grafen,  Fürsten,  Königs  das  jedesmal  Zehnfaclie  der 
Sunmte  des  nächstunteren  Standes,  so  dafs  also  auf  den  König  400000  gl. 
kommen. 

Welcher  Grund  besteht  nun  dafür,  dafs  man  in  der  zweiten  Hälfte  des 
Mittelalters  nicht  leicht  mehr  so  allgemeine  Angaben  wagte,  wie  sie  im  früheren 
Mittelalter  häufiger  vorkommen  V  Ohne  Zweifel  hatte  man  mit  dem  Auf- 
kommen immer  strengerer  Anfordenmgeu  au  die  Budgetienmg  allmählich  das 
Vage,  unmittelbar  rechnerisch  kaum  zu  Verantwoilende  solcher  Au&telluugen 
erkannt.  In  der  That  war  es  noch  im  14.  und  15,  .Ih.  eine  volle  Unmöglich- 
keit. Ausgaben  und  Einnahmen  eines  Landeshaushaltes  in  dem  uns  geläufigen 
genauen  Sinne  zu  berechnen.  Sehen  wir  auch  ganz  von  dem  Schwanken  der 
Naturaleinnahmen  ab,  welches  damals  noch  einen  \'iel  gröfseren  Einflul's  auf 
das  Jahresbudget  hatte,  wie  heutzutage^,  so  war  es  vor  allem  das  Au- 
weisungss>stem,  welches  eine  ausreichende  Budgetierung  an  der  Zentralstelle 
unmöglich  machte*.  Nach  diesem  System  war  einmal  eine  ganze  Reihe  per- 
manenter Anweisungen  erfolgt,  d.  h.  eine  gi-ofse,  ja  vielleicht  hier  und  da  die 
Oberwiegende  Masse  aller  Einnahmen  war  ein-  für  allemal  für  vorgesehene 
Zwecke  festgelegt  und  wurde  zu  diesem  Zwecke,  ohne  rechnerische  Spui-en  an 
der  Zentralstelle  zu  hinterlassen,  womöglich  in  wiederum  in  sich  schwer  über- 
sichtliche Nebenrezepturen*  abgeführt.  Aufserdem  aber  kam  es  nach  diesem 
System  zu  massenhaften  einmaligen  direkten  Zahlungsanweisungen  an  untere 
Kassen,  deren  Kontrolle  in  der  Zentralverwaltung  wohl  stattfinden  konnte,  aber 
schwierig  war.  Und  dieses  Anweisungssystem  holte  in  den  Territorialver- 
waltimgen  keineswegs  sogleich  auf  zu  funktionieren  ^ ;   es  schleppte  sich  noch 

')  Honfh.  Hist  3,  211:  unter  Enbischof  Franz  üeoi-g  (1729—17561  aiicti  dotnoniales 
reditiis  ad  50000  imperial iiiiii  et  ampüus.  servat  prneterea  imniensani  vini  vinoi-uin  el  aDOoiiao 
finmentariae,  ccrtum  adversus  inexspeetatani  coiiitimnein  pcniiriain  rcmtHliuiii.  lüenu  stimmt 
es,  wenn  Moser,  Staatsrecht  S.  206,  die  kurilirstliclii^n  Kaiiimcreiiikünftt'  als  um  1721  gering 
bezeichnet.  Vgl.  ferner  G.  Trev.  c.  377,  um  1777:  .lahreit'innahmo  der  kurfürstlichen  Kammer 
320000  Thlr.,  Schulden  derselben  150000  Thir.,  Landosschiildcn  1  MÜl.  Thlr.  Diese  Ao- 
gahen  erscheinen  durchaus  glaubwürdig. 

^)  Das  Schwanken  der  Einnahmen  von  Jabr  zu  .lahr  läfsi  sich  gut  bei  rLuxeiniiurjt 
S.  359  f.  Tenc  de  Byedebourch  et  d'Eplemay  verfolgen;  ebenso  S.  364  t.  T.'itc  de  M,ii-.ille. 

»)  S.  dazu  oben  S.  834  f.,  882,  auch  S.  300. 

*)  S.  oben  S.  a37. 

")  S.  z.  B.  Cart.  Ciairefontaine  68,  1270,  für  Keuiicli  und  Grcvciim.ieher;  Margarets 
comitissa  Lucebui^ensis  et  Henricus  eius  primogenitus  i)raej)ositis  villicis  ac  nniversis  ofticiatis 
suis  de  Bamur  et  de  Macre  et  aliis  qiubuslibet,    ad    qtios  jiraeseiues   liiterae  penenerint, 


—     1461     —  Die  Landesverwaltung.] 

lange  fort  und  ward  nur  sehr  langsam  durch  ein  rigoroses,  nach  Einnahme 
wie  Ausgabe  in  der  Hauptkasse  zentralisiertes  Budgetsystem  abgelöst.  Aber 
auch  abgesehen  von  diesen  technischen  Schwierigkeiten:  wie  sollte  in  einer 
Verwaltung,  in  der  unendlich  viele  Einnahmen  auf  Spanndienst  und  Fronde, 
auf  festen  Naturalzins  und  quotale  Abgabe  hinausliefen,  denn  alles  und  jedes 
berechnet  und  gebucht  werden?  Auch  hier  trat  allerdings  mit  der  Hebung  von 
GeldsteueiTi,  mit  dem  Aufkommen  des  Subsidiums  in  der  zweiten  Hälfte  des 
13.  Jhs. ^  und  der  Zunahme  der  direkten  Besteuerung  besonders  im  15.  Jh.* 
allmählich  eine  Änderung  ein,  allein  vorläufig  hatte  man  noch  mit  der  alten 
naturalwirtschaftlichen  Einrichtung  des  Budgets  zu  rechnen.  Und  eben  der 
Gegensatz  zwischen  der  genaueren  Budgetierung,  welche  man  anstrebte,  und 
dem  nicht  mehr  genügenden  System,  welches  man  vorfand,  mag  zu  einer  ge- 
wissen Zurückhaltung  in  der  Angabe  voller  Einnahmehöhen  geführt  haben. 

Hat  man  nun  aber  den  früheren  Angaben  des  10.  bis  13.  Jhs.  absolutes 
^lifstrauen  entgegen  zu  bringen? 

Zur  Prüfung  kann  man  ein  doppeltes  Material  verwenden.  Einmal  kann 
man  Einnahmen  und  Ausgaben  von  Unterverwaltungen  heranziehen  und  aus 
ihrer  Höhe  einen  Schlufs  auf  die  Gesamtlage  des  Landes  zu  machen  suchen. 
Am  wenigsten  würden  hier  die  kleinen  Hof  budgets  der  landesherrlichen  Grund- 
lien'schaft  zu  verwenden  sein,  sie  gehen  zu  sehr  in  der  Naturalwirtschaft  auf; 
am  brauchbarsten  wären  —  aufser  den  zu  spät  erscheinenden  Subsidien®  — 
die  Budgets  von  Münzen  und  Zöllen  für  die  Einnahme,  die  Budgets  von 
Ämtern  und  Burgmannschaften  für  die  Ausgabe  *.  In  der  That  steht  hier  auch 
manch  wertvolles  Material  zur  Verfügung,  so  z.  B.  die  Angabe,  nach  welcher 
die  kölnischen  Münzeinkünfte  im  J.  1174  für  1000  mr.  (c.  320000  M.),  die 
Zolleinkünfte  für  600  mr.  (c.  190000  M.)  verpfändet  wurden  \     Allein  sehen 


gratiam  suam  et  omne  bonum.  Mandamus  vobis  et  firmiter  iniiuigimus,  quatenus  omni  im- 
pedimentorum  occasione  cessante  dilectis  filiabus  nostris  in  Christo  abbatissae  et  conventui 
(.'larifontis  vel  eorum  certo  mandataro  viginti  in  Macre  et  in  Ramur  decem  am.  vini  de  meliori, 
qiiod  ibidem  nos  habere  contigerit,  deliberetis  et  deliberari  faciatis  quolibet  anno,  altero 
mandato  minime  expectato,  quousque  vobis  aliud  dederimus  in  mandatis.  Cod.  Salm  275, 1894 : 
10  gl.  Reute  angewiesen  in  Nuzichen  Wahlen  Gebenhusen  und  Noswilre  uf  die  schaffe,  die 
de  gefallent,  zu  wissen  uf  die  scheffe  die  zu  sant  Remeis  dage  gefallent,  fünf  alte  gl.,  und  uf 
die  scheffe,  die  zu  osteren  gefallent,  ouch  fünf  gl.  und  obe  die  vorgenanten  dörferen  so 
crank  wurden,  dovor  got  si,  dafs  der  vorgenante  Collin  oder  sine  libserben  der  egenanten 
zehen  gl.  geltz  nit  jores  bezalt  möchten  werden  an  den  scheffen  vorgeschrieben,  so  bewisen 
ich  in  zehen  gl.  geltz  uf  allez  min  ander  gut  zu  Putelingen  und  sine  zugehörde. 

J)  S.  oben  S.  1283  f ,  vgl.  S.  1274. 

'^)  S.  oben  S.  1334  ff. 

=»)  Bd.  3  No.  292,  1339. 

*)  S.  Bd.  2,  580,  531,  537,  539;  Bd.  3,  161,  lo,  1336—1345. 

^)  S.  Bd.  2,  350.  Vgl.  femer  oben  S.  964  Note  2;  auch  Bd.  3,  421,  so,  1386:  der 
Moselzoll  in  Koblenz  wird  auf  200  Ib.  hl.  =  88000  M.  Einnahme  gerechnet;  ist  so  hoch 
verpachtet  a.  a.  Ö.  S.  426.  i,  1338. 


^^m 


[Entwii'kliiug  der  Luniiesgenalt.  — -     1462     — 

wir  ganz  liavoL  ali,  dals  das  vorliegende  Mnterial  für  unser  Vorhal)en  viel  zu 
lackenhaft  ist  und  viel  zu  spät  einsetzt,  so  steht  doch  auch  hier  das  Bedenken 
entgegen,  dafs  die  Aiisgabeseite  bei  den  vielen  nicht  berechneten  Dienst- 
leistungen der  Untertbanen  an  Boainle  und  Söldner  überhaupt  nicht  in  Betracht 
kommen  kann,  dafs  aber  auf  der  Einnahmeseite  die  vollen  Revenuen  von 
Zoll,  Münze  u.  a.  m.  in  den  meisten  Fttllen  deshalb  an  der  Zentralstelle  und 
in  den  au  diese  gestallten  Rechnungen  nicht  übersehen  werden,  weil  von  ihnen 
pennanente  wie  bisweilen  sogar  einmalige  Anweisungen  vorher  abgezogen  er- 
scheinen'. So  fällt  denn  das  Material  aus  dem  Budget  der  Untenerwaltuuyen 
für  unsere  Prüfung  aus. 

Aber  es  lileil)t  noch  ein  weiteres  Material:  direkte  urkundliche  An- 
gaben über  die  Höhe  gewisser  Au^aben  oder  Einnahmen,  welche  mit  den 
Territorialfinanzen  irgend  welchen  Vergleich  zulassen,  Hierhiu  gehört  zu- 
nächst die  Angabe  der  G.  Godefr.  Trev,  c.  2  vom  J.  1124,  wonach  dem 
Könige  als  Preis  für  Erlangung  des  Erzstiftes  Trier  1100  mr.,  etwa  420000  M., 
geboten  werden^:  unter  tleui  Eindruck  einiger  bald  anzuführender  Thal- 
sachen wird  man  annehmen  dilrfen,  dafs  dieser  Kaufpreis  die  Schätzung 
einer  Jahresrevenüe  nicht  eben  v\e[  überstiegen  haben  wird.  Femer  ist  in 
diesen  Zusammenhang  eine  sehr  lehrreiche  Urkunde  vom  ,1.  1096,  MR.  ÜB. 
1 ,  394 ,  zu  ziehen ,  nach  welcher  Graf  WUhehii  von  300  Hufen  als  jährliche 
Einkünfte  200  nir.,  etwa  30000  M.  heutzutage,  entrichtete.  Diese  Summe 
wird  nach  dem  sonstigen  Inhalt  der  Urkunde  ganz  den  wirkliciien  Einkünften 
entsprochen  haben.  Nim  hatte  das  Erzstift  Trier  im  Beginn  des  13.  Jhs. 
etwa  620  Hufen  im  Eigengenufs*,  die  direkten  Einkünfte  aus  grundheirlicheu 
Hufen  mögen  mithin  im  12,  .Th,  etwa  60000  M.  betrugen  haben.  Hierzu 
stimmen  einige  spatere  Angaben.  Im  J.  1242,  MB.  ÜB.  3,755.  wird  das  Castnini 
Saarburg  mit  Ausnahme  des  Hofes  Bilzingen  für  1000  Ib.  Trierisch  (160000  M.) 
auf  Bückkauf  veriifilndet;  die  Einnahme  wird  demgemiifs  auf  1001b.  (16000  M.) 
geschätzt*.  Saarburg  aber  war  ein  Hauptplatz  der  Trierer  GnaniiJieri'scbaft. 
Koch  bedeutsamer  ist  die  Nachricht,  wonach  8  Höfe  der  Trierer  landesherr- 

'I  Vg]   7    B  für  die  Münze  Bd  2   374 
)  \gl  hierzu  \en\andie  Allgaben  über  ändert  geisllidie  bttUen  liei  ^^  iitz  ^fg  8  40ö  I 

^1  S    Ol  en  S    703 

')  Agl  zu  diesLii  Angibcii  oben  •>  1263  \m  3  und  MR  IB  3  K-58  1-M6  der 
Graf  Fnedrich  loii  Hothstiden  schenkt  seine  Gnifschilt  Hocli-t  iili  n  und  die  Buiprn  Alten 
ahr  Hart  und  Hochstaden  an  Köln  pegen  eint,  Icilirente  (on  fO  mi  kolmsrli  |1500n  "M  ] 
Es  Bind  (las  aber  nicht  du  einzigen  Einkünfte  des  Oralm  I  ic  l  B  2  416  125?  Lrz 
biachof  Konrad  von  I\oIn  uberncisl  seine  sämtlichen  Bcsit/iingen  7ii  Kinns  dem  Piiedu  h 
von  Schoninliurg  welelier  die  Befnedigung  der  alingen  diinuf  ingenie-ciien  1  oidonuii.)  n 
übernommen  für  5*!0  mr  in  Pfandnutznnj;  sie  Ingen  etwi  -jö  mr  jiIhIkIi  i  7W0  M  Lu 
ÜB  2,  952  1295  Konig  Adolf  lietiehit  den  VorsUnJen  und  Bürgern  ^on  '«iiuig  dem  Fddbemi 
Gerhard  von  lulicli  welchem  ei  ihre  Stadt  flir  lOOfi  mr  vei-pfundet,  zu  Kchoi-siiiien  unl  1. 
Btätigt  ihre  Piivilegien  Ls  sind  diu  140000  M  Fim  weitoigebfndi  \eiptimlimg  I  ic 
ÜB  2    1042    1300 


—     1463     —  IWe  Landes verwaltimg-l 

liehen  Grundherrschaft  im  J.  1323  3136  Ib.  Trierisch,  c.  10500  M.  unsei-es 
Geldes,  trugen  ^  Nun  hatte  die  Trierer  Grundherrschaft  des  13.  bis  14.  Jhs. 
mindestens  den  siebenfachen  Umfang  des  Besitzes  der  genannten  8  Höfe*, 
die  Gesamteinnahmen  wären  also  für  diese  Zeit  auf  mindestens  73  500  M.  zu 
veranschlagen. 

Vergleicht  man  diese  Nachrichten  mit  der  Angabe  der  Kolmarer  Annalen, 
wonach  die  Trierer  Einkünfte  in  der  zweiten  Hälfte  des  13.  Jhs.  auf 
480  000  M.  geschätzt  \Mirden,  so  zeigt  sich  kein  Giimd  zum  Mifstrauen  gegen 
dieselbe.  Die  Einnahmen  würden  vom  Beginn  des  12.  Jhs.  bis  über  Mitte 
des  13.  Jhs.  von  420000  auf  480000  M.  gestiegen  sein,  die  grundherrschaft- 
lichen Revenuen  würden  in  dieser  Periode  und  noch  über  dieselbe  hinaus 
etwa  V'6  bis  Vi  der  Gesamteinnahmen  ausgemacht  haben ^. 

Übenaschen  könnte  höchstens  das  geringe  Steigen  der  Einnahmen  im 
Laufe  von  vier  bis  fünf  Generationen.  Allein  eben  hier  bietet  die  sonst  be- 
kannte Geschichte  des  Erzstiftes  die  vollste  Erkläinmg;  gerade  seit  etwa  Mitte 
des  12.  .Ths.  beginnen,  von  nun  ab  ohne  Unterbrechung,  detaillierte  Nach- 
richten l\ber  den  Stand  des  erzbischöflichen  Vermögens,  welche  diese  Er- 
scheinung aufklären.  Diese  Nachrichten  sind  aber,  wie  sich  bald  zeigen  wird, 
für  uns  überhaupt  von  viel  giöfserem  Interesse,  als  die  direkten  Angaben  über 
die  Höhe  der  Einnahmen;  sie  müssen  daher  auch  noch  über  das  13.  Jh. 
hinaus  genauer  verfolgt  werden. 

Um  die  Mitte  des  12.  Jhs.  finden  wir  die  finanziellen  Verhältnisse  des 
Erzstiftes  ziemlich  zeiTlUtet;  um  das  J.  1160  wird  in  Trier  zur  ersten  Ver- 
pfändung geschritten,  von  welcher  wir  urkundlich  wissen*.  Da  folgt  mit  Erz- 
bischof Arnold  (1167—1183)  ein  guter)  Wirt;  er  leiht  im  J.  1182  80000  M. 
an  Köln*,  erübrigt  jedes  Jahr  durchschnittlich  50000  M.  für  Klöster  und  hat 
aufserdem  einen  Schatz  hinterlassen.  Doch  war  diese  Fürsorge  für  den  Nach- 
folger infolge  der  Ausübung  des  Spolienrechts  illusorisch  ®.  Erzbischof  Johann 
(1190 — 1212)  mufste  also  nach  einem  siebenjährigen  Schisma  ökonomisch 
wieder  von  vom  beginnen ',  wobei  es  ohne  Veri)fUndungen  nicht  abging  ®.   Doch 

1)  S.  Bd.  2,  180. 

«)  S.  Bd.  2,  178  f. 

^)  Vgl.  zu  der  Geringfügigkeit  dieses  Bruchteils  auch  oben  S.  1460  Note  1. 

*)  MR.  ÜB.  1,  657,  c.  1160.    Pfandnehmer  ist  schliefslich  das  Kloster  Himmerode. 

•*)  MR.  ÜB.  2,  5.5,  1182:  Erzbischof  Arnold  von  Trier  leiht  an  Philipp  von  Köln 
232  nir.  kölnisch  gegen  Verpfändung  der  kölnischen  Ciu  iae  Rhens  Senheim  Rachtig  Zeltingen. 

6)  G.  Trev.  C'ont.  3,  5,  MGSS.  24,  383:  Erzbischof  Arnold  stirbt  1183:  post  cuius 
decessum  purum  vel  nichil  de  omnibus  divitiis  suis,  quas  in  urbe  vel  castellis  reliquerat,  ad 
effectum  suae  ordinationis  processit,  preter  hoc  solum,  quod  industria  prefatorum  abbatiun 
illa  rata  mansemnt,  quae  aecclesiis  ad  elemosinam  concessit  [es  waren  c.  2000  mr.,  nach 
unserem  Gelde  750  000  M.].  siquidem  Wemerus  de  Bonlanden  cimi  aliis  nuntiis  imperatoris 
omnia  ubique  invaserunt  et  copiosas  eins  divitias  in  potestatem  imperatoris  redegerunt. 

^)  S.  MR.  ÜB.  2,  103,  1190. 

**)  MR.  ÜB.  2,  155,  1191 — 1196:  Johannes  .  .  Trevirorum  archiepiscopus  notum  esse 
vuhmius  .  .,  quod  nos  dilecto  nostro  Wemhero  de  Bolanden  curiam  nostram  in  Partenheim 


[Hiitwicilung  der  Landesgewait.  —     14ö4     — 

brachte  er  es  schliefslich  zu  zieniliL-h  erträglichen  ZustÄnden,  namentlich  wohl 
durch  Nachniltnzimg  der  Köluer  Denare  in  Koblenz',  in  einem  bei  der  damaligen 
Bedeutung  des  Kölner  Geldes"  sehr  lukrativen  Geschäft;  er  ersparte  jährlich 
etwa  10000  M.  und  hinterliefs  einen  Schatz  von  224000  M.^.  Von  seinem 
Nachfolger  Dietrich  (1212—1242)  wissen  wir  in  finanzieller  Beziehung  nur 
wenig,  auch  sein  Testament*  emiöglicht  keine  Übersieht.  Unter  Arnold 
(1242 — 1259)  scheint  dann  noch  Im  wesentlichen  der  alte  Zustand  des 
12.  Jhs.  Yiestanden  zu  haben;  zwar  kauft  dieser  Erzbischof  Höfe  für  140  000  M. 
auf  Rückkauf*,  aber  er  vei-pfilndet  auch  wieder  Saarburg  für  160000  M.=. 
Mit  Heinrich  (1260 — 1286)  dagegen  besannt  der  nachhaltige  Aufschwung  der 
erzstiftischen  Finanzen;  er  wie  sein  Nachfolger  Boeiiiund  (1286—1299)  ge1)en 
jährlich  etwa  100 000  M.,  im  ganzen  über  4 000000  M.  zur  Abnindung des  Terri- 
toriimis  aus'.  Nun  hinterliefs  allerdings  Heinrich  ftlr  5000000  M.  Schulden*, 
dieselben  müssen  aber  schon  unter  Boemund  wieder  abgetragen  worden  sein, 
da  dieser  Erzbischof  ganz  bedeutende  Summen  für  Luxusausgaben ,  z.  B. 
30000  M.  für  den  Kirchenschniuck  seiner  Kapelle  zur  Vei-fllgung  hat".  Auf 
diese  schöne  Zeit  folgte  im  Beginn  des  14.  Jhs.,  unter  Diether  (1300 — 1307),  zu- 
nächst ein  Intenuezzo  schlechter,  wohl  namentlich  auf  Kosten  stJUidiscber  Sub- 
fiidien  geführter  Verwaltung '" ;  dann  bestieg  der  grofse  Erzbischot  Balduin,  rän 


per  manue  donmi  nostri  H.  gloriosiseinii  Rommiorum  imperatoris  pro  100  nir.  Coloniensinm 
12  s.  pro  mr.  compiiUtis  obligaviraus  hoc  pacto  inten'enieote,  ut  in  le^to  purificationis  sancte 
Marie  hob  vel  successoreB  nostri  eam  redimamus;  quod  si  tunc  redempta  non  üierit,  predictns 
W.  fhirtus  eiiisdeui  cm-ie  usqua  nd  sequeotis  fesiutn  purificationis  percipiat  et  sie  de  anno 
ad  Hnnnm  feetiun  purificationiB  ad  buius  pecunie  solutionem  expecletur. 

')  t<.  Bd.  2,  419  f. 

-)  S.  oben  S,  1461. 

^)  S.  Bd.  2,  -576  g.  unter  c.  1200. 

•)  S.  oben  S.  639  Note  6. 

'■)  MB.  ÜB.  3,  1287,  1255,  cit.  oben  S.  847  Note  3.  auf  S.  S48. 

•^J  S.  oben  IS.  1462;  die  Verpfändung  ge&chali  wohl  lur  Waldkosten. 

')  S.  oben  S.  128-5. 

»)  G.  Trev.  c,  178,  1272:  der  Erwablte  Heinrich  von  Trier  hat  an  SMatlieis  1000  Ib. 
zu  zahlen.  Saeh  einer  andern  Angabe  bei  Wyttenb.  u.  Jluiier  2  S.  101  Xole  a  (und  Brower) 
machte  Heinrieh  für  83000  mr.  Schulden,  mr.  iiualibet  pendente  12  s.  4  steriingos;  nach 
G.  Trev.  c.  184  sind  es  gar  S4000  mr.,  nach  G.  Trev.  c.  189  dagegen  33000  mr.  sterlingo- 
rum,  12  s.  et  4  sterlingis  pro  marcha  qualibet  conipuiatis.  Es  waren  das  nach  unsenn  Gelde 
gerechnet  ca.  5000000  M. 

'')  3000  Ib.,  vgl.  G.  Trev.  c.  201. 

■")  S.  Dorainicus  S.  30.  K.  Heinrich  VII.  sagt,  CRM.  3,  41,  1310,  von  seinem  Bruder 
Balduin:  castra  munitiones  el  redditua  archiepiscopatus  (Treverensis)  reperier)it  per  suos 
predeeessores  .  .  obligata  et  alienata  eierumque  principalem  sue  diocesis  silii  subiectuni  ,  , 
depauperatum.  Vgl.  ferner  G.  Trev.  c.  219 :  Erzbiscbof  Diether  statini  ecciesie  sue  terras 
plurimas  et  redditns  pignorali  cautione  el  litterali  obligatione  constangils  gravibns  damnisque 
datas  impignoratasqiie  permaxima  debila  eontraxit,  de  <|iubus  paruni  dicitur  persolvisse. 
Trithem.  Chron.  Sponheim.  z.  J.  1305,  Erzbi  seh  of  Diel  her  gegen  Koblenz;  pro  hac  vittoria 
incre<li1)iles  pecunias  exposuit;  nnde  pene  omties   ecdesie  rcditus  et  provenlits  oldigavit  et 


—     1465     —  I^ie  Landesverwaltung.] 

Binder  Kaiser  Heinrichs  VII.,  den  erzbischöflichen  Stuhl,  1307 — 1354.  Der 
erwerdige  erzebischof  Baldewinus  zu  Trire,  sagt  die  Limburger  Chronik  in 
c.  32  von  ihm ,  der  was  ein  klein  man  unde  det  doch  groß  werk  .  . .  auch 
mach  ich  denselben  Baldewinum  glichen  als  konig  T)a\id  sprichet  in  dem 
seiter:  »tibi  derelictus  est  pauper,  ori)hano  tu  eris  adiutor.«  daz  lut  also: 
^(lir  ist  bevolen  der  arme  man,  den  elenden  unde  weisen  saltu  zu  hilfe  stan.« 
Balduins  finanzielle  Anfänge  waren  nun  keineswegs  rosig*;  mn  die  schlechte 
Wirtschaft  seines  Vorgängers  wett  zu  machen,  hatte  er  grofse  Summen  auf- 
zunehmen, nicht  minder,  um  eine  kräftige  Reichsi)olitik  zu  treiben:  im  J.  1316 
schuldete  ihm  das  Reich  3150000  M.^.  Trotz  alledem  konnte  der  Chronist 
als  Facit  seiner  Regierung  den  Satz  notieren:  ,ecclesiae  suae  redditus  ultra 
quam  invenit  fere  duplicavit^.  Und  wir  haben  für  die  Glaubwürdigkeit  dieses 
Satzes  genügende  urkundliche  Anzeichen  zur  Hand.  Im  J.  1339  dominica  4* 
aprilis  erscheinen  im  Liber  expensaiiim  domini,  also  im  Ausgabebuch  des  erz- 
bischöflichen Hofhaltes,  vemmtlich  für  ein  Jahr,  vielleicht  für  einen  noch  ge- 
ringeren Zeitraum  an  Ausgaben  2095  Ib.  8  s.  7  d.  Treverenses  *  2  hl.,  etwa 
123000  M.,  verrechnet*.  Während  desselben  Jahres,  im  März,  kauft  Balduin 
in  Frankfurt  für  etwa  36000  M.  Kristallperlen,  Pelze,  Henneline  u.  a.  m.*^. 
Wo  derartige  Ausgaben  möglich  sind,  mufs  das  Gesamtbudget  weit  über  die 
480000  M.  aus  der  zweiten  Hälfte  des  13.  Jhs.  hinausgegangen  sein.  Wenn 
ich  es  auf  mindestens  1 200  000  M.  ansetze,  so  leitet  mich  dabei  folgende  Er- 
wägimg. Nach  dem  lehrreichen  Schriftstücke  des  Bds.  8  Xo.  291,  aus  den 
JJ.  1336 — 1341,  betrugen  in  diesen  Jahren  an  der  erzstiftischen  Hauptkasse 
durchschnittlich : 


odium  in  se  tarn  clericonim  quam  laicorum  et  maximc  nobilium  provinciae  Trevirensis  conci- 
tavit.  S.  forner  a.  a.  0.  z.  J.  1307:  clorus  ecclesie  Trevirensis  Diethenim  .  .  propter  dila- 
pidationem  renini  ac  proventuum  ecclesie  et  alia  diversa  contra  equitatem  Komam  citari  .  . 
fecerunt  —  da  stirbt  der  EIrzbischof. 

')  Vgl.  zu  den  Summen,  welche  Balduin  im  Beginn  seiner  erzbischöflicben  Thätigkcit 
aufnabm,  Dominicus  S.  52—53.  Über  die  Finanzen  Balduins  vgl.  weiter  Dominicus  S.  77,  78 
Xo.  1,  100  No.  3,  125  No.  4,  137  No.  2,  141  No.,  152—3,  156-157,  vgl.  160  No.  1,  161, 
1>^6— 87,  194,  198,  247  No.  1,  273  No.  4,  454  No.  2,  470  No.  5,  491,  496,  500,  523,  539 
No.  2,  541,  579  No.  2  unten,  595. 

2)  Dominicus  S.  153 — 154:  Balduin  empfängt  von  König  Ludwig  bei  der  Wahl 
im  ganzen  8000  mr.  bar  und  26000  mr.  in  Pfandschaften.  Im  J.  1316  schuldet  Ludwig 
an  Balduin  58300  Ib.  (*ürk.  von  1316  Koblenz  St.  A.,  Dominicus  S.  158—159.) 

8)  G.  Trev.  c.  235.  Vgl.  auch  noch  Bd.  3,  428  Note  4;  imd  Bald.  Bilder  BL  6 
(12  Bild),  Inner  zu  S.  28:  currus  cum  auro  et  argcnto  domini  Trevirensis  in  via  transalpina, 
[Römoi-zug],  de  quo  pluries  subvenit  regi  Romanorum.  Es  ist  ein  Karren  mit  doppeltem  Vor- 
spann und  Begleitmannschaft. 

*)  Bd.  3,  426,  8,  1339. 

-)  Bd.  3,  426,  11,  1339. 

Laniprecbt,  Deatsch<>s  Wirtschaftsleben.   I.  93 


[Entwickliiug  der  LaDileigewiilt.  —     14Ö6     — 

die  Kiissenrestbestände  bei  Anfang  des  Etat^nhres  18520  !b.  lil.  =  ca.  815000  31.  unsere?  Geldes: 
die    Nachträge  ziir    votbergeh enden    Rechnung, 

vom  Kassenrestlwstand  abiiuzieben,  lun  das 

wahre  Kredit  zu  ermessen 14880  II).  hl.  =  ca.  665  000  M.       „  „ 

diu  verlorenen  Posten 677  Ib.  hl.  =  ca.   30000  M.       ,         , 

Mithin  betrug  des  EriEbiscbots  wirkliches  Kredit  durchschnittlich  ca.  120000  U.  unseres  Geldec 

In  einem  Budget,  wo  die  Hofhattuug  etwa  120  000  M.  kostet  tuid  sich 
durchschnittlich  am  Schlufs  des  Jahi-es  ein  Restliestand  von  etwa  810000  Sr. 
ju  der  Kasse  befindet,  miifa  der  Aufwand  für  das  Land  doch  mindestens 
200  000  M.  betrafen  haben:  so  eniäbe  sich  eine  Einnahme  von  mindestens 
1  200  000  M.  GleicliWüliI  würde  nach  unseren  BudgetieranjjsgrundsiStzen  ein 
Kassenrestbestand  von  810000  M.  auf  ein  Budget  von  im  ganzen  1 200000  M. 
als  ungeheuerlich  erscheinen.  Hier  ist  aber  zum  Veretändnis  die  Erscheinung 
heranzuziehen,  dafs  in  den  fünf  Jahren  1336— 1S41  der  Kassenrestbestand 
zwischen  einem  ^Maximum  von  29823  Ib.  3  s.  hl.  und  einem  Minimum  von 
9833  Ib.  13  s.  1  hl,  schwankte'.  Die  Einnahmen  waren  also  höchst  ungleirh- 
mäfsig;  der  Überschul's  über  die  absoluten  Bedürfnisse  kannte  fast  bis  auf  das 
Dreifache  seiner  geduzten  Höhe  steigen.  Bei  solchen  Schwankungen  war 
offenbar  die  heutige  Art  der  Budgetieruag  —  genaue  in  Einnahme  und  Ausgabe 
balancierende  Voranschläge  —  nicht  durchzuführen;  man  verfuhr  vielmehr  in 
ganz  anderer  Weise.  Von  den  Einnahmen  brauchte  man  im  Laufe  des  Jahres,  in 
welchem  sie  erfielen,  nur  das  für  die  unabweislichen  Verwendungen  Not- 
wendige; alles  übrige  sammelte  man  als  Restliestand  au  und  disponierte  dar- 
über erst  im  Budget  des  folgenden  Jahres.  Auf  diese  Weise  war  es  möglich, 
auch  ohne  unser  System  der  Voranschlflge  bei  gewaltsamen  Schwankungen  der 
Einnahmen  eine  gesunde  Finanziiolitik  zu  treiben. 

Indes  halten  wir  diesen  für  die  ganze  Finauzgebarung  entscheidenden 
Punkt,  welcher  hier  schon  erörtert  werden  umfste,  nunmetir  liis  zur  Dar- 
stellung der  Finanzverwaltung  selbst  in  petto  und  kehren  wir  zur  Geschiebte 
der  Finanzen  zurück. 

Nai'h  Balduins  Tod  dauerten  die  günstigen  A'erhiUtnisse  etwa  noch  eine 
Generation  an;  der  letzte  finanziell  glückliche  Erzbischof  war  Kuno  (1362 — 
1388),  er  erübrigte  durchschnittlich  auf  das  Jahi-  fast  200  000  M.  und  mehrte 
so  den  Schatz   um  3000000  M.\     Allein  schon   unter  Werner  (1388—1418) 


')  Kd.  3,  419. 

)  (.    T  26      IJM»*    El      1    fK  I     t    It   1      l-rztft        Er^b  Mhon\    i 

ta    lunta  at      t  lu      q    d    n   lOOOOO  fl    a  t  n    It     ai  ilus    epert   n     t  1 

statu     JU        1  m  nu    Cuno         n       ti        luptaaonna  t|laDn      I 

w  I  b  n  g  aran  It  1  I alt  1  1  uno  d  lir  no  h  o  »  I  u  I  u\o 
Böen  i  g  tlan  I  tie  T  tl  th  o  S|  I  n  I  la  8  Frzl  1  f  K  n  I  t  1  I 
saunm    ng  nten  I     ai  qu     d  1  t       b  olutam     t       on  n  l  t  all  p 

p  0     in       \lso  no  h  uu  14    11     de    olle  S  hat/p  xs     Shtzsian      n  fiuh     □  1 


—     1467     —  IHe  Landesvenv-altung.] 

änderten  sich  die  Dinge:  exitus  eins  ferme  pauper,  auro  consumpto,  promp- 
tuariis  vacuis^  Und  so  blieb  es  unter  den  drei  folgenden  Erzbischöfen  Otto 
(1418-1430)2,  Ulrich  (1430—1436)8  und  Raban  (1430-1439),  wenn  auch 
unter  Otto,  besonders  wohl  infolge  erhöhter  ständischer  Subsidien,  eine  geringe 
Besserung  eintrat*:  namentlich  Raban  verschuldete  das  Erzstift  von  neuem 
mit  etwa  11000000  M.*.  Nach  ihm  suchte  ein  sparsamer  und  haushälteri- 
scher Erzbischof,  Jakob  (1439— 1456),  wenigstens  durchzukommen"  —  aber  nyt 
welchen  Mitteln!  Thelonium  Bopardiense  .  .  impignoravit  et  cetera  officia  in 
diocesi  etiam  nobilibus  pro  pecunia  tradidit;  de  suis  incolis  nemini  coufidit; 
forensibus  a  quacimque  patria  venientibus  servitia  secreta  commisit'.  So 
brachte  es  Jakob  dahin,  das  Erzstift  ziemlich  schuldenfrei  (mit  80000  M. 
Schulden)®  an  Johann  (1456—1503)  zu  hinterlassen.  Johann  aber  mufste 
gleich  anfangs  1 300  000  M.  für  Konfirmation  und  Pallium  aufiiehmen  ^,  suchte 

bischöfen  namentlich  Arnold  (1169— 1188X  s.  G.  Trev.  Cont.  3,  5,  MGSS.  24,  383,  cit.  oben 
S.  847  Note  3;  ferner  Johann  1190-1212,  MR.  ÜB.  2,  297,  224000  M. 

»)  G.  Trev.  c.  270. 

2)  S.  G.  Trev.  c.  273,  über  Erzbisdiof  Otto  (1418—1430):  hie  dimisit  archiepiscopatiun 
in  Omnibus  refertum  et  opulentiim  et  coqiünas  bene  proWsas  in  castris  et  villis  quasi  omni- 
bu8.    S.  dazu  auch  oben  S.  1355  Note  2. 

^)  G.  Trev.  c.  275:  Ulrich  von  Manderscheid  omnia  .  .  mobilia  diocesis  consumsit, 
et  immobilia  multa  impignora\it  alienis. 

*)  S.  oben  Note  2.  Um  ca.  1400  macht  unum  consuetimi  subsidium  cleri  ofticialatus 
Confluentini  1150  fl.  et  5  gr.,  40000  M.;  vgl.  Honth.  Hist.  2,  325. 

'')  G.  Trev.  c.  275.  Die  unter  Ral)an  (1430—1439)  gemachten  Schulden  des  Erzstifts 
bolicfen  sich  auf  400000  fl.,  Raban  resignierte  endlich  für  100000  fl.  Im  einzelnen  vgl.  Trith. 
Chron.  Sponheim.  z.  J.  1480:  Ersbischof  Rhaban  verpfltodet  an  den  Grafen  von  Vimeburg 
erzstiftische  Güter  für  45000  fl.;  als  Erzbischof  Jakob  von  Sirk  einzieht  (Trith.  Chron.  Sponh. 
z.  J.  1439),  ecclesiam  Trevirensem  omnino  depauperatam  et  ouuiia  castra  ojipida  telonia  ac 
census  impignorata  promptuariaque  onmia  vacua  reperit  et  nihilominus  60000  fl.  .  .  exsolvere 
coactus  fuit.  S.  auch  Prower  ann.  msc,  W}'ttenb.  u.  Müller  2  S.  325  Note  d,  1439:  Erz- 
bischof Raban  telonium  urbis  Treverensis  vectigal  mensure  et  ponderum  civitati  Treverensi 
oppignorat;  deniquc  acceptis  a  siunmo  capitulo  60000  aureorum  resignat  episcopatui  Treve- 
rensi; immo  totidem  aiu-ei  putantur  soluti  eins  coadiutori.  Dazu  stimmt  G.  Trev.  c.  276. 
Es  sind  im  ganzen  fast  3000000  M.  unseres  Geldes.  S.  auch  noch  Töpfer  ÜB.  2,  248,  1430; 
319,  1445. 

^)  G.  Trev.  c.  277:  licet  ecclesia  Trevirensis  debitonun  oneribus  nimium  fuerit  gi*a- 
vata,  ipso  tarnen  archiepiscopus,  ut  erat  magni  consilii  et  providentiae,  patriam  tranquille 
rexit  tutando  subditos  spirituales  et  saeculares  pro  posse,  nee  dedignabatur  ea  de  causa  sol- 
datis  et  satellitibus  grandem  exponere  pecuniam. 

*')  S.  zu  diesem  Citat  schon  oben  S.  1346  Note  6.  Vgl.  femer  für  die  Finanzmisere 
unter  .Jacob  Wyttenbach  und  Müller  2,  S.  327  Note  6,  1444:  Erzbischof  Jakob  verpfändet 
um  900  gute  schwere  Rhein,  fl. ,  ca.  21 600  M.  unseres  Geldes,  Burg  Baldenau,  da  wir  zur 
zit  so  vil  gelt  nit  enhain,  lun  die  Schuld  abzutragen. 

»)  Peter  Maior  De  iur.  et  privil.  Trev.  (Wyttenb.  u.  Müller  2,  S.  336  Note  a):  1456 
1  Mai  ist  Erzbischof  .Takob  schuldig  gewest  aller  schuld  an  pantschaften,  versatzten  schlössen 
ampten  und  sust  2425  fl,,  davon  noch  ufzeichnongen  vorhanden. 

»)  P.  Maier  De  iur.  et  privil.  eccl.  Trev.  O^yttenb.  u.  Müller  2,  S.  888  Notec):  pro 
pallio  et  confinnatione  sua  41000  fl.  in  aiu^. 

93* 


{Elitwicklung  <ier  Liunlesgewalt.  —     1468     — 

dann  freilich  durch  mannigfache  ROckkätife  Finanzen  und  Verwaltung  zu  liebeu ', 
brachte  es  aber  schliefslich  doch  zu  keinem  günstigen  Abschlufs^. 

>tit  welcher  Sehnsucht  mögen  die  guten  Kurfürsten  des  15.  Jhs,  auf  die 
Zeiten  Baldnins,  Boeitiuiids  II.  und  auch  noch  Kunos  IT.  zurückpeschaut  halten. 
Itamals  litühende  Finanzen,  eine  vorwftrts  schreitende  Landesverwaltung',  volle 
Hurchführung  des  absoluten  BeamtenbegritTs  als  sicherster  Handhalie  fßr  die 
Entwicklung  absoluten  Fllrstentunis  —  jetzt  Schulden  über  Schulden,  adniiai- 
strative  Versumpfung,  vielfach  lebenslänglich  vergebene  oder  verpfändete 
Ämter  und  rascher  Aufschwung  der  stündischcn  Rechte.  Aber  die  Zeiten  vou 
Baldnin  bis  zu  Kuno  II.,  diese  glückliehen  ersten  Dreiviertel  des  14,  Jhs., 
waren  schon  eingeleitet  worden  durch  das  rasche  Euiporblühen  der  Tenitorial- 
finanzen  unter  den  Erzbischöfen  Heinrich  und  Boemund ,  seit  spätestens  deu 
sechziger  Jahren  des  13.  Jhs.  Bis  dahin  ein  seit  Beginn  des  12.  Jhs.  fast 
stabiles  Budget,  kein  fest  umgrenztes  Territorialgebilde,  geringe  weltliche 
Aktionsfreiheit  der  Bischöfe  —  seitdem  rapide  wachsende  Einnahmen,  Ali- 
Bclilufs  des  Territoriums,  und  eine  glückliche  Entwicklung  der  Landesherr- 
licbkeit. 

Welches  waren  die  finanziell  bewegenden  Gillnde  dieses  Aufschwungs  und 
der  späteren  Katastrophe? 

Einen  Anlals  zu  ganz  anderer  Finanzgebarung  der  Erzbischöfe  Boemund 
(laSfi— 1299)  und  vielleicht  schon  Arnold  (1242—1259)  als  bisher  kennen  wir 
schon ;  das  Aufkommen  stÄndiseher  Subsidien.  Diese  Suhsidien  l>etrugen  im 
J.  1339  allein  für  das  Oberstift  220000  M.;  sie  werden  auch  sonst  niclit 
gering  gewesen  sein. 

Aber  hierzu  tritt  noch  ein  zweites  nicht  minder  wichtiges  Jlonienf :  die 
Benutzung  des  Kredits,  welchen  die  beginnende  territoriale  Festigung  gewährte, 
speziell  bei  den  Juden,  oder  anders  ausgedrückt  die  Ausnutzung  der  neu  er- 
worbenen landesherrlichen  Schutzstelhmg  zu  den  .ludengemeinden  gegenüber 
henoiragenden  jüdischen  Kaufleuten.  Nur  aus  dem  Wegfall  dieses  Einflusses 
seit  der  jüdischen  Katastrophe  in  der  AFitte  des  14.  Jhs.  lässt  sich  der  idötz- 
liche  Umschwung  in  der  Finanzlage  der  Erzbischöfe  wühreud  der  zweiten 
Hälfte  des  14,  Jhs.  erklären. 

Noch  gegen  Ende  des  12.  Jhs.  sehen  wir  die  Erzbischiife  ausschliel'slich 
den  Kredit  Keistlicher  Institute  in  Ansprach  nehmen  ^ ;  höchstens  dafs  neben 

■>  G.  Trev.  280  r  Johann  von  Bwlen  kauft  Pfanilscliafteii  im  Wert  von  46000  fl.  aaivi 
zurück. 

-)  Tritiiem.  Ann.  Ilirsaug.  z.  .1.  1503:  Erzbiscliof  ■loliann  von  Baden  vcliquit  eccie&iam 
satis  teniieni  et  aere  non  pariim  gravatflni  nlieno,  ciiins  inopiac  causam  nonnulli  tri|i!iceni  ns- 
signanmt:i)  ilen  Kriep  mit  Hoppard,  kostete  mehr  als  100000  fl,;2)  die  niiiiia  in  alicnns  de- 
mentia lies  Erzbischofs;s)  die  Alchimisten,  fllr  welche  der  Knilii^ohof  mehr  als  30000  fl.  aus- 
gegeben haben  soll ;  er  selbst  iiehauptetc  freilich  nur  500  fl.  aurci. 

=)  S.  obenS.  14&JMotc4,  vgl.  auch  S.  H63Xote  5,  und  fenier.MH.UB.  2,  103,1100:  der 
EnFühlte  Johann  von  Trier  verpiandot,  in  pecunia  preparata  minus  siifticienter  halnindanteg 


—     1469     —  I^ie  Landes  Verwaltung.] 

ihm  hier  und  da  noch  der  Kredit  des  Laienadels  in  Frage  kommen  mochte'. 
Wie  sehr  änderte  sich  diese  Auffassung  im  Laufe  von  zwei  Generationen. 
Erzbischof  Heinrich  (1260—1286)  belegt  nur  einen  geringen  Teil  der  aufser- 
ordentlichen  von  ihm  aufgenommenen  Summen  bei  der  Geistlichkeit^.  Da- 
gegen finden  wir  dann  Geistlichkeit  und  Städte  wieder  seit  etwa  1430  aus- 
giebig ausgenutzt^.    Wie  half  man  sich  in  der  Zwischenzeit? 

Von  P>zbischof  Heinrich  erzählen  die  G.  Trev.  c.  184:  maxime  a  ludeis 
sub  sua  defensione  constitutis,  quos  ipse  specialiter  protexit,  thesaurum  infini- 
tum  extorsit*.  Und  dafs  dieses  System  mindestens  bis  zum  Schlüsse  der  Re- 
gierung Balduins  (1354)  fortgesetzt  wurde,  beweist  die  ganze  sofort  zu  er- 
örternde Finanzgeschichte  dieser  Zeit  Allein  bald  begnügte  man  sich  nicht 
mit  der  einfachen  Ausbeutimg  der  Juden;  man  fügte  das  Ausbeutungssystem 
selbst  der  Finanzverwaltung  völlig  ein.  Um  die  Möglichkeit  einer  derartigen 
Mafsnahme  zu  begreifen,  bedarf  es  einer  kurzen  Übersicht  der  Finanzverwal- 
tung bis  zum  13.  Jh. 

In  karolingischer  Zeit  wären  am  Hofe  finanziell  namentlich  der  Kämmerer 
und  der  Seneschalk  thätig  gewesen,  unter  jenem  stand  die  Verwaltung  des 
Schatzes  und  der  Pfalzen,  unter  diesem  die  Sorge  für  die  Verpflegung  des 
Hofes  **.  Dies  System  wurde  nun  in  der  ersten  Hälfte  des  Mittelalters  beibe- 
halten, nur  dafs  in  unsem  Gegenden  an  die  Stelle  des  Titels  Seneschalk  die 
Bezeichnung  Küchenmeister  trat*. 

Der  Kämmerer  gab  es  nimmehr  an  jedem  grofsen  Hofe  meist  mehrere  ^ ; 
wo  nur  einer  vorhanden  war,  unterstand  ihm  wenigstens  eine  Anzahl  von 
Unterbeamten  (ministri,  garciones)®.  Im  Trierschen  fiel  dem  Kämmerer  die 
Verwaltung  des  Schatzes^  und  damit  auch  mit  gewisser  Vorliebe  die  Ein- 
nalune  von  Geldzinsen  zu^®;  femer  überwachte  er  die  grundherrschaftliche 
Verwaltung,   vornehmlich  soweit  es  sich  in  ihr  um  handwerkliche  Fragen  ftlr 

i't  curtes  episcopatus  avido  fenori  dampnose  exponerc  formidantcs,  dem  Domkapitel  goldene 
Kunstwerke. 

^)  Auf  den  Gedanken  dieser  Möglichkeit  bringt  z.  B.  das  im  URheingrafen  enthaltene 
Veraeichnis  der  Verpflichtungen  und  Ausstande  des  Grafen.  Die  Ausstände  des  Grafen  lassen 
sich  nicht  genau  überscheu,  die  Verpflichtungen  betragen  in  22  Posten  508  Vi  mr,  und  20  ib. 
=  ca.  200000  M.  unseres  Geldes;  die  Posten  variieren  zwischen  6  nir.  und  55  mr. 

*-*)  S.  oben  S.  1464  Note  8. 

«)  S.  oben  S.  1467  Note  5. 

*)  S.  oben  S.  1335  Note  1. 

'^)  S.  oben  S.  803. 

«)  S.  MR.  ÜB.  2,  297,  c.  1200. 

^)  S.  Lambert  z.  J.  1063,  MGS8.  5,  163;  und  z.  J.  1(}76,  a.  a.  0.  247,  se. 

«)  Nach  dem  Testament  des  Erzbischofe  Johann  (f  1212),  MR.  ÜB.  2,  297,  hat  der 
Trierer  Kämmerer  2  garciones,  der  Cocus  3  garciones  unter  sich.  S.  femer  Testam.  Bnmonis, 
Ennen,  Qu.  1,  466,  13,  965. 

«)  G.  Trev.  Cont.  1,  6,  MGSS.  8,  180,  c.  1140:  der  Erzbischof  accito  mox  ad  se  cubi- 
culario  suo  iussit  exhiberi  sibi  festinato  thesauri  non  modicam  quantitatem. 
»<>)  Ennen,  Qu.  2,  292,  290,  1249. 


^w 


tEatwidUuiig  ilür  Laniipsgewalt.  —     1 470     — 

Bauten,  Heeresausrüstung  u.  dgl.  handelte'.  Wohl  imter  dem  Kämmerer  stand 
endlich  auch  die  Hauptrezeptur  der  Trierer  GmndlieiTschaft  im  Triei^er  Palast,  iler 
alten,  ans  Röinerbauten  zupauimenfresetzteu  Residenz  der  Erzbischöfe  -.  Diesem 
Palast  stand  ein  besonderer  Beamter,  der  schon  im  J.  1097  genannte  Palast- 
kellner,  vor'*;  er  bewahrte  die  Urbarialakten*,  sammelte  die  Trierer  Lokal- 
einkünfte ^,  erhob  Dienste  und  Leistungen  an  das  Erzstift,  welche  sonst 
keinem  Hof  angeschlossen  wai-eu^,  —  er  wai-  also  Meier  ftlr  den  Palast  als 
Trierer  Hauptiof  —  und  nahm  anfserdeni  die  Naturalüberschüsse  aus  sämt- 
lichen andern  Höfen  {bezw.  später  Kellnereien)  in  Empfang*.  Erst  im  14.  Jh. 
begann  sich,  wie  es  scheint,  neben  dem  Trierer  Palast  eine  zweite  Zentralstelle 
in  der  Koblenzer  Kellnerei  zu  bilden*.   Während  sich  aber  so  die  Einrichtung 


')  UStiil  S.  S21  So.  11;  Ecnlletus  Trevereneis  coneiitnet  magiEtrum  caraificum,  qoi 
camerai-ti  disci)iuIuB  est,  «  ipse  ibit  ex  precepto  camerarii  in  legationera  srchiepiscopi  >4 
MX  miliaritt  circa  TreTerim:  vgl.  hierau  nhen  S.  1441  NoW  6.  S.  ferner  a.  s.  0.  S.  322 
Ha.  13:  cnmerarius  est  mngister  omniiun  »(»rhtiven,  gUshuven,  peremintbuvere.  scorhuverit 
dahuni  arehiepiscopo  srimarins  ex  nrnndalo  camerarii,  quamlo  itums  est  ad  cnriam  impera- 
toris  vel  in  expedilione  transalpina;  ulii  si  somariiis  moritiir,  capnd  et  catida  inde  reducta 
redditur  cnmerario,  et  ipse  5  s.  de  denariis  arcliiepiscopi  dabit  illis,  qiionim  t'uit  somarioa. 
si  viviis  reducitar,  reddilnr  Bcarhaveren,  et  ipai  pascunt  emn,  quousque  ilenim  requiretor 
ab  eis. 

■^  Erwähnt  echon  Thietraar  6,  m  vgl.  ferner  G.  Trev.  30,  MGSS.  6,  172.  ca.  1015, 
CiL  oliei)  S.  12SG  ^'ote  2 ;  Residenz  noch  im  14.  Jh.,  a.  Bd.  3,  146,  «,  ISSä.  S.  auch  Bd.  3. 
489  Xote  7. 

")  S.  WR.  ÜB.  I,  391,  1097.  Im  J.  1839  war  Palastiellner  der  spätere  Diedenhofener 
Pfarrer  .Simon,  s.  Bd.  3,  439  Note  7,  auf  S.  440;  1346  ein  Herr  Ludwig,  Töpfer  ÜB.  1.  2.=.5; 
1359  (s.  Goerz,  Begg.  der  Erzb.  z.  d.  J.  unter  Juni  2),  der  Stiftsherr  H.  Kenpe  von  SSimeon ; 
spiiter  »ird  dieser  Palastsehiiltheirs,  und  der  Propst  Gobelin  von  SSinieon  Kellner,  b.  oben 
S.  1240. 

*)  S.  Hd.  2,  170. 

"•)  S.  oben  S.  1222. 

")  S.  Mit.  ÜB.  2,  126,  1192;  -Trierer  Urbarcodex,  Kolilenz  St.  A.  Hl.  29-,  c.  1340. 

')  Zur  genaueren  Verfassung  vgl.  Bd.  3,  302,  si,  1497;  das  Schöffen-  und  lluberretbt 
des  Trierer  Paiasts  von  c.  1400,  Ber.  der  Ges.  f.  nützl.  Forschgii.  1;?69— 71  S.  41  f.,  nach 
welchem  im  Palast  ein  ^chöffenstubl,  ein  Kellner  mit  einem  Knecht,  2  M'ächtcr  und 
Pförtner  waren,  femer  der  Meier  von  Kürenz  und  4  Förster  da/u  gcliürten;  und  W.  des 
Palastes  1463,  G.  2,  286:  das  unser  gn.  herre  von  Treir  daselbs  pllcht  alle  jairs  des  nesten 
dinsLnchs  nahe  der  drler  konink  dag  ein  jaerdinge  ze  holden,  inmaissen  hema  folget  ge- 
scriben.  zum  irsten,  so  sal  ein  kellener  von  I'altzel  adei-  iemans  von  sinent  wegen  ah  ein 
Echriber  daselbst  sin,  und  sal  der  scholteß  mit  den  scheffen  daselbst  nedersiizen  in  dem 
ondersten  sale  uf  oberdeckten  lienken  ader  wo  is  von  dem  palastmeister  ader  dem  keiner 
von  Paltzel  dan  gestalt  und  geonlenet  ist,  und  fraigt  der  scholies  den  scheflen. 

s)  S.  G.  All)eroni3  c.  14,  MGSS.  8,  251,  1132;  Bd.  3  Xo.  286,  1327— 132Ö;  S.  166,  io. 
1337.  Die  Übergabe  an  den  Palastkeltner  erfolgt  gegen  Quittung,  s.  Bd.  3,  410,  so;  411,  n, 
1327.  —  Eine  .Abrechnung  des  Pnlastkellners  mit  dem  Erzbischof  von  1339  steht  im  Cliron. 
monet.  bei  Honth.  Ilist.  2,  1170,  cit.  Bd.  3,  439  Note  7,  auf  S.  440. 

^)  So  führt  Oberwesel  in  dieser  Zeit  seine  I.'berschüsse  nach  Koblenz  ab,  s.  No.  294 
und  295,  1344—1346;  doch  gehen  Weinproben  auch  damals  noch  direkt  nach  Trier,  s.  a.  a.  O. 


—     1471     —  l^ie  Landesverwaltung.] 

der  Palastkellnerei  durch  den  Wechsel  der  Zeiten  hindurch  ziemlich  unver- 
ändert erhielt,  verfiel  das  Kämmereramt;  ursprünglich  ministerialisch  ist  es 
schon  um  1240  erblich  geworden^;  später  genannte  Kämmerer  sind  nur 
Kammerherren  in  unserm  Sinne  ^. 

Und  die  Funktionen  des  Kämmerers,  in  dessen  Händen  bisher  die 
Finanzverwaltung  hauptsächlich  gelegen  hatte,  gingen  nicht  an  den  Küchen- 
meister über  —  an  das  alte  Küchenmeisteramt  schon  deshalb  nicht,  weil  das- 
selbe, ministerialisch  wie  die  Kämmerei  ^,  auch  wie  diese  erblich  geworden  sein 
wird.  Nim  treffen  wir  allerdings  im  14.  und  15.  Jh.  wieder  einen  in  Amts- 
weise angestellten  Küchenmeister*  als  Finanzbeamten,  indes  er  ist  nur  Teil- 
verwalter, nicht  Generalverwalter  der  Finanzen.  Seine  Wirksamkeit  erhellt 
am  besten  aus  der  Amtszeit  Thielmanns  von  Rodemacher,  welcher  mindestens 
von  1327  bis  1338  Küchenmeister  war'^.  Unter  ihm  stand  die  coquina,  die 
parva  coquina,  die  butticlaria,  die  panetaria®;  über  sie  alle  führte  er  die 
grofse  Küchenrechnung,  welche  mit  dem  Liber  expensarum  domini  ganz  oder 
teilweise  identisch  ist^.  Er  konnte  auch  für  seine  Ausgaben  kleine  Sunnnen 
selbständig  anweisen  ®,  indes  im  allgemeinen  wurde  seine  Kasse  aus  der  Zen- 
tralkasse gespeist".  Mochte  darum  auch  der  Küchenmeister  als  Mitglied  des 
landesherrlichen  Rates  zugleich  in  mannigfachen  Geschäften  verwendet  werden^® 


S.  459,  86,  ebenso  einige  Lieferungen,  a.  a.  0.  S.  461,  12;  462,  la,  475,  is,  1345 — 6.  Zur 
Abgabe  von  Geld  an  die  Kellnerei  Koblenz  gegen  Quittung  s.  a.  a.  0.  S.  460,  14,  1344—45; 
467,  24  f.,  1345—6. 

^)  S.  MK.  ÜB.  8,  713,  1241,  cit  oben  S.  1427  Note  2. 

«)  S.  Bd.  3,  485,  44,  1342;  vgl.  auch  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  WW.  kamerknecht, 
kemmerlink. 

8)  MR.  ÜB.  2,  117,  1191 :  Abt  Gottfrid  von  Echtemach  bestimmt  gewisse  Einkünfte  aus- 
schliefslich  zunächst  zur  Kostenbestreitung  einer  Bleibedachung,  dann  zur  Fabrik  der  Kirche.  Dazu 
eine  besondere  Einnahmekoramission  gebildet,  bestehend  aus  W.  custos,  W.  sacerdos,  H.  cocus 
et  ministerialis  noster.  —  Im  übrigen  vgl.  zum  früheren  Vorkommen  der  Küchenmeister  noch 
Cantat  s.  Hub.  50,  MGSS.  8,  593,  um  1080:  Dodo  dispensator  episcopalis  mense  (von  Lüttich); 
Testament  des  Erzbischofs  Johann  (f  1212),  MK.  ÜB.  2,  297:  der  Cocus  hat  8  garciones 
unter  sich;  Ennen,  Qu.  2,  175,  174,  1288:  Kölner  Ministerialen,  u.  a.  Th.  magister  coquine, 
R.  panetarius.    S.  femer  noch  zum  folgenden  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  W.  kuche. 

*)  Zum  14.  Jh.  vgl.  die  folgenden  Noten,  für  die  spätere  Zeit  Bd.  3,  306,  10,  1502. 

^)  Zuerst  erscheint  er  in  der  Saarburger  Rechnung,  Bd.  3  No.  288,  zuletzt  wohl  Bd.  8, 
424,  10,  1337—1888;  s.  auch  Bd.  8  Namenregister  u.  d.  W.  Rodemachem. 

«)  S.  Bd.  3,  426,  14  f.,  1838;  480,  19,  1889;  433,  7,  488,  84,  1340. 

^)  S.  Bd.  3,  426,  8,  1338.  8  Stücke  bei  erster  Abrechnung  mit  der  Zentralkasse  ver- 
gessener Küchenmeisterrechnung  stehen  Bd.  8,  426,  u,  1838—1889;  480,  9,  1889—1340; 
433, 7,  1340. 

^)  Bd.  8,  410,  37,  1827-8:  der  Kellner  von  Saarburg  zahlt  cuidam  Gileto  armigero 
2  mir.  [siliginis]  de  iussu  magistri  coquine.    Eine  gleich  autorisierte  Zahlung  S.  410,  88. 

»)  Bd.  3,  426,  8,  1339. 

^^)  Bd.  3,  409,  81,  1327  Nov.  26:  archidiaconus  Treverensis  et  decanus  sancti  Simeonis 
Thielemannus  magister  coquine  in  der  Kellnerei  Saarburg;  vgl.  dazu  S.  410,  20,  1827 
Novbr.  26:  Vdrus  decanus  cum  archidiacono  Treverensi  in  Saarburg;  Bd.  8,  417,  11,  1884: 


[Eatwicklung  der  LanJesgenalt.  — -     1472     — 

und  eine  aojfesehene  Htcllimg  eiunehiiicii ;  in  der  Zenti'alfinanzvei'waltung 
spielte  er  QUf  eine  untergeordnete  Rolle. 

Wer  übernahm  da  nun  iiei  dem  Wegfall  des  KiUnnierers,  dem  Zurück- 
ti-eten  des  Küchenmeisters  die  Aufealie  der  obersten  FinanzverwaltungV  Eine 
Zeit  laug  scheint  man  sich  mit  geistlichen  Genewlrezeptoreu  liegntigt  zu 
haben ' ;  dann  treten,  unter  Erzbischof  Balduiu,  judische  Banquiers  au  die 
Spitze  der  Finanzen,  nachdem  sie  schon  unter  Erzbischof  Heinrich  (1260 — 
1286)  eine  gewisse  Rolle  im  erzbischöflichen  Rat  gespielt  haben*.  Der  erste 
jfldische  Fiuanzmiuister,  welchen  wir  kennen,  ist  Muskin  oder  Mussechin;  er 
amtiert  mindestens  von  1323  bis  133Ij^;  nach  dem  J.  1336  scheint  er  den 
Koblenzer  Moselzoll  für  88000  M.  gepachtet  zu  haben*;  1339  wird  er  als  Re- 
storlien  anfjeführt'.  Sein  Naclifolger  wai'  der  uns  schon  hinreichend  bekannte 
Jakob  Daniels,  1336—1341^;  dessen  Kachfolger  sein  Sohn  Michael,  mindestens 
bis  1345,  venuutlich  bis  1349'.  Mit  den  Judenschlachten  um  die  Mitte  des 
14,  Jhs.  scheint  dann  die  Reihe  jüdischer  Finanzininister  geschlossen  zuhaben*. 
Sehr  eingehend  sind  wir,  dank  der  No.  291  des  dritten  Bandes,  über  die 
Amtsführung  Jakob  Daniels'  unteirichtet.  Wir  sehen  ihn  völlig  bureaumfifsig 
eingerichtet;  er  hat  eine  hebriüsche  Kanzlei  und  fühlt  seine  Bücher  deni- 
geniilTs  hebrüisch " ;  er  und  sein  Bureauchef  werden  oftiziell  ludei  doniiui 
genannt'". 

Ausgaben  der  KflLiorei  WittUch  pro  magisti'U  cviiuine  vetiieiite  de  Hciio  cun'.  pecouin  douiüii. 
Vgl.  xa  diesen  Nacliricblea  Bd.  2.  532— ä33. 

')  S.  Bd.  3,  114,  II,  ISIS',  dazu  Nameurcg.  u,  d,  W.  Auselmus  cellerariufi  und  'Bald. 
Kesaelat.  S.  124,  1302  Juni  25,  sowie  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  W.  bursa  aithiepiscopi.  In  ver- 
wandter Weise  bat,  nach  irRheingrafen,  Wpmw  von  Boland  einen  Dispensator  Burcbardus. 
S.  auch  Ces.  Heistcrh.  Dial.  12,  33:  Theodericus  Traiectcnsis  episcopng,  de  Castro  Nnreber^ 
oriuudus,  scrvum  quendam  habebat  ETerwacb  nomine  providiim  satis,  qiti  in  dircrsis  loci<> 
bona  illius  djs|>eiiüavit.  erat  cnini  in  cunimiüüo  lidi'lis,  in  ad  min  istrat  ione  iitilis,  diligcns  ac 
cireiiinsiH.'ctuj;  propter  quod  a  dominn  suu  aniabatur.  undc  quidam  es  ofiicialibus  qi  di'tivi- 
hentcs  ex  invidia  accusabant  illuni  apiid  tpiscopiim  diecnleü:  domine.  neu  ßdcUter,  iit 
aestimatis,  Evcruach  iionn  vcstra  dispi'nsat;  cousulimus,  ut  cum  cd  conipiitetis.  quod  cum  fac- 
tum fuissct,  tarn  i-ationabüiter  computavit,  iii  ouuioni  episcopo  toUcret  suspitioiiem.  habeliat 
enini  omnia  iiotata  in  cartula. 

s)  G.  Truv.  c.  191. 

»)  b.  Bd.  3,  421  Note  3.  Ilor  Eizbisehnf  Balduiu  war  ihm  eine  Summe  schiddig  ge- 
blieben, welche  Jakob  Daniels  in  seine  Amisperiode  Übernimmt  a,  n.  0.  S.  421,  lo,  1*36. 

')  Bd.  3,  425,  «,  133Ö;  s,  auch  a,  a.  O.  S.  421,  so,  1886;  429,  t,  1339.  A'ielleicht 
ist  er  auch  identiscli  mit  Mussechin  in  Koblenz,  Gläubiger  des  Gi'afen  von  Vimuburg  über 
1550  mr.  (c.  200000  M.)  seit  1333,  Bd.  3,  172,  s,  1339:  in  diesem  Falle  hiefse  sein  Sohn  Got- 
schaik,  Bd.  8,  172,  ü.,  1389, 

''■)  Muskin  Iiidcus  defunctus,  Bd,  3.  172,  as,  1339. 

"J  S-  oben  hl,  1451, 

')  S,  oben  S.  1451,  auch  Bil.  3,  435,  »,  -a.;  val.  ;<.  463,  .;,  1344-1345;  47'J.  j.. 
1345—1346. 

«)  H.  miteii  S,  1480  Kote  1. 

»)  S.  Bd.  3,  423,  6,  1337-1338. 

'")  S.  u.  a.  Bd.  3,  437,  n.  1341;  193,  i,  1345, 


I 


—     1473     —  I^ie  Landesverwaltimg.] 

Um  nun  die  Geschäftsführung  selbst  kennen  zu  lernen,  bedarf  es  einer 
Einsichtnahme  in  den  nicht  vor  dem  J.  1345  gefertigten*  Rechnungsabschlufs 
der  Finanzperiode  1336—1341.    Hier  tritt  nun  folgendes  zu  Tage-: 

Ib.       s.    hl.  Mark  ca. 

Die  Kassenbestände  vor  Abzug  der  Nachträge  ergeben 72920  12    6  3208500 

Davon  gehen  ab  an  Nachträgen  zu  den  einzelnen  Rechnungen,  gebucht  38179    6  10  1591 700 

do.                                            ungebucht    2171     7  —  95500 

Blieb  als  Restforderung  des  Erzbischofs  an  Jacob  im  J.  1341    .   .   .  32569  19  —    1521300 

Hienon  sind  bis  ca.  1345  abgegangen  als  von  den  Juden  gezahlt .   .     5774  10  —      254080 
Es  werden  femer  abgerechnet  als  von  den  Juden  zu  erwarten  c.  .   .  12000 528000 

Bleibt  Kestforderung  des  Erzbischofs  an  Jacob  im  J.  c.  1345    .    ..   14795    9    8       749220 
Hiervon  ist  zweifelhafte,  noch  aufzuklärende  Schuld 3288 144670 

Mithin  bleibt  als  sichere  Forderung  des  Erzbischofs 11507    9    8       604550 

Dabei  bleibt  eine  Schuld  des  F^bischofe  von  im  J.  1341 35574  10  —    1564180 

Hiervon  Sindbis  c.  1345  durch  Judensteuem  abgetragen 5774  10  —      254080 

Bleibt  c.  1S6  als  Schuld  des  Erzbischofs 29800 1310100 

Hiergegen  steht  ein  Guthaben  des  Erzbischofs  an  die  Juden  von  c.  12000 528000 

Mithin  bleibt  als  Schuld  des  Erzbischofs 17800 782100 

Diese  Abrechnung  ist  nur  auf  Grund  folgender  Annahmen  zu  erklären: 
die  Finanzvenvaltung  des  Erzstifts  wird  auf  der  Grundlage  des  jüdischen  Ein- 
kommens im  Lande  geführt.  Will  der  Erzbischof  Kredit  in  Anspruch  nehmen, 
so  haben  ihm  die  Juden  vorzustrecken,  entweder  selbständig  oder  durch  Auf- 
nahme von  Schulden  ihrerseits^  bei  andern  Judengemeinden  (Strafsburg*, 
Metz Z^).  Die  auf  diese  Weise  flüssig  gemachten  Kredite  bilden  einen  grofsen 
Teil  des  Betriebsfonds  der  erzbischöflichen  Hauptkasse.  Zum  Entgelt  für  diese 
rücksichtslose  Inanspruchnahme  gestattet  der  Erabischof  den  Juden  vollste 
Einsicht  in  seine  Finanzgebarung,  indem  er  einen  der  ihrigen  zum  Finanz- 
minister  macht.  In  dieser  Eigenschaft  scheinen  sich  die  hervorragendsten 
jüdischen  Banquiers  ohne  bestimmte  Periodisierung  nach  freier  Vereinbarung 
mit  dem  P]rzbischof  abgelöst  zu  haben. 

¥Aii  raffiniert  durchdachtes  Svstem,  den  Juden  das  Odium  des  Wucher- 
treibens  zu  überlassen,  den  Vorteil  der  Wucherfrüchte  aber  selbst  nach 
Belieben  einzuheimsen;  erträglich  wohl  nur  imter  den  Händen  eines  so  ein- 


1)  S.  Bd.  3,  422,  5—6. 

2)  S.  Bd.  3,  4:35. 

3)  Über  die  jährlich  von  den  Juden  1336—1339   gezahlten  Summen   s.  oben  S.  1456 
Note  2;  zur  Art  ihres  Beitriebs  Bd.  3,  169,  21,  133Ö. 

*)  S.  Bd.  3,  419  Note  2:  435,  si,  dazu  oben  S.  1452  über  Vivelin  Rode. 
'^)  S.  Bd.  3,  424,  17,  1338;  430,  n,  1339. 


[Kiitwifiklnng  der  Landesgewalt.  - 

sichtifteii  HeiTschers,  wie  es  Baliluin  war.  Natürlich  aber  inuTste  dies  System 
eine  volle  Identifilcation  der  erzbischöflichen  iiiid  der  jüdischen  Geldinteressen 
zur  Folge  haben.  In  der  That  seilen  wir  nun  die  Juden  des  Herrn  für  den 
Erzbischof  kaufen  und  Pfandgeschäfte  machen ' ;  wir  sehen  den  Erzbiscbof 
Judenschulden  quittieren*;  wir  sehen  jüdische  Fortlerun^ien  durch  die  erz- 
bischöfliche Zentralvei-waltunfT,  versteht  sich  gegen  angemessene  Prorision,  zur 
Einziehung  gebracht*.  Und  diese  ganze  Veniuickung  ist  möglich  doch  nur 
auf  Grund  der  völlig  prekären  privatrechtlichen  Stellung  der  Juden  *.  Aus  ihr 
als  tiefster  "Wurzel  folgt  freilich  wie  rfiese  finanzielle  Ausnutzung,  so  auch  die 
mächtige  Beachützung  der  Juden  durch  die  Landesgewalt. 

Doch  vermeiden  wir  es,  weiter  auf  die  heilloien  Konsequenzen  einzu- 
gehen, welche  die  Geschichte  aus  der  schiefen,  zwi'when  materiellem  Über- 
flufs  und  rechtlicher  Ohnniaclit  sehwankenden  Stellung  der  Juden  unerbittlich 
gezogen  hat;  beschäftigen  wir  uns  vielmehr  noch  nnt  emi^en  Detailfragen 
aus  der  jüdischen  Verwaltung  der  Territorialfinanzen. 


')  S.  Bd.  3,  420,  li,  1336,  dazu  Sote  4;  420,  so,  1336,  dazu  Note  h-  424.  >n  f..  138a 
•Bald.  Kesselst.  S.  727,  1343  Januar  21:  Harlrad  Herr  von  Sehönecken  verkauft  an  Jakob 
Panids  zu  Trier  alle  sein  gut  und  seine  gßlte  zu  Lnnghen  uf  der  Mosele  bei  Loisch  für 
200  kl.  gl.  von  Florenz;  Cod.  Seim.  178,  134.*!:  Reinriclj,  Herr  von  Mall-erg.  vergleicht  sich 
mit  Trierisclien  Juden  über  Eeine  bei  ihnen  gemachten  Schulden  und  giebt  ihnen  die  Villen 
ürimoldei-oit  und  Hizenrot  mit  der  hohen  imd  niedern  Gerichtsbarkeit  in  PfBndnntrnngj 
Bd.  3,  No.  156.  1343;  166,  1345;  dazu  Bd.  .%  S.  420  Sote  4  und  6.  Natilriich  nimmt  dag 
jüdische  Konsortium  dafür  auch  alle  Einnahmen  an  sich.  vgl.  'Mayener  Kellnereirechnung 
1345:  dedi  domino  [Dberschricbcn  per  manua  lacohi  Dajuelia  ludei]  anno  lx°  qiiarto  die  9* 
ianaarii  1499  mr.  Hierhin  gehört  wohl  auch  »Cod.  Himinerod.  Bl.  42  ^i.  133S— IS.W:  Ab- 
rechnung von  Hiramerode  mit  lacobus  ludeus  de  omni  deliilo  seu  usuranun  excrescentiis ,  in 
summa  800  Ib.  hl. 

=)  S.  Bd.  3  No.  143,  1339.  Hierhin  gehört  auch  'Bald.  Kesselst.  8.  36  und  S.  291, 
S  6,  1338  Äliirz  18,  Oljerwesel:  ob  kein  Jude  quenie  zä  Wesele  oder  anderswa  und  brecht« 
lirieve  von  schult,  die  u.  h.  gerechenl  oder  gesum^ict  ist,  die  wir  u.  h.  under  unserm  deinen 
ingcsig<'le  nSlichc  beschrcben  han  gegeben,  die  schult  von  den  brieven  ensal  u.  h.  noch  kein 
sin  ampman  gestaden  noch  darzu  vorderen,  daz  icman  die  anderwerbe  zaie  oder  keime  .  . 
Juden  gebe.  Sinn :  eine  Reihe  dem  Erzbischofe  geschuldeter  Summen  in  Oberwcsel  {es  sind  aber 
offenbar  Schulden  an  die  Juden  des  Erzbiachofs)  sind  vom  Rate  in  einem  Schuldiettel  notiert 
und  dem  Erzbischofe  bezahlt  worden:  nun  soll  sie  kein  Jude  zum  zweitenmalc  einfordern. 
B.  dazu  auch  v.  Ledeburs  Archiv  14,  214.  1343:  die  Rede  von  Summen,  welche  der  Graf 
von  Sponheini  unserm  eg.  Lerren  von  Trieren  oder  sinen  Juden  schuldig  ist. 

')  S.  Bd.  3,  183,  21,  1342;  455,  n,  1344:  der  Obert-eseler  Kellner  nimmt  ein  lö  Ib. 
hl.  . .  a  quodam  ludeo  Wormatiensi ,  qui  repetüt  virtute  cuiusdani  littere  debitimi  30  Ib.  in 
Wesalia.  Vgl.  femer  a.  a.  0.  S.  465,  u,  1345—46:  der  Oben*-escler  Kellner  nimmt  ein  a 
Petro  talzgreben  et  Henrico  Voismoil  8  mr.  et  6  s.  d.  de  quadam  litiera  David  occisi  ludei, 
i|ue  littera  tangebat  lohannem  dictum  Minner  tanquam  dehitorcm  principalem.  Zwei  äbulicbe 
Falle  auch  noch  im  folgenden.  Ilaa  littcras  tres  recepi[t  cellerarius]  a  Levi  ludeo  Con- 
fluentino,  et  quasdani  alias  litteras  de  mandato  amicomm  domini. 

')  S.  oben  S.  1453  ff. 


—     1475     —  Die  Landesverwaltung.] 

Eine  der  bemerkenswertesten  Erscheinungen  in  dieser  ältesten  aller  uns 
genauer  bekannten  mittelalterlichen  Finanzven^^altungen  eines  Territoriums  ist 
schon  besprochen  worden  ^  Es  ist  die  Art  der  Budgetienmg ;  sie  lief  darauf 
hinaus,  von  den  Einnahmen  im  Verlauf  einer  Jahresetatsperiode  nur  das  Not- 
wendigste zu  bestreiten,  über  die  Verwendung  des  somit  entstehenden  grofsen 
Überschusses  aber  Bestimmung  bis  nach  Abschlufs  des  Etatsjahres  vorzu- 
behalten. Die  Folge  dieser  nach  Lage  der  Finanzen  sehr  weisen  Mafsregel 
war  in  der  Verwaltung  allerdings  die,  dafs  zu  jedem  am  Ende  des  Etats- 
jahres erfolgenden  Hauptrechnungsabsclilufs  späterhin  noch  ein  besonderer 
Nachtragsetatsabschlufs  gefertigt  werden  mufste,  ehe  sich  die  Finanzlage  völlig 
tibersehen  liefs.  Eine  solche  Übersicht  über  die  Nachtragsetats  der  fttnf  Jahre 
von  1336  bis  1341  in  ihrem  Verhältnis  zu  den  Hauptrechnungsabschltissen, 
und  eine  definitive  Abrechnung  über  dieselben  ist  es,  was  in  dem  kleinen 
Bd.  3  S.  41 9  ff.  herausgegebenen  Heftchen  vorliegt. 

Der  Hauptrechnungsabschlufs  erfolgte  nun  jährlich  zu  Remigii,  dem 
1.  Oktober^;  das  somit  entstehende  Etatsjahr  wurde  durch  Osteni  in  zwei 
ungleiche  Teile  zerlegt^.  Im  Gegensatz  zu  diesem  Hauptabschlufs  wurden  die 
Abschlüsse  der  Unterrezepturen,  speziell  der  Kellnereien,  einem  alten  Brauche 
gemäfs*  bis  mindestens  zu  dem  vorhergehenden  Johanni  gefertigt*:  ein  Ver- 
fahren, welches  den  Vorzug  hatte,  dafs  man  im  Oktober  jedenfalls  mit  grofser 
Sicherheit  alle  Einnahmen  übei-sehen  konnte. 

Die  Einnahmen  dieser  Unterrezepturen  liefen  nun  schliefslich ,  ab- 
gesehen von  besonderen  Anweisungen,  sämtlich  in  der  Hauptkasse  in  Trier  zu- 
sammen, höchstens  dafs  in  Koblenz  für  eine  Anzahl  benachbarter  Kellnereien 
eine   vermittelnde  Durchgangsstelle  geduldet   ward*^.     Wie    die   Einnahmen 


1)  S.  oben  S.  1466. 

s)  Bd.  3,  161,  20.  Vgl.  auch  Bd.  8,  162,  21,  1845;  204,  10,  1349,  wonach  auch  die 
Amtsperiode  der  Amtleute  sich  bisweilen  an  dieses  Datum  anschlofs.  Das  Ilechnungsjahr 
des  Elisabethcnhospitals  schliefst  im  13.  .)h.  2.  H.  mit  omniiun  sanctomm;  s.  USElisab.  Hosp. 
Bl.  51».  In  den  Stadtrechnungen  des  14.  Jhs.  besteht  noch  kein  bestimmtes  Finan;gahr:  s. 
für  Nürnberg  Hegel,  Chroniken  d.  d.  St.  1,  281 ;  Frankfurt  (wenigstens  keine  Bilanz),  Kriegk, 
Biirgerzwistc  S.  29;  Wien,  Schalk,  Bll.  d.  V.  f.  Landeskde.  Niederösterreichs  17,  4;  StraTs- 
biu*g,  Schmoller,  Quellen  u.  Forschgn.  z.  Sprach-  u.  Kulturgesch.  74,  47.  Vgl.  auch  Schmoller, 
Epochen  der  Finanzpolitik,  Jahrbuch  Bd.  1,  44. 

»)  Bd.  3,  204,  9,  1349. 

*)  S.  Lac.  ÜB.  1,  165,  257,  11  Jh.;  MR.  ÜB.  3,  320,  1227,  cit  oben  S.  977  Note  1; 
Ennen,  Qu.  2,  1S3,  183,  1238;  oben  S.  861  §  10,  1296.  Dagegen  galt  für  Pachtungen  (und 
auch  für  Erbzins  in  den  Städten :  Ennen,  Qu.  2, 232,  229, 1243)  noch  lange  kein  fester  Termin, 
s.  oben  S.  965  Note  3. 

^)  8.  dazu  oben  S.  1412  Note  7.  Nach  FronfEisten  wurde  in  Oberlahnstein  (mainzisch) 
gerechnet,  s.  Khenus  1,  61,  1444. 

*)  In  Koblenz  scheint  der  Dechant  von  SFlorin  zeitweilig  ein  Untereinnehmer  der 
Zentralkasse  zu  sein,  s.  Bd.  3,  421,  26,  iaS6;  429,  7,  1339.   Vgl.  auch  noch  Bd.  3,  456,  tsf., 


[Kutviitkluiig  dc^i*  Lmulesgewalt.  —     1470     — 

durchweg  iu  die  Hauptkasse  flössen,  so  zahlte  auch  die  Hauptmasse,  abgesehen 
wiedemm  vou  noch  starken  Resten  des  Auweisuussverkehi-s.  allein  aus'.  Diese 
Auszahluiipeu  geschahen  auf  Zahlbefehl  des  Laudesherrn*  oder  der  einzelne« 
Beamten  als  Voreteher  von  Auszahlstellen  oder  einzelner  Räte,  in  den  letztere» 
Fällen  pepen  Quittung  bezw.  t}l)er]assung  der  Verbrauclisbelepe.  So  wies  der 
Küchenmeister  auf  die  Hauptkasse  an^,  nicht  minder  der  Elemosiuar*,  die 
mit  der  Lehns^reldeiTens'altunp  beauftragten  Personen*,  der  Marschall ",    der 


1344—45;  der  Oberweseler  Kellner  führt  ab  nach  KobleiK  nii  Jnkoh  Daniels  ludciis  doiuini 
und  J<»ep  de  DQsberg  ludeus  (Tgl.  S.  479,  17,  1346)  218  mr.  ä  e.  d.  2  hl.:  au  den  KoMenzet 
Kellner  Peter  Sure  200  rar.  d.  S.  dam  a.  a.  0.  S.  459,  ^,  wo  tob  einer  rocatio  ainicoruin  <lo- 
mini  . .  Irina  ad  fereuduiu  pecHuiam  Cnnfluentiam  die  Bede  ist.  Weitere«  Geld  wird  aus 
Oberwesel  nach  KoMeta  abgeführt  S.  460,  7  f.,  1344—5.  Für  dnä  Jahr  1845—1346  s.  Bd.  8. 
467,  m:  der  OberweBeler  Kellner  fiüirt  ah  an  den  Landesherm  per  manus  Gerliardi  rapellani 
in  Confliienlia  15.  Sept  1845  138  nir.  10  a.  d.  8  d.;  au  den  Koblenzer  Kellner  Peter  Sä« 
4.  Febr.  1346  63  ou-.  5  s.  d.  4  hl;  an  Amtmann  und  Kelbier  von  Koblenz  334  mr.  8  s.  ä. 
8  d.  am  29.  SlUrz  1346.  Doch  liefert  die  Koblenzer  Kelliierei  wiederunt  nlles  Geld  an  die 
Trierer  Zentralkasse  ob,  a.  a.  0.  S.  425,  117,  1338. 

')  Iteiclit  der  Geldvorrat  der  Hauptkasse  nicht  aus,  so  wird  von  ihr  auf  untere  Ter- 
waltungon  angewiesen  und  zwar  zunächst  auf  die  Zollverwaltung:  Bd.  3,  425,  la  t^  133:^. 

')  ad  umndatum,  de  iussu  domini,  s.  Bd.  3,  429,  m;  432,  1,  1340. 

"]  y.  Bd.  3,  420,  0:  426,  «;  s.  dazu  oben  S.  1471  Note  7  und  9. 

')  ^j.  Bd.  3,  421,  s;  426.  is;  427,  n;  430,  1;  433.  10.  Zum  Amt  des  ElemosinarB  vgl. 
V.  Herib.  Colon,  c.  9,  MGSS.  4,  748;  'Koblena  St  A.  WC.  VIII,  Bl.  143"  Ko.  415,  reg.  Goera, 
Begg.  d.  Erzb.  ä.  233,  14T1  Äug.  25:  Wir  Johan  etc.  tun  kont  und  l>ekeiinen  uffentlich  an 
diesem  brieve,  das  wir  angesehen  und  betrachtet  haben  anneme  getmwe  fliesige  dienste,  so 
Johan  von  Berberg  unser  Spender  und  lieber  gcitruwer  unserm  nehsten  Turfaren  und  auch  ma 
und  unsemi  stift  bisher  gelaen  halt  und  ftirbas  zu  tunde  willig  ist,  und  haben  als  damnili 
denselben  Johan  als  unscm  und  unsers  Stifts  dienere,  so  lange  er  in  leben  ht,  liegiiadet 
und  gefrihet  also  das  er  sine  Icbtage,  so  lauge  und  dwilc  er  im  fui'geburge  zu  Erembreitstein 
ader  zu  Moelen  im  Daile  und  in  dem  gcrichtc  zu  Nei'emlierg  mit  siner  huiswunuuge  schszliaft 
blibet,  von  allen  und  iglichen  froeneu  achten  waelien  Beheizungen  diensten  reisen  und  anders 
desglii'li,  damit  unsere  undertanen  und  bürgere  im  gerichte  zu  Nercnilicrg  gesessen  uns  und 
unserm  stift  veijiflicht  siu,  ganz  fii  imd  entbonden  sin  sal:  doch  also,  das  der  gennut  Johan 
von  Berberg  von  siner  erbschaft  und  gutei-n  in  dem  egemelten  gerichte,  die  er  izunt  hette 
oder  liemach  nberkonimen  und  eroberen  mag.  pflichtig  und  schuldig  sin  sal  licde  sthetzunge 
und  anders  zu  geben  und  zu  liantreichen ,  glich  als  dan  dieselben  gutere  \onuails  und  e  sie 
an  ine  sint  kommen  zu  tunde  schuldig  gewest  sint,  sunder  alle  argeliste.  l'nd  des  zu  Urkunde 
hain  wir  unser  ingesigcl  an  diesen  bcief  tun  henken,  Datum  Kreml >reitjtein  douiinica  post 
Bartholomei  anno  etc.  Ixxprimo. 

")  S.  Bd.  3  Wortr.  u.  d.  W.  über  lidelium.  Die  LeJinsverwaltung  wunle  wohl  von  bc- 
stimnitcn  Kaplatien  der  Kanzlei  gefiihii.  Auch  die  Kanzlei  nies  tibrigens  bisweilen  an.  so- 
weit ihre  eigenen  Einnahmen  von  Taxen  u.  s.  w.  (s.  oben  S.  1441)  nicht  ausreichten,  vgl,  Bd.  3. 
423,  III,  13:J7,  und  oben  S.  1432  Note  7. 

^)  Bd.  3,  425,  le,  1338.  I>er  Marschall  regelte  wohl  auch  die  Ver|>roviantieniug  der 
Burgen.  CUM.  3,  155,  1328.  S.  267,  betmg  die  gewohnliche  Verprovinntierung:  für  Kochern 
200  ndr.  lioggen  luid  12  Fuder  Wein;  fiir  llandersclieid  100  inlr.  RoRgen  und  8  Fuder  'Wein; 
fttr  Bemkastel  100  mir.  Roggen  und  S  Fuder  Wein,  alles  Ti-iercr  Mjfs.  S.  auch  Bd.  3. 
439  Note  1. 


—     1477     —  I^ie  Landesverwaltung.] 

Palastkellner^ ,  die  Roisemarschälle  - ;  die  einzige  Verwaltimg,  welche  sich  in 
Ausgabe  und  Einnahme  von  der  Hauptkasse  gesondert  hielt,  scheint  die  geist- 
liche Intraden-  und  Subsidienverwaltung  gewesen  zu  sein^. 

Die  Hauptkassenverwaltung  fl\hrten  nun  die  Juden  des  Hemi,  der 
eigentliche  Vorstand  und  dessen  Bureauchef,  der  scriptor  ludeus*.  Die 
( )riginalbuchung  war  hebräisch  *,  doch  scheint  die  aus  ihr  ausgezogene  Haupt- 
rechnung fi\r  den  A])schlufs  am  1.  Oktober  lateinisch  bearbeitet  worden  zu 
sein^;  in  ihr  wurden  zugleich  alle  eingegangenen  Ml\nzsorten  unter  Kurs- 
berechnung in  eine  einheitliche  Mi\nzsorte,  unter  Jakob  Daniels  in  Ib.  hl. 
umgerechnet^. 

Auf  Vergleichung  dieser  Hauptrechnung  hin  mit  den  Belegen  wie  nament- 
lich mit  der  hebräischen  Buchimg^  und  mit  dem  Kassenbestand  ^  am  1.  Ok- 
tober wurde  nun  die  ei-ste  Entlastung  erteilt.  Die  Vergleichung  war  Sache  der 
Kanzlei,  wie  wir  auch  in  anderen  Tenitorien  frt\h  wie  spät  die  Kanzlei  zur 
Kontrolle  der  Finanzverwaltung  herangezogen  sehen**.  Wahi-scheinlich  wurde 
nun  die  Kanzlei  in  der  Weise  beteiligt,  dafs  man  aus  einer  Anzahl  von  Ka- 
plänen  und  andern  Räten  eine  Revisionskommission  bildete,  welche  dann  vor 
d(nn  Landesherrn  berichtete,  worauf  dieser  in  Gegenwart  der  Rechnungs- 
behörde wie  der  Revisionskommission  entlastete.    So  wenigstens  oder  analog 


•-)  Bil.  8,  430,  8,  1339;  431,  21,  1340;  433,  5,  VUO.  Vgl.  Peter  Maier  (Wyttenb.  u. 
Müller  G.  Trev.  2  Animadv.  S.  18)  1356 :  der  Erzbiscliof  reist  mit  126  Pferden  nach  XOm- 
berg,  er  braucht  auf  8  Reisetagen  4  clip.  aurei,  341  Ib.  hl.,  31  grossi  antiqui.  —  Im  übrigen 
wurden  auch  direkt  manche  Einzelsunimen  auf  die  Ilauptkasse  angewiesen,  z.  B.  konüssarisch 
festgestellte  Entschädigungssummen  für  besondere  Verluste  von  Beamten  im  Krieg  usw.,  s. 
Bd.  3,  423,  8  f.,  1837;  425,  ji,  1338;  482,  2«,  1340;  48:3,  1,  1840;  einmal  auch  ein  Stück 
Baurechnimg,  428,  19,  1839,  verrechnet  wohl  nach  Angaben  des  Biu-ggi*afen  von  Kochem. 

»)  S.  Honth.  Ilist  2,  S.  2-3,  sowie  Bd.  8,  No.  292,  1889—1841:  der  sigillifer  der 
Trierer  Kurie  (und  ebensowohl  der  der  Koblenzer  Kurie  bezw.  des  Oflficialats  der  Terra 
(iallicana)  führen  selbständig  Rechnung  über  fast  alle  geistlichen  Intraden,  auch  die  Sub- 
sidien;  die  Abrechnung  erfolgt  aber  vor  den  gewöhnlichen  Kontrolleinstanzen  der  welt- 
lichen Verwaltimg.  Ebenso  werden  jedenfalls  die  weltlich-ständischen  Beden  in  gesonderter 
Verwaltung  erhoben  und  veiTechnet.  Zur  Vei-^'altung  des  erzbischöflichen  I*rivatbesitzes  s. 
ii.  Trev.  c.  301 :  Erzbischof  Johann  VII.  (1581 — 1599)  emit  domum  zur  Goltreben  et  illuc 
bona  hiix  hereditaria  collocavit,  primiis,  qui  bona  familiae  et  privata  ab  archiepiscopalibus 
separavit  et  seorsim  administravit. 

')  Bd.  9,  429,  22,  1339;  437,  13,  1341. 

')  Bd.  3,  428,  6,  1387. 

«)  Bd.  3,  421,  7,  1336;  426,  9,  1388. 

')  Bei  kleineren  Venvaltimgen  geschah  die  Vergleichung  mit  dem  Kassenbestmd  durch 
Zerbrechen  der  (wohl  thönemen  und)  nicht  aufschliefsbaren  Kasse,  s.  Bd.  3  Wortr. 
u.  d.  W.  cisti. 

^)  (t.  ep.  Leod.  2,  69 :  der  Bischof  Wazo  abbates  et  presb}  teros  cum  nonnullis  ordine 
inferioribus  clericis  in  capellam,  quae  cubiculo  contigua  est,  iubet  recipi,  ut  his  coram  de 
rebus  ecclesiae  disponeret.  In  Handem  hat  der  Kanzler  sogar  das  ganze  Rechnungswesen 
nntrr  sich;  Wamkönig  1,  262  f.;  3,  117  f.    S.  auch  oben  S.  1432  und  1443. 


[Eutwicklimg  der  Landesgewalt.  —     1478     — 

gCBtaltete  sich  der  Geschäftsgang  hei    der  Entlastung  kleinerer  Fiaauzver- 
waltungen*. 

Die  Monita  der  Revisionskoiuinissiou  wiirdeu  dann  bei  Aufstelluiig  des 
Nachtragsetats  zur  Hauptrechnung,  der  zweiten  gi'ofsen  Budgotarl)eit  jeder 
Etatsperiode,  beillcksichtigt  Dieser  Etat  scheint  im  ganzen  ebenfalls  allein  von 
dem  hebräischen  Bureau  aufgestellt  wonleu  zu  sein,  indes  ist  es  sehr  wahr- 
scheinlich, dafs  sich  au  der  Aufstellung  auch  einige  Vertreter  des  Erzbischofe, 
wohl  Tviederum  einige  KaplRne,  beteiligten^.  Jedenfalls  aber  wurde  der  Nach- 
tragsetat wiederum  von   der  Eanzlei  revidiert,   und   zwar  wohl   durch  diuen 

']  Zur  Geschichte  der  Entlastiuig  vgl.  die  Rcthiuingslage  Gerhards  rnn  Sinzig  im  J, 
194S  coram  ofGciatis  [regis  Conradi  IV.],  oben  S.  1364  f.;  ferner  Arcb.  C'len,-aux  No.  66, 1300i 
Nos  Itnpertus  conies  in  Nassanwe  omiiilius  . .  volumus  fore  notum,  qu«Ki  loliannes  railea  ile 
BitHTg  nost^r  ofGciaCus  dilectus  in  ligilia  beate  Barhare  lirginis  ad  omnem  nosCrsn]  rolim- 
taieiii  integre  nohiscum  conputsvit  mediantitius  viris  houorabilibvs  et  diKcretis  videlicet  Hfr- 
mantio  libero  de  Maguntia,  Sigfrldo  de  Lintauwe,  .  .  de  Longinauwe  uülitibuB,  Marquardo  pa- 
■tore  eccieeie  in  Eckinstein  ac  H.  scultüis  ibidem,  et  hoc  tempore  sui  oüäciatug.  nos  omnea 
predicci  vero  provida  dclibei'atioDe  et  bono  Qostra  coQBensu  de  predicta  toniputatioiie  sumiu 
contenti.  HonÜi,  Hist  2,  88,  1813:  .Tohaon,  König  Ton  Böhmen,  stellt  dein  Erzbischoi  Balduin 
eine  Generelquittiing  aus  mediante  comptitatinne  tinnli  mtionahili  et  legiiima  nobis  fa^ta  et 
redditji  per  eundcui  anuo  domini  1313  die  penultima  mCDsia  iannarii  in  civltatc  Trevirensi 
in  pnlatio  suo  coram  nobilibuB  et  discretis  viris  Henrico  comite  de  Willnove,  Egidio  domino 
de  Rodemaehra.  magistro  Conrado  cancellario ,  Roberto  archidiacono  iii  ecciesia  Treiirensi, 
lohaune  de  Bmnshom  et  Paulo  de  Eich  militibus  uecnon  Petro  de  Griffe  et  Ladowico  de 
Eaiistne  clericis  notariis  dicti  domini  nostri  archiPiiiBCDpi  tarn  per  titeras  sigillatas  quam  per 
olia  dociimenta  apperlinentia.  Bd.  S  No.  288,  1328:  Bechntmgslage  des  Saarhurger  Kellners 
nobisciim  [dem  Eribisrhof]  in  palalio  nosiro  Treverensi  am  10.  Mni,  presentibus  Henrico 
capellano,  ThiWemnnno  de  Roderaacra  [Küchenmeister]  et  Johanne  clerico  capelle  nostre. 
Bd.  a  Xo.  292,  1339—1341;  der  Trierer  Sigiilifer  rcehiiet  ab  corum  arthieiiiscopo  in  jialatio 
Treverensi  presentibus  Elia  prei>osito  Moiiasterieiisi  vencrabili.  üiiirico  et  (.n-riimvlo  cupollanis 
nostriä  necnon  lacobo  I^iinieli!«  et  lacobn  seiiptore  Iiideis  no^itris.  Bd.  3,  4Sii.  ss,  1344.  Oher- 
vresel;  eine  Abrechnung  des  Kelhiers  cum  amicis  domini.  und  zwar  zu  Trier,  s.  S.  460,  i. 
Bd.  3,  462,  Inf.,  1345;  Reelinungslage  des  Oberweselcr  Kellners  tum  domino  in  palatio  Tre- 
verensi am  I.  Juni  ]>resentil)ns  Wemhero  Gerardo  Everhardo  ca]>el]anis  et  lolianne  de  AI- 
denar  pincema  nostris.  •Mayener  Kellnereirechnung,  1345:  feiin  4»  post  fesiuni  palmaruin 
domini  lacobus  decaniis  ecclesie  snncti  Florini  C'onfluenlini,  loliannes  de  Uz  burgi'avius  in 
Maien,  Tli.  de  Itinberg  scultetus  Monasteriensis,  Petrus  cellcmrius  Conlluentinus  et  Petnis 
cellei'arius  Monasteriensis  missi  per  dominum  Meien  ad  audieiidum  coniputationem  a  nie 
Gobelino  habucnint  in  paliulo  etc.  Bd.  3,  47:^,  :o  f.,  1346  2.  A|)ril :  Reelinungslage  des  (llier- 
weseler  Kellners  cum  dotiiino  in  jialatio  Treverensi  prei-entil      (        I       nt  I  t 

Paulini  et  Everhardo  capellanis  nostris.    Der  Recefs  trägt  d     P  t       Kol  1  n     2    Aj    1  1346 
Für  «)>ätere  Zeit  s.  noch  Loerscb.  Ingelheimer  Oberhof  149   161         l      t      Bd    1  261 
1411;  No.  236,   1443;  2S0,  s»,  1467;  289,   4«,  1476.    .     a    1    BI    J  M    1  I    ^\^\ 

reces  —  rechcnschatt 

^)  Bd.  3,  429.  K  f.,  1339.  Dafs  Knpläne  und  .lüde  I  b  |t  r  n  s.  h  uz  II 
Angelegenheiten  besorgen  konnten,  ei^ebt  sich  aus  der  Kjutnbl  mLifn 
der  englischen  Subsidien  in  Kühl,  Bd.  3,  428,  i>i,  430,  3,  1B39  IUI       4  7         1341 

Rccbnuugslage  des  Siegler«  presentibus  . .  Hennen  et  0    1     d        j  11  1      t 

Danieiis  et  lacobo  scriptore  ladeis  nostris. 


—     1479     —  Die  Landesverwaltung.] 

Kaplan^.  Auch  hier  wurde  wiederum  die  lateinische  Aufstellung  mit  der 
hebräischen  Buchung  verglichen^,  es  wurden  sonstige  laufende  Akten,  Zoll- 
rechnungen^, Lehnsregister  ^,  wohl  auch  Kellnereirechnungen*  befragt,  imd 
schliefslich  zog  man  auch  noch  den  jüdischen  Vorstand**  wie  sonstige  gerade  in 
Betracht  kommende  Personen®  zu  Kate.  Erst  auf  Grund  dieser  letzten  und 
genauesten  Revision  wurde  dann  für  beide  Rechnungen,  die  Hauptrechnung 
und  den  Nachtragsetat,  eine  gemeinsame  Aufstellung  vorgenommen  und  even- 
tuell Decharge  gegeben.  Doch  scheint  man  die  sch\\ierige  Arbeit  der  Re- 
vision des  Nachtragetats  und  der  Aufstellung  eines  endgültigen  Abschlusses 
nicht  jährlich,  sondern  nur  etwa  in  fünfjährigen  Perioden  vorgenommen  zu 
haben:  so  wurden  z.  B.  die  Etats  der  Jahre  1336—1341  auf  Einmal  revidiert 
und  gemeinsam  von  ihnen  entlastet. 

Revision  und  Decharge  wurde  in  diesem  Falle  nicht  vor  dem  J.  1345 
abgeschlossen^:  sehr  begreiflich,  wTun  man  die  Schwierigkeit  der  Prüfung 
bedenkt,  welche  fast  das  gesamte  Aktenmaterial  der  Etatsperiode  in  ihren 
Bereich  ziehen  mufste.  In  der  That  war  denn  der  Erfolg  der  Revision  auch 
ein  nach  unseren  Begriffen  sehr  wenig  vollkonmiener;  jährlich  finden  sich 
etwa  30000  M.  an  verlorenen  Posten,  welche  als  gezahlt  gebucht  sind,  ohne 
dafs  sich  ein  Zahlvermerk  findet.  Diese  Posten  stammen  vor  allen  Dingen 
aus  der  Lehensverwaltung®  —  vermutlich  erfolgten  gerade  hier  infolge  be- 
sondei-s  zähen  Festhaltens  an  Naturalbezügen  viele  Anweisungen  auf  Lokal- 
ämter: diese  wmden  dann  nur  im  Lehnsbuch  gebucht,  fanden  aber  in  den 
Rechnungsberichten  der  Lokalämter  an  die  Hauptkasse  keine  Meldung.  Aufser 
solchen  Fehlem  aber  kam  in  den  Berechnungen  der  Zentralstellen  selbst 
eine  ganze  Anzahl  von  Fehlem  rein  technischer  Natur  vor,  falsches  Umsetzen 
fremder  Münzen  in  die  gangbare  Valuta,  fehlerhafte  Kursberechnung,  ja  mi- 
richtige  Additionen  und  Subtraktionen®:  Fehler,  welche  jeder  milder  beur- 
teilen wird,  der  einmal  versucht  hat,  gi'ofee  Zahlen  in  römischen  Ziffern  nach 
den  vier  Si^ezies  zu  behandeln,  wie  es  die  Rechner  der  ersten  Hälfte  des 
14.  Jhs.  noch  meist  thim  mufsten^^.    Wenn  die  Verbreitung  der  Schreibkunst 


')  Bil.  3,  420,  22,  421,  24  f.,  1336;  423,  24,  1337;  425,  i,  1338;  430, 7,  26,  431,  2,  1339. 

2)  Bd.  3,  429,  12,  1339. 

»)  Bd.  3,  422,  10;  423,  is,  st;  428,  1;  431,  e:  434,  20;  435,  is. 

*)  So  wohl  Bd.  3,  432,  11  f.,  1340  die  der  Palastkellnerei. 

^)  Bd.  3,  423,  B,  1337. 

8)  Bd.  3,  424,  3,  1337. 

^)  Bd.  3,  422,  5—6. 

^)  Sie  werden  in  No.  291,  1336—1341  mit  folgenden  oder  verwandten  Worten  ein- 
geleitet: Inventa  in  libro  fideliiun  domini,  nescitiir  qiiis  solvent  pecuniam;  Inventa  in  libro 
üdeliiim  et  alibi,  de  qiiibus  dubitatur,  qiiis  solvent  pecuniam. 

*)  S.  dazu  den  Nachweis  in  der  Ta]>elle  auf  S.  419  des  dritten  Bandes. 
>«)  S.  Bd.  3,  420  Note  a,  vgl.  oben  S.  1443  Note  9. 


[Entwickln Qg  der  Landes gewalt.  —     1480     — 

in  tiefere  Klassen  zu  folgenieifhen  Verändei-ungen  in  der  VerwaltimgspraxiB 
Anlafs  gab,  so  hat  die  allgemeine  Einführung  der  arabischen  Ziffern  der  Finanz- 
Verwaltung  nicht  minder  kräftige  Impulse  gegeben.  Jedoch  sieht  man  von  den 
verhältnismaisig  geringen  Aussetzungen  ab,  welche  sich  gegen  das  Rechnungs- 
wesen des  hebräischen  Bureaus  und  die  Revisionsart  der  Kanzlei  im  Trierer 
Tenitorium  der  ersten  Hälfte  des  14.  Jhs.  vorbringeu  lassen,  so  winl  maa 
nicht  umhin  können,  der  binnen  kurzer  Zeit  erworbenen  Verwaltungsaua- 
bildung  dieser  Instanzen  alle  Auerkenjiung  zu  zollen. 

Aber  nicht  lange  blieb  die  Verwaltung  so  geregelt.  Schon  im  J.  1353 
erscheinen  die  Juden  fftr  inmier  aus  der  leitenden  Stelle  in  der  Trierer  Finanz- 
veiTvaltuiyi  verschwunden,  und  an  Stelle  der  Juden  des  Hemi  tritt  ein  Rent- 
meister oder  Reddituarius  auf,  mit  Vorliebe  ein  geistlicher  Herr",  welcher 
die  Verwaltung  schlecht  und  recht  führt,  ohne  dafs  man  von  derselben  weitere 
lehiTeiche  Details  erführe*.  Und  so  bleiben  die  Zustände  bis  ülier  (ias  Mittel- 
alter hinaus;  die  Landrentmeiaterei  besteht  noch  int  J.  1599*. 

Allein  wenn  sich  vielleicht  aucii  auf  dem  Gebiete  der  Finanzvei'waltuiig 
die  Spuren  einstiger  jüdischer  Einwirkung  verwischen  liefsen,  so  lilieb  diese 
Einwirkung  docli  jedenfalls  in  der  Gesaiutgescliichte  der  TeiTitorialbildimg 
nicht  oliue  tief  eingi-eifende  Ei-gebnisse.  Wohl  schwerlich  wird  sich  in  andern 
deutschen  Territorien  die  Bedeutung  des  jüdisclipu  Einflusses  bis  zur  Mitte 
des  14.  Jhs.  in  ebenso  sicherer  Weise  veranschaulichen  lassen  wie  in  Trier  — 
wo  wird  uns  deun  überhaupt  ein  gleich  übersichtliches  Bild  einer  Landes- 
fiuanzverwaltung  gezeigt?  — :  indes  wird  es  doch  möglich  sein,  in  den  meisten 
Territorien  einzelne  Spuren  einer  in  analoger  Weise  ausgebildeten  Ein- 
wirkung aufzuweisen.  Ist  dies  aber  der  Fall,  so  kann  den  Ju(ien  ein  be- 
merkenswerter, wenn  auch  erzmuigener  Anteil  an  der  Entwicklung  des 
deutschen  Tenitoriuuis  und  damit  des  niodenien  deutschen  Staates  nicht 
abgesprochen  werden.  Wir  haben  fillher  gesehen,  wie  es  die  militärische 
Kraft  war,   in  deren  Durchbildung  es  den  Lamiesfürsten  gelang,  die  lialb- 


')  Zuerst  CR3I.  3,  402,  i:>5:i,  cit.  olien  S.  1422  im  Text,  der  hier  genannte  KcntineUlcr 
(iernrd  scheint  idcntiscli  mit  dem  noch  im  J.  I3S0  nls  Ivanzier  gcmiuuten  (Gerhard  zu  sein, 
v)r].  o!*n  S.  14-33  f.  Zum  Titel  redditiiariiis  vgl.  Bd.  3,  261,  i\  U12.  Das  Rrntmeisteramt  war 
auch  sonst  verhreitet,  s.  z.  B.  für  Jülich  WWeissltirchen  1493,  Ari-li.  Maxiniin  1,  98,  cit. 
olien  S.  240  Note  5,  auf  S.  241. 

^)  Um  1412  war  es  in  Trier  wohl  ein  Adliger,  siiiiti;r  der  Pastov  xu  Strciiiich,  .lohanii 
vonBeclicI.  s.  Bd.  3,  280,  aa,  U67;  289,  ao,  1476;  Gocra,  Begg.  der  Ei-zh.  mm  15. -Iiili  1477; 
vgl.  noch  -Jioljlenz  St.  A.  MC.  VllI,  B).  201*  So.  610,  reg.  «oerz,  Regg.  der  Erzh.  S.  251, 
14S0  -Inni  4;  Item  halt  imser  gnediger  heire  lier  Johan  von  Becheln  sin  linalc  recesse  von 
den  rentmeisterien  und  kellnericn  zn  Cochrae  gelien  und  damit  uf  ine  gen7lifli  vorliegen. 
Datum  (lominica  post  coi-poris  Oiristi  anno  domini  1480. 

'I  Er  zahlt  Be.imtengehiilter  aus,  Bd.  3,  232,  »,  13-^8:  kontrolliert  die  rntprrezeiitiiipn, 
Bd.  :'.,  261,  f..  1412;  280,  m,  1467;  2S9.  tc,  1476;  ist  zugleich  Rat,  Bd.  3,  299,  2«.  149«. 

')  Honth.  Hist.  3,  194  f. 


I 


—     1481     —  Die  Landesverwaltung.] 

staatlichen  Kräfte  der  Gnmdherrschaft,  der  Vogtei  und  der  Lehnsherrlichkeit,  wie 
die  vom  Reich  abgeleiteten  staatlichen  Hoheitsrechte  zum  neuen  Begriff  der 
Landesgewalt,  der  fürstlichen  Hoheit  zu  einen:  jetzt  erkennen  wir  auch  die 
Quellen  jener  mächtigen  finanziellen  Kräfte,  deren  die  Landesherren  vor- 
nehmlich bis  zur  Mitte  des  14.  Jhs.  zur  administrativen  Ausprägung  dieser 
Landesgewalt,  namentlich  zur  Schaffung  eines  neuen  Beamtenrechts  und  Be- 
amtenstandes bedurften. 

Und  so  bildet  denn  die  Gedankenreihe  am  Schlüsse  dieses  Teiles  eine 
sehr  wesentliche  Ergänzung  zu  der  im  ersten  Teile  dieses  Abschnittes  ge- 
gebenen Darstellung  über  die  Bildung  der  Landeshoheit:  neben  der  militäri- 
schen Gewalt  sind  es  vornehmlich  aufsergewöhnlich  reich  erschlossene  finan- 
zielle Kräfte  gewesen,  welche  eine  rasche  Zusammenschweifsung  der  Territorien 
und  der  Landesgewalt  aus  dem  Chaos  von  Landfetzen  und  Einzelrechten  des 
früheren  Mittelalters  ermöglichten. 


Lampreclit,  Deni^ches  Wirtsehaftsleben.    I.  94 


IX. 


Schlufs. 


94 


Das  historische  Leben  Mst  sich  ebensowenig  wie  das  vegetative  oder 
animalische  Dasein  von  äufseren  Erscheinungsformen  getrennt  denken;  es  ist 
die  bewegende,  ja  überhaupt  erst  verbindende  Kraft  bestimmter  Organismen. 

Die  wissenschaftliche  Forschung  ist  an  sich  nicht  imstande,  dieses  Leben 
in  seiner  Gesamtheit  wiederzugeben  und  untersuchend  zu  erläutern.  Sie  hat 
es  nur  mit  den  Gliedern  des  Organismus  zu  thun;  sie  ist  bestrebt,  deren 
Zusammensetzung  und  Aufbau,  ihr  Verhalten  an  sich  und  im  Verhältnis  zu 
•den  übrigen  Teilen  darzulegen ;  versagt  ist  ihr  die  Fähigkeit,  das  Leben  an  sich 
^u  erfassen,  wie  es  diese  Glieder  zu  einem  Ganzen  verbindet 

Auf  dem  Felde  der  historischen  Wissenschaft  aber  steht  über  der  Ge- 
:schichtsforschung  die  Geschichtsschreibung.  Es  ist  die  künstlerische  Aufgabe 
des  Geschichtsschreibers ,  das  Leben  historischer  Organismen  auf  dem  W^e 
-der  Nachempfindung  zu  dauernder  Gegenwart  zu  erwecken.  Nur  in  der  Ge- 
^schichtsschreibung,  nicht  in  der  Geschichtsforschung  können  sich  Leben  und 
Wissenschaft,  jene  oft  als  unversöhnlich  betrachteten  Gegensätze,  zur  höheren 
Einheit  einer  wahrhaft  geschichtlichen  Anschauung  verbinden. 

Aber  wieviele  Schwierigkeiten  bieten  sich  nicht  schon  auf  der  ersten 
Stufe  zur  Erreichung  dieses  Zieles,  auf  dem  Gebiete  der  Geschichts- 
forschung. Allerdings  mag  sich  die  Forschung  bei  günstigem  Thema  und  glück- 
lichem Wurf  der  Bearbeitung  nicht  selten  über  sich  selbst  hinaus  zu  einer 
Art  von  Geschichtsschreibung  erheben.  Indes  die  wenigsten  Gegenstände  von 
wahrhaftem  historischen  Interesse  dulden  diesen  Übergriff  und  das  mit  ihm 
Terbundene  Schwanken  zwischen  freier  Erzählung  und  methodischer  Prüfung; 
je  verwickelter  die  Vorgänge  sind,  je  regere  Beziehungen  einzelner  Funktions- 
reihen zu  einander  im  geschichtlichen  Verlaufe  eines  bestimmten  Organismus 
auftreten,  um  so  weniger  wird  es  gelingen,  den  schmalen  Weg  der  Ver- 
mittlung zwischen  Darstellung  und  Forschung  sicher  einzuhalten. 

In  unsem  nunmehr  abgeschlossenen  Studien  handelte  es  sich  um  einen 
nach  ursprünglicher  Zusammensetzung  wie  geschichtlicher  Entwicklung  gleich 
^komplizierten  Organismus.    Die  gesamte  materielle  Kultur  ist  in  ihrer  Ent- 


m 


wm 


ISchlurs.  _     i486    — 

faltun^  von  tausend  natürlichen  Vorbedingun^eo  abhängig;  ihre  Teilentwit-b- 
lungen  iu  Wirtschaft,  Recht  untl  Verfassung  unterliegen  einer  gegenseitigen  be- 
ständigen und  kamii  llbersehbaren  Einwirkung,  in  welche  zudem  der  in  ewiger 
Unibildiing  hegriffene  Charakter  der  sozialen  Schichtung  unablässig  eingreift; 
und  nicht  minder  drückt  schliefslich  jede  Errungenschaft  der  idealen  Kultur 
in  Glauben  und  Wissen,  in  Dichtung  und  Kunst  den  materiellen  Kräften  ihren 
Stempel  auf.  Wer  sollte  es  da  wagen,  forschend  und  darstellend  zugleich  in. 
das  Labyrintli  all  dieser  Beziehungen  einzudringen.  Der  alleinige  Weg 
methodischer  Erforschung  ist  hier  am  Platze;  erst  nach  wiederholten  Anläufen, 
und  zahlreichen  Untersuchungen  paralleler  Entwicklungsreihen  in  verschiedenea 
Gegenden  des  deutschen  Bodens  wii-d  eine  Darstellung  des  Entwicklungsganges 
im  Sinne  der  Geschichtsschreibung  möglich  sein. 

So  war  es  unsere  Aufgalie,  in  der  Geschichte  der  materiellen  Kultur  auf 
bestimmtem  Boden  bestimmte  Entwicklungsreihen  untersuchend  zu  verfolgen 
und  dabei  die  Anordnung  der  Untersuchung  so  zu  treffen,  dafe  in  der  Reihen- 
folge der  einzelnen  Darstellungen  immerhin  schon  jene  hauptsächlichsten  Stufen 
ihrer  Entwicklung  zur  Gellung  gelangen,  welche  eine  spätere  reiue  Geschichts- 
dai'stellung  aufzustellen  haben  würde.  Von  diesem  Gesichtspunkte  aus  wurde 
nach  einer  Feststellung  der  Zustände  Ältester  Zeit  auf  Grund  der  fränkischea 
Volksrechte  zunächst  die  Entwicklung  der  autonomen  Wirtschaftskräfte  erörtert! 
die  Besiedlung,  wie  sie  vornehmlich  durch  Einzelkräfte  und  deren  korporativea 
Verband  eingeleitet  und  durchgefühlt  ward,  die  Entwicklung  der  Bevölkemng- 
und  deren  Si-tbstständige  Wirtschaftsorganisation  in  Markgenossenschaft  und 
Agran'erfassung.  War  so  eine  Übersicht  der  autonomen  Bildungen  erreicht,  in. 
deren  Kreisen  <lie  nationale  Wirtschaftsarbeit  während  des  gesamten  Mittelalters 
überwiegend  verlief,  so  trat  von  selbst  die  Frage  auf,  wie  sich  denn  das  Ergebnis 
dieser  Arbeit  in  Charakter  und  Höhe  der  Landeskultur  ausgedi-ückt  habe.  Die 
Antwort  konnte  freudig  lauten:  schon  im  8.  und  9.  Jh.,  in  höherer  Staffel  im 
12.  und  13.  Jli.  eigiebt  sich  eine  bedeutende  Aufspeichei-ung  wirtschaftlicher 
Kräfte,  welche  der  anhaltenden  Arbeit  der  einzelnen  Volksgenossen  zu  ver- 
danken ist.  Diese  Kräfte  mufsten  nun  geordnet  und  dadurch  erst  völlig 
nutzbar  gemacht  werden :  eine  Notwendigkeit,  welche  naturgeniäfs  zur  wirtschaft- 
lichen Bevorzugung  hervorragend  energischer  Naturen  und  sozial  besonders- 
hochstehender Mächte  führte.  So  drängten  die  Erörterungen  über  die  Landes- 
kultur zur  Untersuchung  der  autoritären  Bildungen,  welche  sich  auf  Grund  der 
schon  stärker  angesammelten  volkstümlichen  Wirtschaftskräfte  entwickeln  mufsten. 
Hier  trat  uns,  der  naturalwirtschaftlichen  Zeit  des  8.  und  9.  Jhs.  entsprechend, 
vor  allem  der  Grofsgrundbesitz  entgegen ;  wir  verfolgten  die  auf  ihn  vornehm- 
lich gestützte  Ausbildung  erst  pseudopolitischer  Befugnisse,  daim  territorial- 
staatlicher Hoheitsrechte  unter  dem  gleichzeitigen  Verfall  des  nationalen  Staates,, 
und  wir  erk;mnten  in  der  grundheirlichen  Organisation  die  erste  grofse  vor- 
bereitenile  Tiiat  zur  Entwicklung  des  modernen  Staates. 

Wenn  min  aber  in   der  Reihenfolge  unserer  Teiluntersuehungen  doch 


—     1487    —  Schlufs.] 

schon  die  Hauptzüge  der  geschichtlichen  Gesamtentwicklung  zum  Ausdruck 
gelangten,  so  ist  es  verlockend,  der  damit  gegebenen  Anregung  jetzt  etwas 
weiter  zu  folgen.  Gewifs  wird  es  möglich  sein,  unter  zeitlicher  Anordnung 
mancher  Thatsachen,  welche  sich  in  den  bisherigen  Teiluntersuchungen  mehr- 
fach nach  sachlichen  Gesichtspunkten  zerstreut  finden,  ein  allgemeines  Bild 
der  materiellen  Entwicklung  des  platten  Landes  im  deutschen  Mittelalter  zu 
geben.  Es  mag  sein,  dafs  sich  in  diesem  Bilde  mancher  lokale,  nur  fUr  die 
Moselgegenden  zutreffende  Zug  finden  wird.  Aber  dieser  Fehler  wird  durch 
die  Vorteile  tiberboten,  welche  eine  Zusammenstellung  gleichzeitiger,  in  unseren 
Untersuchungen  an  verschiedenen  Stellen  behandelter  Thatsachen  für  deren 
gegenseitige  Erklärung  und  Begrenzimg  und  damit  auch  für  das  Verständnis 
der  gesamten  Entwicklung  bieten  kann.  Zudem  entspricht  es  dem  Gefühl  des 
Verfassers,  am  Schlüsse  einer  Jahre  hindurch  andauernden  imd  mit  mancher 
Mühe  verknüpften  Arbeit  das  Ergebnis  derselben  wenigstens  nach  der  einen 
und  anderen  Seite  hin  allgemein  festzustellen. 

Blicken  wir  von  der  Schlufsepoche  unserer  Forschungen  um  anderthalb 
Jahrtausende  rückwärts,  auf  die  Zeiten  des  Cäsar  und  Tacitus,  so  erscheint  um 
diese  Zeit  die  Nation  noch  nicht  geeint,  ja  der  Begriff  der  Nationalität  ist  kaum 
vorhanden.  Die  Völkerschaft  ist  nahezu  das  alleinige  Gefäfs  des  politischen 
Lebens;  kaum  mehr  wie  30000  bis  40000  Seelen  werden  durchschnittlich 
einen  gesonderten  Staatskörper  gebildet  haben.  Dieser  Zustand  dauerte  bis 
tief  ins  8.  und  4.  Jh.  hinein,  bis  die  Ül>erreife  des  bisherigen  politischen  Systems, 
die  Notwendigkeit  zusammenfassender  Organisation  gegentiber  dem  jahrhunderte- 
langen Andränge  der  Römer,  das  langsam  erwachende  Verständnis  der  gröfseren 
staatlichen  Organismen  im  feindlichen  Westen,  endlich  und  wohl  vor  allem  der 
den  Völkerschaften  an  sich  innewohnende  Drang  zur  Ausbildung  umfassenderer 
Verbände  im  Sinne  einer  nationalen  Einheit  zur  Entwicklung  der  grofsen 
deutschen  Stämme  führte. 

Diese  Stämme  aber  beherrschen  nun  vom  5.  Jh.  ab  grundlegend  für  alle 
weitere  Entwicklung  mehr  als  ein  halbes  Jahrtausend  der  deutschen  Geschichte. 
Ei*st  im  11.  Jh.  erhält  der  Zug  zur  nationalen  Einigung  einen  völlig  ge- 
sicherten sprachlichen  Ausdruck  in  dem  Worte  Deutsch,  das  von  nun  ab  den 
Sondersinn  ,zum  eigenen  Volk  gehörig'  annimmt ;  und  erst  um  die  Wende  des 
12.  und  13.  Jahrhunderts  singt  Walther  von  der  Vogelweide  ein  erstes  Lied 
voll  wahi'haft  nationalen  Stolzes. 

Diese  langsame  und  systematische  Durchreifung  des  Volkes  der  germa- 
nischen Völkerschaftsepoche  zur  deutschen  Nation  des  hohen  Mittelalters  wurde 
durch  die  Begrilndung  der  merowingischen  Monarchie  und  die  Entstehung  des 
occidentalen  Weltreichs  der  Karolinger  nur  modifiziert,  nicht  unterbrochen. 
Die  merowingischen  Herrscher  blieben  stets  weit  davon  entfernt,  ein  Reich 
einheitlicher  Verwaltung  zu  schaffen,  etwa  in  auch  nur  gröbster  Anlehnung  an 
jene  eindringliche  Regierungsform  des  Kulturstaates,  welcher  vor  ihnen  über 
diese  Gegenden  gewaltet  hatte:  ihr  Reich  trug,  vornehmlich  in  Deutschland, 


[SchluTs.  —      1468     — 

die,  wenu  auch  aiigeschwächten,  so  doch  immer  noch  gent^end  gekeDiizeichiieten 
Merkmale  der  eiDfacbeii  pei-Bönlichen  Despotie.  Diese  Könige  herrschten,  sie 
regierten  nicht;  die  deutschen  SlÄmnie  waren  ihnen  wenijrer  uuterthan  als 
unterworfen.  Stanimesart  und  Stauimeshofs  wurdeu  von  der  Zentralstelle  des 
Reiches  aus  niedergehalten,  nicht  ventichtet:  noch  blieben  die  alten  Stani- 
niesgewalten  beateheu,  noch  lebte  teilweis  der  alte  Adel  aus  Tölkerschaftlicher 
Vorzeit  in  den  ül)errheinischen  Stämmen  fort.  Auch  der  Herrschei^eist  Karls 
des  Grofeen  hat  das  Stammesleben  der  deutscheu  Nation  dem  Staate  mehr 
ein-  als  untei^ordnet :  indessen  stand  doch  in  seinem  Reiche,  das  interterri- 
torial und  international  dem  uneiTeiehbaren  Ziele  einer  Verwirklichung  des 
römischen  kultuojesättipten  Staatsideales  nachstrebte,  der  Sachse  gleichberech- 
tigt neben  dem  Aquitanen,  und  Aleuiannen  wie  Bayern  und  Italer  unterlagen 
derselben  Behandlung.  Es  ist  eine  mit  strengem  Wohlwollen  geleitete  Schul- 
zeit von  fünf  bis  sechs  Generationen,  welche  die  gärenden  Nationen  des 
Abendlandes  seit  den  ersten  Ti^:en  des  grofsen  Kaisers  und  Pftilagogen  dui'Ch- 
uiachen;  eine  Periode,  die  diese  Nationen  zu  selbstilndigem  Leben  Ijefdhigt 
und  ihnen  auf  ihre  Sonderpfade  die  zunächst  vielfach  unverstandenen,  erst  im 
Laufe  von  Jalirhunderten  zu  reichster  Frucht  erwachsenden  Lehren  einer  höber 
stehenden  Kultui-  mitgiebt.  Mit  rasch  wachsendem  Einflufs  hatte  der  Karo- 
liugeretaat  die  ilufeersten  Enden  des  Occidents  unifafst,  fem  vom  Zeutrum  traf 
er  in  Italien  wie  Irland -England  auf  die  noch  immer  lebensfrischen  Reste 
klassischer  Bildung  und  zog  sie  an  sich:  Paulus  Diaconus  wie  Alkuin  folfrten 
mit  gleicher  Liebe  dem  kaiserlichen  Rufe.  So  entstand  am  Hofe  ein  Brenn- 
punkt klassisch-röndsclier,  auf  ganz  andere  Kulturverhältnisse  wie  die  der 
Gegenwart  berechneter  Anschauungen;  eine  vorfrOhe  Renaissance  kam  zum 
DurchbriK'h.  Karl  der  Grofse  versuchte,  diesen  Sti-ebungen  litterarisch  wie 
sozial  und  politisch  Fleisch  und  Blut  zu  geben:  seine  Staatsanschauung  ist  die 
imperatorische,  sein  Ideal  der  allen  Kulturinteressen  oifen  stehende  Staat 
höchster  Kulturrpochen ,  nicht  der  primitive  Staat  germanischer  Friedens- 
wahrung. Unberechenbar  reich  ist  das  Erbteil,  welches  der  grofse  Kaiser  der 
Ausbildung  der  abendländischen  Nationen  in  der  Erinnerung  an  seinen  Staat 
mit  auf  den  Weg  gab,  wenngleich  die  praktische  Durchführung  seiner  Politik 
vor  allem  an  der  natural  «irtscbaftlichen  Lethargie  der  Zeit  scheitern  mufste: 
nicht  umsonst  erscheint  Karl  das  ganze  Mittelalter  hindurch  als  Heiliger  der 
Kirche,  als  Held  der  Sage,  als  unerreichbares  Ideal  des  christlichen  Herrschers, 
bis  die  naturliche,  die  aus  der  Erfüllung  der  Zeiten  geborene  Renaissance  seine 
Ideen  zur  Wirklichkeit  gebar  und  sein  Staatsideal,  soweit  es  anging,  verkörperte. 

Es  ist  nötig,  sich  diese  allgemeinen  ZUge  unserer  nationalen  Entwicklung 
zu  vergegenwärtigen,  will  man  anders  zu  einem  vollen  ^>rstänc^nis  der  Be- 
deutung der  germanischen  Völkerschaft  als  keimartiger  Teilfonn  des  späteren 
Stammes-  und  Volksstaates  gelangen. 

Aber  war  die  Völkerschaft  des  ersten  Jahrhundei-ts  vor  und  nach  Christus 
Überhaupt  ein  Staat?    Ging  ihr  Wesen  nicht  vielmehr  so  sehr  in  der  Heeres- 


_     1489     —  Schlafs.] 

Terfassung  auf,  dafe  sie  nur  als  militärisch  geordneter  Volksteil  im  Wander- 
verhältnis zu  fassen  ist? 

Aus  der  Möglichkeit,  diese  Frage  überhaupt  aufzuwerfen,  entnehmen  wir 
die  Thatsache,  dafe  innerhalb  der  Völkerschaftsverfassung  militärische  Gesichts- 
punkte von  gröfster  Bedeutung  gewesen  sein  müssen.  Und  in  der  That,  sehen 
wir  von  dem  Nomadenzustand  der  Germanen  ab,  wie  ihn  noch  Posidonius  bei 
Strabo  schildert  und  wie  er  notwendig  zur  Vorstellung  eines  reisigen  Volkes 
nach  Art  asiatischer  Steppenhorden  führt:  auch  noch  in  der  Zeit  des  Cäsar, 
ja  fünf  Generationen  später  in  der  Schilderung  des  Tacitus  erscheint  der 
Germane  vor  allem  als  Krieger,  und  sein  Staat  nur  als  politischer  Ausbau 
der  Heeresverfassung. 

Man  hat  den  germanischen  Staat  eine  Demokratie  genannt:  eine  Be- 
zeichnung, welche  schon  in  Anbetracht  der  Thatsache,  dafe  die  politisch-tech- 
nischen Ausdrücke  der  Griechen  keiner  niederen,  sondern  einer  sehr  hohen 
Kulturstufe  angehören,  der  wirklichen  Sachlage  nicht  entsprechen' kann.  Die 
Bezeichnung  führt  al)er  in  noch  \iel  weiterer  Ausdehnung  irre.  Der  Umstand, 
ob  der  völkerschaftliche  Staat  mit  oder  ohne  monarchische  Spitze  schlofs,  ist 
ft\r  die  Beurteilung  nebensächlich:  das  dm'chgehend  Bezeichnende  bleibt 
vielmehr  das  gegenseitige  kameradschaftliche  Verhältnis  der  Volksgenossen. 
Noch  fühlen  sich  alle  Freien  als  Genossen  6ines  Heeresverbandes,  noch  herrscht 
unter  ihnen  kriegerischer  Korpsgeist,  noch  beruht  die  Stellung  aller  Staats- 
beamten auf  ursprl\nglich  militärischem  Vorzug.  Ja  noch  mehr :  zu  Cäsars  Zeit 
beruht  die  wirtschaftliche  Thätigkeit  des  freien  Volkes  zu  nicht  geringem  Teile 
noch  auf  Speerenserb,  auf  Beuteauszug  und  Beuteteilung;  erst  in  zweiter  Linie 
kommt  die  Okkupation  der  natürlichen  Gaben  des  Landes  in  Jagd  und  Fisch- 
fang, in  Wonne  und  Weide,  und  endlich  gar  erst  in  dritter  Linie  der  Acker- 
bau in  Betracht. 

Diese  Abstufung  des  nationalen  Erwerbslebens  erzeugt  den  richtigen  Vor- 
stellungskreis für  das  Verständnis  der  ältesten  und  für  immer  grundlegenden 
Vorgänge  unserer  Wirtschaftsentwicklung.  War  der  Germane  vor  allem 
Krieger,  war  er  gewöhnt,  Beutestücke  mit  seinen  Genossen  als  Ennerbsstücke 
kameradschaftlich  zu  teilen,  so  lag  ihm  nichts  näher  als  der  Gedanke,  auch 
die  eudglUtig  erlangte  Heimat  als  wohlgewonnene  Beute  anzusehen  und 
zu  behandeln.  Das  ist  die  Auffassung:  der  Grund  und  Boden  ist  Beute  wie 
anderer  Kriegserwerb :  er  gehört  dem  völkerschaftlichen  Heere,  aber  jeder  Freie, 
jeder  Kamerad  hat  ein  wohlerworbenes  Anrecht  auf  seine  Nutzung.  Die 
Nutzungen  der  Kameraden  sind  dann  natürlich  unter  sich  gleich,  gleich,  wie 
die  Stellung  der  Durchschnittsfreien  im  Heere,  wie  die  gemeine  Freiheit  über- 
haupt, wie  der  Genufs  von  Luft  und  Licht  und  Wasser.  Nur  der  Befehlshaber, 
der  militärisch  vorgezogene  Adlige,  ist  auch  bei  der  Landbeuteverteilung  be- 
vorzugt: der  gröfseren  Verantwortung,  der  schwereren  Pflichterfüllung  dort 
entspricht  hier  ausgedehnteres  Recht  und  reicherer  Vorteil.  Aber  die  Gnmd- 
lage  aller  Verteilungen  und  Berechtigungen,  für  die  Freien  wie  den  Adel,  ist 


ISdilußi.  —    1490    — 

die  pleiche:  Freiheit  ist  noch  ein  rechtlicher  wie  wirtschaftlicher  Begriff;  frei 
ist  nur  der  vollberechtigte  Heeresgenosse  mit  ganzem  Anteil  an  der  Staats- 
verfassung lind  mit  vollem  GenuTs  an  den  Schätzen  der  Heimat. 

Dies  die  grundlegende  Änschnuunc.  Wie  verhielt  sie  sich  zum  Erwerb 
von  Grund  und  Boden?  Wie  wurde  das  Recht  des  Heeresgenossen  auf  Land- 
beute wirtschaftlich  zur  Geltung  gebracht? 

Das  älteste  Zeitalter,  wie  Cäsars  Aufzeichnungen  dasselbe  schildern,  weifs 
noch  nichts  von  der  einzig  gearteten  Bedeutung  des  Grundes  und  Bo<lens  in  der 
Reihe  der  wirtsehaltlichen  Güter;  es  betrachtet  ihn  wie  jedes  andere  Beutestück; 
ja  es  wirtschaftet  mit  ihm  gleichsam  als  Fahrhabe  unter  der  Voraussetzung  nur 
vorübergehender  Sefshaftigkeit.  Denigemäfs  hütet  man  sich  ängstlich  vor  jeder 
Feststellung  von  Einzelrechten ;  nur  der  Völkerschaft  im  ganzen,  dem  gesamten 
Heeresauszug  der  Freien  wird  ein  uumittelbai-es  Eigentumsrecht  am  Grund  und 
Boden  zugeschiieben ;  das  Volksgebiet  ist  noch  Volkseigentum  im  priviitiwht- 
lichen  Sinne.  In  diesem  Gebiete  erhält  dann  der  einzelne  Freie  sein  Nutzungs- 
atück  von  Staats  und  Heeres  wegen  nur  von  Jahr  zu  Jahr  zugewiesen;  die 
Beuteverteilung  auf  den  Einzelnen  erfolgt  auf  Zeit  und  wird  nach  jeder  Nutzung^ 
wideiTufen.  Aber  wie  man  jede  Beute  von  selten  der  Heeresleitung  nicht 
sofort  an  die  einzelnen  Krieger  verteilt  haben  wini,  wie  man  noch  heute  inner- 
halb gröfserer  Heereskörper  Rationen  von  der  Zentralstelle  aus  nicht  an  den 
gemeinen  Soldaten  direkt,  sondern  zunächst  an  Unt4:'rabteilungen  ausgiebt,  so 
&nd  auch  die  Landanweisung  nicht  an  liie  einzelnen  Freien,  sondern  an  mili- 
tärische Unterabteihmgen  zu  weiterer  Verteilung  statt.  Diese  Unterabtei- 
lungen waren  die  Hundertschaften:  Heereskörper  von  mäl'siger  Stärke,  vrelche 
durch  selbstständigen  Zusanuneiiti'itt  mehrerer  Gt'schlcchter  —  bisweilen  wühl 
auch  nur  durch  6in  Geschlecht  —  und  freiwilligen  Anschlufs  aufserlialb  ihres  Ge- 
schlechtsverbandes stehender  Freier  an  diese  Geschlechter  gebildet  wurden.  So 
war  Gliederung  und  Funktion  des  Heeres  für  die  Verteilung  der  Landnutzung 
einfach  genug:  die  grofse  Heeres-  und  Volksvereammlung  wies  als  Inhaberin  der 
Souveränität  und  Eigentümerin  des  Volksgebietes  den  autonom  gebildeten  Heeres- 
kör|)ern  der  Hundertschaften  von  Jahr  zu  Jahr  Land  an;  die  Hundertschaften 
aber  besorgen  die  Unterverteilung,  für  welche  die  gleiche  Ausstattung  jedes 
gemeinfreien  Heeresgenossen  oberster  Grundsatz  blieb. 

Man  kann  es  nicht  verkennen:  diese  Einrichtung  hat  etwas  Vorläufiges, 
sie  betrachtet  das  Völkerschaft^iebiet  noch  kaum  als  Heimat,  sie  sieht  in  ihm 
noch  keine  bleibende  Stätte.  Aber  die  ileutsche  Geschichte  in  den  ersten  Jahr- 
hunderten nach  Cäsars  Kriegen  hob  diese  Voraussetzung  auf.  FUe  Römer 
schlugen  die  germanische  Kriegs-  und  Beutelust  in  eherne  Bande;  ein  Heer 
von  bOOOO  Kriegern,  das  gröfste,  welches  Rom  je  aufgeliracht,  gab  der  be- 
ständig festgehaltenen  Politik,  die  Germanen  in  festen  Sitzen  zu  halten, 
unwiderstehlichen  Nachdruck.  So  geschah,  was  die  (jeriTianen  noch  zu  Cäsars 
Zeit  für  undenkbar  erklärt  haben  würden:  die  Völkersi- haften  wurden  unver- 


—     1491     —  Schlufs.) 

brtichlich  sefshaft,  sie  erhielten  eine  Heimat.   Was  war  natürlicher,  als  dafs  sie 
nun  wirklich  heimisch  wurden? 

Tacitus  unterrichtet  über  die  Vorgänge,  welche  diese  Entwicklung  einer 
vollen  Sefshafügkeit  begleiteten. 

Bisher  hatte  sich  die  Völkerschaft  als  privatrechtliche  Eigentümerin  des 
Gebietes  angesehen,  welches  sie  als  Kriegsbeute  gewonnen  hatte;  nunmehr 
beginnt  der  staatsrechtliche  Gesichtspunkt  aufzudämmern.  Zwar  behält  sich 
die  verfassungsmäfsige  Völkerschaftsversammlung,  dieses  Organ  der  gesamten 
Völkerschaft,  auch  jetzt  noch  die  gelegentliche  Verfügung  über  jeglichen  Grund 
und  Boden  vor  —  ein  Hoheitsrecht,  welches  später  mit  andern  Rechten  gleicher 
Ableitung,  wenn  auch  in  stets  mehr  abgeblafster  Form,  an  die  fränkischen 
und  deutschen  Könige  übergeht  — ,  aber  von  der  regelmäfsigen ,  periodischen 
Verteilung  des  Bodens  tritt  sie  zurück.  An  ihre  Stelle  tritt  in  dieser  Hinsicht 
die  Hundertschaft.  Wurden  in  früherer  Zeit  die  Hundertschaften  in  jährlich 
wechselnder  Weise  über  das  Völkerschaftsgebiet  zur  Wald-  und  Weidenutzung 
und  auch  zum  Anbau  verteilt:  jetzt  sitzen  sie  für  immer  fest  auf  dem  bei  der 
letzten  Teilung  gewonnenen  Land :  sie  besitzen  nunmehr  dies  Land  kraft  Eigen- 
tums und  mit  den  Folgen  desselben  in  wirtschaftlich  freier  Verfügung 
und  Vererbung.  Nicht  mehr  der  Staat  ist  jetzt  Eigentümer  des  Landes  —  er 
macht  nur  noch  allmählich  verschwimmende  Obereigentumsrechte  geltend  — : 
die  Hundertschaften  vielmehr  sind  nunmehr  Eigentümer  und  Disponenten. 

Über  die  Art  der  hunrteitschaftlichen  Verfügung  ül)er  den  Gnmd  und  Boden 
giebt  Tacitus  einige  ausführlichere,  leider  mehrfacher  Auslegung  ausgesetzte 
Nachrichten.  Wie  man  aber  auch  ihren  Wortsinn  deuten  mag,  sie  sind  nicht 
zu  verstehen  ohne  gewissenhafte  Erwägung  des  allgemeinen  wirtschaftlichen 
Zustandes  der  germanischen  Zeit.  Man  wird  sich  vergegenwärtigen,  dalis  die 
Gebiete  der  einzelnen  Hundertschaften,  wie  verschieden  immer  ihre  Aus- 
dehnung gewesen  sein  mag,  doch  auch  bei  Anwendung  des  mäfsigsten  Durch- 
schnittes kaum  unter  einer  Quadratmeile  geblieben  sein  werden;  dafs  sie 
mit  Wald  und  Weide,  mit  Bruch  und  Moor  bedeckt  waren;  dafs  die  Be- 
dürfnisse der  einziehenden  Hundertschaft  wohl  nirgends  zu  hastiger  Urbarung 
nötigten.  Das  Land  entsprach  im  ganzen  dem  Lebensstand  seiner  Bewohner; 
erst  mit  der  Hebung  des  letzteren  konnte  eine  arbeits-  und  kapitalfordemde 
Besserung  des  ersteren  eintreten.  Aber  erst  die  Sparsamkeit  von  vielen  Ge- 
schlechtem schuf  ein  geringfügiges  Anlagekapital,  und  erst  eine  Jahrhunderte 
umfassende  Bevölkerungsvennehrung  bot  die  erforderliche  Masse  menschlicher 
Arbeitskraft.  So  wird  die  erste  Nutzung  des  Landes  seitens  der  sefshaft  ge- 
wordenen Hundertschaften  nur  oberflächlich  zu  denken  sein:  die  okkupa- 
torische  Thätigkeit  in  Jagd  und  Fischfang,  in  Holzhau  und  Weide  stand  im 
Vordergrund,  die  produktive  im  Ackerbau  bildete  nur  einen  aufis  bedächtigste 
zu  erweiternden  Anhang. 

Und  war  der  Einzelne  überhaupt  imstande,  auf  dem  Gebiete  der  Ur- 
produktion den  ungebrochenen  Kräften  der  ewig  sprossenden  Waldwildnis,  des 


tScülufB.  —     :4(12     — 

Ubermfttig  ansehwellenden  Stroms  Widerstand  zu  leisten?  Gegen  fiuTsere  Feinde 
hatte  die  Hundertschaft  als  militärisch  geschlossene  Unterabteiluivg,  als  Kriegs- 
genossenschaft genieinsam  gekämpft;  sollte  sie  diesen  Kampf  niüht  auch  ate 
Wirtschaftsgenossenschaft  aufnehmen  gegen  jene  feindlichen  Mächte  der  Un- 
kultur, welche  sich  der  Deutsche  noch  lange  genug  im  wilden  Wald  verkörpert 
hausend  dachte? 

So  geschah  es:  als  Gemeinde  eines  abgeschlosseueu  Gebietes,  als  Mark- 
genossenschaft sorgte  man  fClr  gemeinsamen  Schutz  des  Weideviehs  vor  den 
Angriffen  der  Waldtiere,  traf  man  gemeinsame  Vorrichtungen  zum  Fischfang, 
rodete,  ja  sftete  und  erntete  man  vielleicht  anfangs  gemeingani.  Damit  war  die 
markgenossenschaftliche  Wirtschaft  in  wesentlichen  Punkten  eine  Gemeinwirt- 
schaft; und  es  ist  nur  eine  unmittelbare  Folge  dieses  Zustande»,  wenn  dem  ein- 
zelnen Markgeuossen  noch  keinerlei  festes  Eigentum  aufser  seinem  Hofe,  aufser 
der  eigenen  Wobnstätte  zugesprochen  ward. 

Allein  altmählich  wurde  man  immer  mehr  sefshaft.  Hatte  die  Mai'kgenoBsen- 
schaft  zunächst  in  gemeinsamem  Ringen  gegen  die  neidischen  Naturgewalten 
der  Mark  das  Wirtschaftsgut  der  Wohnlichkeit  erstritten,  so  konnte  jetzt  der 
Einzelne  auf  Grund  dieses  Erwerbs  in  Frieden  und  ohne  Slönmg  seine  persön- 
lichen Kräfte  versuchen;  er  konnte  MUhe  und  Kapital  dem  Boden  einverleit»ea 
und  durch  eben  (liese  Thätigkeit  dem  Lande  einen  Wert  anfilrücken,  den  es 
bisher  eicht  besafs.  Die  Arbeit  der  Genossenschaft  wurde  immer  Ulierflüssiger, 
der  Erfolg  des  Einzelnen  immer  sicherer  und  darum  sein  Eifer  immer  gröfser; 
die  Einzelperson  begami  die  Genossenschaft  zu  Überholen. 

Eine  wirtschaftliche  P^ntwicklung,  welche  nicht  ohne  rechtliche  Folgen' 
Weihten  konnte  vor  allem  auf  dem  Gebiete  der  Agrarverfassung.  denn 
gerade  im  Ackerbau  —  weit  weniger,  ja  in  jener  Urzeit  wohl  kaum  bemerkens- 
wert in  der  Weide-  und  Waldwirtschaft  —  besiegte  der  Wettbewerb  des  Ein- 
zelnen die  genossenschaftliche  Thätigkeit.  Nun  hatten  bisher  nach  der  wahr- 
scheinlichsten Auslegung  der  einschlägigen  Quellenstellen  die  Fejdstreifen  inner- 
halb der  Gewannen  jährlich  in  der  Nutzunj;  der  einzelnen  Markgenossen 
gewechselt;  die  Markgenossen  hatten  also  einen  festen  Ackerbesitz  nicht,  statt 
dessen  nur  feste  Ackemutzungsteile  gehabt.  Dieser  Wechsel  der  Feldstücke 
höi-te  jetzt  unter  der  immer  stärkeren  Befiiiclitung  derselben  durch  Arbeit  und 
Kapital  imd  der  damit  Hand  in  Hand  gehenden  Differenzierung  ihi-es  Wertes 
auf;  der  Einzelne  erhielt  festen  Besitz,  ja  er  erhielt  mehr,  er  erhielt  neben 
seinem  festen  Hofeigentum  festes  Ackereigentuni. 

Individualeigen  an  Grund  und  Boden!  Das  war  das  letzte,  notwendige 
Ergebnis  der  Besiedlung;  mit  seinem  Auftauchen  schliefst  das  erste  Zeitalter 
der  nationalen  Wirtschaftsentwickluug.  Das  Eigentum  an  Grund  und  Boden 
war  binnen  wenigen  Jahrhunderten  herabgesunken  vom  Staat  auf  die  Hundert- 
schaft, von  der  Himdertschaft  auf  den  Hundertschaftsgenossen.  Welchen 
grundstUrzenden  Umschwung  aller  materiellen  Verhältnisse  mulste  nicht  diese 
Difterenzierung  des  Grundeigens  nach  sich  ziehen. 


I 


I 


—     1493    —  Schlufs.] 

Es  ist  der  p:eringste  Schaden,  dafe  mit  diesem  Prozefe  die  alte  ver- 
teilende Wirtschaftsthätigkeit  erst  des  Völkei-schaftsstaates,  dann  der  Hundert- 
schaft aufhörte:  beide  erlahmten  und  verrosteten  langsam,  den  Rädern  einer 
Maschine  gleich,  welcher  die  bewegende  Kraft  genonnnen  ist.  Die  bewegende 
Kraft  aber,  welche  nun  vermifst  ward,  war  das  ungebundene  Kriegerdaseia 
der  Vergangenheit.  Bauer  werden  und  Landeigentümer  werden  hängt  in  der 
(jeschichte  unserer  Urzeit  ebenso  zusammen,  wie  Krieger  sein  und  eigentums- 
los oder  wenigstens  besitzlos  sein  an  Grund  und  Boden. 

Indes  mit  dem  Schwinden  des  Kriegerdaseins  ging  der  Halt  der  alten 
Verfassung  überhaupt  verloren;  sie  war  aus  der  Heeresverfassung  erwachsen, 
wie  konnte  ihr  Aufbau  bestehen  bleiben,  wenn  die  Grundlage  schwankte  und 
endlich  hinwegschwand?  Es  liegt  uns  fem,  den  ganzen  Vorgang  dieses  Absterbens 
auch  auf  politischem.  Gebiete  zu  verfolgen ;  seit  dem  Übergang  der  Landver- 
teilung auf  die  Hundertschaft  und  dem  damit  verbundenen  Wegfall  jeder  wirt- 
schaftlichen Funktion  der  politischen  Zentralstelle  kann  die  Entwicklung  der 
politischen  Verfassung  unser  Interesse  nur  noch  mittelbar  gewinnen.  Wie  aber 
stand  es  mit  den  Hundertschaften? 

Sie  waren  ursprünglich  Heereskörper.  Noch  mehr:  sie  waren  zugleich 
die  untersten  Körper  der  Gerichtsverfassung.  Der  Krieger,  welcher  seine 
Kameraden  gegen  den  äufseren  Feind  schützen  half,  hatte  Recht  wie  Pflicht, 
sie  auch  gegen  jene  Angriffe  zu  verteidigen,  welche  sie  innerhall)  des  Staates 
trafen;  er  sorgte  für  den  Frieden  nach  aufsen  wie  im  Innern,  er  war  Krieger 
zugleich  und  Uileiler.  Heeresverfassung  und  Gerichtsverfassung  fallen  zu- 
sammen; sie  treffen  sich  in  demselben  Rahmen,  jede  Heeresabteilung  ist 
auch  Gerichtsabteilung.  So  auch  die  Hundertschaft.  Und  die  Grundlage 
dieser  Einrichtung  war  in  der  kameradschaftlichen  Gleichheit  der  Freien  ge- 
geben. Nun  war  die  Hundertschaft  aber  auch  Mark,  d.  h.  Wiitschaftsgenossen- 
schaft:  auch  für  dieses  Gebiet  setzte  daher  die  kameradschaftliche  Gleichheit 
dieselben  Rechte  und  Vorteile,  d.  h.  die  wirtschaftliche  Gleichheit  aller  Ge- 
nossen voraus.  Diese  Wirtschaftsgleichheit  war  bisher  kraft  der  landvertei- 
lenden Thätigkeit  der  Markgenossenschaften  auft-echt  erhalten  worden,  und 
sie  hatte  in  einem  gleichen  und  auf  alle  Söhne  freier  Krieger  in  gleich 
grofser  Ausdehnung  vererblichen  Anspruch  jedes  Markgenossen  auf  Bodennutzung 
ihren  Ausdruck  gefunden.  Nun  trat  das  Individualeigen  an  Grund  und 
Boden  ein,  der  bezeichnete  Anspruch  verblafste  bis  zur  Bedeutungslosigkeit,  die 
wirtschaftliche  Gleichheit  und  damit  die  kameradschaftliche  Gleichheit,  die 
Gi-undlage  des  Staates  der  Urzeit,  hörte  auf.  Wir  sehen  von  den  Folgen 
des  Vorgangs  nach  oben  hin,  von  der  Notwendigkeit  eines  veränderten 
politischen  Systems  hier  ab:  für  die  Hundertschaft  aber  unterlie^rt  es  nach 
Lage  der  geschilderten  Entwicklung  keinem  Zweifel,  dafs  die  alte  Har- 
monie militärischer,  gerichtlicher  und  wirtschaftlicher  Leistungen  und  In- 
teressen unter  dem  Einflufs  entstehenden  Individualeigens  an  Grund  und  Boden 


[Schlufs.  _     U94     — 

echon  mit  dem  Schlüsse  der  Völkerschaftsepoche,  mit  dem  Beginn  der  Stamme*:"! 
zeit  fUr  iminer  gestört  war. 

Die  Bewegung:  griff  aber  Boch  tiefer,  sie  (franü;  hinali  bis  zu  den  unterstes 
Wurzeln  alles  sittlichen  Zusammenlebens,  sie  erfafste  Geschlecht  und  Familie. 

Der  Staat  der  Völkerschaftsepoche  zeijrt  nnch  nach  vielen  Richtungen 
hin  den  Charakter  einer  jugendlichen,  unvollendeten  Bildung;  Ziel  und  Zweck 
des  politischen  Zusammenlebens  sind  erst  roli,  im  äufsersten  Umrisse  erhaimt; 
die  staatliche  Thatigkeit  geht  fast  panz  im  Friedensschutz  nach  aufsen  und 
innen  auf,  ja  noch  ist  der  Grundsatz  staatlicher  Friedeiiserhaltung  im  Imieru 
gegenüber  dem  leidenschaftlichen  Eigenwillen  der  Einzelperson  kaum  zui'  vollen 
Geltung  pebraclit.  Nichts  bezeichnet  diesen  uranfilnglichen  Charakter  des 
gennanischen  Staates  besser  als  die  Bedeutung  der  Geschlechtszusammenhänge 
innerhalb  seines  Bei-eiches.  Die  Zeit  war  noch  nicht  völlig  vergessen,  in 
veleher  der  Staat  g^eusätzlich  zum  Geschleehtszusainmenhang  und  sciiwAelter 
als  dieser  bestand;  noch  schimmerte  sogar  l)i8  ins  5.  Jh.  nach  Chr.  in  der 
Ordnung  und  LebensäuTsening  des  Geschlechts  die  älteste  Fonn  staatlich- 
genealogischen Zusammenlebens  deutlich  genug  durch  <ias  lockere  Gewebe  der 
modern-staatlichen  Funktionen. 

Einst  war  das  Geschlecht  der  Staat;  die  Natuniiaclit  des  Blutzusamnien- 
hangs  bilndigte  zuerst  die  rohen  Leidenschaften  des  Einzelnen,  lieh  dem 
Schwachen  Schutz  und  wehrte  der  Übermacht,  Alle  fördernden  Mächte  des 
Daseins,  sittliche  wie  materielle,  standen  damals  allein  unter  der  Obhut  des 
Geschlechts :  das  Geschlecht  regelte  das  Verhilltnis  des  Einzelneu  nach  aufseo 
bin,  gegenüber  allen  fremden,  dem  Geschlecht  nicht  angehörenden  Leuten,  es 
entwickelte  eine  starke  Strafgewalt  im  Sinne  einer  Rechtsprechung  im 
Innern,  es  ordnete  die  Verteilung  und  Vererbung  des  materiellen  Besitzes.  Es 
bildete  einen  rechtlich-politischen  Verband  nach  aufsen,  einen  rechtlich  -  sitt- 
lichen und  einen  wirtschaftlichen  Verband  nach  innen. 

Verbände,  deren  Wirksamkeit,  wenngleich  beschi-änkt  und  verdunkelt, 
doch  auch  nach  der  Entstehung  des  kriegerischen  Völkerschaftsstaates,  ja  so- 
gar innerhalb  der  Stannnesverfassung  fortdauerte.  Hier  finden  wir,  wenigstens 
in  frankischem  Land,  das  Geschlecht  geordnet  nach  Familien  und  eiuem  diese 
umgebenden  weiteren  Verwandtenkreis  der  nächsten  drei  Generationen:  schon 
schMt  sich  als  schliefslich  allein  in  alter  Festigkeit  verhan^ender  Keni  aus  dem 
Gescldecht  die  Familie  in  Elteni  und  Kindern  aus,  aber  noch  steht  um  sie 
als  schützende  Hülle,  als  wehrender  Nimbus  die  Sippe  der  nächsten  di-ei 
Generationen.  Und  ftlr  diese  Ordnung  des  Geschlechtes  dauert  noch  immer 
die  Restthätigkeit  des  alten  politisch  -  genealogischen  Verbandes  fort.  Auch 
jetzt  hat  der  neue  Staat  noch  nicht  die  alleinige  Erziehung  und  Aufsieht, 
die  volle  Rechtsgewährung  und  den  einseitigen  Schutz  der  Einzel])ei-son 
übernommen;  gerade  in  den  gefiihrlichsten  Lagen  tritt  das  Geschlecht 
noch  vennittelnd  zwischen  Staat  und  Individuum.  Und  das  Geschlecht  be- 
dient sich   dazu   der   abgeblafsten  Funktionen  seiner  alten  Verbandsfoniien. 


—     1495    —  SchlufsJ 

des  äufseren  Rechtsverbandes  wie  des  inneren  sittlichen  Verbandes  wie  end- 
lich des  Wirtschaftsverbandes.  So  ist  es  zunächst  der  natürliche  Schützer  und 
Verteidiger  der  Geschlechtsgenossen  im  Rechtsgang  mit  Nichtgesippten ;  es  ge- 
währt die  Eideshilfe,  es  zahlt  die  Restsunime  des  Wergeides  im  Falle  der 
Zahlungsunfähigkeit  des  schuldig  befundenen  Genossen,  wie  es  auch  einen 
Teil  des  für  einen  erschlagenen  Sippengenossen  zu  zahlenden  Wergeides  er- 
hält. Nicht  minder  -  und  vermutlich  in  viel  umfassenderer  Weise,  als  unsere 
Quellen  das  erkennen  lassen  —  regelt  das  Geschlecht  die  inneren  Verhältnisse 
der  Genossen,  soweit  sie  unter  den  Gesichtspunkt  der  Geschlechtsehre  und 
der  Geschlechtsdisziplin  fallen.  Nach  salischem  Recht  kann  ein  Gesippter  eine 
Geschlechtsgenossin,  welche  durch  standeswidrige  Heirat  die  Ehre  ihres  Ge- 
schlechts l)efleckt,  ohne  weiteres  niederschlagen;  ganz  allgemein  äufsert  sich 
die  Thätigkeit  des  Geschlechts  in  dieser  Richtung  mindestens  in  einer  wohl- 
ausgebildeten Obervormundschaft  der  Gesamtsippe  ül)er  unmündige  Frauen. 

Was  aber  hier  unser  Interesse  vor  allem  fesselt:  in  allen  diesen  Fällen 
handelt  zunächst  die  Familie,  der  engere  Kreis  des  Geschlechtes;  erst  in 
zweiter  Linie,  zum  Zweck  der  Aushilfe,  tritt  der  weitere  Kreis  der  Ver- 
wandten in  Thätigkeit.  Und  eben  diese  Gliederung  des  Geschlechtes,  unter 
dem  Erstarken  des  Staates  für  den  rechtlichen  und  sittlichen  Schutz  der  Ge- 
nossen allmählich  verblassend,  gewinnt  an  Festigkeit  und  sicherer  Durch- 
bildung für  die  wirtschaftlichen  Aufgaben.  Hier  war  ein  Feld,  auf  welchem 
der  Staat  seit  dem  Schwinden  völkerschaftlicher  Landverteilung  in  Cäsai-s 
Zeit  grundsätzlich  unthätig  blieb;  hier  konnte  das  Geschlecht  mit  freier 
Hand  um  so  mehr  leisten,  als  die  wirtschaftlichen  Interessen  seit  erlangter 
Sefshaftigkeit  unendlich  zu  wachsen  begannen. 

Nun  hatte  eine  Wirtschaftsordnung  des  Geschlechts  selbstverständlich 
schon  vor  aller  Sefshaftmachung  bestanden.  Ihr  klarster  Ausdmck  ist  die 
Erbfolgeordnung.  Diese  Erbfolgeordnung  hatte  aber  nur  für  Fahrhabe  gelten 
können;  innerhalb  dieses  Gebietes  statuierte  sie  unter  dem  obersten  Grund- 
satze eines  Gesamtol)ereigentums  des  Geschlechtes  den  Übergang  des  vor- 
handenen Besitzes  von  einem  Genossen  auf  den  anderen  in  bestimmter  Stufen- 
folge nach  der  Zugehörigkeit  zu  Familie  und  Geschlecht,  und  berücksichtigte 
hierl)ei  Männer  imd  Weiber  in  gleicher  Weise. 

Wie  aber,  als  nunmehr,  nach  erlangter  voller  Sefshaftigkeit,  Ginindeigen- 
tum  entstand  ?  Liefs  sich  die  alte  Erbfolgeordnung  auf  die  neuen  Vermögens- 
objekte ohne  weiteres  anwenden? 

Das  salische  Recht  antwortet  mit  dem  Rechtssatz:  de  terra  nuUa  in 
muliere  hereditas.  Der  Grund  für  dies  neue  Recht  liegt  auf  der  Hand.  Land 
war  Beute,  und  Beute  gehört  nur  dem  Krieger.  Von  jeher  hat  der  Deutsche 
den  Begriff  der  Freiheit  nicht  nur  rechtlich,  sondern  eben  so  sehr  wirtschaftlich 
gefafst:  voUfi-ei  ist  nur,  wer  das  volle  Recht  des  Staatsbürgers  und  die  zur 
Ausübung  dieses  Rechts  nötige  wirtschaftliche  Selbständigkeit  besitzt    Politische 


ISchlufB.  —     1496     — 

Freiheit  und  Landbesitz,  Kriegsbereitseliaft  um)  Befu^is  zur  Rechtssprechnnpr 
das  alles  sind  unzertrennliche  Vürstellunp^n  des  6ineii  gennaniiichen  Freiheits- 
tiemifstseiiis.  So  konnte  nicht  einmal  die  blofee  Frage  auftreten,  ob  die  Weibw 
erbberechtigt  in  Gmndeigen  seien:  solange  die  Veifassuiigsgrundsätze  der 
Völkerschaftszeit  bestanden,  war  je{ier  in  dieser  Richtung  verlaufende  Ge- 
danke thöricht. 

Aber  diese  VerfassungspiTiudsilty-e  schwanden;  die  Übereinstimmung- 
wirtschaftlicher  und  kriegerischer,  politischer  und  jurisdiktioneller  Inter- 
essen im  gennanischen  Fi-eiheitshegniff  löste  sich.  Wenn  der  Freie  sein 
Land  nicht  mehr  kraft  |>eriodi8cher  Verteilung  als  Krieger,  sondeni  ohne 
eine  Gegenleistung  an  den  Staat  kraft  gemeinrechtlicher  Vererbung  besafs, 
wenn  sein  Grund  und  Boden  nicht  mehr  Nutzungsland  unter  Volkseigen, 
sondern  Erbeigeu  —  wohl  gar  in  fremder  Nutzung  —  war:  konnte  es 
dann  noch  gerecht  scheinen,  die  Weiher  von  der  Erbfolge  in  einen  so  wesent- 
lichen Besitzteil  des  Erbes  auszuschliefsen ,  wie  es  das  Laudeigen  war  und 
immer  mehr  ward? 

Ein  Edikt  König  Chilperichs  vom  J.  574  Iftfst  die  Weiber  auch  zur  Erb- 
folge in  Land  zu.  So  war  die  alte  wirtschaftliche  Ordnung  des  Geschlechts- 
verbandes, wie  sie  in  der  Erbfolge  ihren  vornehmlichsten  Ausdruck  fand, 
nunmehr  auch  für  Landeigen  eingeführt :  jetzt  hatte  der  Grundsatz  i\er' 
Sefshaftigkeit  voll  gesiegt,  jetzt  ei-st  war  der  unumschränkte  Begriff  des  privaten 
Gnmdeigens  unabhängig  von  jedem  Aufbau  politischer  Pflichten  gewoonen.. 
Damit  endet  eine  der  denkwtti-digsten  Umwandlungen  unserer  Wirtschafta- 
geschichte  Überhaupt:  noch  vor  sechs  Jahrhunderten  nur  Gesamteigen,  jetzt 
schon  I'rivateigen  an  Grund  und  Boden,  und  in  Zukunft  ein  stets  energischerer 
Kampf  beider  Fonuen  und  ein  stets  vollerer  Sieg  der  letzteren.  Es  sind  Gegen- 
sätze entfesselt,  deren  Härten  man  nimmer  völlig  ausgleichen  kann,  um  deren 
Grenzbestinuuung  von  nun  ab  auf  immer  der  heifse  Streit  sozial  auseinander- 
strebender  Interessen  entbi-ennen  wini;  aber  es  ist  auch  ein  Fortschritt  erreicht, 
der  allein  zu  höherer  materieller  und  damit  auch  geistiger  Kultur  befShigt. 

Fieilich,  die  hergebrachte  Wirtschaftsordnung  wurde  durch  diese  Um- 
wälzung zu  Siechtum  und  Tod  verdammt.  Diese  Ordnimg  knüpfte  sich 
an  die  Hundertschaft-Markgenossenschaft.  Nicht  als  ob  sie  nnt  ihr  völlig  und 
ansschliefsend  identisch  gewesen  wäre:  der  hunderlschaftliche  Verband  mili- 
tärisch-politischer und  wirtschaftlich-autonomer  Inteivssen ,  dieser  eigentüm- 
liche Rahmen,  in  dessen  Fassung  sich  von  unten  emiioi-gewachsene  Wirt- 
schaftsoiyanisationen  und  von  oben  her  durchgeftlhrte  staatliche  Einrich- 
tungen in  mannigfacher  Kreuzung  trafen,  Übei-stand  auch  diesen  Anstunn; 
noch  Illieb  seine  örtliche  Ausdehnung  und  der  wesentliche  Umfang  seiner 
LebensäuTsenmgen  ungestört.  Um  so  stärker  wurden  die  I'ei-sonen,  die  Ge- 
niissen  des  Verbandes  getroffen.  Das  Erbrecht  fordeile  gleiche  Verteilung  des 
viiterlichen  Gi-undeigens,  der  nur  öinem  Hansstand  zugemessenen  Hufe,  auf 
alle  Kinder;  da  hätte  bei  völlig  folgerichtiger  Anwendung  desselben  schon  die 


i 


i 


—     1497    —  Schlufs.] 

zweite  Generation  hungern,  die  dritte  verderben  müssen.  Man  half  sich  mit  Aus- 
künften ;  die  eine  oder  andere  Generation  hindurch  vermied  man  die  Realteilung 
oder  halbierte  nur,  viertelte  höchstens ;  vor  allem  aber  mufe  das  Mittel  der  Aus- 
wandemng  jüngerer  Kinder ,  unter  thatsächlichem  Vorzugsrecht  eines ,  zumeist 
wohl  des  ältesten  Sohnes  auf  das  väterliche  Erbeigen ,  ergriffen  worden  sein. 
Und  die  Auswanderung  war  noch  kein  Abschied  auf  weite  Feme  und  Nimmer- 
wiedersehen. Rings  um  die  spärlichen  Ansiedlungen  der  Väter  lockte  noch  Wald- 
geheimnis, tiberall  zog  sich  verschwenderische  Waldfalle  meilenweit  hin  in  die 
Berge  oder  die  Ebenen  abwärts  bis  zur  nächsten  nachbarlichen  Siedelung.  Furcht- 
los drangen  die  jungen  Söhne  in  das  Dunkel,  bald  hallte  der  W^ald  von  kräftigen 
Axthieben  wider,  hoben  sich  Wolken  dunklen  Rauchs  über  die  Wipfel :  und  aus 
Brennen  und  Roilen  entstand  eine  neue  Heimat  der  Enterbten.  Was  die 
Söhne  so  begonnen,  das  setzten  Enkel  und  Enkelkinder  fort ;  in  regelmäfsigem 
Pulsschlag  trieb  jede  absterbende  Generation  den  gröfsten  Teil  der  neu  er- 
wachsenden in  den  Wald,  und  in  reifsendem  Fortschritt  entwickelte  sich  der 
Ausbau  des  Landes.  Jahrhunderte  mag  diese  Bewegung,  hier  früher,  dort 
später  einsetzend  gedauert  haben;  nur  der  Charakter  der  Ortsnamen  deutet 
noch  heute  in  oft  rätselhafter  Kunde  auf  Zeit  und  Gang  dieser  Entwicklung; 
aus  der  Merowingerzeit  und  dem  Anfang  der  karolingischen  Herrschaft,  dem 
Hauptzeitalter  dieses  Ausbaues,  dringt  kaum  6ine  unmittelbare  Nachricht  über 
sie  zu  uns  herüber.  Und  doch  mufe  diese  emsige  Arbeit  von  Tausenden,  dieser 
tägliche  Kampf  mit  dem  wilden  Wald,  diese  Umschaffimg  des  deutschen 
Landes  zur  brauchbaren  Grundlage  höherer  Kulturentwicklung  als  eine  der 
wichtigsten  Thatsachen  merowingisch-karolingischer  Zeit  bezeichnet  werden. 

Indes  die  für  unerschöpflich  gehaltene  Vorratskammer  des  Waldes  leerte 
sich  dennoch;  die  Marken  wurden  im  Laufe  einiger  Geschlechter  ausgebaut, 
die  Welt  war  vergeben.  Es  blieb  nur  die  Teilung  übrig.  Jetzt  setzte  der 
Grundsatz  einer  für  alle  Erben  gleichen  Erbfolgeberechtigung  am  Boden 
mit  Macht  ein;  die  festgeschlossene  Wirtschaftseinheit  der  Hufe  wurde  zer- 
spellt,  die  Hufenverfassung  begann  zu  verfallen,  die  wirtschaftliche  Grundlage 
der  alten  Freiheit  ging  verloren. 

¥Ai\  trauriges,  aber  auch  seitens  der  Zeitgenossen  nicht  völlig  unerwar- 
tetes Ende;  schon  in  einigen  jüngeren  Bestimmungen  des  salischen  Rechts, 
vorab  in  dem  Titel  De  migrantibus  ist  es  vorausgesehen.  Und  mehr  noch; 
es  sind  Vorkehrungen  getroffen,  ihm  überhaupt  vorzubeugen;  ein  erster  Ver- 
such prophylaktischer  sozialwirtschaftlicher  Gesetzgebung  liegt  vor.  Es  wird 
bestimmt,  dafs  aufsermärkische  Volksgenossen  innerhalb  einer  Markgenossen- 
schaft zur  Siedelung  und  Landnutzung  nur  unter  Zustimmung  aller  Markgenossen 
zugelassen  werden  sollen:  die  Mark  wird  geschlossen.  Es  ist,  von  wirtschaftlicher 
Seite  aus  gesehen,  eine  kräftige  Gegenwirkung  des  in  seinen  inneren  Lebens- 
äufseiiingen  schwankend  gewoi*denen  Wirtschaftsinstituts  der  markgenössischen 
Hundertschaft  g^en  störend  wirkende  äufsere  Einflüsse,  dem  Kerne  nach  keine 
andere  Mafsregel,  als  die  Schutzzollpolitik  der  spätmittelalterlichen  Städte  und 

Lamprecbt,  DenUcbei  WirtschafUleben.    I.  95 


[Sciihir»,  —    1498    — 

der  absolutistischeil  Staaten  des  17.  und  18.  ,Ihs.  Einen  audem  Eindruck 
hinteilälst  die  Betrachtung  vom  sozialpolitischen  Standpunkte  aus:  wir  begepnen 
hier  zum  ei-stennmle  der  fllr  das  deutsche  Mittelalter  bezeichnenden  Mafs- 
repel  genossenschaftlichen  Schlusses,  dem  Gedanken,  die  wiitschaftliche  und 
soziale  Grundlage  eines  bestinunten  Standes  durch  prinzipielle  oder  nahezu 
prinzipielle  Anaschliersung  aufsti-ebender  Ungenossen  zu  sichern.  So  sehliefst 
sich  später  der  geistliche  Stand  wenifTstens  in  den  Klöstern,  so  schliefsen  sich 
die  ministerialischen  Genossenschaften  unti  die  Zünfte  —  und  so  verknöchern 
sie  -insgesamt.  Im  Zeitalter  aufstrebender  Tüchtigkeit  haben  alle  diese  Ge- 
nossenschaften jede  Kraft  willkoranieu  peheifsen,  Raum  flu-  alle  ist  ihre  Losung 
gewesen ;  nunmehr,  nach  erreichter  wirtschaftlicher  Höhe  und  erlanjrteni  sozialen 
Typus,  schreckt  man  junge  Kräfte  ab,  zieht  sich  in  sich  ein,  schreitet  nicht 
mehr  vorwärts  und  K^ht  deshalb  zurück.  Das  gilt  füi'  die  tjseheinuugett 
des  späteren  Mittelalters  wie  für  die  urzeitliche  Markgenossenschaft  schon  seit 
dem  Beginne  des  6,  Jlis. 

Die  Ausscliliefslichkeit  wirkte  natürlich  nicht  im  beabsichtigten  Sinue. 
Der  König  hatte  nut  der  alten  Staatslioheit  der  Völkei-schaftsversaninilung  ein 
freies  Veifttgungsrecht  Über  allen  Grund  und  Boden  erworben.  Dies  Boden- 
regal war  in  frühmerowingischer  Zeit  noch  nicht  verblafst,  es  hatte  sich  noch 
nicht  in  Wüstenei  und  unwegsame  Waldgegend  geflüchtet,  es  konnte  noch  auf 
jeder  Mark  zur  Durchführung  gelangen.  Nun  war  dies  Recht  freilieh  ursprüng- 
lich  wohl  imr  im  Sinne  eines  Äufeichtsrechts  bezw.  eines  Besseningsreehts 
bei  llni-egelmäfsigkeiten  der  markgenössischen  Verfügungsvorgange  über  Grund 
und  Boden  gemeint  Wie  aber,  wenn  es  die  Frankenkönige  anders  aus- 
nutzten —  wenn  sie  es  zur  Ausstellung  von  Rodepatenlen ,  zur  Einweisung 
begünstigter  Freien  in  eine  beliebige  Maik  in  Anwendung  brachten?  So  ge- 
schah es.  Überall  treten  Inhaber  königlicJier  Rodebriefe  auf,  nehmen  auf 
Grund  ihrer  Urkunden  Land  in  den  Marken  in  Anspi-uch,  bauen  und  ernten, 
ohne  (iafs  diesem  Vorgehen  ein  markgenössischer  Widei-spruch  hätte  entgegen- 
treten können.  Und  das  neue  Briefland  dieser  Privilegierten  l>efand  sich  nicht  ia 
der  engen  Gemengelage  des  markgcnössischen  Besitzes,  behindert  im  Aul>au 
und  verzettelt  für  die  Bestellung  —  frei  lag  es  im  Walde,  zusanimenliängend, 
einheitlich  kultiviert,  nur  dem  Wii-tschaftswillen  des  Besitzers  unterthan.  Es 
war  individuales  Rottland,  und  daiimi  wirtschaftlich  freier,  als  das  alte  ge- 
nossenschaftliche Rottland  markgenössischen  Besitzes. 

Aber  auch  einfache  Markgenossen  konnten  sich  wenigstens  nebenher  die 
Vorteile  solchen  Rottlandes  verschaffen.  Nichts  war  im  Wirtschaftsgetriehe 
der  alten  Markgenossenschaft  weniger  sicher  geregelt,  als  die  individualen 
Nutzungen  am  Gemeinbesitz  in  Weide  und  namentlich  Wald.  Noch  stand 
eine  Übei-fülle  jeglichen  Waldwuclises  zur  Veifügimg,  noch  war  es  eher  ge- 
meines Verdienst,  als  genossenschaftlicher  Nachteil,  wenn  jemand  den  Wald- 
wuchs beschränkte,  sengte  und  rodete.  So  stand  die  individuale  Nutzung 
des  Waldes,  ja  die  Üherfühning  von  Waldareal  in  I'rivateigen  jedem  frei,  der 
die  hierzu  erforderlichen  Wirtschaftskräfte  besafs.    Eiue  weitherzige  Anschauung, 


I 


—     1499    —  Schlufs.] 

welche  die  besseren  Wirte  innerhalb  der  Genossenschaft  in  die  ausgiebigste 
Praxis  umsetzten:  bald  erhob  sich  Neuland  aus  Wald  und  Sumpf,  junge 
Fluren  gesonderter  Äcker  und  Wiesen  entstanden  neben  den  alten  Feldern 
der  maikgenössischen  Gemengelage,  und  auch  für  sie  galt  die  Wiitschafts- 
freiheit  des  königlichen  Brieflands. 

Diese  Wirtschaftsfreiheit  zeigt  aber  nur  6ine  Seite  der  vorteilhaften  Be- 
dingungen alles  gerodeten  Aufsenlandes ;  zu  ihr  tritt  noch  eine  rechtlich  privile- 
gierte Stellung.  RotÜand  war  kein  Erbeigen.  Stand  das  Erbeigen  unter  dem  Bann 
des  Geschlechtsobereigentums,  war  seine  Vererbung  obligatorisch,  seine  Ver- 
äufserung  unzulässig :  die  Errungenschaft  im  AuTsenland  kannte  diese  Schranken 
nicht.  Im  Rottland  entsteht  zuerst  veräufserungsfähiges  Grundeigen,  von  ihm 
aus  entwickeln  sich  zum  erstenmale  iniierhalb  des  deutschen  Rechts  die 
Formen  der  freien  Landübertragung  und  des  Rechtsganges  für  Behauptung 
und  Einklagung  von  Grund  imd  Boden.  Man  erkennt  die  Bedeutung 
dieses  Fortschrittes:  jetzt  erst  entwickelt  sich  ein  Verkehr  mit  Ginmdstücken, 
wird  die  Verteilung  des  Grundes  und  Bodens  nicht  blofs  von  der  Wirkung  des 
Erbrechts,  sondern  auch  von  der  Wirkung  wirtschaftlichen  Wettbewerbs  in 
Kauf  und  Verkauf  abhängig.  Nun  erst  bedeutet  der  gute  Wirt  in  voller 
Wahrheit  mehr,  als  der  schlechte:  der  urzeitliche  Standpunkt  wirtschaftlicher 
Gleichheit  als  eines  unumgänglichen  Bestandteils  voller  politischer  Freiheit  ist 
überwunden,  die  Aussicht  auf  eine  soziale  Gliederung  des  Volkes  nicht  mehr 
nach  militärischen  oder  politischen,  sondern  nach  wesentlich  wirtschaftlichen 
Motiven  gewonnen.  Zunächst  aber  mufste  eine  wenn  auch  langsame,  so  doch 
nach  Endergebnis  und  weiteren  Folgen  ungeheure  Umwälzung  der  Grund- 
eigentumsverhältnisse das  Ergebnis  dieser  Voi-gänge  sein. 

Wie  gestaltete  sich  das  Schicksal  der  Freien  innerhalb  dieser  Ver- 
schiebung ?  War  ihre  Kraft  noch  zur  Ausdauer  gestählt  in  diesem  Umschwung, 
war  ihr  Mut  noch  ungebrochen,  ihre  Umsicht  noch  allseitig,  wie  einst  in  den 
Schlachten  der  Urzeit? 

Mit  dem  Eintritt  der  fränkischen  Monarchie  hatte  sich  die  Lage  der 
Freien,  auch  abgesehen  von  den  wiilschaftlichen  Vorgängen  innerhalb  der 
Markgenossenschaft,  von  der  Einwirkung  individualen  Immobiliareigens  und 
freien  Bewerbs  in  der  Erringung  von  Grundeigen ,  ganz  aufserordentlich  ver- 
schoben. Und  nicht  blofs  die  Änderung  des  politischen  Systems,  noch  mehr 
die  Einwirkungen  der  hohen  Kultm*  der  Provinzialen  auf  den  germanischen 
Eroberer  tinigen  die  Schuld  an  dieser  Verschiebung.  Victi  victoribus  leges 
dederunt:  das  römische  Wort  hat  sich  stets  bewährt,  wo  eine  Minderheit 
barbarischer  Sieger  kulturübei-sättigte  und  darum  schwache  Völker  zu  beherr- 
schen suchte. 

Der  Deutsche,  welcher  ständig  in  die  Provinzen  einrückte  oder  ihren 

Einflufs  in  anderer  Weise  dauernd  erfühl*,   war  noch  von  jenem  urkräftigen 

volkstümlichen  Egoismus  durchdrungen,   der  nur  die  Volksgenossen  als  volle 

Menschen  anerkennt,  und  dem  sogar  die  idealen  Interessen  der  Religion  nur 

95* 


[Schlufä.  _     1600     — 

in  nationaler  Ausgestaltung  zugänglich  ei-scheinen.  Es  bedurfte  einer  kosnio- 
politisch-kii-chlichen  Entiehung  von  mehr  als  anderthalb  Jahrtausenden,  ehe 
diese  trübe  und  gewaltthfttige  Empfindung,  diese  Leidenschaft  des  natioiiateji 
Egoismus  zu  dem  Nationalstolz  unserer  Tage  abgeklärt  wurde.  In  der  Ur- 
zeit aber  führte  sie  in  der  Praxis  vor  allem  zu  der  Erscheinung,  dafs  jeder 
dauernd  unter  dem  Volke  lebende  Nichtvolksgenosse ,  soweit  er  nicht  unter 
Gastrecht  stand,  ursprünglich  als  Sache,  als  unfrei  betrachtet  wunle.  Wer 
im  Volke  lebt ,  aber  nicht  zu  ihm  gehört ,  wer  seiner  Volkszugehörig- 
keit sich  durch  Verkauf  hegiebt,  wer  kriegsgefangen  der  Heimat  zugefüliri 
wird,  der  ist  unfrei,  der  unterliegt  gleicli  dem  Vieh  rein  sachenrechtlieher 
Behandlung. 

An  sich  waren  auch  die  Provinzialen  in  gennanischem  Sinne  Kriegsgefangene. 
Liefs  sich  aber  der  altnationale  Grundsatz  gänzlicher  Verkennung  der  Menschen- 
wüi-de  auf  sie  anwendend  Schon  in  der  germanischen  Heimat  hatte  sich  eine 
Lücke  in  der  i-eclitlichen  Auffassungsweise  der  Unfreien  ei^eben;  immer  wiedea* 
brach  doch  bei  diesen  Sachwerten  der  Mensch  durcli ;  es  hatte  Unfreie  gegeben, 
deren  Menschenqualitilt  infolge  dieser  oder  jener  hervorragenden  Eigenschaft 
niclit  geleugnet  werden  konnte,  und  für  sie  wm-  man  zm-  Anerkeimung  eines 
}Ialbstandes  der  Hörigen  üliei^jegangen.  Jetzt,  bei  der  Eroberung  der  IVo- 
vinzen,  lag  es  nahe,  den  hochgebildeten  Unterworfenen  die  Stellung  etwa  der 
Hörigen  anzuweisen.  Damit  waren  die  Provinzialen  der  gerinaniscben  Stande»- 
gliederung  der  Form  uach  eingeordnet :  der  Sache  nach  zerstörten  sie  dieselbe. 
Wie  konnte  es  gelingen,  die  grofse  Mehrzahl  der  Bevölkerung,  eine  ganze  Summe 
reich  ausgebildeter  sozialer  Schichten,  ein  ganzes  Volk  mit  einer  durch  hohe 
Kultur  unendlich  weit  entwickelten  Al)8tufung  von  PHicht  unfl  Kecht  in  die  engen 
Schranken  eines  germanischen  Halbstandes  zu  zwängen!  Wie  sollte  es  auf 
die  Dauer  möglich  werden,  die  ständische  Überlegenheit  des  gennanischen 
altfreien  Hufeiibesitzers  Ober  den  latifundienreichen  römischen  Tributarius  zu 
wahren!  Wie  konnte  überhaupt  in  einein  Lande  alter  Kultur  mit  seinen  sozial 
individualisierenden  Anfordenmgen  die  ständische  Gliederung  eines  Acker- 
bauvolkes gewahrt  werden ,  das  nomadischen  Zustünden  noch  kaum  ent- 
wachsen war! 

Wenn  sich  aber  die  soziale  Schichtung  vei-schob,  so  konnte  das  nur  zu 
Ungunsten  der  eingewanderten  Germanen  geschehen.  Nicht  i-echtlicher,  wesent- 
lich wirtschaftlicher  Natur  war  in  den  von  Rom  verlassenen  Prorinzen  die  Gi-und- 
lage  der  sozialen  Gliederung;  dieser  Grundlage  niulste  sich  nunmehr  auch  die 
Stellung  des  deutschen  Eroberers  anbequemen.  Wirtschaftlich  war  der  Gemiane 
angehender  Ackerbauer;  auf  diesem  Gebiete  galt  er  nicht  eben  mehr,  als  seine 
Unfi'eien,  und  oft  recht  viel  weniger,  als  die  neben  ihm  ansässigen  I'rovinzialen. 
So  näherten  sich  in  der  neu  erstehenden  Stufenfolge  sozialer  Schichtung  Frei 
und  Unfrei  germanischer  Herkunft,  jene  unvei-söhnlichen  Gegensätze  iler  Urzeit ; 
und  nicht  selten  erhob  sich  die  soziale  Lage  des  Provinzialen  über  sie  in  be- 
merkenswertem Abstände. 


_     1501     —  Schlufs.] 

Man  kann  einwenden,  der  Deutsche  habe  gleichwohl  durch  seine  Teil- 
nahme am  politischen  Leben  einen  besondeni,  auch  sozial  wirksamen  Nimbus 
behalten.  Aber  diese  Teilnahme  bestand  nicht  mehr  im  alten  Sinne.  Die 
Kechte  des  Freien  waren  verdunkelt,  zusammengeschnimpft,  mehrfach  in  Lasten 
verwandelt,  die  Pflichten  waren  nicht  nur  geblieben,  sondern  verdoppelt. 
Krieger  zu  sein,  auf  Beute  in  fremde  Lande  zu  ziehen,  war  bisher  nicht  blofs 
Ehre  und  Recht,  sondern  Gewinn  gewesen;  kein  Germane  würde  den  Heeres- 
dienst allein  aus  dem  Gesichtspunkte  der  Pflicht  heraus  verstanden  haben. 
Jetzt  hatte  der  Speererwerb  aufgehört,  die  Kriege  hatten  politische  oder 
königlich-persönliche,  nur  selten  der  groUsen  Menge  der  Freien  unmittelbar  ein- 
leuchtende Gründe ,  das  Aufgebot  führte  auf  Wochen  und  Monate  fernab  von 
der  Heimat,  und  die  BewaJ9&iung  für  den  Feldzug,  einst  billig,  jetzt  mit  vielem 
Eisen  ausgestattet  und  theuer,  war  nur  mit  Mühe  zu  erschwingen.  Nicht 
anders  stand  es  mit  dem  Gerichtsdienst  und  dem  Verhältnis  des  Freien  zur 
Rechtssprechung  überhaupt.  Der  Gerichtsdienst  war  zur  Last  geworden,  die 
Urteilnahme  vor  dem  Volksgericht  bildete  den  wahren  Ruin  der  Freien,  welche 
die  durch  Veränderungen  im  Münzsystem  ihrem  Werte  nach  außerordentlich 
erhöhten  Bufssätze  der  alten  Volksrechtsbestimmungen  kaum  noch  aufzubringen 
vermochten.  Und  zu  den  aus  alten  Rechten  erwachsenen  Pflichten  kam  ein 
ganzes  System  neuer  staatlicher  Anforderungen,  welche  zwar  nicht  alle  unmittelbar 
aus  der  römischen  Verwaltung  entnommen,  doch  aber  römischen  Verwaltungs- 
anschauungen entsprechend  entwickelt  wurden :  die  Sorge  für  die  Beherbergung 
königlicher  Gäste,  die  Arbeit  an  Wällen  und  Burgen,  an  Strafsen  und  Brücken, 
und  die  Übernahme  sonstiger  Dienste  zur  notdürftigen  Erhaltimg  der  staat- 
lichen Kulturanlagen  römischen  Ursprungs.  Diesen  Lasten  erlag  der  freie 
Deutsche ;  seine  bevorrechtete  Stellung  ward  zur  Plage,  sein  Recht  zur  Pflicht, 
seine  Freiheit  zur  Abhängigkeit  von  unbegriflfenen  staatlichen  Anforderungen. 
Die  Aufrechterhaltung  einer  glänz-  und  vorteilslosen  Freiheit  seitens  der 
politischen  Gewalten  war  keine  Wohlthat  mehr,  sondern  ein  weiterer  besonders 
eindringlich  wirkender  Anlafe  zum  Verfall  des  altfreien  Standes. 

So  ging  die  germanische  Freiheit  ruhmlos  zu  Grunde ;  wirtschaftlich  zer- 
rüttt^t,  sozial  zurückgestofsen,  politisch  vernachlässigt  sank  sie  in  sich  zusammen, 
eine  wilde  Pflanze,  die  auf  ganz  anderen  Boden,  unter  ganz  andere  Kultur- 
bedingungen vei-setzt  keine  Möglichkeit  des  Gedeihens  und  der  Anpassung  findet. 

Die  Freien  der  Urzeit  waren  die  Nation  als  solche  gewesen;  es  hatte 
keinen  eigentlich  sozial  führenden  Stand,  nur  militärisch  und  politisch  führende 
Adlige  gegeben.  Jetzt  war  durch  Verschmelzung  mit  der  Gliederung  der 
Pro\inzialen  eine  reiche  soziale  Schichtung  eingetreten;  die  Freien  versanken 
in  deren  Tiefen,  und  die  Frage  nach  der  sozialen  Führung  durch  hervor- 
ragende Gruppen  des  Volkes  erhob  sich  zum  erstenmale  in  der  deutschen 
Entwicklung. 

Sie  wurde  in  doppelter  und  doch  6iner  Antwort  erledigt:  Kirchenadel 
und  Laienadel  traten  an  die  Spitze  der  nationalen  Standesbildung.     Bis  tief 


ISchlufs.  _    1502    — 

in  die  iiieiowiiigische  Zeit  hinein  waren  die  Bischöfe  von  der  unto-worfenen  , 
^ro^^nzialbevölker^ng  gestellt  worden ;  die  alten  senatorischen  Familien  Gallien»  ' 
erscheinen  gleichsam  in  einem  Erbanrecht  auf  die  ersten  geistlichen  Stellen. 
Keine  Thatsache  kann  besser  die  Stellung  des  kirchlichen  Adels  auch  dann 
noch  bezeichnen,  als  an  Stelle  römischer  Geschlechter  deutsche  Sippen  in  den 
Besitz  der  Bischofsstühle  gelangt  waren :  der  hohe  Klerus  ist  keine  zunächst  a 
den  Tiefen  des  volkstÜnJichen  Lebens  entwickelte  Erscheinung ;  er  ist  der  hervor-  1 
ragendste  Ausdruck  des  zeitlichen  Imports  so  vieler  Emingensehaften  aus  der  J 
hohen  Kultur  der  Römerzeit,  sein  Dasein  venuittelt  Vergangenheit  und  Gegen-  J 
wart :  in  diesem  Teil  des  neuen  Adels  leben  starke  klassische  Tendenzen  fort.  [ 
Aber  Mst  sich  nicht  annJÜieind  gleiches  auch  von  dem  welllichen  Adel   der 
fränkischen  Epoche,  dem  si)ilteren  hohen  Adel  der  deutschen  Kaiserzeit  behaupten  ? 
Aus  dem  Amt  war  er  erwachsen ;  der  Vertretung  königlicher  Verwaltungshoheit 
verdankte  er  sein  Ansehen.     Diese  Verwaltungshoheit  aber  war  kein  germa- 
nisches Vennächtnis;    mochte  ihre  Ausgestaltung  in  den  Grafschaften  noch  so 
roh  sein  und  noch  so  wenig  an  die  zu  den  feinsten  Graden  der  Amtsunter-  1 
Scheidung  entwickelte  Hierarchie   der  römischen  Kaiserzeit  erinnern:    immer  | 
blieb  doch  der  Gedanke  einer  grofseu  Vollzielnmgsgewalt  des  Königs  auf  dem  j 
Wege  der  Verwaltung  der  Endepoche  klassischer  Staatsbildung  abgelauscht. 

So  stutzte  sich  der  neue  Adel  in  jener  Zeit  der  Zweiteilung  weltlicher 
und  geistlicher  Bestandteile,  deren  Kampf  das  eigentliche  Mittelalter  erfllllen 
sollte,  doch  anfangs  fast  gleichmäfsig  auf  das  Fortlehen  römischer  Kntwicklungs- 
lichtungen:  gerade  indem  er,  gestOtat  auf  die  königliche  Macht,  dieselben  in 
den  ei-sten  .Tahrhuuderten  fränkischer  Slaatsbüdung  energisch  vertrat,  wurde 
er  zum  Adel, 

Da  ist  es  nun  von  besonderem  Interesse  zu  sehen,  wie  dieser  Adel,  über- 
mächtig zunächst  durch  Vorgflnge  politischer  und  politisch -kirchlicher  Natur, 
doch  sofort  die  Notwendigkeit  begreift,  sich  materiell  auf  der  Grundlage  der 
nun  einmal  eingetretenen  Wirtschaftsentwicklung  zu  befestigen.  Keine  der 
gröfseren  Aufgaben,  welche  noch  für  den  Verlauf  der  Wirtschaftsentwicklung 
im  ersten  Jahrtausend  unserer  Geschichte  zu  lösen  sind,  würde  wohl  mehr 
Befriedigung  gewähren,  als  eine  Untersuchung  der  Voi^änge,  in  denen  die 
reichen  kultursatten  Provinzen  des  Imperiums,  welche  von  (len  Germanen  l>e- 
setzt  wurden,  wiilschaftlich  auf  eine  von  ihnen  schon  längst  tiberholte  Stufe 
materiellen  Daseins  hinabsinken.  An  Stelle  eines  fast  bis  zur  Kreclitwirt- 
schaft  entfalteten  Wirtschaftslebens  Erscheinungen  einer  mäfsig  vorgeschrittenen 
Naturalwirtschaft  unter  gleichzeitigem  Fortleben  des  ausschweifendsten,  nur 
häfslich  ins  Barbarische  verzerrten  Wohllebens  hoher  Wirtschaftsepochen, 
neben  Rönierstrafsen  mit  ihren  Posfreiais  Brennkultur  und  nomadenartige 
Weidewii-tschaft,  neben  den  verlassenen  Trünmiem  alter  Grolsstädte  elende 
Hütten,  neben  den  Villenvorstädten  dieser  Zentren  mit  ihrer  einstigen  Garten- 
kultur, ihren  Wasserleitungen  und  ihren  Ziersträucheni  wüst  bebaute  Kfarken 
in  Feldgraswirtschaft  voll  stauender  Nässe  und   wildwachsenden  Buschwerks; 


_     1503     —  Schlufs.] 

das  sind  einige  der  Gegensätze,  welche  diese  Epoche  in  sich  vereint.  Und 
aus  diesem  Zeitalter  germanischer  Einwanderung  schlägt  sich  schliefslich  eine 
Periode  fast  reinster  und  ursprünglichster  Naturalwirtschaft  nieder,  in  welcher 
das  germanische  Element  und  seine  Wirtschaftsthätigkeit  siegen;  Karl  der 
Grofse  versucht  vergeblich  eine  Hebung  des  Handels  durch  Strafsenbauten,  wie 
durch  Anbahnung  einer  rationellen  Münz-  und  Handelspolitik,  sogar  auf  land- 
wirtschaftlichem Gebiete  haben  seine  vemmtlich  römischem  Vorbild  entnommenen, 
jedenfalls  der  höheren  Kultur  der  Vergangenheit  angepafsten  Vorschriften  über 
den  Domanialbetrieb  kaum  grölsere  Erfolge  gehabt. 

Wie  konnte  dem  Adel  bei  dieser  Lage  der  Dinge  der  Gedanke  nahe 
treten,  seinen  materiellen  Stützpunkt  anders,  als  auf  naturalwirtschaftr 
lichem  Gebiete  zu  suchen.  Grund  und  Boden  wurde  bald  der  hervorragendste 
Wertgegenstand  der  Zeit;  ihn  schenkte  man  der  Kirche,  mit  seinem  Ertrag 
wurden  die  Grafen  imd  andere  Beamte  besoldet.  So  bestand  beiderseits  ein 
Kern  übertragenen  oder  geliehenen  Bodens;  an  ihn  knüpfte  geistlicher  und 
weltlicher  Adel  an,  um  einen  weitreichenden  Grofsgrundbesitz  zu  entwickeln. 
Bis  ins  7.  Jh.,  ja  über  diese  ftllheste  Zeit  urkundlicher  Sonderbeglaubigung 
hinaus  reichen  die  Bestrebungen  zur  Schaffung  von  Gro&grundbesitz  zurück ;  erst 
in  späterer  Zeit  übersehen  wir  das  volle  Ergebnis.  Da  erscheint  fast  ein  Viertel 
bis  ein  Sechstel  des  gesamten  Landes  eingefettet;  12®/o  des  besten  Landes  vom 
Gesamtareal  sind  aulserdem  im  Besitze  des  Königs ;  und  kirchlicher  Grundbesitz 
von  mindestens  9000  bis  18000  Morgen  in  6iner  Hand  ist  gewöhnlich,  solcher 
von  30  000  bis  60  000  Morgen  keine  Seltenheit.  Und  wie  dicht  ist  nicht  dieser 
Grofsgrundbesitz  aneinander  gelagert!  An  der  Mosel  zählt  man  bis  zum  13  Jh. 
mindestens  80  einheimische  und  ebensoviele  fremde  Grofsgrundbesitzer ;  im 
16.  Jh.  aber  wird  ein  Drittel  alles  Landes  als  ritterschaftlich  bezeichnet; 
mindestens  ein  weiteres  Drittel  wird  den  geistlichen  Genossenschaften  zuzu- 
rechnen sein. 

Es  leidet  keinen  Zweifel,  dafs  ein  solcher  Gro&gnmdbesitz  bei  geschlossener 
Lagerung  der  einzelnen  Herrschaften  von  gar  nicht  abzuschätzender  Gefahr  für 
die  nationale  Entwicklung  gewesen  sein  würde.  Allein  eine  solche  Lagerung 
wurde  durch  das  altbegründete  System  der  Hufenverfassung  gänzlich  aus- 
geschlossen :  eben  in  jener  Zeit,  in  welcher  die  Freien  der  steigenden  Macht 
des  Adels  zum  grofsen  Teile  zum  Opfer  fielen,  hat  die  von  ihnen  früher  ge- 
schaffene Agrarverfassung  mit  ihrer  Gemengelage,  ihren  individuellen  und  kollek- 
tivistischen Rechten  des  Einzelnen  die  Nation  vor  der  Gefahr  einseitiger  Boden- 
absperrung ganzer  Gegenden  durch  den  Adel  bewahrt.  Nur  für  die  noch  be- 
stehenden Urwälder  liefs  sich  eine  solche  Absperrung  —  und  auch  hier  nur  in 
der  Form  königlicher  Einforstung  —  durchführen ;  im  übrigen  war  der  Adel  auf 
Hufenerwerb,  das  heifst  auf  Ackererwerb  in  Streulage,  angewiesen.  Und  es  fehlte 
viel,  dafs  derselbe  Grundbesitzer  das  Ganze  oder  die  Mehrzahl  der  Hufen  eines 
bestimmten  Dorfes  in  seiner  Hand  vereinigt  hätte.  Bei  dem  hastenden  Wettbewerb 
geistlicher  und  weltlicher  Mächte  auf  engbegrenztem  Räume  war  es  vielmehr 


1504    —  ^^^H 

gewöhiilidi ,    (lafs    mehrere    Erwerber    in    deiiiBelheii    Dorfe    zuffleidi  iFn^^ 
faTsten:    bis  zu  einem  Dutzend  unil  rtaiilber  Zierden  sie  später  iin  gleichen 
Orte  angetroffen.     Die  Folge  war  eine  Streulage  nicht  blofß  der  Äcker  im  ' 
Hufenbesit/,  sondeni  auch  der  Hufen  im  üüterbesitz:    nirgends  bildeten  sicJi  "j 
Grofsftüter  nach  Aii  unserer  Rittergüter  iu  wenisen  Ortschaften,   llberall    nur 
einfaches  Hufeueigentuiii  iu  günstigenfalls  der  Mehrzahl  aller  Dörfer  einer  tie- 
stjmmten  Gegend. 

Schon  diese  Lage  schlofs  den  landwirtschaftlichen  Grofsbetrieb  aus.    Und 
wie  hatte  man  ihn  auch  sonst  im  Zeitalter  etwa  iler  Karolinger  auiiiehmeo 
sollen!    Wo  sollten  sich  die  noch  heute  seltenen  Meisler  finden,   welche   den 
verwickelten  Mechanismus   eines  unifangreiclion  Rittei^tes  aufzustellen   ver- 
mochten,  wo   die  Gehilfen,   um  iliesen   Mechanismus   in  Gang  zu    brinp;eii 
und  in  Betrieb  zu  erhalten?    Es  konnte  nicht  der  Sinn  der  adligen  Grofs- 
grundbesitzer  sein,  ihr  Gnindeigen  in  Regie  auszunutzen.    Und  hätten  sie  die 
Regio  aufnehmen  können,  sie  würden  in  ihr  keinen  Vorteil  gesehen  haben. 
Der    GiTuid    und    Boden    war   für   sie    nicht    Gegenstand  vornehmlich  wirt- 
schaftlicher Ausbeutung,  so  wenig  wie  er  es  heutzutage  für  die   englischen 
Lords    ist;    er   war  zunächst   politisches    Machtmittel.     Durch   Austhun    des  . 
eigenen  und  mehr  noch  des  aufgetragenen  Grundbesitzes  Macht  über  die  Ge-  \ 
meinfreien  zu  erhalten :  das  war  der  in  erster  Linie  verfolgte  Zweck.   Und  so  i 
traf  sich  die  in  der  Natur  der  Volkswirtschaft  gegebene  Beschränkung  mit  denJ 
politischen  Zielen  des  Adels  in  dem  ^inen  Punkte  leihweiser  Einweisung  voij 
Freien  in  die  Hufen  des  zei-streuten  Grofsbesitj^es,  soweit  diese  nicht  von  Uu^ 
freien  bearbeitet  wm-den. 

Die  vereinzelte  Einweisung  schlofs  alter  eine  Organisation  anderer  Art 
nicht  aus.  Konnte  man  den  Gnmdbesitz  nicht  wiitschaftlich  organisien?n,  so 
gliederte  man  die  Grundbesitzer  sozial ;  vertnigen  die  zei-streuten  Hufen  keine 
gemeinsame  Regelung,  so  war  eine  gleichartige  Ordnung  der  bald  freien,  bald 
minderfreien  Hufenbaueni  nicht  unmöglich. 

Und  lagen  nicht  gerade  in  letzter  Richtung  die  Handhaben  für  eine 
allgemeine  Regelung  auf  der  Hand  ?  Die  Unfmen  wurden  vom  Herrn  in  ihi-en 
Kräften,  soweit  sie  Ackerbauer  wan'n,  schon  seit  Taciteischer  Zeit  nicht  mehr 
einseitig  und  ausschliefslich  ausgenutzt;  sie  zahlten  von  ihrem  Körper  luid 
zinsten  von  ilirem  Gute;  im  übiigen  waren  sie  wirtschaftlich  nahezu  frei.  Jetzt 
zinsten  auch  die  beliehenen  Freien  vom  Henengut.  Was  lag  näher,  als  für 
Freie  und  Unfreie  die  gleichen  Erhebungsstellen  ihrer  der  Wiilschaftsepoehe 
gemafs  in  Arbeit  und  Naturaleraeugnissen  erfallenden  Abgaben  zu  errichten.  Für 
je  einen  Verband  von  etwa  12  bis  24  Streuhufen  wunle  auf  einer  dieser 
Hufen  eine  solche  Einnahniestelle  errichtet;  so  entstand  das  Meieramt  mit 
seinem  ministerialischen  Vorstand:  ihm  unteistanden  in  wirtschaftlich  gleicher 
Unterordnung  die  Hufen  der  Freien  wie  der  Unfreien.  Freilich  war  damit 
der  Untei-scliied  zwischen  Frei  und  Unfrei  noch  keineswegs  verwischt;  noch 
bestand  für  die  Freien  wenn  nicht  die  alte  Heerespflicht,  so  doch  noch  die 


_     1505     —  Schlufs.] 

andere  Säule  germanischer  Freiheit,  die  alte  Dingpflicht.  Aber  schon  im 
Laufe  der  späteren  Karolingerzeit  wurde  auch  sie  erschüttert ;  wie  die  Unfreien, 
80  wurden  auch  die  Freien  schliefslich  dem  Meier  des  Grundbesitzers  als 
Richter  unterstellt.  Der  Vorgang  ist  hier  nicht  genauer  darzustellen,  noch 
weniger  die  fein  abgewesene  Ausgleichung  unfreier  und  freier  Pflichten  und 
Rechte  zur  Grundhörigkeit  des  eigentlichen  Mittelalters,  welche  bei  dieser 
Gelegenheit  stattfand  M  genug,  dafs  mit  dem  Beginn  des  10.  Jhs.  die  ehemals 
fi-eien  oder  unfreien  Leute  des  Grofegnmdbesitzes  als  Grundholde,  die  Grofe- 
grundbesitzer  als  Grundherren  in  die  deutsche  Kaiserzeit  eintraten. 

Mit  dieser  Verwandlung  beginnt  die  Blütezeit  der  deutschen  Grundherr- 
schaft in  der  Epoche  der  Sachsen  und  Salier.  War  schon  früher  das  weitver- 
breitete Gebiet  der  Meierhöfe  mit  einem  Netze  von  Transportverbindungen 
tiberspannt  worden ,  welche  die  Leitung  aller  Zinshebestellen  von  6inem  Orte 
aus,  wie  auch  die  Zusammenführung  aller  Überschüsse  an  diesen  Ort,  an  den 
Mittelpimkt  der  Grundherrschaft,  erlaubten,  so  wurde  dieses  System .  jetzt  noch 
vervollkommnet.  Damit  erstand  in  ihm  das  erste  gröfsere,  wirklich  eigen- 
ständige Verwaltungssystem  des  Mittelalters,  eine  Ordnung,  innerhalb  welcher 
jeder  einzelne  Bestandteil  völlig  aus  den  Bedürfiiissen  der  Zeit  erwachsen, 
gänzlich  der  Naturalwirtschaft  angepafst  war.  Und  mit  diesem  System  zugleich 
bildete  sich,  ebenfalls  aus  der  Grundherrschaft  heraus,  in  der  vollendeten 
Ministerialität  das  erste  gröfeere  Verwaltungspersonal  des  Mittelalters.  Eben 
dieser  Beamtenkörper  ist  für  das  System  und  die  Epoche  bezeichnend. 
Noch  handelt  es  sich  hier  nicht  um  den  Begriff  reinen  Amtes;  mit  der  Be- 
gründung wirklicher  Ämter  auf  der  Grundlage  von  Naturaleinnahmen  hatte 
man  in  der  Zeit  karolingischer  Naturalwirtschaft  schlechte  Erfahiimgen  ge- 
macht; die  Grafen  dieser  Periode  drohten  bald  nicht  zum  geringsten  eben 
dadurch  zu  freien  Edelherren  zu  werden,  dafs  sie  mit  den  Naturalrevenüen 
sehr  bald  in  den  erblichen  Besitz  des  Grundes  und  Bodens  gelangten,  aus 
welchem  jene  erflossen.  Ministerium  aber  heifst  Dienst,  nicht  Amt:  und  in 
der  That  nur  auf  unfreiem  oder  sonstwie  personal  gebundenem  Dienst  kann  in 
naturalwirtschaftlichen  Zeiten  eine  wahre  Verwaltung  begründet  werden. 
Und  da  der  Dienst,  sei  es  in  halbstaatlichen,  sei  es  in  staatlichen  Verhält- 
nissen, stets  eine  der  wichtigsten  Grundlagen  der  Standesbildung  abgiebt,  so 
begreift  es  sich  ohne  weiteres,  wie  diese  Ministerialität  in  ihrer  Blütezeit,  bis 
zum  Schlufs  höchstens  des  12.  Jhs.,  zum  wahren  Ausgangsort  der  sozialen 
Schichtung  des  hohen  Mittelalters  werden  mufste:  das  Handwerk  und  teilweis 
der  Grofshandel,  der  niedere  persönliche  Dienst  und  die  feinere  Landeskultur 
z.  B.  im  Weinbau,  die  Ritterachaft  und  der  Hofdienst,  freie  Bürger  und  Bauern, 
niederer  Adel  und  höheres  Beamtentum  des  späteren  Mittelalters  entspringen 
eben  dieser  Bildung.  Sie  selbst  al)er  mufste  mit  dem  Aufkommen  der  Geld- 
wirtschaft  untergehen.    Jetzt  fand  der  unfreie  Dienst  keinen  Platz  mehr  in 

')  S.  oben  S.  1150  ff. 


[Sühlufä,  —    1506    — 

edlerer  Beschäfti^ing ;  die  Ministerialitüt  verschmolz  mit  deigrofsen  Menpre  der* 
Vasallen,  und  aus  den  alten  Begriffen  des  Lehns  in  Aintweise  wie  des  Dieosteg 
iu  Amtweise  entwickelte  sich  langsam  im  Verlaufe  des  13.  Jhs.  durch  das  Mittel 
des  üienstlehena  der  wichtige  Begriff  des  modernen  Beauitentums  mit  freiem. 
Gehalt,  mit  Ähset^barkeit  auf  Grund  disziplinarischer  Vergehen  und  mit  un- 
bedingter Ergebenheit  an  den  Landesherm  und  dessen  Vertreter. 

Wir  wenieu  später  auf  diese  Gedankem-eihe  zurückkommen';  hier  sei 
sie  schon  angedeutet  zum  Beweise  der  entscheidenden  Rolle,  welche  die  Gmnd- 
herrschaft,  diese  vollgültige  Verkörperung  naturalwirtschaftlicher  Verwaltungs- 
weise  und  Verwaltungsmöfiliehkeit,  bei  der  Entwicklui^  der  spatmittelalt^rliehen 
Territorien  gespielt  hat.  Die  Entfaltung  dieser  Territorien,  und  mit  ihneu  die 
Entwicklung  der  neueren  Staaten,  knüpft  eben  weniger  an  die  politischen  An- 
schauungsreihen des  mittelalterlichen  Grofsstaates,  als  an  die  der  Grundherrschaft; 
an;  die  Grundhen'schaft,  nicht  das  Reich,  ist  die  Wiege  des  modernen  Staatea. 

Sehen  wir  aber  vorläufig  von  diesen  später  reifenden  Früchten  der 
gmndherrschaftlichen  Entwicklung  ab,  Erfolgen,  in  welchen  die  GrundherrBChaft 
sich  selbst  verzehrend  aufging:  auch  die  ihr  seihst  noch  in  den  Schofs  fallen- 
den Früchte  ihres  Ausreifens  bis  zum  Schluls  der  Salierzeit  sind  bedeutsam 
genug.  Schon  mn  die  Mitte  des  11.  Jhs.  geutl^en  die  bisher  erreichten  Be- 
triehstlbersehüsse ,  um  eine  gleichmäfsig  flotte  imd  dem  vernünftigerweise 
wünschensweiten  Intensitätsgi-ade  entsprechende  Bewirtschaftung  des  Landes 
zu  sichern:  nun  bt^nnt  dos  Sammehi  der  lljerschüsse,  die  Preise  fallen,  das 
Kapital  mehrt  sich ,  baukmäfsige  Geschäfte  werden  mit  ihm  versucht ;  alle 
Vorboten  der  Geldwirtschaft  kommen  in  Sicht,  eine  Zeit  neui'n  Aufschwungs 
in  ungeahnten  Formen  scheint  in  Vorbereitung. 

Aber  das  Gegenteil  tritt  ein.  Zwar  treibt  die  alte  Grundherrschaft  noch 
bis  ins  14.  Jh.  hinein  spärliche  Siultblüten,  aber  im  Ganzen  ist  ein  immer 
wichtigerer  Verfall  unverkennbar.  Die  Anhäufun-i  neuen  Besitzes  dui-ch  An- 
kauf un<i  Schenkung  hört  auf;  statt  dessen  werden  die  femer  liegenden  Höfe 
veräussert  und  die  Eigenwirtschaften  durch  Verkauf  in  Einzelteilung  oder  dim:li 
Verleihung  der  grofsen  Hoffelder  (Beunden)  an  die  Hofgenossenschaften  (Gehöfer- 
scliaften)  geschmälert,  wenn  nicht  gar  aufgelöst.  Die  lebendigen  Beziehungen  der 
Zentralstelle  zu  den  Meieränitem,  der  Meier  zu  den  Hofgenossenschaften  fallen 
weg;  statt  dessen  werden  ilie  alten  Zinsverpflichtungen  ihrer  pei-sönlichen 
Beziehung  entkleidet  und  zu  einfachen  Renten  umgewandelt  und  die  Hufen- 
und  Hofländereien  verpachtet:  so  wird  der  Meier  zum  Pacht-  und  Renten- 
schreiber, die  Zentralverwaltung  zur  Hauptbuchhalterei.  In  diesem  Umsturz 
der  alten  Verwaltung  uiul  ihrer  Voraussetzungen  aber  sinken  die  Einnahmen 
aus  den  Grundhen-schaften  aufs  heilloseste;  um  die  Wende  des  12.  und  13.  Jhs. 
steht  der  Laienadel  wie  der  hohe  Klerus  vor  der  drohenden  Gefahr  unaus- 
bleiblicher Veranuung;  bald  tritt  bei  den  geistlichen  Genossenschaften  die  Ver- 


-.     1507    —  SchlufsO 

ringerung  der  Personalbestände,  bei  dem  Laienadel  der  von  Geschlecht  zu 
Geschlecht  schwerer  lastende  Fluch  der  Überschuldung  ein;  und  am  Schlüsse 
des  13.  Jhs.  ist  der  geistliche  wie  der  weltliche  Adel  politisch  und  moralisch 
entartet,  seiner  führenden  Stelle  in  der  nationalen  Entwicklung  beraubt,  in 
denjenigen  Gliedern,  welche  es  nicht  zum  Territorialbesitz  und  damit  zur 
Landeshoheit  gebracht  haben,  für  lange  Zeit  dem  Spott  und  der  Verachtung 
preisgegeben  und  jedes  stärkeren  Einflusses  auf  zivilisatorischem  und  politischem 
Gebiete  verlustig.  An  Stelle  des  Adels  aber  tritt  triumphierend  zunächst 
das  Bürgertum  die  Führung  der  Nation  an;  das  14.  Jh.  ist  nach  einem  Aus- 
druck Rankes  die  plebejische  Zeit  der  deutschen  Geschichte. 

Die  Ursachen  aber,  welche  diesen  jähen  Verfall  der  Grundherrschaft  be- 
wirken, sind  nicht  einfacher  Natur;  ja  es  läfst  sich  überhaupt  nicht  kurzweg 
von  einem  Verfall  reden. 

Wenn  sich  im  15.  Jh.  der  monarchische  Gedanke  neben  dem  städtischen 
Republikanismus  erhebt,  wenn  er  seit  dem  Schlufs  des  Mittelalters  in  der 
Fonu  des  Absolutismus  kraftvoll  die  erste  Rolle  in  der  deutschen  Ent- 
wicklung an  Stelle  des  Bürgertums  behauptet,  so  wird  man  sich  zu  erinnern 
haben,  dafs  dieser  Aufschwung  der  Tenitorien  ohne  ihi-e  frühere  imtrügliche 
Fundamentierung  auf  grofee  Grundherrschaften  unmöglich  gewesen  wäre :  die 
grofeen  Grundherrschaften  haben  in  Aufopferung  ihrer  selbständigen  Lebens- 
bestimmung das  Material  zu  den  Territorien  geliefert.  Eben  hiervon  wird 
bald  noch  genauer  zu  reden  sein. 

Allein  auch  solche  Grundherrschaften,  welche  sich  nicht  zu  Territorien 
erweiterten,  gingen  zu  Grunde.  Es  gab  noch  andere  Anlässe  genug,  welche 
zum  Verfall  der  alten  Grundherrschaft  der  Ottonen-  und  Salierzeit  zusammen- 
wirkten. 

Schon  die  allgemeine  politische  Lage  war  den  Grundherren  ungünstig, 
soweit  sie  nicht  die  Schwäche  des  Reichs  zur  Umwandlung  ihrer  Herrschaft 
in  ein  Territorium  ausnutzen  konnten.  Die  grundherrlichen  Güter  waren  weit- 
hin zerstreut,  die  Grundholden  nicht  militärisch  geschult  und  auf  ihrem  Streu- 
besitz unfähig  zu  jeglicher  Abwehr:  da  mufste  der  Mehrzahl  der  Grundherren 
eine  kräftige  Reichsgewalt  willkommen  sein.  Wie  preisen  die  späteren  Chronisten 
der  geistlichen  Grundherrschaften  die  friedlichen  Jahrhunderte  der  Ottonen 
und  ersten  Salier;  mit  welcher  Sehnsucht  blicken  sie  auf  diese  Epoche  wie 
auf  ein  goldenes  Zeitalter  zurück.  Seit  Mitte  des  11.  Jhs.  aber  herrschte  in 
Deutschland  Eisen  und  Schwert;  die  Gewaltigen  des  Reiches  standen  wider 
einander  und  der  Bauer  war  das  Opfer  ihres  Zwists.  Was  thun  bei  der 
Schwäche  der  Reichsgewalt?  Man  kam  zum  Gedanken  örtlichen  Schutzes.  Hier 
treten  die  ersten  Gottesfrieden  auf,  hier  erwuchs,  teilweis  auf  älterem  und 
anders  gelegtem  Grunde,  erst  jetzt  recht  das  verwickelte  System  der  verschie- 
denen vogteilichen  Gewalten.  Aber  die  Entfaltung  der  Vogteien  brachte  nur 
auf  kürzeste  Zeit  Milderung.  War  der  allgemeine  Reichsschutz  ohnmächtig 
geworden,  so  war  der  örtliche  und  persönliche  Vogteischutz  bald  übermächtig ; 


die  Vögte  «Tirden  zu  Vojitlierren,  und  ihr  Schutz  endete  Sfhliefslich  mit  dO'a 
Vergewalti;nui^  des  Bevojjteten.  Wie  aber  sollte  imter  solcheu  allgemeiueo  i 
Vorgängen  nicht  die  Organisation  der  Gnindherrschafteu  gelitten  haben?  1 

Kicht  minder  wurde  der  gimulherrliche  Onjanismus  durch  Verändeniugen  1 
in  seinem  Innern  lahmgelegt.  A'on  vielen  anderen  Ursachen  abgesehen,  seien  i 
hier  zwei  hervon-agende  Gesichtspunkte  betont.  Die  Hufeiiverfassung  war  wie 
Anlafs  des  grundheiTlichen  Bildungscharakters  überhaupt,  so  auch  Voraus-  I 
Setzung  der  grundhcrrliehün  Organisation  gewesen,  lleni  Meierarat  unterstand  I 
eine  Anzahl  von  Hufen.  Von  der  Hufe  wurde  gezinst  und  gedient,  sie  war  die  , 
Veranlagungseinheit  aller  grundherrlichen  Bezüge,  Aber  diese  Einheit  b&-  I 
gaun  im  12.  Jh.  zu  zerfliei'sen.  Seit  der  ivarolingerzeit  hatt<.'u  die  allen  Hufen  | 
dem  TeilunpbedUrfnis  von  mehr  als  einem  halben  Dutzend  Generationen  krSf-  j 
tigster  Bevölkerungszunahme  unterlegen ;  jetzt  war  das  Grundeigentum  schon  ] 
sichtlich  allgemein  zersplittert;  schon  begann  die  Frage  der  Parzellierung  der  I 
einzelnen  Feldstücke  immer  dringlicher  aufzutauchen:  \'ereinzelt  wurden  zur  I 
Lösung  der  eingerissenen  Verwirrung  liereits  Verkuppelungen  durchgeführt.  Unter  I 
diesen  Umständen  verschwand  die  Hufe  langsam  als  Belastungsgrundlage,  und  J 
keine  neue  feste  Form  trat  an  ihiv  Stelle;  zugleich  wunlen  die  Grundholden  in  1 
ihren  Mitteln  beschränkter  als  bisher:  war  zu  Beginn  der  Kaiserzeit  noch  di6  I 
ganze  Hufe  das  ordnungsmäfsige  Bauerngut  gewesen,  so  waren  es  am  Schlujg  J 
des  Mittelalters  nur  deren  Hälften  und  Viertel.  1 

Gesetzt  aber  auch ,  die  Hufe  hätte  als  Veranlagungspnmdlage  die  I 
Stauferzeit  und  damit  den  Verfall  der  Gnindherrschaflen  überlebt,  so  kann  1 
man  sich  fast  fragen,  wer  denn  die  Zinse  und  Lasten  in  alter  Reselmüssig- 
keit  hätte  vereinnahnieu  und  beaufsichtigen  sollen.  Denn  auch  der  eigentliche 
verwaltungsmässige  Aufbau  der  alten  Grundherrschaft  begann  um  die  Mitte  des 
12.  3hs.  unheilbar  zu  erkranken.  Die  Ministerialität,  dieser  Bildungsboden  der 
meisten  Verwaltungskräfte  für  die  Zentralstelle  wie  für  die  örtlichen  Hebestelleu 
der  GiTindherrschaft,  hatte  fast  zwei  Jahrhunderte  in  anfangs  völlig  unfreiem, 
später  nach  genossenschaftlicher  Weisung  begrenztem  Dienst  der  Grundherren 
gestanden:  jetzt  steckte  sie  ihre  Ziele  höher.  Ihr  genossenschaftlicher  Zu- 
sammenhang, die  im  Wechsel  der  Geschlechter  angehilufte  Geschäftserfahrung,  die 
steigende  soziale  Würdigung  ihrer  Beschäftigung,  vor  allem  ihr  reisiger  Dienst, 
welcher  ihr  nunmehr  Eintritt  gewährte  in  die  unter  dem  Hochdruck  der 
staufischen  Politik  in  Gärung  geratende  Masse  der  Ritterschaft:  das  alles  hob 
ihr  Selhstbewufstsein  und  begründete  ihrer  Ansicht  nach  einen  Anspruch  auf 
wenn  nicht  rechtliche,  so  doch  thatsächliche  persönliclie  Selbstbestimmung. 
Wie  aber  liefs  sich  mit  solchem  Ideal  der  kleine  Dienst  im  Meieramt  und  die 
voraussetzungsioseAbhängigkeiteines  Verwaltungsbeamten  an  der  giTindherrlichen 
Zentralstelle  vereinen?  Hielt  der  Grundherr  am  alten  Recht  fest,  welches  ihm 
freie  Verfügung  über  Person  und  Besitz  des  Alinisterialen  gab,  so  suchte  der 
Ministerial  einen  Anhalt  wider  den  Henn  in  dem  Verdienst  lauRJähriger 
treuer  Pflichterfüllung,  und  er  verdichtete  diesen  Anhalt  zur  Auffassung  der 


—     1509     —  Schlufs.] 

Erblichkeit  seines  Amtes  wie  seiner  Verdienste.  Die  Meierämter  wurden  so- 
mit bald  zu  allodialen,  bald  zu  vasallitiscben  Erbämtem,  und  die  Ämter  der 
Zentralverwaltung  folgten  dem  gleichen  Zuge  der  Entwicklung.  Der  Organis- 
mus der  alten  Grundherrschaft  stand  still,  er  inkrustierte  sich  gleichsam,  eine 
Masse  fremder  Bestandteile  setzten  sich  an  den  in  Erstarrung  geratenden 
Gliedern  fest  und  überwucherten  den  alten  Zusammenhang  in  zerstörendem 
Wachstum. 

Man  konnte  durch  Abkauf  der  Ämter  aus  den  Händen  der  Ministe- 
rialität  und  neue  Vergabung  —  nunmehr  völlig  in  Gehalts-  und  Amtsweise 

—  helfen  wollen.  Der  Weg  wurde  teilweis  eingeschlagen,  der  Erfolg  war 
gering.  Denn  nicht  blofs  die  Organisation  der  Verwaltung  war  verfallen ;  die 
Grundlagen  selbst,  auf  welche  sie  aufgebaut  war,  begannen  sich  zu  ver- 
flüchtigen. 

Nimmt  man  die  Kaufkraft  eines  bestinnnten  Stückes  Ackerland  im  8, 
bis  9.  Jh.  auf  100  an,  so  war  diese  Kaufkraft  in  der  zweiten  Hälfte  des  12, 
Jhs.  auf  1184,3,  im  13.  Jh.  auf  1671,3  gestiegen.  Welchen  Aufechwung  be- 
deutet die  Reihenfolge  dieser  Ziffeni:  es  giebt  kein  Zeitalter  deutscher  Ge- 
schichte, in  welcher  eine  auch  nur  annähernd  gleich  reifsende  Zunahme  der 
Grundrente  nachzuweisen  wäre.  Gewifs  wird  auch  vom  8.  bis  13.  Jh.  die 
Einverleibung  von  Kapital  und  Arbeit  den  Bodenwert  wesentlich  erhöht  haben, 
wissen  wir  doch  von  einem  Fortschritt  der  Wirtschaftsintensität  dieser  Epoche 
von  einfachster  Dreifelderwirtschaft  bis  zur  Besömmerung  der  Brache.  Allein 
diese  Erscheinungen  erklären  das  aufserordentliche  Steigen  der  Grundrente  nur 
zum  geringsten  Teile.  Voll  verständlich  wird  es  eret  im  Lichte  der  Thatsache, 
(lafs  das  11.  und  12.  Jh.*  die  letzte  grofse  Ausbauzeit  jungfräulichen  Bodens 
umschliefst.  Man  kann  sich  diesen  Ausbau  kaum  energisch  genug  denken. 
Nicht  nur,  dafs  er  an  sich  bei  steigender  Bevölkerung  selbstverständlich  war 

—  und  die  Bevölkerung  vennehrte  sich  von  900  bis  1100  um  mindestens  das 
Doppelte,  bis  1200  um  fast  das  Vierfache  — ;  auch  die  im  Verhältnis  zu  an- 
deren Preisen  besonders  hohen  Getreidepreise  der  deutschen  Kaiserzeit  mufsten 
ihn  besonders  begünstigen.  So  wurde  denn  in  einem  letzten  grofsen  Anlauf 
die  Heimat  endgültig  erobert;  und  hiermit  wurde  der  wirtschaftliche  Wert  des 
nationalen  Bodens  zum  erstenmale  wahrhaft  übersichtlich  und  schätzbar.  Als 
übersichtlich  und  schätzbar  aber  erwies  er  sich  zmn  erstemnale  auch  begrenzt; 
das  Gefilhl,  dafs  Gnmd  und  Boden  andere  Werte,  andere  Rechte  und  andere 
Pflichten  schaffe,  als  jeder  andere  Besitz,  gelangte  zum  Durchbruch,  und  es  fand 
seinen  Ausdruck  in  einem  Vorzugspreise  des  Bodens  vor  anderen  Gütern.  Die 
Bodenpreise  wurden  Monopolpreise:  nur  in  dieser  Entwicklung  erklären  sich 
die  soeben  angefühlten  Ziffern  zur  Geschichte  der  Bodenkaufkraft. 


^)  Dies  ist  wenigstens  die  fiir  die  Moselgegenden  speziell  in  Betracht  kommende  Be- 
grenzung der  letzten  Ausbauepoche. 


[Schlufs.  —     1510     — 

Es  begreift  sieh,  dafs  dies  Steigen  der  Grundrente  nicht  ohne  nachbaltim 
Einwirkui^  auf  die  Gnindheirschaft ,  das  hervorragendste  Institut  des  plattea 
Landes  in  dieser  Zeit,  bleiben  konnte.  Wenn  aber  diese  Einwirkung  l>e- 
sonders  uachhaltifi  war,  ja  fast  verheerend  ttenannt  werden  kann,  so  liegt 
die  Erklärung  dafür  in  dem  Charakter  der  Grundhörigkeit  und  in  der  auf 
ihr  l)eruhenden  eigenartigen  Beliandlung  der  Zinspfliclit  innerhalb  der  gruntl- 
herrlichen  Verfassung.  Der  deutsche  Gruudhohte  war  nicht  unfrei,  noch  we- 
niger bildete  er  urspiUnglich  eiu  Zubehör  des  Giiuides  und  Bodens.  Per- 
sönlich fi'ei,  im  Schutze  t'ines  fast  überstrengen  Hausrechtes  HeiT  seines  Heims 
und  seiner  Familie,  war  er,  geeint  in  geno^ensdtafliicbeui  Verbände,  audi  starb 
gegenüber  der  Herrschaft.  Wie  einst  die  Mari^enossenschaft  auch  Arbeits- 
geuossenschaft  gewesen  war,  indem  sie  in  gemeinsamem  Roden  vorging  gegen 
die  feindliche  Macht  des  Urwalds,  wie  späterhin  die  Zunft  zunächst  Arlwits- 
genossenschaft  ist  im  Kampfe  mit  den  übermächtigen  Wirtschaftskräften  des 
Grofskaufmanns,  so  erwächst  auch  eine  Hüfiiergenossenschaft  jedes  Meieramtes 
in  gemeinsamer  Bearbeitung  der  Heixenfehler  und  in  vereinter  Vertretung  der 
Hofinteressen  gegenüber  dem  Gnindhemi.  Ja  es  ist  eine  noch  ältere  Grund- 
lage, welche  in  diesen  kori)orativen  Bildungen  fortlebt.  Im  Zusannueidiang  der 
Geschlechter  hatte  die  Hundertschaft  auf  den  Schlachtfeldern  der  gernianischea 
Urzeit  gekämpft  und  gesiegt;  es  war  nur  die  Übertragmig  eines  zugleich  natür- 
lichen und  niilitäiisehen  Verbandes  auf  die  wirtschaftliche  Bezwii^ning  der 
Heimatsfluren  gewesen,  in  welcher  die  Hundeilschaft  zur  Markgenossenschaft 
und  damit  zum  Url)ild  wirtschaftlicher  Genossenschaften  geworden  war.  Auch 
die  Gnindholden  waren  zu  nicht  geringem  Teile  Kinder  dieser  Urzeit,  auch  sie 
gehörten  zur  Nation:  ist  es  zu  verwundern,  wenn  sich  auch  bei  ihnen  rlii* 
allerwärts  vorhandene  Richtung  auf  eine  genossenschaftliche  WirtschafLsgliederung 
unverwtlsüich  geltend  machte?  Und  Genossenschaft  bedeutet  Selkständigkeit 
des  Lebens  innerhalt)  des  Verbandes;  eine  Hofgenossenschaft  ist  undenkl>ar 
ohne  Hofautonomie.  Es  giebt  aber  unter  Deutschen  ui-sprünglich  keine  andere 
Autonomie,  als  die  in  gerichtlicher  Form  geregelte;  denn  nur  in  der  gericlit- 
lichen  Form  wai"  eine  über  der  Selbständigkeit  jedes  Genossen  stehende,  gleich- 
sam unpersönlich  wirkende  Zwaiigsgewalt  entwickelt.  So  war  die  Hofgenossen- 
schaft  ein  Hofgericht,  ihr  Brauch  ein  Recht,  ihr  Spruch  eine  Weisung. 

Diese  rechtlich  gefafste  Autonomie  umspannte  rias  ganze  Leben  der  Hof- 
genossen, ihre  Gerechtsame  nicht  minder  wie  ihre  Pflichten.  Somit  waren  ihr 
auch  Herrenzins  und  Hen-endienst  unterwoifen:  beide  wurden  im  Hofding  als 
Recht  gewiesen.  Das  Recht  aber  ist  auf  niederen  Kultui-stufen  bei  fehlender 
geschichtlicher  Anschauung  und  demgemäfs  mangelndem  BegiifF  von  der  Mög- 
lichkeit gesetzgeberischer  Änderungen  ewig  und  unwandelbar;  es  kommt  von 
Alter  heraus,  es  ist  gottgegelien,  sein  Inhalt  findet  fatalistisch  begründete  An- 
erkennung. So  waren  auch  die  Zinse  und  Pflichten  der  Gnmdholden  unveränder- 
lich ;  von  der  karolingischen  Periode  ihrer  Feststellung  an  blieben  sie,  was  sie 
waren.    Nun  mögen  sie  anfangs  ein  getreuer  Entgelt  für  die  Landnutzung  im 


—     1511     —  Schlufs.] 

Sinne  eines  Pachtzinses  gewesen  sein :  wie  aber  mufsten  sie  sich  im  Laufe  der 
nächsten  drei  Jahrhunderte  verändern  bei  dem  aufserordentlichen  Steigen  der 
Grundrente? 

Kein  Zweifel,  daJis  die  Grundherren  schon  am  Schlüsse  des  12.  Jhs.  bei 
dem  nunmehr  bestehenden  Verhältnis  der  Zinse  zu  den  vom  Boden  erfliefsen- 
den  Einnahmen  wirtschaftlich  fast  enteignet  waren.  Hatte  die  Unterscheidung 
zwischen  Eigentum  des  Grundherrn  und  Besitz  des  Grundholden  an  den  hof- 
hörigen Hufen  auch  noch  im  10.  Jh.,  zur  Eintrittszeit  völliger  Erblichkeit  der 
hofhörigen  Hufen,  die  Bedeutung  gehabt,  dafs  dem  Herrn  immerhin  ein  er- 
heblicher Teil  des  wirtschaftlichen  Reingewinnes  zufiel,  so  war  diese  Auf- 
fassung jetzt  zum  besten  Teile  beseitigt:  das  Eigentum  des  Grundherrn  hatte 
jetzt  vornehmlich  rechtliche,  weniger  wirtschaftliche  Folgen. 

Wenn  sich  aber  in  diesen  Vorgängen  der  unabweisliche  wirtschaftliche 
Verfall  der  Aristokratie  der  deutschen  Kaiserzeit  ankündigte,  so  frohlockten 
auf  der  anderen  Seite  die  niederen,  landarbeitenden  Klassen.  Nie  vielleicht 
hat  sich  der  Bauer  im  Mittelalter  wohler  gefühlt,  als  im  13.  Jh.;  ein  bar- 
barisches Wohlleben  zog  auf  dem  platten  Lande  ein,  und  Grofsmannssucht 
und  Uberhebung  waren  weitverbreitete  Krankheiten  schwächerer  Charaktere. 
Kräftige  Naturen  aber  wufsten  die  Gunst  der  Lage  auszunutzen.  Schon  die 
Kreuzzüge  hatten  eine  gewisse  Bewegung  der  Bevölkerung  verursacht;  jetzt 
erhob  sich  auf  dem  Lande  alles,  was  die  glückliche  Konstellation  zur  An- 
sammlung wirtschaftlicher  Mittel  und  erweiterter  Anschauungen  benutzt  hatte, 
und  eine  gärende  Unruhe  bemächtigte  sich  gerade  der  besten  Teile  des 
Landvolks.  Jetzt  zieht  man  in  die  Stadt,  um  ein  neues  freiheitliches  Leben 
als  Bürger  zu  beginnen;  jetzt  sucht  man  die  weiten  Femen  jenseits  der  Elbe 
und  an  der  unteren  Donau  auf,  um  auf  zwei  Dritteln  des  heutigen  deutschen 
Volksgebietes  ein  neues  koloniales  Deutschland  zu  begründen.  Und  auch  der 
daheim  bleibende  Teil  der  Bevölkerung  rastet  nicht.  Man  war  im  Verhältnis 
zu  früher  wohlhabend  geworden ;  man  hatte  die  Augen  geöffiiet  für  den  Wider- 
spruch zwischen  dem  allgemeinen  wirtschaftlichen  Wohlbefinden  und  dem 
Mangel  des  zunächst  idealen  Gutes  rechtlich  begründeter  Freiheit;  und  man 
war  für  diesen  Widerspruch  empfindlich  genug,  um  jedes  hilfreiche  Mittel  zu 
seiner  Ausgleichung  anzuwenden. 

Eben  in  diesem  Punkte  trafen  die  Interessen  der  landarbeitenden  Be- 
völkerung und  der  Grundherrschaften  noch  einmal  zusammen.  Der  einsichtige 
GrundheiT  mufste  sich  leicht  der  Berechnung  hingeben,  dafs  die  Aufhebung 
der  Grundhörigkeit  und  damit  freilich  die  Aufgabe  eines  politischen  Macht- 
mittels seines  Standes  materiell  aufeerordentlich  vorteilhaft  sein  würde,  sobald 
es  gelingen  mochte,  das  losgelöste  Hofgut  in  freie  Pacht  zu  bringen.  Denn  die 
freie  Pacht,  vornehmlich  die  Zeitpacht,  bot  eben  jene  Sicherheit,  welche  die 
genossenschaftliche  Weisimg  der  Grundzinse  vernichtet  hatte,  die  Sicherheit 
eines  mit  jeder  neuen  Verpachtung  entsprechend  dem  Wachsen  der  Grundrente 
gesteigelten  Pachtzinses.    Dem  Grundholden  aber  war  mit  dem  Eintritt  in 


—    1512    — 

die  fi-eie  Pai-'htung  eiu  Mittel  zur  persönlichen  Befreiung  aus  der  Hofsreoossen- 
schaft  gegeben,  wenn  auch  imter  materiellen  Opfern,  Mit  dem  Begrinn  des 
12.  Jhs.  war  der  Zeitpunkt  erreicht,  in  welchem  schon  mancher  Bauer  hin- 
reichend kapitalki-afti^,  mancher  Grundherr  in  seinen  Mitteln  genttgend  btv 
schi'änkt  war,  um  jenen  Erwägungen  zu  folgen;  seitdem  mehren  sich  die 
freien  Pachtungen  von  Jahr  zu  Jahr,  uiiri  die  Aussicht  auf  eine  allmShIiche  Auf- 
lösung der  GnindhÖrigkeit  durch  freie  Vei-einharung  scheint  eröffnet. 

Die  Entwicklung  des  späteren  Mittelalters  entspricht  aber  mit  nichten 
dieser  Erwartung. 

Gewifs  sind  es  zunächst  in  der  stÄndischen  Entwicklui^  des  Bauemtuius 
selbst  liegende  GrUnde  gewesen,  welche  den  heilsamen  Fortschritt  grofsenteils- 
verhinderten.  Der  Grundliolde  des  9.  Jhs.  war  mit  seinem  Gute  nicht  ver- 
wachsen gewesen.  Demgegenüber  erscheinen  die  Grundholden  schon  -i^ea 
ScMufs  der  Otlonenzeit  an  die  Scholle  gebunden.  Ein  aufseronleutlicher  Vorteil 
war  zunächst  mit  dieser  Entwicklung  gewonnen:  jetzt  erst  erscbeint  der  Bauer 
völlig  setshaft;  jetzt  erst  ist  die  Möglichkeit  gegeben,  iiersönliche  Verpflich- 
tungen von  dem  Inhaber  des  Gutes  auf  da.s  Gut  selbst  abzuwälzen,  in  sozialem 
Aufechwung  sich  freizumachen  von  der  Last  persönlicher  Dienstbarkeit.  Aber 
andrerseits:  mufste  nicht  im  Laufe  der  kommenden  Generationen,  noch  dazu 
unter  dem  Eindruck  eines  fast  regelmäfsig  wachsenden  Vermehningskoeffizienteo 
der  Bevölkerung,  bald  die  Zeit  eintR'ton,  in  welcher  die  Familie ,  an  die  Hufe 
gefesselt,  nicht  mehr  imstande  war,  ihre  Angehörigen  von  derselben  zu  ernäliren? 
Nun  konnte  man  gewifs  die  Hufe  bis  ins  Vierfache,  ja  Achtfache  teüen  — 
aber  schüefslich  war  eine  Grenze  gezogen.  Das  Endergebnis  blieb,  da&  eich 
eine  immer  stilrker  zunehmende  Masse  hofliöriger  Proletarier  bildete,  eine 
Klasse,  welche  ohne  Gnindbesitz  oder  fast  ohne  Grundbesitz  durch  nichts  ge- 
fesselt war,  als  durch  ihre  Hofhörigkeit,  eine  gärende  Menge,  fflr  welche  die 
Bezeichnung  als  Grundholde  wie  Ironie  klang  und  bald  durch  den  richtigeren 
Ausdruck  Leibeigene  ersetzt  ward.  Wie  sollte  diese  gegen  Schlufs  des  Mittel- 
altei-s  stets  drohender  anwachsende  Bildung  zur  Wohlthat  freier  Pachtung  er- 
zogen werden,  da  ihr  die  erste  Voraussetzung  für  die  selbstständige  Entwick- 
lung eines  Pächterstandes,  eine  gewisse  Behäbigkeit,  eine  kapitalhegünstigte 
Willenskraft  mangelte? 

Auch  die  allgemeinen  Bedingui^en  für  die  gesellschaftliche  Hebung  der 
landarbeitenden  Klassen  lagen  ungünstig.  Die  spätere  Stauferzeit  hatte  eine 
reifsende  Entwicklung  des  Handels,  eine  reiche  Entfaltung  aller  industriellen  An- 
fänge gebracht;  die  Geldwirtschaft  war  überrasch  hereingebrochen;  eine  bisher 
nie  erlebte  Preissteigerung  bezeichnete  eine  der  gröfsten  wirtschaftlichen  Re- 
volutionen unserer  Geschichte.  Es  war  ein  Unglück,  dafs  dieser  Umschwung 
mit  dem  völligen  Erliegen  aller  autoritären  Bildungen  der  alten  Zeit,  vor- 
nehuüich  auf  dein  platten  Lande,  verknüpft  war.  Das  Königtmn  erschlaffte, 
der  Klerus  und  der  Laienadel  wufsten  sich  kaum  noch  zu  halten.  So  fiel 
denn  der  Segen  der  neuen  Entwicklung  zunächst  einseitig  den  Städten  zu;  die 


1 


—     1513     —  Schlufs.] 

Anfänge  der  Geldwirtschaft  treten  im  wesentlichen  an  die  Städte  gebunden 
auf.  Wie  anders  würde  sich  die  Entwicklung  gestaltet  haben,  hätte  ein 
noch  vollkräftiger  Adel  die  Vorteile  der  neuen  Wirtschaftsform  in  passender 
Übertragung  auch  dem  platten  Lande  vermittelt,  hätte  nicht  blofs  die  zur  freien 
Pacht  führende  Kapitalbildung  der  besseren  Bauern  die  nahezu  einzige  Ge- 
legenheit geboten,  die  Eigenheiten  der  neuen  Wirtschaftsform  auch  aufserhalb 
der  Stadt  zur  Wirkung  zu  bringen.  Indem  nun  aber  die  Städte  fast  allein 
sich  der  geldwirtschaftlichen  Errungenschaften  bemächtigten,  gewannen  sie 
einen  aufserordentlichen  Vorsprung  vor  dem  platten  Lande,  und  jener  Zwie- 
spalt zwischen  Stadt  und  Land  trat  ein,  dessen  politische  Phase  durch 
die  Kriege  des  14.  und  15.  Jhs.  bezeichnet  wird,  dessen  soziale  und  wirtschaft- 
liche Nachwirkungen  noch  heute  nicht  völlig  überwunden  sind.  Im  späteren 
Mittelalter  aber  waren  eben  diese  sozialen  und  wirtschaftlichen  Folgen 
wenn  auch  nicht  ohne  weiteres  sichtbar,  so  doch  ungemein  einschneidend: 
keine  Industrie,  kein  Handel  erblühte  auf  dem  platten  Lande;  die  Kapital- 
bildung wurde  gehindert  und  Kapital  aus  den  Städten,  wo  es  überflüssig  vor- 
handen war,  gleichwohl  nur  widerwillig,  wucherisch  und  unverständig  geliehen. 
Die  Folge  war  ein  Stillstand,  ja  hier  und  dort  wohl  ein  Rückschritt  der  länd- 
lichen Entwicklung,  soweit  sie  die  landarbeitenden  Klassen  betraf;  und  das 
letzte  Ergebnis  dieser  und  anderer  unbefriedigender  wirtschaftlicher  und 
sozialer  Zustände  eine  zu  blutigen  Unruhen  gesteigerte  und  Generationen  über- 
dauernde Gärung. 

So  hat  der  Verfall  der  Grundherrschaft  mit  seinen  weithin  reichenden 
Folgen  auf  sozialem  und  wirtschaftlichem  Gebiete  nicht  jene  Flüchte  getragen, 
welche  man  nach  der  allgemeinen  Lage  des  13.  Jhs.  zunächst  erwarten  konnte; 
er  ist  für  die  untern  landarbeitenden  Klassen  fast  nicht  minder  ein  Unglück 
gewesen,  wie  ftlr  die  Grundherren  selbst.  Aber  in  der  sozialen  und  wirtschaft- 
lichen Richtung  lag  schon  am  Ende  des  12.  Jhs.  überhaupt  nicht  mehr  die 
Hauptbedeutung  der  Grundherrschaft.  War  sie  auch  im  8.  und  9.  Jh.  zunächst 
von  politischen  Gesichtspunkten  aus  gebildet,  dann  aber  doch  bald  in  rein 
wirtschaftlichem  Sinne  gefördert  worden,  so  war  die  Anschauung,  welche  sich 
im  12.  Jh.  geltend  machte,  eine  völlig  andere:  damals  erschien  die  Grund- 
hen-schaft  schon  als  ein  hervorragend  rechtliches,  oder,  besser  gesagt,  halb- 
staatliches Institut;  sie  war  schon  der  Bildungskeim  des  spätmittelalterlichen 
TeiTitorialstaates. 

Wie  war  sie  zu  dieser  Umformung  gelangt? 

Man  vennag  diese  Frage  nicht  zu  beantworten,  ohne  zurückzugreifen  bis 
in  die  ursprünglichen  Verfassungsbildungen  unserer  Nation ;  denn  eben  dadurch, 
dafs  sich  die  Grundherrschaft  je  länger  je  mehr  mit  dem  Rechtsinhalt  dieser 
zertrümmerten  Bildimgen  füllt  und  auf  diesem  Wege  je  länger  je  mehr  die  Rechte 
staatlicher  Lokalverwaltung  aufsaugt,  wird  sie  zum  wirksamsten  Vorbereitungs- 
mittel des  Territorialstaates. 

Wir  haben  die  alte  Hundertschaft  in  früherer  Betrachtung  in  jenem  Zeit- 

Lampreeht,  Dtutoches  Wirt«chtfUlel>«n.    I.  96 


[Schlufs.  —     1514     — 

punkte  verlassen,  wo  sie,  wenn  auch  innerlich  vielfach  durch  neue  Bildungea  1 
beenfft  umi  in  ihrer  ursprUtiglicheu  Bedentuiig  uiiterpiaben,  doch  noch  aulser«  | 
lieh  in  alter  Abgrenzung  bestand,  in  der  Weise,    wie  sie  sich  in  den  ersten 
Besied]  ungsvoi-gäugen  auf  heimatlichem  Boden  uiedergeschlagen  hatte.  In  dieser 
Fomi  uiüfafstc  die  einzelne  Hundertschaft  wohl  stets  ein  nicht  unbedeutendes 
Areal,  lasst^n  sich  doch  sogar  im  reich-  und  frtlhbesiedelten  Moselland  Hundert- 
schaften bis  zur  Ausdehnung  von  ftlnf  Quadratineilen  nachweisen.    Für  solche  J 
grofee  Laudßtrecken  also  und  ihre  anfangs  geringe  Besiedlung  und  Bevölkerung  l 
bestand    eine  einzige    und  ungeteilte   Ordnung,    welche  wirtschaftlichen    und  I 
staatlich -gerichtlichen  wie  staatlich -militärischen  Zwecken  in  gleicher  Weise  ^ 
diente:  sie  war  der  unterste  Rahmen,  in  welchem  staatliche  Macht  tlberhaupt  \ 
noch  zur  Gellung  kam. 

Es  liegt  auf  der  Hand,  dafs  eine  solche  Bildung  ihrem  Umfange  nach 
bald  (iem  Andränge  vermehrter  Bevölkerung  und  zunehmender  Besiedlung  zum 
Opfer  fallen  muTst«.  Schon  nach  wenigen  Jahrhunderten  wird  namentlich  die 
Bevölkerung  so  gestiegen  sein,  dafs  ein  einmütiger  Betrieb  der  Hunderlschafts- 
geschäfte  durch  dieselbe,  namentlich  eine  einheitliche  Aufrechterhaltuiig  des 
Friedens  für  alle  unmöglich  ward.  Die  Notwendigkeit  von  Unterabteilungen 
mufste  sich  aufdrängen. 

Die  fränkische  Gesetzgebung  des  6.  Jhs.  zog  diese  Folgerung ;  die 
Hundertschaften  wurden  in  eine  gröfsere  Anzahl  von  Zendereien  —  oft  neun  bis  j 
vierzehn  an  der  Zalii  -  zerlegt  luid  letztere  als  staatliche  I'olizeibezirke  vonielim-  J 
lieh  der  Friedenswahrung  bestimmt  Zu  diesem  Zwecke  erhielt  jede  Zenderei  einen 
wohl  von  der  Zendereigemeinde  gewählten,  staatlich  hestStigten  Vorstand  im 
Zender  oder  Heimburgen,  welcher  durch  staatlichen  Auftrag  zur  Friedens- 
wahning  verpflichtet  ward  und  zu  diesem  Zwecke  das  militärische  FOhrerrecht 
der  Gemeinde  wie  das  Rügerecht  von  Verbrechen  am  Hundertsehaftsgericht, 
dem  alten  ordentlichen  Gericht  (ier  fränkischen  ^>rfassung,  erhielt. 

So  die  ursprüngliche  Einrichtung.  Allein  bald  wird  eine  Weiterbildung 
dieser  Schöpfung  des  6,  Jhs.  eingetreten  sein.  Sobald  sich  am  ordentlichen 
Gerichte  der  Hundertschaft  ein  Schöffenstuhl  ausbildete,  war  es  natilrlich,  dafs 
die  Zendereien  ihre  Vorstände  als  Schöffen  ?.u  demselben  abordneten,  kamen 
doch  diese  Vorstände  schon  auf  Gnin{l  ihrer  Zenderthätigkeit  in  häutige 
Berühning  mit  der  Rechtssprechung.  Nicht  minder  einfach  erklärt  es  sich, 
dafs  von  diesem  Zeitpunkte  ab  allmählich  jene  Rechte  des  Hunnen  oder 
Thunginus,  des  alten  Hundertschaftsrichters,  an  die  Zender  übergingen,  welche 
die  örtliche  Thätigkeit  des  Hunnen  in  den  Zendereien  betrafen,  so  namentlich 
das  Strafvollstreckungs-  und  das  Pfändungsrecht.  Auf  diese  Weise  UTirde  aber 
die  Zenderei  inuuer  mehr  ein  Gefäfs  jurisdiktioneller  Rechte;  die  Gemeinde  war 
zur  Spurfolgc  von  Verbrechern  verpflichtet,  trat  also  unter  Umständen  zu  ge- 
richtlich-polizeilicher Handlung  militärisch  —  nicht  anders  wie  der  Umstand 
im  Hundertschatt^ericht  —  zusannnen,  und  ihr  Vorstand  war  schliefslich  im 
Besitz  einer  ziemlich  ausgedehnten  gerichtlichen  ^'ollstreckungsgewalt.    Nament- 


—     1515     —  Schlufs.] 

lieh  der  letzte  Punkt  bedarf  der  Betonung:  die  Vollstreckungsgewalt  ist  nach 
deutschem  Recht  recht  eigentlich  das  Hauptrecht  des  Gerichtsherrn.  Wie  leicht 
versteht  man  es,  wenn  sich  entsprechend  diesen  Rechten  die  Zendereien,  die 
alten  Polizeiunterbezirke  der  Hundertschaft,  zu  Untergerichten  des  Hundert- 
schaftsgerichts ausbildeten.  Das  Hundertschaftsgericht  nur  noch  Hochgericht 
und  insofern  im  wesentlichen  Strafgericht,  das  Zendereigericht  Untergericht  und 
Ci\ilgericht :  das  ist  die  Bildung,  welche  bis  zur  deutschen  Kaiserzeit,  einige 
Jahrhunderte  vor  der  endgültigen  Zerstörung  der  Hundertschaftsgerichte  im 
12.  und  13.  Jh.,  wohl  überall  mehr  oder  minder  erreicht  ward.  Dem-i 
entsprechend  tritt  der  Zender  nunmehr  als  Gerichtsbeamter  auf;  er  erhält  den 
Gerichtsbann  vom  Hunnen;  er  verkündet  den  Spruch  des  meist  mit  sieben 
Schöffen  besetzten  Zendereischöffenstuhls. 

War  aber  mit  diesem  Vorgange,  mit  dem  Herabsinken  eines  Teiles  der 
Rechtssprechung  auf  Unterabteilungen  der  alten  Hundertschaft,  nicht  die  alte 
Einheit  der  Rechts-  und  Wirtschaftsinteressen  in  der  Hundertschaft  gelöst? 
Liefsen  die  Wirtschaftsinteressen  in  gleicher  Weise  wie  die  Rechtssprechung 
eine  Trennung  ihrer  Funktionen  und  eine  Übertragung  eines  Teiles  derselben 
auf  kleinere  Bezirke  zu? 

Seit  Jahrhunderten  hatte  man  jetzt  gerodet ;  an  Stelle  einer  oder  weniger 
Ansiedlungeu  in  der  Hundertschaftsmark  war  eine  grofee  Anzahl  von  Dörfern 
und  Höfen  getreten,  die  alte  Weidenutzung  war  von  Geschlecht  zu  Geschlecht 
mehr  der  eindringlicheren  Nutzung  im  Ackerbau  gewichen.  Was  war  natürlicher, 
als  dals  sich  demgemäfs  die  gemeinsame  Behandlung  der  Wirtschaftsangelegen- 
heiten in  der  Hundertschaft  immer  mehr  abschwächte  und  Sonderbildungen 
und  Sonderberatungen  stets  vollere  Kraft  gewannen?  Wenn  schon  die  Ge- 
richtsverfassung eine  Zerlegung  der  alten  allzu  grofeen  Verbände  gefordert 
hatte,  die  Wirtschaftsentwicklung  forderte  sie  noch  viel  mehr;  die  Zendereien 
bildeten  ohne  weiteres  auch  Wirtschaftsverbände. 

Aber  die  Intensität  der  Wirtschaft  nahm  noch  weiter  zu,  die  Besiedlung 
schritt  fort,  die  meisten  Zendereien  umfafsteu  bald  mehrere  Dörfer.  Von  jeher 
hatte  wohl  die  Einzelsiedlung  für  die  aus  der  gemeinen  Mark  ausgesonderten 
Teile  ihres  Anbaues,  für  die  eigentliche  Feldflur  wie  für  deren  nächste  Nach- 
barschaft in  Weide  und  Wald,  eine  besondere  Regelung  des  Wirtschaftslebens 
getroffen,  wenn  wir  auch  aus  früher  Zeit  von  solchen  Regelungen  urkundlich 
nichts  wissen :  jetzt,  mit  wachsender  Intensität  des  Anbaues,  drängten  sich  diese 
örtlichen  Regelungen  hervor,  sie  schlössen  sich  zu  einem  förmlichen  System  ab 
und  führten  zu  einer  Unterabteilung  auch  der  Zendereimark  in  Dorftnarken. 

Und  so  hatten  denn  die  Fortschritte  der  Wirtschaft  die  Entwicklung 
der  Gerichtsverfassung  in  ihrem  zersetzenden  Einflufs  auf  die  räumliche  Ein- 
heit der  Hundertschaft  sogar  noch  überholt;  in  doppelt  und  bisweilen  drei- 
fach wiederholten  Ausgestaltungen  war  die  alte  Wirtschaftsverfassung  von  der 
Hundertschaft  auf  die  Zenderei,  von  der  Zenderei  auf  die  Dorfgemeinde  herab- 
gesimkeu,  und  schon  in  der  Kaiserzeit  zeugten  nur  noch  dunkle  Zusammenhänge 

96* 


[Schiurs.  _     1510     — 

gemeinsamen  Besitzes  vomehiiilich  an  Wald  und  Weide  von  dem  Bestund  des 
imi])rUnglichen  Oi^auisnius.  Ja  nicht  lange  sollte  es  wähi'en ,  bis  der  alte 
Gedanke  der  Wirtschaftsverfassui^  bei  zunehmender  Verfeinerung  der  Dorf- 
wirtschaft Überhaupt  seinem  Unterfange  entge^jengeführt  mirde.  Etwa  im 
9.  Jh.  mag  die  Bildung  von  Dorfinarkgenoseensehaften  stärker  begonnen  haben 
und  bis  zum  12,  .Ih.  ziemlich  allgemein  durchgeführt  woiilen  sein:  in  der 
zweiten  Hälfte  des  13.  Jhs.  hören  wir  bereits  von  Genteinheitsteilungen,  deren 
Folge  schliefslich  der  völlige  Zusammensturz  der  alten  markgenossen&chafÜicheD 
Ordnung  sein  mofste.  Freilieh  zog  sich  dieser  Ruin  in  seiner  sporadischen  und 
sprungweisen  Entwicklung  noch  lauge  genug  und  teilweise  bis  zur  Gegenwart 
hin,  ehe  sirh  aus  der  alten  Horfiiiarkgemeinde  des  Mittelalters  im  16.  Jh.  die 
Tersfiualgemeinde,  seit  der  französischen  Revolution  die  politische  Gemeinde 
zu  bilden  liegann'. 

Indes  schon  mit  dem  Übergang  des  Wirtschaftsgedankens  der  Ur/eit  von 
der  Zeuderei  auf  die  Dorfniarkgenieinde  seit  spktkaroliiigischer  Zeit  war  der 
erete  und  folgenschwerste  Schritt  zum  Verfall  der  alten  ^\'irtBchttftsverfassung 
gethan:  die  Dorfgemeinde  bildete  der  Regel  nach  kein  Untergericht,  die 
Einheit  gerichtlicher  und  wirtschaftlicher  Interessen  war  gesprengt,  die  Mark- 
einuug  sonderte  sich  von  der  Gerichtsbufee,  die  genossenschaftliche  VerwaltunR 
verkttmnierte  in  ihrer  Trennung  von  dem  belebenden,  sie  mit  staatlichen  In- 
teressen verknüpfenden  Element  der  Gerichtsverfassung. 

In  eben  dieser  Zeit  aber,  in  welcher  die  alte  Verbindung  zwischen  Wirt- 
schaft und  Recht  sich  zu  lösen  begann,  trat  die  GrundheiTschaft  der  selbstÄndig 
gewordenenen  Wirtschaftsverfassung  näher.  Zwar  war  der  gnindheirliche  Besitx 
in  Sireuhufen  gelagert,  zwar  gab  es  an  vielen  Orten  mehrere  Grimdherren, 
deren  Einflufs  sich  gegenseitig  mehr  oder  weniger  aufhob,  aber  es  waren  doch 
auch  viele  Marken  vorhanden,  in  denen  sich  geschlossenere  Besitzungen  eines 
Gnmdherm  vorfanden,  und  wo  sie  bestanden,  da  safs  auf  ihnen  gewöhnlich  ein 
grundherrlicher  Meier.  Der  Gi-undbesitz  war  die  Basis,  der  Meier  das  Organ 
grundlierrlicher  Einwirkung;  oft  kam  das  Bedürfnis  der  gesamten  Gemeinde 
nach  Schutz  eines  Mächtigen  hinzu,  um  dem  Gnmdherin  noch  weiteren  Ein- 
flufs zu  verschaffen.  All  diese  Macht  aber  wandte  (ier  Gnmdherr  regehnäfsig 
äinem  Ziele,  der  Vergewal%uug  der  Markgenossen,  zu.  In  der  Mark  war 
einei-seits  das  EingrifTsrecht  des  Einzelnen  nach  deutschem  Genossenschafts- 
recht weitgehend  gewahrt,  gleichzeitig  alK'r  ein  grofser  Teil  des  verfügbaren 
Bodens  gemeinsamer  Nutzung  vorbehalten.  Beides  Einrichtungen,  welche  dem 
Grundherrn  wenig  behüten:  ihm  kam  es  auf  unbekünuuerten  AiLSbau  seiner 


')  Ks  liestatid  die  Absicht,  diesem  Abschnitt  als  Anh»ng  noch  eine  liuigeie  Untersuchung 
zur  Geschieht«  <Jer  deutschen  Hundertschaft  hinzuzufügen  zum  Zweck  des  Beweises,  dafs 
die  Entwicklung  im  gröTsten  Teile  des  übrigen  alten  (nicht  kolonialen)  Deutschlands  mit  der 
hier  genauer  dargestellten  Entwicklung  an  der  Xosel  im  wesentlichen  identisch  ist.  Diese 
Absicht  mnfste  aber  aua  Rücksicht  auf  die  Ökonomie  der  ganzen  Arbeit  aufgegeben  werden. 


—     1517     —  Schlufs.] 

Felder  und  umfassende  Urbarung  neuer  Landstrecken  an,  und  seine  Hof- 
genossenschaft mochte  oft  genug  in  Gegensatz  zur  freien  Markgemeinde  geraten. 
Diese  Bestrebungen  und  Widersprüche  führten  den  Grundherrn  mit  überall  wieder- 
kehrender Notwendigkeit  auf  den  Gedanken,  sich  zum  Herren  der  Mark,  die 
Markgenossen  zu  Nutzniefcern  des  gemeinsamen,  nunmehr  markherrlichen 
Bodens,  alle  grundhörigen  Hofgenossen  zu  Märkem,  die  Märker  aber  zu  einer 
mehr  oder  minder  abhängigen  Klasse  von  Hofgenossen  zu  machen. 

Dies  Ziel  wurde  zumeist  erreicht.  Überall  erhob  sich  siegreich  die 
Markherrlichkeit  der  Grundherren;  nur  wenige  Gemeinden  traten  noch  als 
freie  Markgenossenschaften  in  di5  Stauferzeit  ein. 

Aber  die  Grundherren  beruhigten  sich  nicht  mit  der  einfachen  Mark- 
herrlichkeit. Ihre  Hofgenossenschaften  bildeten  zugleich  den  Bahmen  einer  be- 
sonderen Gerichtsverfassung  der  Grundholden  mit  eigenem  Schöffenstuhl  und 
dem  Meier  als  Bichter :  jetzt  traten  nun  dieser  Genossenschaft  der  Grundholden 
die  Markholden  aus  der  bisher  freien  Gemeinde  hinzu:  sollte  sich  da  nicht 
das  bisher  personal  begrenzte  Hofgericht  zu  einem  räumlich  geschlossenen,  zu 
einem  Dorfgericht  oder  Grundgericht  erweitem?  In  der  That  ergab  sich  diese 
Entwicklung  mit  ziemlicher  Begelmäfsigkeit;  der  grundherrliche  Meier  ward 
zum  Gnmdrichter  des  markhörigen  Dorfes;  die  alte  Markversammlung,  seit 
etwa  dem  9.  Jh.  ihres  Zusammenhangs  mit  der  staatlichen  Gerichtsverfassung 
beraubt,  trat  jetzt  in  die  neu  entwickelte  grundherrliche  Gerichtsverfassung 
ein ;  und  die  Nachbarn  verhandelten  bürgerliche  Streitigkeiten  wie  Einungssachen 
vor  dem  gleichen  grundherrlichen  Dorfgericht. 

Mit  diesem  Vorgang  war  der  Eintritt  der  Grundherrschaft  in  den 
untersten  Kreis  jener  Bildungen,  welche  aus  der  Auflösung  der  alten  Hundert- 
schaft erflossen  waren,  vollzogen:  eben  jene  Bildung,  welche,  rein  wirtschaft- 
licher Natur,  über  den  Kreis  der  Zendereien,  also  der  untersten  zugleich  ge- 
richtlichen und  wirtschaftlichen  Verbände,  hinausging,  war  der  Vereinsamung 
und  der  ungenügenden  Widerstandskraft  einer  blofs  wirtschaftlichen  Grundlage 
zum  Opfer  gefallen. 

Aber  die  Macht  der  Grundherren  griff  weiter.  Nicht  selten  lagen 
mehrere  Grundgerichte  nebeneinander;  in  jedem  derselben  befand  sich  ein 
Meier  als  Richter  und  Wirtschaftsbeamter  zugleich.  Was  lag  näher,  als  diese 
kleinen  Gerichte  zu  6inem  Gericht  zu  verbinden,  diesem  einen  besonderen  grund- 
herrlichon  Richter  vorzusetzen  und  so  die  seit  Entstehung  der  Grundgerichte 
mehr  als  früher  beschäftigten  Meier  zu  entlasten  ?  Und  wann  konnte  die  Aus- 
führung dieses  Gedankens  von  vorteilhafterer  Wirkung  sein,  als  in  jener  Zeit, 
in  welcher  sich  die  ministerialischen  Meier  selbständig  zu  machen  bestrebten? 
So  schreitet  man  in  der  zweiten  Hälfte  des  12.  Jhs.  zur  Vereinigung;  die 
Meier  werden  auf  die  blofise  Zinseinnahme  beschränkt,  und  ein  Schultheifs 
tritt  an  die  Spitze  der  vereinten  Grerichte. 

F-ine  Entwicklung  von  sehr  weitgreifender  Bedeutung.  Jetzt  wird  die 
unterste  Ausbildung  der  Markgenossenschaft,  die  Ortsgemeinde,  wieder  jeder 


(Schlu/s.  —     1518     — 

gerichtlichen,  fftr  sieh  stehenden  Tliätigkeit  entfremdet,  sie  sendet  nur  nocäi 
einige  Schöffen  in  den  Stuhl  der  neuen  Grundgerichte,  welcher  aus  den  alteo 
Schöffeustllblen  unter  BeschnLnkuu^  der  Schiiffenzalil  zusammengesetzt  winl ;  im 
übrigen  ist  sie  nur  noch  Wirtsehaftsgenieinrie.  Aber  keine  freie  Wirtschafts- 
genieinde  mehr.  Der  Meier  bleibt  nach  wie  vor  der  Vorsitzende  ihrer  Mark- 
vetsamuihingeD,  und  ihre  Strafgelder  fliefseu  ganz  oder  teilweis  in  die  Kasse 
dea  Grundherrn.  Und  wie  wirksam  war  nun  erst  der  EinfluTa  der  gröfserea 
Grundgerichte,  wie  er  sich  etwa  seit  Beginn  des  13.  Jhs.  zu  äufsem  anfii^. 
Diese  Gninrigerichte  durchsetzten  mit  ihrer  Bildung  die  alten  Zendei-eibczirke, 
ja  sie  lösten  sie  zum  nicht  geringsten  Teile  auf;  und  sie  traten  mit  ihrer 
Kompetenz  in  vollsten  Wettbewerb  mit  den  Zendereigerichten,  auch  hier  mit 
dem  schliefslichen  Erfolge  fast  völligen  Ruins  der  alten  selbständigen  Bildungen, 

Damit  war  die  Zenderei,  der  erste  und  hervorragendste  Unterverband  der 
Hundertschaft,  gestürzt  und  flir  die  fernere  Entwicklung  unbrauchbar  gemacht, 
mochten  auch  hier  und  dort  noch  ausgedehnte  Trümmer  derselben  auf  lange 
hiu  den  Boden  der  Gerichtsverfassung  bedecken  und  Neubildungen  tadellos 
einheitlichen  Aufbaues  verhindern. 

Nun  blieb  nur  übrig,  auch  die  Hundertschaft,  deren  räiiniliche  Be- 
grenzung schon  durch  die  fortwährenden  Unlerentwicklungen  von  Zenderei 
und  Ortsgenieiude  schwer  gelitten  hatte,  noch  in  ilireui  Kern,  dem  Hoch- 
gericht, zu  treffen. 

In  nierowingischer  Zeit  war  ein  Volksbeaniter ,  der  Thimginus,  Richter 
im  Hundertschaftsgericht  gewesen;  der  Graf  hatte  als  königlicher  Verwaltuags- 
beaniter  mit  der  Rechtssprechung  selbst  keinerlei  Berührung  gehabt.  Anders 
unter  den  Karolingern.  Jetzt  machte  sich  der  .\ufscbwung  des  monarchischen 
Gedankens  auch  im  Aufbau  der  Gerichtsverfassung  geltend ,  der  Graf  wird 
zum  Richter  der  Hundei-tschaftastStten.  Al)er  diese  machtvolle  Ausweitung 
der  königliehen  Gewalt  hat  die  Jahrhunderte  der  Karolinger  nicht  lange  über- 
lebt, bald  darauf  findet  sich  wieder  der  Hunne  als  Richter  in  der  Hunderlschaft, 
und  der  friihere  Elnflurs  des  Grafen  erhält  nur  noch  in  dem  Umstand  einen  un- 
geschwächten Auatruck,  dafs  der  Hunne  nunmehr  vom  Grafen  belehnt  erscheint. 
So  ist  es  denn  der  Hunne,  welcher,  in  karolingischem  Sinne  zu  sprechen,  nun- 
mehr im  Besitz  der  gräflichen  Gerichtsbarkeit  erseheint,  als  Hochgerichtsherr 
auftritt.  Und  er  verfügt  über  seine  Gerichtsbarkeit  in  demselben  Sinne,  wie  es  die 
Könige  und  andere  Gerichtsherren  der  deutschen  Kaiserzeit  thun;  er  betracbtet 
sie  als  nutzbares  Privatrecht,  verkauft,  verpföndet,  zerstückt  sie.  Auf  diesem 
Wege  entstehen  aus  der  milfsigen  Anzahl  alter  Hundertschaft^erichte  Dutzende 
von  neuen  kleinen  Hochgerichten,  deren  Abgrenzung  der  Laune  des  Zufalls 
anheimgegeben  ist;  und  in  ihnen  verschwindet  fast  klanglos  der  letzte  Nach- 
hall einer  der  ältesten  Verfassungsgnindlagen  unseres  Volkes.  Die  Käufer 
dieser  tJberreste  ältester  Gerichtsbarkeit  aber  sind  die  Grundherren;  ihnen 
ftllt  damit  das  letzte  unmittelbare  Erbe  aus  dem  einstigen  reichen  Besitzstand 
der  Hundertschaft  zu. 


—     1519    —  Schlufs.] 

Freilich  hatte  sich  auf  dem  Boden  der  Grundherrlichkeit  teilweis  schon 
früher  gerade  für  den  Besitz  der  hervorragendsten  Grundherren  eine  andere 
Bildung  von  Hochgerichten  und  durch  sie  eine  Zerstörung  der  alten  staatlichen 
Rechtssprechung  vollzogen.  Im  Gegensatz  zur  soeben  geschilderten  Sprengung 
der  Hundertschaftsgerichte  durch  eine  Reihe  einzelner  autonomer,  in  langen 
Zeiträumen  erfolgender  und  einer  Verwitterung  gleichender  Vorgänge  und 
Ereignisse  vollzog  sie  sich  autoritär,  durch  einmaligen  Akt  der  Privilegierung 
von  oben  her.  Ihr  Ausdruck  ist  die  königliche  Immunität;  auf  Grund  der- 
selben wurden  schon  seit  dem  Ausgang  der  Karolingerzeit  grundherrliche  Hoch- 
gerichte entwickelt  und  damit  halbstaatliche  Gewalten  in  die  Hände  von 
grundherrlichen  Privaten  gebracht. 

So  begreift  es  sich,  wenn  die  Grundherrschaften  der  Stauferzeit  vornehm- 
lich als  rechtliche,  halbstaatliche  Bildungen  erscheinen,  wenn  diesem  Charakter 
in  eben  dieser  Zeit  auch  schon  in  der  Schaffung  des  Richteramtes  der 
Schultheifseu  ein  nicht  mifszuverstehender  Ausdruck  gegeben  wird.  Damals 
hatte  die  Grundherrschaft  die  alte  Wirtschaftsverfassung  der  Urzeit  zu  nicht 
geringem  Teile  in  sich  aufgesaugt  oder  zu  nutzlosen  Resten  verstückelt,  sie 
hatte  die  Gerichtsverfassung  der  Hundertschaft  und  der  Unterentwicklungen 
derselben  allerorten  durchbrochen  und  vielfach  völlig  zerstört,  sie  hatte  an  die 
Stelle  der  alten  Untergerichte  und  Hundertschaftsgerichte  ihre  neuen  Grund- 
gerichte und  Hochgerichte  gesetzt.  Mit  dem  Verfall  der  Hundertschaftsver- 
fassung aber  war  der  staatliche  Einflufs  vom  platten  Lande  weithin  ver- 
schwunden ;  an  seine  Statt  war  die  grundherrliche  Einwirkung  unter  staatlichen 
Ansprüchen  getreten.  Eben  diese  Einwirkung  imd  nicht  minder  diese 
Ansprüche  waren  es,  welche  die  Grundherrschaft  zur  Bildung  des  Terri- 
toriums einbrachte. 

War  es  zu  verwundem,  wenn  einem  so  machtvollen  Eingreifen,  welchem 
in  grofsen  Grundherrschaften  schon  seit  der  Stauferzeit  territoriale  Ziele  vor- 
zuschweben begannen,  jene  einfachen  Freien  nicht  mehr  lange  widerstanden, 
die  sich  bisher  noch  aufserhalb  der  grundherrlichen  Bildungen  selbständig  ge- 
halten hatten? 

Etwa  um  die  Mitte  des  11.  Jhs.  begann  für  diese  Freien  die  Zeit 
der  Entscheidung;  waren  sie  nicht  in  besonders  günstiger  Lage,  so  dafs 
sie  in  langsamem  Emporwachsen  sich  den  ersten  Bildungsanfängen  eines 
niederen  Adels  einzureihen  vennochten,  so  blieb  ihnen  nichts  übrig,  als  in 
den  Schutz  und  damit  die  Abhängigkeit  zumeist  grofser  Grundherren  ihrer 
Nachbarschaft  zu  treten.  Die  Erscheinungen  des  8.  und  9.  Jhs.  wiederholten 
sich  in  verjüngtem  Mafsstabe;  unter  ihrer  Einwirkung  gingen  fast  allenthalben 
jene  letzten  Reste  germanischer  Gemeinfreiheit  unter,  welche  die  Katastrophe  der 
Karolingerzeit  überdauert  hatten.  Aber  das  Los  der  neuen  Schutzbedürftigen 
war  milder,  als  das  Schicksal  der  in  karolingischer  Zeit  zu  Grunde  gegangenen 
Freien.  Hatte  bei  diesen  Auftragung  des  Eigentums  und  persönliche  Kommen- 
dation schliefslich  zur  Grundhörigkeit  des  10.  und  der  folgenden  Jahrhunderte 


[Schlufä.  _     1520     —  ■ 

geführt,  war  es  in  der  KaroÜn^erzeit,  als  der  Staat  seine  ersten  Hoheitsrechtel 
noch  immerhin  ki'Uftig  wahrte,  nicht  mügliL'h  gewesen,    das  Verhältnis  schütz-  I 
mutender  Freier  zum  SchutÄherm  anders  als  in  der  noch  vorwiegend  piivab-  | 
rechtlichen  Fonii  der  Zinsabhängigkeit  festzustfllen ,  so  hatten  diese  Voraus-  1 
Setzungen  bis  zum  11.  Jh.  eine  Umgestaltung  von  Grund  aus  erfahren.    Jetzt  ] 
wai-en  die  gniudhen-lichen  Schutzherren  zugleich  Geriehtsheri-en ,  wesentliche  I 
Teile  staatlicher  Hoheitürechte  ruhten  fast  ohne  Vorbehalt  seitens  des  Reichs-  1 
Oberhauptes  in  ihi-er  Hand ;  es  war  eine  Srhutzaufhahme  einzelner  Freier  uud 
freier  Gemeinschaften  möglich,  in  welcher  zunächst  blofe  das  Anerkenntnis  der  1 
Gerichtsheniichkeit  als  Entgelt  für  den  gewährten  Schutz  in  Betracht  koinmeo  j 
konnte.    Auf  dieser  Grundlage  erwächst,  besonders  kräftig  seit  der  Stauferzeit,  } 
der    Stand    freivogteilicher    und  freimarkvogteilicher  Leute;    dem  Vogtherm 
zunächst  nur  in  gerichtlicher,  d.  h.  staatlicher  Beziehung  unterworfen,  sdieinen 
sie  recht  eigentlich  beiiifen,  das  erste  Vorbild  späterer  Landesunterthäiiigkeit 
zu  geben.    Freilich,  Wünsche  und  Maferegeln  der  Vogtherreu  gehen  Über  die 
Zuerkennung  dieses  einfachen  Verhältnisses  je  länger  je  mehr  hinaus.    Neben  J 
den  Vogteilputen  standen  die  Grundholden  unter  demselben  Herrn;    wie  die  ] 
Grundholden  zinsten,  so  zahlten  auch  die  Vogteileute  zum  Zeichen  des  Schutzes  1 
und  der  Gerichtsunterthänigkeit  gewisse  Abgaben  und  Leistungen;  es  war  ver- 
lockend, gleichwie  in  karolingischer  Zeit  für  kommendierte  Freie  und  Unfreie,    i 
so  jetzt  für  Vogteileute  und  Hofholde  aus  der  gleichen  Zinsunterthänigkeil  J 
den  Schlufs  derselben  gesellschaftlichen  Li^e,  gleicher  Stellung  Kum  Herrn  za  I 
ziehen.  Und  wurde  nicht  ein  solcher  Schlufs  jetzt,  wie  ebenfalls  schon  in  der  I 
Karolingeizeit,  durch  den  Umstand  sehr  erleichtert,  dals  die  Gi-undhÖrigkeit  sich  ' 
soeben  unter  dem  F,influfs  geldwirtschaftlicher  Entwicklungen,  freier  Pachtung, 
häufiger  Auswandenmg,  lehnsweiser  Ausgestaltung  dns  Weinbaues,   riel    freier 
zu  gestalten  begann?    Schon  im  13.  Jh.  wurde  der  Charakter  der  Renten- 
gnindherrschaft  voll  durchgebildet ;  auch  die  Zahlungen  der  Vogteileute  konnten 
als  Rentenzahlungen  erscheinen.    Und  wenn  andererseits  die  Vogteileute  nur 
der  Gerichtsbarkeit  des  Schutzherm    unterstehen   sollten:    hatte    sich    nicht 
auch  die  Grundherrlichkeit  in  ein  zum  guten  Teile  gerichtsherrliches  Hoheits- 
verhältnis aufgelöst?    Diese  Züge  der  Entwicklung  traten  bald  deutlich  zu  Tage: 
mochten  auch  geringere  Unterschiede  zwischen  Grundhörigkeit  und  Vogtei  bald 
mehr  bald  minder  betont  bestehen  bleiben,  im  ganzen  vei-schmolzen  die  grund- 
hörigen  und   die  vogteilichen  Klassen  zu  der  6inen  grofsen  Masse  der  ab- 
hängigen, der  ,armen'  Leute  des  14.  Jhs. 

In  dieser  Vereinigung  aber  fonnte  sich  der  Begriff  tenitorialer  Unter- 
thanschaft.  Grundholde  und  Vogteileute  bildeten  nicht  einige  Klassen,  sie 
bildeten  die  Klassen  der  arbeitenden  Bevölkerung  des  platten  Landes  ül)er- 
haupt;  in  ihrem  Zusammenschlufs  uud  ihrer  Unterordnung  unter  den  Landes- 
herm  auf  dem  Wege  grundherrlicher  und  vogteiliclier  Behandlung  war  ohne 
weiteifs  die  persönliche  Gnindlage  der  TenitorialgewaK ,  waren  zum  Lande 
die  Leute  gewonnen. 


—     1521     —  SchlufsJ 

Und  die  sozial  fllhrenden  Schichten  des  platten  Landes:  der  kleine 
ministerialische  Adel,  die  alten  edlen  Grundherren,  die  geistlichen  Körper- 
schaften? Auch  sie  wurden,  wenn  auch  auf  anderem  W^e,  dem  territorialen 
Gedanken  gewonnen.  Die  Landesherren  griffen  hier  nicht  zu  besonderen,  erst 
zu  entwickelnden  Mitteln ;  es  handelte  sich  hier  zunächst  nicht  um  die  Bildung 
eines  neuen,  eigenartig  territorialen  Standes;  es  kam  nur  darauf  an,  das  Ver- 
hältnis der  meisten  dieser  Gruppen  zum  Reich  mit  Geschick  auf  die  Landes- 
gewalt zu  tibertragen.  Nun  waren  die  hervorragenderen  geistlichen  Körper- 
schaften wie  die  grofsen  Grundherren  innerhalb  der  ktinftigen  Landesgrenze 
dem  Reiche  seit  der  Ottonenzeit  zumeist  vasallitisch  verbunden  gewesen,  der 
Begriff  der  Lehnstreue  allein  hatte  ihr  Verhältnis  zum  Reichsoberhaupt  ge- 
regelt. An  dessen  Stelle  mufste  jetzt  der  Begriff  landesherrlicher  Lehnstreue 
treten:  der  territoriale  Lehnhof  wurde  zum  Sammelpunkt  aller  gesellschaftlich 
höher  stehenden  Schichten  der  Landeseingesessenen.  Auch  der  Ministerialen. 
Schon  längst  hatte  bei  diesen  die  Umbildung  des  alten  Dienstverhältnisses  in  ein 
Lehnsverhältnis  begonnen ;  jetzt  nun  wurden  sie  den  anderen  Vasallen  in  einer 
Reihe  von  Verschiebungen  angegliedert  und  als  Stand  ritterlicher  Herren  dem 
sonstigen  Lehnsstande  altadliger  Herren  untergeordnet.  War  auf  diese  Weise  der 
Einflufs  und  die  Macht  auch  der  höheren  Klassen  im  Territorium  dem  Landes- 
herm  zur  Verfügung  gestellt,  so  lälst  sich  doch  nicht  verkennen,  dafs  diese  Ein- 
ordnung des  Adels  in  die  Landesinteressen  nur  auf  ursprünglich  rein  gegen- 
seitigem vertragsmäfsigen  Verhältnis  beruhte.  Es  bedurfte  der  willensstarken 
Thätigkeit  vieler  Jahrhunderte ,  ehe  diese  Thatsache  und  ihr  verfassungs- 
mäfeiger  Ausdruck  im  Stände wesen  verdunkelt  und  beseitigt,  ehe  der  reine 
Unterthanenbegriff  für  alle  Landeseingesessenen  entwickelt  ward. 

Diese  Thätigkeit  aber  mulste  eine  langsam  ordnende  sein,  sie  mulste  dem 
Diu*cheinander  alter  Verfassungstrtimmer  autonomer  Art  in  Hundertschaft,  Zen- 
derei  und  Markgemeinde  neuformend  und  beseitigend  entgegentreten,  sie  mufste 
die  nunmehr  abgelebten  Bildungen  autoritärer  Art  in  Grundherrschaft  und  Vogtei 
ihren  Zwecken  in  freier  Umwandlung  anpassen,  sollte  ein  territorialer  Organismus 
voll  neuen  Le1>ens  entstehen,  dem  in  voller  Seele  anzugehören  auch  die  sozial 
führenden  Schichten  des  Landes  mit  Recht  gezwungen  werden  konnten. 

Die  Thätigkeit  der  Landesherren  in  dieser  Richtung  füllt  das  spätere 
Mittelalter  aus,  ja  sie  reicht  noch  ttber  dasselbe  hinaus  in  fernere  Zeiten. 
Ausgehend  von  den  alten  Rechten  der  Grundherrlichkeit  und  der  Vc^tei, 
von  dem  lehnsherrlichen  Zwangsrecht  gegentiber  dem  Territorialadel,  endlich 
von  den  allmählich  erworbenen  Hoheitsrechten  des  Reichs  auf  dem  Gebiete 
der  Rechtssprechung  wie  der  Verwaltung,  namentlich  der  Finanzverwaltung, 
streben  die  Landesheiren  nach  vereinfachten  Verhältnissen  unter  dem  Ziele 
der  allgemeinen  Landeswohlfahrt 

Und  wie  vortrefflich  wu&ten  sie  nicht  die  Mittel  zu  entwickeln,  welche 
sie  diesem  Ideale  näher  ftihren  konnten.  Vor  allem  mufste  es  sich  darum 
handeln,  eine  genügende  Macht  zu  entfalten,  um  die  noch  verstQckelten  und 


—     1522     — 

zerstreuten  Landesteile  in  dem  (iedanlceii  gemeinsamen  Schutzes  \mA  territorialer 
Zusiuimiengehörißkoit  zu  einem  wirklich  organischen  Ganzen  zu  verbintlen. 
Hierzu  heilurfte  es  vor  allem  starker  finanzieller  Überlegenheit  gegenüber  den 
Eifersüchteleien  der  kleinen  lienachbartfiu ,  Jeilweis  vom  Landesgebiet  völlig 
umschlossenen  Grundherren.  N'ur  eine  völlige  Umformunt:  der  alten  auf  die 
vergchiedenarüfisten  Gerechtsame  begründeten  Einnahmen  des  Landesherren 
konnte  diesen  Zweck  erreichen.  Sie  wurde  durchgeführt,  so  durchsichtig  und 
80  von  neuen  Finanzanschauungen  durchwoben,  wie  man  es  nur  in  der  Zeit 
beginnender  Geldwirtschaft  unter  weitgehender  Verabschiedung  naturalwiTrt^ 
BChaftlicher  Finanzgebanmg  vermochte.  Die  alten  Bezüge  gnindherrlichen 
und  vogteilichen  wie  sonstigen  holbprivatreclitlichen  Charakters  mid  Urspiningg 
wurden  soweit  als  möglich  unifiziert  und  zu  indirekten  Steuern  entwickelt; 
ihnen  traten  die  kräftig  entfalteten  Abgaben  und  Einnahmen  aus  einst 
mchsrechtlichen  Regalien  als  zweite  Steucrquelle  indirekter  Natur  zur  Seite. 
Und  dieser  Gesamtmasse  indirekter  Steueiii  wurde  nun,  je  weiter  die  Ent- 
wicklung im  14,  und  15.  Jh.  vorschreitet,  um  so  nachdrücklicher  und  aus- 
giebiger ein  System  direkter  Besteuerung  gegenübergestellt,  dem  alle  Lande»- 
eingesesseneu,  die  Unterthanen  in  der  Landeshede,  einer  rohen  Einkommeit- 
oder  Vermögenssteuer,  die  vasallitischen  Stände  in  Subsidien  und  Matrikular- 
beitragen  untei-worfen  wurden.  Bedeutungsvoll  aber  stand  neben  diesen  regel- 
mäfsigen  Einnahmen  in  der  Epoche  abschliefsender  Territoriulgründung ,  in 
dem  der  Stauferzeit  folgenden  Jahrhundert  bis  zu  den  grol'sen  Elendsjahrea 
des  schwarzen  Todes,  der  Geifselfahrten  und  der  Judeuschiachten ,  noch  eine 
Anzahl  aulsergewöhnlicher  Finanzquellen.  TiVuscht  niclit  alles ,  so  wurden 
in  dieser  Zeit  wie  im  Kurfürstentum  Trier  so  auch  in  vielen  anderen  Terri- 
torien die  Juden,  diese  Grofskapitalisten  und  Grofsbankherren  des  späteren 
Mittelalters,  in  energischster  Weise  zur  Stärkung  der  landesherrlichen  Finanzen 
ausgenutzt.  Indem  man  sie  in  ihren  Privatgeschilften  landesherrlich  schützte 
und  wohl  gar  ihre  Geschäftserfahrung  zur  Fühniug  des  Landeshaushaltes 
heranzog,  fundierte  man  zugleich  auf  ihren  Kredit  und  ihren  Kapitalreichtum 
eine  ganze  Reihenfolge  von  Anleiben  in  nicht  mehr  zu  übersehender  Höhe, 
deren  Mittel  zunächst  zur  thunlichsten  Erweiterung  und  zum  völligen  Altschlufs 
der  Landesgrenzen  ausgenutzt  wurden.  Kleine  Grundherrschaften  wurden  ge- 
wonnen, Vogteien  gekauft  und  pfandweise  erworben,  neue  Vasallitätsverhfilt- 
nisse  begründet,  und  somit  territorialer  Zusammenhang,  Einheit  und  Ordnung 
durch  Erwerb  fehlender  Rechte  und  mangelnden  Einflusses  geschaffen. 

Zugleich  aber  wurden  die  überschiefsenden  nicht  unbedeutenden 
Finanzmittel  zum  Ausbau  der  militärischen  Einrichtungen  und  damit  zur 
Begründung  einer  erstmaligen  völligen  Landessicherheit  verwandt.  Wo  nur 
landesherrlicher  Einflnfs  eindrang  und  sich  bald  in  gnindherrlichen,  bald  in 
vogteilichen  oder  hoheitlichen  Rechten  niederschlug,  da  wurden  zu  seiner  Ver- 
stärkung Buigen  erbaut  und  mit  einer  in  freiem  Soldverhältnis  stehenden  Be- 
satzung unter  einem  nach  Anitsweise  geworbenen  und  absetzbaren  Burggrafen 


—     1523     —  Schlufs.! 

belegt  Und  wie  wohlthätig  wirkte  diese  Sicherung  des  Landes  durch  gut 
verteilte  Burgenanlagen  zugleich  auch  nach  anderer  Richtung.  Die  Unter- 
thanen  gewöhnten  sich  daran,  in  dem  Burggrafen  ihren  natürlichen  Vorgesetzten 
und  vom  Landesherrn  gesetzten  Berater  zu  sehen;  so  wurde  der  Burggraf 
neben  seiner  militärischen  Stellung  zum  Landesbeamten,  die  Burg  selbst  zur 
Amtsstelle,  und  der  ihrem  Einflufs  unterstehende  Gebietsteil  des  Landes  zum 
Amtsbezirk.  Eine  neue  Bezirkseinteilung  des  platten  Landes  bildete  sich  auf 
der  natürlichsten  aller  Grundlagen,  auf  der  Basis  des  Friedensbedürfiiisses 
und  des  Friedensschutzes,  und  aus  der  Militärverwaltung  heraus  erwuchs  eine 
erste  wirkliche  Territorialverwaltung.  An  diesen  Kern  lehnten  sich  nun  alle 
anderen  Verwaltungsbedürfnisse  des  Landes  an.  Die  Hochgerichte  der  alten 
Verfassung,  so  verschiedenen  Ursprungs  und  so  abweichenden  Umfanges  sie 
sein  mochten,  glichen  sich  jetzt  mit  den  neuen  Amtsgrenzen  womöglich  biß 
zur  Entwicklung  eines  einzigen  Amtshochgerichts  aus,  und  die  Schultheißen 
der  Grundgerichte  wie  die  wenigen  noch  vorhandenen  Zender  der  alten  freien 
Zenderei-  oder  Untergerichte  gaben  ihre  gerichtliche  Vollstreckungsgewalt  in 
den  Schutz,  ja  bald  in  die  freie  Hand  des  zuständigen  Amtmanns.  Nicht 
minder  suchte  die  landesherrliche  Finanzverwaltung  bald  mehr  bald  weniger 
Fühlung  mit  der  Bezirksabgrenzung  der  Ämter.  Was  auch  immer  von  Ein- 
nahmen innerhalb  eines  Amtes  erfiel,  was  die  Schultheifsen  an  Gerichtsbufsen, 
die  Meier  an  grundherrlichen  und  vogteilichen  Abgaben  einnahmen,  es  wurde 
an  eine  gemeinsame  Amtshebestelle  abgeführt,  der  ein  Kellner  in  besonderer, 
von  den  Geschäften  des  Amtmanns  getrennter  Verwaltung  vorstand. 

Es  versteht  sich,  dafs  die  glückliche  Ausbildung  der  neuen  Lokalver- 
waltung von  der  nicht  minder  sorgsamen  Entwicklung  einer  landesherrlichen 
Zentralverwaltung  begleitet  ward.  Der  BegriflF  aber,  welcher  beide  Verwaltungen, 
abgesehen  von  der  äufseren  Regelung  der  gegenseitigen  Zuständigkeiten,  mit 
einander  verband,  war  der  des  Amtes.  Das  frühere  naturalwirtschaftliche 
Mittelalter  hatte  nur  den  Vasallitätsb^rifif  einerseits,  den  Dienstbegriff  anderer- 
seits zur  Führung  von  Verwaltungsgeschäften  in  Anwendung  bringen  können. 
Beide  Begriffe  waren  der  nunmehr  erforderten  freien  und  doch  zugleich  von 
Geschlecht  zu  Geschlecht  strenger  zentralisierten  Verwaltung  nicht  gewachsen. 
Die  Vasallitätsverwaltung  hatte  unter  dem  Übermafs  eingeräumter  Selbst- 
ständigkeit jede  Fühlung  mit  der  Zentralstelle  verloren,  die  Dienstverwaltung 
hatte  sich,  soweit  ihr  Personal  in  der  höheren  Ministerialität  nicht  zur  Lehns- 
verwaltung überging,  nie  zu  jener  Freiheit  erhoben ,  welche  zur  Führung  ver- 
antwortungsvoller Geschäfte  unerläfslich  ist.  So  konnte  dem  neuen  Bedürfnis 
nur  ein  neues  System  der  Verwaltung  gentigen.  Es  entwickelte  sich  während 
des  13.  Jhs.  langsam  aus  den  alten  Bildungen  heraus  zum  Kernpunkt  des 
Amtsbegriffes.  Seine  Ausgestaltung  aber  war  natumotwendig  mit  dem  Ein- 
tritt der  Geldwirtschaft  gegeben  und  bedurfte  zum  Ausreifen  nur  geringer 
Nachhilfe  seitens  der  Landesherren.  Die  Vasallität  hatte,  vom  wirtschafts- 
geschichtlichen Standpunkte  aus  gesehen,  zur  Erblichkeit  der  Ämter  geführt, 


-     1524     — 

weil  die  Aiiitsbt'solduns  in  Naturalertriifxen  bestand,  mit  deren  Zuwendung 
zugleich  die  Übergabe  des  tragenden  Fundus  verbunden  sein  mufste,  so  dafs  der 
Beamte  nicht  blofs  iu  deu  Genufe  des  Gehaltes  kam,  srjndem  auch  in  den 
Besitz  der  Quelle,  aus  welcher  dieses  Gehalt  erflols.  Eine  solche  Begründung 
des  Gehaltes  könnt«  bei  genugev  Vei-waltuiigszenti-alisation  nur  mit  der  Erb- 
lichkeit rier  Ämter  abschliefsen.  Aber  jetzt,  häufiger  etwa  seit  der  zweiten 
HiUfte  des  12.  Jhs.,  wunle  es  möglich,  Belehnungen  auch  auf  Giiuid  vod 
Geldzahlungen  vorzunehmen ;  hei  ihnen  gelangte  der  Vasall  nicht  in  den  BesiU 
jener  Kinuahniequello ,  welche  die  Zahlung  seiner  Lehnsgelder  eniiöglichte. 
Bald  ging  von  diesem  Punkte  aus  ein  UIllseh^^■ung  des  Lehnswesens  von  deii' 
weitreichendsten  Folgen  vor  sich.  Da  mau  durch  Zahlung  von  Lehn^eldem 
die  Erblichkeit  vennied,  so  wurden  Zeitlehen  gewöhnlich;  und  indem  man  zu- 
gleich auf  Grund  jährlicher  Lefanszahlungen  vom  Belehnten  jetzt  wieder  b»- 
stinimte  Leistungen  auiserhulb  der  allgemeinen  Forderungen  des  I^hnsrechtes 
verlangte,  entstand  seit  dem  Beginn  des  13.  Jhs.  der  Begriff  des  DienstlehenB. 
Was  aber  unterschied  ein  Dienstlehen  auf  Zeit  noch  einschneidend  vom  Amte? 
Nur  wenige  Generationen  dauerte  es,  so  wurde  der  alte  Lehns-  und  Diensfc- 
hegiiff  völlig  abgeschnttelt,  und  aus  der  Hülle  der  alten  Begriffe  schalt«  si^ 
rein  und  klar  der  neue,  in  der  Landesverwaltung  sofort  und  umfassend  zur 
Anwendung  gebrachte  Anitsbegriff. 

Auch  die  Zenti-alverwaltung  wurde,  wie  ilie  Lokalvenvaltuug,  auf  diesem 
B^iff  hin  entwickelt.  Ein  Rat,  welcher  aus  gelehrten  wie  aus  ungelehrtea 
meist  adligen  Mitgliedern  bestand,  umgab  den  Landeshemi  und  wurde  voti 
diesem  durch  Annahme  der  einzelnen  Mitglieder  in  Amtsweise  nach  freiem 
Belieben  msainmengesetzt.  Kein  Zweifel,  dafs  dem  Landesherru  iu  einer 
solchen  Behörde  ein  ungemein  thatkräftiges  Werkzeug  zur  VerfUgunp  stand. 
Und  lange  genug,  bis  etwa  zur  Mitte  des  15.  Jhs.,  haben  sich  die  Landes- 
herren diesen  Rat  ungeteilt,  in  freier  \'erwendung  seiner  einzelnen  Mitglieder 
erlialten.  Die  Zeit  eiforderte  vor  allem  das  Zusammenschweifsen  der  ein- 
zelnen Landesteile  ries  Territoriums  so  verschiedenen  Urs|irungs,  eine  Aus- 
gleichung der  örtlich  unendlich  voneinander  abweichenden  Rechte  und  Ansprüche, 
eine  kräftige  Vertretui^  des  Landes  nach  aulsen  hin  unter  der  wechselndsten  Auf- 
fassung der  Territorialselbständigkeit  und  der  mannigfachsten  Behandlung  des 
Beichsgedankens :  da  war  imr  eine  Zentralvei-waltung  zu  gebrauchen,  welche 
sieh  biegsam  all  diesen  Notwendigkeiten  anpafste,  weiche  nelien  der  bestän- 
digen Bearbeitung  fester  Verwaltungsgegenstände  auch  vorübergehenden  Bil- 
dungen und  dem  Bedürfnis  des  Tages  gerecht  werden  konnte.  Eine  solche 
Zentralverwaltung  war  dieser  Rat  mit  seinem  Konunissionensystem,  das  die 
wandelndste  Zusammensetzung  aller  in  ihm  erhaltenen  Arbeitskräfte  für  jeden 
besonderen  Zweck  zulieCs:  el>en  seine  Elastizität,  der  Mangel  einer  Ausbildung 
von  Einzelämtem  oder  Ministerien  in  ihm  bildet  eins  der  liezeichneudsten 
Merkmale  des  jugendlichen  Territerialstaates. 

Aber  mit  dem  Schlüsse  des  Mittelalters  l)egann  eine  andere  Periode  der 


—     1525     —  Schlafs.] 

Entwicklung.  Jetzt  waren  die  Grenzen  des  Territoriums  geschlossen,  eine 
freie  Stellung  innerhalb  der  Reichsverfassung  durch  den  längeren  thatsächlichen 
Bestand  umfassender  Privilegien  gewährleistet,  jetzt  war  eine  Übersicht  über 
die  alten  Verüassungsbildungen  innerhalb  des  Territoriums  gewonnen  und  ihre 
Klärung  mit  Rücksicht  auf  das  oberste  Ziel  einer  einheitlichen  Territorial- 
gewalt weithin  durchgeführt:  das  Territorium  war  aus  einem  Konglomerat  zu 
einem  Organismus,  aus  einer  Sammlung  auseinanderstrebender  rechtlicher  und 
ökonomischer  Entwicklungsrichtungen  zu  einem  einheitlichen  Staats-  und  Wirt- 
schaftskörper geworden.  Mit  dieser  Umgestaltung  zum  Individuiun  machte  sich 
auch  der  Egoismus  aller  individualen  Lebensformen  geltend.  Ein  neues  ein- 
heitliches Staatsideal,  die  Wohlfahrt  der  Landeseingesessenen  und  des  Terri- 
toriums, wird  nunmehr  aufeestellt  und  seine  Verwirklichung  mit  allen  Mitteln 
als  fürstliches  Recht  vom  Landesherm  beansprucht,  ein  Abschluls  der  Landes- 
individualität gegenüber  anderen  Territorialstaaten  zu  gunsten  bevorzugten  Son- 
derbestandes wird  ins  Auge  gefafst.  So  entsteht  eine  Fülle  neuer  politischer  Ziele ; 
das  Territorium  tritt  allseitig  als  Staat  auf  und  entwickelt  eine  eigene  äufsere 
Politik  nicht  blofs  der  einfachen  Machtbestrebungen,  sondern  auch  der  Handels- 
vorteile und  industriellen  wie  landwirtschaftlichen  Stärkung;  und  im  Innern 
versucht  der  Landesherr  zum  erstenmale  ernsthaft  eine  Einfügung  der  noch 
widerwilligen  Stände  in  das  ordnungsmäfsige  Verhältnis  der  Landeseingesessenen, 
wie  eine  weitgehende  Fürsorge  für  den  wirtschaftlichen  und  sozialen  Zustand 
der  niederen  Unterthanen. 

Gerade  in  letzterer  Beziehung  that  jetzt  schnelle  Hilfe  not.  Fast  seit 
Ausgang  der  ersten  Hälfte  des  Mittelalters  waren  die  niederen  Klassen  der 
Grundholden  und  Vogteileute  sich  selbst  überlassen  geblieben;  jetzt  seufzten 
sie  schwer  unter  den  unglaublich  verschrobenen  Verhältnissen,  in  welche  sie 
der  Verfall  aller  unmittelbar  fttr  sie  bestehenden  Einrichtungen,  autonomer  wie 
autoritärer,  gebracht  hatte.  Von  den  Markgenossenschaften  bestand  kaum  noch 
mehr  als  der  Schatten  ihrer  früheren  Bedeutung;  ihre  grofsen  Verbände,  wie 
sie  auf  alter  Hundertschaft  oder  Zenderei  beruhten,  waren  in  wirtschaftlicher 
Nutzung  wie  Handhabung  der  Verwaltung  gleich  unheilbar  verfallen,  und  die 
kleineren  Verbände  waren  in  die  Markherrlichkeit  der  Grundherren  auf- 
gegangen oder  durch  Verkauf  oder  sonstigen  Verlust  einzelner  gemeiner 
Nutzungen  gesprengt  und  geborsten.  Auch  die  Grundherrschaft  bot  keinen 
Halt  mehr.  Wo  war  ihre  einst  den  Verhältnissen  so  weise  angepafste  obere 
Verwaltung  geblieben?  Wo  die  milde  Rechtssprechung  der  Meierämter,  die 
regelmäfsige  und  nicht  überhastete  Einnahme  der  Zinse,  die  Fürsorge  für 
weiteren  Ausbau  des  Landes  zu  gunsten  jüngerer  Söhne  der  Hof  hörigen? 
Diese  Wohlthaten  hatten  zum  guten  Teile  auf  Einrichtungen  eigenartig 
naturalwirtschaftlichen  Charakters  beruht,  mit  dem  Aufkommen  geldwirt- 
schaftlicher Bestrebungen  auf  dem  platten  Lande  mufsten  sie  haltlos  zu- 
sammensinken. Oder  sie  waren  aus  noch  nicht  vollendeter  Urbarung  des 
Landes  erwachsen :  der  Landesausbau  aber  verschwand  seit  Beginn  des  18.  Jhs. 


[öchlufs.  —    1526     — 

vor  der  Ei-seheiuun;!  einer  wahren  ÜhenfilkeruDg  des  plattpn  Landes  bei  niclrt 
mehr  genügeudein  Nahmngsspiehauin.  Diesen  harten  Thatsaclien  aegenülwr 
half  der  Eintritt  mancher  erfreulichen  Entwicklungen,  das  Aufldilhen  der 
freien  Pachtung,  die  zunehmende  rechtliche  Freiheit  der  niederen  Klassen,  das 
Wachstum  der  Städte,  nicht  viel:  unter  dem  Veifall  aller  autonomen  und 
autoritären  Bildungen,  unter  dem  Einfluls  mit  zunehmender  Schwieriplteit  zu 
besphafl'ender  Lebenshaltung  entstand  ein  liludliches  Proletariat,  dessen  droheßd*! 
Bildung  sich  schon  im  14.  Jh.  erkennen  läfst.  Und  doch  waren  die  Zeiten 
des  14.  Jhs,  noch  verhilltnismäfsig  günstig.  Noch  stieg  der  gemeine  Tüj^lohn 
bis  zur  Höhe  dieses  Jahrhunderts,  und  fiel  er  seitdem,  so  wurde  sein  SinkenLj 
zunächst  doch  unch  durch  eine  bei  weitem  stärkere  Abnahme  der  l'rodukten- 
und  Ärbeitstierjireise  ausgeglichen.  Allein  im  Laufe  und  besonders  gegen 
Schlufs  des  15.  Jhs.  verschlimmerte  sich  die  Lage  in  der  bedenklichsten  Weise. 
Hatte  bisher  das  besitzlose  ländliche  Proletariat  in  seiner  Not  weseotUrh 
allein  gestanden,  so  begann  jetzt  auch  der  kleine  Bauer  zu  krSnkcln.  Auf 
dem  platten  Laude  gab  es  jetzt  fast  kein  fi'eies  Eigen  mehr;  gewifs  wird  man 
den  ritterschaftlichen  und  geistlichen  Besitz  am  Schlufs  des  Mittelalters  auf 
mehr  als  die  Hälfte  alles  bebauten  Areals  berechnen  können,  und  ein  beträcht- 
licher Teil  der  anderen  Hälfte  wird  als  verhältnismäfsig  unfruchtbares  Ge- 
meindeeigeutum  anzusprechen  sein.  So  war  der  kleine  Grundbesitzer  im 
wesentlichen  auf  die  Aiisi>eutung  von  Heirengut  angewiesen;  er  ziuste  und 
zahlte  vom  Boden,  die  Grundrente  kam  dem  Buden  nur  zu  geringem  Teile 
zugute,  die  Widerstandskraft  gegenüber  gröfaeren  Schwierigkeiten  wirtschaftlicher 
Natur  war  nur  schwacli  entwickelt.  Nun  kam  es  aber  schon  gegen  Schlufs  des 
Mittelalters,  und  noch  mehr  im  ersten  Viertel  des  16.  Jhs.  zu  einem  ganz  aufser- 
gewöhnlichenFallen  der  Getreidepreise,  und  hiennit  zu  einerschweren  Krise  gerade 
des  kleinen  Grun<leigentums.  Der  Bauer  überstand  sie  nicht,  der  Territorialstaat 
war  noch  zu  wenig  entwickelt,  um  ihm  durch  kräftige  organische  Mafsr^eln  zu 
helfen :  eine  dauernde  Gärung  bemächtigte  sich  des  kleinen  Maunes  und  führte  zu 
einer  Vereinigung  seiner  Forderungen  mit  den  älteren  Klagen  des  besitzlost^n 
Arbeiters.  So  bereiteten  sich  die  schweren  Zeiten  bäuerlicher  Unruhen  und 
Kriege  um  die  Wende  des  15.  und  16.  Jhs.  vor. 

Auch  die  Aussichten  des  Territorialstaates  bei  seinem  Eintritt  in  die 
Neuzeit  waren  uicht  übennäfsig  günstig.  Läfst  sich  eine  erste  Blutezeit  der 
deutschen  Territorien  ziemlich  allgemein  für  die  erste  Hälft«  des  14.  Jhs, 
nachweisen,  so  waren  die  Machtmittel  der  Fürsten  seit  dieser  Zeit  wohl  in 
den  meisten  Lilndem  nicht  jenen  Erwartungen  entsprechend  gestiegen,  welche 
man  aus  der  bisherigen  Entwicklung  hätte  begründen  können.  Vor  allem 
waren  es  die  Finanzen,  welche  von  Generation  zu  Generation  mehr  Sorge 
verursachten.  Mit  der  Mitte  des  14.  Jhs.  fielen  die  aufserordentlichen  Ein- 
nahmen weg,  welche  man  in  reichstem  Mafse  aus  dem  Judenschutz  gt«70geii 
hatte;  wohl  schwerlich  hat  die  seit  den  Greueln  des  Jahres  1349  gebtofheno 
Knpitalkraft  der  Juden  jemals  wieder  eine  so  hohe  Schätzung  gestattet,   wie 


1 


_     1527     —  Schlufs.] 

sie  vor  dieser  Zeit  gewöhnlich  war.  Auf  der  andern  Seite  aber  wuchsen  die 
Ausgaben  von  Jahr  zu  Jahr  mit  den  erweiterten  Aufgaben  der  Territorial- 
gewalt und  luit  dem  sich  zu  dauerndem  Kriegszustand  zuspitzenden  Gegensatz 
zwischen  Territorien  und  Städten.  So  sind  die  meisten  Territorien  nament- 
lich in  der  ersten  Hälfte  des  15.  Jhs.  heillos  verschuldet;  landesherrliche 
Bankerotte  gehören  nicht  mehr  zu  den  Seltenheiten.  Um  aus  diesen  unerträg- 
lichen Zuständen  heraus  zu  gelangen,  bot  sich  nur  6in  Mittel  dar,  die  An- 
rufung der  Stände.  Man  bequemte  sich  zu  ihr,  man  räumte  damit  den  höheren 
sozialen  Schichten  des  Territoriums  eine  En^'eiterung  jener  politischen  Selb- 
ständigkeit ein,  welche  man  noch  im  14.  Jh.  völlig  vernichten  zu  können  ge- 
hofft hatte:  die  Periode  ständischer  Regierung  in  den  Territorien  wird  ein- 
geleitet. Und  so  schien  denn  das  deutsche  Fürstentum  von  seinem  ursprüng- 
lichen Ziele  der  Begründung  eines  monarchischen  Absolutismus  entfernter  als  viel- 
leicht jemals  vorher.  Aber  es  schien  nur  so :  noch  bestanden  die  kraftvollen 
Keime  eines  künftigen  Absolutismus,  wie  sie  im  späteren  Mittelalter  in  einer 
ausgedehnten  landesherrlichen  Verwaltung  und  in  der  Aufstellung  eines  neuen 
Wohlfahrtsideals  staatlicher  Entwicklung  gelegt  waren;  aus  ihnen  erwuchs 
scldiefslich  trotz  aller  noch  zu  überwindenden  Schwierigkeiten  die  unbeschränkte 
Monarchie  des  17.  und  18.  Jahrhunderts. 


V 


ZcittaftI    uichligerer  Ernchfiiiungeii 


Anhang. 

,   ictlüic  im   Verlnuf  der  vorKlchevdeti    ü'ilcrsifchungem  ,\ 


1.  Jahrhundc] 
HegrÜJidimg  von  Grorslmltuten  längs  der  Römen 


rarseii  aufEifel  unJ  Huitärücli;  S.  143£J 


rS.  and  4.  Jahrhundert 
Ansieilliing  von  Barharen  (Saliern,  Siumaten)  in  den  Mob  el  gegen  den  ^  S.  151  f. 

ä.  Jahrhundert 

Ahsdilufs  der  träuldschen  Wanderangen;  S.  8  und  156.  [Gegen  Scblufs  des  Jahi^  j 
hnnderis:]  alleinige  Immolnliareuccession  der  Söhne,  hei  unbeerbtem  Todfall  der  Nscbbun  | 
(Markgenossen);  S.  44. 

6.  Jahrhundert 

[Erste  Hälfte:]  Aufkommen  massenhafter  Bosiedlangen  aufserhalb  deB  aalischen  (Hufen-) 
Landes;  S.  45.  [Decr.  Dilnt  u.  Childel..:)  Rinflilirung  der  Zendi>reien  als  Untei-ableilunffen 
der  Hundertschaft,  Tlhertragung  des  militärischen  FOhrerrcchts ,  der  Pflicht  der  Rüge  und 
der  Friedensbewahrung  in  der  Zenderei  an  den  Zender;  S.  294  f.  [Mitte  des  Jahrhunderts:] 
Beschränkung  der  alleinigen  Immobiliarsuccesaion  der  Söhne  auf  salisches  Erbe;  S.  40  f. 
[561— .S84,  YA.  Chilp.  g  3:]  Zulassung  der  Töchter,  Brüder  und  Schwestern  des  Erblassera 
zur  Immobil  iarsuccession  in  salisches  Erbe,  hei  Fehlen  dieser  Heimfall  an  die  Markgenossen- 
schaft; S.  43  f.  [Viertes  Viertel:]  Entwicklung  des  Veräurseningsrechtes  an  Grund  und 
Boden  aufserhalb  des  salischen  Landes;  S.  49. 


8.  Jahrl 


nderl 


Spätestens  in  dieser  Zeit  Begründung  eines  im  wesentlichen  einheitlichen  materiellen 
Rechtes  der  Franken  auf  der  Grundlage  des  salischen  Rechtes;  S.  6.  Zulassung  der  Schwert- 
magen  bis  zum  sechsten  Grad  und  sogar  der  Kunkelmagen  in  die  Erbfolge  an  Salland,  Ver- 
fall des  Vicinenerbrechts ;  S.  44.  Erste  Anzeichen  der  Ilufenzersplitterung;  S.  366.  [Mitte 
des  Jhs-O  Auftreten  der  Precaria  oblata;  S.  891.  [8.  und  9,  .Tb.:]  Hauptepoche  der  Besied- 
lung durch  den  Laienadel  im  Bifangsystem;  S.  123,  419,  G9S.  Allseitige  Ausbildung  des 
Zinslehens;  S.  901.    [8.— 10.  Jh.:]  FUierung  der  grundherrlichen  Zinse;  S.  621. 

9.  Jahrhundert 
[.Anfang  des  Jhs. ;]  Volle  Trennung  der  Bezeichnung  des  heutigen  Anlenner  Waldareals 
von  der  Irüheren  Ausdehnung  des  Begriffs  Ardennen;    S.  95.     [Anfang:]   Regelung  des  Be- 


—     1529     —  Anhang.] 

triebes  der  königlichen  Fisci  vornehmlich  durch  Karl  denGrofsen;  S.  719  f.,  802  f.  [An£uig 
des  Jhs.:]  schon  Bestand  der  Dreifelderwirtschaft;  S.  545.  [817:]  Überweisung  des  Bezehntungs- 
rechts  an  die  Kolonialkirchen;  S.  116.  Entstehung  der  Scharmannen;  S.  811.  [Mitte  des 
Jhs.:]  Aufhören  der  Freilassungsurkunden  zu  voller  Freiheit,  statt  dessen  Aufkommen  derer 
zu  Wachszinsigkeit;  S.  1221.  [850—950:]  erste  Periode  der  Vogteibedürftigkeit;  S.  1065, 
s.  unten  [1050—1850].  [Ca.  860:]  Schwinden  der  freien  Hintersassen;  S.  1178  Note  1.  Ent- 
stehung und  Ausbildung  der  Grundherrlichkeit;  S.  992.  Schon  grundherrliche  Zender;  S.  1008, 
vgl.  S.  225.  [Ende  des  Jhs.:]  Abschlufs  der  spezifisch  grundhörigen  Landnutzimgsform ; 
S.  900,  922 f.  [Ende  des  Jhs.:]  Bindung  der  Grundholden  an  die  Scholle;  S.  1190.  Entwick- 
lung der  Immunitätsgerichtsverfassung ;  S.  1031  f.,  1112.  Verleihung  einfacher  Münzprivilegien; 
Bd.  2,  352.  [Zweite  Hälfte  des  Jhs.:]  Auftreten  der  Precaria  remuneratoria;  S.  891.  Be- 
stand eines  besonderen  (ministerialischen)  Weinbaulehens;  S.  903  f.  Schon  Zweifelderwirt- 
schaft in  der  pfälzisch-rheinischen  Gegend;  S.  546.  Schon  drei  Pflugarbeiten  gewöhnlich; 
S.  557.  SchluTs  der  ersten  Ausbauperiode  in  vollen  Dörfern;  S.  109.  Beginn  des  Beunden- 
ausbaues;  S.  419  f.  [Ende  des  Jhs.:]  Beginn  des  Ausbaues  von  Rotthufen  in  Einzelhof- 
system; S.  854.  Erstes  Vorkommen  der  Königshufen;  S.  148,350.  [9. — 10.  Jh.:]  Sichtbarer 
Bestand  der  Hufenzersplitterung;  S.  1283  f.  [9. — 10.  Jh.:]  Zeit  der  grofsen  Inforestierungen; 
S.  113.    [9.— 10.  Jh.:]  Erste  Epoche  des  Burgenbaues;  S.  1306,  s.  unten  [12.  Jh.  Mitte]. 

10.  Jahrhundert. 

[Ca.  900:]  Vermehrungskoefißzient  der  Bevölkerung  ca.  3,5<>/o;  S.  163.  [Erste  Hälfte 
des  Jhs.:]  spätestens  Entstehung  der  Immunitätsvogtei ;  S.  1112.  Beginn  der  sozialen  Ein- 
wirkung der  Vogtherrlichkeit;  S.  1139.  [Ca.  900:]  volle  Durchbildung  der  Grundholden; 
S.  1152.  [Mitte  des  Jhs.:]  die  Gelegenheiten  zum  Verfall  in  Unfreiheit  werden  seltener; 
S.  1191.  Verfall  des  alten  Heerwesens ;  S.  1142.  Verleihung  von  Münzprivilegien  zu  eigenem 
Gepräge  an  Private;  Bd.  2,  351.  Beginn  des  Ausbaues  in  den  Forsten;  S.  112.  [10.  Jh.  ff.:] 
Ausbau  der  Fluren,  vermehrter  Squatterausbau;  S.  123,  148. 

11.  Jahrhundert. 

[Ca.  1000:]  Vermehrungskoefißzient  der  Bevölkerung  ca.  l,8<>/o;  S.  163.  [Ca.  1000:] 
Höhepunkt  der  bischöflichen  Schenkungen  an  die  kirchlichen  Korporationen;  S.  676.  [Mitte 
des  Jhs.:]  Verfall  der  alten  vornehmlich  dem  Grundbesitz  zugewandten  kirchlichen  Erwerbs- 
politik; S.  675,  686.  [Zweite  Hälfte:]  Entstehung  der  Laienbruderschaften  in  den  Klöstern; 
S.  690.  [Viertes  Viertel:]  Betonung  der  Novalzehnten  als  bischöflicher  Einnahmequelle; 
S.  119  ^  [Schlufs  des  Jhs.:]  Entstehung  eines  besonderen  stiftischen  Verwaltungssystems 
auf  Grundlage  von  Pachtung;  S.  977.  [Anfang  des  Jhs.:]  der  Charakter  des  Landrechts 
(Bodenregal)  nicht  mehr  hoheitlich,  sondern  grundherrlich,  das  Inforestierungsrecht  grund- 
heiTlich;  S.  106,  110.  Der  erbliche  Nutzbesitz  der  Grundholden  anerkannt;  S.  1192.  Volle 
Ausbildung  der  grundherrlichen  Gerichtsverfassung  (Bauding,  Grundgericht,  Hochgericht); 
S.  1046.  [Anfang  des  Jhs.:]  spätester  Termin  allgemeiner  Verbreitung  der  Fronho&vogtei ; 
S.  1088.  [1030:]  erstes  Immunitätsvogteilehen;  S.  1123.  [Mitte  des  Jhs.:]  erste  Immunitäts- 
erbvogtei;  S.  1123.  [Mitte  des  Jhs.:]  Aufkommen  von  Immunitätsuntervögten;  S.  1125. 
[Ca.  1050—1350:]  Zweite  Periode  der  Vogteibedürftigkeit;  S.  1065,  s.  oben  [850—950]. 
[Zweite  Hälfte  des  Jhs.:]  vermutlich  vermehrtes  Auftreten  von  Markvogteien ;  S.  1076.  [Ende 
des  Jhs.:]  Abschlufs  der  lehnbaren  oder  absoluten  Erblichkeit  der  Immunitätsvogtei ;  S.  1124. 
[Zweito  Hälfte  des  Jhs.:]  Herabsinken  des  Lehnbegriffs  zum  Wirtschaftsbegriff;  S.  627.  All- 
mählicher Verfall  der  RömerstraGsen ;  S.  814;  Bd.  2,  239  f.  Bestand  einer  lokal  entwickelten 
Eisenindustrie;  S.  555;  Bd.  2,  331  f.  [Mitte  des  Jhs.:]  die  geistlichen  Institute  beginnen 
gröfsere  Darlehnsgeschäfte  zu  betreiben;  S.  1446.  [Mitte  des  Jhs.:]  Au&chwung  des  All- 
mendeausbaues  in  Spezialkulturen  (Gärten,  Wiesen,  vor  allem  Weinberge  in  Mannwerk-  und 
Pichtersystem);  S.  401  f.,  409,  915.  [Schlafs  des  Jhs. :]  Entwicklung  gröfserer  Scha&ucht;  S.  536. 

Lamprtcht,  Deutsclies  WirtscIiafUIeben.    I.  97 


12.  .lahrbundort. 

[Ca.  1100:]  Vennehrungskoeffizienl  der  Bevölkening  ca.  2,25%;  S.  163.  [Ca.  I100:J 
Stärkere  Anvendung  organisierter  Selbsthilfe  im  Gottesfrieden ;  S.  1064.  Der  kaiserlicbtt 
Machtspruch  nicht  mehr  zum  Schutz  kirchlichen  Gruntieigens  verwendet;  S.  713.  Ausprägung 
der  Worte  Territorium  und  Landesherr  im  technischen  Sinne;  S.  1352.  Zeit  vermchrteii 
walloniscb-franzöaischeD  Einflusses  an  der  Mosel;  8.  79,  [Ca.  1100:]  Ausgang  der  ftlreren 
Immunität;  S.  1019.  [Ca.  1100:]  nebepunkt  der  Klageu  über  die  ItnmunitatfiTögte,  beginnen- 
der  Sieg  der  Vogte;  S.  1127.  Die  Fronhofe^ogleien  fast  stets  erblich;  S.  1108.  [Ersis 
Hälfte  des  Jhe.  St.:]  Bildung  der  freimarkvogtei liehen  und  fi-eigerichtävogteüicben  Klassen; 
S.  1140.  [Ca.  1150:]  Abschlufs  der  Büdung  der  Markbörigen ;  S.  1158.  Anfinge  atldtischer 
AatoDomie;  S.  1345.  [Erste  Hälfte  des  ,Ibs.:]  die  Ministerialen  werden  Ritter;  S.  1170. 
[Mitte  des  Jhs.:]  die  MinisterialiUt  mit  Lehen  gesättigt;  S.  713,  879,  681,  1170.  BlUto  des 
Miuist(irifllenrats ;  S.  1425  f.  [Mitte  des  Jbs.:]  spätestens  Radizierung  der  Cierichtsbarkeit; 
S.  1043.  Beginn  der  jüngeren  landesherrlichen  Imrauniiat;  S.  1019,  1023.  Der  Blutbann  in 
geistlicher  Hand;  S.  1134,  Entstehimg  territorialen  Münsruchts  zu  eignem  Schrot  und  Korn 
(Mlumnonopol);  Bd.  2,  851.  Anlange  des  territorialen  Geleitsrecbts;  Bd.  2,  275,  290.  Begiim 
schiedsrichterlicher  und  rei^l eichender  Thätigkeit  des  Landesberm;  S.  1324.  [Mitte  des 
Jhs.  f.;]  Zweite  Epoche  des  Burgmbaues;  S.  1306,  1316,  s.  oben  [9.-— 10.  Jh.].  [Mitte  dea 
Jhs.:]  Zunahme  der  Lehnsauftragungen  von  Burgen  an  die  Landesherren;  S.  12Ö3.  Beginn  ros 
Burgenvergabmigen  seitens  des  Landesherm  in  der  Weise  alten  Lehens;  S.  1372.  Entstetaunc 
der  Burggrafen  oder  Amtleute  zur  militärischen  und  finanziellen  Verwaltung  der  kÖniglicheE 
Fisci  in  der  Verbindung  von  Kumtnandantur-  und  Meierei- Funktionen :  S.  1366  f.  [Zweit* 
Hälfte:]  die  Lehnskriegsverfassung  des  Reichs  durch  die  Territorien  unterbunden;   S.  127(1 

[Ca.  1100:}  etwa  achtzig  fremde  Gnudberrschaften  an  der  Mosel  ansässig;  S.  134  t 
Schun  weite  Verbreitung  des  AllmendeobereigentumB(Markherrlichkeit);  S.  696, 996.  Spätestem 
Aofkonmien  der  Doribiarkgeneindeui  S.  274.  [Anfang  des  Jhs.;]  Begiim  stärkeren  Ausbaue« 
des  Landes  durch  kirchliche  Institute  (Cistorsienser),  Ausbau  von  Einielböfen;  S.  121,  688  t 
Pfleglose  Hufen  werden  selten;  S.  752.  [12.  Jh.  bis  13.  Jh.  1.  H.:]  Steigen  dt»  BodenpreisM 
um  iWa;  S.  602.  [Erste  Hälfte  des  Jhs.:]  Hauptausbauzeit  der  Weinberge,  Beginn  d«s 
Terrassenbaues:  S.  122,  402  Kote  3,  404.  Entwicklimc  kleiner  selbständiger  M'einbergsgiiter; 
S.  416.  Beginn  stärkerer  Parzellierung,  Einbeziehung  von  Itottland  in  die  Hufenäcker  zur 
Kompleticntng  zersplitteiter  Hufen;  S.  377  f.  [Mitte  des  Jhs.:]  offener  Verfall  der  Hufen- 
verfassung; S,  367  f.,  1235,  [Mitte  des  Jhs.:]  Beginn  von  Privatverkoppelungen;  .S.  301. 
[Mitte  des  Jhs.:]  Einführung  des  Pflugs  als  Belastungscinheit;  S.  371.  [Zweite  Hälitc  des 
Jhs.:]  erstes  Auftreten  von  abgewirtschaftetem  Ödland;  S.  128.  [Viertes  Viertel  des  Jhs.:] 
spätestens  Beginn  häutigerer  l?treitigkeitc*n  beim  Hilarkausbau ;  S.  270.  [Schlufs  des  Jhs.:] 
Anfkonunen  von  vier  PSugarbeiten;  S.  558.  [Scldufs  des  Jhs.:]  Wiesen  werden  häufig: 
S.  528.  Verbreitung  der  Wiesenbewässerung;  8.  529.  [Schlufs  des  .Ihs.:]  volle  Entwicklung 
des  Begriffs  Hochwald;  S.  473.  [Schlufs  des  Jhs.:]  Aufkommen  des  Qualitätsunterschiedes 
von  fränkischem  und  hunnischem  Wein;  S.  571. 

[Erstes  Viertel  des  Jhs.:]  Die  Pachtungen  kommen  auf,  am  ehesten  in  den  Venkal- 
tangen  der  Stifter,  die  Erbpacht  vielleicht  etwas  frülier  als  die  Zeitpacht;  8.  937  f.,  972, 
980.  Teilweiser  Übergang  der  Weinbauleben  in  Pachtungen;  S.  916.  [Mitte  des  Jhs.:] 
Beginn  des  Übergangs  grundliöriger  Landoutzungen  in  freie  Pachtung,  teilweis  s(%ai'  Allod; 
S.  925  f.  Übergang  der  Precaria  remuneratoria  in  Erbpacht;  S.  893.  [Viertes  Viertel  des 
Jhs.:]  i'liergang  der  Preearia  oblata  in  die  Kategorie  der  Leibrentenverträge;  S.  897.  Beginn 
der  Alilüaung  giiindhöriger  Dingiiflichtcn;  S,  925  f ,  1201.  Verfall  der  grundherrlicben  Zinse; 
8.  621.  [Ende  des  Jhs.:]  Aufgabe  der  gnmdhenlirlicn  Heundenregie,  Verpachtung  (Gehöfer- 
schalten)  oder  Verkauf  derselben;  S.  438  f.  (Ende  des  Jhs. :]  immer  stärkere  Häufung  von 
Belebnungen  aus  der  Grundherrschaft;  S.  713,  881.  Verfall  der  alten  Grün dhcrrschaft,  schon 
um  ca.  n-iO  entschieden;    S.  984,  991.    (Zweite  Hälfte   des  Jhs.;]    deutlicher  Vorfall   der 


I 


—     1531      —  Anhang.] 

Klostereinnalimen;  S.  847.  Die  Meier  werden  teilweis  erblich  und  Ritter;  S.  771  f.  Ver- 
suche, die  Meier  auf  reines  Oehalt  zu  setzen  oder  auf  andere  Weise  wieder  abhängig  zu 
machen;  S.  769,  772.  Ausscheidung  des  Schultheifsenamts  aus  dem  grundherrlichen  Meier- 
amt, S.  785  f:,  Bd.  2,  171  f. 

[Anfang  des  Jhs.:]  Aufkommen  der  Barrenwährung;  Bd.  2,  886.  Köhi  verdrängt  den 
selbständigen  niederrheinischen  Handel  im  Oberland;  Bd.  2,  339.  Vordringen  der  Kölner 
Münze  nach  Süden;  Bd.  2,  416  f.  [Mitte  des  Jhs.  bis  13.  Jh.  Mitte:]  der  Zinsfufs  konsti- 
tuierter Erbrente  beträgt  W/o\  Bd.  2,  610.  Preissteigerung  bis  zum  14.  Jh.;  Bd.  2,  616. 
[Mitte  des  Jhs.:]  erste  Abschwächung  des  Erbenwarterechts ;  S.  632.  [Ende  des  Jhs.:]  Zu- 
nahme der  klösterlichen  Pensionsgeschäfte  auf  Lebenszeit,  Begründung  von  Klöstern  aus 
Geschäflsspekulation;  S.  678,  681. 

18.  Jahrhundert 

[Ca,  1200:]  Vermehrungskoeffizient  der  Bevölkerung  2,9<>/o ;  S.  163.  [Ca.  1200:]  Knapp- 
heit ländlicher  Arbeitskräfte;  S.  1236.  Günstige  Lage  der  arbeitenden  Klassen;  S.  870, 
1238  f.  Erstmalige  dichterische  Verklärung  des  landwirtschaftlichen  Berufes;  S.  463.  Zu- 
nahme der  Klasse  ft*eier  Diener;  S.  1157  f.  [Ca.  1200:]  endgültige  Loslösung  der  Ministe- 
rialität  aus  den  grundherrschaftlichen  Beziehungen;  S.  1173.  [Anfang  des  Jhs.:]  Ausbildung 
des  Burglehens  (Dienstlehens);  S.  1312.  [Drittes  Jahrzehnt:]  Zunahme  unfreier  Hausdiener; 
S.  1227.  [Ca.  1240:]  stärkeres  Auftreten  von  Klausen  und  Beginenhäusem;  S.  164,  [Erste 
Hälfte  des  Jhs.:]  Verfell  der  Wachszinsigkeit;  S.  1221.  [Zweite  Hälfte:]  die  Veräufserung 
hof höriger  Leute  nimmt  zu;  S.  1227.  Teilweise  Radizierung  der  Kurmede;  S.  1185  f.  Ver- 
schwinden der  altfreien  Leute;  S.  1152  f.  Echtes  Eigen  in  der  Hand  des  Ackerbauers  eine 
Ausnahme;  S.  627.  Verfall  des  ministerialischen  Standesrechtes;  S.  1175  f,  [Schlufs  des 
Jhs.:]  Verschmelzung  von  Grundholden  und  Vogteileuten  zur  Klasse  der  armen  Leute;  S.  1140. 

[Ca.  1200:]  Durchgehende  Bedeerhöhung;  S,  1606.  Entwicklung  der  Markvogtei  zur 
Markherrlichkeit;  S.  1076,  1085,  vgl.  S.  996,  1008.  [Ca.  1200:]  Verfall  des  grundherrlichen 
Transport-  und  Nachrichtendienstes;  8.  810,  817.  Beschränkung  der  Personalbestände  der 
geistlichen  Körperschaften;  S.  847.  Beginn  häufiger  Pfarreiinkorporationen  in  den  Besitz 
kirchlicher  Genossenschaften;  S.  687.  [Zweites  Viertel  des  Jhs.:]  Beginn  der  Ablässe; 
S.  677.  Anfang  adliger  Kriegs-  und  Raubzüge;  S.  1065.  [Erste  Hälfte  des  Jhs.:]  Schutz- 
verbände der  Grundherrschaften  gegen  die  Immunitätsvögte;  S.  1133.  [Mitte  des  Jhs.:]  Be- 
ginn der  Gesetzgebung  gegen  den  Personalluxus  der  Geistlichen;  S.  852.  Einschrumpfen 
der  Meierei  zur  Zinsrezeptur;  S.  873  f.  Verpachtung  von  Meierhöfen;  S.  774.  [Mitte  des 
Jhs.:]  Entwicklimg  der  Halfenpacht;  S.  962.  [Mitte^  des  .Ths.:]  Entartung  der  Landsiedelleihe 
zur  Erbpacht;  S.  960.  Zahlreiche  Veräufserungen  von  abgelegenen  Fronhöfen;  S.  874  f. 
[Mitte  des  Jhs.:]  Ausbildung  der  Rentengrundherrschaft;  S.  886,  1255.  [Zweite  Hälfte  des 
Jhs.:]  Bewegung  auf  AUodifikation  grundherrlicher  Lehen;  S.  879.  [Schlufs  des  Jhs.:]  Ende 
der  königlichen  me  der  landesherrlichen  Immunität;  S.  1024.  Letzte  Spuren  des  Amtes  des 
karolingischen  Iudex ;  S.  730.  Beginn  landesherrlichen  Verfügungsrechtes  über  die  Allmenden; 
S.  1340.  [Ca.  1200:]  Zusammenlegung  der  alten  Grundgerichte  durch  Kombination  je  eines 
neuen  Schöffenstuhls  aus  mehreren  bisherigen;  S.  1052  f.  Existenz  weitgehender  Dismem- 
bration  der  Hunnenämter;  S.  211.  Die  Zendereigerichte  konunen  an  die  Landesherren; 
S.  190.  Übergang  des  Burgbaurechtes  an  die  Landesherren:  S.  1270  f.  [Anfang  des  Jhs.:] 
Abschlufs  der  ständischen  Elemente;  S.  1424  f.  Anfang  landesherrlicher  Verwaltungsordres; 
S.  1441  f.  Aufkommen  des  Dienstlehens;  S.  884  f.,  1298  f.,  1312  f.,  1378.  Verleihung  von 
Burghut  in  Dienstlehnsvertrag,  Entstehung  der  Amtsburggrafen;  S.  1368,  1373.  Beginn  der 
Abgrenzung  von  Territorialunterbezirken  nach  landesherrlichen  Burgen;  S.  1368.  [Mitte  des 
Jhs.:]  Verfall  der  ministerialischen  Burggrafen-  oder  Amtleuteverwaltung  in  den  königlichen 
Fisci;  S.  1366  f.  Bildungsanfänge  des  landesherrlichen  Rates  nach  Amtsrecht;  S.  1428  f. 
Bestand  einer  direkten  Landessteuer;  S.  1335.    Subsidienbesteuerung  des  Klerus;  S.  1288  f., 

97* 


IScliIufe.  _     1532     — 

1336.  [Zweite  Hikifte  des  Jhs. :]  die  Juden  treten  in  landesherrlicheD  Schutz,  ihr  Kredit  irird 
von  den  landeaherren  in  Anspruch  genommen;  S.  1455,  1469,  Weiterbildung  der  alteren 
vergleichenden  und  schiedsrichterlichen  Thittigkeit  des  Lcuidesherm ;  S.  1324  f.  Einriclitiing 
neuer  patrimonialer  Hochgerichte  von  den  Landesherren  selten  gestattet;  S.  1848.  [1270  £:] 
Übergiing  des  Burggrafent^uns  zu  Diengtlehen  in  das  Amtsburggrafcutuin  oder  die  Amtmaiui' 
Schaft;  S.  1373  f.  Weitere  Verbreitung  der  Ueschworenenkolle^en  als  Vertretangskörper  da- 
Markgemeinde ;  S.  81B.  [Zweite  Hültle  des  Jhs.:]  Beginn  der  Bildimg  von  Bezirksgerichten 
aus  l'ronhofsdingen ,  wie  überhaupt  der  Dntergerichtsbezirke ;  S.  IZOl  f. 

[Beginn  des  Jhs.:]  AhschlnTs  des  regeren  Ausbaues  an  der  Mosel:  S.  9.üd  Note  4. 
[Ca.  1200:]  Kinfilhrung  des  Rührens  in  den  Weinbergen;  S.  576.  [Ca.  1225:j  Miiderting 
lokaler  Teuerungen  duich  Aufschwung  des  Handels;  S.  593.  [Mitte  des.Ihs.:]  AhschlnTs  dsr 
im  9.  Jh.  begonnenen  Verbreitung  des  Weizens;  S.  547  (.  [18.  Jh.  2.  H.  bis  14.  Jh.  I.  H.jJ 
Steigerung  der  Bodcnpreise  um  26°/o;  S.  602.  [Zweite  Hälft«  des  Jhs.:]  Erweiternng  dv 
Weinbergskulturen.  Aufschwung  des  Weinhandels;  S.  569.  [Zweite  Hälfte  des  Jhs.:]  Nftch- 
blQte  des  Hofiiusliaues  auf  AUmendebiiang ;  S,  866,  701.  [Ca.  1275:]  Besömmening  dtr 
Brache;  S.  562.  Erste  ausgiebige  Erwähnung  der  Butter;  S.  585.  Völliger  Untergang  der 
Hufenverfassung;  S.  369.  Auftreten  neuer  Londgitterfoniien  (Hof,  -Sassnng,  Vogtei.  Krim); 
S.  ST5  f.  Beginn  der  Gemeinheilsteilungen;  S.  270.  Anfh6ren  der  bülEei-nen  Dachsdiiniteln; 
S.  509.  Beginn  rationellen  Waldscbutzes;  S.  139.  Verschiebung  des  Wildbannbegriffs  zum 
Eigentiun  am  Walde;  S.  475. 

[Änlimg  des  Jhs.  r]  Beginn  des  l.ehnsanweisungssyslenis;  S.  882  f.  Aufkommen  der 
Laienteslamcnte ;  S.  639  f.  [Ca.  1225:]  Beginn  des  Widerstands  der  Laien  gegen  Übertmgiing 
von  Omndbesitt  an  die  tote  Hand:  S.  657.  [Hüte  des  Jhs.:]  Eintritt  der  Meistbcgfmstigung 
gewisser  Erben  beim  Adel ;  S.  643,    Entstehung  der  Schaft-,  Stock-  und  VogteigUter ;  S.  fiS&. 

[Anfang  des  Jhs.:]  die  Bürger,  teilweis  der  hohe  Adel,  vor  allem  die  Juden  beginnea 
DarlehnsgescbiUte  zu  machen;  S.  1448,  1453.  [Erstes  Viertel  des  Jhs.:]  Aufündung  der 
LUtticher  Steinkohle;  Bd.  2,  330.  Aufschwung  des  Handels;  S.  593;  Bd.  2,  241.  I>ie 
ReichszöUe  werden  zu  Territorialzöllen;  Bd.  2,  271,  273.  Verfeinerung  der  alten  Transport- 
milleltarifiening  bei  Zflilen;  Bd.  2,  297.  [Mitte  des  Jhs.:]  erste  wirtschaftliche  .Tuden- 
unnihen  an  der  Mosel;  S.  1456.  [Zweites  bis  drittes  Viertel  des  Jhs.:]  Aufkommen  der 
TiuTiosen;  Bd.  2,  435.  [Mitte  des  .llis.:]  Verfall  der  Kölner  Münze;  Bd.  2,  400  f.  Verfall 
der  Schatzpraiis ;  Bd.  2,  376  f.  [Zweite  Hälfte  des  .Ihs.:]  Vertall  lier  Barren  wall  rung; 
Bd.  2,  387.  Beginn  legierter  Ausmünzung:  Bd.  2,  893.  Aulschwung  des  Weinhandels; 
S.  569.     Übergang  zur  liewichts<VVert-)tarifierung  bei  Zöllen;  Bd.  2,  305. 

14.  J.ihrhundert. 

[C:i.  1300:]  Aufkommen  der  spätmittelalterlichen  Leibeigen  schalt;  S.  122».  Vielfache 
Veninickung  /.wischen  Gehöfei-n  und  Leiiieigenen;  S,  1231.  Die  Fronhöfe  im  wesentlichen 
nur  noch  Substrate  von  Renten;  H.  885  f.  Rente  oder  Laud  in  Rentenweise  als  Pfandobjekt 
verwertet;    S.  957,   s.  993   Note  2. 

[Anfang  des  Jhs.:]  das  tenilflrial  geschlossene  Substrat  der  Markvogtei  verloren; 
S.  108Ö.  Endgültiger  Untergang  des  Hunnenamtes;  S.  210.  .\ufgelien  des  Reichsbesitz^ 
innerhalb  der  neuen  territorialen  Maehtsphären ;  S.  1256  f.  [Erstes  Viertel  des  Jhs.:]  Be- 
ginn einer  territorialen  Zollpolitik  und  allgemeiner  Landfnedcnsbestrebungen ;  Bd.  2,  277. 
Entwicklung  der  Appellation  an  den  Landesherm;  S.  1826.  [Zweites  Viertel  des  Jhs.:] 
das  Tcrritoriiun  erscheint  als  einheitlicher  Rechtskörper:  S.  1353.  [Mitte  des  Jhs.:]  Ab- 
Bchlufs  territorialer  Münz-,  Zoll-,  Geleits-,  Slrafsen-  und  Schiffahrtsvortrüge;  S.  1353. 
Entstehung  des  territorialen  .Mdnzregals ;  Bd.  2,  3-55.  Eintritt  gröfserer  Landessicherheit 
(Verwirklichung  des  mittelalterlichen  StaatsgedankensJ;  S.  1855.  Ueichei'e  Entwicklung  der 
territorialen  Magazinierung  gegen  Hungersnöte;   S.  596,   1355.     [1354:]  Überweisung  aller 


I 


—     1533     —  Anhang.] 

Reichshoheit  üher  die  freien  Reichsgerichte  an  den  Trierer  Landesherm,  doch  halten  sich 
noch  lange  freie  Heimgerede;  S.  190.  [Zweite  Hälfte  des  Jhs.:]  Sieg  des  landesherrlichen 
Yerfügungsrechtes  über  die  Alhnenden;  S.  1340.  Ausbildung  landesherrlicher  Gerichts- 
barkeit für  Streitigkeiten  zwischen  Ständen,  Gemeinden  und  Hofgenossenschaften  des  Terri- 
toriums; S.  1850  f. 

[Anfang  des  Jhs.:]  sicherer  Bestand  ständischer  Besteuerung;  S.  1386.  Unifikation 
der  naturalwirtschaftlichen  Elinnahmen  im  Territorium;  S.  1383.  [Zweite  Hälfte  des  Jhs.:] 
Verfall  der  Subsidienbesteuerung  des  Klerus;  S.  1336. 

[Ca.  1825:]  völliger  Sieg  des  Amtsbegrifiis  über  den  Dienstlehnsbegriff  in  der  Terri- 
torialverwaltung; S.  1378.  [1330  ff.:]  Konsolidation  des  territorialen  Amtswesens;  S.  1380  f. 
Zusammenfassung  der  alten  Hochgerichtssplissen  zu  Amtshochgerichten;  S.  191  f.  Über- 
lassung schiedsrichterlicher  Praxis  an  den  Amtmann;  S.  1380.  [EIrste  Hälfte  des  Jhs.]: 
Abschlufs  des  Landesrates  nach  Amtsrecht;  S.  1429.  Entstehung  des  Hofmeisteramts; 
S.  1435.  Entstehung  des  Geheimsekretariates;  S.  1438.  Jüdische  Finanzminister;  S.  1472. 
[Mitte  des  Jhs.:]  Auftreten  von  Kriegshauptleuteu  neben  dem  Marschall;  S.  1440.  Das  Ver- 
waltungsschreibwerk wird  beweglicher;  S.  842. 

[Ca.  1300:]  Einf^ihrung  des  Heftens  und  Laubens  in  der  Weinkultur;  S.  576.  Verfall 
der  Bierbrauerei  im  Moselland;  S.  586.  Volle  Ausbildung  des  Morgens  als  Belastungs- 
einheit; S.  372.  Zunahme  der  Zehntfixierungeu ;  S.  616.  Verwischung  des  Charakters  der 
Beunde;  S.  418,  759.  Ausgedehntere  Verkoppelungen ;  S.  382.  Höhepunkt  der  Landes- 
Produktenpreise;  S.  622.  Steigerung  des  Bodenpreises  um  46®/o;  S.  602.  [Mitte  des  Jhs.:] 
Existenz  des  Mergeins;  S.  560.  Beginn  massenhafterer  Alhnendestreitigkeiten;  S.  270. 
Spätestens  detaillierte  Regelung  der  Weidenutzungen,  besonders  der  Schafweideberechtigung; 
S.  527,  538.  Steinbauten  auf  dem  platten  Lande  noch  Ausnahmen;  S.  544.  Hier  und  da 
schon  Waldmangel;  S.  517. 

[Ca.  1300:]  Aufkommen  der  Zollerhebung  in  Turnosen;  Bd.  2,  287.  Verbreitung  der 
Juden  auf  alle  Städte,  Anhäufung  in  den  gröfseren  Orten;  S.  1449,  1455.  Ende  des  geist- 
lichen Leihbankbetriebes;  S.  1449.  Eintritt  völliger  Schenkungsfreiheit  an  die  Kirche  von 
Todeswegen,  wie  der  Schenkungsfreiheit  unter  Lebenden;  S.  639.  Sinken  des  Rentenzinsfufses 
(bei  Rentenkauf)  von  9  auf  8  bis  7^/o;  Bd.  2,  610.  Erstarkung  des  Rheinhandels,  Beginn 
eines  Frül\jahrsmaximums  neben  dem  alten  Herbstmaximum  im  Schiffsverkehr';  |Bd.  2,  271. 
[Zweites  Viertel  des  Jhs.:]  Einführung  der  Goldmünzen  in  den  Verkehr;  Bd.  2,  890,  445  f. 
[Mitte  des  Jhs.:]  Übergang  zur  Zollfiidertarifierung;  Bd.  2,  306.  Strafsenbesserung;  Bd.  2, 
242.  Marktschiffsverkehr  auf  dem  Rhein;  Bd.  2,  254.  [1386:]  Begründung  des  rheinischen 
Münzvereins,  Bd.  2,  391,  460  f.  Verschiebung  des  Wertverhältnisses  zwischen  Gold  und 
Silber  von  1  :  12  auf  1  :  10;  Bd.  2,  876,  606.  Vorübergehender  neuer  Aufschwung  der 
Juden;  S.  1458.  [Ende  des  Jhs.:]  der  Charakter  der  Handelsbewegung  auf  dem  Rhein  noch 
wesentlich  landwirtschaftlich;  Bd.  2,  324. 

15.  Jahrhundert 

[Ca.  1400:]  Bestand  einer  Landessicherheitspolizei;  Bd.  2,  298.  Erste  Anfänge  einer 
büreaukratischen  Ausbildung  des  Beamtentums;  S.  1386  f.  [Mitte  des  Jhs.:]  erneute  Zu- 
nahme des  Schreibwesens  (Akten);  S.  1388  Note  5,  1442.  [1458:]  Schaffung  des  Trierer 
Hofgerichts;  S.  1274,  1326,  1439.  [Schlufs  des  Jhs.:]  Umbildung  der  geistlichen  Räte  in 
rechtsgelehrte  Räte;  S.  1432.  Entstehung  eines  umfassenden  landesherrlichen  Verordnungs- 
rechtes; S.  1338,  1354,  1380.  Anfänge  territorialer  Markordnungen;  S.  1341.  Einordnung 
der  autonomen  Gemeindeverwaltung  in  die  Landesverwaltung;  S.  1839.  Die  alten  Grund- 
gerichte werden  unter  Übergang  der  ordentlichen  Rechtssprechung  an  den  Amtmann  auf 
Markdinge  reduziert;  S.  1331  f.  Zunahme  der  direkten  Besteuerung;  S.  1834  t,  1471.  An- 
fänge einer  inneren  territorialen  Wirtschaftspolitik;  S.  1385. 


[ScMul^ 


1534 


[Erete  Hälfte  des  Jhs.:]  Einfillirung  fies  RäumenB  in  der  Weinlniltur;  S.  576.  Slarfecs 
Sinken  der  Landesproduktenpreise;  S.  622  f.  Verfall  der  Zehntrcntubilität;  S.  620.  [Mitte 
des  Jhs.:]  Existenz  von  ftinf  Pflugitrbeitei) ;  S.  558.  Vermehrte  Fürsorge  tur  den  Wald; 
8.  468.  [Ende  des  JliB.:]  EinforBtang  tu  Wildbakien;  S.  113.  llBurpaiion  von  Jagdfronden; 
B.  785.    Eintritt  ländlicher  Verschuldung;  S.  624. 

[Co.  1400;]  Erwachen  der  Montanindustrie;  S.  516;  Bd.  2,  332  f.  Die  Saarbrückener 
Steinkohle  schon  bekannt;  Bd.  2,  280.  Sinken  des  Renten zinslnfaes  (bei  Rentenkauf)  von 
8  bis  7''.'i>  auf  &'•'<,,  80  reeebnäfHig  seit  1460;  Bd.  2,  610.  [Scblufs  des  Jhs.:]  Territoriales 
AuEfuhrverbol  fllr  Getreide  und  Edelmelallc;  8.  1354. 


I 


X. 


Anhänge.    Register. 


L  Chronik  der  elementaren  Erei^isse. 

Vgl.  dazu  oben  S.  590  ff. 

Im  folgenden  sind  diejenigen  Quellenstellen  in  Form  einer  Chronik  vom 
J.  700 — 1700,  aber  unter  besonderer  Berücksichtigung  des  Mittelalters,  zu- 
sammengestellt, welche  für  den  Einflufs  elementarer  Ereignisse  auf  das  Wirt- 
schaftsleben an  der  Mosel  von  Bedeutung  scheinen.  Für  die  älteste  Zeit  ist 
der  Umkreis,  aus  welchem  Quellen  benutzt  worden  sind,  weiter  genommen; 
später,  bei  gröfserer  Fülle  der  Nachrichten,  konnte  er  enger  gezogen  werden. 
Mafsgebend  für  die  Auswahl  und  Aufnahme  nicht  direkt  einheimisch  erscheinen- 
der Quellenstellen  wurden  von  nun  ab  besondere  Beziehungen  zur  Mosel,  etwa 
auf  Grund  von  Moselbesitz,  wie  bei  Brauweiler,  oder  infolge  von  Handelsverbin- 
dungen zmu  Moselland,  wie  bei  Köln,  oder  infolge  relativer  Gleichartigkeit  des 
Klimas  und  der  Kulturverhältnisse,  wie  z.  B.  bei  der  Lütticher  Gegend. 

Die  Zusammenstellung  im  ganzen  hat  nur  das  Moselland  im  Auge,  sie 
beansprucht  nicht,  auch  nur  für  Nordwestdeutschland  eine  annähernd  voll- 
ständige Übersicht  der  Überlieferung  zu  geben.  Zu  bedauern  bleibt  es,  dafe 
bisher  eine  gröfsere  kritische  Arbeit  auf  diesem  bedeutsamen  Gebiete  fehlt. 
Sie  wäre  freilich  nicht  leicht;  sie  erfordert  ausgedehnte  chronologische  Unter- 
suchungen, namentlich  bei  den  nicht  sicher  datierenden  Chroniken;  eine  wei- 
tere Voraussetzung  besonders  für  die  früheren  Zeiten  ist  die  genaueste  Kenntnis 
der  Ableitungsverhältnisse  der  Quellen. 

Diese  Schwierigkeiten  lassen  sich  nur  bei  wörtlicher  Wiedergabe  der 
Überlieferung  in  einer  einheitlichen  Zusammenstellung  übersehen,  wie  denn 
auch  nur  in  diesem  Falle  das  Besondere  der  einzelnen  Ereignisse  in  der  Dar- 
stellung der  Quellen  klar  hervortritt:  eine  allgemeine  Chronik  der  Elementar- 
ereignisse in  diesem  Sinne  ist  eins  der  dringenderen  Bedürfhisse  der  Wirtschafts- 
geschichte. Die  bisherigen  Zusammenstellungen  leiden  an  dem  Mangel,  dals  sie 
die  Quellen  nicht  selbst  zu  Worte  kommen  lassen ;  sie  bieten  infolge  dessen  nur 
ein  verwaschenes,  für  weitere  Untersuchungen  unbrauchbares  Material. 


Für  unseren  Zweck  kommen    da    im   liesoniieren  folgende  Arbeiten 
Betracht:  1 

Schultz,    Das    höfische    Leben    der    Minnesiufter ,    Bd.    1,    S.    102  —  107;,] 

Witteruiijreiiachrichten  von  1100—1315. 
Goerz,  MittelrheiniBche  Regest^in  zu  den  betr.  Jahren. 
Grofsntann,  Weincrescenzenchronik,  in  der  Trier.  Chronik  1822. 
N  e  H  m  a  11  n ,    Über  Weincrescenzen ,    in    den    Rheinischen   ProvinzialblSttern 

Bd.  2  (1833). 
Ladner,  Über  gute  und  schlechte  Weinjahre;  Trierer  Jahresberichte  1B56, 

S.  57-60;  Nachtrug  1857,  S.  72.  ' 
Lentz,  Urkundliche  Geschichte  der  Pfarrei  Rachtig;  giebt  im  Anhang  S.  83 f.  | 

eine  zweihunder^ährige  Übei-sicht  der  Crescenzen  (17.  .Ih.   Mitte  bis  i 

19.  Jh.  Mitte)  nach  dem  FrUhniessereibuche  in  Zeltingeu. 
Arnoldi,  Handschriftliche  Notizen  über  Winninger  Crescenzen,  mit  LadnerJ 

compiliert  hei: 
Beck,  Der  Weinhau  an  Mosel  und  Saar,  S.  41 — 55, 
Trierer  Wochenblatt  vom  J.  1819:  Crescenzen  von  1500  ab. 
Crescenzen-Chronik  an  der  Mosel  von  1638—1859,  publiciert  von  E.  Koeisel,] 

(Bemkastel),  von  neuem  abgedr.  Ann.  des  bist.  Vereins  f.  d.  Niederrtu  | 

16,  111—114. 
Baersch,   Statistik  von  Trier,  S.  16—18;   Weincreacenzeu  von  1700—1846. 


709  Ann.  Laurteham.  MGSS.  J,  S3.    [Asm. 

MoseU.  MGSS.  ]C,,  494]\    Vemus  dnma 

et  dcticiens  fnicliis. 
711  Ann.  I^mrefiham.  MGSS.  1,  7,  34.    (Ann. 

Mosell.  MGSS.  16,  494J.    Aquae  innnda- 

722  Ann.  Lauresham.  MGSS.  1,  24;  [Ann. 
MomU.  MGSS.  16,  494].  Magna  ferti- 
litas. 

763-64  Ann.  iMunsham.  MGSS.  7,  S8; 
[Ann.  Mosel}.  MGSS.  16,  764].  Hibernus 
grandis  et  dijnjs*. 

779  Ann.  Laurfüham.  MGSS.  1,  31 ;  [Ann. 
Mosell  MGSS.  IG,  497J.  Famea  ?ero 
magna  et  mortalilas  in  Franda. 

783  Ann.  Lauresham.  MGSS.  1,  32;  [Ann. 
Mosel}.  MGSS.  1(1.  497].  Et  fuit  estua 
tarn  vebementer  calidus,  ita  ut  phtrimi 
liomines  de  ipso  «alore  e;([iirareiit'. 


784  Ann.  LaurtshmH.  MGSS.  1,  33;  [Amt. 
MostTl.MG8S.ie,497].  Inuodatio  Rqnanim 

[jierjvalida  fiiil. 
786  Ann.  Ijairtsham.  MGSS.  I.  33.     Wunder 
mense   decembre;    imAe  pavor    ingeiis   et 
metus  in  populo  imiit,  ac  mortalitas  magna 
pi>s[ea  secuta  est. 

793  Ann.  MoarO.  MGSS.  16,  49S.  Farnes 
vero,  quae  anno  priori  ca^pit,  in  tantnm 
exfrerit,  ut  non  solnm  alias  inunonditias, 
venun  etiani,  peccatia  nostris  exigPDtibns, 
ut  homines  boniineä,  frntres  fratrea  ac 
mattes  lilin^  comedere  coegit.  ostensa 
aiitem  eodcm  anno  in  ipso  regno  per 
diversu  loca  veno  tempore  ialaa  annona 
per  campos  et  giIvos  atque  paliides  in- 
Duniera  roultitudo,  quam  videre  et  tangej^ 
poterant,  sed  coiamedere  niillus. 

794  Ann.  MotitU.  MGSS.   16,  4!IS.     Fuit   eo 


-    1539    — 


Elementare  Ereignisse.] 


anno  siccitas  magna,  sed  tamen  largiente 
deo  et  abundantia  bona. 
803  Einh,  Ami.  MGSS.  1,  19 L  Hac  hieme 
circa  ipsum  palatium  [Aachen]  et  finitimas 
regiones  terrae  motus  factus  et  mortalitas 
subsequuta  est 

810  Ann.  Lauriss.  min.  MGSS.  1,  121. 
Mortalitas  bovum  maxima  pene  in  tota 
Europa,  necnon  et  hominum  plurimorum. 

811  Ann.  Lauriss.  min.  MOSS.  1,  121. 
Hiemps  fuit  durissima,  perdurans  usque 
ad  finem  martii  mensis.  Auch  Einh.  Ann. 
MGSS.  /,  198,  27  sprechen  von  der  im- 
manitas  frigoris. 

820  Ann.  Fuld.  MGSS.  1,  357.  Propter 
niniietatem  pluviarum  aere  corrupto  homi- 
num et  boum  pestilentia  longe  lateque  ita 
grassata  est,  ut  vix  ulla  pars  regni  Fran- 
corum  ab  hac  peste  inmunis  posset  reperiri. 
fruges  quoque  vel  colligi  non  poterant,  vel 
collectae  putruerunt.  vinum  etiam  propter 
caloris  inopiam  acerbum  et  insuave  fiebat'. 

821  Einh.  Ann.  MGSS.  1,  208,  36.  Autum- 
nalis  satio  iugitate  pluviarum  in  quibusdam 
locis  impedita  est,  cui  hiems  in  tantum 
prolixa  successit  et  aspera,  ut  non  solum 
minores  rivi  ac  mediocres  fluvii,  verum 
ipsi  maximi  et  famosissimi  amnes,  Rhenus 
videlicet  et  Danubius  Albisque  ac  Sequana, 
caeteraque  per  Galliam  atque  Germaniam 
oceanum  petentia  flumina  adeo  solida 
glacie  stringerentur,  ut  tricenis  vel  amplius 
diebus  plaustra  huc  atque  illuc  commeantia 
velut  pontibus  iuncta  sustinerent,  cuius 
resolutio  non  modicum  villis  iuxta  Rheni 
fluenta  constitutis  damnum  intulit*. 

823  Einh.  Ann.  MGSS.  1,  211,  35.  In  multis 
regionibus  iruges  grandinis  vastatione 
deletae,  atque  in  quibusdam  locis  simul 
cum  ipsa  grandine  veri  lapides  atque  in- 
gentis  ponderis  decidere  visi;  domus 
quoque  de  coelo  tactae,  homines  atque 
caetera  animalia  passim  fulminum  ictu 
praeter  solitiun  crebro  exanimata  dicuntur. 
secuta  est  magna  pestilentia  atque  homi- 


num mortalitas,  quae  per  totam  Franciam 
inmaniter  usquequaque  grassata  est  et  in- 
numeram  hominum  multitudinem  diversi 
sexus  et  aetatis  gravissime  saeviendo  con- 
siunpsit 

850  Ann.  Fuld.  MGSS.  1,  366.  Gravissima 
fames  Germaniae  populos  oppressit,  maxime 
circa  Renum  habitantes ;  nam  unus  mo.  de 
frumento  Mogontiaci  vendebatur  decem 
siclis  [l.  solidis]  argenti'.  Folgen  einzelne 
charakteristische  Geschichten,  Ann.  Xan- 
tens. MGSS.  2,  229.  Inundatio  aquarum 
ipsa  hieme  humanum  genus  affligebat;  et 
sequenti  aestate  calor  nimium  solis  terram 
urebat 

852  Ann.  Xant.  MGSS.  1,  229.  Nimius 
ardor  solis,  et  fames  subsequuta  est;  et 
pabula  animalium  defecerunt;  et  pastns 
porcorum  exuberans. 

857  Ann.  Xant.  MGSS.  2,  230.  Plaga  magna 
vesicarum  turgentium  grassatur  in  populo, 
et  detestabili  eos  putredine  consumpsit, 
ita  ut  membra  dissoluta  ante  mortem  deci- 
derent  Vgl.  Pntdent.  Ann.  MGSS.  i, 
449.  Hiems  asperrima  et  sicca ;  pestilentia, 
qua  magna  pars  hominimi  absumitur. 

860-861  Ann.  Xant.  MGSS.  2,  230.  Hiemps 
longissima.  Fr/Z.  Prudent.  Ann.  MGSS. 
U  454.  Hiems  diutina  et  continuis  nivibus 
ac  gelu  dira,  a  mense  videlicet  novembri 
usque  ad  aprilem.  S.  auch  Ann.  Weifsen- 
burg.  Hiemps  magna  et  mortalitas  ani- 
malium^. 

861—2  Ann.  Xant.  z.  J.  863  MGSS.  2,  230. 
Hiemps  turbulenta  mutabilis  et  pluvialis 
valde,  et  pene  absque  gelu  omnino.  Da- 
her folgt  nimia  inundatio  aquarum. 

862  Ann.  Lauhac.  MGSS.  1,  15.  Fames 
valida. 

868  Ann.  Fuld.  MGSS.  i,  380  \  Fontes  .  . 
et  flumina  propter  nimiam  imbrium  inun- 
dationem  crescendo  intumuerunt  et  per 
diversa  loca  in  frugibus  et  aedificiis  dam- 
pnum  fecere  non  modicum.  hanc  plagam 
fsmaes  etiam  magna  cum  ingenti  pemicie 


1)  Vgl.  Simon,  Ludteig  d,  />.,  Bd.  h  SOS  Xoi*  2. 
*)  Vgl.  auch  Amt.  Xant.  MGSS.  B,  224  und  286. 

S)  Nach  Gfroerer,  Karol.  7,  156,  daf  iwanMigfache  dis  gwöhnliekm  Preistt.    Vgl  auch  Sottbitr ,  Forsdnmgm 
Mur  D.  G§9ch.  6,  84  f. 

«)  F/7L  hymmUr,  Ostfr.  JUich,  Bd.  1,  488  Sott  88. 

B)  Vgl.  iu  di€9tm  und  dem  folgtndm  Jakrt  Dümmler,  Ottfr.  Reich,  Bd.  1,  671  Sott  29. 


[Anlüjige. 

humaui  gcneris  per  lotam  Germaniam  ot 
GalUatn  secuta  esl.  An».  Xant.  MGSS. 
S,  333.  Autuninali  tempore  exüt  edictum 
a  regibus,  ut  ieiumum  triduanum  gcneraliter 
obsen'ctur,  iimnineate  tcrrore  famis  peati- 
lentiae;  et  terrae  motus  magnus  per  regna. 

869  Ann.  Xant.  MGSS.  2,  333.  15  kal. 
raartii  [Febntar  15}  Btatim  niniia  tempestas 
ventonun  et  inmciisa  inimdatio  aqiianun 
est  äiib^ecuta,  in  qua  multa  iinprovitU 
.  et  posteaaeslivo  tempore  fames 
t  multis  proTiaciis  subsequiCur, 
masime  in  Biirgundia  et  Gallia,  in  quibus 
mapia  inuliitudo  bominuin  acerham  suati- 
nuit  morteoi,  ita  ut  bomioCB  borninuu 
corpiiiL  comediase  fenmtur;  sed  et  camim 
caniibus  aliqui  vesci  dicuntur. 

873  Ati«.  Xant.  MGSS.  S,  33:>.  KoAem 
hiemis  tempore  insperatum  diluvium  nive 
madens  rf!i)ente  inolevit,  maxime  in  titoriliiu 
fibeni  fluminis ,  ez  influeutia  aquarani 
multanun.  multitudo  hominum  cum  aedi- 
ficüs  et  fi-ugibus  iimuinenkbilibus  deperiic 
.  .  .  postea  rero  meiliaute  mease  augiisto 
«ntiipw  Egiptiomm  piaga,  id  eat  lotuatarum 
innumembilis  turma  more  apinm  de  alveo 
exeuntiuin  ab  Oriente  novn  esorta  est  iter 
terras  Dostras;  quae  in  aere  folitantea 
yocem  subtilem  velut  aviculi  parvi  dantes. 
et  dum  elevareotur,  coeluin  rix  velut  per 
«ibrani  intiieri  potuit.  in  plerisqnp  Ycro 
lotia  pastoreB  ectclesiarum  et  onmis  i'lerus 
«Uli  kapsis  et  cnicibus  occuirerunt  eis, 
miBericordiam  dct  implurantes,  ut  defen- 
dei'et  eos  ab  liac  plaga.  dou  tarnen  ubique, 
sed  per  loca  nocuerunt.  item  in  kalendiB 
novembris  iisqtie  ad  aeiageslmam  [ST4 
Frbnuir  14J  nix  tolam  superticiem  terrae 
CODperuit,  et  diversis  plagis  dominus 
assidue  populmn  suum  afHixit  et  risitAviL 
Ann.  Stabuleng.,  Räffenharg,  Monuments 
7,  303.  Pestiiontia  locuslanun.  Regina 
MGSS.  1,585.  Locüstartim  inaislimabiüs 
multitudo  mense  augueto  ab  Oriente  vcniene 
totam  pene  pervoEtavii  Ualliam.  Folgt 
genauere  Bexchreümng  da-  Tiere  und  ilirer 
Lebenejreiff.  Spatiuin  lUiinü  itineris  qoa- 
tuor  aut  quinqiie  milibus  extendebantur. 
pervenenuit  autem  usque  od  maie  Britan- 


perflciem  terre  cAoperiei 
Fttid.  MGSS.  1,  3S6,  37. 
fames  valida  per  i 
Germaniam,  et  multi  inedia 
sunt  tempore  vero  novaruni  trugiun  ntri 
generis  plaga  et  prima  in  gcnte  Francorum 
Visa  Germaniciim  populnin,  peccatis  «d- 
gentibufi ,  non  mediocriter  afHixtt.  dud 
vermes  quasi  locustae  quatuor  pennis 
volanteti  et  sex  pedes  halientes  ab  Oriente 
veuenmt.  et  universam  Buperlicietn  terme 
instar  uiTts  opemenint,  cuncta,  qua«  in  agria  , 
et  pratis  erant  viridia,  detastantes.  F^gt 
genauere  Baelireitiung.  Tantaeque  eruit 
multitudinis,  ut  una  horadiei  centum  iugen 
fnigum  prope  urbem  Mogontiam  consn- 
merent  quando  autem  volabant,  ita  totoni 
aerem  per  unius  miliarii  siiatium  relabant, 
ut  spiendor  aolis  in  terra  positis  vix 
appareret . . .  qnibusdam  vero  ad  occidentem 
profectis  supervenerunt  aliae  <;t  per  duonaa 
mensium  curricula  pene  cotidie  suo  volatu 
horribile  cementibna  praebuere  spectaculum. 

864  Ami.  Ftüd.  MGS.'i.  1, 387\  Hiema  aipeta 
nimiB  et  Eolito  proliiior;  nix  quoqae  iu- 
mensa  a  kalendis  novembris  usqne  m 
aequinoctium  vemalc  sine  intennissione 
occidene  nutgnum  bominibua  fecit  impedi- 
mentum  silras  petere  lignaque  colligerti. 
unde  accidit,  ut  non  solmn  animalia,  Tenim 
Ctiam  lioiiiines  plurtini  rigore  iierirent.  seil 
et  Rhenus  et  .Miii.'nnä  glaciali  rigore  eou- 
Stricti  longo  tempore  se  sah  vestigüs  in- 
cedentium  ealcabtles  pracbuerunt.  Ann. 
C\>lon.  MGSS.  1,  98,  z.  J.  S?5.  Nix  valida. 
Hiitcm.  Ann.  Rem.  .1/G.S'S.  I,  497.  Hiemi 
prolixa  et  fortis,  et  nix  fuit  tanta  niemietate 
perfuEB,  quantam  nemo  se  vidisse  memi- 
nerit  ....  aestas  longa  siccitatem  foeot 
et  messium  inopiam  reddidiL 

889  ff.  Richer  1,  5.  Dem  Einfall  d<r  Nor- 
mannen iameB  valida  subsecuta  est,  cum 
triennio  terra  incuita  remanserit.  Nach 
Ann.  Fuld.  tiS!>  'ht  mo.  frunicnti  10  dragmis 
venlebat,  gallinatitiB  quoquc  4  dragmis, 
ovia  vero  3  unciis  atqae  racca  1  aba 
[deuncc]  toUebntur.  vini  nulla  coemptio 
erat,  cum  rinetia  nbique  saccisia  vix  eiua 
aliquid  babebatur.    Der  König  mS  nicht 


—    1541     — 


Elementare  Ereignisse.] 


eher  niheti,  ah  bis  das  erstere  Mafs  2  dr,j 
der  GaUinatius  1  d.,  das  Schaf  2  dr,, 
die  Kuh  3  uficiae  l'OStH, 

893  MB.  ÜB.  1  iVo.  127;  Stat  synod.  888 
c.  2,  Blattau  1,  3.  Peccatis  exigentibus 
clauditur  coelum  et  fit  nostris  diebus 
saepissime  fames.  Zur  Datierung  vgl. 
Goerz^  MB.  Beg.  z.  d.  D. 

919  Fhd.  MGSS.  3,  368.  Nihil  vini  in  pago 
Remense  nisi  parum  admodum  fiiit 

921  Flod.  MGSS.  3,  369,  36.  Aestus  in 
aestate  magnus,  et  foeni  plurimum.  siccitas 
ingens  tribiis  ferc  continua  mensibus  iulio 
augusto  atque  septembri. 

927  Fhd.  MGSS.  3,  377,  10.  Pestis  .  . 
quasi  febris  et  tussis,  quae  mixta  quoque 
mortalitate  in  cunctas  Germaniae  Galliaeque 
gentes  irrepsit 

928  Flod.  ^fGSS.  5,  378,  25.  Vindemiae 
pene   peraguntur  infra  mensem  augustum. 

939  Ann.  Colon,  brev.  MGSS.  16,  730. 
Terrae  niotus.  Ann.  Colon.  MGSS.  i,  98. 
Hiemps  valida  et  mortalitas  animalium. 

940  Ann.  Laub,  et  Leod.  MGSS.  4,  16. 
Cometes  apparuit  et  fames  subsecuta*. 

956  Flod.  MGSS.  3,  403.  Moxque  pesti- 
lentia  super  Germaniam  omnemque  Galliam 
effusa  interiere  nonnulli,  plures  gravi  sunt 
langore  confecti.  Cont.  Beginoti.  MGSS.  1, 
623.  Ea  tempestate  gravis  per  omnes  regni 
partes  pestilentia  grassabatur,  quae  in- 
numeram  populi  multitudinem  possim 
extinxit'-. 

964  Flod.  MGSS.  3,  406.  Hiemps  magna 
et  aspera  valde  fiiit  usque  kal.  febr. 

975  Ann.  Coloti.  MGSS.  16,  731.  Gelu 
magnum  a  kalendis  novembris  usque  ad 
equinoctiiun  vemale.  Vgl.  Ann,  Leod. 
MGSS.  4,  17;  Thietm.  3,  3  (974). 

976  Flod.  app.  MGSS.  3,  408.  Circa  mensem 
augustum  7  d.  emebatur  vini  mo. 

977  Flod.  app.  MGSS.  3,  408,  13.  Magna 
fuit  copia  vini,  in  tantum,  ut  non  amplius 
pro  imo  vini  mo.  venditores  nisi  aut  quin- 


que  aut  quatuor  seu  tres  d.  ab  emptoribus 
accipiebant. 

987  Ann.  Colon.  MGSS.  1 ,  99.  Rheni  ac 
Mosellae  fluminum  inundatio  insolita^. 

988  Ann.  Colon.  MGSS.  1,  99.  Tanta  in- 
temperies  estatis  fuit,uti  ex  aeris  inclementia 
complures  interirent*. 

991  Lamb.  Ann.  Ignis  de  Reno  ascendit  et 
villas  proximas  absumpsit 

1003  Ann.  Mosomag.  MGSS.  3,  161.  Carum 
tempus;  mo.  irumenti  8  Ib.  emebatur. 

1005  Ann.  Colon.  MGSS.  1,  99.  Fames  valida. 
V.  Herib.  Col.  9,  MGSS.  4,  748.  Gallia  .  . 
artabatur  famis  angustia,  et  per  tiumas 
dispergebantur,  quocumque  audiebatur  sua 
foecundior  patria,  praecipue  ad  patemum 
Heriberti  gremium  .  .  .  super  hoc  in  omni 
terra  celebre  nomen  eins  innotuit  Alp. 
de  div.  temp.  1,  6.  Fames  et  mortalitas 
gravissima  per  totum  orbem  factae  sunt, 
ita  ut  in  multis  locis  prae  multitudine 
mortuorum  et  taedio  sepelientium  vivi  adhuc 
spiritum  trahentes,  vi  qua  poterant  reni- 
tentes, cum  mortuis  obruerentur.     Vgl: 

10%'  Sigeb.  Ann.  MGSS.  16,  731.  Fames  et 
mortalitas  tam  graviter  per  totiun  orbem 
invaluit,  ut  tedio  sepeliendi  vivi  obruerentur 
cum  mortuis.  Vgl.  Ann.  Laub,  et  Leod. 
MGSS.  4,  18. 

1012  Thietmar  6,  50;  MGSS.  3,  830,  31. 
Inundante  Danubio  in  Bawariis  et  stagnante 
Reno  ita  ineffabilis  populi  ac  pecoris,  edi- 
ficiorum  quoque  et  silvarum  tali  inpetu  eru- 
tarum  multidudo  periit,  quod  omnes  harum 
habitatores  partium  sua  vel  antecessorum 
memoria  id  numquam  accidisse  ürmabant» 
hoc  gementes  ex  variis  criminibus  suis 
tunc  evenisse,  et  post  haec  magnum  ali- 
quid timentes  sibi  esse  venturum. 

Um  1035  Mir.  s.  Sinuon.  MGSS.  8,  210. 
Nimia  aquarum  inundatio. 

1040  G.  Trev.  Cont.  1,  6;  MGSS.  8,  180. 
Teuerung:  1  mo.  frumenti  25  s.*. 

1042  Anseltn.  G.  ep.  Leod.  MGSS.  7,  221,  6. 


1)  Vgl.  Widttk.  2,  26  (940):  Asperrima  hiemps,  hiemenque  sribtecata  est  famei  Talidissima,  u^d  thd.  2^  82 
{942  u.  94S):  Inundatio  nimia,  innndationemqn«  bo«m  pettilentia  Babtecata  Mt. 

S)  V.  a.  starb  auch  am  18.  Mai  Erabitekof  Boibert  von  Trier,  8.  Dümmlir,  Otto  d.  Gr.  3.  281  KoU  6. 

S)  Tgl.  SUinittgir,  Gesch.  der  2)revirer  2,  158  Note  2. 

*)  Ygi.  Ann.  Ottenbur.  988:  Temp«8taa  nimis  ferrida;  Ann.  Hüdish.  et  Qxtedlmb.  988:  Tempestatis  fenror 
nimit»  .  .  p«ne  cunctos  Amctas  conrampsit. 

5)  Zum  Yorhergehenden  und  Foigtnden  rpl.  Jiod.  Qlabtr  lY,  4;  V,  1.    Ann.  Lanb.  1042  f.,  MGSS.  4,  19. 


^ÜInni  peste  cnidelior  faniea  incubuit,  qiiEie 
sex  fere  continuis  aitnh  GolUae  et  Ger- 
tnBniae  populuin  noscitor  oppr«BaUse.  cuius 
feda  nbivia  faa  est  adhac'  cenutr«  restigin. 
Folgt  Beschreibwu/  der  Mafsregcin  Bischof 

1043  ^nn.  Laubiens.  3IGSS.  4,  J».  Fnmes  ex- 

^Dr1>l  et  gelu  magnuiii  a  calendis  decembris 
UBque  calendas  martii.  Herim.  Aug.  e.  J. 
10-tH.  AealM  pluviosa  trugum  et  vinde- 
uiiunun  penuriam  effecit. 

1044  Uerim.  Äug.  MGSS.  5,  C7  ff.  Maiima 
pestis  peciidiim  et  hiems  satis  dura  et 
mvo^a  magnatn  viaeanun  pariem  frtgore 
perdidit  et  fru^m  Bterilitaa  fanieni  uod 
mudicaiu  effecit'.  Bernold.  Chrcm.  MGSS. 
6,  425.  Magna  vis  famis  bomiiieB  immiuida 
onimalia  comedere  eoegit.  Aim.  Laiibien«. 
MGSS.  4,  19.    Farnes  prcvalida. 

1045  Ann.  AUah.  JUGSS.  HO,  801,  SS.  (I'nmes 
po]iuli)  tarn  valida  erat  per  totuni  regnum 
eiusdem  anni  teinporibux,  ut  graudes  vici 
plerique  vacui  i-enianerent,  pereuutibus 
habitutoribus*. 

1Ü46  lirrim.  Aug.  MGSS.  5,  125.  36.    Blapia 

lunrlJilitas  multos  pOiSsim  extinxJL 
1047  Ami.  Coltm.  Jl/G.S*'.  16,  732.    Nix  tanti 

io   occidenl«  cecidit,   ut  Silvas  &aiigerel. 

Ehmso  Mar.  Seat.  z.  d.  J. 
1050  Am.  BTumeilar.  MGSS.  1, 100.  Ventna 

gravissimiis  Sknlendisfehnmrii/JniiM'rcSS?, 
11)53  Haini.  Aug.  MGSS.  5, 133, 3.    Kt  lioc  tt 

Buperiure  anno  l'ruguin  penuria  facta  tat 

Wän  Lambert  MGSS.  5,  ir,l.  .  .  pestilentiam, 
quae  tunc  teinporis  reheinentcr  grasaabatur 
in  Gallia  [d.  h.  Wt^tdaUschland].  Vgl. 
Berthold  3.  J.  1060.  Sicut  in  priori  [anno] 
mnrtalitas  mulloa  cxCinxtt. 


1068  A«n.  Liiuh.  MGSS.  a 
inundaviTunt,  magna  et  in 
vini  et  pomi  tkcta  est  Vgl.  1 
J.  10(18.  Totus  ille  annus  pluTialti. 
■,9  Ann.  LnHb.  MGSS.  4,  20.  Uivam' 
magna  et  aspera*. 
107S  An«.  BrumrUar.  MGSS.  1, 100.  Hiems 
et  aspeiriniR  fiiit,  adeo  ut  Krana 
calcabilis  meantibua  eiti- 


1077  -l'i«.  Colon.  MGSS.  16.  732.  Facta  e 
hienips  horrida  a  festo  sancti  Briciii  iisqne 
ad  festum  stincti  Gregorii.  [Novetnbtr  IS 
tw  lOTS  Mkri  121*.  Ann.  Laub.  MGSS. 
4.  21.  Geln  penuaiimDni  a  calradii 
novcmbris  usque  uedium  martii.  .ilnn. 
Mosom.  MGSS.  3.  Ißl.     Annus  glacialjs. 

Vm  Sigeb.  Geifibl  MG.SS.  6,  3G5.  Nimfi 
aciuaniRi  inundatio  jnallis  in  loris  damaa 
et  periculo  ftiit. 

1087  Ann.  BrnnuiloT.  MGS.S.  16.  : 
Hiemps  tenebrosn  fuit,  et  circa  fflvdiina  • 
ianuai'ü  laaxima  onmiuni  Gerniaiiiae  riumi- 
num  imuidatio  fuit. 

1089  Ann.  Mo'Oin.  MGSS.  3,  162.  Anmu 
plnvialis.  Ann.  s.  laeob.  Lrod.  MGSS.  19, 
63'J.  Pestilcntia  terribüis  et  niultiplei 
ardentiunt ''. 

1090  Arm.  Leod.  MGSS.  4,  S9.  Anma 
pestilens,  multia  homiiübuE  sacro  i 
coniputreseeniii)us.  A>m.  Limb.  MG  S'.t. 
i,  21.  Ortu  est  päatis  in  buiiiiniliiiä.  quae 
arsiira  dicitiir,  qua  etiara  multi  perierunt. 
Sigeb.  Gemhi.  MGSS.  ti,  36Ö.  Sterilität 
äugiim  teiTHe  augesdt,  et  fuses  lutulatiin 
irrepit.  Vergl.  dngfgen  Bern.  Clircn. 
Magna  fames  niultaa  regiones  repc'iit« 
afflixit,  quamvjs  non  magna  sterilitas  terrae 
jirnecesäerit. 


«)  1(J,  Axn.  Ci»*,  XeSS.  3.  S:  Vindemi»  hoc  inno  p 

")  F)!.  Sirindorf.  AntirirA  III  Bi.  I.  196-108. 

•)  l>f.  Lambert  i.  J.  10119,  UäSS.  i.  HS.  IS:  1 
erillUa;  h.  irdlrr  S.  17S,  XS.  t.  J.  1070:  silnatcinn  uboi 
rtiliUi  foit,  nt  pl*ri«<|M  In  loeli  ptu  maltitiidine  lii  colli 

*)  r^.Arm.  anen.  mai.  H)76:  llipmc  grBiiijiin«  incii 
CDtl  a^t  BDio  ■ecuDdD  itcdtu  miitmi.  Lamitrl,  MOSS.  ö 
jieti  Martini    ISotm/irr  llj   Kbenai   floTini,   glaciili  fi'igo 

>  va<  ••viftorin.  i.  Btriiold.  VOSS.  3.  2S7.  II. 
*)  Vgl.  Ann.  Bland.  1077:  Hl«mpi  griTJa, 
I)  Tfi.  ilHK.  Forwiatl.  I0S9:  PdtiKotil  Icn^irli  Ingi 

Mn.  Bland,  i.  J.  1109:  loccndii  pln«!  in  CiiriitUnai  ilernm 


■d  kaltodu  tptDi«  ptd^it 


inSoü  I.  J.  1109:  I 


—    1543    — 


Elementare  Ereignisse.] 


1094  Ann,  Brunwilar,  MGSS.  1,  100,  Mor- 
talitas  magna  facta  est  Bemöld,  MGSS, 
5,  459,  5.  In  Baioaria  magna  mortalitas 
grassabatur,  adeo  ut  in  Ratisponensi  civitate 
infra  12  septimanas  8500  illa  mortalitate 
intercepti  numerarentur.  sed  et  alias  pro- 
vincias  eadem  mortalitas  afflixit,  non  tarnen 
adeo,  ut  Baioariam'.  in  Teutonicis  par- 
tibus  multa  prodigia  facta  sunt;  nam  et 
homines  se  ipsos  suspenderunt,  et  lupi 
multos  manducaverunt.  Ann.  August 
MGSS.  3,  134,  Mortalitas  convaluit  in- 
moderata,  adeo  ut  villae  plures  existerent 
sine  cultoribus  et  ecclesiae  sine  sacer- 
dotibus,  pestilentia  consumpti.  Ann.  Laub. 
MGSS.  4,  21.  Magna  mortalitas  hominum 
fuit,  et  Visus  est  igneus  draco  volare  per 
aerem.  Ann.  Bland.  MGSS.  5,  27. 
Inundatio  magna  a  pridie  id.  octobris 
usque  ad  kal.  aprilis. 

1095  Ann.  Leod.  MGSS.  4,  29.  Fames  diu 
concepta  invalescit.  Ann.  Bland.  MGSS. 
5,  27.  Sequitur  sterilitas  anni  ciun  gravi 
fame«.  Sigth.  Gembl.  MGSS.  6,  367,  4. 
Annus  calamitosus  multis  fame  laboran- 
tibus  et  pauperibus  per  furta  et  incendia 
ditiores  graviter  vexantibus.  cum  valido 
ventorum  turbine  etiam  terrae  motus  factus 
est,  media  nocte  4  idus  septembris  [Sep- 
tember 10]. 

1097  Sigeb.  Gembl  MGSS.  6*,  367,  95.  Nimia 
aquanun  inundatione  autumalis  satio  im- 
peditur  et  sterilitas  frugum  terrae  sequitur'. 

1098  Sigeb.  Gembl.  MGSS.  6, 307-8.  Multis 
in  locis  5  kalendis  octobris  [September  27] 
caelum  quasi  ardere  visum  est  noctumo 
tempore ,  et  secuta  est  gra\is  animalium 
pestilentia,  et  segetes  nimio  imbre  et 
aurugine  correptae  sunt 

1100  Ann.  Argent.  MGSS.  17,  88.  Fames 
incomparabilis  et  mortalitas  horribilis.  Vgl. 
Anti.  S.  Blasii,  MGSS.  17,  277.  Fuit 
vero  fames  valida  per  tres  continuos  annos 
cepta  ab  .  .  anno  (1098),  sed  in  medio 
maxima,  quia  erat  hiemps  durissima,  et 
semina  et  arbores  defecerunt. 


1101   Ann.    Ottenbur.      Adhuc    fames    circa 

Renum  saevit 
1105  (110©  Ann.  Brumcilar.  MGSS.  16,  726. 

Ubique    rapinae    et    incendia    vel    cedes 

hominum  fuerunt. 
1107  Ann.    Bod.    Ernst  Hist.   de  Limbourg 

7,  8.    Annona  erat  cara,  et  plebs  est  fame 

nimis  afdicta,  quia  fnictiun  suum  negarat 

terra. 
1112  Ann.   Bmnwilar.   MGSS.   1,  101.     3 

nonas  ianuarii  [Januar  3]  accidit  terrae 

motus  per  Universum  orbem.    Ann.  Laub. 

MGSS.  4,  22.    Aestas  nimis  arida. 

1116  Chrofi  reg.  kl.  Ausg.  Magna  aeris  in- 
aequalitas  facta  est. 

1117  Ann.  Disib.  MGSS.  17,  22,  35.  In 
octava  sancti  lohannis  ewangelistae 
[Januar  3]  terrae  motus  bis  inter  diem 
et  noctem  tam  terribilis  per  totum  orbem 
terrarum  factus  est,  ut  multa  aedificia 
corruerent  et  homines  vix  eflugerent;  sed 
maxime  in  Italia  usw.  Ann.  Colon.  MGSS. 
16,  732.  Teri-ae  motus  factus  est  per 
multas  proWncias  3  nonas  ianuarii 
[Januar  S]  ad  vesperum,  et  cummote  sunt 
in  ecclesiis  imagines  domini  et  multa  in 
eis  pendentia.  Ann.  Leod.  3fGSS.  4,  30. 
Terrae  motus  magni  per  loca  terroresque  de 
coelo.  Ann.  Laub.  MGSS.  4,  22.  Terrae 
motus  magnus.  Ann.  Mosom.  MGSS.  3, 
162.  Terrae  motus  visum  est  3  nonas 
ianuarii.  Ann.  Bod.  Ernst  S.  22.  Terrae 
motus  factus  est  magnus  in  ianuario. 
[S.  23]  Ventus  validus  factus  est  in  vigilia 
Thomae  apostoli.    [Dezember  21], 

1120  EJclehard.  (liron.  MGSS.  6,  255,  42. 
(Dens)  in  episcopatu  Trevirensi  mense 
iunio  suscitata  tempestate  glaciem  mirae 
magnitudinis  effiidit,  quae  et  aedificia 
evertit  et  alia  pericula  intulit  So  auch 
in  Sachsen,  namefitlich  in  der  Diözese 
Halberstadt.  Ann.  Bod.  S.  25.  Ventus 
factus  est  validus.  (Ann.  Hüdesh. 
[Paderb.]  Fames  valida,  mo.  siliginis 
duobus  s.  venit). 

1123  A$in.  Egtnund.  MGSS.  16, 451.  ffiemps 


1)  Ygl.  Attn.  August,  t.  J.  1094. 

^)  Jtajftgett  Ann.  August.  1095:  Hiems  raria;  commoda  aestatis  et  antnmni  temperies;  fnignin  ubiqae 
habnndantia. 

S)  Ann.  Attgust.  1097:  Aatamnoii  pene  totoa  plaTioans,  inandatio  plamrnm  et  flnminwn  caitra  et  Tillaa 
▼icina«  Alpibos  subrertit. 


{Anhang 

fftcta  est  aspemmn,  ita  iit  omncm  aqimm 
pniet«r  raiuinam  indifferenter  boinineB  cal- 
rarent  geln  solidatam.  super  ternun  anteni 
it«r  culcabile  vix  invenire  poterant  prae 
glacie  congelata  ab  aeria  densital«. 

1124  Anit.  Brwacilar.  MGSS.  J,  J01.  Hiems 
asperrima  fuit,  adeo  nt  Renus  glacie  con- 
cretus  calcabilis  ineantibus  exdl«rit.  Ann. 
Ltod.  MOSS.  i,  30.  Hiems  aspera  et 
aggestu  niTium  nimis  humida.  fTiran.  reg. 
Masiina  foines  accidit. 

U25  ^M".  Ltod.  MGSS.  4,  30.  Hiemps  longa 
et  aspeiik.  et  fame«  valida.  ^nn.  Laub. 
SfOSS.  4,  33.  Hiems  contigit  as|>emma, 
ijuam  fames  subse(|uitnr  praevalida. 

1126  Ann.  Bland.  Iterum  fames  grayissima 
repetita  per  Flandriam  yer  Lolharingiam 
per  Francioni  per  Angllam  midta  dominum 

1129  An«.  Lavb.  MGSS.  4,  32.  Pestis  ignea 
in  hoinines  fiiHt  .  . .  roorticiniuni  pcGorum 
fiiit 

1132  Chron.  reg.  [Frühjalir].  Vehementiasima 
vis  Tentonim  inniimera  edificia  subniit 

1133  Chron.  reg.  Magna  inaeüjualilas  aeris  et 
plunanim    inundatio    per    totutn    tcmpiis 

1136  Ann.  Leod.  MGSS.  4 ,  30.  Aestatis 
tempore  circa  solstitiain  inEoUtum  caJorem 
tarn  terram  et  gennina  quam  hoinines  et 
pei'ora  gravi  defeclu  .  .  [Lücke]. 

1137  Chrui'.  rtg.  Regiü  (Cuiiradil  tenipora 
iocnnda  fuere.  nam  bona  aeris  temperie, 
omnigens  terrae  fertililale,  cunctaruiu  rerum 
i^opia  nou  solum  per  regnuin,  sed  et  pene 
per  tutum  mundum  exuberabat 

114t  .-In».  Laub.  MGSS.  4,  32.  Pestis  borrida 
ignis  et  gravissimae  debilitatis  in  homines 
furit,  et  tieata  dei  genitrix  ntiraculis  ubique 

1142   Ann.    Laub.    MGSS.  4,    22.     HieniB 

aspera,  famea  pluriaa,  languor  hominum 
estitit.  Ann.  Leod.  MGSS.  4,  31. 
Flamm  a  ignis  divini  mtUtos  aduriL 
1141  und  1142  ff.  Alb.  v.  307;  MGSS.  8, 
340.  iKci  Krieiiyahre:  quos  bietiies  validi 
venii  pliiviaeinie  fuere  cum  magno  plcbis 


dampno    gemitnqne    aecoti.       Nameodieli 
grofse  CberschwemnniDg  an  der  Kill. 

1143  Ann.  Disib.  MGSS.  17,  36.  Hiemps 
dura.  An».  Colon.  MGSS.  16,  783.  Ei 
babundantia  nirium  focta  est  ioundaljc, 
que  subruit  vUlas  et  jKtnteB.  Chron.  rrg. 
Hiemps  TalidisEima  et  prolixa . . .  tota  a«%tai« 
et  antumpno  pluviae  intolerablles.  Amt. 
Lmib.  MGSS.  4, 22.  Aspera  hiems  et  ula 
pemiaxima  super  facieu  terrae  a  ealendia 
decembris  usque  calendaa  febniarii,  et 
seqnitur  fames  valida  T  annis. 

1144  Ann.  IHsib.  MGSS.  17,  26.  Hiemps 
valida  et  venttiosa.  ^ti".  CoUm.  AWSS. 
Iß,  738.  Fuit  ventus  vehemens  Tigilia 
aancti  Sebastiani  [Janaar  19j,  qiii  multa 
edilicia  subniit  et  tecta  turriiun  et  macbinaa 
cum  ipsis  canipanis.  Ann.  Bodmg.  Entt$ 
S.  ÖG.  TentUE  fuit  vebementisginius,  qoem 
sempcr,  ut  fenint.  fames  sequitur  et  tanim 
tempuB.  eiHlem  anno  facta  est  fkmoa 
mt^n>^  I>i>Sf  Naduicht  bis  canim  tempns 
wird  S.  5~  s.  J.  Il4ä  iciedrrhoU.  Viji. 
Ann.  Ehum.  mai,  U  kaL  februarii  tnnta 
ventormn  violentia&cta  est,  ut  etiani  tiUTM 
lapideaa,  domos  et  templa  deiceret.  vlHirra 
etiaro  et  silvaa  ladicitua  evellerft. 

1145  Ann.  BrunKilnr.  MGSS.  16,  7ä7.  In 
maio  plus  U  noctibus  cometes  apimniit. 
secuta  est  cum  mortalitate  et  fames  ante 
inaiidita ' . 

1140  Ann.  hüiib.  MG.i^S.  17.  3G.  Terrae 
niotus  factus  est  magnus  1>5  ricibua.  CAron. 
reg.  Comcta  ajiparuil,  in  niiaa  orta 
aslrologi  aiunt  famem  aut  pesiilentiam 
auL  inutationem  regnoruni  prcfigorari, 
qiie  cuncta  niuic  impleta  sunL  fJitc. 
codd.  BCJ  Ht'niia  fluviua  alveuiu  suiini 
Coloiiiae  egresaus  inaudita  antea  niagni- 
tudine  excrevil.  Ann.  Colon.  MGSS.  IG, 
733.  Fames  ma;(ima  fiiit,  quod  mir.  sili- 
ginia  pro  mr.  dabatur  in  Colonia.  Ann. 
BntnteiUtt.  MGSS.  16,  727.  In  lantnm 
angustia  fkmia  per  totum  orbem  praevaluil, 
ut  ponia.  qui  piüma  comprebendi  queat, 
pro  d.  Colouien^is  monete  daretur,  plures- 
ijue  bac  inopia   praegravati   rodiclbus  her- 


—     1545     — 


Elementare  Ereignisse.] 


banim  pro  cibo  uterentur,  hoc  autem  victu 
penitus  carentes  crudele  sui  mortis  inditium 
mimdo  reliquerint  Ann.  Rod,  Emfd  S.  60. 
Facta  est  fames  validissima  et  onmi  adhuc 
aetati  inaudita,  ut  mo.  Coloniensis  pro 
12  s.  et  6  venderetur  d. ;  et  mo.  Traiectensis 
pro  8  Ib.  et  6  s.  Ann,  Leod,  MGSS,  4, 
31.  Fames  gravissima  .  .  multos  afflixit 
Ann.  s.  Jacob.  Leod.  MGSS.  16,  641. 
Fames  inaudita,  mo.  siliginis  viginti,  speltae 
imdecim  s.  vix  se  redimentibus. 

1147  Ann.  Disib.  MGSS.  17,  27,  7.  Pesti- 
lentia  magna  facta  est  Chron.  reg.  Fames 
niaxima  per  totam  Galliam  et  Germaniam, 
ita  ut  mir.  siliginis  12  s.  emeretur  [Bec. 
codd.  BC  setzt  zu  mense  iunio],  panis  vero, 
qui  pro  d.  dabatur,  vix  pugillum  palmae 
excederet  erat  videre  miseriam,  eos,  qui 
nuper  deliciose  vivebant,  pro  panis  inopia 
domos  circuire.  famem  quoque  secuta  est 
ingens  pestilentia,  ita  ut  deficientibus 
sepulchris  multitudo  fossis  pariter  immit- 
teretur. 

1149  Ann.  Bruntcüar.  MGSS.  16,  727. 
Hiems  tarn  valida  fuit,  ut  arborum  fructus 
vinearumque  ubertas  tota  perierit  Renus 
calcabilis  fuit  Ann.  Cumerac.  MGSS. 
16,  318,  31.  Hiemps  gravis  extitit,  et 
plurima  nix,  quae  a  festo  sancti  Nicholai 
[Dezember  6]  cepit  et  usque  ad  kalendas 
martii  fere  duravit  Ann.  Egmund.  MGSS. 
16,  456.  Hiemps  tam  valida  fuit,  ut  etiam 
maria,  qui  frigore  solent  esse  immunia, 
glacie  tenerentur,  et  volucres  coeli  in 
rigorem  versae  deficerent,  et  omne,  quod 
movetiur,  gelu  constringeretur.  aestas 
eiusdem  anni  pestibus  et  valde  nociva 
fuit,  ut  multi  mortales  aeris  intemperie 
morerenter,  pueri,  iuvenes,  senes,  et  in 
solaTraiectensi  civitate  quadragintahomines 
una  die  ducerentur  ad  tumulum. 

1150  (liron.  reg.  Hiemps  valida  [Bec.  codd. 
BC  setzt  zu]  et  diutuma.  Ann,  s,  lacob, 
lAod.  MGSS.  16,  641.  Hiemps  asperrima. 
Ann.  Bland.  MGSS.  5,  29.  Hiemps 
validissima  fuit,  perdurante  glacie  a  5  idus 
decembris  [Dezember  10]  usque  ad  14 
kalendas  martii  [Februar  16].  Ann. 
Laub.  MGSS,  4,  23.     Hiems  asperrima. 


Apin.  Erph.  MGSS.  16,  20.  Sterilitas 
frnmenti  vini ;  et  hiems  asperrima  et  longa 
fuit  Ann.  Isingr.  mai.  MGSS.  13,  313. 
Per  triduum,  id  est  in  ipsa  epiphanie  die 
[Januar  6],  facta  est  tanta  vis  algoris,  ut 
multi  homines  perirent,  arbores  et  petrae 
per  medium  scinderentur;  lupi  silvis  egressi 
in  vicis  cum  animalibus  cnbabant  aquarum 
fragor  longe  lateque  auditus  est 
1151  Chron.  reg.  Bec.  codd.  BC.  Fames 
horrenda,et  omnium  rerum  inaudita  penuria. 
Ann.  8.  lacob.  Leod.  MGSS.  16,  641. 
Tempus  asperrimum  et  pluviale.  fames 
valida.  mors  in  homines.  messis  tarda, 
plus  vindemia;  mustum  vix  Lucae  ewan- 
gelistae  [Oktober  18].  Ann.  Laub.  MGSS. 
4,  23.  Famis  periculo  multi  intereunt 
annus  totus  pluvialis.  Ann.  s.  Vinc.  Mett. 
MGSS.  3,  149.  Fames  valida.  Ann. 
Isingr.  mai.  MGSS.  17,  313.  Facta  est 
fames  adeo  valida,  ut  dimidius  mo.  tritici 
pro  80  s.  venderetur;  6  panes  admodum 
parvi  pro  7  emebantur  s.  ipsi  principes 
aliquot  dies  sine  pane  diversis  coctionibus 
vescebantur,  camibus  pecorum  et  herbis 
populus  vivebat,  nonnulla  mortalium  milia 
fame  interienint,  ita  ut  in  villis  plurimae 
domus  sine  cultore  vacuae  remanerent 
factum  est  et  hoc  mirabile,  ut  mense  maio, 
cum  pene  nullae  segetes  in  agris  appare- 
rent,  in  iunio  et  subsequente  mense  tantae 
subito  exortae  sunt  fruges,  ut  a  rusticis 
hoc  quasi  pro  celebri  proverbio  haberetur, 
per  hos  duos  menses  deum  non  aliud 
fecisse,  nisi  fruges  de  coelo  pluisse.  per 
eosdem  menses  pluvia  continuatim  des- 
cendit.  Ann,  Camerac.  MGSS.  16,  522, 
19.  Ante  augustum  gravis  venundatio 
tritici  subito  invaluit,  ita  dumtaxat,  ut 
publice  Cameracensis  mensura  plus  quam 
9  s.  venderetur.  pestis  etiam  aoimalium 
gravissima  in  linguis  eorum  extitit,  maxime 
caballorum.  Sigeb.  Auct.  Aquic.  MGSS, 
6,  396,  Fructus  terra  habuit  uberes;  sed 
pluviarum  inundatione  a  festivitate  sancti 
lohannis  [Juni  24]  usque  ad  medium 
augusti  omnia  vastante,  vix  ad  maturitatem 
perduxit.  nam  vinum  et  ceteri  fructus  ex 
parte  defecerunt,  et  quod  de  uvis  collectum 
est,  in  acorem  versum  est*. 


1)  Auch  Ann.  s.  Htnign.  Div.  MGSS.  59,  46:  lUfiia  penoria  rini. 
Lamprecht,  DentMcheA  Wirtächaftsleben.    I. 


98 


[Anliäiigi?- 

1162    Ann.    Laub.    MOS&    4,    33 
lluininuDi  innndatio  hicme  fiscU 
J-Jrph.  MGS8.  J6,  30.    In  meiie 
inugDEi  inuDilBtio  aqiue  in  partibus  Beni 
fiiit. 

llfi&  niron.  reg.  IniiDdatio  Bquunim  insolita 
fuit   7  kaleniias  dectmbris  fKovember  25j. 

um  Jnn.  Laub.  MfiSS.  4,  23.  Hiema 
arida,  ver  temperBtuiD.  initio  nipnsis  iimii 
maximn  et  ho  leitipore  inaadita  fluminiuo 
inundatio '. 

1159  Ann.  i.  Vinc.  Meü.  MGSS.  S,  158. 
InuDdatio  aqiianim. 

llb"2  Ann.  ».  Vinc  Mett.  MGSS.  3.  149. 
Farnes  vaJida. 

1173  Chrrm.  reg.  In  kaleiidis  tuasis  inlolera- 
bilis  et  inaiiiliiii  nmne  Theulonicum  regnum 
el  predpue  Gallium  comatoiu  ptrvasit, 
senes  cum  iunioribus  et  infantibus  debili- 
tarit,  plures  morti  addixii.  Die  Ann. 
Colon.  MGSS.  16.  733  habtn  7.  J. 

1174  TubbIb  magna  fuit'.  C'hroti.  reg.  Totum 
nestivmn  tcmpus  in  pluviaa  hiemalcs  con- 
vergiun  cBt,  undc  acgoles  et  vineae  Bimt 
romiptae  ....  inundatio  Bern  et  flufio- 
niin  insolita  et  diulina*.  Ann.  s.  Vinc. 
Melt.MGSS.3,150.  Inundotioncs  aquarum. 
Ann.  a.  lacob.  Leod.  MGSS.  16,  642. 
Facta  ef(t  inundatio  aquamm  [Lücke]  in- 
tinnii,  amplius  nndemia,  mustum  lIAdeJ. 

117«    Ann.   >■    Vinc.   Mett.    MGSS.    3.    150. 

1179  Ann.  Bnintcilar.  MGSS.  10,  TUT.  Terrae 
motus  magDus  in  kaleudia  augusti. 

1185  (.'hmn.  reg.  In  tiienBC  ortobri  insolilua 
tiirbinis  vtDlus  adeo  vehemena  fuit,  ut 
tecta  lapidea  arhoresque  grandes  deiceret 
et  Jomos  pluTCs  everteret.  Ann.  s,  Vinc, 
Mett.  MGSS.  3,  15<K  Inundatio  uquantni. 
Ann.  Leiid.  MGSS.  i,  31.  Media  hieme 
florent  arbores,  nascuntur  .  .  [Lücke}. 

1186  ^i"".  Argent.  MGSS.  IT,  äü.  Erat 
liiema  caltda.  ita  c[uod  in  deccmbri  et 
ianuario  multe  arbores  dorercnt,  in  quibus 
circa  februarium  pira  quanCitatc  in  uioduni 


arellane     magna 

proxime    sequenti 

magna  aeri^  inclementia  et  mperita.«  aigori» 

Teuiens     fere    usque    ad    kaleodas    judÜ 

duravit.  itA  quod  in  pentecoete,  videlicel  in 

medio  maio".  nix  magna  cecidit    et  fen> 

onmia  poraa  perierunt 

1187  Chron.  reg.  In  ianuario  et  febniarin 
aestaa  quaedam  pro  hieme  apiwruit.  nom 
picae  et  corvi  et  diversae  ariculae  pullo« 
educanint  in  eisdem  menaibus,  aibortrs  et 
herbae  direrti  generia  floribus  veniutM 
couspiciebantur- 

1188  Chrün.  reg.  In  apriU  erupüones  rinUoruiB 
facta«,  quales  ante  nemo  viderat,  sed  M 
in  siccis  louia  iuxtii  fluenta  inaximanua 
inuudatioumn  ebullltiooes  >ip|ianierunL 
aestas  Bicca  et  fen'enUssima  fuit. 

1189  Ann.  DisS).  MGSS.  IT,  3ü.  Ing-ro 
terrae  motu«  media  nocte  3  kaleiu 
marti)  [Februar  27]  factns  est.  Chn^n. 
reg.  kl.  Awg.  S.  143.  Acetas  fcnon- 
tiasiuiu  usque  od  augustoin  menseni  luk^ 
in  quo  etiam  mortalitaa  bominiim 
penidum  immenita  eontigit. 

1190  Chnm.  Ttg.  H.  Awg.  S.  J47.  Uirmpi 
sicca  et  talido.  mortalitaa  hombum  inunmu 
...  in  muo  grandu  in&olibi  drca  Uogoo- 
üfun  ad  100  viUas  et  am|iliua  oüuiB 
TasiaviL 

119->  Cbron.  reg.  kl  Ausg.  S.  15Ö.  AeälM 
ft-rvcnlissima  in  auguslo  uiense  subito 
tempore  retriguit,  unde  febres  acntae  el 
quartanae    passim    iu     hominibus    domi- 

1194  Chron.  reg.  In  maio  vineae  floniiase 
visao  sunt.  Ann.  Reineri  MGSS.  16,  651, 
35.    MessJB  bona,  vindeinia  optima. 

1195  Ann.  Reineri  MGSS.  16.  (152,  6.  Plum 
iugis  a  festo  sancti  lohannis  (Juni  2i] 
ufique  ad  natale  dumini.  et  maxime  tempore 
sationis,  ita  ut  in  natale  damini  ris  esset 
perseniinatum  .  .  .  hoc  anno  ma.  siligtnis 
circa  maiuni  lä  b.,  mo.  spelte  9  mo.,  ordei 
octo  se  redemit.     messis  pigre,    vindemia 


I 


')  Vgl.  .4>i>i.  e.  Srmg«.  D>\.  I 
V  r^l.  .1»«.  Bland.  WS:  Pui 
')  V/L  .Ihm.  Bland.  W4!  PIbt 

•)  Vgl.  .Irr.  i.  BmigK.  Dn.  II 
«)  ^ii;>lni  /fl  me  auf  dm  ; 


Jüni.  damtn  M  e$  1181  auf  di 


d.  /olfmd,  Jalir  118T. 


-     1547    — 


Elementare  Ereignisse.] 


tarda  et  periculosa.    Ann.  Argent.  MGSS, 
17 y  89,    Facta  est  maxima  fames  in  terra. 

11%'  Chron.  reg.  Penuria  frumenti  et  annonae 
magna  facta  est,  quae  et  in  sequentem 
annum  usque  duravit  .  .  .  aestas  frigida 
et  humida.  Ann.  Beineri  MGSS.  16,  652, 
20.  Annus  iste  gravis  et  periculosus; 
seges  cara  .  .  .  pluvia  iugis  et  periculosa; 
pauperes  maximam  victus  patiuntur  penu- 
riam,  et  maxime  circa  principium  augusti 
.  .  .  corpus  beati  Lambert!  propter  immi- 
nentia  pericula  et  pluviarum  inundationes 
et  timorem  sterilitatis  et  egrae  messis  et 
panrae  in  vigilia  sancti  lacobi  [Juli  24] 
cum  maxima  devotione  non  sine  multis 
lacrimis  in  montem  Comelii  deportatur 
ibique  .  .  celebratur  .  .  .  messis  tarda 
circa  festum  sancti  Bartholomei  [August  24] 
vix  habuit  principium;  eodemque  tempore 
mo.  siliginis  18  s.  vendiderunt,  mo.  speltae 
8  s.  et  dimidio  .  .  .  satio  pulcra,  mustum 
vix  habitum  Luce  ewangeliste  [Oktober  18;] 
sie  permansit  tempus  usque  ad  finem  in- 
camationis,  hoc  est  natalis  domini.  hiemps 
prolixa  usque  ad  martium'. 

1197  Ces.  Heisterb.  Dial.  4,  65.  Fames  vali- 
dissima  .  .  incubuit  et  plurimos  extinxit. 
Chron.  reg.  Penuria  annonae  et  frumenti 
magna  et  fames  valida,  ita  quod  mir.  sili- 
ginis in  partibus  Reni  ad  15  s.  vendebatur. 
plaga  miserabilis  grassatur,  nam  lupi  in 
partibus  circa  Mosellam  plures  homines 
devoraverunt  Ann.  s.  Vinc.  Mett.  MGSS. 
3y  150.  Fames  valida;  hoc  anno  venit 
quarta  frumenti  12  s.,  et  facta  est  mor- 
talitas  maxima.  Ann.  Bein.  MGSS.  16, 
652y  41.  Anni  istius  periculum  vix  audeo 
scribere,  cum  nunquam  similem  viderint 
qui  vixerunt  hoc  tempore,  multitudo 
pauperum  fame  moritur.  cadavera  mor- 
tuorum  animalium  indifferenter .  ab  eis 
comeduntur,  et  fere  ab  universis  propter 
imminentem  necessitatem  desperatur.  mo. 
siliginis  18  s.,  mo.  speltae  10  usque  ad 
festum  sancti  Bamabe  (Juni  11 J  venditur. 
insequenti  autem  die  de  mo.  siliginis  S2  s. 
accipiuntur,  de  mo.  speltae  17.  procedente 
autem  tempore,  cum  messis  adesse  spera- 
retur,  malum  increvit,  et  circa  festum  sancti 


lacobi  [Juli  25]  mo.  siliginis  40  s.  venditur, 
mo.  Spelte  20  s.  pauperes  per  plateas 
iacebant  et  moriebantur,  et  ante  fores 
ecclesiae  nostrae,  cum  matutinae  laudes 
canerentur,  iacebant  gementes  et  morientes, 
elemosinam,  quae  suiuno  diluculo  fiebat, 
expectantes.  hoc  in  anno  in  epiphania 
[Januar  6]  annona  defbit  nobis,  et  plus 
quam  centum  mr.  usque  ad  augustum  in 
pane  expendimus,  nee  vinum  a  medio  maio 
nisi  raro  usque  ad  novam  vindemiam 
habuimus ;  cerevisia  autem  toto  anno  defidt 
nobis.  panem  vero  siligineum  15  diebus 
ante  augustum  comedimus,  aquam  autem 
in  conventu  indifferente»  bibimus. 
1198  G.  Trev.  C<mt.  4  Add.  2  MGSS.  24, 
392.  Fames  magna,  it  ut  mir.  siliginis 
mr.  venderetur.  Chron.  reg.  kl  Ausg. 
S.  166.  Penuria  annonae  magna.  Ann. 
Bein.  MGSS.  16,  654,  15.  Mo.  siliginis 
15  8.,  mense  iunii  carius  est  venditus,  mo. 
spelte  7  s.,  mo.  ordei  8  s.,  vini  sextarium 
14  d.  est  venditum;  et  vinum  de  Rochella 
primum  in  hanc  civitatem  est  advectum 
....  15  die  ante  natale  et  tertio  similiter 
die  .  .  tonitrua  .  .  .  fluvius  Mosae  num- 
quam  minor  visus  est,  quam  fuit  hoc  tem- 
pore, vinum  canim;  mo.  siliginis  12  s., 
mo.  speltae  Septem  ante  natale  domini. 
moneta  nova. 

1200  Ann.  Bein.  MGSS.  16,  655,  18.  Mo. 
siliginis  pro  tribus  s.  et  dimidio,  mo.  speltae 
pro  duobus  s.  siccitas  magna  a  medio  mar- 
tio  usque  ad  kalendas  maii  .  .  inaudita 
mortalitas  boum  per  totum  imperium. 

1201  Ann.  Bein.  MGSS.  15,  655,  44.  ffiemps 
longa  a  festo  sancti  Martini  [November  11] 
usque  ad  kalendas  Martii;  annona  bono 
pretio  fuit,  sed  vinum  carum.  bona  spes 
fuit  in  flore  vindemie,  sed  postea  fhistrata 
est,  augusto  impediente. 

1202  Ann.  Btin.  MGSS.  16,  656,  9.  Im  Fe- 
bruar mo.  siliginis  5  s.,  speltae  40  d.,  vi- 
num 6  d. 

1203  Ann.  Bein.  MGSS.  16,  657,  31.  Mustum 
Mosellanum  10  d.,  mo.  siliginis  10  s.,  spelte 
autem  5  s.,  hordei  4  s. 

1204  Chron.  reg.  kl.  Ausg.,  Cont.  lU  S.  216. 
Aestas  calida  et  sicca.   S.  175  Cont.  II  vgl. 


1)  Vgl.  Ann.  Elnon.  mai.  1196:  Apttd  Tornacxiin  nser»  fromenti  Tennmdatar  50  s.,  quod  a  pMdeMmoribns 
noftri«  non  est  audiittm. 

98* 


[Ajihängc.  —     15 

( ottt  III  8.  319.  HieiiiB  prolixa  et  os- 
piTTimn  fuit.  Atin.  ntin.  MGSS.  16,  658, 
13.  Mo.  siliginiB  8  s.,  epeltae  5,  ordei  4 
veixlitur  in  leeto  omnium  süDctonuii  fNo- 
vtmbef  }J  onni  praeGentis,  rinuni  B  d. 

■m.  Sein.  MGSS.  16,  659,  5.  De  qaa- 
litate  liiemis  buius  anDJ  pauca  volo  scribere 
ad  i:autel3in  pruefientituii  et  notitimn  fiitu- 
ronmi.  hiemps  boc  anno  quinquies  respi- 
ravit,  graviorque  semper  fttit  subsequens 
respiratio  priore:  prima  respiratio  in  festo 
aanc-ti  Martini  [Notremher  11],  secnnda  in 
ifesto  saocti  Andree  [Noven^irr  30],  tertia 
in  ftsto  aancti  Marcelli  [Jnnuaf  16],  iinarta 
in  festo  ptuificationis  fFehmar  2],  quinta 
in  |ias(^ha  [Aprü  10].  jwr  tolnin  febmarinin 
et  toUiiti  martium  aralra  non  eiierunt  ad 
CüIeaduDi,  nee  ciittores  ortünmi  ad  labo- 
randnni.  silvestrea  fere  ad  villas  veniebant, 
quereiites  pascua  tamquam domeeticae ;ioul- 
tae  tarnen  fanie  periere.  mortalitas  per- 
maxima  oviiun  et  ceteroriini  animalium, 
deficiente  pabulo  et  hiemis  Baevienle  j>eri- 
cido.  in  kalendie  martii  vix  erat  aliqua 
notitia  annonae  in  satis;  scd  ex  iDsj)erata 
douiinns  magnam  copiam  annonae  tribuit, 
et  estas  sicca  fuit;  n  festo  sanctae  Mariae 
Magdalenae  (Jaii  32]  usque  ad  kalendas 
atigtisti  aesUis  ntmiBg  et  intolerabilia  ftiit, 
sei  post  IcalendaB  quievit . . .  measia  bona, 
vindi'nijn  rarn.  mo.  siliginis  10  s.,  speltae 
5.  viDiun  odo  d.  Ann.  Leod.  MGSS.  4,  32. 
Hieniia  maxinia  asperilaa  usque  ad  fcEtum 
eancti  Benedicti  [Mä/n  21].  Atm.  Bliatd. 
MGSS.  5,  :iO.  Iliemps  valida  durante 
glaiue  a  1*  kalendia  febraarii  [Januar  19] 
usque  nd  14  kalendas  aprilis  [Märt  19]. 
1206  Ann.  Rein.  MGSS.  16,  659,  50.  Usque 
ad  circumcisionem  domini  [Januar  1]  nulla 
Aienint  signa  hJemiB,  nee  in  gelu,  nee  in 
nive;  sed  a  circuincisione  domini  in  15  se- 
quentes  dies  et  non  amplina  hiemps  dcsevit; 
reliquum  tempiia  iisque  in  pasiba  [April  3) 
noD  quasi  ver  sed  quasi  aestas  fuic  seges 
tarnen  cara,  viniuti  carius,  et  omnia,  quae 
ad  viclum  hominis  prodesKe  debent,  caris- 
slmo,  in  allcciis  in  ovis  et  camibus  et  pia- 
cüfüs.  fS.  660, 13]  Mesais  bona,  vindemia 
optima,  in  Moseila  infra  Tindeminm  «ext. 
?iüi  pro  d-  Treverensi;  ego,  qui  interfiii, 
vidi,  apud  nos  TJnum  sex  d. . .  Inier  festum 
fiancti  lacobi  [J^i  25]  et  ad  Tincnla  aaneti 


Fetri  [August  1]  lantos  ferror  salis  ini 
luit,  ut  videres  messores  vim  caJoris  iert» 
non  valentea  pnsBini  per  agros  morienUSf. 
ires  fiierunt  mortui,  quoB  ego  presentina 
Bcriiitor  agnovi . .  hiemps  tarda,  sed  ospen 
et  februaria.  inundatio  aquarum  nuutinua, 
maxime  in  Alemannia  et  Francis,  ita  Ol 
Mogus  in  altitudine  32  nteanun  se  extol- 
leret,  Rentis  qnedam  clanetra  suhverteret 
et  plurima  milia  vironun  mulienun  et  par- 
Tulomm  Biibmergcret.  Ann.  Ar0enl.  JUOSS, 
17, 90.  Datum  fuit  in  Argentiim  nnum  quar- 
tale  vini  pro  duobns  s.,  sequenti  ebdomada 
dababu*  pro  duobus  d,,  et  vfu  Tacumn  pro 
duabus  Ib. 

1207  Rein.  Ann.  MGSS.  16,  660,  iO.  Mensis 
maii  crudelJs  üiit,  quia  sevitia  iemis  non 
naturalis  vineas.  Silvas  quasi  qaodam  igne 
combuegit;  aed  pluvia  snperveniens  in  ka- 
lendia iunii  ma^am  utilitatein  vineis  prne- 
stitit.  glacies  non  modica  visa  est  Bon^Eadi 
martyris  [Juni  ü].  eatas  sicca,  uessia  piiloa. 
satio  piilcherrima.  vindemia  satis  temp««- 
tiva,  sed  gelu  octobris  fere  abstiilit  omni» 
vina  . .  biems  temperata,  sine  magno  gelu 

1208  Chi-on.  reg.  kl  Aus^.  S.  im.  AesiM 
levis  et  sicco,  fertilis  et  calida,  adeo  ut  mir. 
sUiginis  6  Ib.  et  7  d.  einereHir.  Bein. 
Ann.  MOSS.  16,  601,  S.     Mo.   ailiginis 

5  s.,  spebae  mo.  Iribus  venduntur,  rinuni 
7  d.  .  .  tempcrieE  afris  lain  veris  quam 
aestatie;  babundantia  annonae  in  canipia 
laudabilis;  vinum  sicut  priua,  siligo  tribos 
B.,  spelta  30  d.  uoniparatur.  sical  a  veridids 
reintoribus  audivimus,  flores  visi  sunt  in 
vineis  in  vineto  in  prima  ebpthomadn  maii 
in  niootibuE  - .  mensis  augustl  pluvioaus  fiiit 
diebus  15  primis.  annone  babnni]anti&, 
quali^  non  fnit  a   quadraginta    annis  et 

1209  Cftron.  reg.  U.  Ausg.  S.  230.  Aeataa  to- 
nitnÜB  fulminibus  et  imbribus  valde  teui- 
pestiiDsa,  et  hiems  nitnis  asperrima.  Ce». 
Heifterbac.  Dia!.  10.  17.  Post  contima- 
tioneiu  Ottonis  in  regno  [1209J  tanta  (exat) 
abundantia  annonae,  ut  in  episcopatu  C^ 
loniensi  mir.  5  vel  6  d.  //.  s.y  multo  tem- 
pore venderetur  .  .  tempore  abundantiae 
pislores  modieum  lucrantiir.  Hein.  Ann, 
MGSS.  16,  661,  30.  Annus  iste  paupenun 
gloria,  divitom  maestitia,   habmidans   ad 


—    1549    — 


Elementare  Ereignisse.] 


Totum  in  annona.  mo.  siliginis  15  d.,  Spelte 
eodem  pretio  venditur,  cetera  genera  an- 
nonae  pretio  inferiore,  vinum  praecipuum 
5  d.  sicut  anno  1197  mo.  siliginis  venditus 
est  40  s.,  ita  hoc  anno  40  mo.  siliginis 
dati  sunt  pro  40  s.  [S.  663, 17;  ScUufs  des 
Jahres]  Annona  bono  pretio,  siligo  duobus 
s.,  spelta  20  d.,  et  hordeum  et  avena  carior 
spelta. 

1210  Chron.  reg.  kl.  Ausg,  S.  230,  Dezember  20, 
tarn  vehementissimus  ventus  fuit,  ut  per 
provincias  plurima  edificia  deiceret  et  ar- 
bores  maximas  funditus  evelleret  Bein. 
Ann.  MGSS.  16,  663,  20.  Hiems  longa 
aspera  et  continua  a  kalendis  ianoarii  us- 
que  ad  festüm  sancti  Mathie  apostoli  [Fe* 
bruar  24j,  pestilentia  murium  in  agris  in 
satis  et  domibus,  in  villis . .  flores  praeter 
solitum  tarde  appanierunt,  vix  aliqui  flores 
arborum  in  aprili  apparuerunt,  vix  enim 
apparuenint  spiee  in  siligiue  Urbani  papae 
[Mai  25J . .  annona  carior  solito,  siligo  6  s., 
spelta  quatuor.  [S.  664,  14,  Schlufs  des 
Jahres]  Annona  bono  pretio,  vinum  sex  d. 

1211  Bein.  Ann.  MGSS.  16,  664.  Hiemis 
asperitas  .  .  defectus  vini  propter  vineas 
gelu  attritas  . .  abundantia  fhigum. 

1212  Bein.  Ann.  MGSS.  16,  664.  Hiems 
temperata  . .  februarius  plurimum  ventosus 
cum  aquarum  inundationibus  .  .  in  paras- 
ceve  [März  23 J  per  octo  dies  hiems  fiiit 
asperrima,  que  omnesnuces  abstulit;  mar- 
tius  tamen  siccissimus  fiiit  [S.  665,  48] 
Annona  bono  pretio  fuit,  spelta  duobus  s., 
siligo  40  d.,  vinum  7  d. 

1213  Bein.  Ann.  MGSS.  16,  666,  7.  Hiems 
longa  sed  temperata  a  kalendis  novembris 
usque  in  pasca  [April  14],  hoc  est  Tibur- 
tii  et  Valeriani.  processus  florum  tardus, 
sed  postea  bonus.  nivis  modicum,  sed  gla- 
ciei  plurimum . .  circa  maium  vinum  carum 
et  rarum  8  d.,  annona  bono  pretio,  siligo 
4  s.,  spelta  28  d.  [S.  670,  36,  Schlufs  des 
Jahres  j  Tres  utilitates . .  apud  nos  sunt  in- 
vente  omni  memoria  digne,  videlicet  marla, 
de  qua  plurimum  impinguatur  terra,  et  terra 
nigra  carbonum  simillima,  que  fabris  et 
fabrilibus  et  pauperibus  ad  ignem  facien* 
dum  est  utilissima,  et  plumbum,  quod  apud 
nos  in  pluribus  locis  est  inventum.  hiems 
longa  a  kalendis  novembris  usque  ad  oc- 
tavas  pasce  [1214  April  6],  sed  non  con- 


tinua.   annona  bono  pretio,  siligo  trium, 
spelta  duorum  s.,  vinum  septem  d. 

1215  Ann.  Bein.  MGSS.  16,  672,  45.  lems 
in  februario  aspera  et  sicca,  hordeum  carius 
siligine,  aveua  carior  spelta,  mo.  siliginis 
duobus  s.,  spelta  20  d.,  vinum  carius  sex 
d.  venditur..  motus  florum  et  cantus  avi- 
um tardissimus . .  malus  pluviosus. 

1216  Bein.  Ann.  MGSS.  16,  674,  16.  An- 
nona bono  pretio. 

1217  Chron.  reg.  kl.  Ausg.  S.  195.  Aestas 
sicca  et  niminm  fervida.  Bein.  Ann.  MGSS. 
16,  675,  35.  Hiems  longa,  in  fine  ianuarii  et 
februarii  aspera  a  feste  sancti  Severini  [Ja- 
ntiar  8]  usque  ad  kalendas  martii.  annona 
bono  pretio,  spelta  18  d.,  siligo  2  s.,  vinum 
7  d.  in  Leodio  nulla  certa  moneta.  [S. 
676,  9]  Annona  in  duplo  carior  solito,  si- 
ligo quatuor  s.,  spelta  tribus . .  hoc  in  anno 
in  Moseila  vinum  fuit  habundans,  sed  su- 
perveniente  repentino  frigido  cruda  reman- 
serunt  et  male  defecata,  unde  multi  diversas 
incurrerunt  inflrmitatum  molestias. 

1218  Bein.  Ann.  MGSS.  16,  676,  41.  lemps 
sine  ieme  et  sine  nive:  annona  multo  carior 
solito  ante  natale,  et  post  siligo  octo  s., 
spelta  4  se  redimunt  [S.  677,  8]  Messis 
optima,  vindemia  bona,  iemps  aspen*ima 
a  festo  omnium  sanctorum  [November  1] 
usque  ad  festum  sancti  Andree  [Novem- 
ber 30],  postea  pluvialis  usque  ad  natale . . 
inaudita  pestilentia  caulium,  non  solum  per 
regna  transmontana,  sed  per  totum  Impe- 
rium. 

1219  Bein.  Ann.  MGSS.  16, 677.  Iemps  longa 
a  festo  omnium  sanctorum  [November  1] 
usque  kalendas  martii . .  nova  moneta  pau- 
peribus gravissima.  vinum  quinque  d.,  si- 
ligo quatuor  s.,  spelta  tribus  venduntur  .  . 
sterilitas  in  satis,  ieme  faciente;  messis 
modica  et  humilis,  arescentibus  hominibus 
prae  timore  future  famis;  sed  ille,  qui  pavit 
quinque  milia  hominum  de  quinque  pani- 
bus,  paucitatem  illam  panis  et  vini  convertit 
in  melius,  aestas  nulla,  sed  quasi  veris 
tempora . .  cum  vindemia  esset  in  ianuis, 
repente  supen^enit  intempestivum  gelu  et 
asperitas  immitis  boree  intolerabilis,  cuius 
initium  septima  die  octobris  et  per  dies  octo 
continue  duravit.  quid  multa?  tunc  videres 
vineas  folüs  spoliatas  et  nudas,  racemos 
nigros   dependentes  quasi   in  clibano  de- 


[Atihüjige.  —    15 

coetoB,  ita  periit  vindenia.  iliud  idem 
Tinum,  quod  de  torcularibus  eliriebatiiF, 
ultra  Epem  Uabundans  inveniebatvr.  itHque 
vinum  fuit  karum,  nOTiun  novem,  Tetus  <le- 
c:em  d,  nonas  octobris  ortiuu  est  tempus 
pluviale  cum  vi  venlonmi  et  aquaruni  fre- 
([uenti  inundatione,  quod  perHeverovit  sine 
interraissione  osque  ad  natale,  et,  <|UDd  mi- 
rum  est,  sine  geLu'et  sine  nive. 

ISStf  Ann.  Hein.  JUG.SS.  16,  677,  47.  Nalulis 
feslivitas  ventoaa  fuit  et  pluvialü  caui  aqua- 
rum  inuDdatione,  Kubscquensque  tempus 
gimile  preterito  usque  ad  conversionera 
aancti  Pauli  (Januar  35J.  fiinc  per  tres 
äies  iemps  atiquantalum  aspiravit,  quarto 
auteui  die  pluvia  quasi  penitos  vires  re- 
sumpsit.  (S.  67S,  I9J  Ante  festuin  sancti 
lohannis  [Juni  3iJ  annoua  multo  carior 
fiiit  solilo,  siligo  11  s.,  spelta  sex  et  di- 
midio  E.,  hordeum  ses  b.,  avena  5  b.  vcn- 
ditur;  viniim  vile  et  caro.  non  soluni  pau- 
peribua  «ed  etjam  divitibus  hoc  anno  detiiit 
annona;  solaris,  que  prius  erant  repleta, 
suut  vacua;  et  m^niim  fninis  esset  peri- 
culiun,  nisi  habundantia  siliginis  apud  nos 
de  inferinri  terra  in  vehiculis  et  plaustris 
fuissf  t  allata.  annona  tarnen  in  cainpia  sa- 
li« laudabilis  .  .  ante  uatale  domini  nuUa 
fuenint  bigemis  signa,  sed  quasi  veris 
t«inpora.  siligo  8  s-,  spelta  4  [s.]  et  4  d. 
vendehatiir,  vinmu  G  d. 

1^21  Aitii.  IMii.  MGSS.  iH.  r,78.  Hiemps 
aspera  a  tircLinicisione  doiiiini  [Januar  l] 
usque  ad  puriticationein  sanctae  Mariae 
[Frhnmr  2J. 

1224  Chron.  reg.  *(.  Amg.  8.  255.  Oiems 
longissiniH  et  valde  aeperrinia,  faines  etiam 
magna  et  inaudita  perbiennium  perdurans. 

1225  Amt.  Sei«.  MGSS.  16,  G79, 19.  Hieoips 
aspenima  a  festo  onmiuni  sanctonun  [No- 
vember ]J  usque  medium  aprilem.  wmoiia 
bono  preti»  a  messe  usque  kalendas  februa- 
rii,  postmodum  in  kalendis  maii  spelta 
10  a.,  silign  17,  frumentiuii  20  venditur, 
ordeum  octo. 

1227  C'firoii,  reg.lä.  Aiisg.  S.  260.  In  deeem- 
bri  ventus  validus  partfs  edificionun  stra- 
vit,  arbores  rodicitus  emit.    biemps  nimis 

1229  Chron.  reg.  kl.  -4u.?_fl.  S.  AfJ.  Hiemps 
erat  longa  et  aspera,  Ann.  Maeom.  MGSS. 
3,  164.    Tauta  fuit  inundatio  aquarum  et 


jituvianun,  quod  rivtdi  Bnentes  prae  iiind9< 

impetn  fecerunt  cauvas  in  teiris  ad  modm 

1233  CItron.  reg-  kl.  Aagg.  S.  36.6.  MesBJB 
et  viudemia  titit  piuviosa,  vinum  plurimiim, 
sed  vile  . .  hiems  solito  asperiur  inliormit 
et  multas  vineas  ficus  et  oliras  per  Italimn. 
Franciam  et  Tentoniam  congelaviL 

1237  Cftiwi,  reg.  kl.  Augg.  S.  273.  Hiwup« 
remissa,  ventis  nive   pluvia   distenipeniU* 

1241  Rhein.  Chronik.  N.Archiv 4,  ?4.  Tantt 
haliundaiitia  vini,  quod  carr.  solvit  40  i. 
Wormatienses. 

1246  Chron.  reg-  kl  Ausg.  S.  386.  Menae 
niaio  et  iunio  tanta  thit  ppouria  wiDone 
Colonie,  ut  raro  paiiis  invemrelur  veaaliL 
et  id  ideo  acciderat,  quod  citpb  atatnerui^ 
quod  mir.  siliginiü  uounisi  pro  3  a-  *en-  ■ 
(ieretur,  cum  in  rure  plus  solreretur . .  liie- 
mali  tt'inpDre  nltra  solitum  Renus  plurimm 
exundarit .  .  änis  aestads  et  totus  autuni' 
Dus  pluviosus  fiüt,  et  tempestattts  msrina 
multas  naves  circa  Angliam  FUndriam  et 
Daciam  obruerunt. 

1248  Ckron.  reg.  kl.  Äugg.  S.  29G.  Hiems  io 
partibus  nostris  tota  erat  comiptA  plnvialii 
et  omnino  remissa,  ita  quod  per  totam 
hiemem  duobus  diebus,  et  hoc  int^rpolatis, 
niodicA  glacies  est  visa.  unde  in  eobse- 
qucnti  aeslate  frngea,  licet  aboodanter 
provenisseiiE,  fnictmn  sperutiim  nun  redde- 
Ijant:  seü  et  vinum,  licet  multum,  non  bene 
potuit  maturari.  Bhtin.  Oironik  N.  Ar- 
chiv 4,  rs.    Vinum  inaiirae  aciduni. 

1255  -4««.  -Limb.  Dielk.  Pons  ceddit  in  Lim- 
ptu-g  ex  aquarum  inundantia. 

IffiJI  Ann.  Bland.  MGSS.  5,  31.  Factua  est 
motus  terrae  nonas  maü  qulnto  [Mai  3j. 

12^  CUM.  ä,  S34.  DerEr^bintAofvonMaäu 
als  EeichSKnceser  auf  Grund  der  Land- 
friedenn-  und  ZolB/egdüüUKt  de»  Wortn»tr 
BeiehnUujK  an  Sehuäheiß  und  Sehöffeti  von 
Koblem :  sciatis . . ,  quod  propter  caristiam 
et  communem  defectutn  annone.  quem  sn- 
stinuerunt  in  nostris  et  superioribua  par- 
tibus civitates  et  generaliter  uiunes  prin- 
cipales  terre  nostre,  nos  fecimus  interdid, 
ne  ad  partes  inferiores  annona  per  Rem 
alveum  ali<[uatenus  duceretur.  sed  ne  con- 
tra nos  sinistre  suspitiunis  niateria  aliqna- 
lenuB  babeatur,  no3  interdiclum  hniusmodi 


1551    — 


Elementare  Ereignisse.] 


revocamus,  ut  annonam  et  res  alias  ducat 
quilibet,  prout  placuerit,  et  reducat. 

1277—1284  Für  die  Wevnhreszem  dieser  Jähre 
vgl.  die  Zusammenstellung  über  das  Bhenser 
eigene  Wachstum  des  Erzbischofs  txm  Köln 
in  Bd.  5,  No.  285,  S,  336^-337. 

1291  Bhein,  Chronik  N,  Archiv  4,  75.  Gorgo- 
nii  [September  9]  factus  est  terrae  motus . . 
[S.  76]  Prothi  et  lacincti  martinim  [Sep- 
tember 11]  fiiit  terrae  motus  circa  crepus- 
culum  in  terra  ista  Renensi,  Wormatie  et 
prope. 

1294  Bhein.  Chronik  N.  Archiv  4,  76.  Ma- 
xima  nix,  qualis  umquam  visa  fuit,  et  du- 
ravit  quinque  ebdomadis. 

1295  G.  Trev.  c.  208.  Per  totam  diocesim 
Trevirensem  vinee  congelantur,  et  vinde- 
miis  cessantibus  non  pauci  ad  vindemiandum 
vineas  intrare  dedignabantur. 

1296  G.  Trev.  c.  208.  Inundaverunt  aque  Tre- 
veris,  et  flumen  Mosellae  elevatum  est  super 
muros  Trevirenses  in  ripa  Mosellae  sitos, 
ita  quod  cellaria  in  medio  civitatis  sita 
aquis  replerentur,  quod  etiam  prius  nus- 
quam  visum  est  a  diebus  antiquis.  (hanc 
inundantiam  et  superioris  anni  sterilitatem 
secuta  est  foecundissima  vindemia).  Ann. 
Ä.  lacob.  Leod.  MGSS.  16,  643.  Bladi  fuit 
caristia,  et  vini  quarta  27  Turonensibus 
vendebatur,  quod  numquam  ante  visum  fuit 

1297  Bhein.  Chronik  N.  Archiv  4,  76.  Carr. 
vini  solvit  5  s.  hl.  inWormatia. 

1302  Ann.  Mogunt.  MGSS.  17,  3.  Amarum 
et  miserum  vinum  crevit 

1304  Ann.  Afogunt.  MGSS.  17,  3.  Nullum 
frigus  compertum  est  per  totam  hiemem. 
quam  hiemem  secuta  est  aestas  sine  onmi 
pluvia  et  tantae  siccitatis,  quod  ad  fundum 
Renus  et  putei  decreverunt  et  hoc  anno 
crevit  vinum  tam  nobile,  quod  vinum  igno- 
bile  praeferebatur  vino  nobilium  vinearum. 

1306  Ann.  Limb.  Dietk.  Glacies  omnes  pontes 
destruxit  in  Logena  et  pontem  cum  turribus 
in  Frankenfurt.  Vgh  Ann.  Frankenf. 
Boehmer  FonUs  4,  394  (dt.  Wyfs). 

1309   Ann.  s.  lacob.   Leod.  MGSS.  16,  644. 


Hiemps  asperrima,  deinde  aquarum  inun- 
datio  maxima. 
1310  Ann.  Limb.  Dietk.    Frigus  lesit  omnes 
vineas,  et  nucum  arbores  exscindebantur, 
eratque  in  die  natalis  domini  nostri.. 

oppressit  totum  tunc  dira  caristia 
mundum, 

atque  fames  multos  dissolvlt  cor- 
pore sanos; 

annone  maldrum  binis  marcis  fuit 
emptum^ 
1313  G.  Trev.  c.  250.  Fames  permaximaque 
caristia  in  tota  ista  terra,  ita  quod  mir.  si- 
liginis  vendebatur  Treviris  pro  60  s.  monete 
tunc  gravis.  Gellis  in  Hammone  venditum 
est  mir.  tritici  7  Ib.  hl.  gravium  Treviren- 
sium  pro  14  hl.  etiam  pestilentia  univer- 
salis erat  adeo  magna ,  quod  multorum 
pauperum  corpora  exanima  fame  et  pesti- 
lentia infecta  in  stratis  publicis  inveniebantur, 
et  a  pluribus  civitatibus  magnae  generales 
foveae  in  cimiterium  consecratae  parabantur 
et  pretia  statuebantur,  ut  ipsa  cadavera  se- 
pulturae  traderentur.  istae  plagae  [Pest 
und  Teuerung]  heu  post  mortem  .  .  Hen- 
rici  imperatoris  . .  plus  quam  per  triennium 
[1312—1314] . .  duraverunt«. 
1315  Ann.  Leod.  MGSS.  4,  33.  Valuit  mo. 
spelte  6  s.  veterum  gr.,  fuitque  gentium 
mortalitas  inenarrabilis ,  et  anno  sequenti 
valuit  mo.  spelte  per  totum  annum  40  gr. 

1317  Ann.  Leod.  MGSS.  4,  34.  Valuit  mo. 
spelte  per  totum  annum  tantummodo  6  gr. 

1318  Ann.  Limb.  Bec.  A.  ed.  Wyfs.  In  die 
Theodori  martiris  [November  9]  fuit  motus 
terrae. 

1324  ^UMünstermaifdd  Hs.  Koblenz  St.  A. 
CXJa  Bl.  25  a.  Annus  non  fiiit  multum  fer- 
tilis,  sed  bladum  mediocriter  crevit 

1335  Ann.  Limb.  Bec.  A.  ed.  Wyfs.  In  festo 
Simonis  et  lüde  [Oktober  28]  flavit  maxi- 
mus  ventus,  ita  quod  talis  et  huiusmodi 
impetuositas  ventorum  prius  non  fuit  ho- 
minibus  tunc  viventibus  visa,  ita  quod  sub- 
vertit  arbores  magnas  turresque  ecclesiarum. 
Limb.  Chron.  c.  1.    üf  daz  fest  Simonis 


1)  S.  Dominicus  S.  78. 

>)  S.  Domittieua  S.  156  Note  1;  Broirtr  u.  Ma»m  2^  198  cii.  nach  Tüman  Goting  Ji».  LimpHrg.  noch  au/str' 
dem:  qvarta  avenae  solido,  panii  d.  nno,  gallina  dnobut,  capo  tribni,  26  ova  senil  d.,  Tidelic«t  argenteis  et 
gravibas,  qao  pretio  porcellom  aestimaase  pritcof  memini. 


LA 

I 


unJi-  ludu  lOhtobrr  mj  da  was  der  große 
wint,  der  tet  großen  subnideu,  der  warf 
jrolte  huis  gezinucer  und«;  tome  uuib  unile 
lellet  groBe  baome  in  den  velden.  Äim. 
t.  lacob.  Lata.  MGSS.  16,  M4.  Magna 
haliundantiiL  vini,  tres  hame  ColonienscB 
vini  sancti  lohannis  [Juni  2ij  pro  duolius  fl. 
)6  G.  Trn:  e.  256.  Turiwt  vina  gelu.  ven- 
tus  segeles,  equos  sprue  [d.  h.  siiffhigo,  cm- 
Tum  /irtTurn,. 

11342  G.Trcv.cISJT.  InvigUia  latobi /Juii'34; 
mitximii  erat  ui|Uäniiu  immdaiitiB  per  tolum 
fEhennin,  non  a  Rheno,  sed  a  tluvio  Mogos 
dicto,  quod  tarnen  contra  auam  est  naturam, 
f    intlagelluu  causata,  ita  quod  integrae  villoe 
I     disniptae  et  delluxae  ix'mebanlur.    Limb, 
t    Chron.  c.  H.    VI  sente  Jacobes  dag  des 
[     heiligen    apostolen  gelegen  in  deni   erne 
[Juli  üBJ  da  was  große  flnt  und  waßer  uf 
erden . .  unde  ist  dit  die  erste  wnilerüut, 
die  den  alten  luden  indenklich  ist. 
1347  G.  Trev.  c  257.   Die  exaltationis  äanctae 
cnicis  [SepUiiAa-  14 j  vioeae  et  nueea  con- 
geleliHDUir  caiitnate  pniinali.  ita  quod  ma- 
^^^        jtinia  yinoruni  cflristia  ftierat  subserula. 
^^U3I6  O-  Trev.  c.  258.  Primo  percussit  (gcnus 
^^^B     hiuDanuni)    epidimia,    cui    gibbus    crevit 
^^V     quacuinque  corporis  parte;  ..  secunUo  he- 
meroida;   tertio  sacro  igne . .  ita  per  ae- 
qneiiteni  annum  dursvenint. 
1349  Limb.  Ckrmt.  c.  14.    Da  quam  ein  groß 
BterliPiL  in   I'usclip  Inndi',  ibu  ist  geuant 
daz  große  erste  sterben.    Lind  storbeu  si 
an  den  drusen,  und  wen  dea  aueging,  der 
starp  an  dem  dretten  dage  in  der  ma&e. 
unde  storbeii  die  lüde  in  den  großen  steden 
EU  Men;te  zd  Collen  unde  also  meistlicben 
alle  dage  me  dan  hondert  nienscbeu  oder 
in  der  maße;  uiuie  in  den  kleinen  ateden 
ata  Limpurg  sterben  alle  dage  zwenzig  oder 
vir  uude  zwenzig  oder  drißig,  also  in  der 
wiae.  daz  werte  tn  etzlichen  etat  oder  lande 
nie  dan  dru  virtel  jars  oder  ein  jar.   unde 
storlien  lu  Limpurg  me  dan  vir  unde  zwen- 
zig hondert  menschen,  ußgenomen  kinde. 
Nach  1349  (SUSI  r*)  Limb.  Chni«.  c.  16.   In 
disen  jaren  was  gude  zit  von  fruchten  und 

1355  Mein.  Chranih  N.  ArtAiv  4,  79.  De- 
CoUationig  lobannis  baptiste  lAugust  äSj 
ftiit  ventus  validisainiua,  qul  eradicavit  ar- 
bores  inlinitas  et  destruxit  sumptuosa  edi- 


ficia,  tumin  sancti  Virtoris  prope  Mcigun> 

tiain,  ecclesiani  in  Caatel  et  qunm  plura  ali«. 

13Bfi  Limb.  Chron.  e.  44.  In  disem  seil»«! 
jare  irhup  sich  groß  Jamer  unde  (|iuun  doi 
zweite  groll  sterben,  also  das  dj  lüde  an 
allen  enden  in  Duschen  landen  storlfen  mil 
großen  häufen  an  der  seihen  suchte.  aU  st 
Sturben  in  dem  ersten  sterben,  unde  war 
ez  mit  enquani  in  diseni  jare,  dar  quam  «• 
in  dem  andern  jare,  unde  ging  Blnntb.  auch 
so  galt  daz  hom  unde  di  fiuchte  sin  gelt,  dax 
ez  an  manichem  lande  gar  hertlichen  unde 
kunierlicben  wart  eten.  unde  sundeiüi'iien 
in  Hessen  in  Westfalen  unde  daramb 
unde  anderswo,  iteni  der  win  g»lt  groS 
gelt,  mit  namen  so  galt  ein  ijwart  wines 
von  Elsaflen  zu  Limpnrg  ftinf  eugelseu, 
daz  ist  war,  luide  der  lantwin  unde  von 
Kinc  einen  s.  d.  Limb.  Chntn.  e.  43.  Oral 
ertliebunge,  der  was  vil  unde  geschoch  gar 
dicke,  hude  und  nioni,  darnach  uade  tAte 
me,  hi  unde  da,  unde  werte  daz  me  dan 
ein  vittel  jares-  und  sunderiichen  iii  »entr 
Lucas  dag  des  belligen  ewongeli&ien  da  wiu 
die  ertbebunge  so  groß,  dax  Kaaele  uf  dem 
Hine,  di  herliche  stat,  wart  beweg«t.  du 
si  binach  Kiimale  vil  unr.  .Inn.  Umb. 
Rec.  B.  ed.  Wyfii.  Caristia  nubgna,  «endu- 
bfttur  menswa  vini  4  /i.  1/  s.  d.  ei  l  UL 
monele  Linthui^ensis,  et  durarlt  fetme  per 
annum.  V/rf.  Hec.  A.  i.  J.  1357.  BÄWh. 
('Iirotiil-  N  Archir  4.  f^l.  Magna  cari^^tia 
vini.  Anii.Leod.M(iSS.4,34.  Fuemnt.. 
menses  septembris  et  octoürts  adeo  pla- 
viosi,  11t  vix  semina  possent  seminari  sine 
pluvia  solo  die. 

1357  ^"n.  Limb.  Rre.  A.  ed.  Wyß.  Caristia 
vini  tarn  magna,  quod  quarta  vini  salvebat 
unum  s.  d.  cum  hl.  monete  Limpurgensis; 
et  durahat  per  integiiun  annum. 

1K8  -Inn.  Leod.  MG.-^S.  4,  U.  Hiemps  mag- 
nus  a  fest«  beati  Thome  [Dezeml^r  21} 
usque  ad  purificationem  [Ftbrunr  äj. 

1360  .4«n.  Leod.  MGSS.  4.  34.  Pult  mensis 
augustus  adeo  siccus,  ut  vix  tiiit  dimissum 
solum  instans  in  coUectione  bladoruni,  ce- 
pitque  mortalitas  hoc  anno  post  augtistuin 
per  majorem  partera  temmiin,  nt  dicebatnr, 
et  quasi  gena  intinita  moriebatür  es  impe- 
diinin,  et  maxiine  iu  mengibus  septembris 
octobria  et  novembris.  et  hoc  anno  cepil 
gelu  ad  j'estiun  sancti  Kicholai    [JDciem- 


I 


-     1553    — 


Elementare  Ereignisse.] 


ber  6J  et  terminavit  ad  .  .  [Lücke],  ftiit- 
que  magna  copia  fructuum  et  vinorum.  Ann. 
lAtnb.  Dietk,  Frigus  in  vigilia  sancti  Thome 
[Dezember  20]  omnes  vineas  inter  Weil- 
burg et  Laenstein  misere  destruxit 

1361  Ann.  Leod.  MGSS.  4,  34.  Etiam  mor- 
talitas.  Ann.  s.  lacob.  Leod,  MGSS.  4,  644. 
Siccitas  magna,  et  habundantia  vini. 

1362  Bhein.  Chronik  N.  Archiv.  4,  81.  Gran- 
dines devastaverunt  et  percusserunt  vineas 
prope  Cnizenach. 

1363  Ann.  s.  Jacob.  Leod.  MGSS.  16,  645. 
Hiemps  aspera;  et  Mosa  ingelidatus  fuit 
ab  adventu  usque  ad  pasca  [Aprü  2]. 

1364  Bhein.  Chronik  N.  Archiv  4,  81 -S2. 
Yolavit  maxima  multitudo  locustarum,  ita 
quod  claritas  celi  respici  vix  poterat  pre 
eorum  multitudine,  vorantes  quasi  omne  vi- 
ridum  [!]  tam  de  vineis  quam  de  arboribus 
in  septembre ;  et  statim  eodem  anno  seque- 
batur  magna  pestilentia  in  Cruzenaco.  Limb. 
Chron.  c.  65.  Hauveschrecken  . .  quamen 
unde  flugen  als  dicke  in  der  luft  unde  in 
dem  velde,  als  bette  ein  groß  snie  gevallen. 
di  tuen  in  di  fhicht  und  daden  großen  vur- 
derplichen  schaideu  unde  flugen  dan  wider 
uf,  unde  herten  an  von  dem  eme  an,  bit 
daz  sie  vurgingen  mit  eime  rifen  unde  von 
kelde,  binach  ses  wochen.  [c.  66]  Item 
in  demselben  jare  galt  di  quarte  wines 
zu  Limpurg  einen  s.  d.  unde  einen  hl.  unde 
follenclichen  anderswo  sin  gelt  daz  werte 
binach  ein  jar.  Ann.  Leod.  MGSS.  4,  34. 
Cepit  hiemps  ad  festum  sancti  Nicholai 
[Dezember  6J,  duravit  per  14  septimanas 
nive  existente  semper  super  terram,  fiiit- 
que  magna  caristia  pastinarum  animalium. 

1365  Ann.  Limb.  Bec.  A.  ed.  Wyfs.  Tertia 
pestilentia  et  minima.  Limb.  Chron.  c.  69. 
Daz  große  drette  sterben,  unde  was  daz 
sterben  meßlicher  dan  die  ersten  sterben, 
also  daz  si  mit  zehen  oder  zwelf  menschen 
den  dag  storben  in  steden  als  Limpurg 
unde  dem  glich  sint. 

1366  *Chron.  ep.  Treberor.  Hamb.  Stadtbibl 
Hist.  31  b  fol  Bh  189,  zitiert  bei  Wyfs, 
Limb.  Chron.  S.  53  Note  2.  Heuschrecken- 
plage. Ann.  Leod.  MGSS.  4,  35.  Incipit 
pluvia  in  primo  festo  pasce  [April  5]  et 
quasi  continue  duravit  usque  mensem  au- 


gusti;  et  fuit  bladum  satis  carum  usque 
post  augustum. 

1367  Ann.  Leod,  MGSS.  4,  35.  ffiemps  quasi 
nuUus,  et  iuerunt  multa  blada  et  vina. 

1368  Bhein.  Chron.  N.  Archiv  4,  82.  Fames 
maxima  fuit  in  terra  Renensi.  Limb.  Chron. 
c.  75  (nicht  1367).  Harte  zit  unde  dure  jar, 
also  daz  ein  mir.  koms  Limpurger  maßes 
galt  fünf  punt  hl.  unde  zwene  tomose,  und 
daz  mir.  habem  galt  dru  punt  hl.;  unde 
hatten  arme  lüde  großen  gebrechen  unde 
gemangel.  die  quarte  wines  galt  zwenzig 
alder  hl.  Vgl.  Ann.  Limb.  Bec.  A.  ed. 
Wyfs.  Solvebat  mir.  siliginis  quinque  Ib. 
hl.  cum  duobus  gr.  mensure  [l.:  monetej 
Limpurgensis  et  mir.  avene  tres  Ib.  hl. 

1371  Ann.  Leod.  MGSS.  4,  35.  Parum  >'ini, 
adeo  ut  maYinifi.  pars  hominum  bibecet 
multas  cerevisias  et  medones. 

1372  Ann.  Leod.  MGSS  4,  35.  Multa  vina 
et  multi  fructus,  in  tantum  ut  ad  nativi- 
tatem  domini  adhuc  essent  satis  in  silvis 
et  in  ortis. 

1373  Bhein.  Chronik  JV.  Archiv  4, 82.  Morsus 
luporum  in  homines  mirabilis;  et  statim 
sequebatur  eodem  anno  magna  pestilentia. 
Bhein.  Chrotiik  N.  Archiv  4,  79.  A  festo 
purificationis  [Febntar  2]  usque  ad  messem 
solvit  mir.  siliginis  Pingwensis  mensure  4 
Ib.  hl.  in  communi  foro,  et  quartale  vini 
octo  s.  hl.;  attamen  non  erat  auditus  ali- 
quis  talis  defectus,  quod  aliquis  hominum 
fame  perisset  sed  sequenti  anno  mir.  si- 
liginis solvit  8  s.  hl.  et  quartale  vini  1  s. 
in  communi  foro.  Ann.  Limb.  Bec.  A.  ed. 
Wyfs.  Habundantia  aquarum  .  .  omnes 
molendine  quasi  fuerunt  destructe,  quod  vix 
molares  lapidesremanserant  cessante  diluvio 
[zunächst  an  der  Lahn],  Ann,  Leod. 
MGSS.  4,  35.  Fuit  habundantia  bonorum, 
precipue  fructuum,  adeo  ut  in  quadragesima 

'  mo.  pomorum  haberetur  pro  tribus  antiquis 
gr.,  mo.  Spelte  pro  septem  antiquis  gr., 
sext  ceparum  pro  uno  gr.  antiquo,  sext 
vero  pisorum  pro  uno  antiquo  gr.  cum  di- 
midio.  fuit  etiam  habundantia  glandium, 
ut  multi  porci  in  nemoribus  canonicorum 
istius  ecclesie  et  alibi  efficerentur  pingues. 
1374  Quaedam  folia  mss.  dt.  bei  Wyttenbach 
H.  Müller  G.  Trev.  2  S.  263  Note  d.  Mor- 


lins  sultentitun  .  .  Treviroe  iucesbit'.  Shein. 
t  hronik  N.  Archiv  4,  82.  Maximo  inun- 
dntio  iu]uanim  per  totiim  Almaomflin,  et 
Ken  US  tan  tum  crevit  apud  MoguDtiiun, 
qiiod  ^xce^sit  auperiores  gnüuB  ecclegie 
beste  Marie  virgüiig  Moguntine  mincupnte 
Grailos.  et  Bolvit  mir.  siliginis  in  Wor- 
matia  8  s.  hl.  et  i|uartale  vioi  1  s.  hl. 
Li'mft.  Chronik  c.  96  [»icht  13731-  Des 
donerstages  vur  fastnacht  (Ftbraor  ilj  Aa 
was  ein  große  tliit  uf  erden  uude  große 
not  von  waJJere  wegen,  also  da/  der  Hin 
und  die  Laae  ober  iren  rechten  6taden  in 
dl  hohe  gingen  Die  dun  sea  unde  Knenzig 
fuße  hocJi.  unde  quam  di  flnt  von  eime 
großen  snie,  der  gebllen  was . .  unde  di 
Bute  werte  me  dan  fimf  dage  unde  nadiie 
uf  unde  abe,  und  was  groß  betrupnisse  von 
den  luden,  und  dax  gevogehe  in  den  Luisen, 
hanen  undehuiner,  sangauchbetniplichen.. 
antb  so  was  ein  fluit  zubevor  gewest  uf  den 
Eweltlen  dag  nach  winachten  [Januar  6J 
di  nest  was,  unde  di  fluit  was  diser  nit 
glich,  want  diae  mcr  wag.  Ann.  e.  lacob. 
Ltod.  MGSS.  IG,  6J5.  Maxima  habiin- 
duntja  aquamm  ubique,  maxime  circa  prin- 
cipium  ianuarii  et  febnumi.  .^in.  Leod. 
MGSS.  4,  35.  Versus  ephifaniam  fuit 
miudnia  copia  aquanun  .  .  periditalianlur- 
que  mutte  ville  in  inferioribus  partibus 
Almrtnie  *. 
1375  Li'i»''.  Chrun.  c.  lO'.K  Da  was  ziimule 
ein  dnicken  und  ein  heize  somer,  also  daz 
ez  nier  dan  uwelf  wocben  ungereigent  was. 
unde  in  dem  jare  wart  also  gut  kern  und 
öiichte,  daü  man  darvor  binnen  virzenjaren 
desglichen  i  mochte  gesehen,  unde  galt  zu 
Limpurg  in  dem  eme  daz  mir.  under  der 
sicheln  einen  gl.  unde  zuslunt  zehcn  s.  d.; 
unde  wart  gar  gilt  win  In  der  zit.  unde  des 
were  gor  vil  worden,  dan  di  sonne  hatte 
in  ™rbrant  imde  vurhelgeL  unde  galt  di 
maß  dos  besten  wines  zu  Limpurg  echte 
aide  bJ. ;  unde  daz  werte  fiinf  jar  naeb 
einander.  Ann.  s.  lacoh.  Leod.  JtlGSS.  16, 
h'i5.    Vindemia  bona.   Jmi.  T^oil.  MGSS. 


4,  35.  Fuemnt  oque  adeo  magne  in  I 
raartii,  guod  multi  dicebanl,  quod  in  taut 
magne  erant.  sicuti  foeraat  aono  1374. 

1383  Ann.  Umh.  Btc.  A.  td.  Wyfa.  P«stiJr7iIi«  ' 
i'egnavit  in  Limpurg  ita,  niaxime,  quod  inngii 
quam  1.300  bominee  ntoriebaDtur*.  A'ath 
Bei-.  B.  sind  es  1400  hominee.  Ijimb. 
Chron.  c.  131.  Dax  drett«  sCorben  in  der 
niuQe  als  di  erste  sterben  waren ;  dan  du 
TneQlicher  was. 

1380  Folia  »WS.  bibl.  Trre.  bei  Wi/Uenl^adt 
und  Müller  2,  S.  SS8  Note  e.  Plnustnim 
dni  absque  vase  vendebalur  Treveris  iino 
aureo ;  vas  vacuuni  duobus  vel  etiatn  trihn 
aureis.  Cod.  HivmfTod.  Trier  StaOlhäA. 
1438 ;  a.  a.  0.  l'lanstrum  vini  vaiH  .  , 
3  fl..  et  exponenti  propriam  ras  mustu  re- 
pletum  fuit  pro  uno  fl. 

1387*  IrttM/i.  Chron.  e.  lil-  Da  waren  gud« 
Jar.  da  kaufte  man  uf  dem  Rine  ein  gnt 
iuder  wines  umh  echte  gl.  unde  umb  sei 
gl.  unde  umb  vier  gl-,  nade  redelich  gut 
win,  den  ein  iglich  gut  man  mochte  trinkeB 
ober  tafeln,  ein  tiider  nml)  dri  gl.,  imde 
etzliche  umb  zwene  gl.  imde  kaufte  bisrbof  , 
Adolf  von  Menze  bondert  fuder  wines  u—"- 
hondert  gl,  unde  gap  be  di  vaß  eu  i 
winen. 

1389-1400-  -Für  dieet  Jahre  tigl  die  AM^abm  , 
über  die  Weinprtige  in  Sd.  3  A'o.  305, 
ciifaiii»i<iigfste!ll  obeii  S.  593  f.  wnttr  dm 
Wein-Eimetpreixeii. 

1390  Limb.  Chron.  c  153.  In  dem  berbeste 
da  was  also  vil  wines  uf  der  Ij^ae  ge- 
wassen,  als  imans  uf  der  Lane  gedenken 
mochte,  also  daz  ein  gut  (renz  fiider  wines 
daz  galt  zu  Nossauwe  unde  in  dem  tenne 
i'chte  gl.  unde  in  der  maße. 

1391  Limb.  Chrun.  c.  167.  Krieg  im  Norden; 
darumb  wart  grolle  durte  in  disftn  landen 
von  gesalzen  fischen,  also  daz  ein  tonne 
heringefi  galt  gerne  9  swere  gl. 

1392  Limb.  Chron.  c.  Wiii.  Da  was  wtne» 
gnuch  an  den  stocken,  unde  quam  ein  groB 
rif  unde  frost  uf  sente  Matbeus  dag  ewan- 
gelisten  in    dem   berbeate  [Sqilember  21], 


1.  du  aiufülirlidii  Schlldrrung  Jer  Taniirut  i 
nln-f  .'•'actiriMni  gtM  Wg/t,  LrnUi.  OiTtn.  i 
r  ZaI-t  tgl.  Higii.  Slädltthrw.  18,  WS  f. 
<  meH  me,  >.  Kg/t,  Limb.  Otron.  S.  78  Xe 


—     1555 


Elementare  Ereignisse.] 


unde  zusehen  demselben  dage  bit  uf  sente 
Micbahelis  dag  [Septemba'  29]  .  .,  da  ir- 
frois  der  win  unde  di  trüben  an  den  stocken 
an  dem  Rine  uf  der  Lane  uf  der  Mosellen 
unde  allenthalben  in  Duschem  lande,  also 
daz  man  die  trüben  muste  stoßen  mit  gro- 
ßen stoßein,  also  hart  waren  si.  unde  di 
wine  worden  also  sure,  daz  si  worden 
smackende  als  saft  von  holzeppeln.  der 
win  hiß  ratzeman,  unde  di  quarte  wolde 
nit  gerne  gelden  3  hl. 

1393  Limb,  Chron.  c.  166.  Wart  gut  win, 
unde  galt  di  quarte  zwene  engeis.  unde 
was  der  somer  also  heiß,  daz  der  Rin  unde 
ander  alle  flißende  waßer  also  kleine  waren, 
als  man  binnen  virzig  jaren  zubefomt  i 
mochte  gesen.  unde  der  nest  winter  dar- 
nach quam,  da  vil  so  groß  ein  snie  umb 
sente  Katherinen  misse,  als  binnen  zwenzig 
jaren  in  disen  landen  i  mochte  gefallen, 
also  daz  vil  lüde,  di  ober  feit  solden  wan- 
dern, in  dem  snie  viurdorben  unde  worden 
fonden,  da  der  snie  vurging. 

1394  Limb,  Chron,  c,  177.  Gar  sure  win, 
want  der  froist  oberfil  den  win  an  den 
stocken,  e  dan  he  rif  worde.  unde  kaufte 
bischof  Wemher  [von  Mainz]  hondert  fu- 
der  desselben  wines  uf  der  Mosein  mit 
den  vaßen  umb  virhundert  gl.,  daz  was  daz 
fuder  umb  vir  gl.;  unde  di  worden  also 
luter  uf  den  heben,  daz  man  si  trank  vor 
winachten  uß  den  glesem. 

1395  Linib.  Chron,  c,  184,  Uf  sente  Bamabas 
dag  [Junill]  .  ..wart  ein  groß  ertbebunge, 
also  daz  die  lüde  sere  irschrocken  unde 
worden  irferet . .  große  sterben  in  Duschen 
landen. 

1396  Limb,  Chron,  c.  188  [Februar].  Was 
ein  große  bescheideliche  fluit  unde  ein  ge- 
weßer,  also  daz  man  zu  Cobelenze  mit 
schiffen  für  in  sente  Castors  gaßen  uf  den 
kommarkt  bis  an  die  brücke,  da  man  geit 
ober  den  graben  zu  sente  Florin,  unde  ging 
in  di  kirchen  unde  clostere  zu  den  Barfußen 
unde  durch  den  cruzegang. 

1397  Ann,  Limb,  Rtc,  A,  ed.  Wyfs.  Tempore 
maii  floruerunt  blada  simul  et  botri,  et 
eodem  tempore  fiiit  magna  pestilentia,  et 
in  mense  iulio  eodem  anno  inventi  sunt 
botri  maturi.  Limb.  Chron.  c.  197  Februar. 
Di  waßer  worden  groß,  also  daz  di  Lane 
bi  Limpurg  ging  ober  iren  gemeinen  floiß 


funfzen  fiiße  ho.  [c  202]  im  .  .  meige  da 
stont  daz  kom  unde  auch  der  win  in  einer 
gemeinen  blut  unde  daz  kom  in  disen 
landen  vurblude  zumale  unde  wart  in  dem 
meige  rifig,  unde  sneit  man  rif  kom  zu 
brode  in  den  nest  pingestheiligen  dagen 
zu  Boparten  zu  Cobelenze  unde  anders  an 
vil  enden,  das  mir.  koms  bleip  an  eime 
gl.,  unde  derselbe  win  der  beste  galt  vir 
hl.  ein  qwarte  zu  Limpurg,  unde  ein  qwarte 
vur  dri  hl.,  vur  zwene  hl.,  und  einen  hl., 
unde  was  redelich  zu  trinken,  daz  werte 
ein  jar. 
1399  Bd.  3,  530 f  33,  Nullum  vinum  vel  paucis- 

simum  crevit 
1408  Ann.  Limb.  Dietk.     Die  beati  Valerii 
[Januar  29]  fregit  glacies  pontem  in  Wiei- 
burg  et  Dietz  necnon  omnes  ligneos  pontes 
in  Logena  Rheno  et  Eschaffenburg.   Ann. 
Limb.  Bec.  A,  ed.  Wyfs. 
M6sel  und  Riene  von  iese 
alses  hart  waren  bestanden, 
daß  man  zu  Covelenz  und  in  viel  landen 
mit  laste  darobir  mochte  gane, 
foren  karen  sledden  und  wane. 
zu  nacht  Marcelli  das  geschaich 
und  wert  biß  off  santa  Aldegonden  dag 
[Jan.  16  bis  Jan.  30], 

1416  Ann,  Limb,  Bec.  A.  ed.  Wyfs.  Circa 
festum  conceptionis  Marie  virginis  [De- 
zember 8]  fuit  tanta  frigiditas  hiemis,  quod 
omnes  vinee  circa  Limpurg  eximio  frigore 
araerunt;  et  tempore  succedente  in  mense 
apprili  sequente  vinee  excise  sunt  Ann. 
d.  hist  V,  f.  d.  Niederrh.  15,  202-205: 
Wasserflut  in  Münstereifel  in  der  Nacht 
vom  6,  auf  den  7.  Juli  1416, 

1417  Ann.  Limb.  Bec.  A,  ed.  Wyfs.  Solvebat 
mir.  siliginis  2  fl.,  et  fuit  magna  caristia, 
durabat  per  mensem  ante  messem.  et  ve- 
niente  messe  magna  copia  frugum  congre- 
gata  est,  videlicet  in  siligine  tritico  et 
avena,  ita  quod  mir.  siliginis  statim  sol- 
vebat 14  gr. 

1419  Ann,  Limb.  Bec.  A.  ed.  Wyfs.  Solvebat 
mir.  siliginis  ante  messem  .  .  Ib.  hl.,  quod 
facit  20  albos  minus  2  hl.;  sed  adveniente 
messe  et  in  [l.  a]  messe  per  totum  annum 
solvebat  mir.  siliginis  octo  gr.  monete  Lim- 
purgensis,  et  mir.  tritici  vix  fl.,  et  mir. 
avene  sex  gr.;  et  ista  venditio  frugum  du- 
rabat a  anno  vicesimo  usque   ad  annum 


vicesimiuii  primm»  nativitatis  Christi;  es- 
tUDc  mir.  siUgini»  solvebat  ä.  Atm.  Limb. 
Bklk.  SiJigo  scindebfttur  circa  featum  as- 
sumptionis  beste  virginb  Marie  [August  15} 
triticum  cilius  quuni  siligo;  et  mir,  venit 
8gr- 
,1420  ÜTk.  No.  230.  in  Bd.  3,  S.  264.  Dia 
jair,  van  is  miswab  geweat  ist . .  Wyttenb. 
u.  Müller.  3,  S.  313  Note  t.  Annus . .  in 
oninibua  preaaturuE  fuit ;  hinu  ilie  veraiis : 
Ruffi  lAuifust  37 j  saneU  dieB  Muaelle  col- 
ligit  »vas. 

I  1428  Ann.  Limii.  Btc.  A.  «'.  Wyß.  Magna 
pesülentia  in  Limpurg  a  festo  penthecOBtcs 
uaque  aA  natiritateni  Christi  [Mai  23  bh 
Daaiiher  35J. 
132  Ann.  Limb.  See.  Ä.  ed.  Wyff.  Teraporc 
hieniali  tuerunt  Tinee  causa  nimie  frigidi- 
taCis  el  circa  Limpurg  et  cireumquaque 
abscise  et  ad  nichilum  redacte,  itn  ut  in 
isto  anno  nullius  ntilitatis  fuiL 

I  1433  Am:  Limb.  Eec.  Ä.  ed.  Wyß.    Iicra  in 
ino  ( 1432 :  [so])  itenim  vinee  corrapt«!  sunt 
I  hiemc  et  tempore  su<!cedente  abscise 
et  mir.  siliginis  solvebat  8  gr.,  et 


i  fl. 


t  sioiiliter  sexageaimo 
D  pretio  potuit  vendi ; 


I  1443  Am,.  Limb.  See.  B.  rd.  Wyfs.  Uheous 
fuit  congetatua,  ita  quod  currus  onustoa  sup- 
portaret  a  festo  sancifi  Barbare  u£que  ad 
cathedra  Petti  [1443  Dezember  4  bis  1444 

Ftbnmy  :!2}. 
1406  -Iii«.  Liii'h.  liec.  A.  ed.  U'j//».  Mir.  si- 

ligiuia  salvebat 

doinibua  sei  gi 

septirao  nx  prc 

et  mir.  tritici  octo  aut 
14(i7  «.  1466. 
liT2  Ann.  Limb.  See.  A.  ed.   Wyfs.    Wine 

und  konie    mitsampt    aller   ander    frucbt 

ganz  woiifeil  und  gude  jare. 
1473  Ann.  Limb.  Reo.  A.  ed.  Wyfs.    Kue  so 

wanuiier  somer,  dall  keinem  raenscben  zu 

der  zit  cit  gedaecht  des  gelichin  mit  «ine 

1483  Arch.  Chrvmix  1361,  1483.  Mißwachs 
und  auch  der  harter  theiu'er  zeit  der  frucht, 
sich  jctz  ein  zeit  von  jaren  bieliinnent  lan- 
des  begeben  hajt)  (LuxrmhurgJ. 

1491  Dezember  13:  Goeri,  Heg.  der  Jirzb.,  Aas- 
fuhrrerbol  für  Getreide. 

1529  Hoyith.  Bist.  3,  630.  Mi߻achs  imrai 
und  teucmng  in  daa  getreid  auch  weio  und 


genieinlich  all  andere  fruehl  der  erden  ge- 
fallen. Rs.  Trier.  Sta^^ibl  1346  f-ei 
WyUenbach  u.  ilüller  8  S.  37S  NoU  e. 
In  agro  Trevireusi  niuld  noTo  morbi  gp- 
nere  —  sudoreni  Äaglicum  vttcant  —  intm 
paucisainiae  horos  alisumpti  sunt. 

1536  G.  Trer.  c.  291.  Hiema  erat  ingtar  veri». 

1539  G.  Trev.  c.  291.  Tanta  fiiii  annonae  fer- 
tilitaa  et  vini  ubertas,  ut  nou  sulficerenl 
vssa.  unde  cUteruae  iu  terram  defossae 
miu^tae  cum  oleo  et  sevu  illita«,  aüae  as> 
seribiis  vestltae,  ut  tiniuu  c^ntinereat  «t 
serrarenL 

1510  ff.  Tm.  e.  292.  Valria  Trerirtawis  al- 
ftigitur  peate.  G.  Trev.  c.  291.  Tanta  fuil 
aeris  Biccilas  et  caliir,  ut  ajjuae  alias  \tc~ 
rennea  et  fontes  ei^aicriircnUu',  et  Kbeuus 
in  multie  locis  vaduaus  tiierit,  ut  pcditea 

praeataniisGimi  et  fninienii  satis.  Chroi: 
Limb.  Ein  fiider  wein  umb  10.  11  auch 
12  gl. 

1542  RbettH»  1,  20.  Uml)  trilinitatia  ist  t-in 
gemein  sterben  der  peatilenz  zu  Lanstejn 
gewest,  hat  gowert  nf  ■'*  jara.  und  seint 
dik  jung  und  alt  gestorlien,  und  das  scliloB 
Laneck  bei  aniterhalb  mol  aus:  alio  hat 
sich  der  omptman  her  J.  v,  E.  Ma  gani 
jor  gen  Poparthen  gethan,  bin  ich  H.  G. 
xfllschreiber  ach  bei  im  gewest  uf  5  wochen, 
und  danioch  et] ich  zeit  zu  Menz. 

C.  1555  O.  Trei:  c.  2iU,  Bd.  3,  23—24,  extm 
J.  1557.  Cuni  aliquando  auni  steriles  in- 
ddiasent  atque  inlen)]>eetatiB  aut  pecunie 
innpiae  aut  aquarum  eniptione  difficUis 
easet  annonae  proventus . . 

1565  Artn.  Limb.  JUc.  B.  ed.  Wyfn ;  z.  J.  14  43. 
Kbentis  coogelaius,  ita  quod  ciutus  ontietoa 
aupportaret 

1B73  5cwH(,  ChwTrler  1,  492.     Tewnng. 

1581—1599  G.  Trev.  c.  301.  Continua  annooat 
caritaa . .  duo  eienim  fertiles  tautuiu  liiere 
anui  de  novemdecint.  scilicel  1584  et  SOmus. 
.  .  (|uia  vulgo  cre^litum  est,  multoniu  an- 
Qonim  continuatam  sterililatem  a  strigibujä 
et  nialefida  diubolica  invidia  causari,  toia 
patria  in  extinctionem  malcticaruin  in^ur- 
rexit .  -  deficiebat  aiator  et  vinitor,  hinc 
sterilitaa.  rix  putatur  saevior  pestis  aut 
atrocior  bostis  perograsse  Trenrenaiiun 
fines,  quam  hie  .  .  persecutionis  modus. 
Ygl  dam  Hmih.  Rift.  3,  174,  1592  Uk- 


—    1557    — 


Elementare  Ereignisse.] 


tober  2:  Voraussieht,  dafs  die  bevorste- 
hende Weinernte  fast  schmal  und  gering 
fallen  wird.  Dasselbe  gut  vonl593t  Scotti, 
Lhur-Tner  J,  562. 

1599  6^.  Trev,  3  S.  58  NoU  *.  Maturas  uvas 
reperit  baptista  Joannes  fJuni  24]. 

1600  G.  Trev.  c.  302,  Plurimi  pontes  per 
dioecesim  inundatione  aquarum  nipti.  istum 
uf  der  Alfen  Lotharius  [archiep.]  restauravit 

1615  G.  Trev.  c.  203.  Ma^am  superioris  anni 
siccitatem  secuta  est  magna  vindemia. 

1636  G.  Trev.  c.  306.  Confluentiae  venditum 
unum  mir.  siliginis  100  fl.  et  pluris. 

1657—1658  G.  Trev.  c.  311.  Frigidiosissima 
hiems . .  soluto  gelu  aquarum  insolita  mag- 
nitudo  extitit  Europae  universae  formida- 
bilis. 

1662  G.  Trev.  c.  316.  Parum  vini  crevit,  si- 
ligo  satis  magna,    deo  gratias! 

1663  G.  Trev.  c.  316.  Parum  vini  crevit,  si- 
ligo  etiam  satis  magna. 

1665  6r.  Trev.  c.  316.  Dyssenteria  et  pestis 
fere  in  omnibus  locis.  In  Köln  sterben  in 
ettca  4  Monaten  4573  Menschen. 

1666  G.  Trev.  c.  316.  Grassata  circumquaque 
pestis. 


1667  G.  Trev.  c.  316.  Dyssenteria  et  pestis  . . 
Confluentiae  et  circa  partes  Trevirenses. 

1669  G.  Trev.  c.  316.  Siccitas  tanta  fuit  circa 
has  partes  Trevirenses,  ut  .  .  etiam  Con- 
fluentiae putei  nullam  plane  aquam  habue- 
rint  . .  bonus  satis  annus,  sed  in  aliquibus 
locis  nimis  cito  advenit  frigus,  quod  causa- 
vit  aliquibus  plurima  damna  in  uvis  et 
vineis. 

1670  G.  Trev.  c.  316  ed.  Wyttenb.  u.  Müller  3, 
S.  110 — 111.  Magnum  frigus.  Sehr  ge- 
naue Mitteilungen  über  den  Ehein  bei 
Koblenz,  der  zugefroren  war^  .  .  vinum 
satis  bonum,  sed  parum;  siligo  optima  et 
satis  abundans. 

1698  G.  Trev.  c.  324.  Ingens  fames  et  Caritas, 
ita  ut  mir.  siliginis  12  immo  16  imperialibus 
constiterit,  unum  plaustrum  vini  vero  Mo- 
sellani  de  1684  anni  crescentia  pro  500  usque 
imp.  Trevirensibus  venditum  fuerit:  adeo 
rarae,  ob  sterilitatem  huius  et  anteriorum 
annorum,  erant  fruges  et  vina. 

1699  G.  Trev.  c.  324.  Annus  in  frugibus 
fructibus  et  vinis  valde  ferax  in  Treviratu 
erat 


1)  Vgl  damit  die  B»9chreibimg  des  Winters  von  1709  G.  Trm.  c.  883. 


2.   Bibliographie. 


Da  F.  X.  Kraus  bald  eine  eingehende  Bibliographie  si)eziel!  auch  der  ■ 
Geschichtelitteratur    des    Mosellaiides    in    deu    Ergänzuiigsheften    der    West-  , 
deutschen  Zeitschrift  publizieren  wird ,    so  brauchten   die  Arbeiten    ziu"  all- 
gemeinen Provinzial-  und  Lokalgeschichte  in  der  folgenden  Übersicht   nicht 
berücksichtigt  zu  werden.    Aus  demsell)en  Grunde  war  es  möglich,  die  biblio- 
graphischen Details  hei  Angabe  der  eiiizelnen  Titel  Öiuulichst  kurz  zu  halten- 


Bibliographische  Hilfsmittel. 


Dom  Calmet,  Biblioth&i]ue  lorraine,  du  his- 
toire  des  homoes  illustres,  quj  out  fleuri 
en  Lorraine,  dans  les  trois  eväch^,  daus 
l'archevScU  de  Tr^es,  dsitB  le  ducbä  de 
Liuembourg.  Nancy  1751.  fol.  Vgl.  dazu 
Calmet,  llisloire  dy  Lorrainr',  XLI.X  f.: 
Cataloguc  alphabi^tliique  des  etrivains  tant 
imprimeü  que  inaniisi:rita,  qui  ont  rapport 
ä  i'histoire  etclesiaatique  et  civile  de 
Lorraine. 

Catalogder  Stadtbibliotbek  zu  Aachen.  Aachen. 
1834. 

Catalog  der  Bibliothek  des  Ereises  Bonn. 
Bonn.    1666.    4". 

Catalog  der  Bibliothek  der  Sladt  Coblenz.  1875. 

Drnnke,  E..  Beitrüge  zur  Bililiograpbie  und 
Litte  ratiirgefichi  übte ,  oder  Merkwürdig- 
keiten der  Gymnasial-  und  stitdtischen 
Bibliothek  zu  Coblenz.    Coblenz     1»37. 


Iter  literarium    (dui'ch  die  Rheinprovins)  I 

[Ada  ac.  Theod.  Palai.  3,  IS— 169-] 
Eal&log  der  Bibliothek  der  Kgl.  Begierang  « 

Trier.    1847. 
Klein,  Zur  Bibliographie  aus  den  ScMtz*n 

dor   hiesigen  (i)-iiinasial-    und    vereinigten 

stadtischen  Bihlioüiek.     Koblenz.     1848. 
Namur,    Catiilogue   de  ia   bibliothi^jue   de 

TAthSnee  royal  grand-ducal  deLuxembourf. 

Luxemburg.     1655. 
Neyen.    A.,    Biographic    Liuteuibourgeoise. 

3  Bde.    Luiembourg,    lj!76  f.    Vgl.  liierm 

M.   I...   G.    Biographie    Luxembourgeoise. 

Arlon.    1851. 
Rouyer,  T..  Fragments  d'Studes  de  lüblio- 

graphie  Lorraine.    Nancy.     lii<SO. 
Schoetter,  3.,  Catalogue  de  Ia  Biblioib^ue 

de  Luxembourg.    1875. 


B.    Zur  Quellenkunde. 

ecker.  A.,  Das  Archiv  der  Stadt  Limburg  ;  Dronke,  E.,  Über  die  Gymnasial bibliotbek 
an  der  Lahn  [Nasa.  Ann.  74,  308 — 317;  I  [zu  Koblenz]  und  einige  in  derselben  auf- 
ebd.  S.  302—308  über  das  Archiv  des  !  bewahrte  Handschriften.  Koblenz.  1832. 
Wilhelmsklosters  in  Limburg.]  Friedemann,  P.,  Bodmanns  und  Kindlingera 


—    1559 


Bibliographie.] 


hinterlassene  handschriftliche  Sammlang 
zur  Geschichte  des  Rheingaues  [Nass.  Ann. 
4,  9,  457]. 

Ooetze,  Die  archivalischen  Sammlungen  auf 
Schlofs  Miltenberg  in  Bayern  [von  Löhers 
Archival.  Zs.  2,  146-204]. 

II gen,  Rheinisches  Archiv;  Wegweiser  durch 
die  fiir  die  Geschichte  des  Mittel-  und 
Niederrheins  wichtigen  Handschriften. 
I.  Teil  der  Niederrhein.  [Westdeutsche 
Zs.  fdr  Gesch.  und  Kunst,  Ergänzungs- 
heft II,  hrsgg.  von  K.  Lamprecht].  Ent- 
hält auch  Vieles  für  die  Moselgegenden 
Wichtige. 

Papiers  de  Mabillon  contenant  principale- 
ment  les  notes  prises  par  ce  savant  dans 
les  archives  et  les  biblioth^ques  de  Cham- 
pagne de  Lorraine  et  d'Alsace.  Hs.  Paris 
Nat  bibl.  11902. 

Quich^rat,  Les manuscrits de la Bibliothdque 


de  Metz  [Catalogue  g^n^ral  des  Manuscrits 
Bd.  5;  vgl.  A.  Archiv  f.  alt.  d,  Geschk.  8, 5]. 

Würth-Paquet,  Rapport  sur  les  anciennes 
archives  du  Grand-Duch^  de  Luxembourg 
[Publ.  Luxemb.  3,  153—174;  4,  75—90]. 

Vieles  auch  in  den  Abt  A.  genannten 
Schriften.  Über  die  lothringischen  Archive 
giebt  Lepage  in  seinem  1853  erschienenen 
Buche  Les  communes  de  la  Meurthe, 
2  Bde.,  vielfache  Auskunft.  Dürftige  Aus- 
züge aus  den  Handschriftenkatalogen  von 
Aachen,  Bonn,  Koblenz,  Kues,  Luxemburg, 
Trier  (Stadt-  und  Dombibliothek)  finden 
sich  im  A.  Archiv  f.  alt.  d.  Geschkde.  Bd. 
8  und  11.  Kurze  Übersichten  aller  im  J. 
1882  bekannten  Archive  habe  ich  West- 
deutsche Zs.  Bd.  2,  390  f.  zusammen- 
gestellt. Man  vgl.  auch  das  in  Abt.  C 
angeführte  Verzeichnis  der  Rhein.  Weis- 
tümer. 


C.    Regesten. 


Goerz,  A.,  Regesten  der  Erzbischöfe  zu 
Trier  von  Hetti  bis  Johann  H.  814—1503. 
Trier.    1859.    4^ 

Goerz,  A.,  Mittelrheinische  Regesten,  oder 
chronologische  Zusanunenstellung  des 
Quellen-Materials  für  die  Geschichte  der 
Territorien  der  beiden  Regierungsbezirke 
Koblenz  und  Trier  in  kurzen  Auszügen. 
4  Bde.    Koblenz,  1876—1886. 

Herquet,  Regesten  des  gräflich  Solms-Rödel- 
heimschen  Archivs  zu  Assenheim  [Nass. 
Ann.  13,  49—99]. 

Kreglinger,  Analyse  critique  de  la  collec- 

tion  des  diplomes  sceaux  cachets  etc.  du 

cabinet  de  ^Ir.  le  comte  de  Renesse-Breid- 

bach.    Anvers.  1836.    Vgl.  dazu 

Weidenbach,  Die  Freiherren  von  Breid- 

bach  zu  Bürresheim  [Ann.  d.  bist  V.  f. 

d.  Niederrh.  24,  70—125]. 

Lager,  Regesten  der  Abtei  Mettlach  bis  zum 
17.  Jahrhundert  [Geschichte  der  Abtei 
MetUach  S.  290—407]. 

Lepage,  H.,  Catalogue  des  actes  de  Ferry  in 
duc  de  Lorraine  1250-1303  [604  Nrn.] 
in  dessen  Au&atz :  Opinion  de  Dom  Calmet 
sur  Temprisonnement  de  Ferry  in  [M^- 
moires  de  la  Soci^te  d'archeologie  lorraine 
1876]. 


Liste  chronologique  des  edits  et  or- 
donannces  de  la  principautä  de  Stavelot 
et  de  Malm^dy  de  650  ä  1793.  Brüssel. 
1852. 

Menzel,  K.,  Regesten  der  im  Archiv  des 
Vereins  für  Naussauische  Alterthumskunde 
und  Geschichtsforschung  aufbewahrten  Ur- 
kunden aus  den  Jahren  1145— 1807.  [Nass. 
Ann.  15,  143—266.] 

P  e  r  1  b  a  c  h,  Regesten  der  auf  der  Grofsherzog- 
lichen  Universitätsbibliothek  zu  Heidelberg 
verwahrten  Urkunden-Sammlung  (des  1829 
t  J.  E.  von  Fischard,  meist  SMaximiner 
Urkunden).    [Mones  Zs.  23,  129  f.] 

Chartes  de  la  £amille  de  Reinach  d^pos^s 
aux  archives  du  Grand  Duch^  de  Luxem- 
bourg (4398  Nrn.  vom  J.  1221  ab.)  [Publ. 
Luxemb.  Bd.  33,  1877]. 

Chartularium  Salmense,  Regesten;  s. 
unter  D. 

Verzeichnis  der  Rheinischen  Weis- 
tümer,  Vorarbeit  zu  der  von  der  Ge- 
sellschaft [für  Rheinische  Geschichts- 
kunde] unternommenen  Ausgabe.  Nebst 
einer  Orientierungskarte.    Trier.    1883. 

Wauters,  Table  chronologique  des  chartes 
et  dipldmes  imprim^s  concemant  Thistoire 


ile  la  Belgique.    5  Bde.    BräsBet.  1806  ff. 

4«. 
(Teiüenbath.  Eegesteo  der  Stadt  Bingen, 

Uingen.    1853. 
ferveke,  N.  van,  Table  chronologique  des 

Ctiartes  et  Dociimenta    concernant  la  Loj 

de  BeaumonL    [Publ.  Lmemb.  32,  140— 

176.1 


irtb-Pn 


Liwemburger    Regesten, 


119^-1483.    [Pnbl.  Ltaerab. 
35.] 

Wttrth-Paquet,  Table  imaljtique  i 
tes   et  des  dociuneois  concenumf'l 
d'Echtarnaclt  et  see  ^tabÜBaemeatB.   Luxem- 
burg.    18Ö7  f. 

Wartb-Pftqiiet  et  ».  Werveke,  ArcJiires 
de  Clervaux  analys^B  et  pabljees.  Laxem- 
btirg.    läeS.    [Publ.  Luxemb.  Bd.  86,  14.] 


D.    Publikationen  urkuuiUichen  Stoffes'. 


I 


Uritundeti  des  Klosters  auf  dem  BeaCusberge 
bei  Koblena  (10  Urkunden  von  1153— 
1396).  [KeiEBcb  und  Linde.  Archiv  1^ 
Rheinkche  Gesubicbte  1,  211-240.] 

Die  Privilegien  der  Stadt  Buppard  [Wigaads 
Wetil.  Beitr.  2,  i]. 

B  r  e  i  t  h  o  f .  L'abbaye  d'Echtemacb  1 597 ; 
Extroit  d'un  inanuscrit  de  l'abbä  BerteU. 
Echtemarher  ProgymoBBialprogramm  1682, 


(Ca  r  d  a  u  n  5,  Rheinische  Urkimden  10—13  .lalir- 
hiinderts,  aus  der  Bibliothek  der  katholischen 
Gymnasien  in  Köln ,  [jetzt  im  Kütner  Stadt- 
archiv] herausgegeben  in:  Forschungen  sur 
d.  Gesch.  12,  453  ff.,  Ann.  des  hisL  V.  t.  d. 
Kiederrh.  36,  392  £  und  36,  1  ff.;  Zs.  des 
Aachener  GeschichtKTereina  1,  180  ff.;  und 
rtopert/.Qiiellenund  Beiträge  zur  Geschichte 
der  -ibtei  München-Uladbach.  [\'gl.  Wesltl, 
Zs.    1  Korrbl.  No.  285.] 

Codex  diplomaticus  IJassoicus.  Nas- 
sau iE  cfaes  Urkundenbuch.  Erster  Band, 
erste  .\bteilung.  Die  Urkimden  des  ehe- 
mals ktirniainzischen  Gebiets,  einschliersUcb 
der  Herrschaften  Eppensteiu,  Königsteia 
und  FalkeuEtein ;  der  Niedei-grafschaft 
Kat^icnelnbogen    und    des    kiupfälziscben 


Bearbeitet  ^ 


W.    Saner. 


e|to. 


.Amts   Caub. 

Wiesbaden.    18S5. 
Diplomatarium  niaibodenberg< 

nis  Tabularum  liRerarmniiiie 

Icgiiun.     Frankfurt     1724.] 
Alte  Dorfweislbümer  am  dem  15.  n.'  I& 

Jahrhundert  [Wigand,  Wetzl.  Beifr.  1,  *; 

3,  62 -7S]. 
Necrolog  der  Abtei  Eugelpurt  herausgegeben 

von   V.    Stramherg    [Reisach    und    Linde, 

Archiv  f.  Rhein.  Geschichte  2,  1—95). 
Ennen,    Blankenheimer    MinlBterialenstatiit 

(Ann.  fL  hist  V.  f.  d.  Xicderrh.  9  u.  10, 

182—126]. 
G  i  e  s  e  1  e  r ,  Syrabolae  ad  historiam  monastcrii 

Lacensifi  ex  codicibus  BonnetuibiiB.   Bonn. 

1826. 
Goeri,  Luxemburgische   Frkunden  in   dem 

kimiglithen     Archiv     zu     Koblenz     [PubL 

Luxemb.  27,  170—175;  28,  11)3—229;  29, 

360—365;  30,  301—306]. 
Goffinet,  Cartulaire  de  Clairefontaine,   ou 

recueil  de  docimienis  prcsque  tous  in^its 

concemani  cetle  andenne  abliaje-    Arion. 

1878. 
Goffinet,    Cartulaire   de    l'abbaye    d'Orval, 

de3)uiB  l'origioe  de  ce  monastöre  juaqa'ji 


\ 


SVitli,  Winiig, 
■1»  In  disHr 

UrlniiiiiBiibacl 
mureni  Ept«r 

865-271.  - 

tritriKhir  Cr 


I  Tg!,  inch  nooh  db  CiknndnMIkcoi  in  Warken  «i«  Bcrtholtt.  Hirt.  «ccMluti^M  at  dvlk  da 
mbolIrK  at  cimU  da  Cbinj,  8  Bde..  4',  LsHmboiirg  I742-4S.  dam  ualufan  Wtrka  CalBata  tUt 
1.  m.  Dia  itidtrachllicban .  latnehmlieli  atUnUriuben  QBtlltnpBblikationa  Tan  Bubanck.  Bar^ 
Eb,  BBllnEan,  Dudaldoir,  EcblirDach,  Oaiolitsin,  OrsTanniub«,  Iditain,  Kirebbaig.  KircUwdm.  Knu- 
1,  Laclieiiicli,  LIni.  Lniamliiirg,  KoBUbini,  Hfinilaraifel,  Odarnheitn.  Sairlirtekan,  Biubn^  SOnw. 
nHtr,  fVttilu  Ttnalchort  Ogiiglar,  DenUcta  atadtncblHltertllnar  aOSl  B.  4TS-50$;  aa  bnachta 
ticbtang  oben  nnr  einigst  erglniend  aaganbrt  ts  vaidan.'  SpMialliUaratnT  bbar  aiD»I>a  bamt- 
a  Uilfrialisniimmlqngen,  wir  nbti  in  Uhn  anrana  PrDiiiianali , 
ir  a.  a.  M.  iil  Bd.  S  puandEn  OrtH  aDgenbrt;  die  Littantsr  «ber  das  B 
wengii  id  Ootba  iit  Fnbl.  dg  Lniembonrl  Bd.  •i6,  ^ll~^l^  iDiammaagsatallt;  Tgl.  aush  Bod  ttm 
t  Anigaba  dai  HoBnmenla  EptarDioniia  in  den  HGSS.  Bd.  23  tob  Fetan.  P*bl.  la  Launbomg  Bd.  SO. 
D  übrigen  1.  mm  Varatlndnli  dar  llrkanden  nach  Man.   Taa    .moie  TraTireDii'  in   dar    DntiamBc 


in  Mbanr  Zeit    [Gm.  f.  nbtiL  F.  ISSä-'il. 


9-1 


—     1561    — 


Bibliographie.] 


Tannee  1865  inclus.  Bruxelles.  1879. 
40. 

Goffinet,  Ex  necrologio  in  Mariendal,  a 
me  (P.  Alexandro  Wiltheim  S.  J.)  descripta. 
[Publ.  Liixemb.  29,  358-360]. 

Urkunden  und  Acten  zur  Geschichte  von  Stadt 
und  Stift  SGoar  als  Anlagen  bei  Grebel, 
Geschichte  der  Stadt  SGoar  S.  421—562. 

Günther,  W.,  Codex  diplomaticos  Rheno- 
Mosellanus,  5  Teile.  Koblenz.  1822  bis 
1826. 

de  Haisne,  Chartes  Luxembourgeoises  k 
Lille.    [Publ.  Luxemb.  82,  806—310.] 

H  a  n  au  er,  A.,  Les  constitutions  des  campagnes 
de  TAlsace  au  moyen-äge.  Recueil  de  do- 
cuments  in^dits.    Paris-Strasbourg.    1864. 

Hardt,  Luxemburger  Weistümer  als  Nachlese 
zu  J.  Grimms  Weistümem.  Luxemburg. 
1868. 

Hennes,  Urkundenbuch  zur  Geschichte  des 
deutschen  Ordens,  insbesondere  der  Bailei 
Koblenz.    Mainz.    1845. 

Hennes,  Urkundenbuch  des  Deutschen  Ordens, 
insbesondere  der  Balleien  Koblenz,  Alten- 
biesen, Westphalen  und  Lothringen.  Mainz. 
1861. 

Reihe  von  Himmeroder  Urkunden,  aber 
wenige  aus  dem  späteren  Mittelalter,  passim 
bei  Heesius,  Manipulus  rerum  memorabilium 
claustri  Hemmenrodensis.   Köln.    1641  fol. 

Hoeniger,R.,  Der  Rotulus  der  Stadt  Ander- 
nach, 1178—1256.  [Ann.  d.  hist  Ver.  l 
d.  Niederrh.  42,  1—60]. 

(J.  N.  ab  Hontheim).  Historia  Trevirensis 
diplomatica.    8  Bde.  Aug.  Vind.  1750.  fol. 

(J.  N.  ab  Hontheim).  Prodromus  historiae 
Trevirensis.    2  Bde.  Aug.  Vind.  1757.  fol. 

Urkunden  zum  Geschlechtsregister  der  ur- 
alten deutschen  Reichsständischen  Häuser 
Iscnburg,  Wied  und  Runkel(327  Nrn. 
1194 — 1747)  in  Geschlechtsregister  u.  s.  w., 
Mannheim.    1775.  fol. 

(Kindlinger),  Urkunden  betr.  die  Schutz- 
herrlichkeit über  die  vormals  der  ge- 
fürsteten  Abtei  Essen  gehörige  Herrschaft 
Breisich  am  Rhein,  [v.  Ledeburs  Archiv 
2,  812—385.] 

Kremer,  Originum  Nassoicarum  pars  altera 
diplomatica.    Wiesbaden.     1779.    4®. 

Codex  diplomaticus  Lacensis(827  Urkunden 
und  Regesten,  1093—1756)  bei  Wegeier, 
Das  Kloster  Laach.    Bonn.     1854. 

Laroprecht,  I>eat«che8  Wirt^chafUlelMii.    I. 


Archivium  domus  burgravialis  imperii  de 
Landscron,  ea  anno  1870  extincta  per 
haeredes  ac  successores  ditionum  amplis- 
simarum  nobiles  dominos  de  Tomburg, 
Eynenburg,  Schoenberg,  porro  illos  de 
Saifenberg  Sombreff  Quad  ulterius  conti- 
nuatum.  [Gudenus  Cod.  dipl.  2,  929—1858. 
Frankfurt     1747.    4^] 

Liel,  Das  alte  Weistum  der  Stadt  Koblenz, 
nebst  fünf  sich  auf  dasselbe  beziehenden 
Urkunden  des  vierzehnten  und  fünfzehnten 
Jahrhunderts.  [Reisach  und  Linde,  Archiv 
f.  Rhein.  Geschichte  2,  95—125.] 

Loersch,H.,  Urkunden  des  14.  und  15.  Jahr- 
hunderts aus  Ingelheimer  Urteilsbüchem 
mitgeteilt  [Archiv  f.  hess.  Gesch.  u.  Alter- 
tumskunde Bd.  15.] 

—  Der  Ingelheimer  Oberhof.    Bonn.    1885. 

Chartes  L  u  X  e  m  b  0  u  r  g  e  0  i  s  e  s.  [Publ.  Luxemb. 
5,  149-158;  7,  197—206.] 

Weistümer  der  Abtei  Mettlach.  [Lager, 
urkundliche  Geschichte  der  Abtei  Mettlach. 
Trier.     1875.     S.  228-407.] 

Miraeus,  Diplomatum  belgicorum  libri  duo. 
Brüssel.    1627. 

—  Opera  diplomatica  et  historica.  2  Bde. 
Brüssel.    1720.    Löwen.    1723.    fol. 

Monuments  pour  servir  ä  Thistoire  des  pro- 
vinces  de  Namur,  de  Heinaut  et  de 
Luxembourg,  publik  par  le  Baron  de 
Reiffenberg  (Bd.  1.  4.  5.  7.  8).,  L  L  de 
Smet(Bd.2),  L.  Devillers  (Bd.  3),  A.  Borguet, 
E.  Gachetet  [Uebrecht]  (Bd.  6);  1844—1874. 
Enthält: 

I.Division,   Cartulaires:    1.   Chartes  de 
Namur  et  de  Hainaut.    2.  Cartulaires 
de  Cambron.    8.  Cartulaires  de  Hainaut. 
II.  Division,  L^endes:  4—6.     Le  Che- 
valier au  cygne  et  Godefroid  de  Bouillon, 
po^me  historique. 
HI.  Division,  Chroniques  Annales:  7.  Le 
Roman  de  Gilles  de  Chin.     8.  Autres 
chroniques   monastiques  da  Namurois 
et  du  Hainaut 
Neyen,  Revenues  et  charges  du  monastdre 
des    daines  Chanoinesses    de    Tordre    de 
St  Augustin  (vom  J.  1784).  [Publ.  Luxemb. 
16,  201—205.] 
Nick,  Liber  donationum  ecclesie  sancti  Severi 
Bopardie    (aus    den  Jahren    1290—1800). 
[Nass.  Ann.  9,  1—49.] 

99 


[Anliiuige.  —     15 

Peters,  Das  Obiluariuiii  der  Abtei  Echter 
nach.    [Publ.  Liutenib.  27,  140—170.) 

Beisach,  (iraf,  MBimbiicb  der  Grafschaft 
Sayn  (vom  Jabre  14TS).  [R«ifiacb  und  Linde, 
Archiv  L  Rhein.  Gegchichle  2,  125-161.] 

—  UrkuD  den  buch  der  Grafschaft  Sponbeim. 
{20  L'rkimden  von  1065  bia  1367).  [Rei- 
aiicli  und  Linde,  Archiv  f.  Rhein.  Ge- 
schichte 2,  23-5-2SB.) 

CoUectio  üiploQiatuni  C  ad  illtustrandam  hle- 
toriam  comiCuni  a  Kieneck  (1304— 1561) 
[üudenus,  Cod.  Dipl.  5,  344—600.] 

Cüdei  diplomaücus  RommeradorfienBis 
(61)  Urkunden  1162—1572)  [Wegeier,  Die 
PrimonBlratenser-Abtei  Ronimersdorf,  Kob- 
lenz 1888;  im  Atibaog.] 

RiiBsel,  V.,  Urkmidenbuch  der  Abtei  Eber- 
bach im  Rheingaii.  2  Bde.  Wiesbaden. 
Ihm  f. 

Ro  t  h ,  F.  W.  E.,  Geschichtsqu eilen  aus  Nas«aii. 
1.  Die  Geschkbtsquellen  des  Niederrheio- 
gaues.    3  Teile.    Wiesbaden.    18»0. 

—  Bruchstück  eines  GüierrotiUa  des  Klosters 
Rupertsberg  12.  .lahrhunderts  [Korrbl.  des 
Gesamtvereiös  1682  No.  7  u.  8]. 

Chartiilariiim  Salinense  (21  Regesten  und 
17  Urkunden  1274—1753)  {Kreiuer.  Genea- 
logische Geschichte  des  Ardenniachen  Ge- 
biüilechts.  Frankfurt  und  Leipzig.  1785. 
4*.    Codex  DiplomaÜCDa  S.  59—96]. 

Codex  diploniaticus  Salmo-Reiffergchei- 
daniis.  Köln.  1^58.  fol.  [Bd.  2  von  Fahne, 
Geschichte  der  Grafen,  jetzigen  Fürsten 
zu  Satra-Reifferscheid]. 

C^artulariuin  Saraepontanum  (263  Urkun- 
den von  864—1475)  und  Appendix  ad  Cb. 
Saraep. ,  in  qua  iua  statuariuui  Sai-aepon- 
taniim.  [Kreuier.  Genealogische  Geschichte 
des  alten  Anieimischen  Geschlechis.  Frank- 
fiirt  und  Leipzig.  1785.  4".  Codex  diplo- 
maticus  S.  27y-628j. 

Sauer,  Die  iUtesten  Leheusbilcher  der  Herr- 
schaft Bolanden.    Wiesbaden.     1888. 

Stehre»,  Geschichtliche  Notizen  und  Anck- 


düten,  gesammelt  ans  Dikonden  dea 
Schlosses  7.a  Erpeldingen.  Diekirelier  Pro- 
gramm. 1841-42(6.  Weifs). 

Toepfer.  F.,  Urkundenbuch  fiir  die  Ge- 
schichte des  gräflichen  und  freiberrlicfaea 
Hauses  der  Vögte  von  Hunolsteio.  3  Bde. 
Niimherg.    1866  f.    4". 

Burgfneden  von  üren  und  Feltz.  [Piibl, 
Lujtemb.  7.  1—27.] 

Urkundenbuch  zur  Geschichte  der  jetzt 
die  PreafsiscbenRegieTungsbeihrkeCQhleiu 
imd Trier  bildenden  Mittelrheinischrn 
Territorien,  bearbeitet  von  11.  Beyur, 
L.  v.  Eltester,  A.  Goen.  3  Bde.  Kobltw. 
1860  bis  1874. 

Wegeier,  Diarium  des  TrierischeD  SekrHAn 
Peter  Mutcr  von  Regeosburg  iiber  sein«" 
Ein-  imd  Ausgaben,  gehaltenen  Scbeffen- 
essen  etc.  als  Scheffen  und  Scheffenmeister 
von  Koblenz.  1508  f.  [Ann.  d-  hist.  T.  f.  d. 
Niederrh.  8,  1-16.] 

Weifs,  Fortsetzung  der  geschichtlichenXottzen 
aus  den  Archiven  des  Erpeldingei*  Schlosse«. 
Diekirther  Progtuiuii  1647—48  (s.  oben 
Stelires). 

V.  Wervekc,  Ausgabenregister  des  AbiM 
Winand  von  Echtemach,  1440— 144S. 
[Pub!.  Luxemb.  S5,  608  f.] 

—  Cartulaire  du  prieiiri  de  Marieathal.  l'n- 
mier  volume  1831-1317  [Bd.  38  (16)  der 
Publ.  LiLcemb.]' 

Diphmiatiuium    cci-lesijie    collegialae   Wet 
larieiisis  |211  Urkunden)  [Gudeous  Cod. 
dipl.  S,  1-308]. 

Urkunden  des  Marienstifts  zu  Wetzlar 
[\\'igand.  Wettl.  Beitr.  1.  Heft  2  u.  3.] 

Urkundenbuch  der  Stadt  Wetzlar  (bis  1361). 
[Wigand,  Wetzl.  Beilr.  8,  227  u.  329.] 

Wörtb-Paquei  et  van   1 

tulaire  ou  recueil  des  documents  politi<iues 
et  ailministratifs  de  la  ville  de  Ltixembourg 
de  1244  ii  1795.    Luxemboui^.     1881. 

Wyttenbach  und  Müller,  Gesta  TreviiioruBi 
iutcgra.  3  Bde.     Trier  1836—39.  4". 


E.    Verordnungen  und  Kodifikationen^ 
tau,  Stetuta  synodalia  ordinationes  etl       Aug.  Trev.  1844— 49.  4".  Von  den  thlheren 
indata  arcbidioecesis  Treverensis.   8  Bde.  |        S.immliuigen  vgl.  namentlich : 


I)  Dioea  Ena«  1SS5  e 


in  in  ugef.  W*tk*D  to 


NiuenbnchM  niUl  v< 


—    1563 


Bibliographie.] 


Statuta  provincialia  Treverensis  dyocesis. 
Colonie.    1506. 

Bonvalot,  E.,  Droits  et  coustumes  de  la 
rille  de  Remiremont.    Paris.    1871. 

Bonvalot,  E.,  Les  plus  principales  et 
g^nörales  coustumes  du  duchi^  de  Lor- 
raine, texte  inedit  avec  introduction.  Paris. 
1878. 

Coutumes  g^nörales  des  p&ys  duch^ 
de  Luxembourg  et  comt^  de  Chiny. 
Luxemb.  1692.  12^.  S.  dazu:  Lands- 
bräuche von  Luxemburg  und  Chiny.  1709. 

Coustumes  g^n^ralesde  laville  de  Metz 
et  pays  messin,  corrig^es  en  suite  des 
r^olutions  des  trois  Etats  de  la  dite  ville 
es  ann^es  1616,  1617  et  1618.  Avec  les 
proces  -  verbaux  de  correction.  Enrichies 
d*un  commentaire  sur  les  principaux  ar- 
ticles.    Metz.    1738.  40. 

Geyer,  F.,  Holzordnung  zu  Laufenseiden 
[Nass.  Ann.  7,  2,  251]. 

Leclercq,  Coutumes  des  pays  duch^  de 
Luxembourg  et  comt^  de  Chiny.  2  Bde. 
Bruxelles.    1867.    fol. 

Maurenbrecher,  Die  Rheinpreufsischen 
Landrechte.     2   Bde.     Bonn.      1830—81. 


Nahm  er,  W.  v.  d.,  Handbuch  des  Rhei- 
nischen Partikularrechts.  3  Bde.  Frankfurt 
a.  M.    1831  f. 

Polain,  L.,  Recueil  des  ordonnances  de  la 
principaut^  de  Stavelot.   1864.   fol. 

Recueild'^dits  ordonnances  declarations  et 
r^glements  concemant  le  duchö  de  L  u  x  e  m  - 
b  0  u  r  g  et  comt^  de  C  h  i  n  y.  Luxembourg. 
1691.   40. 

Scotti,  J.  J.,  Sanunlung  der  Gesetze  und 
Verordnungen,  welche  in  dem  vormaligen 
Churfurstenthum  Trier  über  Gegenstände 
der  Landeshoheit,  YerÜGissung,  Verwaltung 
und  Reditspflege  ergangen  sind.  2  Teile. 
Düsseldorf.  1832.  [Provinzial  -  Gesetze, 
4.  Sammlung.] 

Sittel,  Sammlung  der  Provinzial-  und  Par- 
tikular-Gesetze  und  Verordnungen,  welche 
für  einzehie  an  die  Krone  Preufsen  ge- 
fallene Territorien  des  linken  Rheinufers 
.  .  erlassen  worden  sind.  2  Bde.  Trier. 
1843. 

Würth-Paquet,  Recueil  d'^dits,  ordon- 
nances, r^glements  et  declarations  dans  le 
ci-devant  pays  de  Luxembourg,  en  matiäre 
de  bois  et  for^ts.  Luxembourg.   1825.   12^. 


F.    Topographie  und  Statistik. 


Abicht,  F.  K.,  Der  Kreis  Wetzlar  historisch, 
statistisch  und  topographisch  dargestellt 
3  Teile.    Wetzlar.    1836-37. 

Amtsbeschreibung  der  Grafschaft  Spon - 
heim  von  1601,  cit.  Gr.  Weist.  2,  164. 

Axer,  J.  C,  Alphabetisches  Ortschaftsver- 
zeichnis der  Rheinprovinz  und  WestfiEdens. 
Köhi.     1880.    40. 

Baersch,  Der  Moselstrom  von  Metz  bis 
Koblenz.    Trier.    1841.    12«. 

—  Statistisch-topographische  Beschreibung  des 
Regierungsbezirks  Trier.  Trier.   1841.  12^. 

—  Beschreibung  des  Regierungsbezirks  Trier. 
2  Teile.    Trier.    1846—49.    4«. 

Beck,  0., Beschreibung  des  Regierungsbezirks 
Trier.    3  Bde.    Trier.    1868. 

—  Der  Weinbau  an  der  Mosel  und  Saar, 
nebst  einer  von  Clotten  angefertigten  Wein- 
baukarte.    Trier.    1869. 

Bemmel,  E.  van,  et  Glavraud,  F.,  La 
province  de  Luxemboiu^.  Voyage  ä  travers 
champs.    Bruxelles.    1845. 


Bungeroth,  Die  bäuerlichen  Verhältnisse  in 
der  Bürgermeisterei  Altenkirchen.  [Schriften 
des  Vereins  für  Sozialpolitik  22,  177.] 

Buss,  Die  industrielle  Gewerbsth&tigkeit  im 
Regierungsbezirk  Trier.  [Ges.  f.  nützL  F. 
1861—62,  89].  Vgl.  weiter  Buss  in  Ges. 
f.  nützl.  F.  1864,  89  ff.;  1865—68,  92  ff. 

Dom  Ca  Im  et,  Notice  de  la  Lorraine,  qui 
comprend  les  duch^s  de  Bar  et  de  Luxem- 
bourg, r^lectoratdeTrfeves,  les  trois  ^vdchös. 
2  Bde.  Nancy.  1756.  fol.  [Neue  Ausgabe 
in  8«.    Lun^ville.     1835-36.    2  Bde.] 

Clomes,  Versuch  einer  geographisch  -  statis- 
tischen Beschreibung  des  Grofsherzogtums 
Luxemburg.  Programm  des  Athenäums 
1839-40.    Dazu: 

Joachim,  Fortsetzung  eines  Versuchs  einer 
statistisch-geographischen  Beschreibung  des 
Grofsherzogtums  Luxemburg.  Programm 
des  Athenäums  1840-— 11. 

Der  Regierungsbezirk  Koblenz,  nach  seiner 
Lage,    Begrenzung,   Gröfse,   Bevölkerung 

99* 


[Aiililliigfe.  —      15 

und  Einteilung,  sunt  einem  doiipelteo  Ort- 
BchaftsveraeichnisBe.    Koblenz.     1S17.    4". 

Colcben,  Memoire  gtatistique  du  d^parte- 
ment  de  la  Moselle.    Paris.    .\ii  XI. 

Crollius,C'b.  U.,  Observationen  geographicae 
nd  illuBtrandum  omiiem  tradtuii  Mose- 
lienscm  spectantes.  [Acta  acad.  Theod. 
Palat.  5,  187—323.] 

lUinkelberg,  Kulturtecbnieche  Skizzen  aus 
der  Eifel,  im  liesondem  aus  den  Kreisen 
Adenau,  Daun,  FrQtn  und  Mamedy.  1684. 
fol.  (Auf  Anordnung  des  Landwirtschafte- 
ministers  ausgearbeitete  Denkscirift.) 

Eichhoff,  J.  J.,  Topographisch-statistische 
Duratellung  des  Rheins,  mit  vorztiglicber 
Hinsicht  auf  dessen  Schiffahrt  und  Bändel. 
Köln.    1814.    4". 

Allseitiges  Gemälde  der  Kifel  und  ihrer 
nächsten  Umgebung,  Ton  einen  katholischen 
Geistlichen  der  Eifel.    Prflm.    I»i4. 

Engling,  Die  Gemeinde  WaldbiUig  archäo- 
logisch-statistisch dargestellt  [Publ.Luxemb. 
3.  174—200.] 

Eaaer,  Qu,,  Die  Lebensweise  der  Eifel- 
hewobner.    [Mahnedyer  Kreishiatt  1883  ff.] 

Friedel,  Die  Wassen-erhaltnisse  und  Schiff- 
barkeit der  Mnael.  (Vierter  Jahivsber. 
des  Metzer  Vereins  (ür  Erdkunde.    1882.] 

Qavarelle,  De,  AhbudlungüberdieSchiff- 
lrnrniachung  der  Lahn,  Nahe,  Mosel,  .Saar 
und  anderer  mittlerer  und  kleinere  Flüsse. 
Koblenz.    1806. 

Grebe,  H.,  Geologische  Mitteilungen  aus  der 
Gegend  von  Trier.  [Ges.  f.  nütgl.  F. 
1878-81,  68  ff.] 

Grövig,  N.,  Das  Grofsherzogtum  Liixemburg, 
Land  und  Volk  in  seinen  jeCitigen  po- 
litischen und  sozialen  Verhältnissen.  Luxem- 
hui^.    1857.    4°, 

Hörter,  J.,  Der  rheinländische  Weinbau 
nach  theoretisch  -  praktischen  Grundsätzen 
ttir  denkende  ()konomen.    Koblenz.    1828. 

Hörn,  A.,  Das  äiegthai  von  der  Mündung 
des  Flusses  bis  Kur  Quelle  in  seinen 
historischen  und  sozialen  Beziehungen. 
Bonn.    1854. 

Itin^raire  de  Luxemhourg  gennanique. 
Luxembourg.    1B44. 

Karteis.  Die  tsirtschaftli  ehe  Lage  des  Bauern- 
standes in  den  Gebirgsdi strikten  des  Kreises 
Merzig  (RGÜ.  Trier),  insbesondere  in  den 
Bürgermeistereien   Wadern,  Weifskirchen 


imd    llaustadt.      [Schriften    des    Vereii» 

(ur  Sozialpolitik  22,  IBT.] 
Kaufmann,  A.,  Ziu-  Litteratur  der  Bhein- 

reisen.    (Ann.  d.  bist  V.  f.  d.  Niederrii. 

IB,  166-179.] 
Kinkel,  Die  Ahr.     Bonn.     1846. 
Koch,  F.  W.,  Der  Weinbau  an   der  Mosd 

und  Saar.    Trier.    1881. 
Kunz,  A.,  Der  Kreis  SOoar,  seine  Geographie 

Statistik  und   Geschichte.     Nenwied   nnd 

Leipzig.    1877. 
Mathienx,  Beschreibung  des  Kreises  Scbled- 

den.    Köln.    1851. 
Die  Mosel  und  ihre  nächsten  Urot^imgen  ' 

von   Metz   bis    Koblenz    historisch-topo- 
graphisch.   Koblenz.    1841. 
Müller,  M.  J.  F.,  Versuch  einer  historisrU- 

statistischen  Erdl)eschi-eibung  des  Ilersog- 

tums  Luxembiu-g  und  der  GratschaA  C'hiay. 

Trier,     1794. 

—  Historisch -topographische  Ansichten  nbo' 
die  Ardenne  und  den  Ardenuer  Wald. 
[v.  Ledebur»  Archiv  7.  75-88.] 

—  Historiscli  -  topographische  Beitrftgt^  rar 
Kenntnis  des  Saur-Thales.     Trier.     1S44. 

Reinhardt  und  Beck,  Beschfeibong  da 
Oberamts  zu  Meisenheim  -Neurkirclien. 
Meisenheim.    1868. 

V,  Hestorff,  Topogmpbiscb-Btaüsiiache  Be-  1 
Schreibung  derkönigÜchpreursiscbenlUieJii-  • 
]>roiin^en.    Berlin  und  Stettin.     1890. 

Kistelbuber,  L'Alsnce  ancienne  et  moderne 
ou  Dictionnaire  topographique  historique 
et  Btatistique  du  Haut-  et  du  Baa-Rhin  par 
Baiiuol;3*  ed.  parRistt'lhuber.  Htrasbour^ 
1865. 

Schenk,  C,  F.,  Statistik  des  Kreises  Siegen. 
2.  Aufl.    Siegen,    18a9. 

Schlicke ysen,  Topographische  &es<Jirei- 
liung   des  Regienmgsbezirks  Trier.     1833. 

Schnapper-Arndt,  G.,Fünf DorigemeindeD 
auf  dem  hoben  Taunus.  Eine  sozial- 
statistische  Untersuchung  ober  Klein- 
banertum,  Hausindustrie  und  Volksleben. 
[SchmoUers  Staats-  und  sozialwissensch&f)- 
liche  Fälschungen  Bd.  4  Heft  2.]  Y^. 
auch  Schriften  des  Vereins  für  Sozialpolitik 
Bd.  22,  145—169. 

Schneider,  Das  KyUthal.    Trier,     1843. 

Sivering,  IL,  Statisiique  du  Ürand-Duchä 
de  Lnxembourg.    Luxembouig.     1865.  8*. 

Statistische   Darstellung    des    Kreises 


—    1565    — 


Bibliograpliie.] 


Saarlouis  1859 — 61.  Ähnliche  Dar- 
stellimgen  sind  vorbanden  für  die  Kreise 
Kochern,  Saarbrücken,  Saarburg,  Bern- 
kastei,  Trier,  Adenau,  SGoar,  Sinimem, 
Mayen,  1860—1864. 

Storck,  A.  Th.,  Darstellungen  aus  dem 
preufsischen  Rhein-  und  Mosellande.  2  Teile. 
Essen  und  Duisburg.    1818. 

y.  Stramberg,  Das  Moscithal  zwischen  Zell 
und  Koblenz.    1887. 

Table  alphabötique  des  villes  bourgs 
villages  etc.  du  Grand  Duch^  de  Luxem - 
b  0  u  r  g.    Luxembourg.    1847. 

Topographische  Beschreibung  des 
Regierungs-Bezirks  Trier.  Mit  einem  An- 
hange, enthaltend  eine  Sammlung  stati- 
stischer Übersichten.    Trier.    1833.  4«. 

—  Trorbachische  Ehren-S&ul  oder  ge- 
schichtliche Beschreibung  förderst  der  fürstl. 
Sponheymischen  Ober- Amts-Statt  Trorbach 
an  der  Mosel,  teils  auch  anderer  Ort  in 
derselben  Gegend,  sonderlich  des  dahin 
verbürgerten  Hauptfleckens  Traben,  durch 


Johann  Hofmann.  Stuttgart  1669.  kl.  8®, 
820  SS.  ohne  Register  und  Einleitung  ^ 

V.  Ulmenstein,  Geschichte  und  topo- 
graphische Beschreibung  der  freien  Reichs- 
stadt Wetzlar.    8  Bde.    Hadamar.    1802. 

Vandermaelen,  Dictionnaire  g^ographique 
du  Luxembourg.    Bnixelles.    1888. 

Weyden,  Das  Siegthal.    Bonn.    1865.    12<>. 

Widder,  J.  G.,  Versuch  einer  geographisch- 
historischen  Beschreibung  der  kurfürst- 
lichen Pfolz  am  Rhein.  4  Teile.  Frank- 
furt.   1786—1788.    Kl.  8«. 

Wirtgen,  Ph. ,  Die  Eifel  in  Bildern  und 
Darstellungen.  Die  Nette.  Brohlthal-Laach. 
Das  Ahrthal.    3  Teile.    Bonn.    1867  f. 

—  Aus  dem  Hochwalde.    Kreuznach.    1867. 

Wolter,  W.,  Geographisch-statistische  Dar- 
stellung des  Regierungsbezirks  Koblenz  nebst 
dem  Herzogtum  Nassau.    Koblenz.    1889. 

Zegowitz,  Statistique  du  däpartement  de 
la  Sarre.    Tr^ves.    An  XI. 

Zeiller,  Topographia  Palatinatus  Rheni  et 
vicinarum  regionum,  mit  Kupfern  von 
Merian.    Frankfurt    1645.    fol. 


6.    Münze  und  Mafs. 


Aldefeld,  C.  L.  W.,  Die  älteren  und  neuen 
Mafse  und  Gewichte  der  königlich  prenssi- 
schen  Rheinprovinz.  Aachen  und  Leipzig. 
1835. 

Arnold,  Das  alte  Mainzer  Hausgenossenrecht 
[Anz.  f.  Kde.  der  deutschen  Vorzeit  1857, 
85  f.] 

Arnoldi,  I.  v.,  Beitrag  zur  Geschichte  des 
Münzwesens,  gesammelt  aus  Urkimden 
des  Archivs  in  Dillenburg.  [Nass.  Ann.  1, 
87-99.] 

—  (Angeblich  von  J.  J.  Bohl)  Berichtigun- 
gen zur  Münzkunde  desMittelalters  und 
neuerer  Zeit  O.J.8^  Heidelberg,  J.  Engel- 
mann, Firste  Lieferung.  Enthält :  Münz-  und 
Medaillenkunde  des  vormaligen  Erzstifts 
und  Kurfürstentums  Trier;  Zeitraum  974 
bis  1808.  [Ist  nach  Leitzmann,  Wegw. 
S.  197,  vielmehr  von  Dinget  Freilich  giebt 
L.  den  falschen  Verlagsort  Koblenz  1830. 
Sicher  liegt  die  Arbeit  zeitlich  nach  der  von 
Bohl  über  die  Trierer  Münzen  (Kobl.  1823).] 


Berstett,  A.  Frhr.  v..  Versuch  einer  Münz- 
geschichte des  Elsasses.  Freiburg.  1840. 
Gr.  4P.    Nebst  Nachtrag. 

Berstett,  A.  Frhr.  v.,  Münzgeschichte  des 
Zähringen  -  Badischen  Fürstenhauses  und 
der  unter  seinem  Scepter  vereinigten  Städte 
und  Landschaften.  Freiburg.   1846.  Gr.4^ 

Bohl,  J.  J.,  Die  Trierischen  Münzen,  chrono- 
logisch geordnet  imd  beschrieben.  Kob- 
lenz. 1828.  Nachtragheft  Hannover  1837. 
[Von  der  zweiten,  umgearbeiteten  Auflage 
1847  wurden  nur  3  Bogen  gedruckt]  Man 
vergleiche:  H.  Dannenberg,  Nachträge  zu 
Bohls  Buche  über  die  Trierschen  Münzen 
[(Wiener)  Numismatische  Zs.  3,  546  f.]. 

Cappe,  H.  Ph.,  Beschreibung  der  kölnischen 
Münzen  des  Mittelalters.    Dresden.    1858. 

—  Beschreibung  der  Mainzer  Münzen  des 
Mittelalters.    Dresden.    1856. 

Chälon,  R.,  Recherches  sur  les  monnaies 
des  comtes  de  Hainaut  Bruxelles.  1847 
bis  1857. 


M  Ein  Exemplar  dieiM  aarsent  Mlteneii  Buches  in  Betikt  TOn  Prof.  Birlinger,  rgL  Zs.  f.  deattche  Pbilologi« 
Bd.  17  (1885).  S.  439  f. 


[Anhaogi'. 


Chaiou.   R..   Rechnriies  sur 

des  comtes  de  Xamur.     Bnixelles.    1860 

bis  70.    Mit  Snpplemeni. 
de  CiiTry  imd  Settegaat,  Moneln  Wissen- 

üis.    [Grotes  Müiu-.studieii  7,  93  f.] 
Dabl,  K.,  Abbandlung  von  den  alten  M&nz- 

Borten    und    dem    Werte  des   Geldes   im 

»Mittelalter  in  V  ergleich  im  g  gegen  den 
24tl.-Fur8  zur  Erläuterung  der  Lorecher 
und  anderer  Urknnden.  SGeschidite  des 
Fürstentums  Lorsch.  Dnnnsladt.  1812. 
Teil  2,  155  f.;. 
en  Duyis,  Notice  sur  les  anciennes  mon- 
naies  des  eomt«s  de  Flandre,  duM  de  Bra- 
hant,  comtes  de  Hainaut,  comt««  de  Natnur 
et  de  Luxembuurg,  Msant  partie  de  la 
collection  des  m^ailles  de  l'uniTersitä  de 
Gand.  Gent  ISIT. 
Engel,   Dociunents  poiir  servir  k  la  numis- 

matiqiie  de  l'Alsace.    MUhlbaiisen. 
Euler.  Die  alte  Mlüwe  in  Wiesbaden.   [Nass. 

Ann.  4.  s.  614.] 
Grote,  H.,  Über  dag  MUnzwesen  der  Abtei 
Siegburg.  [Gcscbicbte  der  Mlinien  der  Grafen 
^^         und  Herzöge  von  Berg,  Jlünzstudien  7,  63.] 
H^^p-  Die  HlinKen  und  Medaillen    des  Hauses 
^^^V     iGenbnrg.    fMünzstudien  7,  173  f.] 
^^^^P~~  Die  MUDEsn  der  Grafen  und  Herzoge  von 
JttUdi.    [MünzBtwdien  7,  379-473.] 
*   —  Die  Mtknzen    der  Grafen  von  Spanbeim. 
[Mün/stndien  7,  m^  f.] 
Hanauer,  Etudea  economiqucs  siv  l'Alsace 
ODcienne  et  moderne.    Tome  1;  Les  mon- 
naies.     S.  unter  H. 
Harater,  W.,  VerBuch  einer  Spei erei' Miinz- 
geschichte.     [Mitl.  des  bist  Vereins  der 
Pfalz  Bd.  10.    1882.] 

—  Urkundliche  Natbrichtcn  über  den  Aus- 
gang der  Speierer  Hausgenoesenschaft.  [Zs. 
f.  d.  ö.  des  Oberrbeins  36,  322—426.] 

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Mainz,  15.  Jh.)  [Chroniken  der  deutseben 
Suidte  18,  2.  Abt,  91  f.) 

Jacob,  V.,  Catalogue  des  munnaies  gauloises 
de  la  ville  de  Met/.    Metz.    1874. 

—  Catalogue  des  monnaies  merovingiennes 
de  la  collection  de  MeU.    Metz.     1869. 

JoBeph,  P.,  Beiträge  zur  pfalzgräf  liehen  und 
mainzischen  Münzkunde.  [Mitteilungen 
des  historischen  Vereins  der  Pfalz  9,  1—49.) 

—  Die  Münzen  der  Stadt  Mainz.  [Archiv  f. 
hess.  Gei;cb.  a.  Landeskunde  Bd.  15.] 


Joseph,  ß.,  Die  Frankfurter  MBiKcn.  lUHL' 
an  die  Mitgl.  d.  Vereine  f.  d.  Gesch.  a. 
Altertumskunde  in  F'rkft.  a.  M-  Bd.  6.] 

—  Goldmünzen  des  14.  uml  15.  Jahrhunderts 
(Disiliodenberger  Fund).  Nebst  urkund- 
lichen Beiträgen  zur  Miinzgescbichle  der 
Rheiiilande,  besonders  Krankftirts.  [Archir 
des  Vereins  tWr  Geschichte  und  Altertiims- 
kunde  in  Frankfurt,  N.  Folge  Bd.  8.] 

—  Der  Bretzenheimer  Münzfund.  (Ze.  des 
Vereins  zur  Erforschung  der  KlicinischeD 
Geschichte  und  Altertümer  in  Mainz,  Bd.  8, 
179-273]. 

Isenbeck,  J.,  Das  Nassauische  Mönzneseo  I- 
[.Nass.  Ann,  15.  99  u.  Zusatz  876). 

Ladner,  Katalog  der  in  Trier  geschlagenen 
römischen  Münzen  der  Münzsammlung  der 
Gesellschaft  für  nütfl.  Forschungen.  [Ge«. 
f.  nötil.  F.  1874-77,  1  f.]. 

Mone,  Über  das  MUne^resen  vom  13.  b\» 
17.  Jahrhundert  [Zs.  f.  d.  Oesch.  des 
Oberrheins  2,  3ß.i  f.:  vgl.  auch  Bd.  «, 
257  f.,  und  Bd.  3,  317:  Münzprägung 
rheinischer  Fürsten  und  Städte  1503  bis 
1513.] 

Müller,  Kleine  vermischte  Beiträge  lar 
Kenntnis  der  Schickaale  einheimischer 
mid  fremder  Münzen  im  Herzogtum  Luxem- 
burg und  in  der  Grafechafi  CMiy.  IVier. 
1829. 

—  Auszüge  aus  Trierschen  Milnzveronlnuiigen. 
[v.  Ledeburs  Archiv  9,  162;  H,  241  f.] 
Kurze    zuverlässige  Nachrieht   von  der 
gräfl.  Wiedischen  Münzgerechtigkeit.   Neu- 
wied.   1768. 

Neiler,  G.  Chr.,  Kleine  Münzscbriften, 
welche  ich  hier  mit  abgekürztem  Titel 
gehe;  Exemplare  in  der  Trierer  Stadt- 
bihliothek:  Brcvie  Instructio  de  Solido 
Speciei  Argenteo  apud  Trcviros.  Von  dem 
Trierischen  Schilling.  1759.  Instructio  Ca- 
nonico-Monetaria  de  Grosso  Turonensi  et 
Trevirensi.  1760.  Breris  Instructio  de 
Monela  Rotata.  Von  der  liader-Müiu. 
Instructiones  Breves  de  Denario  et  Hallensi, 
eonunque  successiva  Declinatioue,  coneo- 
milanle  Explicatione  Solidonuii  aliarum- 
que  Monetarum  etc.    Trier,  Kscherrnann, 

1761.  De  Turonensi    parvn     seu    nigro. 

1762.  Kurzer  Unteiricht  von  denen  AJt- 
Rämischen,  Fränkischen ,  auch  gemein 
Rbeintändi sehen  Pfennigen  und  Hellem  bis 


i 
I 


—     1567    — 


Bibliographie.] 


auf  gegenwärtige  Zeit  u.  s.  w.  1763.  Co- 
natus  exegiticus  etc.  1779.  —  Aufser- 
(lem  sind  die  Teile  in  Hontheims  Hist 
Trever.  Diplom.  2,  885— 8Ö4  und  Pro- 
drom. Hist  Trev.  S.  682—642  über  das 
Münzwesen  (aus  den  Jahren  1750  und  1757) 
von  Neller. 

Pfaffenhoven,  F.  v.,  Die  Münzen  der  Her- 
zöge von  Alemannien.    Karlsruhe.    1845. 

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Li^ge.    Bruxelles.    1830—81. 

—  Mes  loisirs;  amusemens  numismatisques. 
3  Bde.    Antwerpen.    1835. 

Robert,  N.  E.,  Recherches  sur  les  monnaies 
des  ^vöques  de  Toul.  Paris-London.  1844. 

—  Etudes  numismatiques  sur  une  partie  du 
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Caignart  deSaulcy,  L.  F.  J.,  Recherches 
sur  les  monnaies  des  ^v^ques  de  Metz.  Metz. 
1834.  Dazu  Supplement  aux  recherches 
sur  les  monnaies  des  ev^ques  de  Metz. 

—  Recherches  sur  les  monnaies  des  ducs  h^ 
röditaires  de  Lorraine.    Metz.    1841. 

Schalk,  R. ,  Münzsammlung  des  Vereins  fiir 
nassauische     Altertumskunde     und     Ge- 


schichtsforschung. Die  mittelalterlichen 
und  neueren  Münzen.  Wiesbaden.  1865. 
Schneemann,  Die  Klostermünzen  im  Sprengel 
der  trierischen  Erzdiöcese.  [Ges.  f.  nützl. 
F.  1858,  2  f.] 

—  Die  Münzstätten  der  trierischen  Fürsterz- 
bischöfe. [Ges.  f.  nützl.  F.  1858,  14  f.; 
Nachtrag  hierzu  von  Schlickeysen  a.  a.  0. 
1859—60.  52  f.] 

—  Beitrag  zur  Geschichte  des  Falschmünzer- 
wesens unter  den  Römern.  [Ges.  f.  nützl. 
F.  1861-62,  17  f.] 

Sen ekler,  Übersicht  der  Münzgeschichte 
des  Rheinlandes  bis  zur  Mitte  des  achten 
Jahrhunderts.  [Bonner  JBB.  15,  143  bis 
172.] 

Wentz,  Ausführliche  Berechnung  aller  Münz- 
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Kassen  angenommen  werden.    Köln.   1817. 

Vergleichende  Wertbestimmung  ver- 
schiedener Geldsorten  und  Mafseinteilungen 
am  Niederrhein  aus  dem  15.  Jh.  [Lacom- 
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Würdtwein,  St.  A.,  Tractus  Rhenani  chro- 
nicon  monetarium  ab  anno  134.3 — 1766  e 
documentis  authenticis  confectum.  [Diplo- 
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H.    Rechts-  und  Wirtschaftsgeschichte. 


Achenbach,  H.,  Die  Haubergsgenossen- 
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Bachmann,  J.  H. ,  Pfalz -Zweybrückisches 
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werksämter). [Forschungen  z.  D.  Geschichte 
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Beck,  L.,  Beiträge  zur  Geschichte  der  Eisen- 
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rationsverfahren.   Cöln.    1859. 

—  Die  Zusammenlegung  in  Saarhölzbach. 
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Bernaerts,  Etudes  etymologiques  et  lingui- 
stiques  sur  les  noms  de  lieux  romans  et 
bas-allemands  de  la  Belgique.  [Ann.  de 
l'Academie  d'Arch^ologie  de  Belgique 
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Blum,  J.  P.,  Die  Begründung  der  Kultur  in 
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Orden.  Echtemacher  Programm  1851  bis 
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Bodmann,  T.  J.,  Rheingauische  Altertümer, 
oder  Landes-  und  Regimentsverfassung  des 
westlichen  oder  Niederrheingaues  im  mitt- 
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S.  auch  unter  Heufser. 

Brants,  V.,  Histoire  des  classes  rurales  aux 
Pays-Bas  jusqu'ä  la  fin  du  XIU«  si^cle. 
[M^moires  publ.  par  TAcad^mie  de  Belgique 
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Dom  Calmet,  Sur  les  salines  de  Lorraine 
et  de  l'öv^ch^  de  Metz.  [Histoire  de 
Lorraine  3,  S.  XXV  f.] 

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oben  S.  1538. 

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des  14.  Jahrhunderts  mit  besonderer  Be- 
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Decker,  Über  die  regia  villa  Flammersheim 


iinil  die  daraus  entstandene  Pfarrei  und 
Gemeinde  Kirchheim.  [Ann.  A.  kisL  Ver. 
f.  d.  Niederrh.  24,  126— 1&7.] 

Dornbusch,  Beitrag  Eur  Verfnssungs- 
geschicbte  der  Vügtci  und  Stadt  Siegburg 
unter  den  rcidisimmittelbareD  Äbten  im 
15.,  16.  und  17.  Jabrliundert,  mit  beson- 
derer Berücksichtigung  der  Kulturgeschichte, 
[Ann.  d.  hist.  V.  f.  d.  Niederrh,  23,  60  bis 
143.] 

Dilntaer,  Der  Weinbau  im  römischen  Gallien 
und  Geimanien.    (Bonner  .IBß.  2,  9  f.] 

Üi>cr  die  Anlage  und  Bewirtscliaftung  von 
Eii'heuschftlwaldungen,  mit  beson- 
derer Berücksichtigung  der  mittleren  Pro- 
vinzen des  preufisischen  Staats.  Berlin. 
18.54. 

Eist,  C.  V.  d.,  Essai  bui'  noa  ancicnues 
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Engelraann,  Th. ,  Geschichte  und  Ver- 
fuaaung  des  Cröverreichs.  [v.  Ledebure 
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29)11-343.] 

Engling,  Die  frUhec  befestigt  geneaenen 
Kirchtürme  unseres  Landes.  [Fubl.  Luxemb. 
19,  205-215.] 

—  Der  MarschervHld  vor,  liei  und  nach  dem 
Feudairechte.  [Puhl.  Luxomb.  22,  170  bis 

Esser,  yu.,  l'ber  einige  galliscbe  Orts- 
nameii  iiuf  -Äcum  in  der  Itheinprovinz. 
Andernaclier  Schulprogramm  1874.     4". 

—  Was  liodcutet  der  Lokalname  Kahrel? 
[Picks  Monatsschrift  f.  d,  Gesch.  Wesldls. 
Bd.  7,  296.] 

—  Zwei  verschollene  Keltenorte  im  Kegie- 
nmgsbeüirk  Koblenz  (Sendenich  bei  Bube- 
nach,  lieisenach  bei  I'olcli).  [Bonner  .lalubb. 
Hett  72.] 

—  Bemerkungen  /u  den  Ortsnamen  des  Kreises 
Malm^dy  [Kreisblatt  für  den  Kreis  Mtd- 
medy  1882 — 83^  obd.  eine  Masse  kleiner 
etj-mologbcher  Einzelaufsätze.] 

Ferron,  J.  P.,  Essai  d'un  Systeme  du  droit 
luxembourgeois.      l.iuxemboiu'g. 


-  Etudes  de  droit  coutuinier  luxembourgeois. 
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Fontaine,  De  la,  Essai  ^tymologirjue  sar 
les  noms  de  lieux  du  Luxembourg  ger- 
manique.  [Publ.  Luxemb.  9,  2f<— 65;  10, 
161—207;  12.  26-79;  13,  17—63:  14. 
25—66;  15.  12-44;  18,  177-227.] 

Friedemunn.P.,  ZurErklärungnäsi^aiiiscber 
Ortsnamen.  [Nassauer  Annalen  Bil.  4.  e. 
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Denkschrift  der  prenfsischen  Staat«r«gierung 
über  die  Verhältnisse  der  Gehöfer- 
Bchaftswaldungen  im  Itegieruugdiezirk 
Trier.  [Aktenstücke  des  Abgeordneten- 
bauses,  13  Legislaturperiode,  III.  Session 
Nr.  54,  1878-79.] 

Geras,  F.,  Zeitpachtgütcr  am  Nie^lerrhein. 
[7.6.  des  Bergisclien  Gcschichtsvereuis  1-^. 
91-B6.] 

—  Höfe  und  llofesrecbt  des  ehemaligen  Stjfti 
Essen.  [Zs.  des  Itergischen  OeschJchts- 
vereins  11,  174-200;  12,  121—199.] 

GiersberR,  Was  hat  der  Ausdnick  vinum 
hunicum  ,Uundswein'  zu  liedeulcnV  [Ann. 
des  hist  Ver.  f.  d.  Niederrh.  17,  ßl— 64]. 

—  Das  Erbmarschallamt  im  ehemaligen  Era- 
stifle  Köln.  [Ann.  d.  hist.  Ver.  f.  d. 
Niederrh.  26  u.  27.  317—331,] 

Goctze,  Beitrage  zur  Kenntnis  der  Kultiir- 
und  Bechtsgewohoheiten  des  Mittelalters. 
[Nftss.  Aim.  13,  316.] 

G  r  a  [i  d  K  u  g  n  B  g  e ,  (.:  b. .  M.mioirc  sur  les 
aiicicns  noms  de  lieux  dans  la  BelKique 
Orientale.    Bruxelles.    1854. 

^  Vocabulaire  des  anciens  noms  des  lieux 
de   la    Belgiijue   Orientale.    Liege.     1859. 

Grimm,  R-,  Die  RfMrhtsverbalCnisge  des  Ge- 
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1870. 

Uaeften,  v.,  Die  Lehnhöfe  am  Niederrbeiiu 
I.  Der  Churkölnische  Lehnbof;  «weile 
Ahieilung:  Die  Kbemische  Bitierschaft. 
(Ämter  Andernach ,  Nürbw^i  Aitenahr, 
Hardt,  Rheinbach,  Ahrweiler,  Linz-Alten- 
«ied, Godeelierg-Mehlem.)  [Lacombl.  Archiv 
f.  d-  0.  des  Niederrh.  5,  323-497.] 

Hanauer,  A.,  Les  paj-sans  de  l'Alsace 
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—  Etudes  economiques  sur  l'Alaace  ancienne 
et  [noderoe.  2  Bde.  Paris  und  Strafsburg. 
1876-78.  8».  (Tome  1:  Les  monuaies; 
Tome  2:  Denrtes  et  salaires.} 


—    1569    — 


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Hertel,  Chr.  L.,  Über  die  Rechts-  und  Ge- 
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Ausgabe.   2  Teile.    Koblenz.    1829—80. 

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Heydinger,  Studien  im  Meilenwald.  [Ges. 
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Hückel,  D.,  Reglementation  d^une  fordt  com- 
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Erweisung  und  rechtl.  Ausführung  der  dem 
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Kaufmann,  P.,  Rheinpreufsen  und  seine 
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vergleichende  Betrachtungen  über  den  frü- 
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königlich  preufsischen  Rheinlande,  mit 
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Documentirter  Bericht  von  der  Leibeigen- 
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Leonardy,  J.,  Über  Trierische  Eigennamen. 
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Longard,  Ausführung  der  Ansprüche  der 
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M  a  e  y  f  s ,  J.  F. ,  Grundsätze  der  Landwirtschaft. 
Ein  Lesebuch  für  die  Landschulen  des  Grofs- 
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[Auch  französisch:  Principes  d'^nomie 
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Marjan,  H.,  Rheinische  Ortsnamen.  Pro- 
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dazu  F.  Brunetiere  in  der  Revue  des  deux 
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Staates  nach  dem  Gebietsum£uige  vor  1866. 
2  Bde.    Berlin.     1868  l 

Mi  eck,  Über  einige  Orts-   und  Flufsnamen 


I 


[Anhange. 


im  TrieriBtIieii.  [Gea.  für  nüUl.  F.  1969 
bis  71,  46  f.] 

Über  die  Verbreitiing  des  Grnndwortea 
,ralh'  in  OrtsDamcn  des  Regieningebeztrka 
lind  der  angrenzenden  Landesteile.  [Ges. 
f.  nützl.  Foradi.  1872—73.  69  f.] 

Mirbaiih,  v.,  Zur  GeEcliiclite  des  Kotlen- 
foi^tes  bti  Bann.  [Ann.  d.  liist  V.  f.  d. 
Nicdeirh.  33,  106-117.] 

MoBt^r,  J.  iT.  V.,  Stnatsreubt  des  Churfilretlichon 
£iis8liftB  Trier  wie  auch    der  geforsteten 

I     Abtei  Prüm  und  der  Abtei  Sttnct  Maxiinin. 

I     Leipzig  u.  Frankfurt.    1740.    fol. 

—  Staatsrecht  der  römischen  Reichsgmfechaft 
Sayn.    1749. 

Muller,  A.,  Viniiin  hunicum  imd  vinum 
francicum.  [Ann.  d.  h.  V.  f.  d.  Niederrh. 
20,  423-425.] 

aller,  Fr.,  Pr^cis  de  Ift  l^gislation  nirale 
en  vigupur  dans  le  Gnuid-Duch6  de  Luxem- 
bourg.     Luxecibourg.     1860. 

Mnller,  Über  die  Natur  der  Grundgi)ter  in 
dem  Herzogtum  Luxemburg.    Trier.     1804, 

Müller,  M.  F.  ,1.,  Dns  Geschicbüicbe  des 
Kur  -  Trierischen  Landrechts  siimniarisch 
entwickelt.  Trier.  (1804.) 
ihm  er,  W.  v.  d.,  Entwicklung  der  Terri- 
torial- und  VertiisEungsverhiiltnisBe  der  deut- 
Bcben  Staaten  an  beiden  Ufeni  des  Bheins 
vom  ersten  Beginnen  der  franEÖsischen  Re- 
volution bis  in  die  neueste  Zeit.  2  Teile. 
Frankfurt.    Iis32. 

Nelier,  G.  Chr.,  Opuscula  omnia  juris 
ecclesiastici  publici  et  privHti  historica 
chronologica  ac  numismatica  etc  3  Bde. 
Köln  und  Leipzig.     1787.    4". 

Oesterreieher,  P.,  Neue  Beiträge  zur  Ge- 
Bthichte.  Bamberg.  1820  f.  [Heft  4,  1824, 
S.  44—75  über  den  Bopparder  Königshof.] 

Oligschliiger,  Die  Deutung  alter  ürts- 
namen  am  Miltc!-  und  Niederrhein.  [Ann. 
d.  bist.  V.  f.  d.  Niederrh.  15,  5Ö;  21  u.  22, 


156.J 
Otto,  F.,  Drei  liuduDgeniadi;rGemarkungTOD 

Wiesbaden.    [Nass.  Ann.  15,  41.] 
Pauls,   E.,  Zur  Geschichte  des  Weinbaues, 

WeinhandeU    und    Wein  Verzehrs    in    der 

Aachener    Gegend.     [Zs.    des    Aachener 

Geschver.  Bd.  7,  179  ff.] 
Pick,   R.,    Das   Amt  Löwenberg.    [Ann.  d. 

hibt.  V.  £  d.  Niederrh.  25,  271-275.] 
Foix   de  FreminTille,  La  pratique  uni- 


veraelle  pour  la  renovation  des  terriers  et 
des  droits  seignenriaux.    Paris.    1746.    4". 

De  Potter  en  Broeckaert,  Geschiedetii« 
van  den  Belgischen  boerenstand.  [M^oires 
publ.  par  l'Acad^ie  de  Beigitiue  Bd.  32.] 

ProBt,  A.,  Etüde  snr  le  regime  ancien  de  U 
propri^li^.  La  veslure  et  la  priee  de  Iwn 
k  Met/.  [Revue  historiyue  1880,  1—68. 
301—376,  .'.73—628.] 

yuix.C,  Die  Frankenburg  und  die  Vogteiüb«!r 
Burtscheid.    Köln.    1828. 

R  eich  ensperg  er,  F.,  Die  Agrarfrage  aus  dem 
Gesichtspunkte  der  Nationalökonomie,  der 
Politik  und  des  Rechts,  und  im  besonderen 
Hinblicke  auf  Prenfsen  und  die  Rhein- 
provina.    Trier.     1847. 

Reinhard,  >l.  J.,  De  jure  foreetali  Ger- 
manomm,  vom  Markenrecht.  Zweite  Auf- 
lage.   Leipzig.    1759. 

Renter.  E.,  Les  Ardennes  beiges  ai:  point 
de  vue  miliiaire  et  agricole.  Bnuellea. 
1847. 

Roth,  Zn  den  Bleidenstatter  und  LorscLer 
Traditionen.  [Korrbl.  dcB  GeBai)itTet«ina 
1882  No.  5  u.  6.] 

Schattenmanu,  F.  C.  Dissert&tjo  de 
Oberheimguraida.     Argentorati.     1753. 

Schazmann,    Ch.    D.,  De  iure  et  iudicüs 
communitatum,  quae  veniunt  sub  nomiM  ■ 
marcarum  in  Wettentvia.  Tod  Marken  tud 
Maerker-Gedingen  in  iler  ^^'etlerau.     (iijt- 
lingen.    1746, 

Scheuck,  C,  Die  bessere  Einteilung  der 
Felder  und  die  Zusammenlegung  der  Grund- 
stücke mit  besonderer  Hücksicbt  auf  das 
südwestliche  Deutschland.  Wiesbaden.  1867. 

Schenk  zu  Seh  weiusberg,  Frhr.,  Beitrag 
zur  Geschichte  des  helmischen  Weinbaues. 
[tijunrtalbl.  d.  bist  Ver.  f.  d.  Grossh.  Hessen 
1882.] 

Schmid  t,  Nachrichten  über  die  Gaue  des 
Herzogtums  Nassjiu.  [Nass.  Annalen  3,  t, 
105;  vgl.  ebenda  3.  g.  91.) 

Schroeder,  Dan  Amtsrecht  in  der  Düffel. 
[Ann.  d.  bist.  V.  f.  d.  Niederrh.  24,  158 
bis  169.] 

Schwerz,  J.  N.  v.,  Beiträge  zur  Kenntnis 
der  I^nd Wirtschaft  in  der  Gebirgsgegend 
des  Hnnsrücks.  [Mögliaer  Annalen  Bd.  27 
(183U] 

—  Beschreibung  der  Landwirtschaft  in  West- 
falen und  Rheinpreufsen.    Mit  einem  An- 


—    1571     — 


Bibliographie.] 


hang  über  den  Weinbau  in  Rheinpreufsen. 
2  Teile.    Stuttgart    1836. 

Simon,  M.,  Annalen  der  innem  Verwaltung 
der  Länder  auf  dem  linken  Ufer  des 
Rheins.    3  Bde.    Koblenz.    1822  f. 

Sloet  van  de  Beele,  L.  A.  J.  W.,  De  hof 
te  Voorst.  [Letterk.  Verh.  der  Amster- 
damer Ak.  van  Wetensch.  Dl.  3.  Am- 
sterdam.    1863.    4^] 

—  Marken  op  de  Veluwe.  [Nieuwe  Bijdragen 
voor  vaderlandsch  geschiedenis  en  oudheit- 
konde  Dl.  1.] 

Stronck,  Etymologische  Forschungen  .  . 
über  die  Ableitung  von  Ortsnamen  des 
Luxemburger  Landes.  [Publ.  Luxemb.  26, 
118-184.] 

Kurze  doch  vollständige  Nachricht  von  der 
Verfassung  des  Nassau-Saarbrückischen 
Renovatur-undSteuerwesens.  Saar- 
brücken.   1772. 

T  e  r  q  u  e  m ,  A.,  fitymologies  du  nom  de  toutes 
les  villes  et  de  tous  les  villages  du  d^parte- 
ment  de  la  Moselle.  Zweite  Auflage. 
Metz.    1863. 

Thudichum,  F.,  Rechtsgeschichte  der 
Wetterau.    Tübingen.    1867  £ 

Vanderkindere,  Recherches  sur  Pethno- 
logie  de  la  Belgique.  Bruxelles.  1872.  Vgl. 
femer  imten  unter  Berichtigungen  und  Zu- 
sätze zu  Bd.  1  S.  3  Note  1. 

—  Notice  sur  Porigine  des  magistrats  com- 
munaux  et  sur  Forganisation  de  la  marke 
dans  nos  contr^cs  au  moyen-äge.    8^. 

Verhandlungen  der  Lokalabteilung  zu 
Prüm  des  Vereins  för  gemeinnützige  Be- 
mühungen zur  Beförderung  der  Landwirt- 


schaft etc.  in  den  Eifelgegenden.  Prüm. 
1888-34. 

Vogel,  Beiträge  zur  Geschichte  des  nassaui- 
schen Kriegswesens  oder  der  Landes- 
bcwafifhung  im  16.  Jh.  [Nass.  Ann.  2,  s,  91.] 

—  Nachricht  von  einigen  ausgegangenen  Dör- 
fern und  Höfen  im  Herzogtum  Hessen. 
[Nass.  Ann.  4,  i,  88.] 

Wagner,  G.,  Das  Entstehen  und  die  Fort- 
führung .des  rheinisch-westf^schen  Grund- 
steuer-Katasters.   Aachen.    1855. 

Wagner,  G.  W.  J.,  Die  Wüstungen  im 
Grofsherzogtum  Hessen.  4  Abteilungen. 
Darmstadt    1854—65. 

Wiederholdt,  J.  G.,  Dissertatio  juridica 
de  judiciis  et  ordinationibus,  quae  veniunt 
sub  nominibus  derer  Märkergcdingen  und 
Ordnungen.    Argentorati.     1728. 

Wilhelmj,  A.,  Beitrag  zur  Controverse  von 
Frenze -Win  und  Hunzig-Win.  [Nass. 
Ann.  14, 182—247.   Nachtrag  ebd.  S.  444.] 

Wilhelmy,  Th.,  Über  die  Zusammenlegung 
der  Grundstücke  in  der  preufsischen  Rhein- 
provinz, verbunden  mit  einer  Darstellung 
der  nassauischen  Konsolidationen  und  der 
preufsischen  Spezialseparationcn.  Berlin. 
1856. 

Wolff,  J.  B.,  Recherches  sur  la  langue  ad- 
ministrative du  pays  de  Luxembourg.  Pro- 
gramm des  Luxemburger  Athenäums  1842 
bis  1848.    40. 

Würth-Paquet,  Relev^  de  quelques localit^ 
luxembourgeoises  .  .  qui  ont  disparu. 
[Publ.  Luxemb.  23,  182-204.] 

Zangen,  CG.  van,  Abhandlung  über  M&rker- 
recht  und  Märkergedinge.    Giefsen.    1800. 


Die  Register  zerfallea  in  ein  Sadtregist« 
auf  Text   und  AmnerkungeD  des  t 
ttbachniues  im  eratea  Band  S.  1483— 1534. 

Die  Cilate  in  Petit  gehen  auf  die  Seite,  die  Anguben  in  Perlsohrift  auf  die  Aniuer- 
kungen.    Der  iweite  Bond  ist  mit  der  römischen  Zitier  IJ  citiert. 

Das  Sachregigler  enthält  im  allgemeinen  nicht  diejenigen  Mateiien,  welche  iu  den 
Inhaltsangaben  des  ersten  Baudes  Teil  1  S.  XJ  f.  und  Teil  2  S.  III  f.,  sowie  des  zweiten 
Bandes  S.  V  f.  erwähnt  werden. 

Im  WoiLTegister  sind  seltenere  Wörter  der  Regel  nach  au^enonunen,  viele  andere 
Wörter  nur  in  dem  Falle,  dafa  sich  eine  besonders  lehrreiche  Bedeutung  nachweisen  läTsi 
oder  dars  sie  an  einem  Orte  stellen,  wo  man  sie  nach  dem  allgemeinen  Inhalt  des  Textf^ 
nicht  Buchen  würde. 


1.    Sachregister. 


Aachener  Denare;  II,  427  f. 

Aberglaube,  lündlicber  A.;  462. 

Abgrenzung  kirchlicher  Erwerbsbezirke;  694. 

der  Markberechtigung;  288  f. 
Abkauf  von  Meierämtem;  772.    von  Vogteien; 

1133. 
Ablafs;  672;  677. 

Ahleitunpkritik  der  Quellen;  II,  11. 
Abscheren  des  Haupthares;  32. 
Absolutismus;  1254, 
Abtrieh,   Berechtigte;  634r.     Fristen;  634f. 

Itecbt  des  A.;  6:^3  f. 
Abwälzung  karolingi  scher  Staatslaslen ;  863. 
Abzug  Grundholder;  1209  f. 
Acciae;  II,  315;  ;319;  345. 
Achtenschnitt;  432  f. 
Acbtersend;  II,  625. 
Achten-ogtei;  1084 


Acker;  Ackerbau  in  Konkurrenz  mit  der 
Viehzucht;  332,  i.  Geräte;  15;  124  f. 
Ackergüterausbau;  417.  Masse;  307;  343 f. 
Preise;  II,  577  f.     Zins;  U,  587  f. 

Adel;  53.  Amtsadel;  1161.  A.  und  Ausbau; 
137.    Dienstadel;  58.    A.  der  Urzeit;  1161. 

Adscriptio  glebae   s.  Bindung  an  die  Scholle. 

Advocatus,  karolingischer  A.;  1I10£ 

Amtsadel;  1161. 

Affinierung;  D,  393. 

Afterverlehnung;  877, 

Agrarische  Bewegungen  des  spateren  Mittel- 
alters; 1242. 

Agran'erfaSBung,  Terminologie  derA. ;  364,4; 
Dorfgemeinde-(Agrar-)verfcssung;  285;  304 1. 
A.  der  Urzeit;  444  f.  A.  und  Weistum;  II, 
633. 

Abrweinbau;  566  f. 


—     1573    — 


Sachregister.] 


Akten,  Material;  II,  677.  Schreibwerk;  1442. 
Stil;  1442.  A.  zur  Bevölkerungsstatistik; 
162,  8. 

Albus;  U,  454. 

Alemannen;  154  f.  FlurverfiELSSung  der  A.; 
155.    Typus  der  A.;  155. 

Allmende  s.  auch  Mark,  Ausbau;  366;  373; 
401  f.  Ausdehnung;  81  f.  Bestand;  11,  631. 
Bifang;  366.  Fronden  der  Gehöfer;  785  f. 
Grundheirlichkeit  und  A.;  996 f.;  II,  631. 
A.  wird  individualer  Markgemeindebesitz; 
388.  Kontrolle  durch  den  Meier;  766  f. 
landesherrlicher  Einflufs  auf  die  A.;  108, 
1340.  Nutzungsrechte  im  allgem.;  14; 
148  f. ;  385.  der  Grundherren ;  477  f.  der 
Handwerker;  465.  des  Königs ;  469  f.  der 
Schöflfen;  465.  der  Vögte;  477  f.  der 
Volksgenossen;  464  f.  Meliorationen;  298. 
Obereigentiun  s.  Markherrlichkeit  Pacht; 
932.  Revindikation ;  388.  Verleihung;  388. 
Verkauf  in  neuerer  Zeit;  81.  Verpachtung; 
388.    Vogtei  und  A. ;  478  f. 

AUodifizierung  grundhöriger  Güter ;  928  f.  A. 
der  Lehen;  877  f 

Almosen,  landesherrliches  A.;  1400.  Ver- 
dienstlichkeit der  A.;  670.  A.  ein  Gebet; 
672,  1. 

Alter  der  giimdherrlichen  Schöffen;  1051. 

Altfreie  und  Ritterstand;  1165  f. 

Amt,  Begriff"  und  Geschichte  des  A.;  773; 
1377;  1403.  Bezirke;  1401  f.  Bildung  der 
Ämter;  1261  f.  Amtsbücher;  1391  f.;  II, 
665;  689;  691.  Amtsburggrafen;  1373  £1 
Amtseid;  1378;  1382.  Amtsgewalt;  1016; 
1063.  Hochgerichte  un  A.;  191;  1261. 
Amtmann  s.  d.  besonderen  Artikel.  Amts- 
ordnungen; 1381;  II,  665  f.  Schreiber; 
1392.  Urbare;  1392.  Verfassung;  191.  A. 
und  Wildbann;  1262. 

Amtmann  s.  auch  Amt.  A.  imd  Burggraf; 
1374  f.  Einzelfunküonen ;  1381  f.  Ent- 
lassung; 1385.  Gehalt;  1383  f.  Gerichts- 
früchte; 1383,  6  (1384).  A.  als  Landes- 
anwalt; 1330  f.  KriegsfÜhrung;  1396  f. 
Kündigungsrecht;  1386.  Rechnungslage; 
1389  f.  A.  als  Richter;  1330  f.  A.  als 
Schiedsrichter;  1330 f.;  1397.  A.  und  Stadt- 
verfassung; 1344.  VergleichsverfEdiren ; 
1330 f.;  1397.    A.  und  Weistum;  II,  555. 

Anbau,  Energie  des  A.;  132.  Anbaufeld  im 
Verhältnis  zu  den  Gewannen;  336.  Anbau- 
formen, Fluktuation  derselben;   128 fl    mo- 


derne Anbauformen;  88.  A.  auf  Hoch- 
flächen; 146.  Höhe  des  A.  bei  den  ein- 
zelnen Getreidearten;  552  f.  sarmatischer 
A.;  144  f. 

Angeki;  4;  157. 

Angewande;  340.    s.  auch  Anwende. 

Angriff;  912;  918. 

Anhäufung  der  Grundholden  auf  den  einzelnen 
Hufen;  1233  f. 

AnmÄrket;  H,  639. 

Anniversarienkalender;  H,  674;  694;  704; 
711;  717;  719;  744;  765. 

Ansetzung  neuer  Grundhörigen;  186. 

Ansiedlung  s.  Besiedlung. 

Anweisungssystem;  300;  832 f.;  834 f.;  882; 
1460;  1476;  II,  286 f.;  374.  s.  auch  Finanz- 
gebarung; Zahlungsanweisungen. 

Anwende,  Anwender;  340.  s.  auch  Ange- 
wande. 

Apanagierung ;  83. 

Appellation  an  den  Landesherrn;  1326. 

Arbeit,  freie  A. ;  1186  ü;  1238.  gemeine  A.; 
16;  18;  II,  569.  Arbeitstage;  II,  604. 
Arbeitsteilung;  587.  unqualifizierte  A.  s. 
gemeine  A. 

Archiv;  1443.  alte  Einteilung;  U,  700;  741. 
älteste  Ordnung;  841.  archivalische  Hand- 
schriften; II,  677. 

Ardennen.    Vasta  Ardinna;  5;  93  f. 

Arengen  mit  Schenkungsmotivierungen;  670 f. 

Armut  und  Freiheit;  1162. 

Arpent  als  Weinbergskomplex;  409. 

Arrottdiening;  422  f. 

Ärztlicher  Beruf  der  Juden ;  1452  f. 

Aschenbrennerei;  516. 

Assimilation  von  Leistungen  neuen  Besitz- 
standes durch  die  Grundherrschaft;  II,  663. 

Assise;  1027. 

Asylrecht;  1001;  1002,6  (1003).  der  Bargen; 
1316.  der  Fronhöfe;  1059.  grundherrliches; 
1023.  der  Kirchen  und  Kirchhöfe;  1059,  i. 
der  Schöffenhäuser;  1056. 

Aufforstung,  preufsische;  91  f. 

Aufgebot,  grundherrliches  oder  Yogteiliches, 
1120. 

Auflassungswesen;  630;  995,  i. 

Aurei  Codices  s.  Codices  aurei. 

Ausbau;  45;  110;  402.  Adel  und  A.;  187. 
Allmende  und  A.;  366;  378;  4011  Be- 
siedlung und  A.;  1471;  II,  17  f.  Grofs- 
grundbesitz  und  A. ;  698  f.  Hofausbau;  366. 
Medemrecht  und  A. ;  396  f.     Salhöfe   und 


[Register.  _     15' 

A.;  136,  WiMfenpusbau:  132.  Zehntrecht 
imd  A.1  113  f. 

Ausdehnung  der  Allmenden;  81  f.  A.  der 
GrunUherrscbaften ;  705. 

Ausfrieren  der  Winterfrucht;  142  f. 

Ausfuhrverbote;  594;  597;  ü,  329. 

Ausgang,  Drteilsfindung  mit  A.;  11,  637. 

Ausleih ^escbät^  a.  Bankgeschäft  und  Darlebe. 

Auslieferungsyerträge  fllr  Verbrecher;  1853. 

Äusraüaiung.  Trierer  A.;  II,  329;  352;  872  1'. 
yuellen  der  A.;  U,  397£  A.  der  Kaiser- 
zeit bis  zum  Verfall  der  Kölner  Münze 
03.  .TL.  Mitli.');  II,  400  f, 

AufgeDbOrger;  1297. 

AuFsenfelder;  400f.;  4S3f.;  501. 

Aufsenmnrk;  102  f. 

Aursenniärkerschaft;  298. 

AuTserebelicbe  Konzeption;  1S39. 

AoBtragsverfahren  s.  SchiedsHchlerrerfahreu. 

Auswanderung;  164f.;  592. 

Autonomie  der  Maritgcnossenüchaft ;  286  f. 
städtische  A,  imd  Markgennssenschaft;  SOS- 


Bäckerei;  5»6f. 

Backofenbann:  lOOS.    vgl.  Bannbackofen. 

Baclcsteine;  U,  334. 

Balduineen;  U,  6ä8f. 

Bankgeschäfte  der  Juden;  1150 1\    der  KlOster 

und  Stifter;  828;  1446 f. 
Bann  =  Mark;   2fi0.     Bbiifkofen ;  801;  inOO, 

Iittiert*g;     2,53;     II,     25l:<.       Uftscb;     487. 

Bgemäfse ;  U,  502.    Bleibe,  königliche;  190. 

landesherrliche;    1137.      Bmeile;    II,   29T. 

Bmeise;  472;  474,  9;  500.    Bmuhlen;   801; 

999.    Bwälder;  96  f.    Brauhausbann ;  1002. 
Banneramt;   1296, 
Barrenwilhnmg;  II,  379:  386. 
Banding;   305;   764 f.;   994 f.;   10321.;    1035; 

1042;  1093;  1148;  1150f. 
Bauern  im  12.   und   13.   Jh.;    870 f.     B.   und 

Ritter;    1165  f.     Aiifsttade    der    B,;    864. 

Bbauser;  543, 
Baugewerk;  588. 
Baugründe  und  Gebäude.    Preise;    II,  579  f. 

Zins;  II,  591t: 
Bauhobt;  509 f.;  II,  326, 
Bauleitung  in  Koblenz;  II,  517  f. 
Baumeister;  772;  906. 
Baupolizei;  510. 
Baul«chnik;  S. 
Bauverbindlichkeiten  bei  Pacht;  949. 


Bau  Verwaltung,  landesherrliche;  1407. 

Beauioont.  Loi  de;  ia5f.;  701;  791;  871; 
1059,   1, 

Bede;  605;  1027;  1139.  Ebtreibung;  220,  ij 
Erhöhung;  606.  grimdherrüche  B.:  301; 
863.  froubo&vogteiliche;  1098  f.  landes- 
herrliche; 301:  1335.  markgenosaensiAoH- 
liehe;  299.  markrogteiliche;  1080  f.  Wda. 
tumschnrakter  der  B,;  II,  629. 

Befestigung  der  Städte;    11,   SlSf.     «.   i 
Burgenbnu. 

Beginenstiftungen ;  164, 

BegnadigungBrechi ;  195;  1349. 

Begrikbnisexspektanz ;  683. 

Begrenzungsrecht  der  Markgenossenscbafi; 
295  f. 

Beholziguug;  468 f.;  5061. 

Beilage:  95S. 

Beispruchsrecht ;  645. 

Beize;  499. 

BekleidunpgcgenstlUide  ale  vogteilkhes  ^v 
Titium;  1096  f. 

Belastung,  steuerliche  B.  durch  die  Gemeind»; 
6031'.  den  Gntndbemi;  620  f.  den  Scut; 
604  f.  Bfreibeit  gnindhörigeu  Besil 
1194.  Beinheit  des  Moi^ens;  372.  da 
PHuges;  371.  des  Viertels;  372.  6.  t 
Be&teuerung. 

Beleidsel;  U,  684. 

Beleuchtungsstoffe,  Preise  derselben;  n,  £65 C- 

Benfticimn;  S9I;  893.  »;  899 f. 

Hei'gfried;  1308  t. 

Berghoheit;  1275. 

BergweiatOmer;  II,  333. 

Bergn'erksordnungeu;  II,  333. 

Bemkastler  Ilochgericbt;  Schilderang  des 
B.  H.;  170  f. 

Beruf  als  Kenaent  der  Standesgliederung;  -54; 
IUI  f. 

Berufs  Verteilung  inj  Moselland;  78. 

Besiedlung  und  Ausbau;  147  fl;  II,  1711  fis- 
kalische B.;  151  f.  germanisciie  B-;  157t 
Karten  zur  B-,  Charakter  der  Karten  in 
Bil.  2;  I,  160  f.  Kirchen  und  B.;  115  f. 
Ortsnamen  und  B. ;  135.  Bprivilegien, 
königliche;  46  f.    Bodenregal  und  B.;  10&£ 

Besöinuierung  der  Brache;  88;  561  f. 

Besoldungsvei^eichnisse;  1390. 

Bestandnisbücher:  935. 

Besthaupt;  376;  625;  1086;  1182f. 

Besteuerung,  direkte;  1029.  Beinheiten;  871 1 
s.  auch  Belastung. 


—    1575    - 


Sachregister.] 


Bevölkerung,  absolute  Vermehrung  der  B.; 
168  f.  Dichtigkeit;  161  f.  ethnographische 
Zusammensetzung;  149 f.  Fluktuation;  180. 
Gärung  im  12.  und  13.  Jh. ;  868  f.  Bstatistik ; 
II,  6;  50.  Aufgaben  der  mittelalterlichen 
B.;  161.  Akten  der  B.  des  Mo^sellandes ; 
162,  8.  neufreie  B.  des  späteren  Mittel- 
alters; 1153  f. 

Betriebsgemeinschaft;  430 f.;  452. 

Betriebsstörung,   landwirtschaftliche  B.;  979. 

Bettlerordnung;  1338;  1355,  s. 

Beunde ;  397  f.  Ausdehnung  fi)r  den  einzelnen 
Fronhof;  759  f.  Bauart;  424;  561;  866 f. 
Begriff,  423.  Bezeichnung;  418  f.  Ent- 
stehung; 422.  Forensen  beundepflichtig; 
437.  Frondienst  auf  der  B.;  430  f.;  760; 
782  f.;  797.  Gröfse;  427  f.  Höfe  auf  B.; 
430,  8.  Immunität  der  B.;  1015,  a.  Lage; 
423  f.  Meier  und  B. ;  430  f. ;  451 ;  762  f. ; 
772 ;  U,  166  f.  Parzellierung;  440.  Pfän- 
dungsrecht  auf  B.;  426.  Recht  der  B.; 
425  f.  Schicksal  der  B. ;  438  f. ;  866  f. 
Wirtschaft;  418 f.;  445.    Zahl;  428 £ 

Bevogtete  Personen ;  1065  f.   b.  Sachen;  1066  f. 

Bewässerung;  529. 

Bezchntungsrecht  der  Kolonialkirchen;  116 f. 

Bibelsprüche  in  Urkimden;  670  f. 

Bienen;  10.  Fang;  504.  Fund;  474,  a;  488. 
Recht;  257  f. 

Bier;  586;  II,  327.    Brauerei;  551  f.;  586. 

Bifang,  102;  123  f.;  419;  698.  Einzelhöfe  im 
B. ;  129 ;  366. 

Bilanzierung,  naturalwirtschaftliche;  838 f. 

Bildung;  geistige  B.  und  landarbeitende 
Klassen;  1241  f.  Bildungskosten  im  früheren 
Mittelalter;  845. 

Bindung  an  die  Scholle;  1179;  1189 f.;  1231. 
hof hörige  B.  der  Grundholden;  1198  f. 

Bischöfliche  Verwaltung.  Charakter  der  b. 
V.;  1278  f. 

Blattgewächse;  561  f. 

Blei;  II,  304,  330. 

Blidenkugeln;  II,  335.    Blidenmeister;  1311. 

Blockflurverfassung;  358 £;  404;  655. 

Blutbann  in  geistlicher  Hand;  1134 f.  könig- 
licher; 1273,  8.    vogteilicher;  1114. 

Blutrache;  20;  23;  26;  56. 

Blutzehnt;  540. 

Boden,  Belastung  des  B.;  603  f.  Nutzungs- 
verteilung; 625  f.  Okkupationsrecht;  385  f. 
Preise;  602  f.  Regal;  46;  109 f.;  288,  8; 
390  f.;    492;    518;   629,    u    (680);    997,   •; 


1019;  1022;  1275;  H,  238.  speziell  grund- 
herrliches ;  106  f.  königliches ;  103  f.  landes- 
herrliches; 108.  Veräufserung  von  B.;  49. 
Wert  des  B. ;  1238  f. 

Bonitierung;  341  f.;  602. 

Bonuarium;  345  f.;  347  f. 

Bopparder  Münze;  U,  457 f. 

Boten;  1432;  1441;  II,  253 f.;  571  f. 

Brabanter  Mark;  U,  429  f.;  434  f.;  455  f. 

Brabanzonen;  1301. 

Brache,  Besömmerung  der  B.;  88;  561  f 

Brachen;  557. 

Brandbettelbrief;  951,  7  (952). 

Brandversicherung;  1355,  s. 

Branntwein;  586,  i. 

Brauerei ;  551  f. ;  586. 

Brauhausbann;  1002. 

Brennkultur;  88;  125 f.;  511  f. 

Briefe;  II,  705;  721;  744;  746 f.;  759. 

Brief land,  königlich  privilegiertes;  47. 

Brockholz;  507. 

Brombeerensammeln ;  786. 

Brot-  und  Mehlpreise;  II,  559 f. 

Brückenbau;  298;  1855;  U,  242 f. 

Brühl;  404;  425;  530. 

Buche,  Vorkommen  der  B.;  89. 

Bücherkataloge;  II,  696;  701;  733;  771;  774. 

Budgetierung;  805 f.;  1460;  1466;  1474 f.;  II, 
674.    s.  auch  Finanzgebarung. 

Bündnisfähigkeit  des  Territoriums;  1352. 

Bungerte;  563  f. 

Bureau  des  Kellners;  1416. 

Bureaukratie ;  1386  f. 

Burg,  Asylrecht  der  B.;  1316.  Bauftrag; 
1263.  Bbau;  178;  1030;  1805;  1307  f. 
Recht  des  Baues;  1270 f.;  1847.  Territorial- 
bildung  und  Bau;  1285 f.  Besatzungshöhe; 
1314.  Berwerb;  1268;  1285  f.;  1305. 
Bfoder;  1318.  Bfrieden;  1315,  a;  U,  625. 
Gemeinerschaft;  1307.  Bgraf  s.  den  beson- 
deren Artikel.  Grundberrschaft  und  B.; 
1317  f.  Bhäuser;  1310.  Bkaplan;  1312. 
Bkellner;  1412  f.;  H,  172.  Bkommando; 
1373.  Lehnswesen  und  B.;  883,  a;  1312 f.; 
1819;  1872  f  Bmannen;  1811  f.  Ministe- 
rialen  als  Bmannen;  1312.  Bmonopol; 
1270  f.;  1847.  Bnamen;  79.  Borte;  149,  i. 
Bsesse;  1314  f.  Söldner;  1311.  B.  und 
Vogtei;  1319.  Wachtdienst;  1030.  s.  auch 
Befestigungsrecht. 

Biu^graf  der  Landesverwaltung;  1368 f.  der 
Reichs verwaltimg;    1356  f.     Amtsburggraf; 


[lU'gi^r-r.  —     15 

miSS.    B.  und  Amtmann:   13T4  f.    B.  und 

Ministemlität;  1871  f. 
Borger  im  Eal;  1424. 
Bargermebttraml;  316. 
BürgBchaftssystetn  der  PnchtgenossenschatWn; 

978. 
Buleilung;  1182. 
Bltllel;  1060. 
Bötler;  535.    Bpreise;  ü,  5fll. 

Ciipitulare  de  villis.    Bedeutung  des  C;  718. 
Censoalen  s.  ZioalFut^. 
tlenlcna;  1011.    vgl.  auci  Zenderei. 
Centenar  der  Karolingci'zeit ;   222.     s.  auch 

Zender. 
Centner;  II,  506  f. 
('ernuensualen  e.  WachszinEige. 
Chamttven;  51". 
ChHinavorum  lex.    Genauür  bpS|iroclien  sind; 

lU  S.  29  f.;  42  S.  40. 
Champart;  919,  *. 
Clmrskteristik  des  Preises;  11,  518. 
Chatten;  4;  156 f. 
Cbrodegangische  Reform ;  9T4. 
Chronicon  Diunetarinm  Treverenae;  II,  399  f. 
CiBWrzienaer;  121;  125;  137;  688  f. 
Civis;  1197. 

CmiiceB  aiirei;  U,  701;  "OS  f.;  734 f.;  737  f. 
Con$titutio  de  expeditione  Romana;  1270,  s. 

»niiipler  auf  der  Mosel;  II,  34:J. 

Darleben,  freies ;  ü,  HOä  (.     DarlehnsgescliÄft 

s.  BaubgeschlktL 
Data  preearia;  891. 
Deehant;    776.     Stelhmg  des  D.  in  der  Vei^ 

waltimg;  »29. 
Decharge  s.  Entlastung. 
Decretionea  Chlot  et  Childeb. ;  224  f. 
Dekanat,    VerhiUtuis    des    D.    znr   Hundert- 
schaft; 2.54,  1. 
Dem:  104;  107;  491  f.;  -523  f.     Erhebung  des 

D.;   107  s. 
l>einonetisiening  des  Silbers;  H,  391. 
Dpiiarii  Aquenses;   II,  427 f.;   Brabantini;   11, 

430  f.     brevea:   II,  452;    s.   Monetu  levis. 

Colonienses;    II,  412  f.;  4^7  f.    Ilallenses; 

U,  433  f.;  453  C    Metenses;  II,  416;  Mogun- 

tini;  II,  415;   Treverenses:  II,  408  f.;  4S2  f. 

Tnronenaes;  II,  431  f.    Wederei  l)enses ;  II, 

4.58. 
DepositenHeschafl ;  1446  t. 


Diener,  unfreie;  1227. 

Dienerlums;  8.51  f.;  8791 

Dienerschaft,    niinisterialiscbe ;  820  f.     Donl-J 

nungen:  11,  693;  697. 
Dienst  (Festessen):  310;  314. 
Dienst,    Öadel;    58.    Dbacher;    1480,  ';    H.    , 

576;  689,    Dgnt;  1169.    Dkriegsverfassong; 

1303f.    DIehen;  877:  8801-;  901t;  U«9. 

Dlehensvertraf;    1313.     Dlehensvertrag   »nf   ' 

Borgenkununando ;    1373,     Dptlicht,    aUfe- 

roeine;  1287  f.    Dreverse;  üSi. 
Differenztarif;  U,  347. 
Ding,    Dakten;  II,  7-58;  782.    Dbaom;   1058.  ] 

Dlialiiing;    1054,  •    (1055).     DpIaU;    1068.  \ 

DpHicht;  922  f.    speziell  der  Gnindliolden; 

1199.     der  Hofhärigen;    1225.     der    Ldb-   i 

eignen;  1229.    der  Wachsun&igen;  ISIG. 
Dismenibralion  der  alten  Fronhöfe;  867  f. 
Disciplinargewfllt,  grundherrliche ;  1047.    nber 

die   Gmndhörigen ;    723.     über   das  Hbiu> 

gesinde;   1042,  i.     der  Iminiimtu>ben«ii; 

1118.   über  Leibeigene;  1230.  liberUDfröe; 

54  f.;   1150. 
Domkapilel  tuid  Rat;  1424. 
DomiinialverwalOing  der  Karolinger;  720;  801  IC 
Domaniiim,  Bildung  des  landesherriidieti  !>.;    ' 

1257. 
Dotnanenwirtschaft;  689, 
Doppelwährung,  laktische;  U,  3 
Dorf,    Dograrve-fasaungi    285;   804  L     tibe-  j 

fesiigung;  298:  1290;  1340.    Dbesprechnng; 

304  f.     lränkisth<?s  I).;   7  f.     l'itassen:  362; 

365.    Dgmeinde;  285;  S04f,;  1338f.    Dg:e- 

mengelngeveriitssung;  360  f.    DgruDdimgen; 

109.     D..   und  Hofeystem;  351  £      Donl- 

nungcn;  1341.    Drecbt;  299.    Dverfiusung; 

282,  1.    Dvertrctnng,  koinmiGsarische;    319. 

Iteender;  229;  246  f.;  275,  ». 
Dos;  32  f. 
DreifeldcrH-irtschaft;  88;  429;  545  f.    *.  aack 

FelderwirtBcliaft. 
Driesoh;    II.    166.      Djahre    beim    Weinbau; 

.579  f.  Dwirlsehatt;  561. 
Droit  de  parcour« ;  526  f. 
Dukaten:  11,  446. 

Dünger:  532,    künsllitber  D.;  560. 
Dungliefenmg;  559. 
Düngung ;  559  f. 
Duplizitfbt  der  Zender;  314  f, 
Durzitis;   790:  86.5,    Daystem   bei    Kurmede: 

11 86,  i. 
Diirchsclmittspreise;  599  f.;  11,  513.     D.  der 


—    1577    — 


Sachregister.] 


Getreidearten  als  Reduktionsfaktor  in  der 
Preisgeschichte;  II,  602. 

Ebenbürtigkeit;  1175. 

Ecker;  521.    Erecht;  484  f.;  491  f. 

Edelmetalle,  Ausfuhrverbot  der  £.;  II,  329. 

Edelmärkerschait;  278 f.;  998;  1165.  s.  auch 
Markgenossenschaft 

Effektivwert;  II,  471;  477. 

Egartenwirtschaft;  561. 

Egge;  555. 

Ehe.  Erecht;  32.  Eschliefsung;  31.  Ever- 
träge;  628;  641,8.  Recht  des  (überlebenden 
Egatten;  645. 

Eiche;  89;  126. 

Eichgeschäft;  II,  481. 

Eichung;  11,  488.    Erecht;  U,  268. 

Eideshilfe;  29 f. 

Eidstabung  der  Juden;  1458,  5. 

Eierpreise;  II,  561. 

Eifel  als  räumliche  Bezeichnung;  103. 

Eigen,  echtes;  1153. 

Eigenhandel;  II,  337. 

Eigenleute;  1414. 

Eigentum  der  gesamten  Hand;  642.  der 
Markgenossen  an  der  Mark;  283,  s. 

Eindemung ;  491  f. 

Einforstung;  14;  96 f.;  104;  109 f.;  111;  113; 
469  f. 

Einfronimg;  764.    E.  von  Gehöferland;  750 £ 

Einigsieute  s.  Einung. 

Einkommensteuer;  1385. 

Einlager;  971;  978;  979,  i;  1119. 

Einmännerei;  452. 

Einquartierung.  Edienst;  1024 f.;  1121;  1289. 
Elast;  1026.    Erechte;  1121. 

Einschlag;  484  f.;  491  f. 

Ein  Schmelzung;  II,  377  f. 

Eintrittsform  in  den  Kirchendienst;  1220,  i. 

Eintrittsgeld  in  Klöster  und  Stifter;  679  f. 

Einung;  256;  306  f.;  314;  1339.    Bleute;  256. 

Einwanderung,  germanische;  77 f.;  153 £ 

EinWeisungsrecht  des  Hofes  in  die  grund- 
herrlichen Güter;  II,  627. 

Einwirkung,  fremde,  auf  das  fränkische  Wirt- 
schaftsleben;  19. 

Einzelhöfe;  129;  353 f.;  366. 

Einzug  Grundholder;  1209 f.    Egeld;  290,  i. 

Eisen;  9;  163;  II,  330 f.  Egewinnung;  U, 
331.  Eindustrie;  555;  H,  382;  342.  E- 
schmelzen;  U,  331.    Everbrauch;  II,  338. 

Elemosinar;  1476.  | 

Lamprecht,  Deutsche!  Wirtecbaftoleben.    I- 


Elle;  H,  506. 

Emailletechnik;  II,  378. 

Empfängnis;  649;  923;  925  f.;  941;  954;  994; 
1187  f. 

Engels,  Engelsch,  Englisch;  II,  452;  468. 

Engerfahrten;  816 f.;  vgl.  U,  137;  163;  164; 
172;  248;  327. 

Entenpreise;  U,  549. 

Entfronung;  751  f. 

Entlastung  der  Kellnerei Verwaltungen ;  1417  f. 
der  Zentralfinanzverwaltung;  1477  f. 

Entschädigungspflicht  des  Vogtes  gegenüber 
dem  Bevogteten;  1070. 

Entwaldung;  90. 

Epidemieen;  590. 

Erbe.  Ebestandgelt;  941, 6;954f.  Efolgeordnung 
für  Fahrhabe;  38.  für  Grundholde;  644; 
1193.  für  hinterfällige  Güter;  645  f.  für 
Pachten;  938  f.  Egebühr,  grundhörige; 
1 182  f.  Egut  realiter  geteUt ;  641  f.  Eleihe ; 
893.  Emeier;  736;  771f.  Epacht;  899,  4; 
902;  916  f.;  921;  925;  943  f.  Erecht, 
Erente  s.  die  besonderen  Artikel.  Eschaft; 
II,  221;  s.  hereditas.  Eschulzen;  737,  i. 
EteUung;  641  f.    Ezins;  916;  925. 

Erben.  Beispruchsrecht  der  E. ;  638  f.  Warte- 
recht der  E.;  632  £  Zustinmiungsrecht  bei 
Yeräufserungen ;  633  f. 

Erblichkeit  grundhöriger  Nutzung;  922.  der 
Fronhofsvogtei ;  1107  f.  des  Meieramts; 
736;  771  f. 

Erbrecht;  83.  fränkisches  £.;  23.  E.  an 
Landeigen;  36  f.  des  überlebenden  Ehe- 
gatten; 628  f.  E.  der  Yicinen;  43  f.  Kais 
WeisUunsinhalt;  U,  633. 

Erbrente  aus  Leihe  mit  Zahlungspflicht  bei 
Handänderung,  ebenso  ohne  Zahlungspflicht, 
konstituierte;  II,  609 f. 

Erbsenpreise;  II,  560. 

Erdbeben;  590. 

Erlaubnisrecht;  468;  490 f. 

Erstgeburtsrecht;  83  f.  E.  bei  Stockgütem; 
654. 

Ertragssteigerung  der  Land¥rirtschaft ;  601  f. 

Erwerbsbezirke.  Abgrenzung  der  kirchlichen 
E. ;  694. 

Erwerbspolitik  des  weltlichen  Grofsgrund- 
besitzes ;  697  f.    der  Kirche ;  637 ;  670  f. 

Erzkaplanei,  karolingische;  802. 

Esel;  n,  248. 

Ethnographische  Zusammensetzung  der  Be- 
völkerung; 149  f. 

100 


[llegister.  —     1! 

Exceptio  grandinis  et  exercitas;  951. 
Exkommiinikatiou  als  Strafe  bei  Pachtkontra- 

vcntionenj  955. 
Expedition  der  Kanzlei:  1441  f. 


Fabrikate  und  Rohstoffe,    Preise  derselben; 

II,  563  f. 
t'aUrliabe  prekariscb  vergel)eB;  8Ö8,  i.    Erb- 
folgeordnung für  F.;  3e.    Waldb&ame  als 
F.;  128.    Wohnhäuser  als  F.[  48t.:  128. 
Fähren;  1003:  U,  243f.    Fahrgeld;  II,  245. 

Fährrecht;  801.    FührweiatUiuer;  U,  244. 
Falken;  11. 
Fallholz :  506. 
FaUcbmlkazerei;  II,  3.58. 
Familie.  F.  und  Geschlecht;  25  f.;  2ef,;36f.; 
39.  Fpraebende;  680,8.  Frecht;  56;  11,638. 
Faselvieh,  s-  Zuchtvieh. 
Fafs-Zins;  447. 
Fehdepäicht  des  Vogtes  für  den  Bevogteien; 

1071  f. 
Fehderecht;  1065;  1S54;  II,  298  f. 
Feiertagsgebole;  608. 

Fell).    Fgeineinachaft;  47f.;  49;  441;  444f.; 

449.  Fmarse;343f.  Fmeaaung;  342f.  FoM- 

nungen;  U,  783.     Fpolizeiakten;  II,  782. 

Felderwirtschatt;  18;   48;   377;  388.     b.  auch 

Dreifeldervirtschail,  Zveitelderwirtachsft 
Felgen;  S57£ 

Fels.     Ürbariuig  «uf  F.;   122. 
FermeiiU;  der  uiitteliilierlichen  sozialen  Schich- 
tung; 1139  f. 
FideikomuüBse;  643. 
Filialen  von  HJöstem;  831  f. 
Finanzgebnrung,  geistliche;  684 £    karolingi- 
sühe;    804  f.    immunitälsherrliche;    1024  f. 
markgenüssische ;   30Ü;    1010.    Daluralnirt' 
schuftliche;  300;  832  t;    II,  515.    F.  des 
Reichs;  1274f.    territoriale  F.;  1479f.  Vgl. 
auch  Anweisungssystem,  Budgeüerung,  Zah- 
lungsanweisungen. 
Finauügeschichte,    Trierer  äusaere  F.;  1462 f 
Finaniboheit,  hmdesherrliche;  1332f.;  1343; 

1347. 
Finanzminister,  jüdische;  147Sf. 
Fiakalinen;  1146f.;  1213,  i. 
Fiskalische  Besiedlung;  151  f. 
Fiskus.    Freie  im  F.;  1146.    F.  und  Gerich ts- 
veriassimg;  lllOf.     F.   und  Hundertschaft; 
730 f.    Lokalbetricbe  des  F.;  724 f.    Meier 
un  F.;  724 f.    Oberschultheifsen  im  F.;  728. 


Reich  ^  F.;  ISO.  siudale  Schichtang  in 
F.;  732.  Städte  und  F.;  727  f.;  731  t 
Umfang  der  F.;  714 f.  Verwaltung  der  F.; 
713  f.;  719  f.   Vogtei;  730  £    Weinbau  im 

F.;  laS. 
Fisch,    achtbarer  F.;  487.    Ffcng;  15;  502f. 
Fbandel;  n,  327.    FbeguJig:  501f.   Fpreiw; 
n,  562. 
Fischerei;  75;  469;  472;  480;  4«6f.;  494t; 
500  f.    noble  Fischerei;  486  £  Fordoungen; 
497.    Frecht;  283 1 
Flachshau;  403;  562t  , 

neischerei;  586. 
Fleischtiere;  5.35 f.;  539. 
Florin:  U,  44-5 f.;  460t 
Flöfserei;  II,  326. 
Flug;  504  t 
Fluktiatioii  der  Anbaufonneu;  128 1     F.  det 

Bevölkerung;  130. 
Fhu;.    Begreuzung  der  F.;  102 1    Oiarafctet 
der  F.  im  Moselland;  360  £.   spei.  S64t 
Fverfasaung;  13;  155.    ihre  Quelleu;  II,  779; 
7«3.    FüKftug;  14;  546- 
Flussläufe:  II,  243. 
Fodet;  131Ö. 

Folge,  gerichtliche;  1291t 
Forensen;  6.59,  j.    F.  beundepfiichtig :  487. 
Fonualiamus  des  ältesten  Rechts;  56 f.    dar 

ältesten  Sitte;  57  t 
Fcmnelbücher;  11,  689;  746  t  j  (759).  ' 

Forst;  96t  Famt;  823;  U.  171t  Fbewnte; 
49at  Fronfurst;  473;  481 1  speu.  483.1. 
bliuler;  495t;  1167.  Fmeisler;  495t  Bo 
dtmg  in  den  F.;  112.  Frecht;  111  f.;  470. 
Frti-waltung;  90;  1257. 
FortiiikationsfrondeD;  1011;  1030;  1290- 
Fragcbogen,  karolingischer,  fUr  Urbarweisung; 

864.  •;  II,  633;  660. 
P'rancia  Rinensia:  157. 
Frank;  II,  446. 
Franken:  1.54  t. 
Fränkischer  Wein;  570  f. 
Französischer  Einflufs  an  der  Mosel :  78  t 
Frauen.    Ffrage;  849.    Siegelßhigkeit  der  F.: 

Fredus;  I14*i. 

Frei.  Freidori';  194.  Freiheit  a.  den  beson- 
deren Artikel.  lYeihof;  194.  Freilossiuig; 
1219.  Freizügigkeit;  17;  130;  6.58;  872; 
1179;  1203 t 

Freie,  f.  Arbeiter;  11.56  t;  1238.  F.  im  Fii- 
kus;  1146.    F.  in  den  Onmdfaerrschah«!!; 


—    1579    — 


Sachregister.] 


1178, 1.  F.  in  grundhörigem  Besitzverhältnis ; 
928.    F.  in  karolingischer  Zeit;  992  f. ;  1152. 

Freiheit.  F.  und  Armut;  1162.  Bestreitung 
der  F.;  29 f.  Charakter  der  deutschen  F.; 
20;  41  f.;  56 f.;  289;  1150.  F.  und  Unfrei- 
heit als  Ferment  der  Standesbildung;  1140 1. 
F.  der  Person  in  der  grundhörigen  Ent- 
wicklung; 1212. 

Fremdenpolizei,  grundherrliche;  1004 f. 

Frequenzen  mittelalterlicher  Klöster  und  Stif- 
ter; 844  f. 

Frieden.  F.  der  Burg;  1315,«;  U,  625.  Frie- 
denswahrung; 217;  1062  f. 

Friedweide;  525. 

Fronbote;  776. 

Fronden ;  778  f.  spez.  781  f.  AUmendef. ;  785  f. 
Beundef. ;  430  f. ;  760 ;  782  f. ;  797.  Charakter 
der  F.;  435.  markhörige;  1011.  Unver- 
änderlichkeit  der  F.;  707 f.;  II,  648;  655; 
663.    Zersplitterung  der  F.;  865. 

Froneinnahmen;  764. 

Fronfahrten;  816 f. 

Fronforst;  473;  481  f.  spez.  483,  i. 

Fronhof.  Asylrecht  des  F.;  1059.  Beunden 
und  F.;  759 f.  Fronden ;  781  f.  Hofareal; 
753  f.  Kreditfähigkeit;  834;  840,  6.  Renten- 
charakter; 885  f.  Rittergut  und  F.;  753 f.; 
758.  Servitien;833f.  Spezialbetriebe ;  748  f. 
Unterbeamte;  775  f.  Vogtei,  s.  den  beson- 
deren Artikel.  Wirtschaft;  762;  s.  Grund- 
gericht, Gruudberrschaft. 

Fronhofsvogtei ;  1088  f.  Bede  und  F.;  1098  f. 
Erblichkeit  der  F.;  1107 f.  Grundgerichts- 
vogtei  und  F. ;  1105  f.  Immunitätsvogtei  und 
F.;  1090;  1125 f.  Markvogtei  und  F.;  1090 f. 

Fronmafse;  II,  487. 

Frucht,  glatte -rauhe;  II,  504;  512. 

Fruchtbarkeit,  natüriiche;  86  f.;  597. 

Fruchtbäume;  506. 

Fruchtwechselwirtschaft;  88;  149. 

Frühlingsbegeisterung;  461. 

Fuder;  U,  510  f. 

Fimdgewicht  königlicher,  herzoglicher  und 
bischöflicher  Denare  zur  Ottonen-  und  Salier- 
zeit; II,  408  f. 

Fundrecht;  257  11;  1275. 

Fundstatistik;  141  f. 

Futterbau;  SS. 

Futterkräuter;  561  f. 

Oanerbschaft:  278. 
Ganggeleit;  1080;  II,  634. 


Gänsepreise;  II,  549.    Gänsezins;  539,  s. 

Gartenbau;  15 f.;  408;  561  f. 

Gärung  der  ländlichen  Bevölkerung  im  12.  und 
18.  Jh. ;  868  f. 

Garzinsigkeit;  798. 

Gastfreundschaft,  markgenössische;  466. 

Gau.  der  G.  ohne  wirtschaftliche  Bedeutung; 
198.  räumliche  Beziehung  der  Gaunamen; 
103. 

Gebet  Almosen  ein  G. ;  672.  Ggemeinschaft; 
683;  1446;  U,  703;  785. 

Gebäude  und  Baugründe,  Preise  derselben; 
II,  579 f.    Zins;  591  f. 

Gebücke;  1290. 

Gefolgpflicht  militärische  G.  der  Gemeinden; 
216. 

Gehalt;  1403;  U,  574  f. 

Geheimhaltung  des  Besitzstandes;  II,  662. 

Geheimsekretariat;  1488. 

Gehöferschaft;  281;  801  f.;  442  f.  AUmende- 
fronden  der  G. ;  785  f.  heutige  Ausdehnung ; 
82.  Land  der  G.;  746  f.;  749  f.  Einfronung 
desselben ;  750  f.  Kontrolle  und  Zinsnahme 
von  ihm;  768 f.  Gesamteigentum  der  G.; 
452.    Schaft  der  G.;  447. 

Geiseln,  karolingische ;  806. 

Geistlichkeit  Anzahl  der  G.  im  früheren 
>Iitt;elalter;  846,6. 

Geld.  Wert,  Geschichte,  Kaufkraft;  U,  605  f. 
Gnehmen  auf  Schaden ;  958,  4.  Gpacht ;  945. 
Gverkehr;  II,  478;  694.  Gwirtschaft,  s.  den 
besonderen  Artikel.    Gzinse;  796. 

Geldwirtschaft;  600 f.;  623 f.;  1444 f.;  U,877; 
881;  386;  619.  G.  imd  Markgenossenschaft; 
808  f.  G.  und  Pacht;  945;  972;  1445.  G. 
und  plattes  Land;  1445. 

Geleit;  U,  289  f.  Gbriefe;  II,  290.  Gluxus; 
1802,  2;  U,  255.  Gpflicht  des  Vogtes;  1071. 
Grecht;  1802,«;  1838;  II,  271;  275.  des 
Zenders;  217,  a;  259.  Gverträge;  II,  294,  i. 
s.  auch  Grundgeleit. 

GemäfskontroUe ;  II,  481. 

Gemeinde.  Dorfgemeinde  -  (Agrar-)verfa8sung ; 
2a5;  804 f.  Gbehörden;  228  f.;  261.  als 
Landesbeamte;  1889.  Belastung;  608 f.  Be- 
ratungsplätze; 309.  Gefolgspflicht;  216.  G. 
und  Gerichtsverband ;  188.  Kooperation  der 
G.  mit  den  Gbehörden;  220.  kirchliche 
Lasten  der  G.;  603.  Nutzungen  der  G.; 
288,  8.    Verwaltung  im  späteren  Ma. ;  1889. 

Gemeinerschaft  auf  Burgen;  1807. 

Gemeinheitsaufteilungen;  81  i;  270 f. 

100* 


[RegisWr.  —     15 

GemengelageverfaGsmig;  B5£;  835 f.;  ;160t 

Generalrezeploren ;  1472, 

Genist;  507. 

Genosaeoschatteii,  neuere  »grariBcbe;  82. 

Genufs-  und  Nabningsniiiiel,  Prcbe  deraelben ; 

II,  550  f. 
Geologie  des  MosellaDdeK;  66  f. 
Gerade;  34  f. 
Gerite.  landwirtschaftliche  G.;  555  f.   O.  zmn 

FiBchiang;  502  E    Q.  lur  Jagd:  4m. 
Geraite;  305  Note. 
üevberei;  II,  827. 
Uerechtsajtie,  fundierte.  Pr<-isc  derselben;  U, 

Oergewannen;  Bä9. 

Gericlit.  Gbecirke,  Ausbildung  einheitlicher 
0.;  1155  f.  Gfrüchte;  I3W(,«  (1384).  Gge- 
nalt  des  Reiches  nnd  der  Territorien;  1272  f. 
0.  =  Mark;  260.  Gpflicbt  undUeerespflicht; 
217.  Gscbutz;  217.  Gverbünde  und  Ge- 
meinden; 188.  GweistÜmer;  II,  6G6.  Uzeag- 
nia  aU  Ersatz  des  Weiatuns;  11,  638. 

Gerichtliche  Folge;  1291  f.  g.  Zwangsgewalt ; 
193.    g.  Jtweikampt';  1114. 

Gerichisbwkeit  im  Gau;  1137;  1272f.  der 
Grundherren;  994  f.;  1056  f.;  1150.  über 
freie  Inimuml^tgeingeBeseene;  10441'.  per- 
sonale G.  des  Königs;  1273(1  des  Landos- 
berni;  lS2Sf.;  1S49;  1347  f.  im  Markt; 
n,  264.    niedere-mittlere;  188;  IH. 

Gerichtsverl'aasung.     Fiskus  und  G.;    IIIO 
NeubnidiBgegendcD  und  G.;  2;i6. 

Gerste.  Bau;  551  f.  Brot;  553.  Preise ;  C,  .5.58. 

üesaniie  Hand.  Eigen  der  g.  H.;  642.  Ll^en- 
BchaftsQbertri^ing  der  g.  H.;  633  f. 

Gcaamteigentum,  gehäferscludUichee;  452.  G. 
des  Geschlechts  un  der  terra  nviatica;  43. 

GeBchäftsstil;  1442. 

Geschlecht.  Cliarakter  ;!ur  fränkischen  Zeit; 
20.  Klire:30i;  Familie  und  G.;  25  f.;  28  f.; 
36  f. ;  39.  Gesamteigen  an  der  terra  aviatica ; 
43.  Ohercigcntuni;  626.  Verband  des  G.; 
22 1',    Zeugen  ans  dem  G. ;  29  f. 

Geschworene;  220;  232;  234;  28^;  303;  305 
Note;  318 f.;  320 f.;  1006,4. 

Gesei;  II,  494. 

Gesinde,  freies;  1157 f.;  1168.  niedere  Mini- 
sterialität;  820f.;  1167r.   unfreies  G.;  1227. 

Gesundheitspolizei.  ländliche;  303,  i. 

Getreide.  Anbarihöhe  der  einzelnen  Oetreide- 
arten;  552 f.  Ghandel;  593 f.;  623;  11,  325; 
488.    GpreUe;  595  f. 


Gewanne;  iS,*;  48;  396.  Technik  der  OtB' 
läge;  399  C  Gansbau;  SSBf.  GfiDt«aniig; 
335  f.  Gröfee  der  peripherischen  G.;  897. 
Grodung;  339  f. 

Gewebe,  Preise  derselben;  11,  566. 

tiefferbesteiier;  11,  314. 

Gewerf;  1017;  1030. 

Gewicht  nnd  Mafs;  I27ß  f.;  11,  481  £j 
497.  Kontrolle  von  G.  nnd  M. ;  303 ;  1008;  I^ 
483. 

Gewiirapreise;  II,  561  f. 

Glebae  adacriplio  s.  Bindung  aa  die  Scholle. 

Gleve;  1299,  s.    Glevcnbürger;  1297. 

Glocke;  310,  i;  316. 

Gold;  II,  329.  Wertverhältnis  «im  Silbw; 
II,  376;  891;  ?m;  470  f.;  478;  606.  U- 
sduniede;  U,  378.    Gwährung;  U.  478. 

Gottesfrieden;  IÜ64. 

Gottesgcwalt;  1047. 

GottPsnrteile ;  I1I6. 

Graben  statt  des  Zauns;  14. 

Oraf.  Entsteh>uigde9G.;60.  Beaoldimg;  1I1A. 
Gerichtabarkeit;  1272  f. 

Qrafechaftsrechte.     Erwerb  Ton  G. ;  1262. 

Grangien;  6891;  758 f.;  773,  t. 

Grenze.  Charakter  der  älteren  G.;  101  I.  0. 
zwischen  Wald  nnd  Neubmch;  101  f.  Gbe- 
gang;295C  Gfrevet;  341.  i.  Omarken;  S41. 
Gve^ben;  258r.    Gweisung;  296;  II,  tÜL 

Grofsanlwi,  rflmischer;  14.^  f, ;  151  f. ;  534 :  S.'*« ; 
698. 

Grorsgnmdbesiiz-  Ausbau  dua  G.:  fi9Vf.  Xat- 
deluiung ; 70<5.  Erwerbspolitik;  697  f.  H6he; 
702  f.  königlicher  G.;  718. 1.  Statistik;  Q, 
125 f.     Streucharakter;   701t.;  70.5 f.;  738 1 

Grofsgüter;  6.59  f. 

Grofsstädte  und  Geldvirtscbaft  auf  dem  platten 
Lande;  1445. 

Gnind  und  Boden,  Preise;  11,  577f.  Zins; 
U,  587  f. 

Gnuidbuchwesea;  296 f.;  995,  i. 

Grundeigentum.  Verteilung  dea  G.;  12:  81  £; 
362.   MobUisierung  des  G.  s.  Guterbeweguug. 

Grundgeleit;  U,  291  f.  s.  auch  Geleit. 

Gnmdgericht;  994f.;  1012;  10:J3;  1036f.;  104.3; 
1046f.;  11,  632.  Gerichtsherr  und  GericktB- 
vorsitz;  1056f.i  11-JO.  Inslanzenzug;  10:}7f. 
Rechtssprechung; 823 f.  SchefFenstuhl:104Kt 
(Aller  der  Schöffen;  1051.  Ämtsdajier;  10-il. 
Vorhedingimgen ;  10.50.)  acbiedsricbterlicliis 
Verl'ohren;  1151.  Schultheifs;  1057.  Um- 
stand; 1047  f.    Voglei;  1105  £    Zwängte- 


—    1581 


Sachregister.] 


walt;  1059  f.    s.  auch  Fronhof,  Grundherr- 
schaft. 

Orundherrlichkeit    Wesen  der  G.;  991  f.    G. 
als    Grundlage    territorialer    Entwicklung 
1255  f. 

Orundherrschaft.  Allmenderechte  der  G. ;  477  f. 
996 f.  Asylrecht;  1028.  Ausbau;  132 f.  Aus 
dehnung;  705.   Bede;  801;  863.    Belastung 
620 f.    Bodenregal;   106 f.    Burgen  und  G. 
1317  f.  Dingplätze ;  1058.  Disciplinargewalt 
728 ;  1047.   Einnahmen ;  844.   fremde  G.  an 
der  Mosel ;  133,  s.    Generalverwalter;  823  f. 
830.    Gewaltboten;  772.    Gerichtsbarkeit  s 
Grundgericht.  Handel;  810;  815.  Hofämter 
^23  f.    Immunität;  1023,4.    Klerus  und  G. 
825  f.   Kreditfähigkeit;  884;  840,  6.   Lasten- 
veranlagung;  784 f.;  789 f.    Lehnsauftragung 
von  G. ;  1263.   Lehnsvergabung  aus  G. ;  875  f. 
Lokalmärkte  der  G.;  815;  1003;  U,  257 f.; 
260  f.    Markobereigentum;  390 f.    Mafs  und 
Gewicht  in  der  G.;  U,  482f.;  510.   Medem- 
recht;    394  f.     militärische   Rechte;    1013. 
Ministerialität  und  G.;  819  f.    Nachrichten- 
dienst; 809  f.   Patronate  und  G. ;  1 19;  1005  f. 
Rechtscharakter  der  G.;  1288.    Registratur; 
841.    Reinergebnis;  844  £    G.  als  Renten- 
substrat; 886;  Rottabgabe;  890.  Rottverbot; 
390.    schiedsrichterliche  Thätigkeit;   1151. 
Schultheifsen ;  733  f.    Transportwesen ;  744 ; 
812  f.   Veräufserungen ;  874  f.  Verkehrsvor- 
teile; 1003  f.    Verpachtungen;  931  f.    Ver- 
schuldung; 839  f.;  847  f.    Verwaltungskon- 
trollen ;  840  f.    Vorkaufsrecht  bei  Veräufse- 
rung  hof hörigen  Gutes;  1194.    Weingüter; 
135.  Weisung;  1171.  wissenschaftliche  Be- 
handlung der  G.;  669.  Zahl  der  G.  an  ^inem 
Orte;  135.    Zehnt  und  G.;   118.    Zentral- 
verwaltung; 809  f.    Zersetzung;  1237  f. 

Grundholde.  Abzug;  1209 f.  Allmendebestand 
der  G.;  II,  681.  AUodifizierung  ihrer  Güter; 
928  f.  Anhäufung  auf  einzehien  Hufen ;  1233  f. 
Beholzigungsrecht ;  488  f.  Belastungsfreiheit 
ihres  Besitzes;  1194.  Dingpflicht;  1199. 
disziplinare  Behandlung;  723;  1047.  Ein- 
zug; 1209 f.  Entstehung;  992 f.  Erblichkeit 
der  Nutzung;  922.  Erbfolgeordnung ;  644  f. ; 
1193.  Erbgebühr;  1182  f.  Familienrecht; 
1203  f.  Freie  im  Verhältnis  der  G.;  923; 
1178,  i;1212.  Haftpflicht  fÜrVerbindlichkeiten 
der  Herren;  1194.  Heiratserlaubnis;  1203. 
holhörige  Bindung;  1198  f.  Huldigungs- 
pflicht   1199.     Landnutzung;  899 f.;  921  f. 


Leistungen;  778 f.,  auch  1180 f.  Sittlich- 
keit; 1285.  Strafrecht;  1199;  1351.  Ver- 
hältnis in  der  Stauferzeit;  187.  Weisung 
derG.;n,655.  Wergeid ;  1203.  Zersetzung; 
1237.    Zinspflicht;  1180  f. 

Grundrente;  602 f.;  622;  II,  617;  619. 

Grundruhr;  1854;  H,  298. 

Grundsteuer;  299;  607;  1088. 

Grundzins;  H,  587 f. 

GrundzöUe;  1003;  II,  271  £1  vogteiliche  G.; 
1118. 

Guldenmünze,  rheinische;  n,  891;  460  f. 
Mainzer;  II,  463  f.  fremde;  II,  424 f. ;  441  f. 

Güter,  accisepflichtige;  II,  322 f.  herrenlose; 
1275.  hinterfällige;  648  f.  konfiszierte; 
1118,  9.    zollpflichtige;  II,  322 f. 

Güterbewegung;  83;  630 f.;  658 f.;  1444. 

Güterrecht,  eheliches ;  32  f. 


Haferbrot;  553.    Haferpreise;  H,  558 f. 

Haftpflicht  grundhörigen  Besitzes  für  Verbind* 
lichkeiten  des  Grundherrn;  1194. 

Hagel  und  Heereskraft;  951. 

Hagenhufen;  353,  i. 

Halfenpacht;  962. 

Halfwinner;  981. 

Hammerwurf;  II,  7. 

Hand,  tote ;  656  f. 

Handel,  grundherrschaftlicher;  810;  815.  H. 
im  14.  Jh.;  600  f.  Hgewächse;  562  f.  H- 
masse;  U,  491  f.;  505;  510.  Hmünze;  II, 
382;  417;  435;  437.  Hverträge;  U,  295. 
Hwaren;  U,  322  f. 

Handmühlen;  585. 

Handschriften,  archivalische;  II,  677. 

Handwerk,  ländliches,  der  fränkischen  Zeit; 
10;  16 f.;  18.  höriges  späterer  Zeit;  1167. 
H.  und  Allmenderechte ;  465.  Lohn ;  H,  570 1 

Hanf;  II,  326.  Hbau;  562,  t.  Hspezialgut; 
416,  6. 

Haubergswirtschaft;  456;  H,  827. 

Haufinafs;  II,  487;  504;  512. 

Haupthaar.    Abscheren  des  H.;  32. 

Hauptmannschaft;  650  f.;  790;  865;  1217.  s. 
Steuerverband  der  Hufe. 

Hauptrechnung;  1477.         * 

Haus.  Hbau;  509;  548 f.  Bauernhaus;  543. 
romanisches  Haus;  544.  —  Hdiener,  mini- 
Bterialische;  820,  s.  auch  1042,  i.  H- 
friede;    1288.    Hgesetze;  643.   Hindustrie; 


[Begistw.  —     15 

587.  Hteilmiete  auf  dem  Lende;  288,  ■. 
Hvieh;  10. 

Heer.  Hgtwidt  dea  Reidies;  1269  f.  Hkraft 
nnd  Hagel;  951.  Hpflii-M;  217.  Hrüst- 
wagm;  1289f.  HBteuem;  1121.  Hstrafsen; 
n,  23Ö1'.    HyerfeBBting:  1030 f.;  1287 f. 

Heilige.  Hineinziehung  der  H.  in  die  kirch- 
liche Enterbspolitik ;  673  f. 

Heiligenfeste  nnd  -Schau etellungen;  677  f. 

Ileiinburge  s.  Zender. 

Heimgerede;  268,  i;  304  f.;  322;  127a  frei« 
H.;  188f.;  1012.  Gnindgerichte  und  H.; 
1331.   Schöfienstuhl  des  H.;  305  Not«;  820. 

Heinrute;  ao8.  o;  »44. 

Heirat  Herlanbnis;  12ce.  Hgebühr;  1204; 
1217  f.  Hkonsens;  1103.  Hve:^biing ;  120S. 

Heller;  II.  424  f.  spez.  436f.;  453f,;  455; 
468. 

Herberge.  Hpnichl;  778;  II,  2.53.  Hwesen; 
1004;  1026;  H,  249. 

Herbstmarktpreise :  II,  614. 

Herde,  Stückzahl  derselben;  11  f. 

Herdpfennig  (markhOriger);  799. 

Herdsteuer;  1029. 

Hergerftte;  34  f. 

Herkommen,  altes;  II,  649. 

Herrenloses  GiiL     Recht  des  h.  G. ;  1275. 

Herrennot;  1047. 

Herrschaften  und  Landgütei-,  Preise  derselben ; 
n,  5SSf.    Zins;  H,  593 f. 

Hessen;  15.1  f. 

Hcuni Schwein  a.  Hunnisi'lier  Wein. 

Hintertäilige  Güter.  Erbfolgeordnung  der  h. 
G. ;  645  f.     Teübarkeit;  648  f. 

Hintersassen,  freie;  11491'. 

Hirsche;  497. 

Hirten;  524. 

Hochbufsen;  1383,  a    (1384). 

Hochflächen.  Anbanphysiognomie  der  H. ;  146. 

Hochgericht-  H.  im  Amt;  191;  1261.  Be- 
hörden des  H.;  192.  Bemkastler  H.;  170f. 
freie  H.;  139;  1278.  iramunit&tsherrliche 
a.;1033f.  Kompetenzscbmäleningen;  193f. 
Krüver  H.;  180  f.  .Möglichkeit  der  Rekon- 
struktion der  H.;  185  f  Schöfrenstabl;  285. 
Umstand;  193;  1013;  1031;  1120;  1125; 
1291  f  Veriall;  186f.  H.  über  zerstreute 
Grundstücke;  1043. 

Hochwald;  100  f.;  473  f.  Rodung  im  H.;  111  f.; 
475. 

Hochwild;  486. 

Hochzeitsleute;  465,  b. 


Hnhe  des  Ororsgrundbesit/eB;  70Sr. 

Hof.  H.  der  fränkischen  Zeit;  8  f.  ganzer  — 
halber  H.;  174.  i;  1036,  i  (I0S7):  lOSS.»} 
1053.  H.^Hiife;  267f.  HämWr:  8281; 
U27.  Hanirigen:  862;  689£  Uar«»!:  T5SC 
Hausbau;  701.  Hbau;543f.  Beundehdft; 
430,  3.  Hgericht;  1041;  1274;  1326;  13S9; 
1489,  Gröfse  der  IL;  659 f.  Hhörige  1. 
Orundholde.  Hjageramt;  803.  Hmeisteff 
1435  f.  HordnuDgen;  1253.  >.  Ilquartia» 
meisteramt;  803.  Ilntt;  1267.  HsfliuItbeirMii; 
737;  1129  f.  Hstellen,  unbesetzte:  130  C; 
Hsystem;  7t.;  84;  851  f.;  354,  t.  Ihenral- 
tung;  1426.  Hvieh;  11.  Hweitüun;  ll,6a6£ 
Hzaun;  543.  Ilzeudei',  210.  S.  «nch  Vröo- 
hof,  (Jnmdgericht.  Grundberrschaft. 

Hohlmafse  für  Flüssigkeiten;  ü,  500 f. 

Holr,  Hbau;  8;  138;  544.  Hbestwd,  Recld« 
am  H.;  14.  Hgewalt;  292;  387.  HhMdBl; 
n,  826.  Hkohlen:  516;  H,  326;  881.  H- 
mangel:  517.  Hm&rk;  292;  387.  Upreise: 
H.  563  f.    Hveri>raiich ;  516  f. 

Honig;  505. 

Hopfenban;  562,  i  (-563). 

Hon«!  in  Urkunden;  670,  »  (S71). 

Hospitaler;  848,  •   (849);   II.  251. 

Hostilicium;  1025;  1121. 

Hotelwesen ;  II,  252. 

Hufe.  H.  als  Ackermafs;  367.  altkAlnücteJ 
H.;  345  f.  Auffllllung  der  alten  H.;  373; 
379f  Heiiiheit:  347.  Fronbof und  H.:  756 
Gröfsü  der  H.;  3461'.  Gnuidholde  und  H, 
12381'.  Hagerh.;  367  f.  kölnische  H.;347t 
HIand:  334  f.  MtninialgrOrse  der  H.;  124; 
Preise;  868  f;  II,  581  f.  R^st«r;  II,  779- 
Rottland  und  H.;  377f  Hschlag;  SS-b,  i 
Spe/ialh.;  II.  179.  Steuerverband  der  H. 
370f.  Tausche;  346.  Teilungen ;  366 f.  H- 
Verfassung;  332f  ihr  Verfall;  36 
liai;  II,  670.  Hveraeichnisi  II,  757-  Zahl 
der  H.  im  Fronhof;  741  f  an  i\nem  Orte; 
376 f.  ZerBplittenmg;864;867;1233.  Zinse; 
II,  593  f. 

Hühnerpreise;  H,  549.    Htlhnerrins;  539,  e. 

Huldigungsptlicht  des  Grundhalden:  1199. 

Hundding:  208,  i;  1046, 

Hunde;  10. 

Hundert,     grofses  und  kleines  H.;  II,  9  f. 

Hnndertachaü  älteste  H.;  59.  Dekanat  und 
H.;254,  I.  Fiskus  und  H.;  730  f.  Ortf« 
der  H.;  264  f.  Kontrolle  dir  IL  Qber  Ge- 
wicht,   Mafs,   Mlinie;   2.59;    302f.:    11.481. 


1 


—    1583    — 


Sachregister.] 


H.  als  Wirtschaftsverband;   259 f.    H.  und 

Zendereien;  265  f. 
Hungersnöte;   589 f.     Auswanderung  bei  H.; 

592. 
Hunnengerichtsbarkeit ;  1 136  f. 
Hunnischer  Wein;  570 f. 
Hunsriick;  99.  • 

Hydrographie  des  Mosellandes;  63 f. 
Hypokaustensystem ;  138. 


Jäten  der  Saat;  556. 

Jagd;  lOf.;  15;  469f.;  480;  485f.;  494f.; 
497  f.  hohe  J.;  471;  485  f.  Jbeute;  14. 
Jfronden;786.  Jgeräte;498.  Jrecht;  llOf.; 
283  f.  J.  auf  schädliche  Tiere;  300.  Jschlös- 
ser ;  498.    Jtiere ;  498  f. 

Jahn;  456. 

Jahresbudget,  Höhe  einzelner  J. ;  1459  f.  Jahres- 
gehalt, Höhe  des  J.;  II,  574  f. 

Idarwald;  99. 

Identität  der  räumlichen  Abgrenzung  staat- 
licher und  autonomer  Verwaltungen;  197. 

Immobiliarcrbrecht ;  626  f. 

Immobilien,  Auflassung  von  I.;  630.  Ver- 
äufserungsfähigkeit  für  L;  630  f. 

Immunität,  ältere  L;  1015 f.  grundherrliche; 
1023,  4;  1015  f ;  1268.  jüngere  I.;  1019  f.; 
1131  f.  landesherrUche  I.;  1022 f.;  1347. 
Beunde-I. ;  1015,  2.  Disziplinargewalt  in  der 
L;  1118.  Finanzwesen;  1024  f.  Fronhofs- 
vogtei  und  I.;  1090;  1125  f.  Gerichtsver- 
fassung; 1031  f.  Heeresverfassung;  1080 f. 
Hochgericht;  1033 f.  Steuererhebung;  1017  f. 
Ivogtei;  1110  f.    Zollfreiheit;  1018. 

Individualbürgschaft  bei  Pachten;  958.  Ver- 
teilung des  Individualgnindeigens ;  83  f.  die 
Allmende  wird  individualer  Markgemeinde- 
besitz; 388. 

Industrie  und  Holzverbrauch;  516 f. 

Inforestierung  s.  Einforstung. 

Inkorporation  von  Pfarreien;  687.  von  Reichs- 
abteien; 1281. 

Inmärker;  294. 

Institute,  kirchliche  s.  kirchliche  Institute. 

Intercursus;  1205  f. 

Introitus  iudicum;  1016. 

Inventare;  850 f.;  II,  708;  715;  746;  767 f. 

Juchland;  335. 

ludei  domini;  1472. 

Juden,  allgemeine  Geschichte;  849;  1449 f. 
J.  als   Ärzte;    1452t.    J.   als  Bankherren; 


1450  f.  Eidstabung ;  1458,  6.  J.  als  Finanz- 
minister; 1472 f.  Handel;  1452.  Pachte; 
1456.  Precarien;  1456.  Recht;  1276;  1453  f. 
Verwendung  im  Trierer  Landeshaushalt; 
1468  f.  Weinhandel;  1452.  Zinsen;  1452; 
n,  608. 

Iudex,  karolingischer;   719 f.;  804 f.;   1044 f.; 

.  1110  £;  1136. 

Jungfemwein;  579. 

Juniorat;  941. 


Kaiendarien;  H,  704;  710;  717;  721;  725; 
746;  750;  764 f. 

Kalk;  H,  527.  Kbrennerei;  II,  334.  Kofen- 
bann;  1002.    Kpreise;  H,  528;  564. 

Kameral-Statistik;  H,  691. 

Kammerforste;  112;  473 f.;  483  spez.  483,  1; 
998. 

Kammerherren;  1471. 

Kämmerer;  803,  1;  1469  f. 

Kanon;  943 f. 

Kanzlei;  1441  f.;  1477.  Expedition;  1441  f. 
Rechnungswesen;  1432;  1443;  1477.  Re- 
gistratur; 1442  f.    Stil;  1442. 

Kanzler;  1432  f. 

Kapellen.  Erhebung  von  K.  zu  Kirchen ;  252,  s. 

Kapitalverwendung;  133;  135.  Kzins;  II,  595  f.; 
606  f. 

Kapläne;  1431;  1477  f.   K.  auf  Burgen;  1312. 

Kappus;  II,  327. 

Karatbetrügereien;  H,  473. 

Karins,  koninks  K.  geboet;  172. 

Karolingerstaat.  Charakter  des  K. ;  667  f.  Do- 
mänenverwaltung; 720;  801  f.  Erzkaplanei; 

802.  Freie;  992 f.;  1152.  Finanzen;  804 f. 
Geiseln;  806.  Heeresverfassung;  1287 f.  Jä- 
gerei; 803.  Iudex;  7 19 f.;  804 f.;  1044  f.; 
1110  f;  1136.  Kämmerei;  803.  Pfalzämter; 
802 f.  Rechnungsführung;  805  f.  Seneschall; 

803.  Servitium;  806.  Zentralverwaltung; 
802 f.    Zeughäuser;  806. 

Kartoffeln.    Einführung  der  K.;  162. 

Käse;  535;  U,  327.    Kpreise;  II,  560 f. 

Kastanien;  563;  II,  326. 

Kataster.  Aufnahmen ;  331 ;  608.  Bestrebungen 
zur  Herstellung  eines  K.;  331,  t.  Ein- 
tragung; 378  f.  Güterbeschreibung  nach  K- 
art;  n,  668;  754f.;  771.    Kwesen;  296f. 

Kathedralsteuer;  1283  f.;  1335. 

Kauf  und  Tausch;  1444.  K.  bricht  nicht 
Miete;  943. 


|R 


Kaufleute,  unfreie;  1166  t'. 

Kautionen  bei  Pachtungen;  955 f. 

KMiwerEioer  i  14-50;  1453- 

Kehre;  840.  g. 

KeUervirtscbafl;  583  f. 

Kellner;  823;  1390;  1399f.;  1410  f.:  11,  172. 
Bureau  der  K.;  1416;  11,  183;  135.  Burg- 
fcellner;  1418  f.;  II,  172.  Kntlastung  des  K.; 
14171  geistlicher  K.;  839  f.  Meier  und  K.; 
1419  f.  KediQUDgawesen :  1417  f.  [Jnter- 
Fezeptureo;  1419 f.  VerjHicIitiingen  durch 
den  K.;  1414.    8.  auch  TJnlerkellner. 

Kelten;  75  f.;  149 f. 

Kelter;   581.    Kbnum;   1002.    Kknecht;  906. 

Kelto-romaDische  Kultur;  3;  75f.:  148f. 

Kerbholzrechmug;  841;  1890;  1444;  D,  6,  i. 

Elllwald;  96  f. 

Kindbede;  1206. 

Kindbelterinnen ;  465,  t. 

KindertreqiieaK  grundböriger  Ehen;  1236, 

Kindgeding;  117,  n;  1S06.  | 

Kirche.  Asylrecht  der  K.t  1023;  1059,  i.  K.  i 
und  Kolonisation;  115  f.;  699.  KdJenst; 
1220,  1.  K.  als  feste  Plätie;  1309.  Frei-  | 
lasüung  und  die  K.;  1320f.  Geschworene;  | 
288;  320.  Kgriindung;  115f.;  338;  699.  | 
Kgut,  Bestitution;  712.  Onveraofgeriichkeit ;  I 
692  f.  Hundertschaften  und  K.;  246.  Khöfe,  j 
Asylrecht;  1059,  i.  Kpatronat;  119;  1005f. 
Knuh;  709  f.  Salhof  und  K.;  116.  Ksatz; 
12-57;  s-KpalroniL  Schutz  der  K.;  1062  f.  I 
Kspiel:  24H.     Kweih;  II,  2.7.7-  , 

Kircliliche  Gewalt  und  LandeHgewalt;  127^f- 
k-  Erwerbspolitik ;  637 ;  670  f.  k.  Gemeinde- 
lasten; 608.  k.  Institute  im  Verfall;  846 f. 
k.  Verwaltung;  826;  889. 

Klauantirinnenstitlungen ;  164. 

Kleebau,  Folgen  desselben;  162. 

KleininduEtrie:  U,  333. 

Klenis.  Teilnahme  des  K-  an  der  grundhen^  . 
scliaftlicben  Verwaltung :  825  f-  an  der  land-  . 
wirtschaftlichen  Thätigkeit;  462  f.  Verrog- 1 
tung;  1062.  j 

Klima  des  Mosellandes ;  72.  Veränderung  des  I 
K.;  596,  ..  j 

Klöster.  K.  als  Banken:  849;  1446  f:  Be- 
amtenwahl;  827  1,  Eintrittsgeld  zum  K, ; 
679  f,  Filialen;  831  f.  Gründungen;  681.  j 
königliche  K.;  826.  t.  Lebensveraorgtug;  i 
678  f;  68.5.  Kordnungen;  U,  724;  728;  747;  ' 
763;  76a-  Kreformen;  (176f.;  680;  691, 
Verfassung;  826f-    Vermögen;  1281,  i. 


Kluckerti  11,  446- 

Köblenzer  Münze;  II,  4-56  f  K.  NaehmiinKUBg; 
II,  419  f. 

Kühlerei;  516- 

Küln.  Bedeutung  fUr  den  westdeutschen  Han- 
del ;  n,  336  f.  K.  Ausprägung ;  11,  401. 
Denare;  II,  411  f.  Münzgeschichn*;  416  £4 
4.57. 

König.  Die  K.  aU  Scbenkgeber  ut  die  Kirche;  1 
675  f.     Khufe;    348  f.     Kmeier;   732.  .; 
Silber;  11,  .^e,     Kzin«;  1025. 

Königliches  Allmenderechl ;  469  t.    K.  Ba 
leihe;  190.  K.  BIntbann;  1273,  ».  K.  Bodm- 
regal:  103  f.   K.  Gerichtsbarkeit;  1273  f. 
Grundbesitz  1  718.  i.    K.  Munt;  1068. 

Königttun-    Ausbildung  des  K-:  59  f. 

KoUegialsystera  der  Zentralverwaltung;  liiS. 

KoUeJttiveigen  an  Ackerland;  284  f. 

KoUiliertät;  12191 

Kolonat,  rümisclies;  891;  1447. 

Kaloneu,  nttermärsige;  137. 

Kolonialkirciien.BezehntuDgsrechtderK.;  116)1 

Kolonisation    der    kirchlichen    GrtindherrvD ; 
687  f.    der  weltlichen  Onmdlierren :    69t 
auf  KirchsatB;  llSf.     Kpachten;  959f. 

KommeniUtion;  899. 

Konifort;  545;  8-52. 

Komraifisionen  iu  der  gnmdherrschalUicIiea 
Verwaltung;  823;  825;  830.  in  der  landes- 
herrlichen Verwiltnng;  1325;  1438  f. 

Komm  nun  1  Verfassung.   F.nt»-icktung  der  K,  ii 
nui-biilb  der  Mark;  318 (. 

Konlisziertea  Gut;  1118,  a. 

Kousensrecht  s.  Zustimmnngereclit, 

Konsolidation;  85. 

Kontelwald;  97. 

Konversen  s.  Laienbrüder. 

Konzeption,  aurserehellche;  1235. 

Kooptation;  172;  233;  311,  i. 

Kopfzins:  1180  f.    Klaute;  1225  f. 

Kopfsteuer;  1028;  1098. 

Kopiare;  H,  677. 

Korn  (im  Münzwesen);  II,  393  f. 

Kornpreise;  11,  618.  s.  Gerste-,  Hafer-.  Rog- 
gen-, Spelz-,  Weilenpreise. 

Kourantgeld;  II,  383;  417;  43-'). 

Kredit,  langfristiger  —  kurzfriatiger;  11,  fi07  £ 
K.  ah  Machtmittel  der  Landesrerwaltung; 
144öf. 

KredittÜhigkeit  der  FronhOfe  und  der  Grund- 
heiTschatt;  834;  840,  t.  der  Landesregie- 
rung; 1446  f. 


1585    — 


Sachregister.] 


Kreuzzugsschenkungen;  638. 

Krieg.  Kauszug;  1291.  Kbesoldung;  II,  572. 
Kdienstverfassung;  1298;  1308  £  Kführung 
der  Amtleute;  1396 f.  barbarische;  128.  K- 
gewalt,  YOgteiliche;  1120.  Khauptleute; 
1440.  Kknechte,  freie;  1157.  Kpflicht; 
1287  f.    Kwesen;  1287  f. 

Kritik.  Reale  Kritik  und  Ableitungskritik  der 
QueUen;  II,  11. 

Kröver  Hochgericht  Schilderung  des  K.  H. 
180  f. 

Krummenschnitz ;  506. 

Küchenmeister;  823;  1469  £   Krechnung  1471. 

Kultur.  Wandelbarkeit  der  K. ;  128  £  Wasser- 
scheide und  Kgrenze;  65  £ 

Kunst  und  Wirtschaft,  vornehmlich  im  früheren 
Mittelalter;  849  £ 

Kimstweiden;  91. 

Kupfer;  II,  830. 

Kurien,  geistliche;  1276 £ 

Kurmede;  870,  2;  647;  649;  923;  925£;  1182£; 
1205;  1210;  1217  £;  II,  231  £  Durzins  und 
K.;  1186,  2.  Hauptmannschaft  und  K.;  1186, 2. 
K.  der  Leibeignen;  1229. 

Kurs;   II,  448;  475.    Kbezeichnung ;  II,  390. 

Kurvereinsmünze;    II,  468  £     s.  Münzverein. 


liaeten;  151  £ 

Lagemorgen;  389. 

Lahnweinbau;  569,  5  (570). 

Laienbrüder;  678  £;  690 £;  773;  819. 

Land.  Allmenden  und  Landesherren ;  108;  (469) ; 
1840.  Amtmann  als  Lanwalt;  1330  £  L- 
ausbau  der  kirchlichen  Grundherren ;  687  £ 
Iherrliche  Bannleihe;  1137.  Beamtentum; 
1846;  1405.  Bauverwaltung;  1407.  Bede; 
301;  1335.  Befestigung;  1270 £  Bodenregal; 
108.  Burgenbau;  1270  £;  1285  £;  13ia£; 
1347.  Boten;  1419.  Budget  s.  Finanzen. 
Domanium;  1257.  Dorfordnungen;  1341.  L- 
eigen  s.  den  bes.  Artikel.  Lfahren;  1157. 
Finanzen;  13:32  £;  1343;  1347;  1466;  1479. 
Lfrieden;  II,  278;  293  £;  465  £  Gebiet; 
II,  291  £  Gemeindebehörden  als  Beamte ; 
1339.  Gensdarmerie;  1302.  Gerichtsgewalt; 
1272  £;  1323  £;  1343;  1347  £  Lgeschrei; 
1292.  Gesetzgebung;  1258 £  Lgewalt  s.  den 
bes.  Artikel.  Lgüter  s.  den  bes.  Artikel. 
Gnmdherrlichkeit  und  L.;  1255  £  Heeres- 
gewalt; 1219  £  Immunität;  1022  £;  1847. 
Lehngenossenschaften;    918  £     Mafse;    II, 


489.  Lnutzung;  284£;  620£;  899£,  921£ 
Lordnungen;  1254,  s;  1354.  Markherriich- 
keit  und  L. ;  1255, 4.  Münzmonopol  und  L. ; 
H,  353.  Polizei;  1011,  s  (1012);  1277; 
1302,  2 ;  1854 ;  1392 ;  H,  298.  Lpreise ;  868  £ 
Produktenpreise;  1240.  Lrat;  1428  f.  L- 
recht;  104  £;  1858.  Regalien;  1404  £  Rent- 
meisterei;  1480.  Lschöffe;  208.  Sicherheit; 
1068.  Lsiedelleihe ;  959  £  Lstadte;  822; 
1886;  1842  £  Lstände;  1842  £  Lsteuem; 
1838  £  Lstrafsen;  U,  286.  Lvermes- 
sung;841£  Lwehren;  1290.  Lwehrpflicht; 
1292  £  Lwirtschaft  s.  den  bes.  Artikel.  L- 
zender;  172  £;  210.  Lzölhier;  II,  285.  s. 
auch  Territorialität 

Landeigen,  Entstehung  desselben;  21;  41  £ 
Erbrecht  an  L. ;  86  £  Erbfolgeordnung;  89 £ 

Landesgewalt  L.  und  Dorfgemeinde;  1888 £ 
L.  und  kirchliche  Gewalt;  1278 £  L.  und 
Grafengewalt;  1272 £  L.  und  Lehnsherr- 
lichkeit ;  1262  £  L.  und  Markgenossenschaft ; 
1338  £  L.  und  Reichsgewalt;  1268  £  L. 
und  Vogtei;  1068;  1110;  1182;  1186;  1258£; 
1847. 

Landesherr  s.  Land. 

Landgüter  und  Herrschaften.  Gröfse;  88  £ 
kleinere  L. ;  878  £  Preise  derselben ;  U, 
582 f.    Zins;  U,  598 £ 

Landwirtschaft  fixklusivität  der  L.  bis  ins 
18.  Jh.;  461.  Geräte  der  L.;  9;  555 £  L. 
und  Kirche;  462 £  L.  und  Laien;  463. 
Litteratur  derL.;  464.  Rentabilität  der  L. ; 
619  £ 

Langhalm ;  525  £ 

Lasten,  grundhörige,  markhörige;  797  £  Frei- 
heit der  SchöfiFen ;  1055 ;  II,  659.  Höhe  und 
Charakter;  778  £  Radizierung;  1180£  Un- 
gleichheit; 708  £  Unveränderlichkeit;  707  £ ; 
II,  648;  655;  663.  Veranlagung;  784 £; 
789  £ 

Lateinischer  Ausdruck  in  den  Urkimden, 
Schwierigkeiten  desselben;  268. 

Laubfallnutzung;  507. 

Laubfütterung;  581. 

Lebensversorgung  durch  Klöster;  678 £;  685. 

Lederpreise;  II,  564 £ 

Legierung;  II,  879;  398. 

Lehen.  Ladel;  1161  £  Allodifizierung  der  L. 
877  £  Anweisung;  882  £  Auftragung;  882 £ 
1262  £;  1298  £  Lbücher;  II,  709 ;  718 ;  769 
778;  782.  Burgen  und  Lwesen;  888,  2 
1312  £;   1319;   1872  £    Dienstlehnsvertrag ; 


[Register. 


—    1586    — 


877;  880  f.;  901  f.;  1169;  1298  f.;  1813; 
1873;  1428.  Ldingpflicht;  1265  f.  Lgelder; 
1476.  Landgenossenschaften  in  L. ;  918  f. 
Lgut ;  876  f.  Lherrlichkeit  und  Landesge- 
walt; 1262  f.  als  soziales  Ferment;  1141  f.; 
1161  f.  Lhof;  1265f.  Kriegspflicht;  1263; 
1265.  Kriegsverfassung;  1270;  1295  f.  li- 
gisches L.;  1298.  Mannlehen;  1265.  Mi- 
nisterialität  und  L.;  901  f.;  1172;  1266 f.; 
1304.  Lnexus  verdunkelt ;  877  f.  politisches 
L.;  900  f.  Lrente;  II,  609.  Lträger;  790. 
Lvergabung  aus  der  Grundherrschafb;  875 f.; 
882  f.  Lvertrag  und  remuneratorische  Pre- 
caria;  899.  Lverwaltung;  1479.  Zeitlehen; 
883,  8.  S.  auch  noch  Dienstlehen,  Pacht- 
lehen, Zinslehen. 

Leibeigene.  Dingpflicht;  1229.  Disziplinar- 
Stellung;  1230.  Kurmede;  1229.  Zinspflicht; 
1229.    L.  im   späteren  Mittelalter;   1223  f. 

Leibgeding;  896. 

Leibrenten  vertrage;  685;  II,  609. 

Leibzucht;  940. 

Leiengrubenbann ;  1002. 

Leiheformen,  freiere.  Entwicklung  der  fr.  L.; 
889  f.    S.  auch  Landsiedelleihe. 

Leinpfade;  1355;  II,  242 f.;  276. 

Leinweberei;  563;  588. 

Leistungen  s.  Lasten. 

Leprosenhäuser;  II,  251. 

Lesen  und  Schreiben,  Unkunde;  II,  643. 

Lex  Anglionun  et  Werinorum;  4.  Chama- 
vorum;  6.  Ribuaria;  5;  156  f.  Salica;  3; 
6;  157.  Im  einzelnen  vgl.  unter  Chama- 
vonini,   Ribuaria,  Salica,   Thuringorum  lex. 

Liber  domini;  1416;  II,  251.  1.  expensarum 
domini;  1471.    Libri  aurei  s.  Codices  aurei. 

Liegenschaftsübertragung  gesamter  Hand ;  633  f. 

Ligisches  Lehen;  1298. 

Limburger  Münze;  II,  457  f. 

Linde.    Die  L.  als  Dingbauni;  1058. 

Liten;  1151,  2;  1192,  4;  1214. 

Litteratur,  landwirtschaftliche;  464. 

Lohe;  II,  326. 

Lohheckenwirtschaft;  88;  126;  511  f.;  515. 

Lohnverzeichnis;  II,  776.  Lohn  der  Hand- 
werker; II,  570  t. 

Loi  de  Beaumont  s.  Beaumont. 

Lokalbetriobe  des  Fiskus ;  724  f. 

Lokalmärkte,  grundherrliche;  815. 

Lokalmafse;  II,  486;  4H8;  496  f. 

Lokalverwaltnng,  territoriale ;  1254  f. 

Lombarden;  14o0;   1452,  1,  3;    1453,  1;  1458. 


Losungsrecht;  629  f. 

Lotharienses;  77. 

Lotterpfaffen;  1157. 

Ltibisch ;  U,  468. 

Luft  giebt  Recht;  1154;  1202. 

Lustbarkeiten,  öffentliche;  1005. 

Luxus,  geistlicher  des  früheren  Mittelalters; 
849  f.  weltlicher;  851  f.  Gesetzgebung  gegen 
den  L.;  852.  L.  und  Komfort;  852.  Diener- 
luxus; 851  f.;  879  f.  Gartenluxus;  562.  Ge- 
leitsluxus; 1302,  8;  II,  255. 


Hagazinierung;  844;  594;  596;  888;  844; 
1355;  1400. 

Magenhaftung;  23 f. 

Mainzer  Denare;  U,  415.    Gulden;  U,  463 f. 

Majorat;  941. 

Mtgoritätsrecht;  46;  310 f.;  II,  4. 

Malter;  II,  508  f. 

Mancipium;  1195. 

Mannigfaltigkeit  von  Mafs  und  Gewicht;  H 
484. 

Mannlehen;  1265. 

Mannwerk;  409 f. 

Manuale  cellerarie;  II,  715. 

Manusfinna;  685;  893,  4;  961,  2. 

Mark,  kölnische;  400 f.  Mgewicht;  U,  507. 
M Währung;  II,  508. 

Mark;  463.  M.  ==  Gericht;  260.  Ämter  in 
der  M.;  311  f. ;  314  f.;  1006  f.;  1079  f.  Aus- 
dehnung der  M. ;  13;  284.  Aussonderungen 
aus  der  M.;  273;  389.  Begriff  der  M. ;  282  f. 
Berechtigungen ;  288  f.  Mding;  307;  313f.; 
1079.  Eigentum  an  der  M.;  283,  s.  Finan- 
zen; 300;  1010.  Gemeinde  s.  Genossen- 
schaft. Genossenschaft  s.  den  bes.  Artikel. 
Gröfse;  266 f.  Mhenlichkeit;  390 f.;  695 f.; 
797  f.;  996 f.;  1078 f.;  1085  f.;  1255,  4.  M- 
höfe;689.  Mhörigkeit;  797  f.;  1010 f.;  1158 f. 
Kommunalverfassung  und  M.;  318  f.  Kon- 
dominat; 278  f.;  697.  Landeshoheit  und  M.; 
133«  f.  Mlosimg ;  284  f. ;  449  f. ;  629  f.  Ober- 
eigentum, grundherrliches ;  390  f.  Mrecht 
ausgebauter  Dörfer;  293  f.  Mstreitigkeiten; 
270 f.;  291,  s  (292).  Subaltembeamte;  315 f. 
Mverfassung;  276;  281  f.  Mvergehen;  1113. 
Mversammlung ;  309  f.  Mverwaltung;  294f. 
Mvogtei  s.  den  bes.  Artikel,  vgl  auch  All- 
mende, Aufsenmark,  Markgenossenschaft 

Märkergeld;  299. 

Markgemeinde  s.  Markgenossenschaft. 


—    1587    - 


Sachregister.} 


Markgenossenschaft.  Autonomie;  286 f.  Bede; 
299.  Besteuenmgsrecht;  1010.  Edelmärker- 
schaft  8.  u.  diesem  Artikel.  Eigentimi  der 
M.  an  der  Mark;  288,  «;  388.  E^nungsrecht 
s.  Einung.  Finanzverwaltung ;  300;  1010. 
Fischereirecht;  283  f.  Gastfreundschaft ;  466. 
Geldwirtschaft  und  M.;  308  f.  Jagdrecht; 
283  f.  Landnutzungsrecht;  284 f.  Rechnungs- 
wesen; 298.  Rechtlicher  Charakter;  282,  9. 
Rügepflicht;  313  f.  Städtische  Autonomie 
und  M.;  309.  Steuererhebimgsrecht;  298. 
Sühnegerichtsbarkeit;  227,  a.  Unterstützxmgs- 
pflicht;  226,  2.  Verftigungsrechte;  286 f.; 
295 f.  Verfall;  1287 f.  Waldnutzung;  286. 
Weidenutzung;  286.    S.  auch  Mark. 

Markt;  1275;  II,  256  f.  Accise;  H,  319.  Frie- 
den; II,  264 f.  Gerichtsbarkeit;  II,  264. 
gnmdherrlicher  M.;  815;  1003;  H,  257  f.; 
260 f.  Mplatz;  II,  267;  270.  Mregal;  1277  f.; 
II,  268.  Mrecht,  niederes;  1276;  11,  257; 
262.  Mschiffe;  n,  254.  Wochenm.;  H,  260 f.; 
264. 

Markvogtei;  1075  f.  Markämter  unter  ihr; 
1079  f.  Bede;  1080  f.  Markding;  1079. 
Fronhofsvogtei  und  M.;  1090  f.;  1108  f. 
Nutzungen;  1106  f.    Schutzgeld;  1080  f. 

Marmor;  II,  334. 

Marschallamt;  1296;  1440  f.;  1476. 

Mart}Tologien ;  D,  702  f. ;  721 ;  750 ;  764. 

Mafs  und  Gewicht;  1076;  II,  481  f.;  497.  M- 
bestimmung;  II,  497.  gehäuftes  M.;  788. 
Grundherren  und  M.;  H,  482;  484;  510. 
Hundertschaft  und  M.;  259;  802 f.;  II,  486. 
KontroUe;  803;  1008;  II,  488.  Schwan- 
Inmgen;  U,  486.    Verwirrung;  II,  486. 

Massenerscheinnngen;  11,  4;  15. 

Masteichelsammeln ;  786. 

Materialismus  des  früheren  Mittelalters ;  1162  f. 

Materielle  Lage  der  landarbeitenden  Klassen 
gegen  Schlufs  des  Mittelalters;  1288. 

Medem;  103 f.;  105 f.;  107 f.;  112;  392;  475; 
514;  919;  1106.    Mgut;  406;  425.    Mrecht; 

'  894f.;  458f.;  475;  498;  514f.  Ausbau  im 
Mrecht;  896  f. 

Mehl-  imd  Brotpreise;  II,  559  f. 

Mehlverkauf;  999. 

Mehrheitsbürgschaft  bei  Zeitpachten;  970  f. 

Meieramt;  761  f.  Abkauf;  772.  Erblichkeit; 
736;  771  f.  Fiskus  und  M.  724  f.;  782,  6. 
Haftbarkeit  ftir  Froneinnahmen;  764.  Kell- 
nerei  und  M.;  1419  f.  Kontrolle  der  All- 
mende; 766  f.    des  Beundedienstes;   480  f.; 


451;  762  f.;  772;  H,  166  f.    Landesverwal- 

tong  und  M.;   1407.    Lasten;   770.    Mini- 

sterialität  und  M. ;  819  f.    Priester  im  M.; 

773.    Schicksal  des  M.;  878  f.    Schultheifs 

und  M.;  728;  735  f.;  772.    Servitien  im  M.; 

834.     soziale   Entwicklung  im   M.;    767  f. 

Verpachtung;  778 f.;  947.    S.  auch  ünter- 

meier. 
Meilengeld;  U,  534. 
Meise.    Bannmeise;  472;  474,  2;  500. 
Meitzen  über  Königshufen;  358. 
Meliorationen  der  Allmende ;  298. 
Memoriale;  H,  726. 
Memorien;  683.    Mämter;  835. 
Menschenfresserei;  592. 
Mergeln;  560. 
Merkantilismus;  1853. 
Messe;  105,  4;  H,  220;  263. 
Mefszeit;  H,  261. 

Metallindustrie;  II,  332.    Mpreise;  H,  567  f. 
Meth;  505. 

Metzer  Denare;  II,  416. 
Miete    wird    durch    Kauf  nicht    gebrochen; 

948. 
Mietstruppen ;  1301  f. 
Mietsverträge,  freie;  1158. 
Milchpreise;  II,  561.    Mproduktion;  535. 
Miles  perpetuus;  1302. 
Militärhoheit;  59;  1332;  1843;  1346. 
Militärische  Rechte  des  Gnmdherm;  1018. 
Miliz;  1294  f. 

yinderfreie.    Zahl  derselben;  1282. 
Minderwertigkeit  der  Münzen;  H,  852. 
Mineralische  Wasser;  II,  828. 
Minimalgröfse  der  Hufe;  124. 
Ministerialität;  54;  767 f.;  771;  775;  1039 f. 

1163.  niedere  M.  (Gesinde);  820 f.;  1128 f. 

1167  f.    höhere  M.;  1129  f.    Ämter  der  M. 

822  f. ;  835.   Burggrafentum  und  M. ;  1871  f. 

Burgmannschaft  und  M. ;  1812.    Entstehung 

1142;     1167  f.    Grundherrschaft  und   M. 

819  f.    Kindgeding;  1175.    Krieg  und  M. 

713;  880 f.;  1303  f.  Lehnswesen  und  M. 

901  f.;   1172;  1304.  Markfronden  und  M. 

819.    Meieramt   und  M. ;   819  f.    Rat  aus 

derM.;  1424  f.  Ritterschaft  und  M. ;  1170; 

1303.  soziale  Stellung  der  M.;  1167  f. 
Mischkom;  552. 
Mifswachs;  597. 

Mitbesiegelung;  1074;  1424,  4  (1425). 
Miteigentum;  642. 
Mittelgerichte;  1032,  2. 


[Hegiater.  _     H 

Mittelwald.    Entstehnng  des  M.;  131. 

Mobiliarvindiknlion,  fränkiache ;  li),  i. 

Mobilisierung  der  Bevöllterung ;  1157,  M.  des 
Grundeigentums  a.  Gftlerbewegimg. 

Modiuä;  II,  510. 

Moiler;  1002. 

Mönche.  Undwirföcliattlicbe  Tbätigkeit  der 
M.;  462  f.  Zu<lrang  zum  Mouclisleben  im 
10.  Jb.;  S4ä. 

Moneta  lei-is;  D,  41äi  430;  42;^. 

Monopole,  grundherrilcbe;  lOOS. 

Montaiunduatrie:  516. 

MoralisthesBewu  Tatsein  der  fränkischen  Zeit ;  57. 

Moratorien  9.  Schuld moratorien. 

Mora»;  7«6. 

Mörchen;  II.  468. 

Moi^en  als  Belastnngseinheit;  ST2.  Einteilung; 
336  f.  Grörse  des  M.:  344f.  MaUMafB; 
338  f.  M.  als  Rodeeinheit;  äS8  f.  Mrute; 
■M. 

Morgengabe;  32  t', 

Mort^main;  1182. 

MoEelhufe;  346  f.  Mmafs;  II,  489;  492.  M- 
verkehr;  I],  341;  aw.    Mweinbaui  566  f. 

Mostartl'abrikation;  587. 

Mühle.  Asflrechl;  1001.  fiunnm.;  801;  999. 
Betrieb  s.  MQllereL  Gerechtigkeiten;  585. 
Öffentlicher  Charakter  der  M.;  17.  Recht; 
584;  1001.    Weistüner;  999. 

MtÜilateine;  U,  S3S. 

Müllerei;  16:  .'ift4. 

Mün/e;  137-J  f.;  1401;  II,  2G2;  268.  betrieb; 
U,  362f.  Bild;  II,  391.  Funde;  II,  397  f. 
Üewitht;  11,  396;  400f.  Iloheil;  II,  351  f. 
Kontrolle;  n.  259;  302  f,  Konventionen;  n, 
389.  Mandate;  U,  361:  399.  Mmeister;  R, 
374.  Monoiiol,  territoriales:  U.  3.53.  M.  als 
Hominalwerte;  11,  385.  Mordnungen;  C,  359. 
Pachtung;  964.  Politik;  U,  3,H;  356;  465 f. 
Polizei;  II,  357  f.  Privilegien;  U,  352;  357. 
Probationen;  U.  473.  Mrecht:  H,  351  f. 
Reduktion;  II,  4.59  f.  Regal;  U.  355.  Re- 
lationen; U,  399;  441;  447;  459.  Mstätten 
s.  den  bes.  Artikel.  Msystem,  fränkisches ; 
17  f.  rheinisches;  H,  4.53  £;  457  f.  Um- 
lauf; II,  374  f.  Unsicherheit:  U,  384.  M- 
verein;  1853;  U.  460  f.;  384.  Vermf;  11, 
355:392.  Verträge;  II,  399;  464  f.  Ver- 
waltung; 11,  373f.  Vern'immg;  II,  383; 
424  f.  Mwerte;  11,6.  Speaiell  über  Effektiv- 
wert,  Wührungsweil,  Fundwert  und  Sollwert 
s.  II,  395. 


M  ünzerhausgenossett 

463. 

Münzstsnen ;  U,  363t: 

Uehen  Fisd:  II,  Sl 

neu  bt^gründete;  II 

entstandene;  11,  S 

Mundilionen;  1214.1 

Munt,  königliche;  IC 

Muntäcbatz;  'H. 

Muto  aurena  dujiliot 

Mutter kirchen;  IIS; 

Mutungsrecht ;  II,  Ü 


RTachbarrecht,  285} 

cineorechL 
Nachbarschaft;  ChM 

kischen  Zeit;  20  £ 
Nnclienfischerei;  603 
NachmimziiDg;  1464i 

461. 
Nachrichtendienst;  8 
Nachtfischerei;  486;: 
Nachtragsetal ;  147S< 
Nacht£elde;  1026. 
Nachtweide;  525. 
Nadelholz; '90  f. 
Naheweinbau;  566  & 
Nahrungs-  und  Genn 

11,  550  f. 
Naturulpatbt-Geldp» 
Natural  Wirtschaft  un 

623  f.;  1444 f.;  II, 

schuft,      natunvirt 


syst 


2 f.;  n, 


Naturgeflihl.    Mittel» 
Natürliche  Bedingun 

B.  durch   den  Aul 

649. 
Nekrologien;  II,  697 

727;  (735);  7-54;  7 
Nenbruch.     Gerichts 

266.   Grenzen;  101 

124.    Standorte;  1 

bot:  111.  Walduni 

119  f.;  698. 
Seufrcie  Bevölkerung 

11-53  f. 
Nieden'hein.     Hofeyi 

Verkehr  von  denia 
Niederwald ;  514. 
Nobilis  Anglie;  II,  4 


—    1589    — 


Sachregister.] 


Noble  Fischerei ;  486  f. 
Nominalrelation  bei  Münzen;  11,  448;  474. 
Nominalwerte.  Münzen  als  solche;  n,  385. 
Nonnenklöster,  wirtschaftliche  Entwicklung  der 

N.;  848  f. 
Normalien;  U,  268;  483 ;  485  f. ;  494  f. 
Normalkurs ;  II,  448  f. 
Notare;   1432;   1441.    Notarius  imperii  oder 

imperialis  aule;  726,  a. 
Novalzehnt  s.  Neubruchzehnt. 
Nufsbaumzucht;  563  f. 
Nüsse;  II,  326. 
Nutzung  an  der  Allmende;  14;  148  f.;  284  f.; 

464  f.;  1106 f.   am  Boden  überhaupt;  604 f.; 

625  f. 


Obedienticnsystem ;  975  f. 

Oberaufsichtsrecht,  geistliches;  1279. 

Obereigentum.  0.  des  Geschlechts ;  626.  des 
(Trundherm;  390  f.    des  Vogtes;  1073. 

Oberhöfe;  1037 f.;  II,  652. 

Obermärkerschaft;  314;  478 f.;  1076. 

Oberrechnungskammer,  die  Kanzlei  als  0.; 
1432;  1443;  1477. 

Oberrheinischer  Verkehr;  II,  340. 

Oberschultheifsen;  734;  1127. 

Oberweseler  Münze;  II,  457  f. 

Oblata  precaria;  891  f. 

Obstgärtnerei;  563  f. 

Ödhufen;  123.  Ödland;  89 f.;  92.  s.  Wüd- 
fange. 

Öffnung,  jährliche  des  Weistums;  II,  641. 

Öflfnungsrecht  der  Burgen;  1263;  1272;  1319. 

Okonomus;  1435. 

Öl;  II,  327.    Ölbereitimg;  564;  587. 

Offenhäuser;  1263,  4  (1264). 

Ofßzialatsverfassung;  1279  f. 

Ohm ;  II,  510  f. 

Okkupationsrecht;  385  f. 

01k;  405;  425. 

Orographie  des  Mosellandes;  69 f. 

Ortsgemeinde;  275  f.  Stellung  des  Ortsge- 
meindeverbandes in  der  deutschen  Verfas- 
sungsentwicklung;  169. 

Ortsgründungen  urkundlich  überliefert;  185. 

Ortsnamen,  lateinische ;  150.  keltische;  150 £; 
154 f.  slavische;  152.  auf  -heim,  -ingen, 
-bach,  -weiler,  -feld,  -rath,  -scheid,  -hofen 
und  -hausen;  153  f.;  s.  auch  noch  S.  135; 
II,  45. 


Ortsstatistik.    Verwendung  der  0.  zur  Bevöl- 
kerungsstatistik; 163. 
Ottemfang;  500,  i. 
Ottonenzeit    Wohlstand  der  0.;  78. 


Pacht  Bauverbindlichkeiten  bei  F.;  949. 
Pbücher;  U,  698;  710 f.;  712;  721  f.;  723 f.; 
731;  743;  753;  755;  757;  763;  766 f.; 
768 f.;  773;  775 f.  Pdinge;  982.  Empfäng- 
nis; 941.  Erbpacht  s.  unter  Erbe.  Elrb- 
folgeordnung ;  938  f.  freie  P.;  137;  1257. 
Geldwirtschaft  und  P.;  972;  1445.  Ge- 
nossenschaften; 977  f.  Halfenp.;  962.  In- 
dividualbürgschaft  bei  P.;  958.  Inventar; 
946.  Kaution;  955 f.  Kolonisationsp. ;  124; 
959  f.  Kontravention;  955.  Plehen:  902; 
983.  Meierämter  in  P. ;  778  f. ;  947.  Münzp. ; 
964.  Neubruchp.;  124.  Pfandsatzung  bei 
P.;955f.  Pschilling;  943f.  Synchronis- 
mus  der  Pformen;  937  f.  Ptermin;  %5,  ». 
Vitalpacht  s.  u.  d.  W.  Zeitpacht  s.  u. 
d.  W. 

Pächterstand;  938. 

Pagament;  II,  389  f.  Pgulden;  II,  474.  P- 
mark;  II,  456  f. 

Palastkellner;  1476.    Pverwaltung;  1470. 

Paraveredi;  1025;  1121. 

Parcoiu-s,  droit  de;  526 f. 

Parforcejagd;  499. 

Parke;  562,  b. 

Parochialauizählungen ;  249,  a;  252,  9.  P- 
gemeinderecht;  239,  s. 

Partikularmarkgenossenschaften ;  277  f. 

Parzellienmg,  gegenwärtige;  84  f.  frühere 
Höhe;  379  f.    der  Wemberge;  407  f. 

Patrimonialgerichte;  1347  f. 

Patriziat,  kleinbürgerliches;  1165. 

Patronat  s.  Kirchenpatronat 

Pensionen;  1386  f.  Pgeschäfte;  678  f.;  685. 
Pschweine;  770;  787,6.  Pstatute;  977  f. 
Psystem;  975  f.  Verleihungen  an  Aus- 
wärtige; 980,  8. 

Perpetualien ;  1442;  II,  681  f.  Erhaltung  der 
P.;  935. 

Persönlichkeit  zur  Geschichte  derselben;  27. 
deutsche  P.  zur  fränkischen  Zeit;  19  f.;  56  f. 
Problem  einer  Geschichte  der  P.;  19. 

Personalbestände  von  Klöstern  und  Stiftern; 
845  f. 

Personallasten.  Radizierung  der  P.  in  natural- 
wirtschaftlicher Zeit;  291. 


[Register. 


-     1590    — 


Petrus  Brabantie;  II,  446. 

Pfalz;  721;   II,  250.    Ämter;  802  f.    Bauten; 

544.   Pgraf;  802. 
Pfändungsrecht,     gnmdherrliches   P.  in  den 

Beunden;  426.    P.  desZenders;  198;  219  f. 
Pfändrecht  als  Weistumsinhalt;  11,638.   Pfand- 
satzung bei  Pachtungen;  955  f. 
Pfarreiverleihungen;  686. 
Pfarrkirchenbesitz;  656. 
Pfennig,  ewiger;  II,  262. 
Pferde.      Lieferung    von    P.;     1025;     1289. 

Preise;  II,  544  f.    wilde  P.;  497.    Zucht; 

12;  76;  77,  4;  532 f. 
Pflasterung;  II,  384. 

Pflug;    555.     Bedienung;    556.     P.  als  Be- 
steuerungseinheit;  371.     Pfahrten;    557  f.; 

783.    Pfronden;  421;  430  f.;  435;  437. 
Pfimd,  karolingisches ;  D,  400.  Trierer;  II,  402 ; 

506  f. 
Pichterbau;  409  f.;  903  f.    Pgüter;  411  f.    s. 

Weinbau. 
Pilger  als  Boten;  II,  253. 
Platzregen.    Wirkung  von  P.;  545. 
Politisches  Lehen ;  900  f. 
Polizei;  1011,  s  (1012);  1277;  1302,  s;  1354; 

1393;   II,  293.    spez.  Münzpolizei;  U,  357  f. 

geistliche  P. ;  II,  361  f. 
Pontaticum;  1017. 
Ponten;  1003;  H,  245  f. 
Prachtbauten.    Schicksal  der  römischen  P. ;  78. 
Praebendae  sine  mensa;  974. 
Praebendesystem  in  den  Klöstern;  983,  b. 
Prägekosten;  II,  391. 
Prälaten;  1424. 
Prämonstratenser ;  137. 
Präsentfisch;  487. 
Precaria;   685;  891  f.;   II,  91;  97;  99;   101. 

p.  data  891.  p.  ludeorum;  1456.    p.  oblata; 

891.    p.   remuneratoria;  899.     Zmszahlung 

bei  Precaria ;  895  f. 
Precarium;  891. 
Preise;    II,   512  f.     Charakteristik;   II,   513. 

Entwicklungsreihen;     II,    611  f.      P.    der 

fränkischen  Zeit;  17.   Pgeschichte ;  II,  601  f. 

Pkampf;    1444,  i.    Psch wankungen ;  591  f.; 

597  f.  Psteigerungen ;  1239;  II,  616.   Ptaxen; 

II,  513.    Zusammenstellung  vonP.;  II,  6,  i. 
Prekarei  s.  Precaria. 
Pressionsmittel,  geistliche  P.  für  Schenkungen ; 

670  f. 
Priester  als  Meier;  773. 
rrior.    Stellung  des  P.  in  der  Vei-waltung ;  829. 


Privatwald;  14,  s;  48;  104,  s;  108. 

Privilegierung,  königliche  P.  und  Landes- 
gewalt; 1268. 

Privilegium  de  non  appellando,  de  non  evo- 
cando;  1273  f. 

Problem  einer  Geschichte  der  deutschen  Per- 
sönlichkeit; 19. 

Produktenpreise;  1240.  Sinken  der  P.  im 
15.  Jh. ;  622  f. 

Projektion,  räumliche,  der  Wirtschafts-  und 
Rechtsverbände;  263 f.;  269. 

Prokurator;  1485. 

Proletariat,  ländliches;  1282 f.  städtisches; 
1286. 

Proprietas;  891,  2  (892). 

Propst;  738.  Stellimg  des  P.  in  der  Verwal- 
tung; 829.  P.  als  Zwischeninstanz  zwischen 
Zentral-  und  Lokalverwaltung  der  geistlichen 
Grundherrschaften;  881  f. 

Prozessionen;  II,  257.  Pverbände;  252  f.;  II, 
257  f. 

Pseudomarkgenossenschaften;  280. 


Quartiemahmerecht,  königliches;    1270.     Q- 

meisteramt;  808. 
Quellen,  Ableitungskritik;  II,  11.    zur  G.  der 

Flunerfassung;  331;  U,  779;  783.    zur  0. 

der  staatlichen  Verbände;    195  f.     zur  G. 

der  Stiftsverwaltung;   973,  1.    Urbarkritik; 

II,  59  f. 


Radizierung.  Tendenz  der  Naturalwirtschaft 
zur  R.  von  Personallasten;  291;  1180  f. 

Rat;  1423  f.  Bildung;  1428.  Bürger  im  R.; 
1424.  Domkapitel  undR.;  1424.  Dorfrat; 
320,  1;  322,  I.  Gehalt;  1430.  Geschäfte; 
1438  f.  R.  in  Kleinstädten;  820,  1;  822,  1. 
kommissarische  Thätigkeit  des  R. ;  1488  f. 
Ministerialen  im  R.;  1426.  rechtsgelehrte 
Räte ;  1432.    städtische  Räte ;  1345. 

-rath:  170. 

Raubbau :  127  f. 

Raubburgen;  1316,  e. 

Raubritterwesen;  1065;  1163;  II,  292. 

Raubwesen;  57  f. 

Rauchbrot,  Rauchhafer,  Rauchhuhn  (mark- 
hörig); 799  f.    Rauchzins;  396,  ». 

Räumliche  Projektion  der  Wirtschafts-  und 
Rechtsverbände;  263  f.;  269. 

Real;  11,  446. 


—    1591     -^ 


Sachregister.] 


Realteilung;  877;  641  f. 

Rechnungen;  H,  692;  695;  696;  698;  708;  712; 
714;  751;  758;  757;  759 f.;  762;  768;  771; 
777;  779  f.;  781.  Rführung  s.  Budgetierung. 
Manipulationen;  II,  5.  Münze;  II,  450. 
Rlage  s.  Entlastung. 

Recht  Ranschauung,  fränkische-römische;  4. 
Rcharakter  der  Grundherrschaft;  1288.  der 
Markgenossenschaft;  282,  9.  Einflufs  des 
R.  auf  niedriger  Kulturstufe;  6  f.  Rfindung; 
II,  686.  Rformeln;  7,  i.  rechtsgelehrte 
Räte;  1432.  natürliches  R.;  II,  649.  R- 
schutz;  138.  Rsprechung;  828  f.;  1279  f. 
Rsymbolik;  7;  II,  493.  Territorialität  des 
Rs.;  1155  f. 

Rechtsverband  des  fränkischen  Geschlechts 
gegenüber  der  staatlichen  Rechtsordnung; 
28  f. 

Rechts-  und  Friedenswahrung.  Geschichte 
derselben ;  1062  f. 

Rechts-  und  Wirtschaftsverbände  in  der  räum- 
lichen Projektion ;  268  f. ;  269. 

Reduktion  mittelalterlicher  Münzen;  II,  391  f. 
Reduktionstafel;  II,  479  f.  Rfaktoren  in 
der  Preisgeschichte ;  II,  602.  R.  der  Zinse; 
708. 

Reformation  und  Territorialentwicklung;  1252. 

Regalien;  1018;  1275  f.;  1384;  1387;  1847; 
1404  f.;  II,  263;  835.    s.  auch  Bodenregal. 

Registratur  der  grundherrschaftlichen  Verwal- 
tung; 841.  der  Kanzlei;  1442  f.  R.  und 
Weisung;  842  f. 

Regularklerus.  finanzielle  Schädigung  des- 
selben durch  den  Neubruchszehnt;  120  f. 

Reich.  Rabteien;  682;  693;  1281.  Rächt;  1278. 
Rburgen;  1170.  Rburggrafen;  1356  f.  R- 
finanzen;  1274  f.  Fiskus  und  R.;  180.  R- 
geleit;  II,  291  f.  Gerichtsgewalt;  1272  f. 
Gerichtsverfassung;  1135.  Rgut;  1256  f. 
Rhofkänmierer;  726,  a.  Rho&otar;  726,  s. 
Rkirchengut;  1256,  7.  Kriegsgewalt;  1269 f. 
Landesgewalt  und  R.;  1256  fl;  1268  f.  R- 
ministerialität;  732;  1021.  Rschöffenbare ; 
782.  Rschultheifsen;  727.  Rverwaltung; 
1276;  1356. 

Reinergebnis  der  grundherrschaftlichen  Ver- 
waltung ;  844  f. 

Reisemarschälle;  1476.    Rpflicht;  1291  f. 

Reispreise;  II,  560. 

Reiten;  U,  248. 

Reitpferde;  538. 

Rekonstniktion  der  alten  Hufeneinheit;  847. 


Relation;  1434. 

Reliquiare  der  spätromanischen  Zeit;  II,  878. 

Reliquien.    Schaustellung  von  R. ;  677  f. 

Reluitionswesen ;  795  f.;  839;  1444;  II,  881. 

Remuneratoria  precaria;  891  f. 

Renovation  von  Urbaren;  n,  667;  669. 

Rentabilität  des  Landbaues;  619 f. 

Renten.  £)ntwicklung  der  R.  auf  dem  platten 
Lande ;  886  f.  der  Fronhof  als  Renten- 
substrat; 885  f.;  1255  f.;  II,  685.  Lehens- 
renten; II,  609. 

Rentmeister;  1480. 

Requisitionsrecht;  1289. 

Ressortbildung;  1489. 

Restitution  von  Kirchengut;  712. 

Retraktrecht;  1208. 

Revindikation  der  Allmende;  888. 

Rezefs;  1418. 

Rheinweinbau ;  566  f. 

Ribuaria  lex.  Genauer  besprochen  sind;  12,  s 
S.  26  f.;  58,  is  S.  81;  35,  a  S.  81;  81 
S.  32;  37  S.  32  fl;  56  S.  38  f.;  60,  s  S.  47 
und  49. 

Ribuarier;  5;  155  f. 

Rinderpreise ;  II,  545  f.    Rzucht ;  584  f. 

Rinensis  Francia;  157. 

Ripaticum;  1017. 

Ritter  und  Altfreie;  1165  f.  R.  und  Bauern; 
1165  f.  ritterbürtige  Schöffen;  1050.  Fron- 
höfe  und  Rgut;  758  f.;  758.  Rgüter  in 
neuer  Zeit;  83.  rittermäfsige  Kolonen;  137. 
R.  und  Ministerialen;  1170;  1303. 

Robertusgulden;  II,  446. 

Rodung  noch  Hauptmittel  materiellen  Fort- 
schritts; 123  f.  Abgabe;  890.  R.  in  den 
Forsten;  112.  Fronden;  148;  688.  Fron- 
tage;  124;  136;  890,  2.  Gemeinschaft  der 
R. ;  337,  8 ;  888 ;  898  f.  Gewannenr. ;  389  f. 
R.  im  Hochwald;  111  f.;  475  f.  Hufen  in 
R.;  853  f.  Hufenland  und  R.;  377  f. 
Morgen  in  R.;  338  f.  Patente;  46  £;  s. 
auch  Besiedlung.    Verbote;  390. 

Roggenpreise ;  II,  555  f. 

Rohstoffe  und  Fabrikate.  Preise  derselben; 
II,  568  f. 

Rolle;  II,  105;  109;  214. 

Romanische  Häuser;  544. 

Römische  Kultur  im  Moselland ;  74  f.  Recht ; 
1242.  Strafsen;  H,  239  f.  Villen;  145. 
Wirtschaftshöfe;  145. 

Rofsarztgewerbe ;  587. 

Rotten  s.  Rodung. 


[Segiiter.  —     II 

Rottmeister;  1440. 
Rotuius  8.  Rolle. 
ttilgep6iclil    iler  Harkgenossen ;  313  t     des 

Zmiders;  2l8f.    Bgerichte;  1331. 
Bllhren;  757  f. 
RauCwagen;  12891: 
Rtisticus;  1197. 
Rut? ;  343  f.    grofse  R. ;  344,  « ;  346.    Mo:^enr. 

344. 
Rutschplennig;  793. 

Saatpflügen;  557  f. 

Saceharonen;  59. 

Silkiilariwiion;  709  f. 

Salgut:  334.    g.  Salttuid. 

Snlhul';  746.    S.  aJs  Herd  deE  Ausbaues;  136. 

Kirche  als  Pettmenx  des  S.;  116. 
Siilicn  lex.    Genauer  beBpruchen  sind  TiL  60 

S.   22;    .58    S.   2S  f.;    89;    SS   S.    28;     70 

S.  30f.;    Extra».  96    S.  81i  78    8.  38t; 

44  S.  SiC:  59  S.  37  f.;  45  S.  42;  46  f.; 

14,   1   S.  46  f.;    Ext»v.   74   S.   48;  27,  n 

S,  48;  EitHiv.  98  S.  49. 
Salier;  151  f.;  157. 
Salland;  89;  44  f.;  745  f.;    749  f.     Gröfse; 

753  f.    gpexilisches  S.  und  Grörse  desselben; 

7ß5f.    Verpachtnng  TOnS.;  7t)2.    8.  zehn  t- 

frei;  118.    s.  auch  Sügut. 
Sfllmen&ng;  501;  962,t  (963).  Swässer;  501. 
Salpeter;  n,  383. 
SnU:    II,  828.     Sgöter;    11,  828.    Smafs;  II, 

49Ö.     Sinunopol;   1004. 
Salzeböl;  107  f.;  611. 
Samtmarkgemeinden;  975. 
Sanior  pu»;  827. 
Saijanten;  IIJOI. 
Samalen;  144  f.;   151  f. 

SaVamg.  altere S.;  1440;II, 609. jüngere ö.;95& 
Saubatz;  499. 
Saumtier;  II,  249- 

Schaden.    Geldnetunen  auf  ü.;  953,  i. 
Schädliche  Tiere.    Jagd  auf  s.  T.;  300. 
Schafe;  12.    Preise;  II.  548.    Weide;  537  f. 

Zucht;  90;  515;  527 ;  586  f. ;  563. 
Schaft;  376,  i;  447;  605;    1027;   U,  629.     S- 

gut;  S3t;  651f.;  660f.;    1029;    1086;    U, 

221,     Sregister;  U,  779. 
Schaukiiionopol ;  II,  259. 
Schnrdieust;  8I0f.    Shufen;  820. 
Schal/praxis;  n,  377  f. 
Schaiutellungen  von  Heiligen  und  Reliquien; 

677  1. 


Schenkimgen,  kirchliche  &.; 
seilien:  682  f.  Motive  dcreelbcn:  670  t 
.Sfreibeit  unter  Lebenden ;  639.  S.  ran 
Todes  wegen;  638  f. ;  685 ;  696  f. 

Sdiiedsricbt«rstellung  des  Aratmaniis :  1330  f.; 
1397.  des  Unmdherm;  1151.  der  Ilof- 
genossenscliafl ;  U,  636.  des  LaadedHvni; 
1324  f. 

Schieferberge;  580,  i. 

Schieferbnichpacht;  944. 

ScUeferung;  574;  577. 

Scliiffahrts-  und  Handelsverträge;  n,  9 

SchiffelwirUchalt;  72;  68;  128;  394;  883;  1 
511  f.:  515;  536;  .539:  767. 

SuhitTsliau;  II,  326. 

SvliitfEDiilhlen;  585. 

ächitilgidden;  II,  446;  450  f. 

Schirmhafer;  1318. 

ScbUgBchatx;  II,  269;  391. 

ScUeitsUine;  II,  335. 

Schliersung  der  Mark  nadi  aiifu'n ;  466. 

Schmalipreis;  II,  561. 

Sclimiede;  16;  5S7. 

Schaffen.  Asylredii;  1056.  Bücher;  U,  042)  J 
647;  661;  689;  721;  72.5.  Ernennung;  IStt. 
Hochgerichtssch.;  21)5.  Kooptation;  172; 
235.  Landecbofren ;  208.  La^tenfrelheit; 
10.^5;  II,  679.  MMtel  der  Seh.;  1058. 
KutxungsTorteile  in  der  Allmende;  46S. 
Schordnung ;  192  f.  ritterbOrtige  t>cli. ;  Ifr^lX  i 
Schrein;  631,  1.  Stuhl:  1048  €  des  Heün- 
gfriihts:  3«  Note;  3'JO.  Zabi  der  Sek; 
1052. 

SchnA'enbare  Familieo;  1051.  Rcichsschoffen- 
bare;  732. 

Scholaren;  1157. 

Schonung  des  Wildee;  498. 

Schreiben  und  Lesen,  Unkunde;  II,  643. 

Schreiber;  1392;  1432;  1441;  U,  183;   185. 

Schreibwerk;  315;  825;  841  f.;  1442;  11,667; 
673. 

Schrein swesen,  kleinstadtisches;  297,  i.  der 
Schöffen;  631. 

Schrot;  U,  392. 

Schuldjnoratorium;  624;  1355. 

Schullheifs;  59;  176;  231;  733  1.;  772;  ÜlS; 
1052  f.;  1257;  1407  f.;  U,  172  f.  Seh.  und 
Meier;  728;  73.5e;  772.  Hofsch.;  787; 
1129  f.  Obersch.;  728:  734;  1127.  Reicha- 
sch.; 727.  StadlEch.;  730;  1330  f.;  134S1; 
1408  f.    s.  auch  Erbscbulxen. 

Schutz.     Schbricfe;   1019.    Schgeld;    1068,  • 


—    1593    — 


Sachregister.] 


(1069) ;  1080  f. ;  1096.  Schhörigkeit ;  1222  f. ; 
1243  f.  kirchlicher  Seh.;  1062  f,  Schver- 
bände  gegen  die  Vögte;  1133. 

Schweigen ;  536  f. 

Schweine.  Mast;  484;  491  f.;  521.  Pensions- 
schw.;  770;  787,6.  Preise;  II,  546  f.  Ter- 
minologie; 11.    Zucht;  Hfl;  520  f. 

Scutum  secundum;  II,  451. 

Seelgeräte ;  835  f. 

Seilmessung;  343. 

Selbsthilfe.  Geschichte  der  S.  gegenüber  dem 
Staat;  1064  f.  gegenüber  den  Vögten; 
1132  f. 

Send;  239.  S.  und  Feldmessung;  342  f.  S- 
weistum;  II,  625;  657. 

Seneschalk;  803;  1469. 

Seniorat;  1151,  i. 

Series  viventium;  U,  704;  710;  735. 

Servitium;  833  f.;  1115  f.;  1119.  grundherr- 
liches ;  833  f.  karolingisches ;  806.  S.  des 
Meiers;  834.    vogteiliches;  1082;  1095  f. 

Servitutsmarkgenossenschaften ;  277. 

Servus;  1195  f. 

Sicherheit  der  Zinseinlieferung ;  792  f. 

Siegel;  II,  643  f.  Sfähigkeit  der  Frauen; 
629,  1. 

Silber.  Ankau&monopol ;  II,  387.  Bergwerk; 
11,329;  388.  Knappheit;  II,  387.  Königs- 
silber; n,  386.  Währung;  II,  397;  478. 
Wertverhältnis  zum  Golde;  II,  376;  391; 
396;  470  f.;  478;  606. 

SippenbegriflF;  631.    Sfriede;  27. 

Sitte.    Charakter  der  ältesten  S. ;  57  f. 

Sittlichkeit  unter  den  Grundholden;  1235. 

Solatium;  828. 

Solidarische  Zinszahlung;  790. 

Söldner  auf  Burgen;  1311. 

Soldwesen,  einfaches;  1300  f.    höheres;  1299. 

Sonderhirt;  997. 

Sonderungen;  414  f.;  912;  915. 

Soonwald;  99. 

Soziale  Frage  nach  der  Ausgleichung  zwischen 
Armut  und  Reichtum;  1163.  soziale  Schich- 
timg; 51  f.;  1139  f.  in  den  Fiskalgebieten; 
732. 

Speerschufs;  II,  7. 

Speichergebühr;  II,  316. 

Spelzbau;  550  f.    Spreise;  11,  558. 

Spezialbctriebe.  Stellung  der  S.  in  der  Fron- 
hofsverfassung; 743  f.  Spezialkopiare ;  II, 
688;    718;   731.      Spezialkulturen ;    400  f. 

Lamprecht,  Deutsches  WiriücbRftileben.    I. 


Spezialvogteien ;    1067.     Spezialurbare;   II, 
661. 

Spielleute  als  Boten;  11,  253. 

Sprachgrenze,  französisch-deutsche;  78. 

Springprozession;  678,  i. 

Squatter  s.  Wildfang. 

Staatsrat,  karolingischer;  802  f. 

Staatliche  Verbände.  Quellen  zur  Entwick- 
lungsgeschichte der  st.  V. ;  195  f. 

Stadt  Amtmann  und  St;  1344.  Stbau;  U, 
514.  Stbefestigung ;  II,  513  f.  Stbrände; 
138;  544.  Einflufs  der  St  an  der  Mosel; 
73.  Sterweiterung ;  II,  514  f.  Fiskus  und 
St;  727  f.;  731  f.  Landstädte;  322,  t; 
1336;  1342  f.  Stadtluft  macht  frei;  1154,6. 
Markgenossenschaft  und  St;  309.  Polizei; 
1345.  Rat;  1345.  Schultheifsen ;  730; 
1330  f.;  1343  f.;  1408  f.  St  als  Zufluchts- 
ort; 1316. 

Stahl;  II,  331. 

Stal;  II,  481;  490;  494. 

StallfÜtterung;  531. 

Stamm  und  Völkerschaft;  59. 

Stammgut;  40. 

Standesbildung  s.  soziale  Schichtung. 

Stände  (politische);  1342  f.  Akten;  II,  682. 
Entstehung;  1425.    Steuern;  1336  f.;  1347. 

Standgeld ;  II,  270 ;  314. 

Standesherren ;  1345  f. 

Standort  intensivsten  Neubruchs  bis  13.  Jh. 
Mitte;  160. 

Standeszugehörigkeit,  territoriale.  Charakter 
der  St ;  1346. 

Statistik  der  Bevölkenmg  s.  Bevölkerung,  der 
Orte;  163.    Kameraist;  II,  691. 

Steinbau ;  544.  Stbruchbann ;  1002.  Sthäuser ; 
1308  f.  Stindustrie;  n,  334.  Stkohlen;  II, 
330.  Stpreise;  11,564.  Stringe;  1307  f.; 
1316.    Ststrafse ;  U,  240. 

Sterling;  II,  423;  426. 

Steuer,  direkte;  1334  f.;  1461.  indirekte; 
1333  f.  Erhebungsrecht  der  Immunität; 
1017  f.  der  Markgenossenschaft;  298.  Frei- 
heit des  Adels  und  des  Klerus ;  606  f. 
Heerst;  1121.  kirchliche  St;  1283 f.; II, 381. 
Landesst;  1334  f.;  1461.  Nachlässe;  1234; 
1.355.  ständische  St;  1336  f.;  1347.  St- 
verband  der  Hufe;  370;  s.  Hauptmannschaft 
Stverfassung,  grundherrliche ;  369  f.  mark- 
genössische;  298  f.    vogteiliche;  369  f. 

Stickholz;  515;  580;  II,  326. 

101 


tRegisler.  —     U 

HüRei.  SiutkgesdiälteaGrSt;1446i  Eintritts- 
geld; 679  f.  Statuten;  U,  693;  695;  697; 
699;  734;  750;  758;  761  f.;  765;  768.  Ver- 
möRen;  974.  Verfassunß;  828  t  Verwal- 
tung; 973  f. 

Stockgut  s.  Schaßgnt  Stpfeonig;  490.  St- 
reclil;  510. 

Bloppelweide ;  526. 

Btroä%cht  der  Gmndholden ;  1199:  la^. 

Strafsenfriede;  259.  Heerst. ;  11,  236  f.  Land- 
et; II,  236  f.  RömiTBt;  II,  239f.  SteinsL: 
II,  24a  Verkehnst.;  II,  286f.  VidnalsL 
II,  236  f.    B.  auch  Wege. 

Streicliraafs;  n.  487;  5M:  512. 

SIrepituB  iadicii;  9S4. 

Streu-  und  LaubMnotzung;  507. 

Streucharakter  des  Grofsgrundbesitzeii :  701  f.; 
705  f. ;  im  I. 

Stftckelung;  II.  392. 

KtUrrae.    Wirkungen  der  St.;  -544 £ 

Stiitenherden;  ^,33,  t. 

Succesaionsrccht  ä.  Erbfolgcordoung. 

Subsidium;  1283  f.;  1336;  1461;  1468. 

Substrat  tilr  grundherrliche  Lastenveranlugnng: 
784  f.:  789  f. 

SGbnegerichlsbni'keit  der  Markgenosse D ;  227,  t. 

Sopplemcntum;  95S. 

Symbolik  desßtchts;  7;  n,  493.  derZohlen; 
n,  8. 

fi  der  Erb-,  Vital-  und  Zeitpacht; 


1 


Taxen;  594;  n.  513. 
Technik  des  Xeubruchs ;  124. 
Teichwirtschaft;  504.  J 

Teilbarkeit  der  hinterfall  igen  Güter;  6481 
TeUbau ;  395 ;  7-50 ;  774 ;   907  f. ;  909  f. :  9l( 

944;  962;  966. 
Teiluug    und    ZuBonunenlegung    tod    Gi4 

Stücken;  II,  6S4.    T.  von  Qufen;  866 Ci 
Tomporalien;  935 ;  D,  634  t ;  6S7 ;  S«».    ' 
Temien;  85. 
Terminologie    der    Agrarrerfassung;     96^ 

lateinische;  ;J31,  i;  335,  i. 
Terra    aviatica.     GesamteigeDtum     des  i 

schlechte  an  der  t  &.;  43. 
Terragiura;  103f.;391f.  J 

Territorialität  der   Münxsysteme;     II,  91 

de&  Rechtes-,  11.55  t  der  Z&Ue;  n,  S^ 
Territorium  s.  Land.  i 

Testierfreiheit;  639  f.  ] 

Teuerung:  .""lai  £  | 

Textilindustrie;  587  f.;  IT,  3S4.  j 

ThaJbildung  im  Moselland;  69  f.  I 

Theloneiuu  s.  Zoll.  ' 

Theorieen  über  die  Begelung    der  Oene^ 

nutsimg:  288,  ». 
Thonwurenpreifie;  H,  564.  ] 

Thunginua:  .58  f.  J 

Thuringurum  lex.    Genauer  b«s|>rochm  j 

14  S.  27 f.;  6,  «-i  S.  3-5;  6  S,  40r.      ] 
Titelsucht,  mittelalterliche:  822. 
TitnlarrAte;  1480. 
Todilerkliister;  K:il. 

Tote  Hand;  187,     neuerer  BesiU  der  t,  U.; 
Totgefimdene.    Recht  der  Aufhebung  vna 

Totboh';  506. 
Traditionsbücber;  841. 
Arbeitere  als  Iteduktionafafcior  in  der  Treis-  j  Transport     Dauer;    U,  254  f.      Kosten; 


Sjmchroni: 


Svii>- 


;  IL  nsl  C. 


Tu);dölinerorduung;    II.  783.     Tmiirsche;   II, 

2.55. 
Tugeslohn;    II,    617.      T.    des    gewöhnlichen 


geschichte;  H,  603.    Tverbrauch;  11,573. 

Taille;  1027. 

Tarife;  II,  39.5  f. 

Taritiening  auf  das  Transportmittel;  II,  296  f.; 
314.  nach  dem  Gewicht;  II,  303  f.  nach 
der  Stückzahl;  11,  304.  nach  Zollfuder;  II, 
305  f.    Differenztarif;  II,  347. 

Taubenhaltung;  539,  i.    Tpreise;  11,  549. 

Taiibbotz;  506. 

Tansch.  T.  von  Hufen;  346.  T.  und  Kauf; 
1444.  T.  innerhalb  der  kircblichen  Verwal- 
wallnnjtspolitik;  692  f.     Twerte;  II.  375. 

TiLxator.'ii,  vereidigte;  II,  634. 


254  f.   Mittel;  9.  Preise;  H,  571  f,    Twe» 
744;  812  f.;  II,  247. 

Tributarii;  1214. 

Tributum;  10.5;  1017;   1024;   1037. 

Trier  als  YerkehrBmittelpunkt;  II,  342. 

Trierer  Pfund;  11,  402.    Denare;    It,   40f 
I)e])iavation  des  Münzfiifses;  U,  41;^.    B 
Wertung  der  Denare;   11.  420;  42,5.     Pri( 
lecbnik;    11,  403.     simtere   Schicksale; 
4-52  f. 

Trift,  gemeine;  389. 

Triiikkonsuni:  -569. 

Trockenrnafse;  II,  497  f. 


—    1595    — 


Sachregister.] 


Tnunmen;  85. 

Turaosen ;  II,  287 ;  344 ;  424  f.    spez.  435  f. ; 
438;  450;  454  f. 


Ubergangsstil  des  12.  und  13.  Jhs.  Wirt- 
schaftliche Basis  des  Ü. ;  849  f. 

Überlebender  Ehegatte.  Erbrecht  des  ü.  E.; 
628  f. 

Überlieferung  und  Weisung;  II,  642 f. 

Überproduktion,  landwirtschaftliche  Ü.  im 
15.  Jh.;  623. 

Überschwemmungen;  590. 

Übersicht  über  den  Flurencharakter  des  Mosel- 
landes; 360  f.    spez.  364  f. 

Übertriebsrecht ;  526  f. 

Umfang  der  Fisci;  714  f. 

Umlauf  der  Münzen;  II,  374  f. 

Umstand  im  Grundgericht;  1047  f.  im  Hoch- 
gericht; 793;  1013;  1031;  1120;  1125; 
1291  f. 

Unfreie ;  53  f. ;  1227.  Disziplinargewalt  des 
Herrn;  54 f.;  1150.  U.  der  Karolingerzeit; 
992.  u.  Kaufleute;  1166  f.  Wergeid;  55. 
Zahl;  1232. 

Ungeld;  II,  312;  315;  322;  488;  514  f. 

Ungleichheit  der  grundhörigen  Lasten;   708  f. 

Unifikation  der  Lokalmafse;  U,  488.  der 
Handelsmafse;  II,  489. 

Unqualitizierte  Arbeit  s.  Arbeit,  gemeine. 

Unruhen,  agrarische,  im  friiheren  Mittelalter; 
1235. 

Untergerichte.  Entstehung  der  U. ;  1046  f. ; 
1202.    Uordnung;  1327. 

Unterkellner;  829. 

Untermeier;  744;  776. 

Unterrezepturen  der  Kellnerei ;  1419  f. 

Untersuchungsmethode  der  Markverüassung; 
276. 

Unterthan;  1197. 

Untervogt;  1104;  1108  f.;  1125. 

Unterzug;  1205  f. 

Unveränderlichkeit  der  grundhörigen  Lasten; 
707  f.;  II,  648;  655;  663. 

Unverletzlichkeit  der  Person;  1288. 

Urbar;  369;  U,  57 f.;  657 f.  Amtsu.;  1392.  Uaus- 
zug;  II,  672.  Hofu.;  H,  661.  Katastern.; 
U,  668;  754 f.;  771.  Kritik  der  U.;  II, 
59  f.  Registratur;  841  f.;  II,  666.  Reno- 
vation; 11,  667,  669.  Schema,  karolingisches 
s.   Fragebogen.     Spezialu.;    II,   661.     Ur- 


kunden und  U.;   U,  671;  673;  751.    Ver- 
zeichnung; II,  663.    Weisung;  II,  eaS;  660. 

Urbarialien,  kleinere;  ü,  667. 

Urbarung  auf  Fels;  122. 

Urdoi-ftheorie ;  269,  2. 

Urholz;  506. 

Urkunde.    Aufbewahrung  und  Gewährleistung 
von  U. ;  II,  647.    U.  ins  Deutsche  übersetzt 
II,  748;  760;  780.    U.  und  Urbar;  11,671 
673;    751.     Uwesen,  trierisches;    II,  685 
687. 

Urteilsfindung  mit  Ausgang;  II,  637. 

Usurpation     von    Reichsrechten    durch     die 
Landesherren ;  1268  f. 


Valvation;  II,  382;  462;  468. 

Vare;  II,  641. 

Vehme;  1272. 

Vener;  II,  468. 

Veräufserungsrecht  an  Grund  und  Boden ;  49 ; 

630  f.    Veräufserungen  aus  der  Grundherr- 
schaft; 874  f. 
Verdunkelung  des  Lehnsnexus;  877  f. 
Vererblichung    der    fränkischen    Staatsämter 

und  der  Ministerialenämter;  835. 
Verfall  der  kirchlichen  Institute   des  Mittel- 
alters ;  846  f. 
Verfassung  der  Klöster.     Verhältnis    der  K. 

zur  Klosterverwaltung;  826  f. 
Verfronung;  751  f.;  793  f.;  1100 f. 
Verfügungsfreiheit    über    verlehnten    Besitz; 

876,  4. 
Vergleichsverfahren   des  Amtmanns;    1330 £; 

1397. 
Verkauf.    Vabgabe;  1005;  H,  314;  320.    V. 

von  Allmende;  81.    Vordnungen;  1355;  II, 

270. 
Verkelu-.    Abgaben;  II,  312.    Art;  II,  343  f. 

Aufschwung;    II,  349.    Belastung;   U,  348. 

V.   der  fränkischen  Zeit;    17  f.     Frieden; 

II,  295.    Höhe;  II,  835  f.    Kontrolle;  259; 

302 f.    Maxima;  U,  348.    Politik;   II,  268. 

Strafsen;  II,  236  f.    Verbindungen;  ü,  385f. 

Vorteile,  gnmdherrliche;    1003  f.      Zeiten; 

II,  345  f.    ZöUe;  U,  284. 
Verkoppelung;  381  f.;  422;  693 f. 
Veriehnung ;  882  f. ;  1264  f. 
Verleihung  von  Allmende;  388. 
Vermehrung  der  Bevölkerung,  absolute;  168. 
Vermessung  des  Landes;  341  f. 

101* 


[Regisler.  —     15 

Vermögai,  IVeies;  658;  0,  576.  kirclilichea; 
2S9f.;  1280f.    Vstetier;  1S35. 

VeronioungEivcht  des  Landesherm;  1253  f.; 
lai«.    des  Zenders;  318. 

Verpxthtungen;  II,  732.  von  Allmende;  388. 
von  grundherrlicheii  Verwaltungen ,-  9S1  f. 

VeJTftJiriung;  11,  37>*. 

VerpflegiingsdieiMt;  1024  f.;  1121;  1289. 

VerproTmntierungspflkht ;  1290. 

VwniftiQg  TOD  Müiwen;  H,  ä55;  392. 

Verscliuldung  der  Gnindherrscbaiten;  839f.: 
847  (.  der  kirchliclien  Institute;  aSd,  i. 
lündliche;  r,2ii;  1242.   («iritoiiale ;  14ö3f. 

Versilberung  ge!;en  laud  wirtschaftliche  Un&lle ; 
979. 

Ter^teigemng;  Hß4,  t. 

Verteilung  der  Berufe;  IS.  des  Grundeigea- 
«uns;  12;  «If.j  362. 

Vprtrug  nml  Weisung;  II,  651  f. 

Vt-rvoglung  des  Kien»;  1062. 

VonroitungderKlaster.  Verhältnis  nur  Klastcr- 
Verfassung;  826  f. 

Verwaltungsfilrsor^  im  Mittelaller;  1274. 

Vertpinhiiisse  verlehnten  Gutes;  II,  664. 

VicinalstrarEen:  II.  2311  f. 

Vicinenrecht;  43  f.  spez.  Erbrecht;  48  f. 
sonstiges  Hecht;  45  f.  s.  auch  Nachbar- 
reciit- 

Vieh.  Vfinder;  S26.  Vhallnng;  540t.  T- 
hanilel;  n,-S83.  Ilofvieh;  II.  Vpreise;  U, 
.-^4  f.;  6ai:  61H.  VverBtelliiiig;  1147.  V- 
trift:  126.  Vwirtschaft;  10.  Yziicht:  332,  r; 
5.-!2f.;  540  f. 

Vierfelderwirtachftft;  .j46. 

Tieitel  als  BelastuDgseinheit;  373. 

Villen,  römische;  14-'». 

Villen verfasEimg.  karolingische;  719f.  Schick- 
sal der  V.;  726  f. 

VlUikationsvertrag;  961  f.;  980. 

Visitationsrecht  der  Bischöfe;  II,  66;i. 

Vitalpacht;  936 f.;  958 f. 

Viitiim;  733;  824;  14*5. 

Vogtei.  Ahkauf  von  V.;  liai.  AUmende- 
vogtei,  s.  u.  d.  W.  Allmende.  Ämter  und 
V.;  1261  f.  Vogtämter;  1107;  1370;  1450. 
Vogtamtraann;  1108.  Beamtentum  und  V.; 
1261  f.;  1405.  Vhedllrftlgkeit;  1065.  Be- 
rechtigung zur  V. ;  1067  f.  Besthaupt:  1088. 
Bliilbttim;  1114.  Burjren  und  V.;  1071; 
1309.  Vding;1084f.  Entschadigungsptticht 
tilr  den  Bevogteten;    107a     Febdepflichl : 


1071  f.  fiskalische  V.;  730  £  F^ndml 
1118.  Fronhottvogtei ,  a.  u.  d.  W.  Geleil» 
pflicht:  1071.  GrundgerichlsTogtei,  s.  n.  4| 
W.  anmdzölle;1118.  Vgater:  83f.;  651£} 
660;  1029;  1086.  Heiretskonseos :  110^ 
Vhof;  1084.  ImraunitatsvogU-i.  s.  u.  d.  V, 
Konaensrechte;  1073;  1103.  Kriegsgevalu 
1120.  Kumulation  von  V. ;  1066,  <.  Lanile>^ 
ge«alt  undV.;  106»;  UIO;  1132;  113«$ 
12.58  f.;  1347.  TUsten;  605.  VInitaj 
1159  £  Markherrlichkeit  und  T.;  10i<5  C 
Marknutsung  von  V.;  477  f.;  1106  f.  Maifei 
vogtei,  B.  u.  d.  TV.  Tmeier;  1084;  1106, 
Mttbceiegeliingsre(.'ht;  1074.  SchatzvertiAadv 
gegen  V.;  ll-tl  BchwrigenJe  V.;  1090,  ■! 
Selbsthilfe  gegen  die  V.;  1132  t  Serritica] 
1082;  1096  f.  Spenalv.;  1067.  SteuerVB» 
fftssung ;  369  f.  Untervogtei,  s.  u-  (I.  W^ 
Verü'etmigBpflicht  für  den  Bevogiet«n ;  1072& 
Wesen  der  Vogtei;  1069  f. 

Völkerschafi  und  Summ;  59. 

VoUeist;  680. 

Yorgcsiminer;  31)*,  i. 

Vorhiue;  923;  954;  1187  f. 

Vorkauferecht;  K«.  i;  1194. 

Vorlese;  427;  997. 

Vormundschaft;  30  f. 

Vorsdmitt;  427;  997. 

Vonrerk;  690;  754. 

Vnibort;  11,  637  f. 


Wachs;   .5a5  f.;    II,  327.     miedürtiiis    da 

Kirche:  1216,  .  (1217^ 
Wachszinsige;   -50.%  »;    1129;    1198;     1213  C 

Pingpflicht;  1216.    Übergabe  m  W.;  1219t 

Zinspfticht;  1216  t 
Wachtdienst;  782;  1030;  129a 
Watfen,  bäuerliche;  129.1. 
Waffenfähigkeit;  1287  f. 
Wagen;  II,  24a 
Wagenbereiter;  1419. 
Wnhlbeamte  des  Mitielaltere.     Schalung  dv 

W.i  315, 
Wiihlkapitulationen;  II,  882. 
Währung;  n,  -368;  391  f. 
Waid;  II,  .326.    Wbau;  562,  i  (563). 
Wald,    absoluter  Waldboden;  86;    110.     W- 

aklen;  II,  690;  783.    Ausdehnung,  heutige; 

89  f.    Bannwald;  96  f.    Bäume;  128.    Ein- 

Iteinng;    50ß.     Erbengenossenschaft;    2dO; 


—    1597    ~ 


Sachregister.] 


292,  1  (293);  801  f.  W.  in  fränkischer  Zeit; 
14.  Gebrauch  vom  8.— 10.  Jh.;  469  f.  W- 
höfe;  689.  Wlichtung;  101  f.  Namen;  98  f. 
Neubruch  und  W.;  101  f.;  128  f.  Ord- 
nungen; 468;  481;  494;  497.  Preise;  189; 
n,  579.  Privatvogtei;  479.  Schmieden;  H, 
881.  Schonung;  498;  519.  Schutz;  90; 
108;  HO  f.;  189  f.;  506;  507;  1888;  1846, 7; 
1856;  1899;  1406.  Teilung;  189.  Vermes- 
sung;   189.     Verwüstung;    95  f.     Vogtei; 

.  477  f.  Weide;  484  f.;  525  f.  Zerstörung; 
138. 

Walpode;  209. 

Wandelbarkeit  der  Kulturen;  128 £ 

Wanderungen,  fränkische;  8  f.  germanische; 
155  f. 

Waren.  Ausbildung  qualifizierter  W.;  18. 
Handelsw.;  U,  822  f. 

Wariner;  4. 

Wartegelder;  1886.    Erben  warterecht;  682  f. 

Wasgenwald;  99. 

Wassermühlen;  585. 

Wasserscheide  und  Kulturgrenze ;  65  f. 

Wechsel;  1451.    Wbank;  II,  262;  268. 

Wege.  Bau;  1885;  U,  242 f.  Geld;  U,  271. 
Servitute;  284,  s;  888;  885.  Sperrungen; 
II,  289.     s.  auch  Strassen. 

Wehr;  472;  502  f. 

Wehrhaftigkeit;  1287  f. 

Weide;  12.  Wgemeinschaft;  286.  Wnutzung; 
520  f.  offene  W.;  525.  Stoppelw.;  526. 
Waldw.;  484  f.;  525  f. 

Weidenhieb;  580.    WTtultur;  580. 

Weilerausbau  in  Stockgütersystem;  655.  W- 
bildung,  alemannische ;  858  f.  W.  aus  Ein- 
zelhöfen entstanden;  854  f. 

Wein.  Ausbau;  402.  Ausschank;  II ,  825. 
Bann;  801.  Bau  s.  den  bes.  Artikel.  Bauern; 
902  f.;  1167.  Berge  s.  den  bes.  Artikel.  Be- 
steuerung; 1005,  3.  Export;  569.  Güter; 
135;  411  f.;  416  f.  Handel;  1452;  II,  824. 
Jahre,  gute  und  schlechte;  597,  «.  Lese; 
582  f.  Mafs;  II,  500f.;  510 f.  Orte;  402,8; 
II,  54.  Preise;  U,  550 f.  Qualitäten;  570  £ 
Transport;  11,825.  Zapfinonopol;  808;  1004. 

Weinbau;  16;  408  f.;  565  f.;  U,  618.  Alter; 
565  f.  Ausdehnung;  182;  569  f.  Bestellung; 
572  f.  Ding;  915.  Drieschwirtschaftund  W.; 
579  f.  Fiskus  und  W.;  185.  Lehen;  908  f. 
Medemgutund  W.;  406.  Recht;  918  f.  Pro- 
duktivgenossenschaft;  914.    Standort;   122. 


Terrassenbau ;  122 ;  404  f. ;  567 ;  572.  Ver- 
breitung; 565  f.  Zinsgenossenschaft;  914. 
s.  auch  Pichterbau. 

Weinberg.  Ausbau;  898.  Verbreitung  des  Be- 
sitzes; 415.  Erbpacht;  917  f.  Förster;  582. 
Gremeindebesitz;  899.  Gewanne;  406.  inner- 
städtische W.;  405.  Mobilisierung:  416. 
Parzellierung;  107  f.  Preise;  II,  578  f.  Re- 
visionen; 915.    Schlufs;  581  f.  Zins;  590 f. 

Weistum;  II,  624  f.  Agrarverfassung  und  W. ; 
n,  683.  Amtieute  und  W.;  II,  655.  Bede 
und  W. ;  U,  629.  Erbrecht  und  W. ;  H,  688. 
t  erichtszeugnis  als  Ersatz  des  W.;  II,  688. 
Gerichtsw.;  II,  666.  Grenzw.;  296;  II,  684. 
Hofw.;  n,  626  f.  Wkopiare;  U,  661.  W- 
kritik;  II,  459.  Mühlenw.;  999.  Öffnung; 
U,  641.  Pfandrecht  imd  W.;  U,  688.  W- 
sammlungen;  11, 677 ;  696;  706;  (719);  720 f.; 
(722);  724;  728;  780;  743;  748;  768 f.;  765; 
767;  774;  776;  778;  782.  Sehner-  oder 
Sendw.;  n,  625;  657.   Urbarw.;  II,  638;  660. 

Weisung;  778.  Wberechtigung,  Eingriffe  der 
Grundherren  bezw.  Territorialherren  in  die- 
selbe; II,  656.  feierUche  W.;  1181.  Frei- 
heit der  W.;  II,  647  f.  W.  von  grundherr- 
lichem Gesamtrecht ;  1171.   W.  von  Gewicht 

•  und  Mafs;  II,  481;  483  f.  Wpflicht  und 
Wrecht  des  Hofes  für  grundherrlichen  Besitz- 
stand und  dessen  Rechte;  II,  628;  657.  Re- 
gistratur und  W.;  842  f.  Überliefenmg  und 
W.;  II,  642  f.  ürbarw.;  II,  633;  660;  671. 
Vertrag  und  W.;  II,  651  f. 

W^izenbau;  547  f.  Wbrot;  558.  Wpreise;  II, 
554  f. 

Wergeid  der  Grundholden;  1208.  der  Un- 
freien; 55. 

Wetterauer  Münze;  II,  458. 

Wetzlarer  Münze;  II,  457  f. 

Wiederbewaldung;  181. 

Wiese;  12.  Ausbau;  898 f.  Bau;  408 f.;  527  f. 
Bewässerung;  529.  Gemeinbesitz;  398 f.  Ge- 
wannen; 404.  Preise;  II,  578.  Übertrieb; 
530.    Zins;  U,  590. 

Wildacker;  897.  Wbann;  110  f.;  470  £;  1067; 
1118;  1262;  1275.  Wbahn;  113;  476;  1:388,4. 
Wfang;  101;  109;  128;  182;  148;  164.  W- 
folge;  470  f.  Wland;  110;  118;  127  f.  W- 
park;  497  f.  Wpreise;  U,  568.  Wstand; 
497  f.    Pferde,  wilde;  497. 

Windelbote;  772;  905  f. 


[Register,  —     II 

■\Vinilfnll;  506.    WmuLlüii;  585. 

Wingert  b.  Weinberg. 

Winter,  starke  und  lange;  ä97,  s. 

Winterfrucht    Aosfijeren  der  W.;  142  f. 

Winzer;  16. 

Wirtgcliaft  und  Kunst,  vomelimlicli  im  früheren 

Mitteliil(«r;    849f.    W.    und   WisEenschaft, 

vornebmiich  im  früheren  Mittelalter;    Bi5; 

Wä  f. 
Wirtschaftegebäude ;    9.     Whöfe ,    römische ; 

H5. 
WiBBeasi'haftllche  Behandlung  der  Grundhen^ 

Bchaft;  669. 
Wissigenacht;  11,  641. 
Wittum;  .33. 
Wochenfeiertage;    II,  521  f.,    s.    Arbeitslage. 

Wraärkte;  11,  260 f.;  264. 
WoblsLuid  der  Ottonenseit;  78. 
Wohnhaus  a.k  Fahrhabe;  48 f.;  128. 
Wolf;   497.     Wjagd;   471,   ».     Wvertilgung; 

724. 
WoiljirüduktioQ;  M6. 
Wucherverhot,  kirchliches;  1447. 
Wüstungen;  129f.i  II,  42. 


Zahl.  Z.- und  Maasenerscheinungen;  O,  4;  6. 
Z.  der  Grundhemuhaften  an  änem  Orte; 
185.  ZmQnze;  II,  450.  Z.  gnudherrlicher 
Schaffeu;  1052.   Svinboük  der  Z.;  II,  8.  Z. 

der  Unfreien;   1232, 

Zählweise,  fränkische;  17. 

Zahlungsanweisungen,  einmalige;  II,  389. 
B.  auch  Auweisungssjstem  und  Finanzge- 
baning. 

Zftubnei;  728. 

Zaun;  8;  14i  138,  t;  543.  Zwesen;  341;  425; 
434;  .528;  533  f. 

Zehnt;  608  f.  Befreiungen;  121.  Begrenzungen; 
114,  4;  249.  Beschreibungen;  98.  Bezirke; 
114  f.  Dnui;  128.  Erträge:  617  f,  Fi- 
xierung; 6V>.  gnindheirlicher  Z.;  IIS.  Neu- 
bruchsz.;  119  f.;  689.  Pacht;  614  f.;  932  f. 
Zpflicbl  bei  Teilbau;  910.  Recht  am  Z^ 
113f.;  1282.  Revindikation;  611.  Tarife; 
615  f.  Verkuppelung;  383.  Wiesen;  616. 
H.  auch  Salzi-hnt. 

Zeidler;  495;  .'i04. 

Zeitkurs  -.  II,  448. 

Zeitielien;  St^S,  u. 


Zeitpacht;  916  f.;    »21;    936(1;  963  f.;   I 
970  f. 

Zellen  als  Zwiachenstellen  zwischen  Zentral»  . 
und  Lokal  Verwaltung  der  geistlichen  Orund^  I 
herr»choften;  831  f. 

Zender;  173;  162  f.;  314f.  Zbote;  316.  »e-.j 
fiignisee,  ursprünglich  staatliche;  222.  von 
Hunnen  abgeleitete;  222  l  Dorft.;  229; 
246f.;275,  I.  Dupliatät;  314  £  Familien; 
221.  FriedeusEichening;  217.  Geleit;  217,  ■• 
259.  Gemeinde  imd  Z.;  220;  22;^  f.;  261. 
Hofz.;210.  Land^.;  172  f.;  210.  Pfandungs- 
recht; 193;  2IS  f.;  302.  Rugepflicht;  2l»t. 
Veronlnungfirecht;8l8.  Zwerk;881.  s.  audi 
Centcnar. 

Zenderei.  Geschichtlichea  zur  Erforschung  des 
Charaklera  der  Z.;  206,  ».  Gr^fse;  265  £ 
Zahl  im  VerhUtnis  nir  Himderbichaft;  265. 1. 

ZentralverwaJtung,grundhert8chaftliche;  809t: 
822  f.:  843.  karolingische;  e02f.  Kolle^al- 
system;  1253,    territoriale;  1253;  1421  f. 

Zersetzung  der  Grundberrscbaft;  1237  f.  der 
Gmndholden;  123T. 

Zersplittenuig  der  Fronden  und  Zinse;  »6S. 
der  Hufen;  864;  1233.  des  Hiifsallandi!« ; 
867.  1. 

Zeugen  aus  dem  Geschlecht;  29  f. 

Zeughäuser;  723.    karolingische;  806. 

Zeugnisgebühr  bei  Weisung;  II,  659.  Zzwang, 
Knindberrlicher;  II,  640. 

ZiM|jelbrenrn'vei ;  11,  527. 

Ziegenpreise;  II,  548, 

Ziffern,  amb iscUe-ru misch c ;  144:J:  1470. 

Zimmerei;  .588;  776  f, 

Zinn:  il,  304;  330. 

Zinse;  778f,.  spez.  787  f.  Alkauf;  795  f. 
Ablösung;  795  f  Belastung;  791  f.  freier 
Z.;  137,  Zftifs;  n,  606  r.  Geldz.;  796.  2- 
genossenschatt  im  Weinbau;  914.  Hühnere; 
,539,  «;  II,  7.  Zgut;  U,  222,  Juden*.;  14S2; 
n,  608,  Zkategorieen;  788  f.  KönigsE.;  1025. 
Ziehen;  900  f.  ZIeistuugen;  U,  375.  ZIeut«; 
1214.  Znacldftfs;  872;  969.  Nutzungsz.; 
620  f.  Zpflicht;  922  f.;  1180  £;  1229. 
Reduktion;  708.  Beluition;  795  f.  Säum- 
nis; 783  f,  Sicherheil;  792  £  Termine; 
813.  Weigerung;  870.  Zahlung  bei  der 
Precaria;  895  f,  solidariscbe;  790.  s.  auch 
Erbe. 

Zoll;     1017;    1275:    1405;    1414;    II,    2661.; 


—     1599    ~ 


Sachregister.] 


271  f.;  290  f.  Abgaben;  II,  302.  Befreiung 
II,  279.  Belastung,  subsidiäre;  II,  310.  Be 
seher;  II, 285.  Burgen;  1316, «.  Einnahmen 
II,  273.  Erhöhung;  601,  2.  Freiheit;  1018 
1021.  Fuder;  D,  287;  305  f.;  344.  Gesetz 
gebung ;  II,  273.  Instruktion ;  II,  286.  Kiste 
n,  286.  Knechte;  U,  285.  Linien;  II,  284 
Nachlafs;  II,  282.  Ordnungen;  767.  Fach 
tungen;  964.  Plackerei;  II,  348.  Politik 
U,  277.  Polizei;  U,  273.  Rechnungen;  H 
286;  343;  760.  Regal;  U,  272.  Schreiber 
n,  289.  Stätten;  U,  285;  vgl.  279.  Tarife 
1119;  II,  279.  Territorialität  des  Z.;  II,  275. 


Tumos;  II,  287  f.  Verein;  II,  279.  Ver- 
gabung; II,  272.  Verkehrzölle;  II,  284.  Ver- 
legungen; II,  274. 

ZöUner;  II,  285. 

Zuchttiere;  12;  76;  77,4;  532  f.;  540  f.;  1010; 
II,  631. 

Zudrang  zum  Mönchsleben  im  10.  Jh. ;  848. 

Zugvieh;  535;  555  £ 

Zusammenlegung  von  Grundstücken;  II,  634. 

Zwangsgewalt,  gerichtliche;  193;  1059  f. 

Zweifelderwirtschaft;  88;  377;  546;  551;  561. 
s.  auch  Felderwirtschaft. 

Zweikampf,  gerichtlicher;  1114. 


2.    Wortregister. 


Man  Tgl.   die  allgemeinen  Bemerkungen   Über  die   Anordnung   des    Registers    ' 
.  1571,  sowie  das  Wortr^ster  in  Bd.  3  S.  591—608, 


abbatia;  207. 

acUo  in  factum;  954,  i. 

abbatizare;  1196,  i  (1197). 

abkauf;  1086,  *. 

actor;  858;  1374,  i  (1375X 

abreinen;  341. 

actu  residere;  974,  ». 

acutarius  (canis);  11,  i. 

absare;  750:  911,  >. 

adäquate;  1017,  »  (1018);  1021,  t 

abschofs;  519,  .. 

adaquatura;  859. 

aboniement;  II,  634. 

adcensare;  938,  «  (939).     s.  acc 

absuE;  750  f.;  1224,  i. 

ascensa. 

abteie:  746.  i. 

adelige  guter;  924,  i. 

abtreten;  II,  637;  648. 

abtrift;  635,  sf. 

ftdimpletio;  583. 

abusio;   1097,  s. 

admallare;  1016,  4. 

accenaa;  938,  *  (939);   958,  b.    b.  acens,  ad- 

censare,  ascensa. 

administratio ;  975. 

accessorium;  1453,  .. 

admissarius ;  12,  i. 

acens;  938,    4  (939).    s.  accensa,  adcensare. 

adpretiare  pretium;  18. 

asr^Dsa. 

adtenninare;  120,  «. 

achasius;  32  f. 

advena-,  615,  i ;  869,  t. 

acht,  aicht;    390,  i;  418 f.;  1091,  4:  109i  s 

adveniens  homo;  866,  t. 

(1095);  11,  180,    s.  aghia,  abtin,  ätie. 

advocaria;  1091,  >  (1092). 

achten;  781. 

advocatio;  Ü80,  »;  1114,  i. 

achtervaid;  172,  «;  1084,  t.    s.  aftervaid. 

ftdvocatura;  1074,  4. 

achtung;  557,  «. 

achtweid;  538,  «. 

aediti.us;82I;  1063,  i  (1064). 

aichtmse;  425,  «. 

afgain;  294,  t  (295). 

acker  s.  ecker,  ackergwin. 

afterdinktag;  II,  658. 

acker;  419,  .. 

aftcrvaid;  1085,  1.    s.  achteiraid 

ackersfltz:  522, 

02en*:  «19.  e:  1374.  s  (1375). 

agrariDm;  104,  4. 

Etgricola;  9S1,  i. 

agrimensor;  342. 

slmgenoD  &  ohngenoB. 

ahtin;  1035,  s.    b.  acht,  aghta,  ätte. 

aicht  s.  acht. 

airalia;  382,  «;  375;  756,  .;  ISSS;  (1234). 

aisentia;  527,  t. 

albergaria;  204. 

albus;  II,  435;  454. 

alienus;  1159,  >. 

allodium;  374;  62S,  s;  748  f. 

almende,  almeide,  almeinda;   148,  »;    174,  ■ 

42.5,  i;  1066,  i. 
almoser;  1437,  1. 
alste.  ^escbwonie;  318,  4;  820. 
alta  iurisilictin    886.  a.  nemus;  120, 1. 
amü'us  domini    1429,  i. 
anuncüiiiobe    773,  4, 
Hmptliiich  Tl,  691. 
amptmaiinia    608,  *. 
amputare;  576,  i. 
ancinga;  420,  «. 
-ancum;  154  f. 
anerben;  278. 

anoi^terlien    1065,  a;  (1060). 
anlirtig;tin;  1343,  *. 
anfora;  944,  i. 
angargnHgo;  533,  a. 
angaria:  810,  ■;  816;  872,i;  1091,  1;  1223, 

(1224);  11,  137. 
angariare;  816,  1. 
Bsgehürig-,  1226,  >. 
aogel:  817,  >  (818).    s.  anger. 
-aogen;  154. 

anger;  126T,  s.    s.  angel. 
angerfahrt;  817,  s. 
aogerpferd;  817,  «  (818);  1212,  ,. 
angerwagen;  817,  t. 
angh;  502,  a. 
anygieih    912.  1. 
.tnbaii,  aiiliituwc,  anhou,  anehow;  108,  <;  26( 

1;  483;  1318,  4. 
anhoerig,  anhorich;  765,  1;  799,  a. 
anehorin  mit  dem  IWe;  1228,  *. 
animp  redemtio;  670,  i. 
annale  (placitum);  324;  n,  730. 
anrüuTs.irii  dk-;  683. 
aDDona;  549  f. 
ansatz;  615,  1. 
anstöfser;  180;  294,  1;  296. 
;  924,  >  (925). 


[>1     —  Wortregister.] 

antematutinalia  pftBCua;  525,  n. 

aneval    1210,  a. 

anveitigea    959,  4  (960). 

anwant;  340. 

aawcnder,  anwande;  340. 

apoilieoariiis;  821;  855  f. 

apparitor;  833,  i;  1369,  i. 

appellabel;  1349,  t. 

appellereo;  1089,  1;  1040,  ■;  1041. 

aratratua;    371;    430;   785,  t;   797,  1  (798); 

11,  166. 
sratrum;  371.    a.  nemorale;  125,  1. 
aratura;  420 f.;  782. 
araturia  terra;  346;  419. 
•irbi-it    :.1I0,  ü  (311). 
arbinuntja;  40. 

arcba,  arca;  1443,  ■;  H46,  i;  1448,  4. 
Ardinna  rasta    95. 
areale;  374,  a.    b.  arialia. 
ftigcalaria   H,  829. 
ai-gcntiiTii   probatiim;    407.      a.    eiaminatum, 

publicmn,  punim;  n,  386. 
arialis;  416,  a.    s.  areale. 
aripenna,  aripennia;  409;  n,  100.    8.  arpenna, 

arpens. 
annarium;  650,  1. 
annarins;  829,  i. 
annman;  432;  510,  ■;  556,  ■;  1042,*;  1082,  1; 

1129,  g;  1135,  1;  1197;  1429,  1. 
annonini  rrotbniaLiii    II22,  1. 
arpenna,  -is;  414;  417, 1.   a.  aripenna,  arpens. 
arpena;  409.    s.  aripenna,  arpenna. 
arrenda;  947,  ■;  949,  4. 
arrendarius;  947,  s;  949,  4. 


ascus;  17,  t. 

asilis;  787,  a.    s.  assile,  axilis. 

aspe;  508,  i. 

aspellis;  30. 

assentia;  1078,  1. 

asseasor;  215,  a;  883,  1. 

assile  s.  asilis,  axilis. 

assisa;  769,  *;  1080,  4;  1092,  ■;  1109,  1;  n, 

271. 
atepluge;  421;  785,  >. 
atba  a.  acht. 

itte;  745,  i.    a.  acht,  aghta,  ahtin. 
attinens  cum  corpore;  1228,  ■. 


[Register. 

attractuitt  333;  400. 
audientia;  1119,  i;  114ä. 
audiiio;  1116,  t. 
autnehtigi  768,  ii  (769). 
aula;  747,  :;  765,  i;  1038,  «. 
aureus  ciim  leone;  II,  446. 
ausfaren;  1209. 
auBDiahlen ;  1002,  a. 
ausmerker;  294. 
auswegeo;  222,  t. 
aufswendig;  243,  s;  1048. 
avena  combusta;  553,  4. 
aviatica,  avica  terra;  39  f. 
axilis;  509,  i.    3.  asitis,  asaile. 


baccinus;  850,  i  (851). 

bache;  U,  312. 

backesmagt;  1002,  t. 

baenner  des  reichB;  183. 

baiolatio;  1366,  s. 

balcarius;  II,  78. 

balisuria;  n,  342. 

haliEtarius;  1812,  i. 

bailiTus;  1879,  i. 

balneaiia  stupa;  832,  i. 

ban  und  vrede;  317,  i. 

baue,  gririiche;  222,  i. 

bantlage;  174. 

banderia;  1296,  «. 

Unfisch;  487,  «. 

liangarten;  564,  i. 

banheiTe,  banneheir;  696,  «;  1009,  i. 

banmeile;  II,  8. 

banmeiaa;  474,  s;  500,  i. 

bannalis  Turnus;  1000,  «;  1002,  t. 

bannita  fera;  1009,  »(1010).  b.  vinum;  997,  i. 

Iianiius;  104,  k;  243;  260,«;  406;  407,  s;  419; 

996,  3.     b.  feranim;  111,  i.     b.  venaticus; 

494,  *  (49-j).    3.  wiltban. 
banviertel;  II,  501. 
banwoide;  220,  s  (221). 
banwin;  1004,  s;  II,  180. 
barenrecht;  1182f. 
barfues;  1071,  a. 
borgus;  14,  s;  (a). 


;  489,  I 


barlois ; 


baugedingb-,    103> 

buwedink. 
baumeisterus,  ba« 

bomeigter,  b&mi 
bavarium;  504. 
beboeBemen;  1176 
bechenschwein;  41 
bede;  299;  1027, 
bedecoro,  b^dkoir 
bedegelt;  1083,  t. 
bedeleude;  183. 
bedellua;  431;  77' 
befekhscfarift;  13t 
beforcbung;  II,  7< 
befi-eden;  389.  *. 
befiiraten;  516,  ». 
begehen  und  belei 
begenkenis;  959, 
begrifen  mit  dem 
beie  (=  biene);  5 
beleihen;  953,  i; 
bekerben;  II,  6. 
bend,  bende,  btad' 

II.  231  f.  8.  bt 
bereden;  1205,  . 
berauchen;  1083, 
bergaria;  293, 
bergteheu;  II,  33( 
bergmeister;  I[,  3 
bei^recht;  II,  S3S 
bergueria;  536,  4. 
berisz;  1158,  10. 
bersarius;  803. 
beschünner;  1089. 
besehreiben;  11,  ( 
besehrien ;  223.  1. 
beschütten;  1293, 
beschüttiuig ;  636, 
besessen  l&rnnan; 
besperren;  258. 
besseren;  174,  s; 
befserung;  550;  S 
liestechen;  750.  " 
bestehauft,  bestlia 

1247;  II,  635; 
bestehen;  959,  1  1 
bestender;  136;  4 

330. 
besteutnis,  940,  1 


bestrichin;  ü,  487. 

bet,  ganzes,  zerbrochenes;  645,  i;  1082,  ■- 

betkmnk;  1106,  ». 

beugen;  574;  II,  536. 

beunde  s.  bend,  biunt,  bunde,  bunne. 

beverarius;  803. 

bewischen;  750,  >. 

biblioteca;  850,  ■  (851). 

biedennan;  1416,  a.    s.  birbe  lude- 

bienvogel;  505. 

bieWn  mit  der  sonnen;  218. 

hifang;  133  f.;  158. 

hifiirca;  555. 

bilaege;  956,  t. 

birbe  lüde;  311,  •.    s.  biederman. 

birsen;  499. 

bitredden;  1291,  >  (1292). 

bitschel;  616,  *. 

biunt  <4I9,  '.),  B.  bend,  beunde,  bnnde,  bonne. 

bleiimen    1029,  i. 

bloicli    588,  ij. 

blualsturzung    1042,  i, 

bode,  geswocren;  1060,  t. 

bodwin;  908. 

bi^eu;  573. 

boil;  503,  .. 

boit«hen;  240,  t  (241). 

bomester;    910,    ii    (911).    s.    baumeJBtenis, 

bänieister. 
bomiariiun;  345  £    b.  bunnarium. 
bonum;  37.5,  i. 
bomholz;  508,  4. 
bouchaft;  1008,  i. 
bouc;  II,  376. 
bouding;    1160,    i.    s.    baogedingfa,   budink, 

buwedink. 
bovarius;  1128,  *. 
brobiren;  564,  «. 

broecb,  braghe;  547,  ■,  t;  n,  215. 
bracbe,  die;  558,  i. 

brachen;  558,  i.  s;  574£;  577;  n,  536. 
braecbfelt;  547,  ■;  II,  231.    s.  brochfelt 
brachialis  diela;  785,  i. 
brachium  aeculare;  955,  t. 
bi-HiiU  1' blitz Ling:  1354,  4. 
br-i^bina    58ti. 
liral.  liMz,  limiz;  787,  ». 
brauch,  gemeiner;  327. 
brasare;  586,  i. 
brechen  den  pflng;  871,  i. 
breme;  509, 
brenogeld;  919,  t. 


33    —  Wortregiater.] 

brevis  denarius;  II,  452. 

briga;  1054,  <  (1055). 

brochfelt;  561,  i.    s.  braechfelt 

brockholz,  broholz;  507. 

broeling;  484;  492.    a.  bruling. 

bnil;  425,  s. 

bruling;  523.    s.  broeling. 

burglicher  b&;  1271,  i. 

bubelfolk;  1458,  ■. 

buddel,  buedel,  buedell;  230;  431;  1060,  «,  «. 

s.  bedellus. 
budellcn;  1182,  «f.    b.  buteU. 
budelgelt;  964,  <. 
buden;  786,  i. 
blidenband;  1047,  n. 
budink;  450;  764,  n   (765);  765,    i;  1086,  * 

(1087);    1101,  i;    1125,  x.    b.  baugedii^, 

bouding. 
büerde,  vierte;  n,  228 f.    s.  bürde. 
buirsprake;  304,  i. 
bQmeJBler,  huwemeiBter;  652,  > ;  735,  • ;  772,  ■; 

906,  •;    1125,  »   (1126);    H,  639.    b.   ban- 

meisterus,  bomester. 
bunde;  1317,  i  (1318).   s.  bend ,  beimde,  biunt, 

bunne. 
bungart;  403;  403,  i ;  564,  i. 
banne ;  (428, «).  a.  bend,  beunde,  biunt,  bonde. 
bunnarium;  348;  408.    s.  bonuarium. 
himle;  941,  t.    a.  buerde. 
bui^ban;  1115,  i. 
burgensis ;  1311,  >. 
liurp-raieistfr;  311,  4  (312);  316,  ». 
liiUKli lüder;  lit66.  ». 
burgfrede;  1318,  *. 
bnrgravius;  1372,  «;  1435,  «;  (1437). 
burgien;  1312,  <  (1313). 
bui^eB;  1314,  1. 
buigwardug;  499,  ■. 
buraa;  1097,  1. 
buacus;  126,  n. 
buteil ;  869,  t.    3.  budeileo. 
biitl.irum    r&.%  T. 
biKi.iiUiritis:  ii<Ki.  i. 
butticlaria;  1471. 
buwediok,   buwegedinge;    765,    i;    1054,    ■; 

1101,  i.    fries  b.;  lOU,  i   (1095).  9,  ban- 

gedingh,  bouding,  budink. 
buwehoifslat;  799,  >. 


I  Reisten  _     U 

caltorium;  581.  i. 

cainba;  5S6,  ■;  U,  140  C 

Camera;  1089,  >;  1040,  o.    c.  iuEÜtia;  1040,  t. 

camerarius;  1426.  if;    1470,  i.    c  imparialü 

aule;  72ij,  i.    c.  aecretuB;  1433,  4. 
camerknecbt;  943,  n. 
caniervDrst,cainerfnrat,caiiierwDrst;  4Sl;478,i; 

483;  520.  ». 
caiapana;  310;  Sil;  656. 
campanarius;  240,  i:  243. 
cainpestria;  419. 
caiDpio;  27. 
campua:  13,  i,  »;  419. 
camsil;  587,  j. 
Mnavera;  562,  i;  U,  64. 
csncellai'ia;  14.S3,  s;  1441.  a;  U,  700. 
cancellarius:     1431,     g;     1434,     i;     1477,    7 

(1478). 
candda.   locore  apud  c;  619,  i. 
capeUanus;  1283,  i;  1431,  tf.;  1435,  ■  (1436); 

1477,  ;  (1478f.).    capeltani  domini;  974,  *. 
capellarius;  1431,  ^. 
capillaturiae ;  32.  i ;  34. 
capitale:224;236;946,9;  1182f.   cdauipnam; 

293.    capitalis;  1223  f.    c.  census;  870,  i. 
oapitnneus;  1370,  i;  1440. 
capuciiun;  1056,  i. 
Caput  melius;  961,  i. 
camificum  magititet;  1470,  i. 
carpenlariuE ;  776.  i;  II,  527, 
rarpentiim;  II,  248. 
inqjiuiis:  1-üfl,  4, 
carraila:  II,  500. 
cairalis  evtctio;  II,  280. 
camiaila  s.  coirada. 
camica;  409.  s. 
CfUTUcalis  dieta ;  765,  i. 
caaa;  8,  b;  23. 
casale;  291,  s. 
casattis;  1233.  i. 


castaneanuD  silva;  11,  178;  206. 

CÄBtellanus;   «81,   »    (882);  902,  <;   llSl.»; 

1312,  «f.;  1368,  E. 
caaticium;  398. 
castrensis;  883, .;  1065,  i;  1311,  af.    c.  bene- 

ficiiun;  883,  i.    c.  feodum;  854,  ». 
caauB  fartuitus;  985. 
catena;  150,  4. 

cathedraticum;  240,  4;  1283.  s. 
cauwercinens,  cauwercinua;  1450,  a;  14.')3,  -i; 

I4S3,  4. 


cedua  Bilva;  S14,  t. 
cedula;  842,  «;  H.  519. 
ceUa:  S31. 
cellerarius  maior;  829,  b. 


censa;  938,  *  (939). 

cüiisalis  s.  c«nsua1is. 

censiticins;  872.  s;  1223  f. 

censinw;  1223  t 

cenBualis;  1018.  i;   1065.  4  (10661;    1128,   *; 

1195;  1214 F.;  1223  f.;  1233,  i(  1243.    c  Jos; 

938,  4.    c.  terra;  II,  206. 
ceuBus  dispositus;  370,  ■.    c.  legitiinnB;  992.  i- 

c.  regalis;  I0S5,  4. 
centa;  311,  «  (312);  1273.  i. 

ms;  315.  s.    g.  centcnariiis. 
;  224 f.;  SOO;  1011. 

8;   225  f.;  249,  i.     centeDarii 

dies,  opus;  801,  i;  1011,  i.    b.  centanariiu. 
ceoteneru;  764,  ». 
i^Dtgravius;  311,  (. 
ceotua;  4U5,  ■;  408,  «. 
cenlnmgraviuB ;  1273,  i. 
centurio;   198,  i;  200;  249,   i;  291,    »  i292)i 

1007,  t,  .;  1014.  .;  1088,  *;  1136. 
cerarius.  c  carta;  1221,  a.  c.  ceasus;  1214,  « 

(1215).     c.  iuB;  870,  a;  1214,  t  (1215). 
cer^alts.  821;  855^;  1198,  s. 


cereos  pasclialis;  506,  >. 

i;erifex;  .505,  ■. 

ceroeenaualis ;    Ui35,  n;    1214,  i,   4;    1224,  > 

(1225). 
cervicale;  852,  4. 
cervus  Gtadalis  iiaidaris;  15,  1. 
respes;  354,  t. 
-cttam;  158. 
chauhie;  II,  240. 
chandinaria;  18,  a. 
cliaritatiiTun  aiixilium;  1336.  t. 
chevaucli^e :  1025,  i. 
chirotheca;  295,  1. 
chorene:  309. 
iJiürog;  54,  2. 
diorveia;     1125,    a.     g.    tor^ada.    con-idjci, 

croada,  croeria. 
i'hreiie  crfid;  23  f.;  28. 
chunnas;  17,  i. 
Chimnund;  649,  n;  650,  >. 
Ciceniis;  10,  3. 


cingere;  574. 

riiuera;  764,  *. 

dt»;  1336,  i;  II,  315. 

cista;  1477,  s.    c,  privilegiorum;  11,  700. 

civile  ius;  916.    c.  institia;  291,  i. 

civilibu;  387,  i. 

civis;    291,  (sX  »;  316,  n;  1197.    c  Romanus 

52,  8. 
clarificatio;  583. 
cluinB;  563,  i. 

claostnun;  II,  252.    claoBtri  opm;  828. 
claiiBnra;  581,  g;  781;  n,  362. 
claTiciilaridÄ,  1443,  i. 
clavorius  faber;  II,  725. 
clericus;  1453,  i;  1477,  i  (1478). 
detia;  15,  i. 
cUenB;  1214,  «(121^)' 
clientela;  1424,  ». 
rlosure;  271. 
ehide;  II,  268;  322. 
cociis;  1428,  a;  1469,  s;  1471,  a. 
coeniptio    093,  *, 
coherediiHti    278. 
coheres    272,  i;  281;  291,  i,  t;  299,  i;  634,  a,t. 


coler 


1-8,1 


collatiorare  '253,  t. 

coUntio  -ecclesianun;  II,  212. 

coJlatitia  pecimia;  1306,  i. 

coUiiiiilantia    1424.  i. 

colI«cta;    606;    1020,    <    (1021);    1080.     4; 

1331,  1. 
collimiUtrc;  295,  1. 
colonarium  ius;  960,  1  (961);  961,  1. 
colonus;  129,  ■;  448,  «;  778,  ■;  959,  s;  960, 1 ; 

976,  t;  985;  987;   993,  >;    1042,  .;    1045; 

1077,    s  (1078);  1088,  s;   1102,  1;  1178,  .. 

c.  diuestris    137 
com,  ehoni,  comincr;  546,  t.    g.  künde. 
comes  foresitu-iua;  494,  4;  495. 
comitia;  1027,  1;  1137,  4. 
comitiale  opus;  1030,  »  (1031). 
comitiva ;  1270,  1. 
commanere;  332,  1;  779,  i. 
commarca;  102;  268;  756,  t. 
ri;  277,  >. 


le;  911,  t. 

conunuiuo;  284,  t;  285,  4 
comiisfftliiin    aJS. 
compnrocliiaiiLis;  232;  241 
compiLrticeps    232;  248. 
uompensiouarius;  981,  1. 


compositua  Kuuiaus;  354;  II,  100. 

<:ouiprGliensio ;  386,  1. 

compromiäsio ;  1206.  >. 

comprovinciu ;  717,  t. 

lonc^mbiiun    II,  393. 

conceptto;  717, 1.  "" 

conciris;  731,  s;  1202,  1. 

condivisor  (s.  mitteiler);  648,  i. 
condiioiitius    754,  1;  769,  ■;  777,  ^. 
conductor;  976,  1- 
conducUiB  ecciesie;    118,  «.     c.  et  protectio; 

1020,  ». 
confessor;  830,  ■. 
confideiusaor;  970,  <  (971). 


;  1017,  1;  1045,  *  (1046). 

conscientz;  1343,  s. 

conscribere;  II,  756. 

conscriptio;  II,  759. 

consecretalis ;  1429,  1. 

consenaus;  1423,  «f. 

conservator;  1448,  t. 

LWiSMbiu  iÄ5lri'ii,is;  1312,  «. 

cou=e^,sor;  1313,  e. 

coDsesBorium  feodum;  1312,  4. 

conaitjarius;  1429,  1;  1430,  t;  1438,  4. 

consilium;  14241'.    c.  populi;  298,  «  (299). 

consocius;  1079,  »;  1450,  t. 

constangia;  1464,  t.   a.  cuatengia. 

consuetudinarium  servitiuin;  679. 

consuetudo  Dovarum  nllanim;    135.    c.  t«n« 

et  iuris;  1038,  >. 
consulcatus;  381,  ». 
cousultus;  1428,  tL 
coutectalis;  629,  1. 

coDiributio;  951,  s. 

'Contubomiuui ;  58,  i. 

conuüla   31. 

coDvereio;  678  f. 

MinvereuB;  773,  ». 

converti;  679,  1. 

coDvicmi;  484. 

coDvUIani;  299,  1. 

convivales  denarii;  837. 

cODTOcatio;  1343,  1  (1344> 

coquina;    1428,  1;    1467,  1;   1471.     c.  parva; 


[RegiBter.                                              _     1606     — 

147.    über  c;  n,  775.    magisterc;  1438,  .; 

decimalJB  pactio; 

1471,  .f. 

decimatjo;  114,  »: 

corbis;  945,  i. 

decimator;  199,  i 

comda;  420fc;  781,  »;   785,  ».    b.  chorveia. 

declinare;  1160,  d 

cnwda,  croeria,  and: 

deaceoa;  553,  ». 

corridica;  102.5,  «. 

defensio;  11,636. 

coTltlus ;  333,  a.    s.  curtilis. 

d.    et  patrocini 

cotharnus;  1097,  i. 

promotio;  1069, 

cottidianus    minUUrialis;    917,  •;    1023,    i; 

defectus  monete; 

1127.  >;   1128,  >;  11,  254.    c.  aemtium,  c 

delegare;  631,  i; 

servitor;  833,  i. 

delegatio;  938.  4; 

covis;  150,  .. 

dem;  316,  <;  483 

<:rassare;  291,  ». 

dema;  523  f.    s.  i 

credn;  300,  i. 

demare:  523,  i. 

crediUrius;  849,  •. 

demeratuin  vinimt 

croada;  451;  949,  .;  U,  107;  168;  206;  221; 

denarialig;  52,  *. 

223;  226.    s.  chorveia,  con-ada,  und: 

denarias  testimoni 

croeria;  424,  i. 

denc  B.  ding. 

cubicularius;  1469,  *. 

d^nombremeat;  II 

cubiculum;  239,  «. 

depactare;  86.5.  e 

cultilis;  417,  ». 

depascere;  297,  4; 

cultura;  420 f.;  II,  145;  166;  209. 

deputatus;  1147. 

cupa;  945,  i. 

describere;  II,  66 

*ui|.dle'  lOl-S,  .  (1019). 

descriptio;  II,  661 

vun.i,  7.-14,        U,  172. 

deaenire;  987. 

turialis;  1079,  *;  UO^,  e.    c.  pUcilum;  851, .. 

desertuE;  117;  12 

curialilas;  981,  i;  1069,  a. 

dextrariuB;  .533. 

cumis;  II,  529. 

dielploch;  507,  m 

curtarius;  77^,  .;  II,  227;  639. 

diemb  E.  dem. 

curtelanus;  778,  i. 

diener;  1196,  7  (1 

curtile,  curtilis;  332  f.;  1192,  (.     E,  cortilus. 

dienst:  1374,  9;  1 

nirtis;  7.a;332f.:  374f.;739;  754,.;  U,  172. 

diepsehilling;  306. 

1    .lüiiimK^i    721;  755.    c  iudicialis;  754... 

dies;  336,  *.    d.  1 

eiiBtengia,  484.    b.  conBtangia. 

dieta;  336.  1;  437 

«.u^todia  et  tuitiu;  1068,  «. 

digestio;  5f4. 

tustosbanni;  1076.    c.paktü;  1435,  >  (1436). 

diheme  s.  dem. 

custui,;  484;  970,  »(911)- 

dil;  .5^1,  7. 

dilatio;  76-5,  ]. 

diinidia   curtiE;    i 

dalrastobuB    T^^T   s     E   daurastuva. 

776,7(777).    d 

laih^giltl-  dem)    465   i 

dimidietas:  915,  s 

daürsialuis      12^8 

dinei,i|uHminge-  1 

danipDuui  kgiilt    978    i 

ding,  dink:    765, 

dapiter    1427 

rinc;  927.  *;    9 

datnu»,  II    ^58     d   ei  usiialis;  II,  388. 

632.     ungcbode 

<luiibe>  holz    516 

76-5.  ]. 

(louerde    II  312 

dingen  245.  1. 

tlmnsiiiia    -)I5    787   i     s  dabrastobus. 

dinkgeit;  1033,  .; 

«klinlu    92a   s  (929) 

iliiigfl.-rii'lil:     047. 

dt  UHU      239      21    " 

diiiklmus:  309.  1. 

denn    104    60J    921         d  ctnona;  129,  i. 

dinkheDer;  193.  » 

&    ^ulIi  deiiia 

Ams\mi(:  194. 

—    1607    — 


Wortregister.] 


dinglich;    993,  s;    U,  658.     d.  gut;    747,   i. 

dinklichof;  1032,  2. 
dingman;  1118,  s. 
dingsal;  1354,  i. 
dingstol;  1033,  i  (1034). 
dincsäche;  927,  «. 

dincvogt;  1092,  4;  1122,  7;  1132,  9;  1224,  1. 
directaneus;  1123,  1. 
discoloratum  vinum;  584. 
dispensare;  1472,  1. 
dispensator;  803;  1471,  a;  1472,  1. 
districtus;  248;  1016,  4;  1319,  s. 
ditiores;  1237,  1. 
diumalis;  336,  4. 
divisor;  342. 

dobbelen,  doppelen;  854. 
doerengestoeß;  1320,  a. 
doetholz;  489;  490,  s.    s.  dotholz. 
dolabrum;  1407,  1. 
dolare;  385. 
domare;  322. 
domicilium;  275,  s;  375. 
dominatio;  748,  1.    d.  plena;  292,  1. 
dominicalis ;  748.    d.  homo;  865,  «.    d.  terra; 

419  f. 
dominicare;  750;  1101,  1. 
dominicatus  (subst);  1099,  4  (1100). 
dominicus;  747.    d.  curtis;  721;  755. 
dominium  directum -utile;  626,  1.   d.  et  pro- 

prietas;    928,   2   (929).    ius    d.  seu  quasi; 

1072,  5. 
dominus  terre;  986;  1136,  1. 
domus;  8,  a;  332. 
dona;  344,  1. 
donatio;  908,  2.    d.  et  precaria;  892,  2.     d. 

inter  vivos;    638,  1.     d.   propter  nuptias; 

954,  8. 
donativus;  787,  5. 
donatus;  846,  9. 
doppelen  s.  dobbelen. 
doppelung;  793,  a. 
dorfrechnung;  1339,  9. 
dorfrecht;  299. 
dorpf;  154,  1. 

dotholz;  507,  a.    s.  doetholz. 
doufholt,  doufhout;  484;  506,  7. 
drauf;  1160,  b  (1161).    s.  druifen. 
dreger;  608,  a. 
dresch  s.  driesch. 
dresselarius ;  II,  216. 
driesch,  drisch,  dresch,  dreiß,  driß;   128,  1; 


405,4;  451,  1;  561,  a;   576,  5  (577);  579,  5 

(580);  751,  a  (752);  865,  4. 
drift;  525,  4. 
driß  s.  driesch. 
drißiger;  920,  1. 
dristellig;  1186,  1. 

druifen;  1081,  r  (1082);  1082,  1.    s.  drauf, 
duale;  346,  1;  ü,  501. 
ducere;  778,  1. 
duciUatio;  584. 
duellum;  1117,  1. 
duipstein  s.  thonus. 

duirzinsig  guet;  765,  1;  II,  627  f.    s.  durzins. 
dumerlink;  107,  a. 
dunki-echt;  438,  5  (439). 
durzins;   370;  1182,  1;  II,  711.    s.  duirzinsig. 
dwankmoele;  1002,  2. 


ebrius;  80. 

ecclesiasticus;  52,  a;  1017,  a;  1042,  2  f. 

echtedel;  II,  497. 

ecker;  521.    s.  eikeir. 

edelarm;  1163. 

edehnan ;  1042,  a ;  1082,  2  (1083). 

edelscheffenampt;  1070,  s  (1071). 

eder;  1001,  1;  1135,  1.    s.  etter. 

edificare;  781. 

edilis  advocatus;  1122. 

edituus;  855  f. 

effestucare;  630,  e  (631);  637,  1. 

effiigari;  1426,  1. 

egerde;  561,  2. 

ehe,  ganze,  zerbrochene;  1082,  1. 

ehrlos;  646,  1. 

eid  und  schirm;  1066,  9  (1067). 

eigde;  555,  8. 

eigen;  749,  1. 

eigenman;  1228,  2;  1231,  4. 

eigenschaft;  1129,  2;  1230,  5. 

eigenschaftman;  1231,  4. 

eikeir;  484;  521,  1.    s.  ecker. 

eilefteg;  1224,  2. 

einichshofinan ;  1158,  10  (1159). 

einigsman,  einenzman,  einungenman;    307,  2; 

327,  1;  696.    einigsleute;  256. 
einigsrecht;  305  Note;  327  f. 
einigung;  306,  1. 
einhendig;  1204,  2. 
einkindschaft ;  1328. 
einschirig;  530,  2. 


«inuug;  ISI;  183;  220,  i;  203;  284, 
:t06,  s  (307);  S06,  t  (dOT);  1419,  8.    redi 
licb<>  e.;  811. 

vinweidig;  260. 

uinwesaerig ;  2SD. 

oit  luul  liult;  256,  4.    cid;  260. 

»ilgcscUe ; 

elaboratus;  116;  253,  e. 

emeliorare;  S94,  ■. 

eneiulu  magnit-parva;  103S,  i  (1034). 

euier,  emems;  11,  501.    e.  lummariua ;  995, 

.mcf^entia;  985;  1359,  ». 

«njit'aiigrecht ;  1188,  t. 

<mipfenglir?-b ;  130.    s.  entfenklidi. 

t^mptengliclisgUter;  1048,  3. 

eophitheosis;    935,  i.     e.  perpetun;    938, 


einphili 

emiiuiias  s.  inunimitaa. 

enchpaiiiin;  7T0,  a. 

ende  geben;  1132.  i. 

eoger;  372;  791,  i. 

entbaum.  inlbaiun;  514,  i. 

intfenkenis;  907,  i;  923,  4. 

■•utfeiiklicL;  925,  i;  n,  231. 

enthiddeD  ;  1263,  i  (1264). 

entnigeu;  209. 

intreileii,  sieb;  1001,  t  (1002). 

intruiten;  ST6,  t. 

entBcluft;  1204,  *. 

eiitscheitzichen;  110.5,  i. 

eui^tiiiitien;  1292,  i. 

enUpenen;  523,  b. 

entweten;  1026,  ». 

e<tualis  in  liliertate  mundana;  G40,  i 

equestres  coloui;  137. 

equiritium ;  1168,  i. 

equitare  el  stare;  639,  t. 

eradicare;  1265. 

erbar,  erber;  855;  II,  651;  Ö53. 

erbe,  erf;  370,  i;  448;  967,  .  (968). 

erben  (jemanden);  645,  s. 

erligenosse;  448, 

erbgoed;  925.  i. 

en-elien;  938,  *  (939). 

erlieechatl,  en'escof;    938,   i    |939); 

957,  a  (958). 
erfs  recht;  953,  i. 
erbwiltfurster;  480,  i. 
enledisgen;  947,  t. 
erdeneii;  587,   o. 
eredrunk;  1416,  s. 


cren,  erren;  518,  i;  555;  557,  ■;  US,  • 

erf  s.  erbe. 

erfallen;  223,  i. 

erfling:  44»;  800,  x. 

ertullen;  1 

erbeben;  1048,  «. 

erleiigen;  178,  i. 

emtgons;  800,  i. 

erpex;  9,  n. 

ersterben;  632. 

ersucht;  333,  *. 

ürutoni;  136,  •. 

errideila;  1218,  i. 

Igen;  262;  1109,  i 
eschaingiare;  38S,  i. 
e^cbkaiil;  654,  i. 
escreuDa;  9,  t. 

e^&Hrt;  126,  i.    s.  exartum,  satt,  sutiuL' 
esseling  s.  iixiiis. 
easenlleiscli;  1289.  s. 
eSsack;  502,  i. 
etter;  543.    s.  «ler. 
evagaiio  libem;  998,  *. 
evengewande;  647,  a;  II.  280. 
ewelich  und  erfÜch;  931,  i. 
ewiger  «üb;  954,  «  (955). 
exai'tare;  1119,  s. 
uxtKtia;  376,  i;  606,  i;  1027,  .;  1080,  t;  tt, 

180. 
exMtor;  1113,  >;  1374,  i  (1375).     e.   palatii; 


II,  1 


;  U,  394. 


exartare:  126,  i. 

exartum;  386,  i.    a.  essart,  sart,  sartuai. 

exceptio  mali  doli;  954,  t,  a. 

excrescentia ;  1474,  i. 

exdicere;  1131,  i. 

excmpla;  U,  83£;  86;  89;  109. 

exereitus;  1292,  ■  (1293), 

exitus;  333.    e.  in  Sal.  74  Eittav.;  13,  i. 

eipenae  domini;  1465.    über  e.  d.;  1471. 

exquisitio;  941,  e. 


extorquere;  1453,  t. 

;204;  11.59,»;  1224f.    e. heres ; 63t, •. 


fcbrica  lerraria;  85 
facb;  503. 
facinorosus;  1342,  : 


faculiog;  23;  24,  i;  tö. 

fadcD  ziehen^  280;  1050,  i. 

&ex  cerevisialia;  813,  i. 

faid  B.  vogt 

Sa,  val;  1419,  8. 

fiülhole;  507,  ». 

folsarius;  II,  859  f. 

1'nlter:  -554,  g. 

foinilm;  1147     t.  domini;  1440,  ■. 

iamiljaris;  827,  «;  142S,  »t 

fiuniliaritas;  1428,  t. 

famiilus;  1196,  i. 

fono;  850,  1  (851). 

fare,  fahr;  H,  648^ 

fare  b.  phara. 

farinariiiin;  17,  i. 

phaselriot;  541,  i. 

faselvieh;  Mit;  948,  t;  H,  631. 

fassimg;  434;  1001,  t. 

lam-ii'    II.  49:1. 

leiii'drafi  626,  *. 

feldschvfinger   539,  4. 

feile  imd  unfeile    1889. 

felwe    487   d  (488). 

feoduiu  s.  fuiidiim. 

fem  bfumiia;  1099,  t  (1100>    ferannn  bumiifi; 

111,  1. 
ferger;  U,  244. 
feripeta ;  1406,  a. 
fenoa  b.  finna. 
fermentatuB  panie;  589,  i> 
femtura;  777,  i;  n,  248. 
festum;  1288,  rt. 
feudalis;   875,    i   (376);   721,    t.     f.  cnrtia; 

277,  I.    f.  et  hereditariimi  ius;  915. 
feuditarius;  931,  i ;  855  f. 
feudum    cnrti^e;    375,   i.      t.  hereditarinin ; 

899.  1.    f.  legahtriuin;  611,  ».     f.  liberale; 

85af.;  877.    i  ininisteriale;  822,  i;  SSSf.^ 

817.    f.  «ervüe;  822,  i;  855fl;  901. 
feurzins;  799,  «. 

tiiii!iiiä.üiv^  tullm-;  1016,  t;  1045,  ■. 
tiüclituu  lilitii-;  1479,  i. 
tigere;  574. 

figura  monete;  II,  391. 
finagium;  391;  U,  654. 
finaler  recefa;  1480,  «. 
linna;   938,  t  (939);  943,  i;  958,  ■;  964,  i; 

1365,  t;  II,  213.    f  hereditas;  923,  •. 
fimjtas;  298,  >. 

flscaliQuB;  993,  t;  1045;  1146;  U,  650;  659. 
fiscalis;  748;  1018,  >. 


Sscbhove;  798,  t. 

fischsack;  487,  <  (488). 

Üsr-as-  721. 

dageUuin    595,  i. 

flahsnienger;  563,  e. 

flectere;  574. 

flescba;  852,  *. 

flonis;  406. 

aug;  50411 

flflr;  347,  i. 

fodere;  574  f. 

foenile;  9,  *- 

foliare;  575. 

foU;  124,  .. 

foraneuB;  437;  615,  i. 

forderwagen;  24S,  «;  256. 

forense  ius;  627,  ». 

forestaria;  496;  514,  i;  n,  180. 

forestarius  magister;  494,  i;  495. 

foregtia;  470,  4. 

forestia;  104,  «;  470 f.;  463. 

forsthäbe;  496.    s.  fiirster,  farsteireclit 

forsthuber;  1348,  t. 

fortuna;  24,  i;  48. 

fossa;  578,  t  (579);  579. 

fhicta;  291,  >. 

fractor  lapidum;  11,  533  f. 

francicufi,  frooconicuB ;  570,  t;  571,  i,  i. 

ftancus;    1017,  .;   1042,  i;  1146,  .;    1178,  i. 

Fr.  der  lex  Cham. ;  53,  i. 
frangere;  559,  •. 
freda, frcdmn,  fredtu;  1016,4;  1045, ■;  1125,4; 

1127   1. 
freibürgergut;  627,  4.    8.  fribuTger. 
freihocf;  KW9,  i. 
freitt;  426,  i  (427). 
frenchart;  n,  «8. 
frenlBch;  571,  t- 
freDtzwin;  571,  t. 
fn^vel    1033,  *  (1034). 
friburger    121ä.  t.    8.  freiliQigergat 
friden;  784,  i. 
friedewalt;  175;  468. 
friedweide  i  525,  •. 
frier  rins;  789,  i. 
frigrere;  1321. 
frihamer;  194;  1066,  ». 
fristigen;  II,  627. 
fronde,  froende,  froene;    136;    393f.;   419f.; 

748;  781;  946. 
fronebot;  1060,  i. 
froendag;  748,  t;  924,  i. 

102 


[Register- 
froneiter; 953. 
frohnfeld;  127,  »;  128,  i. 
frocugeiralt;  753,  i  (759);  1241,  : 
froneguth;  748,  i. 
troeoliant.    in  f.  legen;  750,  n;  I 
froneiiof;  748,  «. 
Ixoinliols;  509,  i. 
froevkole;  516,  i. 
froniant:  136;  393. 
TroiDplug;  436,  i. 
rrfienachnit;  425.  i  (42S). 
Bronwaglie;  1003,  a. 
froinewise;  425,  s. 
fnuaenüom  paius;  553,  a. 
fmnienliiin ;  549  f. 
frtmt^  1422;  1429,  i. 
fnistum;  406;  410.  s;  U,  493. 
föderbede;  552,  i. 
fudurliavere ;  1121,  i. 
fttgam  dare;  869. 
fiindalis  census;  7! 


;  1027,  . 


f.  doniinuB 


11! 


fmubtor;  696,  u;  773.  «. 
fun^undicli  leben;  930,  i. 
(iiniuiiliis  distributionis;  343,  t. 
fiirluiga;  346,  9. 
fiiniarius;  770,  s. 
fitmus  bannalis  1000.  i;  1002,  n. 
ontach;  499,  «. 
fttrspreiA;  1094,  1. 
fui-stcr;  495,  ».    s.  forsthabe, 
fursterietlit;  490,  3.    s.  iorsthäbe. 
fui-tuua  s.  fortima. 

füll,    runder-gesohlibler,   gesUttener,  gespal- 
dener;  486,  ij  1184,  >;  1186,  1. 


cader,  gaider;  290,  1;  543. 

gallina;  787,  «. 

gamaladio;  698  f. 

gamallus;  699,  1. 

gancleide;  1080,  *. 

gan erben;  278. 

gäng  und  gäbe;  II,  888. 

gankperich;  947,  t. 

gapfrl ;  817,  s. 

garcio;  1428,  i;  1469;  1471,  ». 

gardus;   581,  1;  787,  ». 

garten;  403. 

garzinsigh;   793,  a;  1193,  1;  1210,  1 

gebiut;  424,  2. 

geboet  koninks  Korlus;  172. 


geburrecht;  603,  *  (604);  961.  .. 

gecronter  heim;  1299,  a, 

gedech;  1308,  1. 

geMret;  II,  641. 

gefroilicli;  126,  ■. 

gefronWs  erlie;  IL  627. 

gefüglich;  lOSl. 

getulglich;  932,  a. 

gegeuoth;  962,  t  (963). 

gcgurter  rock  oder  nuntel;  1070. 

getiemeUche;  24a  »  (241). 

gehenkenis;  1424,  t  (1425). 

gehöfener;  136;  893;  448. 

gehöter.  geböber.  gebover;  44S;  4g4:  II,  22;«  C; 

637.  gehuwennan;  n,  781. 
gebuilt,  gehufl'euet;  U,  487. 
gdeide;  II,  234. 
geleidesgelt;  II,  291. 
geleitzgelt;  II,  265. 
geleufe;  107,  n;  523. 
geliiiia;  391,  ■■ 
goluti-  clocke;  1077,  s. 
geniirk,  geimrk;  308;  511;  864,  1  (895). 
geinarschaft;  462. 
gemat;  966.  t  (967V 
geineio;  1394.    g.  man;   1084.  1. 
gemeinde;  180f.;  1067,  t. 
generacio;  37;  40,  a. 
g«ie^g  B.  genoiasich. 
genici&iia;  118,  >. 
geddum;  9. 
geiiiat;  .'>07. 
geiioiß;  1051,  i. 

genoissicb;  735,  i  (T36J;  1102,  i. 
genuculum;  29;  38  f. 
genuilis;  1190,  s  (1191). 
genußig  3.  genoLssicl). 
geötnen;  432. 

ger,  gera,  gere;  223,  i;  339,  1;  340,  1;  407. 
gerba;  776,  3;  777,  a. 
gerbagium;  891,  a. 
gereite  giiter ;  654,  a. 
gereitschaft;  854. 
gericbtshaus ;  309. 
gerlchtslauf;  645,  1. 
gerithtsman;  1049,  1,  s;  1050,  1. 
gerichlszwankb ;  1105,  a. 
geris;  492,  a. 
geritte;  1018,  a   (1019). 
geroiet;  277,  .  l278v 
geroube;  II,  312. 
geräit;  914,  1. 


—    1611     — 


Wortregister.] 


geschön;  574,  4. 

geschworene;  290;  818 f.    g.  alste;  296. 

gescrei;  1349,  s  (1350). 

gesei;  II,  269. 

geselde;  1131,  i. 

gesetz;  406. 

gestech;  1166. 

gesticket;  914,  i.    g.  win;  579,  s. 

gestopp,  gestüppe;  580,  4;  968,  9  (969). 

gevr5iiit;  1229. 

gewalther;  191. 

gewande,  gewan,  gwanda;  885;  1050,  i;  U,  381. 

gewelde;  1067,  9. 

gewender;  II,  842. 

gewer;  217,  i. 

gewerf,  gftwerf;  908,  s;  928,  4;  928,  i;  1017; 

1080,  4. 
gewin;  1447,  9. 
gewinnen;  128. 

gewisliger  vait;  1115,  i.    s.  wislicher  vait. 
gezimnierz;  950,  6. 
gezit;  1312,  9. 
ghan;  456. 
glashuve;  1470,  i. 
glauf;  944,  4. 
glava,  glavis;  508,  6. 
glei,  gleige  s.  glava. 
glevie;  1299,  9. 

glocke;  229;  810,  i;  311,  4  (812).    s.  klocke. 
gnade;  817,  i. 
goliardus;  1157,  s. 
gotsgewalt ; '  1047,  5. 
gottsheller;  685,  s. 
granariuni;  543,  s. 
granarius;  964,  4. 
grandinare;  844,  s. 
graneca  granica  s.  granarium. 
grangia;  275,  s;  298;  690,  i;  759,  i;  1012,  i. 

magister  g.;  692. 
grangiarius;  692. 
granum;  549,  4. 

grascaf,  graischaft;  1018,  9  (1019). 
grassator;  1157. 
gratia;  326;  1226,  4. 
gravedinc;  186,  i. 
gremen;  1389,  9. 
grif;  1289,  s. 
grömetgrund;  389. 
gront  s.  grünt, 
grossus;  II,  485. 
gründel;  482. 
grumait;  260.    rechter  g.;  258,  1. 


grundgerechtigkeit;  1059,  9. 

grontgericht;  1050,  s. 

grundherr;  696.    grond-  und  fogther;  1077,  9. 

grondmeier;  1087,  4. 

grontmarkh;  1105,  1. 

gruntrichter;  1033,  9. 

grundscholtes;  1108,  6. 

gruntzins;   948,  »;    947,  4;    958,   9;   788,  7; 

1010,  e;  1085,  9;  1102,  1. 
guerra  communis-specialis;  951,  6. 
gürten,  garten;  573  f.;  II,  586. 
gulwert;  528,  7. 
gunst;  1414,  19. 
guntfano;  850,  1. 
gut  und  giftig;  U,  388. 
gutlich-richtlich;  805  Note, 
gäwerf  s.  gewerf, 
gynaecium;  II,  342. 
gyrovagus;  1157,  7. 


liaccom;  800,  s. 

haereditas,  haeres  s.  hereditas,  heres. 

hagel,  hau;  951;  952,  9.    h.  und  hier;  985,  9. 

haia;  298,  s. 

hail  s.  hagel. 

haistaldus;  436;  797,  e;  1173,  s;  1223  f. ;  U,  150. 

half^'inne;  985,  4;  987,  1. 

halla;  8. 

halsgebeine;  308,  1. 

ham;  234,  s. 

handfesten  und  behalten;  II,  655. 

hanthaben;  n,  648 f.;  655;  659. 

hantlen;  1812,  e. 

handomknebel ;  172. 

handrichtung,  handreichen;  790,  9. 

hainf;  562,  7. 

happerscozze ;  1076,  s. 

hariraida;  58,  1. 

hamippen;  1348,  1. 

hatta  s.  acht. 

häuf,  zu  h.  rufen;  311,  4   (812);  II,  638. 

häufen;  II,  656.    daz  gerechte  h.;  1054,  s. 

hauptfal;  503,  6. 

haubtgut;  351,  1;  971,  1. 

hauptman;  182;  370;  650,  k;  651, 1  f.;  1186,  9; 

1223  f. 
hauptmark;  642,  4. 
-hausen;  158  f. 
huessgenosz;  II,  354  f. 
hausgeseß;  784,  1;  II,  245. 
haushalden;  1048,  1. 

102* 


lueigtr. 
heimel;  804;  821.    s.  heimerde,  heimgerede, 

beimgericht,  heingericht. 
heimerde ;  804,  i.    a.  heimel. 
heiinerich;  908,  i.    b.  heimbnrge,  heinmeiger. 
heimgerede;  188 f.;  304.    s.  heimel. 
heimgericht;  188  f.    b.  heimel. 
heimlegen;  1004,  t. 
heimelicheit;  1429,  i;  1430,  e  (1431). 
heimlicher,  hemelicher;  1429,  i;  1438,  «. 
heineetraSe ;  344,  i. 
beingedingtes  gepot;  1331. 
heingericht;  304,  i.    s.  heimel. 
heinmeiger;  220,  i.    s.  heimburge,  heimericb. 
heinnite;  303,  ■;  344. 
bengelotus;  1092,  i. 
heakstpferd;  525,  «;  542. 
her;  951;  952,  i. 
heraus;  375,  i;  H,  141. 
herbarium;  1032,  ». 

herbariug;  316.    herbarionim  magiater;  816. 
herberga,  herbergte;  1026;    1027,  i;  1118,  ■- 

1121,  <. 
hcrdel,   herder;  650,  t;  799,i;  1185,  ((1186); 

11,  667. 
herdhuii;  1055,  i  (1056);  1085,  i. 
herdpennink;  1055,  s  (1056);  1085,  i;  1181,«. 
hereditarius;  900,  i.   h.  feodum;  899,  i.  h.  et 

feodale  iue;  915.    h.  ius;  988,  *.   h.  locatio; 

11,  776. 
hereditas;  40;  375;  74ef. ;  988,   «  (989);  U, 

207.  h.  mutua;  287, ..  Iarhereditati8;682,i. 
berereclit;  869,  a. 
heres;  375;  915;  938,  •  (989).    h. 


herTart;  1 


uigeu;  (tao,  i  y^f-aij   ivtta,  il 

hilligsgut;  1011,  t. 

hinter- vorftlüg;  626,  ». 

hmtenedel;  1224,  t. 

hindenieDdigh ;  751,  i. 

hinderwagen;  243,  i;  256. 

hipe;  100,  1. 

histrio;  1157,  t. 

hob  s.  hof. 

hoba,  bobe,  hove  b.  bufe. 

boacht;  480,  i. 

hochbueB;  1033,  *  (1034). 

hoegeding;  193. 

hoicbeit;  194,  474. 

hoiclgaich;  486. 

hochvalt,  hoewalt,  hochemlt,  hohewalt 

488,  .;  495,  i. 
hogezit;  858. 
bof,  hoif,  bove;  789,  i;  956,  i.  ze  b.  k 

1326,  >. 
hoebacht;  435,  t. 
hofebot;  1060,  1. 
hoifbueB;  1033,  4  (1084). 
■bofen;  156  f. 
hovefelt;  950,  i. 
hofflur;  419,  i ;  ^7,  t. 
hoifsgeding;  193. 
liofgericbt;  127,  i. 

hoifgut;  483;  747,  i;  752,  i;  11,  630. 
hoefhamer;  471. 
hoibherre;  11,  749. 
(h)oveiimger;  1224,  i. 
hoeflich,  howeUcb;  489,  i;  1185,  ■  (lU 
höfling;  1118,  1. 
hoönao;  375,  t;  778,  »;  788,  *;  913,*; 

g,  4;  1247;  1411,  s. 


—    1613    — 


Wortregister.] 


hoefrat;  1487,  s. 

hoverecht;  927,  4  (928);  1101,  a. 

hovereide;  888,  a,  4;  U,  685. 

hoefschneider;  1^7,  s. 

hoifsscholtes;  785,  4. 

hovestat;  272,  s;  291,  s;  412. 

hofwegge;  558,  e. 

hoberwet;  1209,  s. 

holca  8.  olca. 

holzförster;  476. 

holtgenoten;  280,  s. 

holzgewalt,   holtgewalt;    271;    292,   1  (298); 

996,  9. 
holzgrafschaf;  1067,  a. 
holzhaber;  475,  6. 
holzmarche ;  291,  a;  292;  299,  s. 
holzwerk;  1808,  4. 
homicida;  1447,  1. 

honne  und  Komposita  von  honne  s.  u.  hunne. 
hordeaceus  panis;  558,  6. 
hornbrast;  1849,  a  (1850). 
hornlos;  1289,  s. 
hörogaui;  54,  a. 
hospitatio;  769,  s. 
hospitium;  829,  1. 
hostilicium;  816,  a;  1025. 
hontslehen;  930,  a. 
hovetman  s.  hauptman. 
hufe,  huobe,  huove,  hove,  hoba,  oba;  882,  a, 

8,  7;  461;  1078,  1.    hoba  regalis;  849. 
hufer,  hubener;  448;  1048,  s. 
hftfgüt;  705. 

hufhamer,  huphamer;  II,  8. 
hubrecht;  871. 
hufzins;  II,  626;  666;  711. 
hulde;  486. 

hummelgeding  s.  hunnindink. 
hunaria  s.  hunrie. 

hunne, hunno;  184,  4;  199;  245;  291, 1 ;  1128,  s. 
hunnindink,  hundding;  199;  200;  1197,  4. 
honneheller;  1187,  1. 
hunkirche;  246. 

hunrie,  hunrige,  hunaria;  201 1 ;  207 ;  1272,  s. 
hunschaf,  honschaft;  199,  1;  222,  a;  265. 
hunnelTolk;  174. 
hunicus,  hunnicus;  881,  s;  570,  s;  571,  a,  s,  s; 

925,  a;  U,  674. 
h&ntzwin;  571,  s. 
hus,  huis  s.  haus. 
h}'potheca;  957,  a.  hypotheca  et  pignus;  956,  1 

(957). 


Jagerethafer;  1067,  s.  s.  jegerrecht 

ianitor;  1426,  s  i;  1427,  a;  1428,  a. 

jardinc;  204. 

jaerzaile;  440. 

iconomus  s.  oeconomus. 

idel;  1289,  s. 

jegerrecht;  486,  s.   s.  jagerethafer. 

igneaceus;  507,  1. 

ignire;  588,  a. 

immeliorare ;  894,  a. 

immunitas;  1016,  sf. 

imperialis  protectio;  1020,  s. 

imperium  merum  et  mixtum;  190. 

indominicalis ;  II,  62. 

indominicatio ;  920,  s  (921). 

indominicatus;  89,  s;  748. 

inbannire;  750;  995,  s. 

inbeneficiare ;  875,  11. 

inbreviatio;  U,  90. 

incendiarius  noctumalis;  1028,  s. 

incidere;  574. 

incisio  lignorum;  291,  a. 

inclaustrare ;  680,  4. 

incola;  981,  s. 

induciare;  955,  s  (956);  986. 

infeodore;  875,  11;  881,  s. 

infirmarium;  829,  1. 

inforsten;  495,  4. 

infractio  sabbatorum;  608,  4. 

infronen;  750. 

-ingen;  154  f. 

ingenuilis  mansus;  1190  f. 

inhau;  287. 

iniectio  manuum;  860. 

ink;  581,  7. 

inkbude;  581,  7. 

inlendich;  1429,  1. 

inmerker;  294. 

inngericht;  188. 

innoTare;  124,  5. 

inquirendum;  888. 

inscisio;  1119,  s. 

insessus;  750. 

int-  (deutsche  Vorsilbe)  s.  ent- 

integritas;  888. 

interconditio;  682,  4. 

intercursus;  1207,  a. 

interesse;  958,  4;  970,  e  (971). 

introitus  iudicum;  1016. 

iuTia;  888. 

invocatio  iudicii;  954,  6. 

ioculator;  1157,  7. 


;  121, 


;  724. 


iuramentum  in  Sal.  60;  22. 

iuratus;  232;  273;  320f:    i.  cnitiB;  lOSft,  >. 

iurati  et  acabini;  297,  i. 
iurisdictio;  1136,  «.    i.  alla;  177,  >;  886.    i. 

bessa;  886.    i.  plena;  190. 
iurnalia;  34S;  40S. 
ins  censuale;  936,1.   i.  dimidii  rnauBi;  769,  ■; 

776,  1  (777).    i.  dominii  seu  quasi;  1072,  ». 

i.  einphiteoticum ;  938,  t.    i.  forenae;  627,  ■. 

i.  hereditaritim ;  938,  t.   i.  parrocbie;  243,  >; 

293,  I.    i.  secandi   in  nemore;  996,  i.    i. 

Tenaticum;  495,  i. 
iusaus  domioi;  1421;  1423,  ■;  1476,  ». 
iustitia  camerae;  1040,  s.    i.  civilis;  291,  i. 
iustitiarius;  132>'^ 

iLalchepise;  949,  i. 
kamarchio,  kamarcho;  283,  a, 
kanier;  1055,  i.    frio  k.;  290,  i. 
kamerholz;  493,  ». 
kamermeister;  1437,  *. 
kamervorst;  482,  ». 
kamp;  1117,  i. 
karl,  kahrel.  kerl;  H,  240. 
Karies  Idt;  II,  392.    Karli  menaura;  11,  501. 
Karins  geboet;  172. 
karp;  -502,  i. 

kaisvogt,  kaiafoit,  caiBvoigt,  kasa&ngt;  1033,4 
(1034);   1068,  e;    1092,  e;   1289,  >;   1292,  >. 
caßmeiger;  II,  640. 

kauf,  von  k.  wegen  lihen;  938,  4  (940). 
kaufen,  sich;  1085,  n. 
kaule,  koule,  kulc;  -578,  t;  944,  i;  n,  S32. 
keffer  s.  kepper. 
keliereezauwere :  587,  i. 


kirchemeiater;  220,  i- 

kirchhoDDe;  245,  i. 

kirlant;  419,  i. 

kinnet  b.  kunnede. 

kirsgart«D;  565,  *. 

klent;  II,  497. 

dii«elnj257,  >  (258X 

docke;  216  f.;  301  f.    geluithe  c;  187 

doBter;  403,  s. 

kogel;  1066,  i;  1070. 

kolehobs;  11,  833. 

kolemeise;  500,  >. 

koelen;  516,  i. 

kolfe;  1117,  1. 

kom  s.  künde. 

kommerecbaft;  1107,  i. 

konde  s.  künde. 
I  copeleweide;  408,  *, 
I  koeren  und  ichen;  11,  488. 

korzbusch  s.  kurzbiucb. 

koule  s.  kaule. 

krademe;  125,  ■;  474,  4  (475). 

krame;  1005,  *. 

krause;  433 f. 

krauwel;  854. 

crenken;  1345,  *. 

krieg,. uffener;  1349,  «  (1350). 

mminalische  Bacbeu,  kleine;  1062,  *. 

kromme;  127,  ij  300. 

kronunenschnitz;  485. 

kucbe;  1471,  >. 

knchenknabe ;  1437,  *. 

kudienschreiber;  1437,  t. 

kütz;  487,  e. 

cumtchin;  11,  216. 

künde:  418  f.:  745.  a:  U.  216. 


kantschfift;  M»,  t;  II,  633;  661;  732. 
kurmede;  370,  .;  923,  .;  925;  926,  i;  927,  * 

928.  s;  930;  1225,  »;  U,  642. 
kurmedig,    kunnoedjch,    konnodjch;    930,  t 

1184,    i;   1186,  a;  1166,  *  (1187);    1188,  « 

11,  231. 
knnbusch;  100,  i;  174;  S14,  t. 


labor;  13,  «;  483. 
ladfafi;  1289,  ». 

laetilis  s.  ledilis. 

lagena;  II,  500. 

lahss;  501,  '■ 

laiswerpiri;  23. 

L&mperter;  1450,  i. 

laoghalm;  274;  484;  525,  t  ;  II,  634.  8.  auch: 

lange  weitb;  286,  i. 

IftntftnJ-  951,  i 

landfurste    1322,  .. 

lantgeschm    1031,  i;  1137,  t;  1292,  t. 

lanihtre    9T8.  i.    1-  und  lehenherr;  1041. 

lautlos  LI  tig:  872,  i. 

laDtre<^t;  391,  •;  393 f.;  420,  t;  493;  514,  s. 

lantsBBse;  1079,  i. 

limlsdireiliiT    1419.  i  f. 

lantekriech;  951,  i  (952). 

lantstraie;  II,  287  f. 

lanturtel;  193,  i. 

lapidda;  586;  11,  524 f. 

lapidea  domiis;  138,  i;  1453, 


Iniiifodii 


.iPb,  ) 


lapsus;  502  f. 

-lar;  151  f.    I.  bereditatia;  632,  i. 

laUralia  porcus;  787,  >. 

laterittio;  339,  i. 

latta;  581,  «. 

latienploch ;  507,  lo. 

Uubcn;  574 f.;  II,  536. 

lanfWasser;  1159,  i. 

laiiterrUbren ;  574  f. 

lazeshunva;  1190,  n  (1191);  1192,  t. 

laig&t;  901;  1100,  ■;  1192,  «. 

leberidi  s.  lieberich. 

lebnus;  554,  a. 

ledig;  172,  s;  1298,  i. 

ledilis;  1233  (1234).    1.  mansns;  1190r. 

legatio;  810,  i. 

legatorium  feodum;  531,  i;  811,  b. 

legitimus;  116,  s;  748. 

It^uB  a.  ligius. 

leben;  412;  901,  >  (902);  912;  928,  >. 


—  Wortregister.] 

lehenguet;  791,  i;  901,  t;  U,  231. 

lebnherr;   696.     lant-  uad  1.;    1041.    1.   und 

voit;  1078,  2. 
Unnutn;  929;  II,  228.    g.  besessen  l^nman. 
lehenmeiger;  787,  t. 
leinpeter;  412,  i. 
I^necbeffe;  1040,  i. 
leinvroue;  696,  •- 
teibbeth;  1006,  i  (1007). 
leibeigen;  1211,  i;  1228,  s  (1229> 
leibeigenman ;  1231,  «. 
leibsirei;  1210,  i. 
Icibsberr;  1351,  s. 
leida;  II,  497. 
leibebank;  1005,  i. 
s.  lehi-n. 

|itnt    UW,  *. 
lelua;  945,  i. 
len  s.  leben. 
leufTen  (nässe);  564,  ». 
levis  moneU;  II,  416;  420. 
lex  antiqoa;  708,  i. 
Über  amicortun;  II,  187.    I.  coquine;  n,  775. 

I.  domini;    1416.    I.  ezpensanun  domini; 

1465;  1471.    1.  fideUum;  1479,  i.    1.  per- 

petHoruiii   re emendonim ;   1442,  i.     I.  sca- 

binalis;  998,  t. 
über;  1164.    1.  et  nobUis;  1164. 
liberale  feudum;  855  f.;  877. 
libmilili-r  eniprc;  642,  t. 
\\h>'T.-  i't  .iliEoUite  reverti;  953,  s  (954).  1.  con- 

ducere  eiponere;  938,  4  (939). 
libertäre;  869,  i  (870);  927,  >. 
lidus;  1214,  ■. 

[■lii'li-  327-  784,  i. 
lieferhaftig;  787,  *  (788).    s.  lieberieb. 
liebe;  472. 

Uenberich ;  901,  i  (902).      > 
lifcrkouif;  476. 
ligare;  574. 
ligatura  iive;  417,  i. 
ligius;  1263,  t;  1297,  i;  1298,  >. 

iriniii    508.  j;  787,  s. 
lignatio;  293,  i. 
lignorum  marca;  1066,  t. 

■s;  406. 

t-.toi-    279. 
linde;  809(310);  1058,  i. 
Inbium ;  309,  i. 

locare  apud  candelam;  619,  i. 
tocatio  hereditaria-vilalitia;  U,  776. 
locator;  II,  221. 


[Register.  —     1 

lorliniacn;  50d,  n  (904). 

locus;  267;  S69,  i;  S35;  S3>i.     1.  principalis 

1040.     L  subiettiia;  tJSl,  -i. 
\«chem;  341,  i;  s.  da«u  341,  ». 
looaebref;  1483. 
loüKende;  609,  ti. 
-loh;  158. 
loricAtus;  1295,  i. 
loa;  lIB-%  4. 
IM.  Karies  1.;  n,  392. 
lotte;  573. 
lovetP;  515,  ». 
Iui%mana;  508,  i. 
lucrare;  126,  »;  456;  873,  .. 
ludorimn;  982,  i. 
luuiiiiarius  emerus;  995,  i. 
luitdink;  1082,  t;  1230. 


n&clialus;  9,  s. 
muerc;  .533. 

IiuigiHtcr;  1I4S,3;  1S17,  i;  1224,  i.  m.  corni- 
I     ßcum;  1470.     m.  coquine;    1438,  «.     ni. 
1     (orestariorum,  forestorius;  494,  t;  495.    m. 
fnssor;    II,  -518;  524.     m-    herbarionmi ; 
916.    in.  1apidds;II,  518;524.     m.  palatii; 
\iSä.  (1436).    m.  parocbianorum ;  231  f.; 
I      243.     ra.    Bcalinorum;   647,    a;    lOdl,    n; 
1052,  >.    m.  ville;  1359. 
magni  dies;  783,  *. 
nivalis;  11,  1. 
maior;  724.     maiores;  1161. 


i.  terra;  747, 


mauMo:  8,  >;  375;  1017,  4.    m.  luibttalnliif] 

868,  3.    m.  pereonalia;  981.  a  (982). 
mansionnriuE;  375,* (376);  412;  448,«;  773,  * 

961,  ». 
muDsiomle;  721;  1193,  g. 
mansuale  boiium;  646, 
1127,  ,. 

usus;  332;  867  f.;  408;  956, 

poailus;  3-54;  11,  HO.    m.  dimidiiis;  76d, 

776  (777).    Dl.  iDdomiaicatns;  7ä5.     m. 

geuuilU;    1190  f.     m.  Icdilü;  1190  f. 

plenus;  1180.  m.  rc^s;  348,  «  f.    m.  ser- 

vilis;  992,  *;  1190  f. 

is;  410.    m.  diettt;  785.  1. 
mannfidelb;  961,  i. 
manus-mortiia ;  1182  f. 
inanutencDtia :  240,  t. 
manwerk,  maDwcrker:  409  f.;  903  f.;  908  f.; 

912.  «. 
mamch;  533. 

inarca;  13,  1;  ü,  387.    m,  liguonini;  1066.  «. 
Diarcarius;  248. 
narcliata;  II,  494. 
marescalda;  883,  .;  1427. 
niariture;  576. 
mark,  raarko;  292,  i;  347, 
markatuB;  425. 
m&rkenrrclil;  642,  t. 
markgenofi;  232;  248. 
maTBcalcuK;    1270,  i;   142< 

K.  murescalcia. 


r;  i.  marscalcua. 


;  467 ;  1054,   . 


I 


tcllcr 


1437, 


nmleficiiun;  1113,  i. 

nmrtirölogiimii  D,  663. 

mallidicus  locus;  1046,  3. 

maltus:  104.5;  1046,  1;    1120,  i;    1122. 

m. 

inassH  argenti;  11,  379. 

principalis;  186, ..  in.  pul.liciis 

309, 

310). 

maisseil;  343. 

mälplate;  286,  .. 

medem,  medcma,  medena,  medum;  105;  136 

■nalfitein;  341,  .. 

391  f. ;  494,  > ;  496;  514,  «;  944.  >;  1018,  i. 

maizeichen;  763. 

1088,  i,;  II,  666, 

manalitus;  825. 

medietas;  910,  1;  917,  g  (918)  f.;  921.  ..    m 

mancipatio;  1196. 

cremenli;  916,  ■- 

mancipium;  1147,  1195. 

medium  vinmn;  910,  ». 

.    quadra- 

medomguet;  1348,  1. 

gpsimale;  t<83,  1. 

medumbuseh;  394. 

iDündra;  150,  t. 

meier;  1057,  >. 

mauere;  136,  .. 

meia,  meii;  332,  i. 

raanica  stricu;  860. 

meisa,  racise;  500,  .;  H,  497. 

meiscbaa;  1081.  1. 

manlehPu;  1265,  s;  1312,  0  (1313) 

1318 

g. 

iHrisselwonden;  1033,  .. 

raannesmat;  34.5,  3;  s.  auch: 

meislersebefle;  li,  639  f. 

mdswerbc;  7ö:1,  s. 

mel  decoctuin;  SOS,  i. 

meUorare;  148,  >;  579,  t  (SSO);  966,  ■;  968,  «. 

memura;  785,  i;  II,  482;  487.    m.  Karli;  H, 

501. 
mercator  Ronianus;  1450,  i. 
mercBtus  publicus;  II,  264  f. 
merken  und  steinen;  341,  i. 

mercher;  merher,  1158.  t.    eldster  m.;  301. 

nierkergelt;  299. 

merlare;  950,  <. 

merum  et  mixtuin  imperiuin;  190;  1032,  «. 

merzelink,  merthling;  492;  522;  523. 

mescom;  799,  i. 

messe,  meae;  105,  «;  420,  *. 

messis;  13;  420. 

meta:  292,  <  (293);  335. 

metzeler;  1437,  i. 

metzlen;  1004,  i. 


miliarium;  II,  240. 

müitia;  880;  881,  i. 

milkalle;  297,  t  (298). 

miM!.    -^27    1. 

minare;  527,  >. 

mindaeh;  261,  ■;  465,  i. 

minfueder;  261,  ■;  465,  i. 

minister;    319,    t;    820,    i.      m.    obsequii 

1374,  >. 
minisieri&Us;  54;  824.  m.  cottidiaDiie;  917,  ■ 

1023,   1.     m.  feuditaiius;  855  f.    m.  fea 

dum;  822,  i;   855  f.;  877. 
ministerium;   768;   802;    835,   i;    1374,    ■ 

1406,  t;  U,  713. 


mirgUlin;  968,  ». 
]iiii|jt>l>UR'k    yö2.  T  (963). 
misback;  303,  a. 
miabau;  995,  a. 
misbrauchen,  sich;  1047,  t. 
tnissale;  11,  664. 
misBel;  1098,  a;  1069,  i. 
misBUS;  825- 
mila;  543,  ■. 
mitgenoiß;  1247. 

mitstulbruder;  1052,  *. 

mitteiler;  648,  i. 

mixtum  et  merum  Imperium;  190; 

modiator;  II,  495. 

modius  regia;  105,  a. 


moitbescheit;  II,  6S2. 

moidwillen  (Verbum);  312  i. 

molinuui     IT    t. 

molier    lOOl,  i.  8.  mouture. 

exerdtus;  1299,  i 


moneta;  1018,  a.    m.  levis;  U,  416;  420. 

moDomucbis  869,  i;  1128,  *  (1129). 

monster;  S53. 

moLiC^dmf    II.  181. 

mouture;  1001,  i.    s.  moller. 

morari;  247,  «. 

moratum;  564,  .. 

morbois;  507,  ». 

iiiorgaugeba    -33. 

morgen    niorgiis;  34S;  395,  (;  1169,  s. 

moi^enrnt;  344,  a. 


852,  .. 

mos  et  iuB  agricolaium  communiutn;  961  t. 

mosttag;  317,  *;  581,  ■. 

moatert;  587,  i. 

movere;  575;  995,  i. 

mubel;  923,  *  (924). 

roulentrippel;  10(X),  i. 

liiiiltfr  s.  III oller, 

Timriillliiiidiiim  mundabuidia,  mundiburdia; 
992,  4;  1016,  ■;  1065,  t;  1198,  a;  1214,  s 
(1215);  1216,  t;  1218,  i;  1281,  a.  m.  et 
defensio;  1096,  i. 

mundiUo;  1214,  t  (1215);  II,  66. 

munt.  van  monde  desherren;  1422.  s.  iubbus, 


liiiidali 


I  tiomi 


inJlntman     1069,  t. 

muoUe;  522. 

miihtuni;  582,  i.    m.  MoBellanam;  n,  324. 

multjen    11,  504. 

mutua  hereditas;  287,  t.    mutuom  verum;  II, 
376. 

Hachbargeding;  304,  ■. 

nachdienst;  1207,  i. 

nacho;  II,  297. 

nachtbrant;  1033,  i. 

nachtselde;  189,  a;  219;  604,  a;  1018,  i  (1019); 

1026;  1027,  a;  1121,  i. 
nama;  975. 

name;  1120,  i  (1121);  1289,  t. 
nafs  winkauf;  964,  *. 


^^^^^^1 

oavolghigh;  1185. 

offlcKim;  1374,  »;140e,  t;  O,  ITI  t             1 

nebenfurst«!!  1  477. 

ufScinae  r«gular«s;  974,  ». 

nederacht;  48ft  i. 

ofgabP ;  906. 

negligentia;  232. 

ohngfnoll  9.  ungenoß. 

nmuj  oltutn ;  120,  i.  nemoris  poieetae ;  1104,.  >. 

olca.  olka,  olk;  405,  s;  420,  t;  440,  «:  +MH  t 

(1165). 

(441);  917,  .;  II,  167. 

uleatrU;  587,  .. 

niedereigentiimb;  1231,  4. 

opumriiis;  1195,  1. 

nidirvah  799.  «;  997,  *;  1182  f. 

optimale;  961,  t;  llSÄf.;  U,  182. 

ninlerscbbgen,  gich;  1105,  i. 

opii«  cluisiri-monasKrii-onttorü;   SZS.     0.  i«> 

nobilis;  llßl;  1164.    1.  et  nobilis;;  1164. 

giüe;  1030,  s  (1031J.     0.  servile;  463. 

Tioct«,  XV;  816.  1. 

oroiorii  opus;  828. 

»olfl-campiin»  [  856. 

ordo;  408,  1. 

nonn  et  ilecima;  129,  >. 

üriginariua;  1219,  .;  1371,  t. 

nötarbeiter;  624;  1047,  «. 

ürmenetum;  150,  .. 

notaritis;  1477,  i  (U78).    n.  imperii  oder  im- 

oBtiariuE;  803. 

periaUs  aule;  726,  9. 

over-  s.  aller- 

uotgift;  M3,  ~. 

overdrift;  527,  1.                                     ^^^H 

noüiok;  507,  «. 

orergrif;  260.                                        ^^H 

notttirftbauw;  4S9. 

oYile;  537,  1.                                        ^^^H 

uuvH  vilU;  956,  1.     novanun  vUiarum    «in. 

^^H 

auetudo;  700. 

^^^M 

novdle;  128,  1;  511,  1;  512  f. 

p&bulare;  562,  i.                                               1 

»Ovare;  398,  ,;  512;  518,  1. 

pwlit.  paecht;  925,  1;  938,  t  (939».                   ■ 

paiturins;  933;  934,  <;  977,  •;   »81;  II.  489u'a 

noveUa;  512. 

paclio;  896,  1;  905,  1  (90flf;  933  t     p.  ded-9 

'                novellare;  326;  398;  512;  1077.  ». 

mnlis;  933,  1.                                                   ■ 

i                nucaria;  150,  .. 

]>actuin;  896,  1;  897,  i;  915.  t;  917,  >  mfOt^ 

'                Dinninns    mntatorios;    n,    255.     m.    tcnionis 

919,  «i  923,.;  926,  ,;  932,  »,  ■;  938  f.;  93^  .  1 

1                   818,  ■. 

(939).   p.  perpetuiim;  934,  «.                             I 

liimtiator;  1060,  *. 

pmti-n;  4^5.                                                                 ~ 

nuiitiiis;  916.  -s,  1195,  4. 

eba  s.  hufe. 

obetllentia;  948,  i;  956,  1;  975  f. 

obedientiariiis;  948,  1;  985  f. 

oberhof;  103«,  i  (1039);  1039,  1,  3;  1040,  5. 

oberschutteß;  1041,  1. 

oberjenner;  1077,  ». 

oblala  senitug ;  789. 

obgequitim ;  833,  s.  minister  obsequii ;  1374,  g 

ucina;  II,  141. 

oculatn  nofitia;  1038,  1. 

octale;  II,  497. 

ociava  pars;  922,  >. 


offergarve;  427. 
offgehnffe;  II,  487,  u 
officialis;  726,  »;  1279,  s;  1374,  a 
ofBciarius;  776,  .;  1374,  u. 
officiatTis;  431;  1374,  »;  1375. 
ofüciaus;  1279,  3  (1280). 


, ,   (&04). 

pailt;  503,  1. 

pflgatnentum;  11,  889  f. 

pagLis  als  Mark;  336. 

pabtnr;  452. 

palasmeieter;  307,  1;  1129,   1;  1435,  e  (1436); 

1470,  1. 
palatieius;  1187, 1.   a.  pellince. 
pnlniii  ciutoe;  1435,  i    il436>    p.    magiater^ 

1435,  «  (14361. 
palatium;  1017, 1. 
panagiitro  s.  pasnagium. 
panetaria;  1171. 
panetarius;  1471,  i. 

panis  thimentinus;  553,  «.   p.  spelteaceus;  279. 
pniiniis  croceus ;  860. 
parafrediis,  paraveredos;  436, 1;  1025;  1121,  ■; 

1127,  .. 
parata;  1017,  *;  1119,  >. 
paratura:  1127, 1. 
parc;  543,  s. 


parentüla;  22:  37. 

parochia;  239:  24Sf.    ius  p.;  243,  i;  293,  i. 

parodiJaDUB;24Tf.;U,639.  magiBterp.;  23U; 
243. 

pars,  particnia ;  406.  p.  tertja;  910,  s,*;  915,*; 
916,  ».  p.  quarta;  916,  i;  1053,  •.  p.  quinta: 
910,«;   921,1.    p.sanior;  827;  847, .  (848); 

sei. 

partes  superiores- inferiores;  77. 

paiticipatio  sociaiis;  291,  >. 

pannim  ius;  768,  s. 

paBCuariiun ;  104. 

pasnagium.  panagium,  paeiiageg ;  298 ;  492,  i ; 

523;  625,  i  (526);  U,  227. 
passagiuDi;  II,  246. 
paEtorale;  586,  i. 
pastoria;  525,  s. 
paatura;  537,  i. 
patroDus;  1074,  i. 
Pachter;  981. 
peculiarilas ;  748. 
peculium;  1125,  b. 
pecuDiaria  pena;  1374,  i  (1875). 
pedagiiim;  1374,  .(1375);  II,  271;  273 f.;  281. 
peJetura,  peditura  e.  pictura. 
peigelen;  II,  495. 
pellem;  1027,  i.  s.  auch: 
p^lllnce;  1018,1  (1019). 
-pelt;  152. 

pena  pecuniaria;  1874,  i  (1S75). 
pennae  cliunis-scurine;  II,  327. 
pensa;  774,  i. 

pensio;  938,  *  (989);  975 f.;  D,  674. 
j><-n=inmiriiis    &44,  i;  956,  i  (956);  976;  981. 
I>«nwerth ;  777,  i. 
peractor;  1874,  a  (1375). 
percommanens    332,  i ;  1224  f. 
percussör  ludeorum;  1457. 
peremintliuve    1470,  i. 
perfudere    575,  i. 
penialis  porc-iis;  770,  *  (771). 
perputimlia    1442;  II,  681  f. 
Perpetuum  pactum;  934,  >.   perpetuonmi  libri; 

1442, 1. 
perterraneus;  1159,  >. 
pervia;  333. 

peda,  petiola;  339;  406;  U,  75;  493. 
pi-titio;  1027,.. 
petitiu-a  G.  pictura. 
petre  B.  pitter. 
pesch;  478;  1025,  t. 
peuntacker;  452,  t.  s.  beunde. 


19     —  WortregiBter.] 

pfcd;  385,«:  510. 

pfarkint;  245. 

pfennigguilt;  372,  t. 

pfertschar;  810,  i;  1025,  i. 

pflege,  plege;  1383,  •  (1384);  1392,  *  (1398); 

1419, 1. 
pBeglos;  395;  750,  >;  1100,  4;  1101,  i;  1193,  i. 
prtuK  lirecheii;  371,  i.    silberner  p.;  1184,  i; 

1188,  .. 
plouchfart;  557,  i. 
plocbman;  432. 
,>tiiifr«Jnnoii|j,  242,  i;  421,7. 
pfninl  s.  pnmL 
pfundig  B.  phundig. 
phaleratua;  1296,  t. 
phare,  phare;  859;  1183,  t. 
phundig;  II.  391. 
pictora,  pedetura,  peditura,  petitura;  410  f.; 

910,  I  (911);  911, 1  f.;  1104,  i.  s.  piUer. 
pignus  et  h)-potheca;  95S,  i  (957). 
pilleiis  salia;  II,  498. 
pinaculum;  1310,  *. 
pincerna;  1426,  >  f.;  1477,  t  (1478). 
pincematus;  1427.  «. 
piscaria;  502,  >. 
pitter,  p£tre;  410.  •;  412;  1092,  4.  s.  pictura. 


placitum    annale  annuale;   324. 

feudale;  851,  i. 
placken;  340,  i. 

plaga  Iudei>runi    1457. 
plflgt'loi  s.  pilfgioä, 
plaisanneau;  11,  728. 
Planta;  405,  i;  578,«. 

plantarium;  II,  71;  73. 
plantarius;  405,  t. 
plantttio;  40-5,  i;  407. 
plantatum;  405,  t;  II,  71;  73. 
plantula;  578,  i  (578). 
plauBtnun;  II,  246;  501. 
plazampt;  1399,  i. 
plebeiua;  960,  i  (961). 
plege  a,  pflege, 
plenarium  debitum;  872,  a. 
plenetsch,  plenter;  405,  i. 
plenicenaualiB;  789.  t\  1180. 
plenter  b.  plenetsch. 
plenus.  pl.  iurisdictio;  190.  pl.  u 
pl  servitus;  789. 
I  ploch  3.  pflüg, 
poel  s-  pulle. 


p.   cnriale- 


potestafij  1018,  a  (1019);  II,  671.  p.  miütarifi 
in  eür&m;  279,  i.  p.  nonoriei  IIH  t  (1105). 

podores;  1237,  i. 

potus;  n,  524. 

pouiprie;  128  f. 

prae-  s.  pre-. 

praiBen(?);  576,  ». 

prantkaecbt ;  1437,  b. 

pratuin;  152. 

prebenda  sine  toensa;  974. 

prebendarius;  1128,1;  1147;  1171, i;  1223t 

precaria;606,  i;  891  f.;  898,  «;920,  i;  1086,  t; 
1092,.;  1II8,.;  1119,  >  (1120);  1458,».  p. 
et  donatio;  892,». 

precariare;  875,  u;  898,  i. 

precarie  [Adv.];  895,  i. 

precarium  ius;  898,  t.    p.  servitiuni;  1087,  i. 

precator;  578,  »;  898,  i. 

preco;  1049,  ■;  1052,  i. 

predium;  333;  874. 

predo;  1063;  1064,  i  f. 

preemineutia;  615,  i;  647,  i. 

prefectura,  prefectorium ;  1017,  ■  (1018);  1076,  t. 

prefectiis;  1076. 

preincisio;  II,  216. 

prelectura;  997,  *;  11,  537. 

prenominatio;  293,  i. 

prepanunentum;  1001,  t. 

prepositUB;  733,  s;  831,  .;  1379,  i;  1460,  b. 

presantfisch,  presentfiBch;  484,  g,  «. 

presidiiun;  1076,  », 

prestaria;  898,  »- 

pretium  adpreciare;  18. 

pretor;  735,  >, 

principalis;  748.    p.  locus;  1040. 

nrivilPBinro-   137(1   r.. 


i;  902,»;  1196;  1223  f.;  ] 


propriuB;  ,  , 
proprisus;  123,  i. 
proteciio  et  coaductos;  1030,  l 

1020,1. 
protocoUum;  II,  717. 
protonotarios;  1433,  s. 
proveDda  s.  probende. 
proTincia;  810,  «. 
provisor;  819,  «;  880,  t;  835, 

976;  1448,  >. 
pnmt;  257. 

pnblicare;  750,  «;  1101,  i. 
publicus;  748. 
puer;  940,  i. 
pulle;  581,  i;  U,  332. 
pnllus;  787,  >. 
puritas  monete;  II,  39t. 
putare;  574;  576. 


«uadn^^simale  mandatiun;  83! 
quaesitum;  333. 
quarta  pars;  916,  ».    qa.  p.  cd 
quartale;  346,  i. 
quartarium;  348;  II,  145. 
querderuse;  1244. 
quick;  930,  i;  1184,  i. 
quiddige;  565,  t. 
quindecim  noctea;  781. 
quinlibratum  feodum;  930,  t. 
quiuta  pars;  910,  «;  921,  t. 
quittus;  293. 


rait    ein  r.  verbindeD;  191. 

-rath;  158  f. 

ratihabitio;  2S1;  1048,  s. 

ratio  in  Sal.  60;  22. 

rauchwiQ    605    1120,  i. 

rnuhfelgen;  573. 

riumen    573  f. 

rauss;  627  .. 

rauwkauf;  61Ö,  .. 

TeaBBJgnare;  1078,  i. 

recca;  531,  >. 

recedere;  868, 

rec«pt«r  assiaie;  n,  519. 

recess,  receBsus;  873,  i;  1416,  «.    finaler  r.; 

1480,  9. 
rech;  432. 
rechener;  1437,  i. 

rechte,    gemeine  beschriebene  r.;  1328. 
rechten;  187. 
recoraus;  1037,  >(  (lOSS). 
rciUiluariiis    1*Ö0. 

reilemptio-,  7%,  i;  814,  t.    r.  anime;  670,  s. 
reemendonun  libri    1442,  >. 
refectio  pro  memoria  defimctonun;  886,  i. 
referre;  1441,  i. 
regalis  censua;  1025,  4.    r.  manaus;  348,  t  f. 

r.  opus;  1030,  >  (103]^    r.  nllicas;  782,«. 

r.  virga;  353,  i. 
ri-gisterl)(}icii    II,  670. 
registrare    II.  731. 

regius  liomo    52,  i.    r.  Bcutom;   881,  «  (882). 
regresäus    SJS. 

reiden,  einen  dorren  bome;  172. 
reifling  i  573. 

reinen  und  steinen;  648,  t. 
reipus;  32  f. 
reisen;  1298,  >. 
reishabe;  798,  >. 
reillwBgen:  1025,  »  (1026). 
reit;  817,  s. 
reitgöt;  374,  ■  (375). 
relatio;  1434. 
remanet;  1390. 
remisBio;  U,  845. 
renorare;  II,  667. 
renoTatio;  n,  98 f.;  170. 
renspiess;  1071,  t. 
rentbericb;  440. 

rentmeister;  1422;  1437,  ■;  1480. 
rentneiEterie;  1480,  t. 
repagulatio;  583,  t. 
replantare;  916,  t. 


21     —  Wortregister.] 

repletio;  583. 

reporUtio;  103S,  >;  n,  653. 

residentia;  884,  t.    r.  continna;  1313,  4.    r. 

personaliB;  1313,  4. 
respoosum;  II,  650;  659. 
restaurum;  1406,  >. 
retrofeudom;  879,  i;  1123,  i. 
reuBe;  487;  503,  >  (504). 
reugener;  503,  *  (504). 
revestire;  1190,  ). 
RicbBluide;  1026,  s. 
riehen;  786,  ». 
richten- ht'iifüu    789,  4. 
richtlich  handeln;  1032,  i, 
riac;  U,  376.    r.  unde  dinc;  927,  4;  928,  ■; 

1048,  «;  1113,  i;  H,  632. 
rintschar;  BIO,  i. 
ripaticum;  1017. 
riß;  n,  497. 

rod,  roder;  123,  .;  125;  D,  628. 
roden;  126,  i;  148,  i;  456;  513—515. 
rotbusch;  512;  514,  t,  t,  t,  U,  227. 
reitgaren;  502,  a. 
rodehoTe;  123,  t. 
roggenge wände;  547,  i;  U,  230. 
rogo;  787,  i. 
rohr,  die;  558,  i. 
röhren  b.  rühren. 
rolle  und  regigler;  II,  647. 
Roma  Belgica;  79. 
Romanus ;  52,  a.    R.  civis ;  52,  >.    B.  moxator ; 

1450, 1.    R.  possessor;  52,  i.  R.  trihnlariiu; 


ronkbaum;  1289,  .  (1290). 

rotula  clausa;  II,  647. 

nibus;  126,  >;  128,  i. 

räd  s.  rod. 

ruhres,  roiren,  rOren,  rureo;  558,  i;  S7S;  575; 

576,  i;  577,  t;  n,  536. 
rumen;  1104,  i;  1210,  i. 
rumich;  1101,  i;  1104,  i;  1241,  t. 
nire;  344,  *. 
rusticuB;  1197. 
niterwerk;  1299,  >  (1300). 

•oceUarins;  803. 
Bacirnn    37.).    ;  D,  66. 
Sacra  nienlalis;  30- 
satrarimn    II.  716. 
sangen,  srhwuinc  s.;  806,  i  (307). 
sal,  sael;  747,  >;  1041;  1058.    Zn  den  Korn- 
poüteo  TOD  sal-  s.  anch  sei-. 


[Begisler- 

sala;  8;  39;  74-5. 

salaricius;  116,  »;  419 f.;  II,  »9 f. 

Galsrium;  856;  II,  537. 

salgut;  104,  1. 

saihof;  7M,  i- 

saliciiB;   39  f.;   44  f.;   108,  g;   118,  « 

920,  1. 
aalictum;  580,  t. 
sftlire    p^l    1. 
Ulis  pilleus;  II,  498. 
aalivare;  961,  t. 
salmdienBt;  <'>02,  <. 
salmenfank ;  501,  g. 
salmenrctise;  -50:),  «  (504). 
salvement    iOHl    «,  it. 
sauctiDionacbus;  899,  i. 
sandex    mi,  t  (563);  968,  i;  986. 
sanguisuga,  samsuga ;  787,  i. 
sanior  liars;  ö27;  847,  ■  (848);  861. 
snreil;  .587,  i. 
earcina;  II,  502. 
m;  512. 


sartare;  126,  i;  512  f. 
sartum;  106,  t;   111,  i 
a.  aiith  sHrt,  essart,  e 
sasire;  1426,  %. 
sassiug;  375. 


364;  .511  £;  514, 


I.  saitzuDg. 
säet;  II,  231. 
satiim;  547,  i. 
sattclhof  s.  sedelbof. 
gaitzun);;  UGO,  a.     s.  sassuug. 
saugcnfrei:  523. 
saiunarius,   summarius;    1173,  a;    1470,  i;   II, 

280;  299.  s.  auch  soima. 
scabelliim;  404,  t;  836,  i. 
srabinalU  liliei-;  998,  «. 
scabinatus  seilis:  1094,  i  (1005). 
BcaliiDJus;  1033,  t. 

sfiibinonmi  magisier;  647,  s;  1051,  a;  1052,  i. 
scaiioanlua;  803. 
scara,  scum:  392,  .;  810 f.;  1017,  i;    11,  100; 

137.   s.  scbi«'. 
scarariHH.  aeariiis:  436;  809,  a;  1129.4:  1130,  i; 

1173,  s;  II,  ti»;  80;  137. 
scaremanims:  820.  ii  1040;  1130,  i;  1171,  i; 

1172.  i;  im.  s;  II.  639. 
M-ailmvü;  «11.  «:    1173,  s:   1470,  t.    s.  schar- 

hilbe. 


schadeborch;  9.54, 
Bcbaff,  Schaft;  lOS 
BchafTen,  achaften, 
(1092):  1099,  ■; 
ecUafFer;  1160,  d  | 

Bch&r,  Bcbare,  ach 

scharhabe;  496.    i 
scharwacbt;  105.5, 

j  scharzehnt;  390,  i 
scbaube;  II,  322. 

I  Bi'hedel;  944,  t;  I 
achcffenrat;  II,  63 
scbeffeDstuel ;  321 
638;  648;  651. 
schcften  s.  Bchaffe 
-scheid;  1.58  f. 

I  scheidmark;  642, 

■  Schelm;  303,  i. 
Bchenkeampt;  142 
scherze;  125. 
schiefen);  574. 
schieflimg;  128,  ■ 
M-iiiffdn    3l>ii,    ; 
schinn  und  eid;  1 
Bchiniier;  1071,  i. 


schirmhali<^i 
achinnher;  478,  a. 
schleif  linge ;  509, 
scliliisselher;  480, 
schneiden,  in  die 
acbnittlJDg :  573. 
scholaris;  11.57,  k. 
schorvD:  341,  i 
schriller,  schriver, 

1441.  1. 
schultheifs;  727. 
scholteltenambt ;  1 
scbur^Dknecht-  13 
scimtzaniiit;  1372, 
Bi'butzgelt;  1081,  ; 
scbweitie  sängcti; 
scindela:  9,  <;  50 
sciudere;  574;  II, 
scioliis:  691. 
scliLsa;  17,   i. 
scolasiicufl  exterio 
üca|iai':  54.3.  3. 
siragn:  II.  313. 


HcultetiuE ;  995,  s.  s.  gchultheifs. 

scultetus  regni  oder  imperii;  727,  i 

gcmidele  a.  scindela. 

scnria;  9,  4;  543,  ». 

scutaria;  II,  342. 

scuteUa  stannea;  852,  1. 

acutam;  938,  t  (939).  b.  r^um;  8) 


secretum  Bervitium;  1346,  t;  1467.  a.gigillnitt; 

1434,  I. 
secretus  cainerarius;  1433,  4. 

sedelhoTe  s.  si'kihol'. 

Bedcä  tripptiu    1098,  1. 

sedUe;  37Ö,  i;  II,  141. 

seie,  aeige,  siege;  581,  i;  n,  495, 

seien,  seihen;  1005,  t;  D,  269;  485. 

seitag;  II,  269. 

selceade;  108,  1. 

selectuB^^  salicus;  747,  a. 

Bdgut,  sflgut,   Beilgut;  334;  456;    11,  659; 


745, 


746, 


747, 


765,  i;  909,  s 


748,   I 


749, 


Belehof,  aelehova,  sedelhof^  sattelhof;  660,  •; 

746,  »;748,  1;  754,  >■ 
seien  inde  setzen ;  630,  «;  748,  1. 
selich;  486, 

seUant;  440,  s;  450;  746,  s;  1426,  1. 
semicensualis ;  789,  t;  1160. 
semicola;  963. 
semüugerum;  409,  >. 
gemioiaiisus ;  123,  1. 
Bcneschall;  1436,  a. 
•^.■nlii.-r    24:1. 
^c[,«'ii:idi  dies;  683. 
septima  pars;  910,  «. 
sequestntre;  710,  1. 
MTirs  viv.'ulium    845,  I. 
aeniens;  1017,  >;  1042,  1  £;  1426,  i. 
aerrilis.    s.  feodum;  822,  1;  85S  f.;  901.    s. 

mansuB;  922,  1;  1190  f.    B.  opus;  463.    B. 

terra;  747,  1. 
senitiaüs;  747,  ,;  1190,  b  (1191). 
Herritimn;   723,  «;   768;  770,   1;   787;  806; 

833;   1115,  1;   1196.     B.  consueCudtnarimu; 

679.     B.  cotüdianum;    833,        917    e.     b. 

diunukle;    833,   *.     s.   precorium     10^,   1. 

s.secretum;1346,(;  1467.    s.  servile;  923,1. 
semtor;  1171,  1;  1195,  »  (U96). 
aervitus;  124,  .;  1023,  ».    s.  oblata;  789.    s. 

plena;  789. 
aerroa;  1147;  1195  f.;  1229;  1426,»;  1428,  t; 

1472,  1;  U,  526.    B.  originanus;  1371,  4. 


settigen;  541,  t. 

seusiuB  (canis);  10. 

eezlen;  1313,  1. 

shatznemer;  523,  t. 

siebent;  392. 

siege  s.  sei. 

siegiller;  1385,  a. 

si^llum  secretum;  1434,  d. 

signuin;  310. 

sitridus  i-:^  siligü);  559,  i. 

ailbemer  ploch;  1184,  i;  1188,  >. 

sUva  alta;  473,  «;  474,  1,  4.  a.  culU;  II,  180. 

siliiräinidehuve    n,  329. 

sicgulariiaa    414. 

sinila;  II,  500. 

Situs;  335;  546,  ■. 

sl^egam;  500,  ». 

bUtus;  1195,  I. 

slisen;  574.  s;  580,  1;  U,  536. 

smelhalni;  257. 

smidebove;  II,  331. 

snidemetzerecht;  953,  i. 

soalis,  sualis;  787,  •  f. 

soege;  551,  4. 

söhn;  573. 

aoima;  H,  247;  497;  s.  auch 

Solarium;  239,  1. 

aolatium;  823. 

solidata;  11,  494. 

Bolidilas;  333. 

solJTagus ;  1224  f. 

somariua  s.  saumariug. 

snrnii-riLLig  1.  sunderuiig. 

iOODB,  Lieten  mit  der  a.;  213. 

sonnogang   218. 

hein    216. 


spelteaceus  panis;  279. 
spenda;  684,  t. 
Spender;  1476,  t. 
spicarium;  9,  1;  543,  a. 
spielegell;  1399,  1. 
spilhus;  309,  1;  327;  582. 
Spille;  12,  1. 
spiser;  1427,  >. 
Spült;  649,  >. 
flioLi'ii,  Imniiunie;  181, 
sprengin    470,  4;  499,  10  (500). 
spuicelwiThc    783,  ». 
stabulariA  cuitis;  907,  4. 


[Hegister.  —     It 

Stacken;  968,  i  (969). 
Btadeihof;  370,  i;  754,  i;  U,  352;  628. 
stagDiun;  504;  H,  206. 
bUI;  n,  269;  401. 
stamrecbt;  490,  i ;  U,  333. 
Stander;  853;  b.  dazu  656. 
Etanneiis;  852,  t. 
litaphn;  5S3,  r.. 
Stare  et  equitare;  6S9,  t. 
staitdoilen;  650,  s. 
statio  molendini;  584,  »  (585). 
Btatira;  1120,  i. 
stfchcisen;  502,  ). 
stehetkaul;  615,  t. 
steil;  503.  . 

Bteileiter;  11,  229.  a.  atilettcx. 
steinen  und  merken;  S41 ,  i.     st.  u.  stocken; 
651,  1. 
-   steinig;  1241,  t. 
steimthJagi  306,  i  (307). 
Bteinstrozn;  II.  240. 
steinwerk;   1308,  i. 
aterlingi;  I],  426. 
Bteczmeise;  472;  500,  a. 
sticken;  434;  573  f.;  576,  ■;  786,  it. 
BÜckhcilz;  II,  312. 
etUeu;  751,  «  (752). 
stileti«r;  503,  a.  s.  Eteiletter. 
Btipare;  574;  579,  *;  U,  536. 
stipendionariua  ager;  414. 
stipes;  IT,  529;  536. 
siochauwe;  474,  b  (475). 
stock,  stoch;  651,  i;  1035,  i;  1160,  n. 
stockemer;  911,  i. 
stocken  und  steinen;  651,  i. 
stocker;  310;  1036,  4  (1037). 
stockpfennink;  490,  s. 
stoekreclit;  U,  333. 
stoffa  B.  Btuofa. 
Bt«l;  1057,  .. 

stole;  1093,  !.    mit  der  sL  vorderen;  1070,  s. 
Btoppeb;  403,  i;  564,  i. 
stoppen;  425,  t, 

strata  pnblica;  680,  e ;  n,  240  f. 
streichbret;  487,  «  (488). 
strepitus  iudicii;  954,  s;  955,  a. 


;  607,  i;  1334,»;  1386.  i 


sturio;  500.  .. 
auaiis  s.  fioalis. 
Eubadrocatus;    872,    i;    1108,    i 

1126,  1  f.;  1160,  t. 
subcustos  banni;  316,  i. 
sulidefcnsor;  112S,  i. 
subiectiis  locus;  831,  i. 
suliiugalis  terra;  747,  i. 
EUl>sidiutn;  240,  n;  1S36,  t. 
snburbanuni;  715. 
suburbium;  I3I0,  «. 
subventio;  6T0,  i. 
suceegarve;  427,  i;  1047,  4. 
Buffuicire;  574. 
sulcare;  559,  >. 
Bulcus;  339,  I. 

sSnienis;  577,  »;  1033,  .  (1034). 
summa  dictaminis:  ü,  747. 


stückrecht;  U,  228. 
Etumpf;  651,  ii. 
stuofa,  stofTa;  105,  g. 
htupa  bajnearia;  332, 


Gummanio  b 

summen;  1474,  ». 

sununua  advocatus;  1122,  t;  1125,  a. 

sundelinga;  787,  i. 

Sünder;  912. 

sundening,  sondenisg;  415;  561,  •. 

suiier  in  Sal.  45 ;  46. 

superius  (iudiuium);  180,  i. 

supennina;  527,  i. 

BupefpeUicium;  852,  *;  860. 

supervestimentiun ;  1172. 

suppellcx;  545, 

supplemtutum ;  95y. 

supiuportare ;  9S2,  i. 

sweie.  sweige,  schweige;  536. 

swigender  vogt:    1090,  a;  (1091,  •);    109^  i 

1095,  J. 
swiugen  (Düaee);  564,  «. 
sj-nodalis;  1273,  i.    B.  sc&binus;  934,  *. 
Bynodiis;  240,  6. 


I  tabeilio;  1441,  t. 
I  tabulariiis;  .52,  s. 

tacendus  advocatus;  1091,  «. 
l  taihlgät;  415. 

tage  leisten;  139S. 
I  tflgewerk;  393. 
1  tag^'an;  U,  100. 
I  tallia;    300;    606;   607,  i;   1091, 
I      1333,  .;  1370,  »;  11,  630. 


—    1625    — 


Wortregister.] 


talliare:  1888,  i. 

tangarium;  Ih  100. 

teloneum  s.  theloneum. 

temerarius;  952,  s. 

temeritas;  1118,  i. 

temonis  niimmus;  818,  s. 

temporalia;  1442;  II,  681  f.;  687. 

tenere;  1192,  2. 

termen;  85. 

tenninabilis ;  858. 

terminatio;  47;  117;  120,  1;  249. 

termimis;  120,  1;  715. 

terrage;  106,  a;  894. 

terragium;  104;  891  f.;  895,  2;  419;  11,  226  fl 

terrale  ius;  891,  s. 

terratio;  419. 

territorium;  284,  2;  377,  s;  882;  417,  1;  419; 

717,  4;  1278,  2. 
tertia  pars;  910,  s,  e;  915,  s;  916,  2. 
testeia;  1045. 
testris;  582,  7  (583). 
theatrum;  279;  309,  1. 
theileguder;  909,  i. 
thelonarius ;  816. 
thelonenm;    1017;    1018,  1  f.;   11,271;   815. 

th.  minutom;  11,  263. 
theo;  54,  2. 
theoscidia;  82. 
thesaums;  11,  377. 
thonus,  togi  sive  duipsteine;  II,  529. 
tilia;  309,  1  (810). 
tillis;  45;  49,  s. 
tina;  II,  501. 
tirmgenoiß;  954,  8  (955). 
toder;  1182  f. 
togus  s.  thonus. 
tondere;  1118,  1. 
torsio;  792,  2. 
tractus;  502,  5. 
traha;  555. 

transitoriae  res;  942,  t. 
transitus;  1021,  2. 
transmntatio ;  770,  1. 
transvasatio ;  588. 
trappa;  15,  2. 
tra>  iKJD.  vierter;  11,  228  f. 
tr^ensuf ;  976,  5. 
creinen8i^^;|i|^9,  1;  778,  1. 
tremissigf  17, 

trespilliof;  12,  s? 
treuga^82;  821;  10557Vi. 
treuscl^  8.  driesch, 

L»iiilprecht,  Deutsche«  Wir? «cli»fl«leben.    I, 


tribuiius;  198,  2. 

tributarius;   805;   1214   (1215).    tRomanus; 

52,  s. 
tributum;  105;  391,  s;  1017;  1018,  2. 
tricenarii  dies;  683. 
triens;  17,  5. 
triester;  582,  7  (583). 
trila;  886,  1. 
trinne;  1001,  2. 
tripetia  sedes;  1098,  1. 
trocta;  586,  4;  787,  3;  n,  62;  64. 
trompter;  1437,  s. 
trotinia;  45.    s.  trutinare. 
tnimmen;  85. 
trustis ;  224  f. 
tnitannus;  1157,  s. 
tnitinare;  533.    s.  trotinia. 
tuitio;  1023,  2.    t  imperialis;  1020,  3.    t  et 

custodia;  1068,  e. 
tünechun;  10. 
turnen;  1092,  5  (1093). 
turris;  1308,  e. 


«beltedig;  1038,  4  (1034). 
über-  s.  over- 
ubiramptman;  734. 

überbau,  uberbauw;  805  Note;  320,  1. 
überbauen;  1012,  s. 
uberbracht;  1260,  1. 
überechen;  1032,  s  (1033). 
ubereiren;  308,  1. 

uberfaren;  426,  e;  1033,  1;  1135,  2. 
ubergan,  bi  der  kirtzen;  438,  «;  439,  1. 
übergibt;  643,  5. 
ubergraben ;  1083,  4  (1084). 
uberhof  s.  oberhof. 
ubermehcn ;  308,  1 ;  1038,  4  (1034). 
uberpfluchen ;  1033,  4  (1034). 
überschneiden;  ia33,  4  (1034). 
ubircultes;  734. 
übersehen;  308,  1. 
uberseihen;  1033,  1. 
übersetzen;  1033,  1. 
ubersticken;  308,  1. 
übertreiben;  242,  1. 
Überzehnen;  1032,  s  (1033). 
uberzunen,  ueberzeunen;  308,  1;  1012,  3. 
ufdun;  303,  1. 
ufheber;  841,  2;  II,  647. 
ufsatz;  1033,  4  (1034). 
ufslan,  das  gerichte  u.;  1054,  s. 

103 


■ 

[Register.                                              _     1626     — 

^^^1 

ufatechen;  615.  i. 

usveitig;  1224  £ 

^^^^H 

ulca,  ulke  s.  nlru. 

osTendig;  1224 1 

^^^^^H 

ulna;  II,  506. 

^^^^^H 

umberen;  r5-W,  a. 

^^^^H 

iimegiiDc;  II,  6»4. 

Taccaria;  534. 

^^^^H 

unbeknidt;  ISSC,  t. 

vacuua;  547;  U, 

^^^^H 

vad,  Tsid  ».  Togt 

^^^^^H 

unbilligen;  1369,  t. 

vagh  s.  fach. 

^^^^^H 

«ndedich;  2ia 

vaida;  525,  a. 

^^^^H 

linder-  s.  unter- 

vallettus;  1362,  i 

^^^^H 

undrecbtig;  173;  812,  i. 

variatio  roonete; 

^^^^H 

unentpfwiglich;  994,  ». 

vm;  U,  .500  f. 

^^^^^H 

unersucht ;  3S3.  ,. 

vasnaththun ;  101 

^^^^H 

ungi^be  lüde;  193,  i. 

vaspennege ;  910, 

^^^^H 

vasia;  421. 

^^^^^H 

tingclende;  393. 

TaatuG;  95;  115,1 

^^^^^H 

veeuiraüa  solidni 

^^^^H 

ungenoB:  1183;  1204,  t. 

vedergpil;  499. 

^^^^^H 

ungenoeschaft;  1204,  t. 

vedimgelt!  48*. 

^^^^^H 

unh.>lz ;  490,  i. 

velceote;  108,  i. 

^^^^H 

imio;  273;  ;J07. 

vellrariua;  803. 

^^^^^H 

unltrbRuni;  -114,  i. 

Teltria;  11,  i. 

^^^^H 

iinderbinden;  ST6,  r. 

Tenaticus  bannusj 

^^^^^H 

underdingen :  C,  641, 

venna:  502  f.;  0, 

^^^^H 

undergericbtsperson;  l;i28. 

(495). 

^^^^^H 

underpant;  956,  i;  9.17,  .. 

verbaut;  1002,  b. 

^^^^^H 

untereaß;  1191.  «f.;  1261. 

verbieten;  194. 

^^^^H 

Untertan;  1197. 

verbrechen;  312, 

^^^^H 

undertenig;  1197,  *  f. 

»erbult;  799,  t. 

^^^^H 

underaigh;  786,  .. 

^^^^^H 

unterbauet;  U,  237. 

verdrengen;  if5o> 

^^^^^H 

imverboidt;   19!t. 

vereüden;  320. 

^^^^H 

iinversprochen;  11,  632. 

veriachen;  1291, 

^^^^^H 

imversteint;  IL  237. 

verfaren.  verrareii 

^^^^^H 

iirbari  1212,  .. 

verfors  leren ;  184 

^^^^H 

urceiis;  &50,  t  (85U 

vergieiten;  145S, 

^^^^H 

iirholi;  506,  n,  «. 

vergnügen;  968,  t 

^^^^^H 

ui'kundsquut;  654,  n. 

verhalden;  1070, 

^^^^H 

'                               iirliiup;  468,  *■,  1054,  i 

verhenielen;  649, 

^^^^H 

1                               Qrsaiasin;  583. 

verkallung;  913,  , 

^^^^^H 

1  1                                   iirsiitio ;  583. 

verkurueden ,    ve 

^^^^H 

uBlmrtig ;  U,  315, 

650,  «;  1189.  . 

^^^^^H 

uisdraeht;  1041. 

verladen;  53ä,  i. 

^^^^H 

uagtinc  uinbe  urteile;  n,  6-53. 

verlegen-,  750,  .. 

^^^^H 

usgewinnen;  1092,  «. 

vemaonen;  1265 

^^^^^H 

usnicrker^  ilU,  i. 

verminen;  538,  .. 

^^^^H 

uasio  monete;  U,  394. 

vernaculum;  1195 

^^^^H 

ustedtngen;  764,  ii  (765). 

vemugen.    vemog 

^^^^^H 

üsmigium;  293. 

1-247.    B.  vergn 

^^^^^H 

usualis  et  dativus;  n,  388. 

verrechten;  1109, 

^^^^H 

verreissen;  653,  i 

H 

1 

usurarius;  1446,  t;  1448,  *. 

Teradicn;  308,  i. 

—    1627 


Wortregister.] 


▼erselin;  680,  6. 

▼ersessener  zins;  751,  s. 

▼ersmelen;  959,  4  (960). 

▼ersteinen;  649,  «. 

▼ertere;  559,  e. 

Tertnimpfen;  1077,  a. 

Tertnmfien;  426,  e. 

vervicaria;  536. 

verzinsen;  938,  a  (939). 

vessere;  484. 

veste;  187;  245. 

▼estiarium;  829,  i. 

yestimenta;  777,  e. 

via  convicinalis,  vicinalis,  equalis,  pastoralis, 

publica;  U,  26;  241. 
▼icaria;  225. 
▼icarius;  249,  i;  725. 
▼icedominus;  738,  t;  824;  1379,  t;  1435,  e 

(1436). 
Ticinus;  43 f.;  204;  295,  2;  296,  4;  11,  660. 
▼ictima;  920,  1. 

▼iculus;  135,  a. 
▼icus  publicos;  289. 

▼ideredus;  227,  a. 

vienagium;  1448,  s. 

▼ierzennachten ;  816,  1. 

▼igaria  s.  Yicaria. 

Villa;  7;  154,  1;  239;  721;  789.    magister  v.; 
1358. 

villanus;  190;  872,  a;  1868,  5. 

▼illaris;  358,  a. 

villicatio;  980,  s;  II,  170;  18a 

▼illicus;  n,  209.    v.  regalis,  regia;  782,  s. 

▼iltban  s.  wiltban. 

vindemiarios;  910,  11  (911). 

▼indemiator;  905  £;  910,  11  (911). 

▼inicola;  906,  t;  916,  a. 

vinicopium;  768,  s;  964,  4. 

yininuntias;  905  £;  910,  u;  911,  a. 

virga;  844.    v.  magna;  846  (844,  t).    v.  re- 
galis; 858,  1. 

virst;  229,  a;  1288,  5. 

▼irtdeil;  346,  1. 

▼isitalis  denarios;  777,  s  (778). 

Visitare;  777,  s  (778). 

visitatio;  778,  a;  920,  1. 

vitalitia  locatio;  n,  776. 

vivarimn;  504. 

vloze;  n,  297. 

vlure;  835,  a;  690,  5. 

vocatio  trina;  1267,  a. 

voderbede;  1082,  a  (1088). 


vodie;  375. 

vogelhunt;  499. 

voglen;  1004,  a. 

vogt,  voit,  fad,  faid;  1405.    v.  and  leinherre; 

1078,  a.    swigender;  ▼.   1090,  a;  (1091,  e); 

1093,  a;  1095,  4. 
vogitdinc,  voiddinc,  vaeddink;  1085, 1 ;  1097,  s ; 

1098,  1. 
voiddinist;  1098,  1. 
vaitgut;  1104,  1. 
vaithellinch;  1098,  t  (1099). 
vaidman;  1117,  a. 
vogtmeier;  774,  4;  1095,  s. 
voitrecht;   765,   1   (766);    1074,   a;    1081,  t; 

1082,  1;  1109,  a. 
voiderichter;  1094,  1. 
voUeist,  voUest,  voUost;  680;   765,   1  (766); 

1385,  t;  1455,  s. 
vurburge;  1310,  t. 
vftrdag;  309,  1. 
vurdinger;  1090,  a. 
vore;  260. 

vor-,  hinterßdlig;  626,  4. 
vorgenger;  312,  1. 
vorgenoß;  1417  1. 
vorhore,  vArhure;  928;  924,  s  (925);  926, 1,  s; 

927;  941,  4;  954  f.;  1187  f.;  H,  218. 
vorlesen;  997,  s. 
vormunner;  456. 
vorrät;  595. 

vorschnit,  vursnit;  427,  s. 
vurschrift;  1441,  e. 
vorslach;  962,  t. 
vorst  s.  forst 
vorweser;  321. 
vorwetten;  1202,  4. 
votivus;  992,  4  (993). 
vroinde;  750;  1101,  1;  II,  62. 
vronegedinge;  1094,  a. 
vronehof;  686. 
vronen;  750;  911,  ». 
vronevuder;  II,  62;  501. 
vur-  s.  vor- 


Wachta,  wacta;  780,  a;  782,  s;  1011,  a  (1012); 

1040,  ft  (1041). 
wachthaus;  1290,  t  (1291). 
waichtkom;  782,  s. 
wactare;  782,  s. 
wagenleider;  290,  1. 

108» 


■ 

"f 

H                           l-Regisler.                                               _     1628     — 

^^^1 

■■                            Taghstath;  503.  «. 

iwerschaft;  1081,  i. 

^^^^^1 

■                            wahr  seteen;  828. 

Iweratat;  503,  s. 

^^^^H 

■                           nuatai  52. 

'weninge;  II,  363  f. 

^^^^^1 

M                           A.aldusi268;  511,1(512). 

'  weßel,  weßelbonc,  i 

^^^^H 

]                             «-iiliiförster;  481,  »;  506,  .. 

weasem;  174,  «;  58 

^^^^^1 

waltgeiiosseni  280.  ». 

wetlich;  1202,  .. 

^^^^H 

«altniMcn;  97,  t;  354;  U,  100. 

wichter;  II,  268. 

^^^^H 

waldpodiP;  207,  .. 

wideglage;  508,  »;  i 

^^^^H 

wttlpodo;  215,  ». 

widemhof;  II,  223. 

^^^^^1 

«.-allrecht;  465,  ». 

wiech;  487,  1. 

^^^^^1 

wiederhieden;  173, 

^^^^H 

waa:  503,  .. 

wiedertreibung;  635 

^^^^^1 

wandel;  175;  1106,  ». 

wierhus;  754,  t. 

^^^^^1 

»andelnikii;  1184,  »  (1185). 

wiesbanm;  425,  i. 

^^^^H 

wanms;  29.5,  .. 

Wildacht;  424;  425, 

^^^^H 

wapfinal;  841,  .. 

wiltban;    112,  .;  * 

^^^^H 

waragia;  1427,  '.. 

478,  .;  479,  s;   « 

^^^^^1 

wanindi»;  290,  .;  637,  i;  1081,  3  f. 

^^^^^1 

waranio;  12,  .. 

wilde;  105,  .. 

^^^^H 

warbis,  HTirbis;  17,  i. 

wiltfang;  472;  474; 

^^^^H 

waide:  1011,  a{1013). 

wiltfiirster;  471,  1. 

^^^^^1 

warenna;  471. 

^^^^H 

warf;  1117,  1. 

wilthane;  113,  1;  ti 

^^^^H 

wargus;  -57,  i. 

Wilthuve;  1026,  *. 

^^^^^1 

waringn,  wiuringia;  S37. 

wiltkom;  547,  •;  59 

^^^^^1 

warta;  499,  s. 

wiltochnlze;  1437,  i. 

^^^^H 

warten,  des  erbs  w.;  633. 

wiU;  533,  .. 

^^^^H 

1                           waspennege  b.  vaspcnnege, 

wimmelbode,  s.: 

^^^^^1 

wassergank;  1107,  i. 

windelbote;  199;  611 

^^^^H 

wassergelt;  585,  2. 

Tindelstein;  1309,  u 

^^^^^1 

wäSBern  s.  weBsero. 

winden  i  127,  1. 

^^^^H 

witsackh;  102.^,  ^. 

windschlag;  465. 

^^^^^1 

wuitfichar brüht;  92:j,  4. 

wingartiKnguet;  913, 

^^^^H 

wege,  nachparliche;  11.  236;  238. 

wingert;  403. 

^^^^H 

wegevertig;  1104,  1. 

wingertstorster ;  .582. 

^^^^^1 

wegreisen;  1294,  1. 

winkauf,  nasaer;  964 

^^^^H 

weidganc;  n,  634. 

winnen;  136. 

^^^^^1 

weidnachen:  502,  1;  777,  1. 

winnung;  461. 

^^^^^1 

weidoclise;  538,  a. 

wim[hiint];  499;  .543 

^^^^H 

weinkauf,    nasser- druckener  w,;  516,  1. 

wint&l;  481,  «;  507, 

^^^^^1 

wenden  und  kebi^n;  260;  266. 

wirdira;  18,  >. 

^^^^H 

;                             wer;  503. 

wischen;  751,  s  (752 

^^^^H 

werendare;  244;  627.  «. 

wislicb.    w.  ding;  7 

^^^^H 

wergeldum,  weregdl,  weregildum;  IUI,  s. 

w.  Zins;  765,  1.     « 

^^^^H 

wergraa;  427,  1;  526,  ',. 

wissighi765,  1.    w. 

Yferhaft;290,  1;  S69,  3. 

wißkoni; -549,  .. 

^^^^H 

werlude;  148,  ». 

wisungei  649,  1;  771 

^^^^^1 

wercman;  962,  1  (963). 

(982). 

^^^^H 

Werkmeister;  966,  4;  1351,  4.                            ) 

wisungsemer;  778,  1 

^^^^^1 

, 

wermeister;  480,  »;  516,  1.                                j 

wiz;  n,  391. 

^^^^H 

werpire;  99-5,  1.                                                  ' 

wizschienaht;  204. 

B 

1 

1                              wen>latz;  503,  s.                                                     '| 

wizzet;  292,  1. 

—    1629    — 


Wortregister.] 


woleshif ;  U,  297. 

wolf ;  503,  2. 

wolgeboren;  1266,  s. 

wollenkeufer;  II,  497. 

vronide,  wronen  s.  Troinde,  vronen. 

wrugen;  1115,  i. 

wustgelt;  130. 

wuocherrind;  427,  a. 

wurbis  8.  warbis. 

wusch  ausstechen;  803,  i;  1004,  a. 


xenium;  778,  a. 
xenodocium;  II,  251. 


Jdria;  1120,  i. 
ypotheca  s.  hypotheca. 


Beden;  435;  784,  i. 
zehenge,  zehne;  420,  a. 


zelga;  371  f. 

zelgoit  s.  seigut 

zeltenpert;  638,  i. 

zeiter;  533. 

zendehobe;  754,  i. 

zenner;  199,  i;  614. 

zennerei;  814,  s. 

zent;  207,  s. 

zerbel;  964,  4. 

zielvieh;  541,  t;  542. 

zingel,  zinkel;  1079,  i;  1105,  a. 

zins.  ewiger  z.;  954,  s  (955).  frier  z.;  954,  s 

(955).    wisliker  z.;  765,  i. 
zinsman;  1228  f. 
zise,  ziBe;  1107,  s;  II,  271. 
zuck,    frier  z.;  1205,  4;   1210,  1.    rechter  z.; 

1211,    8. 

zunen;  1272,  a. 
zunftrecht;  286,  a. 
zweideil;  346,  1. 
zwic;  1080,  a. 
zwicken;  573. 


Znsätze  und  Berichtigungen. 

Abgeschlossen  den  10.  August  1886. 


NB,  Die  in  diesen  Untersuchnngen  noch  nach  der  handschriftlichen  Vorlage  zitierten 
Quellen  der  Andemacher  Stadtrolle  12. — 18.  Jhs.  sowie  der  gegenseitigen  Beschwerde- 
punkte des  Erzbischofs  Balduin  von  Trier  und  der  Stadt  Trier  vom  J.  1851  sind 
mittlerweile  gedruckt  worden;  vgl.  R.  Hoeniger,  Der  Rotulus  der  Stadt  Andernach, 
1178—1256,  in  den  Annalen  d.  bist  Yer.  f.  d.  Niederrh.  42,  1—60  (oben  S.  1561); 
und  Schoop,  Verfassungsgesch.  der  Stadt  Trier,  im  ersten  Ergänzungshefte  der  Westd. 
Zs.,  S.  152—162. 


Ureter  Band. 

S.  8  Note  1.  Meine  einschlägigen  Forschungen  haben  neuerdings  in  Belgien  Fort- 
setzung geftmden  durch  L.  Vanderkindere,  Les  origines  de  la  population  flamande,  la  question 
des  Su^ves  et  des  Sazons  (Bulletins  de  Pacad.  royale  de  Belgique,  8»«  s^e,  Bd.  10,  No.  9—10, 
1885,  und  in  Antwort  auf  eine  Entgegnung  von  Wauters  a.  a.  0.  Bd.  11,  No.  8,  1886).  An 
erster  Stelle  ist  auch  eine  Carte  toponymique  de  la  Belgique  et  des  r^gions  voisines  gegeben, 
welche  sich  an  meine  Rheinische  Karte  in  Bd.  4  der  Zs.  des  Aachener  Geschv.  anschlieist: 
so  dafs  nunmehr  eine  Gesamtübersicht  über  Nordwestdeutschland  in  dieser  Hinsicht  er- 
reicht ist 

S.  18  Note  8.  Eine  detaillierte  Erklärung  des  Titels  Sal.  74  Extrav.  giebt  neuerdings 
E.  Hermann,  Die  Ständegliederung  bei  den  alten  Sachsen  und  Angelsachsen  (Gierkes  Unter- 
suchungen Heft  17)  S.  104  £ 

S.  86  Z.  10  ▼.  0.  1.  Muntochatzes  st  Mundschatzes. 

S.  42  Z.  5  y.  u.  1.  Wald  fürs  erste  abgeschlossen  st  Wald  abgeschlossen. 

S.  46  Z.  8  y.  0.  Neuere  Erklärungen  des  Titels  45  der  Sal.  s.  bei  Hermann,  Stände- 
gliederung bei  den  alten  Sachsen  S.  107  f.;  Fustel  de  Coulanges,  Etüde  sur  le  titre  »de 
migrantibus«  de  la  loi  salique,  Paris  1886,  86  S.,  8®,  Extr.  de  la  Revue  g^n^rale  du  droit; 
W.  Sickel  in  Göttinger  Gel.  Anz.  1886,  No.  10,  S.  484  ff. 

S.  72  Z.  6  u.  7  1.  Zweifel  darüber  sein  st  Zweifel  sein. 

S.  75  Z.  28  y.  o.  1.  di^enigen  st  diejenige. 

S.  84  Z.  5  y.  0.  L  vo^herrlicher  st  grundherrlicher. 

S.  85  Z.  1  y.  0.  Mittlerweile  ist  bekanntlich  das  Rheinische  Konsolidationsgesetz  vom 
24.  Mai  1885  erlassen  worden. 


nZusnt/ii  u.  Berichtiguiigcß.  —     1632     — 

a.  9»  Z.  lä  V.  0.  L  J  £L  10. 

S.  104  Z.  2  V.  o.  I.  JägenttnnsTechte  st  Rechte. 

S.  113  Z.  20.    Zur  Einführung:  von  Medcm  als  Hauptzinä  i 
"Lothringen  vgl.  jeizl  Guyot,  I.es  riües  neuves  en  Lorraiae,  im  11.  Bd.  der  älemoires  de  1a  J 
äoci^tö  d'archeologie  lorraiae. 

S.  114  Z.  IS  V.  0.  1.  vier  st.  zehn. 
I.  116  Z-  19  V.  0.  I.  eccleiia«  st.  ecciesia. 
).  120  Note  2  Z.  1  L  HierAiii  st.  Bierin. 

1.  126  Hote  Z.  2  V.  IL  1.  Vom  fn.  Wort  kommt  dn*  mit.  st.  Das  6i.  Wort  komnrt  j 
n  mit 

S.  145  Z.  2  ist  das  Wort  Weise  zu  tilgen;  Z.  10  1.  den  st.  die. 

ä.  160  Z.  6.  Über  spatere  gnind-  bzw.  landesherrliche  Kolonisation  in  Lothringen 
(le.  Jh.  und  namentlich  17.  Jh.  1.  H.)  Tgl.  neuerdings  Guyot,  Les  illles  nenves  en  Lorraine 
(11.  Bd.  der  M^nioires  de  la  boc.  d'ftrchäologie  lorraine).  und  darüber  Lamprecht  in  Conrad« 
Jahrbb.  f.  National  Dkonomie  und  Statistik  N.  F.  Bd.  11,  3Sd. 

S.  163  Z.  20  V.  o.  1.  1237  st  1287. 

S.  180  Note  2.  Zum  Ausdruck  , Reich'  (Kröver  Reich}  vgl.  neucrdiogä  auch  Loersch, 
Der  logelheimer  Oberhof  (Bonn,  18B5)  S.  LIV  Note  2;  sovrie  Haltaus  Gl.  I5S7. 

S.  187  Z.  13  T.  u.    Zum  Ausdruck  vesle  s.  WAltwied  1403:  hominea,  ijuoruin  iuterenu  j 
ad  Judicium  huiusmodi  seu  landfesten  conveniendi  sen  sumuuu  [L  seuteotias]  vulgnriter  dicU* 
landrcicht  proferendi. 
L;  S,  190  Z.  5  V.  0.  1.  königlkhea  st.  kuserlichen. 

K  S.  194  Z.  2  V.  o.  I.  bisher  mit  vor  at  bisher  vor. 

W-  S.  202  Z.  21.  Vgl.  den  Ertrag  einer  Grafschaft  nacii  Adiuii  van  Bremen  ä,  4S  (Haitt; 
Vft.  7,  83);  pensionem  Ib.  dicunt  esse  mille  argenti.  Es  sind  vermutlich  201600  Gr.  Silber. — 
Z.  24  1.  C6960  st  6138  Gr. 

9.  204  Z.  IG  y.  o.  I.  iuriditione  st.  iuriadictloue. 

S.  207  Z.  6.  Zur  prekären  Bedeutung  gerade  dieser  Maximiner  Urkunden  vgl.  neuer* 
dings  Brefslau  in  der  Weetd.  Zs.  Bd.  5  S.  50  ff.  So  sicher  indes  wie  diese  —  und  eins 
Reihe  anderer  Maximiner,  von  uns  auch  spöterhin  vielfach  ungezogener  Urkunden  —  im 
Beginn  de*  12.  Jhs.  gefälscht  eind,  so  bedeutenden  Einblick  gewälu^n  sie  trotidem  in  die 
Verfassungsentvricklung  dieser  und  der  vorangehenden  Zeit,  wenn  sie  mit  freilich  sehr 
wohl  angebrachter  Voreicht  benutzt  werden.  —  Zu  Z.  17  vgl.  auch  MR.  ÜB.  1,  310,  1038, 
wo  tilr  die  Matheiser  Hofgenossenschafl  durch  Erzbischof  Poppo  bestimmt  wird,  nuUum  .  . 
centurinnem  absque  .  .  abbatis  fratrumve  consensu  ac  legall  familiae  electione  preficiendum 
esse.    S.  dazu  oben  S.  1007  Note  1. 

S.  216  Z.  10  V.  o,  1.  vorkommt  st.  vorkonunen. 

S.  221  Z.  1  v.  u.  I.  d«n  Schaffen  sL  döo  Scheffen. 

S.  223  Z.  1  V.  n.  ist  binzuzuftkgen :  Vgl.  oben  S.  13  Note  3. 

S.  225  Z.  20  f.  Ueber  Centena  und  Vikaria  und  die  Stellung  von  Centener  und  Vikar 
s.  neuerdings  namentlich  Beauchet,  Histoire  de  l'organisation  judictaire  en  France  22, 
194  f.,  215,  und  dazu  wie  zur  neueren  Litteratur  über  fränkische  Verfassungsgeschichte  über- 
haupt W.  Sickel,  Gott  Gel.  Anz.  1886,  565—571. 

S.  237  Z.  8  v.  0.  1.  thun  sL  thum. 

S.  246  Z.  20  v.  o.  1.  im  st  in. 

S.  254  Z.  I  f.  Ein  gleiches  Resultat  hat  neuerdings  Schricker  in  seiner  Studie  üt«r 
älteste  Grenzen  und  Gaue  im  Elsafs  (Sbafsburger  Studien  Bd.  2,  805—402)  erhallen;  vgl. 
dazu  Lamprecht  in  Conrads  Jahrbüchern  tltr  Natiomil Ökonomie  und  Statistik  N.  F.  Bd.  11, 


—     1633     —  Zusätze  o.  fierichtigungen.] 

S.  291  Z.  6.  V.  Ab^e,  Beitr.  z.  Gesch.  des  Abt&  Markward  I.  von  Fulda  (Yiersener 
Progr.  1885  6.  6)  führt  aus,  da(s  bei  Fulder  Schenkungen  des  c.  8.— 10.  Jhs.  von  nur  8,  10, 
15  oder  20  Moigen  nie  der  Pertinenz  von  Markrechten  gedacht  ist;  in  den  Fulder  Gegenden 
wurden  also  die  Markrechte  in  dieser  Zeit  wohl  als  ausschliefsliche  Pertinenz  der  Hufe 
gedacht 

*  S.  297  Note  1  Z.  9  v.  u.  1.  curtario  st  curiario. 

S.  298  Z.  23  V.  0.  1.  domus  dotis  st  domnus  dotis. 

S.  315  Z.  5.  Zu  vergleichen  ist  Bonvalot,  Loi  de  Beaumpnt  S.  302:  en  certains  lieux, 
on  tient  tellement  au  concours  (des  hommes  d'honneur,  de  talent  et  d'experience),  qu'on  a 
toiyours  soin  de  faire  eutrer  dans  la  composition  de  la  nouvelle  justice  quelques  membres 
de  Pancienne,  afin  d*y  perp^tuer  les  traditions  et  la  science  des  affaires. 

S.  819  Note  2  Z.  4  ist  nach  ^  fehlen*  zu  ergänzen:  S.  oben  S.  297  Note  1  erstes  Citat 

S.  824  Z.  12  V.  u.  1.  2,  1748.    st  1,  1748. 

S.  825  Z.  16  V.  u.  1.  MR.  Beg,  st  MR.  ÜB. 

§.  342  Note  2.  Vgl.  auch  noch  Thiofr.  Y.  Willibrord.  38:  funem  perpendicularem 
iussit  extendi  super  fundum,  wohl  als  Zeichen  der  Besitzergreifung. 

S.  .349  Z.  5.  Hier  ist  gerade  die  älteste  Nachricht  über  Königshufen  in  unserem  Ge- 
biete übersehen  worden;  sie  steht  bei  Dronke^  Cod.  d|pl.  Fuld.  No.  529,  c.  840:  donamus 
autem  et  in  oppido  Cobelenze  nuncupato  .  .  sex  regales  mansos  cum  vinea  ad  sex  carr. 
vini,  cum  omnibus,  qu^  ad  hec  pertinent,  et  cum  66  mancipiis  utriusque  sexus.  Durch  diese 
Stelle  wird  die  S.;850  Z.  15  v.  u.  geäuTserte  Ansicht,  dafs  die  Königshufe  seit  spätestens 
dem  10.  Jh.  entstanden  sei,  bestätigt;  hier  haben  wir  eine  Nachricht  des  9.  Jhs^  und  aus 
dem  10.  Jh.  lassen  sich  vielleicht  auch  noch  MR.  ÜB.  1,  170,  929,  und  273,  996  anführen, 
8.  dazu  oben  Seite  1190  Note  8.  Zuerst  kommen  übrigens  in  der  Gesetzgebung  m.  W. 
Königshufen  vor  im  Cap.  Aquisgr.  80}— 818  c.  19,  Boretius  S.  172:  (villici  regales  faciant) 
in  forestis  mansum  regale,  et  ibi  vivaria  ponant,  et  homines  ibi  maneant  Eine  Analogie 
zur  späteren  Abschwächung  des  Ausdrucks  mansus  regius  (S.  350  Z.  11)  bietet  übrigens 
die  Geschichte  des  Wortes  fiscalinos,  vgL  Waitz,  Yfg.  5,  207  f. 

S.  851  Z.  11  V.  u.  1.  wären  st  wäre. 

S.  359  Z.  7  V.  0.  ist  das  Notenzeichen  1  zu  tilgen. 

S.  375  Note  2.    VgL  auch  noch  *Bald.  Kesselst.  S.  286,  1331,  cit  S.  275  Note  3. 

S.  388  Z.  21  V.  0.  1.  Mittelalters  st  MitteUters. 

S.  397  Note  2  1.  CBM,  st  ÜB.       . 

S.  409  Z.  8  V.  0.  1.  er  st  es. 

S.  417  Note  2  Z.  1  L  Marienrode  st  Mardenrode. 

S.  423  Z.  5  V.  0.  1.  G^ewannen  st  gewannen. 

S.  432  Z.  6  V.  u.  1.  Demgegenüber  ist  auf  ein  *Schriftstück  st  Demgegenüber  ist  in- 
des ^Schriftstück. 

S.  442  f.  Eine  kurze  Übersicht  meiner  Anschauungen  über  Entstehung  und  Wesen 
der  Gehöferschaft  habe  ich  neuerdings  gelegentlich  eines  Referates  über  Hanssens  Agrarhist 
Abhandlungen  Bd.  2  in  Conrads  Jahrbb.  f.  Nationalök.  u.  StatbtUc  N.  F.  Bd.  11  S.  341  ff. 
gegeben. 

S.  444  Z.  8  V.  u.  im  Text  1.  Denkschrift  st  Druckschrift 

S.  448  Z.  7  V.  0.  L  zinshem  st  zinschem;  Note  7:  s.  auch  oben  S.  375,  besonders 
Note  4. 

S.  451  Z.  9  f.  Vgl.  noch  die  sehr  charakteristische  Nachricht  in  MR.  ÜB.  3,  737, 
1242—43,  betreffend  Zehntpflicht  zu  Wiltingen :  de  terra  autem  salica  abbatis  et  conventus  de 
Mediolacu,  quam  ibidem  habent,  abbas  idem  et  conventus  de  Mediolacu  ante  omnia  deducent 
portionem  fructuum,  que  ipsis  debetur  de  terris  ipsis,  nullam  decimam  inde  solventes,  de 
residua  vero  portione,  que  remanet  apud  colonos,  iidem  coloni  solvent  decimam  ecclesie  in 
Wiltingen,  in  qua  infsuates  eorum  baptizantur  et  in  qua  per  circulum  anni  audiunt  missas  et 
alia  recipiunt  ecclesiastica  sacramenta. 


[ZuB&tze  u.  Berichtigangeii.  —     1684     — 

S.  456  Z.  6  y.  u.  im  Text  I.  rotbusche  st  oiibusche. 

S.  471  Z.  21  f.  Die  hier  angeföhrteD  Steilen  lüixemb.  Karte  von  1244  §  19  (vgl. 
S.  485  Note  4)  und  WGalgenscheid  1460,  G.  2,  455,  gehen  nicht  auf  ursprüngliche  l^^d- 
banne,  sondern  grund-  bzw.  vogtherrliche  Bannwaldverhältnisse. 

S.  483  Z.  2.  y.  u.  im  Text  1.  silva  st  silv. 

S.  491  Note  1  Z.  1  1.  1293  st  1298. 

S.  493  Note  4  Z.  3  1.  Ffg.  st  L%. 

S.  525  Note  5  Z.  5  1.  antematutinalibns  st  autematutinalibus. 

S.  560  Note  3  Z.  2  1.  Mon^'oie  st.  Montoie. 

S.  570  Z.  18  y.  o.  Zur  Frage  nach  dem  Heunischwein  s.  neuerdings  auch  die  teilweia 
Neues  bringenden  Bemerkungen  in  Webers  Bamberger  Weinbuch  (66.  Bmcfat  ttber  Bestand 
und  Wirken  des  bist  Ver.  zu  Bamberg,  1884)  8.  20  f. 

S.  576  Note  1  Z.  1  1.  Fronde  st.  Fonde. 

S.  578  Note  6  Z.  5  1.  4  stuck,  S  4  amen  st  4  st^k,  u.  4  amen. 

S.  584  Note  7  Z.  4.  1.  Abschnitt  Vn  Teü  1  sL  Abschnitt  VI. 

S.  585  Z.  22.  Windmühlen  kommen  in  der  Champagne  und  im  Barrois  seit  An£Euig 
13.  Jhs.  yor;  Bonyalot  S.  425;  Cr^pin,  Notice  sur  Bl^court;  ygl.  auch  Grasoreille,  Moulins 
au  XV«  si^cle,  Reyue  bourbonnaise  1884,  Mz.  15. 

S.  596  letzte  Zeile  des  Textes  schiebe  nach  Erneuerungen  ein:  Erzbischofe  Otto 
(1418—1430).    Vgl.  dazu  oben  S.  1355  Note  2. 

S.  597  Note  1  Z.  2  1.  Abschnitt  VIU  Teä  2  st  Abschnitt  X  Teil  1. 

S.  616  Z.  19.    Die  Datierung  ist  um  etwa  eine  Gtoeration  früher  zu  setzen. 

S.  642  Note  1  Z.  8  1.  ^Andernach.  Schreinsr.  No.  63,  G.  756,  um  1250  st  *Andmiach, 
Schreinsr.  No.  63,  G.  756.  um  1250. 

S.  693  Z.  1  y.  u.  im  Text  I.  nur,  einmal  im  st  nur  einmal,  im. 

S.  696  Note  5  Z.  2  1.  Schönberg  9a  st  Schönberg  19a. 

S.  703  Note  3.  Zu  den  Maximiner  Urkunden,  welche  über  die  Einziehung  eines 
grofsen  Teils  der  Klostergüter  im  J.  1023  berichten,  s.  neuerdings  H.  Brefslau  in  der  Westd. 
Zs.  5,  45  ff. 

S.  708  Note  1  Z.  6  1.  Mamer  st  Mamem. 

S.  710  Note  2  Z.  4  1.  defuncto  st  defuncta. 

S.  728  Note  1  L  Teil  3  st  Teü  2. 

S.  735  Z.  1  V.  u.  1.  vroingewalt  st  yiemgewalt 

S.  772  Note  3  erg.  nach  Abschnittes  VII:  S.  1058. 

S.  778  Note  2  Z.  8  1.  gebante  st  gebaute. 

S.  808  Z.  6  V.  0.  1.  grö/serer  st  grösferer. 

S.  813  Note  2.    Die  Erklärung  ist  auf  S.  1053  gegeben. 

S.  821  Note  2.  Zu  dem  Modus  propinandi  ygl.  neuerdings  Goerz,  MB.  Reg.  4  No. 
3119.  Nach  Goerz,  welchem  übrigens  die  Edition  des  Modus  unbekannt  geblieben,  fiele  die 
Aufzeichnung  schon  ins  13.  Jh. 

S.  823  Note  3  Z.  2  1.  VIU  Teil  3  st  VIII  Teil  2. 

S.  877  Note  3  Z.  4  v.  u.  1.  ifose  st  kose. 

S.  898  Note  1  Z.  4  1.  dimi(?iam  st  dimitiam. 

S.  922  Z.  10  f.    Vgl.  S.  1192,  speziell  Note  3. 

S.  944  Note  3  Z.  8  1.  Vt  st  Vs. 

S.  959  Note  1  Z.  5  1.  126,  1192  st  1126,  192. 

S.  962  Z.  6.    Vgl.  MR.  ÜB.  2,  98,  1189,  cit  S.  980  Note  3. 

S.  969  Note  2  Z.  2  1.  Vingisguet  st  vingisguet 

S.  975  Note  1  letzte  Zeile  1.  Konfusionen  st  Konfussionen. 

S.  1011  Note  1.    Vgl.  auch  S.  801  Note  3. 

S.  1015  Note  2.  Zur  Immunitätsgerichtsbarkeit  in  fränkischer  Zeit  s.  neuerdings 
Beauchet  421  ff.  auch  S.  78  ff.,  und  W.  Sickel,  Gott  Gel.  Anz.  1886,  564  ff. 


.:.     1335     —  Zusätze  u.  Berichtigungen.] 

S.  1017  Z.  12.  Zum  Tribatum  s.  auch  noch  Heosler,  V^.  von  Basel  S.  18,  45;  und 
F.  V.  Wyfs  in  Zs.  f .  Schweiz.  Recht  17,  7. 

S.  1080  Z.  17  y.  0.  1.  waren  st  ward. 

S.  1087  Z.  18  iL  YgL  Bd.  2,  652  ff.,  dessen  Noten  am  ersten  Ort  nicht  zu  Rate 
gezogen  sind. 

S.  1040  Note  4.  Die  a.  a.  0.  f&r  den  Beginn  des  12.  Jhs.  vermutete  Entstehung  der 
grofsen  Maximiner  Privilegien  ist  f&r  diesen  Zeitraum  mittlerweile  als  völlig  sicher  nach- 
gewiesen von  Brefslau,  Über  die  älteren  Königs-  und  Papsturkunden  f&r  das  Kloster 
SMaximin  bei  Trier,  Westd.  Zs.  Bd.  5,  20  ff. 

S.  1058  Z.  14  f:    S.  auch  oben  S.  818  Z.  1  f. 

S.  1095  Note  8  Z.  1  1.  Irrel  st  Irrl. 

S.  1150  Z.  21  V.  0.  1.  der  st  des. 

S.  1165  Note  8.    Vgl.  auch  oben  S.  278—279. 

n.  1214  letzte  Zeile  1.  quotquot  st  quotqot 

S.  1228  Note  2  Z.  9  1.  Note  8  st  Note  6. 

S.  1245  Note  12  m&fste  hursw  gesetzt  sein. 

S.  1272  Note  8  Z«  2  L  hunrie,  um  Grimburg  st  hunrie  um,  Grimburg. 

S.  1481  Note  5.  Über  die  Kanzleibeamten  (cancellarii  oder  notarii)  der  geistlichen 
Institute  des  firüheren  Mittelalters  spricht  neuerdings  Brefslau,  Forschgn.  z.  D.  Gesch. 
Bd.  26  (1886),  S.  80  ff.  Nachrichten  besonders  über  das  älteste  Trierer  Kanzleiwesen,  welche 
über  unsere  Ausführungen  hinausgehen,  stehen  a.  a.  0.  S.  87  Note  6. 

S.  1485  Z.  1  in  den  Noten  1.  facult  st  fakult 

S.  1461  Z.  8  in  den  Noten  1.  mandatario  st  mandataro. 

S.  1475  Note  5  1.  8.  1417  Note  4  st  S.  1412  Note  7. 

S.  1558  Z.  8  V.  u.  1.  Ann.  14  st  Ann.  74. 

S.  1574  Z.  8  V.  0.  1.  Darlehen  st  Darlehe. 

S.  1602  Z.  2  V.  u.  1.  bestoppen  st  bestappen. 


Zweiter  Band. 

S.  8  ff.  Vgl.  neuerdings  den  Abschnitt  über  Rechtsplastik  bei  Heusler,  Institutionen 
Bd.  1  S.  65  ff;  auch  Jastrow,  Volkszahl  deutscher  Städte,  Berlin  1886;  und  von  Inama- 
Stem^^,  Die  Quellen  der  historischen  Bevölkerungsstatistik,  Oesterr.  stat  Zs.  1886  Heft  7. 

S.  4  Z.  5  v.  0.  1.  noch  aus  der  der  Flurverfiissung  st  noch  der  Flurverfassung. 

S.  5  Z.  7  V.  0.  1.  Ausgestaltung  st  Umgestaltung. 

S.  6  Z.  6  f.  Vgl.  die  Bd.  1,  S.  162  Note  8  gegebene  Übersicht  der  im  St  A.  Koblenz 
beruhenden  Akten  zur  Bevölkerungsstatistik  der  Mosellande. 

S.  7  Z.  8.  Vgl  hierzu  den  französischen  vol  d'un  chapon;  de  Lauri^e,  Gloss.  s.  h.  v.; 
Grimm  RA.  S  105;  v.  Maurer,  Einl.  S.  204. 

S.  11  Z.  7.  Von  germanistischer  Seite  werde  ich  darauf  aufinerksam  gemacht,  dafs 
gerade  Wolfram  von  Eschenbach  sich  am  wenigsten  unverbrüchlich  an  seine  Quellen  ge- 
halten zu  haben  scheint 

S.  11  Note  5.  Man  vgl.  auch  die  bei  Waitz,  Vfg.  8, 188  f.,  über  die  Gröfse  des  deutschen 
Reichsheeres  im  10. — 12.  Jh.  zusammengestellten  Ziffern. 

S.  82  unter  7hc  ist  die  Ziffer  172  zu  tilgen. 

S.  57  Note  2  1.  in  dem  ersten  Teü  der  zweiten  Abteilung  st  in  der  Einleitung  zur 
zweiten  Abteilung. 

S.  62  Z.  8  V.  0.  1.  eoclesia  st  eSclesia;  Note  8  bezieht  sich  auf  die  letzte  Textzeile 
V.  u.,  wogegen  auf  S.  68  Z.  1  das  Notenzeichen  zu  streichen  ist 

S.  80  Z.  8  V.  u.  1.  aber  ist  auch  st  aber  ist  aber  auch. 


[Zusätze  u.  Berichtigungeo.  - 

S,  106  Z.  17.    Zum  Ziiaammeahaiig  xniscben  Urijar  nnä  Tradjtionsbudt  vgl.  i 
ilings  Kedlich,.  über  hairiarhn  Tradiiionsbücher  lind  Traditionen,  Mineügn.  i.  öslerr.  Iiutitott 
Bd.  5  (1884)  S.  59  f. 

S.  108  Note  1.    Die  Nebej)eioaudeKtelluDg  eteht  auf  S.  158. 

S.  169  Z.  12  V.  0.  Die  Handschrift  ist  □euerdings  beschriebeo  i-on  Bär,  Forschungen 
ZOT  D.  Gesell.  24,  234  f.  Ebda,  auch  wichtige  quellenkriiisebe  AaspiuBndereetzunsen  Über 
den  Inhalt  der  Handschrift. 

S.  212  Z.  13  T.  u.  1.  'ScheckmanB  st.  Scheckmanus. 
f  S.  216  Z.  21  V.  0.  I.  Pr^terea  st  Pretera. 

'  S.  237  Note  5.    Vgl.  WOuren  1567  §  3  fT-,   wo  Genaueres  über  den  Zusammenl 

zwischen  den  4  Sti^faen  und  rechtssjmbolisuhen  Vorslellungen.  ä.  auch  v.  Maurer,  Eild.' 
S.  36,  38  f.,  sowie  allgemeine)'  S.  89  f. 

S.  251  Z.  14  V.  o.  1.  den  Reisen  st.  der  Reisen;  Note  1  Z.  1  v.  u.  !.  Iietnotbhaber  «L 
betothhaber. 

S.  266  Z.  7  V.  0.  1.  Der  st.  Den. 
I  8.  374  Note  1.    Hierher  gebort  auch  noch  die  Terordnimg  Friedrichs  IIl. 

MBischer  keiserlieher  machtvolkomenbeit  Über  die  Art  der  Verzollung  in  Boppard,  Über  vrelcliei 
ivischen  dem  Erzbischof  von  Trier  und  dem  Bopparder  Rat  Meioungsvecwhiedenhcit  beaun^ 
CRM.  4,  423,  1471. 

S.  277  Z.  16  y.  o.  l.  sie  st.  sie. 

S.  2SS  Note  4.  Die  Auffassung,  dafa  der  ZoUempfänger  unter  dem  Burggrafen  stas^ 
bleibt  doch  sehr  zweifelhaft,  s.  Bd.  1  S.  1401. 

S.  290  Z.  9  V.  o.  1.  contigerit  ad  st.  contigerit,  ad. 

S.  306  Z.  13.  Vgl.  die  Korrektur  der  geaufserten  Aoüicht  in  Bd.  1  S.  599.  speziell 
Nöte  2. 

8.  330  Note  3  1.  Zinns  st.  Zins;  Note  4  I.  in  Z.  2:  Kohlen  gefunden  iSt^inkohleo}, 
s.  Chronik  der  elem.  Ereign.  z.  d.  J.  1213  in  Bd.  1  8.  1.549. 

8.  343  Z.  10  V.  u.  I.  animadv.  st  aihiimadv. 

S.  345  Z.  18  ff.  Zu  dem  folgenden  konnte  die  Acta  imp.  inedita  2,  780—781  gedr. 
Abrechnung  Über  den  Zollertrag  »u  Bacharacb  zn-ischen  1316  April  IS  bis  1817  Mai  17  leider 
noch  nicht  benutzt  wo^dl'I^ 

S.  366  Note  1  Z.  3  1.  1869—70  st.  1869—60. 

S.  370  Z.  5  f.  Die  Milnz-  und  Marktrechts  Verleihung  Ottos  111.  für  Wasser1>illig 
(8Maximin)  ist  von  Brefslau,  Westd.  Zs.  Bd.  5,  58  ff.,  endgültig  als  formell  bedenklich  nach- 
gewiesen worden.  Materiell  ist  aber  gegen  die  Urkunde  nichts  einzuwenden.  Im  Übrigen 
will  Brefslau  das  Diplom  2.  J.  1000  einreihen. 

S.  417  Z.  24  V.  0.  1.  HandeUmlinze  st  Handelmünze. 

S.  424  Note  2  Z.  5  T.  u.  schiebe  nach  , Morgensprache  etwa'  ein:  t«ilweis  (vgl.  S.  457 
Note  2). 

S.  428  ist  sub  12  (I27T)  statt  contra  vermutlich  £ommuniter  zu  lesen. 

S.  4^  Z.  23  f.  Hier  ist  auf  die  aufserordentlich  gründlichen,  von  mir  leider  über- 
sehenen Arbeiten  von  Natalis  de  Wailly,  Recherches  sur  le  systime  monStaire  de  saint  Louis 
und  Memoire  sur  les  variations  de  la  livre  touinois  depuis  le  r^gne  de  saint  Louis  jusqu'jk 
l'^tablissement  de  la  monnaie  dicimale,  in  den  MMoirea  de  l'lnstitut,  AcadL  des  inscr.  et  bellea 
lettres  Bd.  21,  >,  114  f.,  zu  verweisen. 

S.  475  Z.  21  v.  o.  1.  setzen  st.  sehen. 

S.  483  Note  4  ist  tu  streichen. 

S.  500  Note  2  Z.  2  1.  cspientia  st  sapientia. 

S.  513  Z.  11  V.  u.  ff.  S.  neuerdii^  auch  noch  Terwelp,  Die -Ringmauern,  Wetutürme 
imd  Thore  von  Andernach  (Bonner  JBB.  76,  unter  den  Miscellen),  eine  Geschichte  derselben 
mit  Rechnungsbelegen. 


—     1637     —  Zusätze  u.  Berichtigungen.}, 

S.  531  Z.  17  V.  0.  1.  Küchengeld  st  Kürchengeld. 

S.  547  Z.  1  y.  u.  1.  347,  so  st  347,  so. 

S.  550  sub  1140  Z.  6  1.  monet^  st  monete. 

S.  556  sub  1380  Z.  6  1.  Münsters  st  Münsters. 

S.  558  sub  1197  Z.  1  1.  speltae  st  spelae. 

S.  576  Z.  3  V.  0.  1.  1488  st  1448. 

S.  580  sub  Vor  1281  Z.  2  1.  hospit^li  st  hospitali. 

S.  598  Z.  5  V.  u.  1.  et  st  ret 

S.  611  Z.  28  V.  0.  1.  Kaufkraft  der  betreffenden  Waren  st  Kaufkraft  des  Geldes. 

S.  614  Note  1  Z.  2  1.  1;237  st  1937;  i974  Gr.  st  2974  Gr. 

S.  633  Z.  1  V.  u.  1.  gewiesen  st  gewichen. 

S.  688  Note  2  Z.  5  1.  WAnu;en  st  WAniven ;  Note  3  Z.  3  Gottesurteil  st  Gottesurtei. 

S.  646  Note  3  Z.  6  1.  heutes  tages  .  .  .  und  st  heutes  tages  und. 

S.  657  Z.  17  y.  o.  l.  Grundherrschaft  nur  unter  st  Grundherrschaft  unter.  Ebda. 
Note  1:  zur  späteren  Entwicklung  vgl.  Thudichum,  Gau-  u.  Markvf.  S.  296  i.  Man  ging 
bis  zur  Aufhebung  der  Weisung;  so  beseitigte  z.  B.  die  Abtei  SMaximin  1764  die  Mark- 
dinge ihrer  Untergebenen,  Wigands  Denkirürdigkeiten  S.  180. 

S.  658  Z.  17  y.  o.  1.  Weisun^pflicht  st  Weistumspflicht 

S.  673  Z.  3  y.  u.  im  Text  1.  14  und  720  st  14  7nd  720. 

S.  680  Note  1.    S.  auch  J.  J.  Moser,  Trierisches  Staatsrecht  S.  281  ff. 

S.  689  Z.  21  V.  u.  1.  1488—1584  st  1448-1534. 

S.  691  Z.  5  y.  0.  1.  zwei  Bänden  Nachträgen,  welche  aus  einzehien  gesammelten 
Kopieen  bestehen,  die  Urkunden  des  Kapitels  bis  z.  J.  1784  herab.  —  Z.  22  y.  o.  1.  Ort- 
schaften in  der  Kellnerei  st  Ortschaftender  in  der  KellnereL 

S.  693  Z.  21  f.  Die  Hs.  über  die  Ordnung  der  domkapitularischen  Dienerschaft  ist 
auch  bei  J.  J.  Moser,  Trierisches  Staatsrecht  S.  288  No.  XXU  erwähnt,  und  wohl  richtiger 
als  dem  18.  Jh.  (genauer  1258)  angehörig  bezeichnet;  als  Besitzer  um  diese  Zeit  wird  Hont- 
heim  angegeben.  —  Z.  5  y.  u.  im  Texte  1.  1084^  st  1086. 

S.  696  Z.  8  y.  o.  1.  welchen  st  welchem. 

S.  699  Z.  15.  Ein  PfBÜzeler  Kopiar  14. — 15.  Jhs.,  welches  sich  im  Besitze  des  ver- 
storbenen Dompropsts  Holtzer  in  Trier  befand,  ist  am  10.  Juni  1885  in  Lempertz*  Antiquariat 
zu  Bonn  zur  Versteigerung  gelangt 

S.  742  Z.  25  y.  o.  1.  Kopieen  st  Koipeen. 

S.  747  Z.  13  y.  o.  1.  wenig  sicher  gegliedert  Nach  Briefen  auf  Bl.  1—6  beginnt 
Bl.  7»  eine  Summa. 

S.  763  Z.  12  y.  o.  1.  Flache  st  Flachs. 

S.  769  Note  3.    S.  auch  Ann.  d.  bist  Ver.  f.  d.  Niederrhein  26—27,  268-316. 

S.  770  Z.  19  1.  nichts;  atich  ist  st  nichts;  sonst  ist. 

S.  784  Z.  9  y.  0.  1.  Weinorte  i5,  die  der  Weistümer  st  Weinorte  die  der  Weistümer. 


Dritter  Band. 

S.  IX  Z.  8  y.  u.  1.  Ausdri'icke  st  Arsdrücke. 

S.  5  Z.  39  1.  Wilre  st.  Wilze. 

S.  16  Z.  11  1.  Liemette  st  Liememe. 

S.  41  Z.  37  1.  Wiaekini  st  ^Ni^elmL 

S.  42  Z.  35  f.  mufs  das  Regest  lauten:  Abt  Wilhelm  von  STrond  beurkundet  Lasten 
und  angemafste  Befugnisse  des  Pommemschen  Vogtes  Ritter  Walter  im  früher  STronder, 
jetzt  Himmeroder  Hofe  zu  Pommern,  sowie  die  Rechte  dieses  Hofes  im  Gemeindewald  von 
Pommern. 


^^ 


fZusstze  u.  Ucrifliligungi'ii-  —     1638      — 

S.  49  Z,  30.    Nach  güliger  Mitteilung  des  Herrn  Professors  vao  Werveke  in   Loxec 
bürg  stebt  die  nach  den  a.  a.  0.  angef.  Regestenwerken  citierte  Absclir.  der  Urk.  r.  1269 
der  Hs.  des  Luxemburger  histflriacheo  Instituts  Ko.  25  (aus  dem  Ende  13,  Jbs.),  dieselbe  hat 
aber  richtig  ante   pentecosten ,  nicht  wie  die  Regg.  angeben  post.    Nach  dieser  Ha-  ergcl"^ 
sich  als  wichtigere  Abweichungen  von  unsenn  Druck  S.  50  Z.  2  percipiat  sL  percipit;  Z.   1-^ 
super  st  Bupra;  Z.  23  beaU  st  aancti. 

S.  51  Z.  19  I.  movebotur  st,  movebitur. 
.  S.  53  Z.  34  1.  Curvatiam',  dicti  st  Curvatiam',  dirti. 

^  ä.  57  Z.  27  1.  quod  cum  super  st  quod  super. 

■  S.  59  Z.  12  1.  me  st  ne. 

P  S.  72  Z.  10  f.  I.  Wemero  st.  W,;  WtifeW«o  st  Willelmo;  Prtro  sL  Piitite. 

S.  75  Z.  10  1.  cellerarius  st.  cellarius;  Z.  24  Gerardus  st  G. 
S.  81  Z.  31  1.  hcrcdibuB  st  heredihns. 

S.  88  Z.  13  1.  itosere  st  Bösere;  Z.  34  eiini  peiisionario  st  de  pensionario;  Z.  lii 
codettt  Bt.  codet 

IS.  89  Z.  3  I.  tarnen  st  etiam. 
S.  99  Z.  23  I.  oris  st  eins. 
S.  102  Z.  38  1.  völuntate  st  vuluntnie. 
S.  106  Z.  22  l.  archiepiscopo  st  actaiepiscopo. 
S.  110  Z.  11  ist  Termutlich  parviii  st  magnis  zu  lesen. 
S.  U5  Z.  39  beliebt  sich  das  Citat  aus  Westd.  Za.  Bd.  3  auf  ebda.  S.  300. 
S.  123  Z.  13  1.  et  3t  de. 

S.  128  Z.  27.  Das  Or.  befindet  sich  nach  ('iner  Npliz  Ton  Dominicus  in  Koblens 
8t  A..  Erastift  Trier,  Staalsan;h.;  Si^  fehlt 

8.  129  Z.  14  1.  srchiepiscofjo  st  archiepisco. 

S.  183  Z.  3  1.  Ange  st  Auge;  Z.  8  Massalrec  st  Massalree. 

S.  13.S  Z.  15  I.  betbirmen  st  beschirmen;   Z.  30  han.  daz  wir.  ouch  st.  ban.   dai 

S.  142  Z.  17  1.  a  st  a. 

S  144  Z.  6  f.  muTs  das  Regest  lauten;  Beurkundung  der  grundherrlichen  Rechte 
der  Abtfi  SMatheis  in  Kahren  durch  den  Vogt  der  Abtei,  den  Edelknecht  Jacob,  Herrn  in 
Monclair. 

S.  153  Z.  25  1.  Thümonno  st  Tlieoderico;  Z.  33  palrui  st  patris. 

S.  156  Z.  26  I.  anois  seu  st  annisseu. 

S.  161  Überechrift  I.  No.  135.  7336—1345)  st  No.  135.  1345.].  So  auch  die  folgenden 
S.  162  und  163. 

S.  165  Z.  40  I.  7e  st.  17e. 

S.  169  Z.  41  1.  wan  st  wann. 

S.  172  Z.  36.    Ko.  144  mufs  vor  No.  143  stehen. 

S.  179  Z.  8  I.  1339  st  1839. 

S.  185  Z.  43  I.  Ehlenz  st  tlilenzm. 

S.  192  Z.  34  1.  sinen  st  sine. 

S.  192  Z.  41.  No.  166  ist  schon  CRM.  3,  311,  1345  gedruckt,  aber  nach  anderer 
Torlage. 

S.  201  Z.  34  1.  Stent  st  Bt«nt. 

S.  210  Z.  47.  Nach  «ürk.  im  St  A-  Wiesbaden  Amt  Runkel  wurde  Reinhart  Herr 
von  Westerburg  1350  trierischer  Amtmann  zu  Schadeck;  vgl.  die  Erwaimnng  bei  Wyfs,  Limb. 
Chron.  S.  101  Note  2. 

S.  211  Z.  41  I.  voi^eschr.  st  vor  geschr.  ^ 

S.  213  Z.  8.    Die  Urk.  ist  auch  CRM.  3,  383,  1350  Testiert 

S.  215  Z,  10  1.  orfer  anderswo  st  ode  randerswo. 


—     1639     —  Zusätse  u.  Berichtigungen.] 

S.  217  Z.  1  1.  oach  st  Ouch;  Z.  10  angrif  st  angriff. 

S.  222  Z.  19.  Zu  dem  a.  a.  0.  nicht  erkl&rten  Schadeburch  vgl.  neuerdings  N.  van 
Werveke  im  Luxemburger  Land  N.  F.  Jahrgang  1,  Probenummer  vom  15.  Novbr.  1885  S.  15, 
in  dem  Aufisatze  ,Noch  einmal  das  Wort  SchobermesseS    S.  auch  Arch.  Clervaux  551,  138L 

S.  225  Z.  18  1.  assignamus^  st  assignamus<^. 

S.  226  Z.  29  1.  continentur  st  continetur. 

S.  281  Z.  18  L  portenem  st  porten. 

S.  233  Z.  24  1.  werden,  st  werden: 

S.  250  Z.  12  1.  uns  zu  st  unszu. 

S.  251  Z.  25  1.  bflhulz  st  b&hultz. 

S.  260  Z.  22  1.  waner  st  wanner. 

8.  262  Z.  31  1.  Madtershusen  st  Materhusen;  Z.  36  ackerlant  st  acker  lant 

S.  264  Z.  41.  1.  Sckmidlhvarger  st  Grimburger. 

S.  265  Z.  34  1.  Moselledorfere  st  Moselle  dorfere. 

S.  284  Z.  5  1.  gemist  teile  st  gemistteile. 

S.  321  Z.  31  f.  Ko.  283  ist  bis  zu  dem  Absatz  S.  324  Z.  31  neuerdings  ediert  von 
H.  Brefslau,  Neues  Archiv  £  alt  D.  Geschkde.  11,  104—107.  Vgl.  auch  Westd.  Zs.  Bd.  4, 
KorrbL  No.  123. 

S.  323  Z.  1  u.  28  1.  Merchedt^  st  Merched;  Z.  6  lohannts  st.  Johannes;  Z.  15 
7t)  st  20. 

S.  824  Z.  7  1.  200  st  90;  Z.  23  MerchedOA  st.  Merchede;  Z.  29  claustroles  st. 
claustres. 

8.  353  Z.  41  1.  ee  st  6f. 

S.  364  Z.  38.    Es  ist  zu  lesen  amenrir. 

8.  368  Z.  17  1.  de  st  do. 

S.  388  Z.  85  L  pa^  st  payr. 

S.  393  Z.  26  1.  escergaites  st  escergaices;  Z.  29  qufils  st  qu'ils. 

S.  399  Z.  7  ist  vermutlich  für  cenrimes  Centimes  zu  lesen. 

S.  401  Z.  48  1.  2b  st  8a. 

S.  405  Z.  25  1.  Cera  st  Pera;  Z.  26  Ib.  st  mr. 

S.  415  Z.  1.    Zu  No.  289  vgl.  oben  Bd.  2,  322. 

S.  417  Z,  8  1.  XI  st  XXI. 

S.  420  Z.  29.  Bezieht  sich  wohl  auf  *Bald.  Kesselst  S.  574—5,  1331  Febr.  20: 
Conmiissio  sancti  Wandalini  lacobo  Lombardo,  einen  vom  Lamperter  Jacomin  von  Monkler 
ausgestellten  Revers  für  daz  ampt  [SWendel]  und  darzft  wat  (Erzbischof  Balduin)  da  itzänt 
hat  von  gülde  und  gevellen,  daz  in  der  parre  zft  sante  Wandaline  gelegen  ist  in  dorfe  und 
in  velde. 

S.  424  Z.  40  l.  8;2  st  83. 

S.  429  Z.  17  1.  47  W.  gr.  st  47  s.  gr. 

S.  433  Z.  26  1.  Wakamt  st  Wabramo. 

S.  435  Z.  14  1.  12000  Ib.  st  1200  Ib. 

8.  486  Z.  26  ist  statt  DitmanniM  vielleicht  Ditmarus  zu  lesen,  s.  Bd.  3  S.  545—546 
unter  DitmanniM. 

S.  465  Z.  84.  Hierzu  erg.  als  Anm. :  Die  hinter  der  Parenthese  gedruckten  Wer  Zeilen 
in  Petit  beziehen  sich  auf  Z.  22  bis  29. 

S.  475  Z.  83  1.  officia/»s  st  officiatus. 

S.  477  Z.  40  1.  officiaZi8  st  ofgciatus. 

S.  479  Z.  30  mufs  das  Regest  lauten:  Kassenjoumal  der  Trierer  Kanzlei  vom  12.  März 
bis  Anfang  Mai  1850. 

8.  483  Z.  15.  Dominus  Th.  ist  wohl  identisch  mit  dem  S.  486  Z.  16  genannten 
Theodericus  de  Didishem. 


[Zusätze  u.  Berichtigongen.  —     1640     — 

S.  485  Z.  8.  W.  wohl  zu  WtlAe/mo  zu  ergänzen.  Ein  meister  Wilhelm  monzer  zu 
Trier  begegnet  Chron.  mon.  1859,  Honth.  Prodr.  S.  1172,  und  Bd.  2,  872  Note  8. 

S.  487  Z.  84.    Nach  recepit  ist  vennutiich  zu  ergänzen  tritico. 

S.  488  Z.  17  1.  scientt&ii«  st  sciente. 

S.  491  Z.  5.    Nach  nobiles  Yennutlich  zu  ergänzen  amicos. 

S.  501  Z.  89  Note  8.  Diese  deutsche  Übersetzung  ist  nach  anderer  Vorlage  ver- 
öffentlicht von  F.  X.  Kraus,  Jahresber.  der  [Trierer]  Ges.  f.  nOtzl.  Forschungen  1865—1868, 
S.  69  f. 

S.  510  Z.  27  1.  1200  st  12. 

S.  518  Z.  1  1.  commode  st  commodo;  Z.  2  L  geeicht >9  6t  geeicht*. 

S.  515  Z.  7  1.  bereinigten  st  vereinigten. 

S.  516  Z.  88  1.  sententiahtmi  st  summabunt;  ebda.  Z.  85  sententism  st  summam. 

S.  522  Z.  84  1.  deme  eide  st  demeeide. 

S.  587  Z.  11  1.  Ltebfrauenkirche  st  Lebfrauenkirche. 

S.  557  Z.  9:  Vilin  Rode  ludeus  und  Welen  Rose  sind  nicht  identisch,  vgl.  das  Bd.  1 
S.  1452  Bemerkte. 

S.  574  Z.  1.  Rode.    S.  das  soeben  zu  S.  557  Z.  9  Bemerkte. 

S.  575  Z.  2  ist  unter  Rndolphus  einzuschieben:  wohl  identisch  mit  dem  Bd.  8  S.  487 
Z.  3  genannten  Bodulfus  de  Frideberg. 

S.  580  unter  Theodericus  ist  einzuschieben:  Theodericus  de  Didishem  486,  ir,  wohl 
identisch  mit  dominus  Th.  488,  is;  487,  lo;  491,  n. 

S.  595  u.  d.  W.  dieta  1.  526,  5  st  526,  lo. 


PierPT'pche  Honiuchdrnokerei.      Stephan   Geibel  *   Co.  in  Altenbnrg. 


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